Fürst werden: Rangerhöhungen im 14. Jahrhundert - Das römisch-deutsche Reich und England im Vergleich 9783110642988, 9783110639025

Focusing on the singular 14th century career of William, Prince of Jülich and Earl of Cambridge, this study compares how

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German Pages 152 Year 2019

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Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Die Investitur
Die Urkunden
Wilhelm, Fürst in zwei Reichen?
Schluss
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Bibliographie
Abbildungsverzeichnis
Register
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Fürst werden: Rangerhöhungen im 14. Jahrhundert - Das römisch-deutsche Reich und England im Vergleich
 9783110642988, 9783110639025

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Fürst werden

Historische Zeitschrift // Beihefte (Neue Folge)

beiheft 75 herausgegeben von andreas fahrmeir und hartmut leppin

Jörg Peltzer

Fürst werden Rangerhöhungen im 14. Jahrhundert – Das römisch-deutsche Reich und England im Vergleich

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliot hek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Library of Congress Control Number: 2019931401 Umschlagabbildungen: Urkunde Ludwigs IV. vom 14. August 1338; Greifswald, Landesarchiv, Rep. 2, Ducalia, Nr. 173; Erhebungsurkunde (Abschrift) Eduards III. (1386–1399); London, BL, Cotton Nero D. VI, fol. 31. © 2019 Walter De Gruyter GmbH, Berlin/Boston www.degruyter.com Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Verielfältigung dieses Werkes oder von Teilen diesen Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

Gestaltung: Katja v. Ruville, Frankfurt a. M. Satz: Roland Schmid, mediaventa, München Druck und Bindung: Franz X. Stückle Druck und Verlag e.K., Ettenheim isbn 978-3-311-063902-5 e-isbn (pdf) 978-3-11-064298-8 e-isbn (epub) 978-11-063940-7

Inhalt

Vorwort

_____

9

Einleitung

_____

11

Die Investitur

_____

19

I. Gemeinsamkeiten

_____

20

II. Unterschiede und Entwicklungen

_____

26

Die Urkunden

_____

37

I. Die Verschriftlichung des Rituals

_____ 37

II. Fürstliche Rechte

_____ 41

III. Bilder politisch-sozialer Ordnungen

_____ 43

1. Fürsten im römisch-deutschen Reich. Säulen, Glieder, Lichtspender 2. England I: Aneignung und Innovation unter Eduard III.

_____ 46 _____ 54

3. England II: Himmel, Krone, Körper – neue und alte Bilder unter Richard II.

_____ 62

IV. Kriterien für den Rang eines Reichsfürsten, Earls oder Herzogs. Offizielle Lesarten

_____ 68

1. Tradition und Innovation unter Ludwig IV.

_____ 68

2. England: Der Einfluss Wilhelms, der tugendhafte Adel und der gute Herrscher

_____ 72

Wilhelm, Fürst in zwei Reichen?

_____

83

Schluss

_____

97

Anhang

_____ 111

Abkürzungsverzeichnis

_____ 123

Bibliographie

_____ 125

Abbildungsverzeichnis

_____ 143

Register

_____ 145

Für Jean Dunbabin zum 80. Geburtstag

7

Vorwort

Diese Abhandlung war ursprünglich als Aufsatz konzipiert, wuchs dann aber im Umfang so an, dass in Gesprächen mit den Verantwortlichen der Historischen Zeitschrift das Beiheft als das geeignetere Format für die Publikation gewählt wurde. Dies ermöglichte auch die Veröffentlichung des Anhangs. Er enthält eine Zusammenstellung der Schriftstücke, die 1366 Herzog Wilhelm II. von Jülich an König Eduard III. übersandte, darunter auch die Erhebungsurkunde Wilhelms I. zum Earl von Cambridge aus dem Jahr 1340. Sie ist hier zum ersten Mal auf der Grundlage des Originals unter Berücksichtigung der kopialen Überlieferung kritisch ediert. Diese Studie markiert eine Etappe auf dem Weg zu einer umfassenderen vergleichenden Arbeit zur Formierung und Visualisierung fürstlichen Rangs im römischdeutschen Reich und in England im 13. und 14.Jahrhundert. Eine eingehende Diskussion des Themas, seines Forschungsstandes und der Herangehensweise wird in diesem größeren Rahmen geschehen. Grundlagen für das vorliegende Werk wurden im Rahmen der Forschungsgruppen „Rang und Ordnung“ sowie „RANK“ erarbeitet. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft danke ich für die Gewährung einer Emmy Noether-Gruppe („Rang und Ordnung“), dem Europäischen Forschungsrat (ERC) für einen ERC Starting Grant gemäß der Finanzhilfevereinbarung Nr.204905 (RANK), die im Zuge des siebten Rahmenprogramms der Europäischen Gemeinschaft (RP 7/ 2007–2013) erfolgte. Das hier behandelte Thema war Gegenstand meiner im Januar 2014 gehaltenen Antrittsvorlesung an der Universität Heidelberg. Vorträge in Bamberg, Berlin, Münster und Princeton haben zur Schärfung der Argumentation beigetragen. Ich danke den Kollegen Klaus van Eickels (Bamberg), Michael Borgolte (Berlin), Helmut Reimitz (Princeton) und Wolfgang Eric Wagner (Münster) sowie den jeweiligen Diskutanten ganz herzlich für die Einladungen und den weiterführenden Austausch. Die weitere Vertiefung und schriftliche Ausarbeitung ermöglichte ein Aufenthalt als John Rassweiler Founders’ Circle Member am Institute for Advanced Study, Princeton, im Jahr 2017/18. Patrick Geary und den Mitgliedern des Medieval Semi-

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nar am Institute bin ich für anregende Gespräche und die wunderbaren Arbeitsbedingungen zu großem Dank verpflichtet. Beatrix Busse, Stefan Holz, Jürgen Miethke, Maximilian Schuh (alle Heidelberg), Frank Rexroth (Göttingen), Karl Ubl (Köln) und Nicholas Vincent (Norwich) unterzogen sich der Mühe, das Manuskript bzw. Teile davon zu lesen. Für Ihre Korrekturen und Anregungen bin ich sehr dankbar. Wichtige Hinweise verdanke ich weiterhin Kathleen Coleman (Harvard), Paul Dryburgh (London) und Maximilian Wemhöner (Luanda). Paul Dryburgh und Nicholas Vincent versorgten mich darüber hinaus mit Fotos aus den National Archives in Kew, die mir das Arbeiten jenseits des Atlantiks sehr erleichterten. In Heidelberg unterstützte mich dankenswerterweise Robert Janson bei den redaktionellen Arbeiten. Es ist ein großes Glück, diese Großzügigkeit der Kolleginnen und Kollegen erfahren zu dürfen. Gewidmet ist diese Arbeit Jean Dunbabin in dankbarer Erinnerung an ebenso lehrreiche wie inspirierende Oxforder Zeiten.

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BEIHEFT 75

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Einleitung

Wilhelm V./I. von Jülich (geb. um 1299, gest. 1361) durchlief eine äußerst bemerkenswerte und für seine Zeit singuläre Karriere. 1 1328 folgte Wilhelm seinem Vater Gerhard V. als Graf von Jülich nach. Acht Jahre später, 1336, wurde er von Kaiser Ludwig IV. zum Markgrafen und Reichsfürsten erhoben. 1356 erhielt er aus den Händen Kaiser Karls IV. sogar die Herzogswürde. 2 Darüber hinaus wurde er 1340 vom englischen König Eduard III. zum Earl von Cambridge ernannt. 3 Die Kombination Reichsfürst und Earl war für das 14.Jahrhundert einmalig. Was es bedeutete, in 1 Wilhelm Janssen, Wilhelm von Jülich (um 1299–1361), in: Rheinische Lebensbilder 6, 1975, 29–54; ders., Wilhelm von Jülich (um 1300–1361), in: Neue Beiträge zur Jülicher Geschichte 19, 2007, 123–131; Gisela Meyer, Graf Wilhelm V. von Jülich (Markgraf und Herzog) (1328–1361). Bonn 1968; Werner-Dieter Klucke, Die Außenbeziehungen der Grafen von Jülich aus dem Hause Heimbach (1207–1361). Bonn 1994, 255–350. 2 Zu 1336 siehe MGH Const. 7/1, Nr.132. Die Erhebungsurkunde von 1356 hat sich nicht erhalten. Möglicherweise entsprach ihre Arenga einem Formular der Sammlung des Johannes von Gelnhausen, Collectarius perpetuarum formarum Johannis de Geylnhusen. Hrsg. v. Hans Kaiser. Innsbruck 1900, Nr.46. Diese Vermutung äußerte Hans Kaiser, Der Collectarius perpetuarum formarum des Johannes von Gelnhausen. Straßburg 1898, 54f.; zu 1356 siehe auch Regensburger Urkundenbuch. Bd.2: Urkunden der Stadt 1351– 1378. Bearb. v. Franz Bastian/Josef Widemann. (Monumenta Boica, Bd.54, NF.8.) München 1956, Nr.223; MGH Const. 11, Nr.935 (Regest). Wilhelm versicherte Pfalzgraf Ruprecht I. am 26. Januar 1357, nachdem

„er in den Rang eines höheren Fürstentums promoviert wurde, nämlich zum Herzog und Fürsten von Jülich“, dass er und seine Erben ihre pfalzgräflichen Lehen auch zukünftig so wie bisher empfangen wollten, GLA Karlsruhe, 67/799, fol. 70; Regesten der Pfalzgrafen am Rhein 1214–1508. Bd.1: 1214–1400. Bearb. v.

Adolf Koch/Jakob Wille. Innsbruck 1894, Nr.3007 (der dort angegebene Ausstellungsort Trier muss zu Maastricht korrigiert werden); zum pfalzgräflich-jülischen Lehnsverhältnis vgl. Volker Rödel, Die Akten zur Belehnung der Herzöge von Jülich durch die rheinischen Pfalzgrafen. Ein Fund im Staatsarchiv Wertheim, in: RhVjbll 62, 1998, 358–365, hier 262–263. 3 Die Urkunde wurde zweifach ausgefertigt. Ein Original scheint verloren zu sein, das andere liegt in den National Archives in London und ist im Anhang, Nr.V, ediert. Danach wird im Folgenden zitiert. Im Druck lagen der Forschung bislang lediglich die beiden kopialen Überlieferungen der Urkunde vor: Reports from the Lords Committees Touching the Dignity of a Peer of the Realm. 5 Vols. London 1829, Vol.5, 40–42 (nach der Abschrift in den Charter Rolls, vgl. CChR, 1327–1341, 471); Lacomblet, Bd.3, Nr.349 (nach der Abschrift im Jülicher Kopialbuch, Duisburg, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abt.Rheinland, Jülich-Berg, Repertorien und Handschriften Nr.17, fol. 9f.). Vgl. Fritz Trautz, Die Könige von England und das Reich, 1272– 1377. Mit einem Rückblick auf ihr Verhältnis zu den Staufern. Heidelberg 1961, 298–299 und Anm.321.

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den Rang eines Reichsfürsten und Earls bzw. im Unterschied dazu in den Rang eines Kurfürsten oder eines englischen Herzogs erhoben zu werden, ist Gegenstand dieser Untersuchung. 4 Wie liefen diese Erhebungen ab, wie markierten sie soziale Differenz, und was lehren sie uns über die damaligen Vorstellungen von der Rolle dieser Fürsten in ihren jeweiligen politisch-sozialen Ordnungen? Wilhelm verdankte seine außergewöhnliche Position vor allem seinen diplomatischen Aktivitäten für Eduard III. und Ludwig IV. bzw. später Karl IV. in den Jahren um den 1337 erfolgten Ausbruch des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich. 5 Am Niederrhein zählten die Jülicher zu den bedeutenden politischen Akteuren, und Wilhelm war vertraut mit den deutschen, englischen und französischen Interessen, die in dieser Region zusammenliefen und miteinander konkurrierten. Seine um 1319 geschlossene Ehe mit Johanna, Tochter des Grafen Wilhelm III. von Hennegau, Holland und Seeland 6, sollte im folgenden Jahrzehnt überregionale Bedeutung erlangen, als Johannas Schwestern Margarethe und Philippa Ludwig (1324) respektive Eduard (1328) heirateten. Wilhelm war nun mit beiden Herrschern verschwägert. Dazu kam 1332 die Ernennung von Wilhelms Bruder Walram zum Erzbischof von Köln. Durch geschicktes Taktieren gegenüber dem Papst hatten zunächst ihr Vater Gerhard und später Wilhelm dies über längere Zeit hinweg angebahnt. Damit verschwanden die traditionellen territorialen Konflikte zwischen Jülich und dem Erzbistum zwar nicht vollständig, doch blieb das Verhältnis zwischen den Brüdern über weite Strecken friedlich und stabil. 7 Darüber hinaus gehörte mit Walram nun immerhin ein Kurfürst zur Familie, was Wilhelms eigene Rangambitionen angespornt haben dürfte. Die Vertrautheit mit den politischen Fragen, die persönlichen Verbindungen sowohl zu Eduard als auch zu Ludwig sowie die Stärkung der eigenen herrschaftlichen Position am Niederrhein waren gute Voraussetzungen für ein diplomatisches Engagement Wilhelms auf europäischer Bühne. 4 Zu meinem Verständnis von Rang siehe Jörg Peltzer, Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein. Die Gestaltung der politisch-sozialen Ordnung des Reichs im 13. und 14.Jahrhundert. (RANK. Politisch-soziale Ordnungen im mittelalterlichen Europa, Bd.2.) Ostfildern 2013, 22–31, mit ausführlicher Diskussion der Forschungsliteratur. 5 Vgl. Trautz, Könige, passim; Das deutsch-englische Bündnis von 1335–1342. T. 1: Quellen. Hrsg. v. Friedrich Bock. (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, NF.12.) München 1956. 6 Meyer, Wilhelm, 18. 7 Zu Walram siehe Gerhard Heyden, Walram von Jülich, Erzbischof von Köln. Reichs- und Territorialpolitik. Köln 1963; Wilhelm Janssen, Walram von Jülich (1304–1349), in: Rheinische Lebensbilder 4, 1970, 37– 56.

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Die Initiative für Wilhelms Mittlertätigkeit zwischen Eduard und Ludwig ging vom englischen König aus. Beide kannten sich schon seit den späten 1320er Jahren. Bereits 1327 hatte Wilhelm mit einer eigenen Heerschar den ersten Feldzug Eduards gegen die Schotten unterstützt. 8 Als es 1335 zu einem erneuten englischen Feldzug gegen die nördlichen Nachbarn kam, leistete Wilhelm seinem Schwager wiederum Hilfe. Im Anschluss blieben er und seine Frau noch für einige Monate am Hof Eduards. 9 In dieser Zeit gewann der König den Grafen von Jülich dafür, die Möglichkeiten eines Bündnisses mit Ludwig IV. auszuloten und ein solches gegebenenfalls auf den Weg zu bringen. In der Folge wurde Wilhelm einer der Hauptkonstrukteure der englisch-deutschen Allianz. Mit großem Erfolg nutzte er diese Rolle, um seine eigene Position in den politisch-sozialen Ordnungen beider Reiche maßgeblich zu verbessern. 10 Als er 1361 starb, war aus dem einstigen Grafen ein Herzog von Jülich und Earl von Cambridge geworden. Angesichts dieser Karriere erhielt Wilhelm einige Aufmerksamkeit in der Forschung. Seine Rolle als Diplomat wurde eingehend untersucht, ebenso sein territorialpolitisches Handeln am Niederrhein. 11 Kaum Interesse hingegen fand er bislang als Gegenstand oder zumindest Ausgangspunkt vergleichender Arbeiten in europäischer Perspektive. Dabei bietet sich seine Laufbahn für komparatistische Fragestellungen, insbesondere zur Rolle des Reichsfürsten bzw. Earls, geradezu an. Wilhelm lebte in einer Zeit, in der sich die Aristokratien im römisch-deutschen Reich und in England an ihrer Spitze zunehmend ausdifferenzierten. Im Reich etablierten sich seit dem ausgehenden 13.Jahrhundert die sieben Königswähler als neue fürstliche Elite. 1356/57 wurde der Vorrang der Kur- vor den Reichsfürsten in der Goldenen Bulle Karls IV. schriftlich festgelegt. 12 In England bildeten traditionell die Earls die Spitzengruppe der Aristokratie, ehe im 14.Jahrhundert mit den Titeln eines Herzogs und Marquis höhere Ränge eingeführt wurden. 1337 machte König Eduard III. mit

8 Trautz, Könige, 195. 9 Ebd.208–216. 10 Für Wilhelms Erhebung zum Markgrafen 1336 waren die deutsch-englischen Beziehungen nicht alleine ausschlaggebend. Für Ludwig IV. zählten ebenfalls Wilhelms militärische Unterstützung im Kampf um das Erbe Heinrichs von Kärnten – schließlich fand Wilhelms Erhebung auf Ludwigs Heerfahrt in dieser Angelegenheit statt – und Wilhelms unmittelbar bevorstehende diplomatische Reise zum französischen König und zum Papst, vgl. Klucke, Außenbeziehungen, 278, 283–285, Meyer, Wilhelm, 55–60. 11 Meyer, Wilhelm; Klucke, Außenbeziehungen; Trautz, Könige. 12 Zur Formierung der Kurfürsten siehe Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, passim.

EINLEITUNG

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der Erhebung seines gleichnamigen Sohns zum Herzog von Cornwall den Anfang. 13 Diese Prozesse veränderten die jeweiligen politisch-sozialen Ordnungen maßgeblich und dauerhaft, und kaum einer hätte darüber besser Auskunft geben können als Wilhelm von Jülich. Doch Wilhelm hinterließ leider keine Aufzeichnungen, in denen er die Ausdifferenzierungsprozesse des Hochadels auf beiden Seiten des Ärmelkanals vergleichend kommentierte oder sich zur Rolle eines Reichsfürsten bzw. Earls in der jeweiligen politisch-sozialen Ordnung äußerte. Wir wissen nicht, was er darüber dachte, wenn er sich denn überhaupt damit auseinandersetzte. Es haben sich aber die Urkunden erhalten, die anlässlich seiner Erhebung zum Markgrafen und Reichsfürsten im Jahr 1336 bzw. zum Earl von Cambridge im Jahr 1340 ausgestellt wurden. Sie dienen im Folgenden als Ausgangspunkt für die systematische vergleichende Analyse der fürstlichen Erhebungen in England und im römisch-deutschen Reich im 14. Jahrhundert. Solche Erhebungen sind für die Erforschung politisch-sozialer Ordnungen und zeitgenössischer Vorstellungen von Rangkriterien von hoher Bedeutung, denn sie veränderten an prominenter Stelle die bislang bestehende Ordnung. Entsprechend sorgfältig wurden diese Akte inszeniert und dokumentiert. Im 14.Jahrhundert bestand die Erhebung zu einem Fürsten in England wie im römisch-deutschen Reich aus zwei Komponenten: dem Akt der Investitur mit der neuen Würde durch den König und der Verschriftlichung dieses Akts durch eine Urkunde. Beide Komponenten bilden den Hauptgegenstand dieser Studie. Ihre Untersuchung gibt Aufschlüsse darüber, wie der Rang eines Reichs- bzw. Kurfürsten, eines Earls oder Her-

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Reports from the Lords Committees, Vol.5, 35. Gute Überblicksdarstellungen zur Entwicklung des

englischen Hochadels im 14.Jahrhundert bieten: Chris Given-Wilson, The English Nobility in the Later Middle Ages. The Fourteenth-Century Political Community. London 1987; ders., Rank and Status among the English Nobility, c. 1300–1500, in: Thorsten Huthwelker/Jörg Peltzer/Maximilian Wemhöner (Eds.), Princely Rank in Late Medieval Europe. Trodden Paths and Promising Avenues. (RANK. Politisch-soziale Ordnungen im mittelalterlichen Europa, Bd.1.) Ostfildern 2011, 97–117; Michael Prestwich, Plantagenet England, 1225–1360. (The New Oxford History of England.) Oxford 2005, 353–370. Eine detaillierte Untersuchung der Erhebungen in den Rang eines Barons bzw. Earls unter Eduard III. im Hinblick auf soziale Aufstiegsmöglichkeiten, Ausstattung mit Gütern und Mechanismen königlicher Patronage liefern folgende Arbeiten von James Bothwell: Edward III and the English Peerage. Royal Patronage, Social Mobility and Political Control in Fourteenth-Century England. Woodbridge 2004; Edward III, the English Peerage and the 1337 Earls. Estate Redistribution in Fourteenth-Century England, in: James Bothwell (Ed.), The Age of Edward III. Woodbridge 2001, 35–52; Edward III and the ,New Nobility‘. Largesse and Limitation in Fourteenth-Century England, in: EHR 112, 1997, 1111–1140.

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zogs kenntlich gemacht wurde, wie soziale Differenz zwischen verschiedenen adligen Rängen ausgewiesen und eingeübt wurde und welche Bilder bemüht wurden, um die Rolle der Großen sowie des Königs in den jeweiligen politisch-sozialen Ordnungen darzustellen. Dies lässt uns die Konzeptionen gesellschaftlicher Ordnungen und ihrer Funktionsweisen besser begreifen. 14 Die Urkunden sind darüber hinaus instruktiv für rangspezifische Privilegien und die Gründe, die für die jeweilige Erhebung geltend gemacht wurden. Als Produkte der königlichen Kanzleien liefern sie die offizielle Sichtweise, d.h. wie der König bzw. seine Kanzlei die Erhebung und die Rolle des zu Erhebenden, aber auch die eigene Rolle verstanden wissen wollten. Es geht im Folgenden also nicht, das soll eigens betont werden, um die Erörterung der konkreten politischen Umstände, die zu der jeweiligen Erhebung führten. Die Forderung nach vergleichenden Forschungen ist gerade in der Mediävistik eine alte. Marc Bloch machte sie bekanntermaßen bereits 1927 zum Gegenstand seines programmatischen Vortrags auf dem Internationalen Historikerkongress in Oslo. 15 In den vergangenen drei Jahrzehnten haben aber vor allem Diskussionen in der neueren Geschichte das Bewusstsein für die Möglichkeiten und Grenzen der Komparatistik geschärft. Die Ansätze der insbesondere von Michel Espagne eingeforderten Transfergeschichte 16 sowie der Verflechtungsgeschichte in ihren unterschiedlichen Ausprägungen wie der histoire croisée (Michael Werner und Bénédicte Zimmermann) 17 oder der entangled history (z.B. Sebastian Conrad, Shalini Randeria) 18 er-

14 Der Zusammenhang zwischen den Bildern, in welche die politisch-soziale Ordnung gefasst wurde, und der Ordnung selbst wird anschaulich herausgearbeitet in Albrecht Koschorke/Susanna Lüdemann/Thomas Frank/Ethel Matala de Mazza, Der fiktive Staat. Konstruktionen des politischen Körpers in der Geschichte Europas. Frankfurt am Main 2007, insbes. 55–64. 15 Marc Bloch, Pour une histoire comparée des sociétés européennes, in: Revue de synthèse historique 46, 1928, 15–50. 16 Siehe stellvertretend Michel Espagne/Michael Werner (Eds.), Transferts: les rélations interculturelles dans l’espace Franco-Allemand (XVIIIe et XIXe siècle). Paris 1988; Michel Espagne, Sur les limites du comparatisme en histoire culturelle, in: Genèses 17, 1994, 112–121; ders., Les transferts culturels franco-allemands. Paris 1999. 17 Michael Werner/Bénédicte Zimmermann, Vergleich, Transfer, Verflechtung. Der Ansatz der Histoire croisée und die Herausforderung des Transnationalen, in: GG 28, 2002, 607–636; Michael Werner/Bénédicte Zimmermann, Beyond Comparison: Histoire Croisée and the Challenge of Reflexivity, in: H & T 45, 2006, 30–50. 18 Siehe z.B. Sebastian Conrad, Doppelte Marginalisierung. Plädoyer für eine transnationale Perspektive auf die deutsche Geschichte, in: GG 28, 2002, 145–170; Shalini Randeria, Entangled Histories of Uneven Modernities: Civil Society, Caste Solidarities and Legal Pluralism in Post-Colonial India, in: Yehuda Elkana/

EINLEITUNG

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öffneten weitere Perspektiven, wie historische Phänomene in mindestens zwei politisch-sozialen Ordnungen untersucht werden können. Wurden diese Ansätze zunächst in Abgrenzung von der Komparatistik entwickelt (wobei die histoire croisée auch bewusst von der Transfergeschichte abgesetzt wurde), verlor die Debatte um ihre relative Validität in jüngeren Jahren an Bedeutung. Insbesondere Vertreter der in die Defensive geratenen Komparatistik bemühten sich darum, das Verbindende gegenüber dem Trennenden zu betonen. Erst in ihrer Kombination, so sinngemäß Jürgen Kocka und Heinz-Gerhard Haupt, würden sie ihr volles Potential entfalten können. 19 In der Tat handelt es sich bei Komparatistik, Transfergeschichte und histoire croisée weniger um inkompatible Ansätze, sondern um unterschiedliche, von der jeweiligen Fragestellung der Untersuchung abhängende Akzentsetzungen. Die vorliegende Studie versteht sich als ein Beitrag, wie diese Akzentsetzungen in der Praxis kombiniert werden können. Ausgangspunkt ist in diesem Fall der Vergleich, weil es zunächst darum geht, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Verhältnisse in England und im römisch-deutschen Reich herauszuarbeiten. 20 Dabei ist,

Ivan Krastev/Elísio Macamo/Shalini Randeria (Eds.), Unravelling Ties: From Social Cohesian to New Practices of Connectedness. Frankfurt am Main 2002, 284–311. 19 Siehe dazu Jürgen Kocka, Comparison and Beyond, in: H & T 42, 2003, 39–44; Jürgen Kocka/Heinz-Gerhard Haupt, Comparison and Beyond: Traditions, Scope, and Perspectives of Comparative History, in: Heinz-Gerhard Haupt/Jürgen Kocka (Eds.), Comparative and Transnational History. Central European Approaches and New Perspectives. New York 2009, 1–30, hier 19–21; vgl. auch Heinz-Gerhard Haupt, Historische Komparatistik in der internationalen Geschichtsschreibung, in: Gunilla Budde/Sebastian Conrad/ Oliver Janz (Hrsg.), Transnationale Geschichte. Themen, Tendenzen und Theorien. Göttingen 2006, 137– 149. Zum Verhältnis von Transfergeschichte und Histoire croisée aus mediävistischer Perspektive siehe die Bemerkungen von Wolfram Drews/Christian Scholl, Transkulturelle Verflechtungsprozesse in der Vormoderne. Zur Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Transkulturelle Verflechtungsprozesse in der Vormoderne. (Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung, Beih. 3.) Berlin 2016, vii–xxiii, insbes. vii–xix; zum Verhältnis von Komparatistik und Transfergeschichte siehe Johannes Paulmann, Internationaler Vergleich und interkultureller Transfer. Zwei Forschungsansätze zur europäischen Geschichte des 18. bis 20.Jahrhunderts, in: HZ 267, 1998, 649–685. 20

Vergleichende Arbeiten zu den politisch-sozialen Ordnungen Englands und des römisch-deutschen

Reichs im Spätmittelalter liegen nur in geringer Zahl vor. Zwei Jahre nach Marc Blochs Aufruf publizierte Otto Hintze seine „Typologie der ständischen Verfassungen des Abendlandes“, in: HZ 141, 1930, 229–253, knapp fünfzig Jahre später, 1977, skizzierte Fritz Trautz einen Vergleich des englischen und deutschen Adels in knappen Worten: Noblesse allemande et noblesse anglaise. Quelques points de comparaison, in: Georges Duby/Jacques Le Goff (Eds.), Famille et parenté dans l’occident médiéval. Actes du colloque de Paris (6–8 juin 1974). (Collection de l’école française de Rome, Vol.30.) Rom 1977, 63–84. Erst in jüngeren Jahren erhöhte sich die Zahl einschlägiger Arbeiten: Frank Rexroth, Tyrannen und Taugenichtse. Beobachtungen zur Ritualität europäischer Königsabsetzungen im späten Mittelalter, in: HZ 278, 2004, 27–53; Björn Weiler,

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zweitens, auch darauf zu achten, zu welchem Grad direkte oder indirekte Verbindungen zwischen den Entwicklungen in den beiden Reichen bestanden. In welchem Maß bedienten sich die Akteure einer gemeinsamen Sprache, um ihren Vorstellungen vom Rang eines Reichsfürsten, Earls oder Herzogs Ausdruck zu geben? Inwieweit also waren die beiden Geschichten miteinander verflochten, bedingten sich gegenseitig? Drittens steht der Fall Wilhelms von Jülich nicht nur für eine in seiner Person realisierte Verbindung der Aristokratien beider Reiche, sondern auch für die Möglichkeit konkreter Transfers von einem Reich in das andere. Der Vergleich bietet die Chance, solche Transfers zu identifizieren. Mit dieser Vorgehensweise verfolgt die Untersuchung zwei Ziele: Zum einen möchte sie einen Beitrag zum besseren Verständnis der Entwicklung und Variabilität politisch-sozialer Ordnungsmodelle im spätmittelalterlichen Europa leisten. Zum anderen ist sie ein Plädoyer für eine stärkere Berücksichtigung der europäischen Perspektive in der sich oftmals immer noch stark am Nationalstaat orientierenden Spätmittelalterforschung. Zum Abschluss dieser einleitenden Bemerkungen bedarf es noch knapper Erläuterungen zur Terminologie. Der Begriff Fürst wird als Sammelbezeichnung für Reichs- und Kurfürsten sowie den titelführenden Adel in England (Earl, Marquis, Herzog) benutzt, um eine bessere Lesbarkeit des Texts zu gewährleisten. Dieser Gebrauch entspricht nicht der englischen Praxis des 14.Jahrhunderts, die den lateinischen Begriff princeps für den König, den Prinzen von Wales und den Prinzen von Aquitanien reserviert. Um der Unterscheidung der principes von Wales und Aquitanien von den Earls und Herzögen gerecht zu werden, wird dieser Titel im Folgenden mit Prinz und nicht mit Fürst übersetzt. Bei der Wiedergabe der Titel comes, marchio und dux von englischen Magnaten wird der modernen englischen Praxis gefolgt. Diese Titel werden im Englischen mit earl, marquis/marquess und duke übersetzt. Damit wird der englische comes klar von den kontinentalen comites unterschieden, für Kingship, Rebellion and Political Culture. England and Germany, c. 1215–c. 1250. (Medieval Culture and Society.) Basingstoke 2007; Martin Kaufhold, Die Rhythmen politischer Reform im späten Mittelalter. Institutioneller Wandel in Deutschland, England und an der Kurie 1198–1400 im Vergleich. (Mittelalter-Forschungen, Bd.23.) Ostfildern 2008. Der deutsch-englische Vergleich war Gegenstand der Heidelberger Forschungsgruppen „Rang und Ordnung“ und „Rank“, siehe beispielsweise Huthwelker/Peltzer/ Wemhöner (Eds.), Princely Rank; Thorsten Huthwelker, Die Darstellung des Rangs in Wappen und Wappenrollen des späten Mittelalters. (RANK. Politisch-soziale Ordnungen im mittelalterlichen Europa, Bd.3.) Ostfildern 2013; Jörg Peltzer, Making an Impression. Seals as Signifiers of Individual and Collective Rank in the Upper Aristocracy in England and the Empire in the Thirteenth and Fourteenth Centuries, in: Phillipp R. Schofield (Ed.), Seals and Their Contexts in the Middle Ages. Oxford 2015, 63–76.

EINLEITUNG

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die im Englischen der Begriff count reserviert ist. Im Fall des Begriffs marquis/marquess geschieht eine solche Unterscheidung im Hinblick auf das römisch-deutsche Reich zumindest teilweise. Neben marquis wird häufig der Begriff margrave benutzt, um den römisch-deutschen marchio vom englischen zu unterschieden. Für den dux diesseits und jenseits des Ärmelkanals hingegen ist die Begrifflichkeit mit duke gleich. Wenn im Folgenden dieser Praxis entsprochen wird und im englischen Kontext von Earl, Marquis und Herzog die Rede ist, dann werden damit zwei verknüpfte Ziele verfolgt. Zum einen erleichtert dieses Vorgehen zumindest im Hinblick auf comes und marchio die Unterscheidung zwischen den Aristokratien in England und im römisch-deutschen Reich und damit die Lektüre des Texts. Zum anderen soll so den Eigenheiten der jeweiligen Entwicklungen Rechnung getragen werden und ein auch nur unterbewusstes Überstülpen der mit den Begriffen Graf und Markgraf im römisch-deutschen Kontext verbundenen Vorstellungen auf England wenigstens erschwert, im Idealfall sogar vermieden werden. Wenn eine solche begriffliche Differenzierung im Fall des dux unterbleibt, dann impliziert dies keinesfalls, dass eine Unterscheidung zwischen den Verhältnissen in England und im römisch-deutschen Reich nicht vorzunehmen wäre, sondern entspricht den Umständen seiner Etablierung in England. Wie wir noch sehen werden, war eine wesentliche Motivation für die Einführung des herzoglichen Titels in England im 14.Jahrhundert die Herstellung von Ranggleichheit mit den gleichnamigen Titelträgern des Kontinents. Die fehlende begriffliche Unterscheidung im Englischen zwischen den englischen und den kontinentalen Herzögen dürfte darin eine ihrer Wurzeln haben. Die Schwierigkeiten, eine angemessene Begrifflichkeit zu finden, verweisen auf eine bedeutende Herausforderung vergleichenden Arbeitens, auf die Michael Werner und Bénédicte Zimmermann bereits im Zusammenhang der histoire croisée aufmerksam gemacht haben. Es gilt nicht nur den jeweiligen historischen Begrifflichkeiten gerecht zu werden, sondern auch einen sinnvollen Umgang mit den Termini zumindest zweier Wissenschaftssprachen und ihrer Traditionen zu finden. 21 Ob es dafür eine ideale Lösung gibt, sei dahingestellt. Wenn der hier praktizierte Weg dazu beiträgt, das Bewusstsein für die Bedeutung fürstlichen Rangs und seiner Titel im 14. Jahrhundert diesseits und jenseits des Ärmelkanals zu schärfen, dann wäre schon viel erreicht. 21

Werner/Zimmermann, Vergleich, 617, 623; vgl. dazu auch Drews/Scholl, Transkulturelle Verflech-

tungsprozesse, xiii–xiv.

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Die Investitur

Die Investitur mit der fürstlichen Würde wurde durch das Ritual des Lehnsakts vollzogen. Die in der jüngeren Vergangenheit durchgeführten Arbeiten der Sonderforschungsbereiche „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme“ (SFB 496, Münster), „Institutionalität und Geschichtlichkeit“ (SFB 537, Dresden) und „Ritualdynamik“ (SFB 619, Heidelberg) haben nachdrücklich die Fruchtbarkeit der Ritualforschung für die Erforschung politisch-sozialer Ordnungen unter Beweis gestellt und das methodische Analyseinstrumentarium verfeinert. 1 Die Mediävistik hatte die Bedeutung des Investiturrituals bereits seit Längerem erkannt. Schon früh lehrten die Studien von Jacques Le Goff und Hagen Keller zu früh- und hochmittelalterlichen Belehnungen, das Ritual selbst genau in den Blick zu nehmen, um Einblicke in die Konfiguration und den Wandel politisch-sozialer Ordnungen zu gewinnen. 2 Hinsichtlich fürstlicher Belehnungen im spätmittelalterlichen Reich wies Karl-Heinz Spieß den Weg. 3 In Weiterführung seiner Arbeiten ist die reichsfürstliche Investitur eingehend untersucht worden. 4 Ganz an1

Siehe http://www.uni-muenster.de / SFB496/Welcome.html (letzter Aufruf: 6.11.2017); http://ge-

pris.dfg.de/gepris/projekt/5481378 (letzter Aufruf: 31.12.2018); http://www.ritualdynamik.de/ (letzter Aufruf: 6.11.2017) und siehe unten S. 29 Anm. 40. 2 Jacques Le Goff, Les gestes symboliques dans la vie sociale. Les gestes de la vassalité, in: Simboli e simbologia nell’alto medioevo. (Settimane di studio del centro italiano di studi sull’alto medioevo, 33.) Spoleto 1976, 679–788; Hagen Keller, Die Investitur. Ein Beitrag zur ‚Staatssymbolik‘ im Hochmittelalter, in: FMSt 27, 1993, 51–86. 3 Karl-Heinz Spieß, Kommunikationsformen im Hochadel und am Königshof im Spätmittelalter, in: Gerd Althoff (Hrsg.), Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter. (Vorträge und Forschungen, Bd.51.) Stuttgart 2001, 261–290; vgl. die älteren Arbeiten von Robert Boerger, Die Belehnung der deutschen geistlichen Fürsten. (Leipziger Studien aus dem Gebiet der Geschichte, Bd.8/1.) Leipzig 1901, 56; Julius Bruckauf, Fahnlehn und Fahnenbelehnung im Alten Deutschen Reiche. (Leipziger Historische Abhandlungen, Bd.3.) Leipzig 1907. 4 Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 94–103; Jörg Peltzer, Personae publicae. Zum Verhältnis von fürstlichem Rang, Amt und politischer Öffentlichkeit im Reich im 13. und 14.Jahrhundert, in: Martin Kintzinger/ Bernd Schneidmüller (Hrsg.), Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter. (Vorträge und Forschungen, Bd. 75.) Ostfildern 2011, 147–182, hier 152–158.

HTTPS :// DOI . ORG / 9783110642988-003

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ders hingegen sieht der Forschungsstand zu fürstlichen Erhebungen in England aus. Die Investituren der Earls und Herzöge im 14. Jahrhundert wurden bislang nicht näher analysiert. Im Folgenden wird deshalb der Darstellung der englischen Verhältnisse mehr Platz eingeräumt als jener der fürstlichen Belehnungen im römisch-deutschen Reich.

I. Gemeinsamkeiten Der Ablauf der Erhebungen wies auf beiden Seiten des Ärmelkanals gemeinsame Grundzüge auf. Die Investituren wurden in der Regel anlässlich von Versammlungen des Königs und der Magnaten durchgeführt. Im römisch-deutschen Reich boten Hoftage, in England Parlamentssitzungen gern genutzte Gelegenheiten, um Fürstungen vorzunehmen. Sie stellten die größtmöglichen politischen Öffentlichkeiten her und schufen damit einen wirkmächtigen Resonanzboden für den Lehnsakt. 5 Insofern wich Wilhelms Promotion zum Markgrafen und Reichsfürsten während eines Feldzugs Ludwigs IV. von der Norm ab, obgleich auch diese Situation einen angemessenen öffentlichen Rahmen bot. 6 Seine Erhebung zum Herzog auf dem Metzer Weihnachtshoftag Karls IV. 1356 entsprach hingegen den Konventionen. 7 In England fand seine Erhebung zum Earl im Rahmen einer Parlamentssitzung statt. 8 Unter Eduard wurde die Beteiligung des Parlaments so selbstverständlich 9, dass im April 1376 die Commons daran erinnert werden mussten, dass es nicht in der Macht 5 Zum römisch-deutschen Reich siehe Spieß, Kommunikationsformen, 277–285; Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 95; Peltzer, Personae publicae, 152–153. Für England siehe den Kommentar bei Bracton, dass der Lehnseid nicht privat, sondern an einem öffentlichen und allgemein zugänglichen Ort in Gegenwart vieler in der Grafschaft, Hundertschaft oder am Hof geleistet werden sollte; Bracton. De Legibus et Consuetudinibus Angliae. Ed. and Transl. by George E. Woodbine/Samuel E. Thorne. 4 Vols. Cambridge, MA 1968–1977, Vol.2, 232f. 6 Zum Kontext siehe Heinz Thomas, Ludwig der Bayer (1282–1347). Kaiser und Ketzer. Regensburg 1993, 288. 7 Siehe oben S. 11 Anm.2. 8 Siehe Anhang Nr.V. 9 Eine Ausnahme war die Erhebung seines zu diesem Zeitpunkt erst zweijährigen Sohnes John von Ghent zum Earl von Richmond, als Eduard in Eastry bei Sandwich (Kent) sein Heer zur Überfahrt nach Frankreich versammelte; Reports from the Lords Committees, Vol.5, 42f. Bezeichnenderweise unterschied sich die 1351 erneut ausgestellte Erhebungsurkunde für John von der ersten dadurch, dass sie nun auf den Konsens des Parlaments hinwies, ebd.47f.

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des Parlaments lag, Titel zu vergeben, sondern einzig und allein in der des Königs. Zuvor hatten die Commons die Prälaten und Herren gebeten, den jungen Richard, Sohn des gerade verstorbenen Schwarzen Prinzen und Thronfolgers Eduard, zum Prinzen von Wales zu erheben. 10 Als ob Richard II. und seine Umgebung nach der Thronbesteigung 1377 diesen Punkt und damit die königliche Autorität unterstreichen wollten, fanden die Erhebungen zunächst außerhalb des Parlaments statt. Als anlässlich seiner Krönung eine Reihe von Erhebungen vollzogen wurden, waren zwar ähnlich wie bei Parlamentssitzungen eine große Anzahl von weltlichen und geistlichen Großen anwesend, und man darf von ihrem Konsens ausgehen 11, doch waren die Rahmenbedingungen sehr viel stärker auf den König und seine Entscheidungsgewalt ausgerichtet als im Parlament. Raum für Debatte gab es nicht, die Entscheidungen waren getroffen. In den folgenden Jahren wurden die Erhebungen von Thomas von Mowbray zum Earl von Nottingham 1383, von Thomas von Woodstock und Edmund von Langley zu Herzögen sowie von Michael de la Pole zum Earl von Suffolk im August 1385 alle außerhalb von Parlamentssitzungen durchgeführt. Richard konnte sich mit dieser Politik aber nicht durchsetzen. Sie traf auf so entschiedenen Widerstand bei den Großen, dass er diese Vorgehensweise Ende 1385 aufgeben musste. 12 Von da an wurden die Erhebungen wieder im Parlament durchgeführt, was in den Urkunden entsprechend vermerkt wurde. 13 Die Vergabe der Ti-

10 The Parliament Rolls of Medieval England 1275–1504. Vol.5: Edward III, 1351–1377. Ed. by W. Mark Ormrod. Woodbridge 2005, 315. 11 So auch Chris Given-Wilson, Richard II and the Higher Nobility, in: Anthony Goodman/James Gillespie (Eds.), Richard II. The Art of Kingship. Oxford 1999, 107–128, hier 117 Anm.41. 12 Siehe dazu ebd.117–120. Es ist wahrscheinlich, dass Thomas von Woodstock im August 1385 zunächst zum Herzog von Aumale erhoben wurde, dies aber in der Parlamentssitzung im Spätjahr 1385 korrigiert werden musste, ebd.118 und 119 Anm.48. Die königliche Kanzlei bemühte sich hingegen um eine reibungslose Darstellung der Erhebung. Die auf den 6. August datierte, in den Charter Rolls überlieferte Urkunde spricht von der an diesem Tage erfolgten Erhebung zum Herzog von Gloucester; Reports from the Lords Committees, Vol.5, 67. Weiterhin gibt es Indizien, dass Richard 1385 Simon Burley und John Neville zu Earls erhob, was aber wieder rückgängig gemacht werden musste; Given-Wilson, Richard II and the Higher Nobility, 118. 13 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 78–120. Im Fall der auf großen Widerstand treffenden Erhebung von Robert von Vere zum Herzog von Irland im Oktober 1386 mag dies trotz der Beteuerung der Urkunde nur zum Teil zugetroffen haben. Robert wurde zwar während der Parlamentssitzung durch Richard II. promoviert, was aber wahrscheinlich nicht im Parlament geschah, sondern auf dem königlichen Gut von Eltham in Südostlondon, wo Richard sich für den Großteil der Parlamentssitzung aufhielt; PROME, Vol.7: Richard II, 1385–1397. Ed. by Chris Given-Wilson. London 2005, 32f.

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tel kam dem König zu, doch war die Veränderung der politisch-sozialen Ordnung des Königreichs keine exklusive Angelegenheit des Königs. Wenn die neuen Würdenträger die mit ihrem Rang verbundene Autorität genießen wollten, dann benötigten sie die Anerkennung ihrer Peers, die im Parlament das Königreich vertraten. Das waren die Botschaften, die Richard und seiner Umgebung Mitte der 1380er Jahre deutlich vermittelt wurden. 14 In beiden Reichen galt grundsätzlich, dass der zu Belehnende zum König zu kommen hatte. Ausnahmen bestätigten auch in diesem Fall die Regel. Im römisch-deutschen Reich gestattete der König in dringenden Fällen die Belehnung in absentia oder delegierte den Akt an Dritte. 15 In England war Lionel von Antwerpen abwesend, als ihn sein Vater Eduard III. am 13. November 1362 zum Herzog von Clarence erhob. Lionel hatte zu diesem Zeitpunkt bereits die Stellvertretung Eduards in Irland übernommen und war deswegen verhindert. 16 Auch der Lehnsakt selbst wies ein zentrales gemeinsames Element auf. Der zu Belehnende kniete vor dem thronenden Herrscher. Zwei Initialenmalereien königlicher Urkunden illustrieren diese Praxis diesund jenseits des Ärmelkanals augenfällig. Für das römisch-deutsche Reich ist es die in diesem Kontext vielzitierte Belehnungsurkunde Ludwigs IV. für die Herzöge Otto I. und Barnim III. von Pommern-Stettin vom 14. August 1338. Die Initiale zeigt den thronenden Ludwig mit Zepter und Reichsapfel sowie die vor ihm knienden und die Fahnenlanze in den Händen haltenden Herzöge. 17 Für England ist es die kaum weniger bekannte Initiale einer gegen Ende des 14.Jahrhunderts angefertigten Abschrift der Erhebungsurkunde des Thronfolgers Eduard zum Prinzen von

14

Siehe auch unten S. 62–64.

15

Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 95f.

16

Zu seiner Erhebung siehe Reports from the Lords Committees, Vol.5, 53; PROME, Vol.5, 152; einen kon-

zisen Überblick über seine Laufbahn bietet W. Mark Ormrod, Lionel, Duke of Clarence (1338–1368), in: ODNB, URL: http://www.oxforddnb.com/view/10.1093/ref:odnb/9780198614128.001.0001/odnb-9780198-

614128-e-16750 (letzter Zugriff: 31.10.2017). 17

Edition: MGH Const. 7/1, Nr.468; Abb.und Kommentar: Spieß, Kommunikationsformen, 279 und Abb.

Nr.4; Christa Wrede, Leonhard von München, der Meister der Prunkurkunden Kaiser Ludwigs des Bayern. (Münchener Historische Studien, Abt.Geschichtliche Hilfswissenschaften, Bd.17.) Kallmünz 1980, 58–68 und Katalog-Nr.11; Robert Suckale, Zur Ikonographie der deutschen Herrscher des 14.Jahrhunderts. Rudolf I. – Ludwig IV. – Karl IV., in: Ulrike Hohensee/Mathias Lawo/Michael Lindner/Michael Menzel/Olaf B. Rader (Hrsg.), Die Goldene Bulle: Politik – Wahrnehmung – Rezeption. 2 Bde. (Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berichte und Abhandlungen, Sonderbd. 12.) Berlin 2009, Bd.1, 327–348, hier 344 und Abb.10.

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Abb.1: Kaiser Ludwig IV. löst die Herzöge Otto I. und Barnim III. von Pommern-Stettin aus dem Lehnsverband der Markgrafschaft Brandenburg, zieht sie ans Reich und stellt sie Reichsfürsten gleich. Urkunde Ludwigs IV. vom 14. August 1338; Greifswald, Landesarchiv, Rep. 2, Ducalia, Nr.173.

Aquitanien. Eduard kniet vor seinem auf dem Thron sitzenden Vater, aus dessen Händen er die Urkunde erhält. 18 Das Aufsuchen des Königs und das Knien manifestierte eine hierarchische Beziehung zwischen Lehnsherrn und Lehnsmann, in diesem Fall zwischen König und Fürsten. Die Zeitgenossen waren sich der Bedeutung und der Wirkmächtigkeit dieser Akte für die Verdeutlichung, Bestätigung und Herstellung der politisch-sozialen Ordnung sehr bewusst. In dem in der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts niedergeschriebenen und später weit verbreiteten Werk „Über die Gesetze und Gewohnheiten Englands“ (dem sogenannten Bracton) heißt es zum Lehnseid, dass der zu Belehnende wegen der Ehrerbietung (reverentia), die er seinem Herrn schulde, ihn überall im Königreich aufzusuchen habe, wenn möglich auch in Übersee. 19 Wenn gute

18 London, BL, MS Cotton Nero D. VI, fol.31. 19 Bracton, ed. by Woodbine/Thorne, Vol.2, 232.

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Abb.2: König Eduard III. erhebt seinen Sohn Eduard, den Schwarzen Prinzen, zum Prinzen von Aquitanien. Erhebungsurkunde (Abschrift) Eduards III. (1386–1399); London, BL, Cotton Nero D. VI, fol. 31.

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hundert Jahre später Herzog Rudolf IV. von Österreich im Privilegium maius behaupten ließ, dass die Belehnung mit dem österreichischen Herzogtum durch den König in Österreich stattzufinden habe und dass der österreichische Herzog dabei mit all seinen Insignien bereits angetan auf seinem Pferd sitze 20, dann richtete sich dies gezielt gegen die hierarchische Symbolik des Lehnsakts. 21 Die Investitur kommunizierte aber nicht nur eine hierarchische Beziehung zwischen König und Fürst. Sie besaß noch eine zweite, nicht minder wichtige Dimension: die Aufnahme in eine Gruppe, in den Kreis der Mitglieder einer neuen, höheren Rangstufe. Dies konnte durch das Arrangement der Investitur Ausdruck finden. In England demonstriert dies die Erhebung von John von Beaufort zum Earl von Somerset im Februar 1397 anschaulich. Der Earl Marshall und der Earl von Huntingdon geleiteten den in der Mitte gehenden John in das Parlament und, nachdem die Erhebung vollzogen worden war, fand er seinen Sitzplatz zwischen den beiden. 22 Präzise Angaben zur Investiturtopographie im römisch-deutschen Reich sind kaum vorhanden. Der thronende König, die Fürsten und der zu Erhebende scheinen sich im 13.Jahrhundert aber allesamt ebenerdig begegnet zu sein. Dem Promovierten wurde so das Gefühl der Aufnahme in einen Kreis vermittelt. 23 Wir werden allerdings noch sehen, dass sich diese Praxis im 14.Jahrhundert grundlegend änderte. 24 Deutlicher und vor allem beständiger als das Arrangement der Personen signalisierten die Zeichen der Investitur die Aufnahme in eine neue Rangstufe. Im römischdeutschen Reich waren Fahne und Zepter die Zeichen der Investitur mit der reichsfürstlichen Würde. Tendenziell wurden die weltlichen Reichsfürsten mit der Fahne, die geistlichen mit dem Zepter belehnt, aber auch für weltliche Fürsten war die Ver-

20 MGH DD F I 4, Nr.1040 § 2, 13. 21 Ausführlicher diskutiert in: Eva Schlotheuber, Das Privilegium maius – eine habsburgische Fälschung im Ringen um Rang und Einfluss, in: Peter Schmid/Heinrich Wanderwitz (Hrsg.), Die Geburt Österreichs. 850 Jahre Privilegium minus. (Regensburger Kulturleben, Bd.4.) Regensburg 2007, 143–165, hier 144f., 148 f.; Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 402f. 22 The Parliament Rolls of Medieval England, 1275–1504. Vol.7: Richard II, 1385–1397. Ed. by Chris Given-Wilson. London 2005, 323. 23 Vgl. die Erhebung Ottos von Braunschweig zum Herzog und Reichsfürsten durch Friedrich II. im Jahr 1235, MGH Const. 2, Nr.197, sowie die Belehnung Ottokars von Böhmen durch Rudolf von Habsburg, siehe Continuatio Vindobonensis, hrsg. v. Wilhelm Wattenbach, in: MGH SS 9, 698–722, hier 708; Chronicon Colmariense, hrsg. v. Philipp Jaffé, in: MGH SS 17, 240–270, hier 248f. 24 Siehe unten S. 35f.

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wendung des Zepters nicht ungewöhnlich. 25 In England symbolisierte das Schwert die Würde des Earls. Schon Bracton hielt fest, dass der König die Earls durch die Schwertgürtung mit großer Ehre, Macht und Namen bekleidete. Der Gürtel, so führte er weiter aus, schütze vor Lüsternheit, das Schwert stehe für die Verteidigung des Königreichs und des Landes. 26 1397 hielt John von Beaufort bei seinem Einzug in das Parlament sein Schwert vor seinem Körper. Der Knauf zeigte dabei nach oben, als Zeichen seiner Ergebenheit. Dann, nachdem die Erhebungsurkunde verlesen worden war, gürtete ihn der König mit dem Schwert und empfing seinen Lehnseid. 27 Der Akt der Schwertgürtung war so grundlegend, dass er formelhaft Eingang in die Erhebungsurkunden fand. 28 So erfahren wir auch von der Schwertgürtung Wilhelms von Jülich im Jahr 1340. 29 Fahne, Zepter und Schwert symbolisierten die Rangstufe, auf die der Empfänger erhoben wurde. Sie standen für eine spezifische Gruppe innerhalb der politisch-sozialen Ordnung, zu der der neue Fürst nun gehörte. Die Investitur stellte damit auch eine egalitäre Beziehung zwischen dem Erhobenen und den Mitgliedern seiner neuen Statusgruppe her.

II. Unterschiede und Entwicklungen Bisher wurden Gemeinsamkeiten und Konstanten der fürstlichen Investiturrituale im Reich und in England herausgearbeitet. Doch waren die Rituale weder identisch noch unveränderlich. Die Unterschiede und Entwicklungen werden nun in den Blick genommen. Im römisch-deutschen Reich kam es zur Investitur sowohl bei neu erhobenen Fürsten als auch bei der Lehnsmutung, das heißt nach dem Tod des Königs oder des Fürsten. In England wurde dies bis in die zweite Hälfte des 13.Jahrhunderts ebenfalls so praktiziert 30, dann aber beschränkte sich die Investitur nur noch auf Neuerhebungen. David Crouch wertete den Wegfall der Investitur als Ausdruck eines Mentalitätswandels. Während Adlige sich zuvor durchaus selbst den Titel eines Earls anmaßten, war gegen Ende des 13.Jahrhunderts die königliche Hoheit 25

Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 96.

26

Bracton, ed. by Woodbine/Thorne, Vol.2, 32.

27

PROME, Vol.7, 323.

28

Reports from the Lords Committees, Vol.5, passim.

29

Anhang, Nr.V.

30

Die letzte Erwähnung datiert von 1272: David Crouch, The Image of Aristocracy in Britain, 1000–1300.

London 1992, 74.

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über die Vergabe des Titels fest etabliert. Der König konnte es sich deshalb leisten, bei Erbfolge auf die Investitur zu verzichten. 31 Ein weiterer Grund dürfte in der Festigung der Erbansprüche der Earls zu suchen sein. Der Herrscher konnte jemandem, der legitime erbrechtliche Ansprüche hatte, die Nachfolge nicht verweigern. Wie sehr die Earls ein Selbstverständnis entwickelt hatten, das ihren Rang mehr auf die familiäre Herkunft als auf den König zurückführte, zeigt eine dem Earl von Surrey, William von Warenne, zugeschriebene Anekdote eindrücklich. Als William Ende des 13.Jahrhunderts im Zuge der von König Eduard I. durchgeführten Quo warrantoUntersuchung aufgefordert wurde nachzuweisen, aufgrund welches königlichen Privilegs er seine Ländereien halte, soll er ein altes, rostiges Schwert gezogen und geantwortet haben, dies sei sein warantum (!). Seine Vorfahren nämlich hätten, als sie mit Wilhelm dem Bastard nach England kamen, diese Ländereien mit dem Schwert erobert, und er werde sein Land mit dem Schwert gegen jeden verteidigen, der es besetzen wolle. Der König habe das Land nämlich nicht für sich erobert und unterworfen, sondern alle ihre [d.h. der Magnaten] Vorfahren seien seine Teilhaber und Helfer gewesen. 32 Die zentrale Bedeutung des Schwerts für das Selbstverständnis eines Earls tritt in dieser Erzählung zu Tage. Doch besitzt das Schwert in diesem Kontext einen anderen Bezugspunkt als bei der Investitur eines neuen Earls. Für William war es nicht das Schwert des Königs, sondern das seiner Vorfahren. Es stand nicht für vom König verliehene, sondern für autochthone Rechte, die seine Vorfahren erkämpft und wie das Schwert selbst an ihn weitergeben hatten. Es ging um seine Ländereien, nicht um die Würde als Earl. In Anbetracht der Bedeutung des Schwerts für den Rang eines Earls liegt es allerdings nahe, die Logik Williams auch auf die Würde eines Earls zu übertragen: Er musste nicht eigens vom König investiert werden, da seine Vorfahren diesen Rang bereits innegehabt hatten. Zwei Fälle aus den 1330er Jahren unterstreichen den Zusammenhang zwischen Erbfolge und Wegfall der Investitur. 1335 wurde Hugh von Courtenay die Würde eines Earls von Devon kraft Erbrecht zugesprochen. 1339 erhielt Lawrence von Has-

31 Ebd.74f.; eine Zusammenstellung von Fällen, in denen Magnaten den Titel eines Earls ohne explizite königliche Vergabe führen, findet sich bei David Crouch, The English Aristocracy, 1070–1272. A Social Transformation. New Haven 2011, 45. 32 The Chronicle of Walter of Guisborough, Previously Edited as the The Chronicle of Walter of Hemingford or Hemingburgh. Ed. by Harry Rothwell. (Camden Third Series, Vol.89.) London 1957, 216. In einer weniger ausführlichen Variante wurde diese Geschichte auch dem Earl von Gloucester zugeschrieben, siehe ebd.259.

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tings für Pembroke das Gleiche. In beiden Urkunden fehlt jeglicher Hinweis auf eine Investitur. 33 In dem Augenblick, in dem der Rang eines Earls kraft Erbrecht erlangt wurde, blieb die Investitur durch den König aus. Die Erblichkeit der fürstlichen Würde wirkte sich folglich in England anders aus als im römisch-deutschen Reich. Im Reich dürfte die Erblichkeit nämlich ein wesentlicher Grund für die Beibehaltung des Investiturrituals auch bei der Lehnsmutung gewesen sein. Aus Sicht des Königs war sie eine der wenigen Möglichkeiten, seine und des Reichs Hoheit über die Fürstentümer auszuüben und zu inszenieren. Er konnte kein Interesse daran haben, auf den Akt zu verzichten. In der Tat zeigen die Auseinandersetzungen zwischen Rudolf von Habsburg und Ottokar von Böhmen nach der Wahl Rudolfs zum König 1273, wie nachdrücklich der neue Herrscher auf die Mutung und damit auf die Anerkennung seiner Stellung pochte. 34 Aus der Sicht der Fürsten, sofern sie, anders als im Fall Ottokars, den König anerkannten, brachte die Investitur ein Mehr an Legitimation, das sowohl im Hinblick auf die übrigen Reichsfürsten als auch zur Herrschaftssicherung von Nutzen war. Vor diesem Hintergrund sollte das Verschwinden der Investitur bei der englischen Lehnsmutung auch nicht als Ausweis einer im Vergleich zum römisch-deutschen König schwächeren Position des englischen Königs gegenüber seinen Magnaten gedeutet werden. Earl William von Warenne war so aufgebracht, gerade weil er sich dem herrschaftlichen Zugriff König Eduards I. eigentlich nicht entziehen konnte. Die Stellung des Königs gegenüber den Magnaten war in England wesentlich stärker als im Reich. Die Praxis der Fürstenabsetzungen zeigt diesen wichtigen Unterschied sehr deutlich. Im Reich blieb die Absetzung Heinrichs des Löwen als Herzog von Sachsen und Bayern 1180 die große Ausnahme. In den folgenden zwei Jahrhunderten kam es zu keinem weiteren Fall dieser Art, und eine formale Verurteilung eines Fürsten zum Tod wegen Rebellion lag jenseits des Vorstellbaren. In England hingegen gehörten im 14.Jahrhundert die Degradierung und Exekution eines Earls zum Arsenal herrschaftlichen Handelns. Die erste überlieferte Devestitur eines Earls zeigt überdies 35, dass das Ritual der Investitur und seine Zeichen nichts an Be33

Reports from the Lords Committees, Vol.5, 27 (Hugh von Courtenay), 40 (Lawrence von Hastings).

34

Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 101–103.

35

Zu diesem Thema siehe Matthew Strickland, ,All Brought to Naught and Thy State Undone‘: Treason,

Disinvestiture and the Disgracing of Arms under Edward II, in: Peter Coss/Christopher Tyerman (Eds.), Soldiers, Nobles and Gentlemen. Essays in Honour of Maurice Keen. Woodbridge 2009, 279–304. Bei der Devestitur griff man dabei auf jeweils länger etablierte Akte der Degradierung zurück, ebd.282–285.

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deutung verloren hatten. Mit anderen Worten: Die Investitur kam bei Lehnsmutungen nicht außer Gebrauch, weil das Ritual an Signifikanz verloren hatte. Im Gegenteil, bei Neuerhebungen spielte sie nach wie vor eine zentrale Rolle in der Erzeugung und Visualisierung der politisch-sozialen Ordnung. 1322 erhob König Eduard II. Andrew von Harclay zum Earl von Carlisle als Belohnung für seine militärischen Dienste bei der Gefangennahme des rebellischen Thomas, Earl von Lancaster. In seine neue Würde investierte ihn Eduard mit dem Schwert. 36 Nur ein Jahr später aber wurde Andrew des Hochverrats angeklagt, und der König sah sich genötigt, seine Autorität auf besonders deutliche, bislang unbekannte Art und Weise zur Schau zu stellen. Das Urteil nahm Andrew Rang und Leben. Schon die Zeitgenossen bemerkten den exempelsetzenden Charakter der Bestrafung Andrews. 37 Nach der Chronik von Lanercost wurde er zunächst degradiert (degradari), indem er sowohl der Würde eines Earls als auch der Ehre eines Ritters entkleidet (exui) wurde. Als Zeichen für den Verlust seines Rangs wurde ihm das Schwert genommen, mit dem ihn der König zum Earl gemacht hatte. Das gleiche geschah mit den für seine Ritterschaft stehenden goldenen Sporen. Dann wurde er gehängt, geköpft und gevierteilt. 38 Etwas ausführlicher beschreibt die Brut-Chronik die Vorgänge: Die Sporen wurden Andrew abgenommen, und das Schwert, das ihm der König bei seiner Investitur zum Earl von Carlisle überreicht hatte, um das Land zu verteidigen, wurde über seinem Haupt zerbrochen – das Echo auf Bracton ist hier deutlich zu hören. Dann hatte er seinen pelzgefütterten Umhang (mantel) und seine Kapuze (hood) abzulegen, schließlich seinen ebenfalls pelzgefütterten Waffenrock (cotes) und seinen Gürtel (gerdeɫɫ). Nun, so soll ihm gesagt worden sein, sei er kein Ritter mehr, sondern ein Gemeiner (knave), ein Nicht-Adliger. 39 In aller Nachdrücklichkeit verweisen beide Passagen auf die Bedeutung der Zeichen für den Rang ihres Trägers. Sie waren weit mehr als nur Dekor, sondern essentieller Bestandteil seines Erscheinungsbildes. Sie visualisierten seinen Rang und damit seine soziale Identität. So trugen sie maßgeblich zur Wirksamkeit dieser Identität bei. 40 Die Devestitur, das Entkleiden, bedeutete nichts we-

36 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 18. 37 The Brut or The Chronicles of England. Ed. by Friedrich W. Brie. 2 Vols. London 1906/08, Vol.1, 227. 38 Chronicon de Lanercost. Ed. by Joseph Stevenson. Edinburgh 1839, 251; Strickland, Treason, Disinvestiture and the Disgracing of Arms, 280. 39 The Brut, ed. by Brie, 227f. 40 Grundlegend für diesem Zusammenhang sind die Forschungen des Münsteraner SFB 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme“, des Dresdner SFB 537 „Institutionalität und

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niger als die Zerstörung, die Auflösung dieser Identität. 41 Ob sie in den folgenden Jahren bei den Hinrichtungen der Earls von Winchester und Arundel (beide 1326) oder der Earls von Kent und March (beide 1330) angewendet wurde, lassen die Quellen nicht erkennen. 42 In Vergessenheit geriet die Devestitur eines Earls jedenfalls nicht. Dieses äußerst eindrückliche Mittel der Inszenierung herrschaftlicher Autorität gehörte von nun an zu den Handlungsoptionen des Königs. Gegen Ende des Jahrhunderts, 1397, machte Richard II. wieder davon Gebrauch, als die des Verrats beschuldigten Earls von Arundel und Warwick im Parlament ihres Rangs entkleidet wurden. Arundel musste seinen Gürtel und seine Kapuze ablegen, von Warwick ist lediglich das Ablegen der Kapuze überliefert. 43 König und Parlament machten Earls, König und Parlament vernichteten Earls. Geschichtlichkeit“ und des Heidelberger SFB 619 „Ritualdynamik“. Stellvertretend für ihre Arbeiten seien an dieser Stelle nur genannt: Barbara Stollberg-Rilinger, Symbolische Kommunikation in der Vormoderne. Begriffe – Thesen – Forschungsperspektiven, in: ZHF 31, 2004, 489–527, Marian Füssel/Thomas Weller, Einleitung, in: dies. (Hrsg.), Ordnung und Distinktion. Praktiken sozialer Distinktion in der ständischen Gesellschaft. (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme, Bd.8.) Münster 2005, 9–22; Gerd Althoff (Hrsg.), Zeichen – Rituale – Werte. Internationales Kolloquium des Sonderforschungsbereichs 496 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme, Bd.3.) Münster 2004; Gert Melville (Hrsg.), Institutionalität und Symbolisierung. Verstetigung kultureller Ordnungsmuster in Vergangenheit und Gegenwart. Köln 2001; Dietrich Harth/ Gerrit Jasper Schenk (Hrsg.), Ritualdynamik. Kulturübergreifende Studien zur Theorie und Geschichte rituellen Handelns. Heidelberg 2004. Weitere Literatur findet sich bei Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 29–31. 41

Vgl. auch Danielle Westerhof, Deconstructing Identities on the Scaffold. The Execution of Hugh Des-

penser the Younger, 1326, in: Journal of Medieval History 33, 2007, 87–106. 42

Im Urteil über Hugh Despenser, Earl von Winchester, ist die Bedeutung seiner Zugehörigkeit zur Rit-

terschaft und seines Rangs als Earl ebenfalls erkennbar. Weil er seinen Rang als Earl entehrt hatte, sollte sein abgeschlagener Kopf in Winchester zu seiner Unehre zur Schau gestellt werden. Weil er sich unritterlich verhalten hatte, indem er Ritter in den mit ihren Wappen versehenen Waffenröcken hängen ließ, sollte er auf dieselbe Weise gehängt werden und sein Wappen auf immer zerstört werden; Annales Paulini, in: Chronicles of the Reigns of Edward I and Edward II. Ed. by William Stubbs. 2 Vols. (Rolls Series, Vol.76.) London 1882/83, Vol.1, 253–370, hier 317f.; Seymour Phillips, Edward II. New Haven 2010, 513. Zu Edmund Fitzalan, Earl von Arundel, siehe Chronicon Henrici Knighton, vel Cnitthon, monachi Leycestrensis. Ed. by Joseph Lumby. 2 Vols. (Rolls Series, Vol.92.) London 1889–1895, Vol.1, 436; The Anonimalle Chronicle, 1307–1334, from Brotherton Collection MS 29. Ed. and Transl. by Wendy Childs/John Taylor. (The Yorkshire Archaeological Society, Record Series, Vol.147.) Leeds 1991, 130f.; Annales Paulini, ed. by Stubbs, 321; Phillips, Edward II, 516. Zu Edmund, Earl von Kent, siehe Chronicon Henrici Knighton, ed. by Lumby, Vol.1, 452; Chronicon Galfridi le Baker de Swynebroke. Ed. by Edward Maunde Thompson. Oxford 1889, 44; W. Mark Ormrod, Edward III. New Haven 2011, 87. Zu Roger Mortimer, Earl von March, siehe PROME, Vol.4: Edward III, 1327–1348. Ed. by Seymour Phillips. Woodbridge 2005, 105f.; Ormrod, Edward III, 92f.

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Arundel: The Chronicle of Adam Usk, 1377–1421. Ed. and Transl. by Chris Given-Wilson. (Oxford Me-

dieval Texts.) Oxford 1997, 26–29 (Arundel); Annales Ricardi Secundi et Henrici Quarti, in: Johannis de Tro-

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Blickt man auf die Entwicklung der bei der Investitur verwendeten Zeichen in England, so sind im Laufe des 14.Jahrhunderts bedeutende Veränderungen festzustellen. Die Einführung des herzoglichen Rangs durch Eduard III. hatte zunächst keine Auswirkungen auf das Investiturritual. Als 1337 der König seinen ältesten Sohn Eduard zum Herzog von Cornwall erhob, scheint sich der Ablauf nicht von der Investitur eines Earls unterschieden zu haben. Jedenfalls ist in der entsprechenden Urkunde lediglich davon die Rede, dass Eduard mit dem Schwert gegürtet wurde. 44 Sechs Jahre später, 1343, wurde Eduard zum Prinzen von Wales gemacht. Dies geschah durch die Investitur mit einem Reif, einem goldenen Fingerring und einem silbernen Stab, „so wie es Sitte ist“. 45 Die althergebrachte Gewohnheit ist zumindest für den Reif wahrscheinlich. Der walisische Prinz Llywelyn ap Gruffudd, dem König Heinrich III. 1267 im Vertrag von Montgomery das walisische Fürstentum und den Titel eines Prinzen von Wales zugestanden und damit der längst etablierten Selbstbezeichnung Llywelyns Rechnung getragen hatte, trug als Zeichen seiner Würde einen goldenen Reif. Nachdem Eduard I. Wales erobert hatte – Llywelyn war 1282 bei den Kämpfen ums Leben gekommen und sein ihm nachfolgender Bruder war ein Jahr später gefangen gesetzt worden –, kam der Reif 1283 in englische Hände. Ein Jahr später wurde er der Abtei von Westminster übergeben. Vielleicht wurde dieser Reif 1301 verwendet, als Eduard seinen Sohn, den späteren König Eduard II., als Prinz von Wales einsetzte. 46 Eine aus dem frühen 14.Jahrhundert stammende Abbildung der Investitur zeigt den jungen, vor seinem Vater knienden Eduard mit einem Reif auf dem Haupt. 47 In jedem Fall aber setzte die Urkunde Eduards III. 1343 die Erhebung seines Sohnes in eine spezifisch walisische Tradition und unterschied sie damit eindeutig von den englischen Promotionen.

kelowe et Henrici de Blaneforde, monachorum S. Albani, necnon quorundam anonymorum, chronica et annales regnantibus Henrico Tertio, Edwardo Primo, Edwardo Secondo, Ricardo Secondo, et Henrico Quarto. Ed. by Henry Thomas Riley. (Rolls Series, Vol.28.) London 1866, 153–420, hier 214 (Arundel); Historia vitae et regni Ricardi Secundi. Ed. by George Stow. Philadelphia 1977, 142 (Arundel), 145 (Warwick); Strickland, Treason, Disinvestiture and the Disgracing of Arms, 296. 44 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 35. 45 Ebd.43f. 46 Phillips, Edward II, 86; Rees Davies, The Age of Conquest: Wales 1063–1415. Oxford 2000, 252f., 352– 356; J. B. Smith, Llywelyn ap Gruffudd (d. 1282), in: ODNB, URL: http://www.oxforddnb.com/view/10.1093/ ref:odnb/9780198614128.001.0001/odnb-9780198614128-e-16875 (letzter Aufruf: 17.11.2017). Zur Verwendung des Titels eines Prinzen in Wales siehe Crouch, Image, 85–96. 47 London, BL, Cotton Nero D. II, fol. 191v.

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Abb.3: König Eduard I. erhebt seinen Sohn Eduard zum Prinzen von Wales. Miniatur aus der Chroncia Roffense (frühes 14.Jahrhundert); London, BL, Cotton Nero D. II, fol. 191v.

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Die Symbolik der nächsten herzoglichen Investitur in England blieb davon völlig unberührt. Als Henry, Earl von Lancaster, 1351 zum Herzog von Lancaster erhoben wurde, gürtete man ihn wie Eduard 1337 lediglich mit dem Schwert. 48 Elf Jahre später aber verlief die Investitur eines Herzogs anders. Als König Eduard 1362 seine Söhne John von Ghent und – in absentia – Lionel von Antwerpen zu Herzögen erhob, wurde John nicht nur mit dem Schwert gegürtet, sondern erhielt darüber hinaus einen Hut aus Pelz und darauf einen goldenen, mit Edelsteinen besetzten Reif. Der bei derselben Gelegenheit zum Earl von Cambridge erhobene Edmund, ein jüngerer Bruder Johns und Lionels, wurde lediglich mit dem Schwert gegürtet. 49 Der Vorrang des Herzogs gegenüber dem Earl wurde nun durch die unterschiedliche Zeichensprache bei der Investitur gekennzeichnet. Dabei griff man mit dem Hut auf ein Zeichen zurück, das sich in den zurückliegenden Jahrzehnten bereits auf Siegeln als herzogliche Insignie etabliert hatte. 50 Der Gebrauch des Reifs wurde möglicherweise von der walisischen Praxis inspiriert. Unter Richard II. differenzierte sich der Gebrauch der Insignien weiter aus. Der Hut blieb das zentrale herzogliche Zeichen, doch er und der goldene Reif wurden um den goldenen Stab (virga) ergänzt. Er ist bereits bei der ersten Herzogserhebung unter Richard im Jahr 1385 nachweisbar. 51 Anders als der Hut, der die herzogliche Würde sowohl für Männer wie Frauen symbolisierte, blieb das Zeichen des Stabes auf Männer beschränkt. So fehlt in der Erhebungsurkunde Herzogin Margarethes von Norfolk aus dem Jahr 1397 jeglicher Hinweis auf den Stab. 52 Dieser war auch in England ein traditionelles Zeichen für Herrschaft und Gerichtsbarkeit. 53 Anlässlich der Krönung Wilhelms des Eroberers bemerkte der Autor des „Lieds von der Schlacht von Hastings“, dass der Stab dem König dazu diene, jene zu versammeln und einzuberufen, die vom Weg abgekommen waren. 54 Dreihundert Jahre später war der Stab die bedeutendste Insignie des Earl Marshall. 55 Sein Amt war nicht nur 48 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 47. 49 PROME, Vol.5, 152. 50 Peltzer, Making an Impression, 68f. 51 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 118f. (1397); PROME, Vol.7, 8–11 (1385), 143f. (1390). 52 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 119. 53 Crouch, Image, 211–214; Paul Töbelmann, Stäbe der Macht. Stabsymbolik in Ritualen des Mittelalters. (Historische Studien, Bd.502.) Husum 2011. 54 The Carmen de Hastingae proelio of Guy, Bishop of Amiens. Ed. and Transl. by Frank Barlow. (Oxford Medieval Texts.) Oxford 1999, 46f. 55 Vgl. Reports from the Lords Committees, Vol.5, 112f.; PROME, Vol.7, 324f.

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mit der Gerichtsbarkeit verbunden, sondern gemeinsam mit dem Amt des Konnetabels auch mit der Musterung der Armee. 56 Die Rolle des Richters wie des Anführers im Krieg war Männern vorbehalten. Der exklusive Gebrauch des Stabs für Herzöge mag darin seine Erklärung finden. Warum der Stab unter Richard überhaupt Eingang in das Ritual fand, kann verschiedene Gründe haben. Zum einen erscheint eine Diffusion der walisischen Investiturpraxis plausibel. Zum anderen mögen antike Vorbilder die Ritualgestalter von 1385 inspiriert haben. Wir werden noch sehen, dass auch die Arengen der herzoglichen Erhebungsurkunden von 1385 Formulierungen verwendeten, die ursprünglich aus den Briefen Cassiodors stammten. 57 In einem anderen, in den Variae Cassiodors überlieferten Schreiben findet sich die aurea virga als Zeichen besonderer Nähe zum Herrscher. Ihr Träger geht inmitten einer großen Schar als erster vor dem Herrscher. 58 Dieses Bild des Vorrangs ließ sich ohne weiteres auf die Herzöge applizieren. Die Einführung des goldenen Stabs als herzogliches Distinktionsmerkmal blieb nicht ohne Reaktion. Zwölf Jahre später, 1397, ließ sich der traditionelle Träger eines Stabs am königlichen Hof, der Earl Marshall, von Richard II. urkundlich garantieren, dass er unbeschadet der Tatsache, dass seine Vorgänger einen hölzernen Stab trugen, das Anrecht auf einen goldenen Stab habe, der an den Enden schwarz emailliert sowie mit dem königlichen Wappen am oberen und seinem Wappen am unteren Ende versehen war. 59 Die Erweiterung der herzoglichen Investiturzeichen ist im Kontext der ebenfalls 1385 vorgenommenen Ausdifferenzierung der hochadligen Nomenklatur zu sehen. Richard II. erhob Robert de Vere, Earl von Oxford, zum Marquis von Dublin, und damit zum ersten Marquis auf den Britischen Inseln überhaupt. Der Titel war in seiner Wertigkeit zwischen Earl und Herzog angesiedelt, entsprechend kam Robert nach seiner Investitur zwischen den Earls und den Herzögen zu sitzen. Der Vorrang vor den Earls drückte sich auch in den Zeichen seiner Investitur aus. Er wurde nicht nur mit dem Schwert gegürtet, sondern erhielt auch einen goldenen Reif aufge-

56

Jörg Peltzer, Officiers du roi ou du royaume? Les grands offices de la cour en Angleterre dans le XIIIe et

au début du XIVe siècle, in: Dominique Barthélemy/Isabelle Guyot-Bachy/Françoise Lachaud/Jean-Marie Moeglin (Eds.), Communitas regni. La „communauté du royaume“ (Angleterre, Écosse, France, Empire, Scandinavie), de la fin du Xe siècle au début du XIVe siècle, théories et pratiques (im Druck). 57

Die Verarbeitung von Cassiodors Briefen in den Erhebungsurkunden begann mit der Regierungszeit

Richards II., siehe unten S. 62f.

34

58

Cassiodori Senatoris Variae. Hrsg. v. Theodor Mommsen. (MGH Auct. ant. 12.) Berlin 1894, lib. VII, Nr.5.

59

Reports from the Lords Committees, Vol.5, 112f.; PROME, Vol.7, 324f.

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setzt. 60 Damit hatte dieser als exklusives herzogliches Zeichen ausgedient. Grundsätzlich galt für solche Reife, dass ihr Besitz nicht auf den Kreis der Personen beschränkt war, die damit investiert wurden. Earls besaßen ebenfalls Reife, sogar kleine Kronen finden sich unter ihren Hinterlassenschaften. 61 So eine kleine Krone zierte etwa selbstbewusst den Helm des Siegels von William von Montagu, Earl von Salisbury. 62 Doch sehr wahrscheinlich durften die Earls ihre Reife und Kronen in Gegenwart des Königs, des Prinzen und der Herzöge nicht tragen, erst recht nicht, nachdem der Goldreif das Distinktionsmerkmal des Marquis geworden war. Wie sehr der Reif die Rangdifferenz zwischen Earls und Marquis definierte, zeigt ein Blick in das 15.Jahrhundert: Als König Heinrich VI. 1444 Henry von Beauchamp zum Ersten Earl des Königreichs erhob, gab er ihm die Erlaubnis, einen Reif zu tragen. 63 Im römisch-deutschen Reich hingegen veränderten sich die Zeichen der fürstlichen Investitur im 14.Jahrhundert nicht. Fahne und Zepter blieben auch nach der Etablierung der Kurfürsten als neue fürstliche Elite die Symbole, mit denen Reichsund Kurfürsten gleichermaßen investiert wurden. Die Kurfürsten erhielten keine eigenen Zeichen bei der Investitur. Anders als in England fanden die Veränderungen nicht auf der Ebene der Investitursymbole, sondern auf der Ebene der Investiturtopographie statt, also in der räumlichen Anordnung des Akts. Die ebenerdige Ausrichtung des Rituals erfuhr im 14.Jahrhundert einen bedeutsamen Wandel. Die Belehnung fand nun auf einem Podest statt, auf dem der König und die Kurfürsten ihren Platz fanden. 64 Die Rolle der Kurfürsten als diejenigen, die mit dem König gemeinsam das Reich repräsentierten und sich im Rang von den übrigen Fürsten unterschieden, wurde so in aller Deutlichkeit visualisiert. Das Podest signalisierte Differenz zwischen König und Kurfürsten auf der einen und den sich ebenerdig befindenden Reichsfürsten auf der anderen Seite. Anders als im 13.Jahrhundert war die 60 PROME, Vol.7, 17–19. 61 1339 besaß der Earl von Derby elf perlenbesetzte Goldreifen (circulus auri), darunter einen „dicken“ (grossus), sowie sieben perlenbesetzte goldene Kronen (corona auri); The Wardrobe Book of William de Norwell, 12 July 1338 to 27 May 1340. Ed. by Mary Lyon/Bryce Lyon/Henry S. Lucas with the Collaboration of Jean de Sturler. Brüssel 1983, 408f.; Prestwich, Plantagenet England, 356f.; für weitere Fälle von Goldkronen bzw. Diademen im Besitz von Earls siehe Crouch, Image, 210f. 62 Ebd.210. 63 Ebd.211. 64 Bruckauf, Fahnlehn, 62; Spieß, Kommunikationsformen, 280f.; Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 99f., mit weiteren Hinweisen.

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Erhebung zum Reichsfürsten nicht mehr gleichbedeutend mit der Erhebung in den inzwischen durch die Kurfürsten gebildeten Kreis der fürstlichen Elite des Reichs. Das Hinaufsteigen auf das und Hinabsteigen vom Podest führte dies dem Belehnten nachdrücklich vor Augen.

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Die Urkunden

I. Die Verschriftlichung des Rituals Die Erhebung in den Rang eines Reichsfürsten, Earls oder Herzogs wurde in einer Urkunde verschriftlicht. Wie wir bereits gesehen haben, war in England die Verlesung der Urkunde Teil des Rituals. Wie die übrigen bei der Investitur verwendeten Symbole verdinglichte die Urkunde die Botschaft des Akts. Sie diente im besonderen Maße der Versicherung der Investitur wie ihrer Vergegenwärtigung über den Moment des Rituals hinaus. 1 Dazu konnten auch Bilder beitragen, mit denen die Urkunde, oftmals ihre Initiale, gelegentlich ausgeschmückt wurde. 2 Wir können aber nicht davon ausgehen, dass Wilhelms verlorengegangene Erhebungsurkunden zum Markgrafen bzw. zum Herzog solche Bilder enthielten. In der Kanzlei Ludwigs IV. versah Meister Leonhard von München zwar einige Urkunden mit Illustrationen, doch erhielt beileibe nicht jede Urkunde diese Ausstattung. 3 Unter Karl IV. sind Bilder auf fürstlichen Erhebungsurkunden überhaupt nicht nachgewiesen. 4 In England begann die Praxis illustrierter Initialen von Königsurkunden in der Mitte

1 Im römisch-deutschen Reich gewann der Konnex zwischen der Belehnung und ihrer urkundlichen Verschriftlichung im Lauf des 12.Jahrhunderts an Bedeutung, vgl. dazu die letztlich am Widerstand des Bischofs von Cambrai gescheiterten Bemühungen des Grafen von Flandern, seine 1152 auf dem Weihnachtshoftag Friedrichs I. empfangene Belehnung mit Cambrai durch eine entsprechende Urkunde abzusichern; Annales Cameracenses auctore Lamberto Waterlos. Hrsg. v. Georg H. Pertz, in: MGH SS 16, 509–554, hier 523–525. Hagen Keller, Münster, sei für diesen Hinweis herzlich gedankt. 2 Die Erforschung dieses Themas wurde in den jüngeren Jahren auf neue Grundlagen gestellt. Siehe dazu die Beiträge in Ghislain Brunel/Marc H. Smith (Eds.), Les chartes ornées dans l’Europe romane et gothique, in: BECh 169, 2011, 7–268, 7–268, und Martin Roland/Andreas Zajic, Illuminierte Urkunden des Mittelalters in Mitteleuropa, in: AfD 59, 2013, 241–432. 3 Zu Leonhard von München und die Urkunden Ludwigs IV. siehe Wrede, Leonhard von München; Roland/Zajic, Illuminierte Urkunden, 391–399. 4 Dafür aber auf einem Wappenbrief für Giacomo Santacroce, in dem der Empfänger zum Rat, Familiaren und Tischgenossen des Kaisers ernannt und in den Adelsstand erhoben wurde; Roland/Zajic, Illuminierte Urkunden, 349–351.

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des 13.Jahrhunderts. 5 Doch Eduards Urkunde für Wilhelm macht von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch. Der Platz für die Initiale wurde leer gelassen. Da in England der Empfänger für die Ausschmückung zu bezahlen hatte 6, ging das Fehlen wohl auf Wilhelm zurück. Das war keineswegs ungewöhnlich. Andere englische Magnaten verzichteten in wichtigen königlichen Urkunden ebenfalls auf die Ausführung der Initiale und ihre bildliche Ausgestaltung. 7 Wurden Initialen eingefügt, war ihre künstlerische Gestaltung eine Option, die sehr individuell umgesetzt wurde. 8 Weder im römisch-deutschen Reich – dort unter Ludwig IV. lediglich im Einzelfall – noch in England wurde die Erhebungsurkunde systematisch als Ort genutzt, um die Investitur bildlich darzustellen. Die königlichen Kanzleien entwickelten sie nicht zum Medium, um das Verhältnis zwischen König und Magnaten regelmäßig ins Bild zu fassen, die Urkunden waren allenfalls gelegentlich Gegenstand königlicher Bildpropaganda. Dafür brachte aber der Text der Erhebungsurkunden die Investitur Wilhelms aufs Pergament. Kaiser Ludwig IV. machte ihn kraft der kaiserlichen Vollgewalt (de plenitudine nostre imperatorie potestatis) 9 unter Anwendung der geschuldeten und üblichen Feierlichkeiten (adhibitis sollempnitatibus debitis et consuetis) zu einem Fürsten und Markgrafen von Jülich sowie seine Grafschaft zu einer Markgrafschaft (in principem et marchionem Iuliacensem ac ipsius comitatum in marchionatum fecimus et facimus,

5 Grundlegend: Elizabeth Danbury, The Decoration and Illumination of Royal Charters in England, 1250– 1509. An Introduction, in: Michael Jones/Malcolm Vale (Eds.), England and Her Neighbours. London 1989, 157–179, hier 159; Elizabeth Danbury, Décoration et enluminure des chartes royales anglaises au Moyen Âge, in: BECh 169, 2011, 79–107, hier 84. 6 Danbury, Decoration and Illumination, 160f. 7 Beispielsweise London, TNA, DL 10/279 (William von Bohun, Earl von Northampton, 1337; Übertragung von Gütern im Zuge seiner Erhebung zum Earl, CChR IV, 1327–1341, 401), 10/280 (Henry von Lancaster, Earl von Derby, 1337, Verschreibung von 1000 Pfund jährlich, um gemäß einem Earl auftreten zu können, CPR, 1334–1338, 538). 8 Beispielsweise London, TNA, DL 10/283 (Henry von Lancaster, Earl von Derby: Verschreibung von Einkünften, 20. September 1339; bildliche Ausgestaltung der Initiale durch drei Tiere mit menschlichen Gesichtszügen; weitere Gesichter an einigen der Überlängen der Zierbuchstaben der ersten Zeile, CPR, 1338– 1340, 319), 10/309 (John von Ghent, Erhebungsurkunde zum Earl von Richmond vom 6. März 1351; keine bildliche Ausgestaltung; gedruckt von der Abschrift in den Charter Rolls in Reports from the Lords Committees, Vol.5, 47f.) und die Beispiele bei Danbury, Decoration and Illumination; Danbury, Décoration et enluminure. 9 Siehe zu diesem Begriff unten S. 46.

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Abb.4: Fehlende Initiale der Erhebungsurkunde Markgraf Wilhelms I. von Jülich zum Earl von Cambridge, 7. Mai 1340; London, TNA, C 47/30/8/9.

creamus et creavimus). 10 Mit der für Erhebungen im 14.Jahrhundert typischen Paarformel in principem et marchionem/ducem 11 wurden der allgemeine und der individuelle Charakter der Fürstenerhebung in Worte gekleidet. Während der Gruppenbegriff des princeps auf die Aufnahme in den Kreis der Fürsten verwies, identifizierte der Titel des Markgrafen von Jülich den Träger dieser fürstlichen Würde und wies ihm den damit verbundenen individuellen Rang innerhalb der Gruppe der Fürsten zu. Die Erhebung seiner Herrschaft zu einer Markgrafschaft, einem, wie später zu lesen ist, Fürstentum, komplettierte den Vorgang. Die Urkunde Eduards für Wilhelm fasste ebenfalls anschaulich den Akt der Investitur in Worte. 12 Standardmäßig verweist sie auf die Erhebung Wilhelms zum 10

MGH Const. 7/1, Nr.132.

11

Vgl. ebd.Nr.582; MGH Const. 11, Nr.96, 97.

12

Anhang Nr.V.

DIE URKUNDEN

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Earl durch die Schwertgürtung (in comitem per cincturam gladii). Dann erfolgt eine bis dahin unbekannte Erweiterung: Wilhelm wurde zum Earl und zum Peer des Königreichs (in parem eiusdem regni) gemacht. Dies ist das erste Mal, dass der Begriff des Peers in einer Erhebungsurkunde Verwendung fand. 13 Wie Earl bezeichnete auch par eine spezifische Gruppenzugehörigkeit und zwar zu den Magnaten, die im Parlament die Geschicke des Königreichs mitbestimmten. 14 Earls waren ein integraler Bestandteil dieser Gruppe, und insofern bestand kein Anlass, die Eigenschaft als Peer in den Erhebungsurkunden explizit zu erwähnen. Aus dem Rang eines Earls folgte die Teilnahme am Parlament. In Wilhelms Fall sah sich die Kanzlei wohl genötigt, auf diese Selbstverständlichkeit hinzuweisen, weil, wie in der Urkunde Eduards eigens herausgestellt, mit ihm ein auswärtiger Magnat zum Earl erhoben wurde. Mögliche Zweifel, ob in diesem speziellen Fall die Erhebung eines Earls weniger Rechte mit sich brachte, als wenn einem Einheimischen diese Ehre zu Teil wurde, räumte die ausdrückliche Erhebung zum Peer aus. Wilhelm genoss sämtliche Privilegien eines Earls, darunter eben auch die Teilnahme am Parlament. Als Earl von Cambridge war er Teil der politisch-sozialen Ordnung des englischen Königreichs und kein Earl zweiter Klasse. Die Verwendung des Begriffs par verweist aber nicht nur auf den besonderen Fall der Ernennung eines Reichsfürsten zu einem Earl, sondern auch auf die bedeutende Rolle des Parlaments für die Entwicklung der politisch-sozialen Ordnung Englands im 14.Jahrhundert. Der Begriff stand in seiner Bedeutung „der Gleiche“ geradezu programmatisch für die von allen Magnaten im Parlament, von Earls und Baronen, gleichermaßen getragene Verantwortung für das Königreich. Die so ins Wort gebrachte Gruppenbildung vereinte Earls und Barone auf der Ebene der politischen Repräsentation und wirkte damit einer Vergrößerung des Rangunterschieds zwischen ihnen entgegen. Eine eigene Kammer der Earls entwickelte sich nicht.

13

Vgl. Thomas Frederick Tout, Chapters in the Administrative History of Mediaeval England. The Ward-

robe, the Chamber and the Small Seals. 6 Vols. Manchester 1920–1933, Vol.3, 137. 14

Der Begriff ist in diesem Kontext erstmals 1312 nachweisbar; John R. Maddicott, The Origins of the Eng-

lish Parliament, 924–1327. Oxford 2010, 350f.

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II. Fürstliche Rechte Mit der Erhebung gehörte Wilhelm zu „Anzahl, Gemeinschaft und Kollegium“ der Reichsfürsten. 15 Er hatte nun das Recht, bei offiziellen Angelegenheiten wie Hoftagen oder Prozessionen sich mit ihnen zu vergesellschaften, bei ihnen zu sitzen und mit ihnen zu gehen. Als Reichsfürst hatte er auch einen Anspruch darauf, nur von Seinesgleichen gerichtet zu werden. In der Praxis konnten Reichsfürsten zwar nicht davon ausgehen, nur reichsfürstlichen Urteilern gegenüberzustehen, doch gewann diese Vorstellung im 14.Jahrhundert deutlich an Gewicht. 16 Die Urkunden konnten über den Akt der Erhebung hinaus die Vergabe einzelner fürstlicher Prärogative beinhalten. So erhielt Wilhelm von Ludwig aufgrund seiner Markgrafschaft und des Fürstentums (pro marchionatus [!] et principatus [!]) wie die anderen Reichsfürsten auch das Recht, die vier Hofämter des Seneschalls, Marschalls, Mundschenken und Kämmerers zu besetzen. 17 Diese Imitation der königlichen Praxis gab ihm die Möglichkeit, den neuen fürstlichen Rang am jülischen Hof zu inszenieren und das Fürstentum ins Bild zu setzen. Der Inszenierung seines Rangs am königlichen Hof hingegen diente ein weiteres Vorrecht, das er sich und seinen Nachkommen in der Erhebungsurkunde zusichern ließ: das fürstliche Ehrenamt, nämlich das Privileg, bei feierlichen Hoftagen und Krönungen der Könige in Aachen, Mailand und Rom das Zepter zu tragen. Mit dieser Verleihung wollte ihn Ludwig ausdrücklich in der Gruppe der Reichsfürsten hervorheben. 18 Das Ehrenamt verschaffte Wilhelm somit ein Distinktionsmerkmal gegenüber anderen Reichsfürsten, die über kein derartiges Privileg verfügten. 19 Mit entsprechendem Nachdruck verteidigte Wilhelm dieses Recht 1349 gegen gleichlautende Ansprüche des Markgrafen von Brandenburg. Glaubt man Konrad von Megenberg, dann hatte

15 So hieß es 1282 in der Urkunde Rudolfs von Habsburg, mit der er seine Söhne Albrecht und Rudolf zu Herzögen von Österreich und damit Reichsfürsten machte, MGH Const. 3, Nr.339: „[…] principum imperii numero, consorcio et collegio aggregantes […].“ 16 Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 188–198. 17 Vgl. Werner Rösener, Hofämter an mittelalterlichen Fürstenhöfen, in: DA 45, 1989, 485–550. 18 MGH Const. 7/1, Nr.132; Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 369f. 19 Ebd., 369–380; Paul Töbelmann, Dienst und Ehre. Wenn der Herzog dem Kaiser den Braten schneidet, in: ZHF 37, 2010, 561–599; grundlegend zu der Entwicklung der Hofämter zu Würden: Ernst Schubert, Erzund Erbämter am hoch- und spätmittelalterlichen Königshof, in: Peter Moraw (Hrsg.), Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter. (Vorträge und Forschungen, Bd.48.) Stuttgart 2002, 191– 237.

DIE URKUNDEN

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Wilhelm sich dabei des Vorwurfs zu erwehren, ein Parvenü zu sein. Der Brandenburger führte nämlich unter anderem zu seinen Gunsten an, dass er ein princeps natus sei, kein princeps creatus wie der Jülicher. 20 Aus der Sicht der alteingesessenen Fürsten galt es offensichtlich mehr, als Fürst geboren zu sein, als diese Würde durch Erhebung erlangt zu haben. Fürstliche Abstammung und die damit verbundene Anciennität werden an dieser Stelle als Rangfaktoren greifbar. Karl IV. löste diesen Konflikt mit einem Kompromiss. Bei Belehnungen kam das Recht dem Jülicher, bei Krönungen dem Brandenburger zu. 21 Im Unterschied zu den Reichsfürsten war mit der Erhebung zum Earl nicht der Anspruch verbunden, nur von anderen Earls gerichtet zu werden. Zwar kam auch in England dem Grundsatz, nur von Gleichen gerichtet werden zu können, Bedeutung zu, doch bildeten die Earls in dieser Hinsicht keine eigene Gruppe. Schon die Magna Carta fasste sie mit den Baronen zusammen, und im 14.Jahrhundert definierte, wie gesehen, das Parlament die Gruppe der Peers. 22 Die Earls unterschieden sich aber durch ein fiskalisches Prärogativ von den Baronen. So erhielt Wilhelm das Recht auf 20 Pfund Jahreseinkünfte aus dem Earldom Cambridge zugesprochen, mit denen die dem Earl traditionell aus seinem Earldom zustehenden Einkünfte des Dritten Pfennigs abgegolten wurden. 23 Die Nennung der Summe wurde wie die der Schwertgürtung fester Bestandteil der Erhebungsurkunden und Symbol für den Rang eines Earls. Blieb der Betrag für Earls und Herzöge unter Eduard gleich, so brachte die Regierungszeit Richards auch in diesem Bereich eine Ausdifferenzierung gemäß dem geführten Titel. 1397 erhielt ein Earl wie üblich 20 Pfund (ca. 30 Mark), ein Herzog 40 Mark und der unter Richard eingeführte, zwischen Herzog und Earl angesiedelte Marquis 35 Mark. 24 Abgesehen von der Schwertgürtung und der Vergabe der jährlichen Einkünfte aus der Grafschaft war der Inhalt der englischen Erhebungsurkunden variabel. Im Fall Wilhelms enthielt sie eine Verschreibung von zusätzlich 1000 20

Konrad von Megenberg, Ökonomik. Hrsg. v. Sabine Krüger. 3 Bde. (MGH Staatsschriften des späteren

Mittelalters, 3 / Die Werke des Konrad von Megenberg, 5.) Stuttgart 1973–1984, Bd.2, lib. 2, tract. 4, c. 13, 205f. 21

Die Chronik Heinrichs Taube von Selbach. Mit den von ihm verfassten Biographien Eichstätter Bi-

schöfe. Hrsg. v. Harry Bresslau. (MGH SS rer. Germ., NS.1.) Berlin 1922, Ndr. München 1980, 97f. 22

Vgl. David Carpenter, Magna Carta. (Penguin Classics.) London 2015, c. 21 (46–47), 141f., 453–455; Bar-

naby Keeney, Judgment by Peers. (Harvard Historical Monographs, Vol.20.) Cambridge, MA 1949, 84–107. 23

Anhang Nr.V. In Einzelfällen konnte der Betrag auch davon abweichen, Reports from the Lords Com-

mittees, Vol.5, 118–120. 24

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Ebd.117 (Earl, Marquis), 118f. (Herzöge, Herzogin).

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Pfund jährlich zugunsten des neuen Earls. 25 Die Summe war weit mehr als ein willkürlich gewählter Betrag zur Entlohnung der Dienste Wilhelms. Sie war Ausweis von Wilhelms neuem Rang als Earl, entsprach sie doch der Summe, die William von Bohun zugewiesen wurde, als er 1337 zum Earl von Northampton erhoben worden war. Sie sollte, so wurde festgehalten, William von Bohun den Lebensstil eines Earls ermöglichen. 26 Im Unterschied zu Wilhelm von Jülich erhielt der neue Earl von Northampton diese Zusage aber in einem eigens ausgestellten Schriftstück.

III. Bilder politisch-sozialer Ordnungen Wilhelms Erhebungsurkunden sind aber nicht nur instruktiv im Hinblick auf die Verschriftlichung des Akts und die Aufzählung einzelner Vorrechte, die typisch für den Rang eines Reichsfürsten respektive Earls waren. Sie eignen sich zudem als Ausgangspunkt für die Fragen, mit welchen Bildern die jeweilige politisch-soziale Ordnung, insbesondere die Rolle des Königs und der Fürsten, erfasst wurden und welche Gründe für die Erhebung zum Reichsfürsten respektive Earl angeführt wurden.

25 Anhang Nr.V. Dies entsprach der Zusage, die Eduard dem Markgrafen im November 1339 bezüglich seiner Erhebung gemacht hatte, Foedera, Vol.2, 1099; vgl. CPR, 1338–1340, 521: 12. Mai 1340: Eduard versprach Wilhelm, ihm die nächsten heimgefallenen Güter zu übertragen. Entsprechend ihres Volumens würden die in der Zwischenzeit an Wilhelm getätigten Zahlungen vom Exchequer (400 Pfund) und aus den Zöllen von Boston (600 Pfund) reduziert werden; CCR, 1339–1341, 541f.: 2. Oktober 1340: Anweisung, Wilhelm 600 Pfund aus den Zöllen von Boston zukommen zu lassen, so wie es ihm in der Erhebungsurkunde zugesagt worden war. 26 Erhebung: Reports from the Lords Committees, Vol.5, 30; Ausstattung mit 1000 Pfund: CPR, 1334– 1338, 416f. Anstelle der 1000 Pfund wurde auch die deutlich niedrigere Summe von 1000 Mark angesetzt, um einem neu erhobenen Earl einen angemessenen Lebensstil zu ermöglichen, so 1322 für Andrew von Harclay, Earl von Carlisle, Reports from the Lords Committees, Vol.5, 18, oder 1337 für William von Clinton, Earl von Huntingdon, CPR, 1334–1338, 409f., 415, Robert von Ufford, Earl von Suffolk, ebd.418, und William von Montagu, Earl von Salisbury, ebd.426. Die höheren Summen mögen auf eine schlechtere ökonomische Ausgangssituation (William von Bohun), Prestwich, Plantagenet England, 356, oder besonderen Gunsterweis (Wilhelm von Jülich) zurückzuführen sein, bemerkenswert ist allerdings die Festsetzung der Zahl 1000 als Richtwert für den Rang eines Earls. In Wilhelms Fall waren die 1000 Pfund keine verschleierte Form der Begleichung von Eduards Schulden bei ihm. Diese befanden sich zu diesem Zeitpunkt mit 30000 Pfund in ganz anderen Dimensionen und waren ebenfalls Gegenstand des Treffens im Mai 1340. Am 12. Mai wies Eduard dem neuen Earl entsprechend hohe Anteile aus Steuereinkünften an, CPR, 1338–1340, 519f. Zur Umsetzung siehe die Einträge in den Close Rolls der Jahre 1340–1341, CCR, 1339–1341, 407, 498, 508, 569, 601f.; zum Aufenthalt Wilhelms in England im Frühjahr 1340 siehe auch Trautz, Könige, 299.

DIE URKUNDEN

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Besonders aufschlussreich sind in diesem Kontext die Arengen, in denen einleitend in allgemeiner Weise die Gründe für die Ausstellung der Urkunde formuliert wurden. Im römisch-deutschen Reich besaß die Arenga in Herrscherurkunden eine lange Tradition. 27 Konkrete Vorlagen für fürstliche Erhebungen gab es jedoch nicht viele. Die Promotion von einem nicht-fürstlichen zu einem fürstlichen Rang war kein häufiges Ereignis. 28 In englischen Königsurkunden hingegen war die Arenga ein vergleichsweise junges Phänomen. Erst ab der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts fand sie Eingang in die Kanzleipraxis. 29 In Erhebungsurkunden ist sie erst seit 1337 zu beobachten, als im März jenes Jahres Eduard III. auf einen Schlag sechs neue Earls und einen Herzog erhob. 30 Dieser ganz ungewöhnliche und die politisch-soziale Ordnung an der Spitze des Reichs massiv verändernde Akt verlangte nach einer entsprechenden grundsätzlichen Begründung. In der Folge wurden Arengen in Erhebungsurkunden zu einem wiederkehrenden Element. Trotz dieser unterschied27

Grundlegend dazu Heinrich Fichtenau, Arenga. Spätantike und Mittelalter im Spiegel von Urkunden-

formeln. (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsbd.18.) Graz 1957, 157–191 (zum Spätmittelalter). Die lange vernachlässigte Untersuchung der spätmittelalterlichen Arengen ist in den letzten Jahren stärker in den Fokus der Forschung gerückt: Zu den Arengen im 13. und 14.Jahrhundert in Ostmitteleuropa siehe Sébastien Rossignol/Anna Adamska (Hrsg.), Urkundenformeln im Kontext. Formen der Schriftkultur des Mittelalters (13.–14.Jahrhundert). (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Bd.65.) Wien 2016. Dort finden sich auch weiterführende Bemerkungen zum Gang der Forschung seit Fichtenau, insbesondere Anna Adamska, Studying Preambles Today. A Paradigm Shift in Diplomatic, 35–45. Zu den Arengen der französischen Königskanzlei im 14. Jahrhundert siehe die umfassende Untersuchung von Sébastien Barret/Bénoit Grévin, Regalis excellentia. Les préambules des actes des rois de France au XIVe siècle (1300–1380). (Mémoires et documents de l’École des Chartes, Vol.98.) Paris 2014, ebenfalls mit wichtigen Einsichten zur Forschungsentwicklung, 20–27. Sie analysieren die Arengen der Nobilitierungsurkunden auf 348–356. 28

Erhebungsurkunden sind überliefert für die Fälle von Braunschweig (1235), Hessen (1292), Savoyen

(1310) und Lucca (1328). Dazu kommt noch die von Ludwig IV. nicht anerkannte Fürstung Rainalds von Geldern durch Friedrich den Schönen im Jahr 1317, MGH Const. 5/1, Nr.450, vgl. Steffen Schlinker, Fürstenamt und Rezeption. Reichsfürstenstand und gelehrte Literatur im späten Mittelalter. (Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte, Bd.18.) Köln/Weimar/Wien 1999, 53–115, 130–132, 188–191. In diesen Kontext gehört auch die Vergabe von bereits etablierten fürstlichen Würden an Nicht-Fürsten wie in den Fällen der Erhebung der gräflichen Söhne König Rudolfs von Habsburg zu Reichsfürsten und Herzögen von Österreich (1282) und der Promotion Graf Meinhards von Tirol zum Herzog von Kärnten (1285/86), MGH Const. 3, Nr.339, Nr.373–375. Ebenfalls zu berücksichtigen ist die letztlich nicht realisierte Erhebung Österreichs zum Königreich (1245), MGH Const. 2, Nr.261. 29

Vgl. Ernst Kantorowicz, Petrus de Vinea in England, in: ders., Selected Studies. New York 1965, 213–246.

30

Reports from the Lords Committees, Vol.5, 27–32. Zum Ereignis siehe Ormrod, Edward III, 137f.; zur

Frage, wie Eduard die Ausstattung der neu geschaffenen Earls mit entsprechenden Gütern gewährleistete, siehe Bothwell, Edward III, the English Peerage and the 1337 Earls, 35–52.

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lichen Traditionen herrschten in den Kanzleien im Reich und in England im 14.Jahrhundert relativ ähnliche Voraussetzungen für die Formulierung dieser Arengen. Dies- und jenseits des Kanals konnten die Kanzlisten auf Formelbücher bzw. Briefsammlungen zurückgreifen, die Formulare und Wendungen für das Schreiben von Urkunden zur Verfügung stellten. Solche Formelbücher fanden europaweit Verbreitung. 31 So wurde beispielsweise die Sammlung von Petrus de Vinea, Kanzler am Hof Kaiser Friedrichs II., im Lauf des 13. und 14.Jahrhunderts weithin rezipiert und übte gemeinsam mit anderen ähnlichen Sammlungen Einfluss auf die europäischen Kanzleien aus. 32 Noch zu Beginn des 15.Jahrhunderts bemerkte der Engländer John von Briggis am Ende seiner Compilacio de arte dictandi, dass der Leser die Beispiele für seine Ausführungen bei Peter von Blois, Petrus de Vinea, Matthias von Libri, Thomas von Capua und Guido Faba finden könne. 33 Als Konsequenz, so Benoît Grévin in seiner grundlegenden Arbeit über Petrus de Vinea, habe sich eine europäische Poli31 Einen guten Einstieg in die jüngere Forschung bieten Benoît Grévin/Anne-Marie Turcan-Verkerk (Eds.), Le dictamen dans tous ses états. Perspectives de recherche sur la théorie et la pratique de l’ars dictaminis: XIe–XVe siècles. (Bibliothèque d’histoire culturelle du Moyen Âge, Vol.16.) Turnhout 2015, Barret/Grévin,

Regalis excellentia, 257–314, und Florian Hartmann, Ars dictaminis. Briefsteller und verbale Kommunikation in den italienischen Stadtkommunen des 11. bis 13.Jahrhunderts. (Mittelalter-Forschungen, Bd. 44.) Ostfildern 2013. 32 Benoît Grévin, Rhétorique du pouvoir médiéval. Les lettres de Pierre de la Vigne et la formation du langage politique européen (XIIIe–XVe siècle). (Bibliothèque des Écoles françaises d’Athènes et de Rome, Vol. 339.) Rom 2008 ; Hans Martin Schaller/Bernhard Vogel, Handschriftenverzeichnis der Briefsammlung des Petrus de Vinea. (MGH Hilfsmittel, Bd.18.) München 2002; Matthias Thumser, Petrus de Vinea im Königreich Sizilien. Zu Ursprung und Genese der Briefsammlung, in: MIÖG 123, 2015, 30–48. Zur Rezeption von Petrus de Vinea in England siehe Grévin, Rhétorique, 629–662; Benoit Grévin, Writing Techniques in Thirteenth- and Fourteenth-Century England. The Role of the Sicilian and Papal Letter Collections as Practical Models for the Shaping of Royal Propaganda, in: W. Mark Ormrod (Ed.), Fourteenth Century England. VII. Woodbridge 2012, 1–30; Kantorowicz, Petrus de Vinea, passim; Ernst Kantorowicz, The Prologue to Fleta and the School of Petrus de Vinea, in: ders., Selected Studies. New York 1965, 167–183; Medieval Rhetorics of Prose Composition. Five English Artes Dictandi and their Tradition. Ed. by Martin Camargo. (Medieval and Renaissance Tests and Studies, Vol.115.) Binghamton 1995, 16f. Zur Rezeption im römisch-deutschen Reich siehe Grévin, Rhétorique, 662–737; zur Kanzlei Ludwigs IV. siehe auch Helmut Bansa, Studien zur Kanzlei Kaiser Ludwigs des Bayern vom Tag der Wahl bis zur Rückkehr aus Italien (1314–1329). (Münchener Historische Studien, Abt.Geschichtliche Hilfswissenschaften, Bd.5.) Kallmünz 1968, 31–37, 64–89; Christa Fischer, Studien zu den Arengen in den Urkunden Kaiser Ludwigs des Bayern (1314–1347). Beiträge zu Sprache und Stil. (Münchener Historische Studien, Abt.Geschichtliche Hilfswissenschaften, Bd.22.) Kallmünz 1987, 116–132. Ludwigs Notar Hermann von Stockach besaß eine Kopie der Briefe von Petrus de Vinea, Schaller/Vogel, Handschriftenverzeichnis, Nr.134, 199–202. 33 John of Briggis, Compilacio de arte dictandi, in: Medieval Rhetorics of Prose Composition. Ed. by Camargo, 88–104, hier 99.

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tiksprache herausgebildet. 34 Ob dies auch für die Sprache der Erhebungsurkunden galt, wird die Untersuchung der Bilder politisch-sozialer Ordnung und der für die Fürstung angeführten Gründe in den Arengen beantworten. 1. Fürsten im römisch-deutschen Reich: Säulen, Glieder, Lichtspender In Ludwigs Urkunde ist zu lesen, dass es der kaiserlichen Hoheit zukam, die Ordnung der Dinge zu verändern. Ihr Ruhm und ihre Hoheit würden weltweit heller erstrahlen und leuchten, wenn sie jene, die Adel des Bluts (sangwinis generositas), Ehrbarkeit der Sitten (morum honestas) und Heldentaten (actuum probitas) als würdig erwiesen, mit bedeutenden Ehren ausstatte, wie dies in offensichtlicher Weise durch die Erhebung zu Reichsfürsten geschehe. 35 Die Veränderung der bestehenden Ordnung war kein leichtfertiges Unterfangen. Die Ordnung war letztlich gottgewollt 36, und es bedurfte deshalb besonderer, von Gott gegebener Autorität, diese zu verändern. Der Kaiser, so die Arenga, besaß diese Autorität 37 – eine Botschaft, die durch den später in der Urkunde erfolgenden Verweis auf die kaiserliche plenitudo potestatis nochmals bekräftigt wurde. 38 Weiterhin kam der Akt der Erhebung nicht nur dem 34

So der Untertitel seines Buches, Grévin, Rhétorique.

35

MGH Const. 7/1, Nr.132: „Augustalis sublimitas, que ex potestate desuper sibi tradita potens est rerum

ordinem inmutare, si hos, quos sangwinis generositas, morum honestas et actuum probitas dignos demonstrant, amplis dotat honoribus, eos videlicet in suos et sacri imperii principes procreando, per hec ipsius gloria et serenitas per cuncta mundi climata longe lateque claret clarius et refulgent.“ 36

Vgl. Otto Gerhard Oexle, Art.„Stand, Klasse“, in: Otto Brunner/Werner Conze/Reinhart Koselleck

(Hrsg.), Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. 8 Bde. Stuttgart 1972–1997, Bd. 6: St–Vert, 155–200; Albert Zimmermann (Hrsg.), Soziale Ordnungen im Selbstverständnis des Mittelalters. 2 Bde. (Miscellanea medievalia, Bd.12/1–2.) Berlin 1979/80. 37

Vgl. zu den zahlreichen Varianten der Berufung auf Gott Fischer, Studien zu den Arengen, 77.

38

Der Hinweis auf die plenitudo potestatis gehörte seit Friedrich II. zum Repertoire der königlichen Kanz-

leien im römisch-deutschen Reich; Péter Molnár, La reprise du terme plenitudo potestatis au profit des souverains laïques, in: Joseph Goering/Stephan Dusil/Andreas Thier (Eds.), Proceedings of the Fourteenth International Congress of Medieval Canon Law, Toronto, 5–11 August 2012. (Monumenta iuris canonici, Series C: Subsidia, Vol.15.) Città del Vaticano 2016, 965–981. Zur Entwicklung und Bedeutung der Formel siehe Robert L. Benson, Plenituto potestatis. Evolution of a Formula from Gregory IV to Gratian, in: Studia Gratiana, 14, 1967, 193–217. Angesichts der Auseinandersetzungen mit dem Papsttum dürfte in der Umgebung Ludwigs jedoch eine besondere Sensibilität gegenüber dem Begriff geherrscht haben, vgl. Jürgen Miethke, Der Kampf Ludwigs des Bayern mit dem Papst und avignonesischer Kurie in seiner Bedeutung für die deutsche Geschichte, in: Hermann Nehlsen/Hans-Georg Hermann (Hrsg.), Kaiser Ludwig der Bayer. Konflikte, Weichenstellungen und Wahrnehmung seiner Herrschaft. (Quellen und Forschungen aus dem Gebiet der Geschichte, NF.22.) Paderborn 2002, 39–74; Jürgen Miethke, Das Publikum politischer Theorie im 14.Jahrhundert. Zur Einführung, in: ders. (Hrsg.), Das Publikum politischer Theorie im 14.Jahrhundert. (Schriften

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Betroffenen zugute, sondern auch dem Herrscher selbst. Sein Ruhm und seine Hoheit würden dadurch in der ganzen Welt heller erstrahlen und leuchten. An dieser Stelle klang möglicherweise der weithin bekannte Spruch Salomos an, dass die Ehre des Königs in der Größe des Volkes läge (Sprüche 14, 28). 39 So verwies beispielsweise der in etwa zeitgleich schreibende Chronist Johannes von Viktring im Zusammenhang mit der Zusammenkunft zahlreicher Magnaten bei einem königlichen Hoftag auf diesen Spruch. 40 Beide Aspekte, die von Gott verliehene Autorität und die mit der Fürstung verbundenen Vorteile für König und Reich, finden sich auch in den im Kontext anderer Erhebungen ausgestellten Schriftstücken der königlichen Kanzlei. Ausführlich verweist die Erhebungsurkunde Friedrichs II. für Otto von Braunschweig aus dem Jahr 1235 auf die dem Herrscher von Gott übertragene Entscheidungsgewalt, um später zu erklären, dass die Erhebung würdiger Männer zu Schmuck und Zierde des Reichs (decus et decorem imperii) diene. 41 In dem 1285 in der königlichen Kanzlei formulierten Willebrief Herzog Albrechts von Sachsen zur Promotion Graf Meinhards von Tirol zum Herzog von Kärnten nimmt die Arenga explizit auf die Anzahl der Fürsten Bezug. Jedesmal wenn die Zahl der Fürsten erhöht würde, werde die kaiserliche Hoheit gestützt. Wie herausragende Säulen trügen die Fürsten das Reich. 42 Die 1317 ausgestellte Urkunde Friedrichs des Schönen für Rainald von Geldern stellt ebenfalls die Vorteile einer möglichst großen Zahl von Fürsdes Historischen Kollegs, Bd.21.) München 1992, 1–23; ders., De potestate papae. Die päpstliche Amtskompetenz im Widerstreit der politischen Theorie von Thomas von Aquin bis Wilhelm von Ockham. (Spätmittelalter und Reformation, Neue Reihe, Bd.16.) Tübingen 2000, 204–247; Franz-Reiner Erkens, Herrscherund Herrschaftsidee nach herrschaftstheoretischen Äußerungen des 14.Jahrhunderts, in: Hubertus Seibert (Hrsg.), Ludwig der Bayer (1314–1347). Reich und Herrschaft im Wandel. München 2014, 29–61. 39 Die Formel mundi climata fand in der staufischen Kanzlei Verwendung; Fischer, Studien zu den Arengen, 86. 40 Iohannis abbatis Victoriensis Liber certarum historiarum. Hrsg. v. Fedor Schneider. 2 Bde. (MGH SS rer. Germ., 36/1–2.) Hannover 1909/10, Bd.1, 237; ebenso das Chronicon Francisci Pragensis (Kronika Františka Pražského). Hrsg. v. Jana Zachová. (Fontes Rerum Bohemicarum, Series nova, Vol.1.) Prag 1998, c. XI, 32; vgl. Paul Töbelmann, Formen der Repräsentation auf Reichsversammlungen des hohen und späten Mittelalters, in: Jörg Peltzer/Gerald Schwedler/Paul Töbelmann (Hrsg.), Politische Versammlungen und ihre Rituale. Repräsentationsformen und Entscheidungsprozesse des Reichs und der Kirche im späten Mittelalter. (Mittelalter-Forschungen, Bd.27.) Ostfildern 2009, 219–245; Alois Schmid, Die Hoftage Kaiser Ludwigs des Bayern, in: Peter Moraw (Hrsg.), Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter. (Vorträge und Forschungen, Bd.48.) Stuttgart 2002, 417–449, hier 447. 41 MGH Const. 2, Nr.197. 42 MGH Const. 3, Nr.374: „Imperii celsitudo decoris tociens pociora sue subsistencie fulcimenta recepit et vires forciores assumit, quociens numerus principum, quibus idem imperium quasi columpnis egregiis

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ten heraus: Die Menge der die Flanken des Herrschers umgebenden Fürsten gereiche ihm zum Ruhm, sein Thron werde durch ihre Stärke gefestigt, sein Name durch die Titel der ihm untergebenen Fürsten weiter durch die Welt verkündet. 43 Auch die Urkunden Karls IV., mit denen 1348 die Aufnahme der Herzöge von Mecklenburg in den Kreis der Reichsfürsten verschriftlicht wurde, transportieren diese Botschaft: Es sei zum Wohl des Reichs, wenn die Zahl der Fürsten erhöht werde. 44 Später kam dieses Formular möglicherweise auch bei der Erhebung Wilhelms zum Herzog von Jülich zum Einsatz. 45 Die in Ludwigs Urkunde eher zurückhaltend verwendete Lichtmetapher (die Strahlkraft des Kaisers), tritt in anderen Erhebungsurkunden deutlicher hervor. So in dem Konzept zur Erhebung Österreichs zum Königreich von 1245, in dem der kaiserliche Thron mit der Sonne gleichgesetzt wird, von dem die übrigen Würden wie Strahlen ausgingen, und zwar so, dass die Reinheit des ersten Lichts keinen Schaden verminderten Lichts erfahre. Dann folgt das bereits bekannte Motiv der Selbsterhöhung durch die Promotion Dritter. 46 Das schon in der Antike verwendete Lichtgleichnis 47 betonte in dieser Ausgestaltung das klar hierarchische Verhältnis zwischen dem König als Zentrum und den von ihm ausgehenden fürstlichen (und in diesem Fall sogar königlichen) Würden und suchte alle Zweifel zu zerstreuen, dass die Fürsten mit dem Herrscher konkurrieren könnten. Das Konzept fand Eingang in die Briefsammlung von Petrus de Vinea und übte in der Folge merklichen Einfluss potenter innititur, adaugetur. De quorum utique multitudine imperialis excellencia tanto sublimior conspicitur, quanto in eisdem principibus firmitate prestabili solidior invenitur.“ 43 MGH Const. 5/1, Nr.450: „Cum princeps principum sacrum Romanum gubernans imperium in multitudine procerum latera sua circumdantium glorietur thronusque regni sui ipsorum fortitudine solidetur nomenque regium principum sibi subiectorum titulis magnificum per orbem latius predicetur, expediens arbitramur et condecens, ut nobiles fidelium nostrorum conditiones, potissime tamen illorum, quibus ea que circa hoc requiruntur plus ceteris suffragantur, in dignioris status preeminentiam transmutemus.“ Vgl. ebd.Nr.451. 44

MGH Const. 8, Nr.615, 616. Die Arenga fand Aufnahme in das Formelbuch des Johannes von Gelnhau-

sen, Collectarius perpetuarum formarum Johannis de Geylnhusen, hrsg. v. Kaiser, Nr.46. 45

Siehe oben S. 11 Anm.2.

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MGH Const. 2, Nr.261: „De fulgore throni cesarei, velut ex sole radii, sic cetere prodeunt dignitates, ut

prime lucis integritas minorati luminis non sentiat detrimenta tantoque magis imperiale sceptrum extollitur et tanto cura regiminis solicitudinibus relevatur, quanto tribunal ipsius digniores in circuitu circumspecit consimiles regiones. Hac igitur consideratione commoniti qui celesti providentia Romani imperii moderamur habenas, solii nostri decus tam veterum dignitatum ornatibus confovemus quam novis honoribus ampliamus.“ 47

48

Fichtenau, Arenga, 36f., 171f.

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auf die Formulierung von Erhebungsurkunden aus. 48 Die Kanzlei Ludwigs IV. übernahm diese Arenga 1327 leicht verändert in der Erhebungsurkunde Castruccio Castracanis zum Herzog von Lucca 49 und kopierte sie mit nur leichten Variationen anlässlich der im März 1339 durchgeführten Promotion Rainalds von Geldern zum Reichsfürsten und Herzog. 50 Weiterentwickelt wurde diese Vorlage in der Kanzlei Karls IV. Als er 1354 seinen Halbbruder Wenzel zum Herzog von Luxemburg und Robert, Graf von Bar, zum Reichsfürsten und Markgrafen von Pont-à-Mousson erhob, erweiterten die Schreiber die Arenga: Die Reinheit des ersten Lichts erleide keinen Schaden verminderten Lichts, sondern werde im Gegenteil durch die erwartete Zierde des weiträumig Funken sprühenden Glanzes überschüttet, indem in der Umgebung des kaiserlichen Thrones die Zahl der berühmten Fürsten zur Zierde des heiligen Reichs erhöht werde. 51 Die Lichtmetapher wurde auf diese Weise mit dem Bild der Fürsten als Zierde des Reichs verknüpft. Die Verneinung des Schadens für die kaiserliche Hoheit durch die Vergabe fürstlicher Würden wurde so endgültig ins Gegenteil verkehrt. Dadurch aber eröffnete sich eine weitere Bedeutungsebene. Die Lichtmetapher stand nicht mehr nur für die hierarchische Zuordnung von König und Fürsten, sondern auch für ihre Interdependenz. So wie die Fürsten ihre Autorität vom König ableiteten, so trugen die Fürsten zur Stärkung der königlichen Autorität bei. Wie bewusst die Schreiber mit der Arenga umgingen, zeigt das Formelbuch von Johannes von Gelnhausen. Johannes, der einige Jahre in der Kanzlei Karls IV. tätig war, stellte nach dessen Tod 1378 ein Formelbuch für den Gebrauch in königlichen und fürstlichen Kanzleien zusammen. 52 Er präsentierte darin vier Varianten

48 Grévin, Rhétorique, 670–675, untersucht eingehend die Verwendung der Arenga durch die Herrscherkanzleien im Reich im 14.Jahrhundert. 49 MGH Const. 6/1, Nr.362. 50 MGH Const. 7/1, Nr.582: „De fulgore throni cesarei […] regiones.“ Vgl. auch Fischer, Studien zu den Arengen, 129f. 51 MGH Const. 11, Nr.96, 97: „[…], sic a choruscanti splendore regalis solii nobilitates alie velud a sole radii prodeuntes fidelium status et conditiones illustrant, quod prime lucis integritas minorati luminis detrimenta non patitur, ymo amplioris utique scintillantis iubaris expectato decore perfunditur, dum in circuitu sedis auguste illustrium principum numerus ad imperii sacri decorem feliciter adaugetur.“ Zu den Arengen Karls IV. vgl. Mathias Lawo, Arengarum Index Karoli IV. (AIKIV.) – ein Projekt. Zugleich ein Beitrag zu den kanzleinahen Formelbüchern der Zeit Karls IV., in: Rossignol/Adamska (Hrsg.), Urkundenformeln im Kontext, 47–59. 52 Kaiser, Collectarius perpetuarum formarum; Collectarius perpetuarum formarum Johannis de Geylnhusen, hrsg. v. Kaiser; Hans Martin Schaller, Art.„Johannes von Gelnhausen“, in: Neue Deutsche Biographie.

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der Arenga, die je nach Art der zu dokumentierenden Erhebung Verwendung finden sollten. Die Formel zur Erhebung in den Rang eines Herzogs oder eines lateranensischen Pfalzgrafen entsprach den Urkunden von 1354. Varianten wurden für die Fälle der Nobilitierung, der Erhebung zum gefürsteten Grafen und zum König entwickelt. 53 Ganz im Sinne von Johannes griff die Kanzlei König Wenzels 1380 bei der Promotion des Grafen von Berg zum Herzog auf die bereits 1354 benutzte Arenga zurück. 54 Die Stärkung und Unterstützung des Herrschers fand in den Erhebungsurkunden noch in zwei weiteren prominenten Metaphern Ausdruck: der Säulen- und der Körpermetapher. Die Gleichsetzung der Fürsten mit herausragenden, das Reich tragenden Säulen, ist uns schon bei der Fürstung Meinhards von Tirol durch König Rudolf von Habsburg begegnet. 55 Wir treffen dieses Bild wieder bei der einer Fürstung gleichkommenden Herauslösung der Herzöge von Pommern aus dem Lehnsverband der Markgrafschaft von Brandenburg durch Ludwig IV. im Jahr 1338. Dort wurde es mit der Körpermetapher kombiniert. Die das kaiserliche Gebäude tragenden stärksten Säulen waren auch die mächtigeren Glieder des Reichs, von denen die „Offenbarung des Stands des kaiserlichen Glanzes abhing“. 56 Stand der Gebrauch dieser Metaphern in den Erhebungsurkunden hinter der Verwendung des Sonnengleichnisses zurück, wurden sie ansonsten in königlichen Urkunden mit Bezug auf Fürsten gerne benutzt. 57 Wilhelm von Jülich dient auch in diesem Zusammenhang als instruktives Beispiel. Als ihn Ludwig IV. 1338 auf Wi-

Bd. 10. Berlin 1974, 552, URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100949037.html#ndbcontent (letzter Aufruf: 4.12.2017). 53 Collectarius perpetuarum formarum Johannis de Geylnhusen, hrsg. v. Kaiser, Nr.33 (lateranensischer Pfalzgraf), Nr.42 (Nobilitierung), Nr.43 (vom Rang eines comes principalis, wie Luxemburg, zum Herzog), Nr.44 (gefürsteter Graf), Nr.45 (König); Grévin, Rhétorique, 673f. 54

Lacomblet, Bd.3, Nr.848.

55

Siehe oben S. 47.

56

MGH Const. 7/1, Nr.468: „Quod quidem tunc nos salubriter efficere credimus, cum hos, qui generoso

et claro semine ex alto stipite propagati multiplici magnalitate operum nostris se student conformare obsequiis, et a quibus veluti a membris pocioribus imperii revelacio imperatorie claritatis status dependet, tamquam columpnas firmissimas in augustalis edificii machyna stabilimus.“ Stand (status) verstehe ich hier im Sinne von Wertigkeit/Intensität. Zu Beginn der Urkunde wird die kaiserliche Position mit der des Kopfes gleichgesetzt (veluti suo capite). 57

Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 82–91; zur Verwendung der Körpermetapher siehe auch Jean-Marie

Moeglin, Corps de l’Empire et corps de l’Empereur (XIe–XVe siècle), in: Le Corps du Prince = Micrologus 22, 2014, 37–65.

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derruf zum kaiserlichen Marschall bestellte und ihm damit einen weiteren rangfördernden Titel zukommen ließ, formulierte sein Schreiber Leonhard ähnlich wie bei Erhebungsurkunden, dass, wie das Ehrenhaftigkeit anrät, die Voraussicht der kaiserlichen Majestät gewohnt sei, berühmte Personen mit Titeln zu schmücken und jene mit angesehensten Ämtern und mächtigsten Würden zu versehen. Es zieme sich freilich, dass das edle Haupt (caput) durch edle Glieder (menbra) gestützt werde und es jene hervorragenden Amtsträger durch Güte erfreue, die durch ihren Mut voranstehen und durch die Tugend des Fleißes glänzen, damit durch sie die Macht der Hoheit des Reiches Zuwachs erhalte und mit ihrer Hilfe zu gelegener Zeit gegen Feinde verteidigt werde. 58 Die Vielfalt der Bilder, mit denen die Rolle der (Kur)fürsten im Reichsgefüge dargestellt werden konnte, zeigte sich Mitte des 14.Jahrhunderts eindrücklich in der Goldenen Bulle Karls IV. Sie wurden als nächste Glieder des Reichs bezeichnet 59, das so in das Bild des Körpers gefasst wurde. Sie konnten aber auch als Lichtspender dargestellt werden, dieses Mal jedoch nicht im Kontext des Sonnengleichnisses, sondern als sieben brennende Leuchter, die das Reich erhellen sollten. 60 Bernd-Ulrich Hergemöller verwies darauf, dass dieses in der Eröffnung der Goldenen Bulle verwendete und auf den Tempel verweisende Bild den Boden für die Säulenmetapher bereitete, das prominenteste Bild für die Kurfürsten in der Goldenen Bulle. 61 Als Säulen bildeten sie gemeinsam mit dem ihnen übergeordneten König das Haus des Reichs. 62 Alle drei Metaphern betonen den Vorrang der Kurfürsten im Reich. Während die Körpermetapher lediglich die Positionierung im Verhältnis zum Herrscher, 58 MGH Const. 7/1, Nr.454: „Honestatis debito swadente imperatorie maiestatis providencia consuevit personas illustres tytulis insignibus decorare et ipsis de prelustribus officiis et pocioribus dignitatibus providere. Decet quidem caput nobile menbris fulciri nobilibus ac gaudere officialibus generositate preclaris, qui magnanimitate preemineant et industrie virtute nitescant, ut per eos imperii potestas exaltacionis suscipiat incrementa eorumque munita presidiis defendatur opportunis temporibus ab adversis.“ Die Übersetzung von magnanimitas mit Mut ist an dieser Stelle dem militärischen Kontext geschuldet, vgl. auch unten S. 75 Anm.154. 59 GB, cap. 2 und Proömium. Als Teil des kaiserlichen Körpers werden sie in cap. 24 bezeichnet. 60 GB, Proömium; Bernd-Ulrich Hergemöller, Cogor adversum te. Drei Studien zum literarisch-theologischen Profil Karls IV. und seiner Kanzlei. Warendorf 1999, 155f. 61 Hergemöller, Cogor adversum te, 156. Im Proömium wird auch das Bild des Baums für das Reich bemüht, vgl. ebd.159. 62 GB, cap. 3, 12, 25, 31 und in verunklarter Weise im Proömium; Hergemöller, Cogor adversum te, 161– 191; für die Neuzeit siehe Axel Gotthard, Säulen des Reichs. Die Kurfürsten im frühneuzeitlichen Reichsverband. 2 Bde. (Historische Studien, Bd.457.) Husum 1999, Bd.1, 11–13.

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dem Haupt, herausstellt, ohne damit die ebenfalls tragende Rolle der anderen Glieder zu negieren, exponieren die Bilder der sieben brennenden Leuchter und noch stärker der Säulen die Rolle der Kurfürsten viel deutlicher. Sie alleine unter den Fürsten tragen gemeinsam mit dem Herrscher die Verantwortung für das Reich. Die in der Goldenen Bulle so klar zutage tretende Verengung der Säulenmetapher auf die Kurfürsten war eine vergleichsweise junge Entwicklung. 63 Zwar setzte bereits Papst Nikolaus III. 1278 die Königswähler mit den Säulen des Reichs gleich 64, doch wurde die Begrenzung des Bildes auf die Kurfürsten erst in der Regierungszeit Ludwigs IV. stärker vorgenommen. Anlässlich der Belehnung seines gleichnamigen Sohnes mit der Markgrafschaft Brandenburg im Jahr 1328 betonte der König die besondere Rolle der Kurfürstentümer: Sie seien die Angeln und Säulen des heiligen Reichs. Sie benötigten die besondere Aufmerksamkeit des Herrschers, damit durch ihre Fürsorge das Reich emporgehalten und die Welt regiert sowie die anderen Fürstentümer gestützt würden. 65 An anderer Stelle wurde der Markgraf als columpna principalis bezeichnet. 66 Dies implizierte, dass für Säulen von geringerer Bedeutung nach wie vor Platz war, und so verschwand der Begriff im Zusammenhang mit Reichsfürsten auch nicht gänzlich aus dem Kanzleigebrauch. 67 Doch in der Goldenen Bulle, dem zentralen Dokument zur politisch-sozialen Ordnung des Reichs, war er ausschließlich für die Kurfürsten reserviert. Damit vollzog sich analog zur Entwicklung der Investiturtopographie im Sprachgebrauch der königlichen Kanzleien eine Entwicklung, die die Kurfürsten von den übrigen Reichsfürsten abhob und den Rangunterschied zwischen den beiden Gruppen klar markierte. Wie die Lichtmetapher eigneten sich auch das organologische und das architektonische Modell für die bildhafte Beschreibung der politisch-sozialen Ordnung. Beide ließen die Kommunikation von Hierarchien, des Vorrangs des Königs gegenüber

63

Siehe ausführlicher bei Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 88–90.

64

MGH Const. 3, Nr.220.

65

MGH Const. 6/1, Nr.390: „[…] circa principatus tamen, qui sacri imperii sunt cardines et columpne, qua-

les sunt principatus, quibus ius pertinet elegendi principem Romanorum, eo amplius oportet intendere, quo ex eorum bona provisione sustentatur imperium, regitur mundus et fulciuntur alii principatus.“ 66

MGH Const. 6/1, Nr.634, 637 (1329). Aber auch in diesem Fall kann man noch nicht von einem exklu-

siven, allein für die Kurfürsten bestimmten Gebrauch sprechen. Ebenfalls 1329 wird der Markgraf von Meißen als ein principale menbrum principum bezeichnet, ebd.Nr.606. Der Text gibt keinen Grund zur Annahme, dass sich die principes lediglich auf die Reichsfürsten bezögen. 67

Weitere Beispiele: MGH Const. 6/1, Nr.606 (1329); MGH Const. 6/2, Nr.74 (1331), Nr.667a (1335); MGH

Const. 10, Nr.31 (1350).

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den Fürsten, aber auch der Interdependenzen zwischen König und Fürsten sowie insbesondere der Rolle der Fürsten als Stützen und Zierde des Reichs zu. Insofern sahen die Kanzlisten auch kein Problem darin, beide Bilder miteinander zu verbinden. Die oben angesprochene Urkunde Ludwigs für die Herzöge von Pommern war kein Einzelfall. In einem 1329 für den Markgrafen von Meißen, Friedrich, ausgestellten Stück sprach Ludwigs Kanzlei davon, dass die kaiserliche Krone auf den Schultern aller Fürsten Deutschlands wie auf unverrückbaren Säulen stark befestigt ruhe. 68 Dennoch waren das organologische und das architektonische Modell nicht bedeutungsgleich 69: Ersteres bezog sich auf die gesamte Gesellschaft und gab jedem in ihr eine tragende Rolle. Ohne die Füße, also die Bauern, so erklärte schon Johannes von Salisbury, würde sich auch der trainierteste Körper nicht sinn- und würdevoll fortbewegen können. 70 Es war deshalb nur konsequent, wenn die Kanzlei Ludwigs IV. die Körpermetapher auch im Zusammenhang mit den Reichsstädten verwendete, so 1330 in einem Privileg für Heilbronn. 71 Im Vergleich mit dem integrativen organologischen Gesellschaftsmodell war das architektonische Modell exklusiver. Es differenzierte zwischen einem aktiven, die Gesellschaft tragenden und einem passiven Teil des Gemeinwesens. König und Fürsten bildeten das Haus, in dem der Rest der Gesellschaft seinen Platz fand. Es entwickelte damit ein ähnliches Bild von der gesellschaftlichen Ordnung wie die Lichtmetapher, nach der König und Fürsten das Licht spendeten, das so implizit den Übrigen den Weg wies. Im Spannungsverhältnis dieser unterschiedlichen Gesellschaftsentwürfe neigte die Goldene Bulle Karls IV. zu der Idee des Hauses und machte deutlich, dass es nicht mehr alle Fürsten gleichermaßen, sondern vor allem die Kurfürsten waren, die gemeinsam mit dem König das Haus des Reichs formten.

68 MGH Const. 6/1, Nr.606: „[…] precipue tamen principibus illustribus Alemannie, in quorum sinceritatis humeris tamquam in columpnis immobilibus corona imperialis extitit firmissime solidata, […].“ 69 Grundlegend zum organologischen Modell im Mittelalter ist Tilman Struve, Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter. (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, Bd.16.) Stuttgart 1978; epochenübergreifend siehe Koschorke/Lüdemann/Frank/Matala de Mazza, Der fiktive Staat; zum architektonischen Modell siehe Hergemöller, Cogor adversum te, 161–191; Bruno Reudenbach, Säule und Apostel. Überlegungen zum Verhältnis von Architektur und architekturexegetischer Literatur im Mittelalter, in: FMSt 14, 1980, 310–351. Das Folgende beruht auf Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 90f. 70 Ioannis Saresberiensis episcopi Carnotensis Policratici sive de nugis curialium et vestigiis philosophorum libri VIII. Ed. by Clemens C. I. Webb. 2 Vols. Oxford 1909, Vol.1, lib. 5, c. 2, 282–284. 71 MGH Const. 6/1, Nr.672; weitere Beispiele finden sich bei Moeglin, Corps de l’Empire, 48f.

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2. England I: Aneignung und Innovation unter Eduard III. Der Ausgangspunkt für die Untersuchung der von der englischen Königskanzlei verwendeten Bilder für die politisch-soziale Ordnung ist wieder Wilhelm von Jülich. In seiner Erhebungsurkunde zum Earl verankerte die Kanzlei das Handeln König Eduards fest in dessen Verantwortung für das Königreich. 72 Eine eigens formulierte transzendentale Legimitation seiner Autorität erfolgt nicht, dafür wird im Kontext der Beschreibung der eigentlichen Erhebung explizit auf die königliche Vollgewalt hingewiesen. 73 Das ist bemerkenswert, weil es sich um einen Einzelfall handelt. In sonst keiner der Erhebungsurkunden Eduards und Richards wird die plenitudo potestatis des Königs angeführt. 74 Es ist gut möglich, dass sich die englische Kanzei dabei an der Urkunde Ludwigs für Wilhelm orientierte, die im gleichen Kontext eben diese Formel enthielt. 75 Angesichts weiterer Parallelen der beiden Stücke, die im Zusammenhang der in der Person liegenden Erhebungsgründe diskutiert werden, ist eine Übernahme wahrscheinlich. 76 Prominent positionierten die Kanzlisten das Bild der Earls als Zierde und Stütze des Königreichs. Gleich dreimal wird darauf verwiesen. Zunächst leistete dies eine elaborierte Variante des salomonischen Spruches 14,28: Je mehr Magnaten und Vornehme dem königlichen Richterstuhl unterstünden, desto mehr werde das königliche Zepter emporgehoben und der königliche Thron erhöht, da zahlreiche Adlige hohen Rangs eine außerordentliche Zierde und besondere Stütze eines jeden Königreichs seien. Sehr wahrscheinlich leistete dabei das Konzept der Erhebungsurkunde Österreichs zum Königreich Formulierungshilfe. 77 Dann wurde mit dem Streben 72

Anhang Nr.V: „Cum eminentia numerosa nobilium sit decor precipuus et potissimum regni cuiusli-

bet fulcimentum, tantoque magis extollatur ceptrum regium et regale solium sublimetur, quanto tribunali regis plures subsunt proceres et illustres. Ex hoc in nobis, qui regni nostri Anglie decus et robur appetimus, votivus incalescit affectus, ut nedum nobiles regni nostri, set illustres alios, quos generosa nobilitas, strenuitas actuum et consulta maturitas pre ceteris recommendant, gratis preveniamus honoribus et fecundis graciis prosequamur, ut dictum regnum nostrum Anglie per ipsos honoretur in prosperis et fulciatur suffragiis in adversis.“ 73

Ebd.: „[…] dictum Guillelmum in comitem per cincturam gladii et in parem eiusdem regni sollempni-

ter et rite creavimus de regie plenitudine potestatis, […].“ 74

Unter Richard II. erfolgt der Verweis im Zusammenhang der Legitimierung von John von Beaufort

(1397), Reports from the Lords Committees, Vol.5, 114f. 75

Siehe oben S. 46.

76

Siehe unten S. 72–75.

77

Die Ähnlichkeit der folgenden Passagen ist unverkennbar: Anhang Nr.V: „[…] tantoque magis extolla-

tur ceptrum regium et regale solium sublimetur, quanto tribunali regis plures subsunt proceres et illustres.“

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Eduards nach Zierde und Stärke des Königreichs die Erhebung nicht nur von Adligen seines Königreichs, sondern auch von anderen Vornehmen, die sich durch ihren Adel, ihre Taten und ihre Reife auszeichneten, begründet. Schließlich wurde darauf verwiesen, dass die solchermaßen mit Würden und Gunsterweisen Bedachten das Reich in guten Zeiten ehren und in schlechten Zeiten stützen würden. 78 Die Argumentation dieser Arenga bewegte sich in den von der königlichen Kanzlei anlässlich der Gruppenerhebung von 1337 angelegten Bahnen. In drei der sieben Erhebungsurkunden dieses Jahres dominiert das Motiv aus Spruch 14,28 die Arenga. In der Erhebungsurkunde Williams von Montagu zum Earl von Salisbury findet sich eine Variante des Eingangssatzes der jülischen Arenga. Sie erwähnt neben der Erhabenheit der Untergebenen auch ihre Weisheit als Zierde des Herrschers. 79 Dieses Paar, zahlreiche Adlige von hohem Rang und die Fülle weiser Magnaten, erscheint auch in dem kürzer gehaltenen Arengenhalbsatz der Erhebungsurkunde Henrys von Lancaster zum Earl von Derby, der, abgesehen von dem Verweis auf die magnatum copia sapientum, wörtlich dem ersten Halbsatz der jülischen Arenga entspricht. 80 Am schwächsten ausgeprägt ist der Einfluss von Spruch 14,28 in der Ehrhebungsurkunde Hughs von Audley zum Earl von Gloucester. Die ebenfalls auf einen Halbsatz beschränkte Arenga teilt mit, dass die Spitzen des königlichen Zepters erhoben würden und der König seine Geschäfte machtvoller und besser beraten betreiben könne, wenn er die Zahl der Earls und vornehmen Personen im Reich erhöhe. Darüber hinaus findet sich der ansonsten in diesem Kontext nicht ausdrücklich formulierte Hinweis, dass Eduard „unter der Führung des Herrn“ (duce Domino) handele. 81 Die Arengen der vier anderen Erhebungsurkunden hingegen werden gleichlautend eingelei-

Konzept von 1245, MGH Const. 2, Nr.261: „[…] tantoque magis imperiale sceptrum extollitur et tanto cura regiminis solicitudinibus revelatur, quanto tribunal ipsius digniores in circuitu circumspicit consimiles regiones.“ Das Konzept beeinflusste bereits 1338 die Formulierung eines Schreibens Eduards an Ludwig IV., in dem er Ludwig bat, Humbert II. zum König des Arelat zu machen, Grévin, Rhétorique, 648–651. 78 Siehe oben S. 54 Anm. 72. 79 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 32: „Sciatis quod cum decus principum in sapientum et sublimium consistat multitudine subditorum et eo magis regale attollatur solium et regni regimen roboretur quo plures sibi subsunt nobiles status et eminencie celsioris.“ 80 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 31: „Sciatis quod cum eminencia numerosa nobilium et magnatum copia sapientum sint decor precipuus et potissimum regni cujuslibet fulcimentum […].“ 81 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 27: „Sciatis quod cum ad attollenda regalis sceptri fastigia et regni nostri negocia potencius et consulcius dirigenda concesserimus […] numerum comitum et personarum illustrium in eodem regno duce Domino feliciter adaugere.“

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tet, wobei sie nahtlos in den narrativen Teil übergehen. Eigens für diesen Anlass entworfen, erläuterte die Arenga im Zusammenspiel mit der Narratio die Umstände der Promotionen. Schutz, Stärke und Zierde des Königreichs sind auch in dieser Komposition die entscheidenden Motive. Das wichtigste Merkmal des Königreichs sei, dass es, gesichert durch eine angemessene Verteilung von Rängen, Würden und Ämtern, durch gute Beratung gestützt und durch die mannigfaltige Macht der Starken geschützt werde. Weil aber die erblichen Ränge teilweise durch die Erbfolge der Miterben, teilweise durch erbenlosen Tod oder durch andere Ereignisse in die Hände des Königs gefallen seien, leide das Reich seit langem an den vielfältigen Schwächungen an Namen, Ehren und Würde der Ränge. Die Erhebung zum Earl erfolge deshalb aus der Erkenntnis, dass durch sie das Königreich geschmückt, das Reich sowie die Kirche als auch die anderen der Herrschaft unterworfenen Gebiete gegen die Unternehmungen der Feinde und Gegner sicherer und angemessener verteidigt und der Friede unter den Untertanen überall unverletzt gewahrt werden könnten. Die Promotion erfolgt weiterhin aus dem Wunsch, die berühmten Orte des Königreichs mit hervorragenden Ehren auszuzeichnen. 82 Diese ersten Arengen der englischen Erhebungsurkunden lassen Earls als integralen Bestandteil der politisch-sozialen Ordnung Englands erscheinen. Wie im römisch-deutschen Reich dient auch der englischen Kanzlei die Maxime, dass die Ehre des Königs in der Größe des Volks begründet liege, dazu, ein reziprokes und zugleich hierarchisches Verhältnis zwischen König und Earls zu entwerfen: Es obliegt dem König, Earls zu erheben. Ihre Zahl erhöht den Glanz des Königreichs. Ihre Rolle beschränkt sich aber nicht nur darauf. Sie haben auch ganz wesentlichen Anteil an der

82

Reports from the Lords Committees, Vol.5, 29f. (William von Clinton, Earl von Huntingdon), 30

(William von Bohun, Earl von Northampton), 31f. (Robert von Ufford, Earl von Suffolk), 35–38 (Eduard, Herzog von Cornwall). Hier zitiert nach der Urkunde für William von Bohun: „Inter cetera regni insignia illud arbitramur fore potissimum ut ordinum dignitatum et officiorum distribucione congrua vallatum sanis fulciatur consiliis et robustorum potenciis tueatur plurimis itaque gradibus hereditariis in regno nostro tum per decensum hereditatum secundum legem regni ejusdem ad coheredes et participes tum deficiente exitu et aliis eventibus variis ad manus regias devolutis passum est a diu in nominibus honoribus et graduum dignitate defectum multiplicem ipsum regnum. Nos igitur ea per que idem regnum decorari regnumque illud ac sancta ecclesia ejusdem alie eciam terre nostro subjecte dominio contra hostium et adversariorum conatus securius et decencius defensari paxque nostra inter nostros ubique subditos conservari illesa poterunt meditacione soluta intuentes ac loca ejusdem regni insignia pristinis insigniri honoribus cupientes nostreque consideracionis intuitus ad personam dilecti et fidelis nostri Willelmi de Bohun consanguinei nostri carissimi convertentes […].“

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Lenkung des Königreichs: Sie beraten den König, schützen und verteidigen das Reich gegen dessen Feinde. Die Kanzlei Eduards verbalisierte damit die Kernaufgaben eines Earls, wie sie schon von Bracton erläutert worden waren. Die Rolle der Earls als Stützen (fulcimentum bzw. fulcire) des Königreichs wird in den Urkunden wiederholt betont. Auch das ist eine Parallele zu den Urkunden im römisch-deutschen Reich. Allerdings formulierten die englischen Erhebungsurkunden das Bild der Stütze nicht weiter aus. Begriffe wie columna oder membrum erscheinen in ihnen nicht, weder die Architektur- noch die Körpermetapher werden expliziert. Gleichwohl dürften die englischen Zeitgenossen eine klare Vorstellung davon gehabt haben, in welches Bild sie „die Stützen“ einzuordnen hatten. Der mit dem politischen Denken seiner Zeit vertraute anonyme Autor der zwischen 1311/12 und 1326 verfassten Vita Edwardi Secundi nutzte die Körpermetapher, um die Rolle der Earls im Gefüge des Königreichs herauszustellen. Im Kontext der Schilderung der englischen Niederlage gegen die Schotten bei Bannockburn im Jahr 1314 erklärte er die Mutlosigkeit der Engländer damit, dass ein führerloses Volk leicht zu zerstreuen sei und die Glieder versagen würden, wenn das Haupt entfernt werde. In der Vorwegnahme des Arguments von 1337 führte der Verfasser weiter aus, dass früher fünfzehn und mehr Earls den englischen Königen in den Krieg gefolgt seien, heute jedoch nur noch fünf oder sechs ihrem König Hilfe leisteten. 83 Auch wenn die an dieser Stelle erfolgte Gleichsetzung von Earls und König mit dem Haupt des Gemeinwesens ungewöhnlich war, so tritt das dahinter stehende Körperbild doch deutlich hervor. 84 Im Hinblick auf die Formulierungen der königlichen Kanzlei im März 1337 einschlägiger aber waren die Ansichten, die der Kanzler John Stratford, Erzbischof von Canterbury, zehn Jahre zuvor bei der Absetzung Eduards II. hatte verlauten lassen. Als sich im Januar 1327 eine erhebliche Zahl geistlicher wie weltlicher Großer in 83 Vita Edwardi Secundi. The Life of Edward the Second. Ed. by Wendy R. Childs. (Oxford Medieval Texts.) Oxford 2007, 106–109: „Mirabitur forsan aliquis in posterum quomodo gens Scotorum audaciam resistendi concepit, et cur sic repente virtus Anglorum defecerit. Reuera populus sine duce facile dispergitur, et membra deficiunt cum caput deprimitur. Olim reges Anglie, dum Anglie, dum contra hostes erigerent uexillum, quindecim comites et plures sequebantur ad bellum. Nunc autem quinque uel sex tantum regi nostro ferunt auxilium.“ 84 An einer anderen Stelle wird das Körperbild in der üblichen Weise verwendet. Der Autor kritisierte das in seinen Augen hochmütige Verhalten des Favoriten Eduards II., Piers Gaveston, mit dem Hinweis, dass die Barone das hauptsächliche Glied des Königs seien (membrum regis principale), ohne das der König nichts erreichen könne, Vita Edwardi Secundi, ed. by Childs, 48f.

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Westminster versammelte und die Absetzung des Königs erst diskutierte und schließlich vollzog, hielt John Stratford, damals noch Bischof von Winchester, eine Predigt. Als Ausgangspunkt seiner Überlegungen zur Ordnung des englischen Königreichs wählte er 2 Kön 4,19: Mein Kopf schmerzt, mein Kopf schmerzt (caput meum doleo, caput meum doleo), um dann gemäß der Redensart „Wo ein krankes Haupt ist, da leiden die Glieder“ fortzufahren. Stratford hatte das Körperbild klar vor Augen, wenn er über die Ordnung des Königreichs sprach. 85 Seine Botschaft wurde verstanden. In der Chronik von Lanercost heißt es, dass Stratford gegen den König gepredigt und leidend (dolens) gezeigt habe, dass England über viele Jahre hinweg ein krankes Haupt gehabt habe (infirmum caput). 86 Wenn die königliche Kanzlei 1337 von den Earls als Stützen des Reichs sprach, dann dürften Schreiber wie Adressaten aller Wahrscheinlichkeit nach das Körperbild vor Augen gehabt haben. 87 Die Texte der Erhebungsurkunden von 1337 reflektierten die politische Situation sehr genau. Die Anzahl der Earls war in den letzten Jahren zurückgegangen, und statt des anglo-schottischen Konflikts war es nun der immer wahrscheinlicher werdende anglo-französische Krieg, der das politische Handeln bestimmte. In dieser Situation erschien Eduard III. und seinen Magnaten die Erhebung waffenerprobter Männer zu Earls und damit militärischen Anführern ein sinnvoller Schritt. 88 Die Er-

85

Natalie Fryde, The Tyranny and the Fall of Edward II. Cambridge 1979, Appendix 2 (Forma deposicionis),

234: „Capud meum doleo, IIIIoRegum capitulo IIIIo, et protractando per caput ipsum Regem qui est caput regni intelligens pro malo illius capitis gubernaculo se dolere affirmabat et infirmitatem capitis huius in sui dolore retorquebat, iuxta illud poeticum cui capud infirmum cetera membra dolent et alia multa indecencia et mala ecclesie dei et regno illata aperte repetens, filium suum primogenitum unanimi procerum assensu in regni gubernaculo fore substituendum concludebat, si populus huic prelatorum et procerum ordinacioni conniveret.“ Roy Martin Haines, Archbishop John Stratford. Political Revolutionary and Champion of the Liberties of the English Church ca. 1275/80–1348. (Pontifical Institute of Mediaeval Studies. Studies and Texts, Vol.76.) Toronto 1986, 184–186; Phillips, Edward II, 524–529. Für den Gebrauch der Körpermetapher für das Gemeinwesen in der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts siehe beispielsweise die Ausführungen von John von Wales in seinem Communiloquium; Jenny Swanson, John of Wales. A Study of the Works and Ideas of a Thirteenth-Century Friar. Cambridge1989, 63–106 (der Policraticus des Johannes von Salisbury war eine seiner Hauptquellen, ebd.101). 86

Lanercost, ed. by Stevenson, 259; Stratfords Predigt wurde ebenfalls in der Historia Roffensis rezipiert,

Phillips, Edward II, 528 Anm.25. 87

Die Diskussion der Erhebungsurkunden wird zeigen, dass die königliche Kanzlei im Lauf des 14.Jahr-

hunderts noch weitere Bilder für die politisch-soziale Ordnung des Reichs verwendete, doch dominierte die Körpermetapher die politische Rhetorik in England bis in die Mitte des 15.Jahrhunderts; John Watts, Henry VI and the Politics of Kingship. Cambridge 1996, 22–39. 88

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Ormrod, Edward III, 137f.; Given-Wilson, English Nobility, 35–37.

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hebung von Eduards Sohn und Thronfolger zum Herzog und die damit erfolgte Einführung dieses Titels in die englische Nomenklatur dürfte ebenfalls mit dem Blick auf Frankreich erfolgt sein. Der Titel markierte nämlich nicht nur einen Rangunterschied zwischen dem Thronfolger und den übrigen englischen Adligen, sondern er signalisierte auch, dass der englische Adel und damit der englische König nicht weniger vornehm waren als ihre französischen Gegenspieler. 89 Gerade im Hinblick darauf, dass sie sich nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern sehr wahrscheinlich auch bei Verhandlungen gegenüberstehen würden, war dies kein zu vernachlässigender Aspekt. Bei den 1337 erfolgten Erhebungen ging es nicht nur um die Neuordnung des englischen Binnengefüges, sondern auch um die Positionierung Eduards gegenüber dem französischen König. In der Folge übte die englische Kanzlei einen flexiblen Umgang mit den Arengen von Erhebungsurkunden. Im Fall des 1351 vom Rang eines Barons von Stafford zum Earl von Stafford erhobenen Ralph griff die Kanzlei auf die Arenga zurück, die bei Williams von Montagu Erhebung zum Earl von Salisbury Verwendung gefunden hatte. 90 In anderen Fällen wiederum kam es zu knappen, auf die jeweiligen Umstände eingehenden Neuformulierungen. Als 1342 der zweijährige Sohn Eduards, John von Ghent, zum Earl von Richmond erhoben wurde, verwies eine Mischform von Arenga und Narratio auf die „sehr wahrscheinlichen Vorzeichen körperlicher wie moralischer Zierde“, die in John „unter klaren Anzeichen erstrahlen“ und darauf, dass sowohl der Thron als auch das Volk durch Königskinder gestärkt würden. Es folgt der Dank an den Herrn, der das königliche Haus auf diese Weise aus der Höhe besucht hat. 91 In ähnlicher, Arenga und Narratio verschmelzender Form erläuterte 1351 die Erhebungsurkunde für Henry von Grosmont zum Herzog von Lancaster, dass der König, eingedenk des großartigen Verhaltens all jener, die ihm in seinen Kriegen dienten, wünsche, sie zu erheben und gemäß ihren Verdiensten auszuzeich-

89 So auch Ormrod, Edward III, 138. 90 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 46. 91 Ebd.42f.: „Dum verisimilia tam decoris corporalis quam moralis presagia que in Johanne de Gandavo filio nostro carissimo claris relucent auspiciis leto corde conspicimus et tronum nostrum regium ac subditum nobis populum per propagacionem sobolis de thoro regio prodeuntis firmatum advertimus forcius armatum gaudemus in Domino qui nos et domum nostram regiam visitavit sic ex alto […].“ In der Erhebungsurkunde für John von 1351 wurde diese Formel wiederholt, ebd. 47f. Zu den sich gerade im Spätmittelalter verwischenden Grenzen zwischen den einzelnen Bestandteilen der Urkunde siehe anhand von Beispielen aus dem römisch-deutschen Reich Fichtenau, Arenga, 164–166.

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nen. Dies gelte umso mehr für seine Verwandten, die in seinen Augen die Übrigen sowohl an Weisheit als auch an adligem Verhalten überragten, und welche seine Stelle vertreten hätten und noch stärker würden vertreten können. 92 Die Verleihung des Herzogstitels, die zweite solche Verleihung überhaupt, wird in der Narratio eigens damit begründet, dass die bestehenden ehrenhaften Titel Englands nicht ausreichten. 93 Keine Arenga enthielten die Urkunden, die 1362 anlässlich der Erhebungen Johns von Ghent zum Herzog von Lancaster, Lionels von Antwerpen zum Herzog von Clarence und Edmunds von Langley zum Earl von Cambridge ausgestellt wurden. In der Narratio aber wurde wieder das Bild bemüht, dass das königliche Zepter durch ihre Macht und Weisheit gestärkt werde. 94 Insgesamt betrachtet, weisen die Arengen der Erhebungsurkunden eine beachtliche Bandbreite auf. Die Bemühungen der Kanzlei, jeweils die angemessene Form zu finden, sind offensichtlich. Diese Versuche resultierten aber keineswegs in einer Vielfalt der Metaphern für die politisch-soziale Ordnung. Die Stützen blieben wortwörtlich das stabile Element. Der Körper blieb das Referenzbild für das Gemeinwesen. Hinsichtlich der Titel Herzog und Earl differenzierten die Arengen zunächst nicht. 1337 benutzte die Kanzlei die gleiche Arenga für den Herzog sowie für drei der Earls. 1362 unterschied bei allseits fehlenden Arengenlediglich der Zusatz „zur Erhöhung und angemessenen Behandlung ihres Rangs“ (ad exaltacionem et decenciam status) die Urkunden der Herzöge von derjenigen des Earls. Kaum wahrnehmbar wurde so der im Investiturritual 1362 erstmals sichtbar gemachte Rangunterschied zwischen Herzog und Earl auch in der Erhebungsurkunde abgebildet. Dies lag nicht an der mangelnden Sensibilität der Kanzlei für Rangfragen. Wie bewusst sie mit Arengen hinsichtlich der Differenzierung von Rängen umging, zeigen

92

Reports from the Lords Committees, Vol.5, 47: „Sciatis quod etsi debita consideracione pensantes ges-

tus magnificos cunctorum qui nobis in guerris nostris laudabiliter et strenue servierunt ipsos desideramus honoribus attollere et pro viribus juxta merita premiare quanto magis consanguineos nostros quos tam in sapientia quam in gestu nobili alios precellere conspicimus et qui nobis locum tenuerunt et tenere potuerunt pociorem […]“. 93

Reports from the Lords Committees, Vol.5, 47: „[…] ad tocius nacionis Anglicane titulus honorifice re-

colendos qualiter condignam sibi retribucionem poterimus facere non videmus […].“ 94

Reports from the Lords Committees, Vol.5, 53f., hier zitiert nach der Urkunde für Lionel von Antwer-

pen: „Sciatis quod nos considerantes strenuitatem excrescentem et gestum laudabilem quos in carissimo filio nostro Leonello comite Ulton. vigere conspicimus ac volentes proinde personam suam juxta claritatem generis sui ac morum suorum merita ut per ipsius potenciam et prudenciam regale sceptrum fulciatur ad exaltacionem et decenciam status sui honorare […].“

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die bislang nicht näher betrachteten prinzlichen Erhebungen. Wie oben bereits ausgeführt, sorgte erst die Eroberung von Wales durch Eduard I. dafür, dass der Titel eines Prinzen Eingang in die Nomenklatur der politisch-sozialen Ordnung des englischen Königreichs fand. Innerhalb des Königreichs blieb er ausschließlich mit Wales verknüpft, behielt also einen exklusiven Status. Analog zur allgemeinen Entwicklung setzt der Gebrauch von Arengen in Erhebungsurkunden des Prinzen von Wales erst mit Eduard III. ein. Als 1343 sein Sohn Eduard zum walisischen princeps ernannt wurde, griff die englische Kanzlei bei der Formulierung der Erhebungsurkunde wieder auf die Sammlung des Petrus de Vinea zurück. Dieses Mal aber beließen die Kanzlisten es nicht bei einer teilweisen Übernahme aus der Arenga der österreichischen Erhebungsurkunde, sondern kopierten sie fast gänzlich. 95 Damit hielt die Lichtmetapher in Form des Sonnengleichnisses Eingang in die Sprache der englischen Erhebungsurkunden. Ihr Radius jedoch blieb eng beschränkt. Unter Eduard war sie für die prinzlichen Erhebungen reserviert. 1362 kam sie in leichter Variation in der Erhebungsurkunde Eduards zum Prinzen von Aquitanien zum Einsatz. In diesem Kontext musste ihre Verwendung besonders angemessen erscheinen, thematisierte die Urkunde doch nicht nur die Promotion des alten Herzogtums Aquitanien zum Prinzipat (principatus), sondern auch den Vorbehalt König Eduards, Aquitanien eines Tages zum Königreich zu erheben. 96 Schließlich wurde von der Metapher erneut im walisischen Kontext Gebrauch gemacht, als nach dem Tod des Schwarzen Prinzen 1376 dessen Sohn Richard mit der Würde des Prinzen von Wales bekleidet wurde. 97 Im Unterschied zu den Rängen eines Herzogs oder Earls erhielt der Rang eines Prinzen zumindest für die Regierungszeit Eduards III. eine eigene Arenga. In diesem spezifischen Kontext repräsentierte nicht das organologische Modell die Vorstellung von der politisch-sozialen Ordnung, sondern die Idee des Königs als Sonne und den von ihm ausgehenden (prinzlichen) Würden.

95 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 43f., hier 43: „De serenitate regalis prominencie velud ex sole radii sic inferiores prodeunt principatus ut regie claritatis integritas de luce lucem proferens ex lucis distribucione minorate lucis non senciat detrimenta immo tanto magis regale sceptrum extollitur et solium regium sublimatur quanto tribunali suo plures subsunt proceres eminencie clarioris.“ 96 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 50–52. Auf diese Übernahme verweist bereits Grévin, Rhétorique, 648–653; Grévin, Writing Techniques, 25–27. 97 Die Kanzlei griff auf die bereits 1343 benutzte Arenga zurück, Reports from the Lords Committees, Vol.5, 56–58.

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3. England II: Himmel, Krone, Körper – neue und alte Bilder unter Richard II. Mit dem Regierungsantritt Richards II. 1377 kam sofort neue Dynamik in die Formulierung von Erhebungsurkunden. Noch am Tag seiner Krönung wurden fünf neue Earls geschaffen. 98 Bei der Formulierung der entsprechenden Urkunden griff die Kanzlei in zwei Fällen auf den Fundus bestehender Arengen zurück. 99 In zwei anderen Fällen führte sie neue Arengen ein. In der Urkunde des zum Earl von Nottingham erhobenen John von Mowbray wurde weniger auf die Ordnung des Reichs abgehoben, sondern die Promotion eines Jugendlichen thematisiert – John war erst zwölf Jahre alt. Dabei griff die Kanzlei auf die Briefe Cassiodors zurück, die als Vorlage für die Kanzleien im spätmittelalterlichen Europa eine beachtliche Verbreitung erfuhren. 100 Dort heißt es im 15. Brief des 2. Buches, dass die Vernunft königlicher Voraussicht die zukünftigen Verdienste schon in jugendlichem Alter zu beachten habe und dass man anhand der elterlichen Tugenden den Erfolg der Nachkommen beurteilen könne. Gutes komme vom Guten, so heißt es sinngemäß weiter, ehe die bekannte Formel eingeflochten wird, dass durch die Macht und Weisheit Johns das königliche Zepter umfassender gestützt werde. 101 Nach dem Tod Johns 98

CChR, 1341–1417, 228; Given-Wilson, English Nobility, 47. Henry Bolingbroke übernahm den väterli-

chen Titel eines Earls von Derby, deshalb kam es zu keiner eigenen Investitur. 99

So bei Thomas von Woodstock, Earl von Buckingham, Reports from the Lords Committees, Vol.5, 62

(schon 1337 bei Salisbury) und Guichard von Angle, Earl von Huntingdon, ebd.61f. (entspricht dem ersten Satz der 1337 bei Cornwall, Northampton, Suffolk und Huntingdon verwendeten Arenga. Möglicherweise diente Huntingdon als Vorbild). 100 Cassiodori Senatoris Variae, hrsg. v. Mommsen, lxxviii–cxv. Die weite Verbreitung der Briefe Cassiodors im 14.Jahrhundert zeigen auch die im Zusammenhang mit der Briefsammlung des Petrus de Vinea erhobenen Befunde, vgl. Schaller/Vogel, Handschriftenverzeichnis, Nr.48, 127, 138, 172, 191 (schon bei Mommsen, xcvi). Vgl. auch seine bislang nicht systematisch untersuchte Rezeption in englischen Fürstenspiegeln des 14.Jahrhunderts: William of Pagula, Mirror of King Edward III, in: Political Thought in Early Fourteenth-Century England. Treatises by Walter of Milemete, William of Pagula, and William of Ockham. Ed. and Transl. by Cary J. Nederman. (Arizona Studies in the Middle Ages and the Renaissance, Vol.10/ Medieval and Renaissance Texts and Studies, Vol.250.) Tempe 2002, 63–139, hier 76, 103; The Tale of Melibee, in: The Complete Works of Geoffrey Chaucer. Ed. by Walter Skeat. 7 Vols. Oxford 1894–1897, Vol.4, 199–240, hier 211f. § 23. Zur Verarbeitung von Cassiodors Briefen in den Arengen der französischen Königskanzlei siehe Barret/Grévin, Regalis excellentia, 243–253. 101 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 61: „Habet providencie nostre racio in tenera etate futura tractare merita et ex parentum virtutibus prolis indicare successus nam bona certa fore confidimus que a bono exordio fidem trahunt cum origo regulariter nesciat deficere que semper consuevit virtualiter pullulare fertur enim venam vitalem foncium hanc condicionem suscipere ut sapor qui concessus est origini nisi per accidencia fuerit forsitan viciatus nesciat rivolis abnegari […] ut per ipsius potenciam et prudenciam regale sceptrum fulciatur peramplius […]“; Cassiodori Senatoris Variae, hrsg. v. Mommsen, lib. II, Nr.15.

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1383 kam die Arenga in der Erhebungsurkunde seines Bruders Thomas erneut zum Einsatz, der zu diesem Zeitpunkt immerhin schon siebzehn Jahre zählte. 102 Cassiodors Briefe inspirierten auch die zweite Arenga, die 1377 in der Erhebungsurkunde Henrys von Percy zum Earl von Northumberland Premiere feierte. 103 Sie erläuterte die Vorteile, die ein Herrscher (princeps) und folglich auch die ihm untergebene res publica von einer großen Anzahl von Adligen hätten. Eine bislang in diesem Kontext nicht benutzte Lichtmetapher diente zur Illustration dieser Zusammenhänge: Wie der Himmel durch die Sterne hell und elegant erscheine, so erstrahlten Könige und Königreiche im Licht der Würdenträger. 104 Schließlich verbalisierte die Arenga den Zusammenhang zwischen Rang und Verhalten. Der Mensch werde zwar nicht durch Ehren verändert, aber sie sorgten für tugendhafteres Verhalten, weil der Geehrte seine Spitzenstellung nicht gefährden möchte. 105 Die Verwendung des Himmels- bzw. Sternengleichnisses wies, ähnlich wie das Sonnengleichnis für die Prinzen, den Earls und Herzögen eine weitaus prominentere, exklusivere Rolle in der politisch-sozialen Ordnung des Königreichs zu als die Körpermetapher. Die übrigen Mitglieder der Gesellschaft haben in diesem Bild nur noch eine passive Rolle inne. Sie sind für den Glanz des Königs und des Königreichs nicht wesentlich. Ansonsten aber fügte sich das Bild nahtlos in die bestehenden Traditionen ein: Die Magnaten stützten und zierten Reich und König. Am Vorrang des Königs wird kein Zweifel gelassen. Es muss zwar dahingestellt bleiben, ob Richard durch die unveränderte Übernahme der Eröffnung Constat gloriosum fore principem et per consequens sub eo felicem existere rempuplicam bewusst in die Tradition der römi-

102 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 63. 103 Ebd.60. Die wegen schlechter Lesbarkeit nicht abgedruckten Passagen der Arenga werden im Folgenden nach der Edition von Edward Barrington de Fonblanque, Annals of the House of Percy from the Conquest to the Opening of the Nineteenth Century. Ed. by Edward Barrington de Fonblanque. 2 Vols. London 1887, Vol.2, Nr.13, 505f., ergänzt. Die entsprechenden Stellen sind durch eckige Klammern gekennzeichnet; Cassiodori Senatoris Variae, hrsg. v. Mommsen, lib. VI, Nr.11. 104 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 60: „Constat gloriosum fore principem et per consequens sub eo felicem existere rempuplicam qui multorum nobilium et [praesertim actu] potencium vallatur auxilio nam sicut celum stellis clarum redditur et politum sic relucent reges et regna lumine dignitatum […].“ 105 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 60: „[…] non quod homo honoribus alteretur: set quia virtuosior quis efficitur qui preclaris exigentibus meritis ad honores assumitur et dignitates precipuas elevatur quis enim opinionem suam lederet quam ad apicem dignitatis premeritorum [claritate cognoscit electam].“ In der Narratio wurde die traditionelle Formel verwendet, dass durch die Macht und Weisheit des zu Erhebenden das königliche Zepter gestützt werde.

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schen Herrscher gestellt werden sollte. Aber es ist auffällig, wie die Entscheidung über die Erhebung einzig Richard zugeschrieben wird. Die Wendung, dass er sie im armarium der königlichen Hoheit getroffen habe, entrückte ihn im Wortsinne von allen Übrigen und machte ihn zum alleinigen Urheber und damit zur Quelle (hoch)adligen Rangs. 106 Dies entsprach ganz den für die 1390er Jahre nachgewiesenen Bemühungen der Kanzlei, Richards Königtum als besonders herausgehoben darzustellen. 107 Diese späteren Veränderungen im Stil der königlichen Kanzlei wurden mit guten Gründen auf die Herrschaftskrise der Jahre 1386–1388 zurückgeführt. 108 Die Erhebungsurkunden suggerieren aber, dass die Krise diese Attitüde nicht originär hervorbrachte, sondern lediglich Tendenzen verschärfte, die sich schon zu Beginn von Richards Herrschaft abzeichneten. Acht Jahre später kam diese neue Arenga in modifizierter Form in den auf den 6. August 1385 datierten Erhebungsurkunden von Thomas, Earl von Buckingham, zum Herzog von Gloucester, und von Edmund, Earl von Cambridge, zum Herzog von York, erneut zum Einsatz. 109 Auf der im Herbst desselben Jahres abgehaltenen Parlamentssitzung begründete der doctor egregius eloquens et discretus Walter Skirlaw, Kustos des königlichen Sekretsiegels und Bischof-Elekt von Coventry, den Vorgang. Skirlaw wurde nach seinem Studium der Artes in Oxford und der Promotion in beiden Rechten 1376 von Eduard III. zu einem leitenden Kleriker in der königlichen Kanzlei ernannt. 110 Man ist versucht, in ihm einen der Architekten der neuen Kanzleisprache Richards zu sehen. In jedem Fall aber steht Skirlaw stellvertretend für die Expertise, die dem jungen König und seiner Umgebung zur Verfügung stand. Die Einführung des Sternengleichnisses für die Earls und Herzöge bereicherte den Formelschatz der englischen Kanzlei, markierte aber keinen Paradigmenwechsel. Ähnlichkeiten wies das in dieser Form bislang noch nicht verwendete Bild der ebenfalls auf den 6. August 1385 datierten Erhebungsurkunde von Michael de la Pole zum Earl von Suffolk auf. So wie die königliche Krone durch Edelsteine erstrahle und

106 Siehe oben S. 20–22. 107 Nigel Saul, Richard II and the Vocabulary of Kingship, in: EHR 110, 1995, 854–877. 108 Ebd.861–863. 109 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 67f.; PROME, Vol.7, 8–11. 110 M. G. Snape, Skirlawe [Skirlaw], Walter (c. 1330–1406), in: ODNB, URL: https://doi-org.ubproxy.ub.uni-heidelberg.de/10.1093/ref:odnb/25695 (letzter Aufruf: 2.6.2018); Art. „Skirlaw, Walter de“, in: Alfred B. Emden, A Biographical Register of the University of Oxford to A.D. 1500. 3 Vols. Oxford 1957–1959, Vol. 3, 1708–1710; Bertie Wilkinson, The Chancery under Edward III. Manchester 1929, 178, 226f.

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glänze, so werde sie durch die tugendhaften, tüchtigen und außerdem im Rat hervorragenden Männer gestützt werden, die zu den höchsten Ehren berufen wurden, um teilhabend an der Sorge des Königs das bonum publicum zu lenken. 111 Ältere Formulierungen wurden damit keineswegs aus dem Kanzleigebrauch verdrängt. Als im Dezember 1385 Robert von Vere zum Marquis von Dublin erhoben wurde, griff man bei der Arenga auf ein Modell zurück, dass bereits 1351 bei der Promotion Henrys von Lancaster zum Herzog benutzt worden war. 112 Dass damit keineswegs ein Rang über dem des Earls ausgewiesen werden sollte, zeigte sich 1387, als sie bei der Erhebung von John Holland zum Earl von Huntingdon erneute Verwendung fand. 113 Auch die Körpermetapher hatte keineswegs an Bedeutung verloren. 1390 machte König Richard seinen Onkel John von Ghent zum Herzog von Aquitanien. Bewusst vermied König Richard die Vergabe des prinzlichen Titels an seinen mächtigen Onkel. Dieser Titel sollte exklusiv für den Thronfolger reserviert bleiben. Insofern war es nur konsequent, dass die Kanzlei nicht auf die 1362 für den Schwarzen Prinzen verwendete Arenga zurückzugriff, sondern eine neue entwickelte. 114 Darin war das Körperbild zentral. Zunächst wurde es auf den König alleine fokussiert. Auf seinen Schultern ruhte die Sorge um das Reich. Dann aber erfährt das Bild eine Erweiterung um „tugendhafte und tatkräftige“ Magnaten, die der König als Teilhaber der ihm aufgebürdeten Last unter sich haben sollte. Dies leistet die Arenga durch einen bemerkenswerten Rückgriff auf die Geschichte. „Vergangene Jahrhunderte und Zeiten glücklicher Herrscher“ hätten gezeigt, dass eine solche Ordnung das Gemeinwesen (res publica) voranbringen würde. Weil die Könige nicht alles alleine vermochten, holten sie sich Unterstützung in der „weisen Voraussicht Tugendreicher“. Ein weiser König herrscht nicht alleine, er lässt andere an der Herrschaft partizipieren, ohne dass sein Vorrang in irgendeiner Weise in Frage gestellt wird. Diese Partizipation ist aber kein Grundrecht, das jedem gleichermaßen zusteht. Der König bestimmt, wer 111 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 69: „Regalis dignitatis fastigium feliciis auspiciis nedum insignire set augere confidimus dum inter personas nobiles discretas et strenuas honorum culmina dispensamus. Credimus namque nostram coronam regiam tanto pluribus micare gemmis [Druck: geminis] et preciosis coruscare lapidibus quanto viris virtuosis et strenuis presertim consilio prepollentibus in partem sollicitudinis regie ad fasces honorum evocatis ad direccionem boni publici roboratur.“ 112 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 78f., allerdings ohne den Hinweis auf die Kriege als den Bereich der für den König geleisteten Dienste. 1386 wurde er zum Herzog von Irland erhoben, ebd.79f. Auf eine Arenga wurde in diesem Fall verzichtet. 113 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 82f. 114 PROME, Vol.7, 143f.

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mit ihm die Lasten tragen soll, er reguliert die politisch-soziale Ordnung des Reichs. Gleichwohl geschieht dies nicht willkürlich, sondern unter Berücksichtigung von Verdiensten und Tugenden. Die Erhebung, so die Arenga nachdrücklich, sei kein königlicher Gunsterweis, sondern die angemessene Belohnung für tugendhaftes Verhalten, zu welcher der König geradezu verpflichtet sei. 115 Das königliche Handeln wird so gänzlich als rational dargestellt. In der Praxis freilich verfügte der König über die Entscheidungshoheit, was besonders tugendhaftes Verhalten ausmachte. Dies demonstrierte Richard der politischen Öffentlichkeit des Königreichs in aller Deutlichkeit im September 1397. Die Herrschaftsgewalt lag einzig und allein beim König, ließ der Kanzler Edmund Stafford, Bischof von Exeter, das Parlament in seiner Eröffnungsrede wissen. Den Worten folgten Taten: In der Parlamentssitzung wurde der Erzbischof von Canterbury wegen Hochverrats angeklagt, für schuldig befunden und exiliert. Ebenfalls wegen Hochverrats wurden die bereits im Juli verhafteten Earls von Arundel und Warwick sowie der Herzog von Gloucester angeklagt. Der Herzog konnte allerdings nicht mehr zur Verhandlung erscheinen, er war kurz zuvor in der Haft umgekommen. Dennoch wurde auch er als Verräter verurteilt. Die beiden Earls hingegen erschienen und wurden verurteilt. Arundel wurde hingerichtet, Warwick exiliert. 116 Zuvor wurden beide devestiert und verloren dadurch jeweils ihren Rang als Earl. 117 Richard ließ aber nicht nur höchste adlige Würdenträger vernichten, sondern schuf auch neue. Er ernannte fünf neue Herzöge, eine Herzogin (die erste überhaupt), einen Marquis und vier neue Earls und veränderte durch den in diesem Ausmaß beispiellosen Akt die politisch-soziale Ordnung massiv. 118 Der König, so die Botschaft, entschied, mit wem er die Lasten des Regierens teilen wollte.

115 Ebd.: „Inter gloriosas reipublice curas et solicitudines varias regiis humeris incumbentes, firmat potissime regale solium effluens a justicia condigna premiacio meritorum; ibi namque continue virtus crescit et colitur, ubi a debito sibi premio non frustratur. Cum igitur honor sit virtutis premium, constat quod virtuosis et strenuis ex regali justicia debentur fasces honorum et premia dignitatum, que utique si dignis conferantur non debent simpliciter estimari dona seu exhibicio favorum, set pocius debita recompensacio meritorum. Quid enim in retroactis seculis, et felicium principum temporibus, rempublicam amplius prevexisse comperimus, quam quod pie regnantes virtuosos et strenuos sub se habebant oneris eis injuncti participes, quos postmodum juxta exigenciam meritorum extollenciis honorum et distribucionibus dignitatum successive fecerant ex debito regalis justicie gloriosos? Quia quod soli non poterant, provida virtuosorum hujusmodi provisione suplebant.“ 116 Saul, Richard II, 370–379. 117 Siehe oben S. 30. 118 Vgl. Given-Wilson, English Nobility, 50–52.

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Für die herzoglichen Erhebungsurkunden griff die Kanzlei auf die 1390 für John von Ghent entwickelte Arenga zurück. Einzig der Eingangssatz wurde leicht verändert. Bezeichnenderweise wurde nun die providencie ratio des Königs als Grundlage seiner Entscheidung ausdrücklich betont. 119 Die Urkunden der fünf Herzöge und der Herzogin erhielten allesamt diese Arenga. 120 In den Urkunden des Marquis und der Earls hingegen fehlt sie. Dem herzoglichen Rang, so scheint es, wurde unter Richard eine eigene Arenga zugewiesen. Tatsächlich wurden den Urkunden des Marquis und der Earls überhaupt keine Arengen mehr beigegeben. Der Vorrang der Herzöge, 1362 in den Urkunden noch kaum wahrnehmbar abgebildet, wurde so fünfunddreißig Jahre später in unmissverständlicher Klarheit ausgedrückt. Bei der Verlesung der Urkunden im Parlament wurde jedem der Anwesenden deutlich, ganz gleich ob er irgendetwas des recht anspruchsvollen Lateins der herzoglichen Arenga verstand, wer im Ranggefüge des Reichs wo zu verorten war. Die Unterschiede der Investitur wurden so in der Gestaltung der Urkunden, in der Performanz des Texts gespiegelt und damit in ihrer Sinnstiftung verstärkt. Gleichwohl erfuhren die neuen Herzöge nicht von allen Seiten hohe Wertschätzung. Der Chronist Thomas Walsingham berichtete, dass sie allgemein als duketti bezeichnet wurden. 121 Diese Verachtung war aber nicht auf einen durch die Vervielfachung der Titels hervorgerufenen Bedeutungsverlust des herzoglichen Rangs allgemein zurückzuführen, sondern gründete wohl teilweise in den erhobenen Personen selbst sowie in ihren zum Teil kleinen Herrschaften und schließlich in Richards willkürlichen Maßnahmen, sie mit entsprechenden Gütern auszustatten. 122 Der Unmut über diese Politik führte 1399 zur Rebellion Henry Bolingbrokes, zur Absetzung Richards und zur Annullierung der Mehrzahl der 1397 durchgeführten Erhöhungen. 123 Das Bild der königlichen ratio und Voraussicht, das Bild der durch den König erhobenen tugendhaften,

119 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 118f. 120 In der Narratio der Erhebungsurkunde für die neue Herzogin von Norfolk, Margarethe, findet sich wieder die Wendung regie celsitudinis armarium, bevor später auf die Rolle des Parlaments hingewiesen wird; Reports from the Lords Committees, Vol.5, 119. War dies Zufall oder ein bewusster Zug der Kanzlei, die alleinige Entscheidungshoheit des Königs auch gegenüber dem Parlament zu betonen? 121 The St Albans Chronicle. The Chronica Maiora of Thomas Walsingham. Ed. by John Taylor/Wendy R. Childs/Leslie Watkiss. 2 Vols. (Oxford Medieval Texts.) Oxford 2003–2011, Vol.2, 102f. 122 Ebd.102–105; Given-Wilson, English Nobility, 52f. 123 Given-Wilson, English Nobility, 52f.; Chris Given-Wilson, Henry IV. New Haven 2016, 100–173. Henry Bolingbroke, der Sohn Johns von Ghent, hatte 1397 selbst zu den promovierten Herzögen gezählt, wurde ein Jahr darauf aber von Richard exiliert. Als der König nach dem Tod Johns von Ghent 1399 das reiche lan-

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verdienstvollen und weisen Würdenträger sowie das Bild des gemeinsamen Lastentragens zum Wohl des Gemeinwesens wurde in den Jahren nach 1397 durch die politischen Ereignisse konterkariert.

IV. Kriterien für den Rang eines Reichsfürsten, Earls oder Herzogs. Offizielle Lesarten Die Arengen der Erhebungsurkunden Wilhelms von Jülich enthalten nicht nur Aussagen über die jeweiligen politisch-sozialen Ordnungen und die Rolle des Fürsten respektive Earls darin, sondern liefern auch Gründe, die die erhobene Person für den neuen Rang qualifizieren. Beides, die Veränderung der politisch-sozialen Ordnung und die Wahl der Person, verlangten nach Begründung. 1. Tradition und Innovation unter Ludwig IV. In Ludwigs IV. Urkunde für Wilhelm stellt die Arenga den Adel des Bluts (sangwinis generositas), die Ehrbarkeit der Sitten (morum honestas) und die Heldentaten (actuum probitas) als zentrale Merkmale der zu Erhebenden heraus, bevor anschließend in der Narratio 124 konkret Wilhelms Abstammung von hohem Adel, seine stete Treue und seine Dienste betont werden. 125 Inhaltlich und formal brachte die Urkunde Altes und Neues. Sittlichkeit in Form von Treue (fidelitas) gegenüber König und Reich sowie Verdienste (merita) um König und Reich finden sich bereits in früheren Erhebungsurkunden. 126 Aufgrund seiner Verdienste wurde Landgraf Heinrich von Hessen 1292 zum Reichsfürsten erhoben. 127 Die „herausragenden Verdienste der Treue“ wurden 1310 bei der Erhebung von Amadeus von Savoyen betont. 128

castrische Erbe unter den neuen Würdenträgern verteilte, sah sich Henry Bolingbroke zum Handeln gezwungen. 124 Narratio und Dispositio sind hier kaum voneinander zu unterscheiden. 125 MGH Const. 7/1, Nr.132. 126 Schon 1235 gehörte zu Friedrichs II. Begründung der Erhebung von Otto zum Herzog von Braunschweig der Hinweis, dass Otto weder gegen das Reich noch gegen Friedrichs honor vorgegangen sei; MGH Const. 2, Nr.197. Dass in diesem Fall schon das Ausbleiben solcher Akte erwähnenswert war, erklärt sich vor dem Hintergrund des staufisch-welfischen Thronstreits und dem expliziten Ziel, mit der Erhebung Ottos einen Schlussstrich unter die Zwistigkeiten zu ziehen. 127 MGH Const. 3, Nr.476. 128 MGH Const. 4, Nr.479.

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Im Fall von Castruccio Castracanis Promotion zum Herzog von Lucca wurden seine Verdienste, nämlich die militärische Hilfe gegen Aufständische, ganz konkret ausbuchstabiert. 129 Auch die adlige Qualität fand bereits vor 1336 explizite Berücksichtigung. So wurde 1285 der hohe Adel Meinhards von Tirol herausgestellt, ebenso 1317 bei Rainald von Geldern. In beiden Fällen wurde darüber hinaus mit der Prachtentfaltung bzw. Reichtum und (militärischer) Macht argumentiert. Dabei verlieh die Kanzlei Friedrichs des Schönen durch das geradezu exzessiv gebrauchte Stilmittel des Polyptoton, das heißt der Wiederholung eines Wortes bzw. Wortstammes in verschiedenen Formen, den Qualitäten Rainalds einen ganz besonderen Klang. 130 Ludwigs Kanzlei griff folglich auf bereits etablierte Merkmale zurück, als sie die persönliche Eignung Wilhelms für den fürstlichen Rang begründete. Gleichwohl schuf sie dabei Neues. Zum ersten Mal wurden konkret benannte persönliche Eigenschaften in die Arenga integriert und damit abstrahiert. Adlige Abstammung, Sittlichkeit und Tüchtigkeit wurden auf diese Art zu einem Muster für die Feststellung fürstlicher Eignung. Neu war auch die Kombination dieser drei Elemente. In keiner der zuvor ausgestellten Erhebungsurkunden wurden sie gemeinsam angeführt. Diese Trias verknüpfte mit dem Geburts- und dem Tugendadel die beiden konkurrierenden Vorstellungen von dem, was Adel ausmachte. Diese Verbindung entsprach den Entwicklungen der gelehrten Debatte über die Natur des Adels. Diese alte, seit der Antike geführte Diskussion hatte durch die Rezeption aristotelischer und pseudo-aristotelischer Texte an den Universitäten in der zweiten Hälfte des 13.Jahrhunderts eine Intensivierung erfahren. Die Vereinbarung des vermeintlichen Gegensatzes von Adel durch Geburt und Adel durch Lebensführung war eine der wesentlichen Leistungen der intellektuellen Auseinandersetzungen. 131 Arbeiten wie der um

129 MGH Const. 6/1, Nr.362. 130 MGH Const. 3, Nr.374 (Kärnten): „[…], quem [Meinhard] adornat generosi sanguinis altitudo quemque, prout cognovimus, preclare fame preconio attollit rerum opulencia et potestas, […]“; Const. 5/1, Nr.450 (Geldern): „Sane quia spectabilis vir Reynaldus comes Gelrie, nobile utique membrum imperii, clara clarificatus sanguinis claritate, generositate generis generosus, dotatus multarum insignium dotarum dotibus, fulcitus virorum et virium fulcibili fulcimento, quique inter divitias possidentes non mediocris dicitur, sed eis habundando habundantius habundare, hiis itaque sibi cooperantibus in sublimioris sublimationis sublimitate desiderat sublimari, […].“ 131 Guido Castelnuovo, Revisiter un classique: Noblesse, hérédité et vertu d’Aristote à Dante et à Bartole (Italie communale, début XIIIe–milieu XIVe siècle), in: Maaike van der Lugt/Charles de Miramon (Eds.), L’hérédité entre Moyen Âge et Époque moderne. Perspectives historiques. (Micrologus’ Library, Vol.27.) Florenz 2008, 105–155. Zur Aristoteles-Rezeption siehe beispielsweise Jean Dunbabin, Aristotle in the Schools,

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1280 verfasste und weit verbreitete Fürstenspiegel De regimine principum des Aegidius Romanus nahmen diese Diskussionen auf, führten sie weiter und fungierten als Vermittler der neuen Ansichten. 132 Guido Castelnuovo konnte zeigen, wie sie im späten 13.Jahrhundert in den Schreibstuben der italienischen Kommunen rezipiert wurden. 133 Die Voraussetzungen für die Aufnahme und Verarbeitung dieser Ideen durch die Kanzlei Ludwigs waren ebenfalls gegeben. Manche ihrer Mitglieder hatten Universitäten besucht 134, auch das Werk von Aegidius Romanus hatte längst den Weg ins Reich gefunden. 135 Nun fand die Verbindung von Tugend- und Blutsadel ihren Niederschlag in der Formulierung von Ludwigs Urkunde für Wilhelm. Es passt zu dieser Entwicklung, dass die zwei Jahre später, anlässlich der Verleihung des Marschallamts an Wilhelm formulierte Urkunde erkennbare Züge des Tugenddiskurses trägt. Die von Ludwigs Notar Leonhard von München entworfene Arenga verweist auf die providentia des Kaisers sowie auf die magnanimitas und industrie virtus des Auszuzeichnenden. 136 Doch waren die Neuerungen der Kanzlei Ludwigs nur kurzfristig stilbildend. 1339 wurden die Formulierungen der Erhebungsurkunde Wilhelms zu den in der Person liegenden Gründen in der Urkunde für Rainald von Geldern sowohl in der Arenga als auch in der Narratio gleichlautend übernommen. 137 Angesichts der ganz

in: Beryl Smalley (Ed.), Trends in Medieval Political Thought. Oxford 1965, 65–85; ders., The Reception and Interpretation of Aristotle’s Politics, in: Norman Kretzmann/Anthony Kenny/Jan Pinborg (Eds.), The Cambridge History of Later Medieval Philosophy. From the Rediscovery of Aristotle to the Disintegration of Scholasticism, 1100–1600. Cambridge 1982, 723–737; Christoph Flüeler, Rezeption und Interpretation der Aristotelischen Politica im späten Mittelalter. 2 Bde. (Bochumer Studien zur Philosophie, Bd.19.) Amsterdam 1992. 132 Die Diskussion der Natur des Adels findet sich bei Aegidius im Kontext der Frage, was die curialitas sei; De regminine principum, III pars, Lib. II cap. 18; Castelnuovo, Revisiter un classique, 134–136. 133 Castelnuovo, Revisiter un classique, 134–155. 134 Peter Moser, Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Bayern in den Jahren 1330–1347. (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung, Bd.37.) München 1985, 262–265. 135 So nutzte es Engelbert von Admont bei der Abfassung seiner beiden Fürstenspiegel De regimine principum (um 1300) und Speculum virtutum (um 1310); Karl Ubl, Zur Entstehung der Fürstenspiegel Engelberts von Admont († 1331), in: DA 55, 1999, 499–548; ders., Engelbert von Admont. Ein Gelehrter im Spannungsfeld von Aristotelismus und christlicher Überlieferung. (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsbd. 37.) Wien 2000; Die Schriften des Alexander von Roes und des Engelbert von Admont. T. 2: Engelbert von Admont, Speculum virtutum. Hrsg. v. Karl Ubl. (MGH, Staatsschriften des späteren Mittelalters, Bd.1/2.) Hannover 2004. 136 MGH Const.7/1, Nr.454, vgl. oben S. 51 Anm. 58. 137 MGH Const. VII/1, Nr.582. Auch hier sind Narratio und Dispositio kaum voneinander zu trennen.

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ähnlich und eng miteinander verknüpft verlaufenden Karrieren der beiden niederrheinischen Magnaten 138 war dies eine treffliche, möglicherweise von der Kanzlei bewusst hergestellte Übereinstimmung ihrer Erhebungsurkunden. Auch in der ein Jahr zuvor ausgestellten Urkunde für die Herzöge von Pommern fand dieses Muster abgewandelt Verwendung. Hier wurde in der Arenga lediglich auf die edle Abstammung und die Dienstbarkeit gegenüber dem Herrscher verwiesen. Die Narratio griff anschließend die adlige Herkunft auf und ergänzte sie um die „treue und ehrliche Reinheit des Herzens und Geistes“ von Otto und Barnim. 139 Unter Karl IV. aber wurde diese Praxis nicht weitergeführt. Konkrete, in der Person liegende Gründe fanden ihren Platz nicht mehr in der Arenga, sondern nur noch in der Narratio. Sie verloren damit ihren allgemeinen, abstrahierenden Charakter. In der Narratio variierte die Kanzlei Karls trotz aller Formelhaftigkeit die Gründe. Standardmäßig wurden die

Der namentlich nicht bekannte, seit 1334 aktive und unter dem Kürzel K 22 bekannte Schreiber zeichnete für die Ausstellung der Urkunde für Rainald verantwortlich; Moser, Kanzleipersonal, 80–103, insbes. 92. Auch in der am 18. Juni 1341 für Francesco de Palizzi ausgestellten Ernennungsurkunde zum Pfalzgrafen benutzte die Kanzlei diese Trias in der Arenga, Fischer, Studien zu den Arengen, 14, 64, 96. 138 Bezeichnend für das enge Verhältnis der beiden Magnaten und ihren unbegrenzten Ehrgeiz ist das Gelöbnis Rainalds vom 27. Oktober 1338. Er versprach Wilhelm, alle Bündnisse zu halten, ihn zur Beratung hinzuzuziehen, ihn zu fördern und ihm alles zu gönnen, sei es in der Markgrafschaft, im Herzogtum oder „in meeren“. Sollte Rainald zum römisch-deutschen König gewählt werden, würde er Wilhelm nach Kräften fördern und ihm sämtliche Privilegien bestätigen. Würde Wilhelm aber zum König gewählt werden, sollte dieser von allen ihm zuvor geleisteten Eiden gelöst sein. Rainald und Wilhelm hielten offenbar auch die höchste Rangsteigerung für möglich; Lacomblet, Bd.3, Nr.338. Der wesentliche Unterschied im Verlauf der beiden Karrieren war, dass Wilhelm zum Earl erhoben wurde. Aber auch das mag für Rainald möglich gewesen sein. Bemerkenswerterweise konzedierte Eduard III. Rainald am 20. August 1339 ein Rentenlehen in Höhe von 1000 Pfund jährlich (Trautz, Könige, 287) also der Summe, die Wilhelm kurz darauf als Earl zugesichert bekam. Die Quellen sagen allerdings nichts darüber aus, ob die Erhebung Rainalds zum Earl jemals erwogen wurde. Zu Rainalds Aktivitäten als Diplomat siehe Trautz, Könige, passim. Zu seiner Person siehe Wilhelm Janssen, Die Erhebung des Grafen Rainald II. von Geldern zum Herzog und Reichsfürsten im Jahre 1339, in: Frank Keverling-Buisman/Olav Moorman van Kappen/F. W. J. Scholten (Eds.), Van hertogdom Gelre tot provincie Gelderland: hoofdstukken uit de geschiedenis van Bestuur en Bestuursinrichting van Gelderland 1339–1989. (Rechtshistorische reeks van het Gerard Noodt Instituut, Vol.20.) Nijmwegen 1990, 1–26; Matthias Böck, Herzöge und Konflikt. Das spätmittelalterliche Herzogtum Geldern im Spannungsfeld von Dynastie, ständischen Kräften und territorialer Konkurrenz (1339–1543). (Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend, Bd.110.) Geldern 2013. 139 MGH Const. 7/1, Nr.468: „[…], qui generoso et claro semine ex alto stipite propagati multiplici magnalitate operum nostris se student conformare obsequiis, […]. Clare igitur et generose propaginis ortus coruscans necnon fida et sincera cordis atque mentis puritas illustrium Ottonis et Barnym […].“ Diese Urkunde wurde von dem seit 1329 für Ludwig tätigen Leonhard von München verfasst, Moser, Kanzleipersonal, 12–33, insbes. 29.

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Verdienste um König und Reich erwähnt. In den Fällen von Wenzel von Luxemburg und Robert von Bar traten noch die edle Abstammung und die Bedeutung ihrer Herrschaft hinzu. 140 Als dieses Urkundenformular bei der Erhebung des Grafen von Berg zum Herzog 1380 durch König Wenzels Kanzlei erneute Verwendung fand, wurde der Hinweis auf die edle Abstammung und die Herrschaft fallengelassen und einzig auf die Verdienste rekurriert. 141 In der Narratio konnte es also zu einer expliziten Verbindung von Geburts- und Tugendadel kommen, musste es aber nicht. In jedem Fall aber legte auch Karls Kanzlei Wert darauf, dass die Gründe für die Erhebung einzig und allein bei dem zu Erhebenden zu suchen waren. Die Urkunden waren keine Muster, die ohne Bezug zu dem konkreten historischen Kontext ausgestellt wurden. Non carnalitatis affectu sei die Erhebung erfolgt, betonte die Erhebungsurkunde für Wenzel von Luxemburg und unterschied sich damit deutlich von der Argumentation Rudolfs von Habsburg, der 1282 die Belehnung seiner Söhne mit dem Herzogtum Österreich ganz wesentlich mit seiner Sorge um die Rangsteigerung seiner Nachkommenschaft begründet hatte. 142 Neu war, dass die Gründe für die Erhebung nicht mehr ausschließlich in der adligen Abstammung und der Lebensführung gesucht wurden, sondern auch in der Größe der Herrschaft. Die schieren Ausmaße des Territoriums wurden so zu einem offiziellen Merkmal fürstlichen Rangs. Möglicherweise stand die Bedeutungszunahme dieses Aspekts im Zusammenhang mit der sich im 14.Jahrhundert ausprägenden Rangstufe des gefürsteten Grafen. In diesem Fall wurde die Person mit fürstlichen Rechten ausgestattet, ihre Herrschaft blieb aber gräflich. 143 Nicht nur die Person, sondern auch die Herrschaft musste eines Fürsten würdig sein. 2. England: Der Einfluss Wilhelms, der tugendhafte Adel und der gute Herrscher Richten wir nun den Blick wieder nach England. Eduards Erhebungsurkunde für Wilhelm weist frappierende Ähnlichkeiten mit der Urkunde Ludwigs auf. Die den beiden Urkunden gemeinsame, in der englischen Überlieferung aber singuläre Verwendung der Formel der kaiserlichen/königlichen plenitudo potestatis ist uns bereits

140 MGH Const. 8, Nr.615 (Mecklenburg) und möglicherweise Jülich 1356, siehe oben S. 11 Anm.2; Const. 11, Nr.96 (Luxemburg), 97 (Bar). 141 Lacomblet, Bd.3, Nr.848. 142 MGH Const. 3, Nr.339. 143 Zu den gefürsteten Grafen siehe Schlinker, Fürstenamt, 224–237.

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begegnet. Besonders augenfällig aber sind die Parallelen der beiden Stücke im Aufbau und Inhalt ihrer Arengen. Wie in Ludwigs findet sich auch in Eduards Urkunde eine Trias persönlicher Charakteristika in der Arenga, die in der Narratio wieder aufgegriffen wird. Bemerkenswerterweise bedeutete die Aufnahme der Eigenschaften in die Arenga, genauso wie für Ludwigs Kanzlei vier Jahre zuvor, eine Neuerung in der englischen Praxis. Auch inhaltlich ähnelt die Trias der englischen Arenga generosa nobilitas, strenuitas actuum et consulta maturitas der Aufzählung in Ludwigs Urkunde, die auf die sangwinis generositas, morum honestas et actuum probitas verwies. War Wilhelm der Grund für diese Parallelen? Kam es zu einem direkten Transfer römisch-deutscher Kanzleisprache nach England? Das ist durchaus möglich. Gerade in den zwei Jahren vor seiner Erhebung waren die Kontakte zwischen Wilhelm und seinem Schwager Eduard sowie dessen unmittelbarer Umgebung besonders eng. 144 Als Eduard im August 1338 zu seinem Treffen mit Ludwig IV. nach Koblenz reiste, machte er in Jülich Station. 145 Als kurz darauf Männer Eduards in Bonn in einen Streit mit tödlichem Ausgang verwickelt wurden, vermittelten Wilhelm und andere Magnaten einen Ausgleich. 146 Während der am 5. September abgehaltenen feierlichen Sitzung des prachtvollen Koblenzer Hoftags übte Wilhelm in Gegenwart von Kaiser, König und Kurfürsten sein Hofamt aus. 147 Als ein halbes Jahr später, im März 1339, auf dem Frankfurter Hoftag die andere zentrale Figur der deutsch-englischen Diplomatie dieser Zeit, Rainald von Geldern, zum Herzog erhoben wurde, waren Wilhelm und eine große englische Gesandtschaft, angeführt von Eduards ehemaligem Kanzler, Henry Burghersh, Bischof von Lincoln, und Earl William von Salisbury ebenfalls anwesend. 148 Vielleicht nahmen sie auch von Rainalds Erhebungsurkunde Notiz, die, wie wir gesehen haben, hinsichtlich der Nennung seiner Qualitäten der Urkunde für Wilhelm glich. Am 19. August ernannte der inzwischen in Brüssel weilende Eduard seinen Schwager Wilhelm zum prive et tresespecial souverain secretaire seines Rats für alle Angelegenheiten diesseits und jenseits des Ärmelka-

144 Siehe Trautz, Könige, 268–299. Zu den Kontakten zwischen dem König und dem Markgrafen in dieser Zeit siehe auch die Einträge in der Abrechnung der Wardrobe, The Wardrobe Book of William de Norwell, ed. by Lyon/Lyon/Lucas/Sturler, 237f., 242, 244, 257, 263, 267, 274, 276f., 279–282, 288–291. 145 Ebd.244. 146 Ebd.237f. 147 Récits d’un bourgeois de Valenciennes (XIVe siècle). Ed. par Joseph Kervyn de Lettenhove. Löwen 1877, 165f. 148 Trautz, Könige, 282f.

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nals. Zeit seines Lebens, so heißt es in diesem Schreiben, wolle Eduard den Ratschlägen Wilhelms und seiner vier Räte Bischof Henry Burghersh, Earl William von Salisbury, Kanzler William Kilsby und Geoffrey le Scrope folgen. 149 Angesichts der wichtigen Rolle, die die Kanzlei in der englischen Außenpolitik spielte, sind darüber hinaus auch Kontakte unterhalb der Führungsebene zu erwarten. 150 Im November 1339 schließlich versprach Eduard dem Markgrafen, ihn zum Earl zu erheben und mit entsprechenden Einkünften auszustatten. 151 Wilhelm war daher durchaus in der Position, der englischen Kanzlei Formulierungshilfe zu leisten. Gelegenheit dazu hätte er ebenfalls gehabt: Er weilte schon seit spätestens Ende April in England 152, also einige Tage vor der Ausfertigung seiner auf den 7. Mai datierten Erhebungsurkunde. Die Kanzlei ihrerseits mag angesichts der Außergewöhnlichkeit der Promotion eines auswärtigen Magnaten offen für Ideen gewesen sein, wie die Eignung Wilhelms und damit die Legitimität von Eduards Handeln betont werden konnte. Die Aufnahme der in der Person liegenden Gründe in die Arenga bot sich dafür an. Aber selbst wenn Wilhelm bei der Formulierung der Urkunde Pate stand, war sein Einfluss doch begrenzt. Der Umgang der englischen Kanzlei mit den in der Person liegenden Kriterien zeigt, dass nicht einfach kopiert, sondern eigenständig entwickelt wurde. Anders als in Ludwigs Urkunde führt die Narratio der Urkunde Eduards vier statt drei Gründe an, die darüber hinaus leichte inhaltliche Unterschiede aufweisen. Der edlen Abstammung, der steten Treue und dem Dienst bei Ludwig stehen edle Abstammung, hohe Tüchtigkeit und eine hervorragende Weisheit sowie die zahlreichen für Eduard auf sich genommenen Mühen gegenüber. Die mit Wilhelm leicht in Verbindung zu bringenden Argumente der edlen Herkunft, der Tüchtigkeit und der Dienstbarkeit gehörten bereits vor 1340 zum Repertoire der von der

149 Das deutsch-englische Bündnis, hrsg. v. Bock, Nr.549; unten Appendix, Nr. IV; Trautz, Könige, 287f. Am 21. August, ebenfalls in Brüssel, erkannte Eduard dem Markgrafen gegenüber Schulden in Höhe von 2800 Pfund an; Das deutsch-englische Bündnis, hrsg. v. Bock, Nr.550. Am selben Tag sicherte der König Wilhelm und Rainald zu, sie für alle Verluste zu entschädigen, die sie in seinen Diensten seitens Philipp von Valois (König Philipp VI. von Frankreich) erlitten hätten oder erleiden würden, ebd.Nr.551; unten Appendix Nr. II. 150 Vgl. Pierre Chaplais, Master John de Branketre and the Office of Notary in Chancery, 1355–1375, in: Journal of the Society of Archivists 4/3, 1971, 169–199, insbes. 172–174; Trautz, Könige, 227 (Magister John Thoresby), 256 (Magister John Langetoft). 151 Foedera, Vol.2, 1099; CPR 1338–1340, 374; Trautz, Könige, 298f. 152 The Wardrobe Book of William de Norwell, ed. by Lyon/Lyon/Lucas/Sturler, 27; Trautz, Könige, 299.

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königlichen Kanzlei verwendeten Merkmale, um Rangerhöhungen zu begründen. Insofern fügten sich die für Wilhelm angeführten Punkte gut in die noch junge englische Tradition ein. Neu war hingegen die Begrifflichkeit der consulta maturitas in der Arenga und der damit in der Narratio korrespondierenden Kardinaltugend der sapientia. Sie war in den englischen Erhebungsurkunden bislang nicht erschienen und fand auch in Ludwigs Urkunde keine Erwähnung. Die kaiserliche Urkunde diente folglich allenfalls punktuell als Vorbild bei der Gestaltung des königlichen Stücks. Falls, und davon kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit ausgehen, man sich in der englischen Kanzlei 1340 von Ludwigs Urkunde inspirieren ließ, erfolgte dieser Transfer römisch-deutscher Kanzleipraxis aus Annehmlichkeit und Neugierde, nicht aus Notwendigkeit. Konkrete Begründungen für eine Erhebung setzten in englischen Urkunden unter Eduard II. mit dem Verweis auf den guten und lobenswerten Dienst ein. 153 Wie schon bei der Entwicklung der Arengen bedeuteten die Erhebungen von 1337 unter Eduard III. auch einen Meilenstein in der Ausformulierung der konkreten Gründe für die Promotion der jeweiligen Person. Eine Reihe von Motiven wurde in unterschiedlichen Kombinationen angeführt: die tüchtige Tatkraft (probitas strenua), die edle Abstammung (claritas generis), der besonnene Weitblick (providentia circumspecta), die verdienstvollen Taten (meriti actus) und die sich daraus ergebenden Forderungen nach Belohnung, der Mut (magnanimitas) 154, die Tüchtigkeit (strenuitas), die der angeborenen überreichen Fülle des Adels (innata nobilitatis affluencia) entsprechende Dienstbarkeit (obsequium) gegenüber dem König sowie der Glanz der Sitten (claritas morum). 155 In der Folge erweiterten Variationen das Reservoir, aus dem die Kanzlei bei der Formulierung von Erhebungsurkunden schöpfte. Wir haben bereits gesehen, wie mit Wilhelms Erhebung die Begriffe der Weisheit und Reife eingeführt wurden, 1362 kam das gestum laudabile hinzu, 1366 bei der Promotion von Enguerrand de Coucy zum Earl von Bedford die Wendungen constancia fidelitatis und mores ac virtutes. 156 Unter Richard II. erweiterten prudentia und consilium bzw. profunditas consilii das Wortfeld um providentia und sapientia; strenuitas erhielt eine Präzisierung 153 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 18f. 154 Vgl. das Lemma magnanimitas im Dictionary of Medieval Latin from British Sources. Die Verwendung von magnanimitas im Zusammenhang mit Henry von Lancaster und dessen militärischen Leistungen für Eduard III. legt die im Vergleich zu Seelengröße engere Bedeutung von Mut nahe. 155 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 27–32. 156 Ebd.53f. (1362), 54f. (1366).

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durch die Stärke der Waffen (strenuitas armorum). 157 Gelegentlich wurden die erbrachten Dienstleistungen konkretisiert, wie beispielsweise die Kriegsdienste Henrys von Lancaster und Ralphs von Stafford, jeweils im Kontext ihrer Erhebungen von 1351, oder Thomas’ von Woodstock und Edmunds von Langley im Zuge des Schottlandfeldzugs 1385. 158 Die verschiedenen Begründungen lassen sich in drei Bereiche gruppieren: adlige Herkunft, körperliche wie geistige Tüchtigkeit und dienstbare Ergebenheit gegenüber dem Herrscher. Geburts- und Tugendadel spielen auch in der englischen Erhebungspraxis eine zentrale Rolle, denn letztlich war, wie die Begründung der Dienstbarkeit mit der Wendung innata nobilitatis affluencia nahelegt, auch dieses Verhalten eine Folge angeborener Nobilität. Die Verbindung von Geburts- und Tugendadel wurde in der englischen Kanzlei schon vor der Erhebung Wilhelms von Jülich vollzogen, war also in keinem Fall ein Import aus dem römisch-deutschen Reich. Sie wurde beispielsweise in der Erhebungsurkunde für Hugh von Audley zum Earl von Gloucester 1337 durch die Reihung der Begriffe probitas strenua, claritas generis und providentia circumspecta evoziert. 159 Jedoch entwickelte die Kanzlei schon zu diesem Zeitpunkt eine eigene Formel, die die Verknüpfung zwischen den beiden Adelscharakteristika in ein unmissverständliches Bild fasste. Der zwillingshaft verbundene Glanz der Sitten und der Abstammung (geminata claritas morum et generis) war einer der Gründe für die Promotion Williams von Montagu zum Earl von Salisbury. 160 Verweisen Begriffe wie providentia, sapientia, prudentia oder magnanimitas auf den Einfluss der Tugendlehre auf die Sprache der Kanzlisten allgemein, so zeigt sich an der Zwillingsformel das Einwirken des Gelehrtendiskurses über die Natur des Adels. Mitglieder der englischen Kanzlei mochten mit diesem im Verlauf ihres Studiums, insbesondere im Kontext der moralphilosophischen Schriften des Aristoteles, in Berührung gekommen sein. Zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunden von 1337 zählte beispielsweise Robert Stratford, Bruder des Erzbischofs und Kanzlers John Stratford zu den leitenden Klerikern der Kanzlei. Gleich seinem Bruder, dem er am 24. März 1337, nur wenige Tage nach Ausstellung der Urkunden als Kanzler nachfolgte, hatte auch Robert in Oxford studiert. Seit 1335 war er Kanzler der Universität

157 Ebd.60f. (1377, prudentia), 67f. (1385, consilii profunditas, strenuitas armorum), 69 (1385, consilium). 158 Ebd.46f. (Stafford, Lancaster), 67 (Gloucester, York); PROME, Vol.7, 8–11 (Gloucester, York). 159 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 27–28. 160 Ebd.32.

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(bis 1338). 161 Ein anderer Oxford-Alumnus war John Thoresby, der seit Mitte der 1330er Jahre in der Kanzlei tätig war und 1349 Kanzler wurde. 162 1327 und 1330 war Thoresby im königlichen Auftrag zum Papst nach Avignon gereist. Auf beiden Reisen begleitete ihn Walter Burley, der bedeutendste englische Aristoteles-Kommentator. 163 Ein weiterer mit dem Universitätsleben wohlvertrauter Mann war John Langetoft, der 1333 von seiner Position als Warden der königlichen Scholaren in Cambridge auf die Position eines leitenden Klerikers in der Kanzlei berufen wurde. 164 Man musste aber nicht in Oxford oder Cambridge studiert haben, um mit dem entsprechenden Gedankengut und den dazugehörigen Schriften wie dem auch in England weit verbreiteten De regimine principum des Aegidius Romanus in Berührung gekommen zu sein. 165 Auch in London, selbst ein Ort des Unterrichts und Aufenthaltsort manches Gelehrten, war dieses Wissen leicht zugänglich. 166 Die Verbindung von Geburts- und Tugendadel blieb im 14.Jahrhundert ein Kernstück der Begründungen für Erhebungen. In den Parliament Rolls wurde dies unter Richard II. in die Formel gefasst, dass die Reinheit der Abstammung den zu Erhebenden in berühmter Weise erleuchte und der Titel der Tugenden ihn vielfach 161 Roy Martin Haines, Stratford, Robert (c. 1292–1362), in: ODNB, URL: https://doi-org.ubproxy.ub.uniheidelberg.de/10.1093/ref:odnb/26648 (letzter Aufruf: 11.1.2018); Art. „Stratford, Robert de“, in: Emden, Biographical Register Oxford, Vol. 3, 1799 f. Zur Kanzlei Eduards III. siehe Wilkinson, The Chancery under Edward III; Bertie Wilkinson, The Authorisation of Chancery Writs under Edward III, in: The Bulletin of the John Rylands Library 8, 1924, 107–139. 162 Jonathan Hughes, Thoresby, John (d. 1373), in: ODNB, URL: https://doi-org.ubproxy.ub.uni-heidelberg.de/10.1093/ref:odnb/27333 (letzter Aufruf: 11.1.2018); Art. „Thoresby, John de“, in: Emden, Biographical Register Oxford, Vol. 3, 1863 f. 163 M. C. Summer, Burley, Walter (b.1274/5, d. in or after 1344), in: ODNB, URL: https://doi-org.ubproxy.ub.uni-heidelberg.de/10.1093/ref:odnb/4037 (letzter Aufruf: 27.1.2018); Art. „Burley, Walter de“, in: Emden, Biographical Register Oxford, Vol. 3, 312–314. 164 Wilkinson, The Chancery under Edward III, 206; Art. „Langtoft, John de“, in: Alfred B. Emden, A Biographical Register of the University of Cambridge to 1500. Cambridge 1963, 351. 165 Zum Curriculum in Oxford und Cambridge siehe Janet Coleman, Some Relations between the Study of Aristotle’s Rhetoric, Ethics and Politics in Late Thirteenth- and Early Fourteenth-Century University Arts Courses and the Justification of Contemporary Civic Activities (Italy and France), in: Joseph Canning/Otto Gerhard Oexle (Eds.), Political Thought and the Realities of Power in the Middle Ages. (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte, Bd.147.) Göttingen 1998, 127–157, insbes. 154–157, mit weiteren Hinweisen. Zur Verbreitung De regimine principum siehe Charles Briggs, Giles of Rome’s De Regimine Principum. Reading and Writing Politics at Court and University, c. 1275–c. 1525. (Cambridge Studies in Paleography and Codicology.) Cambridge 1999, insbes. 20–52. 166 William J. Courtenay, Schools and Scholars in Fourteenth-Century England. Princeton 1987, 91–106 (zu London).

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schmücke. 167 Ein Sonderfall adliger Abstammung war die Verwandtschaft mit dem König. Unter Eduard III. ist im Umgang damit kein klares Muster zu erkennen. Bei den Erhebungen des Erstgeborenen Eduard kam der Kriterienkatalog nicht zum Einsatz – das war offenbar nicht nötig. Allenfalls wurden sein Erbrecht und seine Rolle als Thronfolger angeführt. Anlässlich seiner Erhebung zum Prinzen von Aquitanien wurde immerhin auch auf seine im Zuge des Hundertjährigen Krieges erfolgten militärischen Aktivitäten auf dem Kontinent verwiesen. 168 Anders war die Sachlage bei den nachgeborenen Söhnen. Die Erhebungen des sich noch im Kleinkindalter befindlichen John von Ghent 1342 wurde, wie bereits gezeigt, mit einer nur in diesem einen Fall verwendeten Mischform von Arenga und Narratio begründet, in der sowohl die sich jetzt schon abzeichnenden körperlichen wie geistigen Qualitäten Johns als auch ganz allgemein die Stärkung des Königreichs durch königlichen Nachwuchs benannt wurden. Außerdem kam das Argument zur Anwendung, dass wenn sich der König gegenüber mit ihm nicht verbundenen Personen großzügig zeige, die Erhebung seines Sohnes umso angemessener sei. 169 Eine solche differenzierte Argumentation wurde zwanzig Jahre später nicht mehr für nötig erachtet, als John und seine jüngeren Brüder Lionel und Edmund zu Herzögen bzw. zum Earl erhoben wurden. Die angeführten Kriterien große Stärke und tadelloses Verhalten, vornehme Herkunft und Verdienste ihrer Sitten unterschieden sich in der Substanz nicht von der Begründung anderer Erhebungen. Die Abstammung vom König wurde lediglich durch die Bezeichnung filius angezeigt. 170 Bei weiter entfernten Verwandten musste diese Bindung in der Erhebungsurkunde praktisch gar keine Rolle spielen, so wie bei William von Bohun, bei dem 1337 lediglich der Begriff consanguineus verwandtschaftliche Bande erkennen ließ, die Begründung ansonsten aber gleichlautend war wie bei Robert von Ufford und William von Clinton, zwei Männern von nicht einmal baronialer Herkunft. 171 Bei Henry von Lancaster hingegen, ebenfalls ein consanguineus, wurde die verwandtschaftliche Bindung stärker betont. Anlässlich seiner Erhebung zum Earl von Derby 1337 wurde die Nähe seiner Verwandt-

167 PROME, Vol.7, 9, 11, 19. 168 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 35–38 (Cornwall), 43f. (Wales), 50–52 (Aquitanien). Richards Erhebung zum Prinzen von Wales folgte dem väterlichen Muster, ebd.56–58. 169 Ebd.42f., 47f. (Erhebungsurkunde von 1351). 170 Ebd.53f. 171 Ebd.28–32.

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schaft (propinqua consanguinitatis linea) zu Eduard hervorgehoben. 172 Bei seiner Promotion zum Herzog 1351 wurde in der Arenga das Motiv bemüht, dass unter allen auszuzeichnenden Männern insbesondere die Verwandten zu bedenken seien. 173 Unter Richard II. war die Verwandtschaft nach der Stärkung des Königreichs und vor den Diensten für den König der zweite im Parlament vorgebrachte Grund für die Erhebungen von 1397. Wieder wurde darauf hingewiesen, dass der König verpflichtet sei, seine Verwandten vor allen anderen zu ehren und zu Würden sowie hohem Rang zu befördern. 174 Wenn die bei diesem Anlass erhobenen Herzöge daraufhin begannen, Richards neues, um das imaginäre Wappen Eduards des Bekenners erweiterte Wappen zu führen, dann dürfte diese Markierung von Gruppenzugehörigkeit auch ein Ausdruck ihrer im Einzelfall doch sehr dünnen verwandtschaftlichen Bindung gewesen sein. 175 Unter Richard erhielt der Begriff der propinquitas in den Erhebungsurkunden eine stärkere Prominenz als unter seinem Großvater. Übernahm die 1377 für den königlichen Onkel Thomas von Woodstock ausgestellte Erhebungsurkunde zum Earl von Buckingham noch die bereits 1337 für Henry von Lancaster verwendete Formulierung der propinqua consanguinitatis linea 176, so wurde das Substantiv propinquitas zum ersten Mal 1387 bei der Erhebung von Richards Halbbruder John von Holland zum Earl von Huntingdon bei den in der Person liegenden Gründen aufgeführt. 177 Drei Jahre später kam es bei der Erhebung von Richards Cousin Eduard, Sohn Herzog Edmunds von York, zum Earl von Rutland erneut zum Einsatz. 178 Ein konsequenter Gebrauch für die nähere Verwandtschaft lässt sich jedoch nicht nachweisen. Bei der Erhebung seines Onkels John von Ghent 1390 zum Her172 Ebd.31. 173 Ebd.47. 174 PROME, Vol.7, 358. 175 Zur Annahme der Wappen durch die neuen Herzöge siehe Maude V. Clarke, Fourteenth Century Studies. Oxford 1937, 275f. Thomas von Mowbray, neuer Herzog von Norfolk, und Richard II. hatten mit Eduard I. einen gemeinsamen Ururgroßvater. Nach Ralph Griffiths, The Crown and the Royal Family in Later Medieval England, in: ders./James Sherborne (Eds.), Kings and Nobles in the Later Middle Ages. A Tribute to Charles Ross. Gloucester 1986, 15–26, hier 19, führten auch der 1397 erhobene Marquis von Somerset, John von Beaufort, und sein Bruder Henry von Beaufort, Bischof von Winchester, Söhne Johns von Ghent mit Katherine Swynford, ein solches Wappen. Laut ihren Siegeln war dies aber nicht der Fall; Walter de Gray Birch, Catalogue of Seals in the Department of the Manuscripts in the British Museum. 6 Vols. London 1887–1900, Vol.2, 482. 176 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 62. 177 Ebd.82f. 178 Ebd.85f.

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zog von Aquitanien fand der Begriff keine Verwendung, genauso wenig wie bei der Promotion von Johns Sohn Henry zum Herzog von Hereford 1397. 179 Dafür wurde die consanguinitas der bei gleicher Gelegenheit zur Herzogin von Norfolk erhobenen Margarethe, einer Cousine Eduards III., als propinqua bewertet. 180 Propinquitas mag deshalb für die Bemühungen der Kanzlei stehen, die verwandtschaftliche Nähe des oder der zu Erhebenden zu Richard zu betonen, erreichte aber nicht die Qualität eines stringent eingesetzten Distinktionsmerkmals einer engeren königlichen Familie. So wichtig die edle Herkunft für eine Erhebung in den Rang eines Earls auch angesehen wurde, sie war dafür keine notwendige Voraussetzung. 1385 promovierte Richard II. Michael de La Pole zum Earl von Suffolk. Michael konnte auf keine lange Reihe adliger Ahnen verweisen. Sein Vater William de Pole, ein Kaufmann und Financier der Krone, war von Eduard III. 1340 zum Ritter geschlagen worden. 181 Michael selbst erhielt 1353 die ritterliche Würde, stieg dann zum Bannerherren auf, wurde regelmäßig zu den Parlamentssitzungen geladen und war seit 1383 Richards Kanzler. 182 Seine Erhebungsurkunde kam fast ohne jeden Hinweis auf Adel aus. Er klang in der Arenga nur einmal im Adjektiv nobilis an. Ansonsten dominierten andere Signalwörter diesen Teil der Urkunde: redlich (discretus) und tüchtig (strenuus), tugendhaft (virtuosus) und im Rat hervorragend (consilio praepollens). Die Narratio führte dann de La Poles Dienste für das Königreich auf, der an dieser Stelle oftmals angeführte Verweis auf die edle Herkunft unterblieb geflissentlich. 183 Die Blüte des Tugenddiskurses wurde unter Richard freilich in den herzoglichen Erhebungsurkunden von 1390 und 1397 erreicht. 184 Wir haben bereits gesehen, wie in den Arengen dieser Urkunden die Tugendhaftigkeit und Stärke der zu Erhebenden in den Mittelpunkt gestellt wurden und wie ihre Promotionen keinen Gunsterweis des Königs, sondern die angemessene Belohnung ihrer Dienste darstellten. Selbst in der Narratio

179 Ebd.87f. (John), 118 (Henry). 180 Ebd.119. 181 Zusammenfassend mit Literaturhinweisen W. B. Fryde, Pole, Sir William de la (d. 1366), in: ODNB, URL: https://doi-org.ubproxy.ub.uni-heidelberg.de/10.1093/ref:odnb/22460 (letzter Aufruf: 13.1.2018).

182 Zusammenfassend mit Literaturhinweisen Anthony Tuck, Pole, Michael de la, first earl of Suffolk (c. 1330–1389), in: ODNB, URL: https://doi-org.ubproxy.ub.uni-heidelberg.de/10.1093/ref:odnb/22452 (letzter Aufruf: 13.1.2018). 183 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 69. 184 Ebd.87f., 118f.

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trat der Geburtsadel hinter den Tugendadel zurück. 1390 wird John von Ghent zwar zweimal als Onkel, 1397 Henry Bolingbroke als consanguineus Richards bezeichnet. Die in der Urkunde für Henry verwandte Formel innata nobilitatis affluencia macht wohl auch seine adlige Herkunft kenntlich (nobilitas bezieht sich möglicherweise auf beides, den Geburts- und den Tugendadel). 185 Aber in der weiteren Auflistung der Eigenschaften wurde die vornehme Herkunft Johns oder Henrys nicht eigens erwähnt, sondern auf die tugendhaften Taten und die vorzüglichen Verdienste der Tugenden hingewiesen, mit welchen sie der Herr ausgezeichnet habe. 186 Mit diesen Worten betonten die Päpste in ihren Schreiben die Idoneität der Kandidaten für Bischofssitze. Für die königliche Kanzlei war dieses Vorbild offensichtlich gerade gut genug, um die charakterliche Eignung zukünftiger Herzöge zu unterstreichen. 187 Dieser Fokus auf die Tugenden entsprach ganz dem Ratschlag, den Aegidius Romanus in De regimine principum gab. Bei der Ausübung der Herrschaft gilt es zu beachten, so Aegidius, nur gute und tugendhafte Menschen (homines boni et virtuosi) zu erheben. 188 Wenn darüber hinaus in der Arenga der Urkunde für Henry Bolingbroke die königliche Voraussicht (providentia) und Gerechtigkeit (iusticia) als zentrale Grundlagen für Richards Entscheidung vorgestellt und damit zwei Kerntugenden guten herrschaftlichen Verhaltens benannt werden, dann zeigen sich hier geradezu Züge eines Fürstenspiegels en miniature. Die englische Kanzlei operierte nicht nur mit dem Vokabular und den Ideen, die auch Fürstenspiegel prägten, sondern lieferte so ihren eigenen kleinen Beitrag zu diesem in England so populären Genre. 189 Ganz

185 Sie fehlt in der Urkunde für John von Ghent. 186 Hier zitiert nach der Erhebungsurkunde Henrys, Reports from the Lords Committees, Vol.5, 118: „[…] actus suos virtuosos et preclara merita quibus se virtutum dominus significavit […].“ Für John von Ghent, PROME, Vol.7, 144. 187 Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die königliche Kanzlei direkt bei den entsprechenden päpstlichen Schreiben, die England im 14.Jahrhundert regelmäßig erreichten, bediente. Ein prominentes Beispiel unter vielen ist die durch Papst Johannes XXII. bestimmte Translation John Stratfords von Winchester nach Canterbury im November 1333; Concilia Magna Britanniae et Hiberniae. Ed. by David Wilkins. 4 Vols. London 1737, 568f. 188 Egidio Colonna (Aegidius Romanus), De regimine principum libri iii. Ed. Hieronymus Samaritanius, Rom 1607, Ndr. Aalen 1967, II pars, lib. III, c. 15, 491f. 189 Vgl. neben Aegidius Romanus nur die weite Verbreitung des Secretum Secretorum; Steven J. Williams, The Secret of Secrets. The Scholarly Career of a Pseudo-Aristotelian Text in the Late Middle Ages. Ann Arbor 2003, 183–343; Williams ist skeptisch bezüglich des Einflusses des Texts auf königliches Handeln: Steven J. Williams, Giving Advice and Taking It: The Reception by Rulers of the Pseudo-Aristotelian Secretum Secretorum as a speculum principis, in: Carla Casagrande/Chiara Crisciani/Silvana Vecchio (Eds.), Consilium. Teo-

DIE URKUNDEN

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unabhängig von der kaum befriedigend zu beantwortenden Frage, inwieweit einzelne Fürstenspiegel das Denken und Handeln von Königen beeinflussten 190, zeigen sich in dieser gemeinsamen Sprache ähnliche Denk- und Wertehorizonte der Autoren königlicher Arengen und der Verfasser von Fürstenspiegeln. Im Unterschied zu den Fürstenspiegeln ging es den Kanzlisten jedoch nicht um Ratschläge für Dritte, wie ein Herrscher sein Reich zu regieren hatte, sondern um die Darstellung des Herrschers selbst. So abstrakt die Gedankenführung der Arenga auch war, sie war weit mehr als nur das Resultat gelehrter Überlegungen: Sie war schriftlicher Ausdruck konkreten herrschaftlichen Selbstverständnisses. 191

rie e pratiche del consigliare nella cultura medievale. (Micrologus’ Library, Vol.10.) Florenz 2004, 139–180; Secretum Secretorum. Nine English Versions. Ed. by Mahmoud Manzalaoui. (Early English Text Society, Vol. 276.) Vol.1 (einzig erschienener Bd.). Oxford 1977; Four English Political Tracts of the Later Middle Ages. Ed. by Jean-Philippe Genet. (Camden Fourth Series, Vol.18.) London 1977, darin insbes. die Richard II. gewidmete und durch das Secretum Secretorum beeinflusste Abhandlung De quadripartita regis specie. Sie wurde 1391/92 wahrscheinlich von John Thorpe verfasst, Schatzmeister von Irland von 1393 bis 1394, ebd.22–39; Ulrike Graßnick, Ratgeber des Königs. Fürstenspiegel und Herrscherideal im spätmittelalterlichen England. Köln 2004, insbes. 288–328, 344–380; dies., ,O Prince, Desyre to be Honourable.‘ The Deposition of Richard II and Mirrors for Princes, in: J. S. Hamilton (Ed.), Fourteenth Century England IV. Woodbridge 2006, 159–174; Lynn Staley, Languages of Power in the Age of Richard II. University Park, PA, 2005, insbes. 118–124. Zu englischen Fürstenspiegeln, die in der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts verfasst wurden, siehe Political Thought, ed. by Nederman; vgl. auch Jean-Philippe Genet, La théorie politique en Angleterre au XIVe siècle: sa diffusion, son public, in: Miethke (Hrsg.), Das Publikum politischer Theorie, 269–291. 190 Diese Frage ist insbesondere hinsichtlich Aegidius Romanus’ diskutiert worden, dessen Einfluss auf die Politik Richards II. unterschiedlich eingeschätzt wird. Während Richard H. Jones, The Royal Policy of Richard II. Absolutism in the Late Middle Ages. Oxford 1968, 160–163, und Nigel Saul, The Kingship of Richard II, in: Anthony Goodman/James Gillespie (Eds.), Richard II. The Art of Kingship. Oxford 1999, 37– 57, hier 44f., dies für wahrscheinlich halten, äußern sich Williams, Giving Advice and Taking It, 152f., und Graßnick, Ratgeber des Königs, 291, sehr viel zurückhaltender. Die Präsenz des Werks sage noch nichts über seinen Einfluss aus. Graßnick weist außerdem zu Recht darauf hin, dass man sich bei der Frage, inwieweit Fürstenspiegel die Herrschaftsvorstellungen Richards und seiner Umgebung prägten, nicht nur auf Aegidius konzentrieren sollte. Vor diesem Hintergrund mag der hier verfolgte Ansatz ertragreicher sein, weniger nach kausalen Zusammenhängen, sondern mehr nach gemeinsamen oder zumindest ähnlichen Diskursen zu fragen. 191 Ähnlich auch Barret/Grévin, Regalis excellentia, 356, für Frankreich.

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Wilhelm, Fürst in zwei Reichen?

Als Richard II. 1399 seinen Thron verlor, war Wilhelm von Jülich bereits seit knapp vier Jahrzehnten tot. Er starb Ende Februar 1361 1, erlebte also nicht mehr, wie die Investitur und die Erhebungsurkunden begannen, den Rangunterschied zwischen Herzog und Earl klar zu markieren. In diesem letzten Kapitel geht es noch einmal um die zwei Jahrzehnte zwischen Wilhelms Erhebung und seinem Tod und die Frage, wie er mit seiner englischen Würde umging, wie er seine Rolle als Earl und Peer des englischen Königreichs ausfüllte und wie die Kanzleien auf beiden Seiten des Ärmelkanals mit seinen Titeln umgingen. In welchem Maße war Wilhelm Fürst in zwei Reichen? Wilhelms Urkunden, die für Empfänger im römisch-deutschen Reich bestimmt waren, und seine Siegel weisen einen in ihrer Eindeutigkeit bemerkenswerten Befund auf: Wilhelm führte den Titel eines Earls von Cambridge weder in seinen Urkunden noch auf seinen Siegeln. 2 Das war eine bewusste Entscheidung, nahm er doch im Anschluss an seine Erhebung zum Herzog an Weihnachten 1356 die Titel eines Grafen von Valkenburg und Herrn von Monschau in die Intitulatio auf. 3 Wilhelm sah keine Notwendigkeit darin, seinen Rang als englischer Earl im römischdeutschen Reich zu propagieren. Entsprechend wurde er von Ausstellern aus dem römisch-deutschen Reich auch nie als Earl von Cambridge adressiert. Die Anreden beschränkten sich auf seine Herrschaftstitel im Reich. 4 In Anbetracht der steten Bemühungen Wilhelms um Rangmehrung ist dieser Verzicht aussagekräftig für die Rangbildungsmechanismen im römisch-deutschen Reich. Der Grafentitel eines anderen Königreichs zählte im Wettbewerb der Fürsten nicht viel, und da mit dem Titel eines Earls von Cambridge im Unterschied zu denen eines Grafen von Valkenburg und

1 Meyer, Wilhelm, 122. 2 Lacomblet, Bd.3, passim; Wilhelm Ewald, Rheinische Siegel. VI. Siegel der Grafen und Herzöge von Jülich, Berg, Kleve, Herrn von Heinsberg. Bonn 1941, Ndr. Düsseldorf 1989, 9–11 und Tafel 4. 3 Lacomblet, Bd.3, Nr.567. 4 Ebd.passim.

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Herrn von Monschau keine Rechte im römisch-deutschen Reich verbunden waren, konnte auf seine Führung gefahrlos verzichtet werden, er wurde geradezu belanglos. Eine Einordnung des Titels eines Earls in das Rang- und Ordnungsgefüge des römisch-deutschen Reichs erübrigte sich damit. In England war die Ausgangslage anders. Wilhelms Rechte gründeten im Titel eines Earls von Cambridge und in den Schreiben, die seine englischen Angelegenheiten betrafen, machte er davon, wenn auch nicht immer, Gebrauch. Wenn er beide Titel führte, kam die Würde des Markgrafen vor derjenigen des Earls zu stehen. 5 Ein eigenes Siegel für England besaß er nicht. 6 In Schreiben der englischen Verwaltung variierte die Titulatur. Neben der Verwendung beider Titel findet sich allein der Hinweis auf die markgräfliche Würde. 7 Wenn beide Titel angeführt wurden, setzte die englische Verwaltung den markgräflichen Titel ebenfalls vor den gräflichen. Bei der Wertung der beiden Titel war ihre unterschiedliche Bezeichnung hilfreich. Zwar war zu diesem Zeitpunkt der markgräfliche Titel in die englische Nomenklatur des Hochadels noch nicht eingeführt worden, doch wiesen die Formelsammlungen den Weg. Die in England verbreitete Practica dictaminis des Laurentius von Aquileja beispielsweise setzte den markgräflichen Titel vor den gräflichen. 8 Indem sich die englischen Kanzlisten an dieser supraregnalen Hierarchie der Titel orientierten, nah-

5 Z.B. Foedera, Vol.3, 265, 268 (1353), frühere Beispiele sind London, TNA, SC 8/207/10302 (1341, Petition); E 43/307/i–iii (1345, Bestätigung für erhaltene Zahlungen). In einer weiteren Petition aus dem Jahr 1341 tritt er lediglich als Markgraf von Jülich in Erscheinung, ebd. SC 8/118/5876. Aus der Zeit nach seiner Erhebung zum Herzog sind mir Schreiben Wilhelms an Eduard III. nicht bekannt. Erhalten hat sich das Memorandum eines Gesandten Wilhelms, in dem die ihm von Eduard zugesagten Zahlungen eingefordert wurden. In diesem Schriftstück wird Wilhelm ausschließlich als Herzog bezeichnet, ebd.C47/28/6, Nr.13. 6 Vgl. London, TNA, E 43/307/i–iii aus dem Jahr 1345, die alle das jülische Wappensiegel Wilhelms tragen; Ewald, Rheinische Siegel, Tafel 4, Nr.7. Am besten ist es erhalten an E 43/307/iii. 7 Siehe beispielsweise die Einträge in den Close Rolls, CCR 1341–1343, 6 (Markgraf), 7 (Markgraf und Earl), 13 (Markgraf), 18 (Markgraf und Earl) etc. Das gilt auch für andere Schriftstücke. So wird Wilhelm in einem 1346 an die Kurie geschickten Schreiben Eduards als Markgraf und Earl bezeichnet, in einer ein Jahr später gemeinsam mit Eduard ausgestellten Notifikation hingegen führt Wilhelm lediglich den markgräflichen Titel; Foedera, Vol.3, 92, 119. Dass mit dem markgräflichen Titel der Status eines Reichsfürsten einherging, war bekannt. So bezeichnete ihn die Kanzlei als prince in der Urkunde vom 19. August 1339, in der Wilhelm unter anderem zum Rat Eduards ernannt wurde; Das deutsch-englische Bündnis, hrsg. v. Bock, Nr. 549, unten Appendix Nr.4. Allerdings war dies ein Einzelfall. In der Regel wurde auf diese Anrede verzichtet. 8 Laurentius von Aquileja ist in den Quellen zwischen 1269 und 1304 nachweisbar: Analog zu Kaiser – Könige, Fürsten (principes) – und Herzögen gruppierte er Markgrafen und Grafen zu einem Paar. Wiederum analog zu den Positionen von Kaisern und Fürsten in ihren Gruppen setzte er dabei die Markgrafen vor die

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men sie eine relative Wertung der beiden Würden vor: Der Rang eines Markgrafen stand dem eines Earls (comes) voran. Wilhelms Erhebung zum Herzog wurde auch in England wahrgenommen, so erwähnte sie Thomas Gray in seiner Scalacronica. 9 Doch im englischen Kanzleigebrauch schlug sie sich kaum nieder. Noch im März 1361 ist von Wilhelm als Markgraf die Rede. 10 Als es 1366 zum Vergleich mit Wilhelms Sohn Wilhelm II. kam, wurde der Senior von der englischen Kanzlei nur in einem Schriftstück als ehemaliger Herzog bezeichnet, ansonsten immer als Markgraf. 11 Die Beibehaltung dieser eingeschliffenen Bezeichnung mag in diesem Fall nicht nur das Resultat gedankenloser Kanzleiroutine gewesen, sondern bewusst erfolgt sein: Sie half bei der Unterscheidung von Vater und Sohn. Nach seiner Erhebung zum Earl finden sich zunächst keine Anzeichen, dass Wilhelm in England anders behandelt werden würde als einheimische Earls. Anweisungen zur Auszahlung seiner Gelder wurden erteilt 12, und die englische Verwaltung ging davon aus, dass Wilhelm selbst oder ein Vertreter in der Burg von Cambridge präsent waren. Im Dezember 1341 stellte die Kanzlei ein Schreiben aus, in dem Wilhelm oder sein Stellvertreter in der Burg von Cambridge aufgefordert wurden, das Gefängnis in der Burg dem Sheriff von Cambridgeshire, Warin von Bassingbourn, zu übergeben, so wie es in der Erhebungsurkunde festgehalten worden war. 13 Wilhelm seinerseits war Zeit seines Lebens an den aus seiner gräflichen Würde resultierenden Geldern interessiert, und obgleich sein Sohn Wilhelm II. 1366 Rückstände in Höhe von 10000 Mark geltend machen konnte, standen die Verpflichtungen des Königs grundsätzlich nie zur Disposition. 14 Die in der Erhebungsurkunde versprochene Ab-

Grafen, zum Beispiel Cambridge, Corpus Christi College, MS CCC 450, fol. 58v; Oxford, Bodleian Library, MS Laud Misc. 402, fol. 9v; in der Version seiner Practica in Oxford, Bodleian Library, MS Lyell 13, fol. 259v, finden sich folgende Gruppierungen: Kaiser – Könige und Herzöge – Markgrafen – Grafen. 9 Sir Thomas Gray, Scalacronica, 1272–1263. Ed. and Transl. by Andy King. (Surtees Society, Vol.209.) Woodbridge 2005, 118f. 10 Foedera, Vol.3, 605. 11 Ebd.792–794. 12 Siehe unten Anm.14. 13 CCR 1341–1343, 325. In den Regesten der ChCR, 1327–1341, 471, findet sich ein vom 8. Mai 1340, dem Tag nach Wilhelms Erhebung, datierendes Mandat Eduards an den Sheriff von Cambridgeshire, Wilhelm die Burg von Ipswich auszuhändigen. Dabei handelt es sich wohl um ein Versehen für die Burg von Cambridge. Ipswich lag in einer anderen Grafschaft, und die dortige Burg bestand zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr. 14 Vgl. die folgenden Einträge in den Close und Patent Rolls, die sich auf die Einkünfte beziehen, die Wilhelm in der Erhebungsurkunde zugesichert wurden: CCR 1341–1343, 407, 606; CCR 1343–1346, 47, 437,

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lösung der Zahlungen durch Ländereien erfolgte jedoch niemals. In anderen Bereichen aber unterschieden sich Wilhelms Behandlung und sein Verhalten deutlich von anderen Earls. Er wurde weder von der englischen Kanzlei zu den Parlamentssitzungen eingeladen 15, noch ist er in den Jahren nach seiner Erhebung in den Parliament Rolls nachweisbar. 16 Er selbst scheint das nie moniert zu haben. Auch in den königlichen Urkunden sucht man ihn als Zeugen vergeblich. 17 Der prive et tresespecial souverain secretaire war kein Mann für die Angelegenheiten der innenpolitischen englischen Herrschaftsroutine. Stattdessen kam die enge Beziehung zwischen ihm und dem König weiterhin auf den auch bisher von Wilhelm bestellten Feldern zum Tragen: Krieg und Diplomatie. Diese Aktivitäten werden im Folgenden knapp geschildert, weil sie zum einen Wilhelms Einstellung gegenüber seiner englischen Würde besser verstehen lassen und zum anderen den Kontext für seine nicht nachlassenden Bemühungen bilden, im Ranggefüge des römisch-deutschen Reichs aufzusteigen. Am Jahresende 1345 stellte Eduard dem Markgrafen und anderen Vollmachten aus, das 1341 seitens Ludwigs IV. aufgekündigte Beistandsabkommen zu erneuern. Kurz darauf reisten Gesandte Eduards zu Wilhelm und hielten sich dort für einige Zeit zu Gesprächen in dieser Angelegenheit auf. Sie dürften auch die Zukunft des holländisch-hennegauschen Erbes zum Gegenstand gehabt haben, das nach dem kinderlosen Tod des Grafen Wilhelm IV. von Holland 1345 zur Disposition stand und auf das beide über ihre Ehefrauen Teilansprüche stellen konnten. 18 Im Laufe des Jahres stand Wilhelm seinem Schwager und Herrn auch auf dem Schlachtfeld bei. Er war zumindest zeitweise an der ab September 1346 durchgeführten Belagerung von Calais beteiligt und wurde dort zu einem der Unterhändler Eduards ernannt. Im 1347 ausgehandelten Waffenstillstand wurde Wilhelm dementsprechend auf der Seite

518, 615; CCR 1346–1349, 8, 23, 118, 195, 197, 331, 336, 452; CCR, 1349–1354, 415, 450, 534, 569; CCR 1354– 1360, 2–3, 7, 12, 60, 350, 379; CPR 1348–1350, 185; CPR 1364–1367, 251, und unten S. 93–95. Der Betrag von 10000 Mark bezog sich nicht nur auf die Rückstände aus der Grafschaft. Er umfasste auch die Verpflichtungen, die Eduard eingegangen war, um Wilhelm für den Verlust der mütterlichen Besitzungen in Frankreich zu entschädigen. 15 Reports from the Lords Committees, Vol.4, 529–625. 16

Vgl. PROME, Vol.4 und 5.

17

Das basiert auf einer Auswertung der in den Charter Rolls verzeichneten Urkunden Eduards III., Lon-

don, TNA, C 53/127 – C 53/145. 18

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Trautz, Könige, 325.

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Eduards miteinbezogen. 19 Während der Belagerung wurde Wilhelm gemeinsam mit William de Bohun, Earl von Northampton, und Bartholomew Burghersh von Eduard darüber hinaus bevollmächtigt, Eheverhandlungen mit dem jungen Grafen von Flandern zu führen. Ihm sollte Eduards Tochter Isabella angetraut werden. Das Vorhaben scheiterte letztlich ebenso wie der ebenfalls im Frühjahr 1347 lancierte Plan Eduards, Herzog Rainald II. von Geldern, der nach dem Tod seines gleichnamigen Vaters 1343 in die herzogliche Würde nachgefolgt war, mit Elisabeth, der Tochter Wilhelms, zu verheiraten. 20 Wie vertrauensvoll das Verhältnis zwischen Eduard und dem Markgrafen war, zeigte sich kurz darauf nach dem Tod Ludwigs IV. Bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger fiel der Blick der Wittelsbacher auf Eduard. Es ist gut möglich, dass Wilhelm ihn ins Spiel gebracht hatte. Zumindest waren zwei seiner Boten Mitglieder der Gesandtschaft, die im November/Dezember 1347 das Anliegen der Königswahl mit Eduard diskutierten. 21 Es spricht für die Schlüsselstellung Wilhelms, dass Karl IV. sofort auf den Markgrafen zuging, um seine seit seiner 1346 gegen Ludwig erfolgten Wahl bestehenden Ansprüche auf den römischdeutschen Thron durchzusetzen. Karls Werben um den Jülicher war erfolgreich, und ein Nebeneffekt des Seitenwechsels Wilhelms war die Akzeptanz des markgräflichen Titels durch den Papst. Bis dahin hatte sich die päpstliche Kanzlei konsequent geweigert, den durch den exkommunizierten und als König nicht anerkannten Ludwig verliehenen markgräflichen Titel zu verwenden. 22 Wilhelm ließ sich den Wechsel zu Karl reichlich entlohnen. Im Januar 1348 sagte ihm der Luxemburger ein Viertel des holländisch-hennegauschen Erbes sowie zahlreiche bedeutende Pfandschaften am Niederrhein zu. 23 Zugleich bevollmächtigte ihn Karl, ein Bündnis mit Eduard zu schließen. 24 Über den konkreten Verlauf der Verhandlungen ist nichts bekannt, doch verzichtete Eduard im Frühjahr auf die ihm

19 Klucke, Außenbeziehungen, 308f., und Trautz, Könige, 336, mit den Einzelnachweisen. 20 Zu diesen beiden Projekten siehe Trautz, Könige, 337f. 21 Zu den Ereignissen siehe Wilhelm Janssen, Karl IV. und die Lande an Niederrhein und Untermaas, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 114, 1978, 203–241, hier 209; Trautz, Könige, 345f.; zu den Jülicher Boten siehe den Auszug aus den Issue Rolls, ebd.431. 22 Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande aus dem Vatikanischen Archiv. Hrsg. v. Heinrich Sauerland. 7 Bde. (Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde, Bd.23.) Bonn 1902– 1913, Bd.3, Nr.715, 745; Klucke, Außenbeziehungen, 283 Anm.1089. 23 MGH Const. 8, Nr.490–492. Die Ansprüche auf das holländisch-hennegausche Erbe konnte Wilhelm vor Ort aber nie durchsetzen; Meyer, Wilhelm, 103. 24 Trautz, Könige, 348 und Anm.23 (Transkription der entsprechenden Urkunde).

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zuvor angetragene Krone. 25 Wilhelms Seitenwechsel scheint dabei von Eduard weniger als Affront, sondern eher als politisch vernünftiger Zug wahrgenommen worden zu sein. Dafür spricht auch die Ehe zwischen Eduards Cousin, John, Earl von Kent, und Wilhelms Tochter Elisabeth, für die der Papst am 3. April 1348 die Brautleute vom Hindernis der zu nahen Verwandtschaft dispensierte. 26 Gegen den Willen Eduards, des Vormunds Johns, wäre diese Ehe weder angebahnt noch vollzogen worden. 27 Die Argumente für Eduards Thronverzicht lagen auf der Hand. Auf den sehr problembehafteten Umstand, neben den Auseinandersetzungen um die französische Krone eine weitere außenpolitische Front mit ungewissem Ausgang aufzumachen, musste Eduard kaum hingewiesen werden. Falls Eduard an der Entschlossenheit Karls, seine Ansprüche mit allen Mitteln durchzusetzen, Zweifel gehegt hatte, so lehrte ihn Wilhelms Entscheidung das Gegenteil. Unter einem König Karl bedeutete ein gestärkter Markgraf aber auch eine gestärkte englische Position in den Niederen Landen. Darüber hinaus mochte in den Gesprächen das Szenario entworfen worden sein, dass Eduard, analog zu Wilhelm, von Karl ein Viertel am holländischhennegauschen Erbe bekommen könnte und damit seine Stellung am Niederrhein weiter ausbauen würde. 28 Allerdings war davon keine Rede, als im Sommer 1348 das Bündnis zwischen Eduard und Karl ratifiziert wurde. 29 Eduards Verzicht auf den römisch-deutschen Thron bedeutete, dass es nicht zu der für einen Moment möglichen Spiegelung der Situation Wilhelms auf königlicher Ebene kam. Ein deutsch-englisches Doppelkönigtum, das einer Verflechtung der beiden Reiche auch auf fürstlicher Ebene noch einmal ganz andere Perspektiven eröffnet hätte, wurde nicht realisiert. So aber bestanden die hergebrachten Konstellationen fort. Wilhelm blieb weiterhin Fürst zweier Könige und agierte als Vermittler zwischen ihnen. Am 1. Februar 1349 war es dann Eduard, der ihn bevollmächtigte, mit Karl Verhandlungen über eine Eheschließung zwischen dem Luxemburger und Eduards

25

Ebd.348–351.

26

Urkunden und Regesten, hrsg. v. Sauerland, Bd.3, Nr.715. Als Grund der Eheschließung wurde die Bei-

legung des Streits zwischen Wilhelm und Rainald II. von Geldern angegeben, der mit Earl John verwandt war. Insofern ist die Ehe auch im Kontext des kurz zuvor gescheiterten Vorhabens Eduards zu sehen, Rainald II. mit Elisabeth zu verheiraten. 27

Es spielt deshalb keine Rolle, ob die Ehe im Rahmen der Verhandlungen zur Kandidatur Eduards im

Spätjahr 1347 oder kurz darauf im Kontext der Gespräche um den Verzicht auf die Krone vereinbart wurde.

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28

Trautz, Könige, 351–353; Ormrod, Edward III, 325.

29

MGH Const. 8, Nr.613; Trautz, Könige, 352f.

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Tochter Isabella zu führen. 30 Zehn Tage später ließ Karl seinerseits dem Markgrafen in Köln ein wichtiges Privileg ausstellen. Mit dem Hinweis auf Wilhelms Verdienste um die Beziehungen zu Eduard ernannte er ihn zu seinem besonderen Freund und sunderlichen heymelichen und innewendigem Rat und verlieh ihm das Recht, die gleichen Kleider wie er selbst zu tragen. Er wolle in Zukunft keine grozze merkliche sache angehen oder umsetzen, es sei denn mit Wilhelms Rat. 31 Die Ähnlichkeit dieser Bestimmungen mit der zehn Jahre zuvor erfolgten Ernennung Wilhelms zum Rat Eduards ist frappierend, und man kann zumindest darüber spekulieren, ob die englischen Erfahrungen Wilhelms Einfluss auf die Formulierungen der noch jungen königlichen Kanzlei Karls nahmen. 32 In derselben Urkunde versprach Karl dem Markgrafen schließlich die Übertragung eines heimfallenden Fürstentums, wobei der König Österreich, die Steiermark, Kärnten, Bayern, Meißen, Brandenburg, Sachsen und Tirol ausnahm. 33 Dieses Versprechen erfüllte sich nicht, doch erhob Karl den Markgrafen an Weihnachten 1356 zum Herzog von Jülich. Wilhelms stete und letztlich von Erfolg gekrönte Bemühungen um Rangmehrung zeigen sich in diesen Akten nochmals in aller Deutlichkeit. Die Vermittlung der von Eduard angestrebten Ehe bewerkstelligte er freilich nicht. Karl war die Aussöhnung mit seinen wittelsbachischen Rivalen wichtiger als die Stärkung des Bündnisses mit England. Im März 1349 ehelichte er Anna, Tochter Pfalzgraf Rudolfs II. 34 Eduards Heiratspläne waren wohl das letzte Projekt, mit dem Wilhelm beauftragt wurde, um englische Angelegenheiten beim römisch-deutschen König zu vertreten. Jedenfalls sind weitere bedeutende Missionen nicht überliefert. Die obigen Ausführungen haben deutlich gemacht, dass die Erhebung zum Earl weder Wilhelms Rolle in England noch sein Selbstverständnis maßgeblich veränderte. Seine Würden auf beiden Seiten des Ärmelkanals bestimmten seine soziale

30 Foedera, Vol.3, 181; Trautz, Könige, 354. 31 MGH Const. 9, Nr.164. 32 Frühere Parallelfälle aus Karls Kanzlei sind mir nicht bekannt. Mein Dank gilt an dieser Stelle der Arbeitsstelle der MGH an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die mir eine Sichtung ihrer Sammlung der Urkunden Karls ermöglichte. 33 MGH Const. 9, Nr.164. Das Scheitern Wilhelms, seine Ansprüche auf das holländisch-hennegausche Erbe durchzusetzen, mag im Hintergrund eine Rolle für dieses Versprechen gespielt haben; vgl. Meyer, Wilhelm, 103. 34 Archivum Coronae Regni Bohemiae. Ed. Vaclav Hruby. 2 Vols. Prag 1928–1935, Vol.2, Nr.100; Dieter Veldtrup, Zwischen Eherecht und Familienpolitik. Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten Karls IV. (Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit, Bd.2.) Warendorf 1988, 299–317.

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Identität nicht zu gleichen Teilen. Er war vor allem Reichsfürst und Markgraf, später Herzog, dann Earl, und zwar nicht nur, weil dies der hierarchischen Titelfolge entsprach, sondern auch, weil Wilhelm in England nur eingeschränkt Präsenz zeigte. Er versuchte dort weder zumindest gelegentlich an den Parlamentssitzungen teilzunehmen noch sich herrschaftlich so zu etablieren, wie er es im römisch-deutschen Reich war bzw. tat. Zu seiner prachtvollen Residenz baute er bezeichnenderweise die Burg Nideggen (Landkreis Düren) aus, nicht die Burg in Cambridge. 35 In Nideggen ließ er einen Palas errichten, der mit seinen Dimension von etwa 61 Meter Länge und 16 Meter Breite zu den größten Bauten dieser Art am Niederrhein gehörte. Das Ritterturnier, das anlässlich der Feierlichkeiten seiner Erhebung zum Herzog von Jülich abgehalten wurde, fand angeblich im Saal der Burg selbst statt. Die Verlegung des Kollegiatstifts von Stommeln nach Nideggen komplettierte die fürstliche Residenz. Am Flüsschen Rur kündete Wilhelm von seinem Rang und seinen Ambitionen, zu den bedeutendsten Magnaten seiner Zeit zu zählen, nicht an der Cam. Wir wissen nicht, ob Wilhelm jemals vorgehabt hatte, sich in England gleichermaßen wie im Reich herrschaftlich zu etablieren, aber wenn er und Eduard dies von vorneherein kategorisch ausgeschlossen oder für nicht erstrebenswert gehalten hätten, dann hätte es auch ein Soldvertrag wie im Fall von Rainald I. von Geldern getan, um die Beziehung zwischen König und Markgraf zu regeln. Sie entschieden sich stattdessen für einen Weg, der Wilhelm explizit die Möglichkeit eröffnete, ein Earl zu werden, der sich lediglich dadurch von den anderen unterschied, dass er auch noch Reichsfürst war. Möglicherweise überforderte eine paritätische Ausführung der Rollen als Reichsfürst und Earl die Möglichkeiten eines Einzelnen in dieser Zeit, aber es gab auch spezifische Gründe, die eine stärkere Verankerung Wilhelms in England nach 1340 erschwerten. Ein Faktor dürften die sich verändernden politischen Großwetterlagen gewesen 35

Zur Burg Nideggen siehe die Überblicke von Anja Kircher-Kannemann, Nideggen, in: Werner Paravici-

ni/Jan Hirschbiegel/Jörg Wettlaufer (Hrsg.), Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch. 2 Bde. (Residenzenforschung, Bd.15/1.) Ostfildern 2003, Bd.2, 420f.; Guido von Büren, Nideggen, Kaster und Hambach. Burgenbau und Hofhaltung der Herzöge von Jülich im 14. und 15.Jahrhundert, in: Burgenbau im späten Mittelalter II. (Forschungen zu Burgen und Schlössern, Bd. 12.) München 2009, 43–54, hier 46f.; eine Beschreibung der Befunde bietet Paul Hartmann/Edmund Renard, Die Kunstdenkmäler des Kreises Düren. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd.9/1.) Düsseldorf 1910, 238–253. Eine umfassende bauhistorische Analyse der Ruine Nideggen steht noch aus. Der aktuelle Forschungsstand lässt keine verlässlichen Aussagen zu, ob beim Bau Anregungen aus England verarbeitet wurden. Mein Dank gilt Maximilian Wemhöner, Luanda, für seine Hinweise zu dieser Frage.

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sein. So belastbar das Verhältnis der Schwäger Eduard und Wilhelm auch war, so hing Wilhelms Bedeutung in England doch stets von der Intensität der englischdeutschen Beziehungen ab. Die 1341 erfolgte Aufkündigung des von ihm maßgeblich vermittelten deutsch-englischen Bündnisses durch Ludwig IV. legte die Beziehungen zwischen beiden Reichen für fünf Jahre auf Eis. Die Wiederaufnahme engerer Kontakte in den späten 1340er Jahren war nur von begrenzter Dauer. Nachdem Karl sich 1349 mit den Wittelsbachern ausgesöhnt hatte, gab es für ihn keinen Grund mehr, eine intensive Partnerschaft mit England zu pflegen, zumal er kein Interesse an einer Auseinandersetzung mit Frankreich hatte. 36 Wären die deutsch-englischen Beziehungen nach 1340 dauerhaft eng geblieben, wäre es Eduard möglicherweise leichter gefallen, Wilhelm in England mit den versprochenen Ländereien auszustatten. Aber auch das bleibt Spekulation, war es für den König doch grundsätzlich bedeutend einfacher, Geld anzuweisen als Güter umzuverteilen. 37 Jedenfalls blieb Wilhelm in England herrschaftlich nur gering verankert, und so gab es für ihn kaum Gründe, außerhalb von diplomatischen Missionen nach England zu kommen, sich in den tagespolitischen Geschäften des Königs zu engagieren oder im Parlament Präsenz zu zeigen. Die herrschaftliche Situation Wilhelms erweist sich damit als zweiter bedeutender Faktor, warum Wilhelm in England nicht mit der gleichen Intensität präsent war wie im römisch-deutschen Reich. In diesem Zusammenhang gilt es aber den Blick nicht nur nach England zu richten, sondern vor allem auf seine Lage am Niederrhein. Wilhelm herrschte in seinem Fürstentum Jülich nämlich alles andere als konfliktfrei. Unzufrieden mit seiner Politik, begaben sich seine Söhne Gerhard und Wilhelm 1348 in offene Opposition zum Vater. Schien Wilhelm dieses Konflikts zunächst mit Hilfe seines Bruders, des Erzbischofs Walram von Köln, Herr zu werden, eskalierte die Situation nach dem Tod Walrams im August 1349. 38 Im Spätjahr 1349 setzten Gerhard und Wilhelm ihren Vater in Kaiserswerth gefangen. Die weite Welt Markgraf Wilhelms war mit einem Schlag sehr eng geworden. Erst 1351 kam er auf massiven Druck benachbarter Fürsten, die sich ihre Hilfe mit territorialen Zugeständnissen vergüten ließen, aus der Haft frei und söhnte sich mit Ger-

36 Vgl. dazu auch Trautz, Könige, 352f. 37 Bothwell, Edward III and the English Peerage, passim. 38 Zu diesem Konflikt ausführlich Meyer, Wilhelm, 103–109; zu Walrams Rolle siehe Heyden, Walram, 113.

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hard und Wilhelm aus. 39 Wilhelm hatte in dieser Zeit wahrlich andere Sorgen als den Aufbau einer englischen Herrschaft. Selbst wenn er es gewollt hätte, wäre er dazu nicht in der Lage gewesen. Als dann 1352 Wilhelms Schwiegersohn Earl John von Kent kinderlos verstarb und seine Frau Elisabeth ins Kloster von Waverley eintrat, fand auch diese deutsch-englische Verbindung ein Ende. 40 Darüber hinaus suchten die Jülicher in diesen Jahren wieder verstärkt ihre Interessen in Frankreich zu wahren. Dort besaßen sie über Wilhelms Mutter Isabella Ansprüche auf Vierzon und Lury (-sur-Arnon) (beide dép. Cher), die mit Ausbruch des französisch-englischen Konflikts von der französischen Krone konfisziert worden waren. Bereits 1337 hatte Wilhelm deshalb von König Eduard das Versprechen erhalten, für den Verlust von Vierzon und Lury mit 1400 Pfund jährlich entschädigt zu werden. 41 Unmittelbar nach der Aussöhnung mit seinen Söhnen 1351 wandte sich Wilhelm bezüglich Vierzon an Papst Clemens VI. Was der Papst ihm mündlich antworten ließ, fand in den Quellen leider keinen Niederschlag. 42 Vierzon und Lury verblieben jedenfalls in französischer Hand. Daran änderte sich auch nichts, als Wilhelms ältester Sohn Gerhard am 4. Juli 1353 Lehnsmann von König Johann von Frankreich wurde. Gegen eine jährliche Rente von 2000 Pfund Tournois versprach er Johann seine Hilfe gegen den englischen König und jedermann mit Ausnahme des römisch-deutschen Königs. 43 Mit Wilhelm auf der englischen und Gerhard auf der französischen Seite verfolgten die Jülicher im englisch-französischen Konflikt nun die klassische Strategie des verteilten Risikos und hielten sich so Optionen offen. Diese Entwicklungen auf beiden Seiten des Ärmelkanals dürften dazu beigetra39

Meyer, Wilhelm, 108f.

40

The Complete Peerage of England, Scotland, Ireland, Great Britain, and the United Kingdom, Extant,

Extinct, or Dormant. Ed. by George E. Cokayne et al. 13 Vols. London 1910–1959, Vol.7, 148–150. Wilhelm sollte dennoch Nachfahren in England haben: 1360 verließ Elisabeth Waverly und heiratete den flämischen Ritter Eustachius von Aubrécicourt, der in Folge der Eheschließung von Eduard und Philippa aus dem Hennegau nach England gekommen war und sich im Feld für Eduard Ehre und Sold verdiente. Ihr gemeinsamer, wahrscheinlich nach Elisabeths Vater benannter Sohn Wilhelm wurde in Bridport, Dorset, begraben. Insofern blieb der Name des Jülichers in England über seinen Tod hinaus nicht gänzlich ohne Widerhall. 41

Treaty Rolls Preserved in the Public Record Office. Vol.2: 1337–1339. Ed. by John Ferguson. London

1972, 7f. = Foedera, Vol.2, 973, und unten Anhang Nr.I. 42

Urkunden und Regesten, hrsg. v. Sauerland, Bd.3, Nr.971.

43

Richard Knipping, Niederrheinische Archivalien in der Nationalbibliothek und dem Nationalarchiv zu

Paris. (Mitteilungen der Preußischen Archivverwaltung, Bd.8.) Leipzig 1904, 74. Zu den weiteren Bemühungen um Vierzon und Lury siehe unten S. 108.

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gen haben, dass Wilhelm und König Eduard im Herbst 1353 in England übereinkamen, das über die vergangenen Jahre entstandene Geflecht gegenseitiger Verpflichtungen zu bereinigen und zumindest in finanzieller Hinsicht auf eine neue Basis zu stellen. Am 20. Oktober erklärten sie sich gegenseitig, dass der eine dem anderen nichts mehr schuldig sei. Folgende Zusagen Eduards sollten aber weiterhin Gültigkeit besitzen: Erstens, die Versprechen aus Wilhelms Erhebungsurkunde. Da Wilhelm seine jährlichen Einkünfte in Höhe von 1000 Pfund für die kommenden zwei Jahre bereits an Dritte verschrieben und für das dritte Jahr schon von Eduard erhalten hatte, wurde festgehalten, dass er sie erst wieder nach Ablauf dieser drei Jahre würde beziehen können. Diese Frist galt auch für die aus der Grafschaft zu beziehenden jährlichen 20 Pfund. 44 Zweitens, Eduards Zusage von 1337, Wilhelm für den Verlust der französischen Besitzungen Vierzon und Lury mit 1400 Pfund jährlich zu entschädigen. Drittens, die Vereinbarung, dass Wilhelm eine Vergütung von acht Pfund täg44 Die Hintergründe dieser Fristen sind nicht eindeutig zu klären. Am 26. Oktober teilte Eduard dem Exchequer mit, dass gemäß dem Vertrag vom 20. Oktober keine Forderungen mehr gegenüber Wilhelm bestünden: London, TNA, E 159/130, brevia directa, Mich. 28 Edw III, rot. 17d. Die vom Exchequer auf 9662li 10s. taxierten Schulden Wilhelms, ebd.E 372/199, rot. 3d m. 2d, scheinen aber nicht einfach erlassen worden zu sein, sondern wurden wohl stattdessen mit seinen Einkünften aus der Grafschaft verrechnet. Jedenfalls entspricht diese Summe grosso modo den sehr wahrscheinlich im Zuge der Verhandlungen angestellten Berechnungen des Exchequers, nach denen Wilhelm, gezählt ab Ostern 1349, bereits für neuneinviertel Jahre im Voraus seine Jahresgelder in Höhe von 1000 Pfund erhalten habe; CCR, 1354–1360, 7, 60. Am 26. September 1348 hatte Wilhelm diese Gelder an Henry von Bruseleye/Brisele (Brüssel?), Kaufmann des Königs, auf die Dauer von acht Jahren mit Wirkung von Ostern 1349 zur Tilgung seiner Schulden verschrieben; CPR, 1348–1350, 185. Im September 1353 trat Eduard anstelle von Wilhelm in die Abmachung ein. Der König sagte Henry zu, den noch nicht abgegoltenen Betrag der von Wilhelm insgesamt geschuldeten Summe in Höhe von 4633li. 6s 8d zu begleichen. Henry würde dem König dafür bis zum Ablauf der acht Jahre die darüber hinausgehenden Einkünfte in Höhe von 3366li 13s. 4d. überlassen; CCR 1354–1360, 2f. (freigemachter Eintrag vom 12. März 1354 mit dem Verweis auf seine Eintragung unter dem 12. September des 27. Jahres, also 1353). Aus dem Eintrag in den Issue Rolls vom 27. Oktober 1354, London, TNA, E 403/375 m. 8, geht hervor, dass Henry bislang 2712li. 14s. erhalten hatte. Bei der dort ausgewiesenen Endsumme von 5287li. 5s. 1d. (korrekt: 5287li. 6s.) handelt es sich um die Differenz von den bereits ausgezahlten Geldern zur Gesamtsumme von 8000 Pfund, mithin um die Einkünfte, die noch zu erwarten waren. Die Annahme von Trautz, Könige, 402 Anm.396, dass es sich dabei um Auszahlungen an Wilhelm handelte, trifft folglich nicht zu. – Diese Vorgänge sind mit der im Vertrag von 1353 erwähnten Kombination von der Verschreibung der Einkünfte durch Wilhelm und der Vorabauszahlung eines Jahresgeldes durch Eduard kompatibel. Allerdings stimmen die in dem Vertrag gesetzten Fristen (zwei bzw. drei Jahre) nicht mit den Laufzeiten der Verschreibung von acht Jahren bzw. den vom Exchequer gesetzten neuneinviertel Jahren überein. Die Verschreibung lief erst zu Ostern 1357 aus, nicht im Oktober 1355, wie im Vertrag bestimmt. Die Exchequer-Frist endete im Sommer 1358, nicht im Oktober 1356. Sollte, was ich für wahrscheinlich halte, die achtjährige Verschreibung bzw. neuneinviertel Jahre dennoch den Hintergrund für die Vertrags-

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lich erhalten würde, wenn er in Diensten Eduards auf Reisen war. 45 Der Vertrag zwischen Eduard und Wilhelm, der alle verbleibenden Verpflichtungen Eduards in einem Dokument zusammenführte, sah also durchaus die Möglichkeit vor, dass der Markgraf und Earl weiterhin für den König aktiv sein würde. Doch dazu scheint es nicht mehr gekommen zu sein. Wilhelms Zeit als einer der wichtigsten Diplomaten Eduards war zu Ende gegangen. Seine Ansprüche aber vernachlässigte er keineswegs. Gemäß den Vereinbarungen des Vertrags vom Oktober 1353 wurde dem Sheriff von Cambridge am 18. April 1357 der Befehl erteilt, Wilhelm oder seinem Bevollmächtigten William Muschet die ihm aus den Grafschaftseinkünften zustehenden 10 Pfund für die abgelaufene Osterperiode auszuzahlen. 46 Entsprechende Anweisungen bezüglich der 1000 Pfund ergingen aber nicht. In diesem Fall waren für den Exchequer nicht der Vertrag, sondern Memoranda maßgeblich, die wohl im Zuge der Verhandlungen im Herbst 1353 vom Exchequer erstellt wurden, nach denen Wilhelm die Einkünfte von 1000 Pfund bereits für neuneinviertel Jahre, zu rechnen ab Ostern 1349, im Voraus erhalten habe. 47 Danach hatte Wilhelm erst im Sommer 1358 wieder Anspruch auf seine Jahresgelder. Tatsächlich ist die nächste Zahlung erst für den 8. Juni 1358 nachweisbar, als der Ritter Reinhard von Schönau für Wilhelm 200 Pfund entgegennahm. 48 Am 22. August desselben Jahres verstarb Königin Isabella, Mutter Eduards III. Gemäß

gestaltung von 1353 gebildet haben, dann war Eduard dem Markgrafen bei der Verrechnung seiner Schulden etwas entgegengekommen. 45

Foedera, Vol.3, 265, und unten S. 107–109 sowie Anhang Nr. III. Unter Bezugnahme auf den am

20. Oktober geschlossenen Vertrag stellte Wilhelm eine separate Notifikation aus, in der die Konditionen der Auszahlung der 1000 Pfund nochmal ausgeführt wurden. Der Eintrag dieser Notifikation in den Treaty Rolls ist heute nur noch teilweise lesbar, London, TNA, C 76/31, m. 1 Nr.2. Eine Abschrift des Vertrags vom 20. Oktober findet sich ebenfalls in den Treaty Rolls, ebd.C 76/31, m. 2 Nr.6. Am Ende dieses Eintrags findet sich der Hinweis, dass der Vertrag am 25. Oktober „im Gästezimmer des Bischofs von Worcester, wo der Markgraf beherbergt wurde“, in Gegenwart von David von Wollore, Kustos der Rollen der königlichen Kanzlei, John von Codyngton, Kleriker der Kanzlei, und William von Tiryngton, öffentlicher Notar, notariell beglaubigt wurde. Die Beglaubigung ist London, TNA, E 30/69. Sie ist zum Teil abgedruckt in Foedera, Vol.3, 266. Am 30. Oktober erklärte Wilhelm, dass er gemäß der am 20. Oktober getroffenen Übereinkunft dem König oder dem Schatzmeister den Offenen Brief (lettre patente) bis zum 24. Juni des nächsten Jahres zurücksenden werde, in dem ihm die Zahlung von acht Pfund Gage pro Tag zugesichert worden war; Foedera, Vol.3, 268. 46

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CCR, 1354–1360, 350.

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Ebd.7, 60.

48

CPR, 1364–1367, 251; Trautz, Könige, 402 Anm.396.

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der Erhebungsurkunde von 1340 stand Wilhelm nun die Stadt Cambridge zu, die Isabella auf Lebenszeit besessen hatte und die nach ihrem Tod an Wilhelm übertragen werden sollte. Da dies und weitere Zahlungen ausblieben, entsandte Wilhelm einen Boten nach England, um die Gelder für sein Earldom und die verlorenen französischen Besitzungen sowie die Übertragung der Stadt Cambridge anzumahnen. 49 Cambridge erhielt er nicht, doch zeigt eine Anweisung Eduards vom 3. März 1361 über 50 Mark zur anteiligen Begleichung der Schulden bei Wilhelm, dass seine Ansprüche grundsätzlich anerkannt blieben. 50 Zum Zeitpunkt der Anweisung war Wilhelm bereits tot. Als Eduard die Nachricht erreichte, ignorierte er die 1340 zugesicherte Erblichkeit der gräflichen Würde und erhob statt Wilhelm II. von Jülich seinen jüngsten Sohn Edmund von Langley zum Earl von Cambridge. 51 Aus Eduards Sicht gab es keinen Anlass, das speziell für Wilhelm I. entwickelte Modell fortzuführen. Die Verflechtung der Geschichten des Fürstentums Jülich und des Earldoms Cambridge blieb so auf eine kurze Episode beschränkt. Langfristig kam es zu einer Marginalisierung Wilhelms I. in der englischen Geschichtsschreibung. Den eingehenden deutschsprachigen Studien stehen keine englischen Äquivalente gegenüber. Bezeichnenderweise ist ihm im New Oxford Dictionary of National Biography kein Eintrag gewidmet. In der um das Jahr 2000 durchgeführten Rückschau auf nationale Größen wog Wilhelms mangelnde herrschaftliche Verankerung und Partizipation am politischen Alltag offensichtlich schwerer als seine zentrale Rolle in der Gestaltung der englischen Bündnispolitik im zweiten Viertel des 14.Jahrhunderts. Gerade aber weil er kein typischer Earl war, zählt er zu den bemerkenswerten Vertretern dieses Rangs.

49 London, TNA, C 47/28/6, Nr.13. Laut Katalogeintrag der National Archives ist dieses undatierte Memorandum eines Gesandten Herzog Wilhelms II. von Jülich dem Jahr 1366 zuzuweisen. Der Text verweist aber unzweideutig auf Wilhelm I. und muss auf die Zeit nach Isabellas Tod datiert werden; vgl. auch Trautz, Könige, 402 Anm.396 mit der Datierung auf 1357/59. 50 Foedera, Vol.3, 605, und siehe unten S. 107f. 51 Reports from the Lords Committees, Vol.5, 54.

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Schluss

Die vorangehende Studie hat deutlich gemacht, dass für Untersuchungen zu politisch-sozialen Ordnungen im spätmittelalterlichen Europa eine klare Distinktion oder gar relative Wertung der Ansätze Vergleichende Geschichte, Transfergeschichte und Verflechtungsgeschichte wenig hilfreich ist. Die direkten und indirekten Verbindungen und Interdependenzen der verschiedenen Ordnungen waren so zahlreich, dass bei ihrer vergleichenden Betrachtung die Frage nach möglichen Verflechtungen und Transfers keine Option, sondern ein Muss darstellt. Gemeinsame Grundzüge der politischen Ordnung in England und im römischdeutschen Reich zeigen sich in den ähnlichen Mustern der Investitur in den Rang eines Reichs- bzw. Kurfürsten, Earls oder Herzogs. In beiden Reichen war dies ein Akt, den der König in der Regel auf den großen Versammlungen (Hoftag, Parlament) vollzog. Die Zustimmung der sich auf diesen Treffen konstituierenden politischen Öffentlichkeit zu der Veränderung der politisch-sozialen Ordnung war eine wichtige Voraussetzung für deren Wirksamkeit. Gleich waren zunächst auch die Anlässe, bei denen es zur Investitur kam: Neuerhebung und Lehnsmutung. Doch Ende des 13. Jahrhunderts änderte sich diese Praxis in England. Bei Lehnsmutung wurde fortan auf die Investitur verzichtet. Diese unterschiedliche Entwicklung ist wahrscheinlich mit differierenden Graden herrschaftlicher Gewalt über die Magnaten zu erklären. Dem Bestreben der Earls, ihren Rang als unabhängig von Königs Gnaden erscheinen zu lassen, konnte der König nachgeben, weil seine grundsätzliche Hoheit über die Vergabe der Würde anerkannt und sein herrschaftlicher Zugriff im Fall des Missverhaltens gegeben war. Es ist keinesfalls ein Zufall, dass nicht lange nach dem Verschwinden der Investitur bei der Lehnsmutung die sorgfältig inszenierten Devestituren von Earls greifbar werden. Niemand sollte vergessen, wer der Herr der Earls war. Im römisch-deutschen Reich hingegen sorgten die politischen Rahmenbedingungen für ein Klima, welches das Investiturritual für den König unverzichtbar und für die Fürsten in der Regel annehmbar werden ließ. Gerade weil der herrschaftliche Zugriff des Königs auf die meisten Fürsten nur in geringem Maße gegeben war, ge-

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rade weil die Degradierung eines Heinrichs des Löwen die absolute Ausnahme blieb, musste der Herrscher auf der Investitur bestehen. Sie ermögliche die Inszenierung der politisch-sozialen Ordnung des Reichs mit dem König an der Spitze und stiftete Kohärenz. Aus Sicht der Fürsten war die Investitur eine zusätzliche Quelle der Legitimität, ein Akt, mit dem sie sich, solange sie sich nicht im Konfliktfall mit dem König befanden, nichts vergaben – ein Akt der Routine, wenn man so will. Dem Investiturritual gemein war in beiden Reichen eine zentrale Geste: das Knien des zu Erhebenden vor dem thronenden König. Das hierarchische Verhältnis zwischen Investierendem und Investiertem wurde so für alle deutlich gemacht und damit auch das Verhältnis zwischen dem Herrscher und der Gruppe, zu der der neue Reichsfürst, Earl oder Herzog von nun an zählte. Dieses neben der Unterordnung zweite wichtige Signal der Erhebung, die Aufnahme in eine neue, ranghöhere Gruppe, fand vor allem in den Zeichen der Investitur ihren Ausdruck. Sowohl in England als auch im Reich waren diese Zeichen nicht individualisiert, sondern standen für den neuen Rang. Dabei unterschieden sich die Entwicklungen. Während im Reich der Herrscher Fahne und Zepter auch dann noch für alle Fürsten gebrauchte, als sich die Kurfürsten längst als neue Spitzengruppe etabliert hatten, nutzte der englische König unterschiedliche Zeichen, um zwischen Earls und Herzögen zu unterschieden. Allerdings war dies nicht von Beginn an der Fall, so galt die Schwertgürtung als das Zeichen für die Earls auch noch 1337 und 1351 für Herzöge. Erst 1362 kam es zu einer Veränderung des Zeicheninventars. Hut und Goldreif unterschieden nun eine herzogliche Investitur von derjenigen des Earls. Unter Richard II. wurde diese Ausdifferenzierung sowohl auf der Ebene der Titel als auch der Investitur weiter verfeinert. Mit dem Marquis wurde 1385 eine neue Rangstufe zwischen Earl und Herzog eingezogen. Das Zeichensystem der Investitur wurde entsprechend angepasst. Die Investitur mit Goldreif wurde zum distinktiven Merkmal des Marquis gegenüber dem Earl, auf herzoglicher Ebene kam der allerdings für die männlichen Inhaber dieser Würde reservierte goldene Stab hinzu. Mit leichter Verzögerung wurde auch auf sprachlicher Ebene eine Differenzierung zwischen den Herzögen und den übrigen Rängen vollzogen. War in den Erhebungsurkunden von 1362 der Unterschied zwischen den Herzögen und dem Earl noch kaum wahrnehmbar, wurde er 1397 deutlich markiert. Die herzoglichen Urkunden enthielten eine umfangreiche Arenga. Diese fehlte hingegen in den gleichzeitig ausgestellten Erhebungsurkunden in die Ränge eines Marquis oder Earls. Die Rangdifferenz war nun nicht nur sicht-, sondern auch hör- und quantifizierbar. Im römisch-deutschen Reich hingegen erfolgte die Visualisierung

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der Rangdifferenz zwischen Kur- und Reichsfürsten über die Topographie der Investitur. In der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts etablierte sich als Setting für die Investitur eine Bühne, auf der der König und die ihn umgebenden Kurfürsten Platz nahmen und auf die der zu Erhebende hinaufzusteigen hatte. Trotz der gleichen Insignien war allen Beteiligten klar, wer die neue fürstliche Elite im Reich darstellte. Auf der textlichen Ebene der Erhebung macht der Vergleich ebenfalls bedeutsame Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich. Die in Europa zirkulierenden Brief- und Formelsammlungen, von Cassiodor bis Petrus de Vinea, ebenso wie die über die Universitäten und Fürstenspiegel weit verbreitete Rhetorik der Herrschertugenden, der rechten Herrschaft und der Natur des Adels, aber auch die Schreiben der päpstlichen Kanzlei stellten den königlichen Kanzleien einen europäischen, oder neutraler formuliert, interregnalen Pool an Formulierungen für Erhebungsurkunden zur Verfügung. Sie machten davon Gebrauch, aber jede auf ihre spezifische Art und Weise. Die Kanzleien teilten das Bestreben, den König als Spitze der Ordnung zu inszenieren, dem es zukam, diese Ordnung im Bedarfsfall zu ändern bzw. zu ergänzen. Dabei ging es nicht um die willkürliche Änderung dieser Ordnung oder gar ihre Infragestellung, sondern im Gegenteil um ihre Stabilisierung und Stärkung. Je mehr Fürsten dem König untertan waren, so sinngemäß der dies- und jenseits des Ärmelkanals herangezogene Spruch Salomos 14,28, desto besser war es für den Herrscher und sein Reich. Dieser Logik der Stärkung der existierenden Ordnung entsprach die Darstellung der zu Erhebenden als würdig und als qualifiziert für ihre neue Position. Der König tat nichts anderes, als ihrem quasi-fürstlichen Verhalten Rechnung zu tragen und damit die rechte Ordnung herzustellen, indem sie den Rang erhielten, der ihnen zustand. Auf diese Weise gelang den Kanzleien der durch die Erhebung herausgeforderte Spagat zwischen der herrschaftlichen Autorität des Königs auf der einen und der Stabilität und Kontinuität verlangenden, da gottgegebenen politisch-sozialen Ordnung auf der anderen Seite. Die Bilder, die die Kanzleien für diese Ordnung und die Rolle der Fürsten darin verwendeten, waren zum Teil dieselben. Die Briefsammlung des Petrus de Vinea, insbesondere sein Entwurf für die Erhebung Österreichs zum Königreich, wurde sowohl von den Kanzleien im römisch-deutschen Reich als auch in England benutzt. Dennoch entwickelten sich distinkte Traditionen in beiden Reichen. Das Sonnengleichnis des Petrus fand in England nur in den prinzlichen Erhebungsurkunden Verwendung. Für die übrigen Erhebungen wurden andere Metaphern entwickelt, darunter die inhaltlich verwandten Sternen- und Kronengleichnisse. Sonnen-, Ster-

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nen- und Kronenmetapher standen für eine durch König und Fürsten repräsentierte politisch-soziale Ordnung des Gemeinwesens. Fürsten wurden aber nicht nur in Form von Lichtspendern gedacht, sondern auch und vor allem als Stützen des Königreichs. Damit konnten allerdings unterschiedliche Bilder und Konzeptionen politisch-sozialer Ordnung verbunden werden: zum einen die Vorstellung des Reichs als Haus, das vom König als Dach und den Fürsten als Säulen gebildet wurde; zum anderen die Idee des Gemeinwesens als Körper, in dem der König das Haupt und die Fürsten bedeutende, aber nicht die einzigen Glieder waren. Beide Entwürfe sind sich in der Betonung des hierarchischen Verhältnisses zwischen König und Fürsten und der stützenden Funktion der Fürsten ähnlich, doch differieren sie in ihrer Konzeption der Gesellschaft. Ähnlich wie die Lichtmetapher wies die Architekturmetapher König und Fürsten die alleinige Verantwortung für das Wohl der Gemeinschaft zu. Im Vergleich dazu war das Körperbild das integrativere Modell. Alle gesellschaftlichen Gruppen, nicht nur König und fürstliche Elite, tragen das Gemeinwesen und damit das Königreich. Im römisch-deutschen Reich operierte die königliche Kanzlei mit beiden Metaphern und sah keinen Widerspruch darin, sie gemeinsam in ein und derselben Urkunde zu verwenden. Es gab offensichtlich kein monoschematisches Denken über die Ordnung des römisch-deutschen Reichs. Gleichwohl gewann die Architekturmetapher eine gewisse Prominenz. Stärker als die Licht- oder Körpermetapher diente sie den Verfassern der Goldenen Bulle Karls IV., dem zentralen Dokument zur Festlegung der politisch-sozialen Ordnung des Reichs, zur Charakterisierung der Rolle von König und Kurfürsten. In England hingegen war die Lage eindeutiger. Dort bildete die Idee des Gemeinwesens als Körper den Kontext für das Bild der Stützen. Die Earls und Herzöge stützten als Rumpf bzw. Gliedmaßen diesen Körper, dessen Kopf der König bildete. Das Körpermodell entsprach durchaus der englischen Verfassungswirklichkeit. Das Parlament, dessen zwei Kammern sich zu Beginn des 14.Jahrhunderts ausprägten, die Herzöge, Earls, Barone, Bischöfe und Äbte auf der einen Seite und die Ritter der Grafschaften sowie die Vertreter der Städte auf der anderen, bildete in seiner Kombination von persönlicher Repräsentation (Magnaten) und delegierter Repräsentation (Ritter und Bürger) tatsächlich einen sehr großen Teil der gesellschaftlichen Kräfte Englands ab. 1 Der letztlich gescheiterte Versuch Richards II., den Herzö1 Maddicott, Origins; Michel Hébert, Parlementer. Assemblées représentatives et échange politique en Europe occidentale à la fin du Moyen Age. (Romanité et modernité du droit.) Paris 2014, 159–198.

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gen eine besondere Rolle in dieser Ordnung zuzuschreiben, in ihnen die Schultern zu sehen, die mit dem König die Last des Regierens trugen, drängte weder das klassische Körperbild in den Hintergrund, noch zeitigte dies institutionelle Folgen. Die Herzöge erhielten keine spezifische Rolle im englischen Ordnungsgefüge. 2 Sie bildeten zwar eine eigene Rangstufe, aber anders als die Kurfürsten keine eigene, kooperativ organisierte Gruppe mit spezieller Verantwortung für das Reich. Diese lag stattdessen beim Parlament, das in der Auseinandersetzung mit dem König politische und gesellschaftliche Dynamiken entfaltete, die den Hoftagen des Reichs zu dieser Zeit abgingen. Diese versammelten offiziell lediglich König und Hochadel und waren nicht als Ort kontroverser politischer Auseinandersetzungen konzipiert. 3 Insofern entsprach dem im Vergleich zum Modell des Hauses dynamischeren Bild des Körpers auch eine dynamischere politisch-soziale Ordnung. Anders formuliert: In England war das Parlament der Motor für die politischen Entscheidungen des Königreichs im 14.Jahrhundert. Im Reich war der Hoftag die bewahrende Klammer des Ordnungsgefüges. Die Gemeinsamkeiten der Urkundensprache beschränkten sich nicht nur auf Übernahmen aus der Briefsammlung des Petrus de Vinea. Die Erhebungsurkunden Wilhelms von Jülich zum Markgrafen respektive Earl sind jeweils der erste Fall für die Aufnahme von Qualifikationsmerkmalen in die Arenga und die damit erfolgende Abstrahierung dieser Gründe. Die Verbindung von Geburts- und Tugendadel kennzeichnet beide Urkunden. Es ist durchaus möglich, dass es sich in diesem konkreten Fall um einen direkten Transfer vom römisch-deutschen Reich nach England handelte. Grundsätzlich aber bedienten sich beide Kanzleien von dritter Seite: der Ideen und der Sprache des gelehrten Adelsdiskurses und der Tugendlehre, wie sie auch in den Fürstenspiegeln der Zeit zur Geltung kamen. Sei es durch die Kenntnisnahme entsprechender Schriften an Universitäten oder sei es durch Affinität zu den gelehrten Kreisen: Die Kanzleien wussten, mit welchen Worten die Tugenden des guten Herrschers und die Qualitäten des Adels zu beschreiben waren. Gerade deshalb ist es schwierig, mit letzter Gewissheit zu sagen, inwieweit die Urkunde Lud2 Ähnlich Charles de Miramon, Aux origines de la noblesse et des princes du sang. France et Angleterre au XIVe siècle, in: Maaike van der Lugt/Charles de Miramon (Eds.), L’hérédité entre Moyen Âge et Époque mo-

derne. Perspectives historiques. (Micrologus’ Library, Vol.27.) Florenz 2008, 157–210, hier 186f. 3 Zur Entscheidungsfindung auf Hoftagen siehe Gerald Schwedler, Formen und Inhalte: Entscheidungsfindung und Konsensprinzip auf Hoftagen im späten Mittelalter, in: Peltzer/Schwedler/Töbelmann (Hrsg.), Politische Versammlungen, 151–179.

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wigs für Wilhelm bei der Abfassung seiner englischen Erhebungsurkunde eine Rolle spielte, denn die Betonung von Geburts- und Tugendadel entsprach gänzlich der noch jungen englischen Tradition. Gleichwohl gingen die königlichen Kanzleien im römisch-deutschen Reich und in England unterschiedliche Wege im Umgang mit diesen Ideen. Im römisch-deutschen Reich wirkte die Abstrahierung persönlicher Eigenschaften auf der Ebene der Arenga nur kurzfristig formbildend. Mit dem Ende der Regierungszeit Ludwigs IV. kaum diese Neuerung außer Gebrauch. Die Kanzlei Karls IV. orientierte sich bei den Arengen ihrer Erhebungsurkunden an den älteren staufischen Vorbildern. Weil das Wahlprinzip eine Diskontinuität des Herrscherhauses und damit auch des Kanzleipersonals mit sich bringen konnte, sorgte gerade die Verwendung althergebrachter Formulare im römisch-deutschen Reich für Kontinuität, Legitimität und folglich Stabilität. In England entwickelte die Kanzlei ihren eigenen Stil in den Arengen und Narrationen der Erhebungsurkunden. Anders als in den Kanzleien der römisch-deutschen Herrscher prägte die Sprache der Tugenden und der Adelsqualitäten den englischen Kanzleistil langfristig. Die Vorstellung der zwillingshaften Verbindung von Tugend- und Geburtsadel als Idealvoraussetzung für die Erhebung in den Rang des Earls wurde in eine eigene Formel gegossen, Begriffe wie providentia, sapientia oder magnanimitas für die zu Erhebenden gebraucht. Darüber hinaus bediente sich die Kanzlei Richards bei Formulierungen päpstlicher Schreiben. Die dortigen Ausführungen zur Idoneität des zu erhebenden Bischofs waren für die Kanzlisten äußerst geeignet, zumal man dadurch die Rolle des Königs als Prüfender und damit letztinstanzliche Autorität unterstreichen konnte. Die Arengen in Richards herzoglichen Erhebungsurkunden von 1390 und insbesondere von 1397 schließlich lesen sich wie kleine Fürstenspiegel, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass es sich hierbei nicht um den Rat Dritter handelte, sondern um herrscherliche Selbstdarstellung. Richard war ein guter König, so die Botschaft, ein Mann, der nicht willkürlich, sondern gerecht, umsichtig und mit Augenmaß herrschte, ein Herrscher, der es verstand, zu regieren. Diese Ausprägung eigener Kanzleistile in den beiden Reichen macht deutlich, dass die Existenz eines supraregnalen Reservoirs an Formulierungshilfen, oder um mit Grévin zu sprechen, die Existenz einer europäischen Rhetorik der Macht, der Tugenden, des Adels und der politisch-sozialen Ordnungen nicht zu einer Harmonisierung bzw. Vereinheitlichung der jeweiligen Kanzleisprachen führte. Sie konnten gemeinsame Elemente aufweisen, identisch waren sie aber keineswegs. Einen ähnlichen Befund ergibt die Analyse der Kriterien, die zur Begründung der

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Erhebung angeführt wurden. Adlige Abstammung war auf beiden Seiten des Ärmelkanals eine zentrale Voraussetzung. In beiden Fällen ist auch eine Art cursus honorum festzustellen. Im römisch-deutschen Reich wurde niemand Reichsfürst, der nicht aus einer gräflichen Familie stammte. In England wurde niemand Herzog, der nicht zuvor die Würde eines Earls innegehabt hatte. Beim Aufstieg in den Rang des Earls herrschte allerdings größere Flexibilität. Eine baroniale Herkunft war dafür keine Bedingung. So boten sich gerade für Männer im königlichen Dienst Möglichkeiten enormen sozialen Aufstiegs. Hinsichtlich ihrer familiären Abstammung waren Earls folglich eine heterogenere Gruppe als die Reichsfürsten. Die Rolle der Verwandtschaft mit dem König wurde in beiden Reichen unterschiedlich gehandhabt. In England war sie ein Rangfaktor, wurde doch explizit darauf hingewiesen, dass der König seine Verwandten bei den Gunsterweisen zu bevorzugen habe. Unter Richard fand die Verwandtschaft in Form des Begriffs der propinquitas Eingang in die Kriterien der Erhebung. Die Verwandtschaft mit dem König war eine besondere Qualität. Gleichwohl kann ein systematischer Gebrauch des Begriffs nicht festgestellt werden. Er wurde weder für einen bestimmten Verwandtschaftsgrad noch exklusiv für die Promotion in einen bestimmten Rang verwendet. Im römisch-deutschen Reich ist eine gegenläufige Tendenz festzustellen. Konnte Rudolf von Habsburg bei der Promotion seiner Söhne zu Reichsfürsten noch auf seine Familienbande verweisen, musste ein Dreivierteljahrhundert später Karl IV. explizit betonen, dass die Erhebung seines Halbbruders Wenzel zum Herzog von Luxemburg keinesfalls aufgrund von Verwandtschaft vollzogen wurde. Möglicherweise in ganz bewusster Absetzung zu den französischen und englischen Praktiken 4 und vielleicht auf Drängen der an der Erhebung beteiligten Fürsten wurde der Anschein vermieden, dass die königliche Verwandtschaft bei der Konstituierung der fürstlichen Elite im Reich eine Rolle spielte. Die Grenzen zwischen Wahl- und Erbmonarchie sollten nicht verwischt werden. Wie virulent der Wettbewerb zwischen Erb- und Wahlprinzip für die politisch-soziale Ordnung des Reichs war, wie stark die Mechanismen der Verwandtschaft nicht nur die Fürstung, sondern auch die Königsnachfolge beeinflussten, unterstrich im Jahr 1376 die Wahl von Karls Sohn Wenzel zum römisch-deutschen König. Sie zeigt nachdrücklich, dass sich in der Praxis Karl

4 Andrew Lewis, Royal Succession in Capetian France. Studies on Familial Order and the State. Cambridge, MA 1981, 178–192; de Miramon, Aux origines de la noblesse et des princes du sang, passim; insbes. zum 15.Jahrhundert Griffiths, The Crown and the Royal Family, passim.

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seine Agenda nicht von Vorstellungen diktieren ließ, die enge Verwandtschaft als ein Kriterium für besondere königliche Förderung negierten. Strukturelle Unterschiede zwischen den beiden Reichen werden auch im Bereich der herrschaftlichen Voraussetzungen für eine Erhebung deutlich. Im römischdeutschen Reich fand im 14.Jahrhundert der Bezug auf die Größe der Herrschaft des zu Erhebenden Eingang in den Kriterienkatalog. Eine Herrschaft, die fürstengleiche Ausmaße hatte – ohne dass diese freilich näher bestimmt wurden –, sollte von einem Fürsten beherrscht werden. Dem entsprach auch die im 14.Jahrhundert entstehende Rangstufe eines gefürsteten Grafen, die sich dadurch kennzeichnete, dass der Inhaber dieses Rangs fürstliche Privilegien genoss, seine Herrschaft aber auf dem Niveau einer Grafschaft blieb. Die zunehmende Bedeutung der Herrschaft spiegelte die sich spätestens seit dem 12.Jahrhundert vollziehenden Herrschaftsverdichtungsprozesse im Reich wider, die in der Regel zu einer deutlich erkennbaren regionalen Verankerung, Ballung und Konturierung von adliger Herrschaft führten. In England hingegen war eine umfangreiche Herrschaft keine Voraussetzung für die Erhebung in den Rang eines Earls. Wilhelms Fall steht beispielhaft für die andersartige Verknüpfung von Titel und Herrschaft. Die Vorstellung, dass sich aus dem geführten Titel konkrete herrschaftliche Rechte ableiteten, existierte auch in England. Ihr wurde aber vor allem auf der symbolischen Ebene Rechnung getragen. So erhielt Wilhelm, wie die anderen Earls auch, 20 Pfund jährlich aus den Einkünften des Sheriffs seines Earldoms. Gleichwohl aber war der Titel alleine nicht rangbestimmend. Es genügte nicht, den Titel eines Earls zu führen, um diesem Rang entsprechend agieren zu können. Es verlangte auch die Führung eines entsprechenden Lebensstils. Wer Earl sein wollte, musste auch auftreten können wie einer. Eduard III. und seine Berater betrachteten 1000 Mark bzw. 1000 Pfund als das Minimum, das ein Earl jährlich an Einkünften zur Verfügung haben sollte. Der Rang eines Earls erhielt damit einen Tarif, der sich unter Richard II. auch in den unterschiedlichen Summen niederschlagen sollte, die ein Earl, ein Marquis und ein Herzog aus ihren Grafschaften als symbolischen Betrag für den Dritten Pfennig erhielten. Dennoch wurde Rang keineswegs nur in einer ökonomischen Kategorie gedacht. Rang war nicht gänzlich monetarisiert, er war kein Rentenlehen mit Titel. Wilhelms Erhebungsurkunde stellt den Vorrang von Herrschaft über Bargeld eindeutig heraus. Erstens wurden Wilhelm explizit die Burg von Cambridge und nach dem Ableben der Mutter Eduards III., Isabella, auch die Stadt Cambridge zugesprochen, um seinem Titel eine konkrete herr-

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schaftliche Entsprechung zu verschaffen. Zweitens wurde zugesagt, die Geldzahlungen Eduards sobald wie möglich durch die Vergabe entsprechender Ländereien abzulösen. Das Versprechen Bargeld durch Land zu ersetzen war kein Einzelfall, sondern Standard. Dieser Wertigkeit zu entsprechen, war allerdings schon für Eduard III. eine Herausforderung, sein Nachfolger Richard II. scheiterte daran. Daraus lässt sich schließen, dass eine ausreichend umfangreiche Herrschaft in England zwar keine Voraussetzung für die Erhebung in den Rang eines Earls oder Herzogs war, sie aber in der Folge von erheblicher Bedeutung für seine Anerkennung und damit seine Wirkung war. Ein letzter Unterschied bei den Erhebungskriterien verweist auf die bedeutende Rolle des Krieges in der spätmittelalterlichen englischen Geschichte. Die Auseinandersetzungen mit Schottland und insbesondere mit Frankreich schufen ein Umfeld, in dem Erhebungen vorgenommen wurden, sei es, um die Zahl hochrangiger Heerführer zu erhöhen oder als Belohnung für geleistete und zukünftige Dienste. Im römisch-deutschen Reich hingegen wurden die Leistungen im Krieg kaum thematisiert. Wilhelm wurde 1336 zwar im Feld erhoben, eine Kausalität stellt die Urkunde aber nicht her. Lediglich bei der Vergabe von Ämtern und Ehren mit konkretem militärischem Bezug, so wie anlässlich der Vergabe des Marschallamts an Wilhelm, wurden kriegerische Leistungen als Motiv bzw. Erwartung explizit erwähnt. In Erhebungsurkunden jedoch findet sich der einzige Verweis auf Kampfhandlungen für den König bezeichnenderweise in dem Dokument für den Herzog von Lucca. Im Reich nördlich der Alpen beeinflussten kriegerische Unternehmungen die Gestaltung der Spitze der politisch-sozialen Ordnung weniger als in England, zumindest führten sie nicht zu einer Änderung der Kanzleiroutinen. In Wilhelms Fall allerdings ließ sich eine andere für die Kanzlisten zentrale Herausforderung nicht alleine mit Routine lösen: die Titelführung. Die Wiedergabe der Titel in ihrer korrekten hierarchischen Reihenfolge war eine zentrale Aufgabe der Schreiber. Innerhalb einer politisch-sozialen Ordnung war die Reihenfolge der Titel in der Regel unstrittig. Schwierig wurde es, wenn Titel verschiedener Ordnungskonfigurationen miteinander in Bezug gesetzt werden mussten. Wilhelms Fall zwang die Schreiber dazu, eine Wertigkeit zwischen den Würden des englischen und des römisch-deutschen Reichs herzustellen, eine Rangfolge zu schaffen und damit eine das eigene Königreich übergreifende Ordnung zu stiften. In den Lösungen der Kanzleien zeigt sich die formbildende Kraft der europaweit zirkulierenden Sammlungen der ars dictaminis. Der Markgraf kam vor dem Grafen. Im römisch-deutschen Reich

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war dies lange etabliert, in der Tat hatte die Ausbildung der reichsfürstlichen Rangstufe zu einer ganz deutlichen Separierung zwischen den markgräflichen Reichsfürsten und den Grafen geführt. 5 Da darüber hinaus mit dem englischen Titel im römisch-deutschen Reich keinerlei Rechte verbunden waren, ignorierten ihn die Kanzlisten im Reich schlicht. In England war die Situation eine andere. Für den Titel eines Markgrafen gab es noch keine Kanzleiroutine, doch die über die Reichsgrenzen hinweg weitgehend anerkannte Hierarchie der Titelbezeichnungen bot der englischen Kanzlei hierfür nicht nur eine Lösung, sie enthob sie gewissermaßen auch der schwierigen Aufgabe, eine Gewichtung der beiden Würden vornehmen zu müssen, die bei gleichlautenden Titeln nötig gewesen wäre. Auch wenn so der englische Titel dem des römisch-deutschen Reichs nachgeordnet werden musste, konnte dies gesichtswahrend geschehen. Es entsprach eben den allgemein üblichen Regeln. Vor dem Hintergrund der europäischen Titelhierarchie erklärt sich noch einmal nachdrücklich, warum Eduard III. und Richard II. sich darum bemühten, die Nomenklatur des englischen Hochadels, insbesondere ihrer Kinder aufzuwerten. Es gab keinen Grund, warum englische Magnaten von geringerem Rang sein sollten als ihre kontinentalen Gegenüber, insbesondere im Vergleich zu den französischen Großen. Für Wilhelms selbst besaß der englische Titel nicht den Stellenwert seiner reichsfürstlichen Würde. Der Titel des Earls von Cambridge wurde nur in eingeschränktem Maße Bestandteil seiner sozialen Identität und beeinflusste den Radius seines herrschaftlichen Aktionsraums kaum. Wilhelm blieb zuvorderst Reichsfürst. Dabei war die Anlage für eine stärkere Verflechtung seiner beiden Würden durchaus gegeben. Doch die politischen wie herrschaftlichen Entwicklungen sowie der biologische Zufall in Form des kinderlosen Tods seines Schwiegersohns, des Earls von Kent, waren einer dauerhaften Etablierung der Jülicher auf beiden Seiten des Ärmelkanals eher hinderlich als förderlich. So ging mit Wilhelms Tod 1361 nicht nur eine bemerkenswerte und, an zeitgenössischen Standards gemessen, sehr erfolgreiche Laufbahn zu Ende, sondern auch die Verbindung der Würden eines Reichsfürsten und eines Earls. Sein Nachfolger als Earl von Cambridge wurde nicht, wie erbrechtlich eigentlich festgelegt, sein Sohn, sondern der jüngste Sohn König Eduards – eine eindrückliche Demonstration der königlichen Autorität bei der Vergabe des Titels eines Earls.

5 Vgl. Peltzer, Rang der Pfalzgrafen, 263–266.

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Damit war das letzte Wort aber noch nicht gesprochen. Die Trennung verlief nicht sang- und klanglos. Wilhelms Nachfolger im Herzogtum Jülich, Wilhelm II., hatte das englische Erbe nicht vergessen. 1366 kam er nach England, um seine Ansprüche geltend zu machen. 6 Im Juni kam es in London schließlich zu einer Übereinkunft zwischen Eduard III. und dem Sohn seines einstigen Meisterdiplomaten. Die Verbindungen wurden nicht gänzlich gekappt, die Ansprüche nicht ignoriert. Wilhelm wurde Lehnsmann des Königs und erhielt dafür, wie ein Earl, 1000 Mark an jährlichen Einkünften auf Lebenszeit zugesichert. 7 Die ersten beiden Jahreszahlungen wurden teils bar, teils per Anweisungen zugesagt, die Wilhelm am 14. Juni quittierte. Im selben Schreiben bestätigte Wilhelm die Anweisung Eduards von weiteren 1000 Mark auf Londoner Zolleinkünfte. Sie dienten als anteilige Rückzahlung der auf 10000 Mark bezifferten Rückstände, die sich aus säumigen Zahlungen an Wilhelm I. für das Earldom und die französischen Besitzungen zusammensetzten. 8 Diese bereits am 9. Juni in den Issue Rolls verbuchte Anweisung 9 wurde bei der Ausarbeitung der finalen Vereinbarungen schon berücksichtigt, denn in den Schreiben Eduards und Wilhelms vom 13.6. bzw. 15.6. werden die Rückstände, deren Bezahlung Eduard zusicherte, mit 9000 Mark angegeben. 10 Ihre Erstattung sollte in Ratenzahlungen zu bestimmten Fristen erfolgen. 11 Darüber hinaus versprach der König

6 Vgl. Chronica Johannis de Reading et Anonymi Cantuariensis, 1346–1367. Ed. by James Tait. Manchester 1914, 170f. (John von Reading verwechselt Wilhelm mit Herzog Albrecht von Bayern, Regent von Holland, Seeland und Hennegau) und Kommentar auf S. 334f.; Trautz, Könige, 403 Anm.408. 7 Foedera, Vol.3, 792 (Eduards Schreiben vom 13. Juni), 793 (Wilhelms Schreiben vom 15. Juni); CCR, 1364–1368, 276; CPR, 1364–1367, 250; vgl. Foedera, Vol.3, 792: Erlaubnis Eduards für Wilhelm, seine Jahreseinkünfte in Höhe von 1000 Mark für das 42. Regierungsjahr nach seinem Willen an Dritte zu verkaufen oder zu verpfänden. 8 London, TNA, E 43/306/i: „Et auxi avons [Wilhelm] receu mille mars par autres tailles sur meismes custumes come en deduction, rebat et partie de payement de dys mille marcs, les queles nostre dit seigneur [Eduard] nous a acorde a paier pour cause des arrerages des somes des derniers et pour autres choses deveez a jadis nostre seigneur et pere le marchis de Julers, qi dieux assoille, par nostre seigneur le Roy dessusdit.“ Die Quittung Wilhelms vom 14. Juni wurde gemeinsam mit seiner am 15. Juni ausgestellten Erklärung, Eduards Lehnsmann geworden zu sein, dem Exchequer of Receipt übergeben, wo sie am 17. Juni archiviert wurden; The Antient Kalendars and Inventories of the Treasury of His Majesty’s Exchequer. Ed. by Francis Palgrave. 3 Vols. London 1836, Vol.1, 208f.; vgl. CCR, 1364–1358, 276. 9 Trautz, Könige, 403 Anm.404. 10 Foedera, Vol.3, 792–794; CCR, 1364–1368, 276; CPR, 1364–1367, 251. 11 Das geht hervor aus der Quittung, mit der Wilhelm am 1. Oktober 1368 den Erhalt von 2293li. 8s. 8d. bestätigte; Foedera, Vol.3, 848. Damit wurden nicht, wie Trautz, Könige, 403, annahm, sämtliche Schulden Eduards abgegolten, sondern lediglich seine bis dahin aufgelaufenen Verpflichtungen hinsichtlich der

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die Verpflichtung von 1400 Pfund jährlich für den Verlust der französischen Besitzungen Vierzon und Lury weiter zu bedienen. 12 Hinsichtlich der finanziellen Verpflichtungen wurde somit dem Vertrag von 1353 Rechnung getragen, wobei die Abänderung von 1000 Pfund auf 1000 Mark eine beträchtliche Verbesserung für die englische Kasse bedeutete. Auch veränderte die Begrenzung der Zahlung auf Lebenszeit die Bedingungen zugunsten Eduards. Die Erben Wilhelms II. würden keinerlei Ansprüche mehr stellen können. Um sicherzugehen, dass Wilhelm II. oder seine Nachfolger sich zukünftig nicht auf ältere Zusagen Eduards an Wilhelm I. berufen würden, wurde zudem vereinbart, dass Wilhelm alle entsprechenden Schreiben an Eduard aushändigen sollte. Dies geschah auch. Eduard erhielt insgesamt fünf Dokumente: erstens die 1337 gemachte Zusage, Wilhelm I. für den Verlust der französischen Besitzungen Vierzon und Lury zu entschädigen; zweitens die 1339 geleistete Versicherung, Wilhelm und Herzog Rainald von Geldern für alle Verluste zu entschädigen, die ihnen aus der Aufkündigung ihres Lehnverhältnisses gegenüber Philipp von Valois (Philipp VI.) entstehen würden; drittens die Ernennung Wilhelms zu Eduards Sekretär sowie das Versprechen,

9000 Mark und des Rentenlehens. Im Juli 1369 kam es zu weiteren Zahlungen an Wilhelm. Laut einem Eintrag in den Issue Rolls vom 25.Juli erhielt er rückwirkend zu Ostern 1369 500 Mark für sein Lehen sowie 500 Mark zur Tilgung der 9000 Mark Rückstände. Darüber hinaus bekam er 1000 Mark im Vorgriff auf die an Michaelmas 1369 für Lehen und Tilgung fälligen Zahlungen. Auch die Rekompensationszahlungen für seine verlorenen französischen Besitzungen wurden bedacht. Er erhielt von Eduard hierfür weitere 1000 Mark. Schließlich zahlte der englische König dem Herzog 1000 Pfund für die Bereitstellung von 300 bewaffneten Soldaten, die in Frankreich eingesetzt werden sollten; London, TNA, E 403/438, m. 33; Quittungen Wilhelms haben sich erhalten für die 1000 Mark Ausgleichszahlungen für die verlorenen französischen Besitzungen, ebd.E 43/306/ii, und für die 1000 Pfund für die Bereitstellung von Soldaten, ebd.E 30/1324/2 (kaum lesbar). Der sich erneut verschärfende Konflikt mit Frankreich bildete also den Kontext für die Zahlungen Eduards an Wilhelm. 12 Foedera, Vol.3, 792–794; CCR 1364–1368, 276; CPR 1364–1367, 251. Der 1360 zwischen England und Frankreich geschlossene Friedensvertrag von Brétigny sowie der Tod Wilhelms I. Ende Februar 1361 schufen günstige Voraussetzungen für Wilhelm II. bezüglich der Rückgewinnung der französischen Besitzungen. Bereits im März 1361 stellte König Johann von Frankreich eine Urkunde aus, die die Rückübertragung von Vierzon und Lury an Wilhelm beinhaltete; Lacomblet, Bd.3, Nr.610. Am 1. Juni 1367 erhielt Wilhelm von seinem Lehnsherrn Eduard die Erlaubnis, König Johann für diese Güter den Lehnseid zu leisten; Foedera, Vol.3, 848. Doch scheint es Wilhelm niemals gelungen zu sein, die Güter auch tatsächlich in seinen Besitz zu bringen. Wie in der vorigen Anmerkung ausgeführt, erhielt er von Eduard im Juli 1369 Ausgleichszahlungen für den Verlust der Ländereien. Zehn Jahre später verweist König Karl V. von Frankreich in einer Urkunde für Wilhelm darauf, dass die Güter seit dreißig Jahren eingezogen seien; Lacomblet, Bd. 3, Nr.839; vgl. Klucke, Außenbeziehungen, 324f. Anm.1234.

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die von Wilhelm in Eduards Namen eingegangenen Verbindlichkeiten zu begleichen; viertens die Erhebungsurkunde von 1340 und fünftens die 1353 geschlossene Übereinkunft zwischen Eduard und Wilhelm. 13 Die englische Kanzlei kassierte diese Stücke durch das Anbringen von quer über die Dokumente verlaufenden Einschnitten sowie das Entfernen der Siegel. Anschließend wurden sie nicht etwa weggeworfen, sondern zusammengenäht im Archiv der königlichen Kanzlei aufbewahrt. Die Verwahrung des ungültig Gemachten zur Bewahrung der gegenwärtigen Ordnung – auch das ist eine Aufgabe des Archivs. Uns Heutigen aber weist dieses faszinierende Dokumentenbündel in den National Archives nicht nur den Weg zu einer außergewöhnlichen Karriere des 14.Jahrhunderts, sondern auch zu einem besseren Verständnis der Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Gestaltung und Vorstellung fürstlichen Rangs in England und im römisch-deutschen Reich dieser Zeit.

13 Siehe Anhang.

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Anhang

Als Teil seiner Übereinkunft mit König Eduard III. vom 15. Juni 1366 überreichte Herzog Wilhelm II. von Jülich dem König fünf Urkunden, die Abmachungen zwischen Eduard und Wilhelms Vater, Wilhelm I., beinhalteten. Sie wurden in der englischen Kanzlei annulliert, an der linken Seite zusammengenäht und im Archiv der Kanzlei verwahrt, wo sie sich heute noch als Stücke 5–9 unter der Signatur C 47/30/ 8 befinden. Mit Ausnahme der Erhebungsurkunde Wilhelms wurde auf eine systematische Suche der kopialen Überlieferung der Stücke verzichtet.

I. A: London, TNA, C 47/30/8/5 B: London, TNA, C 76/11, m. 10 Die Gesandten König Eduards III., Henry Burghersh, Bischof von Lincoln, William von Montagu, Earl von Salisbury, und William Clinton, Earl von Huntingdon, sichern Markgraf Wilhelm von Jülich zu, dass Eduard ihn und seine Mutter bis zu einer Summe von 1400 Pfund für die Güter und Einkünfte, die sie in Frankreich halten, entschädigt, falls der König von Frankreich diese beschlagnahmen oder Wilhelm sie an ihn zurückgeben werde. Valenciennes, 1. Juni 1337 Druck von B: Treaty Rolls Preserved in the Public Record Office. Vol.2: 1337–1339. Ed. by John Ferguson. London 1972, 7f.; Foedera, Vol.2, 973.

HTTPS :// DOI . ORG / 9783110642988-007

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II. A: London, TNA, C 47/30/8/6 König Eduard III. verspricht, mit Zustimmung seines Rats, Herzog Rainald von Geldern und Markgraf Wilhelm von Jülich aufgrund ihrer Dienste für jegliche Verluste zu entschädigen, die ihnen durch die Aufkündigung ihrer Lehnsverhältnisse mit Philipp von Valois, „der sich König von Frankreich nennt“, entstehen. Bislang erfolgte Zahlungen sind damit zu verrechnen. Er sichert ihnen weiterhin zu, nicht ohne sie Frieden mit Philipp oder seinen Verbündeten zu schließen. Brüssel, 21. August 1339 Druck: Das deutsch-englische Bündnis, hrsg. v. Bock, Nr.551 (Verbesserungen und Kommentar bei Trautz, Könige, 288 Anm.259).

III. A: London, TNA, C 47/30/8/7 B1: London, TNA, E 30/69 (notarielle Bestätigung vom 25. Oktober 1353) B2: London, TNA, C 76/31, m. 2 Nr.6 (mit einem am Ende angefügten Hinweis auf die am 25. Oktober 1353 angefertigte notarielle Bestätigung) 1 Markgraf Wilhelm und König Eduard III. versichern sich gegenseitig, dass der eine dem anderen nichts mehr schuldig sei. Ausgenommen davon sind die Einkünfte und Besitzungen, die Wilhelm in seiner Erhebungsurkunde zum Earl zugesprochen bekam (vgl. C 47/30/8/9), die Wiedergutmachung für den Verlust der französischen Besitzungen Vierzon (dép. Cher) und Lury (-sur-Arnon) (dép. Cher) von Wilhelms Mutter Isabella (vgl. C 47/30/8/5) sowie eine Vergütung von acht Pfund täglich, wenn Wilhelm im Auftrag des Königs auf Reisen ist. Westminster, 20. Oktober 1353

1 Ein Eintrag in den Close Rolls verweist auf die Abschrift des Vertrags in den Treaty Rolls; CCR, 1349– 1354, 621.

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Druck (von der im Exchequer of Receipt verwahrten 2 und heute wohl verlorenen Ausfertigung Eduards): Foedera, Vol.3, 265; ebd.266, findet sich die notarielle Bestätigung (B1) ohne das eigentliche Übereinkommen Wilhelms und Eduards abgedruckt.

IV. A: London, TNA, C 47/30/8/8 König Eduard III. versichert Markgraf Wilhelm von Jülich, der mit seinen Ländereien für Eduard Herzog Johann von Brabant gegenüber als Bürge eingetreten ist, bis kommende Ostern aus allen Verbindlichkeiten auszulösen und ihn für möglicherweise erlittene Verluste zu entschädigen. Dazu genügt das Wort des Markgrafen als Beleg. Weiterhin ernennt Eduard Wilhelm zu einem Sekretär seines Rats („nostre prive et tresespecial souverain secretaire de nostre conseill“), dem keine Informationen vorenthalten sein sollen. Der König verspricht gemäß den Ratschlägen Wilhelms und seiner Räte, Henry Burghersh, Bischof von Lincoln, William Montagu, Earl von Salisbury, William Kilsby, Kanzler, und Geoffrey Le Scrope, zu regieren. Für den Fall eines Sieges über Philipp von Valois verspricht er Wilhelm weitere Belohnungen. Außerdem will er eventuellen Verleumdungen Wilhelms kein Gehör schenken und keinen Vertrag zu dessen Schaden abschließen. Brüssel, 19. August 1339 Druck: Das deutsch-englische Bündnis, hrsg. v. Bock, Nr.549.

V. 3 König Eduard III. erhebt Markgraf Wilhelm von Jülich aufgrund seiner edlen Herkunft, Tüchtigkeit, Weisheit und seiner zahlreichen Mühen und Gefahren, die er für Eduard auf sich genommen hat, durch die Gürtung mit dem Schwert zum Earl von Cambridge und Peer

2 Am 7. Dezember 1355 wurde das Stück im Exchequer of Receipt in eine weiße Truhe mit zwei Schlössern gelegt; Antient Kalendars, ed. by Palgrave, 178. 3 Die Varianten für Cambridge werden wegen ihrer unsicheren Schreibweise nicht aufgelöst. Hinsichtlich der Drucke werden nur Auslassungen und sinnverändernde Varianten vermerkt.

ANHANG

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des Königreichs. Bis Wilhelm Ländereien und Einkünfte im Wert von 1000 Pfund jährlich an einem geeigneten Ort gegeben werden, wird Eduard diese Summe jährlich auszahlen. Darauf werden Wilhelms bisherige jährliche Einkünfte von 600 Pfund aus den Hafenzöllen von Boston (Lincolnshire) angerechnet. Die übrigen 400 Pfund werden durch den Exchequer ausbezahlt. Wilhelm erhält die Burg von Cambridge und, nach dem Tod der Mutter des Königs, Isabella, auch die Stadt Cambridge, damit er den Ort innehabe, von dem sein Titel den Namen nehme. Die daraus entstehenden Einkünfte sind ebenfalls auf die 1000 Pfund anzurechnen. Westminster, 7. Mai 1340 A: Original, London, TNA, C 47/30/8/9, Pergament, B. 450–455 mm x H. 325–330 mm, erste Zeile in Zierbuchstaben. Unterhalb der vorletzten Zeile befinden sich auf der rechten Seite die Kanzleivermerke per ipsum regem und dupplicatur in kleinerer Hand. Ein weiteres Original ist bislang nicht bekannt geworden. 4 Aus C47/30/8/7 geht hervor, dass ursprünglich das große Siegel (grant seal) Eduards III. angebracht war. Heute lässt darauf lediglich ein halbkreisförmiger Ausschnitt in der Mitte des unteren Rands schließen. Wahrscheinlich wurde das Siegel im Zuge der Annullierung der Urkunde entfernt. Die Annullierung wurde durch nach rechts ausgerichtete, keilförmige Einschnitte kenntlich gemacht. Die insgesamt zehn Einschnitte sind auf zwei Reihen verteilt, von denen sich eine im oberen, die andere im unteren Drittel der Urkunde befindet. Jede Reihe besteht aus fünf hintereinander über die Breite der Urkunde verteilte Einschnitte. Auf der Rückseite: 5 Memorandum, quod Willelmus, dux Juliacensis, comes Walkenburgensis et dominus in Monyoie, filius et heres universalis ac successor legitimus marchionis infrascripti defuncti, iuxta tractatum inter dominum regem et ipsum ducem filium et heredem dicti marchionis habiturum, omnes et singulas obligacionum litteras per dominum regem et quoscumque alios causa sui prefato marchioni patri dicti ducis sub quacumque forma vel expressione verborum factas eidem regi restituit dampnandas et cassandas, prout in litteris ipsius ducis patentibus · xv · die mensis junii

4 Zu Duplikaten siehe Pierre Chaplais, English Medieval Diplomatic Practice, Part I. Documents and Interpretation. 3 Parts in 2 Vols. London 1982, Vol.1, Nr.19 Note. 5 Mein Dank gilt Stefan Holz, Heidelberg, und Nicholas Vincent, Norwich, für ihre Hilfe bei der Entzifferung mancher erst unter UV-Licht lesbaren Worte.

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anno domini millesimo ccctolxvito et dicti regis quadragesimo factis et in rotulis cancellariae regis in dorso clausorum de eodem anno irrotulatur ac thesaurario regis liberatis et in thesaurario regis existentibus poterit apparere. Et ideo iste littere et omnes alie littere eis confecte, sicut per dominum ducem regi et consilio suo liberate cancellantur, cassantur et dampnantur et resident in filaciis canc[ellariae] regis predicti de dicto anno quadragesimo inter brevia regis. B1: London, TNA, C 53/127, m. 10, 1340–1341 (Urkundenrolle der Kanzlei Eduards III.), Pergament, rubriziert Pro marchione Juliacense comite Cantebr’. Der Abschrift folgt der Eintrag: Et mandatum est vicecomiti Cantebr’, quod eidem comiti vel eius in hac parte attornato castrum predictum cum pertinentiis, quod in custodia sua existit, ut dicitur exceptis gaola et escaetis predictis liberari faciat habendum iuxta tenorem carte regis supradicte. Vult enim rex ipsum vicecomitem inde erga regem exonerari. Teste rege apud Gippewicum viii. die Maii.

Per ipsum regem

B2: Duisburg, Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Rheinland, Jülich-Berg, Repertorien und Handschriften, Nr.17, fol. 9f., Mitte 14.Jahrhundert (Kartular der Markgrafen von Jülich), Pergament, rubriziert: Item Etwardus rex Anglie contulit marchioni comiciam dictam Canteb[rig]g’. Drucke: von B1: Reports from the Lords Committees, Vol.5, 40–42; von B2: Lacomblet, Bd. 3, Nr.349. [E] 6dwardus Dei gracia rex Anglie et Francie et dominus Hibernie archiepiscopis, episcopis, abbatibus, prioribus, comitibus, baronibus, justiciariis, vicecomitibus, prepositis, ministris et omnibus ballivis et fidelibus suis salutem. 7 Cum eminentia numerosa nobilium sit decor precipuus et potissimum regni cuiuslibet fulcimentum, tantoque magis extollatur ceptrum 8 regium et regale solium sublimetur, quanto tribunali regis plures subsunt proceres et illustres. Ex hoc in nobis, qui regni nostri Anglie decus et robur appetimus, votivus incalescit affectus, ut nedum nobiles regni nostri, set illustres alios, quos generosa nobilitas, strenuitas actuum et consulta ma-

6 Der für die Initiale freigelassene Platz wurde nicht ausgefüllt. Vgl. oben S. 38f. 7 In B1 ist die Grußformel verkürzt: Rex Anglie et Ffrancie et dominus Hibernie archiepiscopis etc salutem. 8 B2 sceptrum.

ANHANG

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turitas pre ceteris 9 recommendant, gratis preveniamus honoribus et fecundis graciis prosequamur, ut dictum regnum nostrum Anglie per ipsos honoretur in prosperis et fulciatur suffragiis in adversis. Considerantes itaque claritatem generis, probitatem strenuam et sapientiam precellentem illustris Guillelmi marchionis Juliacensis 10, affinis nostri carissimi 11, necnon sumptuosos labores et pericula, quibus idem marchio pro nobis pluries gratissime se submisit, ac locum magnum, quem nobis et dicto regno nostro tenuit et tenere poterit in futurum, de diffinito totius parliamenti nostri apud Westmonasterium die mercurii post diem dominicam in medio quadragesime proxime preteritum convocati consilio et assensu ad munimen et honorem ipsius regni dictum Guillelmum in comitem per cincturam gladii et in parem 12 eiusdem regni sollempniter et rite creavimus 13 de regie plenitudine potestatis, nomen comitis Cantebr’ sibi pro ipso et heredibus suis ex eo legitime descendentibus pro titulo 14 perpetuo concedentes, et ut dictus honoris titulus 15 utilitate fecundet adiectionemque nominis sequatur adiectio facultatum, dedimus et concessimus et hac carta nostra confirmavimus 16 prefato comiti viginti libras per annum habendum et percipiendum sibi et heredibus suis predictis de exitibus comitatus Cantebr’ per manus vicecomitis eiusdem comitatus 17, qui pro tempore fuerit, ad festa Pasche et sancti Michaelis per equales portiones imperpetuum. 18 Concessimus etiam pro nobis et heredibus nostris prefato comiti, quod ei de mille libratis terre vel redditus per annum habendis sibi et heredibus suis ex eo legitime descendentibus in loco congruo infra dictum regnum nostrum Anglie provideri, et quod interim mille libras sibi et heredibus suis solvere faciemus annuatim. Et cum pridem propter impensa nobis per dictum comitem obsequia placita concesserimus ei sexcentas libras per annum percipiendas ad totam vitam suam de custumis nostris in portu de Sancto Botholpo, dictusque comes iam concesserit, [quod] 19 dicte sexcente libre in partem solutionis dic-

9 B1 preceteris.

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10

B2 Iuliacum.

11

B2 karissimi.

12

B1 partem, t möglicherweise durchgestrichen.

13

Lacomblet creamus.

14

B2 tytulo.

15

B2 tytulus.

16

B2 confirmamus.

17

B2 comitis.

18

B2 in perpetuum.

19

Nach B1 und B2.

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tarum mille librarum sibi cedant, ita quod tam ex concessione sexcentarum librarum ut dicitur primo facta, quam ex presenti concessione mille librarum idem comes et heredes sui habeant et percipiant per annum tantummodo mille libras, volumus et concedimus pro nobis et heredibus nostris, quod idem comes et heredes sui predicti 20 habeant et percipiant dictas sexcentas libras de custumis nostris et heredum nostrorum in portu predicto per manus collectorum earundem, qui nunc sunt vel qui pro tempore fuerint, ac etiam quadringentas libras residuas ad scaccarium nostrum et heredum nostrorum singulis annis ad festa sancti Michaelis et Pasche per equales portiones, quousque nos vel heredes nostri prefato comiti vel heredibus suis predictis 21 de dictis mille libratis terre vel redditus per annum infra dictum regnum nostrum in loco congruo fecerimus providere 22. Et quia deceret et prefato comiti verisimiliter complaceret 23, ut haberet locum illum, a quo nomen comitis est sortitus, dedimus et concessimus pro nobis et heredibus nostris dicto comiti castrum Cantebr’ cum pertinentiis habendum et tenendum sibi et heredibus suis ex eo legitime descendentibus in partem satisfactionis dictarum mille libratarum terre vel redditus iuxta extentam inde secundum verum valorem eiusdem faciendam de nobis et heredibus nostris per servitium quarte partis unius feodi militis imperpetuum 24. Concessimus etiam, quod villa Cantebr’, quam serenissima domina mater nostra domina Isabella regina Anglie tenet in dotem et que post mortem ipsius Isabelle ad nos et heredes nostros reverti deberet, post decessum eiusdem Isabelle remaneat prefato comiti habendam et tenendam sibi et heredibus suis ex eo legitime descendentibus cum omnibus ad dictam villam spectantibus sive pertinentibus in partem satisfactionis dictarum mille libratarum terre vel redditus iuxta extentam inde secundum verum valorem eiusdem faciendam de nobis et heredibus nostris per servitium quarte partis unius feodi militis imperpetuum 25, salvis nobis et heredibus nostris gaola et escaetis, que ad nos, si dicta castrum et villa in manu nostra existerent, pertinere deberent, proviso quod verus valor dictorum castri et ville iuxta extentam predictam, cum idem comes seisinam ipsorum castri et ville vel alterius eorundem adeptus fuerit, de dicta summa mille librarum pro rata portionis ad nostri exonerationem deducatur, et 20 Nicht bei Lacomblet. 21 Nicht bei Lacomblet. 22 Lacomblet provideri. 23 B2 conplaceret. 24 B2 in perpetuum. 25 B2 in perpetuum.

ANHANG

117

quod sic fiat deinceps, cum nos vel heredes nostri dicto comiti vel heredibus suis predictis 26 de terris vel redditibus aliis ex dicta causa usque ad plenam satisfactionem dictarum mille libratarum terre vel redditus fecerimus providere 27. Quare volumus et firmiter precipimus pro nobis et heredibus nostris, quod prefatus comes habeat pro se et heredibus suis ex eo legitime descendentibus nomen comitis Cantebr’ imperpetuum 28 ac etiam viginti libras per annum percipiendas eidem comiti et heredibus suis 29 predictis 30 de exitibus comitatus Cantebr’ per manus vicecomitis eiusdem comitatus 31, qui pro tempore fuerit 32, ad festa Pasche et sancti Michaelis per equales portiones imperpetuum 33, necnon mille libras habendas et percipiendas eidem comiti et heredibus suis predictis 34, videlicet sexcentas l[ibras] 35 de custumis nostris et heredum nostrorum in portu de Sancto Botholpho per manus collectorum earundem 36, qui nunc sunt vel qui pro tempore fuerint 37, et quadringentas libras residuas ad scaccarium nostrum et heredum nostrorum singulis annis ad festa sancti Michaelis et Pasche pro equales portiones 38, quousque nos vel heredes nostri prefato comiti vel heredibus suis predictis 39 de mille libratis terre vel redditus per annum infra regnum nostrum Anglie in loco congruo fecerimus providere 40. Et quia deceret ac prefato comiti verisimiliter complaceret 41, [ut] 42 haberet locum illum, a quo nomen comitis sortitus est 43, volumus et precipimus pro nobis et heredibus nostris 44, quod

118

26

Nicht bei Lacomblet.

27

B2 provideri.

28

B2 in perpetuum.

29

Lacomblet suis heredibus.

30

Nicht bei Lacomblet.

31

B2 comitis.

32

Qui pro tempore fuerit nicht bei Lacomblet.

33

Nicht in B2.

34

Nicht bei Lacomblet.

35

B1 und B2.

36

B2 eorundem.

37

Qui…fuerint nicht bei Lacomblet.

38

Ad festa…portiones nicht bei Lacomblet.

39

Nicht bei Lacomblet.

40

B2 provideri.

41

B2 conplaceret.

42

B1 und B2.

43

B1 est sortitus.

44

Pro…nostris nicht bei Lacomblet.

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idem comes habeat et teneat sibi et heredibus suis predictis 45 dictum castrum Cantebrigg’ 46 cum pertinentiis in partem satisfactionis dictarum mille libratarum terre vel redditus iuxta extentam inde secundum verum valorem eiusdem faciendam de nobis et heredibus nostris per servitium quarte partis unius feodi militis imperpetuum 47, ac 48 etiam quod villa Cantebr’, quam serenessima domina mater nostra domina Isabella regina Anglie tenet in dotem et que post mortem ipsius Isabelle ad nos et heredes nostros reverti deberet, post decessum eiusdem Isabelle rema[neat] 49 prefato [comiti] 50 habendam et tenendam sibi et heredibus suis predictis 51 cum omnibus ad dictam villam spectantibus sive pertinentibus in partem satisfactionis dictarum mille libratarum terre vel redditus iuxta extentam [inde] 52 secundum verum [valorem ei]us[dem] 53 faciendam de nobis et heredibus nostris per servitium quarte partis unius feodi militis imperpetuum. 54 Saluis nobis et heredibus nostris gaola et escaetis, que ad nos, si dicta castrum et villa in manu nostra existerent, pertinere deberent, proviso quod verus valor dictorum castri et ville iuxta [extent]am 55 predictam, cum idem comes seisinam ipsorum castri et ville vel alterius eorundem adeptus fuerit, de dicta summa mille librarum pro rata portionis ad nostri exonerationem deducatur, et quod sic fiat deinceps, cum nos vel heredes nostri dicto comiti vel heredibus suis predictis 56 de terris vel redditibus aliis ex dicta causa usque ad plenam satisfactionem dictarum mille libratarum terre vel redditus fecerimus providere 57, sicut predictum est. Hiis testibus venerabilibus patribus Johanne Cantuariensi archiepiscopo totius Anglie primate cancellario nostro, Henrico Lyncolniensi et Rogero Coventrensi et Lichefeldensi episcopis, Johanne de Warenna comite Surreie, Henrico de Lancastre

45 Nicht bei Lacomblet. 46 B1 Cantebr’ B2 Cantebrygg. 47 B2 in perpetuum. 48 B1 et. 49 B1 und B2. 50 B1 und B2. 51 Nicht bei Lacomblet. 52 B1 und B2. 53 B1 und B2. 54 B2 in perpetuum. 55 B1 und B2. 56 Nicht bei Lacomblet. 57 B2 provideri.

ANHANG

119

comiti Derbie, Wilhelmo de Clynton’ comite Huntyngdonie, Henrico de Ferariis, Johanne Darcy 58 senescallo hospitii nostri et aliis. Datum per manum nostram apud Westmonasterium 59 septimo die Maii, anno regni nostri Anglie quarto decimo 60, regni vero nostri Ffrancie primo. 61

58

120

B2 Barcy.

59

B1 Westm’.

60

B1 quartodecimo.

61

In B1 ist Per ipsum regem in gleicher Hand und Größe zentral unter die Abschrift platziert. Nicht in B2.

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ANHANG

121

Abb.5: Erhebungsurkunde Markgraf Wilhelms I. von Jülich zum Earl von Cambridge, 7. Mai 1340; London, TNA, C 47/30/8/9.

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AfD

Archiv für Diplomatik

BECh

Bibliothèque de l’École des Chartes

BL

British Library

CChR

Calendar of Charter Rolls (PRO Texts and Calendars). 6 Vols. London 1903–1927.

CCR

Calendar of Close Rolls (PRO Texts and Calendars). London 1892 ff.

CPR

Calendar of Patent Rolls (PRO Texts and Calendars). London 1891 ff.

DA

Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters

EHR

English Historical Review

FMSt

Frühmittelalterliche Studien

Foedera

Foedera, conventiones, litterae, et cujuscunque generis acta publica, inter Reges Angliae et alios quosvis imperatores, reges, pontifices, [...]. Ed. by Thomas Rymer. 4 Vols. London 1816–1869.

GB

Die Goldene Bulle vom 10. Januar und 25. Dezember 1356 – lateinisch und frühneuhochdeutsch. Bearb. v. Wolfgang D. Fritz, in: MGH Const. 11, 535–633.

GG

Geschichte und Gesellschaft

GLA

Generallandesarchiv

H&T

History & Theory

HZ

Historische Zeitschrift

Lacomblet

Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins oder des Erzstifts Cöln, der Fürstenthümer Jülich und Berg, Geldern, Meurs, Cleve und Mark, und der Reichsstifte Elten, Essen und Werden. Hrsg. v. Theodor Joseph Lacomblet. 4 Bde. Düsseldorf 1840–1858, Ndr. Aalen 1960.

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MGH

Monumenta Germaniae Historicae

– Auct. ant.

Auctores antiquissimi. 15 Bde. Berlin 1877–1919.

– Const.

Constitutiones et acta publica imperatorum et regum. Bislang 13 Bde. Hannover/Weimar 1893–2017.

– DD F I [Bd.]

Die Urkunden Friedrichs I. Bearb. v. Heinrich Appelt. (MGH, Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser, 10.) 5 Bde. Hannover 1975–1990

– SS [Bd.]

Scriptores. Bislang 39 Bde. Hannover 1826–2009.

– SS rer. Germ.

Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi

– SS rer. Germ. NS

Scriptores rerum Germanicarum, Nova Series

MIÖG

Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung

ODNB

Oxford Dictionary of National Biography. Oxford 2004.

PROME

The Parliament Rolls of Medieval England, 1275–1504. Ed. by Chris Given-Wilson/Paul Brand/Anne Curry/Rosemary Horrox/ Geoffrey Martin/W. Mark Ormrod/Seymour Phillips. 16 Vols. London/Woodbridge 2005.

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RhVjbll

Rheinische Vierteljahrsblätter

TNA

The National Archives

ZHF

Zeitschrift für historische Forschung

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75 / 2019

Abbildungsverzeichnis

S. 23: Abb.1: Kaiser Ludwig IV. löst die Herzöge Otto I. und Barnim III. von PommernStettin aus dem Lehnsverband der Markgrafschaft Brandenburg, zieht sie ans Reich und stellt sie Reichsfürsten gleich. Urkunde Ludwigs IV. vom 14. August 1338; Greifswald, Landesarchiv, Rep. 2, Ducalia, Nr.173. S. 24: Abb.2: König Eduard III. erhebt seinen Sohn Eduard, den Schwarzen Prinzen, zum Prinzen von Aquitanien. Erhebungsurkunde (Abschrift) Eduards III. (1386– 1399); London, BL, Cotton Nero D. VI, fol. 31. S. 32: Abb.3: König Eduard I. erhebt seinen Sohn Eduard zum Prinzen von Wales. Miniatur aus der Chroncia Roffense (frühes 14.Jahrhundert); London, BL, Cotton Nero D. II, fol. 191v. S. 39: Abb.4: Fehlende Initiale der Erhebungsurkunde Markgraf Wilhelms I. von Jülich zum Earl von Cambridge, 7. Mai 1340; London, TNA, C 47/30/8/9. S. 121: Abb.5: Erhebungsurkunde Markgraf Wilhelms I. von Jülich zum Earl von Cambridge, 7. Mai 1340; London, TNA, C 47/30/8/9.

HTTPS :// DOI . ORG / 9783110642988-010

143

Register

Die Lemmata England, Königreich, und römisch-

Bar, Herzöge von, siehe Robert I.

deutsches Reich wurden nicht aufgenommen. Per-

Barnim III., Herzog von Pommern-Stettin

sonen sind in der Regel mit ihrem höchsten Titel

22f., 50,

53, 71 Bassingbourn, Warin von, Sheriff von

verzeichnet.

Cambridgeshire 85 Aachen (Nordrhein-Westfalen) Admont, Engelbert von Aegidius Romanus Ärmelkanal

Bayern 89

41

– Herzöge von, siehe Heinrich (der Löwe); Lud-

70

wig V. (der Brandenburger)

70, 77, 81f.

14, 18, 45, 73f., 83, 92, 99, 103, 106

Albrecht I., Herzog von Bayern-Straubing-

Bayern-Straubing-Holland, Herzöge von, siehe Albrecht I.

Holland 107

Beauchamp, Henry von, Herzog von Warwick 35

Albrecht I., Herzog von Österreich

41, 72, 103

Albrecht II., Herzog von Mecklenburg

Beauchamp, Thomas von, Earl von Warwick 30,

48

66

Albrecht II., Herzog von Sachsen-Wittenberg

47

Amadeus V., Graf von Savoyen 68

Beaufort, Henry von, Bischof von Winchester 79 Beaufort, John von, Marquis von Somerset 25f.,

Amiens, Bischöfe von, siehe Guido

54, 66f., 79

Angle, Guichard von, Earl von Huntingdon

62

Anna von der Pfalz, röm.-dt. Königin, verh. mit Karl IV., Kaiser 89

Benedikt XII., Papst

13

Berg, Grafen und Herzöge von, siehe Gerhard; Wilhelm I.

Anonymus, Autor der Vita Edwardi Secundi 57

Bloch, Marc

Antwerpen, Lionel von, Herzog von Clarence 22,

Blois, Peter von

33, 60, 78

15 45

Böhmen, Könige von, siehe Heinrich von Kärnten;

Aquileja, Laurentius von 84 Aquitanien

Ottokar II.

61

Bohun, William von, Earl von Northampton

– Herzöge von, siehe Ghent, John von – Prinzen von

38,

42–44, 56, 62, 78, 87

17, 22–24, siehe auch Eduard (der

Schwarze Prinz)

Bonn (Nordrhein-Westfalen) Boston (Lincolnshire)

73

43, 114

Arelat, Königreich 55

Brabant, Herzöge von, siehe Johann III.

Aristoteles

Bracton

69, 76f.

Arundel, Earls von, siehe FitzAlan, Edmund; Fitz-

20, 23, 26, 29, 57

Brandenburg, Markgrafschaft

23, 50, 89

– Markgrafen von, siehe Ludwig V. (der Branden-

Alan, Richard Arundel, Thomas, Erzbischof von Canterbury 66 Aubrécicourt, Eustachius von

92

Audley, Hugh von, Earl von Gloucester

burger) Braunschweig, Herzöge von, siehe Otto I.

44, 55, 76

Brétigny (dép. Eure-et-Loir)

Aumale, Herzöge von, siehe Norwich, Eduard von

Bridport (Dorset)

Avignon (dép. Vaucluse)

Briggis, John von 45

77

108

92

Bruseleye/Brisele (Brüssel?), Henry von 93 Bannockburn (Stirling)

57

Brüssel

73, 112f.

HTTPS :// DOI . ORG / 9783110642988-011

145

Buckingham, Earls von, siehe Woodstock, Thomas von

Despenser, Thomas, Earl von Gloucester

66f.

Devon, Earls von, siehe Courtenay, Hugh von

Burghersh, Bartholomew

87

Dietrich, Graf von Flandern 27

Burghersh, Henry, Bischof von Lincoln 73f., 111, 113

Dresden (Sachsen) 19, 29 Dublin, Marquis von, siehe Vere, Robert von

Burley, Simon

21

Durham, Bischöfe von, siehe Skirlaw, Walter

Burley, Walter 77 Earl Marshall 33; siehe auch Mowbray, Thomas Calais (dép. Pas-de-Calais)

86

von

Cam (Fluss) 90

Eastry (Kent)

Cambrai (dép. Nord)

37

– Bischöfe von, siehe Nikolaus II.

Eduard (der Schwarze Prinz), Prinz von Wales und

Cambridge (Cambridgeshire) – Burg

Aquitanien 14, 21–24, 31, 44, 56, 59, 60, 62, 65, 78

85, 90, 104, 114

– Earldom

20

Eduard (der Bekenner), König von England 79

Eduard I., König von England 27f., 32, 79

42, 95, 107, 112

Eduard II., König von England 29, 31–33, 57f., 75

– Earls von, siehe Wilhelm I.

Eduard III., König von England 11–13, 20, 22–24,

– Stadt 77, 95, 104, 114

31, 38–40, 43f., 54f., 57–59, 64, 71–75, 77–80, 84–

Cambridgeshire, Sheriff von, siehe Bassingbourn, Warin von; Styuecle, Nicholas von

95, 104–109, 111–114 Elisabeth von Jülich, Gräfin von Kent, verh. mit

Canterbury, Erzbischöfe von, siehe Stratford, John; Arundel, Thomas

1. John, Earl von Kent; 2. Eustachius von Aubrécicourt 87f., 92

Capua, Thomas von 45

Eltham (London) 21

Carlisle, Earls von, siehe Harclay, Andrew

England

Cassiodor 34, 62f., 99

– Erster Earl des Königreichs

Castelnuovo, Guido

– Könige von, siehe Eduard (der Bekenner);

70

Castracani, Castruccio, Herzog von Lucca

49, 69,

35

Eduard I.; Eduard II.; Eduard III.; Heinrich III.; Heinrich IV.; Heinrich VI.; Richard II.; Wilhelm I.

105 Chartres, Bischöfe von, siehe Salisbury, Johannes von

Espagne, Michel Europa

15

12f., 17, 45, 62, 97, 99, 102, 105f.

Chichester, Bischöfe von, siehe Stratford, Robert

Exeter

Clarence, Herzöge von, siehe Antwerpen, Lionel

– Bischöfe von, siehe Stafford, Edmund – Herzöge von, siehe Holland, John

von Clemens VI., Papst

87f., 92

Clinton, William von, Earl von Huntingdon

43f.,

56, 62, 78, 111

Faba, Guido 45 FitzAlan, Edmund, Earl von Arundel

Codyngton, John von 94

30

FitzAlan, Richard, Earl von Arundel

30, 66

Conrad, Sebastian 15

Flandern, Grafen von, siehe Dietrich; Ludwig II.

Cornwall, Earls und Herzöge von, siehe Eduard (der

Frankfurt (Hessen)

Schwarze Prinz); Gaveston, Piers

Frankreich

Coucy, Enguerrand VII. von, Earl von Bedford 75 Courtenay, Hugh von, Earl von Devon

27

Crouch, David 26

73

12, 20, 58, 59, 62, 86, 88, 92, 103, 105f.,

108 – Könige von, siehe Johann I.; Karl V.; Philipp VI. Friedrich (der Schöne), röm.-dt. König

47, 69

Friedrich I. (Barbarossa), Kaiser 37 Dafydd ap Gruffudd, Prinz von Wales

146

31

Friedrich II., Markgraf von Meißen

52f.

Derby, Earls von, siehe Grosmont, Henry von

Friedrich II., Kaiser 25, 45–47, 68

Despenser, Hugh, Earl von Winchester

Gaveston, Piers, Earl von Cornwall 57

Historische Zeitschrift //

BEIHEFT

30

75 / 2019

Geldern, Grafen und Herzöge von, siehe Rainald I. Gelnhausen, Johannes von

Isabella von Frankreich, Königin von England, verh. mit Eduard II., König von England 94f.,

(Graf); Rainald I. (Herzog); Rainald II. 11, 48–50

104, 111, 114

Gerhard V., Graf von Jülich 11f. Gerhard, Graf von Berg 91f.

Jerusalem, Tempel

Ghent, John von, König von Kastilien

20, 33, 38,

Johann I., Herzog von Mecklenburg

59f., 67, 78–81 Gloucester, Earls und Herzöge von, siehe Audley, Hugh von; Despenser, Thomas; Woodstock,

Johann III., Herzog von Brabant

48

113

Johanna von Holland, Herzogin von Jülich, verh. mit Wilhelm I., Herzog von Jülich und Earl von

Thomas von Gray, Thomas

51

Johann I., König von Frankreich 92, 108

Cambridge 12f., 86

85

Johannes XXII., Papst

Grévin, Benoît 45, 102 Grosmont, Henry von, Herzog von Lancaster

33,

12, 77, 81 88, 92, 106

Jülich 72f.

35, 38, 44, 55, 59, 65, 76, 78f. Guido, Bischof von Amiens

John, Earl von Kent

– Grafen, Markgrafen und Herzöge von 12; siehe

33

Gerhard V.; Wilhelm I.; Wilhelm II. Harclay, Andrew, Earl von Carlisle 29, 43

– Grafschaft 38

Hastings, Lawrence von, Earl von Pembroke 27f.

– Herzogtum 91, 95, 107

Haupt, Heinz-Gerhard 16

– Markgrafschaft

Heidelberg (Baden-Württemberg)

38f., 41

19, 30

Heilbronn (Baden-Württemberg)

53

Kärnten

Heinrich I., Landgraf von Hessen

68

– Herzöge von, siehe Meinhard II. (von Tirol)

89

Heinrich III., König von England 31

Kaiserswerth (Nordrhein-Westfalen)

Heinrich IV., König von England 62, 66f., 80f.

Karl IV., Kaiser 11–13, 20, 37, 42, 48f., 51, 53, 71,

Heinrich VI., König von England 35

91

87–89, 91, 100, 102–104

Heinrich (der Löwe), Herzog von Sachsen und Bay-

Karl V., König von Frankreich 108 Kastilien, Könige von, siehe Ghent, John von

ern 28, 98 Heinrich von Kärnten, König von Böhmen

13

Keller, Hagen 19

Hennegau, Grafschaft 86–89, 92

Kent, Earls von, siehe John

Hergemöller, Bernd-Ulrich 51

Kilsby, William 74, 113

Hessen, Landgrafen von, siehe Heinrich I.

Koblenz (Rheinland-Pfalz) 73

Holland, Grafschaft

Kocka, Jürgen 16

86– 89

– Grafen von, siehe Wilhelm III.; Wilhelm IV. Holland, John von, Herzog von Exeter

Holland, Thomas von, Herzog von Surrey Humbert II., Dauphin des Viennois

Köln, Erzbischöfe von, siehe Walram

65–67, 79 66f.

55

Huntingdon, Earls von, siehe Angle, Guichard von; Clinton, William von; Holland, John von

Lancaster – Earls von, siehe Thomas – Herzöge von, siehe Grosmont, Henry von; Ghent, John von Langetoft, John 74, 77

Ipswich (Suffolk) 85

Langley, Edmund von, Herzog von York 21, 60,

Irland 22

64, 76, 78, 95, 106

– Herzöge von, siehe Vere, Robert von

Le Goff, Jacques

Isabella von Brabant, Gräfin von Jülich, verh. mit

Libri, Matthias von

Gerhard V., Graf von Jülich 92, 112 Isabella von England, Gräfin von Bedford, verh. mit Enguerrand VII. von Coucy

87, 89

19 45

Lincoln, Bischöfe von, siehe Burghersh, Henry Llywelyn ap Gruffudd, Prinz von Wales London

31

11, 77, 107

REGISTER

147

– National Archives 109, 111

Northampton, Earls von, siehe Bohun, William von

Lucca, Herzöge von, siehe Castracani, Castruccio

Northumberland, Earls von, siehe Percy, Henry von

Ludwig II., Graf von Flandern 87

Norwich, Eduard von, Herzog von York und Herzog

Ludwig IV., Kaiser 11–13, 20, 22f., 37f., 41, 45f.,

von Aumale

66f., 79

Nottingham, Earls von, siehe Mowbray, John von

48–50, 52–55, 68–70, 72–75, 86f., 91, 101f. Ludwig V. (der Brandenburger), Markgraf von Bran-

Mowbray, Thomas von

denburg und Herzog von Bayern 41f., 52 Lury (-sur-Arnon) (dép. Cher)

Österreich 25, 48, 54, 60, 89, 99

92f., 108, 112

Luxemburg, Herzöge von, siehe Wenzel I.

– Herzöge von, siehe Albrecht I.; Rudolf II.; Ru-

Maastricht (Limburg) 11

Oslo

Mailand (Lombardei)

Otto I., Herzog von Braunschweig 25, 47, 68

dolf IV. 41

March, Earls von, siehe Mortimer, Roger von

Otto I., Herzog von Pommern-Stettin

Margarethe, Herzogin von Norfolk 33, 66f., 80 Margarethe von Holland, Kaiserin, verh. mit Ludwig IV., Kaiser Mecklenburg

15

12, 86

Ottokar II., König von Böhmen Oxford (Oxfordshire)

72

22f., 50, 53,

71 25, 28

76f.

– Earls von, siehe Vere, Robert von

– Herzöge von, siehe Albrecht II.; Johann I. Megenberg, Konrad von 41

Päpste, siehe Benedikt XII.; Clemens VI.; Johannes

Meinhard II. (von Tirol), Herzog von Kärnten

47,

50, 69 Meißen

XXII.; Nikolaus III.

Palizzi, Francesco de 71 89

Pembroke, Earl von, siehe Hastings, Lawrence von

– Markgrafen von, siehe Friedrich II.

Percy, Henry von, Earl von Northumberland 63

Metz (dép. Moselle)

Percy, Thomas von, Earl von Worcester

20

Monschau, Herren von, siehe Wilhelm I., Herzog von Jülich und Earl von Cambridge

Philipp VI., König von Frankreich

Montagu, William von, Earl von Salisbury

35,

43 f., 55, 59, 73f., 76, 111, 113 Montgomery (Powys)

13, 59, 74, 108,

111–113 Philippa von Holland, Königin von England, verh. mit Eduard III., König von England 12, 86, 92

31

Mortimer, Roger von, Earl von March

30

Pole, Michael de la, Earl von Suffolk 21, 64, 80

Mowbray, John von, Earl von Nottingham 62

Pole, William de la 80

Mowbray, Thomas von, Herzog von Norfolk und

Pommern-Stettin, Herzöge von, siehe Barnim III.;

Earl Marshal

Otto I.

21, 25, 34, 63, 66f., 79

München, Leonhard von Muschet, William

Pont-à-Mousson, Markgrafen von, siehe Robert I.

37, 51, 70

Münster (Nordrhein-Westfalen)

19, 29 Rainald I., Graf von Geldern

94

47, 69

Rainald I., Herzog von Geldern Neville, John

49, 70f., 73f., 87,

90, 108, 112

21

Neville, Ralph, Earl von Westmorland 66f.

Rainald II., Herzog von Geldern 87f.

Nideggen (Nordrhein-Westfalen), Burg

Randeria, Shalini 15

90

Niedere Lande 88

Reading, John von

Niederrhein

Reich, röm.-dt., Könige und Kaiser, siehe Friedrich

12f., 71, 87f., 90f.

Nikolaus II., Bischof von Cambrai

37

Nikolaus III., Papst 52 garethe; Mowbray, Thomas von

Historische Zeitschrift //

107

(der Schöne); Friedrich I. (Barbarossa); Friedrich II.; Karl IV.; Ludwig IV.; Rudolf I.; Wenzel

Norfolk, Herzöge und Herzoginnen von, siehe Mar-

148

66f.

Pfalzgrafen bei Rhein, siehe Rudolf II.; Ruprecht I.

BEIHEFT

75 / 2019

Richard II., König von England 21, 26, 30, 33f., 42, 54, 61–67, 75, 77–83, 98, 100, 102–106

Richmond, Earls von, siehe Ghent, John von

Swynford, Katherine, Herzogin von Lancaster,

Robert I., Markgraf von Pont-à-Mousson und Herzog von Bar

verh. mit John von Ghent 79

49, 72

Rom 41

Thomas, Earl von Lancaster

Rudolf I., röm.-dt. König 25, 28, 41, 50, 72, 103

Thoresby, John, Erzbischof von York 74, 77

Rudolf II., Herzog von Österreich

Thorpe, John

Rudolf II., Pfalzgraf bei Rhein

41, 72, 103

89

82

Tirol 89

Rudolf IV., Herzog von Österreich 25

Tiryngton, William von

Ruprecht I., Pfalzgraf bei Rhein

Trier (Rheinland-Pfalz)

Rur (Fluss)

29

11

94 11

90 Ufford, Robert von, Earl von Suffolk 43f., 56, 62, 78

Sachsen

89

– Herzöge von, siehe Heinrich (der Löwe)

Valenciennes (dép. Nord) 111

Sachsen-Wittenberg, Herzöge von, siehe Al-

Valkenburg, Grafen von, siehe Wilhelm I., Herzog

brecht II.

von Jülich und Earl von Cambridge

Salisbury, Earls von, siehe Montagu, William von

Vere, Robert von, Herzog von Irland 21, 34, 65

Salisbury, Johannes von, Bischof von Chartres

Viennois, Dauphin des, siehe Humbert II.

Salomo, biblischer König (Spruch 14,28)

53

47, 54,

Vierzon (dép. Cher)

92f., 108, 112

Viktring, Johannes von

55, 99

47

Vinea, Petrus de 45, 48, 60, 62, 99, 101

Sandwich (Kent) 20 Santacroce, Giacomo 37 Savoyen, Grafen von, siehe Amadeus V.

Wales

Schönau, Reinhard von 94

– John von

61

Schottland 13, 57f., 76, 105

– Prinzen von

58 17, siehe auch Dafydd ap Gruffudd;

Eduard II.; Eduard III.; Eduard (der Schwarze

Scrope, Geoffrey le 74, 113 Scrope, William le, Earl von Wiltshire 66f. Skirlaw, Walter, Bischof von Durham

Prinz); Llywelyn ap Gruffudd; Richard II. Walram, Erzbischof von Köln

64

12, 91

Somerset, Marquis von, siehe Beaufort, John von

Walsingham, Thomas

Spieß, Karl-Heinz

Warenne, William von, Earl von Surrey

19

Stafford, Earls von, siehe Stafford, Ralph von Stafford, Edmund, Bischof von Exeter

67

champ, Henry von; Beauchamp, Thomas von

66

Stafford, Ralph von, Earl von Stafford 59, 76

Waverley, Kloster von

Steiermark

Wenzel, röm.-dt. König 50, 72, 103

89

Stockach, Hermann von

92

Wenzel I., Herzog von Luxemburg 49, 72, 103

45

Stommeln (Nordrhein-Westfalen)

27f.

Warwick, Earls und Herzöge von, siehe Beau-

Werner, Michael

90

Stratford, John, Erzbischof von Canterbury 57f., 76

Styuecle, Nicholas von, Sheriff von Cambridgeshire 94 Suffolk, Earls von, siehe Pole, Michael de la; Ufford, Robert von Surrey – Earls von, siehe Warenne, William von – Herzöge von, siehe Holland, Thomas

15, 18

31, 58, 112, 114

Westmorland, Earls von, siehe Neville, Ralph

76, 81 Stratford, Robert, Bischof von Chichester

Westminster

Wilhelm I., Herzog von Berg 50 Wilhelm I., Herzog von Jülich und Earl von Cambridge 11–14, 17, 20, 26, 37–43, 48, 50, 54, 68–76, 83–95, 102, 104–109, 111– 114, 121 Wilhelm I., König von England 27, 33 Wilhelm II., Herzog von Jülich 85, 91f., 95, 107f., 111 Wilhelm III., Graf von Holland 12

REGISTER

149

Wilhelm IV., Graf von Holland 86

Worcester

Wiltshire, Earls von, siehe Scrope, William le

– Bischöfe von 94

Winchester (Hampshire) 30

– Earls von, siehe Percy, Thomas

Winchester – Bischöfe von, siehe Beaufort, Henry von; Stratford, John

York – Erzbischöfe von, siehe Thoresby, John

– Earls von, siehe Despenser, Hugh Wittelsbacher (Familie)

87, 89, 91

– Herzöge von, siehe Langley, Edmund von; Norwich, Eduard von

Wollore, David von 94 Woodstock, Thomas von, Herzog von Gloucester

150

21, 64, 66, 76, 79

Historische Zeitschrift //

BEIHEFT

75 / 2019

Zimmermann, Bénédicte 15, 18