Geschichte des Gottesdienstes der Siebenbürger Sachsen 9783666551031, 9783525551035


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Geschichte des Gottesdienstes der Siebenbürger Sachsen
 9783666551031, 9783525551035

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Die Geschichte des Gottesdienstes der Siebenbürger Sachsen Von

Erich Roth Professor an der Universität Güttingen

GÖTTINGEN · YANDENHOECK & RUPRECHT . 1954

Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte Band 3

Gedruckt

mit

Unterstützung

und Copyright

einer

Beihilfe

der

Deutschen

dee

Forschungsgemeinschaft

Oetkircbenausschuescs

1954 b y V a n d e n h o e c k & R u p r c c h t Printed Druck:

in

Germany

H u b e r t & Co.,

Göttingen

in

Güttingen

IN P I A M M E M O R I A M A M I C I C A R I S S I M I N E C NON ALTE R I U S ME I P A R E N T I S

HUGONIS

SCHNEIDER

(1906 — 1945)

V E R B I DIVINI M I N I S T R I TRAN S S I L V A N E N S I S

Teque deprecor, bone Iesu, ut cui propitius donasti uerba tuae scientiac dulciter haurire, dones etiam benignus aliquando ad te fontem omnis sapientiae peruenire et parere semper ante faciem tuam. BEDA.

Die Gottesdienst/rage ist Zukunftsdes kirchlichen Protestantismus.

und Lebensfrage J. Smend

Vorwort Unsere Beschäftigung mit der Frage des Gottesdienstes entspringt nicht einer Liebhaberei, sondern der Erkenntnis, daß im gottesdienstlichen Leben der Herzschlag der Gemeinde zu vernehmen ist. Wenn die hohen Zeiten der Kirche stets mit einem triebkräftigen gottesdienstlichen Leben verbunden waren, und der evangelische Gottesdienst der Gegenwart deutliche Zeichen der Verarmung und Verödung an sich trägt, so kann das dem Theologen nicht gleichgültig sein. Die vorliegende Arbeit, die ihren Lohn in sich selbst getragen, möchte die herrlichen liturgischen Schätze der evangelisch-lutherischen Kirche in Siebenbürgen heben und paradigmatisch ihre Verflechtung mit einem reichen zuchtvollen Gemeindeleben aufzeigen. Wenn dabei die theoretischwissenschaftlichen Erörterungen im Vordergrund stehen, so widerspricht das der Tatsache nicht, daß es sich hier um eine scientia eminens practica handelt, die ihre Befunde und Ergebnisse für die Gemeinde und die gottesdienstliche Neugestaltung fruchtbar machen will. Als Verf. an die Bearbeitung des vorstehenden Themas heranging, hatte er nicht vor, sich bei der vorreformatorischen Periode lang aufzuhalten, da er weder die bisher angebotenen Lösungen anzweifelte, noch irgendwelche neuen zu finden beabsichtigte. Bei näherem Zusehen ergab sich jedoch beides von selbst, und dazu als Nebenfrucht ein kleiner kulturgeschichtlicher Beitrag zur Frage der Stammheimat der Siebenbürger Sachsen. Die Arbeit hat im Rohbau 1942 der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg als Dissertation vorgelegen, Referent war Prof.D. Renatus Hupfeld, Korreferent Prof. D. Walther Köhler. Die Themastellung geht auf einen Fingerzeig des Leiters der Alpirsbacher „Kirchlichen Wochen", Dr. Friedrich Buchholz, zurück und hat durch freundliche Beratung der Herren Bischof D. Friedrich Müller in Hermannstadt-Siebenbürgen, Prof. D. Dr. Martin Dibelius D. D. und Prof. Lie. Günther Moldaenke manche Förderung erfahren. Allen diesen Herren gilt mein Dank. Ferner sei dem v. Brukenthalschen Museum in Hermannstadt, namentlich dem Leiter der Handschriftenabteilung, Herrn Pfarrer i. R. Gottlieb

6

Vorwort

Brandsch, für Hilfe mit Rat und Tat gedankt; ebenso dem Hermannstädter Nations-Archiv und seinem Direkter Dr. Gündisch; der Trierer Stadtbibliothek; der Heidelberger Universitätsbibliothek, die die Übersendung auswärtiger Handschriften und Werke vermittelte; und last not least der Luxemburger Landesbibliothek, deren Direktor für einen „ehemaligen Luxemburger" die Handschriften seinerzeit aus dem Luftschutzkeller holen ließ. Die Veröffentlichung der Arbeit ist ermöglicht worden durch die überaus dankenswerte Gewährung von Druckkostenzuschüssen seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Ostkirchenausschusses. Für die hingebungsvolle Mühe der Korrekturen bin ich meinem Freund, Herrn Studienrat Hans Philippi-Schweinfurt, für das Register — wieder einmal •— meiner Frau zu Dank verbunden. Göttingen, im Mai 1953

Der Verfasser

Inhalt Vorwort Abkürzungen Einleitung

5 10 11 Erster Teil

Die vorreformatorische Zeit Erstes Kapitel: Materialübersicht § 1. Der Befund beim Breviarium

15 15

Die Handschriften 15 — Psalmodie und Antiphonen 16 — Orationen 17f. — Zusammenhang mit der Urheimat? 18 — Die Lektionen 19 — Responsorien und Hymnen 20

§ 2. Der Befund beim Missale AQ.

20

Die siebenbürgischen Misaal-Handschriften 20 — Orationen und Sequenzen 21 f. — Kanon und Lektionen 23 — Benediktionen 23f.

Zweites Kapitel: Liturgisches Sondergut in Siebenbürgen und an der Mosel § 3. Das Problem der Volksheiligen

25 25

Bisherige Patrozinienforschung methodisch unsicher 25 f. — Der Weg über das liturgische Sondergut 27 — Ein Mißverständnis 28 — Die Handschriften der Stammheimat und die angeblichen Volksheiligen 29 f. Q— Der Grad ihrer Verehrung nach Meßformular und Patrozinien 30 f. — ' Wolfgang, Brigida, Blasius 31 f. — Walpurga, Servatius 33 f. — Jodocus 34ff. — Maria Aegyptiaca 36 — Ergebnis 37

§ 4. Die Lösung über das Lektionar

37

Die Methode 37 — Handschriften zu Trier und Luxemburg 38f. — Brauchbares Vergleichsmaterial: Missalien 40ff. — Epistolarien 42f. — Evangeliarien 44 f. — Zum Tabellenplan 46 f. — Perikopenliste der Episteln 47 f. — Perikopenliste der Evangelien 48 f. — Vergleichende Tabellen 50ff. — Auswertung 53ff. — Lektionen der Ferialmessen 55 — Deren vergleichende Tabellen 56 f. — Das Bild 57 f. — Weitere Parallelen: Orationen 59ff. — Sequenzen 6Iff. — Kanon 64f. — Benediktionen 65 ff. — Ergebnisse 68 Zweiter Teil

Die n a c h r e f o r m a t o r i s c h e Z e i t Drittes Kapitel: Die Reform des Gottesdienstes § 5. Erste Ansätze

69 69

Klageschrift des Hermannstädter Kapitels 69 — Angaben über den Gottesdienst 70f. —

§ 6. Die Gottesdienstordnimg in Honters Reformschrift 1543 A. Gottesdienste an Festtagen Mette als erster Predigtgottesdienst 73 f. — Messe als Abendmahlsgottesdienst 74f. — Dieselbe ohne Kommunikanten 75f. — Zweiter Predigtgottesdienst und Vesper 76

71

8

Inhalt B. Gottesdienste an Werktagen Frühgottesdienst 76 — Jugendunterweisungen 77 f. C. Charakteristik Die Mängel 78 f. — Die Frage der Offiziengottesdienste 80 f. — Mette und Vesper 82 ff. — Senndorfer Brevier als Beispiel 85 — Kontinuität in Honters Gottesdienstordnung 85 ff.

§ 7. Die Neuordnung durch die zweite Reformschrift Ihre Entstehung 87ff. — Ihre Gottesdienstordnung: A. Mette 90 ff. B. Frühamt 92f. C. Hochamt 94 ff. D. Hochamt ohne Abendmahl 9 7 ff. E. Zweiter Predigtgottesdienst 100 F. Vesper 101 f. G. Komplet 102 f. H. Jugendunterweisungen: Wochenfrühpredigt 103f. — Katechismuslektion 104 f. Zur Privatbeichte 105f. — Bedeutung Hermannstadts 106f. — Ergebnisse 107 f.

87

Viertee Kapitel: Verwendete liturgische Texte § 8. Die Hontems-Agende von 1547 Ihre Vorlagen: Die Wittenberger Agende von 1540 llOf. — DieBrandenburg-Nürnberger Kirchenordnung U l f .

109 109

§ 9. Agenden aus Deutschland in Siebenbürgen 112 Verwendung der alten liturgischen Bücher 112f. — Drei Wittenberger Agendenll3f. — Handschriftliche Eintragungen 114 ff. — Übernommene Kollekten 116 f. — Eigenständige Kollekten 117 f. — Material aus Nürnberg 119f. — Handschriftliche Zusätze 119ff. Fünftes Kapitel: Die einheimischen Agenden als scheinbare Quellen der Gotteedienstordnung 122 § 10. Die zweite Agende von 1653 122 Ihre Entstehung 122f. — Ihre Gottesdienstordnung 123ff. — Deren Beurteilung 125ff. — Die deutschen Kollekten 127ff. — Handschriftliche Gebete 130f. — Lateinische Kollekten 131 — Zur lateinischen Sprache 132 f. § 11. Die letzte Agende von 1748 Entstehung 133f. — Inhaltsübersicht 134ff. — Ihre Gottesdienstordnung 135 ff. — Beurteilung 137 ff. — Kollekten 139 f. — Kirchengebete 140 f. — Das Scheitern der Agende 141 f. — Weitere handschriftliche Agenden 142 — Die Streitforter Agende 144 — Die St. L. RothAgende 144 — Ergebnisse 145.

133

Sechstes Kapitel: Die Gemeindeberichte als wahre Quellen der Gottesdienst Ordnung 146 Forderung nach einer Neuordnung des Gottesdienstes 146 — Ein archivalischer Fund: die Gemeindeberichte von 1764/65 146ff. § 12. Die Gottesdienstordnung des Kirchenjahres A. An gewöhnlichen Sonntagen: Prima Matutina 150ff. — Alte Form der Sonntagsmatutin 152 — Secunda Matutina 152 ff. — Die

148

Inhalt

B.

C. D.

E.

9

Predigt 155 — Ein Beispiel 166 ff. — Summum mit Abendmahl 160 ff. — Vennahnung 164f. — Elevation 165f. — Austeilung 166f. Beurteilung 168 ff. — Die Nachpredigt 170 — Sacra Meridiana 170 ff. An außergewöhnlichen Sonntagen: Adventszeit 174f. — Fastenzeit 175f. — Bußtage 176f. - Offene Schuld und Retention 177 f. Doppelte Absolution 178 f. — Bußtagsordnung für das Summum 179 f. - Die Betstunde 180 f. An hohen Festen: Weihnachten 182ff. — Missa ohne Abendmahl 182ff. — Vesper 186ff. — Ostern und Pfingsten 186 — An weniger hohen Festen 186 f. — Karwoche 188 f. — Jugendunterweisung 189 f. Gottesdienste an Werktagen: Sacra Matutina 191 f. — Sacra Canonica 193f. — Sacra Pomeridiana 193f. — Donnerstags vier Gottesdienste 194 f. — Sonnabendvesper als Abendmahlsvorbereitung 196 f. Einzelbeichte im Gotteshaus 197ff. — Beichtermahnung 199f. — Absolution mit Handauflegung 200f. — Bestimmungen für die Advents- und Fastenzeit 202f. — Die Komplet 203 ff. — Christvesper 205f. — Sonderbestimmungen 206 f. Weitere Anordnungen: Disciplina ecclesiastica mit öffentlicher Rekonziliation 208 f. — Kerzen, Paramente 210 — Gewänder, Geläute 211 f. — Beurteilung 213 f.

§ 13. Die Amtshandlungen

214

A. Die Taufe: Die Ordnung der Agenden 214ff. — Taufhandlung nach der Lit. Cib. 217 f. — Exorzismus 217 f. — Abrenuntiation 219 Aspersion 219 — Heutige Taufform 220 - Die Nottaufe 220 Wiedertaufe für Sozinianer 221 — Einsegnung der Wöchnerinnen 221 ff. B. Die Trauung 224: Laientrauung 226 f. — Das Spezifikum des Treueides 226 — Zusätze in heimatlichen Agenden, dörfliche Verlobung 227 f. — Trauung, Spezifikum der Brautmesse 228 f. — Trauordnung der Lit. Cib. 229f. — Gegenwärtige Trauordnung 231f. — Spezifikum des Brautsegens 232 f. C. Krankheit, Tod und Begräbnis: Krankenkommunion 234 — Ordnung der Lit. Cib. 234ff. — Begräbnisordnung der Agende 236ff. — Bestimmungen der Lit. Cib. 238 — Heutige Form 239ff. — Ergebnisse 241 f. Siebentee Kapitel: Die Auflösung der Gottesdienstordnung

243

§ 14. Das Ringen um die sog. Verbesserung

243

Ansätze in Kronstadt 243 f. — Vorschläge M. von Brukenthals 244f. — Ansicht Bischofs Funk und der Synode 246 — Hermannstädter Gesangbuch 246 f. — Plan einer neuen Agende 248 — Reform in Kronstadt 249f. Kronstädter Gesangbuch 250 — Gottesdienstliche Änderungen 250f. — Zurückstellung der Agende 25 Iff.

§ 15. Die jüngste Zeit

253

Änderungen auf dem Lande 253f. — Desgleichen in den Städten 254f. — Lage im Burzenland 255f. — I m Bistritzer Kapitel 257 f. — Die neue „Burzenländer Gottesdienstordnung" 258ff. — Anlehnung an deutsche Vorbilder, Beurteilung 260f. — Die heutigen „Formeln" und „Parallelen Formulare" 262ff. — Das gegenwärtige Bild 263f. — Ergebnisse 264f. — Ausblick 265 ff.

Verzeichnis der wichtigeren Literatur

270

Register

272

Abkürzungen Br.-Nü. 1633: Brandenburg-Nürnberger Kirchenordnung v. J . 1533. H. 1653: Hermannstädter Agende v. J . 1663 (v. Brukenthal-Museum). H. 1748: Siebenbürgische Agende v. J . 1748 (v. Brukenthal-Museum). Hl. 1 Λ Hl. 2 > handschriftl. MiesalienausHeltau-Siebenbürgen(v. Brukenthal-Museum). hl. J K. 1647: Kronstädter Honterus-Agende v. J . 1647 (v. Brukenthal-Museum). Korr.: Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde, Hermannstadt 1878 — 1930. LM.: Liber Missarum, Hs. (v. Brukenthal-Museum). L 90: hs. Missale (Landesbibl. Luxemburg). LE. 137: Evangeliar (Hs., Landesbibl. Luxemburg). LE. 120: Evangeliar (Hs., Landesbibl. Luxemburg). LEp. 43: Epistolar (Hs., Landesbibl. Luxemburg). LEp. 104: Epistolar (Hs., Landesbibl. Luxemburg). Lit. Cib.: Liturgia Eccleeiae Cibiniensis (Hs., Nationalarchiv Hermannstadt u. v. Brukenthal-Museum, Hss.-Abt.). MGkK.: Monatschr. f. Gottesdienst und kirchl. Kunst, Göttingen 1897ff. Miss. 4 Miss. 5 Miss. 7 Einzelne Has. siebenbürgischer Miesalien (v. Brukenthal-Museum). Miss. 9 Miss. 11 N. 1639: Nürnberger Agendbüchlein v. J . 1639 (v. Brukenthal-Museum). Ref. Bare.: Reformatio Ecclesiae Coronensis ac totius Barcensis Provinciae v. J . 1643. Ref. eccl.: Reformatio Ecclesiarum Saxonicarum in Transylvania v. J . 1547. D. Ref. eccl.: Kirchenordnung aller Deutschen in Sybembürgen v. J . 1647 (Deutsche Fassung der Ref. eccl.). Rom.: Missale Romanum. Rit. Rom.: Rituale Romanum. Siebb.: die hs. siebenbürgischen Missalien zusammengenommen. Strig.: Das Graner Missale (Ordo Strigoniensis). TM. 360 ι TM. 361 > Missal-Hss. (Trierer Stadtbibl.). TM. 374 J TEp' 506 } Epistolar-Hss. (Trierer Stadtbibl.). Ver.-Arch.: Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde. Neue Folge, Hermannstadt 1863 ff. Vjschr.: Siebenbürgische Vierteljahresschrift. Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde, Hermannstadt 1931 ff. Wb. 1640: Wittenberger Agende v. J . 1540 (Kronstädter Gymnasialbibl.). Wb. 1648: Wittenberger Agende v. J . 1548 (v. Brukenthal-Museum). Wb. 1664: Wittenberger Agende v. J . 1564 (v. Brukenthal-Museum).

Einleitung Die Siebenbürger Sachsen, von deren Gottesdienstgeschichte die folgenden Blätter handeln, sind, soweit bekannt, im wesentlichen im 12. Jahrhundert als Bauern und Bürger in ihr neues Land gekommen. Über die näheren Umstände weiß man nicht viel mehr als daß sie in Siebenbürgen keine ungebetenen Gäste waren, sondern vocati seitens des ungarischen Königs Geza II. (1141—61), dessen Reich an der Ostgrenze wehrhafter Bewohner wegen der andrängenden Völkerschaften bedurfte. In der Folgezeit haben die Einwanderer in der neuen Heimat ein denkwürdiges Gemeinwesen entwickelt, das nicht zuletzt in kirchlicher und auch gottesdienstlicher Beziehung seine besondere Prägung hatte. Die Frage nach der geographisch genaueren Herkunft dieser Einwanderer hat die Forschung viel beschäftigt und beschäftigt sie eigentlich immer noch, denn mit ihrer Lösung hat es seine Schwierigkeiten. In der ungarischen Regierungskanzlei hießen die Neubürger Saxones oder Flandrenses. Zeitweilig wollten Gelehrte sie als Nachfahren der Goten und Gepiden ansehen. Inzwischen hat vor allem die Mundartforschung sie in der Hauptsache als Moselfranken aus dem ehemaligen romanischgermanischen Grenzgebiet, näherhin der Luxemburger Gegend, nachgewiesen. Nachdem die siebenbürgisch-sächsische Mundart jedoch auch sprachliche Elemente aus vielen andern Gegenden Deutschlands aufweist, steht der Beweis nicht auf so starken Füßen, daß er keine weiteren Stützen brauchen könnte. Als solche sind bisher noch die Anlage des Bauernhauses und etwa die Organisation der Landdekanate beigebracht worden. Alles andere bewegt sich im Rahmen der Wahrscheinlichkeit. Eine weitere Möglichkeit versprach man sich zunächst von der Patrozinienforschung, sodann in Verbindung damit von sogenannten siebenbürgischen Volksheiligen, die aus der Stammheimat mitgebracht und in den in Siebenbürgen noch erhaltenen liturgischen Quellen aus der Zeit vor der Reformation nachweisbar zu sein schienen. Soviel steht jedenfalls fest, daß das in Siebenbürgen vorhandene liturgische Material aus der vorreformatorischen Zeit ein Sondergut aufweist, das weder im römischen Typus des Meßbuches zu finden ist, noch in dem der Graner Erzdiözese, zu deren Verband die beiden siebenbürgischen Kapitel Hermannstadt und Kronstadt gehörten.

12

Einleitung

Um die Patrozinienforschung hat sich Richard Huß bemüht. So lehrreich indes der ausgemachte Befund für die Lage in Siebenbürgen ist, es bleibt aus unten zu nennenden Gründen doch zweifelhaft, ob die Ergebnisse darüber hinaus etwas hergeben, das als Beweis zur Näherbestimmung der Stammheimat der Siebenbürger Sachsen dienen könnte. Mit dem liturgischen Material haben sich bisher Adolf Schullerus und Karl Reinerth befaßt. Der letzte hat sich besonders dem Brevier zugewandt, während der erste eine gedrängte Gesamtgeschichte des Gottesdienstes versuchte. Darin möchte er für die vorreformatorische Zeit an Hand liturgischer Texte nachweisen, daß es eine Reihe typisch siebenbürgischer Volksheiliger gegeben hat, die aus der Stammheimat mitgebracht worden seien. Meine i. J. 1941 dort vorgenommene Nachprüfung, die Schullerus nicht hatte durchführen können, erwies diese These als leider nicht haltbar und brachte dafür aus den liturgischen Beständen der Trierer Stadtbibliothek und der Luxemburger Landesbibliothek andere aufschlußreiche Dinge ans Licht. Für eine zureichende Beantwortung der nicht einfachen Frage liturgischer Abhängigkeit im Mittelalter ist das methodische Verfahren von entscheidender Bedeutung. Schullerus hat sich in der Hauptsache an die Heiligenorationen gehalten. Sie sind aber ein schlechter Anhaltspunkt für einen Vergleich mit dem entsprechenden Befund in der Stammheimat, da ihr Sondergut in vielen Gebieten auftaucht, in Siebenbürgen und an der Mosel so gut wie in Österreich oder in Polen. Zudem ist Schullerus mit seiner Annahme, daß die knappen dreigeteilten Gebetsformulare für die Heiligen in jedem Falle sehr alt seien, offensichtlich einem Mißverständnis zum Opfer gefallen, indem er eine Angabe seines wissenschaftlichen Gewährsmannes über die Entstehungszeit der „Sakramentarien" auf die Abfassung der einzelnen Gebetsformulare der Heiligen bezog, statt auf den Kodex, in dem sie gesammelt wurden. Die von Schullerus bevorzugten sog. siebenbürgischen Volksheiligen tauchen im liturgischen Material der Stammheimat, soweit sie nicht ganz fehlen, erst zwei Jahrhunderte nach der erfolgten Auswanderung auf. Wählt man andere Rubriken des Missale als Vergleichsobjekte zur Feststellung der Abhängigkeit, so ist erst recht Vorsicht geboten, da in der katholischen Welt des Mittelalters für alle möglichen Varianten der Meßbücher, bis hin zu ganz geringfügigen Abweichungen im Kanon, die überraschendsten Zusammenstimmungen in einer kirchengeographisch wie sachlich sprunghaften Weise aufkreuzen. Ein Vergleichsobjekt, das in dem hier vorliegenden Fall der Untersuchung brauchbar wäre, müßte auf der einen Seite zu den allgemein stark fluktuierenden Partien des Meßformulars gehören, um bei Übereinstimmungen eine Abhängigkeit wahrscheinlich zu machen. Auf der andern Seite müßte es sich um missalische Rubriken handeln, die ebenso stofflich ergiebig

Einleitung

13

wie sachlich geschlossen genug wären, um den Grad der Abhängigkeit von der Wahrscheinlichkeit zur Gewißheit zu erhöhen. Beide Bedingungen bietet in unserm Fall das Perikopensystem des Lektionars an, sowohl in der Anordnung des Epistolars wie des Evangeliars. Die erste durch die Tatsache, daß die Lektionarien im ausgehenden Mittelalter allgemein durch eine bunte Uneinheitlichkeit in der Perikopenwahl auffallen. Die zweite durch den Aufweis eines Sondergutes innerhalb der Perikopenordnung der in Siebenbürgen und in der Stammheimat verwendeten Lektionarien. Es sind dies die sowohl im Missale Romanum als auch im Graner Meßbuch fehlenden Ferialperikopen für jeden Mittwoch und Freitag in der Zeit zwischen dem ersten Sonntag nach Ostern und dem des zweiten Advent, dazu zahlreiche Lektionen an den Heiligenfesten. So dürfte die Auswertung des Lektionars, an dem das Interesse der Forschung heute allgemein im Wachsen begriffen ist 1 , eine methodisch sichere Grundlage gewähren für einen anzunehmenden gemeinsamen Quellentypus des vorreformatorischen liturgischen Materials, das sich bei den Siebenbürger Sachsen und in ihrer Stammheimat findet. Der Ausbau dieser Grundlage durch einen Vergleich auch der weiteren Stücke wie der Orationen, Sequenzen, Benediktionen usw. ergibt sich daraus von selbst und wird bei den übereinstimmenden Abweichungen vom römischen und Graner Meßbuch die gemeinsame Quelle nicht mehr in Zweifel ziehen, selbst für den Fall, daß anderswo ähnliche Parallelen auftauchen. Von ganz andrer Art sind die Probleme der siebenbürgischen Gottesdienstgeschichte in dem Zeitraum von der Reformation bis zur Gegenwart, dem Dreiviertel der vorliegenden Arbeit gewidmet sind. Aus der Reformationszeit selbst ist in Siebenbürgen nicht sehr viel liturgisches Material erhalten geblieben. Die siebenbürgischen Reformationsschriften reichen nur für eine knappe Skizze der Gottesdienste, aus der immerhin charakteristische Züge zu entnehmen sind. Für die Folgezeit gibt es u.a. zwei im Druck erschienene siebenbürgische Agenden aus den Jahren 1653 und 1748, die auch eine Gottesdienstordnung enthalten. An Hand dieser beiden Agenden hat Schullerus es unternommen, den Gottesdienst in Siebenbürgen zu zeichnen. Es ist kein sehr reiches Bild, das sich auf Grund dieses spärlichen Materials entwerfen ließ. Dagegen brachte eine im Jahre 1941 vorgenommene Nachforschung im siebenbürgisch-sächsischen Nationsarchiv zu Hermannstadt überraschend neues Material zutage, das den bewährten Händen von Friedrich Teutsch und Schullerus auf unerklärliche Weise entgangen war. Es handelt sich um ausführliche, oft mit Tabellen arbeitende Berichte aus dem Gesamtgebiet der Landeskirche über die herrschenden gottesdienstlichen Formen, 1 Vgl. Gerhard Kunze: Die gottesdienstliche Schriftlesung. Stand und Aufgaben der Perikopenforschung, Göttingen 1947.

14

Einleitung

die auf bischöfliche Anordnung eingesandt worden waren und alle das Datum von 1764/65 tragen. Ihre Prüfung ergibt einen Reichtum des gottesdienstlichen Lebens, zu dem nicht nur die Angaben der gedruckten Agenden in keinem Verhältnis stehen, sondern der auch im Vergleich mit der Lage in den evangelischen Gebieten Deutschlands zu den Seltenheiten gehört. Was die beiden gedruckten Agenden anlangt, zeigte sich bei näherem Zusehen, daß die erste vom Jahre 1653 gar keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sondern an der rechten Unterbringung des liturgischen Gebetsmaterials interessiert ist und nur zu diesem Behuf einige Marksteine der Gottesdienstordnung anführt. Die zweite vom Jahre 1748 dagegen stellt einen vom Zeitgeist geforderten gottesdienstlichen Reformversuch dar, der in den Gemeinden nie durchgedrungen ist. Ohne in unbedächtiger Weise verallgemeinern zu wollen, lehrt diese Erfahrung doch wohl, daß es sich bei der historischen Feststellung der gottesdienstlichen Formen mitunter empfiehlt, gegenüber dem auf behördliches Betreiben hin gedruckten Agendenmaterial recht vorsichtig zu sein. In Siebenbürgen jedenfalls sind die Agenden für die Gottesdienstordnung nur Quellen zweiten Grades. Was dagegen die archivalischen Gemeindeberichte an jubelndem gottesdienstlichem Leben vorführen, wirkt in der heutigen notvollen Zerrissenheit als ein Geschenk an die zerstreuten Siebenbürger Sachsen wie auch an die evangelische Christenheit.

ERSTER

TEIL

D I E У O R R E FORM A T O R I S C H E Z E I T

Erstes

Kapitel

Materialübersicht § 1. Der Befund beim Breviarium Die Bestände der siebenbürgischen Bibliotheken, vornehmlich des von Brukenthalschen Museums und der Kronstädter Gymnasialbibliothek, bergen eine Reihe von handschriftlichen Meßbiichern und Brevierteilen, die als Quellen zur Erforschung des gottesdienstlichen Lebens der Siebenbürger Sachsen in der Zeit vor der Reformation voll ausreichen. Reichhaltig ist der in der Messe verwendete Stoff, etwas ärmer die Handschriften für das Breviergebet. Wollte man nichts weiter als sich ein Bild von ihrem Inhalt machen, so könnte man sich hier wohl mit einem Literaturhinweis begnügen1. Doch es sind da Probleme aufgeworfen worden, die noch der Lösung harren. Es geht um die Fragen, ob die Siebenbürger Sachsen bei ihrer Auswanderung wohl ein liturgisches Gut mitgenommen haben, in welchem Umfang und welcher Gegend entstammend. Um auf sie eingehen zu können, ist eine Skizzierung des noch erhaltenen vorreformatorischen Materials unerläßlich2. Voran stehen vier unvollständige Breviarien, eines aus Hermannstadt, die andern aus Kronstadt stammend, von denen jedoch zwei, die Halb1 Das vorhandene Handschriftenmaterial ist von einigen Gelehrten schon durchgearbeitet worden. Zum Meßgottesdienst vgl. die Abhandlung des unermüdlichen Adolf Schullerue: Geschichte des Gottesdienstes in der siebenbürgisch-sächsischen Kirche, in: Archiv des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde Bd. 41, S. 297ff., eine Arbeit mit wörtlichen Aushebungen aller vom Missale Romanum, bzw. dem Graner Ritual abweichenden Stellen. Seine Untersuchung hat dann durch Karl Beinerth: Das Brevier der siebenbürgisch-sächsischen Kirche, in der Festschrift für Fr. Teutsch 1931, S. 191ff. nicht nur eine wertvolle Ergänzung, sondern darüber hinaus sehr dankenswerte Berichtigungen erfahren; vgl.: Beiträge zur Geschichte des siebenbürgisch-sächsischen Gottesdienstes und Glaubenslebens, in: Korrespondenzblatt des Vereins für Siebenbürgische Landeskunde Jahrg. 1930/232ff. 2 Es dienen dabei als Richtschmu· die von Reinerth und Schullerue — von diesem im Anschluß an A. Ebner·. Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kunstgeschichte des Missale Romanum im Mittelalter, Freiburg i.B. 1896, und J . Koch: Handschriftliche Missalien in der Steiermark, Graz 1910 — gewählten Schemata.

16

§ 1. Ber Befund beim Breviarium,

jähre der pars aestiva und pars hiemalis umfassend, sich zu einem Ganzen fügen. Hinzu kommen noch zwei Psalterien, sodann zwei als „Psalterium und Hymnarium" bezeichnete Foliobände, schließlich ein Collectarium und ein Antiphonar 1 . Auf Grund dieser Handschriften zeichnet nun Karl Reinerth den Breviergottesdienst nach, beginnend mit der Psalmodie als dem Grundstock jeder einzelnen Höre. Die Übersicht ergibt für die Sonntagsmette achtzehn Psalmen, für die Ferialmetten je zwölf, für die Laudes in der Regel sechs und für die Prim vornehmlich den Ps. 1182. Der Ps. 119 zieht als einziger sich täglich durch die kleinen Hören Terz, Sext und Non, wie das bis zur Reform durch Pius X. allgemein üblich war 3 . Jede Vesper hat fünf Psalmen, welche die biblische Reihenfolge des Psalters beibehalten, anhebend mit Ps. 110 der Sonntagsvesper. Für das Completorium sind nur die Anfangsworte von Ps. 4 angeführt. Neben ihm sind jedoch die üblichen Pss.31,91 und 134, zusammen mit dem Nunc dimittis als selbstverständlich vorauszusetzen 4 . Es ist im ganzen die im Mittelalter allgemein übliche Psalmenordnung, wie sie, von Gregor VII. neu geordnet, bis auf Pius X. bestanden hat 6 . Reinerth möchte „bereits in der Psalmenordnung. . . zwischen dem Hermannstädter und Kronstädter Brevier eine weitgehende Übereinstimmung" im Unterschied zu andern Brevieren feststellen; fügt jedoch hinzu: „. . . allerdings ist auch beider Verwandtschaft mit dem Graner Brevier eine große". Und gleich im nächsten Abschnitt heißt es sogar: „Ebensowenig wie in der Psalmenordnung weichen die siebenbürgischen Breviere in der Ordnung der Antiphonen von den damals üblichen Normen (sc. ,der ganzen mittelalterlichen Kirche') ab e ". Das wirft ein Licht auch auf die Antiphonen. Eigene, im Breviarium Romanum und Graner Brevier 7 fehlende Antiphonen finden sich für: Barbara, Sigismund, Servatius, Helena, Decern milia militum, Ladislaus, Margarethe, Maria Magdalena, Stephanus protomartyr, Bartholomäus, Matthäus, Michael und Undecim milia virginum. Gereimte Antiphonen weisen auf: Barbara, Servatius, Sigismund, Conceptio Mariae, Dorothea, Gregorius und Ladislaus. Die vier letztgenannten sind jedoch 1 Die äußere und inhaltliche Beschreibung dieser Handschriften ist auf die Arbeiten von Schullerus und Reinerth verteilt. Es wird im folgenden soweit nötig nach ihnen zitiert. Nicht einbezogen hat Reinerth in seine Untersuchung das im Museum „Alt-Schäßburg" befindliche Antiphonar, dessen Bearbeitung er selbst bei Schullerus vermißt. (Korr. 1930/240). 2 Zählung nach der Lutherbibel. 3 Vgl. L. Eisenhofen Handbuch der katholischen Liturgik, Freiburg i. B. 1933, Bd. 11/636. 4 Vgl. Reinerth in der Teutsch-Festschrift S. 200. 5 Vgl. 8. Bäumer: Geschichte des Breviers, Freiburg 1896/253, 312. * Teutsch Festschrift S. 202. ' Beide im folgenden zitiert als Rom und Strig. (Gran-Strigonium).

Paalmodie, Antiphonen,

Ovationen

17

auch in Strig. enthalten, und die für Barbara steht — nach Reinerth — auch im Passauer Brevier vom Jahre 1515. In den letzten Messen vor Weihnachten finden sich, außer den allgemein verbreiteten sog. sieben großen Antiphonen zum Magnificat, als da sind: О Sapientia, О Adonai, О radix Jesse, О clavis David, О oriens splendor, О rex gentium und О Immanuel, noch andere vier: О rex pacifice, О Jerusalem civitas, О mundi domina und Thomas dydime. Die gleichen Antiphonen hat Reinerth auch in einem Breviarium Treverense vom Jahre 1445 wiedergefunden. Unter den sog. Marianischen Schlußantiphonen, von denen ins Rom. nicht mehr als Regina coeli, Ave Regina coelorum, Alma Regina und Salve Regina aufgenommen worden sind1, findet sich in Siebenbürgen nur die erste. Was die Anzahl der Orationen betrifft, so hat sich im Brevier bekanntlich nur die erste der Meßorationen erhalten. Demnach ist ihr Schatz im De tempore sowie im Proprium sanctorum um ein Vielfaches vermindert. Man wird jedoch erwarten können, sofern in einer Diözese Brevier und Missale auf ein und dieselbe Quelle zurückgehen, daß sie sowohl in der Auswahl der Heiligenfeste, als auch im Text jener einen Oration größte Übereinstimmung zeigen. Es sei denn, daß die in Frage stehenden Brevierhandschriften zeitlich von den Missalhandschriften um Jahrhunderte auseinanderlägen, so daß eine Vermehrung der Heiligenfeste in den jüngeren Handschriften eingetreten sein könnte. Nun läßt sich freilich für die siebenbürgischen Brevierteile eine jüngere Entstehungszeit als die der Meßbücher nicht geltend machen. Im Gegenteil. Während das Hermannstädter Missale plenarium, welches die meisten Heiligenmessen enthält, von den Forschern auf „um 1500" datiert wird, und auch die übrigen Meßbücher durchwegs dem 15. Jahrhundert zugezählt werden, geht Reinerth, was die Abschätzung der Entstehungszeit anlangt, bei keinem der Brevierteile über das 14. Jahrhundert hinaus. Während nun das Hermanstädter und Kronstädter Meßritual, wie aus dem Vergleich mit einem Kronstädter Antiphonar ersichtlich ist, — ein Missale dieser Stadt ist nicht erhalten — in den Gesangsteilen der Sequenzen und Trakten sowohl bezüglich der Texte, als auch bezüglich deren Zuweisung zu den einzelnen Festen, die größte Übereinstimmung zeigen2, und damit auch einen Rückschluß auf die in Kronstadt verwendeten Meßbücher erlauben, muß es doch wohl etwas befremden, daß die Brevierteile nicht allein in der Auswahl der Heiligenfeste, sondern sogar im Text der Oration ein und desselben Heiligen auf einem kirchlich so engen Raum wie ihn die beiden Kapitel Hermannstadt und Kronstadt darstellen, von den Meßbüchern so sehr abweichen. Im Proprium de tempore haben die Breviere in nicht weniger als sechzehn Rubriken 1

2

Vgl. S. Bäumer a.a.O. S. 261.

Both, Siebenbürgen

2

Vgl. Schullerus a.a.O. S. 308.

§ 1. Der Befund beim

18

Breviarium

„völlig selbständige Texte 1 ". Im Proprium de sanctis weisen sie ein Mehr an Heiligenfesten auf, z.B. für: Kunigunda, Septem dormientium, Germanus, Martha, Serverus, Severinus, Othmar, Cristina, Ruffus u.a. Orationen, die von den Meßbüchern abweichen, finden sich bei: Barbara, Blasius, Dorothea, Quirinius, Walpurga, Sigismund, Servatius, Lampertus, Marcus, Gereon, Kalixt, Gallus, Briccius u.a. 2 . Das wäre also allein innerhalb zweier siebenbürgischer Kapitel eine größere Abweichung als die siebenbürgischen Meßbücher alle zusammengenommen gegenüber Rom. und Strig. in der ersten Heiligenoration bekunden 3 . Das ist immerhin auffallend und legt bestimmte Schlußfolgerungen nahe. Gewiß wird die von Reinerth gestützte These, daß die Hermannstädter und Kronstädter Breviere auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen, nicht anzufechten sein. Doch der Beweis für den „Zusammenhang zwischen den siebenbürgischen Brevieren und Meßbüchern" steht noch aus, und ob er überhaupt geliefert werden kann, dürfte mindestens fraglich sein. Die siebenbürgischen Breviarien zeigen mit den Missalien nicht mehr Verwandtschaft, als es andere Breviere auch tun. So z.B. finden sich in dem einer Ausgabe des Breviarium Romanum 4 als Anhang beigebundenen Proprium Poloniense6 nicht nur die von Rom. abweichende Oration der hl. Margarethe, wie sie in den siebenbürgischen Meßbüchern steht, sondern auch die in Rom. ganz fehlende Oration für den hl. Servatius, die außer in den siebenbürgischen Meßbüchern sich in dieser Form noch in Strig. findet. Dabei soll sie nach Schullerus' Vermutung auf ein aus der Urheimat mitgebrachtes Sacramentarium zurückgehen. Vor allem aber enthält dies Proprium Poloniense die Offizien für Kunigunda, Dorothea, Sigismund, Florian, Gereon et socii, Barbara, Helena, Wenceslaus, Cristine u.a. Daraus geht einesteils seine große Verwandschaft mit den siebenbürgischen Brevierteilen bei gleichzeitiger Abweichung von den siebenbürgischen Meßbüchern hervor, andernteils dürfte es auch die Umwelt beleuchten, die mit der Zeit auf den Einbau eines Großteils dieser Offizien in die siebenbürgischen Missalien eingewirkt hat. Wie die Dinge liegen, wird man hinter die These, als ließe sich in den siebenbürgischen Brevieren ein noch aus der Stammheimat mitgebrachtes liturgisches Eigengut nachweisen, ein Fragezeichen setzen müssen (s.u.). Reinerth begnügt sich in dieser Sache mit ein paar Andeutungen und weist die eingehende Erörterung einer kommenden gesonderten Untersuchung zu. Als „die älteste Vorlage der in den gottesdienstlichen Büchern der siebenbürgisch-sächsischen Kirche gebräuchlichen Orationen" ver1

Reinerth: Teutsch-Festschrift S. 206f. 3 Vgl. Reinerth a.a.O. Vgl. Schullerus a.a.O. S. 325ff. Vgl. Brev. Rom. ex decreto ss. Concilii Tridentini restitutum S. Pii. V. iussu editum. Ratisbonae 1886. 5 Officia propria ss. patronorum Regni Poloniae et Sueciae. Ratisbonae 1880. 2

4

Zusammenhang

mit der Urheimat?

19

mutet er ein mit gelasianischen Bestandteilen durchsetztes Sacramentarium Gregorianum. Die Vermutung kann zutreffen, wenngleich die Entstehung des Gregorianums und Gelasianums, ihr Verhältnis zueinander und ihre Verbreitung, trotz der vortrefflichen Arbeiten von Lietzmann1 und Mohlberg2 immer noch nicht ganz geklärt ist. Nur ist damit, daß neun in Rom. und Strig. fehlende Orationen der siebenbürgischen Breviere sich im Gelasianum wiederfinden3, die Annahme einer direkten Vermittelung aus der Stammheimat an der Mosel sehr schwach gestützt. Man müßte dazu erst wissen, wieviel liturgisches Gut, das allein aus dem Gelasianum stammt, in die Breviarien der andern katholischen Kirchenprovinzen der Welt eingegangen ist. Das kann unter Umständen sehr viel mehr sein als es bei den siebenbürgischen Brevieren der Fall ist. Reinerth hebt noch hervor, daß eine zwar nicht sehr große, aber doch bemerkenswerte Übereinstimmung festzustellen sei zwischen solchen von Rom. und Strig. abweichenden Orationen und denen eines Missale Coloniense, das sich in der Batthyanischen Bibliothek zu Karlsburg befindet, und zwar an den Heiligenfesten: Cristina, Ruffus, Germanus, Hieronymus, Marcus, Martha, Undecim milia virginum u. Octava Martini. Die breiteste Stoffmenge in den dickleibigen Breviercodices verteilt sich auf die Lektionen. Sie sind verschiedener Art. In den kleinen Tageshoren Prim, Terz, Sext, Non, aber auch in den Laudes und der Vesper wird nur eine kurze, meist auswendig zu sagende Lektion, capitulum genannt, aus dem Epistelteil des Neuen Testaments gelesen4. Weit längere Schriftlesungen werden in der Matutin gehalten, gewöhnlich aus dem Alten Testament, sodann Sermone und Homilien von Kirchenvätern. Sie wurden immer nach bestimmten, in der Ordnung des Psalters aufeinanderfolgenden Psalmeneinheiten von drei, sechs oder auch zwölf Psalmen, die man Nokturnen nennt, eingeschaltet. Gewöhnlich hat die Matutin drei Nokturnen 5 , nach jeder Nokturn aber, wie die älteste Lektionsordnung im 9. Kap. der Regel des hl. Benedikt bestimmt, gleich vier Lesungen nacheinander, so daß allein in der Matutin zwölf Lektionen bewältigt werden mußten. Gelesen wurde in den siebenbürgischen Brevieren von Advent bis Weihnachten der Prophet Jesaja, in der Epiphaniaszeit die Paulusbriefe, von hier bis zur Fastenzeit die Genesis, in der Quadragesima Jeremia und an den drei letzten Tagen der Karwoche auch aus den Lamentationen des Jeremia. Der Trinitatiszeit blieben die Geschichtsbücher von Samuel bis Esther vorbehalten; 1

H. Lietzmann: Das Sacramentarium Gregorianum, Münster i. W. 1921. Kunibert Mohlberg: Das fränkische Sacramentarium Gelasianum, Münster i. W. 1918. 3 Vgl. Reinerth a.a.O. S. 208. 4 5 Vgl. Bäumer a.a.O. S. 273. Vgl. Eisenhofer a.a.O. 11/507. 2

o*

20

§ 1. Der Befund beim, Bremarium. — § 2. Der Befund beim Missale

ferner auch Hiob, Prediger, Sprüche und Weisheit Salomonis, Jesus Sirach, Makkabäer, Tobit und gegen Ende des Kirchenjahres Ezechiel und Daniel. Die Ordnung zeigt mit dem im Mittelalter geübten Brauch große Übereinstimmung 1 . Was die Responsorien nach den Lesungen betrifft, deren zweite Hälfte nach Absingen eines Versikels jeweils wiederholt wird, zeigt sich eine große Einheitlichkeit sowohl in den siebenbürgischen Brevieren, als auch im Vergleich mit Strig. Nur im Proprium sanctorum haben Servatius, Helena, Margaretha, Cecilia, Barbara, Sigismund u. a. ein Responsorium in Abweichung zu Strig. Über die Hymnen, von denen jeder Höre eine bestimmte zugeteilt war, sagt Reinerth: „Die Hymnenordnung der siebenbürgisch-sächsischen Kirche zeigt nun wiederum große Verwandtschaft mit der des Graner Breviers." Das wird kein Zufall sein. Die Übereinstimmung ist bei Abweichung von Rom. sogar sehr groß und geht besonders in der Anordnung des Osterfestkreises bis in die Einzelheiten 2 . Sehr beachtenswert ist, daß ein nachweislich aus dem siebenbürgischen Kosder Kapitel stammendes Psalterium — in der Kronstädter Gymnasialbibliothek befindlich —, dessen Gebrauch an einer siebenbürgisch-sächsischen Pfarrkirche durch die Eintragung zweier Verzeichnisse der Kosder Kapitelsgemeinden gesichert erscheint, in der Hymnenordnung „verhältnismäßig selbständig dasteht 3 ". Vor allem indem es durch die Aufnahme der Hymnen für die Ferialmetten größere Zugaben aufweist. Diese Abweichung einerseits, und die Übereinstimmung der siebenbürgischen Breviere mit Strig. anderseits, legt mehr und mehr die Vermutung nahe, daß die in Frage stehenden Brevierhandschriften, über deren Herkunft und Verwendung nichts weiter bekannt ist, mit der Urheimat der Siebenbürger Sachsen wenig zu tun haben. — Über die Möglichkeit der Verwendung des Breviers an siebenbürgisch-sächsischen Parochialkirchen wird weiter unten noch die Rede sein.

§ 2. Der B e f u n d beim Missale Von den im Meßgottesdienst verwendeten Handschriften ist hinlängliches Material auf uns gekommen. Es wird ausschließlich in der v. Brukenthalschen Bibliothek verwahrt. Im ganzen sind es zehn Meßbücher, zum Teil vollständig erhalten, zum Teil jedoch nur Fragmente, wie ζ. B. der bloß neun Folio starke, einem Heltauer Meßbuch beigebundene „De sanctis"-Teil. Dazu kommt noch ein nur 1 2

Vgl. Bäumer a.a.O. S. 276ff. Vgl. Reinerth in: Teutsch-Festschrift S. 215.

8

Reinerth a.a.O.

Lektionen, Hymnen.

Miesalhandechriften

21

für die Messe hergerichtetes Antiphonarium, das nach Ausweis späterer Eintragungen bis ins 17. Jahrhundert im kirchlichen Gebrauch gestanden hat 1 . Schüllerus hat die Meßbücher nicht allein untereinander verglichen, sondern sie auch auf die Abweichungen geprüft, sowohl Rom. gegenüber als auch in Bezug auf das amtlich Ordo Strigoniensis genannte Graner Meßritual, und den nötigen Stoff herausgehoben. Aufs Ganze gesehen sind die Abweichungen geringfügig zu nennen2. Zunächst weisen die siebenbürgischen Meßbücher untereinander Verschiedenheiten auf. Etwa von der Art, daß etliche Stücke nur in einigen Handschriften verzeichnet sind und in den andern fehlen. Z.B. findet sich der accessus ad altare nur in dem Grosschenker Miss. 4, das auf älteste Vorlagen zurückgeht, wie aus der Stellung des Kanons am Eingang des Meßbuches ersichtlich ist. Ebenso zeigt besonders hl. in den Heiligen- und Votivmessen große Selbständigkeit. Dann aber finden sich Varianten auch in der Textgestalt einer und derselben Rubrik. Am stärksten weicht hier LM. in folgenden Punkten ab: in der oratio de s. Dorothea und Gregorii pape, in der secreta de s. Nicoiao, in der complenda de purificatione s. Mariae u.a. mehr. Nur kleine Veränderungen zeigen alle die übrigen, die Schullerus deshalb auch zu einer Gruppe zusammenfaßt. In einigen Fällen, wie der secreta de s. Martino episcopo gehen 5 und 9 gegen 4 und 7, in andern 7 gegen 4, 5, 9S. Die Abweichungen gegenüber Rom. und Strig. sollen summarisch auch erwähnt werden und zwar in der Ordnung wie sie Schullerus durchgeht. Beim Introitus sind die Abweichungen gering. An wenigen Stellen (4. Advent, conceptio b. Mariae, decollatio s. Johannis, nativitas s. Mariae, Luce evangeliste, Katherine virg., u. de s. spiritu.) gehen die Hermannstädter Meßbücher zusammen mit Strig. gegen Rom. An noch wenigeren mit Rom. gegen Strig., z.B. am Fest Simonis et Jude. Von beiden weicht die siebenbürgische Gruppe nur an s. Magdalene und Stephani protomartiris ab. Bedeutender sind die Verschiedenheiten in den Orationen, die bekanntlich unter den Bezeichnungen oratio oder collecta, secreta und complenda oder postcommunio, zusammen mit den Präfationen und dem Kanon als sog. Sakramentarien ursprünglich den ganzen Inhalt der Meßbücher 1 Die bibliographische Besehreibung aller dieser Handschriften findet sich bei Schullerus a.a.O. S. 299ff. u. bei Reinerth, Korr. 1930/235ff., der hier die bei Schullerus aus Versehen stehengebliebenen Lücken auffüllt. Die Meßbücher, die hier ausschließlich in Betracht kommen, werden im folgenden, soweit nötig, nach Schullerus zitiert, also als: L(iber) M.(issarum); Miss. 4, 5, 7, 9, 11, Hl. 1, Hl. 2, u. hl., (die drei letzten stammen aus Heitau). Die Scheidimg in Hl. 1 u. Hl. 2 ist von Reinerth gemacht worden. 2 Vgl. Schullerus a.a.O. S. 312. 3 Das Miss. 11 scheidet aus der Vergleichung aus, da es von Reinerth als ein Miss. Rom. erkannt wurde.

§ 2. Der Befund beim

22

Missale

ausgemacht haben; die Gesangsteile und Perikopen, erst an den Rand geschrieben, drangen seit dem 10. Jahrhundert in den Textraum selbst ein und trugen auf diese Weise zur allmählichen Entstehung des Vollmissale bei 1 . In der collecta gehen die siebenbürgischen Meßbücher mit Strig. gegen Rom. an den Festen: Conceptio b. Mariae, Dorothee, Margarethe, Magdalene, Stephani protomartiris und Stephani regis. Zusammen mit Rom. gegen Strig. weichen sie nur am Fest Exaltatio s. crucis und dem der Apostel Simon und Juda ab. Und von beiden abweichende Verschiedenheiten haben sie an Circumcisio domini, Conversio Pauli, Gregorii pape, Undecim milia virginum und bei der unter den Votivmessen vorgesehenen Feier de apostolis. — In der secreta weicht die siebenbürgische Gruppe 8 sowohl von Rom. als auch von Strig. ab an den Festen: Circumcisio domini, Dominica tertia und quarta in Quadragesima, Decern milia militum, Divisio apostolorum, Barbare, Conceptio b. Mariae, Lucie vg., Dorothee, Valpurgis vg., Magdalene, Laurentii, Adriani, Exaltatio crucis, Undecim milia virginum und Martini episcopi. — Unter den Komplenden sind an Variationen gegenüber Rom. und Strig. zu erwähnen: Thome apost., Conversio Pauli, Purificatio Mariae, Dorothee, Gregorii pape, Decern milia martirum, Margarethe, Divisio apostolorum, Christofori et Cucufati, Exaltatio crucis, Undecim milia virginum, Cecilie und unter den Votivmessen pro pluvia und pro serenitate. — Darüber hinaus enthält die Missalgruppe 5 noch ein Sondergut an vollständigen Sakramentarien bestimmter Heiliger, wie Judocus, Blasius, Brigide etc. Von ihnen wird noch die Rede sein. Auffallenderweise enthalten Siebb. eine Anzahl von Sequenzen, die bekanntlich in Rom. bis auf fünf eingeschränkt sind, nämlich Ostern: Victimae paschali; Pfingsten: Veni sancte spiritus; Fronleichnam: Lauda Sion Salvatorem; Allerseelen: Dies irae, dies illa und an Septem dolores b. Mariae am Freitag vor Palmarum: Stabat mater dolorosa3. Das Miss. 5 hat sie zum Unterschied von den übrigen, die sie als Anhang beigeben, in das Offizium eingebaut. Eine Reihe von ihnen, wie: Johannes Jesu Christo, Sancti baptiste, Laurenti David magni, Congaudentes angelorum etc., finden sich auch in Strig. Es wird aber noch zu zeigen sein, daß die Siebb., trotz übereinstimmender Sequenzen, sich hierin nicht an Strig. anlehnen, wie Schullerus in seinen Schlußfolgerungen durchblicken läßt, sondern auf ursprünglichere Quellen zurückgehen. Ebenso gilt das für solche Sequenzen, die sich auch in Strig. nicht finden und bisher als spezifiisch siebenbürgisch gelten mußten, wie ζ. B. die Weihnachtssequenz „Eia simul recolamus" und die am Feste des hl. Nikolaus „Congaudentes exultemus". 1 2 3

A. Ebner a.a.O. S. 362f. Im folgenden, wenn allgemein gebraucht, als Siebb. zitiert. Vgl. G. Bietschel: Liturgik I/468f.

Ovationen, Sequenzen, Kanon,

Lektionen

23

Die Stellung des Kanons ist beinahe in jedem alten Meßbuch verschieden. In Siebb. finden sich vier verschiedene Formen. Die älteste bezeugt, wie erwähnt, das Miss. 4, das den Kanon an die Spitze stellt. Seit dem 11. Jahrhundert erscheint er allgemein mehr und mehr zwischen Ostersonnabend und -sonntag eingeordnet. Dort steht er auch in 5, 7, 9 und 10. Nach der Pfingstmesse bringt ihn hl., und in LM. ist er unter den missae de sanctis zwischen nativitas Mariae und exaltatio crucis eingeschoben. Im Text des Kanons selbst sind die Abweichungen minimal. Ein paar Zutaten, die immerhin als von einiger Bedeutung sich erweisen werden, zeigt einzig die Gebetsformel bei der immissio panis, in der deutlich zwei verschiedene Formeln miteinander verschmolzen sind. Ob indessen dieser „subjektive Einschlag", wie Schullerus sagt, wirklich frei komponiert ist und nicht aus alter Vorlage stammt, muß noch erörtert werden. Die Lektionen zeigen im De tempore sehr große Übereinstimmung, sowohl mit Rom. als auch mit Strig. Das Zusammengehen mit Rom. bekunden in diesem Teil eine ganze Reihe von Evangelienverzeichnissen deutscher und ausländischer Diözesen 1 , und zwar gilt das nicht nur von den Sonntagen, sondern auch von den Ferialtagen der Fastenzeit. Das läßt darauf schließen, daß die Sonntagslesungen des Kirchenjahres und besonders der Quadragesimalzeit, zusammen mit ihren Ferialtagen, den ältesten Kern der festen Perikopenordnung ausgemacht haben. Einzig die Donnerstage der Fastenzeit hatten keine Lesungen. Erst Gregor II. (f 731) hat sie eingeführt, aber bestimmte Perikopen scheint er nicht verpflichtend gemacht zu haben, denn an diesem Tage weisen die Verzeichnisse große Verschiedenheiten auf 2 . So wird man es sich auch mit den Lektionen der Heiligenfeste zu denken haben: die Bestimmung über die Aufnahme eines Heiligen in das Meßbuch ist wohl den einzelnen Diözesen frei überlassen worden, daher sind auch in Siebb. und anderswo die Abweichungen im Proprium sanctorum am größten. Darüber hinaus haben Siebb. als Sondergut noch eine Perikopenreihe an Ferialtagen, für jeden Mittwoch und Freitag durch die ganze Trinitatiszeit, die weder Rom. noch Strig. kennt. Vor allem sind es Miss. 5, dann 7 und hl. Eine Vergleichung der Lesungen im Commune sanctorum und den Votivmessen erübrigt sich, da hier in den Meßbüchern der meisten Diözesen auswechselbare Meßformulare mit ihren Lektionen beliebig zur Auswahl gestellt werden. Bedeutende Abweichungen von Rom. und Strig. weisen die Siebb. in den Benediktionen auf. So in der benedictio cinerum am Aschermittwoch, in der Feuerbesegnung der Ostervigilie, sodann in den verschiedenen 1 Vgl. Stephan Beissel: Entstehung der Perikopen des Römischen Meßbuches, Freiburg i.B. 1907 S. 157ff. 2 Beissel a.a.O. S. 171.

24

§ 2. Der Befund beim

Missale

Besegnungen der Ostergaben: benedictio carnium, carnis avium, ovorum, panis etc. Das Vorhandensein einer benedictio lardi läßt erkennen, welche Bedeutung dem Speck in Siebenbürgen beigemessen wurde. Speck und Brot gelten als uralte fränkische Nahrung 1 . Sie sind bis heute noch die Leibspeise der Siebenbürger Sachsen 2 und stammen als solche demnach aus der Urheimat. Es ist nicht ohne Reiz, weiter unten festzustellen, daß mit dem Speck auch seine liturgische Besegnung schon aus der Stammheimat mitgenommen wurde. Eigengut sind auch die Gebete zur Vigilie der Himmelfahrt Maria, — so in 5 — die Gott bitten, er möge die Gräser und Kräuter segnen, damit die Schafe vor Krankheit bewahrt würden. — Zu bemerken bleibt noch, daß die Siebb. innerhalb der Totenmessen eine Anzahl von Differenzierungen haben, die sich weder in Rom. noch in Strig. finden: pro femina, pro sacerdote, pro parentibus, pro amico etc. 3 . 1

Joh. Hoops: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, IV/204 (nach Schullerus S. 388). 2 Vgl. A. Schullerus: Sieb.-sächs. Volkskunde, Leipzig 1926, S. 68. 3 In Anselm Schott: Das Meßbuch der hl. Kirche, Freiburg i.B. 1940, sind sie nach den Messen „für Verstorbene" als „Gebete für Verstorbene" beigegeben.

Zweites

Kapitel

Liturgisches Sondergut in Siebenbürgen und an der Mosel § 3. Das Problem der Volksheiligen Nach heutigem Stand der Forschung steht es fest, daß die Siebenbürger Sachsen aus dem alten romanisch-germanischen Grenzgebiet der Rheinlande ausgewandert sind. Das hat man vornehmlich aus ihrer noch heute gesprochenen Mundart erschlossen, und auf Grund der sprachlichen Analogien den Herd des Auswanderungsgebietes in der moselländer und luxemburger Gegend festgelegt1. Außer der Sprache hat jedoch kaum mehr etwas als Auswanderungsgut quellenmäßig zwingend nachgewiesen werden können; vielleicht noch die kirchliche Organisation der Landdekanate2 und die Anlage des Bauernhauses3. Alles andere sind nur Vermutungen, wenngleich sie sehr zahlreich sind und von der Wesensart des Menschenschlages bis zur Bebauung seiner Scholle in der Urheimat die Parallelen finden wollen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab Friedrich Teutsch die Anregung zur Erforschung der Patrozinien in den einzelnen Gemeinden. Zu dem Zweck wurden Fragebogen an alle Pfarrämter ausgesandt und das gesammelte Material von Richard Huß bearbeitet4. Die Ergebnisse zeigen, daß für eine große Zahl von Kirchengemeinden der Patron und neben ihm oft noch eine Reihe von Heiligenkapellen urkundlich gesichert sind. Doch es konnte Huß nicht gelingen, dem Titel seiner Abhandlung gerecht zu werden. Als Beleg dafür, daß die siebenbürgischen Patrozinien aus der Urheimat mitgebracht worden seien, führte er entsprechende Parallelen in den rheinischen Diözesen an. Aber in keinem einzigen Fall bleiben die siebenbürgischen Kirchenheiligen allein auf das Rheinland beschränkt, selbst wenn sie sich der Geburt nach von dort herleiten, wie 1

Zur vergleichenden Dialektforschung vgl. die grundlegenden Beiträge von Andreas Scheiner, A. SchuUerua, Gustav Kisch u.a. Einige Literaturnachweise in der Rezension einer Scheinerschen Arbeit von К. K. Klein, Korr. 1929, S. 17ff. 2 Vgl. Fr. Teutsch: Gesch. der ev. Kirche in Siebenbürgen, Hermannstadt 1921/22, Bd. 1/5 f. 3 Vgl. A. SchuUerua: Haus und Hof, in Friedrich Teutsch: Bilder aus der Kulturgeschichte der Siebenbürger Sachsen, Hermannstadt 1927, I., S. 32 ff. 4 R. Huß: Die Kirchenheiligen in Siebenbürgen, ein aus der Urheimat mitgebrachtes Kultureigentum; im Sonderheft der österr. Zeitschrift „Deutsches Vaterland" 1922, S. 35ff.

§ 3. Das Problem der

26

Volksheiligsn

ζ. B. beim Maastrichter Bischof Servatius, sondern sie haben immer auch in den übrigen Teilen Deutschlands ihre Patronate. Dessen ungeachtet kann Huß bei einer Reihe von Patronen die Wendung gebrauchen „ein echt urheimatlicher Kirchenheiliger 1 ", oder „ein typischer Heiliger der Urheimat". Selbst wenn es der Apostel Andreas ist, dessen Verehrung sich in der katholischen Welt allenthalben in gleicher Stärke findet. Trotzdem könnte es natürlich sein, daß Huß in manchen Fällen richtig vermutet, nur läßt sich auf diese Art der Beweis nicht erbringen. Das „mitgebrachte Kultureigentum" kann in seiner Arbeit vielmehr nur darin gesehen werden, daß eine beträchtliche Anzahl von siebenbürgischen Ortsnamen, sowie Hattertried- und Flurbezeichnungen im erweiterten Gebiete der vermuteten Stammheimat sich wiederfinden. Es sind jedoch auch hier meist Namen, die auch sonst im Mutterlande vorhanden sind 2 . Wollte man die Annahme einer urheimatlichen Herkunft der siebenbürgischen Patrozinien wahrscheinlicher machen, dann müßte zum gleichen Patrozinium etwa auch der gleiche Ortsname in Siebenbürgen und der Urheimat nachgewiesen werden. Sodann gibt es auch den Fall des Patroziniumwechsels. Ein Beispiel dafür ist Michelsberg bei Hermannstadt. Als Magister Gocelinus im Jahre 1223 dem Zisterzienserorden in Kerz den mons sancti Michaelis cum ecclesia schenkte, kann es sich eigentlich nur um eine Michaeliskirche gehandelt haben 3 . Offenbar unter dem Einfluß der neuen Besitzer hat sich später — wahrscheinlich nach einer Zerstörung des ursprünglichen Gotteshauses — das Patrozinium geändert, wie 1519 bezeugt wird: sowohl bei der Burgkapelle auf der Höhe als auch bei der Dorfkirche im Tal handelt es sich um ein Patrozinium der Maria 4 . Die Sache kompliziert sich noch bei Kirchen, die nachweisliche ungarländische Heilige als Schutzpatrone haben und dennoch sächsische Gründungen sind, wie ζ. B. Groß-Lasseln mit dem hl. Ladislaus undKaisd mit dem hl. König Stephan. Auch findet sich in Bistritz eine capella sancti Rochii 5 , der Anfang des 14. Jahrhunderts starb, also 150 Jahre nach erfolgter Einwanderung und dessen Patrozinium vor dem 15. Jahrhundert kaum denkbar ist. Und wenn für die in Siebenbürgen freilich nur schwach bezeugte Verehrung des hl. Florian, eines österreichischen Heiligen des 1

a.a.O. S. 48. So vor allem die mit „Maria" zusammengesetzten Namen, wie Marienburg, Marienberg, Marienthal; oder wenn Huss S. 62 den Ortsnamen Werd „jedenfalls aus der Urheimat mitgebracht" annimmt, weil nördlich v o n Maastricht ein „Weert" liegt; gleichzeitig aber muß er zugeben, daß sich auch im Elsaß und bei Regensburg ein „Wörth" findet. 3 Urkundenbuch d. Sieb. Deutschen I, 26 Nr. 38. — Diesen und etliche andere Hinweise verdanke ich dem auf diesem Gebiet arbeitenden Herrn Otto Mittelstraß -Heidelberg. 2

4

Huß a.a.O. S. 44f.

6

A.a.O. S. 92.

Bisherige Patrozinienforschung.

Ein

Mißverständnis

27

3. Jahrhunderts1, in der Urheimat nach Huß keine Parallele nachgewiesen werden kann2, dann fragt man sich noch zweifelvoller, wie es möglich sein soll, auch nur bei einem Heiligen mit Sicherheit seinen Weg nach Siebenbürgen vom Stammlande herzuleiten. Ob und in welchem Grade ein Heiliger verehrt wurde, ersieht man außer den Patrozinien vor allem aus dem ihm zuerkannten Meßformular. Man hätte daher weit festeren Boden unter den Füßen, wenn sich irgendwelche Analogien in den liturgischen Besonderheiten des gottesdienstlichen Rituals in Siebenbürgen wie in der Urheimat nachweisen ließen. Der Versuch soll hiermit unternommen werden. An die Möglichkeit eines aus der Urheimat überkommenen liturgischen Gutes auf den Blättern der Siebb. hat bei ihrer Bearbeitung schon Schullerus gedacht. Er findet darin eine Reihe von Messen, die Sakramentarcharakter tragen, also in knapper Form nur die drei Gebete: collecta, secreta und complenda haben, und ist der Meinung, daß er damit nichts weniger als „das als Sakramentarium herauszuschälende und noch für die Stammheimat in Anspruch genommene Meßbuch" in der Hand habe3. Die meisten Heiligenmessen dieser Art enthält Miss. 5. Wir heben sie nach Schullerus anmerkungsweise alle heraus4. Etwas eingeschränkt wird der oben zitierte Satz durch die nachfolgende Bemerkung, es sei nicht außer Acht zu lassen, „daß auch sonstwo sich vereinzelt Sakramentarienbestandsteile im Vollmissale erhalten haben (auch in Strig. und Rom.), aber nicht alle in Miss. 5 vorfindlichen Sakramentargebete unbedingt für jenes alte Sakramentar in Anspruch zu nehmen sind". Doch die Worte „sich erhalten haben", sowie die auf Ebner sich stützende Bemerkung „Wenn angenommen werden darf, daß die Sakramentarien hinter das 10. Jahrhundert zurückgehen5" lassen schon vor der sachlichen Widerlegung seiner These vermuten, daß Schullerus grundsätzlich das Meßformular mit Sakramentarcharakter als ein aus der Zeit vor Beginn der Vollmissalien überkommenes Gut ansieht. In der Tat hat auch Reinerth Schullerus so verstanden® und dürfte mit ihm, obwohl er dessen 1 2

Vgl. Joh. Stadler: Heiligenlexikon, Augsburg 1875, 11/232. 3 Huß a.a.O. S. 94. A.a.O. S. 316. Judoci, Brigide virg., Apolonie, Scolastice, Juliane, Perpetue et Felicitatis, Ambrosii ep., Alberti, Quirini, Sigismundi, Floriani, Nicomedis, Erasmi, Barnabe, Viti Modesti et Crescentie, Udalrici, Benedicti, Abdon et Senen, Dominici, Donati, Eusebii, Agapiti, Hermetis, Sabine, Eufemie, Lamperti, Venceslai ducis, Calixti pp. Galli, Crispini et Crispiniani, Claudini, Theodori u. Briccij. Außerdem noch 21 Messen aus dem Commune sanctorum wie: pro antistite, contra paganos, pro episcopo, pro amico etc. 5 Schullerus a.a.O. S. 313. • Reinerth in Korr. 1930, S.238: „Schullerus denkt sich nun die Entstehung der Hermannstädter Meßbücher folgendermaßen: daraus, daß viele Messen in ihnen noch als sog. Sacramentare überliefert sind, d.h. in der gekürzten Form, wie sie bis spätestens im 10. Jahrhundert in die Meßbücher Aufnahme fanden, schließt er, daß diese Messen noch aus der Urheimat mitgebracht worden seien. Dies ursprüng4

28

§ 3. Das Problem der

Volksheiligen

Konsequenzen nicht ganz billigt, Ebner mißverstanden haben. Denn die Sätze, auf die hier Bezug genommen wird, lauten bei Ebner 1 : „Erst um die Wende des 10. Jahrhunderts treten Vollmissalien häufiger auf. . . daneben blieben aber auch reine Sakramentarien noch lange im Gebrauche . . . Wurden doch selbst neue Sakramentarien im 11. und 12. Jahrhundert noch, wenn auch in abnehmender Häufigkeit angelegt, und erst im 13. Jahrhundert kann man das Missale plenum als Regel bezeichnen . . ." Es ist wohl deutlich, daß Schullerus und Reinerth Ebner fehldeuten, indem sie unter Sakramentarien ein in das Meßbuch aufzunehmendes gekürztes Gebetsformular verstehen, während Ebner in diesem Falle damit die ganze Sammlung, also das Meßbuch selber meint. Damit erledigt sich die Anschauung, als seien nach dem 13. Jahrhundert keine Messen in der Sakramentarform mehr geschaffen worden. Es ist auch heute noch der Werdegang eines Meßformulars, daß zuerst die drei Gebete collecta, secreta und complenda zusammengestellt werden. Die übrige Ausgestaltung bleibt den Orden und Diözesen im Zusammenwirken mit der Ritenkongregation überlassen, wenn sie sich mit der Auffüllung des Formulars durch das Commune sanctorum nicht begnügen sollten. Man ziehe zum Vergleich etwa einen der jüngsten Heiligen in Deutschland heraus, z.B. Konrad von Parzham f 21. 4. 1894. Sein Meßformular in Rom. hat genau die alte Form des Sakramentars 2 . Für alle übrigen Stücke der Meßfeier wird auf die Bekennermesse ,,Os justi" (Messen dieser Art werden bekanntlich mit den ersten Worten ihres Introitus benannt) im Commune sanctorum verwiesen. Wenn nun Schullerus zu den ausgesprochen urheimatlichen Heiligen, „die ausdrücklich im romanisch-germanischen Grenzgebiete des Niederrheins . . . verehrt worden sind 3 ", vor allem solche zählt, die in den Siebb. nur diese drei Gebete haben und von Rom. sowie Strig. abweichen oder in diesen gar fehlen, wie besonders: Jodocus, Walpurga, Servatius, liehe Meßbuch sei dann unter dem Einfluß des römischen und Graner Meßbuchs im Laufe der Zeit diesen stark angenähert worden. Der Schluß ist wohl nicht völlig zwingend. Selbst Ebner, auf den Schullerus sich stützt, gibt zu, daß auch noch bis ins 13. Jahrhundert hinein vereinzelt Sakramentarien aufgenommen wurden." (Hervorhebung vom Verfasser.) 1 A.a.O. S. 360f. 2 Oratio: Deus qui misericordiae tuae januam fidelibus patere voluisti: te supplices exoramus; ut intercedente beato Conrado confessore tuo temporalia subsidia nobis tribuas et aeterna. Secreta: Oblationes nostras tibi, Domine quaesumus, beati Conradi intercessio veneranda commendet: quem coram tuis altaribus precantem supernorum charismatum dulcedine recreasti. Complenda: Sumpsimus, domine, tua saneta, beati Conradi merita recolentes: praesta, quaesumus; ut eius semper et praeclaro proficiamus exemplo et fideli muniamur auxilio. 3 SchuUerua a.a.O. S. 313.

Die Handschriften

der

Stammheimat

29

Blasius, Maria Aegyptiaca, Brigida, Wolfgangus, Apolonia, Briccius, Gertrudis, Leonhardus, Otilia usw. und zugleich ihre große Beliebtheit in Siebenbürgen als die „mitgebrachten Heiligen, denen im Lande überall Kapellen gebaut werden1" hervorhebt, so bleibt er letztlich doch den Beweis für beides schuldig: für die Herleitung dieser Heiligen aus der Urheimat, wie für ihre bevorzugte Verehrung in Siebenbürgen. Versucht man, diesem Mangel abzuhelfen und die nötigen Kontrollen vorzunehmen, so können überraschenderweise gegenteilige Dinge bewiesen werden. Stellen wir den Befund bei den Patrozinien einstweilen zurück. Was aber trägt das einschlägige Handschriftenmaterial von Trier und Luxemburg zur Frage dieser angeblichen Volksheiligen aus? Unter den in Frage kommenden liturgischen Beständen der Trierer Stadtbibliothek, mit neun Missalien und sieben Lektionarien, sind die oben genannten Heiligen überaus dürftig vertreten2. In den Missalien ist nur in einem (aus dem 15. Jahrhundert stammenden) allein Servatius, Bischof von Maastricht, mit einer Messe vertreten, und für Leonhardus findet sich im selben Meßbuch nicht mehr als das erste Gebet eines Sakramentars3. Von den Lektionarien weisen erst zwei späte Epistolarien aus dem 15. Jahrhundert für einige dieser Heiligen Lesungen auf, und zwar TEp. 369 (s.u.!) für Brigida, Blasius, Apolonia, Gertrudis, Servatius und Briccius; u. TEp. 506 für Blasius, Servatius und Briccius. Nicht anders steht es bei den nicht ganz so reichhaltigen liturgischen Schätzen der Landesbibliothek in Luxemburg. In den zwei Missalien findet sich nur in L. 90 (s.u.!) für Brigida eine Sakramentarmesse, noch dazu mit Orationen, die von den Siebb. abweichen. Sodann enthält das dem Evangeliarium LE. 137 beigebundene (späterer Zeit entstammende) Collectarium für Blasius gleich zwei verschiedene Gebete, von deren Texten indessen keiner mit dem aus den Siebb. übereinstimmt. Unter den Lektionarien hat das Evangeliar LE. 120 (s.u.!) eine Lesung für Brigida, Blasius und Briccius. In einem anderen Evangeliar und in zwei Epistolarien hinwiederum sind diese Heiligen mit Lesungen nicht bedacht worden. Je später eine liturgische Handschrift angefertigt wurde, umso mehr Heilige pflegt sie zu berücksichtigen. Diese allmähliche Häufung zeigt ein dem Epistolar LEp. 43, das von unbekannter Herkunft ist, beigebundenes zweites Epistelverzeichnis De sanctis, (mit nur angedeuteten Lektionen in großer gotischer Minuskel aus der Zeit um 1500), das jenes an Zahl der Heiligenfeste um ein dreifaches überbietet. Hier finden sich nun auch 1

A.a.O. S. 386. Oft finden sich am Eingang von Meßbüchern ausführliche Kaiendarien, die jedoch meist späteren Datums sind und zum Inhalt der Missalien in keiner Beziehimg stehen. In solchen sind dann meist etliche dieser Heiligen genannt. 3 Das Meßbuch als TM. 361 zitiert (s.u.!). 2

30

§ 3. Das Problem der

Volksheiligen

Oswald, Walpurga, Blasius usw., wenn auch mit abweichenden Lektionen im Vergleich zu den Siebb., aber noch immer fehlen Jodocus, Leonhard, Wolfgang u.a.mehr. Vollständig fehlt die ganze Reihe dieser Heiligen auch in dem Evangelienverzeichnis aus dem 9. Jahrhundert in der Pfalzkapelle Karls d. Gr. zu Aachen1. Ebenso im Perikopenbuch des Bischofs Kuno v. Falkenstein, vollendet 1380 und aufbewahrt in der Trierer Dombibliothek2. Selbst ein in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angelegtes klösterliches Obituarium von Echternach, das formal nichts anderes ist als ein ausführliches Kalendarium mit Zwischenräumen, in denen dann etwaige Verstorbene am jeweiligen Tage eingetragen werden konnten, kennt die Mehrzahl dieser Heiligen nicht, während anderseits z.B. der Name Jodocus unter den heimgegangenen Brüdern im Nekrolog der Abtei vorkommt3. Nach solcher Auskunft des vorfindlichen liturgischen Materials hält es schwer, bei den sogenannten siebenbürgischen Volksheiligen, wie sie Schullerus festzustellen gemeint hat, noch an die Herleitung aus der Stammheimat zu glauben. Zur weiteren Stützung unserer Ansicht muß auf der andern Seite aber auch noch beleuchtet werden, wie es mit jener postulierten großen Verehrung dieser Heiligen in der siebenbürgisch-sächsischen Kirche katholischer Zeit eigentlich steht. Die beste Auskunft in dieser Frage geben die Meßbücher selbst. Die Anschauung, als könne man ungeachtet der beschränkten oder ausgebauten Form eines Meßformulars auf bevorzugte Verehrung eines Heiligen schließen, steht mit der Praxis der katholischen Kirche nicht voll im Einklang. Sie kennt im Meßformular Abstufungen und nuancierte Steigerungen4. Die geringste Ehrung, die einem Heiligen zuteil werden kann, ist die Commemoratio; d.h. es wird z.B. in der Messe des heiligen Chrysologus am 4. Dez. zugleich der hl. Barbara gedacht, indem an die drei Gebete collecta, secreta und postcommunio des Chrysologus-Festes auch welche für die hl. Barbara angereiht werden. Alle andern wechselnden Teile der Messe sind nur für Chrysologus ausgesucht. Nun hat Barbara in Rom. aber gar keine eigenen Gebete, infolgedessen werden sie der Messe „In medio" aus dem Commune sanctorum entnommen. Andere wieder, wie z.B. der hl. Kanut, werden mit eigenen Gebeten kommemoriert. Die nächst höhere Stufe ist die Zuteilung eines bestimmten Tages, an dem zu Ehren des Heiligen eine Messe gefeiert wird, ohne daß er unbedingt ein volles Sakramentarium besitzt. Er hat vielleicht nur das erste Gebet, wie z.B. die hl. Scholastica am 10. Februar. In allen übrigen Teilen wird 1

2 Vgl. Stephan Beissel a.a.O. S. 127ff. A.a.O. S. 181ff. Peters: Das Obituarium der Abtei Echternach in: Publications de la section historique de l'Institut royal Grand-ducal de Luxembourg. Vol. 27, S. 140ff. 4 Es soll im folgenden die Rangordnung der Feste nach Klassen wie Duplex primae classis, Duplex majus, Semiduplex etc. unbeachtet bleiben und nur vom Meßformular aus die Stufung andeutungsweise skizziert werden. 3

Meßformular

und,

Patrozinien

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in diesem Falle auf die Messe „Dilexisti" im Commune sanctorum verwiesen. In der Regel haben diese weniger hervorragenden Heiligen bloß die üblichen drei Orationen im Stil des Sakramentars; und wenn es hoch kommt, noch eigene Lektionen. In all diesen Fällen kann die Messe nur gefeiert werden, wenn für Introitus, Graduale, Offertorium und Communio auf das Commune sanctorum zurückgegriffen wird. Nun hebt jedoch die eigentliche Stufung erst an, indem mehr und mehr Stücke der variierenden Meßteile den bestimmten Heiligenfesten zugeordnet werden, bis hin zur eigenen Sequenz oder eigenen Präfation, wie bei Maria und Joseph. Und wenn ein vollständiges Meßformular erzielt ist, gibt es erst recht noch Steigerungen wie das Vorfest der Vigil an bestimmten Apostelfesten, oder gar die Nachfeier der Oktav bei den hervorragenden Aposteln Petrus und Paulus, zu deren Ehre auch die Oktav mit einem eigenen Meßformular ausgezeichnet ist. Die drei Hochfeste haben sogar für jeden Tag innerhalb der Oktav eine eigene Messe. Sehr feierlich wird vor allem auch das Fest des Patroziniums ausgestaltet, oft mit Vigil und Oktav. Kirchenheilige ohne eigenes, vollständiges Meßformular in Gegenden, wo sie stark verehrt werden, wird es wohl nirgends geben1. Umso aufschlußreicher muß es erscheinen, daß sämtliche siebenbürgischen Heiligen, die Schullerus hervorhebt, im besten Falle auf der Stufe stehen, wo dem Salcramentar noch eigene Lektionen beigeordnet sind. Bei der Mehrzahl jedoch fehlen sogar diese. Daraus erhellt, daß die Verehrung der angeblich typisch siebenbürgischen Volksheiligen so groß nicht gewesen sein kann. Um jedoch jeden Zweifel zu beheben, sollen auch die Heiligen selbst, deren Gebetstexte Schullerus vollständig anführt, und die nur deshalb „auf ein noch vorsiebenbürgisches, aus der Stammheimat mitgebrachtes Sakramentarium zurückgehen" müssen2, weil sie in Rom. und Strig. fehlen, etwas näher ins Auge gefaßt werden. Es sind dies aus der Reihe der oben angeführten Heiligen die sieben ersten. Der hl. Wolfgang, Bischof von Regensburg, Erzieher König Heinrichs des Heiligen, f 994 31.Okt., kanonisiert durch Leo IX. i. J. 10523, genießt innerhalb der deutschen Diözesen Verehrung in Augsburg, Bamberg, Freising, Hamburg, Konstanz, Magdeburg, Passau, Regensburg und 1 Wenn das Meßbuch noch so angelegt ist, daß das Proprium sanctorum ein reines Sacramentarium ist, wie z.B. das Missale Nr. 281 der Universitätsbibliothek in Graz, mit Teilen aus dem 12. Jahrhundert, dann scheint es auf den ersten Augenblick, als wären alle Heiligen in gleicher Form verehrt worden. Indessen befinden sich in diesem Falle vorne die passenden Sequenzen und sonstigen Gesangsteile, rückwärts hingegen die Lesungen; beides geschlossene Sammlungen, in denen jedoch nur bestimmte und nicht alle Heiligen berücksichtigt werden, so daß das Meßformular zwar weniger übersichtlich ist, aber doch seine gewohnten Abstufungen hat. 2 3 Schullerus a.a.O. S. 332ff. Stadler a.a.O. V/828.

32

§ 3. Das Problem der

Volksheiligen

Salzburg1. Die drei letztgenannten Diözesen feiern auch seine Translation am 7. Okt. Er ist ein Spezialheiliger der Diözese Regensburg2. Im gesamten Rheinland wird er nicht gefeiert, auch nicht in der spätkatholischen Zeit. Seine Meßgebete fehlen bezeichnenderweise auch unter den Siebb. in Miss. 4, 7, 9 und LM. Die hl. Brigida (auch Brigitte genannt) von Irland, f 1. Februar im sechsten Jahrhundert, wird um die Reformationszeit in allen deutschen Diözesen verehrt, außer in Naumburg, Schleswig und Schwerin3. Ihre Translation nach Irland, die viele deutsche Diözesen mitfeiern, datiert erst vom Jahre 1185, also aus der Zeit kurz nach der Auswanderung der Siebenbürger Sachsen. Wie bemerkt, wird sie in liturgischen Büchern aus der Gegend von Trier und Luxemburg nicht vor dem 15. Jahrhundert erwähnt. Ihr Sakramentarium findet sich in den Siebb. nur in Miss. 4, 5, 7 und 9. In Strig. dagegen hat sie ein vollständiges Meßformular4. Im ganzen wird Huß richtig urteilen, nachdem er an ihrem Tage unter den siebenbürgischen Gemeinden nicht mehr als einen Jahrmarkt in Tekendorf und Groß-Probstdorf ausfindig gemacht hat: „In der Urheimat wurde sie nicht verehrt. Sie ist bedeutungslos für uns 8 ." Desgleichen kann man für Blasius von Sebaste, f 3. Febr. 316, im Rheinland keine relativ frühzeitige Verehrung in Anspruch nehmen. Er ist in den genannten Missalien erst im 15. Jahrhundert bezeugt. Um die Zeit aber wird er schon in allen deutschen Diözesen verehrt, in Lübeck sogar mit der Feier seiner Oktav®. In den Siebb. hat er Orationen in Miss. 4,5,7, und 9; in Strig. wieder ein ganzes Offizium. Er wird als Patron von Blasendorf um seines Namens willen vermutet 7 , und Schullerus sagt über seine stammheimatliche Herkunft, er gelte „hier wie dort als Volksheiliger durch volkstümliche Kinderbelustigungen gekennzeichnet8". Wenn das richtig ist, dann datieren diese Kinderfreuden „hier wie dort" erst recht aus der Zeit nach der Einwanderung, wo diese Färbung des Blasius-Festes in breiteren Wellen über die Länder gegangen zu sein scheint. Kinder- und Jugendfesttage sind in Siebenbürgen auch etwa „der Grigori", vor allem in Kronstadt und Agnetheln, oder z.B. der Gallustag, ohne daß die direkte Beziehung ihrer Feier zum Stammlande nachgewiesen werden könnte. Bezeichnenderweise tragen Feste dieser Art z.B. in Bistritz und Schäßburg gar nicht den Namen eines Heiligen, 1 Vgl. Grotefend: Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, II 2 /185. 2 Anton Lechner: Mittelalterliche Kirchenfeste und Kaiendarien in Bayern, Freiburg i. Br. 1891. 3 4 Grotefend a.a.O. II 2 /74. Schullerus a.a.O. S. 334. 5 8 Huß a.a.O. S. 88. Grotefend a.a.O. II 2 /73. ' Huß a.a.O. II 2 /73. 8 A. Schullerus: Volkstümliche Heiligenverehrung in Luxemburg und Siebenbürgen, in: Kirchliche Blätter der ev. Landeskirche in Rumänien. Jahrg. 1916/ 398 ff.

Wolfgang, Brigida, Blasius, Walpurga

33

sondern sie werden nach dem Brauche, wo die Schüler mit den Lehrern auszogen, um die für die Schule erforderlichen Besen zu schneiden, Skopationsfest genannt·1. Für die hl. Walpurga von Heidenheim, f 779, wird 1430 einPatronat der Gemeinde Heitau bezeugt 2 . Das spricht an sich noch nicht gegen eine spätere Übernahme ihrer Verehrung an diesem Ort, denn in Bistritz verhält es sich mit der capella sancti Rochii, wie erwähnt, auch nicht anders. So braucht auch nichts Sonderbares daran zu sein, wenn unter den Siebenbürger Sachsen Kirchen und Kapellen zu Ehren der ungarischen hl. Könige Stephan und Ladislaus errichtet wurden, denn zur Fürbitte sind sie nach katholischem Glauben alle befähigt. Soweit ersichtlich, hat die hl. Walpurga unter den Siebb. nur in Miss. 5 ein volles Sakramentarformular. LM. verzeichnet zu ihren Ehren, beachtlich genug, nicht mehr als die erste Oration, die obendrein mit der aus Miss. 5 nicht übereinstimmt. Schon hier also liegen zwei Quellen vor, deren keine indessen in die Stammlande führt. Dafür aber findet sich die Oration aus LM. wörtlich auch in dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Missale Nr. 281 auf fol. 155b, aufbewahrt in der Grazer Universitätsbibliothek. Servatius ist vielleicht noch der einzige unter diesen Heiligen, für dessen Offizium man allenfalls eine urheimatliche Vorlage annehmen könnte. Das soll aber auch erst geprüft werden. Seine oratio, wie sie sich in den Siebb. ohne jede Verschiedenheit findet, steht auch in einem aus Springiersbach in der Eifel stammenden Missale vom Ende des 15. Jahrhunderts; allerdings als Nachtrag auf fol. 197b 3 . Sie lautet: Deus qui populo tuo servacium praedicatorem dedisti 4 , concedo quesumus, ut tanti pontificis intercessione et tue pietatis defensione, ab omnibus ubique liberemur aduersis et tranquilla prosperitate 5 laetemur. Und dennoch wird man mit der Vermutung, daß die Siebb. hierin mit dem Trierer Meßbuch auf eine gemeinsame, noch in dem Stammland anzusetzende Quelle zurückgehen, nicht vorsichtig genug sein können. Denn in dem schon genannten Proprium Poloniense ist die gleiche oratio sogar mit genau denselben kleinen Abweichungen enthalten, wie sie die Siebb. zum Unterschied von dem Trierer Missale aufweisen®. Ebenso findet sie sich in einem Freisinger Brevier vom Ende des 13. Jahrhunderts 7 , sowie im erwähnten Missale der Grazer Universitäts1 Rudolf Briebrecher: Aus dem Schulleben der Vergangenheit (in Fr. Teutsch: Bilder aus der Kulturgeschichte der Siebb.-Sachsen I/211ff.). 2 Urkb. d. Sieb. Deutschen Nr. 2088. 3 Im folgenden zitiert als TM. 361. 4 In Siebb.: sanctum dedisti seruacium praedicatorem. 6 In Siebb.: Zusatz: in tua iugiter laude delectemur. 8 Nur ist noch „nos" zwischen „ut" und „tanti" eingefügt, und das letzte Wort lautet: „laetemur". 7 Lechner a.a.O. S. 91, Abweichung: interventione für defensione.

3

Roth, Siebenbürgen

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§ 3. Das Problem der

Volkeheiligen

bibliothek1, und das ganze Sakramentarformular, wie es die Siebb. 4, 5 und 7 mit abweichendem Text gegenüber LM. enthalten, steht auch in Strig. Der Werdegang aller dieser Orationen, wie die Wege ihrer Verbreitung, liegen noch sehr im Dunkel. Wenn Reinerth meint, es ließe sich für die Tatsache einer gemeinsamen Quelle bei den sächsischen Meßbüchern und bei einem im Karlsburger Batthyanianum vorhandenen Missale Coloniense des 15. Jahrhunderts der „zwingende Nachweis führen", nur weil „sie in einigen Heiligenorationen übereinstimmen, wobei Rom. und Strig. abweichende oder gar keine Texte haben2", so ist das zwar sehr wahrscheinlich, aber durchaus nicht zwingend. Im übrigen sind auch unter den von Reinerth angeführten Heiligen, wie Gertrudis, Decern milia martyrum, Maria Aegyptiaca, Mena, Udalricus u.a. die Mehrzahl in den Trierer und Luxemburger Handschriften vor dem 15. Jhh. nicht bezeugt. Erst recht muß die Vermutung Reinerths fraglich erscheinen, daß bei einer sowohl im Kölner Missale, als auch auf dem Inneneinband eines Meßbuches der Schäßburger Gymnasialbibliothek in Siebenbürgen als Nachtrag erscheinenden Messe des hl. Bernhard, obwohl sie wegen der Kanonisation v. J. 1165 „in dem von den Einwanderern mitgebrachten Meßbuch noch nicht enthalten gewesen sein" kann, „trotzdem . . . ein direkter Zusammenhang wahrscheinlich" sei2. Bei alledem mag Servatius ein aus der Heimat mitgebrachter und in Siebenbürgen in hoher Verehrung stehender Heiliger gewesen sein3. Er ist als Patron von Großau bezeugt; ihm war eine Kapelle in Groß-Schenk und vermutlich in Hahnbach geweiht; zu seinen und Walpurgas Ehren wurde der Heltauer Kirche ein Kelch gestiftet 4 , und in Erinnerung an seine Messen in Sächsisch-Regen an diesem Feste ein Jahrmarkt abgehalten6. Er hat dementsprechend in den Siebb. 4, 7, und 9 auch ein vollständig ausgebautes Meßformular. Der hl. Jodocus ist unter allen angeblich typisch siebenbürgischsächsischen Volksheiligen der Liebling von Schullerus. In seiner Untersuchung über siebenbürgische Heiligenverehrung6 war bei der Entscheidung über etwaige Volkstümlichkeit des Heiligen immer auch der Umstand mitbestimmend, ob irgendwelche Ableitungen des Vornamens des betreffenden Heiligen sich in sächsischen Familiennamen wiederfinden7. So wird von Jodocus (über Joes-Josse-Just) der Name Guist abgeleitet, der im Stammland und auch in Siebenbürgen nach1

2 Nr. 281 fol. 214b. Korr. 1930 S. 239. Das war er freilich allenthalben, vgl. Lechner a.a.O. S. 243. 4 Viktor Roth: Kunstdenkmäler aus den sächsischen Kirchen Siebenbürgers I, Goldschmiedearbeiten, 1922 S. 37 f. Nr. 93. 6 β Huß a.a.O. S. 48, 51, 87. „Kirchl. Blätter" 1915, S. 398f. 7 Z.B. von Servatius: Servaes-Zerves-Zerbes; von Blasius: Blas-Blos-Blues; von Dominicus: Menning-Mangesius; Antonius: Tontsch etc. 3

Servatius, Jodocus

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weisbar ist. Doch das besagt nicht sehr viel. Denn nicht weniger sind in Siebenbürgen z.B. die Namen Bonfert und Pankratz verbreitet, ohne daß für Bonifatius oder Pancratius eine bevorzugte Verehrung nachgewiesen werden könnte. Weder unter den Patrozinien, noch in den Meßbüchern, in denen z.B. Bonifatius ganz fehlt. Desgleichen findet sich in den Siebb., trotz des häufigen sächsischen Namens Kasper und Kaspari, doch kein einziger von der über ein Dutzend umfassenden Anzahl von Heiligen mit Namen Casparus 1 . Für Jodocus sind zwei Feldkapellen in Schönberg 1499 und Großpold 1378 belegt 2 , aber urheimatliches Erbe ist das schwerlich, weil seine Verehrung an der Mosel erst im 13. Jhh. überhaupt volkstümlich wird 3 . Auch Grotefend, der seiner Arbeit viele späte, z.T. nachreformatorische Kaiendarien zugrunde legt, vermerkt in seinem Heiligenkalender der Diözese Trier unter dem 13. Dez. ausdrücklich, daß in seinen Hauptquellen sowohl Jodocus als auch Odilie —- von Schullerus auch als siebenbürgische Volksheilige hervorgehoben — fehlen4. In den Siebb. steht für Jodocus nur in Miss. 5 ein Sakramentarformular und in Miss. 7 die erste Oration davon, die mit derjenigen aus Miss. 5 auffälligerweise aber nicht zusammenstimmt. Dagegen findet sich die oratio aus Miss. 5 wörtlich auch im Breviarium Treverense v. J . 1445 in der Trierer Stadtbibliothek 6 . Wie wenig jedoch auf irgendwelche Zusammenhänge zu schließen ist, hat eigentlich schon Reinerth aufgedeckt, — auch wenn er tatsächlich hier „eigentümliche Zusammenhänge" vermutet -—, indem er die oratio aus Miss. 7 in einem Proprium Hungaricum der Batthyäny-Bibliothek wiederfand, und diejenige aus Miss. 5 auch auf der Pappe eines ebendort befindlichen Kärntner Missale aus dem 13. Jhh. e . Aber auch im genannten Meßbuch 281 der Grazer Universitätsbibliothek steht auf fol. 93 diese Oration wörtlich zu lesen. Die Nachträge von Heiligen in den Handschriften deuten immer auf eine spätere Übernahme. Und es zeigt ja gerade auch das Kärntner Meßbuch, daß der hl. Jodocus etwa gegen 1 3

2 Stadler: a.a.O. I/570ff. Arch. 17, 1883 S. 540, und Urkb. Nr. 1086. Nach Jos. Trier (Patrozinienforschung und Kulturgeographie, in: Hist. Zeitschr. 134, 1926; dazu seine Monographie: Der hl. Jodocus. Sein Leben und seine Verehrung, in: Germanistische Abhandlungen 56, Breslau 1929) ist die schon ins 9. Jhh. fallende klösterliche Ausbreitung des Jodocuskultes in der Eifel und an der Mosel vollkommen zu trennen von der volkstümlichen Ausbreitung, die erst im 13. Jhh. vom Eifel-Mosel-Zentram aus anhob, sich bis nach Obersachsen und Schlesien — und natürlich auch Österreich und Siebenbürgen — erstreckte, und im 14. Jhh. ihre freilich bald wieder verwelkende Hauptblüte erreichte. Von einer unmittelbaren Mitnahme des Jodocuskultes nach Siebenbürgen durch die Einwanderer des 12. Jhhs. kann keine Rede sein. Dieser ganz unabhängig von J. Trier ausgemachte Befund hat sich uns durch ihn nur bestätigt. — Über die Notwendigkeit, den klösterlichen Kultus vom gemeindlichen zu trennen, vgl. auch, was oben in § 1 zum Brevier ausgeführt wurde. 4 5 Grotefend a.a.O. I F / ^ l f . Nr. 387, fol. 12 des Proprium sanctorum. • Korr. 1930 S. 240. Dort auch die Bemerkung: „Diese eigentümlichen Zusammenhänge bedürfen noch der Aufklärung."

3*

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§ 3. Das Problem der

Volksheiligen

Ende des 13. Jahrhunderts in den Diözesen breiteren Eingang fand. Salzburg, Basel und Lübeck feiern auch seine Translation1. Selbst Schullerus wird zuweilen stutzig bei der Verfechtung seiner These, doch das schreckt ihn nicht ab, zäh an ihr festzuhalten. Er ist der Meinung, daß im Meßbuch LM. v. J. 1390, in welchem nicht weniger als achtunddreißig Sakramentarmessen der Gruppe 5 merkwürdigerweise keine Aufnahme gefunden haben2, die Heiligenmessen von einem Kompilator nach „seinem Geschmack" ausgewählt worden seien. Nur blieb ihm eben doch verwunderlich „. . . daß auch die besonderen Heiligenmessen des Stammlandes — Jodocus, Blasius usw. dieser Auslichtung zum Opfer gefallen" waren, da doch „die Fäden zur vorsiebenbürgischen Heiligenverehrung . . . zur Zeit der Abfassung des LM. . . . noch nicht zerrissen" gewesen sein konnten, wie das die „gerade diesen Heiligen geweihten Kapellen" bezeugten3. Das Nachtragen von Heiligenmessen am Rande der Missalien (z.B. Apolonia in LM., Leonhardus in Miss. 9, fol. 163b und Otilia in Miss. 4, fol. 105a) wird deshalb von Schullerus als eine Reaktion auf die vorgenommene Verminderung der Heiligenfeste angesehen. Sie bewirkte, daß „besonders volkstümliche Heilige" nun wieder durchschlugen4. Endlich läßt sich für Maria Aegyptiaca die rheinländische Verbindung nach Siebenbürgen nicht nur schwer ermitteln, sondern mit einiger Sicherheit bestreiten. Zwar findet sich ihre oratio in etwas abweichender Form wiederum im Brev. Trev. von 1445®. Ebenso findet sie sich fast wörtlich wie in den Siebb. auf fol. 244 des Luxemburger Evangeliars Nr. 137 (s. u.!) und auch in einem dortigen Breviarium Nr. 106. Doch in der Wahl ihres Festtages läßt sich in diesem Falle ein nun doch wohl zwingender Nachweis der Unabhängigkeit erbringen. Während nämlich ihr Fest innerhalb der deutschen Diözesen in Halle am 28. März gefeiert wurde, in Breslau, Gnesen, Havelberg, Krakau, Lübeck und Straßburg am 2. April, in Bremen, Eichstätt, Erfurt, Freising, Konstanz, Lüttich, Mainz, Merseburg, Prag, Salzburg, Speyer, Worms und auch in den Siebb. am 9. April, ist ihr Tag in den Diözensen Trier und Köln auf den 7. Aug. festgelegte. Hier steht er auch in den Luxemburger Hand1

Orotefend a.a.O. II 2 /120. 2 Schullerus a.a.O. S. 314. Schullerus a.a.O. S. 314. 4 Schullerus a.a.O. S. 386. Es ist unschwer zu erkennen, von welchen Motiven Schullerus bei diesen Gedankengängen geleitet worden ist. Er hat 1915 schon über die Heiligenverehrung gearbeitet, und hier Jodocus und Blasius vornehmlich als urheimatliche Heilige behandelt. Als er 10 Jahre später das liturgische Material in Angriff nahm, ging er mit diesen Voraussetzungen an dessen Bearbeitung. D a sie indessen für diese Heiligen nichts weiter als die drei Meßorationen zutage förderte, verfiel er, indem er Ebner mißverstand, auf die These von dem hohen Alter jeglichen Meßformulars in Sakramentarform, um auf diese Weise die stammheimatliche Herkunft der genannten Heiligen zu retten. 5 Nr. 387 fol. 83 des Proprium sanctorum. · Orotefend a.a.O. II/2, S. 137. 3

Maria Aegyptiaea.

Ergebnis

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Schriften. Im übrigen ist es bekannt, daß Heilige wie Maria Aegyptiaea, ferner Barbara, Chrysostomus, Achacius a. m. als Heilige vom Boden der griechischen Kirche in Deutschland hauptsächlich durch die Kreuzzüge verbreitet worden sind und dann hohe Verehrung genossen1. Endlich ist auch die Tatsache nicht völlig außer acht zu lassen, daß kein einziger der angeblich echt urheimatlichen siebenbürgischen Volksheiligen weder im Sacramentarium Gregorianum, noch im fränkischen Gelasianum zu finden ist. Das bisherige Ergebnis läßt sich zusammenfassend sehr kurz ausdrücken. Das liturgische Band zwischen Siebenbürgen und der Stammheimat, das Schullerus gestützt auf die Heiligenorationen in Sakramentarform geknüpft hatte, erwies sich an Hand eines dreifachen Prüfsteins als nicht haltbar: 1. Durch eine weitgehende Fehlanzeige im vorfindlichen liturgischen Material der engern Stammheimat. 2. Durch die Tatsache, daß weniger die Sakramentarform der Orationen, die außerdem nicht eo ipso auf das Mittelalter beschränkt ist, als gerade die Reichhaltigkeit des liturgischen Formulars auf die Beliebtheit eines Heiligen schließen läßt. 3. Durch den Befund bei den siebenbürgischen Patrozinien, welche die These von Schullerus nicht ausreichend bestätigen. Schließlich mußte auch bei einzelnen von Reinerth festgestellten textlichen Parallelen innerhalb der Orationen in Siebenbürgen und dem Rheinland eine gewisse Vorsicht angemeldet werden gegenüber etwas zu raschen Schlüssen auf irgendwelche Abhängigkeit. — Die Frage ist nun, ob es noch ein anderes methodisches Verfahren gibt, um hier weiterzukommen.

§ 4. Die Lösimg über das Lektionar Wenn nach diesen Darlegungen auf der einen Seite die von Strig. und Rom. abweichenden Orationen für die Siebb. nicht als typisch bezeichnet werden können, auf der anderen Seite aber auch die nun schon oft genannten Heiligen ihre Stellung als Volksheilige, die aus der Urheimat mitgebracht worden wären, nicht behaupten können, will es beinahe aussichtslos scheinen, noch irgendwelches liturgisches Gut der Siebb. in der Stammheimat zu verwurzeln. Ein fruchtbares und entscheidendes Verfahren wäre nur möglich an Hand von hier wie dort sich findenden ganz spezifischen Merkmalen, mit deren Vorhandensein in anderen Meßbüchern in der Form nicht zu rechnen ist. Nun tauchen freilich in der spätmittelalterlichen Welt für alle möglichen Textvarianten der Meßbücher, bis hin zu ganz minutiösen Abweichungen im Kanon, die verschiedensten Übereinstimmungen an allen Ecken und Enden sprunghaft 1

Lechner a.a.O. S. 89.

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§ 4. Die Lösung über das Lektionar

und unvermutet oft in frappanter Weise auf. Es wird daher bei der Suche nach spezifischen Merkmalen Vorsicht geboten sein. Der sicherste Weg könnte vielleicht begangen werden, wenn sich für die sehr stark fluktuierenden Teile des Meßformulars in den Siebb. wie im Stammlande irgendwelche Parallelen nachweisen ließen. Nun gibt es in der gesamten mittelalterlichen Messe eigentlich nur zwei Rubriken, die wirklich große und anscheinend ganz dem Zufall überlassene Verschiedenheiten aufweisen. Es ist dies das Perikopensystem mit Epistel und Evangelium, und zwar speziell die Lektionen an Heiligenfesten. Es dürfte wohl kaum zwei handschriftliche Missalien geben, die hierin von Anfang bis Ende eine völlige Übereinstimmung zeigten. Das siebenbürgische Perikopensystem weicht nun von demjenigen des Rom. und Strig. nicht allein im Proprium sanctorum ab, sondern enthält darüber hinaus noch ein Sondergut an Lektionen für jeden Mittwoch und Freitag, auch innerhalb aller Trinitatiswochen, die bis zum 11. Jahrhundert allgemeine Verbreitung gehabt zu haben scheinen. Wenn dementsprechend bei einem Vergleich die Übereinstimmungen nicht in überaus großer Zahl zu erwarten sind, so könnten sie dennoch, sollten sich schlagende Parallelen finden lassen, die sichere Grundlage für die Annahme eines gemeinsamen Quellentypus der siebenbürgischen und rheinländischen Meßbücher abgeben. Hat man den Typus einmal, so wird man auch an die Kollation der andern Stücke, wie der Orationen, der Hymnen, Sequenzen und der Benediktionen mit Zuversicht herangehen können und bei auffallenden Übereinstimmungen dort, wo Rom. und Strig. abweichen, ruhig an einer direkten Vermittlung aus der Stammheimat festhalten dürfen, selbst wenn sie an einer andern fernen Ecke sich wiederfinden sollten. Wir wollen daher die erforderlichen Perikopenlisten als Handhabe benutzen, um einmal zu sehen, was bei der Vergleichung der Siebb. mit den in der Urheimat nachweislich gebrauchten Missalien und Lektionarien herauskommt. Zuvor aber müssen die auch in anderen Stücken zu verwertenden Handschriften nach Form und Inhalt kurz beschrieben werden. Nicht das gesamte in Trier und Luxemburg vorgefundene Material hat sich in der Auswertung als brauchbar und ergiebig erwiesen 1 . Solche Handschriften, die als Klostermissalien ausgemacht werden konnten, wie Nr. 367 aus dem 15. Jahrhundert, das die Carmelitae Treverenses anfertigten, oder Nr. 368, auf dessen Innendecke von einem alten Bibliothekar die Notiz eingeklebt ist: „Ist kein Trierisches Missale", lassen wir in der Regel heraus, wenn sie zur Auffindung des Typus wenig aus1 Im folgenden sind die Signaturen der Handschriften sowie Format und Vermutungen über Ort und Zeit ihrer Entstehung für die Trierer Stadtbibliothek entnommen aus: Max Keuffer: Beschreibendes Verzeichnis der Handschriften der Stadtbibliothek zu Trier, Trier 1897, Heft 4. Für die Luxemburger Landesbibliothek: N. van Werveke: Cataloque descriptif des manuscrits de la bibliotheque de Luxembourg, Luxbg. 1894.

Die Methode.

— Handschriften

zu Trier

und

Luxemburg

39

tragen. Doch auch Nr. 375 und 423, beide dem 15. Jahrhundert angehörig und aus St. Alban in Trier stammend, mußten für diese Untersuchung ausgeschaltet werden. Sie alle zeigen gegenüber den andern beträchtliche Abweichungen, sowohl in der Auswahl der Heiligen, als auch in der Zuweisung der Lektionen und in der Verwendung der Benediktionen. Die Übereinstimmungen zu den Siebb. sind denn auch entsprechend geringer. Unter den Lektionarien ist Nr. 33 ein Kloster-Epistolar, entstanden im Jahre 1493 in der Benediktiner-Abtei St. Matthias zu Trier. Das Epistolar Nr. 32 vom 15. Jahrhundert leitet sich aus dem dortigen Paulinerstift her und weicht im Perikopenverzeichnis in einer für die aufzustellende Tabelle ungünstigen Weise ab. In Nr. 355 ist nur das Fragment eines Lektionars erhalten. Nr. 357 kann ebenfalls übergangen werden, nicht etwa nur, weil die meisten Rubra darin gedruckt, ausgeschnitten und dem starken Papier des Kodex aufgeklebt worden sind, und auch seine Entstehungszeit erst in das 18. Jahrhundert fällt, sondern weil es zu Nr. 506 die größte Verwandtschaft zeigt, wenn es dieses in der Zahl der Heiligenfeste auch fast um das Doppelte überragt. Desgleichen entspricht das Perikopenverzeichnis des Evangeliars Nr. 28 aus dem 13. Jahrhundert ganz dem der andern, ohnehin auszuwertenden Handschriften, so daß seine Verwendung sich erübrigt. Endlich mußte Nr. 390 weggelassen werden, da es ein Lektionar für das Breviergebet darstellt1. Es enthält lectiones nocturnae de tempore per circulum anni, darunter für jeden Festtag zwölf Lektionen mit Sermon- und Homilienstücken von Gregor, Origenes und anderen Vätern. Von den Luxemburger Beständen konnte die Handschrift Nr. 76 nicht berücksichtigt werden, weil sie ein unvollständiges Missaleist, das die Feste nur auswählt und Heilige fast nicht aufgenommen hat. Nr. 90 stellt nur die pars hyemalis eines Meßbuches dar und zeigt im Ganzen zu den Siebb. wenig Verwandtschaft. Und schließlich muß hierher noch das Epistolarium Nr. 43 aus dem 14. Jahrhundert gerechnet werden. Wenn es von ihm heißt, „Provenance inconnue2", so ist dennoch mit Sicherheit auf Echternach zu schließen, denn beim Feste S. Willibrordi steht ausdrücklich „patronis nostri". In den Episteln der Ferialtage stimmt es mit der beachtenswerten Handschrift Nr. 104 bis auf wenige Ausnahmen 1 Reinerth sagt (Korr. 1930 S. 240) von den Lektionarien allgemein, sie seien „ein Teil des Breviers". Tatsächlich sind aber Lektionarien noch in der Zeit des Vollmissale speziell für die Messe angefertigt worden. Das bezeugen u.a. die Rubra des Epistolars Nr. 389 v. J. 1490 auf fol. 61b: „ad missam" und sonst „ad summam missam" etc. Das Lektionar für die Messe hat eine ganz andere Anlage als dasjenige für das Breviergebet. Es braucht auf keine Hören und innerhalb derselben auf keine Nokturnen Rücksicht zu nehmen, sondern verzeichnet, wenn es vollständig ist, für jeden gefeierten Tag per circulum anni nur zwei Lesungen: Epistel und Evangelium. Nur an Hochfesten, wo mehrere Messen abgehalten werden, sind sie entsprechend vermehrt. 2 van Werveke a.a.O. S. 101.

40

§ 4. Die Lösung über das Lelctionar

überein, weicht jedoch in den Heiligenepisteln in einer Weise ab, die es für unsere Zwecke unbrauchbar macht. Was für die Kollationsarbeit übrig bleibt, soll im folgenden näher besehen werden. 1. Missale Nr. 360, Pergament, Folio. 218x317 mm. Einband: Holzdeckel mit braunem Leder überzogen, darauf eingepreßte Verzierungen und eingepreßte Stempel in Rauten; messingene Buckeln, die alten Lederschließen abgerissen, einige jedoch wieder erneuert. Am Rücken von späterer Hand aufgeklebt: Missale Coloniense. Auf der oberen Innendecke ein hebräisches Fragment. Gegenwärtig noch 177 beschriebene Blätter zu einer Kolumne, keine Originalfoliierung, sondern erst von späterer Hand nachgetragen. Schrift: schöne, durch besondere Sorgfalt und Gleichmäßigkeit ausgezeichnete gotische Minuskel. Über allen Gesangsteilen der Meßformulare unliniierte Neumen. Schreiber, Ort und Zeit nicht angegeben, kann dennoch mit Sicherheit auf den Anfang des 13. Jahrhunderts datiert werden. Beweis: Fronleichnamsfest fehlt noch und ist erst in Kursive des 15. Jahrhunderts auf den Rändern von fol. 107b—108 nachgetragen. Auf fol. 11 finden sich die Ortsnamen Dailheim und Endorf, daher wird als Herkunft die Gegend um Aachen vermutet. Der Band ist über das Trierer Jesuitenkolleg in die dortige Stadtbibliothek gekommen und ist noch heute deren Besitz 1 .

Die Handschrift ragt unter allen Missalien der Trierer Stadtbibliothek am meisten an Bedeutung hervor. Sie enthält auf fol. 1—6 ein ausführliches Kalendarium, das indessen zum Inhalt des Meßbuches in keiner organischen Verbindung steht, denn in den Meßformularen ist nur ungefähr die Hälfte der verzeichneten Heiligen berücksichtigt. Fol. 7—10 finden sich liturgische Gesänge zum Kyrie, Gloria und den verschiedenen feierlichen Präfationen in fünfstrichige deutsche Choralnoten gesetzt. Keuffer vermutet daher aus beidem, „die Bl. 1—10 sind ein Bruchstück einer Missalhandschrift des 15. Jahrhunderts2. Mit fol. 11 setzt die alte Handschrift ein in roter kleiner Schrift, ohne jede Initiale: dum se preparat sacerdos ad missam, dicat hanc orationen. Es folgt ein kurzes Gebet, darauf die Noten zum Kyrie und zum Hymnus angelorum. Nach etlichen Neumen ohne Linien und einigen Benediktionen „Dum turificat" etc., steht ab fol. 13ff. der Kanon. Diese Stellung des Kanons am Eingang des Meßbuches ist die älteste Form seiner Einordnung3. Fol. 15—129 1

2 I m folgenden zitiert als TM. 360. Keuffer a.a.O. S. 7. Zu A. Ebner a.a.O. S. 372: Seit dem 11. Jahrhundert rückt der Kanon immer mehr in die Mitte des Meßbuches, um schließlich alle andern Formen zu verdrängen und sich eine bleibende Stellung vor dem Hauptfeste des Kirchenjahres, Ostern, zu erobern. Ebner macht dafür allein den praktischen Grund geltend, „daß der am längsten benutzte Teil des Meßbuches, der Kanon, an jene Stelle gesetzt wurde, an welcher das Meßbuch am bequemsten aufgeschlagen blieb". Es ist aber doch wohl zu fragen, ob die endgültige Stellung des Kanons zwischen Karsamstag und Ostern so ganz zufällig sein wird. Mit der größeren Bequemlichkeit im Aufschlagen steifer Pergamentbände ist es hier nicht gar so weit her, steht doch der Karsamstag noch im ersten Drittel eines vollständigen Meßbuches. Hier schlägt doch 3

Brauchbares Vergleichsmaterial:

Missalien

41

folgt das Proprium sanctorum. Dazwischen erscheint fol. 145, wie es sich für das Weinland geziemt, eine Benedictio uvarum eingeschoben. Auffallend ist der große Reichtum an Sequenzen, die nicht etwa als geschlossene Sammlung, wie üblich, dem Meßbuch beigegeben, sondern in das Meßformular eingebaut sind. Auf fol. 159—170 findet sich das Commune sanctorum; fol. 170b ff. die Messen pro fidelibus defunctis; ab fol. 174 steht der Ordo ad baptizandum und am Schluß eine Reihe von Exorzismen und Benediktionen. Ferialmessen fehlen bis auf ganz wenige in der Adventszeit. 2. Missale Nr. 361, Pergament, Format: 165X196 mm. Einband: Holzdeckel in braunem Leder, mit Goldpressung aus dem 16. Jahrhundert, die 7 Lederschließen abgerissen, drei papierene Vorblätter und ein papierenes Nachblatt. Vorhanden sind 198 beschriebene Blätter zu eine Kolumne. Schrift: Minuskel vom Ende des 15. Jahrhunderts in „Bleilinienschema ohne Horizont 1 ". Die Handschrift ist datiert: 1495; auf der oberen Innendecke findet sich von späterer Hand der Ortsname Springiersbach. Die Herkunft wird von dort vermutet. Schreiber nicht angegeben. Der Band ist Eigentum der Trierer Stadtbibliothek.

Das Missale beginnt auf fol. 1 mit „In festo nativitatis dornini ad summam missam" in roter, aber unauffälliger Schrift. Das Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind nicht geschieden, sondern beide greifen ineinander, wie es auch das Sakramentarium Gregorianum und Gelasianum tun. Die beiden Teile stehen auf fol. 1—125. Ab fol. lOOff. sind eine Reihe von Präfationen in den verschiedenen Graden ihrer Feierlichkeit eingeschoben: festivaliter, dominicaliter, ferialiter, alle mit liniierten Neumen. Fol. 126—145 folgt der Kanon, darauf Gloria mit Neumen und Credo. Auf fol. 148—165 steht das Commune sanctorum, darauf eine Reihe von Votivmessen wie: de nomine Jesu, de quinque vulneribus, de aeterna sapientia, in diversis occasionibus etc. Fol. 193— 197 pro fidelibus defunctis, und fol. 197 b—198 sind Orationen de s. Servatio nachgetragen. Perikopen für die Ferialtage fehlen ganz. 3. Missale Nr. 374, Pergament; Format: 136X201 mm. Einband: Pappe in Schweinsleder mit Zwickel und Randleisten aus dem 17. Jahrhundert, in der Mitte S. Matthias dargestellt. Zwei Vorblätter; erhalten noch 149 Blatt zu einer Kolumne. Originalfoliierung, verzierte Initialen, die Notenlinien vierstrichig in Tinte. Schrift: „Bleilinienschema ohne Horizont, Kurrentschrift2". Schreiber, Ort und Zeit nicht angegeben. Die Handschrift wird auf das Ende des 15. Jahrhunderts datiert. Weil Matthias sich auf dem Einband findet und auch im Text des Bandes fol. 147 b mit ganz offenbar die Meinung durch, daß dem Kanon der würdigste Platz eben im Schatten des größten Festes zukomme, damit er, der Kanon, von ihm seine besondere Weihe empfange. 1 2 Keuffer a.a.O. S. 8. Keuffer a.a.O. S. 16.

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§ 4. Die Lösung über das Lektionar

einer Sequenz ausgezeichnet ist, wird die Provenienz aus St. Matthias in Trier vermutet. Der Band ist Eigentum der dortigen Stadtbibliothek 1 .

Das Meßbuch zeigt auf fol. 1ff.eine Reihe von bemerkenswerten Benediktionen, und fol. 4 ff. eine ungewöhnlich große Anzahl von Orationes diverse circa missam dicende. Mit fol. 10 beginnt das eigentliche Meßbuch. Das Proprium de tempore reicht mit Kanon und den Gesangsteilen Kyrie, Gloria, Praefatio etc. bis fol. 70. Das Commune sanctorum ist, entgegen der üblichen Gewohnheit, zwischen das De tempore und De sanctis eingeschoben. Das Proprium sanctorum enthält außer Apostel- und Marienfesten nur Laurentius und wenige andere. Es reicht bis fol. 145. Von hier ab bis fol. 147 ist eine Comes-Tabelle für den Heiligenkalender zusammengestellt, dem De sanctis entsprechend, mit einer äußerst geringen Anzahl von Heiligen. Die Lektionen zeigen, um das vorwegzunehmen, zu denen der Siebb. merkwürdig wenig Übereinstimmung. Für unsere Zwecke wird es sich namentlich im Teil der Benediktionen als brauchbar erweisen. Auch finden sich darin die Totenmessen: pro sacerdote, pro femina, pro parentibus etc. Ab fol. 147b folgen etliche Sequenzen; solche sind auch einzelnen Festen beigefügt. 4. E p i s t o l a r i u m Nr. 389, Pergament; Format: 155x211 mm. Einband: Holzdeckel in Schweinsleder des 18. Jahrhunderts, die messingenen Buckeln abgerissen; von den zwei messingenen Schließen ist eine noch erhalten. Ein papiereres Vorblatt; gegenwärtig noch 123 Blätter zu eine Kolumne; fol. 120—125 aus Papier; Originalfoliierung, gemalte Initialen. Schrift: gotische Minuskel des 15. Jahrhunderts. Die Handschrift ist datiert fol. 118: Expliciunt epistole de tempore et de sanctis anno domini 1490. Schreiber unbekannt; der Band ist über das St. Maximin-Kloster in den Besitz der Trierer Stadtbibliothek gelangt 2 .

Das Lektionar enthält mit Dominica prima adventus Domini beginnend die Episteln einschließlich der alttestamentlichen Lesungen für das Kirchenjahr, und wurde in der Messe verwendet, wie verschiedene Rubra ,,ad missam" und „ad summam missam" erkennen lassen. Auf fol. 1—80 stehen die Episteln für das De tempore, und zwar nicht allein für die Festtage, sondern auch für jede 4. Feria der Advents- und Trinitatiszeit; zwischen Ostern und Pfingsten auch für jede 6. Feria. Sodann folgen die Lesungen für die Votivmessen: de trinitate, de sancto spiritu, de patronis, pro familiaribus, contra hostes visibiles et invisibiles, pro amicis, pro peccatis, pro pluvia, pro serenitate, pro pestilentia et mortalitate etc. Fol. 86 b ist im 18. Jahrhundert eine Messe in festo s. Agathae nachgetragen. Auf fol. 87—104 stehen die Epistole in nataliciis sanctorum. Die Lektionen sind meist nur durch die ersten Worte angedeutet. Fol. 104— 118 enthalten die Lesungen für das Commune sanctorum. Auf fol. 118 b 1

Im folgenden zitiert als TM. 374.

2

Im folgenden zitiert als TEp. 389.

Epistolarien

43

sind Orationen In festivitate s. Helenae nachgetragen. Von fol. 120—-123 ist ein Index Epistolarum zusammengestellt, der sämtliche verwendeten Lesungen nach allen Büchern, aus denen sie genommen sind, einschließlich der alttestamentlichen, in eine bequeme Übersicht bringt und sie mit der Seitenzahl versieht, auf der die ausführliche Lesung steht. Auf diese Weise läßt sich für die Heiligen, deren Lektionen nur angedeutet sind, der Text leicht auffinden. 5. E p i s t o l a r i u m Nr. 506, Pergament, Format: 130 X 181 mm. Einband: Holzdeckel in Schweinsleder ; beide messingenen Schließen noch erhalten. Die obere Innendecke ist mit einem Fragment exegetischen Inhalts beklebt. Gegenwärtig 142 Blätter zu einer Kolumne, unfoliiert, rote und blaue Initialen. Schrift: gotische Minuskel. Schreiber, Ort und Zeit nicht angegeben. Die Handschrift wird der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zugewiesen und befindet sich heute in der Trierer Stadtbibliothek 1 .

Der Band enthält die alttestamentlichen Lesungen und Episteln für die verschiedenen Messen des Kirchenjahres. Der Anfang fehlt. Das Proprium de tempore, mit dem 3. Adventssonntag beginnend, reicht bis fol. 99. Von da ab bis fol. 137 finden sich die Epistole de sanctis, worunter auch das Commune sanctorum zu verstehen ist. Das Proprium sanctorum reicht nur bis fol. 120. Für die schon anderweitig in der Handschrift enthaltenen Lektionen sind wiederum nur die Anfangsworte angemerkt. Mit fol. 137 beginnen Lesungen für einige Votivmessen, de angelis, pro diversis, und den Schluß bilden Epistole pro defunctis. 6. E p i s t o l a r i u m Nr. 104. „Manuscrit sur parchemin du XI* siecle. 95 feuillets ä 25 lignes par page 2 ". Format: 196 X 273. Einband: Pappe aus später Zeit. Schreiber, Zeit und Herkunft unbekannt. Zwei zur Schonung dienende Vorblätter erhalten eine drei Druckseiten lange Liste der in der betreffenden Kirche aufbewahrten Reliquien. Die Notiz: „in locu quo pausat beatus Willibrordus" läßt mit Sicherheit darauf schließen, daß der Band in der Echternacher Willibrord-Kirche benutzt worden ist, denn hier liegt der Missionar begraben. Schrift: etwas weitspurige, doch sorgfältig geführte Minuskel. Die Handschrift ist sehr defekt und hat durch Feuchtigkeit so gelitten, daß die Lektionen oft aus der Textmitte erschlossen werden müssen. Schön war sie wohl nie ausgestattet. Der Titel des Proprium sanctorum auf fol. 80: secuntur(!) lectiones e libris veteris novique testamenti collectae, legendae in festivitatibus sanctorum per totius arrni circulum, nimmt eine ganze Seite mit gemalten Unzialen in Anspruch. Der Kodex ist Eigentum der Landesbibliothek in Luxemburg 8 .

Die allein in den erhaltenen Teilen zu einem Drittel verstümmelte Handschrift ist am Anfang unvollständig. Fol. 3—80 stehen die Episteln für das Proprium de tempore, mit dominica in sexigesima anhebend. 1 2

Im folgenden zitiert als TEp. 506. van Werveke a.a.O. S. 225.

3

Im folgenden zitiert als LEp. 104.

44

§ 4. Die Lösung über das

Lektionar

Sehr bemerkenswert ist, daß die Rubra für jede Messe von Weihnachten bis Ostern auch die Angabe der Stationskirchen enthalten, — genau wie es auch das Gregorianum und Gelasianum tun, —• in denen an diesen Tagen die Mutterkirche zu Rom unter Prozessionen den Gottesdienst beging1. Von den Ferialtagen des ganzen Kirchenjahres ist der Mittwoch allein durchgehend mit einer Lesung ausgezeichnet, auch dort, wo alle andern Wochentage keine haben. Mit fol. 80 hebt das Proprium sanctorum an, reicht aber nur etwas über die Hälfte des Kirchenjahres. Die letzte Lesung haben Abdon et Sennen am 30. Juli. Alles übrige fehlt. 7. E v a n g e l i a r i u m Nr. 120: „Manuscrit sur parchemin du XIII * siecle. — 222 feuillets ä 17 lignes 2 ." Format: 222 X 293 mm. Einband: Holzdeckel mit braunem Leder überzogen, Schließen sind abgerissen. Die Blätter zu einer Kolumne, Originalfoliierung, eine auffallend große Anzahl von schön verzierten Initialen, meist auf Goldgrund in verschiedenen Farben gemalt. Allein der Buchstabe des großen J kommt 304 mal vor, ist aber in der Form nie eine genaue Wiederholung irgend eines vorausgegangenen. Vielfach finden sich Propheten, Heilige oder Tiere in die Initialien eingezeichnet. Der ganze Kodex besteht aus 27 Quaternen, die teilweise gezählt sind. Unabhängig davon finden sich regelmäßig am Ende der Lagen, also jeweils auf dem Verso des 8. Blattes, die ersten Worte der folgenden Quaterne. Schrift: Schöne große gotische Minuskel. Schreiber, Entstehungszeit und Herkunft sind unbekannt. Der Band ist im Besitz der Landesbibliothek in Luxemburg 3 .

Das Evangeliar ist vollständig. Es beginnt mit Dominica prima adventus Domini und enthält bis fol. 175 die Lektionen der Evangelien für das Proprium de tempore, in seltener Ausführlichkeit. Die 4. und 6. Ferialtage sind lückenlos berücksichtigt, auch die Trinitatiszeit hindurch. Fol. 176 war ursprünglich leer geblieben. Eine spätere Hand hat darauf die evangelische Lektion für das Fest der unschuldigen Kinder nachgetragen. Fol. 177ff. beginnen die Lektionen für das Proprium sanctorum, daran schließt sich das Commune sanctorum und reicht bis fol. 217. Fol. 218—222 sind von etwas späterer Hand aufgefüllt in 25 Zeilen je Seite, und enthalten Lektionen ad mandatum monachorum in capitulo legendae. Das letzte Rubrum lautet: Hic discedunt de capitulo et vadunt in refectorium et postea bibunt, Obwohl offensichtlich im Kloster verwendet, trägt das Evangeliar für den auszumachenden Typus etwas bei. 1 Eine Prüfung zeigt, daß in den sehr kleinen Varianten, die zwischen Gregorianum und Gelasianum hierin festzustellen sind, LEp. 104 sich an dieses und nicht an jenes anlehnt. Z.B. Feria 4 in Quinquagesima, Gregorianum: ad sanctam Anastasiam; Gelasianum und LEp. 104: ad sanctam Sabinam. Feria 3 nach dem 3. Fastensonntag, Gregorianum: ad sanctam pudentianam; Gelasianum und LEp. 104: ad s. Potentianam. 2 van Werveice a.a.O. S. 268. 3 I m folgenden zitiert als LE. 120.

Evangeliarien

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8. E v a n g e l i a r i u m Nr. 137. „Manuscrit sur parchemin du XIIIе siecle; 241 feuillets . . . ä 22 lignes par page . . . Provient d'Echtemach." Format: 163 X 252 mm. Einband: Pappe neuer Art; die Blätter zu einer Kolumne, Originalfoliierung mit einer Lücke von 5 Blättern zwischen fol. 225 und 231. Schrift: große gotische Minuskel, Schreiber und Entstehungszeit nicht angegeben. Die Handschrift gehört der Landesbibliothek in Luxemburg1.

Das Evangeliar zeigt zu LE. 120 große Verwandtschaft. Es beginnt: In die palmarum, ad benedictionem palmarum, läßt dann die Lesungen für das Proprium de tempore folgen, danach für das Proprium und Commune sanctorum. Die Feriallektionen für Mittwoch und Freitag aller Wochen im Kirchenjahr sind in der gleichen Vollständigkeit enthalten wie inLE. 120 und in auffallender Übereinstimmung mit diesem. Im De sanctis-Teil zeigen sich jedoch erhebliche Abweichungen. Auf fol. 216 sind von späterer Hand vier Legenden eingetragen. Mit fol. 231 beginnt ein von späterer Hand geschriebenes und zum Evangeliar in keiner organischen Verbindung stehendes Collectarium, das zugleich die Lesungen für die Heiligenfeste andeutet. Es sind darin auch viele Heilige aus dem Evangeliar wieder berücksichtigt. Vom Kloster O.S.B, in Echternach kann das Collectarium indessen nicht herrühren, da das Fest Benedikts überhaupt fehlt 2 . Die Prachtkodices der Trierer Stadtbibliothek wie die Ada-Handschrift aus dem 8. Jahrhundert und der Codex Egberti aus dem 10. Jahrhundert sind zwar z. Zt. (1941) nicht zugänglich, doch kann zum Glück das schon veröffentlichte Material in ausreichender Weise herangezogen werden. Die Ada-Handschrift ist nicht eigentlich ein Evangeliarium von der gewöhnlichen Art der Anlage, welches die Perikope so anführt, wie sie per circulum anni gerade fällt, sondern richtiger ein Evangelistarium, das die vier Evangelien nacheinander vollständig aufzeichnet und die Zuweisung der einzelnen Festperikopen einem in kurzen Stichworten beigegebenen Comes überläßt. Dieser und auch der Egbert-Codex sind in einer Arbeit von Beissel ausgewertet worden3. Ihr Perikopensystem 1

Im folgenden zitiert als LE. 137. Wohl deshalb, weil diese Beigabe die alte Foliierung unauffällig weiterführt, ist sie als solche von van Werveke unbemerkt geblieben. Es finden sich auch sonst Ungenauigkeiten, —· abgesehen davon, daß in der Beschreibung der 262 Handschriften der Luxemburger Landesbibliothek keine systematische Ordnung zu merken ist. So wird die Handschrift Nr. 106 a.a.O. S. 234 als „Missel romain" gekennzeichnet, ist tatsächlich aber ein Breviarium, wie die Lektionen ad Laudes, Tertiam, Sextam etc. verraten. 3 Stephan Beissel·. Entstehung der Perikopen des Römischen Meßbuches Freiburg i.B. 1907, in: Stimmen aus Maria-Laach, Heft 96/1908. Die Darstellung ist sehr umfassend, liefert aber nur einen Beitrag „Zur Geschichte der Evangelienbücher in der 1. Hälfte dea Mittelalters", wie der Untertitel sagt. Die Perikopen der Episteln sind darin nicht behandelt, und auffallenderweise finden auch die Perikopen der Evangelien für die Ferialtage in der Trinitatis-Zeit gar keine Berücksichtigung. 2

46

§ 4. Die Lösung über das

Lektionar

stellt nach Beissel zusammen mit einem karolingischen Evangelienbuch des 9. Jahrhunderts aus der Pfalzkapelle Karls des Großen zu Aachen, einen völlig einheitlichen Typus

dar. Aus diesem Grunde können sie —

zitiert als Ad., Eg. und Ka. — in der unten anzufertigenden Tabelle unter einer Rubrik Verwendung finden. In einer gesonderten Kolumne soll, ebenfalls aus Beissel, auch dem Perikopenbuch des Bischofs Kuno v. Falkenstein, vollendet 1380 und im Besitz der Trierer Dombibliothek, ein Platz eingeräumt werden. Die Perikopen der Siebb. sind von Schullerus nahezu vollständig herausgehoben1, und ihre Abweichungen gegenüber Rom. und Strig. durch Sternchen kenntlich gemacht worden. Im folgenden dienen sie zur Auffüllung der Tabelle, mit stillschweigender Verbesserung der bemerkten Bestimmungs- und Vergleichsfehler, die bei einer derartigen Arbeit fast unvermeidlich sind, zumal in den Handschriften sehr oft nur zwei abgekürzte für die Konkordanz sehr unauffällige Wörtchen die ganze Perikope andeuten2. Den Perikopen aus Strig. wird eine Inkunnabel v. J. 1490 zugrunde gelegt3, und für Rom. die Ausgabe vom Jahre 1924 verwendet4. Maßgebend für die Auswahl der Heiligenfeste ist das vollständige Proprium sanctorum der Siebb., denn auf diese allein kommt es hier ja an. Was alle andern zum Vergleich herangezogenen Handschriften darüber hinaus noch an Heiligenfesten haben, — es ist bald wenig, bald sehr viel — ist, weil für diese Untersuchung belanglos, fortgelassen worden. Um trotz der Verwendung von relativ viel Material eine bequeme Übersicht in den vergleichenden Tabellen zu ermöglichen, sind sämtliche in den Handschriften an den Festen des siebenbürgischen Heiligenkalenders vorkommenden Perikopen vorweg in zwei Listen numeriert worden (nach Epistel — einschließlich der alttestamentlichen Lesungen — und Evangelium getrennt), so daß in den gedrängten Tabellen nur Zahlen zur Anwendung kommen. Irgendwelche Besonderheiten werden in Anmerkungen verzeichnet. Zum Verständnis der Tabellen möge folgende Anleitung dienen: a. Zu oberst jeder Kolumne steht die Signatur der Hs., wie sie in vorliegender Arbeit zitiert wird. 1

Schullerus a.a.O. S. 358ff. Auch finden sich in den Hss. nicht nur irreführende, falsche Angaben des biblischen Buches, dem die Lesung entnommen ist, sondern oft ist auch der Vulgatatext abgeändert. So z.B. wird mit den Stichworten: „Sapientia vincit" sc. malicia regelmäßig die Perikope aus Weisheit 7,30 zitiert; tatsächlich aber heißt ihr Anfang: Sapientia non vincit malicia. 3 Missale Strigoniense, Norimbergae 1490; Sign.: Inkunn. 9. G. 11 aus der Hofbibl. zu Graz. 4 Missale Romanum ex decreto ss. concilii Tridentini restitutum, Ratisbonae 1924. 2

Tabellenplan: Perikopenliste der Episteln

47

b. Die Zahlen in den Tabellen zeigen die Nummern der Perikope an, wie sie sich aus den beiden Listen ergeben. Dabei steht bei Missalien die epistolische Lektion links von der evangelischen. c. Sa. bedeutet: Der Heilige hat zwar ein vollständiges Sakramentar, aber ohne Perikopen und Meßformular. d. Co. Der Heilige ist, weil zweiten Ranges, in der Messe eines andern nur kommemoriert. e. CS.: Der Heilige hat kein vollständiges Sakramentar und ist auch in den Gebeten auf das Commune sanctorum angewiesen. f. —: der Heilige kommt samt der Perikope im betreifenden Meßbuch nicht vor. Liste I: Nummern der Epietel-Perikopen Nr. 1.

2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Sprüche Sal. 7,16 In lectulo meo 8,22-—35 Dominus possedit 10,28 Expectatio iustorum 14,32 Iustus in morte 15,2 Lingua sapientium 15,29 Iustus in oratione 31,10 Mulierem fortem 2,8 3,2

Hohes Lied, Ecce iste venit Surgam et circuibo

15. 16. 17. 18.

Weisheit 3,1 Justorum animae 4,1 О quam pulchra 4,7 Justus si morte praeoccupatus 5 , 1 --6 Stabunt iusti 5,16—20 Justi autem in perpetuum 7,7 Optavi et datus 7,30 Sapientia non vincit 10,10 Justum deduxit 10,17 Reddidit dominus mercedem

19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26.

3,4 14,22 15,1 24,1 24,5 24,11 24,41 24,14

10. 11.

12. 13. 14.

Sirach Qui diligit Beatus vir, qui in sap. Qui timet Deum Sap. laudavit animam Ego ex ore altissimi In omnibus requiem Rigabo hortum Ab initio et ante saecula

Nr.

27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36.

31,8 39,6 39,9 44,10 44,16 44,25 45,1 47,9 51,1 51,13

Beatus vir, qui inventus Justus cor suum tradet Justus in oratione Hi sunt viri miseric. Ecce sacerdos magnus Benedictio domini Dilectus Deo et hominibus Dedit confessionem Confitebor tibi Deus meus exaltasti

Jesaja 37. 11,1 Egredietur virga 38. 49,1 Audite insulae 39.

Jeremia 1,4 Factum est verbum domini

40. 41.

Ezechiel 1,10 Similitudo vultus 1,4 Ecce turbinis

42. 43.

2,4 3,1

44. 45. 46. 47. 48. 49. 50.

1,15 3,1 6,8 9,1 11,21 12,1 17,22

Maleachi Scietis quia misit ad vos Ecce ego mitto Apostelgeschichte Exsurgens Petrus Petrus et Joh. ascendebant Stephanus plenus gratia Saulus adhuc. Multus numerus Misit Herodes Stans Paulus

§ 4. Die Lösung über das Lektionar

48

Nr Römer 51. 8,18 Existimo 52. 8,35 Qui nos separabit 53. 10,10 Corde creditur 54. 13,44 Convenit universa Korinther 55. I / 1,26 Yidete vocationem 56. I / 4,9 Spectaculum facti sumus 57. I / 7,25 De virginibus praeceptum 58. 1/12,27 Fratres vos estis corpus 59. I I / 1,3 Benedictus dominus 60. I I / 5,1 Seimus quoniam si terrestri 61. I I / 8,16 Gratias ago Deo 62. I I / 9,6 Qui parce seminat 63. 11/10,17 Qui gloriatur

64. 65. 66.

Galater 1,11 Fratres notum 5,10 Confido vobis 6,14 Mihi autem

68. 69.

Epheser 1,3 Benedictus Deus . . . sicut eleg. 2,19 J a m non estis 4,7 Unicuique nostrum data est

70. 71.

Philipper 2,5 Hoc enim sentite 3,17 Imitatores mei

72.

Kolosser I n ipso inhabitat

67.

2,9

Thessalonicher 73. I / 2,13 Gratias agimus

Nr. 74. 75. 70. 77. 78.

1/6,6 11/2,4 11/2,8 11/4,1 11/4,17

Tirtwtheusbriefe Est quaestus magnus Nemo militans Memor esto dominum Testificor coram deo D-nus mihi astitit

79. 80. 81. 82. 83. 84. 85. 86.

5,1 7,23 8,3 10,32 11,33 11,36 13,7 13,9

Hebräerbrief Omnis pontifex Plures facti sunt sacerd. Unus pontifex Rememoramini pristinorum Sancti per fidem Alii vero ludibria memento praepositorum Doctrinis vanis et peregr.

87.

1,2

Jakobusbrief Omne gaudium existimate

1. Petrusbrief 88. 1,1 Petrus Apostulus 89. 1,3 Benedictus Deus qui sec. 90. 5,1 Seniores Apokalypse 91. 1Д Significavit Deus 92. 4,1 Vidi ostium apertum 93. 5,6 Ecce ego Joh. 94. 7,2 Vidi alterum angelum 95. 7,13 Respondens unus 96. 12,1 Signum magnum 97. 12,7 Factum est prelium magnum 98. 99. 100. 101.

Anhang Jes. 7,10 Pete tibi signum I I . Kor. 6,4 Exhibeamus Sir. 24,23 Ego quasi vitis Rom. 8,28 Seimus quon. diligentibus

Liste II: Nummern der Evangelien - Perikopen Nr. 1.

2. 3. 4. 5. 6.

1,1 1,18 4,18 5,1 5,13 9,9

Matthäus Liber generationis Cum esset desponsata Ambulans Jesus vidit Videns turbas Vos estis sal Vidit Jesus hominem sedentem

Nr.

7. 10,16 Mitto vos sicut oves 8. 10,23 Cum persequentur vos bzw. 10,26 Nihil est opertum 9. 10,34 Nolite arbitrari 10. 11,25 Confiteor tibi domine 1 1 . 12,46 Loquente Jesu 12. 13,1 Egrediente Jesu de templo

Perikopenlisten der Evangelien Nr.

49

Nr.

13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23.

13,44 14,22 16,13 16,24 19,3 19,27 20,20 23,34 24,3 24,42 25,1

Simile est thesauro Navicula iactabitur Venit Jesus Si quis vult post me venire Licet dimittere uxorem Ecce nos reliquimus Accessit ad Jesum mater Mitto ad vos Prophetas Sedente Jesus super monte Vigilate quia neseitis Simile est regnum decern virginibus 24. 25,13 od. 14 Vigilate itaque Markus 25. 6,17 Misit Herodes 26. 10,25 Facilius est camelum 27. 13,33 Vigilate et orate 28. 16,15 Euntes in mundum Lukas 29. 1,5 Fuit in diebus 30. 1,26 Missus est angelus 31. 1,39 Exurgens Maria 32. 1,57 Elisabeth impletum 33. 2,22 Postquam impleti 34. 5,27 Vidit Jesus publicanum 35. 6,12 Exiit Jesus in montem orare 36. 6,17 Descendens Jesus de monte 37. 7,36 Rogabat Jesum 38. 10,16 Qui vos audit 39. 9,45 Ponite in cordibus

40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49.

11,33 11,47 12,1 12,35 14,16 19,12 20,14 21,9 21,14 22,24

Nemo accendet Vae vobis Attendite a fermento Sint lumbi praecincti Si quis venit ad me Homo quidam peregre Coloni vineae Cum audieritis praelia Ponite in cordibus Facta est contentio

50. 51. 52. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62.

1,35 3,1 4,46 10,12 12,24 12,31 14,1 15,1 15,12 15,17 20,24 21,15 21,20

Johannes Stabat Johannes Nicodemus Erat quidam Regulus Ego sum pastor Nisi granum Nunc iudicium Non turbetur cor Ego sum vitis Hoc est preceptum Haec mando vobis Thomas unus Dixit Jesus S. Petro Conversus Petrus

63. 64. 65. 66. 67.

Luk. ,, Matth. Joh. Luk.

Anhang 16,1 Homo quidam erat 10,38 Intravit Jesus 18,1 Accesserunt 16,20 Plorabitis et flebitis 21,2 Respiciens Jesus

Bei aller relativen Eigenständigkeit der verschiedenen Hss. läßt eine vergleichende Übersicht der auf Seite 50—52 folgenden Tabellen doch erkennen, daß man es im wesentlichen mit drei Typen von Perikopenverzeichnissen zu tun hat. Auf der einen Seite Rom., auf der andern die Siebb. und rheinländischen Meßbücher, dazwischen steht Strig. Bei näherem Zusehen lassen sich auch Untergruppen feststellen, wie etwa Kolumne 7 und 9, deren größere Verwandtschaft unverkennbar ist. Was die Einheitlichkeit der Perikopenwahl betrifft, so fällt zunächst auf, daß an größeren Feiertagen nahezu sämtliche Hss. die gleichen Perikopen haben. Ζ. B. an den Apostelfesten des Philippus und Jakobus am 1. Mai, der Vigil und dem Fest Petri und Pauli am 29. Juni, der Vigil samt dem Fest des Andreas am 30. Nov., dann beim Marienfest am 2. Febr., an Petri Stuhlfeier am 22. Febr., der Vigil und dem Fest Johannes des Täufers am 24. Juni, am Tag des Laurentius am 10. August usw. Das läßt darauf schließen, daß dies die ältesten Feste des Heiligenkalenders sind, die z.Zt. der allgemeinen 4

Both, Siebenbürgen

50

§ 4. Die Lösung über das Lektionar 1.

2. Strig.

Siebb.

14. 16. 17. 18. 20. 21. 22. 25.

Januar Fehcis cf. Marcelli pp. Antonii abb. Prisoe virg. Fabiani + Sebast. Agnetis virg. Vinoentii mart. Convers. Pauli-

1, 2. 3. 5. β. 9. 10. 14. 16. 22. 24.

Februar Brigide v. Purrf. Mariae Blasii Agathe virg. Dorothea Apolonie v. Soolastice v. Valentini et soc. Juliane v. Cathedra Petri Matthiae apost.

6. 12. 17. 21. 25.

März Perpetue + Felicit. Gregorii pp. Gertrudis v. Benedicti abb. Annunc.Mariae

4. 9. 14. 23. 25. 28.

April Ambrosii ep.5 Marie egypt. Tiburtii + Valer. Georgii m. Marci evang. Vitalis m.

30. Quirini m.

ft Η

> w

ft И

12 80 33 36 83 63 20 47

22 24 18 13 36 23 54 18

S 20 S 16 83 35 20 47

S 43 S 35 16 S 27

а а а

33 13 13



40 S а 88 15 44 10

2

S а 31 278 sа 25 18 37 30 S 36 5 95 е 40' 76 S

а

а

13 4 57 40 57

Mai 1. Philip. + Jacobi + Walpurgis V.9 2. Sigismund! reg. 3. Inventio crucis 5. Floriani m. 6. Job. a. port. lat. 10. Gordiani 12. Nerei. Achil. etc. 13. Servatii ep. 15. Sophie vid. 22. Helene regine 25. Urbani pp.

13

56

87 65 S 21 18 14 31» 7 7 17

57 51 а 62 9 47 53» 13 13 40

Juni Nieodemis m. Marcellini + Petri Erasmi ep. Primi et Felic. Barnabe Basilides

S 14 S 14 S 83

а

1. 2. 3. 9. 11. 12.

с0

а а

47 8 4

S 43 20 36 S S 16 20 S 88 44 57 31



33 37



> и а а

а

а а а

8

13 36 23 16 63

33 16 13 23 16 15 10 23 5



18 30

S а



S а 87 57 69 57 87 57 S а 13



S 65 S 21 S S S

56



а а

51

а а а

62

7 20

13 45

20 10

44 47





10 47 68 58 S а

3. Rom.

ft Я

> Ю

С0 58 16 СS С0 83 36 35 23 S а 47 18 —



43 33 СS 55 17 С0 С0 СS S а





15 10

88 44

77



S а

5



СS 98 30

4. 5. ТМ. 360 TM. 361

ft Η 77 80



36 83 35 35 47

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И

0 5 0O 0 S

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43 24









13 36 23 54



18

33



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35

23

47

18

















43

35

33 13

43

33

35 13 S a













27

16





15 10











88 44



44

10





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21

43

S a 98 30

31

24 4





























С0 S а 40 40 С0

13

56

83 12

57 57 sa 17 57

13

56













13

6.

56

ft W EH 77 31 17 36 83 63 76 47 3 43 20 35



35 16 12 63 88 44

7.

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РЧ ώ Η И 38 24



13 221 23 54

8.

9.

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Μ α Η ΗΜ —

28 33 63

10.

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77 80

38 24



43

23 33



35

13



36 83 63 76 47













13 36 23 54 18

23























16

27





15



23

8







88 44

23 44 13 15 10

88 44

16 15 10

18





















15



3 18 40 20

58 48

13

24



30





57

56

34

24

34

33 98



30

20 98

31





5 20 92 33









13

48 40 57

56

5 60



4

13

24 18 30

22



58 59 57 57

56

33 —



13



15 10

—. — — —





4 16 40 57

56



















































































70



51

S а

с0

13





52

65

51

S a sa 10 57







17















47





58



47









с0

51 47 51 47 14 10 48 7 С0

80

10



10



83

40

— —

57

sa



65



67 10 5 31

— — —

9 58



661» — 31 22

95



19 68 3

47



58



51

65



51

65

51

51

92 10 14





























80

95 80 56 54 14



17

22

20 14

62 59 58



22

47

95

21 47

58

89

— —

7

— — —



58 59 47

Hier die beiden Heiligen noch getrennt: Sebaetiani am 10. Jan. mit Ferikope 36. 2 Das Evangeliar Nr. 28 der Trierer Stadtbibliothek hat hier die gleiche Perikope. 3 So LM., die übrigen Siebb. haben Perikope Nr. 6. 4 Nr. 24 ist aus Matth, lediglich die Parallele zu Nr. 27 aus Maro. * Ist als Zeitgenosse des Origenes mit Ambrosius v. Mailand, Feier am 7. Dez., nioht zu verwechseln. " LM. hat Perikope Nr. 75. ' LM. hat Perikope Nr. 68. » Unter Siebb. nur in 9. 1 0 Im 18. Jahrhundert nachgetragen. * Mies. 9 hat Perikopen 87 und 43. 1

23 36 23 54 18

43 80 35



10 15 63 15 98



43 24





33

.



13 36 23 16 18

33

12.

Η J

63 20 47



11.



9 7

57

47

— — — —

51

Lektionen an Heiligenfesten 1. Siebb.

> Η

и

83 S S 83 39 38 30 34 45 49 64

47 а а 47 29 32 42 40 61 15 18

96 8 S 30 83 а S 23» 36 28 68 18 28 23 — 37 7 24 S 19 68 13 s 7 43 S а 83

2 31 а 14 47 а 13 28 43

&

Η Sа

15. 18. 19. 20. 23. 24. 26. 27. 28. 29. 30.

Viti, Modesti etc. Marci + Marcell. Gervasii et soc. Decern milia m. Vigil. Joh. bapt. In die Joh. et Pauli Ladislai regis Vig. Petri + Pauli In die Commemor. Pauli

5 82 82 39 38 30 34 45 49 64

42 12 41 29 32 36 45 61 15 18

1. 2. 4. 6. 10. 11. 18. 15. 17. 21. 22. 23. 25. 26. 29. 30.

Juli Vig. Visit. Mariae 1 In die Transl. Martini Oot. Pet. + Pauli Septem fratrum Transl. Benedicti Margarethe v. Divis. Apostol. Alexii eonf. Praxedis v. Maria Magdalena Apollinaris m. Jakobi ap. Anne matre Mariae Felicia et soo. Abdon. + Sennen

96 8 31 30 7 S 36 53 33 35 7 31 68 7» 14 S

2 31 43 14 11

August Vincula Petri Stephani pp. Inventio Steph. Marie de nive Osvaldi regis + Dominicicf. Sixti pp. Donati ep. Ciriaci Vigil. Laurentii In die Tiburcii m. Ypoliti + soc. Vig. Assumpt. Mar. In die Oct. Laurentii Agapiti m. Stephani regis Timoth. + Simphor. Vig. Bartholom. In die Augustini ep. + Hermetie Decoll. Joh. bapt. Felicis + Audacti

49 12 S 26 29 S 17 S 82 35 62 29 5 100 24 27 S 17 83 68 68 31 S 3 10

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 13. 14. 15. 17. 18. 20. 22. 23. 24. 28. 29. 30.

September 1. Egydii abb. 8. Nativ. Mariae und Adriani

2. Strig.

&

> н



37 а 19 13 а 42

3. Rom.

ά И

> И

33 24 2 1 С0

d Η

> я

5. ТМ. 361

> Η

&

Η













—· —



— —



45 49 64



61 15 7





45 49 78

61 15 18

38



32

45 49 64

61 15 18

45 49 64





31





























— —



28





14 11 18













36















96 8 31 30 95 28 36 28



















8

30 7

14 11

74 18 57 13 9 37 90 49 56 19 7 13 С0 99 4

S а 1 2 С0

30



7 37 S а 32 19





S а s а

7

23

37









7

13

63 7 12 49 22 5

s а 80 45 s а









49 77























— —

8 16 54 а а 39 64 а а





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68 49 С0





84 25 Sа С0 11 1 с 0

— —

3 34 3 76 83 35 62 20 18





























24 62 12



















62

15

54

4











-













11.

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