FuE-Aktivitäten, Außenhandel und Wirtschaftsstrukturen: Die technologische Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich [1 ed.] 9783428489206, 9783428089208


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German Pages 213 Year 1996

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FuE-Aktivitäten, Außenhandel und Wirtschaftsstrukturen: Die technologische Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich [1 ed.]
 9783428489206, 9783428089208

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DEUTSCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG

BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG HEFT 165 · 1996

Florian Straßberger, Marian Beise, Heike Belitz, Ludger Lindlar, Dieter Schuhmacher und Harald Trabold

FuE-Aktivitäten, Außenhandel und Wirtschaftsstrukturen: Die technologische Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich

DUNCKER & HUMBLOT · BERLIN

DEUTSCHES

INSTITUT

FÜR

WIRTSCHAFTSFORSCHUNG

gegründet 1925 als INSTITUT FÜR KONJUNKTURFORSCHUNG von Prof. Dr. Ernst Wagemann Königin-Luise-Straße 5 · D-14195 Berlin (Dahlem)

VORSTAND Präsident Prof. Dr. Lutz Hoffmann Sir Leon Brittan · Dr. Johannes Ludewig · Dr. Norbert Meisner · Wolfgang Roth · Dr. Ludolf-Georg von Wartenberg Kollegium der Abteilungsleiter* Dr. Heiner Flassbeck · Dr. Fritz Franzmeyer · Dr. Kurt Hornschild · Prof. Dr. Wolfgang Kirner · Prof. Dr. Eckhard Kutter Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep · Dr. Wolfram Schrettl · Dr. Bernhard Seidel · Dr. Hans-Joachim Ziesing KURATORIUM Vorsitzender: Dr. Alexander von Tippeiskirch Stellvertretender Vorsitzender: Dr. Thomas Hertz Mitglieder Der Bundespräsident Bundesrepublik Deutschland Bundesministerium der Finanzen Bundesministerium für Wirtschaft Bundesministerium für Verkehr Bundesministerium für Post und Telekommunikation Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie Land Berlin Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur Senatsverwaltung für Wirtschaft und Betriebe Senatsverwaltung für Justiz Senatsverwaltung für Arbeit, Berufliche Bildung und Frauen Freistaat Bayern, vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie Freie und Hansestadt Hamburg, vertreten durch die Behörde für Wirtschaft Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Wirtschaftsministerium Land Brandenburg, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Land Niedersachsen, vertreten durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Deutsche Bundesbank Deutsche Bahn AG Deutsche Post AG Deutsche Postbank AG Deutsche Telekom AG Bundesanstalt für Arbeit Wirtschaftsvereinigung Bergbau Christlich-Demokratische Union Deutschlands Sozialdemokratische Partei Deutschlands Freie Demokratische Partei Deutscher Gewerkschaftsbund Industriegewerkschaft Metall Bankgesellschaft Berlin AG Berlin Hyp Berliner Hypotheken- und Pfandbriefbank AG 1KB Deutsche Industriebank AG Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft Vereinigung der Freunde des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Persönliche Mitglieder Dr. Günter Braun Dr. Dieter Hiss Dr. Karl-Heinz Narjes * Präsident und Abteilungsleiter sind gemeinsam für die wissenschaftliche Leitung verantwortlich.

DEUTSCHES

INSTITUT

FÜR

WI RTS C H A FTS FO RS CH U Ν G

BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG

HEFT 165·1996

Florian Straßberger, Marian Beise, Heike Belitz, Ludger Lindlar, Dieter Schumacher und Harald Trabold

FuE-Aktivitäten, Außenhandel und Wirtschaftsstrukturen: Die technologische Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich

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DUNCKER & HUMBLOT · BERLIN

FuE-Aktivitäten, Außenhandel und Wirtschaftsstrukturen : die technologische Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich / Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung. Rorian Strassberger... [Schriftl.: Kürt Hornschild]. — Berlin : Duncker und Humblot, 1996 (Beiträge zur Strukturforschung ; H. 165) ISBN 3-428-08920-0 NE: Strassberg er, Florian; Hornschild Kurt [Red.]; Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung < Berlin >; GT

Herausgeber: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Königin-Luise-Str. 5, D-14195 Berlin Telefon (0 30) 8 97 89-0 — Telefax (0 30) 8 97 89 200 Schriftleitung: Dr. Kürt Hornschild Alle Rechte vorbehalten © 1996 Duncker & Humblot GmbH, Carl-Heinrich-Becker-Weg 9, D-12165 Berlin Druck: ZIPPEL-Druck, Oranienburger Str. 170, D-13437 Berlin Printed in Germany ISSN 0171-1407 ISBN 3-428-08920-0 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 0

Die Bearbeiter möchten sich bei Herrn Beyer vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie fur die umfassende Betreuung und Unterstützung dieses Projektes bedanken. Die vorliegende Arbeit hat von der ausgiebigen Diskussion mit ihm sowie mit den Kollegen der anderen am Gesamtprojekt beteiligten Institute sehr profitiert. Statistische Sonderauswertungen fur die vom D I W durchgeführten Analysen wurden von Mitarbeitern der SV-Wissenschaftsstatistik GmbH im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft, der Deutschen Bundesbank sowie des Statistischen Bundesamtes vorgenommen. Auch ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Dieser Bericht wurde im Rahmen eines Auftrages des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie erstellt. Die in diesem Bericht dargestellten Ergebnisse und Interpretationen liegen in der alleinigen Verantwortung der Auftragnehmer. Das BMBF hat die Aussagen nicht beeinflußt.

Inhaltsverzeichnis

Seite 1 Technologische Leistungsfähigkeit - Konzept und Vorgehensweise

15

1.1 Begriffsbestimmung

15

1.2 Bedeutung systemischer Standortbedingungen

17

1.3 Empirische Herangehensweise und Aufbau der Arbeit

18

1.3.1 Inputfaktoren

18

1.3.2 Marktergebnis

23

Teil I:

Wissenspotential - FuE-Aktivitäten am Standort Deutschland

2 Akkumulation und sektoraler Transfer von technischem Wissen 2.1 Akkumulation von technischem Wissen: FuE-Kapital

27 27

2.1.1 Konzept

27

2.1.2 Berechnung eines FuE-Kapitalstocks

28

2.1.3

32

Sektorale Struktur des FuE-Kapitals im internationalen Vergleich

2.1.4 Struktur- und Niveaueffekte

36

2.2 Anwendung von technischem Wissen: Sektorale Übertragungen von FuEKapital

40

2.2.1 Unternehmensexterne Quellen technischen Wissens

40

2.2.2 Empirische Ermittlung der Wissensübertragungen

43

2.2.3 Bedeutung der Übertragung gebundenen technischen Wissens

44

2.2.3.1 Bisherige Studien

44

2.2.3.2 Eigene Ergebnisse

50

2.2.4 Importe und Exporte von FuE-Kapital

56

2.2.5 Übertragungen von FuE-Kapital und Standortbindung: Sektorale Cluster 2.3 Schlußfolgerungen

59 64

5

Seite 3 FuE-Aktivitäten multinationaler Unternehmen in Deutschland

66

3.1 Internationalisierung von FuE in multinationalen Unternehmen*

66

3.1.1 Ziel und Datengrundlagen der Untersuchung

66

3.1.2 Erklärungsansätze und Formen der Internationalisierung von FuE in Unternehmen

68

3.1.3 FuE deutscher Unternehmen im Ausland

71

3.1.4 FuE ausländischer Unternehmen in Deutschland

85

3.1.5 Zusammenfassung und Schlußfolgerungen 3.2 FuE-Standort Deutschland: Ergebnisse aus Unternehmensgesprächen

101 104

3.2.1 Globalisierung von FuE und einzelwirtschaftliche Standortentscheidung 3.2.2 Ergebnisse aus den Unternehmensgesprächen

104 109

3.2.2.1 Art, Organisation und Finanzierung von FuE

109

3.2.2.2 Einschätzung des Forschungsstandorts Deutschland

111

3.2.2.3 Internationalisierung von FuE

112

3.2.3 Herausforderungen für den Standort Deutschland

116

Teil Π : Marktergebnis - Außenhandel und Wirtschaftsstrukturen

4 Sektorale und regionale Außenhandelskennziffern

121

4.1 Welthandelstrends und alternative Spezialisierungsindizes für die Bundesrepublik Deutschland

121

4.2 Außenhandelsposition bei FuE-intensiven Gütern im längerfristigen und internationalen Vergleich

126

4.2.1 Exporte und Importe von FuE-intensiven Gütern

126

4.2.2 Veränderungen der Spezialisierungsmuster

133

4.3 Regionale Export-Import-Salden nach Warengruppen

138

4.4 Schlußfolgerungen

143

* Dieser Abschnitt wurde in Kooperation mit dem ZEW erarbeitet.

6

Seite 5 Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der forschungsintensiven Sektoren im internationalen Vergleich

146

5.1 Gesamthandel, Wortschöpfung und Inlandsnachfrage

148

5.1.1 Gesamthandel

148

5.1.2 Wertschöpfung

148

5.1.3 Inlandsnachfrage

150

5.1.4 Offenheitsgrad

153

5.1.5 Interpretation

155

5.2 Produktivität und Beschäftigung

156

5.2.1 Produktivität

156

5.2.2 Beschäftigung

157

5.2.3 Beitrag zur Wachstumsdynamik

158

6 Schlußfolgerungen

160

Literaturverzeichnis

166

Anhänge Anhang zu Kapitel 1

173

A l - 1 Abgrenzung der Sektoren nach der International Standard Industrial Classification (ISIC)

Anhang zu Kapitel 2

173

175

A2-1 Sektorale Abschreibungsraten für FuE-Kapital

175

A2-2 Berechnung von Niveau- und Struktureffekten

177

A2-3 Berechnung der gebundenen FuE-Übertragungen

179

A2-4 Die Proportionalitätsannahme: Verfeinerung des Ansatzes

180

A2-5 Daten

182

7

Seite Anhang zu Kapitel 3

184

A3-1 Ergänzende Tabellen und Abbildungen

184

A3-2 Auswahlkriterien und Beschreibung der Unternehmen

192

A3-3 Übersicht über die Themen für die Unternehmensgespräche

193

Anhang zu Kapitel 4 A4-1 Indikatoren

8

194 ,

194

A4-2 Datenbasis

194

Anhang zu Kapitel 5

198

A5-1 Die STAN-Datenbasis

198

A5-2 Produktivitätsvergleiche

198

A5-3 Ergänzende Tabellen

200

Verzeichnis der Tabellen im Text Seite 2-1

Anteil der Marktneuheiten am Umsatz 1993 für ausgewählte Branchen

30

2-2

Sektorale Struktur des FuE-Kapitals im verarbeitenden Gewerbe ausgewählter OECD-Länder 1990 bis 1992 (in vH): Sektorspezifische Abschreibungsraten

33

FuE-Kapitalkoeffizienten in OECD-Ländern 1990 bis 1992: FuEKapital in vH der Bruttowertschöpfung

34

Veränderung der sektoralen Struktur der FuE-Aufwendungen im verarbeitenden Gewerbe ausgewählter OECD-Länder (in vH-Punkten): 1980/82 bis 1990/92

35

FuE-Aufwendungen in vH der Bruttowertschöpfung: Struktur- und Niveaueffekte in ausgewählten OECD-Ländern (1980/82 bis 1990/92)

37

FuE-Kapital in vH der Bruttowertschöpfung in OECD-Ländern 1990 bis 1992: Tatsächliche und hypothetische Werte (Modellrechnung)

39

FuE-Intensität für High-, Medium- und Low-tech-Industriezweige in ausgewählten OECD-Ländern

50

Gesamte Übertragungen gebundenen FuE-Kapitals nach Herkunflsund Abnehmerbranchen

55

Anteil des Umsatzes und der Beschäftigten der deutschen Tochterunternehmen im Ausland an den deutschen Unternehmen weltweit

73

Anteil der Beschäftigten in den forschungsintensiven Branchen an den Beschäftigten der Unternehmensgruppen im verarbeitenden Gewerbe 1993

74

FuE-Aufwendungen von Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung in den USA

77

FuE-Intensität nach Beschäftigten der Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung in den USA 1992

79

Charakteristika größerer FuE-treibender Unternehmen in Frankreich mit ausländischer Kapitalbeteiligung 1989

80

Zahlungen für technische Forschung und Entwicklung in der Zahlungsbilanz der Bundesrepublik Deutschland nach Wirtschaftszweigen 1994

83

3-7

Anteil der Patente multinationaler Unternehmen nach Erfinderort

85

3-8

Anteil des Umsatzes und der Beschäftigten der ausländischen Tochterunternehmen an den inländischen Unternehmen in Deutschland

88

FuE-Gesamtaufwand bei ausgewählten Großunternehmen in Deutschland nach überwiegenden Eigentumsverhältnissen 1993

89

FuE-Personal in Vollzeitäquivalent bei ausgewählten Großunternehmen in Deutschland nach überwiegenden Eigentumsverhältnissen 1993

90

2-3 2-4

2-5 2-6 2-7 2-8 3-1 3-2

3-3 3-4 3-5 3-6

3-9 3-10

9

Seite 3-11

3-12 3-13

3-14 3-15 3-16 3-17 4-1 4-2 4-3 4-4 4-5 4-6

4-7 4-8 5-1

Anteile der Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung im verarbeitenden Gewerbe an den Beschäftigten und den FuE-Aufwendungen für ausgewählte Länder 1993

91

Struktur der FuE-Aufwendungen bei deutschen und ausländischen Unternehmen in Deutschland 1993

92

FuE-Intensität bei ausgewählten Großunternehmen in Deutschland nach überwiegenden Eigentumsverhältnissen sowie ausgewählten Wirtschaftszweigen 1993

93

Ausgaben für FuE von US-amerikanischen Tochterunternehmen im Mehrheitsbesitz im Ausland

95

Ausgaben für FuE von US-amerikanischen Tochterunternehmen im Mehrheitsbesitz in Deutschland

98

Forschung und Entwicklung in japanischen Tochterunternehmen in Europa (1990 bis 1994)

99

Unabhängige Forschungszentren Europa (1990 bis 1994)

japanischer

Verschiedene Spezialisierungsindikatoren Deutschland 1993

Unternehmen

in 100

für

die Bundesrepublik 125

Außenhandelsposition ausgewählter Industrieländer bei FuE- intensiven Gütern (006)

127

Außenhandelsposition ausgewählter Industrieländer bei FuE-intensiven Gütern (006) (Westdeutschland = 100)

128

Außenhandelsposition ausgewählter Industrieländer bei Gütern der Spitzentechnologie (007)

131

Außenhandelsposition ausgewählter Industrieländer bei Gütern der Spitzentechnologie (007) (Westdeutschland = 100)

132

Außenhandelsbilanz der Bundesrepublik Deutschland nach Warengruppen unterschiedlicher FuE-Intensität 1970 bis 1993 (in Mill. US$)

141

Außenhandelsbilanz der OECD-Länder nach Warengruppen unterschiedlicher FuE-Intensität 1991 bis 1993 (in Mill. US-$)

142

OECD-Länder mit Exportüberschüssen im Handel mit den OECDLändern insgesamt 1991 bis 1993

144

Internationale Spezialisierung, Wertschöpfung und Inlandsnachfrage bei FuE-intensiven Branchen 1992

149

5-2

Offenheitsgrad der FuE-intensiven Branchen 1992

154

5-3

Stundenproduktivitäten der FuE-intensiven Branchen 1991 (in Kaufkraftparitäten-Dollar)

157

Verzeichnis der Abbildungen im Text Seite 1-1

Stufen der empirischen Herangehensweise

19

1 -2

Quellen technischen Wissens im Unternehmen

21

2-1

Sektorale Abschreibungsraten für FuE-Kapital: Schätzungen auf Basis des Anteils von Marktneuheiten am Umsatz

31

Zusammensetzung des gesamten Technologiegehalts des Outputs: Schematische Übersicht

43

Beziehung zwischen Wirtschaftswachstum (1980 bis 1985) und direktem sowie zugerechnetem FuE-Kapital (1978) in der deutschen Industrie

45

Direkte und indirekte Innovationsaufwendungen in der deutschen Industrie in vH des Produktionswertes (1986)

46

2-5

FuE-Intensitäten in ausgewählten OECD-Ländern

47

2-6

Einbettung in den internationalen Technologiehandel nach Größe der FuE-Aufwendungen für ausgewählte Länder (1990)

48

Zusammensetzung des gesamten verfügbaren FuE-Kapitals aus Sicht unterschiedlicher Gruppen von Nehmerbranchen

51

Zusammensetzung des gesamten verfügbaren FuE-Kapitals in ausgewählten Industriezweigen

53

Verteilung der FuE-Komponenten auf Erzeugnisbereiche der Industrie und der Dienstleistungen

54

Größenordnung der westdeutschen Export-Import-Salden im internationalen Transfer von FuE-Kapital nach ausgewählten Sektoren

57

2-11

Herkunft der Technologieimporte nach Regionen

58

2-12

Herkunft der Technologieimporte deutscher Nehmerbranchen nach Regionen

59

Technologietransfer über Vorleistungen und Investitionsgüter in westdeutsche Abnehmerbereiche nach regionaler und sektoraler Herkunft

60

Westdeutsche Nehmerbranchen mit starker technologischer Abhängigkeit von inländischen Maschinenbauerzeugnissen

61

Westdeutsche Nehmerbranchen mit starker technologischer Abhängigkeit von inländischen Erzeugnissen der Elektrotechnik

62

Westdeutsche Nehmerbranchen mit starker technologischer Abhängigkeit von inländischen Erzeugnissen der Chemie

63

Akquisitionen und Neugründungen von deutschen Unternehmen im Ausland 1985 bis 1994 (Anzahl)

75

2-2 2-3

2-4

2-7 2-8 2-9 2-10

2-13 2-14 2-15 2-16 3-1

11

Seite 3-2 3-3 3-4

3-5 3-6 3-7

76

FuE-Schwerpunkte nach Technikfeldern deutscher Unternehmen in Deutschland und den USA

81

Beschäftigte in FuE und Produktion in Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung in den USA nach Heimatländern der Unternehmen 1993

81

Anteil der FuE-Aufwendungen der US-Töchter an der Wertschöpfung nach Ländern

96

Anteil der FuE-Aufwendungen der US-Töchter an der Wert Schöpfung nach Ländern (Elektrotechnik, Fahrzeugbau)

97

Anteil der Beschäftigten und der FuE-Aufwendungen ausländischer Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe ausgewählter Länder 1993

101

3-8

Formen der Internationalisierung von FuE-Aktivitäten

105

3-9

Kriterien für die Organisation von FuE nach Art der FuE

107

3-10

Standortfaktoren für FuE in abnehmender Reihenfolge ihrer Bedeutung

108

3-11

Formen der Unternehmensorganisation

115

4-1

Komparative Vorteile (RCA-Werte) ausgewählter OECD-Länder bei Gütern der Hochtechnologie (006) 1970 bis 1993

134

Relative Exportmarktanteile (RWA-Werte) ausgewählter OECD-Länder bei Gütern der Hochtechnologie (006) 1970 bis 1993

134

4-2 4-3

Relative Nettoaußenhandelsposition (NAP-Index) ausgewählter OECDLänder bei Gütern der Hochtechnologie (006) 1970 bis 1993 135

4-4

Intraindustrieller Handel (Standard Grubel-Lloyd-Index, SGLI) ausgewählter OECD-Länder bei Gütern der Hochtechnologie (006) 1970 bis 1993

135

Beitrag der forschungsintensiven Branchen zum Bruttoinlandsprodukt 1992 (in vH)

151

Produktion und Nachfrage von FuE-intensiven Erzeugnissen im Vergleich: Westdeutschland, Japan und USA 1992 (in vH der Gesamtwirtschaft)

152

Beitrag der FuE-intensiven Branchen zur gesamtwirtschaftlichen Produktivititäts- und Beschäftigungsentwicklung 1970 bis 1992 (in vff)

159

5-1 5-2

5-3

12

FuE-Aufwendungen von Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung in den USA 1977 bis 1993

Verzeichnis der Tabellen im Anhang Seite A2-1

Sektorale Struktur des FuE-Kapitals im verarbeitenden Gewerbe ausgewählter OECD-Länder 1990 bis 1992 (in vH): Einheitliche Abschreibungen

176

A2-2

FuE-Aufwendungen in vH des Produktionswertes: Struktur- und Niveaueffekte in ausgewählten OECD-Ländern (1980/82 bis 1990/92).... 178

A2-3

FuE-Kapital in vH des Produktionswertes in OECD-Ländern 1990 bis 1992: Tatsächliche und hypothetische Werte

179

A2-4

Proportionalitätsannahme und modifizierte Berechnung

182

A3-1

Deutsche Direktinvestitionen im Ausland nach Anlageländern und Wirtschaftszweigen der ausländischen Investitionsobjekte 1993

185

Akquisitionen und Neugründungen deutscher Ausland nach Zielbranchen (1985 bis 1994)

186

A3-2 A3-3

Unternehmen

im

Regionale Verteilung von Akquisitionen und Neugründungen deutscher Unternehmen im Ausland (1985 bis 1994)

186

Beschäftigungszuwächse durch Akquisitionen nach Zielbranchen und Zielregionen (1985 bis 1994)

187

FuE-Beschäfligte bei Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung in den USA 1992 nach Forschungsintensität der Sektoren

188

A3-6

FuE-Zentren ausländischer Unternehmen in den USA 1992

189

A3-7

FuE-Aufträge an das Ausland und Finanzierung von FuE aus dem Ausland in Deutschland 1993

189

A3-8

Zahlungsbilanz für FuE-Dienstleistungen Deutschlands nach Ländern

189

A3-9

Ausländische Direktinvestitionen in Deutschland nach wichtigsten Kapitalgeberländern und Wirtschaftszweigen der Investitionsobjekte 1993

190

A3-10 Anteil der ausländischen Direktinvestitionen im Mehrheitsbesitz in Deutschland nach Kapitalgeberländern und Wirtschaftszweigen 1993

191

A3-11 Japanische Unternehmen mit FuE in Deutschland 1994

191

A3-12 Übersicht über die untersuchten Unternehmen nach Branche und ausgewählten Merkmalen

192

A4-1 Deutsche Exporte und Importe nach der FuE-Intensität in den Abgrenzungen des DIW nach ISIC und des NIW/ISI nach SITC 1993

197

A5-1 Relative Stundenproduktivitäten des verarbeitenden Gewerbes 1992 (Westdeutschland = 100)

199

A3-4 A3-5

A5-2

Anteil der FuE-intensiven Branchen am Bruttoinlandsprodukt 1992 (in v H der Gesamtwirtschaft)

200

13

Seite A5-3

Anteil der FuE-intensiven Branchen an der Inlandsnachfrage 1992 (in v H der Gesamtwirtschaft)

201

Anteil der FuE-intensiven Branchen an den Erwerbstätigen 1992 (in v H der Gesamtwirtschaft)

202

A5-5

Exportabhängigkeit der FuE-intensiven Branchen 1992 (in vH)

203

A5-6

Importpenetration der FuE-intensiven Branchen 1992 (in vH)

204

A5-7

Anteil der FuE-intensiven Branchen am Bruttoinlandsprodukt 1970 bis 1992 (in vH der Gesamtwirtschaft)

205

Anteil der FuE-intensiven Branchen an der Inlandsnachfrage 1970 bis 1992 (in vH der Gesamtwirtschaft)

206

Anteil der FuE-intensiven Branchen an den Erwerbstätigen 1970 bis 1992 (in vH der Gesamtwirtschaft)

207

A5-10 Exportabhängigkeit der FuE-intensiven Branchen 1970 bis 1992 (in vH)

208

A5-4

A5-8 A5-9

A5-11 Importpenetration der FuE-intensiven Branchen 1970 bis 1992 (in vH)... 209 A5-12 Beitrag der FuE-intensiven Branchen zur gesamtwirtschaftlichen Produktivitäts- und Beschäftigungsentwicklung 1970 bis 1991: Die großen OECD-Länder (in vH der Gesamtveränderung)

210

A5-13 Beitrag der FuE-intensiven Branchen zur gesamtwirtschaftlichen Produktivitäts- und Beschäftigungsentwicklung 1970 bis 1992: Westdeutschland (in vH der Gesamtveränderung)

211

Verzeichnis der Abbildungen im Anhang

14

A2-1

Restbestand eines ursprünglich eingesetzten FuE-Kapitals bei alternativen Abschreibungsraten 175

A3-1

Anteil der FuE-Aufwendungen der US-Töchter an der Wertschöpfung nach Ländern 184

1

Technologische Leistungsfähigkeit - Konzept und Vorgehensweise

Die vorliegende Analyse der technologischen Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik umfaßt empirische Arbeiten zur Bestimmung des innerhalb der deutschen Wirtschaft verfugbaren Wissenspotentials sowie der damit erzielten Marktergebnisse. Diese Analysen sind Bestandteil einer erweiterten Berichterstattung zur technologischen Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland, die gemeinschaftlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dem Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung (NIW), dem Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) durchgeführt wurde 1. Die hier vorgelegten empirischen Ergebnisse des DIW basieren auf einer Studie, die das DIW zu Beginn des Jahres 1995 vorgelegt hat2.

1.1

Begriffsbestimmung

Im Unterschied zu bisherigen Untersuchungen werden im Titel und auch im weiteren Verlauf der Arbeit die Begriffe "technologische Wettbewerbsfähigkeit" und "technologische Position" vermieden. Wettbewerbsfähigkeit ist ein auf Unternehmensebene eingeführter Begriff. Seine Anwendung auf ganze Volkswirtschaften ist in der neueren Literatur äußerst umstritten 3. Die Bezeichnung "Position" greift u.E. zu kurz, da sie den prospektiven Charakter der hier zugrundegelegten Konzeption nicht deutlich genug zum Ausdruck

bringt.

Der

Terminus

"technologische Leistungsfähigkeit" soll hingegen verdeutlichen, daß es sich bei dem hier gewählten Ansatz um einen Versuch handelt, zum einen das gegenwärtige Technologiepotential der deutschen Wirtschaft und zum anderen zukünftige Erfolgschancen aus den bisherigen Investitionsaktivitäten abzuschätzen. Dabei muß beachtet werden, daß die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft ebenso wie die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens nur in Relation zu anderen Zeitpunkten oder zu anderen Ländern eingeschätzt werden kann, also keine absolute Größe ist. Beide Dimensionen - die intertemporal und die international vergleichende - weisen nicht immer in die gleiche Richtung: Der Rückgang bestimmter Investitionsausgaben bedeutet im zeitlichen Vergleich eine Schlechterstellung, kann aber im Vergleich zu anderen Ländern durchaus gemäßigt ausgefallen sein. Wo immer dies die Datenverfügbarkeit erlaubt, müssen daher beide Arten von Vergleichen angestellt werden, um zu aussagefähigen Ergebnissen zu gelangen.

1

Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse der Gemeinschaftsstudie wurde im Dezember 1995 vorgelegt, vgl. NIW/DIW/ISI/ZEW (1995). 2

Vgl. Schumacher, D., Belitz, H., Haid, Α., Hornschild, K., Petersen, H. J., Straßberger, F., Trabold, H. (1995), im folgenden zitiert als Schumacher et al. (1995).

3

Vgl. Schumacher et al. (1995), S. 17£f.

15

Zweck einer hohen Leistungsfähigkeit ist es, ein angemessenes Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens zu erreichen, wobei keine eindeutige Aussage über die Höhe dieser Wachstumsrate gemacht werden kann. Auch hier ist sowohl ein zeitlicher als auch ein internationaler Vergleich erforderlich. Die Frage nach der Höhe einer als angemessen zu bezeichnenden Wachstumsrate muß allerdings für Volkswirtschaften in unterschiedlichen Entwicklungsstadien unterschiedlich beantwortet werden. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf den Aufholprozeß einiger NichtOECD-Länder mit hohen Wachstumsraten gegenüber der Gruppe der reichen, hochentwickelten Länder. Eine Folge dieses politisch gewollten Aufholprozesses ist, daß industrialisierte Länder Teile ihrer ökonomischen Vormachtstellung - gemessen etwa an Weltmarktanteilen aufgeben müssen. Eine tendenzielle Verschlechterung der relativen Wettbewerbsposition eines entwickelten Industrielandes wie der Bundesrepublik im internationalen Vergleich muß vor dem Hintergrund dieses Aufholprozesses als normal bezeichnet werden, solange sie keinen absoluten Rückgang des Wohlstandes mit sich bringt. Auch innerhalb der Gruppe der hochindustrialisierten Länder können derartige Aufholprozesse von Bedeutung sein: Im internationalen Vergleich niedrige Wachstumsraten sind dann nicht unbedingt als Schwäche zu interpretieren, wenn das zugrundeliegende Ausgangsniveau bereits vergleichsweise hoch ist. Aus diesem Grund müssen neben reinen Stromgrößen (etwa den laufenden Investitionen in physisches Kapital oder den FuE-Aufwendungen) möglichst auch Bestandsgrößen (etwa das Anlagevermögen oder FuE-Kapital oder Humankapital) berücksichtigt werden. Die hier vorgenommene Beschränkung auf technologische Aspekte der Leistungsfähigkeit läßt sich aus Sicht der Bundesrepublik als einer hochentwickelten Volkswirtschaft inhaltlich rechtfertigen. Dies liegt zum einen daran, daß preisliche Aspekte strenggenommen nur unter der unrealistischen Annahme homogener Produkte aussagefähig sind. Gerade hochentwickelte Volkswirtschaften sind aber besonders stark darauf angewiesen, ihre internationale Konkurrenzfähigkeit eher über eine zunehmende Produktdifferenzierung zu halten oder auszubauen. Eine derartige Strategie wiederum ist wesentlich von technischen Voraussetzungen und vom Innovationsverhalten der Unternehmen abhängig. Zum anderen werden preisliche Faktoren der internationalen Leistungsfähigkeit wie etwa Löhne oder Wechselkurse entscheidend durch technologische Faktoren (und die dafür notwendigen Qualifizierungsmaßnahmen) beeinflußt: Die hohen Löhne, die in entwickelten Volkswirtschaften in der Regel vorherrschen, sind nicht als preisliche Wettbewerbsschwäche zu interpretieren, sondern müssen als Ausdruck für die Fähigkeit gesehen werden, hohe Einkommen zu erwirtschaften 4. Auch Wechselkursentwick-

4

Dies gilt freilich nur ceteris paribus, d.h. insbesondere unter Vernachlässigung der Beschäftigungssituation. Aber auch bei Arbeitslosigkeit ist als Alternative zu Lohnsenkungen eine allgemeine Höherqualifizierung der

16

lungen sind langfristig gesehen nicht unabhängig von der technologischen Leistungsfähigkeit eines Währungsgebietes. Langfristig ist weder Lohnpolitik noch Wechselkurspolitik dazu geeignet, ein angemessenes Wohlstandsniveau zu garantieren. Die entscheidenden Determinanten auf längere Sicht sind die Investitionen in physisches und nicht-physisches Kapital.

1.2

Bedeutung systemischer Standortbedingungen

Im Rahmen der Globalisierungstendenzen der letzten Jahrzehnte haben sich die Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln grundlegend gewandelt. Um konkurrenzfähig zu bleiben, sind Unternehmen mehr und mehr darauf angewiesen, die an den verschiedenen Standorten vorhandenen Vorteile stärker arbeitsteilig einzusetzen. Die Verbesserung der Kommunikationsmöglichkeiten und die Reduktion von Transportkosten haben hier ein beträchtliches Potential für internationale Arbeitsteilung entstehen lassen. In dem Maße, in dem Unternehmen die vorhandenen Wahlmöglichkeiten nutzen, kommt es zu einem Strukturwandel. Dieser

zwingt die Unternehmen zu einer stärker internationalen Ausrichtung ihrer

Aktivitäten in Produktion sowie Forschung und Entwicklung und fuhrt dazu, daß Standorte ob national oder regional abgegrenzt - zunehmend in Konkurrenz zueinander geraten. Insofern fuhrt die zunehmende Mobilität einzelner Produktionsfaktoren dazu, daß die jeweilige Ausstattung eines Standortes mit vergleichsweise immobilen Faktoren an Bedeutung gewinnt. Während Internationalisierung im Sinne unternehmerischen Kalküls Ausdruck eines optimierenden Verhaltens ist, bleiben die Konsequenzen des dadurch ausgelösten Strukturwandels für den Standort zunächst ungewiß: Die Fähigkeit, Investitionen anzuziehen und dadurch die Erzielung hoher Einkommen zu ermöglichen, kann zu- oder abnehmen. Im Rahmen der Internationalisierung erhöht sich demnach die Bedeutung nationaler oder regionaler Standortpolitik zur Förderung immobiler Faktoren. Dabei kommt es insbesondere darauf an, auf den vorhandenen Stärken eines Standortes aufzubauen, die von anderen Volkswirtschaften nur schwer nachzuahmen sind. Solche systemischen Standortvorteile kommen im historisch gewachsenen Beziehungsgeflecht zwischen Unternehmen und Institutionen zum Ausdruck und setzen in der Regel langfristige staatliche und privatwirtschaftliche Investitionen etwa in Bildung, Ausbildung und Weiterbildung voraus. Aufgrund der Pfadabhängigkeit von technologischen Entwicklungen sind systemische Standortvorteile von aufholenden Drittländern nur schwer nachzuahmen. Vernachlässigungen in einzelnen Bereichen machen sich aufgrund eines meist hohen Ausgangsniveaus nur mit großen

Arbeitskräfte zu diskutieren. Die technologische Entwicklung in der Industrie führt tendenziell zu einem geringeren Einsatz aller Produktionsfaktoren je Produkteinheit bei steigender Dienstleistungs- und Humankapitalintensität. In diesem Fall ist eine bessere Qualifikation der Arbeitskräfte sogar Voraussetzung für eine Verringerung von Arbeitslosigkeit, wenn eine Volkswirtschaft nicht für mehr Beschäftigung auf Wertschöpfung verzichten will.

17

Verzögerungen bemerkbar. Eine dadurch ausgelöste Verschlechterung der Leistungsfähigkeit ist aber um so nachhaltiger und läßt sich nur über längere Sicht durch geeignete Gegenmaßnahmen abmildern (ζ. B. Bildungsausgaben).

1.3

Empirische Herangehensweise und Aufbau der Arbeit

Grundsätzlich läßt sich die Analyse der technologischen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft in mehrere Stufen unterteilen (vgl. Abbildung 1-1): Investitionen in die Erweiterung technischen Wissens (Inputfaktoren) erhöhen das Technologiepotential. Erst auf dem Markt läßt sich allerdings ermitteln, inwieweit die auf Basis dieses Technologiepotentials hergestellten Produkte auch ein dauerhaft hohes und wachsendes Wohlstandsniveau ermöglichen (Marktergebnis). Ein Teil des erzielten Marktergebnisses wird wiederum investiv verwendet, erhöht den Bestand an physischem und nicht-physischem Kapital und trägt somit zu einer Verbesserung des Marktergebnisses in der Zukunft bei. Zwischen diesen beiden Betrachtungsebenen läßt sich ein direktes Technikergebnis ablesen, das als ein Maß für die technische Effizienz der Inputfaktoren betrachtet werden kann. In der vorliegenden Arbeit wird es ausgeklammert 5. Im Mittelpunkt stehen hier ausgewählte Aspekte der Analyse von Inputfaktoren und des Marktergebnisses 6.

1.3.1

Inputfaktoren

Das Potential an technischem Wissen bestimmt maßgeblich die technologische Leistungsfähigkeit einer hochentwickelten Volkswirtschaft und damit das Produktivitäts- und Einkommensniveau. Durch Investitionen in physisches und nicht-physisches Kapital erweitert sich dieses Technologiepotential. Dieser Bericht beschränkt sich auf einen Ausschnitt der Investitionen und Bestandsgrößen zur Beschreibung von technischem Wissen, nämlich die FuE-Aktivitäten. Technisches Wissen akkumuliert sich über mehrere Perioden. Nicht nur die laufenden Investitionen in Wissenserweiterung sind für produktive Zwecke relevant, sondern auch die Aufwendungen der Vergangenheit. In Analogie zum physischen Kapital ergibt sich der jeweils aktuelle Bestand des FuE-Kapitals aus der Summe der relevanten laufenden Investitionen in FuE. Im Zuge des technischen Wandels veralten jedoch Teile des vorhandenen Wissens. Die Summe der FuE-Aufwendungen der Vergangenheit muß jährlich um diesen Verfall bereinigt werden. Die Verfallsrate unterscheidet sich aber je nach Technikfeld und Branche. Die Geschwindigkeit, mit der technisches Wissen obsolet wird, hängt unter anderem von der Geschwindigkeit

5

Das Technikergebnis wird anhand von Patentindikatoren in einem gesonderten Bericht behandelt, vgl. ISI (1996). 6

18

Vgl. NIW (1995) und ZEW (1996).

Abbildung 1-1 Stufen der empirischen Herangehensweise7 Inputfaktoren

Technikergebnis

Marktergebnis

Physisches Kapital Ströme

Bestände

- Anlageinvestitionen der Unternehmen

- Anlagevermögen in Unternehmen

- Investitionen des Staates

- Infrastruktur

Realeinkommen je Kopf und je Arbeitsstunde

ι Produktion, Außenhandel und Beschäftigung

Nicht-physisches Kapital Ströme

• nach Sektoren • nach wichtigen Ländern

Bestände - FuE-Kapitalstock

- PuE-Ausgaben

Patentprofile

• sonsl. Innovationsaufwendungen - Huinankapital

- Ausgaben für Bildung, Ausbildung und Weiteiiildung

nach Warengruppen - nach Teçhnikfeldem

Sektorale und internationale Wissensströme in einem Input-Output System

Sektorale Übertragungen gebundenen technischen Wissens Seklorale Übertragungen un- m gebundenen technischen Wissens Unternehmensinterner Zugriff m ^ auf Wissen im Ausland

t

Produktion, Außenhandel und Beschäftigung bei FuE-intensiven Waren

Tcchnologischc Verflechtung (Patentnutzung) Markterfolg deutscher " Tochterunternehmen im Ausland

t

Unternehmerische Innovationsprozesse, Standortwahl bei FuE und FuH-intensiver Produktion

des technischen Wandels, der Länge der Produktlebenszyklen sowie anderen technischen Eigenschaften (z.B. Nachahmbarkeit von technischem Wissen) ab. Durch die Ermittlung sektoraler FuE-Kapitalstöcke auf der Basis sektorspezifischer Abschreibungsraten für FuE-Kapital wird es möglich, den Umfang des in einer Volkswirtschaft akkumulierten technischen Wissens genauer abzuschätzen. Investiert eine Volkswirtschaft etwa besonders stark in Technikfelder, in denen technisches Wissen überdurchschnittlich schnell veraltet, so relativiert sich die Höhe der jährlichen Investitionen in FuE erheblich, da ein großer Teil der jährlichen FuE-Aufwendungen keine Erweiterung des technischen Wissens, sondern lediglich eine "Ersatzinvestition" darstellt. In Ergänzung zur bisher üblichen Betrachtung der jährlichen FuE-Aufwendungen von Volkswirtschaften als Anteil am BIP im interna-

7

Vgl. auch Schumacher et al. (1995), S. 254.

19

tionalen Vergleich läßt sich auch ein Vergleich der nationalen FuE-Kapitalkoeffizienten vornehmen, der sektorale Unterschiede beim Verfall technischen Wissens berücksichtigt. In Kapitel 2.1 werden FuE-Kapitalstöcke unter Berücksichtigung unterschiedlicher sektoraler Produktlebenszyklen abgeschätzt und in ihrer Struktur international verglichen. Das für das Unternehmen insgesamt relevante Wissen wird allerdings nicht vollständig durch die eigenen im Inland getätigten FuE-Aufwendungen (Stromgröße) oder das FuE-Kapital (Bestandsgröße) erfaßt. Nicht enthalten sind darin insbesondere •

Übertragungen von technischem Wissen, das über Vorleistungen oder Kapitalgüter bezogen wird, sowie



FuE-Aufwendungen verbundener Unternehmen im Ausland, auf die der im Inland tätige Unternehmensteil Zugriff hat.

Teile des von einem Unternehmen erzeugten Wissens können nicht geheimgehalten werden und stehen damit grundsätzlich auch anderen Unternehmen zur Verfügung. Zwar versuchen die in FuE investierenden Unternehmen in der Regel, die Erträge aus dem von ihnen erzeugten technischen Wissen soweit wie möglich selbst abzuschöpfen. Aufgrund der Eigenschaften von technischem Wissen als zumindest teilweise öffentlichem Gut gelingt das jedoch nur unvollständig. Solche Wissensübertragungen sind auch branchenübergreifend relevant. Grundsätzlich läßt sich zwischen zwei Arten von Wissensübertragungen unterscheiden (siehe Abbildung 1-2). Die erste betrifft die produktivitätssteigernden Wirkungen von FuE-Aktivitäten eines Sektors in einem anderen, nachgelagerten Sektor. Durch den Bezug von wissensintensiven Vorleistungsgütern, Dienstleistungen oder Kapitalgütern erhöht sich auch die Produktivität in den abnehmenden Sektoren. In Abhängigkeit von der Wettbewerbsstruktur der Anbieter untereinander läßt sich ein mehr oder weniger großer Teil der zu erzielenden Erträge vom Anbieter nicht vollständig abschöpfen. Ein Teil der produktivitätssteigernden Wirkung einer Innovation wird damit an den Abnehmer weitergegeben. Voraussetzung für eine solche pecuniary externality

ist aber immer ein Güterstrom oder Austausch von Dienstleistungen

zwischen den betrachteten Sektoren (siehe Kapitel 2.2). Die zweite Art von Wissensübertragung zwischen Unternehmen {technological externalities)

setzt keine Güterlieferungen

voraus, sondern erfolgt über informelle Kontakte, Kooperationen oder Ähnliches. Solche Übertragungen sind schwer meßbar und können im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht behandelt werden. Im Zuge der zunehmenden internationalen Arbeitsteilung wird auch für hochentwickelte Volkswirtschaften der Bezug von im Ausland erzeugtem technischen Wissen immer wichtiger. In diesem Sinne darf der Import von Gütern der Spitzen- und höherwertigen Technologie

20

nicht unbedingt als Wettbewerbsnachteil interpretiert werden. Vielmehr sind derartige Importe auch Ausdruck für die Fähigkeit einer Volkswirtschaft, komplexe Vorleistungen oder Kapitalgüter anzuwenden. Durch den effizienten Einsatz dieser Importe erhöht sich die technologische Leistungsfähigkeit der Anwender. Ein Vergleich von inländischen mit ausländischen Bezugsquellen gibt Aufschluß über das Spezialisierungsmuster einer Volkswirtschaft als Technologielieferant für unterschiedliche Nehmerbranchen. Die sektorale Verflechtung zwischen technologieintensiven und weniger technologieintensiven Branchen innerhalb eines Landes kann dabei als ein wesentlicher Bestandteil eines nationalen Innovationssystems verstanden werden: Die Verfügbarkeit komplexer Produkte vor Ort und die Möglichkeit einer engen Zusammenarbeit mit Anbietern sind oft ausschlaggebend für unternehmerische Standortentscheidungen (siehe Kapitel 2.2).

Abbildung 1-2 Quellen technischen Wissens im Unternehmen gebundene Übertragungen technischen Wissens ( pecuniary externalities)

ungebundene Übertragungen technischen Wissens (technological externalities)

eigene Aktivitäten zur Erweiterung technischen Wissens

21

Der Wissensgehalt der Produktion ist also keineswegs nur von den eigenen FuE-Aufwendungen abhängig. Die eigenen FuE-Aufwendungen stellen einen wichtigen Bestandteil des verfugbaren Wissens dar, da sie nicht zuletzt die Aufnahmefähigkeit eines Unternehmens gegenüber externen Wissensquellen beschreiben. Diese Aufnahmefähigkeit wird allerdings nicht nur durch die im Inland anfallenden FuE-Aufwendungen bestimmt. Über verbundene Unternehmen im Ausland eröffnen sich den im Inland tätigen Unternehmen Zugriffsmöglichkeiten auf Wissensbestände, die bisher in den meisten herkömmlichen Statistiken nicht erfaßt werden. Eine Ausweitung der FuE-Aktivitäten deutscher Unternehmen außerhalb Deutschlands muß deshalb per se noch kein Hinweis auf Standortschwächen sein. Vielmehr erweitern diese Unternehmen ihr verfügbares Wissen, indem sie internationale Spezialisierungsvorteile ausnutzen und an dem in centers of excellence im Ausland vorhandenen Wissen teilhaben (siehe Kapitel 3.1). Umgekehrt muß aber auch die Bundesrepublik als Standort für FuE-Einrichtungen und FuEintensive Produktion attraktiv bleiben. Dies gilt insbesondere im Bereich neuer Technologien, bei denen historische Standortbindungen eher gering sind. Aus der Sicht ausländischer Unternehmen steht der Standort Bundesrepublik immer mehr in Konkurrenz zu anderen internationalen Standorten. Daher sind insbesondere die von ausländischen Unternehmen im Inland getätigten Investitionen in FuE von besonderem Interesse. Ihre Struktur und Entwicklung im internationalen Vergleich erlauben Einblick in die Einschätzung der Standorteigenschaften Deutschlands für FuE und FuE-intensive Produktion aus Sicht internationaler Investoren (siehe Kapitel 3.1). Schon seit langem sind Unternehmen an einer Vielzahl internationaler Standorte vertreten. Erst seit relativ kurzer Zeit jedoch gehen diese Unternehmen dazu über, ihre internationalen Aktivitäten stärker global zu koordinieren. Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten sowie die gesunkenen Transaktionskosten haben hierfür ein Potential geschaffen, dessen Ausnutzung erst in den Anfängen steckt. Im Zuge einer dezentralen Zentralisierung werden einzelne Aktivitäten nicht länger von der Konzernmutter aus geleitet, sondern auch an kompetente Tochterunternehmen im Ausland übertragen. Diese erhalten dann ihrerseits wieder zum Teil eine globale Produktverantwortung. Im Rahmen dieses Prozesses der unternehmensinternen Umstrukturierung geraten einzelne Standorte zunehmend in Konkurrenz zueinander. Welche Standorte sich durchsetzen, hängt in der Regel von einem Bündel (systemischer) Standorteigenschaften ab. In Kapitel 3.2 werden die Ergebnisse von Fallstudien vorgestellt, die bei deutschen und ausländischen multinationalen Unternehmen durchgeführt wurden, um Einblicke in den Gang der Entscheidungsfindung und in die Einschätzung des FuE-Standortes Deutschland zu gewinnen.

22

1.3.2

Marktergebnis

Inputfaktoren geben Auskunft über das technologische Potential eines Standortes, aber nur indirekt über den dadurch ermöglichten wirtschaftlichen Erfolg. Erst unter Einbeziehung der Marktergebnisse kann die Frage nach der Effizienz des Einsatzes von technischem Wissen beantwortet werden. Zunächst wird die Entwicklung auf den Auslandsmärkten betrachtet, über die besonders detaillierte Statistiken vorliegen, anschließend werden die gesamte WertSchöpfung und Beschäftigung in der Produktion FuE-intensiver Waren (Hochtechnologiebereich) einbezogen. Die sektorale Gliederung folgt der International Standard Industrial Classification

(ISIC). Der Untergliederung der Sektoren nach der FuE-Intensität liegt ein

Vergleich mit der NIW/ISI-Liste FuE-intensiver Güter zugrunde (siehe Anhang). Innerhalb des Hochtechnologiebereichs wird nach Gütern der "Spitzentechnologie,f und Gütern der "Höherwertigen Technologie" unterschieden. Die Unterteilung ist allerdings nicht als Wertung zu verstehen. Die beiden Warengruppen unterscheiden sich durch die Höhe der FuE-Intensität und durch den Protektionsgrad: Die Güter der Spitzentechnologie sind die Güter mit der höchsten FuE-Intensität und unterliegen oft starker staatlicher Einflußnahme durch Subventionen und/oder Importschutz. Die Analyse der Außenhandelsposition bei FuE-intensiven Waren (Kapitel 4) beginnt mit einer Darstellung der wichtigsten Welthandelstrends, die insbesondere durch das Vordringen der südostasiatischen Schwellenländer in einigen Hochtechnologiesektoren geprägt wurden. Bei diesen Lieferungen handelt es sich allerdings zu einem großen Teil - jedenfalls bisher - nicht um Hochtechnologiegüter im Sinne der hier zugrundeliegenden Definition, sondern um standardisierte Produkte, die in den Lieferländern mit geringer FuE-Intensität hergestellt oder bearbeitet

werden.

In Alternativrechnungen

wird gezeigt, daß die Zuordnung

der

"Hochtechnologielieferungen" der Nicht-OECD-Länder einen erheblichen Einfluß auf das Muster der Außenhandelskennziffern hat. Anschließend wird die längerfristige Entwicklung der deutschen Außenhandelsspezialisierung bei Hochtechnologiegütern im Vergleich zu denjenigen der anderen fünf großen Industrieländer (USA, Japan, Frankreich, Italien und Großbritannien) verfolgt. Ein wichtiger Grund für die Veränderung der sektoralen Spezialisierungsmuster ist die Zunahme der intra-industriellen Arbeitsteilung, die im Hochtechnologiebereich für die Bundesrepublik besonders dynamisch verlief. Das Komplement zum intra-industriellen Handel als der "Überlappung" von Exporten und Importen in den einzelnen Sektoren sind die Handelsbilanzen. Im Unterschied zu den relativen Spezialisierungsindizes geben sie das Ausmaß an intersektoraler Arbeitsteilung in ihrer absoluten Höhe an. Sie werden auch regional untergliedert dargestellt und erlauben so eine Analyse der saldierten Technologiegeber- und Technologienehmerpositionen im Handel zwischen einzelnen Ländern und Ländergruppen. Insofern sind sie auch eine Ergänzung zur Analyse der sektoralen Technologiegeber- und Technologienehmerbeziehungen in Abschnitt 2.2.

23

Die Untersuchung der Außenhandelsströme deckt nur einen Teil des Markterfolgs ab. Einmal bezieht sie nur den grenzüberschreitenden Absatz ein, zum anderen beschränkt sie sich auf die Güter des verarbeitenden Gewerbes. In Kapitel 5 wird daher auf die Bedeutung des Hochtechnologiesektors im gesamtwirtschaftlichen Kontext näher eingegangen. Die gesamtwirtschaftliche Betrachtungsweise ist eine notwendige Ergänzung der Außenhandelsanalysen, da diese vor allem die Spezialisierungsmuster einzelner Volkswirtschaften im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung zum Gegenstand haben. Aus diesen Spezialisierungsmustern lassen sich wichtige Schlußfolgerungen über die relativen Stärken und Schwächen in einzelnen Produktgruppen ableiten, aber nicht notwendigerweise Aussagen über die technologische Leistungsfähigkeit einer gesamten Volkswirtschaft. 8 Zwei Beispiele verdeutlichen dies: (i) Wenn sich ein Land innerhalb einer bestimmten Branche spezialisiert und ein bedeutender Weltmarktanbieter ist, zugleich aber Güter dieser Branche in starkem Umfang importiert, wird ein Außenhandelsindikator auf der Grundlage normierter Handelsbilanzrelationen oder -Salden eine schwache oder gar keine Spezialisierung ausweisen, obwohl dieses Land ein bedeutender Technologieerzeuger und -anwender in dieser Warengruppe ist. (ii) Wenn ein Land besonders ausgeprägte Spezialisierungsvorteile bei einer bestimmten Warengruppe hat, werden die Außenhandelsindikatoren definitionsgemäß ausgeprägte Spezialisierungsnachteile für die anderen Warengruppen ausweisen. Um die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der forschungsintensiven Produkte zu erfassen, bedarf es daher Indikatoren, welche den Stellenwert der forschungsintensiven Branchen für die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung, Nachfrage, Produktivität und Beschäftigung quantifizieren. In Kapitel 5 wird drei Fragen nachgegangen: (i) Welche Bedeutung hat der forschungsintensive Sektor für das Bruttoinlandsprodukt und die Gesamtbeschäftigung und welchen Anteil haben die forschungsintensiven Produkte an der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage? (ii) Welchen Beitrag hat der forschungsintensive Sektor seit 1970 für Produktivitätsentwicklung und Beschäftigungsdynamik geleistet? (iii) Wie unterscheiden sich die Branchen des forschungsintensiven Sektors in Produktivitätsniveau und OfFenheitsgrad von denjenigen der übrigen Wirtschaft? Erfaßt werden, wie in der Außenhandelsanalyse, die sechs großen OECDLänder.

8

Vgl. Schumacher et al. (1995), DIW (1995a und b).

24

Teil I

Wissenspotential - FuE-Aktivitäten am Standort Deutschland

2

Akkumulation und sektoraler Transfer von technischem Wissen

2.1

Akkumulation von technischem Wissen: FuE-Kapital

2.1.1

Konzept

Technische Kompetenz ist eine Grundvoraussetzung für die Produktivität von Unternehmen und damit die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft eines Landes. Auch wenn der Bestand an technischem Wissen nicht direkt beobachtet oder gemessen werden kann, so ist weitgehend unbestritten, daß die FuE-Aufwendungen von Unternehmen einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung und Erweiterung dieses Wissensbestandes leisten. In der Regel werden zur Einschätzung der technologischen Leistungsfähigkeit einer Branche oder eines Landes die laufenden Investitionen in FuE herangezogen. Im vorliegenden Kapitel wird hingegen versucht, zur Bestimmung des selbst erzeugten Wissenspotentials den Bestand an FuE-Kapital abzuschätzen. Dies erscheint aus mindestens zwei Gründen wichtig: 1)

Auch FuE-Aufwendungen aus vergangenen Perioden sind für die gegenwärtige Forschung und Produktion eines Unternehmens relevant. Forschungsprojekte sind oft über eine Laufzeit von mehreren Jahren angelegt. Da der Aufbau einer breiteren Wissensbasis mehrere Jahre in Anspruch nimmt, sind hohe laufende Investitionen allein nicht aussagekräftig: Aufholende Länder (oder einzelne aufholende Sektoren innerhalb hochentwickelter Länder) etwa können trotz hoher FuE-Aufwendungen über eine noch geringe technologische Leistungsfähigkeit verfügen, wenn ihr Ausgangsniveau gering ist. Erst wenn sich diese Investitionstätigkeit über einen genügend langen Zeitraum fortsetzt, gleichen sich die Wissensbestände der aufholenden Länder allmählich dem Niveau der Industrieländer an. Ohne eine Berücksichtigung der FuE-Aktivitäten der Vergangenheit lassen sich derartige Unterschiede zwischen aufholenden und führenden Ländern (oder Sektoren) nicht erfassen.

2)

Innovationen zur Verbesserung von Produkten oder Herstellungsverfahren machen herkömmliche Produkte oder Produktionsanlagen unattraktiv und schließlich ineffizient. Technisches Wissen veraltet in unterschiedlichen Sektoren (und Technologiefeldern) unterschiedlich schnell. In einem Prozeß der kreativen Zerstörung (Schumpeter) bedeutet Innovation stets auch, daß vorhandene Möglichkeiten zur Abschöpfung von Konsumentenrenten verloren gehen. Investitionen in FuE in Bereichen, die einem relativ raschen Verfall ausgesetzt sind, müssen zu einem größeren Teil als Ersatzinvestitionen gewertet werden als solche, die in vergleichsweise langlebigen Feldern getätigt wer-

27

den. Dies hat auch Konsequenzen für den internationalen Vergleich: Länder, die eher auf schnellebige Sektoren spezialisiert sind, müssen stärker in FuE investieren, lediglich um den erreichten Wissensstand zu halten. Weist ein Land im Vergleich zu einem anderen besonders hohe FuE-Aufwendungen auf, so bedeutet dies nur dann eine relative Steigerung der technologischen Leistungsfähigkeit, wenn technisches Wissen in beiden Ländern etwa gleich schnell veraltet. Beiden Einwänden läßt sich durch die Abschätzung von sektoralen FuE-Kapitalstöcken begegnen.

2.1.2

Berechnung eines FuE-Kapitalstocks

In Analogie zum physischen Kapital, das sich über mehrere Perioden zum Anlagevermögen eines Sektors akkumuliert, läßt sich aus den FuE-Aufwendungen der Vergangenheit ein FuEKapitalstock berechnen. Nach der perpetual-inventory-Methode

erweitert sich der Kapital-

stock Rj eines Sektors i in jeder Periode durch die laufenden Investitionen A[. Der vorhandene Kapitalstock muß jedoch um die Verfallsrate des technischen Wissens im speziellen Sektor bereinigt werden. Dies wird durch die Abschreibungsrate δ} zum Ausdruck gebracht:

Ein hohes δ bedeutet dabei einen raschenVerfall des in einem Sektor erzeugten technischen Wissens, während ein niedriges δ auf eine lange Lebensdauer hinweist. Bisher wurden in der Regel einheitliche Abschreibungsraten für FuE-Kapital benutzt, die meist in einer Größenordnung zwischen 10 und 25 vH liegen. Dadurch wird dem ersten Einwand gegen die Benutzung lediglich der ΈύΕ -Außvendungen Rechnung getragen. Die Geschwindigkeit, mit der technisches Wissen in unterschiedlichen Sektoren1 obsolet wird, läßt sich nicht direkt beobachten oder messen. Es lassen sich allerdings Faktoren identifizieren, die auf die Alterung des in einem Sektor erzeugten Bestandes an technischem Wissen einwirken 2 :

1

Wie aus der Formel hervorgeht, werden hier nur sektorspezifische Unterschiede betrachtet. Grundsätzlich sind Verfallsraten vermutlich auch von nationalen Gegebenheiten abhängig und ändern sich im Zeitverlauf. Auf diese Probleme kann hier allerdings nicht eingegangen werden. 2

28

Für eine ausührliche Diskussion einzelner Einflußfaktoren siehe Schumacher et al. (1995), S. 182f.



Rate der technischen Neuerung: Je rascher der technische Wandel in einem Sektor voranschreitet,

desto schneller veralten

herkömmliche

Kenntnisse. •

Nachahmbarkeit: Technische Gegebenheiten fuhren dazu, daß Produkte oder Produktionsverfahren

unterschiedlich leicht nachgeahmt

werden

können. •

Aneignungsbedingungen: Inwieweit sich Unternehmen die Erträge aus technischen Neuerungen selbst aneigenen können, hängt auch von den rechtlichen Möglichkeiten ab, das eigene Wissen gegen Nachahmung zu schützen.



Marktstruktur und Wettbewerbssituation: Monopolistische Anbieter können auch bei technisch leicht nachzuahmenden Produkten Monopolrenten realisieren.



Exogene Faktoren: Angebots- und Nachfrageschocks fuhren zu Veränderungen von Faktorpreisrelationen und verändern die Relevanz (Bewertung) von technischem Wissen in einzelnen betroffenen Sektoren.

Für die Abschätzung der Verfallsrate läßt sich der Anteil von Marktneuheiten am Umsatz als Indikator heranziehen. Der Anteil von Marktneuheiten ist annahmegemäß mit dem in einem Sektor anzutreffenden technischen Wandel korreliert. Je rascher sich dieser Wandel in einer Branche vollzieht, desto höher sollte der Anteil neuer Produkte am Umsatz sein. Die neu auf den Markt kommenden Produkte geraten in Konkurrenz zu vorhandenen Produkten, die durch die neuen Produkte ersetzt werden. Das technische Wissen, das Grundlage für die Produktion dieser veralteten Erzeugnisse ist, wird damit obsolet. Je höher der Anteil von Marktneuheiten am gesamten Umsatz ist, desto stärker ist der Konkurrenzdruck auf vorhandene Produkte und den vorhandenen Wissensbestand. In Sektoren, in denen Marktneuheiten besonders wichtig sind, verfällt das technische Wissen überdurchschnittlich rasch. Die Abschreibungsraten für FuE-Kapital sind dann besonders hoch3. Wie aus der Innovationserhebung des ZEW hervorgeht, wurden 1993 etwa 13 vH des Umsatzes im verarbeitenden Gewerbe mit Produkten erzielt, die seit 1991 vollständig neu eingeführt oder wesentlich verbessert wurden (siehe Tabelle 2-1). Die Bandbreite für die einzelnen von der Befragung abgedeckten Sektoren erstreckt sich dabei von 514 vH bis knapp 30 vH. Am unteren Ende der Skala liegen Branchen wie die Herstellung von EBM-Waren, die Steineund Erden-Industrie sowie das Holz-, Papier- und Druckgewerbe oder der Stahl- und Leicht-

3

Dabei muß berücksichtigt werden, daß ein Anstieg des Anteils neuer Produkte auch Ergebnis einer Markterweiterung sein kann, so daß die vorhandenen Produkte nicht wie hier unterstellt unter Konkurrenzdruck geraten. Darüber hinaus wird hier angenommen, daß ein neues Produkt in Konkurrenz zu einem alten Produkt derselben Branche gerät. Auch dies istfreilich in vielen Fällen nicht gegeben.

29

metallbau (einschließlich der Herstellung von Schienenfahrzeugen). Es handelt sich hauptsächlich um reifere Industriezweige, die zwar in Einzelbereichen durchaus wichtige technische Neuerungen hervorbringen können, aber im wesentlichen von geringem technischen Wandel gekennzeichnet sind. Die Zusammensetzung der Produktpalette ändert sich nur langsam, daher veraltet in diesen Branchen auch das zugrundeliegende technische Wissen vergleichsweise langsam. Tabelle 2-1 Anteil von Marktneuheiten am Umsatz 1993 für ausgewählte Branchen 4 Anteil von Markt- Abschreibungsraten Branche Chemische Industrie Η. v. Kunststoff- u. Gummiwaren Gew. u. Verarb. v. Steinen und Erden usw. Metallerzeugung u. -bearbeitung Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfzgb. Maschinenbau Straßenfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik, Uhren Η. v. EBM-Waren Holz-, Papier- u. Druckgewerbe Leder-, Textil- u. Bekleidungsgewerbe Ernährungsgewerbe, Tabakverarbeitung Verarbeitendes Gewerbe

neuheiten am

für FuE-Kapital

Umsatz in vH

relativ...

18,8 IM 7,5 10,2 7,6 10,4 29,9 16 22,2 5,6 7,6 11,7 9,3

hoch niedrig niedrig niedrig niedrig niedrig hoch hoch hoch niedrig niedrig niedrig niedrig

13,1

Quellen: ZEW; Berechnungen des DIW.

Am anderen Ende des Spektrums liegt der Straßenfahrzeugbau. Aufgrund der raschen Abfolge von Modellen verändert sich die Produktpalette vergleichsweise rasch5. Zwar ist auch in dieser Branche Erfahrungswissen nicht unwichtig, allerdings erfordert jedes Modell eine umfangrei-

4

Die Angaben stammen aus der zweiten Welle der Innovationserhebung des ZEW für das Berichtsjahr 1993. Dort wurde nach dem Anteil der seit 1991 eingeführten Marktneuheiten gefragt, wobei Marktneuheiten definiert sind als "neue oder wesentlich verbesserte Produkte, die (...) vor anderen Wettbewerbern in ihren wichtigsten Markt eingeführt wurden". Angaben für die Herstellung von Büromaschinen und den Luft- und Raumfahrzeugbau konnten aufgrund mangelnder Fallzahlen nicht gemacht werden. 5

Nichtsdestoweniger erscheint der prozentuale Anteil von Marktneuheiten mit knapp 30 vH etwas zu hoch angegeben zu sein. Er übersetzt sich in eine Lebensdauer einzelner Fabrikate von nur gut 3 Jahren. Erfolgreiche Produkte bleiben allerdings erfahrungsgemäß durchaus länger im Angebot.

30

che Neuentwicklung. Auffallend ist, daß der Anteil von Marktneuheiten insbesondere in FuEintensiven Industriezweigen über dem Durchschnitt des verarbeitenden Gewerbes liegt. Lediglich der Maschinenbau weist einen leicht unterdurchschnittlichen Anteil von Marktneuheiten am Umsatz auf. Dieses Ergebnis bestätigt die Vermutung, daß in dieser Branche im Vergleich zu anderen FuE-intensiven Industrien relativ viel Erfahrungswissen {tacit oder uncodified knowledge) gebraucht wird. Die Produktpalette des Maschinenbaus ist eher beständig und kaum modischen Einflüssen ausgesetzt; das für ihre Herstellung notwendige Wissen kann von Konkurrenten nur schwer nachgeahmt werden und veraltet vergleichsweise langsam. Die vorliegende Arbeit versteht sich als ein Einstieg in die Abschätzung sektoral differenzierter Abschreibungsraten. Die aus den Angaben zum Anteil von Marktneuheiten am Umsatz abgeleiteten Abschreibungsraten liegen zwischen 10 vH (Herstellung von EBM-Waren) und 26 v H (Straßenfahrzeugbau) (siehe Abbildung 1-2) 6 . Dies bedeutet, daß von einem ursprünglich eingesetzten FuE-Kapitalbestand

nach 10 Jahren im ersten Fall noch ein Drittel, im

zweiten Fall lediglich 5 vH des Ursprungswertes erhalten sind. Für die weniger FuE-intensiven Branchen, deren FuE-Bestand nach unseren Schätzungen mit Raten unter 15 vH abgeschrieben werden muß, bedeutet dies, daß nach 10 Jahren noch ein Viertel bis ein Drittel des ursprünglich eingesetzten Kapitals erhalten ist. In den FuE-intensiven Sektoren außerhalb des Straßenfahrzeugbaus liegt der entsprechende Restbestand mit 10 vH bis 15 vH des Ausgangswertes deutlich niedriger. Abbildung 2-1 Sektorale Abschreibungsraten für FuE-Kapital: Schätzungen auf Basis des Anteils von Marktneuheiten am Umsatz Straßenfahrzeugbau Feinmechanik. Optik, Uhren Chemische Industrie Büromaschinen, ADV-Geräte Elektrotechnik Leder-, Textil- u. Bekleidungsgewerbe Η. v. Kunststoff- u. Gummiwaren Maschinenbau Metallerzeugung u. -bearbeitung Emâhrungsgewerbe, Tabakverarbeitung Holz-, Papier- u. Druckgewerbe Stahl- und Leichtmetallbau, Schienenfegb. Gew. u. Verarb. v. Steinen u. Erden usw. Η. v. EBM-Waren 0

15

vH

30

Quellen: ZEW; Berechnungen und Schätzungen des DIW.

6

Zur Ableitung der Abschreibungsraten aus den Angaben zum Anteil von Marktneuheiten am Umsatz siehe Anhang A2-1.

31

2.1.3

Sektorale Struktur des FuE-Kapitals im internationalen Vergleich

Unter Benutzung der geschätzten Abschreibungsraten lassen sich sektorale Bestände von FuEKapital ermitteln. Dabei wurden die auf Basis der deutschen Befragungsergebnisse ermittelten Abschreibungsraten auch für andere Länder unterstellt. Diesem Vorgehen liegt die Annahme zugrunde, daß die Verfallsraten von technischem Wissen eher branchen- als länderspezifisch sind, was angesichts der fortgeschrittenen Globalisierung technologischer Trends nicht ungerechtfertigt erscheint. Die deutsche Wirtschaft ist weitaus stärker auf Sektoren der höherwertigen Technologie7 spezialisiert als andere große OECD-Länder. Dies ist vor allem auf die Dominanz der chemischen Industrie (ohne die pharmazeutische Industrie) und des Maschinenbaus zurückzuführen. Die Anteile, welche diese beiden Sektoren am gesamtindustriellen FuE-Kapital aufweisen, sind für Deutschland durchweg höher als für die anderen betrachteten Länder. Im Fall der Elektrotechnik weist lediglich Japan, im Fall des Straßenfahrzeugbaus lediglich Italien einen höheren Anteil aus (siehe Tabelle 2-2). Insgesamt entfällt mehr als die Hälfte des in der deutschen Industrie akkumulierten FuE-Kapitals auf Sektoren der höherwertigen Technologie. Japan folgt mit einem deutlichen Abstand von etwa 10 Prozentpunkten. Unter den betrachteten Ländern stellen die USA das Schlußlicht dar: Lediglich ein Viertel des FuE-Kapitals seiner Industrie entfällt auf höherwertige Technologien. Die US-amerikanische Industrie ist deutlich stärker auf Branchen der Spitzentechnologie spezialisiert: Knapp 60 vH des dort akkumulierten FuE-Kapitals befinden sich in diesen Sektoren. Dieses Spezialisierungsmuster ist vorwiegend durch die Erzeugnisbereiche Büromaschinen und Luft- und Raumfahrzeuge bestimmt. Deutschland und Japan weisen im Bereich der Spitzentechnologie eine relativ schwache Position auf: Lediglich rund ein Drittel des FuEKapitals entfällt dort auf Spitzentechnologie. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, daß beide Länder in genau den Bereichen besonders wenig präsent sind, in denen die USA besonders stark vertreten sind: Büromaschinen sowie Luft- und Raumfahrzeuge. Auch in den weniger FuE-intensiven Industriezweigen der einfachen Technologie wird laufend in die Erweiterung des Bestandes an technischem Wissen investiert. Der Anteile dieser Sektoren am FuE-Kapital der gesamten Industrie nimmt sich jedoch eher bescheiden aus. Am geringsten ist er im internationalen Vergleich in Großbritannien und Deutschland. Allerdings weist die japanische Industrie in diesen Industriezweigen einen vergleichsweise hohen Anteil auf, der vor allem auf das hohe Gewicht der metallerzeugenden Sektoren, der feinkeramischen,

7

Die Zuordnung der Sektoren nach der FuE-Intensität basiert auf der ISI/NIW-Liste technologieintensiver Gütergruppen, die auf die internationale ISIC-Klassifikation übertragen wurde, vgl. den Anhang A-l.

32

Glas- sowie Steine- und Erden-Industrie, der Nahrungs- und Genußmittelherstellung sowie der Herstellung von Gummi- und Kunststoflwaren zurückzuführen ist.

Tabelle 2-2 Sektorale Struktur des FuE-Kapitals im verarbeitenden Gewerbe ausgewählter O E C D Länder 1990 bis 1992 (in vH): Sektorspezifische Abschreibungsraten 8

Erzeugnisbereich (nach ISIC)

deutsdü

.

reich

"

Italien

britannien

U S A

^

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

87 a

824)

87,3

85,0

85,5

75,6

Spitzentechnologie Pharmazeutische Erzeugnisse Büromaschinen und EDV-Einr. Radio, TV, Nachrichtentechnik Flugzeuge Präzisionsinstrumente

34,8 5,2 3,1 18,4 8,2

56,0 6,8 4,7 23,1 21,4

60,1 10,8 7,2 22,9 19,2

48,7 13,3 7,1 15,0 13,3

59,1 5,0 11,5 14,9 27,8

31,7 5,5 7,8 17,4 0,9

Höherwertige Technologie11 Chemische Erz. (ohne Pharmazeutika) Maschinenbau Elektrotechnik (ohne Nachrichtentech.) Schienenfahrzeuge Straßenfahrzeuge Optik, Uhren

50,9 15,7 13,9 9,4

Einfache Technologie Nahrungs- und Genußmittel Textilien, Bekleidung, Ledererz. Holz, Holzerzeugnisse, Möbel Papier, Papierprodukte, Druckerz. Mineralölprodukte Gummi- und Kunststofferzeugnisse Feinkeramik, Glas, Steine u. Erden Eisen und Stahl, NE-Metalle Metallprodukte Wasserfahrzeuge Sonstiger Fahrzeugbau Übrige Erz. des verarb. Gewerbes nachrichtlich: Feinmechanik, Optik, Uhren

12,8 1,1 0,5 0,5 0,4 0,8 1,8 1,4 2,2 3,5 0,2 0,1 0,2

17,1 2,0 0,7 0,1 0,5 4,0 3,3 1,7 2,6 1,4 0,1 0,4 0,2

12,7 3,4 0,6 0,1 0,8 1,7 0,8 1,4 1,9 1,4 0,0 ο,ο 0,7

15,0 1,1 0,3 0,1 0,1 1,8 3,1 0,7 2,6 3,2 0,8 1,0 0,2

14,5 1,8 0,3 0,3 1,3 3,8 1,3 1,3 1,4 1,7 0,0 0,6 0,6

24,4 3,3 1,2 0,4 1,2 1,4 3,1 3,5 6,6 2,1 0,2 0,4 0,9

1,5

1,0

1,2

1,0

5,6

2,9

Verarbeitendes Gewerbe Hochtechnologie9 10

-

-

11,9 -

-

25,9 9,4 4,6 3,7 -

8,2 -

-

26,0 9,7 5,6 5,8 -

4,9 -

-

35,4 7,9 7,0 8,1 -

12,5 -

-

20,8 6,3 4,2 2,8 -

7,6 -

-

41,0 10,1 10,2 10,7 -

9,9 -

Quellen: OECD, ZEW; Berechnungen und Schätzungen des DIW.

8

Abschreibungsraten auf der Basis des Anteils der Marktneuheiten am Umsatz. Zum Vergleich siehe auch Tabelle 2A-1, die auf einer einheitlichen Abschreibungsrate von 15 vH beruht. 9

Einschließlich Feinmechanik, Optik, Uhren.

10

Ohne Feinmechanik.

11

Ohne Optik und Uhren. 33

Bezieht man das FuE-Kapital auf die Bruttowertschöpfung der Industrie, so läßt sich ein FuEKapitalkoeffizient berechnen (siehe Tabelle 2-3). Deutschland hält bei diesem Maß im Vergleich zu den anderen G6-Ländern eine mittlere Position. Mit Abstand den größten Koeffizienten weisen die USA auf. Für Italien hingegen liegt der entsprechende Quotient bei weniger als der Hälfte des Wertes für andere europäische Länder. Die Werte für Japan, Frankreich und Großbritannien liegen etwa auf dem Niveau Deutschlands.

Tabelle 2-3 FuE-Kapitalkoeffizienten in OECD-Ländern 12 1990 bis 1992: FuE-Kapital in vH der Bruttowertschöpfung Westdeutschl.

FrankGroßreich britannien

Italien

USA

Japan

I) auf der Basis unterschiedlicher Abschreibungsraten

27,9

24,6

30,2

12,0

40,2

29,4

Π) auf der Basis einheitlicher Abschreibungsraten

31,0

27,0

33,2

13,5

45,2

31,6

0,90

0,91

0,91

0,89

0,89

0,93

Verhältnis

(I/II):

Quellen: OECD, ZEW; Berechnungen und Schätzungen des DIW.

Ein Vergleich der FuE-Kapitalkoeffizienten, die auf Basis unterschiedlicher Abschreibungsraten berechnet wurden, mit denjenigen, die auf einheitlichen Abschreibungsraten beruhen, gibt Auskunft über die Beständigkeit des technischen Wissens in der gesamten Industrie. Hohe Abschreibungsraten bedeuten, daß ein vergleichsweise großer Anteil der Investitionen in FuE benötigt wird, um lediglich den Wissensstand zu halten. Da die Abschreibungsraten insbesondere für die FuE-intensiven Bereiche überdurchschnittlich hoch veranschlagt werden müssen, ergibt sich durch die Zugrundelegung sektorspezifischer Abschreibungsraten rein rechnerisch ein geringeres FuE-Kapital als durch die Zugrundelegung einheitlicher Abschreibungsraten. Unter Berücksichtigung der Annahme, daß technisches Wissen in Branchen mit hohem Anteil von Marktneuheiten besonders schnell veraltet, verringert sich der Bestand an FuE-Kapital etwa in der deutschen Industrie auf 90 vH des Vergleichswertes und damit etwa ebenso stark wie in anderen europäischen Volkswirtschaften (89 vH bis 91 vH) und den USA (89 vH). Die japanische Industrie hingegen scheint besonders resistent gegen die Veralterung ihres FuE-

12

Um Verzerrungen zu vermeiden, wurde hier nur das verarbeitendes Gewerbe ohne den Luft- und Raumfahrzeugbau zugrundegelegt, da Statistiken aus diesem Sektor mit besonderen Unsicherheiten behaftet sind.

34

Kapitals zu sein, was auf das vergleichsweise hohe Gewicht von FuE-Kapital in weniger FuEintensiven Sektoren zurückzufuhren ist. Obwohl die deutsche Industrie vergleichsweise deutlich auf höherwertige Technologien spezialisiert ist, hat sich der Anteil dieser Kategorie an den FuE-Aufwendungen des verarbeitenden Gewerbes von Anfang der 80er Jahre bis Anfang der 90er Jahre stärker verringert als in Japan und den USA; in Frankreich, Großbritannien und Italien hat er sogar noch zugenommen (vgl. Tabelle 2-4). Im Gegenzug ist der Anteil von FuE-Aufwendungen in Erzeugnisbereichen der Spitzentechnologie um mehr als 7 vH-Punkte gestiegen und damit deutlich stärker als im

Tabelle 2-4 Veränderung der sektoralen Struktur der FuE-Aufwendungen 13 im verarbeitenden Gewerbe ausgewählter OECD-Länder (in vH-Punkten): 1980/82 bis 1990/92

Erzeugnisbereich (nach ISIC)

Westdeutschl.

FrankGroßreich britannien

Italien

USA

Japan

Hochtechnologie14

+2,3

+3,1

+1,7

+2,2

+2,3

+3,9

Spitzentechnologie15

+7,2

+2,6

+1,3

+0,2

+3,2

Pharmazeutische Erzeugnisse Büromaschinen und EDV-Einr. Radio, TV, Nachrichtentechnik Flugzeuge Präzisionsinstrumente

+0,2 +1,1 +3,6 +2,3

+1,8 -1,1 +1,2 +0,8

+8,9 +2,6 -4,8 -5,3

+0,5 +0,0 -1,0 +0,7

+4,0 +3,4 -0,3 -3,9

+5,0 -0,1 +5,7 -0,8 +0,2

-

16

-

-

-

-

Höherwertige Technologie

-4,7

+0,8

+1,1

+1,4

-3,3

Chemische Erz. (ohne Pharmazeutika) Maschinenbau Elektrotechnik (ohne Nachrichtentech.) Schienenfahrzeuge Straßenfahrzeuge Optik, Uhren

-3,3 -2,5 -3,1

+0,1 +0,9 -0,3

+2,1 -1,7 -1,6

-6,1 +3,1 +3,4

+1,3 -0,8 -5,2

Einfache Technologie nachrichtlich: Feinmechanik, Optik, Uhren

-

+4,2 -

-

+0,1 -

-

+2,3 -

-

+1,0 -

-

+1,5 -

-

-1,2 -1,5 -0,7 +1,1 -

+0,0 -

-2,3

-3,1

-1,7

-2,2

-2,3

-3,9

-0,3

-0,3

-0,6

+0,6

+2,3

+0,1

Quellen: OECD, ZEW; Berechnungen des DIW.

13

Für den zeitlichen Vergleich mußte auf FuE-Aufwendungen zurückgegriffen werden, da eine Berechnung von FuE-Kapital für den frühen Zeitraum 1980-82 mit Schwierigkeiten behaftet ist. International vergleichbare Zeitreihen für sektorale FuE-Aufwendungen beginnen erst mit dem Berichtsjahr 1973 und sind damit für den frühen Zeitraum 1980-82 zu kurz für eine Schätzung des FuE-Kapitals. 14

Einschließlich Feinmechanik, Optik, Uhren.

15

Ohne Feinmechanik.

16

Ohne Optik und Uhren.

35

internationalen Vergleich. Dadurch hat sich der Anteil des FuE-Kapitals in den FuE-intensiven Sektoren insgesamt in Deutschland um knapp 2Vi vH-Punkte erhöht. Lediglich Japan und Frankreich hatten mit einem Plus von 3,9 vH-Punkten bzw. 3,1 vH-Punkten einen stärkeren Zuwachs aufzuweisen. Da die betrachteten hochindustrialisierten Länder zur Erzielung hoher Einkommen in immer höherem Maße auf FuE-intensive Branchen angewiesen sind, ist anzunehmen, daß ihr Anteil innerhalb des verarbeitenden Gewerbes auch in Zukunft noch zunehmen wird.

2.1.4

Struktur- und Niveaueffekte

Die FuE-Intensität (FuE-Aufwendungen in vH der Bruttowertschöpfung) der deutschen Industrie hat sich im Zeitraum von Anfang der 80er Jahre bis Anfang der 90er Jahre um knapp einen Prozentpunkt von 4,8 vH auf 5,6 vH erhöht. Diese Steigerung nimmt sich im internationalen Vergleich vergleichsweise gering aus (siehe Tabelle 2-5, Zeile "Gesamteffekt"): Nur in Großbritannien war ein noch geringerer Zuwachs zu verzeichnen. Japan, das Anfang der 80er Jahre noch weit hinter der FuE-Intensität des Technologiefiihrers USA zurücklag, konnte seine industrielle FuE-Intensität im darauffolgenden Jahrzehnt dagegen sogar um etwa zweieinhalb Prozentpunkte anheben. Aber auch die USA legten mit 1,2 vH-Punkten deutlich zu. Diese Steigerung der FuE-Intensität der Industrie ist auf zwei unterschiedliche Entwicklungstrends zurückzuführen: Zum einen steigen die FuE-Aufwendungen in den einzelnen Industriezweigen (Niveaueffekt). Zum anderen verschieben sich die Industriestrukturen in den betrachteten Ländern immer mehr in Richtung der FuE-intensiven Industriezweige (Struktureffekt). Beide Effekte lassen sich getrennt darstellen 17. Um den Niveaueffekt zu messen, unterstellt man, daß sich zwar die sektoralen FuE-Intensitäten, nicht aber die Sektorstrukturen geändert haben. In Tabelle 2-5 wurden dazu die Intensitäten von Anfang der 90er Jahre mit den Strukturen von Anfang der 80er Jahre verknüpft. Für Westdeutschland trug die Steigerung der FuE-Intensitäten in den einzelnen Sektoren nur 0,4 vH-Punkte (Niveaueffekt) zum Anstieg der FuE-Intensität der Industrie bei. Spitzenreiter ist auch hier Japan mit 2 vH-Punkten. Dies ist nur zum Teil durch den Aufholprozeß zu erklären, den Japan Anfang der 80er Jahre noch immer nicht abgeschlossen hatte. Allerdings wuchsen auch in den USA trotz des hohen Ausgangsniveaus die sektoralen FuE-Intensitäten mit 1,3 vH-Punkten vergleichsweise stark, etwa in der gleichen Größenordnung wie in Italien und Frankreich. In Großbritannien haben sich die sektoralen FuE-Intensitäten im Lauf der 80er

17

36

Zur Berechnung der Niveau- und Struktureffekte siehe Anhang A2-3.

Jahre zusammengewichtet nach der Industriestruktur vom Beginn der 80er Jahre sogar geringfugig verringert, der Niveaueffekt ist leicht negativ.

Tabelle 2-5 FuE-Aufwendungen in vH der Bruttowertschöpfung: Struktur- und Niveaueffekte in ausgewählten OECD-Ländern 18 (1980/82 bis 1990/92) Westdeutschl.

FrankGroßreich britannien

Italien

USA

Japan

Tatsächliche Werte: 1980/82

4,8

3,8

5,0

1,5

6,2

4,6

1990/92

5,6

5,3

5,4

2,8

7,4

7,1

Modellrechnung: Industriestruktur der Jahre...

FuE-Intenstät der Jahre...

1980/82

1990/92

5,2

4,9

4,9

2,8

7,5

6,6

1990/92

1980/82

5,1

4,2

5,4

1,6

6,7

5,0

Gesamteffekt (vH-Punkte)

0,8

1,5

0,4

1,4

1,2

2,5

Niveaueffekt (vH-Punkte)

0,4

1,1

-0,1

1,3

1,3

2,0

Struktureffekt (vH-Punkte)

0,3

0,4

0,4

0,1

0,5

0,4

Quellen: OECD; Berechnungen des DIW.

Umgekehrt läßt sich der Struktureffekt ermitteln, wenn man FuE-Intensitäten der Ausgangsperiode zugrunde legt und diese mit den veränderten Sektorstrukturen verknüpft. Interessant ist, daß Strukturverschiebungen in allen betrachteten Ländern mit der Ausnahme Italiens einen etwa gleich großen Effekt auf die FuE-Intensität der Industrie hatten. Er betrug zwischen 0,3 und 0,5 vH Punkten. Dieser Struktureffekt hat während der 80er Jahre vor allem in Großbritannien eine überragende Rolle gespielt: Er ist dort allein für den Zuwachs der industriellen FuE-Intensität verantwortlich. Aber auch in Deutschland und den USA trugen Strukturverschiebungen etwa mit 40 vH zum Zuwachs der industriellen FuE-Intensität bei. Für die anderen Länder spielten Strukturverschiebungen dagegen eine vergleichsweise untergeordnete

18

Verarbeitendes Gewerbe ohne Luft- und Raumfahrzeugbau.

37

Rolle. In Japan und Italien ist nur etwa ein Fünftel bis ein Viertel der gesamten Intensitätssteigerung auf derartige Strukturverschiebungen zurückzuführen (siehe Tabelle 2-5). Wie stark eine Volkswirtschaft im Vergleich zu wichtigen Konkurrenten auf FuE-intensive Industriezweige ausgerichtet ist, läßt sich an einer zweiten Modellbetrachtung veranschaulichen, bei der die FuE-Kapitalkoeffizienten (FuE-Kapital in vH der Bruttowertschöpfung) eines Landes mit der Sektorstruktur eines anderen Landes in Bezug gebracht werden (siehe Tabelle 2-6). Italiens Industrie etwa verfugt über einen FuE-Kapitalkoeffizienten von 12 vH. Würde Italien die Sektorstruktur eines der anderen betrachteten Länder aufweisen, dann würde der FuE-Kapitalkoeffizient seiner Industrie mit zwischen 16,2 vH (Struktur Großbritanniens) und 21 vH (Struktur Japans) deutlich höher liegen. Noch deutlicher würde die Steigerung ausfallen, wenn die italienische Industrie mit ihrer tatsächlichen Struktur die sektoralen FuEIntensitäten von Japan (23,2 vH), Großbritannien (23,6 vH) oder den USA (29,7 vH) aufwiese. Italien verfugt demnach sowohl über eine vergleichsweise wenig auf FuE-intensive Branchen gerichtete Industriestruktur als auch über vergleichsweise niedrige sektorale FuEKapitalkoeffizienten. Die USA hingegen weisen zwar hohe sektorale FuE-Koeffizienten auf, verfugen aber im Vergleich zu Deutschland oder Japan und auch Frankreich über eine Industriestruktur, die unterdurchschnittlich stark auf FuE-intensive Industriezweige konzentriert ist. Alle betrachteten Länder könnten den FuE-Kapitalkoeffizienten der gesamten Industrie erhöhen, wenn sie über entprechende amerikanische sektorale FuE-Kapitalkoeffizienten verfugten. Für die USA hingegen bedeutet eine Zugrundelegung der sektoralen FuE-Kapitalkoeffizienten der anderen Länder durchweg eine Schlechterstellung. Japan verfugt über eine vergleichsweise moderne Industriestruktur 19. Die Sektorstrukturen jedes anderen Landes bedeuteten eine Schlechterstellung. Würde Japan allerdings die sektoralen FuE-Kapitalkoeffizienten der anderen Länder aufweisen, so ergäbe sich - mit Ausnahme derjenigen Italiens - eine zum Teil erhebliche Verbesserung des FuE-Kapitalkoeffizienten der Industrie. Westdeutschland weist im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern und den USA eine modernere Industriestruktur auf. Lediglich eine Verbindung der deutschen sektoralen FuEKoeffizienten mit den Bruttowertschöpfiingsgewichten der japanischen Industrie würde ein leicht besseres Gesamtergebnis hervorbringen. Bezüglich der sektoralen FuE-Koeffizienten

19

Auch wenn in der japanischen Industrie ein vergleichsweise hoher Anteil des FuE-Kapitals auf nicht-FuEintensive Branchen entfällt, so tragen die Branchen der Hochtechnologie dort doch mehr zur industriellen Bruttowertschöpfung bei als dies in anderen Ländern der Fall ist. Vgl. auch Kapitel 5.

38

schneidet Deutschland dagegen im Vergleich zu allen anderen betrachteten Ländern mit Ausnahme Italiens schlechter ab. Die deutsche Industrie zeichnet sich demnach durch eine Bruttowertschöpfungsstruktur aus, die stärker auf FuE-intensive Branchen gerichtet ist als die Industrie anderer OECD-Länder. Innerhalb der einzelnen Sektoren ist jedoch bezogen auf die Bruttowertschöpfung im Durchschnitt weniger FuE-Kapital vorhanden als in anderen Ländern.

Tabelle 2-6 Fu£-Kapital in v H der Bruttowertschöpfung in OECD-Ländern 20 1990 bis 1992: Tatsächliche und hypothetische Werte (Modellrechnung) Sektorale Industriestruktur von... Westdeutschl.

Niveau der sektoralen FuE-Kapitalkoeffizienten von...

Frankreich

Großbritannien

Italien

USA

Japan

Westdeutschland

27,9

23,6

23,1

20,0

25,7

28,4

Frankreich

28,9

24,6

24,5

19,1

27,9

30,9

Großbritannien

36,9

32,5

30,2

23,6

34,1

37,9

Italien

19,6

17,4

16,2

12,0

18,3

21,0

USA

44,8

42,4

36,5

29,7

40,2

44,9

Japan

30,6

28,3

25,6

23,2

28,8

29,4

Quellen: OECD, ZEW; Berechnungen und Schätzungen des DIW. Anmerkung: tatsächliche Werte eingerahmt.

20

Verarbeitendes Gewerbe ohne Luft- und Raumfahrzeugbau.

39

2.2

Anwendung von technischem Wissen: Sektorale Übertragungen von FuE-Kapital

2.2.1

Unternehmensexterne Quellen technischen Wissens

Unternehmen betreiben Forschung und Entwicklung, um neue Produkte und Verfahren zu entwickeln, die Qualität der eigenen Produkte zu verbessern oder die Effizienz des eigenen Herstellungsverfahrens zu steigern. Sie greifen dabei aber auch auf technisches Wissen zurück, das außerhalb ihres Unternehmens erzeugt wurde. Durch die Ausnutzung einer sinnvollen Arbeitsteilung zwischen internen und externen Quellen technischen Wissens können Unternehmen die Effizienz ihres Technologieeinsatzes erhöhen. Über den Bezug von technologieintensiven Vorleistungen oder Kapitalgütern erhöht sich der Technologiegehalt ihrer Erzeugnisse. Diese erhalten damit einen hohen Technologiegehalt, auch wenn der Hersteller selbst vergleichsweise wenig für FuE (oder andere Innovationsanstrengungen) aufwendet 21. Der Einbau forschungsintensiver Bauelemente in Erzeugnisse des Maschinenbaus oder der Feinmechanik erhöht deren FuE-Intensität. Der Einsatz von innovativen Ausrüstungsgütern kann auch traditionelle Erzeugnisse wie etwa Textilien oder Metalle zum High-tech-Produkt werden lassen, ohne daß in den abnehmenden Branchen selbst eine besonders hohe FuE-Intensität vorhanden sein muß. Unterstützt wird diese Übertragung von gebundenem technischen Wissen oft dadurch, daß zwischen den Anbietern von (forschungsintensiven) Vorleistungs- oder Kapitalgütern enge Kontakte bestehen, durch die es möglich wird, daß vorgelagerte Anbieter die speziellen Bedürfnisse der Abnehmer frühzeitig berücksichtigen. Da die Hersteller der Vorleistungen und Kapitalgüter dem Wettbewerb mit anderen Unternehmen ausgesetzt sind, können sie einen Teil des in ihre Erzeugnisse investierten technischen Wissens nicht für sich appropriieren. Die nachgelagerten Unternehmen profitieren von unentgeltlichen Wissensübertragungen. Im Fall von strategischen Spillovereffekten ist es sogar das zentrale Anliegen der Anbieter, über einen Wissenstransfer den nachgelagerten Unternehmen zu Wettbewerbsvorteilen zu verhelfen: Die Preise der wissensintensiven Vorleistungen und Kapitalgüter spiegeln nicht das volle Niveau der in ihnen enthaltenen FuE-Investitionen wider, erlauben aber Absatzsteigerungen. Die Anbieter versuchen, über eine höhere Nachfrage nach ihren Vorleistungen oder Ausrüstungen die investierten FuE-Aufwendungen zurückzugewinnen. Durch ihre Forschungen erweitern die Unternehmen aber auch unabhängig von Güterlieferungen den insgesamt verfügbaren Bestand an technischem Wissen. Teile dieses Wissens können

21

Ein Mindestmaß an eigenem Wissen ist allerdings in der Regel Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung externen Wissens (s.u.).

40

nicht geheimgehalten werden und stehen damit grundsätzlich auch anderen Unternehmen zur Verfügung. Zwar versuchen die in FuE investierenden Unternehmen in der Regel, die Erträge aus dem von ihnen erzeugten technischen Wissen soweit wie möglich selbst abzuschöpfen. Aufgrund der Eigenschaften von technischem Wissen als zumindest teilweise öffentlichem Gut gelingt das jedoch nur unvollständig. Da auch unterschiedliche Branchen oft an der Lösung ähnlicher technischer Probleme arbeiten, sind solche Wissensübertragungen auch über die Grenzen einer Branche hinaus relevant 22. Selbst wenn Details eines Forschungsergebnisses geheimgehalten werden können, enthält bereits das Wissen um den erfolgreichen Abschluß eines Projektes wichtige Information über seine generelle Machbarkeit. Oft läßt sich ein Teil des technischen Wissens auch aus den damit erzeugten Produkten ablesen23. Daneben bestehen aber zwischen Forschern unterschiedlicher Unternehmen auch informelle Kontakte, über die sich technisches Wissen insbesondere in seiner vorwettbewerblichen Phase überträgt. Auch die Verbreitung mittels wissenschaftlicher Publikationen spielt in Branchen mit starker Wissenschaftsbindung, wie etwa der chemischen Industrie, eine nicht unbedeutende Rolle. Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung hat sich die internationale Arbeitsteilung der hochindustrialisierten Nationen untereinander verstärkt. Die sich dadurch ergebende Intensivierung der internationalen Arbeitsteilung fuhrt dazu, daß ein Land zunehmend auch auf den Import von Technologie angewiesen ist 24 . Importe von FuE-intensiven Erzeugnissen dürfen dabei nicht als Zeichen für ein nachteiliges Spezialisierungsmuster angesehen werden. Vielmehr erhöhen Importe, die im Inland zur Weiterverarbeitung oder als Produktionsanlagen eingesetzt werden, die in einem Land angewandte Wissensbasis. Aufgrund der zunehmenden Komplexität von Technologien kann es aus nationaler Sicht kein Ziel sein, in allen wichtigen Technologien führend zu sein. Vielmehr kommt es auf eine sinnvolle Einbettung in die internationale Arbeitsteilung an. Ein zentrales Erkenntnisinteresse der empirischen Ermittlung von Spillovereffekten liegt in der Art von deren Verhältnis zu eigenen FuE-Aktivitäten. Dabei hat sich in jüngster Zeit die Auffassung durchgesetzt, daß eigene Forschung eine ausschlaggebende Voraussetzung für die

22

Die Unterscheidung in inter- und intra-industrielle Übertragungen ist in gewisser Weise beliebig und hängt unmittelbar vom Aggregationsniveau der Brancheneinteilung ab. Bei einer separaten Betrachtung von Automobilzulieferindustrie einerseits und Herstellern von Kraftfahrzeugen andererseits werden die Wissensübertragungen zwischen beiden als inter-industriell gewertet. Faßt man beide Subbranchen hingegen unter einer Kategorie zusammen, so werden die Spillovers als intra-industriell erfaßt. 23

Im Extremfall läßt sich das gesamte in einem Erzeugnis steckende technische Wissen durch Reengineering erschließen. 24

Vgl. auch Kapitel 4, in dem auf den zunehmenden intra-industriellen Handel bei FuE-intensiven Gütern hingewiesen wird.

41

Adaption von unternehmensexternem technischen Wissen ist 25 . Dies hängt einmal mit der Natur von technischem Wandel und Wissenserweiterung als einem kontinuierlichen, pfadabhängigen Suchprozeß zusammen: Die Übernahme von externem Wissen setzt voraus, daß Unternehmen bzw. deren Forscher aus einer Fülle von Informationen die für sie relevanten Ergebnisse oder Produkte auswählen. Voraussetzung dafür, daß Forschungsergebnisse anderer Forschergruppen überhaupt verstanden und aufgenommen werden können, ist ein Mindestniveau an eigenen Kenntnissen. Eigene Forschung und Entwicklung wird durch den Bezug von Wissen aus externen Quellen in der Regel nicht substituiert. Je mehr eigene Forschung betrieben wird, desto wichtiger scheint tendenziell auch die Einbeziehung externer Quellen technischen Wissens zu sein. Dies bestätigt sich auch anhand der empirischen Ergebnisse (s.u.): Die größten Technologiegeberbranchen absorbieren ihrerseits auch wieder den Hauptteil der gebundenen Wissensübertragungen. Allerdings spielen diese Übertragungen für die Nehmerbranchen der nicht-FuE-intensiven Industrie und der Dienstleistungen relativ

gesehen eine

größere Rolle für die Technologieintensität ihrer Produkte. Der gesamte Technikgehalt des Outputs setzt sich aus den erwähnten internen und externen Bestandteilen zusammen (Abbildung 2-2). Durch die Einbeziehung der Diffusion von gebundenem technischen Wissen läßt sich die Spezialisierung einer Volkswirtschaft nicht nur bezüglich der Herstellung von technischem Wissen darstellen. Die Aufteilung dieses hergestellten Wissensbestandes in Inlandsverwendung und Export sowie die Berücksichtigung von Importen erlauben es, die Zusammensetzung des an einem Standort verfügbaren und zur Anwendung gebrachten Wissenspotentials zu ermitteln. Daraus ergeben sich insgesamt Aussagen zu Niveau und Struktur der an einem Standort angesiedelten Produktion und damit Aussagen über die technologische Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft.

25

42

Vgl. Cohen, Levinthal (1989 und 1990).

Abbildung 2-2 Zusammensetzung des gesamten Technologiegehalts des Outputs 26 : Schematische Übersicht

interner Technologieinput

externer Technologieinput

Quelle: Papaconstantinou, Sakurai, Wyckoff (1995), S. 21.

2.2.2

Empirische Ermittlung der Wissensübertragungen

In seiner gebundenen Form fließt technisches Wissen annahmegemäß über die Lieferungen von Vorleistungs- und Investitionsgütern in die abnehmenden Sektoren. Diese sektoralen Übertragungen gebundenen Wissens, die die Technologiegeber- und -nehmerverflechtungen einer Volkswirtschaft darstellen, lassen sich mit Hilfe von Input-Output-Tabellen nachvollziehen. Dabei werden

26

Im Rahmen der vorliegenden Arbeiten werden die mit durchgezogenen Linien eingezeichneten Bezüge berücksichtigt.

43

die in einem Sektor selbst erzeugten FuE-Kapitalstöcke gemäß der Outputstruktur auf die abnehmenden Sektoren (einschließlich Endnachfragebereiche) verteilt 27 . Den abnehmenden Produktionsbereichen wird dabei der Anteil des FuE-Kapitalstocks des Ursprungssektors zugerechnet, der dem Anteil der bezogenen Waren und Dienstleistungen am gesamten Output des Ursprungssektors entspricht. Das FuE-Kapital verteilt sich demnach proportional zu den Güterlieferungen auf die abnehmenden Sektoren. Der einem Sektor insgesamt zugerechnete FuE-Kapitalstock ergibt sich durch Aufsummieren der aus einzelnen Ursprungssektoren stammenden FuE-Übertragungen. Analog dazu kann auch das der Endnachfragekomponente "Ausrüstungen" zugerechnete FuEKapital mit Hilfe von Investitionsmatrizen auf die Produktionsbereiche weiterverteilt werden. Inländische Produktionsbereiche profitieren auch vom technischen Wissen, das über importierte Vorleistungs- und Investitionsgüter ins Inland fließt. Mit Hilfe von Importmatrizen können auch solche Wissensübertragungen berücksichtigt werden. Zu diesem Zweck werden die sektoralen FuE-Kapitalkoeffizienten fur die wichtigsten Handelspartner anhand ihrer Importanteile zu FuE-Kapitalkoeffizienten der Importe zusammengefaßt. Durch Multiplikation dieser FuE-Kapitalkoeffizienten mit den Felderwerten der Importmatrizen läßt sich der von den einzelnen Sektoren importierte FuE-Kapitalstock abschätzen (siehe Anhang A-4). Diesem Vorgehen liegt die Annahme zugrunde, daß das an die Güterlieferungen gebundene Wissen sich proportional zu jeder Einheit des Produktes auf die Abnehmer verteilt. Zu Recht wurde dieser Ansatz kritisiert und daraufhingewiesen, daß die Outputstruktur der FuE-intensiven Teilbereiche eines Sektors von der Outputstruktur der weniger FuE-intensiven Teilbereiche abweicht28. Detailliertere Berechnungsmethoden scheiterten bislang jedoch am nicht verfügbaren statistischen Material. In der vorliegenden Arbeit konnte dieser Kritik mit Hilfe neuen, bislang unzugänglichen Datenmaterials begegnet werden (siehe Anhang A-5).

2.2.3

Bedeutung der Übertragung gebundenen technischen Wissens

2.2.3.1 Bisherige Studien Für die Bundesrepublik existieren einige deskriptive Arbeiten zu den inländischen Technologiegeber- und Technologienehmerverflechtungen 29 auf der Basis der auch für diese Arbeit gewählten Methodik. Während nach den Ergebnissen von Meyer-Krahmer und Wessels der Bezug von inländischem FuE-Kapital gemessen am eigenen FuE-Kapital in den Hochtechnologie-

27

Vgl. Meyer-Krahmer, Wessels (1989), Straßberger, Stäglin (1995).

28

Vgl. Gerstenberger (1991), Kaiser, Münzenmaier (1995).

29

Meyer-Krahmer, Wessels (1989), Scholz, Penzkofer (1995).

44

bereichen der deutschen Industrie eine eher geringe Rolle spielt, schlägt sich in anderen Industriezweigen der Einfluß technologieintensiver Vorleistungen und Kapitalgüter auf die gesamte Technologieintensität des Outputs deutlicher nieder: Dies gilt etwa für die Textilindustrie, das Ernährungsgewerbe, die Holzverarbeitung und die Herstellung von Kunststoffwaren 30 . In der Regel zeichneten sich Branchen im Zeitraum 1980 bis 1985 durch ein hohes Produktionswachstum aus, wenn sie 1978 entweder über einen hohen eigenen FuE-Kapitalstock verfugten oder von gebundenen Wissensübertragungen aus anderen Sektoren profitierten (Abbildung 2-3). Abbildung 2-3 Beziehung zwischen Wirtschaftswachstum (1980-1985) und direktem sowie zugerechnetem FuE-Kapital (1978) in der deutschen Industrie Produktionswachstum Chemische Industrie H.v. Büromaschinen Straßenfahrzeugbau hoch Luft- und Raumfahrzge. Elektrotechnik

Maschinenbau

Eigenes FuE-Kapital Η . ν· Kunststoffwaren NE-Metallerzeugung Zellstoff- und Papiererz. Papier- und Pappeverarb.

Holzbearbeitung

Gummiverarbeitung H.u. V.v.Glas

Mineralölverarbeitung Ziehereien, etc. Stahlverformung H.v.EBM-Waren Druckerei etc . Textilgewerbe Ernährungsgewerbe Steine- und Erden-Ind. Gießereien Holzverarbeitung Bekleidungsgewerbe

mittel

niedrig

Anm.:

Feinkeramik Eisenschaffende Ind. Stahl- und Leichtmetallb. Schiffbau Feinmechanik etc. H.V.Musikinstrumenten Ledergewerbe

fett: hoher direkt zugerechneter FuE-Kapitalstock normal: durchschnittlicher direkt zugerechneter FuE-Kapitalstock kursiv: niedriger direkt zugerechneter FuE-Kapitalstock Quelle: Meyer-Krahmer, Wessels (1989).

30

Vgl. Meyer-Krahmer, Wessels (1989). Die dort vorgenommenen Auswertungen beziehen sich auf das Jahr 1978.

45

In einem methodisch ähnlichen Ansatz wurden anstelle der FuE-Aufwendungen bzw. FuEKapitalstöcke Innovationsaufwendungen zugrunde gelegt, die außer FuE auch Ausgaben für Konstruktion enthalten31. Die quantitativ große Bedeutung der aus dem Inland zugerechneten Innovationsaufwendungen kommt auch hier deutlich zum Ausdruck (Abbildung 2-4). Abbildung 2-4 Direkte und indirekte Innovationsaufwendungen in der deutschen Industrie in vH des Produktionswertes (1986) 5

Durchschnitt

0 0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

Direkte Imovationsintensität

Quelle: Scholz, Penzkofer, Schmalholz (1989), S. 173.

Zwischen 1980 und 1986 haben nach den Ergebnissen dieser Studie nicht nur die direkten Innovationsintensitäten der einzelnen Branchen in der Regel zugenommen. Vor allem die über inländische Vorleistungen und Kapitalgüter bezogenen Innovationsleistungen sind überproportional gestiegen. Auffallend ist, daß zwischen direkten und bezogenen Innovationsleistungen ein positiver Zusammenhang besteht: Sektoren, die selbst eine hohe Innovationsintensität aufweisen, beziehen auch relativ viel technisches Wissen über Zulieferungen. Dies deutet daraufhin, daß eigene und externe Innovationsaktivitäten eher in einem komplementären als in einem substitutiven Verhältnis zueinander stehen.

31

46

Vgl. Scholz, Penzkofer (1995) sowie Penzkofer (1995).

Auch in Arbeiten der OECD 32 konnte nachgewiesen werden, daß die Übertragung technischen Wissens in seiner gebundenen Form in den 80er Jahren fur eine Reihe von industrialisierten Abbildung 2-5 FuE-Intensitäten in ausgewählten OECD-Ländern (unterschiedliche Zeiträume) eigene FuEAufwendungen

Bezug über...

inländische Vorleistungen

inländische Kapitalgüter

ausländische Vorleistungen

ausländische Kapitalgüter

USA 1972 USA 1990

Japan 1970 Japan 1990

Deutschland 1978 Deutschland 1990

Frankreich 1972 Frankreich 1990

Großbritannien 1968 Großbritannien 1990 0,2

0,4

0,6

0,8

0,4

0,6

0,8

1

1,2

1,4

1,6

1,8

Italien 1985

Kanada 1971 Kanada 1990

Australien 1968 Australien 1986

Dänemaik 1972 Dänemark 1990

Niederlande 1972 Niederlande 1986 0

0,2

1

Quelle: Papaconstantinou, Sakurai, Wyckoff (1995), S. 32

32

Papaconstantinou, Sakurai, Wyckoff (1995).

47

Ländern an Bedeutung gewonnen hat. Dies gilt insbesondere für die Importe von technischem Wissen über Vorleistungen und Kapitalgüter (Abbildung 2-5). Unter den betrachteten Ländern hatte lediglich Großbritannien zwischen 1968 und 1990 einen Rückgang der gesamten Technologieintensität zu verzeichnen, der allerdings hauptsächlich auf eine beträchtliche Reduktion der eigenen FuE-Aktivitäten der Unternehmen zurückzufuhren ist. Die Übertragungen - insbesondere aus dem Ausland - haben auch dort stark an Bedeutung gewonnen. Der beträchtliche Anstieg der gesamten FuE-Intensität in Japan im Zeitraum 1970 bis 1990 ist vor allem auf die wachsende Bedeutung inländischer Übertragungen von gebundener FuE zurückzufuhren. Der Anstieg der eigenen FuE-Anstrengungen war im Vergleich dazu relativ gering. Dabei zeigt sich, daß Wissensbezüge aus dem Ausland um so wichtiger sind, je kleiner ein Land ist. Die USA, auf die 1990 mehr als die Hälfte der FuE-Aufwendungen in den in Abbildung 2-6 enthaltenen Ländern entfällt, sind bezüglich solcher Wissensübertragungen relativ autark: Die aus dem Ausland übertragenen FuE-Aufwendungen betragen nur knapp ein Abbildung 2-6 Einbettung in den internationalen Technologiehandel nach Größe der FuEAufwendungen für ausgewählte Länder (1990)

Quellen: OECD; Berechnungen des DIW 3 3 .

33

48

Die Regressionskurve ergibt sich als y =

mit einem Bestimmtheitsmaß von R2=0,73.

Zehntel der eigenen FuE-Aufwendungen. Für kleinere Länder wie die Niederlande oder Dänemark spielen hingegen Bezüge aus dem Ausland eine bedeutend größere Rolle. Die kanadische Wirtschaft bezieht - ebenso wie die australische - fast ebensoviel FuE über Importe, wie sie selbst aufwendet. Auffallend ist die Position Japans, das vergleichsweise schlecht in den internationalen Transfer von gebundenem technischen Wissen integriert zu sein scheint. Derartige Bezüge machen dort lediglich ein Zwanzigstel der eigenen FuE-Aufwendungen aus. Dies könnte sich mittelfristig negativ auf die Leistungsfähigkeit der japanischen Industrie auswirken. Deutschland, Frankreich und Italien sind hingegen ihrer Größe - gemessen an den FuE-Aufwendungen - nach zu urteilen gut in den internationalen Handel mit technologieintensiven Vorleistungen und Investitionsgütern eingebunden. Dies gilt insbesondere für Großbritannien. Durch die Einbeziehung von gebundenen Wissensübertragungen relativiert sich die lediglich auf Grundlage der eigenen Wissensintensität dargestellte Bedeutung der High-tech-Sektoren. Wie ein Vergleich der eigenen mit der gesamten FuE-Intensität34 zeigt, wirken sich die Übertragungen relativ gesehen am deutlichsten in Low- und Medium-tech-Bereichen 35 aus (Tabelle 2-7). Deutlich zeigt sich auch hier die Konzentration der deutschen Industrie auf die Sektoren der mittleren Technologie: Lediglich Japan und die USA weisen in diesem Bereich höhere eigene und auch gesamte Intensitäten auf Die USA dominieren hingegen deutlich bei den High-techIndustrien. Aus der im internationalen Vergleich hohen FuE-Intensität der japanischen Lowtech-Branchen wird deutlich, daß der hohe Anteil von FuE-Anstrengungen bei nicht-FuEintensiven Branchen nicht nur auf ein vergleichsweise hohes Gewicht dieser Branchen an der Wertschöpfung der gesamten Industrie zurückzuführen ist, sondern auch auf gemessen am Output überdurchschnittlich hohe FuE-Ausgaben.

34

Eigene FuE bezogen auf den Produktionswert, bzw. Summe aus eigener FuE und den gebundenen FuEÜbertragungen jeweils bezogen auf den Produktionswert. 35

Nach der hier zugrundegelegten OECD-Einteilung umfaßt high technology die Industriezweige Luft- und Raumfahrt (ISIC 3845), Computer und Datenveraibeitungsgeräte (3825), Informationstechnologie und Halbleiter (3832), Elektrotechnik (383 ohne 3832), pharmazeutische Industrie (3522) sowie Feinmechanik (385). Zur medium technology zählen: Chemische Industrie ohne pharmazeutische Industrie (351+352 ohne 3522), Gummi- und Kunststofiveraibeitung (355+356), NE-Metalle (372), Maschinenbau (382 ohne 3825), Fahrzeugbau (38342+3843+3844+3849) und "other manufacturing" (39). Die verbleibenden Industriezweige werden als Low-tech-Bereiche behandelt (vgl. Papaconstantinou, Sakurai, Wyckoff (1995), S. 141).

49

Tabelle 2-7 FuE-Intensität für High-, Medium- und Low-tech-Industriezweige in ausgewählten OECD-Ländern eigene FuE-Intensität high-

medium#

low-

gesamte FuE-Intensität 37 high-

. tech Industrien

medium-

low-

,. tech Industrien

USA (1990)

12,3

3,0

0,5

13,9

3,7

1,0

Japan (1990)

6,4

3,0

0,8

7,9

4,1

1,4

Deutschland (1990)

7,3

2,8

0,4

8,4

3,8

0,9

Frankreich (1990)

9,5

2,3

0,4

11,4

3,2

0,8

Großbritannien (1990)

9,0

1,9

0,3

11,1

2,7

0,7

Italien (1985)

4,2

0,9

0,1

5,4

1,5

0,3

Kanada (1990)

6,7

0,6

0,3

9,4

1,6

0,5

Australien (1986)

5,0

1,2

0,2

6,1

1,3

0,5

Dänemark (1990)

8,0

2,2

0,3

9,2

3,0

0,7

Niederlande (1986)

8,9

2,5

0,3

11,5

3,8

0,7

Quelle: Papaconstantinou, Sakurai, Wyckoff (1995), S. 33.

2.2.3.2 Eigene Ergebnisse36 Durch die Einbeziehung der gebundenen Übertragungen von FuE-Kapital erhöht sich der Technologiegehalt der deutschen Produktion von Waren und Dienstleistungen um rund zwei Drittel. Bezogen auf die Gesamtheit des zur Anwendung gebrachten FuE-Kapitals leisten zwar die eigenen FuE-Anstrengungen mit knapp 60 vH immer noch den größten Beitrag. Darüber hinaus erweitert sich aber das zur Verfügung stehende FuE-Kapital um etwa 30 vH über Vorleistungen und Investitionsgüter aus dem Inland. Güterlieferungen aus dem Ausland tragen weitere 10 vH zum verfugbaren FuE-Kapital bei und stellen somit ein Viertel der gesamten Übertragungen (siehe Abbildung 2-7).

36

Die hier angeführten Ergebnisse beziehen sich auf Westdeutschland im Jahr 1990.

37

Berechnet aus eigener und bezogener FuE.

50

Abbildung 2-7 Zusammensetzung des gesamten verfügbaren FuE-Kapitals aus Sicht unterschiedlicher Gruppen von Nehmerbranchen

Alle Erzeugnisbereiche Bezüge über... ... Vorleistungen des Auslands (7, ... Investitionsgüter des Inlandes (7,4%)

... Investitionsgüter des Auslands (3,2%)

... Vorleistungen des Inlandes (22,5%)

davon:

eigenes FuE-Kapital (59,6%)

Dienstleistungen*

Verarbeitendes Gewerbe 6,5%

1

'2%

12,2% 1 7,0%;

11,1%

71,8%

43,5%

24,1%

davon: FuE-intensive Erzeugnisbereiche 5,4% 0,9%

Nicht-FuE-intensive Erzeugnisbereiche

Dienstleistungen des Verkehrs* 22,6%

2,4%

6,3%

7,9%

76,8%

2,5%

27,4%

14,5%

50,8%

Nicht-marktbestimmte Dienstleistungen*

76,8% 42,0%

Sonstige marktbestimmte Dienstleistungen* 21,1%

24,4%

12,2% 41,4%

* Ohne Angaben zu den eigenen FuE-Aktivitäten. Quellen: ifo-Institut, OECD, Statistisches Bundesamt, ZEW; Berechnungen des DIW.

51

Das Gewicht eigener FuE-Anstrengungen ist erwartungsgemäß im verarbeitenden Gewerbe besonders hoch, da sich dort die Investitionen in FuE konzentrieren (siehe Abbildung 2-7). Mehr als 70 v H des gesamten FuE-Kapitals der Industrie stammen aus eigenen FuE-Aktivitäten. Allerdings erweitern auch hier Übertragungen aus dem Inland und dem Ausland das verfügbare technische Wissen beträchtlich. Für die Dienstleistungsbereiche hingegen spielen gebundene Übertragungen von technischem Wissen eine überproportionale Rolle: Sie investieren vergleichsweise wenig in eigene FuE. Über 90 vH des gesamten FuE-Kapitals, das in den Dienstleistungssektoren angewandt wird, stammen aus bezogenen Vorleistungen oder Kapitalgütern. Über die Hälfte der Bezüge technischen Wissens stammt aus inländischen Vorleistungen. Auffallend ist aber auch der besonders hohe Anteil der Übertragungen über Investitionsgüter: Sie tragen mehr als ein Drittel zum gesamten FuE-Kapital der Dienstleistungen bei, wovon wiederum zwei Drittel aus inländischen und ein Drittel aus ausländischen Quellen stammen. Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes profitieren vor allem die Sektoren der weniger FuEintensiven Bereiche von gebundenen Übertragungen technischen Wissens: Das für sie verfügbare technische Wissen verdoppelt sich durch die Einbeziehung derartiger Übertragungen. Die Branchen der Spitzen- und höherwertigen Technologie hingegen sind vergleichsweise autark, d.h. das für sie verfügbare technische Wissen stammt zu mehr als drei Vierteln aus eigenen FuE-Aktivitäten.

,

Bei den Dienstleistungen des Verkehrs 38 sowie den marktbestimmten Dienstleistungen39 dominieren deutlich die Investitionsgüter als Technologielieferanten. Lediglich ein Drittel der Übertragungen erfolgt über Vorleistungen. Bei den nicht-marktbestimmten Dienstleistungen hingegen - dies sind die Dienstleistungen des Staates und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck - bestimmt der Bezug inländischer Vorleistungen den Technologiegehalt mit einem Gewicht von mehr als drei Vierteln (siehe Abbildung 2-7). Für die Erzeugnisbereiche des verarbeitenden Gewerbes im einzelnen unterscheidet sich die Zusammensetzung des FuE-Kapitals erheblich stärker, als dies in den aggregierten Werten zum Ausdruck kommt. Am einen Ende des Spektrums stehen Branchen der Spitzentechnologie oder Hochtechnologie wie etwa die Elektrotechnik, die Luft- und Raumfahrtindustrie oder der Büromaschinenbau, für die der Bezug von gebundenem technischen Wissen relativ unbedeu-

38

Umfaßt Dienstleistungen der Eisenbahnen, der Schiffahrt, des Postdienstes und Fernmeldewesens sowie des sonstigen Verkehrs.

39

Umfaßt Dienstleistungen der Kreditinstitute und Versicherungen, der Gebäude- und Wohnungsvermietung, des Gastgewerbes, der Kultur und des Gesundheitswesens.

52

tend ist. Eigene FuE bestimmt zu mehr als zwei Dritteln den Technologiegehalt der Produktion dieser Branchen (siehe Abbildung 2-8). Gemessen als Anteil am gesamten FuE-Kapital stammt darüber hinaus ein beträchtlicher Teil der Übertragungen aus der eigenen Branche (intraindustrielle Übertragungen). Am anderen Ende des Spektrums finden sich Branchen, die wenig FuE betreiben, dafür aber ein Mehrfaches ihres eigenen FuE-Kapitals über Vorleistungen und Kapitalgüter beziehen. Es sind dies u.a. die Papier- und Pappeherstellung und -Verarbeitung, die Leder-, Textil- und Bekleidungsindustrie, die Druckereien sowie die Herstellung von Kunststoffwaren. Eine Vernachlässigung der gebundenen Wissensübertragungen würde für diese Branchen eine besonders große Unterschätzung ihrer Technologieintensität bedeuten (siehe Abbildung 2-8).

Abbildung 2-8 Zusammensetzung des gesamten verfugbaren FuE-Kapitals in ausgewählten Industriezweigen Elektrotechnische Erzeugnisse Luft· und Raumfahrzeuge Stahl- u. Leichtmetallbau, Schienenf. Büromaschinen, ADV-Geräte Feinmechanische u. optische Erz. Maschinenbauerzeugnisse Chemische Erz., Spalt- u.Brutst. Eisen-, Blech- und Metallwaren Muslkinstr. .Spielwaren,Sportgeräte Feinkeramische Erzeugnisse Straßenfahrzeuge Wasserfahrzeuge Gummierzeugnisse Steine und Erden, Baustoffe usw. Erz. der Ziehereien, Kaltwalzwerke Glas und Glaswaren Gießereierzeugnisse Mineralölerzeugnisse Holzwaren NE-Metalle, NE-Metallhalbzeug Eisen und Stahl Bekleidung Nahrungsmittel u. Tabakwaren Kunststofferzeugnisse Holz Leder, Lederwaren, Schuhe Erz. der Druckerei u. Vervielfältigung Papier- und Pappewaren Textilien Zellstoff, Holzschliff, Papier, Pappe 100% 1111 Eigenes FuE-Kapital Bezüge über...

|f§§§j... inländische Vorleistungen

U m . . . inländische Investitionsgüter

1H H . . . importierte Vorleistungen

H i l l . . . importierte Investitionsgüter

Quellen: siehe Abbildung 2-7.

Abbildung 2-9 zeigt die Zusammensetzung der einzelnen Komponenten von FuE-Kapital. FuE aus eigenen Aktivitäten stammt in der deutschen Wirtschaft zu mehr als 80 v H aus den FuEintensiven Erzeugnisbereichen. Vom gesamten an inländische bzw. ausländische Vorleistungen

53

gebundenen FuE-Kapital fließen lediglich etwa 40 vH in die FuE-intensiven Industriezweige. Mit 20 v H ist der Anteil der Übertragungen technischen Wissens durch inländische Vorleistungen in die weniger FuE-intensiven Industriezweige etwa ebenso groß wie im Fall der Übertragungen mittels importierter Vorleistungen oder inländischer Investitionsgüter. Importierte Investitionsgüter scheinen hingegen als Vehikel für FuE-Kapital für deutsche Industriebranchen generell weniger wichtig zu sein. Dies deutet auf die besondere Stärke der deutschen Investitionsgüterhersteller hin, durch die den im Inland ansässigen Sektoren besondere Fühlungsvorteile zugute kommen.

Abbildung 2-9 Verteilung der FuE-Komponenten auf Erzeugnisbereiche der Industrie und der Dienstleistungen

eigenes FuE-Kapital ... inländische Investitionsgüter ... importierte Investitionsgüter ... inländische Vorleistungen ... importierte Vorleistungen Bezug über...

f!=fx>;;] FuE-intensive Erzeugnisbereiche l l l l Dienstleistungen (insgesamt) Sonst, marktbest Dienstleistungen

I

I Nicht-FuE-intensive Erzeugnisbereiche Verkehr Nicht-marktbest. Dienstleistungen

[ I I I Sonstige Erzeugnisbereiche

Quellen: siehe Abbildung 2-7.

Die Bereiche marktbestimmter Dienstleistungen profitieren dagegen in beträchtlichem Ausmaß von Investitionsgütern, insbesondere solchen aus dem Ausland: Knapp die Hälfte des techni-

54

sehen Wissens, das über die Importe von Investitionsgütern transferiert wird, fließt dorthin 40 . Während die inländischen Hersteller von Investitionsgütern demnach ihre Abnehmer stärker im Bereich der Industrie haben, beliefern ausländische Investitionsgüterhersteller in überdurchschnittlichem Maße deutsche Dienstleister.

Tabelle 2-8 Gesamte Übertragungen gebundenen FuE-Kapitals nach Herkunfts- und Abnehmerbranchen Technologienehmer Verarbeitendes Gewerbe

Dienstleistungen

FuE-in- nicht-FuEinsgesamt

tensive

Markt-

Staat,

Alle Er-

best.

priv.

zeugnis-

Dienste

O.O.E.

bereiche

Anteil an ge. samten FuE-Übertragungen

in vH

intensive insgesamt Verkehr

Branchen Branchen

Technologiegeber Chemische Erz.

25

24

27

18

1

9

34

20

Maschinen

15

13

17

4

2

7

1

11

Büromaschinen

3

3

3

8

2

17

3

5

Straßenfahrzeuge

5

7

1

10

6

19

4

6

Luft- und Raumfahrz.

5

7

1

22

35

5

31

10

27

34

12

22

42

19

13

26

1

1

0

4

0

7

4

2

20

11

39

13

17

17

9

20

100

100

100

100

100

100

100

100

Elektrotechn. Erz. Feinmechanische Erz. Sonst. Erzeugnisse Geberbranchen insgesamt

Quellen: Statistisches Bundesamt, SV-Wissenschaftsstatistik; Berechnungen des DIW.

Die Erzeugnisse der elektrotechnischen Industrie sind die wichtigsten Transporteure von technischem Wissen: 27 vH der gesamten41 gebundenen Übertragungen von FuE-Kapital in die Erzeugnisbereiche der deutschen Wirtschaft entfallen auf sie (siehe letzte Spalte in Tabelle 28). Die Erzeugnisse der chemischen Industrie tragen weitere 20 vH zu den Übertragungen bei.

40

Zum Vergleich: Die Industrie bezieht lediglich ein Viertel der Wissensübertragungen in dieser Kategorie.

41

Gebundene Übertragungen von FuE-Kapital aus inländischen und importierten Vorleistungen und Investitionsgütern.

55

Mit 12 vH ist der (inländische und ausländische) Maschinenbau der drittwichtigste Technologielieferant für die deutsche Wirtschaft. Ähnlich wie für die gesamte Wirtschaft ist auch die Bedeutung der genannten drei Geberbranchen für die deutsche Industrie (siehe erste Spalte in Tabelle 2-8): Die Elektrotechnik steuert 28 vH, die chemische Industrie 23 vH und der Maschinenbau 16 vH bei. Auffallend ist allerdings, daß die Erzeugnisse der Elektrotechnik vor allem für die Erzeugnisse der FuE-intensiven Sektoren ein wichtiger Technologielieferant sind, während die Erzeugnisse des Maschinenbaus vor allem in den weniger FuE-intensiven Sektoren eine weitaus überdurchschnittliche Bedeutung als Zulieferer von FuE-Kapital haben. Die weniger FuE-intensiven Branchen beziehen technisches Wissen auch in erheblichem Maße aus Sektoren der einfachen Technologie (siehe Kategorie der "sonstigen Erzeugnisse"). Für die Dienstleister sind hingegen elektrotechnische Erzeugnisse sowie Luft- und Raumfahrzeuge wichtigster Technologielieferant. Auch die kleine Geberbranche Feinmechanik ist für sie deutlich wichtiger als für die Industrie.

2.2.4

Importe und Exporte von FuE-Kapital

Zur Bestimmung der Technologiegeber- bzw. Technologienehmerposition eines Landes im Vergleich zu seinen Handelspartnern werden gewöhnlich die Export-Import-Saiden in bestimmten technologieintensiven Warengruppen gebildet und einander gegenübergestellt. Dabei taucht jedoch das Problem auf, daß das Ausmaß des eingesetzten technischen Wissens in derselben Gütergruppe von Land zu Land unterschiedlich sein kann. Die sich ergebenden Abweichungen sind um so eklatanter, je unterschiedlicher die Entwicklungsstadien und Spezialisierungsmuster zweier zum Vergleich stehender Volkswirtschaften sind (siehe Kapitel 4). Exporte von Schwellenländern in Gütergruppen, die im Fall industrialisierter Länder als Hochtechnologiebereiche gezählt werden, werden dort oft nur mit vergleichsweise niedrigem Einsatz von technischem Wissen hergestellt. Ihr Technologiegehalt wird demnach überschätzt, wenn sie pauschal als Hochtechnologiegüter gewertet werden 42. Eine Möglichkeit, diesen Fehler zu vermeiden, besteht in der direkten Messung des Technologiegehalts eines importierten Produktes anhand des sektoralen FuE-Gehalts im Herkunftsland 43 . Dadurch läßt sich das in den Exporten und Importen enthaltene (gebundene) FuE-Kapi-

42

In Kapitel 4 wird daher in einer Modellrechnung untersucht, wie sich die Technologiegeberposition der Bundesrepublik verändert, wenn auch die Importe aus Schwellenländern in generell FuE-intensiven Warengruppen als nicht-FuE-intensiv eingestuft werden. 43

Niedrige sektorale FuE-Intensitäten bedeuten, daß vergleichsweise wenig technisches Wissen in einem Produkt enthalten ist und international gehandelt wird.- Eine wichtige Grundlage für derartige Berechnungen ist die sektorale FuE-Datenbank der OECD, die detaillierte FuE-Aufwendungen für 12 wichtige OECD-Länder

56

tal ermitteln. Ein Vergleich des exportierten FuE-Kapitals mit dem importierten FuE-Kapital erlaubt eine genauere Abschätzung der internationalen gebundenen Technologietransfers, als dies über die Betrachtung lediglich der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Güterkategorie möglich ist. Abbildung 2-10 Größenordnung der westdeutschen Export-Import-Saiden im internationalen Transfer von FuE-Kapital nach ausgewählten Sektoren

Maschinenbau

straQenfalvxeuge Sonst. Sektoren Luft· u. Raumfahrz. BeMrotechnik Chems iche Eir Feinmech., Optik BOromaschn ien

Quellen: siehe Abbildung 2.7.

Nach den hier vorgenommenen Berechnungen exportierte Westdeutschland im Jahr 1990 etwa 40 vH des im Inland akkumulierten FuE-Kapitals. Über Importe flöß FuE-Kapital in einer Höhe von etwa einem Drittel des im Inland akkumulierten FuE-Kapitals in die westdeutsche Wirtschaft. Damit ergibt sich ein Exportüberschuß an FuE-Kapital in einer Größenordnung von etwa einem Zehntel des im Inland akkumulierten FuE-Kapitals. Dieser Überschuß wird dominiert von den FuE-intensiven Branchen, allen voran dem Maschinenbau, gefolgt von der Elektrotechnik, dem Straßenfahrzeugbau und der chemischen Industrie. Negative Salden in beträchtlichen Größenordnungen sind allerdings bei Büromaschinen sowie Luft- und Raumfahrzeugen zu verzeichnen (siehe Abbildung 2-10).

beinhaltet. Aus diesen Ländern stammen mehr als zwei Drittel der deutschen Einfuhren. Sektorale FuE-Daten für andere Handelspartner der Bundesrepublik wurden aufgrund der gesamtwirtschaftlichen FuE-Intensität (FuE-Aufwendungen in vH des Bruttoinlandsprodukts) geschätzt. Trotz der mit den Berechnungen verbundenen statistischen Unsicherheit können anhand der hier vorgenommenen Schätzungen wichtige Tendenzen aufgezeigt werden.

57

Knapp zwei Drittel des in die deutsche Wirtschaft importierten FuE-Kapitals stammen aus europäischen Ländern (EU und ehemalige EFTA), weitere 22 vH aus den USA und etwa ein Zehntel aus Japan (siehe Abbildung 2-11). In einzelnen Geberbranchen sind die einzelnen Regionen jedoch weitaus überdurchschnittlich vertreten. So liefern die USA etwa die Hälfte des über Büromaschinenimporte bezogenen FuE-Kapitals und haben auch bei den Erzeugnissen der Luft- und Raumfahrt einen hohen Importanteil. Japan dominiert im Bereich der Feinmechanik deutlich und weist auch bei Straßenfahrzeugen und elektrotechnischen Erzeugnissen überdurchschnittlich hohe Anteile auf. Technisches Wissen, das an Importe der chemischen Industrie und des Maschinenbaus gebunden ist, stammt hingegen vor allem aus den europäischen Ländern.

Abbildung 2-11 Herkunft der Technologieimporte nach Regionen

Quellen: siehe Abbildung 2-7.

Die Bezüge von technischem Wissen aus den USA sind vor allem für die deutschen Dienstleistungsbereiche relevant: US-amerikanische Produkte tragen dort etwa mit einem Drittel zum Import von FuE-Kapital bei. Die deutschen marktbestimmten Dienstleistungen (Kreditinstitute, Versicherungen etc.) profitieren deutlich mehr als andere Dienstleistungsbereiche oder auch die Industrie von japanischen Technologieübertragungen. Technisches Wissen aus Japan und den USA ist für die FuE-intensiven Industriezweige mit einem Anteil an den gesamten Wissensimporten von 30 vH wesentlich bedeutender als für die weniger FuE-intensiven Industriezweige, wo der Anteil beider Länder lediglich bei 16 vH liegt (siehe Abbildung 2-12). Dieses hohe Gewicht ist im Fall der USA hauptsächlich durch Lieferungen für die deutsche Herstellung von Büromaschinen und Luft- und Raumfahrzeugen geprägt, im Fall Japans durch Lieferungen an den deutschen Maschinen-, Büromaschinen- und Straßenfahrzeugbau sowie die elektrotechnische und feinmechanische Industrie. Die weniger FuE-intensiven Industriezweige sind dem-

58

nach besonders stark auf den Technologiebezug aus deutschen Branchen konzentriert, die relativ geringen Importe dieser Branchen von FuE-Kapital stammen - abgesehen von wenigen Ausnahmen wie der Mineralölverarbeitung und der Bekleidungsindustrie - zu über zwei Dritteln aus Europa. Die weniger FuE-intensiven Branchen sind demnach auf Transfernetze in relativ engen Regionen angewiesen. Für sie ist die Bindung an das Technologieangebot eines Standortes besonders groß (s.u.).

Abbildung 2-12 Herkunft der Technologieimporte deutscher Nehmerbranchen nach Regionen westdeutsche Nehmerbereiche INDUSTRIE darunter FuE-intensive Sektoren Nicht-FuE-intensive Sektoren

DIENSTLEISTUNGEN

Marktbest Dienste Nicht-marktbest. Dienste 20%

IEU+EFTA

40%

I

I USA

60%

80%

Japan

100%

Rest

Quellen: siehe Abbildung 2-7.

2.2.5

Übertragungen von FuE-Kapital und Standortbindung: Sektorale Cluster

Die technologische Leistungsfähigkeit der Unternehmen eines Landes hängt insbesondere von dem an einem Standort vorgefundenen Angebot an komplexen Vorprodukten und Kapitalgütern ab. Zwar können solche Erzeugnisse grundsätzlich auch über längere Entfernungen hinweg transferiert werden, doch spielt geographische Nähe immer dann eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn die zugelieferten Erzeugnisse an spezielle Bedürfnisse des Abnehmers angepaßt werden müssen und eine häufige Rückkoppelung zwischen beiden nötig ist. Insofern begünstigt das Angebot anspruchsvoller Vorleistungen und Investitionsgüter auch die vor Ort angesiedelten Abnehmer: Aus dem direkten Kontakt zu den Herstellern entstehen ihnen Fühlungsvorteile. Beim Bezug von hochstandardisierten Produkten ist hingegen ein unmittelbarer Kontakt zum Anbieter weniger wichtig. 59

Durch einen Vergleich der sektoralen Struktur der Bezüge von FuE-Kapital aus dem Inland mit der der Bezüge aus dem Ausland läßt sich ermitteln, welche unternehmensexternen Technologiegeberbereiche vor allem aus inländischen Quellen nachgefragt werden. Hierbei zeigt sich, daß vor allem der westdeutsche Maschinenbau, der Straßenfahrzeugbau und die elektrotechnische Industrie ihre ausländischen Konkurrenten als Technologielieferanten für inländische Unternehmen anteilsmäßig übertreffen. Ausländische Anbieter dominieren allerdings in den Geberbereichen Büromaschinen sowie Luft- und Raumfahrzeuge. Für die westdeutsche Industrie als Abnehmer, insbesondere die weniger FuE-intensiven Bereiche, sind vor allem der inländische Maschinenbau und die elektrotechnische Industrie als Technologielieferanten relevant. Dienstleister profitieren überproportional von Erzeugnissen des Straßenfahrzeugbaus und chemischen Produkten aus inländischer Produktion (siehe Abbildung 2-13) 44 .

Abbildung 2-13 Technologietransfer über Vorleistungen und Investitionsgüter in westdeutsche Abnehmerbereiche nach regionaler und sektoraler Herkunft Geberbranchen Maschinenbauerzeugnisse Straßenfahrzeuge Elektrotechnische Erzeugnisse Chemische Erzeugnisse Feinmechanische u. optische Erz. Luft- und Raumfahrzeuge Büromaschinen, ADV-Geräte u.-Einricht.

-0,5

Ausland dominiert

Dienstleistungen

I

I Industrie

0

0,5

Inland dominiert

! Alle Erzeugnisbereiche

Quellen: siehe Abbildung 2-7.

44

Der in Abbildung 2-13 dargestellte normierte Indikator mißt die Dominanz inländischer bzw. ausländischer d

i Geberbereiche. Er wird errechnet als ^

~mi + m

, wobei d den Anteil des Gebeibereichs i an den inländischen

Übertragungen und m den Anteil des Geberbereiches an den importierten Übertragungen bezeichnen. Ein Wert von +1 (-1) bedeutet, daß das gesamte Wissen aus dem Inland (Ausland) stammt. Bei einem Wert von 0 sind beide Anteile gleich groß.

60

Maschinenbau Bei den Technologielieferungen über Erzeugnisse des Maschinenbaus an die westdeutsche Industrie dominieren inländische Hersteller deutlich. Dies gilt nicht nur für das verarbeitende Gewerbe insgesamt, sondern mit wenigen Ausnahmen auch für jeden Nehmersektor für sich genommen. In Abbildung 2-14 sind diejenigen Branchen erfaßt, für die Technologieübertragungen durch Erzeugnisse des Maschinenbaus nicht nur einen überdurchschnittlich hohen Anteil aufweisen, sondern auch zu einem deutlich höheren Anteil aus dem Inland stammen. Die dargestellten Branchen haben daher potentiell vergleichbar hohe Fühlungsvorteile mit dem westdeutschen Maschinenbau. Für die westdeutsche Gummierzeugung und die Holzindustrie etwa erfolgt ein Drittel der gesamten Technologieübertragungen über Maschinen. Gleichzeitig dominieren inländische Maschinenbauerzeugnisse gegenüber ausländischen deutlich45. Eine überdurchschnittlich hohe Standortbindung an den westdeutschen Maschinenbau liegt auch für die übrigen dargestellten Branchen vor. Abbildung 2-14 Westdeutsche Nehmerbranchen mit starker technologischer Abhängigkeit von inländischen Maschinenbauerzeugnissen Anteil des Maschinenbaus an den gesamten Übertragungen

Nehmerbranchen Gummierz.

33,1

Holz

34,6

Feinm.,Optik

18,7

Feinkeramik

33,4

Zellstoff

23,9

Kunststoff

15,3

Druckerei

24,5

Glas

28,7

Papier u. Pappewaren

21,8

EBM

21,4

Nahrungsmittel

22,0

-0,5 Ausland ' dominiert

0,5 Inland dominiert

Quellen: siehe Abbildung 2-7.

45

Ihr Anteil an den inländischen Übertragungen ist etwa fünf mal so hoch wie der Anteil an den Wissensimporten. 61

Elektrotechnische Industrie Im Fall der Elektrotechnik ist die Dominanz inländischer Technologiegeber weniger deutlich ausgeprägt als im Maschinenbau. Trotzdem beziehen eine Reihe von nicht-FuE-intensiven Branchen wie die Ziehereien und Kaltwalzwerke (ZKWW), die Druckereien, die Papier- und Pappeindustrie u.a. ihr an elektrotechnische Erzeugnisse gebundenes FuE-Kapital vorwiegend aus dem Inland. Der Beitrag der Elektrotechnik zu den gesamten Wissensübertragungen in die weniger FuE-intensiven Branchen ist allerdings mit zwischen 13 vH und 17 vH eher gering. Wesentlich größer ist dieser Anteil für den Straßenfahrzeugbau als Nehmerbranche: Er bezieht insgesamt mehr als ein Drittel seines externen FuE-Kapitals über elektrotechnische Erzeugnisse, wobei inländische Lieferanten dominieren (siehe Abbildung 2-15).

Abbildung 2-15 Westdeutsche Nehmerbranchen mit starker technologischer Abhängigkeit von inländischen Erzeugnissen der Elektrotechnik Anteil der Elektrotechnik an Übertragungen

Nehmerbranchen

cfen gesamten ZKWW

17,4

Druckerei

14,0

Zellstoff

14,7

Papier- und Pappewaren

14,6

Feinkeramik

15,6

Holz

14,3

Straßenfahrzeuge

36,9

Nahrungsmittel

13,2 -1

Quellen: siehe Abbildung 2-7.

62

-0,5 Ausland ' dominiert

nffiSBMPH

M

WKÊ



0,5 Inland dominiert

Chemische Industrie Übertragungen gebundenen technischen Wissens über Erzeugnisse der chemischen Industrie in das westdeutsche verarbeitende Gewerbe werden insgesamt vom Ausland schwach dominiert. Dennoch spielen aus Sicht einzelner Nehmerbranchen Übertragungen aus dem Inland eine vergleichsweise starke Rolle. Es sind dies die Branchen Herstellung von Musikinstrumenten und Spielwaren bzw. Herstellung von NE-Metallen. Für die Textilindustrie und die Ledererzeugung und -Verarbeitung, für die chemische Erzeugnisse mit einem Anteil von zwei Dritteln bzw. zwei Fünfteln der wichtigste Technologielieferant sind, überwiegen Lieferungen aus dem Inland nur schwach. Dies gilt auch für die chemische Industrie als Empfänger intraindustrieller Technologieübertragungen. Diese tragen mit knapp vier Fünfteln den weitaus größten Teil der Übertragungen von FuE-Kapital durch Vorleistungen (und Investitionsgüter) bei (siehe Abbildung 2-16).

Abbildung 2-16 Westdeutsche Nehmerbranchen mit starker technologischer Abhängigkeit von inländischen Erzeugnissen der Chemie Anteil der chemischen Industrie an den gesamten Übertragungen

Nehmerbranchen

42,9

Musikinstrumente, Spielwaren 29,1

NE-Metalle 65,9

Textilindustrie 43,1

Ledererzeugung und -Verarbeitung Chemie

77,4

-1

-0,5 Ausland ' dominiert

0,5 Inland dominiert

1

Quellen: siehe Abbildung 2-7.

63

2.3

Schlußfolgerungen

Die westdeutsche Industrie weist eine deutliche Spezialisierung auf die Sektoren der höherwertigen Technologien auf. Allerdings hat sich dieses Spezialisierungsmuster im Verlauf der 80er Jahre stärker in Richtung der Spitzentechnologien verschoben, als dies in anderen Ländern der Fall war. Deutschland befindet sich damit ähnlich wie die USA und Japan in einer Entwicklungsphase, die durch eine Strukturverschiebung hin zu besonders FuE-intensiven Industriezweigen gekennzeichnet ist. Zwar hat sich in allen betrachteten OECD-Ländern das Gewicht der FuE-intensiven Industriezweige an den gesamten FuE-Aktivitäten der Industrie erhöht. Während in Deutschland, den USA und Japan ein Rückgang des Anteils höherwertiger Technologien durch einen Anstieg bei den Spitzentechnologien mehr als kompensiert wurde, ist in Frankreich, Großbritannien und Italien sowohl bei den höherwertigen als auch bei den Spitzentechnologien ein Anstieg zu beobachten. In Italien ist die Gewichtsverlagerung hin zu höherwertigen Technologien sogar besonders stark ausgeprägt. Im Verlauf der 80er Jahre hat sich das strukturbereinigte Niveau der FuE-Intensität der gesamten westdeutschen Industrie weniger stark erhöht als in den meisten anderen betrachteten Ländern. Anfang der 90er Jahre lag Westdeutschland bezüglich des Einsatzes von FuE-Kapital in der Industrie im Mittelfeld der betrachteten Industrienationen. Die westdeutsche Industrie ist zwar insgesamt bezogen auf die Bruttowertschöpfung vergleichsweise stark auf FuE-intensive Industrien spezialisiert, weist aber bei den sektoralen FuE-Kapitalkoeffizienten im Vergleich mit insbesondere den USA niedrigere Werte auf. Im Rahmen der sich intensivierenden Arbeitsteilung der Industrieländer untereinander hat die Bedeutung des Bezugs von technischem Wissen aus anderen Ländern während der 80er Jahre deutlich zugenommen. Die Bundesrepublik ist dabei vergleichsweise gut in den internationalen Technologietransfer integriert. Deutliche Defizite weist Japan auf. Für die westdeutsche Wirtschaft erhöht der Bezug von Vorleistungen und Investitionsgütern den Technologieeinsatz erheblich: Das insgesamt zum Einsatz kommende FuE-Kapital stammt zu etwa 60 vH aus eigenen Aktivitäten zur Akkumulation von FuE und zu 40 vH aus unternehmensexternen Quellen (aus dem Inland und dem Ausland). Ein Viertel des Bezugs von FuE-Kapital erfolgt über Importe. Vom Bezug technischen Wissens über Vorleistungen und Investitionsgüter profitieren vor allem die weniger FuE-intensiven Industriezweige sowie die Dienstleister. Die weniger FuE-intensiven Bereiche der westdeutschen Industrie hängen dabei besonders stark von technologieintensiven Investitionsgütern aus dem Inland ab. Auch für die Dienstleister sind Investitionsgüter ein wichtiger Technologielieferant, wobei hier die Bezüge aus dem Ausland, insbesondere aus den USA und Japan, relativ stark vertreten sind.

64

Die wichtigsten Technologiegeberbereiche sind die elektrotechnische Industrie, die chemische Industrie sowie der Maschinenbau, die zwei Drittel der gesamten Übertragungen auf sich vereinen. Deutschland exportiert deutlich mehr FuE-Kapital, als es importiert. Dies liegt vor allem an der international starken Stellung des deutschen Maschinenbaus, der Elektrotechnik, des Straßenfahrzeugbaus sowie der chemischen Industrie. Im Fall von Büromaschinen sowie Luftund Raumfahrzeugen ist die Bundesrepublik allerdings ein Nettoimporteur von technischem Wissen. Von der hohen technologischen Kompetenz deutscher Technologiegeberbranchen profitieren vor allem die Sektoren, deren Technologieintensität besonders stark von den inländischen Anbietern abhängt. Solche Fühlungsvorteile, wie sie vor allem vom westdeutschen Maschinenbau und der westdeutschen Elektrotechnik ausgehen, sind für Unternehmen der Papier- und Pappeherstellung sowie -Verarbeitung und des Druckereigewerbes, aber auch der Feinkeramik und des Nahrungsmittelgewerbes besonders wichtig.

65

3

FuE-Aktivitäten multinationaler Unternehmen in Deutschland

3.1

Internationalisierung von FuE in multinationalen Unternehmen

3.1.1

Ziel und Datengrundlagen der Untersuchung

Wie in anderen entwickelten Industrieländern ist auch in der Bundesrepublik zu beobachten, daß multinationale Unternehmen zunehmend in ihren Tochterunternehmen im Ausland Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten entfalten. Der Auf- und Ausbau von Forschungsstandorten außerhalb des Heimatlandes führt in vielen Unternehmen zu neuen Formen der internationalen Arbeitsteilung in Forschung und Entwicklung (FuE). Über die Akquisition von auf dem Markt etablierten forschungtreibenden Unternehmen im Ausland erschließen sie neue Märkte und beschaffen sich fehlendes Know-how in neuen Technologiefeldern. Bei einigen neuen Technologien greifen multinationale Unternehmen dabei auf die technologischen Kompetenzen kleiner Technologiefirmen im Ausland zurück, indem sie mit ihnen kooperieren oder die Firmen erwerben. In Deutschland wird diese in jüngster Zeit verstärkte Internationalisierung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in multinationalen Unternelimen zum Teil als eine Verlagerung von FuE-Potentialen ins Ausland angesehen und als Bedrohung für die längerfristige technologische Leistungsfähigkeit

der Volkswirtschaft empfunden. Die zunehmende Bedeutung

forschender ausländischer Tochtergesellschaften für die Konzerne wird dabei zuweilen als ein Beleg für die Schwächen des Forschungsstandortes herangezogen. Gefragt wird auch, ob sich die zu Beginn der 90er Jahre in Deutschland und anderen Industrieländern stagnierenden FuE-Aufwendungen der Wirtschaft dadurch erklären lassen, daß viele multinationale Unternehmen nur noch außerhalb des Heimatlandes die FuE-Aufwendungen erhöhen. Zweifellos verändert sich der Zusammenhang zwischen der technologischen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und der Leistungsfähigkeit von Volkswirtschaften unter dem Einfluß der Internationalisierung von Forschung und Entwicklung in multinationalen Unternehmen. Nicht mehr nur Absatz und Produktion, sondern auch die fur die Sicherung der künftigen Wettbewerbsfähigkeit wichtigen FuE-Aktivitäten werden von Unternehmen in internationaler Arbeitsteilung an weltweit verteilten Standorten durchgeführt. Das technologische Potential eines multinationalen Unternehmens wird nicht mehr allein durch die FuE-Aktivitäten der Muttergesellschaft im Heimatland gespeist, sondern auch von den Aktivitäten bei den Tochterfirmen im Ausland. An ihrem Standort haben die inländischen Unternehmen über verbundene Unternehmen im Ausland also auch den Zugriff auf technologisches Wissen, das nicht im Inland erzeugt wurde. Je kleiner ein Land ist, desto weniger ist es möglich, in inländischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen für das

66

gesamte Technologiespektrum grundlegende FuE-Aktivitäten durchzuführen. Wichtig für die inländischen Unternehmen ist jedoch die Möglichkeit des schnellen Zugriffs auf neue FuEErgebnisse, wenn sich Anwendungsfelder und damit Innovationschancen in der inländischen Produktion ergeben. Unternehmen versuchen, ihren Wissensvorsprung zu monopolisieren und so ihre Innovationserträge zu maximieren. Neues Wissen wird deshalb gegen Nachahmung geschützt und steht zunächst nur dem Eigentümer und nicht auf dem Markt zur Verfügung. Wenn der Eigentümer der FuE-Ergebnisse ein multinationales Unternehmen ist, können prinzipiell alle verbundenen Unternehmen dieses Wissen nutzen, während unverbundenen Unternehmen der Zugang dazu verwehrt ist. Somit stärkt diese unternehmensinterne Zugriffsmöglichkeit die technologische Leistungsfähigkeit des Standortes, weil das im Ausland erzeugte neue Wissen schneller im Inland angewendet werden und so zu einer Steigerung der Produktivität in den inländischen Unternehmen fuhren kann.1 Daraus ergibt sich aber, daß die technologische Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft auf der Input-Seite nicht nur durch die eigenen FuE-Anstrengungen der Unternehmen im Inland bestimmt wird, sondern zunehmend auch durch die Zugriffsmöglichkeiten auf FuE-Ergebnisse aus verbundenen Mutter- und Tochterunternehmen im Ausland. Durch den Erwerb von forschungtreibenden Unternehmen im Ausland entstehen in multinationalen Unternehmen an verschiedenen Standorten Forschungs- und Produktionskapazitäten. Die wachsende Freiheit zur räumlichen Trennung von FuE und Produktion eröffnet den Unternehmen neue Möglichkeiten zur internationalen Arbeitsteilung und zur Spezialisierung zwischen den Forschungsstandorten. Konzerne reorganisieren ihre weltweiten Forschungspotentiale, um Doppelforschung zu vermeiden und Spezialisierungsvorteile einzelner Standorte zu nutzen. Diese meist im Zuge von Akquisitionen ausgelöste weltweite Reorganisation der FuE im Unternehmen hat Auswirkungen auf die Forschungspotentiale an den einzelnen nationalen Standorten. Zur Beurteilung der technologischen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft ist zu fragen, wie sich diese Restrukturierung der FuE in den multinationalen Unternehmen auf das FuE-Potential und letztlich auch auf das Produktionspotential im Land auswirkt. Kommt es zu einer Verlagerung von FuE-Aktivitäten ins Ausland? Wie engagieren sich ausländische Unternehmen in der FuE im Inland? Wird das Spezialisierungsmuster der Länder in FuE durch die Internationalisierung der FuE in multinationalen Unternehmen beeinflußt?

1

Die innovative Anwendung von fremdem Wissen setzt dabei eine Adaptionsfähigkeit voraus, die auch eigene FuE-Aktivitäten erfordert.

67

In diesem Kapitel der erweiterten Berichterstattung zur technologischen Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik wird das Forschungspotential deutscher Unternehmen im Ausland und ausländischer Unternehmen in Deutschland dargestellt mit dem Ziel, die Zugriffsmöglichkeiten der Unternehmen auf Wissen im Ausland und die Wirkungen der Internationalisierung von FuE in multinationalen Unternehmen auf das Spezialisierungsmuster des Forschungspotentials in Deutschland einzuschätzen. Nationale und internationale Statistiken stellen bisher nur in wenigen Fällen Daten über die internationalen Forschungsaktivitäten multinationaler Unternehmen zur Verfügung. Für die Bundesrepublik hat die SV Wissenschaftsstatistik GmbH im Rahmen dieses Berichts zum ersten Mal eine Sonderauswertung ihrer jährlichen Erhebung durchgeführt, die Informationen über die FuE in ausgewählten forschungsintensiven Großunternehmen getrennt nach deutschem und ausländischem Mehrheitseigentum liefert. Zur FuE der deutschen Tochterunternehmen im Ausland liegen für die USA Daten des US-Handelsministeriums vor. Für einige andere Länder kann bisher nur auf einzelne Untersuchungen zurückgegriffen werden. Zur Interpretation der Daten wurden auch Interviews in deutschen Mutter- und ausländischen Tochterunternehmen über die Beurteilung des Forschungsstandortes Deutschland herangezogen (Abschnitt 3.2). 3.1.2

Erklärungsansätze und Formen der Internationalisierung von FuE in Unternehmen

Die Internationalisierung der FuE in multinationalen Unternehmen folgt der Internationalisierung von Absatz und Produktion zeitlich und räumlich. Zur Begründung der ausländischen Direktinvestitionen gibt es verschiedene theoretische Erklärungsansätze, eine gültige geschlossene Theorie existiert jedoch nicht. Vor allem läßt sich das Verhältnis von Handel und Direktinvestitionen nicht eindeutig bestimmen.2 Verschiedene Versuche zur Erklärung von Auslandsaktivitäten von Industrieunternehmen hat Dunning in einem "eklektischen Paradigma" zusammengefaßt. Die Neigung eines Unternehmens zu Direktinvestitionen im Ausland hängt danach von folgenden Faktoren ab: •

von den eigentümerspezifischen Vorteilen des Unternehmens bei der Bedienung des fremden Marktes (Eigentümervorteil)



von der Anziehungskraft der Standorte für die Nutzung dieser Eigentümervorteile (Standortattraktivität) und

2

Vgl. u.a. Schultz (1995).

68



vom Interesse des Unternehmens, die Ressourcen selbst zu besitzen, also zu internalisieren und nicht auf andere Weise organisatorisch über die Kooperation mit Unternehmen im Ausland zu beherrschen (Internalisierungsvorteile) 3.

Auch hinsichtlich der Internationalisierung von FuE in multinationalen Unternehmen ist zu analysieren, welchen Einfluß die Eigentümervorteile einerseits und die Standortvorteile andererseits auf diesen Prozeß haben. Die Erklärung der Internationalisierung von Produktion und FuE in multinationalen Unternehmen muß auch mit der Produktzyklushypothese von Vernon verbunden werden, deren Ausgangspunkt der Innovationsprozeß ist4. Innovationen entstehen nach dieser Theorie aufgrund besonderer Bedingungen des Heimatmarktes und reifen in engem Kontakt mit den Abnehmern. Sobald ein genügendes Marktvolumen erreicht ist, wird auch die Nachfrage im Ausland bedient; zunächst über den Export, dann über die lokale Produktion in Tochterunternehmen. Um auf die spezifischen Marktbedingungen besser reagieren zu können, werden FuE-Funktionen in den ausländischen Produktionseinheiten benötigt. Die sich so etablierenden FuE-Kapazitäten im Ausland entwickeln mit wachsender Verantwortung der Tochtergesellschaften Kompetenzen von der technischen Adaption über die eigene Produkt- und Prozeßentwicklung bis hin zur Zusteuerung von technischem Wissen in das Wissenspotential der gesamten Unternehmung 5. Die Forschungsaktivitäten multinationaler Unternehmen bleiben jedoch zunächst bei der Muttergesellschaft konzentriert. Dort werden alle wesentlichen Innovationen hervorgebracht. Diese Vorstellung bedarf jedoch mit dem Aufbau internationaler FuE-Netzwerke in multinationalen Unternehmen einer Erweiterung 6. Je mehr multinationale Unternehmen an den verschiedenen nationalen Standorten die regionalen Innovationsimpulse vom Markt und aus der Forschungs- und Technologielandschaft nutzen, desto weniger geht die Innovationskraft des Unternehmens nur vom Heimatland aus. Somit hat die Internationalisierung der FuE, die dem Produktionszyklus folgte, nun die Bedingungen der Internationalisierung verändert. Die Tochterunternehmen im Ausland unterscheiden sich immer weniger von den einheimischen Unternehmen. Nach Expansionsphasen stellt sich für multinationale Unternehmen die Aufgabe der Koordinierung und Restrukturierung der verteilten FuE-Einheiten. Die Unternehmen 3

Dunning (1981, 1989).

4

Vernon (1966).

5

Vgl. Terpstra (1977), Ronstadt (1977), Behrmann, Fischer (1980).

6

Cantwell (1995), S. 172.

69

beginnen nach einer Phase der Dezentralisierung mit der Konsolidierung, dem Abbau von Doppelforschung und der Intensivierung des konzerninternen Technologietransfers. In dieser Phase der Konsolidierung werden Kompetenzzentren in multinationalen Unternehmen gebildet, die die Verantwortung für bestimmte Geschäftsfelder sowie damit zusammenhängende regionale Märkte erhalten. In diesen Kompetenzzentren sind oft auch die entsprechenden FuEPotentiale konzentriert. Die Produktkompetenz erwerben Unternehmen durch das Aufnehmen von Marktimpulsen und von Impulsen aus der technologischen Entwicklung. Letztlich bestätigt sich durch die Herausbildung von Kompetenzzentren auch bei Tochterunternehmen im Ausland die Annahme über die starke Marktbezogenheit von Innovationen und Direktinvestitionen in der Produktlebenszyklus-Theorie. Die FuE-Potentiale von multinationalen Unternehmen an den einzelnen international verteilten Standorten unterscheiden sich nach der Art der FuE-Aktivität, nach dem Markt- und Produktionsbezug sowie nach dem Umfang. Zur Klassifizierung der FuE-Einheiten wurden unterschiedliche Vorschläge erarbeitet 7, die allerdings aufgrund der Heterogenität der Formen und der weichen Abgrenzungskriterien für eine statistische Erfassung nur schwer operationalisierbar sind. Die von der OECD im "Frascati-Handbuch" definierten Arten von FuE (Grundlagenforschung, angewandte Forschung und experimentelle Entwicklung) sind zur Beschreibung der Funktionen von FuE-Einheiten in multinationalen Unternehmen nicht ausreichend, weil sie den räumlichen Aspekt der Anwendung der FuE-Ergebnisse (Bezug zum Markt und zur Produktion) nicht erfassen. Die "klassischen" Formen internationalisierter Forschung in multinationalen Unternehmen, zentrale FuE für globale Märkte und lokale Entwicklung für lokale Märkte, werden zunehmend durch zwei neue Formen der internationalen Produkt- und Prozeßentwicklung ergänzt, die mit einem Technologietransfer zwischen verbundenen Unternehmen einhergehen8: •

Produktentwicklungen,

die spezielle Marktanforderungen

erfüllen,

können nach Anpassungen auch auf anderen Märkten ebenfalls erfolgreich

eingeführt

werden (· »5. 20,0 4047 4«4 5.,7 7.37 7024 7000 5007 2057 3.2. .225 00. „37. ,2755 ,5543 23,« 30752 2^.4 3303. 3M24 45340 527., 55.,0 5,753 543» 4.774 4«00 5375, 7,.32 «2.2 »55,. 07234 ,00«. 77«4 .70.7 .,«. Alternativrechnung I : All« FuE-lntondv.n Import. (00. . 007+00.1 ·υ· WcM-OECO Und«rn .1· nicM FuElnt.nilv (000) .lng..tuH 1ίΜβ ,4,M ,74β 341,5 33,30 MSSe 43330 ^ ° ««'« «»« «»37 »«7 .,«. .2544 00«, , ,5« „355. ,20,3. 0503. ,0*45 ,0705. 007 ,0Μ ,,0β ,Μ7 M,S 8893 3030 ** *»» 3320 37,. 27,. 3.5. 20,0 4047 4.04 5.,7 7Μ7 7.24 70.. 5*7 2057 00. ,„34 ,30«, ,5.43 23«. 3,550 30600 352.5 40300 475.2 550,3 50,0, 54.« 57,., 5,.27 5,.40 572.4 7.727 .20,3 ,03.72 ,0«« „42.2 .3«2 ,0«,5 ,00«, 000 -24.5 -247, -3.0, ·27,3 24„ .,075 -4025 -.,42 -7402 -,4„4 .,«27 -072, -W00 .„«5 -10βΜ -.004 -.5.3 -„225 .„«4 -,4.53 -3,703 -40447 -52430 ^0503

•s.c„

Tabelle 4-6 Außenhandelsbilanz der Bundesrepublik Deutschland nach Warengruppen unterschiedlich« FuE-Intensität 1970 bis 1993 (in Mill. US-$)

ιβ

142

30052. -,424«

'

NL

B

CB

OK

,RL

on

CH

Export-Imporl-Selden

ε Ρ Λ



SF

.S

TA

USA

CON

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-,«35

-,0

. „ Tabelle 4-7 Außenhandelsbilanz der OECD-Länder nach Warengruppen unterschiedlicher FuE-Intensität 1991 bis 1993 (in Mill. US-$)

Stuft man die Hochtechnologie-Importe aus den Nicht-OECD-Ländern als Güter mit niedriger FuE-Intensität ein, dann stellt sich vor allem die Situation der USA erheblich positiver dar. Ohne Importe aus den Nicht-OECD-Ländern haben sie nach Japan und der Bundesrepublik den drittgrößten Außenhandelsüberschuß bei allen Hochtechnologiegütern. Der Überschuß der USA konzentriert sich auf die Güter der Spitzentechnologie, bei denen sie - ohne Importe aus den Nicht-OECD-Ländern - einen fast so hohen Überschuß wie Japan aufweisen und weit vor Großbritannien und Frankreich liegen. Demgegenüber fallen sie bei Gütern der höherwertigen Technologie deutlich hinter Japan und die Bundesrepublik zurück und rangieren noch hinter Frankreich. Im Handel der OECD-Länder untereinander sind im Bereich der höherwertigen Technologie neben Japan und Deutschland lediglich die Schweiz, Schweden und Irland Nettoexporteure, im engeren Bereich der Spitzentechnologie sind es neben Japan und den USA nur Irland, Großbritannien, die Schweiz und Schweden. Für die einzelnen Sektoren innerhalb des Hochtechnologiebereichs sind die jeweiligen Nettoexportländer in Tabelle 4-8 zusammengestellt. Auf dem ersten Platz tauchen in fast allen Sektoren lediglich die Bundesrepublik, Japan oder die USA auf; Ausnahmen sind nur pharmazeutische Erzeugnisse (Schweiz) und elektrische Haushaltsmaschinen (Italien).

4.4

Schlußfolgerungen

Wie schon die Gegenüberstellung des FuE-Gehalts der Exporte und Importe gezeigt hat (vgl. Kapitel 2), so fuhrt auch die Analyse des Außenhandels mit technologieintensiven Waren zu dem Ergebnis, daß die Bundesrepublik im Warenhandel per saldo Technologiegeber ist. Für den gesamten Bereich der Hochtechnologie gilt dies unter den OECD-Ländern vor allem gegenüber den anderen EU-Ländern. Sie ist dagegen Technologienehmer gegenüber Japan; im engeren Bereich der "Spitzentechnologie" gilt dies auch gegenüber den USA und in den letzten, durch hohe deutsche Importe infolge der Wiedervereinigung geprägten Jahren zusätzlich Großbritannien. Die Stärken der deutschen Exportwirtschaft im Hochtechnologiebereich liegen vor allem im Maschinenbau, im Fahrzeugbau, in der Elektrotechnik und der Chemie, die Schwächen konzentrieren sich auf die Sektoren Unterhaltungselektronik/Nachrichtentechnik, EDV-Geräte, Büromaschinen und Flugzeuge und hier vor allem gegenüber den USA und Japan.

143

Tabelle 4-8 OECD-Länder mit Exportüberschüssen12 im Handel mit den OECD-Ländern insgesamt 1991 bis 1993 ISIC13

Länder (Saldo In Mrd. US-$ in Klammern)

006

Japan (375), BRD (153), Schweiz (13), Irland (11), Schweden (10)

007

Japan (113), USA (56), Irland (9), UK (8), Schweiz (3), Schweden (1)

3522

Schweiz (7,7), UK (5,5), BRD (5,0), USA (3,2), Schweden (3,1), Irland (2,2), Dänemark (1,7), Belgien (0,3)

38252

Japan (40,3), USA (13,3), Irland (5,1), UK (2,8), Finnland (0,4)

3832

Japan (87,1), Irland (1,9), Österreich (0,7), Schweden (0,3)

3845

USA (31,0), UK (3,0), Frankreich (3,0), Kanada (1,8)

3851

USA (19,5), BRD (5,6), Schweiz (4,1), Japan (2,9), Dänemark (0,9), Irland (0,8), UK (0,4)

008

Japan (262), BRD (168), Schweiz (10), Schweden (9), Irland (2)

351

BRD (29,7), Niederlande (11,8), USA (11,6), UK (6,1), Irland (4,6), Schweiz (3,8), Belgien (2,6), Norwegen (1,8), Finnland (0,2)

3511

BRD (17,5), UK (9,5), Irland (5,6), Frankreich (4,2), Schweiz (4,2), USA (3,8), Niederlande (3,6), Norwegen (1,2), Dänemark (0,3), Finnland (0,3)

3512

BRD (2,2), USA (2,1), Niederlande (1,9), Belgien (1,3), UK (0 r 8), Schweiz (0,4), Norwegen (0,4), Österreich (0,2)

352A

BRD (8,6), Japan (8,1), Frankreich (6,3), USA (5,8), UK (2,6), Belgien (1,6), Irland (1,1) Niederlande (0,7), Schweiz (0,3)

38251

Japan (20,1), USA (1,4), Irland (0,7), Italien (0,5), Kanada (0,2)

382A

BRD (58,9), Japan (42,2), Italien (28,6), Schweiz (11,7), Schweden (5,0), Dänemark (2,8)

3821

USA (1.8), Japan (1,5), BRD (0,8), Schweiz (0,5), UK (0,3), Schweden (0,2)

3822

BRD (2,9), Italien (2,5), Japan (1,0), UK (0,8), USA (0,7), Dänemark (0,3), Belgien (0,1), Finnland (0,04)

3823

Japan (9,7), BRD (7,7), Schweiz (4,9), Italien (2,7), Schweden (0,4)

3824

BRD (22,2), Japan (12,0), Italien (8,8), Schweiz (5,9), Schweden (2,7), Finnland (0,5)

3829

BRD (25,6), Japan (18,0), Italien (14,7), USA (3,8), Dänemark (2,8), Schweden (1,8), Schweiz (0,9)

383A

Japan (23,0), BRD (13,9), Italien (2,6), Frankreich (1,8), USA (1,1), Schweiz (1,1), Irland (0,3)

3831

BRD (8,2), Japan (7,9), Frankreich (1,6), Schweiz (1,3), Finnland (0,3)

3833

Italien (2,3), BRD (1,2), Frankreich (1,2), Japan (1,1), Irland (0,3), Schweden (0,1), Niederlande (0,1)

3839

Japan (14,0), BRD (4,5), USA (3,6), Italien (2,1), Belgien (0,6), Portugal (0,5), Irland (0,3)

3842

BRD (1,4), Kanada (0,8), Italien (0,5), Österreich (0,3), Frankreich (0,2), Belgien (0,03), Japan (0,005)

3843

Japan (153,3), BRD (62,8), Kanada (14,8), Frankreich (11,5), Schweden (9,1), Spanien (2,6)

385A

Japan (19,0), Schweiz (8,1), Irland (0,2)

Quelle: DIW-Außenhandelsdaten.

12

Die hier als Exportüberschüsse der einzelnen Länder angegebenen Zahlen wurden anhand der "Partnerlandstatistiken" berechnet. 13

Zur Bedeutung der Nummern vgl. die Sektorgliederung im Anhang.

144

Die überragende Exportstärke der Bundesrepublik liegt somit in dem breiten Spektrum von Gütern der "höherwertigen Technologie". Demgegenüber sind Japan und die USA stärker auf die Ausfuhr von Gütern der "Spitzentechnologie" spezialisiert. Im Handel zwischen den OECD-Ländern sind sie in diesem engeren Bereich per saldo die größten Technologiegeber; im Bereich der höherwertigen Technologie ist dagegen die Bundesrepublik nach Japan der größte Nettoexporteur. Bezogen auf die Bevölkerung hat (West-)Deutschland unter den sechs großen Industrieländern die größten Exporte von Gütern der höherwertigen Technologie und mit geringerem Abstand auch von Gütern der Spitzentechnologie. Gleichzeitig importiert die Bundesrepublik besonders viele Hochtechnologiegüter und zieht damit Vorteile aus der internationalen Arbeitsteilung auch innerhalb des Bereichs der FuE-intensiven Waren. So drückt sich darin, daß die deutschen Importe von Hochtechnologiegütern in den letzten Jahrzehnten stärker zugenommen haben als die Exporte, in erster Linie eine verstärkte intra-industrielle Arbeitsteilung aus. Daneben hat sich die deutsche Exportstärke in den Sektoren mit niedriger FuEIntensität erhöht. Hier exportiert die deutsche Wirtschaft Güter im hohen Preissegment, während sich die Importe auf die unteren Preiskategorien konzentrieren.

145

5

Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der forschungsintensiven Sektoren im internationalen Vergleich

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Bedeutung der FuE-intensiven Branchen für den Gesamthandel, das Inlandsprodukt und die Inlandsnachfrage (5.1) und für die Produktivitätsund Beschäftigungsentwicklung (5.2), jeweils im Vergleich Deutschlands mit den USA, Japan, Frankreich, Italien und Großbritannien. Da international vergleichbare Industriestatistiken für Gesamtdeutschland derzeit nicht vorliegen, beschränkt sich der Untersuchungsgang für Deutschland auf die alten Bundesländer. Wie im vorherigen Kapitel wird die Entwicklung seit 1970 erfaßt, allerdings mit Schwerpunkt auf dem Niveau- und Strukturvergleich für 1992. Die Klassifikation der Branchen des verarbeitenden Gewerbes in Spitzentechnik1, höherwertige Technik2 und nicht FuE-intensive Branchen3, wie sie bereits in den vorherigen Kapiteln verwendet wurde, findet hier gleichfalls Anwendung. Lediglich die Branchengruppe Computer und Büromaschinen ließ sich wegen fehlender Tiefengliederung in der internationalen Industriestatistik nicht weiter aufspalten. Eine gesamtwirtschaftliche Betrachtungsweise ist aus drei Gründen von zentraler Bedeutung für die Beurteilung der technologischen Leistungsfähigkeit: (i) Die Beschränkung der Außenhandelsanalyse auf Industriegüter verzerrt, da der Handel mit Primärgütern und Dienstleistungen nicht erfaßt wird. Die Beschränkung auf Industriegüter wird vielfach mit dem Argument begründet, daß die Wettbewerbsfähigkeit der nicht-industriellen Erzeugnisse nur in geringem Umfang durch technologische Faktoren beeinflußt werden und kaum Standortalternativen haben. Aus ökonomischer Sicht kann dieser Einwand nicht überzeugen, denn alle Branchen konkurrieren um knappe Produktionsfaktoren. Wenn eine bestimmte Branche höhere Erträge für Kapitaleigner und Arbeitnehmer bietet, wird sie mehr Investitionen und mehr und besser ausgebildete Arbeitskräfte anziehen, wodurch sich die Wettbewerbsposition aller anderen Branchen verschlechtert. Beispielsweise steigerte die Ausbeutung der Ölvorkommen in der Nordsee die Renditen des britischen Bergbaus drastisch; infolgedessen verstärkte sich der Trend zur Deindustrialisierung der britischen Wirt-

1

Pharmazeutika (ISIC 3522) Computer, Büromaschinen (ISIC 3825), Radio, TV, Nachrichtentechnik (ISIC 3832), Luft- und Raumfahrzeugbau (ISIC 3845), Präzisionsinstrumente (ISIC 3851). 2

Chemie ohne Pharmazeutika (ISIC 351 + 352 - 3522), Maschinenbau (ISIC 382 - 3825), Elektrotechnik ohne Computer, Büromaschinen (ISIC 383 - 3832), Schienenfahrzeugbau (ISIC 3842), Straßenfahrzeugbau (ISIC 3843), sonstige Feinmechanik, Optik (ISIC 385 - 3851). 3

Nahrungs- und Genußmittel (ISIC 31), Textil, Leder, Bekleidung (ISIC 32), Holzerzeugnisse, Möbel (ISIC 33), Papier, Papiererzeugnisse, Druck (ISIC 34), Mineralölveraibeitung (ISIC 353 + 354), Gummi und Kunststoffe (ISIC 355 + 356), Nichtmetallische Erzeugnisse (ISIC 36), Eisen und Stahl (ISIC 371), NE-Metalle (ISIC 372), Metallerzeugnisse (ISIC 381), Sonstige Branchen (ISIC 3841, 3844, 3849, 39).

146

schaft, wobei die nicht FuE-intensiven Branchen besonders betroffen wurden. Spezialisierungsindizes für das verarbeitende Gewerbe würden eine Verbesserung der technologischen Leistungsfähigkeit ausweisen, ohne daß diese tatsächlich stattgefunden hat. Folglich sollten Spezialisierungsindizes auch für den Gesamthandel - einschließlich der Primärgüter und der Dienstleistungen - ausgewiesen werden 4. (ii) Außenhandelsindikatoren geben nur Auskunft über die Spezialisierung eines Landes im internationalen Handel. Sie zeigen an, wo die relativen Stärken und Schwächen auf den Weltmärkten liegen. Sie lassen jedoch keine unmittelbaren Rückschlüsse auf die gesamtwirtschaftliche Bedeutung von FuE-intensiven Branchen zu. Hat ein Land beispielsweise ein kleines verarbeitendes Gewerbe mit einem überdurchschnittlich großen

Anteil

von

Branchen

der

Spitzentechnologie

mit

entsprechender

Exportorientierung, werden die Außenhandelsindikatoren eine Spezialisierung auf Spitzentechnologie

ausweisen.

Indes

muß

der

Beitrag

dieser

Branchen

zur

gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung nicht unbedingt größer sein als der eines Landes mit großem verarbeitenden Gewerbe, aber starker Spezialisierung auf die Branchen der höherwertigen Technologie. Folglich sollte jede Untersuchung der technologischen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft auch die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der FuE-intensiven Branchen erfassen. (iii) Die üblicherweise verwendeten Indikatoren zur technologischen Leistungsfähigkeit FuE-Ausgaben, Patente, Außenhandel, Produktion und Beschäftigung - haben eines gemeinsam: Sie betrachten die Erzeugung von Wissen. Wie bereits in Kapitel 2 herausgearbeitet wurde, ist dies nur eine Säule der technologischen Leistungsfähigkeit. Die andere ist die Anwendung von Technologie, sei es über den Bezug von Zwischenund Endprodukten aus vorgelagerten Branchen der eigenen Volkswirtschaft oder über entsprechende Importe. Wegen der vergleichsweise geringen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der FuE-intensiven Branchen spielt die Diffusion von Technologie eine zentrale Rolle für das Produktivitätswachstum. Während in Kapitel 2 die inter- und intrasektorale Technologieverflechtung untersucht wurde, fragt dieses Kapitel nach dem Anteil der FuE-intensiven Erzeugnisse an der Inlandsnachfrage.

4

Bei Einschluß der Rohstoffe ist allerdings zu berücksichtigen, daß die starken Schwankungen der Rohstoffpreise seit den 70er Jahren gleichfalls starke Schwankungen der Rohstoffimporte und damit der RCAs aller Produktgruppen nach sich zogen.

147

5.1

Gesamthandel, Wertschöpfung und Inlandsnachfrage

5.1.1

Gesamthandel

Berechnet man die Spezialisierungsindizes auf breiterer Basis, zeigt sich für 1992, daß Deutschland kaum Spezialisierungsnachteile bei der Spitzentechnik hat, aber starke bei Dienstleistungen (Tabelle 5-1). Die eigentlichen Spezialisierungsvorteile der USA liegen nicht bei der Spitzentechnik, sondern bei handelbaren Dienstleistungen. Japan hat ungewöhnlich stark ausgeprägte Spezialisierungsvorteile bei der höherwertigen und der Spitzentechnik. Frankreich, Italien und das Vereinigte Königreich sind kaum oder überhaupt nicht auf den Export von FuE-intensiven Gütern spezialisiert. Aufgrund des Gesamthandels läßt sich also nicht die Schlußfolgerung ableiten, Deutschland hätte Schwächen beim Export der Spitzentechnik; vielmehr ist die bereinigte Handelsbilanz hier fast - unter Ausschluß der arbeitsintensiven Elektronikimporte aus den Schwellenländern - sogar vollständig ausgeglichen.

5.1.2

Wertschöpfung

In Deutschland, den USA und Japan entfällt die Hälfte der industriellen Wertschöpfüng auf die FuE-intensiven Branchen, in den USA darüber hinaus besonders viel auf Spitzentechnik (Tabelle 5-1). In Frankreich, Italien und dem Vereinigte Königreich haben die nicht-FuE-intensiven Branchen ein größeres Gewicht. Der Beitrag der FuE-intensiven Branchen zum Bruttoinlandsprodukt ist in Deutschland und Japan mit rund 13 vH wesentlich größer als in den USA, Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich mit rund 7 bis 9 vH. Selbst die Spitzentechnik trägt in Deutschland fast so viel zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung bei wie in den USA und in Japan. Da der Anteil des verarbeitenden Gewerbes und der Anteil der Spitzentechnologie innerhalb des verarbeitenden Gewerbes in den neuen Bundesländern niedriger sind als in den alten, liegt der Anteil der Spitzentechnik am Inlandsprodukt in Gesamtdeutschland vermutlich etwas unter demjenigen Großbritanniens. Innerhalb der Spitzentechnik sind Deutschland und Japan stärker spezialisiert als andere Länder; rund die Hälfte der Wertschöpfung entfällt hier auf die Produktgruppe Nachrichtentechnik/Unterhaltungselektronik (Abbildung 5-1), mit Schwerpunkt auf ersterem in Deutschland und auf letzterem in Japan. In den USA ist die Wertschöpfung breiter gestreut, wobei die Luftund Raumfahrtindustrie eine weit überdurchschnittliche Bedeutung hat. In allen sechs Ländern ist der Beitrag der pharmazeutischen Industrie zum Inlandsprodukt ähnlich groß. Der Beitrag der Branchengruppe Computer/Büromaschinen zur inländischen Wertschöpfung ist mit 0,2 vH (Italien) bis 0,9 vH (Japan) niedrig. Der Beitrag der Branchen der höherwertigen Technik ist in Deutschland und in Japan wesentlich größer als in den anderen großen OECD-Ländern; auch die Struktur beider Länder ist ähnlich. Die USA sind hier wesentlich stärker spezialisiert als die anderen Länder. 148

Tabelle 5-1 Internationale Spezialisierung, Wertschöpfung und Inlandsnachfrage bei FuEintensiven Branchen 1992 Branche

Westdeutschl.

USA

Japan

Frankreich

Italien

UK

RCA 2 , Handel mit Industriegütern 24 -25 42 -38 0

20 35 10 -42 0

71 47 85 -114 0

8 2 10 -10 0

-19 -54 -8 22 0

15 17 15 -24 0

42 -7 59 -21 18 -178 -35 0

10 25 0 -52 -10 -43 46 0

129 105 143 -56 58 -494 -81 0

5 0 7 -13 -3 -50 18 0

-6 -41 5 35 13 -184 -5 0

11 12 10 -29 -5 -36 26 0

FuE-intensive Branchen Spitzentechnik Höherwertige Technik Nicht FuE-intensive Branchen Gesamthandel mit Industriegütern RCA 2 , Gesamthandel FuE-intensive Branchen Spitzentechnik Höherwertige Technik Nicht FuE-intensive Branchen Gesamthandel mit Industriegütern Primärgüter Dienstleistungen3 Gesamthandel

Anteil an der Bruttowertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes (in vH) 4 48,1 12,5 35,6 51,9 100,0

FuE-intensive Branchen Spitzentechnik Höherwertige Technik Nicht FuE-intensive Branchen Verarbeitendes Gewerbe

49,4 22,0 27,4 50,6 100,0

48,6 13,8 34,8 51,4 100,0

41,7 12,3 29,4 58,3 100,0

31,8 8,6 23,2 68,2 100,0

42,7 15,1 27,6 57,3 100,0

8,4 3,8 4,7 8,6 17,0

13,6 3,9 9,7 14,3 27,9

8,6 2,5 6,1 12,1 20,7

6,7 1,8 4,9 14,4 21,1

8,2 2,9 5,3 11,0 19,2

9,1 3,9 5,1 9,7 17,7

12,6 3,5 9,1 15,8 26,8

8,7 2,7 6,0 12,8 21,0

6,9 2,2 4,8 13,7 20,7

8,6 2,9 5,6 12,4 19,8

Anteil am Bruttoinlandsprodukt (in vH) 4 FuE-intensive Branchen Spitzentechnik Höherwertige Technik Nicht FuE-intensive Branchen Verarbeitendes Gewerbe

13,4 3,5 9,9 14,5 27,9 45

Anteil an der Inlandsnachfrage (in vH) FuE-intensive Branchen Spitzentechnik Höherwertige Technik Nicht FuE-intensive Branchen Verarbeitendes Gewerbe

' 13,0 4,0 9,2 16,8 28,9

1 ) Der Außenhandel bezieht sich auf Gesamtdeutschland. 2) ln[(xi/mi)/(Lxi/Imi)] · 100, wobei xi die Exporte und mi die Importe in Branche i sind; dieses Maß ist normalisiert auf 0, wenn die bereinigte Handelsbilanz des Sektors i ausgeglichen ist. 3) Ohne Faktoreinkommen; Warenimporte einschließlich cif. 4) 1991 für Frankreich und Italien. 5) Bruttowertschöpfung der jeweiligen Branche zuzüglich der Nettoimporte und abzüglich der Nettoexporte in vH der Inlandsnachfrage (private und staatliche Verbrauchsausgaben sowie Bruttoinvestitionen). Die Nettoexporte und Nettoimporte wurden mit Hilfe des Wertschöpfungsanteils der jeweiligen Inlandsproduktion geschätzt. Quellen: OECD, STAN-Database, Industrial Structure Statistics, National Accounts; IMF, Balance of Payments Statistics; Außenhandelsdaten des DIW; Berechnungen und Schätzungen des DIW.

149

Der Anteil der FuE-intensiven Branchen am Inlandsprodukt nahm 1970-1992 in fast allen großen OECD-Ländern ab, weniger stark in Deutschland (Tabelle A5-7). Anfang der 70er Jahre war Deutschland bereits ein ausgeprägter Anbieter von Spitzentechnologie; im Laufe der 70er Jahre nahm der Anteilswert leicht ab und blieb dann bis Anfang der 90er Jahre stabil. Seit Anfang der 70er Jahre konnten die Branchen der Spitzentechnik in den USA, Japan und Frankreich ihren Anteil am Inlandsprodukt ausbauen, während er in Italien und in Großbritannien stabil blieb. In den 80er Jahren war der Beitrag der Spitzentechnik zum US-amerikanischen Inlandsprodukt allerdings rückläufig. Wegen der im Verhältnis zum BIP-Deflator stark sinkenden Preise bei vielen Spitzentechnologien, besonders bei Computern und bei Nachrichtentechnik/Unterhaltungselektronik, dürften die entsprechenden Anteilswerte, gemessen in konstanten Preisen, in allen Ländern vermutlich deutlich zugenommen haben.

5.1.3

Inlandsnachfrage

Berechnet man den Anteil der FuE-intensiven Erzeugnisse an der Inlandsnachfrage, ergibt sich folgendes Bild (Tabelle 5-1): In Deutschland und in den USA wird besonders viel Spitzentechnik auf dem Inlandsmarkt nachgefragt; wiederum in Deutschland und in Japan ist die Nachfrage nach Erzeugnissen der höherwertigen Technik überdurchschnittlich. Die drei anderen Länder fragen weniger Spitzen- und höherwertige Technik nach als Deutschland. Die inländische Produktion von und Nachfrage nach FuE-intensiven Erzeugnissen sind hochgradig korreliert 5: Länder, die viel Technologie herstellen, fragen auch viel Technologie nach und umgekehrt. Dies gilt sowohl gesamtwirtschaftliche als auch auf Branchenebene (Tabelle 5-1, Abbildung 5-2). Auch im längerfristigen Trend zeigt sich eine ausgeprägte Korrelation zwischen Technologieproduktion und -nachfrage (Tabellen A5-7 und A5-7). Die Salden zwischen beiden Größen, mithin die Außenhandelsbilanz in den jeweiligen Branchen, machten 1992 in der Regel nur einen kleinen Bruchteil der inländischen Produktion oder Nachfrage aus; nur in wenigen Fällen übersteigt der entsprechende Wert 10 vH deutlich. Da die Exportabhängigkeit und die Importpenetration der jeweiligen Branchen mit Ausnahme von Japan deutlich größer ist, bestätigt dies die große Bedeutung des intra-industriellen Handels für die FuE-intensiven Branchen (Kapitel 4).

5

Korreliert man die entsprechenden Anteilswerte für alle 20 Branchen des verarbeitenden Gewerbes, ergeben sich durchweg Werte des Korrelationskoeffizienten von mehr als 0,95.

150

Abbildung 5-1 Beitrag der forschungsintensiven Branchen zum Bruttoinlandsprodukt 1992 (in vH) Spitzentechnik

4

Luftfahrzeugbau Präzisionsinstrumente _ Computer, BQrom. Pharma Nachrichtentechnik

Höherwertig· Technik

10

Feinmechanik Straßenfahrzeugbau Übrige Elektrotechnik

Westdtschl.

USA

Japan

Frankreich

Italien

UK

Quellen: OECD, STAN-Database, Industrial Structure Statistics, National Accounts; Berechnungen und Schätzungen des DIW.

Die Normalstrukturhypothese des Wirtschaftswachstums unterstellt, daß die Nachfragestrukturen von Ländern auf gleichem Entwicklungsniveau große Gemeinsamkeiten aufweisen. Zumindest auf dem hier zugrundegelegten Aggregationsniveau zeigt sich aber, daß sich die Nachfragestrukturen der sechs OECD-Länder trotz ihres ähnlichen Entwicklungsniveaus zumeist stark unterscheiden. Beispielsweise beträgt der Anteil des Straßenfahrzeugbaus an der westdeutschen Inlandsnachfrage 2,9 vH, an der japanischen 1,9 vH und an der amerikanischen nur 0,8 v H (Tabelle A5-2). Daher muß vermutet werden, daß es eine eigenständige kausale Beziehung zwischen Technologieproduktion und Technologieanwendung gibt. Drei Erklärungen sind denkbar: (i) das Angebot schafft sich seine Nachfrage, (ii) die Nachfrage schafft sich ihr Angebot und (iii) es gibt eine Wechselwirkung zwischen Angebot und Nachfrage im Zuge einer engen inter- und intra-industriellen Vorleistungsverflechtung. • Ein wichtiges Beispiel für den ersten Fall ist die Computerindustrie, die sich auf Grundlage der Halbleitertechnologie große Innovationspotentiale erschließen und diese auf dem Wege der Massenproduktion in starke Preissenkungen umsetzen konnte. Wegen der, zumindest im Anfangsstadium der Branche, größeren Präsenz auf dem eigenen Inlandsmarkt kamen die inländischen Anwender zuerst in den Genuß der Preissenkungen.

151

Abbildung 5-2 Produktion 1 und Nachfrage 2 von FuE-intensiven Erzeugnissen im Vergleich: Westdeutschland, Japan und USA 1992 (in vH der Gesamtwirtschaft) Westdeutschland Straßenfahrzeugbau Maschinenbau Chemie ohne Pharmazeutika Radio, TV, Nachrichtentechnik Elektrotechnik ohne Computer Pharmazeutika Computer, Büromaschinen Präzisionsinstrumente Luft- und Raumfahrzeugbau Sonstige Feinmechanik, Optik USA Chemie ohne Pharmazeutika Maschinenbau Radio, TV, Nachrichtentechnik Luft- und Raumfahrzeugbau Präzisionsinstrumente Straßenfahrzeugbau Pharmazeutika Computer, Büromaschinen Elektrotechnik ohne Computer Sonstige Feinmechanik, Optik Japan Maschinenbau Chemie ohne Pharmazeutika Straßenfahrzeugbau Radio, TV, Nachrichtentechnik Elektrotechnik ohne Computer Computer, Büromaschinen Pharmazeutika Sonstige Feinmechanik, Optik Präzisionsinstrumente Luft- und Raumfahrzeugbau

B9 Produktion ESI Nachfrage

I I 111,1 L 0,5

1,5

2,5

1 ) Bruttowertschöpfung der jeweiligen Branche in vH des Bruttoinlandsprodukts. 2) Bruttowertschöpfung der jeweiligen Branche zuzüglich der Nettoimporte und abzüglich der Nettoexporte in vH der Inlandsnachfrage (private und staatliche Verbrauchsausgaben sowie Bruttoinvestitionen). Die Nettoexporte und Nettoimporte wurden mit Hilfe des Wertschöpfungsanteils der jeweiligen Inlandsproduktion geschätzt. Quellen: OECD, STAN-Database, Industrial Structure Statistics, National Accounts; Berechnungen und Schätzungen des DIW.

• Ein wichtiges Beispiel für den zweiten Fall ist der amerikanische Luftfahrzeugbau; wegen der großen räumlichen Entfernungen auf dem nordamerikanischen Kontinent stieß die Einführung des düsengetriebenen Personenflugzeugs in den 50er und 60er Jahren auf 152

eine große Inlandsnachfrage, was die Grundlage für die Führungsstellung der US-Unternehmen in diesem Markt schuf. Hinzu kam, daß die USA als politische und militärische Führungsmacht der westlichen Welt überdurchschnittlich viele Militärflugzeuge und Raumfahrzeuge nachfragten. Dies schuf die Grundlage für die heutige Weltmarktstellung der US-Branche. • Ein Beispiel für den dritten Fall ist der deutsche Maschinenbau, dessen Stärke die Herstellung von kundenspezifizierten Spezialmaschinen ist. Ohne eine starke Kooperation zwischen anspruchsvollen Kunden und leistungsfähigen Anbietern wäre eine starke interund intra-industrielle Arbeitsteilung nicht zustande gekommen. Der ausgeprägte Reparatur- und Servicebedarf dieser Maschinen verfestigt diese Arbeitsteilung.

Näher zu prüfen wäre, ob die hohe Korrelation zwischen Inlandsproduktion und Inlandsnachfrage auch eine Nachwirkung von Handelsbeschränkungen und Markteintrittsbarrieren der 50er und 60er Jahre ist; träfe dies zu, wäre künftig eine stärkere Entkoppelung von Technologieproduktion und -nachfrage zu erwarten.

5.1.4

Offenheitsgrad

Alle vier westeuropäischen Länder sind wesentlich stärker vom Außenhandel abhängig als die USA und Japan (Tabelle 5-2), was sich durch ihre geringere Größe und den besonders intensiven intra-industriellen Handel in Europa erklärt. Grundsätzlich ist der Offenheitsgrad bei den FuE-intensiven Branchen größer als bei den nicht-FuE-intensiven und bei der Spitzentechnik wiederum größer als bei der höherwertigen Technik. Dies erklärt sich teilweise durch die Stückkostendegression bei Massen- und Serienprodukten mit hohem FuE-Aufwand, die sich vollständig erst durch eine Produktion für den Weltmarkt verwirklichen läßt. Hinzu kommt, daß viele FuE-intensive Erzeugnisse als Vorleistungen für Fertigprodukte verwendet werden 6; wegen ihres hohen Wertschöpfungsanteils bei niedrigem Gewicht, etwa bei Halbleitern, sind die Transportkosten wesentlich niedriger als bei Vorleistungen mit hohem Ressourcengehalt, etwa bei Eisen und Stahl. Dies begünstigt eine internationale Spezialisierung selbst zwischen entfernten Handelspartnern.

6

Ein Beispiel ist die europäische Luft- und Raumfahrtindustrie, die großenteils auf einer länderübergreifenden Kooperation und Arbeitsteilung beruht; dementsprechend ist der Offenheitsgrad der Branche in Europa wesentlich höher als in den USA (siehe Tabellen A5-4 und A5-5 im Anhang zu Kapitel 5).

153

Tabelle 5-2 Offenheitsgrad der FuE-intensiven Branchen 1992 Westdeutsch!.

USA

Frankreich1

Italien1

UK

18,0 22,8 16,4 4,3 11.6

41,2 38,5 42,4 20,5 29,8

30,8 31,2 30,7 19,3 23,5

42,3 58,1 35,8 18,1 30,5

Japan

Exportabhängigkeit (Exporte in vH des Bruttoproduktionswerts) FuE-intensive Branchen Spitzentechnik Höherwertige Technik Nicht FuE-intensive Branchen Verarbeitendes Gewerbe

38,3 40,9 37,7 17,9 30,4

20,2 24,3 17,7 6,3 13,2 2 Importpenetration (Importe in vH des Inlandsmarktes ) FuE-intensive Branchen

32,1

21,9

5,0

40,8

33,0

44,4

Spitzentechnik

46,4

23,4

8,6

40,3

43,0

59,5

Höherwertige Technik

27,9

21,1

3,8

41,1

30,0

38,5

Nicht FuE-intensive Branchen

23,2

11.4

6,3

23,1

15,3

25,3

Verarbeitendes Gewerbe

27,2

16,0

5,7

30,4

21,9

33,5

1)1991. - 2) Bruttoproduktionswert abzüglich Exporte und zuzüglich Importe. Quellen: OECD, STAN-Database, Industrial Structure Statistics, National Accounts; Berechnungen und Schätzungen des DIW.

In allen Ländern läßt sich seit 1970 ein Trend zur starken Globalisierung der Märkte fiir FuEintensive Güter beobachten. Ein Ausnahme ist hier Japan, wo die Importpenetration sich von Anfang der 70er bis Anfang der 90er Jahre nur von 3,9 auf 5,3 v H erhöhte, während diejenige der USA beispielsweise von 7,7 auf 20,9 vH zunahm. Der Anteil der Technologieimporte am Inlandsmarkt ist in Japan gegenwärtig wesentlich niedriger als in Ländern von vergleichbarer Größe, Entwicklungsstufe und Exportabhängigkeit bei Spitzentechnik7. Dies deutet auf nach wie vor bestehende Markteintrittsschranken hin. Diese erlauben es japanischen Herstellern, auf dem Inlandsmarkt höhere Preise fiir ihre Erzeugnisse durchzusetzen und mit den zusätzlichen Gewinnen auf dem Weltmarkt zu nicht-kostendeckenden Preisen anzubieten, eine Strategie, die durch die Stückkostendegression zudem einen Teil der Gewinne wieder hereinholen kann. Zweifellos verzerrt eine solche Strategie die Wettbewerbsverhältnisse auf dem Weltmarkt; die Hauptverlierer sind allerdings nicht die anderen OECD-Länder, sondern der japanische Verbraucher. Denn nicht-kostendeckende Weltmarktpreise japanischer Produkte bedeuten nichts anderes als eine Umverteilung der Konsumentenrenten von Japanern an die übrige Welt. Hinzu kommt, daß der niedrige Offenheitsgrad fiir ausländische Technologien eine niedrigere Diffusionsrate des technischen Fortschritts insgesamt zur Folge hat.

7

Siehe auch Kapitel 2, S. 35.

154

Auch wenn ein Großteil der öffentlichen Meinung eine hohe Exportabhängigkeit der FuE-intensiven Branchen als Zeichen für wirtschaftlichen Erfolg und eine hohe Importpenetration als Zeichen für wirtschaftlichen Mißerfolg ansieht, spricht aus ökonomischer Sicht mehr dafür, daß offene Volkswirtschaften in stärkerem Umfang von der internationalen Arbeitsteilung gewinnen als geschlossene, daß mithin eine hohe Importpenetration bei Spitzen- und höherwertigen Technologien mehr Chancen bietet, denn Abhängigkeiten verursacht.

5· 1.5

Interpretation

Insgesamt läßt sich aus der gesamtwirtschaftlichen Analyse nicht ableiten, daß Deutschland erhebliche Schwächen bei der Spitzentechnik hat. Vielmehr ist der Anteil der Spitzentechnik am Inlandsprodukt fast so hoch wie in den USA und Japan. Selbst im Bereich der Mikroelektronik erweist sich Deutschland als teilweise ausgesprochen leistungsfähiger Hersteller, allerdings weniger bei den Bausteinen wie Speicherchips, Mikroprozessoren und Computerperipherie denn bei mikroelektronisch geprägten Systemlösungen, etwa in der Nachrichtentechnik. Wie erklärt es sich nun, daß Deutschland ein ausgesprochener Hersteller von Spitzentechnik ist und gleichzeitig spezialisiert ist auf höherwertige Technik? (1) Deutschland hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil des verarbeitenden Gewerbes am Inlandsprodukt. (2) Innerhalb des verarbeitenden Gewerbes ist Deutschland traditionell auf die Herstellung und den Export von höherwertiger Technik spezialisiert. (3) Zugleich investierte Deutschland einen überdurchschnittlich großen Anteil des Inlandsprodukts in FuE. (4) Deutschland hat offene Märkte und importiert - seinem Entwicklungsniveau entsprechend - viel Spitzentechnik.

Für Japan gelten auch (1) bis (3), aber nicht (4); folglich hat Japan auch stark ausgeprägte internationale Wettbewerbsvorteile bei Spitzentechnik. Für die USA gelten (3) und (4), was ebenfalls Wettbewerbsvorteile bei Spitzentechnik zur Folge hat. Die vermeintliche deutsche Wettbewerbsschwäche bei Spitzentechnik ist ein passiver Reflex der Wettbewerbsstärke bei höherwertiger Technik, also ein relativer und kein absoluter Nachteil. Ein ähnliches Bild ergibt sich übrigens aus der Patentstatistik. Hier ist Deutschland, gemessen an den relativen Patentanteilen, spezialisiert auf höherwertige Technik; gleichzeitig liegt die Zahl der Patentanmeldungen je Einwohner bei Spitzentechnologien deutlich über dem Durchschnitt der Industrie-

ls

länder 8. Folglich sollten Spezialisierungsindizes nicht als Gesamtindikatoren für die technologische Leistungsfähigkeit eines Landes interpretiert werden.

5.2

Produktivität und Beschäftigung

5.2.1

Produktivität

Die Stundenproduktivitäten 9 in den FuE-intensiven Branchen liegen, umgerechnet in gesamtwirtschaftliche Kaufkraftparitäten, in den meisten Vergleichsländern recht nahe beisammen (Tabelle 5-2); lediglich die USA haben einen Vorsprung, während das Vereinigte Königreich deutlich zurückliegt. Bei der Spitzentechnik ist der Produktivitätsvorsprung der USA am stärksten ausgeprägt; hier liegt Japan gegenüber Deutschland zurück. Die Branchen der Spitzentechnik haben durchweg einen Produktivitätsvorsprung gegenüber dem übrigen verarbeitenden Gewerbe und der Gesamtwirtschaft, was für die Branchen der höherwertigen Technologie im allgemeinen nicht zutrifft. Die teilweise ausgeprägten internationalen Produktivitätsunterschiede in einigen Branchen deuten auf statistische Erfassungsprobleme und erhebliche Unterschiede in den Branchenstrukturen hin. Beispielsweise verwundert die niedrige Produktivität Japans in den Branchen Computer/Büromaschinen und Radio/TV/Nachrichtentechnik. Es ist davon auszugehen, daß ein erheblicher Teil der einzelnen Branchen nur für den lokalen Markt produziert, insbesondere der arbeitsintensive und oftmals durch Kleinunternehmen geprägte Reparatur- und Servicebereich.

8

Vgl. ISI (1996).

9

Wegen der kürzeren Jahresaibeitszeiten in der Industrie ist die westdeutsche Arbeitsproduktivität auf Stundenbasis im Vergleich zu den anderen großen OECD-Ländern grundsätzlich höher als auf Erweibstätigenbasis.

156

Tabelle 5-3 Stundenproduktivitäten1 der FuE-intensiven Branchen 1991 (in Kauflkraftparitäten-Dollar 2) Westdeutschl.

USA

Japan

Frankreich

Italien3

UK

FuE-intensive Branchen

27

33

24

28

(27)

17

Spitzentechnologie

33

41

25

31

(36)

24

Pharmazeutika

42

80

54

25

(34)

28

Computer, Büromaschinen

54

50

30

49

(51)

38

Radio, TV, Nachrichtentechnik

32

35

21

31

(53)

23

Luft- und Raumfahrzeugbau

29

35

22

27

(22)

23

Präzisionsinstrumente

19

40

22

28

(27)

16

Höherwertige Technik3

26

27

24

27

(25)

14

Chemie ohne Pharmazeutika

35

56

43

43

(33)

23

Maschinenbau

22

24

21

22

(25)

11

Elektrotechnik ohne Computer

19

12

20

23

(21)

12

Straßenfahrzeugbau

32

26

25

28

(28)

17

Sonstige Feinmechanik, Optik

17

66

16

28

(27)

16

Einfache Technik

25

25

19

28

(23)

19

Verarbeitendes Gewerbe

26

28

21

29

(24)

18

Gesamtwirtschaft5

27

30

19

28

(24)

23

Branche

1 ) Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigenstunde; zugrunde gelegt wurde die durchschnittliche Jahresarbeitszeit je Arbeitnehmer des verarbeitenden Gewerbes insgesamt. 2) Gesamtwirtschaftliche Kaufkraftparitäten.

3) Einschließlich unterstellte Schattenwirtschaft; Daten nicht vollständig mit anderen Ländern vergleichbar. 4) Einschließlich Schienenfahrzeugbau. 5) Durchschnittliche jährliche Arbeitsstunden je Erwerbstätigen ftlr 1992. Quellen: OECD, STAN-Database, Industrial Structure Statistics, National Accounts; Institut der deutschen Wirtschaft; Maddison (1995), Tabelle J-4; Berechnungen und Schätzungen des DIW.

5.2.2

Beschäftigung

Die FuE-intensiven Branchen beschäftigten 1992 in Westdeutschland 14 v H aller Erwerbstätigen (Tabelle A5-4). Dies war weitaus mehr als in allen anderen großen OECD-Ländern, bei denen die entsprechenden Anteilswerte bei 6,1 v H (Italien) bis 10,3 v H (Japan) lagen. Selbst in den Branchen der Spitzentechnologie sind nur in Japan anteilsmäßig ähnlich viele Erwerbstätige beschäftigt. Die im Vergleich zur Wertschöpfung größere Bedeutung der FuE-intensi-

157

ven Branchen fiir die Beschäftigung in Deutschland erklärt sich durch die im Vergleich zur Gesamtwirtschaft geringere Produktivität. Während in den USA, Japan und Italien die Arbeitsproduktivität der FuE-intensiven Branchen über derjenigen der Gesamtwirtschaft liegt, entspricht sie ihr in Deutschland. Der Anteil der FuE-intensiven Branchen an der Gesamtbeschäftigung blieb in Deutschland zwischen dem Anfang der 70er und dem Anfang der 90er Jahre stabil; hingegen war er mit Ausnahme von Japan in allen großen OECD-Ländern stark rückläufig (Tabelle A5-9). Bei der Spitzentechnologie sind keine allgemeinen Trends erkennbar. Vor diesem Hintergrund läßt sich der starke Beschäftigungsabbau im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands im Gefolge der Rezession von 1992/93 als Ende des deutschen Sonderentwicklung interpretieren: Die Beschäftigung in den FuE-intensiven Branchen ist jetzt auch in Deutschland rückläufig.

5.2.3

Beitrag zur Wachstumsdynamik

Das rasche Wachstum der FuE-intensiven Branchen in den letzten beiden Jahrzehnten ging einher mit überdurchschnittlich raschen Produktivitätssteigerungen (z.T. wurde es durch diese erst verursacht); rund 14 vH des gesamtwirtschaftlichen Produktivitätszuwachses in den sechs großen OECD-Ländern können direkt den FuE-intensiven Branchen zugerechnet werden, 17 vH in Deutschland (Abbildung 5-3, Tabellen A5-12 und A5-13). Der Beitrag dieser Branchen zur gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungsentwicklung war hingegen gering. In Westdeutschland war der Beitrag der FuE-intensiven Branchen zur Beschäftigungsdynamik mit 6 vH positiv, was großenteils auf den Boom des Maschinen- und Straßenfahrzeugbaus in den späten 80er und frühen 90er Jahre zurückzuführen ist; in den beiden letzten Jahren kehrte sich diese Entwicklung um. In der Gesamtgruppe der OECD-Länder stieg der Beitrag der Spitzentechnik zur Produktivitätsdynamik in den letzten Jahren etwas an, während ihr Beitrag zur Beschäftigungsdynamik negativ war (Tabelle A5-12). Auch für die Zukunft sollte nicht erwartet werden, daß gesamtwirtschaftliche Wachstums- und Beschäftigungsprobleme durch rasche Expansion der FuE-intensiven Branchen gelöst werden können; von zentraler Bedeutung ist hier der Dienstleistungssektor. Die eigentliche Bedeutung der FuE-intensiven Branchen für das Wirtschaftswachstum ist indirekt: In ihnen bündelt sich ein erheblicher Teil der wissenschaftlich-technischen Problemlösungskompetenz einer Gesellschaft. Wegen der hohen Korrelation zwischen inländischer Technologieproduktion und -anwendung ist zu vermuten, daß der technische Fortschritt besonders rasch in Ländern entsteht und sich verbreitet, die über leistungsfähige Technologieproduzenten verfügen.

158

Abbildung 5-3 Beitrag der FuE-intensiven Branchen zur gesamtwirtschaftlichen Produktivitäts- und Beschäftigungsentwicklung 1970 bis 1992 (in vH) Beitrag zum Produktivitätswachstum

(in vH)

FuE-intensive Branchen Spitzentechnik Höherwertige Technik Beitrag zur Beschäftigungsentwicklung FuE-intensive Branchen Spitzentechnik Höherwertige Technik

(in vH)

mmm 1

P #3 0

E3 Westdeutschland BS OECD-Länder •

.—«—— 10

-

-

ι—· 20

«

1 * 30



ι 40



• 60

Quellen: OECD, STAN-Databose, Industrial Structure Statistics, National Accounts; Berechnungen und Schätzungen des DIW.

159

6

Schlußfolgerungen

Im vorliegenden Bericht wurde versucht, die Analyse der technologischen Leistungsfähigkeit der Bundesrepublik empirisch zu erweitern. Dabei hat sich gezeigt, daß die Wahl einer möglichst breiten Beurteilungsbasis die Aussagefähigkeit der Ergebnisse deutlich erhöht. Dies bedeutet für das empirische Vorgehen, daß •

neben dem Außenhandel auch die gesamte Wertschöpfung,



neben Spezialisierungsindizes auch Niveaugrößen,



neben Stromgrößen auch Bestandsgrößen,



neben dem verarbeitenden Gewerbe auch die Gesamtwirtschaft

und

schließlich •

neben der Herstellung und dem Verkauf auch die Anwendung von technischem Wissen

betrachtet werden müssen. Wo immer diese umfassende Sicht statistisch möglich ist, kann sie dazu beitragen, den scheinbaren Widerspruch zwischen dem hohen Niveau und einer vergleichsweise hohen Steigerung der Realeinkommen in Deutschland im Trend der letzten Jahrzehnte einerseits und der mangelnden Spezialisierung auf Waren der Spitzentechnologie andererseits aufzulösen. Die Untersuchung zeigt, daß die klare Spezialisierung Deutschlands auf Produkte der höherwertigen Technologie1 nicht mit einer Schwäche bei der Herstellung und der Anwendung von Spitzentechnologie verbunden ist. Vielmehr ist Westdeutschland aufgrund seines überdurchschnittlich großen Anteils des verarbeitenden Gewerbes am Inlandsprodukt zugleich ein bedeutender Hersteller von Spitzentechnologie und steht den beiden führenden Herstellern den USA und Japan - hier kaum nach. Bei der Anwendung von Spitzentechnologie liegt Westdeutschland sogar gleichauf mit den USA und hat einen Vorsprung gegenüber Japan. Gewiß ist Deutschland in einzelnen Sektoren der Spitzentechnologie kein führender Hersteller. Dies gilt etwa für den Bereich der Computer und Büromaschinen. Im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung kann Deutschland diese Technologien zu einem großen Teil auf dem Weltmarkt zu Preisen erwerben, die vermutlich erheblich unter denjenigen liegen, die deutsche Anbieter verlangen würden. In anderen Sektoren der Spitzentechnologie wie der pharmazeutischen Industrie oder der Feinmechanik verfugt

die deutsche Wirtschaft

über ausgeprägte

komparative Vorteile.

1

Höherwertige Technologie: Industriezweige mit einer durchschnittlichen FuE-Intensität (FuE-Aufwendungen bezogen auf den Umsatz) zwischen 3,5 und 8,5 vH ; Spitzentechnologie: Industriezweige mit einer durchschnittlichen FuE-Intensität über 8,5 vH.

160

Die Frage, ob die Spezialisierung eines Landes bezüglich seines Technologieprofils vorteilhaft ist oder nicht, läßt sich nur durch die Einbeziehung von Erfolgsindikatoren beantworten. Die Kombination in der Bundesrepublik aus hohem Anteil eigener Herstellung von höherwertiger Technologie und hohen Importen von Gütern der Spitzentechnologie hat sich dabei als durchaus erfolgreich erwiesen, wie aus den Außenhandelsanalysen hervorgeht. Über die Branchengrenzen hinweg hat sich in der Bundesrepublik offensichtlich ein Produktionstyp bewährt, der in den jeweiligen Hochpreissegmenten einer Produktgruppe vertreten ist. Besonders das am Standort Bundesrepublik vorhandene Angebot an nicht standardisierten Vorleistungen und Kapitalgütern, insbesondere aus dem Maschinenbau, fuhrt für eine Reihe nachgelagerter Abnehmerbranchen

vor

Ort

zu

Fühlungsvorteilen,

die

eine

wichtige

Quelle

der

technologischen Leistungsfähigkeit des Standortes Bundesrepublik sind und von anderen Ländern nur schwer nachgeahmt werden können. Inwieweit der Standort Deutschland mit seinem momentanen Spezialisierungsmuster allerdings auch künftigen Herausforderungen gewachsen ist, wie sie sich etwa aus der Globalisierung der FuE-Aktivitäten multinationaler Unternehmen ergeben, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Ausschlaggebend dafür ist die Fähigkeit des Standortes, auch in neuen Technologiefeldern Investitionen in FuE und anspruchsvolle Produktion anzuziehen. Trotz des insgesamt positiv zu bewertenden Forschungsumfeldes existiert hier ein staatlicher Handlungsbedarf insbesondere im Hinblick auf die Vereinfachung von Genehmigungsverfahren. Auch den Bildungs- und Forschungsausgaben muß in Zukunft wieder mehr Bachtung geschenkt werden. Der in den 80er Jahren zu beobachtende Rückgang bei den staatlichen Bildungs- und Infrastrukturausgaben ist ebenso ein Warnsignal wie die in den letzten Jahren nachlassenden Anstrengungen der Unternehmen im FuE-Bereich. Auch die von 1991 bis 1993 stagnierenden deutschen Exporte von Hochtechnologiegütern können auf eine zu geringe Innovationstätigkeit hindeuten, wenn sie nicht nur eine vorübergehende Umorientierung der westdeutschen Unternehmer auf den neuen ostdeutschen Markt bei schwacher Auslandskonjunktur widerspiegeln, sondern eine dauerhafte Vernachlässigung von Auslandsmärkten andeuten. Die wichtigsten Ergebnisse sind im folgenden kurz zusammengefaßt. Die westdeutsche Wirtschaft weist im internationalen Vergleich Spezialisierungsvorteile in den Branchen der höherwertigen Industrie auf. Spitzentechnologien haben als Technologielieferanten jedoch seit Anfang der 80er Jahre an Gewicht gewonnen« Die starke Spezialisierung der deutschen Industrie auf Branchen der höherwertigen Technologie zeigt sich an ihrem hohen Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen FuE-Kapital, ihrem hohen Bruttowertschöpfungsanteil wie auch an ihrer starken Exportmarktstellung. Bezogen auf die Akkumulation von FuE-Kapital hat sich innerhalb der deutschen Industrie das Gewicht aller-

161

dings in Richtung der Industriezweige der Spitzentechnologie verschoben. Höherwertige Technologien haben seit Anfang der 80er Jahre sogar an Gewicht verloren. Zusammen mit den USA und Japan befindet sich Deutschland in einer Strukturverschiebung hin zu den besonders FuE-intensiven Industriezweigen der Spitzentechnologie und weg von der höherwertigen Technologie. Die Spezialisierungsnachteile der westdeutschen Industrie bei Spitzentechnologien sind die

Kehrseite

der

beträchtlichen

Spezialisierungsvorteile

bei

höherwertigen

Technologien; aufgrund des hohen Anteils der Industrie an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung ist mit diesem relativen

Nachteil allerdings keine absolute Schwäche

verbunden. Trotz der Spezialisierungsnachteile der westdeutschen Industrie in Sektoren der Spitzentechnologie liegt deren Bedeutung bezogen auf die Wertschöpfung der gesamten Wirtschaft nur knapp hinter derjenigen in Japan und den USA und deutlich vor der anderer europäischer Länder. Dies liegt am hohen Anteil der Industrie insgesamt an der gesamten Wirtschaftsleistung. Besonders geringe Anteile weist die westdeutsche Industrie allerdings in den Bereichen der Büromaschinen und Computer sowie der Luft- und Raumfahrzeuge auf. Gemessen als Anteil an der industriellen Bruttowertschöpfung liegen die deutschen FuE-Anstrengungen zwar vor denjenigen anderer europäischer Länder, aber deutlich hinter den USA und Japan. Von Anfang der 80er Jahre bis Anfang der 90er Jahre hat sich die FuE-Intensität in einzelnen deutschen Industriezweigen weniger stark erhöht, als dies in anderen hochentwickelten Ländern der Fall war. Westdeutschland lag Anfang der 90er Jahre bezüglich des Einsatzes von FuE-Kapital in der Industrie im Mittelfeld der G6Staaten. Seit Anfang der 80er Jahre hat sich die FuE-Intensität der westdeutschen Industrie deutlich weniger erhöht als in anderen Ländern. Dies liegt vor allem an der im internationalen Vergleich unterdurchschnittlichen Steigerung der FuE-Anstrengungen in einzelnen Sektoren. Strukturverschiebungen hin zu FuE-intensiven Branchen haben in der westdeutschen Industrie im Verlauf der 80er Jahre dagegen etwa genauso viel zum Anstieg der FuE-Intensität der Industrie beigetragen wie in anderen Ländern. Die westdeutsche Industrie ist dabei insgesamt vergleichsweise stark auf FuE-intensive Industriezweige spezialisiert (bezogen auf die Bruttowertschöpfung), in den einzelnen Sektoren sind dagegen die FuE-Aktivitäten geringer als in anderen Ländern. Die von FuE-intensiven Industriezweigen direkt ausgehende Beschäftigungswirkung ist nur gering. Allerdings sind sie wichtige Technologielieferanten für weniger FuEintensive Industriebranchen und Dienstleister. Ansiedlung und Ausbau von FuE-intensiven Industriezweigen an einem Standort erhöhen das Angebot an qualifizierten Arbeitsplätzen und schaffen die Voraussetzung für hohe Einkommen. Allerdings ist das Beschäftigungspotential in

162

den FuE-intensiven Industriezweigen selbst eher gering. Die Bedeutung der FuE-intensiven Industriezweige erschließt sich erst dann, wenn man ihre Rolle als Technologielieferanten für weniger FuE-intensive Industrien und Dienstleister in die Betrachtung einbezieht. Über die Bezüge von technologieintensiven Vorleistungen und Investitionsgütern etwa erhöht sich der Technologiegehalt gerade in Sektoren mit geringen eigenen FuE-Aufwendungen besonders stark. Dadurch wird ein technologieintensives Produzieren, wie es für ein hochentwickeltes Industrieland geeignet ist, auch in Branchen möglich, die gemessen an den branchenüblichen FuE-Aufwendungen nicht zu den FuE-intensiven Industriezweigen gezählt werden. Relevant ist für Unternehmen (wie auch für ganze Volkswirtschaften) nicht nur das selbsterstellte, sondern die Gesamtheit des angewandten technischen Wissens. Auch in den weniger FuEintensiven Industriezweigen konnte die Bundesrepublik durch das Angebot qualitativ hochwertiger Waren aus dem hohen Preissegment ihre Exportstärke erhöhen. Die für das Inland wichtigsten Technologiegeberbereiche sind die elektrotechnische Industrie und der Maschinenbau. Inländische Abnehmer, für die der Bezug anspruchsvoller Produktion aus diesen Branchen besonders wichtig ist, profitieren von den Fühlungsvorteilen am Standort: Geographische Nähe begünstigt Kooperationen zwischen Anbietern und Abnehmern und erleichtert den speziellen Zuschnitt von Erzeugnissen auf Bedürfnisse der Abnehmer. Lediglich bei hochstandardisierten Vorleistungen oder Produktionsanlagen ist eine Übertragung des in ihnen enthaltenen technischen Wissens auch über weite Entfernungen unproblematisch. Innerhalb der westdeutschen Industrie sind solche Fühlungsvorteile vor allem für Unternehmen der Papier- und Pappeherstellung sowie -Verarbeitung und des Druckereigewerbes, aber auch der Feinkeramik und des Nahrungsmittelgewerbes von großer Bedeutung. Zunehmende Spezialisierung bedeutet, daß Volkswirtschaften immer stärker auch auf Importe von technischem Wissen über anspruchsvolle Vorleistungen und Kapitalgüter angewiesen sind. Die Bundesrepublik ist zwar insgesamt

Nettotechnologiegeber,

importiert aber in erheblichem Ausmaß Güter der Hochtechnologie und zieht damit Vorteile aus der internationalen Arbeitsteilung. Bezogen auf die Bevölkerung hat Westdeutschland unter den sechs großen Industrieländern die größten Exporte von Gütern der höherwertigen

Technologie

und

mit

geringerem

Abstand

auch

von

Gütern

der

Spitzentechnologie. Die Stärken der deutschen Exportwirtschaft im Hochtechnologiebereich liegen vor allem im Maschinenbau, im Fahrzeugbau, in der Elektrotechnik und der Chemie, die Schwächen konzentrieren sich auf die Sektoren Unterhaltungselektronik/Nachrichtentechnik, EDV-Geräte, Büromaschinen und Flugzeuge. Hier ist die Bundesrepublik vor allem gegenüber den

USA

und

Japan

Technologienehmer.

Insbesondere

für

die

westdeutschen

Dienstleistungsunternehmen sind Investitionsgüter amerikanischer und japanischer Herkunft eine wichtige Quelle des Technologieeinsatzes.

163

Deutsche Unternehmen haben im Zuge ihrer Internationalisierung umfangreiche FuEPotentiale im Ausland aufgebaut und damit ihre Zugriffsmöglichkeiten auf das dort erzeugte technische Wissen erweitert. Unternehmen siedeln FuE-Einheiten oft

in

unmittelbarer Nähe zu international fuhrenden Forschungszentren an, um an neuen Entwicklungen in jungen Technologiefeldern teilzuhaben. Da die Innovationsimpulse im wesentlichen von den regionalen Märkten kommen, sind multinationale Unternehmen auch in FuE gezwungen, ihre Organisationsstruktur stärker auf diese Märkte auszurichten. Außerdem haben die verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten die Transaktionskosten so weit gesenkt, daß neue Formen der internationalen Arbeitsteilung in FuE attraktiv werden. Die Internationalisierung internationalen

von

Vergleich

FuE

in

deutschen

ein hohes Niveau

multinationalen erreicht.

Der

Unternehmen FuE-Aufwand

hat

im

deutscher

Unternehmen im Ausland entspricht in etwa dem FuE-Aufwand ausländischer Unternehmen in der Bundesrepublik. Deutsche Unternehmen konzentrieren sich im Ausland auf FuE in der chemischen Industrie und der Elektrotechnik, Bereiche also, auf die auch im Inland ein hoher Anteil an den gesamten FuE-Aufwendungen entfällt. Ausländische Unternehmen betreiben in ihren Tochterunternehmen in Deutschland vor allem FuE im Bereich der Elektrotechnik (europäische und US-amerikanische Unternehmen) und des Straßenfahrzeugbaus (US-amerikanische Unternehmen). Im Rahmen der fortschreitenden Globalisierung zentralisieren einige Unternehmen FuE-Aktivitäten

in

regionalen

Kompetenzzentren.

Angesichts

der

wachsenden

Konkurrenz zwischen FuE-Standorten gewinnt die Fähigkeit, Investitionen in FuE und anspruchsvolle Produktion anzuziehen, an Bedeutung für die technologische Leistungsfähigkeit eines Standortes. Die Verbesserung der Effizienz der FuE, d.h. die Verkürzung der Entwicklungszeiten, Größenvorteilen,

der

Abbau

erfordert

von

Doppelforschung

sowie

die

Nutzung

von

die Zentralisierung von FuE-Aktivitäten in multinationalen

Unternehmen. Allerdings konzentrieren sich die Aktivitäten künftig nicht mehr nur bei der Konzernmutter,

sondern

bei

denjenigen

Tochtergesellschaften,

die

über

große

Absatzpotentiale und eine überdurchschnittliche technologische Kompetenz verfugen. In solchen regionalen Kompetenzzentren wird oft die weltweite Verantwortung für die FuE im Bereich bestimmter Produktsparten des Konzerns zusammengefaßt. Die Entwicklung des FuE-Potentials ausländischer Unternehmen in Deutschland hängt somit wesentlich von der Marktdynamik und von den Produktionsbedingungen für forschungsintensive Güter ab. Eine anspruchsvolle Voraussetzung

Forschungsdafür,

daß

und

Technologieinfrastruktur

Deutschland

Forschungsstandort nicht an Attraktivität verliert.

164

für

bleibt

multinationale

eine

zusätzliche

Unternehmen

als

Die Bundesrepublik verfugt über bedeutende Standortvorteile für FuE. Allerdings werden

von

multinationalen

Unternehmen

vor

allem

die

unübersichtlichen

Genehmigungsverfahren als Standortnachteile genannt. Die breite Forschungslandschaft am Standort Bundesrepublik ist im Bereich der meisten Technologiefelder ein entscheidender Standortvorteil fiir Forschungsaktivitäten. Allerdings existieren Hemmnisse, insbesondere bei der Erteilung von Genehmigungen, die den Standort Deutschland zunehmend unattraktiv erscheinen lassen. Auch wenn in einigen neueren Technologiefeldern

(Biotechnologie,

Mikroelektronik) der Standort Deutschland keine Spitzenposition einnimmt, haben deutsche Unternehmen den Anschluß an diese technologischen Entwicklungen nicht verpaßt. Über Tochterunternehmen im Ausland verfugen sie über die entsprechende Kompetenz. Allerdings begünstigt das Vorhandensein von FuE-Aktivitäten insbesondere in der Anfangsphase auch die Ansiedlung von anspruchsvoller Produktion. Die dadurch entstehende Beschäftigungswirkung sowie mögliche Fühlungsvorteile fiir andere Branchen gehen dann am Standort Deutschland vorbei, wenn es nicht gelingt, solche Forschungsaktivitäten und die sich daraus ergebende Produktion auch im Inland zu verankern.

165

Literatur A) Regelmäßig publizierte statistische Quellen

Deutsche Bundesbank Kapitalverflechtung mit dem Ausland Zahlungsbilanzstatistik

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Statistisches Bundesamt Input-Output-Tabellen

SV-Gemeinnützige Gesellschaft fur Wissenschaftsstatistik mbH im Stifterverband fiir die deutsche Wissenschaft Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft

U.S. Department of Commerce Foreign Direct Investment in the United States: Operations of U.S. Affiliates of Foreign Companies U.S. Direct Investment Abroad: Operations of U.S. Parent Companies and Their Foreign Affiliates

166

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170

Anhänge

Anhang zu Kapitel 1 Al-1

Abgrenzung der Sektoren nach der International Standard Industrial Classification (ISIC)

006

FuE-intensive Güter (Hochtechnologie)

007 3522 38252 3832 3845 3851

Güter der "Spitzentechnologie" (Güter mit sehr hoher FuE-Intensität) Pharmazeutische Erzeugnisse EDV-Einrichtungen Radio, TV, Nachrichtentechnik Flugzeuge Präzisionsinstrumente

008 351 3511 3512 352A 38251 382A 3821 3822 3823 3824 3829 383A 3831 3833 3839 3842 3843 385A

Güter der "höherwertigen Technologie" (Güter mit hoher FuE-Intensität) Industrielle Chemieerzeugnisse dar.: Industrielle chemische Grundstoffe Düngemittel und Pflanzenschutzmittel Übrige chemische Erzeugnisse (ohne 3522) Büromaschinen Maschinenbauerzeugnisse (ohne 3825) Antriebsaggregate Landwirtschaftliche Maschinen Metall- und Holzbearbeitungsmaschinen Spezialmaschinen für die Industrie Übrige Maschinenbauerzeugnisse (Aufzüge, Haushaltsmaschinen usw.) Elektrotechnische Erzeugnisse (ohne 3832) Elektrische Maschinen für die Industrie Elektrische Haushaltsmaschinen Übrige Erzeugnisse der Elektrotechnik (Batterien, Akkumulatoren, Lampen usw.) Schienenfahrzeuge Kraftfahrzeuge Optik, Uhren

009 31 321 322 323 324 331 332 341 342 353/4 355 356 361

Nicht FuE-intensive Güter (Güter mit niedriger FuE-Intensität) Nahrungs- und Genußmittel Textilien Bekleidung Leder, Lederwaren Schuhe Holz, Holzprodukte Möbel Papier, Papierprodukte Druckerzeugnisse Mineralölprodukte Gummiwaren Kunststofferzeugnisse Feinkeramik

173

362 369 371 372 381 3841 3844/9 390

Glas, Glasprodukte Steine und Erden Eisen und Stahl NE-Metalle Metallprodukte Wasserfahrzeuge Motorräder, Fahrräder usw. Übrige Erzeugnisse des verarbeitenden Gewerbes (Schmuckwaren, Musikinstrumente, Sport-, Spielwaren usw.)

3

Güter des verarbeitenden Gewerbes

1+2

Erzeugnisse der Landwirtschaft und des Bergbaus

00

174

Alle Waren

Anhang zu Kapitel 2 A2-1

Sektorale Abschreibungsraten fur FuE-Kapital

Die Schätzung der sektorspezifischen Abschreibungsraten läßt sich aus einem Vergleich der Anteile von Marktneuheiten am Umsatz in einer Branche mit dem entsprechenden Wert für das verarbeitende Gewerbe insgesamt ermitteln. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde hierfür eine einfache lineare Relation unterstellt, welche die Abschreibungsrate δ[ des Sektors i darstellt als die Summe aus einer durchschnittlichen Abschreibungsrate 5 v a g sowie dem Abstand zwischen dem Anteil von Marktneuheiten in Sektor i, a j , und dem Anteil von Marktneuheiten in der gesamten Industrie, a v a g :

Als durchschnittliche Abschreibungsrate für das verarbeitende Gewerbe wurde ein in vergleichbaren Studien oft benutzter Wert von 15 vH gewählt. Als Skalierungsfaktor φ wurde ein Wert von 0,65 unterstellt, so daß die daraus abgeleiteten sektoralen Abschreibungsraten etwa im Bereich von 10 vH bis 25 vH liegen und damit innerhalb der Bandbreite der üblicherweise für FuE-Kapital gewählten Abschreibungsraten. Die niedrigste Abschreibungsrate bedeutet dabei, daß von einem Anfangsbestand an FuEKapital nach 10 Jahren noch etwa ein Drittel genutzt wird. Eine Abschreibungsrate von 26 vH läßt einen Anfangsbestand an FuE-Kapital dagegen auf lediglich 5 v H seines Wertes schrumpfen (vgl. Abbildung A2-1). Abbildung A2-1 Restbestand eines urspünglich eingesetzten FuE-Kapitals bei alternativen Abschreibungsraten Restbestand in vH nach ... Jahren

Jahre

Quelle: Berechnungen des DIW.

175

Die sektorale Struktur des FuE-Kapitals in großen OECD-Ländern auf der Basis sektorspezifischer Abschreibungsraten (siehe Tabelle 2-2) unterscheidet sich in einzelnen Branchen von den Ergebnissen, die auf einer einheitlichen Abschreibungsrate von 15 v H basieren (siehe Tabelle A2-1). Dennoch lassen sich die wichtigsten Ergebnisse auch an der hier vorgestellten einfacheren Version ablesen, die auf einheitlichen Abschreibungsraten basiert. Tabelle A2-1 Sektorale Struktur des FuE-Kapitals im verarbeitenden Gewerbe ausgewählter OECD-Ländern 1990 bis 1992 (in v H ) :

Erzeugnisbereich (nach ISIC) Verarbeitendes Gewerbe

Westdeutschl.

Frankreich

Großbritannien

Italien

USA

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

100,0

90,1

86,5

90,6

88,1

89,4

79,7

34,1 5,6 3,0 18,1 7,4

55,4 7,4 4,8 23,4 19,8

60,3 11,6 7,3 23,5 17,9

47,5 13,9 6,9 14,7 11,9

57,9 5,4 11,6 15,2 25,7

32,1 6,0 7,7 17,6 0,8

Hochtechnologie1 2

Spitzentechnologie Pharmazeutische Erzeugnisse Büromaschinen und EDV-Einr. Radio, TV, Nachrichtentechnik Flugzeuge Präzisionsinstrumente 3

-

-

-

-

54,2 17,1 11,4 9,5

Einfache Technologie Nahrungs- und Genußmittel Textilien, Bekleidung, Ledererz. Holz, Holzerzeugnisse, Möbel Papier, Papierprodukte, Drackerz. Mineralölprodukte Gummi- und Kunststofferzeugnisse Feinkeramik, Glas, Steine u. Erden Eisen und Stahl, NE-Metalle Metallprodukte Wasserfahrzeuge Sonstiger Fahrzeugbau Übrige Erz. des verarb. Gewerbes nachrichtlich: Feinmechanik, Optik, Uhren

10,0 0,9 0,4 0,4 0,3 0,6 1,6 1,1 1,8 2,6 0,2 0,1 0,1

13,6 1,6 0,6 0,1 0,4 2,9 2,9 1,2 2,2 1,0 0,1 0,4 0,2

9,5 2,6 0,5 0,1 0,6 1,2 0,7 0,9 1,5 0,9 0,0 0,0 0,7

12,0 0,9 0,3 0,1 0,1 1,3 2,6 0,5 2,2 2,3 0,7 0,9 0,2

11,1 1,5 0,3 0,2 1,0 2,8 1,2 0,9 1,1 1,1 0,0 0,5 0,6

20,3 2,8 1,1 0,3 1,0 1,1 2,8 2,8 5,6 1,5 0,2 0,4 0,9

1,8

L3

1,6

1,1

6,7

3,4

Quellen: OECD; Berechnungen des DIW.

1

Einschließlich Feinmechanik, Optik, Uhren.

2

Ohne Feinmechanik.

3

Ohne Optik und Uhren.

176

-

-

-

11,8 -

28,8 10,9 4,6 6,0 -

7,2 -

39,5 8,5 5,9 7,7 -

17,4 -

24,8 7,0 3,5 3,3

-

Höherwertige Technologie Chemische Erz. (ohne Pharmazeutika) Maschinenbau Elektrotechnik (ohne Nachrichtentechn.) Schienenfahrzeuge Straßenfahrzeuge Optik, Uhren

16,1

29,8 10,3 3,9 3,8

-

Japan

-

11,0 -

44,2 11,1 8,8 10,8 -

13,5 -

A2-2

Berechnung von Niveau- und Struktureffekten

Der Anstieg der FuE-Intensität der Industrie eines Landes ist auf zwei unterschiedliche Entwicklungen zurückzufuhren: Zum einen nehmen die FuE-Intensitäten der einzelnen Sektoren zu (Niveaueffekt) 4. Zum anderen fuhrt aber auch inter-industrieller Strukturwandel in dem Maße zu einem Anstieg der FuE-Intensität der gesamten Industrie, in dem FuE-intensive Branchen an Gewicht gewinnen (Struktureffekt). Die Effekte lassen sich rechnerisch voneinander trennen. Die FuE-Intensität (FuE-Aufwendungen bezogen auf Wertschöpfiing oder Produktion) der gesamten Industrie eines Landes läßt sich ermitteln aus der Summe der FuE-Aufwendungen A j t der einzelnen Sektoren i, geteilt durch die Summe der sektoralen Bruttowertschöpfungswerte: ΣΑ, ft=— 1 IBWSit

·

i

Alternativ dazu läßt sich f t auch als gewichtete Summe der sektoralen FuE-Intensitäten f i t darstellen, wobei der Bruttowertschöpfungsanteil eines Sektors als Gewicht dient: RWC 1

rt

Τ ZBWSit

Τ

!t

11

i

Ein Vergleich der FuE-Intensität der gesamten Industrie zu zwei Zeipunkten t^ und t 2 läßt sich damit beschreiben als: ft 2-ft,=Z(b iti*f itj)-Z(bit,*f iti) i

i

Bezeichnet man die Veränderung der sektoralen Bruttowertschöpfungsgewichte und der sektoralen FuE-Intensitäten mit Ab{ = b i t j - b i t i bzw. Af { = f i t j - f i t i , so läßt sich die Differenz zwischen der gesamtindustriellen FuE-Intensität folgendermaßen umformulieren: f t j " f t , = Z ( b i t , + A b j ) * ( f i t i +Δ£ί) - Z ( b i t , * f i t . ) i

i

Ausmultiplizieren der Klammer und Zusammenfassen ergibt den folgenden Zusammenhang: f t l "ft, =Σ(\ i

*Af;)

+Z(Abi i

i

Der erste Summand auf der rechten Seite der Gleichung beschreibt den Niveaueffekt, der angibt, wie sich die FuE-Intensität der Industrie verändert hätte, wenn lediglich die Steigerung der FuE-Intensität in einzelnen Branchen, nicht aber die Strukturveränderungen berücksichtigt werden. Der zweite Summand repräsentiert den Struktureffekt, bei dem zwar die sektoralen 4

Dies kann wiederum auf zwei verschiedene Ursachen zurückgeführt werden: Einerseits investieren einzelne Unternehmen mehr in FuE, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits führt intra-industrieller Strukturwandel dazu, daß Unternehmen mit höheren FuE-Intensitäten an Gewicht gewinnen.

177

FuE-Intensitäten konstant gehalten, aber Strukturverschiebungen berücksichtigt werden. Der dritte Summand erfaßt den sogenannten Joint-Effekt. Er ist in der Regel nur gering und kann vernachlässigt werden. Für die Ermittlung hypothetischer FuE-Intensitäten im internationalen Vergleich zu einem bestimmten Zeitpunkt werden die sektoralen FuE-Intensitäten eines Landes mit den sektoralen Gewichten eines anderen Landes verknüpft. Die hypothetische FuE-Intensität der USA unter Zugrundelegung der deutschen Industriestruktur ermittelt sich demnach wie folgt: i Niveau- und Struktureffekte im internationalen Vergleich auf Basis der Produktionswerte sind in den Tabellen A2-2 und A2-3 dargestellt. Die Ergebnisse unterscheiden sich nicht wesentlich von den im Text dargestellten Resultaten. Tabelle A2-2 FuE-Aufwendungen in vH des Produktionswertes: Struktur- und Niveaueffekte in ausgewählten OECD-Ländern 5 (1980/82 bis 1990/92) Westdeutschl.

Frankreich

Großbritannien

Italien

USA

Japan

Tatsächliche Werte: 1980/82

1980/82

1,7

1,3

1,6

0,5

2,0

1,3

1990/92

1990/92

2,1

2,0

1,9

1,0

2,6

2,5

Modellrechnung: Industriestruktur der Jahre ...

FuE-Intensität der Jahre...

1980/82

1990/92

1,8

1,7

1,6

0.9

2,4

2,2

1990/92

1980/82

1.9

1.6

2.0

0.6

2,3

1.6

Gesamteffekt (vH-Punkte)

0,4

0,7

0,3

0,5

0,6

1,2

Niveaueffekt (vH-Punkte)

0,1

0,4

0,0

0,4

0,3

0,8

Struktureffekt (vH-Punkte)

0,2

0,3

0,4

0,1

0,3

0,3

Quellen: OECD; Berechnungen des DIW.

5

Verarbeitendes Gewerbe ohne Luft- und Raumfahrzeugbau.

178

Tabelle A2-3 FuE-Kapital in vH des Produktionswertes in OECD-Ländern6 1990 bis 1992: Tatsächliche und hypothetische Werte Sektorale Industriestruktur von... Westdeutschi.

Frankreich

Großbritannien

Italien

USA

Japan

Sektorale

Westdeutschland

10,3

9,5

9,9

8,0

9,4

11,6

FuE-

Frankreich

9,8

9,4

9,4

7,3

9,0

11,7

Großbritannien

10,7

10,7

10,7

8,3

10,2

13,7

koeffizienten

Italien

6,0

5,9

5,9

4,2

5,5

7,6

von...

USA

14,6

14,6

14,7

11,4

14,3

18,4

Japan

10,0

9,3

9,6

8,8

9,4

10,3

Kapital-

Quellen: OECD, ZEW; Berechnungen und Schätzungen des DIW. Anmerkung: tatsächliche Werte eingerahmt.

A2-3

Berechnung der gebundenen FuE-Übertragungen

Zur Berechnung der Wissensübertragungen werden die Verflechtungen über den Bezug von Vorprodukten und Kapitalgütern aus dem Inland und dem Ausland berücksichtigt. Für die inländische Vorleistungsverflechtung lassen sich die Übertragungen nach folgender Formel berechnen: Rlßj — j^· · R i = Oij · Rj wobei

Rn d ij

übertragener FuE-Kapitalstock von Sektor i an Sektor j auf Basis der inländischen Vorleistungsverflechtung

x

y

Lieferung von inländischen Vorleistungsgütern von i anj

Xi

Produktionswert des Sektors i

Ri d

FuE-Kapitalstock des Sektors i Inland Outputkoeffizient

Analog dazu können die inländischen Investitionen berücksichtigt werden: RINVjj = invi}· — Χ» 6

Verarbeitendes Gewerbe ohne Luft- und Raumfahrzeugbau. 179

wobei

RINV^j

übertragener FuE-Kapitalstock von Sektor i an Sektor j auf Basis der inländischen Investitonsgüterverflechtung

imAj

Lieferungen von inländischen Investitionsgütern von i nachj

Der FuE-Gehalt importierter Vorprodukte läßt sich errechnen aus: r

Κ Π ^ χ Ι Ρ - Σ aik wobei

Rik

Xik 4 übertragener FuE-Kapitalstock von Sektor i an Sektor

11

RIF ^

j auf Basis der Importe von Vorleistungsgütern Importanteil von Land k im Sektor i R^

FuE-Kapitalstock von Sektor i des Landes k

Xjk

Produktionswert von Sektor i des Landes k

m

Importe

Für die importierten Kapitalgüter gilt analog: f Rik RINVIf = invif · Σ α * · — Xik,

wobei

RINV 111 -

übertragener FuE-Kapitalstock von Sektor i an Sektor j auf Basis der importierten Investitionsgüter

1

inv" ^.

Importe des Sektors j von Investitionsgütern aus Sektor i

Der zugerechnete FuE-Kapitalstock ergibt sich aus der Addition der einzelnen Komponenten und spaltenweisem Aufsummieren: RTj = Σ RH!] + Σ RH!? + Σ RINVij + Σ RINVIf i i i i A2-4

Die Proportionalitätsannahme: Verfeinerung des Ansatzes

Aufgrund von Datenrestriktionen waren Analysen der Übertragung von gebundenem technischen Wissen bislang stets an die Sektoreinteilung der jeweiligen Input-Output-Statistik eines Landes gebunden. Implizit wird dabei angenommen, daß sich der Output der FuEintensiven Untergruppen eines Sektors auf die gleichen Abnehmersektoren verteilt wie der Output der weniger FuE-intensiven Untergruppen. Diese Proportionalitätsannahme fuhrt insbesondere dann zu einem vergleichsweise großen systematischen Fehler, wenn

180



sich die FuE-Intensitäten bzw. FuE-Kapitalkoeffizienten einzelner Unter-



gruppen und ihre Outputstrukturen

stark voneinander unterscheiden7. Dies läßt sich am Beispiel der elektrotechnischen Industrie veranschaulichen: Die Untergruppe der elektrischen und elektronischen Meßinstrumente weist im Vergleich zu anderen Untergruppen der Branche eine hohe FuE-Intensität auf und und liefert vor allem Vorleistungen an die Industrie. Die Untergruppen Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte hingegen weisen eine deutlich geringere FuE-Intensität auf und unterscheiden sich in ihrer Outputstruktur von den übrigen Bereichen. Ignoriert man diese Unterschiede, so wird die Übertragung von FuE-Kapital an die Industrie unterschätzt. Für die hier durchgeführten Berechnungen legte das Statistische Bundesamt detaillierte Angaben zur Outputstruktur wichtiger Untergruppen der FuE-intensiven Industriezweige vor, so daß solche systematischen Fehler vermieden werden konnten. Ein Sektor i kann in unterschiedliche Untergruppen h unterteilt werden, ω ^ sei der Anteil von Untergruppe h am Input von Sektor j und R^ der FuE-Kapitalstock der Untergruppe h. Summiert man die Werte für alle Untergruppen auf, so ergeben sich die Gesamtwerte für Sektor i: Σ®„=οβ h

und

ς κ , , - R ,

h

Unter Berücksichtigung der Untergruppen ergibt sich der Wert des von Sektor i an Sektor j übertragenen FuE-Kapitals aus folgender Gleichung

Tabelle A2-4 zeigt die Vorgehensweise am Beispiel zweier Untergruppen auf.

7

Vgl. Gerstenberger (1991).

181

Tabelle A2-4 Proportionalitätsannahme und modifizierte Berechnung

A) Proportionale Verteilung /

Outputstruktur des Sektors i: Übertragung von FuE-Kapital von Sektor i:

1

Oil °ilRi

Abnehmende Sektoren ο ζ

η

Oin OinRi

°i2 Oi2*i

B) Modifizierte Berechnung (am Beispiel zweier Untergruppen a und b) Abnehmende Sektoren /

Outputstruktur von Untergruppe a des Sektors i: Outputstruktur von Untergruppe b des Sektors i: Σ: Übertragung von FuE-Kapital von Untergruppe a : Übertragung von FuE-Kapital von Untergruppe b: Σ (Übertragung von FuE-Kapital von Sektor i:):

A2-5

1

Ζ

η

«>al

û>an

bl

ü>a2 û> b2

Oil

°i2

Oin

û>alRa

iû^Ra

(œ12R,) + «022*2)

(û>i„Ri) + «ß2nR2)

Φ

Φ

φ

OjiR;

OjoR;

°in R i