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German Pages 128 [144] Year 1957
SAMMLUNG
GÖSCHEN
BAND
845
GESCHICHTE DER P H I L O S O P H I E X DIE P H I L O S O P H I E DES
IM E R S T E N
ZWANZIGSTEN
DRITTEL
JAHRHUNDERTS
ERSTER
TEIL
von
GERHARD
LEHMANN
WALTER DE GRUYTER & CO. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung • J. Gattentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp.
BERLIN
1957
Die Gesamtdarstellung der „GESCHICHTE DER PHILOSOPHIE" in der Sammlung Göschen umfaßt folgende Bände: I — I V : Die griechische Philosophie von W. Capelle (Bd. 857—859, 863) V : Geschichte der patristischen und scholastischen Philosophie von / . Koch (Bd. 826) V I : Von der Renaissance bis Kant von K. (Bd. 394/394a) V I I : Immanuel Kant von G. Lehmann (Bd. 536) V I I I + I X : Die Philosophie des 19. Jahrhunderts von G. Lehmann (Bd. 571, 709) X : Die Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts von G. Lehmann (Bd. 845)
Schilling
© Copyright 1957 by W a l t e r de Gruyter & Co. — Alle Rechte, einschl. der Rechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der V e r lagshandlung vorbehalten. — Archiv-Nr. 11 08 45 — Satz und Drude: Paul Funk, Berlin W 35. — Printed in Germany
Inhaltsübersicht Einleitung
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Literatur
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I. Der Neuidealismus Rudolf
12
Eucken
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Emile Boutroux
20
Wilhelm
25
Dilthey
Georg Simmel
45
Heinrich Rickert .
51
Paul Natorp
57
Literatur
60
II. Der Neuhegelianismus
64
Literatur
74
III. Irrationalismus und Intuitivismus . . . . . Friedrich Nietzsche Ludwig Klages (Melchior Paldgyi) . Nikolay Henri
Losskij Bergson
75 83
. . .
100 111 114
Literatur
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Namenverzeichnis
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Einleitung Die Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts wird meist zur G e g e n w a r t s p h i l o s o p h i e gerechnet. In der Tat braucht man sie und ihre Voraussetzungen, um sich in der Gegenwart zurechtzufinden. Hier soll sie selbständig behandelt werden: als Philosophie eines bestimmten Zeitabschnittes. Heute läßt sich wirklich nicht mehr sagen, daß uns die ersten dreißig Jahre unseres Jahrhunderts noch unmittelbar gegenwärtig sind. Wir haben andere Sorgen. Und dann bedarf es der jüngsten Entwicklung gar nicht, um diese Zeit zu verstehen. Sie ist auf ihre Weise ein G a n z e s . Auf- und Abstieg- halten sich in ihr die Waage, die Philosophie ist kräftiger, eigenständiger, selbstbewußter als im Zeitalter des Szientismus, d. h. der Typus der „Philosophie des 19. Jahrhunderts" ist verblaßt. Obwohl es ihn auch heute noch gibt. Geht man von der Gegenwart aus, so möchte es scheinen, als ob die Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts nur ein U b e r g a n g ist — der Übergang vom 19. Jahrhundert, das noch „Neuzeit" war, zur unmittelbaren Gegenwart. Das „Ende der Neuzeit" liege hinter uns (Guardini, Bochenski, Jordan). Der Übergang von der verendeten Neuzeit zur Gegenwart müßte also in die Zeit des ersten Drittels unseres Jahrhunderts fallen. Natürlich ist das eine Täuschung. Es gibt so wenig eine Epoche, die nur Übergang ist, wie eine Epoche, in der nichts übergeht. Eine Zeit von drei Dezennien bloß als Übergangszeit betrachten, heißt sie überhaupt nicht historisch betrachten. Man kann das auch verallgemeinern: die Geschichte bloß als Übergang, Entwicklung, Fortschritt ist noch nicht „Geschichte". Denn Übergang ist eine Aktualisierungskategorie. Freilich muß man aktualisieren, vergegenwärtigen, was man philosophisch besitzen will — die vergangene Philosophie
Einleitung
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also. Sie wird damit in die Gegenwart übertragen, aber doch nicht als ursprünglicher Bestandteil und auch nicht als Übergang zu ihr. Ist also die Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts kein „Übergang" von der Philosophie im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zur Gegenwart, so darf uns auch die M o d e r n i t ä t der Formeln und Reaktionen dieser Zeit — Leben, Existenz, Intuition etc. — nicht über die Andersgeartetheit heutigen Lebensgefühls täuschen. Ebensowenig wie uns die Kargheit heutiger Formulierungen — man denke an Heideggers Spätphilosophie — darüber täuschen darf, daß in ihnen Neues zum Ausdruck kommt. Freilich gehört es zu den Aspekten jeder Zeit, von der kommenden kaum noch Originelles erwarten zu lassen. Scheint doch — in der Philosophie jedenfalls — alles beisammen und systematisch fixiert: wohin sollte das Neue wohl gesetzt werden? Die simple Tatsache, daß schon nach einem Jahrzehnt keiner mehr weiß, w a s alles beisammen war, und nicht einmal Bibliothekare sich zurechtfinden, wird nicht bedacht. Oder kann man leugnen, daß oft die besten Gedanken einer Zeit kaum über ihre Schwelle kommen? Daß sie — man denke an Kierkegaard und Nietzsche im 19. Jahrhundert — folgenden Zeiten zugeredinet werden müssen, weil sie erst in ihnen zum Bewußtsein, d. h. zur Wirkung gelangen? Absonderlich freilich sieht es trotzdem aus, daß die Gegenwart Renaissancen von Denkern bringt, die eine Wirkung hinter sich haben und der jüngsten Vergangenheit, also dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts angehören, wie Husserl, Scheler, Brentano; vielleicht auch Meinong und Spengler. Sie waren damals tonangebend und sollen es heute wieder werden. Heute kennt man sie aber von der Seite ihrer Nachlässe, man kennt sie gründlicher und anders vielleicht, doch so, wie sie n i c h t gewirkt haben — wie soll man sie also in ihrer Zeit zur Darstellung bringen?
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Einleitung
Aber was sind denn 20, 30 Jahre Philosophiegeschichte? „Die Einzelkräfte summieren sich in der politischen Geschichte zu Massen, die in Wirkung und Gegenwirkung bequem gruppiert werden können; die literarischen Richtungen stehen jede für sich. Der frühere Moment bedingt in der politischen Geschichte den folgenden; Bücher wirken über weite Zeiträume hinweg" (Dilthey). Dann sollte am Ende auch ein Jahrhundertdrittel in der Philosophiegeschichte keinen besonderen Abschnitt ausmachen, oder man sollte sagen, dieser Abschnitt sei als besonderer eben nur der erste der „Philosophie der Gegenwart"? Dann bliebe das Ganze ein E i n t e i l u n g s p r o b l e m . Was es auf alle Fälle auch ist. In der Philosophiegeschichte gibt es zweierlei einzuteilen: das Nacheinander und das Nebeneinander. Denn man fragt in ihr nicht nach dem Nacheinander allein. An beiden Punkten zeigt sich, daß Philosophiegeschichte nicht nur von Wissenschaft, sondern von jeder Art Allgemeinverbindlichkeit toto coelo entfernt ist. Man weiß wohl, daß es in einer Zeit Richtungen, Schulen, tonangebende Bücher und solche Bücher gibt, die als Modebücher gelten. Man weiß aus mancherlei Kanälen, was die Zeit von sich selbst denkt, wie sie sich selbst beurteilt. Dafür gibt es Zeitungen, Zeitschriften und öffentliche Vorträge. Bei der Darstellung der Philosophiegeschichte dieser Zeit aber weiß man nicht, ob man historisch oder systematisch verfahren soll. So teilt z. B. Bochenski die „Europäische Philosophie der Gegenwart" in solche der Materie, der Idee, des Lebens, des Wesens, des Seins ein, als wenn dergleichen historisch kennzeichnend wäre und nicht vielmehr zu allen Zeiten aufträte; W. Moog stellt in einem verdienstlichen Buch (1922) über die deutsche Philosophie des 20. Jahrhunderts — in welchem also gerade unsere Zeit behandelt wird — die naturwissenschaftliche, geisteswissenschaftliche, ethische, psychologische, logisch-erkenntnistheoretische, metaphysische „Richtung" nebeneinander.
Einleitung
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Es dürfte aber für die Philosophiegeschichte, die man in ihrer gegenwärtigen Gestalt mit dem gleichen Worte Buckhardts wie die Geschichtsphilosophie — nämlich als Kentaur — bezeichnen kann, so etwas wie das Problem eines auch nur „relativen" philosophischen „Primates" (W. Goldschmidt) überhaupt nicht geben. Erstens, weil es keinen relativen Primat geben kann, und zweitens, weil in der Philosophiegeschichte die G e s c h i c h t e den Primat hat. Philosophiegeschichte ist Geschichte, und ihre Einteilungsglieder müssen geschichtliche Begriffe, d. h. Individua.1- oder Typenbegriffe sein. Die Bewegungslinien, Richtungen, Strömungen, die man aufweisen zu können glaubt, müssen historisch legitimiert d. h. auf diejenigen der vorhergehenden Zeit bezogen sein: ganz besonders müssen die historischen U r s p r ü n g e gesucht werden, wenn es sich um Neueinsätze handelt. Fragt man in der Geistesgeschichte, zu der die Philosophiegeschichte wohl gerechnet wird, nach Kriterien für t y p i s c h e Denkformen einer Zeit, so liegt es nahe, Einheit und Verschiedenheit des S t i l e s hervorzuheben. Wie Spengler, so geht heute auch Sedlmayer (1948) von Stilproblemen aus, um seine These von „Verlust der Mitte" — der Kunst als Mitte und des Menschen als Mitte — zu bewahrheiten. Für das erste Drittel des 20. Jahrhunderts, hat B. Christiansen (1931) die angeblichen vier Stile jeder Gegenwart, den vorgestrigen (V), gestrigen (G), heutigen (H), morgigen (M), in der Weise durchgeführt, daß er als V-Stil Psychologismus und Relativismus, als G-Stil Irrationalismus und Intuitionismus, als H-Stil — also als den unmittelbar gegenwärtigen der 30er Jahre — den N e o p o s i t i v i s m u s bezeichnet, während der M-Stil wieder einen „dynamisch teleologischen Aufbau des Welterkennens" erstrebe. Selbst wenn einiges davon zuträfe, bliebe die Bewertung unverkennbar: niemand siedelt sich gern bei den Vorgestrigen an; jeder hält es am liebsten mit den Morgigen. Und wie es mit der Bewertung steht, brauchen wir nicht erst
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Einleitung
zu sagen: daß sie nicht in die Geschichte der Philosophie gehört, bzw. daß sie dort, wo sie unvermeidlich ist, als Fehlerquelle gekennzeichnet werden muß. Sonst sollte man sich lieber gleich entschließen, Romane zu schreiben. Welche Einteilung bietet sich nun für die Zeit des ersten Drittels unseres Jahrhunderts dar? Die rein politische nach den weltgeschichtlichen Ereignissen: des ersten "Weltkriegs, der Revolution und beginnenden Diktatur? Dann ergäben sich etwa — in Deutschland wenigstens — „Ideen" von 1914, 1918, 1933 — wie vordem Ideen von 1813, 1848, 1871. Das wäre schon etwas, nämlich für eine ausführliche Philosophiegeschichte als Ideengeschichte ihrer Zeit, die dann weiter nach Dezennien eingeteilt werden muß. Aber es wäre nicht selbst eine philosophiegeschichtliche Einteilung. Denn für diese ist es genau so unfruchtbar, sie politisch wie ökonomisch (metapolitisch) auszurichten. Man erfährt dann nur i n d i r e k t etwas über Personen, Schulen, Richtungen, nämlich welche Affinität sie zu politisch-ökonomischen Tendenzen haben. Und wenn es dann heißt: dies gerade sei das auch philosophisch Kennzeichnende, so sind wir mitten in einer Entillusionierung, die mit dem Schleier des Unpolitischen auch die ganze Philosophie zerreißt. Militante Geistesgebilde solcher Art gibt es in der Geschichte, aber es sind nicht die mit dem Typenbegriff Philosophie bezeichneten. Und was es da zu durchschauen gilt, ist immer der Punkt, an welchem aus philosophischen Sätzen, Erkenntnissen, Einstellungen die in Wirklichkeit n i c h t dazu passenden politischen Folgerungen gezogen werden. Sie dazu passend zu machen und die Philosophie politisch „schuldig" werden zu lassen, — sollte das ausgerechnet „Philosophiegeschichte" sein? Das vorliegende Bändchen ist eine Fortsetzung. Das heißt, daß es auch in der Einteilung nicht ab ovo beginnen kann, sondern an die Einteilung der Philosophie im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts anschließen muß. Und das wieder heißt, daß es Stellen, die dort offen gelassen wurden, ausfüllen muß. Wir sagten es schon, vieles kommt
Einleitung
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erst im 20. Jahrhundert zur Geltung, was im 19. entstanden ist. D e r Zusammenhang des 20. Jahrhunderts mit dem vergangenen ist auch dort wirksam, w o man sich zu ihm gegensätzlich und ablehnend verhält. Noch jede solche Opposition geschah im Anschluß an die verfehmte Zeit: Richtungen und Denker, die in ihr nicht voll zur Geltung kamen, weil sie selbst im Gegensatz zu ihren philosophierenden Zeitgenossen standen — z. B . die österreichische Schule zum Idealismus und Neukantianismus — , bilden die Anknüpfungspunkte für die G e g e n b e w e g u n g z u m 1 9 . J a h r h u n d e r t im ersten Drittel der Philosophie des 20. Jahrhunderts. D a m i t hätten wir einen wichtigen Orientierungspunkt. Aber nur einen und nicht einmal den wichtigsten. Es wäre verkehrt,, die Philosophie des ersten Jahrhundertdrittels von hier aus, praktisch also vom Sieg der österreichischen Schule, von der beschreibenden Psychologie Brentanos und ihrer Abkömmlinge, von der Weiterbildung der Phänomenologie zur Ontologie usw. aus aufzufassen. Denn diese Bewegung hält sich selbst in der Antithese: zum N e u i d e a l i s m u s , der schon durch seine neukantisdien B e standteile, aber auch durch seine neufichtischen und neuhegelischen, ganz und gar keine Gegenbewegung zum 19. Jahrhundert ist, sondern eben eine Weiterentwicklung der idealistischen Philosophie des 19. Jahrhunderts. Allerdings enthält schon der Neuidealismus i r r a t i o n " a l i s t i s c h e Bestandteile, die den Abstand vom klassischen Idealismus der V e r n u n f t und des Geistes deutlich genug bezeichnen und nur geringer Radikalisierung bedürfen, um zu einer nicht mehr neuidealistischen L e b e n s p h i l o s o p h i e Schelling-Scbopenhauerscher Provenienz, z. B . bei Bergson und Klages, einer Lebens- oder „biozentrischen" Philosophie, im Gegensatz nicht nur zur „logozentrischen", sondern auch zur Erlebnisphilosophie Diltheys und Simmeis zu führen. D a ß dieser Irrationalismus intuitionistisch (intuitivistisch) ist, muß man erkenntnistheoretisch verstehen: die Intuition soll leisten,
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Einleitung
was der Begriff oder die logische Evidenz nidit leisten kann. Daß hier dennoch Übergänge zum Rationalismus, besser zur halbrationalistischen Ontologie, möglich sind, zeigt die Philosophie Losskijs, dessen zentrale, wenn auch wenig beachtete Stellung in der Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts sichtbar zu machen, zu den Aufgaben unserer Darstellung gehört. Die Beschreibung dieser Richtungen füllt den Raum des vorliegenden Bändchens, des ersten der Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Bedenkt man, daß außer Denkern wie Euchen und Boutroux, Dilthey und Simmel, Richert und Natorp auch der Philosophie Nietzsches — die wir im 19. Jahrhundert nicht gebracht hatten — dieser Raum offenstehen mußte, so wird man nicht verlangen, sogleich die weitere Einteilung vorgeführt, oder umgekehrt, eine noch größere Menge von einzelnen Denkern einbezogen zu sehen. Denn von bloßen Aufzählungen, sei es Einzelner, sei es ganzer Richtungen, sich freizuhalten, muß Gebot einer Darstellung sein, die ins Konkrete führen will. So folgt also erst im zweiten Teil das Weitere: die Bewegung von der Phänomenologie einerseits zur phänomenologischen Metaphysik und philosophischen Anthropologie, andererseits zur Ontologie, die Bewegung vom Pragmatismus zum neuen und kritischen Realismus (im angelsächsischen Kreise), wohl zu unterscheiden von unserer sogenannten kritisch-realistischen Philosophie, die eigentlich, seit v. Hartmann und A. Riehl, bleibendes Traditionsgut ist. Und dann die Bewegung vom älteren zum neuen Positivismus, von Mach zu Schlick und Carnap, bzw. zur positivistischen Semantik Wittgensteins, Carnaps und Russells. — Kierkegaardvena.lssa.nce und Existenzphilosophie im engeren Sinne sparen wir uns dann auf für die unmittelbare Gegenwart, d. h. für die Philosophie im 2. Drittel des 20. Jahrhunderts. Nicht, weil diese wesentlich Existenzialismus wäre, sondern weil es zu den wichtigsten heutigen Aufgaben gehört, in und mit der bloß
Literatur
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negativistischen Existenzphilosophie die ganze „Philosophie der Endlichkeit" zu überwinden. W a s ohne die Geschichte des modernen Existenzbegriffes nicht möglich ist.
Literatur Allgemeines (Es werden nur die Erstausgaben angeführt) UEBERWEG-OESTERREICH,Grundriß der Geschichte der Philosophie IV Berlin 1923, V Berlin 1928. — Die Philosophie der Gegenwart in Selbstdarstellungen (hrsg. von R. SCHMIDT) I—VI, Leipzig 1 9 2 1 — 1 9 3 0 . — Philosophische Forschungsberichte I bis XVI, Berlin 1930 ff. — Deutsche systematische Philosophie nach ihren Gestaltern, hrsg. von H. SCHWARZ, I Berlin 1931, II Berlin 1934. — Studien und Bibliographien zur Gegenwartsphilosophie, hrsg. von W. SCHINGNITZ, Leipzig 1932 ff. — Systematische Philosophie, hrsg. von N, HARTMANN, Stuttgart 1942. — Philosophes et Savants Français du X X e Siècle (ed. BARUZI, POIRIER, ESSERTIER) I—V, Paris 1 9 2 6 — 1 9 3 0 . — Contemporary British Philosophy, Personal Statements I/II, London 1924 f. — E. v. ASTER, Die Philosophie der Gegenwart, Leiden 1934. — J . BENRUBI, Philosophische Strömungen der Gegenwart in Frankreich, Leipzig 1928. — J . M. BOCHENSKI, Europäische Philosophie der Gegenwart, Bonn 1 9 4 7 . — W . D E L N E G R O , Die Philosophie der Gegenwart in Deutschland, Leipzig 1942. — G. GURVITCH, Les Tendences actuelles de la Philosophie allemande, Paris 1930. — F. HEINEMANN, Neue Wege der Philosophie, Leipzig 1929. — H. LEISEGANG, Deutsche Philosophie im X X . Jahrhundert, Breslau 1928. — S.MARCK, Die Dialektik in der Philosophie der Gegenwart I-II, Tübingen 1929,1931. — P. MENZER, Deutsche Metaphysik der Gegenwart, Berlin 1931. R. METZ, Die philosophischen Strömungen der Gegenwart in Großbritannien, I-II, Leipzig 1935. — W. MOOG, Die deutsche Philosophie des 20. Jahrhunderts in ihren Hauptrichtungen und ihren Grundproblemen, Stuttgart, 1922. — G.E.MÜLLER, Amerikanische Philosophie, Stuttgart 1 9 3 6 . — R. M Ü L L E R - F R E I E N FELS, Die Philosophie des 20. Jahrhunderts in ihren. Hauptströmungen, Berlin 1923. — D. PARODI, La philosophie contemporaine en France, Paris 1925. — A. RIEHL, Zur Einführung in die Philosophie der Gegenwart, Leipzig 1903. — G. DE RUGGIERO. Italienische Philosophie, Breslau 1 9 2 5 . — M. SCHELER,
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Neuidealismus
Die Deutsche Philosophie der Gegenwart, in: Deutsches Leben der Gegenwart, hrsg. von PH. WITKOP, Berlin 1922. — C. SUTTON, Bericht über die neuere englische Philosophie in: Logos X V I 1 (1927).
I. Der Neuidealismus Der N e u i d e a l i s m u s ist nicht eine „Erneuerung" des Idealismus im 20. Jahrhundert. Er entsteht im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts als Weiterführung und Umbildung der idealistischen Tradition. Der k l a s s i s c h e Idealismus war in der s p ä t i d e a l i s t i s c h e n Spekulation zeitfremd geworden; materialistische und positivistische Tendenzen waren an seine Stelle getreten, die wiederum an der erkenntnistheoretischen Bewegung (Neukantianismus) ihr Korrektiv fanden. Der N e u i d e a l i s m u s beginnt gegen 1880; er hängt eng mit der „Erkenntnistheorie" zusammen; er will von sich aus — aber eben im 19. Jahrhundert — die Ausgangspositionen des klassischen Idealismus zurückgewinnen. Diese Absicht ergibt sich ihm nicht aus der Erinnerung an bessere Tage, sondern aus der fortschreitenden Bearbeitung der Zeitprobleme und der wissenschaftlichen Grundfragen, besonders der in den Bereich der G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n (Geschichte, Sozial- und Kulturwissenschaften) fallenden. Der Neuidealismus ist daher ebensosehr „Wissenschaftsphilosophie" wie der Positivismus, wenn er auch von Haus aus eine stärkere Neigung zur Metaphysik und Weltanschauung besitzt. Aber die beiden wissenschaftstheoretischen Grundwerke des Neuidealismus: Diltheys Einleitung in die Geisteswissenschaften (1883) und Rickerts Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung (1896—1902), sind weder „metaphysisch" noch konstruktiv im Sinne der älteren Spekulation. W i e der Begriff Idealismus vieldeutig ist, so wird auch der S i n n v o n N e u i d e a l i s m u s verschiedene Bedeutungen haben. Sind doch überhaupt geistesgeschicht-
Der Begriff Neuidealismus
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liehe Allgemeinbegriffe aus jedem Falle ihrer „Anwendung" neu zu erarbeiten; sonst sind sie wertlos. Die Darstellung der Philosophie im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hatte uns auf eine Reihe neuidealistischer Ansätze geführt: im N e u k a n t i a n i s m u s , in der ' W i s s e n s c h a f t s s y n t h e s e , in der Philosophie E. v. Hartmanns und an anderen Punkten. Wir hatten unterschieden: den l o g i s c h e n Idealismus H. Cohens und der Marburger Schule, den o b j e k t i v e n Idealismus / . Bergmanns, den a x i o l o g i s c h e n (werttheoretischen) Idealismus Windelbands und der Südwestdeutschen Schule, den v o l u n t a r i s t i s c h e n Idealismus Wundts und Paulsens, den s p e k u l a t i v e n Idealismus E. v. Hartmanns. Das sind beträchtliche Unterschiede.. Gemeinsam ist aber diesen Formen des Neuidealismus, daß sie E n t w i c k l u n g s f o r m e n sind, d. h. nicht sogleich, sondern erst am Ende andersgearteter Gedankenreihen auftreten. So hat sich der Neuidealismus in einigen Fällen (z. B. bei Lotze und durch ihn bei Windelbrand oder bei v. Hartmann) aus dem S p ä t i d e a l i s m u s entwickelt, in weit häufigeren Fällen dagegen aus den Richtungen, die sich der neuidealistischen Tradition w i d e r s e t z t e n . Charakteristisch ist die Entwicklung des erkenntnistheoretischen N e u k a n t i a n i s m u s zum Neuidealismus (z. B. bei Liebmann, in der Marburger Schule oder im französischen Neokritizismus Renouviers), ebenso wie die Umsetzung ursprünglich p o s i t i v i s t i s c h e r Gedanken in neuidealistische (z. B. bei Wundt). Die Zeit selber neigt dazu, den Begriff Neuidealismus (z. B. Paul Friedrich 1910) nicht so sehr in rein philosophischem Sinne aufzufassen: die ganz andersgeartete, wenn auch in vager Bedeutung „idealistische" und dann wohl „neuidealistische" Kulturregenerationslehre R. Wagners und seiner Anhänger H. v. Stein, Chamberlain u. a. wird herangezogen. Sieht man ferner auf solche Außenseiter wie Lagarde, Langbehn, Bogumil Goltz — den vortreff-
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Neuidealismus
liehen Volkssoziologen und Pädagogen —, die bei P.-Friedrich im Verein mit den „Neuidealisten" des Auslandes: Carlyle, Thoreau, Ruskin und — sonderbarerweise — S. Kierkegaard auftreten, so ist klar, daß es im wesentlichen auf eine Gruppe scharf profilierter Kulturkritiker ankommt, deren philosophische „Lehre" dabei ziemlich unwesentlich ist (sonst könnten bei Friedrich nicht in trautem Bunde Chamberlain und Weininger erscheinen). Mit einer Ausnahme: die entscheidende Bedeutung R. Euchens ist bereits richtig erkannt. Und davon wollen wir auch hier ausgehen. Ist doch Rudolf Euchen (1846—1926) der beredteste Wortführer des Neuidealismus in der Philosophie des 20. Jahrhunderts und, wenn man so will, sein Begründer. Denn bei dem geistesmächtigeren Wilhelm Dilthey (1833—1911) ist es überhaupt fraglich, wie weit er sich neuidealistisch etikettieren läßt. Und bei Emile Boutroux (1845—1921), mit dem ungefähr gleichzeitig und dem älteren Spiritualismus gegenüber selbständig in Frankreich der Neuidealismus auftritt, stehen die Beziehungen zu den Einzelwissenschaften im Vordergrund, wenn auch die Kennzeichnung nicht zweifelhaft ist. Josiah Royce (1855—1916), der große amerikanische Neuidealist, kann leider nur später, anläßlich der Philosophie seines Freundes und Gegners William James, kurz behandelt werden. 1 )
Rudolf Eucken Bei Eucken vornehmlich erhält der Neuidealismus die äußeren Züge, durch die er sich den Zeitgenossen eingeprägt hat: die einer k u l t u r e l l e n Erneuer u n g s - und W e l t a n s c h a u u n g s b e w e g u n g . Ist doch der Inhalt seiner zahlreichen, in viele Sprachen übersetzten und oft aufgelegten Bücher durchgehend ein kultur- und religionsphilosophischer und geht doch Eucken 1) V g l . hierzu: Die Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, zweite Hälfto-
Eucken und die Kulturphilosophie
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überall aus von einer K r i t i k s e i n e r Z e i t , die er in einer schweren „Krise", im Widerspruch zwischen Wissen und Handeln, in Veräußerlichung und Verflachung vorzufinden glaubt. Dieses Thema von der Kulturkrise ist vor und nach dem ersten Weltkriege so unermüdlich abgewandelt worden, daß die besondere Note, die ihm Eucken gab, längst verlorengegangen ist. Es ist, was die Anfänge betrifft, hier nur anzumerken, daß auch der junge Nietzsche, der Nietzsche der „Unzeitgemäßen Betrachtungen", auf dessen Kritik des „Geistes von 1871" zumeist verwiesen wird (Eucken war in Basel sein Kollege), noch durchaus in n e u i d e a l i s t i s c h e n Vorstellungen befangen ist, und seine wesentliche Differenz vom Neuidealismus erst später hervortritt. In der Kulturphilosophie der Nietzschenachfolge: Kluges, Pannwitz, Hammacher, Spengler, Jünger, überwiegt der neuidealistische Anteil, — abgesehen von Spengler, der eine entschieden realistische und politische Haltung einnimmt. Bei all den anderen Denkern und Schriftstellern, die sich mit dem „Problem" und den „Antinomien" der Kultur befassen: bei Troeltsch, Rathenau, Keyserling, Liebert, Gogarten bis zu den Theologen der „Krise" und den Existenzphilosophen, ist der Neuidealismus, als Fundament oder doch als Maßstab des Kulturbegriffs, im allgemeinen nicht zweifelhaft. Troeltschs Lehre von der „Kultursynthese" kommt dabei der Euckensd\en Philosophie am nächsten. Die Besonderheit Euckens — dessen Schüler Max Scbeler war und dessen Kulturphilosophie ihre Fortführung und freilich auch Uberwindung bei E. Grisebach fand — liegt darin, daß der Idealismus nicht einfach auf den Boden der Gegenwart gestellt bzw. der Gegenwart als M u s t e r vorgehalten wird, sondern daß aus der Gegenwart und überhaupt der geschichtlichen Welt der Weg gesucht und e r a r b e i t e t werden soll, der zur „Einheit des Geisteslebens" führt.
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Neuidealismus
Eucken sucht nach einem „Lebenssystem" (S y n t a g m a ) , nicht als einem in der Geschichte schon vorgedachten oder seinem Inhalte nach bloß zu erkennenden, sondern als einem in „Bewußtsein und T a t " neu zu erschaffenden. Er vertritt einen K u l t u r a k t i v i s m u s , wie seine ganze Philosophie einen aktivistisdien Charakter hat, und — Begriffe wie Tatsystem, Tatleben, Tathandlung deuten darauf hin — an Fichte erinnert. Dies ist allerdings nur eine Seite. Weder hat Euckens Gegenwartskritik die Schärfe der Fichtesdhen, noch ist Euckens Methode, die er die n o o l o g i s c h e (geisteswissenschaftliche, im Unterschied zur psychologischen und erkenntnistheoretischen) nennt, aus Fichtes Wissenschaftslehre gewonnen. Wie Trendelenburg, den er gleich Dilthey in Berlin gehört hat, kommt es ihm wesentlich auf eine T y p i s i e r u n g d e r W e l t a n s c h a u u n g e n an, und sein einst viel gelesenes philosophiegeschichtliches Hauptwerk, die „Lebensanschauungen der großen Denker" (1890), stellt eine Reihe von Formen geschichtlicher Lebenssysteme auf, die einen Entwicklungszusammenhang bilden sollen, z. B. das Weltleben der Spekulation (Barock), die naturalistische Aufklärung, die Epoche der Kritik, die konstruktive Spekulation (Deutscher Idealismus) usw. Zu wirklich deutlicher Veranschaulichung gelangt er dabei ebensowenig wie sein psychologisierender Zeitgenosse Karl Lamprecht, mit dem.er sich öfter berührt. Die für die Gegenwartskultur wichtigsten Syntagmen sind die von ihm als N a t u r a l i s m u s und I n t e l l e k t u a l i s m u s bezeichneten. Eine wenig glückliche Bezeichnung; Eucken meint den Gegensatz bloßer Real- und bloßer Geisteskultur, wobei er unter jener die entpersönlichende Arbeitskultur mit allen ihren negativen Merkmalen, unter dieser die vorwiegend ästhetische Kultur der „Innerlichkeit" gerade des k l a s s i s c h e n Idealism u s versteht, die ihren Höhepunkt in der „konstruktiven Spekulation", im „Noetismus" Hegels, besitzen soll.
Euckens Personalismus
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D i e „Widersprüche" dieser beiden Lebenssysteme entwickelt er dahin, daß in beiden Fällen B e w u ß t s e i n und T a t auseinandergehen: „Der Naturalist muß die N a t u r überschreiten und geistige K r ä f t e verwenden, um seinen eigenen Aufbau eines Ganzen zu begründen, der Intellektualist kann seine Gedanken nicht entwickeln und gegen Hemmungen durchsetzen, ohne über den Intellekt hinauszugehen und ein weiteres und ursprünglicheres Leben zu verwenden." H i e r und dort wird also die volle Wirklichkeit verfehlt; die beiden Lebenssysteme erweisen sich also als u n z u r e i c h e n d : weder von der N a t u r noch vom Intellekt (Bewußtsein) aus läßt sich diejenige „Einheit" des Geisteslebens gewinnen, die Voraussetzung bzw. Inhalt echter Kultur ist. W a s Eucken demgegenüber zur Geltung bringen möchte, ist ein höherer WeltbegrifF und ein höheres System: das „Reich" einer P e r s o n a l w e l t und eine Kultur der „Persönlichkeit", die den Einzelnen als „Personalwesen" nicht aus seiner Subjektivität faßt, sondern von jenem „Einheitspunkte des Daseins" aus, dem alles persönliche Denken und W i r k e n entspringt. „Die lebende Tathandlung, die V o l l t a t , muß . . . hinter das Bewußtsein verlegt werden, die schaffende W e r k s t ä t t e sich auf tieferem Grunde finden." Dieser P e r s o n a l i s m u s , an dem der Einfluß seines Lehrers Lotze noch am ehesten spürbar ist, und der in seinem systematischen H a u p t w e r k ( „ D i e Einheit des Geisteslebens im Bewußtsein und T a t der Menschheit", 1888, vorbereitet durch „Prolegomena zu Forschungen über die Einheit des Geisteslebens", 1885) dargestellt wird, gehört zu den wesentlichen Ingredienzien neuidealistischer Kulturpropaganda um die Jahrhundertwende, und k a m besonders in der von Eucken inspirierten „ P e r s ö n lichkeitspädagogik" (Budde, Kesseler, Gaudig u. a.) zum Ausdruck. Zu einer systematischen M e t a p h y s i k der Person hat ihn erst Scheler ausgebaut. F ü r 2
Lehmann, Geschichte der Philosophie X
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Neuidealismus
Rucken selbst ist die personalistische Kulturphilosophie das Eingangstor zu einer impersonalistischen R e 1 i g i o n s p h i l o s o p h i e , der ethische Aktivismus die Voraussetzung für einen religiösen Passivismus, die „Bewegung zur Kultur" ein „Stück einer kosmischen Bewegung", nicht ein „Werk des bloßen Menschen". Und der Begründung dieser „ u n i v e r s a l e n " Religion (im Gegensatz zur c h a r a k t e r i s t i s c h e n , d. i. geschichtlichen, die aber nicht verneint wird) dient die wichtigste der späteren Schriften (Der Wahrheitsgehalt der Religion, 1901), für die ihm die Gießener Universität den theologischen Ehrendoktor verlieh (1903). Die Frage, ob wir noch Christen sein können, beantwortet Euchen zwar (1911) positiv, aber er beantwortet sie positiv eben in neuidealistischem Sinne: das Christentum, insbesondere der Protestantismus, muß selbst erst erneuert werden; denn es ist nicht zweifelhaft, „daß heute die Kirchen die Religion keineswegs bloß fördern, sondern sie auch vielfach schädigen." Soll das religiöse Leben verjüngt werden, so muß vor allem eine radikale T r e n n u n g v o n S t a a t u n d Kirche durchgeführt werden. So sehr Eucken Kulturchrist ist — Staatschrist will er denn doch nicht sein. Das immer mehr in die Breite gehende Wirken des von 1874 bis zu seinem Tode in J e n a (neben Häckel) lehrenden, 1908 mit dem Nobelpreis bedachten, durch seine Reisen nach England und Amerika (1912) auch im Ausland bekannten, alternden Eucken ist hier ebensowenig zu schildern wie Einzelheiten der theoretischen Begründung seiner „Lebensphilosophie" (in die noch am besten die kurze Schrift „Erkennen und Leben", 1912, einführt). Eucken hat den ersten Weltkrieg überlebt; er hat auch zuletzt noch (1918) eine Zusammenfassung seiner Philosophie gegeben („Mensch und Welt, eine Philosophie des Lebens"), die wenigstens thematisch dem entspricht, was um diese Zeit als „Philosophische Anthropologie" aufzutreten begann. Aber er hat — trotz Euckenhaus, Euckenbund (1920) und der Zeitschrift „Tatwelt" — keine
Eucken und Claß
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nennenswerte Einwirkung auf die Philosophie mehr ausgeübt. Nicht, weil es mit dem Neuidealismus um 1920 vorbei war, auch nicht, weil Eucken nur der Prophet und Schönredner, als welcher er zumeist auftrat, gewesen wäre, sondern weil selbst in den subtileren Begriffsanalysen, an denen besonders seine früheren. Schriften reich sind, eigentliche Erfahrungen und konkrete Probleme kaum aufgearbeitet werden. Und weil die damalige Zeit, die mehr noch als die ihr folgende überall f a c h w i s s e n s c h a f t l i c h e Voraussetzungen forderte, seinen Idealismus als „komplementären", über den Dingen schwebenden, Gemütsbedürfnisse befriedigenden, erbaulichen und deshalb nicht ganz ernst zu nehmenden, auffassen mußte. Was er ja nun gerade für Eucken nicht sein sollte. Schon ein Vergleich mit Boutroux, vollends mit Dilthey — der aber überhaupt in einer ganz anderen Ebene philosophierte — wird den Sinn des Gemeinten klären. Zuvor sei jedoch noch ein Denker erwähnt, der, ein Jahrzehnt älter als Eucken, gleich diesem Schüler Lotzes, und befreundet mit K. Steffensen (1816—1888), den Gegensatz und Zusammenhang des Neuidealismus mit dem Spätidealismus verdeutlicht: Gustav Claß, 1836—1908, der Erlanger Lehrer von Ernst Troeltsch. Claß hat nicht viel geschrieben („Die metaphysischen Voraussetzungen des LeibnitzischenDeterminismus", Tübingen 1874; „Ideale und Güter", Erlangen 1886; „Phänomenologie und Cytologie des menschlichen Geistes", Leipzig 1896; „Die Realität der Gottesidee", München 1904); sein Ansatz ist ein k u l t u r p h i l o s o p h i s c h e r : Religion, Recht, Moral und Kultur als „Totalität des höheren Menschentums" zu begreifen und — wie Eucken — die kulturpsychologische Methode durch eine Art geisteswissenschaftlicher (noologischer) zu ersetzen. Hierbei glaubt er nun in seinem Hauptwerk so verfahren zu müssen, daß er zunächst die „charakteristischen Phänomene" sammelt, um die Phänomene 2*
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dann „ontologisch" zu „bearbeiten". Das klingt nach Herbart, hat aber mit Herbarts Ontologie nichts zu tun; vielmehr kommt es Claß darauf an zu bestimmen, „was jenen tiefsten Grund des seelischen Lebens ausmacht, aus welchem die Inhalte (sc. der Kultur) entspringen, und auf welchem die Wechselwirkung der Inhalte und Individuen beruht." Die dafür angesetzte „Psychologie höherer Ordnung" bezeichnet er, wenig glücklich, mit dem alten Ausdruck P n e u m a t o l o g i e . Wie Eucken kommt es ihm darauf an, in oder vermittels dieser Pneumatologie die „regierenden Gedankensysteme" als immer wiederkehrende „Taten des Denkens" aufzuweisen, wobei er dann leider — nach einigen wichtigen Unterscheidungen, z. B. der von personalistischem und sachlichem Leben — sehr schnell in eine Religionsphilosophie und Postulatenmetaphysik ¿oizescher Prägung einbiegt. Ob Eucken sich Claß'sehe Gedanken geborgt hat? Von Interesse wäre das heute kaum mehr. Jedenfalls ist Claß ein Metaphysiker des Neuidealismus. Und die M e t a p h y s i k des Neuidealismus macht die neuidealistische L e b e n s p h i l o s o p h i e erst verständlich. Emile Boutroux Mit Emile Boutroux (1845—1921) begeben wir uns in den Bereich der französischen Philosophie. Aber Boutroux, der in Heidelberg bei Zeller gehört, die Übersetzung von Zellers Philosophie der Griechen sowie von Euchens Geistigen Strömungen der Gegenwart besorgt und eingeleitet hat, der zwei ausgezeichnete ¿«'¿»¿zkommentare schrieb und an der Sorbonne über deutsche Philosophie las, zeigt die Verwandtschaft zwischen französischer und deutscher Philosophie aufs deutlichste. Wenigstens was den ohnedies von der klassischen deutschen Philosophie bestimmten Neuidealismus betrifft. In einem Bericht über die Philosophie in Frankreich, den Boutroux 1908 in Heidelberg auf dem Philosophenkongreß hielt, beschreibt er das „Wiedererwachen der
Emile Boutroux
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philosophischen Tätigkeit" in einem auch für die deutsche Situation bezeichnenden Sinne. Die Philosophie war in den 60er Jahren „vornehmlich zur Schulphilosophie geworden", während sie im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts eine in gewissem Sinne „paradoxe Veränderung" erlitt: sie wandte sidi den Einzelwissenschafteri mit ihrem reichen Stoffe zu, während diese umgekehrt mit philosophischem Geiste erfüllt wurden. Unser Zeitalter, so formuliert es Boutroux an anderer Stelle, ist einer Philosophie müde, die sich selbst zu genügen und sich ausschließlich von ihrer eigenen Substanz ernähren zu können glaubt. Will der Neuidealismus auf den alten Wegen idealistischspiritualistischer Tradition nicht mehr weitergehen, sondern mit den Wissenschaften, ja sogar mit dem Positivismus Kontakt suchen, so ist es doch für ihn kennzeichnend, daß er gegen den Naturalismus der Einzelwissenschaften kämpft. Und kennzeichnend für den, durch die Schule des Positivismus gegangenen, französischen Neuidealismus ist es, daß er den Kampf gegen den Naturalismus auf dem Gebiete der N a t u r w i s s e n s c h a f t e n selbst führen will. Boutroux kommt dabei im Grunde zu demselben Ergebnis wie Euchen; zeigt sich ihm doch, daß der Naturwissenschaftler das, was er im „Bewußtsein" verneinen zu können glaubt, in seinem „Tun" anerkennt, daß der N a turalismus (Materialismus, Determinismus) gar nicht der wirklichen „Arbeit" des Naturwissenschaftlers entspricht, daß also z.B. Wahrhaftigkeit und Wahrheitsstreben — moralische, ja letztlich religiöse Kräfte — sein Handeln bestimmen. N u r ist es mit solchen allgemeinen Ergebnissen nicht getan; das große Thema der „Grenzen" der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung, das gemeinsame Thema von Dilthey, Richert, Eucken und Boutroux, muß eben auch w i s s e n s c h a f t s t h e o r e t i s c h behandelt werden. Natürlich geht Boutroux von der f r a n z ö s i s c h e n Tradition aus. Was den Aktivismus betrifft und die Frei-
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heitslehre, so ist, wie für Euchen Fichte, so für Boutroux Maine de Biran (1766—1824) — den Cousin als den französischen Fichte bezeichnet hat — die historische Voraussetzung. Was aber die W i s s e n s c h a f t s t h e o r i e betrifft, so ist sie Comte, dessen Klassifikationsgesetz Boutroux nicht bloß kritisiert, sondern in eigentümlicher Weise umbildet. Und hier ist der Punkt, an dem Boutroux in die Weiterentwicklung der Gegenwartsphilosophie eingreift. Er wird durch den Begriff der K o n t i n g e n z bezeichnet, der das Thema seines Hauptwerkes („De la contingence des lois de la nature", 1874, dazu die 1892—93 an der Sorbonne gehaltenen Vorlesungen „De l'idée de loi naturelle", 1895) ist und der sich mit Z u f a l l schlecht wiedergeben läßt. Denn Zufall (hasard) meint mehr einen (Glücks- oder Unglücks-) „Fall", ein unvorhersehbares „Ereignis", während Kontingenz in Boutroux' Sinne ebensosehr unableitbare, aus nichts anderem zu erklärende Besonderheit, wie Regionalität, d. h. einen ganzen „Bereich" (der Wirklichkeit) bezeichnende und abgrenzende Beschaffenheit meint. (So hatte schon Helmholtz die Bezeichnung M o d a l bzw. Modalität für qualitative Letztheiten, z. B. im Gebiet der Sinnesempfindungen eingeführt.) Allerdings ist immer auch Zufälligkeit in der Bedeutung von l o g i s c h e r Zufälligkeit, Indeterminiertheit, mitgedacht, und der durch die Tradition (Leibniz) sowieso schon überbelastete Begriff der Kontingenz ist bei Boutroux ein recht vieldeutiger. Klar ist jedoch, wogegen er sich r i c h t e t : gegen den „strengen Dogmatismus und Determinismus" der naturalistischen E i n h e i t s l e h r e n , gegen die Vorstellung, daß die Natur sich einheitlich als logisch-mathematisches „System" darstellen und erklären läßt. Und also auch gegen die Vorstellung Comtes, daß sich die Wissenschaften „rationell" klassifizieren und so einordnen lassen, daß das jeweils Höhere nur eine „Komplikation" des Niederen
Die Kontingenz
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und A l l g e m e i n e r e n ist. Boutroux ist weit entfernt davon, eine S t u f u n g der Gesetze und Erscheinungen zu leugnen, aber er betont, daß jede Stufe eine neue S e i n s a r t (genre de l'etre) darstellt und daß die „Welten" des Anorganischen, Lebendigen, Geistigen keinen kontinuierlichen Zusammenhang besitzen, sondern eben „kontingent" sind, daß man nur „par addition", also durch einen q u a l i t a t i v e n S p r u n g von einer zur anderen gelangen kann. Für die N a t u r g e s e t z e bedeutet dies z. B., daß es unmöglich ist, logische, mathematische, mechanische, physikalische, chemische, biologische, psychologische, soziologische Gesetze so ineinander zu überführen, daß man gradlinig von den logischen bis zu den soziologischen „fortschreitet", sondern daß es sich um verschiedene Gesetzes t y p e n handelt, und weder die Mathematik auf die bloße Logik, noch die Physik auf die Mechanik, ¡a nicht einmal die syllogistische Logik auf die reine Logik „zurückzuführen" ist. In diesem Zusammenhange kommt Boutroux auch auf die Unterscheidung, die uns bei Richert noch begegnen wird, daß es z w e i Grundtypen von Gesetzen gibt: die eine mehr oder minder strenge N o t w e n d i g k e i t ausdrückenden und die sich auf „komplexe und organisierte Einheiten" (d. i. Individuen) beziehenden ( E r f a h r u n g s g e s e t z e ) , wobei jene „abstrakt und unfähig sind, die Einzelheiten und die wirkliche Realisationsform der Erscheinungen zu bestimmen", während diese niemals „unumgänglich notwendig" sind, so daß sich das Dilemma ergibt, bei der Erkenntnis des Universellen, Allgemeinen, die Realität, Besonderheit, Individualität einzubüßen, bei der Erfassung des Konkreten aber die Notwendigkeit. Die Bedeutung dieser Gedanken liegt darin, daß sie auf das Problem der „Wirklichkeitsschichten" und Realitätsstufen führt, das für die O n t o l o g i e der Gegenwart ein zentrales ist. Aber Boutroux spricht nicht als Realist
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und Ontologe, er spricht als Neuidealist und Metaphysiken Er sucht die Kontingenzen, nicht um die Welt aufzusplittern und jede „Weltsystematik" zu zerstören, sondern im Gegenteil um zu zeigen, daß die Welt ein Organismus der Freiheit, eine Stätte schöpferischen Lebens ist, und daß die Kontingenzen sinnvoll werden, wenn man sie als Zeichen für die Freiheit (Spontaneität, Lebendigkeit) i n den Dingen auffassen kann. Weist Boutroux hier zurück auf- den Schellingianismus Ravaissons (1813 bis 1900), so weist er vorwärts auf die Philosophie Bergsons, die freilich eine wesentliche Radikalisierung und Veränderung des neuidealistischen Ansatzes darstellt (s. u.). Boutroux' Hauptwerk: Science et Religion dans la philosophie contemporaine (1908, deutsch 1910), ist keine systematische Religionsphilosophie. Auch keine systematische Weiterverfolgung der Kontingenzarbeiten. Sondern eine durchaus gegenwartsgeschichtliche Arbeit. Ganz im Sinne Euchens unterscheidet Boutroux Naturalismus (als Beispiel: Comte, Spencer, Haeckel; wobei Haeckel, anders als in der deutschen Philosophie, die ihn einmütig ablehnt, und zwar in seiner Qualifikation als Philosoph, ernstgenommen und ausführlich dargestellt wird) und Spiritualismus (als Beispiel: Ritsehl, James). Der Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion ist der Konflikt zweier „Geister": des wissenschaftlichen (esprit scientifique) und des religiösen (esprit religieux). Allerdings ist der wissenschaftliche Geist nicht ohne den philosophischen (esprit philosophique); aus ihm ist er hervorgegangen und ihm bleibt er verbunden. Von den Tatsachen als solchen, von der Erfahrung, zur Reflexion über die Erfahrung weitergehend, fragt der philosophische Geist nach dem Gesetze bzw. nach der Einheit der Gesetze, die er auf ein einziges Gesetz zurückzuführen sucht. Daß dies zur Annahme eines „einfachen und unbeweglichen Mechanismus" führt, ist nach Boutroux durch nichts zu beweisen. „Ist es sicher, daß sie (die Natur) in ihrer lebendigen Wirklichkeit nur ein Sein enthält und nicht verschiedene Seinsarten (êtres)?"
Boutroux' Religionsphilosophie
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Hier greift die Problematik der Kontingenzarbeiten ein. Das Leben „gibt uns den Entwurf (ébauche) einer harmonischen, relativ dauernden Vereinigung (réunion) von Substanzen und Eigenschaften, die die mechanischen Kräfte, sich selbst überlassen, niemals hätten bilden können." Nach dieser schöpferischen Freiheit ist denn auch die Gottesidee von uns gedacht: „Durch die Analogie mit dem Leben können wir ein Wesen begreifen, in dem alles Positive, alles, was eine mögliche Form der Existenz und Vollkommenheit ist, sich vereint und subsistiert, ein "Wesen, das zugleich eines und vielfältig ist — nicht wie ein materielles Ganzes . . . sondern wie die Unendlichkeit . . . eines Bewußtseins, einer Person." Man sieht: es bedarf nur eines Schrittes, um von dieser personalistischen Religionsphilosophie zur impersonalistischen L e b e n s p h i l o s o p h i e zu gelangen. Wilhelm Dilthey Die Philosophie Wilhelm Diltheys ist in philosophiegeschichtlicher Hinsicht dadurch gekennzeichnet, daß sie nicht bloß einem bestimmten Zeitraum der jüngsten Vergangenheit angehört und von dort die Gegenwart beeinflußt hat, sondern ebensosehr ein integrierendes Moment des G e g e n w a r t s d e n k e n s selbst ist. Dilthey ist also von geschichtlicher u n d von aktueller Bedeutung. Die Impulse seines Denkens, seine Fragestellungen und auch seine Antworten treten uns in der deutschen Gegenwartsphilosophie: in der O n t o l o g i e , Existenzphilosophie, S i n n p h i l o s o p h i e , entgegen. Nicht überall und nicht so, daß man — wie übereifrige Dilthey anhänget wollen — die ganze deutsche Philosophie der Gegenwart aus ihm zu „verstehen" hätte, aber doch so, daß man sie ohne Dilthey nicht g a n z verstehen kann. Das läßt sich — und zeigt damit die eigentümliche Schwierigkeit jeder gegenwartsgeschichtlichen Behandlung dieses Denkers — auch umkehren: auch Dilthey selbst ist
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redit eigentlich erst auf dem Boden des G e g e n w a r t s d e n k e n s zu erfassen, nicht auf dem des 19. Jahrhunderts, in welchem er zunächst wirkte, und nicht auf dem der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, in denen sein Gesamtwerk (von dem die Schriften, die er veröffentlichte, nur einen Bruchteil bilden) zu wirken begann. Als Dilthey 1911 starb, hatte er einen Platz in der Philosophiegeschichte: als Theoretiker der G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n , Vertreter eines relativistischen, an der Geschichte orientierten Denkens ( H i s t o r i s m u s ) , als Begründer einer „neuen", „verstehenden" P s y c h o l o g i e (Strukturpsychologie), einer T y p e n l e h r e der Weltanschauungen und als ein um Einzelprobleme der Erkenntnistheorie, Hermeneutik, Poetik, Pädagogik verdienter Forscher. Zwar fand man Ansätze zu systematischem Denken bei ihm, aber kein eigenes System. Dieses hielt er — in Form der Begriffsphilosophie — weder für wünschenswert noch für möglich. Man wußte auch wohl, daß er eine gewisse E n t w i c k l u n g durchgemacht hatte, unter Husserls Einfluß sein anfänglich stark subjektivistisches Denken mehr objektivistisch wandte. Die sehr dehnbare Formel einer „Philosophie des Lebens" mußte indessen genügen, das Ganze seiner Bestrebungen zu kennzeichnen. Schüler in eigentlichem Sinne besaß Dilthey nicht. Wer von ihm angeregt war — und das waren schon damals sehr viele —, wer mit ihm Umgang hatte und sein Mitarbeiter war, mußte sich die systematische Ergänzung von anderen verschaffen: so E. Spranger von Richert, Litt von Simmel und Hegel, Frischeisen-Köhler im wesentlichen von Kant, Heidegger von Husserl. Das gibt der e r s t e n Phase der Diltheybewegung das Gepräge. Doch bestand von vornherein ein Anhängerkreis, dem mehr am Verständnis als an der systematischen Umbildung, mehr an der fachwissenschaftlichen Anwendung als an der selbständigen Verbindung der „Lehren" Diltheys
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lag. Diese Anhänger waren es, die das Erscheinen des Gesamtwerkes förderten und sich um den Buchstaben Diltheys bemühten: Misch, Kohl, Groethuysen, Ritter u. a. So ist die z w e i t e Phase der Diltheybewegung die Entstehung der Dilthey p h i l o l o g i e . In der d r i t t e n Phase befinden wir uns jetzt. Zwar enthalten die „Gesammelten Schriften" Diltheys, deren letzter (12.) Band 1936 erschien (und von denen nur der 10. Band noch aussteht), nicht den gesamten Nachlaß, geben aber doch ein getreues Bild von dem g a n z e n Dilthey, von dem Umfange seiner Forschungen, der eigentümlichen Entwicklung seiner Thematik und der Stellung der Philosophie in seinem Werk. Die ersten Versuche einer Darstellung seiner Philosophie konnten so unternommen werden (Bollnow 1936, vorher Misch 1930 und Landgrebe 1928). Erst jetzt, nachdem sich die deutsche Gegenwartsphilosophie in bestimmten Gestalten ausgegliedert hat und übersichtlich geworden ist, kann auch beides, die Einwirkung Diltheys und der s a c h l i c h e Zusammenhang der gegenwärtigen Probleme, mit denen Diltheys formuliert werden, wie es bei Rothacker, Stemel, Bollnow, Misch u. a. geschieht. Das sind Anhänger Diltheys, und ihre Urteile nicht ganz unparteiisch. Es ist aber auch so zu sehen, wie eng die Erörterungen über Existenz und Existenzialität, Erleben, Verstehen, Sinn und Geist in der heutigen Anthropologie, Existenzphilosophie, Existenzontologie und Sinnphilosophie (bei Plessner, Groethuysen, Jaspers, Häberlin, Heidegger, Hofmann u. a.) überall mit Diltheys Philosophie zusammenhängen, und wie das gleiche von der Behandlung des Realitätsproblems bei N. Hartmann, sowie von seinem und von Freyers und Jacobys Begriff des objektiven Geistes gilt. Das sind nur Stichworte, für die andere eingesetzt werden können, und die später zu erläutern sind. Fragt man, worauf dieser nachhaltige Einfluß eines Denkers beruht, der sich weder durch scharfe Begrifflichkeit noch durch
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handfeste Thesen auszeichnet, der vielmehr sein Leben lang um Klarheit gerungen und das FragmentarischUnabgeschlossene seiner Leistung beklagt hat, so kann man mit Scheler die „Richtung auf einen neuen Sadikontakt" hervorheben, die sich bei Dilthey andeute. In der Tat besitzt Dilthey einen so intimen „Kontakt" mit seiner „Sache", der geistigen Wirklichkeit in Geschichte und Gegenwart, daß er ganz in ihr aufzugehen scheint. Entscheidend ist jedoch das aus diesem Erleben und Nacherleben erwachsende Wissen um die „Sache" der P h i l o s o p h i e s e l b s t , deren Universalität und Verbindlichkheit nach Dilthey gerade darauf beruht, daß sie G e i s t e s w i s s e n s c h a f t , nicht Wissenschaft überhaupt und nicht ein Analogon von Naturwissenschaft ist. Der Anstoß, den diese These erregte, führte zu neuer Besinnung über das Wesen der Philosophie. Dilthey ist keine Persönlichkeit von scharfem Profil. Wenn man sein Wort über Leibniz: man könne ihm nicht in die Seele sehen, weil er niemals mit seinen eigenen Tiefen verkehrte, sondern in der „mannigfachen gesetzlichen Objektivität der Welt lebte", auf ihn selbst angewandt hat (Misch), so ist das immerhin anfechtbar. Selbstbesinnung und innere Erfahrung bilden für Dilthey den Zugang zur geistigen Wirklichkeit: „ausschließlich in der inneren Erfahrung, in den Tatsachen des Bewußtseins fand ich einen festen Ankergrund f ü r mein Denken." Ganz gewiß ist dieser Zugang nicht „zufällig" (Glock), durch einen beliebigen anderen ersetzbar. Das hieße, den sogenannten Objektivismus des späteren Dilthey völlig verfehlen. Ebensowenig ist die Welt, in der Dilthey lebte und deren „objektive Gesetzlichkeit" er erlebte, die Welt von Leibniz. Eher ist es die Welt der R o m a n t i k , und Dilthey hat mit der N e u r o m a n t i k der Jahrhundertwende manches gemeinsam. Seine „Strukturpsychologie" weist zurück auf Novalis' „Realpsychologie"; sein Jugendwerk ist der erste Band einer Schleiermacherbiographie
Die Theorie der Geisteswissenschaften
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(1870), an deren Fortsetzung er noch in den 90er Jahren arbeitete. Aber er ist keine romantische Persönlichkeit; er lebt und wirkt in einer Zeit, die nach außen gewendet und nach vorwärts gerichtet ist, im Zeitalter des P o s i t i v i s m ü s . „Daß man sich nichts wollte vormachen lassen, das war die ungeheure Kraft, die in diesem Positivismus lag." So will auch Dilthey sich nichts „vormachen lassen"; so will er überall von den Tatsachen, vom Gegebenen ausgehen und vornehmlich in der Psychologie alles vermeiden, was „konstruktiv" ist: er will das Seelenleben nicht aus hypothetischen Voraussetzungen „erklären", sondern es nur „beschreiben", indem er erlebte Zusammenhänge „zergliedert". Diltheys Kritik am P o s i t i v i s m u s (und seiner Universalwissenschaft, der Soziologie) ist ebenso berühmt geworden wie seine Kritik an der M e t a p h y s i k . Und man hat sich gefragt, wie beides verträglich ist. Es ist zunächst verträglich im Sinne eines K r i t i z i s m u s , der den Standpunkt eines bloßen Empirismus und den metaphysischen Standpunkt in gleicher Weise „kritisiert". Was Dilthey verwirft, ist aber auch die E r k e n n t n i s t h e o r i e des Kritizismus, die von „Bedingungen des Bewußtseins" ausgeht, um die „Gültigkeit der Erfahrung" zu bestimmen. Erst diese d r e i f a c h e Gegnerschaft charakterisiert Diltheys Verhältnis zur zeitgenössischen Philosophie. Sie charakterisiert eben damit seinen N e u i d e a l i s m u s , obwohl noch nicht den besonderen Sinn, den Dilthey ihm gibt. Das Ausgehen von den Geisteswissenschaften, seinem Arbeitsfeld, hat zunächst die Bedeutung, die S e l b s t ä n d i g k e i t geisteswissenschaftlicher Begriffe gegenüber der Metaphysik, gegenüber dem Positivismus und gegenüber der Erkenntnistheorie zu behaupten. Insofern ist Dilthey T h e o r e t i k e r d e r G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n . Es hat jedoch auch die Bedeutung,
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die Ü b e r l e g e n h e i t des geisteswissenschaftlichen Ansatzes über jeden anderen Ansatz, und zwar die Überlegenheit eben in p h i l o s o p h i s c h e r Hinsicht, d. h. hinsichtlich des „Sinnes" von Philosophie, zu erweisen. Indem Dilthey den Sinn von Philosophie aus den Geisteswissenschaften gewinnt, philosophiert er nicht „über" die Geisteswissenschaften. Daß er Idealist bzw. N e u i d e a l i s t ist, scheint daraus noch nicht zu folgen. Den e r k e n n t n i s t h e o r e t i s c h e n Idealismus hat er mit Entschiedenheit abgelehnt und sich (in seiner Akademieabhandlung über die Frage vom Ursprung unseres Glaubens an die Realität der Außenwelt, 1890) zu einem v o l u n t a t i v e n R e a l i s m u s bekannt, d. h. zu einer Herleitung des „Glaubens" an die Außenwelt aus einem in „Trieb, Wille und Gefühl gegebenen Zusammenhang des Lebens". Ebenso entschieden hat er den s p e k u l a t i v e n Idealismus und den S p ä t i d e a l i s m u s (Lotzes) abgelehnt. Es bleibt also zu fragen, ob seine „Philosophie des Lebens" trotz dieser Frontstellungen neuidealistisch ist wie diejenige von Euckert und Boutroux oder ob — wie die Anhänger Diltheys wollen — eine idealistische Interpretation den Kern seiner Philosophie v e r f ä l s c h t . Die Frage ist wesentlich und betrifft auch die Diltheybewegung selbst. Wir werden auf sie zuletzt eingehen. Wilhelm Dilthey ist Rheinländer, am 19. November 1833 in Biebrich geboren, und stammt aus einem Pfarrhause. Er wollte Theologe werden, bestand auch sein theologisches Examen, aber nur dem Vater zuliebe. Er studierte in Heidelberg und Berlin; hier hörte er Böckh, Ranke, Trendelenburg. Nach seinem philologischen Examen nahm er eine Stelle am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin an, um die Zeit bis zur Habilitation „in einer midi fördernden und mein äußeres Leben sichernden Stellung zuzubringen". Durch einen Zufall kam er mit Schleiermachers Nachlaß in Berührung, wurde Bearbeiter
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des Schleiermachersdien Briefwechsels (1860—1863), und erhielt den Preis für eine (unveröffentlichte) Arbeit über Schleiermachers Hermeneutik, woraus die Schleiermacherbiographie hervorging. Inzwischen hatte er in Berlin promoviert und sich (1864) bei Trendelenburg mit dem „Versuch einer Analyse des moralischen Bewußtseins" habilitiert. Schon im vierten Semester seiner Privatdozentur erhielt er einen Ruf nach Basel als Ordinarius (1866), zwei Jahre später wurde er nach Kiel, 1871 nach Breslau berufen, und 1882 erhielt er Lotzes Lehrstuhl in Berlin. Er war fünfzigjährig, als er nach Berlin zurückkam, und stand auf der Höhe seiner Kraft. Sein Hauptwerk erschien 1883; sein Einfluß wuchs noch, als er Mitglied und Sekretär der Akademie wurde. Aber er litt unter der Unausführbarkeit seiner immer größer werdenden Pläne. Alles blieb unvollendet; nur in einer Reihe von Akademieabhandlungen konnte er Grundthesen seiner Philosophie vorlegen. Das einzige Buch, das ihn in weiteren Kreisen bekannt machte, war eine Sammlung von Aufsätzen, die er 1905 unter dem Titel „Das Erlebnis und die Dichtung" veröffentlichte. Er starb 1911 auf einer Reise in die Alpen. Zur Kenntnis von Diltheys Leben und Charakter sind zwei Werke unentbehrlich: die von seiner Tochter 1933 veröffentlichte Auswahl aus den Briefen und Tagebüchern des jungen Dilthey und sein Briefwechsel mit dem Grafen Yorck von Wartenburg (1923) — Zeitdokumente von großem geschichtlichen Wert. Endet die erste Briefsammlung 1870, so erstreckt sich die zweite von 1877 bis 1897, umfaßt also die wichtigen Jahre der Entstehung und Niederschrift des Hauptwerkes. Graf Yorck von Wartenburg (1835—1897), selbst nur mit zwei kleinen philologischen Jugendarbeiten hervorgetreten, hat das Denken Diltheys nicht nur getreulich begleitet, sondern auch bestimmend darauf eingewirkt. Er ist von beiden der konzentriertere, freilich auch einseitigere. Diltheys Intentionen erfaßt er
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schärfer, weil er von den zeitgenössischen Richtungen, den „schlimmen Neigungen" Diltheys (zum Evolutionismus, Positivismus etc.) unabhängig ist. Über den P o l i t i k e r Dilthey, der hinter seinem Werke fast ganz zurücktritt, unterrichtet die (in Band X I und XII, 1936, enthaltene) Sammlung seiner J u g e n d a u f s ä t z e , die zum großen Teil pseudonym erschienen sind. Sie gibt zugleich ein Bild von der ungeheuren Fruchtbarkeit, der eleganten Schreibweise und der Vielseitigkeit des jungen Dilthey. Von 1861—1871 hat er an den Preußischen Jahrbüchern, später an der Deutschen Rundschau mitgearbeitet und auch viel für Tageszeitungen geschrieben. Bis zur „Einleitung in die Geisteswissenschaften" hat man allein 70 Aufsätze und Artikel von ihm namhaft machen können, die Ende der 50er Jahre in der Realenzyklopädie für protestantische Theologie und Kirche veröffentlichten Artikel noch nicht einmal mitgerechnet. Eine nicht minder bedeutsame Seite Diltheys ist seine o r g a n i s a t o r i s c h e Tätigkeit. Ist er doch der Urheber der K a n t a u s g a b e der Preußischen Akademie und der Initiator der Veröffentlichung von Hegels Jugendschriften (1907). Seine Schüler berichten übereinstimmend, in welch souveräner Weise er sie zu eigener Arbeit leitete, indem er sie an seinen Plänen mitarbeiten ließ: „Organ in einem lebendigen Ganzen war man bei der Arbeit für und mit ihm. Aber auch nur ein Organ neben anderen. Keiner der Gesellen wußte, was alles der Meister in Arbeit hatte. Man lebte in dem Ganzen und wurde durch die Teilhabe daran ohne absichtliche Zucht erzogen, aber keiner hatte das Ganze als Ganzes vor Augen" (Misch). Wie vielfältig, verzweigt und ausgedehnt dieses „Ganze" Diltheysdiet Planungen ist, zeigt die G e s a m t a u s g a b e , die allerdings nach Anlage und Durchführung auch nur ein Versuch ist, des riesenhaften hinterlassenen
Diltheys Persönlichkeit
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Materials Herr zu werden. Ist die „Einleitung in die Geisteswissenschaften" — ein allzu schlichter Titel für ein "Werk, das als Methodologie und Enzyklopädie der Geisteswissenschaften bezeichnet werden könnte — in einen theoretischen und einen geschichtlichen Teil gegliedert, welch letzter nichts weniger als eine Geschichte der Philosophie bzw. eine Entwicklungsgeschichte des philosophischen Geistes von den Anfängen bis zur Krise der Metaphysik im 19. Jahrhundert enthält, so sind die Materialien zum zweiten Bande der „Einleitung", die den Häuptbestandteil der Gesammelten Schriften bilden, nach dem gleichen Gesichtspunkt zu gliedern: die auf die theoretischen Fragen sich beziehenden Arbeiten laufen den geschichtlichen parallel. Zentrum des theoretischen Teiles jenes geplanten zweiten Bandes ist dabei die Akademieabhandlung über den A u f b a u d e r g e s c h i c h t l i c h e n W e l t i n d e n G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n (1910, Band VII); die geschichtlichen Aufgaben werden bezeichnet durch die Gesichtspunkte einer Geschichte des Menschenbildes seit der Renaissance (Bd. II), einer Geschichte des deutschen Geistes und des Preußischen Staates (Bd. III, XII), wohin auch Diltheys Beiträge zur Geschichte des deutschen Idealismus gehören (Bd. IV). Dies wenigstens ist das Ausgeführte. Diltheys Jugendplan ging von einer Geschichte der Patristiker zu einer Geschichte der mittelalterlichen Weltanschauung und weiter zu einer Systematik des menschlichen Geistes nach historischen Prinzipien. Die Situation, die Dilthey vorfand, als er die Grundfragen der Geisteswissenschaften studierte, war bezeichnet durch die Vorherrschaft des Positivismus und der „philosophierenden Naturforscher". Und die E r f a h r u n g , von der er ausging, war die, daß die geistige Welt durch diesen Einfluß „verstümmelt" wurde, d. h. daß wesentliche Züge z. B. des historischen Erkennens unterdrückt wurden. Wir denken dabei an die Geschichtswerke des 3
Lehmann, Geschichte der Philosophie X
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Positivismus, an Buckle, Taine, Lamprecht, schichtsphilosophie Comtes und an Spencers Geschieh tswissensdiaft.
an die GeStellung zur
Wir müssen aber auch an die r e i n e Naturw i s s e n s c h a f t der damaligen Zeit denken, die ja nicht mit der Philosophie des Positivismus zusammenfällt. Dilthey hatte lange genug in Berlin mit Helmholtz gelebt, er hatte in Basel gründlich genug Physiologie und Anatomie getrieben, um mehr als ungefähre Vorstellungen von naturwissenschaftlicher Methodik und der Sicherheit naturwissenschaftlicher Ergebnisse zu besitzen. Helmholtz erschien ihm „wie die Verkörperung des naturwissenschaftlichen Geistes .der Zeit". Und Helmholtz war kein Positivist. Es handelte sich also für Dilthey nicht darum, die naturwissenschaftliche Begriffsbildung als solche zu kritisieren, sondern darum, die Selbständigkeit der Geisteswissenschaften gegenüber den Naturwissenschaften zu erweisen. Seit dem Zusammenbruch des „ n a t ü r l i c h e n S y s t e m s d e r G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n", d. h. dem Versuch, Gesellschaft, Kultur, Geschichte einheitlich aus der „Natur" des Menschen (Naturrecht, natürliche Theologie, natürliche Religion etc.) abzuleiten, wie es von den großen Denkern des 16. und 17. Jahrhunderts aufgestellt worden war, ist im 18. und 19. Jahrhundert in der d e u t s c h e n h i s t o r i s c h e n S c h u l e (Wolf, W. v. Humboldt, Niehuhr, Savigny, Schleiermacher, Hegel, Grimm u. a.) eine neue „Begründung" der Geisteswissenschaften erfolgt. An sie knüpft Dilthey an; die Leistung dieser Forscher ist das „Faktum der Wissenschaft", das er der Naturwissenschaft gegenüberstellt. Die Geisteswissenschaften haben einen anderen Gegenstand als die Naturwissenschaften. Besser, sie haben eine andere G e g e n s t ä n d l i c h k e i t : nicht die Welt der Objekte in Raum und Zeit, die unseren Wahrnehmungen zu Grunde liegen, sondern die menschliche Wirklichkeit,
Kritik der naturwissenschaftlichen Erkenntnis
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die wir erleben. „Die geistige Welt ist in sich Wirklichkeitszusammenhang, Wertgestaltung und Reich der Zwecke". Wollten wir sie als „innere" Wirklichkeit bezeichnen, so wäre das unrichtig. Denn Innerlichkeit und Äußerlichkeit sind bereits g e i s t e s w i s s e n s c h a f t l i c h e Kategorien; f ü r die Naturwissenschaften gibt es nur Phänomene. In den Naturwissenschaften sind die E l e m e n t e der Zusammenhänge „erschlossen" bzw. konstruiert. In den Geisteswissenschaften, in der geschichtlich-gesellschaftlichen Wirklichkeit, sind w i r s e l b s t die „Elemente", die sie aufbauen. Die N a t u r ist bloß der „Schatten, den eine uns verborgene Wirklichkeit w i r f t " . Die geistige W i r k lichkeit ist uns dagegen unmittelbar zugänglich in der „inneren Erfahrung". Die N a t u r „ist uns fremd, dem auffassenden Subjekt transzendent, in Hilfskonstruktionen vermittels des phänomenal Gegebenen zu diesem hinzugedacht." Die geistige Wirklichkeit ist uns vertraut, ihre Gegenstände sind Leben von unserem Leben, „ihre Zweckmäßigkeit ist in meiner Zwecksetzung gegründet, ihre Schönheit und Güte in meiner Wertgebung, ihre Verstandesmäßigkeit in meinem Intellekt". Nicht nur die Stellung des Subjekts zum Objekt ist in den Geisteswissenschaften eine andere, sondern die W e i s e d e s E r k e n n e n s selbst. Wollte der Geist sich seine Schöpfungen „nur als ein objektiv Empirisches gegenüberstellen und nach der äußeren naturwissenschaftlichen Methode analysieren", so „träte eine Selbstentfremdung des Geistes seinen eigenen Schöpfungen gegenüber ein". Zwar ist die geisteswissenschaftliche Erkenntnis gegenständlich, aber nur weil sie z u s t ä n d l i c h ist: die „sich unermeßlich ausbreitende menschlich-geschichtlichgesellschaftliche äußere Wirklichkeit" muß allemal „zurückübersetzt" werden in die eigene Z u s t ä n d i g k e i t bzw. in die geistige „Lebendigkeit", aus der sie hervorgegangen ist. 3*
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Insofern ist das geisteswissenschaftliche Erkennen wesentlich ein V e r s t e h e n . Verstehen ist kein ursächliches „Erschließen" und kein rationales „Erklären". Verstehen setzt Erleben voraus und schließt Erleben ein, erfordert also den g a n z e n Menschen, nicht den bloß erkennenden. „Wir verstehen", heißt es emphatisch in Beziehung auf das geschichtliche Verstehen, „indem wir aus unserem eigenen tiefen Leben dem Staube des Vergangenen Leben und Atem wiedergeben. Es bedarf gleichsam der Versetzung unseres Selbst von einem Standort auf den anderen, wenn wir den Fortgang der geschichtlichen Entwicklung von innen und in seinem zentralen Zusammenhang verstehen wollen". Stellen wie diese zeigen deutlich die P r o b l e m a t i k des Verstehensbegriffes bei Dilthey. Die ganze Diltheybewegung und Dil t he ykntik, die ganze Sinnphilosophie der Gegenwart ist davon erfüllt. Für Dilthey selbst mußte sie in dem Augenblick hervortreten, als er daran ging, eine verstehende Psychologie als Grundlage der Geisteswissenschaften aufzustellen. Hier mußte zu der dreifachen Front von Gegnern (Positivismus, Metaphysik, Erkenntnistheorie) noch eine vierte kommen: die z e i t g e n ö s s i s c h e P s y c h o l o g i e . Diese wird in den „Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie" (1894) als „ e r k l ä r e n d e P s y c h o l o g i e " verworfen; es wird ihr attestiert, daß sie nicht nur jetzt, „sondern für alle Zeiten eine objektive Erkenntnis des Zusammenhanges der psychischen Erscheinungen nicht herbeiführen" kann. Ihr stellt Dilthey seine beschreibende (deskriptive) Psychologie gegenüber, die er S t r u k t u r p s y c h o l o g i e nennt, weil sie vom „erlebten" Strukturzusammenhang als Gliederung der inneren Zustände einer Lebenseinheit (Individuum) ausgeht. Das Seelenleben soll also nicht aus Elementen (z. B. Vorstellungen, Empfindungen) aufgebaut, die Psychologie soll nicht vom Psychophysischen bzw. Physiologischen aus begründet werden,
Geisteswissenschaftliche Psychologie
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— Herbart und Techner finden keine Gnade vor Diltheys Augen, obzwar er, wie ihm Yorck von Wartenburg einmal vorhält, zu einer „kritischen Auflösung, einer Erklärung und damit inneren Widerlegung der konstruktiven Psychologie und ihrer Annahmen" nicht fortschreitet. Diltheys Strukturpsychologie ist zwar der Intention nach dem verwandt, was man heute G a n z h e i t s p s y c h o l o g i e nennt. Sie kann sich aber nicht wirklich als solche durchführen. H. Ebbinghaus, der sie (1895) einer scharfen Kritik unterzog, weist mit Recht darauf hin, daß Dilthey schließlich dasselbe wolle wie die anderen Psychologen: das entwickelte Seelenleben aus bestimmten Bestandteilen und Verbindungsformen zu „erklären". Uberhaupt ist es nur aus der Zeitlage verständlich, daß Dilthey seine Strukturlehre einer besonderen geisteswissenschaftlichen bzw. als Fundament der Geisteswissenschaften dienenden „ P s y c h o l o g i e " zuordnet. Wie es sich auch aus der Zeitlage ergibt, daß man glauben konnte, die Psychologie sei eine, der philosophischen Problematik entzogene „Fachwissenschaft". (Bei Herbart, Brentano, Fechner, Wundt — überall ist ja die „Psychologie" dem Ansätze nach r e i n e P h i l o s o p h i e und die Rede vom „Psychologismus" als der Auslieferung der Philosophie an die Psychologie ein bloßes Mißverständnis.) Um die Methoden der Geisteswissenschaften einheitlich zu erfassen und das Ganze der Geisteswissenschaften systematisch zu begründen, bedarf es einer Lehre von der S e l b s t b e s i n n u n g , die mehr ist als bloße „Erkenntnistheorie". Die Selbstbesinnung führt uns auf den S t r u k t u r z u s a m m e n h a n g des Seelenlebens, der kein „Modell" oder Formengerüst, sondern ein R e a l Z u s a m m e n h a n g ist. In ihm sind „Wahrnehmung und Denken mit Trieben und Gefühlen, und diese mit Willenshandlungen . . . verknüpft", und in ihm ist, wie Dilthey hinzufügt, „Zweckmäßigkeit gegeben". Die letzte Bestimmung ist die wichtigste. Gemeint ist keine Zweck-
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mäßigkeit im „objektiven" Sinne, sondern ein „Zweckwirken in der Richtung auf bestimmte Bewußtseinslagen". Der Strukturzusammenhang ist also ein K r ä f t e z u s a m m e n h a n g (Leistungszusammenhang); wir erleben nicht bloße „Zustände", sondern immer auch Impulse, Intentionen, Widerstand, Druck der „Außenwelt". „Wille, Kampf, Arbeit, Bedürfnis, Befriedigung sind die immer wiederkehrenden kernhaften Elemente, welche das Gerüst des geistigen Geschehens ausmachen." Wie der teleologische Hintergrund auf Trendelenburg, so verweist die Betonung der Aktivität des Seelenlebens auf Fichte. „In der angestrengten Versenkung" — sagt Dilthey von Ficbtes „tiefster Intention" — findet sich das Ich „nicht als Substanz, Sein, Gegebenheit, sondern als Leben, Tätigkeit, Energie. Und er hat bereits die Energiebegriffe der geschichtlichen Welt ausgebildet." Es ist kein Zufall, daß sich Eucken und Wundt, Windelband und Rickert in gleicher Weise auf Fichte berufen. Wir unterlassen es, auf die begriffliche Durchbildung des Strukturbegriffes bei Dilthey einzugehen; zu dem ursprünglichen Strukturzusammenhang kommt ein e r w o r b e n e r Z u s a m m e n h a n g ; aus der Wechselwirkung der Lebenseinheiten entstehen Wirkungszusamm e n h ä n g e ; die Wirkungszusammenhänge gliedern sich nach S y s t e m e n , in denen „Kulturleistungen" realisiert sind: Recht, Wirtschaft, Erziehung, Religion, Kunst, Philosophie etc. Die K u l t u r s y s t e m e im eigentlichen Sinne sind von den Systemen ä u ß e r e r O r g a n i s a t i o n (Gesellschaft, Staat, Kirche) zu unterscheiden. Entscheidend für das Verständnis der Diltheysthen Philosophie und ihrer angeblichen Wendung vom „Subjektivismus" zum „Objektivismus" ist dagegen die Frage, ob eine „Kritik der historischen Vernunft", in der gezeigt werden soll, wie ein „Wissen um die geistige Wirklichkeit" möglich ist, an einer Selbstbesinnungslehre nicht eine zu
Diltheys Begriff des Geistes
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sdimale Basis hat. Inwiefern soll denn — so formuliert Groethuysen einmal — „die Sicherheit einer wissenschaftlich begründeten Aufstellung von der Beschreibung und Zergliederung zugrunde liegender psychischer Tatbestände abhängen"? Mit anderen Worten: es ist die Frage nach dem Verhältnis von Psychologie und H e r m e n e u t i k , von Selbstbesinnung und Erfassung „ o b j e k t i v e r " Sinnzusammenhänge, von Erlebnis und B e d e u t u n g , von „Seele" und „Geist", in der sich, die Problematik des Verstehens ausspricht, und die im Mittelpunkt der späteren Untersuchungen Diltheys steht. Natürlich ist es mit dem „Erleben" als solchem nicht getan. Darüber brauchte sich Dilthey weder von Rickert noch von Husserl belehren zu lassen. H a t es doch keine Geisteswissenschaft mit bloßen Erlebnissen zu tun und erwächst doch dem individuellen Erleben eine Bedeutsamkeit erst aus jenem „Wirkungszusammenhang", dem die individuelle Lebenseinheit angehört. Immerhin glaubt Dilthey die Selbstbesinnungslehre durch eine Lehre von der O b j e k t i v a t i o n des Lebens ergänzen zu müssen: „neben dem Erlebnis wird die Anschauung von der Objektivität des Lebens . . . zur Grundlage der Geisteswissenschaften". Und hier ist nun der Punkt, an dem es sich zeigen soll, was es mit dem „ o b j e k t i v e n G e i s t " , den Dilthey scheinbar im Einklang mit Hegel verwendet, für eine Bewandtnis hat. In der „Einleitung in die Geisteswissenschaften" hatte Dilthey mit der organischen Staatstheorie auch den Begriff der V o l k s s e e l e bzw. des Volksgeistes als Metapher verworfen: es fehle der Volksseele die „Einheit des Selbstbewußtseins und Wirkens, welche wir im Begriff der Seele ausdrücken". Es darf überhaupt das Verhältnis der psychischen Einheiten zur Gesellschaft keiner „Konstruktion" unterzogen werden. Denkt Dilthey dabei zunächst an Herbarts Sozialpsychologie, so richtet sich der Vorwurf doch auch gegen Hegel.1) 1) Vgl. hierzu Phil, des 19. J a h r h u n d e r t s , Bd. I, S. 110 it.
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Bei Hegel, so wird später (1910) ausgeführt, hat der objektive Geist seine Stelle in der „ideellen Konstruktion der Entwicklung des Geistes", in der Konstruktion der „geschichtlichen Welt". Diese Konstruktion ist m e t a p h y s i s c h . Sie ist r a t i o n a l i s t i s c h in dem Sinne, daß Hegel die Gemeinschaften aus dem „allgemeinen vernünftigen Willen" konstruiert. Beides ist hinfällig, und hinfällig ist auch die Unterscheidung des objektiven Geistes vom a b s o l u t e n , die sich bei Hegel findet. An die Stelle einer „allgemeinen Vernunft" muß das „Leben in seiner Totalität" treten. Dadurch wird das Problem, das Hegel „hinter sich" zu haben glaubte, wie nämlich Geschichtswissenschaft möglich ist, erst wirklich gestellt. Allerdings ist es Dilthey klar, daß Hegels Logik eine L e b e n s l o g i k sein will (wie ja der Begriff Geist bei Hegel aus dem des Lebens hervorgeht): sie will „den rastlosen Strom des Geschehens zum Ausdruck bringen". Aber die Widersprüche, deren sie sich dabei bedient, entstehen nach Dilthey erst, „wenn man die Tatsache des Flusses im Leben e r k l ä r e n will". Was bei Hegel das A b s o l u t e als Geist ist, ist also bei Dilthey die Totalität des L e b e n s als Geist. Und was Hegel objektiven Geist nennt, ist bei Dilthey das objektivierte Leben: alles, vom Lebensstil, den Verkehrsformen, den sozialen Zweckzusammenhängen, bis zur Kunst, Religion, Wissenschaft, Philosophie, ist Lebensobjektivation bzw. objektiver Geist im Sinne Diltheys. Daß sich die Bedeutung mit der Hege/sehen nicht deckt, ist klar; Dilthey geht auch nicht von Hegels Rechtsphilosophie, sondern von Schleiermachers Sittenlehre aus: es ist das „Handeln der Vernunft auf die Natur", das Dilthey (der den Schleiermachers6ien Vernunftbegriff natürlich ebenso ablehnt wie den Hege/sehen) für Hegels objektiven Geist einsetzt. Das Leben, das wir i n u n s erleben, manifestiert sich a u ß e r u n s als objektiver Geist. Diesen erfaßt das Ver-
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stehen, das wiederum ein Erleben voraussetzt. N u r verstellbare, obzwar in die Sinnenwelt (Natur) verwobene Lebensobjektivationen sind Gegenstand der Geisteswissenschaften. Diese Lebensobjektivationen dürfen nicht ontologisch, als eine besondere Seinsart, nicht als etwas von unserer Deutung und Auffassung Unabhängiges, bestimmt werden. Sie sind vielmehr „überall bezogen im Verstehen auf das Erleben, in welchem der Lebenseinheit sich ihr eigener Gehalt erschließt und den aller anderen zu deuten gestattet". Leben hat daher, so sehr es der „Anschauung von der Objektivität des Lebens" bedarf, doch seinen Sinn immer im E r l e b e n , das freilich nicht mit dem punktuellen E r l e b n i s zusammenfällt. Kommt es doch darauf an, die B e d e u t u n g von Erlebnissen (fremden wie eigenen) zu erfassen, d. h. sie als solche zu erleben bzw. nachzuerleben. Und ist doch der psychische Zusammenhang immer „partiell transzendent" für das erlebende Bewußtsein. So will denn Dilthey den Begriff Erlebnis ausdehnen auf jede „umfassendere ideale Einheit von Lebensteilen, die eine Bedeutung für den Lebensverlauf hat", selbst wenn die Momente „durch unterbrechende Vorgänge getrennt sind". Gar nicht aber können wir den Sinn von „Leben" durch Erleben, Nacherleben und Verstehen „ e r g r ü n d e n " . Wir können nicht mit dem Denken „hinter" das Leben kommen. Diese „Unergründlichkeit" ist bei Dilthey aufs engste verbunden mit seiner K r i t i k d e r M e t a p h y s i k . Metaphysik ist der S a c h e nach jeder Versuch, das in der Erfahrung Gegebene „durch einen objektiven und allgemeinen Zusammenhang, welcher nur in der Bearbeitung der Erfahrung unter den Bedingungen des Bewußtseins entsteht", zu e r g ä n z e n . Sie ist der G e s c h i c h t e nach ein bestimmtes „Stadium" in der Entwicklung des menschlichen Geistes, nämlich die, von Aristoteles begründete, im Mittelalter abgeschlossene, durch die
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mechanische Naturerklärung der neueren Zeit aufgelöste Metaphysik der s u b s t a n z i a l e n F o r m e n . Diese Metaphysik läßt sich nicht erneuern. Sie ist unwiderruflich dahin. Ihr Ideal: der logische Weltzusammenhang (Spinoza) zerbricht an der Wirklichkeit. Ein bestimmter „innerer objektiver Zusammenhang" der Wirklichkeit läßt sich nicht erweisen. Weder die „Realität des Erfahrungskreises" noch die „Subiektivität des Seelenlebens" (seine Geschichtlichkeit und beständige Entwicklung) läßt sich metaphysisch überwinden. Die Metaphysik mußte „am Ende ihrer Bahn" in E r k e n n t n i s t h e o r i e umschlagen und die Welt in das „auffassende Subjekt" verwandeln. Diltheys Kritik der Metaphysik mit dem ständigen Refrain: „Metaphysik ist als Wissenschaft unmöglich", bildet den Abschluß der Einleitung in die Geisteswissenschaften. Sie ist als solche von Dihbey nicht preisgegeben; sie ist die Voraussetzung auch für seine Lehre von den Weltanschauungstypen. Aber sie ist keine Ablehnung „des Metaphysischen", nicht einmal eine Ablehnung der Metaphysik als vergangener. Sie richtet sich nur gegen die metaphysische „ B e w e i s f ü h r u n g " . Die metaphysische „Stimmung", das metaphysische „Grundgefühl" ist unauflöslich Cd. h. weder zu analysieren noch zu beseitigen). Denn die Metaphysik hat eine religiöse Wurzel, und die „Selbstbesinnung, welche die Metaphvsik auflöst, findet in dieser Tiefe abermals das religiöse Erlebnis". So spricht Dilthey von der Unvergänglichkeit des metaphysischen B e w u ß t s e i n s : „wie die Pflanze wächst und blüht, aber in der Tiefe der Erde Wurzeln dem nächsten Frühling entgegenwarten, ist in der Tiefe der Menschheit das metaphysische Bewußtsein". Wie der dichterischen Einbildungskraft, dem Traum, dem Wahnsinn, so soll auch dem metaphysischen Bewußtsein „ein Kreis konstanter Symbole" zugeordnet sein (ein in Jaspers' Chiifrenlehre wiederkehrender Gedanke).
Diltheys Kritik der Metaphysik
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Man muß diesen doppelsinnigen Metaphysikbegriii vor Augen haben, wenn man nach Diltheys Verhältnis zum Idealismus bzw. N e u i d e a l i s m u s fragt. Diltheys „Philosophie des Lebens" wird von den Anhängern nach der Parole: „Lebenshermeneutik contra Metaphysik" (Misch 1930), bzw. „verstehende Sinn Wissenschaft contra Metaphysik" (Hofmann 1929) aufgefaßt. Daß diese Auffassung nicht ausreicht, ergibt sich aus jenen Momenten, die bei Dilthey zweifellos idealistischer Herkunft sind und die eine bestimmte, nämlich neuidealistische „Metaphysik" zum Inhalt haben. Wir finden sie hauptsächlich in seiner Strukturlehre, deren metaphysischen Gehalt Dilthey dadurch verdeckt, daß er sie der „Psychologie" überweist (s. o.). Dilthey will nur Erfahrungen beschreiben und zergliedern; doch zeigt schon ein Vergleich mit Machs „Analyse der Empfindungen", wie sehr er sich hier vom Positivismus unterscheidet. Dilthey geht aus vom Selbstbewußtsein als S e l b s t i n n e s e i n und folgt dem „Zusammenhang" der Erlebnisse, insofern er selbst miterlebt ist. Dieser „Zusammenhang" ist jedenfalls ein O r d n u n g s z u s a m m e n h a n g , und so spricht Dilthey von der „Anordnung, nach welcher . . . psychische Tatsachen regelmäßig durch eine innere erlebbare Beziehung miteinander verbunden sind". Es ist klar, daß diese „Anordnung" den erlebten Beziehungen vorhergeht und nicht dem Erlebnis entstammt. Zu dieser allgemeinen Voraussetzung der Struktur als „Ordnung" kommen die drei spezielleren: der T e l e o 1 o g i e des Seelenlebens, des W e r t g e h a l t e s des Erlebens, und der E n t w i c k l u n g des menschlichen Wesens. Die Struktur ist zweckmäßig: sie hat die „Tendenz", „Lebenswerte hervorzubringen, zu erhalten, zu steigern". Sie ist nicht zweckmäßig e i n g e r i c h t e t ; der Zusammenhang ist immanent und subjektiv, ein dem Leben innewohnendes, in den Erlebnissen enthaltenes
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Z w e c k s t r e b e n . Unsere Erlebnisse sind nicht Zustände schlechthin, sondern Zustandsrealisierungen; sie enthalten ein auf Entwicklung und Weiterbildung hinweisendes Moment. Wie Wundt glaubt auch Dilthey, dem die äußere Natur beherrschenden Gesetz von der Erhaltung der Kraft ein das Seelenleben beherrschendes G e s e t z cl e r S t e i g e r u n g gegenüberstellen zu können. Wir haben also den Zweckzusammenhang, den wir aus Welt und Überwelt nicht ableiten können, aus uns selbst herauszuholen. Das gilt auch f ü r unsere W e r t e und N o r m e n . Das Seelenleben hat eine innere Zweckmäßigkeit, eine „ihm eigene Vollkommenheit"; es können Normen dieser Vollkommenheit angegeben, „Regeln, wie sie herzustellen sei, entworfen" werden. Wie die Normwissenschaften zu den Geisteswissenschaften gehören, so gehört für Dilthey das Norm- und Wertproblem von Anfang an in die Grundlegung der Geisteswissenschaften. Schon in seiner Habilitationsschrift verfolgt er den Weg, die Ethik „am Leitfaden einer Analyse des moralischen Bewußtseins" zu gestalten, d. h. von der „moralischen Organisation" in uns auszugehen. Am wichtigsten wird jedoch die Normenfrage für Dilthey im Bereich der P ä d a g o g i k , die er in seiner Abhandlung von 1888 als „allgemeingültige Wissenschaft" zu begründen sucht, und im systematischen Teil seiner (bis 1894 reichenden) Vorlesungen über Pädagogik (Werke Bd. IX) einer auf das Ganze der Geisteswissenschaften gehenden Begründung einfügt. Entscheidend ist hier der auch sonst für Dilthey wichtige Begriff der E i n h e i t d e r menschlichen N a t u r . Wie die Intelligenz des Einzelnen nicht aus ihm selbst begreiflich, sondern ein „Vorgang in der Entwicklung des Menschengeschlechts" ist, so haben auch die Normen, die Handeln und Geschmack bestimmen, ihren Ursprung in der „Tiefe der menschlichen Natur selber", und
Diltheys Pädagogik
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die Normen drücken nur aus, was in uns schon angelegt ist: den I d e a l t y p u s des „vollkommenen Menschen". Daß Dilthey an allen diesen Punkten von idealistischen Prämissen ausgeht, liegt auf der H a n d . Die Metaphysik, die wir e x p l i z i t e nicht darstellen können, weil dies zu Widersprüchen, Einseitigkeiten, Begriffsprojektionen und in eine immerwährende Dialektik führt, haben wir i m p l i z i t e in uns: die „volle wirkliche Intelligenz", d. h. die in den Lebensakten der Menschen realisierte „Totalität der Menschennatur", hat „das Unbedingte als eine Seite ihrer Wirklichkeit, und ohne diese ist sie nie wirklich und nie wirksam".
Georg Simmel Georg Simmel ist 1858 in Berlin geboren. Hier wurde er Privatdozent und Extraordinarius (1901); nach langen Jahren erst erhielt er in Straßburg ein Ordinariat (1914). Man hat ihn als „Vertreter modernen großstädtischen Geistes" bezeichnet (Moog). Das ist auch ganz richtig. Aber Simmel ist mehr: er ist in der besonderen Form seiner Geistigkeit einer der bedeutendsten Vertreter damaliger deutscher Philosophie, und wenn man — in welchem Sinn auch immer — von den „Ideen von 1914" spricht, so kann man nicht umhin, mit Euchen, Wundt, Lamprecht auch Simmel zu ihren Repräsentanten zu rechnen. Es ist zu klären, mit welchem Rechte man einen so sprühenden, vielseitigen, unfestgelegten Geist dem Neuidealismus einfügt und ihn Dilthey nähert. Zunächst: Simmel ist weder Problematiker noch Systematiker, sondern Methodiker; wie die Neukantianer, denen er auch sachlich nahekommt. Aber seine Methode ist keine erkenntnistheoretische, sondern eine d e s k r i p t i v e : sie dient zur Beschreibung der „Sachen" und recht eigentlich dazu, ihnen ein Maximum von „Sinn" abzugewinnen.
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Die „immerwährende Dialektik", die Dilthey scheut, weil sie ihn vom wirklichen Leben entfernt, ist für Simmel das Mittel, sich im Leben und seinen „Welten" zurechtzufinden. In dieser Methode ist er Meister, und ihr verdankt er seinen Ruhm. Wie Lotze über die Größe der Zylinderhüte, so reflektiert er über die Sprünge in altjapanischen Teeschalen, über die mannigfaltigen Funktionen des Henkels, über Abenteuer, Mode, Koketterie; und immer ist diese Reflexion eine dialektisch-sinnerhellende. Sie will den Gegenstand nicht „erzeugen", sondern sie will zeigen, daß der in dem Gegenstand enthaltene Sinn über ihn h i n a u s w e i s t , ihn transparent macht. Ihr fehlt jede Systematik, und sie hat etwas Spielerisches, Künstlerisches, Artistisches. Eben darum sind die Darstellungen Simmeis so spannend und genußreich. Er ist Essayist auch noch in seinen umfangreichsten Werken. Vom Positivismus herkommend, hätte er in die Bahnen der Wissenschaftssynthetiker einbiegen können; seine Schriften vor 1900 stehen noch durchaus im Dienste der Einzel Wissenschaft, und seine Fähigkeit, die abliegendsten Fragenbereiche miteinander zu verbinden, ist groß. Freilich, die „Einzelwissenschaft", der er sich verschrieb, ist die „Universalwissenschaft" des Positivismus, die S o z i o l o g i e . Und dadurch wurde der Philosoph in ihm herausgefordert. Denn daß die Soziologie in der damaligen „enzyklopädischen" Form keine „wirkliche Wissenschaft" sein konnte, darin war er sich mit Dilthey einig (umgekehrt hat Dilthey selbst seine Kritik der Soziologie nach dem Erscheinen des Simmelschen Werkes eingeschränkt). Was aber sollte sie dann sein? Das ist die Frage, die Simmel als philosophische Frage stellte, und durch deren Antwort er zum Begründer der f o r m a l e n S o z i o l o g i e wurde. Es sind vornehmlich drei Arbeiten, in denen Simmel zur Soziologie Stellung genommen hat: 1890 die „Abhandlung
Georg Simmel
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über soziale Differenzierung", 1900 die „Philosophie des Geldes", 1908 die „Soziologie". (Ein Göschenband — 1917 — gilt dem Problem Individuum und Gesellschaft in dreifacher Abwandlung: als „Beispiel" für die „allgemeine", für die reine oder „formale" und für die „philosophische" Soziologie.) Simmeis Grundthese, daß nicht das Objekt, sondern die „Betrachtungsweise" die Soziologie von den übrigen Gesellschafts- bzw. Geisteswissenschaften unterscheidet, fand bald Anerkennung: Th. Litt (1919), A.Vierkandt (1923), L. v. Wiese (1924/9) knüpfen, in allerdings verschiedener Weise, an Simmel an. Die Unterscheidung von Form und Inhalt, die „Herauslösung dessen, was wirklich die reine Vergesellschaftung ist", die Beschreibung der verschiedenen „Beziehungsformen" in der Gesellschaft, der eigentümliche Tatbestand jener ..sozialen Verschränkung" (Th. Litt), d. i. Wechselbezogenheit von Individuum und Gesellschaft, in der das soziale „Leben" besteht, — diese und andere Sätze Simmeis mußten einer phänomenologischen und morphologischen Betrachtung ebenso förderlich erscheinen, wie einer (gerade entgegengesetzten) relationistischen. Die Soziologie als Fachwissenschaft stand allerdings dem Simmels&en "Werke mit Mißtrauen gegenüber. Denn daß alles dieses, in eine Unmasse von historischen und psychologischen „Beispielen" hineingearbeitet, auch als Ganzes wieder nur B e i s p i e l für einen noch allgemeineren Vorgang und ein noch umfassenderes, letztlich m e t a p h y s i s c h e s Problem sein sollte, konnte auf die Dauer nicht verborgen bleiben. Man sah nur nicht, worauf Simmeis Philosophie eigentlich hinauswolle. Wie Dilthey konnte er auf allen Registern eines perspektivistischen ..Relativismus" spielen; wie Dilthey stellte er den Begriff des „Lebens" in die Mitte seiner Betrachtungen. Freilich war seine Lebensphilosophie kein „Historismus", und auch den Begriff des Lebens faßte er anders als Dilthey: er ging nicht vom Erlebnis und der Selbstbesinnung aus, sondern vom Leben als „U r p h ä n o m e n". Es schien dann wohl, als
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übersetze er nur die Vorstellungen Bergsons in seine eigene Sprache, und in der Tat nähert er sich an einer Reihe von Punkten der i n t u i t i v i s t i s c h - i r r a t i o n a l i s t i s e h e n Lebensphilosophie. Als dann nach seinem Tode „vier metaphysische Kapitel unter dem Titel „ L e b e n s a n s c h a u u n g " (1918, 2 1920) erschienen, sprach man von einer letzten Phase und „Wendung" Simmeis zur Metaphysik. Doch ist weder der Problemgehalt dieser Schrif t ein neuer, noch hat sich an Simmeis Einstellung etwas Wesentliches geändert. Dagegen kann diese letzte Essaysammlung des großen Essayisten sehr wohl als Schlüssel zu den früheren Arbeiten betrachtet werden. Und an ihr kann am besten gezeigt werden, welche Beziehungen zwischen Simmel und dem N e u i d e a l i s m u s bestehen. Grundthema der „Lebensanschauung" nämlich ist die eigentümliche Beschaffenheit des „Lebens", auf seiner physiologischen Stufe ein fortwährendes Erzeugen ( „ M e h r L e b e n"), auf seiner höheren geistigen Stufe dagegen „M e h r - a l s - L e b e n " zu sein, d. h. etwas vom Leben selbst Abgeleitetes, in sich Bedeutsames und Gültiges, etwas „Objektives" zu erzeugen. Das war es, was Dilthey Lebensobjektivation, Eucken das „Selbständigwerden des Geisteslebens" genannt hatte. Simmel nennt es die „W e n d u n g z u r I d e e " : „die Formen oder Funktionen, die das Leben um seiner selbst willen, aus seiner eigenen Dynamik hervorgetrieben hat, werden derart selbständig und definitiv, daß umgekehrt das Leben ihnen dient, seine Inhalte in sie einordnet, und daß das Gelingen dieser Einordnung als eine ebenso letzte Wert- und Sinnerfüllung gilt, wie zuvor die Einfügung dieser Formen in die Ökonomie des Lebens". Diese Eigentümlichkeit des „Lebens", als G e i s t „Idee" dienstbar zu sein, gründet nach Simmel in „ T r a n s z e n d e n z d e s L e b e n s", d. h. in „Hinausschreiten" des Lebens über sich selbst, und
der der dem läßt
Simmeis „Lebensanschauung"
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sich am einfachsten im Selbstbewußtsein als „Urphänomen des Geistes" erkennen. „Daß wir unser Wissen und Nichtwissen selbst wissen und auch dieses umgreifende Wissen wiederum wissen . . . dies ist die eigentliche Lebensbewegung auf der Stufe des Geistes." Aber sie ist nicht bloße Reflexion, sondern eine S t e i g e r u n g des Lebens durch die Reflexion. (Dies ist der Punkt, an dem sich Simmel von Klaget (s. u.) und der irrationalistischen I.ebensphilosophie im eigentlichen Sinne am schärfsten unterscheidet, obzwar er, vornehmlich im Bereich der K u l t u r p h i l o s o p h i e betont, daß das „Selbständigund Objektivwerden der seelischen Inhalte" zu unauflöslichen Konflikten und in eine „tragische Situation" führt.) Die „Steigerung" des Lebens im Bewußtsein hat genau den Sinn, daß sich das Subjekt zwar des Lebens bewußt ist als seiner W i r k l i c h k e i t , aber „darüber hinaus" und „kategorial ganz unabhängig davon" auch als seines S o 11 e n s — eine Zweiheit und ein Doppelleben, das jedoch die Einheit des Lebens nicht zerstört. Wie Eucken, gelangt auch Simmel hier zu einem ethischen P e r s o n a l i s m u s , dem er eine unüberbietbare Formulierung gegeben hat in seiner Lehre vom „ i n d i v i d u e l l e n G e s e t z". Wenn nämlich das Leben, das immer individuell ist, schon „ursprünglich" unter der „Kategorie des Sollens" abläuft, so ist klar, daß es auch ein individuelles, dem Individuum allein zugehöriges o b j e k t i v e s Sollen gibt, — eine Forderung, die dem je eigenen Leben entstammt, unvertretbar und nur ihm selbst auferlegt ist. Das individuelle Gesetz ist n i c h t s u b j e k t i v. Es entstammt nicht dem Subjekt, sondern dem individuellen Leben: es ist eine „Funktion des totalen Lebens der individuellen Persönlichkeit". Es ist „prinzipiell unabhängig" davon, ob es richtig erkannt oder verfehlt wird. Es ist zwar kein von außen auferlegtes Gebot, aber dodi ein Gebot, ein Sollen. Das individuelle Gesetz ist m e i n e Pflicht. Aber ist nicht jede Pflicht, jedes Sollen an die Vor4 Lehmann, Geschichte der Philosophie X
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aussetzung gebunden, „der objektiv-idealen Gestaltung m e i n e s Lebens" anzugehören? Man könnte also sagen: das individuelle Gesetz ist den anderen sittlichen Forderungen nicht bloß beigeordnet, sondern a l l e sittliche Gesetzlichkeit besteht eben für mich als individuelles Gesetz. So sehr Simmel sich damit Schleiermacher — und auch Stirner— nähert, so entschieden lehnt er doch die romantische Forderung ab, daß „jeder sich absolut anders verhalten solle als jeder andere". Natürlich ist es Kants ethischer „Rationalismus", gegen den sich Simmel wendet. Und hier, wie auch an anderen Punkten, hat er Goethes Lebens- und Weltanschauung der Xdnfischen gegenübergestellt'(Kant 1903, Goethe 1913, Kant und Goethe 1916). Was ihm vorschwebt ist jedoch, über die Antithese Kant und Goethe hinauszukommen und die dialektische Mitte zwischen beiden zu gewinnen. In diesem Sinne ist der Begriff des individuellen Gesetzes, der zuerst in Simmeis Kantbuch auftaucht, eine Weiterführung dessen, was er den „großartigen Versuch" Kants nennt, „das f ü r alle gültige Gesetz als den Inhalt der persönlichen Freiheit" zu erweisen. Abschließend ist nur noch hervorzuheben, daß das Problem der „Lebensobjektivation", wie Simmel es in seiner letzten Schrift faßt, durch alle seine Werke hindurchgeht. Der dialektisch formulierte Grundgedanke, daß das Leben auf der Stufe des Geistes etwas Obiektives und Normierendes „erzeugt", d. h. ein Über-sich schafft, das noch nichts „Anderes", sondern das „eigene unmittelbare Wesen" des Lebens ist, entspricht den Gedanken, die Simmel in der Soziologie, Kulturphilosophie, Kunst- und Weltanschauungsphilosophie geltend machte. Die S o z i o l o g i e z. B. betrachtet das in bestimmten Ordnungen und Strukturen „objektivierte" soziale Leben; die Gesellschaft „ist das übersinguläre Gebilde, das doch nicht abstrakt i s t . . . , 1) Vgl. Phil, des 19. J a h r h u n d e r t s II. S. 37 ff. Eine W e i t e r b i l d u n g seines Ansatzes bei P a u l H o f m a n n (1921).
Simmel und Rickert
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sie ist das Allgemeine, das zugleich konkrete Lebendigkeit hat". Und erst recht ist die K u l t u r „geistgewordenes Leben". Im K u n s t w e r k löst sich das Sehen des Künstlers aus der „Lebensverflechtung" mit der gegebenen W i r k lichkeit ab: das Sehen leitet „von sich aus das Leben des Schaffenden in seine autonomen Rhythmen hinein". Und gerade in der R e l i g i o n spiegelt nicht bloß der Mensch sein „Wesen", sondern bestimmte „Sinngebilde" objektivieren gleichsam jene „Transzendenz", die nichts anderes ist als die Transzendenz des Lebens selber.
Heinrich Rickert Als Heinrich Rickert 1920 aeine „Darstellung und Kritik der philosophischen Modeströmungen unserer Zeit" unter dem Titel „Die. Philosophie des Lebens" erscheinen ließ, war ihm die Zugehörigkeit Simmeis zur „Lebensphilosophie" wenig erfreulich. Galt doch Simmel der Südwestdeutschen Schule viel näher stehend als dem Biologismus oder der Diltheysdiea Erlebnisphilosophie und war doch die „Wendung zur Idee" bzw. der I d e a l i s m u s S i m m e i s dem wertphilosophischen Idealismus Richerts verwandt genug. So betont denn auch Richert die „eigenartige Stelle", die Simmeis „Metaphysik des Lebens" in der Lebensphilosophie einnimmt, und meint, daß man ihr eine „partielle Wahrheit" nicht absprechen könne. Die D i f f e r e n z sieht er darin, daß Simmel seinen Gedanken (von der Transzendenz des Lebens) nicht durchführen kann, daß er an die „Grenze des Logischen" gelangt und daß sich nicht „aus dem Einen und dem Anderen" (d. h. dem Leben und dem Denken ü b e r das Leben) eine „unterschiedlose Einheit" machen läßt. Der Nerv dieser Kritik liegt nicht in der Ablehnung der Dialektik, sondern darin, daß Rickert innerhalb des Subjekt-Objekt-Gegensatzes bzw. innerhalb der erkenntnistheoretischen Fragestellung bleibt, daß sein wertphilosophischer Idealismus e r k e n n t n i s t h e o r e t i s c h e r 4*
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Idealismus ist. Wenn Simmel das Selbstbewußtsein von vornherein in die „Lebensbewegung" aufnimmt, so ist das eben schon Metaphysik. Wenn er das Objektive in und mit seiner Unterschiedenheit vom „Leben" als Lebense r z e u g n i s auffaßt, so ist das nicht minder Metaphysik. Für die erkenntnistheoretische Betrachtung ist alles Objektive auf ein Subjekt zu beziehen, das nicht seinerseits wieder Objekt sein kann, sondern reines oder t r a n s z e n d e n t a l e s Subjekt sein muß. N u r unter dieser Voraussetzung kann so etwas wie Leben, Lebensbewegung, Lebenserzeugnis überhaupt Gegenstand der Erkenntnis sein. Heinrich Rickert (1863—1936) gehört zu den großen Systematikern des Neukantianismus'). Er gehört aber auch — wie Natorp — zu den Neukantianern, die vom erkenntnistheoretischen Idealismus zum N e u i d e a l i s m u s gelangen. Nicht so, daß der erkenntnistheoretische Idealismus preisgegeben, sondern so, daß ihm ein höheres Stockwerk aufgesetzt wird. Dies ist bei Rickert eine idealistische Sinnphilosophie, bei Natorp eine idealistische Ontologie. Hätte Rickert nicht von einer „Lebensphilosophie" en bloc, sondern von einem als Lebensphilosophie auftretenden Neuidealismus gesprochen und die aus anderen Quellen stammenden „Lebensphilosophien" Bergsons und Nietzsches deutlich davon getrennt, so würde er auch die mehr und mehr hervortretenden Gemeinsamkeiten zwischen seiner Philosophie und derjenigen Diltheys, Euckens und Simmeis erkannt haben. Die beiden Werke, die seinen Ruhm begründeten: „Der Gegenstand der Erkenntnis" (1892) und „Die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung" (1896—1902), gehören noch ganz dem 19. Jahrhundert an. Sein systematisches Hauptwerk: das „System der Philosophie" (1921), von dem nur der erste Band erschien, ist eine Weiterbildung seiner Philosophie, die in den Schriften der 1) Siehe Phil, des 19. J a h r h u n d e r t s II, S. 73.
Rickerts Neukantianismus
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30er Jahre: „Logik des Prädikats und das Problem der Ontologie" (1930), „Unmittelbarkeit und Sinndeutung" (1939, ed. Glockner), „Selbstdarstellung" (1934) u. a. noch mehr verändert und der Gegenwartsproblematik angepaßt wurde. Einigermaßen erschwert wird das Verständnis der Entwicklung Rickerts dadurch, daß er die vor und um 1900 erschienenen Werke (wozu noch der „Vortrag über Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft" [1899] und die „Probleme der Geschichtsphilosophie" [1905] gehören) immer neu umarbeitete, so daß es zweckmäßig ist, sie in den Erstauflagen zu lesen. Seiner Anlage nach ist er L o g i k e r , und das gibt seinen Schriften eine gewisse leuchtende Klarheit, noch verstärkt durch seine große didaktische Begabung. E r ist der typische Reflexionsphilosoph. Nicht in dem Sinne, daß er wie Lotze und Simmel die Dinge und Probleme durch Reflexion zur Aussprache bringt, sondern in dem anderen, daß er nur seine Reflexion darüber auseinanderlegt. Das heißt, er ist außerordentlich inhaltsarm: er hat keine unmittelbare Beziehung zu den Gebieten, auf denen er sich bewegt, nicht zu den mathematischen Naturwissenschaften, nicht zur Psychologie (die ihm als Naturwissenschaft gilt), vor allem auch nicht zu Geschichte und Kulturwissenschaft. In dieser Hinsicht ist er der Antipode Diltheys. Er hat auch keine ursprünglichen Gedanken; diese stammen zumeist von Windelband, aber Rickert hat sie erst wirklich durch- und zu Ende geführt. Ist es der Inhalt des Buches über den Gegenstand der Erkenntnis, daß der „Standpunkt der Immanenz", des subjektiven Idealismus, der einzig mögliche Ausgangspunkt jeder Erkenntnistheorie ist, daß aber das Subjekt, dessen Inhalt die Welt ist, nicht m e i n Bewußtsein sein kann (sondern ein reines, formales, „erkenntnistheoretisches" oder transzendentales Subjekt), und daß der R e alitjitswert der Vorstellungsobjekte nur aus der Beziehung dieses Subjektes auf ein t r a n s z e n d e n t e s S o l l e n
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als auf seinen Richtpunkt erwächst, so gelten die umfangreichen Untersuchungen des Buches über die Grenzen der naturwissenschaftlichen Begriffsbildung derselben Problematik, die auch Dilthey beschäftigte: der Frage nach der Eigentümlichkeit des h i s t o r i s c h e n Erkennens gegenüber dem naturwissenschaftlichen und der Zuordnung der Geschichtswissenschaft zu jenen anderen Wissenschaften von der Kultur, die Dilthey insgesamt G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n nannte. Im Gegensatz zu Dilthey aber greift Richert die Momente der Individualität und Wertbeziehung heraus, streicht den Erlebnisbezug und den Unterbau einer „geisteswissenschaftlichen" Psychologie und schließt sich Windelbands Unterscheidung von nomothetischer und idiögraphischer Methode an. Auch setzt er nicht mit einer Analyse der in der deutschen hermeneutischen Bewegung gewonnenen Ergebnisse ein, die ihm, da er nicht selbst auf historischem Gebiet gearbeitet hat (sein Kantbuch 1924 ist, wie alles, nur eine Darstellung seiner eigenen, freilich von Kant, mehr noch Fichte, beeinflußten Philosophie), kaum bekannt sind, sondern mit ganz abstrakten logischen Bestimmungen. Wir braudien auf seine Unterscheidung zwischen g e n e r a l i s i e r e n d e m (naturwissenschaftlichem) und i n d i v i d u a l i s i e r e n d e m Verfahren, sowie auf seine These, daß „in allen Kultur Vorgängen irgend ein von Menschen anerkannter Wert verkörpert" ist, und daß es daher möglich ist, durch diese „Beziehung auf eine Wertsetzung" die kulturwissenschaftlichen von den naturwissenschaftlichen Objekten zu unterscheiden, nicht einzugehen. Sie gehört in eine Geschichte der Methodenstreitigkeiten um die Jahrhundertwende, ist sehr be-
kämpft (H. Maier, E. Meyer, F. Gottl, E. Troeltsch,
M.
Weber u. a.) und von Rickert selbst mit immer neuen Verklausulierungen versehen worden. Von entscheidender Bedeutung für seine P h i l o s o p h i e ist dabei nur das
D i e Theorie der Kulturwissenschaften
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W e r t p r o b l e m a l s s o l c h e s , d. h. die Frage, ob und wie es möglich ist, über die bloß faktischen "Wertungen zu objektiv gültigen Werten zu gelangen. Das System von 1921 geht zurück auf ein „System der Werte", das Kichert 1913 im Logos vorgelegt hatte. Es entwickelt einen d r e i f a c h e n W e l t b e s r i f f : O b jektwelt bzw. Ich-Nichtich weit: Wertwelt; Welt der Sinnverwirklichunsen, d. i. der Verbindung zwischen „Realem" und „Geltendem", w o f ü r Rickert den schon von Simmel gebrauchten Ausdruck „drittes Reich" verwendet. U n d es entwickelt eine „L e b e n s p h i 1 o s o p h i e" als Philosophie über den „Sinn" des Lebens, die Rickert nicht Metaphysik nennen möchte, weil sie es nicht mit der ..Hinterwelt" zu tun hat, sondern P r o n h v s i k , weil ihr Gegenstand die „Vorderwelt", die Welt des unmittelbar Erlebten, des theoretischen, künstlerischen, sittlichen, erotischen, religiösen „Lebens" ist. Wie Dilthev übt auch Richert schärfste K r i t i k an der Metanhvsik. LJnd wie Diltkev verbindet er diese Kritik mit einer Anerkennung „des" Metaphysischen. Es ist vor allem die Metaohvsik des ..Geistes" als des absoluten Weltsubiekts, also die Metaphvsik des s p e k u l a t i v e n Idealismus, die Richert zurückweist. „Was es heißen soll, daß es nicht nur physische und psychische Realitäten, sondern außerdem noch einen ..wirklichen" Geist gibt, der zugleich der Inbegriff aller geltenden Werte ist, . . . das k a n n nicht als verständliche A n t w o r t auf die Frage nach dem einheitlichen Wesen der Welt angesehen werden". So wird also die Metaphysik des Transzendenten durch eine Metaphysik des I m m a n e n t e n ersetzt. W e r t und Wirklichkeit sind nicht in einem „ienseitisen Absoluten" vereinigt; sie sind in uns selbst vereinigt, nicht sofern wir psychische „Subiekte", sondern sofern wir wertende Subjekte, d. h. f r e i zu den Werten Stellung nehmende Subjekte sind. Die Welt der Werte selbst steht zwar als „intelligibele" über der „sensibelen"; aber als die Welt des
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„Geltenden" (Lotze) ist sie so objektiv wie die wirkliche Welt. Sie läßt sich in keiner Weise aus den Subjekten, als deren „Erzeugnis", herleiten. Sie läßt sich freilich, audi nicht theoretisch begründen oder „beweisen", oder doch nur in dem einen Falle t h e o r e t i s c h e n (logischen) Wertes selber; denn an seiner objektiven Geltung hängt alle Erkenntnis und Wirklichkeitswissenschaft. Dem ersten Bande des „Systems" von 1921 sollte als zweiter eine Philosophie des „kontemplativen", als dritter eine Philosophie des „aktiven Lebens" folgen. Dazu ist es nicht gekommen. Die um 1923 beginnende letzte Entwicklungsphase Rickerts findet nur in kleineren Arbeiten (s. o.) ihren Ausdruck, sowie in den „Grundproblemen der Philosophie" (1934), in denen Richert seine schon 1930 fixierte Stellung zur Ontologie der Gegenwart weiter ausbaut. Die kürzeste Zusammenfassung seines letzten Standpunktes enthalten die 1932 (im Logos) erschienenen „Thesen zum System der Philosophie" 1 ). In dieser Phase werden die grundsätzlichen Unterschiede (der drei „Reiche") festgehalten, aber als S e i n s u n t e r s c h i e d e gefaßt und ein „ontologischer Pluralismus" gefordert. Es gibt wahrnehmbares und verstehbares (sensibles und intelligibles) „Sein". Es gibt ferner prophysisches Sein als vor der Subjekt-Objekt-Spaltung bzw. vor der „Objektivierung" liegendes „vorgegenständliches" Sein. Jede dieser S e i n s a r t e n ist Weltsein (Heidegger: Sein in der Welt), ist doch Philosophie Wissenschaft vom Ganzen der Welt bzw. von der „Erkenntnis der Welt in ihrer Totalität", und Ontologie die Lehre von den „Weltprädikaten". Es gibt auch wohl „metaphysisches" Sein, das sich aber nur s y m b o l i s c h nach Analogie des prophysischen denken läßt; denn die metaphysische Region erschließt sich nur dem G l a u b e n . 1) Siehe Z i e g e n f u ß - J u n g , Philosophen-Lexikon II, 1950, S. 346 bis 349 (für das Lexikon waren die „Thesen" bestimmt; sie sind hier aber nicht in der von R i c k e r t angegebenen W e i s e abgedruckt).
Paul Natorp
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Paul Natorp Eine noch engere Beziehung zur neuidealistischen „Lebensphilosophie" hat Paul Natorp (1854—1924), der „Erkenntnistheoretiker" der M a r b u r g e r Schule. "Wir sind auf" ihn im Zusammenhange mit Cohens Philosophie früher eingegangen *) und brauchen die Grundlinien des Marburger Neukantianismus nicht nachzuzeichnen. Eine Kongruenz der Überzeugungen beider Denker bestand niemals, sondern nur eine allerdings sehr enge Arbeitsgemeinschaft. Nach Cohens Tode (1918) traten in Natorps Schriften Änderungen auf, die eine systematische Weiterbildung seiner Philosophie jedoch mehr erraten als erkennen ließen. Erst die Vorlesungen über P r a k t i s c h e P h i l o s o p h i e (1925), die sein Sohn veröffentlichte, gaben Klarheit über den Sinn dieser Weiterbildung (vom logischen Idealismus zur idealistischen Ontologie). Damals war das Interesse für Natorp fast erloschen; es gelang nicht einmal, die „Vorlesungen über Philosophische Systematik", das andere nachgelassene Werk, zum Druck zu bringen. Und doch ist es, will man an einem so bedeutenden Denker nicht ganz vorübergehen, unerläßlich, vom Nachlaß aus die früheren Positionen zu betrachten: es sind alles nur Etappen zu einem Ziele, das ihm in unbestimmter Gestalt schon sehr früh, in bestimmterer mindestens seit der „Allgemeinen Psychologie" (1912) vorschwebt. Diese „Psychologie" nämlich, keine Einzelwissenschaft oder gar Naturwissenschaft wie bei Rickert, ist für Natorp eine philosophische G r u n d w i s s e n s c h a f t , ja sie ist die Philosophie schlechthin, — die Philosophie, die es sich zur Aufgabe macht, die U r e i n h e i t d e s B e w u ß t s e i n s bzw. die Unmittelbarkeit des Erlebens zu rekonstruieren. Und zu dieser Psychologie gehört eine A l l g e m e i n e L o g i k , nicht eine Logik der exakten Wissenschaften 1) Phil, des 19. J a h r h u n d e r t s II, S. 80.
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(wie sie Natorp 1910 gegeben hatte), nicht eine „Logik der l einen Erkenntnis" im Sinne Cohens, sondern eine schlechthin allgemeine, alle „Gegenstandsetzung" begründende Logik, — eine Lebenslogik also, deren Konzeption Husserls Phänomenologie entsprechen würde, wenn Natorp (der 1918 Husserls „Ideen" scharfsinnig kritisierte) nicht eben das Verfahren der Phänomenologen, durch „Einklammerung" zu zeigen, was im „reinen Bewußtsein" ist, als illusorisch hätte ablehnen müssen. Aber diese Allgemeine Logik gelangte nicht zur Ausführung. Audi im Nachlaßwerk, das von „ T h e o r e t i k " spricht und T h e o r i e , P r a x i s und P o i e s i s unterscheidet, wird nur die Philosophie der Praxis behandelt. D a aber Natorp nicht zu den Denkern gehört, die sich mit einem Nebeneinander von „Regionen" oder mit einem übereinander von „Stufen" begnügen, sondern ihm Philosophie „unzerstückt, ein durchaus unteilbares Ganzes", und praktische Philosophie nichts als Philosophie „unter dem Gesichtspunkt" der Praxis ist, so ist auch das Wesentliche der Theoretik, nämlich die K a t e g o r i e n l e h r e , darin enthalten. Es gibt nach Natorp noch eine Behandlung des Ganzen unter anderen „Gesichtspunkten" (als denen der Theoretik, Praktik, Poetik) — unter den Gesichtspunkten des Kosmischen und Überkosmischen und des Subjektiven und Objektiven. Aber „Gesichtspunkte" sind es alles nur, Blickrichtungen, Auseinanderlegungen. Und was dabei auseinandergelegt wird, ist immer ein und dasselbe: „der in sich wesentlich eine, einzige, aber mehrseitige Ursinn des Seins". Natorp ist Monist, Identitätsphilosoph; es gibt f ü r ihn nicht, wie f ü r Rickert, einen ontologischen Pluralismus, es gibt f ü r ihn nicht das „Eine und das Andere", und auch sein früherer K r i t i z i s m u s w a r nicht wie der Rickertsdie scheidend und unterscheidend, sondern bestimmend und begründend („Logik des Ursprungs"). Er ist auch nicht in der Weise Reflexionsphilosoph wie Rickert (für den erkennen anerkennen, werten bewerten, urteilen beurteilen
Natorps idealistische Ontologie
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ist), sondern eher Intuitionsphilosoph, wenngleich in streng methodischer und systematischer Form. Die Philosophie fragt nach dem S e i n — dem „Sein des Seienden" (Aristoteles). Aber das heißt für Natorp nicht, daß sie nach dem Sein, abgesehen und im Gegensatz zum E r k e n n e n , fragt. Ist doch der Unterschied von Sein und Erkennen kein vor der Ontologie feststehender; sondern er muß sich erst aus der Untersuchung selbst ergeben. Wenn die Philosophie nach dem Sein fragt, so fragt sie nach dem S i n n von Sein, und das ist allerdings (wie bei Heidegger) eine i d e a l i s t i s c h e Antizipation. J e denfalls gibt Natorp den Gegnern des „erkenntnistheoretischen" Philosophierens zu, daß man die Seinsfrage aus der Problematik der Subjekt-Objektivität herauszudrehen habe: Bewußtsein und gegenständliches Sein sind beides schon S e i n s a r t e n . Er findet nur, daß die Gegenwart, die mit dem Subjektivismus gebrochen hat, nicht „ebenso entschlossen" auch mit dem Objektivismus gebrochen habe. "Wie im Einzelnen die Kategorienlehre als S t r u k t u r l o g i k d e s S e i n s entwickelt wird, und wie sich die Grundkategorien (Modalität, Relation, Individuation) als S e i n s p h a s e n darstellen, läßt sich hier ebensowenig behandeln wie die Philosophie des Praktischen selbst. Natorp führt unter seinen Gewährsmännern Rabindranath Tagore und Dostojewsky (über die er 1921 und 1923 kleinere Arbeiten veröffentlicht hat), aus der Vergangenheit Laotse, Plotin, Fichte an und meint, daß er sich in sehr wesentlichen Punkten mit Fichte, „und fast nur mit ihm", einig weiß. Es ist in der T a t die Sprache der M y s t i k (der späteren Wissenschaftslehren Fichtes), in der Natorp vom Ursein als dem „Urlicht" und dem „Urwirkenden" redet und von ihm sagt, daß nicht wir es denken, sondern es sich in uns denkt. Dilthey und Bergson nennt er in diesem Zusammenhang nicht; aber die Motive ihrer „Lebensphilosophien", so verschieden sie sind, klingen doch auch bei ihm auf. Wenn Natorp mit Entschiedenheit die früher von ihm gelehrte
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„Wissenschaftsphilosophie", das Ausgehen vom „Faktum" der (mathematischen Natur-)Wissenschaft ablehnt, — einem wissenschaftsfeindlichen Irrationalismus bzw. einer irrationalistischen Metaphysik pflichtet er nicht bei. Das unterscheidet ihn von Bergson. Wie Dilthey bevorzugt er den Ausdruck S t r u k t u r (Strukturformel, Strukturgesetz, Strukturlogik), um Zusammenhänge zu bezeichnen, die weiter reichen als „rationale" (die ihrerseits wieder weiter reichen als „theoretische"); aber weder stellt er Natur und Geschichte in der Weise entgegen wie Dilthey (und Rickert), noch sieht er im Geschichtlichen das „Letzt-Individuale". Das „Leben" ist nicht vom individuellen „Erlebnis" aus zu fassen, sondern es ist die Unmittelbarkeit selbst, der die Theorie das „Licht" gibt; es ist der „Strom des Werdens", in dem jeder Tropfen seine Sonderheit behauptet. Wie es sich auch immer mit diesen Nuancierungen verhält, daran, daß Natorps „Ontologie" n e u i d e a 1 i s t i s c h e L e b e n s p h i l o s o p h i e ist, besteht kein Zweifel. Ist es Zufall, daß seine Altersphilosophie mit der Philosophie des P r a k t i s c h e n einsetzt und abbricht? Daß er seine Strukturlogik zuerst an der „Strukturgesetzlichkeit der Aktivität" erprobt? „Handlung steht . . . immer mit dem einen Pol im Endlichen, während der andere im Überendlichen liegt." Das ist jetzt seine Formel für den „ewig unvollendbaren Prozeß der Erfahrung", das factum als fieri. Und das ist es, was seiner kontemplativen Mystik die Waage hält: dieser e t h i s c h e A k t i v i s m u s , den er mit Eucken gemeinsam hat und durch den er sich, wie dieser, so eng mit Fichte verbunden weiß. Literatur Eucken H a u p t w e r k e : Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart, Leipzig 1878. — Geschichte der philosophischen Terminologie, Leipzig 1879. — Prolegomena zur Forschung über die Einheit des Geisteslebens in Bewußt-
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II. Der Neuhegelianismus Wir haben bisher von einer Bewegung abgesehen, die meist, und im Auslande meist zuerst, genannt wird, wenn von Neuidealismus die Rede ist. Denn über den Erneuerungen der anderen Idealisten — ohne Kant, versteht sich, der aber nicht dem absoluten Idealismus zugerechnet werden kann — steht die Erneuerung Hegels, also der N e ü hegelianismus. Der Neuhegelianismus gehört nicht bloß in eine Geschichte des Neuidealismus, sondern bildet, w i e es scheint, ihren wichtigsten Bestandteil. Doch sind die Dinge
Hegelproblematik
und Hegelrenaissance
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etwas verwickelter. Zunächst handelt es sich beim Neuhegelianismus nicht wie beim Neuidealismus um eine selbständige Weiterbildung der idealistischen Tradition (gegenüber dem Spätidealismus), sondern einfach (wie im Neukantianismus oder Neuthomismus) um die Rückkehr zu einem großen Denker der Vergangenheit. Audi Bollands Wort, es könne im 20. Jahrhundert keine Hegelianer von anfänglichem Schlage geben, besagt nicht, daß die Hegelianer „neuen Schlages" nicht eben Hegelianer sind und sein wollen. Aber die Berufung auf Hegel hat noch einen anderen, s a c h l i c h e n Sinn: daß es in der Gegenwartsphilosophie und besonders im Neuidealismus eine „Hegelproblematik" (Glockner) gibt, die von der geschichtlichen Form der Hege/sehen Philosophie mehr oder minder unabhängig ist und jedenfalls nicht erst aus der Beschäftigung mit Hegels System erwuchs. Wir brauchen hier nur an das Problem der D i a l e k t i k a l s M e t h o d e zu denken, wie es bei Euchen, Dilthey, Simmel, Richert, Natorp oder bei ihren Schülern und Geistesverwandten, bei Litt, Bauch, Liebert, Troeltsch, ]. Cohn u.a. auftritt. Und auch wo man sich wirklich systematisch an Hegel anschloß, wie vordem an Kant, geschah es zumeist unter dem Eindruck dieser s a c h l i c h e n „Hegelproblematik". Diese nämlich erwies sich als so unlösbar verbunden mit der des Idealismus überhaupt, daß der Weg „von Kant bis Hegel" (Kroner) gar nicht als geschichtlicher, sondern als systematisch notwendiger beschrieben wurde 1 ). Es hängt mit der geschichtlichen Entwicklung der deutschen Philosophie im 19. Jahrhundert zusammen, daß der systematische Fortgang von Kant zu Hegel gleichsam neu entdeckt werden und daß es überhaupt innerhalb des Neuidealismus zu einer „ H e g e l r e n a i s s a n c e " (H. Levy 1927, H. Glockner 1931) kommen konnte. In 1) Hierzu Phil, des 19. J a h r h u n d e r t s I, S. 19. 5
Lehmann, Gesdlidlte der Philosophie X
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Neuhegelianismus
Deutschland steht der Hegelianismus des 19. Jahrhunderts im Zeichen einer S i n n a b w a n d l u n g der Hege/sehen Philosophie (bei den Junghegelianern, im spekulativen Theismus, im Neukantianismus). In den anderen Ländern hat er mehr den Charakter einer S i n n e r s c h l i e ß u n g , einer Aneignung des zunächst (vornehmlich in England und Frankreich, weniger in Italien und den slawischen Ländern) als wesensfremd empfundenen Hege/sehen Denkens. In Deutschland ist Hegels absoluter Idealismus zwar Bestandteil der idealistischen Tradition; der (systematische) Weg von „Kant bis Hegel" wird aber dadurch blockiert, daß die Spätidealisten Kant gegen Hegel ausspielen und die Neukantianer Kant von aller „Hegelproblematik" zu reinigen suchen. In den anderen Ländern sind Hegel und der deutsche Idealismus dagegen so verschmolzen, daß die Aneignung Hegels eben zugleich die Aneignung dieses Idealismus, i n s b e s o n d e r e des K a n t i s c h e n , bedeutet. In Deutschland tritt der Positivismus und ein von den Naturwissenschaften genährter Realismus — Glockner spricht hier von dem „Problemkreis der Nova scientia", den Hegel „in seinem System keineswegs bewältigt" habe — an Stelle des durch die Kritik der „Radikalen" erschütterten Althegelianismus. In den anderen Ländern, vornehmlich in E n g l a n d , tritt umgekehrt der deutsche Idealismus (Kant und Hegel) an Stelle des Positivismus und Empirismus. Es ist das eine eigentümliche Überkreuzung der Einflußsphären. Mit H. Stirlings „Secret of Hegel" (1865) begann der Aufstieg des e n g l i s c h e n Neuhegelianismus ( 1 8 7 4 T . H . Greens„Introduction toHume", \S76R.Cairds „Critical Account of the Philosophy of Kant"). Für die Engländer ist Hegel — trotz Coleridge, Carlyle und de Quincy — die Offenbarung einer neuen Welt. „Werde ich", ruft H. Stirling aus, „imstande sein, Euch durch jenes gewaltige, zyklopische Gebäude, jenes ungeheure Gefüge, jenen riesenhaften Stapel, jene unermeßliche Masse hindurchzuführen, die nichts von allem, was bisher in
Neuhegelianismus in England, Frankreich, H o l l a n d
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Frankreich oder England oder der Welt hervorgetreten, ähnlich ist?" — In I t a l i e n ist die, den einheimischen Ontologismus (Gioberti und Rosmini) ablösende neapolitanische Hege/schule (Vera, Spaventa, Ercole u. a.) zwar älteren Datums; Spaventas H a u p t w e r k e — auf die sich der spätere Neuhegelianismus Croces und Gentiles (s. u.) vornehmlich bezieht — gehören jedoch ebenfalls diesen Jahren an. — In F r a n k r e i c h ist der etwas früher als in Deutschland ausgebildete Neukantianismus Ch: Renouviers (1815—1903) antimetaphysisch und insofern hegelfeindlich. Aber wie Renouviers Philosophie als solche in eine personalistische Metaphysik mündet, so ist seine Kategorienlehre von vornherein d i a l e k t i s c h angelegt (indem von der Urkategorie der Relation durch die Momente der Unterscheidung, Identifizierung und Bestimmung zu den anderen Kategorien fortgeschritten wird) und enthält bereits die „Hegelproblematik", die dann im Neuhegelianismus O. Hamelins (1856—1907) zum Durchbruch kommt. — In H o 11 a n d tritt der Neuhegelianismus zuerst bei G. J.P. Bolland (1854—1922) auf, der ursprünglich Anhänger E. v. Hartmanns war, 1902 den Bruch mit Hartmann vollzog und 1904 (Zuivere Rede) ein neuhegelisches System begründete. Bollands Schüler, die „Bollandianer", faßten ihr Hegeltum als eine Art Missionstätigkeit auf: aus der Bollandgesellschaft entstand denn auch (1930) der I n t e r n a t i o n a l e Hegelb u n d , der bisher drei Kongresse veranstaltet hat (1930, 1931, 1933) und nach seinen Satzungen die „Förderung des Studiums der Philosophie im Hegeischen Geiste" bezweckt. Mit / . Pen (1915) beginnt der holländische N e u hegelianismus „prinzipiell" zu werden, d. h. sich der Abweichungen Bollands von Hegel (sowohl hinsichtlich der Methode, die bei Bolland objektivistisch und empiristisch ist, als auch hinsichtlich der Unterschätzung der „Phänomenologie des Geistes" bei Bolland) zu erwehren. Hessing und Wigersma sind die unter den Gegenwärtigen führenden Neuhegelianer in Holland. 5*
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Neuhegelianismus
Der Neuhegelianismus läßt sich in allen Ländern als Bestandteil der H e g e l B e w e g u n g oder als Bestandteil des N e u i d e a l i s m u s betrachten. Mit der Hegelbewegung selbst haben wir es hier nicht zu tun. Es kommt also nur darauf an, diejenigen Momente herauszuheben, welche die neuhegelischen Systeme mit den anderen neuidealistischen Systemen g e m e i n s a m haben. Audbt da freilich müssen wir uns mit Andeutungen begnügen. Denn wenn es auch in Deutschland nicht viele Systematiker gibt, die sich als Neuhegelianer bezeichnen, so ist doch z. B. in England und Italien die neuidealistische Philosophie fast überall neuhegelisch. In England sind Stirling, Green und (die Brüder) Caird nur die Pioniere. Erst Bradley, PringlePattison, Bosanquet (1848—1923) und Mc. Taggart sind die Systematiker des Neuhegelianismus und bezeichnen seine Blütezeit. Diese erstreckt sich von den 90er Jahren bis zum Ausbruch des ersten "Weltkrieges. Daß der "Weltkrieg den "Wendepunkt bildet, hat gewiß auch politische Gründe. Sie genügen aber nicht. „Nach Bosanquet verdunstet die Oxforder Tradition in einer "Wolke von unklaren und wortreichen Idealisten, von denen jeder, um originell zu sein, irgend eine kleine Veränderung an dem System anzubringen wünscht, von denen einige sogar den Namen Idealisten ablehnen, die aber alle grundsätzlich auf Bosanquet bauen" (C. Sutton 1927). Es ist also auch ein innerer Auflösungsprozeß, der den englischen Neuhegelianismus zuletzt unfähig macht, die Gegenwartsprobleme zu meistern. Anders liegen die Dinge in I t a l i e n , dem klassischen Lande der Hege/tradition. Die — sehr verschieden gearteten — SystemeH. Croces (1866—1952) und G.Gentiles (1874—1944) bezeichnen nicht nur die höchste Form der sich auf Hegel berufenden neuidealistischen Philosophie, sondern wirken auch unmittelbar auf die Gegenwart im eigentlichen Sinne. Obwohl beide an Spaventa anknüpfen, liegt doch eine Spanne kritizistischen und positivistischen Philosophierens zwischen ihnen und der neapolitanischen
Croce und Gentile
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Schule. Bekanntlich war Gentile 1922—1925 Unterrichtsminister in der Regierung Mussolinis und Schöpfer der damaligen Unterrichtsform ( R i f o r m a G e n t i l e ) ; als repräsentativer Denker des Faschismus gilt er jedoch zu Unredit. Nach Gentiles Tode, oder vielmehr schon vorher, wurde der Neuhegelianismus in Italien durch ein der faschistischen Ideologie gemäßeres Denken ersetzt, das sich bei Evola als „magischer" Idealismus vom Neuidealismus unterscheidet — eine Mischung aus Nietzsche, Novalis, Bergson und neuhegelischen Restbeständen und offenbar ein Zeichen des Verfalls. (Auch Alfieri, Calogero, Carabellese und Guzzo streben alle von der „Synthese" Gentiles hinweg zu irrationalistisch-realistischen Voraussetzungen.) Croce und Gentile bezeichnen gerade in ihrer Gegensätzlichkeit die Spannweite des neuidealistischen Hegelianismus. Beide sind Systematiker. Die Systematik Croces — er spricht lieber von „Systematisation" — ist ausgebreiteter, flächenhafter, diejenige Gentiles enger und konzentrierter. Beide sind Dialektiker; aber der entscheidende Gesichtspunkt Croces ist der, daß es zwei Arten von Dialektik gibt: eine Dialektik der G e g e n s ä t z e (opposti) und eine Dialektik der U n t e r s c h i e d e (distinti), während Gentile, der von vornherein vom Akt des Denkens ausgeht, nur den Unterschied von abstraktem und konkretem Logos anerkennt. Beide sind Kritiker und haben gemeinsam an der 1903 von Croce gegründeten Zeitschrift „La Critica" gearbeitet, wobei „Kritik" hier in universalem, Literatur, Kunst, Geschichte und Philosophie umfassendem Sinne zu verstehen ist. Beide sind Ästhetiker mit dem Unterschiede, daß Croces „Ästhetik" (1902) noch seiner vorhegelischen Periode angehört — er vertiefte sich erst 1905 in das Studium der Hege/sehen Werke —, Gentiles Philosophie der Kunst (1931) dagegen das Ganze seines Systems enthält. Beide verhalten sich zu Hegel ebenso zustimmend wie ablehnend, aber in sehr verschiedenem Sinne. Croce, durch
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Neuhegelianismus
seine Schrift „Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie" (deutsch 1909) in Deutschland bekanntgeworden, sieht in Hegels Begriff des Geistes, als des „konkret Universalen mit der Dialektik der Gegensätze", und in Hegels „Theorie der Abstufungen der Wirklichkeiten" das Lebendige, in Hegels sogenanntem Panlogismus einen „krankhaften Auswuchs" — eine Abart der Philosophie („Philosophismus"). Und er verurteilt besonders den „Rechtsübergriff" der Geschichte gegenüber, der in Hegels anspruch einer „Deduktion" der Geschichte liegt: bei Hegel „wird die ganze Geschichte zur heiligen Geschichte". Gentile kritisiert Hegel nicht in dieser Form. Er weicht von Hegel ab, indem er ihn gleichsam übertrumpft. U n d es ist kein Zufall, daß er dabei zu Fichte zurückkehrt. Der Grundbegriff seines „a k t u a 1 e n I d e a l i s m u s " nämlich ist der des r e i n e n A k t e s (Theoria generale dello Spirito come Atto puro, 1916), d. h. jener, Fichtes „Tathandlung" entsprechende Denkakt, durch welchen und in welchem alles Objektive existiert. „Die aktualistische Philosophie trägt ihren Namen von der von ihr vertretenen Methode: man könnte diese als Methode der absoluten Immanenz bezeichnen." Hegels „objektive" Logik wird in die subjektive des reinen Aktes aufgenommen; f ü r Hegel ist der Begriff eine „realtà pensate", keine „realtà pensante" wie für Gentile. Groce und Gentile kennen beide keine echte T r a n s z e n d e n z. Für Groce ist dies das untrügliche Kennzeichen seiner Philosophie als L e b e n s p h i l o s o p h i e . Alle distinkten Begriffe hängen in der Einheit des universalen Begriffs zusammen, wie die Lebensmanifestationen in der G e s c h i c h t e zusammenhängen. Wie die reale Geschichte des Lebens eine Folge von „Stufen", so ist die ideale Geschichte des Begriffs eine Folge von Begriffsstufen: „die distinkten Begriffe stellen sich als ewige, ideale Geschichte in einem stetigen Kommen und Gehen dar". Der edite Begriff — das führt Croce in seiner Logik
Croce und Gentile
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(Logica come scienza del Concetto puro, 1909) aus — ist ein Organismus; die Beziehung der Mannigfaltigkeit zur Einheit ist eine Beziehung der Glieder zum Ganzen. Gentiles Aktualismus hat weniger ausgesprochen „lebensphilosophische" Züge. Er nimmt auch das Transzendenzproblem auf. Freilich nur in der dialektischen Weise, daß die Transzendenz (als „entäußerte" Immanenz) -wieder in die Immanenz zurückkehren soll, oder, wie Gendle es formuliert: die Synthese von Immanenz und Transzendenz liegt in der I m m a n e n z . Nicht einverstanden mit Croces „höhnendem Ton gegen die theologisierende Philosophie", aber im Grunde Atheist wie dieser (die Kirche hat sie auch beide auf den Index gesetzt), möchte er sich einen Zugang zur R e l i g i o n s p h i l o s o p h i e offenhalten (Discorsi di religione, 1920), indem er Gott als „das absolut negative Objekt des Subjekts, das Unendliche als Objekt" zuläßt. Für seine Immanenzphilosophie ist das eine schwer tragbare Belastung. Soll Gott ein Objekt sein, das der Gedanke nur als „Aufhebung der eigenen Subjektivität" erfassen kann, so verliert entweder diese „Erfassung" oder die totale Immanenz ihren Sinn. Croce und Gentile sind beide R a t i o n a l i s t e n . Es gibt für Croce keine „Partialphilosophie", keine Begrenzung des Denkens, kein Unerkennbares, keine Transzendenz. Dualismus, Skeptizismus, Mystizismus sind Abarten der Philosophie, und den Mystizismus möchte Croce, so human er sonst ist, geradezu verbieten. Natürlich ist er Rationalist im Sinne Hegels: die Realität ist Geist und Geschichte und als solche „Begriff" (Croce spricht nicht wie Hegel von Idee), wobei der echte oder konkrete Begriff von den f i k t i v e n Begriffen (z. B. Haus, Katze, Rose) und „begrifflichen" F i k t i o n e n (z. B. Dreieck, kräftefreie Bewegung) zu unterscheiden ist. Er ist auch Rationalist im lebensphilosophischen Sinne, d. h. die Schau (Intuition) geht dem Intellekt voraus. „Die In-
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Neuhegelianismus
tuition gibt uns die "Welt, das Phänomen; der Begriff gibt uns das Noumenon, den Geist." Gentile ist Rationalist in dem Sinne, daß das Bewußtsein, von dem er ausgeht, der Akt des D e n k e n s ist: das sich denkende Denken oder das Denken im Vollzug (nicht der Akt, den man denkt, sondern der Akt, der denkt; — wird der Akt als „Objekt" des Denkens genommen, so ist er nicht der ursprüngliche oder reine Akt). Doch würde das noch nicht genügen. Es ist vielmehr Gentiles echt rationalistische Voraussetzung, daß der sich in der Dialektik des I c h b e w u ß t s e i n s entfaltende Akt zugleich der sich in der Dialektik der W i r k l i c h k e i t entfaltende Geist, daß das aktuale Ich (Io attuale) „das Leben des universellen, konkreten, unendlichen Individuums" ist, dessen Körper wir die Natur nennen. Hier wird nun — und das muß zum Abschluß unseres Vergleiches genügen — die Differenz zwischen Croce und Gentile hinsichtlich des N a t u r b e g r i f f s hervortreten. Für Croce gibt es keine Naturphilosophie, d. h. keinen philosophischen Begriff der Natur (sondern nur einen naturwissenschaftlichen, der aber kein echter Begriff ist); für Gentile ist Natur nicht das Außereinander in Raum und Zeit, das als Vehikel mathematischer Konstruktionen dient, die Materie als reines Quantum, sondern sie ist natura naturans, die schöpferische Natur Giordano Brunos, die in einer „unentbehrlichen Beziehung" zum Ich steht — die Unmittelbarkeit schlechthin als das „Element", welches das Prinzip des Bewußtseins „auf absolute und nicht weiter zurückführbare Weise sich selbst entgegensetzt" (Fichtes Nicht-Ich). Aber die Natur kann — im Unterschiede zu Gott — nur ein „relativ negatives Objekt" genannt werden; denn diese Entgegensetzung wird in der Verwirklichung des Geistes, in der G e s c h i c h t e , (als dynamischer Natur, dem „Drama der Wirklichkeit") wieder aufgehoben.
Deutscher Neuhegelianismus
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In D e u t s c h l a n d selbst gibt es nur wenig Ansätze zu einer neuhegelischen Systematik, so intensiv die Beschäftigung mit Hegel auch ist. Man müßte, wie von „Hegelproblematik", „Hegelnähe", „Hegelatmosphäre" (Glockner), so auch von einem „H e g e l k o m p l e x " in der deutschen Philosophie — und nur in ihr — sprechen, einer wunden Stelle, an die man nicht rühren durfte, ohne als Metaphysiker des Unsinns verurteilt zu werden. Trendelenburgs Kritik der Hege/sehen Dialektik ist eben doch von so nachhaltigem Einfluß auf die Einstellung zur Hegelschen Philosophie gewesen, daß es zu einem „prinzipiellen" Neuhegelianismus nicht kommen _ konnte. Wo eine neuhegelische Systematik erstrebt wird: bei R. Kroner („Von Kant bis Hegel", 1921—1924; „Die Selbstverwirklichung des Geistes", 1928) und H. Glockner („Hegel", 1929; „Das Abenteuer des Geistes", 1938; „Einführung in die Philosophie", 1944), sind es im Grunde nur Versuche, den werttheoretischen Idealismus mit Hege/sdien Fragestellungen zu verbinden. Daß in beiden Fällen gerade Richert, der sich am schärfsten gegen alle Dialektik ausgesprochen hat, die Voraussetzungen für diesen Neuhegelianismus hergeben mußte, ist nicht verwunderlich. Fordert doch sein „heterologisches" (heterothetisches) Prinzip des „Einen und Anderen" (s. o.) eine dialektische Bestimmung geradezu heraus. In diesem Sinne hat besonders R. Kroner von Rickert aus eine d i a l e k t i s c h e Kulturphilosophie entwickelt, wobei er, ganz neuidealistisch, nur Hegels „objektiven", nicht seinen „absoluten" Geist gelten läßt bzw. eine „absolute" Versöhnung des Geistes mit sich selbst nicht anerkennt. Glockner, der von Dilthey zu Rickert kam und auf die Hegelforschung besonders durch sein vierbändiges H e g e l l e x i k o n (1931 f.) gewirkt hat, verhält sich noch viel spröder zu Hegels System und Methode. Die dialektische Methode möchte er „zerbrechen", um Hegels
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Neuhegelianismus
Philosophie zu „verstehen". Freilich ist er sich klar darüber, daß ein „dialektikfreier" Hegel kein Hegel mehr ist. Aber: „Der dialektische Hegel ist nicht der ganze Hegel." Und er geht noch weiter: auch der ganze Hegel bedarf der E r g ä n z u n g , besonders durch die Irrationalitätsphilosophie des 19. Jahrhunderts (von Schleiermacher bis Dilthey). So gelangt er zu der Konzeption eines „neuartigen Hegelianismus, der das umfassende Erbe des 18. und 19. Jahrhunderts antritt, und diese Problemgehalte neu zu organisieren versucht", zu einem Hegelianismus, der die „panlogische" Dialektik Hegels in einer umfassenderen rational-irrationalen Methode „aufhebt".
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Literatur
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erkenntnis, Tübingen 1929. — J . EBBINGHAUS, B . Croces Hegel, in: Kantstudien XVI (1909). — C. A. EMGE, Hegels Logik und die Gegenwart, Karlsruhe 1927. — G. GENTILE, Der aktuale Idealismus, Tübingen 1931. — Ders., Philosophie der Kunst, Berlin 1934. — J. BAUR, G. Gentiles Philosophie und Pädagogik, Langensalza 1935. — C. SGANZINI, G. Gentiles aktualistisdier IdealisIismus, in: Logos XIV, 1925. — H . GLOCKNER, Hegel I, Stuttgart 1929, II 1940. — Ders., Das Abenteuer des Geistes, Stuttgart 1938. — Ders., Einführung in das Philosophieren, Berlin o. J. ( 1 9 4 4 ) . — J. HESSING, Das Selbstbewußtsein des Geistes, Stuttgart 1936. — J. KOHLER, Neuhegelianismus, in: Archiv f. Rechts- und Wirtschaftsphilosophie I, 1907. — Ders., Vom Positivismus zum Neuhegelianismus, ebd. III 1909. — R. KRONER, Von Kant bis Hegel I, Tübingen 1921, II, Tübingen 1924. — Ders., Die Selbstverwirklidiung des Geistes, Tübingen 1928. — Ders., Hegel, zum 100. Todestag, Tübingen 1932. — Ders., Kulturphilosophische Grundlegung der Politik, Berlin 1931. — G. LASSON, Was heißt Hegelianismus? Berlin 1916. — H. LEVY, Die Hegelrenaissance in der deutschen Philosophie, Berlin 1927. — A. LIEBERT, Geist und Welt der Dialektik I, Berlin 1929. — G. LUKACS, Geschichte und Klassenbewußtsein, Berlin 1922. — S. MARCK, Hegelianismus und Marxismus, Berlin 1922. — H . MARCUSE, Hegels Ontologie und die Grundlegung einer Theorie der Geschichtlichkeit, Frankf. a. M. 1932. — H . SCHOLZ, Die Bedeutung der Hegeischen Philosophie für das philosophische Denken der Gegenwart, Berlin 1921. — W. WINDELBAND, Die Erneuerung des Hegelianismus, Heidelberg 1910.
III. Irrationalismus und Intuitivismus W i e sich die Romantik zum klassischen Idealismus verhält, so verhält sich die sogenannte N e u r o m a n t i k zum Neuidealismus: als wesentlich irrationalistisches, v o n der Linie des „abendländischen Rationalismus" (L. Ziegler) abweichendes Philosophieren. N u r daß der Neuidealismus — wenigstens der über einen selbständigen Ansatz ver-
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Irrationalismus und Intuitivismus
fügende — seinerseits eine stärkere Neigung zum Irrationalismus besitzt als der noch vom Vernunftglauben des 18. Jahrhunderts bestimmte klassische Idealismus. Daß ihm Geist, Vernunft, Idee zum Ausdruck jenes „Lebens" werden, welches dem „Absoluten" des klassischen Idealismus zwar vergleichbar, aber nicht wie dieses rationalisierbar, als L o g i k des Absoluten darstellbar ist. Es genügt also nicht, auf den Irrationalismus der Neuromantik allein zu verweisen, um sie von der neuidealistischen Philosophie zu unterscheiden. Es bedarf noch eines anderen Hilfsbegriffs, der freilich für sich ebenso vieldeutig ist wie der des „Irrationalen", dessen Sinn sich aber aus der Anwendung bei den einzelnen Denkern klären wird. Das ist der Begriff der I n t u i t i o n . Neuidealismus und Neuromantik sind beide „Lebensphilosophie". Aber die Neuromantik ist i r r a t i o n a l i s t i s c h e r I n t u i t i v i s m u s (Intuitionismus), d. h. eine das Leben in seiner Unergründlichkeit und Alogizität unmittelbar anschaulich zu erfassen suchende, vom Bildgehalt des Lebens (den „Charakteren", Klages) bzw. vom Leben als „Urphänomen" ausgehende Philosophie. Eine beim „Erleben" einsetzende Lebensphilosophie, wie Diltheys Neuidealismus, stellt das Leben in die Reflexionsform (Er-leben) und ist als „Selbstbesinnungslehre" notwendig B e w u ß t s e i n s p h i l o s o p h i e . Wie der klassische Idealismus, ist auch der Neuidealismus aus einer solchen Bewußtseins- oder Immanenzphilosophie hervorgegangen, wenn er nicht geradezu (wie Richert oder Natorp) im „erkenntnistheoretischen" Idealismus wurzelt. Für die irrationalistische Lebensphilosophie ist dagegen nicht nur jede Erkenntnistheorie, sondern auch jede Art von „Selbstbesinnungslehre" ein Umweg, weil sie die in Frage stehende Gewißheit immer schon voraussetzt und ohne eine A n s c h a u u n g des Lebens nicht auskommt. Die intuitive Gewißheit, die den Kern dieser Anschauung bildet, ist zudem — wie es J. Volkelt, der Theoretiker des Irratio-
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nalismus (1848—1930) formuliert — das unmittelbare Gewißsein eines T r a n s s u b j e k t i v e n . Die intuitive Gewißheit des Lebens würde also gar nicht richtig beschrieben, wenn sie als „bloßes" Erlebnis beschrieben würde. (Umgekehrt macht die neuidealistische Lebensphilosophie geltend, daß sich das Erleben nicht als „bloße" Gewißheit oder Intuition beschreiben läßt; Diltheys Strukturpsychologie betont deshalb immer wieder den erlebten „Zusammenhang", d. h. das Beziehungsgefüge aller Erlebnisse.) Das geschichtliche Verständnis der irrationalistischen Lebensphilosophie knüpft sich an zwei Voraussetzungen: an die Philosophie Arthur Schopenhauers und an die wissenschaftliche Situation der damaligen Zeit. K a n n man von der Romantik im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts sagen, daß die Wissenschaft der Philosophie ents p r i c h t , insofern sie ebenfalls „romantische" Züge aufweist, so gilt von der Neuromantik das genaue Gegenteil: sie tritt in einer Zeit auf, deren Wissenschaft ganz „unromantisch" ist. Zu dieser Wissenschaft, zum Positivismus, zur mechanistischen Biologie und Entwicklungslehre, steht nun die irrationalistische Lebensphilosophie in k e i n e s w e g s b l o ß n e g a t i v e n Beziehungen. Sind die Einflüsse des Positivismus im Neuidealismus (z.B. bei Dilthey) deutlich erkennbar, so sind sie es auch in der Neuromantik (z. B. bei Bergson und Nietzsche). Natürlich ist der philosophische Lebensbegriff vom biologischen verschieden. In der vom „Erleben", „Tatleben" (Eucken) ausgehenden neuidealistischen Lebensphilosophie besteht auch gar nicht die Möglichkeit einer Verwechslung. Von der irrationalistischen Lebensphilosophie ist dagegen oft gesagt worden, daß sie B i o l o g i s m u s sei, d. h. biologische Vorstellungen zu Unrecht philosophisch verallgemeinere. Aber man muß doch wohl fragen, ob der Lebensbegriff der Biologie so ganz unabhängig von philosophischen Voraussetzungen ist, daß er als naturwissen-
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schaftlicher überhaupt nicht mit einem philosophischen Lebensbegriff „verwechselt" werden kann, ob also die Verschiedenheit von Biologie und Philosophie des Lebens immer und überall eine W e s e n s Verschiedenheit ist. In der Biologie ist die Lage jedenfalls die, daß Ende der 90er Jahre ein Wandel in den Lebenstheorien einsetzt, der zeitlich mit dem Heraufkommen der neuromantischen Lebensphilosophie zusammenfällt und daß zwischen Biologie und Lebensphilosophie Beziehungen bestehen. Der in diesen Jahren beginnende N e o v i t a l i s m u s und N e o l a m a r c k i s m u s (H. Driesch, R. France, A. Pauly, ]. Reinke, A. Wagner u. a.), von den Häckelianern als reaktionär und dualistisch gebrandmarkt — was, wenigstens hinsichtlich, des Dualismus, auf den Gegensatz von „ganz" und „unganz" bei Driesch auch zutrifft —, geht überall von philosophischen Fragen aus. Bei Driesch und Reinke („Die Welt als Tat", 1899, „Philosophie der Botanik, 1905) kommt es sogar zu einer Personalunion von Philosophie und Biologie; man darf dabei allerdings nicht das, zuerst 1909 in der „Philosophie des Organischen" dargestellte System Drieschs ohne weiteres als irrationalistisch-intuitivistische Lebensphilosophie bezeichnen. Auf der anderen, rein philosophischen Seite war es E. v. Hartmann, der schon in seinem Jugendwerk, sodann in mehreren Monographien (1872, 1875, bis zum „Problem des Lebens, 1906) biologischen Problemen mit spekulativen Mitteln beizukommen suchte, und der den „neuen Kurs in der Biologie" (A. Wagner 1907) dadurch sicherlich gefördert hat. Das wichtige Jahr 1909, in welchem außer dem Hauptwerk Drieschs die „Maschinentheorie des Lebens" von / . Schultz (1862—1936) als Versuch einer neuen Rechtfertigung und Weiterführung des M e c h a n i s m u s erscheint, bringt nun aber auch einen wichtigen neuen Beitrag zum Vitalismusproblem: die Schrift J. v. Uexkülls (1864—1944) über Umwelt und Innenweh der Tiere, durch die der Biologie nicht nur eine neue Disziplin, die Umweltforschung, gesichert, sondern durch
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die auch der Vitalismus auf einen anderen Grund — nämlich den der Kantischen Erscheinungslehre — gestellt wird, und die ihre Krönung in der 1920 erschienenen „Theoretischen Biologie" v. Uexkülls, der wohl sonderbarsten „Theoretischen Biologie", die je in Deutschland geschrieben wurde, erhielt. Während Driesch, könnte man sagen, von den in der Kritik der Urteilskraft selbst enthaltenen Ansätzen ausgeht — im Gegensatz zum Neukantianismus, der stets die entgegengesetzten mechanistischen Ansätze Kants betont hat —, geht v. Uexküll aus von der Rolle des „Subjekts beim Aufbau der Erscheinungswelt", genauer: von der inneren Planmäßigkeit unseres „Gemüts", also von der „erkenntnistheoretischen" Grundthese Kants selber (ähnlich wie 1933 G. Wolff in „Leben und Erkennen" von der teleologischen Grundauffassung Kants als dem Fundament seines philosophischen Systems überhaupt spricht). Während er die Lehre von der Zweckmäßigkeit in der Natur ganz ablehnt, setzt er an - Stelle des „Faktors E " (Entelechie) Drieschs den „Impuls" bzw. das Impulssystem, das für die übermaschinellen Leistungen des Organismus verantwortlich gemacht wird. Diese sieht er von Seite ihrer „Planmäßigkeit": „ein innerer Plan läßt aus dem Keimplasma immer von neuem die in ihre Umwelt eingepaßten Lebewesen entstehen". Die v. Uexküllsche Ablehnung des Darwinismus — auf die Kritik der Neolamarckisten am Darwinismus braudien wir hier nicht einzugehen — erhält eine unerwartete Unterstützung von seiten der Paläobiologie und Umweltlehre der fossilen Organismen (paläobiologische Ökologie). Hier ist es E. Dacque (1878—1945), der nach der Veröffentlichung einer Reihe von Fachwerken („Vergleichende biologische Formenkunde der fossilen niederen Tiere", 1921 u. a.) in „Umwelt, Sage und Menschheit" (zuerst 1924) geradezu eine Wiederbelebung altnaturphilosophischer Thesen (Okens) bringt, wonach der Mensch nicht bloß das Ziel und insofern der Sinn, sondern auch die
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„Urform" der Entwicklung ist. In zwei Arbeiten („Natur und Seele", 1926, „Leben als Symbol", 1928) wird diese „magische" Weltanschauung — ein wichtiger Beitrag zur Philosophischen Anthropologie der 20er Jahre — über den Punkt des bloß zeitlichen Zusammenhanges von Mythus und Menschheitsentwicklung hinausgeführt und die „rationale Forschung selbst dem höheren Begriff des Mythischen ein- und untergeordnet". Womit eigentlich die irrationalistische Lebensphilosophie schon überschritten ist. Denn diese will nicht „magisdie Weltsicht" sein und „in der Natur die Seele" schauen. Man muß sich die Revision der Abstammungslehre bei Dacque so vorstellen: es gibt einen zentralen Stamm, eine „stammbaumhafte Wurzel" des Tierreiches, deren „Urform" der Mensch als Idee ist. Also nicht der wirkliche Mensch ist Ursprung der Tiergattungen, auch kein wirkliches Tier, etwa der höhere Affe, Ursprung des Menschen, sondern der Mensch ist „potentiell die durchgehende innere, ideale und doch „wirkliche" (sc. wirksame) Urform"; es gibt einen Gesamtstammbaum des Menschen, von dem sich immer mehr Tierhaftes „ablegt". „Die Entwicklung des Tierreiches ist in ihrer naturhistorischen Tatsache das Symbol des Menschen als Natur". Es versteht sich, daß diese mythologisierende Deszendenztheorie auf die benachbarten Gebiete der Ethnologie (Th. W. Danzel, „Magie und Geheimwissenschaft", 1924; „Der magische Mensch", 1928) und der eigentlichen Mythenforschung ausstrahlt. Hier ist es um diese Zeit besonders O. Goldberg, der in seinem Buche: „Die Wirklichkeit der Hebräer" (1926) den sogen. Totemismus bzw. Tierkult allererst vom jüdischen Volke überwunden sein läßt. Unterstützt wird er dabei von E. Unger („Wirklichkeit, Mythos, Erkenntnis", 1928) und A. Caspary. Um noch einmal auf v. Uexküll zurückzukommen, so ist es vielleicht von Interesse, daß dieser bahnbrechende Biologe 1942 — zwei Jahre vor seinem Tode — die Bonner
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Antrittsvorlesung Jobannes Müllers über das „Bedürfnis der Psychologie nach einer philosophischen Naturbetrachtung" (1824) mit eigenen Zusätzen herausgab (erschienen 1947). In dieser, ebenfalls sehr merkwürdigen Veröffentlichung, werden die Zusammenhänge des Neovitalismus mit der Lebensphilosophie einerseits und der Romantik andererseits schon aus der Wahl des Themas voll sichtbar — allerdings auch der weitergreifende Ansatz Dacques; denn der Olympier unter den Physiologen spricht mit großer Selbstverständlichkeit von „mythischer Physiologie" und „mystischer Behandlung" (der Erscheinungen bzw. des Erscheinens). Diese Auffassung macht sich v. Uexküll nicht zu eigen, nimmt aber Gelegenheit, seine eigene „Lebensphilosophie" zu umschreiben: „Die menschliche Erfahrung reicht nicht aus, um das Leben zu erfassen, weil der menschliche Verstand selbst ein Erzeugnis des Lebens ist. Jede Erfahrung ist notwendig an die Grenzen des Verstandes jenes Subjektes gebunden, das die Erfahrung macht. Das Leben jedoch, das die Subjekte erzeugt, geht über die Grenzen jedes Subjektes hinaus. Das Leben ist nicht egozentrisch, ja nicht einmal anthropozentrisch — das wird es nur durch unsere Betrachtungsweise, welche die Erfahrungen aller menschlichen Beobachter auf den gleichen Nenner bringen will." Der eigentliche Repräsentant einer sich auf die Biologie stützenden irrationalistischen Lebensphilosophie ist natürlich Henri Bergson, dessen Hauptwerk „L'Evolution creatrice" 1907 erschien und von großem Einfluß auf die französische und deutsche Philosophie wurde. Bergson kommt nicht nur vom Positivismus (Spencers) her, sondern hat auch in eigenartiger Weise Wissenschaft und Spekulation, Positivismus und Metaphysik miteinander verbunden. In der Intuition treffen die exakten Wissenschaften und die Metaphysik zusammen: „eine wahrhaft intuitive Philosophie würde die so sehr ersehnte Vereinigung der Metaphysik und der Wissenschaft verwirklichen." Diese „Verwirklichung" erfolgt aber nicht auf wissenschaft6
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lichem Boden; Bergson ist nicht Wissenschaftssynthetiker. Sie erfolgt auch nicht in der Weise jener „induktiven" Metaphysik (W. Wundt, E. v. Hartmann), die vom empirisch Gegebenen zum Metaphysischen „aufsteigen" zu können glaubt, sondern sie erfolgt in der Form einer metaphysischen D e u t u n g der anorganischen oder materiellen Welt durch die organische oder biologische: diese ist primär, die Materie sekundär, — eine Art Selbstunterbrechung, Entwertung, Gegenbewegung des Lebens, ein Nachlassen des „Lebensschwunges" (elan vital). Bereson ist als Positivist Romantiker und möchte als Romantiker positivistisch verfahren: „Tatsachenlinien" finden und sie so weit ausziehen, daß sich die „"Wahrscheinlichkeit", auf dem Wege zur letzten Gewißheit zu sein, mehr und mehr steigert. Diese Mischune ist f ü r die ganze Neuromantik kennzeichnend. Zur deutschen Romantik der klassischen Zeit hat Beresort aber auch einen unmittelbaren Zugang, und zwar durch die Philosophie A. Schopenhauers, die wir als die erste Voraussetzung f ü r das geschichtliche Verständnis der irrationalistischen Lebensphilosophie bezeichneten. Wobei Schopenhauer und Schelling, ihrem tatsächlichen Zusammenhange entsprechend, 1 ) auch in Frankreich eine gewisse Einheit bilden. Bei F. Ravaisson (1813—1900"), der in München Schelling gehört hatte, nimmt die Schule Maine de Birans, der im Grunde alle französischen Metaphysiker des 19. Jahrhunderts angehören, Züge des Schellingschen „Idealrealismus" (realisme spiritualiste) auf; bei J. Lachelier tritt der besondere Anteil Schopenhauers schon stärker hervor. Zweifellos hat Bergson Schopenhauers Werke studiert und benutzt. Worauf beruht die Bedeutung gerade Schopenhauers f ü r die Lebensphilosophie? Gewiß ist die Grundkonzeption seines Werkes romantisch. Aber in der Durchführung 1) Vol. hierzu und zum folgenden Philosophie des 19. Jahrhunderts, Bd. I, S. 141 f.
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erweist er sich doch nur als „halber" Romantiker. Der Heidelberger Romantik steht er fern; seine aufklärerischen Elemente lassen ihn mit dem Materialismus paktieren; sein Vorstellungsidealismus findet die Zustimmung der ersten Neukantianer; als erbitterter Gegner Hegels und der spekulativen Theisten zeigt er den Zeitgenossen die reine Weste seiner Metaphysik. Sein Weltwille ist nicht das „Absolute" des Idealismus, seine intuitive Erkenntnis nicht intellektuelle Anschauung. Der Weltwille ist auch nicht Tatwille, sondern Lebenstrieb, blinder Lebensdrang. E r ist nicht vernünftig, sondern unvernünftig, sich in den Individuen bzw. in den Egoismen der Einzelwillen selbst bekämpfend, — K a m p f ums Dasein. Die W e l t ist schlecht, nichtig, erlösungsbedürftig. T r o t z d e m ist sie ein Kosmos, ein Stufenbau, eine Potenzenreihe. Es ist klar, daß diese vieldeutige und unausgeglichene Philosophie auf die verschiedenste Weise interpretiert und fortgeführt werden konnte: in realistischem oder idealistischem, monistischem oder pluralistischem, atheistischem oder theistischem Sinne. Die Weiterbildung zur N e u r o m a n t i k ist dabei von der Schopenhauerschule im engeren Sinne ebenso zu unterscheiden wie von den „voluntaristischen" neuidealistischen Systemen (Wandt, Paulsen, in Frankreich: Fouillee), im Grunde ließ sich Schopenhauer schulmäßig überhaupt nicht fortpflanzen, und was der Neuidealismus als „Voluntarismus" auf Schopenhauer beziehen zu müssen glaubte, bezog sich eher auf Fichte, I n Schopenhauers Sinn philosophieren hieß vielmehr, durch die Schicht seiner Begrifflichkeiten hindurchstoßen, sich seiner A n s c h ä u u n g vom Leben und Menschen bemächtigen, in den romantischen Kern seiner Grundkonzeption eindringen.
Friedrich Nietzsche Das hat in Deutschland zuerst Friedrieb Nietzsche unternommen, abseits von allem „Schopenhauerianismus", aller akademischen Verwertung Schopenhauersdier Begriffe und 6"
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überhaupt aller Universitätsphilosophie, im Bunde mit Richard Wagner, der in Schopenhauer den Sinn seines eigenen Werkes fand. Und wir ständen damit vor der unlösbaren Aufgabe, Nietzsches zeitlich ganz dem 19. Jahrhundert angehörende, sachlich und wirkungsmäßig dagegen in alle Räume der Gegenwartsphilosophie ausstrahlende Gedankenwelt zu umschreiben. Was von Dilthey gilt, daß eine Geschichte seiner Philosophie eine Geschichte des Gegenwartsdenkens unter dem Gesichtspunkte Diltheys sein müßte, — um wieviel mehr würde es von Nietzsche gelten, der inner- und außerhalb Deutschlands weit tiefere Wirkungen hatte, ohne daß bis jetzt auch nur die geringste Aussicht auf eine einheitliche Interpretation seiner Lehren, Forderungen, Verkündigungen, seines „Systems", bestände. Die N i e t z s c h e p h i l o l o g i e , ein trauriges Kapitel aus der Geschichte deutscher Gelehrtenarbeit oder vielmehr Literaturbeflissenheit — denn Nietzsche galt zu seinen Lebzeiten als Dichterphilosoph wie Tolstoj, Dostojcwsky, Maeterlinck, als Kultur- und Gesellschaftskritiker, „Sozialaristokrat" im Sinne darwinistischer Soziologie, als Individualist, Freigeist, un- oder überwissenschaftlicher Philosoph (A.Riehl), jedenfalls nicht als ernstzunehmender Denker — beginnt mit der Ausgabe Peter Gasts (1893), die so willkürlich war, daß sie abgebrochen und durch eine andere, von Koegel, v. Hellen, E. und A. Hornel er u. a. veranstaltete, ersetzt werden mußte (1896). An ihr, wie an der Ausgabe der „Gesammelten Briefe" (1900 ff.) hatte Nietzsches Schwester Elisabeth Förster (1846—1935) maßgebenden Anteil. Sie schrieb auch, im Gartenlaubenstil und voller Verfälschungen, die erste B i o g r a p h i e Nietzsches (1895—1904) *). Sie war die treibende Kraft des sogenannten N i e t z s c h e a r c h i v s in Weimar (und erhielt für ihre Tätigkeit 1921 den 1) „Wenn sie zu einem guten Teil nicht . . . auf gedruckten Gänsefüßchen ginge, —• wür ginge noch mit dieser Biographie?" (G. N a u m a n n 1899).
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Ehrendoktor der Universität Jena). W i e zu Lebzeiten Nietzsches an Franz Overbeck, dem Baseler Kirchenhistoriker und Freund Nietzsches (1837—1905), so fand sie nach seinem T o d e an C. A. Bernoulli ihren Widersacher: die von ihm, von Hofmiller, Podach u. a. ausgehenden Angriffe ließen die Notwendigkeit einer k r i t i s c h e n Ausgabe immer wieder hervortreten. Es kam aber erst 1933 dazu, und nach Veröffentlichung von 5 Bänden aus Nietzsches Frühzeit und vier Briefbänden blieb auch diese Ausgabe im Ansatz stecken. Die philologischen Mißstände betreffen dabei weniger die von Nietzsche selbst veröffentlichten Schriften als den N a c h l a ß bzw. die unter den T i t e l : „Der Wille zur Macht, Versuch einer Umwertung aller Werte" gestellten Aphorismensammlungen. Diese jedenfalls in erster Linie. Denn der „Wille zur Macht" sollte Nietzsches Haupt- und Systemwerk werden. Nach einer mißglückten Ausgabe
von 1901 hatten Peter
Gast
und Elisabeth
Förster-
Nietzsche 1896 auf Grund der Dispositionen Nietzsches vom 17. 3. 1887 die bisher allgemein benutzte, in die Taschenausgabe (Bd. 9 und 10) aufgenommene Ausgabe hergestellt. Sie war aber willkürlich (denn es gibt noch andere Dispositionsentwürfe) und unkritisch. Eine 1940 von F. Würzbach veranstaltete neue Ausgabe setzt an Stelle der bisher aufgenommenen ca. 1000 Aphorismen über 2300, kümmert sich nicht um Chronologie und Entwicklungsgeschichte, behandelt vielmehr den ganzen Nachlaß unter systematischen, „Nietzsches Intentionen" entsprechenden Gesichtspunkten, ist also — in dieser Hinsicht jedenfalls — noch schlechter als die vorige. Dabei ist die e n t w i c k l u n g s g e s c h i c h t l i c h e Methode, die einzige, die in Betracht kommt, schon früh auf Nietzsche angewendet worden, — mindestens seit der Zeit, als man (R. Richter 1903) an eine wissenschaftliche Analyse seiner Grundgedanken heranging. Sie wird auch von Nietzsche selbst angewendet, wenn er auf sein
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Schaffen zurückblickt (zuletzt im Ecce homo, jener sdion von der Krankheit beschatteten Selbstdarstellung 1888, die 1908 als Privatdruck erschien). Man gelangte dabei zu einer Reihe von P e r i o d e n , die sich mehr oder minder deutlich voneinander unterscheiden lassen: Der „Geburt der Tragödie" und der „Unzeitgemäßen Betrachtungen" (1872—1877), des „Menschlichen — Allzumenschlichen", der „Morgenröte" und „Fröhlichen "Wissenschaft" (1878— 1882), der Zarathustradichtung (I und II 1883, III 1884, IV 1884—-1885), der Arbeit am „Willen zur Macht" bzw. der Schriften „Jenseits von Gut und Böse", „Zur Genealogie der Moral" (1886—1887) und der letzten, kürzesten Periode: des Schicksalsjahres 1888 („Fall Wagner", „Götzendämmerung", „Antichrist" x ). Stichwortmäßig kann man diese Perioden als die k u l t u r p h i l o s o p h i s c h e (mit der Grundkonzeption des „Dionysischen" und „Apollonischen", und der von hier aus bestimmten Kulturkritik), die p o s i t i v i s t i s c h e , die i n t u i t i v i s t i s c h - m y t h o l o g i s c h e , die r e a l i s t i s c h s y s t e m a t i s c h e und die p o l i t i s c h e bezeichnen, — 1) Ende des J a h r e s 1888 traten bei N i e t z s c h e Zeichen v o n Geistesstörung auf. Am 3. J a n u a r 1889 erfolgte ein schwerer Ausbruch in Turin. O v e r b e c k transportierte ihn nach Basel, u n d Nietzs c h e s Mutter veranlaßte seine A u f n a h m e in die Klinik von B i n s w a n g e i in J e n a . Am 29. März 1890 wurde er „gegen Revers, beurlaubt" und als unheilbar seiner Mutter in Naumburg zur Pflege überlasse«. Er starb am 25. August 1900 in Weimar. P. W . M ö b i u s , der 1902 die erste Darstellung N i e t z s c h e s unter pathographischen Gesichtspunkten gab, diagnostizierte progressive Paralyse. Die damals verschwundene Krankengeschichte wurde 1929 von P o d a c h nach einer Abschrift veröffentlicht und hat sich später wieder a n g e f u n d e n . Zu Nietzsches Krankheit haben sich H i l d e b r a n d t u n d J a s p e r s , beides Psychiater, geäußert. Die These von L a n g e - E i c h b a u m (1947), daß es sich um Paralyse auf syphilitischer Grundlage handelt und daß die Infektion 1865 in Bonn erfolgt sei, ist zwar öfter ausgesprochen, aber nicht gesichert. Wie schon bei N o r d a u (in seinem Buche „Entartung" 1893), besteht auch die L a n g e - E i c h b a u m die Tendenz, N i e t z s c h e s Philosophie (bzw. bestimmte Thesen N i e t z s c h e s ) als Produkt eines Geisteskranken abzutun: „Ohne die Paralyse w ä r e Nietzsche niemals weltberühmt geworden.* Wir können auf diese Frage hier so wenig eingehen wie auf N i e t z s c h e s Biographie im allgemeinen. Diese gehört der deutschen Literaturgeschichte an und darf als b e k a n n t vorausgesetzt w e r d e n .
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Stichworte, die allerdings nur Hinweise auf bestimmte I n t e r p r e t a t i o n s a n s ä t z e darstellen. Die N i e t z s c h e i n t e r p r e t a t i o n , verstanden im allgemeinen Sinne der Auffassung und Aneignung Nietzsches, hält sich zunächst ganz im Bereich des L i t e r a r i s c h e n . Es erweist sich, daß Nietzsche gerade als Gegner seiner Zeit ihr Sprachrohr ist, ein Verkünder des „modernen" Lebensgefühls. Und daß seine „Weltanschauung", der „Zarathustrismus" (P. Gast) mit dem „Übermenschen" und der „ewigen Wiederkunft", zu den modernen Religionssurrogaten gehört. Die heftige Kritik, die Nietzsche an allen „Götzen" („Idealen"), an Wissenschaft und Philosophie, an der bürgerlichen „Kultur" wie am heraufkommenden Sozialismus übt, die unerhörte Fähigkeit der „psychologischen" Entlarvung, die seine Bücher so „gefährlich" macht, finden Beifall und Nachahmung. Zu dieser literarischen Breitenwirkung kommt eine geringe philosophische Wirkung, die noch nicht in die Tiefe geht. So außer bei R. Richter und G. Simmel bei M. Scheler, der sich (1913) des Ressentimentbegriffes, und H. Vaihinger, der sich (1911) des „Fiktionalismus" Nietzsches bemächtigte. (Vaihingers „Philosophie des Als-Ob" ist allerdings vor seiner Bekanntschaft mit Nietzsche entstanden, weist aber wie dieser auf Fr. A. Lange zurück.) Gegen Ende des ersten Weltkrieges ändert sich das Bild. Der kulturaktivistische Neuidealismus, Träger auch der Kriegsbegeisterung für Nietzsche, erlahmt. O. Spengler entwickelt aus Nietzsche seine These vom „Untergang des Abendlandes" (19,18), und läßt damit zuerst den Sinn dessen hervortreten, was bei Nietzsche N i h i l i s m u s heißt. Um diese Zeit wird das Verlangen nach einer G e s a m t i n t e r p r e t a t i o n Nietzsches fühlbar, — einer Interpretation, die nicht so obenhin Nietzsches „Weltanschauung" formuliert und die auch nicht auf Einzelzüge, Einzelprobleme gerichtet ist, sondern das Werk Nietzsches in der Geschlossenheit eines Kunstwerkes dar-
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stellt. Es entsteht das ä s t h e t i s c h - m y t h o l o g i s c h e Nietzschebild der G e o r g e - S c h u l e , wie es E. Bertram entwirft (1918) und wie es K. Hildebrandt (1922/3) und L.Klages (1926) in systematischer Absicht weitergestalten. Es entsteht damit die erste N i e t z s c h e b e w e g u n g im eigentlichen Sinne. Der von hier an bis zum zweiten Weltkrieg und dem Zusammenbruch des Hitlerreidies immer steigende Einfluß Nietzsches auf Geistesleben und Philosophie in Deutschland — aber keineswegs n u r in Deutschland; die französische Nietzscheliteratur ist mindestens so umfangreich wie die deutsche — ist natürlich bedingt durch das Aufkommen des p o l i t i s c h e n Nietzschebildes, wie es besonders A. Baeumler seit Ende der zwanziger Jahre herausgearbeitet hat, ebensosehr aber durch die Entdeckung von Nietzsches „Existenzphilosophie": seiner Verwandtschaft mit Kierkegaard — auf den ihn Brandes im Januar 1888 hinwies, ohne daß Nietzsche seinen Vorsatz, sich „mit dem psychologischen Problem Kierkegaard zu beschäftigen" (19. 2. 88) noch durchführen konnte —, seines eigentümlich r e a l i s t i s c h -existenziellen Philosophierens „am Leitfaden des Leibes*", durch das er zugleich für die Philosophische Anthropologie der Gegenwart von Bedeutung wird. Wie Heidegger ist auch Jaspers von Nietzsche beeinflußt. Sein Nietzschebuch 1935, in allem Protest gegen die damals herrschende politische Nietzscheinterpretation, ist Darstellung und Kritik und darin kennzeichnend für die Einstellung religiös i d e a l i s t i s c h e r , von Nietzsche ebenso angezogener wie abgestoßener Existenzphilosophie: Nietzsches Philosophieren erscheint als „uneigentlich", als ein „Philosophieren an der Grenze", das sofort in „Nichtphilosophie" (d. h. in Biologismus, Naturalismus etc.) umschlägt, um sich dann wieder aufzurichten, — „die Erfahrung der Wirklichkeit der Gottlosigkeit, die sich zugleich nicht will". Nietzsches Theorie ist nicht Theorie eines „bestehenden Sachverhalts, sondern
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philosophisches Ausdrucksmittel . . . für den e x i s t e n t i e l l e n A p p e l l an wesentliche Wahrheit als getragen von wesentlichem Leben"; und sie ist Ausdrucksmittel „für die Möglichkeit eines das Leben t r a n s z e n d i e r e n d e n I n n e w e r d e n s des Seins". Damit ist das Richtige getroffen, daß Nietzsche nicht aus seinen „Lehren" als seinem Eigentlichen verstanden werden kann, sondern daß er in ganz anderer Weise nach einer I n t e r p r e t a t i o n verlangt, als es sonst bei großen Denkern der Fall ist. Was dagegen Nietzsches Übergang von der Philosophie in „Nichtphilosophie" betrifft, so wird er nur als ein Abgleiten verstanden, während er für Nietzsche wie für Feuerbach, Marx eine K r i t i k am traditionellen Philosophiebegriff enthält, deren Sinn garnicht davon abhängt, w o h i n sie „umschlägt", sondern der eine g e s c h i c h t l i c h e S i t u a t i o n betrifft: daß es nämlich Philosophie als Wissenschaft oder als Metaphysik oder als Lebensführung nur noch in der Erinnerung, nicht mehr in der Wirklichkeit oder Gegenwart gibt. Von hier aus hat man Nietzsche „epochalges c h i c h t l i c h " zu bestimmen versucht (H. Fischer, K. Löwith): als den einzigen Denker der Bismarckzeit, der die destruktiven Tendenzen seiner Epoche ganz in sich aufgenommen hat, und dessen „Philosophie des Ärgernisses" (H. Fischer) ausspricht, was alle im Verborgenen denken. Nur daß Nietzsche weitergeht und die Axt auch an die Wurzel der Tradition legt: daß er sich nicht wie Hegel damit begnügt, die nicht mehr wirkliche Philosophie „gewesen" sein zu lassen, sondern sie gleichsam in der Erinnerung vergiftet. Der ganze abendländische Rationalismus, Piatonismus, Sokratismus, Eleatismus ist eine Verfallserscheinung; man muß bis zu Heraklit, dem einzigen Denker, den Nietzsche gelten läßt, zurückgehen, um im Gewesenen eigentliche Philosophie anzutreffen. (Die p o l i t i s c h e Nietzscheinterpretation A. Baeumlers macht
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daher den Versuch, Nietzsches „heroischen Realismus" von Heraklit aus zu rekonstruieren.) Schon der Blick auf die Verschiedenartigkeit dieser Interpretationen zeigt die Schwierigkeit, Nietzsche einheitlich aufzufassen. An "Widersprüchen reicher als andere Denker, zwingt er jeden, der ihn verstehen will, die von ihm aufgeworfenen Probleme s e l b s t zu lösen: seine vielen Gedankenstriche sind ebensoviele Fingerzeige. (Ein Grund dafür, Nietzsche nicht zu den Aphoristikern zu rechnen; seine „Aphorismen" sind vielmehr F r a g m e n t e im Sinne des Novalis). Nietzsche fragt nicht als Aporetiker; er erörtert nicht Sachprobleme „objektiv". Er ist, wie Kierkegaard, immer „interessiert", Polemiker. Und sein Interesse ist so sehr ein e t h i s c h e s , daß er die Wahrheit an der Wahrhaftigkeit, das Fürwahrhalten an den Wertsetzungen mißt. Hierhin gehört alles, was sich auf Nietzsche als den Erzieher, den Gesetzgeber, den Umwerter bezieht. Aber Nietzsche ist auch, wie Kierkegaard, immer „Psychologe". Er fragt nach der Herkunft der Werturteile, nach den verborgenen Quellen der Moral, nach den Täuschungen, denen wir bei der Reflexion über unser Handeln ausgesetzt sind. Nietzsches „Psychologie" ist der Ursprung sogenannter P s y c h o a n a l y s e („Tiefenpsychologie") der Gegenwart: A. Adler, S. Freud, C. G. Jung gehen ganz oder zum Teil auf Nietzsche zurück. Die „Psychologie" ist bei Nietzsche Entschleierungskunst, Instrument seiner Entlarvungen, Werkzeug seiner Moralanalyse. Aber als solche ist sie nicht bloß „gefährlich", sondern auch zweideutig und sich selbst aufhebend. „Es wird jemand . . . durch dieses Verfahren demaskiert. Aber das ist nur der erste Ansatz. Der Demaskierende wird jetzt selber wieder demaskiert. Und so ad infinitum". Mit Recht hebt F. G. Jünger hervor, daß diese Psychologie nur in einer
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Schauspielerwelt am Platze ist, daß „in der Situation, in der Nietzsche dachte, der Schauspieler in der T a t überall hervortrat, sich vordrängte und sich der Führung der Geschäfte bemächtigte". Nietzsche hat selbst schon darauf hingewiesen. Klar ist dann aber auch, daß die „instrumentale" Psychologie nicht das G a n z e dessen ist, was wir bei Nietzsche Psychologie nennen. Wie die Jugendkonzeption des Dionysisch-Apollinischen, der Rausch- und Traumwelt, eine r o m a n t i s c h e , so ist auch die ihr zugrundeliegende Seelenauffassung eine r o m a n t i s c h e bzw. spätromantische. Schon die Polarität beider „Erlebnisse" — Rausch und Traum — weist darauf hin. Und nur als solche, nicht als psychoanalytische („psychotechnische"), wäre die Psychologie erst eigentlich T i e f e n p s y c h o l o g i e . Kluges, der Nietzsches psychologische „Errungenschaften" preist (1926), hat dies zum Ansatz genommen. Wenn Nietzsches Wertkritik nur „psychologische" Kritik sein wollte, könnte sie dann überhaupt ihrem Sinne entsprechen und Werte „kritisieren"? Das führt auf die Frage nach Nietzsches „ K r i t i z i s m u s " und weiter hinein in Nietzsches Philosophie. Kants philosophischer Kritizismus und die „Kritik" der Radikalen, die Bibel-, Wert-, Sozialkritik des Vormärz, sind beide zum Verständnis Nietzsches unentbehrlich. Zwar hat er sich über Kant abfällig genug geäußert. Aber er ist ihm genetisch und sachlich verbunden: durch Schopenhauer und Lange, durch den erkenntnistheoretischen Subjektivismus und die Lehre von der Erscheinung, die er sogleich im Sinne eines objektiven Illusionismus radikalisiert. (Es gibt kein Ansich der Dinge; alles ist Schein oder Perspektive".) Seine Kenntnis Kants ist dabei gering; seine Quelle ist Kuno Fischers Kantbuch. Doch hat er sich mit Kants Kritik der Urteilskraft beschäftigt und eine Dissertation über die Teleologie seit Kant geplant (Fragment vom Frühjahr 1868).
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Man hat die sogenannte mittlere Periode Nietzsches (seit dem Bruche mit Wagner bis zur „Fröhlichen "Wissenschaft") als p s y c h o l o g j s e h e n Kritizismus bezeichnet (A. Vetter), indem Nietzsche jetzt kritisiert, was Schopenhauer und Kant noch stehen gelassen: den „Anspruch des moralischen Willens, in das Ansich des i n n e r e n Wesens der Dinge eindringen zu können". Aber dieser „psychologische Kritizismus" mit seiner Reduktion des „Menschlichen" auf „Allzumenschliches", seiner Anlehnung an den englischen Empirismus, seiner Apothese Voltaires und der Aufklärung, liegt doch ganz auf der Linie der deutschen „Kritik" des Vormärz. Nietzsche übernimmt durchaus Feuerbachs Religionskritik; er hat auf Strauss, den Bibelkritiker, nie etwas kommen lassen; er kennt Stirners „Einzigen" und dessen egoistische „Kritik"; er ist später noch stolz darauf, an Bruno Bauer einen verständnisvollen Leser gefunden zu haben. N u r von hier aus ist es auch möglich, Nietzsche mit dem jungen Marx zu vergleichen, dessen revolutionärer Antrieb, die Welt zu verändern, in Nietzsche ebenso lebendig ist. Ist es nun so, daß zu Nietzsches „Kritizismus", seiner Moral-, Kultur-, Religionskritik, seiner Psychologie und Umwertungslehre, notwendig eine M e t a p h y s i k gehört, ganz gleich, ob diese von Nietzsches Metaphysikkritik mitgetroffen wird oder nicht? Wäre eine solche Metaphysik imstande, allen kritischen Ansätzen Nietzsches, allen seinen „Enthüllungen" einen p o s i t i v e n Sinn zu geben? Und würde sie die vielerlei Meinungen und wechselnden Einstellungen Nietzsches in einen Z u s a m m e n h a n g bringen, der, wenn er nicht schon das „System" Nietzsches ist, doch jedenfalls die Voraussetzung dafür bildet? Nietzsche geht aus von Schopenhauers Metaphysik, ohne sich ihre systematische Form und Begründung zu eigen zu machen. Er wendet sich dann auch gegen den Inhalt
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dieser Metaphysik. Er lehnt nicht bloß alle „Metaphysik", sondern auch alles „systematische" Philosophieren ab. Er versucht schließlich, selber ein philosophisches „System" aufzustellen (in den Fragmenten zum „Willen zur Macht"), das nicht nur seine wichtigsten „Lehren", sondern (im 3. Buch nach der Disposition vom 17. 3. 1887) auch den Abriß einer E r k e n n t n i s l e h r e (Wille zur Macht als Erkenntnis), K o s m o l o g i e (Wille zur Macht in der Natur), S o z i a l p h i l o s o p h i e (Wille zur Macht als Gesellschaft und Individuum) und Ä s t h e t i k (Wille zur Macht als Kunst) enthalten sollte. Zur Durchführung kommt der Plan jedoch nicht; Nietzsche entschließt sich, unmittelbar auf seine Zeit zu wirken, mit dem „Hammer" zu philosophieren (Götzendämmerung) und seine Kritik des Christentums (Antichrist) als erstes Buch der „Umwertung aller Werte" erscheinen zu lassen (1888). Die Frage nach Nietzsches „System", eine Vordergrundfrage der Nietzscheforschung (Hildebrandt 1936, Heintel 1939) kann also diesen t a t s ä c h l i c h e n Systemversuch nicht in Zweifel ziehen; ebensowenig die Tatsache gewisser durchgehender G r u n d Ü b e r z e u g u n g e n Nietzsches. Sondern nur die Möglichkeit, aus ihnen ein „wirkliches" System zu gestalten bzw. die Möglichkeit, das von Nietzsche projektierte „System" mit seinen gedanklichen Antrieben und Absichten zu identifizieren. Beides kann zweifelhaft erscheinen: das Bleibende in Nietzsches Überzeugungen könnte von der Art sein, daß es ü b e r h a u p t n i c h t in begrifflich-systematischer Form auszudrücken ist, oder es könnte jedenfalls das System des Willens zur Macht nicht alles umfassen, was Nietzsche mit der Philosophie „gewollt" hat. Die Nietzscheinterpretation hat gezeigt, daß die Alternative: e n t w e d e r gibt es so etwas wie ein „System" Nietzsches, dann muß es zu finden und zu rekonstruieren sein, o d e r seine ganze „Philosophie" ist nur eine persönliche Angelegenheit, hat überhaupt keinen Sachgehalt,
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— daß diese Alternative nicht zwingend ist. Die existenzphilosophische Interpretation jedenfalls versucht zu zeigen, daß Nietzsches Philosophieren selbst eine ü b e r p e r s ö n l i c h e Bedeutung besitzt, nicht bloß biographisch oder künstlerisch bedeutsam ist. Daß Nietzsche an der Metaphysik als seiner „Sache" gescheitert, aber daß er gerade darin exemplarisch ist: Nietzsche philosophiert „angesichts der Gottlosigkeit"; er hat den „ungeheuren Ausdruck existentieller Gottlosigkeit gefunden"; er erregt und erhält Unruhe, — „niemand kann ohne Nietzsche eigentlich vom Dasein wissen und im Philosophieren wahrhaftig sein; aber nignand auch kann bei Nietzsche stehen bleiben und in ihm die Erfüllung finden" (Jaspers). Wir haben es hier nur mit dem geschichtlichen Charakter von Nietzsches Metaphysik zu tun. Dieser tritt in der Geburt der Tragödie (1872) im Unterschiede sowohl zu Schopenhauer als auch zur Schopenhauerschule hervor. Nietzsche redet nicht in der Sprache begrifflichspekulativen Denkens, sondern in der Sprache des Mythos. Er beschreibt oder vielmehr rekonstruiert das "Wesen der beiden „Kunstgottheiten": A p o 11 o n und D i o n y s o s , aus der griechischen Tragödie. Er bewegt sich damit auf der Linie des m y t h o l o g i s c h e n I r r a t i o n a l i s m u s der Spätromantik (Görres, Schelling, Bachofen; sein Zusammenhang mit Schelling ist, wenn nicht als genetischer, so doch als sachlicher von O. Kein 1935 dargestellt; natürlich, findet sich der Gegensatz des ApollonischDionysischen schon früher, z. B. in Hegels Phänomenologie, und er findet sich auch in R. Wagners Werken) und gibt damit seiner „Lebensphilosophie" ein von Schopenhauers Willensmetaphysik wie vom Neuidealismus abweichendes Gepräge. 1 ) 1) Die Schriften E. v. H a r t m a n n s und der Schopenhauerschüler J. B a h n s e n und P h . M a i n l ä n d e r (1841—1876, eigentlich P h. B a t z ; endete durch Selbstmord) hat N i e t z s c h e sehr wohl gekannt. Seine Beziehungen zu B a h n s e n sind noch nicht erforscht (siehe jedoch jetzt das Buch von H e y d o r n , Julius Bahnsen, eine Untersuchung zur Vorgeschichte der modernen Existenz, 1952) j auf
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Nietzsches Rekonstruktion dient nicht eigentlich philologischen und nur scheinbar musikästhetischen, sondern durchaus p h i l o s o p h i s c h e n Zwecken: der Weg über den Mythus ist kein Abweg oder Umweg, sondern der einzige Weg zu einer metaphysischen Philosophie, d. h. zu einer solchen, die uns des un-, ja antilogischen Wesens der Welt versichert, einer Philosophie, die n i c h t dem Typus des „theoretischen" Menschen entspricht. Unsere ganze „Kultur" ist Kultur des theoretischen Menschen, einer die Daseinstiefen verdeckenden, alles erkennen- und ergründenwollenden „optimistischen" Denkweise. Nur im Durchbruch durch diese Kultur, nur in ihrer Überwindung, gibt es Metaphysik. Da aber Nietzsche den I n h a l t der Scbopenhauersdien Metaphysik voraussetzt, verwandelt sich ihm der Mythus in eine s y m b o l i s c h e Darstellung der metaphysischen Wirklichkeit: D i o n y s o s , der Gott des Rausches und der Fruchtbarkeit, der „phallische Herr des üppigen Naturlebens" (Bachofen), wird zum Symbol des Weltwillens, des blinden Triebes und Lebensdranges, — A p o 11 o n , der Gott 'des Lichtes und der Träume, wird zur Darstellung der Welt als „Vorstellung", des Individuationsprinzips, der Erscheinung, Erlösung, der ganzen „Lust und Weisheit des Scheines, samt seiner Schönheit". Auf dem Grunde dieser symbolischen Metaphysik entwickelt sich nun Nietzsches antimetaphysische Lebensphilosophie. Was Nietzsche bekämpft, ist eine Metaphysik des Jenseits, der Hinterwelt, der TranszenM a i n l ä n d e r verweist sdion das N i e t z s c h e - W o r t : „Gott ist tot", das allerdings in M a i n l ä n d e r s Philosophie der Erlösung (1876) die Fassung hat: „Gott ist gestqrben und sein Tod war das Leben der W e l t " , wie j a M a i n l ä n d e r , im Unterschiede zu N i e t z sche, den W e g der Verniditung Gottes als einen metaphysischk o s m o l o g i s c h e n beschreibt. Ob N i e t z s c h e übrigens mit der früheren Gesdiidite dieses durch ihn so geläufig gewordenen Satzes vertraut war, ist nidit festzustellen: es findet sich bei H e g e l („Glauben und W i s s e n " , 1802, hier als Ausdruck für das „Gefühl . . . vorauf die Religion der neuen Zeit beruht"), P a s c a l , und geht natürlich zurück auf die Christologie, den Tod des Gottes am Kreuze ( H e g e l s „spekulativer Karfreitag"),
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denz. Genauer: es ist die (platonisch-christliche) Lehre von der „wahren" Welt als Grundlage für die Bewertung bzw. Verurteilung der „scheinbaren", in der wir leben. Wie Feuerbach entlarvt auch Nietzsche diese richtende Metaphysik als Theologie. Schopenhauers Metaphysik ist ihm jetzt keine Ausnahme mehr, er sieht ihren engen Zusammenhang mit dem Christentum. Zu dem Typus des „theoretischen" tritt jetzt der des „priesterlichen" Menschen, der Sünde, Schuld und Lebensentfremdung benötigt, um im Besitz seiner Herrschaft zu bleiben. Aber das Leben hat keinen Richter über sich; es ist in sich selbst gerechtfertigt; es ist kein Gegenstand der Bewertung und Beurteilung. „Das Herz der Erde ist von Gold." Berührt sich Nietzsche mit Dilthey in der Ablehnung einer Metaphysik der Transzendenz und in der Hervorhebung der „Unergründlichkeit" des Lebens, so ist doch seine Lebensphilosophie nicht „geisteswissenschaftlich" und nicht auf eine Selbstbesinnungslehre gegründet. Nietzsche geht nicht vom Bewußtsein bzw. Erleben aus. Er fragt nicht nach einem aus den Lebensobjektivationen erschließbaren „Sinn" des Lebens. Er setzt an die Stelle des „noologischen" Idealismus einen p e r s p e k t i v i s c h e n Realismus, wobei er den Ausdruck Perspektivismus, der natürlich auf Leibniz zurückweist, der personalistischen Philosophie G. Teichmüllers (1832—1888) entnimmt. Ist für Teichmiiller die Sinnenwelt perspektivisch, scheinbar, und nur die Personalwelt wirklich, so sind für Nietzsche Bewußtsein, Vernunft, Denken, Seele und alle Requisite personalistischer Metaphysik f i k t i v : es gibt nur Deutungen mit hinzugedachten Deutungsträgern; alles ist perspektivisch, d. i. uneindeutig. „Die Welt hat keinen Sinn hinter sich, sondern unzählige Sinne." Alle Tatsachen sind Interpretationen, und die Möglichkeit des Interpretierens hat keine Grenze. Dieser h e r m e n e u t i s c h e R e l a t i v i s m u s ist kein Fiktionalismus, keine „Als-Ob Philosophie", sondern er ist auf dasjenige zu
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beziehen, was wir Nietzsches Metaphysik im p o s i t i v e n Sinne nennen können. Denn wie Dilthey zwischen Metaphysik und dem Metaphysischen unterscheidet, so wird auch bei Nietzsche das Metaphysische von seiner Antimetaphysik nicht getroffen. Das Metaphysische ist auch für Nietzsche die Realität schlechthin: das nicht zu vergegenständlichende, nicht zu „denkende" Leben in seiner Unmittelbarkeit. Als solches ist es natürlich nicht das Leben im Sinne der B i o l o g i e . Aber Nietzsche bedient sich, um den Abstand vom metaphysischen Idealismus zu betonen, einer Menge biologischer Argumente. Er möchte den Perspektivismus biologisch begründen, den Ausgangspunkt vom Leibe „und der Physiologie" nehmen, den „biologischen Wert der Erkenntnis" bestimmen. Indessen ist seine Philosophie am Leitfaden des Leibes — weil der Leib als „Phänomen" (!) reicher, deutlicher, faßbarer sei als das Bewußtsein — weder Biologismus noch Materialismus. Dieser Anschein verliert sich, sobald Nietzsche den „organischen Prozeß" selbst zum Gegenstand der Betrachtung macht. Da werden die „organischen Funktionen zurückübersetzt in den Grundwillen", und da zeigt sich, daß der organische Prozeß „fortwährend Interpretationen voraussetzt". Das biologische „Leben" wird zum G l e i c h n i s eines metabiologischen, zur Darstellung des Machtwillens in der Natur. Das ist ganz Schopenhauerisch gedacht, und das „System" des Willens zur Macht ist wie ein Ableger des Schopenhauerisàien Systems. Aber es fragt sich ja eben, ob dieses kosmologisch-metaphysische Philosophieren nicht ein Selbstmißverständnis Nietzsches, ein Rückfall in den traditionellen Metaphysikbegriff, eine Preisgabe seiner eigenen Metaphysikkritik, ist. Sehen wir dabei von der Frage ab — die natürlich für eine metaphysische Nietzscheinterpretation entscheidend ist —, ob die Aufspaltung des einen Machtwillens in eine Vielheit von Kraftzentren, 7 Lehmann, Geschichte der Philosophie X
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Machtquanten, diese anscheinende Willensatomistik, die sich bei den „Individualisten" der Schopenhauerschule (]. Bahnsen, R. Hamerling, der 1891 selbst eine zweibändige, „Atomistik des Willens" geschrieben hat, L. B. Hellenbach, K. Peters u. a.) überall findet, nicht eben nur Nietzsches innere Zugehörigkeit zu Leibniz beweist (K. Hildebrandt), so ist doch nicht zu übersehen, daß es so etwas wie Nietzsches „Naturphilosophie" wirklich gibt, und daß Nietzsches Beziehungen zur Naturwissenschaft viel engere sind als man gewöhnlich voraussetzt. Das hat der Chemiker A. Mittasch (1952) in einer umfangreichen Untersuchung über Nietzsche als Naturphilosoph sichergestellt, wobei besonders die Beziehungen Nietzsches zu Robert Mayer, genauer: Nietzsches Kenntnis und Anwendung des A u s l ö s u n g s begriffs, d. h. der Anlaß-, Trieb- und Richtkräfte im Gegensatz zu den eigentlichen Wirkkräften, hervorgehoben wird. Freilich ist die „Hauptausbeute in bezug auf Auslösung, Reizung, Regulierung in Nietzsches psychologischen und kulturphilosophischen Äußerungen zu finden". Das nimmt nicht wunder. Um naturwissenschaftliche Anregungen in der Naturwissenschaft bzw. Naturphilosophie selbst zu verwerten — dazu fehlte es Nietzsche nun doch an Kenntnissen. Es ist ja bekannt, daß er 1882 den „Entschluß" faßte, sich zehn Jahre mit naturwissenschaftlichen Studien zu beschäftigen. Man muß aber auch die andere Frage stellen: ist wirklich Nietzsches „Lehre" vom Willen zur Macht Ausdruck eines „lebensphilosophischen" Irrationalismus oder nicht vielmehr dessen Aufhebung? Hier gehen die Meinungen der Interpreten auseinander. Liegt es nicht nahe, beim Willen zur Macht an Befehlen, Gehorchen, Herrschten, Führen und andere politisch-soziologische Begriffe, vor allem aber an b e w u ß t e n Willen zu denken?^ H a t denn aber eine Philosophie solchen Zuschnitts noch irgend etwas mit der Konzeption des Dionysischen, mit dem
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m y t h o l o g i s c h e n Irrationalismus der Geburt der Tragödie zu tun? Machtwille und „Leben" gleichzusetzen, scheint in der Tat auf einen „verheerenden Selbstwiderspruch" (Klages) zu führen. Für Nietzsche jedenfalls bildet das Dionysossymbol den Abschluß des „Systems", und auch der Gegensatz des Dionysischen und Apollinischen wird bis zuletzt beibehalten. Die „Dionysische Welt des Ewigsichselberschaffens, des Ewigsichselberzerstörens, diese geheimnisvolle Welt der doppelten Wollüste . . . d i e s e W e l t i s t d e r Wille zur Macht — und nichts außerdem". Die dionysische Welt ist eine heraklitische, gewiss. Aber das Dionysossymbol meint ebenso ein göttliches Geschehen wie einen Z u s t a n d , den „höchsten Zustand von Bejahung des Daseins, aus dem auch der höchste Schmerz nicht abgerechnet werden kann". Es meint „das leidenschaftlich-schmerzliche Überschwellen in dunklere, vollere, schwebendere Zustände; ein verzücktes Jasagen zum Gesamtcharakter des Lebens, als dem in allem Wechsel Gleichen, Gleichmächtigen, Gleichseligen", — „das Einheitsgefühl der Notwendigkeit des Schaffens und Vernichtens". Eine rein p o l i t i s c h e Interpretation Nietzsches ist also nicht möglich oder vielmehr: sie ist nur auf Kosten Nietzsches möglich. Der Wille zur Macht ist eine Chiffre (Jaspers) des Lebens, die nur in Verbindung mit anderen Chiffren zu lesen ist. Diese allerdings setzen ihrerseits die Chiffre der Macht oder Mächtigkeit voraus: in der Zeugung, Fruchtbarkeit, im Schaffen, Überwinden, Uberwältigen. Insofern faßt Nietzsche zusammen, was seine Interpreten, auseinanderreißen. Und nicht zuletzt klingt bei Nietzsche auch das Hege/sehe Motiv der Macht (des Geistes) an, wenn er den Willen zur Macht bestimmt als „Drang zur Einheit, ein Hinausgreifen über Person, Alltag, Gesellschaft, Realität, über den Abgrund des Vergehens". v
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Daß Dionysos nicht nur ein kosmisches „Geschehen" und einen „Zustand" sondern auch eine I n t u i t i o n bezeichnet, versteht sich nach alledem von selbst. Es ist die Anschauung des Allebens in seiner metaphysischen, metalogischen, metabiologischen Totalität. Nietzsches Philosophie ist mit vielen Fäden der R o m a n t i k verbunden. Aber sie ist ebenso ein K a m p f gegen die Romantik. Nietzsche sucht seine Erbschaft loszuwerden. Die Romantik ist ihm ein Symptom des Mangels, der Dekadenz, „etwas äußerst Hybrides", sie ist Christentum und Rousseau, Selbstflucht und Sehnsucht. Und in leuchtenden Farben malt er die R e n a i s s a n c e mit ihren „heidnisch starken" Persönlichkeiten als Gegensatz der Romantik. Wenn diese Polemik auch nicht buchstäblich zu nehmen ist, so kann man Nietzsche doch nicht gut als Begründer der „Neuromantik" bezeichnen. Er hat nicht selbst ein „romantisches" Verhältnis zur Romantik und erhebt gewiß nicht den Anspruch, sie in der Gegenwart zur Geltung zu bringen. Ludwig Klages Diesen Anspruch erhebt dagegen Ludwig Klages (1872 in Hannover geboren, Student der Chemie in München, wo er 1900 promoviert, zuerst Schüler von Th. Lipps, dem Psychologen und Ästhetiker der „Einfühlung", und Anhänger Stefan Georges, von dem er sich später abwandte, erbitterter Gegner aller „amtlichen" Philosophie, Mitstreiter der deutschen Jugendbewegung, von Beruf Graphologe, Schöpfer eines charakterologischen Systems, das den Grund für seine Metaphysik bildet, gestorben 1956 in Kilchberg [Schweiz]). Die romantische Naturphilosophie, Polaritätslehre und Symbolik: Carus, Bachojen vor allem, bestimmen sein eigenes Denken. Allerdings nicht allein. Wie Nietzsche, hat auch Klages ein Doppelgesicht: zu seiner M e t a p h y s i k d e s L e b e n s gehört eine K r i t i k d e s G e i s t e s (Bewußtseins), die auf
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die Bewußtseinspsychologie des ungarischen Philosophen Melchior Palagyi (1859—1924) zurückgeht. Beides zusammen ergibt eine eigentümliche Mischung irrationalistischer und logizistischer Thesen. Denn Palagyi, auf den in diesem Zusammenhange kurz einzugehen ist, war Mathematiker und alles andere als romantisch veranlagt. Typenmäßig gehört er zu den im folgenden Kapitel zu behandelnden Denkern, an deren Auseinandersetzungen er sich auch — als Kritiker Husserls, in einem Buche über Kant und Bolzano (1902), sowie in seiner „Logik auf dem Scheidewege" (1903) — beteiligte. Wie Brentano eine Entdeckernatur — Klages setzt denn auch seine vermeintlich epochalen „Befunde" stückweis vor, um hernach, die „Lineamente auf ihre Tauglichkeit zur Formierung eines zusammenstimmenden Ganzen" zu prüfen —, sind es im Grunde nur wenige Themen, von denen er erregt wird, die er aber mit Hartnäckigkeit immer wieder ergreift, um ihnen neue Seiten abzugewinnen. Auf Grund seines Bildungsganges an der Budapester Universität nicht zugelassen und nur in K l a u s e n b u r g (1905—1918) mit einer Dozentur über „philosophische Erkenntnistheorie der Naturwissenschaften" beauftragt, hielt er sich viel in Deutschland auf, ließ seine wichtigsten Bücher hier erscheinen und versuchte noch in seinem Todesjahre eine deutsche Gesamtausgabe (1924—5, 3 Bände) herauszubringen. Repräsentativ für die ungarische Philosophie ist er nicht. Dagegen hat er als Literaturkritiker, Ästhetiker und Patriot in seinem Heimatlande eine Bedeutung. Von den Beiträgen Palagyis zur Bewußtseinspsychölogie, Wahrnehmungstheorie, Urteilslehre, Raum-Zeitlehre („Neue Theorie des Raumes und der Zeit", 1901) und Naturphilosophie („Naturphilosophische Vorlesungen", 1908) bzw. „Metaphysik der Physik" („Weltmechanik",
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1925) ist hier nur die, von Klages als größte „Entdeckung" Paldgyis gepriesene Lehre von der P u n l t t u a l i t ä t d e r g e i s t i g e n (Bewußtseins-) A k t e hervorzuheben. Sie ist aus „Psychologischen Untersuchungen" (1892—3 in der Budapester Akademiezeitschrift Athenäum) hervorgegangen, die sich mit dem Unterschiede von Wachen und Schlaf, den „Besinnungsströmen", und dem „produktiven" Gedächtnis beschäftigen, und wird als „Diskontinuitätstheorie" zuerst in der „Logik am Scheidewege" (1903) formuliert. Unser Bewußtsein ist V a c h b e w u ß t s e i n ; im Schlafe hört es auf bzw. wird es durch ein andersgeartetes Traumbewußtsein ersetzt. Gilt „Wachsein" als der Sinnenwelt Zugewendetsein, so gibt es doch auch im Wachen Bewußtseinszustände, die n i c h t durch Hinwendung sondern Abwendung von der Außenwelt, die durch Versenkung in uns selbst, durch „ideale Besinnung", wie Palägyi sich ausdrückt, gekennzeichnet sind. Die „experimentelle Bewußtseins- oder Besinnungslehre" Paldgyis sucht nun nachzuweisen, daß der W e c h s e l von „realer" und „idealer" Besinnung, d. h. Einstellung auf die Umgebung und Abwendung von ihr, für unser (Wach-) Bewußtsein k o n s t i t u t i v ist, daß Hinwendung zur äußeren Welt und Selbstbesinnung nicht etwa gleichzeitig sind, sondern n a c h e i n a n d e r erfolgen, daß aber die Oszillation so schnell sein kann, daß sie als solche nicht mehr bemerkt wird. Paldgyis unternimmt also in realistischer Absicht, was vorher / . Bergmann in idealistischer unternommen hatte 1 ): das Bewußtsein als S e i n i n d e r Z e i t darzustellen. H a t seine Theorie zunächst die Gestalt einer Lehre von der „geistigen Atmung", so wird diese Analogie (mit rhythmischen Lebensprozessen) später beseitigt und auch das Bild von entgegengesetzten Besinnungs„strömen" aufgegeben. 1) Siehe Philosophie des 19. J a h r h u n d e r t II, S. 112.
Palágyis Bewußtseinslehre
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Dann stellt sich die Sache anders dar: Bewußtsein ist ein Inbegriff von A k t e n , die in der Zeit verlaufen und die von den v i t a l e n Prozessen (auf die sie natürlich zu beziehen sind) unterschieden werden müssen. Wie wir in einer begrenzten Zeit nicht beliebig viele Willens- oder Bewegungsimpulse erzeugen können, so ist auch die Anzahl unserer Wahrnehmungsakte in einem endlichen Zeitabschnitt begrenzt. Diese Begrenztheit charakterisiert sich als I n t e r m i t t e n z , d : h . jeder Wahrnehmungsakt ist für sidi selbst dauerlos, „instantan", „momentan", er findet in einem mathematischen Zeitpunkt statt; während die (vitalen) Empfindungen fließen, rafft sich der menschliche Geist „nur stoßweise, von Intervall zu Intervall, zu einem neuen Wahrnehmungsakte auf", und es ist eine Illusion, daß unser Bewußtsein „fließt", die Empfindung stillsteht (in Wirklichkeit ist es gerade umgekehrt). Aber die einzelnen Bewußtseinsakte sind noch nicht das Bewußtsein, das wir Selbstbewußtsein nennen. Sie bleiben als einzelne im Dunkeln und kommen erst durch ihr V e r h ä l t n i s zueinander zur „Bewußtheit". Und zwar besteht dieses Verhältnis darin, daß jedem elementaren Bewußtseinsakt erst „ein zweiter und später erfolgender . . . irgendwelche Bewußtheit leihen kann, aber ohne daß dieser zweite Bewußtseinsakt von sich selber ein Bewußtsein haben könnte, da es eines dritten Bewußtseinsaktes bedarf, damit auch, der zweite . . . zu einem bewußten werden könne" usf. Palágy't versucht also, das Problem des „Ichprogresses" (Bergmann, Rickert, Litt u. a.) so zu lösen, daß die Rückwendung (Reflexion) des Bewußtseins auf sich selber in der Beziehung der einzelnen Akte auf die jeweils folgenden gesucht, und daß diese Beziehung ganz verzeitlicht wird. Wie verhält sich nun das Bewußtsein zum „Leben"? Palágyi unterscheidet m e c h a n i s c h e Vorgänge, v i t a l e Vorgänge und B e w u ß t s e i n s a k t e ; die vitalen Vorgänge teilt er in a n i m a 1 e und v e g e t a t i v e ein.
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Das Bewußtsein steht mit den animalen Vorgängen in "unmittelbarem, mit den vegetativen in mittelbarem Zusammenhang, — animale Vorgänge sind dabei Empfindungen, Gefühle, Phantasmen. Das Bewußtsein hat durch Empfindungen, deren Grundmodell die Widerstands- und Berührungsempfindungen sind, Kunde von m e c h a n i s c h e n , durch Gefühle Kenntnis von v e g e t a t i v e n Vorgängen; durch Phantasmen bezieht es sich auf seine eigenen (bzw. auf fremde) E m p f i n d u n g e n und Gefühle. V i t a 1 i s t ist Palagyi in dem Sinne, daß er die Möglichkeit einer Zurückführung des Lebens auf Mechanisches leugnet. Nicht aber in dem Sinne, daß er ein Alleben, einen universalen Organismus annimmt. Die Lebensprozesse sind vielmehr „Inseln in dem allgemeinen Ozean der mechanischen Geschehnisse"; das Band zwischen den Lebensprozessen sind die mechanischen Vorgänge. Bezieht sich das Bewußtsein durch Empfindungen auf Bewegungen, also z. B. durch Tastempfindungen auf einwirkende Reize, so bezieht es sich auf „medianische Vorkommnisse". Aber weder lassen sich die Empfindungen auf Bewegungen noch die Bewegungen auf Empfindungen zurückführen: beide sind vielmehr p o l a r . Und die Bewußtseinsakte beziehen sich, in selbst gegensätzlicher Weise, auf b e i d e . Dies ist der Eingang zu Paldgyis W a h r n e h m u n g s l e h r e . Ihr Kerngedanke ist der, daß zu jeder Wahrnehmung P h a n t a s m e n (Phantasieprozesse) gehören, daß die bloßen Empfindungen und daran sich anschließenden Gefühle nicht genügen, um Wahrnehmungsakte zu ermöglichen: eingebildete (virtuelle) Bewegungen und eingebildete Empfindungen müssen hinzukommen, und ein zentrifugaler Prozeß muß den zentripetalen Empfindungsvorgang ergänzen, damit sidi Wahrnehmungen räumlich lokalisieren lassen. Die E i n b i l d u n g erhält schließlich eine ähnliche Stellung im Reiche des Vitalen wie die B e w e g u n g in der mechanischen Welt. Wir können dies
Ludwig Klages
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so wenig verfolgen wie andere von Palagyi erarbeitete Probleme (z. B. der Raumzeitunion und Ätherphysik, in denen er sich als Vorläufer der Relativitätstheorie erweist). Nirgends zwar werden die Systemlinien fest ausgezeichnet, aber das Ziel: ein i d e n t i t ä t s p h i l o s o p h i s c h e r M o n i s m u s (Parallelität der physikalischen und psychologischen Konstruktion, „Pulslehre" des Bewußtseins und Lehre von den Ätherimpulsen, „Identität des allumfassenden Seins und des allumfassenden Wissens" etc.) wird doch überall deutlich. Hiervon unterscheidet sich nun die Philosophie von Klages beträchtlich. Klages lernte Palagyi 1908 auf dem Heidelberger philosophischen Kongreß kennen, stand mit ihm bis 1924 in Gedankenaustausch und hat auch 1925 Paldgyis nachgelassene „Wahrnehmungslehre" herausgegeben. Nächst Nietzsche ist Palagyi sein Hauptzeuge; Th. Lipps und Bergson (dessen Zeitlehre er übernimmt und umbildet) erwähnt er seltener. Aber wenn er im Einzelnen mit Palagyi übereinstimmt — im Ganzen weicht er doch so von ihm ab, d a ß am Ende das Gegenteil herauskommt: ein r e a l d i a l e k t i s c h e r D u a l i s m u s , in welchem, was bei Palagyi als Korrelation gemeint ist, bei Klages die Bedeutung einer „Störung" des Lebens durch das Bewußtsein erlangt. Die „Entdeckung" nämlich, die Klages mit 28 Jahren gemacht haben will, ist der A n t a g o n i s m u s von L e b e n u n d G e i s t . Er kehrt als zugkräftiges Schlagwort im Titel seines Hauptwerkes (1928—1933) wieder: Der Geist als Widersacher der Seele (ähnlich A. Seidel, „Bewußtsein als Verhängnis", 1927, oder Th. Lessing, „Untergang der Erde am Geist", 1916). Man sollte aber vielleicht richtiger von „Philosophie der tragischen Existenz" sprechen. Denn der Gegensatz ist nicht nur unauflöslich, er ist nicht nur Ausdruck realer Dialektik, — er muß auch subjektiv ausgestanden und ausgehalten werden. Er ist ein Gegensatz in der Person, und eine M e t a p h y s i k d e r
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P e r s o n ist es, die Klages von Anfang an (mindestens seit den Prinzipien der Charakterologie 1910) vorschwebte. Mag die Ableitung seiner Metaphysik aus ihren c h a r a k t e r o l o g i s c h e n Voraussetzungen nicht seinem wirklichen Entwicklungsgange entsprechen, sondern — wie Klages will — nur eine „Möglichkeit" sein, so genügt uns diese Möglichkeit vollauf. Alle Vorzüge Klagessdier Deskription und Analyse finden sich ohnedies nur hier, in seinen charakterkundlichen Forschungen, die er metaphysisch bzw. lebensphilosophisch verallgemeinert, von der Deutung menschlicher Ausdrucksbewegungen zur u n i v e r s a l e n D e u t u n g s l e h r e , zur Lehre von den „Weltcharakteren" übergeht. Hier wird sein enger Zusammenhang mit Carus' Tiefenpsychologie und Symbolik, mit der Naturauffassung der Romantik sichtbar; alles Lebendige ist beseelt und wird schauend erlebt, alles ist Gleichnis und Bild, und wirklich ist nicht die gegenständliche Dingwelt, sondern die zuständliche Bildwelt, für die es so etwas wie ein personales D a s e i n nicht gibt. Womit dann sogleich gesagt ist, daß diese M e t a p h y s i k d e r B i l d e r nicht ausreicht, um eine M e t a p h y s i k d e r P e r s o n zu begründen, daß sie „aufgehoben" werden muß, um überhaupt die Problematik menschlicher Existenz deutlich werden zu lassen. Es ist aber die Frage nach dem Wesen des B e w u ß t s e i n s in der strengen Form des Selbstbewußtseins oder „Ich", die den Rahmen jeder naiven Metaphysik des Lebens sprengt, und von der auch Klages in seiner Abhandlung „Vom Wesen des Bewußtseins" (1921) ausgegangen ist, um sie im Sinne einer radikalen B e w u ß t s e i n s p h i l o s o p h i e zu beantworten. Da sich die meisten Mißverständnisse der „Widersacher"These an den vieldeutigen Begriff des „Geistes" knüpfen, ist dies vor allem hervorzuheben, daß Klages grundsätzlich das Selbstbewußtsein oder Ich meint, wenn er von „Geist" spricht, und daß er, wie zwischen Bewußtsein und
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„Leben", so auch zwischen Bewußtsein und „Erleben" deutlich unterscheidet, — in diesem Punkte von Paldgyi abweichend, für den es nur Leben im biologischen Sinne und damit verbundenes Bewußtsein gibt. „Lebensvorgänge" sind für Klages immer „Erlebnisvorgänge". Aber Bewußtseinsvorgänge sind nicht Erlebnisse. „Kein Erlebnis ist bewußt und kein Bewußtsein kann etwas erleben". Denn Erlebnisse sind Erleidnisse, W i d e r f a h r n i s s e , Bewußtseinsakte sind (Auffassungs- und) W i l l e n s a k t e : das Ich ist setzendes Ich im Sinne Fichtes und kann nun allerdings hinsichtlich seines T r ä g e r s als „Geist" bezeichnet werden, obwohl das eine Preisgabe gerade des r o m a n t i s c h e n Geistbegriffes ist. Jedenfalls ist dieser Ich-Geist für Klages eine außerraumzeitliche „Macht", die sich von „außen" her wie ein „Keil" in die „Lebenszelle" einschiebt, mit der Tendenz „Leib und Seele auseinanderzuspalten und dergestalt die Lebenszelle zu töten". Der Ich- oder Tatgeist t ö t e t das Leben, — damit ist zugleich der schärfste Gegensatz zur n e u i d e a l i s t i s c h e n , im „Tatleben" gipfelnden Lebensphilosophie ausgesprochen. Klages' Kritik des Geistes ist Kritik des Neuidealismus, aber unter den Voraussetzungen einer irrationalistischen Lebensphilosophie. Eine nicht geringe Schwierigkeit ist dabei die, daß ja auch, Klages nicht von einer Lebensintuition, sondern wie Dilthey vom „Erleben" auszugehen behauptet, mithin die „Selbstbesinnung" ebenfalls zum methodischen Prinzip machen müßte. Wenn es freilich heißt: „jede lebende Zelle unseres Körpers e r l e b t so gewiß als sie lebt; aber sie*hat davon nicht das mindeste Bewußtsein", — so ist das eine „Gewißheit", für die es auch nicht den Schatten einer Begründung gibt, und die mit Häckels und Verworns „zellularpsychologischen" Phantasien auf einer Stufe steht. Doch ist Klages' Lehre vom Erleben in Wirklichkeit sehr viel differenzierter: nicht nur wird zwischen „Erleben" und
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„Erlebnis" unterschieden (das schauende, empfindende, fühlende „Erleben" ist nicht „Erlebnis" des Sdiauens, Empfindens, Fühlens), sondern es wird der eigentümliche Reflexionscharakter des Er-lebens in der Weise zur Geltung gebracht, daß auch das Erleben (wie das Bewußtsein) e n t f r e m d e n soll'). Treten in dieser Hinsicht Erleben und Bewußtsein auf eine Seite, indem beide „entfremden", so besteht doch wiederum ein scharfer Unterschied zwischen Entfremdung und Entfremdung. Das E r l e b e n entfremdet, indem es uns als schauendes Erleben mit dem „Bilde" der Welt, als empfindendes Erleben mit der „Körperlichkeit" der Welt v e r b i n d e t , das B e w u ß t s e i n ist dagegen Weltund Wirklichkeitsentfremdung schlechthin. Was das Bewußtsein „erfaßt", sind nur „Sachen" und „Medianismen", nur Lebloses und Unwirkliches, nur'Gegenstände und „Wahrheiten". Die „Urtrias", das „nach Leib und Seele polarisierte Leben", wird durch den Geist zerstört; alle urtümlichen Lebensformen, Brauchtümer, Gesittungen, alle echte Kultur und alles echte Menschentum werden durch den Geist entwertet: d i e s e Entfremdung ist eine so totale, daß sie das Leben und die Menschheit zur S e l b s t v e r n i c h t u n g verurteilt. 1) Die gleiche Problematik, obzwar in anderem systematischen Zusammenhang, findet sich in der personalistischen Philosophie W i l l i a m S t e r n s (1871—1938), der wie K l a g e s v o n der Charakterologie („Différentielle Psychologie", 1911) zur Metaphysik gelangte („Person und Sache" I 1906, II 1918, III 1924). Hier tritt an Stelle j e n e s primären Erlebens die „Innerung", das Bewußtsein wird zur „Auseinandersetzung" (von Subjekt «nd Objekt), es wird (wie bei K l a g e s ) als wesentlich analytisch gefaßt, ist stets „Zeichen und Erzeugnis eines Konflikts", ein „Spiegel, der zugleich als Waffe dient". Die Differenz dieser personalistischen Metaphysik zur irrationalistischen Lebensphilosophie liegt darin, daß sie durch und durch t e l e o l o g i s c h ist: Person ist nicht „Bewußtsein-Haben", sondern die „wirkliche individuelle Einheit, die Fähigkeit zu zielstrebigem Tun und die Selbstwertigkeit", sie ist nicht Geist oder Seele, sondern „konkrete Ganzheit von innerer Lebendigkeit und schöpferischer Selbstentfaltung". S t e r n s Metaphysik ist von E. v. H a r t m a n n abhängig, seine Personlehre der S c h e l e r sehen verwandt.
Klages' Geistkritik
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Klages' Kritik am Geiste ist eine Kritik dessen, was er die l o g o z e n t r i s c h e (im Gegensatz zur b i o z e n t r i s c h e n) Weltanschauung nennt und worunter er (wie Nietzsche) den abendländischen Rationalismus von der eleatischen Gleichsetzung des Denkens und Seins bis zur modernen Ontologie versteht: Piaton und Demokrit, „Idealismus" und „Materialismus", fallen gleichermaßen unter den Begriff logozentrischer Philosophie, und nur Heraklit macht (wie f ü r Nietzsche) eine Ausnahme. Es darf nur nicht übersehen werden, daß diese Kritik zugleich eine T h e o r i e ist, daß in ihr gezeigt wird, wie es zum A u f b a u der „gegenständlichen" Welt und ihres „Wahrheitssystems" kommt. Wir „leben" ja nun einmal in einer logozentrisch umgelogenen Welt, und noch mehr: das Eindringen des Geistes in die Lebenszelle b i l d e t erst eigentlich den metaphysischen Pro7. e s s , der wie bei Schelling und Baader, Schopenhauer und v. Hartmann ein dramatisches, tragisches Geschehen ist, das seinerseits nun auch wieder logozentrisch „begriffen" werden muß. Klages' Geistkritik ist eine Kritik des Begreifens, der B e g r i f f s b i l d u n g , in ihrer eigentümlichen Leistung sowohl wie in ihrer Insuffizienz gegenüber allem „Erleben". Sie besteht in einer Umkehrung der gewöhnlichen Auffassung, wonach „Dinge" konkret, Begriffe abstrakt sind. Für Klages sind „Dinge" abstrakt, Begriffe — nämlich als „Gegenstandscharaktere" — konkret. Die Dingoder Gegenstandswelt ist eine Welt von Beziehungspunkten, Ichprojektionen; in dieser „gemachten" Welt gibt es keine Wirkensbeziehungen, sondern nur mathematisch formulierbare „Abfolgeregeln"; Klages' Geistkritik enthält also eine Kritik der üblichen K a u s a l i t ä t s a u f f a s s u n g . Sie ist ferner eine Kritik aller O n t o l o g i e , die Wirklichkeitstheorie sein will. Der Begriff des Seins „paßt" nicht auf die Wirklichkeit; wir müssen die Zeitlichkeit entzeitlichen, die Wirklichkeit entwirklichen, die Erscheinungen f ü r Sinnentrug halten — was alles f ü r das
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logozentrische Denken kennzeichnend ist —, wenn wir die Metaphysik ontologisch durchführen wollen. Unser Denken ist auch nicht ein „Abbilden" der "Wirklichkeit, — nicht der Geist spiegelt die Wirklichkeit, sondern i n der Wirklichkeit spiegelt s i c h der Geist selbst. Die Kritik des Geistes ist also eine Kritik des e r k e n n t n i s t h e o r e t i s c h e n R e a l i s m u s , unter den Voraussetzungen einer realistischen Lebensphilosophie. Es bleibt noch die Frage nach der Bedeutung, die der I n t u i t i o n in der Klagessdien Philosophie zukommt. Klages spricht von Bildern, die wirklich sein sollen, von der Wirksamkeit dieser Bilder, von den Bildern als „Mächten" und „Kräften". Er spricht von der Schau der Bilder, von schauendem Erleben bzw. „Schauung" als „innerlichem Gegenstück der in unablässiger Wandlung begriffenen Wirklichkeit der Bilder". Bild hat also bei ihm nicht den Sinn von Abbildung, auch nicht von (platonischer) Idee. Die Schau der Bilder ist nicht Schauen von Abbildern; sie ist ebensowenig „Anschauung" der Bilder. Schau und Anschauung sind zu trennen; Schau ist primär E m p f i n d u n g s s c h a u . Oder noch ursprünglicher: B i l d e r l e b n i s selber (wie im Traum). Daraus würde aber, wie bei Schopenhauer, ein Traumidealismus folgen. Da Klages die idealistischen Raumlehren Kants und Schopenhauers ablehnt und ihm die primäre Empfindungsschau doch wieder eine „Abbildung" der raumzeitlichen „Stetigkeit" ist, glaubt er dieser Konsequenz entgehen zu können. Wir brauchen auf die darin enthaltenen Schwierigkeiten nicht einzugehen. Jedenfalls sind für Klages die „Bilder" nicht phänomenalistisch, „sondern als Ausdruck der letzten Weltwesenheit gefaßt" (Thyssen), und das schauend-entfremdend-verbindende Erleben (s. o.) ist in der Form der (allen Sinnen zukommenden) primären, d. i. unbewußten, Empfindungsschau konstitutiv für den Aufbau unserer Wahrnehmungswelt.
Nikolay Losskij
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Nikolay Losski] Bevor wir uns zu Bergson zurückwenden, ist noch eines Philosophen der Intuition zu gedenken, der den „Intuitivismus" zum Programm einer E r k e n n t n i s t h e o r i e gemacht hat, obwohl er nicht als Irrationalist und auch nicht als Lebensphilosoph im eigentlichen Sinne bezeichnet werden kann: Nikolay O. Losskij. Losskij gehört zu den Häuptern der russischen Emigrantenphilosophie. 1870 in Kreslawka geboren, studierte er in Petersburg, w o er sich 1900 habilitierte und 1907 den russischen Doktorgrad erwarb. Nach seiner Ausweisung 1922 ging er nach Prag, ist aber schon lange vorher in Deutschland bekannt und auf die Entwicklung der deutschen Philosophie von Einfluß geworden. V o n 1901 Wundt und G. E. bis 1903 hatte er bei Windelband, Müller studiert. Seine „Grundlegung des Intuitivismus" (1906) ist 1908 deutsch erschienen. Losskijs Erkenntnistheorie will, wie diejenige Volkelts, v o n der sie sicherlich beeinflußt ist 1 ), v o r a u s s e t z u n g s l o s sein, beim „Erkenntnisphänomen" (N. Hartmann) selbst einsetzen, und vor allem die Voraussetzung aufgeben, daß Subjekt und Objekt schon vor der Erkenntnis fertig da seien, daß das Objekt „lediglich seine Wir1) Schon in „Erfahrung und Denken" (1886) heißt es bei V o l k c l t , alles objektive Erkennen habe in bezug auf den Grund der von ihm beanspruchten Gewißheit „einen gewissen mystischen Charakter". — Man k a n n unmöglich J o h a n n e s V o l k e l t (1848—1930), diesen b e d e u t e n d e n Erkenntnistheoretiker und Metaphysiker, der auch ein dreibändiges System der Ästhetik geschrieben (1905—1914) und sidi schon in frühen J a h r e n — er ist 82 J a h r e alt geworden und hat 60 J a h r e lang, bis zum Abend vor seinem Tode, die Feder g e f ü h r t — an den philosophischen Auseinandersetzungen seiner Zeit beteiligte, am Rande oder im Zusammenh a n g e mit einem anderen Denker darstellen. Aber man muß ihn wenigstens nennen, um seinen Anteil am Intuitionismus hervorzuheben. Er w a r beileibe nicht Intuitionist in dem Sinne, daß er die intuitive Gewißheit für die einzig mögliche gehalten hätte. Er k e n n t vielmehr drei Gewißheitsquellen: das unmittelbare Gegebensein, die Denknotwendigkeit und die überlögisdie Gewißheit. Diese stellt ein „unbeschreibbares, überrationales H a b h a f t w e r d e n des T r a n s s u b j e k t i v e n dar". Man könnte ihn, da er das Ich erst im Zustande der überlogischen Gewißheit „umfangen und g e t r a g e n fühlt von dem Strom der Lebenswirklidikeit", der neuidealistischen Lebensphilosophie etwa im Sinne
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kungen oder seine . . . Kopien" in den Bereich des Erkenntnisprozesses sendet. Demgegenüber behauptet Losskij, „daß der Erkenntnisgegenstand . . . leibhaft und als Original in das Bewußtsein des erkennenden Individuums eintritt und daher so erkannt wird, wie er unabhängig vom Erkenntnisakt existiert". Ef behauptet, daß die transsubjektive Welt dem Erkenntnisprozeß immanent ist, daß die Welt des NichtIch ebenso „unmittelbar" erkannt wird wie die Welt des Ich. Und er nennt das in aller Erkenntnis enthaltene unmittelbare Bewußtsein I n t u i t i o n , den Standpunkt des Intuitivismus einen „m y s t i s c h e n" und „e m p i r i s t i s c h e n". Später unterscheidet er sinnliche, intellektuelle, mystische Intuition und reserviert der letzten das sogenannte Suprarationale (Gott, die personalen Handelszentren). Wird das Objekt nicht als Abbild, Erscheinung, sondern als Original, d. h. so erkannt, wie es „ist", so besteht natürlich trotzdem ein Unterschied zwischen dem, was ich als das „m e i n i g e" beobachte (Ich-Welt), und dem, was ich als mir „g e g e b e n" beobachte (Welt des NichtIch). Das Problem der intuitivistischen Erkenntnistheorie ist also das Problem der G e g e b e n h e i t . Und die These Losskijs, die sich, freilich unter phänomenalistischen Voraussetzungen, auch bei Heinrich Maier (1867—1933) findet, lautet: alles „Gegebene" ist wirklich die Außenwelt, ist transzendent bzw. e m p i r i s c h t r a n s z e n d e n t G e g e b e n e s (daher „Empirismus"). D i l t h e y s zuredinen. Davon unterscheidet er sich aber gründlich, indem er erstens eine „wirkliche Einigung" (mit dem Transsubjektiven) für „unmöglich" hält — das ist von vornherein auch der Punkt seines Gegensatzes zu L o s s k i j — , und indem er zweitens Metaphysik treibt, im spekulativen Sinne nicht H e g e l s , von dem er zuerst beeinflußt worden war, oder S c h o p e n h a u e r s (über den er 1900 sein bekanntestes Buch sdlrieb), dessen Irrationalismus er als „Moment" des Absoluten — ähnlidi wie E. v. H a r t m a n n , mit dem er auch einiges gemeinsam hat — gelten läßt, sondern des S p ä t i d e a l i s m u s , als dessen verspäteter Nachkömmling er sich in den Schriften seines hohen Alters (Phänomenologie und Metaphysik der Zeit, 1925, Das Problem der Individualität, 1928 u. a.) erweist.
N . Losskij
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Diese Realpräsenz des Dinges in der Erkenntnis mag ja nun als Ei des Kolumbus erscheinen. In Wirklichkeit wird dabei der Erkenntnisbegriff selbst umgewandelt, das Erkennen zum W a h r n e h m e n gemacht. Losskij ist sich darüber durchaus im klaren: „Nach der These des Intuitivismus sind streng genommen alle Erkenntnisprozesse, die Schlüsse mit einbegriffen, Wahrnehmungsvorgänge". Im Erkenntnisakt ist das wahrgenommene Objekt gegenwärtig, in ihm weist es uns — wie Losskij im Anklang an die Urteilslehre Th. Lipps' sagt — „seine Gründe a u f " und führt uns über seine Grenzen hinaus, „indem es uns zwingt, seine Beziehungen zu den übrigen Bestandteilen der Welt zu verfolgen". Diese Materialisierung der Erkenntnis, die natürlich nichts mit Materialismus zu tun hat (sondern im Gegenteil mit Spiritualismus), führt auch zu einer Umgestaltung des B e w u ß t s e i n s begriffes, die freilich aus der Tradition bekannt genug ist. Sie besteht darin, das endliche Bewußtsein durch den i n t u i t u s o r i g i n a r i u s zu ersetzen. Nicht ganz. Aber doch so, daß sich der unendliche Verstand in jedem endlichen Erkenntnisakt realisiert, und zwar im „Moment" der Urteilsaussage. Das Erkenntnisurteil nämlich ist der Einbruch der unendlichen, anschauenden, seine Gegenstände unmittelbar „habenden" Verstandes in die Sphäre der endlichen, psychischen Subjektivität, es ist die Aktualisierung des intuitus originarius. Läßt Losskij in der „Grundlegung" (1906) die ontologisch-metaphysischen Fragen noch unbestimmt, so hat er sich seit 1913 vornehmlich logischen Problemen zugewandt (Handbuch der Logik, 1922, deutsch 1923), und gegen Ende der zwanziger Jahre („The World as an Organic Whole, 1928) jene „Systematisation" vorgenommen, die als Idealrealismus, Personalismus, Lehre von den personalen und überpersonalen „Agenten", für die weiteren Ar-' beiten voraugesetzt wird, — eine Erneuerung der Leibnizschen Metaphysik unter Beschränkung auf ihren religions8
Lehmann, Geschichte der P h i l o s o p h i e
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philosophischen Gehalt, und mit Korrekturen, die den Monadenbegriff aufheben. Die Monade repräsentiert nicht die Welt, sie ist mit der .Welt so innig verbunden, „daß das ganze weltliche Sein für sie unmittelbar i m O r i g i n a l existiert, teils als bewußt gemachtes, teils im Unterbewußtsein". Und an Stelle der prästabilierten Harmonie tritt eine universelle Hierarchie, ein „ h i e r archischer Personalismus". Der Begriff der Intuition wird jetzt auch — wie bei Scheler — in religiös-ethischem Sinne verwendet: als Teilnahme am göttlichen Leben und am Leben der anderen Individuen. Losskij gerät hier in ein mystisch-okkultisches Nebelland, in das wir ihm nicht zu folgen brauchen.
Henri Bergson Trägt Losskijs Konzeption des (erkenntnistheoretischen) Intuitivismus noch ganz, das Gepräge jener Erörterungen über die „Realität der Außenwelt", wie sie zur Zeit der Immanenzphilosophie und des Empiriokritizismus im Umlauf waren, und bedeutet seine intuitive Gewißheit nicht viel anderes als das, von Jacobi aus Humes „belief" entwickelte, „offenbarende Vermögen" der W a h r n e h m u n g , so überwiegt in Bergsons, oben nur summarisch nach ihrer Stellung zur Biologie charakterisierten, Intuitionsphilosophie die Problematik der S e l b s t w a h r n e h m u n g und unmittelbaren S e l b s t g e w i ß h e i t , von der schon sein erstes Werk, der „Essai sur les donnéesimmédiates de la conscience" (1889) handelt. Also wäre auch seine Lebensphilosophie eine verkappte E r l e b n i s p h i l o s o p h i e und in der Wurzel neuidealisitisch? Zwar ist das nicht der Fall, aber Bergson — dessen Philosophie vom „Bergsonismus" zu unterscheiden sehr nötig ist — kann nicht so einfach auf eine Formel gebracht werden, die alle seine Ansätze umfaßt. Denn Bergson, von dem Maritain sagt, daß er sich niemals völlig zu der Metaphysik bekannt habe, die in
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seiner Philosophie enthalten ist, ist kein Systematiker. Seine Phantasie ist groß, aber sein Denken ist nicht konstruktiv. Er kommt von der Psychologie und möchte die sichere Scholle wissenschaftlicher Erfahrungen ungern verlassen; w e n n er es tut, erhebt sich allerdings seine Phantasie zu ungewöhnlicher Höhe, und seine Behauptungen kontrastieren mit der mühsamen Arbeit, die ihnen vorausging. Die Konzeption eines Gedichtes, eines Kunstwerkes — so sagt er einmal — koste noch keine Mühe; anstrengend sei erst die materielle Verwirklichung des Gedichtes in Worten, der künstlerischen Eingebung als Statue oder Bild. Aber bei ihm selbst ist es umgekehrt: er verwendet seine Anstrengung auf diffizielle Untersuchungen, aus denen die Eingebung hervorbricht, ohne weiter noch realisiert zu werden. W i e bei anderen Neuromantikern sind auch bei Bergson zwei Seelen u n d zwei BegrifFsführungen, deren Gegeneinander eigentlich den Sinn seiner Philosophie ausmacht, ohne daß er als solcher aufgearbeitet wäre. Intuition und Verstand, Spekulation und Praxis, Materie und Gedächtnis, Leben und Mechanismus, Intellekt und Instinkt, Spannung und Erschlaffung, — diese und andere Gegensätze, die seine Schriften durchziehen, weisen auf einen G r u n d g e g e n s a t z zurück, auf den Gegensatz von Z e i t (temps) u n d D a u e r (duree), und wenn er dabei für die Dauer Partei ergreift, so allerdings darum, weil Dauer und S e l b s t b e w u ß t s e i n zusammengehören. Im tiefsten Innern suchen w i r den Punkt, w o w i r uns am nächsten sind. „Es ist die reine Dauer, in welche wir so zurücktauchen; eine Dauer, in der die ewig vorrückende Vergangenheit unablässig um eine absolut neue Gegenwart anschwillt." Der Punkt dieser unmittelbaren Gewißheit — kein Punkt, insofern die Dauer als beständiges Fließen das Gegenteil von aller Punktualität sein soll; aber doch ein Punkt für die Selbstwahrnehmung, die bis z u r Dauer vorstößt — ist freilich das „Fünklein" der M y s t i k , 8'
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und Bergson verweilt oft mit Liebe in den Gefilden mystischer Religiosität. Aber das macht ihn noch nicht zum „Philosophen moderner Religion" (E. Ott). Es ist vielmehr der Unterschied der irrationalistischromantischen Lebensphilosophie von der neuidealistisdien, daß sie nicht ohne weiteres als Religionsphilosophie abschließt. (In Frankreich tritt das an dem Gegensatz von Bergson und Boutroux hervor, so sehr auch beider Philosophie eine Philosophie der Freiheit sein will). Davon abgesehen, ist es auch gar nicht jene Tiefenschau, die zum Begriff der Dauer führt, — Bergson beginnt und endet n i c h t mit einer Philosophie des Bewußtseins, der Selbstbesinnung, des Erlebens. Sein Versuch über die „unmittelbaren Bewußtseinsgegebenheiten" setzt vielmehr mit einer ganz anderen Frage ein: mit der Frage nach der M e ß b a r k e i t der E m p f i n d u n g e n . Was versteht man unter der intensiven Größe einer Empfindung, eines Affektes, Willensvorganges? Welchen Sinn hat es, hier von G r ö ß e n a b s t u f u n g ' zu sprechen? Kann man sich wirklich denken, daß eine intensivere Empfindung eine Empfindung geringerer Intensität „enthält"? Das kann man sich nur denken, wenn man den seelischen Zuständen das Schema des R a u m e s unterlegt, wenn man die Zeit durch Ausgedehntes ausdrückt. Und so lautet die These dieses Bergsonschen Buches: wir s u b s t i t u i e r e n der erlebten Zeit den R a u m ; schon dadurch, daß wir die Zeit überhaupt zu teilen suchen, verlegen wir ihre Momente in den homogenen Raum. Die in den Raum verlegte Zeit ist die o b j e k t i v e oder physikalische, ihr gegenüber ist die D a u e r eine „reine Heterogeneität", eine „organische Entwicklung", eine „qualitative Mannigfaltigkeit". Sie läßt sich nicht messen und zählen; sie ist kein „homogenes Medium". Sie ist die eigentliche Zeit; die physikalische Zeit ist dagegen ein „Bastardbegriff, der seinen Ursprung dem Eindringen
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der Raumvorstellung ins Gebiet des reinen Bewußtseins verdankt". Erst jetzt tritt die Wendung ein, daß wir die Dauer „fühlen", je mehr wir uns in uns selbst versenken und je weniger wir an der Peripherie unseres Ich leben, — daß also der Schlüssel zur konkreten Zeit i n u n s liegt. Aber für Bergson ist das doch nur ein Durchgangspunkt: gegenüber der einen homogenen Zeit gibt es viele „Dauern"; die Intuition unserer Dauer (heißt es in der Einleitung in die Metaphysik 1903), setzt uns in Kontakt mit einer ganzen Kontinuität von Dauern, abwärts zu einer Dauer, deren Pulse schneller sind als unsere eigenen, aufwärts zu einer Dauer, die sich immer mehr „spannt", kontrahiert, immer intensiver wird; und hier wie dort „gehen wir über uns selbst hinaus". In dem zweiten Werk, das Bergson 1896 veröffentlichte: „Matière et Mémoire", geht er vom p s y c h o p h y s i s e h e n Problem, von der Beziehung des Geistes zum Körper aus. Und wie dort die physikalische Zeit, so kritisiert er hier die L o k a l i s a t i o n s t h e o r i e n , insbesondere die Verlegung der Wahrnehmungen in das Gehirn. Wie Klages nach ihm, faßt auch Bergson die Wirklich lichkeit als W e l t d e r B i l d e r : die Materie ist die „Gesamtheit der Bilder", und die Wahrnehmung der Materie ist die „Beziehung der Bilder auf die mögliche Wirkung eines bestimmten Bildes, meines Leibes". Die Wahrnehmung steckt nicht im Gehirn, sondern das Gehirn gehört umgekehrt als besonderes „Bild" zu den Wahrnehmungen. Die psychischen Zustände sind nicht Gehirnzustände, sondern die Gehirnzustände sind ein Teil der psychischen Zustände, nämlich der p s y c h o m o t o r i s c h e n . Das Gehirn ist der Sitz der sensorisch-motorisdien Vorgänge; es ist ein Umschalter (commutateur); es lenkt den „Strom, den man von irgendeinem Punkte des Organismus erhalten hat, in die Richtung eines beliebig
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gewählten Bewegungsapparates"; es ist das Organ der „Aufmerksamkeit auf das Leben". Und das Bewußtsein selbst? Es ist G e d ä c h t n i s (memoire). Natürlich ist das eine Metapher, keine Definition. Und man müßte auf Einzelheiten der sehr verwickelten Gedächtnislehre Bergsons eingehen, um Sinn und Einschränkungen dieser Metapher zu erfassen. (Seit E. Herings Vortrag über das Gedächtnis 1870 und R. Semons „Mneme" 1904 hat sich die entgegengesetzte, wesentlich materialistische Vorstellung, daß das Gedächtnis ursprüngliche Eigenschaft aller belebten und vielleicht auch unbelebten Materie ist, immer mehr eingebürgert.) Die wichtigste Einschränkung ist schon die, daß Bergson das Gedächtnis in m o t o r i s c h e s und k o n t e m p l a t i v e s aufspaltet, — jenes als Aufspeicherung motorischer Gewohnheiten, Körpererfahrungen ohne Bildeinschlag, „medianisches" Gedächtnis, dieses als Erinnerungsbild, getreue Bildreproduktion, Leben in der Vergangenheit, „reines" Gedächtnis (und eigentlich etwas Unbewußtes). Und daß das Bewußtsein der S c h n i t t p u n k t der beiden „Gedächtnisse" sein soll. Denn das Bewußtsein steht ja im Dienste der Lebenspraxis, des „Interesses" — schlafen, sagt Bergon, heißt uninteressiert sein, und Spengler hat daraus den Gegensatz von „Wachsein" und „Dasein" gemacht —, zu allem H a n deln aber gehören die sensorisch-motorischen Funktionen, die Mechanismen des Körpergedächtnisses. Aus den Höhen des „reinen" Gedächtnisses müssen die Erinnerungen herabsteigen bis zu dem Punkte, wo sich die T a t vollzieht, das reine Gedächtnis muß mit dem mechanischen zusammentreffen, die Wirklichkeit muß auf ein bestimmtes Wahrnehmungsfeld' e i n g e e n g t werden. Um aber hinter den ganzen Sinn der Begriffe Materie und Gedächtnis (bzw. Bewußtsein) zu kommen, ist das dritte und größte Werk Bergsons-. „Die schöpferische Entwicklung" („Evolution Creatrice" 1907) mit der darin
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enthaltenen Naturphilosophie u n d Lebensmetaphysik u n d insbesondere mit ihrer Weiterbildung der Lehre von der Materie heranzuziehen. Offenbar ist die Psychophysik überhaupt nicht der rechte O r t , um mit dem Problem der Materie fertigzuwerden: die Frage nach dem Wesen der M a t e r i e setzt die Frage nach dem Wesen des L e b e n s voraus, und wie der Metaphysiker den Sinn des Lebens bestimmt, danach richten sich seine Aussagen über den Sinn der Materie. Nicht umgekehrt. Dieses Werk, zu dem die „Einleitung in die Metaphysik" (1903) den A u f t a k t bildet, zerfällt in vier Abschnitte. Im e r s t e n Abschnitt werden M e c h a n i s m u s und F i n a 1 i s mu s (bzw. Vitalismus) konfrontiert mit dem Ergebnis, daß beide Unrecht haben. Im z w e i t e n Abschnitt wird die G e s a m t e n t w i c k l u n g des Lebens betrachtet: das Verhältnis von Tier und Pflanze, die Stellung des Menschen in der Entwicklung, der Gegensatz von Instinkt und Intellekt. Im d r i t t e n Abschnitt erweitert sich die Betrachtung vom Lebendigen zur O r d nung und Gesetzlichkeit der N a t u r überhaupt. U n d im v i e r t e n Abschnitt geht Bergson auf die letzten o n t o l o g i s c h e n Fragen ein (Sein, Nichts, Werden), — Untersuchungen, die in der Vortragssammlung „La Pensée et le M o u v a n t " (1934) ihre Fortsetzung finden (insofern hier die Ontologie des Möglichen, das Problem der R e a 1 m ö g l i c h k e i t , behandelt wird). Zum Begriff der Dauer und dem Gegensatz von Dauer und Raumzeit tritt jetzt der Begriff des L e b e n s s c h w u n g e s (élan vital) und der Gegensatz von Leben u n d Materie. Auch der Lebensschwung ist eine Metapher, ein Bild. U n d nicht einmal aus dem Bereich des Lebendigen. Bergson betont, daß kein der „physikalischen W e l t " entnommenes Bild eine treffendere Vorstellung vom Leben gäbe. Aber diese Schwungkraft, diese Lebensenergie, die zugleich I m p u l s und T e n d e n z ist, soll doch wesentlich L e b e n s w i l l e , ein „Drang auf dem Grunde des
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Lebens", ein „Verlangen" und sogar eine „Wahl" sein. Sie wird also als Schwungkraft nur sehr einseitig bezeichnet. Auch das, worin Bergsort mit Nietzsche (dem er den Begriff des Übermenschen entnimmt) einig ist, und was Simmel immer wieder hervorhebt, daß alles Leben „MehrLeben", Lebenssteigerung ist, tritt bei dem physikalischen Bilde in Fortfall. In der T a t ist es das Kreuz der Bergsonsdntn Lebensphilosophie, daß sie mit ihren Physikalismen nicht fertig wird. Die physikalischen Begriffe beziehen sich für Bergsort insgesamt auf eine vom Leben erst a b g e l e i t e t e Wirklichkeit, — tatsächlich aber charakterisiert er das Leben nicht bloß nach dem Lebensschwung, sondern auch nach dem W i d e r s t a n d , den es findet. Und dieser Widerstand ist die M a t e r i e . Das Leben ist „dem Wesen nach" ein „durch die Materie geschleuderter Strom", und es kann die Materie nicht durchfluten, ohne sich „auf sie zu stützen, sich ihr anzupassen". Noch mehr: es wird erst durch die Materie i n d i v i d u a l i s i e r t . Die Lehensschwungkraft durchwaltet die Materie, aber sie ist e n d l i c h : sie „kann nicht alle Hindernisse besiegen. Die von ihr eingeflößte Bewegung wird bald abgekrümmt, bald zerteilt, immer aber behindert, und die Entwicklung der organischen Welt ist nichts als das Abrollen dieses Kampfes". Aber wie kann das Leben so durch die Materie beRindert werden? Heißt das nicht an der entscheidenden Stelle einem D u a l i s m u s verfallen, den zu beseitigen gerade Bergsort sich vorgenommen hat? Oder sollte man der Simmel-Bergsonsäien Formulierung des Lebens als „MehrLeben" die andere vom Leben als „ W e n i g e r - L e b e n " gegenüberstellen? Tatsächlich ist Bergsons Lebensmetaphysik auch so etwas wie eine Metaphysik der Lebensinsuffizienz. Der eigentliche Kunstgriff, um die Materie nicht preiszugeben und doch die Suprematie des Lebens zu erhalten,
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besteht jedoch darin, daß Bergson die Materie als „Selbstunterbrechung" des Lebens, als „Entwerdung" oder G e g e n b e w e g u n g versteht. Leben ist Bewegung, Materie ist umgekehrte Bewegung, „und jede dieser Bewegungen ist einfach, da die Materie, die eine Welt ausmacht, ein ungeteilter Fluß ist, und ungeteilt auch das Leben, das diese Welt, Lebewesen herauslösend, durchströmt". So wären Leben und Materie polar, und ihr übergeordnetes Prinzip wäre die Bewegung. Aber eine s o l c h e „philosophie de la mobilité" (J. Benda) entspricht ganz und gar nicht Bergsons Lebensphilosophie. Diese drängt vielmehr zu einem anderen Ausweg: das Leben von der Umstrickung durch die Materie zu „erlösen", und zwar durch den Menschen bzw. Ü b e r m e n s c h e n , der, nimmt man das „absolute" Leben als Gott, wie Gottes Sohn erscheint. Das Leben, überall zum Stillstand seiner Fortentwicklung gebracht, durch die Materie zu „Pendelbewegungen" an ein und derselben Stelle gezwungen, kommt allein im Menschen zur Freiheit: alle Entwicklung ist V e r w i r k l i c h u n g des M e n s c h e n . „Alles geht vor sich, als ob ein unbestimmtes und wallendes Wesen, mag man es nun M e n s c h oder Ü b e r m e n s c h nennen, nach Verwirklichung getrachtet, und diese nur dadurch erreicht hätte, daß es einen Teil seines Wesens unterwegs aufgab". (E. Dacqué hat nach Bergson diese These mit allen „anthroprosophischen" Konsequenzen für die Deszendenztheorie geltend gemacht.)1) Hier endet der Roman. Bergson hat noch mancherlei geschrieben. Er hat 1932 ein Buch über die beiden Quellen der Moral und Religion veröffentlicht, worin er s t a t i s c h e und d y n a m i s c h e Religion unterscheidet, mittelbare, von Satzungen getragene, und unmittelbare,, den élan vital ohne Umweg in das Zentrum der Seele auf1) Siehe oben S. 79 f.
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nehmende. Immer reich an originellen Gesichtspunkten, bestimmt er die mittelbare Religion, die allein in Form von Kirchen auftritt, naturphilosophisch. Als eine „Abwehrmaßnahme der Natur gegen das, was sich bei der Betätigung der Intelligenz an Niederdrückendem für das Individuum und an Auflösendem für die Gesellschaft ergeben könnte". Als eine „Verteidigung" der Natur gegen die Intelligenz. "Was das Ethische betrifft, so sagt Maritain nicht ganz mit Unrecht von dieser Schrift, daß das „Sittliche daraus völlig entfernt ist", indem der Mensch aufgefaßt wird als zwischen einem infrarationalen s o z i a l e n , und einem überrationalen m y s t i s c h e n Element stehend. Ein Eingehen darauf würde unsere Aufgabe weit überschreiten. Bergsons Bücher, 1914 auf den Index gesetzt, sind gewiß keine Vorschule katholischer Theologie. Daß er in-hohem Alter (er ist 1859 in Paris geboren, lehrte 1831—1883 am Lycée von Angers, 1883—1888 am Lycée von Clermont-Ferrand, 1888—1898 am Collège Rollin, von 1900—1914 am College de France; seit 1918 war er Mitglied der Akademie und seit 1921 emeritiert; gestorben ist er am 4. Januar 1941 in Paris) Neigungen zum Katholizismus verspürte, aber mit Rücksicht auf seine verfolgten Glaubensgenossen nicht übertrat, ist eine rein persönliche Angelegenheit. Natürlich lassen sich viele Punkte in Bergsons Philosophie religionsphilosophisch auslegen (unter den Bergsonisten hat vor allen Le Roy den Intuitionismus zur Glaubensverherrlichung mißbraucht); aber Bergsons „positive Metaphysik" ist von Religions- und Weltanschauungsphilosophie doch so weit entfernt, daß sie die Möglichkeit auch entgegengesetzter Entscheidungen offenhält, und sich, trotz aller phantasievollen Einfälle, wesentlich in der Linie der S a c h p r o b l e m e des damaligen Denkens hält.
Literatur
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Literatur Allgemeines TH. J . K Ö N I G , Der Begriff der Intuition, Halle 1 9 2 6 . — I . E R S C H , Lebensphilosophie der Gegenwart, Berlin 1 9 3 2 . — H . P R I N Z H O R N , Charakterkunde der Gegenwart, Berlin 1 9 3 1 . — J . V O L K E L T , Gewißheit und Wahrheit, München 1 9 1 8 . — Ders.,
Die Gefühlsgewißheit, München 1922.
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Irrationalismus und Intuitivismus
124
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—
O.
KEIN, D a s
Apollinische
und
1936. 1949
Dionysische
bei
B. NOLL,
Das
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125
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Losskij H a u p t w e r k e : D i e Grundlehren der Psychologie vom Standpunkte des Voluntarismus, Leipzig 1904. — D i e Grundlegung des Intuitivismus, H a l l e 1908. — Thesen zur „Grundlegung des Intuitivismus", in: Kantstudien X I I I (1908). — Die Umgestaltung des Bewußtseinsbegriffes in der modernen Erkenntnistheorie und ihre Bedeutung für die Logik, i n : Enzyklopädie der phil. Wissenschaften I, Tübingen 1912, S. 243 ff. — H a n d buch der Logik, Leipzig 1927. — T h e World as an Organic Whole, 1928. — D e r Intuitivismus und die Lehre von der Transsubjektivität der sinnlichen Qualitäten, i n : Archiv f. d. gesamte Psychologie 87, 3 — 4 (1933). — Das menschliche Ich als Gegenstand mysti-
126
Irrationalismus und Intuitivismus
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Bergson,
in:
Logos
I
1
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125—150.
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Namenverzeichnis (ohne Literaturangabe) Adler, A. 90 Alfieri 69 Aristoteles 41, 59 Baader 109 Bachofen 94, 95, 100 Baeumler 88 Bahnsen 94, 98 Bauch 65 Bauer 92 Benda 121 Bergmann, J. 102, 103 Bergson 9, 24, 48, 52, 59, 60, 69, 77, 81 f., 105, 111, 114—122 Bernoulli, C. A. 85 Bertram 88 Binswanger 86 Biran 22, 82 Bochenski 4, 6 Bödth 30 Bolland 67 Bollnow 27 Bosanquet 68 Boutroux 10, 14, 19, 20—25, 30, 116 Bradley 68 Brandes 88 Brentano 5, 9, 37, 101 Bruno 72 Buckle 34 Budde 17 Burckhardt 7 Caird, R. 66, 68 Calogero 69 Carabellese 69 Carlyle 14, 66 Carnap 10 Carus 100, 106 Caspary 80 Chamerlain 14 Christiansen 7 Class 19—20 Cohen 13, 57, 58 Cohn, J. 65 Coleridge 66 Comte 22, 24, 34 Cousin 22 Croce 67, 68—72 Dacqué 79 f., 81, 121 Danzel 80
Demokrit 109 Dilthey 6, 9, 10, 12, 16, 19, 21, 25—45, 47, 48, 51, 52, 53, 55, 59 , 60 , 65, 73, 76, 77, 84, 96, 107, 112 Dostojewsky 59, 84 Driesch 78, 79
14, 46, 54, 74, 97,
Ebbinghaus, H. 37 Ercole 67 Eucken 10, 14—20, 21, 22, 24, 30, 38, 45, 48, 49, 52, 60, 65, 77 Evola 69 Fechner 37 Feuerbach 89, 92, 96 Fichte, J. G. 16, 22, 38, 54, 59, 60, 70, 72, 83, 107 Fischer, H. 89 Fischer, K. 92 Förster-Nietzsche 84, 85 Fouillée 83 Francé 78 Freud 90 Freyer 27 Friedrich 13 f. Frischeisen-Köhler 26 Gast 84, 85, 87 Gaudig 17 Gentile 67, 68—72 George 100 Gioberti 67 Glock 28 Glockner 65, 66, 73 Gogarten 15 Goldberg 80 Goldschmidt 7 Goltz 13 Görres 94 Goethe 50 Gotti 54 Green 66, 68 Grimm 34 Grisebach 15 Groethuysen 27, 39 Guardini 4 Guzzo 69
Haeberlin 27 Häckel 18, 24, 107 Hamelin 67 Hamerling 48 Hammacher 15 v. Hartmann, E. 10, 13 67, 78, 82, 94, 108, 109, 112 Hartmann, N. 27, 111 Hegel 16, 26, 32, 34, 39 f., 64—74, 83, 89, 94, 95, 99, 112 Heidegger 5, 26, 27, 56, 59, 88 Heintel 93 v. Hellen 84 Hellenbach 98 Helmholtz 22, 34 Heraklit 89 f., 109 Herbart 20, 37, 39 Hering 118 Hessing 67 Heydorn 94 Hildebrandt 86, 88, 93, 98 Hofmann 27, 43. 50 Hofmiller 85 Horneffer, A. 84 Horneffer, E. 84 Humboldt, W. v. 34 Husserl 5, 26, 39, 58, 101 Jacoby 27 James 14, 24 Jaspers 27, 42, 86, 88, 94, 99 Jordan 4 Jung, C. G. 90 Jünger, E. 15 Jünger, F. G. 90 Kant 26, 32, 50, 54, 64, 65, 66, 79, 91, 92 Kein 94 Kesseler 17 Keyserling 15 Kierkegaard 5, 10, 14, 88, 90 Klages 9, 15, 49, 76, 88, 91, 99, 100 f., 102, 105—110, 117
128
Namenverzeichnis
Koegel 84 Kroner, 65, 73
Ott 116 Overbeck, Fr. 85, 86
Ladielier 82 Lagarde 13 Lamprecht 16, 34, 45 Landgrebe 27 Langbehn 13 Lange, Fr. A. 87, 91 Lange-Eichbaum 86 Laotse 59 Leibniz 22, 28, 96, 98, 113 Le Roy 122 Lessing, Th. 105 Levy, H. 65 Liebert 15, 65 Liebmann 13 Lipps, Th. 100, 105, 113 Litt 26 Losskij 10, 111—114 Lotze 13, 17, 19, 30, 31, 46, 53, 56 Lö-with 89
Paldgyi 101—105, 107 Pannwitz 15 Pascal 95 Paulsen 13, 83 Pauly 78 Pen 67 Piaton 109 Plessner 27 Plotin 59 Podach 85, 86 Pringle-Pattison 68
Mach 10, 43 Maier, H. 54, 112 Mainländer 94. 95 Maritain 114, 122 Marx 89, 92 Maeterlinck 84 Mayer, R. 98 Mc. Taggart 68 Meinong 5 Meyer, E. 54 Misch 27, 28, 32, 43 Mittasch 98 Möbius 86 Moog 6, 45 Müller, G. E. 111 Müller, J . 81
de Quincy 68 Ranke 30 Rathenau 15 Ravaisson 24, 82 Reinke 78 Renouvier 13, 67 Richter, R. 85, 87 Rickert 10, 12, 21, 23, 26, 38, 39, 51—56, 57, 58, 60, 65, 73, 76, 103 Riehl 10, 84 Ritsdll 24 Ritter 27 Rosmini 67 Rothacker 27 Rousseau 100 Royce 14 Ruskin 14 Russell 10
Savigny 34 Scheler 5, 15, 17, 28, 87, 108, 114 Schelling 9, 82, 94, 109 Schleiermacher 28, 30 f., 34, 40, 50, 74 Schlick 10 Natorp 10, 52, 57—60, Schopenhauer 9, 77, 65, 76 82 f., 91, 92, 94, 96, Naumann, G. 84 109, 110, 112 Niebuhr 34 Schultz, J . 78 Nietzsche 5, 10, 15, 52, Sedlmayer 7 69, 77, 83—100, 105, Seidel 105• Semon 118 109, 120 Nohl 27 Simmel 9, 10, 26, 45— 51, 52, 53, 65, 87, 120 Novalis 28, 69, 90 Spaventa 67, 68 Spencer 24, 34, 81 Oken 79
Spengler 5, 7, 15, 87, 118
Spinoza 42 Spranger 26 Steffensen, K. 19 Stein, H. v. 13 Stenzel 27 Stern, W . 108 Stirling 66, 68 Stirner 50, 92 Strauss 92 Sutton 68 Tagore 59 Taine 34 Teichmuller 96 Thyssen 110 Thoreau 14 Tolstoj 84 Trendelenburg 16, 30, 31, 38, 73 Troeltsch 15, 19, 54, 65 Unger, E. 80 Uexkull, J. v. 78 f., 80 f. Vaihinger 87 Vera 67 Verworn 107 Vetter, A. 92 V i e r k a n d t 47 Volkelt, J. 76 f., I l i f. Voltaire 92 W a g n e r , A. 78 Wagner, R. 13, 84, 92, 94 W e b e r , M. 54 W e i n i n g e r 14 Wiese, L. v. 47 W i g e r s m a 67 W i n d e l b a n d 13, 38, 53, 54, 111 Wittgenstein 10 Wolf, F. A. 34 Wolff, G. 79 W u n d t , W . 13, 37, 38, 44, 45, 82, 83, 111 Wurzbach 85 Yorck v. W a r t e n b u r g 31, 37 Zeller 20 Ziegler, L. 75
mePiA ati 300 Bände. der kurzen, klaren, allgemeinverständlichen Einzeldarstellungen der
AM M III ÖSCIliM sind schon wieder lieferbar. Jeder Band D M 2,40 —
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Stand Februar 1957 B i o l o g i e 8 — B o t a n i k 8 — C h e m i e 7 — Deutsche Sprache und L i t e r a t u r 4 Elektrotechnik 9 — sich 4 —
Englisch 4 —
Geologie 9 —
Hebräisch 5 —
E r d - und L ä n d e r k u n d e 5 —
Germanisch 4 —
H o c h - und T i e f b a u 11 —
Franzö-
Geschichte 3 — Griechisch 5 Indogermanisch 4 —
Italie-
nisch 4 — K r i s t a l l o g r a p h i e 9 — K u n s t 3 — L a n d - und F o r s t w i r t s c h a f t 9 Lateinisch 5 — Musik 3 —
Maschinenbau
Pädagogik 2 —
10 —
Mathematik 6 —
Philosophie 2 —
Publizistik 6 —
Religionswissenschaften 3 —
Soziologie 2 —
Technologie 8 —
Mineralogie 9
Physik 7 — Psychologie 2 Russisch 5 —
Volkswirtschaft 5 —
Sanskrit 5
W a s s e r b a u 11
Z o o l o g i e 8. D i e Zahlen
den Seiten i m Innern des H e f t e s .
iLTE R DE G R U Y T E R & B E R L I N W 35
CO.
Geisteswissenschaften Apelf. 5. Aufl., n e u b . von P.Ludz 1957. In Vorb. (Bd. 103111031a) Einführung in die Philosophie von Philosophische Anthropologie. H. Leisegangf. 3. Aufl. 145 S. 1957 Menschliche S e l b s t d e u t u n g in Geschichte u n d G e g e n w a r t v o n (Bd. 281) 266 S. 1955 Erkenntnistheorie von G. Kropp. M. Landmann. 1561156a) I. Teil: Allgemeine G r u n d l e g u n g . (Bd. 143 S. 1950 (Bd. 807) Pädagogik, Psychologie Hauptprobleme der Philosophie von •G. Simmelf. 7., u n v e r ä n d . Aufl. Soziologie 177 S. 1950 (Bd. 500) Geschichte der Pädagogik von Geschichte der Philosophie I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o p h i e Herrn. Weimer. 12., n e u b . u. v e r m . 177 S. v o n W. Capelle. 1. Teil. Von Thaies Aufl. von Heinz Weimer. bis Leukippos. 2., erw. Aufl. 135 S. 1956 (Bd. 145) Therapeutische Psychologie. Ihr 1953 (Bd. 857) I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o - W e g durch die P s y c h o a n a l y s e v o n W. M. Kranefeldt'. Mit einer E inp h i e von W. Capelle. 2. Teil. Von der Sophistik bis z u m T o d e P i a t o n s . f ü h r u n g von C. G. Jung. 3., u n v e r ä n d . Aufl. 152 S. 1956 (Bd. 1034) 2., s t a r k erw. Aufl. 144 S. 1953 Allgemeine Psychologie von Th. (Bd. 858) I I I : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o - Erismann. 1956. In V o r b . (Bd. 831) Soziologie. Geschichte u n d H a u p tp h i e von W. Capelle. 3. Teil. Vom probleme von L. von Wiese. 5. Aufl. T o d e P i a t o n s bis zur alten S t o a . 162 S. 1954 (Bd. 101) 2., s t a r k erw. Aufl. 132 S. 1954 Sozialpsychologie von P . R. Hof(Bd. 859) stätter. 181 S., 15 A b b . , 2 2 T a b . 1956 I V : D i e g r i e c h i s c h e P h i l o s o - (Bd. 1041104a) p h i e von W. Capelle. 4. Teil. Von d e r Alten Stoa bis z u m Eklektizis- Psychologie des Berufs- und Wirtschaftslebens von W. Moede. 1956 m u s im I. J h . v . Chr. 2., s t a r k erw. I n Vorb. (Bd. 851) Aufl. 132 S. 1954 (Bd. 863-) Industrieund Betriebssoziologie V: Die P h i l o s o p h i e des M i t 120 S. 1956 t e l a l t e r s von J. Koch. In Vorb. von R. Dahrendorf. (Bd. 103) (Bd. 826) VI: Von der R e n a i s s a n c e bis Religionswissenschaften K a n t von K . Schilling. 234 S. 1954 (Bd. 3941394a) Jesus von M. Dibeliusf. 2. Aufl. V I I : I m m a n u e l K a n t von G. U n v e r ä n d . N a c h d r . 137 S. 1949 (Bd. 1130) Lehmann. In Vorb. (Bd. 530) V I I I : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. Paulus von M. Dibeliusf. Nach d e m J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. T o d e des Verfassers herausgegeben u n d zu E n d e g e f ü h r t von W. G. 1. Teil. 151 S. 1953 (Bd. 571) I X : D i e P h i l o s o p h i e d e s 19. Kümmel. 2. Aufl. 155 S. 1956 J a h r h u n d e r t s von G. Lehmann. (Bd. 1160) Römische Religionsgeschichte von 2. Teil. 168 S. 1953 (Bd. 709) 2 Bde. 2., u m g e a r b . X : D i e P h i l o s o p h i e i m e r s t e n F. Altheim. D r i t t e l d e s 20. J a h r h u n d e r t s I Aufl. von G. Lehmann. I n Vorb. (Bd. 845) I : G r u n d l a g e n u n d G r u n d b e g r i f f e . Die geistige Situation der Zelt (1931) 116 S. 1956 (Bd. 1035) von K. Jaspers. 4., u n v e r ä n d . Ab- I I : Der geschichtliche Ablauf. d r u c k der 1932 b e a r b . 5. Aufl. 164 S. 1956 (Bd. 1052) 211 S. 1955 (Bd. 1000) Geschichte Israels von E.-L. EhrPhilosophisches Wörterbuch von M . lich. 1957. In Vorb. (Bd. 231)
Philosophie
2
Musik Musikästhetik von H. J. Moser. 180 S. 1953 (Bd. 344) Systematische Modulation von R. Hernried. 2. Aufl. 136 S. 1950 (Bd. 1094) Der polyphone Satz von E. Pepping. 2 Bde. 1. Teil: Der cantus-firmus-Satz. 2 . Aufl. 223 S. 1950 (Bd. 1148) 2. Teil: 1957. In Vorb. {Bd. 11641 1164 a) Allgemeine Musiklehre von H. J. Moser. 2., durchges. Aufl. 155 S. 1955 (Bd. 2201220a) Harmonielehre von H. J. Moser. 2 Bde. I : 109 S. 1954 (Bd. 809) Die Musik des 19. Jahrhunderts von W. Oehlmann. 180 S. 1953 (Bd. 170) Die Musik des 20. Jahrhunderts 1. von W. Oehlmann. In Vorb. (Bd. 171) Technik der deutschen Gesangskunst von H. J. Moser. 3., durchges. und verb. Aufl. 144 S., 5 Fig. 1954 (Bd. 5761576a) Die Kunst des Dirigierens von H. W. von Waltershauseni. 2. Aufl. 138 S. 1954 (Bd. 1147) Die Technik des Klavierspiels aus dem Geiste des musikalischen Kunstwerkes von K. Schubert^. 3. Aufl. 110 S. 1954 (Bd. 1045)
Kunst Stilkunde von H. Weigert. 2 Bde. 2. Aufl. I : Vorzeit, Antike, Mittelalter. 136 S., 94 Abb. 1953 (Bd. 80) II: Spätmittelalter und Neuzeit. 146 S„ 84 Abb. 1953 (Bd. 781) Archäologie von A. Rumpf. 2 Bde. I : Einleitung, historischer Überblick. 143 S., 6 Abb., 12 Taf. 1953 (Bd. 538) II: Die Archäologensprache. Die antiken Reproduktionen. 136 S., 7 Abb., 12 Taf. 1956 (Bd. 539)
Geschichte Einführung In die Geschichtswissenschaft von P. Kirn. 2. Aufl. 121 S. 1952 (Bd. 270)
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Griechisch,
Lateinisch
Griechische Sprachwissenschaft von IV. Brandenstein. 2 Bde. I : Einleitung, L a u t s y s t e m , E t y m o logie. 160 S. 1954 (Bd. 117) Geschichte der griechischen Sprache. 2 Bde. I : Bis zum A u s g a n g der klassischen Zeit von O. Hoffmann f . 3. Aufl. bearb. von A. Debrunner. 156 S. 1954 (Bd. 111) II: G r u n d f r a g e n u n d G r u n d z ü g e des nachklass. Griechisch. Von A. Debrunner. 144 S. 1954 (Bd. 114) Geschichte der griechischen Literatur von W. Nestle. 2 Bde. 2., verb. Aufl. 1: Von den A n f ä n g e n bis auf Alexa n d e r d. Gr. 148 S. 1950 (Bd. 70) II: Von A l e x a n d e r d. Gr. bis z u m A u s g a n g der Antike. 128 S. 1948 (Bd. 557) Geschichte der lateinischen Sprache von F. Stolz f . 3., s t a r k u m g e a r b . Auflage von A. Debrunner. 136 S. 1953 (Bd. 492)
Hebräisch,
Sanskrit,
Russisch
Hebräische Grammatik von G. Beert. 2 Bde. 2., völlig n e u b . Aufl. von R. Meyer I : Schrift-, L a u t - u n d F o r m e n lehre I. 157 S. 1952 (Bd. 7631763a) I I : F o r m e n l e h r e II. S v n t a x u n d Flexionsta bellen. 195 b . 1955 (Bd. 7641764a/ Sanskrit-Grammatik von M. Mayrhofer. 89 S. 1953 (Bd. 11581 Russische Grammatik von E. Berneker. 6., u n v e r ä n d . Aufl. von M. Vasmer. 155 S. 1947 (Bd. 66)
Erd- und
Länderkunde
Afrika von F. Jaeger. Ein g e o g r a p h . Überblick. 2 Bde. 2., u m g e a r b . Aufl. I: Der L e b e n s r a u m . 179 S., 18 A b b . 1954 (Bd. 910) . I I : Mensch u n d K u l t u r . 152 S., 6 Abb. 1954 (Bd. 911) Iberoamerika v o n O.Quelle. In Vorb. (Bd. 856) Australien und Ozeanien von H. J. Krug. 176 S., 46 Skizz. 1953 (Bd. 319) Kartenkunde von M. Eckert-Greifendorff-f. 3., durchges. Aufl. v o n W. Kleffner. 149 S., 63 A b b . 1950 (Bd. 30)
Volkswirtschaft,
Publizistik
Allgemeine Betriebswirtschaftslehre von K. Mellerowicz. 3 Bde. 9., u n v e r ä n d . Aufl. I : 142 S. 1956 (Bd. 1008) I I : 112 S. 1956 (Bd. 1153) I I I : 143 S. 1956 (Bd. 1154) Allgemeine Volkswirtschaftslehre von A. Paulsen. 4 Bde. I : Grundlegung, W i r t s c h a f t s k r e i s lauf. 138 S. ,1956 (Bd. 1169) II: Haushalte, Unternehmungen, M a r k t f o r m e n . 163 S., 32 A b b . 1956 (Bd. 1170) Zeltungslehre von E. Dovifat. 2 B d e . 3., n e u b e a r b . Aufl. I : Theoretische u n d rechtliche G r u n d l a g e n — Nachricht u n d Mein u n g — Sprache und F o r m . 148 S. 1955 (Bd. 1039) 11: R e d a k t i o n — Die S p a r t e n Verlag und Vertrieb, W i r t s c h a f t u n d Technik, Sicherung der öffentlichen Aufgabe. 158 S. 1955 (Bd. 1040) 5
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8./9. A u f l . 130 S., 7 F i g . 1955 (Bd. 703) A u f g a b e n s a m m l u n g zur Funktionentheorie v o n K. Knopp. 2 Bde. 4. A u f l . I : A u f g a b e n zur elementaren F u n k tionentheorie. 135 S. 1949 (Bd. 877) I I : A u f g a b e n zur höheren F u n k tionentheorie. 151 S. 1949 (Bd. 878) Repetltorlum und A u f g a b e n s a m m lung zur Differentialrechnung von 3., neub. A u f l . v o n A. Wittingf. E. Ulrich. 1957. I n V o r b . (Bd. 146) Repetltorlum und A u f g a b e n s a m m lung zur Integralrechnung von A. Wittingf.3., neubearb. A u f l . v o n E. Ulrich. 1957. In V o r b . (Bd. 147) Gewöhnliche Differentialgleichungen v o n G. Hoheisel. 5., durchges. A u f l . 129 S. 1956. (Bd. 920) Partielle Differentialgleichungen v . G. Hoheisel. 3., neub. A u f l . 130 S. 1953 (Bd. 1003) A u f g a b e n s a m m l u n g zu den gewöhnlichen und partiellen Differentialgleichungen v o n G. Hoheisel. 2., u m g e a r b . A u f l . 124 S. 1952 (Bd. 1059) Integralgleichungen von G. Hoheisel. 2., durchges. A u f l . 1957. In V o r b . (Bd. 1099) Mengenlehre v o n E. Kamke. 3., neub. A u f l a g e . 194 S., 6 F i g . 1955 (Bd. 9991999a) Darstellende Geometrie von W.Haack. 3 Bde. I : Die wichtigsten Darstellungsmethoden. Grundund Aufriß e b e n f l ä c h i g e r K ö r p e r . 110 S., 117 A b b . 1954 (Bd. 142) I I : Körper mit krummen Begrenzungsflächen. K o t i e r t e P r o j e k t i o nen. 129 S „ 86 A b b . 1954. (Bd. 143) III: Axonometrie, Perspektive. P h o t o g r a m m e t r i e . 127 S., 100 A b b . 1957 (Bd. 144) Sammlung von A u f g a b e n und Beispielen zur analytischen Geometrie der Ebene v o n R. Haussner f . Mit den v o l l s t ä n d i g e n Lösungen. 139 S., 22 F i g . N e u d r . 1949 (Bd. 256) Nichteuklidische Geometrie. H y p e r bolische G e o m e t r i e der E b e n e . V o n
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Physik Einführung in die theoretische Physik von W. Döring. 5 Bde. I : Mechanik. 119 S., 29 Abb. 1954 (Bd. 76) I I : Das elektromagnetische Feld. 123 S., 15 Abb. 1955 (Bd. 77) I I I : Optik. 117 S., 32 Abb. 1956 (Bd. 78) I V : Thermodynamik. 107 S., 9 Abb. 1956. (Bd. 374) V : Statische Mechanik. 1957. In Vorb. f Bd. 1017)
Atomphysik von K. Bechert und Ch. Gerthsen, 7 Bde. 3., umgearb. Aufl. I : Allgemeine Grundlagen. 1. Teil. 124 S „ 55 Abb. 1955 (Bd. 1009) I I : Allgemeine Grundlagen. 2. Teil. 112 S., 48 Abb. 1955 (Bd. 1033) I I I : Theorie des Atombaus. 1. Teil. 148 S „ 16 Abb. 1954 (Bd. 112311123a) I V : Theorie des Atombaus. 2. Teil. 170 S., 14 Abb. 1954 (Bd. 116511165a) Differentialgleichungen der Physik von F. Sauter. 2. Aufl. 148 S., 16 Fig. 1950 (Bd. 1070) Physikalische Formelsammlung von G. Mahlerf und K. Mahler. 9., durchges. Aufl. 153 S. mit 69 Fig. 1955 (Bd. 136) Physikalische Aufgabensammlung von G. Mahlert und K. Mahler. Mit den Ergebn. 9., durchges. Aufl. 127 S. 1957 (Bd. 243)
Chemie Geschichte der Chemie in kurzgefaßter Darstellung von G. Lockemann. 2 Bde. I : Vom Altertum bis zur Entdekkung des Sauerstoffs. 142 S., 8 Bildn. 1950 (Bd. 264) I I : Von der Entdeckung des Sauerstoffs bis zur Gegenwart. 151 S., 16 Bildn. 1955 (Bd. 2651265a) Anorganische Chemie von W. Klemm. 9. Aufl. 184 S., 18 Abb. 1957 (Bd. 37) Organische Chemie von W. Schlenk. 7., erw. Aufl. 1957. In Vorb. (Bd. 38}38a) Allgemeine und physikalische Chemie von W. Schulze. 3 Bde. 4., neubearb. Aufl. I : 139 S., 10 Fig. 1955 (Bd. 71) I I : 176 S., 37 Fig. 1956 (Bd. 6981698a) I I I : 1956. In Vorb. (Bd. 786) Analytische Chemie von J. Hoppe. 2 Bde. 5., verb. Aufl. I : Reaktionen. 135 S. 1950 (Bd.247) I I : Gang der qualitativen Analyse. 166 S. 1950 (Bd. 248) Maßanalyse. Theorie und Praxis der klassischen und der elektrochemischen Titrierverfahren. Von G. Jander und K. F. Jahr. 7., erg. Aufl. 303 S., 50 Fig. 1956. (ßd. 2211221a) 7
Thermochemie von VC. A. Roth. 2., verb. Aufl. 109 S., 16 Fig. 1952 (Bd. 1057) Physikalisch-chemische Rechenaufgaben von E. Asmus. 2. Aufl. 95 S. 1949 (Bd. 445) Stöchlometrlsche Aufgabensammlung. Mit den Ergebn. von IV. Bahrdtf und R. Scheer. 6!, durchges. Aufl. 118 S. 1957 (Bd. 452) Elektrochemie und - ihre physikalisch-chemischen Grundlagen von A. Dossier. 2 Bde. I : 149 S., 21 Abb. 1950 (Bd. 252) I I : 178 S., 17 Abb. 1950 (Bd. 253)
Technologie Warenkunde von K. Hassak-f und E. Beutelf. 2 Bde. 7. Aufl. Neubearb. von A. Kutzelnigg I : Anorganische Waren sowie Kohle und Erdöl. 116 S., 19 Fig. 1947 (Bd. 222) I I : Organische Waren. 143 S., 32 Fig. 1949 (Bd. 223) Die Fette und öle von K. Braun f . 5., völlig neubearb. und verb. Aufl. von Th. Klug. 145 S. 1950 (Bd. 335) Die Seifenfabrikation von K. Braun-f. 3., neubearb. und verb. Aufl. von Th. Klug. 116 S., 18 Abb. 1953 (Bd. 336) Textilindustrie I : Spinnerei und Zwirnerei. Von A. Blümcke. 111 S., 43 Abb. 1954 (Bd. 184)
Biologie Einführung In die allgemeine Biologie von M. Hartmann. 132 S., 2 Abb. 1956. (Bd. 96) Hormone von G. Koller. 2., neubearb. und erw. Aufl. 187 S., 60 Abb., 19 Tab. 1949 (Bd. 1141) Fortpflanzung Im Tier- und Pflanzenreich von J. Hämmerling. 2., erg. Aufl. 135 S „ 101 Abb. 1951 (Bd. 1138) Geschlecht und Geschlechtsbestimmung im Tier- und Pflanzenreich von M. Hartmann. 2., verb. Aufl. 116 S., 61 Abb., 7 Tab. 1951 (Bd. 1127) GrundriB der allgemeinen Mikrobiologie von IV. Schwartz. 2 Bde. I : 104 S. 17 Abb. 1949 (Bd. 1155) I I : 93 S. 12 Abb. 1949 (Bd. 1157) 8
Symbiose der Tiere mit pflanzlichen Mikroorganismen von P. Buchner. 2., verb. und verm. Aufl. 130 S. 121 Abb. 1949 (Bd. 1128)
Botanik
Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreiches von H. Heil. 2. A u f l . 138 S. 94 A b b . 1 T a b . 1950 (Bd. 1137) Morphologie der Pflanzen von L. Geitler. 3. Aufl. 126 S. 114 A b b . 1953 (Bd. 141) Pflanzenzüchtung von H. Kuckuck 2 Bde. I : Grundzüge der Pflanzenzüchtung. 3., völlig umgearb. Aufl. 132 S. 22 Abb. 1952 (Bd. 1134) I I : Spez. gartenbaul. Pflanzenzüchtung. 178 S., 27 A b b . 1957 (Bd. 117811178a) Die Laubhölzer. Kurzgefaßte Beschreibung der in Mitteleuropa gedeihenden Laubbäume und Sträucher. Von F. IV. Negerf und E. Münchf. 3., durchges. Aufl. herausgeg. von B. Huber. 143 S. 63 Fig. 7 Tab. 1950 (Bd. 718) Die Nadelhölzer (Koniferen) und übrigen Gymnospermen von F. W. Negerf und E. Münchf. 4. Aufl. Durchges. und erg. von B. Huber. 140 S., 75 Fig., 4 Tab., 3 K t n . 1952 (Bd. 355)
Zoologie Entwicklungsphysiologie der Tiere von F. Seidel. 2 Bde. 1: Ei und Furchung. 126 S., 29 A b b . 1953 (Bd. 1162) I I : Körpergrundgestalt und Organbildg. 159S.,42Abb. 1953 ("Bd. 1163) Das Tierreich. F i s c h e von D. Lüdemann. 130 S., 65 Abb. 1955 (Bd. 356) I n s e k t e n von H. von Lengerken. 128 S., 58 A b b . 1953 (Bd. 594) L u r c h e (Chordatiere) von K . Herter. 143 S., 129 Abb. 1955 (Bd. 847) S p i n n e n t i e r e (Trilobitomorphen, Fühlerlose) und Tausendfüßler. Von A. Kaestner. 96 S., 55 Abb. 1955 (Bd. 1161) W ü r m e r . Platt-, Hohl-, Schnurwürmer, Komptozoen, RingelwürI mer, Protracheaten, Bärtierchen,
Z u n g e n w ü r m e r . Von S. Jaeckel. 114 S., 36 A b b . 1955 (Bd. 439) W e i c h t i e r e . Urmollusken.Schnekken, Muscheln, K o p f f ü ß e r . Von S. aeekel. 92 S., 34Abb. 1954 (Bd. 440) t a c h e l h ä u t e r . Tentakulaten, B i n n e n a t m e r u. Pfeilwürmer. Von S. Jaeckel. 100 S., 46 A b b . 1955 (Bd. 441) S c h w ä m m e u n d H o h l t i e r e von H. J. Hannemann. 95 S., 80 A b b . 1956 (Bd. 442) K r e b s e von H. E. Gruner u n d K . Deckert. 114S.,43Abb. 1 9 5 6 ( B d . 4 4 3 ) E i n z e l l e r , P r o t o z o e n von E. Reichenow. 115 S., 59 A b b . 1956 (Bd. 444) Vergleichende Physiologie der Tiere v o n K. Herter. 2 Bde. 3. Aufl. der „Tierphysiologie". I : Stoff- und Energiewechsel. 155 S„ 64 Abb. 1950 (Bd. 972) II: Bewegung u n d Reizerscheinungen. 148 S., 110 A b b . 1950 (Bd. 973)
Agrlkulturchemle von K. Scharrer. 2 Bde. I: Pflanzenernährung. 143 S. 1953 (Bd. 329) I I : F u t t e r m i t t e l k u n d e . 192 S. 1956. (Bd. 330/330a)
Geologie, Mineralogie Kristallographie
Geologie von F. Lotze. 176 S., 8 0 A b b . 1955 (Bd. 13) Mineral- und Erzlagerstättenkunde von H. Huttenlocher +. 2 Bde. I : 128 S., 34 Abb. 1954 (Bd. 1014) I I : 156 S „ 48 Abb. 1954 (Bd. 101511015a) Allgemeine Mineralogie. 9., erw. Aufl. der „Mineralogie" von R. B r a u n s f und K. F . Chudoba. 104 S., 107 Fig., 1 Taf., 2 T a b . 1955 (Bd. 29) Spezielle Mineralogie. 9., erw. Aufl. der „Mineralogie" von R. Braunsf u n d K . F. Chudoba. 133 S., 105 Fig. 1955 (Bd. 31) Petrographie (Gesteinskunde) von Land- und Forstwirtschaft W. Bruhnsf u n d P. Ramdohr. 4., Landwirtschaftliche Tierzucht. Die durchges. Aufl. 104 S., 10 Fig. 1955 Z ü c h t u n g und H a l t u n g der land- (Bd. 173) w i r t s c h a f t l i c h e n N u t z t i e r e von H. Kristallographie von W. Bruhnsf Vogel. 139 S., 11 Abb. 1952 (Bd. 228) u n d P . Ramdohr. 4. Aufl. 106 S., Kulturtechnische Bodenverbesse163 Abb. 1954 (Bd. 210) rungen von O. Fauser. 2. Bde. 4., Einführung in die Kristalloptik von n e u b e a r b . Aufl. E. Buchwald. 4 , verb. Aufl. 138 S., I : Allgemeines, E n t w ä s s e r u n g . 122 121 Fig. 195? (Bd. 619) Lötrohrprobierkunde. MineraldiaS., 47 Abb. 1947 (Bd. 691) II: Bewässerung, Ö d l a n d k u l t u r , gnose m i t Lötrohr- und T ü p f e l r e U m l e g u n g . 150 S., 67 A b b . 1949 a k t i o n . Von M. Henglein. 3., v e r b . Aufl. 91 S., 11 Fig. 1949 (Bd. 483> (Bd. 692)
Technik Graphische Darstellung In Wissen- p h y s . G r u n d e r s c h e i n u n g e n . 95 S., schaft und Technik von M. Pirani. 36 Abb., 7 T a f . 1956. (Bd. 197) 3., v e r b . A u f l . b e a r b . von J. Fischer. I I I : S c h a l t v o r g ä n g e , W i d e r s t a n d s f o r m e n , M e ß t e c h n i k . 91 S., 59 A b b . , 101 A b b . 1957. In V o r b . 1 T a f . 1956. (Bd. 198) (Bd. 7281728a) Die Gleichstrommaschine von . K . Humburg. 2 Bde. 2., d u r c h g e s . Elektrotechnik Aufl. Grundlagen der allgemeinen Elek- I : 102 S., 59 A b b . 1956. (Bd. 257) trotechnik von O. Mohr. 3 Bde. I I : 101 S., 38 A b b . 1956. (Bd. 881) I : Die drei F e l d f o r m e n . 96 S., Die synchrone Maschine von K. 41 Abb., 6 T a f . 1956. (Bd. 196) Humburg. N e u d r . 109 S., 78 A b b . I I : Die wichtigsten elektr. u n d 1951 (Bd. 1146) 9
Induktionsmaschinen v o n F. Unger. 2., erw. Aufl. 142 S., 49 A b b . 1954 (Bd. 1140) Die komplexe Berechnung von Wechselstromschaltungen von H . H. Meinke. 2 Aufl. 1957. In Vorb. (Bd. 115611156a) Theoretische Grundlagen zur Berechnung der Schaltgeräte von F . Kesselring. 3. Aufl. 144 S „ 92 Abb. 1950 (Bd. 711) Einführung In die Technik selbsttätiger Regelungen von W. zur Megede. 174 S., 86 A b b . 1956 (Bd. 714j 714a) Elektromotorische Antriebe ( G r u n d lagen f ü r die Berechnung) von A. Schwaiger. 3., n e u b e a r b . Aufl. 96 S., 34 Abb. 1952 (Bd. 827) Technische Tabellen und Formeln von W. Müller. 4., v e r b u n d erw. Aufl. von E. Schulze. 152 S., 105 Fig. 1951 (Bd. 579) Überspannungen und Überspannungsschutz v o n G . Friihauf. Durchges. N e u d r . 122 S„ 98 A b b . 1950 (Bd. 1132)
Maschinenbau Metallkunde von H. Borchers. 2 Bde. 3. Aufl. I : A u f b a u der Metalle u n d Legierungen. 120 S., 90 Abb., 2 T a b . 1956. (Bd. 432) I I : E i g e n s c h a f t e n , G r u n d z ü g e der F o r m u n d Z u s t a n d s g e b u n g . 154 S., 100 Abb., 8 T a b . 1957 (Bd. 433) Die Werkstoffe des Maschinenbaues von H. Thum u n d C. M. von Meysenbug. 2 Bde. I : E i n f ü h r u n g in die W e r k s t o f f p r ü f u n g . 2., n e u b e a r b . Aufl. 100 S., 7 T a b . , 56 A b b . 1956. (Bd. 476) Dynamik von W. Müller. 2 Bde. 2., v e r b . Aufl. I : D y n a m i k des Einzelkörpers. 128 S „ 48 Fig. 1952 (Bd. 902) I I : S y s t e m e von s t a r r e n K ö r p e r n . 102 S„ 41 Fig. 1952 (Bd. 903) Technische Schwingungslehre von L. Zipperer. 2 Bde. 2., n e u b e a r b . Aufl. I : Allgemeine Schwingungsgleichungen, einfache Schwinger. 120 S., 101 Abb. 1953 (Bd. 953) II: Torsionsschwingungen in Maschinenanlagen. 102 S., 59 Abb. 1955 (Bd. 9611961a) 10
Werkzeugmaschinen für Metallbearbeitung von K. P. Matthes. 4 Bde. I : 100 S., 27 Abb., 11 Z a h l e n t a f . , 1 T a f e l a n h . 1954 (Bd. 561) II: Fertigungstechnische G r u n d lagen d e r neuzeitlichen Metallbea r b e i t u n g . 101 S., 30 Abb., 5 T a f . 1955 (Bd. 562) Transformatoren von W. Schäfer. 3., Überarb. u. erg. A u f l . ' 130 S., 73 A b b . 1957 (Bd. 952) Das Maschinenzeichnen mit Einführung in das Konstruieren v o n W. Tochtermann. 2 Bde. 4 . Aufl. I : Das Maschinenzeichnen. 156 S., 77 T a f . 1950 (Bd. 589) I I : Ausgeführte Konstruktionsbeispiele. 130 S., 58 T a f . 1950 (Bd. 590) Die Maschinenelemente von E. A. vom Ende. 3., v e r b . Aufl., 166 S., 175 Fig., 9 Taf. 1956: (Bd. 313a) Maschinen der Eisenhüttenwerke von L. Engel. 1957. In V o r b . (Bd. 5831583a) W a l z w e r k e v o n H. Sedlaczek. 2 B d e . I : Allgem. V e r f o r m u n g s l e h r e , G r u n d e l e m e n t e u n d Hilfseinricht u n g e n der W a l z w e r k e . 90 A b b . 1957. In Vorb. (Bd. 580) I I : Die W a l z w e r k e in A u f b a u u n d Betrieb. 67 A b b . 1957. In V o r b . (Bd. 581) Getriebelehre von P. Grodzinski. 2 Bde. 2., n e u b e a r b . Aufl. I : Geometrische G r u n d l a g e n . 159 S., 142 Fig. 1953 (Bd. 1061) Gießereitechnik von H. Jungbluth. 2 Bde. I : Eisengießerei. 126 S., 44 A b b . 1951 (Bd. 1159) Die Dampfkessel und Feuerungen einschließlich Hilfseinrichtungen in Theorie, K o n s t r u k t i o n u n d Ber e c h n u n g von W. Marcard+. 2 Bde. 2. Aufl. N e u b e a r b . von K . Beck. I : Die theoretischen G r u n d l a g e n , Wärme, Verbrennung, Wärmeübert r a g u n g . 150 S., 42 Abb., 16 T a b . 1951 (Bd. 9) I I : Dampfkessel. 147 S., 43 A b b . 1952 (Bd. 527) Dampfturbinen, ihre Wirkungsweise, B e r e c h n u n g u n d K o n s t r u k tion von C. Zietemann. 3 Bde. 3., verb. Aufl. I : Theorie der D a m p f t u r b i n e n . 139 S., 48 Abb. 1955 (Bd. 274)
I I : Die B e r e c h n u n g der D a m p f t u r binen u n d die K o n s t r u k t i o n der Einzelteile. 132 S., 111 A b b . 1956 (Bd. 715) III: Die Regelung d e r D a m p f t u r binen, die B a u a r t e n , T u r b i n e n f ü r Sonderzwecke, Kondensationsanlagen. 126S., 90 A b b . 1956 (Bd. 716) Technische Thermodynamik von W. Nußelt. 3 Bde. I : G r u n d l a g e n . 4., v e r b . Aufl. 144 S „ 71 A b b . 1956. (Bd. 1084) II: Theorie der ' W ä r m e k r a f t m a schinen. N e u d r . 144 S., 87 Abb., 32 Z a h i e n t a f . 1951 (Bd. 1151) Autogenes Schweißen und Schneiden von H. Niese. 5. Aufl. N e u b e a r b . von A. Küchler. 136 S., 71 Fig. 1954 (Bd. 499) Die elektrischen SchweiOverfahren v o n H. Niese. 2. Aufl. N e u b e a r b . von H. Dienst. 136 S., 58 Abb. 1955 (Bd. 1020) Hebezeuge. E n t w u r f von W i n d e n u n d K r a n e n von G. Tafel. 2., verb. Aufl. 176 S., 230 Fig. 1954 (Bd. 4141414a)
Wasserbau Wasserkraftanlagen von A. Ludin u. Mitarb. v. W. Borkenstein. 2 Bde. I : P l a n u n g , Grundlagen u n d G r u n d züge. 124 S., 60 Abb. 1955 (Bd. 665) Verkehrswasserbau von H. Dehnert. 3 Bde. I : E n t w u r f s g r u n d l a g e n , Flußregelungen. 103 S., 52 A b b . 1950 (Bd. 585) II: Flußkanalisierung u n d Schifff a h r t s k a n ä l e . 94 S-, 60 A b b . 1950 (Bd. 597) III: Schleusen u n d Hebewerke. 98 S „ 70 A b b . 1950 (Bd. 1152) Wehr- und Stauanlagen von H . Dehnert. 134 S., 90 A b b . 1952 (Bd. 965) Talsperren von F. Tölke. 122 S., 70 Abb. 1953 (Bd. 1044)
Hoch- und Tiefbau Die wichtigsten Baustoffe des H o c h und Tiefbaus von O. Graf. 4., verb. Aufl. 131 S., 63 A b b . 1953 (Bd. 984) Baustoffverarbeitung und BaustelIenpriifung des Betons von A. Kleinlogel. 2., n e u b e a r b . und erw. Aufl. 126 S., 35 A b b . 1951 (Bd. 978) Festigkeitslehre. 2 Bde. I: Elastizität, P l a s t i z i t ä t u n d Festigkeit der Baustoffe u n d Bauteile von W. Gehlert u n d W. Herberg. Durchges. u n d erw. N e u d r . 159 S., 118 Abb. 1952 (Bd. 1144) 11: F o r m ä n d e r u n g , P l a t t e n , S t a b i lität u n d B r u c h h y p o t h e s e n von IV. Herberg u n d N. Dimitrov. 187 S., 94 A b b . 1955 (Bd. 114511145a) Grundlagen des Stahlbetonbaus von A. Troche. 2., n e u b e a r b . u n d erw. Aufl. 208 S., 75 Abb., 17 Bemess u n g s t a f . , 20 Rechenbeisp. 1953 (Bd. 1078) Statik der Baukonstruktionen von A. Teichmann. 4 Bde. I : G r u n d l a g e n . 100 S., 51 Abb., 8 F o r m e l t a f . 1956 (Bd. 119) II: Statisch b e s t i m m t e S t a b w e r k e . 107 S . , 5 2 A b b . , 7 T a f . 1957 (Bd. 120) Fenster, Türen, Tore aus Holz und Metall. Eine Anleitung zu ihrer guten Gestaltung, wirtschaftlichen Bemessung u n d haijdwerksgerechten K o n s t r u k t i o n von W. Wickop. 4., Überarb. u n d erg. Aufl. 155 S., 95 A b b . 1955 (Bd. 1092) Heizung und Lüftung von J. Körtingf u n d W. Körting. .2 Bde. 8., n e u b e a r b . Aufl. I : Das Wesen u n d die B e r e c h n u n g d e r Heizungs- u n d L ü f t u n g s a n l a gen. 140 S., 29 Abb., 18 Z a h i e n t a f . 1951 (Bd. 342) II: Die A u s f ü h r u n g der Heizungsu n d L ü f t u n g a n l a g e n . 152 S., 165 Abb., 7 Z a h i e n t a f . 1954 (Bd. 343) Industrielle Kraft- und Wärmewirtschaft von F. A. F. Schmidt u . A.Beckers. 167 S., 69 A b b . 1957 (Bd. 3181318a)
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SAMMLUNG GÖSCHEN/:BANDNUMMERNFOLGE 1 L a n g o s c h , Der N i b e l u n g e N ö t 3/3a v . E n d e , D i e Maschinenelemente 9 Marcard-Beck, Dampfkessel I 10 J i r i c z e k - W i s n i e w s k l , K u d r u n - und Dietrichepen 13 L o t z e , G e o l o g i e 19 A l t h e i m , R o m . Geschichte I 20 H o f s t a e t t e r - S p r e e , D t . S p r a c h lehre 29 Brauns-Chudoba, A l l g . M i n e ralogie 30 E c k e r t - G r e i f e n d o r f f - K l e f f h e r , Kartenkunde 31 Brauns-Chudoba, Spez. M i n e ralogie 35 Treue, D t . Geschichte v o n 1648 bis 1740 37 K l e m m , A n o r g a n i s c h e Chemie 38/38a Schlenk, Organ. C h e m i e 3 9 T r e u e . D t . Geschichte v o n 1713 bis 1806 42 Behn, Vorgeschichte Europas 51/51a R i n g l e b - B ü r k l e n , Mathematische F o r m e l s a m m l u n g 59 K r ä h e , I n d o g e r m . Sprachwiss. 60 Biehle, S t i m m k u n d e 61 Biehle, R e d e t e c h n i k 66 B e r n e k e r - V a s m e r , Russische Grammatik 70 N e s t l e , G r i e c h . L i t e r a t u r g e s c h . l 71 Schulze, A l l g . u. phys. C h e m i e I 76 D ö r i n g , Einf. i. d. t h e o r e t . Physik I 77 D ö r i n g , II III 78 D ö r i n g , 79 H e m p e l , Gotisches E l e m e n t a r b . 80 W e i g e r t , S t i l k u n d e I 96 H a r t m a n n , E i n f . i. d . allgem. Biologie 101 v . W i e s e , S o z i o l o g i e 103 D a h r e n d o r f , Industrie- und Betriebssoziologie 104/104a H o f s t ä t t e r , Sozialpsychologie 111 H o f f m a n n - D e b r u n n e r , Gesch. d . griechischen Sprache I 114 Debrunner, — I I 117 Brandenstein, Griechische Sprachwissenschaft I 119 T e i c h m a n n , S t a t i k der B a u konstruktionen I 120 T e i c h m a n n , - I I 12
125 Vossler, Italienische L i t e r a t u r geschichte 128/128a L a u s b e r g , R o m a n i s c h e Sprachwissenschaft I 136 Mahler, P h y s i k a l i s c h e F o r m e l sammlung 141 Geitler, M o r p h o l . der P f l a n z e n 142 H a a c k , D a r s t . G e o m e t r i e I 143 H a a c k , — I I 144 H a a c k , — I I I 145 W e i m e r , Gesch. der P ä d a g o g i k 146 W i t t i n g , R e p e t i t o r i u m und A u f g a b e n s a m m l u n g zur D i f f e rentialrechnung 147 W i t t i n g , R e p e t i t o r i u m und A u f g a b e n s a m m l u n g zur I n tegralrechnung 156/156a L a n d m a n n , P h i l o s o p h i sche A n t h r o p o l o g i e 170 O e h l m a n n , Musik des 19. J a h r hunderts 171 O e h l m a n n , M u s i k des 20. J a h r hunderts I 173 B r u h n s - R a m d o h r , P e t r o g r a p h i e 180 B ö h m , V e r s i c h e r u n g s m a t h . I 184 B l ü m c k e , S p i n n e r e i und Zwirnerei 196 M o h r , G r u n d l a g e n d . E l e k t r o technik I 197 Mohr, II 198 M o h r , III 200/200a G o t t s c h a l d , D t . R e c h t schreibungswörterbuch 210 B r u h n s - R a m d o h r , Kristallographie 220/220 a Moser, A l l g . Musiklehre 221 221a Jander-Jahr, M a ß a n a l y s e 222 H a s s a k - B e u t e l , W a r e n k u n d e I 223 H a s s a k - B e u t e l , II 226 H o f m a n n , Geschichte der M a thematik I 228 V o g e l , L a n d w . T i e r z u c h t 231 Ehrlich, Geschichte Israels 238 K r ä h e , G e r m a n . Sprachwiss. I Aufgaben243 Mahler, P h y s i k a ! . sammlung 247 H o p p e , A n a l y t i s c h e C h e m i e I 248 H o p p e , II 250 Lausberg, R o m a n . S p r a c h wissenschaft I I 2 5 2 Dassler, E l e k t r o c h e m i e I 253 Dassler, II
256 Haussner, A u f g a b e n s a m m l . zur a n a l y t . G e o m e t r i e der E b e n e 257 H u m b u r g , Die G l e i c h s t r o m maschine I 2 6 4 L o c k e m a n n , Geschichte der Chemie I 265/265a L o c k e m a n n , II 2 7 0 K i r n , E i n f ü h r u n g in die G e schichtswissenschaft 274 Z i e t e m a n n , D a m p f t u r b i n e n I 279 J a c o b , Quellenkunde der d e u t schen Geschichte 1 280 J a c o b , II 281 Leisegang, E i n f ü h r u n g in die Philosophie 284 J a c o b - W e d e n , Quellenkunde der deutschen Geschichte I I I 318/318a S c h m i d t , Industrielle K r a f t - und W ä r m e w i r t s c h a f t 319 K r u g , Australien und Ozeanien 329 Scharrer, A g r i k u l t u r c h e m i e I 330/330a Scharrer, II 335 B r a u n - K l u g , F e t t e und Öle 336 B r a u n - K l u g , S e i f e n f a b r i k a t i o n 342 K ö r t i n g , H e i z u n g u n d L ü f t u n g l 343 K ö r t i n g , II 344 Moser, Musikästhetik 354/354a V a l e n t i n e r , V e k t o r e n 355 N e g e r - M ü n c h , N a d e l h ö l z e r 356 L ü d e m a n n , Fische 374 D ö r i n g , E i n f . in die t h e o r e t . Physik I V 375 Preller, Geschichte E n g l a n d s I 394/394a Schilling, V o n der Renaissance bis K a n t 414/414a T a f e l , H e b e z e u g e I 422 G o t t s c h a l d , D t P e r s o n e n n a m e n 423 A d l e r , Fünfstell. L o g a r i t h m e n 432 Borchers, M e t a l l k u n d e I 433 Borchers, — I I 439 Jaeckel. W ü r m e r 440 Jaeckel, W e i c h t i e r e 441 Jaeckel, Stachelhäuter 4 4 2 H a n n e m a n n , S c h w ä m m e und Hohltiere 443 G r u n e r - D e c k e r t , K r e b s e 444 R e i c h e n o w , E i n z e l l e r 445 Asmus, Physlkal.-chemische Rechenaufgaben 452 Bahrdt-Scheer, S t ö c h i o m e t r i sche A u f g a b e n s a m m l u n g 469 W e r k m e i s t e r , Vermessungskunde I I 476 T h u m - M e y s e n b u g , D i e W e r k s t o f f e des Maschinehbaus I 483 Henglein,Lötrohrprobierkunde
492 S t o l z - D e b r u n n e r , Geschichte der lateinischen Sprache 499 Niese, A u t o g e n . Schweißen 500 S i m m e l , H a u p t p r o b l e m e der Philosophie 521 M a r c a r d - B e c k , D a m p f k e s s e l I I 536 L e h m a n n , K a n t 538 R u m p f , A r c h ä o l o g i e I 539 R u m p f , II 557 Nestle, Griechische L i t e r a t u r geschichte I I 561 M a t t h e s , W e r k z e u g m a s c h i n e n ! 562 Matthes, II 564 Behn, K u l t u r der U r z e i t I 565 Behn, II 566 Behn, III 571 L e h m a n n , P h i l o s o p h i e des 19. J a h r h u n d e r t s I 576/576a Moser, Gesangskunst 579 M ü l l e r - S c h u l z e , T e c h n . T a b e l l e n 580 Sedlaczek, W a l z w e r k e I 581 Sedlaczek. — I I 583/583a Engel, Maschinen der Eisenhüttenwerke 585 D e h n e r t , Verkehrswasserbau I 589 T o c h t e r m a n n , Maschinenzeichnen I 590 T o c h t e r m a n n , II 594 L e n g e r k e n , Insekten 597 D e h n e r t , V e r k e h r s w a s s e r b a u I I 601 M u t s c h m a n n , E n g l . P h o n e t i k 619 B u c h w a l d , K r i s t a l l o p t i k 665 L u d i n , W a s s e r k r a f t a n l a g e n I 668 K n o p p , F u n k t i o n e n t h e o r i e I 677 A l t h e i m , R o m . Geschichte I I 691 Fauser, K u l t u r t e c h n . B o d e n verbesserungen I 692 Fauser, II 698/698a Schulze, A l l g e m e i n e und physikalische C h e m i e I I 703 K n o p p , F u n k t i o n e n t h e o r i e I I 709 L e h m a n n , Philosophie des 19. Jahrhunderts I I 711 Kesselring, Berechnung der Schaltgeräte 7I4/714a zur Megerte, E i n f . in die T e c h n i k selbsttät. R e g e l u n g e n 715 Z i e t e m a n n , D a m p f t u r b i n e n I I 716 Z i e t e m a n n , — I I I 718 N e g e r - M ü n c h , L a u b h ö l z e r 728/728a P i r a n i , G r a p h . D a r s t e l l u n g 735 E k w a l l , Historische neuengl. L a u t und F o r m e n l e h r e 763/763a B e e r - M e y e r , H e b r ä i s c h e Grammatik I 764/764a B e e r - M e y e r , II
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768/768a Bieberbach, E i n f ü h r u n g | in die k o n f o r m e A b b i l d u n g 7 8 0 K r ä h e , G e r m . Sprachwiss. II 781 Weigert, S t i l k u n d e II 786 Schulze, Allgem. u n d physikalische Chemie I I I 807 K r o p p , E r k e n n t n i s t h e o r i e I 8 0 9 Moser, Harmonielehre I 826 Koch, Philosophie des Mittelalters 827 Schwaiger, E l e k t r o m o t o r i s c h e Antriebe 831 E r i s m a n n , Allg. Psychologie 845 L e h m a n n , Philosophie im ersten Drittel des 20. J a h r hunderts 847 H e r t e r , Lurche 851 Moede, Psychologie des Berufs* u n d W i r t s c h a f t s l e b e n s 856 Quelle, I b e r o a m e r i k a 857 Capelle, Oriech. Philosophie I 858 Capelle, II 859 Capelle, - I I I 862 W e r k m e i s t e r , Vermessungskunde III 863 Capelle, Oriech. Philosophie IV 875 H o f m a n n , Gesch. d. M a t h . II 877 K n o p p , A u f g a b e n s a m m l u n g zur F u n k t i o n s t h e o r i e I 878 K n o p p , — II 881 H u m b u r g , Gleichstrommaschine II 882 H o f m a n n , Gesch. d . M a t h . I I I 9 0 2 Müller, D y n a m i k I 9 0 3 Müller, - II 910 J a e g e r , Afrika I 911 J a e g e r , — II 915 Sperber-Fleischhauer, Gesch. der deutschen Sprache 917/917a Böhm, Versicherungsm a t h e m a t i k II 9 2 0 Hoheisel, Gewöhnliche Differentialgleichungen 921 J a n t z e n - K o l b , W . v . Eschenbach. P a r z i v a l 929 Schirmer, D t . W o r t k u n d e 930 Krull, E l e m e n t a r e u n d klassische Algebra I 931 Hasse, Höhere Algebra 1 932 Hasse, - II 952 Schäfer, T r a n s f o r m a t o r e n 9 5 3 Zipperer, T e c h n . Schwingungslehre I 961/961 a Zipperer, — II 965 Dehnert, Wehr- und Stauanl. 9 7 0 Baldus-Löbell, Nichteuklld. Geometrie 14
972 H e r t e r , Tierphysiologie I 973 H e r t e r , - II 978 Kleinlogel, B a u s t o f f v e r a r b . u. B a u s t e l l e n p r ü f . des B e t o n s 984 Graf, Die wichtigsten B a u stoffe des H o c h - u. T i e f b a u s 999/999a K a m k e , Mengenlehre 1000 J a s p e r s , Geistige Situation ¡ 0 0 3 Hoheisel, Partielle Differentialgleichungen 1008 Mellerowicz, Allgemeine Betriebswirtschaftslehre I 1009 B e c h e r t - G e r t h s e n , A t o m physik I 1014 H u t t e n l o c h e r , Mineral- u n d Erzlagerstättenkunde I 1015/1015a H u t t e n l o c h e r , - II 1017 Döring, Einf. i. d. t h e o r e t . Physik V 1020 Niese-Dienst, E l e k t r . Schweißverfahren 1031 /1031 a Apel, Philosophisches Wörterbuch 1033 B e c h e r t - G e r t h s e n , A t o m p h y s i k 11 1034 K r a n e f e l d t , T h e r a p e u t i s c h e Psychologie 1035 Altheim, R o m . Religionsgeschichte I 1039 D o v i f a t , Zeitungslehre I 1040 D o v i f a t , - II 1044 Tölke, Talsperren 1045 S c h u b e r t , T e c h n i k des Klavierspiels 1051/1051 a Stolberg-Wernigerode, Gesch. d e r Verein. S t a a t e n von A m e r i k a 1052 Altheim, R o m . Religionsgeschichte II 1057 R o t h , T h e r m o c h e m i e 1059 Hoheisel, A u f g a b e n s a m m lung zu den gewöhnl. und partiellen Differentialgleichungen 1061 Grodzinski, Getriebelehre I 1065 Haller, Von a e n Karolingern zu den S t a u f e r n 1070 S a u t e r , Differentialgleichungen d e r P h y s i k 1078 Troche, S t a h l b e t o n b a u 1082 Hasse-Klobe, A u f g a b e n s a m m l . z u r Höheren Algebra 1084 N u ß e l t , T e c h n i s c h e T h e r m o dynamik I 1085 L i e t z m a n n , Z e i t r e c h n u n g 1086 Müller, D t . Dichten u. Denken
1088 Preller, Geschichte Englands II Wickop, Fenster, T ü r e n , T o r e Hernried, S y s t e m . Modulation Hoheisel, Integralgleichungen H ä r t u n g , D t . Geschichte im Zeitalter d e r R e f o r m a t i o n 1108 de Boor-Wisniewski, Mittelhochdeutsche Grammatik 1109 K n o p p , E l e m e n t e d e r F u n k tionentheorie 1111 N a u m a n n - B e t z , Althochdeutsches E l e m e n t a r b u c h 1113/1113a S t r u b e c k e r , Differentialgeometrie I 1114 Schubel, Englische L i t e r a t u r geschichte I 1115 R a n k e , A l t n o r d . E l e m e n t a r buch 1116 Schubel, Englische L i t e r a t u r geschichte 11 1117 Haller, E i n t r i t t der G e r m a n e n in die Geschichte 1121 N a u m a n n , D t . Dichten u n d Denken 1122 Feist, Sprechen u. S p r a c h pflege 1123/1123a Bechert-Gerthsen, Atomphysik III 1124 Meissner, Englische Literaturgeschichte I I I 1125 L e h n e r t , Altengl. E l e m e n t a r buch 1127 H a r t m a n n , Geschlecht u n d G e s c h l e c h t s b e s t i m m u n g im Tier- u n d Pflanzenreich 1128 Buchner, Symbiose der Tiere mit pflanzl. Mikroorganismen 1130 Dibelius, J e s u s 1131 Scholz-Schoeneberg, E i n f ü h r u n g in die Zahlentheorie 1132 F r ü h a u f , Ü b e r s p a n n u n g e n und Überspannungsschutz 1134 K u c k u c k , P f l a n z e n z ü c h t u n g I 1135 L e h n e r t , Beowulf 1136 Meissner, Englische Literaturgeschichte IV 1137 Heil, Entwicklungsgeschichte des Pflanzenreichs 1092 1094 1099 1105
1138 H ä m m e r l i n g , F o r t p f l a n z u n g im Tier- u n d Pflanzenreich 1140 Unger, I n d u k t i o n s m a s c h i n e n 1141 Koller, H o r m o n e 1142 Meissner-Lehnert, S h a k e speare 1144 Gehler-Herberg, Festigkeitslehre I 1145/1145a H e r b e r g - D i m i t r o v , - II 1146 H u m b u r g , S y n c h r o n e Maschine 1147 v . W a l t e r s h a u s e n , K u n s t des Dirigierens 1148 Pepping, Der p o l y p h o n e Satz I 1151 N u ß e l t , Technische T h e r m o d y n a m i k II 1152 D e h n e r t , Verkehrswasserbau III 1153 Mellerowicz, Allgem. Betriebswirtschaftslehre 11 1154 Mellerowicz, — I I I 1155 Schwartz, Mikrobiologie I 1156/1156a Meinke, K o m p l e x e Berechn. d e r W e c h s e l s t r o m schaltungen 1157 S c h w a r t z , Mikrobiologie II 1158 M a y r h o f e r , S a n s k r i t - G r a m matik 1159 J u n g b l u t h , Gießereitechnik I 1160 Dibelius-Kümmel, P a u l u s 1161 K a e s t n e r , S p i n n e n t i e r e 1162 Seidel, E n t w i c k l u n g s physiolog. der Tiere I 1163 Seidel, — II 1164/1164a Pepping, Der polyphone Satz II 1165/1165a Bechert-Gerthsen, A t o m p h y s i k IV 1169 Paulsen, Allgemeine!Volkswirtschaftslehre I ;170 Paulsen, — II 1178,1178 a K u c k u c k , Pflanzenz ü c h t u n g II 1179/1179a S t r u b e c k e r , Diff. Geom e t r i e II 1180,1180a S t r u b e c k e r , — I I I
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AUTORENREGISTER Adler 6 A l t h e i m 2, 4 Apel 2 Asmus 8 Bahrdt-Scheer 8 Baldus-Löbell 7 BechertGerthsen 7 Beer-Meyer 5 Behn 3 BernekerVasmer 5 Betz 5 Bieb e rb a c h 7 Biehle 4 Blümcke 8 Böhm 7 d e BoorWisniewski 5 Borchers 10 Brandenstein 5 Braun-Klug 8 BraunsChudoba 9 BruhnsRamdohr 9 Büchner 8 Buchwald 9 Capelle 2 Dahrendorf 2 Dannenbauer 3 Dassler 8 Debrunner 5 D e h n e r t 11 Dibelius 2 DibeliusKümmel 2 Döring 7 Dovifat 5 EckertGreifendorffKleffner 5 Ehrlich 2 Ekwall 4 E n d e , v o m 10 Engel 10 Erismann 2 Fauser 9 Feist 4 Fleischhauer 4 F r ü h a u f IO
Quelle 5 Kolb 4 GehlerRanke 4 H e r b e r g 11 Koller 8 Reichenow 9 Geitler 8 König 7 RinglebGottschald 4 K ö r t i n g 11 Graf 11 Bürklen 6 Krähe 4 Grodzinski 10 Roth 8 Kranefeldt 2 Gruner-Deckert 9 Kropp 2 Rumpf 3 Haack 6 Sauter 7 Krug 5 Haller 3 S c h ä f e r 10 Kr u l l 6 Hämmerling 8 Scharrer 9 Kuckuck 8 Hannemann 9 Schilling 2 Landmann 2 Hartmarin 8 Schirmer 4 Langosch 4 Härtung 3 Schlenk 7 Lausberg 5 Hassak-BeutelS c h m i d t 11 Lehmann 2 Kutzelnigg 8 ScholzL e h n e r t 4,5 Hasse 6 Schoeneberg 6 Leisegang 2 Hasse-Klobe 6 Lengerken,von 8 Schubel 5 Haussner 6 S c hubert 3 Lietzmann 3 Heil 8 Schulze 7 Lockemann 7 Hempel 4 Schwaiger 10 Lotze 9 Henglcin 9 Schwartz 8 LudinHerbergSedlaczek 10 Borkenstein 11 Seidel 8 D i m i t r o v 11 Lüdemann 8 Simme! 2 H e rn r i e d 3 Ludz 3 Sperber 4 Herter 8 Mahler 7 Stolberg-WerniHoffmannMarcard-Beck 10 gerode, zu 4 Dtebrunner 5 M a t t h e s 10 Stolz-Debrunner5 Hofmann 6 Mayrhofer 5 Strubecker 7 Hofstätter 2 Megede, z u r 10 T a f e l 11 HofstaetterMeinke 10 T e i c h m a n n 11 Spree 4 Meissner 5 ThumHoheisel 6 Mellerowicz 5 Hoppe 7 M e y s e n b u g 10 Moede 2 Humburg 9 T o c h t e r m a n n 10 Mohr 9 Huttenlocher 9 T ö l k e 11 Moser 3 Treue 3 Jacob 3 T r o c h e 11 J a c o b - W e d e n 4 Müller G. 4 Müller W . 10 Jaeckel 9 Unger 10 Müller-Schulze 10 Valentiner 7 Jaeger 5 Mutschmann 4 Vogel 9 Jander-Jahr 7 Naumann 4 Jantzen 4 Vossler 5 Naumann-Betz 5 Waltershäusen, Jiriczek 4 Neger-Münch 8 Jaspers 2 von. 3 Nestle 5 J u n g b l u t h 10 Weigert 3 Kaestner 8 Niese-Dienst 11 W e i m e r 2 Kamke 6 Niese-Küchler 11 W e r k m e i s t e r 7 Kesselring 10 Nußelt II W i c k o p 11 Kirn 3 Oehlmann 3 Wiese, v o n 2 Kleinlogel 11 Paulsen 5 Wisniewski 4 Klemm 7 Pepping 3 Witting 6 Knopp 6 Piranl 9 Z i e t e m a n n 10 Koch 2 Preller 4 Zipperer 10