Freymäurer-Bibliothek: Stück 3 [2. Aufl., Reprint 2022] 9783112661604, 9783112661598


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German Pages 213 [424] Year 1793

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Table of contents :
Einleitung
Vorbericht
Inhalt
Erste Abtheilung
I. Uebersekungen
I. Molthers, eines Wetzlarschen Arztes Bericht von einem Fremden
2. Erklärung einer Egyptischen Spitzsäule
II. Auszüge
1. Das geheimnißvolle Gemählde
2. Ueber die Alchymie
3. Aus dem Journal des Gens du Monde
4. Aus Björnstähls Briefen
5. Aus Wekhrlins Chronologen
Zweyte Abtheilung
I. Gedanken
II. Beschreibung eines mystischen Gemähldes aus dem Sophienkloster in Kiew
III. Kurze Abhandlungen
1. Bon der Weisheit
2. Vom Weltall
3. Wahrheiten
IV. Lehrlingsrede
V. Etwas über den Tempelherrn-Orden
Dritte Abtheilung
Litterarisch - kritische Anzeigen
A. Freymaurer- Schriften
B. Reden
C. Gedichte und Lieder
Anhang
1. Lied an einen Freymäurer bey seiner Ausnahme
2. Vorm Tische
3. Am Johannistage 1784 in der Loge Fr. z. T.
4. Zur Ermunterung
Front Matter 2
Vorrede
Inhalt
I. Ode an die Freude
II. Ueber den Ursprung der Maurerei
III. Versuch einer Lebensbeschreibung des Roger Baco
IV. Schreiben an den Herausgeber aus N
V. Eine Goldmacher Geschichte
VI. Nachrichten von einem sogenannten Herme, tischen Philosophen dem Hofrath Schmidt aus Zena
VII. Ueber den Zweck der Maurerei. Antwort eines Vaters an seinen Sohn, auf dessen An, frage, soll ich Maurer werden?
VIII. Litterarische Anzeigen
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Freymamer - Bibliothek. Drittes Stück.

Zweyte Aussage.

Berlin, 1793. bep Christian Gottfried Schöne.

Dem

Hochtvohlgebornest

Herrn Peter Alexewitsch von Tatischtschew, Obermeister der Loge zu den drey Fahnen

in Moskau.

28ahrer Patriotismus ist es, gemeinnützige Anstalten zu treffen,

die auf Zeitgenossen und

Nachkommenschaft mit den heilsamsten Einflüs­ sen wirken.

Solche Stifter verdienen den Dank

ihrer Nation und den lauten Beyfall der Aus­

länder.

Maurerische

Gesinnungen erreichen

den höchsten Grad der innern Würde, wenn

Thathandlungen sie bekräftigen.

Sie, hoch­

geschätzter Ordensbruder, haben mit ausge­ zeichneter Beeiferung im November 1782 die

Stiftung einer Gesellschaft gelehrter Freunde in Moskau befördert, deren edle Absicht auf

Verfeinerung der Sitten und Auöbritung der

3

Wis-

Wissenschaften gerichtet ist.

das

Dies verkündiget

mir mitgetheilte damalige Einladungs­

Programm.

Müßige Stunden auf eine lehr­

reiche und angenehme Art anzuwenden, wovon

Scipio der Afrikanische ein Muster darstellt; Manner und Freunde,

an Lebensart, tern,

verschieden an Alter,

an Geschäften und Glücksgü­

gemeinschaftlich zum allgemeinen Wohl

zu verbinden; unentwickelte Naturtalente an-

zufcuren;

Kenntnisse in der Gelehrtensprache,

in den Alterthümern,

in der Natur,' die den

klugen nicht selbstsüchtigen Forschern so viele verborgene Schatze aufschließt,

zu erweitern;

in besondern philologischen Pflanzfchulen für -en Unterhalt und Unterricht hülfloftr Jüng­

linge zu sorgen; daraus künftige Nationallehrer zu ziehen; und zu solchem Zweck sie zur wirk­

samen Tugend und ihre Gemüther zur Gottes­

furcht und Nächstenliebe zeitig zu bilden, über­

haupt aber den Geist des Vaterlandes nach und nach durch wohlgewählte Lehrbücher aufzuklä­

ren; wer kann hier die Vortreflichkeit und Ge­ mein-

solchen

Meinnützlichkeit

Instituts verkennend

der fruchtbare Segen müsse dreyfach auf diese

Wohlthäter der Menschen ruhen! und mancher deutscher Staat, der weit mindere Hindernisse zu überwinden,

und weit mehrere Vorberei,

tungsmittel in Hälwen hat,

möge daran ein

Beyspiel zur Nachahmung nehmen! Aus Gesellschaften dieser Art, worin mit aufrichtiger

unverlarvter

Theilnehmung

die

jünger» Mitglieder aus den Lehren und Erfah­ rungen der ältern ihren Lebenswandel formen

können, und wo nicht bloß der Gelehrte, son­

dern auch der rechtschaffene Weltbürger spricht; aus solchen, sag' ich, können auch für den Or­ den

thätige

Menschenfreunde

hervorkeimen.

Diese Zöglinge der Weisheit schwören einst zu seiner Gesetzesfahne, und wafnen sich wider die

Anfälle des Unglaubens. Ihrem und Ihrer Mitbrüder geneigten

Andenken empfehle ich mich,

sten Wunsche,

mit dem wärm­

daß das Auge des allgütigen

* 4

Vaters

Vaters über Sie allerseits wache,

und aus

feiner Lichtquelle Beruhigung in dem vergangVchen Irdischen und Ueberzeugung von der un­

vergänglichen Zukunft schenke. Ich bin mit aller Hochachtung

Dero

Berlin, den isten December »784»

tteuverbundenster Diener, der Herausgeber.

Vorbericht. Bey Ueberlieferung des dritten Stücks habe ich we« nig zu erinnern. Manches wird den sogenannten Aufklärern itziger Zeit anstößig seyn; jedoch Leser, die lüstern sind, Gefilde der Wahrheiten zu schauen, die ausserhalb des Gesichtskreises moderner Schul« Philosophen liegen, wenigstens zum Nachdenken rei­ zen. Mag doch der unverdächtige und unpartheyische Bericht des Wetzlarischen Arztes Molther ein unausiöslicher Knoten für diejenigen seyn, die schon gewohnt sind, alles, was sie mit ihrer lieben pädagogisch zugestutzten Vernunft nicht begreifen können, weg« zuläugnen, und sich dadurch des weitern Forschens zu überheben. Lohnlose Mühe wäre es, ihren Un­ glauben, der selbst in der christlichen Religion so viele gute Seelen vergiftet, zu stämmen; sie belu­ stigen sich mit litterarischen Seifenblasen; streiten * 5 um

um Worte und sind der Sachkenntnisse nicht em»

pfänglich —

Die Auszüge sind ohne alle Verstümmelung geliefert.

Die Verfasser der kurzen Abhandlungen sind unbekannt.

Der Aufsatz vom Tempelherrn - Orden

aber ist das Resultat akademischer Vorlesungen eines berühmten Historikers zu ® **.

In der dritten

Abtheilung ist eine andere Klassifikation gemacht. Man hat Freymaurerschriften von Reden und Liedern

abgesondert; jede chronologisch geordnet, auch hin

und wieder kritische Bemerkungen angebracht, oder

solche in ausgezogenen Stellen dem Leser selbst über­

lassen. Apollonius von Tyana,

dessen Kopf aufm

Titelblatt aus der Lippeptschen Dactyliothek abgezeich­

net worden, soll zu den Zeiten des Kaisers August im zweyten Jahre christlicher Zeitrechnung geboren

seyn.

Das Land seiner Geburt ist Kappadocien.

Er folgte den Lehren des Pythagoras; besuchte die aufgeklärtesten Weisen naher und entfernter Völker; tzeß sich in ihre Mysterien einweihen und hielt sich zuletzt

Wechsels-

wechselsweise in Smyrna ober Ephesus auf.

Phi»

lostrat von Lemnus hat mit aller der Aechtheit und

Treue,

wird,

die von einem Geschichtschreiber erfordert sein Leben beschrieben.

Frankreich,

Es sind davon in

Italien und England Uebersehungen

erschienen und Carl Blount hat darüber kommentirt.

Unter den französischen zeichnet sich die auf königli­ chen Befehl hier veranstaltete Uebersehung aus, wo­

von vier Tomen im Jahr 1774 in der hiesigen Hof­ buchdruckerey herauSgebrmmen sind.

Daß die er­

zählten Seltenheiten menschlicher erhöheter (noch ihk möglicher) Kräfte nicht ohne allen Widerspruch ge­ blieben, darf keinen befremden; sind ja doch die bibli­

schen Wunder bis auf den heutigen Tag nicht damit

verschont worden. —

Apollonius sollte sich einstmals vor Domitian

verantworten.

Höre mich, sagte er in dem zahlrei­

chen Gerichtshöfe zu dem Kaiser, wenn du willst; wo nicht, so beordre deine Soldaten, meinen Kör­

per zu greiffen, die Seele, ist unmöglich; und

auch den Körper sollst du nicht fassen: du wirst mich

nicht todten, ich bin nicht sterblich.

Während die­

ser Anrede verschwand er und um die Mittagszeit

war

war er schon in Pouzoli seinen Freunden gegenwar»

tig.

Ein Mann, der vor dem Kaiser stand, und so

dkeist sprach,

konnte sich auf eine natürliche Art

nicht durchs Volk, dessen Aufmerksamkeit auf ihn

gerichtet war, drangen, Ferner!

und unverfolgt entfernen.

ein junges Mädchen aus einer Konsular«

familie wurde für todt gehalten; man wollte sie beer» digen; der Bräutigam folgte weinend ihrem Sarge Apollonius kam eben

und ganz Rom beklagte ihn. zu dem Leichenbegängniß;

fragte nach ihrem Nah­

men; rührte sie an, sprach leise einige Worte, und weckte sie aus dem Todesschlaf.

Sie kehrte in ihres

Vaters Haus zurück. Die Eltern gaben ihm 150000

Drachmen,

schenkte.

die er ihr zum Heyrathögut «wieder

Ob er den entseelten Körper wirklich be­

lebt oder in ihr einen noch verborgenen Lebensfunken angefacht habe,

ist, wie Philostrat meint, schwer

zu entscheiden.

Wahrscheinlich war der Leichnam

noch nicht in die Verwesung übergegangen, und auch

dann bleibt die Herstellung durch Berührung und wie Dio

Worte immer merkwürdig.

Er sagte,

Cassius gleichfalls berichtet,

öffentlich zu Ephesus

in der nemliche» Stunde und Minute, als Domitian

in Rom getödtet wurde, und seine Weissagungsgabe über

über künftige Begebenheiten war treffend.

Sein

Alter wird auf verschiedene Art angegeben, bald 80,

90, bald über 100 Jahr.

Seine Gesundheit blieb

aber immer in. jugendlicher Starke.

Von seinem

Tode, den einige im 97 Jahr nach Christi Geburt, als Nerva regierte, angeben, ist keine gewisse Nach«

Er erschien nachher einstmals einem Jung,

richt.

linge, der über die Fortdauer der Seele mit andern

gestritten hatte. stätte,

Philostrat hat nirgendwo seine Grah.

überall aber Nachrichten von seinen erstaun­

lichen Thaten gefunden,

die sein daurender Nach,

rühm und die allgemeine Verehrung bestätigt hat. Vopiscus hielt ihn für einen wahren Freund der Göt.

ter;

Eunapius für ein Mittelwesen zwischen ihnen

und den Menschen; ApulejuS für einen großen Ma. gier,

und Ammianus MarcellinuS giebt ihm einen

Genius zum hülfreichen Gefährten.

Unsere modi-

scheu Zweifler, die, wie sich von selbst versieht, sich weiser dünken al< die Weisen des Alterthums, wah.

len den allerkürzesten Weg;

denn da sie in den ge.

wohnlichen Lehrsystemen keinen Erklarungögrund fin.

den, dennoch aber die historische Gewißheit nicht mit Gründen anfechten können, so erklären sie den Apol. loniuS für einen geschickten Gaukler und schwärmeri.

schen

schen Betrüger. Seine Handlungen, Unterredun« gen, Lehren und Schicksale beweisen das grade ®e< gentheil. Ich schließe mit dem Ausspruch jenes Dichters: Malta tegit fitcro involucro natura: neque vllis Fas eft fcire quidem mortalibus omnia: multa Admirare modo, nec non venerare: neque illa Inquires quae sunt arcanis proxima, namque

In manibus quae sunt, haec nos vix fcire putanduip« Eft procul a nobis adeo praefentia Veri^

Berlin, den ersten December 1784,

Ser -Herausgeber.

Inhalt,

sfr



In h a U Erste Abtheilung. Seite.'

I. Uebersehnngen. i. Molthers, eines Wetzlarfchen Arztes Bericht von einem Fremden — 2. Erklärung einer Egypkischen Spitzsäule

I — 21

22 ---- 26

ii. Auszüge.

i. 2. Z. 4. 5.

DaS geheimnißvolle Gemählde — Ueber die Alchymie — Aus dem Journal des Gens du Monde AuS DjörnstählS Briefen — Aus WekhrlinS Chronologen —.

2? — 31

32 — 48

49 50

— —

5i — 54

Zweyte Abtheilung. 1. Gedanken — —■ 57 11. Beschreibung eines mystischen Gemähldes aus dem Sophienkloster in Kiew — 61 in. Kurze Abhandlungen. 1. Bon der Weisheit — 64 2. Vom Weltall — — 99 3- Wahrheiten ——7 XO5

— 60

— 64 — 99 —105 — HO IV.

Seite.

iv. Lehrlingsrede — no — 114 v. Etwas über den Tempelherrn-Orden — 114 — 146 Dritte Abtheilung.

Litterarisch - kritische Anzeigen. A. Freymäurer > Schriften B. Reden — C. Gedichte und Lieder

— — —

149 — 201 202 •— 223

224 — 248

Anhang. 1. Lied an einen Freymäurer bey seiner Ausnahme 249 — 256 2. Dorm Tische —— 251 3. Am Johannistage 1784 in der Loge Fr. z. T. 251 — 253

Erste $lbt$eilunQ.

Freym. Vibl-MSt.

A

Ueber*

Georg Molthers, praktischen Arztes zu Wetzlar, Be« richt von einem Fremden, der im Jahr 1615 durch

diese Kaiserliche freye Reichsstadt gegangen, und sich nicht nur für einen R. K. Br. ausgegeben, sondern sich auch durch seine mannigfaltigen Kenntnisse und

durch Wort und That Bewunderung

erworben hat. *)

Aa

Dem

*) Oke Urschrift hat den Titel: Vs quodam peregrino, qul anno fuperiore M. DC. XV. Imperialem Wetzlariam trans* iens, non modo se fratrem R> confessüs fuit; verum etiam multiplici rerum fcientia, verbis et fastis admirabilem fe praestitit; relatio Georgii Moltheri, Med, D. Medicinam ibidem facientls» Francofitrti, apnd Johannem Briugerum .et Johannem Bernerum M> D. CXVL

Dem Hochgebornen Grafen und Herrn,

Herrn Johann

dem

Aeltern,

Grafen zu Nass.,«, Dillenburg, Katzenelnbogen, Dietz und Dianen, Herrn zu Beilstein,

Seinem gnädigsten Herrn.

Hochgeborner Herr Graf, Gnädigster Herr! ü^aß ich diesen Bericht öffentlich bekannt mache, dazu j'ai graces an

Ciel cf untres secrets qui valent bien mieux>

Croira cette Anecdote qui voudra, eile est exacte dans tous fes points.

♦) Au- dem Journal des Gens du Monde Vol. II Nr. 7. 178s«

Freym. Lidl. V.St



4« IV. Äus Jacob Jonas DjörnstählS Briefen ans seinen auSlän-

bischen Reisen an den königl, Bibliothekar C. C. Gjörwell in Aus dem Schwedischen überseht von Christian

Stockholm.

Heinrich Groskurd. Fünfter Band, welcher das Tagebuch der

Reise durch die Schweiz, England enthält.

Deutschland,

Holland,

und

Leipzig und Rostock 1782, S. 25s.

Den 16 May (1774) erzählte uns Herr Iber von

einem Manne, der zu Rom als Hofedelknabe in Königin Christinens Diensten gestanden hat, und noch lebt: er halt

sich hier zu Hanau auf, und hat noch seine ganzen Kräfte und

Munterkeit.

Man gibt hier vor, seine Familie besitze das

wichtige Geheimniß, vermittelst eines Elixirs, dessen Bestandtheile kein andrer kenne, die Gesundheit sowohl als das Leben zu verlängern.

Herr Iber versprach uns Gelegenheit

zu verschaffen, diesen Mann kennen zu lernen: Mittlerweile

ergötzt uns die Hoffnung einer reichen Ervdte von Anekdoten aus der Geschichte dieser Königin und ihrer Hofhaltung zu Rom.

Den 17 May verschwand unsre gestrige Erwartung

schleunig.

Wir ließen uns keine Ruhe, ehe wir Herrn Iber

besuchten, um ihn um die Erfüllung seines Versprechens zu mahnen.

Allein er gab uns die unangenehme Nachricht,

dieser alte Diener der Königin, der in hiesiger Stadt bey eie nem Goldschmide,

NauienS Fischbach,

gewohnt,

habe

vor sechs oder sieben Monaten eine Reise nach Italien ge­

macht.

Er heißt Urbino oder Urbin, ist ein geborner Römer

und

Zr und neun und neunzig Jahr alt.

Anfangs ist er Page bey

Königin Christine und nachmals Lieutenant in französischen

Diensten gewesen.

Zu Hanau, wo er ununterbrochen einer

guten Gesundheit genossen, hat er sich fünf die sechs Jahr pufgehalten; vorhin ist er zu Offenbach wohnhaft gewesen,

wo er einen Oheim gehabt hat, der in einem Alter von hun­

dert und neun Jahren gestorben ist.

S. 264. Nachmittags (den 21 May) besuchten wir den Goldschmid Fischbach, in dessen Hause der oben gedachte

Herr Urbin gewohnt hat. seiner Hand.

Er zeigte uns einen Dries von

Jetzt reiset er in Italien, und zwar in Ge,

sellschast eines seiner Freunde aus Langenthal in der Schweiz,

berauch, wie Herr Urbin selbst, ein Gnldenrosenkreuzer oder

Adept ist. Hr. Fischbach versprach mir, sogleich an ihn zu schrei­

ben, und sich nach Anekdoten von Königin Christine zu erkun­

digen.

Er ist zu Rom 1675 geboren, war folglich bey dem

Abfterben dieser Prinzessin vierzehn Jahr alt.

V.

Der kranke Löwe. Bey Gelegenheit der Scene zu Aachen wider die

Freymäurer. —

Ein Sarcasm auf den

Pater Schuft. ’*) Was auch der Vorr. urf des Freymänrerordens seyn mag,

Er

so verdient er Verehrung, weil er ein Geheimniß ist. trägt das geheiligte Siegel der Verschwiegenheit auf sich.

D 2

Nur

*) Aus Wekhclins ThronoloM HD. 1 St. S.67 v. 3.1779.

5» Nur hinter den Stangen der Kerker, worin'wir'bey unsern europäischen Staatsverfassungen liegen,

kann ein

Professor der Polizey den Lehrsatz predigen: wo drey Person nen in Geheim beysammen sind, da ist eine Verschwörung gegen den Staat möglich.

Die Billigkeit, vornehmlich aber

die aufgeklärte Vernunft, welche diese Miseren kennt, hat allezeit für das Geheimniß der Privatpersonen Ehrfurcht

getragen. Auch die ersten Christen hatten Mysterien, welche dem

Pöbel verborgen waren.

Und sehr weise Gesetzgeber haben

eine geheime Religion neben der öffentlichen gestattet.

Hie*

durch bewiesen sie ihre tiefen Einsichten in die menschliche Na«

tut, indem sie die verschiedenen Fähigkeiten derselben unter« schieden.

Niemals bin ich auf die eitle Bestrebung gefallen, za den Grundsätzen der Freymäurerey einzudringen.

Aber ich

habe es für einen Gegenstand der Litteratur gehalten, die Geschichte ihres Ursprungs zu erfahren.

Jüngst gerielh ich über ein Buch aus den plauderhaf« teil Zeiten des xvi Jahrhunderts.

Der Autor gibt von dem

Ursprung der Logen folgende curicuse Geschichte. Franz NustikuS, ein berühmter Mahlerund Bildhauer

der damaligen Zeit, errichtete mit andern Künstlern eine wö«

chentliche Zusammenkunft, wobey sie sich nach der Reihe auf die witzigste Art bewirtheten.

Als die Ordnung des Kränzchens den Johannes Hie« ronymuS GrandiS traf, so bildete er aus Pastetenteig einen Kessel, in welchen Jason seinen Oheim PeliaS einzutauchen

schien.

Alle Figuren waren aus Kapaunenfleisch.

Ein

Eln anderer Künstler brachte einen achteckr'gten Tem-

pel auf den Tisch.

Der Boden war von dick geronnener

Gallerte; die Säulen Würste; die Balken Parmesankäse;

die Schwibbogen Pfefferkuchen; der Chor Marzipan; das Pult eine Kalbsbrust; das darauf liegende Evangelienbuch eine Dutterpastete; und die Chorschüier Krammetsvogel und

Schnepfen.

Diese Gesellschaft fand so viel Beyfall, daß hernach daraus die Gesellschaft der Mauerkelle entstanden — die

Mutter der Freymäurer —

da alle Gäste sich in Mau­

rerhabit verkleideten, und denjenigen, die sich unter ihnen «inschreiben lassen wollten, mit einer silbernen Kelle den

Mund mit Milchrahm beschmierten, um sie dadurch zum Stillschweigen zu bewegen.

Sie fand in der Folge so viel Beyfall, daß sich große Herren, und besonders die Fürsten aus dem Hause Medicis,

darin aufnehmen ließen. Eine Anekdote, die mehr wegen ihrer sinnreichen Er­ findung, als wegen des Werthes der Wahrscheinlichkeit merk­

würdig ist. Denn die Freymäurer leiten den Ursvrnng ihrer Loge

unstreitig von ältern Zeiten — und vielleicht möglicherweise von einem ediern Anlasse — her.

Dies

sind verlorne Betrachtungen für den Pater

Schuft. Wenn man die inkonsequenten Verfolgungen, welche die Frcymäurergesellschaft in unsern Tagen zu Neapel, Wien,

u. s. w. empfunden, mit

der Predigt deü Paters Ludwig Grei­

nemanns und seines Kollegen des Paters Schuft vergleichet, s« fallt einem folgende Fabel des Phädrus ein.

D 3

Der

54

Der Löwe war Alters halber, und well er seine Kräfte verloren hakte, im Begriff zu sterben. Er lag auf der Erde ausgestreckt, den letzten Seufzer auszutzauchen. Nun liefen alle Thiere herbey, sich an ihm zu rächen. Ein Eber gab ihm einen Fang. Der Stier stieß ihm seine spitzigen Höre «er in die Rippen.

Ale der Esel sah, daß sich der halb entseelte Löwe nicht mehr wehren konnte, so lief er gleichfalls hinzu, und ver» setzte ihm einen Schlag mit seinem Huf — At Leo expirans: fortes indigne tuli Mihi infultare; te, naturae dedecus Quod ferre cogor, cette bis videor moti.

Zweyte

Zweyte Abtheilung.

sfr I.

Gedanke». große Planet, auf dem wir, nebst einer unzählbare« Menge Geschöpfe vielerley Art, wandeln, schwebet in richt!» gem Maaße und Verhältnisse, ohne aus seinem Kreislauf;« weichen, um die Sonne.

Da dieser große Körper, so leicht in der Himmels« Klarheit, seine Laufbahn ohne Unterlaß fortwandelr; so ist es höchst wahrscheinlich, daß selbiger an und für stch, im Ganzen betrachtet, ohne alle Schwere seyn müsse. Wenn seine Theile, verhältnißmäßig, theils eine Zen« tripedal « theils eine Zentrifugal»Kraft besitzen; sollte man nicht fast denken, daß das Ganze kein Gewicht haben möchte? Ferner: sollte dieser Planet ein luftiger Feuerball seyn, wel« cher mit einer wässerichten Erdenkruste verschlossen wäre; so würden diese vier Elemente gegen und mit einander in einer solchen Gleichheit stehen können, daß allerdings das Ganze außer aller Schwere seyn würde. Der Elementarstreit, welcher zugleich das Gute und Böse hier bestimmet, scheinet fast diesen Sah zu bestätigen. Streit und Widerwärtigkeiten wären also die Erhal« IllngSkräfte unsers Planeten. Und ein beständiger Wechsel, welcher uns mehr Leiden als Freude zuwegebringet, wallet ohne Aufenthalt immer fort und fort. Ordnung und Un« »rdnung müssen daher im Ganzen bas Gleichgewicht halten. Ds

Ordnung ■

58 Ordnung aber ist bas zweckmäßige Entstehen und Ge-

Vorenwerden aller so unzählig mannigfaltiger Arten Kreatuttn der Naturreiche.

Und Unordnung ist das Vergehen,

Untergang und Absterben dieser so unzählbar verschiedenen

Geschöpfe.

Diese Mischung von Ordnung und Unordnung;

vom Guten und Dösen; Leben und Tod, wird so lange fort# dauern, als dieser Planet Erde da seyn wird. Da aber alle Körper, groß und klein, entstehen und

wieder vergehen; so muß auch ganz gewiß dieser unser Pla­

net zu seiner Zeit entstanden seyn, und auch wiederum nach vollendeter Zeit vergehen. Was da entstehet und wieder vergehet, hat sein Da­

seyn nicht von sich, sondern von was außer sich anzuerkennen. Da nun dieses Erdenrund, nebst allen darauf befindlichen

Naturreichen, einen Zeitansang gehabt hat; so istauch gewiß

ein Etwas ohne Zeltanfang vorhanden, so diesen Planeten geschaffen und die Richtung desselben festgesetzt haben wird. Wenn wir bey einem Hellen Abend unsere Augen zum

Horizont aufheben: welch eine Menge leuchtender Körper in

bestimmter Ordnung erblicken wir alsdann! Da nun dieses Gestirn insgesammt sowohl, al« unser

Planet, das Daseyn einer uns unsichtbaren Kraft zu verdan­ ken hat: welch eine Kraft, o Mensch! ist es, die dieses aller

dargestellt und unterhält? Zn tiefster Ehrfurcht müssen wir also einen Allmächti­

gen, Schöpfer, Erhalter und Regierer aller Welt, ohne al­

len Zektanfang und Ende erkennen.

Dieser Allmächtige,

Schöpfer, Erhalter und Regierer aller Welt, welcher diese leuch-

g-1^-2—

59

leuchtenden Körper so schön geordnet hat, muß in sich die

höchste Ordnung, Güte und Leben selbst seyn. Die Stellung des gestirnten Himmels zeuget von der höchsten Ordnung: die Erhaltung alles dessen deutet auf übers

schwengliche Güte, und das Daseyn der sichtbaren Schöpfung beweiset Leben.

Ein Herr der Ordnung, Güte und des Lebens, wird ganz Liebe seyn.

Wo Liebe der Grund der Handlungen ist,

tfl kann kein reelles Döse entstehen.

Das in Absicht der

Erde vorhandene Böse hat seine Beziehung auf den Clemens tarstreit und entstehet von der Anhäufung oder Trennung der körperlichen Bestandtheile.

Nach vollbrachter Zeit wird der Elementarstrekt sich en­ digen, und alsdann diese körperliche Erdengestalt verschwinden.

Die allgemeine Liebe des Schöpfers wird durch die Gleichheit der Wesen allein herrschen; und es wird keine Unordnung, Böses noch Tod mehr vorhanden seyn.

Dieses alles zeuget

die Naturlehre, dies lehret die heilige Schrift. Der Apostel Petrus spricht: Act. III, 21: Christus

muß den Himmel einnehmen, bi« auf die Zeit der Wieder« bringung aller Dinge, davon Gott geredet hat durch dm

Mund aller feiner heiligen Propheten, von der Welt an.

EsaiaS redetmit klaren Worten: Siehe, ich will eine» neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, daß man der

vorigen nicht mehr, gedenken wird, noch zu Herzen nehmen.

Und »abermals: der neue Himmel, und die neue Erbe, so ich mache, stehen.vor mir.

Zesaia LXV, 17; LXVI, 22.

Petrus

6o Petrus spricht in seinem und aller Gläubigen Nahmen,

2 Petri III, iz: Wir warten eine« neuen Himmels, und

einer neuen Erde, nach seiner Verheissung; darin Gerechtig« kekt wohnet.

Das Warten Petri aber und der Gläubigen

ist auf GotteS Verheissung gegründet; - Cor. I, 20.

Johannes schreibt Apoc. xxi: Ich sahe einen neuen

Himmel und eine neue Erde: denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr.

Weiter Apoc. xxi, 5: der auf dem Stuhl saß, sprach: Siehe!

ich mache es alles neu.

Und er spricht zu mir:

schreibe! denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiß. Ob nun gleich diese jetzige Erdengestalt verschwinden

wird; so ist es doch wahrscheinlich, daß der körperliche Urstoff derselben bleiben und von dem Almächtigen zu einer andern Bestimmung wird geformet werden.

Wie dieses aber geschehen wird, das ist uns noch zur Zelt verborgen.

Es kann seyn, daß die jetzt überhand neh«

wenden Erschütterungen der Erde Vorboten von dem El««

wentarstreil unsers Planeten sind.

Sollte nun das unterir­

dische Feuer in diesem Streite siegen; so wäre wohl der Fall

da: daß unsere Erde eine Kometenreise unternehmen, und das durchgebrochene Feuer den Schweif bilden könne.

Und

so würde auch die Auflösung dieses irdischen Planeten nach und nach erfolgen.

6i

II.

Beschreibung eines mystischen Gemähldes aus dem Sophienkloster in Kiew. hat 16| Zoll in der Lange, i aj Zoll in der Breite, und «ine goldne Verzierung. Es stellt einen offenen durchsichtig gen Tempel vor, welcher auf sieben Säulen ruhet, mit der Ueberschrift in griechischer und auch slavonischer Sprache: die Weisheit baute sich einen Tempel und befestigte ihn auf sieben Säulen. Ueber dem Tempel schwebt der heilige Geist in Gestalt einer iveißen Taube; um ihn eine starkstrahlende Glorie.

Noch höher herauf Gott der Vater, ein Brustbild im grünen Gewände, mit aufgehabenen Händen eines Schwörenden; um das Haupt ein goldener Triangel mit feinern Strahlender Glorie; rundherum einröthlichesGewölk, das sich in einer blauen Luft verliert, nebst zwey an beyden Sei­ ten herabhängenden weißen Bändern, worauf in slavoni­ scher Sprache geschrieben steht: Ich hielt ihre Säulen fest; Psalm 75. Seitwärts schweben 7 Thronengel, deren Flü­ gel theils roth mit Gold theils schwarz mit Silber sind, in «iuem Gewölk, welches ihr Knie mit silbernem Licht abschnekdet. Zur Rechten 1) Raphael, im blauen Gewände, in der rechten Hand einen vergoldeten geschlossenen Kelch haltend, s) Gabriel, im grünen Gewände, in der rechten Hand zwey weisse Lilien. 3) Michael, im rothem Gewände mit Silber,

Silber, mit der linken Hand einen Palmzweig nnd mit der

rechten ein Schwert haltend. grünen Gewände,

Schwert.

Zur Linken 4) Uriel im rothe

in der rechten Hand ein flammendes

5) Saltiel, im Silbergewande, beyde Hände

und zwar die Linke über die Rechte über einander auf der Brust gelegt, woran ein Rosenkranz hängt.

6) Jehudiel, im

blaufllbernen Gewände, mit beyden Händen eine Krone hah

tend.

7) warachiel, im gelbgoldenen Gewände, und in

der linken Hand Blumen.

Zn der Mitte des Tempels die Jungfrau Maria, mit

aufgehabenen Handen, ihr Haupt in der strahlenden Sonne, um welche 12 Sterne sind; die Buchstaben an beyden Seiten bedeuten: Murrer (Bottes.

Auf der Stirne und an jeder

Schulter ein Stern; das Obergewand ist rothpurpurnes mit grünem Unterfiitter; das Leibgewand Silber mit Gold und

das Untergewand blau mit Silber.

Vor der Brust liegt das

Rind Jesu im weissen Gewände, sein Haupt mit einem Sonnenzirkel und in der linken Hand die Weltkugel haltend. Auf beyden Seiten bedeuten die Buchstaben Jesus Christus.

Um Maria seitwärts stehn 7 Säulen.

Zur Rechten drey

.1) die Gabe der Weisheit; und im Schilde ein Buch

mit 7 Siegeln, unter dem Schilde, die Worte: Ich sahe

ein £>ud> versiegelt mir sieben Siegeln,

Apoe. V.

2) die Gabe des Verstandes; im Schilde ein Leuchter mit 7 Armen.

Ich sahe einen goldenen Leuchter und 7

Lichter über ihm,

Zachar. IV.

?) die Gabe des

Raths; im Schilde 7 Augen. Auf einem einzigen Stein

sieben Augen, Zachar. III.

Zur Linken

der Stärke; im Schilde 7 Hörner.

bey dem Umfall Jericho, Josua VI.

4) die Gabe

Sieben Posaunen 5) die Gabe des

Gesichts;

Gesichts; im Schilde eine Hand und 7 Sterne • in der 6) sie Gabe der

Rechten sieben Sterne, Apoc. I.

Gottseligkeit; im Schilde 7 Schalen.

S eben goldne

Schalen, voll Zornes Gottes, sind die Bitten der hei­

ligen, Apoc. XVI.

7) die Gabe der Gottesfurcht; im

Schilde 7 Blitze: die sieben Donnerstimmen der heili­ gen, Apoc. X.

Die Stuffen des Tempels, worüber ein silbernes Ge, wölk schwebt,

1) Herrlichkeit;

sind

2) Gnade; blaß Purpur mit Silber.

rothbraun.

4) Reinigkeit;

nung; lichtbraun.

blau mit Silber. 3) Demuth; brauy.

5) Liebe;

7) Glaube; blau.

blau.

6) Hoff,

Alle Stuffen in

roth und braun sind mit schwachem Gold und in blau mit schwachem Silber marmorirt.

Neben den Stuffen stehn rechts drey Hohcprister und ihre Häupter im Sonnenzirkel; nemlich

1) David, mit

einer golbnen Krone, und mit beyden Händen die Bundes, lade haltend.

Sein Uebergewand ist hochrokh, Leibgewand

silbern mit Gold, Untergewand blau. goldner Bischofsmütze.

2) Aaron, mit

Auf der Brust Urim und Thumim

und in der rechten Hand ein Stab oben mit Blumen.

Sein

Obergewand ist goldgelb, unter welchem ein grünes unten

hervorsteht; das unterste roth.

3) Mose«, zeigt mit der

linken Hand auf die in der rechten haltende Gesetztafel, mit

den Worten: Freue dich, in diese Tafeln ist mit dem Finger des Vaters das Wort Gottes geschrieben.

Das Obergewand ist hochroth mit grünem Futter, das Un#

tergewand blau.

Links stehn die 4 Propheten 1) Jesaias;

er hält ein beschriebenes Blatt in Händen mit den Worten: dies«

--------

&

Liese Jungfrau wird «mpfahen und einen' Sohn gL-

lbahren,

dem der Nahme Emanuel gegeben wird.

Sein Obergewand ist grün, und da« Untergewand roth,

a) Jeremias, mit gelbem Ober - und blauen Untergewand; 4n bet rechten Hand eln langer Stab,

z) Ezechiel, im

rothen Ober - und gelben Untergewande; in der Hand ein gvldne« Thor.

Untergewande;

4) Daniel, im rothem Ober - und grünen

in beyden Händen ein roher bräunlicher

Stein.

III. Kurze Abhandlungen.

i. Von der Weisheit. Das Wesen der Weisheit besteht in gewisser Erkennt­ niß alles dessen, was ein wirkliches Daseyn har? von

der .ersten alles zu einem bestimmten Endzwecke ordnen­

den und mit unerschöpflicher Lebenskraft stch ewig und unendlich ergießenden Lichtquelle an, bis in die Tiefe

des finstern ungeordneten Lhaos.

Die Weisheit ist zu

allen Zeiten und bey allen Volkern aufs höchste verehrt wor­

den ; man hielt eS für die würdigste Bemühung des Men­ schen, nach Weisheit zu streben, und für den höchsten Gipfel der Glückseligkeit, die verborgnen Geheimnisse der Weisheit

j« ergründen.

Dir

---------

6z

Die Geheimnisse der Weisheit sind niemals unter den Menschen allgemein bekannt gemacht, sondern nur einigen

Geweiheren unter dem Siegel der Verschwiegenheit ohne -Hülle, dem übrigen Theile der Menschen aber unter

bildlichen Hüllen mitgetheilt worden.

Ueberatl ist der Weisheit die Kraft zugeschrieben worden, die menschliche Seele zu reinigen, das ist, dieselbe zur

Herrschaft über die begehrenden und verabscheuenden

Arafte zu erheben^

alle ihre eigenthümliche höhere

Kräfte zur Vollkommenheit zu befördern. Mit einem Worte: den Menschen zur göttlichen Aehnlichkeit,

ja sogar

zur Gemeinschaft mit der alleinigen Urquelle alles

Guten und aller Glückseligkeit zurückzufuhren;

und

durch diese selige Gemeinschaft uns endlich die Macht zu ge­ ben, alles Löse zu überwinden, alles Gute zu errin­

gen, und alle Wahrheit zu erkennen.

Daß sich wirklich dergleichen Weise unter den Menschen gefunden, daran lassen die Indischen, Persischen, Chlnesischen.

Japanischen,

Egyptischen, Griechischen, ja sogar

Nordischen und Amerikanischen Geschichtsbücher nicht zwei­ feln, und hierin finden wir zugleich einen Beweis, daß die Wunderkrast aus der einigen Quelle sich allen Volkern des

Erdbodens durch die Weisheit geoffenbart und die gereinigten menschlichen Seelen ihr einen Tempel geweihet.

Es ist uns

zwar insgesammt in unsrer Jugend der Begriff beygebracht worden, daß alle jetzt erwähnte Volker, welche wir unter dem Nahmen der Heiden begreifen, der Vielgotterey ergeben ge­ wesen, von der alleinigen Urquelle, oder, wie wir es ausdrük-

ken, von dem wallten Gott nichts gewußt, folglich eben so Freym. Bibl. HI St.

E

wenig

66

wenig eine Gemeinschaft mit demselben als die dazu leitende wahre Weisheit erlangen mögen. Allein die Schriften der Alten sind mit Beweisen des Gegentheils angefüllet. *) Cicero,**) welcher in allen Griechischen Geheimnis­ sen eingeweihet war, sagt es uns deutlich, daß die Alten «n# ter den Göttern die Narurkrafre verstanden hätten.

Eben derselbe **♦) sagt es uns, daß die Weisheit den Menschen zur Aehnlichkeit Gottes und zur Gemeinschaft mit Gott erhöhe. Hier*) Aristoteles de Mundo c. 6. Vetus igitur fermo est a majoribus proditus inter omnes homines, Universa tum ex Dee tum per Deum constituta fuiste atqne coagmeutata, nullamque naturam fatis instrustam ad falutem effe poste, quae citraDei praefidium fuae ipsa demum tutelae permista fit. — Metaphys. L. 12. c. 8. Unum ergo tum ratione tum numero primum movens, immobile ens est------- Tradita autem sunt quaedam a majoribus nostris et admodum antiquis, ac in fabulae figura ppsterioribus relicta, quod univerfam naturam divinam contineat. Diog. La’ert, p. 20. Feruntur Thalitis istae Sententiae: Antiquifiimum eorum omnium quae sunt Deus, ingenitus enim — — Interrogatus quid Deus ? quod initio et fine caret.

*• ) de nat. Deor. L. 1, 19. Omitto E^udnam sanctam illam et augustam, ubi initiantur Gentes orarum ultimae. Praetereo Samothrac-iam, eaque quae Lemni nosturno aditu occulta coluntur filvestribus faepibus denfa. Quibus explicatis ad rationemque revpcatis, verum magis natura cognoscitur quam Deorum.

***) De LL. 1, 21. Quid est autem, non dicam in homine fed in Omni caelo ratione divinius? quae dum adolevit et perfecta est, nominatur rite Sapientia. Est igitur, quoniam nihil est ratione melius, eaque et in homine et in Deo, prima kominis

67 Hkernächst sind die Schriften des alten Bundes voll von Beyspielen, daß Zehova von den Heiden erkannt wordenund Sich unter ihnen Priester und Propheten erwählet. Man sehe was Gen. xiv, 18 vom Melchisedeck, Gen. xx, vom Abimelech, Exod. xvin, 11 und Num. x> 29 von Jerhro und -Hobab, 2 Thron. 11, n vom König-Hiram, vorzüglich Lbet Slum,xxii) 23 und 24 wie auch beym Micha vi, 5 vom £>h leam erzählt wird. In den Schriften des neuen Bundes finden wir die Weisen aus Morgenlande, und Christus sagt selber Matth. Xu, 41: die Leute von Ninive werden auftreten am jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen — Die Königin von Mittag wird auftreren mit diesem Geschlecht und wird es verdammen —* E2 Dem htminis cum Deo rationis socintaf. Inter quos autem ratio, inter eos etiam recta ratio communis est. Ex quo essicitur illud, ut is agnoscat Deum, qui unde ortus fit quasi recordetur et noscat. Jam vero virt-us eadem in homine acDeo est, neque ullo alio ingenio praeterea. Est autem virtus nihil aliud, quam in fe perfecta et ad fummum perducta natura. Est igitur homini cum Deo fimilitudo. Daß die Al­ ten untet der ersten Urquelle nichts anders verstanden, al­ ben allsehenden und allordnenden allgemeinen Verstand, erhellet aus acad. ’Quaest/i, 28. Partes autem esse mund! (dicebant Platonici) oirtnia quae insint in eo, quae natura fentiente teneantur, in qua ratio perfecta infit, quae fit eadem sewpiterna, nihil enim Valentins esse a quo intereat. Quam vim animum esse dicunt mundi, eandemque esse mentem, fapientiamque perfectam, quem Deum appellant Und in tr. de LL. 2, 26 zeiget er die Thorheit derjenigen, die dies nicht begreifen wollen: quid enim est verius, quam neminem esse oportere tarn stulte arrogantem, ut in fe men­ tem et rationem putet messe, in caelo mundoque non putet? autea quae vix summa ingenii ratione comprehendat, nulla ratione moveri putet?

68 Dem ungeachtet da die Heiden nur durch Betrach­ tung der tTarur und vornehmlich des Menschen zur Erkenntniß des unanfänglichen Urhebers von beyden und zu seiner Weisheit sich heraufgeschrvungcn,

wir

aber eine nähere Quelle solcher Erkenntniß in dem grossen«

barten Worte haben; so bleibet noch die Frage für uns wich­ tig : ob wir in den heiligen Schriften von der Weisheit vollständig unterrichten werden? oder ob wir dieselbe auf eben dem Wege wie die Heiden suchen müssen? Antwort auf

die erste Frage: daß die Schriften des alten und neuen Bundes über die Weisheit keinen Unterricht ertheilen; son­

dern dieselbe zu den geheime» Gaben rechnen, die von nie­ mand als von dem alleinigen Vater und Geber alles Guten

mitgetheilt werden.

David sagt Ps. xxiv,

io:

das Geheimniß des

Herrn ist unter denen, die ihn fürchten.

Pf. xl.ru: Send«

dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich leiten. Ps.ri, g;

Du hast Lust zur Wahrheit, die im Verborgnen liegt/, du lässest mich wissen die heimliche Weisheit. Salomon bat Gott um Weisheit, und seine Schrif­ ten sind mit Beweisen angefüllet, daß er wie der Weisheit mehr erhalten, als was der Mosaische Unterricht ihm gewah­

ren konnte. Zm Hiob xxxvn, 6 werben die Weisen die Vollkomm« neu genannt.

Sonst heißen sie Freunde Gottes und Pro­

pheten; und Zesaias lvhi, $ «. f. beschreibt uns die hohen

Vorzüge, welche die Weisheit gewähret, also: Alsdann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenroths und dein«

Besserung wirb schnell wachsen, und dein« Gerrchtigkeit wird von

-...... I- - —69von dir gehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird dich ju' sich nehmen — — — so wird dein Licht in Finsterniß aufgehen, und dein Dunkel wird seyn wie der helle Mittag.

Dieser göttliche Lehrer Christus, der den Inbegriff sei­ nes ganzen Unterrichts in den wenigen Worten zusammenfas-

set: Bessert euch, denn das Himmelreich ist nahe, erklärt

nicht anders als durch Gleichnisse, was er durch das Him­ melreich verstehe.

Er sagt ausdrücklich Luc. vm, 1 o und

in den übrigen korrespondenten Stellen:

daß das Reich

Gorres ein Geheimniß sey, welches nur die Zünger wis­ sen könnten, andere aber nur in Gleichnissen, daß sie es nicht

verstehen, ob sie es schon hören.

Aber auch die Zünger.

selbst konnten das Geheimniß nicht ganz fassen;

sondern.

Christus sagte ihnen noch zuletzt Jvh. xvi, 12: Ich habe euch

noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen; wenn aber jener der Geist der Wahrheit kommen wird, der wird,

euch in alle Wahrheit leiten. Er giebt uns aber hinlängliche Anleitung zu begreifen, daß er unter dem Himmelreiche oder

dem Reiche Gottes die wahre Weisheit verstehe, wenn er im Vater Unser uns beten lehret: dein Reich komme zu

uns! da er Luc. xv n, 20 ausdrücklich sagt: das Reich Gottes kommt nicht mit äusserlichen Geberden.

Man wird

auch nicht sagen: Siehe V« oder da ist es; denn sehet, das

Reich Gottes ist inwendig in Lach; da er Matth, vi sagt,

daß denen, die am ersten nach dem Reiche Gottes trachten, alles übrige zufallen werde; da er Zoh. in, 3 mit Verheu­

rung versichert: eS sey denn daß jemand von neuen geboren werde, könne er das Reich Gottes nicht sehen (Hesek. xvni,

13 und XXXVI, 26); da er endlich Matth. XXIV, 14 die höckst-

merkwürdige Vorhersagung hinzufügt: unb es wird geprediE s

-et

7» Art werben das Evangelium vom Reich kn der ganzen Welt

und denn wird das Ende kommen.

Dahin zielen auch noch

insbesondere Jesaias, Joel, Zachariaxiv, 9: zu der Zeit

wirb der Herr nur einer seyn und sein Nahme nur einer. Welche Züge insgesammt die Weisheit charakteristisch be*

zeichnen.

Ob auch gleich Jesus in diesem Reiche ewiglich seyn

und herrschen wird, so erinnert er uns doch ausdrücklich, daß wir den Zutritt zu ihm durch die wahre Weisheit, nicht

von ihm selbst, sondern vom Vater erlangen.

Joh. vi, 45 s

Es stehet geschrieben: Sie werden alle von Gott gelehret.

Wer eS nun höret und lernts vom Vater, der kommt zu mir. Jmgleichen v, 65: Niemand kann zu mir kommen, es sey

ihm dann vom Vater gegeben.

Joh. xv, 26 sagt er. daß der

Geist der Wahrheit (oder Weisheit; denn der Inbegriff aller Wahrheiten ist vollkommene Weisheit)

Vater ausgehe.

voni

U >d Matth, x. 19: Eures Vaters Geist

ists der durch euch redet. Endlich versichert er uns Joh. xiv, 1 o.

baß er selbst nichts von sich selber geredet, sondern baß der

Vater ihm ein Geboth gegeben was er reden solle; baß seine

Lehre nicht sein sey, sondern deß der ihn gesandt habe; ja et bezeugt v. 16 ausdrücklich, daß der ©«f? der Wahrheit nicht

von ihm komme, indem er verheisset, er wolle den Vater

bitten, daß er ihnen oen Geist der Wahrheit gebe, welchen die Welt nicht kann empfahen.

Und schließlich unterrichtet

er uns Joh. xn, 44, daß wer an ihn glaubet, nicht an ihn — sondern an den glaube, der ihn gesandt hat. Da nun also unser Lehrer, wenn von Erforschung ber Weisheit die Rebe ist, die suchenden ausdrücklich von:

sich

sich ab unv 4n dm Vater weiser; so können wir mit un­ eingeschränkter Zuversicht uns zu der alleinigen Quelle wen­

den, woraus in allen Zeiten und unter allen Völkern sich Weis­ heit und Glückseligkeit in die Vollkommnen ergossen hat.

Heil uns! wenn wir würdig befunden werden, ihr reines unbeflecktes Licht zu sehen, und solches unter Geweiheten

auszubreiten.

Fortsehung. Äöenn wir ein jedes Werk der Kunst, deü Witzes, der Ge­

lehrsamkeit, oder auch freye Handlungen der Menschen beur­ theilen, so bemühen wir uns, die Absicht des Urhebers, sei­

nen Entwurf zur Erreichung der Absicht, und die Kräfte, die zu Ausführung de« Entwurfs erforderlich sind, deutlich einzusehen; ober, welches einerley ist, von allen drey vorer­ wähnten Stücken vollständige und dem Werk,

oder der

Handlung, ganz gleichförmige Begriffe zu erlangrn. Bemerken wir, daß die Absicht nützlich, und daß der Entwurf gut geordnet ist, so nennen wir den Urheber des Werks gut, klug oder weise.

Zst die erreichte Absicht nicht

anders als durch große Kräfte zu erreichen gewesen, so fassen

wir von dem Urheber den Begriff, daß er groß und stark sey. Von dem Verstände des Urhebers fassen wir einen desto hö­

her« Begriff, je schwerer uns der vorgesetzte Endzweck zu

erreichen scheinet, je einfacher und begreiflicher der Entwurf

zur Ausführung ist, und je genauer die Kräfte zur Ausfüh­ rung abgewogen sind.

Ganz anders verfahren wir bey den Werken der Natur. Wir sehen weder auf Endzweck, Entwurf, noch Kräfte, son­ dern, da wir überhaupt bemerken, daß die Natur bey Her-

E 4

vor-

72 Vorbringung und Zerstörung ihrer Werke stets gleichförmig

wirket, so sagen wir: das gehet natürlich zu, und gmuben,

daß das Natürliche ein Werk der Nothwendigkeit oder des Zus falls sey. Nur dann, wenn wir bey den Werken der Narnr ei­

nen außerordentlichen Zufall wahrnehmen, der von demjenigen, was wir beständig in der Natur gesehen, abweichet, nur dann wird unsre Aufmerksamkeit wieder rege gemacht,

vornehmlich wenn der außerordentliche Zufall unsern Absichten entweder beförderlich oder hinderlich ist.

Durch eine erregte Aufmerksamkeit körmen wir in dreyerley Lagen gesetzt werden, i) daß wir entweder dabey ermüden, (das ist der Fall des

dritten Satzes, da wir d^s Bemerkte der Nochwendigkeit oder dem Zufall zuschreiben) und allenfalls dann

weiter prüfen, ob wir bey der Nothwendigkeit oder dem

Zufälle sollen stehen bleiben. Quelle der Atheisterey,

gionsverachtunq,

Diese Trägheit ist die

des Unglaubens, der Neli-

des Materialismus und so gar der

neuen Metaphysik, welche sich allein mit dem Noth­

wendigen und Zufälligen beschäftiget, die verständliche Urquelle ganz vorbey gehet, oder solche von der Natur

absondert, oder wenigstens nicht dafür hält, daß die verständliche Urquelle durch die Werke der Natur be­ greiflich werde. Durch erregte Aufmerksamkeit können wir

-) in die Lage gesetzt werden, daß wir den nicht aufzulo­ senden oder begreiflich zu erklärenden Vorfall einer

oder mehrern unsichtbar wirkenden mit Verstand und

Willen begabten hohem Kräften zuschreiben.

Dies ist der

6er Ursprung der Religion unter allen Völkern, welche

unter

dem großen Haufen

stekS Aberglauben und

Schwärmerey bleibet, a) welche Leuten, die Fähigkeit

und Kühnheit besitzen,

Anleitung giebt,

bey dem

großen Haufen sich einer Gemeinschaft mit den unbe* kannten höher» Kräften zu rühmen, und eigennützig*

ober politische Religionen einzuführen. Wir kommen aber auch durch erregte Aufmerksamkeit

z) zu der glücklichen Lage, daß wir auf die allgemeinen wirkenden Kräfte in der Natur Acht geben, daß wir

sogar bis auf den Dau des Ganzen zurück gehen, und daß wir dann nicht mehr unsers Nutzens halber der Wahrheit nachforschen, sondern die Wahrheit um ihrer

selbst willen suchen, daß wir dadurch freye Menschen werden, und zu der ersten Quelle, woraus alles g Wenn es ordentlich bey der Untersuchung gegangen wäre, besonders da so wichtig« Klagen vorkommen, so hätte man die Akten untersuchen müs­ sen, dir OrdepSjrichen, die man bey Sreupirung des Tempel, Ä • hcht

rzr Hofes fand, alles anwenden müssen, den Kopf zu finden, den die Tempelherrn in»,Kapitel anbeteten;

denn hier soll ein

Kopf gewesen seyn, der wie der Teufel aussah.

Der gute

Philipp! — Er war ja im Tempelhof, hatte die Ritter überrascht, alles weggenommen.

Fand sich denn das Idol

nicht, fand sich kein zauberischer Gürtel, den sie gehabt haben sollten? Also lächerliche Anklagen zum Theil mit ernsthaften

vermengt.

Und; wenn wir auch diesen Hauptpunkt übers«'

hen wollen, darf mai» nicht vergessen, daß wir meist nur

französische Untersuchungen haben.

Das Ganze beruht auf

einem Bericht dcS Puteanus; ein Paar andere Verhöre ste­

hen in Midard Geschichte der Stadl Vienne.

Das sinh

Akten von französischen Untersuchungen, also grade aus dem

Reiche, wo man allen Argwohn haben muß, daß die Raub­ gier der Gerechtigkeit die Augen, verbunden' hat; und nicht

einmal französische Akten haben wir komplet, sondern, was

der französische Gelehrte, der Philipps Sache führen wollte,

selbst fand, und uns zu geben für gut gefunden hat.

Er hat

uns auch die Akten, so wie er sie fand, nicht vollständig gege­ ben, sondern nach seiner Willkühr abgekürzt.

Selbst aber

auch nach dem allen, noch in keinem einzigen Punkte, dessen

die Tempelherrn beschuldigt wurden, vollkommene Ueberein­ stimmung. — Wer mag nun hier Wahrheit finden wollen;

wer »nag so unbillig seyn, selbst, wenn unter den Umstän­

den der Schein gegen die Tempelherrn seyn sollte, gegen sie zu sprechen, da in allen Chroniken dieses Zeitalters, beson­ ders solchen, die außer Philipps Reich geschrieben worden,

mit tiefster Wehmuth des Ruins der Tempelherrn gedacht

wird, da selbst der Pabst so viel Mißvergnügen gegen Phi­ lipps Verfahren äusserte, sich bloß durch äusserste Noth ge­ drungen

drungen (er zauberte über drey Zahr) von Philipp bewegen ließ, das Schlachtvpfer zu bringen? Doch vielleicht sind ein Paar der Beschuldigungen, die nach der neuesten Untersu-

chung am meisten innere Wahrscheinlichkeit haben sollen, wirklich von der Beschaffenheit, daß man, so viel eck in der

Dunkelheit möglich ist, grossere Verschuldung der Tempel«

Herrn, diesen Punkt betreffend, argwohnen darf, als Ver­ schuldung jedes andern Ordens in diesem Punkt.

Da»

„wichtigste des innern wahrscheinlichen der Klagen

reducirt sich auf drey Hauptpunkte:

Erstlich: Ihren Religions-Indifferenrismus be­ treffend, der so weit gegangen seyn soll, daß sie Christum ganzverläugneten, daß der Tempelherr bey der Rezeption

beym Vorzeigen deS Kreuzes Christi auSspcycn mußte; der

bald so vorgestellt wird, als.ob er reiner Materialismus ge­ wesen wäre, bald in Abgötterei) gegen einen gewissen Kopf verwandelt wirb.

Darüber richtig zu urtheilen, muß man bemerken: Der ganze Orden bestand aus unaufgeklärten Rittern; selbst der Großmeister, wenn es anders wahr ist, soll nicht haben le­ sen oder schreiben können.

Man denke sich unaufgeklärte

Ritter in beständiger Verbindung mit aufgeklärten Ungläubi­

gen ! — es mußte Eindruck aus sie machen.

Umgang mit

fremden Glaubensgenossen rektifizirt immer auf eine wunder­

bare Art unsere Begriffe. Der orthodoxeste Theolog — eine Zeitlang unter vortrefliche Catholiken verseht — seine Be­

griffe werden etwas runder.

Thut er dies bey aufgeklärten

Menschen, wie viel mehr bey' unaufgeklärten Rittern, die ganz nach dem gesunden Menschenverstand urtheilen; vom

3 r

Menschen

i.~

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>

Menschen «uf die Zulässigkeit seiner Meinungen schließen! Mag es also immerhin wahr seyn, was die Geschichte schon eon dem Ruin der Tempelherrn sagt, baß sie sich in enge

Verbindungen mit den Ungläubigen einließen; aber, wie wunderbar die ganze Beschuldigung gedreht wird! Bald in

reinen Naturalismus hinein gespielt, bald auf unbegreiflich widersprechende Art in MuhamediSmuS und Anbetung eines

gewissen Götzen.

Wie äußerst unzusammenhängend! Abe

Licht der Inquisition war, sie zu Muhamedanern zu machen,

ynb doch: — sie beten ein Idol an; wie wenn nicht Ver­ richtung eines geistigen Gottesdienstes das Wesentliche der

Muhamedanischen Religion wäre! Man bat sich auf die ko­

rnische Art geholfen, die Tempelherrn in alte Gnostiker zu verwandeln. Die -weyteHauptanklage, beynahe noch die wichtigste

für die Moralität, war: daß in Ocm Tempelherrn-Vrvett schändliche Paederastie ordentliches Gesetz gewesen sey.

An der Sache mag freylich etwas wahr seyn, weil solche krasse Beschuldigungen Schein haben mußten, daß die Tem­

pelherrn in Palästina, wie alle kreuzfahrende Christen, Wir­ kungen des Clima empfanden, daß diese sich in ihren Sitten

auSdrücktcn: aber, läßt es je sich denken, baß eine Schänd­ lichkeit von der Art ordentliches Gesetz bey einem Orden seyn

könne, daß sie höchstens etwas mehr wurde, als Sitte ein­ zelner kleiner Gattungen von Tempelherrn, und, wenn es das war, ruhte auf ihn keine größere Schuld als auf jeden

andern Orden, so durfte man aus dem nächsten Kloster einen Mönch nehmen: er solle einen Stein auf sie werfen, wen» fein Leben rein sey.

Es war unbegreiflich, daß Ritter bloß

in brr Anerinnerung an ihre Gelübde völlig frey von allen Aus,

Ausschweifungen leben sollten.

Man wollte sich das nicht

aus ihrer Tugend erklären und nahm lieber, das Laster zn Hülfe.

Die dritte Gattung von Klagen könnte 'man Decor

rums - nnv Rirchen-Rlagen nennen, betreffend: Uebertretung gewisser Kirchcngesehr.

Die Tempelherrn sollen

nämlich die Gewohnheit gehabt haben, sich unter einander z»

absolviren.

Wie teuflisch verstellt!

Freylich war es wahr,

Laß, wenn ein Tempelherr ein Verbrechen begangen hatte,

ihn der Großmeister absolvirte; denn er hatteAbsolution von der Ordensstrafe nöthig, aber nicht kanonische Absolution.

Auf dem Schlachtfeld in bei» letzten Zügen beichtete man, weil man sonst nicht glaubte, selig sterben zu können: aber

war das damals nicht allgemeine Sitte in der katholischen Christenheit? —

Unter den Decorums » Klagen kamen

einige Punkte bey der Rezeption vor.

Einige sagen : sie

hätten den Großmeister an den Nabel, andere an einen an­

dern Ort küffen müssen.

Es ist bamitwie mit allen übrigen.

Ein Paar gestehen, der große Haufen läugnet es, und die,

die es gestehen, retten sich durch das Geständniß das Leben und einen gewissen Gnadengehalt. Ueberhaupt darf man es

sich nicht befremden lassen, wenn man bey solchen Orden ge­ wisse sonderbare Gebrauche antrift/ die in der Absicht da sind,

um unbedingten Gehorsam von dem Neuaufzunehmenden zu fordern.

Man sieht, daß wir nicht ganz ins Klare sehen

können, aber doch so weit ins Klare, um alles Mögliche für lhre Unschuld zu vermuthen.

Sobald der Pabst Nachricht vom ganzen Verfahren

Philipps bekam, so schickte er drey Kardinäle nach Paris

I 4

mit

13&

■ "4

mit bittern Remonstrationen an den König.

Die Noth mu(t

ihn sehr gedrungen haben, wie er/der Schüchterne, es wagte, Philipp, dessm Betragen gegen Bonifatius er kannte, Remon« strationen zu machen.

Er läßt dem Könige vorstellen: Der

Orden gehöre nickt unter seine Jurisdiction, das ganze bis*

herige Verfahren sey unrechtmäßig, das Verbrechen des gan­ zen Ordens und einzelner Ordens-Mitglieder gehöre auch

nicht für den Bischof und Erzbischof, sondern einzig für päbst-

lichr Legaten, und da es sich Bischöfe und Erzbischöfe unterfan­

gen hätten, suspendkre er hiemlt alle, die ihre Hand an dieIns

quisition gelegt hätten. Nach damaligem Kirchenrecht vollkom­ men billig! — Der König blieb sich hier ganz gleich.

Erst

halte er Lust auch nach dem Pabst zu schlagen, ihn wie Bo­

nifatius zu behandeln.

Er ließ ihm antworten: er allein

sey Richter in der Sache als Rächer der Ehre Gottes, er hätte höhere»« Beruf und deswegen sey keine Einwilligung

LeS PabsteS nöthig, überdies, eine Untersuchung vom Pabst

durch Legaten angestellt, wenn er ihrer auch noch so viele

nach Frankreich schickte, sey viel zu langweilig, der Bischof und Erzbischof könne die Sache in loco am besten untersuchen. Gut gefaßt! Erzbischöfe und Bischöfe waren abgesagte Feinde

der Tempelherrn, weil sie eximirt waren. ’ Er besann sich aber, daß sein Betragen gegen den Pabst auf sein Betragen

gegen dieTempelherrn einen doppeltenSchatten werfen könnte.

Doch, dreist lasterhaft zu seyn, hätte er sich vielleicht auch diesmal überwunden; aber er hatte doch andre Spekulationen

dabey, warum er mit ihm nicht so verfahren wollte, wie er mit Donifacluü angefangen hatte.

Er gab die Ideen nicht

auf, vielleicht auch die Iohanniterritter in dieselbe Inquisi­

tion hineinzujiehn, worin er di« Tempelherrn hielt, um­ endlich

157 endlich Zohanniterrktter und Tempelherrn zu einem Orden zu vereinigen, dessen Großmeister sein Sohn werden sollte. Wahrscheinlich lag es nicht im ersten Plan Philipps, so zu verfahren, wie er am Ende verfuhr. Es ging ihm wie jenem Bösewicht; er wurde erst durch einen boshaften Schritt zum andern hingezogen. Um also dem Pabst zu be­ zeugen, wie er seinen Untersuchungen alles anvertraue, wählt er sich aus den gefangnen Rittern 72 heraus, solche, bey denen er darauf rechnen konnte, was Marter und Tod auf der einen Seite, und aufder andern Leben und Belohnung gen auf ihre künftige Aussagen wirken werde. Diese schickt er zum Pabst, er solle sie. untersuchen. CS fiel aus, wie Philipp vermuthet hatte. Sie gestanden alles, was Philipp wollte, so daß der Pabst erstaunte und zu zweifeln anfing, ob nicht wirklich Philipp Rächer der Ehr« Gottes sey; nur ist diesmal der Pabst der Sache noch nicht so gewiß, daß ec ordentliche Untersuchungen mit ihnen anzufangen gewagt hätte, sondern sie wurden bloß in einem geheimen Consistori» verhöre und nachher revozirten 50 derselben. Am Ende des Jahrs i z Oy läßt Philipp, ehe die Untersuchung zu Avignon geendigt war, etliche 80 Tempelherrn in Paris verbrennen. Er hatte sich die Standhaftesten zum ersten Opfer auserlesen. Erst ein volles Jahr nach dieser schändlichen Exekution wurde die große Synode zu Vienne gehalten, worauf eigentlich un­ tersucht, päbstliches Urtheil gefällt werden sollte. — Und um auch hier seiner Sachegewiß zu seyn, reisetPhilipp selbst hin. Die Sache wird proponirt, alles bisherige Vorgelege. E>n elender Miethling des Königs macht den Vorschlag, man solle den Orden ohne weitere Untersuchung ausrotten, wo­ gegen sich aber alles setzte, I s »Die

138 „Die Sache der Tempelherrn sollte untersucht werden, ,»fle hätten oft vergeblich darum gebeten." eigenen Worte der Akten.

Das sind die

Der Pabst muß endlich mit der

Untersuchung nachgeben, sich bequemen, daß dieselbe ange«

stellt wird.

EL dauerte ein ganzes Jahr lang, man konnte

nichts finden. Die Sache muß doch fürwahr nicht ins Reine

gewesen seyn! Im Reiche des Feinde« die Synode gehallen— von einem Pabste, der sich vor dem König sürch-

lete! — Der Pabst erklärt, daß er für sich lieber Len ör»

den aufheben wollte, als den Zorn des erstgebornen Sohns

der Kirche zu wagen.

Die Väter bestehen noch immer dar»

auf: die-Untersuchung sey nicht klar.

Um auf einmal alles

abzuschneidrn, halt der schwache, furchtsame Pabst den 22. May i;i2 ein geheimes Cvnsistorium, dessen Mitglieder er

sich auserlesen hatte, lauter französische Kardinäle.

Darin

wird der Orden aufgehoben, und zwar, wie es ausdrücklich in der Bulle heißt, nicht nach ordentlichem Prozeß, sonderrt bloß aus pabstlicher Macht und Vollkommenheit; und we-

gen der Gäter des Ordens wurde die Verfügung gemacht, daß sie dem Johanniter * Ritterorden zufallen sollten.

Der

Pabst schämte sich in der Sache so sehr, daß er wenigsten« noch durch eine einzige Handlung, die er sich vorbehalten hatte, seine Ehre retten wollte.

Mit dem Großmeister und eini-

gen der vornehmsten Offizianten des Ordens sollte nämlich

ein Prozeß in Paris am Orte der Hauptuntersuchung, wo

Philipps größt« Greuel verübt waren, vorgenvmmen werben, der den Pabst als den Gerechten, al« den Gnädigen zeige. Clemens schickt zwey Kardinäle nach Paris, den Prozeß die­

ser Vornehmsten des ganzen Ordens noch einmal zu untersu­

chen, ein öffentliches Bekenntniß dieser Vornehmsten zu ver­ anlassen,

? ■■! -

139

L

anlassen, und dann, nach öffentlichem Bekenntniß, öffentlich Pardon im Namen des PabsteS zu ertheilen.

Es wurde

zu dem Ende auf einem der geräumigsten offensten Plätze kn

Paris ein großes Gerüste aufgestellt, und an dem bestimm«

ten Tage, der vorher in der ganzen Stadt bekannt gemacht wurde,

werden die vier Gefangene herbeygeführt: vier

Manner aus den ersten französischen Häusern; denn bieNe« benabsicht des schändlichen Philipp war, manche der ange» sehensten Familien bey seiner Schlachtung des Ordens zu

demüthigen.

Die Gefangene werden herbeygeführt — viee

edle Manner, geschloffen wie Verbrecher, vier allgemein an«

erkannte unschuldige Männer; denn der Prozeß dauertest» lange, daß jener alte Haß, der sich auf die Reichthümer der

Tempelherrn gründete, allmählig in Mitleiden sich verwan« beite. Mit dem gewöhnlichen Pabstgepränge besteigt das Ge­ rüste der pabstlicke Kardinal vonAlbini, fängt seinewektläus«

tige ausstudierte Rebe an, worin die ganze Aussage des Groß­

meisters und der drey Offizianten eingerückt worden, und setzt

hinzu: daß der Pabst zu diesem Urtheil auf der Synode ge­ zwungen sey.

Er war so eben im vollen Fluß seiner Rede,

als ihn der geschloffen dastehende Großmeister des Ordens

unterbricht, und laut vor der ganzen Versammlung protestirt: daß Geständniß sey ihm bloß aus Furcht vor immer steigenden

Martern abgedrungen.—

Alles erwartete hier nochmalige Bekräftigung des schon gethanen feyerlichen Bekenntnisses r idenn sonst würde sich der päbstliche Legat keine Prostitution vorbereitet haben.

Alles

voll Erstaunen, das Volk voll Mitleid, und der Kardinal so betroffen, daß er die ganze Ceremonie abbricht, weil er

noch einiges Gefühl hatte; aber der König, nach der gewöhn­

lichen

14

1

lichen Entschlossenheit entschiedener Bösewichter giebt sogleich

Befehl: an demselben Abend solle die Exekution vorgenommen werden. Unter anhaltenden beständigen Protestationen

für ihre Unschuld gingen diese vier Edlen zum Scheiterhau­

fen, und noch auf demselben, da die Flammen an sie her­ aufschlugen, erblickte einer, Wilhelm Nogarek, unter den um­ stehenden den bekannten Liebling Philipps, einen Minister,

wie dieser König, ihn verdiente, eben so schändlich als sein König, und erklärte es gegen diesen Henker des Ordens und

seinen eigenen Henker, daß der Orden gewiß ganz unschuldig

sey, und er werde in kurzem vor dem Rechenschaft zu geben

haben, der sein und NogaretS Richter sey.

Sollte man

wohl diesen Protestationen im lctztern Augenblick des Todes nicht glauben dürfen, da die Absicht desselben gar nicht war, sich

zu retten, die vielmehr allein diese desto gewisser zum Tode brachten , da sie nur Ehre des Ordens retten sollte».

Bald

nach der Exekution! starb Nogaret — und nicht lange nach

ihm Philipp — und nicht lange nachher Clemens.

Man

hat freylich nicht Ursache, daraus ein Wunderwerk zu machen,

noch weniger hier ein Vorspiel der Strafe zu sehen, die auch königliche Bösewichter gewiß in der andern Welt trift. Die

ganze Sache erklätt sich vielleichtnatürlich so: Nogaret starb, weil vielleicht sein natürliches Ende um diese Zeit da war; denn er war zu sehr Bösewicht, als daß ihn das ms Grab

hätte bringen können, was den Pabst ins Grab brachte. Dieser starb aus tiefem Kummer, sich zum blinden Werkzeug des habsüchtigen Philipps gemacht zu haben. Noch auf dem

Todbette rettete es ihn, daß er sich durch die Bestechungen der Johanniter-Ritter, und durch die Gewaltthätigkeiten

Philipps zur Schlachtung des Ordens hatte bewegen lassen. Das

1 4I Da^ war Has Ende KeS ehemals großen, berühmten, der Christenheit in Palästina so nützlich gewesenen Ordens der

Tempelherrn in Frankreich.

Weil in ganz Enropa nicht

ein so schändlicher König war, als Philipp, so war es in je«

dem andern Königreiche erträglicher, unb immer so erträgli« cher, je weniger Franzosen dabey Einfluß hatten. erträglicher in England.

So schon

Dahin schickte zwar der Pabst,

peranlaßt durch Philipp, französische Inquisitoren hin, daß

also dort die Tempelherrn eben die Hand schlagen sollte, die

sie in Frankreich geschlagen hatte.

Aber Eduard war viel zu

menschlich, als daß er Proben eines solchen Henkers hätte geben können. Den französischen Inquisitoren, weil er ihnen

nicht traute, gab er drey englische Bischöfe zu, und unter dieser Aufsicht führten jene die Untersuchung.

Zwar wurden

auch an einem Tage soviel möglich alle gefangen genommen: aber, doch sah der König gelinde nach, daß hie und da ein Tempelherr mit veränderter Kleidung herum schlich, sich ver­

borgen hielt; doch suchte er nicht, wie Philipp, durch solche

grausame Torturen, Dekenntniß der Verbrechen von ihnen herauszubringen, die nie geschehen waren.

Alle die man in

England unpartcyisch untersuchte, wurden als völlig unschul­

dig befunden. Der König war doch so billig, zuzugeben, dafl

den als unschuldig befundc-ien Tempelherrn Pensionen aus­ gesetzt wurden, was in Frankreich so lange nicht geschah, bis ein Tempelherr durch falsche Beschuldigung seines Orden«

ein Gehalt sich erkaufte. So arch selbst in Spanien gelinder. Doch der Theil ist der dunkelste von der ganzen Geschichte, der der wichtigste seyn könnte.

Man erzählt zwar, daß sie sich mit den Waffen

hätten vertheidigen wollen, daß der König in Castilien alle Güter

14 L Hütet! Le» Ordens an sich gezogen hätte, aber man hat da» von nur dürftige Nachricht einer Chronik, nichts diploma« risch gewisses.

Zn Deutschland waren die Schicksale der

Ritter sehr verschieden, nach dem Schicksal der Provinz,

worin sie sich befanden.

Gewöhnlich werden hier Geschich-

ten erzählt, die auf der Synode zu Maynz vorgefallen seyn

sollen.

Wie nämlich der Erzbischof den Aufhebungsschluß

habe bekannt machen wollen, sey ein Graf Hugo in Gesell«

schäft mehrerer Ritter vor die Synode getreten, und hätte dem Erzbischof eine Erklärung gethan, darüber alle gezittert

hätten.

Das Factum hat aber großen Zweifel, und es ist

keiner der geringsten, daß um die Zeit nie ein Graf Hugo exisiirt hat.

Vielleicht ist die ganze Erzählung bloß Kopie

von dem Betragen, das man ihnen in Spanien zuschreibt.

Zm Braunschweigischen wurden einige Tempelherrn todt geschlagen.

Zn den Gegenden am Rhein erlaubte man ihnen, So

in andere Orden zu treten, oder sich ganz zu retiriren.

traten einige in den Zohanniter« Ritterorden. Am längsten über vier Zahr nach der solennenAufhebung deeOrdens hielten sie sich im Brandenburgischen und zwar ordentlich als Tem-

pelherrn, so daß man deutlich sieht: sie warteten, ob nicht vielleicht der nachfolgende Pabst Johann xxn, der sreymü-

thiger als Clemens war, die Ehr» des Ordens wiederherstel­ len werde.

Es hatte wirklich alle Wahrscheinlichkeit,

er

werde etwas von der Art thun; denn er wollte keinen Tem­ pelherrn vom voto castitatis dispensiren.

Die Beobachtung,

daß auch noch so lange, nämlich sechs Jahre nach feyerlicher Aufhebung des Ordens, immer Tempelherrn sich fanden, hat

die Frage veranlaßt: Hat sich der Orden wirklich verloren? War diese päbstlich« Aufhebung, verbunden mit der Drrfol, -ung

H3

Dung des schändlichen Philipps, stark genug, einen solchen Ota den ganz zu zernichten? oder hat er vielleicht im Stillen fortgedauert, sich durch Korrespondenz erhalten, dauert er vielleicht sogar noch jetzt fort? — Diese Frage ist besonders in unsern Zeiten wichtig geworden, da man an dem Bey­ spiele des Jesuiterordens sah, daß päbstliche Dullen und Verordnungen der Könige, einen Orden noch nicht zerstören können. Da, wo der Orden eigentlich zusammenhängt, reicht vorerst feine menschliche Kraft hin, wenigstens keine Gewalt eines Königs. Man hat sich dies Dild^gemacht: die ver­ folgten Ritter, besonders etwa in den Provinzen, wo die Verfolgung nicht sehr stark war, z.D. in Deutschland, über­ haupt in allen Ländern, die sich in mehrere von einander un­ abhängige Provinzen theilten, wo nicht gleich Wink eines Einzigen Gehorsam in einer weiten Strecke zur Folge hatte, haben noch immer in der Stille korrespondirt, das Gewand zwar abgelegt, sind nicht feyerlich erschienen, aller doch vielleicht in einer Höhle, an einem verborgenen Orte, wieder ordent­ liche Kapitel gehalten, hie und da einen jungen Ritter aus­ genommen und thätig gemacht mit der Hofnung: wenn ein­ mal der Orden wieder zu seinen Gütern komme, eine best» größere Belohnung zu erhalten, je treuer man dem Orden bliebe. Daß wirklich etwa« der Art möglich sey, daß Men­ schen, die den härtesten Druck der Regierung erfahren, nur desto fester im Stillen sich zusammenschließen, leidet keinen Zweifel. Zuerst beweiset es wirklich die Geschichte der Je­ suiten. Sie sind schon über zehn Jahre lang aufgehoben und doch existirt der Orden noch; sie haben sich Ordenssupe, Floren gewählt; der alte Zusammenhang bauert noch durch Korrespondenz fort; noch, wirksam — Ferner sieht man es ent

144 am deutlichsten an den Juden.

Keln Volk so sehr gebrückt

als sie, und doch keines so eng an einander geschlossen als sie. — Betrachtet man also die Sache im Allgemeinen, so läßt sich

■' nichts dawider sagen. Aber, wenn man e6 doch genau prüft, (sichere historische Spuren hat man nicht) so verschwindet der erste Schimmer und man sieht deutlich, daß die von vielen

versuchte Vergleichung mit dem Jesuiterorden hier gar nicht zusammentrift.

Unter den Tempelherrn war der Consocia#

tionsgeist nicht, der unter Jesuiten gewesen ist, und er konnte auch unter ihnen nicht seyn.

Wie wär's möglich, daß ein

Orden in die Länge zusammenhing, da der Großmeister nicht -schreiben konnte; wie laßt sich Zusammenhang entfernter Per, sotten, die über das ganze bewohnte Europa zerstreuet waren, denken, wenn unter den Ordenssuperioren Schreibkunst eine

Kunst ist? — nicht so stark.

Der Consoeiativnsgeist war auch wirklich Wäre er es gewesen, würden denn wohl so

viele in andere Ritterorden getreten seyn?

Hat man auch

nur ein Beyspiel, daß von Jesuiten einige Benedietiner,

Cisterzienstr oder überhaupt Genossen anderer Orden gewor# den find? Hätten sie sonst wohl so lange gezaudert, ihrem un,

glücklichen Großmeister in Frankreich zu Hülfe zu kommen? ES war nicht möglich, daß er bey ihnen hätte seyn können,

da mit dem Verlust ihrer Güter das Objekt ihrer Vereinigung

verschwunden war.

Gar nicht so bey Jesuiten, deren Objekt

von Vereinigung Gewalt war.

Auch hat man bey der

Vergleichung übersehn, daß überhaupr zwischen einer Conso#

eiation von Rittern und einer Consoeiation von ClerieiS un#

endlicher Unterschied ist.

Eine weltliche Macht zerstört nicht

seicht eine Verbindung von Geistlichen.

knüpft hier stärker zusammen.

Schon der Stand

Ritter- wenn ihr Orden

«ufge»

MS aufgehoben wirb, treten kn ihre Familien zurück.— Man

wäre vieleicht gar nicht auf dleVermuthung gerathen, wenn

man, analogisch geschlossen, sich nicht bloß an allgemeine Kon­

jekturen gehalten hätte.

Die Generation etwa, die dec

Schlag traf, hielt »och zusammen: aber, wer wird auf bloß entfernte Hoffnungen, wenn rr gegenwärtigen drückenden

Verfolgungen entgegen sicht, hinein treten? Also, der Orden

mußte sterben; es laßt sich nicht schließen: der Orden hat sich zwanzig Jahre nach der päbstlichen Aufhebung noch gehalten, alsoHat er sich auch zweyhundert Jahre noch gehalten. —

Zweckmäßiger ist eü hier, gleichsam am Grabe der Tempelherrn

eine keine Vergleichung zwischen dem Leichnam der Tem­

pelherrn und dem Leichnam der Jesuiten anzustellen. — Die Tempelherrn wurden hinaus getragen und allgemein bedauert. Je mehr sich die Geschichte aufklärt, desto mehr gewinnt ihr Andenken. Nach der Existenz nicht voller zwey Jahrhunderte,

war ihre Ausrottung nicht das Werk von unterdeß fortge-schriltener Aufklärung, sondern das Werk der Habsucht eines Königs. Kein einziger der übrigen Könige trat diesem völlig

bey.

Jesuiten fielen unterm Jubel der Rechtschaffnen, wenn

nicht einer etwa hier und da war, dem es behagte, den Anti­

poden der vernünftigen Welt zu machen, oder sich von dem Mitleiden gegen einzelne gute und brave Mitglieder des ver-

dorbenen Ordens zu sehr rühren zu lassen. unter allgemeinem Jubel,

Jesuiten fielen

nachdem sie über zweyhundert

Jahre lang existirt hatten: aber Klagen gegen sie waren viel früher, viel bedeutender, viel wahrscheinlicher, viel allge­

meiner gekommen als gegen Tempelherrn.

Sturz der Ze«

suiten war das Werk dreyer zusammenstimmender Könige, bey

deren Zusammenstimmung aber eben so viel Wunderbares

rreym. Mbl. IU^t.

K

war,



»54

sollen, wenn sie sich bald gehörigen Orts melden, und den Eassirer oder die Casse, an die sie das Geld gezahlct, richtig anzeigen werden, und man derselben hab­

haft geworden, wieder ju dem ihrigen gelangen, und mit gerechter Beahndung, die sie sonst verdient hatten,

vor diesesmahl verschonet bleiben. Denen aber allhier

sich aufhaltenden Auswärtigen, wes Standes sie seyn

möchten, die als Stifter oder Beförderer der Freymaurer-Gesellschaft allhier betreten werden sollten,

wird hiemit öffentlich angedcutet, daß sie nach den Landes - und dieser Stadt Gesetzen, als

Uebcrtreter

solcher Gesetze, als Stöhrer der gemeinen Ruhe, und Erpresser unrechtmäßiger Geldabgaben, sollen angese­

hen und bestrafet werden.

Uebrigens soll künftig we­

der Bürger noch Unbürger, noch ein bey uns sich auf­ haltender Fremder, die an diesem Ort als vertilget

geachtete Gesellschaft der Frepinaurer, wieder zu er­

wecken und anzurichten sich unterstehen, bey gleichmäs­ siger und nach Befinden geschärfter Strafe.

Wornach

sich ein jeder mit allem Fleiß zu halten und vor Scha­

den und verdienter Ahndung zu hüten haben wird. Gegeben auf unserm Rathhause, den z. Monats

October 1763.

Bürgermeisters und Rath der Stadt Danzig. Der Verf. dieser Rechtfertkgungsschrift prüft die Aus­

drücke dieses Edikts, hält eS für einen Inbegriff ungegründe­ ter und widersprechender Worte, und zeigt das Unschicklich«

und

und Ueberellte in dem richterlichen Verfahren.

Er sagt:

»die Freimaurer sind eine Gesellschaft von solchen Personen-

die sich unter einander anmahnen und beeiftrn, das höchst«

göttliche Wesen nach den Gründen ihrer Religion, in welcher

sie geboren und erzogen sind, zu verehren,

ihren Landes,

Herrn und Obern vor andern Unterthanen treu und gehorsam zu seyn, ihre Nächsten, besonders aber ihre Mitglieder zu

lieben, und die Vorschriften, die die weise Einrichtung und -kräftige Erhaltung ihrer Gesellschaft bezkelen, auf das genaue»

sie auszuüben. “

Endlich ruft er den Herren des Danziger

Raths wohlmeynend sonder Borurtheil zu: Werver, wo­ fern ihr der Besserung fähig seyd, Freymäurer, damit iHv

weise Christen und kluge Richter werden möget!

3-

Treuherziges Schreiben, die Sache der Danziger

Freymäurer betreffend, nebst einigen wohlmcynen«

den Anmerkungen in einer kurzen Vorrede des Her»

ausgebers.

Berlin und Danzig, beyJoh. Hein,

»ich Rüdiger, und Daniel Ludwig Wedel. 1763. 14 S. in 4. Der mit Johann Friedrich —



unterzeichnete

Herausgeber dieses Schreiben« nimmt in der Vorrede die Miene eines Gegners des Fr. 0. an.

Er ist darüber wie ein

Frauenzimmer, das einen Korb erhalten hat, entrüstet, daß

«s ihm abgeschlagen worden, dessen Mitglied zu werden. Er glaubt, daß das Schreiben hie und da einen Schlüssel zu den

.Geheimnissen dieser Original-Sonderlinge enthalte. Zn der That

That ab« enthält ei nichts weiter, als ein Urtheil über den «orangeführten Beweis.

Er sagt unter andern, daß die

Schürzen gar keine unanständige Tracht sey.

Sie stanw

wen aus dem Paradiese her, wo man von keiner Halskrause und keiner Alonge etwas wußte.

Er hält das Edikt für ein

Supplement zu dem verrathenen (zerschmetterten) Freymäu«

rer-Orden, und könnte, wenn dazu Kupfer besorgt würden, Len Titel: der nackte Areymaurer in Lebensgröße, führ ren.

Zedoch vermuthet er, daß der eigentliche Danziger

Rath unschuldig sey, die Urheber hingegen gewisse politische

Kannengießer sind, die sich die III Ordnung nennen, und Sitz und Stimme haben, nebst einigen Geistlichen, die von

den Kanzeln durch genealogische Stammtafeln bewiesen ha«

Len, daß die Freymäurer mit dem Teufel und seinen Gesel» len Geschwisterkinder wären. — Das Schreiben ist unter» zeichnet von —§ —r — unb George Leopold von —d —

theilt eS einem Grafen mit, dessen Feder er zur Vertheidig

gung des Beweises auffordert.



Die Freimäurerei, der Weg zur Hölle.

Eine Pre­

digt, worinn deutlich aus Schrift und Vernunft gezeiget wird, daß alle, die zu diesem Orden ge­

hören, in einem Stand der Verdammniß find. Ge­

heimniß, die Hure von Babylon u. s. w. Offenb. Joh.

Zweite Auflage 1770.

Aus der Vorrede des Herausgebers sieht man, baß diese Schrift eigentlich englischen Ursprungs ist.

Er sagt, sie habe

habe in England so viel Aufsehen gemacht, daß kn kurzer Zeit die zweyte Auflage davon) veranstaltet werden müssen. Er ist zwar selbst keinFreymäurer, so wenig es der Verfasser kst, der Fabeln, Erzählungen, Gerüchte, als bewiesen annimmt, und darausdie giftigsten Beschuldigungen und Anklagen baut; durch ein bloßeS vielleicht dem Orden große Verbrechen, und in den Logen Kindereyen und Thorheiten zur Last legt: da« her glaubt der Ueberseher, daß der Verfasser einen schwa« chen Kopf und ein bbseS Herz verrathe. Er bezeugt mit dessen Gedanken nicht einig zu seyn, noch auf seine Gründe einiges Gewicht zu legen.

Der Text ist aus der Offenbarung Zoh. xvn, 5:. Und an ihrer Stirn war geschrieben der Name, Ge­ heimniß, die große Babylon, die Mutter der -Hurerey und aller Greuel a>rf Erden — und der Vers, behauptet in allem Ervste, daß diese Worte sich völlig auf die. Frey« mäurerey beziehen. Auerst, sagt er, will ich deutlich sowohl aus der Ver« nunft als auch aus der Offenbarung beweisen, daß unter dem Namen Babylon die Freymäurerey verstanden werden muß. Zweyten« will ich die Freymäurerey überhaupt betrach« t«n; die Gottlosigkeit und die Ungerelmtheit ihrer Geheim« nisse, und die Bosheit derer, die sich dazu einweihen lassen, an den Tag legen: auch zugleich den verderblichen Einfluß dieser Stiftung auf die Gesellschaft zeigen. Drittens will ich denen, die den Greueln der Frey« mäurerey anhangen, ihr Unrecht verweisen; und Viertens darthun, daß alle diejenigen, die ihnen an« hangen, werden verdammt werden.

« ;8

—■ Gott sey uns gnädig, wenn der Mann das alles be­

weisen sollte. Babylon, sagt er, lag in den Ebenen, wo der Baby­ lonische Thurm gebauet worben.

Der verwegne Stolz seiner

Erbauer wurde dadurch verewigt. Nichts ist natürlicher, als

daß die Freymäurerey die große Babylon sey, besonders da f» sehr viele und auch Fürsten darin eingeweiht werden: denn

Die Könige der Erden haben Greuel mir ihr getrieben.

Sie ist die Mutter der Hurerey: Freymäurer sind männliche -Huren, und die Freymäurerey ist Mutter, weil sie eine be­

ständige Folge von Mitgliedern in sich schließt: daher der Name Mutterloge; keine Klaffe von Menschen ist allen Greueln auf Erden, und noch dazu den niederträchtigsten

und abscheulichsten mehr ergeben, als die Gesellschaften der

Freymäurer.

Da» Weib Babylon harre 7 Kopfe, das

sind 7 Berge, woraus es styt. (». 3 und 9 Offenb. Zoh. xvn).

Das zielt deutlich auf die sieben Stufen. Zm zwey­

ten Theil der Rede wendet er das Geboth: du sollst den

Xiamen deines Gottes nicht unnützlich führen, auf den 'Eid an, nennt solchen unfreywillig und erzwungen.

Er

-beschreibt dabey die fürchterlichen Ceremonien, unterwelchen

«et abgeleistet wird; der Eid ist also unverbindlich, sündlich -und gotteslästerlich. ter nichts als Boaz.

Das ganze wichtige Geheimniß ist wei­ Zeichen, Kenntnisse, Lehrsätze und

Dialogen sind Possenspiel.

Die Logen sind das Cloack aller

menschlichen Bosheit, und wo zwey oder drey Frcymäu-

eec versammlet sind, ihre Geheimnisse zu feyern, ist der

Teufel mitten unter ihnen.

Sie sind Lügner von Pro­

fession. Sie haben eine starke Neigung zu dem unnatürlichen

Verbrechen des Nordes.

Die Stunden zu ihren Zusammenkünf-

menkünsten schicken sich zu den Werken der Finsterniß, we­ he euch, ihr Lreymäurer, ihr-Heuchler!

EswirvTy«

ro und Sidon erträglicher ergehen am jüngsten Ö5w richte, denn euch. Wehe euch, Vie verborgen seyn wol­

len vor dem -Herrn, ihr Vornehmen zu verheelen, u»iv ihr Thun im Ainstcrn halten und sprechen: wer siehet

uns und wer kennet uns. Esaia xxix, i $. lehre beweist die starke Neigung zu

Ihre Zahlen­

den Teufelskünsten.

Schmausen und Schwelgen erregt zuweilen Mitleiden gegen Arme; solche Wohlthaten sind aber der Lohn der Ungerech­

tigkeit.

Ihre Gleichheit des Standes ist falsche Demuth,

vielmehr verstellter und verkehrter Stolz.

Ein Beyspiel von

einem, Namens Sporado, der nachher ein Halsverbrechen begangen, und auf dem Platz der Hinrichtung den Greueln

der Fceymanrerey seycrlich entsagt hat, weil ihn der Adel, mit dem er dadurch in Bekanntschaft gerathen war, in sei­

nem Unglück verlassen hatte.

Am Ende redet er noch die

Anhänger der Freymäurer, und im dritten Theile die Ge­ setzgeber, die Obrigkeiten, dieGenerale derArmeen, diePre-

diger des Evangelii mit rührenden und schreckenden Warnun­ gen an.

Endlich wendet er im vierten Theile die Weißagun-

gen im Zesaias xxvin, 17, ZeremiaS L, 2 3, Offenb. Ivh. xvm, 2, und zum Beweis der ewigen Verdammniß den

'Schluß des 16 v. im XVII Kap. der Offenb. Zoh. auf die Freymäurerey an. —

Zeder christliche Leser wird Mitlei-

den mit einem Verfasser haben, der alle Anlage zum Zrr« Hause besitzt.

Wir wünschen ihm nur einen gesunden Men­

schenverstand.

Die exegetischen Proben und die Vernunft­

schlüsse machen ihm solchen sehr streitig.

~

»6y

1

5 Gesellschaftliche Beschäftigungen. Berlin, 1770. bey

G.J. Decker und G. L. Winter. 366 S. in kl. 8. Diese lesenSwerthe und lehrreiche Schrift hat zwar die Freymäurerey nicht zum eigentlichen Gegenstand. Allein versichert die hiesige Hof- und Staatszeitung vom Zahr

1769. Nr. 141. S. 661, daß die Abhandlungen von Freymäurern in ihrer Loge abgehandeli worden. Wir wollen sol­ che bloß verzeichnen.

Charakter eines Weltweisen. — Wi-

sterbury, eine englische Geschichte. (Deyde

Sidney'/und Whiston.

Erzählungen sind rührend.)

Rede an das Römische Volk.

Sallnsts. .—



Des MariuS

Nach dem Lateinischen des

Ist die Liebe eine Leidenschaft und muß sie

da muß auch Feuer seyn." Auszug aus des Freyherr« von Bielefeld freundschaft­

lichen Briefen.

Er betrifft die Aufnahme des Preußische«

Monarchen, der als Kronprinzen, I. 1738. sich ln Braun­

schweig in den Orden begab. Er hat im Zuniuö 1740* selbst eine Loge gehalten und den Meistrrstuhl bekleidet. Endlich Abdruck einer Urkunde, nemlich eines Testaments des Augu­ stus Emanuel von Löventrap, datirt den 26. November 167g. Er setzt darin Ernest von Windeck zum Nachfolger in Unserer (wie es heißt) getrennten Societät ein und überläßt ihm mir

mit Deyfägung vier sigillirter Schlüssel eine von Stahl ze-

machte bey Johann von Grottenthal in Amsterdam aufbe­ wahrte sogenannte Truchen mit vier Schlossern.

Er gibt

ihm Anweisung von der Art, die inwendigen vier Trücheln zu eröffnen, wovon Nr. i voll von Gold-Nr. 2 der Silber­ tinktur, und beyde von solcher Qualität sind, daß aus den­

selben mehr Gold und Silber zu machen sey, als alle König­ Nr. 3 ist erfüllt mit theils

reiche in Europa in sich haben.

von einem von Tersin, als Vorfahren, ererbten, theils durch Kunst vom Testirer selbst verarbeiteten Karfunkeln, Diaman­ ten und Perlen, deren Größe in der Natur nie gesehen wor­ den.

In Nr. 4 ist sein Direktorium, nebst dem Prozeß und

Register aller mitverbrüderter Adepten.

Er verordnet ferner,

sein eingesetzter Nachfolger solle Spital, und Krankenhäuser,

so viel lebenslang möglich, aufbauen und mit hinlänglichen

Einkünften fundiren; frommen nothleidenden Fürsten dazu heimlich und unter anderm Prätext (nach der Universalregek: keinem in der Welt leicht zu trauen) Geld zuschießen; feinen

VetternJohann Christian und Sigismund von Loventrap auf Begehren so viel baares Geld übermachen, damit sie und ihre Nachkommen nicht Noth leiden; die Armen, Wittwen

und Waisen von aller Kleknmüthigkekt durch christliche Hand­ leistung erlösen, »nd des Notdürftigen nicht vergessen; sei­

nem treuen Bedienten Adolph, ausser dem restirenden Lohn, nach geendigter ihm anbefohlner Reise, eine Meyerschaft oder

Gütchen, oder ein Aequivalent von ungefähr 15000 Gulden

schenken; desgleichen dem Fürsten Johann Adam von Lichten­

stein eine Unze von der Gold - und eine von der S ilbrrtknktur zur freyen Disposition geben,

wie auch einen gemachten

Diamant, jedoch daß dieser zum Andenken als ein Fibeicom-

N 3

miß

198 miß auf den ältesten der fürstlichen Linke falle. Hiernächst werden einige mit dem Directorio, als einer Erkenntniß der ganzen Welt, verbundene Geheimnisse, und zur Ursache der an ihm verübten Entleibnng wird angegeben, daß eS beschwornermaßen in Venedig in des Erblassers Wohnung sich nicht be# finde, ohne die Thäter aus Rache deshalb anzuklagen.

2 3* Betbuch für Freymaurer. (Prag, 1784.) 292 S. in 8.

Dies mit musirten Lettern gedruckte Gebetbuch ist mit einem Kupfertitel versehen, und derProvinzialloge von Böh­ men, und allen Freymäurern dieses Sprengel» gewidmet. Die Gebethe haben folgende Ucberschriften: Allgemeines um Vergebung der Sünden, Fürbitte, Danksagung; Mor­ gengeb. Tafelg.; Morgen-und Abendandachten auf jeden Tag in der Woche; drey G. um Weisheit und Verstand; G. um Wohlthätigkeit, um Verschwiegenheit; Betrachtung in Widerwärtigkeiten; kn Krankheit, Danksagung für Ge­ nesung; Gebeth eines Großmeisters, Meisters, Gesellen, Lehrlings, Bruderdieners; sieben Psalmen, der letzte zur Probe: »Der Herr ist meine Stärke und mein Lob; er ist mir zum Heil geworden. Wenn der Herr nicht mit uns gewe­ sen wäre, als Menschen wider unS aufstunden; so hätten sie uns vielleicht lebendig verschlungen, da ihr Zorn wider uns ergrimmte. Gott ist unsre Zuflucht und Stärke; er hilft un« in Trübseligkeiten, die uns hart getroffen haben. Darum wollen

wollen wir uns nicht fürchten, wenn gleich die Erde bebt, und die Berge in die Tiefe des Meeres versenket werden; wenn seine Wässer rauschen und aufbrausen, und die Berge

vor seiner Gewalt zittern.

O Gott, erhebe dich über die

Himmel und deine Herrlichkeit über den ganzen Erdboden !

Sie haben meinen Füßen eine Schlinge bereitet, und meine Seele gebeugt.

Sie haben vor meinem Angesicht eine Grube

gegraben, und sind selbst hinein gefallen. Stürze sie, o Herr,

und zertheile ihre Zungen! denn ich sehe die Stadt voll Unge­ rechtigkeit und Zank.

Tag und Nacht geht Bosheit auf ih­

ren Mauern herum; Gefahr und Ungerechtigkeit sind in ihrer Mitte.

Zhre Gassen sind niemals von Wucher und Betrug

frey.

Gott wird mir zeigen, was meinen Feinden bevor­

steht.

Todte sie nicht, damit es nicht vergessen werde. Zer­

streue sie durch deine Stärke, und wirf sie zu Boden, o Herr,

mein Beschützer l Du hast mich vor der Versammlung der Boshaften und vor dem großen Haufen derer, die Uebels

thun, beschützet. Sey mir ferner ein schützender Gott und ein befestigter Platz, damit du mich rettest: denn du bist meine Stärke und meine Zufincht! Wie große und viele Trübselig­

keiten hast du mir gezeiget! Du hast dich wieder zu mir ge­ wendet, mich belebet und übermal aus dem Abgrunde der

Erde zuräckgeführet.

Du hast deine Herrlichkeit vervielfäl­

tiget, und mich wieder getröstet. Wahrheit auf Harfen preisen.

Zch will vor dir deine

O du heiliger Gott Israels,

ich will dir auf der Cyther Lob singen.

Meine Lippen und

meine Seele, die du erlöset hast, werden frohlocken, wenn ich dir Lob singe.

Auch wird meine Zunge den ganzen Tag

von deiner Gerechtigkeit reden, wenn die, welche mir Böses zu thun trachten, werden beschämt und zu Schanden seyn

N 4

gemacht

aoo gemacht worden.

Mein Mund soll den Herrn loben, un­

alles Fleisch immer und ewig seinen Namehpreisen. Alleluja,

Alleluja, Alleluja!

24. Allgemeine Grundregeln der Freymaurer.

Nebst ei­

ner Rede über den Zweck der Maurerey. burg mit Weberischen Schriften,

Preß­

1784« 43 S.

in 8. Die in sehr vielen Logen aufbewahrte, für Neuaufge/

kommene bestimmte, nnd nun durch den Druck verbreitete

Grundregeln haben folgende Ueberschriften:

§. 1. was ein

Freymäurer überhaupt von der Maurerey denken soll. §. 2. Von der allgemeinen Denkungsart eines Freymäurers. §. z.

Don der Beschaffenheit des Herzens.

K. 4. Von dennilhi«

gen Eigenschaften eines Freymäurers, als Uneigennützigkeit, Gefälligkeit, Beständigkeit, Verschwiegenheit, Behutsame

keit, Unerschrockenheit.

§.5. Von der Aufführung eines

Bruders gegen den Orden in und ausser der Loge. $. 6. Von der Aufführung gegen Fremde oder Profane. der wahren Ehre eines Freymäurers.

Leit —

§. 7. Von

§. 8. Vom seiner Ar/

Die Rede zeichnet das Bild eines ächten Maurers

und dadurch zugleich den Endzweck dieser Gesellschaft und seine

Pflichten.

3 5* Reiseb sla Suroh redo eid nebeis eiw dnu muraw. madretsinä, 1784- 3° S. 8. Besser als HoruS,

Das heißt:

wie und warum.

oder:

die Sieben

Eigentlich sollte es heißen: Nicht viel

besser als -Horns.

Ueber die Zahl 7 steht vorne ein komi­

sches Verzeichnis so gar die 7 Kuhrfärsten und 7 Holländi­

sche Provinzen sind dabey nicht vergessen.

Der Vers, oder

der Seher hat sich und dem Leser die Qual verursacht, alle Zeilen und Wörter umgekehrt hinzupflanzen. Geheimnisse zu entziffern glaubt, irret sich.

Wer darin

Es sind darin

kurzgefaßte Zweifel wider die Bibel, wider die Freyheit zu

handeln u. s. w.

Der Vers, hält §. 12 das allererste und we­

sentlichste der Menschheit, unsere Erzeugung, unsrer Seele

Anfang, Wesen, Daseyn, Wirkung, Fortdauer und Bestim­ mung, die ersten Grundsätze der Entstehung und Verwand­

lung, bas Denken, Wollen, Vermögen, für unerklärbar und unbegreiflich, wie vielmehr also das, was über die Vernunft

erhaben ist. Er wirft §. 14 über Materie, Empfindung, Le­ benskraft, Geist, als eine Portion der Weltseele, verschiedene

Fragen auf, warnt §. 11 vor denen, die von'(vom) Ungläubi­ gen (Unglaublichen) Uebernatürlichen, Unbegreiflichen einem Vorreden, und empfiehlt zur Moral: „Liebt und folgt den

Gesetzen, weil sie euch glücklich machen.

Entfernt von euch

alles, was euch unglücklich macht; alle Tyrannen der Ver­ nunft, alle Betrüger und Worthändler.

Liebt einer den an­

dern, damit der Genuß menschlicher Freuden so vollkommen

werde, als es die Natur erlaubt.

B. Reden

2Ok

4C!

B.

Rede n.

i.

Rede welche bey dem Anfänge des 1744^« Jahres

in der constituirten deutschen loge der Freymäurer in Hamburg gehalten worden von dem Secretär

und Redner.

Hamburg, gedruckt mit Piscators

Schriften. 24 S. in 4. mit einer Titel-Anfangs­ und Schluß-Vignette in K:

Der Sah, den der Verf. bearbeitet, ist: Nur allein edle Seelen kennen wahre Freymäurer seyn. Er beschreibt jufor# derst die Eigenschaften einer edlen Seele. „Eine beständige Neigung zu allen Tugenden zieret sie. Eine ungeheuchelte Sehnsucht nach der Glückseligkeit ist ihr schätzbar. Hiebey verfällt sie niemals auf Laster , oder Kleinigkeiten. Sie ist ihren Leidenschaften nicht Unterthan. Sie verehret die Vor, schrift, welche sie die Natur und ein vernünftiges Nachdem ken lehrt. Sie beleidiget keine von denen Pflichten, die sie dem vollkommensten Wesen und ihren vorgesetzten Häuptern schuldig ist. Sie findet etwas Großes darin, sich gegen andre Menschen als rechtschaffene Bürger zu beweisen. Sie hält sich verbunden, deren Wohl zu vergrößern Sie suchet ein Vergnügen in solchen Handlungen. Sie treibet sie mit Eifer." Hier»

Hkernächst erklärt er, was er durch wahre Freymäu-

rer verstehe.

Ern Wollüstiger, ein Geihhals, ein Hochmü-

thiger und überhaupt ein Lasterhafter kann es nicht seyn. Endlich werben einige Einwürfe, die man dem Orden zu machen pflegt, widerlegt.

Vor dem Titel stehn drey

Medaillons in Kupfer abgezeichnet.

2. Das Erhabene, worzu die Freymaurerey ihre achten

Schüler führet, wurde in einer Rede an dem Jo­

hannistage 1744, der gerechten und vollkommenen Versammlung derer (der) Freymäurer in Halle vorgestellet von dem Bruder Redner.

Halle 1744.

24 S. in 4. mit einer Titel - Anfangs - und Schluß-

Vignette in K.

Die grösseste Vollkommenheit eines Dinges kn seiner

Art, ist der Begriff, den sich ein Freymäurer von dem Er,

habenen macht.

an.

Er betet das unendliche Wesen demüthig

Er bestrebt sich nach Wissenschaften, bessert seinen Wil­

len, und unterhält di« körperlichen Kräfte —

Hiernächst

schildert der Verf. die Vortheile der Freymäurerey, nach ihre» verschiedenen Wirkungen und Verhältnissen.

304

3. Rede von der (dem) Verhältniß der Freymäurerey ge­

gen den Staat, welche am Johannistage 1745.111 der gerechten und vollkommenen Versammlung zu denen (den) drey Rosen gehalten worden von dem

Bruder Redner.

1746. 26 S. in 4. Mit einer

Titel - Vignette in K.

Der Verf. erzählt die Pflichten eines FMrs, und zieht daraus den Schluß, daß diese Gesellschaft das allgemeine Beste des Staats so wohl in Ansehung der innern als äusser« Ruhe befördere.

4. Daß der Entschluß, ein Freymäurer zu werden, ver­ nünftig und weise seyn könne, ward in einer Rede

erwiesen, welche im Jahr .1745. am Johannis­ feste in der rechten und vollkommenen Versamm­

lung zu den drey güldenen Schlüsseln in Halle gehal-

ten worden von dem Redner derselben. 1746. i8 S. in 4.

Halle,

Mit einer Titel-Anfangs-

und Schluß- Vignette in K.

»Die Eigenschaften eines vernünftigen Entschlusses find, baß die Handlung, worauf er gehet, gut sey, und von demjenigen, welcher den Entschluß, sie ausznüben, fasset, im Zusammenhang« als gut erkannt werde. Dazu aber, daß «ine Handlung weise sey, erfordert auch der Weiseste nichts

nichts mehreres, als daß sie das geschickteste Mittel sey, eine Absicht wirklich ju machen. Diesen Sah sucht der Verfasser auf die Entschliessung, ein FMr. zu werden, anwendbar zu machen. Ein jeder Kandidat, eh; er solche faßt, kann mit völliger Gewißheit wissen, es werde ihn die FMrey entweder zu lauter oder aufs wenigste zu einigem Guten führen, daß aber böse Absichten und unerlaubte Anschläge völlig aus 6k# ser Gesellschaft verbannt sind.

5' Rede welche in der zunftmäßigen Loge Zorobabel der

freyen und angenommenen Maurer in Kopenhagen bey ihrer feyerlichen Versammlung am St. Johan-

nistage i7 46. von einem Mitglieds derselben gehal­ ten worden.

Hamburg, gedruckt mit PiskatorS

Schriften. Z 5 S. in 4.

Er sucht den Satz zu beweisen: daß es ein wesentliches Stück der Weisheit sey, die Dinge in der Welt nach ihrem wahren Werthe zu schätzen. Er schließt mit der Ermahnung: Lasset uns daher» jederzeit gegen den wahren Werth der Dinge empfindlich seyn, und uns mit der größten Vorsicht in Acht nehmen, daß wir aus darin nicht betrügen. Lasset uns alle mögliche Aufmerksamkeit anwenden, daß die äusserliche Ge# stalt der Dinge uns nicht blende und bethöre. Lasset uns allezeit den Schein von der Sache selbst, das Zufällige von dem Wesentlichen, und die Larve von der Person selbst sorg# fällig unterscheiden; und unö niemals durch unsere Neigun# gen, Leidenschaften, die Gewohnheit und bas Ansehen, hin# reissen

-a=s

eo6

reissen lassen, von einer Sache ein übereiltes und unreifes Urtheil zu fällen.

Lasset uns endlich in einer so edlen Ge­

müthsverfassung mit vereinigten Kräften Tempel für die Wahrheit, Tugend und Unschuld aufrichten, und Gefäng­

nisse und Kerker für die Thorheit, Bosheit und Laster bauen.

So werden unsere Versammlungen ein sicherer Aufenthalt und eine glückliche Wohnung der Freyheit, des Friedens, und

des Vergnügens seyn.

6. Daß die Gesellschaft derer (der) Freymaurer vollkom­ men und gerecht sey, wurde an dem Johannis - Feste des 5747. Jahres in der gerechten und vollkomme­

nen Loge zu denen (den) drey Schlüsseln in einer Rede

ausgeführet von dem Bruder Redner.

Magdeburgischen,

1748.

Halle im

verlegks C. H. Hemmerde.

16 S. in 4.

Mit Titel- Anfangs-und

Schluß-Vignetten inK. „Einjeder, der von der Vollkommenheit einer Sache zu urtheilen fähig ist, hält sie alsdann erst für vollkommen,

wenn er bey der Betrachtung derselben auf ihre unterschiede­ nen Theile acht hat, und unter denselben eine Uebereinstim, mutig entdecken kann. Eine Gesellschaft ist auch gerecht, wenn ihre.Endzwecke

und Mittel weder den Gesetzen der Vernunft und Offenba­

rung, noch den bürgerlichen Pflichten widersprechen.« Beyde Sähe sucht der Verf. auf die FMrey anzuwenden.

7. Rede welche an dem Johannisfeste des l7zosten Jahres in der regelmäßigen Freymaurer-Loge zu den drey Hammern gehalten worden von dem

Bruder Redner. Dieser ist beygefüget ein Gedichte

zum lobe der Maurerey.

Frankfurt und Leipzig,

in der Grießbachischen Buchhandlung in Com­

mission. 24 S. in 4.

So wohlgemeint auch immer btt Absicht der Rebe seyn mag, so sieht man es ihr unb bem Gebicht beym ersten An« blick an, baßes jener am rebnerischen Salze, unb biesem am poetischen Schwünge fehle. Z. E. beym Schluffe: Ja, zeigt in aller Noth, baß, stürzt bet Himmel ein. Die Maurer zwar gebeckt, boch nicht erschrecket seyn..

8. Rede von den Feinden der Freymaurer am Johan­

nis-Tage 1753. in der ehrwürdigen Loge zu Drey Rosen gehalten von dem Bruder von Scythen.

Odii caufae acriores, quia iniquae. Tacit. 12 S.

in 4.

Ohne Druckort.

Eine unrebnerische Rebe! bet Verfasser spricht eigen« lich von benen, die unsre Feinbe sinb, barum weil wir FMr. sinb. Unter solchen giebt er bem schönen Geschlecht vorzüglich ben Rang, unb wünschte wohl, baß wir basselbe nicht zu Feinden hättenl, alsdann wäre ber Verlust bet Freundschaft bet übtigen erträglich. „SBit lassen ihnen (ben Schönen), sagt

208 sagt er, die Billigkeit wiederfahren, baß sie vor allen ani

der» ein scheinendes Recht haben, auf uns erzürnet zu seyn, weil wir dieselben mit allen denen Unwürdigen, denen wir

auf ewig allen Zutritt zu unsern Logen verschließen, zu »er# mengen scheinen. Und o w ie schwer wird uns dieses, daß wir

uns selbst von dem angenehmsten Theil der Menschen auf eine Zeit trennen sollen! Wir sind so wohl und mehr als andere

von den Vollkommenheiten und Schönheiten gerühret, wir sind noch Menschen, und also gefällt die Neuigkeit auch un«

seren Sinnen» wie artig würde es nicht stehen, wenn die

schöne Cynthia, an statt ihren großen Rock mit gehackten Stoff zu besehen, sich bestieße, ihren ledernen Schurz mit einer wohl ausgesuchten Band»Einfassung zu zieren.

Wenn

die junge Sylvia an statt des Coup de Bache einen Spietz, Hammer trüge, oder unter den Blumen und Zitter-Nadeln

mit Zirkel und Bley-Waagen auf dem Haupte prangete, oder

wenn die anmuthige Doris, an statt des Fächer», mit ei­ ner durchbrochenen Kelle splelete.

Doch: die Umstände nö­

thigen uns, uns selber dieses Vergnügens zu berauben." —» Rifum teneatis amici!

Er glaubt so gar,

daß niemand

als ihre eigne Schönheit das größte Hinderniß ihrer Aufnahme

sey.

Die übrigen Feinde sind Unverstand, Neugierde, Vor-

nrtheil, bange Furcht, blinder heiliger Eifer, Hochmuth,

Geitz, Wollust und Neid. —

Ein beym Schluß der Loge

abgesungenes Lied ist angehängt,

durchaus geschmacklos.

Z. E. Zn der fünften Strophe:

Die Unschuld, der der Decher Wein Hiermit geopfert sey,

Heiß uns mit Mund und Herzen schrey«: Es blüh die Maurerey.

Log

9Die wahre Größe eines Helden wurde in einer Rede, welche an dem feyerlichen Geburtsfestc Friedrichs des Großen in der gerechten und vollkommenen Freymäurer-Loge Philadelphia zu den drey golde­ nen Armen gehalten wurde, geschildert von dem Bruder Redner. JmJahrderFreymaurer 5763. den 24sten Jenner. Halle im Magdeburgischen, bey C. H. Hemmerde, 1763. ,20 S. 4n 4. Der Vers, leitet die Größe des Königs von den Eigen­

schaften der Tugend, des Menschenfreundes und der Weis­

heit her.

Eine Ode ist beygefügt, wovon wir die vorletzte

Strophe zur Probe hersetzen wollen:

Wie einst der heilige Dampfvon Abels Opfer empor stieg, So stiegen die Seufzer der Brüder zum Himmel empor.

Ein Donner bestätigt die Ditte.

Der Tempel der Tugend

verschwindet Und laßt ihre Triebe in edlere -Herzen zuruck.

Die Verbindung dieser Gedanken können wir nicht errathen.

10.

Der Charakter eines rechtschaffenen Freymaurers wurde bey der feyerlichen Johannis-Loge geschil­ dert in einer Rede von J.W. v. A. Redner in der vollkommenen und gerechten Mutter-Loge zu denen 3 Welt-Kugeln in Berlin. 1763. 12 S. in 4. Mit einer sinnreichen Titelvignette von Kauke. Er sagt: „Nach Ausspruch der großen Sittenlehre be­ stehet das rechtschaffne Wesen in der Wahrheit, welcher rreym.Tibl.lll. St.

4>

nichts

31'd" nichts anders ist, als die Uebereinstimmung aller Grundsätze

mit der NatUr der Dinge. gerung zu ziehen:

Hieraus ist die untrügliche Fol«

daß im eigentlichen Verstände nur derje­

nige rechtschaffen sey, dessen Handlungen durchaus den Vor­ schriften der Vernunft und den Gesehen gemäß.sind, und

der nicht bloß mit einem guten Schein zufrieden ist.

Nein,

der redliche Maurer ist kein täuschender Heuchler, oder ein verlarvter Betrüger, der anders denkt, als er redet und handelt.

Die Rede ist den Logenbeamten zur stets lodernden Lobesflamme gewidmet.

Ueberhaupt scheint der Verf. des

richtigen und treffenden Ausdrucks nicht mächtig zu seyn.

ii.

Die wahre Harmonie, als der einzige Grund der Vollkommenheit in der physikalischen und moralischen

Welt; in einer Rede in der gerechten und vollkomnienen Loge zum rothen Stein des Ordens der Harmonie am Tage der Stiftung vorgestellet von dem Bruder Redner. Jena, verlegts I. A Mel­ chiors Wittwe. 1764. 20 S. in 4. „Nur die allgemeine Harmonie der Kräfte ist die wahre Vollkommenheit der ganzen Welt, und die Glückseligkeit eines endlichen Geistes zu nennen."

Das ist der Satz, den der

Verf. auszuführen sucht, und glücklich ausgeführt hat. Ein

prachtvoller Tempel, worin jeder Theil diejenigen Bestim­ mungen hat, welche nach seiner Absicht nöthig sind, und wel­ che die wesentlichen Bestimmungen des andern mehr und mehr

mehr erhöhen, ist das Bild einer Gesellschaft edelgesinnter Seelen, die ihren Ruhm und ihr Glück in der Harmonie suchen.

Harmonie ist im Mineral-Pflanzen-und Thier­

reich, und dadurch ist auch di« physikalische Welt mit der moralischen verbunden.

12.

Die Glückseligkeit eines Staats, Hessen Regent em

Harmonist ist, in dem großen Beyspiele Heinrichs des IV. Königs von Frankreich, in einer Rede ge­

schildert und abgelesen in der gerechten und voll­

kommenen Loge zum rothen Stein des Ordens der Harmonie,

von dem Bruder Redner. 1764,

40 S. in 4.

Ein Staat ist alsdann wahrhaftig glückselig, wenn «in jedes Mitglied in seiner rechten Stelle seineKräste anwendet, das gemeine Dcste so wohl in moralischen als physikalischen

Gütern zu befördern. —

Ein Harmonist ist ein praktischer

Verehrer der Religion, und arbeitet mit Vergnügen an der

Verbesserung der Natur. —

Heinrich der xv. übte Gerech­

tigkeit und Treue; er war Vater seines Volks und Menschen­ freund > er kannte die Genies und die Herzen der Menschen.

O

2

319

13« Daß tugendhafte Beyspiele der Freymaurer dem Or­

den zur Ehre und Aufnahme gereichen, bewies in einer am Stiftungsfest den 24. Iunii 1764. gehal­

tenen Rede der Redner der Loge der Eintracht. Berlin, gedruckt bey George Jacob Decker. 19©. in gr. 8. Zum Beweis des Satzes führt der Verf. folgende Gründe ain i)well die Uebung eines tugendhaften Beyspiels

ln uns selbst die Tugend auf die glücklichste Art befördert; 2) weil wir dadurch bas Glück anderer Menschen gewiß beför­

dern; z) weil das tugendhafte Beyspiel besonders eines Frey, mäurerS die glücklichste Stühe der Ehre und des Ansehens Les Ordens ist —

Eigentlich ist dies Letztere kein Beweis,

gründ, sondern der Satz selbst.

Zur Prüfung werden noch

Fragen ans Herz der Zuhörer gelegt: Haben wir so vor der

Welt gelebt, als wir wünschten, baß die ganze Welt lebte? Haben wir so rechtschaffen, so redlich, gehandelt mit unsern Kräften der Seele und des Körpers, haben wir mit uns»

rem und anderer Leute Vermögen so gewissenhaft, so vorsich­

tig gehandelt, als wir wünschten, daß andere es thäten? oder wie ist alles, wie ist unser und unserer Nächsten Vermögen, Glück und Tugend aufgeopfert? Endlich haben wir so gele­

hrt vor der Welt, daß wir wünschen möchten, die Welt

möge a>rS unserm Wandel auf den Orden einen Schluß

machen?

X4.

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.r

14. Difcours prononCe ä l’occasion de la feite de Saint Jean 24. Juin 1766. dans la Loge Francoise etrblie ä Brunswig fous les glorieüx äulpices de Monseigneur le Duc Regnant de Brunswig et de Lunebourg, et de Monseigneur le Duc Fer< dinand fon frere. 32 delmann,

Tag und weinlig.

Vier

Lieber sind doppelt in Musik gefetzt. Von verschiedenen Chor« gesängen wird im Vorbericht gesagt, daß nach der Meinung ihrer Verfasser nicht so wohl die ganze Versammlung sie mit#

singen, als vielmehr dieselben hören und bey ruhigerm Nach#

denken empfinden möchte.

Vor dem Titel ist ein schönes

mystisches Kupfer angebracht.

Q 3

io. Ge#

'

-46

1 f,

l-o.

GedichK und iiedtzr verfaßt von.den Brüdern der iogk

zur wahren Eintracht im O.v. W * * *;. gedruckt

bey Christ. Fried. Wappler, 1784.

104 S.

in gr. 8.

Ohne die (n bet Vorrede angeführte Lessingsche Demeri kung über den Unwerth der Freymaurerlieder so allgemein

- richtig und entscheidend, als die Herausgeber zu thun scheinen, anzunehmen, und ohne den Grund davon darin zu suchen, daß die mamerische Muse durch Gleichgültigkeit an einem Orden, der ihr Geschlecht von seinen Geheimnissen ausschließt, sich -habe rächen wollen; erklären wir diese Sammlung für eine

der vorzüglichsten.

Poetisches Gefühl, richtiger Ausdruck,

.zwangloserSchwung und harmonischer Versbau herrscht fast

4n allen Gedichten.

Ihrer sind einschließlich der Lieder zo.

-Das erste auf die Einweihung des neuen Tempels der -erwähnten Loge, am 7. Februar 178;.

Eine sinnreiche Idee,

die in den Mund des Architekts gelegt wird, welchen die

Göttin Wahrheit zum Aufbau eines ihrer würdigen Tem­

pel auffordert.

Die vier folgenden sind aus Josephs tTa?

mensfeyer im Jahr 1783.

Das erste und zweyte ist »ost

erhabner Züge dieses besungenen Monarchen: Ein Name, der die übermüthigen Gefilde

Des Kirchenstaates Ehrfurcht lehrt,

Dry dem der kalte Nüsse flammt, den selbst das wilde Verrufene Marokko ehrt?

Ein Name, den der Weise, der nun unbefangen, Mit freyem, feffellosem Geist

Dem

!---------------- ■■■

-47

Dem schönen Trieb, zum Licht der Wahrheit zu gelangen

Sich weihen darf, mit Wonne preist! Ein Name, dessen Schall, gleich jähen Donnerkeilen,

Des Aberglaubens Thron zerstäubt, Uud all die Ablaßwechsler, reich durch ihren feilen

Schleichhandel, aus den Tempeln treibt!

Za Zofeph ist'« der der Vernunft erklärten Feinden Die eiserne Gewalt entriß,

Indeß er seinen Schuh den friedlichen Gemeinden Der königlichen Kunst verhieß. Da« dritte S. 17 hingegen ist matt, und mißkli'ngend. Z. E. die sie im rc.

die sie wie rc.

Ein auffallender

Hiatus, der auch in mehreren Gedichten nicht sorgfältig ge
or# „beut, Grillenfängerey! das Enträthfeln medicinifcher „Prahlereyeu, Unsinn oder Neid!

Ihnen ists zu ver­

leihen, sie kennen die Elemente der gemeinen Chemie

„nicht. Aber wenn Männer, die gemeine Chemie lehren „sollen und lehren, mit Geist und Feuer von der großen „erhabnen, edlen Kunst der Goldmacherey reden, und

„mit Eifer über die hersahren, die ihre Obereitiaden

„und rofenkreutzerische Grillen nicht verdauen können,

„dann ists weit gekommen, und es steigen drohende „Aspectrn für die gemeine Chemie am scheidekünstleriC 3

„schen

38

„schen Himmel auf.

Doch das wars ja nicht, was

„ich erzählen wollte; hier ist meine Erzählung. „W * * ein

erfahrner Goldarbeiter,

ein kluger

„Mann, ein helldenkender Kopf, welcher der Welt

„weit bekannter ist als ich, fand entweder in einer ro; „senkreutzerischen Schrift, oder er erhielt von einem

„reifenden

Adepten

„Quecksilber,

ein

Borax,

Rezept

zum

Goldmachen.

Minera Antimonii, Arsenik,

„Kochsalz, und wie das unsinnige Gemisch weiter heißt, „waren die Hauptingredienzien.

Das Quecksilber sollte

„erhitzt, dann die andern Materialien gepulvert darauf „getragen, alles bey heftigem Feuer geschmolzen wer­ den, u.s. w. so sollte sich das Gold endlich finden.

„W * * untersuchte dtes, er nahm das Quecksilber

„von einem Vorrathe, der in seiner Werkstatte stand, „und erhielt Gold, Er erstaunte.'

Er wiederholte den

„Versuch; er erhielt Gold, und sein Erstaunen nahm „zu.

Freude über das enthüllte GeheimnißFreude

„über den Besitz des Steins der Weisen durchströhmte

„sein Herz, er war ohne Fassung, zeigte seinen Arbei­

tern den Schatz, und sagte ihnen; er habe die Kunst „Gold zu machen gefunden.

Das hatte gefährlich

„werden können, wenn wir noch in den Zeiten lebten, „da Böttcher Gold machen sollte,

und Porzellan

„erfand.

„Aber SB * * war selbst seiner Entdeckung noch „nicht gewiß, und um gewisser zu werden, nahm er „andres Quecksilber von einem noch nicht angebroche-

„nen Vorrathe, wiederholte den Versuch — und er/ ,;hielt

„hielt kein Gold.

Er wiederholte den Versuch mit dem

„ersten Quecksilber, und stehe der Tiegel enthielt aber#

„mals ein Körnchen Gold. „Er sann und sann wie er es anzufangen habe,

„damit der Versuch immer, und mit jedem Quecksilber

„gelange.

Er ließ Quecksilber aus allen Apotheken

„seines'Orts holen, prüfte, mazerirte, quälte es mit „dem Gold prolieferirenden Schmelzmittel, und das „gehofte Gold blieb aus. „Im tiefem Nachdenken verloren, stand er am Tie-

„gel, sah in das Feuer, bedauerte Zeit und Geld, als sich

„auf einmal das geheimnißvolle Dunkel vor seinen Aur-

„gen verzog und als Schuppen auf die Erde fiel.

Der

„Arbeiter, dem die Arbeit beS Verguldens in feiner „Werkstatt oblag, fuhr mit dem Pinsel, mit welchem „er das Quick - Gold oder die Goldblatchen auf das zu „verguldende Silber trug, in die Schaale mit Queck-

„silber, um das äberflüßige am Pinsel Hangende Gold

„darinnen abzuwaschen.

Herr W * * untersuchte nun

„erst das Quecksilber in der Schaale, und fand mit „bloßem Auge, „durchzogen war.

daß es durchaus mit Gyldstreiffen

Er bedauerte nun noch mehr als

„erst Zeit und Geld, und versprach stch's feyerlich, „nun nie wieder den Versprechungen reisender und am „säßiger Adepten zu trauen.

„Er erzählt diese Geschichte als Beyspiel menschli„cher Verirrung, als Beweis überraschender Täuschung „gern selbst, und pflegt sie immer mit den Worten zu

„schließen: meine Freunde, Sie sehen hieraus, wie leicht

C 4

40

„es ist, Gold über der Erde zu machen, wenn man es „in andern Körpern versteckt in die Glaser, Tiegel und „Retorten bringt. Schwer und unmöglich muß es aber „seyn, -da welches zu machen, wo keines war , wenn „man auch das ABC der gemeinen höher» und aller­ höchsten rofenkreutzerischen Chemie vollkommen inne „hat, und selbst über die prima Stamina aller dieser „Branchen der Chemie weit hinaus ist. „Ich erzähle sie, weil es doch seinen Nutzen haben „wird, so viel Beweise von Irrthum und Täuschung „zusammen zu tragen, als man nur kann, und zweifle „nicht, daß mir mein Freund seinen Namen zu nennen „erlaubt, sobald man Mißtrauen in meine Erzählung „setzen sollte/

VI.

Nachrichten au- dem

Leben eines hermetischen Weltweisen. >^-in gewisser Hoffrath Schmidt der sonst als Lehrer .der Chemie in Jena, gestanden, hatte das Unglück

durch Arsenikdampfe feine Sprache zu verlieren, so

daß er nur sehr sachte zu reden vermögend war.

Er

sahe sich daher genöthigt seine bisherige Beschäftigung aufzugeben, wurde ein Nofenkreutzer, reiste auf Ko­ sten der Gesellschaft nach

Marocco, um alte

arabische Manuscripte aufzusuchen.

Aus dieser Reise

besuchte er auch Roppenhagen, um auf der Königli­ chen- und Universitäts-Bibliothek nach Manuscripten

zu suchen.

Bey seinem Aufenthalte daselbst, lernte er

den den möchtet ihr, und du besonders

Gern wieder viele große Dienste thun? Nicht wahr? —> Nun, einem Engel was für Dienste, Für große Dienste könnt ihr dem wohl thun? Ihr könnt ihm danken; zu ihm seufzen, beten;

Könnt in Entzückung über ihm zerschmelzen; Könnt an dem Tage seiner Feyer fasten,

Allmofen spenden. —> Alles nicht, —- Denn mich

Deucht immer, daß ihr selbst.und euer Nächster Hierbey weit mehr gewinnt, als er,

Er wird

Nicht fett durch euer Fasten; wird nicht reich, Durch eure Spenden; wird nicht herrlicher

Durch eur Entzücken; wird nicht mächtiger

E 5

Durch

74

=^'------ m

Durch

eur

Vertrauen.

Nicht wahr?

Allein ein

Mensch. *) Vorzüglich nachtheilige Folgen hat der Hang zum Übernatürlichen und Wunderbaren im praktischen.

Das vorzüglichste Bestreben des Menschen hier auf Er­ den soll und muß ihm die Ausbildung und Gebrauch

feiner Vernuft sein; soll aber ein Gebrauch unsres Ver­ standes statt finden, so müssen wir nothwendig gewisse

allgemeine Regeln voraussetzen, welchen wir alle-Er­ scheinungen Vorstellungen u. f. w. untergeordnet den­ ken.

Nur auf diese Art können wir Ordnung und Zu-

sanimenhang unter unsre Vorstellungen und in Phäno­

mene der Natur bringen. Sobald mir mehreremal ge­ wisse Gegenstände mit einander so verknüpft gesehen

haben, daß wenn das eine vorherging,

das andre

folgte, müssen wir im wiederkehrenden Falle, sobald

sich der eine unter den nehmlichen Unständen zeigts den andern als eine nothwendige Folge erwarten.

Alles

was diese Ordnung unterbricht, und hemt, bringt da­ her unumgänglich eine Stöhrung im Gebrauch unsrer

Vernunft zu Wege.

Ueberdem muß offenbar jeder der

verfchiednen Welten eine eigne Art die Dinge anzu­

schauen, zugestanden werden, derjenige Mensch jwel-

cher also eine Verbindung mit Wesen einer höher» Ord­ nung einginge, müßte sich mit ihrer Art die Dinge an-

zuschauen, mit den Regeln die sie befolgen bekannt ma­

chen, er müßte Bürger zweyer Welten seyn und keiner

ganz

’) kessi.igr Nathan der Weise. S. '7 — »8.

Geben wir nun den Einfluß andrer

ganz angehören.

Wesen auf den Menschen zu, glauben wir das wenig­ stens einige sich bis zu einer Gemeinschaft mit ihnen er­ heben können -r- so fahre denn hin Ordnung und Har­ monie.

Das schöne Ganze wandelt sich um in ifolirte

zerbrochene Trümmer, keine Maximen der Vernunft können sie nun mehr bey ihrem Gebrauche leiten, denn

wer sicherte mich, ob in einem vorkommenden Falle es nicht einem Wesen gefalle, den Gang d^r Dinge ganz

anders zu leiten, und daher ganz verschiedne Resultate

hervorzubringen.

Wie will der Richter den Verbrecher

der Gesetze bestrafen, wenn diesem immer die Ausflucht übrig bleibt, ein höheres Wesen habe ihn zur Begeh­

ung dieser That getrieben?

wer kann dieser höher»

Macht widerstreben? tadelt man die Eiche die splitterte

weil sie der Blitz traf?

Würden dergleichen Grund­

sätze allgemein, so würde Ordnung Gerechtigkeit Mora,

litat in einem Staat aufhören, und alles in einen chao­ tischen Ruin zusammenstürzen.

Und würde wohl der

Staat eine Gesellschaft dulden, die dergleichen Grund­

sätze verbreitete, die Mittel an die Hand gäbe solche abendtheuerliche Zwecke zu erreichen, sie eines beson­

dern Schutzes würdigen? Würde eine Gesellschaft wel­ che aus vernünftigen Mannern bestehet,

welche von

denen die ihr einverleibt zu werden wünschen fodert,

daß sie bloß die Begierde weiser, besser, vernünftigem zu werden, ihnen zufährt, Meynungen begünstige, Leh­

ren vortrage,

die den Gebrauch der Vernunft völlig

untergraben? Alle solche Erfahrungen und Erschein»»,

gen

■ -

76

-

gen sind zu verwerfen, und nicht zu erlauben, die f» beschaffen sind,

daß wenn man sie annimmt, der Ge­

brauch der Vernunft völlig unmöglich wird, der Glau­

be an das Uebernatürliche, an Einwirkung der Gei­ ster auf Menschen, und an den Umgang dieser mit je­ nen würde wie gezeigt worden, diese Folge haben mäs­

sen, kann also in dieser Rücksicht unmöglich Zweck der Maurerei seyn.

IV.

Von dem eigentliche Zwecke der Maurerei. Das würdigste dem Menschen angemessenste Stu­

dium, ist das Studium seiner selbst, seine moralische Vervollkomnung.

Die Einrichtung dieser Welt, die

äuserste Zweckmäßigkeit selbst in ihren kleinsten Theilen spricht für das Daseyn eines höchst vollkommen We­

sens,

das Daseyn des-letztem sichert dem Menschen

seine Unsterblichkeit zu. Wer sich auf dieser Welt durch

Erfüllung der moralischen Gesetze der Glückseligkeit würdig machte, diesem muß, — lenkt ein höchstvoll«

kommes, folglich höchst gerechtes Wesen die Zügel des Welt, Alls —■ Glückseligkeit zu Theil werden.

Allein

diese Austheilung, Hirse völlige Vollendung findet sich

nicht auf unsrer Erde.

Wir finden hier nur zu oft

den Gerechten unterdrückt, wir sehen seine Kinder nach Brod gehen,

unterdeß

der Lasterhafte triumphiret.

Der Mann dem die Erfüllung seiner Pflicht Alles war, der ihr jede seiner Lieblingsneigungen aufzuopfern, zu unterwerfen wußte, seufzt im drückendsten Elend, da

hin-

'

17

'

hingegen alle Umstande sich vereinigen, den bepurperten Dösewicht mit allen nur möglichen Elüksgütern zu überhäufen.

Man sage nicht dem Tugendhaften sey

das Bewußtseyn, edel, tugendhaft gehandelt zu haben,

dies Bewußtseyn, welches ihn selbst in dem glühenden Ochsen des pyalarts nicht verlassen kann, hinreichen­ de Belohnung, da hingegen den Lasterhaften,

selbst

beym blendensten Schimmer äussren Glücks, innere

Gewissensbisse, — seine Hölle hier auf Erden — fol­ tern,

Es giebt wirklich äußerst lasterhafte Menschen,

die aus Vergnügen in Vergnügen sich stürzend, jene

innere Stimme so zu übertauben wissen, daß nie der strafende Ruf des Gewissens sich meldet.

Dieses wa­

ren also die einzig glücklichen, und du heiliger Socrates, der du um die Wahrheit deiner Lehre zu besiegeln, das Wohl dtr Nachwelt zu befördern, den Giftbecher trankst, du warst der unglücklichste unter allen Men­

schen — dann wäre es besser als Kind von der Erde

hinweg gerast zu werben, dann wäre der ewig kindi­

sche Aurone,

der Feuerländer der nur um einen

Schritt von dem Affen abstehet, glücklicher zu preisen als Repler und V7ewron,

Weltalls entwickelten.

welche die Gesetze des

Denn wäre es besser Gras zu

fressen mit den Thieren des Feldes, und alles Nach, denkens beraubt zu seyn.

In der phissschcn Welt fin­

de ich überall die größte Ordnung, die zweckmäßigste Uebereinstimmung aller Theile zum Ganzen, und sollte wohl diese Harmonie in der moralischen unterbrochen

werben? Nein, diese Unordnung kann nur scheinbar

sein,

78 sein, eine solche Dissonanz kann bey der sonst überall

zu bemerkenden Harmonie nicht statt finden, es kann

unmöglich alles mit diesem Leben aufhören, rs muß

ein Jenseit geben, wo alles in seine Ordnung eiittritt, wo sich feder scheinbare Misten auflößt in Harmonie.

Nun aber treten auch die kräftigsten Motive ein, um gut zu sein, denn nur in sofern als der Mensch gut ist, kann er auf Glückseeligkeit Anspruch machen.

zeichnete

Nicht ausge­

Verstandeskrafte werden den Grad unsrer

Glückseeligkeit bestimmen, sondern lediglich das Be­ wußtseyn itt allen Stücken dem moralischen Gesetz ge­

treu gewesen zu seyn, da aber auch der mittelmäßigste Verstand die Verbindlichkeit dieses Gesetzes einsehen, seine Handlungen demselben konformiren, und so sich

der Glückseeligkeit theilhaftig machen kann,

so wird

der ehrliche Bauer der seiner Pflicht treu war eine Glückseeligkeit genießen, die eben so überschwenglich ist,

als die welche einem plaro zu Theil wird *).

Dieses sind

•) In diesem Stücke irren die mehrest«» Mensche», daß sie glauben, da jenes Leben nur eine Fortsetzung von dem ge­ genwärtigen ist, weder Mensch bloß die Fähigkeiten und Kenntnisse entwickelt welche er in.- diesem Leben gcsammiet hat, daß derjenige welcher hier leine Derstandeskräste mehr ausgebildet, einen großen Vorsprung vor demjenigen haben werde, welcher in diesem Leben in seiner Ausbildung zurück­ geblieben ist. Allein wenn sie auch meynen, daß sieb hier­ nach gleichfalls die Glückseeligkeit der Menschen richten werde, so verfallen sie in einen beträchtlichen Irrthum. Die Un­ mündigkeit des Verstandes ist bey so vielen M-nschen gant unverschuldet. Unabruändernde Umstände hinderten ihre Entwickelung, wie kann man aber ohne unbillig ru seyn, •

ei»

sind die Beweggründe die den Menschen a!s Indivi­ duum antreiben gut zu seyn.

Außerdem aber muß et

sich noch betrachten als Theil eines großen Ganzen, und als diesem' liegt es ihm ob das allgemeine Weltbeste zu

befördern.

Den Menschen rüstete Gott mit Freyheit

aus damit er der Schöpfer seiner Tugend, folglich der Schöpfer seins Glückes würde.

Da aber der Zweck

der Schöpfung keinesweges aufs leblose, sondern le­ diglich auf das belebte gerichtet ist, so war die Ver-

vollkommung des Menschen die Absicht um bereu Wil­ len dieser Erdball ins Daseyn hervorging.

Das meh-

reste Uebel was wir in dieser Welt wahrnehmen, ist Werk des Menschen. Das größte ist das welches durch

die Handlungen der Menschen hcrvorgebracht wird, oder das moralische; das physische welches eine noth-

pendige Folge der Einrichtung der Natur ist, kommt in keinen Betracht gegen jenes, ohne unsre Laster, durch

die wir vorzüglich empfindlich gegen dasselbe gemacht worden, würde es Null seyn.

Dieses moralische

Uebel dadurch zu mindern, daß das Menschengeschlecht

im Ganzen besser vollkommner würde, dieses ist das

Problem um dessen Auflösung willen der Mensch in diese

Welt gesetzt worden.,

Alles auf dieser Welt ist nur

Fortschritt zur Vollkommenheit, Annäherung dem gro­

ßen

«in nickt verschuldetes Uebel sie entgelten lassen. Der Grad der Moralität allein bestimmt die Glückseeligkeit der Mew scheu, und svie ich schon gesagt habe auch bey eingeschränk­ teren Verstandskraften kann man sich dieses Dorrugs tbeilhaftig machen.

8o gelt Ziele —

Vollendung.

So

mehret

sich täg­

lich die Summe des moralischen Guten auf der Er­

de, das Menschengeschlecht wird im Ganzen genom-

men^taglich besser, und so realisirt sich die Idee der

Gottheit, diese Welc sollte durch Mitwirkung des Menschen die deßte werden. *)

Der Gesichtspunkt

aus dem der Mensch also feine Bestimmung auf dieser

Erde anzusehen hat, erweitert sich ungemein,

Nicht

allein um sein selbst willen muß er handeln, sondern

muß nunmehr um des Ganzen willen gut und tugend­ haft fein, hierdurch das gestimmte Quantum des mora­

lischen Guten mehren, und so die Welt ihrer Vollkom­ menheit naher bringen.

Und diesen Gang der Vor­

sehung, daß sie von minderer Voükommeicheit alles zu einer höhern hinleitet, findet man in allen Theilen der Schöpfung aufs einleuchtendste bestätigt.

Wirf deinen Blick auf unsern Erdball, untersuche jene Aktenstücke die in dem Archive der Natur deponirt sind, und sie werden dich überzeugen, daß unsere Erde nicht immer diese Gestalt gehabt hat. Feuer und Was­ ser in einem ewigen Kriege gegeneinander bestrebten sich

wechselseitig sie zu formen und zu bilden.

Ruhiger

wurde allmahlig dieser Kampf der Elemente, die Fla­ che unsrer Erde immer geschickter von Menschen be­

wohnt zu werden.

So gehören die Gegenden am Rhein,

•) Dieser würde die Behauptung modisiciren, die Welt sey die veßre. Sie wird offenbar täglich vollkommner, und wa« noch mehr ist, »ollkommner durch die Mitwirkung der Menschen.

'J

8i

Rhein, die einst von hundert Vulkanen zerrissen, nichts

weiter als einen vulkanischen Ruin darstellten, jetzt zu

den glücklichsten fruchtbarsten Gefilden Europens.

So ging allmählig dem Plane der Vorsehung gemäß,

das Unvollkommene über ins Vollkommne.

Germa­

nien überhaupt noch zu Lacirus Zeiten ein Sitz des Grausens und des Schreckens, mehr einem Aufent­

halte wilder reißender Thiere als einem Wohnort der Menschenähnlich, hat seine Gestalt so verändert, daß

es.in Ansehung der Rulrur mit des ehemaligen Ita­ liens schönsten Provinzen weteifern kann.

Auch andre

Weltkörper scheinen diese Bemerkungen zu bestätigen.

Der Mond, welcher, da er von allen Welt-Körpern uns am nächsten liegt, auch am besten mit unsern Werkzeu­

gen beobachtet .werden kann, scheint noch jetzt so von

Vulkanen beunruhigt zu werden, daß er wohl schwer­ lich vor der Hand von Geschöpfen bewohnt seyn kann.

Allein nicht nur im physischen sondern auch im mora­ lischen findet jenes allmähliche Fortrücken zu höherer Vollkommenheit statt.

Betrachtet man jene glückliche

Zeiten wo Achen blühte, und auchRom noch frey war, so kann man nicht leugnen, daß die Muster moralischer

Vollkommenheit welche sie hervorgebracht, die Bewun­ derung der spätesten Nachwelt rege machen werden. Doch

aber wie klein waren diese Länder in Vergleich mit der

übrigen Fläche unseres Erdballs, die damalen in tiefer finsterer Barbarey versunken lag. Moralität und Auf­ klärung hatte sich selbst ün diesen Orten mir über einen geringen Theil ihrer Bewohner ausgebroitet, der nie-

Ereym. Bibl. 4s Sk.

F

beige

Ls

'ss

drigere Theil des Volks fröhnte noch immer dem schnöde­

sten Aberglauben. In unsern Tagen hingegen sehen wir

immer mehr und mehr Völker sich herauswinden aus dem Stande der Barbarey, mehrere Bewohner des

Erdballs klaren sich auf, und selbst in ein und dem nehmlichen Volke ergreift Aufklärung und Moralität

sogar die niedern Stände.

So läßt sich dann mit der

größten Zuversicht und Ueberzeugung behaupten, daß die Summe des moralischen Guten größer geworden, und daß das menschliche Geschlecht einer größeren Vo.ll,

kommenheit entgegen gereift ist.

Gab auch die Lage

der Sachen, die Einrichtungen der Staatsverfassungen u. s. w. dazumal mehr Gelegenheit,, daß sich eine der

Tugenden in einem hervorstechender» Grade entwickel­ te, so war doch in ein und dem nehmlichen Individua

jene Harmonie unter seinen übrigen Tugenden nicht an­ zutreffen, die allein die wahre moralische Vollkommen­

heit ausmacht. Giebt es jetzt gleich keine AchiUe mehr, die sich unerschrocken in die Schaar der Feinde hinein­

stürzen, und mit ihrem mächtigen Arme ganze Schaaren derselben zerschmettern, so sind auch auf der ander»

Seite sie ungleich menschlicher. ‘ Keiner würde es mar

chen wie er, der Dor dey Wagen spannte die eilenden Rosse

Band den Priamiden voran, auf daß er ihn schleifte.

Dreymal schleift er ihn um das Grab des Menötiaden, Und dann ruht er in seinem Gezelte; aber im Staube

Ließ er auf dem Bauch den Helden liegen —

— So verübte Frevel Achill an Hektor dem Edlen. Un-

83 Unmerklich geht die Natur diesem Ziele der Vollendung

zu, allein demungeachtet nähert sie sich demselben täg­

lich mehr, nähert sich ihm, weny sie auch zurück zu gehen scheinet.

Kriege und Revolutionen, Ausbrüche

der natürlichen Wildheit des Menschen, unterbrechen

den Gang der moralischen Welt zur Vollkommenheit,

so wie Erdbeben, und Ausbrüche von Vulkanen, die Ordnung der physischen.

Noch immer steht ein Staat

gegen den andern in Waffen, befindet sich im Zustande

der Natur, wo nicht das Gesetz, sondern die Mache

des Stärker» den Streit entscheidet. Allein so wie der Mensch aus dem Stande der Darbarey herausging, und sich Gesetzen unterwarf, so werben auch gewiß noch unsre Staaten einen Völkerbund errichten, und Recht wird an die Stelle der Gewalt treten.

Roußeau und

St. Pierre, man verlache euch immer als Schwärmer,

eure Vorschläge, gehen gewiß noch einst in Erfüllung.

Irrtet ihr so kam es daher, weil ihr die Ausführung die­ ser Idee so nahe glaubtet.

Auch ist der erste Schritt

schon geschehen, die große Verbindungen welche man

von allen Seiten eingehet,

müssen nothwendig diese

glückliche Epoche herbeybringen, und die rohe Frey­ heit der Staaten auflösen in Gesetzmäßigkeit.

Der

Mensch zur Freyheit gebohren, fast überall in Fesseln,

wird sie durchbrechen, und sein angestammtes Recht

wiederfodern.

Nur Unterthan, dem Gesetz welches er

selbst gegeben hat, nicht aber der Willkühr eines Man­ nes, wird der Mensch ganz fühlen, daß er Mensch ist. Die Erziehung wird das ihrige thun, feder Bürger von

F »

seinen

84 seinen Vorrechten unterrichtet, wird ganj -en Werth frey zu denken, frey zu handeln, empfinden, es werden keine böse Nathgeber, folglich auch keine böse Fürsten

Diese allgemeine Aufklärung wird sich bis

mehr sein.

zu den Thronen erstrecken, Könige werden nicht ferner

Herren der Gesetze, sie werden ihre ersten Unterthanen sein wollen.

Dreymal glückliches Frankreich einen

großen Schritt bist du deiner Vollendung näher getre»

Freylich grifft du dem Gange der Natur vor, die

ten.

dich auf sanfterem Wege deinem Ziele zugeführt hatte. — Gewaltsam war dein Durchbruch zur Freyheit, auch

wir werden einst dahin gelangen, wo du jetzt stehest,

so lange gabst du uns deine Thorheiten, o! so gieb uns auch deinen Verstand! —- Treten diese glückliche Zeiten ein, werden diese Ideen realisirt, so wird der Traum der Dichter erfüllt,

das goldne Zeitalter fangt seine Herrschaft über unsre

Erde an. — Diesen Gang der Natur, dieses Fort­ rücken zur Vollendung bemerkten von alteren Zeiten her weise Männer, sie vereinigten sich also, diese Pla­

ne der Vorsehung ihrer Erfüllung näher zu bringen,

und mit vereinten Kräften, suchten sie die Summe deS Guten auf unserm Erdball zu mehren.

Sie suchte»

Auftlärung, Freyheit des Denkens im Stillen zu ver­ breiten.

Belehrten den Menschen, daß Unterscheidun,

gen die Wahn und Tand um ihn geschlungen, nichtig wären, entkleideten ihn von allen erborgten Schein,

überzeugten ihn, daß um groß zu seyn, mqn gut seyn müsse.

Ob sie aber die Plane der Vorsehung wirklich beför.

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befördert, ob sie dadurch daß sie dieselbe zu beschleuni­ gen suchten, nicht vielmehr dieselben aufgehalten ha­ ben, wage ich nicht zu entscheiden. — Die Frucht im Treibhause gezogen, wenn sie auch im Aeuseren derje­ nigen gleichet, welche die große Pflegerin VIatur ge­ wartet, erreicht doch nicht den Geschmack und die Voll, kommenheit welche die Kinder der letzern zieren. Lang­ sam geht die Natur, darum weil ihre Werke bestimmt sind für die Ewigkeit- der Mensch hingegen nur für die Zeit bauet. — Sey ein guter Mensch mein Sohn! und du bist der vortreflichste Maurer.

r3

VIII.

86

VIII« Kritische

und

Litterärische Anzeigen. Nachricht. B.y diesen Anzeigen weiche ich insofern von der Einr richtung der ersten Stücke dieser Bibliothek ab , -aß anstatt mich hauptsächlich auf Gelegenheits-Schriften, Reden, Gedichte u. s. w. einzuschränken, ich diese viel­ mehr ganz übergehen werde. Dergleichen Schriften sind meistentheils von ihren Verfassern in einer recht guten Absicht abgefaßt worden, sie sind öfterer Zeugen eines guten Herzens, als eines guten Kopfes, es laßt sich aber kein Gewinn absehen, der zu erreichen stände, wenn sie durch Auszüge noch mehr verbreitet würden. Zweckmäßiger scheint es mir zu sein, wenn ich solche Schriften wähle, und in einem etwas weitläufigern Auszug« mittheile, die durch Neuheit der Gedanken; durch Aussichten die sie eröfnen der Aufmerksamkeit der maurerischen Welt würdig sind. Freylich wird ihre Anzahl

Anzahl immer nur gering sein, allein um so ausführ­ licher umständlicher kann die Anzeige derselben ausfal-

len, so daß der Leser dieser Bibliothek,

durch diese

Auszüge des Lesens dieser Schriften überhoben wird, i.

a) Der Schottischen Maurerey.

S. i — 224.

Erster Theil,

Die Schottische Maurerey

verglichen mit den drey Ordens-Gelübden und

(das) dem Geheimniß der Tempelherrn aus dem

vierzehnten Jahrhundert.

Oder die Jesuiten

vertrieben auS der Freymäurerey,

und ihr

Dolch zerbrochen durch die Freymäurer.

b) Der Schottischen Maurerey.

S. r — 236.

Zweyter Theil.

Einerleyheit der vier Gelüb­

de bey der Gesellschaft des heiligen Ignaz und der vier Grade in der Freymäurerey des heili« gen Johannes«

Aus dem Franzöfischen mit

Anmerkungen des Ueberseßers.

Leipzig bey

Georg Joachim Göschen. 1788. Das Original dieser Schrift kam französisch zu An­

fang des Jahres 1788 unter dem Druckort Orient de

Londres heraus. — Der Verfasser widmete es, der Loge de lä Reunion des Etrangers zu Paris, der er

sich wegen den Beytragen die sie ihm bey Abfassung die­ ser Schrift geliefert,

verpflichtet erkennt.

Zu Ende

der Dedikation finden wir den Namen des Verfassers;

er nennt sich Nicolas de Bonneville, wahrscheinlich

ist der Name nur angenommen. Da die deutsche Uebrr--

F 4

fttzung

88 setzung dieses Werks durch die von dem Uebersctzer bey­ gefügten Anmerkungen,

eine schätzbare Bereicherung

erhalten hat, so habe ich bey Anzeige dieses Werks vor­

zugsweise die deutsche Uebersetzung gewählt, weil zu­

gleich Rücksicht auf diese Anmerkungen genommen wer­ den muß.

Im allgemeinen muß von dem Originale

«»gemerkt werden, daß eS an vielen Orten Üuserst ver­ wirrt abgefast ist, daß der Verfasser häufig in den, sei­

nen Landsleuten nur zu sehr anhängenden Fehler ver­ fällt,

mehr durch Deklamationen zu überreden, als

durch Thatsachen zu überzeugen.

Ueberdem führt ihn

seine Lieblings-Hypothese alles aus dem Chiffre der Jesuiten erklären zu wollen, in vielen Stücken zu weit, dadurch erhalten seine Erklärungen etwas gekünsteltes,

selbst von Widersprächen ist dieses Werk nicht ganz

frey.

Alle diese Fehler seines Originals find von dem

Uebersctzer gefühlt worden, er berichtigt und verbessert den H. v. B. in manchen Stücken, ja er eröfnet dem

Leser durch hin und wieder ertheilte Fingerzeige, neue

Aussichten um diesen Gegenstand weiter zu verfolgen.

Allein auch in den Anmerkungen stöst man so wie in

dem Original auf Stellen, die absichtlich in ein gewis­ ses geheimnißvolles Dunkel scheinen gehüllt zu sein, im

Verfolg dieser Anzeige wird nur zu oft sich Gelegenheit finden, das Gesagte durch Thatsachen zu bestätigen.

Um dem Verfasser in seinen Behauptungen folgen zu können, muß der Leser sich mit dem jesuitischen

Chiffre bekannt machen, diesem zu Folge bedeuten Zah­

len, Buchstaben, Buchstaben aber sehr häufig Zahlen, und

und vorzüglich muß Hiebey auf die Anfangsbuchstaben der geweihten Worte, auf die Anagrammen u. s. w.

alle Aufmerksamkeit verwendet werden.

Man kann

sich eine alphabetische Tafel entwerfen, wodurch man

sich alle diese Dechiffrirungen ausnehmend erleichtern kann.

Man schreibt nehmlich die 24 Buchstaben un­

sers Alphabets in einer absteigende Columme, und fügt

jedem Buchstaben,, in einer andren mit der ersten gleich­

laufenden Reihe, die seiner Stelle im Alphabet correspondirende Zahl zu, so setzt man z. B. da D der vierte Buchstabe des Alphabets ist,

in die zweyte Columne

dem D gegenüber die Zahl 4, wobey zu merken ist, baß D sowohl 4 als 4 l) ausdräckt; so bedeuten z. B. die Zahlen 9. 5. i8. 20. 18. JESUS.

Will man

sich übrigens dieses Alphabets zur Enthüllung aller vorkommenden Räthsel bedienen, so muß man mit die­

sen Zeichen noch höchst mannigfaltige Combinationen vorzunehmrn wissen/und nur häufige Uebung in der­ gleichen Zergliederungen kann bey dem Gebrauch der­

selben eine gewisse Geläufigkeit verschaffen.

Doppelt

merkwürdig ist es, daß diese Chiffre der Jesuiten dem

Verfasser in England darum ist mitgetheilt worden,

daß er sie bekannt mache.

Diesem Chiffre wendet H.

v. B. sogleich bey Zergliederung eines Buches an, das den Titel führet The Use and Abufe of Free Masonry, und einen gewissen Capitain Georg Smich zum Ver­ fasser hat.

Hier soll der Titel nicht durch Nutzen und

Misbrauch der Freymäurerey übersetzt werden können, sondern das U (als Her zwanzigste Büchstabe des Äl-

F 5

pha-

9» phabets) soll 20 bedeuten, A aber i, folglich U 4- A ZZ so 4- i ~ 2i — V.

Dieses V hinter das

U gesetzt soll das erste Resultat VV. oder Venerandus

V^nerandi geben, einen Titel der den Clerum über­ haupt genommen anzeigt.

Diese Dechifrirung scheint

Recensenten zu weit hergehohlt zu seyn, und selbst einem Engländer fiel die fürs Ohr beleidigende Cacophonie, die der Verfasser zu bemerken glaubt, keinesweges auf.

Uebrigens leitet der Inhalt des angeführten Werks den Verfasser auf die Vergleichung des Tempelorbens mit

der Freimaurerey.

Alle Thatsachen die H. v. B. anführt, machen es jedem unbefangenen, so ziemlich einleuchtend, daß zwi-

schen diesen beyden Orden auch nicht die mindeste Aenr

lichkeit zugelassen werden kann.

Zuerst wird gezeigt,

daß die Meynung, welche man absichtlich bemüht ge­

wesen ist zu verbreiten, als wenn die Tempelherren im Besitz des Geheimnisses Gold zu machen, gewesen wa­

ren, gänzlich grundlos ist.

Er fährt andre Mittel und

Wege an, deren sie sich zu bedienen gewußt, und zu denen sie sicher nie ihre Zuflucht würden genommen ha­

ben, wenn ihnen jenes leichtere Mittel sich Reichthü­

mer zu verschaffen bekannt gewesen Ware. So erkämpf­ ten sie sich mit Vergießung ihres Bluts und Aufopfe­

rung ihres Lebens ihre Besitzungen in Palästina, so

suchten sie sich allen rechtmäßigen Abgaben zu entziehen, sie weigerten sich dem den Patriarchen von Jerusalem zustehenden Zehenten zu bezahlen, sie erlaubten sich des

schändlichsten Betrugs gegen -Leon König von Arme­ nien,

men,

sie begingen mehrere andere Ungerechtigkeiten,

um sich und ihrem Orden Reichthümer zuzuwenden.

Diese Fakta überzeugen hinreichend, daß das Geheim­

niß Gold zu machen, keineSweges die ergiebige Quelle war, auS der ihre Reichthümer geflossen sind, und daß

also die Freimaurer sich sehr irren, wenn sie glauben von ihren Obern, als Abkömmlingen der Tempelherren, das gebenedeiete Geheimniß Gold zu machen zu erler­ nen.

Vergleicht man ferner die inneren Ceremonien

und die Jnsiitution des Ordens der Tempelherren, so fern sie uns durch die freywilligen Aussagen der Rit­ ter in Großbriranien bekannt worden sind, so wird

man auch nicht einen Schatten von Aehnlichkeit zwi­

schen diesen Gebrauchen, und denen, der Freimaurer finden. Ueberdem verwahrte der Tempelorden in seinem

Innern ein wichtiges Geheimniß, das denjenigen Eingeweiheten welche diese Stusse erstiegen bekannt ge­

machtwurde, so wurde z. D. denen, die man in bas

Eeneralkapitel zuließ,

ein symbolisches Bild als das

große Geheimniß des Ordens gezeigt, allein auch dieses

findet sich bey der Freimaurerey nicht, u. s. w.

Nach

dem der Verfasser dieses gezeigt hat', rückt er feinem eigentlichen Zwecke näher, und bemühet sich zu zeigen,

daß die Freimaurerey bloß eine Decke, ein Institut der Jesuiten sey.

Doch ehe ich hierin dem Verfasser folge,

muß ich noch zweier Anmerkungen des Uebersetzers Er­

wähnung thun.

T. 2. S. 78. befindet sich die merk­

würdige Stelle.

wäre wohl der Mühe werth,

^beyde Orden (den der Tempelherren und Jesuiten) in «ihren

9* «ihren Zwecken und Mitteln genau mit einander zu ver-

«gleichen.

Das Resultat einer solchen unpartheyischen

«Untersuchung würde vermuthlich die große Wahr«scheinlichkeit seyn, daß Ignatius und seine Genossen

«den Lempelorden unter einer sehr wenig veränderten «Benennung.haben fortfetzen wollen, und daß nur Lu-

«thers Reformation die Veranlassung gewesen, den «Kriegsschauplatz und die Waffen zu verändern."

Auch unser verdienter Lessing wird von dem H. ». B. beschuldigt, daß er sich für einen wahren Tem­ pelherren gehalten habe.

Der Verfasser glaubt dieses

aus Nathan dem Weifen in dem sich die bekannte vor-

trefliche Schilderung des Tempelherren befindet, fol­

gern zu können, überdem da seiner Meinung nach auf freimaurerische Zeichen und auf den geheimnißvollen

Ring in diesem Stücke angespielt wird.

Allein fol­

gende Anmerkung Les Ueberfeßers, der seiner Ver­

sicherung nach in wahrer Vertraulichkeit mit Lessing

gelebt, sichert Lessing gegen diese Anschuldigung des H. v. B. gänzlich.

«Lessing sagte zu einem Meister

«vom Stuhle der stricken Observanz, er wisse das Ge-

«heimniß der Freimaurer, ohne eingeweihet zu seyn, «und er wolle darüber schreiben.

Dieser Meister vom

«Stuhle antwortete: Lessing! ich möchte nicht gerne in. «irgend einer Wissenschaft Ihr Gegner fein; aber hier

«wissen Sie so wenig, daß ich es leicht haben werde «meinen Speer gegen Sie aufzunehmen.

Lessing

«meinte freylich, daß sey nur die Sprache eines Mei«sters vom Stuhle.

Indessen brachte ihn doch der «ernst-

„ernsthafte Ton dieses seines Freundes dahin, um die „Aufnahme anzusuchen. Der Meister vom Stuhl aber „gab ihm zur Antwort : Ich wüßte keinen Mann, den „ich lieber zum Bruder hatte als Sie. Aber, ich muß „es Ihnen deswegen platterdings abrathen, sich auf„nehmen zu lassen, weil die Fortschritte in unserm Sy„stem zü langsam für Ihr Alter und für Ihren feurigen „Charakter sind. Dabey blieb es! Ein andrer Mei„ster vom Stuhl, von einem andern System, in eben „der Stadt, hatte -Lessings Wunsch, Freimaurer zu „werden, erfahren, und machte sich ein Vergnügen da­ raus ihm die Erfüllung seines Wunsches anzmragen. „Demselben Abend nach der Aufnahme, sagte dieser „Herr von R — zu Lessing. Nun sie sehen doch, „daß ich die Wahrheit gesagt! Sie haben doch nicht„wider die Religion oder den Staat gefunden!! Hier „kehrte sich Lessing, der eben etwas Langeweile ge­ fühlt haben mochte, um, und sagte. Ha! ich woll« „re, ich harre dergleichen gefunden, das sollte mir „lieber sein. Indessen ging er, wie der Uebersetzer „weiß, den gewöhnlichen Schritt der Grade, bis zum „drittensort. Weiter aber ist er nie gekommen; ob „das gleich nur an ihm lag; und für einen Tempelher­ ren hat er sich nie gehalten. Wahrhaftig nicht ein« „mal für einen simbolischen, geschweige für einen „wahren!" Nachdem dxr Verfasser nochmalen empholen hak, nicht sowohl auf die Worte die im Grunde bedeutungs­ leer waren, sondern vielmehr auf ihre Anfangsbuchsta­ ben

94 ben Acht zu geben, fahrt er fort zu zeigen, daß die mehresten Simbole und Wörter alle auf Jesuitismus Hin­

beuten.

So bedeute die Sanct Johannis Loge, wenn

man die beiden ersten Buchstaben S. I. nimmt nichts

anders als die Socierar Jesu.

Auch bemerkt der

Uebersetzer, daß Schmtdc neun Ritter als Stifter des Tempelordens angiebt, daß aber die ersten Gefährten

die sich mit dem heil. Ignatz vereinigt auch neune an

der Zahl gewesen sind. — Eine Bemerkung die dem

H. v. B. entgangen.

Das in der stritten Observanz

erforderliche Alter um ausgenommen zu werden sey auf 25 Jahre gesetzt worden, allein eben dieses Alter wäre

bas in der katholischen Kirche zur Priesterweihe erfor­ derliche Alter.

Hier wird aber durch eine Anmerkung

des llebersetzers der H. v. D. berichtigt, (S. 56.) und

gesagt,

daß die stricte Observanz weder 20 noch 25

Jahre, sondern dasjenige Alter festgesetzt hatte, in wel­ chem die verschiednen Gesetze der Lander einen Mann

für mündig erklären, weil dieses das Alter ist, in wel­ chem ein junger Mensch, ohne ausdrückliche Einwilli­

gung seiner natürlichen und

gesetzlichen Vormünder

eine gültige Verbindung eingehe» kann.

Die Maaße

und Abtheilungen die man auf dem Teppich des St.

Andreas Ritters von dem Tempel Salomonis (T. S. T emplum Societatis) oder Tempel Jerusalems (T. I,

Templum Iefuitarum) findet, stimmen aufs genaue­

ste mit den Verhältnisse dieses Tempels überein wie sie ber Jesuit Franz Riberas in seinem Buche de Templo,Hierofolymitano Salamanca 1623 angegeben.

So

So wird die Sonne gan; allgemein als Emblem des Zesuiter-'Ordens angegeben, der Mond hingegen, ein

Gestirn das von der Sonne (dem Jesuiter - Orden) sein Licht empfangt, diente jum Sinnbild des Freimau­ rerordens. Hiemit vergleiche man folgenden Umstand,

daß auf den altern Teppichen der Freimaurer drey Fen­ ster angetroffen wurden, eines in Osten, eins in Sü­ den, und eins in Westen, in Norden aber keines*). Weil ehemals der Orden der Jesuiten in den nördli­

chen Gegenden Europens große Hindernisse antraf, die

sich seiner Ausbreitung entgegen setzten, fetzt aber da ein öffentlicher Befehl die Jesuiten in Westen, Osten

und Süden aufgehoben, stnd auch diese Fenster von

dem Teppich verschwunden.

Der Maurer wird auf

die Zahl 3 mahl 3 oder 9 aufmerksam gemacht, die ihn stets auf den neunten Buchstaben des Alphabets das

I hin-

•) So heißt ei ». P. in der Masonry dissected des Samuel Prichard, so wir in den ältern Catechisme» der Maurer Have you any fixed Lights in your Lodge? A. Yes. How many ? A. Three. NB, ( These fixed Lights are three Windows, fuppofed (though vainly) to be in every Boom where a Lodge is held z bud more property the fowr Cardinal Points > according to the antiquc Rules of Masonry. How are they fituated ? A. East, South and West. Q/What are their Ufes? A. To light the Mch to, and from their Work. Why are there no Lights in the North ? A. Becaufe the Sun darts no Rays from thence.

-6





I hinweißt. Auf dieses I scheint mir auch folgende Stelle in der Masonry dissected hinzuweisen, und ich

wundrr mich daß es von dem H. v. B. nicht bemerkt worden. By Leiters four and Science fiat This G aright doth Stand.

Wo hier 4 und 5 zusammen wiederum 9 oder den Buchstaben I geben, durch den dieses G unterstützt Wenigstens ist diese Er»

oder aufrecht erhalten wird.

klarung weniger gezwungen als die welche er von dem Wort Mason giebt wo er nehmlich annimmt es sey

nach dem jesuitischen Chiffre

M

ZZ



A



i

8

ZZ

18

O

ZZ

14

Summa

45

Wo N übrig bleibt, welches den Anfangsbuchsta­ ben — des berühmten Notier des höchsten Grabes

bey den Jesuiten bezeichnen soll, den man nicht erhal­ ten kann, bevor man 45 Jahr alt ist.

Nun noch eini­

ges von den in den Maurerischen Graben vorkommen­ den Wörtern.

Nach Smiths Erklärung würde man

bey den drey Worten Jakin, Boas« und Mac - Benac hauptsächlich auf die Anfangsbuchstaben I. B.M.

Rücksicht zu nehmen haben, sie verewigen, wie er sagt, ohne daß man,es in der Freimaurerei merkt, den Rar men des unglücklichen GroßrMeisters des Tempelher­ ren

_r?n Ordens welcher Jakob Burg Mollay geheißen,

dessen Geschichte überhaupt im Meister-Grade unter dem Namen des Großmeisters Hieran», den seine Ge­

sellen zu den Zeiten Salomons ermordeten, allegorisch aufbehalten wird.

Eben diesen ilTolky soll der Leich­

nam im Sarge vorstellen welcher im schottischen Grade

gezeigt wird.

Dieses Bild stellt einen jungen starken

Menschen vor, dessen beyde Arme kreuzweise auf der Brust zufammcn gelegt sind, er ist in eine purpurrothe

Leinwand eingewickelt, welche eine Art von Priesterrock vorstellt, und,bis auf die Schenkel herabgehet.

Ellenr

bogen und Arme dieses Bildes sind bloß, am rechten Arme bemerkt man über dem Ellenbogen auf der purr purrothen Leinwand ein rothes Kreuz.

Diese Figur

ist nicht in allen Logen auf die nehmliche Art abgebildet.

In einigen Logen sieht man, daß der Kopf von

dem Rumpf abgetrennt, aber wieder angesetzt worden, in andern, hat dieser Leichnam eine Wunde auf der

Stirne, man giebt ihn auch nicht immer für den GroßMeister Mollay aus, sondern laßt ihn oft Johannis

den Täufer,

oft Christum bedeuten.

Im Ganzen

herrscht bey der Erklärung dieser Figur ein geheimniß,

volles Dunkel, alles waS einen davon gesagt wird ist dieses: „Dieser Leichnam ist das Bild eines Menschen „der in einem Lande, wo man ihn am wenigsten suchen

„würde begraben ist, und man kann ihn noch jetzt da„selbst sehen?"

Auf eine natürliche Art sucht H. v. D.

diese Allegorie zu erklären, indem er sie auf den Orden der Jesuiten deutet (T. i. ©.’ 143.) So würden auch

Freym Didl. is St.

(g

tzje

9$ dis beyden Buchstaben I. B. den Beatum Ignatium nach des H. v. B. Meynung vorstellen, eine Behaup­

tung die um so wahrscheinlicher wird, weil man auf

den altern Teppichen das B vor dem I findet.

Hinge­

gen toilrbe in dem Meisterworte Mac-Benac das M

unb B ~ i2 + 2 z i4 zu merken sein, welcheO gäbe, und hiedurch auf den Orden hinwiese.

Eine

Vergleichung der Losungsworte der verschiednen ma>u rerischen Grade aus der Sanct Johannis (8.1.) Loge

mil den jesuitischen Graden der Societät Jesu (8.1.) zeigt eine auffallende Aenlichkeit. Das Losungswort

des Lehrlings ist Tubalkain — T — Gesellen ist Schiboleth — 8 — Meisters ist Chiblim (Caflia) C — schottischen Meisters ist Notuma — N

Der Jesuit heißt im ersten Grade Temporalis — T im zweyten Grade Scholafticus — 8

im

dritten

— Coadjutor Spiritualis — C

im vierten — Nofter — N

Aus einigen Umstanden ergiebt es sich ganz deut­ lich, daß man bey Mahlung dieser Losungsworte, bloß ihre Anfangsbuchstaben vor Augen gehabt hak.

Denn

das Wort Lbiblrm welches man imMeistergrade giebt, ist das in der heiligen Schrift vorkommende Giblim,

bey dem man offenbar das G darum mit einem Ch

vertauscht Hat, um ein C zum Anfangsbuchstaben zu erhalten.

Der Uebersetzrr macht hiebey die sehr richti­

ge

ge Bemerkung, daß die in deutschen Logen aufgenom«

mene Maurer dieses Wort schwerlich kennen möchten,

indem sie dafür das Wort Cacia oder Cassia erhalten, welches aber eine ähnliche Verstümmelung erlitten hat, indem es aus Accaci» gebildet worden.

Merkwür­

dig ist der von den Uebersetzer noch berührte Umstand, daß man in einigen Zweigen der Freimäurerey statt

Cassia Gabaon oder Gibeon habe einführen wollen. Diese Neuerung hat aber einigen alten Meistern keines«

Weges behagen wollen, als man ihnen nicht ganz un­ deutlich zu verstehen gab, sie waren in diesem simbolir

schen Tempel für eben das geachtet, was die Gibeo« ititcn zum Dienste der Stiftshütte und des salomoni­

schen Tempels waren, nehmlich Knechte der Priester und Leviten, und Holz- und Wasserträger (T.s.S. 24).

Daß übrigens man bey den Worten Giblim und Ca­

cia sich nicht allein diese willkährlichen Abänderungen erlaubt hat, sieht man daraus, weil in dem Rosenkreu­ zer-Grade, genannt Chevalier de 1’EpSe der Meister

vom Stuhl ausdrücklich der General der Ierubabel (G. I.) genannt wird, weil in diesem Grade alle Brü­

der Rosenkrenzer Ierubabel genannt werden.

Wo

hier offenbar der Erbauer des zweyten Tempels ge# m'eint ist, der in> der Schrift ausdrücklich Zorobabel

heißt.

Allein hier brauchte man ein I keineswe-

ges aber ein Z. Doch muß nach der von dem Ueber­

setzer in der Note angeführten Stelle aus der Ma$onnerie Adonhiramite vom Jahre 1785, dieser Grad

zweyerley Lesarten haben, indem daselbst der Meister G 2

aus-

IOO

ausdrücklich heißt: Trts Excellent, les furveillans Tr£s Puifl'ans; les Freres Tres VenSrables & le Recipiendaire Zorobable. —Daß übrigens im Freimaurer Orden stets auf einen

geistlichen oder Priester Stand hingewiesen werde, zei­

gen mehrere Gebrauche unwidersprechlich.

So sind

bis Titulaturen Ehrwürdiger, Sehrehrwürdiger, Hoch­

würdiger Bruder ganz die im geistlichen Stande, übli­

chen.

Der Maurer wird alles Metalls, ja aller Klei­

der bis auf den Gürtel beraubt, ein Gebrauch der bey

den Jesuiten so wie bey allen Mönchsorden überhaupt

statt findet.

Die Kleidung wird vom Orden ertheilt,

darum wird der Schurz die Kleidung genannt.

So

sollen die sieben Stuffen die man den Gesellen ersteigen

laßt für ihn ein Sinnbild der sieben Priesterweihen sein.

So wird in dem Catechismus des Gesellengra»

des auf die Frage wo habt ihr euren Lohn empfangen?

geantwortet „in der mittleren Kammer.«

Nun war es

aber in der mittleren Kammer woselbst die Priester im Tempel zu Jerusalem das Opferfleisch verzehrten. So

bekommt der Geselle' in vielen Logen einen mit einem blauen Bande eingefasten Schurz, überhaupt ist Him­

melblau die Lieblings-Farbe des Freimaurer-Ordens, eben so wie des Jesuiter - Ordens, die ihr Chiffre I. H.

8. stets auf himmelblauen Grund setzen.

Ein Aver­

tissement welches der Graf von Lagliostro am 2ten No­

vember 1786 in ein englisches Ieitungs - Blatt ein­

rücken ließ, giebt so wie die Dechiffrirung der in dem

König!. Orden H. R D. M. von Wlwining in Schott­

land

land verkommenden Hieroglyphen den Behauptungen

des H. v. B. einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit. Ich muß aufhören mehrere Aehnlichkeiten zwischen die­

sen beyden Orden herzufetzen, weil die Enge des Raums es verbietet, nur eine merkwürdige stelle will ich noch

anführen, die sich in einem in Manuscript herum lau­ fenden magischen Werke des H.v. W. befindet, daselbst

heißt es, «derjenige der nicht von der Nummer 7 und „2 ist, hat die Parole nicht. 7 und.2 aber geben 9, den

«Buchstaben I.“ Auch die Geschichte der Maurerey erhalt eine ganz andere Deutung, wenn man die Allegorien welche die

wahren Facta verschleiern, durch die Mittl welche H. v. B. an die Hand giebt, zu enthüllen sucht.

Es wird

nehmlich vom Verfasser folgende Nachricht von der Entstehung dieser Gesellschaft und ihrem Fortgänge ge­

geben.

Nach Bacons Tode vereinigte sich' eine (Sei

fellschaft die die Vorschläge welche dieser große Mann

in feiner Nova Atlantis gethan hatte,

um Wissen­

schaften zu vervollkommen, zu realisiren strebte. Diese

Männer die sich Rosenkreutzernannten, hatten bloß Er­

forschung der Natur Geheimnisse zum Zweck, und bil­

deten eine gelehrte Gesellschaft.

In der Gesellschaft

dieser Rosenkreuzer befand sich ein gewisser Aschmole,

-er zugleich von der Zunft der englandische Maurer­ meister war, dieser brachte um nicht Aufmerksamkeit

auf ihre Zusammenkünfte zu erregen, und um dieselben mit größerer Bequemlichkeit halten zu können, eine Art Vereinigung zwischen diesen beyden Gesellschaften za

G 3

Wege,

102

Wege, und jeder Rosenkreuzer mußte sich in die Mau­

rer Innung aufnehmen lassen.

Dieses Factum wird

durch eine Note des Uebersetzers noch mehr bestätigt,

indem er bemerkt, daß dashalte Siegel der großen Lo­

ge zu Loudon ganz genau dasselbe war, wie es die Innung der Maurer in London führt.

Die Jesuiten

welche auf alle neben ihnen entstehende Gesellschaften beständig die äusersteAufmerksamkeit richteten, schlichen

sich hauptsächlich während den innern Unruhen die un­ ter der Regierung Carl des ersten England erschütter­

ten, sich in die Gesellschaft dieser Männer — sie wuß­

ten sich allmählig der Simbole und Allegorien der Ro­

senkreuzer zu bemächtigen, und durch ganz unmerkliche Neuerungen, andere, die ihren eigentlichen Absichten

mehr anpaffend waren, unter zuschieben.

Der Orden

der Freimaurer war allmählig auf politische Zwecke

hingelenkt worben,

da nach Enthauptung Carls des

ersten die Vornehmsten des Reichs, von denen man vermuthen konnte, sie halten es mit der Königlichen

Familie, sich in die Rosenkreuzer Brüderschaft hatten aufnehmen lassen.

Sie führten neue Simbole und

Erkennungszeichen ein, Carl der I. war ihr erschlage­

ner Meister.

Das verlorne Wort welches sie suchten,

war das Königl. Wort des Sohnes Carls, den sie wieder auf den Thron setzen wollten, und die Wieder­

herstellung Laris des Ilten auf den Königlichen Thron

war hauptsächlich das Werk der Rosenkreuzer-Frei­ maurer die vereint mit dem General Monk wirkten.

Allein folgende Umstande

die der Uebrrsetzer L. i»

S. i6i»

IO?

S. i6r. anfährt, stimmen mit der von dem H. v. B. hier gelieferten Geschichte keinesweges überein.

Es

wird nehmlich in der Anmerkung gesagt, daß vor dem Jahre 1666. weder VJame noch Form der Freimau­

rerei existirt haben soll.

Daß man das älteste Frei-

mäurer-Patent bey Leuten findet, wo man es so we­ nig als das Studium der Natur suchen sollte; nehm­

lich bey einem irländischen Negimente welches jetzt in französischen

Diensten den Namen Walsch führet.

Dieses Constitutions-Patent ist das erste, was noch

bis heute in den Freimaurer Annalen vorkommt, und

ist vom 25 Merz 1688 dadirt.

Uebrigens war die­

ses Regiment damals mir dem Röntg Jakob den

Ilten in Irland.

Ein Umstand der über manches

ein so ziemlich helles Licht verbreiten kann.

Man muß

wirklich in der Geschichte wenig bewandert seyn, wenn

man nicht die Gewalt der Jesuiten über den von ihnen erzogenen und ihnen ganz ergebenen Jakob II. einräu­

men wollte, und eben von diesem Zeitpunkte an, fängt ihr Einfluß in der Maurerey recht sichtbar zu werden an.

Da Jakob II. noch Herzog von Z?ork war,

wurde von ihm ein Jesuiter Collegium zu London (das,von seinem Stifter nachher die große Loge zu

Uork genannt wurde) errichtet, dieses stellt die Alle­ gorie unter der Erbauung des ersten Tempels vor, so

wie die Erbauung des zweyten Tempels durch Jerubabel — I — ein Sinnbild von der Verbindung der Jesuiten mit dem Prätendenten ist.

(T. 2. S. 106.)

Und so findet man durchgängig daß sich die allegori-

G 4

sche

104

fche Geschichte der Freimäurerey in die wahre Geschich­ te des Fortgangs des Jesuitismus auflösen laßt, in­ dem man sogar durch eine gehörige Versetzung der angenommenen Zahlen, die wahren herausbringen kann, so heißt es im Freimäurer Almanach vom Jahre 1775*

„Saint-Alban führte im Jahre 287 die Maure­ key in London titt.“ Die Zahl 287 folgendermaßen addirt giebt 2 8 7

17 Diese Allegorie will sagen unter Carl dem I. ent­ stand im Jahr 1646 die Freimäurerey i 6 4 6 17

Beyde Jahrjahlen geben hier wie man steht die nehmlichen Summen. „Diese erste Loge des St. Albans, hatte bis auf „die Regierung des Königs Arhelstan Bestand, der „auf Fürbitte seines Bruders Erwin (der nie gelebt hat

„hat) im Jahre 926 den Freimäurern ein ofnes Pri„vilegium ertheilet."

9 a 6

17 Dieses heißt so viel: der Herjog von Dork errich­ tete mit Erlaubniß seines Bruders Carls des Ilten das erste Collegium der Jesuiten zu London im Jahre 1682 I 6 8 a

v?

„Im Jahre 1385 unter der Regierung Erwins ^tourbe die Erbauung des zweyten Tempels vorder reitet." i 3 8 5

17

Im Jahre 1718 nahmen die Engländer eine große Reform in der Freimäureerey vor/ zugleich wurden die G 5 Jesui-

—'

io 6

Jesuiten durch eine Parlaments - Acte aus dem Lande vertrieben i

7 i 8

17 „Die Königin Elisabeth verfolgte mit bitterer „Grausamkeit die Maurer, und zerstöhrteim Jahre „1561 die große Loge zu Kork."

Diese Läge die mit aller möglichen Dreustigkeit hier «orgetragen wird, ist bloß deswegen ersonnen um die einmal angefangene Allegorie weiter fortzufähren, und deutet bloß das Jahr 1561 an, indem die zu poißy versammelte französische Clerisey sehr harte Beschlüsse gegen die Jesuiten und das Collegium von Clermont welches durch die große Loge von Rork vorgestellt wird, abfaßte. Auf der vier und dreißigsten Seite heißt es: „Der „Baumeister Inigo Jones stiftete verschiedene Logen „in England.« Im Jahre 1607 war die Gesellschaft des heil. Ignatz hauptsächlich thätig in England, u. s. w.

2.

De la Monarchie Pruflienne sous Frederic le Grand avec un Appendice contenant des Recherches für la situation actuelle des principales Contr6es de 1’Allemagne. Par le Comte de Mirabeau, A Londres. MDCCLXXXVIII. Tome Cinquieme. p. 68 — HO. In diesem wichtigen Werke gehört nur das kleine

Stück im fünften Bande S. 68 — no welches von geheimen Gesellschaften handelt in den Plan dieser bli-othek.

Die nehmlichen Fehler welche bey den nicht

zu verkennenden Vorzügen dieses sonst so schätzbaren

Werks dasselbe verunstalten, findet man auch in dieser

kurzen Abhandlung, in der man manches Factum zu fiüchtig niedergeschrieben findet, welches bey näherer sorgsamerer Prüfung sicher weggeblieben wäre.

Der

Verfasser liefert hier eine kurze Geschichte der Entste­

hung so wie des Fortgangs der Maurerey überhaupt. Zu Ende des vorigen und Anfang des laufenden

Jahrhunderts fing man von einer Gesellschaft zu reden an, die ihren Hauptsitz in England hatte, von wo sie sich allmählich über das übrige Europa zu verbreiten

anfinge. Alles aber was diese Gesellschaft betraf, war

in den Schleier des Geheimnisses eingehüllt.

Fried­

rich Wilhelm!, haßte dieses Institut schon deswegen, weil man in damaligen Zeiten allgemein glaubte, daß es Gru.ndsatze enthielte, die der Religion entgegen wä­

ren.

leg ren.

*



"

Auf einer Reife die er im Jahre 1738 machte,

sprach er mit dem Grafen von der -Lippe von dieser Gesellschaft, der, da er selbst eines ihrer Mitglieder war, sie aufs lebhafteste vertheidigte.

Friedrich, der

bey dieser Unterredung zugegen war, theilte dem Gra­ fen seinen Wunsch mit, ausgenommen zu werden, und die Reception erfolgte den i4ten August zu Braun­ schweig.

So lange Friedrich noch Kronprinz war,

hielt der Orden selbst diese Acquisition äußerst geheim, allein sobald er König wurde, machte er diese seine Ver­

bindung durch einen feyerlichen maurerischen Act be­

kannt, indem er als Meister vom Stuhl zu Charlst-

tenburg eine sehr solenne Loge hielt.

Jetzt nahte sich

aber die Maurerey einem Zeitpunkt der für sie auserst verderblich wurde.

Sie nahm so viel Mitglieder auf,

baß Ordnung und Regelmäßigkeit nothwendig zu Grun­ de gehen mußten.

Nun fingen sich Männer dem Or­

den als Abgesandte unbekannter Oberen anzukändigen,

denen aufgetragen worden wäre, die eingeschlichenen

Mißbräuche zu reformiren.

Einer dieser Missionairen

der berüchtiget Johnson wurde endlich feiner vielen

schlechten Streiche wegen auf die Wartenburg in Ver­

wahrung gebracht, wo er zehn Jahre nach seiner Jn, haftirung starb.

Ein andrer dieser Emissarien der Ba­

ron von Hund nahm eine wichtige Veränderung der Maurerey vor, und ertheilte den von ihm reformirten Logen den Namen der stricken Observanz.

In die­

sem System stellte man die Maurerey als eine Fort­ setzung des Tempelordens vor, allem die Zwietracht die diese

log diese Neuerungen selbst unter Maurern hervorbrachten,

indem nun mehr verschiedne Systeme sich bildeten wo die Mitglieder des einen, denen des andern den Zur tritt verweigerten, führten endlich vernünftige Manner

zur Untersuchung des eigentlichen Zwecks des Ordens,

eine Untersuchung welche auf sehr ernsthafte Resultate führte.

Friedrich gehörte nichts weniger als zu der

Classe von Menschen,

die sich mit leeren Hofnungen

tauschen lassen, er verließ daher bald eine Verbindung,

bey der er keinen Nutzen absehen konnte.

Bey dieser

Gelegenheit wiederlegt H. v. M. den Herrn Professor

Fischer, der Friedrich den II. tadelt, daß er sich nicht bestrebt habe, Großmeister wo nicht aller deutschen doch wenigstens der preußischen Logen zu werden, wodurch

er, seiner Meynung nach einen großen Zuwachs seiner Macht, so wie überhaupt ein entscheidendes Uebergewicht bey allen seinen Unterhandlungen würde erlangt

haben, so wie Ferdinand der Katholische beträchtlich zur Vermehrung der spanischen Macht beytrug, daß er

die drey Ritterorden mit der Krone vereinigte, und in ganz neuen Zeiten auch, Joseph der II. durch Vereini­ gung mit einem Orden sich beträchtliche Vortheile zu verschaffen gewußt hat.

Allein dieser Aeußerung des

Herrn Prof. Fischer setzt H. v. M. folgende Gründe

entgegen.

i) Daß sich gar keine Vergleichung zwischen der Großmeisterfchaft über drey fest

gegründete,

mächtige,, und reiche militärische Ritterorden,

dir

IIO fite der Krone oft gefährlich wurden, und fier Eroßmeisterschaft eines idealischen Ordens in fier Person eines Königs anstellen lasse, der

die Mitglieder desselben nicht als Souverain sondern als Bruder betrachten müsse.

3) Ueberdem ließe es fich gar nicht vermuthen, daß

die Obern dieses Ordens ihn zu ihrem Groß­ meister würden gewollt haben.

Und was Jo­

seph den II. beträfe, so Ware die Behauptung, daß er sich mit einem Orden verbunden, nichts

weniger als gegründet,

und man sande keine

Spur daß derselbe auf seine innern oder äußeren

Verhandlungen Einfluß gehabt habe.

Doch diesem sey wie ihm wolle,

im Orden der

Tempelherren selbst enstanden Spaltungen aus Ehrgeitz.

Man haschte nach Bändern, imaginären Co-

urenfhureien u. s. w.

Vorzüglich wurden Leute von

Stande, und insonderheit die üblichen andern vorge­

zogen.

Hiezu kam noch ein andrer Grund.

Man

ließ sich eine ungeheure Summe für fite Recepttonen,

und für Contributionen unter allen nur möglichen Na­

men bezahlen, von denen nur ein Theil zu den OrdensAusgaben verwendet wurde, fier weit beträchtlichere

Theil aber in eine Casse floß, fieren Bestimmung nur

sehr wenigen unter den Brüdern bekannt war.

Noch

beschäftigte das Tempelherren System alle Köpfe, als Schwärmer auf den Schauplatz traten, die zwar dem

An-

Anschein nach mit der gewöhnlichen Maurerey in kei­

ner Verbindung zu stehen schienen, stch aber doch vor­ züglich an Männer die im Orden Stellen von Wichtig­

keit bekleideten, anschlossen, hauptsächlich wenn diese überdem durch Geburt ausgezeichnet waren.

So er­

schien Schröpfer dessen Gaukeleien so wie sein tragi­

sches Ende genugsam bekannt sind. Ihm folgte Sainr(Zermain, der Jahrtausende durchlebt hatte, und der

einen Thee verkaufte welcher alle Krankheiten hinweg­ nahm, und dem Greise jugendliche Kräfte schenkte.

In der Gegend von Regenspurg trieb Gasner Teufel aus, welchem Mesmer und Lagliostro folgten. Diese Thaumaturgen,

mehrten die Gahrung welche in der

Maurerey entstanden war,

ausnehmend.

In den

preußischen Staaten entstand nunmehr das Zinnen­ dorfische System, dessen Stifter Zinnendorf ehemals

selbst Templarier gewesen war, sich aber von diesem

Orden getrennt hatte, er erhielt einen großen Anhang, indem er versicherte, daß er im Besitz der wahren Ge­

bräuche und Geheimnisse wäre. — Jedes System ververketzerte die übrigen.

Es traten daher mehrere bil­

lig denkende Manner zusammen,

und stifteten unter

dem Namen der ekleccischen Maurerey eine neue Ver­

brüderung. Ihr Zweck war, allgemeine Duldung aller Setten die in der Freimäurerey entstanden wären.

Uebrigens suchten die Tempelherren auf alle nur mög­ liche Art ihr in Trümmern sinkendes Gebäude zu stützen,

dieses machte mehrere Kapitel nothwendig, unter wel­

chen vorzüglich, der zu Wilhelmsbaden gehaltene Ge­ neral^

112

neral - Convent merkwürdig ist.

Hier wurde von dem

Groß-Meister die Frage aufgeworfe:

welches der

eigentliche Zweck des Ordens, und fein wahrer Ursprung sey? Man ging auseinander ohne sich diese

Frage beantworten zu können.

Also hatte man zwanr

zig Jahre lang mit unermiedetem Eifer einen Gegen­ stand verfolgt, dessen Zweck man so wenig als seinem Ursprung kannte.

Das System der Tempelherren

wurde verlassen, und dafür der Orden der wohlthäti­ gen Ritter gestiftet.

Um die nehmliche Zeit erschienen

zwey merkwürdige Bücher, eines war betitelt: über Irrthum und Wahrheit (des Erreurs & de la Ve-

rit£) das andre: vom Menschen und seinen Ver­ hältnissen (de l’homme & de les rapports). Beyde

in einer unbegreiflichen Sprache für den Uneinger

weiheren geschrieben, die aber durch einen Schlüsse! der sowohl handschriftlich als auch gedruckt, wiewohl

in nur geringer Menge circulirt, ziemlich verständlich werden.

Nunmehr wurden mehrere Untersuchungen

angestellt, unter denen sich hauptsächlich die eben ange­ führte Bonnevtllsche Schrift auszeichnet,

welche

aber von dem H. v, M. nur sehr flüchtig muß gelesen worden sein, sonst würde er nicht sagen, daß Bonner ville die alten Rosenkreuzer für eine Gesellschaft aus­

gäbe, welche insgeheim den Orden der Tempelherrn

fortpflanzten.

Das Resultat der Bonnevillschen

Untersuchungen ist bekannt.

Diele Abhandlungen der

Berliner Monat-Schrift liefern, so wie die Beyträge zur philosophischen Geschichte der geheimen Gesellschaf­

ten,

—-

n;

ten, wichtige Thatsachen welche die Bonnevittschen Behauptungen unterstützen.

Daß dergleichen Machi­

nationen in protestantischen Landern, doppelt gefährlich sind,

weil man durch dergleichen Verbindungen auf

Regenten und durch sie auf ganze Nationen wirken kann, ist einleuchtend.

Herr von Mirabeau unter­

sucht nun die Zulaßigkeit geheimer Verbindungen über­ haupt.

Eine Gesellschaft die sich es zum Zweck machte,

ihr Zeitalter und vorzüglich das Land, welches ihr Va­ terland ist zu bessern, würde gewiß die Theilnahme,

die Unterstützung aller guten

Menschen

verdienen.

Wenn eine solche Verbindung auf die Gemüther von jungen Leuten zu wirken suchte, deren Seelen noch rein

sind von Vorurtheilen,

noch empfänglich für jedes

Gute, so ließen sich auch in der That die vortreflichsten

Folgen erwarten.

Allein auf der andern Seite kann

eine solche Verbindung aufs üußerste gemißbraucht werden, und die Geschichte unsrer Zeit stellt mehre

Facta auf, die nur zu deutlich von Mißbrauchen die

auf diese Art sind bewirkt worden, zeigen.

Die unpo­

litische« bewirkten zu geschweige, was kann schrecklicher

seyn,' als eine Machination, um dem Aberglauben einen Thron zu errichten, und dem Menschen das edel­

ste seiner Vorrechte,

Freyheit zu denken, zu rauben,

und so das ganze Menschengeschlecht in eine Geistes­ unmündigkeit der es sich kaum zu entwinden anfing,

zurückzustärtzen.

Da aber auf manche

Anekdoten mehr als Gründe wirken,

Menschen

so erzählt der

Verfasser hier eine, deren Wahrheit übrigens der Re-

Freym. Dibl. -- St.

H

cen#

114 censenk auf keine Weise verbürgen kann.

Zwey Man­

ner von vornehmer Geburt, die sich beyde in preußi­

schen Diensten befanden, beyde eifrige Maurer waren,

und noch jjeut zu Tage es sind, sollten zur Belohnung ihrer Anhänglichkeit, und weil sie die Aufmerksamkeit ihrer Obern auch noch sonst auf sich zogen, zu den höch­

Der eine wurde zur

sten Graden zugelassen werden.

Reception nach Breelau geschickt, der andre sollte die

weihe in Berlin empfangen.

Beyde haben genau die

nehmliche Erzählung von den ihre Reception begleiten.'

-en Umständen geliefert.

Nach einem vier und zwan­

zigstündigen Fasten wurde dem Aufzunehmenden ein Buch welches Schilderungen von den schrecklichen Wir­

kungen welche Geister hervorgebracht hatten, gereicht. Nachdem er zwey Stunden in demselben gelesen, gab

man ihm einen geistigen Trank, und führte ihn in ein schwarz behangenes Zimmer, das von drey gelben Ker-

zen erleuchtet wurde.

Fünf Beschwörer erschienen und

setzten sich auf die umher liegenden Kästen.

Mehrere

schrecklichen Detonationen erschallten, und auf sie folg­

ten Wehklagen und Erschütterungen.

Nun nahte sich

einer dem Einzuweihenden, und wand ein purpurrothes

Baud um seine Schlafe, welches mit silbernen Charakttrn bezeichnet war,

tun

seinen Hals,

ein andres Band fchlang man welches mit mehreren mit Blut

gemahlten Kreuzen bedeckt war.

Ein Kreuz von

Kupfer wurde ihm in die Hande gegeben, auf welches Hieroglyphen eingegraben waren, desgleichen ein in

ein Luch gehülltes Amulet, und ein Stück Alaun, mw

es

US es bey der Erscheinung des höllischen Geistes der her­ vorgerufen werden sollte, in den Mund zu nehmen.

Nun laß einer von denen welcher bey dieser Scene der Finsterniß zugegen waren, den Eydschwur vor, welchen

der Aufznnehmende leisten sollte, er enthielt das Ver­ sprechen dem Oberhaupt des Ordens alle Geheimnisse

die ihm anvertraut, oder sonst bekannt werden könnten,

zu enthüllen----------------- das auszuforschen was Ihm zu wissen zuträglich sein könnte----------------- nach Um­

standen sich des Dolchs oder Gifts zu bedienen----------solchen Leuten denen man nicht gut ans Leben könnte den Verstand zu blenden (rendre inbecilles)----------— Pflichten der Religion, der Freundschaft, der Lie­ be, dem Willen des Ordens Oberhaupt zu unterwer­

fen — — — keine Verbindung,

keine Verpflich­

tung ohne Seine Einstimmung einzugehen----------------demjenigen der ihn überzeugen könnte, daß er Ordens­

geheimnisse verrathen, das Recht ihn zu tödten einzu­ räumen —-----------

Dieser schreckliche Schwur erfüllte die Aufzunehmenden mit Grausen,

leisten könnten



sie erklärten daß sie ihn nicht —











Auch empsielt der Verfasser einen Kupferstich den

er seinem Werke beygefügt hat, der besondern Aufmerkr samkeit der Leser.

Dieser Kupferstich ist der Akte wel-

H 2

che

Il6

..... -

che das Collegium und Groß.'Kapitel des Königlichen Ordens von H, R. T. M, von Rilwintng in Schott­

land den ii Merz 1783 ergehen lassen, vorgedruckt. Ich will mich bemühen eine kurze Beschreibung von

Er hat zur Umschrift Metro­

demselben herzusetzen.

polis of Scotland, Colledge Heredon VII.

Mit»

ten auf dem Blatte befindet sich eine Sonne, deren

Strahlen sich allendhalben unser verbreiten die Schei­

be aber hinter den übrigen maurerischen Insignien

verborgen ist.

Eine Krone mit sieben Spitzen, auf

feder einen Stern, ziert die Sonne.

Auf der lin­

ken Seite steht ein Adler der mit seinen Klauen ein Bündel Pfeile halt.

Zur rechte» der Sonne hinge­

gen befindet sich ein Scepter, und auf diesem ein Erd­ ball.

Hinter dem Scepter ist ein befestigter Thurm,

an den eine Lanze mit ihrer Spitze gelehnt ist, deren

Handhabe in die Sonnensphare verborgen ist.

Mehr

nach vorne zu sieht eine abgebrochene Säule, deren Car pital nebst einem Stück des Schafts herabgestürtzt ist.

Das stehende Stück ist mit den Buchstaben R. S. I.

(Regia Soc. les.) bezeichnet, unter diesen drey Buch-

staben sieht man rin strahlendes Dreyeck, und unter dem des bekannte Zeichen der Gesellschaft

dem noch

A folgendes H (Hiram Abis) beygefügt ist, auf dem abgefallenen Stücke stehen die Buchstaben G

I

B

Unten

,,",w

'

IV

Unten auf dem Blatte befindet sich ein großer

Dolch der auf einem Palmenzweig lieget, -wischen dem Dolche und Palmenzweige ist ein Baud durchgezogen mit der Aufschrift Dien le veur.

Perfektion Will of God.

Lodge of

Die Mitte des Kupfer­

stichs nimmt ein Freimaurer. Teppich ein, auf dem sich

ein Schild mit sieben. Ecken befindet, hinter welchem

ein doppelter Adler mit seinen Köpfen hervorblickt. In dem achteckigten Sterne der die Mitte des ganzen

ausmacht befinden sich zwey krenzweise übereinan­

der gelegte Schlüssel»

Eine Erklärung dieser Hiero­

glyphen, die wenigstens ziemlich wahrscheinlich ist, fin­

det man in der angezeizten Schrift des H. v. B. S. iz8 — 144.

Der letzte Orden dessen der Ver«

fasset in seiner Schrift Erwähnung thut, ist der durch

seine traurige. Schicksaale in Baiern so bekannt gex wordne Orden der Jllumiuaten.

Der Zweck dieser

Gesellschaft war anfänglich hauptsächlich auf dasjenige Land in dem sie entstanden, auf Baiern gerichtet. Sie suchten junge Leute an sich zu ziehen die sie ihren Grund­

sätzen gemäß bildeten.

Wissenschaften zu verbreiten,

und zwar selbst die niedere Voiksklasse aufzuklaren, sie von dem wahren Werth des Menschen und seinen Vor­ rechten zu unterrichten, die Regierungsform und Ge­

setzgebung allmählich zu verbessern, und dem einreißen­ den Despotismus Schranken zu setzen, von dem Regen­

ten sich nie zum Werkzeug böser Handlungen brauchen zu lassen, war ihr hauptsächlichstes Bestreben.

Jedem

Fürsten wurde der Eintritt in ihre Verbindung versagt. H z

Sie

Ii8 Sie vereinigten sich, es auszuführen, baß die Leibei­ genschaft abgeschaft würbe, der Handel, Fabriken und

Ackerbau in Aufnahme kämen, der Unterricht der Ju­

gend verbessert, eine allgemeine Duldung eingeführk, und jede Frevelthat, wenn sie nicht gehindert werde»

könnte, doch dadurch, daß man sie öffentlich bekannt

machte, mit dem Stempel der Infamie gebrandmarkt würde.

So schön diese Vorsätze waren, so übereilte

man sich doch bey Ausführung derselben.

Man nahm

zu viele Mitglieder auf, es schlichen sich auch in diesen

Orden schlechte Menschen und Bösewichter ein,

und

kaum erfuhr es der Aberglaube und die Bigotterie, daß es auf Zerstöhrung ihres Reichs angesehen sey, als sie

den Arm der Regierung zu wafnen wußten, welche den

Jlluminaten eine Verfolgung zuzog.

Die vornehm­

sten Mitglieder der Gesellschaft wurden vertrieben, man untersuchte ihre Häuser, machte die gefundene Papiere

durch den Druck bekannt, und rechtfertigte so den Or­ den welche» man den Augen des Publikums als den

Abschaum der Menschheit darzusiellen strebte.

Der

Verfasser schließt den Artikel über die Jlluminaten mit der Bemerkung, daß obgleich das Verfahren, welches die Regierung sich gegen dieselben erlaubte, höchsteigen­

mächtig und entehrend war, — Dank sey es dem Ge­ nius unsers Zeitalters, — daß man doch keinen unter

der Hand des Henkers bluten ließ. — Das einzige Mittel durch welches sich alle wohl­

thätigen von de» Jlluminaten beabsichtigten Zwecke, ohne

V9

- -... -

ohne daß irgend eine Macht sie zu hindern im Stande

Ware, erreichen lassen, bestehet darin, daß Man Muth

und Kraft habe große Wahrheiten zu schreiben, und sie durch den Druck bekannt zu machen, dieses wird zu

gleicher Zeit aufs zweckmäßigste die schädlichen Absich­ ten geheimer Verbindungen zerstöhren.

Dieses zu er­

zielen ertheilt der Verfasser noch folgenden Rath „Viel­

leicht bestehet das sicherste Mittel, sich solchen gehei„men Verbindungen entgegenzusetzen, so lange sie sich

„noch in dem Ansehen in welchem sie jetzt stehen, zu er# „halte» wissen, darin, daß Männer von edler Denk«

„ungsart, und kluge Köpfe den Zutritt in solche Ver­ bindungen zu erhalten suchen, und eine thätige Rolle

So werden sie den Gang

„zu spielen sich bestreben.

„dieser geheimen Machinationen kennen lernen,

die

„schädlichen Folgen schändlicher Entwürfe hemmen, ja „vielleicht sie ganz zerstöhren fennen.“

Am Ende die­

ses Aufsatzes sucht H. v. M. «och die Meynung als

wenn eine besondere Verbindung zwischen Joseph dem

Ilten und den Jlluminaten statt gefunden hatte zu wie­

derlegen.

Es gab zwar eine Zeit wo der Kayser sich

sehr mit ihnen beschäftigte.

Die vornehmsten Glieder

des Ordens schlossen sich an Joseph an, theils weil sie den ihnen in ihrem Vaterlande drohenden Sturm, schon sich zusammenjiehen sahen, theils auch weil die

Plane des Kaysers mit ihren Absichten zustimmen schie­ nen.

Allein beyde Parthien haben sich in ihren Er­

wartungen betrogen.

Bey der schrecklichen Verfol­

gung welche über die Jlluminaten in Baiern erging,

H 4

nutzte

f2O

nutzte ihnen der Kayser weder direkte, daß er sich für sie beym Churfürsten verwendete, noch indirecte, daß er den Vertriebenen Schutz und Brod in seinen Landern gegeben hatte. Eben so wenig hat der Orden etwas für den Kay­

ser gethan,, weil ihm keine weder seiner innern EinrichLungen noch äußern Verhandlungen vollkommen ge­

lungen ist. Auch würde sich dieser Orden, seinen Zwek-

ken nach, nie als Werkzeug zur Vergrößerung des Kaiserlichen Hauses haben brauchen lassen.

Einige zu

heftige Anschuldigung gegen mehrere bekannte Manner,

die wirklich zu hart ausgedrückt sind, kann Recensent

so wenig als jeder billigdenkende entschuldigen.

So

wenig als er zu den Verehrern Lavarers gehöret, und geneigt ist seinen Schwachen eine Apologie zu schreiben,

so hatte er doch gewünscht, wenn sich H. v. M. über diesen Mann der wirklich mehr Delrogne als Betrüger zu sein scheint, mit der gehörigen Schonung ausgedrückt hatte. — Ich glaube diese Anzeige nicht besser schließen zu können, als mit den eignen Worten des Verfassers:

„O Menschheit! der ich meine Kräfte meine gerin-

„ge Fähigkeiten,

und mein ganzes Daseyn widme,

„möchte doch der wohlthätige Genius der Philosophie

„die dir drohenden Uebel von dir abwenden." Essai für la Sette des IlluminS. A Paris 1789,

Bekanntlich hat es mehrere Secten Legeben welche

man mit dem Namen der Illunnnaren bezeichnet hat. So

So finden mir zu Anfang des sechszehnten Jahrhun­

derts eine Secte in Spanien, die diesen Namen führ­ te,

und noch neuerlich gab sich eine Gesellschaft in

Deutschland diesen Namen, die aber mit den Illumi-

nös auf welche der Verfasser in gegenwärtigem Ver­

suche aufmerksam zu machen sucht, nicht die mindeste Aehnlichkeit haben. meiden,

Um alles Mißverständniß zu ver­

will ich die Illuminds des Franzosen durch

Illuminirte übersetzen.

Das Jntresse dieser Schrift

wird um ein merkliches dadurch erhöhet, weil der S^or# rede des Verfassers nach, diese Secte hauptsächlich in

Preußens Staaten ausgebreitet sein soll, da übrigens Recensenten eine Gesellschaft die unter diesem Namen

in seinem Vaterlande existiren soll, völlig unbekannt ist, so würde er wie der Blinde von den Farben urtheilen, wenn er sich anmaßen wollte über die Wahrheit oder

Nicht-Wahrheit desjenigen was vom Verfasser in die­ ser Schrift beygebracht wird, abzufprechen.

Es bleibt

Recensenten also nichts weiter übrig, als Schritt vor

Schritt dem ungenannten Verfasser (der sich vielleicht doch aus dem karakteristischen seiner Schreibart erra­

then ließe) zu folgen.

Dieses einzige muß aber doch

angemerkt werden, daß der Verfasser sehr viel decla-

mirr, ein Umstand der eben nicht zum Vortheil seines Gegenstandes spricht,

es ist ein sicherer Beweiß das

hauptsächlich die Einbildungskraft des Schriftstellers beschäftigt war, und iss diese erst in Thätigkeit, gesetzt,

so werden nur zu oft Windmühlen für Riesen gehalten. Der Verfasser scheint selbst gefühlt zu haben, daß man H 5

ihm

123

ihm diesen Vorwurf machen könne, allein er fährt zu feiner Entschuldigung'an, daß dasjenige was er vorzu­

tragen habe, so außerordentlich sey, daß er darauf Verzicht thue, daß man ihm glauben, folglich sich über­

zeugen lassen werde, er sticht daher durch die Starke

-er Farben des von ihm entworfenen Gemäldes zu er-, schüttern, da er die Hofuung Ueberzeugung zu bewir­

ken aufgeben muß. In dem ersten Kapitel S. i — 13 redet der Verfasser von dem Hange der Menschen zum Wunderbaren, er bemühet sich aus Thatsachen barzu­ thun, indem er eine Reihe von Schwärmern anführt,

die seit Christi Geburt sich Anhänger zu verschaffen ge­ wußt haben,

daß das Menschengeschlecht von jeher

einen unwiderstehlichen Hang zum Wunderbaren ja so­ gar Ungereimten gehabt habe, und noch habe, daß

Beredsamkeit, äußere Gaben, Unempfindlichkeit gegen Vergnügen in einem Manne vereinigt, die zu einem

Apostel nöthige Eigenschaft waren, und daß ein solcher ziemlich versichert sein könne,.daß seine Lehren bey einer zahlreichen Menge Menschen Eingang finden werden, Im 2ten Kapitel sucht der Verfasser zu zeigen, daß die

Deutschen, ihres National-Charakters zu Folge hauptsächlich für mistische Ideen empfänglich wä­

ren.

Die Gründe welche von dem Verfasser ange­

führt werden,

diese seine seltsame Behauptung zu

rechtfertigen, möchten wohl für keinen seiner deutschen Leser überzeugend sein, ja aus einigen würde man viel­

mehr Folgerungen fürs Gegentheil ziehen können. In» dritten Kapitel S, 22 — 31. wird der Jesnikismus

als

m als die Haupt-Quelle des theosophischen Systems dar­ gestellt.

Der Verfasser findet in folgenden Stücken

Aehnlichkeit zwischen den Jesuiten und Jlluminirten, weil man bey beyden Geheimnisse vermuthet/ beyde den

Ehrgeitz besitzen Könige zu beherrschen, eine UniversalMonarchie zu errichten, und Gesetze zu befolgen, die

dem Wohl der Menschheit entgegen find! Beyde ha­ ben fanatische Beschützer, und fie bis in Tod hassende

Feinde.

Die Jesuiten suchten fich ihre Mitglieder selbst

zu erziehen, ein fünfzehnjähriger Unterricht dem fich

jeder, der in ihre Gesellschaft zugelassen werden wollte

unterwerfen mußte, hatte ihnen gewiß alle mögliche

Gelegenheit gegeben jegliche Falte in dem Herzen ihrer Untergebenen zu entfalten.

Aus ihren Schulen gingen

Männer hervor die den Wissenschaften Ehre machten,

aber auch zu gleicher Zeit die feinsten Weltmänner, de­ nen die Einste Politik geläufig war.

Man mußte drey

und dreyßig Jahre alt sein, und in dieser Zeit unzuverkennende Proben von Brauchbarkeit und Anhänglich­

keit abgelegt haben, ehe man jenen unauflößlichen Knoten schürzen konnte, der ewig an den Orden band.

Mit

solchen Mitteln versehen, vorzüglich da ihnen auch.das

kräftigste mit dem fich auf Menschen wirken läßt —

Geld nicht fehlte, waren fie ficher ihre Zwecke zu er­ reichen. Ihre Absicht war nicht sowohl Throne umzu­

stürzen, Kronen an sich zu reißen; als vielmehr fich zu Hierophanten aller Religionen, und zu den alleinigen Lehrern der Wissenschaften aufzuwerfen.

Dieses Ge­

mälde welches eben von den Jesuiten entworfen wor­ den,

124 den, scheint wenig Aehnlichkeit mit dem der Jlluminirten zu haben, indem letzter» nicht durch ihre Wissenschaf­

ten Aufmerksamkeit erregen, sondern vielmehr den Fort­ gang derselben zu hemmen suchen.

Der Jesuit zeigt«

eine gewisse Gleichgültigkeit gegen die Güter des Glücks, er geizte nicht nach Ehrenstellen und Reichthümern für

seine Person, die Jlluminirten suchen alles an sich zu reißen.

Doch so unähnlich sich beyde Gesellschaften in

diesen Stücke zu seyn scheine», so findet doch in ander»

die größte Aehnlichkeit statt. Beyde Ordens suchen sich

des Willens der Regenten zu bemeistern.

Beide haben

ein« Religion welche ihren Absichten angemessen ist, Seyd« unterwerfen ihre Kanditaten langen und zahlreü

chen Prüfungen; beyde trift man in allen Ständen der

bürgerlichen Gesellschaften an, denn man sahe Jesuiten sowohl in Uniform als im Präsidenten Mantel. de haben reisende Apostel und Spione u. s. w.

Bey­

Im

vierten Kapitel S. 31 — 35. wird die Freymäure-

rey als die für die Jlluminirten nützlichste Maschienen »»gegeben.

Die Arbeiten der Maurer, ihrer Zwecke

mögen auch seyn welche sie wollen, gaben Gelegenheit zu einer Verbindung,

diese Verbindung machte Zu-

"fammenkänfte nothwendig, in diesen wurden Reden

gehalten, von religiösen Reden znr Schwärmerey ist

nur ein Schritt, dergleichen Reden erregten die Begier­ de mehr zu wissen, diese sollte» in Hähern Graden ge­ stillt werden, diese konnten nur durch Anhänglichkeit,

Eifer und Schwüre erhalten werden,

Schwüre aber

führen zn Allem — die Feste, die Gleichheit der Stän­ de

Le welche der Maurerry eigen sind erregen eine gewisse Herzlichkeit und Bruderliebe, die minder Kalte und Zurückhaltung der Jesuiten wenig stimmt.

Allein die

Jlluminirten nutzen alles, es findet sich nur zn häufige Gelegenheit im Orden der Freymaurer Menschen fett# nett zu lernen, dem gesellschaftlichen Vergnügen über­ lassen,

in Brüderlicher Vertraulichkeit entfaltet der

Menfch nur zu leicht seine Denk-Art, und dieses war schon hinreichender Beweggrund für die Jlluminirten

sich in den Orden der Freymaurer einzuschleichen. Das 5te Kapitel soll den Zweck und di? Machinationen die­

ser Gesellschaft schildern.

Ich gestehe offenherzig daß

ich es fast für unmöglich halte, daß eine solche Gesell­ schaft vorhanden seyn könne, und daß haupsachlich bey

Lesung dieses und einiger der folgenden Kapitel ich nur

zu geneigt war, den Verfasser selbst für einen Schwär­

mer, wie wohl von einer andern Art zu halten.

Dock­

ich muß dem Verfasser auch bey dieser Schilderung fol­ gen. Die Gesellschaft der Jlluminirten (S. 36) nimmt

von der Einrichtung der Jesuiten die königsmördörische Grundsätze und den blinden Gehorsam an,

Freymauren die Zeichen und Form.

von den

Alle Arten des

Irrthums die unsern Erdball beherrschen,

dienen so

wie jede neue Erfindung ihren Absichten, sie bedienen

sich jedes Mittels um ihren Zweck welcher Universal.' Monarchie heißt, zu erreichen.

Zwey von ihnen sind

hinreichend in einer Loge von vier bis fünfhundert

Personen, alle Mitglieder zu beobachten auszumitteln wer zu ihren Absichten dienen könnte.

Alle ihre 23er# Hand.'

116 Handlungen hüllt bas tiefste Dunkel, und nur aus dem Munde einiger Ausgetretenen w'elche die Leichtglaur

bigkeit ihrer Jünglingsjahre durch ein freyes Bekennt­ niß ihrer Verirrungen bey reiferem Alter wieder gut Machen wollten, hat der Verfasser seine Nachrichten

erhalten.

Der Orden wird durch Zirkel dirigirt (Ka­

pitel 6.) von denen jeder aus neun Mitgliedern beste­ het, die alle von dem nehmlichen Geheimniß unterrich­

tet-, durch die nehmlichen Schwüre mit einander ver­ bunden sind, und die nehmlichen Grundsätze befolgen.

Jedes Glied eines Zirkels gehört allen übrigen ohne

Unterschied an, so daß jemand welcher aus Venedig nach Berslau käme, augenblicklich sobald er in den

Zirkel dieses Orts, eingefährt würde, sogleich an allen den Geheimnissen die den Mitgliedern dieses Zirkels er-

öfnet worden, und wenn sie sich auch schon zehn Jahre in demselben befinden sollten, Antheil erhalt.

Diese

Zirkel sind in der genauesten Verbindung und Abhän­ gigkeit von einander,

sie führen ihre Corresponden;

durch Hieroglyphen welche der übrigen Welt unbe­ kannt sind, und dieser geheimnißvollen Sprache unge­ achtet, vertrauen sie doch Niemanden ihre Depechen,

sondern bedienen sich Wege sie zu verbreiten, die eben

so geheimnißvoll sind als ihre Chiffre.

Durch anomi-

welches mehrentheils

Menschen von

me Reisende,

simplen schlichten Ansehen,

die sich gemeiniglich die

Miene von Gelehrten geben, von denen alle Privatund öffentliche Angelegenheiten ausgekundschaftet wer­

den, erhalt der Orden die genaueste Nachrichten, kann auf

auf diese Art die erstaunlichsten Wirkungen hervorbrin-

gen, und auf solche Art können diese Menschen so zu

sagen da wirken, wo sie selbst nicht ftnb. Auf der 50U«

Seite ist eine Schilderung eines für die Gesellschaft brauchbaren Mitgliedes, die ich aber eben so wie die Prüfungen und Zeremonien bey der Einweihung die

schon aus dem

im folgenden Kapitel enthalten sind,

Grunde, übergehe, um nicht zu weitläuftig zu werden.

Die hier angeführten Gebräuche haben sehr viele Aehulichkeit, so wie auch der zu leistende Schwur, mit der

nen welche der Herr von Mirabeau in der unmittelbar allgezeigten Schrift angiebt, und die auch in der An­

zeige derselben ausführlich angegeben worden.

Der

Verfasser sucht im 8ten Kapitel zu zeigen, daß noth­ wendig feder Staat in welchem diese Secte geschützt

wird, seinem Untergange zueilen müsse.

Handel, Ak-

kerbau, Fabriken, eine gute Oeconomie, eine gehörige

Kriegsmacht um dem Staat vor allen feindlichen An­

fallen zu sichern, sind zum Flor eines Staats wesent­

lich erforderlich, allein alle diese verschied!» Zweige des Wohlstandes eines Staats können nur dann gedeihen,

wenn Wissenschaften und Künste auf alle mögliche Art

geschützt nnd befördert werden.

Nun aber geht der

Zweck der Jlluminirten seinem Wesen nach dahin, daß alle Wissenschaften in ihren ersten Keimen erstickt, und

ganz von der Erde verbannt werden, indem nur dicke

Finsterniß ihre Schritte sichern kann.

Eine solche Ge­

sellschaft muß offenbar den Königen selbst gefährlich seyn, ja sie würde die menschliche Gesellschaft zerstöhr

ren,

128

ren, wenn etwas dieselbe zerstöhren konnte.

Die kräf­

tigsten Mittel dieses im Finstern schleichende Uebel auszurotten Ware (S. 91.) wenn sich eine Gesellschaft

zusammenthate und es sich zum Zweck machte,

alles

was sie von diesen Geheimnissen entziffern könnte, bekannt zu machen. Man müßte sich Hiebey aller Schmäh­

reden, aller Injurien enthalten, einleuchtend und treu alles darstellen, das als wahr ankündigen, was man mit eignen Augen gesehen, oder was von Mannern,

die des Zutrauens würdig waren, wäre versichert wor­

den.

Man würde hoffen können seinen Worten Ein­

gang zu verschaffen, wenn man sich aller Uebertreibun­

gen enthielte, alles Zweifelhafte wegließe, und nur das als Wahrscheinlich vortrüge, was als Resultat einer

Menge Conjecturen die auf einige Thatsachen sich grün­ deten, angesehen werden könnte.

Hiebey müßte weder

auf Rang, noch auf GläcksgÜter, noch auf vorhcrgegangene Dienstleistungen, oder zu befürchtende Folgen

Rücksicht genommen werden.

Kein Mißbrauch hat

anhaltend den Gründen der Vernunft, wenn die Be­ redsamkeit ihm ihre Hülfe lieh lange Zeit widerstehen

können.

Der

Verfasser führt hierauf eine Reihe

Schwärmer der Vorzeit auf, welche die Geschichte mit

dem Stempel der Verachtung gezeichnet, oder sie dem

Lachen Preis gegeben, da uns also die Geschichte hie­ rin mit ihrem Beyspiel vorgehet, so wird es uns um so leichter werden ihren Fußstapfen zu folgen, und ähnli­ che Verirrungen des menschlichen Verstandes öffentlich

bekannt zu machen.

Es ist übrigens sonderbar, daß

selbst

selbst in ältern Zeiten der vernünftige Theil der Bewoh­

ner Griechenlands die Geheimnisse seiner Eingeweiheten verachtete.

Man sahe die Einführung der Myste­

rien als denjenigen Zeitpunkt an, wo Gleichgültigkeit gegen Schwüre, Verletzung der heiligsten Contracte, immer mehr anfing überhand zu nehmen.

So daß

Polybius ganz grade heraus sagt, es Ware kein Schat­

ten mehr von Treue in Griechenland anzutreffen. Man

sahe jene Unglückliche hundertmal an einem Tage mein-

eydig werden, unter dem Vorwande daß der Himmel ihnen ja doch durch den Hierophanten Ware zugesichert

worden.---------- Es ist ungereimt sagte marz Myste­ rien bey Nachtzeit zu feyern deren Folgen verderblich

genug waren, wenn sie am hellen Tage begangen wür­

den.

Es ist ungereimt das unbedingteste Stillschwei­

gen über Lehrsätze zu verlangen, die wenn sie richtig sind, nicht genugsam verbreitet werden können; sind sie hingegen falsch, man das größte Verbrechen begehet,

wenn man sie lehret.

Der Verfasser macht darauf aufmerksam, daß alle Seelen und Orden, die bisher entstanden sind, stolz

waren auf die Eigenschaften ihrer Stifter.

Die geist­

lichen Orden können sich rühmen, daß aus ihrer Mitte mehrere den pastlichen Stuhl erstiegen haben, und daß

ihre Srifter unter die Zahl der Heiligen ausgenommen worden.

Eine Ehre die wenn sie auch nicht der

Größe des Geistes, doch nie schlechten Menschen zu Theil wurde.

Man kann die Verdienste eines Artus,

Gnesnel u. s. w. ihrer Irrthümer ungeachtet, keinesSrepm. Dibl. 4s St.

I

Weges

.....

130

Allein die Häupter dieser Secte

Weges verkönnen.

weiche bekannt worden sind, können lediglich den Abend­ theurern zugezählt werden.

Die Betrügerepen und

Taschenspielereyen eines Schröpfers wurden entdeckt,

und nahmen ein tragisches Ende. Auch die Lügen eines Saint» Germain sind enthüllt worden.

Die Dreu-

stigkeit und Unverschämtheit dieses letzteren übersteigt fast alle Grenzen. Nachdem er einige ganze Städte durch

seine Künste getauscht, und sich mehr dann zweyhun-

dert Lehrlinge seiner chemischen Geheimnisse zu ver­ schaffen gewußt hatte, endigte er durch folgende That

die Laufbahn seiner Betrügereyen.

Er suchte sich einen

Vornehmen aus, der freygebigkeit, zugleich aber auch für seine Charletanerien empfänglich war,, und hielt

ihm folgende Anrede: „Seit mehr als achtzig Jahren (Saint-Germain

„war damahlen sechs und siebenzig Jahre alt;) suche

„ich einen Mann, der zu einem auserwahlten Rüstzeur „ge dienen könnte, der, dem himmlischen Thau welche „ich im Lande der Verheißung gesammlct, aufzunehmen „würdig wäre.

Er muß nichts wissen, und empfäng­

lich für alles sein.

Andre Kenntnisse würden in sei#

„nein Gedächtnisse denjenigen Platz anfüllen, welchen „ich mit neuen besetzen will; und Licht und Finsterniß,

„das Reine und Unreine,

Gott und der Mensch, rei#

„mcn sich keinesweges mit einander.

Ich kenne Sie

„wenig durch mich, allein sehr wohl durch diejenigen,

„welch Sie jetzt noch nicht kennen, allein einst sehr wohl „werben kennen lernen.

Der Himmel legte in ihre

„reine

„reine Seele die Keime zu den vortreffichsten Eigen„schäften; lassen Sie mich dieselben enthüllen, werden

„Sie das himmlische Gefäß in welches die übernatürs „lichen Wahrheiten hineintraufeln.

Sie sind auser-

„sehen Königreiche zu beherrschen; lassen sie ihre Sorge „und Genie den Menschen gewidmet seyn, allein wei«

„hen sie ihre Zeit und ihr Studium dem Beherrscher des „Weltalls.

In einem Alter von sieben und zwanzig

„Jahren werden sie sich in wenigen Monaten mit den „Kenntnissen und Erfahrungen eines neunzigjährigen

„Alters ausgerüstet fühlen.

Ich werde für Sie gearr

„beitet, thätig gewesen seyn, ausgeführt haben; allein „wenn Sie auch in den Augen der Welt ein Wunder „sind,

so werden Sie doch in Gottes Augen Nichts

„seyn, wenn Sie sich darauf einschranken mit ihrem

„Licht nur einen Weltkörper aufklaren ju wollen.

Im

„Besitz der außerordentlichsten Geheimnisse werden Sie

„die Sterne in ihrem Lauf aufhakten, und in ihren „Handen das Schicksaal der Königreiche haben; allein

„die Wissenschaft ist nur insofern ein Schatz als der, von „welchem sie herrührt, ihren Gebrauch leitet." —

Der Große erfreut zu finden daß er ein Genie sey, bezaubert darüber daß er ein Wunder sey, anßer sich

daß er Europa beherrschen soll, schlagt seine Augen

nieder, wirft sich vor dem Wunderthater in Staub und erhebt sich bloß, um ein» Schloß zum Empfang des

Thaumaturgen zubereiten zu lassen.

Der große Tag

erscheint, die Geheimnisse werden ihm enthüllt — wie

er das Kupfer dehnbarer und glanzender machen könne,

I 2

wie

IZL

Wie Edelsteine gereinigt werden können. — Zwey Ge­

heimnisse welche drey deutsche Chemisten in ihren Un­ terweisungen öffentlich vörgetragen haben.

Außer die­

sem wurde ihm ein Abfährungsmittel mitgetheilt, wel­ ches in jeder Apotheke bereitet, und verkauft wird, so

wie die Bereitungsart einer Menge Ligueure, von denen die Rezepte sich so mancher Fabrikant schon längst aus Frankreich und Italien gehöhlt hat.

Uebrigens roll­

ten die Weltkörper vor wie nach in ihrem Geleise, Eu­

ropa erlitt keine Revolution. — Man nährte sich meh­

rere Jahre hindurch mit Hofnungen, allein es erfolgten keine Wärkungen.

Der Gott wurde bey sehr menschli­

chen Handlungen ertappt. Nie öfneten sich die Augen der

Wahrheit, und noch als man den Propheten zur Erde be­ stattete, hoste man auf seine wunderthätige Auferstehung. Am Ende feines Werks macht der Verfasser neue

Vorschläge dem Uebel welches auf diesem Wege die menschliche Gesellschaft zu bedrohen scheint Einhalt zu

thun.

Er giebt aufs Neue vier Mittel an die Hand

um diesen Zweck zu erreichen.

Erstlich fodert er alle

Gelehrten auf durch ihre Schriften, Liebe und Achtung für Wahrheit einzuflößen, den Geist zur Gründlichkeit

anzugewöhnen, und von kindischen Beschäftigungen

abzuziehen, und an die Stelle poetischer Dichtungen, und rethorischer Figuren gründliches Raisonnement zu setzen,

sweyrens schlägt er vor, Neigung zum Lesen

rege zu machen. was er sagt,

Traurig, allein nur zu wahr ist das

daß nur darum so viele den Verstand

empörende Ungereimtheiten Eingang finden,

weil so wenige

wenige lesen. Unter taufend Menschen trist man kaum zehen an, die ihre Seelenkräfte zu vervollkommett su­ chen, und unter diesen, sind kaum fünf wahrhaft auf­ geklärt zu nennen, und kaum einer unter tausend kann auf tiefe gründliche Kenntnisse Anspruch machen. Der Grund dieser Gleichgültigkeit für Wissenschaften rührt daher, daß der Vortheil den die Jugend sich zu ver­ spreche» hat, wenn sie sich gänzlich den Wissenschaften widmet, nur äußerst gering ist. Diejenigen Stellen, welche die größeste Ebre gewahren, sind fast immer die einträglichsten, und -nur der sich mit Ahnen brüstenden Unwissenheit Vorbehalten. Ferner wissen die Lehrer ihrem Vortrage nicht die gehörige Anmuth und Deut­ lichkeit zu geben, meistens findet man die Lehr-Stühle mit Pedanten besetzt. Drittens müßte man eine Aen-derung in unsrer Art zu erziehen, vornehmen. ‘ Vor­ züglich müßte darauf gesehen werden, daß Jünglinge, deren Vermögens-Umstande es erlauben, unter ver­ nünftiger Anleitung Reifen wachten Denn durch diese erweitert sich der Gesichtskreis unsrer Ideen, und alle Vorurtheile werden abgelegt. Dem hauptsächlich­ sten Nutzen erwartet aber viertens der Verfasser von einer Reform der Freymäurerey. Dieser Orden, hat seinem ersten Zwecke nach, zur Absicht seinen Gliedern Wohlthätigkeit, eine vollkommne Eintracht und 98er# träglichkeit mit ihre Mitmenschen einzuflvßeu, sie z» überzeugen, daß der Unterschied der Stände ein nichti­ ges Unterscheidungszeigen sey. Der Engländer in dessen Vaterlande dieser Orden entstanden ist, gehorcht seit Jahrhunderten den nehmlichen Gesetzen; der Fran­ zose der stets sich zu vergnügen wünscht,, hat den ehr­ würdigsten Sachen, einen Antheil Fröhlichket beyge­ mischt. Der Deutsche sucht durchs seine Versammlun­ gen einen edleren Zweck zu erreichen. Beym Anblick I 3 des

134 des Nothleidenden bleiben beym besten Willen dem Jndividuo nichts weiter als fromme Wünsche übrig, die durch die Mitwirkung mehrerer Brüder in Erfül­ lung gehen, und oft schon haben zwey Logen, die sich in einer Stadt zusammentrafen der Bettelarmuth in derselben ein Ende gemacht. Dieser Vorzüge ungeachtet, kann man nicht leug­ nen, daß sich viele Mißbrauche in diese Gesellschaft ein, geschlichen haben. Nur zu oft schon hat Schwärmerei" tu ihrer Witte einen Zufluchtsort gefunden, und nur zu oft redete in ihren Tempeln der Geist der Jlluminirten durch den Mund ihrer Redner. Den Orden seinem er­ sten wohlthätigen Zwecke wiederum zu zufähren, die Mißbrauche auszurotten, die Maurerei selbst zu einem Zerstöhrungswerkzeug der Jlluminirten zu machen, sollte das Bestreben jedes rechtschaffenen Maurers seyn. Am fäglichsten aber würde von den Freimaurern diesen Miß­ brauchen abgeholfen werden können, i) wenn sie die Kapitel so wie di«^ misteriösen Zusammenkünfte der ho­ hen Grade abschafften. 2) Außerordendliche Geldbei­ träge verweigerten, und nur soviel von ihren Mitglie­ dern erlegen ließen, als zu den mäßigen Kosten, die dec Unterhalt der Loge nothwendig macht, erforderlich ist. 3) Wenn die schottischen Logen von der Regierung die Aufhebung der Eklectischen, Zinnendorfischen, rcformirten, zu erhalten suchten. 4) Zu Rednern nur Man­ ner wählten, die mit philosophischen Grundsätzen aus­ gerüstet, aufgeklärt genug wären, um im Nothfall die Machinationen der Jlluminirten zu enthüllen. — Soll­ te die Maurerei unter diesen Modifikationen nicht fort­ dauern können, so äußert der Verfasser, wie wohl un­ gerne, daß es besser wäre, die Maurerei erreichte gänz­ lich ihre Endschaft, indem das Döse, welches durch sie hervorgebracht wird, von dem Guten, das sie etwa bewirkt

bewirkt keinesweges aufgehoben wirb, fünftens sodert der Verfasser die Macht Lächerlichen auf, das Ihri­ ge zur Zerstöhrung dieser Secte beyzutragen. Es ist wohl außer allem Zweifel, daß Thorheiten, indem sie lächerlich gemacht werden, ungemein von ihrer Herr­ schaft verliehren, und oft besserte da, die Geißel eines Artstsphanes und Möllere, wo der Moralist, mit allen Gründen der Vernunft auf seiner Seite, nichts auszurichten im Stande war. Würden also derglei­ chen Thorheiten mit lebhaften Farben geschildert, und auf unsern Theatern dem Publikum zum Auslachen Preis gegeben, so würde mancher davon zurückgebracht werden, indem der Mensch sich weit eher allem andern unterzieht, als dem, sich lächerlich zu machen. So suchte noch kürzlich die mächtige Beherrscherin Rußlands dadurch, daß sie die Beträgereyen eines Cagliostro auf die Bühne bringen ließ, Ihre Hauptstadt so wie ihr Reich von dem Einfluß dieser Schärmereyen zu be­ wahren. Noch sind dem Buche eine und Pvanzig An­ merkungen von Seite igg bis 192 beygefügt, welche als Belege, der in dem Versuche selbst enthaltenen Thatsachen dienen sollen. Da sie meistentheils in Deutschland bekannt sind, und mehr von dem Ver­ fasser seiner Landsleute wegen angeführt worden, so können sie hier füglich übergangen werden. Die Gefühle mit Irenen Recensent diesen Versuch aus der Hand legt sind äußerst gemischt, und er ist überzeugt, daß jeder welcher der Lesung dieses Werks die gehörige Aufmerksamkeit schenkt, sich in einem ähn­ lichen Falle befinden wird. Erschüttert durch die schau­ derhaften schreckhaften Gemählde, die es aufstellt, fühlt er sich keinesweges überzeugt. Und was soll man dann denken, wenn der Verfasser versichert, daß er noch nicht alles mitgetheilt, sondern einen großen Theil zurück de-

*

halten

136 halten habe? Unmöglich kann eine solche Verbindung, welche die menschliche Gesellschaft, Ware es möglich — aufzulöfen, wenigstens die Bande, welche sie zusam­ menhalten, zu erschüttern strebt, bestehen, weil dieselbe Feindin aller Geselligkeit seyn müßte» Da übrigens die Pflichten, die wir als Menschen gegen die menschliche Gesellschaft, als Bürgrr gegen unser Vaterland zu erfüllen haben, durch keinen spätern Verpflichtungen, welche uns eine Prkvat-Gefellschaft auflegen will, kön­ nen auf gehoben werden, so sind alle Schwüre, alle Eid­ formeln, so schrecklich sie auch immer klingen mögen, keinesweges bindend, sobald durch sie jene frühern Ver­ pflichtungen aufgehoben werden sollen. So gefährlich es auch manchem scheinen möchte, der von diesen Ver­ bindungen Kenntniß hatte, zu reden, so wird er doch die heiligsten Pflichten, die ihm als Mensch, zu erfül­ lenobliegen, verletzen, sobald er schwiege. Und hatte er auch wirklich einen Augenblick am Bänbniß dieser Feinde gegen die menschliche Gesellschaft Theil genom­ men , so kann ihn keine falsche Schaam zurück halten» Es ist der erste Schritt zur Vergütigung des geschehe­ nen Unrechts, wenn er seine Verirrungen bekanntmacht, um andre vor dergleichen Fehltritten zu sichern, und der menschlichen Gesellschaft ihre gefährlichsten Feinde zu enthüllen.