Gesetz, betreffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen: Vom 4. Dezember 1899 ; In der Fassung des Gesetzes vom 14. Mai 1914 ; Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister [2. Aufl. Reprint 2013] 9783111648798, 9783111265407


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German Pages 156 [188] Year 1915

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Gesetz, betreffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen: Vom 4. Dezember 1899 ; In der Fassung des Gesetzes vom 14. Mai 1914 ; Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister [2. Aufl. Reprint 2013]
 9783111648798, 9783111265407

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Hinter dem Sachregister befindet sich ein ausführ­ liches Verzeichnis der

Guttentagschen S a m m l u n g

Aeulscher Weichsunb preußischer Gesetze — Textausgaben mit Anmerkungen; Taschenformat —

die a lle w ichtig eren Gesetze in u n b e d in g t z u ­ v e rlä s sig e m Abdruck un d m it m u s te r g ü ltig e r E r l ä u t e r u n g w ie d e rg ib t.

G « tte« 1 a g fch e Uv. 82. Deutscher Reichsgesetze. Ur. 52. TextauSgaben mit Anmerkungen.

Gesetz, betreffend die

gemeinsamen Rechte der Besitzer Von Schuldverschreibungen. Vom 4. Dezember 1899. I n der Fassung des Gesetzes vom 14. Mai 1914.

Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister. Von

Dr. Keinrich Höppert, Unterstaatssekretür.

Zweite Auflage bearbeitet von

Dr. Hrnst Lrendelenvurg, Amtsrichter.

Berlin 1915. I . Guttentag, Verlagsbuchhandlung, G. M. v. H.

Inyatt. Seite Verzeichnis der Abkürzungen in den Anmerkungen. . 6 9 E in le itu n g ......................................................................... Gesetz, b e tre ffe n d die g e m e in sa m e n Rechte der B esitzer von S c h u ld v e rs c h re ib u n g e n : Der Verband der Schuldverschreibungsbesitzer. § 1 17 Auflösung des Verbandes. § 2 ........................................40 Berufung der Gläubigerversammlung. §§ 3—7 . 42 Abhaltung der Gläubigerversammlung. §§ 8 —10 . 62 Verzicht auf Gläubigerrechte. §§ 11—13 . . . . 71 Die Vertreter der Gläubiger. §§ 14—1 7 . . . . 82 Konkurs des Schuldners. §§ 18, 1 9 ..........................119 Beschränkung der Vertragsfreiheit. 8 20 . . . . 131 Strafvorschriften. §§ 21—2 3 . 133 Schuldverschreibungen von juristischen Personen des öffentlichen Rechtes. § 2 4 ........................................ 137 Schuldverschreibungen von Eisenbahnen. § 25 . . 139 Inkrafttreten des Gesetzes. Anwendbarkeit auf vorher ausgegebene Schuldverschreibung^. § 26 . . . 140 Sachregister..............................................................................142

Abkürzungen in den Anmerkungen Begr. — Begründung zu dem Entwurf eines Gesetzes, be­ treffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuld­ verschreibungen. Drucksachen des Reichstags, 10. LegPer., I. Session 1898/99 Nr. 105. Begr. 1914 — Begründung zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes, betreffend die gemeinsamen Rechte der Inhaber von Schuldverschreibungen, vom 4. Dezember 1899. Drucksachen des Reichstags, 13. Leg.Per., I. Session 1912/14 Nr. 1530. Beitr. — Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts. Be­ gründet von Dr. I . A. Gruchot. Berlin. BGB. = Bürgerliches Gesetzbuch. Bonschab — Gesetz, betreffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen vom 4. Dezember 1899. Handausgabe mit Erläuterungen von Friedrich Bonschab. München 1900. EG. BGB. = Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch. GBO. = Grundbuchordnung (RGBl. 1898 S. 754). GFG. — Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Ge­ richtsbarkeit (RGBl. 1898 S. 771) HGB. — Handelsgesetzbuch vom 10. Mai 1897. Holdh. Monatsschr. = Monatsschrift für Handelsrecht und Bankwesen, Steuer- und Stempelfragen. Begründet von P aul Holdheim. Berlin. Jaeger — Kommentar zur Konkursordnung und den E in­ führungsgesetzen von Ernst Jaeger. 3. Aufl. Berlin 1913. IW . — Juristische Wochenschrift, Organ deß Deutschen An­ waltvereins. Berlin.

Abkürzungen in den Anmerkungen-

7

KB. = Bericht der X. Kommission über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen. Drucksachen deß Reichstags, 10. Leg-Per., I. Session 1898/99 Nr. 362. KO. — Konkursordnung (RGBl. 1898 S. 612). Komm. v. RGR. — Daß Bürgerliche Gesetzbuch mit besonderer Berücksichtigung der Rechtsprechung deß Reichsgerichts er­ läutert von Georg Hoffmann, Erler, Burlage, Busch, Ebbecke, Kiehl, Schaffeld und Schmitt, Reichßgerichtsräten. 2. Aufl. Berlin 1913Könige = Kommentar zum Gesetz, betreffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen vom 4. Dezember 1899, von H. Könige. Tübingen 1900. Merzbacher = Reichsgesetz, betreffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen, vom 4. Dezember 1899. Erläutert von Sigmund Merzbacher. München 1900. Pauly = Schuldverschreibungen auf den Inhaber und das Erfordernis staatlicher Genehmigung zu ihrer Ausgabe von Karl August Pauly. Hamburg 1913. Planck = Plancks Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz. 4. Aufl. Berlin 1913. RG. — Entscheidungen deß Reichsgerichts in Zivilsachen. Leipzig. R IA . = Entscheidungen in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und deß Grundbuchrechts. Zusammen­ gestellt im Reichs-Justizamte. Berlin. Messer = Zur Kritik der Gesetzentwürfe, betreffend daß Hypothekenbankgesetz und die gemeinsamen Rechte der Be­ sitzer von Schuldverschreibungen von Messer. Beilageheft zum 47. Bande der Zeitschrift für das gesamte Handels­ recht. Schlegelberger = Die Gesetze über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit deß Reichs und Preußens. Erläutert von Fr. Schlegelberger. Zweite, vollständig neu­ bearbeitete Auflage des Kommentars vonSchultze-Görlitz— vberneck. Berlin 1914.

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Abkürzungen in den Anmerkungen-

Staub = Staubs Kommentar zum Handelsgesetzbuch. 9- Aufl. Berlin 1913. Staudinger — I . v. StaudingerL Kommentar zum Bürger­ lichen Gesetzbuch und dem Einführungsgesetze. 7-/8. Aufl. München und Berlin 1912. Stenglein = M- StengleinS Kommentar zu den strafrechtlichen Nebengesetzen des Deutschen Reichs. 4. Aufl. Berlin 1911. Stern — Die Schuldverschreibungsgläubiger im Konkurse der Hypothekenbank von Bruno Stern. Berlin 1904. Ullmann — DaS Schuldverschreibungsgesetz. Eine systematische Darstellung, von Kurt Ullmann. Dissertation. Würz­ burg 1906. Zentralbl. fr. Ger. — Zentralblatt für freiwillige Gerichts­ barkeit und Notariat sowie Zwangsversteigerung. Her­ ausgegeben von Adolf Lobe. Leipzig. v. Zimmermann — Die Teilschuldverschreibung und das Reichsgesetz, betr. die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen, vom 4. Dezember 1899, von Fr. v. Zimmermann. Berlin 1901.

Paragraphen ohne Zusatz verweisen auf die Vorschriften des Gesetzes vom 4. Dezember 1899.

Einteilung. D a s Gesetz, betreffend die gem einsam en R echte der Besitzer v o n Schuldverschreibungen, ist nicht bestim m t, d a s b ish e r n u r in w enigen P u n k te n durch die R eich s­ gesetzgebung geregelte R echt d er Schuldverschreibungen zu kodifizieren. S e in Zweck w ird v o n d er B e g rü n d u n g , m it w elcher der E n tw u rf u n te r dem 3. F e b ru a r 1899 beim R eichstage v o rg eleg t w u rd e (Drucksachen Nr. 105 S . 7), in folgenden S ä tz e n gekennzeichnet: „Die Schuldverschreibungen, welche von gewissen Unternehmungen, wie Hypothekenbanken, Eisenbahn­ gesellschaften, Bergwerksgesellschaften und größeren industriellen Unternehmungen ausgegeben werden, finden als Anlagepapiere eine weite Verbreitung. Schon lange wird das Bedürfnis empfunden, den Besitzern derartiger Schuldverschreibungen die wirksame Geltendmachung ihrer Rechte zu erleichtern. Das hauptsächlichste Hinder­ nis, das hierbei zu beseitigen ist, liegt in dem Mangel einer Verbindung zwischen den einzelnen Besitzern der Schuldverschreibungen. Dem Schuldner steht eine große Anzahl ihrer Person nach unbekannter Gläubiger gegen­ über, die zwar übereinstimmende Interessen haben, sich aber bei einer Gefährdung derselben nicht oder nur schwer zu gemeinsamem Handeln zusammenfinden können. Um hierfür den Weg zu eröffnen, ist eine rechtliche Organi­ sation der Schuldverschreibungsbesitzer notwendig."

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Einleitung.

Vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs waren einige der hier einschlägigen Fragen in ver­ schiedenen Bundesstaaten durch Landesgesetz geregelt morden1). Diese Gesetze sowie zwei von der Reichs­ regierung dem Reichstag in den Jah ren 1879, 1880 vor­ gelegte, nicht zur Verabschiedung gelangte Gesetzent­ würfe^) bezogen sich jedoch nur auf Fälle, in denen für 2) Das bayerische Gesetz, betreffend einige Bestimmungen über Jnhaberpapiere, vom 18. März 1896 und daS braun­ schweigische Gesetz, betreffend die Hypotheken für die auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen und Verpflichtungsscheine, vom 30. März 1881 ordnen für den Fall, daß zugunsten der Besitzer von Schuldverschreibungen eine Hypothek bestellt ist, die gemeinsame Vertretung der Gläubiger, die Berufung und Abhaltung von Versammlungen. Das preußische Gesetz, betreffend das Pfandrecht an Privateisen­ bahnen und Kleinbahnen und die Zwangsvollstreckung in dieselben, vom 19. August 1895 organisiert die Besitzer von Schuldverschreibungen einer Eisenbahn, denen ein Pfandrecht an der Bahneinheit bestellt ist. Die Vertretung der Pfand­ briefgläubiger der Realkreditanstalten in Ansehung der zur Pfandbriefdeckung bestimmten Hypotheken regelten das koburggothaische Gesetz, betreffend die Sicherstellung der Rechte der Besitzer von Pfandbriefen, vom 4. April 1885, das badische Gesetz, betreffend die Pfandrechte für Schuldverschreibungen auf den Inhaber, vom 12. April 1892, das elsaß-lothringische Gesetz, betreffend das Pfandrecht für die von den Vodenkreditgesellschaften ausgegebenen Schuldverschreibungen, vom 22. Mai 1893, das mecklenburg-schwerinsche Gesetz, betreffend das Faustpfandrecht für Pfandbriefe und ähnliche Schuldver­ schreibungen, vom 27. Februar 1894, das schwarzburg-sonderShausensche Pfandbriefgesetz vom 15. Ja n u a r 18962) Entwurf eines Reichsgesetzes, betreffend das Faustpfand­ recht für Pfandbriefe und ähnliche Schuldverschreibungen, Drucksachen des Reichstags 1879 Nr. 60, 1880 Nr. 32. Ent­ wurf eines Reichsgesetzes, betreffend das Pfandrecht an Eisen­ bahnen und die Zwangsvollstreckung in dieselben, Drucksachen des Reichstags 1680 Nr. 33.

die Gesamtheit der in den Schuldverschreibungen ver­ brieften Forderungen eine bestimmte Sicherheit bestellt ist. Durch das Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetz­ buchs haben die erwähnten landesgesetzlichen Vorschriften mit einer geringfügigen Ausnahme (vgl. Art. 112 EG .BG B., s. auch § 25 des vorliegenden Gesetzes) ihre Geltung verloren. D as Bürgerliche Gesetzbuch und das neue Handelsgesetzbuch haben indessen von der Aufnahme allgemeiner Vorschriften über die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen abgesehen. Nur für den Fall, daß zugunsten von Forderungen aus I n ­ haber- oder Orderpapieren eine Hypothek oder ein Schiffs­ pfandrecht bestellt wird, gibt das Bürgerliche Gesetzbuch (§§ 1189, 1270) die Möglichkeit, eine Vertretung der Schuldverschreibungsbesitzer in bezug auf ihre dinglichen Berechtigungen zu schaffen. D as vorliegende Gesetz hin­ gegen erstreckt sich auf alle Schuldverschreibungen, welche hinsichtlich ihrer Beschaffenheit, ihrer Zahl und der Person des Schuldners gewissen in der Natur der Sache liegenden Voraussetzungen genügen, und vereinigt die Besitzer der Schuldverschreibungen behufs Wahrung ihrer gemein­ samen Interessen ohne Rücksicht, ob dabei die dinglichen oder die obligatorischen Berechtigungen in Frage kommen, zu einem Verbände, dessen Beschlüsse unter den zum Schutze des einzelnen notwendigen Bedingungen und Beschränkungen für alle Besitzer der Schuldverschrei­ bungen verbindlich sind. Der Entwurf zu diesem Gesetze wurde im ReichsJusttzamte gleichzeitig mit dem Entwurf eines Hypo­ thekenbankgesetzes aufgestellt. Die beiden Entwürfe standen insofern im Zusammenhang, als der Hypotheken­ bankgesetz-Entwurf einem nach Maßgabe des Gesetzes

über die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuld­ verschreibungen gewählten Vertreter diejenige Tätigkeit in Ansehung der Pfandbrtefdeckung übertragen wollte, welche nach der endgültigen Fassung des Hypotheken­ bankgesetzes dem von der Aufsichtsbehörde ernannten Treuhänder zusteht. Bon den im Ju n i 1897 behufs Begutachtung der Grundzüge eines Hypothekenbank­ gesetzes im Reichs-Justizamte zusammengetretenen Sach­ verständigen wurden auch Grundzüge des vorliegenden Gesetzes beraten. Sodann wurde der Entwurf in der ersten Beilage des Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staatsanzeigers vom 27. M ai 1898 der öffentlichen Kritik unterbreitet. Die Vorlegung beim Reichstag erfolgte durch Schreiben des Reichskanzlers vom 3. Februar 1899 (Drucksachen des Reichstags 10. Legislaturperiode I. Session 1898/99 Nr. 105). I n der Sitzung vom 7. März 1899 überwies der Reichstag den Entwurf einer Kommission von 21 M it­ gliedern (StenBer. S . 1381—1390), welche unter dem 12. Ju n i 1899 einen schriftlichen Bericht erstattete (Nr. 362 der Drucksachen). Die von der Kommission in Vorschlag gebrachten Änderungen griffen namentlich in zwei Be­ ziehungen tiefer in die Grundgedanken des Entwurfs ein. Der Entwurf ging davon aus, daß eine auf ver­ tragsmäßiger Grundlage beruhende Vertretung der Schuldverschreibungsbesitzer, wie sie bis dahin vielfach üblich war und deren Zulässigkeit auch durch das Bürger­ liche Gesetzbuch nicht berührt wird, in Zukunft neben der reichsgesetzlichen Organisation der Schuldverschreibungsbesttzer nicht mehr begründet werden dürfe. Die Kom­ mission hat demgegenüber durch ihre Beschlüsse zu § 14 des Entwurfs (§ 16 d. Ges.) die Begründung einer

solchen vertragsmäßigen Vertretung auch da für statthaft erklärt, wo sie mit der gesetzlichen Organisation zusammen­ trifft ^). Ferner hat die Kommission in Abänderung des § 10 des Entwurfs (§ 11 d. Ges.) den Verzicht auf Rechte der Gläubiger durch Mehrheitsbeschluß der Ver­ sammlung nur zugelassen zur Abwendung des Konkurses oder der Zahlungseinstellung des Schuldners. Der Ent­ wurf hatte sich darauf beschränkt, für einen solchen Be­ schluß eine qualifizierte Mehrheit und gegebenenfalls die Bestätigung der Aufsichtsbehörde zu erfordern. I m übrigen handelt es sich um Ergänzungen und Ver­ besserungen von untergeordneter Bedeutung. Die zweite Lesung im Plenum des Reichstags fand am 18. November 1899 statt; der Entwurf wurde in der von der Kom­ mission vorgeschlagenen Fassung angenommen. Die Debatte bezog sich namentlich auf die oben erwähnten beiden Änderungen (StenBer. S . 2891 ff.). Am 21. No­ vember 1899 nahm der Reichstag den Entwurf in dritter Lesung ohne weitere Debatte an (StenBer. S . 2921 f.). Am 4. Dezember 1899 erfolgte die Vollziehung des Ge­ setzes durch den Kaiser. D as Gesetz ist am 1. Jan u ar 1900 in Kraft getreten. I n der Folgezeit sind bei der Anwendung des Gesetzes Schwierigkeiten aufgetreten, wenn es sich darum handelte, zum Ersatz eines weggefallenen Vertragsvertreters oder Grundbuchvertreters (§ 16) einen neuen Vertreter zu be­ stellen. Hier versagten die Handhaben des Gesetzes. Denn die Gerichte trugen in Übereinstimmung mit der in der ersten Auflage dieser Ausgabe (S . 107) vertretenen Auf-

fassung Bedenken, den gemäß § 1 Abs. 2, § 14 gewählten Vertreter und die Versammlung der Gläubiger zur M it­ wirkung zuzulassen. S ie forderten vielmehr, daß die er­ forderlichen Erklärungen von allen Besitzern von Schuld­ verschreibungen abgegeben würden. D am it war in mehreren Fällen, wo ein als Grundbuchvertreter bestelltes Bank­ haus durch Konkurseröffnung oder durch Übernahme seiner Aktiven und Passiven seitens eines anderen Bankhauses weggefallen war, ohne daß in den Anleihebedingungen für die Möglichkeit eines Ersatzes gesorgt gewesen wäre, die Bestellung eines neuen Vertreters unmöglich gemacht. Dies drohte zu erheblichen Unzuträglichkeiten zu führen. Um Abhilfe zu schaffen, legte der Reichskanzler, lebhaften Vorstellungen aus den beteiligten Kreisen entsprechend, dem Reichstag mit Schreiben vom 1. April 1914 den im Reichs-Justizamt ausgearbeiteten „Entwurf eines Ge­ setzes zur Änderung des Gesetzes, betreffend die gemein­ samen Rechte der In h a b er von Schuldverschreibungen, vom 4. Dezember 1899" vor (Drucksachen des Reichstags, 13. Legislaturperiode, I. Session 1912/14 Nr. 1530). Dieser Entw urf bestimmt im Wege eines Zusatzes zu dem § 16 d. Ges., daß die Gläubigerversammlung ermächtigt ist, über die Bestellung eines neuen vertragsmäßigen Ver­ treters zu beschließen. Ferner erweitert der Entw urf die Vorschrift des § 16 Abs. 3 d. Ges., wonach das Gericht unter bestimmten Voraussetzungen befugt ist, einen ver­ tragsmäßigen Vertreter abzuberufen, indem er dem Ge­ richte die Befugnis verleiht, unter den gleichen V oraus­ setzungen an Stelle eines weggefallenen Vertreters einen neuen Vertreter zu bestellen. Durch einen weiteren Zusatz zu der Vorschrift des § 17 d. Ges. will der Entw urf ge-

wissen Schwierigkeiten bei der Eintragung des Vertreters in das Grundbuch vorbeugen. Der Entwurf wurde in der Sitzung des Reichstags vom l. M at 1914 in drei unmittelbar aufeinanderfolgenden Lesungen einstimmig angenommen (StenBer. S . 8394 f.). Am 14. M ai 1914 erfolgte die Vollziehung der Novelle durch den Kaiser. Sie ist durch das am 25. M ai 1914 in Berlin ausgegebene Stück Nr. 26 des Reichsgesetz­ blattes (S. 121) veröffentlicht worden und hiernach ge­ mäß Art. 2 der Reichsverfassung am 8. Ju n i 1914 in Kraft getreten. W as die Anwendung des Gesetzes anlangt, so bestimmt es zunächst in den §§ 1, 2 die Voraussetzungen, unter welchen die Organisation der Besitzer von Schuldver­ schreibungen besteht. I n den §§ 3—7 ist die Berufung, in den §§ 8—10 die Abhaltung der Versammlung der Schuldverschreibungsbesitzer geordnet. §§ 11 13 enthalten besondere Vorschriften für den Fall, daß ein Beschluß über den Verzicht auf Rechte der Gläubiger gefaßt werden soll. Die Bestellung eines Vertreters durch die Versammlung der Schuldverschreibungsbesitzer sowie dessen Verhältnis zu' den anderweit für die Schuldverschreibungsbesitzer be­ stellten Vertretern ist in den §§ 14—17 geregelt; hierbei wird auch das für die letztgenannten Vertreter geltende Recht in einigen Beziehungen erweitert und ergänzt. Es folgen besondere Vorschriften für den Fall, daß der Kon­ kurs über das Vermögen des Schuldners eröffnet wird, §§ 18, 19. Die Bestimmung des § 20 schützt die Schuldverschreibungsbesitzer gegen Beschränkungen der ihnen in dem Gesetz eingeräumten Rechte. Hieran schließen sich Strafvorschriften, §§ 21—23. I n den §§ 24, 25 sind der Anwendbarkeit des Gesetzes gewisse Grenzen gezogen. I m —

§ 26 wird der Termin des Inkrafttretens bestimmt und noch besonders zum Ausdrucke gebracht, daß das Gesetz auch auf die vor seinem Inkrafttreten ausgegebenen Schuldverschreibungen Anwendung findet. Das Gesetz entledigt sich seiner Aufgabe in einer viel­ fach neuen, bisher noch nicht erprobten Weise. Es be­ schränkt sich deshalb int wesentlichen darauf, die allge­ meinen Grundsätze festzulegen, und überläßt die Aus­ gestaltung im einzelnen der Praxis. I n den in der vorliegenden Ausgabe den einzelnen Bestimmungen bei­ gefügten Anmerkungen ist der Versuch gemacht, diese Grundsätze näher zu entwickeln und dadurch die An­ wendung im einzelnen Falle zu erleichtern. Auf Fragen, welche sich nicht im Anschluß an eine bestimmte Vor­ schrift des Gesetzes besprechen ließen, ist in den Vor­ bemerkungen zu den Abschnitten, in welche das Gesetz für die Besprechung zerlegt ist, hingewiesen worden.

Oesetz, öetreffend die gemeinsamen Wechte der WesiHer von Schukdverschreivnngen. Vom 4. Dezember 1899. (RGBl, von 1899 Nr. 47 S . 691—698.) I n K raft getreten am 1. J a n u a r 1900. Abgeändert durch das Gesetz vom 14. M ai 1914 (Nr. 4376, RG Bl, von 1914 Nr. 26 S . 121— 122.)

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen ac. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags, was folgt: Der Verband der Schuldverschreibungsbesttzer. § 1 Abs. 1 spricht den Grundgedanken des Gesetzes aus, den Besitzern gewisser Schuldverschreibungen zum Zwecke der Wahrnehmung ihrer Interessen eine Organisation zu ver­ leihen, welche die Fassung von Beschlüssen ermöglicht, die für alle Besitzer verbindlich sind. D as Gesetz gründet die Organisation auf die Interessengemeinschaft der Schuldoer­ schreibungsbesitzer. Insofern ähnelt diese Organisation der Organisation der G läubiger im Konkurse. Sie unterscheidet sich aber von ihr dadurch, daß die W ahrnehmung der I n te r ­ essen der Schuldverschreibungsbesitzer ausschließlich in deren Hand gelegt ist. Eine behördliche Einwirkung ist außer dem Falle der § 4, § 13, § 16 Abs. 4, § 18 Abs. 2 nicht vor­ gesehen. Die Organisation ist nicht nur für bestimmte Zwecke, sondern zur Wahrnehmung aller gemeinsamen I n te r ­ essen geschaffen und nur zum Schutze der einzelnen Besitzer sind ihrer Betätigung gewisse Grenzen gezogen, § 1 Abs. 3, Göppert-Trendelenburg, Schuldverschreibungen. 2. Aufl. 2

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Ges., betr. Rechte d. Besitzer v. Schuldverschreibungen.

§ 11 Abs. 1, § 12 Abs. 3. D a die Ermöglichung einer gemeinsamen Vertretung eine der wichtigsten Aufgaben deß Gesetzes ist, so ist auf die Bestellung des gemeinsamen Ver­ treters bereits im 8 1 Abs. 2 hingewiesen. Die Schuldverschreibungsbesitzer bilden in dieser O rgani­ sation keine juristische Person und auch keine Gesellschaft im Sinne der §§ 705 ff. BGB. E s ist vielmehr nur durch das Gesetz ein Zustand geschaffen, vermöge dessen, soweit die durch gleiche Gläubigerrechte bedingten gemeinschaftlichen Interessen in Frage kommen, der in einem Beschlusse niedergelegte Wille der Mehrheit als der Wille jedes Besitzers einer der in Frage kommenden Schuldverschreibungen gilt- N ur darin geht das Gesetz weiter, daß es dem m it der F ührung eines Prozesses betrauten Vertreter die Stellung eines gesetzlichen Vertreters gibt, § 14 Abs. 4, während er andernfalls nur der Bevoll­ mächtigte einer Anzahl von Personen sein würde, und daß es dem Vertreter unter Umstünden Befugnisse verleiht, welche dem einzelnen G läubiger nicht zustehen, § 15. Wenn man diese Organisation als Gemeinschaft zur gesamten Hand oder als ihr sich nähernd bezeichnen will, so wird dam it schwerlich mehr gewonnen sein als ein Name.

8 L. Sind von jemandx), der im Jnlande seinen Wohnsitz oder seine gewerbliche Niederlassung hat, im Jnlande Schuldverschreibungen mit im voraus bestimmten Nennwerten ausgestellt, die nach dem Verhältnisse dieser Werte den Gläubigern gleiche Rechte gewähren, und be­ tragen die Nennwerte der ausgegebenen Schuldver­ schreibungen zusammen mindestens dreihunderttausend Mark und die Zahl der ausgegebenen Stücke mindestens dreihundert2), so haben die Beschlüsse, welche von einer Versammlung der Gläubiger aus diesen Schuldver­ schreibungen zur Wahrung ihrer gemeinsamen In ter­ essen gefaßt werben4), nach Maßgabe dieses Gesetzes

Der Verband der Schuldverschreibungsbesitzer.

§ 1.

19

verbindliche Kraft für alle Gläubiger der bezeichneten Art«). Die Versammlung kann insbesondere zur Wahr­ nehmung der Rechte der Gläubiger einen gemeinsamen Vertreter für diese bestellen7). Eine Verpflichtung zu Leistungen kann für die Gläu­ biger durch Beschluß der Gläubigerversammlung nicht be­ gründet werdend). *) D as W ort „jemand" ist in demselben Sinne gebraucht wie im § 793 BGB. E s ist belanglos, ob der Aussteller eine einzelne Person, eine Gesellschaft oder eine juristische Person (s. aber § 24) ist. 2) Nach § 1 Abs. 1 werden die Besitzer von Schuldver­ schreibungen desselben Ausstellers zu einem die Fassung von Mehrheitsbeschlüssen ermöglichenden Verbände zusammen­ gefaßt, wenn I. es sich um inländische Schuldverschreibungen handelt, s. S . 20; II. die Schuldverschreibungen auf im voraus bestimmte Nennwerte ausgestellt sind, s. S . 22; I II . die Schuldverschreibungen nach dem V erhältnis ihrer möglicherweise verschiedenen Nennwerte den Gläubigern gleiche Rechte gewähren, s. S. 25; IV . die Nennwerte der ausgegebenen Schuldverschreibungen zusammen mindestens 300000 M . und ihre Stückzahl 300 M. betragen, s. S . 28. Sind von demselben Aussteller verschiedene G attungen von Schuldverschreibungen ausgegeben (III), so bildet jede G attung, insofern sie in der vorgeschriebenen Mindestzahl und zu dem vorgeschriebenen Mindestbetrag ausgegeben ist, einen Verband für sich. Ob die Schuldverschreibungen vor oder nach dem Inkrafttreten des Gesetzes ausgegeben sind, macht an sich keinen Unterschied, § 26. E s ist auch für das Zustandekommen eines Verbandes ohne Belang, ob die Schuld2*

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Ges., betr. Rechte d. Besitzer v. Schuldverschreibungen.

Verschreibungen in der vorgeschriebenen Mindestzahl und zu dem vorgeschriebenen Mindestbetrage durch einen einheitlichen Emissionsakt oder in mehreren solcher Akte, bzw. nach und nach ausgegeben sind, s. unten S . 24. I m letzteren Falle tritt die Verbindung der Schuldverschreibungsbesitzer untereinander in dem Augenblick ein, in dem Mindestzahl und Mindestbetrag erreicht sind, und alle noch weiter aus­ gegebenen Schuldverschreibungen, welche den Besitzern nach dem Verhältnisse der Nennwerte gleiche Rechte gewähren wie die vorher ausgegebenen, treten ohne weiteres in diesen Ver­ band ein. I m einzelnen ist zu den vier Voraussetzungen des § 1 Abs. 1 folgendes zu bemerken: I. Da das Gesetz nur aus i n l än di s c he Schuldverschrei­ bungen Anwendung finden soll, so ist verlangt: a) daß der Aussteller zur Zeit der Ausstellung seinen Wohn­ sitz oder seine gewerbliche Niederlassung im Jnlande hat; b) daß die Ausstellung im Inland erfolgt ist. Die Begründung S. 11 weist darauf hin, daß § 795 BGB. die staatliche Genehmigung zur Ausgabe von Jnhaberschuldverschreibungen über eine bestimmte Geldsumme unter den nämlichen Voraussetzungen anordnet, und bemerkt: „Dem­ zufolge werden, insoweit als es sich um Jnhaberpapiere handelt, nur solche Schuldverschreibungen den Vorschriften des Gesetzes unterliegen, die mit Genehmigung eines deutschen Bundesstaats ausgegeben sind, oder dieser Genehmigung be­ durft hätten, wenn sie unter der Herrschaft des Bürgerlichen Gesetzbuchs ausgegeben worden wären." Hiergegen ist zu erinnern, daß § 795 BGB. ferner noch voraussetzt, daß die Schuldverschreibungen im Inland in den Verkehr gelangen, vgl. Artikel 34 Nr. IV EG.BGB. Träfe die völlige Gleich­ stellung zu, so wäre hinsichtlich der Anwendbarkeit des Ge­ setzes unter Schuldverschreibungen derselben Emission zu unter­ scheiden zwischen solchen, die im Inland in Verkehr sind, und solchen, die der Aussteller in das Ausland abgesetzt hat und die nicht in den inländischen Verkehr gelangt sind. Daß eine

Der Verband der Schuldverschreibungsbesitzer.

§ 1.

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solche Unterscheidung beabsichtigt wäre, ergibt sich aber weder aus dem Wortlaute des Gesetzes, noch aus allgemeinen Rechts­ grundsätzen. Hiernach ist e§ belanglos, ob die Schuldver­ schreibungen im In lan d oder im Ausland in Verkehr gebracht worden sind. Es ist vielmehr nur den unter a und b be­ zeichneten Voraussetzungen zu genügen. Der Begriff „ I n la n d " , der sich in der Reichsgesetzgebung mehrfach findet (§ 10 Abs. 1, § 244 Abs. 1, § 1607 Abs. 2, § 1944 Abs. 3, § 2369 BGB-, Artikel 7 ff. EG. BGB.), ist kein feststehender. In lan d ist jedenfalls das Reichsgebiet. Ob auch die Konsulargerichtsbezirke in Ansehung der Deutschen, der Schutzgenoffen und derjenigen Gesellschaften sowie juristi­ schen Personen, welche den Deutschen gleichgeachtet werden, und ob ferner die Schutzgebiete als Ausland oder Inland im Sinne einer Gesetzesvorschrift anzusehen sind, kann gemäß § 26 des KonsulargerichtSbarkeitsgesetzes v. 7. April 1900 (RGBl. S- 213), § 2 des Schutzgebietsgesetzes, in der Fassung der Bekanntmachung v. 10. Sept. 1900 (RGBl. S. 812), durch Kaiserliche Verordnung bestimmt werden. Vor Erlaß einer solchen Verordnung ist die Entscheidung der Frage der Praxis überlaffen (vgl. Begründung zu § 26 des Entwurfs eines Gesetzes über die Konsulargerichtsbarkeit, Drucksachen deß Reichs­ tags 1898/1900 Nr. 515 S. 23). Merzbacher, § 1 Anm. 3, ist der Meinung, daß die Schutzgebiete und Konsulargerichts­ bezirke nicht als zum In lan d gehörig anzusehen seien (zu vgl. auch Pauly S. 66). Könige, § 1 Anm. 24, und Stenglein, § 1 Anm- 5, sind gegenteiliger Auffassung. Das Gesetz dürfte, namentlich bei Bemeffung der im § 2 Satz 2 und int § 6 Abs. 1 Satz 2 vorgesehenen Fristen, an eine Einbeziehung der Schutzgebiete und Konsulargerichtsbezirke zwar nicht ge­ dacht haben. Zwingende Gründe gegen diese Einbeziehung sind dem Inhalte deß Gesetzes und insbesondere den ange­ führten Fristvorschristen aber nicht zu entnehmen. Zu a. Wohnsitz ist der Ort der ständigen Niederlassung, § 7 BGB. Daß in denjenigen Fällen, in welchen der AuS-

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Ges., betr. Rechte d. Besitzer v. Schuldverschreibungen.

steiler eine Handelsgesellschaft oder eine juristische P erson ist, deren Sitz dem Wohnsitz im S in n e des Gesetzes gleichsteht, ist a ls selbstverständlich nicht besonders ausgesprochen (Begr. S . 11), vgl. auch § § 269, 270, 795 B G B . H at der A u s­ steller mehrere Wohnsitze (§ 7 Abs. 2 B G B .) oder gewerbliche Niederlassungen, so genügt es, w enn ein Wohnsitz oder eine Niederlassung im J n la n d e belegen ist. D aß die Schuldver­ schreibungen in dem Gewerbebetriebe, welchem die inländische Niederlassung dient, ausgestellt sind, ist nicht erforderlich. Von m ehreren A usstellern m uß jeder einen Wohnsitz oder eine N ieder­ lassung im J n la n d e haben. Z u b. W as die A u s s t e l l u n g im I n l a n d anbetrifft, so ist wie bei der A uslegung der entsprechenden Vorschrift des § 795 B G B . davon auszugehen, daß es genügt, w enn sich d as P a p ie r selbst a ls im I n l a n d ausgestellt bezeichnet. E s ist also nicht notw endig, daß die A usstellung tatsächlich im I n l a n d erfolgt ist. A uf den O rt der A usgabe kommt es nicht an. Z u II. D ie Schuldverschreibungen müssen a u f im v o r ­ a u s b e s t i m m t e N e n n w e r t e a u s g e s t e l l t s e i n . H ierau s und a u s dem übrigen I n h a lte des Gesetzes und den M ate­ ria lie n ergibt sich fü r die rechtliche N a tu r der Schuldver­ schreibungen folgendes: a) D aß n u r W ertpapiere in F ra g e kommen können, ist zw ar nicht ausdrücklich gesagt, folgt aber d a ra u s, daß d as Gesetz fü r die G eltendm achung der G läubigerrechte die Jn n e h a b u n g des P a p ie rs voraussetzt, vgl- § 10 Abs. 2 ; so spricht auch Begr. 11 von den „in Betracht kommenden W ertpapieren". Ob die P ap iere auf den N am en, an O rder oder auf den I n ­ haber lauten, ist belanglos (zust. S im o n , Holdh. M onatsschr. Bd. 11 S . 232). Nach dem im Reichsanzeiger veröffentlichten E n tw ü rfe sollten n u r P ap iere u n te r d a s Gesetz fallen, die au f den I n h a b e r lau ten oder durch In d o ssam en t ü b e rtra g b a r sindD er endgültige E n tw u rf h a t dieses E rfo rd e rn is fallen lassen, w eil daS Gesetz, w enn es ausschließlich solche Schuldverschrei-

Der Verband der Schuldverschreibungsbesitzer.

§ 1.

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bungen berücksichtigen wollte, seinen Zweck n u r unvollständig erreichen würde (Begr. 10). E s kommt auch nicht darauf an, ob die Papiere „für den Handelsverkehr bestimmt" sind. E s können auch zum Familienbesitze bestimmte Papiere unter das Gesetz fallen. I n der Reichstagskommission ist der F all er­ wähnt, daß eine größere Hypothek in Teilhypotheken zu gleichen Rechten zerlegt und begeben wird (KB. 1). b) Die Schuldverschreibungen müssen die Zahlung einer be­ stimmten Geldsumme zum In h a lte haben, auf bestimmte Nenn­ werte ausgestellt sein. E s scheiden also alle diejenigen Schuld­ verschreibungen aus, in welchen dem Gläubiger nicht eine in der Zahlung einer Geldsumme bestehende Leistung zugesagt wird, wie Jnterimsscheine, in denen nur die Lieferung der Schuldverschreibung versprochen wird, und ferner alle die­ jenigen, in welchen zwar eine Geldleistung zugesagt wird, die Höhe der geschuldeten Leistung aber nicht von vornherein bei der Ausgabe ziffernmäßig feststeht, wie Genußscheine, sofern diesen überhaupt der Charakter von Schuldverschreibungen zu­ kommt, Lotterielose (anders Merzbacher, Anm. 8 c) usw. Doch sind Schuldverschreibungen, die in Gemäßheit eines feststehen­ den Ziehungsplans teils mit, teils ohne Zuschlag einzulösen sind (Lotterieanleihen), nicht ausgeschloffen. c) E s scheiden aber ferner aus alle für den Einzelfall au s­ gestellten Schuldverschreibungen, wie Versicherungspolicen, auch wenn sie auf eine bestimmte Geldsumme lauten, Wechsel, Schecks, Anweisungen, Depotscheine, Sparkassenbücher usw. Denn wie nach der Absicht der Reichstagskommission die Worte „m it im v o r a u s bestimmten Nennwerten" besagen sollen, fallen n u r Schuldverschreibungen unter das Gesetz, welche nach einem be­ stimmten Plane zu fest bestimmten Beträgen ausgegeben werden (KB. 2, vgl. v. Zimm ermann S . 43, Könige Anm. 26 zu § 1). d) Hingegen können unter das Gesetz fallen die Teilschuld­ verschreibungen (vgl. § 51 GVO-), welche von jemandem (siehe A n m .l) auf Grund einer einheitlichen Kreditoperation, nam ent­ lich zum Zwecke der Aufnahme einer Anleihe, ausgegeben werden,

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so daß die Schuld aus der einzelnen Verschreibung sich w irt­ schaftlich nur als Teil einer Gesamtschuld darstellt, wie die Obligationen der Eisenbahn-, Klein- und Straßenbahn-, Schifffah rts- und Jndustrieunternehm ungen. D am it ist jedoch nicht gesagt, daß der Verband sich immer auf eine solche wirtschaft­ liche Einheit beschränken müßte. Sind vielmehr mehrere Emissionen von derselben Person zu verschiedenen Zeiten unter ganz gleichen Bedingungen vorgenommen, so schließen sich diese Einheiten zu einem Verbände zusammen (KB. 2). S . oben S . 20. Ferner können unter das Gesetz fallen die Schuldverschrei­ bungen derjenigen Unternehmungen, deren Geschäftsbetrieb in der Ausgabe solcher Schuldverschreibungen besteht, z. B- die Hypothekenpfandbriefe, Kommunal- und Kleinbahnobligationen der Hypothekenbanken (vgl. § 35 Abs. 4, § 41 Abs. 1, § 42 Abs. 1 des Hypothekenbankgesetzes v. 13. J u li 1899, RG Bl. S . 375) und der sonstigen Bodenkreditanstalten, sofern diese nicht Körperschaften des öffentlichen Rechtes sind, vgl. § 24 Die Ausgabe der genannten Papiere erfolgt häufig nicht durch einen einheitlichen Emisstonsakt, sondern allmählich je nach Bedarf und Möglichkeit. Sie werden jedoch nicht für einen einzelnen F all ausgestellt. Vielmehr erscheint der gesamte Geschäftsbetrieb des Unternehmens als eine einheitliche Kredit­ operation, und der einzelne Pfandbrief usw. stellt sich w irt­ schaftlich nur als Teil der gesamten Pfandbriefschuld des Unternehmens dar. I n Betracht kommt aber immer nur das Hauptpapier; Zinsscheine usw. bilden keinen selbständigen Verband, auch wenn sie vom Hauptpapier getrennt sind (zust. Sim on, Holdh. Monatsschr. Bd. 11 S . 232), s. unten Anm. 3 S. 29. e) Schließlich müssen aber noch ausgeschieden werden die Banknoten auch der Privatnotenbanken. E in unanfechtbarer G rund hierfür läßt sich zwar au s dem W ortlaute des Ge­ setzes nicht entnehmen. Die Anwendung des Gesetzes auf Banknoten würde aber deren wirtschaftlicher Funktion als

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Zahlungsmittel widerstreiten (anders Merzbacher Anm. 8 f.; vgl. auch v. Zimmermann S . 43, Fleck, Holdh. MonatSschr. Bd. 11 S . 24). Zu III. Nur diejenigen Schuldverschreibungen der unter II bezeichneten Art können zu einem Verbände vereinigt werden, welche den Gläubigern nach dem V e r h ä l t n i s i h r e r mög­ licherweise verschiedenen N e n n w e r t e gleiche Rechte g e ­ w ähr en . Hierzu bemerkt Begr. 11: „Es genügt zu der Her­ stellung der Interessengemeinschaft, wenn den Besitzern der Schuldverschreibungen gleiche Rechte, namentlich in Ansehung der Rückzahlung, der Verzinsung und der etwa eingeräumten Sicherheit zustehen- Eine Ungleichheit der Rechte, welche die Vereinigung der Schuldverschreibungsbesitzer zu einem ein­ heitlichen Verband ausschließt, liegt u. a. auch dann vor, wenn bezüglich der Zeit für die Rückzahlung des Kapitals verschiedene Bedingungen festgesetzt sind, beispielsweise, wenn neben Schuldverschreibungen, die einer planmäßigen Verlosung unterliegen, solche Verschreibungen in Frage stehen, die von dem Schuldner nach Belieben gekündigt werden können. Anderer­ seits wird selbstverständlich durch eine Verschiedenheit der Zinstermine allein noch keine Ungleichheit der Rechte begründet, sofern nur die Zinszahlungen für alle Schuldverschreibungen in denselben Zwischenräumen, etwa halbjährlich oder jährlich, stattfinden." I n der Reichstagskommission ist gegenüber dem Antrage, gleiche Rechte nur hinsichtlich der Sicherheiten zu verlangen, damit nicht schon die geringsten Verschiedenheiten in den Kündigungsbestimmungen die Zusammenfassung zu einem Verbände hinderten, betont worden, daß ein grund­ legender Gedanke des Gesetzes sei, daß nur Gleichberechtigte gleiche Interessen haben könnten und zu einer Gemeinschaft zusammenzufassen seien (KB. 5). Hiernach ist es mit dem in Rede stehenden Erfordernisse streng zu nehmen. Insbesondere kann über eine Ungleichheit der gewährten Rechte nicht des­ halb hinweggegangen werden, weil eine Jnteresienkollision daraus nicht entstehen kann; vielmehr dürfen nur solche Un-

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gleichheiten unberücksichtigt bleiben, welche, wie die in der Begründung erwähnte Ungleichheit, nicht die Rechtslage der Gläubiger, sondern lediglich äußerliche Punkte betreffen. Als solche belanglose Ungleichheiten sind ferner zu nennen eine Ver­ schiedenheit in der Anzahl der den Schuldverschreibungen bei­ gegebenen Zinsscheine oder, wenn den einen Schuldverschrei­ bungen T alons beigegeben sind, den anderen nicht, ferner ver­ schiedene Kündigungstermine, sofern nu r die Kündigung für alle Schuldverschreibungen gleich häufig, etwa halb- oder viertel­ jährlich, und auch sonst unter gleichen Voraussetzungen zuge­ lassen ist, oder eine Verschiedenheit der Stellen, an welchen die Leistungen des Schuldners zu erfolgen haben. Dagegen liegt eine die Zusammenfassung zu einem Verbände au s­ schließende Verschiedenheit der Rechte z. B. vor, wenn die Leistung bei den einen Schuldverschreibungen dem Gläubiger zu übermitteln, bei den anderen von dem Gläubiger abzu­ holen ist, wenn die Kündigungsfristen verschieden oder bei den einen Schuldverschreibungen die Kündigung für einen längeren Zeitraum ausgeschlossen ist, als bei den anderen, wenn, auch bei gleichem Zinsfüße, die Zinszahlung für die einen vierteljährlich, für die anderen halbjährlich erfolgt, wenn für die Schuldverschreibungen in verschiedener Weise durch verschiedene Werte m it verschiedener Rangordnung Sicherheit bestellt ist usw. Ob die Schuldverschreibungen bei der am t­ lichen Feststellung des Börsenpreises unterschieden werden oder nicht, ist nicht ausschlaggebend. E s genügt aber nicht, daß die Schuldverschreibungen m it gleichen Rechten ausgestellt sind, sondern es darf auch späterhin keine Verschiedenheit der Rechte eingetreten sein. Dies ist ausdrücklich in der Reichstags­ kommission betont worden m it Rücksicht auf einen Fall, in welchem ein Teil der Besitzer der nämlichen G attung von Schuldverschreibungen in eine Herabsetzung der Zinsen ge­ willigt, ein Teil die Herabsetzung verweigert hatte. I n einem solchen Falle scheiden vielmehr die Schuldverschreibungen, deren Z insfuß herabgesetzt ist, aus dem ursprünglichen Verband aus

Der Verband der SchuldverschreibungSbefitzer. § 1.

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und bilden einen neuen Verband (KB. 5). Übrigens wird, wenn die Umschreibung eines Jnhaberpapiers auf den Namen eines bestimmten Berechtigten erfolgt ist, nicht angenommen werden dürfen, daß das P apier durch die Umschreibung auS dem Verband ausscheidet. E s scheiden aber die Schuldver­ schreibungen aus dem Verband aus, die gekündigt, ausgelost oder fällig werden. Dies folgt einmal aus dem Grundsätze der Interessengemeinschaft und ergibt sich ferner au s § 12 Abs. 1, nach welchem ein Beschluß über Verzicht auf G läubiger­ rechte für alle Gläubiger gleiche Bedingungen festsetzen muß. Dies wäre bei einem Zinsherabsetzungsbeschluß in Ansehung der bereits fälligen Papiere nicht möglich. Daß die Absicht des Gesetzgebers nicht entgegensteht, ergibt sich daraus, daß die Reichstagskommission zwar auch die fälligen, aber noch nicht eingelösten Schuldverschreibungen als noch im Umlaufe befindlich erachtete, dam it jedoch die Frage, ob Schuldver­ schreibungen zufolge Auslosung oder Fälligkeit einer beson­ deren Klasse zuzuweisen seien, nicht entscheiden wollte. Die gekündigten oder fälligen Schuldverschreibungen bilden einen Verband für sich (zust. v. Zimm ermann S. 46) oder, wenn die Fälligkeit zu verschiedenen Terminen eintritt, mehrere Ver­ bände. Vgl. unten zu IV S . 28. Andererseits ist es möglich, daß Schuldverschreibungen m it verschiedenen Rechten ausgestellt sind, später aber die Rechtslage der Gläubiger beider G attungen völlig die gleiche wird. Wenn z. B. zwei Gattungen von Schuldverschreibungen ausgegeben sind, von denen die eine m it dem 1. J a n . 1905, die andre m it dem l . J a n . 1906 kündbar wird, während sonstden Gläubigern gleiche Rechte eingeräumt sind, so fällt vom 1. J a n . 1906 ab jede Ver­ schiedenheit zwischen den noch nicht gekündigten Schuldverschrei­ bungen der ersten G attung und der Schuldverschreibung der zweiten G attung fort; oder wenn gemäß § 11 Abs. 1 ein Z in s­ herabsetzungsbeschluß gefaßt wird und durch diese Herabsetzung eine Gleichheit der Rechte m it anderen Schuldverschreibungen desselben Ausstellers eintritt. Die Frage, ob nunmehr ein einheit-

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licher Verband für beide Gattungen entsteht, wird zu verneinen sein, da die Schuldverschreibungen bei ihrer A u s s te llu n g den Gläubigern nicht gleiche Rechte gewährten (a. M. hin­ sichtlich der durch Konkurs herbeigeführten gleichmäßigen Fälligkeit und Unverzinslichkeit, § 63 Nr- 1, § 65 KD., Jaeger § 139 Anm. 5, Stern S. 76). Anders verhält eS sich, wenn von zwei verschiedenen Gattungen von Schuldverschreibungen die eine konvertiert wird und dadurch Gleichheit der Rechte herbeigeführt wird. Da die Konversion, in welchen äußeren Formen sie sich auch vollziehen mag, rechtlich einer Einziehung der alten Schuldverschreibungen und der Ausgabe neuer gleich­ steht, so treten die konvertierten Schuldverschreibungen in den Verband der anderen Gattung ein, s. oben S . 20. Zu IV . Auf Grund der Beschlüsse der Reichstagskom­ mission stellt das Gesetz für das Zustandekommen eines Ver­ bandes auf die Zahl und den Betrag der ursprünglich a u s ­ g e g e b e n e n Schuldverschreibungen ab; die Zahl und den Be­ trag der noch im Umlaufe befindlichen Schuldverschreibungen berücksichtigt es nur insofern, als es bei dem Sinken des Umlaufs unter eine bestimmte Grenze die Auflösung deS Ver­ bandes eintreten läßt, § 2. Damit ist nicht gesagt, daß ein Verband nur bestehen kann, wenn er mindestens so viel noch im Umlaufe befindliche Schuldverschreibungen umfaßt, wie im 8 2 angegeben. Vielmehr kann ein Verband bereits unter diese Grenze hinabgesunken sein, ohne daß die Auflösung ein­ tritt. Beträgt z. B. eine Schuld noch 150000 M-, 75000 M. sind aber bereits gekündigt, aber noch nicht eingelöst, so be­ trägt der Umlauf 150000 M. (vgl. Anm. 1 zu 8 2), dem ursprünglichen Verbände gehören aber nur noch die ungekündigten 76000 M. an, vgl. oben unter III S . 26, 27. Dabei entsteht die Frage, ob die Besitzer der 75000 M. ge­ kündigter Schuldverschreibungen einen neuen Verband bilden. Die Frage wird zu bejahen sein (zust. v. Zimmermann S. 50 Anm. 2), da die Voraussetzungen, welche 8 1 für die Ent­ stehung des Verbandes aufstellt, auch für sie vorhanden und

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die Voraussetzungen des § 2 für die Auflösung des Verbandes bei ihnen gleichfalls nicht gegeben sind. Auch entspricht eS einem praktischen Bedürfnisse, daß den Inhabern gekündigter, sowie den Inhabern bereits fälliger Schuldverschreibungen die Möglichkeit gegeben wird, eine Stundung zum Zwecke der Sanierung des Schuldners zu beschließen (§ 11). Ausgegeben ist eine Schuldverschreibung, sobald sie an einen Dritten gelangt ist, der sie nicht ausschließlich für den Schuldner haben soll. Ausgegeben ist also eine Schuldver­ schreibung noch nicht, solange sie sich als Eigentum des Aus­ stellers bei dem Bankier befindet, dessen sich der Aussteller nur als Verkaufsstelle bedient. Sie muß erst von diesem weiter veräußert sein. 8) Die Berechtigung zur Ausübung des Stimmrechts in den Versammlungen steht nur den Gläubigern aus den Schuldverschreibungen zu, und zwar nur den Gläubigern aus den Hauptpapieren. Sind zu dem Hauptpapiere gehörige Zinsscheine weiteroeräußert, so steht dem Erwerber des Zins­ scheins kein Stimmrecht zu (zuft Simon, Holdh. Monatßschr. Bd. 11 S. 232). Der Gläubiger aus dem Hauptpapiere bleibt vielmehr befugt, das Stimmrecht auch in betreff der Zinsforderung auszuüben, s- jedoch unten Anm. 6 a (3. 37Der Schuldner aus der Schuldverschreibung kann nicht auch Gläubiger sein. Besitzt er selbst noch im Umlaufe befindliche Schuldverschreibungen, so ruht das Stimmrecht, § 10 Abs. 4, § 21 . I. Bei der Frage, w er G l ä u b i g e r a u s der S c h u l d ­ v e r s c hr e i bu ng ist, muß zwischen den verschiedenen Arten von Papieren unterschieden werden. a) Bei J n h a b e r p a p i e r e n ist Gläubiger der Eigentümer des Papiers (RG. Bd. 58 S. 10). Es bedarf jedoch nicht des Nachweises des Eigentums, vielmehr erscheint schon der Inhaber zur Ausübung des Stimmrechts legitimiert auf Grund der für den Besitzer streitenden Eigentumsvermutung, § 1006 BGB. (IW . 1913 S. 3018). Der § 793 BGB. be-

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trifft nu r das V erhältnis zwischen In h ab e r und Schuldner; hier handelt es sich aber um das V erhältnis der Schuldver­ schreibungsbesitzer untereinander. D araus folgt, daß, wenn der Nachweis geführt ist, daß der In h ab e r nicht Eigentümer des P apiers und somit nicht Gläubiger ist, auch seine Legi­ tim ation zur Stimmabgabe in der Gläubigerversammlung entfällt, ohne daß es noch des Nachweises bedarf, daß er zur Verfügung über die Urkunde nicht berechtigt sei. Vielmehr ist der Nachweis einer trotz des M angels der Gläubiger­ eigenschaft bestehenden Berechtigung zur Stimmabgabe von demjenigen zu erweisen, welcher diese Berechtigung behauptet. b) Bei O r d e r p a p i e r e n , sei es, daß sie nach Maßgabe des § 363 HGB. durch Indossam ent übertragbar sind (kauf­ männische Verpflichtungsscheine § 363 Abs. 1 Satz 2 HGB.), sei es, daß das Indossam ent nur als vereinfachte Legitimations­ form gilt, ist das Eigentum an dem Papier und dam it das Gläubigerrecht durch eine zusammenhängende, bis auf die das Stimmrecht geltend machende Person hinuntergehende Reihe von Indossamenten nachzuweisen. I s t das P apier m it einem Blankoindossamente versehen, so gilt das unter a Bemerkte. c) Bei Rektapapieren muß der Gläubiger in dem Papiere nam haft gemacht sein- I s t eine Abtretung der Forderung zulässig (§ 399 BGB.) und erfolgt, so hat der neue Gläubiger, wenn nicht ein anderes bestimmt ist, den Rechtsübergang nach Maßgabe der Vorschriften nachzuweisen, die für die Ab­ tretung einer Forderung gellen. II. Der Grundsatz, daß nur der Gläubiger aus der Schuld­ verschreibung (oder dessen gesetzlicher Vertreter, vgl. §§ 1627, 1685, 1638 Abs. 1, 1909, 1793, 1812, 1822 Nr. 13 BGB.) stimmberechtigt ist, kann eine Ausnahme erleiden, wenn das Gläubigerrecht nicht unbeschränkt ist. Positive Bestimmungen über das Stimmrecht in solchen Fällen sind in das Gesetz nicht aufgenommen worden, weil die Entscheidung aus all-

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gemeinen Rechtsgrundsätzen zu entnehmen ist (KV. 10). E s sind folgende Fälle zu unterscheiden: a) D ie S c h u l d v e r s c h r e i b u n g ist v e r p f ä n d e t . I n der Reichstagskommission ist von einem Regierungs­ vertreter ausgeführt w orden: „ Ist die Schuldverschreibung verpfändet, so übt nach § 1258 Abs. 1, § 745 BGB- der Pfandgläubiger das Stimmrecht insoweit aus, als es sich nicht um einen Beschluß handelt, durch welchen das Recht des G läubigers aufgegeben oder beeinträchtigt werden soll. Handelt es sich um einen solchen Beschluß (vgl. § 11 Abs. 1), so steht das Stimmrecht dem Gläubiger zu; nach § 1276 BGB. kann aber der Gläubiger das Stimmrecht in einem solchen Falle nu r mit Zustimmung des Pfandgläubigers ausüben. Die Zustimmung dazu kann gemäß §§ 182, 183 BGB. von dem Pfandgläubiger in unwiderruflicher Weise erteilt werden." Die Berufung auf § 1258 BGB., der übrigens, w as Seuffert, Zeitschr. f. deutsch. Zivilprozeß Bd. 27 S . 118 Anm. 1, anscheinend übersteht, im § 1273 auf Rechte für entsprechend anwendbar erklärt ist (Staudinger § 1273 Anm. 2 d), beruht auf dem Gedanken, daß das m it der Schuldverschreibung ver­ bundene Stimmrecht als Ausfluß des Anteilßrechts erscheint, welches dem einzelnen Gläubiger an den durch das Gesetz begründeten gemeinschaftlichen Rechten zusteht, und daß, da dieses Anteilsrecht mitverpfändet ist, in betreff dieses Rechtes (nicht in betreff des in der Schuldverschreibung verbrieften Forderungsrechts) die Grundsätze über die Verpfändung des Anteils an einem gemeinschaftlichen Rechte entsprechende An­ wendung zu finden haben. Wenn Seuffert dagegen in Ver­ allgemeinerung des den 88 1276, 1281 BGB. zugrunde liegenden Gedankens annehmen will, daß das Stimmrecht nur gemeinschaftlich auszuüben ist, so ist zu entgegnen, daß 88 1276, 1281 nur Rechtshandlungen betreffen, die auf den Bestand des verpfändeten Rechtes einwirken. Hier handelt eS sich jedoch nicht stets um solche Beschlüsse, und der F all

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des 8 1281 BGB. kann überhaupt nicht in Frage kommen. § 1276 aber verlangt ein Handeln m it Zustimmung des Pfandgläubigers und kein gemeinschaftliches Handeln. Be­ denken gegen die in der Reichstagskommisston geäußerte An­ sicht können vielmehr nur daraus hergeleitet werden, daß es zweifelhaft erscheint, ob das Pfandrecht an dem F orderungs­ recht auch das Stimmrecht ergreift- I n dem Pfandrecht ist in der Regel nu r das Recht enthalten, sich aus dem Pfande zu befriedigen, und der Eigentümer des verpfändeten Vermögensstückß soll aus seiner Rechtsstellung nur insoweit ver­ drängt werden, als es die E rhaltung des Vermögensstücks erfordert. Dem würde es entsprechen, die Frage nach der Berechtigung zur Ausübung des Stimmrechts im Falle der Verpfändung der Schuldverschreibung dahin zu entscheiden, daß die Regel des Gesetzes Geltung behält und der Gläubiger au s der Schuldverschreibung stimmberechtigt bleibt, jedoch m it der Maßgabe, daß, wenn es sich um eine Aufgabe oder eine Änderung von Rechten der Gläubiger handelt, welche das Pfandrecht beeinträchtigt (vgl. § 1 1 Abs. 1, § 14 Abs. 3), gemäß § 1276 BGB., abgesehen von dem im § 10 Abs. 4 bezeichneten Falle, die Zustimmung des Pfandgläubigers er­ forderlich wird (vgl. hierzu v. Zimm ermann S. 74 ff.; Fleck, Holdh. Monatsschr. Bd. 11 S . 25). Die Zustimmung kann vor der Faffung des Beschluffes (Einwilligung § 183 BG B ) oder nachher (Genehmigung § 184 BGB.) erteilt werden und ist dem Eigentümer gegenüber zu erklären, vgl. Anm. 2 zu § 8. Sie kann auch in der Versammlung dem Verbände gegenüber erfolgen. I s t die Zustimmung nicht erteilt, so darf die abgegebene Stim m e bei der Feststellung des E r­ gebnisses nicht berücksichtigt werden. Über die Hinterlegung der verpfändeten Schuldverschreibung vgl. § 10 Abs. 2 und Anm. 7 dazu. I s t die Schuldverschreibung irregulariter verpfändet, d. h. ist der Pfandgläubiger vom Verpfänder ermächtigt worden, an Stelle der verpfändeten Wertpapiere gleichartige zurück-

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zugeben (§ 2 Abs. 1 des Vank-Depot-Ges. v. 5. J u li 1896, RG Bl. S . 183), so wird der in dieser Weise ermächtigte Bankier Eigentümer, sobald er sie sich aneignet (RG. Bd. 52 S . 202). Von diesem Zeitpunkt ab steht das Stimmrecht dem Pfandgläubiger zu. b) A n d e r S c h u l d v e r s c h r e i b u n g ist e i n N i e ß b r a u c h bes t el l t . Hierzu ist bemerkt worden (KB. 10): „Ähnlich wie beim Pfandrechte verhält sich die Sache bei einem Nießbrauch an der Schuldverschreibung (88 1066, 1068, 1071 BG B.)." Auch hier werden gegen die Berufung auf § 1066 BGB. die unter a gegen die Berufung auf § 1258 BGB. geäußerten Be­ denken Platz greifen. § 1074 BGB. umschreibt die Rechte des Nießbrauches einer Forderung, vgl. auch §§ 1081 bis 1083 BGB. Eine Befugnis des Nießbrauchers zur Ausübung des Stimmrechts ist aus diesen Vorschriften nicht zu ent­ nehmen (anders v. Zimm ermann S. 82). D as Stimmrecht wird daher auch hier dem Gläubiger gebühren, jedoch m it der aus § 1071 BGB. sich ergebenden Beschränkung, für die das­ selbe gilt, wie das unter a zu § 1276 BG B. Bemerkte. c) D ie S c h u l d v e r s c h r e i b u n g g e h ö r t zu e i n e m Na c h ­ l a s s e, d e n e i n T e s t a m e n t s v o l l s t r e c k e r v e r w a l t e t . D as Stimmrecht wird von dem Testamentsvollstrecker a u s ­ geübt, 88 2205, 2211 BGB. (KB. 10). d) D ie S c h u l d v e r s c h r e i b u n g g e h ö r t zu e i n e r Nacher bs cha f t . „D as Stimmrecht steht dem Vorerben zu. Soweit es sich jedoch um eine Hypothekenforderung, Grundschuld oder Renten­ schuld handelt und durch den Beschluß ein Recht des G läubi­ gers aufgegeben oder beschränkt werden soll, n u r m it Zustim­ mung des Nacherben; dieser Zustimmung bedarf es nicht, wenn der Erblasser den Vorerben von der Berfügungsbeschränkung befreit hat, 88 2112 bis 2114, 2136, 2137 BG B ." (KB. 10). Göppert-Trendelenburg, Schuldverschreibungen. 2. Aufl. 3

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e) D ie S c h u l d v e r s c h r e i b u n g g e h ö r t z u m e i n ­ gebrachten V e r mö g e n einer Ehef r au. „Der M ann übt kraft eigenen Rechtes das Stimmrecht aus, soweit es sich nicht um einen Beschluß handelt, durch welchen Rechte der F rau an der Schuldverschreibung aufge­ hoben oder beeinträchtigt werden sollen. Anderenfalls steht der F ra u das Recht der Ausübung zu; jedoch bedarf sie dazu der Zustimmung des M annes; m it Zustimmung der F rau kann auch der M ann das Stimmrecht ausüben, jedoch nicht als sein eigenes, sondern als das der F rau, §§ 1374 bis 1376, 1395 ff. BG B ." (KB. 10). 4) Der G e g e n s t a n d d e r Beschl üsse ist durch § 1 Abs. 1 positiv nu r dahin bestimmt, daß die Beschlüsse zur W ahrung der gemeinsamen Interessen gefaßt sein müssen. Begr. 13 bemerkt hierzu: „Welche Maßnahmen zur W ahrung der ge­ meinsamen Interessen erforderlich erscheinen und daher als Gegenstand der Beschlußfassung in Betracht kommen, hängt von den Umständen des einzelnen Falles ab. Aus der ein­ geräumten allgemeinen Befugnis ergibt sich, daß die Versamm­ lung auch einen weiteren Ausbau der Organisation vornehmen, insbesondere zur Unterstützung und Überwachung des Ver­ treters diesem einen Ausschuß an die Seite setzen kann. Es steht auch nichts im Wege, Einrichtungen solcher A rt dauernd m it dem Unternehmen des Ausstellers zu verbinden, und zwar kann der letztere selbst die Anregung hierzu durch Anträge bei der Gläubigerversammlung geben." Wegen der Anfecht­ barkeit eines nicht zur Wahrung der gemeinsamen Interessen gefaßten Beschlusses siehe unten Anm. 6d S. 37. I n negativer Beziehung sind nur die Vorschriften getroffen, daß der Beschluß die Gläubiger nicht zu Leistungen verpflichten darf (vgl. § 1 Abs. 3, s. aber § 14 Abs. 4) und daß ein auf Beschränkung oder Aufgabe der Gläubigerrechte gerichteter Be­ schluß nur unter besonderen Umständen und Beschränkungen zulässig ist (vgl. §§ 11— 13, § 18 Abs. 6). Begr. 13 weist noch darauf hin, daß der Gläubigerversammlung nicht die

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Befugnis eingeräumt werden könne, die rechtliche N atur der Schuldverschreibungen zu ändern, insbesondere die Gläubiger zu M itgliedern einer Gesellschaft zu machen, die das Unter­ nehmen des Schuldners selbst betreiben soll. E in solches Ab­ kommen dürfe nicht durch Mehrheitsbeschluß zustande gebracht werden, vielmehr müsse der B eitritt dem freien Willen des einzelnen überlassen bleiben. Die Unzulässigkeit solcher Be­ schlüsse sei auch ohne besondere gesetzliche Vorschrift selbst­ verständlich, folge übrigens auch aus § 1 Abs. 3 und § 12 Abs. 3. I n positiver Beziehung ist durch die m it Gesetz v. 14. M at 1914 eingefügten Vorschriften des § 16 Abs. 3, § 17 Abs. 3 (zu vgl. Einleitung S. 13) der Gläubigerversammlung die Be­ fugnis beigelegt, m it verbindlicher Kraft für alle Gläubiger über die Bestellung eines neuen Grundbuchvertreters oder Vertragsvertreters an Stelle eines weggefallenen Vertreters dieser A rt zu beschließen. 5) Die Worte „nach Maßgabe dieses Gesetzes" sind von der Reichstagskommission eingeschoben zur Klarstellung des S tan d ­ punktes, daß die allgemeinen Anfechtungsgründe für W illens­ erklärungen auch für Gläubigerbeschlüfse gelten und zum Hin­ weise darauf, daß Beschlüsse, welche die Aufgabe oder Be­ schränkung von Rechten der Gläubiger enthielten, an gewisse Beschränkungen und Bedingungen geknüpft seien, §§ 11, 12 (KB. 7). Die Anfechtung der Beschlüsse ist Anm. 6 unter b im Zusammenhange behandelt. W as die Beschränkung der verbindlichen Kraft der Gläubigerbeschlüsse auf die ihnen von dem Gesetz angewiesenen Grenzen anlangt, so kommt auch noch 8 1 Abs. 3 in Betracht. Vgl. im einzelnen Anm. 4 zu § 1 Abs. 3 und 8 11 Abs. 1. 6) a) Die verbindliche K raft erstreckt sich auf a l l e G l ä u ­ b i g e r der bezeichneten Art. D am it wird zum Ausdrucke ge­ bracht, daß nicht nur diejenigen Gläubiger, welche dem Be­ schlusse zugestimmt haben, sondern jeder zu demselben Verbände gehörige Gläubiger durch den Beschluß gebunden ist, ferner 3*

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daß nicht nur die zur Zeit der Fassung des Beschlusses zum Verbände gehörigen Gläubiger, sondern auch jeder später in den Verband eintretende Gläubiger durch den Beschluß ge­ bunden ist, solange der Beschluß nicht durch einen neuen Be­ schluß aufgehoben wird, oder die Auflösung des Verbandes (§ 2) die Aufhebung zur Folge hat. Dies gilt einmal für diejenigen Gläubiger, welche in den Verband eintreten durch Erwerb einer bei der Beschlußfassung bereits ausgegebenen Schuldverschreibung. Über die Frage, wie sich diese Folge zu den Grundsätzen über die Wertpapiere öffentlichen Glaubens (Skripturobligationen) verhält, f. unten S . 37. E s gilt ferner aber auch für diejenigen, welche durch den Erwerb einer erst nach der Beschlußfassung ausgegebenen Schuldverschreibung in den Verband eintreten, s. oben Anm. 2 S. 19. Vergrößert sich der Verband durch die Ausgabe neuer Schuldverschrei­ bungen derselben G attung, so sind die Gläubiger aus diesen Schuldverschreibungen an die von dem Verbände früher ge­ faßten Beschlüsse gebunden, trotzdem sie sich an diesen Be­ schlüssen nicht beteiligen konnten, insbesondere vertritt ein ge­ w ählter Vertreter auch sie. Auch in Ansehung der Wertpapiere öffentlichen Glaubens, d. H. derjenigen Wertpapiere, deren W ortlaut zugunsten des gutgläubigen Erw erbers unbedingt maßgebend ist, In h ab e rpapiere und indoffablenPapiere (§§ 793,796BGB., § 364HGB., Brunner in Endem anns Handbuch des Handelsrechts Bd. I I S . 168 ff.) muß angenommen werden, daß die von der G läu­ bigerversammlung gefaßten Beschlüsse den späteren Erwerber der Schuldverschreibung selbst dann binden, wenn sie den in der Urkunde niedergelegten I n h a lt des Schuldversprechens ab­ ändern, vgl. § 11 Abs. 1. E s ist nicht angängig, diese Folge davon abhängig zu machen, daß der Beschluß auf den Schuld­ verschreibungen vermerkt wird. Anderenfalls könnten die in der Versammlung nicht erschienenen Gläubiger, die demSchuldner zumeist persönlich nicht bekannt sein werden, die Wirkung des Beschlusses vereiteln. Ebensowenig ist die im § 12 Abs. 2

Der Verband der Schuldverschreibungsbesitzer. § 1.

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vorgeschriebene Bekanntmachung hier von Bedeutung. Die Wirkung tr itt vielmehr nach dem klaren W ortlaute des Ge­ setzes sofort und unbedingt m it dem Zustandekommen des Beschlusses gegenüber jedem Gläubiger aus einer Schuldver­ schreibung der in Frage kommenden G attung ein. Der I n ­ halt der Schuldverschreibung gilt ohne weiteres als nach M aß­ gabe des Beschlusses geändert. Wie oben Anm. 3 S . 29 hervorgehoben, find nur die G läu­ biger aus dem Hauptpapiere stimmberechtigt. Sind Zinsscheine ausgegeben und diese ohne das Hauptpapier veräußert, so fragt eS sich, ob der Gläubiger aus dem Zinsschein auch an Beschlüsse der Gläubigerversammlung gebunden ist, welche die Zinsforderung betreffen, vgl. § 11 Abs. 1. Aus der recht­ lichen N atur des ZinSscheins ist die Bejahung der Frage nicht zu folgern. W ird die Frage verneint, so müßte dem Schuldner die Befugnis eingeräumt werden, wenn ein Zinsherabsetzungs­ beschluß gefaßt ist, er aber genötigt wird, an den Gläubiger aus dem ZinSscheine die vollen Zinsen zu zahlen, bei E in ­ lösung der Hauptschuldverschreibung den zuviel gezahlten Be­ trag einzubehalten, vgl. § 803 BGB. Dies widerspricht je­ doch dem Zwecke des Zinsherabsetzungsbeschluffes, Konkurs oder Zahlungseinstellung abzuwenden, und ferner entstehen praktisch unlösbare Schwierigkeiten dadurch, daß der Beschluß jedenfalls n u r gegenüber solchen Zinsscheinbesitzern unwirksam sein würde, welche die Zinsscheine ohne das Hauptpapier vor Faffung des Beschlusses erworben haben; es fehlt aber eine Möglichkeit, bei der Vorlegung des Zinsscheins diese Tatsache festzustellen. Geht der Beschluß nu r auf eine Stundung der Zinsen, so bietet sich für den Schuldner überhaupt kein A us­ weg. Dem Zwecke des Gesetzes wird vielmehr nur die Auf­ fassung gerecht, daß der In h ab e r des vom Hauptpapiere ge­ trennten Zinsscheins den Beschlüssen der Gläubigerversammlung unterworfen ist (zust.Simon, Holdh.Monatsschr. Bd. I I S . 232). b) D ie A n f e c h t u n g d e r B eschlüsse. Bon besonderen Vorschriften über Form, Zeit und Geltendmachung der An-

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fechtung von Versammlungsbeschlüssen, wie sie §§ 271 bis .273 HGV. hinsichtlich der Anfechtung von Generalversamm­ lungsbeschlüssen enthält, hat das Gesetz abgesehen. Eine dem Beschluß anhaftende Nichtigkeit oder Anfechtbarkeit kann daher von jedem Beteiligten jedem Beteiligten gegenüber im Wege der Klage oder der Einrede geltend gemacht werden (Begr. 20) und die Anfechtung ist bloß dann an bestimmte V oraus­ setzungen gebunden, wenn nach den allgemeinen Vorschriften der Mangel, auf den sich die Anfechtung gründet, n ur unter bestimmten Voraussetzungen geltend gemacht werden darf, vgl. § 124 BGB. Bei dem Fehlen einer dem § 273 Abs. 1 Satz 1 HGV. entsprechenden Vorschrift bleibt es auch bei dem Grundsätze des § 325 ZPO- Eine Klage auf Nichtigkeits­ erklärung m it Wirkung für und gegen alle Gläubiger ist nicht gegeben. Die Anfechtung durch den einzelnen Gläubiger kann immer nur für ihn Wirkung haben, vgl. Riesser S . 84, 85. Eine für alle Gläubiger wirksame Anfechtung kann aber durch den Verband zur W ahrung der gemeinsamen Interessen er­ folgen. Einen speziellen Anfechtungsgrund für Versammlungs­ beschlüsse erwähnt das Gesetz nu r im § 12 Abs. 1 Satz 4, vgl. Anm. 4 dazu. I m übrigen kann sich die Anfechtung darauf stützen, daß dem Beschlusse die verbindliche Kraft mangelt, weil gegen das Gesetz verstoßen ist. E s kommt in Betracht: daß der Beschluß in einer nicht ordnungsm äßig berufenen Versammlung gefaßt ist, vgl. §§ 3 —7; daß der Beschluß nicht ordnungsmäßig zustande gekommen ist, vgl. §§ 8— 13, z. B. weil es an den formellen Erforder­ nissen vgl- § 9 (vgl. auch § 12 Abs. 1 Satz 2 und Anm. dazu), oder an den erforderlichen M ajoritäten, vgl. § 10 Abs. 1, 8 11 Abs. 2, § 16 Abs. 3 Satz 2, gefehlt hat. I m letzteren Falle wird namentlich in Frage kommen, ob das Stimmrecht n ur von Stimmberechtigten ausgeübt ist, s. oben Anm. 3 S. 29 ff.;

Der Verband der Schuldverschreibungsbesitzer. § 1

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daß der Beschluß nicht zu einem gesetzlich zugelassenen Zwecke gefaßt ist. Jeder Beschluß unterliegt der Anfechtung, der nicht zur W ahrung der gemeinsamen Interessen gefaßt ist, sei es, daß er solche Interessen überhaupt nicht betrifft, sei es, daß die Mehrheit diese Interessen nicht im Auge ge­ habt, sondern andere Zwecke, z. B. die Begünstigung des Schuldners oder den eigenen Nutzen, verfolgt hat (hierzu v. Zimm ermann S . 8 6 f.; Fleck, Holdh. Monatsschr. Bd. 11 S. 26). Dagegen ist die Frage, ob der Beschluß in Wirklich­ keit dem gemeinsamen Interesse der Gläubiger dienlich ist, wie in der Reichstagskommission (S. 6) besonders betont wurde, der Nachprüfung durch den Prozeßrichter entzogen (RG. Bd. 75 S. 868). F ü r die Beschlüsse, durch welche auf Gläubigerrechte verzichtet wird, gilt außerdem das Besondere, daß sie zur Abwendung einer Zahlungseinstellung oder des Konkurses des Schuldners gefaßt sein müssen, § 11 Abs. 1; s. aber § 18 Abs. 6; daß der Beschluß einen gesetzlich nicht zulässigen I n h a lt hat, vgl. § 1 Abs. 3 und oben Anm. 4 S . 34, § 12 Abs. 1, 3. Ferner kann der Beschluß aus den nämlichen Gründen angefochten werden, aus denen jede Willenserklärung der Anfechtung unterliegt, also gemäß §§ 117 —124 BGB. Da die W illenserklärung der Mehrheit zugleich als W illens­ erklärung der M inderheit gilt, so folgt, daß soweit die Willenserklärung der M ehrheit m it einem die Anfechtung begründenden M angel behaftet ist, auch ein zur Minderheit gehöriger Gläubiger diesen M angel geltend machen kann (KB. 6). 7) S . das Nähere in §§ 14— 17. 8) Die Beschränkung bezweckt, die einzelnen Gläubiger vor Eingriffen zu wahren, durch die ihre Rechte und Interessen in unbilliger und besonders empfindlicher Weise verletzt werden könnten (Begr. 12). S. auch oben Anm. 4 S. 34. Die Vor­ schrift enthält zwingendes Recht. S ie bezieht sich nicht n u r auf Geldleistungen, die allerdings vorwiegend in Frage kommen

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Ges., betr. Rechte d. Besitzer v. Schuldverschreibungen.

werden, sondern betrifft Leistungen jeder Art. Sie schließt nicht nur einen Beschluß aus, der unm ittelbar den Schuld­ verschreibungsbesitzern Leistungen auferlegt, sondern verhindert auch, daß aus einer auf G rund eines Versammlungsbeschluffes vorgenommenen Handlung ein Anspruch auf eine Leistung gegen die Gesamtheit der Schuldverschreibungsbesitzer als solche entstehen kann. S . aber bezüglich der Kosten eines von dem Verbände geführten Rechtsstreits § 14 Abs. 4 Satz 2. über die Kosten der Berufung und Abhaltung einer Ver­ sammlung ist im 8 3 Abs. 3 und im 8 4 Abs. 3 Satz 2 Bestimmung getroffen. Erfordert ein Beschluß der Gläubiger­ versammlung zu seiner Durchführung die Aufwendung der Kosten, so ist es, wie Begr. 13 bemerkt, Sache der beteiligten Gläubiger, die erforderlichen M ittel aufzubringen. Die Auf­ bringung der M ittel ist aber immer freiwillig, insbesondere kann aus der Zustimmung zu einem Beschluß eine Ver­ pflichtung zur Kostentragung nicht hergeleitet werden.

Auflösung des Verbandes. 8 2 ist von der Reichstagskommisston beschlossen, um der bei einem Herabsinken der zirkulierenden Schuldverschreibungen unter eine gewisse Grenze gesteigerten Gefahr künstlicher M ajoritäten vorzubeugen. Wegen der rechtlichen Bedeutung des 8 2 vgl. Anm. 2 IV zu 8 1 S . 28.

8 s S in k t der Gesam tbetrag der im Umlaufe be­ findlichen Schuldnerschreibungen 2) unter einhunderttausend M ark oder sinkt die Z a h l der im Umlaufe befindlichen Stücke unter einhundert, so ist dies von dem Schuldner unverzüglich im Deutschen Reichsanzeiger bekanntzu­ machen 2). V on dem auf die Bekanntmachung folgenden T age an können G läubigerversam m lungen auf G rund dieses Gesetzes nicht mehr abgehalten werden; m it dem bezeichneten Zeitpunkt erlischt d as Amt eines von der

Auflösung des Verbandes.

§ 2.

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Gläubigerversammlung bestellten Vertreters der G läu­ biger 8). *) S ind von demselben Aussteller verschiedene G attungen ausgegeben, so findet die Vorschrift auf jede G attung für sich Anwendung. I m Umlaufe befindlich ist eine ausgegebene Schuldver­ schreibung, solange sie noch nicht zwecks Tilgung der Schuld von dem Schuldner zurückerworben ist (RG. Bd. 75 S . 269; vgl. v. Zimm ermann S . 48, gegen ihn Fleck, Holdh. Monatsschr. Bd. 11 S . 25). Werden solche Schuldverschreibungen wieder­ veräußert, so handelt es sich um eine NeuauLgabe. Schuld­ verschreibungen, welche der Schuldner nicht zwecks Einlösung, sondern zu anderen Zwecken, z. B. zur Anlage verfügbaren Geldes (Dotierung des Reservefonds oder einer Pensionskasie) erworben hat, bleiben im Umlaufe. Die Reichstagskommisfion hat es ferner als ihre einhellige M einung ausgesprochen, daß auch ausgeloste und bereits fällige Schuldverschreibungen, solange sie nicht wirklich eingelöst sind, als im Umlaufe be­ findlich zu betrachten sind (KB. 13). Die Vorschrift legt den Schuldverschreibungsumlauf zu­ grunde ohne Rücksicht darauf, ob noch alle im Umlauf be­ findliche Schuldverschreibungen demselben Verband angehören, vgl. Anm. 2 zu 8 1 S . 28. So ist, wenn von 160000 M. 100000 M. gekündigt und dam it aus dem Verband au s­ geschieden sind, die Bekanntmachung erst nach Einlösung der 100000 M. zu erlassen, da der Umlauf sich erst dann auf 50000 M. erniedrigt (anders v. Zimm ermann S . 50). 2) Strafvorschrift § 22. Die Bekanntmachung muß unver­ züglich erfolgen. Unverzüglich ist nicht gleichbedeutend m it „so­ fort", bedeutet vielmehr „ohne schuldhaftes Zögern", § 121 BGB. Schuldhaft ist das Zögern, wenn es entweder vorsätzlich erfolgt oder wenn den Zögernden der Vorwurf der F ah r­ lässigkeit trifft. I n erster Linie hat der Schuldner durch seine Buchführung dafür zu sorgen, daß ein Sinken des Schuld­ verschreibungsumlaufs unter die bezeichnete Grenze alsbald

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Ges., betr. Rechte d. Besitzer v. Schuldverschreibungen.

zu seiner Kenntnis gelangt. Eine Versäumung dieser Pflicht kann bereits den Vorwurf der Fahrlässigkeit begründen. I m übrigen wird seine Verpflichtung, die Bekanntmachung zu be­ schleunigen, nach der Sachlage zu beurteilen sein. Steht eine Betätigung des Gläubigerverbandes in Frage, so ist ein strengerer Maßstab anzulegen, als wenn keine Betätigung zu erwarten ist. F ü r die vor dem Inkrafttreten des Gesetzes ausgegebenen Schuldverschreibungen ist die Bekanntmachung nur erforderlich, wenn der in Frage stehende F all nach dem Inkrafttreten des Gesetzes eingetreten ist. s) Maßgebend ist der Zeitpunkt der Bekanntmachung, nicht der Zeitpunkt, in welchem die Verminderung des Umlaufs eingetreten ist. B is zum Ablaufe des Tages, der auf den Tag folgt, an welchem das die Bekanntmachung enthaltende B latt erschienen ist, besteht der Verband (oder die Verbände, oben S. 28) fort, und ist ungehindert, sich durch Beschlüsse oder in anderer Weise zu betätigen. Von dem Zeitpunkt ab hört der Verband auf zu bestehen, und daraus folgt, daß auch alle diejenigen Beschlüsse m it diesem Zeitpunkt außer K raft treten, die zu ihrer fortdauernden Wirksamkeit den Be­ stand des Verbandes zur Voraussetzung haben. D as Gesetz erwähnt nur das Erlöschen des Amtes des Vertreters. Über die Wirkungen, welche das Erlöschen des Amtes des Ver­ treters auf einen von dem Verbände geführten Rechtsstreit hat, vgl. Anm. 6 zu 8 14 Abs. 4. Ebenso werden aber auch alle anderen von dem Verbände getroffenen Einrichtungen aufgehoben.

Die Berufung der Gläubigerversammlung. 88 3—5 enthalten hauptsächlich Vorschriften über die zur Berufung befugten Stellen, 88 6, 7 regeln die Berufung und die Bekanntmachung der Tagesordnung. a) 88 3 —5 enthalten zwingendes Recht, das weder einer Abänderung noch einer Erweiterung durch Bestimmungen in

Die Berufung der Gläubigerversammlung.

§ 2

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den Schuldverschreibungen fähig ist. D am it eine Versammlung im Sinne des § 1 Abs. 1 zustande kommt, muß die Berufung von einer durch das Gesetz als zuständig bezeichneten Stelle ausgegangen sein. Die Berufung der Versammlung kann ausgehen: 1. von dem Schuldner § 3 Abs. 1, 2, § 5 Abs. 2; 2. von Gläubigern oder einem der in §§ 14—17 genannten Vertreter auf gerichtliche Ermächtigung § 4 Abs. 1, vgl. § 6 Abs. 4; 3. von der Aufsichtsbehörde, welcher der Schuldner unterstellt ist, 8 5 Abs. 2. I m Falle des Konkurses des Schuldners erfolgt die Be­ rufung durch das Konkursgericht, § 18 Abs. 2. Die von einer nicht befugten Stelle einberufene Versammlung kann als Versammlung im Sinne des § 1 Abs. 1 nicht angesehen werden, und somit haben die. gefaßten Beschlüsse keine ver­ bindliche Kraft. I m übrigen sind Vorschriften über die Kosten der Berufung und Abhaltung einer Versammlung getroffen, § 3 Abs. 3, § 4 Abs. 3 Satz 2, s. a. § 35 Abs. 4 des Hypothekenbank­ gesetzes. D as gerichtliche Verfahren in betreff der Ermächtigung von Gläubigern oder des Vertreters zur Berufung der Ver­ sammlung regeln 8 4 und 8 5 Abs. 1. 8 5 Abs. 3 betrifft die Vertretung der Aufsichtsbehörde in der Versammlung. Zu 8 3 Abs. 2 vgl. 8 37 BGB., 8 254 Abs. 1 HGB., zu 8 4 vgl. 8 254 Abs. 3 HGB. b) 88 6, 7 enthalten gleichfalls zwingendes Recht. Indessen steht nichts im Wege, an die Form und Frist der Berufung und der Bekanntmachung noch weitere Anforderungen zu stellen. 8 6 ordnet die Form der Berufung der Versammlung, 8 7 die Bekanntmachung der Tagesordnung. Zu 8 6 vgl. 8 255 Abs. 1 HGB., zu 8 7 vgl. 8 256 Abs. 1, 2 HGB. Eine Verletzung der Vorschriften des 8 6 schließt das Z u ­ standekommen einer Versammlung aus, in der verbindliche Beschlüsse (8 1 Abs. 1) gefaßt werden können, eine Verletzung

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der Vorschriften des § 7 verhindert, daß ein verbindlicher Beschluß (§ 1 Abs. 1) zu der nicht ordnungsmäßig oder nicht von der zuständigen Stelle bekanntgemachten Tagesordnung gefaßt werden kann. Jedoch w ird m an wenigstens bei einer Zuwiderhandlung gegen § 7 Abs. 1 Satz 2 annehmen dürfen, daß diese Folge nicht eintritt, wenn die Einflußlostgkeit des Verstoßes auf die Beschlußfassung feststeht. Bei dem M angel einer dem § 271 HGB. entsprechenden Vorschrift kann der nichtige Beschluß auch nicht durch die Unterlassung einerrechtzeitigen Anfechtung gültig werden. Ohne A nhalt ist auch die Annahme von Merzbacher Anm. 1 zu § 7, daß die F rist des § 121 Abs. 2 BGB. entsprechende Anwendung zu finden habe, denn es handelt sich nicht um einen Zwiespalt zwischen Willen und Erklärung, sondern um einen M angel in den äußeren Voraussetzungen für die Verbindlichkeit eines Beschlusses. c) Über den O rt der Versammlung bestimmt das Gesetz nichts. E s ist deshalb zulässig, den O rt durch Festsetzung bei der Ausgabe der Schuldverschreibungen zu bestimmen. Auch durch Beschluß der Gläubigerversammlung wird ein O rt bestimmt werden können. Fehlt eS an einer solchen Bestimmung, so ist die Versammlung an den O rt des Wohn­ sitzes oder der Niederlassung des Schuldners, und wenn dieser O rt m it dem Orte der Ausstellung nicht identisch ist, an den O rt der Ausstellung zu berufen. Daß im Falle des § 4 das Amtsgericht den O rt bestimmen kann, nim m t Rieffer S. 76 ohne gesetzlichen A nhalt an.

§ 3 . Die Versammlung wird durch den Schuldner berufen1). Die Versammlung ist zu berufen2), wenn Gläubiger, deren Schuldverschreibungen zusammen den zwanzigster Teil des Gesamtbetrags der im Umlaufe befindlichen Schuldverschreibungen erreichen3), oder ein von der Gläubigerversammlung bestellter Vertreter der G läubigers

Die Berufung der Gläubigerversammlung.

§ 3.

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die Berufung schriftlichB) unter Angabe des Zweckes und der Gründe verlangen«). Die Kosten der Berufung und Abhaltung der Ver­ sammlung trägt, soweit nicht in diesem Gesetz ein anderes vorgeschrieben ist, der Schuldners. x) Die Vorschrift des Abs. 1 geht davon aus, daß der Schuldner regelmäßig die erste Veranlassung haben wird, sich m it den Gläubigern in s Benehmen zu setzen (Begr. 13). Daß Gesetz trifft nicht ausdrücklich Fürsorge für den F all, daß die Berufung durch den Schuldner aus irgendwelchen Gründen, z. B. weil der Schuldner flüchtig geworden ist, nicht vor­ genommen werden kann. Kann die Bestellung eines Pflegers (§ 1911 BGB.) für den Schuldner nicht erfolgen, so wird nichts anderes übrig bleiben, als daß die Gläubiger oder der Vertreter sich unm ittelbar nach Maßgabe des § 4 Abs. 1 an das Amtsgericht wenden, sofern nicht die Aufsichtsbehörde eingreifen kann, § 5. 2) Die Vorschrift des Abs. 2 findet auch auf die An­ kündigung von Gegenständen zur Beschlußfassung entsprechende Anwendung, § 7 Abs. 3. Die im 8 3 Abs. 2 dem Schuldner auferlegte Pflicht hat zur Voraussetzung, daß das Verlangen nach Berufung einer Versammlung in der vorgeschriebenen Weise gestellt wird. E in M angel in dieser Voraussetzung gibt dem Schuldner ohne weiteres das Recht zur Zurück­ weisung. Aber auch im übrigen ist die Vorschrift nicht so zu verstehen, daß ein ordnungsmäßig geäußertes Verlangen der M inderheit oder des Vertreters dem Schuldner unbedingt die Pflicht auferlegt, dem Verlangen nachzukommen, zumal ihm, wenn er dem Verlangen nachkommt, stets die Kosten auch einer überflüssigen Versammlung zur Last fallen, § 3 Abs. 3. Vielmehr kann er, wenn dem Verlangen ausreichende Gründe nicht zur Seite stehen (vgl. Anm. 2 zu 8 4), ohne pflichtwidrig zu handeln, die Berufung ablehnen, Gläubiger zwingen, eine Entscheidung des Amtsgerichts, die ihn wenig-

stens von der Kostenpflicht befreien kann, nach Maßgabe des § 4 Abs. 1, 3 herbeizuführen. Übereinstimmend Könige, Anm. 7, anders Merzbacher, Anm. 6, der auf § 226 BGB. verweist. F ü r den ähnlich liegenden F all des § 37 BGB. erkennt Staudinger, Anm. I I, 2 gleichfalls ein Recht zur Nachprüfung der Gründe an, während Komm. v. RGR-, Anm. 1 ein Recht auf Ablehnung nur bei mißbräuchlicher Antragstellung, Planck, Anm. 1 b, ein solches Recht über­ haupt nicht zuläßt. I m Falle des § 37 BGB. kommt aber die Frage der Kostenpflicht nicht in Betracht, während der Schuldner nach § 4 Abs. 1, 3 durch Erzwingung einer gerichtlichen Entscheidung sich von der Kostenpflicht befreien kann- Eine Klage der Gläubiger auf Berufung der Ver­ sammlung ist ausgeschlossen, es ist vielmehr gegenüber der Weigerung des Schuldners nur das im 8 4 vorgeschriebene Verfahren zugelassen; indessen wird es auch für statthaft zu erachten sein, daß, wenn der Geschäftsbetrieb des Schuldners unter staatlicher Aufsicht steht, die Aufsichtsbehörde ange­ gangen wird, vgl. § 5 Abs. 2. 3) Zu dem Verlangen sind nur Schuldverschreibungsbesitzer berechtigt. I s t das Gläubigerrecht nicht unbeschränkt, so gilt dasselbe, w as in Anm. 3 I I zu § 1 für diesen F all bezüglich der A usübung des Stimmrechts bemerkt ist. S teht dem Schuldner ein Pfandrecht an einer der in Betracht kommenden Schuldverschreibungen zu, so muß, selbst wenn im allgemeinen die Ausübung des Rechtes, die Berufung zu verlangen, dem Pfandgläubiger zuzusprechen sein sollte, doch in diesem Falle in entsprechender Anwendung des dem § 10 Abs. 4 zugrunde liegenden Gedankens dem Eigentümer das Recht unbeschränkt zustehen. Die Legitimation als Schuldoerschreibungsbesitzer ist dem Schuldner gegenüber gleichzeitig m it der Übermittelung des Verlangens zu führen. Die Vorlegung der Schuldver­ schreibungen zu fordern, ist der Schuldner nicht befugt, wenn ihm der Besitz in anderer zweifelsfreier Weise, z. V. durch Vorlegung eines Depotscheins, nachgewiesen wird. D as Gesetz

Die Berufung der Gläubigerversammlung.

§ 3.

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spricht von einer Vielzahl von Gläubigern. I s t aber der erforderliche Mindestbetrag von Schuldverschreibungen in der Hand eines G läubigers, so ist dieser auch allein zu dem Ver­ langen befugt. Der Mindestbetrag des Schuldverschreibungs­ besitzes, der zur Stellung des Antrages berechtigt, ist lediglich nach dem Nennwerte, nicht nach der Stückzahl der im Um­ laufe befindlichen (vgl. Anm. 1 zu § 2) Verschreibungen zu berechnen. F ü r die Beantwortung der Frage, ob der erforderliche Betrag erreicht ist, w ird es häufig den Gläubigern an zu­ verlässigen Unterlagen fehlen, da auch, wenn der Schuldner seine Bilanz bekanntzumachen hat, doch meist die Angaben nicht für die einzelnen G attungen von Schuldverschreibungen getrennt enthalten sein werden. Eine Auskunftspflicht des Schuldners besteht nicht (anders Merzbacher Anm. 3 zu § 3); § 1 1 Abs. 4 bezieht sich nur auf die in der Versammlung zu erteilende Auskunft- Die Gläubiger werden also auf eine ungefähre Schätzung angewiesen sein, und es ist dann Sache des Schuldners, einen nicht genügend unterstützten Antrag zurückzuweisen. 4) Vgl. § 14. Die Befugnis, das Verlangen zu stellen, ist neben der Befugnis aus § 15 die einzige Befugnis, die dem Vertreter kraft Gesetzes zusteht, die ihm also nicht au s­ drücklich erteilt zu werden braucht. Auch die in den §§ 16, 17 bezeichneten Vertreter der Gläubiger sind zur Stellung des Verlangens befugt, dagegen nicht der bei einer Hypotheken­ bank bestellte Treuhänder. ß) Hinsichtlich der Schriftform des A ntrags ist § 126 BGBentsprechend anwendbar. Danach ist eigenhändige Unter­ zeichnung durch Namensunterschrift oder m ittels gerichtlich oder notariell beglaubigten Handzeichens erforderlich. Unter­ zeichnung durch einen bloßen Schreibgehilfen genügt nicht (RG. Bd. 58 S . 387, I W . 1911 S . 4 4 2 3), dagegen reicht aus, wenn der bevollmächtigte Vertreter m it dem Namen oder der F irm a des Vertretenen unterschreibt (RG. Bd. 74

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Ges., betr. Rechte d. Besitzer v. Schuldverschreibungen.

S . 69; Bd. 81 S . 2). Unterschreibt der Vertreter seinen eigenen Namen, so muß das V ertretungsverhältnis aus der Urkunde irgendwie hervorgehen (RG. Bd. 80 S . 405). Der volle Fam iliennam e ist zu unterzeichnen, im Falle deß § 17 HGV. die F irm a (Komm. v. RG R. § 126 Anm. 3). Eine telegraphische Erklärung genügt der Schriftform nicht. 6) Der Angabe des Zweckes bedarf es m it Rücksicht auf die im 8 7 Abs. 1 vorgeschriebene Bekanntmachung. E s sind demnach die Gegenstände, über welche Beschluß gefaßt werden soll, ihrem wesentlichen In h a lte nach zu bezeichnen, § 7 Abs. 2Der Angabe der Gründe bedarf es insoweit, als klarzustellen ist, daß die Berufung die W ahrung der gemeinsamen Interessen der Schuldverschreibuugsbesitzer bezweckt. Eine F rist zur E in­ berufung der Versammlung braucht nicht gesetzt zu werden (Kammergericht, R IA . Bd. 13 S . 21). 7) Die Kosten werden als eine m it der Ausgabe der Schuld­ verschreibung verbundene Last betrachtet und sind deshalb grundsätzlich von dem Schuldner zu tragen, auch wenn die Versammlung nicht von dem Schuldner selbst berufen wird (Begr. 14), vgl. § 4 Abs. 1, § 5 Abs. 2- Über die An­ wendbarkeit des § 3 Abs. 3 im Konkurse des Schuldners vgl. Anm. 1 zu 8 18. Eine Ausnahme ist n u r im 8 4 Abs. 3 Satz 2 zugelassen.

8 4 . Wird einem nach § 3 Abs. 2 gestellten Verlangen nicht entsprochen*), so kann das Amtsgerichts, in dessen Bezirke der Schuldner seinen Wohnsitz oder seine gewerblicheNiederlassunghat^),dieAntragstellerermächtigen, die Versammlung zu berufen*). H at in dem Zeitpunkt, in welchem der Antrag gestellt werden soll, der Schuldner im Jnlan d e weder einen Wohnsitz noch eine gewerbliche Niederlassung, so ist das Amtsgericht zuständig, in dessen Bezirk er zuletzt seinen Wohnsitz oder seine gewerbliche Niederlassung gehabt hat.

Die Berufung der Gläubigerversammlung. § 4.

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Wird der Antrag von Gläubigern gestellt, so haben diese ihre Schuldverschreibungen bei der Reichsbank, bei einem Notar oder bei einer anderen durch die Landes­ regierung dazu für geeignet erklärten Stelle zu hinterlegen6). Wird die Ermächtigung zur Berufung der Gläubigerversammlung erteilt, so kann das Gericht zugleich über den Borsitz in der Versammlung Bestimmung treffen6). D as Gericht entscheidet darüber, ob die durch den Antrag sowie die durch die Berufung und Abhaltung der Ver­ sammlung entstehenden Kosten von den Antragstellern oder von dem Schuldner zu tragen sind7). Vor der Verfügung, durch welche über den Antrag auf Ermächtigung zur Berufung der Gläubigerversamm­ lung oder über die Tragung der Kosten entschieden wird, ist, soweit tunlich6), der Schuldner und, wenn ein Vertreter der Gläubiger bestellt ist6), auch dieser zu H ö r e n s . Gegen die Verfügung findet die sofortige Beschwerde statt11). 2) Der E rlaß einer Entscheidung nach Maßgabe des § 4 Abs. 1 Satz 1 hat zur Voraussetzung den Nachweis, daß ein Verlangen aus Berufung der Versammlung, welches allen Voraussetzungen des § 3 Abs. 2 genügt, von den A ntrag­ stellern an den Schuldner gestellt und von diesem zurück­ gewiesen oder doch nicht befolgt worden ist (Kammergericht R IA . Bd. 13 S . 21). Genügte daß an den Schuldner ge­ stellte Verlangen nicht den bezüglichen Voraussetzungen, so kann der M angel nicht m it dem Antrag aus gerichtliche E n t­ scheidung nachgeholt werden. Vielmehr bedarf es dann der Wiederholung des Verlangens an den Schuldner in ordnungs­ mäßiger Form . Dem Gerichte darf nur das an den Schuldner gestellte Verlangen zur Entscheidung unterbreitet werden. Eine Erweiterung hinsichtlich der Gegenstände, über welche die Beschlußfassung erfolgen soll, ist unzulässig, erfordert viel­ mehr ein erneutes Vorgehen (Kammergericht R IA . Bd. 13 Göppert-Trendelenburg, Schuldverschreibungen. 2. Aufl. 4

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S. 101). Die Angabe der Gründe kann dagegen mit Rück­ sicht auf die Ablehnung des Schuldners Ergänzungen erfahren. Bon der vorherigen Stellung eines Verlangens an den Schuldner wird aber dann abgesehen werden dürfen, wenn der Schuldner nicht erreichbar ist, s. oben Anm. 1 zu § 8. 2) Das V e r f a h r e n auf den Antrag gehört zu den durch Reichsgesetz den Gerichten übertragenen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit und regelt sich daher, insoweit im § 4 und im 8 5 Abs. 1 nichts bestimmt ist, nach den Vor­ schriften des 1. und 11. Abschnitts des GFG. Wie das Wort „kann" zum Ausdrucke bringt, ist das Amtsgericht nicht unbedingt zur Erteilung der Ermächtigung verpflichtet, sobald den zunächst zu prüfenden formellen Vor­ aussetzungen (vgl. Anm. 1) genügt ist, vielmehr hat eS weiter zu prüfen, ob die angeführten Gründe die Berufung der Versammlung rechtfertigen und hat nach pflichtmäßigem Er­ messen unter Würdigung aller Umstände zu entscheiden (Begr. 14), vgl. Denkschrift zum Entw. eines HGB. S. 144 zu § 249. Dabei ist in erster Linie zu prüfen, ob der mit dem Antrag erstrebte Zweck dahin geht, in einer von dem Gesetze zugelassenen Weise die gemeinsamen Interessen der Gläubiger zu wahren, ob also insbesondere nicht die Förderung von Sonderinteressen, die Schädigung des Schuldners, oder sonst unlautere Zwecke verfolgt werden- Der Antrag kann aber nicht schon dann abgelehnt werden, wenn das Gericht nur mit der Möglichkeit rechnet, daß vielleicht Sonderintereffen verfolgt werden, vielmehr müssen solche unlautere Absichten dann positiv als vorliegend festgestellt werden (Kammergericht, R IA . Bd. 13 S. 21). Dagegen ist es auch hier (vgl. Anm. 6b zu § 1 @. 39) nicht Sache des Gerichts, festzustellen, ob der erstrebte Zweck wirklich eine Förderung des gemeinschaftlichen Interesses dar­ stellt, und von dieser Feststellung die Erteilung der Ermäch­ tigung abhängig zu machen (v. Zimmermann, S. 66, Kammer­ gericht, R IA . Bd. 13 S. 21).

Die Berufung der Gläubigerversammlung

§

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8) S ind die Orte des Wohnsitzes und der gewerblichen Niederlassung in verschiedenen Gerichtsbezirken des In la n d e s belegen, so ist jedes der betreffenden Gerichte zuständig. Die Zuständigkeit mehrerer Gerichte kann auch eintreten, wenn der Schuldner mehrere Zweigniederlassungen im Jnlan d e be­ sitzt, während sich seine Hauptniederlassung im Ausland be­ findet (Begr. 14). Unter mehreren zuständigen Gerichten ge­ bührt demjenigen der Vorzug, welches zuerst m it der Sache befaßt worden ist, § 4 GFG4) Die Verfügung auf den Antrag ist, wenn der A ntrag ab­ gelehnt wird, n u r den Antragstellern, wenn die Ermächtigung zur Berufung der Versammlung erteilt wird, auch dem Schuldner zuzustellen, § 16 G FG ., § 4 Abs. 4. Erfolgt die Berufung der Versammlung auf G rund der Ermächtigung, so ist bei der Be­ rufung auf die Ermächtigung Bezug zu nehmen, § 6 Abs. 3. 6) Die Hinterlegung hat nur den Zweck, die Berechtigung der Antragsteller darzutun; sie ist dem Gerichte bei der Stellung des A ntrags durch Vorlegung einer Bescheinigung nachzuweisen (Begr. 14). Vgl. im übrigen über die Hinter­ legung Anm. 7 zu 8 10 Abs. 2- I n betreff der Berechtigung zur Stellung des A ntrags, wenn das Gläubigerrecht aus dem P apier nicht unbeschränkt ist, vgl. Anm. 3 zu 8 3 S . 46. I s t der Antragsteller ein Gläubiger, an dessen Schuldver­ schreibung dem Schuldner ein Pfandrecht oder ein Zurück­ behaltungsrecht zusteht, so hat 8 10 Abs. 4 Satz 2 entsprechende Anwendung zu finden. Daß nu r Gläubiger, nicht aber der bestellte Vertreter die Hinterlegungspflicht haben, ist in der Reichstagskommission ausdrücklich anerkannt worden (KB. 8). DaS Gesetz hat davon Abstand genommen, im Anschluß an 8 266 Abs. 4 und 8 269 Abs. 3, 5 HGB. den Antragstellern die Verpflichtung zu einer Sicherheitsleistung oder eine ver­ schärfte Verantwortlichkeit für die dem Schuldner etwa aus der Berufung erwachsenden Nachteile aufzuerlegen. Insow eit die Vorschriften des Gesetzes dem Schuldner nicht ausreichenden Schutz gegen einen Mißbrauch des im 8 4 Abs. 1 bezeichneten

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Ges., betr. Rechte d. Besitzer v. Schuldverschreibungen.

Rechtes gewähren, bietet ihm § 826 BGB. eine Handhabe, um bei einer durch grundlose Berufung einer Versammlung ihm vorsätzlich zugefügten Schädigung die Antragsteller zur V erantwortung zu ziehen (Begr. 15). Eine Pflicht der Notare zur Annahme der Hinterlegung wird übrigens durch die Vorschrift nicht begründet. Wegen der Bestimmung von Hinterlegungsstellen durch die Landes­ regierung vgl. § 10 Anm. 6. 6) Wie Begr. 14 hervorhebt, ist zur Leitung der Ver­ sammlung nicht ohne weiteres derjenige berechtigt, welcher die Berufung veranlaßt hat; die Versammlung ist vielmehr stets in der Lage, einen Vorsitzenden aus ihrer M itte zu wählen. Von der Befugnis, über den Vorsitz in der Ver­ sammlung Bestimmung zu treffen, wird das Gericht in der Regel n u r Gebrauch zu machen haben, wenn der Antrag von Gläubigern gestellt ist. Bei der Ausw ahl der Persönlichkeit ist das Gericht gänzlich freigestellt; es ist nicht ausgeschlossen, daß ein unbeteiligter D ritter bestellt wird. 7) Nach dem Entw ürfe sollte der Vertreter der Gläubiger befugt sein, die Versammlung selbständig auf Kosten des Schuldners zu berufen. Die Vorschrift des Abs. 3 Satz 2 bezog sich daher n u r auf Gläubiger, die von dem A ntrags­ rechte Gebrauch machten. Die Reichstagskommission hat dem Vertreter die selbständige Befugnis genommen und ihm gleichfalls nur ein Antragsrecht gegeben, § 3 Abs. 2 (KB. 7). Die Frage, ob nunmehr § 4 Abs. 3 Satz 2 auch auf den Vertreter Anwendung zu finden habe, wurde nicht erwogen, ist aber zu verneinen. Die Vorschrift findet daher, wie u r­ sprünglich beabsichtigt, nur Anwendung, wenn der Antrag von Gläubigern gestellt wird. Begr. 15 bemerkt: „Dem Schuldner auch in den hierher gehörigen Fällen die Kosten ohne weiteres zur Last zu legen, würde unbillig sein. Die Entscheidung über die Kosten kann m it derjenigen über den Antrag selbst verbunden werden, das Gericht ist aber auch nicht gehindert, sie bis nach Abhaltung der Gläubigerver-

Die Berufung der Gläubigerversammlung. § 4.

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sammlung auszusetzen." Die Kosten des Antrags können dem Schuldner selbstverständlich nur dann zur Last gelegt werden, wenn die Ermächtigung erteilt wird, andernfalls tragen die Kosten stets die Antragsteller. Über die Kosten des Antrags und der Versammlung wird in der Regel in dem nämlichen Sinne zu entscheiden sein. Bei der Entscheidung ist daran festzuhalten, daß die Kosten einer Versammlung grundsätzlich dem Schuldner zur Last fallen, auch wenn er die Versammlung nicht aus eigenem Antriebe beruft, Anm. 7 zu § 3, und daß er also nur unter besonderen Umständen, wie etwa bei völlig zweckloser oder unzeitiger Berufung, billigerweise von dieser Pflicht entbunden werden kann. Liegen solche Umstände schon bei der Stellung des Antrags zutage, so wird die Ermächtigung versagt werden. Sie können sich aber auch erst bei der Abhaltung der Versammlung heraus­ stellen. Es wird daher, wenn die Grundlosigkeit der Weigerung des Schuldners nicht ohne weiteres erhellt, die Entscheidung über die Kosten zweckmäßig bis nach Abhaltung der Ver­ sammlung auszusetzen sein- Werden die Kosten den Gläubigern auferlegt, so haftet der Schuldner auch nicht subsidiär, wie andererseits auch die Gläubiger nicht subsidiär haften, wenn dem Schuldner die Kosten zur Last fallen. Ein anderes kann nur bezüglich der Gerichtskosten gelten, vgl. § 1 b. preuß. Gerichtskostenges, v. 25. J u li 1910 (GS. 184). Die Entscheidung über die Kosten kann selbständig mit der so­ fortigen Beschwerde angefochten werden, § 4 Abs. 4 Satz 2. 8) Die Worte „soweit tunlich" sollen dem Falle Rechnung tragen, daß der Schuldner nicht erreichbar oder seine An­ hörung nicht möglich ist. Hat der Schuldner einen Wohnsitz oder eine gewerbliche Niederlassung im Inlands nicht mehr, so schließt dies die Pflicht, ihn zu hören, nicht aus. 9) Nur ein nach Maßgabe des § 14 bestellter Vertreter, vgl. 8 16 Abs. 2. 10) S. auch § 5 Abs. 1. u ) Die sofortige Beschwerde ist sowohl gegen die Ent-

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scheidung über den Antrag auf Berufung der Versammlung, wie gegen die Entscheidung über die Kosten, aber auch n u r gegen diese, zulässig. Sow eit Bestimmung über den Vorsitz in der Versammlung getroffen ist, wird auch die einfache Beschwerde nicht zulässig sein, da ein „Recht" auf den Vor­ sitz nicht besteht, § 20 GFG. Über die sofortige Beschwerde s. §§ 20 bis 26 G FG . Nach § 23 G FG . kann die Beschwerde auf neue Tatsachen und Beweise gestützt werden. Wird Beschwerde gegen die Ver­ sagung der Ermächtigung geführt, so kann eS sich n ur um eine Ergänzung der Gründe handeln, welche die Berufung der Versammlung zu dem in dem Antrage bezeichneten Zwecke angezeigt erscheinen lassen. Die Anführung eines neuen Zweckes ist unstatthaft. Die Entscheidung über die Beschwerde erfolgt durch eine Zivilkammer der Landgerichte, da die frag­ lichen Angelegenheiten als „Handelssachen" (§ 30 Abs. 1 Satz 2, 88125 ff. G FG .) nicht anzusehen sind (Könige Anm. 11; Schlegelberger § 30 Anm. 1; Kammergericht, R IA . Bd. 12 S . 78). Gegen die Entscheidung des Beschwerdegerichts ist die sofortige weitere Beschwerde gegeben, wenn die E n t­ scheidung auf einer Gesetzesverletzung beruht. Vgl. §§ 27 bis 29, 199 G FG . Über die sofortige weitere Beschwerde entscheidet in Preußen das Kammergericht (Art. 7 G FG . v. 21. Sept. 1899, G S. 249), in Bayern das oberste Landes­ gericht (Art. 167 Nr. X II d. AG.BGB.). I m Falle des § 28 G FG . entscheidet über die weitere Beschwerde das Reichsgericht. Als Verletzung des Gesetzes kann auch gerügt werden, daß das Veschwerdegericht bei Ausübung des richter­ lichen Ermeffens (vgl. Anm. 2) von falschen rechtlichen Ge­ sichtspunkten ausgegangen ist, Kammergericht, R IA . Bd. 1 S. 4. W ird gegen eine die Ermächtigung erteilende Verfügung die Beschwerde eingelegt, so hindert dies die Einberufung oder Abhaltung der Versammlung nicht, es sei denn, daß das Amtsgericht oder das Beschwerdegericht ein anderes an­ ordnen, 8 24 Abs. 2, 3 GFG- Dies gilt selbst für den Fall,

Die Berufung der Gläubigerversammlung. § 6.

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daß die Verfügung von dem Beschwerdegericht aufgehoben wird, 8 26 G IG . Wird die Versammlung nach dem Ein­ tritte der Rechtswirksamkeit einer die erstinstanzliche Ermäch­ tigung aufhebenden Entscheidung abgehalten, so haben die gefaßten Beschlüsse keine verbindliche Kraft; das gleiche gilt, wenn die Aussetzung der Vollziehung der amtsgerichtlichen Ermächtigung angeordnet war, oder das Beschwerdegericht die sofortige Wirksamkeit seiner aufhebenden Entscheidung an­ geordnet hatte. Anderenfalls wird, wenn die Ermächtigung des Amtsgerichts erst nach Abhaltung der Versammlung rechts­ wirksam aufgehoben wird, die verbindliche Kraft der in der rechtmäßig einberufenen Versammlung gefaßten Beschlüsse nicht in Frage gestellt. Die Entscheidung über die Beschwerde ist vielmehr nur noch wegen der Kosten von Bedeutung.

g 5. Steht der Geschäftsbetrieb des Schuldners unter staatlicher Aufsicht1), so hat das Gericht vor der im 8 4 Abs. 4 bezeichneten Verfügung auch die Aufsichtsbehörde zu Hörens. Die Aufsichtsbehörde kann die Gläubigerversammlung auf Kosten des Schuldners berufen3) oder die Berufung durch den Schuldner anordnen*). S ie hat das Recht, einen Vertreter in die Versammlung zu entsenden6). x) Gedacht ist wohl nur an die von einer inländischen Behörde geübte Staatsaufsicht. Die Aufsicht muß sich auf den ganzen Geschäftsbetrieb des Schuldners erstrecken, eine staatliche Überwachung lediglich der technischen Seite des Be­ triebs» wie sie z. V. in Preußen auf Grund des Berggesetzes v. 24. J u n i 1865, 88 65 ff. von der Bergbehörde geübt wird, kommt hier nicht in Betracht, vgl. Merzbacher Anm. 1 zu 8 5. Die Begr. 15 erwähnt Hypothekenbanken (88 3, 4 d. Hypothekenbankges. v. 13. J u li 1899, RGBl. S. 375) und Privateisenbahnen (vgl. z. B. 8 46 d. preuß. Ges. über die

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Eisenbahnunternehmungen v. 3. Nov. 1838 und § 22 d. preuß. Ges. über Kleinbahnen und Privatanschlußbahnen v. 28. J u l i 1892, G S. 225). Ferner sind zu nennen die A us­ w anderungsunternehmer (§ 21 d. Reichsges. über das A us­ wanderungswesen v. 9. J u n i 1897, RGBl. S. 463), die Kolonialgesellschasten, welchen durch Beschluß des B undesrats die Fähigkeit beigelegt ist, unter ihrem Namen Rechte zu er­ werben, vor Gericht klagen und verklagt zu werden (88 H , 13 d. Schutzgebietsges., in der Fassung der Bekanntmachung v. 10. Sept. 1900, RGBl. S . 812). a) Die Aufsichtsbehörde ist auch zu hören, wenü es sich nur um die Ankündigung von Gegenständen zur Beschlußfassung handelt, 8 7 Abs. 3. S. aber 8 18 Abs. 6. 3) Nach den Vorschriften des 8 6. Ebenso kann sie Gegen­ stände zur Beschlußfassung in einer bereits einberufenen Ver­ sammlung ankündigen, 8 7 Abs. 3. D as Recht, über den Vor­ sitz in der Versammlung Bestimmung zu treffen, steht ihr nicht zu. S . auch 8 18 Abs. 4, 6. 4) Ebenso kann sie dem Schuldner die Ankündigung von Gegenständen zur Beschlußfassung aufgeben, 8 7 Abs. 3. 5) D. H. nicht nur in die auf ihre Veranlassung berufene Versammlung, sondern in jede Versammlung. E s ist Sache der Aufsichtsbehörde, die erforderlichen Anordnungen zu treffen, daß jede Berufung einer Versammlung zu ihrer Kenntnis gelangt. Über die Befugnisse des Vertreters in der Ver­ sammlung ist nichts bestimmt. Jedenfalls ist er berechtigt, die Anträge der Aufsichtsbehörde zu stellen und zu vertreten und auch sonst das W ort zu verlangen, um den Standpunkt der Aufsichtsbehörde zur Geltung zu bringen, s. 8 13. Irg e n d ­ welche Befugnisse hinsichtlich der Leitung der Versammlung oder Überwachungsbefugniffe stehen ihm nicht zu. Daß die Aufsichtsbehörde auch mehrere Vertreter in die Versammlung entsendet, dürfte unter allen Umständen zulässig sein. Die durch die Entsendung des Kommissars erwachsenden Kosten sind nicht Kosten der Versammlung im Sinne des 8 3 Abs. 3

und deS § 4 Abf. 3 Satz 2, gehören vielmehr zu den Kosten der Aufsicht, welche demjenigen zur Last fallen, der die Kosten der Aufsicht zu tragen hat, vgl. § 4 Abs. 3 d. Hypothekenbankges. v. 13. J u li 1899.

8 tt. Die Berufung der Gläubigeroersammlung erfolgt durch mindestens zweimalige Bekanntmachung') im Deutschen Reichsanzciger und in den sonstigen B lättern, durch welche für den Bezirk des im § 4 bezeichneten Ge­ richts s) die Eintragungen in das Handelsregister bekannt­ gemacht werben8). An die Stelle der letzteren B lätter treten, wenn der Schuldner eine Aktiengesellschaft, eine Kommanditgesellschaft auf Aktien, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder eine eingetragene Genossenschaft ist, die für die Veröffentlichungen der Gesellschaft oder der Genossenschaft bestimmten B lätter4). Die Frist zwischen der letzten Bekanntmachung und dem Tage der Versammlung ist so zu bemessen, daß mindestens zwei Wochen für die im § 10 Abs. 2 vor­ gesehene Hinterlegung der Schuldverschreibungen frei bleiben8). I n dem Falle des § 4 muß bei der Berufung auf die gerichtliche Ermächtigung Bezug genommen werden8). ') Eine Bekanntmachung gilt mit dem Ablaufe des Tages als bewirkt, an welchem das letzte der die Bekanntmachung enthaltenden Blätter erschienen ist, § 10 Abs. 2 HGB. Über die Abstände, in welchen die Bekanntmachungen zu bewirken sind, ist nichts vorgeschrieben. Über den In halt der Bekanntmachung finden sich Vor­ schriften nur in § 6 Abs. 3 und § 7 Abs. 1. Beide Bekannt­ machungen müssen aber enthalten die Angabe des Ortes und der Zeit der Versammlung, die genaue Bezeichnung der Gattung von Schuldverschreibungen, deren Besitzer zur Ber-

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Ges., betr. Rechte d. Besitzer v. Schuldverschreibungen.

sammlung berufen werden, sowie die Bezeichnung des Einberuferö, gegebenenfalls mit dem im 8 6 Abs. 3 vorge­ schriebenen Zusatze. Wird der Zweck der Versammlung nicht gleichzeitig bekanntgemacht, § 7 Abs. 1, so wird auf die spätere Bekanntmachung zu verweisen sein. Ein Hinweis auf die im § 10 Abs. 2 vorgeschriebene Hinterlegung ist nicht unerläßlich, aber zweckmäßig, s. aber § 18 Abs. 5 und Anm. 10 dazu. 2) Hat der Schuldner Wohnsitz oder gewerbliche Niederlassung an verschiedenen Orten (vgl. Anm. 3 zu § 4) und sind des­ halb mehrere Registergerichte zu berücksichtigen, so hat die Veröffentlichung in den Blättern sämtlicher Gerichte zu er­ folgen (Begr. 16). Hat er weder Wohnsitz noch gewerbliche Niederlassung mehr im Jnlande, so kommen nur die Blätter desjenigen Registergerichts in Betracht, bei dem zuletzt eine Zuständigkeit begründet war. 3) Vgl. § 11 HGB. 4) Vgl. bez. d. Aktienges. § 182 Abs. 3 HGB., bez. der Kommanditges. a. A. § 220 Abs. 3, § 182 Abs. 3 HGB., bez. der Genossenschaften § 6 Nt. 4 fc. Ges., betr. die Erwerbs­ und Wirtschaftsgenossenschaften. Bei den Gesellschaften m. b. H. ist im § 10 Abs. 3 d. Ges., betr. die Gesellschaften m. b. H., die Bestimmung der Blätter durch den Gesellschaftsvertrag nur zugelassen. Fehlt e§ an einer solchen Bestimmung, so hat die Bekanntmachung in den nach § 11 HGB. von dem Registergerichte bestimmten Blättern zu erfolgen, vgl. § 30 Abs. 2 1. c. 6) Da die Hinterlegung spätestens am zweiten Tage vor der Versammlung bewirkt sein muß, § 10 Abs. 2, und der Tag, an welchem das letzte der die Bekanntmachung ent­ haltenden Blätter erschienen ist, in die Frist nicht eingerechnet wird (vgl. Anm. 1), so darf die Versammlung erst am 16. Tage nach diesem Tage stattfinden. Die Versammlung darf aber erst am 17. Tage stattfinden, wenn der 14. Tag ein Sonntag oder ein allgemeiner Feiertag ist, § 193 BGB., vgl. Planck,

Anm. 1 zu 8 193 BGB., zust. Stenglein, § 6 Anm. 3. Anders Merzbacher Anm. 4 zu § 6. Die Frage kann besonders bei der nachträglichen Ankündigung von Gegenständen zur Be­ schlußfassung praktisch werden, § 7 Abs. 2, 3. 6) D. H. wenn die Berufung auf Ermächtigung des Ge­ richts durch Gläubiger oder die in §§ 14—17 genannten Vertreter erfolgt, da anderenfalls nicht ersichtlich ist, daß eine ordnungsmäßige Berufung vorliegt, auf Grund deren eine gültige Versammlung stattfinden kann.

§ 7 . D er Zweck der Versam m lung soll bei der B e­ rufung bekanntgemacht w erben1). Jed em G läubiger ist auf V erlangen eine Abschrift der A nträge zu erteilen2). Über Gegenstände, die nicht gemäß § 6 Abs. 1, 2 ihrem wesentlichen I n h a lte nach angekündigt sind, können B e­ schlüsse nicht gefaßt w erden2). D ie Vorschriften der §§ 3, 4, des § 5 Abs. 1, 2 und des § 6 Abs. 3 finden auf die Ankündigung von Gegen­ ständen zur Beschlußfassung einer Versam mlung ent­ sprechende Anwendung*). *) Der Zweck der Versammlung kann sowohl in der Be­

schlußfassung über bestimmte Gegenstände (vgl. Abs. 2), wie in Verhandlungen ohne Beschlußfassung, M itteilungen usw. bestehen. Bei der Bekanntgabe handelt es sich um Angabe der Tagesordnung, nicht des wirtschaftlichen Zweckes der Versammlung. Soll die Zahlungseinstellung oder der Konkurs abgewendet werden, so braucht dieser wirtschaftliche Zweck nicht veröffentlicht zu werden (RG. Bd. 75 S- 268). Die Vorschrift des Satz 1 ist nur eine Ordnungsvorschrift, deren Verletzung auf die Gültigkeit der Berufung an sich ohne E in ­ fluß ist. S oll aber eine Beschlußfassung in der Versammlung stattfinden, so muß die Bekanntmachung der Gegenstände jedenfalls in der im 8 6 bestimmten F orm und F rist nach­ geholt werden, 8 7 Abs. 2.

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2) D. H. der Anträge, welche in der Versammlung gestellt werden sollen. D a die Gegenstände, über welche Beschluß gefaßt werden soll, nu r ihrem wesentlichen In h a lte nach an­ gekündigt werden, so bezweckt die Vorschrift, es den Gläubigern zu ermöglichen, auch im einzelnen die Absicht des Einberufers kennen zu lernen, um sich danach vorzubereiten. Der Gläubiger muß sich als solcher legitimieren- D as Recht, Abschriften zu verlangen, wird man auch den Vertretern der Gläubiger (88 14ff.) zugestehen müssen (Könige Anm. 2). Verpflichtet zur M itteilung ist der Einberufer der Versammlung; dies gilt für den Schuldner auch, wenn er auf Verlangen von Gläubigern, des Vertreters oder der Aufsichtsbehörde, 8 3 Abs. 2, 8 5 Abs. 2, die Versammlung beruft. Auch die Aufsichtsbehörde trifft die Pflicht, roemt sie die Versammlung beruft, 8 5 Abs. 2. S ind Gläubiger die Einberufer, so ist jeder einzelne von ihnen zur M itteilung verpflichtet, 8 4 Abs. 1. Die Verpflichtung des Gerichts, Abschriften der zu seinen Akten gelangten Anträge zu erteilen, regelt sich nach 8 34 GFG. Die Kosten der gemäß 8 7 erteilten Abschriften (Schreibkosten und P orto) gehören zu den Kosten der Versammlung, auf welche 8 3 Abs. 3 und 8 4 Abs. 3 Satz 2 Anwendung finden. I n betreff des Konkurses vgl. 8 18 Abs. 2 und Anm. 1 dazu. 8) Die Ankündigung soll nicht wörtlich die Anträge ent­ halten, welche beabsichtigt sind, da anderenfalls nur über diese Anträge Beschluß gefaßt werden könnte und bei jedem Abänderungsantrage Zweifel entstehen müßten, ob es nicht der Berufung einer neuen Versammlung bedarf. Vielmehr soll n u r der Gegenstand der beabsichtigten Anträge so klar be­ zeichnet werden, daß die Tragweite der Beschlüsse, welche die Versammlung über diesen Gegenstand fassen kann, außer Zweifel steht (RG. Bd. 75 S . 268 und Urteil v. 18. Nov. 1914 — III. 235/14 —). Inn erh alb des so be­ zeichneten Rahmens können dann beliebig Anträge gestellt werden. Die Gegenstände müssen, wenn sie nicht schon in den Bekanntmachungen betr. die Berufung angegeben find,

Die Berufung der Gläubigerversammlung. § 7.

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in derselben Form und in derselben Frist vor der Versammlung bekanntgegeben werden. I s t dies versäumt, so kann in dieser Versammlung kein Beschluß gefaßt werden. Siehe auch Abs. 3. Auf diese Weise ist jedem Gläubiger die Möglichkeit gesichert, noch nach der Bekanntmachung der Tagesordnung die M aß­ nahmen zu treffen, welche ihm das Recht zur Teilnahme an der Versammlung geben, § 10 Abs. 2, § 18 Abs. 5. 4) Abs. 3 hat den F all im Auge, daß die Tagesordnung einer bereits einberufenen Versammlung nachträglich bekannt­ gegeben oder erweitert werden soll. Dies ist nur tunlich, wenn genügend Zeit verbleibt, um die im Abs. 2 vorgeschriebene zweimalige Bekanntmachung noch zwei Wochen vor dem Tage, bis zu welchem die Hinterlegung erfolgt sein muß (§ 10 Abs. 2), bewirken zu können. Befugt zur Bekanntmachung weiterer Gegenstände ist, gleichgültig, ob die Versammlung durch den Schuldner, durch Gläubiger, den Vertreter oder die Aufsichts­ behörde einberufen ist, der Schuldner (§ 3 Abs. 1) und die Aufsichtsbehörde (§ 5 Abs. 2), welche letztere auch dem Schuldner die Bekanntmachung weiterer Gegenstände aufgeben kann. Ebenso können Gläubiger oder ein bestellter Vertreter nach Maßgabe der Vorschriften des § 3 Abs. 2 von dem Schuldner die Bekanntmachung weiterer Gegenstände zur Beschlußfassung in einer, gleichviel von wem, einberufenen Versammlung verlangen und, falls dem Verlangen nicht stattgegeben wird, in dem Verfahren gemäß § 4 die gericht­ liche Ermächtigung zur Bekanntmachung betreiben. Erfolgt die Bekanntmachung auf die gerichtliche Ermächtigung, so muß in der Bekanntmachung auf die gerichtliche Ermächtigung Bezug genommen werden. Anderenfalls hat die Bekannt­ machung keine Wirkung, § 6 Abs. 3. Die Kosten einer solchen Bekanntmachung sind stets vom Schuldner zu tragen, es fei denn, daß in dem Verfahren gemäß § 4 von dem Gericht ein anderes bestimmt ist, § 4 Abs. 3 Satz 2. I n betreff des Konkurses vgl. § 18 Abs. 2—4.

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Die Abhaltung der Gläubtgerversammlung. § 8 schreibt die Aufstellung einer Anwesenheitsliste in der Versammlung vor, § 9 regelt die Beurkundung der Beschlüsse, § 10 bestimmt, daß im allgemeinen für die Fassung von Beschlüssen die absolute Mehrheit erforderlich ist, soweit nicht für gewisse Fälle besondere Bestimmungen gelten, § 11 Abs. 2, § 14 Abs. 2, 3, 6, und regelt die Voraussetzungen der A us­ übung des Stimmrechts. Besondere Erfordernisse hinsichtlich der Beschlußfähigkeit sind, abgesehen von den in 8 11 Abs. 2, § 14 Abs. 2, 3, 6, § 16 Abs. 3 bezeichneten Fällen, wo es sich um Eingriffe in die Rechte der einzelnen Gläubiger handelt, nicht aufgestellt, um das Zustandekommen von Be­ schlüssen nicht übermäßig zu erschweren (Begr. 17). Z u § 8 vgl. § 258 HGB., zu 8 9 8 259 HGB., zu 8 10 8 252 HGB. Die W ahrung der in den 88 8 —10 vorgeschriebenen Formen ist unabänderliche Voraussetzung für das Zustandekommen eines Beschlusses, der im Sinne des 8 1 Abs. 1 verbindliche K raft für alle Gläubiger haben soll, aber auch nur für diese Beschlüsse; die Vorsitzendenwahl, Beschlüsse über die Geschäfts­ ordnung, Entscheidungen bei Zweifeln über die Berechtigung zur Ausübung des Stimmrechts sind an diese Voraussetzungen nicht gebunden. Über den Vorsitz in der Versammlung trifft das Gesetz nur in 8 4 Abs. 3 Satz 1 und 8 18 Abs. 2 Bestimmung. I n anderen Fällen muß der Etnberufer der Versammlung, also im Falle des 8 3 Abs. 1 der Schuldner, im Falle des 8 4 einer der Gläubiger oder Vertreter der Gläubiger, im Falle des 8 5 Abs. 2 der Vertreter der Aufsichtsbehörde den Vor­ sitz übernehmen, unbeschadet des Rechtes der Versammlung, eine beliebige andere Person zum Vorsitzenden zu wählen. Über die Geschäftsordnung beschließt die Versammlung. E s wird hier ebenso wie im Aktienrechte (RG. Bd. 36 S . 26) anzunehmen sein, daß vor der Beschlußfassung die Möglichkeit einer Diskussion gewährt werden muß. Die Versammlung

Die Abhaltung der Gläubigerversammlung.

§ 8.

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ist zwar berechtigt, der Diskussion gewisse Grenzen zu ziehen, die Grenzen dürfen aber nicht so eng gesteckt werden, daß eine sachgemäße Erörterung unmöglich gemacht wird. I m Zweifel ist die herkömmliche Form parlamentarischer Verhandlungen zu wahren. Vgl. Staub Anm. 13 ff. zu § 256 HGB. Die Art der Abstimmung, ob geheim oder namentlich usw. ist in allen Fällen der Versammlung überlassen. I n der Regel wird wohl das bei den Aktiengesellschaften übliche Verfahren be­ obachtet werden (KB. 12). Bilden Schuldverschreibungen desselben Schuldners ver­ schiedene Verbände (vgl. Anm. 2 zu 8 1 S. 19, 28), so ist Gemeinsamkeit der Versammlungen und Beratungen nicht ausgeschlossen. Die Abstimmungen und Beschlüsse sind aber von jeder Gattung gesondert zu tätigen (KB. 5).

8 8 . Bei dem Beginne der Versammlung *) ist ein Verzeichnis der erschienenen Gläubigers oder Vertreter von Gläubigern2) mit Angabe ihres Namens und Wohn­ orts sowie des Betrags der von jedem vertretenen Schuld­ verschreibungen^) aufzustellen^). D as Verzeichnis ist so­ fort nach der Aufstellung, spätestens aber vor der ersten Abstimmung zur Einsicht aufzulegen2); es ist von dem Vorsitzenden zu unterzeichnen. *) Es muß demnach sofort bei der Eröffnung der Ver­ sammlung mit der Aufstellung begonnen werden (anders § 256 HGB ), doch ist eS nicht ausgeschlossen, daß vor der Fertigstellung die Verhandlung begonnen wird, sofern dies tunlich ist, vgl. Satz 2. Wer bei der Aufstellung des Verzeichnisses nicht zugegen war, kann seine nachträgliche Aufnahme verlangen, jedoch wird zu vermerken sein, nach der wievielten Abstimmung die Eintragung erst erfolgt ist. Wer sich entfernt, braucht nicht gelöscht zu werden. 2) Oder der zur Ausübung des Stimmrechts aus der Schuld--

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Verschreibung berechtigten Personen, vgl- Anm. 3 zu 8 1 S . 30. Die P rüfung der Stimmberechtigung muß bei der Anmeldung zum Verzeichnisse geschehen. Sow eit der Nachweis der S tim m ­ berechtigung m ittels der Schuldverschreibung geführt werden kann, hat die Hinterlegungsbescheinigung das Erforderliche zu enthalten, vgl. unten Anm. 4 und Anm- 7 zu 8 10. I s t zur Ausübung des Stimmrechts der Nachweis eines Rechtes an der Schuldverschreibung oder der Zustimmung eines anderen erforderlich, vgl. Anm. 3 I I zu 8 1, so ist dieser Nachweis bei der Aufnahme zu erbringen. S. auch Anm. 5 a. E. ®) Beruht die Vertretungsmacht auf Vollmacht des Stim m ­ berechtigten, 8 167 Abs. 1 B G B , so ist die Vollmachtsurkunde, 8 172 BGB., vorzulegen, vgl. 8 10 Abs. 3. Wenn die Voll­ machtsurkunde zurückverlangt w ird, w as bei dem M angel einer dem 8 252 Abs. 2 Satz 2 Halbs. 2 HGB. entsprechenden Vorschrift zulässig ist, so ist der wesentliche I n h a lt der Ur­ kunde in dem Verzeichnisse zu vermerken. E in gesetzlicher Vertreter hat sich als solcher zu legitimieren (durch Auszug aus dem Handelsregister, Bestallung als Vormund usw.); daß dies geschehen, ist gleichfalls in dem Verzeichnisse zu bemerken. 4) Dieser Betrag ist durch Vorlegung der Bescheinigung über die erfolgte Hinterlegung nachzuweisen, 8 10 Abs. 2. 6) Die Aufstellung hat durch den Vorsitzenden oder diejenige Person zu erfolgen, welcher der Vorsitzende die Aufstellung überträgt. I n den Text des nach 8 9 Abs. 1, 3 aufzu­ nehmenden Protokolls gehört das Verzeichnis nicht. Der beurkundende N otar oder Richter (8 9 Abs. 1) ist daher zu der Aufstellung nicht verpflichtet. Besondere Formen sind für daS Verzeichnis nicht vorgeschrieben. Außer dem im Satz 1 bezeichneten I n h a lt und der Unterschrift des Vor­ sitzenden braucht es n u r die Angabe der Versammlung, aus die es sich bezieht, zu enthalten. W ird die Aufnahme in das Verzeichnis verweigert, so ist die Entscheidung der Ver­ sammlung von dem Zurückgewiesenen nachzusuchen. Der

Beschluß ist zweckmäßig bis zur Beendigung der Auf­ stellung auszusetzen. Die Entscheidung kann, wenn sie materiell unrichtig ist, die Anfechtung der Versammlungs­ beschlüsse veranlassen, falls deren Ergebnis durch sie beeinflußt worden ist®) Einer Verlesung bedarf es nicht- Zur Abstimmung darf erst geschritten werden, wenn jeder, der es verlangt, Einsicht genommen hat. Über Beanstandungen der Eintragungen beschließt zunächst die Versammlung, vgl. Anm. 5 a- E.

§ 9 . Jeder Beschluß der Versammlung bedarf zu seiner Gültigkeit der Beurkundung durch ein über die Verhandlung gerichtlich oder notariell aufgenommenes Protokoll ')• I n dem Protokolle sind der O rt und der Tag der Verhandlung, der Name des Richters oder des N otars sowie die 2 lrt2) und das Ergebnis®) der Beschlußfassungen anzugeben®). D as nach § 8 aufgestellte Verzeichnis der Teilnehmer der Versammlung sowie die Belege über die ordnungs­ mäßige Berufung der Versammlung®) sind dem Protokolle beizufügen. Die Beifügung der Belege über die Be­ rufung der Versammlung kann unterbleiben, wenn die Belege unter Angabe ihres In h a lts in dem Protokoll aufgeführt werben. D as Protokoll muß von dem Richter oder dem N otar vollzogen werden®). Die Zuziehung von Zeugen ist nicht erforderlich. J) Die Vorschrift ist der des § 259 HGB. nachgebildet. Es handelt sich um die Beurkundung von Vorgängen, nicht um die Beurkundung des In h alts von Rechtsgeschäften) die Vorschriften des 10. Abschn. GFG- über gerichtliche und notarielle Urkunden kommen also nicht zur Anwendung Gvppeit-Trendelcnburg, Schuldverschreibungen L Aufl.

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(zust. v. '-Zimmermann S- 65). Jedenfalls geht die Vor­ schrift des § 9 für ihren Geltungsbereich den allgemeinen Bestimmungen der §§ 168, 177 GFG. vor (RG. Bd. 75 S. 206). Das Protokoll braucht deshalb diesen Bestimmungen auch insoweit nicht zu entsprechen, als es rechtSgeschästliche Erklärungen enthält (v. Zimmermann S. 65, anders Merz­ bacher § 9 Anm. 2), z. B. eine Eintragungsbewilligung im Falle der Bestellung eines neuen Grundbuchvertreters gemäß 8 16 Abs. 3 (so anscheinend auch Predari, Beitr. Bd. 58 S. 98). Dagegen kommen auf Grund des § 1 GFG. die Vorschriften des 1. und 11. Abschn. GFG. zur Anwendung (zust. v. Zimmermann S. 65, anders Könige, Anm. 2), von denen indes nur §§ 6, 7, 34 von Bedeutung sein dürsten. I m übrigen regeln sich Form und In h a lt der Beurkundung ausschließlich nach den Vorschriften des § 9, die aus landeSgesetzlichen Vorschriften keine Ergänzung erfahren können, vgl. Denkschrift zum Entwurf eines HGB- zu § 251 (anders Könige, Anm. 2). Soll das Protokoll gerichtlich aufgenommen werden, so ist zuständig das Amtsgericht, in dessen Bezirke die Versammlung stattfindet. 2) Ob die Abstimmung mündlich, schriftlich oder durch Zuruf usw. erfolgt ist (RG. Bd. 75 S. 267). 8) Wieviel Gläubiger dafür und wieviel Gläubiger dagegen gestimmt haben, wieviel Stimmen auf jede Partei entfallen (§ 10 Abs. 1 Satz 2) und was hiernach als Beschluß der Versammlung verkündet worden ist. Die Angabe der einzelnen Gläubiger ist nicht vorgeschrieben (zust. v. Zimmermann S. 65). 4) Weitere Tatsachen brauchen in das Protokoll nicht auf­ genommen zu werden, namentlich nicht ein Widerspruch gegen den Beschluß, da eine dem § 271 Abs. 3 HGB. ent­ sprechende Vorschrift fehlt (zust. von Zimmermann S. 65, anders Könige § 9 Anm. 1). B) Auch die Belege über die Ankündigung der Tagesordnung, falls die Ankündigung nicht mit der Berufung erfolgt ist,

da es auch dieser Belege zum Nachweis eines ordnungsmäßig gefaßten Beschlusses bedarf, § 7 Abs. 2. ®) DaS Protokoll braucht nur von der Urkundsperson unterschrieben zu werden- Weitere Unterschriften sind nicht erforderlich (RG. Bd. 75 S . 267). Über die Aufbewahrung deö Protokolls entscheiden mangels einer reichsgesetzlichen Vorschrift die Landesgesetze. I n betreff der Erteilung von Ausfertigungen greift, sofern das Protokoll bei dem Gericht aufbewahrt wird, § 34 d. GFG. Platz- Für Preußen vgl. bezüglich der Notare Art. 53, 61 d. Ges über die freiwillige Gerichtsbarkeit o. 21. Sept. 1899 (GS- S- 249).

§ 10. Die Beschlüsse bedürfen, soweit nicht in diesem Gesetz ein anderes vorgeschrieben ist'), der Mehrheit der abgegebenen (Stimmen2). Die Mehrheit wird nach den Betrögen der Schuldverschreibungen berechnet2). Bei Gleichheit der Stim m en entscheidet die Z ah l der Gläubiger. Gezählt werden nur die Stim m en derjenigen Gläubiger4), welche ihre Schuldverschreibungen spätestens am zweiten Tage vor der Versammlung2) bei der Reichsbank, bei einem N otar oder bei einer anderen durch die Landes­ regierung dazu für geeignet erklärten Stelle") hinterlegt haben7). D as Stimmrecht kann durch einen Bevollmächtigten ausgeübt werden"). F ü r die Vollmacht ist die schriftliche Form erforderlich und genügend"). Der Schuldner ist für die in seinem Besitze befindlichen Schuldverschreibungen nicht stimmberechtigt'"). Sow eit ihm an den Schuldverschreibungen ein Pfandrecht oder ein Zurückbehaltungsrecht zusteht, ist er auf Verlangen des Eigentümers verpflichtet, die Schuldverschreibungen bei einer der im Abs. 2 bezeichneten Stellen in der Weise zu hinterlegen, daß, unbeschadet der Fortdauer des Pfand5*

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rechts oder Zurückbehaltungsrechts, dem Eigentümer die Ausübung des Stimmrechts ermöglicht rotrb11); die Kosten der Hinterlegung hat der Eigentümer zu tragen und vorzuschießen^). *) Vgl. § 11 Abs. 2, § 14 Abs. 2, 3, 6, § 16 Abs. 3. 2) Nicht erforderlich ist, daß die Mehrheit der nach der Anwesenheitsliste (§ 8) vertretenen Stim m en erreicht ist. Stim m en von Gläubigern, die sich der Abstimmung enthalten oder sich entfernt haben, brauchen nicht in Betracht gezogen zu werden. E s kommt ausschließlich auf die abgegebenen Stim m en an. D as Erfordernis der absoluten Mehrheit gilt auch für die Wahlen, die von der Versammlung vorgenommen werden (§ 14). Wird die absolute Mehrheit bei dem ersten Wahlgange nicht erreicht, so kann eine engere W ahl vor­ genommen werden (Begr. 17). 8) Hieraus folgt, daß jede im Umlaufe befindliche (vgl. Anm. 1 zu 8 2) Schuldverschreibung das Stimmrecht ge­ w ährt (Begr. 17). I n betreff der A usübung des Stimmrechts in Fällen, in denen das Eigentum an der Forderung nicht ungeteilt oder nicht unbeschränkt ist, vgl. Anm- 3 zu 8 1 S . 30. Über das Ruhen des Stimmrechts m it Rücksicht auf die Person des Besitzers enthält nur Abs. 4 Satz 1 eine Vorschrift. Eine dem 8 252 Abs. 3 HGB. entsprechende Vorschrift fehlt. Jedoch wird es als selbstverständlich zu gelten haben, daß das Stimmrecht nicht ausüben darf, wer durch die Beschlußfassung entlastet oder von einer Verpflichtung befreit werden soll, und dasselbe gilt von einer Beschluß­ fassung, welche die Vornahme eines Rechtsgeschäfts m it einem Gläubiger, die Einleitung oder Erledigung eines Rechtsstreits zwischen ihm und dem Verbände betrifftAus der Vorschrift ergibt sich ferner, daß, wenn die ein­ zelnen Schuldverschreibungen auf verschiedene Beträge lauten, die m it höherem Nennwert eine entsprechend verstärkte Zahl von Stim m en gewähren (Begr. 17). Der niedrigste Nennwert

Die Abhaltung der Gläubigerversammlung.

§ 10.

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ist demnach als Einheit zugrunde zu legen. Betragen die Nenn­ werte 300 und 1000 M ., so gewährt jede Schuldverschreibung von 1000 M. 3Vs Stimmen. Bei dem M angel einer dem § 252 Abs. 1 Satz 3 HGB. entsprechenden Vorschrift ist es nicht zulässig, die Ausübung des Stimmrechts durch Festsetzung eines Höchstbetrages oder von Abstufungen zu beschränken. 4) Einem Gläubiger, welcher dieser Voraussetzung nicht genügt hat, bleibt das Stimmrecht unter allen Umständen versagt (KB. 9). B) Die gesetzliche Festlegung der Frist ist von der Reichs­ tagskommission beschlossen, um Mißbräuchen des Einberufers bei der Festsetzung der Frist entgegenzutreten (KB. 9). Eine abweichende Bestimmung ist also ausgeschlossen. 6) Bei der Reichsbank kann die Hinterlegung nach den dort maßgebenden Grundsätzen nu r bei der Reichshauptbank in Berlin, Kontor für Wertpapiere, nicht auch bei den Reichs­ bankhauptstellen, und -Nebenstellen erfolgen. Eine Amtspflicht der Notare zur Annahme der Hinterlegung wird durch die Vorschrift des Abs. 2 nicht begründet. Die Bestimmung anderer Hinterlegungsstellen kann entweder in der Weise erfolgen, daß die Landesregierung allgemein solche Stellen im eigenen Lande bezeichnet (so ist für Bayern durch Königliche Verordnung v. 24. Dez. 1899, Gesetz- und Verordnungsbl. S . 1229, die Königliche Bank als Hinterlegungs­ stelle bestimmt) oder in der Weise, daß die Landesregierung im Einzelfall für einen in ihrem Lande ansässigen Schuldner auf dessen Antrag geeignete Stellen, erforderlichenfalls auch außerhalb ihres Landes, bezeichnet (so die P raxis in Preußen, wo das M inisterium für Handel und Gewerbe zuständig ist). 7) Die erfolgte Hinterlegung ist bei der Anmeldung zur Aufnahme in das Verzeichnis (§ 8) durch eine Bescheinigung nachzuweisen, welche nicht n u r zu beurkunden hat, daß die Hinterlegung rechtzeitig für die Person des das Stimmrecht in Anspruch Nehmenden erfolgt ist, sondern auch die Vor­ legung der Schuldverschreibung, soweit es dieser zur Prüfung

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der Stimmberechtigung bedürfen würde, ersetzen muß. Bei Jnhaberpapieren wird die genaue Bezeichnung der Schuld­ verschreibungen nach G attung, Nummer und Betrag genügen. Bei Orderpapieren bedarf es aber auch eines Vermerkes darüber, ob die Indossamente in Ordnung sind. Bei Namenpapieren ist anzugeben, auf wessen Namen die Papiere lauten; lauten sie nicht auf den Namen des Hinterlegers, so kann dieser den Rechtserwerb bei der Anmeldung zum Verzeichnisse (§ 8) dar­ tun. Vgl. Anm. 3 zu 8 1 S. 30 f. I s t die Schuldver­ schreibung verpfändet, so kann der Verpfänder von dem P fan d ­ gläubiger die Hinterlegung nur in der Weise verlangen, daß der Pfandgläubiger die Schuldverschreibung als Schuldver­ schreibung des Verpfänders, aber auf seinen Namen hinter­ legt. Durch Hinterlegung auf den Namen des Verpfänders würde das Pfandrecht erlöschen, §§ 1253,1278 BGB. (KB. 9). I s t die Verpfändung gemäß § 1206 BGB. erfolgt, so muß die Hinterlegung für den Verpfänder und den Pfandgläubiger gemeinschaftlich erfolgen. I s t ein Nießbrauch an der Schuld­ verschreibung bestellt, so würde der Nießbrauch durch die Hinterlegung auf den Namen des Eigentümers nicht erlöschen. Vgl. Anm. 3 zu 8 1 S . 33, Anm. 2 zu 8 8 S. 63. Sind Zinsscheine ausgegeben, so bedarf es einer H inter­ legung der Zinsscheine selbst dann nicht, wenn in betreff der Zinsen (8 11 Abs. 1) Beschluß gefaßt werden soll (zust. Simon, Holdh. Monatsschr. Bd. 11 S. 232), vgl. Anm. 6 a zu 8 1 37. 8) Eine Bevollmächtigung des Schuldners ist ausgeschlossen (zust. Stenglein 8 10 Anm. 5); ebenso können als Bevoll­ mächtigte nicht stimmen Personen, die an der Ausübung eines eigenen Stimmrechts behindert wären, vgl- Anm. 3 und 11. 9) Die Form regelt sich nach 8 126 BGB- (Anm- 5 zu 8 3 S- 47). Vgl. im übrigen über die Vollmacht 88 167 ff. BGB. 10) Strafvorschrift 8 21. Die Vorschrift besagt zweierlei; einmal, daß der Schuldner überhaupt kein Stimmrecht a u s ­ üben kann, weder als Eigentümer, noch als Pfandbesitzer, noch als Bevollmächtigter; sodann, daß das Stimmrecht an

Verzicht auf Gläubigerrechte d. MehrheitSbeschl. §

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den Schuldverschreibungen, welche er als ihm gehörend be­ sitzt (8 872 BGB.), ruht (RG- Bd. 75 S. 269). Hat z. B. der Schuldner als Kommittent eigene Schuldverschreibungen gekauft, so ruht das Stimmrecht bis zur Absendung des Stückeverzeichnisses (§ 7 d. Depotges. v. 6. J u li 1896); von der Absendung an kann es zwar nicht von dem Schuldner, selbst wenn ihm gemäß § 397 HGB. ein Pfandrecht zusteht, aber von dem Eigentümer ausgeübt werden, vgl. Anm. 11. n ) Abs. 4 Satz 2 ist von der Reichstagskommission hin­ zugefügt, um die Willkür des Schuldners in der Bestimmung der Zahl der Stimmenden zu hindern und aus der Erwägung, daß das zur Wahrung der gemeinsamen Interessen der Gläubiger auszuübende Stimmrecht auch dem wohlverstandenen und berechtigten Interesse des Schuldners nicht entgegensteht, indem dieser, was er als Pfandgläubiger verliert, als Schuldner wiedergewinnt (KB. 10). Die Vorschrift hat hiernach eine doppelte Bedeutung. Einmal zwingt sie den Schuldner trotz eines ihm zustehenden Pfandrechts oder Zurückbehaltungsrechts (88 273, 320 BGB., 88 369 ff. HGB.), dem Eigentümer die Ausübung des Stimmrechts zu ermöglichen. Sodann spricht sie dem Schuldner diejenigen Rechte ab, welche einem andern Pfandgläubiger kraft des Pfandrechts hinsichtlich der Aus­ übung des Stimmrechts zustehen (vgl. Anm. 3 I I zu 8 1 S. 31), so daß dem Eigentümer das uneingeschränkte Stimm­ recht verbleibt. Über die Art, in der die Hinterlegung zu erfolgen hat, vgl. Anm. 7. 12) Die Kosten sind also gleichzeitig mit dem Verlangen anzubieten.

Verzicht auf Gläubigerrechte durch Mehrheitsbeschluß. 88 11—13 ergänzen die in 88 8—10 enthaltenen allge­ meinen Grundsätze für den Fall, daß vermöge eines Beschlusses der Versammlung durch Verzicht auf Gläubigerrechte das Schuldverhältnis eine Änderung erfahren soll. § 11 Abs. 1 bezeichnet die Voraussetzung für die Zulässigkeit eines solchen

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Beschlusses- § 11 Abs. 2— 3 enthalten verschärfte Bestimmungen über die erforderlichen M ajoritäten- § 12 Abs. 1 Satz 1, 2, Abs. 3 betreffen den I n h a lt des Beschlusses. § 12 Abs. 1 Satz 3, 4 handeln von unzulässigen Nebenabkommen und deren Einfluß auf die Verbindlichkeit des Beschlusses, vgl. hierzu § 181 KO. § 12 Abs. 2 schreibt die Bekanntmachung des Beschlusses vor, und § 13 schließlich enthält eine Sondervorschrift für den Fall, daß der Geschäftsbetrieb des Schuldners unter staatlicher Aufsicht steht, s. § 5. Vgl. im übrigen § 14 Abs. 2, 3, 6, § 18 Abs. 6. Über die Frage, ob die Änderung des Schuldverhältnisses zu seiner Wirksamkeit gegenüber späteren gutgläubigen Erwerbern der Schuldverschreibungen eine Änderung des In h a lts der Schuldverschreibungsurkunden voraussetzt und ob der von den Besitzern der Hauptpapiere gefaßte Zinsherabsetzungs- oder Stundungsbeschluß den Be­ sitzer des von dem Hauptpapiere getrennten Zinsscheins bindet, s. oben Anm. 6 a zu § 1