Geschichte der Entwickelungen der griechischen Philosophie und ihrer Nachwirkungen im römischen Reiche: 2. Hälfte 9783111578873, 9783111206288


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Geschichte der Entwickelungen der griechischen Philosophie und ihrer Nachwirkungen im römischen Reiche: 2. Hälfte
 9783111578873, 9783111206288

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G rM kte der

Entwicklungen btt griechischen Philosophie und ihrer

Mckwirkungen im römischen JeirKe. von

Christian August BrandiS.

Zweite Hälfte.

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Berlin bei G. Reimer. 1864.

Bor wor t . M it ungleicher Ausführlichkeit habe ich die verschiedenen Bestandtheile dieses Bandes behandelt; theils der Charakter der dritten Periode der griechischen Philosophie, theils der Zweck dieses Buches, theils größere oder mindere Abweichungen von früheren Auffassungen scheinen mir diese Ungleichheit zu rechtfertigen. Z u Ergänzungen sind weitere Ausführungen bestimmt, die ich den Abdrücken des Textes vorbehalte, welche zum Abschluß meines größeren Handbuchs der griechisch» römischen Philosophie dienen sollen. Eine doppelte Ausar­ beitung des Textes schien ich ohne wesentlichen Nachtheil mir ersparen'zu dürfen. B o n n , den 12. März 1864.

Lh. X Lrandis.

Juhalt. Seite

D r i t t e Entwickelungsperiode der griechischen P h i l o s o p h i e ................................................................1 Erster Abschnitt. Die epikureische Lehre Die späteren Epikureer

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11 50

Z w e ite r Abschnitt. Die Stoiker . . . . . . . 55 Zeno'S Grundlinien des stoischen Lehrgebäudes . . 59 Ausbau des stoischen Lehrgebäudes 75 Begriff und Gliederung bei Philosophie . . . 80 Die Logik der Stoiker . . . . . 83 Ihre P h y s ik ............................................................................. 102 Die stoische Gotteslehre . . . . . 115 Die stoische Ethik . . 128 Aristo der Ehier und HmlluS . . . . . 162 Vergleichung des stoischen Lehrgebäudes mit dem epikureischen und dem platonisch*aristotelischen . . . . 165

Seite D r i t t e r A b s c h n itt. D ie griechische Skepsis . . 1) D ie Ansänge derselben. P yrrhon und Tim on . 2) Skepsis der neueren Akademie . . ArkefilauS . . . . . Karneades und [eine Schule . . . 3) Aenesidemus . . . . . Agrippa und M enodotns . . . . SextuS der Empiriker . . . . . Vergleichung der Skepsis der Akademiker und der P yrrhom er

174 174 180 181 184 197 208 209 280

V i e r t e r Abschnitt. Die Eklektik und Synkretistik . . . . . 1) Uebergang der Stoiker dazu. Pauatm S und PosidomuS Uebergang der skeptischen Akademie zur Eklektik. Philo und AntiochuS . . . . . Eklektik der Peripatetiker . . . . . D ie griechische Philosophie rn Rom M . TulhuS Cicero D ie Sextier . . . . . 2) W eiterer Verlaus der Eklektik im ersten und zweiten J a h r ­ hundert . • L. AnnäuS Seneka . . . . . M usonius RufuS . . . EpiktetuS . . . . . . . M arkus AureliuS AntoninuS und einige Andre . . Die Thätigkeit der Peripatetiker dieser Jahrhunderte Platoniker der synkretistischen Richtung . Plutarch . . . . . . M aximuS TyriuS u. A . . . KlaudiuS GalenuS . . . . . 3) Synkretistik unter Einwirkung des O rien ts . . Plutarch u. e A. . . . . . Einwirkung des O rients auf die griechische Philosophie Neuere Pythagoreer . . ApolloniuS von T yana . . . . D ie vom O rient ausgehende Richtung. P hilo der Ju d e D ie Cm anattonslehre der Gnostiker. Dafilides . -

235 238 243 247 250 254 256 257 259 260 264 267 268 269 271 272 273 273 276 277 279 280 293

Inhalt.

V alentm us u. A . D er M am charsm us

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VII

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S eite 296 301

F ü n f t e r Abschnitt. D er NeuplatonlSmuS . . . . . 302 1) Unmittelbare Vorgänger desselben, NumeniuS u. A. . 303 UeLergang zu Plotm uS . . . . . 308 2) P lo tm u s, sem Leben und seine Schriften 310 u. 3 2 0 ff. S e m V erhältniß zum AmmornuS SakkaS . 318 Plotm S Erkenntnißlehre . . . . 322 S em e Lehre von den P rincipien; das Unbedingte . 330 D er Geist . . . . . 340 D ie Weltseele . . . . . 346 V on der W elt der Erscheinungen und dem Stoffe, vom Bosen und der Z eit . . . 348 D ie W elt und die Vorsehung . . . 352 Astrologie und Dämonologie . . 354 D ie Seelenlehce . . . . . 356 Unsterblichkeit der Seele und ihre Schicksale nach dem T o d e ..................................................................... 367 Einleitung in die Ethik . . . . 370 Plotm S Lehre vom Schönen und von der Liebe . 375 D ie Dialektik als M ittel zur Erhebung des Geistes 380 Einigung m it dem Absoluten, als Anschauung G otte383 Plotm S Verhältniß zu den Gnostikern, zur Theogonie, M ythologie und dem V olksglauben, zum Gebet, zur M agie und M antik, zur S to a und Em ana­ tionslehre, zum O rient und zu späterer AlleinheitSlehre . . . . 387 3) Die Schule des Plotin. LongmuS . . . 399 AmeliuS . . . . . . 400 PorphyriuS . . . . 401 JamblichuS . . . . . . 408 Kaiser JulranuS und feine Anhänger . . . 413 ThemistiuS n. A. . . . . . 416 Die athenische Schule . . . . . 417 Vorläufer des Proklus, T heodoru- von Afine, S yrianuS 418

vni

Inhalt. Seitite P r o N u S ................................................................................................... 4221 Sem e Schule

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DamaSciuS

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4226

SrmpliciuS

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4299

Erlöschen der griechischen Philosophie Boethiuö

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4225

4288

Dritte Eutwickelullgsperiode der griechischen Philosophie. Kann schon Eintheilung des Naturgebietes in Reiche, Klassen, Gattungen und Arten ohne Vorbehalt der Einschiebung mannichfacher UebergangS- und Mittelstufen nicht gelingen, so treten der Geschichte der Entwickelungen der menschlichen Geister in der Sonderung von Perioden noch erheblichere Schwierigkeiten entgegen. Nirgendwo finden sie schlechthin neue Anfangspunkte, überall eine gewisse S te ­ tigkeit der Uebergänge; durchgängig gehen die neuen Erscheinungen aus den vorangegangenen hervor. Und doch finden sich unverkenn­ bar Wendepunkte in der Geschichte, von denen eine neue Richtung ihrer Entwickelungen ausgeht. Ein solcher Wendepunkt tritt mit Alexander dem Großen, allerdings nicht unvorbereitet, ein. W as Philipp von Makedonien begonnen hatte, vollenden Alexander und seine Nachfolger. Die Freiheit der griechischen Staaten war un­ wiederbringlich verloren, und wie ehrenwerth auch ihre Nachwir­ kungen in dm wiederholtm Versuchen, der Herrschaft zuerst der Epigonen und dann der Römer sich zu erwehren, von dauerndem Erfolg konnten sie bei der veränderten Weltlage nicht sein. ES war den Griechen bestimmt, mit Verrichtung auf ihre Selbständig­ keit, ihre Sprache und ihre Bildung über einen großen Theil der damals bekannten Welt zu verbreiten: die aus der Erbschaft des Alexander hervorgegangenen Monarchien und demnächst das Welt­ reich der Römer bedientm sich ihrer als Träger der Civilisation. Freilich mußte in dem Maße in welchem ihre Wirksamkeit sich er­ weiterte, die Kraft deS Geistes, die ihren besten Lebenssaft auS der Selbständigkeit gezogm hatte, an Eigenthümlichkeit und Schwung­ kraft verlierm; er konnte nicht mehr Zwecke verfolgen, die auS Gesch d. grrech Philosophie.

II.

3

jener hervorgegangen waren. D ie Poesie verlor ihren ursprünglichen Schwung; selbst die neuere Komödie, ihr schon der Zeit der begin­ nenden Knechtschaft ««gehöriges Erzeugnis verstummte; an ihre Stelle traten Mischgattungen und Früchte der Belesenheit und Nach­ ahmung. D ie Stelle der von politischem Geiste beseelten, männ­ lichen athenischen Beredsamkeit vertraten rhetorische Uebungsstücke der rhodischen und asiatischen Schulen. Ohngleich länger blühte die bildende Kunst, immer von neuem in Anspruch genommen vom Schönheitssinn oder von der Prunksucht der Könige der d e n d r i­ tischen Reiche und später der reichen Römer; doch auch sie mußte wenn sie nicht zur Reproduktion von Werken der großen Zeit ver­ wendet wurde, mehr oder weniger dem Zeitgeschmack, der Borliebe für das Weiche und Lüsterne ober für das Manierirte, sich anbe­ quemen. Und welchen Ersatz erhielt man für die Hemmungen be­ frei schaffenden Geistes? wir können ihn nur in der weiten Ver­ breitung Dessen finden was er bis dahin gewirkt hatte, und in den Rückwirkungen, welche diese Verbreitung hervorrief. AIS specifisch griechischer Geist konnte er sich im Wesentlichen nicht weiter ent­ wickeln; aber indem er schlummernde Keime in andren Völkern weckte und im Verkehr mit ihnen seinen Gesichtskreis erweiterte, bereitete er eine neue Entwickelungsperiode vor. Wie der Kunst und Poesie, so mußte es der Philosophie er­ gehn; auch sie war daS Erzeugniß des eigenthümlich griechischen Geistes und in die Schicksale ihres Vaterlandes aufs engste ver­ flochten gewesen; die Unabhängigkeit desselben hätte sie nicht über­ dauern können, auch wenn die Losung der aus den vollendetsten Lehrgebäuden der hellenischen Philosophie erwachsenen Aufgaben minder schwierig gewesen wäre. W as Noth gethan hätte um die vorangegangene Stetigkeit der Fortschritte aufrecht zu halten, habe ich an einem andren Orte nachzuweisen gesucht1), und damit zu­ gleich daß neue Standpunkte hätten erreicht werden müssen, bevor an gedeihlichen Weiterbau zu denken gewesen wäre. Und doch konnte man auf Philosophie, dieses Triebrad aller vorangegangenen Wis1) Haudbuch der Geschichte der griechisch-römischen Philosophiern,!. S . 204 ff.

senschaft, nicht verzichtm. Sie war durch Plato und Aristoteles weit über die Bedürfnisse des zeitlichen Leben» hinaus geführt wor­ den, und je weniger man sich Kraft zutrauen durfte, sie auf dieser Bahn weiter zu führen, um so leichter konnte man wähnen, cS be­ dürfe der Rückkehr zum sokratischen Standpunkte; man müsse von neuem die Philosophie vom Himmel zur Erde zurückführen, von neuem fürs Leben philofophiren. Und was sollte sie dem Leben gewähren? völlige innere Befriedigung, war die Antwort. D a nun das Staatsleben mit seiner Selbständigkeit allen Reiz verloren hatte, so bezog man den Begriff der inneren Befriedigung lediglich auf das Einzelleben; von Allem außer ihm wollte man sich mög­ lichst unabhängig erhalten, nur D a» sich aneignen was ihm, dem Einzelleben, förderlich fein konnte, und alle Gefährdung der Selb­ ständigkeit desselben möglichst abwehren. Zwar konnte man nicht außer Acht lassen daß Lebensgemeinschaft auch für Erreichung der Zwecke des EinzellcbenS erforderlich und der S ta at die natürliche Form derselben sei; die Philosophie handelte daher auch nach wie vor vom Staate; aber vom Staate, wenn ich so sogen darf, in abstracto, abgelöst von den lebendigen Wurzeln, die er im VolkSund Stammleben treibt; über den Begriff eines Rechtsstaats kam man nicht hinaus, bis das Bild eines lebenskräftigen, aus einem eigenthümlichen Volksbewußtsein sich entwickelnden Staates, wie der römische, hin und wieder zu tieferer Auffassung geführt zu haben scheint. Aus der Anschauung der despotischen Mischstaaten der Epigonen konnte sie sich nicht ergeben. M an würde Unrecht thun die platonische Politik für jene abstrakten StaatStheorim verant­ wortlich zu machen, wie weit man auch berechtigt sein mag sie als Jdealstaat zu bezeichnen: seine Grundbestimmungen wurzelten in der hellenischen Lebcnsanschauung und waren bestimmt diese auf die ihr zu Grunde liegenden Ideen zurückzuführen. Nur in dem HinauSgehn über das in der Wirklichkeit Erreichbare besteht ihre Idealität. Betrachtete man aber die Lebensbestimmung in der Ab­ lösung von ihrem höheren Zwecke der Gemeinschaft, von der nur durch daS Zusammenwirken der Glieder dieser zu erreichenden fort­ schreitenden Vervollkommnung, und forschte man nach der Bestim-

mutig de- Menschen und seiner Zusammengehörigkeit mit der Natur nur soweit die Befriedigung des EinzeUebmS es zu fordern schien, so mußte der Begriff dieser inneren Befriedigung nur nach Trieb und Neigung des ihn suchenden Individuums bestimmt werden. S o gelangte man zunächst zu den zwei einander entgegengesetzten Theorien der Epikureer und Stoiker, je nachdem man für Lust und Genuß oder für die unbedingten Gebote des sittlichen Bewußtsein­ sich entschied. Eine dritte Richtung kam diesen beiden hinzu, indem man wähnte den angestrebten Lebenszweck durch Berzichtung auf all und jedes Wissen erreichen z» können. W as jene beiden andren Richtungen durch Beschränkung des Wissen-triebes erreichen wollten, meinte diese dritte nur durch gänzliche Beseitigung desselben erlangen zu können. Zu dem Ende mußte denn freilich zur Bekämpfung jedes Wissensstachels, die Ohnmöglichkeit ein Wissen zu erreichen nachgegewiesen, oder doch an die Stelle desselben ein bloßes für Wahr« scheinlichhalten gesetzt werden. S o führte ein und dasselbe Be­ streben zu drei von einander sehr verschiedenen Theorien. Aus dem Streben zu wissen um des Wissens selber willen, welches die Theorien der ersten und zweiten Periode beherrscht hatte, ging keine jener Theo­ rim hervor; das Wissen soll allen dreien zufolge nur Mittel zum Zweck werden, und dieser in der Erreichung völliger Befriedigung des inneren Einzellebens sich findm. Zu Untersuchungen über das Wissen und seine Formen, sowie über die Natur der Dinge fanden sie sich nur in dem Grade veranlaßt, in welchem sie für Feststellung ihreZwecks ihnen erforderlich erschienen, die Stoiker mehr als die Epi­ kureer und die Skeptiker wiederum mehr als jene, um die Eitelkeit und Unerreichbarkeit des Wissens nachzuweisen. — Eben darum haben wir neue, von eigmthümlichem Princip ausgehende Entwicke­ lungen der Logik oder Dialektik und der Physik bei ihnen nicht zu erwartm; sie konnten sich begnügen früheren Theorien diese Zweig­ wissenschaften der Philosophie zu entlehnen und im Einklang mit ihrem ethischen Princip umzubilden, oder kritisch ihre Unhaltbarkett nachzuweisen. D a sehen wir denn, und werdm auszumitteln habm warum, die Stoiker zu der heraklitischen Lehre vom ewigen Fluß der Dinge und, in Abkehr von Plato und Aristoteles, zu der Logik

der Megariker zurückkehren, die Epikureer zu der Atomistik und dem SmsualiSmuS des Demokrit. GroßentheilS beschränken sie sich darauf die übernommenen Lehren im Einklang mit ihrer Ethik näher zu bestimmen: doch treibt die Sache selber hin und wieder zu weitergreifenden Veränderungen. Die Skeptiker verwenden be­ sonders die in den vorangegangenen Theorien hervorgetretenen ein­ ander entgegengesetzten Lehren zur Rechtfertigung ihrer Verzweife­ lung an all und jedem Wissen und spalten sich wiederum in pyrrhonische und akademische Skeptiker, je nachdem sie auf Erreichbarkell auch der Wahrscheinlichkell verzichten, oder diese fest zu stellen unter­ nehmen. Wäre die Skepsis inmitten der zweiten Entwickelungs­ periode der griechischen Philosophie hervorgetreten, so würde sie aller Wahrscheinlichkeit nach Versuche hervorgerufen haben, durch genauere Bestimmungen die platonisch-aristotelischen Lehren gegen solche ihnen Gefahr drohende Zweifel zu sichern, während die Theo­ rien der dritten Periode zu ernstlichem Kampf gegen die gleichzeitig mit ihnen hervorbrechende Skepsis sich nicht ermannen. D as Wissen und Erkennen als solches hatte zu wenig Werth für sie und sie warm in Begriff und Form desselben nicht tief genug einge­ drungen, als daß sie die Feststellung desselben gegen die Anfechtun­ gen der Skepsis mit Erfolg hätten unternehmen mögen. W as sie zur Aufrechthaltung ihres ethischen Princips bedurften, schien sich ihnen aus der Evidmz der sinnlichen Wahrnehmung oder der mll Hülfe derselben gewonnenen Vorstellungen in hinreichmder Sicher­ heit zu ergeben: selbst der durch die Skepsis erschütterte Begriff der Ursächlichkeit und seiner Nothwendigkeit vermochte nicht die Stoiker an ihrer dogmatischen Zuversicht irre zu machen, noch we­ niger die Epikureer, welche die Nothwendigkeit der Abfolge von Ursache und Wirkung nur so weit anerkanntet, soweit sie die Ruhe ihres Lebensgenusses nicht zu bedrohen schien. Und wie lange hat es noch gedauert bevor die gegen das Princip der Ursächlichkeit gerichteten Angriffe der Skepsis zu gründlicherer Untersuchung führten. Aus fortgehender kritischer Erwägung der vorangegangmm Theorien waren die Lehrgebäude des Plato und Aristoteles hervor-

gegangen; aber ein neuer Grundgedanke beseelte was von den frü­ heren Lehren in der kritischen Sichtung sich als probehaltig ergeben hatte. Neue, unmittelbar aus den höchsten Aufgaben der Wissen­ schaft hervorgegangene Gedanken fehlen in der dritten EntwickelungSgeschichte der griechischen Philosophie; das Wissen ist den im voraus festgestellten Lebenszwecken dienstbar geworden; man ent­ lehnt daher aus früherm Theorim was zu theoretischer Entwicke­ lung des festzustellenden Lebenszweckes erforderlich schien, indem man die dazu geeigneten Modifikattonen jener Theorien sich vorbe­ hielt, und richtete die Schärfe der Kritik vorzugsweise gegen die in sich geschlossenen Lehrgebäude deS Plato und Aristoteles, deren man sich im Gefühl des M angels an Kraft sie weiter zu entwickeln, in jeder Weise erwehren zu müssen glaubte. Nach und nach aber mußte Anerkennung des reichen In h a lts jener Systeme der Verun­ glimpfung folgen; man suchte daher, ohne den maßgebenden prak­ tischen Standpunkt aufzugeben, aus ihnen sich zu ergänzen und die Verschiedenheiten die zwischen ihnm und der eignen Theorie statt zu finden geschienen hatten, auszugleichen. S o entstand die durch die S to a und den EpikureiSmuS gewissermaßen schön angebahnte Ellettik und Synkretistik. Selbst die akademische Skepsis suchte mit der ursprünglich platonischen Lehre sich ins gleiche zu setzen. Zudem war man mit orientalischen Anschauungsweisen bekannt ge­ worden; man entlehnte auch ihnen was zweckdienlich erschien; zu­ mal seit ein tieferes religiöses Bedürfniß erwacht war. D er Grund zu diesem umfassenden Synkretismus war in Alexandria, diesem Mittelpunkte zugleich griechischer und orientalischer Bildung, gelegt worden und ward gefordert durch die Ausbreitung der römi­ schen Herrschaft. Vom O rient aus kamen griechisch gebildete J u dm, wie Aristobulus und vorzüglich der sinnvolle Philo den synkretistischen Bestrebungen entgegen, letzterer überzeugt seine begeisterte Liebe zu Plato mit alttestamentlicher Glaubenstreue einigen zu können. Ohngleich weniger erheblich ist was wir von andren Ver­ suchen erfahren orientalische Anschauungsweism in die Formen grie­ chischer Philosophie zu kleiden. J e weniger solche Mischtheorien Befriedigung gewähren konnten, um so begieriger griff man zu

mystischen Ergänzungen und glaubte sie zunächst in der symbolischen Zahlenlehre der Pythagoreer finden zu können. Daher die zweite Erneuerung derselben, — die erste gehörte dem Plato und seiner Schule an; doch trug auch sie die Farbe de- synkretisch-ekeftischen Geistes des Zeitalters. Ueberall fehlt diesen Theorien ein ihre verschiedenen Bestandtheile zu innerer Einheit verbindender Grund­ gedanke, die Einheit des Princips; sie bildeten mehr oder weniger geschickt zusammengeschweißte Konglomerate. M an darf dem Plotin das Verdienst nicht schmälern an die Stelle derselben ein organisch gegliedertes System zu stellen sich bestrebt und eingesehn zu haben, daß jede Neubildung in der Philosophie, sofern sie mit dem Alter­ thum in Uebereinstimmung bleiben wolle, ihre besten NahrungSsäste dem Plato und Aristoteles entnehmen müsse. Allerdings ist auch sein Lehrgebäude weder in Bezug auf das Princip noch auf dm Anschluß an Plato und Aristoteles ein schlechthin neueS; NumeniuS u. A. waren ihm in beiderlei Beziehung vorangegangen; aber zu wissenschaftlicher Durchbildung und organischer Gestaltung ist eerst durch ihn gelangt. ES steht auf der Grenzscheide der älterm und der neueren Philosophie, und während eS darauf angelegt war der Verbreitung der christlichen Offenbarung dm Weg zu vertre­ ten, diente eS, ans demselben tiefen Seelenbedürfniß hervorgegangen, welches jene Verbreitung in dm Zeiten deö sinkenden Alterthumso sehr gefördert hatte, der wissenschaftlichen Gestaltung derselben. D as dem Systeme zu Grunde liegende innige religiöse Bedürfniß durchbrach die in ihm enthaltmen Bestandtheile orientalischer Ema­ nation-theorien und mußte in christlich gesinnten Geistern Anklang finden, zumal die reinere Christuslehre sie in Stand setzte solche Bestandtheile auszuscheiden und dennoch den wissenschaftlichen Ge­ halt sich anzueignen. S o weiß die göttliche Lenkung auch in den wissenschaftlichen Bestrebungen die Irrthüm er derselben auszuglei­ chen, oder zu allmähliger Annäherung an die ihnen vorgezeichnetm Zwecke zu benutzen. E s mag zweifelhaft erscheinen, ob der Neu* platonismus als Abschluß der atten oder als Anfangspunkt der neuerm Philosophie zu fassen sei; für erstere- spricht seine allmählige Entwickelung aus den philosophischen Bestrebungen de- Atter-

thumS; für letzteres der Im puls den er der christlichen Philosophie gegeben hat. Für uttS überwiegt der erstere Gesichtspunkt den letzteren. Wie wenig die philosophisch« Theorien der dritten Periode dm Vergleich mit dm inhaltsreich« und in sich abgerundeten Shstemm des Plato und Aristoteles »erstatten, und wie wenig ihre Geschichte den Reiz der jugendlich ausstrebmdm und kontinuirlich fortschreitenden Philosophie der erst« Periode darbietet, hütm wir uns dennoch vor geringschätziger Beurtheilung derselben. Fehlt ihnen auch die Tiefe, der Umfang und die einheitliche Gliederung der Systeme der vorangegangenen Periode, nicht minder der Zauber der platonischen, die Gedrungmheit und Koncinnität der aristoteli­ schen Darstellung, — einzelne Probleme haben sie zuerst gestellt oder umsichtigerer Erörtemng entgegengesührt, ohngleich mehr frei­ lich in der Ethik als in der Physik und Logik, doch habm sie auch durch letztere zu eingehenderer Entwickelung der sprachlichen Formen veranlaßt. Vergessen wir überhaupt nicht daß die kritisch historischen Untersuchungen der alexandrinischen Schule und ihrer Ableger zuerst von der Philosophie angeregt und theilweise von Anhängern der peripatetischen und stoischen Schule geführt wurdm, mögen auch die vorzüglichsten Männer jener Richtung, im Ueberdruß an den allgemeinen Fragen der Philosophie, fast ausschließlich philologischer Forschung sich zugewendet haben. Selbst Mathe­ matik und Geographie wurzelten ursprünglich in der Philosophie und scheinen sich fast nie gänzlich davon entfernt zu habm. Auch in dieser Beziehung müssen wir der Vollendung der reichhaltigen und gediegenen Geschichte der griechischen Literatur von Bernhardy mit Verlangen entgegensehen und vorläufig aus den ersten Band dieses Werkes verweisen. Bor Allem dürfen wir nicht vergessm, daß in Jahrhunderten großen und weitverbreiteten sittlichen Verderbnisse- durch die gleich­ zeitige Philosophie Emst der Gesinnung geweckt und genährt wurde. Selbst Genußmenschen fanden in der Lehre des EpikurS, zu wel­ cher eingewurzelte Neigung sie trieb, Veranlassung nicht blos zur Mäßigkeit, sondern auch zur Vergeistigung des Genusses. Lukre-

tiuS konnte nicht Wüstling sein, wenn er mit solchem Ernst der Entwickelung deS von ihm ergriffenen Lehrgebäudes sich widmete. AehnlicheS gilt von der Skepsis; Theilnahme an ihren Untersuchun­ gen mußte über den Sinnengenuß hinausführen. Ohngleich mehr vermochte die Stoa, Die welche sich ihr anschloffen, zu höherer und ernsterer Lebensansicht zu leiten. Mehrere der edelsten M änner des ersten bis dritten Jahrhunderts unsrer Zeitrechnung gehörten ihr an. Und hat nicht auch ihr sittlicher S in n zu der ersten wis. senschaftlichcn Bearbeitung der Rechtskunde geführt? Freilich würde man Unrecht thun, die philosophische Richtung, welcher die M än­ ner dieser Jahrhunderte sich angeschlossen haben, zum Maßstab ihrer Sittlichkeit zu nehmen. ES liegt in der Natur der philoso­ phischen Bestrebungen dieser Periode, daß sie nicht mehr wie die der vorangegangenen aus dem innersten Kern deS Individuums hervorgingen, daß äußere Zwecke ihnen sich anhefteten und die Sucht durch rhetorische Kunst zu glänzen in ihnen sich geltend machte; die älteren Stoiker scheinen in dieser Beziehung den Epikureern, Akademikern und Peripatetikern der Periode Nichts nachgegeben zu haben. W ir wollen nicht in Abrede stellen daß wir sehr verschieben» artige Bestrebungen in der dritten Entwickelungsperiode der Phi­ losophie zusammenfassen, und die Frage liegt nahe, ob nicht ein Theil derselben der zweiten Periode angehöre; wirken ja die sokratischen Anfänge derselben in ihnen noch nach. I s t ihre Richtung aber nicht eine wesentlich andere geworden? und wird nicht die Kontinuität der Entwickelungen durch entschiedene Abkehr von Plato und Aristoteles und durch Berzichtleistung auf daS Triebrad der früheren Philosophie, Forschung um ihrer selber willen, augenschein­ lich unterbrochen? I n der ersten und zweiten Periode entwickelt sich die Philosophie fast ausschließlich aus und durch sich selber, in dieser dritten Periode folgt sie überwiegend den allgemeinen Zeit­ richtungen. Eben darum werden auch fernere Gliederungen so schwierig; und wollte man den Eintheilungsgrund in dem selbst­ eigenen Wesen der Philosophie selber suchen, so könnte wohl nur die Frage sein, ob nicht das neuplatonische Lehrgebäude einer vierten

Periode vorzubehalten sei; denn allerdings erhebt sichs durch Eigmthümlichkeit und folgerechte Durchführung deS Princips über die vorangegangenen Theorien. Jedoch hängt es durch die Ellektik und Synkretistik wiederum mit ihnen zusammen, und es mag als offene Frage bezeichnet werden, ob es besser mit diesen als vierte Ent­ wickelungsperiode zusammenzufassen, ober als Abschluß der ellektischen und synkretistischen Bestrebungen zu betrachten sein möchte. Für das Eine wie für das Andre lassen sich erhebliche, jedoch schwerlich entscheidende Gründe anführen. Die Ordnung in welcher die nunmehr zu betrachtenden Theo­ rim zu erörtern sein werden, muß mehr durch Zusammengehörig­ keit der Richtungen als durch Zeitabfolge bestimmt werben, und es kann nicht zweifelhaft sein, daß die Lehrgebäude des Epikur und der Stoa voranzustellen seien. Ich beginne mit ersterem, weil es das einfachere ist

Erster Abschnitt. Die epikureische Lehre. Während Strato mit Beseitigung aller hyperphhsischen Prin­ cipien, die Lehren des Aristoteles zu der Theorie einer bewußtlos, jedoch dynamisch auS sich schaffenden Natur umbog, hatte der me­ chanische Materialismus in EpikuruS bereits einen neuen Vertreter gefunden. Der Sohn des NeokleS, der selber Athener, vielleicht mit der 01.107,1 ausgegangenen Kolonie nach SamoS überge­ siedelt war, ward er, wenn auch nicht geboren, dort, und später in TeoS erzogen. Frühzeitig mit Schriften des Demokrit bekannt geworden, soll er durch sie, oder durch Anstoß an demBegriffe des Chaos, für das Studium der Philosophie gewonnen worden sein') und im 18. Jahre sich nach Athen gewendet haben, als LenokrateS in der Akademie gelehrt, Aristoteles bereits nach ChalkiS sich zu­ rückgezogen habe. Dann wiederum zu seinem Vater, der damals in 1) Apollodor. b. Diog. X , 14.1. 2. 3. ib. Interpret!. Strabo X IV , 1 TQCtip^vaC (paoiv lv&(cÖ£ (iv Z(t(ji(p) xal iv T ty , xa l l(str)ߣvOai v y o i' yevio&ca (T auiai ovvitprjßov MivavÖQov %ov

xco/l u x o v .

Demnach

mußte er also als Jüngling längere Zeit m Athen sich aufgehalten haben. Menander stellt ihn tn einem Epigramm (6. Meineke, Menandri et Phi-

lemonis reliquiae p, 299) mit dem Themistokles zusammen (beider Väter hießen Neoklrdes) . a(fQoouvct$.

o jv

o julv

v /lu o v

n a rg ld a öovXoavvag (waa&\ o &

Wäre CpikurS Vater schon 01. 107 nach SamoS übergegan­

gen, so mußte auch dort der Sohn geboren sein, wenn seine Geburt 0 1 .1 0 9 ,3

(334% v. Chr.), wie Apollodor angibt, statt gefunden.

Lueretiu- V I, 1 ff.

u. A. bezeichnen ihn geradezu als Athener oder nach dem attischen Demo-, als Gargettrer, Cio. Ep. ad Fam. X V . 15.

Kolophon lebte, zurückgekehrt, habe er, wird erzählt, von seinem zwei und dreißigsten Ja h re an, zuerst in M itylene und Lampsakus gelehrt, und fünf Ja h re später, gegen 307 v. Chr., in Athm eine Schule gegründet, anfangs als Demokriteer und demnächst mit Verläugnung auch des Demokrits, in eigenem Namen. D en © o rten 8), in welchem er lehrte, vermachte er der Schule und starb 72 J a h re alt, 0 1 .1 2 7 ,2 ®). Ruhigen Lebensgenuß durch Untersuchungm über die dazu dienlichen M ittel und durch Verbindung mit gleichgesinnten Freundm sich zu sichern, w ar der Zweck der Epikureer, welchem auch leicht gehaltene schriftliche D arstellung ihrer Lehren dienen sollte. D aher die große M enge der Schriften des Epikur, Metro« dorus u. A., deren Bruchstücke keine genußstärende Anstrengung ver­ rathen. Doch wollen wir nicht in Abrede stellen, daß in den von EpikuruS unS erhaltenen drei Briefen nicht selten Zeichen genauer Beobachtung der Erscheinungen und natürlichen Scharfsinns sich zeigen. Tiefer einzudringen mußten die von vorn herein ihm fest­ stehenden Grundlinien seiner Theorie und sein M angel an mache» malischen Kenntnissen ihn abhalten. F ü r solche welchm ausführ­ liche Entwickelungen, wie seine größeren Werke sie enthielten, nicht zusagten, hatte Epikur durch längere oder kürzere Abrisse gesorgt; der letzteren sind u n s einige in den Briefen über Physik, M eteoro­ logie und Ethik, sowie in seinen Sentenzen (xvQi'ai oder ^ r a i d6tcu — m ax im e ra ta e se n te n tia e ) durch Diogenes LaertiuS erhalten worden. Aus seiner ausführlichen Physik enthalten die herkulanensischen PapyruSrollen sehr lückenhafte Bruchstückes. Eine 2) Diog. 1. 2. 13. Cio. de N. Deor. I , 26. Said. s. v. — Flat, adv. Colot. 3. — D ie Epikureer wurden daher auch o t a n o t w v x rjn fov genannt, Sext. Emp. adv. Math. IX, 64 u. A. 3) Diog. 17. vgl. Cio. Ep. ad Div. XIII, 1. — Diog. 14.15. Cio. de Fato 9. 4) Sext. E. adv. Math. XI, 169. vgl. Epic. b. Diog. 122. — Diog. 27 will nur r a ß t l z i a x a (t m v o v y y Q a fip a r c o v ) des Epikur aufzählen.

D ie von andren Schriftstellern aufgeführten Bücher des Epikur verzeichnet Gasßendi, de vita et morib. Epiouri 1,10. — Epiouri fragmenta librorum II et XI de Natura ed. Orelli. Lips. 1818. Epiouri Physioa et

kritische Bearbeitung sämmtlicher auf uns gekommenen eignen Worte des Epikur thut noch Noth, auch nachdem G. Schneider durch seine schätzbare Ausgabe der beiden zuerst genannten Briefe besonder­ für Erläuterung der epikureischen Terminologie Sorge getragen hat. Eine so sorgfältig durchgeführte Darstellung der epikureischen Physik, wie wir sie in LukretiuS' bewunderungswürdigem Lehrge­ dichte besitzen, hat schwerlich irgend einer der griechischen Epikureer zu Stande gebracht (man vergleiche nur, um sich davon zu über­ zeugen, was wir von den ihm gleichzeitigen griechischen Epikureern PhaedruS und Philodemus in Bruchstücken ihrer Bücher und im Spiegelbilde Cicero'S besitzen), und schwerlich ist eS je wieder ge­ lungen einen so spröden Stoff in solchem Maße poetisch zu gestal­ ten. Dem AristippuS in der Ethik nahe verwandt, trachtete auch Epikur, wie seine Schüler versichern und ChrysippnS, Cicero u.A . bestätigen, nach verständigem Maßhalten im Genuß, und wenn seine zahlreichen Gegner ihn als heillosen Lüstling schilderten6), so dür­ fen wir nicht außer Acht lassen, wie Haß und Parteisucht die ohn« gleich edleren Charaktere Plato'S und Aristoteles' in damaliger Zeit verunglimpfte. I n der Ueberzeugung die philosophischen Untersu­ chungen völlig abgeschlossen zu haben, wollte Epikur nur eine seine Meteorologie» duabus epistolis eiusdem comprehensa ed. I. G. Schnei­ der. Lips. 1813. — Ueber EpikurS Lehren zu vergleichen: Steinhart in Ersch

und GruberS Encyklop. Seci. 1. Bnb. 3 5 .4 5 9 ff. Reichhaltige Sammlungen über Lehre und Leben des Epikur in beit darauf bezüglichen Abhandlungen Gaffendi's (Opera omnia V). Sein philosophiae Epicuri syntagma (Opp. III) enthält eine frei gehaltene Darstellung des atomistifchen System -, wie G . fichs zurecht gelegt hatte. 5) Diog. L, 10.11. Chrysipp. b. Stob. Serm. 61. Cio. de Fin. II, 25. Tusc. II, 28. Seneca Ep. 21. 107. 18. — Diog. L. 6.7 .4 . Cio. de N. D. 1,33. Plato comio. b. Athen. VII, 279, c. Ueber das Leben des Epikur

hatten schon zeitgenössische Anhänger desselben, JdomeneuS, Herodotu-, Timokrates und spater andere, wie ApollodoruS und PhilodemuS, um die Zeit Eicero'S, sich verbreitet, f Diog 4.5 u. 3. ib. Interprett. D ie gegen Epikur gerichteten Anklagen weist ausführlich, wenn auch nicht immer siegreich, Gassendi (de vita Ep. III ff. Bücher) zurück.

Lehren treu fortpflanzende, nicht sie fortbildende Schule gründen, ermahnte feine Sentenzen oder gar feine Schriften auswendig zu lernen; und in der That Horm wir in ihr nicht von irgend erheb­ lichen Veränderungen oder Erweiterungm der ursprünglichen Theo­ rie. Auch wollte Ep. für den durchaus selbständigen Erfinder derselbm gelten, nicht zugeben daß irgend ein Lehrer Einfluß auf ihn geübt habe, und sprach sich über die vorangegangenen Philosophen, selbst über Plato und Aristoteles, höchst geringschätzig a u s6). 2. Die Richtung der Philosophie dieser Periode spricht sich aufs entschiedenste in der epikureischen Begriffsbestimmung von Phi­ losophie aus, derzufolge sie die Thätigkeit sein soll, durch Begriffserorterungen und Unterredungen eines glückseligen Lebens theilhaft zu werden (*). Von Wissenschaft soll daher nur Berücksichtigung verdienm was diesem Zwecke forderlich. Der Trieb zu wissen um des Wissens willen, welcher die vorangegangene Philosophie, auch noch die der Peripatetiker, beseelte, war mehr und mehr abhanden gekommen. Ih rer selber wegen sollte daher, nach Epikur, blos die Ethik bearbeitet werdm, Physik ( t o y w ix d v , oder m q i ytvdatmg x a i TTina . . .

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xpevdfj T vy/u vstv. vgl. 147 und Schneider p. 51 sq. Sext. Math. VII, 211 sq. — CplkurS geringschätzige Urtheile über Definitionen, Schlüffe u. dgl. s. b. Cic. Ein I, 7. 19. Vgl. Sext. Math. VTII, 355 sqq. Diog. 31 An die Stelle derselben setzt er negtoraxstg, uvuXoytu, ofzoioTrjg und