Kyros im Deuterojesaja-Buch: Redaktionsgeschichtliche Untersuchungen zu Entstehung und Theologie von Jesaja 40-55 3161457579, 9783161457579, 9783161578328

The author's Habilitationsschrift--Universit'at Z'urich, 1990.

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German Pages 254 [265] Year 1991

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Titel
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Teil A Das Problem und Ansätze zu seiner Lösung in Jes 45,1–7
I. Das Problem
1. Die Einheit Deuterojesajas
2. Die Kyros-Aussagen im Überblick
a) Identifikation
b) Abgrenzung, Gattung und Authentizität
c) Einheitlichkeit?
II. Jes 45,1–7
1. Abgrenzung und Aufbau
a) Abgrenzung
b) Aufbau
2. Die Frage der literarischen Einheitlichkeit
3. Grundtext und Überarbeitung im werdenden Dtjes-Buch
a) Jes 45,1
b) Die übrigen Bestandteile der Ergänzungsschicht
c) Überprüfung der Ergebnisse durch den Kontext
III. Methodische Zwischenbilanz und weiteres Vorgehen
Teil B Die übrigen Kyros-Texte und ihre redaktionelle Verankerung im Buch
I. Jes 41,1–5 und 41,21–29
1. Textanalyse
a) Abgrenzung
b) Aufbau und Zusätze
2. Der literarische Kontext
a) Selbständigkeit und Kontext
b) Völker/Welt-Aussagen in Jes 40 f.
c) Völker/Welt-Aussagen in Jes 40–55 – Sichtung und Ordnung der Belege
3. Die Grundschicht des Dtjes-Buches in Jes 40f
II. Jes 46,9–11
1. Textanalyse
a) Abgrenzung
b) Aufbau
2. Der Nahkontext in Jes 45–46
a) Jes 46
b) Jes 45,18–25
3. Der redaktionelle Horizont im Buch – Die Grundschicht in Jes *40–48
a) Jes 45,*20f./46,9–11 als Gerichtsrede
b) Jes 45,*20f./46,9–11 in der Abfolge der Gerichtsreden
III. Jes 44,24–28
1. Textanalyse
a) Abgrenzung
b) Aufbau und Schichtung
2. Die Klammer Jes 44,24/45,7
a) Ihr Verhältnis zu Jes 45,8.9ff.
b) Die Anschlußstellen in Jes 44,24–28
3. Die redaktionellen Horizonte im Buch
a) Zu Jes 44,24–26a/45,*1–7
b) Zu Jes 44,*26b.27 und den „Städten Judas“ in 44,26bα2
c) Zu Jes 44,28 – Buchhorizont und theologisches Profil (Ergänzungsschicht)
IV. Jes 45,9–13
1. Textanalyse
a) Probleme der Abgrenzung und im Aufbau
b) Zusätze
2. Die Stellung im Nahkontext
a) Der Anschluß nach hinten
b) Der Anschluß nach vorne
3. Redaktioneller Horizont und theologisches Profil (Ergänzungsschicht)
a) Die „Erweckung“ für „meine Stadt“ und „meine Galut“ V. *13 und der Zusammenhang mit 52,11 f.
b) Die Schöpfungsaussage V. 12
V. Jes 48,12–15
1. Der Nahkontext in Jes 48
a) Abgrenzung und Beziehungen zum näheren Kontext
b) Zu Jes 48,1–11
c) Zu Jes 48,17–19 und dem Übergang in 48,16
d) Schichtenverteilung in Jes 48
2. Textanalyse und redaktioneller Horizont (Ergänzungsschicht)
a) Aufbau und Argumentation
b) Der Text in Jes 48,14b
c) Verankerung und Position im Buch
VI. Jes 42,5–9 und die Ebed-Jhwh-Texte
1. Textanalyse
a) Abgrenzung und Zusätze
b) Aufbau und Textverständnis
2. Der literarische Kontext
a) Jes 42,5–7 als Fortschreibung von 42,1–4
b) Zu Jes 49,7.8–13
c) Zu Jes 42,18–25
3. Der redaktionelle Horizont (Ergänzungsschicht)
a) Ebed und Kyros in Jes 42,1–7
b) Die Ebed-Jhwh-Texte und ihre Nachgeschichte im Buch
Teil C Das Werden des Deuterojesaja-Buches als literarisch produktiver Vorgang theologischer Sinnerschließung
I. Die Grundschrift des Dtjes-Buches
1. Zusammenfassung der Analyse
a) Textbestand
b) Anlage
c) Aussageprofil
2. Prophetische Heilsverkündigung und ihre Verschriftung
3. Das Wort des Propheten
a) Diskussions- und Heilsworte
b) Völkergerichtsreden
4. Die Schrift
II. Die Kyros-Ergänzungsschicht
1. Zusammenfassung der Analyse
a) Textbestand
b) Position und Zusammenhang der Ergänzungen im Buch
c) Aussageprofil
2. Fortschreibung als Schriftauslegung
3. Die Auslegung des Kyros-Ergänzers
III. Weitere Fortschreibungsschübe in Jes 40–49 – ihr literarischer, historischer und theologischer Ort im werdenden Dtjes-Buch
1. Die Götzen-Schicht
a) Textbestand
b) Die Position der Texte im Buch
c) Veranlassung und theologisches Profil
2. Die Ebed-Israel-Schicht
a) Textbestand
b) Aussageprofil und Stellung im Buch
c) Veranlassung und theologisches Profil
Schichtentabelle
IV. Gott im Wort der Schrift
Literatur
Stellenregister
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Kyros im Deuterojesaja-Buch: Redaktionsgeschichtliche Untersuchungen zu Entstehung und Theologie von Jesaja 40-55
 3161457579, 9783161457579, 9783161578328

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Forschungen zum Alten Testament herausgegeben von Bernd Janowski und Hermann Spieckermann

1

Kyros im Deuterojesaja-Buch Redaktionsgeschichtliche Untersuchungen zu Entstehung und Theologie von Jes 40—55

von

Reinhard Gregor Kratz

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

Die Deutsche Bibliothek Kratz, Reinhard

CIP-Einheitsaufnahme

Gregor:

Kyros im Deuterojesaja-Buch: redaktionsgeschichtliche Untersuchungen zu Entstehung und Theologie von Jes 40—55 / von Reinhard Gregor Kratz. Tübingen: Mohr, 1991 (Forschungen zum Alten Testament: 1) ISBN 3-16-145757-9 NE: G T

978-3-16-157832-8 Unveränderte eBook-Ausgabe 2019

© 1991 J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Guide-Druck in Tübingen aus der Times Antiqua belichtet, auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier der Papierfabrik Buhl in Ettlingen gedruckt und von der Großbuchbinderei Heinr. Koch in Tübingen gebunden. ISSN 0940-4155

Meiner Frau zu unserem zweiten Kind Ludwig

Vorwort Die vorliegende Untersuchung wurde im Sommersemester 1990 von der Theologischen Fakultät der Universität Zürich als Habilitationsschrift angenommen. Für den Druck wurde sie nur geringfügig überarbeitet, vor allem in den Synthesen des dritten Teils um besserer Verständlichkeit willen hie und da etwas verbreitert. Nachdem ich erst vor wenigen Wochen das Vorwort zur Druckfassung meiner Dissertation geschrieben habe, wird sich manche Danksagung gleichen, die darum freilich nicht überflüssig geworden ist, sondern nichtsdestominder von Herzen kommt. In diesem Sinne habe ich nach wie vor an erster Stelle Herrn Professor Odil Hannes Steck zu danken, der mir den Zugang zum Alten Testament erschlossen hat und seither meinen Weg auch über das Fachliche hinaus mit großer Anteilnahme begleitet. In bleibender Erinnerung sind mir die unzähligen Gespräche, privat oder im größeren Kreis der hiesigen alttestamentlichen Sozietät, die aufgrund angrenzender Forschungsinteressen nicht selten das Jesajabuch und die methodischen Probleme seiner Erklärung zum Gegenstand hatten und in denen es immer etwas zu lernen gab. Außerdem danke ich Herrn Professor Hermann Spieckermann für die Erstattung des Zweitgutachtens mitten in einem seiner ersten Zürcher Semester, der gesamten Fakultät für das zügige Verfahren und das mir stets entgegengebrachte Vertrauen sowie der Erziehungsdirektion des Kantons Zürich für die Gewährung eines Habilitationsstipendiums. Im Blick auf die Drucklegung schulde ich vor allem den Herausgebern, den Herren Professoren Bernd Janowski und Hermann Spieckermann, Dank für ihren Wagemut, mit der Arbeit eines Neulings die neu begründete Reihe „Forschungen zum Alten Testament" zu starten. Schließlich danke ich meinen Kollegen Michael Emmendörffer und Peter Schwagmeier für die fachkundige Mithilfe beim Korrekturenlesen. Zürich, im Dezember 1990

Reinhard G. Kratz

Inhaltsverzeichnis Vorwort

V Teil A

Das Problem und Ansätze zu seiner Lösung in Jes 45,1 —7 I. D a s Problem

1

1. Die Einheit Deuterojesajas

1

2. Die Kyros-Aussagen im Überblick a) Identifikation b) Abgrenzung, Gattung und Authentizität c) Einheitlichkeit? II. Jes45,1—7

15 15 15 17 19

1. Abgrenzung u n d A u f b a u a) Abgrenzung b) Aufbau

19 19 20

2. Die Frage der literarischen Einheitlichkeit

23

3. G r u n d t e x t und Ü b e r a r b e i t u n g im w e r d e n d e n Dtjes-Buch a) Jes 45,1 b) Die übrigen Bestandteile der Ergänzungsschicht c) Überprüfung der Ergebnisse durch den Kontext

25 25 29 30

III. Methodische Zwischenbilanz und weiteres Vorgehen

33

TeilB

Die übrigen Kyros-Texte und ihre redaktionelle Verankerung im Buch I. J e s 4 1 , 1 - 5 u n d 4 1 , 2 1 - 2 9

36

1. Textanalyse a) Abgrenzung b) Aufbau und Zusätze

36 37 39

2. D e r literarische Kontext a) Selbständigkeit und Kontext

42 42

VIII

Inhaltsverzeichnis

b) Völker/Welt-Aussagen in Jes40f c) Völker/Welt-Aussagen in Jes 40-55 - Sichtung und Ordnung der Belege 3. Die Grundschicht des Dtjes-Buches in Jes 40 f II. Jes 4 6 , 9 - 1 1

43 47 50 53

1. Textanalyse a) Abgrenzung b) Aufbau

53 53 55

2. Der Nahkontext in Jes 4 5 - 4 6 a) Jes 46 b) Jes45,18-25

56 56 59

3. Der redaktionelle Horizont im Buch - Die Grundschicht in Jes *40—48 a) Jes45,*20f./46,9-ll als Gerichtsrede b) Jes 45,*20f./46,9—11 in der Abfolge der Gerichtsreden

64 64 66

III. J e s 4 4 , 2 4 - 2 8

72

1. Textanalyse a) Abgrenzung b) Aufbau und Schichtung

72 72 73

2. Die Klammer Jes 44,24/45,7 a) Ihr Verhältnis zu Jes45,8.9ff b) Die Anschlußstellen in Jes 44,24-28

76 76 78

3. Die redaktionellen Horizonte im Buch a) Zu Jes 44,24-26 a/45,*l-7 b) Zu Jes 44,*26b.27 und den „Städten Judas" in 44,26ba 2 c) Zu Jes 44,28 - Buchhorizont und theologisches Profil (Ergänzungsschicht)

80 80 82

IV. J e s 4 5 , 9 - 1 3

84 92

1. Textanalyse a) Probleme der Abgrenzung und im Aufbau b) Zusätze

92 92 94

2. Die Stellung im Nahkontext a) Der Anschluß nach hinten b) Der Anschluß nach vorne

97 97 99

3. Redaktioneller Horizont und theologisches Profil (Ergänzungsschicht) a) Die „Erweckung" für „meine Stadt" und „meine Galut" V. * 13 und der Zusammenhang mit 52,11 f b) Die Schöpfungsaussage V. 12

102 102 108

Inhaltsverzeichnis

IX

V. J e s 4 8 , 1 2 - 1 5

113

1. D e r Nahkontext in Jes 48 a) Abgrenzung und Beziehungen zum näheren Kontext b) Zu Jes 48,1-11 c) Zu Jes 48,17-19 und dem Übergang in 48,16 d) Schichtenverteilung in Jes 48

113 113 114 117 119

2. Textanalyse und redaktioneller Horizont (Ergänzungsschicht) . a) Aufbau und Argumentation b) Der Text in Jes 48,14 b c) Verankerung und Position im Buch

121 121 123 125

VI. Jes 42,5—9 und die Ebed-Jhwh-Texte

128

1. Textanalyse a) Abgrenzung und Zusätze b) Aufbau und Textverständnis

128 128 130

2. D e r literarische Kontext a) Jes 42,5—7 als Fortschreibung von 42,1—4 b) ZuJes49,7.8-13 c) ZuJes42,18-25

131 131 135 139

3. Der redaktionelle Horizont (Ergänzungsschicht) a) EbedundKyrosinJes42,l—7 b) Die Ebed-Jhwh-Texte und ihre Nachgeschichte im Buch

141 141 144

TeilC

Das Werden des Deuterojesaja-Buches als literarisch produktiver Vorgang theologischer Sinnerschließung I. Die Grundschrift des Dtjes-Buches

148

1. Zusammenfassung der Analyse a) Textbestand b) Anlage c) Aussageprofil

148 148 149 153

2. Prophetische Heilsverkündigung und ihre Verschriftung

s

157

3. Das Wort des Propheten a) Diskussions-und Heilsworte b) Völkergerichtsreden

161 161 163

4. Die Schrift

168

II. Die Kyros-Ergänzungsschicht 1. Zusammenfassung der Analyse a) Textbestand

175 175 175

X

Inhaltsverzeichnis b) Position und Z u s a m m e n h a n g der Ergänzungen im Buch c) Aussageprofil

176 179

2. Fortschreibung als Schriftauslegung

181

3. Die Auslegung des Kyros-Ergänzers

183

III. Weitere Fortschreibungsschübe in Jes 40—49 - ihr literarischer, historischer und theologischer Ort im werdenden Dtjes-Buch . . . . 1. Die Götzen-Schicht a) Textbestand b) Die Position der Texte im Buch c) Veranlassung und theologisches Profil

2. Die Ebed-Israel-Schicht a) Textbestand b) Aussageprofil und Stellung im Buch c) Veranlassung und theologisches Profil Schichtentabelle

192 192 192 194 197

206 206 209 212 217

IV. Gott im Wort der Schrift

218

Literatur

230

Stellenregister

241

Teil A

Das Problem und Ansätze zu seiner Lösung in Jes 45,1—7

I. Das Problem 1. Die Einheit Deuterojesajas Kaum ein anderes Buch im Alten Testament ist derart durchdrungen von der Freudenbotschaft über den Anbruch des Heiles Gottes, nicht nur für Israel, sondern für die ganze Welt, wie das Jesajabuch im Bereich der Kapitel Jes 40—55. Nicht von ungefähr beginnt denn auch der Evangelist Markus, von den anderen an anderer Stelle übernommen, sein Evangelium von Jesus Christus mit einem Zitat aus Jes 40,3, kongenial kombiniert mit Mal 3,1, und zwar im Blick auf den Täufer, der mit seiner Predigt zur Vergebung der Sünden (vgl. Jes 40,1 f.) den Weg bahnt zum Heil Gottes in Jesus Christus. Vers für Vers in Jes 40ff. vernimmt man das Wort des Heils, das, einmal im Himmel beschlossen, seinen Lauf nimmt (Jes 40,8; 55,10f.). Vermittelt durch unsichtbare Boten (40,1 ff.) und das Ich des Propheten (40,6-8; vgl. 44,26), ergeht die Freudenmeldung zunächst an „mein Volk" Israel und die Gottesstadt Jerusalem (40,1 f.; vgl. "lann D^unT1? 41,27 sowie 31ö -IIP3» 52,7ff.), von Jerusalem aus an das Umland der Städte Judas (D^TV/IVX m a n a 40,9-11; vgl. 60,1) und im Geschehen des Heils, dem Heimzug Gottes auf der bereiteten Wüstenstraße, an „alles Fleisch" und die „Enden der Erde" (40,3—5; 52,10). Es ist dieser cantus firmus des Heils in Gottes tätigem, kreativem Wort, der den vielen Worten in Jes 40—55 ihre innere Einheit verleiht. Doch damit nicht genug. Der Text dieser 16 Kapitel im Jesajabuch präsentiert sich auch unter literarischen und mehr äußerlichen Gesichtspunkten als eine Einheit für sich. Einige der herausragenden Indizien seien hier kurz in Erinnerung gerufen: Zunächst die Rahmung der Schrift durch Prolog und Epilog in 4 0 , 1 - 1 1 und Jes 55, hier bes. das Wort vom „Wort" in 40,6-8/55,lOf. Sodann die konsequente und offenbar überlegte Zweiteilung, die auch im Prolog mit 40,1—2 (Volk / Zion-Jerusalem) und 40,3—5 (Weg für Jhwh) bzw. 40,9-11 (Heimführung des Volkes durch Jhwh nach Zion-Jerusalem) im Blick zu sein scheint: in einen ersten Teil des Auszugs (Wüstenweg) von Jakob-Israel aus Babylon (Jes 40—48) und einen zweiten der Ankunft in Zion-Jerusalem (Jes 4 9 - 5 5 ) ; auch die berühmten „Ebed-Jahwe-Lieder" ( 4 2 , 1 - 4 ; 4 9 , 1 - 6 ;

2

A I. Das Problem

50,4—9; 52,13—53,12) sind gleichmäßig auf diese beiden Buchhälften verteilt, mit 49,1—6 + 7—13 am Übergang vom ersten (49,13) zum zweiten Teil (49,14ff.; vgl. 40,27ff. von Jakob-Israel). Schließlich die sprachliche und sachliche Geschlossenheit, die sich vor allem innerhalb der beiden - ihrerseits durch hymnische Stücke (42,10-13; 44,23; 45,8; 48,20f.; 49,13; 51,3; 52,9f.; 54,11.)' untergliederten - Buchhälften, aber auch in Überschneidungen durch die ganze Schrift hindurch findet. Auch zu letzterem nur gerade einige besonders auffällige Beispiele: Spezifisch für den ersten Teil (Jes 4 0 - 4 8 , programmatisch schon in Jes 40 f. zusammengefaßt) sind die Themen Schöpfung (Völker) und Auszug (Wegbereitung), in der Gattung des Heilsorakels die Erwählung des Erzvätervolkes Jakob-Israel zum Heil, vorwiegend in der Gattung der Gerichtsrede vor dem Forum der ganzen Völkerwelt mit Israel als „Zeugen" das Thema Kyros und Babylon (einschließlich Götzenpolemik bis und mit Jes 47), eine besondere Zeitperspektive im Schema von „Früherem" und „Kommendem/Neuem" sowie in der Hauptsache der Erweis der Einzigkeit, Einheit und Selbigkeit Jhwhs. Spezifisch für den zweiten Teil ist vor allem die Anrede ZionJerusalems als Frau, Braut Jhwhs und Königin, in Beziehung gesetzt nicht zum Erzvätervolk, sondern der Metaphorik entsprechend zu ihren Kindern und ausgestattet mit königlicher Ausstrahlung in die Völkerwelt. Überschneidungen, sachliche und literarische Querverbindungen gibt es in vielerlei Hinsicht, wie schon gesagt beim Ebed der „Lieder" etwa oder in der gleich zu Beginn in 40,1 f. exponierten Frage der Sündenvergebung, aber auch hinsichtlich der für die beiden Teile spezifischen Themen wie Völker, Schöpfung, Exodus und Stadt als Ort der Ankunft 2 . Nun liegt freilich gerade in dieser offenbar nicht zufälligen Anlage und Geschlossenheit Deuterojesajas auch das zentrale Problem seines Verständnisses. Schon der erste Hinblick auf das Buch läßt, sieht man genauer hin, neben und unter all den bekannten Anzeichen der Einheit Sachverhalte erkennen, die zu dieser Einheit zwar beitragen und sich dennoch nicht so recht einfügen wollen. So fällt vielleicht als erstes auf, daß die so überlegt gerahmte und disponierte Schrift nicht aus einem fortlaufenden, zusammenhängenden Text, sondern aus einer Ansammlung vieler einzelner, mal kürzerer, mal längerer Texteinheiten besteht, die in der Regel unvermittelt mit einer Ansprache Gottes oder des Propheten einsetzen, zu einem geringeren Teil auch ausdrücklich mit der Botenformel als Worteinheiten gekennzeichnet sind. Die Frage drängt sich auf, was diese einzelnen Sprucheinheiten, besonders natürlich die benachbarten, miteinander zu tun haben, ob sie ursprünglich oder im jetzigen literarischen Konnex irgendeinen Zusammenhang ergeben oder nicht. Ein solcher Zusammenhang ist, wie oben angedeutet, am ehesten in thematischer Hinsicht zu erwarten, worauf auch Querbeziehungen auf der Formulie1

N a c h WESTERMANN 19.

2

Im einzelnen s. gleich im folgenden sowie bes. unten S. 47ff.84ff. 102ff.

1. Die Einheit Deuterojesajas

3

rungsebene führen. Sieht man dafür auf die thematische Zweiteilung des Buches, so fällt allerdings als zweites auf, daß sie zwar mit Sicherheit beabsichtigt, im ganzen aber doch recht grobmaschig ist und vieles unter sich vereinigt, was nicht unbedingt in das Schema von Auszug (Jes 40—48) und Ankunft (Jes 4 9 - 5 5 ) paßt. Schwierigkeiten bereiten einmal die schon erwähnten Überschneidungen, besonders kraß die Ankunftsperspektive in Jes 40,1 ff. (41,27); 44,26—28; 45,12f. 14 oder 49,7ff. (42,18ff.) vor 49,14ff. und die Auszugsperspektive in 5 0 , l f . ; 51,(9ff.)12ff. oder 52,11 f.; 55,12. Sie scheinen dem übergreifenden Anlageschema zu widerstreiten, stellen andererseits überhaupt erst eine Verbindung her, die sonst nirgends ausdrücklich zu greifen ist. Und darin besteht die nächste Schwierigkeit. Die einzelnen, nach den beiden Teilen wie auch innerhalb der Teile unterschiedenen Themen werden fast ausschließlich für sich in einzelnen Sprucheinheiten behandelt. In den einzelnen Einheiten selbst aber fehlt für gewöhnlich ein Hinweis auf den internen und den die beiden Buchhälften übergreifenden Zusammenhang. Schließlich leuchtet von dem Rahmenschema her nicht ohne weiteres ein, warum innerhalb der beiden Teile unterschiedliche Vorstellungskomplexe begegnen und wie diese aufeinander bezogen sind. Warum etwa treten die Themen Schöpfung und Völker, Früheres - Künftiges (Neues) und vor allem die für das gesamte Heilsgeschehen so entscheidende Einzigkeit Gottes im zweiten Teil (bes. ab 49,14ff.) so sehr in den Hintergrund? Für anderes, den neuen Exodus, Kyros und Babel (einschließlich Götzen), mag die Beschränkung auf den ersten Teil des Auszugs noch angehen, doch selbst hier bleiben im Blick auf des Kyros Wirken an Jerusalem (44,28; 45,13), das im zweiten Teil nicht wiederaufgenommen ist, oder die Exodus-Typologie in 51,9ff.; 52,11 f. offene Fragen, die das Schema von Auszug und Ankunft nicht beantworten kann. Vielleicht am schwersten aber wiegt die Differenz, die in vorstellungsgeschichtlicher Hinsicht zwischen den beiden Teilen besteht. Von dem Schema her ist schlechterdings nicht einzusehen, warum die Exulanten in Jes 40—48 als Erzvätervolk Jakob-Israel ausziehen und in Jes 49—54 als Kinder der Frau und Gottesbraut Zion einziehen. Das ist nicht nur ein Wandel der Perspektive vom Volk in der Verbannung zur Stätte der Ankunft. Vielmehr stehen sich zwei grundverschiedene Konzepte gegenüber, das eine auf das Zwölf-Stämme-Volk und folglich auf die Erneuerung der Heilsgeschichte bis zur Wiederbesiedlung und -bevölkerung des Landes konzentriert (vgl. 49,6.8), das andere an Restauration und Wiederbevölkerung der zerstörten Stadt Jerusalem samt Umland und nur unter diesem Blickwinkel in entsprechend andersgearteter Metaphorik (Frau - Kinder) neben den Daheimgebliebenen auch an den Rückkehrern als Repräsentanten eines judäischen Israel interessiert. Wie verschieden die Konzepte sind, zeigt sich nicht zuletzt an der unterschiedlichen Ausformung desselben Themas, wovon gleich anschließend die Rede sein soll. Nach allem scheint es so, als sei der übergreifende Gesamtrahmen (Prolog

4

A I. Das Problem

und Epilog, nach Themen unterschiedene Zweiteilung) sekundär gegenüber der Fassung der einzelnen Themen in einzelnen Texteinheiten. Mithin stellt sich die Frage nach der Unterscheidung von Tradition (vorgegebener Überlieferung) und Redaktion, wobei weniger die von den Spannungen nahegelegte Differenzierung, als vielmehr der einheitliche Gesamteindruck der Schrift, die dennoch nicht ursprünglich als Einheit konzipiert zu sein scheint, das Problem ist. Das führt uns auf ein drittes, das beim ersten Durchgang durch den Text auffällt. Es handelt sich um die Schwierigkeit, die verschiedentliche, mehrfache Durchführung eines Themas innerhalb eines Teils oder über beide Teile des Buches hinweg immer auf einen gedanklichen, sachlich stringenten oder in sich konsistenten Nenner zu bringen. Einmal steht einer fortlaufenden Lektüre schon innerhalb der beiden Buchteile die separate Behandlung jedes Themas in einzelnen, teils beieinander versammelten, teils aber auch verstreuten Worteinheiten entgegen. Dies hat zur Folge, daß der Lesezusammenhang öfters durch Doppelungen, Wiederholungen oder Vorwegnahmen, unterbrochen wird. Eklatantes Beispiel im ersten Teil ist die Verteilung von Kyros- und Völker/Feind-Texten in Jes 41 f.44—46 und 48, die sich um die G r u p p e von Exodus-Texten in Jes (41) 42f. und den Babel-Text Jes 47 gruppieren und erst in Jes 48,20f. von einer im Ablauf sinnvoll plazierten Auszugsnotiz gefolgt werden. Eklatantes Beispiel im zweiten Teil ist die mehrfach gemeldete, dem Prolog 40,1 ff. entsprechende A n k u n f t der Zion-Kinder bzw. des Jhwh-Zuges in 49,14ff.; 52,7ff.; 54,1 ff. (bes. V. 7) nach oder neben mehrfachen A u f r u f e n zur Heimkehr (48,20f.; 49,9; 52,11 f.; 55,12) und mit der besonders merkwürdigen, direkt aufeinanderstoßenden Doppelung von 49,7—13 (bereits in Ankunftsperspektive) und 49,14—26. Natürlich sind auch andere Möglichkeiten des Sinnzusammenhangs als nur die eindimensionale, logische Geschehensabfolge in Betracht zu ziehen, doch auch sie sind nicht ohne weiteres ersichtlich. Welches gedankliche Prinzip also ist für die Einheit im Lesezusammenhang des Buches leitend? Des weiteren begegnet in alledem eine Fülle von sachlichen und sprachlichen Divergenzen, Spannungen nicht nur in der Anlage der Texte und der in ihnen behandelten Themen, sondern auch in der Sache selbst. Wem sind die Sünden vergeben - Zion (40,2), dem Volk (44,22 u . ö . ) , dem Ebed (42,18ff.)? Was geschieht mit den Völkern - werden sie vollständig durch Jhwh selbst (bes. 42,13) oder durch Kyros vernichtet (Jes 41 f.), oder werden nach Vernichtung der aktuellen Feinde Babylon (43,14f.; 45,1 ff.; 47; 49,26; 51,23) und Ägypten (43,3, vgl. aber 45,14!) andere verschont, die in den Genuß der Jhwh-Erkenntnis kommen (40,5; 45,6; 49,26; 52,10; 55,3—5), ja sogar gerettet werden (45,18ff. und natürlich 4 2 , 1 - 4 ; 4 9 , 1 - 6 ) ? Wie vollzieht sich der Exodus - führt Jhwh selbst (40,10f. u . ö . ) oder führen andere heim (der Ebed 42,7; Kyros 45,13; Völker oder Könige 43,6 neben Jhwh V . 5 ; 49,22 neben V.25)? Wer kehrt heim - die babylonische Gola (bes. 45,13) oder die weltweite Diaspora

1. Die Einheit

Deuterojesajas

5

(43,5f.; 49,12), die Kinder Jhwhs (43,5f.) oder die Kinder Zions (49,14ff. u . ö . ) , Zion selbst (54,7) oder gar nur Jhwh selbst (52,7ff. wie 40,3)? Welches Terrain bildet das Ziel der Heimkehr - das Land (49,6.8), Zion-Jerusalem mit oder ohne Tempel (44,26.28; 45,13 und 49,14ff.) oder die Städte Judas (40,9; 44,26; 54,2f.)? Wer baut wieder auf - Jhwh (44,26 u. ö.), Kyros (44,28; 45,13), die Heimkehrer (49,17), Zion selbst (52,1 f.)? - Die Fragen ließen sich beliebig vermehren. Es sind mehr oder weniger zufällig herausgegriffene Beispiele für Differenzen, die es neben und inmitten der durch Themen und sprachliche Querverbindungen angezeigten Einheit gibt, mithin Beispiele für die sachliche und literarische Komplexität, auf die man in der Zusammenschau der einzelnen Texteinheiten zu den einzelnen Themen trifft. Wie diese Komplexität sich in die Einheit fügt, als die sich das Ganze uns heute darstellt, darin liegt das grundsätzliche Problem der Deuterojesaja-Exegese. Damit ist noch kein Urteil über die literarische Einheitlichkeit oder Uneinheitlichkeit des Buches gefällt, sondern lediglich ein Befund konstatiert, mit dem der Text selbst den aufmerksamen Leser konfrontiert. Die Frage ist nun, wie man ihn erklärt, und dazu wollen wir uns im folgenden zunächst forschungsgeschichtlich etwas orientieren und von da aus den Ansatz für die eigene Weiterarbeit bestimmen. Die Einheit des Buches Deuterojesaja ist ein Problem, das seit der Entdekkung eines „Zweiten Jesaja" im 18. Jh. und seiner näheren Eingrenzung auf Jes 40—55 in B. Duhms epochemachendem Kommentar von 1892 zumindest latent schon immer eines war, aber erst in der neueren Forschung 3 in aller Deutlichkeit aufgebrochen ist. Klassisch formuliert den einleitend aufgezeigten Grundkonflikt - noch für Jes 4 0 - 6 6 - W. M. L. De Wette 4 : „Dieser ganze zweite Theil ist übrigens das Werk E i n e s Verfassers, wie die durchgeh e n d s gleiche Schreibart u n d die Einheit des Inhalts u n d Geistes u n v e r k e n n b a r zeigt, wiewohl die Einzelnheit der A u f s ä t z e nicht zu leugnen ist."

3 Vgl. die Überblicke von WESTERMANN/RICHTER, Sprache 9 - 3 4 . 8 9 - 1 2 3 (bes. 89ff.U6ff.); MELUGIN, Formation 1 - 7 . 7 7 - 8 2 ; SPYKERBOER, Structure 1 - 2 9 ; VINCENT, Studien 15-39; MICHEL, T R E 8, 510-512; KIESOW, Exodustexte 10-17; LINDARS, BJRL 68, 1985/86, 473-484; HERMISSON, VF31, 1986, 5 5 - 6 6 ; DERS., Einheit 287-291; ferner die Problemanzeige bei MERENDINO, VT.S 31, 1981, 1 — 12 sowie die Neufassung in O. KAISERS Einleitung in das Alte Testament, Gütersloh 5 1984, 272—275. Zum Problemhorizont der folgenden Ausführungen vgl. neuerdings auch P. R. HOUSE, The Unity of the Twelve, JSOT Suppl. 97, Sheffield 1990, 9—30. Bezeichnend scheint mir hier freilich der ziemlich unmittelbare Übergang von der Traditionsgeschichte (G.von Rad) zum „canonical criticism" (aaO. 15f.l7ff.); die Redaktionsgeschichte als mögliche Alternative zur Erklärung des Endtextes(!) kommt so gut wie gar nicht vor (vgl. gerade nur ebd. 18). 4 Lehrbuch der historisch kritischen Einleitung I, Berlin 3 1829, 304. Zur Geschichte der Kritik im Bereich von Jes 40—66 bis zu Duhms Kommentar vgl. CHEYNE, Einleitung 287ff.

6

A I. Das Problem

De Wette deutet damit leise an, was die Kritik vor und nach ihm mit der Flugblatthypothese zu erklären suchte und B. Duhm 5 dann auch für Jes 40—55 feststellen mußte, nämlich daß: „ . . . die Schrift ja nicht in einem A t h e m niedergeschrieben sein k a n n , auch die Symptome nicht ganz fehlen, dass die Stimmung des Verfassers wechselte, dass er längere Pausen im Schreiben (4. Aufl. : Produzieren) eintreten Hess und dass er (4. Aufl. : vielleicht auch) nachträglich Ä n d e r u n g e n v o r n a h m . " ,

und noch präziser in der letzten, vierten Auflage seines Kommentars: „Seine Schrift hat keine vorher entworfene Disposition; seine R e d e hat psychologische Pausen und Themenwechsel, kein logisches Fortschreiten."

Die Einheit Deuterojesajas, bis auf die seit Duhm üblichen Ausnahmen wie die Stücke götzenpolemischen Inhalts oder die „Ebed-Jahwe-Lieder" von kaum jemandem bestritten, besteht demnach nicht, wie vielleicht zu erwarten, in der Einheit des Buches, sondern allein in der seines Verfassers, der Person des anonymen Propheten. Wie allerdings aus dem planlosen, eher zufälligen Schreiben des Dichter-Propheten (im Flugblattstil) die Schrift geworden ist, die von der Einheit ihres Verfassers zeugt, ohne selbst eine Einheit zu sein, wird nicht geklärt. Versuche, dennoch ein „logisches Fortschreiten" in der Zusammenfügung der Texte ganz 6 oder wenigstens teilweise zu finden, scheitern an der mangelnden Überzeugungskraft ihrer Befürworter und haben die Rechnung noch ohne die gerade keimende Formgeschichte gemacht 7 . Die Formgeschichte hat mit der von De Wette angedeuteten Verlegenheit weniger Mühe, weiß sie doch gerade mit der „Einzelnheit der Aufsätze" etwas anzufangen, die sie zum alleinigen Prinzip der Exegese namentlich der prophetischen Bücher erhebt. Die Lösung des Problems liegt in der von H. Gunkel als Forschungszweig etablierten Gattungsgeschichte, wonach die Vereinzelung im Ganzen auf ursprünglich selbständige, von mündlichen Redeformen (eben den „Gattungen") geprägte Sprucheinheiten zurückgeführt wird. Die Frage mußte natürlich aufkommen, ob die so ausgegrenzten prophetischen Worteinheiten mit der älteren Forschung - literarischen 8 oder ihrerseits mündlichen Ursprungs waren, und wurde je länger, desto entschiedener zugunsten der zwei5 1. Aufl. 1892, 263 und 4. Aufl 1922, 287. Das Problem ist schon in der frühen Schrift De inspiratione prophetarum von 1871 präsent und wird hier am Verhältnis von „Prophet" (Einzelszenen ohne sinnvolle Ordnung) und „Poet" (Harmonie im Ganzen des vorliegenden Buches) festgemacht (Fs O. Kaiser 226). 6 So BUDDE in E. Kautzschs Altem Testament I, 611 f.; für den ganzen Komplex Jes (34f.)

4 0 - 6 6 a u c h n o c h b z w . w i e d e r TORREY 5 3 . 9 2 - 9 4 . 7 V g l . d i e e n t s p r e c h e n d e P o l e m i k b e i GRESSMANN, Z A W 34, 1914, 2 5 4 - 2 5 8 u n d MOWINCKEL, Z A W 4 9 , 1 9 3 1 , 87F. 243. 8 So der vielzitierte BEGRICH, Studien 97: „Nach den Umständen, in denen die Verbannten in Babylonien lebten, läßt es sich kaum vorstellen, daß Deuterojesaja je anders als durchs geschriebene Wort hat wirken können." Aber: „Alle seine Worte sind als mündliche Rede gedacht." Vgl. auch KÖHLER, Deuterojesaja 80.

1. Die Einheit Deuterojesajas

7

ten Alternative beantwortet 9 . Die isolierte Einheit wird so identisch mit dem zu verschiedenen, gattungsgemäß dazuerfundenen Gelegenheiten gesprochenen Wort des Propheten. Dieser tritt denn auch ganz an die Stelle der in Abrede gestellten literarischen Bucheinheit: „Für die Exegese ist es prinzipiell völlig belanglos, wo im Buche dieses oder jenes Stück steht; jeder Einzelspruch m u ß f ü r sich erklärt werden, ohne andere Rücksicht auf die anderen zu n e h m e n als die, welche sich daraus ergibt, daß sie ungefähr gleichzeitige Erzeugnisse desselben M a n n e s sind." 1 0

Genötigt durch die radikale Trennung von Einzelwort des Propheten und Buch, von Einheit der Person und literarischer Einheitlichkeit, wird jetzt freilich auch die Frage des Zusammenwachsens der einzelnen Sprucheinheiten zu einem Thema. In der Konsequenz des formgeschichtlichen Ansatzes kommt es zur Unterscheidung zwischen Autor, Verfasser oder Redner, und Sammler, und sämtliche terminologischen und inhaltlichen Querbeziehungen zwischen Nachbartexten 11 werden einem sekundären (von den „tritojesajanischen Schülern" besorgten) Redaktionsvorgang zugeschrieben. Doch in der Praxis der Auslegung geht die Trennung der Ebenen 12 nicht wirklich auf: Der personale Zusammenhang der Einzelworte, von H. J. Hermisson 13 jüngst aus gutem Grund durch den konzeptionellen ersetzt, ergibt sich im Blick auf konzeptionelle Leerstellen der einzelnen Texte, soweit sie nicht etwa traditionsgeschichtlich aus einem bestimmten Vorstellungshintergrund, sondern nur individuell zu erklären sind, erst aus dem Zusammenhang des überlieferten Buches; und umgekehrt: in der redaktionellen Gestalt des Buches werden - etwa mit den eingangs erwähnten Indizien und anderen, sinntragen9 Vgl. schon GRESSMANN, aaO. 255f. und dann besonders die Arbeit von VON W A L D O W sowie ELLIGERS unvollendeten Kommentar; dazu auch K I E S O W , Exodustexte 11-13. 10

11

MOWINCKEL, a a O . 87.

Deutlich apologetisches, abwehrendes Interesse verfolgt die Annahme der zufälligen und folglich bedeutungslosen „Stichwortassoziation" bei M O W I N C K E L (bes. aaO. 242—245). Weitaus differenzierter ist ELLIGERS Arbeit aus dem Jahr 1933 (Deuterojesaja in seinem Verhältnis zu Tritojesaja), in der auch dem Redaktor - bei aller Zufälligkeit seines Einfalls in der Auswahl und Zusammenstellung der Texte - ein erhebliches Maß an Geist und eigener Formulierungskraft eingeräumt wird. 12 Konsequent haben sie nur CASPARI (Lieder und Gottessprüche der Rückwanderer) und VINCENT (Studien zur literarischen Eigenart und zur geistigen Heimat) verfolgt, die damit beide zur Aufgabe der „deuterojesajanischen Hypothese" gelangten, der erste in der radikalen Bestreitung der Einheit von Buch, Person und Konzept, der zweite in der - an den Texten selbst freilich nicht gezeigten, der Idee nach auch gar nicht mehr sichtbaren - Unterscheidung von formgeschichtlich im Kult situiertem, anonymem Überlieferungsgut und einheitlicher Redaktion der „offenen Texte" im Rahmen des Buches (nach Becker). Vgl. dazu auch K I E S O W , Exodustexte 12f. 13 Einheit 289f. und passim; vgl. vorher schon DERS., VF 31, 1986, 58f.66ff. sowie DERS., Z d Z 11,1990, 262ff. Wie sehr das hinter den Texten vermutete einheitliche „Verkündigungskonzept" mit der Komposition der Texte im Buch zusammenhängt, macht HARDMEIER, W U D 20, 1989, 155-179 (vgl. bes. die Wiederholung des traditionellen Bilds in Aufnahme von Hermisson ebd. 157 ff.) ausdrücklich.

8

A I. Das

Problem

den(!) Verbindungen zwischen den Texten im literarischen Kontext - vermehrt Zusammenhänge entdeckt, die sich mit der angenommenen Einheit im Verkündigungskonzept vielfach decken und darum nicht notwendig nachdeuterojesajanisch sein müssen 14 . Die Annahme separater, etwa nach Themen geordneter kleinerer Sammlungen, die dem Redaktor des Buches oder späteren Bearbeitern im Buch schon vorlagen, hingegen dem Propheten noch sehr nahe stehen oder gar von ihm selbst (wiederum in einer Art „Flugblatt") veranstaltet wurden 15 , soll dem differenzierten literarischen Befund Rechnung tragen, vermag aber den Grundkonflikt nicht aufzulösen, wie sich die „Einzelnheit der Aufsätze", d.h. die gerade von der Formgeschichte bestätigte Selbständigkeit der prophetischen Worte, zu den gleichwohl vorhandenen, wenigstens in der Makrostruktur (Prolog/Epilog, Zweiteilung) auch die kleineren Sammlungen übergreifenden redaktionellen Zusammenhängen erster Hand verhalten und ob die Texte je nachdem - zumindest dem Anspruch nach - einzeln oder von vornherein und ganz bewußt in einem - gegebenenfalls genauer zu definierenden - literarischen Kontext zu verstehen und auszulegen sind16. In dieselbe Aporie führt der umgekehrte Weg unter dem Vorzeichen der literarischen, kanonischen Einheit des Buches, wie er neuerdings, geläutert durch die literarkritische und formgeschichtliche Kritik, öfters wieder begangen wird. Auf den ersten Blick scheint sich nur wenig zu ändern: Die von der Formgeschichte nach Gattung ermittelten kleinen oder auch größeren, jedenfalls separaten Einheiten sind nicht mehr zu leugnen, und deren ursprüngliche Selbständigkeit und mit ihr eine Vorgeschichte des Buches müssen auch gar nicht angezweifelt werden. Doch von eigener Bedeutung ist die im Endtext zusammengewachsene „Einzelnheit der Aufsätze" hier in der Regel nicht. Die kanonische Endgestalt steht und bürgt für die Einheit von Konzeption und Komposition. So jedenfalls lautet das Fazit, das R. F. Melugin17 aus seiner

14 Außerdem werden sekundäre Stücke wie die Götzenpolemiken nicht immer aus konzeptionellen, sondern - gerade gegen die Verfechter ihrer Authentizität - mit literarischen Gründen ausgeschieden (HERMISSON, VF 31, 1986, 59f.; DERS., Einheit 292f.), was an den einzelnen Stellen doch wohl die Einheit von Komposition und Konzeption voraussetzt. 15

V g l . z u l e t z t HERMISSON, E i n h e i t 3 0 9 F . ; DERS., V F 3 1 , 1 9 8 6 , 6 8 .

16

Die Sackgasse, in die die Formgeschichte damit notwendig geraten mußte, zeigt sich nirgends so deutlich wie bei C. WESTERMANN (Sprache und Eigenart sowie A T D 19, dazu HERMISSON V F 3 1 , 1 9 8 6 , 6 0 f . ) . A n g e r e g t d u r c h MUILENBURGS K o m m e n t i e r u n g v o n 1 9 5 6 , d e r

wieder die poetisch-literarische und sachliche Einheit des Buches vertritt (IntB 5, 384ff. 386ff., bes. 391ff.), und doch noch ganz seiner formgeschichtlichen Herkunft verhaftet, hat Westermann das eine wie das andere gesehen und sich darum zweifellos zu Recht nicht nur für eines von beiden entschieden, aber auch keinen Ausweg gewußt. 17 Formation 175, vgl. auch ebd. 82. Im Grunde unterliegen damit MELUGIN und alle, die ihm gefolgt sind, demselben Fehler wie schon VINCENT (s. Anm. 12): Wird dort anhand einer am Ende einheitlichen Textgestalt im Jesajabuch (Schlußredaktion der „offenen Texte") die kultische Vorgeschichte der Einzeltexte vorgeführt, so hier die einheitliche Endgestalt aus den Texten mit eigener Vorgeschichte gewonnen. Eines von beiden bleibt immer nur Postulat und

1. Die Einheit

Deuterojesajas

9

Analyse der einzelnen Einheiten (nach Gattungen) und ihrer Verbindung im Buch zieht: „I have admitted the probability that chapters 40—55 underwent several stages of growth, but I have argued that it is impossible to reconstruct them. Indeed, it seems to me that in its final form the collection has deliberately eradicated any indicators of the process of growth. It is as if we were intended to see only the final pattern of arrangement."

Die formgeschichtliche Not der redaktionellen Zusammenhänge wird so kurzerhand zur Tugend der durch „rhetorical criticism" erhobenen „kerygmatic", mithin plan- und sinnvoll angelegten Komposition des Endtexts. Die Tugend bewährt sich vollends, wenn gerade den literarkritisch verdächtigen Stücken, der Götzenpolemik 18 oder der Sammlung der „Ebed-Jahwe-Lieder" 19 , unabhängig von der Frage nach Echtheit oder Unechtheit ein fester, damit scheinbar ursprünglicher Platz im Buch(!) angewiesen werden kann. Die „Einzelnheit der Aufsätze", von Formgeschichte und Literarkritik mittlerweile als Niederschlag einzelner Sprucheinheiten und Indiz der Vorgeschichte identifiziert, geht nunmehr ganz und gar auf in der Disposition eines „Dramas" 20 , in der jede syntaktische, sprachliche und sachlich-konzeptionelle Verschiedenheit eine gewollte Funktion im Ganzen des einheitlichen Text- und Handlungsablaufes (mit verschiedener „Rollenverteilung") bekommt, oder eben in einer einzigen (Erst- und) Schlußredaktion der kanonischen Endgestalt 21 , die nicht nur den Zusammenhang von Jes 40—55, sondern letzten Endes in einem auch den des ganzen Jesajabuches (Jes 1—66) zu tragen hat. das Ganze ein Widerspruch in sich selbst, solange nicht an den Texten selbst zwischen dem einen und dem anderen differenziert und wenigstens versuchsweise die „Redaktion" (Fixierung und Komposition der Überlieferung) von der „Tradition" (der vorgegebenen Überlieferung) geschieden wird; dazu weiter im folgenden. 18 SPYKERBOER, Structure and Composition (weitere unten C III). 19 METTINGER, A Farewell to the Servant Songs (weitere unten B VI 3b). 20

R e p r ä s e n t a t i v s i n d d i e K o m m e n t a r e v o n B E U R E N , KOOLE u n d n e u e r d i n g s W A T T S . D i e

überzeugendste Durchführung des Programms scheint mir bisher H. LEENE (De vroegere en de nieuwe dingen) gelungen, die Grenze des Vertretbaren bei EVA HESSLER (Das Heilsdrama; schon angelegt in DIES. , Gott der Schöpfer) erreicht, wenn nicht schon überschritten. 21 Vgl. jüngst WILSON, The Nations in Deutero-Isaiah; MATHEUS, Form und Funktion der Hymnen (mit dem Ausblick auf den ganzen Jesaja S. 234ff. = SBS 1990,156ff.); LAATO, J B L 109, 1990, 2 0 7 - 2 2 8 ; für den Bereich Jes 4 0 - 4 8 oder einzelne Abschnitte darin bes. HARAN, GOLDINGAY, W A L S H , n e u e r d i n g s BEAUCAMP ( 1 9 8 8 ) u n d ( m i t A u s n a h m e d e r G ö t z e n p o l e m i k )

HARDMEIER. Zur Stellung von Jes 4 0 - 5 5 im Jesajabuch vgl. die Bemerkungen von MELUGIN, Formation 176 ff., der (ebd. 176 Anm. 97) bereits auf B . S. CHILDS verweist (vgl. dessen spätere Introduction of the Old Testament as Scripture, Philadelphia 1979/ 2 1980, 3 1 1 - 3 3 8 ) ; vorher schon LIEBREICH (bes. J Q R 4 6 , 2 7 1 ff.; 47,122ff.), BECKER (Isaias, bes. 3 3 - 4 4 ) , LACK (Symbolique, bes. 77ff. und 142ff.) und zur weiteren Diskussion vor allem ACKROYD (1978; 1982), CLEMENTS (1982; 1985) und RENDTORFF (1984; 1989), neuerdings auch ALBERTZ (1990); ferner M E A D E ( P s e u d o n y m i t y 2 6 — 4 3 ) , SWEENEY, EVANS, CONRAD ( 1 9 8 8 ) , SEITZ ( R e a d i n g

13-22.

1 0 5 - 1 2 6 ) sowie die forschungsgeschichtlichen Orientierungen bei VERMEYLEN, B E T h L 81, 1989, 1 1 - 2 7 ; DAVIES, ebd. 106-114; STECK, ebd. 362ff. mit den wichtigen methodischen Präzisierungen 367 ff.

10

A I. Das

Problem

Nun ist die kanonische Endgestalt des Textes zweifellos eine, ja im Grunde die einzige Tatsache, die die Evidenz des Faktischen wie auch eine kirchliche Legitimation auf ihrer Seite hat. Zudem ist sie der Rahmen, in dem sich die von der Formgeschichte nur unzulänglich erklärten literarisch-konzeptionellen Querverbindungen zwischen den Texten finden. Insoweit befindet sich dieses Modell im Recht und hat zu einer notwendigen Korrektur der bis dahin üblichen Exegese beigetragen. Doch wie H. J. Hermisson 22 bereits in aller nötigen Klarheit herausgestellt hat, in der gegenwärtigen Diskussion freilich nicht oft genug wiederholt werden kann, ist die kanonische Endgestalt nicht die Lösung, sondern eben gerade das Problem der Exegese. Wie sollen wir etwas verstehen, von dem wir nicht wissen, was es ist? Konkreter: Woran erkennt man die Absicht des Dramatikers oder Endredaktors, wenn man nicht weiß, wo das von ihm benutzte Material und wo er selbst durch Auswahl und Anordnung und besonders in Eigenformulierungen spricht? Sieht man auf die Praxis der kanonischen Auslegung, wird man von ihrem eigenen Anspruch enttäuscht: Das allenthalben geäußerte Zugeständnis einer mündlichen oder schriftlichen Vorgeschichte scheint in den meisten Fällen nicht mehr als nur ein unverbindliches Lippenbekenntnis. Solange aber mit einer Vorgeschichte zu rechnen ist und das ganze Jesaja- oder wenigstens das Deuterojesaja-Buch nicht als vorgabenloses, auf eine leere Rolle konzipiertes und also vollkommen frei verfaßtes Werk gelten kann, ist es schlechterdings eine Illusion zu meinen, aus der Endgestalt und allen Texten wie redaktionellen Verbindungen auf gleicher Ebene den Sinn der Endgestalt oder umgekehrt mit der Endgestalt und ihrem vielleicht sogar zutreffend erratenen, vielleicht aber eben auch verfehlten Sinn den vollen, ursprünglichen Sinngehalt der einzelnen Texte und ihrer Verbindungen erheben zu können. Werden in der Formgeschichte - um der „Einzelnheit der Aufsätze", sprich: der Redegattungen und kleinen Einheiten willen - literarisch-kompositionelle Zusammenhänge entweder allzu leicht als sekundäres und belangloses Redaktionswerk ignoriert oder unter der Hand mit konzeptionellen Zusammenhängen der prophetischen Verkündigung in Einzellogien verwechselt und dadurch nivelliert, geschieht in der Konsequenz des kanonischen Ansatzes also genau das Umgekehrte: Um der literarisch-kompositionellen, kanonischen Einheitlichkeit willen werden Sinndimensionen einzelner Texte entweder gar nicht wahrgenommen oder mit der Absicht des 22 VF 31, 1986, 63f.65f.; vgl. auch DERS., Einheit 288f.; an einem anderen Beispiel DERS., Die „Königsspruch"-Sammlung im Jeremiabuch - von der Anfangs- zur Endgestalt, in: Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte (Fs R. Rendtorff, hg. von E. Blum u. a.), Neukirchen-Vluyn 1990, 2 7 7 - 2 9 9 , hier bes. 277.299; KIESOW, Exodustexte 15 A n m . 2 5 . Zu Childs und den Problemen des „canonical approach" im allgemeinen M. OEMING, Gesamtbiblische Theologien der Gegenwart, Berlin/Köln/Mainz 1985, 1 8 6 - 209; zur neueren Diskussion die Beiträge in: Canon, Theology, and OldTestament Interpretation (Fs B. S. Childs, hg. von G . M . Tucker u . a . ) , Philadelphia 1989, darin bes. R . F . MELUGIN, Canon and Exegetical Method S.48—61; ebenso den einschlägigen Sammelband: Zum Problem des biblischen Kanons, JBTh 3,1988.

1. Die Einheit

Deuterojesajas

11

Endtextes gleichgesetzt und auf diesem Wege eingeebnet. So sehr also dem sozusagen „nachkritischen" Zugang zu den überlieferten Texten in ihrer Endgestalt das Verdienst zukommt, die Aufmerksamkeit wieder bewußt auf den literarischen Befund, die Komposition und ihre literarischen und darin enthaltenen konzeptionellen Querverbindungen, gelenkt zu haben, so wenig will es doch gelingen, auf diesem Wege die deuterojesajanische Frage, das damit nur offen zutage getretene Problem der „Einheit Deuterojesajas", zu lösen, soll nicht lediglich einer vorkritischen, damit notwendig selektiven Einheitslesung das Wort geredet und so die Ebene der wissenschaftlichen Kommunizierbarkeit verlassen werden. Was nach allem not tut, ist ein methodischer Zugriff, der die in die Aporie führenden Extreme der beiden eben skizzierten Annäherungen an unser Problem meidet, beider berechtigte Anliegen und weiterführende Erkenntnisse aber positiv aufnimmt, und d.h. sowohl die literarische Einheitlichkeit des Werkes als auch die „Einzelnheit der Aufsätze", durchgehende konzeptionelle, sprachliche und formale Gemeinsamkeiten wie Verschiedenheiten erklärt. Entsprechende Ansatzpunkte hält - in beiden Modellen durchaus gesehen, nur nicht wirklich verfolgt - die redaktionsgeschichtliche Methode bereit. Wesentliche Impulse dazu sind im Rahmen des formgeschichtlichen Modells bereits von K. Elliger 23 ausgegangen, dem erst wieder H. C. Schmitt 24 und neuerdings H. J. Hermisson 25 folgten. Was hier für vermutete „tritojesajanische" oder andere Spätschichten, von R. P. Merendino 26 dann auch für eine Vielzahl von Einzelzusätzen nachzuweisen gesucht wurde, daß sie in Kenntnis und unter literarischer Benutzung des überlieferten Materials oder der weitgehend fertigen literarischen Buchkomposition und also nachträglich ins Buch eingetragen, hineinversetzt bzw. hineinformuliert wurden, birgt Möglichkeiten in sich, das Werden des Buches auf ganz neue, den Texten möglicherweise eher entsprechende Weise zu sehen. So muß man lediglich den Blick von den Spätschichten 23

Wie Anm. 11. Prophetie und Schultheologie. SCHMITT kannte zur Zeit der Abfassung seiner erst 1979 erschienenen Habilitationsvorlesung (1975/76) die Arbeit von Kiesow (1979) noch nicht. 25 Einheit 292ff.294ff., vgl. 300f. 26 Der Erste und der Letzte (bes. 540ff.563ff.) und die übrigen im Literaturverzeichnis aufgeführten Beiträge. M E R E N D I N O steht trotz seiner diffizilen Literarkritik noch ganz im Bann der Formgeschichte, indem er nicht nach Schichten im Buch, sondern (wie schon Elliger u . a . ) in jedem Text zuerst nach originalen Einzelworten des Propheten sucht, dann nach separaten, kleineren Sammlungen dieser Worte, in denen die ursprünglich mündliche Verkündigung schriftlich verdichtet (Erstverschriftung) und durch meist zusammenhangslose, im Vorlesegebrauch entstandene Einzelzusätze vor, während und nach der Verkettung der Einzelworte in Sammlungen und der Sammlungen zu einer Schrift redaktionell bearbeitet ist. Die Redaktionsgeschichte verläuft so zwar auf allen Stufen nach einem gewissen (gedanklichen und literarischen) Plan und (gegen Mowinckel) nicht nur zufällig, doch beschränkt sich der literarische Zusammenhang jeweils nur auf die Einzelzusätze (in je verschiedenem, kleinräumigem Horizont!) und kommt für die Verschriftung oder gar Entstehung der Texte selbst gar nicht in den Blick. 24

12

A I. Das Problem

und verstreuten Einzelzusätzen auf das Ganze richten, um mit K. Kiesow 27 und mit der deklarierten, aber oft genug nicht eingehaltenen Intention des „canonical approach" - zur Arbeitshypothese einer buchinternen, sukzessiven Entstehungs- und Fortschreibungsgeschichte zu finden: „Eine Reihe von Beobachtungen, die sich mit der Annahme eines literarisch einheitlichen Werkes schwer vereinbaren lassen und bei den Vertretern einer mündlichen Entstehung der Texte oft zur Rekonstruktion verschiedener Phasen in der Verkündigung Deuterojesajas Anlaß gaben (bzw. als verschiedene Aspekte der Verkündigung in das einheitliche Konzept des einen Propheten projiziert wurden, Zusatz Vf.), könnten versuchsweise im Sinne einer mehrstufigen Redaktionsgeschichte von Jes 40—55 ausgewertet werden."

Danach wäre zu prüfen, inwieweit die „Einzelnheit" der Texte auf verschiedene literarische Schichten zurückgeführt werden muß, die freilich durchgehend aufeinander bezogen sind, weil sie nacheinander im selben Buchkontext und folglich immer in Abhängigkeit voneinander entstanden und so zur heute im größeren Kontext des Jesajabuches - vorliegenden „Endgestalt" angewachsen sind. Die „Einheit Deuterojesajas" also weder die Einheit der Person und ihres umfassenden, nur in der Rede literarisch vereinzelt dargelegten Verkündigungskonzepts noch die des komplexen kanonischen Endtexts, sondern eine literargeschichtlich gewachsene Einheit verschiedener, aufeinander aufbauender Erweiterungs- oder Fortschreibungsschichten. Nachdem nun aber der redaktionsgeschichtliche Ansatz von K. Kiesow und in der Sache sowie vor allem methodisch weiterführend - jetzt auch von O. H. Steck 28 zunächst nur für den zweiten Teil des Deuterojesaja-Buches in Jes 49—55 nutzbar gemacht wurde, ist das Grundproblem, von dem wir ausgingen, noch immer nicht gelöst. Es hat sich fürs erste auf den literarisch reduzierten, übereinstimmend in Jes *40—48 gefundenen Grundbestand verlagert, für den dieselben Alternativen und Aporien wie zuvor gelten. Es ist darum nur konsequent, einen entsprechenden Vorstoß auch in diesen Bereich zu erwägen, den nach dem ersten Versuch von Merendino für die Bearbeitung ursprünglicher Einzelworte und kleinerer Sammlungen - für die Entstehung der Texte im literarischen Zusammenhang zum ersten Mal J . Vermeylen 29 unternommen hat. Hier wird der Grundbestand der prophetischen, authentischen Wortverkündigung auf das Minimum der Kyros-Texte (mit einleitenden SchöpfungsAussagen) reduziert, der ganze Rest auf verschiedene Fortschreibungsschübe, durchgehende literarische Schichten und Einzelzusätze, verteilt. Allerdings steht 30 die literarkritische Destruktion ganz im Vordergrund. Zu kurz kommt die dem redaktionsgeschichtlichen Ansatz an sich eigene Synthese, die diaExodustexte 16. Beobachtungen zu den Zion-Texten in Jes 5 1 - 5 4 , ferner: Zur literarischen Schichtung in Jesaja51; Beobachtungen zu Jesaja 4 9 , 1 4 - 2 6 ; Zions Tröstung. 2 9 Le motif de la creation sowie L'unite 35—42.45 ff. 30 Ähnlich den Arbeiten von CASPARI und VINCENT (wie oben Anm. 12). 27

28

1. Die Einheit

Deuterojesajas

13

chron die Zusammenhänge der jeweils zugewachsenen Stücke in dem von Schicht zu Schicht veränderten Gesamtkontext und in der Anlage des Buches zeigen sollte. Es ist evident, daß von der Wahl des Zugangs zum Problem der „Einheit Deuterojesajas" nicht gerade wenig abhängt. Es geht dabei um nichts weniger als um den Sinn der Texte31, für sich im Unterschied zu anderen wie im Kontext der literarischen Buchkomposition. Jedes Erklärungsmodell hat seine eigene Hermeneutik, die das Selbstverständnis der Texte tangiert und auch darauf Einfluß nimmt, wie die Texte heute sachgemäß zu rezipieren wären. Enthält der Text im einen Fall - für sich oder im weiteren Horizont des umfassenden prophetischen Verkündigungskonzepts - mehr oder minder unmittelbar die direkte Anrede des Propheten, das genuin mündliche Wort Gottes an uns Menschen, so ist es im anderen Fall die kaum mehr hinterfragbare, komplexe Gestalt der kanonischen (ganzen und heiligen) Schrift, in der Gott sich aus einer konzedierten, aber unbedeutenden Vorgeschichte heraus letztgültig, für alle Zeiten normativ mitgeteilt hat. Im dritten Fall schließlich erscheint die Selbsterschließung Gottes im Gegenteil gerade an die Überlieferung und das Wachstum der Texte gebunden, die zu verschiedenen Zeiten einen verschiedenen Sinn annehmen bzw. selbst freisetzen können, der sich in der „Einheit" verschiedener literarischer Schichten bis hin zur kanonischen, ihrerseits vom Sinnpotential her nach wie vor offenen „Endgestalt" niedergeschlagen hat. An dieser Stelle fallen somit theologisch relevante Entscheidungen. Die Wahl der Methode sollte sich danach ausrichten, daß sie soweit wie möglich dem hermeneutischen Selbstverständnis der Texte gerecht wird, ohne dieses doch einfach übernehmen oder selbst mitvollziehen zu können, sondern indem sie sich den Texten in Bescheidenheit und also aus der Distanz der heutigen Verstehensbedingungen mit den dafür nötigen Hilfsmitteln der historischen Kritik annähert, um so die Perspektiven zu finden und zu beschreiben, die eine sachgemäße Aneignung der Texte erst möglich machen. Doch nicht nur die angemessene Methode, sondern auch ein passender Einstieg ins Thema ist zu wählen. Angesichts der gegenwärtigen Konfusion der Thesen in der Forschung fällt die Wahl nicht gerade leicht. Am heftigsten umstritten ist, von dem nahezu unlösbaren Sonderproblem der EbedTexte ganz abgesehen, der zweite Teil des Deuterojesaja-Buches in Jes 49—55, für den alle eben aufgezeigten Möglichkeiten schon durchgespielt wurden. Mit ihm oder gar den Ebed-Texten zu beginnen, erscheint darum als wenig sinnvoll, soll die Untersuchung nicht von Anfang an dadurch belastet werden, daß sie nur in schon ausgemachten Fronten Stellung bezieht. Die Frage ist hingegen vor allem da noch offen, wo ein weitgehender Konsens herrscht, nämlich im ersten Teil des Buches, Jes 40—48, der von fast 31

V g l . HERMISSON, V F 3 1 , 1 9 8 6 , 6 4 .

14

A I. Das Problem

allen - ob formgeschichtlich, kanonisch oder redaktionsgeschichtlich erklärt zum Grundbestand der prophetischen Verkündigung wie des Buches gezählt wird. Auch der literarkritisch-redaktionsgeschichtliche Kahlschlag von J . Vermeylen 3 2 , mit dem er die formgeschichtlichen und kanonischen Aporien auch in diesem Bereich zu überwinden sucht, reicht nicht hin, den Konsens wirklich zu erschüttern. Um eine literarisch sukzessive Entstehungsgeschichte plausibel zu machen, die Individualität und Querverbindungen der Texte untereinander gleichermaßen erklärte, muß auch der Anfangspunkt der literarischen Entwicklung präziser bestimmt werden können. Dabei genügt die Reduktion des Textbereichs auf eine Reihe zwar thematisch (Kyros und Kosmos), nicht aber literarisch verbundener Einzeltexte ebensowenig wie der pauschale Rekurs auf die mehr oder minder einheitliche, vorliegende Textgestalt (in Jes 40—48 wie darüber hinaus) 33 . Will man hier wissen, was dem fertigen Buch an literarischen und gegebenenfalls auch mündlichen Vorstufen vorausgegangen ist, so dort, wie und in welcher kompositioneilen Gestalt aus dem angenommenen (mündlichen oder schriftlichen) Grundstock der authentischen Verkündigung zum ersten Mal ein Buch geworden ist, in dessen Rahmen die weitere literarhistorische Entwicklung sich hat vollziehen können. An dieser Stelle des Anfangs liegt u . E . das größte Problem. Nichtsdestoweniger haben auch wir uns für die Kyros-Texte als Ausgangspunkt und Hauptgegenstand der Untersuchung entschieden. Dies nicht aus literarkritischen Gründen, sondern aufgrund der Überlegung, daß die KyrosTexte ganz sicher in konzeptioneller Hinsicht zum Kern von Jes 40—48 gehören, was ja auf seine Weise im Grunde auch Vermeylen wieder bestätigt. An ihnen, so meinen wir, läßt sich am besten messen, was in Jes 40—48 (und auch im Folgenden) und wie es zusammenhängt, und was gegebenenfalls davon zu unterscheiden ist. Von ihnen versprechen wir uns so auch am ehesten Aufschluß darüber, welches methodische Verfahren am geeignetsten ist, der Eigenart der Texte und ihrer Verbindung im Kontext des Buches ein wenig näher zu kommen und so das theologische Profil des Dtjes-Buches in seiner literarisch wie theologisch komplexen Einheit und Vielschichtigkeit genauer zu erfassen. Gebietet die überaus schwierige Materie ohnehin eine Begrenzung des Untersuchungsgegenstandes, so legt sich sowohl vom Stand der Forschung als auch von dem gewählten Ausgangspunkt her eine Konzentration auf den Bereich Jes 40—48(49) nahe. Literarische und/oder sachliche Beziehungen zu den folgenden Kapiteln in Dtjes (Jes 49—55), darüber hinaus zu Texten in Tritojesaja (bes. Jes 60—62) und nicht zuletzt zu solchen in Protojesaja werden soweit wie nötig und im Rahmen der gegenwärtigen Diskussion möglich verfolgt, aber nicht eigens, geschweige denn abschließend untersucht. Sollte es dieser Arbeit 32 33

Wie oben Anm. 29. Vgl. HERMISSON, Einheit 289.290f.

2. Die Kyros-Aussagen

im

Überblick

15

gelingen, anhand der Kyros-Texte einige Schneisen zu schlagen, d. h. auf dem in ihr abgesteckten Feld annähernd vollständig Klarheit zu schaffen, für alles Weitere wenn nicht Lösungen, so doch einen gangbaren Weg aufzuzeigen, so hätte sie ihren Zweck vollauf erfüllt. 2. Die Kyros-Aussagen

im Überblick

a) Identifikation Mit Namen ist Kyros in Jes 44,28; 45,1 genannt. Außer den hier gemachten Aussagen beziehen sich auf ihn nach allgemeinem Dafürhalten 34 auch Jes 41,2f.; 41,25; 45,13; 46,11 und 48,14f. An dieser Zuordnung ist kaum zu zweifeln, will man nicht in Jes 41,2 dem Targum folgen und also den in V. 8 genannten Abraham darin wiedererkennen 35 oder gar36 das Vorkommen des Kyros in Dtjes gänzlich in Abrede stellen und die namentliche Erwähnung darum als Interpolation ansehen, die den ursprünglichen Sinn verfälscht. Doch die Aussagen vom komethaften Aufstieg des Völkerbezwingers, vom „Stoßvogel" Jhwhs, Eroberer Babylons, Befreier der Gola und Erbauer der Gottesstadt lassen sich - jedenfalls im Kontext des Buches - am ungezwungensten und sinnvollsten tatsächlich nur auf Kyros deuten. Daß dieser in einem dermaßen positiven Licht erscheint, als „Hirte" und „Gesalbter", ja „Freund" Jhwhs bezeichnet wird, mag erstaunen und zeigt in der Tat ein gewisses Verstehensproblem an, bietet aber kein schlagendes Argument gegen die Identifikation. Die positiven, Kyros mit Jhwhs Wollen und Plan verbindenden wie auch alle anderen Attribute der namenlosen Stellen finden sämtlich ihre Deckung in den Aussagen, die den Namen bei sich haben. Darüber hinaus gibt es noch weitere Texte, in denen zuweilen eine Anspielung auf Kyros vermutet wird37. Von ihnen ist vor allem Jes 42,5—9 ernsthaft in Betracht zu ziehen, anderes scheint, wenn überhaupt, nur indirekt auf den Perserkönig und seine Mission zu gehen. b) Abgrenzung, Gattung und Authentizität Die Abgrenzung der literarischen Einheiten bzw. die Einteilung der Unterabschnitte, in die die Kyros-Aussagen hineingehören, wird - von Einzelversen abgesehen - seit J. Begrich weithin einheitlich vorgenommen 38 . Es handelt sich 34

Vgl. für den Minimalbestand JENNI, ThZ 10,1954,241 Anm. 1.2. Vgl. zur Frage JONES, V T 2 2 , 1 9 7 2 , 3 0 4 - 3 1 9 ; neuerdings LEENE, D e vroegere 77ff. 36 Mit TORREY 20ff.38ff., bes. 4 0 - 4 4 und z. St.; andere bei R E I N W A L D , Cyrus 63 Anm. 60f. 37 Vgl. HALLER, Kyros-Lieder 2 6 2 - 2 6 6 (bejahend: 4 2 , 5 - 9 ; 43,3f.; 44,7; zweifelnd bis ablehnend: 4 3 , 1 6 - 2 1 ; 45,20f.; 48,3.6; 4 9 , 2 4 - 2 6 ) ; vgl. BEGRICH, Studien 73 (54,16). Zuweilen wird auch der Ebed Jhwh, bes. in 4 2 , 1 - 4 und 4 9 , 1 - 6 , mit Kyros identifiziert, dazu s. u. B VI. 38 BEGRICH, Studien 13.73, vgl. ELLIGER 117; M E L U G I N , Formation, 2. Teil z. Std. und die in Anm. 39f. angeführte Lit.; neuerdings - unter dem Vorbehalt literarisch-redaktionsgeschicht35

16

A I. Das

Problem

danach um: Jes 4 1 , l - 4 ( . 5 - 7 ) ; 4 1 , 2 1 - 2 9 ; ( 4 2 , 5 - 9 ) ; 4 4 , 2 4 - 2 8 ; 4 5 , l - 7 ( . 8 ) ; 4 5 , 9 - 1 3 ; 4 6 , ( 5 ) 9 - 1 1 ; 48,12-15(.16a). Natürlich gibt es dabei noch umstrittene Punkte und offene Fragen. Schwierigkeiten bereiten manche Ränder, ebenso die Bestimmung der Angeredeten, und insbesondere hat die sprachliche Gestaltung im mikrostrukturellen Bereich der Texteinheiten gegenüber der vorwiegend diskutierten Gattungsfrage bislang nicht immer die Beachtung gefunden, die sie im Blick auf die Sachkontur der Einzelaussage verdient. Aber auch gattungsmäßig ist nicht alles geklärt: Die Einheiten gehören nicht alle derselben Gattung an; manche 39 lassen sich mühelos, die restlichen 40 nur schwer oder gar nicht einer der klassischen Gattungen in Dtjes zuordnen. Doch dies alles betrifft nur Dinge am Rande, kann jedenfalls den Eindruck nicht stören, es handle sich bei den Kyros-Aussagen um einen in sich kohärenten, ursprünglich zusammenhängenden Aussagekomplex, der für sich genommen wie im Buch stehend einen Sinn ergibt. Ähnlich klare und unumstrittene Fälle, wie dieser es zu sein scheint, gibt es im Dtjes-Korpus nur wenige. Und so herrscht denn auch allenthalben Einigkeit darüber, daß die KyrosWeissagungen, so sie nicht überhaupt bestritten werden 41 , authentisch seien. Dies gilt natürlich für diejenigen, die das Buch mehr oder weniger ganz dem „Propheten" zusprechen, es, auch ohne Interesse an der Person des Propheten, zumindest auf ein einheitliches Verkündigungskonzept 42 oder auf das Konzept einer redaktionellen Komposition zurückführen 43 ; dies gilt aber auch für diejelicher Differenzierung - VERMEYLEN, LeDiv 127, 1987, 189. Die Alternative, ob es sich dabei um ehemals selbständige Einheiten oder von Anfang an um Bausteine im größeren Ganzen einer Teilsammlung bzw. des Buches handelt, ist hier noch nicht entscheidend; auch die größere Einheit wird gewöhnlich in Unterabschnitte untergliedert. 39 Jes 41,1-4.21-29 führen den Weissagungsbeweis und gehören zu den „Gerichtsreden gegen die Völker und ihre Götter", vgl. BEGRICH, aaO. 2 6 . 3 5 f . 4 4 - 4 6 , dazu die Diskussion und weitere Lit. bei WESTERMANN, Sprache 52ff.; ELLIGER 108ff. 177ff.; SCHOORS, VT.S 24, 1973, 207ff.213ff.; in einigen Punkten abweichend MERENDINO, VT.S 31, 1981, 128f. 203—208. Jes 45,1 — 7 ist Berufungs- und Königsorakel, weitere Bestimmungen nach den typisch deuterojesajanischen Gattungen bleiben vage, vgl. WESTERMANN, aaO. 61 ff.; ELLIGER 490; MELUGIN, Formation 123f.; MERENDINO, aaO. 417ff. 40

Zu Jes 44,24—28

vgl. die Diskussion der Probleme und Meinungen bei WESTERMANN,

a a O . 6 1 f f . ; ELLIGER 4 5 6 f f . ; SCHOORS, a a O . 2 6 7 f f . ; MELUGIN, a a O . 3 8 f . ; MERENDINO, a a O .

408ff., wobei es vor allem auf die Frage des Zusammenhangs mit 45,1 ff. (DILLMANN, DUHM, WESTERMANN u . a . ) a n k o m m t ; zu Jes

45,9—13

4 3 0 - 4 3 3 u n d HERMISSON U f f . , b e s . 1 5 f . ; z u Jes

MELUGIN, a a O . 3 6 — 3 8 ; MERENDINO, 46,(5)9-11;

48,12-15(.16a)

aaO.

WESTERMANN,

a a O . 6 8 f f . ; SCHOORS, a a O . 2 7 3 f f . 2 7 8 f f . ; MELUGIN, a a O . 3 3 - 3 5 . 6 0 . 1 3 7 f . ; MERENDINO, a a O .

476—480.521f. Problematisch ist in den meisten Fällen das Auseinandergehen von Anrede Israels (so im „Diskussionswort") und Thema, Weissagungsbeweis und Einigkeit Gottes, für die Völker (so in der „Gerichtsrede"). S.o. Anm.36. So die traditionelle Auffassung, vgl. z . B . JENNI,ThZ 10, 1954, 2 4 1 - 2 5 6 ; DERS., Voraussagen 1 0 0 - 1 0 3 ; konzentriert auf das geistige Konzept bei HERMISSON, Einheit 301 f. 4 3 So die Verfechter der Endgestalt, vgl. z . B . - für den Komplex 4 4 , 2 4 - 4 5 , 2 5 - LEENE, Bijdr. 35, 1974, 323ff.; neuerdings WILSON, Nations (in der Reihenfolge der Texte) 24ff. 195 ff. 151 ff. 41

42

2. Die Kyros-Aussagen

im

Überblick

17

nigen, die redaktionsgeschichtlich differenzieren 44 ; und dies gilt eben sogar für J. Vermeylen 45 . Auch in diesem Zusammenhang stehen selbstverständlich noch Fragen offen: So insbesondere die Frage nach der zeitlichen Ansetzung von Prophet, Verkündigungskonzept, Komposition des Buches oder Grundbestand der prophetischen Verkündigung und Schrift; als Grundalternative stehen sich die Zeit vor und die nach dem Einmarsch persischer Truppen in Babylon (539/8 v. Chr.) gegenüber. Des weiteren das Verhältnis von mündlicher Verkündigung und Schrift gewordenem Prophetenwort; die Gestalt eines angenommenen Grundbestandes an Kyros-Aussagen in schriftlicher Form bedarf ebenso der Erklärung wie die Stellung der Einheiten im Buch des Propheten oder der durchkomponierten Endgestalt, wofür es Ansätze, aber noch keine durchschlagende Lösung gibt. Doch trotz allem ist, so scheint es, die Herkunft der Kyros-Weissagung vom Propheten selbst ganz klar, ob nun direkt oder auf welche Weise auch immer vermittelt. War sie seit der Entdeckung „Deuterojesajas" schon immer das entscheidende, da historisch verifizierbare Indiz, an dem Prophet und Buch-Korpus in Jes 40—55(66) von ihrem Vorgänger, dem Ersten Jesaja, unterschieden werden konnten 46 , so bleibt die KyrosWeissagung nach wie vor und selbst im äußersten Fall der redaktionsgeschichtlichen Reduktion das, was Deuterojesaja zu dem macht, was er ist - Prophet des Heils in der ausgehenden Exilszeit. c)

Einheitlichkeit?

Die Kyros-Aussagen in Dtjes können nach alledem als ein, ja vielleicht als der feststehende Pfeiler im sonst vielfach unsicher gewordenen Gebäude der wissenschaftlichen Erklärung dieses Buches angesehen werden. Die Frage ist nur, wofür dieser Pfeiler als sichere Stütze dient - für die Person des Propheten, für das Gesamtkonzept seiner im Buch gesammelten Verkündigung, für die Komposition der Endgestalt oder für den literarischen Grundbestand bis hin zum Nukleus des Buches? Zu fragen ist aber auch, ob dies für alle Stellen in gleicher Weise gilt. Die einzelnen Aussagen sind bei aller Ähnlichkeit und thematischen Zusammengehörigkeit nicht alle gleich. So ist Kyros gemäß Jes 41,2f.25 dazu erweckt, Völker und Könige (Städte in 45,2f.) in ihrer Gesamtheit zu zertreten, in Jes 45,1 nimmt Jhwh selbst diese Aufgabe wahr, und gemäß 45,6 wiederum ist das Ziel der Kyrosberufung die weltweite, von Osten nach Westen reichende Erkenntnis Jhwhs. Nur in Jes 48,14f. ist der Auftrag des Kyros sodann aus44

Vgl. KIESOW, Exodustexte 193; MERENDINO, VT.S 31,1981,540. S . o . S. 12f. u n d L e D i v 127,1987,188f.213. 46 Vgl. des Entdeckers DÖDERLEIN frühe Äußerung: „Die Dogmatik der Christen kann nicht die Dogmatik der Zeitgenossen des Esaias seyn, und wo Cyrus beschrieben ist, da denke ich nicht an den Meßias" (Auserlesene theologische Bibliothek 1,11. Stück, Leipzig 1780,832, zitiert nach VINCENT, Studien 17); ferner z . B . W. M. L. DE WETTE, Lehrbuch der historisch kritischen Einleitung I, Berlin 3 1829,303f.; KNOBEL331F.; CHEYNE, Einleitung 15.242f. 45

18

A I. Das Problem

drücklich auf Babylon und die Chaldäer bezogen, wobei im Vergleich mit 46,11 (beachte die unterschiedlichen Suffixe) sowie 44,26a.28a wieder der Wechsel des ausführenden Subjekts auffällt. Schließlich wechselt von Weissagung zu Weissagung die Perspektive des in 45,4a als Ziel der Kyrosberufung angegebenen „um Jakobs und Israels willen", das nach Jes 41,2f.25; 45,1—3; 46,11 u n d nach gängigem Verständnis - 48,14f. durch die Vernichtung der Völker bzw. Babylons, nach 44,28; 45,13 durch den Wiederaufbau von Stadt und Tempel sowie die Freilassung der Gola eingelöst wird. Die Unterschiede besagen für sich genommen sicher noch nicht, daß die verschiedenen Aussagen einander ausschlössen, sie geben allerdings zu denken. Rechnet man die Aussagen der mündlichen Verkündigung zu, so müßte der anonyme Prophet über denselben Gegenstand bald dies, bald jenes gesagt haben, ohne daß ein Zusammenhang ausdrücklich hergestellt wäre oder wir einen solchen noch erkennen könnten. Aber auch auf der schriftlichen Ebene ist der Zusammenhang nicht ohne weiteres und in jedem Fall deutlich, sei es in der Zusammenschau der einzelnen Texteinheiten in ununterbrochener Abfolge, sei es von deren näherem Kontext und der Gesamtanlage des Buches her. Kurzum: Die Unterschiede lassen fragen, ob die Kyros-Aussagen alle auf derselben Ebene gesehen werden können und dürfen, oder ob - je nach methodischem Standpunkt: zunächst oder zuletzt - auch unter ihnen selbst differenziert werden muß. Die folgende Analyse von Jes 45,1—7 wird die Notwendigkeit einer solchen Differenzierung aufzeigen und einen Ansatz zur Lösung des gesamten damit verbundenen Problems der Kyros-Weissagung im Dtjes-Buch zu entwickeln versuchen. Erst wenn geklärt ist, wie sich die verschiedenen Kyros-Aussagen in ihren Texteinheiten sachlich und literarisch zusammensetzen und zueinander verhalten, läßt sich des weiteren ermessen, wen oder was im Dtjes-Korpus sie als sicherer Pfeiler stützen: den Propheten, sein Verkündigungskonzept, die Endgestalt oder einen - mit auf dieser Basis zu bestimmenden - Grundbestand. Da es zur fraglichen Textgruppe keine eigene Untersuchung aus neuerer Zeit gibt, die grundsätzlich über die übliche Auffassung hinausführte 47 , empfiehlt sich ein vollständiger Durchgang durch die Texte, der alte und neue Beobachtungen zusammenträgt, um anhand von ihnen und mit den von Fall zu Fall vorgenommenen Ausgriffen auf die Nahkontexte ein Gesamtbild entwerfen zu können. Wenn an den Anfang dieses Durchgangs der Text Jes 45,1—7 gestellt ist, so aus folgenden Gründen: Zum einen stoßen wir in ihm auf Indizien, die ohne jeden Zweifel und nicht zum ersten Mal den Verdacht der Uneinheitlich47

Mit allen Texten beschäftigen sich nur die Beiträge von H A L L E R , A A L D E R S , J E N N I und sowie die Arbeit von R E I N W A L D ; mit Teilfragen (bes. zu 4 5 , 1 - 7 ) KITTEL, SIMCOX, M. SMITH, A U V R A Y , K O C H , J O N E S , O G D E N und F E N Z . Neue Impulse der Deutung, aber keine vollständige Analyse bei G A R B I N I und V E R M E Y L E N ; eigene Wege gehen SIMON sowie die unverbesserlichen Apologeten M A N A H A N und WHITCOMP. SICRE

1. Abgrenzung und Aufbau

19

keit erwecken; zum anderen steht der Text inmitten des größeren Zusammenhangs Jes 44,24—45,13, in dem mehrere Kyros-Aussagen aneinandergefügt sind, und nimmt darum eine Schlüsselposition im unmittelbaren und weiteren Nahkontext ein; schließlich bilden Jes 45,1—7 und der Komplex Jes 44,24—45,13 gewissermaßen das Zentrum der ersten Buchhälfte Jes 40—48, auf die das Vorkommen des Kyros beschränkt ist. Um der methodischen Grundlegung willen wird die Behandlung des Textes für den Anfang absichtlich breit und anschaulich vorgeführt.

II. Jes 1. Abgrenzung a)

45,1-7

und Aufbau

Abgrenzung

Durch die einleitende Botenformel in V. 1 ist der Text eindeutig vom Vorhergehenden, der ebenfalls durch Botenformel eingeleiteten Einheit 44,24—28, abgesetzt. Daß damit ein neuer Abschnitt beginnt, zeigt der Richtungswechsel in der Anrede: Ist in 44,24 ein „Du" (das Volk) angeredet, zu dem von Kyros in 3. pers. gesprochen wird (44,28), so sind in 45,1 ff. das „Du" und Kyros (mit Jakob-Israel in 3. pers.) identisch. Dabei kann die Botenformel in 45,1 nicht die Wiederaufnahme von 44,24a sein, nach der das Kyrosorakel in direkter Anrede (45,2ff.) den eigentlichen Inhalt der nach wie vor an das „Du" aus 44,24 gerichteten Jhwh-Rede darstellte 48 . Denn die in 44,24a eingeführte Jhwh-Rede findet sich bereits in 44,24ba, wovon die folgenden, bis 44,28 reichenden Partizipien abhängen, und ist nicht einfach hymnische Erweiterung der Botenformel 49 . Daß ein thematischer Zusammenhang zwischen den beiden Einheiten besteht und sie insbesondere durch die Inklusion 44,24ba/45,7b aufeinander bezogen sind, steht außer Zweifel; doch um einen ursprünglichen Zusammenhang handelt es sich dabei sicher nicht 50 . Ob Jes 44,24—28 deswegen allerdings jemals eine selbständige Einheit für sich gebildet hat, ist eine ganz andere Frage und wird uns an seinem Ort noch beschäftigen. Die in 45,1 eingeleitete Jhwh-Rede an Kyros reicht bis 45,7. Auch in 45,8 spricht Jhwh

48 SPYKERBOER, Structure 132f. Diesen Eindruck erweckt vor allem die parenthetische Erweiterung der Botenformel in 45,1 mit Jhwh in 1. über Kyros in 3. pers.; die Änderung nach Budde (BHS, ELLIGER 482) würde das noch verstärken, ist aber durch nichts zu rechtfertigen. 49 So W E S T E R M A N N , Sprache 61 ff., bes. 62 und ATD z. St. 50 Gegen D U H M 338ff., W E S T E R M A N N und SPYKERBOER (wie Anm. 48f.), zuletzt gefolgt von W I L S O N , Nations 201-203, vgl. E L L I G E R , Verhältnis 245 und B K z.St.; M E L U G I N , Formation 38f. 124; B E U K E N A 227f.; M E R E N D I N O , VT.S 31, 1981, 403 und zuletzt H E R M I S S O N , ThR 49, 1984,216 f.

20

A II. Jes

45,1-7

noch in 1. pers., angeredet sind hier jedoch die Himmel; in 45,9ff. schließlich beginnt wieder etwas Neues 51 . Aus den Beobachtungen zur Abgrenzung lassen sich bereits erste Schlüsse zur Eigenart des Textes ziehen. Zunächst der, daß das Orakel Jes 45,1 — 7 nicht von vornherein und erstmals im vorfindlichen Textzusammenhang Jes 44,24—45,7(13) formuliert wurde. Mit einer durchgehenden Neuformulierung in einem Zuge, sei sie authentisch oder redaktionell, ist nicht zu rechnen. Damit kommt als Alternative nur in Frage, daß das Stück - als ehemals selbständige Einheit bzw. in einem anderen Kontext - schon vorgegeben war und vom jetzigen Kontext neu eingefaßt wurde, oder daß es sekundär in den jetzigen Kontext als selbständige Einheit eingepaßt bzw. redaktionell eingeschrieben wurde. In jedem Fall bedarf die relative Geschlossenheit des Stückes in Form und Aussageverlauf bei gleichzeitiger redaktioneller Verbindung zum Kontext der Erklärung. Sehen wir nun, in welcher sprachlichen Gestalt der Text die relativ abgeschlossene Einheit bietet. b) Aufbau 45,1 bildet die Redeeinleitung. Sie setzt sich zusammen aus der Botenformel und einer außerordentlich breit angelegten Angabe des Adressaten, in der Jhwh bereits in 1. pers. spricht. Als Ausführung des ersten folgt ein zweiter Dativ (?), auf den sich ein Relativsatz mit weiteren subordinierten, in sich gleichgebauten (Folge inf. - impf.) Nebensätzen bezieht. Die Ausführung präzisiert die einfache Angabe „zu seinem Gesalbten", indem sie dessen Namen nennt und im Vorblick auf das Folgende, insbesondere V.2—3.4b.5b, zusammenfaßt, was Jhwh mit ihm und für ihn tut. Auf die Einleitung folgt in V. 2—7 die eigentliche Rede an Kyros, deren Aufbau nicht auf den ersten Blick durchschaubar und darum, wenn überhaupt untersucht, nicht immer gleich gesehen ist52.

51

Vgl. zur Abgrenzung nach vorne ELLIGER, Verhältnis 244f. und BK; HERMISSON 2;

MERENDINO, a a O . 4 2 1 . F ü r d e n Z u s a m m e n h a n g a b e r a u c h B E U R E N A 2 3 3 F . ; W I L S O N , a a O .

207.210ff. und dazu unten S. 76ff. 52 Für die Älteren vgl. z.B. DUHM 338ff., bes. 340f., der zwei Strophen zu je fünf Zeilen findet (V. l - 5 a . 5 b - 7 ) . BEGRICH, Studien 20 sieht einen doppelten Durchgang (V. 1—3. 4 - 7 ) von Zusage Jhwhs (V. 2 - 3 a bzw. 4f.) und Zweck des göttlichen Eingreifens (V. 3b bzw. 6f.) nach dem Modell des Heils- oder Erhörungsorakels (vgl. ELLIGER 484f.). ELLIGER 489 gliedert nach den von ihm angenommenen zwei Versionen desselben Orakels (A: I Zusage V. 2—3a, II Hinweis auf Berufung V.4, III Zweck V . 6 f . ; B: I in Einleitung V. *1, II/III V. 3b.5 a, IV. 5b). BEUREN A 234 richtet sich nach den verschiedenen Adressaten (Israel V. 1, Kyros V. 2—7, Himmel und Erde V. 8) und gliedert vor allem inhaltlich (V. 2—3a. 3 b - 4 . 5 - 7 . 8 . ) . WILSON, Nations 196f.207ff. schließlich teilt wieder einzelne, kolometrisch definierte Strophen ab (V. l / 2 - 3 / 4 - 6 a / 6 b - 7 / 8 ) .

1. Abgrenzung und Aufbau

21

Wir lassen uns von folgenden Beobachtungen leiten: Ins Auge sticht das dreimalige ISTab in V. 3b.4a und 6a. Es ist unterschiedlich gebraucht, nämlich als finale Konjunktion mit folgendem 'D VV in V. 3b und 6a, als Präposition in V. 4a. Beide Verwendungen der Partikel fordern einen Hauptsatz, von dem sie abhängen. Diese finden wir zum einen in V. 2—3a bzw. V. 5b, zum anderen in V. 4b. Das präpositional gebrauchte 137S1? in V. 4a ist vorgezogen und wird darum auch durch einen mit rückbezüglicher Kopula im impf, angebundenen Hauptsatz fortgesetzt 53 . Die Parallelität von V. 2—3a und V. 5b ist mehr oder weniger evident. Alle Verben, die Jhwh zum Subjekt haben, stehen im impf. (V. 2.5b) bzw. pf. cons. (V. 3a) und bereiten den jeweils folgenden Finalsatz vor. Auf derselben Ebene wie sie bewegt sich somit auch V. 4b, der den Hauptsatz für V. 4a nachliefert. Und wie V. 4 b einmal i n 4 b a den Ausdruck D®3 aus V. 3b aufgreift, mit dem Jhwhs Tun aus V. 2—3 a erklärt wird, zum anderen mit "|]3N in 4bß auf die Ehrenbezeichnung HVWa1? in V. 1 zurückweisen dürfte 5 4 , so steht V. 5 b sowohl mit dem Verweis des "PINN auf die Entgürtung in V. 1 aß als auch mit dem gleichlautenden ^DVT S1? parallel zu V. 4 b; die Verweise in V. 4 b. 5 b wiederum entsprechen beide den Bezügen in V. 2 auf V. I b . Danach werden drei Redeteile erkennbar, deren Satz- und Aussageglieder parallel strukturiert sind: 1) V . 2 - 3 a . 3 b ; 2) V.4a.4b; 3) V . 5 b . 6 a . Bleiben die Glieder V.5a und 7, bei denen nicht ganz eindeutig ist, wohin sie gehören. Manche 55 ziehen V. 5 a und b zusammen, und zwar als Abschluß von V. 3b-5, denkbar wäre aber auch als Einleitung zum Abschnitt V.5—7 mit Inklusion V.5a/6b. Orientiert man sich jedoch an der gefundenen Parallelität der Glieder, gelangt man zu einem anderen Ergebnis. V. 5b hat sich bereits als Einleitung zum Folgenden erwiesen. V. 5 a hingegen hat seine Parallele in V. 6b.7. Die Ausschließlichkeitsformel 56 in V. 6b (mit partizipialer Erweiterung in V. 7) bildet aber den Abschluß der finalen Begründung V. 6 a und entspricht der abschließenden Apposition „der Gott Israels" in V. 3b, der hier das verkürzte mn 1 'JK mit partizipialer Erweiterung vorausgeht. Ebenso ist also V. 5 a als Abschluß und Bekräftigung des Begründungssatzes V. 4 anzusehen. D i e an Kyros gerichtete R e d e besteht somit aus drei Redeteilen, V. 2—3. 4—5a.5b-7, einem dreifachen Durchgang von Aussage (im Hauptsatz) und jeweils durch die Partikel 157a1? markierter Begründung (Zweckangabe im N e bensatz). Im ersten Redeteil, V. 2—3, kündigt Jhwh zunächst (in V. 2—3a) an, was er für Kyros tun will. Auffällig ist die Parallele von V. 2 zur Erweiterung der Adresse in V. 1: beide Male tut Jhwh etwas „vor" Kyros (•yvjs'? V. l a a 5 7 b a . 2 a a ) und sind Tür und Tor (Fl1?! masc. du. 5 8 in V. I b a , fem. pl. in V. 2 b a ) 53

Zur Konstruktion vgl. GK § 111 b (Note 1) und die Erläuterung dazu bei ELLIGER zum textkritischen Befund ebd. 4 8 3 . Anders - soweit ich sehe - nur MERENDINO,

487.495f.;

a a O . 402.404. 54 55

Vgl. hierzu wie zum Verweis in V. 5 b z.B. DUHM z.St. Vgl. ELLIGERS Übersetzung sowie z. St. (481.497); BEUREN A 236. Anders schon

DUHM

3 4 1 ; MARTI 3 0 8 f . 56

S. dazu unten 31 f. mit Anm. 92f. n 1 ? ist entweder inf. q. der Wurzel T P (so die meisten) oder (wie Q a in 41,2ba) inf. hi. von I T (aus TTIN 1 ? verkürzt); Subjekt ist in jedem Fall Jhwh. Vgl. ELLIGER 482 und s.u. Anm. 72.76 f. 57

58

A b e r f e m . pl. in Q a , vgl. ELLIGER, a a O .

22

A II. Jes

45,1-7

davon betroffen. Der Konvergenz entsprechen die Verweise auf V. 1 in den Hauptsätzen V. 4bß.5b, womit die ganze Adresse in der Rede wiederkehrt: der erste Dativ in V. 4bß, die Entgürtung der Könige aus V. 1 aß in V. 5 b, die Tore aus V. l b in V. 2 und schließlich noch die Handergreifung in V. 4ba und 3b. In V. 2 scheint darüber hinaus eine bestimmte Anordnung der Elemente intendiert zu sein. Sie bewegt sich vom Größeren zum Kleineren der Stadtbefestigung („Ringmauer" 59 , Tore, Riegel); nimmt man V. 3a hinzu, schreitet sie in logischer Folge (impf. - pf. cons.) vom Äußersten zum verborgenen Innersten der Stadt. Die finale Begründung für das in V. 2—3a ausgesagte, die Berufung des Kyros ausführende Tun Jhwhs zielt inhaltlich auf die Jhwh-Erkenntnis des berufenen Kyros. Im zweiten Redeteil, V. 4—5 a, ist die Veranlassung der Kyrosberufung betont an den Anfang gestellt (V. 4a). Das eigene Volk, Jakob-Israel, ist hier Grund der Berufung (V. 4 b) und Gegenstand zum Erweis der Einzigkeit Jhwhs (V. 5a). Der dritte Redeteil schließlich, V. 5b-7, setzt unvermittelt neu ein, um jetzt die Jhwh-Erkenntnis „von Ost nach West" 60 , d.h. der ganzen Welt (V. 6 a), als Ziel der Indienstnahme des Kyros (V. 5 b 61 ) und der Demonstration der Ausschließlichkeit Jhwhs (V. 6b.7 a 62 und 7b) zu formulieren. Zusammengefaßt stellt sich der Aufbau folgendermaßen dar: V. 1 Redeeinleitung laa(init.) Botenformel + Adressat im Dativ l a a ß b 2. Dativ + Relativsatz (pf.) + 2 Nebensätze (inf. + impf.) V. 2—3 Erster Redeteil 2—3 a Hauptsätze impf. - pf. cons. 3 b Begründung/Zweck mit finalem ISab1 + 'D S T (Ich Jhwh, partizipial erweitert, Apposition) V. 4—5 a Zweiter Redeteil 4a Begründung/Zweck mit präpositionalem ISTÖ1? 4 b Hauptsatz impf. cons. - impf. + neg. pf. 5 a Ausschließlichkeitsformel (Ich Jhwh) V. 5 b-7 Dritter Redeteil 5 b Hauptsatz impf. + neg. pf. 6 a Begründung/Zweck mit finalem IM1? + O SV 6 b . 7 a Ausschließlichkeitsformel (Ich Jhwh + partizipiale Erweiterung) 7b Unterschrift entsprechend 44,24ba ( I c h J h w h , partizipial e r w e i t e r t )

59

Lies

"IIPÜN D'inm (von akk. duru) und vgl. dazu

HOFFMANN,

Jahwe schleift Ringmau-

e r n , s o w i e SOUTHWOOD, V T 2 5 , 1 9 7 5 , 8 0 1 f . ; ELLIGER 4 8 2 f . u n d BEUREN A 2 3 5 . 60

rmiraai (ohne mappiq) ist singulär und als suffigierte Form zu lesen (BHS). Die Verszeile ist zu kurz. Sie scheint entweder unvollständig (DUHM) oder später zugefügt zu sein. In G fehlt "PTXX, womit freilich nichts gewonnen ist, der Übergang V. 5b. 6a vielmehr noch unverständlicher wird. Das Problem dürfte kein textkritisches, sondern ein redaktionsgeschichtliches sein (s. u.). 62 DI1?!? ist lectio difficilior und darum der Variante Q a vorzuziehen. 61

2. Die Frage der literarischen

2. Die Frage der literarischen

23

Einheitlichkeit

Einheitlichkeit

Abgrenzung und A u f b a u vermitteln das Bild eines in sich geschlossenen, wohlkomponierten und auf den ersten Blick also einheitlichen Textes. Doch schon die nähere Betrachtung des A u f b a u s weckt Zweifel. Die drei Redeteile sind nicht nur parallel strukturiert, sondern vor allem in der Aussage der Hauptsätze miteinander verbunden, wenn nicht identisch. Die Berufung des Kyros V. 4 b a ist bereits in V. 3 b als Hintergrund für das Tun Jhwhs gemäß V. 2—3 a genannt und hat auch in der Handergreifung V. l a a ihre sachliche Parallele. U n d sowohl die Verleihung des E h r e n n a m e n s V. 4bß als auch die kriegerische Zurüstung V. 5 b hat, wie auch hier der Verweis auf V. 1 zeigt, nichts anderes im Sinn als das, was bereits in V. 2—3a gesagt ist. Von daher stellt sich die Frage, warum für ein und dieselbe Sache drei verschiedene Zweckangaben (V. 3 b . 4 a . 6 a ) gemacht werden. Natürlich lassen sich alle drei G r ü n d e im Zusammenhang verstehen, so wie der vorliegende Text es will. Danach ist Kyros zum Siegen berufen und wird die Einzigkeit Jhwhs proklamiert, damit zunächst Kyros selbst zur Jhwh-Erkenntnis gelangt und somit durch ihn als Berufenen und Bekenner Jhwhs Jakob-Israel das Heil erlangt und auch die Völkerwelt seinem, des Kyros, Beispiel in der Jhwh-Erkenntnis folgt. Nur, ist dies auch der ursprünglich intendierte Sinn des Textes? Bleiben wir noch einen Moment beim A u f b a u , so fällt auf, daß sich hinter den drei Redeteilen in V. 2—7 auch eine Zweiteilung verbirgt. Man ist zunächst geneigt, V. 2—3a als Aussage und V. 3 b - 7 als Begründung mit eingestreuten, aus V. 1 gespeisten Wiederaufnahmen der Aussage zu nehmen 6 3 ; dies entspräche dem Aussagezusammenhang der drei Begründungen auf der E b e n e des vorliegenden Texts, nicht aber seiner parallelen Anlage, die den Zusammenhang bewußt in Abstufungen entwickelt (zuerst Kyros, nach ihm Jakob-Israel und schließlich die ganze Welt). Es gibt allerdings auch G r ü n d e , die für eine Einteilung in V. 1—3 und V. 4—7 sprechen 6 4 . V. 3 b ist direkt von V. 2—3a abhängig, V. 4—7 hingegen sind durch den abrupten Wechsel im Gebrauch der Partikel IVa1? davon abgehoben und intern durch Binnenbezüge (V. 4bß/5b;V. 5a/6b) miteinander verbunden. Auch dies ließe sich durchaus in Einklang mit der dreifachen Abstufung der Zielangaben sehen, ist damit aber nicht identisch. Kurz: Wie immer man es ansieht, die Dreiteilung des A u f b a u s wird von einer noch unbestimmten Zweiteilung im Bereich von V. 3.4 durchkreuzt. Die Spannungen im A u f b a u hängen mit Spannungen im Text zusammen, die schon seit längerem beobachtet sind und hie und da Anlaß zu literarkritischen Eingriffen gegeben haben 6 5 , in der Regel freilich stillschweigend übergangen werden. D a sind zunächst die Doppelungen, die Verdacht schöpfen lassen: das DW3 m p in V. 3 b . 4 b ; das i : i n r r X1?! in V. 4 b . 5 b ; die Ausschließlichkeitsformel 63 64 65

So etwa B E U R E N (wie Anm. 52). Vgl. z . B . BEGRICH, aber auch W I L S O N (beide wie Anm. 52); Zum Sachverhalt vgl. ELLIGER 4 8 2 . 4 8 4 f f .

FOHRER

83ff.

24

All. Jes

45,1-7

TIS TW mrr in V. 5 a.6b.7b und schließlich das finale lyrf? + '3 » T impf. q. in V. 3b.6a, das in V. 3 wie eine Vorwegnahme von V. 6 aussieht und im übrigen hart auf den präpositionalen Gebrauch der Partikel in V. 4a stößt. Alle diese Wiederholungen machen, wie oben gezeigt, durchaus Sinn im Aufbau der vorliegenden Textgestalt. Und doch halten sie den Fluß des Textes auf und wirken darum störend. Die Übergänge von V. 3b zu V. 4 a wie von V. 5 a zu V. 5b erscheinen schlechterdings zu abrupt. Hinzu kommt die überladene Erweiterung der Redeeinleitung in V. 1. Die nachgeholte namentliche Erwähnung des Kyros könnte etwas mit 44,28 (Name + Ehrenbezeichnung) zu tun haben, ebenso wie 45,7b mit 44,24ba. Problematisch ist jedoch vor allem der folgende Relativsatz, der in V. l a a (1. Zeile) bereits in die 1. sg. fällt, vom Angeredeten aber noch unpersönlich mit Suffixen in 3. sg. spricht, bevor in V. 2 die eigentliche Anrede beginnt. Inhaltlich entsteht wieder eine Doppelung, insofern V. l b V. 2 vorwegnimmt, und auch sonst ist die Erweiterung nicht sonderlich originell: V. 1 aa (1. Zeile) ruft 41,13, aber auch 42,6 in Erinnerung, und in V. 1 aaß (2. Zeile) kehren die „Völker und Könige" aus 41,2b wieder. Sosehr sich der Text in seiner vorliegenden Gestalt durchaus als sinnvoller Zusammenhang verstehen läßt 66 , sowenig kann dennoch übersehen werden, daß er nicht durchgängig und also nicht ursprünglich von diesem Sinnzusammenhang geprägt, sondern sekundär davon überlagert ist. Worin der ursprüngliche und der darüber gelegte Sinn des Textes genau besteht, erschließt sich somit aus der literarkritischen Differenzierung und hängt von den dabei getroffenen Entscheidungen ab. In der Forschung, soweit sie das literarische Problem erkannt hat, gehen die Meinungen darüber auseinander. B. Duhm und P. Volz67 kommen mit einfacher Textglättung durch Streichung von Einzelzusätzen (Glossen) und Umstellung aus. Hier herrscht das Bild des fugenlosen Urtexts, der nur mehr oder weniger zufällig in Unordnung geraten ist. Dasselbe trifft noch für R. P. Merendino 68 zu. Außer dem Namen in V. 1 sowie V. 6b.7, die unter redaktionsgeschichtlicher Perspektive mit 44,24—28 in Verbindung gebracht werden, handelt es sich auch ihmzufolge um punktuelle Zufügungen, Kommentare des unbefriedigten Lesers, und zwar nicht nur eines einzigen. Demgegenüber sowie gegen G. Fohrer 69 , der zwei selbständige Einheiten

66

Vgl. BEUREN z.St. und - ohne nähere Betrachtung des Texts - MELUGIN, Formation

1 2 3 f f . ; SPYKERBOER, Structure 1 3 1 - 1 3 3 ; ferner WILSON, N a t i o n s 207-210. Z u r A u s s a g e k o n t u r

des Zusammenhangs und ihren Hintergründen s. im folgenden. 67 DUHM 340ff. versetzt V. 1 ba nach V. 5 b und streicht die „Türen" in V. 2 (mit Umstellung der „Riegel" an deren Stelle), die beiden ersten Wörter in V. 3b sowie das ,:ri5?T' X1? in V. 5b. VOLZ 59 nimmt V.4abß. 5a sowie V.6b aus dem Zusammenhang V. 1—6a heraus und verbindet V. 5 a mit V. 7f. zu einem selbständigen Lied. 68 VT.S 31, 1981, 412ff. Er streicht den Namen in V. 1, das D1P3 i o p in V. 3b, ferner V. 4a; V. 5aß sowie V.6b.7. 69 Wie Anm.64. Er differenziert zwischen V. 1—3undV.4-7.

3. Grundtext und Überarbeitung

im werdenden

Dtjes-Buch

25

unterscheidet, hat K. Elliger 70 die These aufgestellt, es seien zwei Fassungen desselben Orakels ineinandergearbeitet worden. Hier hat offenkundig das Modell der Quellenscheidung Pate gestanden und ist auf die mündliche Verkündigung des Propheten übertragen worden. Doch ebensowenig wie die anderen vermag dieses Modell den Sachverhalt zu erklären, daß die Formulierungen derart aufeinander abgestimmt und im Aufbau zu einer Einheit gefügt sind, wie wir es finden. Das kann schwerlich auf zwei verschiedenen Quellen, zwei selbständigen Einheiten oder auch auf Einzelzusätzen von verschiedener Hand beruhen. Worauf aber dann?

3. Grundtext und Überarbeitung im werdenden

Dtjes-Buch

a) Jes 45,1 Der hier vorgeschlagene Ansatz zur Lösung des literarischen und damit verbundenen sachlichen Problems der Kyros-Aussagen in Jes 45,1—7 - und darüber hinaus - läßt sich am einfachsten an V. 1 des fraglichen Texts demonstrieren, wo er sich nachgerade von selbst aufdrängt. Daß ein stilistischer Bruch im Übergang von V. linit. (immer bis HVlPtf?) zu V. la*a(immer ab UHID^ßb und V. 2 vorliegt, wurde vorhin gezeigt. Die natürlichste Lösung liegt in der Streichung von V. la*aßb, die einen glatten, mithin den vermutlich ursprünglichen Übergang von V. linit. zu V. 2 wiederherstellt 71 . Doch in welchem Verhältnis steht der ausgeschiedene Relativsatz V. *1 zum Rest des Textes, und kann die Ausscheidung ihrerseits noch fester begründet werden als nur mit dem von vielen in Kauf genommenen stilistischen Bruch? Wie wir ebenfalls schon gesehen haben, besitzen die Formulierungen im ausgeschiedenen Versteil Parallelen im näheren und weiteren Kontext. Die Namensnennung des Kyros findet sich einen Vers vorher in 44,28, die Öffnung von Tür und Tor „vor Kyros" (wie V. 1 a) in V. 1 b nimmt V. 2, näherhin V. 2 b a vorweg; die Handergreifung (pin hi. + TB' bzw. T ) in V. * l a a (1. Zeile) hat ihre Parallele in 41,13; 42,6 (51,18), die Unterwerfung von „Völkern und Königen" ViS1? V. l a a ß (2. Zeile) in 41,2b 72 . Die Formulierungen in 45,1 stehen somit samt und sonders mit anderen Formulierungen im Buch in Beziehung und nicht für sich alleine. Ginge man nur nach der Sprachstatistik, hätte man es eigentlich mit einem gut deuterojesajanischen Wort zu tun, auch wenn 70

Wie A n m . 6 5 , bes. 490. Text A (vollständig): V. l i n i t . 2 - 3 a . 4 . 6 . 7 ; Text B (unvollständig): V. *1.3b. 5. Vgl. auch FENZ, Sancta C r u x 4 1 , 1 9 7 9 , 1 8 - 2 0 . 71

72

S o mit ELLIGER 485.487.

Auch hier mit einer Form der Wurzel TT") (apokopiertes impf, q.) oder - so Q a - "TT hi., vgl. die Diskussion bei ELLIGER 105f. Nach der masoretischen Punktation handelt es sich um impf. hi. von ML (vgl. GESENIUS - BUHL), vom Konsonantenbestand her möglich wäre auch impf. q. Jedenfalls dürfte in 45,1 - trotz der unterschiedlichen Schreibung der Formen in Q a dieselbe Wurzel wie hier gemeint sein, am ehesten wohl T n , auch wenn 41,2 selbst eigentlich eine andere im Sinn hätte. „Völker" (D'IJ) und Könige" in Parallele sonst nur noch in 52,15.

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45,1-7

die eine oder andere Vokabel oder Form nur hier vorkommt. Allerdings wird nicht 45,1 durch die teilweise ebenfalls singulären Formulierungen in der näheren Umgebung (V. 2.3 a) aufgenommen und kommentiert, sondern die Abhängigkeit liegt eindeutig da, wo wie in 45,1 Aussagen aus verschiedenen Kontexten zusammengezogen und mit dem unmittelbaren Nahkontext verbunden sind. Der genetische Weg wird deutlich, wenn man nach dem Sinn der erweiterten Adresse in 45,1 und ihrer Kontextbezüge fragt. Es wird sich zeigen, daß dabei zwei miteinander korrespondierende Aspekte eine Rolle spielen, ein inhaltlicher und ein redaktionell-textstrukturierender. Zunächst zum Inhaltlichen. Die Vorwegnahme von V. 2 in V. l b erweist sich auch in dieser Hinsicht als sekundär, insofern sie die überlegte Anordnung der Stadt-Elemente in V. 2aßb.3 a, die diese Verse zusammenschließt 73 , auch nicht nur andeutungsweise einhält. Der Akzent liegt auf etwas ganz anderem, nämlich auf der Art der Stadteroberung durch Jhwh für Kyros, die einschlägig korrigiert wird. Anstelle der gewaltsamen Eroberung nach V.2.3a, bei der Mauern geschleift ("IW pi.) und Tor und Riegel aus Metall zerschlagen werden ("Dttf, 3H1 beide pi., vgl. 43,14 text.?), um an die Schätze im Innern zu gelangen, steht in V. l b die gewaltfreie Öffnung der Stadt, bei der die „Türflügel" (du.) eines Tores von Jhwh schlicht aufgetan (nns pi.), ganze Tore erst gar nicht verschlossen sein werden ("IAO ni.) 74 . Indem V. l b vorausgeschickt wird, ist vorbestimmt, in welchem Sinn V. 2.3b gelesen werden sollen. Weder Jhwh noch Kyros, vor dem Jhwh herzieht, gelten demnach als Bezwinger einer befestigten, sich verteidigenden Stadt, sondern beide scheinen in den Städten der unterworfenen „Völker und Könige" (V. 1 a) nachgerade willkommen zu sein 75 . In ähnliche Richtung geht V. * l a a ß (2. Zeile). Gegenüber der Sach- und Wortparallele 41,2ba ist klar, daß hier Jhwh Subjekt der Handlung ist 76 . Dies mag der Verfasser von 45,*1 auch in 41,2 gefunden haben, doch zeigte sich gerade daran die sekundäre Interpretation. Denn in 41,2ba ist dem ursprünglichen Sinn nach am wahrscheinlichsten Kyros das Subjekt 77 . Der Grund für die 73

S.o. S.22. Zur Vorstellung vgl. den Hinweis bei VOLZ 60 auf O. WEINREICH, Türöffnung im Wunder-, Prodigien- und Zauberglauben der Antike, des Judentums und Christentums, Tübinger Beiträge zur Altertumswissenschaft V, Stuttgart 1929,200-452 (464), unsere Stelle ebd. 417f. 75 Vgl. im Unterschied dazu die Aufnahme von Jes 45,2b in Ps 107,16 und dazu W. BEYERLIN, Werden und Wesen des 107. Psalms, B Z A W 1 5 3 , 1 9 7 8 , 1 6 - 1 8 . 3 8 f f . 76 Die 1. sg. im par. zum ersten und unmittelbar vor dem zweiten inf. in 45,1 schließt die soweit ich sehe auch von niemandem vertretene - Möglichkeit eines Subjektwechsels von Zeile 1 (Jhwh) zu Zeile 2 und 3 (Kyros mit rückbezüglichem vas1?) aus. 77 Anders DUHM und VOLZ z.St., die beide 41,2ba (mit i n impf, q.) noch von der Fragepartikel in V. 2 a regiert sehen mit Jhwh als logischem Subjekt. Wieder anders MERENDINO, VT.S 31, 1981, 124, der das ¡?7X in V. 2aß als Subjekt nimmt (vgl. aber ebd. 129!) und in V. 2 b a (mit Qere) apokopiertes hi. von m"l („niedertreten lassen") liest. WILSON, Nations 25 schließlich kombiniert beide Möglichkeiten ( m i hi. regiert von 'S). Gegen die Vorschläge spricht der Umstand, daß in V. 2bßy (lies oder denke mit BHS •ITT') mit rückbezüglichem sf. 3. sg. des Kyros Waffen, in V. 3 eindeutig er selbst als Subjekt erscheinen. Die Rede ist dabei 74

3. Grundtext und Überarbeitung

im werdenden

Dtjes-Buch

27

Änderung liegt zunächst im Kontext. Nach 4 5 , 2 . 3 a ( . 4 b . 5 b ) bekommt Kyros alles von Jhwh, der vor ihm hergeht. Was in 41,2a.4 im Blick auf die von Kyros selbst erfochtenen Siege (V. 2aß.2b-3) in eine rhetorische Frage gekleidet ist, ist hier direkt ausgesagt, und dem trägt der Wechsel des Subjekts von 41,2ba nach 45,1 Rechnung. Doch darüber hinaus fügt sich die Änderung auch in das Konzept des Ergänzers aus V. I b . Bezeichnenderweise ist aus 41,2b.3 7 8 lediglich der eher allgemein formulierte Anfang 41,2ba genommen und im zweiten Glied (45,1 aß) entsprechend abgewandelt. Für die vernichtende Eroberung mit Schwert und Bogen nach 41,2b.3 (und 41,25) stehen in 45,1a (2. Zeile) bloße Unterwerfung 79 und Entwaffnung 80 . Für Kyros heißt das, daß, wenn er kommt, schon alles für ihn getan ist. Nicht nur, daß Jhwh ihm zum Sieg über die Völker verhilft (41,1—4.25) und durch Einreißen der Befestigungsanlagen den Einmarsch in die Stadt ermöglicht (45,2—3b) - so das übliche Zusammenspiel zwischen Gott und König (vgl. z . B . Ps 2,8f.); gemäß 45,1, gelesen vor dem Hintergrund von 41,2b.3, erscheint Kyros gar als von allen militärischen Aktionen enthoben und steht somit für eine Aufgabe anderer Art unter den Völkern zur Verfügung. Auf sie weist die Zufügung des Relativsatzes U ' ö ' a T p i n n HPK in 4 5 , * l a a (1. Zeile). Die „Ergreifung der Rechten" präzisiert den vorstehenden Titel „Gesalbter" und gehört neben der Berufung durch Nennung des Namens (V. 3 b . 4 b ) , der Verleihung des Ehrennamens (V. 4b) und der „Gürtung" (V. 5 b ) zur Topik des Königsorakels 81 . Nun erhebt sich allerdings die Frage, warum gerade dieser Topos an derart exponierter Stelle als Überschrift der folgenden Zusagen steht. Antwort geben wieder die Bezüge zu anderen Stellen. Im Blick ist vor allem 41,13, wo Jakob-Israel „bei der Rechten gefaßt" wird (vgl. auch ptn hi. in 41,9), sodann 42,6, wo der Gottesknecht aus 42,1—4 „bei der Hand gefaßt" wird. Eine ähnliche Verbindung besteht zwischen dem vom Sieg, der dem Kyros auf dessen Feldzügen begegnet; V. 2bßy.3 führen also V. 2aß aus (zum Text ELLIGER 105, Note 2ab, Änderung aber unnötig), nicht V. 2 b a noch die in V. 2a anhebende Frage im ganzen. Dasselbe aber gilt auch von V. 2 b a (mit impf. q. von "I1"l oder hi. von 11'), worauf nicht zuletzt die Tempora weisen: die Frage V. 2 a pf. (mit 2 a a als Objektsatz impf.), wiederaufgenommen in V. 4 a a ; die Ausführung des Objekts V. 2aß in V. 2b—3 impf, (vgl. BEUREN A 6 3 ) . 78

3. pl.

Zusammengehalten durch die auf „Völker und Könige" sich beziehenden Suffixe der

7 9 Auch sie ist natürlich nicht ohne militärische Gewaltanwendung vorzustellen, die hier jedoch nicht eigens betont, sondern eben zurückgenommen ist. Vgl. zu den möglichen Ableitungen der Stammwurzel IT: Ps 144,2 sowie vielleicht 18,48 (text. em.) 711; 2 Sam 22,48; Ps 56,8; 59,12; Jes 10,13, ferner Am 3,11; Prov 21,22 sowie Jes 43,14 I T . 80 So das „die Hüften der Könige öffnen", vgl. 2Sam 20,8; l K ö n 20,11. Gegen DAHOOD,

CBQ

20,

1 9 5 8 , 4 9 vgl. ELLIGER 4 9 2 . Z u r S a c h e s i e h e i m K y r o s - Z y l i n d e r (EILERS,

BERGER)

Z. 15ff.22ff. neben Z. 13f.28—31; im „Schmähgedicht" auf Nabonid (Verse Account S. SMITH, A N E T , T G I 1950) V I 2 f f . ; Nabonid-Chronik (GRAYSON, A N E T ) III 12ff. 81 Vgl. Komm., bes. WESTERMANN, Sprache 66f.; M. WEIPPERT, Assyrische Prophetien der Zeit Asarhaddons und Assurbanipals, in: F. M. Fales (Hg.), Assyrian Royal Inscriptions, OAC 17, Rom 1981, 7 1 - 1 1 5 , bes. 108ff.; DERS., N e d T h T 3 6 , 1 9 8 2 , 1 - 1 1 , bes. 9ff.

28

All. Jes 45,1-7

in 45,3-4 (sowie 41,25 text. em.) und in 43,1 (von Jakob-Israel) und 49,1 (K~lp vom Knecht mit "DT im par.) 82 . Auch diese Bezüge sind kaum zufällig, sondern haben etwas miteinander zu tun 83 , doch liegen die Bezugsreihen nicht beide auf derselben Ebene. Während nämlich Kyros in 45,3f. den Rang von Jakob-Israel und Gottesknecht nur um solcher Ziele willen einnimmt, die außerhalb seiner unmittelbaren Interessen liegen (V. 4a, im weiteren Sinne V. 6a), geht es in V. 1 vornehmlich um ihn selbst, der „bei der Rechten gefaßt wird", und seine Interessen als solche, die Jhwh damit unmittelbar wahrnimmt. Um dies zum Ausdruck zu bringen und auch die Namensnennung aus V. 3f. in dieses auf Kyros selbst fixierte Konzept zu integrieren, ist der Ausdruck der Handergreifung gewählt: ergänzend zur Bezugsreihe von DtP3 X"lp wird das ptn hi. + Tö'/T" aus 41,13; 42,6 aufgenommen und an den Anfang gestellt, wodurch 45,1—3 durch diejenigen Epitheta gerahmt ist, die Kyros dem Gottesvolk und dem Gottesknecht gleichstellen. Neben der „Rechten" Jakob-Israels in 41,13 begegnet in 41,10 im übrigen auch die „siegreiche (p"[5) Rechte" Jhwhs 84 , und ebenso konvergiert mit der „Hand" des Knechts in 42,6 (vgl. auch 53,10) die Hand Jhwhs85 im zweiten Ebed-Text 49,2; „Hand" und „Rechte" Jhwhs erscheinen nebeneinander in 48,13 bei der Schöpfung. Durch 45,1 wird Kyros in das Hand-zu-Hand-Verhältnis zwischen Jhwh, Jakob-Israel und Gottesknecht sekundär mit einbezogen und im Lichte von Jakob-Israel und Gottesknecht neu gesehen. Wir sind damit bei dem redaktionell-textstrukturierenden Aspekt der Adressenerweiterung in 45,1 angelangt. In dieser Hinsicht hat die Zufügung eine dreifache Funktion. Erstens: Die Rahmung der V. 1—3 durch die miteinander korrespondierenden Berufungstopoi der Handergreifung und Namensnennung und die damit einhergehende Konzentration auf die Person des Kyros stehen in Zusammenhang mit der dreiteiligen Anlage des Orakels, die die Begründungssätze V. 4a.6a der Kyros-Erkenntnis in V. 3b nachordnet. Zweitens: Sowohl die namentliche Erwähnung des Kyros im zweiten Dativ als auch die stilistischen Ungereimtheiten in 45,1 dienen der Verbindung des Orakels mit 44,24—28, als dessen unmittelbare Fortsetzung die Jhwh-Rede 45,1 ff. demnach gelesen sein will86. Drittens: Wie die Einzelformulierung zeigt, sind in 45,1 weitere Horizonte mit im Blick. Zum einen werden andere Kyros-Aussagen (41,2f.25) mit einbezogen, zum anderen z. T. schon vorgefundene Bezugs82 Vgl. außerdem 40,26 (von den Sternen), ferner 44,5 (par. D33 pi. wie 45,4b, text.?). Anders 43,7; 4 8 , l f . K"lp abs. (mit Jhwh als Subjekt): 41,9; 48,12 (pu.); 51,2 (Jakob-Israel, Abraham); 41,4 (die Geschlechter); 46,11; 48,15 (Kyros); 42,6 („Knecht"); 48,13 (Himmel und Erde); 50,2; 54,6 (Zion). 83 In welcher Weise s.u. S. 52.141f.144ff. sowie 162 Anm.585. 84 TW - außer 48,13 - sonst nur noch in anderen Zusammenhängen 44,20; 54,3. 85 Sonst 41,20; 43,13 vom Heilshandeln an Jakob-Israel; 40,2 sowie 51,17 mit der „Hand Zions" 51,18(.22f.) vom Gericht an Zion und ihren Kindern, 49,22; 50,2; 50,11 vom Gegenteil. 86 S.o. S. 19 mit Anm. 48 sowie unten S. 78f.

3. Grundtext und Überarbeitung im werdenden

Dtjes-Buch

29

bögen zwischen weiter auseinanderliegenden Texten vom Gottesknecht in seinem Verhältnis zu Jhwh (42,6; 49,lf.) bzw. Jakob-Israel (41,9-13; 43,1) nachgebildet und vervollständigt. Kyros und der Gottesknecht werden damit auf einer Linie gesehen. Auch wenn die Indizien für eine begründete Entscheidung noch nicht ganz ausreichen, sei doch schon hier daraufhingewiesen, daß sich danach eine gewisse Schichtenverteilung abzeichnet: Am Anfang stehen Aussagen über das Verhältnis von Jakob-Israel zu Jhwh, in dem auch Kyros zunächst noch „um Jakob-Israels willen" - seinen Platz hat; daneben gilt gleichzeitig oder später? - dem Gottesknecht die königliche Berufung; sodann ist das Verhältnis auf Kyros - um seiner selbst willen - , schließlich, wie wir noch sehen werden, wieder auf Israel und Zion übertragen worden. Wir kommen zum Schluß unserer Behandlung von Jes 45,1 und fassen zusammen. Die Erweiterung der Adresse in 45,1 hat sich in zweifacher Hinsicht als sekundär erwiesen. Einmal durch den stilistischen Bruch, zum anderen durch inhaltliche Sinnverschiebungen gegenüber dem Folgenden, die aus Beziehungen zum näheren und weiteren Kontext gespeist sind und damit zugleich eine textstrukturierende, redaktionelle Funktion wahrnehmen. Die Ergänzung von 45,*1 ist also mit Bedacht so formuliert und plaziert, wie wir sie vorfinden, und bildet im übrigen, was gleich zu zeigen sein wird, gemeinsam mit anderen sekundären Elementen in 45,1—7 und anderswo eine durchlaufende literarische Schicht. Es handelt sich weder um einen verlorenen Einzelzusatz (Glosse) noch um den Bestandteil einer eigenen Quelle oder einer ehemals selbständigen Einheit. Vielmehr wird eine Ergänzungsschicht sichtbar, die nie für sich bestanden hat, sondern einen Grundtext voraussetzt, in den sie einformuliert wurde. Gleichzeitig wurde - bisher noch ganz am Rande - sichtbar, daß auch der ergänzte Grundtext in Jes 45,1—7 seinerseits gewisse Beziehungen zu anderen Stellen im Dtjes-Buch aufweist. Inwieweit das ebenfalls mit dem Werden des Buches zusammenhängt, läßt sich jetzt noch nicht sagen, aber durchaus ahnen. b) Die übrigen Bestandteile der Ergänzungsschicht Im Anschluß an die Ergebnisse zu 45,1 können nun auch die übrigen sekundären Elemente in 45,1—7isoliert und zugeordnet werden. Als erstes das Sin 157a1? in V. 3 b, das die Kyros-zentrierte Rahmung von V. 1—3 mit konstituiert. Den ganzen Vers auszuscheiden ist nicht nötig, wäre eher verfehlt. Denn ohne die beiden ersten Wörter bildet V. 3b ( . . . 'S) einen guten, mit dem pt. XHpn in die Redesituation des Orakels passenden Abschluß des Aussagezusammenhangs V. laa(init.).2—3, dem darauf ein Begründungsteil folgt, der in V. 4b Ende (DW3 K"lp) und Anfang (Ehrenbezeichnung „sein Gesalbter") der Aussage V. 1—3 inkludierend aufnimmt. Ebenfalls sekundär zugefügt ist sodann sicher V. 5b. Inhaltlich setzt der Vers V. 1 aß voraus; im Stile der Aussagesätze V. 2—3a.4b, bes. V. 4bß, bereitet er

All. Jes 45,1-7

30

die Zweckangabe V. 6 a eigens vor und weist sie so als dritten Schritt nach Kyros und - durch dessen Erkenntnis initiiert - Jakob-Israel aus. Durch V. 3b(init.) erhält das ' j n j n ' X1? (pf.!) einen besonderen Akzent und ist dementsprechend in V. 5 b wiederholt: Die Ziele, um derentwillen Kyros ohne Erkenntnis berufen wurde, können nur darum eingelöst werden, weil Berufung und Unterstützung (V. 4 b . 5 b) zur Erkenntnis führen (V. 3b). Im selben Moment dürfte schließlich V. 5 a in den Text eingeschrieben worden sein. Sachlich paßt der Versteil zwar ebenso gut zum Grundtext wie zur Ergänzung, in seiner Eigenschaft als Teiler zwischen zweitem (V. 4—5 a) und drittem Redeteil (V. 5—7) aber nur zur Anlage der Erweiterungsschicht 8 7 . D a r ü b e r hinweg schließt V. 6 a , der im übrigen schwerlich auf V. 5 a folgen könnte, gut an V. 4 an, und zwar als Folgebestimmung für das, was durch die Berufung des Kyros um Jakob-Israels willen geschieht. Etwas schwieriger ist die Entscheidung für V. 7. Die artikellosen Partizipien könnten sämtlich durch 44,24—26a veranlaßt sein 88 . Möglich ist aber auch eine Angleichung an 44,24ba nur durch 45,7b. D e r Vers dient jedenfalls als redaktionelle Klammer, sei sie hier ergänzt oder hier ursprünglich und in 44,24 ergänzt oder an beiden Orten gleichzeitig angebracht. So naheliegend es auch scheinen mag, für den Kyros-Ergänzer kommt jedoch keine der genannten Möglichkeiten in Frage. Zwar ist er in 45,1 um die Anbindung der J h w h - R e d e an 44,24a bemüht und bezieht damit die Jhwh-Prädikation in 44,24ff. auf die Kyrosberufung, doch setzt er gerade dabei ebenso wie in 44,28 89 sowohl 44,24ff. als auch die Verbindung der beiden Einheiten und mit ihr die Klammer 44,24/45,7 schon voraus. c) Überprüfung der Ergebnisse durch den Kontext Damit ergibt sich für den Text Jes 45,1—7 als Grundbestand: 45,linit.(bis in , tro , ?).2.*3 (ohne 3Hn I S r a ^ A ö J ; als Ergänzung 45,*1.3b(init.).5ab. D e r Grundtext gliedert sich in zwei Teile: 1) Die Aussage V. *l—3 mit Botenformel und Adresse in V. linit. und abschließendem Rückverweis auf das redende Subjekt Jhwh in der Inklusion '38 V. 2 / '3N 'D V. 3 b. 2) Die Zweckangabe V. *4—7 mit Wiederaufnahme von V. *1—3 in V. 4b, Zweck V. 4 a und Folge V. 6 a sowie dem wieder auf das redende Subjekt bezogenen Schluß V. 6b.7 m i r ^ S wie V.3b.

Im Unterschied zum vorliegenden, überarbeiteten Text gibt V. 3 b nicht Zweck und Folge der Berufung an, sondern bestätigt die Identität des Berufenden. Er, Jhwh, und nicht Berufung und Unterstützung des Kyros als solche 87 Es sei denn, man nehme V. 5a als ursprünglichen Schluß des Orakels und V. 6f. mit V. 5 b als späteren Nachtrag im Zuge der Ergänzung. Dagegen sprechen jedoch konzeptionelle und redaktionsgeschichtliche Gründe, s. dazu gleich unten. 88

89

S o MERENDINO, V T . S 3 1 , 1 9 8 1 , 4 1 4 f . (s. A n m . 6 8 ) .

S.u. S.78ff.

3. Grundtext und Überarbeitung im werdenden

Dtjes-Buch

31

steht im Vordergrund. Sodann bilden V. 4a und V. 6a nach dem Wegfall von V. 5 nicht zwei eigene Zweck- oder Folgebestimmungen. Sie sind vielmehr aufeinander bezogen und geschickt um den Hauptsatz V. 4b herum gruppiert. Der eigentliche Zweck der Kyrosberufung ist betont an den Anfang gestellt: Es geht um Jakob-Israel, Jhwhs Knecht und Erwählten. Ihm steht Kyros als Berufener und „Gesalbter" zu Diensten, um seiner Befreiung willen ist die Stadt, gemeint ist im Kontext des Buches auf dieser Stufe sicher Babylon 90 , in die Hand des Kyros gegeben, worin die Berufung nach V. 2—3 konkrete Gestalt annimmt. Als Folge dieser Dienstleistung, d. h. als Folge der Befreiung des Gottesvolkes aus der Stadt Babylon, gelangt schließlich auch die ganze Welt („von Osten nach Westen") zur Erkenntnis der Ausschließlichkeit Jhwhs (V. 6 a mit Nachsatz V. 6 b. 7). Mit diesem Konzept steht unser Text nicht allein. Seine nächsten Parallelen hat er in den deuterojesajanischen „Gerichtsreden gegen die Völker und ihre Götter" 91 , dort insbesondere im sog. „Weissagungsbeweis", der sich in 41,21—29 (wie 41,1—4) auf Kyros bezieht 92 und insgesamt auf den Erweis der Einzigkeit Jhwhs gegenüber anderen, in ihrer Existenz geleugneten Göttern zielt 93 - dies alles vor dem Forum und zu Ohren der Völker 94 . Allerdings, so vertraut die Kombination auch erscheinen mag, sie läßt sich nicht ohne Einschränkung, d.h. nicht ohne redaktionsgeschichtliche Differenzierung auf90 Damit lassen sich auch die in 45,2f. genannten Einzelzüge in Einklang bringen (vgl. ELLIGER 493). Für sich genommen ist die Aussage freilich recht unspezifisch und kann auf vieles gehen, etwa auf den Lyderfeldzug des Kyros, wozu auch die Schätze gut passen, vgl. GALLING, Studien 20 sowie unten C 1 3 b . 4 . Ebenso dürfte dann aber auch V. l b nicht nur die jetzt gewaltlose Einnahme Babylons, sondern eine solche aller Städte der unterworfenen „Völker und Könige" (V. l b ) im Blick haben. 91 41,lff.21ff.; 43,(8.)9ff.; 44,6ff.; ferner 45,(18f.)20ff. Zur Gattung vgl. BEGRICH 26ff., weiterführend VON WALDOW, Anlaß 37ff.; WESTERMANN, Sprache 51ff.97f.; SCHOORS, VT.S 24, 1973, 176ff., bes. 207ff.; MELUGIN, Formation 53ff. sowie N. L. IRONS, A Form-Critical Study of the Trial Speeches in Deutero-Isaiah, Ph. D Vanderbilt 1976 (Diss. Abstr. 37, 1976/77 Nr. 5893). Neuerdings MERENDINO, aaO., bes. 325ff.; WILSON, Nations 107ff., aber auch LEENE, D e vroegere 43ff.58f.117f.136f. 92 Ohne dessen Erwähnung 43,9—13; 44,6—8; 45,*20f. Zur Argumentation vgl. WESTERMANN, aaO. 54ff.; ZIMMERLI, Wahrheitserweis 206-211; STECK, Deuterojesaja 215ff. sowie unten B II 3 und C 1 3 b . 4 . 93 Vgl. 41,23f.29 sowie die „monotheistischen" Formeln: Hin '3N in 41,4; 43,10.13, ferner 46,4; 48,12; das einfache ' j S / m n ' (mit und ohne Erweiterung) in 41,4.17; 42,6.8; 43,15; 44,24; 45,7.8; 49,23.26 bzw. 43,12 sowie 41,10.13; 43,3; 48,17. l'KI m n ' 'W/'MK njr'jnn u . a . in 43,11; 44,6.8, ferner 45,6.21; mit Tl^lt 45,5.21; die charakteristische Kurzform TIS TX! ^N/mrr '38 in 45,5.6b.18.22 sowie 45,14; 46,9. „Der Erste und der Letzte" in 41,4; 44,6, ferner 48,12. Zum Verständnis der „Ich Jhwh"-Formeln vgl. die Diskussion mit ZIMMERLI (TB 19, 2 1969, 11-40, bes. 29ff.) bei MICHEL, ThViat 11, 1966/72, 145-155, bes. 150ff.; BEUREN, Bijdr. 35, 1974, 336ff.350ff. und zuletzt HERMISSON 64f.; eine umfassende Darbietung des gesamten Materials bei HARNER, Grace and Law. Zum deuterojesajanischen Monotheismus WILDBERGER, TB 66, 1979, 249-273. 94 Vgl. insbesondere 41,1 sowie 45,20f. (zu den „Entronnenen der Völker" HERMISSON 68f.), ferner 43.9.

32

A II. Jes

45,1-7

rechterhalten. Es sei nicht verschwiegen und vorgreifend hier schon gesagt, daß wir in den Gerichtsreden und 45, * 1—7 dasselbe literarische Stratum im werdenden Deuterojesaja-Buch erkennen. Die Einladung der Völker zur Verhandlung und das Fehlen einer - nur über die Götter gesprochenen (41,24.29) Verurteilung räumen den Völkern eine eigene, insbesondere gegenüber Aussagen wie 40,17.21 ff. neuartige Rolle ein, die bezeichnenderweise mit dem Erscheinen des Kyros im Weissagungsbeweis konvergiert. Andererseits darf aber nicht übersehen werden, daß sich die direkte Anrede nur gerade in 41,1 (sowie 45,20f.) findet und in den unstrittigen Texten95 die Völker nirgends ausdrücklich zur Erkenntnis Jhwhs aufgerufen werden, geschweige denn dahin kommen 96 . Ein positiver Nachweis für 45,6a (wie auch für 45,4) läßt sich also aus den Gerichtsreden selbst nicht führen! Im Gegenteil, die einzige Stelle dort, an der in gleicher Konstruktion von einem Erkenntnisvorgang gleichen Inhalts die Rede ist, spricht von der Erkenntnis des Zeugen Israel: 12nn 157Q1? Nin . . . (43,10)97. Die Kombination von Gerichtsreden und dem Grundtext in 45,1—7 wird vielmehr erst dann schlagend, wenn auch die Gerichtsreden in ihrem redaktionellen Kontext gelesen werden. Namentlich 41,5 (pf.) und 42,10—1398 zeigen, in welchem Sinne die Gerichtsreden im Buch rezipiert wurden. In der Vereinigung und Verschriftung der Worte scheint darin die Konsequenz aus dem gezogen, was in den Gerich tsreden selbst für die Völker implizit erst angelegt ist. Auf diese Stufe im Werden des Buches gehört dann auch die Explikation der Völkererkenntnis und komplementäre Ergänzung zu 43,10 in 45,6a, mithin die summarische Formulierung des Grundtextes 45,*1— 7 mitsamt seinen redaktionellen Beziehungen zu 44,24ff. Auch wenn angenommen werden kann oder sogar muß, daß hinter Jes 45,1—7 eine ehemals selbständige Einheit steht, so scheint uns der Schluß unausweichlich, daß der Grundtext diese nicht unmittelbar wiedergibt und auch er nicht unabhängig von anderen Texten und Textbereichen im Buch formuliert ist. Vor diesem Hintergrund wird nun noch deutlicher als zuvor, in welcher Weise sich die Ergänzungsschicht vom Grundtext abhebt. Der zweiteilige Aufbau wird, wie oben gezeigt, von einer Dreiteilung überlagert, die eine Hierarchie der Zweckangaben für die Berufung des Kyros aufbaut. Das KyrosWerk Jhwhs erhält einen eigenen Stellenwert und steht nun zusammen mit der Person des Kyros als solches im Vordergrund. Kyros wird berufen und be95 45,22f. und Perspektiven, wie sie in den Völker-Aussagen in 45,14; 49,26; 52,10; 55,4f. und im Prolog 40,5, vielleicht 51,*4f., aber auch in den Ebed-Texten 42,1—4; 4 9 , 1 - 6 . 7 ; 52,14f. und natürlich in der Erweiterung von 45,1—7 sichtbar werden, können nicht wahllos beigezogen werden, s. u. B 1 2 b und c. 96 Vgl. vielmehr 43,10 wie 41,20; 49,23; 52,6; von Jhwh 41,23(.22.26); die einzig vergleichbare Stelle findet sich in einem anderen Kontext 49,26 (mit HPa "73), ähnlich 52,10. 97 Die beliebte Änderung der 2. in 3.pl. (BHK) hat die Logik für sich, den Text aber eindeutig gegen sich. Vgl. E L L I G E R Z. St. 98 Ohne 4 2 , 1 - 4 . 5 - 9 direkt angeschlossen an 4 1 , 2 1 - 2 9 (dazu unten S. 45f.50f. 129f.); vgl. dazu auch 44,23; 45,8; 48,20f. sowie 43,20f.

A III. Methodische

Zwischenbilanz

und weiteres

Vorgehen

33

kommt Völker, Könige und Städte einschließlich Babylons, die sich jetzt mehr oder weniger freiwillig ergeben, unter seine Füße gelegt, um zunächst selbst zur Erkenntnis Jhwhs zu gelangen (V. 3 b), damit dadurch zum einen das Gottesvolk Jakob-Israel gerettet wird, zum anderen - angeführt von Kyros - auch die ganze Welt Jhwh als den einzigen bekennt. Durch die Einfügung von V. 5 a und b wird der ursprüngliche Zusammenhang V. 4.6a in einen doppelten Auftrag des Kyros zerlegt, der an den Doppelauftrag des Gottesknechts in 49,5f. erinnert. In redaktionsgeschichtlicher Hinsicht verdient festgehalten zu werden, daß der Kyros-Ergänzer neben den Gerichtsreden (samt 45,*1—7) auch die (beiden ersten) Ebed-Jhwh-Texte voraussetzt. Ob die beiden Komplexe literarisch auf derselben Ebene liegen, muß noch offen bleiben, ebenso die Frage, wie allen drei Komplexen nahestehende Aussagen (speziell über die Völker) in das Geflecht der Schichten und ihrer Konzepte hineingehören. Nach dem, was sich bisher gezeigt hat, ist eine - auch literarische - Differenzierung nach Sachkontur und redaktionellen Kontextbezügen jedenfalls angezeigt. Fragen wir zum Schluß, ob sich bereits aus Jes 45,1—7 etwas über den Anlaß und die historischen Hintergründe der Überarbeitung erheben läßt, so müssen wir noch ein letztes Mal auf V. 1 zurückkommen. Es hat ganz den Anschein, als hinge die Korrektur, die V. 1 gegenüber V. 2 (und 41,2f.25) vornimmt, damit zusammen, daß bei der Einnahme Babylons durch Kyros tatsächlich nicht Mauern geschleift, Tore und Riegel zerbrochen wurden, sondern die Türen offenstanden. Wir befinden uns also jedenfalls in der Zeit nach 539 v. Chr. Daß man damit nicht lediglich der historischen Wirklichkeit Rechnung tragen wollte, zeigt die Übertragung dieses Vorgangs auf alle unterworfenen Völker (nach V. 1 a) sowie die Konzentration auf die Person des Kyros und seine Berufung in der Ergänzungsschicht, die gegenüber dem Grundtext ein vollkommen andersartiges Kyros-Bild gezeichnet hat.

III. Methodische

Zwischenbilanz

und weiteres

Vorgehen

Die Analyse von Jes 45,1—7 hat gezeigt, daß man es darin mit zwei verschiedenen, literarisch zu differenzierenden Konzepten über die Gestalt des Kyros und seine Rolle in Jhwhs Heilsveranstaltung für Israel und die Völker zu tun hat. Das Verhältnis der beiden literarischen Schichten ist das von Grundtext und durchlaufender Ergänzung. Formulierung und Konzept des Grundtextes wie der Ergänzungsschicht stehen nicht isoliert, sondern sind jeweils in einen weiteren literarischen Kontext eingebunden und darauf bezogen. Dies ist evident für die Ergänzungsschicht, die für sich genommen keinen Sinn ergibt, sondern nur in Verbindung mit ihrem unmittelbaren und weiteren Kontext, auf den Wortbezüge weisen. Dies gilt aber auch für den Grundtext, wie an einigen Punkten schon zu sehen war. Zwar läßt sich das ursprüngliche Kyros-Orakel

34

A III. Methodische Zwischenbilanz

und weiteres Vorgehen

durchaus als selbständige Einheit aus sich heraus verstehen, doch deuten sprachliche und konzeptionelle Bezüge zum weiteren literarischen (!) Kontext (insbesondere der Völker-Gerichtsreden samt Kompositionselementen) darauf hin, daß auch hier nicht ohne Plan und literarischen Zusammenhang formuliert wurde. Grundtext und Ergänzung in Jes 45,1—7 führen so auf die Frage nach durchgehenden literarischen Schichten im werdenden Dtjes-Buch, in denen sie verankert sind. Der methodische Zugriff, den dieser Befund fordert, ist zweifellos die redaktionsgeschichtliche Fragestellung, wobei alle möglichen Spielarten der Textgenese im Auge zu behalten sind", angefangen bei der Erstverschriftung von mündlichem Überlieferungsgut über Einzelzusätze bis hin zur Fortschreibung eines vorgegebenen Buchzusammenhangs. Für den Komplex der Kyros-Aussagen sind aufgrund von Jes 45,1—7 nun schon erste Abgrenzungen möglich, die im folgenden an den übrigen Kyros-Texten weiter erprobt und erhärtet werden sollen. Wenig Wahrscheinlichkeit hat nach allem das Modell für sich, dem zufolge man nach literarkritischer Rekonstruktion von separaten Einheiten oder kleineren Sammlungen und ihrem Grundbestand damit unmittelbar beim lebendigen Wort oder Verkündigungskonzept des Propheten angelangt wäre. Dagegen spricht, daß auch der Grundtext von Jes 45,1—7 nicht unabhängig von anderen Texten formuliert zu sein scheint, sondern mit den Völker-Gerichtsreden ein zusammenhängendes literarisches Stratum bildet, mit eigenem, nur auf der literarischen Ebene erkennbarem Konzept, das sich erst aus der literarkritischen und konzeptionellen Differenzierung im ganzen Dtjes-Buch ergibt. Andererseits hat auch das Modell der einheitlichen Gestaltung des Buches aufgrund zumeist zwar zugegebener, aber als nicht rekonstruierbar abgetaner Vorgeschichte - wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Wie wir gesehen haben, lassen sich die Einheiten voneinander abgrenzen und muß in der redaktionellen Gestaltung selbst differenziert werden. Die vorliegende Endgestalt hat nicht nur eine mündliche, sondern auch eine literarisch-redaktionelle Vorgeschichte im Buch, die ihre Spuren hinterlassen hat. Schließlich ist aber auch eine Abgrenzung möglich und nötig gegenüber literarkritischen und redaktionsgeschichtlichen Differenzierungen, die den synthetischen Boden gänzlich unter den Füßen verlieren. Verschriftung und Formulierungen der deuterojesajanischen Verkündigung sind offenbar nicht planlos von einer Randnotiz zur anderen verlaufen, sondern entspringen konzeptionellen Zusammenhängen, die sich in verschiedenen literarischen Schichten niederschlagen. Jede literargeschichtliche Differenzierung ist an solchen Sachzusammenhängen zu messen, gewinnt sie doch erst durch sie die nötige Plausibilität. 99 Zu den möglichen Sachverhalten und dem methodischen Zugang vgl. jetzt STECK, Exegese des Alten Testaments, Neukirchen-Vluyn 12 1989, 75 ff. (§6).

A III. Methodische

Zwischenbilanz

und weiteres

Vorgehen

35

Nach allem bietet sich als Alternative, die dem komplexen Befund in Jes 4 5 , l — 7 am ehesten gerecht wird, das Modell einer diachronen Kompositionskritik an, das auf der einen Seite zwischen relativ selbständigen Einheiten und späteren Zufügungen unterscheidet, auf der anderen Seite jedoch von Anfang an sowohl für die Formulierung relativ selbständiger Einheiten als auch vor allem für die Zufügungen mit weiteren literarischen Horizonten rechnet. Weist die Verbindung einer relativ selbständigen Einheit zu einem weiteren literarischen Kontext auf eine zusammenhängende Grundschicht des Dtjes-Buches, so die Ergänzung des Grundtextes auf produktive Auslegung und Fortschreibung. Die Analyse der Kyros-Texte darf sich mithin nicht auf die einzelnen Texte für sich beschränken, sondern muß, vom Einzeltext ausgehend, auch ihre literarischen Horizonte im Nahkontext wie im Buchganzen mit einbeziehen. Dabei wird sich zeigen müssen, ob und gegebenenfalls wo eine solche Grundschicht, in die der Grundtext von Jes 45,1—7 hineingehörte, zu finden ist; ferner sollte daraus hervorgehen, wie weit der literarische Horizont der Ergänzungsschicht in Jes 45,1—7 reicht, ob es sich also nur um Einzelzufügungen oder um Bestandteile einer breiteren Fortschreibungsschicht handelt. Das methodische Modell wird sich sodann daran zu bewähren haben, daß die Differenzierung zwischen ursprünglichen und sekundären Kyros-Aussagen und ihrer literarischen Kontexte auch für solche Texte im fraglichen Buchteil Jes 40—48 (und darüber hinaus) eine plausible Schichtenzuteilung erlaubt, die nicht direkt davon betroffen sind. Dementsprechend folgt im Gang unserer Untersuchung nun ein zweiter Hauptteil (B) mit den Analysen der Kyros-Texte in ihrem literarisch-redaktionellen Kontext, auf den von Fall zu Fall ausgegriffen wird. In einem dritten Hauptteil (C) werden die redaktionsgeschichtlichen Ergebnisse sodann zusammengefaßt, unter Einschluß weiterer Schichten im Buch zu einem Gesamtbild verdichtet und dabei vor allem auf die in der literarischen Entwicklung sich abzeichnende theologische Sachbewegung in ihrem historischen Zusammenhang hin befragt. Das Ziel der Untersuchung ist erreicht, sobald wir zu verstehen beginnen, welches in der Entstehungsgeschichte des Deuterojesaja-Buches als solcher die leitenden theologisch-hermeneutischen Implikationen sind (C IV).

Teil B

Die übrigen Kyros-Texte und ihre redaktionelle Verankerung im Buch I. Jes 41,1 - 5 und 41,21 -29 1.

Textanalyse

Um den literarkritischen Befund gleich vorwegzunehmen: Jes 41,1—4.5 und 41,21—29 gehören, von Bearbeitungsspuren anderer Herkunft abgesehen, zum älteren Bestand der Kyros-Aussagen und also mit dem Grundtext von Jes 45,1—7 auf eine (literarische) Ebene. Lediglich in 41,1.25 scheint der KyrosErgänzer zwei unauffällige, aber nicht minder bezeichnende Änderungen vorgenommen zu haben. Völlig unmotiviert und auch vom näheren Kontext nicht gedeckt erscheint das 'ötPa XTp1 in 41,25aß, das darum zu Recht meistens nach G und Qa in m p ni. (oder 1. impf. / pt. q.) und 1ÖW3 geändert wird100. Es erklärt sich am einfachsten als Vorverweis auf 45,3b(init.) und 6a (WOW n~iTöö, vgl. 41,2; 46,11). Die Berufung, hier: „Erweckung" des Kyros ist dem Ergänzer zufolge in erster Linie auf seine Konversion gerichtet. Daß damit auch hier (wie in 45,4—5 a.5bf.) der Feldzug zur Rettung Israels (41,25 b) und das Völkerheil (42,1—4, beides zusammengefaßt in 42,5ff.) danach zu stehen kommen, scheint mir nicht zufällig101. Ebenso dürfte die Änderung eines ursprünglichen Parallelbegriffs zu 41,laa in HD ID^rr in 41,1 a[i1"2 auf das Konto desselben Ergänzers gehen. Sie dehnt den potentiellen Kreis derer, die in 40,31 auf Jhwh „hoffen" und „laufen", auf die Völkerwelt aus, nimmt aber nicht nur eine Formulierung aus dem nächsten Kontext in Jes 40 f. auf, sondern weist damit zusammen schon nach vorne auf 51,*4f. (nach 49,23.26) und 55,3—5 (vgl. mit Bezügen nach allen Seiten 60,9). Doch bleiben wir zunächst bei den Kyros-Texten selbst und untersuchen an ihnen das literarische Stratum, in das die älteren Kyros-Aussagen gehören.

100

101

V g l . ELLIGER 1 7 3 ; B E U R E N A 1 0 0 ; W I L S O N , N a t i o n s 3 5 f .

S. dazu unten B VI. Zur Sache vgl. die Parallele im Kyros-Zylinder Z. 23.26f.28.35. Vgl. ELLIGER 104f. und BHS. Um Ironie, so JANZEN, VT33,1983, 428-434, handelt es sich dabei m. E. allerdings nicht. 102

1. Textanalyse

a)

37

Abgrenzung

Die Abgrenzung von 41,1 ff. nach oben bereitet keine Schwierigkeiten. Es wechseln Sprecher und Anrede, und auch der Gegenstand der Rede ist ein anderer 103 . Nach unten ist die in 41,1 anhebende Rede Jhwhs bis V. 7 zu verfolgen, wobei freilich auffällt, daß in V. 5.6—7 über die in V. l a a b ß auch direkt angesprochene Völkerwelt („Inseln" und sonstige) ausschließlich in 3. pers. (wie V. l a ß b a ) gesprochen wird. Ab 41,8 wechselt wieder der Adressat, so daß der Abschnitt nach dem vorliegenden Text 41,1—7 umfaßt. Davon sind V. 6f. sicher sekundär zugesetzt. Alle Versuche, das Textstück als ursprüngliche Fortsetzung von V. 1—5 zu erweisen, haben wohl im Sinne der Redaktion (Götzen-Schicht) zweifellos ihr volles Recht 104 , verlieren aber wie schon diese selbst den Kern der Argumentation in 41,1—4 aus den Augen, ganz unabhängig davon, ob man die Einheit für sich nimmt oder im größeren Kontext. Denn es darf nicht übersehen werden, daß auch hinter dem Bericht der Reaktion auf 41,1—4 in 41,6f. 105 eine bestimmte Argumentation steht; sie aber bezieht sich in keiner Weise auf den vorher geführten Beweisgang, sondern verschiebt das intellektuelle Problem der Erkenntnis Jhwhs auf die Ebene der Materie von Göttern, an der die Nichtigkeit der fremden Götter und die daraus resultierende Vergeblichkeit ihrer Herstellung und Verehrung demonstriert werden. Der Hergang in41,l—7 ist somit als Geschehenszusammenhang konstruiert und in V. 6f. gezielt auf den Kontext hin formuliert. Die Argumentationsebene aber ist nicht nur in der bewußt wechselnden Erzähl- und Geschehensperspektive (Jbwh-Rede/Völker-Reaktion), sondern auch in der Perspektive des Autors und seiner Hörer/Leser grundverschieden. Nicht so in 41,5. Zwar wirkt auch dieser Vers nach 41,4 aufgesetzt 106 , doch bewegt sich die ebenfalls auf V. 1 rückweisende Reaktion der „Inseln" und „Enden der Erde" sachlich durchaus im Horizont der voraufgehenden Rede 107 . 103 vgl. 40,27: Frage Jakob-Israels nach seinem OStTO; 41,1 f.: Wer-Frage Jhwhs im OSWB zwischen Jhwh und Völkern, dazu im folgenden. 104

S.u. CHI 1. So - mit dem Hinweis auf die Wortbezüge - die Erklärung von SPYKERBOER, Structure 64ff.; B E U R E N z.St.; L E E N E , De vroegere 42f.; vgl. auch W I L S O N , aaO. 41.46. Doch die Feststellung von H E R M I S S O N , VF 31, 1986, 61 (metabasis eis allo genos) trifft nicht nur nach „ästhetischen Maßstäben" (LEENE 42) zu. Die Abgrenzung von V. 6f. gegenüber V. 5 (anders wieder FOHRER 34) ergibt sich aus den unterschiedlichen Bezügen: V. 5 orientiert sich an V. 1 - 4 , V. 6f. sind durch das Stichwort pm verbunden und legen V. 5 mit Bezügen zu V. 8ff. aus. 106 Vgl. ELLIGER 113f.l27f.; M E R E N D I N O , V T . S 31,1981,132f. Anders z. B . V O L Z Z. St. 107 Die Völker „sehen" (vgl. von Jhwh 41,23b Q.28) und folgen der Einladung V. 1 (3ip). S T und n n bringen einmal das Schaudern ob des „gesehenen" Feldzugs des Kyros gegen Völker(!) zum Ausdruck (vgl. zu ersterem wieder 41,23b K neben nstP hitp. bzw. liJW q. wie 41,10 und dazu das entsprechende Wortspiel in Ps 52,8; Hi 6,21; Sach 9,5 sowie - positiv - Ps 40,4; zum zweiten bes. Ez 26,15ff.); insbesondere NT dürfte sodann wohl zugleich auch die respektvolle Anerkennung der damit unter Beweis gestellten Gottheit Jhwhs gemäß 41,4 bezeichnen. Ob V. 5 die Rede tatsächlich so gravierend mißverstanden hat, wie ELLIGER (S. 105

38

BI. Jes 41,1-5

und

41,21-29

Er bildet nicht das Verbindungsglied zwischen 41,1—4 und dem Nachtrag V. 6f. 108 , der vielmehr seinerseits V. 5 auf die Götzenfabrikation umdeutet; in der Rückschau 109 macht V. 5 das Ziel der Rede explizit, das sie mit V. 1 und 4 im Auge hat, aber - wie die Gerichtsreden auch sonst - nicht eigens ausführt. Die Ausführung als solche weist V. 5 als Zusatz aus, der freilich sowohl in der Formulierung als auch der Sache nach auf derselben Linie wie V. 1—4 liegt, so daß die Abgrenzung in diesem Punkt noch offen bleiben muß. Zur Abgrenzung von 41,21—29 ist nicht viel zu bemerken. Auch wenn der Sprecher wie im näheren Umkreis 41,8ff.l4ff.; 42,1 ff. Jhwh ist und die 2. bzw. 3. pl. der Anrede äußerlich 41,17ff. fortsetzen könnte, so ist doch sowohl vom Formalen (Abschluß V. 20, Redeformeln V. 21; Sprecher „Ich" V. 17ff., „Wir/ Ich" V. 21 ff.) als auch vom Inhaltlichen her evident, daß V. 21—29 einen eigenen und, wie der Aufbau lehrt, durchgehenden, im übrigen einheitlichen 110 Sinnabschnitt bilden. Ein spezielles Problem stellt in beiden Textabschnitten die Rollenverteilung von Sprecher und Adressat dar. Wie insbesondere die 1. pl. des Sprechers in 41,22f.26 zeigt, die einen Zuschauerkreis (jetzt den Leser) mit einschließt, dürfte dies mit der fiktiven Situation der Gerichtsverhandlung zusammenhängen, nach der die Texte gestaltet sind 111 . Allerdings können und dürfen die Texte auch nicht sklavisch in ein entsprechendes Schema gepreßt werden, was auch für die Rollenverteilung gilt. So sind in 41,1 die „Inseln" und „Völker" sowohl in 2. wie in 3. pl. (imp./juss.) 112 eigens als Adressaten angesprochen, und das gleiche dürfte folglich auch in V. l b f f . der Fall sein 113 . Dementsprechend wird man auch in 41,21ff. sowohl die 2. pl. (imp./juss.) in V. 21.23f.26b als auch die 3. pl. in V. 22.28f. auf den einzig genannten Adressaten, hier die Götter (V.23a), zu beziehen haben 114 . Daß mit den Völkern zugleich ihre Anm. 106) meint, läßt sich also (mit SPYKERBOER und LEENE, beide unter Anm. 105) durchaus bezweifeln. Vgl. auch SCHOORS, VT.S 24,1973,212f. 108 So DUHM z.St., der freilich selbst die ungenügende Logik der Verbindung bemerkt; ELLIGER 114f. Anders schon MERENDINO (wie Anm. 106), der darin eine redaktionelle Brücke zwischen 4 1 , 1 - 4 und 41,8ff. findet; sowie VERMEYLEN, LeDiv 127, 1987, 196f., der V. 5 zusammen mit V. 1 als sekundäre Rahmen eines ursprünglich von 40,12.21a.22f.26 eingeleiteten Wortes 41,2—4 streicht. 109 So nach M (pf. / impf. cons. bzw. impf, für das weiterreichende Folgeverhalten), vgl. a b e r ELLIGER 107 ( b e s . Q a ) . 110

Doch vgl. unten Anm. 123f. S. die oben Anm. 39.91 angegebene Lit. 112 So M in V. l a ß . Zum Text s.o. S. 36 mit Anm. 102. 113 Anders VON WALDOW, Anlaß 43f. und nach ihm ELLIGER 110ff.ll8f., die einen Wechsel in der Anrede annehmen: V. l a Völker, V. l b ihre Götter. D a ß mit V. 2—4 die Völker nach einer Tat von Göttern gefragt werden, setzt nicht notwendig voraus, daß diese selbst angeredet sind. Abwegig scheint mir MERENDINO, VT.S 31,1981,130 (V. l a Völker, V. l b Israel). 114 So hier auch ELLIGER 178.181ff. Anders wieder VON WALDOW, aaO. und schon MARTI z.St. (allerdings mit vielen Textänderungen): V.21 Völker, V.22f. Götter. Wieder anders MERENDINO, aaO. 195f. 203ff. (V. 21.22a.28f. Israel, 22bff. Götter). Aufgrund der Parallele scheint mir als Alternative nur VON WALDOW denkbar, der (mit 43,9, wo allerdings der imp. 111

1. Textanalyse

39

Götter und mit den Göttern zugleich die Völker als deren Verehrer von der A n r e d e betroffen sind, geht aus dem Inhalt klar hervor, und ebenso, daß außer den Angeredeten (und ihrem mitgedachten Pendant) auch Israel (mit ihm der Hörer oder Leser) als anwesend vorgestellt ist in der versammelten „Rechtsgemeinde", an die der fiktiven Szene nach die Aussagen der A n r e d e in 3. pl. ( 4 1 , l b . 2 2 a . 2 8 f . ) gerichtet sind. b) Aufbau und Zusätze A u f b a u und Gliederung der beiden Abschnitte sollen zunächst unabhängig von der verwendeten Gattung der „Gerichtsrede" aus den Texten selbst erhoben werden. In 41,1—4.5 liegen die Dinge relativ einfach. Eingeleitet wird die Jhwh-Rede durch die Aufforderung V. 1 mit imp. ( V I aa), gefolgt von seiner Entfaltung in drei impf.-Formen (V. l a ß b a ) und zusammengefaßt im Kohortativ 1. pl. (V. lbß) 1 1 5 . Zwei rhetorische Fragen und ihre Beantwortung bilden in V. 2—4 den Hauptteil. Beide Fragen (pf.) haben dasselbe Geschehen im Auge, von ihnen gerahmt führt es die Entfaltung des Objektsatzes V. 2aß in V. 2b-3 (impf.) aus 116 . Nicht ganz deutlich und wohl auch nicht sicher zu entscheiden ist, wie weit in V. 4 a die Frage reicht und wo die Antwort beginnt. In Anbetracht der korrespondierenden Gegenüberstellung von dem „Jetzt" des JhwhHandelns innerhalb der Frage V. 2aß(.2b-3) und dem „Früher" in V. 4aß, die in V. 4 b auf den Begriff gebracht und in Antwort auf die 'ö-Frage V. 2 a . 4 a a hier erstmals explizit auf Jhwh bezogen wird, sehen wir in V. 4aß noch die Frage und in V. 4 b die Antwort 1 1 7 . Also: V. 1 Einleitung; V. 2 a . 2 b - 3 . 4 a Frage; V. 4 b Antwort. V. 5 schließlich rundet die Rede wie oben dargelegt ab. D e r A u f b a u von 41,21—29 ist etwas komplizierter, aber anhand der Textsignale dennoch deutlich erkennbar 1 1 8 . Maßgebend sind Wort- und Sachbezüge, die eine parallele Anlage zweier sich ergänzender und insofern aufeinander fehlt) durchgehend differenziert. Dagegen spricht jedoch 41,22f., wo mit 3. und 2. pl. sicher die Götter gemeint sind. Vgl. zur Rollenverteilung in unserem Sinne schon DUHM 308; zur Frage eingehend neuerdings LEENE, De vroegere 43ff.57f.58f. 115 Die Anlage von imp. mit Entfaltungen folgt dem Parallelismus (V. l a ß ergänzt V. l a a als Kopfsatz, V. I b a entfaltet V. l a insgesamt) und ist darin dem Sinn nach chiastisch bezogen: UHrt hi. / ~ m pi.; r o l ^ n hi. bzw. urspr. „harrt auf meine Beweise" / 116 Dazu vgl. oben Anm.77. Beachte im übrigen den ringförmig abgeschlossenen Bau: V. 2ba par. „Völker/Könige", chiastisch gestellt; V. 2bßy in Aufnahme dessen (in 1 ) „wie Staub sein Schwert / wie Stoppeln sein Bogen"; V. 3 Dl1?©- und ^"l-Aussagen mit Rückverweis auf V. 2aß. Zum Verständnis von V. 3b vgl. Ps 91,12 sowie ELLIGER Z. St. 117 Vgl. die unsichere Diskussion um die Logik der Beweisführung in den Kommentaren, b e s . DUHM u n d ELLIGER z . S t . u n d d a z u LEENE, D e v r o e g e r e 3 9 f f . 4 5 f f . , b e s . 40. D i e A n t w o r t

ginge danach in zwei Richtungen, die die Frage im Chiasmus aufnimmt: V. 4aa/bß vom Kyrosgeschehen („bei den Letzten" = bei den jetzigen und künftigen Geschlechtern); V. 4aß/ b a (W10/THP80) vom Rufen der früheren Geschlechter; von beidem gilt: „Ich, Jhwh, ich bin derselbe". 118

V g l . d a z u a u c h SCHOORS, V T . S 2 4 , 1 9 7 3 , 214; ELLIGER 178f.; BEUREN A 9 4 f .

40

BI. Jes 41,1-5 und 41,21 -29

angewiesener Hauptteile zeigen, V. 21—24 und V. 25—29. Darin entsprechen sich V. 21, die Frage nach „Beweisen" (vgl. V. 23b), und V. 25 119 , der Tatbeweis Jhwhs (pf. mit impf. cons.). Den Aufforderungen in V. 22—23 120 entspricht V. 26(-28): beide Male H l / y m hi., gefolgt von pf. cons. 1. pl. ( S T ) , die dazugehörigen Zeitbegriffe, das auffällige ^X. Und schließlich entsprechen sich jeweils die drei Aussageglieder in V. 24 und V. 29 121 . Die verschiedenen Wechsel in den „Tempora" und der Sprechrichtung sind sachlich bedingt: Angesprochen sind die Götter (der Völker), die ihr Gottsein unter Beweis stellen sollen (V. 23 aßy) - darum die direkte Anrede in 2. pl. und das Vorherrschen von imp. und juss. in V. 21—25; damit, daß Jhwh den Beweis antritt (pf. / impf. cons. V. 25) und in der rhetorischen, von ihm selbst beantworteten Frage seine Ausschließlichkeit behauptet, ist die Existenz anderer Götter jedoch negiert darum der Wechsel von der 2. pl. (zuletzt V. 26b) in die 3. pl. V. 28f. 1 2 2 (wie V. 22 a) gegenüber dem Forum der „Wir" (Israel - die Völker). Die überlegte und vom Gedankengang her notwendig zweigeteilte Anlage widerrät der Teilung 123 oder Zerlegung 124 in zwei selbständige Einheiten. Aus der wohldisponierten Ordnung von 41,21 ff. fällt lediglich V. 27 heraus. Von der alten crux, dem anscheinend unlösbaren textkritischen - oder doch eher redaktionsgeschichtlich bedingten? - Problem in V. 27a 125 einmal abgese119 Zur textkritischen Frage in V. 25aß s.o. S. 36; in V. 25ba lies wie vorgeschlagen OTT (impf, cons. mit V. 25aa oder - eher - impf, mit Qere in M und V. 25bß). 120 Die Verse sind durchsichtig und überlegt gebaut: V. 22a (IMJ hi. / "TJ3 hi. juss. 3. pl. mit dem überzeitlichen n m p n HPK m) im Obersatz wird entfaltet durch: V. 22ba m irr-mx: t u hi. imp. + pf. cons. l. pl. n1? E r w / r r sowie v.22b.23a mion/nrix 1 ? nrnxn: jmtr/TUhi. imp. + p f . cons. 1. pl. ST, abgeschlossen durch: V. 23b HR-aU'/SSn hi. juss. 2. pl. + pf. cons. 1. pl. (NYU> hitp. bzw. YNTR, zur Ableitung SCHOORS, V T . S 24, 1973, 52 mit Anm. 4; ELLIGER 132f. / n m bzw. NT). Eine Umstellung in V. 22 (vgl. ELLIGER 172 mit den meisten) ist also unangebracht, vgl. schon M E R E N D I N O , VT.S 31, 1981, 193; B E U R E N A 96ff.; L E E N E , De vroegere 47 f. 121 Beide Verse zu ändern mit BHS, vgl. Komm. z. St. 122 Die Verse sind durchgehend auf die abwesenden, sprich: nicht existierenden Götter zu beziehen, in V. 28 scheint mir - trotz des etwas holprigen Stils (vgl. V O L Z z.St.) - eine Änderung nicht nötig. Vgl. K N O B E L , von den Neueren B E U R E N z.St. Anders D U H M 3 1 0 ; ELLIGER 1 7 5 f. 1 9 3 mit jeweils gerade umgekehrt gesehenem Wechsel der Bezugsgrößen (Völker/Götter) in V. 28. 123 So nach K Ö H L E R , S. dazu E L L I G E R 177. 124 Vgl. M E R E N D I N O , VT.S 31,1981,194ff., bes. 201-203: l)41,21-24abß.28.29a mit 42,9; 2) 42,25.26aba.27als Fortsetzung von 41,1-4 und mit 42,5-8ba im Anschluß. Indem Merendino dabei zwischen dem Kyros-Text („Bestreitung gegen Israel") in 41,1—4.25(—27*] einerseits und dem Weissagungsbeweis („Gerichtsrede an Israel") ohne Kyros in 41,*21 ff. andererseits unterscheidet, verkennt er allerdings die Argumentation: Nicht die Berufung des Kyros (41,25 in Wiederaufnahme von 41,2b—3, vgl. schon aaO. 129), sondern Jhwh selbst steht hier wie dort in Frage. Vgl. die oben Anm. 91 angegebene Lit. sowie Anm. 117. 125 Vgl. Komm., bes. E L L I G E R z.St. und bes. M C E L E N E Y , CBQ 19, 1957, 441-443; W H I T LEY, JSSt 2,1957,327f.; T H O M A S , JThS 18,1967,127f.; S E N , CuBi 31,1974,47f. sowie L E E N E , De vroegere 54ff. mit M im Buchkontext (40,9ff.; 52,7ff.; 49,12). Vgl. auch 49,16-18 ( • ^ D . . . P ) . 21, bes. 21bßy (DN N S ' S . . . in), und zum Sinn schon K N O B E L 359.

1. Textanalyse

41

hen, hat der Vers kein wirkliches Pendant in V. 21—24 und stört im übrigen den Zusammenhang der VX-Sätze V. 26b.28a. Zum ersten: Auch wenn man mit H. Leene 126 in V. 27f. ein Pendant zum „Kommenden" in V. 22bß.23a sehen möchte, so wie V. 25f. Pendant zum „Früheren" und seinem Ausgang in V. 22ba ist, und beides nicht - wie üblich - auf dasselbe beziehen möchte, wofür tatsächlich nichts spricht, so sperrt sich doch gegen die schöne Parallele das IHZWI in V. 27, das semantisch mit V. 22ba zusammenhängt, und wird andererseits auch von Leene selbst zugegeben, daß mit V. 25f. ein Abschluß der Argumentation erreicht ist, der für V. 22—23 insgesamt gilt. Die Rede von Zion/Jerusalem fällt somit (auch nach Leene: als von dem „Neuen" gegenüber V. 22f.25f.) offenkundig aus dem Rahmen, was aber nicht für ein einheitliches Konzept einer durchgehenden dramatischen Komposition, sondern für spätere Zufügung spricht127, dies zweifellos mit redaktioneller Verweisfunktion auf den Zion-Teil Jes 49,14ff., insbesondere 52,7ff. „für Zion/Jerusalem"!, anders 40,9); 49,16—18.21 sowie, bezogen allerdings auf die Rückkehr der Diaspora ins Land(!), 49,12 (s. Anm. 125). Auf einen Zusatz weist sodann die Störung des Zusammenhangs V. 26b.28: Die "['K-Sätze, in V. 26b eingeleitet durch «ix wie V.23b und in V.28a (XHO) mit dem Qere von KU! in V.23b (vgl. Q a ) 128 verbunden, antworten sämtlich auf die Frage V. 26a, wie es für V. 28a in V. 28b, der Zusammenfassung nach V. 25.26/28a (entsprechend V. 23b nach V. 21.22f.), ausdrücklich gesagt ist. Verdächtig ist auch das Schlußglied in der schönen, aber nicht ganz einheitlichen Trias V. 24 und V. 29. Während die Aussage V. 24 a und V. 29 a vollkommen parallel ist und mit der Wiederaufnahme von *7S7D und aus 41,4 a in 41,24aß.29aß im Blick auf die Frage von Sein (V. 23 aß) und Tun (V. 23ba) der Götter ein guter Abschluß erreicht ist, lenken V. 24b.29b den Blick wieder wie schon 41,6f. - auf eine andere Ebene der Argumentation, nämlich auf die Materie der Götter als Armutszeugnis für diejenigen, die sie „erwählen" (V. 24b) 129 , wie für jene selbst (V. 29b). Auch diese beiden Vershälften dürften darum später zugefügt sein. Sie gehören zu der weiter unten eigens behandelten Götzen-Schicht 130 .

126

A a O . 6 0 - 6 2 . Vgl. zur Aufteilung in V . 2 5 f . 2 7 f . schon D U H M z.St.; zur üblichen Deutung auf die Vorhersage des Kyros als positiven „Beweis" für V. 25 nach dem negativen V. 26 ELLIGER Z. St. Doch die Kombination geht weder thematisch (nach Jerusalem/Zion ist in V. 25.26a nicht gefragt!) noch formal (V. 28 wieder negativ) auf. 127 Vgl. schon V O L Z 24; CLIFFORD, Fair Spoken 87 Anm. 10. 128 Aber auch ELLIGER 1 7 2 . 129 Zum Sinn ELLIGER 1 7 3 . 1 8 7 f . 130 Vgl. n a s i n in 44,19; -irn in 40,20; m n in 44,9; 103 vb. in 40,19; 44,10; sbst. 48,5; 42,17 sowie die Verbindung von bvs und ntt>57, die zur Erweiterung an den beiden Stellen - V. 24aß. 29aß von den Handwerkern verstanden - angeregt haben könnte, in 44,12f. 15. Zur Ausscheidung schon D U H M (V. 24b); M E R E N D I N O , VT.S 31,1981,201.

42

BI. Jes 41,1-5

2. Der literarische

Kontext

a) Selbständigkeit

und Kontext

und 41,21 -29

Befreit von den Zusätzen 41,6f.24b.29b (Götzen) und 41,27 (Zion/Jerusalem), werden in Jes 41,1—4.5 und 41,21—29 zwei in sich abgerundete, wohldisponierte und aus sich selbst durchaus verständliche Texteinheiten sichtbar, die sich formal und thematisch von ihrem unmittelbaren Kontext abheben. Die beiden Texte stehen sich sehr nahe, bilden aber keine ursprüngliche literarische Einheit in dem Sinne, daß der eine den anderen direkt fortsetzt oder f ü r das Grundverständnis unbedingt nötig hat. Gewisse strukturelle Eigenheiten und insbesondere die Gattungstopik der Gerichtsrede sowie ein einheitliches Thema, der Erweis der Selbigkeit und Einzigkeit Jhwhs anhand des Kyrosgeschehens gegenüber den Völkern (41,1—4.5) und ihren Göttern (41,21—29), lassen die beiden Texte jedoch als auf einer E b e n e stehend erscheinen. Die Frage ist nur, welche E b e n e das ist: Ist es die E b e n e einst selbständiger Einheiten des Propheten, allenfalls in der Sammlung von Prophetenworten nach gewissen Gesichtspunkten (Thema, Stich Wortverbindung, Sachbezügen) arrangiert 1 3 1 , oder ist es die E b e n e einer literarischen Komposition? Nun bemerkt selbst K. Elliger 132 in 41,1—4, daß die Formulierungen außerordentlich knapp sind und offenbar anderes aus der deuterojesajanischen Verkündigung voraussetzen, um in ihrer vollen Tragweite erfaßt werden zu können. Dasselbe läßt sich auch von 41,*21— 29 sagen, insofern hier für den „Tatbeweis" V. 25 der Beweisgang 41,1—4 vorausgesetzt sein könnte und im übrigen der - implizit natürlich gegebene - positive Schluß aus der Negation anderer Götter fehlt, der in den folgenden Gerichtsreden in 43,10ff.; 44,6.8 ausdrücklich gezogen wird. Allein schon mit dieser Beobachtung rückt die Möglichkeit ins Blickfeld, daß die Texte, so, wie wir sie, von Zusätzen abgesehen, heute vor uns haben, nicht (mehr) in sich stehen, sondern aufeinander hinformuliert sind. Hinzu kommt eine stattliche Anzahl von Wortbezügen zum näheren und weiteren Kontext, die nicht alle nur aus gemeinsamer Gattungstopik oder dem aktiven Wortschatz des Propheten Deuterojesaja erklärt werden können, sondern, wie wir gleich unten sehen werden, auch eine redaktionelle Funktion im Aussage- und Sinnzusammenhang der Texte haben. A u c h sie weisen eher auf eine literarische Komposition 1 3 3 als nur auf selbständige, unabhängig voneinander formulierte Einheiten. D e r differenzierte, von den Indizien her also gegenläufige B e f u n d verbietet 131

So die übliche Auffassung, vgl. ELLIGER 116.180f.; für die Gattung und die Redeeinheit als solche aber auch MELUGIN, Formation 93 f.98 f. 132 BK 126f. 133 Vgl. SPYKERBOER, Structure 76f.; neuerdings bes. WILSON, Nations 24ff., bes. 42f.; WALSH, JSOT Suppl. 40, 1987, 101-118 und LEENE, D e vroegere 75ff.; aber auch schon MELUGIN, Formation 95ff.99ff.; GOLDINGAY, VT29,1979, 289ff.

2. Der literarische

Kontext

43

allzu einfache Lösungen. Wieder134 wird weder nur die Annahme selbständiger Einheiten desselben Autors noch die These von der planmäßig durchkomponierten Endgestalt ihm wirklich gerecht. Die Lösung scheint vielmehr irgendwo dazwischen zu liegen. Um dieses „irgendwo" zu präzisieren, empfiehlt es sich, die erwähnten Kontextbezüge näher zu untersuchen, die allein über Art und Horizont der Verknüpfung von erkennbar selbständigen Einheiten im Kontext Auskunft geben können und zugleich den Unterschied zwischen solcherart (sekundär) miteinander verknüpften Einheiten und weniger selbständigen, ausschließlich vom Kontext abhängigen Bildungen erkennen lassen. Die Unterscheidung ist darum nötig, weil nur sie Hinweise auf die literarische Schichtung im Buch geben kann, der man sich auch, ja erst recht dann stellen muß, wenn man nicht mehr (nur) mit selbständigen Einheiten, sondern mit einer die Einheiten übergreifenden Komposition auf literarischer Ebene rechnet. Vom Kontext abhängige Formulierungen, mithin eine literarische Schichtung durch redaktionelle Fortschreibung haben wir bereits bei der Untersuchung von 45,1—7 (Kyros-Bearbeitung), aber auch in 41,6f.24b.29b (Götzen-Schicht) kennengelernt. Etwas anders scheinen uns die Dinge in 41,*1—4.5 und 41,*21—29 zu liegen. Hier wie in 45,*1 —7 (Grundtext) sind relativ abgeschlossene, von daher möglicherweise ursprünglich durchaus einmal selbständige Worteinheiten in einen redaktionellen Zusammenhang mit anderen Texten gebracht und im Zuge dessen offenbar auch in der Formulierung aneinander angeglichen worden. Unsere Vermutung geht nun dahin, daß wir es in 41,*1—5.*21— 29 (und 45,* 1—7) mit der Erstverschriftung von Prophetenworten zu tun haben, die nicht nur sammelt und die Worte mehr oder weniger wörtlich wiedergibt, sondern von vornherein als literarische Komposition eines größeren Textkomplexes - wie wir meinen, handelt es sich um das literarische Grundstratum des Deuterojesaja-Buches - erfolgt ist. Anhand der Kontextbezüge insbesondere der Kyros- und ihnen nahestehender Völker-Aussagen in Dtjes soll dieser Vermutung weiter nachgegangen und ein erster Nachweis für sie erbracht werden.

b)

Völker/Welt-Aussagen

in Jes

40f.

In der Zusammenschau aller Kyros-Aussagen fällt auf, daß insbesondere in 41,2f.25, etwas anders gewendet bzw. nur angedeutet auch in 45,2f. und 46,11a („Stoßvogel"), die militärischen Aktivitäten des Kyros im Vordergrund stehen. Kyros erscheint hier als Völkerbezwinger. In dieser Hinsicht klingt ein Thema an, das auch im literarischen Umfeld der Stellen breit ausgeführt ist. Ja, man kann wohl sagen, daß die in 40,*12—31 und 41,*8—20135 zusammengestell134

Vgl. die methodischen Abgrenzungen oben A III. Sicher zugesetzt sind 40,18—20; zweifelhaft scheinen mir auch 41,14—16 (im Blick auf 28,23ff.?); nicht sicher bin ich mir bei 41,8f. (vgl. Gen ll,31f./12,lff.; zur Stelle im Zusam135

44

BI. Jes 41,1-5 und

41,21-29

ten Sprucheinheiten überwiegend vom Völker- und Feindproblem handeln, in 40,12ff. wie in den Gerichtsreden in rhetorische Fragen gekleidet. Die in den „Diskussionsworten" und „Heilsworten" 136 angeredete Größe Jakob-Israel (40,27; 41,8.14) wird darin ihres Gottes Jhwh vergewissert, seiner Schöpfermacht und Überlegenheit über die Völker/Feinde. Beides muß im „Diskussionswort" (40,12ff.) in Erinnerung gerufen und im „Heilswort" (41,8ff.) direkt zugesagt werden, um „Israels Zweifel an Jhwhs Heilsmacht und an seinem Heilswillen" (vgl. bes. 40,27) zu zerstreuen 137 . Geschieht das in 40,27—31 in allgemeiner Form, so in 41,17—20 mit der Ankündigung einer wohl auf den Heimkehrweg zielenden, schöpfungsmäßigen Umwandlung der Natur und in 40,12—26; 41,8—16 eben mit dem Hinweis auf die - implizit wohl auf die Befreiung aus Babylon zielende - Vernichtungsgewalt Jhwhs über Völker und Feinde aller Art (40,15.17.22-24, vgl. 40,30; 41,llf. 1 3 8 ). Nimmt man die entsprechenden Aussagen hier und in 41,2f.25 zusammen, so ist klar, daß die unterschiedlichen Subjekte (Jhwh - Kyros) im vorliegenden Textzusammenhang komplementär gedacht sind: Jhwhs Zusage und Tun gemäß 40,12ff.; 41,8ff. realisieren sich in den Feldzügen des von Jhwh in Dienst genommenen Kyros. Sojedenfalls sehen es die Kyros-Aussagen selbst 139 , auch wenn sich die Formulierungen in 41,2f.25 mit denen in 40,12ff.; 41,8ff. nicht decken und die Bezüge weitgehend sachlicher Natur sind140. Allerdings scheint damit zusammengebracht zu sein, was nicht unbedingt menhang FOHRER, V T B O A D T , CBQ 3 5 , 1 9 7 3 ,

bes. 2 4 1 ff.; M E R E N D I N O , Bib. 5 3 , 1 9 7 2 , 1 - 4 2 ; Vgl. zur Frage der Schichtung M E R E N D I N O , VT.S 3 1 , 1 9 8 1 , 7 4 - 1 2 2 . 1 3 5 - 1 9 1 ; VERMEYLEN, LeDiv 1 2 7 , 1 9 8 7 , 1 9 0 - 1 9 7 . 136 Zu den prägenden Gattungen vgl. BEGRICH, Studien 14ff.48ff.; VON W A L D O W , Anlass llff.28ff.; WESTERMANN, Sprache 34ff.41ff.; SCHOORS, VT.S 24, 1973, 32ff., bes. 47ff.58ff. 85ff. sowie 188f.245ff.; M E L U G I N , Formation, 13ff.28ff. I M besonderen zu den „Heilsorakeln" D I O N , CBQ 29, 1967,198-206; H A R N E R , JBL 88,1969, 418-434; SCHÜPPHAUS, ThZ 27, 1971, 161-181; C O N R A D , Z A W 9 3 , 1981, 234-246; DERS., VT34,1984, 129-152; D E R S . , Fear not, bes. 79ff.; DERS., JSOTSuppl. 35,1985,99-111; WEIPPERT, N e d T h T 3 6 , 1 9 8 2 , 1 - 1 1 ; zum „Diskussionswort" HERMISSON, EvTh 31, 1971, 665-680; N A I D O F F , ZAW 93, 1981, 6 2 - 7 6 ; übergreifend A. GRAFFY, A Prophet Confronts his People, AnBib 104, Rom 1984, hier bes. 86ff.; D. F. MURRAY, The Rhetoric of Disputation: Re-Examination of a Prophetic Genre, JSOT38,1987,96-121. 137 Zitat HERMISSON, aaO. 679; vgl. dazu SCHÜPPHAUS, aaO. 180f. Zu der in der Schöpfung begründeten Überlegenheit Jhwhs gehört auch die Unvergleichlichkeit gegenüber den - in ihrer Existenz hier im Unterschied zur Gerichtsrede, bes. auch 44,7; 46,9bß, nicht eigens geleugneten - Göttern hinzu, vgl. 40,25f. (davon abhängig 40,18; 46,5). 138 Daß auch 41,15f. (vgl. 40,12b, aber auch 28,27) auf Feinde/Völker gehen, ist möglich (vgl. Mi 4,13), aber nicht sicher, vgl. ELLIGER und B E U R E N Z. St.; eigens dazu H A M L I N , JNES 13,1954,185-190. 139 Vgl. 41,2a.4a.25; 4 5 , * l - 7 (mit Jhwh als Subjekt in V. 2f.); 46,10b.11, ferner 44,26aß. 28aß und in diesem Sinne die von den Vertretern der Endgestalt (wie Anm. 133) geltend gemachten Entsprechungen. 140 Vgl. insbesondere die Differenzierung in Völker/Inseln und Führer sowie die Metaphorik (verbindendes Stichwort nur wp) in 40,15.17.23f. und 41,2f.; dazu pIS 41,10; "ISS 40,12; m s 40,14. 41,25b ist ganz ohne Wortparallele. 5, 1955, 2 4 0 - 2 4 9 , 20-34).

2. Der literarische

Kontext

45

schon immer miteinander verbunden gewesen sein muß. In den Diskussionsund Heilsworten fehlt jeder Hinweis auf das Entsprechungsverhältnis von Jhwh- und Kyros-Tun, und außer dem Subjekt sind auch die Konzepte verschieden, die hinter den Völker-Aussagen stehen. Das weisheitlich-hymnische Modell in 40,*12ff.; 41,*8ff., das die Völkerwelt unterschiedslos und generell der Vernichtungsgewalt Jhwhs preisgibt, ist in 41,1—4.21—29 in zweifacher Hinsicht modifiziert141: Zum einen ist es durch den Bezug auf Kyros historisiert und - vielleicht schon mit dem Jes 13,17 (vgl. 21,2); Jer 50,9; 51,1.11 (vgl. 51,28 und 50,41) entsprechenden "1157 hi.142, jedenfalls dann aber im Zusammenhang der Kyros-Aussagen (bes. mit 45,*1 —7; 46,11 im Kontext, mit 44,25 und vor Jes *47) - auf die Einnahme Babylons hin konzentriert; zum anderen ist es dadurch eingeschränkt, daß die „Völker" und „Inseln" (vgl. 40,15.17 sowie •'BX1? in 43,4) als Redepartner angesprochen und in die Auseinandersetzung um Jhwhs Einzigkeit mit hineingenommen werden (41,1; 43,9). Eine differenzierte Wahrnehmung der Völkerwelt bahnt sich darin an und drückt sich auch in einer überaus signifikanten terminologischen Umprägung aus: Das „Nichts" ( r x , 03X) über die Völker (40,17.23; 41,11 f.) geht auf die Götter der Völker über (41,24a.29a text. em.) 143 , woraus, positiv gewendet, die Wendung ^X 1157 T'XI mrP u. ä.144 wird, mit der sinngemäß vor dem Forum der Völker in der Gerichtsrede argumentiert wird. Einen ersten Höhepunkt erreicht diese neue Sicht der Völkerwelt sodann in 41,5 und 42,10—13. Hier werden die Völker unter den Begriffen „Inseln" und „Enden der Erde" aus 40,15.28 (vgl. 41,9) zusammengefaßt (vgl. bes. die Inklusion 42,10aß. 12b). Nachdem sie den von Jhwh gewirkten Aufmarsch des Kyros wahrgenommen haben und der Einladung 41,1 gefolgt sind (41,5), werden sie eines nach dem anderen zum Lob Jhwhs aufgerufen (42,10—12). Gegenstand des Lobes ist Jhwhs Sieg über seine Feinde (42,13), gegen die er wie vorher den Kyros (41,2.25) - hier die nxup145 „erweckt". Im Hintergrund steht die Jerusalemer Zion-Tradition vom Königsgott und Völkerbeherrscher Jhwh und seinem Gesalbten (vgl. 45,linit.) 146 . In diesem Sinne sind die Linien aus Diskussions- und Heilswort sowie aus der Gerichtsrede in 41,5; 42,10—13 141

Zum Unterschied vgl. auch EBERLEIN, Gott der Schöpfer 177ff.l83ff. Vgl. noch Ez 23,22(ff.); Joel 4,7.9(.12 ni.) (dazu Jer 6,22; 25,32 sowie Jes 10,26; 14,9); von der rvn (wie Jer 51,1.11) 1 Chr 5,26; 2Chr 21,16; 36,22 / Esr 1,1; 1,5 sowie Hg 1,14, dazu Jes 45,13 und unten B IV 3a; ferner Jes 50,4 sowie 51,9.17 (64,6); 52,1. Zu den Jer-Bezügen vgl. PAUL, Literary and Ideological Echos. 143 Ebenso das Inn in 40,17.23 auf die Götzenbilder 41,29; 44,9. Vgl. zu diesem „NichtSein" der Feinde im selben Zusammenhang Nab 1 1 2 6 f . (LANGDON). 144 S . o . Anm. 93; mit DSN 45,6.14; 46,9 sowie - bezeichnenderweise nur im Munde der Frau Babel pervertiert - 47,8.10 (davon abhängig Zeph 2,15). 145 Nach dem unmittelbaren Kontext am ehesten die eigene (vgl. DUHM), im Konnex mit 41,2f.25 auch die seines Werkzeugs (ELLIGER 250). Vgl. Ps 78,38; 80,3. Für den Zusammenhang mit den folgenden Versen 4 2 , 1 4 - 1 7 BEAUCAMP, RSR 56, 1982, 145-158; PFISTERER142

DARR, C B Q 146

49,1987,560-571.

Zur Konstellation: Jhwh, König, Zion und Völker vgl. bes. Ps 2. 46. 47. 48 und dazu

46

Bl.Jes

41,1-5

und 41,21 -29

ausgezogen: An der Vernichtung seiner Feinde unter den Völkern durch Kyros als Heilstat für Jakob-Israel sehen die Völker Jhwhs Gottheit und sollen sich seiner Macht im hymnischen Lob unterwerfen. Noch sind die Völker nicht unmittelbar ins Heil mit einbezogen, doch ist gegenüber dem Jerusalemer Modell durchaus schon eine neue Qualität erreicht. Die Völker werden nicht allein durch die Übermacht Jhwhs zur Anerkennung gezwungen, sondern zugleich an der Verhandlung um den Ausschließlichkeitsanspruch beteiligt und so - wie vorher nur Jakob-Israel - auf ihre Einsicht hin angesprochen 147 . Der Grund für den Wechsel im Völkerkonzept liegt ganz offenbar im Auftreten des Kyros. Die die Situation von Jakob-Israel begünstigenden und zugleich die Völker selbst angehenden Feldzüge eines aus den Völkern werden den Ausschlag dafür gegeben haben, die Geschichte und mithin die Völkerwelt selbst, im Lichte Jhwhs besehen, differenzierter wahrzunehmen als je zuvor. Darum ist Kyros „(bei seinem Namen) berufen" (41,25 text. em.; 45,3b.4; 46,11; 48,15) wie die Schöpfung (40,26) und Jakob-Israel selbst (41,9; 43,l) 148 , und mit ihm rücken alle „Geschlechter" der Erde in den Blick als solche, die Jhwh „von Anfang berufen hat" (41,4). Die Schlüsselfunktion der KyrosGestalt geht noch aus einer weiteren terminologischen Verschiebung hervor: Die an Israel gerichtete rhetorische Frage nach dem IRIX57 W K in 40,13f. 149 , den es danach nicht (weder im Himmel noch auf der Erde) geben kann, klingt in 41,26b.28 (TSV l'ST - naN/mi) wieder an und wird hier auf die Götter der Völker, in 47,13 (+ VT hi.) auf die babylonischen Weisen übertragen (vgl. 45,21 a von den Völkern). Dementsprechend ist im positiven Sinne jetzt Kyros inXS? WN (46,11), und im Gegensatz zu den Göttern und babylonischen Weisen verfügen gemäß 44,26a Jhwhs „Knechte und Boten" über „Wort und Rat" ( 1 3 1 , HS!?) 150 . Noch ist Kyros nicht die zentrale Figur, die neben der Heilstat für Israel auch den Völkern - durch seine eigene Erkenntnis (45,3b) - selbst STECK, Friedensvorstellungen 13ff.; im Blick auf Dtjes ebd. 6 6 - 6 9 ; W I L S O N , Nations 48ff. 57 ff. sowie unten C I . 147 Mit 40,21.28 vgl. neu vor dem Völkerforum: S T q. in 41,22f.26, ferner 43,10; 44,8; 45,3.4f.6; 47,11b (zusammen mit 1'3 wie noch in 40,14.21; 43,18f., auch 43,10); v m hi. in 41,22.26, ferner 43,9.12; 44,8; 45,21; 48,20; i m / I O S in 41,1.26.28 sowie 43,9; 46,10.11; u : hi. in41,22f.26 ( + SNOö), ferner 43,9.12; 44,7f.; 45,19.21* 46,10 ( + rr®8na); 48,14; 42,12und 48,20. Bes. mit 41,20 (und 40,26) vgl. noch m n / t r ® in 41,5.22.23(Q).28; VT in 43,10; 45,6. Dieselbe Begrifflichkeit dann auch in 52,15 (50,4.7) und 42,9; 49,7 (Ebed); 49,23.26 sowie 49,18; 52,6.7.8.10 (Zion); 44,9.18; 45,20 (Götzen), ferner 42,16; 42,18ff.; 48,3ff.; 51,7; 55,5 in anderen Zusammenhängen. 148

S.o. S. 27f. mit A n m . 8 2 . D i e Auffassung der Stelle ist strittig, vgl. einerseits D U H M Z. St. sowie D A H O O D , Bib. 54, 1973, 537f., andererseits ELLIGER z.St. sowie M E R E N D I N O , VT.S 31, 1981, 76f. (Lit.); zum Vorstellungshintergrund eigens W H Y B R A Y , The Heavenly Counsellor. 150 Wenn also K . B A L T Z E R , B N 37, 1987, 7 - 1 0 wie jüngst auch K O E N I G , Oracles 36ff.50ff. (nach Rignell) schon in 40,13f. Kyros (und den Ebed) finden, so zeigt das nur, daß die Redaktion, die den Text so gelesen haben möchte, ihr Ziel erreicht hat. Ein „Argument für die Einheit" ergibt sich daraus gerade nicht. 149

2. Der literarische Kontext

47

E r k e n n t n i s u n d H e i l bringt (so d e r K y r o s - E r g ä n z e r ) , doch ä n d e r t sich schon d a m i t , d a ß e r d e r E r o b e r e r d e r Weit u n d speziell B a b y l o n s ist, die R o l l e d e r ü b r i g e n V ö l k e r in d e r nach wie vor allein im M i t t e l p u n k t s t e h e n d e n Heilsveranstaltung J h w h s f ü r J a k o b - I s r a e l . D e r Schluß scheint u n s n a c h allem unausweichlich, d a ß in J e s *40,12—41,29 zwei v e r s c h i e d e n e K o n z e p t e , mithin zwei Schichten sich ü b e r l a g e r n : D i e Schicht d e r Diskussions- u n d H e i l s w o r t e 40,*12—31; 41,*8—20 u n d die d a r ü b e r gelegte Schicht d e r G e r i c h t s r e d e n 41,1—5.21—29, v o n d e n e n letztere die e r s t e voraussetzt u n d sowohl stilistisch-terminologisch als auch in d e r S a c h e e i n e n Ausgleich mit ihr zu s c h a f f e n sucht. D e r B e f u n d verlangt nach einer genetischen E r k l ä r u n g . U m ihn r e d a k t i o n s - , im w e i t e r e n Sinne entstehungsgeschichtlich a u s w e r t e n zu k ö n n e n , ist a b e r z u n ä c h s t ein Blick auf das g e s a m t e D t j e s K o r p u s zu w e r f e n u n d zu p r ü f e n , auf welcher literarischen E b e n e , relativ geschichtet, m a n sich mit d e n V ö l k e r - A u s s a g e n in d e n G e r i c h t s r e d e n b e w e g t . Darum: c) Völker/Welt-Aussagen

in Jes 40—55 - Sichtung und Ordnung

der Belege

Macht man sich daran, sämtliche Aussagen über die Völkerwelt in Dtjes als Teile eines Konzepts im Zusammenhang zu verstehen, stößt man auf beträchtliche Schwierigkeiten. Natürlich lassen sich offensichtliche Unterschiede so weit nivellieren, daß sich die Aussagen zueinander fügen 1 5 1 , doch befriedigt das bei genauerem Zusehen nicht. Nimmt man die unterschiedlichen Formulierungen und Perspektiven beim Wort, das der Text bietet, so muß vielmehr mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß verschiedene Völkerkonzepte Eingang in das Dtjes-Buch gefunden haben. Daß die Aussagen dennoch gewisse Bezüge untereinander aufweisen und somit, auch im Zusammenhang gelesen, einen gewissen Sinn ergeben können, ist ein Indiz für die Fortschreibung als Weg, auf dem sie ins Buch gelangt sind. Die folgende Ordnung der Belege nach Formulierung und Sachgefälle zeigt daher einen redaktionsgeschichtlichen Sachverhalt an, wobei die Völker-Aussagen als Indikator für eine mögliche relative Schichtenverteilung dienen. Bleiben wir zunächst bei den beiden eben unterschiedenen Schichten. Hier zeigt sich, daß Aussagen derart allgemeiner Art, wie wir sie in den Diskussions- und Heilsworten 40,*12ff.; 41,*8ff. gefunden haben, sonst nicht mehr vorkommen. Hingegen finden sich für das darauf aufbauende Konzept der Gerichtsreden 41,1-5.21—29 eine Reihe von parallelen Aussagen: Zu 41,2f.25 ist jedenfalls 45,2f. hinzuzunehmen, und im gleichen

151 So zuletzt wieder W I L S O N , Nations; für Jes 40-66 O D E N D A A L , Expectations, bes. 258ff. sowie J. E. L. MOYE, Israel and the Nations in Isaiah 40-66, 1972 (Diss. Abstr. 33, 1972/73 Nr. 5280). Erste Ansätze für eine - auch redaktionsgeschichtliche - Differenzierung bei D I O N , RB 51, 1970, 161-182 (Lit.), gefolgt von S E R I N E , AJBI 8, 1982, 76ff. Vgl. zum vieldiskutierten Thema (mit Lit.) ferner L I N D , C B Q 46, 1984, 432-446; VAN W I N K L E , VT 35, 1985, 446-458; auch BLENKINSOPP, JSOT 41, 1988, 83ff. und jünst DAVIES, BEThL 81, 1989, 93-120, bes. 102 f.

48

BI. Jes 41,1-5 und

41,21-29

Sinn sind auch 42,13 u n d 43,3f. 1 5 2 sowie die Babel-Aussagen 43,14f. 1 5 3 ; 47 1 5 4 und 48,20 1 5 5 zu verstehen. Die Befreiung von den Feinden unter den Völkern, d a r u n t e r vor allem Babylon, ist unter d e m Begriff 'JNI 156 zusammengefaßt. Die positive Seite für die Völker neben der alleinigen Jhwh-Erkenntnis Jakob-Israels (41,20, danach 43,10 in der Gerichtsrede) bringen außer 41,1.5 u n d 42,10—12 auch 45,6 (in Ergänzung zu 43,10) u n d 48,20 (als Abschluß der Kette 4 2 , 1 0 - 1 2 ; 43,20f.; 44,23), ferner die Völkeranrede in 43,9ff. und 45, *20f. zum Ausdruck. Ein weiterer wichtiger Komplex von Völker/Welt-Aussagen begegnet sodann in den sog. „Ebed-Jahwe-Liedern". Sie stehen der Position der Gerichtsreden recht nahe, überbieten sie aber im D o p p e l a u f t r a g des Knechts (49,5f.), anders gesagt: D i e Völkeranrede der Gerichtsreden ist hier eigens reflektiert u n d in letzter Konsequenz zu E n d e gedacht. Die Völker k o m m e n danach nicht nur aufgrund der R e t t u n g Israels zur Erkenntnis, sondern sind ihrerseits als Ziel der göttlichen Heilsmission des königlichprophetischen Knechts begriffen ( 4 2 , 1 - 4 ; 49,6; 52,15, später zugefügt 42,6f. u n d 49,7; 51,*4f.). D a die Ebed-Texte, wie oft vermutet, außerhalb des Buch-Korpus entstanden und erst nachträglich eingesetzt worden sein können 1 5 7 , darf mit ihrer literarischen A u f n a h m e im Buch selbst nicht von A n f a n g an gerechnet werden. 152 Das „Lösegeld" geht wohl an Kyros (vgl. Komm. z.St.), so daß wenigstens 43,3f., wenn nicht auch die blasse Formulierung des Heilswortes 43,lf. (vgl. Ps 66,12), die nur ganz entfernt an das Auszugsgeschehen erinnert (vgl. BEUREN z.St.), der Gerichtsreden-Schicht angehören. 4 3 , 5 - 7 sind noch jünger. Anders jüngst wieder WILLMES, BN 51,1990,61—93. 153 Zum schwierigen Text vgl. Komm., bes. ausführlich KOOLE Z. St.; RAVENNA, RivBib 12, 1964, 293-296; M. J. MULDER, De Knecht 145ff. Sollte in V. 14b mit V „(Tür-)Riegel" zu lesen sein (vgl. ELLIGER z.St.), ergäbe sich eine Parallele zu 45,2, doch genau das macht die Variante auch verdächtig; sind doch die (babylonischen) „Flüchtlinge" gemeint, ist 48,20 zu vergleichen. Die „Schiffe" in V. 14bß passen gut zur ägyptischen Wasserschlacht 43,16f., die in 43,14f. aktualisiert wird (vgl. LEENE, De vroegere 128.145.146f.); für ein „in Klagen" vermißt man den syntaktischen Zusammenhang (möglich ist Nominalsatz im casus pendens), ein Gegensatz zum fiM "71p in 48,20 scheint jedenfalls beabsichtigt. Zum TV hi. vgl. 47,1, ferner 14.11.15. Oder liegt zumindest in V. Maß ein zeitgeschichtlich motivierter jüngerer Texteingriff vor, der die Umstände bei der Niederschlagung des Nidintu-Bel-Aufstandes im Jahre 522 v.Chr. durch Dareiosl. (nach KENT DB §19, vgl. Herodot I 191 von Kyros) berücksichtigt? 154

Ob der Text einheitlich ist, kann hier nicht geprüft werden, vgl. zur Frage MARTIN-

ACHARD, F s G . F o h r e r 1960, 8 3 - 1 0 5 , b e s . 8 9 f . ; MERENDINO, V T . S 31, 1981, 4 8 2 f f . ; HERMIS-

SON, Einheit 291t. Anm. 38; 304—306. Auffallend ist die Doppelung in der Makrostruktur: Zweimal eine Anrede mit Schuldaufweis (V. 1 - 4 . 8 von der Frau Babel; V. 5—7.10aßb von der Bedrückerin Israels), zweimal die darauf folgende Ansage des Unheils (V. 9 - 1 0 a a ; V. 11 —15). Davon weist der eine Durchgang (V. 5—7.10aß—15) deutliche Bezüge zu den Gerichtsreden in Jes 40—48 auf (freilich ohne Kyros!), der andere (V. 1-4.8—10aa) zur Zions-Metaphorik (Witwe - Kinderlosigkeit) in Jes 4 9 - 5 4 . 155 Vgl. auch 44,25 (mit 41,21 ff.; 47). 156

V g l . 4 3 , 1 ; 4 4 , 2 2 . 2 3 ; 4 8 , 2 0 u n d die t i t u l a r e V e r w e n d u n g 41,14; 4 3 , 1 4 ; 4 4 , 6 . 2 4 ; 47,4.

Dann: 52,9; 51,10 = 35,9; ni. 52,3 sowie (als Titel) 49,26; 54,5.8 von Zion; 49,7 beim Ebed; 48,17. V e r s c h i e d e n t l i c h a u f g e n o m m e n in 62,12 (wie 3 5 , 9 ; 51,10); 6 3 , 9 s o w i e 5 9 , 2 0 ; 6 0 , 1 6 ( n a c h 4 9 , 2 6 ) ; 63,16. D a z u HOLMGREN, T h e C o n c e p t of J a h w e as g o ' e l ; D . BALTZER, E z e c h i e l

und Deuterojesaja 84ff.; STUHLMUELLER, Creative Redemption 99ff. 157 So die herkömmliche Auffassung seit Duhms Ausgrenzung - mit Varianten, vgl. H. HAAG, Gottesknecht 4ff. und die Übersicht ebd. 24. Zum Problem s. u. B VI.

2. Der literarische

Kontext

49

Dies bestätigt ein Blick auf den zweiten Teil des Dtjes-Buches, wo zunächst nur die Position der Gerichtsreden (im Kontext des Buches!) nachwirkt und - mit Jerusalemer Tradition im Hintergrund - jetzt im Blick auf Zion-Jerusalem umformuliert wird. Am kürzesten und klarsten geschieht dies in 52,7-10. Die Rettungstat Jhwhs an Jerusalem ereignet sich vor den Augen der Völker. „Sehen" (nK~l) die Einwohner der Stadt den Heimzug Jhwhs (V. 8, vgl. D'rBn-p "?iU!, an] Pi. V. 9), so die Völker seinen entblößten „heiligen Arm" (V. 10, par. ns?W); die nächste Parallele dazu ist 40,5. Der Jubel - nach 42,11; 44,23 und 48,20 - ist allerdings auf Zion-Jerusalem, und zwar auf „Wächter" und „Trümmer" beschränkt (52,8f.). Eine Vorbedingung für diesen Schluß, die zweite nach Jes 47/48,20f., formuliert das „Imperativ-Gedicht" 158 51,*9f.*17-23; 52,lf. (54,1): Die Befreiung vom einzigen Feind unter den Völkern, Babylon, jetzt „Bedrücker" Zions (51,23), und die Wiederherstellung der Stadt werden - als Gegenbild zu Jes 47 vorangestellt. Der Jubel bleibt wie in 52,8f. auf Jerusalem beschränkt; andere Völker mögen zusehen (52,10), haben aber keinen Zutritt zur heiligen Stadt (52,1b). Dies ist anders in 49,14—26. Neben der (Selbst-)Vernichtung der Feinde Zions, ihrer Verwüster (V. 17.19) und der Zwingherrn ihrer Kinder (V. 25f.), wird die Jhwh-Erkenntnis Israels (V. 23b) im Sinne der Gerichtsreden im Buch (43,10/45,6 37T) und parallel zur Aufteilung des „Sehens" in 52,8.10 durch die Erkenntnis „allen Fleisches" ergänzt (V. 26b). Grund ist auch hier wieder das "7S1 (und W ) an Zion-Jerusalem. Neu kommt hinzu, daß die Stadt in ihrer königlichen Stellung Tribut („Kinder") und Huldigung der Völkerfürsten empfängt, die sich Jhwh und seiner Königin Zion unterwerfen: V. 22f. sowie - in Abänderung von 43,3 - 45,*14159. Mit eminenten Verzögerungsproblemen haben es im Bereich der Zion-Texte schließlich eine Reihe von Stellen zu tun, die sich an die vorher genannten Positionen nachträglich anschließen: 50,2b.3 160 zwischen 49,14ff. und 51,9f.; dann 51,12f. zwischen (jetzt) 51,lff. bzw. 50,1 f. (2. pl. masc. V. 12a) und 51,17ff. (2. sg. fem. V. 12b) sowie offenbar mit Rückverweis auf Zusagen an Jakob-Israel wie 44,24; 40,27ff.; 41,8ff. (2. sg. masc., Schöpfung V. 13); und zuletzt 52,3(.4-6) im Nachtrag zu 52,1 f., bes. V. 2b, bezogen auf 50,1 161 . Von den verschiedenen Ausprägungen der Vorstellung in den Zion-Texten sind schließlich solche Stellen zu unterscheiden, in denen das Völkerkonzept der Ebed-Texte im Buch vorausgesetzt ist. Dies ist zunächst in den unmittelbaren Fortschreibungen der Fall, 42,5ff.; 49,7(.8ff.), im weiteren 162 51,4f. und 55,3-5; dazu zähle ich auch 45,22f., daran anschließend V. 24 f. 163 sowie die schon identifizierten Akzente des Kyros-Ergänzers in 41,1 aß.25 aß (M) und der vorliegenden Textgestalt von 45,1—7. Eine Verbindung von Zion und Ebed begegnet sodann in 54,11—17 (vgl. hier V. 15-17), noch ganz an dessen eigentlichem Völkerauftrag orientiert in Jes 60—62. Überschaut man die Verteilung der Belege, so geht daraus deutlich hervor, daß man 158 Vgl. dazu ELLIGER, Verhältnis 263ff.; KIESOW, Exodustexte 93ff.; HERMISSON, Einheit 305f.311 und neuerdings STECK, BN 46, 1989, 58-90, dort 58ff.77-79 und ebd. 79ff.90 zur Relation der Schichten in Jes *49-54. 159 Vgl. dazu HERMISSON 31 ff., bes. 34ff., ebd. 40f.42f. zum Vorstellungshorizont; sowie unten S. 83.101. 160 Vgl. auch 42,15 und 43,16f.; 44,27 und dazu unten S. 82f. mit Anm. 298. 161 Vgl. auch 45,13bßy und dazu unten S. 94. 162 S.u. S. 132f. 142. 163 Zur Einordnung s.u. S. 59ff. Zu 44,5, von den meisten auf Proselyten gedeutet, s.u. S. 118 Anm. 447.

50

BI. Jes 41,1-5

und 41,21

-29

es, gemessen an den Völker-Aussagen, bei den Diskussions- und Heilsworten und den über sie gelegten Gerichtsreden mit der ältesten Schicht im Dtjes-Buch zu tun hat. Alles andere geht davon schon aus und muß - die Ebed-Texte zunächst noch ausgenommen als Fortschreibung der Gerichtsreden-Schicht angesehen werden. Damit kann erneut die Frage aufgenommen werden, wie der redaktionelle Zusammenhang von Diskussionsund Heilsworten und Gerichtsreden in Jes 40f. genetisch zu erklären ist.

3. Die Grundschicht des Dtjes-Buches in Jes 40f. Spezifische Formulierungen sowohl in den Diskussions- und Heilsworten Jes 40,*12ff.; 41,*8ff. als auch in den Gerichtsreden 4 1 , * l - 5 . 1 - 2 9 , Bezüge der auch untereinander verbundenen Gerichtsreden zu den Diskussions- und Heilsworten in Jes *40f. sowie die spätere Aufnahme von Aussagen aus beiden Bereichen sind die Indizien, die folgenden Sachverhalt anzeigen: Den ältesten Kern bilden danach die Diskussions- und Heilsworte in Jes *40f. Auf der Grundlage und in Aufnahme dieser Worte, die entweder noch mündlich (einzeln oder in festen Spruchketten) umliefen oder auch schon in einer kleineren Sammlung verschriftet gewesen sein mögen, sind die Gerichtsreden in Jes 41 formuliert. Auch ihnen dürften ursprünglich selbständige (mündliche) Worteinheiten zugrunde liegen; sie sind aber - im Zuge ihrer Verschriftung und endgültigen Formulierung - ihrerseits in ein neues Gesamtkonzept eingepaßt und redaktionell überformt worden, wie in 41,5; 42,10—13 (hinter 41,21—29) sowie 45,6 (neben 43,10) noch deutlich zu sehen ist. Wie die Formulierung, so steht auch die damit einhergehende redaktionelle Überformung der Gerichtsreden im Dienst der Integration und Neuakzentuierung der überkommenen Diskussions- und Heilsworte. Dasselbe Interesse zeigt sich nicht zuletzt in der jetzigen Anlage von Jes 40f. Die generellen Völker/Feind-Vernichtungsaussagen in 40,*12—26 und 41,*8—13.*14—16 münden jeweils in ein Wort ein, das ausschließlich und unmittelbar von den Heilszuwendungen Jhwhs an Israel handelt (die Stärkung des Müden in 40,27—31; die Umwandlung der Natur zur Bewahrung Israels auf seinem Weg durch die Wüste 41,17—20, vgl. 48,21 sowie 42,16; 43,19—21). Im redaktionellen Zusammenhang sind die Völker/FeindAussagen in Jes 40,12ff.; 41,8ff. offenbar nicht mehr als in sich stehende Heilszusagen verstanden worden, sondern, wie weiter unten (B II 3) zu den Gerichtsreden noch auszuführen sein wird, als Vorzeichen der Macht Jhwhs aus dem Bereich des „Früheren" zur Erreichung der in 40,27—31; 41,17—20 genannten, von der Völkerfrage unabhängigen Heilsziele (entsprechend 42,14f. vor 42,16; 43,16f. vor 43,19ff.). Die Völkerfrage selbst wird hingegen jeweils anschließend in 41,1—4.5 und 41,21—29 mit Abschluß und Überleitung zum Folgenden in 42,10—13 gelöst. Die Vereinigung von Diskussions- bzw. Heilswort und Gerichtsrede ist somit Teil einer redaktionell erstellten und vermutlich noch umfänglicheren Komposition, die das literarische Grundstratum des Dtjes-Buches bilden könnte.

3. Die Grundschicht

des Dtjes-Buches

in Jes 40f.

51

Vorausgesetzt ist eine derartige Grundschrift, bestehend aus Diskussions- bzw. Heilsworten und Gerichtsreden, jedenfalls in den Einschreibungen der GötzenSchicht (Jes 40,18-20; 41,6f.24b.29b), ebenso beim Einsatz des Ebed-Texts 42,1—4 und seiner Fortschreibung in 42,5—9. Der weitere literarische Horizont der Gerichtsreden-Komposition in Jes 40 f. ergibt sich einmal aus den Beziehungen zu den noch folgenden Gerichtsreden (43,9ff.; 44,6ff.) und den KyrosAussagen in 45,*1—7, worauf wir im Zusammenhang mit 46,9—11 des näheren eingehen werden, des weiteren aus dem hier bereits behandelten redaktionellen Stück 42,10—13. Darin sind die geographischen Bereiche exponiert, die besonders im Blick auf die Bewohner (Menschenwelt) - in Jes *40—41 schon eine Rolle gespielt haben (vorwiegend „Inseln") oder in 43,20f. (vorgegebene Formulierung: Wüste 4- Tierwelt); 44,23 (Gebirge + Vegetation) und 48,20 („Enden der Erde") noch einmal vorkommen 164 . Die Komposition der Grundschicht des Dtjes-Buches muß somit jedenfalls bis 48,20(f.) gereicht haben. Wie aus den vorher beobachteten Akzentverschiebungen in der Völkerfrage hervorgeht, handelt es sich um eine erste literarische Schicht und nicht schon um die Komposition der Endgestalt. Andere zentrale Themen, die - wie der ü2tt>öBegriff165 und die Zeitbegriffe 166 - für die These der einheitlichen Endgestalt in Anschlag gebracht werden, führen bei genauem Zusehen auf dasselbe Ergebnis. Fragt man hinter das in Jes *40f. erreichte literarische Grundstratum zurück, so lassen sich aufgrund der Schichtung dieses Stratums und in Anbetracht der noch erkennbaren ursprünglichen Selbständigkeit mancher Worte 167 schon jetzt einige vorläufige Schlüsse ziehen. Von einer Rekonstruktion ursprünglicher Einheiten wollen wir absehen. Daß solche aber aus der Verkündigung eines Propheten in die Komposition eingegangen sind, kann schwerlich bestritten werden. Somit scheint uns die Annahme am wahrscheinlichsten, daß sich in den Diskussions- und Heilsworten einerseits und in den Gerichtsreden andererseits zwei Phasen der prophetischen Verkündigung widerspiegeln, die im Zuge der Verschriftung der Gerichtsreden und Entstehung einer umfänglicheren Kompo164 Z u r kompositorischen Funktion der hymnischen Stücke vgl. schon WESTERMANN, Sprache 74ff. und neuerdings MATHEUS, F o r m und Funktion (1987 bzw. SBS 1990; kritisch dazu HERMISSON, Einheit 289 A n m . 15), beide ohne redaktionsgeschichtliche Differenzierung und auch o h n e den thematischen Z u s a m m e n h a n g . 163 BEUREN, V T 2 2 , 1 9 7 2 , 1 - 3 0 , gefolgt von SPYKERBOER, Structure 55F.87F. A u f g r u n d der z.T. von B e u k e n selbst beobachteten Unterschiede müssen nur noch die von ihm ( a a O . 30) ausgesparten literarkritischen und redaktionsgeschichtlichen Konsequenzen gezogen werden: üDtt>a von Jakob-Israels Schicksal unter den Völkern Jes 40,14.27(.23); Jhwh im Rechtsstreit mit den Völkern 41,1; als A u f g a b e des E b e d gegenüber den Völkern 4 2 , 1 - 4 ; von dessen eigenem Schicksal 49,4; 50,8; 53,8; abhängig von 4 2 , 2 - 4 (49,6) ist 51,*4f.; ferner 54,17 (Zion vor Gericht); 43,26 (Israel im Rechtsstreit mit Jhwh). Z u m G e b r a u c h im ersten Ebed-Text 4 2 , 1 - 4 und 51,4f. vgl. JEREMIAS, V T 2 2 , 1 9 7 2 , 3 1 ff. 166

Jüngst bes. LEENE, D e vroegere en de nieuwe dingen. Siehe im folgenden Kapitel. Für die Gerichtsreden 41,1-4.21—29 sowie für 45,*1—7 wurde dies an Ort und Stelle schon in Erwägung g e z o g e n e n Jes 40,12ff.; 41,8ff. führt etwa der unausgeglichene Wechsel in der A n r e d e (sg./pl.) darauf. 167

52

BI. Jes 41,1—5 und 42,21 —29

sition zusammengebracht und so im Sinne der dabei ihrerseits weiterentwickelten Gerichtsreden miteinander ausgeglichen wurden. Daß jedenfalls die beiden Verkündigungsphasen (nicht unbedingt die Komposition) noch vor 539 v. Chr. liegen, halten wir trotz mancher Einwände 168 für mehr als wahrscheinlich. Eine genaue Datierung läßt sich sicher nicht geben 169 , doch leuchtet mir die alte Erklärung noch immer ein, die in 41,2f.25 (dasselbe gilt für 46,11; 45,2f.) einen Reflex auf die Nordfeldzüge (Medien, Lydien) des Persers findet 170 , den man je länger, desto sicherer in Babylon einmarschieren sieht (45,*1 —7 und 46,10f. im Kontext; 43,14f.). Idealtypisch können somit drei Phasen im Werden des literarischen Grundstratums von Jes *40f., mithin der Grundschrift des Dtjes-Buches in Jes *40—48 unterschieden werden: eine erste der Diskussions- und Heilsworte an Jakob-Israel, noch ohne Kyros und mit der Hoffnung auf Befreiung durch die generelle Völkergewalt des Schöpfers Jhwh (40,*12—31; 41, *8—20); eine zweite der Gerichtsreden gegenüber den Völkern und ihren Göttern, jetzt mit Kyros auf dem Plan der Weltgeschichte als Völkerbezwinger (Jes 41, *1—4. *21 —29); und schließlich die dritte der literarischen Komposition Jes *40f.(—48), die beides miteinander vereinigt und angesichts der Zielgerichtetheit der Kyros-Feldzüge auf Babylon jetzt ausdrücklich zwischen der Rolle der Völker und der Feindvernichtung im Rahmen der Heilsveranstaltung für Jakob-Israel differenziert. In allernächster Umgebung zur Gerichtsreden-Komposition in Jes *40—48 könnten - als ihr Vorbild, parallel dazu oder im Anschluß daran - die drei ersten „Ebed-Jahwe-Lieder" (Jes 42,1—4; 49,1—6; 50,4—9) entstanden sein. Die folgenden Analysen werden zeigen müssen, ob neben Jes 45,* 1—7 und 41,2f.25 auch die übrigen Kyros-Texte, soweit sie dem älteren Bestand und nicht der bisher nur in 45,1—7 und 41,laß.25aß nachgewiesenen Kyros-Bearbeitung angehören, das Gerichtsredenkonzept im Rahmen der in Jes *40f. ausgemachten Grundschrift als literarischen Horizont voraussetzen und wie sie sich gegebenenfalls darin einordnen. Im Zuge dessen sind auch weitere Aufklärungen darüber zu erwarten, wo und wie sich die bisher nur aus Jes 40f. und 42,10—13 erschlossene Grundschrift ihrerseits fortsetzt. Mit dem Text Jes 46,9—11, den wir gleich anschließend analysieren werden, tritt nach den konzeptionellen Zusammenhängen in der Völkerfrage insbesondere die literarische Zuordnung sämtlicher Gerichtsreden in Jes *40—48 ins Blickfeld. 168 Vgl. HAKAN, VT.S 9, 1963, 137ff.l41ff., andere ebd. 138 Anm.3; jüngst VERMEYLEN, LeDiv 127, 1987, 189.219f.; ältere Versuche der Differenzierung referiert REINWALD, Cyrus 45 ff. 52 ff. 169 Auch nicht über bestimmte Lexeme, vgl. SAGGS, JThS NS 10, 1959, 8 4 - 87) (sgn in 41,25); noch genauer SCHEIBER, ZAW 84, 1972, 242f. (sb' 40,2). Vgl. auch Geyer, VT 20, 1970, 8 7 - 9 0 ) . "0 VGL. Kommentare und Einleitungen, z.B. ELLIGER 116f.119ff.188; R.SMEND, Die Entstehung des Alten Testaments, ThW 1, Stuttgart u.a. 1978, 151f., im einzelnen unten S. 164 ff.

1. Textanalyse

II. Jes 1.

Textanalyse

a)

Abgrenzung

53

46,9-11

Am deutlichsten ist das fragliche Stück nach unten abgegrenzt. V. I I b markiert einen mit 48,15 vergleichbaren Abschluß der in V. 8.9 einsetzenden Gottesrede; V. 12 hebt wie V. 3 neu an. Schwerlich kann V. 12f. die ursprüngliche Fortsetzung von 46,(5)9ff. sein171: Die Hilfe Jhwhs in Zion (V. 13aßba) und seine „Herrlichkeit" für Israel (V. 13 bß, im Chiasmus rückgebunden an npTS V. 13 aa) haben ganz offensichtlich nicht das Kyrosgeschehen als entscheidende Heilstat Jhwhs im Blick, sondern leben von der Entgegensetzung des Geschicks der beiden Städte Zion (samt Volk Israel) und Babel; eine Verbindung von Kyros und Zion wie die in 44,28; 45,13172 ist vom gegenwärtigen Kontext höchstens intendiert, aber nicht - für einen ursprünglichen Zusammenhang damit zu wenig - ausgeführt. Die gleichwohl gegebenen sprachlichen und sachlichen Beziehungen von V. 12f. zum Nahkontext (bes. V. 3.8.11) legen den Schluß nahe, daß nicht ein frei umgehendes Einzelwort an dieser Stelle angehängt wurde, sondern daß es sich um einen literarischen Zusatz handelt. Terminologisch ist dieser auch aus 45,17 (nmwn) 173 und 45,23.24f. (npTS)174 gespeist, in der Hauptsache aber stellt er eine Verbindung zu 52,1 f. her (mxsn) 1 7 5 . Die Gegenüberstellung von Babylon Jes 47 und Zion, die die Formulierung von 52,1 f. bestimmt, wird übernommen und durch 46,13 vorbereitet, wobei die m x s n Zions (sf. 2. sg. fem.) - wie in 45,24 TS? - auf Jhwh selbst übergeht und jetzt „Israel" zugute kommt (vgl. 44,23; 49,3). Dem Kyrosgeschehen, der Berufung des „Stoßvogels" und der mit ihm verbundenen Vernichtung Babylons zur Befreiung des Gottesvolkes, worauf V. 9—11 (mit Jes 47; 48,20f.) zulaufen, kommt mithin eine untergeordnete, dienende Funktion zu: Es birgt nicht (mehr) selbst das Heil in sich, sondern bereitet danach noch Ausstehendes vor, das Jhwh-Heil in Zion im Gegenzug zu Babels Vernichtung 176 . Schwieriger und entsprechend umstritten ist die Abgrenzung nach oben. Während V. 9, wie die Terminologie zeigt, sicher zum Folgenden gehört, 171

So etwa WESTERMANN, Sprache 70f.; SPYKERBOER, Structure 150f.; WILSON, Nations

159F. V g l . d a g e g e n s c h o n ELLIGER, V e r h ä l t n i s 1 8 2 - 1 8 5 ; MERENDINO, V T . S 31, 1981, 474F.;

neuerdings HERMISSON, Einheit 295; schwankend MELUGIN, Formation 133 f. 172 Vgl. auch 44,23 (INS hitp. „an/durch" Israel) sowie 45,8 (pIS und VW). 173 Vgl. noch VW vb. in 45,17.20.22; 46,7 (ferner 43,12; 47,13; 49,25); nom. 45,8.15.21 (ferner 51,5 sowie 49,6.8; 51,6.8; 52,7.10 und 43,11; 47,15; 49,26). 174 Vgl. auch 45,8; 48,1.18; 51,6.8. 175 Vgl. auch 44,13, dann bes. in Jes 56ff., was aber - gegen Elliger - noch nichts über die Herkunft des Zusatzes besagt. 176 Für ein entsprechendes - freilich sekundäres - Verständnis von 46,11b vgl. BEUREN A 264f.

54

B II. Jes

46,9-11

erweckt V. 8 den Anschein einer vorweggenommenen Dublette. Der Vers bildet, und zwar in allen seinen Bestandteilen 177 , ein Bindeglied zwischen V. 5.6—7, worauf nXT TOT in der Hauptsache zurückweist, und dem Folgenden 178 , mit deutlichen Rückbezügen auf 44,9ff.(bes. 18-20).21f. 1 7 9 , aber auch auf 42,23b.25 (vgl. noch 41,22; 47,7.8.10; ganz anders 51,7). Der Sache nach bereitet er 46,12 vor und gehört wohl auf dieselbe literarische Ebene 1 8 0 . Sicher zugesetzt ist sodann die Götzenpolemik in V. 6f., die unbeschadet terminologischer Berührungen gravierende Unterschiede zu V. 1—4 aufweist 181 und im Blick auf den Weissagungsbeweis V. 9—11, bes. V. 9b, wieder (wie in 41,6f.) die Ebene der Argumentation wechselt. Damit aber fällt auch V. 5, der kaum die Einleitung zu V. 5 —11 im ganzen 182 noch zu einer - gar durch V. 3f. eingeleiteten 183 - ursprünglichen Einheit V. 5.9—II 184 sein kann. Der Vers greift, wie schon 40,18(.19f.), mit leichten Abweichungen auf 40,25 a zurück, wo es im Sinne des Diskussionswortes um die Unvergleichlichkeit geht, nicht - wie in 46,9ff. und den Völkergerichtsreden - um die Einzigkeit Jhwhs, was nicht dasselbe ist. Allein aufgrund der vom Kontext (V. 3) suggerierten Anrede Israels läßt sich in V. 9—11 aber kein Diskussionswort finden, zu dem V. 5 paßte 185 ; und im Unterschied zur selteneren Formel von 40,25 (vgl. Ps 89,7), die in 46,5 wie 40,18 jeweils mit Götzenpolemik verbunden ist, bedient sich die monotheistische Interpretation der Unvergleichlichkeit im Rahmen der Gerichtsreden der üblicheren Formel mit der Vergleichspartikel D (44,7; 46,9bß, vgl. Ps 89,9 u.ö.). Folglich dürften 46,5—7 insgesamt als spätere Einschreibung und Bestandteil der Götzen-Schicht zu beurteilen sein, die die Vergleichbarkeitsfrage aus 40,25 auf ihre Weise beantwortet, indem sie sich hier wie in 41,6f.24b.29b speziell im Blick auf die Bilder an die Behauptung der Einzigkeit Jhwhs sekundär anschließt. V. 3f. wiederum sind derart eng mit V. 1 f. verzahnt und als in sich suffizien177

Gegen VOLZ z.St. und MERENDINO, a a O . 472f. Z u r Ausscheidung vgl. jüngst auch HERMISSON, Einheit 293.295. 178

V g l . SCHOORS, V T . S 2 4 , 1 9 7 3 , 2 7 7 .

179

V g l . ELLIGER, V e r h ä l t n i s 2 4 8 A n m . 1; a u s f ü h r l i c h L E E N E , J S O T 3 0 , 1 9 8 4 , 1 1 1 - 1 2 1 , b e s .

116. 180 46,8 wird zumeist z u s a m m e n g e n o m m e n mit V. (5.)6—7, vgl. bes. MERENDINO, a a O . 472 A n m . 135. D o c h Stt>D ist sonst nicht T h e m a der Götzenpolemik, vgl. hingegen - in einer späteren Verbindung damit - 4 8 , 8 . 4 f . 181 Vgl. MELUGIN, Formation 133. D e r entscheidende Punkt aber scheint mir der, daß 46,6f. - im Sinne der Gerichtsreden und des ersten Gebots - die Gottheit der Bilder gänzlich in A b r e d e stellt, während 46,1 f. zwischen Bildern und - eigens b e n a n n t e n - G ö t t e r n differenziert und letzteren eine reale Existenz (tPS3!) zugesteht, dabei G ö t t e r und Jhwh direkt gegeneinander ausspielt. 182 So BEGRICH, Studien 4 8 f f . , ihm folgen VON WALDOW, Anlass 28ff.; SCHOORS, VT.S 24, 1973,273ff.; MELUGIN, a a O . 33ff. 131. 183

4

Vgl. b e i DELITZSCH u n d DILLMANN z . S t . sowie DUHM 2 1902, 315.317, a u f g e g e b e n in

1922 ( s 1968); WESTERMANN, Sprache 69f. 184

DUHM 352; e i n s c h l i e ß l i c h V. 8a MERENDINO, a a O . 4 7 2 f f .

185

Vgl. WESTERMANN, a a O . 70f.; MELUGIN, a a O . 476f.; auch ELLIGER, Verhältnis 247f.

I. Textanalyse

55

tes Gegenstück dazu formuliert, daß V. 9ff. auch davon nicht die ursprüngliche Fortsetzung bilden. Daß in beiden Texten von einer Kontinuität Jhwhs in den Zeiten die Rede ist und beide Einheiten mit einer entsprechenden, zweigliedrigen Aussagefolge schließen (pf./impf. in V. 4b.IIb), ist zweifellos nicht ohne redaktionsgeschichtliche Bedeutung, begründet aber keine originäre Verbindung, für die eindeutige Hinweise fehlen. Somit stehen die beiden Abschnitte 46,1—4 und 46,9—11 (ohne V. 5—7 und V. 8.12f.) etwas verloren nebeneinander. 46,1 setzt unvermittelt ein, und für 46,9ff. ist vor allem offen, an wen sich das Wort richtet, wenn es nicht Fortsetzung von V. 3, V. 5 oder V. 8 ist und auch nicht von V. 12 gefolgt wird. Wie sich die beiden Abschnitte zueinander verhalten, läßt sich nur im Rahmen einer umfassenden Analyse von Jes 45 f. klären. Zuvor sei jedoch der hier zur Diskussion stehende Text selbst noch etwas genauer angesehen. b)

Aufbau

Syntaktisch gliedert sich das Stück 46,9—11 in vier Elemente: Die Anrede einer nicht näher bezeichneten pl.-Größe im imp. V. 9 a, den 'D-Satz V. 9b, die drei Partizipialkonstruktionen V. 10.11 a und den durch dreimaliges IX hervorgehobenen Aussagesatz mit finiten Verben V. IIb. Davon gehören sicher der imp. und das folgende 'D in V. 9 zusammen, das nicht begründet („denn") 186 , sondern entweder den Inhalt des „Gedenkens" anzeigt („daß") oder, was nicht allzuweit davon entfernt ist, aber doch eine andere Nuance hat, den Schluß zieht, der sich aus dem „Gedenken des Früheren" wie von selbst ergibt („ja", Doppelpunkt). Für die letztgenannte Möglichkeit sprechen Struktur und Logik in der Fortsetzung. Die drei von V. 9b abhängigen Partizipialsätze V. 10—IIa sind nämlich durch die Inklusion V. I I b vom Vorhergehenden abgesetzt: Die doppelte Bewegung vom „Früheren" zum „Ausgang / nicht Gemachten" V. 10 a kehrt in der zweimaligen Folge pf./impf. V. I I b mit entsprechenden Wortbezügen (nu>V - XID/mriX187) wieder; darin eingeschlossen ist vom Plan selbst (nsy/fsn) unter Ankündigung seiner Verwirklichung (wieder nW27) V. 10 b und von seiner konkreten Gestalt V. 11 a die Rede, intern gerahmt durch V. 10ba / V. 11 aß188. Der in die 1. sg. (wie V. 9b) zurückfallende Aussagesatz V. I I b schließt also sachlich die Reihe der Partizipien V. 10—IIa ab und bindet so den ganzen Abschnitt V. 10—11 zusammen als Ausführung des 'O-Satzes V. 9b, mit der Aufnahme von V. 9 a in V. 10 a darüber hinaus als Ausführung des ganzen Kopfsatzes 186

So z. B. VOLZ z. St., was aber nur zusammen mit V. 8 bzw. V. 5—8 Sinn macht. Anders

e t w a MERENDINO, a a O . 473 b z w . LEENE, D e v r o e g e r e 199 u n d s c h o n KNOBEL s o w i e DILLMANN

z. St.; zur Frage auch DUHM Z. St. 187 Für den Zusammenhang vgl. 41,22. 188 Vgl. LEENE, aaO. 199 f. Am Text in V. 10b. IIa (s.BHS) gibt es nichts zu beanstanden. Die 1. sg. in V. 10b ergibt sich aus dem „Sprechen" Jhwhs, das zitiert wird; das sf. 3. sg. masc. in V. Haß entspricht dem pt. (vgl. 44,24-26a) und stammt aus 40,13b.

56

B II. Jes

46,9-11

V. 9 ab. Folglich kann V. I I b nicht der Abschluß der Aufforderung V. 9 a sein, all dessen zu gedenken, was V. 9—IIa ausführen; daß V. 9—11 insgesamt von '3 regiert würden und zusätzlich zu V. 9 b sowie auf derselben Aussageebene den Inhalt des „Gedenkens" angäben, scheint mir nicht möglich. Innerhalb dieser Struktur nimmt V. 9 b die Stellung der Hauptaussage ein. Im ganzen wird die These der Einzigkeit Jhwhs begründet: Sie ergibt sich aus dem „Gedenken des Früheren" V. 9a ( + 1D), das in der Entfaltung von V. 9 a b in V. 10—IIa von seinem Anfang bis zu seinem „Ausgang", der mit der Berufung des Kyros in Gang gesetzten Verwirklichung des seit jeher geltenden und von Jhwh mitgeteilten „Plans", in den Blick genommen wird. A m „Früheren" und seinem „Ausgang" soll die angeredete pl.-Größe die Einzigkeit Jhwhs wahrnehmen. Thema, Argumentationsweise und Terminologie erinnern an die Völkergerichtsrede. Doch fehlt insbesondere die entsprechende Anrede, um ihn unbesehen dieser Gattung zuordnen und eine in sich stehende Einheit darin finden zu können. So, wie er uns vorliegt, ist der Text nicht ohne Kontext zu denken. Es stellt sich somit die Frage, in welchen Kontext er ursprünglich gehört.

2. Der Nahkontext

in Jes 45—46

a) Jes 46 Für 46,5—7 sowie 46,8.12f. wurde bereits gezeigt, daß es sich um spätere Zufügungen handelt, die 46,9—11 voraussetzen und in Kenntnis dessen in den Text eingeschrieben wurden. Wann und zu welchem Zweck dies geschah, braucht uns hier noch nicht zu interessieren; es soll uns zunächst allein um die relative Schichtung gehen. D a ß Jes 47 unmittelbar auf 46,9—11 folgt, ist nur natürlich. Der „Stoßvogel" ist dazu berufen, Babylon zu Fall zu bringen, und eben dies nimmt Jes 47 mit einschlägigen Rückverweisen auf 46,9ff. (vgl. 47,7.8aßy/10b.l3a) eigens in den Blick. Weit problematischer stellt sich der Anschluß nach oben dar. Nach dem bisherigen Ergebnis unserer Analyse folgt V. 9 unmittelbar auf 46,1—4, was aber kaum ursprünglich ist. Zwar ließe sich der Fall der beiden mit Namen genannten babylonischen Götter Bei und Nebo in 46,1 f. durchaus mit Jes 47 verbinden, auf das hin 46,9—11 formuliert und plaziert ist, doch wird der Aussagezusammenhang von 46,3f. durchkreuzt, und auch ohnedies macht die Abfolge wenig Sinn. Vor allem aber verträgt sich die Aussage von 46,1 f. nicht mit der generellen Negierung der Existenz anderer Götter neben Jhwh, worauf in Einklang mit der Völkergerichtsrede die Aussagen in 46,9—11 und 47,8aß-,'. 10b (von Babel, nicht den Göttern! 1 8 9 ), auf anderer Argumenta189

Vgl. noch 47,12f.l5 von den menschlichen Repräsentanten.

2. Der Nahkontext in Jes 45—46

57

t i o n s e b e n e d a n n a u c h 4 6 , 5 f f . 1 9 0 b a s i e r e n . B i s z u m E r w e i s d e s G e g e n t e i l s wird m a n also 4 6 , 1 f. u n d 4 6 , 3 f . als E i n h e i t z u s a m m e n n e h m e n m ü s s e n , d i e w e d e r mit 46,9—11 n o c h mit 4 6 , 5 — 7 auf e i n e r literarischen E b e n e liegt 1 9 1 . D e n n o c h scheint 4 6 , 1 — 4 nicht u n a b h ä n g i g v o n 46,5—11 e n t s t a n d e n z u sein. Z u V. 5—7 b e s t e h t e i n e V e r b i n d u n g ü b e r d a s T h e m a „ G ö t z e n " u n d ü b e r d i e K o n t a k t w ö r t e r nSW, und . L e t z t e r e sind in V. 6 f . v o n der S a c h e her g e d e c k t 1 9 2 u n d d ü r f t e n d a r u m hier ursprünglich v e r a n k e r t , in V. 1—4 h i n g e g e n mit 4 9 , 2 4 f . ('nttVü^H) u n d 5 2 , l f . r e d a k t i o n e l l k o m b i n i e r t sein. D i e v o n V. 6 a b w e i c h e n d e V e r w e n d u n g v o n niT57 orientiert sich s o d a n n an V. 9—11, w o b e i die u n t e r s c h i e d l i c h e n „ T e m p o r a " ( p f . / i m p f . ) , i n s b e s o n d e r e der U n t e r schied z w i s c h e n p f . V. 4 b a . l l b a („tun" hier, „ v o r a u s s a g e n " dort) u n d d e m 1ÖWJ X1? "UTK in V. lOaß, d i e V e r ä n d e r u n g a n z e i g e n . N a c h a l l e m ist 46,9—11 mit 46,5—7 d e r g e b e n d e , 4 6 , 1 — 4 der n e h m e n d e Teil. D a ß eine Heilsaussage im pf. beginnt und im impf, weitergeführt wird, ist in Dtjes nichts Außergewöhnliches, z.T. von der Sache gefordert. So kann in 46,11b wie üblich 1 9 3 auf die Vorhersage des Kyrosgeschehens und die B e r u f u n g des Kyros als A n f a n g des Heils wohl tatsächlich schon zurückgeblickt werden ( " O l , I S ' pf.), während die Verwirklichung der darin beschlossenen Heilstat selbst noch aussteht (S1D hi. + f e m . sf., HOT impf, wie V. 10b). Merkwürdig ist allerdings, daß in 46,1 f. mit dem Fall der babylonischen G ö t t e r (in ähnlicher Perspektive pf. - impf, nur noch 45,16f.) gerade derjenige Vorgang als Voraussetzung im pf. erscheint, der in der Bewegung vom „Früher e n " zum „Ausgang" in 46,9—11, bes. V. 1 0 b . I I b (vor Jes *47f.), das Ziel ist. U m eine prophetische Vorwegnahme, die mit den Heilsversprechen in V. 4. auf einer E b e n e läge, handelt es sich k a u m , ist doch in V. 3f. (wie V. 9f.) ausdrücklich von einer zeitlichen Kontinuität die R e d e , in die auch die Folge pf. - impf, in V. 4 b mit V. l f . hineingehört. So ist das impf, in der Bewegung vom Mutterleib bis zum Greisenalter in V. 3 f. jedenfalls als Folgegeschehen aufzufassen, das über das im pf. V. l f . 4 b - (tatsächlich) präterital oder (vor und mit Jes 47) eher prophetisch-präsentisch gedacht - zusammengefaßte Kyros/Babel-Geschehen von V. 9 - 1 1 hinausführt und das impf, von V. 11 bß in V. 4 b a neu ausrichtet (vgl. dasselbe 4 8 , 3 b . I I a ) . Worin das neue Ziel besteht, ist nicht ohne weiteres ersichtlich. Die mit V. l f . abgestimmten, hier konkret gemeinten, in V. 3f. bildlich gebrauchten Formulierungen können, für sich genommen, ganz allgemeiner Natur sein (vgl. Ps 28,9; 68,20; 71,17f.). Doch dies ist angesichts der aufgewiesenen Bezüge nicht sehr wahrscheinlich. Sieht man 190

S. dazu schon oben S. 54 mit Anm. 181. Vgl. schon E L L I G E R , Verhältnis 249; M E R E N D I N O , aaO. 461 ff. 192 Vgl. noch 44,12f.l9; 45,20, ferner 40,20; 46,7sowie Jer 10,5. 193 Pf. mit Folgen in 41,2f.(4.)5.25; 45,*3b.4b ( + impf, wie V.5 und 42,6) im Blick auf V.2f.; 45,13; 48,15; ferner 43,12.14; 44,22a (vgl. 43,25). Anders im Heilsorakel 41,10b.13b/ 11 f.; 43,1 f., wo in der Aktualisierung von „Schöpfung" und Berufung Israels das pf. des göttlichen Einschreitens präsentisch-zukünftige Bedeutung haben muß (GK § 106 n), da das im impf, angesagte Heilsgeschehen nicht dessen Folge, sondern Inhalt ist (vgl. 44,1—4); in diesem Sinne noch (meist nach 'D oder in aufgetragener Rede) 40,2; 41,20; 42,16; 43,20; 44,22b.23; 48,20b(f.); und wohl auch 43,3b.4b, sofern es sich um eine identische Aussage handelt. Zum Problem der Tempora vgl. SAYDON, Bib. 40,1959,290-301, mit z.T. ähnlichen, z.T. abweichenden Distinktionen (nach Driver aufgrund des Tons). 191

58

B II. Jes 46,9-11

weiter zu, so zeigt sich, daß die Vorstellung vom „Tragen" des Volkes (aus elterlicher Liebe) vornehmlich im Z u s a m m e n h a n g des Exodus und der Führung durch die Wüste vorkommt 1 9 4 . Darf m a n diesen G e d a n k e n eintragen, so wäre in V. 3 f. ein n e u e r Exodus angesagt, der - anders als in 48,20f. (nach Jes 47; 46,9—11) - nicht mehr o h n e weiteres mit der Niederschlagung Babylons zusammenfällt, sondern als eigenes Heilsziel davon abgehoben ist. Die besondere Akzentuierung erklärt sich aus den schon erwähnten Bezügen zum weiteren Buchkontext. Wie in 46,12 ist auch hier ein Vorverweis auf das Gegenbild zu Babel (Jes 47) in 5 2 , l f . u n d bes. in 49,24f. beabsichtigt. G e h t 46,12f./47 mit 5 2 , l f . vor allem auf die Gegenüberstellung der beiden Stadt-Frauen, so zielt 46,1—4 - in gleicher Stellung - auf das G e g e n ü b e r von babylonischen H a u p t g ö t t e r n 1 9 5 und Jhwh selbst (so mit 46,5—7) bzw. den Zionskindern aus 49,24f. (vgl. 49,17f.20ff.), die aus der „Gefangenschaft" befreit werden, in die die G ö t t e r gemäß 46,1 f. gehen müssen 1 9 6 . U n d so wie in 46,13 (45,24) die m s s n (TS) Zions aus 52,1 f. auf Jhwh selbst übergeht, so sind die „Zionskinder" in 46,3 f. von Mutterleib bis zum Greisenalter (gegen 47,6) ganz von Jhwh her, anscheinend als Jhwhs Kinder gesehen. Im Vergleich u n d mit Blick auf Zion selbst begegnet das Bild 49,15, von der Sache her berührt sich diese Sicht vor allem mit 43,6 und 45,11b (vgl. im Bild 45,10). In A b ä n d e r u n g von 49,22f. trägt demnach Jhwh selbst seine Kinder, die weltweite Diaspora (43,5f.), nach H a u s e (vgl. 40,11, im späteren Reflex 63,9), wo sie gemäß 49,12 zunächst im schon bereiteten L a n d (49,8ff.), g e m ä ß 49,14ff. in Zion a n k o m m e n . H ä n g t mit dieser gesamtisraelitischen Sicht auch die ungewöhnliche Näherbestimmung von Jakob-Israel in 46,3 zusammen? Mit 46,8.12f. teilt 46,1—4 außer den genannten Bezugsstellen im hinteren Teil von Dtjes das Problem der Heilsvollendung 1 9 7 aus der Innenperspektive Israels (und Zions) in Ergänzung zum Problem mit Babylon. E s beruht wohl kaum auf Zufall, daß dabei die Ankündigung des n e u e n Heilsziels, das über die Vernichtung Babylons hinausführt, hier wie dort gleichlautend mit ,17X"1ffaB> eingeleitet ist, das die "HDI-Imperative in V. 8f. rahmt. D e m e n t s p r e c h e n d sind auch Anlage und Position der Z u f ü g u n g e n im vorgegebenen Kontext aufeinander abgestimmt: D e r Abfolge von 46,12f./47 entspricht - spiegelbildlich dazu - die Einleitung 4 6 , l f . und 3f. D e r vorgefundene Text 46,5—11 k o m m t damit genau in der Mitte zu stehen, wo er mit V. 9—11 („Stoßvogel") - vorgängig zu 46,12f. ( 5 2 , l f . ) - auf Jes 47 hinweist und mit V. 5 - 7 . 8 ( „ G ö t z e n " ) - der Sache nach vorgängig zu 46,3f. (49,8—13.14ff.) und 46,9—11/47 ergänzend - an 4 6 , l f . erinnert, im Sinne der Zusätze wohl als Bestätigung des Kyros/Babel-Geschehens (vgl. 48,6a) u n d zugleich Bekräftigung des auf 46,1 f. bzw. *47 folgenden Heilsgeschehens von 4 6 , 3 f . l 2 f . 1 9 8 gedacht.

194 Vgl. - mit den älteren Kommentaren - Ex 19,4 / Dtn 32,11; Dtn 1,31; Hos ll,10f. sowie Num 11,12. 195 Zur Nennung von Bei und „Sohn" Nebo (urspr. Borsippa) neben Babylon selbst vgl. Jer 50,2; 51,44 sowie Komm. z.St., ferner Jes 21,9; zur Sache Jer 48,7; 49,3 (hier kontextgemäß n^ll) sowie Am 5,26f. 196 Der Gegensatz ist aufgenommen und wiederum modifiziert in Jes 14,lf.; vgl. ferner 2 0 , 4 - 6 ; 61,1. 197 Erwachsen aus der Verzögerung des Heils, vgl. dazu Hermisson, Einheit 294ff. 198 Als Hinweis darauf dürfte in V . 5 - 8 schon V.7bß (vgl. 45,17), in V . 9 - 1 1 V. IIb gelesen worden sein.

2. Der Nahkontext in Jes 45—46

59

Der ursprüngliche Kontext von Jes 46,9—11, nach dem wir suchen, ist in 46,1 — 13 somit nicht zu finden. Dies liegt allerdings nicht daran, daß man es mit einer Ansammlung klar abgrenzbarer, in sich stehender und folglich ursprünglich selbständiger Worteinheiten zu tun hätte. Dagegen spricht schon die formgeschichtliche Indefinierbarkeit, und vor allem bleiben so die sprachlichen und sachlichen Binnenbezüge in Jes 46 unerklärt, die eher auf eine planvolle literarische Komposition weisen199, die allerdings nicht einheitlich, sondern geschichtet ist. Um den ältesten Kern 46,9—11 sind verschiedene Zufügungen angebracht worden: zunächst ein Stück der Götzen-Schicht in 46,5—7, dann israelzentrierte Stücke in 46,1—4.8.12f., wobei das jeweils Folgende immer auf das schon Vorgefundene Bezug nimmt. b) Jes

45,18-25

Wir kommen damit zu dem Abschnitt 45,18—25 als möglicher Anschlußstelle für 46,9—11 auf der schriftlichen Ebene. Immerhin begegnet hier eine Anrede der Völker (45,20a.22), die sich thematisch zum Weissagungsbeweis gut fügen würde. Aber auch dieser Abschnitt ist in sich nicht einheitlich, seine durch Bezüge ausgewiesene Funktion im jetzigen Kontext der Endgestalt 200 nicht ursprünglich. Für 45,24f. hat zuletzt H. J. Hermisson 201 gezeigt, daß es sich um einen späteren Zusatz handeln muß. In Anlehnung an 45,14—16 schränkt er die positive Aussage vom Hinzukommen der Völker nach V. 22 f. 20 (V. *14) durch Aufnahme von 41,11.16 (zu p"TX q. vgl. 43,9.26) erheblich, wenn nicht bis zur gänzlichen Nivellierung zugunsten Israels ein. Hermisson weist den Zusatz mit 45,16f. der Götzen-Schicht zu. Dafür sprechen die terminologischen Bezüge, dagegen spricht m.E. aber die Sachkontur: Wie sonst bezieht die GötzenSchicht auch in 45,16f. das Völker- und das auf Babylon zentrierte Feindproblem der Gerichtsreden (hier im Anschluß an 45,1 — 14; vgl. ferner 41,11 — 13) ausschließlich auf die Hersteller und Verehrer von Götzen, die zugrunde gehen müssen; demgegenüber scheint in 45,24b nach V. 22f. und mit 41,11 ff. der 202 Kreis der wider Jhwh (und Israel) „Entbrannten" (13 • n e n n doch eher wieder auf die ganze Völkerwelt ausgeweitet zu sein. Wer auch immer in 45,24f. spricht203, die Alternative lautet: Heil für ganz Israel (bx-W 5T1T "73) 199

Vgl. WESTERMANN, Sprache 68ff.; ohne Abstriche für die Endgestalt W I L S O N , Nations 151-162, bes. 161; im Kontext Jes 45-47 L E E N E , De vroegere 201f.; ferner SPYKERBOER, Structure 143—152; M E L U G I N , Formation 131-135. 200 Ygj ^AZU insbesondere B E U R E N , Bijdr. 35, 1974, 335-356; L E E N E , ebd. 329ff.; D E R S . , De vroegere 196ff.; ferner W I L S O N , aaO. 88-107, bes. 97; SPYKERBOER, aaO. 129-143; M E L U G I N , aaO. 123-131. 201 B K 137.57 sowie z. St.; vgl. schon M E R E N D I N O , VT.S 31,1981,449f. 202 Ob in 45,16a nach 41,11 und 45,24 in T H M N zu ändern ist (so wieder HERMISSON z.St.), bleibt unsicher; es wären hier aber auch damit nur die Götzenfabrikanten (V. 16b), nicht die Völker gemeint. 203 Gemäß der Zitationsformel "las (das aus V. 23b auf Jhwh oder auf den Sprecher

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B II. Jes 46,9-11

U n h e i l u n d V e r n i c h t u n g für „alle E n t b r a n n t e n " u n t e r d e n V ö l k e r n ('OSX f l N V. 22!); t e r t i u m n o n datur 2 0 4 . 4 5 , 2 4 f . s e t z e n d e m z u f o l g e 4 5 , 1 6 f . u n d d i e G ö t z e n - S c h i c h t v o r a u s u n d n e h m e n sie auf, f ü g e n aber n a c h u n s e r e r A n s i c h t e i n e n n e u e n , die V ö l k e r f r a g e v e r s c h ä r f e n d e n A k z e n t hinzu. E n g e r e B e z i e h u n g e n b e s t e h e n h i n g e g e n - nicht zuletzt ü b e r 41,11 - zu 4 5 , 9 — I I 2 0 5 . W e i t e r hat H e r m i s s o n 2 0 6 d i e ü b l i c h e A u s s c h e i d u n g v o n V. 2 0 b bestätigt, d e r z w e i f e l l o s der G ö t z e n - S c h i c h t a n g e h ö r t u n d also z u s a m m e n mit 4 5 , 1 6 f . 2 0 7 ; 4 6 , 5 — 7 u n d n o c h v o r 4 5 , 2 4 f . ( s o w i e 4 6 , 1 — 4 . 8 . 1 2 f . ) in d e n Text g e k o m m e n ist. N u n fragt e s sich, o b m i t 4 5 , 1 8 f . 2 0 a . 2 1 — 2 3 der ursprüngliche T e x t z u s t a n d erreicht ist 2 0 8 . 46,9—11 j e d e n f a l l s l i e ß e n sich durchaus an 4 5 , * 1 8 — 2 3 anschließ e n , d o c h b e s a g t dies nicht allzuviel; e i n A n s c h l u ß an V. * 2 0 f . ist g e n a u s o g u t m ö g l i c h w i e an V. 2 2 . 2 3 . E n t s c h e i d e n m ü s s e n innere Kriterien. D a ß die Völker-Aussage 45,22f. weit über das hinausgeht, was die Gerichtsreden sonst (und 45,1—7) als Ziel f ü r die Völkerwelt vorsehen, ist schon immer aufgefallen und hat zu den verschiedensten Deutungsversuchen Anlaß gegeben. Will m a n an der nächstliegenden D e u t u n g des Wortlauts als Aussage der völkerweiten Heilsteilhabe festhalbezogen?, vgl. HERMISSON 53f.) und entsprechend V. 14b(—17) ist der Inhalt des in V. 23b erwähnten Schwurs „jeder Zunge" angegeben, der formal bis V. 25 reichen könnte (DUHM u.a.), der Sache nach jedoch nur V. 24a umfaßt (vgl. M E R E N D I N O , aaO. 443; L E E N E , Bijdr. 35, 1974, 332f.; B E U R E N , ebd. 348f. Anm. 46f.; zuletzt HERMISSON Z. St.). Sprecher in V. 24a ist nach wie vor Jhwh; V. 24b.25 ist Rede eines Dritten, des „Propheten" (Bearbeiters), d e r - w i e auch in 46,1 f. (JH3) - die Ausführung der in V. 23b geforderten Unterwerfung beschreibt. Bei dem unpersönlichen „man", das den Schwur V. 24a aussprechen soll, ist im Anschluß an die Einleitung V. 20a.22 potentiell an alle Menschen, Völker und Israel, gedacht, gemäß V. 24b.25 tatsächlich jedoch vor allem an Israel, das nach der Scheidung des Kollektivs V. 23b C?3) in „alle Feinde" und „ganz Israel" allein zum Schwören übrig bleibt. Sollte die Formel als mihi dixit Gottes zum Propheten aufzufassen (DILLMANN) oder gänzlich zu streichen sein (HERMISSON 79), so handelte es sich insgesamt um den Kommentar eines Dritten zur JhwhRede 45,18-23, der (wie V. 15—17) nicht unbedingt Zitat sein müßte. 204 Von Angehörigen der Völker, die nicht unter die Alternative von V. 24b.25 fielen, sondern gemäß V. 22 durch Schwur zu Israeliten würden (LEENE, aaO. 333 mit Verweis auf 44,1—5) ist nicht die Rede (so erst 56,1—8; 19,18). Sind in V. 24a noch alle Menschen im Blick (s. Anm. 203), bezeugen sie Jhwhs Heilsmacht allein für Israel; die Völker unter ihnen sprechen sich damit ihr eigenes Gericht. Vgl. HERMISSON 79f. sowie die eindeutigen Bezüge m a ' 3 / p l S V. 24a/25; TS? V.24a (mit 51,9; 52,1, ferner 62,8) im Blick auf V.24b, eigens aufgenommen vielleicht sogar mit der 3. sg. masc. KID1 (DUHM 349). Letztere könnte im Anschluß an die entsprechende Verbform V. 24a auch noch das allgemeine „man" (bestehend aus Völkern und Israel nach V. 22f.) bezeichnen (vgl. M E R E N D I N O , aaO. 450), das dann allerdings in den folgenden pl.-Aussagen eindeutig in „alle Feinde" und „ganz Israel" geschieden würde. 205

Vgl. L E E N E , aaO.; M E R E N D I N O , aaO. 4 5 0 . 4 5 9 - 4 6 1 sowie im folgenden. B K 56f. und z. St.; vgl. auch M E R E N D I N O , aaO. 447.461. 207 Ebenfalls im Anschluß an 45,1 ff. (SV) und 45,14 hitp. + "7K, vielleicht auch hier zugesetzt, vgl. HERMISSON 36f.); vgl. auch 44,17f.!, ferner 44,9. 208 Vgl. HERMISSON 57ff.62ff., der die Frage bejaht; anders M E R E N D I N O , aaO. 443ff., der (ebd. 450) nur 45,18a(Botenformel)b.l9.20a.21 als ursprünglich gelten läßt, den Rest auf verschiedene Schichten verteilt (V. *18aa.22-24a / V. 20b /V. 2 4 b - 2 5 , ebd. 456ff.). 206

2. Der Nahkontext in Jes 45-46

61

ten 2 0 9 und versteht V. 23 erst im Horizont von V. 24f. (und 46,1 f. 5713) als Einschränkung von V. 22 2 1 0 , so kann es sich nur um eine relativ junge Aussage handeln. Noch 52,10 (vgl. Ps 98,1.3) läßt „alle E n d e n der E r d e " lediglich als Zuschauer von Israels „ R e t t u n g " durch Jhwh erscheinen u n d unterscheidet also zwischen d e m bloßen Dabeisein und d e m selbst Beteiligt- und Betroffensein im Heilshandeln Jhwhs 2 1 1 . E b e n s o bezieht sich die Prädizierung Jhwhs als STtPia V. 21 in der Regel auf Israels R e t t u n g (43,11; 49,26 sowie 45,15 212 ; vgl. 47,15), so daß sich das ISttnni der Völker in V . 2 2 keineswegs organisch an V. 2 1 b anschließt, sondern die Prädizierung im unmittelbaren Wortanschluß neu füllt. Die beiden einzigen Sachparallelen zu 45,22f. finden sich nicht in Gerichtsreden; es sind dies im zweiten Ebed-Text 49,6 (nach 4 2 , 1 - 4 ) und das KyrosOrakel 45,1—7 in seiner überarbeiteten Fassung. Doch gerade in 49,6 wird das Heil für die Völker eigens als überbietende Erweiterung des ursprünglichen Israel-Auftrags vorgestellt; und in 45,1—7 ist die Jhwh-Erkenntnis der Völker (V. 6) als Heilsziel n e b e n und nach der Rettung Jakob-Israels (V. 4) an die die E i n n a h m e Babylons überbietende, diese wohl auch ü b e r d a u e r n d e Jhwh-Erkenntnis des Kyros (V. 3) gebunden. M a n m u ß 45,22f. somit entweder (wie den Völker-Auftrag des E b e d in 42,1—4; 4 9 , 1 - 6 ) einer Spätphase des Propheten zuweisen, in der er „aus einer zukünftigen und hier vorweggen o m m e n e n Perspektive . . . den erfolgreichen Abschluß des Siegeszuges des Kyros u n d den Fall Babylons voraus(setzt)" 2 1 3 und darum erst jetzt die Konsequenz aus d e m Weissagungsbeweis der Gerichtsreden (45,21b) auch ausdrücklich im Blick auf die Völker zieht, oder es handelt sich um eine jüngere Formulierung im Buch, die wie die Bearbeitungsschicht in 45,1 —7 das alles tatsächlich schon voraussetzt und den G e d a n k e n aus 49,6 neu in die Gerichtsrede einzeichnet. D e s weiteren fällt die lange Einleitung in V. 18 f. 2 1 4 auf, die ebenfalls in den Gerichtsreden keine Parallele hat. V. 18 hängt sachlich mit V. 22f. zusammen: Mit der „ R e t t u n g " der Völker konvergiert - wie sonst die Bereitung des Weges durch die Wüste u n d insbesondere die Herrichtung von Stadt und Land als Ziel der H e i m k e h r für Israel 2 1 5 hier die Einrichtung der ganzen E r d e „zum W o h n e n " , die in Angleichung an 45,12; 42,5 209

So mit HERMISSON 73 ff.75 ff. gegen alle Versuche der Einebnung. Vgl. ebd. 76f. V. 23 knüpft wohl auch ursprünglich an die - nicht notwendig und nur hier ausdrücklich mit dem Gedanken der „Rettung" der Völker verbundene - Vorstellung der bloßen Unterwerfung unter Jhwh an (vgl. 45,*14; 49,22f. oder Jes 60 vor Zion), geht aber zusammen mit V. 22 und dem mtP ni. im Munde jedes Menschen darüber hinaus, vgl. von Nichtisraeliten nur Jes 19,18; Jer 12,16 sowie Ps 22,28ff. Zur Einschränkung des Redaktors (V. 24f. nach V. 23bß; 46,1 f. nach V. 23ba) vgl. hingegen Jes 10,4 sowie Ps 20,8f.; 72,9; die Differenzierung auf Israel selbst bezogen Jes 65,12 ¡713. 16 S3tP ni.; der Schwur Jhwhs für Israel und gegen Feinde: Jes 14,24—27; 54,9; 62,8 u.ö. Wäre 45,23 von vornherein im einschränkenden Sinne zu verstehen (LEENE, aaO. 331 f.), so müßte es sich um einen weiteren Zusatz zu V. 22 von derselben Hand wie V. 24f. handeln, doch fehlen entsprechende Indizien und spricht der schwierige Anschluß in V. 24f. dagegen. Die Parallele V. 14/22f.24a - V. 16f./ 24b.25 (s. bei DUHM und LEENE) ist - ebenso wie schon die Einebnung von V. *14 in V. (15.)16f. - redaktionell. 210

211

So auch MERENDINO, a a O . 448.

212

Vgl. aber

213

HERMISSON

46. 60 mit entsprechender Deutung des Ausdrucks „Entronnene der Völker"

HERMISSON

ebd. 69f. 214 Von manchen als Einheit für sich genommen, doch vgl. HERMISSON 55ff. 215 Vgl. bes. 44,26; 49,19f.; 54,2f., ferner 58,12; 65,21f. (3B?') sowie 44,28; 45,13; 49,8;

62

B II. Jes

46,9-11

gegenüber 40,22 (und gegen 40,17.23) ergänzt u n d gegenüber 42,10f. eigens hervorgehoben ist. Darf m a n 2 1 6 den vorhergehenden Kontext mit einbeziehen, so ist - wie in 45,12f. für Jerusalem u n d die Gola - in 45,18.22f. das Ziel des Kyrosgeschehens für die Völker angegeben. Israel ist dabei noch nicht in Sicht 2 1 7 , es sei d e n n , m a n lese diese Verse im Horizont von V. 19. V. 19 fällt stilistisch etwas aus d e m R a h m e n : Einerseits setzt der Vers die in V. 18b a n h e b e n d e J h w h - R e d e fort u n d gehört somit zu V. 20ff., andererseits steht er noch vor der A n r e d e V. 20 und gehört sachlich zur Prädikation Jhwhs in der Redeeinleitung V. 18a. Mit der „Zeugen"-Funktion Israels in den Gerichtsreden 2 1 8 läßt sich diese Stellung m . E . schwerlich begründen, k o m m e n doch die Völker danach, wenn überhaupt, einzig angesichts der Rettung Israels zur Erkenntnis Jhwhs (ausdrücklich nur 45,6) bzw. zu ihrem Heil (so nur hier) und nicht dadurch, daß Jhwh - in Verbindung mit dem Kyrosgeschehen! - ihnen ein speziell für sie schon in der Schöpfung verankertes Heil unmittelbar anbietet 2 1 9 . Hingegen wird die Stellung verständlich, wenn man die vorhandenen Bezüge zum Nahkontext berücksichtigt. Danach bildet V. 19 zusammen mit V. 24f. ( a p r 57-IT1? / • j j n w 5?"II "73)220 eine Klammer um den Völkertext 4 5 , 2 0 - 2 3 , die in Entgegnung auf 45,15 (~ino) 221 sowie in A b ä n d e r u n g der ursprünglich intendierten Völkerbezüge in 45,20.23 (113 hi. / p7X i m ) 2 2 2 Jhwhs Weissagungsfrage u n d Ansage des 49,16f.; 52,lf.; *54; *60-62. von den Völkern 42,10f.; im Zusammenhang mit Götzenherstellung 44,13; gegen 45,18 ist wohl wieder 51,6 gerichtet. 216 Mit D U H M 346f. und L E E N E , Bijdr. 35,1974, 329 sowie dem Ausdruck „Entronnene der Völker". 217 Anders VERMEYLEN, LeDiv 127,1987, 225f.; vgl. aber schon WESTERMANN, Sprache 71; DERS. A T D 1 3 9 - 1 4 1 . 218 So HERMISSON 67. Für den Zusammenhang vgl. auch B E U R E N , Bijdr. 35, 1974, 342ff. 346f.; E B E R L E I N , Gott der Schöpfer 157ff.; zu den Kontextbezügen L E E N E , aaO. 329f. 219 Noch gravierender ist der Gegensatz im Verhältnis Schöpfung - Völker zwischen 45,18.22f. und den Diskussions- und Heilsworten in Jes 40f. 220 Auch sonst in Entsprechung: 44,3 (vgl. V. 1); 43,5 mit V. 1; 48,19 mit V. 12; anders nur 41,8 (Jakob-Israel seinerseits „Nachkomme") und 54,3 (Zion). Im es. nur hier und 41,8 (von Abraham); ähnlich (mit „Haus") 46,3, wo ebenfalls „Jakob" einfach, „Israel" mit nachdrücklichem ( m W ) genannt ist. 221 Im Blick ist dabei wohl auch 40,27. Damit scheint gegen eine Auffassung von V. 14—17, bes. 15, Stellung bezogen, wonach die Reaktion der Völker auf das Kyrosgeschehen (V. 14) sowie die Vernichtung der Götzenhersteller (Babylons, V. 16) zwar offen zutage liegt, das Heil Israels aber noch aussteht (V. 17) und das alles mit der Verborgenheit Jhwhs erklärt wird (V. 15). Im übrigen dürften die von den Alten ( K N O B E L , D I L L M A N N ) bestrittenen noch älteren Ausleger (sowie DUHM) gar nicht unbedingt so falsch liegen, wenn sie in V. 19aa eine Anspielung auf babylonische Orakelpraktiken, mithin auf Babylon selbst gesehen haben, vgl. - i n o / n r n zusammen 45,3, ferner 47,5; 42,7; 49,9 sowie 42,16; ¡?1X/"W V. 19b in 45,13(,8); zur Stelle auch O L L E Y , VT33, 1983, 449f.; TSUMARA, VT38,1988, 361-364. - 45, 19aa : kehrt an entsprechender Stelle in 48,16 (nach V. 12.15) wieder, letzteres (im Zusammenhang mit 48,1-11) ist aufgenommen in 65,16.17ff.; vgl. ferner - vom zornigen J h w h - 8 , 1 7 ; 54,8; 57,17; 59,2; 64,6. In 29,13—16 schließlich scheint mir, von anderem abgesehen, 45,19 mit 45,9ff. (vgl. 64,6f.) und 44,25 f. kombiniert zu sein. 222 Die nächsten Parallelen zu 45,23a sind 48,3; 55,11, in denen das Wort Jhwhs allerdings nicht einen universalen Heilssachverhalt, sondern (wie in der Umdeutung von 45,23 in V. 19) Israels Rettung betrifft. In 48,3 scheint dies die Zerstörung Babels zu sein (vgl. V. 3b mit 47,11), wobei es sich wie in 45,23 um ein „Wort" handelt, das in einen Sprech Vorgang, die

2. Der Nahkontext in Jes 45—46

63

Völkerheils, mithin die ganze Rede V. 20—23 auf das Geschlecht / die Nachkommen Jakobs und ganz Israels bezieht 2 2 3 . Um die neue Perspektive, in der der Text gemäß V. 24f. gelesen wurde, gleich zu Beginn vorzugeben, ist V. 19 im Rahmen der Redeeinleitung an V. 18 angeschlossen (vgl. f I N , Inn und den Schluß V. 19b/18b) und prägt so zugleich diese selbst samt V. 18 im israelzentrierten Sinne. Nach allem ergibt sich, daß man in 45,*18—23 zwei, wenn nicht drei Aussageebenen unterscheiden muß: neben der den Gerichtsreden nahestehenden Völkeranrede V.20a.21 zum einen die Ebene der Völker-Aussagen V. 18.22f., die über den Horizont der Gerichtsreden (und 46,9—11) hinausgehen, zum anderen die der IsraelAussage V. 19, die V. 18.22f. nicht einfach komplementiert, sondern mit V. 24f. korrigiert. Der Schluß scheint uns unumgänglich, daß diese verschiedenen Aussageund Sinnebenen zugleich verschiedene literarische Ebenen repräsentieren. Fragen wir w i e d e r nach der Anschlußstelle für 46,9—11, so konzentriert sich die Frage jetzt auf die A n r e d e 4 5 , 2 0 a . 2 1 . U m ein in sich s t e h e n d e s , ursprünglich selbständiges Stück handelt es sich dabei sicher nicht 2 2 4 . Wenigstens das nXT in V. 21 setzt einen bestimmten Kontext voraus. O b man darin die Einleitung z u m Gerichtsredenteil 46,9—11 s e h e n darf, hängt da, v o n ab, o b mit d e m Ausdruck ü'' , 7D, der E r o b e r u n g e n des Kyros hinter sich w e i ß , schon dieselbe Perspektive w i e in V. 18.22f. e i n g e n o m m e n o d e r ursprünglich noch etwas anderes im Blick ist. Sollte der Siegeszug des Kyros schon in V. 2 0 a . 2 1 als b e e n d e t vorgestellt bzw. tatsächlich abgeschlossen sein, so k ö n n t e das für die Einheit v o n 4 5 , 1 8 . 2 0 a . 2 1 . 2 2 f . sprechen. D o c h zwingend ist dies keineswegs. D e r fragliche Ausdruck macht durchaus auch im Blick auf ein noch o f f e n e s E n d e Sinn, insofern die Völk e r - A n r e d e der Gerichtsreden, zumal in der A b f o l g e der Texte im B u c h (nach 45,1—7 und vor Jes 47), einen Unterschied zwischen den historischen F e i n d e n Jhwhs (vgl. 43,14 sowie 43,3.17) und d e n - auf E r o b e r u n g e n auch im e i g e n e n Bereich hin angesprochenen ( 4 1 , 2 f . 2 5 ) - übrigen Völkern impliziert. Somit g e l a n g e n wir zu d e m Ergebnis, daß 4 5 , 2 0 a . 2 1 (vielleicht noch o h n e V. 2 1 b ß y ? ) die ursprüngliche Einleitung zur Gerichtsrede 46,9—11 ist, in Ankündigung des Heils, eingebunden ist; in 55,10f. hat dieses Wort sich zu „mein Wort" verselbständigt und wirkt selbst das Heil. Vgl. zum ersten (mit Völkerhorizont) Jes 40,5 (vb. 137 wie 1,20; 58,14 sowie Mi 4,4!), zum zweiten 40,8 (irn^K i m ) . Sonst 41,28 und dazu 44,26a; 41,1 und dazu 46,11/48,15; 40,27und dazu 45,19/48,16; sowie 50,4; 51,16, ferner 52,6. 223 S. dazu oben Anm. 203f.210. Möglicherweise hat die Redaktion den Ausdruck „Entronnene der Völker" V. 20 nach V. 19 - sekundär - auf Israel bezogen: nur ihm ist seit alters her das „Heil" angesagt (die Verbindung durch ¡77S V. 19.21bß.23.24f. im Unterschied zum hier kontextbedingt ausgelassenen 57tP' V. 21bß.22!). Das tpp>2 pi. (vgl. im Blick auf V. 24b die Stelle 41,11 f. 17; ferner 51,1; 65,1.12) korrespondiert mit dem - im Sinne der Alternative V. 24a.25 nur für Israel heilvollen - ¡73tt> ni. in V. 23b (vgl. 2Chr 15,14f.; Zeph l,5f. sowie Jes 48,1 par. "DT aus 46,8f.) und mit den Verben in V.25 (mrpl wie im Schwursatz V. 24a). Inn hier wie 49,4 (von Israel V. 3), mit Querverbindungen zu der ebenfalls in 45,19 (ino) berücksichtigten Stelle 40,27—31. 224 Anders offenbar MERENDINO, VT.S 31,1981,452ff., vgl. aber ebd. 456.

64

B lt. Jes

46,9-11

die zunächst 45,18.22f. sowie (mit 45,16f.; 46,5—7) 45,20b, beides voraussetzend sodann (u.E. mit 46,1—4.8.12f.) 45,19.24f. eingeschrieben wurden. 3. Der redaktionelle Horizont im Buch - Die Grundschicht in Jes *40—48 a) Jes 45, *20f./46,9-ll

als Gerichtsrede

45,*20f./46,9—11 bilden eine vollständige Gerichtsrede an die Adresse der Völker. Sie gliedert sich nach der Anrede 45,20a.21 a in zwei Teile, die rhetorischen Fragen 45,21b und die Antwort 46,9—11. Die Anrede erfolgt im imp. und zuletzt in 3. pl. Derselbe Wechsel findet sich in 41,1 und 41,21 f.28f. und zeigt hier wie dort an, daß neben den direkt Angeredeten noch eine dritte Partei, Israel bzw. der Hörer/Leser, an der „Verhandlung" beteiligt ist225. 45,21b beginnt wie 41,2f.4; 41,26; 43,9b und 44,7226 mit einer rhetorischen ""a-Frage, deren implizierte Antwort „Ich, Jhwh" (und niemand sonst) zunächst ebenfalls in Frageform (K"?n) ausgedrückt ist. Das Demonstrativum nxt sowie das fem. sf. in 45,21ha 1 weisen über die vorliegende Einheit auf den Kontext, nach allgemeinem Dafürhalten auf das vorher im Text angesagte Kyrosgeschehen 227 , dessen Ankündigung auf eine „Vorzeit" zurückgeführt wird. Welcher Text dabei im besonderen im Blick ist, hängt von der Analyse des vorhergehenden Nahkontexts ab; nach unseren Ergebnissen kommt nur 44,24—26a/ 45,* 1 - 7 (noch ohne 45,8-17) in Frage. Doch auch im Folgenden ist das riKT in bestimmter Weise wieder aufgenommen. 46,9ff. gliedern sich, wie oben gezeigt, in den Kopfsatz V. 9 ab mit der Hauptaussage V. 9b (Einzigkeit Jhwhs), die aus V. 9a folgt, und die Ausführung des Kopfsatzes V. 9ab in V. 10—11 (Früheres-Ausgang). Davon nimmt der Kopfsatz V. 9ab, insbesondere V. 9b, die rhetorische Frage 45,21 ba 2 (ßy) wieder auf und beantwortet sie definitiv aus dem „Gedenken des Früheren"; die Ausführung von V. 9ab in V. 10—11 geht hingegen auf 45,21 ba 1 und definiert das darin (DTpa) und in 46,9 (D^IJ/a m3tt>N~i) vom „Früheren" hergeleitete nXT des Jhwh-Tuns und -Sagens als Bewegung vom „Früheren" (JVttWlö/ mpö) zum „Ausgang / noch nicht Gemachten" (V. 10), worunter das mit der Berufung des Kyros anhebende Jhwh-Handeln zu verstehen ist (V. 11; Jes *47f.). nxt in 45,21, Kyrosgeschehen (in 45,1—7 und 46,11) und „Ausgang" sind also dasselbe, und an ihnen als dem „Ausgang" (dem Danach oder der Fortsetzung) des „Früheren" (45,21ba'/46,10-11) erkennen die Völker (wie Israel in 43,10) die Einzigkeit Jhwhs (45,21ba 2 /46,9). Der Zusammenhang von Früherem und Künftigem gründet dabei vor allem auf der Vorhersage des Künftigen „von früher her" (45,21 ba 1 ; 46,10a), ist aber 225 226 227

S . o . S. 38f. Z u r T o p i k vgl. K o m m . z.St., zuletzt HERMISSON69f. Vgl. auch 44,24 sowie 48,14, alles nach 40,12ff.l8.25f. Vgl. zuletzt HERMISSON 61.71 f.; aber auch LEENDE, D e vroegere 195f. (112f.).

3. Der redaktionelle

Horizont im Buch

65

in dem einen „Plan" Jhwhs228, der mit Kyros zur vollständigen Ausführung gelangt (V. 10b.IIa) und nicht nur im voraus gesagt, sondern schon „gebildet" ist (V. IIb), auch auf der Geschehensebene der Sache nach gegeben. Der Bereich des „Früheren" spielt im hiesigen Weissagungsbeweis also deshalb eine so große Rolle, weil in ihm Jhwh (und sonst eben keiner) seinen immer schon gefaßten Plan durch Wort und Tat verfolgt, auf den auch die im Buch stehende Verkündigung geht (hier *44,24—45,7, bes. 44,24—26a!) und der im darin angesagten Heilsgeschehen seine Vollendung findet. Jhwhs Einzigkeit ist danach einerseits daran zu erkennen, daß er (gegebenenfalls durch seine Boten) das mit der Kyrosberufung einsetzende Geschehen vorausgesagt hat, wofür jetzt der Kontext des Buches den Nachweis erbringt, andererseits daran, daß sowohl die Voraussage als auch das Geschehen selbst im Früheren der von Jhwh geplanten und gewirkten Geschichte angelegt sind229. Seine nächste Parallele hat der Aufbau von 45, *20f./46,9—11 in der Gerichtsrede 43,9—13230, wo ebenfalls ein nxi (V. 9) auf den umstehenden Kontext, das ist 43,lff. („Lösegeld" für Kyros) bzw. 42,*14ff., weist und die rhetorische 'ÖFrage V. 9 aß mit vorweggenommener Antwort in der Zeugenbefragung (V. 9b. 10) in einem zweiten Teil (V. 11.12a/12b.l3) noch einmal ausdücklich und definitiv beantwortet bzw. bestätigt wird. Die Wiederaufnahme des DXT aus 43,9 bzw. der damit gemeinten Rettungstat nach 42,*14ff.; 43,*lff. findet sich hier im Anschluß an die Gerichtsrede in 43,14 f. 16ff. (das „Neue") entsprechend dem „Ausgang" 46,10f. (47) nach45,*l-7und45,*20f./46,9f. Aber auch 41,1—5.21—29 (thematisch verbunden durch Kyros als Argument) und - mit umgekehrter Reihenfolge von Antwort und rhetorischen Fragen 44,6.7—8 sind zu vergleichen. Überall steht das Ziel der Argumentation, der Erweis der Einzigkeit Jhwhs in Tun und Vorhersage des Heils, von Anfang an fest, implizit in den rhetorischen Fragen wie ausdrücklich in den definitiven Behauptungen. Und ebenso wie im Verhältnis von 45,*20f. (riXT) und 228 Vgl. dazu J E N S E N , C B Q 48, 1986, 4 4 3 - 4 5 5 , bes. 450f.; neuerdings W E R N E R , Plan Jahwes, bes. 101-131.295 f. 229 Von irgendwelchen Voraussagen, die im Bereich des „Früheren" schon längst eingetreten und so unter dem Gesichtspunkt von Weissagung und Erfüllung an sich beweiskräftig wären (so eindeutig 42,9; 48,3 im Blick auf das „Neue"!), ist - so, wie der Text jetzt formuliert ist, und vor allem im Kontext des Buches - hier wie sonst durchaus nicht die Rede, wie dennoch meistens angenommen wird (vgl. z . B . D U H M 308.323f.353; ELLIGER 184). D e r Weissagungsbeweis bezieht sich ausschließlich auf das aktuelle Geschehen und dessen - im Buch enthaltene - Verkündigung, wonach 41,(2.4.)26; 43,9aß; 44,7b; 45,21ba' fragen und worauf auch die Ausdrücke für das Künftige („Ausgang", „Kommendes") in 41,22f.; 46,10a gehen (vgl. W E S T E R M A N N , Sprache 5 5 F . ) . Sowohl das „Frühere" selbst aber (in 41,22ba; 43,9aß; 46,9, von Jhwh 41,4; 44,6) als auch die Verkündigung „von früher her" (41,26; 44,*7a?; 45,21b; 46,10a) sind - im Sinne des einen Planes Jhwhs (zur Verbindung vgl. auch 41,22ba.26: HSmi ®ma/mi®»nn) - ebenfalls darauf bezogen und insofern zielgerichtet, vgl. Thr 2,17; 2 Kön 19,25 = Jes 37,26. Was damit konkret gemeint ist, wird bei der Untersuchung der Zeitvorstellung als solcher noch zu fragen sein. 230

43,8 hängt sicher mit 42,18ff. zusammen, dazu unten B VI 2c.

66

B II. Jes

46,9-11

46,9ff.(47) oder 43,9f.llff. ist das betreffende Heilsgeschehnis oder dessen (im Kontext enthaltene) Ansage, auf die sich die Frage nach einem Weissagungs- oder Tatbeweis bezieht, auch sonst Gegenstand sowohl des Fragens als auch des Zeigens und „Beweisens"231, stets gepaart mit der Erfragung oder dem Hinweis auf das „Frühere", als dessen Fortsetzung sich Geschehen und Ansage des in der Redegegenwart anhebenden, künftigen Heils zu erweisen haben. Sowohl die immer schon vorausgesetzte Berufung des Kyros zum Völkerbezwinger als Anfang des Heilsgeschehens in 41,1 ff.21 ff.; 45,*20f./ 46,9-11 (sowie 44,24-26a/45,*l-7) als auch die in 43,9ff. und 44,6ff. ins Auge gefaßten Heilsaussagen des Kontexts (bes. 43,3f.l4f. bzw. 44,21f.) stehen an der Wende vom Früheren, der von Jhwh in Wort und Tat gewirkten Geschichte, auf die schon verwiesen werden kann, zum Künftigen („Ausgang", „Kommenden"), das aus dem Früheren hervorgeht und auf das allein sich die beides umspannende Weissagungsfrage richtet. Der rekonstruierte Text 45,*20f./46,9—11 kann somit unter die Völkergerichtsreden gerechnet werden; die darin gemachten Kyros-Aussagen (46,10f.) stehen auf derselben Ebene wie 41,2f.25 sowie 45,*1 —7 und gehören mithin zum ursprünglichen Bestand 232 . Anhand von Jes 40f. haben wir beides, die Gerichtsreden und mit ihnen den ursprünglichen Bestand an Kyros-Aussagen, einer dort vermuteten Grundschicht des Dtjes-Buches zugewiesen233. Im folgenden wird zu prüfen sein, ob sich diese Vermutung auch im Blick auf 45,*20f./46,9—11 bestätigen läßt. Daß ursprünglich eine Verbindung zwischen Kyros und Gerichtsrede besteht, liegt in 41,1-5.21-29; 45,*20f./46,9-ll und - von der Konzeption her - 45,*1—7 klar auf der Hand; zu fragen ist jetzt nach dem redaktionellen Ort der Gerichtsreden im Rahmen einer möglichen DtjesGrundschrift. b) Jes 45,*20f./46,9—ll

in der Abfolge der

Gerichtsreden

Wie für 41,1—4(.5) und 41,21-29 kann und soll auch für 45,*20f./46,9-ll sowie 43,9—13 (weniger wahrscheinlich 44,6—8) die Möglichkeit nicht ausge231

So wird in 41,2 nach der „Erweckung" des Kyros gefragt, in 41,25 hingegen dient sie als Beweis für das anfängliche Eintreffen der Weissagung, nach der in V. 22f.26 gefragt wird. Beide Stellen blicken mit der Aussage der Völkervernichtung durch Kyros auf entsprechende Aussagen in 40,*12ff.; 41,*8ff. u n d gipfeln im Völker einschließenden, kosmischen H y m n u s auf Jhwh als d e m Sieger über seine Feinde 42,10—13; so werden die ohnehin rhetorischen Fragen aus 4 1 , l f f . 2 1 f f . auch hier wie in 43,9ff.; 4 5 , 2 0 f . / 4 6 , 9 - l l (n«T) durch den Kontext noch einmal definitiv und ausdrücklich beantwortet. Dasselbe gilt für 44,6—8. Diese Gerichtsrede k n ü p f t mit den A u f r u f e n zur Furchtlosigkeit in 44,8aa (text. em.) an 44,1 ff. (V. 2b) an und wird, ähnlich wie 45,*20f. in 46,9, mit rfTX "IDT in 44,21f. (nach 43,24b) fortgesetzt (vgl. in 44,6.22.23 und f ü r den Z u s a m m e n h a n g auch DUHM 337). Vgl. bes. die B e r u f u n g aus d e m Osten wie 41,2aa.25aß (text.em.), die sachliche Konvergenz des Ausdrucks „Stoßvogel" hinsichtlich der Völker- bzw. Babylon-Zerstörung und das irixs; aus 40,13f., hier gegen 45,21aß (dazu oben S. 46f.). 233 S . o . B 13. 232

3. Der redaktionelle Horizont im Buch

67

schlössen werden, daß ein ehemals selbständiges Wort aus der prophetischen Verkündigung im Hintergrund steht. Dafür sprechen zum einen wiederum die relative Geschlossenheit des Abschnitts, zum anderen die teilweise originellen, jedenfalls nicht unmittelbar aus dem Kontext ableitbaren Formulierungen wie der „Stoßvogel aus fernem Land" in 46,II 234 oder die Rede von der Zeugenschaft Israels in 43,10.12 (44,8) 235 . Andererseits kann nicht übersehen werden, daß einzelne Formulierungen in 45,*20f./46,9—11 eine redaktionelle Funktion im Kontext des Buches wahrnehmen 236 , daß die Position des Texts nach (44,24ff.) 45,* 1 - 7 und vor Jes *47 nicht zufällig ist, und daß schließlich selbst in der gemeinsamen Topik der deuterojesajanischen Gerichtsreden, die an sich nicht gegen ursprüngliche Selbständigkeit spricht, es doch Anzeichen gibt, die auf eine planvolle Anlage im Zusammenhang, mithin auf eine literarische Komposition weisen 237 . A m 234 Das „ferne Land" parallel zum „Aufgang" einschließlich des „Nordens" von 41,25; zum Ausdruck vgl. Prov 25,25; Jer 6,20; 8,19 sowie Jes 13,5; 33,17; 8,9. Bes. nahe steht unserer Stelle in Dtjes Jes 13,5, vor allem im Blick auf V. 17ff. (zur literargeschichtlichen Beurteilung vgl. STECK, Heimkehr 54f. Anm. 31; 80). Zum „Stoßvogel" vgl. den abweichenden Gebrauch in Jes 18,6, ferner Jer 12,9; Ez 39,4; Hi 28,7; Gen 15,11; nur von der Sache her vergleichbar Ez 17,3 ff.; Jer 49,22(.20). 235 Anders 55,4f. und 8,2; 19,20. 236 So die Bezüge zwischen 45,20f./46,9-ll und Jes 47,7ff. (s.o. S. 56) oder die Rolle von r s ' 45,21a/46,10f. (s.o. S. 46f.). Vgl. im einzelnen: "IDT in 46,9 und 43,18; 47,7; 44,21; aYisa 42,14 (und 44,7?); Dip V. 10 und 43,17 (dann von Zion 51,17; 52,2 sowie 60,1; vom Wort 40,8; ferner 49,7; 54,17), zusammen mit nai/nx» im hi. 44,26a (anders wieder 44,26b); n x ' / r o » V. 11 und 44,2; 44,24 (wie V. 21.23 verteilt auf Israel und Rettungstat); 45,7 (davon wieder abhängig 43,7 nach 43,1; 45,7(.18), sowie 45,9 nach 44,21.23/44,24ff.; 45,7.11a); n m von der Rettungstat noch 41,4 entsprechend 40,23; 41,20; 42,16; 43,19, ferner 46,4 (nach 46,10f.); 48,3.5.11 nach 46,4.10f.; 48,14 (von Kyros selbst gemäß 44,28a); zu nennen sind außerdem die Ausschließlichkeitsformeln (zur Verteilung s.o. Anm.93), vgl. bes. 45,20f./46,9 mit 45,6(.5) sowie 44,6.8; 43,11 (später 45,14.18) sowie TIM in 46,9/44,7; und schließlich die Topik der Gerichtsreden, die in 45,21a ein Hinzudenken der Objekte (aus 41,21 ff.) verlangt (vgl. HERMISSON Z. St. und im folgenden). Nicht genannt wurden bisher die engen Beziehungen zu 44,28 ; 48,14.15a, da die Abhängigkeit hier umgekehrt verläuft (s.u. z.St.). - Ähnliche Verbindungen zum Kontext ließen sich auch für die Gerichtsrede 43,9ff. aufzeigen, während mir 4 4 , 6 - 8 überwiegend aus Formulierungen der Gerichtsreden und dem näheren Kontext (Heilswort) gesponnen und also - auf derselben lit. Ebene - gänzlich redaktionell zu sein scheint (Zweifel an der Echtheit äußert schon HERMISSON, Einheit 310 Anm. 82); für die Verankerung im Buch s. bes. LEENE, De vroegere llOff. 129ff. sowie 138ff., ferner wieder bei

SPYKERBOER u n d MELUGIN z . S t . ; WILSON, N a t i o n s 6 3 f f . 1 6 2 f f . ; HARDMEIER, W U D 2 0 , 1989,

177ff. im Kontext von 42,14-44,23 (ebd. 167ff.) sowie oben S. 65f. mit Anm. 231 und unten S. 70f. 237 Sachnähe und Wortbezüge reichen auch hier wieder bis in den Bereich von Protojesaja, worauf wir bisher vereinzelt schon im Zusammenhang der Babel/Kyros-Aussagen (Jes 13 f.21) gestoßen sind. Mit 46,10b.IIb (44,26) sowie 43,13b vgl. 14,24-27, zum anderen oben S. 45 sowie Anm. 234. An keiner dieser Stellen läßt sich freilich eine redaktionelle, genauer: kompositioneile Bezugnahme im Jesajabuch zwingend nachweisen, eine literarische Benutzung in der einen oder anderen Richtung aber auch nicht mit Sicherheit ausschließen. Sofern es sich nicht um buchübergreifende, strukturell-kompositionelle Beziehungen handelt, die eine literarische Verbindung von Proto- und Dtjes eindeutig voraussetzen, kommen für die

68

B II. Jes 46,9-11

deutlichsten läßt sich dies anhand der Zeitbegriffe beobachten, die das Herzstück der Argumentation der Gerichtsreden bilden. Betrachten wir zunächst die Zeitvorstellung innerhalb der Gerichtsreden. Im Vergleich mit anderen Zeit-Aussagen im Buch 2 3 8 erweist sie sich als zusammenfassende Umprägung vorgegebener, offenbar älterer Vorstellungen. Läßt man 42,9 und 48,1 — 11 als noch jüngere Aussagen zunächst beiseite 239 , steht der kontinuierlichen Zeitperspektive der Gerichtsreden (vor dem Forum der Völker!) vor allem die Unterscheidung zweier fixer, einander entgegengesetzter Zeiträume in 43,16—21 (vor Israel) gegenüber, wobei man unter dem „Früheren" hier ganz eindeutig die Zeit des ersten Exodus (V. 16f.) und nicht etwa die damit gerade übergangene Heils- und Unheilsgeschichte Israels im allgemeinen zu verstehen hat 2 4 0 ; dem schöpfungsgleichen, die fragwürdig gewordene Geschichte Israels negierenden „Neuen" in 43,19ff. entspricht der Rekurs auf die Schöpfung in 40,21. Eine Verknüpfung der Zeitperspektiven etwa im Sinne der Überbietung der in sich abgeschlossenen Kontinuität von „Früherem" und „Kommendem/Ausgang" durch das „Neue", wie sie neuerdings H. Leene 2 4 1 (wenigen) Überschneidungen (vgl. etwa noch 28,23ff./41,14ff.) mithin zwei Möglichkeiten in Betracht: Entweder sind sie topisch und unabhängig voneinander durch die gleiche Sache (Plan Jhwhs über Völker, Babylon) motiviert; oder es handelt sich um literarische Benutzung einzelner Spenderstellen zwischen zwei separaten Prophetenbüchern, wie man sie auch sonst antrifft, etwa zwischen Dtjes und Jeremiabuch (vgl. Babylon/Meder J e r 5 0 f . ; Plan Jhwhs J e r 49,19ff.; 5 0 , 4 4 f . ) . Vgl. zur Frage anhand der beiden selben Themen auch DAVIES, B E T h L 8 1 , 1989, 9 3 - 1 2 0 , dort 115f.; BEGG, ebd. 1 2 1 - 1 2 5 , bes. 123f. bzw. MEADE, Pseudonymity 29.34; ALBERTZ, Fs Rendtorff 2 4 8 f f . 2 5 3 f . und die Hinweise oben Anm. 228. 2 3 8 Die Begriffe: r m t w n (wx-ia, D'JB 1 ») - m s a , Tins 1 ? n r n s , i m n « , 4 i , 2 2 f . 2 6 ; nwx-i 43,9; ' a V i s » \ tnd - ¡rrrix, nasan - i r a 4 4 , 7 f . ; n w x n ( o ^ i s a , i r i w n a , m p a ) - n n n » 4 6 , 9 f . ; von Jhwh TlW*n - T n n x , D ' n n x n s 41,4; 44,6; 48,12 sowie 43,10. Neben diesen und dem Begriffspaar mHMO ( m ' J M p u . a . ) - r w m , n w i n (42,9; 4 3 , 1 8 f . ; 4 8 , 1 - 1 1 ) vgl. noch 40,21; 41,27; 43,27; 4 5 , l l ( t e x t . ? ) . 2 1 ; 47,7; 48,16; 51,9; 52,4 und dazu die Übersicht bei LEENE, aaO. 13. Zur Diskussion NORTH, Former Things 1 1 - 1 2 6 ; SCHOORS, E T h L 50, 1964, 19ff. und bei LEENE, aaO. l f f . , überall mit weiterer Lit.

Nur hier das „Frühere" mit Kia pf., das „Neue" im pl.!, s.u. S. 114ff.l29f. So jüngst auch wieder LEENE, aaO. 121 ff.; vgl. SCHOORS, aaO. 2 3 - 2 5 ; DERS. V T . S 24, 1973, 93ff. und die Diskussion bei ELLIGER 350ff., der sich allerdings für die andere Möglichkeit entscheidet. Für den Unterschied zur Gerichtsrede STECK, Deuterojesaja 218 A n m . 20; LEENE, aaO. 7 mit Anm. 47 (nach Eva Hessler). 239 240

241 A a O . 122.128.174f. mit entsprechender (dramatischer) Verkürzung des „Gedenkt nicht" in V. 18 ebd. 123f., zusammengefaßt 176.178; vgl. für die Einordnung in den Gesamttext die Tafeln auf S. 105.174.210. Besonders problematisch scheint mir bei dieser Interpretation die für den dramatischen Zusammenhang offenbar notwendige Auflösung der Vorstellung vom neuen Weg (Weg Jhwhs durch die Wüste zur Führung des Volkes aus Babylon, vgl. 4 0 , 3 - 5 ) in die reine Metapher ( a a O . 148ff.) wie schon bei H. SIMIAN-YOFRE, B i b . 61, 1980, 530—553 (dazu LEENE 2 8 5 f . Anm. 143), ansatzweise auch KIESOW, Exodustexte 7 3 f . 7 7 f . 1 9 0 - 1 9 6 , vgl. dazu die Kritik von ZIMMERLI, V T 3 2 , 1 9 8 2 , 1 1 3 A n m . 21. Im übertragenen Sinn aber nur 40,14.27.31, dann von Kyros 45,13; 48,15 sowie vollends erst 4 2 , 1 8 f f . , bes. 24 (nach 42,16); 48,17; 53,6; 55,7.8f. Trägt L e e n e die Konnotationen der Gerichtsreden in das „Früher e " von 43,18 ein, so deutet umgekehrt ANDERSON, Exodus Typology 1 8 4 - 1 8 8 das „Frühere" sonst zu stark im Licht von 43,18f.

3. Der redaktionelle

Horizont

im Buch

69

(mit 48,1-11; 42,9 im Hintergrund!) in 43,16ff. findet, läßt sich dem Text selbst nicht entnehmen. Sie kann aber ebenso wie die von anderen für ursprünglich gehaltene 242 Identifizierung des „Neuen" mit den Zukunftsbegriffen der Gerichtsreden nur für einen Sekundärsinn von 43,16—21 geltend gemacht werden, der - wie auch die Verbindung mit 40,21 im Rahmen von Jes 40f. - auf das Konto redaktioneller, d. h. sekundär ausgleichender Gestaltung geht. So geben erst die Gerichtsreden dem urzeitlichen t£>N~ia / f~ixn 'mO'B' aus 40,21 243 geschichtliche Richtung, indem sie es in eine aus 43,18f. entwickelte, aber abgeänderte Begrifflichkeit überführen, wobei die beiden fixen Zeiträume in relative 244 Zeitdimensionen auf einer einheitlichen Zeitebene aufgelöst und in den Zusammenhang vom Früheren und Künftigen, auf den sich die Weissagungsfrage bezieht, integriert werden. Den neuen Zusammenhang markiert besonders deutlich das 1~DT in 46,9, das 43,18 (vgl. hier 43,14f.) relativiert. Das Frühere umfaßt damit alles, was an von immer demselben Gott gewirktem, zielgerichtetem Geschehen schon vorweisbar ist und von dem her als Vollendung des Früheren das Künftige, Voraussage und Eintritt des aktuellen Heilsgeschehens, beurteilt werden kann (vgl. bes. 41,22ba), ohne jedoch auf bestimmte Epochen festgelegt sein zu müssen. Im Kontext des Buches - mit einem offenbar auch in der Textabfolge intendierten Geschehensablauf - reicht es so von der Schöpfung (40,21, vgl. 44,24) über die Berufung der Geschlechter (41,4) samt Abraham / Jakob-Israel (41,8f., vgl. 43,1; 44,lf.21), den Exodus (43,16f.) und wohl auch das Exil (44,6—8 im Zusammenhang mit 43,22ff. und 44,21f.; vgl. 41,23ba; 45,7) 245 bis zum Standpunkt des Betrachters einschließlich der schon erfolgten Berufung und des ersten Auftretens des Kyros 246 , von wo aus es sich - als Jhwh-Tun qualifiziert - in die Zukunft fortsetzt. Was das „von früher her" der Verkündigung des Künftigen (im Jetzt anhebenden Kommenden) anbelangt 247 , so soll man vielleicht auch dabei zunächst an den Kontext denken, der die Weissagungen enthält, nach denen gefragt wird, und in 242

S o d i e ü b l i c h e A u f f a s s u n g , v g l . z.B.

243

H A R A N , V T . S 9 , 1 9 6 3 , 1 3 5 u n d SCHOORS, a a O .

Nach M ist V. 21bß allerdings als Objekt aufzufassen und nicht mit BTCOö parallel, das freilich in jedem Fall inhaltlich oder zeitlich auf die Schöpfung bezogen ist. Vgl. zum Sachverhalt KOOLE 66f.; zur A u f n a h m e s. schon oben A n m . 147. 244 Relativ allerdings nicht am Eintreffen je und je gemachter Voraussagen, sondern am Standort des Sprechers/Hörers (Verfassers/Lesers) gemessen. Vgl. dazu - in Auseinandersetzung mit VOGT, Bib. 48, 1967, 5 7 - 7 4 , dort 5 7 - 6 3 - JENNI, Präposition min, bes. 292ff.; HERMISSON 70 f. D a s hat Konsequenzen f ü r das Verständnis des „Früheren" und der Verkündigung „von früher h e r " , die beide dieselbe Zeitrelation meinen und nicht auf verschiedene, aufeinander folgende A k t e der Weissagung und Erfüllung bezogen werden können. S.o. S. 64F. mit A n m . 229 und vgl. dazu auch LEENE, a a O . 48ff.51ff.113F.196.200f. 245 G a n z ausdrücklich auf die Sünden- und Unheilsgeschichte Israels konzentrieren sich erst 4 8 , 1 - 1 1 sowie 42,18ff. (mit 4 2 , 1 - 9 , bes. V. 8f., und vor 43,8.9ff.). 246 Beachte das pf. mit Folgen in 41,2f.25; 46,11 sowie 45,*3b.2f.; entsprechend 43,14f. sowie 44,22a nach 43,25 und dazu oben A n m . 231. 247 Vgl. zur Frage ELLIGER 191f.; LEENE, a a O . 52ff. (die verschiedenen Standpunkte). 6 0 f . 1 9 6 u n d j ü n g s t HERMISSON 7 0 f .

70

B II. Jes

46,9-11

dem sich entsprechende Rückverweise auf Früheres (auch frühere Prophetie?, vgl. 44,26a) finden. Das dürfte kaum der ursprüngliche Sinn der Weissagungsfrage gewesen sein; worin der aber bestanden hat, geht aus den Formulierungen im vorliegenden Text nicht hervor. Das alles läßt schon erkennen, daß die Umdeutung nicht nur innerhalb der Gerichtsreden erfolgt, sondern daß sie die älteren Aussagen in das neue Konzept mit einbezieht: sie sind in die Anlage der Gerichtsreden in ihrer Abfolge im Buch integriert. Daraufführt vor allem die Beobachtung, daß in 41,1—4 und auch in 43,9—13, wo es ausdrücklich um den Weissagungsbeweis geht, der Gegenbegriff zum „Früheren", wie man ihn in 41,21ff.; 44,6ff. und 45,*20f./46,9-ll regelmäßig findet, fehlt; 41,4b und 43,10bß beziehen sich - wie 44,6b (48,12) - auf Jhwhs Selbigkeit in der Geschichte, nicht auf die geschichtlichen Ereignisse selbst. Die Abweichung wird verständlich, wenn man die Verteilung der Begriffe für das Zukünftige neben dem „Früheren" beachtet. Zusammen erscheinen sie in 41,22f.; hier wird der Weissagungsbeweis vor allen Völkern im Blick auf die fremden Götter zunächst nur negativ geführt. Positiv im Blick auf Jhwh selbst kehren sie der Reihe nach in 44,7 („Kommendes") und 46,10 („Ausgang") wieder. In dieser Abfolge nimmt das „Neue" in 43,19 jetzt die Stelle des in 43,9—13 eben darum - ausgesparten Zukunftsbegriffs ein. Es ist in 41,22f. nicht exponiert, im Sinne der Gerichtsrede auch (noch) nicht in 42,8f., worin manche die ursprüngliche Fortsetzung von 41,21—29 finden 248 . Um so mehr gewinnt das „neue Lied" in 42,10 an Bedeutung, das terminologisch auf 43,19 vorverweist und zusammen mit 42,11a (Wüste + Bewohner) - positiv nach 41,21—29 (Götter) - die Völkerrelation des „neuen Weges" in 43,14f.l6ff., bes. 20f. (daraus auch n'jnn/IDD in 42,10a.12), exponiert, die auch beim Auszug in 48,20 eine Rolle spielt. 41,1—4 wiederum bildet insofern eine Ausnahme, als es hier noch nicht um die Weissagungsfrage geht, sondern gleichsam als Vorbereitung dafür die Selbigkeit Jhwhs im geschichtlichen Tun „von Anfang" (40,21/41,4aßba) bis zum Jetzt des mit Kyros einsetzenden Ausgangs (41,4aabß) festgestellt wird, was dann in 41,25 als Argument im Weissagungsbeweis wiederkehrt und in den damit erzielten Nichtigkeits- bzw. Ausschließlichkeitsfeststellungen der folgenden Gerichtsreden 249 gipfelt. Daß für die Zukunft verschiedene Begriffe gebraucht werden und (bes. in 41,22f.) nicht einfach nur der schon vorgegebene des „Neuen" aus 43,19 übernommen wurde, mag etwas mit der (mündlichen) Vorgeschichte der Gerichtsreden zu tun haben. Im vorliegenden Zusammenhang hat aber auch dies strukturierende Bedeutung. Es trägt verschiedenen, thematisch in sich einheit248 249

S.u. S. 128ff. Vgl. die Weiterführung von 41,4b in 43,10b.ll; 44,6baß.

3. Der redaktionelle Horizont im Buch

71

liehen Stationen oder Aspekten der Heilsveranstaltung für Israel, welche die unmittelbare Zukunft in sich birgt, Rechnung: Zuerst (und wohl in der Hauptsache, vgl. die Position von 42,10) als das „Neue" der Weg durch die Wüste (43,9-13 zwischen 42,14-16 und 43,14f.l6 - 21)250; dann als „Kommendes" die Restitution Jakob-Israels als Volk (44,6-8 zwischen 43,22ff.; 44,1-4 und 44,21 f.) 251 ; zuletzt als „Ausgang" des „Früheren" und Ermöglichung alles anderen die Einnahme Babylons durch Kyros (45,*20f./46,9—11 zwischen *44,24-45,7und *47f.). Als eine Art Exposition dessen ist 41,21-29/42,10-13 zu betrachten, mithin der schon als redaktionell erkannte Zusammenhang *40,12—42,13. Darin geht es zunächst - im Blick auf den „Ausgang" - um das Verhältnis von Israel zu den Völkern (mit Kyros: 41,1—4.5 und 41,21—29 in Schlußposition); daneben aber auch um die Restitution des Volkes (40,27—31 als Schluß von 40,*12—26 am Übergang vom „Früheren" zum „Kommenden" seit 40,21 und mit 41,2f.) und ebenso um die Herrichtung der Wüste für den Heimweg (41,17—20 als Schluß von 41,*8—16 am Übergang vom „Früheren" zum „Neuen" seit 41,8f. und mit 41,25)252. Sowohl die Umdeutung der Zeitbegriffe von 40,21; 43,16—21 als auch die Verteilung der Begriffe für die Zukunft hängt nach allem mit der redaktionellen Anlage der Gerichtsreden im Rahmen einer literarischen Komposition zusammen. Nicht nur ihrer Stellung im Buch, sondern auch ihrer Formulierung nach haben wir nicht mehr die ehemals selbständigen Stücke vor uns, sondern allein die - im Zuge der Verschriftung und Verbindung mit 40,*12ff.; 41,*8ff. und 43,16—21 entstandene - redaktionelle Gestalt. Es handelt sich um dasselbe literarische Grundstratum des Dtjes-Buches, auf das wir bereits in Jes *40f. gestoßen sind, eine Gerichtsreden-Komposition im Horizont von Jes *40—48. Dies zeigt sich nicht zuletzt daran, daß neben den Zeitbegriffen auch 43,20f. in den Ablauf der jetzt aufeinander angewiesenen, die Komposition strukturierenden Stücke 42,10—13 (Küste, Wüste, Gebirge, jeweils mit Bewohnern); 250 auch immer man sich das pf. cons. in 43,12 erklärt, ob auf Zurückliegendes, auf den Moment oder auf die künftige Rettung bezogen (vgl. Komm. z. St., dazu LEENE, aaO. 119F.), in jedem Fall bewegen sich V. 12f. insgesamt in einer Kontinuität vom „Früheren" und „Neuen" (vgl. V. 9aßy.l0bßy.l2b/13aa) und zielen in V. 13 (impf.) weder auf eine Entgegensetzung von abgeschlossenen Zeiträumen (wie V. 18f.) noch auf eine Überbietung (wie in 48,1-11; 42,9). In diese Kontinuität ist damit auch der umliegende Kontext hineingestellt (42,14-16/43,1-4 bzw. 43,14ff.), mit dem „Neuen" V. 19ff. als Vollendung von V. 14f. (pf./ pf. cons. wie V. 12, insgesamt: Befreiung und Weg aus Babel wie Jes 47/48,20f.), mithin in Verlängerung des „Früheren" V. 16 f. entgegen V. 18. 251 Hier wie auch in 43,9ff. ist die Weissagungsfrage (zielend auf die Einzigkeit Jhwhs) kontextgerecht („Retter", Heilsorakel) mit der Heilszusage an Israel verbunden (ebenso 45,20f. im Blick auf die Babelzerstörung 46,9ff./47, vgl. 4 5 , * 4 - 6 ) , beidemal mit dem die Rettung an sich erfahrenden Israel als Zeugen für Jhwh, in 43,9ff. wegen 43,1—4.14f. auch mit Einladung der Völker (vgl. 45,20a), in 44,6 sinnvollerweise ohne eine solche. Einzigkeit Jhwhs und Heil für Israel sind danach aufeinander bezogen. 252 Zur redaktionellen Anlage von Jes 40f. s.o. S. 50f.; aber auch LEENE, aaO. 190-192 sowie - auf einen Blick - 1 0 3 - 1 0 5 . 1 0 7 - 1 0 9 ; WILSON, Nations 42f.l39.

72

B III. Jes

44,24-28

43,20f. (Wüste + Tierwelt); 44,23 (Gebirge und Vegetation) und 48,20f. („Enden der Erde") eingebaut wurde. Die damit markierten Abschnitte entsprechen der Strukturierung durch Gerichtsreden und Zeitbegriffe, die in den Chorschlüssen enthaltenen Aussagen korrespondieren mit den in den Abschnitten behandelten Themen. Es wird Aufgabe des Schlußteils dieser Arbeit sein, die bisher gemachten Beobachtungen zur Grundschrift des Dtjes-Buches zu einem Gesamtbild zu verdichten und in den Werdegang des ganzen Buches redaktionsgeschichtlich einzuordnen. Zunächst aber wollen wir fortfahren in der Analyse der KyrosTexte und ihres literarisch-redaktionellen Kontexts.

III. Jes 1.

Textanalyse

a)

Abgrenzung

44,24-28

Die Botenformel in 44,24 markiert einen deutlichen Einschnitt, der 44,24ff. vom Vorhergehenden (44,21f. „Du" Jakob-Israel, V. 23 imp. pl.) als Anfang eines neuen Abschnitts trennt. Das Verhältnis zu 45,1 ff. ist umstritten, doch wurde in der Analyse von 45,1—7 die relative Selbständigkeit dieses Stücks gegenüber 44,24—28 bereits begründet 253 . 44,24—28 sind also zunächst für sich zu nehmen. Es fragt sich allerdings, ob damit zugleich eine ursprünglich selbständige Einheit nachgewiesen ist. Formgeschichtlich ist das Stück nicht leicht zu bestimmen, und die am ehesten zugrundeliegende Gattung des göttlichen Selbst-Hymnus läßt sich nicht ohne weiteres aus der Situation der prophetischen Verkündigung verstehen, sei es der mit polemischen Gattungen (Gerichtsrede, Diskussionswort) geführten Auseinandersetzung oder sei es der Heilsverkündigung des Propheten 254 . Schon K. Elliger 255 hat dies richtig gesehen und darum (nach 40,1 ff.; 42,1—4) die himmlische Ratsversammlung als ursprüngliche Szene der Jhwh-Rede vorgeschlagen, die erst durch den sekundären Gebrauch des Propheten in der Verkündigung (V. 24 a) zu einer dem Diskussions- oder Heilswort vergleichbaren Rede an Israel geworden sei. Vielleicht ist dies ein Hinweis darauf, daß die Rede nie an Israel gehalten, sondern von vornherein für das Buch verfaßt wurde, wobei V. 24 a - sekundär die Botenformel 45,1 und die durch sie vorbereitete Rede einleitet. Doch betrachten wir den Text zunächst für sich.

253

S . o . S . 1 9 f . u n d z u l e t z t WEIPPERT, D B A T 2 1 , 1 9 8 5 , 1 2 1 f.

254

Zur Diskussion s. die Hinweise oben Anm. 40 und bes. GRESSMANN, ZAW 34, 1914,

2 8 9 F . ; D I O N , R B 7 4 , 1 9 6 7 , 2 1 5 - 2 3 4 ; WEIPPERT, a a O . 1 2 9 f . 255

4 6 5 ; v g l . a u c h MERENDINO, V T . S 3 1 , 1 9 8 1 , 4 1 0 f .

1. Textanalyse

b) Aufbau und

73

Schichtung

Der Aufbau des Stücks ergibt sich im wesentlichen aus der Syntax256. Nach der einleitenden, durch Attribute erweiterten Botenformel V. 24a folgen in V. 24 b—28 a eine Reihe von Partizipialkonstruktionen, die sämtlich von dem Nominalsatz mrP "03N in V. 24ba abhängig sind: V. 24b artikelloses pt. q. mit sf. 1. sg. an den parallelen adverbialen Bestimmungen '"D1? / TIN 'ö 257 in V. 24bßy; V. 25—26a artikelloses pt. hi., gefolgt von finiter Verbform (impf.) und sf. 3. sg. (von Jhwh); V. 26b—28a pt. q. mit Artikel (~lQXn), gefolgt von direkter Rede mit impf. 3. sg. 258 /imp. inV. 26ba.27a und Fortsetzung im impf. 1. sg. V. 26bß.27b (von Jhwh) bzw. Nominalsatz (sf. 1. sg.) und impf. 3. sg. (von Kyros) V. 28aaß; V. 28 b schließt den Text ab mit dem erneut wörtliche Rede einleitenden inf. IHN1?!259, der sich nach V. 28 a nur auf Kyros beziehen kann (waw-expl.), und den beiden zu Jerusalem und vom Tempel gesprochenen passiven (vgl. V. 26ba) impf.-Formen in 3. sg. Danach gliedert sich das Stück in die göttliche Selbstvorstellung mit ausführlicher Selbstprädikation in der Ich-Rede (V. 24b) und zwei weitere Abschnitte, die die Jhwh-Rede nicht konsequent fortführen und verschieden aufgefaßt werden können, je nachdem, ob man zwischen dem Subjekt Er in V. 25—26a und einem „Ich" in V. 26b-28 unterscheidet oder sämtliche Partizipien als Aussagen über Jhwh in 3. pers. liest, und ob man beide Abschnitte gleich oder jeden verschieden als Apposition zum „Ich bin Jhwh" von V.24b (Er, der . . . I Ich, der ich . . . ) oder prädikativ (Er ist es, der . . . I Ich bin es, der . . . bzw. Er tut / Ich tue dies und das) versteht. Aufs Ganze gesehen nimmt sich das kurze Stück als ein Kompendium deuterojesajanischer Theologie aus; alle herausragenden Themen, die in Jes 40—55 eine Rolle spielen, sind darin versammelt: die Schöpfung von Himmel und Erde (V. 24), die Auseinandersetzung um die richtige Weissagung (V. 25—26a), Aufbau und Wiederbevölkerung Jerusalems und seines Umlandes (V. 26b.28b), der „Exodus" (V. 27) und die Berufung des Kyros (V. 28a). Da die einzelnen Themen sonst eher unabhängig voneinander in Einzelworten überliefert sind, legt sich schon von daher die Vermutung nahe, daß es sich um eine spätere redaktionelle Zusammenfassung, allenfalls nichtdeuterojesajanischer Herkunft, handelt 260 . Doch ob ursprünglich oder zugesetzt, es scheint vor 256 Dazu M E R E N D I N O , aaO. 407f.; K I E S O W , Exodustexte 201 Anm. 68; W E I P P E R T , aaO. 126f. sowie B E U R E N A 228f. mit den Hinweisen Anm. 3 (S. 332). 257 Ketib. Vgl. zur Textkritik E L L I G E R Z. St.; W E I P P E R T , aaO. 123. 258 Die Form 21PW entweder ho. (Qere) oder ni. Die Variante Q a (q.) verdient nicht den Vorzug. 259 M ist lectio difficilior und also beizubehalten. Dazu und zum Problem der beiden folgenden Verbformen vgl. E L L I G E R z.St.; W E I P P E R T , aaO. 123ff. Der Sinn ist in jedem Fall klar: Kyros (aus V. 28a) ordnet an, Jerusalem möge wiederaufgebaut (ni. 3. sg. fem.) und der Tempel gegründet werden (ni. 3. sg. fem./masc. vgl. l Q a ; kaum direkte Anrede 2. sg. masc.). 260 So schon C R Ü S E M A N N , Studien 88 Anm. 1 und M E R E N D I N O , aaO. 407F., die mit stilisti-

74

B III. Jes 44,24-28

allem fraglich, o b das Stück in sich einheitlich ist. Anlaß zu Zweifeln gibt außer den stilistischen Brüchen im Aufbau auch die merkwürdige Reihenfolge der Themen: Ob V. 27 nur auf die Vernichtung der Feinde oder auch schon in Assoziation des Schilfmeerwunders auf die Heimführung der Exilierten geht 261 , in jedem Fall kommt V. 26b zu früh, die Erwähnung des Kyros V. 28a, der sowohl die feindliche Stadt erobern als auch den Wiederaufbau Jerusalems anordnen soll, hingegen reichlich spät. Folgt man aber der von den stilistischen Indizien gewiesenen Spur 262 , so heben sich zunächst die beiden schon nach der klassischen Formgeschichte 263 zuweilen so abgeteilten Abschnitte V. 24—26a und V. 26b—28 voneinander ab. Ausschlaggebend für die literarkritische Scheidung ist einmal der auffällige Unterschied in der Weiterführung der Partizipien durch die 3. bzw. 1. sg. Er ließe sich - von der im Alten Orient vielfach belegten Möglichkeit der Stilmischung einmal abgesehen - aus dem „Zitat" des "IHKn in V. 26b—28a freilich auch im Sinne der Einheitlichkeit erklären und muß darum nicht notwendig auf einen entsprechenden Unterschied in den Partizipien selbst deuten. Hinzu kommt aber der Wechsel im Gebrauch des Artikels. Er ist nach M. Weippert (wie Anm. 256) grammatisch als Hinweis auf den st. es. für das artikellose, mithin nominal konstruierte pt. (nach der Regel allerdings mit Sere bei verba tertiae n in V. 24!), den st. abs. für das verbal konstruierte pt. mit Artikel zu interpretieren, zwingt allerdings ebensowenig zu einem differenzierten (appositioneilen bzw. prädikativen) Verständnis der Partizipien und ist gerade deswegen hier offenbar durch nichts, es sei denn durch verschiedene Hände motiviert. V. 24b steht aus diesem Grund trotz der 1. sg. 264 näher bei V. 25—26a und kann nicht ohne weiteres mit V. 2 6 b - 2 8 verbunden werden; mit V. 24b wiederum steht und fällt V. 24 a. Innerhalb von V. 26b—28 sind sodann sicher die „Städte Judas" V. 26ba 2 zugesetzt 265 . Dasselbe wird schon lange für V. 28b angenommen 2 6 6 , muß aber auch für V. 28a in Betracht gezogen werden. Denn schon V. 28 a springt aus der syntaktischen Struktur der vorhergehenden Sätze: Die „direkte Rede" ist im ersten Glied (V. 28aa) nominal, nicht wie in V. 26ba.27a verbal konstruiert; im zweiten Glied (V. 28aß), das wie V. 28b von Kyros in 3. pers. spricht, wird sie im Unterschied zu V. 27b (sf. 2. sg.!) undV. 26bß (sf. 3. sg. wegen des Passivs in V. 26ba) nicht fortgesetzt. Statt dessen reproduzieren V. 28a

sehen und sprachstatistischen Gründen argumentieren. Vgl. aber auch HERMISSON, EvTh 31, 1971, 674ff. Anm. 28. 261 Dazu unten S. 83f. 262 Danach gehen KIESOW (wie Anm. 256); WEIPPERT, aaO. 127ff. und neuerdings VERMEYLEN, LeDiv 127, 1987, 202-207. Unterschiede bestehen hauptsächlich in der Zuordnung von V. 24, den Kiesow für sich nimmt, Weippert und Vermeylen mit V. *26b—28 verbinden; ferner hinsichtlich V. 27, den Vermeylen aus dem Zusammenhang V. *24.*26b.28a herausnimmt. Dazu im folgenden. 263 Vgl. z.B. MELUGIN, Formation 38f. sowie ELLIGER 459f., andere ebd. 456ff. 264 Vgl. den entsprechenden Fall in 40,25 inmitten von 40,21-24.26 sowie 41,(1—)4 und dazu unten S.79f.80f. 265 Untrügliches Zeichen dafür ist das sf. sg. fem. bei „ihre Trümmer" in V. 26bß, das sich nur auf Jerusalem beziehen kann. Vgl. ELLIGER, Verhältnis 177f.; DERS., BK 454f. sowie zuletzt die oben Anm. 262 Genannten. 266 Vgl. wieder ELLIGER, Verhältnis 178f.; DERS., BK 455f.478f. sowie WEIPPERT und VERMEYLEN ( w i e A n m . 2 6 2 ) .

1.

Textanalyse

75

(d'jw) und b (D^IT 1 ? l ö s ) im Blick auf den von Jhwh stellvertretend installierten Kyros (ttniD1? -lasn) die Handlungsfolge, die zuvor in V.25-26a (D-''?^-') und V.26b-27 (D^anT1? l a s ) von Jhwh allein ausgesagt wurde; in der Formulierung von V. 28aß ist V. 26bß mit 46,10bß kombiniert und dem Parallelismus in 46,10b entsprechend ergänzt. Für V. 28 ist Kyros das im Auftrag Jhwhs handelnde Subjekt der Heilstaten V. 25 —27, so, wie es sich im Folgenden auch aus 45,1-7 (vgl. 44,25—26a) zusammen mit 45,13ba (vgl. 44,26b.28b) und 45,13ba2 (vgl. 44,27) ergibt und wie danach wohl auch 46,9ff. gelesen werden sollen. Nimmt man hinzu, daß der Kyros-Name auch in 45,1 sekundär ist267 und daß im Unterschied zur Ehrenbezeichnung „sein Gesalbter" in 45,1 (vgl. V. 4bß) der Königstitel „Hirte" sonst vor allem für Jhwh selbst gebraucht 268 und hier folgerichtig auf Kyros übertragen ist, so liegt der Schluß auf der Hand: V. 28 ist insgesamt jüngere Zufügung zu V. 24—27. Somit haben wir in Jes 44,24—28 vier Schichten zu unterscheiden: V. (24.)25—26a; V. * 2 6 b - 2 7 ; V.26ba 2 und V.28. Davon setzt V.26ba 2 zumindest V.26b—27 voraus, V . 2 8 bereits die Verbindung von V.26b—27 und V. 24.25—26a. Die Kyros-Aussage ist in diesem Text also nicht ursprünglich, sondern ein relativ später Zusatz. Weniger eindeutig ist die Relation der beiden ersten Abschnitte. Ihr kommt darum einiges Gewicht zu, weil die relative Schichtung hier in nuce diejenige im Buchganzen widerspiegeln könnte, aus dem die in 44,24—28 redaktionell zusammengestellten Themen, darunter auch Stadt- und Tempelbau durch Kyros V. 28, stammen. Es besteht mithin Grund zu der Annahme, daß sich in diesem Text und mit V. 28 - je nach Zugehörigkeit - Hinweise über den Ort der beiden in 45,1—7 gefundenen Kyros-Schichten, der ursprünglichen Kyros-Aussagen im Rahmen der Dtjes-Grundschicht sowie der Kyros-Ergänzungsschicht, im Werden des ganzen Buches gewinnen lassen. In jüngster Zeit haben M. Weippert und mit ihm J. Vermeylen die Frage der Schichtenrelation dahingehend beantwortet, daß sie V. *24.*26b—28a einer Grundschicht des Buches269 bzw. dem ursprünglichen Propheten Deuterojesaja 270 zuweisen, V. 25—26a hingegen für sekundär erklären. Längst vor ihnen hat allerdings schon K. Kiesow271 u.E. richtig erkannt, daß davon nur V. 24 in der Inklusion mit 45,7 für die Grundschicht in Frage kommt, V. *26b—28 hingegen den Zusammenhang von 44,24—45,7 stören; aber auch er schichtet ansonsten in derselben Reihenfolge, indem er V. *26b—28 seiner „ersten Jerusalemer Redaktion" (40,lf.9f.; 49,1—52,10) zuweist, V.25—26a mit der Worttheologie seiner „2. Erweiterungsschicht" (40,6—8; 55,10f.) verbindet. Sieht man von problematischen Einzelentscheidungen hinsichtlich des ursprünglichen Zusammenhangs von V. 26b.27 mit V. 28 (Kiesow, Weippert) bzw. V. 28a (Vermeylen, Weippert) sowie hinsichtlich V. 24 ab, so bereitet allerdings die vorgeschlagene Reihenfolge auch an sich Schwierigkeiten. Sie sehe ich vor allem in drei Punkten: Zum einen bleiben Weippert und Vermeylen den am Text selbst nicht zu erbringenden Nachweis 267 268

S.o. S. 25ff. Vgl. 40,11; 49,9 und dazu J. A. SOGGIN, THATII 793f. sowie unten S . 91f.

269

WEIPPERT, a a O . 1 2 8 .

270

VERMEYLEN,

271

aaO. 206f. Wie Anm. 262.

76

B III. Jes

44,24-28

schuldig, inwiefern die Themenkombination Besiedlung/Wiederaufbau Jerusalems (V. 26b) und Berufung des Kyros (V. 28a), die gerade noch in 45,13 und sonst nirgends wiederkehrt, typisch ist für den Grundbestand deuterojesajanischer Verkündigung, kommen doch die Themen sonst auffallend isoliert und jetzt sogar auf zwei Buchhälften verteilt vor - hier scheint mir Kiesow mit der These einer redaktionellen Brücke vom ersten (Kyros) zum zweiten Buchteil (Jerusalem) dem Befund eher gerecht zu werden. Zum zweiten wird nicht deutlich, wodurch V. 25—26a in einem schon bestehenden Zusammenhang V. *24.26—28 (45,lff.) motiviert sind; handelt es sich um eine Textergänzung und nicht um ein ehemals selbständiges Wort, das es durch Zufall hierher verschlagen hat, so vermißt man Anzeichen dafür, in welcher Hinsicht, wie und warum eines das andere zu etwas Neuem ergänzt. Anhaltspunkte gibt es (vgl. D1p, D1?® in V. 26a und V. 26b.28a), doch muß gefragt werden, in welcher Richtung die Bezüge gehen. Nicht zuletzt damit hängt schließlich und drittens zusammen, daß V. 25 —26 a als Ergänzung insgesamt keine Erklärung finden; die Einordnung bei Kiesow und erst recht bei Weippert 272 erscheint, von ihnen selbst zugegeben, äußerst vage. Die Frage ist danach also durchaus noch offen, in welcher Relation V.25a—26a und V. *26b—27 zueinander stehen. Im folgenden wollen wir versuchen, sie in zweifacher Weise neu zu beantworten: zunächst im Blick auf den Nahkontext, den kompositionellen Zusammenhang mit 45,1—7; sodann im Ausgriff auf die literarischen Horizonte der vier Schichten in 44,24—28, bezogen auf das ganze Buch.

2. Die Klammer

Jes

44,24145,7

a) Ihr Verhältnis zu Jes 45,8.9f f . Eine redaktionelle Verbindung zum unmittelbar Folgenden bildet zweifellos die Klammer 44,24b/45,7b. Sie muß älter sein als das Zwischenstück 45,8, das, wenn nicht ebenfalls redaktionell formuliert, wenigstens so plaziert ist 273 und einen weiteren Abschluß bietet (mit Unterschrift mn' 'JX), der im Unterschied zur Inklusion 45,6b.7 2 7 4 allerdings mehr nach vorne als nach hinten weist. In seiner jetzigen Stellung nimmt 45,8 sowohl eine verbindende als auch eine korrigierende Funktion wahr. Das Bild von dem die Erde befruchtenden Regen setzt eigene, neue Akzente. So ist das Heil auf der Erde (V. 8b) wie in 46,12f. parallel als JW/nsitPn 272

AaO. 131 (mit Anm. 26). ZU I E T Z T HERMISSON 3f. Einige (GRESSMANN, MOWINCKEL und V O L Z , neuerdings MELUGIN, Formation 125) sehen in V. 8 die ursprüngliche Fortsetzung von V. ( 1 — ) 7 ; MERENDINO, VT.S 31, 1981, 421-425 scheidet den Text (mit FOHRER u.a.) als sekundär aus und verbindet ihn (nach WESTERMANN, Sprache 79 Anm. 41) über 45,7 hinweg mit 44,24ff. und der Komposition von 44,24—45,7. Vgl. demgegenüber jedoch schon treffend ELLIGER, Verhältnis 244-246; zuletzt VERMEYLEN, aaO. 231; für die weiteren Kontextbezüge auch SPYKERBOER, Structure 133ff.; MATHEUS, Form 44f.l39f. (SBS 1990,76f.). 274 Zur sachlichen Erklärung von V . 7 im Kontext des Kyrosorakels vgl. H . H A A G , FS. J . Ziegler 1972, 179ff. Weniger exegetisch, mehr systematisch orientiert W. RABERGER, „Schöpfung" als Problemfigur (Jes 45,7), Diss. Innsbruck 1974. 273 YGJ

2. Die Klammer Jes 44,24/45,7

77

und nplS gefaßt 275 , hier durch ¡711! vom Himmel veranlaßt (V. 8a), womit die geschichtliche Vermittlung des Heilsgeschehens, sei es durch Jhwh selbst (41,10 1 , 8 , 3 'pfS) oder sei es durch Kyros (berufen ¡77X3 45,13!; 41,2, vgl. 42,6), überboten wird. Auch das geschichtlich vermittelte Heil ist nach Dtjes „Schöpfung" (hier 44,24/45,7!, vgl. 41,20), doch wirkt der Schöpfer nach 45,8 eben nicht im Raum der Geschichte 276 , sondern setzt mit seinem S13 einen innernatürlichen Prozeß in Gang, aus dem Heil (Segen), natürliches und geschichtliches zugleich, wie von selbst herauswächst. Etwas Ähnliches begegnet sonst nur bei der wunderbaren Wegbereitung durch die Wüste in 41,17-20 (vgl. 42,15; 43,19f. nax; 48,21 VtJ hi.) sowie bei der Mehrung des Volkes in 4 4 , 1 - 4 (wieder mit "7TJ! und n»X, vgl. 48,18f.), ferner in 55,10f., und im selben Horizont möchte 45,8 offenbar auch das Kyrosgeschehen verstanden wissen. Dementsprechend wird in 45,8 der angestammte Schöpfungsaspekt (44,24; 45,7.12) ergänzend zur Erschaffung (N"0) von Finsternis und Unheil aus 45,7 positiv ausgeführt und dabei isoliert. Positionen schließt der Vers 44,24—45,7 ab und gibt zugleich die Perspektive für das Folgende, bes. 45,9—13, vor; terminologisch spannt er einen Bogen nach 46,12f., wo ebenfalls das Kyros/Babel-Geschehen rück- wie vorblickend auf etwas Neues hin konzentriert ist. Geht es in 46,12f. (mit 46,1—4) um das neue Ziel des Heils, so in 45,8 um dessen Vermittlung, dazwischen (in 45,9—17.18—25) um dessen Durch277

setzung . Die redaktionelle Position von 45,8 erhellt schließlich aus dem Verhältnis zu den hymnischen Stücken in 42,10-13; (43,20f.); 44,23; 48,20f. sowie 49,13, zu denen der Text gerne gezählt wird, aber nicht wirklich gehört 278 . Außer den formalen Differenzen fällt er auch sachlich aus dem in 42,10—12 exponierten und bis 48,20f. durchlaufenen Rahmen der geographischen Räume. Gleichwohl lehnt sich 45,8 an sie an. Nähere Beziehungen bestehen zu 44,23 (Himmel, Erde, Vegetation), das auch in 49,13 wiederaufgenommen ist, ferner zu 48,20f. C?T3, vgl. 44,3). Nimmt man hinzu, daß in 49,13 außer zu 44,23 auch eine Inklusion zu 40,1 (an:) und 12 (nur hier und 44,23 noch Erde, Himmel und Berge beieinander) bzw. zu 41,(16.)17ff. ('IS pl. 279 ) beabsichtigt ist, womit ein erster Teil der ersten Buchhälfte 40,1.12/41,17—44,23 eingefaßt wird, so legt sich die Vermutung nahe, daß im direkten Anschluß an das Ende dieses Teils 45,8 (als Abschluß von 44,24—45,7) das Kopfstück eines in 48,20f. abgeschlossenen zweiten Teils markieren soll, der dann ebenfalls in 49,13 einen das Ganze abschließenden, zugleich nach 49,14ff. (vgl. 49,13 / 52,9; 54,1; 55,12f.) überleitenden Widerhall findet. Mit 45,8 wäre danach der ersten Buchhälfte eine neue, von der Zweiteilung bestimmte und jetzt bis 49,13 reichende Struktur eingeprägt. Sie setzt die ältere Anlage nach den 275 Vgl. im Nahkontext noch 45,21bß (SWim pHX *?! Bild; V . 9 b ß / l l b 2 ^SB + T ) . Dazwischen allerdings steht in V. I I a eine Botenformel, die sich terminologisch ( I S ' ) mit V. 9 berührt, auffälligerweise aber keine direkte Anrede wie sonst enthält (sf. 3. sg. bezogen auf Israel!). V. I I b eröffnet danach deutlich die Jhwh-Rede in 1. sg., wie gesagt in Ausführung von V. 10 und parallel zu V. 9b. Es folgt eine Kette von Personalpronomina, das dreimalige „Ich" Jhwhs in V. 1 2 - 1 3 a : V. 12 von der Schöpfung (parallel Erde/Erdbewohner - Himmel/Himmelsheer), V. 13a von der Kyrosberufung; alles parallel konstruiert in der Folge Verb (pt.) Objekt / Objekt - Verb, möglicherweise unter denselben Aspekten wie V. 12: Erstellung von Lebensraum („meine Stadt") für eine zukünftige Bewohnerschaft („meine Galut"). Zwischen den b e i d e n formal und thematisch in sich einheitlich gestalteten Abschnitten (V. 9 f . l 2 f . ) gibt es gewisse Ü b e r s c h n e i d u n g e n , bes. wieder in der Schöpfungsterminologie (HtPJ?, T , H1X pi. V. 9 b / l l b und V. 12), doch keine spontane Verbindung, w e d e r im A u f b a u noch in der A r g u m e n t a t i o n . I m jetzigen Text dient V. 9 f . als Voranzeige eines mit d e m f o l g e n d e n Jhwh-Wort (V. 11 —13.14ff.) gelösten Problems, das erst durch V. I I b z u m Problem auch v o n V. 12—13ba wird. Unklar ist schließlich die Stellung v o n V. 13bßy. D e r Versteil rundet das Wort V. 11 — 13 ab, V. D a ß aber fällt aus d e m Gestaltungsrahmen v o n V. 12—13 b a heraus und ist e b e n auch thematisch m e h r nach V. 14 als an V. 9—13 orientiert.

344 Vgl. dementsprechend SPYKERBOER, Structure 136ff.; WILSON, Nations 195ff., bes. 202, und insbesondere LEENE, Bijdr. 35, 1974, 309-334, hier 323ff.; DERS., De vroegere 192ff. 196 ff. 345 Außer den in Anm. 344 Genannten hierfür bes. SCHOORS, VT.S 24, 1973, 267-273; KOOLE, FS M . A. Beek 1974,170-175; NAIDOFF, VT31,1981,181-185; vgl. dagegen und zum folgenden aber (mit Älteren) ELLIGER, Verhältnis 179—183.249f.; ferner MERENDINO, VT.S 31,1981,426 ff.430 ff. und neuerdings HERMISSON 9 f . l l f f . 346 Dazu HERMISSON lOf. und bes. LEENE, Bijdr. 3 5 , 1 9 7 4 , 3 1 4 - 3 1 6 .

94

BIV. Jes

b)

45,9-13

Zusätze

Die im Zuge der Abgrenzung und Aufbauanalyse zutage getretenen Ungereimtheiten lassen sich schwerlich anders als auf literarkritischem Wege erklären, wie dies zuletzt H. J. Hermisson 347 eindrücklich und, wie wir meinen, im ganzen überzeugend dargelegt hat. Danach sind sowohl V . 9 f . I I b als auch V. 13bßy als Zusätze zum älteren Bestand V. I l a . l 2 - 1 3 b a anzusehen. Es handelt sich um kontextgebundene, von vornherein als Ergänzung zum vorgegebenen Text formulierte Einschreibungen. Von ihnen blickt V. 13 bß auf V. 14 und stellt sicher, daß die hier genannten Völkerschätze und Gefangenen an ihren Bestimmungsort nach Zion gelangen - dies unter Berücksichtigung von 43,3; 45,3a und entsprechend 52,3 348 . Ist es richtig, daß auch die beiden Begriffe für den „Erwerb" in V. 14a sowie V. 14 ay sekundär sind349, stammen beide Ergänzungen, sofern es ihnen um die Pretiosen geht, wohl von derselben Hand. Die Verteilung auf die zwei Orakel V. 11 — 13.14—17 ergibt sich zum einen natürlich aus der Textvorgabe, scheint, wie die Verstärkung der Aufteilung durch V. 13 ßy nahelegt, zum anderen aber auch sachlich gewollt zu sein. Sie markiert eine Grenze zwischen Voraussetzung und Zusage des Heils. Gemeinsam weisen die Zusätze Kyros (V. 13) und den Völkern (V. 14) eine erheblich eingeschränkte, nur dienende Funktion zu im Heilsgeschehen für Israel (V. 16f.). Enorme Verstehensschwierigkeiten bereiten die Zusätze in V. 9f.IIb, doch 347

W i e A n m . 345, b e s . S. 14f. V g l . v o r i h m s c h o n MERENDINO, a a O . , VERMEYLEN, L e D i v

127,1987,207 - 2 0 9 . 348 Das „Lösegeld" "IS3 in 43,3 und i n ® in 45,13 in par. 47,11 (text. em.) wie Prov 6,35; zum Bezug auf 45,3a vgl. Ez 29,17-21, bes. V. 19f.; zu Jes 52,3f. vgl. 50,1, ferner 52,5f.; 48,10; l O a a / T n a a i ä in par. (•+ D ' wie 45,14) 55,1 f.!, s. auch Thr. 5,4 im Kontext. Bei der Wortwahl könnten zudem Ps 44,13 sowie l K ö n 15,18f.; 2 K ö n 16,8 Pate gestanden haben. Vgl. zum Ganzen schon ELLIGER, Verhältnis 251f.; LEENE, aaO. 324-327; HERMISSON 26.35f.; aber auch unten S. 101 mit Anm. 376. 349 HERMISSON 34ff.47, für den Zusammenhang mit V. 13aß ebd. 17. Auffallend sind gewisse Sachentsprechungen zu Jes 60: Die Schätze aus Ägypten und Kusch (Äthiopien) entsprechend 60,5.6aa.7sowie 61,6 (dazu Hg 2,6—9, aber auch Esr 7,15ff.21 ff.; zu S ' J ' / i n o + "? rrn vgl. Jes 47,15, ferner 23,3.8.18 sowie Ps 68,32; Jes 20,lff.); die Sebaiten als Personen, die Parallele Ps 72,10 vervollständigend, entsprechend Jes 60,6aßb.9aa.l4 (vgl. V. 3.11); vgl. dazu auch in den persischen Königsinschriften bei KENT DSf 18ff., Ägypten und Kusch beieinander Z . 40—45. Jes 45,May dürfte ebenfalls durch 43,3 veranlaßt und könnte parallel zu 60,llbß(M).14 gedacht sein: Während Ägypter und Äthiopier als Personengruppe außer Betracht bleiben, gemäß 43,3 als (an Kyros, tatsächlich Kambyses und Dareios?) dahingegeben gelten, bestünde die Dahingabe der Sebaiten (samt Überbringer der Schätze) in der Behandlung als Kriegsgefangene, entsprechend dem Gegensatz 60,14aa/51,23(.21) hier im Gegenüber zu 49,21(M); 52,2; 61,lbß (vgl. auch 51,14), aber beidemal mit Ziel in der Gottesverehrung (45,14b/60,14aßb nach 49,23aßy, vgl. von Scheba 60,6b); hinsichtlich der Formulierung sind Nah 3 , 8 - 1 0 (auch Ps 149,8; Jer 40,1.4) und Ez 16,33f. zu bedenken. - Es ist aufgrund mangelnder Wortbezüge freilich schwer zu sagen, ob die Zusätze in 45,13f. mit Jes 6 0 ( - 6 1 ) oder in Angleichung daran später in den Text gekommen sind; daß sie vor Jes 60 schon dastanden, ist möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich.

1. Textanalyse

95

läßt sich - vor allem nach der eingehenden Untersuchung durch H. Leene 350 auch hierzu einiges sagen, Verlauf und Sinn der Aussagen im Abwägen der Möglichkeiten zumindest näher eingrenzen. Dreierlei scheint mir danach geklärt. Erstens, daß drei Parteien sich gegenüberstehen: der Ton, der fragt und dem das Wehe gilt; der Bildner (im Vergleich auch Vater/Mutter), der das Wehe ausspricht, das ist Jhwh; und schließlich „meine", das sind des Sprechers und also Jhwhs „Söhne" (Kinder), auf die sich parallel zum Werk Jhwhs (im Bild: Werk des Bildners, Zeugung/Geburt) die Fragen des Tons beziehen, der folglich nicht nach sich selbst fragt. Zweitens, daß die Hö-Fragen des Tons einen anklagenden, vorwurfsvollen Charakter haben: Hierfür spricht das anfängliche sodann vor allem der Vorwurf mangelnder Geschicklichkeit bzw. Durchsetzungskraft V. 9bß (D'T in dem die erste dieser Fragen V. 9ba gipfelt; entsprechend ist HIX pi. V. 11 bß (aus V. 12b) zu verstehen. Und schließlich drittens, daß das „Werk", gegen das sich der Vorwurf richtet, nicht unmittelbar mit den „Söhnen", aber auch nicht mit der Kyrosberufung identisch ist, sondern ein Tun an den „Söhnen", das sind Israeliten (vgl. 43,6), bezeichnet. Ausgeklammert wurde bisher die Kardinalfrage, wer sich hinter dem „Ton" verbirgt, dem das Wehe gilt und der den Vorwurf erhebt, und - damit aufs engste verbunden - worin der Vorwurf selbst des näheren besteht. Die in der Forschung diskutierte Alternative, Israel oder die Völker, hat H. Leene 351 mit schlagenden Argumenten, vor allem aufgrund von V. 10f. (Israel und die Söhne in 3. pers.), gegen die einfache Israel-Anrede und folglich für die zweite Möglichkeit entschieden. Danach handelt es sich um die schroffe Zurückweisung einer Klage der Völker über ihr eigenes Schicksal, das sie im Zuge der Befreiung Israels (als der Söhne Jhwhs) durch Kyros angesichts von 45,14—17 und des Bezugstextes auch für die Zusätze in V. 13bßy.l4, 43,3—6, erwartet. Dem wird die Souveränität des Schöpfers entgegengehalten, und sei es auch zum Schaden des größeren Teils seiner Geschöpfe. Dazu paßt terminologisch der - sicher sekundäre - Bezug des Töpferbildes auf 41,25 b (vgl. auch nawA'ys in 41,4.24.29), ferner der Bezug über auf 41,11, womit, außer 45,16f. und parallel dazu konstruiert, auch schon die sachentsprechende Zufügung 45,24f. in den Blick genommen ist. In einem zweifachen Durchgang (V. 9—17. 18 — 25)352 ginge es der sekundären Bearbeitung des Textes zufolge um die Durchsetzung des Heils für Israel gegen jeglichen, mit 45,(6f.)* 14.22f. im Text bereits vorgefundenen Anspruch der Völker auf Heilsteilhabe. Im Vordergrund steht aber allein die Rettung Israels, speziell der „Söhne", womit nach 43,5f. nur die Sammlung der weltweiten Diaspora gemeint sein kann 353 . 350

A a O . 310ff. (jetzt auch in D e vroegere 192ff.); weiterführend H E R M I S S O N 9f.21ff. A a O . 320ff.; vgl. H E R M I S S O N 24f. 352 Vgl. für den Zusammenhang auch LEENE, aaO. 324ff.329ff., aber ohne die notwendige Schichtendifferenzierung. 353 Auf die „Kinder" geht bereits 45,10, hier allerdings vom „Vater" und der „Frau" (vgl. von Zion 54,6, aber nicht „Mutter" wie 50,1), womit eine Identifikation von Jhwhs Kindern 351

96

BIV. Jes 45,9-13

Daraus erklärt sich auch die Position der Zusätze, die sehr überlegt um die Botenformel V. 11 a gelegt sind (mit V. 11 b als Exposition des Problems nach V. 10a und parallel V. 9b) und im Blick auf die Entlassung der Gola in 45,13 so den Radius der Rückführung erweitern. Von hier aus ergibt sich freilich noch eine zweite Möglichkeit, die A n r e d e in 4 5 , 9 - 1 1 zu verstehen, gewissermaßen eine Zwischenlösung in der oben genannten Alternative. Zieht m a n nämlich die Linie der Diaspora-Aussagen von 43,5f. über 45,11b nach 49,12 aus, so legt sich aufgrund von 4 9 , 7 . 8 - 1 3 in der Tat nahe, an eine Aufteilung Israels in „Söhne" (Kinder Jhwhs) u n d „Ton" (Geschöpf Jhwhs) zu denken 3 5 4 . U n t e r den „Söhn e n " hätte m a n die noch nicht heimgekehrte Diaspora (wie 49, 9b—12 in 3. pl.) und unter den direkt Angesprochenen (2. sg. in 49,8, 2. pl. in 45,11b) den im L a n d , d e m A n k u n f t s o r t der „Söhne", befindlichen oder zurückgekehrten (Gola) Repräsentanten der Gesamtgröße „Israel" (so 45,11a, vgl. dazu 44,6; 49,7) zu verstehen; vgl. von der Frau Zion und ihren Kindern 49,14ff.; 60,4.9, die Ankunftsperspektive wie 52,7—10 bzw. 40,9—11. D a ß dem angesprochenen Teil Israels mit einer Zurechtweisung gegen die ungebührliche Beschwerde in Sachen „Söhne" begegnet würde, ließe sich mit 42,18ff. erklären, wo u . E . dieselbe Perspektive eingenommen ist, hier mit V . 2 2 b (TS! 3B>n "1SS; vgl. 43,6; 49,6) ganz offenbar im Blick auf die vollständige Diaspora von 43,5f. 3 5 5 . Auch diese zweite Möglichkeit paßt durchaus in das redaktionelle G e f ü g e von 45,9-17.18—25, nur daß ihr zufolge der Heilswille Jhwhs für ganz Israel und Zion, d . h . für den Ergänzer: unter Einschluß der abwesenden Diaspora (Kinder Jhwhs bzw. Zions), eben zunächst dem zweifelnden babylonischen Israel (im Land) gegenüber behauptet wird, bevor dann in Jes 46f. mit den neuen A k z e n t e n in 46,1—4.8.12f. 3 5 6 das noch ausstehende Heil selbst zur Entfaltung k o m m t , in 49,12(.14ff.) in Erfüllung geht. Im übrigen gewinnen damit gewisse Beziehungen in den Protojesajabereich hinein, speziell zu Jes 29f., an Bedeutung, wie sie sich auch in 42,18ff. (sowie 48,1—11.16. 1 7 - 1 9 ) finden 3 5 7 . D a der Text jedenfalls nur aus dem Kontext zu verstehen ist, dieser aber beide Deutungsmöglichkeiten zuläßt, wagen wir es nicht, die Frage endgültig zu entscheiden.

Fraglich ist schließlich noch die Zuweisung der Botenformel in 45,11a, die mit dem Suffix der 3. pers. statt der direkten Anrede und unmittelbar vor V. 11 b mit dem Konzept des Ergänzers harmoniert und von ihrer Stellung her mit den ab 49,14ff. in Erscheinung tretenden Zionskindern beabsichtigt sein dürfte. Jhwh übernimmt hier allerdings - im Bild - die Rolle von Vater und Frau/Mutter Zion: vgl. Y?' von Jhwh in 42,14 (im Kontext) mit 51,18; 54,1 und 49,21 (im Kontext); VRI hier und 54,1 (von Abraham/Sara 51,2); dazu ITON im Vergleich mit Jhwh 49,15, anschließend Heimführung der Kinder mit sf. 2. sg. fem. in 49,22 (hier und in 60,4 „Söhne undTöchter" wie 43,6!, dann 56,5), aber49,20f. + Y?1 (hier im Blick auf 49,22 f., in 43,5f.; 45,10.11b auf Jhwh bezogen) nicht von Zion selbst! Reicht die Vorstellung von Zion als Gemahlin Jhwhs und Mutter ihrer Kinder nicht mehr aus, um den erwünschten, aber versagten Heilszustand auszudrücken, und muß jetzt durch die Bindung an Jhwh als Vater seiner Kinder ergänzt bzw. überboten werden? 354 Erwogen, aber wegen V. IIb verworfen bei HERMISSON 24. 355 Dazu s . u . B VI 2b.c. 356 S.o. S. 53f.56ff. 357 Vgl. 5 , U f f . (bes. V. 12f.); 29,15f. im Kontext (V. 13ff. 17ff. und dazu schon oben Anm. 221); 30,1 ff.8ff. (l,2ff.), aber auch 63,7ff., bes. V. 8f.l6; 64,7f.

2. Die Stellung im

Nahkontext

97

in 46,3 ihre nächste Parallele hat. Andererseits spricht bisher auch nichts dagegen, sie mit 45,12f. zu verbinden; den Ausschlag gibt der ursprüngliche Anschluß im Nahkontext. Daß die Zusätze in 45,9f.llb.l3bßY und 14 ganz auf ihn hin formuliert sind, haben wir gesehen und sieht man noch deutlicher, wenn man sie mit den anderen Zufügungen in Jes 45f. zusammennimmt, mit denen sie gemeinsam und, wie wir meinen, auf derselben literarischen Ebene den Text neu akzentuieren: Vorbereitet sind die neuen Akzente in 45,9ff. durch 45,8, wo die Kyrosberufung eine neue Dimension erhält; in der Behauptung des Heilswillens für Israel gegenüber anderslautenden Ansprüchen bes. der Völker entspricht den Zusätzen in 45,9—13(.14—17) die Neuakzentuierung durch 45,19.24f.; das neue Heilsziel selbst führen im Anschluß daran 46,1—4.8.12f. in den Kontext Jes 46f. ein. Wie aber steht es mit dem verbleibenden Grundtext 45,11 a.12—13ba? Auch er weist über sich hinaus auf andere Texte im näheren und ferneren Umkreis (bes. 44,24-28/45,2; 45,18, aber auch 41,2.25; 42,5ff.) und wirkt vor allem aufgrund der fehlenden Anrede und des unpersönlichen Charakters wie eine „kurze Zusammenfassung der prophetischen Botschaft" - freilich in ganz bestimmter Hinsicht! - , formuliert „zur schriftlichen Fixierung" 358 . Läßt sich als ursprünglicher Hintergrund schwerlich die mündliche Verkündigung annehmen, muß nach Alternativen gefragt werden: Ist es die „Reflexion der Gemeinde" (Merendino), ist es der „himmlische Hofstaat" (Hermisson), oder ist es von vornherein der Kontext des werdenden Buches, in dem das Wort ergeht?

2. Die Stellung im Nahkontext a) Der Anschluß nach hinten Für 45,* 12f. wurde oben 359 schon einmal notiert, daß und wie sie mit 44,24—28 und dem Kyrosorakel 45,1—7 zusammenhängen. Ebenso wie 45,8 stören die Zusätze 4 5 , 9 f . l l b . l 3 b ß y (und in V. 14) die enge, von ihnen neu arrangierte Verbindung und erweisen sich auch von daher als spätere Einschreibung. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß der Zusammenhang nicht nur auf sekundärer Zusammenstellung, d.h. auf Sammlung von Einzelworten beruht, sondern in 45,* 12f. von Anfang an beabsichtigt zu sein scheint: Einmal die strukturbildende Funktion der Formulierung, die sowohl den hymnischen Vorspann 44,24—28 durch Aufnahme seiner Ränder 44,24.28 (Schöpfung - Kyros/Stadtbau) nachbildet 360 als auch den Aussageverlauf des 358

MERENDINO, VT.S 31, 1981, 433; vgl. zur Eigenart des Textes ebd. 4 3 1 - 4 3 3 und

HERMISSON 15 f . 359

S. 78 f. Dazu gehört auch das dreimalige „Ich" Jhwhs mit anschließendem „Er" von Kyros in 45,12f. entsprechend dem dreimaligen 1DSH + "M1?! in 4 4 , 2 6 b - 2 8 a b . Vgl. HERMISSON 18. 360

98

BIV. Jes

45,9-13

Kyrosorakels (Berufungszusage - Schöpfung) in direktem Anschluß an 45,7 rückwärtig aufnimmt und - im Sinne von 44,24.28! - zusammenfaßt. Dann der Ergänzungscharakter und die Plazierung an der zentralen Stelle des Orakels, an der mit 45,13a die „Wegbereitung" aus 45,2a und, ergänzend zu „Handergreifung" und „Berufung" in 45,1.3b(.4b.5b), die „Erweckung" aus 41,2.25; 42,13 zusammengebracht werden wie in 44,28.26 „Plan und Wille" aus 46,10; beides („Wille" und „Weg") nebeneinander 48,14b. 15b! Schließlich die besonderen Akzente, die sich in alledem zeigen: Die Schöpfung in 45,12 ist (mit 42,5; 45,18; 40,22 und anders als 44,24; 45,7, wohl mit Blick auf 45,6.*14.22f.) auf die Bewohnbarkeit des ganzen Kosmos hin (nicht nur Jerusalems wie 44,26b) ausgerichtet; „Erweckung" p"7X3 und „Ebnung der Wege" in 45,13a sind (mit 45,1a Erg. sowie 44,(26b.)28 und im Unterschied zu sonst, vgl. bes. noch 41,2f.) auf die Wiederherstellung der Gottesstadt bezogen; das „Bauen meiner Stadt" in 45,13ba läßt aufgrund der Wortbezüge nicht an 44,26bß, sondern an die von Kyros angeordnete Tempelgründung in 44,28 denken, und die Wiederbevölkerung der Tempelstadt gemäß 44,26ba' leistet im Unterschied dazu nun ebenfalls Kyros durch Entlassung der „Galut". Literarisch und der Tendenz nach fügen sich 45,* 12f. damit in das Konzept des Kyros-Ergänzers und nicht in das der älteren, ursprünglichen Kyros-Aussagen in 41,*1—5.*21 — 29; 45,*1— 7; 46,9-11. Bleibt der unmittelbare Anschluß durch die unpersönliche, nach „Israel" im Titel suffigierte Botenformel 45,11a. Direkt angeredet ist weder Jakob-Israel (nach 44,24, in 3. pers. aberV. IIa 361 .13b) noch Kyros (nach 45,1 ff., in 3. pers. aber V. 13). Gehört sie also doch zur Bearbeitung in 45,9f.IIb und richtet sich somit an die Adresse der Völker bzw. an einen Teil der Gesamtgröße Israel? Vom Kontext her bietet sich eine andere Möglichkeit an. Eine Anrede an Israel oder Kyros wäre ja, durch die objektive, ganz auf Jhwh bezogene (Suffixe) Redeweise veranlaßt, auch für 45,11a ohne weiteres denkbar, wenn sie nur wie in 44,8 (nach V. 6) oder 49,7b.8 (nach V. 7a) - im Folgenden nachgeholt wäre, was aber nicht der Fall ist. Nun findet sich eine deutliche Anrede gleich anschließend in V. *14 mit dem „Du" der 2. sg. fem., womit zweifellos nur Zion-Jerusalem gemeint sein kann 362 . Was also liegt näher, als darin den Adressaten auch schon von 45,11a zu sehen? Wie in 44,24/45,1 erfüllt die wiederholte Botenformel (V. lla.*14) den Zweck, den hymnischen Vorspann (hier 45,*12f. entsprechend 44,24—28) von der nachfolgenden direkten Anrede (hier 45,* 14 entsprechend 45,1.2ff.) abzuheben, wobei im Unterschied zu 44,24—45,7 allerdings nicht mehr die Rede Jhwhs an einen Dritten innerhalb der Rede an Jakob-Israel (hier eben in 3. pers.) zitiert363, der in 45,11 a schon in 361 „Heiliger Israels" sonst zumeist in direkter Anrede 41,14.16; 43,3.14f.; 48,17; 49,7b; 54,4; 5 5 , 5 ; vgl. noch 4 1 , 2 0 ; 47,4; wie hier in 45,11a nur 49,7a. Zum Titel vgl. ELLIGER 151f.;

HERMISSON 18. 362 363

Gegen andere Auffassungen vgl. zuletzt S.o. S. 78.

HERMISSON 3 3 .

2. Die Stellung im

Nahkontext

99

den Blick genommene Adressat aus V. *14 aber trotzdem (entsprechend 44,26b und 45,1) im Vorspann zunächst in 3. pers. („meine Stadt" V. 13) genannt wird. Das Stück 45,IIa. 12—13ba erweist sich damit als redaktionelles Bindeglied zwischen 44,(24—)28/45,1—7 und dem Folgenden. Es faßt die Jhwh-Rede an Jakob-Israel mit dem in 44,28/45,1 eigens vorbereiteten Zitat des Kyrosorakels in einem hymnischen Vorspann nach Art von 44,24—28 zusammen, der seinerseits - j e t z t in Ausführung von 44,26b(.27) - die Anrede in 45,*14 literarisch (V. IIa) und - entsprechend 44,28 bzw. 45,3b.5b vor 45,6 - auch der Sache nach vorbereitet (V. 12f.). Nimmt man die beiden Durchgänge 44,24—45,7 (an Jakob-Israel / Kyros) und 45,*IIa—14 (an Zion-Jerusalem) in ihrer redaktionellen Überformung auf der hier erreichten Ebene zusammen, ergibt sich ein geschlossenes Bild: Das „um Jakob-Israels willen" aus 45,4 wird gegenüber 45,2f. in gleicher Weise auf Stadt/Tempel und Gola hin konzentriert (44,28; 45,13ba), die Jhwh-Erkenntnis der Völker gemäß 45,6.* 14 von der aus persönlicher Jhwh-Erkenntnis erwachsenen (45,3b, vgl. 41,25aß) Bemühung des Kyros um all das abhängig gemacht. Ganz offensichtlich hat man es mit einer kompositionellen Gestaltung von gleicher Hand zu tun, der Hand nämlich des schon in 44,28; 45,*1.3b(init.).5 (und 41,laß.25aß) gefundenen Ergänzers der ursprünglichen Kyros-Aussagen.

b) Der Anschluß

nach

vorne

Der Übergang zu 45,* 14 führt uns auf die Verbindung zum nachfolgenden Kontext. Wie weit der Abschnitt reicht und wie der Ergänzer die Fortsetzung verstanden hat, hängt davon ab, welchen Text er vor sich hatte. Daß der Horizont von 45,11 a.*12f. über V. *14 hinausreicht, zeigt die Beziehung zu 45,18, doch bedarf gerade sie der analytischen Klärung. Bezieht man unsere Ergebnisse zu 45,18ff.; 46,lff. mit ein364, so kommen außer 45,15ff. als mögliche Anschlußstellen V.20f. (gefolgt von 46,9-11) oder V. 18 (mit V.22f.) in Frage, je nachdem mit den Zusätzen oder ohne solche in 45,20b (mit 46,5—7) und 45,19.24f. (mit 46,1—4.8.12f.). Zuerst ist jedoch die nächstliegende Fortsetzung in 45,15 —17 zu prüfen. Auch der Abschnitt 45,14—17 ist in sich nicht einheitlich. Zugesetzt sind sicher V. 16f., die der Götzen-Schicht zugehören und zusammen mit V. 20b die positiven, Jhwhs Einzigkeit bezeugenden Völker-Aussagen in 45,(6.)*14.*20—23 hinsichtlich der Götzenhersteller und -anbeter (nicht der Völker generell!) einschränken, in ihrem Sinne präzisieren365. Ob in V. 17b Israel von den Völkern aus V. 14bß oder vom „Propheten" angeredet ist, entscheidet sich an V. 15. Dieses auf uns Heutige besonders hintergründig wirkende Wort vom verborgenen Gott reagiert zunächst auf V. *14366. Das Bekenntnis 364 365 366

S.o. B II2. Vgl. M E R E N D I N O , VT.S 31,1981,435F.; Vgl. H E R M I S S O N 38.46.

HERMISSON

37.47f.

100

BIV. Jes

45,9-13

der Völker (V. 14bß) wird expliziert, wobei sich der Akzent nicht unwesentlich verschiebt (V. 15b). Stehen auch in 4 3 , l l f . ; 45,21 Einzigkeit und Rettung Israels beieinander, so sind sie hier - ganz im Gegensatz zu den Weissagungsformeln in den beiden Gerichtsreden - durch die Aussage vom „sich verbergenden" G o t t voneinander getrennt (V. 15 a). Es ist schwer zu sagen, worauf sich diese Aussage bezieht, ob 3 6 7 auf die B e r u f u n g des Heiden (44,24—45,13), ob auf die Verzögerung vorher angekündigten Heils (wie 45,9ff.), oder ob auf das Gesamtgeschehen des Heils unter Einschluß des vorausgegangenen Gerichts. Keine dieser Möglichkeiten läßt sich am Text von V. 15 wirklich nachweisen, und so scheint es uns richtiger, die zunächst isoliert betrachtete Aussage doch mit dem zu verbinden, wohin in nächster U m g e b u n g ersichtliche Beziehungen bestehen. Gemeint sind die Zusätze V. 16f. und V. 20 (vgl. auch 46,7), denen es wie V. 15b um das Retter-Prädikat Jhwhs (SB*1) geht, das gegen die generelle Völkerrettung (V. 21.22) einseitig für Israel reklamiert wird. Mit 40,27 ("ino von Jhwh selbst in V. 15; vgl. noch 54,8) und 41,11 (in V. 16f.; BH3 / Q^D ni. vom Knecht 50,7, von Zion 54,4) ergänzen 45,15—17 die Aussage von 45,*14 wieder im Sinne der älteren Stelle 43,3f. (vgl. bes. V . 3 a / 4 5 , 1 5 b ) , jetzt aber nicht gegen die drei Völkerschaften an sich, sondern eben einzig gegen alles Götzentum in ihnen gerichtet (der Übergang in V. 16 nrP/D^S als Bindeglied zwischen V. *14.16b). Das „sich verbergen" Gottes 3 6 8 drückt so gesehen die Spannung zwischen 43,3f. u n d 45,* 14 aus, an der Anstoß n e h m e n mußte, wer mit der A n b e t u n g der Völker in erster Linie Herstellung u n d Verehrung von Götzen verband 3 6 9 . Erst mit der Erfüllung von 43,3f. an den Götzenfabrikanten (pf. in V. 16) erweist sich auch 45,*14 als Bestandteil der Rettung Israels (V. 17). Damit ist auch gesagt, daß es sich in 45,15.16—17 schwerlich um die Weiterführung der Völkerrede aus V. 14bß handeln kann, wogegen schon der Wechsel in der A n r e d e spricht 3 7 0 . Es handelt sich vielmehr um den K o m m e n t a r eines anonymen Bekenners, mag m a n in ihm den P r o p h e t e n , eine A n t i p h o n der G e m e i n d e oder aber - wie wir - die produktive Auslegung einer bestimmten Redaktionsschicht sehen. In der Relation der Schichten 3 7 1 setzen V. 1 5 - 1 7 . 2 0 b sowohl V. *14 372 als auch die Rettungsaussage V. (21.)22f. voraus, die zusammen mit V. 18 u . E . derselben Schicht angehört wie 45,11a.* 12f.; ihrerseits vorausgesetzt sind die Götzen-Zusätze (mit V. 15 in V. 19) in der noch jüngeren Schicht, der wir 45,9 f. 11 b. 13 bßy und die Zusätze in V. 14 zugewiesen h a b e n . 367 Vgl. zum Folgenden - in der Reihenfolge der Möglichkeiten - WESTERMANN 138f. (für die communis opinio); M E R E N D I N O , aaO. 439f.; H E R M I S S O N 45f.; ferner DIJKSTRA, Z A W 8 9 , 1977, 215-222. 368 So nur hier; das hitp. sonst noch Jes 29,14 sowie 1 Sam 23,19; 26,1, danach Ps 54,2. Vgl. im übrigen oben Anm. 221. 369 Ganz im Horizont der Götzenpolemik deutet das Wort H E I N T Z , PHPhR 59, 1979, 427-437 mit mesopotamischen Parallelen zur „Abwesenheit" von Gott und Götterbild. 370 Vgl. M E R E N D I N O , aaO. 435.439f.; H E R M I S S O N 32.46 (Entstehung im Kontext!). Als Fortsetzung der Völkerrede, wonach die Völker sich bzw. den Götzenbildnern unter ihnen ihr eigenes Urteil sprächen (vgl. HERMISSON 32.37.47 für den Ergänzer von 45,16f.), dürfte V. 15-17 allenfalls einmal in einer Sekundärlesung verstanden worden sein, und zwar nur dann, wenn auch45,24f. als Völkerzitat aufzufassen wären (dazu s.o. S. 59f. mit Anm. 203 f.). 371 Anders M E R E N D I N O , aaO. 440f.; H E R M I S S O N , Einheit 309f.311. 372 Vgl. das V7B hitp. V. 20b, vorgegeben oder (mit H E R M I S S O N 36f.) von demselben zugesetzt in V. *14; mn st. hier und 44,6.

2. Die Stellung im

Nahkontext

101

Nach allem scheiden 45,15 — 17 (mit 45,20b; 46,5—7), mithin auch alle noch späteren Zusätze in Jes 45f. als ursprüngliche Fortsetzung von 45,11 a.*12f. im nachfolgenden Kontext aus. Neben 45,*14 sind darum entweder nur 45,20a.21/ 46,9 — 11 (Grundschicht) oder auch schon die um 45,18.22f.373 erweiterte Gestalt der älteren Gerichtsrede im Blick. Von dem Ergänzer in 45,11 a.*12f. vorgefunden und nicht selbst formuliert sind jedenfalls die Bestandteile der Grundschicht, im weiteren Umkreis sind das 44,24—26a/45,*l—7 und 45,*20f./46,9-ll. Dasselbe gilt für die Erweiterung in 44,*26b.27, die in 44,28 vorausgesetzt ist, und ebenso wohl auch für 45,*14. Dieses Heilswort für Zion dürfte im selben Moment wie 44,*26b.27 in den Text gekommen sein, noch bevor das Thema der Stadt in 44,28 und 45,* 13 mit Kyros verbunden und damit neu akzentuiert worden ist. Ursprünglich war demnach 45,*14 unmittelbar an 45,6f. angeschlossen374: stilistisch in Aufnahme von 44,*26b („direkte" Rede) und entsprechend der Weiterführung von 44,24a in 45, *1; sachlich im Ausgleich zwischen 43,3f. und der Völkererkenntausgenommen Babylon nis in 45,6 entsprechend 49,23aßy.26b 375 (~lt£>3 V.25b.26a wie 45,2f. und 44,25; *47). So wie dann der Kyros-Ergänzer in 44,28 die Jerusalem-Aussage 44,*26b neu faßt und mit 45,3b(init.) die folgende Aussage V. 6f. vorbereitet, schaltet er 45,11 a.*12f. vor V. *14, um auch das Hinzukommen der Völker zu Zion von Kyros und seinem Tun an der Gottesstadt (Tempel!) und der Gola (letzteres vor V. *14 wohl auch im Blick auf 49,21 ff.) abhängig zu machen 376 . Darauf könnte nun ohne weiteres die nächste Gerichtsrede in ihrer ältesten Gestalt (45,*20f./46,9—11) folgen. Noch enger in das Konzept des KyrosErgänzers aus 44,28; 45,1.3b.5 und 45,lla.*12f. einbezogen erscheint sie jedoch mit den Zusätzen 45,18.22f.: V. 18 (noch ohne V. 19) leitet die Anrede der Völker (V. *20f.) entsprechend 44,24 und bes. 45,12 mit einer Schöpfungsaussage ein, die schon auf 45,22f. zielt; V. 22f. (noch ohne V.24f.; 46,1—4.8.12f.) geben ihrerseits die Perspektive für die ältere Kyros-Aussage 46,9—11 vor, womit im Effekt derselbe Zusammenhang erreicht ist wie in 45,3b.5/6f.; 45,11 a.*12f./*14. Die gedankliche Verknüpfung markiert nicht zuletzt die ungewöhnliche Form der Botenformel in V. 18 (..."O), die den 373

Dazu oben S. 60 ff. Zur Verbindung vgl. schon MERENDINO, aaO. 434.437. 375 Ohne ausdrücklichen Bezug auf die Heimführung 49,22b.23aa; vgl. aber im Effekt 44,*26b/49,19f. und dazu oben S. 82ff. 376 Dafür, daß 45,*14 mit 45,lla.*12f. gleichursprünglich wäre, sind die beiden Worte zu verschieden und ist der Anschluß wiederum zu wenig glatt. Erwägenswert, wenn auch letztlich nicht zu entscheiden scheint mir lediglich die Möglichkeit, daß von den Zusätzen in V. 13bßy.l4 (s.o. S. 94 mit Anm. 348f.) wenigstens V. 13bß doch schon von derselben Hand des Kyros-Ergänzers wie V. I l a . l 2 f . stammt, nur dürfte sich der „Kaufpreis" ursprünglich nicht (wie es die Zusätze in V. 14 wollen) auf Schätze, sondern auf das „Lösegeld" der drei Völkerschaften in 43,3f.; 45,*14 bezogen haben. Der Sinn wäre der: Kyros macht das aus 50,1 rückgängig, aber ohne die in 43,3f. angekündigte Rückvergütung (wie 52,3). 374

102

BIV. Jes

45,9-13

Aspekt der Jhwh-Erkenntnis durch Völker verschiedener, nämlich aller vier Himmelsrichtungen 377 , auf den die Rede an Jakob-Israel mit Zitat des Kyrosorakels (44,24-45,7) und die Rede an Zion (45,11 a.*12f.*14) jeweils zulaufen, noch einmal eigens aufgreift und (vor Israel und Zion) in der direkten Anrede der Völker insgesamt begründet sein läßt (45,18.*20f.22f./46,9-ll). Aufgrund des gedanklichen und terminologischen Zusammenhangs legt sich die Vermutung nahe, daß 45,18.22f. mit 44,28, den Ergänzungen in 45,1 ff. und mit 45,11 a.*12f. ein und dasselbe literarische Stratum repräsentieren. Anhand von 45,11 a.*12f. sei dies im folgenden auch im Blick auf das gesamte Buch und das theologische Profil der Einzelaussagen des näheren untersucht.

3. Redaktioneller schicht)

Horizont

und

theologisches

Profil

(Ergänzungs-

a) Die „Erweckung" für „meine Stadt" und „meine Galut" V. *13 und der Zusammenhang mit 52,11 f . a. Die „Erweckung" des Kyros ("IIS? hi.) in 45,13 geht zurück auf 41,2.25 sowie 42,13. Im Unterschied dazu378 ist Kyros hier jedoch nicht als Feldherr gegen Völker/Feinde, sondern als Initiator der nachexilischen Restauration „erweckt". Der Unterschied zeigt sich auch im Detail. Der militärischen Konnotation von in 41,2 (entsprechend 41,10b) steht das des Berufungsvorgangs (mit 45,1 aa 1 wie 42,6a!) gegenüber, und ebenso wird aus dem Schleifen der (babylonischen) Ringmauern in 45,2a die Begradigung „all seiner (sc. des Kyros) Wege" (-IW pi., vgl. 48,15b; anders 41,3 mit m s ) . Beide Veränderungen nivellieren den militärischen Aspekt der vorausgehenden Stellen nicht völlig, weiten jedoch den Bedeutungshorizont der aufgenommenen Begriffe derart ins Allgemeine aus, daß - wie in 44,28 sowie mit 45,1 Erg. 379 - neue Inhalte und Aspekte ergänzend hinzutreten können. Mit ihnen aber rücken als Sachparallelen für 45,13 die Erweckungsaussagen in 2Chr 36,22 / Esr 1,1; Esr 1,5 sowie Hg 1,14 in den Vordergrund. Nur in der chronistischen Fassung des Kyrosedikts Esr 1,1—4 mit Ausführung 1,5 — 11 findet sich noch einmal die Kombination von Bauinitiative (für den Tempel gemäß Hg 1,14, vgl. Esr 3,1 ff. unter Kyros) und Heimkehrerlaubnis für die babylonische Gola (Esr 1,11; 2,1). Ist darum die Formulierung in 45,13 von Esr 1 abhängig? Nicht unbedingt. Die Parallele der auch innerhalb des Dtjes-Korpus (nebst 44,28) singulären Kyros-Aussage zeigt zunächst nur, woraufhin Jes 45,12f. sich zubewegt, und läßt so auch aufgrund des Aussageprofils die Zugehörigkeit zum literarischen Grundbestand des Dtjes-Buches oder gar zum authentischen Gut des Prophe377

Ost und West in 45,6; der Süden in 45,*14; der Norden mit Kyros (45,3b/41,25); vgl.

HERMISSON 4 0 . 378 379

S.o. S. 4 5 m i t A n m . 142. Dazu oben S. 25 ff.

3. Redaktioneller Horizont und theologisches Profil

103

t e n als z w e i f e l h a f t e r s c h e i n e n . D i e H i n t e r g r ü n d e der F o r m u l i e r u n g l i e g e n d e m g e g e n ü b e r e h e r im B e r e i c h der Z u f ü g u n g 4 4 , 2 8 . D i e s hat sich für d e n B a u „ m e i n e r Stadt" s c h o n v o r h e r als das N ä c h s t l i e g e n d e e r w i e s e n 3 8 0 . D i e Stadt ist speziell als Stadt J h w h s b e z e i c h n e t , w o m i t z u m e i n e n d i e P r ä s e n z J h w h s , m i t h i n der B e z u g z u m T e m p e l als w e s e n t l i c h e s K e n n z e i c h e n J e r u s a l e m s h e r v o r g e h o b e n ist (TS? w i e 5 2 , 1 ; 4 8 , 2 , H33 w i e 4 4 , 2 8 b ) , z u m a n d e r e n - w i e i n 4 4 , 2 8 b a n a c h 4 4 , * 2 6 b - die im B u c h n o c h f o l g e n d e n , Z i o n - J e r u s a l e m als Stadt ( u n d Frau) b e t r e f f e n d e n A u s s a g e n p r o s p e k t i v e i n g e f a n g e n u n d z u g l e i c h v o r g e p r ä g t sind. Für 4 5 , 1 3 w i e für 4 4 , 2 8 b ist die v o n 4 9 , 1 4 f f . an breit dargestellte W i e d e r h e r s t e l lung J e r u s a l e m s v o n K y r o s initiiert u n d hat i m W i e d e r a u f b a u d e s T e m p e l s ihr Zentrum. ß. D a s s e l b e gilt für die z w e i t e A u s s a g e in 4 5 , 1 3 b a . D e r A u s d r u c k Tll 1 ?} ist singulär. Intern scheint mir für das V e r b e i n B e z u g auf 5 0 , 1 nicht a u s g e s c h l o s s e n , w e n n a u c h nicht a u s r e i c h e n d ; e i n e n t s p r e c h e n d e r B e z u g für d a s D e r i v a t v o n n"7A auf 4 9 , 2 1 ( w i e d e r v o n der Frau Z i o n ) ist textkritisch u n s i c h e r , a b e r nicht u n m ö g l i c h (vgl. 5 2 , 2 ; 5 4 , 7 b ) . I m K o n t e x t v o n Jes 40—48 a b e r k o m m t hier, v o n 40,9—11 a b g e s e h e n , z u m e r s t e n M a l d i e H e i m k e h r der E x i l i e r t e n n a c h J e r u s a l e m in d e n B l i c k . Von ihr ist bei genauerem Zusehen überhaupt weit weniger die R e d e , als man zunächst a n n e h m e n möchte. Im Vordergrund steht innerhalb von Jes 40—48 vielmehr der „Loskauf" aus dem babylonischen Exil 3 8 1 , d . h . die Befreiung durch Feindvernichtung und Wegbereitung. Die H e i m k e h r selbst ist damit angedeutet (bes. in 42,16a; 43,20bß; 48,20.21), aber nicht wirklich ausgeführt; die A n k u n f t fehlt völlig. Wenn m a n gegen diesen von K. Kiesow 3 8 2 erstmals redaktionsgeschichtlich erklärten B e f u n d eingewendet hat, daß ein Weg ohne Ziel keinen Sinn mache, so hat das in der Sache zweifellos seine Richtigkeit, spricht aber nicht unbedingt gegen die ursprüngliche literarische Selbständigkeit und konzeptionelle Suffizienz der fraglichen Texte in Jes 40—48. Die H e i m k e h r kann - wie weithin in Jer 50f. 3 8 3 - ungesagt bleiben, weil sie aus der Befreiung selbstverständlich folgt, und i s t - w i e in Sach 2 , * 1 0 f . l 4 ( f . ) 3 8 4 - i m übrigen zunächst in der 380

S. o. S. 90f. und bes. S. 86 Anm. 310. S.o. S. 47f. mit Anm. 156; die Wegbereitung (Führung und Bewahrung in der Wüste) 4 0 , 3 - 5 ; 41,17-20; 42,14-16; 43,14-21 sowie 48,20f.; 55,12f.; in Form der allgemeinen Bewahrungsaussage 43,1 f. 382 Exodustexte 158ff., bes. 163f. sowie 168ff.l90ff. Vgl. dagegen HERMISSON, VF 31, 1986, 56; DERS., Einheit 303f. sowie DERS., Z d Z 11, 1990, 262ff. Problematisch an Kiesow scheint mir indes weniger das fehlende Ziel, als vielmehr die spiritualisierende Tendenz in der Deutung des Wüstenweges selbst (dazu schon oben Anm. 241). 383 Danach besitzt - wie für Jes 47 - die Feindvernichtung einen Aussagewert für sich, vgl. bes. Jer 50,8ff.(33ff.); 51,6ff.45ff. (entsprechend Jes 48,20; Sach 2,10a.11), anders aber Jer 50,2-5.19 sowie 50,28; 51,10.50. 384 Sach 2,10b ist Zusatz (mit 8,7f.; 2,12f. nach 1,15?) in Ausführung von 2 , 1 - 4 (vgl. G A L L I N G , Studien 110 mit Anm. 1; 113). Die übliche Änderung von 2,11 (s. BHS, G A L L I N G aaO.) scheint mir nicht unbedingt nötig, vgl. wieder Jes 49,21; 50,1; 52,2; 54,7 von der gefangenen und wieder „gesammelten" Frau/„Tochter" Zion (Sach 2,14) im Gegenüber zur „Tochter Babel" in Jes 47,1 (zur Beziehung s. schon oben Anm. 332 unter 1); ebenso Mi 4,9f. (jetzt im Horizont des Völkergerichts V. 11 ff.). 381

104

BIV. Jes 45,9-13

speziellen Perspektive der Heimkehr Jhwhs gesehen (vgl. 40,3—5; 52,7-10) 3 8 5 , die wie den Wiederaufbau Jerusalems 3 8 6 so auch die Ankunft der Exilierten impliziert (vgl. 52,9 sowie 54,1.2f. entsprechend 51,18.20 und im Anschluß an 52,*1—12). Expliziert werden muß die Heimkehr (ebenso wie das „Bauen" von Stadt, Tempel und Städten im Umland) erst in dem Moment, da sie nicht mehr selbstverständlich ist und so zum Problem wird. Dies ist im Dtjes-Korpus auf dreifache Weise geschehen: Einmal im Kontext der Zion-Aussagen Jes *49—54 durch 49,21-26, wo die wunderbare Wiederbesiedlung Jerusalems durch die Heimkehrer aus 54,1 (hier 49,17.18-20) eigens und anscheinend speziell für die „zweite Generation" problematisiert wird (49,21.24!), sowie durch 54,4—8, wo 54,1 im Horizont der Verzögerungsfrage von 49,14 und bes. (Eheproblematik) 50,lf. mit der „Sammlung" ( f 3 p pi.) Zions selbst ausgeführt und damit verstärkt wird (54,7f.) 3 8 7 . Auf eine zweite Weise wird die Heimkehrerfrage sodann im Kontext von Jes 40—48 durch die Kyros-Aussage 45,13 akzentuiert, der man 42,7 zur Seite stellen kann. Neben dem internen Bezug auf 50,2 scheint uns für das n"?tt> pi. des Kyros von „meiner Galut" (nach Jhwh-Erkenntnis in 45,3 b) vor allem der Gegensatz zum n"7tff des ägyptischen Pharao von „meinem Volk" aus Nicht-Erkenntnis in Ex 5 , l f . 3 8 8 bestimmend zu sein. Dementsprechend begegnet in 42,7 das berühmte Exodushi. von SS' in der üblichen Verwendung (anders noch 43,17!), das das qal aus 48,20; 52,11 f. (ferner 55,12) wie 45,13 auf die Veranlassung eines Beauftragten Jhwhs zurückführt 3 8 9 . Mit der in 45,13 auch begrifflich vollzogenen Fixierung auf die babylonische Gola 3 9 0 hat das Problem einen Stand erreicht, wie man ihn sonst nur in einem bestimmten Stratum des Jeremiabuches findet 3 9 1 . Analog einem nächsten Stratum in Jeremia 3 9 2 und dem durchgängigen Befund in Ezechiel 3 9 3 wird das Problem auf dritte Weise schließ385

Vgl. D. BALTZER, Ezechiel und Deuterojesaja 60ff., bes. 63ff.; VAN DER W O U D E , Hoe de Here naar Sion wederkeert. 386 S.o. BIII 3b.c. 387 Zur entsprechenden Schichtung vgl. wieder STECK (wie oben Anm.297), bes. BN 55, 1990, 37.40 zum Problem der „zweiten Generation". sss Vgl. noch Ex 3,20; 4,21.23; 6,1.11 u.ö. im Plagenzyklus Ex 7ff., hier auch mit der allerdings erst aufgrund der Plagen erreichten „Erkenntnis" verbunden (z.B. 7,5.16f.; 8,4ff. 16ff.; 9,13ff.). Eine Wiederaufnahme des Problems in anderer Situation (Lade) lSam 6,6. Also nicht „neuer Mose" (OGDEN, VT28, 1978, 195ff.), sondern höchstens „neuer" und besserer „Pharao"; vgl. SICRE, EE 50,1975,185. 389 Zur Frage der Infinitive s.u. B VI. NX1 hi. von der Gefangenenbefreiung noch Ps 68,7; 107,14(.28); 142,8; ferner Jer 20,3; 52,31; mit 31U> hi. 2Chr 33,13. 390 So implizit wohl auch nach 42,7 und 49,24-26; in 49,22f. ist die unbestimmte Vielzahl von „Völkern und Königen" traditionsbedingt. Vgl. dazu-in Auseinandersetzung mit J. Morgenstern - auch SCHOORS, 'ATP und M 1 ?*. 391 Mit hi. Jer 24,6; 27,16(pass.).22; 28,3.4.6; 29,10.*14; 32,44b sowie 30,3 und 42,12 (text.?); mit K13 hi. 28,4. Vgl. auch die oben Anm. 383 angeführten Stellen aus Jer 50f. 392 Mit hi. / Sia hi. par. tf?» hi. vom Exodus 16,14f.; 23,7f.; dazu pap pi. 23,3; 29,14; 32,37. Vgl. auch - von Dtjes abhängig - 31,7ff. sowie 30,10f. = 46,27f.; noch nicht im klaren bin ich mir über 31,15ff.; 3,14.18. Zur literarhistorischen Entwicklung der Heilsworte in Jeremia jüngst C. L E V I N , Die Verheißung des neuen Bundes, FRLANT 137, Göttingen 1985, bes. 165ff. sowie 178ff.l86f., und T. O D A S H I M A , Heilsworte im Jeremiabuch, BWANT 125, Stuttgart u.a. 1989, bes. 80ff.288ff.; speziell zum Heimkehrthema schon J. LUST, „Gathering and Return" in Jeremiah and Ezekiel, in: P. M. Bogaert (Hg.), Le Livre de Jeremie, BEThL 54, Leuven 1981,119-142, hier 122 f. 127 ff. 393 In Ez begegnet ausschließlich die Sammlung aus den „Völkern/Ländern", d.h. der

3. Redaktioneller Horizont und theologisches Profil

105

lieh mit der Ausweitung der Gola auf die weltweite Diaspora zur Geltung gebracht: 43,5—6(.7) u n d 4 9 , 7 . 8 - 1 3 (hier V.12; Zusatz 49,6ay?); dazu 42,18ff. (hier V . 2 2 b ß / 43,6); 4 5 , 9 f . I I b sowie, wenn unsere Interpretation des „Tragens" stimmt 3 9 4 , 46,1—4 395 . Die H i r t e n m e t a p h e r für Jhwh (statt f ü r Kyros in 44,28) u n d die Bezeichnung der Diaspora als Kinder Jhwhs (anstatt Zions in 49,14ff.) 3 9 6 sind besondere Ausdrucksmittel dieser Neuakzentuierung, mit der - wie teilweise in E z und Jer - offenbar eine neuerliche Reflexion der Schuldfrage einhergeht (42,18ff. zwischen 42,1 ff. u n d 43,1—7; vgl. auch 4 8 , 1 - 1 1 . 1 7 - 1 9 vor 48,12—15.20 f ,/49,1—13).

Gelesen auf der noch an der babylonischen Gola orientierten Ebene, vollzieht sich die Heimkehr so, daß der Ebed von 42,1—7 (und 49,5f.) bzw. Kyros in 45,13 die Rückkehr von Babylon aus in Gang setzt (vgl. 48,12—15.20f.) und letzterer mit der Wiederherstellung des Ankunftsortes (44,28; 45,13) auch für die eigentliche Heimführung (49,22f.; 45,14) sowie die Heimkehr Jhwhs (in den Tempel) samt Rücktransport der Geräte (52,7ff. 11 f.) die notwendigen Vorbedingungen schafft, womit die Sammlung Zions (54,* 1—8) perfekt ist. Warum aber die terminologisch so prägnante Hervorhebung der Gola (Tll^A) in 45,13ba? Wieder weist der Sprachgebrauch auffällig in die Nähe des weltweiten Diaspora, immer mit f 3 p pi. neben anderen Parallelbegriffen: 11,17; 20,34.41f. (par. KS1 hi. vom Exodus; vgl. noch V. 38; 34,13); 28,25; 34,13(.16); 36,24; 37,21; 39,(25.)27f.; ferner 38,8; 37,12.14. Das kann zweierlei heißen: Entweder sind geprägte Gerichtsankündigungen aufgenommen und aufgehoben (vgl. etwa das hier übliche flD hi. in Dtn 4,27; 28,64 sowie Jer 9,15; Neh 1,8; das vor allem in Jer belegte m l ni./hi. in Dtn 30,1 sowie Neh 1,9, beides aufgehoben Dtn 30,3f.; HIT pi. in Lev 26,33; 1 Kön 14,15 u. ö. in Ez; dazu aber LUST, aaO. 123ff.), gemeint ist aber in erster Linie die babylonische Gola - so ZIMMERLI, Der „neue Exodus", bes. 198.203f. für Ez 20,33ff.; vgl. DERS., BK XIII/1, 1969, 455. Oder die Stellen sind allesamt jünger als die golaorientierten Strata in Jes 40ff. und Jer, und auch Ez enthielte ursprünglich keine Sammlungsaussage im engeren Sinne - vgl. LEVIN, aaO. 188 Anm. 126, aber auch schon LUST, aaO. 120ff. 136ff., bes. 141 f.; anders wieder TH. KRÜGER, Geschichtskonzepte im Ezechielbuch, BZAW 180, Berlin / New York 1989, 321.444f., der auf die Diaspora-Frage freilich gar nicht eingeht. Vgl. im übrigen noch Hos ll,10f.; Joel 4,1 ff.; Mi 2,12f.; 4,6f.; Zeph 3,19f.; Sach 8,7f.; 9 , l l f . ; 10,6.8ff.; Ps 106,47 = I C h r 16,35; 107,3; 147,2f. Zum Ganzen N. MENDECKI, Die Sammlung des zerstreuten Volkes, Diss. masch. Wien 1980; G. WIDENGREN, Gathering of the Dispersed, in: In the Shelter of Elyon (Fs G. W. Ahlström, hg. von W. Boyd Barrick und J. R. Spencer), JSOTSuppl. 31, Sheffield 1984, 227-245. 394

S.o. S. 57f. Ferner vielleicht noch 40,9-11, wo 51,*9f./52,10.11 f. (40,10) mit 49,9f. (40,11) kombiniert ist; die „Städte Judas" in 40,9 (44,26b; 61,4 und 54,3) fügen sich gut zur Landperspektive in 49,8, beides ist Ausführung von 49,19aß und setzt sich in Jes 61(.62) fort. Auf einer Ebene mit 4 9 , 8 - 1 3 gelesen, ergänzt 40,9f. den Abschnitt 4 0 , 3 - 5 entsprechend 49,11 ff./51,*9f.; 52,7ff., und 40,11 die Zusage 40,lf. entsprechend 4 9 , 8 - 9 a . 9 b - 1 0 . Mit 49,18; 43,6/49,12 vgl. auch 60,4.8f. (vgl. Hos 11,11a); zweifellos jünger sind 51,10b. 11/35,1-10; l l , l l f . sowie 56,6f.8; 66,20. 396 Vgl. zum ersten: Ez 34,llff. sowie 34,23f.; 37,21ff. (jetzt mit David als „Hirte"); Jer 23,3f.5; 31,7ff. und oben S. 91 f. Zum zweiten: Ez 37,21 („Söhne Israels"), vor allem aber Jer 3,14 (vgl. V. 19.22); 31,9 (vgl. 3,4.19); Hos ll,10f. (vgl. 2 , 1 - 3 ; ll,1.3f.), ferner Ex 4,22f.; Dtn 1,31; 14,1; 32,5f.l9f.; Mal 1,6; 2,10; Ps 103,13; Prov 3,12; und die einschlägigen Parallelen in Jes 1,2; 30,9; 63,16; 64,7 neben 43,5f.; 45,10b.IIb; 46,3f. („Tragen"), dazu oben S. 95f. mit Anm. 353. 395

106

BIV. Jes

45,9-13

chronistischen Werkes, wo die von Kyros entlassene (Esr 1) „Gola" 3 9 7 bekanntlich die absolute Vorrangstellung im nachexilischen „Israel" (Juda und Jerusalem) zugeschrieben bekommt. Doch hat das chronistische Dogma eine Vorgeschichte, zum einen in Ezechiel (erste Gola unter Jojakin!) 3 9 8 , zum anderen in gewissen Teilen des Jeremiabuches, die nach unserem Dafürhalten ihrerseits einer (nachexilischen) „golaorientierten Redaktion" entstammen 399 . Mit der Rückkehr verbunden begegnet m ^ J (hier wie sonst immer für die erste Gola) bezeichnenderweise nur noch in Jer 24,5f., dem Programmtext besagter Redaktion (vgl. 24,1), und, sachlich davon bestimmt, in Jer 28,3f. im Munde Hananjas mit entsprechender Antwort in 28,5—9 (H^U V. 6) und 29,*1— 32 (hier bes. V. 10—14aa 1 , m 1 ?} V. 22 neben n1?'U und n"7J hi.; von den Tempelgeräten mit n1?! hi. 27,16ff., hier V. 20); außer in Ez 39,28; Esr 1,11; 2,1 = Neh 7,6 sowie Jer 29,14 (von der Diaspora) finden sich auch die übrigen Derivate der Wurzel nicht mehr in gleichem Zusammenhang. Auch Jes 45,13 gehört offenbar in diese Vorgeschichte mit hinein. Die Stelle bewegt sich konzeptionell zwischen Jer 24.27—29 und 2Chr 36 / Esr 1 und repräsentiert damit wieder - wie schon 44,28 - chronistische Theologie in vorchronistischer Gestalt. Vor dem Hintergrund der einschlägigen Parallelen erscheint die suffigierte Form „meine Galut" in neuem Licht 4 0 0 : Jhwh hat sie nicht nur selbst weggeführt (Jer 24,5; 29,20 n1?^ pi.; 29,4.7.14; vgl. Ez 39,28), sondern ihr und exklusiv nur ihr gilt die Verheißung des Bundes zwischen Jhwh und seinem Volk (Jer 24,7; vgl. Ez 11,19f.), „zum Guten" schon im Land der Verbannung (Jer 24,5; 29,4—7.12f.; vgl. Ez 11,16b) wie bei der Rückkehr (Jer 24,6; 29,10f.). Neben der Gründung des Tempels durch Kyros erhält mit der terminologischen Fixierung in 45,13 somit auch der Vorrang der (ersten) babylonischen Gola im Rahmen der nachexilischen Restauration seine prophetische Verankerung im Buch des Heimkehrerheils schlechthin, ebenso wie in Ez, Hg und Sach *1—8 sowie Jer 24.27—29 (und 21.37ff. für den Ausschluß der anderen) 401 . Die besondere theologische Prägung stützt die Zuweisung von 3 9 7 Hier allerdings nicht ilf?}, sondern nbl! (aram. 1*73. Esr 6,16) neben dem vb. Vgl. die Belege und Lit. bei KRATZ, Translatio imperii 185 Anm. 124. 3 9 8 Vgl. Ez 1,2; 33,21; 40,1 sowie 1,1; 3,11; 11,24f.; 12,3.4.7.11; 25,3 und 39,28, programmatisch Ez 11 (für die Diaspora „aus den Ländern"). 3 9 9 Vgl. K. F. POHLMANN, Studien zum Jeremiabuch, FRLANT 118, Göttingen 1978 (für den Bereich Jer 37ff., bes. S. 2 0 - 3 1 zu Jer 24); KRATZ, aaO. 190ff. für Jer 2 7 - 2 9 , wo sich der Gebrauch des nominalen Derivats von n1?} häuft (s. ebd. 193 Anm. 165 und im folgenden). Außer den Belegen in ChrG, Ez und Jer s. noch 2Kön 24,15f.; 25,27 = Jer 52,31 (auch hier von der ersten Gola) sowie Sach 6,10; Est 2,6; Dan 2,25; 5,13; 6,14 (und 1 , 1 - 3 . 6 ) , sonst Am 1,6.9.15; Jes 20,4; Ob 20; Nah 3,10; Sach 14,2. Zur Profilierung des theologischen Programms in Ez und Jer auch C. SEITZ, Theology in Conflict: Reactions to the Exile in the Book of Jeremiah, BZAW176, Berlin / New York 1989. 400

Z u r F r a g e HERMISSON 2 1 .

Danach, jetzt staatspolitisch dimensioniert (niD^a und Gesetz!), auch in Dan *1—6 sowie ChrG, dazu KRATZ, Translatio imperii. Auch für die golaorientierten Fortschreibungsschichten in den Propheten dürfte die Frontstellung gegen das seinerseits laufend fortge401

3. Redaktioneller

Horizont

und theologisches

Profil

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45,13 zur Schicht des Kyros-Ergänzers in 44,28 und der Überarbeitung von 45,1-7. y. Derselben frühchronistischen Bearbeitung wird m a n nach allem auch die Z u f ü g u n g 52,11 f. 4 0 2 zuweisen k ö n n e n . Sie ist entsprechend 52,1 f . 7 - 1 0 (vgl. die Imperative + 'S) vom Standort Jerusalems aus formuliert 4 0 3 , wendet sich entsprechend 48,20f. aber wieder den Exilierten zu. Nach d e m wohldisponierten und auch sprachlich abgestimmten Bogen von Jes 47; 48,20f. (Königin Babel - Auszug) zu 52,7—10 (Einzug des Königs Jhwh in Zion-Jerusalem) 4 0 4 k o m m t 52,11 f. zu spät. Im Unterschied zu den H e i m k e h r aussagen in 49,14ff. sowie 5 0 , l f . kann 5 2 , l l f . aber erst nach 52,*1—10 stehen, weil die R ü c k f ü h r u n g der G e r ä t e die Wiederherstellung Zions als „heilige Stadt" (mit Tempel!) sowie die Präsenz Jhwhs darin voraussetzt. D e n Ausgleich schafft die Verbindung der beiden Perspektiven durch 52,12 b: D e r Auszug, zu dem in V. 11—12 a aus dem besonderen Interesse an den Tempelgeräten noch einmal aufgerufen werden m u ß , stellt sich, von Jerusalem aus gesehen 4 0 5 , entsprechend 52,8b als Jhwh-Zug dar, d a r u m mit ihm an der Spitze und in der „Nachhut" 4 0 6 . D a s Wort trägt damit deutlichen Ergänzungscharakter zum älteren, vorgegebenen Bogen 48,20f./52,lf.7—10. Mit 45,13ba verbindet 52,11 f. die Z u r ü c k n a h m e der (alten) Exodussituation u n d des Fluches über die Verbannten: Das TUSna (gegen Ex 12,11; D t n 16,3) entspricht d e m pi. des Kyros gegenüber E x 5 , l f . ; das HCUBn N1?, das speziell f ü r die Geräteträger gegenüber Lev 26,36 eine A u s n a h m e macht, entspricht der Bewahrung speziell der ill1?} vor dem Hintergrund von Jer 27f. (bes. 27,16-22!) 4 0 7 . G e h t beides im Unterschied zu 48,203a 1 davon aus, daß gemäß 45,1b (vor V. 2f.) auch Kyros friedlich und mit Jhwh „vor ihm h e r " in Babylon eingezogen ist? Wenn schließlich der Wüstenzug statt unter d e m Aspekt der Versorgung (48,21) jetzt - im Blick auf die A n k u n f t (52,1 bß; vgl. Ez 44,7f.9; T h r 1,10) auch schon vom Auszugsort aus (vgl. in umgekehrter Richtung Sach 5,5ff.) - ganz und gar unter dem Aspekt der kultischen Reinheit (vgl. N u m 16,26; T h r schriebene deuteronomistische Geschichtsbild eine bleibende Motivation zur Aktualisierung der Heilsbotschaft gewesen sein, wie sich für Dtjes nicht zuletzt aus dtr. Anleihen in späteren Schichten mit eigener Verarbeitung ergibt (z.B. 42,18ff.; 48,1 ff. sowie in Jes 56ff.). 402

G r ü n d e f ü r die A b t r e n n u n g v o n 5 2 , 7 - 1 0 bei KIESOW, E x o d u s t e x t e 116ff. (vgl. SPYKER-

BOER, Structure 176); gegen einen ursprünglichen Zusammenhang mit 52,lf. (so Hermisson) bei STECK, B N 46, 1989, 79. Z u r e i g e n t ü m l i c h e n , p r i e s t e r l i c h e n P r ä g u n g vgl. D.BALTZER,

Ezechiel und Deuterojesaja 17ff., bes. 14 Anm. 61; 18 Anm. 82; 21 Anm. 91.93. Vielleicht ist auch 52,lbß Bestandteil der Zufügung. 403

404

So richtig VOLZ 123; BALTZER, a a O . 18 A n m . 79.

Vgl. STECK, aaO. 80f., der freilich 52,llf. hinzunimmt, wenn auch unter Vorbehalt (ebd. 82). Innerhalb dieses Bogens führen das „Imperativ-Gedicht" *51,9—52,2 (mit Inklusion „Arm Jhwhs" bis 52,10!) und die - sukzessive - vorgeschalteten Ausführungen 49,14ff. die Restitution Zions aus, im Gegensatz zu Jes 47 und vor dem Abschluß mit der Ankunft Jhwhs in 52,7ff. 405 Und vermutlich neben V. 9f. von den Wächtern aus 52,8 gesprochen; so - zutreffend aber nur im Sinne der Redaktion - ELLIGER, Verhältnis 264. 406 Vgl. Jos 6,9.13 (von der Lade!), aber auch Jes 49,5 (text.?). 407 Auch in Jer 27 sind außer der ersten Gola (Jer 29) von der zweiten ausschließlich die Tempelgeräte von der vollständigen Zerstreuung und Vernichtung ausgenommen, die die golaorientierte Redaktion im Jeremiabuch aufgrund der hier schon ausgebildeten Theorie vom „leeren Land" (Lev 26,34f. im Kontext; 2 Chr 36,21) für den Rest des Volkes vorsieht. Im einzelnen s. dazu KRATZ, aaO. 192.

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BIV. Jes 45,9-13

4,15) für die „Träger der Geräte Jhwhs" (vgl. Num 1,50; I C h r 23,26 sowie Esr 8,28f.) steht, so wird vollends deutlich, daß 52,11 f.(1 aß?) und 44,28; 45,13 von gleicher Prägung und Herkunft sind. Zusammengenommen ergibt sich aus diesen Stellen dieselbe Themenkombination, wie man sie ansatzweise schon in Jer (24.)27—29 findet (exklusive Bewahrung und Rückkehr von Gola und Tempelgeräten), weiter fortgeschritten in Esr 6,1—5; 5,11—16 (Kyroserlaß betreffend Tempelgründung und Rückführung der Geräte) und voll ausgebildet dann in 2Chr 36,5-21.22f. / Esr 1 , 1 - 4 . 5 - 1 1 (Erlaß des Kyros zur Tempelgründung und Rückkehr der Gola unter Einschluß der Tempelgeräte), für die babylonische Lücke 2Chr 36,20f. schließlich in Dan l ( - 6 ) 4 0 8 . b) Die Schöpfungsaussage

V. 12

a. 45,12 gehört in eine R e i h e von Aussagen, die Jhwh als Weltschöpfer prädizieren 4 0 9 . D a n e b e n begegnen in Dtjes Aussagen von Jhwh als d e m Schöpfer Jakob-Israels (Zions) 4 1 0 und solche, die das Heilshandeln als Schöpfungstat Jhwhs 4 1 1 qualifizieren. Wie die unterschiedlichen Perspektiven, die in verschiedenen Texten und Gattungen v o r k o m m e n und in 44,24; 4 5 , I I a . 1 2 und 51,13 ausdrücklich miteinander verbunden sind, zueinander stehen, ist eine vielverhandelte, im Blick auf die Zuordnung von Schöpfung und Erlösung in besonderer Weise auch systematisch-theologisch relevante Frage 4 1 2 . A u f sie k ö n n e n wir hier nicht in extenso eingehen. A b e r auch sie dürfte kaum unabhängig von der 408 Zur Bedeutung der Tempelgeräte in allen diesen Texten s. K R A T Z , aaO. 264f. (mit Anm. 485.488). „Geräte Jhwhs" heißen sie nur in Jes 52,11, vgl. noch 1 Chr 22,19; sonst vor allem „Geräte des Hauses Jhwhs/Gottes", „heilige Geräte" oder (in P) nach dem Verwendungszweck benannt (Geräte der Wohnung, des Zeltes, des Altars etc.). Für den Zusammenhang mit dem Kyrosedikt vgl. schon N I E L S E N , VT 20,1970,200f. 409 Die Himmel: 40,22 (die Erde V.21b); die Sterne: 40,26; die Enden der Erde: 40,28; Himmel und Erde: (40,12); 44,24; 42,5; 45,12.18; 48,13; 51,13(.15) sowie 51,16; Licht und Finsternis: 45,7. Zum Wortfeld s. bei STUHLMUELLER, Creative Redemption 209ff.; E B E R L E I N , Gott der Schöpfer 73 ff. sowie im folgenden. 410 -IS' 43,1.7.21; 44,2.21.24; 45,lla(.9); vom Ebed 49,5 (wohl auch 42,6; 49,8); ¡TO 43,1.7.15; HOT 43,7; 44,2; 51,13; von Zion 54,5; vgl. im übrigen i m von der einzelnen Handwerkerzunft 54,16. Dazu Jes 27,11; Hos 8,14; Ps 149,2; Dtn 32,6.15.18 sowie Ps 95,6; 100,3; 102,19; 103,14; Jes 60,21; 64,7/29,16; Mal 2,10; von Ammon Ez 21,35; vom König von Tyros Ez 28,13.15; vom Völkerpropheten Jer 1,5. 411 ¡TD 41,20; 45,7.8; 48,7; HS'46,11; HOT 41,20 u.ö. (s.o. Anm.236). Vgl. dazu noch Jes 22,11; 37,26 = 2Kön 19,25; Jer 18,11 sowie Ex 34,10; Num 16,30; Jes 4,5; 57,19; 65,17f./ 66,22; Jer 31,22. 412 Den Ausgangspunkt markiert der Aufsatz von G. VON RAD, Das theologische Problem des alttestamentlichen Schöpfungsglaubens (1936); weiterführend RENDTORFF, Die theologische Stellung des Schöpfungsglaubens bei Deuterojesaja (1954); E V A H E S S L E R , Gott der Schöpfer, bes. lff.339ff.; H A R N E R , VT 17, 1967, 298-306. Vgl. die Diskussion und weitere Lit. bei STUHLMUELLER, Creative Redemption; D E R S . , CBQ 21, 1959, 429-467; D E R S . , CBQ 29, 1967, 189-205 (495-511); D . B A L T Z E R , Ezechiel und Deuterojesaja 92ff., bes. 96f. mit Anm. 144; A L B E R T Z , Weltschöpfung und Menschenschöpfung, bes. 1—53 und dazu E. H A A G , TThZ 85, 1976, 193 -213; H E R M I S S O N , VF 31, 1986, 74f.75f.; neuerdings E B E R L E I N , Gott der Schöpfer 83ff.93ff.; VERMEYLEN, LeDiv 127, 1987, 183-186. (Zur Zeit der Abfassung noch nicht erschienen: C. STREIBERT, Schöpfung bei Deuterojesaja und in der Priesterschrift, Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des Antiken Judentums).

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literarkritischen und redaktionsgeschichtlichen Differenzierung der einschlägigen Texte im Werdegang des Buches zu beantworten sein. Darauf hat jüngst als erster J. Vermeylen413 hingewiesen und eine bestimmte Verteilung der Belege vorgeschlagen. Danach stehen am Anfang der literarischen Entwicklung die (authentischen) Weltschöpfungsaussagen, immer in Verbindung mit der Kyros-Weissagung aus des Persers eigenen Tagen414; es folgen in einem zweiten und dritten Schritt der Reinterpretation die „Schöpfung Israels" aus der Nehemiazeit sowie die Schöpfung des Heils als „große Wende" aus der Esrazeit um 400 v. Chr 415 . Ungeachtet des Verlaufs der Entwicklung scheint uns dabei sehr Wesentliches gesehen. In der Tat bilden nämlich die Schöpfungsaussagen innerhalb von Kyros-Texten (so nur 45,12; 48,13!) und in 42,5 eine sachlich und stilistisch abgehobene Gruppe für sich. Sowohl gegenüber der „Schöpfung" Israels als auch gegenüber den übrigen Weltschöpfungsaussagen zeichnen sie sich dadurch aus, daß in 42,5 (stark ausladendes pt.) und 45,12 (pf.) von der Schöpfung der gesamten Menschheit 416 die Rede ist und in 45,12 sowie in 48,13 (pf., pt. + vb. finit.) die ganz unübliche, aber gerade im Blick auf die Menschheit wohl mit Bedacht gewählte Reihenfolge Erde - Himmel 417 begegnet. Beide Akzente aber geben sich deutlich als Erweiterung oder Abänderung des Aussagebestands im Dtjes-Buch zu erkennen und sind, wie unter Anm. 416f. notiert, auch innerhalb der alttestamentlichen Schöpfungstradition, in deren Bahnen sich die hymnischen Weltschöpfungsaussagen in Dtjes ansonsten bewegen 418 , selten. Es ist daher eher unwahrscheinlich, daß die fraglichen Stellen den ursprünglichen Bestand bilden, wie Vermeylen meint, zumal in den anderen, auch von ihm als ursprünglich angesehenen Kyros-Texten (41,1—5.21—29; 45,*1— 7; 46,9—11) die Schöpfungsaussage im engeren Sinne gerade fehlt (vgl. hier 41,4.24.29; 45,7; 46,11 wie 41,20 vom Heilswerk) bzw. mit 40,12ff.; 44,24 413

AaO. 186-187. Ganz anders noch EVA HESSLER (vgl. aaO. 15ff. und passim vom damaligen Forschungsstand aus). 414 Ebd. 1 8 8 - 2 1 2 . 2 1 3 - 2 2 0 , der Bestand 189.237f. 415 Ebd. 2 2 1 - 2 3 0 . 2 3 0 - 2 3 6 , der Bestand 238f. 416 So sicher auch DV in 42,5b (mit par. und V. 6); sind auch mit den „Sprößlingen" der Erde in 42,5aß doch schon Menschen gemeint (vgl. 44,3f.; 48,19 sowie S A H G 31,3 S. 133; 22,6 S. 110)? Vgl. dazu vom Menschen im allgemeinen: Gen l,26f. ( 5 , l f . ; 6,7); 2,7.8; Dtn 4,32; Jes 17,7 (? vgl. 22,11 bzw. Hos 8,14); Jer 27,5; 38,16, Sach 12,1; Ps 8,5ff.; 89,48 und 86,9 (wie Dtn 26,19, dazu aber auch Dtn 32,8f.); Hi 4,17.19; 34,14f.l9; Koh 7,29; implizit Neh 9,6. Vom redenden „Ich": Ps 22,10f. (71,6); 119,73; 139,13-16 (dazu 33,15; 94,9 und 51,12); Hi 10,3.8ff.; 14,15; 31,15; 32,22; 33,4.6; 35,10f.; 36,3; Koh 12,1; ferner Prov 14,31; 17,5; 22,2; 16,4; 20,12. 417

Gen 2,4b; Jer 10,12; Ps 102,26. Zur Ausnahme vgl. auch ALBERTZ, aaO. 24f. Zur stilistischen und traditionsgeschichtlichen Prägung CRÜSEMANN, Studien 86ff.; ALBERTZ, aaO. 13ff.21ff.; HABEL, CBQ 34, 1972, 4 1 7 - 4 3 0 ; DERS., JBL 91,1972, 3 2 1 - 3 3 7 ; LUDWIG, JBL 92,1973, 3 4 5 - 3 5 7 . Zur allmählichen, relativ späten Ausbildung der für den westsemitischen Raum eher untypischen Weltschöpfungsvorstellung (Himmel und Erde) in Israel vgl. zuletzt SPIECKERMANN, Heilsgegenwart 73-86. 418

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sowie 45,18 redaktionell beigeordnet ist. 42,5; 45,12; 48,13 und dazu noch 45,18 setzen wenigstens die k o n v e n t i o n e l l e n partizipialen (pt. + impf.) Prädikationen in 40,21 f.26.28; 4 4 , 2 4 b sowie 51,13(.15) voraus. 42,5 nimmt 44,24b auf und erweitert das pt. um für den Himmel wie 45,12 für den Menschen, 45,18 (nach Gen 1,1; 2,4a) für Himmel und Erde, sowie um die Belebung des Menschen nach Gen 2,7 (Ps 104,29f.; Hi 33,4; 34,14f.); vgl. auch 40,12f. (Himmel Erde/Staub - Geist). 45,12 orientiert sich in der Reihenfolge an 40,21b.22 und hat wohl auch Gen 2,4b (als Bindeglied zwischen Gen 1,27 und 2,7 / Jes 42,5) im Blick; für den Himmel kombiniert die Formulierung 40,22.26 (n03/DS3S), die Erde/ErdbewohnerAussage ist gebildet mit niry wie 45,18; Gen 2,4b (Jes 44,24ba/45,7b; par. n o : Jer 10,12 = 51,15) sowie 8 - n für den Menschen nach Gen l,26f. ( 5 , l f . ; 6,7), vgl. auch Dtn 4,32. Die nächste Sachparallele für beide Stellen ist Jer 27,5 im Kontext. Jes 48,13 orientiert sich mit 10' und für die Reihenfolge ebenfalls an 40,21 f. (51,13) und an 40,26 aßb für den Himmel, akzentuiert den Vorgang hier aber architektonisch ("TOVnSB nebeneinander nur noch l K ö n 7,9). „Hand" (vgl. 45,12) und „Rechte" Jhwhs, in 41,10.20 (mit ntTV par. N"n) vom Heilshandeln an Israel, in 41,10.13 sowie (49,2) 42,6; 45,1 in Entsprechung zur Handergreifung eines „Knechts" gebraucht 4 1 9 , werden in 48,13 gemeinsam der Schöpfung zugeordnet. Von derselben Art ist schließlich die Ausnahme 45,18. Die Partizipien sind entsprechend 45,12; 48,13 im Perfekt weitergeführt. Die übliche Reihenfolge Himmel - Erde ist wie in 42,5 beibehalten, um das zweite Glied eigens im Blick auf die Menschheit verbreitern zu können (42,5b.6f.; 45,18aa 2 b.22f. 4 2 0 ), während in 45,12; 48,13 durch Vorziehen der Erde gemäß 40,21 f. (im Kontext, bes. mit 40,26, gelesen auf 41,1-5.21—29 hin) die entsprechende Perspektive vorgegeben ist, in der das Rufen der Himmel wie die Berufung des Kyros, hinsichtlich Jerusalems hier, Babylons dort, gesehen werden sollen. In der Formulierung nimmt 45,18 das rQtt?1? aus 40,22 auf 4 2 1 und bezieht es entsprechend 42,10f.; 45,12 auf die hier ganz in den Vordergrund gerückte Erde. Damit werden die negativen Aussagen über die Völker unter dem Himmelszelt in 40,12-17.21 ff. (vgl. Inn in V. 17.23) noch einmal erheblich relativiert, und das „Wohnen" in 44,26b (49,19f.) wird deutlich ausgedehnt. D a ß das Inventar der Schöpfungsverben an dieser Stelle aus 42,5; 45,12 sowie 41,20 (X"0, nttfSi) zusammengefaßt und um Parallelbegriffe, I S ' (45,7; 46,11, sonst vorwiegend für Israel, vgl. bes. 44,24; 4 5 , * l l f . ) und TD pol. (nach 40,12?, vgl. 51,13; in der Reihe noch Jer 33,2; 10,12), erweitert ist, ist nach allem mehr als verständlich, geht es im Folgenden doch um die Rettung der ganzen Welt, „aller Enden der Erde" (wie 52,10). ß. A u ß e r den älteren hymnischen Prädikationen wird v o n d e n vier e b e n b e h a n d e l t e n Stellen aber auch die „Schöpfung" Israels schon vorausgesetzt. W e n n V e r m e y l e n sie mit Mal 2,10 und Ps 102,19 als Spezialfall, mithin als Verengung v o n 42,5; 45,12 erklärt, beruht das auf der nicht unproblematischen A n n a h m e , daß es sich bei den einschlägigen, vor allem im Heilsorakel verankerten A u s s a g e n um eine b e s o n d e r e A u s p r ä g u n g der M e n s c h e n s c h ö p f u n g 419 420 421

Vgl. oben S. 27f. mit Anm. 84f. Für den literarischen Zusammenhang s. o. S. 61 f. Vgl. zur Auffassung der Stellen HERMISSON 19.

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handle422. Doch wie das Heilsorakel überhaupt, versteht sich auch die „Schöpfung" Israels am ehesten aus dem Rückraum altorientalischer Königstraditionen und bringt von daher die Erwählung des insgesamt mit königlichen Zügen ausgestatteten Knechts Jakob-Israel (Ebed, Zion) zum Ausdruck 423 . Der Sache nach von der Schöpfung im eigentlichen Sinne geschieden (so in 43,1; 44,2.21 sowie 43,15.21, ferner 49,5 gegenüber 40,21f.26.28), schließt die Vorstellung Welt- und Menschenschöpfung, ebenso die „Schöpfung" von Heil und Unheil (41,20; 45,7; 46,11) weder ein noch aus und kann damit, wenn sonst nichts dagegen spricht, ohne weiteres auf derselben literarischen Ebene liegen. Dementsprechend steht alles beieinander in 44,24a.24b/45,7, einer redaktionellen Formulierung auf der Ebene der Grundschicht Jes *40—48, die in 44,24—26 a Vorhergehendes zur Einleitung des Kyrosorakels zusammenzieht424; danach im Zion-Kontext 51,12f.; 54,4f.; um den Menschen im Rahmen der hymnischen Prädikation erweitert schließlich eben auch in 45,11 a.12425. Erst ein noch Späterer reflektiert in 4 5 , 9 f . l l b ; 4 3 , 5 - 7 (und 44,5?) auf das gestörte Vertrauensverhältnis des Schöpfervaters zu seinen Geschöpfen und Kindern, wie man es ähnlich in Hiob und stark weisheitlich beeinflußten (späten) Psalmen vom Einzelschicksal findet 426 und es hier wie 422 LeDiv 127, 1987, 221ff.227f. Auf seine Weise auch ALBERTZ, aaO. 2 6 - 5 1 sowie 89f.; demgegenüber hat schon HERMISSON, V F 31, 1986, 76 wieder die bestimmende Bedeutung der „spezifischen Züge des Königsorakels" geltend gemacht (s. die folgende Anm.). Daß die Vorstellung aber auch nicht ohne weiteres aus der hymnischen Tradition hergeleitet werden kann, ist in Auseinandersetzung mit RENDTORFF mehrfach und wohl zu Recht festgestellt

w o r d e n , vgl. HARAN, V T 17, 1967, 3 0 0 f . ; CRÜSEMANN, a a O . 8 7 f . ; ALBERTZ, a a O . 1 3 . 2 6 f f . 8 8 ;

zur Unterscheidung auch EBERLEIN, aaO. 88ff.93—100. 423 Zum Heilsorakel s. die oben Anm. 136 angegebene Lit., bes. HARNER, JBL 88, 1969, 418-434, hier 428; CONRAD, Fear not 79-107, hier 100; zum altorientalischen Hintergrund der Königserwählung auch BEHR, Writings, bes. 21 (Nr. 3); PAUL, J A O S 88, 1968, 180-186, hier 181f.l84ff.; ALBERTZ, aaO. 59ff.69f.; VINCENT, Studien 148ff. sowie aus achaimenidischer Zeit DPd §1; DSp (KENT). Zum vorwiegend, in Jes 40—55 ausschließlich für die „Schöpfung" Israels und des Ebed gebrauchten I S ' W. H . SCHMIDT, T H A T I 761-765, bes. 764; B. OTZEN, T h W A T I I I 8 3 0 - 839, bes. 834f.835ff.; für die Hintergründe W. H. SCHMIDT, Die Schöpfungsgeschichte der Priesterschrift, W M A N T 17, Neukirchen-Vluyn 3 1973, 197f.; H. WILDBERGER, BK X/3, 1982, 1129ff. sowie O. KEEL, Die Welt der altorientalischen Bildsymbolik und das Alte Testament, Zürich u . a . 3 1980, 181 ff. 183f.224ff. Eine spezielle Tradition der Schöpfung von Einzelmenschen, wie sie ALBERTZ (aaO. 44ff.) findet, läßt sich hinter diesem für die Vorstellung offenbar zentralen Verbum nicht ausmachen: vgl. neben Gen 2,7f. gerade nur Ps 33,15; 94,9; Sach 12,1 (alles Ausnahmen nach ALBERTZ 121.126f.128f.); dagegen für Israel Jes 27,11; 29,16/64,7; die königliche Erwählung des Propheten Jer 1,5 wie des Ebed in Jes 49,5 (42,6; 49,8) aufgrund der Völkerrelation. Das mit der „Schöpfung" Israels verbundene, in der Tradition zwar belegte, aber durchaus nicht übliche „von Mutterleib an" könnte als Hinweis auf die Besonderheit der Erwählung gemeint sein, im Unterschied etwa zur dynastischen Erbfolge, wie auch bei Nabonid in Nab 114—6 (LANGDON). 424

S.o. S. 80f. Die literarkritische Ausscheidung der Erweiterungen in der Botenformel 44,24a; 45,11a durch VERMEYLEN, aaO. 203 f.208 ist aus seiner Sicht nur konsequent, aber nicht überzeugend. 426 S. die Belege oben Anm. 416 und dazu ALBERTZ, aaO. 33ff. 118ff. 132ff. sowie SPIECKER425

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BIV. Jes

45,9-13

anderwärts auch auf das Verhältnis Jhwh/Israel übertragen ist; und erst in 48,6f.; 45,8 reflektiert wohl derselbe auf die Neuschöpfung größerer Dinge als der bis dahin angesagten und schon eingetroffenen (48,3)427. y. Doch kehren wir abschließend wieder zurück zu der literarischen Ebene, auf der sich 45,12 bewegt. Was sich von verschiedenen Seiten her schon ergeben hat, bestätigt sich auch hinsichtlich des besonderen Profils dieser Schöpfungsaussage: Mit 45,18.22f. (im Zusammenhang 45,18.*20f.22f./ 46,9-11) gehört 45,IIa.12-13 ba (geschrieben auf V. *14 hin) einer redaktionellen Bearbeitung an, die wir die Kyros-Ergänzungsschicht nennen 428 . Der neue Akzent in der Schöpfung, die Einrichtung der Erde als Lebensraum für alle Menschen, hat seinen guten und also ursprünglichen Platz im Konzept dieser Fortschreibung. Er eröffnet den notwendig weiten, völkerumspannenden Horizont für die Konzentration auf Kyros als den „Hirten" und „Gesalbten" Jhwhs, den Anführer der Völker in der Erkenntnis Jhwhs zu ihrer Rettung (41,1 aß.25aß; 45,3b / 45,6.*14.22f.) und Begründer der nachexilischen Restauration von Tempelstadt und Galut/Geräteträgern (44,28; 45,13; 52,llf.). Ist es Zufall, daß auch im Formular der achaimenidischen Königsinschriften, dort innerhalb der seit Dareios I. üblichen hymnischen Introduktion, die göttliche Einsetzung des Königs über den universalen Vielvölkerstaat in exzeptioneller Weise mit der Schöpfung verbunden ist, und zwar mit der Schöpfung von Erde und Himmel (fast immer in dieser Reihenfolge!) wie der Menschen und der „Segensfülle/Freude" für sie429? Nimmt man im Vorgriff auf die beiden folgenden Textanalysen 42,5 und 48,13 hinzu, zeichnet sich anhand der Schöpfungsaussagen als Leitfossil auch schon ein erstes Bild von der Anlage des Buches in Jes *40—48 ab, wie es der Kyros-Ergänzer gelesen haben wollte. Ausschlaggebend für das Auffinden der von ihm gesehenen Einschnitte sind die oben notierten internen Wort- und Sachbezüge, besonders gewichtig die Parallelen 42,5a/44,24bßy und 42,5b/ 45,12 sowie die wiederholte Aufnahme von 40,21f.26 in 42,5; 45,18 und 48,13. Mit den Schöpfungsaussagen als Eröffnung reicht danach für ihn ein erster Abschnitt von 40,(12)21 bis 41,21 - 2 9 (Schöpfung - Kyros als Weltherrscher in 41,lff. und Jhwh-Bekenner in 41,25); ein zweiter von 42,1—7 (Ebed Kyros MANN, Heilsgegenwart 74—76.83f. Anm. 33; bezogen auf Israel oben Anm. 410, bes. wieder Dtn 32,5f. 15.18ff.; Ps 103,13f.; 149,2; Mal 2,10 sowie Jes 27,11; 29,16 (im Kontext mit 30,1 ff.9ff.); 64,7 (mit 63,7ff.) und dazu oben Anm. 396.353. 427 Die Belege oben Anm. 411, bes. Jer 31,22; Jes 65,17f.; 66,22 (vgl. Ps 104,30b); ferner Ps 22,31 f.; 102,19 sowie 51,12 samt Kontext und dazu Ez l l , 1 9 f . ; 18,31; 3 6 , 2 5 - 2 7 ; Jer 24,7; 32,39 inx!; 3 1 , 3 1 - 3 3 . 428 S.o. S. 8 8 f f . l 0 1 f . 429 Vgl. dazu KRATZ, Translatio imperii 202ff., bes. 207f. (die Belege dort Anm. 233f.) mit weiterer Lit. (202 Anm. 199). Ferner GARBINI, Hen 6, 1984, 304f. sowie die trefflichen Ausführungen von VERMEYLEN, aaO. 213ff.217ff., die sich bestens zum persischen Reichskonzept nach den achaimenidischen Königsinschriften (seit Dareios I.) fügen - nur nicht auf der Ebene der Grundschrift, sondern des entsprechend geprägten Ergänzers.

1. Der Nahkontext

in Jes 48

113

Schöpfung) bis 44,23; ein dritter von 44,24 bis 46,11 (mit 47), wobei in den Schöpfungsaussagen der drei Redegänge 44,24-45,7 (44,24.26b); 45,*11-14 (V. 12) und *45,18-46,11 (45,18) jetzt nacheinander Züge aus der Eröffnung vor allem des zweiten Abschnitts erscheinen (42,5 a und b mit 41,21 f.26 vor 42,10 „Wohnen"). 48,13 lenkt mit den Bezügen zu 40,21 ff. (auch 51,13) und 41,8ff. („Hand"/„Rechte" Jhwhs; auch 49,22/50,2 neben „Arm" in 51,9/52,10) wieder zum Anfang des ersten Abschnitts zurück und eröffnet einen vierten Durchgang: *(47.)48/49,lff. entsprechend *40-41 (I); 42,1 ff. (II) und von den drei Redegängen im dritten Abschnitt (III) bes. 44,24-45,7 (Zug des Kyros gegen Völker/Babylon und Ebed Doppelauftrag); des weiteren vielleicht: *49,14-52,12 entsprechend 42,1-44,23 und aus dem dritten Abschnitt jetzt bes. 45,* 11 —14 (Freilassung und Weg nach Zion, Restitution der Stadt mit Völkerrelation); und schließlich *53—55, hier 52,13—15/55,3—5, entsprechend *44,24-46,11, bes. *45,18-46,11 (in Zion - Völkerrelation). Die Anlage durchkreuzt diejenige der Gerichtsreden-Komposition in Jes *40—48430 und gibt sich damit deutlich als sekundär eingeprägt zu erkennen.

V. Jes

48,12-15

1. Der Nahkontext in Jes 48 a) Abgrenzung und Beziehungen zum näheren Kontext Einen deutlichen Einschnitt und den Anfang des Abschnitts markiert die Anrede V. 12a (imp. sg.). Weniger klar ist dessen Ende zu bestimmen, das entweder in V. 15 oder in V. 16a liegt431. Daß mit V. 16b und allemal mit der Botenformel in V. 17 ein neuer Abschnitt beginnt, ist eindeutig. Ebenso eindeutig ist der durch 46,11 b bestätigte, daran auch orientierte Abschluß in 48,15 (mit Inklusion zu V. 12a—13). V. 16a hingegen ist sowohl Neuanfang (Anrede imp. pl. wie 48,1.14a) als auch Fortsetzung und somit Bindeglied zwischen V. 12—15 und V. 16bff.: In V. 16a ist V. 12—15 in Anlehnung an 45,19aa unter dem Gesichtspunkt des göttlichen "131 aus V. 15 zusammengefaßt, dem als der offenbaren Gottesrede ttWia (aus 40,21; 41,4.26; zum parallelen n n v n nsra vgl. 49,8) in V. 16b das nnvi des Folgekontexts gegen-

übersteht. 48,16a und b hängen also eng miteinander zusammen und teilen Vor- und Nachstehendes auf das längst bekannte „Frühere" aus 48,3—6a (V. 12—15.16a) und das „Jetzt" des bis dahin noch unbekannten „Neuen" aus

430

S.o. B 13; I I 3 b . Vgl. die Diskussion bei ELLIGER, Verhältnis 213 ff.254; SCHMITT, ZAW 91, 1979, 48f. A n m . 2 8 ; neuerdings zum einen MELUGIN, Formation 138f.l40, zum anderen MERENDINO, VT.S 31,1981, 561 f. 431

114

B V. Jes

48,12-15

48,6b—8 (V. 16b. 17ff.) auf 432 . Diese Aufteilung aber ist sekundär gegenüber dem ursprünglichen Ziel der Argumentation im Kyrosgeschehen nach 48,12—15 selbst, das damit wie in 46,9—11.12—13433 zur Voraussetzung für ein neues Ziel wird. Doch auch unter Absehung von V. 16 ist der Abschnitt 48,12—15 nicht ohne Beziehungen zum näheren Kontext. Mit 48,1 — 11 verbindet ihn die Weissagungsfrage, mit 48,17—19 das Stichwort „Weg", mit 48,20 die Erwähnung von „Babel" und „Chaldäern". Von besonderem Gewicht ist die Beziehung zu 48,1-11, erscheint doch der Abschnitt V. 12—15 als nachgerade notwendige Ausführung, sei es des „Früheren" entsprechend 48,3—6a (so 48,16a!), sei es des „Neuen" entsprechend 48,6bff., das von den meisten 434 auf die Befreiung durch Kyros gedeutet wird. Ebenso notwendig oder wenigstens sinnvoll erscheint nach 45,1—7.12f. aber auch die Plazierung von 48,12—15 zwischen Einnahme und Untergang Babylons in 46,9—11/47 und dem Auszugsbefehl 48,20f., der so mit dem Babel/Chaldäa-Tun des Kyros in Zusammenhang gebracht ist. Auf eine andere, mit dem Kyros-Tun und seinem erfolgreichen „Weg" eher konkurrierende Weise scheint hingegen der „Weg" der Gebote in 48,17—19 den Auszug 48,20f. vorbereiten zu wollen. Kurzum: Der Abschnitt 48,12—15 läßt sich problemlos abgrenzen, ist aber zugleich eingebunden in das komplexe redaktionelle Gebilde des ganzen Kapitels Jes 48. Um eine einheitliche, planmäßig und in einem Zuge abgefaßte Komposition handelt es sich dabei kaum. Die Einbindung unseres Abschnitts in den Kontext ist sekundärer Art. In 48,16 ist sie dem Kyros-Text selbst gegenüber sekundär, sei es, daß dieser ehedem selbständig war, oder sei es, daß er schon in einem älteren Kontext stand. Im zweiten Fall ist aber auch mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Kontextbezüge von ihm selbst ausgehen. Um Klarheit zu gewinnen, ist es daher unumgänglich, zunächst das redaktionelle Geflecht in Jes 48 zu entwirren und den ursprünglichen Nahkontext von 48,12—15 festzustellen. Erst danach läßt sich die Eigenart des fraglichen Stücks, ob für sich oder im Kontext, näher bestimmen. b) Zu Jes

48,1-11

Der Text wird seit B. Duhm von nicht wenigen 435 als uneinheitlich betrachtet und in der Regel in zwei Schichten zerlegt: einen deuterojesajanischen Grundtext mit der Weissagungsfrage im Zentrum des ursprünglichen „Diskussionswortes" (48,*1.3.5a. 6.7a.8a.*ll), und eine Überarbeitung mit Mahncharakter wie 48,17—19. Zweifellos richtig gesehen ist dabei, daß die als Überarbeitungsschicht ausgeschiedenen Formulie432

Vgl. dazu L E E N E , De vroegere 205.207-210, bes. 209f.; mit literarkritischer Konsequenz V E R M E Y L E N , LeDiv 127,1987,209f. sowie im folgenden. 433 S.o. S. 53. 434 Vgl. SCHMITT, aaO. 48f.(mit Anm. 3 0 ) . 5 3 ; andere bei L E E N E , aaO. 2 0 6 . 435 Vgl. bes. E L L I G E R , aaO. 185ff.; SCHMITT, aaO. 48-56, bes. 51f.; neuerdings M E R E N D I N O , aaO. 497ff., bes. 506; zur Diskussion SCHMITT, aaO. 49f.; L E E N E , aaO. 204f.

1. Der Nahkontext

115

in Jes 48

rungen nicht selbständig, sondern kontextbezogen sind und sich im übrigen auf einer von Dtjes gänzlich verschiedenen, mehr von Ez und einem dtn.-dtr. Ton geprägten, in manchem auch (schon) anTritojes erinnernden Sprachebene bewegen 4 3 6 ; Berührungen mit Dtjes in einzelnen Ausdrücken sind von daher als literarische Entlehnungen zu beurteilen, hier wie auch in anderen Zusätzen und Fortschreibungstexten im Zweiten Jesaja. Fraglich scheint mir allerdings, ob es sich bei dem angenommenen Grundtext in Jes 48,1—11 wesentlich anders verhält. Auch er ist keineswegs selbständig. Seine Formulierungen lassen sich weitgehend aus dem deuterojesajanischen Buchkorpus herleiten 4 3 7 , was aber gerade nicht für Ursprünglichkeit oder gar ursprüngliche Selbständigkeit der Einheit spricht, wie K. Elliger gemeint hat. Außer dem üblichen Formelwerk von Gerichtsrede und Weissagungsbeweis bieten sie, im Zusammenhang gelesen, nichts substantiell Eigenes und sind inhaltlich ganz ohne Füllung. Sie sind vielmehr angewiesen und hingeschrieben auf die Babel- und Kyros-Aussagen im Kontext, auf die sich das Begriffspaar vom „Früheren" und „Neuen" auch nach allgemeiner Auffassung ja offenbar bezieht. Wozu aber dann die vorgezogene Vervollständigung der Weissagungsfrage in 48,1—11 aus 48,14a.15? Könnte sie nicht gerade in den gewöhnlich ausgeschiedenen Sünden- und Zornesaussagen begründet sein, die für das Verständnis des „Grundtextes" damit unerläßlich wären? Wie wir meinen, ist genau das der Fall. Offensichtlich geht es um die Fixierung der Kontext-Aussagen in das aufgegriffene Schema vom „Früheren" und „Neuen", allerdings mit einschneidenden Veränderungen gegenüber dem Weissagungsbeweis in 41,1—4.21—29; 45,*20f./46,9—11 wie auch gegenüber dem Zeitschema in den übrigen Gerichtsreden in ihrer ebenfalls redaktionellen, aber anders akzentuierten Gestalt 4 3 8 . Im Vergleich fällt zunächst die unterschiedliche Zielrichtung der Argumentation auf. Nicht Jhwhs Einzigkeit, sondern die Gewißheit des (neuen) Heils steht im Vordergrund des Analogieschlusses: Das „Neue" so sicher wie das „Frühere", nur ganz anders. Warum das? Sodann hat sich die Relation der Zeiten geändert. Ausdrücklich wird in 48,3b (wie sonst nur noch in 42,9, auch hier mit den m a n n ) festgestellt, daß das „Frühere" „gekommen" sei (HOT pf. + Kl2 impf. cons.!). Gemäß dem in den Gerichtsreden ausgeführten und auch in 48,12b (nach 41,4; 44,6) noch nachwirkenden Zusammenhang zwischen dem „Früheren" und dem „Kommenden" und „Ausgang" des Früheren sowie gemäß dem Rückbezug auf Jes 47 ( n j j o m V. 9; DSriS + X13 V. 11.13, vgl. auch 29,5; 30,13 sowie 813 hi. + sf. 3. fem. 46,11b) kann damit kaum etwas anderes gemeint sein, als der durch Kyros herbeigeführte Fall Babylons. Nicht das „Neue" also, sondern das an sein Ziel, den „Ausgang" nach 46,10, gelangte „Frühere" steht hier für Kyros und den Untergang Babels, wie denn auch nur die Verkündigung von längsther in 48,3 - 6 a, keinesfalls aber die bis zum „Jetzt" reichende Verborgenheit des „Neuen" auf die in der Kontinuität der Zeiten erfolgende Weissagung des Kyrosgeschehens in den Gerichtsreden (vgl. bes. 48,3a/43,12a pf. + pf. cons.) gehen kann. Entgegen der ursprünglich betrachterrelativen, sich mit dem Gang der Ereignisse verschiebenden Zeitvorstellung ist die Bewegung vom „Früheren" zum Künftigen zu einer abgeschlossenen Zeitepoche komprimiert. D e m steht in den „neuen Dingen" nnS7ö in 48,6b—8 (und 42,9) tatsächlich ein ganz Neues gegenüber, das jenseits 436

die Nachweise bei ELLIGER, aaO. 188ff.l97f. sowie Einheit 296ff., bes. 297f. S. wieder bei E L L I G E R , aaO. Dazu s . o . B II 3.

S.

HERMISSON, 437 438

SCHMITT,

aaO. 54f.; ferner

116

B V. Jes 48,12-15

von Jes 47 und 48,12—15 liegt (vgl. das HOT impf, in V. 11 mit pf. in V. 3 b). In Aufnahme von 43,19 werden zwei fixe Zeiträume voneinander abgehoben, wobei auch entgegen der ursprünglichen Intention von 43,16—21 (im gegenwärtigen Kontext mit 43,9ff.l4f. ihrerseits im Sinne der relativen Zeitauffassung überlagert) eine Kontinuität in der Wahrnehmung und Verkündigung des „Früheren" gewahrt bleibt (vgl. 48,6a gegenüber 43,18 mit 46,8.9). Die Einteilung der Zeiten ist also bereits in 48,3—6a.6b—8 dieselbe wie in 48,16ab und dürfte damit gleichursprünglich und gegenüber 48,12—15 ebenfalls sekundär sein; das „Neue" von 48,6bff. findet sich danach in der Fortsetzung des zum Abschluß gekommenen Kyros/Babel-Geschehens (48,12-15.16a) in 48,16bff. 4 3 9 . Zu dem allem fügen sich die Sünden- und Zornesaussagen in 48,1—11 aufs beste, geben sie doch den tieferen Grund für die Verschiebung von Argumentation und Zeitrelation an. Das „Frühere" und mit ihm sein von Anfang an bis zum Eintreffen geweissagter Ausgang im Kyros/Babel-Geschehen sind danach von bleibender, das ganze Heil samt dessen Verkündigung (V. 6a!) aufhaltender Sünde Israels (einschließlich Götzendienst) überschattet und müssen darum vom „Neuen" überholt werden, aus dem Israel geläutert (48,10) und d . h . , bezieht man den maßgeblichen Folgekontext mit ein, durch Einhaltung der Gebote gemehrt (48,17—19), zum Verkündigen bereit (48,20) und als „Ebed Jhwh" vollständig im Land versammelt (49,1 — 13) hervorgeht. Ganz entsprechend steht auch die nächste Parallele zur Zeiteinteilung in 48,1—11, nämlich 42,8f., an prominenter Stelle zwischen dem in die Welt gesandten (42,1 ff.) und dem seine Sendung verfehlenden, sündigen Ebed (42,18ff.; 43,8) 440 im Kontext des „neuen Weges" von 4 2 , 1 0 - 1 3 . 1 4 - 1 7 / 4 3 , 1 4 f . l 6 - 2 1 für das weltweit zerstreute (43,5f.7!), zu mehrende (44,1—4.5) und entsühnte (44,21 f.) Israel 441 . Nur an diesen beiden Stellen ist das Zeitschema mehr oder weniger ausdrücklich (vgl. 42,8bß.l7) mit der Sünden- und Unheilsgeschichte Israels verbunden und entsprechend umgestaltet. Der sachliche Zusammenhang spricht in hohem Maße für die Einheitlichkeit des 439 In diesem Punkt hat die ältere, konservative Forschung u.E. das Richtige getroffen. Vgl. eigens C O N D A M I N , RB NS 7 , 1910, bes. 201-208 (andere 203f.), sowie etwa D E L I T Z S C H 494 und von den Neueren, die den Alten nicht nur hierin folgen, B E U R E N , K O O L E Z. St. und bes. L E E N E , aaO. 206f.210ff. 440 Etwas der Terminologie, vor allem aber der Sache nach unterscheidet sich der Sündenbegriff hier (bes. 42,24) und in 46,8.12; 48,lff. (bes. V. 8) von dem sonst üblichen. Geht es ursprünglich, gleichbedeutend mit der Beendigung des Exils, um die bedingungslose Aufhebung der gebüßten und danach zurückliegenden Verfehlungen/Strafen (so 40,1 f.; 44,21 f. und 43,22ff., hier bes. V. 24f. wie 44,21f.; aber - mit einiger Verzögerung - auch noch 50,lf. im Blick auf den Folgekontext, bes. 51,12ff.l7ff.; 54,4-8), so an den zuerst genannten Stellen (im Kontext) um die Fortdauer der Schuld (Verstocktheit und Götzendienst) seit jeher bis jetzt, anhaltend bis zum Eintreffen definitiven Heils: vom gegenwärtig „blinden und tauben" Knecht 42,24 „Wir" wie „Sie"; 46,8.12 vor der Überbietung von V. 9 - 1 1 in V. 13; 48,8 „von Mutterleib an", d.h. seit der Berufung (vgl. 49,1.5 und dazu 44,1.24; 46,3) über Babel/Kyros hinaus(!) bis zum „Jetzt" des „Neuen" (Zurückhalten des nach wie vor entbrannten Zorns) entsprechend 43,27 (nur hier noch Sün und VITS vb.! Sind 43,26-28 Zusatz vor 44,1 ff. nnsn wie 42,18-25 vor 43,lff. im Sinne von 48,1-11.16.17-19 und gemäß der Abfolge Jes l,10ff.l8ff.?). Entsprechend dem Maßstab der Vergehen (42,21.24) wird auch das „Neue", obschon nur „um Jhwhs willen" (48,9.11), in 48,17f. wieder mit denselben Bedingungen verknüpft. So schon ELLIGER, aaO. 121.197. 441 Näheres zur Anlage von 40—44 gemäß 42,8f. und anderen Textzufügungen derselben Redaktionsschicht s. u. B VI und C III 2.

1. Der Nahkontext in Jes 48

117

Texts. Sie wird durch die wohldisponierte Anlage bestätigt, die sich bei genauem Zusehen zeigt 442 . Gleichwohl ist der Text nicht ursprünglich im Buch verankert, sondern insgesamt nachträglich zwischen Jes 47und 48,12—15.16ff. eingeschrieben 443 , woher die Aussagen ihre konkrete Bedeutung beziehen. c) Zu Jes 48,17—19 und dem Übergang in 48,16 Daß auch 48,17—19 insgesamt Zusatz sind und mit 48,1—11 in der vorliegenden Gestalt zusammengehören, hat im Anschluß an Ältere K. Elliger 444 nachgewiesen. Sprachliche Entlehnungen oder Anklänge an - teilweise ebenfalls jüngere - Texte in Dtjes, Berührungen mit Ps 81 (bes. V. 14) sowie die Nähe zu mancher - ihrerseits redaktionell abhängigen - Formulierung in Tritojes zeichnen diesen Textabschnitt aus und haben ihren Sinn vor allem in der Spiritualisierung des „Weg"-Motivs. Für das angeredete „Du" Israels besteht der „Weg" (nach 42,16) danach im Halten der Gebote Jhwhs ( m s wie 48,5b, vgl. 45,IIb.12b; W i n wie 47,12). Darin soll sich offenbar die Läuterung von den Sünden gemäß 48,10 erfüllen, daraus erwächst das Heil (V. 18b) 445 , die Mehrung des Volkes durch Nachkommenschaft (V. 19 a) 446 als Ausfluß der Zurückhaltung des göttlichen Zorns (mit V. 19b vgl. V. l a a . 9 ) , und damit sind die Voraussetzungen gegeben für 48,20f., den „Auszug aus Babel". Gelesen im Horizont von 48,1 — 11, geht es um nichts weniger als um die „Erschaffung" (KID ni.) des „neuen"

442 In dem für die Relation der Zeiten relevanten Mittelstück 48,3-8 entspricht der Aussagefolge für das „Frühere" das Aussagepaar für das „Neue": vgl. für ersteres V. 3ab ("TU,370ti> hi. - riBW, S1D), ausgeführt in V. 4.5aa (zur Konstr. vgl. Dtn 7,7; einige verbinden V. 4 mit V. 3) / V. 5aßb ('D W T » - T1K1 / 5?a© hi. - l a s n 13 + n m , ms), mit Abschluß in V. 6a (3723® TU hi. des Volkes) im Gegenüber zu V. 3.5a und spiegelbildlich zu V. 4f. (oder V. 3f./5ab); das „Neue" in V. 6b-7a.7b entsprechend V. 5aßb (Söti> hi., für das Tun hier m a ni. - ST tö - -lösn 13 + 577') und in V. 8ab entsprechend V. 4.5aa bzw. V. 3f. (SSW iö, »T üb TOT '3). Der Abschnitt 48,9-11 (beachte die Inklusion 'ö® isaty'n'mn V. 9 und 'JSraV'Tiaa V. 11, dazu 42,8! nach 42,10.12) schließt die Ankündigung des „Neuen" V. 6 - 8 ab und schlägt zugleich einen Bogen zur Anrede 48,1-2 (Jhwh-Name). Gemäß der Anrede ist das Volk, das sich Israel nennt (48,laa 1 .aa 2 ß/ba), noch nicht wirklich Israel (48,lbß.2). Vgl. zum ersten 43,7 (von der Diaspora); 44,5 (im Kontext 44,1—5 und mit 48,17—19) sowie 46,3 (dazu „ganz Israel" in 45,19.25), zum zweiten 46,12f. mit Verweis auf 52,1 und beides gegen les 47 (vgl. hier 48,2/47,4 wie noch 51,15; 54,5; Namensgebung 47,1—5); zum Verständnis L E E N E , Juda en de Heilige Stad in Jesaja 48,1-2. Damit korrespondiert die bleibende Sündhaftigkeit im Bereich des „Früheren" bis zum „Jetzt", und eben darum vollzieht sich die Wende zum „Neuen" gemäß 48,9-11 im Zurückhalten des anhaltenden Zorns (V. 9) als Läuterung (V. 10) von den Schlacken der Sünde (bes. V.4) und des „Elends" (vgl. na» in 41,17; 49,13 sowie fem. 51,21; 54,11). 443 So auch FOHRER z. St.; vgl. jetzt HERMISSON, Einheit 296.310. 444 Verhältnis 116ff.256f.; vgl. noch SCHMITT, aaO. 49.53.55f.; HERMISSON, aaO. 295; für V. 18f. auch WESTERMANN, Juda und die „Bezeugung" gegen Israel, bes. 143ff. Wenig wahrscheinlich scheint mir die Verbindung von V. 16a mit V. 20f. (ELLIGER, aaO. 214) bzw. von V. 16b. 17und V. 20f. (MERENDINO, VT.S 31,1981, 524ff.529ff.). 445 Zum Vergleich s. 50,2b (+ 51,17) im Kontext 50,lf. sowie i n : in 41,18; 42,15; 43,19f. (immer vom „Weg"); •11?UVnp>"7Xin54,13f. (für „Kinder" und „Jünger" = Knechte Jhwhs nach V. 17b), vgl. auch 60,17; Ps 72,3. 446 Zu 57-lT/D,SSSS vgl. 44,3!, ferner 41,8 sowie - ebenfalls im Zusatz - 43,5; 45,19.25.

118

B V. Jes

48,12-15

Israel nach 4 4 , l - 4 . 5 4 4 7 und der Väterverheißung Gen 22,17; 32,13 (vgl. l K ö n 4,20, ferner Jes 10,22; Jer 33,22) sowie bes. Hos 2,1 (von den „Söhnen" Gottes) 4 4 8 . Die eigenwillige, zweifellos sekundäre Interpretation des deuterojesajanischen Weges4 4 9 teilt 4 8 , 1 7 - 1 9 noch mit 4 2 , 1 8 - 2 5 (bes. V . 2 4 nach V. 16; Weg der Tora nach 42,4) 4 5 0 . Hier ist Israel mit dem Ebed aus 42,lff. identisch. Ebenso hat gemäß 48,16b auch 48,17ff. etwas mit dem Ebed zu tun. Auf ihn weisen die „Sendung" (rf7tt> pi.) mit Gottes Geist wieder nach 42,19f. und 42,1b (vgl. 61,1; 59,21) und die Gottesbezeichnung (wie 50,4ff., sonst 40,10; 52,4). Einiges spricht dafür, daß es sich nicht - wie zumeist angenommen 451 - um den „Propheten", sondern auch hier um Israel als Ebed handelt, der in 48,16b mit seinem „Ich" das Wort ergreift: einmal der Rückbezug auf 42,18ff.; zum zweiten die Verbindung zum „Du" Israels in 48,8a (über 42,20b.23.25bß und 50,4f.; vgl. auch V . 8 b ß mit 49,1.5) und in 4 8 , 1 7 - 1 9 (über 4 4 , 1 - 5 „Geist" und Mehrung!); und schließlich die Identität mit dem „Ich" in 49,1—6, das seinerseits gerade durch den vorgezogenen Redeeinsatz in 48,16b mit 48,17ff. zusammengedacht und also wohl mit dem vorhergehenden „Ihr" in 48,20 identifiziert werden soll, in 49,7.8ff. wie in 49,3 b eindeutig mit Israel identifiziert ist 4 5 2 . Damit aber kann die Fortsetzung in 48,17ff. schlechterdings nicht als Rede des Knechts von V. 16 b an Israel als Dritten aufgefaßt werden 453 . Vielmehr scheint sie vom Bearbeiter wie 48,1 —11.12—15454 und in Anlehnung an die Konstruktion von 49,3.5f. (vgl. auch die Anbindung von 49,7f.) als vom Ebed „zitiertes", aber an ihn selbst gerichtetes „Propheten"- bzw. Jhwh-Wort gedacht und formuliert. 447 Auch hier ist das sonst mit dem Heimkehrweg verbundene Motiv der Bewässerung im übertragenen Sinn gebraucht (V. 3f.). Doch das Bild ist viel direkter (Wasser/Segen, vgl. ELLIGER z.St.; vom Geist ähnlich 32,15ff.), womit die Mehrung der wunderbaren Wegbereitung gleichgestellt ist, und es fehlt das Gesetz. Natürlich wurden zum Zeitpunkt der Einschreibung von 48,16b.17-19 auch 4 4 , 1 - 4 entsprechend gelesen (vgl. dazu Ez 36,26f.; 37,5.9; 39,29 im Kontext), wovon der Zusatz V. 5 zeugt. Er geht danach nicht auf Proselyten (so die meisten; ausdrücklich erst 56,5 nach 55,13), sondern auf das durch den Geist begabte, der gegenwärtigen Defizite enthobene „neue" Israel, vgl. dazu 43,7 sowie 48,1 f. (45,19.25; 46,3), den gefährdeten „Namen" in 48,19b und - als späteren Reflex - die vielen Namengebungen in Jes 56ff. So auch noch ELLIGER, Verhältnis 239 Anm. 1 (andere BK 391 f.) und zuletzt bes.

LEENE, D e vroegere 156 f. 448 Vgl. dazu oben S. U l f . , bes. die Belege Anm. 427; zur Namengebung in 44,5; 43,7; 48,lf. noch 62,2. Wie eine bewußte Gegenstimme mutet Koh 1,9—11 an. 449 S. o. S. 103ff. und Anm. 241. 450 Vgl. dazu auch LEENE, aaO. 216f. 451

V g l . z . B . KNOBEL 4 0 1 f . u n d v o n d e n N e u e r e n b e s . ELLIGER, V e r h ä l t n i s 2 1 5 ; MERENDI-

NO, VT.S 31, 1981, 524.529ff., bes. 531 f. Als Alternativen werden Kyros (dazu unten Anm. 484) und „Israel" diskutiert (vgl. KOOLE 445f.), wobei sich vor allem für letzteren das Problem der Fortsetzung in 48,17ff. stellt, ähnlich der Frage der Infinitive in 49,5f.; 49,8f./ 42,6f. 452 So auch noch 59,21 (vgl. E. KUTSCH in THAT I 348f.)? Oder ist hier doch eher der in 58,1 angeredete „Prophet" gemeint? S.u. S. 146f. 453 So aber LEENE, aaO. 209f.215f. mit der Verlegenheitslösung des dramatisch-fiktiven Israel im Ebed. 454 Vgl. 2. sg. in 48,17—19 wie weithin in 48,3—11.12 von dem im direkten Gegenüber anwesenden Ebed; 2. pl. (von den angesprochenen Israeliten) in 48,1.6aß wie 48,14aa.20; objektivierend vom Gottesvolk 3. pers. in der Anrede 48,lf. sowie in 48,19 (sf.), von den Heimkehrern V. 21 (3. pl.).

1. Der Nahkontext

in Jes 48

119

Mit 48,16b beginnt somit, vorgezogen aus 49,1 ff., eine Rede des Ebed Israel, der im Zeichen des „Neuen" gemäß 48,6bff. nun selbst von seiner „Sendung" durch Jhwh spricht. Aufgrund der Einfügung von 48,17—19 geht sie jetzt in zwei Richtungen: weg von der Sünde auf den Weg der Gebote (48,17-19 gegen 42,24b, vgl. hi. V.23b) und heraus aus Babel zur Verkündigung der eigenen Befreiung in der Welt (713 hi. 48,20, motiviert durch 48,6aß; vgl. 42,23 und dazu 48,18; 49,1) auf den Weg der Heimkehr (48,20f.). Dieselben Aspekte dürfte der Bearbeiter - in seiner Perspektive auch in 49,5f. (ebenso in 42,1—7 gemäß 42,18ff.) gefunden haben, wobei er die Proklamation dessen vor den Völkern im Rahmen von 49,1—6 wohl als Ausführung der „Sendung" entsprechend 48,16bff. (42,lff.), bes. 48,20.6aß, gelesen hat. Wie das Verhältnis von Israel und „Welt" des näheren verstanden wurde, ergibt sich u.E. aus 49,7.8-13, dem Gegenüber von Ebed Israel im Land, „aus Babel" zu Jhwh zurückgekehrt auf dem „Weg" der Gebote, und der weltweiten Diaspora auf dem „Weg" der Heimkehr 455 . d) Schichtenverteilung

in Jes 48

Sowohl 48,12-15 als auch 48,20f. werden in 48,1-11.17-19 vorausgesetzt und in eine neue Gesamtanlage des näheren und ferneren Buchkontexts integriert. Die die neue Struktur prägenden Zufügungen verfolgen in allen Bestandteilen dasselbe Ziel, erweisen sich nicht zuletzt darin als literarisch integer und gehören derselben Schicht an. Für den Folgekontext wichtige, weitere Beziehungen bestehen zu 42,8f. (Zeitenfrage) und, besonders über 48,16, zu 42,18ff./42,lff. und 49,7.8ff./49,lff. (Ebed Israel); im engeren zu den israelzentrierten redaktionellen Akzenten in Jes 45f., das sind: 45,8.9f. llb.19.24f. und vor allem 46,1—4.8.12f., immer im Kontext gelesen456. Allen Zufügungen in Jes 45 f. ist die Tendenz zur Überbietung des Kyros/Babel-Heilsgeschehens auf etwas anderes, Neues hin eigen. Dazu ist Jes 48,1 — 11 mit dem entsprechenden Übergang in 48,16 der Programmtext. Er steht mit Bedacht hinter Jes 47 als dem Höhepunkt des „Früheren" und nimmt in 48,3—6a die Inklusion 46,lf./47 (Untergang Babels)457 in sich auf. Die Vorblicke auf nachfolgendes Heil in 46,3f.l2f. (vgl. hierzu die Anrede 48,lf., vorher 45,19.25 und 43,7; 44,5) sind in die Ankündigung des „Neuen" 48,6bff. eingegangen. Der Text steht aber auch mit Bedacht vor 48,12-15.16a/16b.l7ff. (49ff.). Damit nimmt in der Ausführung des Programms 48,1 — 11 am Übergang zum „Neuen" in 48,16 speziell das Kyrosgeschehen die Stelle des „Früheren" ein, die es für den Bearbeiter auch mit 46,(5)9—11 zwischen 46,1—4 und 46,12f./47 sowie mit 44,24-45,7.8 (V.8: Segensschöpfung) vor 45,9-17 ( V . 9 f . l l b „Söhne" = Diaspora); 45,18—25 (V. 19.24f.: Nachkommenschaft ganz Israels) und am Anfang des ganzen Komplexes Jes 45—47.48ff. innehat. 455

Dazu unten B VI 2b. Zur Ausscheidung s. o. an entsprechender Stelle. Auf Beziehungen zwischen Jes 48 und 46 hat auf seine Weise auch WESTERMANN, Sprache 68ff. hingewiesen; vgl. schon DELITZSCH 492. 457 Vgl. hierzu und zum Folgenden oben S. 58. 456

120

B V. Jes

48,12-15

Ausdrücklich sei schließlich auch für 48,1 — 11.16.17—19 wieder 458 auf gewisse sprachliche und sachliche Beziehungen über die Grenzen von Jes 40—55 hinaus hingewiesen, nicht nur zu Teilen im Bereich von Jes 56ff., woraus K. Elliger459 auf tritojesajanische Verfasserschaft geschlossen hat, sondern ebenso zu solchen im Bereich Protojesaja und hier besonders wieder Jes 29 f. 460 . Damit stellt sich die Frage nach dem literarischen Horizont der Ebed-Israel-zentrierten Ergänzungsschicht in Dtjes, die freilich nicht so einfach, wie Elliger gemeint hat, beantwortet 461 und sinnvollerweise erst nach Abschluß der Analyse mit einem Überblick über das Ganze diskutiert werden kann. Entgegen ihrer sekundären Verwendung im Rahmen der vorliegenden, durch die Zufügungen 48,1 — 11.16.17—19 bestimmten Komposition tragen 48,12—15 und 48,20f. 462 einen eigenen, ursprünglichen Sinn in sich. 48,20f. schließen mit der Befreiung aus Babylon, dem Völkerbezug und dem Heimkehrweg den Bogen der Gerichtsreden-Komposition (Grundschicht Jes 458

S. o. S. 96 Anm. 357 für 45,9f.IIb (und 42,18ff.). Wie Anm. 436.444. 460 Bes. mit 48,16b.17-19 als Gegenstück zu 42,18ff. vgl. 29,9ff. 13f. 17ff. (bes. V. 18. 2 2 - 2 4 , dazu 32,2-4.15ff.; 34,16f./35,lff.5); 30,l(Geist).5f.(V'5nn); 30,8ff. (bes. V. 9.11.15, vgl. 1,19; 28,12; zum Abschnitt selbst 8,16ff.; 2 9 , l l f . ; 34,16f.); 30,18ff. (bes. V. 2 0 - 2 2 mit Segen V. 23ff., dazu 28,9; ferner 55,1 ff.); ferner noch 2,2f. und die Götzenfrage in 2,6ff.; 30,18ff.(!); 31,6f.; zu den Verstockungsaussagen insgesamt natürlich 6,9f. und dazu jüngst CLEMENTS, Patterns 192ff.; RENDTORFF, BEThL 81, 1989, 7 3 - 8 2 , bes. I i i . , sowie C. A. EVANS, TO see and not Perceive. Isaiah 6 . 9 - 1 0 in Early Jewish and Christian Interpretation, JSOTSuppl. 64, Sheffield 1989, bes. 40ff. 461 Gemeinsam ist den Zusätzen in Jes 48 (mit 42,18ff.; 46,8.12) und Jes 5 6 - 6 6 (bes. 5 6 - 5 9 ; 63f.) zweifellos das aktuelle Sündenbewußtsein (s.o. Anm.440), aber es gibt auch Unterschiede. So weist etwa die spiritualisierende Deutung des „Weges" im Blick auf den „blinden und tauben" Knecht (42,18ff.; 43,8; 48,8.16b.17ff.) vor allem nach Jes 5 6 - 5 9 : 56,10f.; 57,lf.l0.14ff.; 58,2.8ff.; 59,8-10; ferner noch 57,1.11 wie 46,8.12; 42,25 nach 47,7; 44,19, positiv 65,17; sowie 59,14 mit 46,12; 48,1. Demgegenüber kehrt das Schema „Alt/Neu" aus 48,1 — 11; 42,8f. nach 43,18f. prägend nur in Jes 63 - 6 6 wieder, und zwar hier für das „neue" Israel der auserlesenen „Knechte" unter „neuem Himmel" und auf „neuer Erde": 63,19b-64,3 und dazu 66,8; 65,16.17ff. und dazu 66,22; im Blick auf 44,1-5/48,16b.l7-19 auch 65,8f. 15.23 nach 49,4; 66,8.12.14.20.22; vom „Weg" hier 63,17; 64,4; 65,2; 66,3; beachte ferner die schon behandelten Bezüge 63,8ff.; 64,7 / 43,5f.; 45,9f.llb sowie 63,9/46,3f. Jes 6 0 - 6 2 tragen außer einigen - freilich bemerkenswerten - sprachlichen Berührungen (vgl. 60,17/48,18; 61,9 / 48,19; 44,3b; 62,2.4 a n n DU>) zu beidem nichts Wesentliches bei. Läßt sich dahinter ein einheitliches Konzept erkennen oder hängt der Befund nicht doch eher mit Schichtungen innerhalb von Jes 56—66 zusammen? Die beobachteten Differenzierungen jedenfalls bestätigen die von STECK (Bereitete Heimkehr; Tritojesaja) für Jes 5 6 - 6 6 vorgeschlagene Schichtung. Dieselbe Frage stellt sich für das Verhältnis der Dtjes-Schicht zu Jes 56ff. insgesamt im Blick auf leichtere bis gravierende Sinnverschiebungen, die sich bei den angeführten Bezügen selbst durchaus feststellen lassen, nicht zuletzt auch in der Deutung des Ebed (s.u. B VI3b). 459

462 48,22 wird gewöhnlich mit Hinweis auf 57,21 als Glosse ausgeschieden. Sie ist 57,(12f.)14-21 entsprechend nach 48,16b.17-21 (npTX - V i n n , Weg, Geist, Weggeleit, m1?!?, Vergleich 57,20/48,18f.) plaziert, ihre Zugehörigkeit zu den Zusätzen in Jes 48 hängt an der Horizontfrage.

2. Textanalyse und redaktioneller

Horizont

121

*40—48) sachlich suffizient und nach Jes 47 sinnvoll plaziert ab. 48,12—15 wiederum haben ihr sachliches Ziel im „Ausgang" des „Früheren", dem Kyros/ Babel-Heilsgeschehen selbst, und fassen unmittelbar vor dem Auszugsbefehl 48,20f. noch einmal die Beziehung Kyros (nach *44,24-46,11, vgl. V. 15) und Babel Jes 47 (nur hier namentlich mit ihm verbunden) zusammen. Doch gehören beide Textabschnitte auch derselben Schicht an, gemeinsam mit den Kyros-Texten in Jes 41; 44,24-26a/45,*l-7 und 45,*20f./46,9-ll? Die Beantwortung dieser Frage hängt vor allem vom Sinn des überaus schwierigen Texts in 48,14 ab und davon, wie man nach wie vor gegebene Bezüge von 48,12—15 zum ursprünglichen Nahkontext, unmittelbar nach Jes 47 und vor 48,20f., und darüber hinaus erklärt.

2. Textanalyse und redaktioneller Horizont

(Ergänzungsschicht)

a) Aufbau und Argumentation Der Abschnitt 48,12—15 ist klar gegliedert. Die Anrede V. 12a (imp. sg.) wird zunächst in V. 12b-13 durch eine Selbstprädikation Jhwhs erweitert, in V. 14a (imp. pl.) 463 wieder aufgenommen und auf den zentralen Redegegenstand, die Weissagungsfrage, zugespitzt. Somit besteht der Abschnitt aus zwei Teilen: V. 12f. und V. 14f., von denen der erste vom Thema her hymnischer Vorspann in der Ich-Rede, der zweite Ausführung dessen am geschichtlichen Beispiel ist (vgl. 44,24ff. vor 45,lff.; 45,lla.l2 vor 45,13; 45,18 vor 45,*20ff./ 46,9ff. sowie 42,5.6f.). Die interne Anlage der beiden Teile bestätigt ihre relative Abgeschlossenheit sowie ihren Zusammenhang. V. 12b—13 sind gegenüber der Anrede V. 12a durch das betonte Sin "'IN abgehoben, das durch 'JX / HX V. 12b und f]X / '3X ¡Oj? V. 13 entfaltet wird, zugleich aber von der Inklusion XTp V. 12aß / V. 13 umgeben ist. V. 14f. sind ganz von der Weissagung des Kyrosgeschehens beherrscht. V. 14b ist entweder zusammen mit V. 15 Ausführung von V. 14 a oder gehört noch zur Frage V. 14 aß mit Antwort in V. 15464; in jedem Fall handelt es sich um die Näherbestimmung des Objekts nVx nx in V. 14a. Das zweifache '3X, gefolgt von ^X, in V. 15 kontrastiert das „sie" im DD3 der Frage V. Maß und weist zurück auf V. 12b.13; Xlp in V. 15a bildet mit V. 12 aß. 13 b eine Inklusion um das Ganze in der Reihe: Israel - Erde/ Himmel - Kyros. Eine eindeutige Gattungszuweisung ist nicht möglich465. Auch unabhängig davon, wohin V. 14b gehört, hat sich gegenüber dem Weissagungsbeweis der 463 Die Varianten (s. BHS) geben sich deutlich als Angleichungen zu erkennen und verdienen darum nicht den Vorzug. Zum Sinn s. im folgenden. 464 Vgl. zur Alternative K O O L E 438f. Noch anders M E R E N D I N O , VT.S 31,1981,516.517. 465 Angaben zur Diskussion s . o . A n m . 4 0 ; vgl. K O O L E 435f. Ein Grund zur Streichung widerständiger Elemente wie V. 12.14a (VERMEYLEN, LeDiv 127, 1987, 210f.212) besteht allerdings nicht.

122

B V. Jes 48,12-15

Völkergerichtsreden, an die Inhalt u n d T o p i k zuerst erinnern 4 6 6 , der A k z e n t in der A r g u m e n t a t i o n v o n der Einzigkeit Jhwhs 4 6 7 auf den G e g e n s t a n d , das Objekt der Weissagung verschoben, deutlich markiert durch das eigens explizierte n^N in V. 14. D e m e n t s p r e c h e n d hebt auch V. 15, der den Z u s a m m e n hang v o n Weissagung und Erfüllung mit V. 12 f. betont auf das „Ich" Jhwhs zurückführt (beides p f . ! ) , in V. 15b mit d e m Wechsel in pf. cons. rf7X hi. der 3. sg. 4 6 8 als Zielaussage v o n V. 15 und Z u s a m m e n f a s s u n g v o n V. 14b (impf.) ganz auf den G a n g der Erfüllung selbst ab 4 6 9 . D a z u fügt sich schließlich, daß ein F o r u m , d e m g e g e n ü b e r der A n s p r u c h Jhwhs auf alleiniges Gottsein b e h a u p t e t oder irgend etwas bestritten w e r d e n m ü ß t e , fehlt. Im Blick sind n e b e n d e m ausdrücklich angeredeten Israel (V. 12 a) g e m ä ß der nächsten B e z u g s g r ö ß e im Text für das DH2 in V. 14aß 4 7 0 offenbar „die H i m m e l " bzw. Erde und H i m m e l in V. 13, die aber, o b aufgrund von V. 1 3 b . l 4 a a selbst bzw. mit ihren B e w o h n e r n (vgl. 45,12) an der „Verhandlung" beteiligt o d e r auch nicht 4 7 1 , als seine Schöpfung Jhwhs A n s p r u c h gerade nicht in Frage stellen, ihn im Gegenteil bestätigen und b e z e u g e n . W e n n ihnen in V. 15 gleichwohl das „Ich" Jhwhs g e g e n ü b e r g e stellt ist, so sicher nicht, um im Weissagungsbeweis vor Israel die S c h ö p f u n g anhand der Kyros-Weissagung ihres G e s c h a f f e n s e i n s durch den e i n e n G o t t 466

S. dazu oben S. 64ff. mit Anm. 229.231 und die Anm. 9 1 - 9 3 genannte Lit. Sie ist in 48,12b wie in 44,6 (beides nach 41,4) in der Anrede Israels als Grund des Heils (vgl. 44,8aa; auch 43,11 — 13) vorausgesetzt, wird aber im Unterschied zu 44,7f. und 43,9ff. im Folgenden nicht mehr als solche thematisiert. In den beiden Gerichtsreden in Jes 43f. fehlt hingegen Kyros als Heilsziel und ist die Verschränkung von Weissagungsbeweis (Einzigkeit) und Heilszusage kontextgerecht eingebunden in die Gesamtanlage der Gerichtsreden-Komposition (mit Kyros in 41,1-5.21-29 und 45,*20f./46,9-ll im Anfangs- und Schlußteil), s. o. S. 64ff.66ff., bes. 71 mit Anm. 251. Genau das aber scheint hier fraglich. 468 Subjekt ist entweder Kyros selbst (trans.) oder der Weg (intrans.). Eine Änderung (nach G, s. BHS) ist unnötig. Vgl. dazu KOOLE 442. 469 Ähnlich konstruiert ist 41,25 (pf. 1. sg. / impf. cons. 3 sg. nnx + „Berufung" V. 25aß text. em. mit Zielaussage in V. 25b, dazu oben Anm. 119), doch ist das Kyrosgeschehen auch hier wie noch in 41,2f.; 46,10f. Argument, nicht Ziel der Argumentation; ebenso das dem in 48,14 vergleichbare nxt in 43,9; 45,21. Anders (ebenfalls mit Wechsel in impf, und 3. pers.) aber 44,28 und 45,13. 470 Für die Völker oder ihre Götter (MELUGIN, Formation 60 Anm. 67; 137) fehlt der Bezugspunkt im Unterschied zu 41,1; 43,9; 45,20 bzw. 41,23; die 48,11b implizierten Götzen (KOOLE 438) sind daselbst bereits abgewiesen und im übrigen literarisch jünger, ersteres gilt auch für die babylonischen Weisen in 47,12f. (nach 44,25). Vgl. demgegenüber bereits LEENE, De vroegere 212. 471 V. 14aa könnte auch sie meinen - als „Verhandlungspartner" ( f a p ni. wie 43,9; 45,20) oder Zeugen (sau? wie 43,9b) - , wäre V. 13b jussivisch zu verstehen (mit 172V in 47,12.13; 44,11; 50,8). Näher liegt für V. 13b jedoch der Bezug zur Schöpfung, sei es der Akt der Schöpfung (mit Ps 33,9; 119,90) oder sei es - in Ausführung von V. 12a - ihr täglicher Dienst (mit Jes 40,26 X~lp; vgl. auch ms pi. 45,12). Auch danach, bes. bei der zweiten Möglichkeit, ist der Aspekt der Zeugenschaft - für Jhwh! - durchaus mit enthalten (vgl. "78 iClp in Ps 50,4), bedingt aber nicht notwendig die Präsenz in V. 14a, wo darum am wahrscheinlichsten wieder nur Israel angeredet ist. Die Alternative und ihre Vertreter bei KOOLE 437 f.; zum Adressatenkreis auch LEENE, aaO. 467

2. Textanalyse und redaktioneller

Horizont

123

gemäß V. 12f. zu überführen, sondern um Israel dessen zu vergewissern, daß es - anders als die babylonischen Weisen (nicht Himmel und Erde als solche!) in 47,12.13 - den Schöpfer selbst auf seiner Seite hat, der sich ihm in der Schöpfung kundtut (so mit 40,21 f.26 und wohl auch Ps 19A472) und auch zu Ende zu bringen vermag, was er in Verlängerung und Entsprechung zu Israelberufung und Weltschöpfung (-erhaltung, Slp) angefangen hat. Wie sonst nur noch im Zusammenhang 44,24—45,7473, besonders akzentuiert in 44,28, und in 45,12f. geht es also, darin eher dem Diskussionswort vergleichbar, eigens um die Zusage des erfolgreichen Ausgangs der Kyrostat als der Heilserfüllung für Israel. Was aber kann oder muß an dieser Stelle und zum letzten Mal im Dtjes-Buch noch zugesprochen werden, was von Kyros nicht schon längst gesagt wäre und in 46,10f. wie in 41,lf.25 vom Kontext auch immer als selbstverständlich vorausgesetzt ist? b) Der Text in Jes 48,14b

Gewöhnlich wird 48,14b auf die Einnahme und Zerschlagung Babylons und der Chaldäer durch Kyros gedeutet. Doch der Text ist schwierig und nicht so eindeutig, wie es scheint. Die geringsten Probleme bereitet das anfängliche "PHN nin\ Mit M als asyndetischer, selbständiger Relativsatz („Derjenige, den Jhwh liebt, der ...") oder mit einer leichten Änderung der Vokalisation in innk („Jhwhs Freund", vgl. Q a und G) als casus pendens gelesen, bezeichnet der Ausdruck insgesamt das Subjekt des folgenden Verbalsatzes und paßt trotz der 3. pers. Jhwhs - im Zitat des "H3 hi. aus V. Maß bzw. als Name in Satzform - durchaus in die IchRede Jhwhs474. Das Suffix und mit ihm der ganze Ausdruck beziehen sich auf einen vorher nicht genannten Dritten; nach allgemeinem Dafürhalten ist Kyros gemeint475. Schwieriger wird es mit den beiden Suffixen der 3. sg. in IXDn und 13HT. Sie 472

Vgl. KOCH, ZAW84, 1972, 352-356, dort 354f., der diesen Bezug freilich nicht nennt, vielleicht nicht ganz ohne Grund. Denn anders als die älteren Aussagen, die - bes. in 4 1 , 1 - 5 . 2 1 - 2 9 , redaktionell verbunden mit 40,12ff.21ff., sowie in 44,24/45,6f. - in dem (primär auf das Heil Israels und gegen Völker ausgerichteten) Zusammenhang von Schöpfung und Kyros auf der Zeitebene zugleich einen Verkündigungszusammenhang sehen, was auf ein entsprechendes Verständnis von Ps 19A zurückgehen könnte (so Koch), stellt 48,12—15 wie 45,12f. (mit 45,18ff.; 42,5ff. den Völkern zugute) zwar ein sachliches Entsprechungsverhältnis her, verweist aber für die Verkündigung und Ausführung speziell des Kyrosgeschehens auf Jhwh, den Schöpfer selbst. Hat dies etwas mit der Besonderheit der hier gemachten Aussage zu tun, die die Himmel bis dahin eben noch nicht verkündet haben? 473

Der aber auch - vor den Ohren Israels und ursprünglich (noch ohne 44,26b—28 und Zus. in 45,1—7) in der Hauptsache - auf die universale Jhwh-Erkenntnis aufgrund der Rettung Israels durch Kyros zielt (45,4.6f.). 474 Vgl. zur Diskussion SCHOORS, VT.S 24, 1973, 279f.; KOOLE 439. Direkt an das acc.Objekt in 48,Maß angeschlossen bei KNOBEL 401. 475

V g l . KOOLE 4 3 9 f .

124

BV.Jes

48,12-15

können sich entweder auf das Subjekt des vorstehenden Verbs und Objekt in 13ns mn' oder auf die 3. pers. Jhwhs im nämlichen Ausdruck zurückbeziehen. Eine Angleichung an den Kontext der Ich-Rede Jhwhs, die den Bezug eindeutig machte 476 , hat die Variante Q a (sf. 1. sg. in V. 14baß, aber mit Jhwh in 3. pers. hier und in V. 14by!) nur scheinbar für sich und jedenfalls die textkritische Regel gegen sich. Die Frage klärt sich jedoch, rechnet man auch bei diesem Text nicht mit einer selbständigen Einheit, sondern mit literarischen Querverweisen und Aufnahmen im Buch. Dann ist nach 44,28aß und 46,10bß zumindest für 48,14bß entschieden, daß nur Jhwh das Bezugswort von IXDn sein kann: „Der, den Jhwh liebhat (Jhwhs Freund), tut seinen (Jhwhs) Willen". Dasselbe wird man im Blick auf den „Arm" in 40,10f.; 51,5.9; 52,10 und 53,1 (anders 44,12!) wohl auch für V. 14by annehmen dürfen, doch ist der Sachverhalt hier noch um einiges komplizierter. Will man nicht vorschnell in Anlehnung an den seinerseits stark abweichenden Text von G (und S) ändern (s. BHS), gibt es im wesentlichen zwei Möglichkeiten, M aufzufassen: Entweder ist das strittige lsnn Subjekt, parallel zu V. 14aa und mit nachwirkendem "iXDn H W als Prädikat und Objekt 477 . Hinter Kyros stünde, wenn nicht mit ihm identisch, Jhwhs Arm als Vollzugsorgan seines Willens; mit Unterscheidung der Suffixe ließe sich sogar entsprechend V. 14ba des Kyros „Arm" bzw. (mit Änderung der Vokalisation) „seine Nachkommenschaft" (achaimenidische Dynastie) in V. 14by als Subjekt der Willensvollstreckung sehen. Gegen ein solches Verwirrspiel in den Suffixen und gegen den Subjektwechsel spricht allerdings der Fluß der Konstruktion mit Fortsetzung von "?333 im D'lBD... 1 und mit entsprechender Parallele der Possesivsuffixe in V. 14 bßy gegenüber dem Objektsuffix in V. 14ba. Näher liegt u. E. darum die zweite Möglichkeit, wonach WITT parallel zu "IXSn Objekt des gemeinsamen Verbs ntPSP mit Kyros als Subjekt ist478. Die Ausdrucksweise ist so oder so fast bis zur Unverständlichkeit verkürzt, und inhaltlich würde sich nicht allzuviel ändern. „Wille" und „Arm" Jhwhs sind gleichermaßen in Kyros präsent und erfahren durch ihn ihre geschichtliche Verwirklichung. Was man unter dem „Willen" Jhwhs und der Zielsetzung seines „Arms" genauer zu verstehen hat, ist in dem Text selbst nicht deutlich gesagt. Wenn hierfür normalerweise auf die Näherbestimmung •'HtiO... 1 "7333 im feindlichen Sinne („an, gegen") rekurriert wird, so ist wiederum eine Bedeutung für sicher gehalten, die nicht sicher ist. f s n HTO steht in Dtjes (vgl. auch l K ö n 476

So vielfach seit DUHM Z. St., aufgrund von Q a SCHOORS, aaO. 280.

477

So schon DELITZSCH Z. St.; neuerdings wieder MERENDINO, V T . S 3 1 , 1 9 8 1 , 5 1 7 f . ; KOOLE

441. Möglich, aber am wenigsten wahrscheinlich ist Nominalsatz „und sein (des Kyros bzw. Jhwhs) Arm sind die Chaldäer" (zu verstehen allenfalls im Sinne des Kyros-Zylinders von der innerbabylonischen Parteiung gegen Nabonid und seine Religionspolitik), vgl. dazu DILLMANN 4 2 6 f . 478 So DILLMANN aaO., andere bei KOOLE 440f. Zwischenlösungen wie die bei Koole referierten sind noch unsicherer, fallen ebenfalls aus der Parallele oder setzen ein bestimmtes inhaltliches Verständnis schon voraus.

2. Textanalyse und redaktioneller

Horizont

125

5,22f.; Jes 58,13) immer absolut und kann daher nicht ohne weiteres in der Konstruktion HttW oder psn + 3 in Relation zu einem Objekt gesetzt werden. ^33 + 3 ist selten479 und durchweg in lokalem Sinn belegt; vor CPTttO fehlt die Präposition ganz, wie auch das dem geläufigeren parallele D17UOH in 48,20 480 singulär ist . Für das direkte Objekt-Verhältnis möchte man eher wie sonst "?J7, "7N, oder den bloßen Akkusativ erwarten, der zwar in 48,14by gegeben sein könnte, hier aber eben von seiner Parallele in V. 14bß her zu verstehen ist und im übrigen für D'HiO als Opfer nicht sehr häufig vorkommt 481 . Wo hingegen lokales 3 (wie in Jer 50,25; 51,4) oder aber der Akkusativ (wie in Jes 43,14, s. die voraufgehende Anm.) mit dem Ort zugleich das Objekt eines Vernichtungshandelns bezeichnet, geht dies - im Unterschied zu unserer Stelle - aus dem Zusammenhang klar hervor. Kurzum: Angesichts des alttestamentlichen Sprachgebrauchs stellt sich die Frage, ob 48,14b als einziges eine Ausnahme macht, oder ob ^333 und mithin das von derselben Präposition regierte •"'"rttO („unter den Chaldäern" bzw. mit 48,20 „in Chaldäa") auch hier die Lokalität des Geschehens angeben, nicht mehr und nicht weniger. Über die inhaltliche Ausrichtung des Geschehens, das Ziel von „Wille" und „Arm" Jhwhs, läßt sich dem nichts entnehmen; sie muß auf anderem Wege, nämlich wiederum über die Kontextbezüge, erhoben werden. Der fragliche Text wäre danach so aufzufassen: „Den Jhwh liebhat (Jhwhs Freund), der wird seinen (Jhwhs) Willen ausführen in Babel und seinen (Jhwhs) Arm in Chaldäa".

c) Verankerung und Position im Buch

Wie schon aus der formalen Anlage, der Argumentation und insbesondere dem Textbestand in 48,14b zu ersehen war, handelt es sich in 48,12—15 um ein außerordentlich komplexes, in manchem nicht aus sich selbst heraus, sondern erst im Vergleich mit parallelen Texten und Einzelformulierungen im Buch verständliches und offenbar literarisches Gebilde, das man sich nur schwer als ursprünglich selbständige Worteinheit vorstellen kann. Wie anders erklärte sich die merkwürdige Mischung von Zuspruch an Israel und „Gerichtsverfahren", in dem die besondere Rolle der Kyrosberufung mit Verweis auf Himmel und Erde eigens festgestellt wird, ohne damit eine direkte Heilsankündigung 479 2 K ö n 25,28 = Jer 52,32; Jer 29,22; 51,44; Esr 5,17; 6,1; 2Chr 36,7; ferner Jes 43,14 Q mit lf7B> pi., wobei nach C. BROCKELMANN, Hebräische Syntax 1956, 96.98f. (106 a.h) die Präposition sowohl lokale als auch adversative Bedeutung haben kann. 480 Vgl. aber noch Jer 50,25; 51,4; Ez 1,3 ("3 p i a ) sowie Jer 50,8; 51,54 ("3 p N a ) ; ferner Gen 11,28.31; 15,7; Neh 9,7. 481 Vgl. Jer 37,10 sowie 2 K ö n 25,25; Jer 21,4; ferner natürlich Jes 43,14, sofern D'HiO entsprechend Q^a • , n , "l3 personal aufzufassen und noch von 7~P hi. abhängig ist, und nicht entsprechend ^ 3 3 bzw. "7333 in Q a - acc. der Richtung von der Landschaft ( H A L nach TORREY 45F.339) oder gar Neueinsatz (MERENDINO, VT.S 31, 1981, 330f.); zum Text s. die Hinweise oben Anm. 153.

126

BV.Jes

48,12-15

wie in 45,12f.; 44,24ff./45,lff. (indirekt im Einzigkeitserweis in 41,2f.25 und 46,11) zu verbinden? Was tut Jhwhs Freund in Babylon, worauf zielen Jhwhs „Wille" und „Arm" sowie der „Weg" des Kyros, und worin besteht das Heil, das sich in allem für Israel als dem Adressaten der Rede erfüllen soll? Und schließlich: Warum steht der Text da, wo wir ihn nach Abzug der jüngeren Zusätze finden, unmittelbar hinter Jes 47 und vor 48,20f? Antwort auf diese Fragen gibt der Textabschnitt nicht selbst; sie ist vielmehr vom voraufgehenden und folgenden Kontext im Buch zu erwarten, der nicht nur Hilfen zum formalen und sprachlichen Verständnis gibt, sondern aus dem in der Tat das Sprachmaterial geschöpft und auf den damit z.T. gezielt verwiesen wird. Die Bezüge, um die es im folgenden geht, zeigen, daß man es mit einem Redaktionsstück zu tun hat; auf welcher literarischen Ebene es anzusiedeln ist, entscheidet sich an Art und Tendenz der Aufnahmen und Verweise. Auf die Abhängigkeit und das besondere Profil der Formulierungen in 48,13 sind wir bereits in anderem Zusammenhang gestoßen 482 . Dabei hat sich ergeben, daß diese Schöpfungsaussage mit 45,12 (sowie 42,5; 45,18) auf einer Ebene liegt, wie dort das Kyrosgeschehen ausdrücklich in der Weltschöpfung verankert (vgl. das verbindende N~ip) und damit, die Aussagefolge im Buch mit strukturierend, vor allem Jes 40f. (und 44,24ff.) wieder aufnimmt. Dazu fügen sich die oben besprochenen Anklänge an die Gerichtsrede in 48,12b.14a, die aus 44,6b sowie 43,9; 45,20 ( p p ni. + UJ hi.) stammen, zusammen mit der Kyrosthematik und mit Erde und Himmel als Subjekt der 'öFrage V. Maß zugleich aber auf 40,21f. ( U l ho.) und 41,4.8f. („Erster/Letzter", K")p, 3HS) weisen. Die geradlinige Sukzession der „Berufungen" von Israel - Erde/Himmel - Kyros in 48,12—15 orientiert sich an der Kette der „Berufungen" von Schöpfung (40,21f.26), Geschlechtern (41,4), Israel / Nachkomme Abrahams 'nnx (41,8f. mit „Hand/Rechter" Jhwhs in 41,10.20; vgl. auch 3HK in 43,4) und Kyros-Erweckung (41,2f.25; vgl. i n p in 42,6; 45,3b.4b; 46,11a) in Jes 40f. Doch was hier und in *44,24-45,7 im Blick auf die Völker/BabelZerstörung des Kyros, eingebunden im Zeitschema des „Früheren" und „Kommenden" etc. und auf die Einzigkeit Jhwhs fixiert, noch redaktionell zusammengesetzt ist, wird in 48,12-15 wie in 45,12f. (mit 45,18.22f. in 45,*20f./ 46,9ff.) von vornherein und unmittelbar aufeinander bezogen. In 45,12 geschieht dies, wie wir gesehen haben, anders als an den Stellen zuvor im Blick auf des Kyros weltweite, völkerumgreifende Mission sowie sein Wirken an Jhwhs Stadt und Galut. Und in 48,12-15? Der nächste Bezugspunkt für die einschlägigen Formulierungen in 48,14b.15 ist 46,10f., wo es ganz eindeutig um die bevorstehende Einnahme Babylons (Jes 47) durch den „Stoßvogel aus dem Osten" geht. Doch was dort als Tun Jhwhs (mit Kyros und an Babylon) vorausgesagt ist (niP57 / KID hi. 1. sg. impf. + sf. 3. sg. fem. bezogen auf den noch nicht erfüllten Ausgang V. 10a), erscheint 482

S.o. S. 108ff., bes. 110.112f.

2. Textanalyse und redaktioneller

Horizont

127

in 48,15, bezogen auf Kyros selbst (Klp, XI3 hi. 1. sg. pf. wie 137 pi. hier und 46,11b), als vorher erfüllte Voraussetzung für das Tun des Kyros „in Babel" gemäß 48,14b (WS? 3. sg. impf.) und 48,15b (pf. cons. 3. sg. von Kyros oder „seinem Weg"). Letzteres kann somit nicht einfach mit dem in 46,10f. angekündigten Geschehen identisch sein, sondern weist auch sprachlich darüber hinaus zurück auf 44,28aß und 45,13aß, wo Jhwhs von Kyros vollführter „Wille" und des Kyros „Wege" auf die Errichtung der Tempelstadt und die Entlassung der Gola gerichtet sind. Rechnet man diese Bezüge mit ein, so ist in 48,14f. gesagt, daß Kyros, nachdem er Babylon eingenommen und damit erledigt hat, wozu er gemäß 45,1—3a und 46,10f. (des weiteren 41,2f.25) dorthin geschickt ist (vgl. n"?33 in 43, J4), nun von dort aus (D'TtZO... 1 *?333) das Weitere in Gang setzt, was gemäß 44,28 (Baubefehl!) und 45,13 (sowie 43,19ff. nach 43,14f.), ferner 45,3bff.; 45,22f. (Völkerbezug) von ihm erwartet wird. Dieses Verständnis bewährt sich auch im Blick auf den „Arm" Jhwhs in 48,14by. Wo immer er im Buch erscheint, erfüllt er eine Funktion für Jerusalem und die dort erwarteten Heimkehrer mit Ausstrahlung in die ganze Völkerwelt. Herausragend ist die Klammer 51,4f.9f./52,10, an die sich - entsprechend 48,20f. nach 48,14! - der Heimkehraufruf in 52,llf. anschließt. Wie es scheint, ist in 52,11 f. dabei an den Ägypten-Arm gedacht, der mit 52,12a und 45,13 pi.) 483 unter anderen Vorzeichen gesehen werden kann, mit positivem Völkerbezug nach 51,*4f.; 52,10 (vgl. - vom Ebed Zion - 52,13/53,1, sowie 40,10f. „Hirte"!) und einer schöpfungsmäßigen Ordnungsqualität hinsichtlich der Restitution Jerusalems (51,17ff.; 52,1 f.7ff.) nach 51,*9f. Ist Kyros in 48,14b demzufolge im Vorblick auf 48,20f.; 49ff. die Verlängerung des Schöpfungs- und Ägypten-Arms (vgl. Jer 27,5f. sowie 32,17.21!) zur Entlassung der Zionskinder aus der babylonischen Gola und zur Restitution der Gottesstadt als dem Heimkehrerziel und dem geistig-religiösen Zentrum (vgl. 41,1 aß.25aß M; 45,3b.5 f. 14.22f.) der von ihm „in Babel und Chaldäa" beherrschten ganzen Welt? Mit der Parallele 48,14bß (samt Bezügen) und dem Vorspann 48,12f. jedenfalls läßt sich die Formulierung durchaus in dieser Weise auffassen, und auch die Position des Textes bekommt so einen guten Sinn. Kyros ist danach bereits in Babylon eingetroffen (Jes 46,10f./47) und wird nun noch einmal eigens als derjenige vorgestellt, auf dessen Veranlassung nach 44,28; 45,13 die Rückkehr 48,20f. („aus Babel und aus Chaldäa") 484 und der Wiederaufbau Zions 49,14ff. (bes. 51,4f.9f. - 52,10.11f.) erfolgen. Wie der Ebed Israel und Abraham in 41,8f. (vgl. 2Chr 20,7); 43,4 (par. 133 ni. wie 49,5) und erst recht wie der spätere Tempelerbauer Salomo in 2Sam 12,24; Neh 13,26 (vgl. 2Sam 7,15) ist Kyros von Jhwh „geliebt" und „berufen" (vgl. ferner 53,10b); er ist sein König (Hirte, Gesalbter) in Babylon entsprechend Esr 5,13 (und dem „ersten Jahr" in 483

S . o . S. 104.107. Auf dieser Stufe vom „Propheten", von Jhwh oder - allenfalls mit Übergang in 48,16b (aus 42,1)? - von Kyros gesprochen? 484

128

B VI. Jes 42,5—9 und die

Ebed-Jhwh-Texte

2Chr 36,22f. / Esr 1; Dan 1,21; 6,28) 485 . Ihm als dem Völkeranführer in der Erkenntnis Jhwhs (45,3b.5 f.) möchte man nach dem „um Jakob-Israels willen" (45,4) in 48,20f. dann auch die Ansprache des Ebed 49,1—6 zutrauen, doch davon im nächsten Kapitel. Nach allem kommen wir zu dem Schluß, daß 48,12—15 zusammen mit 44,28; 45,12f. und der Bearbeitung in 45,1—7 der Kyros-Ergänzungsschicht angehören. Vorausgesetzt ist darin der ältere Bestand an Kyros-Aussagen in 41,2f.25; 45,* 1—7 und 46,10f. sowie der literarische Zusammenhang von Jes 47/48,20f., in den der Text eingeschrieben wurde. Er steht in der Buchaufteilung des Ergänzers 486 nach Jes 47 am Übergang zur Durchführung des von Kyros mit der Einnahme Babylons als Weltherrscher vorbereiteten und von dort aus in die Wege geleiteten Heils für Jakob-Israel und die ganze Welt in Zion-Jerusalem.

VI. Jes 42,5—9 und die 1.

Ebed-Jhwh-Texte

Textanalyse

a) Abgrenzung und Zusätze Den Beginn eines neuen Abschnitts markiert die partizipial erweiterte Botenfomel in V. 5, die sich im Unterschied zu 42,1—4 direkt an das „Du" des Berufenen wendet. Die Ich-Rede Jhwhs endet mit V. 9; von ihr sind V. 10—13 durch die 3. pers. Jhwhs abgehoben, V. 14—17 durch die fehlende Anrede, die erst in V. 18 wieder aufgenommen wird. Aufgrund der Unterschiede und angesichts der geschlossenen, von sich aus nicht auf Fortsetzung angelegten Struktur von 42,1—4 kann 42,5—9 kaum die ursprüngliche Fortsetzung des ersten Ebed-Textes sein 487 . Das Stück ist aber auch in sich nicht einheitlich. Zweifelhaft ist vor allem die ursprüngliche Zugehörigkeit von V. 8f. 488 . Die 2. pl. in V. 9b hat kein Äquivalent im Vorhergehenden, auch nicht in 41,21—29 (Götter!), sondern muß aus dem Kontext erschlossen werden. Am nächsten liegt das „Du" in 42,5—7, des weiteren der Ebed in 42,1—7, der danach jedenfalls von V. 9 kollektiv verstanden worden zu sein scheint 489 . Unvermittelt wirkt sodann die Topik des Weissa485 Eine antibabylonische Polemik, wie sie aufgrund von 48,14b V E R M E Y L E N , LeDiv 127, 1987, 219f. in der Legitimierung des persischen Königs findet, macht gerade gegenüber golaorientierten, mithin Babylon-freundlichen Kreisen nach 539 v. Chr. wenig Sinn. 486 Vgl. dazu oben S. 112f. und C II lb. 487 Zur Frage s. bei H. HAAG, Gottesknecht 4—8 (Lit.); neuerdings E. HAAG, Botschaft 161. 488 So öfters seit D U H M 2 2 8 0 . 2 8 1 f. (nach Schian und Cheyne). Zur Diskussion ELLIGER 2 2 4 ; LEENE, D e vroegere 64 (mit Anm.) und im folgenden. 489 Mit K A I S E R , Knecht 39; METTINGER, Farewell 31f.; VAN W I N K L E V T 35, 1985, 452. Ein Unterschied, wie ihn ELLIGER 225f.228f. oder L E E N E , aaO. 65f. (vgl. aber auch ebd. 269 Anm. 97) aus der Hörer/Leser-Situation konstruieren, hat - anders als in 44,24/45,1 - keinen Anhalt im Text; vgl. vielmehr 42,20.23 oder 48,6a von dem Ebed in 42,18 ff.; 48,16 ff.

1.

Textanalyse

129

gungsbeweises, die das Berufungsorakel, dem Diskussionswort ähnlich, in eine Heilszusage ummünzt 490 . Die Einzigkeitsaussage wie der Zusammenhang von Weissagung und Erfüllung haben darin nur dienende Funktion und zielen - dies im Unterschied zu 44,24—45,7; 48,12—15 - auf das Heil des mit dem Angesprochenen in eins gesetzten Berufenen selbst. Das aber ist nicht der ursprüngliche Sinn von 42,5—7, wo der Berufene eine Aufgabe zum Heil anderer aufgetragen bekommt. Aus alledem geht schon hervor, daß die Verse 42,8f. zwar nicht ursprünglich, aber auch keineswegs zufällig an ihrem jetzigen Platz stehen und darum auch kaum jemals unmittelbar an 41,21—29 angeschlossen waren, von wo sie durch Einschub von 4 2 , 1 - 7 erst nachträglich nach hinten verschoben worden wären 4 9 1 . Dagegen spricht nicht nur die geschlossene Anlage von 41,21—29, sondern vor allem die unterschiedliche Argumentation mit anderer Zeitperspektive 4 9 2 . Den Abstand markiert hier die offenbar noch bevorstehende, auf den Moment des Eintritts beschränkte Verkündigung des „Neuen" in 42,9b (D"tü3 + impf, des Eintretens und der Verkündigung), die „Früheres" als zum Abschluß „gekommen" voraussetzt (anders 43,18), das aber nicht wie das „Kommende" der Gerichtsrede aus jenem und aus der Verkündigung von längsther (vgl. 41,26; 46,10a) kontinuierlich hervorgeht. Statt dessen sind zwei in sich abgeschlossene Epochen im Blick, die eine vergangen, die andere zukünftig; die Analogie läßt dabei, wie vorhin angedeutet, in erster Linie auf den sicheren Eintritt des Heils schließen, nicht aber auf die Nichtigkeit der anderen Götter (so in 41,21ff.) oder, positiv gewendet, auf die hier gegen den anderen Gott im Götzenbild(l) verteidigte, eher als Argument beanspruchte Ausschließlichkeit Jhwhs. Damit aber weist 42,9 über 43,19a (nas impf., vgl. noch 45,8 sowie 44,4; 55,10) voraus auf 48,1-11, bes. V. 6 b - 8 (»BIT hi. pf. der Dinge nn»») 4 9 3 , wohin auch andere Bezüge in 42,8 f. führen: im Rückgriff auf das mn 1 *7Nn der Botenformel (gelesen im Horizont von Ps 85,9?) allem voran die Behauptung von Dir, 1133 und n^nn 4 9 4 gegenüber Götzen und Götzendienst (hier und 42,17 495 ) entsprechend 48,9.11 nach 4 8 , l f . 5 b . Da sich vom einen zum anderen keine wesentlichen sachlichen Verschiebungen ergeben und auch die Personenkonstellation (2. sg./pl. vom Ebed Israel) in 48,6a.l6ff. übereinkommt, handelt es sich wohl nicht um literarische Abhängigkeit, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach um dieselbe Schicht, die gezielt in den Kontext hinein formuliert. Ist dann auch in 42,9 das „Frühere", das „gekommen ist", mit 48,3b 490

Zur Gattungsfrage vgl. ELLIGER 223ff.; M E L U G I N , Formatin 67.69. So nach D U H M (wie oben Anm.488) u.a. für 42,9 auch M E R E N D I N O , VT.S 31, 1981, 249f.(Anm. 309).253. Vgl. aber schon DION, Bib. 51,1970,21f. 492 Vgl. L E E N E , aaO. 62ff., bes. 66f., sowie 91f.l08f.; zum darin liegenden Verzögerungsproblem treffend schon FOHRER 52 f. 493 Verneint wird nicht das D1Q3 des Hörens in 48,5a vom „gekommenen Früheren" wie 42,9b vom „Neuen", sondern das TSS des „Früheren" (48,3.7) und mit ihm die auch in 42,9 mit 43,18f. durchbrochene Kontinuität. 494 Die beiden letzteren aus 42,10.12, wo sie ihrerseits aus 43,20f. entwickelt sind, beidemal vom Menschen Jhwh zugesprochen und nicht - wie hier und 48,9 - als göttliches Attribut gebraucht (vgl. M E R E N D I N O , aaO. 247f.); „Name" und „Ehre" zusammen bezeichnenderweise noch in 43,7, das mit 44,5 und 48,1 f. auf einer Ebene liegt. Vgl. VERMEYLEN, LeDiv 127, 1987,200-202. 495 Vor 42,18ff. und mit "703 + Derivat von 102 wie 48,5b! 491

130

B VI. Jes 42,5-9 und die Ebed-Jhwh-Texte

und nach 41,21—29 auf Kyros und sein Werk, des weiteren auf die bis einschließlich dahin reichende, das Heil hemmende Sünden- und Unheilsgeschichte Israels zu beziehen, die vom „Neuen", der Installation Israels zum Ebed (42,1—9 wie 48,16ff.; 4 9 , l f f . ) überholt wird 496 ? Die Position der kurzen Zufügung spricht sehr dafür: Inmitten von 42,1—17 (Ebed - Weg) exponiert sie den Bogen vom sündigen und darum noch nicht auf dem Heilsweg befindlichen Ebed in 42,18ff. zum entsühnten in Jes 48f. Von der Sache her bedarf dies allerdings noch weiterer Klärung im Blick auf die genannten Texte selbst. Dazu unten in VI 2.

Angezweifelt werden außer 42,8f. zuweilen - ganz oder teilweise - auch V. 6b.7 497 . Die Ausscheidung wird zumeist mit der literarischen Aufnahme von Ebed-Aussagen begründet, doch stellt sich dabei die Frage, ob der Text nicht ganz - wie 42,8f., aber auf anderer Ebene - von vornherein für den Buchkontext, mithin als Ergänzung der Ebed-Texte verfaßt ist. b) Aufbau

und

Textverständnis

Die Gliederung ist einfach und durchsichtig: Nach der Botenformel folgt in V. 5 eine längere hymnische Introduktion, im Parallelismus verteilt auf Himmel/Erde und Menschen mit je zwei Partizipien für Himmel und Erde/Menschen (beachte die Suffixe); die sich anschließende Jhwh-Rede ist zweigeteilt in die Berufungsaussage V. 6, bestehend aus Berufung (S"lp pf.) und aktueller Installation (impf.) 498 sowie durch Leitworte (1D3, DJ? V. 5ba) rückgebunden an V. 5, und die zwei - die Bestimmung V. 6 b wohl ausführenden - Infinitive V. 7, auf eine und zwei Halbzeilen verteilt wie die Partizipien in V. 5 aßb (insgesamt Befähigung zum Gehen auf der Erde V. 5 wie aus dem Gefängnis V. 7). Die nähere Interpretation des Aufbaus ist durch die für sich genommen unklare Formulierung erschwert. Die Kardinalfrage ist, wer sich hinter dem angesprochenen „Du", dem das Orakel gilt, verbirgt. Entweder ist es der Ebed aus 42,1—4, unterschieden von Israel (Prophet oder irgendwie ideales Israel) oder damit identisch; oder es ist - jedenfalls ursprünglich - ein ganz anderer, den Zügen nach am ehesten Kyros. Die Frage ist aus dem Text allein nicht zu entscheiden, denn die hierfür maßgebenden Indizien, die Bestimmung zur

496

Anm.

S.o.

S . 115F. 117FF.

und

LEENE

(wie oben Anm.

492)

nach Delitzsch u.a. (ebd.

63.91

mit

203).

497 Vgl. ELLIGER, Verhältnis 56f.60.64 (anders BK z.St.); NORTH, Servant 134; JEREMIAS, VT22,1972, 31 Anm. 1; MERENDINO, aaO. 2 4 5 f . ; STECK, Lumen gentium (Fs Ratzinger) 1279 Anm. 2; VERMEYLEN, aaO. 199f. Dagegen schon VOGT, E E 34, 1960, 780 Anm. 15 (nach Zimmerli). 498 Eine Änderung in impf. cons. (s. BHS und Komm.) drängt sich nicht auf. Wer auch immer gemeint ist, das Orakel vollzieht die Installation und ist damit koinzident; vgl. 45,3b.4b.5b. Hingegen scheint das pf. der Berufung schon etwas vorauszusetzen, auf das zurückgegriffen werden kann, s.u. Anm. 547.

2. Der literarische

Kontext

131

037 nnn 4 9 9 neben „Licht der Völker" und die Infinitive in V. 7500, können ihrerseits verschieden aufgefaßt werden, je nachdem, wer gemeint ist. Auch die Texte vom Ebed und die meisten Kyros-Texte nennen bekanntlich keine Namen, doch geht, von der historischen Identifikation des Ebed der „Lieder" abgesehen, aus spezifischen Aussagen und den syntaktischen Fügungen zumindest hervor, wer von beiden gemeint ist und wer was tut. Das ist hier aber nicht der Fall, mit Ausnahme vielleicht der Infinitive in V. 7, die unabhängig von 42,1—4, der Bestimmung V. 6b und einer daran festgemachten kollektiven Deutung des Berufenen auf den Ebed Israel wohl kaum anders denn als Tun des Berufenen selbst bzw. Jhwhs durch den Berufenen (vgl. 45,1.2f.; 46,11, aber auch 45,13 aß; 41,4aa) für Israel, mithin wie in 45,13b als Befreiung durch Kyros verstanden werden könnten, was uns an dieser Stelle ohnehin am natürlichsten erscheint. Muß man also doch die Bezüge auf den Ebed in V. 6b streichen, um einen mehr oder weniger eindeutig auf Kyros bezogenen 501 , ursprünglich selbständigen Text zu erreichen? Oder läßt sich eins vom anderen gar nicht trennen, und schafft erst der Kontext die nötige Klarheit - auch für den Rest des Textes in 42,5.6a und 7?

2. Der literarische

Kontext

a) Jes 42,5— 7 als Fortschreibung

von 42,1—4

Daß V. 6b weitgehend aus 49,5f. (IS', D'ia TlX1? vgl. auch m p in 49,1 wie 42,6a) gespeist und hier zu 42,1—4 nachgetragen ist, geht aus der ursprünglichen Verankerung der Begriffe in 49,1—6 unzweifelhaft hervor. 42,5—7 sind aber auch darüber hinaus mit 42,1—4 verbunden. Einmal durch das Leitwort V. 4, das in V. 5 aßb breit entfaltet ist, ausgedehnt auf alle Menschen ganz offenbar schon mit Blick auf die Völker in V. 6b (und 42,10ff.) entsprechend 45,18.22f. und dem Aussagegehalt von 42,1b.4. Neben dem durchgängigen in3 (+ rrn) in 42,lb.5b.6b (vgl. iCip in 48,12-15), das in der Installation von Ebed und Berufenem oder unmittelbar allen Menschen/Völkern zugute kommt, bildet dazu intern natürlich auch das wiederholte D37 in V. 5b.6b eine Brücke. Nicht allein die Wortwiederholung und die Parallele zum „Licht der Völker", was an sich schon gewichtig genug ist, sondern vor allem die Sachbeziehung im Völkerauftrag von 42,1—4 und 42,5aßb.6b läßt es uns geraten 499

Zu den Alternativen vgl. NORTH, aaO. 132f.; ausführlich und mit viel Lit. STAMM, FS G. von Rad 1 9 7 1 , 5 1 0 - 5 2 4 , bes. 511f.516ff.; ferner H. HAAG, aaO. 169. 500 Sie können das „Du" des Berufenen (Ebed/Kyros) oder das „Ich" Jhwhs (so gewöhnlich bei kollektiver Deutung) zum Subjekt haben, wobei letzteres freilich wiederum zweierlei heißen kann: entweder, daß Jhwh mittels des Berufenen so und so an anderen handeln will (Zweck der Berufung); oder - als Gerundium - , daß er die Berufung so und so durchführt (Modalität der Berufung). 501 Vgl. aber auch 61,1—3, worauf sich E. HAAG, Bund des Volkes 30f. für seine Deutung auf den „Ebed" als solchen (weder Israel noch Kyros) beruft.

132

B VI. Jes 42,5—9 und die

Ebed-Jhwh-Texte

erscheinen, an dieser Stelle auch bei der Wendung D5? IVO an die Menschheit im allgemeinen und nicht nur an das Volk Israel zu denken. Der singulare Ausdruck 502 erklärt sich u.E. am einfachsten aus 55,3—5 ('II sg.) und der für Völker positiven Deutung der davidischen 0*7117 rp~Q503 im Horizont der Erdund Menschenschöpfung (V.5) gegen Ps 18,44 bzw. 2Sam 22,43 (J7p1).44ff. (•37 sg. par. D'W in V. 44b!) 504 ; 23,1 ff. (bes. V. 2.4f.). Die im hinteren Teil des Buches (vgl. die Völker-Inklusion 52,13—15/55,3—5) auf Zion und Volk übertragene Königsfunktion Davids ist damit durch den Ebed des ersten Teils vorbereitet, genauer: vermittelt. Das kann, muß aber nicht bedeuten, daß die Träger der rinn hier wie dort von Anfang an dieselben sind, zumal Israel nach 55,3—5 nicht selbst der „Bund" ist, sondern - eher wie die Objekte D37 und D'U in 42,6b - dessen Empfänger. Vielmehr wird zunächst eine auch strukturell bedeutsame Verteilung sichtbar, wie man sie ganz analog für das Ebed-Prädikat „Licht der Völker" in 42,6; 49,6 und 51,*4f. beobachten kann. Was in 42,1—4.5f. redaktionell zusammengestellt ist, findet sich in 51,*4f. in einem Satz 505 , literarisch direkt angeschlossen an (49,14-50,3, bes. 49,22f.) 5 0 , 4 - 9 und (noch ohne 51,1—3.6—8) unmittelbar vor 51,*9f. plaziert zur Völkerklam502

Vgl. mit den „Völkern" im pl. Sach 11,10; der Sache nach schon Gen 9,8ff. Die positive Deutung in 5 5 , 3 - 5 selbst ist nicht unumstritten (vgl. ELLIGER, Verhältnis 149 ff.), m . E . a b e r - g e r a d e im Unterschied zu Ps 18 / 2 Sam 22 oder Ps 89-nicht zu übersehen. (Zur Auffassung der Stelle vgl. vor allem EISSFELDT, Gnadenverheissungen; BEUREN, Bijdr. 35, 1974, 49ff. und zuletzt die Zusammenfassung der Diskussion mit Lit. bei W. C. KAISER, JSOT45,1989, 9 1 - 9 8 ) . Ist das königlich zur Rettung berufene Israel (vgl. Heilsorakel) schon gemäß der Gerichtsrede (im redaktionellen Zusammenhang) und den sich daran anschließenden Aussagen von Zion (s.o. S. 49) in seiner Rettung „Zeuge" für Jhwh vor den Völkern, so geht 55,5 noch einen Schritt weiter: Das Heil selbst, das Israel in der Bundesverheißung zugesprochen bekommt, besteht auch im Herbeirufen und Hinzukommen der Völker als solchem (vgl. 40,30f./41,laß; 45,22f.; durch Kyros vermittelt 4 5 , 4 - 5 a . 5 b - 6 ) . Auffällig ist auch die Kombination von Zion/Israel-Funktionen im Blick auf die Völker (vgl. HERMISSON, Einheit 304 sowie SPYKERBOER, Isaiah 55:1 - 5 ) , die aber gerade nicht für die Ursprünglichkeit der hier eigens verbundenen Doppelperspektive spricht. 503

504 Vgl. M. S. SMITH, JBL100,1981,241-243, dort 242f., der auf den Gegensatz n u o a (Ps 18 / 2 Sam 22 V. 46) und "UOÜ in 42,7 hinweist. Manches im Königsdanklied ab V. 32 ff. (vgl. dazu CRÜSEMANN, Studien 254ff.) erinnert an die älteren Kyros-Aussagen in Jes 41,2f.25; 45,*1—7, die ihrerseits schon im Rahmen der Gerichtsreden (vgl. im Psalm V. 32 sowie 1 Sam 2,2 und Jes 44,8) und mehr noch in der Ergänzungsschicht zurückgenommen werden; vgl. z. B. vom „Weg" des Königs im Psalm V. 33f.(30) und dazu Jes 41,2f. (45,2) bzw. 45,13a; 48,15b. Wurde der Davidpsalter einmal auf den persischen König gelesen und ist darum auch bei Gegenaussagen in Dtjes berücksichtigt? Vgl. zum sg. noch Jes 44,7aß (sek. gelesen auf die früheren Dinge entsprechend 41,4aß?); sowie 13,4; 25,3(?) und neuerdings VAN WINKLE, VT 35,1985,454—456. - Der auf die Rettung Zions beschränkte Noah-Bund in 54,9f. hingegen ist (mit 51,6ff.) eher Gegenaussage zu 42,5f. und 45,18.22f.; Schöpfungsordnung und DavidBund kommen zusammen in Jer 33,20f.25f. 505 Vgl. dazu JEREMIAS, VT22,1972,38f.; VAN WINKLE, aaO. 447-450; zur literarkritischen Frage ELLIGER, Verhältnis 199ff.; SCHOORS, VT.S 24,1973, 158ff. Daß das Stück jedoch nicht jünger, sondern älter ist als sein Kontext in 51,1—8, der es bereits benützt (vgl. bes. V. 7a) und das Heil unter Ausschluß von „Himmel und Erde" (wie 54,9f. gegen 42,5.6a) auf Zion/Israel eingrenzt, hat STECK, BN 44,1988,77.86; DERS., Zions Tröstung 265 ff. gezeigt.

2. Der literarische

Kontext

133

mer mit 52,10 (und 55,3—5). Für den Ebed selbst gehen (entsprechend der n i - l3 in 55,3) m i n und aus 42,1—4 als Träger des „Lichts" von Jhwh aus und erfüllen damit (entsprechend dem „Ruf" des im Bund stehenden Israel in 55,5) die Völkerwelt506. Hinter dem flN-Bezug von 42,4.5 steht somit die weitere literarische und konzeptionelle Verbindung zwischen der Völkerbestimmung des Ebed in 42,1-4 und 42,5f. Sodann sind die beiden Textabschnitte über das Leitwort NX1 hi. (42,1.3.7) auch im Blick auf die Gefangenenbefreiung V. 7 aufeinander bezogen. Daß auch sie wie der Völkerauftrag im Horizont der Schöpfungsaussage verstanden sein will, ergibt sich aus der parallelen Satzstruktur von V. 5 aßb und 7 mit der Sinnkonnotation des Gehen-Machens (vgl. "I^n in V. 5 bß entsprechend V. 7 im Blick auf 42,16; 48,21), darüber hinaus über dasselbe Leitwort vielleicht aus der vorhergehenden Aussage 40,26 (vgl. 42,5aa 2 ); der Zusammenhang innerhalb von 42,1—7 ergibt sich jedenfalls aus 48,20507. Der Auszug dort (NX' q. wie noch 52,11 und 55,12) ist hiernach veranlaßt; die Verkündigung der Befreiung bis „ans Ende der Erde" geht mit 42,l-4.5f. vor 42,7.10-12 und 49,1-6 nach 48,20 im Völkerauftrag des Ebed auf (ähnlich in 51,*4f.*9f./52,10 vor 52,llf.; und - später? - 52,13-15/55,3-5 vor 55,12f.). Wieder kann der Ebed der „Lieder" (als das ganze oder wahre Israel), sieht man nur auf die einzelnen Stellen und faßt die Grammatik je nach Wahl auf, mit dem Ebed Jakob von 48,20 identifiziert werden (so sicher 49,3), muß es aber nicht. Der zur Herstellung des Zusammenhangs nachgetragenen Veranlassung des Auszugs durch KS1 hi. entspricht die Ermöglichung der Wegbeschreitung von 42,16 durch das Öffnen der Augen in 42,7a. Der Ausdruck ist zusammen mit 50,4f. (Ohren) von 42,18ff.; 43,8 und 48,8a zweifellos im geistigen Sinn aufgefaßt und auf Israel (als Ebed, nicht Objekt seiner Mission!) bezogen worden. Hier ist er im Blick auf 42,16, wozu unsere Stelle die konkreten Voraussetzungen nennt, jedoch noch Metapher der Gefangenenbefreiung 508 , die sich in gleicher Weise auf die Bestimmung „Licht der Völker" bezieht wie das eindeutige Herausführen aus der „Finsternis" der Gefängnisse in V. 7b (vgl. dazu auch 45,3.7; 47,5). 506 D'SS statt D'n nach 49,22 (und 2 , 2 - 4 ? ) und entsprechend DS abs. in 42,5 f. (44,7aß?); DIN1? + sf. oder pl.,plene wie55,4, nach49,1 sowie41,1; 43,9; DB + sf. nach40,1; 43,20f.; 47,6; 53,8 bzw. 51,22; 52,9 (u. E. jünger: 49,13; 51,16; 5 2 , 4 - 6 , ferner 42,22; 43,8; 51,7; abs. 40,7). Ist der sg. in 51,4 ursprünglich und nimmt man den Bezug von V. 5a auf 50,8 hinzu, ist die Parallele zu 5 5 , 3 - 5 perfekt: Das Heil Israels als Jhwhs Volk/Nation unter anderen liegt im Völkerheil (s.o. Anm. 503). 507 Intendiert ist sicher ein Gegensatz zum ersten Exodus in der Version 43,18 (vgl. das pi. in 45,13 und dazu oben S. 104). 43,8 hingegen ist (mit 4 2 , 1 8 - 2 0 ) von 42,7a.16 abhängig, wie das „Ohr" (vgl. 1TN nns in 48,8a; 50,5) und mit ihm die Umprägung der Metapher ins Geistige zeigen. Wieder anders 54,16, ebenfalls in Auslegung von 5 0 , 4 - 9 . 508 Vgl. ELLIGER 236f. und bes. P A U L , JAOS 88, 1968, 182; H I L L E R S , JBL 97, 1978, 181; KOENIG, Oracles 189ff. mit Hinweis auf altorientalische Parallelen; zur Sache im KyrosZylinder Z. 19.25.32; Schmähgedicht auf Nabonid ( S . S M I T H ) VI 15.26f.; ferner H I L L E R S , aaO. 176ff. (ohne die unnötige Korrektur). D a ß man auch 42,16 nach V. 15 ursprünglich nicht geistig-geistlich verstehen darf, ist dabei vorausgesetzt.

134

B VI. Jes 42,5-9

und die

Ebed-Jhwh-Texte

Deshalb scheint mir auch eine Aufteilung der zwei Bestimmungen in V. 6b, die in V. 7a und b parallel oder übers Kreuz einzeln aufgenommen wären, nicht möglich. Sowohl die Dative als auch die Infinitive sind unter sich parallel und meinen jeweils dasselbe, nur daß das aus 49,6 entlehnte „Licht der Völker" durch DS? rv-O in V. 6b eine Verallgemeinerung erfährt, die sowohl der Sache nach als auch begrifflich Israel als Teil der Menschheit, als Volk unter Völkern, mit umfaßt. Sind die Infinitive V. 7 die Ausführung der Dativbestimmungen in V. 6b 509 , so geht es um Befreiung aller Völker aus der Gefangenschaft darunter im Blick auf 42,16 und vor allem 48,20f. (52,11 f.; 55,12f.) auch Israel. Die Sendung des Ebed unter die Völker nach 42,1—4, mit 49,6b zusammengefaßt in 42,6b, erfüllt sich demnach in einer allgemeinen Amnestie aller Völker, die Heil und Rettung der Menschenwelt einschließlich Israels bedeutet. Das Verhältnis von „geistlicher" Sendung in 42,1—4 und - nur dies im Orakel - politischer Mission ergibt sich wiederum aus dem Kontext. 42,1—7 sind insgesamt vor dem Forum der Völker (nebst deren Göttern) aus 41,21—29 gesprochen und münden in 42,10ff. in einen Aufruf an die Adresse der Völker aus. Demzufolge kommen die Völker aufgrund der durch den Ebed vermittelten, eigenen Befreiung zur Erkenntnis Jhwhs (41,21ff.; 42,10ff.), und insofern ist auch der Ebed selbst - indirekt - der Vermittler von üSttfö und m i n als „Licht der Völker" und „Bund der Menschheit" im Sinne der Jhwh-Erkenntnis (42,1—4, im Folgenden - ohne Ebed und den politischen Auftrag - 51,*4f.; 55,3—5). In gleicher Weise dürfte von demselben der Zusammenhang 48,20f.; 49,1—6(.14ff.), den er in 42,5—7 verarbeitet, aufgefaßt worden sein; das Orakel 42,5—7 will offenbar das in 49,5—6 vom Ebed selbst vor den Völkern zitierte Orakel sein, dessen Doppelauftrag hier als Auftrag an der gesamten Menschheit unter Einschluß Israels (42,16; 48,20) zusammengefaßt wird. Damit gelangen wir zu dem Schluß, daß 42,5—7 jedenfalls die beiden ersten Ebed-Texte 42,1—4 und 49,1—6 voraussetzt, ersteren mit dem zweiten und, rechnet man die Parallelen 51,*4f.; 55,3—5 mit ein, auch in Kenntnis der beiden hinteren 50,4—9; 52,13—53,12 literarisch ergänzt. Die Identifizierung des „Du" in 42,5—7 mit der Gestalt des Ebed in 42,1—4 ist folglich nicht, wie des öfteren angenommen 510 , durch die sekundäre Vorschaltung des EbedTexts oder durch nachträgliche Anfügung an diesen, d.h. jedenfalls durch die 509

Eine andere Möglichkeit wäre, die Infinitive, abhängig von der Installation (bes. 1113 in V. 6), parallel zu den Dativen zu lesen und darin einen speziellen Auftrag, nämlich den an Israel, formuliert zu finden (vgl. KNOBEL 363). Doch dafür scheinen uns der Übergang (vgl. 49,5f.) zu wenig abgesetzt und die Objekte nicht deutlich genug unterschieden. Vgl. etwa DILLMANN u n d ELLIGER z . S t . ; SMITH u n d HILLERS ( w i e o b e n A n m . 5 0 4 . 5 0 8 ) . 510

Vgl. MOWINCKEL, Z A W 4 9 , 1931, 9 3 f f . 2 4 5 f . ; ELLIGER 2 3 0 f . ; NIELSEN, V T 2 0 , 1 9 7 0 , 1 9 7 A n m . 1; 201 f.; MERENDINO, V T . S 31, 1981, 2 2 7 f . 2 5 4 f . 5 6 2 ; HERMISSON, T h R 4 9 , 1984, 2 1 6 f . ;

STECK, Z A W 97, 1985, 47 Anm. 39 für die erste, ELLIGER, Verhältnis 233ff. sowie DION, Bib. 51, 1970, 28ff.36.37f.; ebd. 162f.l78ff.; SEKINE, AJBI 8, 1982, 56ff.78ff. für die zweite Variante, z.T. verbunden mit der Annahme entsprechender Angleichungen (s.o. A n m . 497). Zur Frage vgl. neuerdings auch KOENIG, Oracles 181 ff.

2. Der literarische Kontext

135

s e k u n d ä r e V e r b i n d u n g z w e i e r e h e d e m selbständiger O r a k e l b e d i n g t , s o n d e r n g e h t v o m V e r f a s s e r der F o r t s c h r e i b u n g 42,5—7 - u n d z w a r in allen B e s t a n d t e i l e n - selbst aus 5 1 1 . W e n aber hat er im A u g e ? D i e g e w o l l t e A n g l e i c h u n g an 4 9 , 5 f . 5 1 2 u n d V. 7 als A n w e n d u n g der B e s t i m m u n g „Licht der V ö l k e r " für alle V ö l k e r s p r e c h e n sehr dafür, d i e Infinitive im S i n n e der B e a u f t r a g u n g d e s E b e d u n d nicht (mit ganz Israel als E b e d ) als M o d a l i t ä t s e i n e r Installation z u begreif e n . W e r aber ist - für 42,5—7, nicht ursprünglich - d a n n der E b e d ? D i e F r a g e läßt sich nicht o h n e Seitenblick auf 4 9 , 7 f f . u n d 4 2 , 1 8 f f . e n t s c h e i d e n , T e x t e , d i e auch an sich r e d a k t i o n s g e s c h i c h t l i c h sehr s p r e c h e n d sind u n d i m f o l g e n d e n d a r u m e t w a s ausführlicher b e h a n d e l t w e r d e n s o l l e n . b) Zu Jes

49,7.8-13

D a ß der Abschnitt in der vorliegenden Gestalt auf den E b e d der vier „Lieder" bezogen ist, geht aus einschlägigen W o r t a u f n a h m e n 5 1 3 unzweifelhaft hervor. E b e n s o dürfte deutlich sein, daß dieser Bezug nicht ursprünglich ist, werden doch Z ü g e von verschiedenen Seiten zusammengezogen und ergänzend an 49,1—6 514 angebracht. Wieder handelt es sich aber kaum um nur sekundäre Angleichungen eines ehedem selbständigen Wortes an Israel im Z u g e der redaktionellen Verbindung 5 1 5 . Vielmehr lebt auch der Rest des Texts von A u f n a h m e n und Neuakzentuierungen vorgefundener Formulierungen im Buch am Ü b e r g a n g vom ersten zum zweiten Teil und fügt sich mit ihnen bestens in das Konzept ein, das für denjenigen kennzeichnend ist, der in 49,7.8—9a die Identifizierung des „ D u " mit dem E b e d aus 42,1—4 u n d 49,1—6 vollzogen hat. Es scheint uns d a r u m richtiger, auch in 49,7—13 durchgängig eine Fortschreibung von 49,1—6 zu sehen 5 1 6 . Das zeigt sich gleich im einzelnen, wenn wir nach d e m Verhältnis zur Fortschreibung in 42,5—7 fragen, mit der sich 49,7—13 in V . 8 b . 9 a aufs engste berührt. A u s den 511

Vgl. DUHM 2 280; VOGT, E E 34, 1960, 7 7 5 f . ( Ä l t e r e e b d . A n m . 4 ) . 7 8 0 f f . ; E . HAAG, D i d

(L) 7,1977, 3 - 1 4 (15-18); dasselbe neu gefaßt in: J. Blank - G. Hasenbühl (Hg.), Glaube an Jesus Christus 1980, 2 8 - 4 1 (anders DERS., Botschaft 161); STUHLMUELLER, CBQ 42, 1980, 22—24. Zu berücksichtigen sind natürlich auch die Argumente derer, die in 42,1-7(9) eine ursprüngliche Einheit sehen (vgl. H . H A A G , Gottesknecht 6f. sowie etwa C A Z E L L E S , R S R 43, 1955,17 f. 19 ff.). 512 Zu den Infinitiven dort s.u. Anm. 519. 513 V. 7 / 52,13-15; 53,3 (sowie 42,22.24); V.8aa / 42,1 (vgl. 41,17b); V. 8aß/50,7aa.9aa; V. 8ba / 42,6b; 49,5aa.6ba; V.8b/49,6aß; V.9a/42,7b; V. 12a/49,laß; V. 13aa/42,5a. Daß beides gar nichts miteinander zu tun haben soll (DUHM z. St.), ist danach sehr unwahrscheinlich. 514 Nach D U H M S Abgrenzung, vgl. wieder H . H A A G (wie oben Anm. 487). 515 Vgl. M O W I N C K E L , Z A W 4 9 , 1931, 105f.246; E L L I G E R , Verhältnis 43ff.258ff.; N I E L S E N , D I O N und SEKINE (alle wie Anm. 510, D I O N bes. aaO. 24ff.); auf seine Weise auch M E R E N D I NO, Hen 4,1982,295-327(9), bes. 322ff.; ähnlich E. HAAG, Botschaft 163f. 516 Vgl. - nach der Unterteilung von C A Z E L L E S , aaO. 16f.24ff.53 - V O G T (wie Anm. 511) für 49,5a.6.7—9a; K I E S O W , Exodustexte 7 9 - 9 2 , bes. 86ff.; 182ff. für den ganzen Text außer 49,7aa 2 ßyb; ferner H E R M I S S O N , Einheit 295.301. Wir rechnen mit einem im ganzen einheitlichen Text. Der schwankende Stil in 49,7.10b.13 mit fließenden Übergängen zwischen JhwhRede und kommentierenden Entfaltungen des schreibenden Propheten (vgl. K I E S O W , aaO. 80-84; M E R E N D I N O , aaO. 298—305.311 f.) erklärt sich aus dem redaktionellen Charakter und dem Konzept der Formulierungen, dazu im folgenden.

136

B VI. Jes 42,5-9 und die Ebed-Jhwh-Texte

parallelen Formulierungen selbst (bes. DS n , _ l3 und Infinitive) läßt sich - soweit ich sehe kein durchschlagendes Argument gewinnen, um zu entscheiden, ob beide Texte (oder auch nur die Zufügungen in ihnen) gleichursprünglich sind oder welcher von beiden vom anderen abhängig ist. Hingegen können zur Klärung dieser außerordentlich schwierigen Frage vielleicht zwei Beobachtungen beitragen, die sich aus den den Ebed deutenden Stellen in ihrem jeweiligen Kontext ergeben, mögen sie nun hier oder dort oder gar an beiden Stellen zugesetzt oder eben ursprünglich in der Fortschreibung verankert sein. Die erste betrifft die Identität des „Du" in 49,7ff. Wenigstens in V. 7 ist gewiß, daß der Ebed, Israel und das - von Jhwh oder dem „Propheten"? - angeredete „Du" identisch sind 517 . Danach ist auch V. 8 an das „Du" des Ebed Israel gerichtet 5 1 8 . Schon diese Eindeutigkeit, mit der die namentliche Nennung Israels in 49,3b konvergiert 5 1 9 , unterscheidet diese Fortschreibung von 42,5—7. Da man sich aufgrund der wesentlichen Parallelen in 42,6b.7 und 49,8ba.9a (sowie 49,7/52,13ff.) nur schwer vorstellen kann, daß das Ebed-Amt an beiden Stellen von demselben verschieden bezogen wurde, ist anzunehmen, daß jedenfalls für den Verfasser von 49,7.8(-13) wie für 42,8f. auch der Ebed in 42,1—7 Israel ist, sofern 42,5—7 nicht ihrerseits jünger sind. Die zweite Beobachtung betrifft die Anschauung vom Ebed Israel in 49,7—13. Wie oben 5 2 0 schon einmal angedeutet, ist Israel hier in einer doppelten Perspektive gesehen: einmal als angesprochenes „Du", das als anwesend gedacht ist; dann aber auch als Israel in der weltweiten Zerstreuung, auf das vor dem „Du" von V. 7f. in V. 9b—12 in 3. pl. 517

Anders KIESOW, aaO. 81 f., der zwischen dem „Du" Israels in V. 7b und dem Ebed in V. 7a, an den V. 8ff. gehen, unterscheidet, doch kaum zu Recht. Auch Israel steht wie der Ebed in 3. pers., folglich fallen beide (und nicht ein Dritter) unter das „Du" in V. 7. Vgl. dazu zuletzt MERENDINO, aaO. 302f. sowie 48,lf.; 42,18—20; anders in 45,1, wo zwischen dem „Du" Israels in 44,24 und dem Berufenen 45,1 ff. klar unterschieden ist. Ob in V. 7aßyb schon Jhwh-Rede (an das „Du") oder noch Einleitung des Propheten (mit 3. pers. Jhwhs) vorliegt, ist schwer zu entscheiden: Ersteresist aufgrund 52,13-15 und 55,3-5 (bes. V. 5!), wovon 49,7 sicher literarisch abhängig ist (vgl. auch lOK/ina 43,10 „Zeuge"; mn st. 45,14; 49,23), durchaus möglich (anders MERENDINO, aaO. 300f.304); das Zweite hat für sich, daß die 1. pers. Jhwhs im Unterschied zu den Bezugsstellen ganz fehlt und die Botenformel (wie 49,5.6!) in V. 8 wiederaufgenommen wird. Ein Grund für die Ausscheidung ergibt sich daraus nicht. 518 Das gilt auch, wenn in V. 7 nur die Botenformel als Einleitung von V. 8aa 2 ff. ursprünglich, der Rest sekundär wäre. Das syntaktische Gefüge wäre dasselbe wie in V. 7b (Israel in 3. pers. + „Du"), wonach in V. 8 sowohl Israel (KIESOW, aaO. 84) als auch ein Dritter (vgl. MERENDINO, aaO. 317f., aber gegen die eigene Deutung von V. 7b ebd. 302), am nächsten der Ebed aus 49,1-6 und also der Ebed Israel angesprochen würde. Doch für eine literarkritische Scheidung in V. 7 spricht nichts, außer der Voraussetzung, darin die Einleitung eines älteren Wortes in V. 8ff. finden zu müssen. Die Umstellungen von VOGT (aaO. 781.783—785) sind ebenfalls nicht haltbar. 519 Nicht so in 49,5f., wo wenigstens in V. 5 wie gerade vorher ebenfalls die 1. oder - die Jhwh-Rede vorwegnehmend wie 49,7 - 2. sg. stehen müßte, wäre ein Handeln Jhwhs an Israel als Gottesknecht gemeint. So aber spricht alles für den Ebed (bzw. Jhwh durch den Ebed) als Subjekt der Infinitive in 49,5f., mithin für einen Unterschied zwischen Ebed und Israel in 49,1-6, d. h. Glosse in 49,3 (wie später in 42,1 L X X ) . Zur Diskussion vgl. ORLINSKY, VT.S 14, 1967, 79ff.; LOHFINK, Fs J.Ziegler 1972, 217-229, bes. 224f., der deswegen allerdings kurzerhand V. 5 für sekundär erklärt; vgl. aber auch SCHROTEN, NedThT 17, 1962/63, 57f.; METTINGER, Farewell 35-37. Zum ursprünglichen Verständnis vgl. HERMISSON, ZThK 79, 1982,1-24, bes. 11 ff. 520 S. 96; vgl. KIESOW, Exodustexte 86.89f.

2. Der literarische

Kontext

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gezeigt wird. Beide Hinsichten sind im Ebed Israel der 3. pers. 49,7 vereint, ebenso im getrösteten Volk von 49,13ba (nach 40,1; 52,9 parallel zu Jerusalem) samt allen Heimkehrern in 49,13bß ( a m mit 49,10b + wie 40,9-11; D"jy mit Wortparallelen in 49,9f. nach 41,17ff. und entsprechend 'JS 1133 in 48,10). Dieser Unterschied besteht unabhängig davon, wie man die Infinitive in 42,7; 49,8b.9a auffaßt, wirkt sich aber auch darauf aus. Offenkundig sind die Gefangenen von 42,7 b in 49,9b-12, was sprachlich und sachlich nahtlos an den noch unbestimmten Infinitiv 49,9 a anschließt 521 , gezielt auf die „Sie" der Diaspora bezogen. Ihre Heimführung durch Jhwh (V. 10b.11) wird dem „Du" des Berufenen im Land als dessen eigenes Heil zugesprochen (V. 12.13), wenn er nicht gar in 49,9a noch selbst mit inbegriffen ist (s. u.). V. 8bßy wiederum ersetzt den Infinitiv 42,7 a (auf die 2. pers. des Ebed bezogen in 42,18ff.) und entfaltet gemäß 49,6aß das Heil des Ebed Israel im ganzen, mithin des berufenen „ D u " in 49,7f. Beide Infinitivsätze in 49,8b.9a beschreiben somit, obschon an verschiedenen Objekten („Du" und „Sie") realisiert, ein Heilshandeln am „Du" des Ebed, der fürs Ganze steht, und haben darum mit V. 10b.11 durchweg Jhwh zum Subjekt 5 2 2 . In der Perspektive von 4 9 , 7 - 1 3 (nicht unbedingt ursprünglich) sind dann auch 42,6f. und 49,5f. insgesamt als Berufung des Ebed Israel zum eigenen Heil zu lesen, das Jhwh - final oder modal - mit dem „Du" Israels als Anfang und Zeichen („Licht der Völker" und jetzt „Bund des Volkes") für sein ganzes Volk, d . h . einschließlich der weltweit zerstreuten „Sie" Israels, vorhat. Bezieht man den weiteren Kontext mit ein, so wird aufgrund von 48,20f. und des weiteren 48,16bff. 5 2 3 deutlich, daß der in 49,1 ff. redende und in 49,7ff. direkt angesprochene Ebed das Israel der heimgekehrten babylonischen Exulanten (Gola) 5 2 4 darstellen soll. Ihm gilt die Begabung zum Ebed (48,16b; 49,8aa 2 , beides nach 42,1); und ihm gilt der Auszugs- und Verkündigungsaufruf in 48,20, der hinsichtlich der Verkündigung des eigenen Heils für andere (entsprechend 48,6a bzw. 42,23/48,18) in 4 9 , l f f . (bes. V. l a . 6 b ) wiederkehrt, hinsichtlich der Befreiung vom babylonischen Joch in 49,8a (nach 48,16a; 49,6b) 5 2 5 , ganz Israel betreffend in 49,8bßy (nach 47,6; 49,6a sowie auf

521 Auch die 3. pers. Jhwhs in V. 10b bietet kein stichhaltiges Argument für eine literarkritische Differenzierung (somit K I E S O W , aaO. 82f.85 gegen M E R E N D I N O , Hen4,1982,311 f. u.ö.; vgl. auch schon DION, Bib. 51, 1970, 20f.). Zu „ihr Erbarmer" (vb. V. 13 wie 54,7f.) vgl. vielmehr die äußerlich gleiche Form OtllB in 49,15 (jünger 54,10), zur Syntax bes. 41,17—19.20 sowie 48,21; 40,9.11. Aber auch mit fließenden Übergängen zwischen Jhwh-Rede und Kommentar des Propheten ist durchaus zu rechnen (vgl. hier V. 12?, als Abschluß V. 13 wie 44,23, ferner 42,18ff.; 55,6ff.). Zu V. IIb vgl. G O S H E N - G O T T S T E I N , Fs D. Barthélémy 1981, 92-107: Für die vorgeschlagene Konjektur i n s 1 spricht die Metapher V. 9b-11, für M aber die Parallele V. IIa in Orientierung an 40,4 (vielleicht kombiniert mit 40,9); vgl. K I E S O W , aaO. 91. 522 So mit den meisten, vgl. K I E S O W , aaO. 84. Daß bei einem geteilten Israel ohne weiteres auch der Ebed Subjekt der Infinitive sein könnte (vgl. M E R E N D I N O , aaO. 307.318f.326f.), versteht sich von selbst, ist hier aber aus sachlichen Gründen weniger wahrscheinlich. 523 S.o. S. 117 ff. 119 f.; ferner B E U R E N in:De Knecht 23-40, hier 33 ff. 524 So für die „Ebed-Jahwe-Lieder" selbst schon mancher (s. bei M I C H E L , TRE 8, 1981, 522), bes. KAISER, Knecht 35(mit Hinweis auf „Bund des Volkes" in 42,6; 49,8!).54.60f.62f.; für die Redaktion der „Lieder" (u.a. in 42,5-9; 49,7-13) E . H A A G , Botschaft 162 Anm.4; 195. 525 Vgl. auch n:s + D":y in 41,17 (hier 49,8.13); "ITJ7 41,10.13.14; 44,2, vom Ebed 50,7.9 (in der Götzen-Schicht 46,7 bzw. 41,6). p s i und HiTO1 erklären sich hinlänglich aus 42,1 (40,2)

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B VI. Jes 42,5—9 und die Ebed-Jhwh-Texte

49,19 hin) und in 49,9a (nach 47,2f.5; 48,20) 526 . Mit den babylonischen Heimkehrern, sofern sie auf dem „Weg Jhwhs" gehen (48,17—19) und ihre eigene Rettung als Anfang des Heils bis ans „Ende der Erde" verbreiten, ist das „neue" Zeitalter (48,6f.) des Ebed, des geläuterten, mit Nachkommenschaft versorgten und vollständigen 12-Stämme-Israel im Land (49,5 mit 49,8) angebrochen. Dementsprechend fehlt im Unterschied zu 43,5f. in 49,12 offenbar ganz bewußt der Osten; er ist nach 48,20; 49,8 schon zu Hause angekommen. Statt dessen steht am Anfang der Sammelbegriff p i m a aus 49,1 (vgl. 60,4.9), womit angezeigt ist, daß die Verkündigung des Ebed hinaus ans „Ende der Erde" (48,20; 49,6b, vgl. beides zusammengefaßt 43,6b für alle vier Himmelsrichtungen) an Israel unter den Völkern, mithin an den Rest des 12-Stämme-Volkes gerichtet sein soll, auf den in der Sekundärlesung 49,9ff. nach dem wiederholten, hier im inf. generell und wohl für beide Teile geltenden Auszugsbefehl ISS (V. 9 a entsprechend 48,20; vgl. „Elende" 49,13 wie 48,10) in besonderer Weise das Heimzugsgeleit 48,21 bezogen ist 527 . Die - vom Israelauftrag ursprünglich geschiedene - weltweite Völkermission des Ebed in 49,6b ( 4 2 , 1 - 4 ) geht danach auf die Heimholung der völkerweiten Diaspora als zweiten Akt der Rettung des Ebed Israel gemäß 49,5—6 a durch Jhwh selbst; für die Völker bleibt nur die Anerkennung dieser Tat durch ihre Herrscher (49,7aßy nach 52,15 ohne „viele Völker"). Bis dahin ist der Ebed unvollständig und darum „verachtet", hat jedoch im „Du" der babylonischen Heimkehrer einen Vorboten, um mit dem früheren Dtjes zu sprechen: einen Zeugen des eigenen Heils, der den „Bund" des Gesamtvolkes (pf. - impf, in 49,8aba wie 42,6), mithin das „Licht" für die unter die anderen Völker zerstreuten Teile des 12-Stämme-Volkes (49,6b) verkörpert. Ist auch über sie vorerst einmal alles Nötige gesagt, kann sich der Blick mit 49,14ff. zum Volk in Jerusalem wenden, zum Ebed Zion, der in 50,4—6; 52,13—53,12 (und 54,11-17a) noch folgt 5 2 8 . Blicken wir von hier aus zurück nach 42,5—7, so ist von alledem nichts zu sehen. Eine und 49,6b (52,7.10, jünger 51,6.8), doch ist zu erwägen, ob nicht auch 60,10 und allenfalls schon 61,1 f. im Blick sind. 526 Vgl. noch 45,19; 48,16a nach 45,3.15 und dazu oben Anm.221; ferner 50,10; 61,1-3 (62,lf.). 527 Der redaktionellen Auffassung kommt die eigentümliche Stilistik von 48,20f. entgegen (vgl.CRÜSEMANN, Studien 50f.; MERENDINO, VT.S 31, 1981, 527f.532ff., bes. 535f.); ebenso die 3. pl. von den Heimkehrern in 41,17-20; 42,14-16; das „Volk" in 43,20f. sowie der Personenwechsel in 48,18f.20f. (dazu KIESOW, aaO. 67; aber auch ELLIGER, Verhältnis 175f.). Ursprünglich dürfte wohl überall ein und dieselbe Gruppe der babylonischen Exilierten im Blick gewesen sein. Der „Hunger" neben dem sonst üblichen „Durst" in 49,10a wohl gegen 44,12 und vielleicht mit 55,1 f.; „Glutwind" und „Durst" parallel 35,7, aber verschieden bezogen. 528 Zur Deutung der „Völker" auf Israel in der Diaspora vgl. - für ihn ursprünglich HOLLENBERG, VT 19, 1969, 23-26 und dazu schon oben Anm. 223. Werden auch 55,3-5 (vgl. die Aufnahme mit 52,13 ff. in 49,7) als Zusage Jhwhs an das heimgekehrte Israel (in Zion) gelesen, mit „Ruf" an die Adresse der Diaspora, und in diesem Sinne in 55,6—9 (Rede Israels/ Zions mit Jhwh-Zitat über den „Weg") und - entsprechend 48,20f.; 52,llf., aber ohne Ortsbestimmung für die Diaspora - in 55,12f. (vgl. KIESOW, aaO. 186f.201f.) fortgeschrieben? Das Jüngste scheint mir hier 55,10f. (zwischen V. 8f. und V. 12f.) zu sein, wie in 40,9-11 V. 6—8 zwischen V. 3—5 und V. 9—11, wenn nicht doch alles in 55,6—13 derselben - späten Stufe zuzuschreiben ist, die den Prolog 40,1-11 auf ihre Weise nachbildet; vgl. für 55,6-11 jüngst auch R O F £ , FS Childs 246-261, bes. 252ff. (nach Elliger).

2. Der literarische Kontext

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Differenzierung Israels in babylonische H e i m k e h r e r und weltweite Diaspora fehlt ebenso wie die eindeutige Identifizierung des E b e d mit Israel, das zu seinem eigenen Heil berufen wird. D a ß man 42,1—1 so lesen kann, zeigen der Zusatz in 42,8f. und die Wortparallelen in 49,7ff. (im Horizont von 4 8 , 1 - 1 1 ; 4 8 , 1 2 - 1 6 a . l 6 b f f . ) , die als solche gekürzt, in der A u s f ü h r u n g aber entsprechend erweitert erscheinen. Doch für eine ursprüngliche Zusammengehörigkeit der beiden Ergänzungen zu den Ebed-Texten sind die A k z e n t e in 42,1—7 zu wenig deutlich, so daß die A n n a h m e einer Nachinterpretation von 4 2 , 1 - 4 . 5 - 7 und 4 9 , 1 - 6 in 4 9 , 7 - 1 3 (mit 42,8f.) näher liegt 5 2 9 . D a ß die Abhängigkeit tatsächlich in dieser Richtung verläuft und nicht etwa 42,5—7 die jüngere Fortschreibung ist, die die A k z e n t e von 49,7ff. verwischt hätte, zeigt der Vergleich mit 42,18—25.

c) Zu Jes

42,18-25

Auch dieser Text wird gewöhnlich in verschiedene Worteinheiten oder in einen Grundtext mit Überarbeitung(en) zerlegt 5 3 0 . D a s geschieht zweifellos nicht o h n e G r u n d , doch erklärt sich die Komplexität u . E . auch hier eher aus der durchgängigen literarischen Verflechtung mit dem Kontext 5 3 1 , aus d e m der Text seine innere Kohärenz gewinnt. Die Personenkonstellation erinnert in vielem an 49,7—13. Angeredet sind Israeliten in 2. pl. (V. 18.23) und mit ihnen der E b e d (3./2. sg. V. 19f.), der das ganze Volk repräsentiert (V. 21.22aa 1 .24a.25 3. sg. wie V. 2 0 b nach V. 19). D a ß die drei G r ö ß e n identisch sind, ist durch einschlägige Wortverbindungen ebenso unverkennbar wie in 49,7. D a n e ben gibt es wiederum ein G r u p p e , auf die in V. 22.24bß in 3. pl. verwiesen wird. Mit ihr ist die 2. pers. des E b e d im „Wir" des Sündenbekenntnisses (V. 24) eins, aber nicht identisch: Sie ist aus der Perspektive des „ B e r a u b t e n " und „ G e p l ü n d e r t e n " (V. 2 2 a a ' . 2 4 a ) und nicht aus der der Gefangenen und „ R a u b b e u t e " selbst (V. 22aa 2 ßb) w a h r g e n o m m e n 5 3 2 . Noch deutlicher als in 49,8 f. sind die Infinitive aus 42,7 auf den E b e d selbst bezogen und auf die ihm zugeordneten G r u p p e n verteilt: die blinden und tauben „Ihr" in 4 2 , 1 8 - 2 0 (43,8) nach 4 2 , 7 a . l 6 (im geistigen Sinn, vgl. y n V . 2 4 b ) , und die gefangenen „Sie" in 42,22.24b T O ) nach 4 2 , 7 b ( . 1 6 a ß b a ? ) . Darf m a n unter letzteren m i t 4 3 , 5 f . (n»K + imp. in 42,22b nach 43,13 aßb; 49,5 aß) die weltweite Diaspora verstehen, so scheinen erstere - mit dem Kontext und 49,7ff. - wieder speziell die babylonischen Exulanten 5 3 3 zu sein. D e m in ihnen angeredeten E b e d ganz Israels gilt sodann die „Tora" nach 42,4 (V. 21), deren Nichterfüllung beiden G r u p p e n zur Schuld 529

So auch KIESOW, aaO. 83.87.91 f. 183. Zur Diskussion vgl. ELLIGER, Verhältnis 168ff.; DERS., B K 278ff.; SCHOORS, VT.S 24, 1973, 201 ff.; MERENDINO, VT.S 31, 1981, 276ff. und KOOLE 184. Anders neuerdings - mit Vorbehalt - HERMISSON, Einheit 295.298f. 531 Vgl. MELUGIN, Formation 106ff.; LEENE, De vroegere bes. 1 3 9 - 1 4 1 . 532 TT3 und n/00!i> pass. nur hier im AT (vielleicht noch Jer 50,37, sonst ni. von ausgeraubten Räumen Jes 24,3; Am 3,11 bzw. Jes 13,16; Sach 14,2); vgl. zur Parallele 2Kön 21,14; Jer 30,16 (2. sg. fem.); zur Sache bes. Ps 4 4 , l l f . ; 89,42 (80,13) im Kontext. Die Vorstellung ist dieselbe wie in 49,7, auch hier mit Anklängen an Jes 53 (V. 10 und V. 5.12b): Dem im „Du/ Ihr" angeredeten Ebed Israel fehlen wesentliche Teile der Diaspora zur Vollständigkeit des Volkes. 533 Zu ihrer „Sendung" als Ebed (V. 19) vgl. 48,16b; beides nach 45,13? Gemeint ist jedenfalls - nach 43,10 und mit 48,20f./49,lff. - die „Zeugenfunktion" vor Israel unter den Völkern. Zur Kombination Knecht, Bote, EfrW vgl. 44,26a. 530

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B VI. Jes 42,5—9 und die Ebed-Jhwh-Texte

gereicht (V. 24 b), wife denn auch der Zustand der Gefangenschaft - wenn auch aus verschiedener Perspektive (s.o.) - das ganze Volk betrifft. Aus den sachlichen Verschiebungen und den neuen Gesichtspunkten wie der Differenzierung Israels und der Sünde des Ebed geht eindeutig hervor, daß man es in 42,18—25 mit einer Auslegung von 4 2 , 1 - 7 und folglich mit einer redaktionellen Bildung zu tun hat. Sie prägt dem Kontext ein neues Verständnis ein, das im Verein mit 42,8f.l7; 43,5—7.8 dem ebenfalls redaktionellen Konzept von 49,7—13 in dem weiterhin durch 48,1-11.16.17-19 neu gestalteten Komplex 48,1-49,13 entspricht. So steht der Text mit Bedacht nicht direkt hinter 42,1—7(.8f.), sondern nach 42,1—17, w o r i n - n a c h Kyros in 41,21-29, ebenso 41,8-16.17-20 nach 4 1 , 1 - 7 bzw. 40,9-11 vor 40,12ff. - der Ausleger offenbar die Zielvorgabe für das „neue" Israel des Ebed in 48,16b—49,13 (nach Kyros/Babel in 48,12—15.16a) gesehen hat, wie nicht zuletzt die Inklusionsbezüge von dort nach 40,1—42,17 zeigen 534 . Entsprechend 48,1 — 11 wird das Geschehen in 42,9 in Epochen eingeteilt und im Blick auf die gegenwärtig anhaltende Sünde in 42,18ff. (prospektiv 42,8.17) 535 in die Verkündigung des „Neuen" überwiesen. 42,18ff. greifen dahinter zurück, um in Anlehnung an die schon vorgefundene Textabfolge 43,22—28/ 44,1—4+5 das „Neue" vom alten Ebed unterm „Zorn" 5 3 6 abzuheben. Im Sinne von alt und neu in 4 8 , l - 6 a / 4 8 , 6 b - 7 . 1 7 - 1 9 (Sünde, Bestand des Volkes) und 48,12-16aJ 48,20f.; 49,1 ff. = 49,7f.9ff. (Auszug der babylonischen Gola - Heimkehr der Diaspora) kann der Folgekontext dementsprechend gelesen werden: Gola - Diaspora 42,18—25/ 4 3 , 1 - 4 + 5 - 7 und ebenso 43,8+9-13/43,14-21; Mehrung, Sündenvergebung 4 3 , 2 2 - 2 8 / 4 4 , 1 - 4 + 5 und 44,6-10/44,21-22; beides mit entsprechenden Akzenten (45,9f.llb.l9.24f.; 46,l-4.8.12f.) auch in Jes 45-47. Gemäß 42,19.23.24.25b haben die Heilsausblicke den Sinn, dem verstockten Ebed die Augen zu öffnen (43,8). Sie vollziehen damit die aufs „Jetzt" des Eintritts beschränkte Verkündigung und Erschaffung des „Neuen" (42,9; 48,6b—8), die das angeredete babylonische Israel instand setzen, sein von längsther verkündetes, bis dahin aber von ihm verkanntes Schicksal, nämlich das mit der Befreiung aus Babylon abgeschlossene „Frühere", neu als Heilswende für ganz Israel einschließlich der übrigen Diaspora zu begreifen und zu sagen (43,23; 48,6 a, erfüllt in 48,16b ff., bes. 49,1 ff.). Mit 42,18—25 als Auslegung von 42,1—7 erweisen sich auch 49,7—13 und mithin die Deutung des Ebed auf Israel als sekundär gegenüber 42,5—7. Sie setzen die Ebed-Texte schon mit einer ersten Erweiterung voraus. Als den jüngeren Texten kann ihnen nichts positiv entnommen werden, was zur Klärung der Fragen in 42,5—7 beitrüge, es sei denn dies, daß ihre Lesung des Textes (bes. 05? n , _ i3 bzw. D'U HS und Infinitive in 42,6f.; 49,5 f.) kaum die ursprüngliche gewesen sein dürfte. Das führt uns zurück auf den Stand, von dem wir ausgingen und den wir nun von einer anderen Seite her vorschlagsweise vorantreiben wollen. 534

Beachte die Abfolgeentsprechung 49,8 (48,16b) / 42,1; 49,9a.8(.5f.)/42,6f.; 49,9ff./ 42,15f. und die Inklusion zum Anfang in 49,13 / 40,1(.12); 41,(16.)17, mit Abfolgeentsprechung 49,13.14ff./40,lf.; 49,11/40,3-5; 49,9f.l2/40,9-ll (noch ohne 40,6-8!). Zur makrostrukturellen Bedeutung von 49,13 im Zusammenhang mit 44,23/45,8 s.o. S. 77f.; vgl. auch MATHEUS, Form 117ff.l48ff. (SBS 199056ff.84ff.). 535 Wird 42,18ff. (Weg der Tora) durch 48,17-19 aufgehoben, so haben 42,8.17 ihr Pendant in 48,5b. 11. Zum Sündenbegriff s.o. Anm. 440. 536 nur hier und 48,9; nan nach 51,13.17.20.22; nnnVn nach 42,13; 41,12; 1573 nach 43,2 (40,16).

3. Der redaktionelle

3. Der redaktionelle Horizont

Horizont

141

(Ergänzungsschicht)

a) Ebed und Kyros in Jes 42,1 — 7 Sind 42,18—25 und 49,7—13 jüngeren Ursprungs, so handelt es sich in 42,5—7 um die erste und folglich älteste Fortschreibung der beiden ersten Ebed-Jhwh-Texte. Für sie kann, wie eben gezeigt, eine Verteilung der Rollen innerhalb Israels ausgeschlossen werden, so daß Israel als ganzes, soll es im Blick auf 42,16; 48,20f. und mit 49,5f. an der von dem Berufenen selbst bzw. von Jhwh durch ihn bewirkten 537 Befreiung aller Menschen/Völker gemäß 42,7 teilhaben, ursprünglich wohl nicht mit dem „Du" in V. 5—7, dem Ebed in 42,1—7, identisch ist. Sieht man sich im näheren Kontext um, kommen danach nur der „Erweckte" aus 41,25, das ist Kyros, oder der „Freudenbote" aus 41,27 als Gestalten in Frage, die der Verfasser von 42,5—7 mit dem Ebed aus 42,1—4 identifiziert haben wollte. Gegen den „Freudenboten" als den Propheten 538 spricht, daß er nur für Zion-Jerusalem eine Rolle spielt, aber nicht für die Völker. Kyros hingegen ist, nimmt man 44,28(.26 mit Hai? sg.!); 45,13 hinzu, für beides von Bedeutung. So halten wir es - in Abwandlung der These von M. Haller bzw. all jener, die in 42,(1—4.)5—7 einen Kyros-Text gefunden haben 539 - in der Tat für das Wahrscheinlichste, daß der Ergänzer in 42,5—7 den Ebed von 42,1-4 mit dem Kontext Jes 40f., bes. 41,21-29/42,10-13, auf Kyros gedeutet hat. Eine erste Bestätigung findet diese Annahme in den schon immer aufgefallenen terminologischen Berührungen mit den Kyros-Texten, die sich freilich nicht nur auf für Kyros, den Ebed und Israel (in manchem auch Zion) gleiche Berufungstopoi 540 beschränken, sondern eine höchst signifikante Parallele bilden: Die Berufung p"TXD (anders noch 41,2 a) im Horizont der ihrerseits exzeptionellen Welt- und Menschenschöpfung (wie vom Ebed Nebukadnezar in Jer 27,5 f!) und verbunden mit dem Auftrag zur Freilassung von Gefangenen begegnet eben nur hier und in 45,12f., mithin in der Kyros-Ergänzungs537 Einzige Alternative ist hier die modale Auffassung der Infinitive als Handeln Jhwhs am Berufenen, doch s. dazu oben S. 134f. D a ß Israel als Teil der Gesamtgröße Menschheit allerdings dadurch (modal) bzw. dazu (final) berufen wäre, daß mit der eigenen Befreiung zugleich alle Menschen/Völker von Jhwh befreit würden, scheint mir die Formulierung in 42,6f. nicht herzugeben, auch nicht mit dem (passiven) Zeugenamt oder 55,3—5 im Sinn; man muß es schon so lesen wollen, um es so verstehen zu können, wie man es in 42,18ff.; 49,7ff., bezogen auf Israel unter den Völkern, dann ja auch findet. 538 Vgl. H E R M I S S O N , ThR 49,1984,217. 539 Vgl. HALLER, Kyros-Lieder 262—265 und zur Diskussion NORTH, Servant 29.39.46.75f. 101.133f. (ferner 26f.57); K A I S E R , Knecht 39f. Anm. 3; ELLIGER 228; M E R E N D I N O , V T . S 31,1981,240 Anm. 277; G A R B I N I , Hen 6,1984,300.308; K O E N I G , Oracles 181ff. (Lit. 181 Anm. 13). 540 So bes. die „Handergreifung" und das „Berufen" als solches (vgl. dazu oben S. 27f.); ebenso das „Bilden" von Ebed und Israel (s.o. Anm. 410), sofern nicht mit 49,6ay eine Form von 1X3 zu lesen ist, was aber für 42,6b im Berufungsorakel ganz und gar, für die davon abhängige Stelle 49,8ba ziemlich unwahrscheinlich ist.

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B VI. Jes 42,5-9

und die

Ebed-Jhwh-Texte

Schicht541. Wenn der Kyros des Ergänzers gemeinsam mit dem Ebed gleichzeitig Züge des königlich berufenen Israel trägt, spricht das keineswegs gegen die hier für ein bestimmtes literarisches Stratum vorgeschlagene Identifikation. Zum einen begegnet derselbe Sachverhalt in Texten, die weithin unbestritten auf Kyros bezogen werden und u.E. ebenfalls der Ergänzungsschicht angehören (so in 45,1 aa mit 42,6 nach 41,13; 48,14b nach 41,8b; 43,4a); zum anderen liegt gerade das im Konzept: Als Jhwh-Bekenner (41,25aß; 45,3) und „Hirte" bzw. „Gesalbter" für Israel (44,28; 45,1), der sich im Rahmen seiner schöpfungsgemäßen Herrschaft über die Völker um die jüdische Gola und die Tempelstadt bemüht, kommt Kyros einem Davididen, als „Geliebter Jhwhs" sogar dem Tempelerbauer Salomo gleich und kann darum die Lücke wieder füllen, die mit dem babylonischen Exil aufgerissen und in der Verteilung der Königsfunktionen auf verschiedene andere Personen neben dem König Jhwh selbst, namentlich das Volk, den Ebed und Zion, zuvor nur vorläufig (ohne politische Repräsentanz) geschlossen war. Sodann läßt sich der Auftrag von 42,7 als solcher so am einfachsten verstehen. Eine generelle Amnestie für alle Menschen/Völker (in Babylon bzw. unterm babylonischen Joch) konnte am ehesten vom persischen König erwartet werden, ja mehr noch: unter Kyros als dem Begründer des persischen Vielvölkerstaates mußte sie für diejenigen stattgefunden haben, die der Herrschaft der Achaimeniden ihre Freiheit an ihrem angestammten, schöpfungsmäßigen Ort (vgl. 41,4) verdankten 542 . Wie 49,6b in 42,6f. dürfte von daher auch der mit dem Ebed-Text übernommene Auftrag von 42,1—4 politisch im Sinne der legitimen, von Jhwh gestifteten Völkerherrschaft verstanden worden sein. Anhalt bot dafür nicht nur der Begriff BSWö, sondern hinsichtlich der Perser erst recht die „Tora", die als göttlich-königliche Rechtsordnung gedeutet werden konnte, in der sich gleichermaßen die Ausübung der politischen Macht und der Anspruch des Stifters Jhwh auf Erkenntnis des alleinigen Gottseins manifestieren543. In dieser Perspektive klärt sich das Verhältnis von 42,5—7 zum Kontext in 41,21-29; 42,10-13, des weiteren vielleicht zu 51,*4f. und 55,3-5, wovon 51,*4f. auf derselben literarischen Ebene liegen, 55,3—5 jedenfalls vorausgesetzt sein dürfte: In Erfüllung seines politischen Auftrags ist der Ebed Kyros zugleich - indirekt - Vermittler der Gotteserkenntnis 544 . Daß das für Kyros zutreffen kann, zeigt die Parallele mit 45,1—7 (in der überarbeiteten Gestalt) und dem redaktionellen Zusammenhang von 45,lla.*12—13+*14 545 . Beides ist durch die Eigenformulierungen des Kyros341

Vgl. oben S. 104.109f. Für Babylon selbst (nach dem Kyros-Zylinder etc.) vgl. oben Anm. 508; für den Zusammenhang von Völker/Länder-Herrschaft und Israelbefreiung 2Chr 36,22f. / Esr 1,1 ff., bes. V. 2f. 543 Vgl. dazu KRATZ, Translatio imperii 202ff. (bes. 205f. mit Anm. 225); 212ff.225ff. (bes. 253f.). Entsprechende Belege finden sich wiederum erst ab Dareios I. 544 S.o. S. 134. 545 S.o. S. 101. 542

3. Der redaktionelle

Horizont

143

Ergänzers am Übergang von 44,(24-)28/45,l und in 45,11 a.*12f. so eingerichtet, daß in der Rede Jhwhs vor Israel bzw. Zion statt der allgemeinen Völkerbefreiung speziell das in 45,4 vorgegebene „um Jakob-Israels willen" ausgeführt ist, von dem die Völkererkenntnis und die Wallfahrt zum Zion als besonderer, aber in derselben Kyrosberufung begründeter Heilsakt abgehoben sind. Daneben aber ist vor dem Forum der „Entronnenen der Völker" in 45,*18ff./ 46,9—11 mit 45,18.22f.546 folgerichtig wieder von der - durch Kyros bewirkten (46,11) - „Rettung" aller die Rede (»BP hi. mit 49,6b), die in der Erkenntnis Jhwhs gipfelt. Befreiung/Rettung aller Menschen einschließlich Israels und Völkererkenntnis gehören demnach zusammen und werden je nach (z.T. vorgegebener) Sprechrichtung verschieden akzentuiert. Die sachliche und z. T. sprachliche Kohärenz der Akzentuierungen macht es wahrscheinlich, daß man es überall mit demselben Ergänzer zu tun hat. Auf ihn geht danach eine sehr überlegte Disposition zurück, in der er die älteren KyrosAussagen um jüngere ergänzt und zusammen mit den beiden ersten EbedTexten in eine bestimmte Abfolge gebracht hat 547 . Hält man sich an die von ihm gesetzten Akzente, zeigt sich, daß die drei Abschnitte Jes *40,1—41,29 (mit 41,1.25 im Kontext); 42,1-44,23 (mit 42,1-7) und *44,24-46,11 in genauer Entsprechung zueinander nachgestaltet wurden: Was im durchgängig neu akzentuierten dritten Abschnitt *44,24—46,11, hier im Kyrosorakel vor Israel 44,24-45,7- mit der Präsentation des Kyros 44,24-28 (V. 28), der Bekehrung des Völkerbezwingers zu Jhwh 45,1—3 (V. 1.3), der Befreiung Israels 45,4—5 a und der Völkererkenntnis 45,5 b.6 (V. 5) - und anschließend in der Ausführung von 45,4—6 einmal vor Zion in 45,*11 —13.*14 (nach 44,28), zum anderen vor den Völkern in *45,18-46,11 (mit 45,18.22f. nach 44,24; 45,12) auf verschiedene Redegänge verteilt erscheint, das ist im zweiten Abschnitt 42,1—44,23 für alle Menschen (vgl. 42,10ff.) einschließlich Israels (vgl. 42,14ff., bes. 42,6f./ 16) exponiert mit dem Orakel 42,5—7 als Fortsetzung der Präsentation des Ebed von 42,1—4 und ist im ersten Abschnitt *40,1—41,29 durch die Angleichung von Israel- und Völker-Heil (41,1 nach 40,31) sowie durch die Bekehrung des Völkerbeherrschers (41,2f.25) in der Präsentation der Gerichtsreden vor den Völkern zum Ausdruck gebracht. Als Vorbild für die Entsprechung hat dem Ergänzer offensichtlich der als Einheit genommene Doppelauftrag des vom Ebed selbst zitierten Orakels 49,5f. gedient, an dem sich sowohl die Formulierung von 42,6f. als auch die redaktionelle Gestaltung in 41,1.25 sowie 45,4—6 (mit V. 5) orientiert. Das aber bedeutet, daß er auch den zweiten Ebed-Text auf den bekehrten, um seine 546

Aber noch ohne 45,19.20b.24f.; 4 6 , l - 8 . 1 2 f . , s. o. B II 2. Auf sie weist schon die überlegte Wahl der Tempora, die eins auf dem anderen aufbauen läßt: So scheint doch das pf. der Berufung in 42,6 auf 41,2f.25 zurückzublicken (vgl. auch 41,4.9, beides noch ohne Textbezug) wie - hier eindeutig mit Textbezug - (44,28) 45,1 auf 42,6 (Handergreifung); 45,13a auf 41,2.25; 42,6 und 48,15 („berufen", „kommen") auf 46,11; 45,3b.4b; 42,6; 41,25. 547

144

B VI. Jes 42,5-9

und die

Ebed-Jhwh-Texte

Einsetzung durch Jhwh wissenden Kyros gelesen548 und als Reflex auf das nach seiner Auffassung wohl identische Orakel 42,5—7; 45,1—7 verstanden hat. Mit der Plazierung im Anschluß an die Befreiung Israels 48,20f., veranlaßt durch den in Babylon residierenden persischen König (Präsentation in 48,12—15 nach Jes 47), ist der politische Auftrag von 42,5-7 (mit 45,*18ff./46,9-ll) eingelöst; die darin implizierte Erkenntnis der Völker (45,5b—6) folgt hier, jetzt vom Standpunkt Jerusalems aus gesehen (vgl. auch 52,11 f.) im Zuge von Heimkehr und Ankunft des von Kyros entlassenen Volkes, in 49,14ff., bes. V. 22f.26b, sowie wahrscheinlich schon mit 51,*4f.(*9f.)/52,10 und 52,13-15/ 55,3—5549. Die verschiedenen Gesichtspunkte lassen sich dahingehend zusammenfassen, daß - vielleicht nach dem Vorbild von Jer 27,5f. (ferner 25,9; 43,10) durch die Fortschreibung 42,5—7 auch der Ebed der beiden ersten „Lieder" in das frühchronistisch geprägte Kyros-Bild der nachexilischen Ergänzungsschicht einbezogen ist.

b) Die Ebed-Jhwh-Texte

und ihre Nachgeschichte

im Buch

Anhand der beiden Fortschreibungsschübe in 42,5—7 und 49,7—13; 42,18-25 (ebenso 50,10f.; 54,11-17a) wird deutlich, daß zumindest die beiden ersten der vier „Ebed-Jahwe-Lieder" 42,1—4; 49,1—6; 50,4—9 und 52,13—53,12 im Buchkontext eine sekundäre Deutung erfahren haben. Dieser Tatbestand zusammen mit den seit B. Duhm von verschiedenen Seiten gemachten Beobachtungen zur Sonderstellung der vier untereinander verbundenen Texte spricht u.E. sehr für die alte These der buchexternen Abfassung, am ehesten durch das „Ich" des königlich-prophetischen Ebed selbst für die ersten drei, durch Nachfahren des verstorbenen Ebed für den vierten Text550. Man wird wohl zugeben müssen, daß die Vorstellung einer separaten Sammlung einige Mühe bereitet, zumal wenn sie von demselben Autor wie Jes 40ff. stammen und von den Überlieferern der Wortverkündigung und wohl auch des Buches noch außerhalb dessen um einen weiteren Text ergänzt sein soll; 548 So für den ursprünglichen Sinn des Texts (im Grundbestand) neuerdings wieder MERENDINO, ZAW 92, 1980, 236-248; DERS., Hen 4, 1982, 326f.; seine Vorgänger bei NORTH, Servant 46. Als nächste Parallele vgl. 2 Chr 36,23 / Esr 1,2. 549 Vgl. oben S. 112f.l27f.l31ff. 550 Zur Diskussion vgl. NORTH, aaO. 156ff.; H.HAAG, Gottesknecht 15ff.26f. und zu neueren Tendenzen HERMISSON, ThR 49, 1984, 209-222; DERS., VF 31, 1986, 77ff.; DERS., Einheit 300f.307. Bes. zur Entstehungsgeschichte DION, Bib. 51, 1970, 17-38.161-182; SEKINE, AJBI8,1982, 54ff. sowie SEYBOLD, BN 3, 1977, 33f.; zur ursprünglichen Aussageabsicht HERMISSON, ZThK 79, 1982, 1 - 2 4 ; DERS., Der Lohn des Knechts; zur einheitlichen Formprägung STECK, ZAW 96,1984,372-390; ZAW 97,1985, 3 6 - 5 8 . Zur hier vorgeschlagenen Unterscheidung von Primärsinn und sekundärer Deutung im Buch vgl. - außer den vorher z.St. Genannten - neuerdings M.WEIPPERT, FS C. Westermann (1989) 104ff.; S^B0, ebd. 116-121.

3. Der redaktionelle

Horizont

145

einzige Parallele sind die Konfessionen Jeremias, deren Herkunft freilich nicht weniger umstritten ist. Und doch zeigen gerade die sprachlichen und sachlichen Bezüge, die nicht nur von den Fortschreibungen aus, sondern auch von den „Liedern" selbst zum Kontext bestehen, daß die Verbindung sekundärer Natur ist; einen kompositioneilen Ort im Buch, der mit seinem Kontext gleichursprünglich wäre551, kann nur finden, wer oberflächlich sammelt und nicht auf den - schichtenweise - variierenden Sinn von Einzelaussagen und Bezügen achtet. So bleibt u.E. als einzig diskutable Alternative, daß die „Lieder" entweder, wie oben befürwortet, doch separat verfaßt und später eingesetzt oder aber 552 sekundär ins Buch eingeschrieben wurden. Stehen die Texte erst einmal im Buch, beginnt sogleich ihre Auslegung implizit durch den Nahkontext, explizit zum erstenmal in 42,5—7. Sind die schon vorliegenden Texte später eingesetzt, wird man das vielleicht demselben zuschreiben dürfen, der die erste Fortschreibung verfaßt hat; sind sie von vornherein und vielleicht sogar sukzessiv ins Buch eingeschrieben, muß der Ergänzer sie schon vorgefunden, aber auf seine Weise neu gelesen haben. Wenn er die beiden ersten Texte, wie wir gesehen haben, mit 42,5—7 auf Kyros bezogen hat, so die beiden hinteren, sofern er sie schon voraussetzt und das Buch für ihn nicht mit 52,7—10+11 f. geendet hat, am ehesten auf die Frau Zion-Jerusalem. Das legt nicht nur der Kontext nahe, in den 50,4—9 und 52,13—53,12 gestellt sind553, sondern auch das Konzept, für das wir versuchsweise folgende Lesart vorschlagen554: In den schon des öfteren erwähnten Völkerklammern 49,22f.26b/51,*4f. + 51,*9f./52,10; 52,13-15/55,3-5 könnte für den Kyros-Ergänzer zum Ausdruck kommen, daß der geschichtliche Auftrag des Perserkönigs zur Weltherrschaft sein „metahistorisches" (K. Koch) Zentrum im Königtum Jhwhs hat, der in der königlichen Tempelstadt residiert, von wo aus alles ab 49,14ff. gesehen ist. Zugunsten Zions (vgl. 3nj? PIX in 50,8/51,5), der auf Geheiß des Kyros wiederaufgebauten Stadt, und des eigenen Volkes als ihrer Bewohnerschaft (51,4a), der von demselben Kyros entlassenen Gola, gehen Tora und Mischpat als „Licht für die Völker" aus (51,4f.) und wird (nach 52,13-53,12; 54,*lff.) der „Bund" mit Israel für alle Völker geschlossen (55,3—5); und Jhwh, von Zion und ihrer Bewohnerschaft repräsentiert, gilt auch die durch den Perserkönig, als Träger von Tora und Mischpat selbst „Bund" und „Licht" für alle Menschen, politisch vermittelte Erkenntnis der Völker (41,*21-29 + 42,1-7.10-13; 45,5f.; 45,14!; 45,22f.; 49,1-6). 551 So bes. METTINGER, Farewell 1 8 - 2 8 ; ihm folgt M A T H E U S , Form 169-199 (SBS 1990, 104ff.); mit anderen Argumenten jüngst W I L C O X - W I L L I A M S , J S O T 4 2 , 1 9 8 8 , 7 9 - 1 0 2 . 552 Vgl. C A Z E L L E S , R S R 4 3 , 1 9 5 5 , 5 - 5 5 ; K I E S O W , Exodustexte 200 mit Anm. 67. 553 Vgl. dazu STECK, B N 46, 1989, 86f.; vorher schon in DERS., Z A W 9 7 , 1 9 8 5 , 47 Anm. 39. Wichtige Voraussetzungen und Anhaltspunkte dafür zeigt W I L S H I R E , JBL 94, 1975, 3 5 6 - 3 6 7 auf, der freilich in dem durch den Kontext suggerierten den ursprünglichen Sinn findet; zur Beziehung (ohne Identifikation) vgl. neuerdings auch SAWYER, JSOT44,1989, 89ff. 554 S. zuletzt S. 142.143f. mit denVerweisen in Anm. 544.549 sowie unten C II lb.

146

B VI. Jes 42,5-9

und die

Ebed-Jhwh-Texte

Dieses Konzept hat dem Lauf der Geschichte und den Erfahrungen, die sie mit sich brachte, nicht standgehalten. In der Folge wurde es durch weitere Fortschreibungen im Buch verschiedentlich bis zur uns überlieferten Letztgestalt des Jesajabuches modifiziert, wozu hier einige wenige Hinweise genügen müssen. Dem eben skizzierten Modell des Kyros-Ergänzers steht Jes *60 am nächsten. Doch im Unterschied zu 42,5—7, aber auch zu 51,*4f. wird die Frau ZionJerusalem nun selbst durch Jhwhs Lichtglanz zum Licht gemacht, das ohne weitere Vermittlung in das Dunkel der Völkerwelt leuchtet 555 . Es ist schwer zu sagen und sei hier offen gelassen, ob Jes *60 direkt an die implizite Deutung des dritten und vierten „Liedes" durch den Kontext anknüpft und dabei die Lichtmetaphorik aufgrund des Zusammenhangs 49,6b.14ff. und 50,4—9/51,*4f. neu bezieht, oder ob schon die Auslegung der ersten beiden „Lieder" auf Israel (die babylonische Gola im Gegenüber zur weltweiten Diaspora) durch 42,8f. 18ff. und 49,7—13 - dazu die explizite Deutung von 50,4—9 auf Zion in 54,11 —17 a? - vorausgesetzt ist. Letzteres scheint jedenfalls in 61,1—2 der Fall, wo die auf die Befreiung von Gefangenen zielende Sendung des Ebed Israel nach 48,16b—49,13 im Gegenüber zum Landesinneren der Städte Judas auf das redende „Ich" Zions bezogen ist556. Eine andere Perspektive ist den Formulierungen eigen, für die die Ausstattung Zions oder Israels mit Ebed-Zügen primär nicht eine Funktion für andere - die Völker, die Diaspora oder das eigene Volk im Land - hat, sondern den Heilsstatus der jeweiligen Ebed-Größe selbst betont. Für Zion-Jerusalem bahnt sich das in 62,1 ff. an, insofern hier die Erlangung des Lichtstatus zum Problem geworden ist. Im Gegenüber von „Prophet" und eigenem Volk findet sich dasselbe im Bereich von Jes 56,9ff.; 57—59557, wobei hier nicht nur das durch ethische Paränese aus der Finsternis ins Licht gerufene Volk, sondern in 555 Vgl. dazu STECK, ZThK 83, 1986, 2 9 4 F . ; D E R S . , Lumen gentium, bes. 1288FF. Bemerkenswert scheint mir in diesem Zusammenhang, daß in Jes 2,2—4 ebenso Tora und ÜS© („Licht Jhwhs" für das eigene Volk dann in V. 5) unmittelbar von Zion ausgehen, nachdem etwas an dem Berg geschehen ist (V. 2a). Blickt auch dieser Text bereits auf 4 2 , 1 - 4 ; 51,*4f. und bereitet so - in seinem Kontext und vielleicht darum mit unterschiedlicher Metaphorik (Berg, nicht Frau) - Jes *60 und den neuen Bezug der Ebed-Perspektive auf Zion-Jerusalem vor? 556 Vgl. 61,1a / 42,Iba; 48,16b; 61,lbaV45,l; 61,lba 2 (2. Zeile) / 40,9; 41,27 sowie 42,19; 48,16b; 61,lbßy(3. Zeile) / 42,7; 49,9a; 45,13ba 2 ; 61,2a / 49,8a; 48,16a, ferner 61,7ff. mit 50,7f. (54,4); 49,8b ( 5 5 , 3 - 5 ) sowie 53,10ay (im Kontext); 4 8 , 1 7 - 1 9 (44,3f.; 45,8). Dazu oben S. 83f. mit den Hinweisen A n m . 3 0 1 ; zu den Ebed-Bezügen vgl. etwa W. ZIMMERLI, Zur Sprache Tritojesajas (1950), wiederabgedruckt in: DERS., Gottes Offenbarung, TB 19, 2 1969, 2 1 7 - 2 3 3 , dort 226f.; SCHOORS, ' 3 ® und 98f. (andere ebd. Anm. 30); zuletzt B E U R E N , Servant 415ff.; zur Relation der Schichten noch einmal unten S. 207ff. 537 Mit ähnlichen Differenzierungen in der Sprechrichtung wie 42,18ff.; 49,7ff., aber ausschließlich von Repräsentanten und Gliedern des Volkes im Land bzw. in Jerusalem (nicht außerhalb); vgl. dazu O. H. STECK, Beobachtungen zu Jesaja 5 6 - 5 9 , B Z 1987, 2 2 8 - 2 4 6 , bes. 230f.237f.240.242.

3. Der redaktionelle

Horizont

147

59,21 - als „Bund mit ihnen"!, sprich: wieder als Heilsmittler - die Träger des Jhwh-Wortes, hier am ehesten der in 58,1 angeredete Prophet des Buches und seine Nachkommen (vgl. 53,10a!) anstelle der „blinden und stummen", vom „Weg Jhwhs" entfernten Repräsentanten des Volkes (56,10f.)558, die EbedQualifikation erhalten. Mit 59,21 wiederum wird man 51,16, vielleicht auch 50,10f.559 verbinden können 560 . Ohne die Vermittlungsinstanz des Propheten wird das Ebed-Heil nach 50,4—9(.10f.) in 54,11 — 17 Zion und ihren Söhnen zuteil. Mit V. 17b umfaßt der Ebed-Jhwh jetzt die innerhalb Israels abgesonderte Gruppe der „Knechte Jhwhs", die in 56,6 sowie im Bereich von Jes 63—66 (vgl. bes. 54,13.17/66,12.14 nach 48,17f.) wieder begegnen und schichtenspezifisch sind561. Auch wenn wir keinen neuen Vorschlag zum Ursprung der Ebed-JhwhTexte unterbreiten können, so sollte doch deutlich geworden sein, daß viele der in der Forschung vertretenen Hypothesen weniger in den Texten selbst als vielmehr in ihrer Nachgeschichte, der sekundären Verwendung und Auslegung im Buch, begründet sind. Darin haben sie fast alle ihr relatives Recht, je nachdem, welcher Fortschreibungsperspektive man folgt. Umgekehrt zeigt dies aber auch, daß der ursprüngliche Sinn dieser aussagepotenten und in der buchinternen Auslegung darum immer wieder aufgegriffenen Texte woanders liegen muß. Nach unserer Einschätzung sind sie in unmittelbarer Nähe zur Grundschicht des Dtjes-Buches in Jes *40—48 entstanden, in der sich mit den die ältere Komposition prägenden Gerichtsreden der Gedanke Bahn bricht, daß das Heil Israels nicht für sich steht, sondern in die Völkerwelt ausstrahlt (42,1—4; 49,1—6); daß der Künder eines solchen Gedankens trotz aller Widerstände nicht gescheitert ist (50,4—9), haben danach die Überlieferer der deuterojesajanischen Wortverkündigung, die im weiteren Sinn auch für die Komposition Jes *40—48 verantwortlich sind, hinsichtlich der Ebed-Gestalt selbst im vierten „Lied" (52,13—53,12) auf sehr spezielle, einzigartige Weise verarbeitet.

558

S.o. Anm. 461. Dazu BEUREN, Z A W 8 5 , 1 9 7 3 , 1 6 8 - 1 8 2 . 560 Yg¡ FJJR (JEN Aussagezusammenhang jüngst GOSSE, Z A W 101, 1989, 116-118; zur redaktionsgeschichtlichen Einordnung - nach Eiliger und Kiesow - neuerdings STECK, B N 44, 1988, 8 4 - 8 6 . 561 Vgl. BLENKINSOPP, „Servants of the Lord" und zur Stelle die Hinweise oben Anm. 315, darunter bes. STECK, der (aaO. 75f.) die Frage aufwirft, ob es sich in 5 4 , l l - 1 7 a ursprünglich um eine binnendeuterojesajanische Fortschreibung mit sicher späterer Zufügung von V. 17b oder insgesamt um einen erheblich jüngeren Text im Horizont eines Jes 1—66 umfassenden Jesajabuches handelt. Zu den Ebed-Bezügen im Bereich von 56—66 vgl. neuerdings auch BEUREN, J S O T 4 9 , 1 9 9 0 , 6 7 f f . ; für ganz 4 0 - 6 6 auch JEPPESEN, SJOT, 1/1990,113ff. 559

TeilC

Das Werden des Deuterojesaja-Buches als literarisch produktiver Vorgang theologischer Sinnerschließung /. Die Grundschrift 1. Zusammenfassung

des

Dtjes-Buches

der Analyse

a) Textbestand Im Bereich von Jes 40-48 hat sich uns folgender literarischer Grundbestand ergeben: 40,*12—17.*21—31; 41,*l-5.*8-20.*21-29; 42,10-13.14-16; 43,14.9-13.14-15.16-21.*22-28; 44,1-4.6-8.21-23; 44,24-26a; 45,*l-7; 45,20a.21/46,9—11; *47; 48,20-21. Die Frage, ob diese Grundschicht über Jes 48 hinausreicht, erfordert eine differenzierte Beantwortung. Nimmt man die einzelnen Text- oder (ursprünglich vermutlich mündlichen) Worteinheiten für sich, verlangt Jes *40—48 nicht zwingend nach einer Fortsetzung; der altbekannte, tiefe Einschnitt bei 49,14562, mit Querbezügen des zweiten Teils zum ersten, erklärt sich auch in der Konsequenz unserer Beobachtungen am ersten Teil des Buches in der Tat am besten als sukzessive Fortschreibung eines literarischen Grundstocks aus gewandelter Perspektive563. Anders der Zusammenhang der einzelnen Wort- bzw. Texteinheiten, wie er sich auf der literarischen Ebene des Buches in seinem Grundbestand darstellt. Hier ist, wie wir gleich anschließend sehen werden, durch die bewußt gestaltete, redaktionelle Anlage der Texte im Rahmen einer Grundschrift ein gewisser Fluchtpunkt gegeben, der sachlich wie literarisch über Jes *40—48 hinaus auf die Ankunft und Thronbesteigung Jhwhs in Jerusalem (52,7ff.) weist. So dürfte auch in 52,7—10 ein älterer Kern greifbar sein, der zusammen mit 40,1—5 (!)564 einmal den redaktionellen Rahmen der Grundschrift in Jes 562 563

Vgl. KIESOW, Exodustexte 163f.l68; MERENDINO, VT.S 31,1981, l f f . 5 3 9 f f . Vgl. KIESOW, a a O . 158ff.; neuerdings STECK, B N 46, 1989, 5 8 - 9 0 , dazu im einzelnen

DERS., B N 4 4 , 1 9 8 8 , 7 4 f f . ; DERS., Z A W 101, 1 9 8 9 , 2 8 2 f f . ; DERS., B N 5 5 , 1 9 9 0 , 3 6 f f . ; DERS.,

Zions Tröstung. A n d e r s HERMISSON, Einheit 303 f. 564 A n d e r s KIESOW, a a O . 161 f., d e m zufolge auch 40,9f. von der Inklusion erfaßt sind. D o c h wie Kiesow (178) selbst feststellt, spricht 5 2 , 7 - 1 0 nicht von der R ü c k k e h r der Exulanten (Diaspora), sondern von Jhwhs H e i m k e h r entsprechend 40,3 f. Vgl. d a z u o b e n S . 103 ff. mit

1. Zusammenfassung der Analyse

149

*40—48 (mit entsprechendem Querverweis in 41,*27?) gebildet hat 565 und an den sich später dann die übrigen Zion-Fortschreibungen in Jes 49—54 (sukzessive) angeschlossen haben. b) Anlage Um die Anlage zu erheben, geht man am besten von den in der Analyse z. T. schon freigelegten, äußeren Anzeichen aus, die auf eine feste, überlegt disponierte Struktur des Ganzen weisen. Es sind dies zum einen die hymnischen Stücke 42,10-13; 43,20f. (im redaktionellen Verständnis); 44,23 und 48,20f., zum anderen die Gerichtsreden in 4 1 , * l - 5 . * 2 1 - 2 9 ; 43,9-13; 4 4 , 6 - 8 ; 45,*20f./46,9—II 566 . Die hymnischen Stücke stehen jeweils am Schluß eines von insgesamt vier Abschnitten in Jes *40—48, deren thematische Schwerpunkte sie reflektieren und in die hymnische Vergegenwärtigung überführen: 42,10—13 ruft die ganze Erde einschließlich ihrer Bewohner, Mensch und Tier (vgl. „alles Fleisch" in 40,5), zum Lobpreis Jhwhs auf und reagiert damit (bes. mit Meer und Inseln) auf die weltweite Völkerthematik in Jes *40f.; 43,20f. ruft die Wüstentiere, gelesen im Horizont von 42,11 a bzw. 42,10a.12 die Wüste und ihre Bewohnerschaft zum Lob auf und reagiert damit auf das Exodusthema (Weg durch die Wüste!) in Jes *42f.; 44,23 ruft den ganzen Kosmos, Himmel und Erde, und darin entsprechend 42,11b speziell die Gebirgsvegetation zum Lob auf und reagiert damit auf die als naturhafte Wiederbelebung dargestellte Restitution (Mehrung und Sündentilgung) des Volkes in 44,1 ff.21 f.; 48,20f. schließlich läßt das Gotteslob sich wieder über die ganze Erde verbreiten, diesmal im Mund des befreiten Volkes (vgl. schon 43,21), und reagiert damit auf die Befreiung aus Babylon nach Jes *44,24ff./45—47. Demzufolge bilden die hymnischen Stücke nicht allein den Abschluß der unmittelbar vorhergehenden Abschnitte, sondern zugleich auch unter sich einen fortlaufenden Sinnzusammenhang in der stufenweisen Entfaltung von 42,10—13, wo alles schon enthalten ist, was in den folgenden Stücken noch einmal aufgenommen wird (42,11a bzw. 42,10a.12 in 43,20f.; 42,11b in 44,23aßy; 42,10a sowie 41,5; 45,6 in 48,20). Im weiteren werden wir sehen, daß der von 42,10—13 abgeschlossene Abschnitt *40,12—42,13 insgesamt exponiert, was im Folgenden ausgeführt ist, und daß die von den hymnischen Stücken markierte Unterteilung in einzelne Abschnitte wie die von ihnen ebenfalls indizierte progressive Verlaufslinie gleichermaßen für die Struktur von Jes *40—48 bezeichnend sind. Bleiben wir aber zunächst bei den einzelnen Abschnitten als solchen. Ihre Unterteilung wird durch die Plazierung der Gerichtsreden bestätigt, die gleich Anm.395. Gänzlich anders M E R E N D I N O , aaO. 5 6 0 - 5 6 2 und jüngst VERMEYLEN L'unité 37ff.45ff.50. 565 So mit STECK, BN 46, 1989, 81.82; zu den entstehungsgeschichtlichen Konsequenzen s. im folgenden. 566 S.o. B 1 3 ; II3.

150

CI. Die Grundschrift

des

Dtjes-Buches

mäßig, am Anfang zu zweit, dann zu je einer auf einen der vier Abschnitte verteilt sind. Auch sie nehmen auf die thematischen Schwerpunkte ihres Nahkontexts Bezug und bilden gleichzeitig einen im ersten Abschnitt (mit 41,*21—29) vorbereiteten, fortlaufenden Sinnzusammenhang. 41,*1— 5. *21—29 handeln von Kyros als Völkerbezwinger und passen damit bestens in den Gesamtzusammenhang von Jes *40f.; 43,9—13 und 44,6—8 handeln jeweils von der „Rettung" des Gottesvolkes, mit Völkerbezug in 43,9ff. entsprechend 43,3f.l4f.l6f. in Jes *42f., ganz auf das eigene Volk konzentriert entsprechend der Restitutionsthematik in Jes *43f.; 45,*20f./46,9—11 handeln wieder vom Kyrosgeschehen entsprechend der Gesamtthematik Kyros - Babel in Jes *44,24ff./45—48. Der Zusammenhang ergibt sich hier aus der Verteilung der für die Gerichtsreden typischen Zeitbegriffe des Früheren und Künftigen: 41,21—29 exponiert anhand der Kyros/Völker-Thematik im ersten Abschnitt *40,12—42,13 die Linie vom „Früheren" zum „Kommenden", „Ausgang" und „Neuen" (in 42,10); 43,19 bezeichnet (im redaktionellen Verständnis und anstelle des in 43,9ff. fehlenden Pendants!) für den zweiten Abschnitt *42,14-43,21 den Weg durch die Wüste als das „Neue" entsprechend 42,10; 44,6-8 bezeichnet für den dritten Abschnitt *43,22-44,23 die Wiederbelebung des Volkes, Mehrung und Sündentilgung, als das „Kommende" entsprechend 41,22bß.23aa; und 45,*20f./46,9-ll bezeichnet für den vierten Abschnitt *44,24—48,21 die Befreiung aus Babylon durch Kyros als „Ausgang" des „Früheren" entsprechend 41,22ba. Die Gerichtsreden fungieren damit als Gelenkstücke, die sowohl innerhalb der Abschnitte als auch im übergreifenden Zusammenhang die um sie herum plazierten einzelnen Texte in Beziehung setzen. Dies zeigt sich nicht zuletzt an der parallelen Anlage der Abschnitte im einzelnen. Durchgehend herrscht ein Rhythmus von Weissagung (1) - Gerichtsrede (2) - Bestätigung oder auch Erfüllung der Weissagung (3), wobei die Gerichtsrede literarisch sowohl zurück als auch nach vorne weist: in Abschnitt I also 40,*12—31 (1)-41,*1—5 (2) bzw. 41,*8—20 (1) - 41,*21—29 (2) - 42,10-13 bzw. alle folgenden (3); in II 42,14-16 + 43,1-4 (1) - 43,9-13 (2) - 43,14-21, bes. V.20f. (3); in III 43,*22—28 + 44,1-4 (1) - 44,6-8 (2) - 44,21-23, bes. V.23 (3); in IV 44,24—26a/45,*l—7 (1) - 45,*20f./46,9-ll (2) - *47/48,20f., bes. 48,20f. (3). Anhand der hymnischen Stücke und der Gerichtsreden in Jes *40—48 zeigt sich somit eine sehr überlegte, gewollte Anlage der Grundschrift in vier - durch 40,1—5 und 52,7—10 gerahmte - Abschnitte, die ihrerseits in sich thematisch wie literarisch stimmig und planvoll angelegt sind. Sieht man nun auf die Anordnung der vier Abschnitte in dem von den hymnischen Stücken und den Gerichtsreden ebenfalls intendierten Lesezusammenhang, so sind vor allem zwei Gesichtspunkte zu nennen. Zunächst die Abfolge der Themen, die zwar nicht ohne weiteres einsichtig, aber kaum zufällig ist. Wie Gerichtsrede und Chorschluß in 41,*21-29/42,10-13 als Zielpunkt des ersten Abschnitts und gleichzeitig als Exposition alles Folgenden mit

I. Zusammenfassung

der Analyse

151

Ziel im vierten Abschnitt (wieder Feind/Völker mit Kyros) dienen, so sind auch die beiden mittleren, vorwiegend nach innen auf das eigene Volk gerichteten Abschnitte im ersten Jes *40f. vorbereitet: die Restitution des Volkes (dritter Abschnitt Jes *43f.) durch 40,*12-31, bes. V. 27ff. (Schöpfung - Wiederbelebung des „Müden"); der Weg durch die Wüste (zweiter Abschnitt Jes *42f.) durch 41,*8—20, bes. V. 17ff. (Berufung des Ahnherrn von weither - Wegbereitung) 567 . Damit ergibt sich folgende Ordnung: A + C (Restitution + Kyros in 40,*12—31 + 41,*1—5) sowie B + C (Weg + Kyros in 41,*8-20 + 41,*21—29) im ersten Abschnitt *40,12-42,13; B (Weg) im zweiten *42,1443,21; A (Wiederbelebung des Volkes durch Mehrung und Sündentilgung) im dritten *43,22-44,23; C (Kyros - Völker) im vierten *44,24-48,21. Dazu fügen sich auch Pro- und Epilog. Alle Hauptthemen, die die vier Abschnitte beherrschen, sind - eigens bezogen auf Zion-Jerusalem! - bereits in 40,1—5 enthalten (A Schuldfrage = III; B Weg = II; C „alles Fleisch" für Mensch und Tier = I und IV) und kehren in Verlängerung von *47/48,20f. so auch in 52,7-10 wieder: 52,7-8/40,3-4 Weg - Ankunft Jhwhs; 52,9/40,1-2 om pi./ „Loskauf" des eigenen Volkes mit Schuldfrage im Hintergrund; 52,10/40,5 Völkerrelation. Der zweite Gesichtspunkt ist weniger formaler Art, ergibt sich aber aus den bisher gesammelten Aufbaubeobachtungen und zeigt die innere Notwendigkeit der Anordnung von Abschnitten und Themen auf, verleiht der äußeren Struktur also erst eigentlich den tieferen Sinn. Geht man nämlich die einzelnen Abschnitte der Reihe nach von Anfang bis Ende durch, so fällt auf, daß auch die an verschiedenen Stellen gegebenen Hinweise auf das „Frühere", Stationen in der vergangenen Heils- und Unheilsgeschichte, nicht zufällig, sondern in sinnvoller, geschichtlich-linearer Geschehensabfolge stehen: Schöpfung (40,12ff.), Berufung der Geschlechter (41,4) und Erzväter-Erwählung (41,8f.) in Abschnitt I; Exodus (43,16f.) in II; Sündengeschichte bis zum Exil (43,22ff.) in III; das babylonische Exil selbst und dessen Ende im zweiten Exodus in IV; die Ankunft und Thronbesteigung Jhwhs gewissermaßen für die „Landnahme" in 52,7—10. Die Verbindung dieser geschichtlichen Reminiszenzen zu den die Abschnitte füllenden Hauptthemen des aktuellen Heilsgeschehens wird duch die Gerichtsreden hergestellt, die das „Frühere" auf das Jetzt des Heilsanbruchs (Kyros unter den Völkern in I), das „Neue" (Wegbereitung in II), das „Kommende" (Mehrung und Sündentilgung in III) und den „Ausgang" des „Früheren" (Befreiung aus Babylon in IV, deckungsgleich mit der geschichtlichen Station!) beziehen. Beides, die Heilsgeschichte in ihrem linearen Verlauf wie die einzelnen Akte des gegenwärtigen Heilsgeschehens, bestimmt danach Anlage und Struktur der Grundschrift Jes 40,1-4 / *40,12-48,21 / 52,7-10. Die folgende Tabelle zeigt die Anlage auf einen Blick. 567

Die Beziehungen laufen allerdings auch übers Kreuz: 4 0 , * 1 2 - 3 1 hat ebenso Affinitäten zum Abschnitt „Weg" (mit Umwandlung der Natur) wie 4 1 , * 8 - 2 0 zum Abschnitt „Restitution" (vgl. 43,27; 44,7aß).

152

C I. Die Grundschrift des

Dtjes-Buches

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« 1 § vp -s; O I s 0Q (so nur noch Jer 16,19 und Jes 44,20, vom Orakel H a b 2,18) und 1P5 (nur hier und Jes 41,29b!; 48,5); ferner V. 14a.8a mit Jes 44,11.15(1573 I/III). 18 f. Wie weit herunter man mit der Ansetzung gehen muß, hängt nicht zuletzt am Verhältnis von Jer 10,13 zu Ps 135,7, das in der Regel mit der Abhängigkeit des Psalms erklärt wird. Die Frage läßt sich m . E . allerdings nicht ohne Jer 10,5aa.l4bß entscheiden, wo (wie noch in H a b 2,18f.) die Umdeutung von Dtn 4,28by in Ps 115,5a.6b, danach 135,16.17b bereits vorausgesetzt zu sein scheint (s.o. Anm. 653). In dieselbe Richtung weist die besondere Akzentuierung der Schöpfungsaussage V. 12 (vgl. Prov 3,19f.; 8,22ff.; Ps 135,6) und V. 13 = Ps 135,7 (vgl. Hi 28,24-26; die „Kammern" 38,22) als Theophanie, der es - motiviert durch Jer 10,2.10 und den Untergang der Götzen V. 15 - weniger auf die Anhäufung naturwissenschaftlicher Kenntnisse als vielmehr - zumal mit der Variante G in V. 13bß - auf das Gewitter ankommt (vgl. Hi 37 und Ps 97,4.7); demgegenüber erklärt sich die reine Schöpfungsaussage in Ps 135,6f. zwanglos aus Ps 115,3b.15b und der Entsprechung zu 136,4ff. (Schöpfung - Geschichte). Gerade andersherum sieht es freilich WEIPPERT, aaO. 30f. mit A n m . 42.

1. Die

Götzen-Schicht

205

Menschen) auf das Verhältnis Jhwhs gegenüber den Völkern selbst und ihrem „Wissen" aus (so schon Jes 44,25; 47,13ff.). Die Stelle Hab 2,18f. schließlich ist vor allem unter dem Gesichtspunkt interessant, daß die gegen das Heidentum an sich gerichtete Polemik im vorliegenden Kontext und insbesondere nach 1,6.IIb.16 wie in Jes *40—48 (und Jer 10,12—16 in 51,15 — 19!) speziell im Hinblick auf Babylon steht, mit dessen Untergang die Rettung Israels und aller von der Weltmacht unterdrückten Völker (vgl. I,5ff.l4ff.; 2,5.6ff.) einschließlich der weltweiten Erkenntnis Jhwhs (2,13f.) verbunden ist. Allerdings ist wiederum sehr fraglich, ob der Zusatz zum fünften Wehe in Hab 2,6-19 (gewöhnlich V. 19a + V. 19b.l8) noch aus der babylonischen Zeit selbst stammt 660 . Im Ausdruck erscheint der Spruch als Konglomerat entlehnter Formulierungen 661 , und darf man V. 20 (mit buchübergreifendem Verweis nach Sach 2,17; im Blick auf Hab 3, bes. V. 16, auch Zeph 1,7?, vgl. Neh 8,11) hinzunehmen, ist jedenfalls der zweite Tempel vorausgesetzt, von wo aus Jhwh, der wahre und einzige Gott der Welt, sich zur (End-)Theophanie (Hab 3) erhebt. Hat bei der Einfügung von Hab 2,18f.20 das Dtjes-Buch Pate gestanden für eine eschatologische Neufassung der Geschehensfolge: Zerstörung Babylons mit Götzen Jes 40—48 / Hab l f . (mit Hab 3 und bes. Zeph zum Weltgericht ausgewachsen) und Bau des Neuen Jerusalem für Israel und die Völker Jes 49 ff. / Zeph 3 - Hg - Sach - Mal? Überschaut man abschließend die Belege, die zur Götzenpolemik in Dtjes in Beziehung gesetzt werden können, so zeigt sich, daß außer der selbständigen Traditionslinie im spät-deuteronomistischen Bereich allesamt davon abhängig sind. Die universale, völkerumgreifende Dimension, die wir in Dtjes und parallel dazu in der Begründung des Bilderverbots Dtn 4 (und 29.32) gefunden haben, markiert den Anfang einer Entwicklung, die nur in wenigen Fällen der ursprünglichen Intention gefolgt ist. Neben Ps 115 wird man dazu vor allem die Danielerzählungen Dan *1—6 (hier bes. Dan 3.6 sowie Bei et Draco) mit der regelmäßig erreichten „Bekehrung" des heidnischen Königs rechnen müssen, aus hellenistischer Zeit die geschliffene Apologetik in SapSal 13 — 15. Daneben beherrscht jedoch zunehmend die strenge Alternative des Gottes Israels gegen 660 So nach J . JEREMIAS, Kultprophetie und Gerichtsverkündigung in der späten Königszeit Israels, W M A N T 35, Neukirchen-Vluyn 1970, 64.67.74. Sollte jedoch die von JEREMIAS (62ff.78ff.) gefundene Nachinterpretation in Hab l f . tatsächlich noch in diese Zeit gehören, müssen 2,19b. 18 - oder eben doch 2,18f. in der überlieferten Reihenfolge anschließend an die ältere Inklusion V. 8b/17b? - noch später zugefügt sein. 661 "703 -IX' + Vi' hi. nur noch Jes 44,9f. ( + "|0: vb.); "jOS/TOOa + n03 nur noch Jes 42,17, ebenfalls mit Zitat m s pt. (vgl. zum einen noch Dtn 27,15; Ri 17,3f.; 18,14.17f.; Nah 1,14; im pl. Jes 30,22; 2Chr 34,3f.; zum anderen Ps 115,8.9-11; 135,18); •'17',?N wie in Protojes und Ps 96.97; -ipw vom Orakel (HT hi. V. 18aß mit V. 19ba nach Jes 2,3.6ff. / Mi 4,2; Jes 30,20.22?) nur hier nach Jes 44,20; Jer 10,14 = 51,17 und 16,19; „Holz und Stein" zusammen mit „Gold und Silber" (Reihenfolge wie Jes 40,19; 46,6!) nur noch Dtn 29,16; die m i wie Jer 10,14; Ps 135,17 (Atem) nach Dtn 4,28; Ps 115,6. Vgl. dazu schon oben Anm. 653.659 und auch JEREMIAS, aaO. 65; zum ursprünglichen Wehe V. 19a ebd. 72f.

206

C III. Weitere Fortschreibungsschübe

in Jes 40—49

alles Heidnische das Feld, die die universale Jhwh-Verehrung ausblendet und statt dessen wieder die Sonderstellung Israels hervorhebt (so seit Ps 115 bes. in Ps 135 und Jer 10,1 —16; EpJer) oder die Bekehrung der Völker ins eschatologische Gericht verlegt (so bes. Ps 97, davon wohl abhängig 96,5; vgl. ferner Jes 2,20 f.; 17,7f.; Jer 16,19f.). In der frühen und mittleren Perserzeit (bes. unter Dareios I.) standen die Zeichen zweifellos günstig für die Hoffnung auf eine weltweite Erkenntnis Jhwhs als des einen, von allen Völkern je auf ihre Weise verehrten Himmelsgottes. Nur so erklärt sich die tiefe Kluft, die zwischen der geschichtlichtheologischen Begründung des Monotheismus im Weissagungsbeweis und der rationalistischen Argumentation der Bilderpolemik in Dtjes besteht. Im summus deus schien die Anerkenntnis der Einzigkeit Gottes, für die Juden natürlich Jhwhs, derart in greifbare Nähe gerückt, daß die anfänglich so dringende Frage nach dem Wesen Gottes selbst nun auf die vernünftige Betrachtung der äußeren Form und Praxis seiner Verehrung durch Bilder in Israel (Dtn 4) wie unter den Völkern (Dtjes) reduziert werden konnte. Doch die Erfahrung hat Israel wohl noch in persischer und dann vor allem - mitunter schmerzlich - in hellenistischer Zeit gelehrt, daß mit Jhwh im summus deus der Völker nicht der eine Gott, sondern das Heidentum, mithin die Welt den Sieg davonträgt. Dagegen wiegen die Argumente der menschlichen Vernunft nicht viel. Der Kampf um die Unterscheidung von Gott und Welt, die dabei auf dem Spiel steht, läßt sich eben nur theologisch gewinnen. Darum finden die späteren Texte auch in der Bilderpolemik allmählich wieder zurück zum ersten Gebot, zur Abgrenzung Israels aufgrund von Schöpfung und Erwählung (später „Gesetz") im Zeichen des göttlichen Gerichts, so wie es ohne Unterschied für alle Menschen - die Heiden vor dem Gesetz der Schöpfung, die Juden unter dem Gesetz ihrer Erwählung - auch das Evangelium einmal offenbaren wird (Rom 1-3). Den Weg zurück in die theologische Argumentation geht innerhalb des Dtjes-Buches die nächste Schicht, die in der Identifikation Israels mit dem von Jhwh erwählten Ebed der „Lieder" einen Ausweg aus der Verblendung auch des Götzendienstes sucht. 2. Die a)

Ebed-Israel-Schicht

Textbestand

Zur Nachgeschichte der Ebed-Jhwh-Texte im Dtjes-Buch gehört die Deutung der beiden ersten „Lieder" auf Israel in 42,18-25 (mit 43,8) und 49,7-13 (mit Glosse in 49,3) 662 . Sprachlich und sachlich lassen sich damit die in der Analyse isolierten, weitgehend auch schon zugewiesenen folgenden Zusätze verbinden: 42,8-9.17; 4 3 , 5 - 7 ; 44,5; 45,8.9-10.11b.19.24-25; 46,1-4.8. 662

S.o. BVI2b.c;3b.

2. Die

Ebed-Israel-Schicht

207

1 2 - 1 3 ; 4 8 , 1 - 1 1 . 1 6 . 1 7 - 1 9 ; des weiteren vielleicht auch schon 5 4 , l l - 1 7 a ( E b e d Zion nach 5 0 , 4 - 9 und 5 2 , 1 3 f f . ) und vom R a h m e n 4 0 , 9 - 1 1 (mit 4 4 , 2 6 b a 2 ; 5 4 , 2 f ? ) und 5 5 , 6 - 9 . 1 2 f . 6 6 3 . Vorausgesetzt sind nicht nur die KyrosErgänzungsschicht ( z . B . mit der Auslegung von 4 2 , 1 — 4 in 4 2 , 5 — 7 ) und die Götzen-Schicht (so bes. in 4 2 , 8 f . l 7 ; 4 8 , 1 - 1 1 ; 4 6 , l f . sowie 4 5 , 2 4 f . ; 4 6 , 8 . 1 2 f . ) , sondern auch die - u . E . unmittelbar auf die Grundschrift folgenden - ersten Zion-Fortschreibungen in Jes 49—54 (so bes. in 4 6 , 1 — 4 . 1 2 f . , vgl. 4 9 , 2 4 f . ; 52,1 f.), unter Umständen sogar schon die Erweiterung von Jes *40—55 um Jes *60—62. Die Frage des Verhältnisses zu den verschiedenen Stadien der Zion-Fortschreibungen, insbesondere zu Jes 60 —62 664 , kann hier nicht endgültig entschieden werden. Einen Anhaltspunkt bietet die Beobachtung, daß das Gros der Zion-Texte in Jes 49—54 den Ebed der „Lieder" offenbar noch gar nicht kennt und folglich vor Aufnahme der EbedTexte und ihren verschiedenen Auslegungen ins Buch gelangt sein muß 6 6 5 . Inwieweit sich diese Annahme für sämtliche von uns der Ebed-Israel-Schicht zugewiesenen Stellen bewährt und wie sich Jes 60f. (mit Ebed-Bezügen!) dazu verhält, hängt vor allem an der Frage der schichtenspezifischen Sicht der Heimkehr. Sind sich Jes 49,14—26 (hier V. 22 f.) und der davon abhängige Text Jes 60 (V. 4.9) darin einig, daß die als „Söhne und Töchter" Zions bezeichneten Exulanten von den Völkern heimgetragen werden, bezeichnen demgegenüber 43,5f. und 4 5 , 9 f . l l b (vgl. auch 46,3f.) die Israeliten als „Söhne und Töchter" Jhwhs, die von diesem selbst aus allen vier Himmelsrichtungen gesammelt werden sollen (vgl. 54,8 von Zion) 6 6 6 . Mit Ausnahme der Bezeichnung als Kinder begegnet letzteres, die von Jhwh heimgeführte weltweite Diaspora, auch in der EbedAuslegung 49,7—13 (und 40,9—11), die - wie vielleicht auch das Nebeneinander von Herausgabe der Kinder durch Völker und Herausführung durch Jhwh in 43,5f. zeigt wenigstens 4 9 , 1 4 - 2 6 schon voraussetzt. Somit liegt die Ebed-Israel-Schicht literarhistorisch entweder (wie 54,8 in seiner Schicht 667 ) zwischen 49,14—26 (mit 52,7—10 und dem „Imperativ-Gedicht" 51,*9f.*17ff./52,lf.; 54,1) und der Fortschreibung von Jes *55 in 663 S.o. S. 53f.56ff.59f.62f. sowie 76ff.94ff. (Zusätze in 45f.); 113-121.128ff. (Zusätze in 42 und 48); ferner: 48 Anm. 152; 58.96.104f.lllf. (43,5-7); 111.118 Anm.447 (44,5); 83f. 86f.(44,26b; 54,2f.); 147 Anm. 561 (54,11 ff.); 105 Anm. 395 (40,9ff.); 138 Anm. 528 (55,6ff.). 664

S . o . S . 8 3 F . 9 4 A n m . 3 4 9 . Z u m A n s c h l u ß d e r K a p i t e l an J e s * 4 0 - 5 5 vgl. STECK,

H e i m k e h r 6 9 - 7 1 ; D E R S . , T r i t o j e s a j a 3 7 3 - 3 7 9 ( Ä l t e r e e b d . 3 7 7 A n m . 3 7 ) ; DERS., B N 4 6 , 1 9 8 9 ,

88.

665

V g l . STECK, B N 4 6 , 1 9 8 9 , 8 3 . 8 6 f f . ; DERS., B N 5 5 , 1 9 9 0 , 3 9 .

S.o. S. 104f. mit Anm. 396 und zum Verhältnis schon S. 95 f. mit Anm. 353. 667 5 0 , 1 - 3 ; 51,12-15; 52,3; 5 4 , 4 - 8 (so nach STECK, BN 46,1989,84-86; vgl. DERS. , BN 44, 1988, 78ff.); dazu vielleicht 55,lf.(?, vgl. Thr 1,11; 2,12). Beziehungen zu diesen Stücken bestehen auch hinsichtlich des in 42,18ff. u.a. neu forcierten Sündenaspekts (50,lf.; 54,7f.) sowie hinsichtlich der doppelten Perspektive in der Anrede (Du/Sie in 42,18ff.; 49,7ff.), hier Zions (2. sg. fem.) und der Exilierten (2. sg./pl. masc. entsprechend Jes 40—48, vgl. bes. 51,12ff.). Beide Schichten dürften nicht allzuweit voneinander entfernt entstanden sein (vgl. HERMISSON, Einheit 295.311 III), sind aber darin verschieden, daß in 42,18ff.; 49,7ff. (mit und ohne 54,11 —17a) alle vier Ebed-Texte vorausgesetzt sind, während die Einsprengsel in Jes 50—54 wenigstens die beiden hinteren noch nicht zu kennen scheinen (vgl. STECK wie Anm. 665 und BN 44,1988,83). 666

208

C III. Weitere Fortschreibungsschübe

in les 40—49

Jes 60—62, anschließend an den Kyros-Ergänzer (in 42,1—4.5—7; 49,1—6; 51,*4f.; 52,11 f.) und ebenfalls nach, bei sukzessiver Entstehung der Ebed-Texte frühestens gleichzeitig mit Einfügung und D e u t u n g von 5 0 , 4 - 9 (vgl. 42,20); 5 2 , 1 3 - 5 3 , 1 2 (vgl. 49,7) auf Zion (durch den Kontext, ausdrücklich - u n d auf derselben E b e n e ? - in 5 4 , 1 1 - 1 7 a). O d e r aber die Schicht ist jünger als die gegebenenfalls geradlinige Entwicklung innerhalb der Zion-Texte, wobei ihr freilich nur gerade Jes *60 (angefügt an 55,1—5 im Nachgang zur Kyros-Ergänzung mit 42,6; 49,6; 51,*4f.) vorausgehen k ö n n t e , worauf dann in Abständen oder gleichzeitig die speziell landorientierte Auslegung des E b e d auf Israel in 42,18ff.; 49,7ff. u n d auf Zion in 61,1 ff. (wie 54,11—17a und entsprechend 4 0 , 9 - 1 1 ; 44,26ba 2 ; 54,2f.) folgte 6 6 8 . In diesem Z u s a m m e n h a n g stellt sich auch erneut die Frage nach d e m literarischen Horizont der für die Ebed-Israel-Schicht reklamierten Stücke, von denen einige wie auch die Auslegung der Ebed-Texte selbst (bes. 42,18ff. „blind und t a u b " ) vermehrt Berührungen mit Formulierungen in Proto- und Tritojesaja aufweisen 6 6 9 . Sollte die Schicht jünger sein als Jes *60 und dürfte m a n schon mit einer frühen (lockeren) Verbindung von Erstem und Zweitem Jesaja im U m f a n g von Jes *2—39.*40—55.*60—62 rechnen 6 7 0 , wären buchinterne literarische Bezugnahmen zumindest in den Bereich von Protojes nicht auszuschließen. Doch das alles ist sehr unsicher und bisher noch nicht wirklich (aufgrund eindeutiger Bezüge) nachgewiesen. D e r jüngste und zugleich detaillierteste Vorschlag von Niveau stammt von J. Vermeylen (wie A n m . 670), der von einer selbständigen Sammlung der Kyros-Texte mit 4 0 , 9 - 1 1 als Einleitung ausgeht ( a a O . 35ff., bes. 36.39.41, sowie 45) und als nächsten Schritt gerade mit den hier der E b e d Israel-Schicht zugewiesenen und anderen Stücken (auch aus Jes *49—55) eine erste „großjesajanische" R e d a k t i o n (sogleich im U m f a n g von Jes *1—66 aus der Nehemiazeit) 668 Daß 61,1-11 keinesfalls älter sein kann als 49,7-13 (und die Ebed-Israel-Schicht), zeigen die Bezüge dorthin (s.o. Anm. 556), von denen einige von struktureller Bedeutung sind: 61,1 ff. beziehen sich nicht nur (in V. 1.2.4.5.7.8) auf 49,8—9, sondern in V. l f . zugleich auf 49,13 (41,17, mithin 40,lff.), in V. lOf. auf die Markierung derselben Schicht in 45,8 (und 44,23); dazwischen werden - nach den Einschnitten V. 3b, vgl. 46,13, und V. 6 (entsprechend Jes *60 jetzt fürs Land!) - mit 61,7f. sowohl 40,2.10 als auch 5 5 , 3 - 5 in Erinnerung gerufen (wie alles bezogen aufs Land entsprechend 49.8f., vgl. hier 49,7/55,5; 49,9ff./40,3ff.9ff.; 49,13/40,1). Demgegenüber beziehen sich Jes 60,1-16 (noch ohne V. 17ff.) mit Sicherheit auf 49,1—6(V. 6b; 42,6).14ff. (und ebenfalls auf 55,1-5/40,1-5), setzen aber 4 9 , 7 - 1 3 (und 40,9—11) nicht notwendig voraus. Für einen ursprünglichen Zusammenhang in 60—61.62 vgl. aber STECK (wie oben Anm. 664), besTritojesaja 373 mit Anm. 21. 6

® S.o. S. 96 Anm. 357; 120 Anm. 460f. sowie S. 67f. Anm.237. Immer wieder genannt werden außerdem noch d i e - w e n n auch etwas wortkarge - Verbindung von Jes 6 und 40,1 — 11 sowie das deuterojesajanische Zeitschema von Früherem und Künftigem (Kommendem, Ausgang, Neuem), das sich für eine Verbindung von Erstem und Zweitem Jesaja natürlich anbietet, freilich nirgends erkennbar dafür geschaffen oder daraufhin formuliert ist. Zur Beurteilung der Querverbindungen in der neueren Diskussion siehe die Hinweise oben Anm. 21. 670 Vgl. SWEENEY, Isaiah 1 - 4 , 192ff., bes. 194.197; auch STECK, Tritojesaja 382, freilich noch ohne die erst viel später (in Jes 35, nach Jes *60—62 und wohl auch später als die israelzentrierte Auslegung der Ebed-Texte) greifbare, erwiesenermaßen literarische Verbindung (vgl. ebd. 373f.377f.379ff. mit Anm. 44; DERS., Heimkehr passim, bes. 70f. mit Anm. 66). Zu ihr vgl. - mit redaktionsgeschichtlicher Differenzierung, aber abweichenden Resultaten außerdem noch VERMEYLEN, L'unité 45ff.49ff., dazu schon oben S . 109 mit Anm. 414f. und im folgenden.

2. Die Ebed-Israel-Schicht

209

annimmt (aaO. 47.49), auf die die Götzenpolemik (zusammen mit Gerichtsreden, Babelund Weg-Texten!, aaO. 50.51) als Nachtrag in das Jesajabuch Jes *1— 66 gefolgt sei. Mit Vermeylen teilen wir die Annahme einer Grundschrift und ihrer sukzessiven Fortschreibung bis und mit der Vereinigung bzw. Fortschreibung von Erstem und Zweitem Jesaja. Daß jedoch die von ihm vorgeschlagene Relation der Schichten schon innerhalb des DtjesKorpus so nicht stimmen kann, meinen wir mit den in der Arbeit vorgetragenen Beobachtungen und Argumenten plausibel genug gemacht zu haben. Speziell gegen die zweite, für die anstehende Frage entscheidende Phase spricht einmal die Disparatheit der ihr zugeschriebenen Texte unter sich wie in den Beziehungen nach außen. Dasselbe gilt aber nicht nur für den Dtjes-Bereich, sondern erst recht im Blick auf das gesamte, mit einem Mal den ganzen Jesaja umfassende Buch, für dessen Verbindung Aussagen aus allen (drei) Teilen zusammengesehen werden, die m . E . unmöglich alle auf derselben literarischen Ebene liegen können. Schließlich hat Vermeylen noch nicht zeigen können, daß und wie die Formulierungen der Texte aus seiner zweiten Phase in Dtjes durch den „großjesajanischen" Horizont generiert oder daraufhin gewählt sind; hinsichtlich der Berührungen mit Protojes wäre daher erst noch zu prüfen, ob für manche Fälle (bes. die Beziehungen zu Jes 29f.) nicht eher gilt, was mir für die Verbindungen mit Tritojes die Regel zu sein scheint: daß Dtjes der gebende, Tritojes der nehmende Teil ist, mit Ausnahme vielleicht von Jes *60 (im Verhältnis zur Ebed-Israel-Schicht) und - gegebenenfalls nur hier im Sinne Eiligere vom gleichen Verfasser wie die Ebed-Zusätze in Jes 40—55 - Jes 61.

b) Aussageprofil

und Stellung im Buch

a. D e r Zusammenhang der Stücke als durchgehende literarische Schicht ergibt sich auch hier vor allem aus der gemeinsamen Konzeption. A l s Maßstab kann die Auslegung des E b e d in 42,8f. 18—25 und 49,7—13 dienen, w o sich die wesentlichen A k z e n t e alle beieinander finden. Danach ist der E b e d der „Lieder" gemäß dem übrigen Kontext in Jes * 4 0 - 4 8 (41,8f.; 4 4 , l f . 2 1 ; 45,4; 48,20 und ursprünglich wohl auch 43,10; anders nur 44,26) mit Jakob-Israel identifiziert, wobei das Volk zwar als Gesamtheit, aber nicht einheitlich gesehen ist, sondern differenziert nach dem Israel der babylonischen Gola (im Land 49,8 f.), das direkt angesprochen ist, und dem der weltweiten Diaspora (vgl. 43,5 f. und dazu 4 5 , 9 f . l l b ; 4 6 , 3 f . ) , über die - als Teil seiner selbst - zum Repräsentanten des ganzen Volkes geredet wird. A u s dieser Perspektive, die auch in den besonderen Volksbezeichnungen in 45,19.25; 46,3.13; 4 8 , l f . (vgl. 43,7; 44,5) anzuklingen scheint 6 7 1 , ist der Auftrag des E b e d neu definiert. Er ist „gesandt" (42,19 nach 42,1 ff.; vgl. 48,16 b; 49,8 aa) und dazu berufen (49,8 ba in Ergänzung von 49,6 b nach 42,6), daß Jhwh (als neues Subjekt der Infinitive von 49,8 bßy .9 a nach 42,7; 49,5—6 a) zuerst an ihm selbst das Heil für ganz Israel vollführt (49,8 a) und er darin (als „Bund des Volkes" und „Licht der Völker") zum Vorbild wird für die anderen Teile des Volkes unter den Völkern, den Rest Israels in der Diaspora (49,9bff., V. 12 ohne den „Osten"). 671 Ist die Bezeichnung Jakob-Israel, die ohnehin auf die zwölf Stämme geht (vgl. 49,6), mit 46,3.13; 48,1 f. jetzt im Sinne von Nord- und Südreich zu verstehen? Vgl. dazu JEREMIAS (wie oben Anm. 660) 27.

210

C III. Weitere Fortschreibungsschübe

in Jes 40—49

Worin aber besteht dann die Aufgabe des Ebed Israel im Blick auf Israel unter den Völkern? Wie sich im Gegenüber von 42,18—25 und 49,7—13 zeigt, hängt die Heimkehr von Gola und Diaspora an der Überwindung der Sünde (vgl. auch 42,8.17; 43,8; 46,8.12; 48,4f.8—11.17-19; vielleicht auch 45,9f.llb) 6 7 2 . Offenbar geht es darum, daß das babylonische Israel im Rückblick zur Einsicht der eigenen wie der Väter Sünde als Grund für Exilierung und Dezimierung des ganzen Volkes gelangt (vgl. 42,23.25b) und damit wieder auf den „Weg" der Gebote zurückkehrt (48,17—19 nach 42,23.24b; vgl. in der Sekundärlesung auch 42,7a; 49,5a). So soll die Gola die eigene, nach 49,8f. bereits erfolgte Repatriierung als Aufhebung der verhängten Strafe und als Anbruch des Heils für ganz Israel begreifen (in der Sekundärlesung 42,7b; 49,6a entsprechend 49,8bßy.9a), um die bisher verkannte, darum ignorierte Bestimmung des Ebed zu erfüllen, in der Verkündigung des eigenen und für alle vorgesehenen Heils die Tora Jhwhs auch unter die „Völker", die noch nicht heimgekehrte Diaspora, zu tragen (vgl. 42,19.21 im Blick auf 42,lff.6 entsprechend 49,lff.6b.8ba nach 48,20b.16b.6a). Das Bild ist das eines beständig in Sünde (mit Götzendienst) verharrenden, verblendeten Israel, das auch durch die Katastrophe noch nicht zur Einsicht gekommen ist (42,18ff.; 43,8), sich gegen das umfassende Heilswerk Jhwhs vielmehr sperrt (46,8.12; vielleicht 45,9f.IIb) und so nahe daran ist, sogar das eigene Heil zu versäumen (48,4—6a), wenn nicht Jhwh entsprechend reagierte (48,6bff.). Womit reagiert Jhwh? Wie 42,8f., der Auslegung von 42,1—7 auf das „Ihr" Israels, zu entnehmen ist, mit der Erschaffung des „Neuen", das hier wie in 48,1-11 das „Frühere" überbietet (vgl. auch 45,8; 46,l-4.12f.; 48,16, der Sache nach 43,5-7; 44,5; 45,9f.IIb und 45,19.24f.). Das Frühere ist die von lange her angekündigte Heils- und Unheilsgeschichte Israels, die in die Katastrophe führte und in der Befreiung der babylonischen Gola im Kyros/BabelGeschehen ihren heilvollen Abschluß („Ausgang") gefunden hat (42,9a; 48,3). Das „Neue" aber ist die Einsetzung und Instruktion der babylonischen Gola als Ebed Israel, Vorbild und Zeuge des geläuterten, auf dem Weg der Gebote „aus Babel" heimgekehrten Israel zur Heimführung und Vereinigung der weltweiten Diaspora (Kinder Jhwhs) im Land. ß. Ebenso wie das gemeinsame, sich zu einem Ganzen fügende Aussageprofil der einzelnen Stücke, spricht auch die Stellung im Buch für ihren Zusammenhang. Höchst auffallend ist schon die Konzentration der Zusätze im Buch um 42,1 - 4 . 5 - 7 und 49,1 - 6 mit gleicher Themenkombination: 42,8 f. 17/48,1 -11; 42,18-25 und 43,5-7/48,16b-19 und 49,7-13. Darin zeichnet sich ab, wie der Ergänzer das Buch gelesen haben wollte. Es kündet für ihn von der Ablösung des gekommenen Früheren durch das Neue (42,8f./48,l —11) und vollzieht damit selbst die Einsetzung und Instruktion des Ebed, um ihn aus der Verblen672 Alles in Ausdeutung von 43,*22ff./44,21f. sowie 40,1 f. (Grundschicht); 4 4 , 9 - 2 0 (Götzen) und 5 0 , l f . ; 54,7 f. Vgl. dazu oben Anm. 440.

2. Die

Ebed-Israel-Schicht

211

dung in seine Aufgabe einzuweisen. Der Weg der Gola aus Babylon in Jes 40-48 ist für die - nach 49,8f. (und dem Perfekt in 42,9a; 48,3) de facto schon von Babylon befreiten und heimgekehrten - Exulanten zum Sinnbild geworden, sich mental aus der gebliebenen „babylonischen Gefangenschaft" der Sünde zu lösen und den Heimweg der Gebote anzutreten (so bes. 48,17—19.20 gemäß 42,18ff.), woraufhin mit der Verkündigung des zur Einsicht gelangten Ebed vom eigenen Heil für ganz Israel (49,1 ff./42,l ff.) die in Wirklichkeit noch ausstehende Heimkehr der übrigen Diaspora erfolgen kann (49,5f./ 7—9a.9bff. wie 43,1—4.5—7; entsprechend bezogen der „Weg" in 42,14—16 nach 42,5f.; dann 43,16-21 nach 43,8!.9ff. 14f. und 48,21 nach 48,20; vgl. 45,9f.IIb; 46,1—4)673. Noch genauer läßt sich die von der Fortschreibung in der Sekundärlesung des vorgegebenen Texts intendierte Anlage des Buches an den Inklusionsbezügen in 49,7—13 (bes. V. 13) ablesen674. Danach ergibt sich eine Zweiteilung der ersten Buchhälfte in 40,1-44,23 (der neue „Weg" in 49,9b-12.13) und 44,24/ 45,8 bis 47 mit Übergang in 48 (die Befreiung vom babylonischen Joch in 49,8 a mit Folgen für ganz Israel gemäß 48,16bff. in 49,8b.9ff.). Innerhalb des ersten Teils ist der Blick vor allem auf die Vermittlung des Heils gerichtet, wobei der hier dominierende „Weg" in 40,1-42,17 (bes. 40,9-11; 41,17ff. und 42,14ff.) als das durch den Ebed vermittelte Neue in Überbietung des Früheren (42,8f.) als solcher angekündigt und in 42,18-43,23 (42,18-251/43,1-4.5-7!; 43,8!.9—13/43,14f. 16—21) mit den Heilshemmnissen im Ebed selbst konfrontiert wird (darauf bezogen: 43,22ff./44,1-4.5! Mehrung; 44,6ff.9ff./44,21f.23 Sündenvergebung). Innerhalb des zweiten Teils 44,24/45,8—47,15 steht für die Ergänzungsschicht das Heilsgeschehen selbst im Vordergrund, wobei die hier dominierende Befreiung der babylonischen Gola in 44,24/45,8—45,25 (mit 45,8.9f.IIb. 19.24f.) und in 46-47 (mit 46,1-4.8.12f.) um die Aspekte von Durchsetzung und Eintritt des - das Kyros/Babel-Geschehen jeweils überbietenden - neuen Heils für ganz Israel ergänzt wird. Jes 48 teilt die Epochen ein (V. 1 — 11) und vollzieht den Wechsel vom Früheren (V. 12—15.16a) zum Neuen, den nach 44,24ff./45—47 von Jhwh ermöglichten Auszug des Ebed Israel (Gola) aus der „babylonischen" Sünde in die Verkündigung und nach 40,1—44,23 vorgesehene Vermittlung des Heils an die Adresse der Diaspora zur Vereinigung ganz Israels im Land (48,16b—49,13). Im Zusammenhang der ganzen Schrift geht auf dieselbe Schicht die literarische Markierung der zwei Buchhälften in 49,13.14 zurück. Bezüge einzelner Stellen in Jes 40—48 und besonders auch von 49,7—13 auf die zweite Hälfte Jes *49—55675 machen deutlich, daß auch sie durchaus im Blick ist. Die Rolle des babylonischen Israel als Ebed und Repräsentant ganz Israels im Land nimmt 673

S . o . S. 116.117ff.137ff. mit Anm. 527f.; 140. Zum Folgenden s . o . S. 136 f. 137 f. mit Anm. 525 f.; 140 mit Anm. 534. 675 Vgl. bes. 49,7/52,13ff. und 55,5 (mit Fortsetzung in 55,6ff.?); zur Abstimmung mit dem Nahkontext STECK, B N 46,1989, 87 und zur Frage schon oben S. 207f. 674

212

C III. Weitere Fortschreibungsschübe

in Jes 40—49

hier die Frau Zion ein, und es liegt nahe, daß auch der Ergänzer der EbedIsrael-Schicht (schon mit 54,11-17a?, vgl. bes. V. 13f. mit 48,17-19) dies so gesehen hat. Der in 42,18ff.; 49,7ff. gemachte Unterschied zwischen (heimgekehrter) babylonischer Gola und Diaspora ist nirgends ausdrücklich angezeigt, mag vom Ergänzer aber in der Unterscheidung zwischen den von Zion-Jerusalem aus zurückerwarteten Exulanten in 49,14—26; 52,7—12 für die Diaspora „Söhne und Töchter" Zions aus den Völkern (49,22f. entsprechend 43,5f.; 49,9bff.) und Raubbeute des Beraubten (49,24f. gegenüber 42,22.24) - und den angeredeten Israeliten für die babylonische Gola - Bewohner von ZionJerusalem in 50,1 f.; 51,*lff. (V. *4f.); 51,12ff.; 52,2 und 55,1 ff. - gefunden worden sein. Ausdruck dieses (sekundären) Verständnisses ist vielleicht der Ruf eines Dritten, des vorher in 55,1—5 (wie Zion in Jes *54) selbst von Jhwh in 1. pers. angeredetenIsraelimLand/inZion-Jerusalem, in55,*6—13 (mit Jhwh in 3. pers. und Zitat V. 8f. nach V. 7a „Weg/Gedanken") an die Adresse der Völker-Diaspora nach 55,4f., entsprechend 49,1 ff. und der Ebed-Aufgabe „Bund des Volkes" - „Licht der Völker" in 42,6; 49,6b.8ba (51,*4f.) 676 .

c) Veranlassung und theologisches

Profil

Der sekundäre Charakter der (meisten) Stücke, die wir der hier nach 42,18ff. und 49,7ff. so genannten Ebed-Israel-Schicht zugewiesen haben, und ihr besonderes theologisches Profil sind in der Forschung schon seit längerem gesehen677. Bezeichnend für diese Schicht ist die Verzögerung des Heils, die mit der Sünde des Volkes begründet und durch entsprechende Mahnungen aufgehoben werden soll. Damit nähert sich die Schicht - auch sprachlich Ezechiel und der deuteronomistischen Theologie. Auch die Tradenten der Deuterojesaja-Schrift mußten offensichtlich die Erfahrung machen, daß sich die reine Heilszusage, abgeleitet aus der Heilsgeschichte, dem Mythos von Zion oder den Segnungen der persischen Weltherrschaft, im Lauf der Geschichte, der die Vollendung bringen sollte, nicht erfüllt hat. Der theologisch gewiesene Weg schien angesichts dessen nur die Besinnung Israels auf sich selbst im Eingeständnis der eigenen Schuld, die es nach wie vor zu überwinden galt. Eigenartigerweise trifft diese Schuld hier allerdings speziell die babylonische 676

S. o. Anm. 528. Vgl. bes. das „Wir" in 55,7b (im Gegenüber zur 2. pl. und verallgemeinernd mit 3. sg.) wie 42,24b. 677 In vielem deckt sich die Ausgrenzung mit den „tritojesajanischen" Stücken in Dtjes bei ELLIGER (Verhältnis) und SCHMITT (ZAW 1979), mit der „qarob"- oder „Naherwartungsschicht" H E R M I S S O N S (Einheit 294ff.296ff.300f.311 III), in manchem auch mit den „großjesajanischen" Stücken bei V E R M E Y L E N (L'unité 45ff.49ff., bes. 47) und nicht zuletzt mit denjenigen Texten (bes. 4 8 , 1 - 1 1 und Ebed), auf die sich L E E N E ( D e vroegere) für seine dramatische Interpretation der Endgestalt stützt (vgl. schon H E R M I S S O N , aaO. 312 Korrekturzusatz); hinsichtlich des Heimzugsthemas berührt sie sich auch schon mit der Jes 35-Schicht STECKS (Heimkehr; Tritojesaja 379ff.).

2. Die

Ebed-Israel-Schicht

213

Gola. Dies steht in Einklang mit dem vorgegebenen Text in Dtjes, demzufolge im babylonischen Israel das ganze Volk der Erzväter Jakob-Israel präsent ist. Es gewinnt aber nun dadurch an Gewicht, daß die Gruppe der babylonischen Gola im Gegenüber zur übrigen Diaspora zum Paradigma der Rettung ganz Israels und damit zum Ebed Israel wird. Trifft es zu, daß die Gola für den Ergänzer in Wirklichkeit schon längst heimgekehrt ist, ginge es vor allem darum, ihren Führungsanspruch bei der nachexilischen Restauration im Land theologisch neu zu begründen. Erwachsen aus den realen politischen Gegebenheiten im Zusammenwirken mit den Persern, wofür (mit der Kyros-Ergänzungsschicht auch schon in Dtjes) die chronistische Theorie eine eigene theologische Begründung bietet, gründet die Vorrangstellung der Gola nach der Ebed-Israel-Schicht darin, daß sie ihr eigenes Schicksal, Verbannung und Rettung, im gesamtisraelitischen Horizont der Volks- und Unheilsgeschichte wahrnimmt, nicht exklusiv aufgrund der Bereinigung der Schuld ausschließlich im babylonischen Exil, sondern integrativ im Bewußtsein der gemeinsamen Schuldverfallenheit des ganzen Volkes, die solange andauert und die eschatologische Vollendung der Restauration Zion-Jerusalems aufhält, bis der Ebed Israel in Gestalt der babylonischen Gola zur Einsicht gekommen und auf sein Zeugnis hin der Rest des weltweit zerstreuten Volkes heimgekehrt ist. Die Erfahrung der Heilsverzögerung führt so zu einer gewandelten Selbsteinschätzung der babylonischen Exulanten. Denen im Land steht der Exodus aus Babel in mentaler Hinsicht bevor. Daneben mag freilich auch an solche gedacht sein, die noch in der Verbannung leben und den Exodus also tatsächlich noch vor sich haben (vgl. Esr 7,6—9.13.28; 8,lff.), gegebenenfalls gar nicht heimkehren wollen (vgl. Esr 8,15ff. und die Muraschu-Dokumente). Für sie alle gilt, daß das Heil nicht allein in der eigenen Befreiung vom babylonischen Joch besteht, sondern von einer damit korrelierten, stellvertretenden Umkehr und der dadurch ausgelösten Heimkehr aller Israeliten abhängt. Die Konzeption ist nicht ganz ohne Parallele im Alten Testament. Erinnert sei nochmals678 an die Ausweitung der Rückkehrverheißung auf die Diaspora in Ezechiel und Jeremia, beidemal gründend auf dem Vorrang der (ersten) Gola. Wenn in Jes 49,12679 ausdrücklich die Kolonie auf Elephantine (Syene) als südliches Herkunftsland erwähnt ist, so unterstreicht das den gesamtisraelitischen Anspruch der Schicht und weist in einem kleinen, auch für die Datierung nicht unerheblichen Detail auf das konkrete Defizit, das sie im Blick auf die endgültige Durchsetzung des Heils sieht. Vor allem aber bieten sich die deuteronomistisch geprägten Bußgebete Esr 9 und Neh 9 sowie Neh 1 zum Vergleich an. Auch hier ist es der gerettete „Rest" Israels im Land, im chronistischen Kontext die mit Serubbabel (Esr 2 = Neh 7) und Esra (Esr 8, ausdrücklich 9,4!) heimgekehrte Gola, der für ganz Israel steht 678 679

S.o. S. 104f. mit Anm. 392f. Lies (mit Q a ) DTD yiK, vgl. Ez 29,10; 30,6 und hier aber auch po in 30,15f. (Eatv bzw.

S'jTjvr,).

214

CIII. Weitere Fortschreibungsschübe

in Jes 40—49

und aufgrund der anhaltenden Misere im Konflikt mit den Völkern die Schuld der Väter übernimmt (Esr 9,6ff.; Neh 9,30f.32ff.; vgl. auch Neh l,2f.6ff.). Werden hier die Zustände im Land als interne Nachwirkungen auf die Preisgabe Israels in die Hand aller Völker/Länder zurückgeführt (Esr 9,7; Neh 9,30.32.34ff.), so nimmt die Ebed-Israel-Schicht in Dtjes speziell die externen Folgen aus „Gefangenschaft und Plünderung" (Esr 9,7; vgl. auch Neh l,8f.) in den Blick. Ähnlich verhält es sich im Vergleich mit dem Freikauf in Schuldknechtschaft geratener Israeliten durch Nehemia nach Neh 5,8680. Mag sich die Wendung •1"On3n nun auf den Verkauf in fremde Länder oder aber nur auf die Verpfändung von Juden an Heiden im eigenen Land (vgl. Neh 5,17) beziehen, in jedem Fall basiert die Anklage gegenseitiger Versklavung von Juden (V. 8 aß) auf der Verantwortung des freien Israeliten aus der Gola gegenüber dem Israel unter den Völkern, wozu der im Land Versklavte wie im weiteren Sinn - der in ferne Länder Verschleppte zählt. Daß beide Aspekte einander ergänzen, zeigt sich schon am Zusammenhang von Landverteilung (n^nj) und Heimkehr in Jes 49,8ff. und ganz deutlich dann in Jes *60f., wo auf die Heimführung eines Rests aus den Völkern der vier Weltgegenden (60,4.9) in Jes 61 - ebenfalls in der Rede des Ebed nach dem Vorbild von 49,1 — 13, bes. V. 8f. - eine Freilassung aus Schuldknechtschaft im Land 681 folgt (61,1 f. und demgegenüber V. 5f.; vgl. auch 62,8f.). Offenbar hat man es mit zwei Seiten derselben Medaille zu tun. Ob Zerstreuung außerhalb des Landes oder Schuldversklavung im Land, solange es Israeliten in Gefangenschaft unter Völkern gibt, ist auch das vom babylonischen Joch befreite, seit jeher im Land verbliebene oder aus der Gefangenschaft heimgekehrte Israel, die Tempelgemeinde in Juda und Jerusalem, angeschlagen und befindet sich darum noch nicht endgültig im Status des Heils, sondern - so mit Neh 1 (V. 8f.); Neh 9 (V. 36f.; vgl. 10,32) und, bezogen auf die Mischehen im Land, Esr 9 (vgl. Neh 10,31) nach wie vor unter dem Fluch der Väter. Schuldeingeständnis, Umkehr und Verpflichtung auf das Gesetz sind der Weg, auf dem die heimgekehrte Gola ins Heil eingeht und so den Auszug aus Babel zum Heilsgeschehen für ganz Israel werden läßt. Die besondere Problemkonstellation und Nähe zu Fragen der wirtschaftlichen, sozialen und bevölkerungspolitischen Reorganisation Israels im Land, denen man in Esr-Neh und Jes 61 begegnet, wirft auch ein Licht auf die Datierung der Schicht in Dtjes. Obschon von dauernder Aktualität, dringen diese Fragen erst allmählich ins Bewußtsein. Sie sind nicht zuletzt durch die materiellen und politischen Ansprüche der Heimkehrer evoziert, scheinen 680 Yg[ z u r p a r a i i e i e _ wenn auch in einem etwas anderen Sinn - schon SCHOORS, und m"?! 98f. und neuerdings wieder K.BALTZER, Liberation, bes. 481 f.; zur entsprechenden Problemlage in 49,8 auch HERMISSON, Einheit 303. Noch engere Beziehungen zu Nehemia findet - im einzelnen m . E . allerdings nicht überzeugend - VERMEYLEN, LeDiv 127, 1987, 2 2 8 - 2 3 0 ; DERS., L'unité 47.48f. 681 Vgl. STECK, V T 3 6 , 1 9 8 6 , 3 2 3 - 3 3 8 , bes. 325ff.; zuletzt BEUREN, Servant 418f.

2. Die

Ebed-Israel-Schicht

215

aber vom ersten Schwung der Restauration um 520—515 v. Chr. (Tempelbau) zunächst noch überdeckt worden zu sein und brechen - soweit wir sehen danach im 5. Jh. v. Chr. vollends auf 682 . Ist die Ebed-Israel-Schicht älter als Jes 60—61683, gehört sie noch in die erste Hälfte des 5. Jh.s, am ehesten dann in die Zeit unter Xerxes I. (486—465), wohl bald nach der Entführung der MardukStatue aus Babylon (nach Aufständen dort um 484—482), worauf Jes 46,lf. gemünzt sein könnte 684 ; rechnet man 54,11 —17a hinzu, eher etwas später, irgendwann zwischen Esr 4,6 und den gescheiterten Anfängen des Stadtaufbaus vor Nehemia (Esr 4,7.8ff., vgl. bes. V. 12)685. Ist sie aber jünger als Jes *60, gehört sie wie dann auch Jes 61 (dazu 44,26ba 2 ; 54,2f.?) und die noch etwas jüngeren Nachträge in Jes *62; 60,10f.686 (dazu 54,11 ff.?) in die zweite Hälfte des 5. Jh.s, etwa in die Zeit von Esr 4,7.8ff. und dem Auftreten Nehemias (445-433) unter Artaxerxes I. (465-425). Mit der Ebed-Israel-Schicht, die den neuen Zeitumständen Rechnung trägt, ist die produktive Überlieferung und Auslegung der Dtjes-Schrift auch in theologischer Hinsicht in ein ganz neues Stadium getreten. Nach den hochgespannten, unbedingten Heilserwartungen des Propheten am Ausgang der babylonischen Zeit, die seine Überlieferer nach 539 v. Chr. im Rahmen der Grundschrift Jes *40—48, der Zion-Fortschreibungen in Jes *49—54 und der daran anschließenden Ergänzungen (Kyros, Götzen) aus der Zeit um den Tempelbau unter Dareios I. mit jeweils unterschiedlichen Akzenten noch geteilt und ausgebaut haben, folgt mit der Zeit, die schrittweise ihre Probleme offenbart, eine tiefgreifende Ernüchterung. Nicht nur, daß zusätzliche Heilsdefizite, hier vor allem die Heimkehr ganz Israels aus allen Völkern, wahrgenommen und entsprechend berücksichtigt werden, wie das bei jedem neuen Fort682 Vgl. dazu die Hinweise bei W. SCHOTTROFF, Zur Sozialgeschichte Israels in der Perserzeit, VF27,1982, 4 6 - 6 8 , dort 49f.59ff. 683 Der Grundbestand nach 515 (Tempel) und vor Nehemia ab 445 v.Chr. (Mauer), vgl.

STECK, T r i t o j e s a j a 3 7 4 m i t A n m . 2 6 .

684 YGI, VERMEYLEN, LeDiv 127, 1987, 220 Anm. 110, der sich in DERS., L'unité 40f.50 mit Anm. 173 freilich selbst korrigiert und die beiden Verse zusammen mit den übrigen BabelAussagen (43,14; 47,1-15; 48,20) und der Götzen-Schicht für erheblich jünger hält. Doch 43,14 ist spätestens um 522 v.Chr. geschrieben oder redigiert (s.o. Anm. 153); 47,1—5 und 48,20 mögen nach 539 v.Chr. abgefaßt sein (s.o. S. 170f.), werden aber von den zionorientiertenTexten in Jes 49ff.60f. schon vorausgesetzt; und von alledem wie von der GötzenSchicht sind 4 6 , l f . trotz der Bezugnahmen deutlich unterschieden (s.o. S. 54 mit Anm. 181; 56f.). Gegen eine Datierung sämtlicher Babel-Aussagen zur Xerxeszeit hat schon HERMISSON, Einheit 302 zu Recht auf die unsichere Überlieferung über das Ausmaß der Vorgänge hingewiesen, doch stimmt die älteste Nachricht (Herodot 1183; vgl. in diesem Zusammenhang auch die Daiva-Inschrift KENT XPh, die von manchen auf dasselbe Ereignis, von anderen aber auf inneriranische Auseinandersetzungen bezogen wird) auffälligerweise gerade mit Jes 46,1 f. überein (nur hier mit Gefangenschaft, vgl. oben Anm. 195). 685 Vgl. oben S. 86f. mit Anm. 312; zur Datierung (anhand von 54,11 ff.) bes. BEUREN 269, dazu aber auch STECK oben Anm. 561. 686 Zur Schichtung in Jes 6 0 - 6 2 STECK, Tritojesaja 373F.; zur Relation der Schichten oben S. 83f.86ff.207 ff.

216

C III. Weitere Fortschreibungsschübe in Jes 40-49

schreibungsschub mehr oder weniger der Fall ist. Weitaus gravierender noch ist der grundsätzliche Wandel der Perspektive in der Besinnung Israels (der Gola in Juda und Jerusalem) auf sich selbst. Die theologische Bewegung führt dabei von der unbedingten Heilszusage, die alle begangenen Sünden mit einem Mal aufhebt (vgl. 44,21f. nach 43,22ff., aber auch noch 50,1 f.), zum aktuellen Sündenbekenntnis in Verbundenheit mit der Schuld der Väter. Mit der daraus folgenden Mahnung zur Umkehr auf den Weg der Gebote scheint die absolut voraussetzungslose, ja trotz denkbar ungünstiger Voraussetzungen gegebene freie Zusage Gottes eingegrenzt und der Machbarkeit des Menschen überlassen. Doch der Schein trügt. Vielmehr bleibt, und dies gerade in der Fortschreibung des beibehaltenen älteren Texts, die Zusage als Vorgabe für alles Weitere bestehen. Nicht zuletzt darum beschränkt sich der Ergänzer in Jes 40,1—42,17, der Exposition des Heils, auf den minimalen, nur gerade 42,1—7 auf Israel deutenden Zusatz 42,8f. und läßt erst darauf in 42,18ff. die Exposition seines Problems folgen. Sündenbekenntnis und Mahnung weisen demgegenüber auf die Defizite des Menschen, sich der freien Zusage Gottes und des bereits realisierten Heils (hier das „Frühere" in 42,9; 48,3) würdig zu erzeigen, es nicht den Götzen und mithin sich selbst, sondern dem Handeln Gottes entsprechend ihm allein zuzutrauen. Nicht die Machbarkeit, sondern die Erfahrbarkeit von Gottes Heilshandeln an sich selbst wie für andere hängt davon ab, ob der Mensch sich als Sünder und Gott als Gott weiß. Ist diese Einsicht gewonnen, so ist wirklich „Neues", Unerhörtes und noch nicht Gesehenes erschaffen, damals für die heimgekehrte babylonische Gola im Blick auf ihr eigenes Schicksal und das ihrer unter die Völker zerstreuten Volksgenossen wie immer und überall dort, wo Menschen nicht hören noch sehen wollen, daß Gott sich ihnen zum Heil aller gnädig erwiesen hat. Auf der nächsten Seite sind die Ergebnisse der Analyse in einer Tabelle der Schichten in Jes 40—49 noch einmal zusammengestellt. Die römischen Ziffern bezeichnen die relative Chronologie und sind folgendermaßen zu lesen: I = Grundschicht (Erstverschriftung der prophetischen Verkündigung im Rahmen einer Schrift), bald nach 539 v. Chr. II = Zion-Fortschreibungen in Jes * 4 9 - 5 4 („Imperativ-Gedicht" 51,*9f.*17ff./ 52,1—2/54,1; Jes 49,14—26 u.a., noch ohne Kenntnis der Ebed-Texte) aus der späten Kyros- oder der Kambyses-Zeit. (Vgl. hierzu die entsprechende Tabelle bei S T E C K , B N 46,1989, 90). III = Kyros-Ergänzungsschicht aus der Zeit Dareios I. (zwischen 520—515 v. Chr. oder bald danach). IV = Götzen-Schicht aus der späteren Dareios-Zeit (bald nach III). V = Ebed-Israel-Schicht, erste Hälfte oder um die Mitte des 5. Jh.s v. Chr. Die späten Einzelzufügungen setzen wenigstens die Anfügung von Jes *60—62, z.T. auch schon weitere Wachstumsstufen in Großjesaja voraus.

217

Schichtentabelle I 40,1-5 40*12-31 41*1 - 5 41*8-20 41,*21 - 2 9

II

ni

IV 40,18-20

41,laß M 41,27

41,25aß M 42,1-4 + 5-1

41,6-7 (41,14-16?)

41,24b.29b 42,8-9

42,10-13 42,14-16

42,17.18-25

43,1-4

43,5-7.8

43,9-13 43,14-15 43,16-21 43,*22 - 28 44,1-4

44,5

44,6-8

44,9-20

44,21-22.23 44,24 - 26a 44,*26b.27 45,* 1 - 7 45,*14

44,26ba2 (vgl. Jes 61)

44,28 45,1.3.5 Erg. 45,lla.l2 - 13ba 45,15-17 45,18

45,20a.21

45,20b 45,22-23 46,5-7

46,9-11 *47

V Späte Einzelzusätze 40,(6)9-11(?) 40,6-8(7)

48,12-15(16b) 48,20-21 49,1-6 50,4 - 9 51*4-5 52,7 - 10 52,11-12 52,13 - 53,12 55,1—2(?)

45,19 45,24-25 46,1-4 46,8 46,12-13

47 Erg.(?)

»49,14-54

45,8-10,llb 45,13bßy 45,14 Erg. (vgl. Jes. 60)

55,3—5(?)

48,1-11 48,16.17-19 Israel 49,3 49,7-13

48,22 (vgl. 57,21) Erg. in 49-54 50,10-11 51,16

' 54,2 - 3 ( 7 ) 54,11—17a(?) 54,(11-?) 17b 55,6-13(?) 55,10-11(7)

218

CIV. Gott im Wort der Schrift

TV. Gott im Wort der Schrift 1. Die literarische und historische Analyse des Deuterojesaja-Buches, hauptsächlich im Bereich von Jes 40—48, hat uns eine bewegte Entstehungsgeschichte vor Augen geführt. Es ist dies eine Bewegung vom Wort zur Schrift, dem kaum mehr faßbaren, aber autoritativen Wort des anonymen Propheten am Ausgang des babylonischen Zeitalters im Exil, das, selbst Schrift geworden, mit dem Lauf der Dinge in nachexilischer Zeit immer neue, schriftliche Prophetien freisetzt und so zu dem Buch anwächst, das in der Begrenzung von Jes 40—55 ( + *60—62) zunächst wohl einmal selbständig existierte, bevor es dann mit dem Ersten Jesaja vereinigt und unter seinem Namen überliefert wurde, schließlich in dem noch werdenden Jesajabuch des bis heute bestehenden Umfangs von Jes 1—66 seine Nachgeschichte hatte („Tritojesaja"). In der Verschriftung und sukzessiven Fortschreibung gewinnt des Propheten Wort dauerhaften Bestand und bleibende Gültigkeit als die für alle Zeiten verbindliche, umfassende Willenskundgebung Gottes. Soweit also der analytische Befund. Er regt zu weiterem Nachdenken an, insbesondere hinsichtlich des Verhältnisses von Textvorgabe und Auslegung, die beide im selben Buch stehen, sich überlagern und doch einen Text bilden. Wie wurde das Verhältnis damals, zur Zeit der Entstehung gesehen, und wie ist es aus heutiger Sicht im theologischen Gebrauch der Texte des Alten Testaments zu beurteilen? Welche theologische und hermeneutische Bedeutung kommt der Schriftlichkeit des Überlieferungsvorganges zu, bei dem des Propheten und mithin Gottes Wort Schrift und im Werden der Prophetenschrift Gottes Wort wird? Und was ist, für damals wie für heute, verbindlich in einer solchen Schrift, in der die - ursprünglich und nach gängiger theologischer Meinung auch zwingend ans mündliche Wort gebundene - Unmittelbarkeit der göttlichen Willenskundgabe und die Vermittlung durch die deutende, produktive Überlieferung schon sehr früh, nämlich von der Erstverschriftung an, eine unzertrennbare Verbindung eingegangen sind? Kurzum: Es stellt sich die Frage nach dem Verstehensmodell als solchem, das die Erschließung oder Wahrnehmung Gottes im Vorgang von Verschriftung und Fortschreibung prägt. Was die Auffassung der an der Entstehung des Prophetenbuches beteiligten Autoren anbelangt, so haben wir bereits an Ort und Stelle 687 einige Hinweise zu geben versucht. Über ihr subjektives Bewußtsein im Verhältnis von vorgegebenem Text und eigener Auslegung, die sie ihm einschreiben, läßt sich naturgemäß nichts sagen. Wir haben den Tatbestand so zu nehmen, wie er ist, und daraus unsere Schlüsse zu ziehen. Nach dem, was wir sehen, scheint jedoch soviel klar, daß die literarisch produktive Überlieferung nicht etwa eine „neue Wahrheit" zu produzieren suchte. Vielmehr zeigen gerade der unmittelbare 687

S. o. C 1 2 und 4; II 2 und 3.

CIV. Gott im Wort der Schrift

219

Anschluß an den vorgegebenen Text, ohne den die Ergänzungen gar nicht sein können, und die Hintanstellung der eigenen Individualität zugunsten der Autorität des älteren Propheten, daß die Auslegung nichts anderes sagen will, als schon der überkommene Text, daß sie lediglich dessen genuinen Sinn, die in ihm - dem Wort Gottes aus dem Mund des Propheten - schon immer vorhandene, vorgängige Wahrheit angesichts neuer geschichtlicher Lebenserfahrungen zur Sprache bringen soll. Die im Anwachsen der verschiedenen literarischen Schichten sich abzeichnende Sachbewegung, die keineswegs nur geradlinig verläuft oder sich gar auf ein bestimmtes (höheres) Ziel zubewegt, sondern gleichermaßen durch theologische Höhen und Tiefen führt, ist so Ausdruck der Einheit Jhwhs im vielfältigen Zeugnis sich wandelnder Zeiten und scheint von den Autoren selbst nicht als grundsätzliche Veränderung, Verkürzung oder Erweiterung, sondern immer als Erschließung, Vertiefung und vor allem Bestätigung des einen, umfassenden und ein für allemal gültigen, freilich komplexen Gotteswillens gesehen. Verbindlich für die Sicht des Ganzen ist selbstverständlich immer die Perspektive der jeweils letzten Schicht, gleichgültig ob sich alles tatsächlich fügt oder nicht. Durchgängig verbindend ist der Bezug aller Erfahrung auf Jhwh, den aspektreichen, aber einen Gott, dessen Einzigkeit und Selbigkeit im Gang der wechselnden Zeiten im Deuterojesaja-Buch streckenweise ja ganz ausdrücklich zum beherrschenden Thema geworden ist. Von daher scheint auch die Schriftlichkeit des Vorgangs sachlich begründet. Sie unterstreicht, ja mehr noch gewährleistet nachgerade die Identität des einen Gottes, den der überlieferte Text bezeugt und der sich aus diesem älteren Text in neuer Situation als ein und derselbe hat vernehmen und erfahren lassen. Um der Einheit Gottes willen binden also Verschriftung und Fortschreibung die eigene, aktuelle Wahrnehmung Gottes ganz an den überkommenen schriftlichen Text, um auch in der zugefügten Auslegung nicht sich selbst, sondern den im Wort der Schrift anwesenden Gott reden zu lassen. 2. Um dieses Verstehensmodell im Blick auf den heutigen Gebrauch der biblischen Bücher weiter bedenken zu können, ist es nötig, zunächst den Fragehorizont zu erweitern und auf die Entwicklung der Dinge zu sehen, die sich aus dem einmal erreichten Abschluß des literarischen Werdeganges und der noch späteren Kanonisierung der Prophetenschriften ergibt. Warum die Fortschreibungs- und Auslegungsgeschichte innerhalb der prophetischen Bücher des Kanonteils „Nebiim" gegen Ende des 3.Jh.s v.Chr. (terminus ad quem ist Jesus Sirach) weitgehend zum Stillstand kommt, liegt im dunkeln 688 . Zu einem gewissen Teil mögen textökonomische, also äußere Gründe eine Rolle gespielt haben, die zur Begrenzung von Jesaja, Jeremia, 688

Zur allmählichen Formierung des Kanons vgl. jüngst O. H. STECK, Der Kanon des hebräischen Alten Testaments, in: Vernunft des Glaubens (Fs. W. Pannenberg, hg. von J. Röhls und G. Wenz), Göttingen 1988, 2 3 1 - 2 5 2 , dort bes. 237ff. zu Nebiim und 239f. zum Gesichtspunkt der „eschatologischen Leitüberlieferung" inmitten der Vielfalt vorkanonischer

220

CIV. Gott im Wort der Schrift

Ezechiel und Zwölfprophetenbuch auf annähernd den gleichen Umfang geführt haben. Den Ausschlag müssen freilich vor allem innere Kriterien gegeben haben, von denen wir leider nur viel zu wenig wissen. Hinweise darauf finden sich noch in der Diskussion um das Ende der Prophetie und den letzten Propheten in Sach 13 und Mal 3,22—24 (später bei Josephus und in der rabbinischen Tradition) sowie ganz sicher in der Rahmung des corpus propheticum durch den Textbezug Mal 3,22—24 / Jos 1 (V. 2.7), die den Bezug „der Propheten" zur Tora herstellt wie Ps 1 für die durch Schlußdoxologien markierten „fünf Bücher" im Buch der Psalmen. Doch wie dem auch sei, entscheidend für unsere Frage ist der Endpunkt der produktiven Überlieferung als solcher, von dem an das die Gotteswahrnehmung bestimmende Verhältnis von Text und Auslegung in ein neues Stadium tritt. Nachdem die Bücher, von der bewegten Textgeschichte abgesehen, abgeschlossen waren und vor allem seitdem die Kanonisierung ihren Lauf nahm, mußte sich die bis dahin ins Buch selbst eingeschriebene Auslegung neue Ausdrucksmöglichkeiten suchen. Am nächsten kommen der buchimmanenten Auslegung die in die alten Übersetzungen, Septuaginta und insbesondere Targum, im Zuge der Textwiedergabe eingestreuten Interpretamente, obschon nach jüdischer (rabbinischer) Tradition auch hier zwischen geoffenbartem Urtext und - teils midraschartig auslegender - menschlicher Übersetzung schon in der Art der synagogalen Lesung streng zu unterscheiden ist. Ansonsten aber findet Auslegung der fertigen Schriften nun außerhalb des Buches statt. Die Vielfalt der dabei entwickelten Auslegungsformen und -traditionen kann hier nicht einmal in Ansätzen dargestellt werden 689 . Wenn ich richtig sehe, lassen sich jedoch zwei Grundausrichtungen ausmachen. Die eine geht dahin, daß der nachmals kanonische, biblische Text regelrecht kommentiert wird - Vers für Vers, in Abschnitten oder in Auswahl, mit ausdrücklicher Kennzeichnung und also Unterscheidung von Textvorgabe und Deutung. Der Übergang dazu ist bekanntlich erstmals in den Pescharim von Qumran belegt; des weiteren ist vor allem der rabbinische Midrasch in Betracht zu ziehen. Daneben blieb als zweite Möglichkeit noch ziemlich lange offen, eigene Schriften neu zu verfassen oder fortzuführen, die ganz oder stellenweise aus fertigen Büchern leben - zumeist ohne, für einzelne Stellen oft aber auch mit Angabe der benutzten und im Zuge dessen ausgedeuteten Quelle. Kanonisiertes Beispiel für die Nachschrift ganzer Bücher aus den „vorderen Propheten" ist die Literatur, die zur gleichen Zeit und später neben „den Propheten" (mit und ohne Bezug auf sie) überliefert, neu akzentuiert und fortgeschrieben bzw. neu verfaßt wird. 689 Vgl. dazu neuerdings H. FELTES, D i e Gattung des Habbakukkommentars von Qumran ( l Q p H a b ) . Eine Studie zum frühen jüdischen Midrasch, fzb 58, Würzburg 1986. Zum Übergang von Schriftwerdung und -auslegung vgl. auch den Beitrag von M. S/ÜB0, vom ,Zusammendenken' zum Kanon. Aspekte der traditionsgeschichtlichen Endstadien des Alten Testaments, JBTh 3 , 1 9 8 8 , 1 1 5 - 1 3 3 .

CIV. Gott im Wort der Schrift

221

Chronik; daneben ist etwa an die in Qumran gefundene (vorqumranische) Tempelrolle oder an das Jubiläenbuch zu denken. Beispiele für die Benutzung einzelner Stellen aus „Tora" und „Nebiim" finden sich in den biblischen und außerbiblisch gebliebenen Schriften vor und nach Abschluß der nachmals kanonischen Büchersammlungen zuhauf. Auch die Schriften des frühen Christentums und späteren Neuen Testaments, soweit sie aus der Vielfalt der spätisraelitischen Literatur, wenn auch mit Schwerpunkt auf den „biblischen" Büchern, zitieren690, gehören in diese Kategorie. Mögen sich die beiden Grundausrichtungen in der Technik der Auslegung auch hier und da treffen, so bleiben sie doch darin unterschieden, daß das eine dem Anspruch nach reine Auslegungsliteratur ist, einen vorgegebenen Text zum Sprechen bringen bzw. ihm - im richtigen Verständnis - Gehör verschaffen will, das andere hingegen unter Verwendung autoritativer Textvorgaben - der subjektiven Auffassung nach sicher ebenfalls in Übereinstimmung mit ihnen - eigenständige Leitüberlieferung kreiert. Welches ist nun aber hier die Sichtweise Gottes in dem Verhältnis von Textvorgabe und Auslegung, worin sich der Wille Gottes erschließt? Auf den ersten Blick will es ganz so scheinen, als hätte sich mittlerweile ein Bewußtsein für die historische und sachliche Geschiedenheit von einzig verbindlichem Gotteswort hier und menschlicher Erklärung dort gebildet und als wäre das Gewicht der göttlichen Offenbarung allein auf den bis dahin erreichten Umfang des der Auslegung zugrundeliegenden Buches begrenzt und damit eindeutig definiert. Es scheint sich somit eine erkenntnistheoretische Verengung anzubahnen, wie sie am extremsten vielleicht in der Lehre von der göttlichen (Verbal-)Inspiration zum Ausdruck kommt, die den Text und bald auch den Buchstaben bis hin zur masoretischen Punktation für absolut sakrosankt erklärt. Doch der erste Eindruck täuscht. Über die literarische Grenze der einzelnen Bücher und die dogmatische des werdenden Kanons hinaus erhebt auch die vom Grundtext äußerlich getrennte Auslegung zunächst noch den Anspruch, die Wahrheit des älteren Texts unverändert und mit unverminderter Autorität selbst auszusagen. An die Stelle des unmittelbaren literarischen Anschlusses in der Fortschreibung tritt ein zusätzlicher hermeneutischer Schlüssel, der seinerseits Offenbarungsqualität besitzt und so die Wahrnehmung der Identität Gottes im Verhältnis von Text und buchexterner Auslegung ermöglicht. In diesem Sinne von der Sache selbst legitimiert, in den Pseudepigraphen auf besondere Offenbarungsträger und Autoritäten gestützt, verdankt sich die vorkanonisch freie Bücherproduktion neben den in Tora und Nebiim gesammelten Schriften auch in der Auslegung derselben noch der unmittelbaren 690 Vgl. dazu jüngst die materialreiche und äußerst anregende Studie von M. HENGEL, Die Schriftauslegung des 4. Evangeliums auf dem Hintergrund der urchristlichen Exegese, JBTh 4 , 1 9 8 9 , 2 4 9 - 2 8 8 ; im selben Heft auch U . L u z , Das Matthäusevangelium und die Perspektive einer biblischen Theologie, 233—248.

222

C TV. Gott im Wort der Schrift

Eingebung, um dann - wie etwa schon Chronik, Tempelrolle und Jubiläenbuch (Mitteilung durch „Engel des Angesichts" am Sinai!) - selbst zur schriftlich fixierten, leitenden Lesehilfe der benutzten, mithin autoritativen „biblischen" Texte zu werden. Dementsprechend setzt auch das Studium der Schriften im engeren Sinne, wie dies etwa Ps 1 für die Tora (in den Psalmen) oder Sir 39,1—3 (die Offenbarung von Gott 42,19!) für die Prophetenschriften anempfehlen und es in den Pescharim von Qumran auf seine Weise praktiziert wird, eine solche hermeneutische Grundausrichtung voraus. In aller Deutlichkeit geht dies aus lQpHab VII 691 hervor: Was Gott den Propheten nicht kundgetan und diktiert hat, die eschatologischen „Geheimnisse" des Texts, namentlich auf wen und welchen Zeitpunkt er geht (vgl. VII 2.7f.), das hat er direkt dem Lehrer der Gerechtigkeit, ihrem in den Schriften selbst angekündigten autoritativen Ausleger (lQpHab II 7—10), als Interpretationsschlüssel mitgeteilt. Und wenn schließlich im Neuen Testament, das auch in dieser Hinsicht keine Ausnahme macht, das Christusgeschehen das allein verbindliche Kriterium zur Wahrnehmung Gottes in „den Schriften" darstellt, so ist der ursprünglich frei herangetragene Interpretationsschlüssel hier im nachhinein - in Verbindung mit dem (griechischen) Alten Testament im Rahmen der einen christlichen Bibel - sogar eigens kanonisiert. Die Verbindung, die vor allem in der Schriftbenutzung bei Paulus, im Matthäus- und Lukas-Evangelium sowie im Hebräerbrief auf verschiedene Weise zum Vorschein kommt, ist wohl am eindrücklichsten im Johannes-Evangelium reflektiert. Der Logos, der in Jesus Christus Mensch geworden ist, ist kein anderer als der Logos Gottes in „der Schrift" (Joh 10,34f.)692. Das fleischgewordene Wort wird im Evangelium selbst wieder Schrift und ist so - vermittelt durch den Geist-Parakleten - in „der Schrift" Alten und Neuen Testaments sein eigener Interpret. Nach allem setzt sich also die Authentizität der Aussage, die den Vorgang von Verschriftung und Fortschreibung in besonderer Weise auszeichnet, auch in der buchexternen Auslegung im Grunde kontinuierlich fort, wenn auch jetzt in eigenem Namen und nicht mehr unter dem des zitierten Autors, autorisiert durch das eigens geoffenbarte Kriterium der Interpretation. Das schmälert die Bedeutung des überkommenen Texts keineswegs. Er diente nicht als in sich abgeschlossenes, unangetastet übernommenes Fundament, hätte man auch ohne ihn sagen können, was zu sagen war, und nimmt von daher durchaus schon quasi-kanonischen Rang ein. Und dennoch spricht offenbar die ältere Schrift allein nicht ohne weiteres für sich, sondern bleibt - je „kanonischer" sie wird, desto mehr - angewiesen auf eine ihrerseits erleuchtete Erklärung, die dem Text entlockt, was in ihm vorhanden, aber verborgen und (u. U. sogar von seinem Verfasser) noch nicht gesehen ist. Die Offenbarung Gottes, hier sein Eingehen in das Wort der Schrift, ist also nicht umkehrbar: In der Schrift ist 691

Zur Diskussion der Stelle im weiteren Horizont des qumranischen Schriftverständnisses

vgl. FELTES ( w i e A n m . 6 8 9 ) 1 3 8 f f . 1 4 4 . 1 6 8 f f . 1 7 7 f f . 2 4 0 . 692 V g l . HENGEL ( w i e A n m . 6 9 0 ) 2 6 2 f .

CIV. Gott im Wort der Schrift

223

Gottes Wort, aber das Wort Gottes ist nicht einfach identisch mit dem Buchstaben der Schrift. Vernehmen läßt es sich denn auch allein aus dem Zusammenwirken von Text und Auslegung im Geist der aktuellen Erfahrung desselben Gottes, im Zeichen der Bewahrheitung des im Text überlieferten, darin ein für allemal bezeugten Jhwh in neuer Zeit. Von daher stellt sich nun selbst das exklusive Kanonverständnis des pharisäischen Judentums und danach des Christentums (lange noch in mannigfaltiger Ausprägung des kanonischen Bestands!) nicht eigentlich als Bruch im Schriftverständnis, sondern als konsequente Entwicklung dar. Auch, ja gerade der inspirierte Kanon soll aufgrund der ihm zugesprochenen Eigenschaften 693 sicherstellen, daß und wo Gott in den überlieferten Schriften zu finden ist, damit eine zu verschiedenen Zeiten verantwortete theologische Aussage sich auf sie beziehen und in sachlicher Kontinuität zur Schrift ergehen kann. Daß aber die Auslegung, will sie dem Anspruch des Kanons gerecht werden, dabei nicht die Göttlichkeit des Buchstabens, sondern in eigenen Worten den einen Gott im vielfältigen Wort der Schrift bezeugt, bedarf auch nachkanonisch bestimmter Auslegungskriterien, die ihrerseits besonders legitimiert sein müssen, um die Identität Gottes und seiner Wahrheit in der Aussage von Text und buchexterner Auslegung zu ermöglichen. Zu denken ist in diesem Zusammenhang an die 70 Offenbarungsschriften für Eingeweihte, die in 4 Esr 14 dem bereits formierten Kanon der 24 „alttestamentlichen", für die Öffentlichkeit bestimmten Bücher gegenüberstehen, wohl mit hermeneutischer Funktion im Blick auf „das Gesetz" 694 ; ferner an die Lehre von der in Mischna und Talmud schriftlich aufbewahrten, von rabbinischen Lehrautoritäten tradierten und diskutierten mündlichen Tora oder an die vom kirchlichen Lehramt in apostolischer Sukzession verwaltete mündliche Tradition, beides Traditionsbildungen, die entweder auf eine eigene (mosaische bzw. apostolische) Offenbarung zurückgeführt oder aber von der Schrift abgeleitet werden, um ihrerseits das Verständnis der Schrift autoritativ dirigieren und den „genuinen" Sinn für die Gegenwart erschließen zu können. Und zu nennen ist nicht zuletzt auch das reformatorische sola scriptura, das mit Luthers Kriterium der Bücher, „ob sie Christum treiben oder nicht", auf den frühchristlichen Interpretationsschlüssel in „der Schrift" selbst zurückgreift und, somit nicht quantitativ, sondern sachlich qualifiziert verstanden, wie die altkirchliche regulafidei als vorgängiger Interpretationsgrundsatz zur weiteren, authentischen Auslegung und Verkündigung des Wortes Gottes als Quelle des Glaubens dient 695 . 693 Zu den Kriterien und Eigenschaften der Kanonizität vgl. für die Anfänge STECK (wie A n m . 6 8 8 ) 247f.; zur allmählichen Festlegung im einzelnen: J. MAIER, Zur Frage des biblischen Kanons im Frühjudentum im Licht der Qumranfunde, JBTh 3,1988,135—146; G . STEMBERGER, Jabne und der Kanon, ebd. 163-174; H. P. RÜGER, Das Werden des christlichen Alten Testaments, ebd. 175—189; für die Lehre der kirchlichen Orthodoxie E . H I R S C H , Hilfsbuch zum Studium der Dogmatik, Berlin/Leipzig 1937, 314—319. 694 Vgl. dazu STECK (wie Anm. 688) 240.244f. mit Anm. 38. 695 Vgl. G. E B E L I N G , Dogmatik des christlichen Glaubens I, Tübingen 1979, 2 4 - 4 2 .

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CIV. Gott im Wort der Schrift

Die Entwicklung im Schriftverständnis der buchexternen Auslegung nach Abschluß der literarisch produktiven Phase der nachmals kanonischen Schriften tendiert somit in zwei scheinbar gegenläufige Richtungen, von denen die eine ohne die andere tatsächlich aber gar nicht auskäme. Zum einen nimmt die Autorität der fertigen Bücher in dem Maße zu, wie andere Literatur sich auf sie bezieht, bis hin zur Kanonisierung, die den Referenzrahmen endgültig festlegt. Zum anderen verlagert sich das theologische Gewicht zunehmend auf die verselbständigte und mit eigener Autorität ausgestattete Auslegung, die im Gebrauch der autoritativen Schrift deren Verständnis bestimmt. Bildet die Autorität der überlieferten und einmal kanonischen Bücher die unentbehrliche Grundlage jeder Auslegung, so setzt umgekehrt erst die autoritative Auslegung, die immer auch die aktuelle Lebens- und Erfahrungssituation in sich aufnimmt, die Autorität der Schrift und die darin enthaltene Wahrheit Gottes neu in Geltung. Daß sowohl der Autoritätsanspruch des Kanons - zumal aufgrund der (beim Wort genommenen) Inspirationstheorie - als auch der Anspruch seiner Auslegung, und mag dieser auch mit dem sola scriptura im Kanon selbst verankert sein, jeweils absolut genommen zu einem gesetzlichen Verhaftetsein am Buchstaben der Schrift oder zur eigenmächtigen Lehrentscheidung der Auslegungstradition verkommen kann, ist nicht anders zu erwarten, ändert allerdings nichts an dem ursprünglich intendierten sachlichen Zusammenhang, der auf seine Weise die im literarischen Werdeprozeß der Bücher durch Verschriftung und Fortschreibung noch unmittelbar gegebene Identität Gottes im vielfältigen Zeugnis der wechselnden Zeiten zum Ausdruck bringen will. 3. Auch wir Heutigen leben im nachkanonischen Zeitalter. Und doch hat sich für uns die Situation grundlegend verändert. Wir haben gelernt, historisch zu unterscheiden, nicht nur zwischen der unterschiedlichen Wahrnehmung von Wahrheit im kanonischen Text und in seiner Auslegung, sondern auch im Kanon sowie in den einzelnen Schriften selbst die Wahrheitsbezeugung vieler Autoren zu differenzieren, sie gerade in ihrer Verschiedenheit und Individualität aufzuspüren und ernst zu nehmen. Bleiben wir bei dem hier untersuchten Text, dem Deuterojesaja-Buch, so ist es eben durchaus nicht einerlei, wem und auf welche Weise Jhwh sich als einziger Gott, Erster und Letzter, erweist, ob aufgrund seines weltgeschichtlichen Eingreifens als solchen oder speziell zugunsten Jakob-Israels, ob in der Verherrlichung der Braut und Königin Zion oder in Stellvertretung durch das fürsorgliche Weltregiment der Perser zugunsten aller von ihnen beherrschten Völker, ob aufgrund der bloßen Vernunft im Blick auf die Götzen oder in der umwälzenden Einsicht des Ebed Israel und dem Bekenntnis eigener Schuld, aus dem das Alte zum Neuen wird. Nun läßt sich diese Sachbewegung der buchimmanenten Auslegungsgeschichte aus heutiger historischer Sicht nicht nur differenziert beschreiben, sondern unbeschadet aller Divergenzen und im Sinne der Autoren und Texte selbst durchaus auch in ihrem sachlichen Zusam-

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menhang nach vollziehen, der - wie wir in der vorstehenden Analyse zu zeigen versucht haben - nicht nur aus den Konvergenzen, sondern weit mehr in der Synthese älterer, gegebenenfalls auch widerständiger und neuer Akzente besteht. Und gleichwohl vermag auch diese dem Exegeten notwendig auferlegte, nämlich vom Gegenstand der Untersuchung geforderte theologische Aufgabe, den gedanklichen Weg der Verfasser im Horizont der Einheit des Buches und seiner Wahrheit, in dem sie dachten, nachzudenken, die historische Brechung nicht aufzuheben, in der sich die Texte uns heute eben nicht als Einheit, sondern in ihrer zeitlichen und sachlichen Verschiedenheit darstellen, geschieden nach ursprünglichem und im Zuge der Fortschreibung sekundär zugewachsenem Sinn. Dasselbe gilt selbstverständlich auch für jede buchexterne Auslegung in den antiken Übersetzungen, literarischen Neuproduktionen und Kommentaren einschließlich der neutestamentlichen Bezugnahmen auf „deuterojesajanische" Stellen aus dem Jesajabuch. Wieder ist es die Aufgabe der philologischen und historischen Arbeit, die den ursprünglichen vom sekundären Textsinn scheidet, jeweils auch das relative sachliche Recht, den geschichtlich bedingten Anspruch auf theologische Wahrheit jeder einzelnen Deutung für sich, im Blick auf die Textvorlage wie im Umfeld z.T. divergierender Deutungen desselben Texts, zu ergründen. Dabei liegen uns natürlich die neutestamentlichen Bezugnahmen am nächsten und seien darum, von geistigen Zwischengliedern der Einfachheit halber einmal abgesehen, mit einigen ausgesuchten Beispielen hier auch angeführt. Hinsichtlich der oben erwähnten Akzente in der Gottesfrage wäre etwa auf den theologischen Zugewinn in ApkJoh l,17f.; 2,8 zu kommen, wo die im Heil Israels erwiesene Selbigkeit des (deutero-)jesajanischen Gottes (Jes 41,4; 44,6; 48,12 u. ö.) mit dem gestorbenen und auferweckten Christus die Dimension des menschlichen Lebens samt Todesgrenze endgültig in sich, d.h. in Gott selbst aufnimmt und mit 22,13 (vgl. auch 1,8 sowie 21,1 ff.) auf die Zukunft des kommenden Herrn hin aufhebt, wobei umgekehrt die Überwindung des Todes in Gott selbst durch Jesus Christus ihrerseits nur im Horizont der Heilsversprechen Gottes für diese Welt zu sehen sind, wie sie im zitierten Jesajabuch zugesagt werden. - Ein weiteres Beispiel ist die Verhältnisbestimmung von alt und neu in 2Kor 5,17, die - natürlich ohne sich dessen bewußt zu sein - auf ältere Schichten in Dtjes zurückgreift. Auch hier ist es das „von Gott her" gewirkte Geschehen von Tod und Auferweckung Jesu, das das Verhältnis neu bestimmt, und zwar tendenziell gegen Jes 42,18—25 und 48,1 — 11 (sowie Teile in „Tritojes"), aber mit der ursprünglichen Heilsverkündigung in Dtjes (43,18f. im Horizont von 43,22ff./44,21f.; vgl. 40,lff.) als Wechsel, der in der voraussetzungslosen, ja wider alle Voraussetzungen stattfindenden Vergebung der Sünden durch Gott in Jesus Christus erfolgt und in der den Menschen „in Christus" versetzenden Taufe auf Jesu Tod und Auferweckung vollzogen wird (vgl. Rom 6 , 4 - 6 ; 7,6; ferner Eph 4,22.24; Kol 3,9f.). Und wiederum lehrt der

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Blick von hier aus zurück, welche konkreten, geschichtlichen Dimensionen jetzt nicht mehr nur auf den Ebed Israel beschränkt - die Neuschöpfung des Menschen annehmen kann, wenn dieser - ermöglicht durch die Versöhnung Gottes mit der Welt - sich als Sünder erfährt und damit in der Welt nicht sich selbst, sondern Gott lebt. - Dieselbe Transformation, die die Selbigkeit Gottes im Blick auf Gott selbst und der Wechsel vom Alten zum Neuen im Blick auf die Sünde erfahren haben, findet sich im Philipper-Hymnus 2,6—11 (V. lOf.) mit deutlichem Textbezug auf Jes 45,18ff. (V. 23) sodann auch im Blick auf die universale Reichweite des göttlichen Heilsgeschehens, womit der deuterojesajanische Bereich im Jesajabuch in ganz besonderer Weise zur Quelle neutestamentlicher Perspektiven geworden ist. Höchst bezeichnend und überaus tiefsinnig ist der Zusammenhang mit dem Ebed, den Phil 2,7 andeutet. Daß die Vermittlung der globalen Gotteserkenntnis ursprünglich durch den Ebed der „Lieder" (Jes 42,1-4; 49,1-6 und 52,15), dann mit Jes 42,5-7 (und auf derselben Ebene 45,12f. 18ff.) durch den Ebed Kyros und schließlich auch durch die Frau Zion oder Israel als Ebed ein Geschehen ist, bei dem Gott selbst in der Welt anwesend ist, dies bringt in überscharfer Präzision die Knechtsgestalt Gottes in Jesus Christus, die Menschwerdung Gottes, zum Ausdruck (vgl. auch Mt 12,15ff.). Die ursprünglichen Deutungen des Ebed in Deuterojesaja werden damit relativiert, leiten aber, im Licht von Phil 2 neu gelesen, gleichwohl dazu an, im Leben selbst, auch in der Geschichte von Glaubens- und Volksgemeinschaften bis hin zur Weltgeschichte, nach Spuren der Menschwerdung Gottes zu sehen und von ihnen zu unterscheiden, wo nicht Gott Mensch, sondern der Mensch wie Gott geworden ist. Am Beispiel des Kyros etwa wäre so die Gegengestalt des Herodes in den Evangelien und darüber hinaus die zu allen Zeiten aktuelle Machtfrage zu bedenken, geleitet von dem Grundsatz: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was (z.B. gemäß Phil 2,10f.) Gottes ist. - Und nachdem wir nun aus fast allen der hier untersuchten Schichten in Dtjes einen herausragenden Akzent gewählt haben, sei wenigstens im Vorbeigehen schließlich auch noch einmal auf die vertiefte Reflexion der natürlichen Gotteserkenntnis hingewiesen, die gegenüber der Götzenpolemik die christologisch ausgerichtete, theologische Durchdringung des Themas in Rom l f f . (wieder über Jes 48,1 —11 u.a. hinaus) leistet. Historischer Perspektive kann somit nicht verborgen bleiben, daß, wie im literarischen Werden des Deuterojesaja-Buches selbst, auch in der christologischen Deutung der Gottheit Gottes im Neuen Testament - selbstverständlich mit anderen Deutungen vor und neben ihr - berechtigte, der Sache förderliche Beziehungen zur benutzten Vorlage bestehen, die zum einen das unerschöpfliche Sinnpotential der Texte und aus ihm heraus eines der möglichen Ziele der alttestamentlichen, literarisch produktiven Sachbewegung erkennen lassen, zum anderen auf die tiefe Hintergründigkeit und Sättigung des neutestamentlichen Ziels in der Sinn- und Erfahrungsbreite der alttestamentlichen Entwicklungen weisen. Insofern geht es der historischen Exegese (wie nicht zuletzt

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auch der Kirchengeschichte) um die in den alt- und neutestamentlichen Texten und ihrer Auslegung bezeugte Wahrheit, um derentwillen die Texte heute überhaupt noch von Belang sind und die historische Exegese eine der Theologie zugeordnete Disziplin ist696. Das die sachliche Identität zwischen Text und Auslegung stiftende Offenbarungsbewußtsein aber, das sowohl die Fortschreibung als auch zunächst die nachkanonische Auslegung prägt und die lehrmäßige, verbindliche Geltung der als Einheit gesehenen Wahrheit der Aussage begründet, kann für die heutige Betrachtung der Texte und ihrer Nachgeschichte nicht ohne weiteres mehr vorausgesetzt werden. Die Wahrheitsfrage stellt sich aus historischer Perspektive nicht als Frage nach der Wahrheit an sich oder - was wohl dasselbe ist - für mich, sondern als Frage nach dem Wahrheitsgehalt, besser vielleicht: dem Wahrheitsanspruch jeder einzelnen Äußerung für sich im Horizont ihrer Zeit. Das damit angesprochene Dilemma der Neuzeit ist hinlänglich bekannt und muß hier nicht weiter ausgebreitet werden. Auch im Blick auf daraus resultierende Probleme des Schriftverständnisses und der Schriftauslegung ist es ein weites und vielverhandeltes Feld, auf dem freilich über eines Klarheit herrscht: Sollen die Texte des Kanons und auch die Auslegungsschriften neben und nach ihm nicht nur als ehrwürdige Zeugen der Geistesgeschichte im historischen Sinne gelesen und in ihrem theologischen Selbstverständnis verstanden werden, sondern, ihrem eigenen Anspruch folgend, als Zeugnis einer Wahrheit genommen werden, die alle Zeiten in gleicher Weise und mithin uns selbst angeht, so bedarf es - gewissermaßen anstelle des verlorengegangenen Offenbarungsbewußtseins - der kritischen Reflexion im Rahmen wissenschaftlicher Theologie, die den in der Neuzeit auseinandergerissenen Zusammenhang von zeit- und erfahrungsspezifischer Optik und grundsätzlicher Geltung der Wahrheit über den „garstigen Graben" der Geschichte auf eigene Weise wieder zusammenfügt. Auf dem Weg dorthin vermag - nach oder neben der Überlieferungs- und der Traditionsgeschichte697 - gerade der redaktionsgeschichtliche Zugang, der in der alttestamentlichen Wissenschaft derzeit wieder in den Vordergrund rückt, neue Impulse zu geben. Mit der Erhellung der Fortschreibung und ihrer Weiterführung auch in der buchexternen Auslegung wird ein geschichtlicher, mithin in verschiedene Richtungen diffundierender, aber doch immer auf dieselbe Sache, den Text und Gottes Willenskundgebung in ihm, bezogener Vorgang der Rezeption sichtbar, der aus der jeweils eigenen Zeit- und Erfahrungssituation heraus die Wahrheit des Texts sukzessive - mal besser, mal schlechter, 696

Zur theologischen Dimension der historischen Kritik im Schnittpunkt von Exegese und Dogmatik (am Beispiel von K. Barth) vgl. R. SMEND, Nachkritische Schriftauslegung (1966), wiederabgedruckt in: DERS., Die Mitte der Schrift, Gesammelte Schriften Band 1, BEvTh 99, München 1986, 2 1 2 - 2 3 2 , bes. 219f. 697 Vgl. unter dem methodischen Gesichtspunkt H. GESE, Das biblische Schriftverständnis, in: DERS., Zur biblischen Theologie (BEvTh 78,1977), Tübingen 2 1 9 8 3 , 9 - 3 0 .

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vertiefend oder verflachend - erschließt und somit durchaus Modellcharakter für die gegenwärtige Aneignung der Texte besitzt698. Mögliche Wege, Abwege und Grenzen der Rezeption, Bewertungsmaßstäbe und Beispiele zur Bewältigung verschiedenster Lebensvorgänge werden so durch Ausleuchtung des Gesamtzusammenhangs wie darin z. T. verschütteter, individueller Sinndimensionen abgesteckt. Doch die Methode hat auch ihre Grenzen. Sofern sie ihre Aufgabe erfüllt und von Schicht zu Schicht, von Buch zu Buch zwischen ursprünglich intendiertem und in der Auslegungs- oder Rezeptionsgeschichte demselben Text - mit welchem Recht auch immer - nachträglich abgewonnenem, und d.h. sekundärem (tertiärem etc.) Sinn unterscheidet, kann die Redaktionsgeschichte wie die historische Exegese überhaupt aus sich heraus schlechterdings nicht zur Legitimation eines theologischen Rezeptionsvorganges dienen, geschweige denn selbst produktiv an ihm teilnehmen. Ausschlaggebend hierfür sind vielmehr geschichtlich und kulturell, nicht zuletzt kirchlich vermittelte und theologisch zu verantwortende Grundentscheidungen, die der Exeget zwar in aller Regel für sich längst entschieden hat, in der Bewertung der analytischen Ergebnisse wohl auch immer ein wenig mit einfließen läßt, bei seiner Arbeit aber methodisch bewußt auszuklammern bemüht ist, namentlich die Auswahl der Texte etwa in der Fixierung auf den christlichen im Unterschied zum jüdischen Kanon, die damit verbundene Verpflichtung auf eine Auslegungsdoktrin, die dem Christen im Neuen Testament (für die ganze Schrift!) und nicht etwa in Qumran, in der Apokalyptik oder in der rabbinischen Auslegungstradition vorgegeben ist, und nicht zuletzt die Beachtung und theologisch reflektierte Durchdringung der eigenen, heutigen Lebens- und Erfahrungswelt. Nur auf dem Boden solcher Grundentscheidungen, die zu begründen und im Horizont der aktuellen Lebenssituation zu entfalten nicht Sache der Exegese, sondern der dogmatischen, ethischen und praktisch-theologischen Reflexion ist, ist es möglich, den Rezeptionsvorgang als für den Glauben gültige Explikation der Wahrheit Gottes mitzuvollziehen, ihn in allen seinen historischen - mit methodisch offenem Kanon natürlich auch in allen nichtchristlichen - Verzweigungen in der Sache kritisch zu sichten und seinerseits wieder an dem ausgesuchten Maßstab des Bekenntnisses (in Schrift und Tradition) wie am konkreten Leben in dieser Welt zu messen, um so eine verbindliche theologische Aussage für die Gegenwart zu formulieren. Mangelt es der historischen Betrachtungsweise somit notwendig an der lehrund lebensmäßig gedeckten Autorität, so ist das kein Schade und schon gar nicht Grund zur Resignation. Im Gegenteil: Die Theologie, die sich für den Offenbarungsanspruch über das Sachkriterium des Christusereignisses im Sinne des sola scriptura und so durchaus auch in der Nachfolge der Fortschreibung auf die Schrift bezieht, tut gut daran, von der Exegese nicht mehr, aber auch 698 Vgl. dazu - mit einschlägigen Hinweisen auf die entsprechende literaturwissenschaftliche Diskussion - C. DOHMEN, Rezeptionsforschung und Glaubensgeschichte, TThZ 96,1987, 123-134.

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nicht weniger als die historische Sinnbestimmung in theologischer Dimension zu verlangen. Sie ist sich damit der Tatsache bewußt, daß Gott ihr auch im Wort der Schrift nicht anders als in „Knechtsgestalt" begegnet. Sie ist damit von dem elenden Zwang befreit, das Wort des Lebens, das allein Gottes Wort ist, sich selbst zurechtlegen und sagen zu müssen, und ist dazu bereit, es sich sagen zu lassen, von dem einen Gott im vielfältigen Zeugnis der Schrift.

Literatur

In das Literaturverzeichnis aufgenommen sind ausschließlich die benutzten Arbeiten zu (Deutero-)Jesaja sowie mehrfach zitierte oder zentrale übergreifende Literatur. Nicht aufgenommen wurden die gängigen Hilfsmittel (Textausgaben, Wörterbücher, Grammatiken, Konkordanzen, Lexika, Einleitungen) sowie nur ein- bis zweimal zitierte Beiträge zu verschiedenen anderen Textbereichen und angrenzenden Gebieten. Kommentare zum Jesajabuch werden in der Arbeit nur mit Verfassernamen zitiert, die übrige ins Verzeichnis aufgenommene Literatur mit Verfasser und Kurztitel oder Publikationsstelle, nicht aufgenommene Literatur mit vollständiger Angabe an Ort und Stelle. Die Abkürzungen richten sich nach dem Verzeichnis von S . S C H W E R T N E R , T R E Abkürzungsverzeichnis, B e r l i n / N e w York 1976. G. C., Cyrus in Jesaja 40—66, in: Wetenschappelijke Bijdragen aangeboden door Hoogleraren der Vrije Universiteit ter gelegenheid van haar vijftig-jarig bestaan 20. Oct. 1930, Amsterdam, 15-35 ACKROYD, P. R., Isaiah I-XII: Presentation of a Prophet (Congress Volume Göttingen 1977), VT. S 29, Leiden 1978,16-48 - Isaiah 36—39: Structure and Function, in: Von Kanaan bis Kerala (Fs J. P. M. van der Ploeg, hg. von W. C. Delsmanu.a.), AOAT211, Neukirchen-Vluyn 1982,3-21 A L B E R T Z , R., Weltschöpfung und Menschenschöpfung. Untersucht bei Deuterojesaja, Hiob und in den Psalmen, CThM 3, Stuttgart 1974 - Das Deuterojesaja-Buch als Fortschreibung der Jesaja-Prophetie, in: Die Hebräische Bibel und ihre zweifache Nachgeschichte (Fs R. Rendtorff, hg. von E. Blum u.a.), NeukirchenVluyn 1990,241-256 A N D E R S O N , B. W., Exodus Typology in Second Isaiah, in: Israel's Prophetic Heritage (Fs J. Muilenburg, hg. von dems. und W. Harrelson), New York 1962, 177—195 AUVRAY, P . , Cyrus instrument du Dieu unique, BVC 50,1963,17-23 BALTZER, D., Ezechiel und Deuterojesaja. Berührungen in der Heilserwartung der beiden großen Exilspropheten, BZAW121, Berlin / New York 1971 BALTZER, K., Liberation from Debt Slavery after the Exile in Second Isaiah and Nehemia, in: Ancient Israelite Religion (Fs F. M. Cross, hg. von P. D. Hanson u.a.), Philadelphia 1987, 477-484 - Jes 40,13-14 - ein Schlüssel zur Einheit Deutero-Jesajas?, BN 37,1987, 7 - 1 0 - Schriftauslegung bei Deuterojesaja? - les 43,22-28 als Beispiel, in: Die Väter Israels (Fs J. Scharbert, hg. von M. Görg und A. R. Müller), Stuttgart 1989,11-16 B A R N E S , W . E., Cyrus the .Servant of lehova'. Isa. xlii 1-4(7), JThS 3 2 , 1 9 3 1 , 3 2 - 3 9 BARSTAD, H. M., „Lebte Deuterojesaja in Judäa?", NTT83,1982,77-87 B A R T H , H., Die Jesaja-Worte in der Josiazeit. Israel und Assur als Thema einer produktiven Neuinterpretation der Jesajaüberlieferung, WMANT48, Neukirchen-Vluyn 1977 BEAUCAMP, E., „Chant nouveau du retour" (Is 42,10-17). Un monstre de l'exégèse moderne, RSR 56,1982,145-158 AALDERS,

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240 WILCOX, P . / PATON-WILLIAMS, D . ,

Literatur The Servant Songs in Deutero-Isaiah, JSOT

42, 1988,

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Nachtrag Während der Drucklegung dieser Arbeit erschien die neueste Lieferung des Biblischen Kommentars, die zweite seit der Fortsetzung durch H.-J. HERMISSON, die den Schluß von Jes 45,18—25, die vollständige Kommentierung von 46,1-13 und den Anfang von 47,1-15 bietet (BK XI/8, Neukirchen-Vluyn 1991). Auf sie sei hier noch mit Nachdruck hingewiesen. Die Fülle der darin mitgeteilten Gelehrsamkeit, Literaturverarbeitung und weiterführenden Einzelbeobachtungen verbietet eine vorschnelle und summarische Stellungnahme. Es sei aber wenigstens darauf aufmerksam gemacht, daß sich in der Schichtung von Kap. 46 ebenso wie in der Beurteilung der Zusätze als kontextgebundene Fortschreibungen wesentliche Übereinstimmungen ergeben haben (neu vor allem zu V. 3f.). Hingegen gehen die Wege in der Einordnung von 46,lf. und bes. in den (gerade auch mit diesen beiden Versen verbundenen, vgl. BK XI/8, S. 95ff. und oben S. 215 Anm. 684) Datierungsfragen etwas auseinander. Auch für die Schriftlichkeit der ursprünglichen Überlieferung und kleinerer Sammlungen finden sich wieder - wie schon in BK XI/7- wichtige Hinweise (S. 92.129f.), die sich m.E. freilich am einfachsten im Rahmen einer konzeptionell und von vornherein literarisch-kompositionell zusammenhängenden Grundschrift erklären. Darüber wird nun weiter zu diskutieren sein.

Stellenregister 1. Altes Testament Genesis 1,1 1,14 l,26f.(5,lf.; 6,7) 2,4 2,7f. 9,8ff. ll,31f./12,lff.

110 204 109416, n o 109417,110 109416,110,111423 132502

43135

17,5f.l5f.

162585

22,17 32,13

118

4,27 4,28 4,32 4,35.39 7,6 7,25 14,1 16,3 26,7

118

26,19 27,15 28,36.64

105396

29

104,107 86Í.314

29,15ff. 30,1.3f. 31,29

Exodus 4,22f. 5,If. 9,18 12,11 15 19,4 20,23 24ff. 34,10

107 173602 58194 2 0 1 f. 653 87 1084H

Leviticus 19,4

201Í.653

26,1

201Í.653 104Í.393 107(407)

26,33 26,(34-)36

Numeri 1,50 11,12 16,26 16,30

108 58194 107 1084H

1,31 4 4,15ff.20

58194, 105396 205 202,203,204

1 9 3 , 2 0 1 f f . , 204659 109416,110 193629 203 2 0 1 f.653 105396 107 201f.653 109416 201651 104Í.393, 201f.fi52.653_ 204 205 201f.653,202 104Í.393 201650

32 32,5ff. 32,8f. 32,11

205 105396,108410, U l f . 4 2 6

32,36.37ff. 32,39

203 193629

109416,202 58194

Josua 1,2.7

220

6,9.13 6,26 8,28

86Í.314 85307

107406

1. Samuel 2,2 2,10 6,6 23,19 26,1

Deuteronomium

104Í.393

132504, 193629 92341 104388 100368 100368

2. Samuel 5,2 7,7

91Í.339 91Í.339

242

Stellenregister

7,15 7,22 10,12 12,24 22,32 22,43ff./23,lff. 22,51 24,17 1.

132 92341

91f.339

Könige

4,20 5,22f. 5,31 6,37 7,9f. 14,15 15,18f. 16,7 16,34 2.

127 193629 86310 127 193629

118 124f. 88324 88324 86f.314,110 104f.393 94348

201650 86f.314

Könige

16,8 18,(25.)33ff. 19,(12f.)14-19 19,25 21,14 22,17

94348

201652,202 201 f. 65229,108411 139532 201650

Jesaja 1-66 l,2ff. I,10ff.l8ff. 1,19 1,20 2,2-4 2,6-22 4,5 5,llff. 5,17 6 6,9f. 8,2 8,9 8,16ff. 9,9 10,4 10,10f. 10,22 10,26 ll,llf. 13f. 13,4

8f., 208f. 96357, 105396 116440 120460 6 3 222 90332, 120460, 133506 120460, 201f.652.653, 206 108411 96357 85307 208669 120460 6 7 235 67234 120460 87317

61210 201 f.653 118 45142 105395 67237,164590 132504

13,5(.17ff.) 13,16 13,17 14, l f . 14,9 14,11.15 14,17 14,24-27 14,32 17,7f. 18,1 f.7 18,6 19,1.3 19,5ff. 19,18 19,20 19,23 20,Iff. 20,4-6 21 21,2 22,11 23,3.8.18 23,13 24,3 24,18 25,2 25,3 27,6 27,11 28,9 28,16 28,23ff. 28,27 29f. 29,5 29,9ff. 29,13-16 29,14 29,15f. 30,lff.8ff. 30,9 30,13 30,18ff. 31,6f. 32,2ff.l5ff. 33,16 33,17 34,16f. 35,1-10 37,14-20 37,18

67234 139532 45 58196, 90332 45142

48153 85307 61210, 67237 87f. 109 4 1 6 ,201652, 206 90332 67234 201f.653,203 82294, 83298 60204, 61210 67235 90332

94349 58196 67237, 164590 45 1 0 8 4 n , 109416 94349 87314 139532 87314 87317 132504 201652 108410, lllf.423.426 120460 87f. 43135, 68237 44138 96,120 115 120460 62221 100368 96357, Hlf.423.426 96357' 11 If.426, 120460 105396 115 120460, 201f.652.653 120460, 201f.652.653 120460 201652 67234 120460 105395, 120460, 138527 201 f. 85307

Altes Testament 37,26 40,1-52,10 40-48

40-44 40-41 40,1-11 40,1-5 40,1-2 40,3-5 40,6-8 40,9-11

40,12-42,13 40,12-31 40,12(f.) 40,13f. 40,14 40,16 40,18-20 40,21f.26 40,21 40,24 40,25(f.) 40,26 40,27(ff.) 40,28 40,31 41,1-5 41,1-4 41,1 41,2f.25

65 229 ,108 411 168ff., 172f. Iff., 19,52,64ff., 71f., 89f. 332 ,148ff., 160, 168ff., 186,196f., 211f., 215 211 43-47,50-52,71,80f., 113,126,143,177f., 180 1,3,138528,208 669 83,148f., 151,152,154f., 157,174,217 4,57193,77, !05395, 116440, 133506, 137, 161 583 ,172, 201 652 4f., 3295,49,62f.222, 103 381 ,104,105 395 , 137 521 ,164 62f.222, 133506,217 4f., 7,40 125 ,41,58,83f., 87f., 90 332 ,92340, 96 , 103,105395, u s , 124, 127,137,140534,207(ff.), 217 71,78,150f., 152 32,43ff., 47,50,52,71, 109f., 148ff., 161ff., 192f., 204,217 77,108409, lio, 112 46,55188 68 241 140536 41130,43135,51, 54, 192f(f.), 201 f. 653 ,202, 204,217 98,108409, iiof., H2f., 123,126,177,180 68f., 71, 87314,164 81 54,202 46,133 2,62 2 2 i , 63 2 2 3 ,68 2 4 i , 100 108409, llOf. 36,68 24 l, 132503,143 36-52,64ff., 66ff., 109, 148ff„ 163ff., 169ff., 217 16,26f., 31f., 45,52,115 32,36,49, 52,92,112, 127,132503,133506,143, 156,175ff., 217 15,17f., 26f., 28,33,43f.,

41,2 41,4 41,5 41,6-7 41,8-20 41,8f. 41,10.13 41,llf(f.) 41,14-16 41,17-20 41,17 41,18 41,20 41,21-29

41,21 41,22f. 41,24.29 41,25 41,26(.28) 41,27 42,1-44,23 42,1-17 42,1-7 42,1-4

42,5-9 42,5-7

243 47f., 52,5719 3 ,98,102, 126f., 132504,155,164, 170f., 187622 2157, 24,25,36,77,102, 141 41,46,69f., 95,113, 126,131,132504,142, 151,154 32,37f., 45f., 48, 50, 155f., 164 37,41,42f., 51, 54, 137f.525,192ff., 195637, 202,217 29, 43ff., 47,50,52,71, 113,148ff., 161ff., 217 15, 27,28,43Í.135,46, 69,71,117446,126f., 151,154,209 24,25,27f., 57193,77, 110,126,137Í.525,142 57193,59f., 92, 95,100, 140536 43135,44158, 83298,217 77,103381,137,138527 117442, 135513, 137f.525 117445 48,57193,108411, n o , 111,126,156 16,31f., 36-52,64ff„ 66ff., 109,113,115, 129f., 134,141f., 145, 148ff., 163ff., 169ff., 217 155 69,70f., 164 32,41,42f., 51.54.95, 192ff., 202,217 36, 46,49,52,92, 95, 112,127,141ff., 175ff., 217 46,113,164 1,3,40f., 83,141,217 113,143,177f., 180 130 105,119,131-135,139f., 141-144,176ff., 180, 210f. 1,4, 27, 3295,36,48, 51, 52,61,87319,118f., 128, 135(ff.), 144-147,169, 175ff., 180,217 15f., 87519,128-147 36,48f., 51,130f.,

244

42,5 42,6 42,7 42,8-9

42,10-13

42,14-43,21 42,14-16

42,17 42,18-43,7 42,18-25

43,1-4 43,If. 43,3f(f.) 43,5-7 43,5f. 43,7 43,8-43,21 43,8 43,9-13 43,9(f.)

Stellenregister

135(ff.), 144-147,175ff., 217 61f., 98,108409,109ff., 126,177,180 24,25,27ff., 57193,77, 102,108«0, no, 111423, 126 4,104,189®4 65229,68f„ 69245,70, 115f., 117442,119,128130,139,140,146,194, 207ff., 217 2,4,32,45f., 48,50f., 61Í.215,70ff., 77, 98, 102,110,113,129494, 131,133f., 140536,141 f., 145,148ff., 164,169ff., 177,180,217 71,78,150f., 152 50,57!93,65,71,77, 82f., 95f.353,103,117, 133f., 138527,139,141, 148ff., 161ff., 217 41130,129,140,194, 196639,207ff., 217 140 3f., 54,68241,69245,96, 105,106Í.401,116440, 118f„ 130,133,136517, 137,139f., 141537,144. 147,193«2,206ff., 217 65,148ff., 161ff., 217 28f„ 46, 57193,69, 103381,108410, m , 140536,156 48f., 57193,83,94f., lOOf., 126f„ 142,155, 164 48152,105,111,139f., 207ff., 217 4f„ 58,84304,95f., 117446,138,212 92,108410,117442, llg447.448; 119,129494 140 65230,116440,133, 139f., 206ff., 217 31f., 48,51,64ff., 66ff., 148ff., 163ff., 217 45,126,133506,156, 162585,164

43,10(ff.) 43,11 43,12(f.) 43,14-15

43,16-21 43,16f. 43,18f. 43,19f. 43,20f.

43,22-44,23 43,22-44,5 43,22-28 44,1-5 44,1-4 44,lf. 44,3f. 44,5 44,6-22 44,6-8 44,7 44,9-20 44,21-22

44,23 44,24-48,21 44,24-46,11 44,24-45,7 44,24-28

32,42,48,1365!7,156, 209 61 57193,71250,115 4,26,48,52,65, 69, 71250,103381,111,125, 148ff., 164,169ff„ 187^22,217 50,65,68ff., 103381, 116,148ff., 161ff., 217 69,83298,104,151, 154f. 69,70f., 129 77,117445 3298,48,51, 57193,7if., 77,103,108410, m , 129494,133506, 138527, 149,154 71,78,150f., 152 140 69,71,116440, i48ff., 161ff., 217 60204, u s 71,77,148ff., 161ff., 217 69,108410, m , 137f.525,209 IO94I6 117446 111, 117442, 118447.448, 119,129,207ff., 217 140 31f„ 42, 51,64ff., 66ff„ 126,148ff., 163ff., 217 54,70f„ 132504,1335O6, 164 41130,45143, 54,60207, 124,138527,193f(f.), 195637,201652,204,217 4,54, 57193,69,71, 108410,111,116440, 135513,148ff„ 161ff„ 209,217 2,3298,48,51,71f., 77, 137521, i48ff„ 217 71,150f., 152,164 113,143,177f., 180,211 19f., 64ff., 78,98f., lOlf., 113,123,126, 155,171597 3,16,19,24,28,30, 32, 72-92, 92,97f., 143

Altes Testament

44,24-26 44,24 44,25 44,26(f.)

44,27 44,28

45-47 45,1-7

45,1(.3.5)

45,2f. 45,3(f.) 45,4-6 45,7 45,8 45,9-13 45,9f.(ll) 45,11-13(.14)

30,79f., 80f., 111, 148ff., 217 24,74,76ff„ 98, 108409.410,108ff., 135513,156,177,180 48155, go, 169ff. 5,18,46,61215,70,74f„ 79282,80286,82-84, 84ff., 87, 90f., 98,101, 103,105395,110,139533, 141,207(ff.), 209,215, 217 74 5,15,18,24,25,30, 61215,74f_, 78f., 84ff., 101,102f., 105,108, 112,123f., 127,132504, 141ff., 171597,175ff., 185f., 189,217 140 4,16,17ff., 19-33,33ff., 36,43,45,49,51f., 57193,61,78ff., 80f„ 92f., 97f., 109,126f., 131,132504, i42ff„ 148£f., 164,169ff., 176ff., 180,187622,217 15,1948,25ff., 29f., 33, 45,75,102,107,110, 112,143,175ff., 186, 189,217 319°, 33,43f., 52,107, 170f. 4,29,46,94,112,126, 133,138526 4,48,50,98,101,112, 132503,145,155f., 162585 30,69,76ff., 80,81,98, 108409.411, Hof., 133, 156 2,16,3298,47f., 76ff., 97,108411,112,119, 129,207ff., 217 16,20,78,92-113 58,60,94ff„ 100,105, 108410, m , 119,207ff., 217 3,61f., 78,79,91,97ff., lOlf., 112f., 117,123, 142ff., 175ff., 187622, 217

45,11 45,12 45,13

245

88f., 96f., 98f. 108ff., 126,177,180 4f„ 15,18,61215,68241, 75,77,85f., 87,90,94ff„ 100,102f., 107f., 127, 131,132504,141,189624 45,14 4,3295,49,61210,83, 93, 94f., 98,100,101, 105,112,127,136517, 145,162585,217 45,(14)15-17 53,59,62221,92,94f., 96f., 99f., 192ff., 217 45,15 61,138526 45,18-25 4,59-64 45,18(ff.) 61f., 93, 98,99ff., 108409, no, 112f., 126, 131,132504,143f., 175ff., 180,217 45,19 62f., 97,113,117442.446, 118447,119,138526, 207ff., 217 45,20-21(+ 46,9ff.) 31f., 48,63f., 64ff„ 66ff„ lOlf., 115,126,148ff., 163ff., 196638,217 45,20 60,100,192ff., 204, 201Í.653,217 45,21 46,61 3295,49,60f„ 62f.222, 45,22-23 95,98, lOOff., 112,126f., 131,132503.504,143, 145,175ff., 217 45,24-25 49,53,58,59f., 62f., 92, 95,97,117442.446, 118447,119,194,207ff., 217 46,1-13 56-59,60,64 46,1-4 54f., 56ff., 96f., 105, 117442, 118447, 119, 207ff., 215,217 46,5-7 55,56,100,137f.525, 192ff„ 195637,201f.653, 202,204,217 46,8.12f. 53ff., 56,76f., 96f., 116440,119,194,207ff., 217 46,9-11 16,51f., 53-72, lOlf., 109,115,126f., 143f., 148ff., 163ff., 196638, 217 46,9 69,164 46,10 70f., 98,124,129,164 46,11 15,18,36,43f., 46,

246

47,1-15

48,1-49,13 48,1-21 48,1-11 48,If. 48,2 48,3(.ll) 48,5(.ll) 48,6f. 48,8 48,10 48,12-49,6(.14ff.) 48,12-15(16) 48,12 48,13 48,14(f.) 48,15 48,16

48,17-19 48,20-21

48,22 49,1-6

49,lf. 49,3

Stellenregister

57193, X08411, H0f„ 126,131,164,169ff„ 187622 4,16,46,48,56,58,61, 80f„ 88,91336, 94348.349, 103384, l 0 7, 115,117,123,133, 137f„ 144,148ff., 169ff., 171,187622,193632, 217 140,211 113f., 119-121,139 68f., 96,105,106f. 401 , 113f„ 114-117,117ff., 129,140,207ff., 217 63223, 118447.448, 1365", 194 85308,103 57, 62Í.232,65229, 112 41130,194 58,1084", u 2 , 1 3 8 133,193 fi 32 863«, 94348, i37f. 113,177ff., 180 105,113-128,131,144, 175ff., 187622,217 177,180 28, 87314,108409, i09f., 112f., 126 15,17f., 91326,98,123125,142 46, 57193, 68 241,102, 132504 16, 62221,96) H3f., 118f., 127484,137, 138526, 139533, 140, 207ff., 217 68241, 77, 84304, 96,105, 109416,116440,117-119, 138,140,207ff., 217 2,4,3298,48,5Of., 57193,58,7if., 77, 103ff., 107,117,125, 127,133f., 137f., 141, 144,148ff., 161ff., 209, 217

49,4 49,5-6

lf., 4,3295,52,61,118f., 128,131,133f., 135(ff.), 144-147,175ff., 180, 210f., 217 28f„ 110,133506 133,136519,217

51,3 51,4-5

120462,217

49,7-13

49,7 49,8 49,9f. 49,12 49,13(.14ff.) 49(,14)-54/55 49,14-55,5 49(,14)-52(54) 49,14-26

49,15 49,16(f.) 49,18 49,19(f.) 49,21(.23) 49,22f. 49,24f. 49,26 50,1-3 50,4-9

50,10-11 51,1-8

51,9-54,1 51,9f.

63223 5, 33,48, 88, 96,105, 108410,111,132,134, 135,136519,141ff., 162, 169,174,176ff., 180 2f., 49,58,84,96,105, 118f., 135-139,139f., 141537,144-147,206ff., 214,217 3295,48, 139532, 211675 5, 61215, 77279, 85307, 87f., 108410, 111423, 113 4, 92340 5,40125,41,58,213 2,77,87,117442,133506, 148,211f. Iff., 89f.332,127,160, 162585,175f., 186,207f., 211f., 215,217 178f., 180 113,173,185 4f., 36,40125, 41,49,58, 77, 82f., 84ff., 88, 95f.353, 96,101,103f., 107,134,138,144f., 171597 137521 61215, 86 105395 61215,82ff„ 87,105395, 110,138 94349, 103384 61210, 113, 133506, 136517,212 57f., 212 4,3295,61 2f., 49,82f., 94348, 95Í.353, 101376, 103384, 104,107,113,117445 2,45142,52,118,132ff., 135513,137f.525,138, 144-147,170,175ff., 180,193632,217 138526,144-147,217 83298, 88323, 951.353, 132,137Í.525 82292, 85307, 86f. 3295,48f., 124,127, 132ff., 142,144f., 175ff., 217 49, 82f. 45142,49,60204,82f.,

247

Altes Testament 105395,113,124,127, 51,10f.

132f., 145 105395

51,12-15

3,49,83298,86,87314,

51,16 51,17-23

52,1-2

55,3-5

4,3295,36,49,67235, 1 1 3 , 1 3 2 f f . , 136517, 138528, 141537, 142,

94349, i o s , n o f . , 113, 117442, 140536

55,6-13

144f., 162585,175ff., 217 137521,138528,207(ff.), 211675,212, 217

87314,108409,133506,

55,7-9

68241

147,217

55,10f.

1,62Î.222,77,129

4 , 4 5 1 4 2 , 4 9 , 82, 85307,

55,12f.

86,94349,104,117442, 133506,171597

3f., 7 7 , 1 0 3 3 8 1 , 1 0 4 , 118447,133f.

56ff.

106f.40l, 120

56-59

120461,146 60204, 90332, 95f.353,

5 , 4 5 1 4 2 , 4 9 , 5 3 , 57f., 602°4,61215,82, 84ff„ 91, 94349,103384, i 0 7 f . , 117442

56,1-8

105395,118447,147

52,3.4-6

49, 9 4 , 1 0 1 3 7 6 , 1 1 8 , 133506

57,5ff.

147 201652

57,14

88323

52,7-10

l f . , 4f., 4 0 ! 2 5 , 4 1 , 4 9 , 7 7 ,

57,19

82f., 8 4 f f „ 8 8 , 9 1 , 96,

57,(12-)21

108411 120462, 217

104f., 107,133506,148f.,

58,1

151,154f., 157,162,

58,8.11

172,174,217

58,12

52,10

52,11-12

52,13-53,12

56,10f.

85307,87f.

4, 3295,61,105395, n o , 113,124,127,133,

58,13

144f., 164

58,14

125 63222

3f., 104f., 107f., 112,

59,20

48156

127,133f., 144,175ff.,

59,21

118,146f.

185,189624,217

60-61(62)

49,61215, 87,120461,

2,28,68241,124,127, 133506,134,135513,136,

60

185,207f., 214,217 61210, 84, 88323, 90, 94349,146,208668

138,139532,144-147,

52,13-15

146 88323 61215, 82292, 84302,

1 7 0 , 1 7 5 f f . , 180,211675,

60,1

1, 82292

217 3295,113,127,132f.,

60,4.9

36,85309,951.353,96, 105395,138,190

135513,144f.

60,7.13(f.)

86,190

53-55

113

60,10f.

54,1 ( f f . )

2 , 4 , 4 9 , 7 7 , 8 2 , 8 4 f „ 88, 95Í.353,104f., 120460, 171597

60,12

86f., 90332,137Í.525,215 85307 48156

60,17

117445

5,61215,82292, 8 3 f „ 87, 90332,104,105395,215,

60,18

86311

61

2 0 7 ( f f . ) , 217

61,1-3

84,105395,208668,215, 58196, 87319, 94349, u s ,

54,2-3

54,4-8

60,16

131501, 137f.525.526,

5,85307,95Í.353,100, 103f., 111,117442, 137521

61,4

146,214 8 2 2 9 2 , 8 3 f „ 85 3 °7.87f., 90332, !05395

54,9-10

61210, 132504f., 137521

54,11-17

49, 86f., 88,108410, 117442.445,133507,138,

61,5f. 61,7

87, 90332, 94349,214 84303 105395,146,215

55,1-2

1 4 4 - 1 4 7 , 2 0 7 ( f f . ) , 212,

62

215,217 94348,103,138527,

62,1-2

118448, 138526

62,4f(f.)

84303, 85307.309,

207667,217

62,6.9

86311

88

248 62,8f. 62,10f. 62,12 63-66 63,7ff. 63,9 63,16 64,6 64,7f. 64,9f. 65,4f. 65,12.16 65,16.17ff. 65,17f. 65,21f. 66,1 (ff.) 66,3 66,11.13 66,15ff. 66,20 66,21 66,22

Stellenregister 60204,61210, 214 88323 48156 120461,147 96357, lllf.426 48156 48^56, 105396 45142 96357, 105396, lllf.423.426 82292,83f„ 85307,86 201652 61210 62221 108411, 112427 61215, 82292 84,86,88325 201652 86 201652 105395 90332 108411, 112427

Jeremía 1,5 1,16 2,10f. 2,27 3,4.18 3,9 3,14(ff.) 6,8 6,22 8,19 9,15 10,1-16 12,16 16,13 16,14f. 16,16ff. 16,19f. 18,11 19,8 20,3 21(.37ff.) 23,3(ff.) 24 24,6

108410, 111423 201650 201652 201Í.653 104392 201Í.653 105396 85307 45142 173602 104Í.393 109417,110,192628, 193629, 200648, 201Í.6 653,203ff. 61210 204 104392 201652 201652,206 108411 85307 104389 106 91Í.339, 92340, 104392. 105396 106,108 104391

24,7 25,6f. 25,9 25,32 26,9 27-29 27,5f. 27,16.22 27,17 28,3ff. 29,10 29,14 30,3 30,10f. 30,14f. 30,16 30,18f. 31,7ff.(15ff.) 31,22 31,31-33 31,38-40 32,17.21 32,30 32,37 32,39 32,44 33,2 33,10.12 33,12f.l4f. 33,20f.25f. 33,22 38,16 40,1.4 42,12 43,10 44,8 46,27 48,7 49,3 49,13.33 49,19ff. 50f. 50,2 50,9 50,15 50,25 50,36 50,37 50,41 50,44f. 51,1.11

112427 201650 144 45142 85307 106ff. 109416,110,127,141, 144 104391 85307 104391 104391,190 104391.392 104391 104392 172Í.600 139532 84303, 87317 92340, 104392, 105396 108411, 112427 112427 85307, 86312, 87317 127 201650 104392 112427 104391 110 85307 91Í.339 132504 118 109416 94349

104391 144 201650 104392 58195 58195 85307 67f.234.237, 91 f.339 67Í.237,103, 164590 58195 45 85307 125 80285 139532 45 67Í.237, 91Í.339 45

Altes Testament 51,4 51,15-19 51,28 51,36 51,44 52,31

125 110,192628,200 6 4 8 , 203657,205 45 8 2 294 58195 104389

39,29 40-48 40,3 41,8 43,Iff. 44,7f.9 45,1-8 48

85307

Hosea

106 104Í.393

2,1 8,(4.)6 8,14 ll,10f.

Ezechiel 5,14 11,16 11,17 ll,19f. 11,23 ll,24f. 16,17 16,33 16,39 17,3ff. 18,31 20,32 20,34.41f. 21,35 23,22 26,2.19 26,4.12 26,14 28,13.15 28,25 29,10 29,17-21 29,19f. 30,4 30,6.15f. 30,13 31,15ff. 34,llff. 34,13.16 34,23f. 36,10ff.33ff. 36,24 36,26f. 36,35f. 37,5.9 37,12.14 37,21ff. 37,24-28 38,8 38,10-12 39,10 39,25.27f. 39,28

106,112427 91335 106398 201 f.653 94349 85307 67234 112427 201 f.652.653, 204 104f.393 108410 45142 85307 85307 87317 108410 104 f.393 213679 94348 155Í.570 86Í.314 213679 201Í.653 83298 92340, 105396 104Í.393 91Í.339,105396 84303^ 87316.317 104Í.393 112427, 118447 85307 118447 104Í.393 104Í.393,105396 91 104Í.393 86312, 90332 90332 104 f.393 106

13,2 13,4 14,4

118447 87 91 88325 91 107 91335 91335

118 201651, 201Í.651. 108410, 109416 58194,104f.393, 105395.396 201f.651-653 193629 201651.652

Joel 4,Iff. 4,7ff.

104Í.393 45142

Amos 1,2 3,11 5,26f. 7,9 9,14

83298 139532 58195 85307 84303,87316

Jona l,14f.l6 3,5ff.

90332 90332

Micha 1,6 2,12f. 4,Iff. 4,4 4,6f. 4,9ff. 4,13 5,9ff. 5,12 7,8ff. 7,9 7,1 l f .

86Í.314 104Í.393 90332 63222 104Í.393 103384 44138 201652 201650 84301 172f.600 86312, 90332

Nahum l,4f. 3,8-10

83298 94349

Stellenregister

250 Habak.uk 1-3 1,5 f. 2,18f.

205 63223 200648,201f.653,205

Zephanja 2,11 2,15 2,17 3,9f. 3,19f. Haggai 1-2 l,2ff. 1,4(.9) 1,14 2,6-9 2,10 2,15.18 Sacharja 1-8 1-6 1,12 l,16f. 2,5-9 2,10f. 2,14f(f.) 2,17 4,6-10 4,9 5,5ff. 6,9-15 6,12f. Ii. 8,3 8,7f. 8,9(ff.) 9,llf. 10,6.8ff. 11,10 12,1 13 14,2 Maleachi 1,4 1,6 1,11 2,10

90332 45144, 85307 205 90332 104f.393 89f.332,106,186,189f. 87, 88325 85307, 89 45142,102 94349

89 88f. 89f.332,106,186,189f. 89 87 86310, 87, 88325,91 86312, 87, 91 103 85308, 87, 91,103 205 91 88f. 107 88 89, 91 89 85308,91 104f.393 88f., 91 104f.393 104f.393 132502 111423 220 139532 87317 105396 90332,202 105396, 108410, 110, U l f . 426

3,1 3,22-24

1 220

Psalmen 1 2 2,2ff. 2,8f. 8,5ff. 18,32 18,44 18,51 19 20,7ff. 20,8f. 22,10f. 22,28ff. 22,31f. 23 24.6 24,7ff. 28.8 29 33,15 44 44.1 lf. 44.13

220,222 45f. 1 4 6 92341 27 109 4 1 6 193 6 2 9 132 92341 123,162586,164 92341 61210 109416 6121° 112427 91 173 6 0 2 85308 92341 203 109416, m423 163 5 8 7 139532 94348

46

451.146,85308, 86310,

47 48 51,10 51,12 54.2 59.14 66.12 68.7 68,32 69,36f. 71,6 72.3 72.9 72.10 74 77 77,21 78 78,52f. 78,68-72 79.1 79.13 80.2

45f.l46,173602 45f.l46,85308, 86 310 86312 109416 100368 173602 48152 104389 94349 84303,87316 109416 117445 61210 94349 91,163587 163587 92 163587 92 86f.3l4,88325, 91 88 91 91

173602

Altes

Testament

251

80.13

139532

132,17f.

92341

81.14

117

134,1-3

203655

85,9

129 109416

135

163587,203, 206

86.9

135,5

193629

86.10

193629

135,(6f.)15-18

87,1

86f.314, 88325

87,3

86310

136

163587, 204659

89,7.9

137

172

89,21ff.

54,193629 92341

139,13-16

109416

89,42

139532

142,8

104389

89,48

147,2f.(13)

87317,104Í.393, H l f . 4 2 6

93

109«6 162586

149,8

94349

94,9

1 0 9 « 6 , 111423

95

173602

95,6

108410

4,17.19

109416

96(,5)

172598, 192628, 193629,

4,18ff.

81

192628, 200648, 201f.652.653, 2 0 4 6 5 9

Hiob

200648, 201Í.653, 2 0 3 ,

10,3.8ff.

206

14,15

109416

172598, 193629, 200648,

28,24-26

204659

201Í.653,203,204659,

31,15

109416

206

32,22

109416

61

33,4.6

109416, H Q

98,9

172598

34,14f.l9

109416,110

99

173602,203

35,10f.

109416

100,3

91,108410

36.3

109416

101,8

86310

38,22

204659

102,17

87317

97(,7)

98,1.3

109416

Proverbien

102,19

10841°, 1 1 0 , 112427

102,26

109417

3,12

105396

103,13f.

105396,108410, l l l f . 4 2 6

3,19f.

204659

104,2f.

162586

6,35

94348

104,29f.

110,112427

8,22f(f.)

1 6 4 , 204659

105

163587

14,31

109416

105,15

162585

16.4

109416

106

163587

17.5

109416

106,47

104Í.393

109416

107,3

104f.393

20,12 22,2

107,14.28

104389

114

163587

115

203,205

115,4-8

200648, 201f.652.653, 204659

118,22 118,26

88325

119,73

109416

122

90Í.333

122,1-3

87317, 88325

203655

109416

Kohelet 1,9-11

118448

7,29

109416

12,1

109416

Threni lf.

172

l,8f.

172Í.600

1,10

85308,107

1,11

207667

2,2.17

85307

203655

2,5ff.

86311

129,8

203655

2,12

207667

132,15

203655

2,14

172Í.600

126

172598

127,1

88325

128,5

Stellenregister

252 2.17 2,20 4,11 4.15 4.20 4,22 5.4 5.18

65229, 172f.600 85308 86f.314 107f. 92341

172f.«x> 94348 85307

Daniel 1-6 1.21

2,10f.28ff. 3 4.5 5,4.23 6,28

9,2 9,16.19 9,24 9,25f.

Esra 1-6.7 1 1,1-11 1,1 1,2

1,5

1,11 2,1

3,2.10 3,6.8(ff.) 3,llf. 4-6 4,l(ff.) 4,6f.8ff. 4,12ff. 5f. 5,lf. 5,2ff. 5,11-16 5.13 5.16 6 6,1-5 6.14 6,16

7

108,190,205 128 200 6 4 8 200 6 4 8 200 6 4 8 200 6 4 8 ,201f. 6 5 3 128 85307 86310 85308 87317, 90f.333

87 128 88325,102,108,170,184 45142 144548 45142, 85 309, 88325 106 102,106 88325 88f., 90f.333 88 89f., 184,186,190 85309,88,90f.333, 188 86312, 87318, 90f.333,

7,15ff.21ff. 7,27f. 8,lff.l5ff. 8,28f. 9 9,9 Nehemia 1 l,8f. 2,3(.17) 2.5 2,17ff. 3ff. 5,8 7.6 8,11 9 9,6 10,31f. 11,1.18 13,4-14 13,26 1.

213f. 104f.393 85307

86312,87317

86312 86312 214 106 205 213f.

109416

214 85308 90f.333 127

Chronik

5,26 11,2

16,26 16,35 17.6 17,20 19,13 21,17 22,19 23.26

215

2.

86f.312.314, 87317

3,3 8,16 15,14f. 20.7 21,16 24.27 32,19 33,13 36/Esr 1

89f., 92,184,186 89 88325 89,92,108,170,184, 190 127 88, 89329 170 88,108,184 89 106397 213

94349 89,190 213 108 213f. 85 307,86312

45142 91 f.339 201f.653 104f.393 91f.339 193629

86310 91f.339 108408 108

Chronik

36,20f. 36,22-23

88324 88324 63223 127 45142 88324 201 104389 89f., 159576,106,108, 184 107407,108 45142,88325,102,128, 144548

253

Neues Testament/Zeitgeschichtliche Quellen

2. Neues Testament Johannes 20,34f. Römer 1-3 l,18ff. 6,4-6 7,5

222

Philipper 2,6-11

226

226

Kolosser 3,9f.

225

1 9 2 628

Apokalypse l,8.17f 2,8 21,Iff. 22,13

225 225

2. Korinther 5,17

225

Epheser 4,22.24

225

Johannes

225

3. Apokryphen und Pseudepigraphen Apokalypse 1-8

7

Abraham 200648 192628

192628,200648 200648

12,2-5 20,8-9

Bei et Draco 5

200648,205 192628

4. Esra 14

223

Epistula Jeremiae 59ff.

200 648 ,206 192628

Jubiläen ll,16f.

192628

Sapientia Salomonis 13-15 200648,205 13,lff.l0ff. 192628 Jesus Sirach 39,1-3 42,19

222

lQpHabakuk II 7-10 VIII 2.7f.

222

4. Zeitgeschichtliche Quellen Neubabylonische Nab 114-6 Nab 11 26ff. Nab-Chronik Schmähgedicht Kyroszylinder Neujahrsritual

Inschriften 111423

45 143 ,165 2780 2 7 80, 1 3 3 508,

I 6 5 592

27 80 ,36 101 ,91 336 , 1335Ò8,171597,185 197640

Persische CM a-c DB DPd DSf

DSp XPh

Inschriften 189625 48153,187622,189625 111423 94349

III423 215684

254

Zeitgeschichtliche Quellen

Herodot III 1109f. 1153 1183 1191

155570 189f. 625 155570 215684 48153

II 34 III 2 III 61 III 88f. III 159

189f.625 189f. 625 189f.625 189f. 625 187622