117 93 46MB
German Pages [953] Year 2001
Geschichte bis zum Ausgang des 18.Jahrhunderts
Spindler Handbuch der bayerischen Geschichte
C. H. Beck
HANDBUCH DER BAYERISCHEN GESCHICHTE DRITTER BAND · ZWEITER TEILBAND
GESCHICHTE SCHWABENS
BIS ZUM AUSGANG DES 18. JAHRHUNDERTS
HANDBUCH DER
BAYERISCHEN GESCHICHTE DRITTER BAND, ZWEITERTEILBAND
GESCHICHTE SCHWABENS BIS ZUM AUSGANG DES 18. JAHRHUNDERTS Begründet von
MAX SPINDLER In Verbindung mit Christoph Bauer, Sigmund Benker, Laetitia Boehm, Tilman Breuer, Denis A. Chevalley, Wolfgang Czysz, Karlheinz Dietz, Hanns Fischerf, Pankraz Fried, Brigitte Haas-Gebhard, Hilke Hennig, Gerhard Immler, Johannes Janota, Hans-Michael Körner, Ferdinand Kramer, Adolf Layer f, Werner Lengger, Wilhelm Uebhart, Hans Pörnbacher, Alois Schmid, Hans Schmid f, Hanna Schmid-Auerbach, Eckart Schremmer, Reinhard Stäuber, Konrad Vollmann, Dieter J. Weiss, Dieter Wolfei, Woljgang Wüst
neu herausgegeben von
ANDREAS KRAUS
VERLAG C.H.BECK MÜNCHEN
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsauthahme
Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts / begr. von Max Spindler, neu hrsg. von Andreas Kraus. - 3., neu bearb. Aufl., - München : Beck, 2001 (Handbuch der bayerischen Geschichte ; Bd. III, Teilbd. 2) ISBN 5-406-39452-3
ISBN 3 406 394)2 3
Dritte, neu bearbeitete Auflage. 2001 Umschlagentwurf von Wolfgang Taube, München © C. H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung (Oscar Beck), München 1971 Gesamtherstellung: Druckhaus «Thomas Müntzer» GmbH, Bad Langensalza Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstofl) Printed in Germany www.beck.de
VORREDE ZUR DRITTEN AUFLAGE
Bereits die erste Auflage des III. Bandes des von Max Spindler begründeten Handbuchs der Bayerischen Geschichte kann das große Verdienst für sich bean spruchen, die erste umfassende Geschichte Bayerisch-Schwabens überhaupt zu bieten, eine Pionierarbeit hohen Ranges, die zum allergrößten Teil von einem einzigen Gelehrten geleistet wurde, von Adolf Layer. Er ist inzwischen, vom Krieg schwer gezeichnet, verstorben; Dank und Bewunderung auch an dieser Stelle zum Ausdruck zu bringen ist uns Pflicht und Bedürfnis. Wie schon mit dem ersten Teilband des III. Bandes, der die Geschichte Fran kens behandelt, kommen Verlag und Herausgeber auch mit diesem Band einem Wunsch nach, der von maßgeblicher Seite ausgesprochen wurde, und legen die Geschichte Bayerisch-Schwabens von der Frühzeit bis r8oo in einem selbständi gen Band vor. Seit der ersten Auflage ist die Erforschung der schwäbischen Ge schichte diesseits und jenseits der Iller in einem , solchen Maße vorangeschritten, daß die Zusammenfassung der zahlreichen Neuerscheinungen einem einzigen Autor, wie damals Adolf Layer, kaum mehr möglich gewesen wäre. So haben sich viele Mitarbeiter in die Aufgabe geteilt; allen, welche die Mühe der Neubearbei tung der Beiträge Layers übernommen haben, sei auch an dieser Stelle gedankt. Festzuhalten ist aber, für einen Großteil der Beiträge, die einst Adolf Layer verfaßt hat, daß sein Text mit Problemstellung und Gedankenführung noch immer dank bar benutzte Grundlage bildet. Neu erarbeitet wurden die §§ i — r2, welche die Vor- und Frühgeschichte des Landes zwischen Iller und Lech, zwischen den Al pen und dem Ries enthalten. Den Autoren, die sich für die grundlegende Neu bearbeitung dieses Themas gewinnen ließen, sei aufrichtig gedankt. Nach wie vor erscheint es untunlich, dem Band, wie einige Rezensenten fordern, einen Kar tenteil beizugeben. Das verbietet schon der Umfang der zu dokumentierenden Verhältnisse, auch wäre die Perfektion des Kartenbildes und der Erläuterungen wie in den beiden Kartenwerken zur Geschichte Schwabens von Wolfgang Zorn und zur Geschichte Bayerns von Max Spindler und Gertrud Diepolder in notge drungen verkürzten Kartenskizzen nie zu erreichen. Diese beiden Standardwerke sind für eindringendes Studium der Geschichte Schwabens nach wie vor stets bei zuziehen. Die Umstellung des Druckverfahrens seit der ersten Auflage machte es auch für diesen Band, wie schon für die Neuauflage von Band II, notwendig, Anmerkun gen und Verweise neu zu ordnen. Die Abschnittsliteratur, die den Paragraphen des Abschnitts vorangestellt ist, wird zitiert «(vor § x)», für die Literatur, die den einzelnen Paragraphen vorausgeht, wird als Ort für die volle Zitierweise nur der
VI
Vorrede zur dritten Auflage
Paragraph (§ x) genannt. Verweise auf Anmerkungen innerhalb des gleichen Para graphen erfolgen ohne Nennung des Paragraphen (Anm. x). Seitenverweise fallen im allgemeinen fort, dafür wird die jeweilige Belegstelle mit Paragraph und An merkung zitiert. Im Hinblick auf vereinzelte Kritik am Abkürzungsverzeichnis sei darauf hingewiesen, daß es sich dabei eben um ein Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur handelt; bibliographische Vollständigkeit wird nur in den Anga ben zu den einzelnen Abschnitten und Paragraphen angestrebt. Besonderen Dank schuldet der Herausgeber wieder Frau Dr. Franziska Jägervon Hoeßlin für ihre unersetzliche Hilfe bei der Redaktion des Bandes. Mit Nachdruck wiederholen möchte ich auch den Dank, den Max Spindler seinerzeit den Bänden der ersten Auflage beigab, an die vielen großzügigen Förderer des Handbuchs, deren Spenden die Münchener Universitätsgesellschaft umsichtig ver waltete und wovon sie zusätzliche Mittel auch für diesen Band bereitstellte. Wie derholen möchte ich aber vor allem, was ich schon zur Neuauflage des ersten Teilbandes, der Geschichte Frankens, betont habe: Der mutige Entschluß des C. H. Beck-Verlages zur Neuauflage dieses Bandes, allen zeitbedingten Schwierig keiten zum Trotz, verdient höchste Anerkennung. Herausgeber und Mitarbeiter, alle Freunde der bayerischen Geschichte stehen in seiner Schuld. München, im Frühjahr 1999
Andreas Kraus
INHALT
Abkürzungen............................................................................................................. XIV
A VOR- UND FRÜHGESCHICHTE
I. Von der Steinzeit bis zur Eroberung des Landes durch die Römer.
Von Hilke Hennig §
i. Grundlagen.................................................................................................................
3
§
2. Altsteinzeit und Mittelsteinzeit (Paläolithikum und Mesolithikum)............
9
§
3. Jungsteinzeit (Neolithikum)...................................................................................
15
§
4. Bronze- und Urnenfelderzeit.................................................................................
23
§
5. Eisenzeit...................................................................................................................... a) Frühe Eisenzeit (Hallstattzeit)............................................................................. b) Späte Eisenzeit (Latenezeit)................................................................................
32 32 39
II. Die Römer in Schwaben. Von Karlheinz Dietz - Wolfgang Czysz § 6. Die Errichtung der Römerherrschaft in Vindelikien........................................ a) Der Eroberungsfeldzug 15 vor Christus........................................................... b) Die militärische Besetzung des Alpenvorlands............................................. c) Cambodunum/Kempten..................................................................................... d) Augsburg und sein Umland in der frühen Kaiserzeit................................... e) Spuren der einheimischen Landbevölkerung................................................ f) Die erste Grenze an der Donau........................................................................ g) Die flavische Grenzorganisation........................................................................ h) Die Residenzstadt Augusta Vindelicum und ihr Umland ........................
46 46 48 51 52 53 54 55 58
§ 7. Die Spätzeit Vindelikiens seit den Markomannenkriegen.............................. a) Die Markomannenkriege und die Umwandlung Rätiens in eine senatorisch verwaltete Provinz........................................................................... b) Die Severerzeit........................................................................................................ c) Die Reichskrise des 3. Jahrhunderts und die Aufgabe des rätischen Limes........................................................................................................................... d) Die Zeit Diokletians und Maximians............................................................. e) Die hl. Afra und das frühe Christentum........................................................ f) Vindelikien im 4. Jahrhundert........................................................................... g) Das Augsburger Umland in der Spätantike..................................................... h) Das Ende der Römerherrschaft in Vindelikien.............................................
74
74 75 76 82 85 86 90 92
VIII
Inhalt
HI. Die Bodenfunde des frühen Mittelalters. Von Brigitte Haas-Gebhard § 8. Der Stamm der Alamannen......................................................................................
96
§ 9. Die Alamannen und das Römische Reich...........................................................
101
§ 10. Die frühen Alamannen im Spiegel der Archäologie........................................
105
§ ii. Das Land der Schwaben. Von der Spätantike zum Mittelalter: Kontinuität und Neubeginn...........................................................................................................
115
B
VON DER LANDNAHME BIS ZUM ENDE DES FRANKENREICHS
I. Die politische Entwicklung. Von Adolf Layer - Pankraz Fried § 12. Von der Gotenherrschaft zum alamannischen Herzogtum.............................. a) Die alamannische Landnahme........................................................................... b) Unter ostgotischer Schutzherrschaft................................................................ c) Merowingische Oberherrschaft und alamannisches Herzogtum ............
127 127 131 133
§ 13. Die Karolinger in Ostschwaben................................................................................
135
II. Die innere Entwicklung. Von Adolf Layer - Pankraz Fried §14. Christianisierung und frühe kirchliche Organisation........................................
138
§15. Besiedlung und Bevölkerung in frühmittelalterlicher Zeit..............................
147
§ 16. Die politische Struktur Ostschwabens in fränkischer Zeit................................
152
§ 17. Das kulturelle Erbe der frühmittelalterlichen Zeit..............................................
156
C
VON DER ENTSTEHUNG DES SCHWÄBISCHEN HERZOGTUMS
BIS ZUM ENDE DER STAUFERZEIT (911-1268) I. Die politische Entwicklung. Von Adolf Layer - Pankraz Fried § 18. Ostschwaben im Reich der sächsischen Könige................................................
163
§ 19. Ostschwaben im Reich der salischen Könige......................................................
167
§ 20. Welfen und Staufer in Ostschwaben......................................................................
170
Inhalt
IX
II. Die innere Entwicklung. Von Adolf Layer - Pankraz Fried § zi. Alte und neue herrschaftsbildende Kräfte.......................................................... a) Das Königtum........................................................................................................ b) Der Adel................................................................................................................... c) Die Kirche................................................................................................................
177 177 180 193
§ zz. Kirchliche Gründungen und Reformen vor und nach der Jahrtausend wende ..............................................................................................................................
202
§ 23. Siedlung und Bevölkerung in der großen Rodungsperiode...........................
207
III. Geistiges Leben. Von Adolf Layer - Konrad Vollmann § 24. Frühes Mittelalter (900-1100)...................................................................................
215
§ 25. Hohes Mittelalter (1100-1240)................................................................................
219
IV. Kunst. Von Tilmann Breuer - Denis A. Chevalley § 26. Vor- und frühromanische Kunst.............................................................................
225
§ 27. Das 12. und 13. Jahrhundert......................................................................................
227
D OSTSCHWABEN IN DER REICHSGESCHICHTE
SEIT DEM INTERREGNUM
I. Vom Interregnum bis zum Augsburger Religionsjrieden
Von Adolf Layer - Pankraz Fried § 28. Zwischen Interregnum und Reformation..............................................................
233
§ 29. Im Schwäbischen Reichskreis und im Reich........................................................
242
§ 30. Die Bauernunruhen und der Bauernkrieg.............................................................
246
§31. Die Ausbreitung der Reformation...........................................................................
249
§ 32. Schmalkaldischer Krieg und Augsburger Religionsfriede................................
256
II. Von der Gegenreformation bis zur Eingliederung in Bayern
Von Adolf Layer - Pankraz Fried - Werner Lengger § 33. Katholische Reform und Gegenreformation (Adolf Layer - Pankraz Fried)
260
§ 34. Der Dreißigjährige Krieg (Adolf Layer - Werner Lengger)..............................
264
§ 35. Zwischen dem Westfälischen Frieden und dem Ende der alten Reichsord nung (Adolf Layer - Pankraz Fried)........................................................................
272
§ 36. Die Eingliederung Ostschwabens in den bayerischen Staat (1802-1810) (Adolf Layer - Pankraz Fried)...................................................................................
280
X
Inhalt
E DIE TERRITORIALSTAATLICHE ENTWICKLUNG BIS UM 1800
I. Geistliche Herrschaftsbereiche. Von Adolf Layer - Wolfgang Wüst -
Gerhard Immler - Wilhelm Liebhart - Ferdinand Kramer Andreas Kraus - Dieter J. Weiss § 37. Augsburger Hochstift, Domkapitel und die bischöflichen Mediatklöster (Adolf Layer - Wolfgang Wüst)................................................................................ a) Bischöfliche Administration und hochstiftischer Reformstaat................... b) Das hochstiftische Territorium........................................................................... c) Polyzentrische Herrschaftsverteilung und stiftsstaatliche Uniformierung. d) Das Territorium des Domkapitels Augsburg................................................... e) Inkorporierte Klöster und Stifte........................................................................ f) Der innere Ausbau: Konfessionalisierung, Herrschaftsintensivierung, Hofhaltung und Dillinger Universität................................................................
287 289 291 297 299 301
305
§ 38. Das Fürststift Kempten (Adolf Layer - Gerhard Immler)................................
311
§ 39. Die Reichsstifte (Adolf Layer - Gerhard Immler - Wilhelm Liebhart Ferdinand Kramer - Andreas Kraus - Wolfgang Wüst)................................... a) Ottobeuren (Adolf Layer - Gerhard Immler)................................................ b) St. Ulrich und Afra in Augsburg (Wilhelm Liebhart)................................... c) Elchingen (Ferdinand Kramer)........................................................................... d) Irsee (Adolf Layer - Gerhard Immler).............................................................. e) Kaisheim (Ferdinand Kramer).............................................................................. f) Roggenburg (Ferdinand Kramer)........................................................................ g) Ursberg (Adolf Layer - Andreas Kraus)........................................................... h) Wettenhausen (Wolfgang Wust)........................................................................... i) Buxheim (Adolf Layer — Gerhard Immler)......................................................
318 519 320 325 327 328 331 332 333 337
§ 40. Die Ritterorden (Adolf Layer - DieterJ. Weiß)................................................
339
II. Weltliche Herrschaftsbereiche. Von Adolf Layer - Wolfgang Wüst -
Pankraz Fried - Reinhard Stäuber - Gerhard Immler Werner Lengger § 41. Die habsburgischen Besitzungen: Schwäbisch-Österreich und die Vorlande (Adolf Layer - Wolfgang Wüst)................................................................................ a) Landeshoheitsnachweis und dieherrschaftsbegründenden Rechte............ b) Der habsburgische Immediatbesitz..................................................................... c) Regierung und Oberämter...................................................................................
347 348 358 362
§ 42. Die wittelsbachischen Erwerbungen vor 1800 (Adolf Layer Pankraz Fried)................................................................................................................
364
§ 43. Die Grafen und Fürsten von Oettingen (Reinhard Stäuber)...........................
367
§ 44. Die Besitzungen der gräflichen und fürstlichen Familie Fugger (Adolf Layer - Gerhard Immler)..............................................................................
375
Inhalt
XI
§45. Sonstige hochadelige Territorialherrschaften (Adolf Layer Reinhard Stäuber)........................................................................................................
582
§ 46. Die Reichsritterschaft (Adolf Layer - Werner Lengger)................................... a) Ritterherrschaften des Kantons Kocher........................................................... b) Ritterherrschaften des Kantons Donau............................................................. c) Ritterherrschaften des Kantons Hegau, Allgäu und am Bodensee...........
387 392 394 414
§ 47. Die Reichsstädte (Adolf Layer - Gerhard Immler)............................................. a) Augsburg..................................................................................................................... b) Donauwörth.............................................................................................. c) Kaufbeuren................................................................................................................ d) Kempten..................................................................................................................... e) Lindau........................................................................................................................ f) Memmingen.............................................................................................................. g) Nördlingen................................................................................................................ h) Vorübergehend bayerisch-schwäbisch gewordene Reichsstädte................
417 419 422 423 424 426 428 430 431
F
INNERE ENTWICKLUNG: SIEDLUNG, BEVÖLKERUNG, KIRCHE, WIRTSCHAFT
I. Siedlung und Bevölkerung
Von Adolf Layer - Werner Lengger - Wolfgang Wüst § 48. Siedlung und Bevölkerung von der Wüstungsperiode bis zur Binnen kolonisation im aufgeklärten Absolutismus (Werner Lengger).....................
435
§ 49. Die Juden in Schwaben: Geschichte und Kultur (Adolf Layer Wolfgang Wüst)...........................................................................................................
461
II. Die innerkirchliche Entwicklung
Von Adolf Layer - Wolfgang Wüst - Dieter Wölfel § 50. Katholische Kirche — konfessionelle Mischzonen (Parität) (Adolf Layer — Wolfgang Wüst)........................................................................................................... a) Katholische Kirche................................................................................................ b) Konfessionelle Mischzonen: Das Beispiel einer paritätischen Reichsstadt................................................................................................................
§51. Evangelische Kirche (Dieter Wolfei)..................................................................... a) Die Vorherrschaft der lutherischen Orthodoxie im konfessionellen Zeitalter..................................................................................................................... b) Pietistische Strömungen........................................................................................ c) Die Zeit der Aufklärung..................................................................................... d) Zwischen Aufklärung und Romantik.............................................................
471 472
479 487 488 503 516 528
XII
Inhalt
HI. Wirtschaft
Von Adolf Layer - Pankraz Fried - Eckart Schremmer § 52. Die Landwirtschaft (Adolf Layer - Pankraz Fried)........................................... § 53. Handel und Gewerbe bis zum Beginn des Merkantilismus (Eckart Schremmer)................................................................................................... a) Die oberschwäbische Textillandschaft.............................................................. b) Die Wirtschaftsmetropole Augsburg................................................................ c) Regionale Warenverteilerplätze im oberschwäbischen Raum und im Ries........................................................................................................................... § 54. Handel und Gewerbe zur Zeit des Merkantilismus (Eckart Schremmer). . a) Die wirtschaftliche Entwicklung der Reichsstadt Augsburg...................... b) Die wirtschaftliche Entwicklung im Allgäu, im oberschwäbischen Land und im Ries................................................................................................
532
539 540 548 567
570 571 578
G
DAS GEISTIGE LEBEN VOM 13. BIS ZUM ENDE DES 1 8. JAHRHUNDERTS I. Wissenschaft und Bildung. Von Adolf Layer - Konrad Vollmann -
Alois Schmid - Andreas Kraus - Laetitia Boehm Hans-Michael Körner §55. Spätmittelalter (Adolf Layer - Konrad Vollmann)..............................................
593
§ 56. Der Humanismus (Adolf Layer - Alois Schmid)...................................................
605
§ 57. Wissenschaftliches Leben (1550-1800) (Andreas Kraus)...................................... a) Herrschaften und kleine Reichsstädte................................................................ b) Die Reichsstadt Augsburg........................................................................................ c) Das geistliche Schwaben...........................................................................................
629 630 637 649
§ 58. Hochschulinitiativen: Augsburg-Dillingen (Laetitia Boehm)............................. a) Gelehrtes und künstlerisches Schulwesen in der Reichsstadt Augsburg . . b) Akademie- und Universitätsbestrebungen schwäbischer Abteien: Ottobeuren................................................................................................................... c) Collegium Hieronymianum und Universität Dillingen................................
671 672 680 680
§ 59. Das höhere und niedere Schulwesen (Hans-Michael Körner)........................... a) Das mittelalterliche Schulwesen.............................................................................. b) Das höhere Schulwesen........................................................................................... c) Das niedere Schulwesen...........................................................................................
686 688 693 707
II. Literatur, Kunst, Musik. Von Hanns Fischer - Johannes Janota -
Hans Pörnbacher - Tlmann Breuer - Denis A. Chevalley Sigmund Benker - Hans Schmid - Hanna Schmid-Auerbach § 60. Die mittelalterliche deutsche Dichtung (Hanns Fischer - Johannes Janota). . 718
Inhalt
XIII
§ 61. Literatur in Bayerisch-Schwaben von 1500 bis 1800 (Hans Pörnbacher) .... 721 a) Die Literatur bis zum Ende des 16. Jahrhunderts................................................ 722 b) Barockliteratur in Schwaben...................................................................................... 732 c) Das 18. Jahrhundert. Zeit der Aufklärung und der Klassik................................ 749 § 62. Die Gotik (Tilmann Breuer - Denis A. Chevalley)................................................. 757 a) Der Augsburger Dom und die Zisterzienserkirche in Kaisheim...................... 757 b) Die Kirchen der schwäbischen Reichsstädte........................................................ 760 c) Plastik und Malerei der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts..............................761 d) Die Altarwerkstätten des 15. Jahrhunderts in kleineren Reichsstädten. . . . 763 e) Augsburger Spätgotik................................................................................................... 765 f) Ausgang der Gotik in den Allgäuer Reichsstädten.............................................. 772 § 63. Die Kunstentwicklung vom 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts (Sigmund Benker).............................................................................................................. 775 a) Die Übernahme der antiken Formen (ca. 1515 —1530)......................................776 b) Manierismus (ca. 1530-1590)...................................................................................... 779 c) Auf dem Wege zum Barock (ca. 1580-1640)......................................................... 782 d) Der hohe Barockstil (ca. 1640—1700)...................................................................... 788 e) Der Spätbarock in Schwaben (ca. 1700-1740)......................................................792 f) Rokoko und Rationalismus (ca.1740-1780).......................................................... 798
§ 64. Musik (Hans Schmid - Hanna Schmid-Auerbach)................................................... 805
Verzeichnis der Bischöfe von Augsburg und Konstanz. Von Christoph Bauer
.... 817
Hilfsmittel, Quellen, Darstellungen. Von Werner Lengger.................................................821 Register. Von Willy Jäger.............................................................................................................. 837
ABKÜRZUNGEN
AA............................................. AASS......................................... Abdr. ......................................... Abh.............................................. Abh. Berlin, Göttingen, Leipzig, Mainz, München, Wien.......................................
ABLG......................................... ADB........................................... AdW........................................... AE................................................ AGA........................................... AGF........................................... AGHA.......................................
AH............................................. AJB............................................. Akad. d. Wiss............................ ARG........................................... Angermeier................................
Anz.............................................. AO............................................. AÖG........................................... Arch............................................. Archäol. Korrespbl.................... ARG........................................... Augsburger Stadtlexikon......... Augusta 955-1955 ..................
AV................................................ AZ............................................. BA............................................. Backmund, Chorherrenorden
Backmund, Kleinere Orden . . Bad. Bibliogr..............................
Bader ......................................... Baer...........................................
Auctores antiquissimi Acta Sanctorum Abdruck Abhandlung(en)
Abhandlungen der Philosophisch-Historischen Klasse der Akad. d. Wiss. Augsburger Beiträge z. Landesgesch. Bayerisch-Schwabens, hg. v. P. Fried, 1979 fr. Allgemeine Deutsche Biographie, hg. von der HK, 56 Bde. mit Registerbd., 1875/1912 Akademie d. Wissenschaften L’Année Épigraphique (zitiert nach den Nummern) Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg Allgäuer Geschichtsfreund Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg, im Auftrag des Hist. Vereins Dillingen hg. von A. Schröder, Bde. I—VI, 1909/29 Allgäuer Heimatbücher Das Archäologische Jahr in Bayern Akademie der Wissenschaften Archiv für Kulturgeschichte H. Angermeier, Königtum und Landfriede im deutschen Spät mittelalter, 1966 Anzeiger Archiv für Geschichte und Altertumskunde von Oberfranken Archiv für Österreichische Geschichte Archiv Archäologisches Korrespondenzblatt Archiv für Reformationsgeschichte s. Baer Augusta 955-1955. Forschungen u. Studien zur Kultur- u. Wirtschaftsgeschichte Augsburgs, hg. von H. Rinn, 1955 Abkürzungsverzeichnis zum Handbuch der bayer. Geschichte Archivalische Zeitschrift
Bezirksamt N. Backmund, Die Chorherrenorden und ihre Stifte in Bayern, 1966 N. Backmund, Die kleineren Orden in Bayern und ihre Klöster bis zur Säkularisation, 1974 F. Lautenschlager, Bibliographie der badischen Geschichte, 4 Bde., 1929/63, Bde. III u. IV von W. Schulz K. S. Bader, Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatli chen Entwicklung, 1950 Augsburger Stadtlexikon. Geschichte - Gesellschaft - Kultur Recht - Wirtschaft, hg. v. W. Baer u. a., 1985
Abkürzungen
XV
Bauerreiss.................................. R. Bauerreiss, Kirchengeschichte Bayerns, 7 Bde., 1949/70, I I958’ Baumann.................................... F. L. Baumann, Geschichte des Allgäus, 3 Bde., 1883/94 Baumann, Forsch...................... F. L. Baumann, Forschungen zur schwäbischen Geschichte, 1899 Bayer. Archivinventare............ Bayerische Archivinventare, hg. im Auftrag des Generaldirektors der Staatl. Archive Bayerns, 1-32-, 1952-1970Bayer. Geschichtsatlas.............. Bayerischer Geschichtsatlas, hg. v. Μ. Spindler, Redaktion G. Diepolder, 1969 Bayer. Lit. Gesch....................... Bayerische Literaturgeschichte in ausgewählten Beispielen, hg. v. E. Dünninger u. D. Kiesselbach, 2 Bde., 1965/67 BB................................................ Bayerische Bibliothek. Texte aus zwölf Jahrhunderten, hg. v. H. Pörnbacher u. B. Hubensteiner, 5 Bde., 1978/91 BBKG......................................... Beiträge zur bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. Th. Kolde K. Schornbaum, 32 Bde., 1895/1925 Beih............................................. Beiheft Beil............................................... Beilage Beitr., Beitrr............................... Beitrag, Beiträge Beitrr. BK.................................. Beiträge zur Bayerischen Kirchengeschichte (Forts.: ZBKG) Bem............................................. Bemerkung(en) BF................................................ J. F. Böhmer, Regesta Imperii V: 1198-1272, bearb. v. FickerWinkelmann, 4 Bde., 1881/1901 BGBR......................................... Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg Bibi.............................................. Bibliothek Bibliogr....................................... Bibliographie zum Bauernkrieg u. seiner Zeit (Veröff. seit 1974), bearb. v. U. Thomas (Fachdok. Agrargesch. an d. Univ. Hohenheim) 1976/77 Bierbrauer.................................. V. Bierbrauer, Alamannische Besiedlung Augsburgs (Gottlieb, Augsburg) 87—100 Bihlmeyer-Tiichle..................... K. Bihlmeyer - H. Tiichle, Kirchengeschichte, 3 Bde., I 196618, II r968”, III 1969” Biogr. Lex................................... Biographisches Lexikon d. Ludwig-Maximilians-Universität München I: Ingolstadt-Landshut 1472-1826, hg. v. L. Boehm u. a., 1998 BKD........................................... Bayerische Kunstdenkmale BLF............................................. Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde BLfD........................................... Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege BlldLG....................................... Blätter für deutsche Landesgeschichte BLVS........................................... Bibliothek des litterarischen Vereins Stuttgart de Boor-Newald....................... H. de Boor - R. Newald, Geschichte der deutschen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart I 19799, II 1979'°, III/1 1967’, III/2 1986, IV/i 19942, IV/2 1973, V 19676, VI/i 19644 Borst........................................... O. Borst, Die Kulturbedeutung der oberdeutschen Reichsstadt am Ende des alten Reiches (BlldLG 100) 1964, 159-246 Bosl............................................. K. Bosl, Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, 2 Bde., 1950/51 Bosl, Bayer. Biogr...................... K. Bosl (Hg.), Bosl’s Bayerische Biographien, 1983 Bosl, Bayern.............................. Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Band VII: Bayern, hg. v. Karl Bosl, 1981’ Bosl, Bayern.............................. Bayern (Handbuch der hist. Stätten Deutschlands 7), hg. von K. Bosl, 19652 Bosl, Frühformen..................... K. Bosl, Frühformen der Gesellschaft im mittelalterlichen Euro pa. Ausgewählte Beiträge zu einer Strukturanalyse der mittelal terlichen Welt, 1964 Brandl......................................... Μ. Brandl, Die deutschen katholischen Theologen der Neuzeit II, Aufklärung, Salzburg 1978 Brandmüller.............................. W. Brandmüller (Hg.), Handbuch der Bayerischen Kirchenge schichte, 3 Bde., r99t/99 (= HBKG)
XVI
Abkürzungen
Braun......................................... P. Braun, Geschichte der Bischöfe in Augsburg, 4 Bde., 1813/15 BRGK....................................... Berichte der Römisch-Germanischen Kommission Brunner.................................... O. Brunner, Land und Herrschaft. Grundfragen der territoria len Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, 19594 BSLK......................................... Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, 1986'° BVbll........................................... Bayerische Vorgeschichtsblätter 1931 ff. BWR......................................... J. F. Böhmer, Wittelsbachische Regesten (1180-1540), 1854
cgm.............................................. codex germanicus monacensis Christlein.................................. R. Christlein, Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes, 1978 CIL............................................. Corpus Inscriptionum Latinarum Cipolla-Borchardt.................... Europ. Wirtschaftsgeschichte, hg. v. C. Μ. Cipolla u. K. Bor chardt, 5 Bde., 1976/79 Conrad, Rechtsgesch............... H. Conrad, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. I: Frühzeit und Mittelalter, 19632, Bd. II: Neuzeit bis 1806, 1966 Const........................................... Constitutiones et acta publica imperatorum et regum (MGH Legum sectio IV), 8 Bde., 1895/1926 (s. auch HB II AV) CSIR......................................... Corpus signorum imperii Romani. Deutschland Bd. I, 1 Raetia (Bayern südlich des Limes) und Noricum (Chiemseegebiet), hg. v. F. Wagner, bearb. v. G. Garner u. A. Rüsch, 1975 (zitiert nach den Nummern)
D (D)......................................... Diplom(ata), DArn. (Diplom Arnulfs), DH. (Diplom Hein richs), DK. (Diplom Konrads), DLdK. (Diplom Ludwigs d. Kindes), DO. (Diplom Ottos) DA............................................. Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Daniel......................................... Der Daniel. Heimatkundlich-kulturelle Vierteljahrsschrift für das Ries und Umgebung Dehio, Schwaben.................... Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayerisch-Schwaben, bearb. v. B. Bushart u. G. Paula, 1989 Dirlmeier - Gottlieb I........... C. Dirlmeier u. G. Gottlieb, Quellen zur Geschichte der Ala mannen I. Von Cassius Dio bis Ammianus Marcellinus, 1976 Dirlmeier - Gottlieb II......... C. Dirlmeier u. G. Gottlieb, Quellen zur Geschichte der Ala mannen II. Von Libanios bis Gregor von Tours, 1978 Diss. (Masch.)........................... Dissertation (maschinenschriftlich) Doeberl....................................... Μ. Doeberl, Entwicklungsgeschichte Bayerns, 5 Bde., 1906/51, I 1916’, II 1928’, III hg. v. Μ. Spindler 1951 Dokumente.............................. Dokumente zur Geschichte von Staat u. Gesellschaft in Bayern. Abt. I: Altbayern vom Frühmittelalter bis 1800. Bd. 2: Altbayern von 1180-1550, bearb. v. K.-L. Ay, 1977, Bd. 5: Altbayern von 1550-1651, bearb. v. W. Ziegler, 1992. - Abt. II: Franken und Schwaben vom Frühmittelalter bis 1800. Bd. 5: Schwaben von den Anfängen bis 1268, bearb. v. P. Fried u. P. Lengle, 1988; Bd. 4: Schwaben von 1268 bis 1805, bearb. v. P. Blickle u. Re nate Blickle, 1979 Dopsch-Spatzenegger.............. Geschichte Salzburg, hg. v. H. Dopsch u. H. Spatzenegger, Bde. I/Il 1 — 5, 1988/91 DTB........................................... Denkmäler der Tonkunst in Bayern (= Denkmäler Deutscher Tonkunst 2. Folge), veröffentl. durch d. Gesellschaft zur Heraus gabe v. Denkmälern d. Tonkunst in Bayern unter Leitung v. A. Sandberger (56 Bde. 1900/51, 2. rev. Aufl. 1962 ff.), NF hg. v. d. Ges. f. Bayer. Musikgeschichte 1966 fr. Dümmler.................................. E. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reiches, 5 Bde., 1887/88, Neudruck 1960
Abkürzungen
XVII
Dünnhaupt................................ G. Dünnhaupt, Personalbibliographien zu den Drucken der Ba rockzeit, 6 Bde., 2. verb. Auflage 1990/92 Duhr........................................... B. Duhr, Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge, 4 Bde., 1907/28 DVjschrLG................................ Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Gei stesgeschichte DWG......................................... Darstellungen aus der Württembergischen Geschichte
ebd............................................... ebenda Eberlein I.................................. H. Eberlein, Grundriß der Heimatkunde des Landkreises Augs burg, 1959 Eberlein II.................................. H. Eberlein, Grundriß der Heimatkunde des Landkreises Augs burg, 2. Aufl. neu bearb. von H. Endrös und G. Krausse, 1969 Ehrismann.................................. G. Ehrismann, Geschichte der deutschen Literatur bis zum Aus gang des Mittelalters, 4 Bde., 1918/35, I 19321, unver. Nach drucke von Teilen 1965/66 Einzelarbeiten........................... Einzehrbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns Ellinger...................................... G. Ellinger, Geschichte der neulateinischen Literatur Deutsch lands im 16. Jahrhundert, 3 Bde., 1929/33 EPP.............................................. Epistolae Erg.-Bd., Erg.-Heft(e)............ Ergänzungsband, Ergänzungsheft(e) erseh............................................ erschienen Eubel........................................... C. Eubel, Hierarchia catholica medii et recentioris aevi, I—III 1913/232, IV 1935. V-Vl Padua 1952/58, Neudruck Padua 1960 ev(ang)......................................... evangelisch F. ............................................... Folge f„ ff............................................ für, folgend(e) Faber du Faur........................... C. v. Faber du Faur, German Baroque Literature. A catalogue of the Collection in the Yale University, New Haven 1958 FBW........................................... Fundberichte aus Baden-Württemberg FdG............................................. Forschungen zur deutschen Geschichte, 26 Bde., 1862/86, Neu druck 1968 Fehn........................................... K. Fehn, Siedlungsgeschichtliche Grundlagen der Herrschafts und Gesellschaftsentwicklung in Mittelschwaben (StGBS 9) 1966 Fehn, Herrschaftsstruktur . . . . K. Fehn, Die Herrschaftsstruktur des nordöstlichen Mittel schwabens zwischen 1268 und 1806 (ZBLG 28) 1965, 151-189 Feiereis...................................... K. Feiereis, Die Umprägung der katholischen Theologie in Re ligionsphilosophie. Ein Beitrag zur deutschen Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts, 1965 Festschr. (FS).............................. Festschrift Festschr. Hl. Magnus................ Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum des Hl. Magnus, 1950 Festschr. Ottobeuren................ Ottobeuren, Festschrift zur 1200-Jahrfeier der Abtei, hg. von Aeg. Kolb und H. Tüchle, 1964 Festschr. (FS) Repgen.............. Politik und Konfession. Festschrift für Konrad Repgen zum 60. Geburtstag, hg. v. D. Albrecht u. a., 1983 Festschr. (FS) Spindler.............. Festschrift für Max Spindler zum 75. Geburtstag, hg. v. D. Albrecht u. a., 1969 FG............................................... Festgabe FG Spindler.............................. Land und Reich, Stamm und Nation. Probleme und Perspek tiven bayerischer Geschichte. Festgabe für Max Spindler zum 90. Geburtstag, hg. v. A. Kraus, 3 Bde., 1984 FGB........................................... Forschungen zur Geschichte Bayerns (vorher: FKLB), 16 Bde., 1893/1908 FKG........................................... Forschungen zur Kirchen- und Geistesgeschichte FKLB......................................... Forschungen zur Kultur- und Literaturgeschichte Bayerns
XVIII
Abkürzungen
FMRD
Die Fundmünzen der röm. Zeit in Deutschland, hg. von H. Gebhart u. K. Kraft, I7 (Schwaben) 1962 (zitiert nach den Nummern) Forsch. Forschung(en) Forts. Fortsetzung Fontes rerum Austriacarum, Österreichische Geschichtsquellen, FRA . hg. von der Historischen Kommission der Österreichischen Akad. d. Wiss. Fredegar Chronicarum quae dicuntur Fredegarii scholastici libri IV cum continuationibus, hg. v. B. Krusch (MG SS rer. Mer. 2) 1888, 1 — 193 FRG J. E Böhmer, Fontes rerum Germanicarum, 4 Bde., 1843/68, Neudruck 1969 Fried, Gelehrtes Schwaben. . . P. Fried, Gelehrtes Schwaben, 1988 Friese ......................................... A. Friese, Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels (7. bis 11. Jahrhundert), masch. Habil.-Schrift Bochum 1970 FS................ Festschrift (s. Festschr.) FS Meuthen Studien zum 15. Jh., hg. v. J. Helmrath-H. Müller, 2 Bde., 1994 Gatz i Gatz 2
Gebele gedr......................... Gelehrt. Schwaben
Ges........................ Gesch.................... Gesch. Augsburgs Gesch. Kempten. GfiG..................... GG.......................
Gottlieb, Augsburg GP......................... Grees GWU
E. Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1648 bis 1803, 1990 E. Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1785/1803 bis 1945, 1983 E. Gebele, 1400 Jahre schwäbische Dichtung (Schwabenland 2) 1935, 260—288 gedruckt Gelehrtes Schwaben. Wissenschaftler aus und in BayerischSchwaben vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Ausstellung Universität Augsburg, 1990 Gesellschaft Geschichte s. Gottlieb, Augsburg Geschichte der Stadt Kempten, hg. v. V. Dotterweich u. a., 1989 Gesellschaft für fränkische Geschichte B. Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, 2 Bde., 1891/ 92; 8. vollständig neubearb. Aufl. von H. Grundmann, 4 Bde., 1954/60, Bd. IV = Die Zeit der Weltkriege, von K. D. Erdmann, 1959; 9. neubearbeitete Aufl., hg. von H. Grundmann, 3 Bde. (bis zum Ersten Weltkrieg) 1970 Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v. G. Gottlieb u. a., 1984 Germania Pontificia, hg. von A. Brackmann, I 1911, II 1 1923, II 2 1927, III 1935 H. Grees, Ländliche Unterschichten und ländliche Siedlungen in Ostschwaben (Tübinger geographische Studien 58) 1975 Geschichte in Wissenschaft und Unterricht
H„ He......................................... Heft, Hefte HA............................................. Historischer Adas Haaß........................................... R. Haaß, Die geistige Haltung der katholischen Universitäten Deutschlandsim 18. Jahrhundert, 1952 HAB........................................... Historischer Adas von Bayern HA v. Bayer.-Schw................... Historischer Adas von Bayerisch-Schwaben (Veröffendichungen der Schwäb. Forschungsgem. bei der KBL) 1955; 1982 ff.1 Hall............................................. A. R. Hall, From Galilei to Newton, New York 1982 Hammermayer, Akademie . . . L. Hammermayer, Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 2 Bde. (bisher), 1983 (I1 1959)
Abkürzungen Hammermayer, Salzburg.........
Hammerstein, Aufklärung . . .
Hammerstein, Jus u. Historie . Hartung, Verfassungsgesch.. . . Hauck.........................................
HB............................................. HB I-IV.................................... HBKG....................................... HBWG.......................................
Hemmerle, Augustinerklöster.
XIX
L. Hammermayer, Die Aufklärung in Salzburg (Dopsch-Spatzenegger Il/i) 1988, 375-452 N. Hammerstein, Aufklärung und katholisches Reich. Untersu chungen zur Universitätsreform und Politik katholischer Terri torien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im 18. Jahrhundert, 1977 N. Hammerstein, Jus und Historie, 1972 F. Hartung, Deutsche Verfassungsgeschichte vom 15. Jahrhun dert bis zur Gegenwart, 19648 A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Bde. I-V 2, 1887/ 1920, 1952/531-7, Neudruck 1970 Handbuch Handbuch der bayerischen Geschichte Bde. I2, II2, III/i’, III/ }’, IV Handbuch der Bayerischen Kirchengeschichte, hg. v. W. Brand müller (s. Brandmüller) Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. H. Schwarzmaier, Bd. 2: Die Territorien im Alten Reich, hg. v. H. Schwarzmaier u. Μ. Schaab, 1995; Bd. 3: Vom Ende des Alten Reiches bis zum Ende der Monarchien, hg. v. H. Schwarzmaier, 1992 J. Hemmerle, Die Klöster der Augustiner-Eremiten in Bayern (Bayer. Heimatforschung 12) 1958
Hemmerle, Benediktiner klöster .................................... J. Hemmerle, Die Benediktinerklöster in Bayern (Bayerische Heimatforschung 4) 1951 Henning I.................................. F. W. Henning, Handbuch der Wirtschafts- und Sozialge schichte Deutschlands, Bd. 1: Deutsche Wirtschafts- und Sozial geschichte im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, 1991 Herre......................................... F. Herre, Das Augsburger Bürgertum im Zeitalter der Aufklä rung, 1951 Hg., hg........................................ Herausgeber, herausgegeben Hist. Ver. (HV)......................... Historischer Verein HJb............................................... Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft HK............................................. Historische Kommission bei der Bayer. Akad. d. Wiss. München Hofmann, Deutschmeister staat ......................................... H. H. Hofmann, Der Staat des Deutschmeisters. Studien zu einer Geschichte des Deutschen Ordens im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, 1964 HONB....................................... Historisches Ortsnamenbuch HONB Schw............................ Historisches Ortsnamenbuch Schwaben HStA........................................... Bayerisches Hauptstaatsarchiv München HVjschr....................................... Historische Vierteljahrsschrift 1898/1937 HVN........................................... Jahrbuch des Historischen Vereins für Nördlingen und Umge bung HZ............................................. Historische Zeitschrift
IBR.............................................
F. Vollmer, Inscriptiones Baivariae Romanae sive inscriptiones provinciae Raetiae adiectis aliquot Noricis Italicisque 1915 (zi tiert nach den Nummern)
Jahresber...................................... Jahresbericht Jansen......................................... B. Jansen, Philosophen katholischen Bekenntnisses in ihrer Stel lung zur Philosophie der Aufklärung (Scholastik 11) 1936, 1-51 Jb.,Jbb......................................... Jahrbuch, Jahrbücher JbVABG.................................... Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte (JVAB)
XX Jedin...........................................
Jesuiten in Bayern....................
Jesuiten in Ingolstadt................
JfiL............................................. Jg-Jgg......................................... JGOR......................................... Jh.................................................. JHVA......................................... JHVD......................................... JHVLA....................................... JHVS.........................................
JNÖSt......................................... JRGZM.................................... Junginger, Kaufbeuren...........
JVAB...........................................
Abkürzungen H. Jedin (Hg.), Handbuch der Kirchengeschichte, IV 1967, V 1970 Jesuiten in Bayern. Ausstellung des Bayerischen Hauptstaats archivs und der Oberdeutschen Provinz der Gesellschaft Jesu, 1991 Die Jesuiten in Ingolstadt 1549-1773. Ausstellung des Stadt archivs, der Wissenschaftlichen Stadtbibliothek und des Stadt museums Ingolstadt, 1992 Jahrbuch fiir fränkische Landesforschung Jahrgang, Jahrgänge Jahrbuch für Geschichte der oberdeutschen Reichsstädte Jahrhundert(e) Jahrbuch des Heimatvereins Augsburg Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen Jahrbuch des Historischen Vereins Landsberg/Lech (Schwab münchen) Jahres-Berichte des historischen Kreis-Vereins im Regierungsbe zirke von Schwaben und Neuburg Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz Geschichte der Reichsstadt Kaufbeuren im 17. u. i8.Jh., Diss. München 1965 Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte (JbVABG)
Kat............................................... Katalog kath.............................................. katholisch KBL........................................... Kommission für bayer. Landesgeschichte bei der Bayer. Akad. d. Wiss. KDB........................................... Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern Keller......................................... E. Keller, Das spätrömische Gräberfeld von Neuburg an der Donau (Materialhefte z. Bayer. Vorgesch. 40) 1979 KG............................................. Kirchengeschichte KGB11.......................................... Kaufbeurer Geschichtsblätter Kießling.................................... R. Kießling (Hg.), Die Universität Dillingen und ihre Nachfol ger. Stationen und Aspekte einer Hochschule in Schwaben. FS zum 450jährigen Gründungsjubiläum JHVD 100. Jg.) 1999 Kießling, Stadt......................... R. Kießling, Die Stadt und ihr Land. Umlandpolitik, Bürgerbe sitz und Wirtschaftsgefüge in Ostschwaben vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 1989 KO............................................. Kirchenordnung(en) Köberlin.................................... E. Köberlin, Geschichte des Humanistischen Gymnasiums St. Anna in Augsburg von 1531-1931, 1931 Komm......................................... Kommission Kosch......................................... W. Kosch, Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bi bliographisches Handbuch, 4 Bde., Bern 1949/582, 1968 ff.’ Kraft........................................... Kataloge der Prähistorischen Staatssammlung Kraus, Bürgeri. Geist.............. A. Kraus, Bürgerlicher Geist und Wissenschaft. Wissenschaft liches Leben im Zeitalter des Barocks und der Aufklärung in Augsburg, Regensburg und Nürnberg (AKG 49) 1967, 34039° Kraus, Geschichte.................... A. Kraus, Geschichte Bayerns, 19971 Kraus, Geschichtswissenschaft. X. Kraus, Bayerische Geschichtswissenschaft in drei Jahrhunder ten. Gesammelte Aufsätze, 1979 Kraus, Hist. Forschung........... A. Kraus, Die historische Forschung an der Churbayerischen Akademie der Wissenschaften 1759-1806, 1959
Abkürzungen
XXI
Kraus, Naturwiss. Forschung . A. Kraus, Die naturwissenschaftliche Forschung an der Bayeri schen Akademie der Wissenschaften im Zeitalter der Aufklä rung, 1978 Kraus, Vernunft u. Gesch........ A. Kraus, Vernunft und Geschichte. Die Bedeutung der deut schen Akademien der Wissenschaften für die Entwicklung der Geschichtswissenschaft im späten 18. Jahrhundert, 1963 Krausen, Zisterzienserorden . . E. Krausen, Die Klöster des Zisterzienserordens in Bayern (Bayerische Heimatforschung 7) 1953 Krauß......................................... R. Krauß, Schwäbische Litteraturgeschichte in zwei Bänden, t897 u. 1899 Krüger......................................... B. Krüger (Hg.), Die Germanen II. Die Stämme und Stammesverbände in der Zeit vom 3. Jahrhundert bis zur Herausbildung der politischen Vorherrschaft der Franken, 1983
Landsberg..................................
Lebensbilder Schw...................
Lenk........................................... LfD............................................. LG................................................ Lieb, Fugger I...........................
Lieb, Fugger II.........................
Liedtke.......................................
Liefg.................... ..................... Lindner....................................... Lindner, Schriftsteller..............
Lit................................................. Lit.gesch...................................... Lit. in Bayer. Schwaben......... Lit.-Lex....................................... Lkde............................................. Lkr.............................................. Lkr. Dillingen........................... Lkr. Donauwörth.....................
Lkr. Mindelheim....................... Lkr. Ostallgäu........................... Lkr. Unterallgäu....................... LL................................................ LThK.........................................
E. Landsberg, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft III, 1898 Lebensbilder aus dem bayerischen Schwaben, hg. v. G. Frhr. v. Pölnitz, ab Bd. 9 v. W. Zorn, 1-14-, 1952 ff. (Veröffentli chungen d. Schwäb. Forschungsgem. bei der KBL, Reihe 3) L. Lenk, Augsburger Bürgertum im Späthumanismus und Früh barock 1580-1700, 1968 Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege Landesgeschichte N. Lieb, Die Fugger und die Kunst im Zeitalter der Spätgotik und frühen Renaissance, I 1952 N. Lieb, Die Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Re naissance, II 1958 Μ. Liedtke (Hg.), Handbuch der Geschichte des bayerischen Bildungswesens I. Geschichte der Schulen in Bayern, 1. Teil: Von den Anfängen bis 1800, 1991 Lieferung(en) P. Lindner, Monasticon Episcopatus Augustani antiqui, 1913 A. (P.) Lindner, Die Schriftsteller und die um Wissenschaft und Kunst verdienten Mitglieder des Benediktinerordens im König reich Bayern vom Jahr 1750 bis zur Gegenwart, 2 Bde., 1880 Literatur Literaturgeschichte Literatur in Bayerisch-Schwaben. Von der althochdeutschen Zeit bis zur Gegenwart, hg. v. H. Pörnbacher, 1979 Literatur-Lexikon, hg. v. W. Killy, 15 Bde., 1988/93 Landeskunde Landkreis Landkreis und Stadt Dillingen ehedem und heute, 1967 Landkreis Donauwörth. Werden und Wesen eines Landkreises, 1966 Der Landkreis Mindelheim in Vergangenheit und Gegenwart, 1968 Aeg. Kolb — E. Kohler (Hg)., Ostallgäu. Einst und Jetzt, 2 Bde., 1984 Der Landkreis Unterallgäu, hg. v. H. Haisch, I 1987 Leges Lexikon für Theologie und Kirche, hg. v. Μ. Buchberger, 10 Bde., 2. Aufl. mit Reg.-Bd. hg. v. J. Höfer u. K. Rahner 1957/67 J. C. Lünig, Teutsches Reichsarchiv, 24 Bde., Leipzig 1713/22
Lünig........................................... Lütge, Sozial- u. Wirtschaftsgesch....................................... F. Lütge, Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 1966’
XXII
Abkürzungen
MA............................................. Mittelalter Mader, Allgäu........................... Μ. Mader, Literarische Landschaft bayerisches Allgäu, 1994 Mayer, Fürsten......................... Th. Mayer, Fürsten und Staat. Studien zur Verfassungsge schichte des deutschen Mittelalters, 1950 Mayer, Mod. Staat.................. Th. Mayer, Die Ausbildung der Grundlagen des modernen deutschen Staates im hohen Mittelalter (Herrschaft u. Staat, Wege der Forschung 2) 1960 MB............................................. Monumenta Boica, hg. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 176} ff. MBK........................................... Mittelalterliche Bibliothekskataloge MBVF......................................... Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte Messerer 1 bzw. 11.................... R. Messerer (Hg.), Briefe an den Geh. Rat Joh. Caspar v. Lip pert (OA 96) 197z, (OA 101) 1976, 129—282 Meuthen, FS.............................. s. Festschr. MfA........................................... Mitteilungen für die Archivpflege in Bayern MG, MGH................................ Monumenta Germaniae Historica MGB11......................................... Memminger Geschichtsblätter MGBS....................................... Materialien zur Geschichte des bayerischen Schwaben, hg. v. d. Schwäb. Forschungsgemeinschaft MGG......................................... Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Allgemeine Enzyklo pädie der Musik. Unter Mitarbeit zahlreicher Musikforscher des In- und Auslandes hg. v. F. Blume, 14 Bde., 1949/68 MHA......................................... Münchener Histor. Abhandlungen MHF........................................... Münchner Histor. Forschungen MHStud..................................... Münchener Histor. Studien, Abt. Bayer. Geschichte, hg. v. Μ. Spindler, 1955 ff.; A. Kraus, 1978 fr.; W. Ziegler, 1998 ff. MIÖG....................................... Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsfor schung, s. MÖIG Mitt............................................. Mitte ilung(en) MJBK......................................... Münchener Jahrbuch der bildenden Kunst MÖIG....................................... Mitteilungen des österreichischen Instituts für Geschichtsfor schung (Bde. 39- 54, s. MIÖG) Moser-Rath, Predigtmärlein. . Elfriede Moser-Rath, Predigtmärlein der Barockzeit, 1964 Ms................................................ Manuskript MThStud.................................... Münchener Theol. Studien Müller, Jesuitendrama.............. J. Müller, Das Jesuitendrama in den Ländern deutscher Zunge, 2 Bde., 1930 Muschard.................................. P. Muschard, Das Kirchenrecht bei den deutschen Benedikti nern und Zisterziensern des 18. Jahrhunderts (StMBO 47) 1929, “5~3'5. 477-50 MW........................................... Monumenta Wittelsbacensia, Urkundenbuch z. Geschichte des Hauses Wittelsbach, hg. v. E Μ. Wittmann, 1. Bd. (1204 bis 1292) 1857 (= QE 5), 2. Bd. (1293-1397) 1861 (= QE 6)
NA............................................. Nadler.........................................
NB11. Lindau.............................. ND, Neudr................................. NDB........................................... Neumeister - Wiedemann. . .
Newald....................................... NF.............................................
Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichts kunde (Forts.: DA) J. Nadler, Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Land schaften, 4 Bde., 1929’ ff. Neujahrsblätter des Museumsvereins Lindau Neudruck Neue Deutsche Biographie, hg. v. d. HK, 1953 ff. S. Neumeister - C. Wiedemann (Hg.), Res Publica Litteraria. Die Institutionen der Gelehrsamkeit in der frühen Neuzeit, 2 Tie., 1987 s. de Boor-Newald Neue Folge
Abkürzungen
XXIII
Neuburger Kollektaneenblatt. Jahresschrift des Heimatvereins (Historischen Vereins) Neuburg/Donau Not. Dign. occ.......................... Notitia dignitatum in partibus occidentis nr(r).............................................. Nummer(n) NS, n. s........................................ nova series NK.............................................
OA............................................. OS.............................................
Oberbayerisches Archiv Das obere Schwaben vom IUertal zum Mindeltal
Pastor......................................... L. v. Pastor, Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelal ters, 16 Bde. in 2z Teilen, 1883/1930,1 19277,11 192812, III 19247, IV-XVI 1906/33 in vielen unveränd. Auflagen, Neudr. nach 1945 Paulsen....................................... F. Paulsen, Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deut schen Schulen und Universitäten vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart, 2 Bde., 1919/21’ phil.-hist. Kl............................... philosophisch-historische Klasse Pörnbacher ................................ s. Literatur in Bayer. Schwaben Pörnbacher, Lit. Ostallgäu . . . H. Pörnbacher, Zur Literaturgeschichte (Ostallgäu. Einst und Jetzt, hg. v. A. Kolb u. E. Kohler) 1984, 429-469 Pörnbacher, Lit. Unterallgäu. . H. Pörnbacher, Die Literatur im Unterallgäu (Landkreis Unter allgäu, hg. v. H. Haisch) 1987 PuN........................................... Pietismus und Neuzeit. Ein Jahrbuch zur Geschichte des neue ren Protestantismus, 1974 fr.
Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Ge schichte QF1AB....................................... Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bi bliotheken, Zeitschrift des Preußischen bzw. Deutschen Hist. Instituts in Rom QE.............................................
R................................................ Reihe Radlkofer, Volksschullehrer . . Μ. Radlkofer, Die schriftstellerische Tätigkeit der Augsburger Volksschullehrer im Jahrhundert der Reformation, 1903 (ND *975) Rassow....................................... P. Rassow, Deutsche Geschichte im Überblick, 1962' RB............................................. Regesta Boica Reg.............................................. Regesten, Register Reg. Augsb................................. W. Volkert - F. Zoepfl, Die Regesten der Bischöfe und des Domkapitels von Augsburg, Ii 1955, I2 1964 (Veröffentl. d. Schwäb. FG, R. 2 b) Repgen, FS................................ s. Festschr. RGG........................................... Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 2. Aufl. hg. von H. Gunkel u. L. Zscharnack, 5 Bde. u. 1 Reg.-Bd. 1927/32, 3. Aufl. hg. v. K. Galling, 6 Bde. u. 1 Reg.-Bd. 1957/65 RGK........................................... Römisch-Germanische Kommission RGZM....................................... Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz RI................................................ J. F. Böhmer, Regesta Imperii, 1831 ff. Riezler....................................... S. Riezler, Geschichte Baierns, 8 Bde., 1878/1914, I 19272 in 2 Halbbänden, Registerbd. bearb. v. J. Widemann 1932, Neu druck 1964 RL............................................. Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte Roeck......................................... B. Roeck, Eine Stadt in Krieg und Frieden. Studien zur Ge schichte der Reichsstadt Augsburg zwischen Kalenderstreit und Parität, 2 Bde., 1989 Röder......................................... Μ. Röder, Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Schwaben, 2 Bde., 1800/01 Roepke....................................... K.-J. Roepke, Die Protestanten in Bayern, 1972
XXIV
Abkürzungen
Roeren......................................
R. Roeren, Zur Archäologie und Geschichte Südwestdeutsch lands im 3 . bis 5 .Jahrhundert n. Chr. (Jb. RGZM 7) 1960, 214-294 Rößler - Franz....................... H. Rößler — G. Franz, Sachwörterbuch zur deutschen Ge schichte, 1958 Rottenkolber........................... J. Rottenkolber, Geschichte des Allgäus, 1951 RQ............................................. Römische Quartalschrift RTA........................................... Deutsche Reichstagsakten, hg. v. der Hk: Altere Reihe 1-17 (1378-1444) 1867/1963; 19/I (1453/54) 1969; 22/I (1468/70) 1973 - Mittlere Reihe I (1486) 1989; 3 (1488/90) 1972/73; 5 (2495) 1981; 6 (2496/98) 2979 — Jüngere Reihe 1-4 (2529—2524) 2893-2905:7(2527/29) 2955:8(2529/30) 2970/72; 20(2532) 2992 - Reichsversammlungen 2556-2662: Der Reichstag zu Speyer 2570, 2988; Der Reichsdeputationstag zu Worms 2586, 2994 s.................................................... siehe Sattler......................................... Μ. Sattler, Collectaneen-Blätter zur Geschichte der Benedikti ner-Universität Salzburg, 2890 SB Berlin, Heidelberg, München............................. Sitzungsberichte der Philosophisch-Historischen Klasse der Akad. d. Wiss. zu Sbl................................................ Sammelblatt Schäfer....................................... Ph. Schäfer, Kirche und Vernunft. Die Kirche in der katholi schen Theologie der Aufklärungszeit, 2974 Schäfer Ch................................. Ch. Schäfer, Staat, Kirche und Individuum. Studien zur süddeut schen Publizistik über religiöse Toleranz von 2648 bis 2829, 2992 Schieffer.................................... Th. Schieffer, Winfrid-Bonifatius und die christliche Grundle gung Europas, 2954 Schillinger-Häfele.................... U. Schillinger-Häfele, Vierter Nachtrag zu CIL XIII und zwei ter Nachtrag zu Fr. Vollmer, Inscriptiones Baivariae Romanae (BRGK 58) 2977, 447-603 (zitiert nach den Nummern) Schindling, Bildung................ A. Schindling, Bildung und Wissenschaft in der frühen Neuzeit 2650—2800, 2994 Schlesinger................................ W. Schlesinger, Die Entstehung der Landesherrschaft, Untersu chungen vorwiegend nach tnitteldeutschen Quellen, 19642 Schmidbauer.............................. R. Schmidbauer, Die Augsburger Stadtbibliothekare, 2963 Schottenloher........................... Bibliographie zur Deutschen Geschichte im Zeitalter der Glau bensspaltung 2527-2585, 7 Bde., I-VI, bearb. v. K. Schotten loher, 2956/58“, VII (Das Schrifttum von 2938-2960) bearb. v. U. Thürauf, 2966 Sehr. ......................................... Schrift(en) Schreiber, "Weltkonzil.............. G. Schreiber (Hg.), Das Weltkonzil von Trient. Sein Werden und Wirken, 2 Bde., 2952 Schrerrrmer................................ E. Schremmer, Die Wirtschaft Bayerns. Vom hohen Mittelalter bis zum Beginn der Industrialisierung. Bergbau, Gewerbe, Han del, 2970 Schriftenreihe........................... Schriftenreihe der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayer. Akad. d. Wiss. Schröder.................................... A. Schröder, Die staatsrechtlichen Verhältnisse im bayerischen Schwaben um 2802, 2907 (Erstveröffentlichung im Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen 29, 2906) SchrVGB.................................... Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Schw. ....................................... Schwaben Schwaben—Tirol....................... W. Baer - P. Fried (Hg.), Ausstellungskatalog Schwaben-Tirol. Historische Beziehungen zwischen Schwaben und Tirol von der Römerzeit bis zur Gegenwart, 2 Bde., 2989 Schwäb. (schwäb.).................... Schwäbisch(e), schwäbisch(e)
Abkürzungen
XXV
Schwäb. Bll................................. Schwäbische Blätter für Heimatpflege und Volksbildung Schwäb. Mus.............................. Das Schwäbische Museum. Zeitschrift fur Kultur, Kunst und Geschichte Schwabens Schweizer Beitrr. ..................... Schweizer Beiträge zur allgemeinen Geschichte Schw. FG, SFG........................ Schwäbische Forschungsgemeinschaft SGF............................................. Schwäbische Geschichtsquellen und Forschungen SHK........................................... Schwäbische Heimatkunde Simon......................................... Μ. Simon, Evangelische Kirchengeschichte Bayerns, 2 Bde., 1942 (mit Quellenangaben), 195a1 (in einem Band ohne Quel lenangaben) Simon, HAB.............................. Μ. Simon, Die Evangelische Kirche (HAB, kirchliche Organisa tion i. Teil) i960 SJb................................................ Saalburg-Jahrbuch Slg(n)........................................... Sammlung(en) s. o................................................ siehe oben Sommervogel........................... C. Sommervogel, Bibliothèque de la Compagnie de Jésus, 11 Bde., Bruxelles 1891/1932, Bd. 12, Supplément v. E. Μ. Ri vière, 1911/30 Spindler, FS bzw. FG.............. s. Festschr. Spindler, Adas........................... Bayer. Geschichtsadas, hg. v. Μ. Spindler, Redaktion G. Diepolder, 1969 Spindler, Aufsätze..................... Μ. Spindler, Erbe und Verpflichtung. Aufsätze und Vorträge zur bayer. Geschichte, hg. von A. Kraus 1966 Spindler, Primordia.................. Electoralis academiae sciendamm Boicae Primordia. Briefe aus der Griindungszeit der Bayer. Akad. d. Wiss., hg. v. Μ. Spindler unter Mitarbeit von G. Diepolder, L. Hammermayer, A. Kraus,
SS................................................ SS rer. Germ.............................. SS rer. Merov............................ StA....................... .................. StAA........................................... Städtechroniken.......................
Stälin...........................................
StD............................................. StE............................................. Steichele, Arch...........................
Steichele - Schröder................
StFG........................................... ' StGBS......................................... StMBO.......................................
Stolleis......................................... Stud.............................................. Sturm.........................................
Szarota, Jesuitendrama..............
*959 Scriptores in Folio (MGH) Scriptores rerum Germanicarum (MGH) Scriptores rerum Merovingicarum (MGH) Staatsarchiv Staatsarchiv Augsburg Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jh., hg. v. d. HK, 37 Bde., 1861 ff., Neudrucke 1961 ff. Chr. F. Stälin, Wirtembergische Geschichte, 4 Bde., 1841/73, Neudruck 1971 E. v. Steinmeyer, Althochdeutsche Sprachdenkmäler Staufisches Erbe im bayer. Herzogtum, Katalog des HStA zur Konradin-Ausstellung, 1968 A. Steichele, Archiv für die Geschichte des Bistums Augsburg, 3 Bde., 1856/60 A. v. Steichele, Das Bistum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben. [Ab Bd. VII]: fortges. von A. Schröder, 1861/1932, Bd. IX v. F. Zoepfl 1934/39, Bd. X 1. u. 2. Liefg. 1940 (nicht mehr erschienen) Studien zur Fuggergeschichte Studien zur Geschichte des bayerischen Schwabens Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktineror dens und seiner Zweige Μ. Stolleis, Geschichte des öffendichen Rechts in Deutschland I, 1988 Studien H. Sturm, Staatsarchiv Neuburg a. d. Donau (Bayerische Archiv inventare 1) 1952 Elida Maria Szarota (Hg.), Das Jesuitendrama im deutschen Sprachgebiet. Eine Perioden-Edition. Texte und Kommentar, TI. 1-4. I979-,9«7
XXVI
Abkürzungen
ThQ........................................... Theologische Quartalschrift (ab Jg. 141/1961: Tübinger theolo gische Quartalschrift) TRE........................................... Theologische Realenzyklopädie Tïichle......................................... H. Tüchle, Kirchengeschichte Schwabens, 2 Bde., 1950/54
UB............................................. Univ............................................ UOS...........................................
Universitätsbibliothek, Urkundenbuch Universität Ulm und Oberschwaben. Zeitschrift für Geschichte und Kunst. Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben Urk.............................................. Urkunde(n) Urk. Augsb................................. W. E. Vock, Die Urkunden des Hochstifts Augsburg 769-1420 (Veröffentl. d. Schw. FG, R. za, Bd. 7) 1959 v. ................................................ Vers, von Valentin, Jesuitentheater......... J.-M. Valentin, Le Théâtre des Jésuites dans les Pays de Langue Allemande. Repertoire Bibliographique, 2 Bde., 1983/84 Veith........................................... F. A. Veith, Bibliotheca Augustana, complectens notitias varias de vita et scriptis eruditorum, quos Augusta Vindelica orbi litte rato vel dedit vel aluit, iz Bde. u. Suppl., Augsburg 1785/96 Ver.............................................. Verein Verf............................................ Verfassung Verh............................................. Verhandlungen Veröffentl.................................... Veröffendichung(en) Veröffend. d. SFG (r. Schwäb. FG).................. Veröffendichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft e. V. und der Schwäbischen Forschungsstelle Augsburg der Kommission fur bayerische Landesgeschichte bei der Bayer. Akad. d. Wiss. VF................................................ Vorträge und Forschungen, hg. vom Institut für geschichdiche Landesforschung des Bodenseegebiets in Konstanz, ab Bd. 6 hg. vom Konstanzer Arbeitskreis fur mittelalterliche Geschichte, ge leitet von Th. Mayer, 195 5 ff. VHN......................................... Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern VHOR, VHVO....................... Verhandlungen des Historischen Vereins von Oberpfalz und Regensburg Vjbll............................................. Vierteljahrsblätter Vjschr.......................................... Vierteljahr(e)sschrift VL................................................ Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, 7 Bde., begr. von W. Stammler, ab Bd. III hg. von K. Langosch, 1933/ 55, Neuaufl. 1978/89 v. Volckamer, Ries.................. V. v. Volckamer, Das Ries als Literaturlandschaft (Ausstellung Harburg) 1980 Volkert-Zoepfl......................... s. Reg. Augsb. VSWG....................................... Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Wagner....................................... F. Wagner, Neue Inschriften aus Rätien (BRGK 37-38) 1956/ 57, 215-264 (zitiert nach den Nummern) Weitenauer, Bevölkerung . . . . A. Weitenauer, Die Bevölkerung des Hochstifts Augsburg im Jahre 1650, 1941 Weitenauer, Chronik.............. A. Weitenauer, Allgäuer Chronik, 4 Bde., 1962/84 Weller......................................... K. Weller, Geschichte des schwäbischen Stammes bis zum Un tergang der Staufer, 1944 Wenskus.................................... R. Wenskus, Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes, 1961 Werner....................................... K. Werner, Geschichte der katholischen Theologie seit dem Trienter Konzil bis zur Gegenwart, 18892
Abkürzungen
XXVII
Werner, Epfach......................... J. Werner (Hg.), Der Lorenzberg bei Epfach. Die spätrömischen und frühmittelalterlichen Anlagen (Münchner Beitrage zur Vorund Frühgeschichte 8) 1969 WF.............................................. Württembergisch Franken WH.............................................. W. Wattenbach - R. Holtzmann, Deutschlands Geschichtsquel len im Mittelalter. Die Zeit der Sachsen und Salier, 3 Bde., Neuausgabe bes. v. F.-J. Schmale, 1967/71 Winkler....................................... Bayern, Staat und Kirche, Land und Reich. Forschungen zur bayer. Geschichte, vornehmlich im 19. Jahrhundert. W. Winkler zum Gedächtnis, hg. von den staatl. Archiven Bayerns, 1961 Wiss............................................. Wissenschaft(en) WL.............................................. W. Wattenbach - W. Levison, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Vorzeit und Karolinger, 4 Hefte mit Beiheft (He. 2-4 bearb. von H. Löwe, Beih.: Die Rechtsquellen, bearb. von R. Buchner) 1952/63 Wiirtt. Vjhe................................ Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte Wussing....................................... H. Wussing (Hg.), Geschichte der Naturwissenschaft, 1983 Z. ................................................
ZBKG......................................... ZBLG......................................... ZDA........................................... ZDPh.......................................... Zeugnisse..................................
Zeumer....................................... ZGO, ZGORh ....................... ZHVS......................................... ZKG........................................... Zoepfl.........................................
Zoepfl, Humanismus..............
Zorn, Augsburg....................... Zorn, Atlas................................ Zorn, Bayerisch-Schwaben. . . ZPE........................................... ZRG...........................................
ZRG KA (ZRG, Kan. Abt.) . Zschr............................................ ZWLG.......................................
Zeile zu, zur, zum Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte (vorher: Beitrr. BK) Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Zeitschrift für deutsche Philologie Von der Augsburger Bibelhandschrift zu Bertold Brecht. Zeug nisse der deutschen Literatur aus der Staats- und Stadtbibliothek und der Universitätsbibliothek, Katalog, hg. v. H. Gier u. J. Janota, 1991 K. Zeumer, Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit, 1926· * Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben (und Neu burg) Zeitschrift für Kunstgeschichte F. Zoepfl, Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Mittelalter (und) im Reformationsjahrhundert, 2 Bde., 1955/69 F. Zoepfl, Kloster Ottobeuren und der Humanismus (Ottobeu ren. FS zur 1200-Jahrfeier, hg. v. Aeg. Kolb u. H. Tuchle) 1964, 189—267 W. Zorn, Augsburg. Geschichte einer deutschen Stadt, 19722 Hist. Atlas v. Bayerisch-Schwaben, 1955, hg. v. W. Zorn, neu hg. v. d. Schwäb. FG, 1990 fr. W. Zorn, Handels- und Industriegeschichte Bayerisch-Schwabens 1648-1870, 1961 Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germani stische Abteilung Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung Zeitschrift Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte
A
VOR- UND FRÜHGESCHICHTE
I
VON DER STEINZEIT BIS ZUR EROBERUNG DES LANDES DURCH DIE RÖMER
(H. Hennig) § i. GRUNDLAGEN
Zeitschriften, Reihen, Handbücher. Ausgrabungen und Funde in Bayerisch-Schwaben (ZHVS) 1978 ff.; Bibliographie d. bayer. Vor- u. Frühgesch. 1884-1959, bearb. v. F. Wagner, 1964; Bayer. Vorgeschichtsfreund 1, 1921-29, 1930 fortges. durch BVbll. 10, 1931 ff; AJB 1, i98off; Der Allgäuer Geschichtsfreund NF 1, 1909 ff; Führer zu arch. Denkmälern in Bayern, Schwaben 1, 1977; Schwaben 2, 1979; Führer zu vor- u. frühgeschichtl. Denkmälern 40-41, 1979; HVN 1, 1912 ff; JHVD i, 1887 ff; Jahresber. Bayer. Bodendenkmalpflege 1, i960 ff.; Kataloge Prähist. Staatssammlung 1, 1957 ff; Kreisbeschreibungen (Augsburg 1989 und 1996, Donauwörth 1966, Günzburg 1966, Mindelheim 1968, Schwabmünchen 1974, Unterallgäu 1987); MBVF 1, 1951 ff; Ausgrabungen in Deutschland, Monogr. RGZM 1, Teil 1-4, 1975; Bayer. Geschichtsadas; HA v. Bayer.-Schw., 1955; HA v. Bayer.-Scbw., 2. neu bearbeitete u. ergänzte Auflage, hg. F. Frei P. Fried - H. Schaffer, 1990; HB I, hg. v. Μ. Spindler, 1981; NK 102, 19380“. (Μ. Eck stein). Zusammenjassende Darstellungen; Monographien und Aufsätze mit weiterführenden Literaturhinwei sen. Μ. G. L. Baillie, Tree-Ring Dating and Archaeology, 1982; B. Becker u. a., Dendrochro nologie in d. Ur- u. Frühgesch. (Antiqua 11, Veröffentl. d. Schweiz. Ges. f. Ur- u. Frühgesch.) 1985; L. W. Binford, Die Vorzeit war ganz anders, 1984; F. Birkner, Ur- u. Vorzeit Bayerns, 1936; R. Christlein, Die vor- u. frühgeschichtl. Funde im Lkr. Marktoberdorf, 1959; Ders., Das unterirdische Bayern, 1982; Chronologie. Archäolog. Daten d. Schweiz (Veröffentl. d. Schweiz. Ges. f. Ur- u. Frühgesch., Antiqua 15) 1986; W. Czysz - W. Endres, Archäologie u. Gesch. d. Keramik aus Schwaben (Neusässer Schriften 6) 1988; H. Dannheimer - R. Fink, Fundort Bayern, 1968; H. Dannheimer, Prähist. Staatssammlung München. Die Funde aus Bayern (Gr. Kunstftihrer 67/68, hg. H. Schnell) 1976; Ders., 90 Jahre Prähist. Staatssammlung, Mus. f. Vor- u. Frühgesch., Zum 90. Jahrestag d. Museumsgründung am 14. Okt. 1885 in Mün chen (BVbll. 40) 1975, 1-33; W. Dehn - E. Sangmeister, Die Steinzeit im Ries (Materialh. Bayer. Vorgesch. 3) 1954; E. Keller, 75 Jahre archäolog. Denkmalpflege in Bayern. Schätze aus Bayerns Erde, Führer durch die Jubiläumsausst. im Mainfränk. Museum Würzburg, Feste Ma rienberg (Arbeitsheft 17, BLfD) 1983, 10-28; E. Hollstein, Mitteleurop. Eichenchronologie, 1980; Ü. Körber-Grohne, Nutzpflanzen in Deutschland. Kulturgesch. u. Biologie, 1987; G. Krähe, Gesch. d. Römerforschung in Bayerisch-Schw. (Die Römer in Schwaben. Arbeitsheft 27, BLfD) 1985, 306-316; H. Küster, Der prähist. Mensch u. seine Umwelt, 1988; L. Pauli, Die Alpen in Frühzeit u. MA, 1980; E. Pressmar, Vor- u. Frühgesch. d. Ulmer Winkels, 1938; S. Rieckhoff, Faszination Archäologie. Bayern vor d. Römern, 1990; H. J. u. R. H. Seitz, Die Spatenforschung im Lkr. Dillingen in d. Jahren 1938 mit 1952 (JHVD 54) 1952, 24-32; A. Stroh, Kat. Günzburg. Die vorgeschichtl. Funde u. Fundstätten (Materialh. Bayer. Vorgesch. 2) 1952; W. Torbrügge - H. P. Uenze, Bilder z. Vorgesch. Bayerns, 1968; H. P. Uenze, Vor- u. Frühgesch. im Lkr. Schwabmünchen, 1971; W. Torbrügge, Vorzeit bis z. Ende d. Keltenreiche (HB I) 1981, 3-64; P. Zenetti, Vor- u. Frühgesch. d. Kreises Dillingen (JHVD 49/50) 1936/38, 59-69.
4
A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
Allgemeines. Das Unterfangen, einen Bericht über die Vorgeschichte BayerischSchwabens zu geben, gestaltet sich schwierig, weil sich wegen der spezifischen geographischen Lage des Landes großräumige vorgeschichtliche Entwicklungs gänge nur bruchstückhaft nachvollziehen lassen. Der heutige Regierungsbezirk bietet sich als ein Landstrich dar, der, im Überblick zerstückelt, in seiner lang gestreckten Form in sehr willkürlicher Weise eine Reihe verschiedenartiger Landschaften Süddeutschlands mit unterschiedlichen Klima-, Wirtschafts- und Siedlungsbedingungen durchschneidet. Die Verwaltungsgrenzen fallen nur in ge ringem Maße mit geographischen Trennlinien und naturgegebenen, in sich ge schlossenen Siedlungsräumen zusammen. Die einzige prägnante kulturhistorische Grenze Schwabens bildet der Lechfluß, der den südwestdeutschen Verkehrsraum vom oberbayerischen Hügelland scheidet; diese Grenze hat sich, am archäologi schen Fundmaterial ablesbar, spätestens seit dem Mittelneolithikum herausgebil det. Territoriale Zersplitterung und stark wechselnde Parzellierung kennzeichnen denn auch den schwäbischen Raum im Laufe seiner Vorgeschichte und Ge schichte; sie setzen sich praktisch bis in die heutige Zeit fort.' Das archäologische Fundgut in seiner Vielfalt und Uneinheidichkeit weist Schwaben wie keine ande re Region Bayerns als ein Gebiet aus, das in ständigem Wechsel zwischen ver schiedenen mitteleuropäischen Kulturgruppen eine vermittelnde Rolle zwischen Ost und West, Nord und Süd spielt und nur hin und wieder zu eigenständig geprägten Blütezeiten gelangt. Man könnte, aus der geschichdichen Erfahrung dieser Landschaft, auch für die vorgeschichtlichen Epochen häufig wechselnde Gemeinschaftswesen bis hin zu Verschiebungen politischer Kräfteverhältnisse po stulieren. Sie lassen sich anhand der archäologischen Quellenlage allerdings nur schemenhaft erkennen. Auf die Erläuterung allgemeiner Grundlagen der Vorgeschichtsforschung, Me thodik, Definitionen von Fachbegrifien und die Beschreibung besonderer Gege benheiten in Bayern wird auf die Ausführungen von Torbrügge in der 2. Auflage dieses Handbuches verwiesen.2 Der Anspruch der Vorgeschichtsforschung als hi storischer Disziplin ist in der Literatur ausführlich und zum Teil widersprüchlich gewürdigt worden.5 In Ermangelung schriftlicher Unterlagen ist politische Ge schichte, Geistes-, Kultur- und Religionsgeschichte nur indirekt nachvollziehbar. Die Vorgeschichtsforschung, auf im Boden erhaltene Kulturreste und Sachgüter als Quelle angewiesen, kann vordergründig zunächst nur Veränderungen in der zivilisatorischen Ausstattung und in manchen kulturellen Einrichtungen der schriftlosen Bevölkerungen feststellen. Die sprachliche Einordnung dieser Be völkerungen, ihre Stammes- oder Volkszugehörigkeit oder gar die sie führenden Persönlichkeiten bleiben ihr unbekannt; politische, gesellschaftliche oder wirt' HA v. Bayer.-Schw.; vgl. die Gebietsreform von 1975. in welcher ehemals unter schwäbischer Verwaltung stehende Gebiete dem Regierungsbezirk Oberbayern (und um gekehrt) zugeschlagen wurden.
2 HB I, 5-11. ’ V. G. Childe, Vorgesch. d. europ. Kultur, 1960; H.J. Eggers, Einführung in d. Vor gesch., 19741; H. Müller-Karpe, Einführung in d. Vorgesch., 1975, bes. 9-16.
§ /. Grundlagen
/
schaftliche Bindungen vermag sie nur zu erahnen. Dennoch handelt es sich um konkrete geschichtliche Geschehnisse, die aus den archäologischen Funden und Befunden sprechen, wenn sie über die reine Antiquitätenkunde hinaus die Fest stellung erlauben, daß in der Bevölkerung eines Landes auf breiter Basis alte Überlieferungen aufgegeben werden, langfristig bestehende Erscheinungen sich allmählich oder abrupt wandeln, Kenntnisse und Fertigkeiten, Gebräuche, Ge meinschaftsstrukturen, Anschauungen und religiöse Vorstellungen eine neue Richtung nehmen. Im glücklichen Fall können archäologische Quellen objekti vere Aussagen zulassen als manche moderne empirische Erhebung. Die Erhellung größerer kulturgeschichtlicher Zusammenhänge hängt in erster Linie davon ab, wie subtil, in welchem Umfang und wie systematisch der gesamte, aus den ver schiedenen Quellen stammende Fundbestand einer Region in seinen einzelnen Erscheinungsformen aufgenommen wurde, wie er sich datieren und in seiner regionalen Verbreitung erkennen läßt. Mit der Formel «aus Fundlandschaften Ge schichtsräume erschließen» umreißt Müller-Karpe in knappster Form das wesent liche Anliegen der Vorgeschichtsforschung.4*Gerade in Schwaben aber fließen die archäologischen Quellen, in ihrer Aussagekraft ohnedies eingeengt durch die Zu fälligkeit ihres Zusammenkommens und ihrer Überlieferung,’ zum Teil spärlich und ungleichmäßig; zudem stammt ein großer Teil der Funde, auf die sich die archäologischen Untersuchungen stützen, aus wissenschaftlich wenig ergiebigen Grabungen des letzten Jahrhunderts. Ungleichgewicht und Lücken in der Darstel lung der Vorgeschichte Schwabens sind unvermeidbar. Die geologischen und geographischen Grundlagen. Der Regierungsbezirk in seiner heutigen Ausdehnung umfaßt einen schmalen, in Nord-Süd-Richtung ausgerich teten Landstrich zwischen dem Nördlinger Ries und den Alpen. Die Grenzen gegen das Bundesland Baden-Württemberg im Westen und gegen den inner bayerischen Regierungsbezirk Oberbayern im Osten werden streckenweise durch den Verlauf der Flüsse Iller und Lech bestimmt. Schwabens Nord-Süd-Ausdehnung beträgt rund 200 km, seine Ost-West-Ausdehnung zwischen 50 bis 100 km; seine Bodenfläche nimmt nahezu 10000 qkm ein und macht damit etwa 1/7 der Bodenfläche des Freistaates Bayern aus. Der in Südwest-Nordost-Richtung durch Schwaben ziehende Donaustrom teilt das Land in zwei ungleich große, sehr ge gensätzliche Regionen. Die geologischen Leitlinien ziehen in Ost-West-Richtung; Schwaben hat Anteil an drei großen geologischen Zonen Süddeutschlands, den Alpen im Süden, dem Alpenvorland in der Mitte und dem Schichtstufenland im Norden.6 Die Allgäuer Alpen dienten in vorgeschichtlicher Zeit nur sporadisch 4 H. Müller-Karpe, Zur Definition u. Be nennung chronolog. Stufen d. Kupferzeit, Bron zezeit u. älteren Eisenzeit (Jb. d. Inst. f. Vorgesch. d. Univ. Frankfurt a. Μ.) 1974, 7-18, bes. 9. ’ H. Torbrügge, Geograph, u. hist. Fund landschaften d. Oberpfalz. Korrektive zum Fundbild d. Bronzezeit (Germania 36) 1958, 10-28.
6 Geolog. Karte von Bayern mit Erläute rungen, hg. Bayer. Geolog. Landesamt, 19642; Bodenkundl. Übersichtskarte von Bayern, hg. Bayer. Geol. Landesamt, 1955; HB der naturräuml. Gliederung, hg. E. Meynen J. Schmidhüsen, Bde. I, II, 1953/62; I. Schäfer, Geolog. Landschaftsgliederung Schwabens (HAv. Bayer.-Schw.) 6
6
A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
als Lebensraum, boten aber mit ihren Pässen vielfach genutzte Übergänge, über welche kulturprägende Einflüsse aus dem Mittelmeerraum ihren Weg nach Süd deutschland fanden. Die Route endang des Alpenfußes öffnete Verbindungen zu den ösdichen und wesdichen Nachbargebieten, u. a. auch zur Bodenseeregion. Den größten Anteil des Regierungsbezirkes bildet das Alpenvorland, das eine gleichmäßig nach Norden und Nordosten gerichtete Abdachung aufweist, wel cher die Flüsse Iller, Roth, Günz, Mindel, Zusam, Schmutter, Wertach und Lech in ihrem annähernd parallelen Lauf von Süden nach Norden folgen. Im nörd lichen Teil des Moränengebietes verläuft quer durch das Land im Bereich der Städte Memmingen — Mindelheim — Landsberg a. L. eine durch Erosion und Denudationsvorgänge entstandene Tiefenzone, die für die geschichtliche Ent wicklung Schwabens als durchgehende Querverbindung eine gewisse Bedeutung erlangte. Das angrenzende Schottergebiet zwischen Iller und Lech — eines der Schlüs selgebiete für die Eiszeitforschung - erstreckt sich bis zur Donau; es eignet sich dank des über den quartären Kiesen und Sanden abgelagerten Lösses oder Lößlehms als guter Boden für den Feldbau. Ähnlich siedlungsffeundlich erweist sich das tertiäre Hügelland östlich des unteren Lechs, das nicht von Schotter überlagert wurde, wo vorgeschichtliche Siedlungsspuren bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Der etwa ioo km lange schwäbische Abschnitt des Donautals, wichtigster europäischer ost-west-führender Verkehrsweg, weist große Weitungen mit ausge dehnten Flachmoorbildungen auf; mit Lehm überdeckte Schotterplatten außer halb der Feuchtzonen gaben, wie vorgeschichtliche Funde aus allen Zeitspuren belegen, günstige Siedlungsstandorte ab. Gehäuft finden sich prähistorische Funde an den Stellen, an welchen Furten bestanden und einmündende Nebenflüsse Wege nach Norden und Süden öffnen. Nördlich der Donau umfaßt der Regie rungsbezirk Schwaben einen Ausschnitt des quer durch Süddeutschland ziehen den Juragebirges an seiner Nahtstelle zwischen der Schwäbischen und der Fränki schen Alb gerade an der Stelle, an welcher der weite Kessel des Nördlinger Rieses 80-100 m tief jäh eingesenkt ist. Das Ries, entstanden durch den Aufprall eines riesigen Meteoriten vor ca. 15 Millionen Jahren, ist heute eine fast waldlose, kreis runde, von einer feinen Lößschicht überdeckte Ebene von ca. 25 km Durch messer. Wörnitz, Eger und kleine Nebenbäche durchziehen diesen fruchtbaren, durch mildes Klima ausgezeichneten Siedlungsraum, der seit der Jungsteinzeit landwirtschaftlich intensiv genutzt wurde und sich zu einer hochrangigen Kultur landschaft mit eigenständiger Prägung entwickelte, während die umliegenden Jurahöhen sich weniger siedlungsfreundlich zeigten. Das Ries, die lößbedeckten Schotterebenen und das tertiäre Hügelland stellen die in der Vorzeit primär genutzten Siedlungsräume Schwabens dar, während im seereichen Hügelland des Voralpenraumes höhere Niederschläge und niedrigere Durchschnittstemperaturen eine Einschränkung der Siedlungstätigkeit früherer Bewohner bedeuteten. Jurahöhen und Alpen waren zu keiner Zeit unüberwind bare Barrieren. Die Übergänge und Pässe über die Höhen wurden begangen und nach und nach zu wichtigen Verkehrsachsen ausgebildet. Vor allem aber orien-
§ i. Grundlagen
7
tierte sich Schwaben in der Vorzeit nach Osten und nach Westen, namentlich das Donautal passierten über die Jahrtausende hinweg Ströme von Sachgütern und Ideen aus beiden Richtungen. Geschichte der lokalen Forschung. Früheste Feldforschung und Beschäftigung mit prähistorischem Fundmaterial in Schwaben betrieben J. v. Stichaner (1769-1859) undj. N. Ritter von Raiser (1768—1853), der in weiten Teilen des heutigen Regie rungsbezirkes Schwaben systematisch Altertümern nachspürte und sie im amt lichen Organ der Kreisregierung publizierte.7*Auf Raiser und seine Mitarbeiter geht auch die Gründung des «Antiquarium Romanum» im St. Anna-Kollegium in Augsburg zurück, eine Sammlung, welche schließlich den Grundstock für das 1966 geschaffene Römische Museum in Augsburg bildete. Zu einem Zeitpunkt, da König Ludwig I. 1827 bzw. 1855 die Kabinettsorder zur Erfassung und Erhaltung der «Denkmale der Vorzeit» erlassen hatte, waren in Schwaben durch Raisers Wir ken weitgreifende denkmalpflegerische Tätigkeiten längst in die Tat umgesetzt; sie wurden 1828 durch die Einrichtung des «Historischen und Alterthums-Bureaus» und 1933 durch die Gründung des «Historischen Vereins des Oberdonaukreises» erweitert. Die wichtigsten Leistungen dieser Vereine bestanden in der Erfassung und Inventarisation der vorgeschichtlichen Denkmäler, in der Durchführung von Ausgrabungen und im Aufstellen eigener Sammlungen. In vereinseigenen Zeit schriften legten sie Rechenschaft über die diversen Tätigkeiten ab; das wichtigste Publikationsorgan dieser Art wurden die «Jahrs-Berichte des historischen Vereins im Oberdonaukreise», Vorläufer der heutigen Zeitschrift des Historischen Vereins von Schwaben. Nach einem Rückgang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebte die Vorgeschichtsforschung erst mit den 1886 und 1889 einsetzenden Aktivitäten des Konservatoriums der prähistorischen Sammlung des Staates und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wieder auf. In Schwaben befaßten sich F. Weber (1845-1918), G. Euringer (1854—1922), A. von Rad (1846-1923) und vor allem F. Ohlenschlager (1840—1916) mit der Erstellung geordneter Inventarisation vor zeitlicher Bestände; zugleich bearbeitete Ohlenschlager die «Prähistorische Karte von Bayern». Um die Jahrhundertwende bildeten sich neue Altertums- und histo rische Vereine (Kempten 1884, Dillingen 1888, Günzburg 1902, Nördlingen 1912). Auf das rege Wirken einiger ihrer Mitglieder (u. a. P. Zenetti [1866—1943], S. Stotter [1866-1954], P. Auer [1883 — 1969] und E. Frickhinger [1876—1940]) ge hen schwäbische Forschungen zurück, die später als Grundlage für manche wis senschaftliche Abhandlung dienten.9 Die überregional organisierte staatliche Bodendenkmalpflege im modernen Sinn und deren Vollzug setzte in Bayern im Jahre 1908 mit der Gründung des
7 Zur Forschungsgeschichte ausführlich Krähe (§ 1); U. Gruber, Zur Forschungsgesch. im Landkreis (Vor- u. Frühgesch., Ar chäologie einer Landschaft. Der Lkr. Augs-
burg II, hg. H. Pötzl - O. Schneider, 1996, 19-34· ' Dehn - Sangmeister (§ 1); Stroh (§ 1).
A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
Generalkonservatoriums der Kunstdenkmale und Altertümer Bayerns, dem späte ren Landesamt für Denkmalpflege, ein.9 Schwaben gehörte zunächst fast fünfzig Jahre lang neben Oberbayern, Niederbayern und der Oberpfalz in den Tätigkeits bereich des in München amtierenden Konservators, dem in der Person P. Reineckes (1872—1958) bis 1937 ein Wissenschaftler von hohem Rang vorstand. Zu einem weiteren wichtigen Partner der Denkmalbehörden wurde die Institu tion der Heimatpflege, die, erstmalig in Deutschland, 1930 mit der Ernennung B. Eberls (1883—1960) zum Bezirksheimatpfleger in Schwaben ihren Ausgang nahm, dem A. Weitnauer, H. Frei und P. Fassl folgten. Im Raum Mindelheim füngierte der Kreisheimatpfleger J. Striebel, in Dillingen H.J. Seitz und im frü heren Landkreis Neuburg a. D. Μ. Eckstein. Emma Pressmar, die 1937 über das Thema «Vor- und Frühgeschichte des Ulmer Winkels auf bodenkundlicher Grundlage» promoviert hatte, leitete in Neu-Ulm zugleich auch die von ihr ein gerichtete Prähistorische Abteilung des Museums Neu-Ulm.10 Nach dem Krieg erfuhr das Landesamt personellen und institutionellen Ausbau; Schwaben erhielt 1960 eine Außenstelle in Augsburg, die seither unter der Leitung von G. Krähe (1960-1990) und W. Czysz (seit 1990) in enger Zusammenarbeit mit Heimat forschern und freiwilligen Mitarbeitern die archäologische Landesaufnahme und die in immer größerem Rahmen anfallenden Rettungsgrabungen im Regierungs bezirk besorgt. Mit Erlaß des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes von 1973 stellte sich dem Amt als zusätzliche Aufgabe die Erstellung einer Liste der Bodendenk mäler; im Entwurf vorgelegt ist in Schwaben seit 1977 das Inventar der unter tägigen Bodendenkmäler (Pätzold), noch im Aufbau befindlich ist das wesendich umfänglichere Inventar der obertägigen Bodendenkmäler. Zudem üben in Schwaben neben der staatlichen Institution seit 1978 bzw. 1982 die Stadtarchäolo gen in Augsburg und Kempten wichtige Funktionen in der Vorgeschichts forschung und in der Denkmalpflege aus (Augsburg: vormals L. Weber, G. Rupprecht, J. Heiligmann, seit 1982 L. Bakker; Kempten: G. Weber). Moderne Archäologie ist ohne das interdisziplinäre Zusammenwirken von Na turwissenschaften und Technik, u. a. Paläobotanik und -Zoologie, Paläontologie, Anthropologie, Geologie, Metallurgie etc. nicht mehr denkbar. In Schwaben ha ben in den letzten beiden Jahrzehnten insbesondere die Luftbildarchäologie1112 und geophysikalische Magnetometerprospektion'2 die Möglichkeit zur Beurteilung des Denkmälerbestandes wesentlich verbessert. Die Auswertung der Luftbildauf nahmen in Kombination mit systematischer Fundortinventarisierung und Flurbe obachtung'3 schaffen neue Grundlagen für aussagefähige Statistiken. Große Flä9 Keller (§ 1) 10-28. 10 Pressmar (§ 1). " Christlein (§ 1); G. Krähe, Luftbildar chäologie mit d. Motorsegler. (Jb. Bayer. Bo dendenkmalpflege 21) 1980, 17-25. 12 Beispielsweise H. Becker, Magnetische Prospektion eines neolith. Langhauses bei
Baidingen, Stadt Nördlingen, Lkr. DonauRies (AJB 1986) 1987, 35 ff. 13 F Krippner, Siedlungskundliches aus d. Ries. Eine erste Zusammenfassung d. systemat. Begehungen (BVbll. 60) 1995, 63-80; Beispiel für die Bestandsaufnahme: ZHVS 77, 1983, 14-15, Karte Abb. 2 (F. Krippner).
§ 2. Altsteinzeit und Mittelsteinzeit
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chengrabungen (Unterelchingen; Nördlingen-Kleinerdlingen; Nördlingen-Baldingen; Königsbrunn) mindern das in Schwaben bestehende Defizit auf dem Ge biet der Siedlungsarchäologie. Bedeutendsten Durchbruch in der Vorgeschichts forschung der letzten 20 Jahre stellten die nunmehr vermehrt für Süddeutschland verfügbaren, aus der Bestimmung von Hölzern gewonnenen absoluten Daten dar, welche die bisher geltenden Vorstellungen vom Ablauf der Vorgeschichte auch in Schwaben festigen oder korrigieren.'4 Diesen konstruktiven Forschungsergebnissen steht eine vorher nie dagewesene Zerstörung archäologischer Relikte durch moderne Umwelteinflüsse entgegen. Funde oder Baustrukturen, die Jahrtausende überdauert haben, die vielleicht ge rade erst durch die Luftbildbeobachtung entdeckt worden sind, fallen in beson ders gefährdeten Gebieten Schwabens binnen kürzester Zeit baulichen Eingriffen, landwirtschaftlicher Nutzung oder zerstörerischen chemischen Veränderungen in überdüngten oder sauren Böden zum Opfer.
§ 2. ALTSTEINZEIT UND MITTELSTEINZEIT (PALÄOL1THIKUM UND MESOLITHIKUM)
Zeitschriften, Handbücher. BVbll., Beih. 1, 1987®); Rieser Kulturtage 1, 1976fr.; Quartär, Jb. f. Erforschung d. Eiszeitalters u. d. Steinzeit, hg. Hugo Obermaier-Ges. 1, 1938 fr.; HB d. Vorgesch. 1, hg. H. Müller-Karpe, 1966; HB d. Urgesch. 1, hg. K. Narr, 1966. Zusammenfassende Darstellungen; Monographien und Aufsätze mit weiterführenden Literaturhinweisen. Archäolog. Wanderungen im Ries. Führer zu archäolog. Denkmälern in Bayern (Schwaben 2) 1979, hg. H. Frei - G. Krähe; Naturwissenschaft!. Unters, z. Ermittlung prähist. Nahrungsmit tel. Ein Symposionsbericht, hg. H. Müller-Beck - R. Rottländer (Archaeologica Venatoria) 1983; Steinzeitl. Kulturen an Donau u. Altmühl, Ausst.kat., hg. K. H. Rieder, 1989; Urgesch. in Baden-Württ., hg. H. Müller-Beck, 1983; F. Birkner, Der Eiszeitmensch in Bayern (Beitr. Anthr. u. Urgesch. Bayern 19) 1913, 105-134; W. Bludau, Zur Paläoökologie d. Ammergebir ges im Spät- u. Postglazial, 1985; W. Dehn - E. Sangmeister (§ 1); B. Frenzel, Die Vegetationsgesch. Süddeutschlands im Eiszeitalter (H. Müller-Beck, Hg., Urgesch. in Baden-Württ.) 1983, 91-166; G. Freund, Die ältere u. mittlere Steinzeit in Bayern (Jb. Bayer. Bodendenkmal pflege 4) 1963, 9-167; Dies., Der Übergang vom Alt- z. Mittelpaläolithikum in Süddeutschland (A. Ronen, Ed., The Transition frorn Lower to Middle Palaeolithic and the Origin of Modern Man. International Symposium Haifa) 1980 (1982), 151 — 163; B. Gehlen, Steinzeitl. Funde im östl. Allgäu (H. Küster, Vom Werden einer Kulturlandschaft) 1988, 195-209; R. Grahmann H. Müller-Beck, Urgesch. d. Menschheit, 1967’; C. Kociumaka, Die Steinzeit im Lkr. Augs burg (Vor- und Frühgesch., Archäologie einer Landschaft. Der Lkr. Augsburg II 2) 1996, 35-72; H. Küster, Vom Werden einer Kulturlandschaft. Vegetationsgeschichtl. Stud. am Auerberg (Südbayern) (Quellen u. Forsch, z. prähist. u. provinzialröm. Archäologie, Acta Humanoria) 1988; H. Müller-Beck, Das obere Altpaläolithikum in Süddeutschland 1, 1956; H. MüllerKarpe, Gesch. d. Steinzeit, 1974; P. Schröter, Steinzeit im Ries. Von d. Jägern d. Alt- u. Mittelsteinzeit zu d. Jungsteinzeit!. Bauern (Rieser Kulturtage. Eine Landschaft stellt sich vor, IV, i u. 2) 1986, ii 2-129; Ders., Mesolith. Menschenreste aus Bayern (Natur u. Mensch, Jahres mitt. Naturhist. Ges. Nürnberg 1988) 1989, 105 ff.; J. H. Seitz, Die Steinzeit im Donaumoos,
14 A. Billamboz, Jahresringe im Bauholz (Archäologie in Württ., hg. D. Plank) 1988, 515-529; B. Becker u. a. (§ 1); F. Friedrich H. Hennig, Dendrochronologische Unters, d.
Hölzer d. hallstattzeitl. Wagengrabes 8 aus Wehringen, Lkr. Augsburg u. andere Absolut daten z. Hallstattzeit (BVbll. 60) 1995, 289300.
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
1965; Ders., Die Steinzeit in Wittislingen (Veröffentl. d. SFG 18) 1990; W. Taute, Das Mesoli thikum in Süddeutschland, 1971; Ders., Ausgrabungen zum Spätpaläolithikum u. Mesolithikum in Süddeutschland (Ausgrabungen in Deutschland. Ausst.kat. Mainz) 1975, 64-73; Ders., Der Übergang vom Mesolithikum z. Neolithikum in Süddeutschland (Natur u. Mensch, Jahresmitt. Naturhist. Ges. Nürnberg 1988) 1989, noff.; W. Weissmüller, Postmesolith. Funde aus Höhlen u. Abris am Beispiel d. südl. Riesrandgebiets (Brit. Arch. Reports Internat. Ser.) 1986; Chr. Züchner, Die Alt- u. Mittelsteinzeit im Ries (Nördlingen, Bopfingen, Oettingen, Har burg, Führer zu vor- u. frühgeschichtl. Denkmälern 40) 1979, 20-57.
Allgemeines, Ablauf, Quellenlage. Die Altsteinzeit (Paläolithikum) ist die älteste und längste Epoche der Menschheitsgeschichte. Ihr Beginn wird auf etwa 800000 v. Chr. angesetzt. Sie ist in Europa mit dem quartären Eiszeitalter zu verknüpfen, in welchem eine Reihe einzelner Eiszeiten (Glaziale) mit ausgedehnten Vereisun gen und Warmzeiten mit Gletscherrückgängen (Interglaziale) abwechselten. Die Warmzeiten ähnelten, an Pollenablagerungen ablesbar, in Klima und Vegetation der Gegenwart. Der nördliche Teil Schwabens lag in einer stets eisfreien Zone zwischen den Gletschern Nordeuropas und der Alpen; in der letzten, der WürmEiszeit, herrschten hier Temperaturen wie heute an der Eismeerküste Rußlands mit einem Januarmittel zwischen -14 und -22 Grad C., einem Julimittel zwi schen + 10 und +5 Grad C. In einer Frostschutt- und Lößtundra lebten u. a. Mammut, Fellnashorn, Eisfuchs, Schneehase, Rentier, Lemming und andere käl tegewohnte Tiere.1 In der Nacheiszeit (Holozän), die nach allgemein anerkannten Schätzungen in den Jahrtausenden vor oder um 10000 v. Chr. begann, weiteten sich die lockeren Kiefernbestände des Spätglazials allmählich zu ausgedehnten Waldgebieten aus, zunächst mit Birken und Kiefernbewuchs, dann mit einer Mas senausbreitung der Haselnuß, später mit Eichenmischwald. Die in der Eiszeit cha rakteristischen Tiere wanderten ab oder starben aus (Spätpaläolitische Station Füs sen-Weißensee, 14C-Datierung [KN 3623] 11600 ±230 bp [= 11500—11000 v. Chr.]; [KN 3624] 11400 ± 230 bp [= 11400—10800 v. Chr.]. Spätmesolithische Station Forggensee 2: [KN 3626] 7980 ± 80 bp [= 7050-6750 v. Chr.]).2 Die urgeschichdichen Menschen überstanden die über Jahrzehntausende sich hinziehenden Klimaschwankungen in jeweiliger Abhängigkeit und Anpassung an die natürlichen Gegebenheiten. Ihre Lebens- und Wirtschaftsweise, die auf der Nahrungsgewinnung durch Jagd, Fischfang und Sammeln beruhte, ist aus den überlieferten Techniken der Geräte und Werkzeuge aus Stein und Knochen, aus der Art der Behausungen und den darin angetroffenen Kulturhinterlassenschaften und darüber hinaus aus dem Kunstschaffen unmittelbar erschließbar. Unser empi risches Wissen von den steinzeidichen Menschen in Schwaben beschränkt sich infolgedessen auf einen winzigen Ausschnitt der geschichtlichen Lebensformen. Der nördliche Teil Schwabens ist insbesondere im Bereich der Höhlen und Abris der Alb reich an urgeschichtlichen Fundstellen; der Rieskessel mag ein gu ter Jagdgrund gewesen sein. Die scheinbar geringere Funddichte im übrigen Land ' Allgemein Grahmann - Müller-Beck (§ 2).
2 Gehlen 1988 (§ 2) 199; BVbll. Beih. 2, 1988, 1.
§ 2. Altsteinzeit und Mittelsteinzeit
II
beruht einerseits auf mangelnder Fundbeobachtung, andererseits auf geologischen Veränderungen. Neue Funde aus weiten Teilen des Arbeitsgebietes, insbesondere aus dem Ries, dem Donau-, Lech- und Wertachraum zeigen an, daß der alt- und mittelsteinzeitliche Mensch nicht nur in Höhlen lebte, sondern das ganze Land durchstreifte und auch im freien Gelände feste Lagerplätze errichtete.’ Spätpaläolithische und mesolithische Funde aus dem Ostallgäu belegen das Eindringen des Menschen während des Spätglazials in den Alpenraum; in der Nähe von Oberst dorfließen sich Spuren mesolithischer Jäger bis in Höhen von 1400 m verfolgen.4 Die Anfang des 20. Jahrhunderts eingefiihrte Stufengliederung des Paläolithikums,’ heute stark differenziert, unterscheidet zwischen dem Alt-, Mittel- und Jungpaläolithikum, auf welche das Mesolithikum folgt, und untergliedert diese in weitere Unterstufen. Altpaläolithische Funde sind, wie auch der erste in Süd deutschland auftretende Mensch (homo erectus), in Schwaben nirgendwo nach gewiesen. Vermudich in die vorletzte, die Riss-Eiszeit (vor etwa zwischen 250 000—150 000 Jahren) gehören die ältesten in Bayern gefùndenen mittelpaläolithischen Faustkeile,6 darunter auch der Faustkeil aus Mündling bei Harburg (Lkr. Donau-Ries), dem ein Alter von etwa 130000 Jahren zugeschrieben wird; aller dings sind seine typologische Bestimmung und seine Datierung umstritten.7 In größerer Menge, ebenfalls aus dem nordschwäbischen Raum, hegen mittelpaläolithische Funde aus der Würm-Eiszeit vor (u. a. Moustériengerâte aus der Kleinen Ofiiet-Höhle; ein untypisches moustérienartiges Inventar aus der Freilandstation Brünsee bei Harburg [beide Lkr. Donau-Ries]; verschiedene Einzelfunde),8 wobei die Datierung dieser Fundkomplexe innerhalb des Zeitraums vor etwa 80000— 40 000 Jahren nicht präzisiert werden kann. Das Jungpaläolithikum ist in Schwa ben wesentlich stärker vertreten als das Mittelpaläolithikum; seine Kulturen wer den in Anlehnung an die französische Terminologie dem Aurignacien, den Gravettien und dem Magdalénien zugerechnet; einige Fundensembles aus dem Ries zeichnen sich durch eine Mischung westlich und östlich geprägter Charakteristika aus.9 Übereinandergelagerte Kulturschichten belegen die wiederholte Benutzung
’ Gehlen (§ 2); vgl. auch B. Gehlen (Ar beitsheft BLfD 27) 1985; Seitz (§ z); W. Schönweiss, Paläolith. Funde vom Hahnenberg im schwäb.-bayer. Ries (Quartär 14) 1962/63, 95-104; K. Bleich, Wemding (Lkr. Donau-Ries) (Fundchronik f. d. Jahr 1960, BVbll. 26) 1961, 257, Abb. 12; Uenze 1968 (§ 1) 25 f.; Müller-Beck 1983 (§ 1). 4 Gehlen 1988 (§ z) 199 ff; Freund 1963 (§ 2) 128. ' Birkner (§ 2); R. R. Schmidt, Die dilu viale Vorzeit Deutschlands, 1912. 6 K. H. Rieder, Zur älteren u. mittleren Steinzeit in Bayern (Keller 1983, § 1) 39.
7 Chr. Züchner (§ 2) 23 ff.; L. Zotz, Wichtige alt- u. mittelpaläolith. Neufunde aus Bayern. Der Faustkeil von Mündling (BVbll. 30) 1965, 21-25. 8 ZHVS 70, 1976, 13 Abb. 1; 75, 1981, 12 Abb. 1; 79, 1985, 14 Abb. 1; Züchner (§ 2) 25 ff. 9 Gravettien und Pavlovien aus dem Hoh lenstein. Vgl. auch B. Klima, Das Pavlovien in d. Weinberghöhlen v. Mauern (Quartär 19) 1968, 264-273; J. Hahn, Das Gravettien im westl. Mitteleuropa (ISPP IXe Congrès, Col loque XV Périgordien et Gravettien en Euro pe) Nizza 1976; P. Schröter, Zum Schädel vom Kaufertsberg bei Lierheim (Quartär 33/ 34) 1983, 99-107.
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
von Höhlen und Abris im Jungpaläolithikum und im Mesolithikum (Kleine und Große Ofhet-Höhle, Hohlenstein bei Ederheim; Kaufertsberg bei Lierheim, Lkr. Donau-Ries).1011 Mit dem Beginn des Mesolithikums schließlich erfolgt mit der Anpassung der Jagd an das im Wald lebende Wild noch einmal eine grundlegen de Veränderung in der Formung der Steingeräte. Aus Hornstein, Radiolariten und anderem Gestein werden nun mit größter handwerklicher Präzision mikrolithisch kleine, geometrisch geformte, oft kaum daumennagelgroße Klingen, Spit zen, Dreiecke und Trapeze gefertigt, die als Geschoßspitzen und Harpunenein sätze gedient haben.“ In Schwaben läßt sich eine starke Verdichtung der Fundniederschläge insbesondere im Ries, im mittleren Wertachbereich und im Ostallgäu beobachten. Wirtschaft und Technik. Zur Sicherung, zum Ausbau und zur Veränderung seines praktischen Daseins nutzte der Mensch Kräfte und Materialien aus der Natur. In der Geräteherstellung tritt die Entwicklung vom Einfachen zum Komplizierten klar hervor (Mittelpaläolithikum: Kernsteine und grobe Abschläge. Jungpaläolithi kum: Schmalklingentechnik, d. h. serienmäßige Ausfertigung parallelseitiger, lan ger schmaler Klingen, die Ausgangsform vieler weiterer Geräte sind; Retuschie rung; virtuos gehandhabte Knochen- und Geweihbearbeitung. Mesolithikum: aus mehreren Teilen zusammengesetzte Geräte; akribisch feine Werkzeuge). Die Ge räte der mitderen Altsteinzeit sind fast ausschließlich aus lokal anstehenden Ge steinsarten gefertigt. Im Jungpaläolithikum wird gegenüber dem Mittelpaläolithi kum eine größere Unabhängigkeit von jeweils lokalen Bedingungen spürbar; häufiger werden nun ortsfremde Rohstoffe zur Herstellung der Steingeräte her beitransportiert.12 Praktisch jeder mesolithische Fundkomplex im Ostallgäu ent hält Hornsteingeräte aus dem Fränkischen Jura.1’ Unter dem Schmuck aus Konchylien, Tierzähnen und Mineralien fanden sich in der Ofnet-Höhle auch einige mittelmeerische Columbella-rustica-Muscheln.14 Uber die Nahrungsgewinnung durch das Sammeln von Früchten, Beeren, Wurzeln, Samen und Kräutern und die Jagd unterrichten die archäologischen und faunistischen Überreste. Im Mittelpaläolithikum spielte die Großwildjagd mit dem Speer eine große Rolle. Verfeinerte Jagdmethoden auf bestimmte Tierarten, z. B. spezialisierte Rentier- und Wildpferdjagd, die entsprechend dem starken 10 R. R. Schmidt, Die vorgeschichtl. Kul turen der Ofnet. Ein Beitr. z. Aufbau d. spätund nachpaläolith. Kulturgebäudes in Deutsch land (Ber. Naturwissensch. Ver. Schwaben u. Neuburg 38) 1908, 85-107; ZÜCHNER (§ 2) mit ausführlichen Hinweisen auf ältere Literatur; B. Kaulich, Das Paläolithikum d. Kaufertsberges bei Lierheim (Gern. Appetshofen, Lkr. Do nau-Ries) (Quartär 33/34) 1983, 29-97, bes. 93-94· 11 Gehlen (§ 2). 12 Vgl. den Anteil aus ortsfremdem Keratophyr im Geräteinventar aus Salching, Nbb.
W. Weissmüller, Eine Freilandfundstelle d. mittleren Jurapaläolithikums (PerigordienGravettien) aus d. Südrand d. Straubinger Senke bei Salching, Lkr. Straubing-Bogen (Quartär 37/38) 1987, 109-134. ’’ Gehlen 1988 (§ 2) 200. 14 Züchner (§ 2) 49; W. Rähle, Schmuck schnecken aus mesolith. Kulturschichten Süd deutschlands u. ihre Herkunft (Das Mesolithi kum in Süddeutschland Teil 2, hg. W. Taute, Tübinger Monogr. z. Urgesch. 5/2) 1980, 163-168.
§ 2. Altsteinzeit und Mittelsteinzeit
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Wandertrieb der Tiere saisonabhängig war, scheint die im Kaufertsberg angetrof fene Fauna im Rieser Jungpaläolithikum anzudeuten.1’ Mit der allmählichen Er wärmung des Klimas gehören gegen Ende des Paläolithikums in Schwaben mehr und mehr Cerviden zum gejagten Wild. Pfeil und Bogen kamen in Gebrauch.'6 Im Mesolithikum herrschte die Jagd auf Kleinwild vor; Fischfang und das Sam meln pflanzlicher Nahrungsmittel, mit welchen jetzt bis zu 40% des Nahrungs bedarfes gedeckt wurden, gewannen an Bedeutung für die Ernährung.'7 Lager- und Wohnplätze. Die paläolithischen und mesolithischen Stationen in Schwaben finden sich stets in der Nähe von Gewässern, bevorzugt an Stellen mit guten Voraussetzungen für die Jagd. Höhlen und Abris boten natürlichen Schutz vor der Witterung; im Spätpaläolithikum und Mesolithikum legte man Lagerplät ze gerne auf Sanddünen, Kuppen oder an Bachläufen an.'8 Es gibt Anzeichen, daß auf Lagerplätzen im Freiland zeltartige Vorrichtungen aus Tierfellen oder urtümliche Hütten konstruiert wurden, die als Windschutz und Abdachung dien ten.'9 Die oben genannte Station Brünsee erstreckte sich über eine Fläche von ca. 150X100 m und lieferte einige hundert Stein Werkzeuge.20 Auf jüngeren steinzeit lichen Stationen werden Steingeräte oftmals zu Tausenden angetroffen. Gesellschaft. Vermutlich lebten unterschiedlich große Gruppen von Menschen in sozialen Verbänden miteinander, die zu Sippen mit einer Anzahl kleinerer Ein heiten, wohl Familien, zusammengeschlossen waren.2' Berechnungen über die Neandertaler-Population Südwestdeutschlands gehen, günstige Umstände voraus gesetzt, von ca. 0,05—0,1 Menschen pro Quadratkilometer aus; eine ähnliche Populationsdichte wird auch für den homo sapiens im späten Paläolithikum an genommen.22 Andere Schätzungen rechnen mit zwischen iroo bis 3000 zur glei chen Zeit in Bayern lebenden Menschen.2’ Rein hypothetisch wäre daraus für den eisfreien Teil Schwabens eine Population von jeweils vielleicht 400, bei schlechten Bedingungen wahrscheinlich wesentlich weniger Personen zu folgern. Vom Beginn des Mesolithikums an deutet der weitflächige Siedlungsnachweis auf eine starke Bevölkerungszunahme. Die einzelnen Lagergemeinschaften waren in physikalisch-biologischer Lebenssicherung aufeinander angewiesen, darüber hin ’’ Tiervorkommen in den Schichten der Kleinen Ofhet (Züchner, § 2) 33 (nach L. Reisch); Kaulich (Anm. 10). 16 K. Narr, Des Mammuts Ende: Ausster ben oder Ausrottung? (Jb. Hist. Mus. Bern 63-64) 1983/84, 225-239; vgl. H. Eidam H. Löhr, Der endpaläolith. Fundplatz Urbar, Kreis Mayen-Koblenz (Rheinland-Pfalz) (Arch. Informationen 2-3) 1973/74, 45 ff. 17 Taute 1971 u. 1978 (§ 2). 18 ZHVS 76, 1982, 13; Gehlen 1988 (§ 2) 196, Abb. 1; vgl. J. Hahn, Das Jungpaläolithi kum vom Speckberg bei Meilenhofen (Steinzeitliche Kulturen, § 2) 87-91.
’’ Bleich (Anm. 3) 257; vgl. Müller-Kar (§ 2) 95. 20 Ausführlicher Grabungsbericht durch L. Reisch in Vorbereitung. Vgl. H. MüllerBeck, Der Speckberg bei Meilenhofen. Stratigrafie u. Streuung d. Mittelpaläolithikums (Steinzeitliche Kulturen, § 2) 80-87. 21 Müller-Karpe 1974 (§ 2) 140 22 Müller-Beck 1983 (§ 2) 270,355,401 2’ A. Forstmeyer, Uber d. Wahrschein lichkeit, Reste d. pleistozänen Menschen u. seiner Hinterlassenschaft im immer eisfreien Raum Bayerns zu finden (FS 75 Jahre Anthro pologische Staatsslg. München 1902-1977) ’977· 31 ~37- Vgl. S. Rieckhoff (§ 1) 17. pe
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
aus aber weisen kultische Bestattungen in der Ofhet-Höhle und am Kaufertsberg (s. u.) Dimensionen des menschlichen Zusammenlebens auf, die über die äußeren Notwendigkeiten hinausgehen. Ausgehend von vergleichbaren völkerkundlichen Verhältnissen wird man unter den Angehörigen einer Lagergemeinschaft auch eine gewisse Spezialisierung im technischen und künstierischen Können sowie die Hervorhebung von Führungs- und Kultpersonen erwarten. Kunst, Kult, Religion. Wie überall in Mitteleuropa fehlt in Schwaben eiszeitli che Höhlenmalerei, doch stammt aus der Magdalenienschicht des Hohlenstein bei Ederheim eine Steinplatte mit Ritzzeichnungen stilisierter Frauenfiguren und eines Pferdes,24 die sich im Stil und in der Technik der Ausführung ganz an die aus dem süd- und westdeutschen Raum bekannte paläolithische Kleinkunst an lehnt.2’ In Kunstäußerungen dieser Art ist eine geistige oder religiöse Erlebnis welt zu vermuten. Archäologisches Zeugnis anderer und vielleicht komplexer kultischer Handlungen stellen die berühmten Kopfbestattungen aus der Großen Ofnet-Höhle und vom Kaufertsberg dar, die ein obskures Totenritual verkörpern und Bestattung und Menschenopfer in sich zu vereinen scheinen. Sie besitzen im Hohlenstein im Lonetal eine Parallele.26 Die Schädel der Ofhet-Höhlen lagen, mit Ocker und Schmuck bestreut, nach W und SW orientiert dicht beieinander in zwei Gruben; Hieb- und Schnittspuren wiesen auf eine gewaltsame Tötung hin. Die eine Grube enthielt 27, die andere 6 Schädel von insgesamt 4 Männern, 9 Frauen und 20 Kindern; der Schmuck bestand aus 205 durchlochten Hirschgrandeln und mehr als 4000 durchlochten Schneckenhäusern. Am Kaufertsberg handelte es sich um einen männlichen Schädel aus einer ockerverfärbten Grube, im Hohlenstein um die Schädel eines Mannes, einer Frau und eines kleinen Kin des mit Schlundzähnen vom Frauenfisch als Beigabe. Die Gruben waren jeweils im Eingangsbereich der Höhlen in eine Magdalenienschicht eingetieft, also jün-
24 K. Narr, Die Altsteinzeitfunde aus d. Hohlenstein bei Nördlingen (BVbll. 30) 1965, 1-9; H. Dannheimer, «Neue» Gravierungen d. Altsteinzeit aus Bayern (Archäol. Korrespbl. 3) 1973. 7-10· z' G. Bosinski, Die Kunst d. Eiszeit in Deutschland u. in d. Schweiz (RGZM Kat. vor- und frühgesch. Altert, zo) 198z, 37; Taf. 38, z; 39-4Z; Die Anfänge der Kunst vor 30000 Jahren, hg. H. Müller-Beck G. Albrecht, 1987. 26 R. R. Schmidt, Die altsteinzeitl. Schä delgräber der Ofnet u. der Bestattungsritus d. Diluvialzeit, 1913; W. Gieseler, Anthropolog. Bericht über d. Kopfbestattung u. d. Knochentrümmerstätte d. Hohlensteins im Lone tal (Verhandl. Dt. Ges. f. Rassenforsch. 9) 1938, zi3-zz8; R. Wetzel, Die Kopfbestat tung u. die Knochentriimmerstätte d. Hoh lensteins im Rahmen d. Urgesch. d. Lonetals
(Verh. Dt. Ges. Rassenforsch. 9) 1938, 193-ziz; Th. Mollison, Zeichen gewaltsamer Verlet zungen an den Ofnet-Schädeln (Anthr. Anz. 13) 1936, 79-88; W Scheidt, Die eiszeitl. Schädelfunde aus d. Großen Ofnet-Höhle u. vom Kaufertsberg bei Nördlingen (Beitrr. u. Sammelarbeiten z. Rassenkunde Europas 1) 19Z3; A. Dauber - E Birkner, Neue Beob achtungen in d. Kleinen Ofnet bei Holheim, B.-A. Nördlingen (BVbll. iz) 1934, 6z-66; K. Saller, Die Ofnet-Funde in neuer Zusam mensetzung. Ihre Stellung in d. Rassengesch. Europas (Zschr. Morph. Anthr. 5z) 196z, 151; K. Gerhard, Der sog. Borreby-Typus (Homo zo) 1969, 141 —159, bes. 151 — 157; vgl. A. Thevenin - J. Dainty, Un gisement préhi storique exceptionel du Jura alsacien. L’Abri du Mannlefelsen I à Oberlarg (Haut Rhin) (Annuaire Soc. Hist. Sundgauvienne) 1980, zi-39.
§ j. Jungsteinzeit
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ger als diese; darüber befanden sich neolithische Ablagerungen. Die Datierung dieser Kopfbestattungen in das Mesolithikum ist umstritten, da die Funde unter mißlichen Umständen ohne ausreichende Funddokumentation geborgen wurden; sie konnten auch nicht durch am Knochen gemessene 14C-Daten zweifelsfrei untermauert werden.27 Archäologische wie anthropologische Argumente machen ein mesolithisches Alter jedoch wahrscheinlich.28 Die Hintergründe für diese Ri tualtötungen, die durch die nachfolgende überaus fürsorgliche Art der Beisetzung und die sehr reichen Beigaben besonders hervorgehoben werden, sind nicht er schließbar. Es werden hier aber bestimmte Verhaltensweisen einer Bevölkerungs gruppe deudich, die sich, ähnlich wie die lokalen und zeittypischen steinzeitli chen Fundgruppierungen, im Sinne der geschichtlichen Entwicklung des Menschen als Konvention und Tradition deuten lassen.
§ 3. JUNGSTEINZEIT (NEOLITHIKUM) Zeitschrijien, Reihen, Handbücher. H. Bott, Steinzeit in Nord- u. Mittelschwaben (HA v. Bayer. Schw.) 1955, 7-8; H. Müller-Karpe, HB d. Vorgesch. II, 1968; III, 1974; HB d. Urgesch. II, hg. K. Narr, 1975; Fundamenta (Monogr. z. Urgesch., hg. H. Schwabedissen, Reihe A, 3. Die Anfänge d. Neolithikums vom Orient bis Nordeuropa, Va) 1972; b) 1976. Zusammenfassende Darstellungen und Monographien mit weiterführenden Literaturhinweisen. Feuer stein, Rohstoff d. Steinzeit. Bergbau u. Bearbeitungstechnik. Ausst.kat. Kelheim, hg. Μ. Μ. Rind, 1987; W. Dehn - E. Sancmeister (§ 2); J. Driehaus, Die Altheimer Gruppe u. d. Jungneolithikum in Mitteleuropa, 1960; A. Häusler, Die Bestattungssitten d. Früh- u. Mittel neolithikums u. ihre Interpretation (Evolution u. Revolution im Alten Orient u. in Europa. Das Neolithikum als hist. Erscheinung, hg. F. Schlette) 1971, 101-119; O. Höckmann, Andeu tungen zu Religion u. Kultur in d. bandkeram. Kultur (Aktuelle Fragen d. Bandkeramik. Akten d. Pannonia-Konferenzen I) 1972, 187—209; Ders., Zur Verteilung v. Männer- u. Frauengräbern aus Gräberfeldern d. Frühneolithikums u. d. älteren Mittelneolithikums (Jb. RGZM 29) 1982, 13-74; Kociumaka (§ 2); Körber-Grohne (§ 1); G. Kossack - H. Schmeidl, Vorneolith. Ge treideanbau im bayer. Alpenvorland (Jahresber. Bayer. Bodendenkmalpflege 15/16) 1974/75, 1-23; J. Lüning, Die Michelsberger Kultur. Ihre Funde in zeid. u. räuml. Gliederung (Ber. RGK 48) 1967, 3-350; Ders., Zur Verbreitung u. Datierung bandkeram. Erdwerke (Archäol. Korrespbl. 18) 1988, 155-158; Μ. Menke, Zum Frühneolithikum zw. Jura u. Alpenrand (Germania 56) 1978, 24-52; R. A. Maier, Die jüngere Steinzeit in Bayern (Jb. Bayer. Bodendenkmalpflege 5) 1964, 9-197; Ders., Zur Jungsteinzeit im Ries (Nördlingen, Bopfingen, Oettingen, Harburg, Führer zu vor- u. frühgeschichd. Denkmälern I) 1979, 58-85; H. Müller-Karpe, Die spätneolith. Siedlung v. Polling (Materialh. bayer. Vorgesch. 17) 1961; E. Sangmeister, Die ersten Bau ern (H. Müller-Beck, Hg., Urgesch. Baden-Württ.) 1983, 429-471; Pressmar (§ 1); E. Probst, Deutschland in d. Steinzeit, 1991; H. J. Seitz, Zur Vorgesch. d. Donaumooses (BVbll. 15) >95®> 54-70; B. Sielmann, Zum Verhältnis v. Ackerbau u. Viehzucht im Neolithikum Südwest deutschlands (Archäol. Korrespbl. 1) 1971, 65-68; P. Schröter (§ 2); Stroh (§ 1); L. Süss, Zur Münchshöfener Gruppe in Bayern (Die Anfänge d. Neolithikums vom Orient bis Nordeuropa. Fundamenta A 3, 5b) 1976, 1 — 121; H. P. Uenze, Steinzeit (Archäologie in Bayern. Prähist. Staatsslg.) 1982, 11-60; P. Wischenbarth, Das Neolithikum im Lkr. Neu-Ulm. Ein Fundbe richt (BVbll. 56) 1991, 63—98.
27 KN-2034; Th. Schulte im Walde u. a., Köln Radiocarbon Dates III (Radiocarbon 28) 1986, 134—140.
28 Schröter (§ 2) 124.
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
Allgemeines, Ablauf, Quellenlage. Spätestens im 6. Jahrtausend v. Chr. beginnt, vom mittleren Donautaum ausgehend, mit dem Erscheinen der ersten Bauern die Öffnung weiter Teile Mitteleuropas für die Kultur des Neolithikums, die grund legend den weiteren Verlauf der Geschichte bestimmt: neue Techniken in Stein bearbeitung, Keramikherstellung, Feldbau und Viehhaltung, verbunden mit regelhaftem Hausbau und früher Dorfmark. Der seßhaft gewordene wirtschaftende Mensch schafft sich seinen eigenen Lebensraum. Die nunmehr ermöglichte Steuerung der Nahrungsproduktion zieht Umweltveränderungen nach sich und führt zu einem deutlichen Anstieg der Bevölkerung. Innerhalb eines Jahrtausends verbreiten sich in erstaunlicher Gleichförmigkeit von der ungarischen Tiefebene bis nach Belgien, Holland und in den Westen Frankreichs entlang der großen Flußsysteme die Kulturen der sog. Linearband- oder kurz Bandkeramik, so be nannt nach dem Dekor der Tonware.1 Der Verbreitung muß eine erstaunlich intensive Kommunikationsfähigkeit der Bevölkerung in ganz Mitteleuropa zu grunde gelegen haben, ähnlich wie in den vorausgegangenen Epochen, in wel chen das Gemeinschaftswesen der Paläolithiker und Mesolithiker gleichfalls weite Räume überbrückte. Die erste Landnahme vollzog sich nicht flächendeckend, sondern beschränkte sich zunächst auf die ertragreichen, vermutlich nur leicht bewaldeten Lößböden. Quer durch Bayern zieht sich entlang der Donau eine breite Zone frühneolithi scher Niederlassungen und bildet gleichsam eine Achse zum westdeutschen Ver breitungsgebiet der Linearbandkeramik an Neckar und Rhein. In Schwaben fin den sich die ältesten Dörfer im Donautal und im Nördlinger Ries, nachgewiesen durch Beobachtungen aus systematischer Flurbegehung, Luftaufnahmen, magneti scher Prospektion und Grabungen; Funde der entwickelten Linearbandkeramik wurden auch am Unterlauf von Lech, Wertach und Iller festgestellt. Vom Beginn des 5. Jahrtausends an kommt es zu einer weiteren Ausdehnung des Siedlungsge bietes und erster Besitznahme von Höhen; gleichzeitig läßt sich die allmähliche Auffächerung in regionale Gruppierungen feststellen. Ein weiteres Vorrücken der Siedlungen gegen die waldbestandenen und regenreicheren Randgebirge findet im Verlauf des 4. Jahrtausends statt, verbunden mit einem breiten Vorgehen auf höhergelegene, offenbar schon befestigte Plätze auf Randhöhen und Hügelkup pen, bis im 3. Jahrtausend schließlich auch das Alpenvorland, teilweise sogar in exponierten Höhen, besiedelt wird.2 1 E. Sangmeister, Zur relativen Chrono logie d. Neolithikums in Südwestdeutschland u. d. Schweiz (Germania 51) 1973, 387-403. Vgl. zum Problem Akkulturation H. Quitta (Prähist. Zschr. 38) 1960, 1 ff., 153 ff und bes. 184 ff; D. Gronenborn, Überlegungen z. Ausbreitung d. bäuerl. Wirtschaft in Mitteleu ropa - Versuch einer kulturhist. Interpretati on ältestbandkeram. Silexinventare (Prähist. Zschrift 69) 1994, 135-i51.
2 H. Frei, Das Ries als vorgeschichti. Sied lungsraum (Archäolog. Wanderungen im Ries) 1979, 30-60, Beilage, Karte 1 und 161 ff; 205 fr.; 2izff.; G. Bersu, Rössener Wohnanlagen vom Goldberg, OA. Neres heim, Württ. (Germania 20) 1936, 229-243; P. Schröter, Eine mittelneolith. Siedlung bei Memmingen im Bayer. Oberschwaben (Bux heim, Lkr. Memmingen) (Archäol. Korrespbl. 42) 1974, 121 ff.
§ j. Jungsteinzeit
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Die Jungsteinzeit wird traditionell in ein Alt-, Mittel-, Jung- und Endneolithi kum untergliedert? In Schwaben und in angrenzenden württembergischen Re gionen ausgegrabene Siedlungsplätze sicherten bereits in den 50er Jahren die stratigraphisch gesicherte relative Chronologie (Goldberg bei Goldburghausen, Württemberg;4 Herkheim, Lkr. Donau-Ries), die mitderweile durch naturwissen schaftlich datierende Methoden präzisiert werden. Kalibrierte I4C-Daten’ belegen den Beginn der Linearbandkeramik in Bayern, u. a. auch im Ries, für das 6. vor christliche Jahrtausend;6 Mittelneolithikum und Jungneolithikum sind durch eine Serie von kalibrierten l4C- und dendrochronologischen Daten im 4. und 5. Jahr tausend v. Chr. verankert;7 während für das Spätneolithikum und den Beginn der Bronzezeit (s. u.) absolute Daten noch nicht in ausreichendem Maße vorliegen.8 Die Aufsplitterung in regionale Gruppen im Mittelneolithikum, ersichtlich in spezifischen Keramikstilen, ist ein Anzeichen für sich festigende, an begrenzte Landschaften gebundene Sozialordnungen. Allgemein muß eine zunehmende Verkleinerung der Verkehrsräume stattgefünden haben, der die Separierung ein zelner Bevölkerungsgruppen entspricht. In Schwaben wird die Achse LechWörnitz zur Grenze, an welcher unterschiedliche regionale Keramikstile sich be rühren und, wie eigenwillige Misch- und Zwitterformen belegen, gegenseitig beeinflussen. Dem Ries kommt eine hervorragende Bedeutung als Grenz- und zugleich Kontaktgebiet zu, in welchem die Überlappungen kleinerer und größe rer Gruppen, durch viele einzelne Merkmale miteinander verbunden, im einzel nen nicht leicht zu beurteilen sind.9 Man definiert speziell Einflüsse der Stich’ U. Fischer, Ein Chronologiesystem im Neolithikum (Germania 54) 1977, 182 ff.; H. Müller-Karpe 1968 u. 1974 (§ 3); Maier '979 (§ 3) 58 ff. 4 G. Bersu (Archäol. Inst. d. Deutschen Reiches. Ber. über d. Hundertjahrfeier 1929) '93°. 3'3 ff·; Ders. (Neue Deutsche Ausgra bungen) 1930, i3off.; Ders., Altheimer Wohnhäuser vom Goldberg, OA. Neresheim, Württ. (Germania 21) 1937· 149-158; P. Schröter, Zur Besiedlung d. Goldberges im Nördlinger Ries (Ausgrabungen in Deutschland Monographien des RGZM 1, 1) '975. 98-114· ’ Alle unkalibrierten ,4C-Daten sind dendrochronologisch zu kalibrieren. In älteren Publikationen werden meist unkalibrierte Da ten genannt, was zu scheinbaren Diskrepan zen fuhrt. Allgemein: Baillie (§ 1); Becker (§ 1); G. W. Pearson, How to cope with cali bration (Antiquity 61) 1987, 98—103. 6 G. Krahe, Alt- und Mittelpaläolithische Siedlungen bei Nördlingen-Baldingen, Lkr. Donau-Ries, Schwaben (AJB 1988) 1989, 2931; B. Dieckmann - B. Fritsch, Linearband-
keramische Siedlungsbefunde im Hegau (Ar chäol. Korrespbl. 20) 1990, 25-39. 7 J. Petrasch - B. Kromer, Aussagemög lichkeiten von l4C-Hölzern z. Verfiillungsgesch. prähist. Gräben am Beispiel d. mittelneolith. Kreisgrabenanlage v. KünzingUnternberg, Lkr. Deggendorf (ebd. 19) 1989, 231-238; I. Matuschik, Sengkofen «Pfatter breite», eine Fundstelle d. Michelsberger Kul tur im bayer. Donautal, u. d. Michelsberger Kultur im ösd. Alpenvorland (BVbll. 57) 1992, 1-31, bes. Abb. 4 und 5; S. Bauer, Das Holz d. jungneolith. Siedlungen v. Pestenacker u. Unffiedshausen. Erste Ergebnisse d. Dendro chronologie (AJB 1989) 1990, 45-48; Dies., Dendrodaten aus Zwei jahrtausenden: Die Altheimer Kultur u. d. röm. Kaiserzeit in Bayern (AJB 1993) 1994, 50-52. 11 A. Bonenberger, Seekirch-Auwiesen, eine endneolith. Siedlung im Federseeried, Gern. Seekirch, Kr. Biberach (Arch. Ausgra bungen in Baden-Württ.) 1990. 9 Allgemein J. Lüning, Die Entwicklung d. Keramik beim Übergang v. Mittel- zum Jung neolithikum im süddeutschen Raum (Ber. RGK 50) 1969, 1-95; Maier 1979 (§ 3) 63.
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
bandkeramik,10 der Rössener-," der Großgartacher-'2 und der Oberlauterbacher Kultur,'3 zu welchen schwache Anzeichen der sich gegen Ende des 5. Jahrtau sends in Südostbayern bildenden Münchshöfener Kultur'4 hinzukommen. An der Wende zum Jungneolithikum zersplittern die alten Kulturtraditionen noch mehr; in Schwaben sind im Jung- und Endneolithikum Einflüsse von praktisch allen umhegenden Haupt- und Nebengruppen zu finden, insbesondere Keramik der Schwieberdinger und Bischheimer Art sowie solche der Gruppe Aichbühl.1’ Im Ries überschneiden sich der westliche Formenkreis der am Rhein und in Nord ostbayern beheimateten Michelsberger Kultur (Aislingen, Lkr. Dillingen)16 und der bayerischen Altheimer Kultur (z. B. Burgberg bei Heroldingen; Mögginger Berg; Reimlinger Berg).'7 In Mittelschwaben findet die Altheimer Kultur ihre westlichsten Ausläufer in Inningen und Merching.'8 Westlich des mittleren Lechs kommt es zur Ausbildung einer eng begrenzten lokalen Variante, der sog. Pollinger Gruppe (Inningen; Bobingen; Wehringen).'9 In der Endphase des Neolithi kums schließlich erlauben die verzahnten mitteleuropäischen Beziehungen und unterschiedliche Traditionen sowie die extreme Ausbildung kultureller Klein gruppen eine exakte Gruppenzuweisung der schwäbischen Siedlungskomplexe
,o Maier 1979 (§ 3) 63 ff.; Ders. 1964 (§ 3) 31 f. " K. Goller, Die Rössener Kultur in ih rem südwestl. Verbreitungsgebiet (Funda menta 17, Va) 1972, 231-269, bes. 233-243. Zur Datierung: P. Breuning, ,4C-Chronologie d. Vorderasiat., südost- u. mitteleurop. Neo lithikums (Fundamenta A 13) 1987, 177 ff; vgl. z. B. Inningen, Stadt Augsburg: F. Krippner (ZHVS 73) 1979, 16 f. 12 Maier 1964 (§3) 31 f.; Süss (§ 3) 1 ff. 1J P. Μ. Bayerlein, Die Gruppe Oberlau terbach, 1985; Goller (Anm. 11) 232. 14 W. Schier, Siedlungsfunde d. Münchs höfener Kultur aus Moorenweis, Lkr. Fürsten feldbruck (BVbll. 55) 1990, 241-250. Kali brierte Daten: 4560-4395 v. Chr. J. Lüning, Die jungsteinzeitl. Schwie berdinger Gruppe (Veröff. Staad. Amt f. Denkmalpflege Stuttgart A 13) 1969; Den., Funde d. Bischheimer Gruppe u. d. «LengyelKreises» aus Unterfranken (Archäol. Korrespbl. 1) 1971, 31 f.; Ders., 1969 (Anm. 9) bes. 14 ff; J. Lichardus, Die Bedeutung d. Lengyel-Kultur f. d. frühe Aneolithikum in Mit tel- u. Süddeutschland (BVbll. 39) 1974, 2954. Zur Datierung: P.J. R. Moddermann, Die neolith. Besiedlung bei Hienheim, Lkr. Kelheim. Materialh. (BVbll. 35) 1977, 122; D. Raetzer-Fabian, Phasenkartierung d. mit teleurop. Neolithikums (British Archaeological Reports, International Series 316) 1986 (ohne
Seitenzahl); Maier 1964 (§ 3) 39 f; Abb. 2829. Vgl. Göggingen, Stadt Augsburg: J. Heiligmann (ZHVS 75) 1981, 19. '6 Lüning 1967 (§ 3) 1-350. Vgl. aber auch Anmerkungen zur Ostgrenze der Michelsber ger Kultur bei B. Engelhard, Zwei neue Fundstellen d. Jungneolithikums von Teugn, Lkr. Kelheim, und Altdorf, Lkr. Landshut, Nbb. (AJB 1980) 1981, 62 f. 17 Neue ,4C-Daten zur Altheimer Kultur in Bayern: 3722-3497 v. Chr. - S. Aitchinson B. Engelhard - P. Moore, Neue Ausgrabun gen in einer Feuchtbodensiedlung d. jungneolith. Altheimer Gruppe in Ergolding, Lkr. Landshut, Nbb. (AJB 1987) 1988, 43-47; E. Keller, Feuchtbodenarchäolog. Unters, in Pestenacker, Lkr. Landsberg a. Lech (Archäo logie in Deutschland 1) 1990, 33 fr.; S. Bauer, Die jungneolith. Feuchtbodensiedlung Pe stenacker - Bauzeiten u. Bauformen. Gern. Weil, Lkr. Landsberg a. Lech, Obb. (AJB 1990) 1991, 34-38. Allgemein: Driehaus (§ 3). O. Schneider, Eine neue Altheimer Sied lungsstelle in Merching, Lkr. Friedberg (BVbll. 33) 1968, i — 18; Ders. (ZHVS 70) 1976, i8f, 71, 1977, 19-23; Uenze 1971 (§ 1) 27 f; Lüning 1967 (§ 3) 1 ff; bes. 162. 19 Uenze 1971 (§ 1) 27; R. A. Maier, Jäger u. Gerber in d. Neolithstation Polling im Al penvorland (Ber. Bayer. Bodendenkmalpflege 15/16) 1974/75, 24—32. Vgl. BVbll. Beih. 1, 1987, 70 f.
§ j. Jungsteinzeit
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nicht mehr. Im Ries sind u. a. Ausläufer der Chamer Kultur (ca. 3200— 2300)20 zu beobachten. Zudem erfolgt in dieser Zeit die Berührung mit den im Aussehen der Keramik gänzlich andersartigen jüngeren Bechermischkulturen, die wiederum Elemente der sog. Glockenbecher- und Schnurkeramikgruppen aufgenommen haben (Goldberg III in äußerst vielgestaltiger Fundmischung).21 Relikte der bei den Becherkulturen, so benannt nach den typischen Keramikformen und -Verzie rungen, sind neuerdings im Augsburger Raum durch die Ausgrabung einer be achtlichen Anzahl von Gräbern bekanntgeworden (Kultur der Schnurkeramik: Gersthofen-Hirblingen, Augsburg-Haunstetten; Glockenbecherkultur: Königs brunn, Augsburg-Haunstetten, Augsburg Universitätsgelände mit dem zweitgröß ten Gräberfeld Bayerns). Bei Schnurkeramik- und Glockenbecherkultur handelt es sich um Kulturen, die bisher nur in Grabfunden überliefert sind. Ihr Verhältnis zueinander ist noch weitgehend ungeklärt; beide heben sich deudich von den oben genannten bäuerlichen Kulturen ab. Nicht zu übersehen ist im Formen schatz der spätneolithischen Fundkomplexe der Einfluß von Metallarbeiten, wenn steinerne Äxte, Prunkbeile und Dolche kupfernen Äquivalenten entsprechen.22 Der Zeitpunkt des Endes des Neolithikums bzw. des Beginns der Bronzezeit, in Süddeutschland eine über nahezu 2000 Jahre sich hinziehende Phase des fließen den Übergangs, läßt sich in Bayerisch-Schwaben nicht präzisieren (s. § 4). Wirtschaft, Siedlungsweise, Technik, materielle Kultur. Kumpf, Schale, Flasche und Hängegefäß unter der Grobkeramik, daneben Feinkeramik mit den charakteristi schen eingeritzten Mustern (Linien, Stichband etc.) sind die Grundformen der frühen Keramik, die lokal hergestellt wird und im Laufe der Jahrhunderte man nigfachen Formentwicklungen unterliegt. Mit Ausnahme von Knochen- und Geweihgeräten haben sich Geräte aus organischen Materialien in Schwaben nir gends erhalten.2’ Differenzierte Steingeräte — Erntemesser, Geräte zur Tierzerle gung und zur Fell-, Knochen-, Geweih- und Holzbearbeitung24 sowie Waffen - wurden aus Gerollen und Silex gefertigt. Die Rohstoffbeschaffung stellte ei nen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar;2’ neben Silex aus nahegelegenen Fundstät20 I. Burger, Die Siedlung d. Chamer Gruppe v. Dobl, Gern. Prutting, Lkr. Rosen heim, u. ihre Stellung im Endneolithikum Mitteleuropas, 1988. 21 Maier 1964 (§ 3) Abb. 67 u. 69; P. Schröter, Zur Stellung d. Glockenbecher kultur im Spätneolithikum Bayerns (J. N. Lanting u. J. D. van der Waals, Hgg., Glockenbechersymposium, Oberried) 1974, 249-260. Allgem. auch E. Sangmeister Gerhard, Schnurkeramik u. Schnurkeramiker in Südwestdeutschland (Bad. Fundber. Sonderh. 8) 1965; Karte zur Verbreitung der Schnurkeramik- und der Glockenbecherkul tur bei Rieckhoff (§ i) 54 Abb. 23; Kociumaka (§ 3) 55-63.
22 Z. B. Hammeraxt aus Weicht, Gern. Jengen, Unterallgäu (ZHVS 74) 1980, 14 u. 17; Abb. 1; Steinaxt aus Wehringen: Uenze 1971 (§ 1) 28 u. Taf. 3, 7; ZHVS 72, 1978, 18 Abb. 2, 11; G. Schönfeld, Streitäxte aus d. altheimzeid. Feuchtbodensiedlung v. Pestenacker (AJB 1993) 1994, 46-50. 2’ Vgl. Typenspektrum aus Ergolding. S. Aitchinson (Anm. 17). 24 Vgl. P. A. Vaughan - R. Jäger, Die Ge brauchsspuren an Silices (Zürich «Mozartstrasse», Neolith. u. bronzezeitl. Ufersiedlun gen I) 1987, 188 f. *’ F. D. Davis, Die Hornsteingeräte d. älte ren u. mittleren Neolithikums im Donauraum zw. Neuburg u. Regensburg (Bonner Hefte 10) 1975; A. Binsteiner, Die Rolle d. Knol-
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
ten26 importierte man ins Nördlinger Ries und in den Augsburger Raum auch Hornstein aus Baiersdorf und Abensberg-Arnhofen in Niederbayern, dem mit 8000-18000 Schächten wohl größten mittelneolithischen Bergbaurevier Mitteleu ropas.27 Im Spätneolithikum gelangte der Steinschliff zu voller Blüte. Textilfunde liegen aus Schwaben noch nicht vor, sind aber aus der Feuchtbodensiedlung Pestenacker, Lkr. Landsberg, bekannt.28 Allgemeine Untersuchungen zur Umwelt und zur Ernährung des neolithi schen Menschen gelten auch für Schwaben.29 Ackerbau und Viehzucht bildeten die Grundlage der Wirtschaft. Emmer, Einkorn und Gerste wurden mit der Hacke angebaut; Hülsenfrüchte (Erbse, Linse), Lein und Mohn sind ebenfalls belegt. Erstaunlicherweise gab es bereits zu bandkeramischer Zeit im Bereich des Auerberges bei Schongau (Lkr. Weilheim-Schongau), Getreideanbau.’0 Detail lierte Untersuchungen pflanzlicher Reste aus Siedlungen der ältesten Bandkeramik (Stufe I) aus Enkingen und Kleinsorheim (beide Gern. Möttingen, Lkr. DonauRies) sind in Kürze zu erwarten.’1 An Haustieren hielt man Rind, Schwein, Schaf, Ziege und den Hund. Jagd und Fischfang scheinen zur Nahrungsgewinnung eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben, doch fehlen hier möglicherweise die Be funde wegen ungünstiger Uberlieferungsbedingungen. Eine Ausnahme stellt die Pollinger Gruppe dar, wo Faunareste differenzierte Wildbeuterei denkbar ma chen.’2 Den Hausbau kennzeichnen im frühen Neolithikum festgefügte Bauten mit stabil verankertem Pfostengerüst und spitzgiebeligem Firstsäulendach, die nach einem einheitlichen Schema und parallel zueinander in einheitlicher Orien tierung in vierschiffiger Bauweise konstruiert und bis zu 45 m lang waren (z. B. Nähermemmingen und Herkheim, Nördlingen-Baidingen, Enkingen und Kleinerdlingen; erst 1995 neu entdeckt auch ein Bau zwischen Wehringen und
lenhornsteine im Neolithikum Bayerns (Archäol. Korrespbl. 22) 1992, 355 ff. 26 Z. B. Hornstein aus dem Donauraum nach Merching. Schneider 1968 (Anm. 18); R. A. Maier, Feuerstein-Industrien auf d. Alb am Beispiel Ochsenhart, Gern. Pappenheim, Lkr. Weissenburg-Gunzenhausen (AJB 1981) 1982, 70 f. mit kleiner Verbreitungskarte. 27 A. Binsteiner, Das neolith. Feuerstein bergwerk v. Arnhofen, Lkr. Kelheim. Ein Abbau auf Jurahornstein in d. südl. Frankenalb. Mit Beitr. v. J. Riederer u. B. Engelhard (BVbll. 55) 1990, 1-106. 28 A. Bartel - G. Schönfeld, Die ältesten Textilfimde Bayerns - Geflechte u. Gewebe aus d. jungneolith. Feuchtbodensiedlung v. Pestenacker (AJB 1993) 1994, 51-54. 29 J. Murray, The first European Agricultu re. A Study of the Osteological and Botanical Evidence until 2000 BC, The Univ. Press Edinburgh 1970; K. Neumann, Tierknochen-
fiinde aus einer Feuchtbodensiedlung d. Alt heimer Kultur in Ergolding/Fischergasse bei Landshut, Nbb., Diss. Druck München 1990. ,o Küster 1988 (§ 3) 102, 130. ’’ J. Lüning, Ausgrabungen z. ältesten Bandkeramik im Nördlinger Ries, Schw. (AJB 1987) 1988, 32 ff; U. WlLLERDING, Zum Ackerbau d. Bandkeramiker (Materialh. Uru. Frühgesch. Niedersachsens 16) 1980, 421456. ’2 J. Boesneck, Tierknochen aus spätneolith. Siedlungen Bayerns (Stud, an vor- u. frühgeschichtl. Tierresten Bayerns 1) 1956, 18 ff; Uenze 1971 (§ 1) 27, 65. Hoher Wild tieranteil v. a. in Polling. H. Müller-Karpe, Polling. Vgl. J. Schiebler, Die Stichpro benanalyse d. Tierknochenmaterials (Zürich «Mozartstrasse», Anm. 24); R. A. Maier, Jäger u. Gerber in d. Neolithstation Polling im Al penvorland (Jahresber. Bayer. Bodendenkmal pflege 15/16) 1974/75. 24-32·
§ j. Jungsteinzeit
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Großaitingen).55 Im Lauf der Jahrhunderte wurden die Bauten kürzer und ge drungener. Etwa 20 mittelneolithische Häuser aus Baidingen, vergleichbar den Häusern aus der Schicht Goldberg I, weisen einen rechteckigen Grundriß von ca. io—20 m Länge auf.54 Jungneolithische Häuser, in wesentlich leichterer Bau weise über einem Rost errichtet, sind in den seltensten Fällen als Bodenspuren erhalten.” Erkenntnisse über die Form und Anlage mittel- und jungsteinzeitli cher Höhensiedlungen verdanken wir den Ausgrabungen auf dem Goldberg (Goldberg I—III).56 In der Phase der jüngeren Linearbandkeramik und Stichband keramik erscheinen in Schwaben erstmals feste Umgrenzungen von Dörfern, zu deren Errichtung eine gut organisierte Gemeinschaft vonnöten ist.57 Im Jung neolithikum häufen sich befestigte Grabenanlagen.59 Merching, ein Dorf der Altheimer Gruppe, gehört möglicherweise zur Gruppe der Feuchtbodensiedlun gen.59 Friedhöfe, Gräber, Bestattungssitten. Über das Totenbrauchtum des Altneolithi kums in Schwaben gibt neuerdings der Friedhof aus Steinheim bei Dillingen mit 25 Körperbestattungen Auskunft. Die Toten wurden in Nordwest/Südost- und Westsüdwest/Ostnordost-Orientierung fast ausschließlich mit dem Kopf im Osten in Rücklage, in leichter oder extremer Hockerlage, mehrfach mit starker Abwinkelung der Oberarme, ins Grab gebettet. Zwölf der Gräber enthielten ein zelne Beigaben, acht sog. Schuhleistenkeile, zwei Tongefäße und je eine Silexklinge und einen steinernen Spinnwirtel. Im Fehlen von Brandbestattungen und
” G. Krähe, Vorgeschichd. Siedlungen bei Nördlingen-Kleinerdlingen, Lkr. DonauRies, Schw. (AJB 1983) 1984, 33; Maier 1979 (§ 3) 60ff.; Abb. 2; W. Rasch, Gab es im Neolithikum ein einheitliches Baumaß? (Archäol. Korrespbl. 17) 1987, 341-346; A. Zeeb, Die Hausbefimde d. frühjungneolith. Sied lung v. Nördlingen-Baidingen im Nötdlinger Ries (Arbeiten z. Archäologie Süddeutsch lands 2) 1994. 14 Krähe 1988 (Anm. 6) 30. ” Vgl. etwa G. Schönfeld, Fortsetzung d. Ausgrabungen in d. jungneolith. Feuchtbo densiedlung v. Pestenacker, Gern. Weil, Lkr. Landsberg a. L., Obb (AJB 1989) 1990, 41-45; Μ. Hoppe, Archäolog. Spurensuche - Häuser d. endneolith. Chamer Gruppe bei Dietfürt a. d. Altmühl, Lkr. Neumarkt i. d. OPf. (AJB 1989) 1990, 48—50. G. Bersu, 1930 u. 1937 (§ 3); H. Schickler, Aufnahme u. Ablehnung d. Metallurgie bei fhihbronzezeid. Kulturen (Germania 46) 1968, 11 —19; Bonenberger (Anm. 8). ’7 In Niederbayern vermutet man in kom plex gebauten Siedlungsanlagen mit Anzei chen zentraler Funktion bereits Stadtcharak-
ter. H. Becker, Die Kreisgrabenanlagen auf d. Ascheibachäckern bei Meisternthai - ein Ka lenderbau aus d. mittleren Jungsteinzeit? Stadt Landau a. d. Isar, Lkr. Dingolfing-Landau, Nbb. (AJB 1989) 1990, 27-32; Christlein 1964, 39 ff. ’’ Maier 1979 (§ 3) 65. 59 O. Schneider, Eine neue Altheimer Siedlungsstelle in Merching, Lkr. Friedberg (BVbll. 33) 1968, i —18; Ders. (ZHVS 70) 1976, 18 f. (Inningen); vgl. H. Beer, Tauch untersuchungen an einer jungneolith. See ufersiedlung bei Kempfenhausen am Starnber ger See, Gern. Berg, Lkr. Starnberg, Obb. (AJB 1986) 1987, 40 ff; G. Schönfeld, Aus grabungsbeginn in d. Feuchtbodensiedlung v. Pestenacker, Gern. Weil, Lkr. Landsberg a. Lech, Obb. (AJB 1988) 1989, 34-38. 40 G. Krähe - N. Nieszery, Vorgeschichd. Siedlungsspuren sowie Gräberfelder d. Band keramik u. d. Merowingerzeit bei Steinheim, Stadt Dillingen a. D, Lkr. Dillingen a. D, Schw. (AJB 1987) 1988, 35 ff; Abb. 6; N. Nieszery, Archäolog. Ausgrabungen in Dillingen-Steinheim (JHVD 90) 1988, 174200, bes. 185 ff.
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
in der bescheidenen Ausstattung ohne Heraushebung einzelner Persönlichkeiten unterscheidet sich der schwäbische Friedhof von zeitgleichen Gräberfeldern im restlichen Bayern, die eine deutliche soziale Strukturierung und ein weiträumiges Beziehungsfeld der bestattenden Dorfgemeinschaft aufzeigen.41 Aus der mittleren und jüngeren Steinzeit liegen in Schwaben außer den Schachtgräbern aus Innin gen42 Friedhöfe nicht vor, wie überhaupt Bestattungen der Altheimer oder Michelsberger Kulturgruppen sehr selten sind. Erst im 5. Jahrtausend begruben An gehörige der Becherkulturen, die auch als Invasoren und Fremdlinge angesehen werden, ihre Toten regulär und auf gruppentypische Weise (Gräber der Schnur keramik- und Glockenbecherkultur aus Hirblingen; Augsburg-Haunstetten).43 Künstlerisches Schaffen, Kult. Es gibt im schwäbischen Neolithikum keine Kunst werke; ein Tiergefäß aus Herkheim ist das einzige der in Bayern seltenen figürli chen Ritualobjekte, das aus einer bandkeramischen Siedlung bekanntgeworden ist.44 Religiöse Vorstellungen manifestieren sich vor allem in Naturheiligtümern. Die Tradition von Opferdeponierungen in Höhlen findet in der jüngeren Stein zeit ihre Fortsetzung, wie Funde aus der Kleinen Ofnet-Höhle und aus dem Barfiißerloch bei Utzmemmingen belegen. Im Hohlenstein bei Ederheim und in der Hanseles Hohl bei Fronhofen angetroffene menschliche Knochen lassen auf Men schenopfer und religiösen Kannibalismus schließen.45 Als Opfer kriegerischer oder religiöser Vorstellungen mögen auch menschliche Skelettreste aus dem Gra ben der Michelsberger Siedlung Goldberg II anzusehen sein;46 Skelettschächte von Inningen bei Augsburg, regelrechte Massengräber mit Erschlagenen, gelten als Opferstätten.47 Brandgruben mit Knochen und Scherben im Bereich von Glockenbechergräberfeldern (Königsbrunn, Augsburg) sind als Hinweise auf kul tische Handlungen zu verstehen; die Bestattung der Toten in Hockerstellung mag aus einer Totenfurcht heraus entstanden sein.4’ In die Kategorie der Weihefunde schließlich, die auch in den folgenden Metallzeiten immer wiederkehren, gehö-
41 U. Osterhaus, Das bandkeram. Gräber feld v. Aiterhofen-Odmühle, Lkr. StraubingBogen, Nbb. (AJB 1980) 1981, 58f. (Fami liengruppen? Waffen und Schmuck aus Spondylus-Muscheln); K. Schmotz, Das linienbandkeram. Gräberfeld v. Stephansposching, Lkr. Deggendorf, Nbb. (AJB 1985) 1986, 311333· 42 R. A. Maier, «Michelsberg-Altheimer» Skelettgruben v. Inningen bei Augsburg in Bayer.-Schw. (Germania 43) 1965, 8-16. 43 L. Bakker, Vorgeschichtl. Funde im Ge werbegebiet Haunstetten, Stadt Augsburg (AJB 1987) 1988, 52 ff.; L. Bakker, Funde d. Glockenbecher- u. Urnenfelderkultur in Haunstetten, Stadt Augsburg (AJB 1986) 1987, 68 f; vgl. Schnurkeramik-Fazies Geiselgasteig und Glockenbecher-Kultur aus Wechingen: Ruckdeschel (§ 4) Text-Bd. 208, 210 u.
Abb. 18, 7-8; 19, 2-3; Kat.-Bd. 170 u. Taf. 45, 1-2 u. 4-5; C. Kociumaka, Gräber d. Glockenbecherkultur aus Königsbrunn (AJB 1993) 1994, 60 ff. 44 Maier 1979 (§ 3) 60 Abb. 1; vgl. auch K. Böhm, Eine «Stier»-Plastik d. Münchsho fener Gruppe aus Geiselhöring, Lkr. Strau bing-Bogen, Nbb. (AJB 1985) 1986, 48 f, Abb. 17. 45 Vgl. im Juragebiet: O. Kunkel, Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern. Eine neolith. Kultstätte auf d. Fränkischen Jura bei Bam berg, 1955. 46 H. Gaebele, Menschl. Skelettreste d. Jüngern Steinzeit u. d. frühen Bronzezeit aus Württemberg u. Hohenzollern, 1970, t4ff. 47 Maier (Anm. 42). 48 Kociumaka (§ 3) 64.
§ 4- Bronze- und Urnenfelderzeit
ren Einzelfunde, etwa Prunkäxte und Dolche, für deren rituellen Hintergrund der Deponierung oft allein schon der besondere Fundort und ihre exquisite Aus führung sprechen.49 Besonders die wenig robusten Streitäxte in ihrer Untauglichkeit für den Arbeitseinsatz machen ihre Zweckbestimmung als Waffe oder Statussym bol gewiß.’0 Großdimensionierte Tempelanlagen mit kultischer und kosmischer Funktion, wie sie neuerdings in Niederbayern durch die Luftbildarchäologie ent deckt wurden, scheinen in Schwaben wie auch in Württemberg nicht angelegt worden zu sein.’1 Möglicherweise manifestiert sich hier durch Unterschiede im sakralen Bau die wenig enge Bindung Schwabens an bayerische und mitteldeut sche Religionsäußerungen.
§4. BRONZE- UND URNENFELDERZEIT
Zeitschriften, Reihen, Handbücher. F. Innerhofer, Die Bronzezeit in Schwaben (HA v. Bayer. Schw.) 1990; H. Müller-Karpe, HB III, Kupferzeit, 1974; Ptähist. Bronzefunde (= PBF), hg. v. H. Müller-Karpe. Zusammenfassende Darstellungen und Monographien mit weiterführenden Literaturhinweisen. Bronze zeit in Deutschland (Archäologie in Deutschland, Sonderh., hg. A. Jockenhövel und W. Kubach) 1994; Beitrr. z. Urnenfelderkultur nördl. u. südl. d. Alpen. Ergebnisse eines Kolloquiums (Monogr. RGZM 35) 1995; W. A. v. Brunn, Zur Deutung spätbronzezeid. Hortfunde zw. Elbe u. Weichsel (Ber. RGK 61) 1980, 91 — 150; W. Coblenz, Straubing u. Aunjetitz (BVbll. 50) 1985, 113-126; C. Eibner, Kupfererzbau in Österreichs Alpen. Südosteuropa zw. 1600 u. 1000 v. Chr. (Prähist. Arch, in Südosteuropa 1) 1982, 399-408; A. Hauptmann - G. Weissgerber. Vom Kupfer z. Bronze: Beitrr. z. frühesten Berg- u. Hüttenwesen (Archäolog. Bronzen, antike Kunst, moderne Technik. Ausst.kat. Berlin) 1985; F Holste, Die Bronzezeit in Süd- u. West deutschland, 1953; A. Jockenhövel, Zu befestigten Siedlungen d. Urnenfelderzeit aus Süd deutschland (Fundber. Hessen 14, 1974) 1975, 19ff.; G. Kossack, Stud. z. Symbolgut d. Urnen felder- u. Hallstattzeit Mitteleuropas, 1954; W. Krämer, Prähist. Brandopferplätze (Helvetia Antiqua, FS E. Vogt) 1966, ni-122; R. Krause, Der Beginn d. Metallzeiten. Vom Kupfer z. Bronze (Archäologie in Württ.) 1988, 111-140; S. Ludwig-Lukanow, Die Bronzezeit im Ries (Führer zu vor- u. frühgeschichd. Denkmälern 40) 1979, 116-136; Dies., Hügelgräberbron zezeit u. Urnenfelderkultur im Nördlinger Ries (Materialh. Bayer. Vorgesch. 48) 1983; Μ. Menke, Stud, zu d. frühbronzezeid. Metalldepots Bayerns (Jahresber. Bayer. Bodendenkmal pflege 19/20) 1978/79; H. Müller-Karpe, Beitrr. z. Chronologie d. Urnenfelderzeit nördl. u. südl. d. Alpen, 1959; B. Ottaway, Modelle d. Kupferhandels im Äneolithikum Europas (Slovenska Archeolögia 29) 1981, 139-148; Dies., Earliest copper artifacts in the northalpine region: their analysis and evaluation (Sehr. d. Seminars f. Urgesch. d. Univ. Bern 7) 1982; C. R. E. Pare, Der Zeremonialwagen d. Bronze- u. Urnenfelderzeit: seine Entstehung, Form u. Verbreitung (Vierrädrige Wagen d. Hallstattzeit) 1987, 25—67; L. Pauli, Einige Anm. z. Problem d. Hortfun de (Archäol. Korrespbl. 15) 1985, 195-206; R. Pirling - U. Wels-Weyrauch - H. Zürn, Die ■” Uenze 1971 (§ 1) 28 u. Taf. 3, 7 (Weh ringen); s. Guggenmoos (ZHVS 74) 1980, 14 u. 17, Abb. i (Weicht, Gde. Jengen); Maier 1964 (§ 3) 120 ff; Ders. 1979 (§ 3) 69; St. Wirth, Zwei Steinerne Äxte aus d. Lech bei Langweid, Lkr. Augsburg, Schw. (AJB 1989) 1990, 40 f. ,o G. Schönfeld, Streitäxte aus d. altheimzeid. Feuchtbodensiedlung v. Pestenacker (AJB *993) *994. 46-50.
’’ Z. B. H. Becker - O. Braasch J. Hodgson, Prospektion eines mittelneolith. Grabenrondells bei Viecht, Gde. Eching, Lkr. Landshut, Obb. (AJB 1985) 1986, 38 ff; J. Petrasch, Rettungsgrabung in d. mittelneo lith. Kreisgrabenanlage bei Künzing-Unternberg, Lkr. Deggendorf, Nbb. (AJB 1985) 1986, 4o~43;J. Becker (Anm. 37).
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
mittlere Bronzezeit aufd. Schwäb. Alb, 1980; Pressmar (§ 1); Dies., Eichinger Kreuz, Lkr. NeuUlm. Siedlungsgrabung mit urnenfelderzeid. Topferofen (Kat. d. Prähist. Staatsslg. 19) 1979; Dies., Bellenberg, Lkr. Neu-Ulm. Die Grabungen 1983-1987 (ebd. 23) 1989; K.F. Rittershofer, Der Hortfund v. Bühl u. seine Beziehungen (Ber. RGK 64) 1983, 139-415; W. Ruckdeschel, Die frühbronzezeitl. Gräber Südbayerns (Antiquitas 2/11) 1978; P. Schauer, Opferplätze in Höhlen u. Felsspalten (Stud. z. Bronzezeit, FS W. A. v. Brunn 30) 1965, 71-105; Ders., Stand u. Aufgaben d. Urnenfelderforschung in Süddeutschland (Beitrr. z. Urnenfelder zeit nördl. u. südl. d. Alpen. Ergebnisse eines Kolloquiums, Monogr. RGZM 35) 1995, 121199; O. Schneider, Die Bronzezeit (Vor- u. Frühgesch., Archäologie einer Landschaft. Der Lkr. Augsburg II) 1996; L. Sperber, Unters, z. Chronologie d. Urnenfelderkultur im nördl. Alpen vorland v. d. Schweiz bis Oberösterreich (Antiquitas 29) 1987; F. Stein, Kat. d. vor- u. frühgeschichtl. Hortfunde in Süddeutschland (Saarbrücker Beitrr. z. Altertumskunde 24) 1979; Stroh (§ 1); W. Torbrügge, Die Bronzezeit in Bayern (Ber. RGK 40) 1959, 1-78; Ders., Vor- u. frühgeschichd. Flußfunde (ebd. 50/51) 1970/71, 1-146; Ders., Bem. z. Bronze- bis hallstattzeitl. Siedlung im Ries (Führer zu vor- u. frühgeschichtl. Denkmälern 40, § 1) 1979, 86-115; Ders., Über Horte u. Hortdeutung (Archäol. Korrespbl. 15) 1985, 17-24; S. Wirth, Die Urnenfelder zeit (Vor- u. Frühgesch., Archäologie einer Landschaft. Der Lkr. Augsburg II) 1996; Zenetti 1939 (§ ■)■
Allgemeines, Ablauf, Quellenlage. Die Kenntnis der Metallverarbeitung breitete sich, vom Vorderen Orient ausgehend, seit dem 7-/6. vorchristlichen Jahrtausend lang sam über den Donauraum nach Mitteleuropa aus. Die Herstellung von Geräten und Schmuck aus Kupfer läßt sich in Süddeutschland erstmals im 5. Jahrtausend vereinzelt feststellen. Im Gegensatz zum südösdichen Donauraum, wo es im 5./4. Jahrtausend zur Ausbildung einer ausgeprägten Kupferzeit kommt, ist das Vor kommen des neuen Metalls in Süddeutschland zunächst äußerst spärlich und nur auf einzelne spätneolithische Gruppen beschränkt, so daß man korrekterweise den Begriff «Kupferzeit» in der süddeutschen Stufenbenennung vermeiden sollte. Die epochemachende Erfindung der Bronze und die scheinbar so revolutionäre Umstellung auf den neuen Werkstoff mit allen damit verbundenen kulturellen Veränderungen ist das Ergebnis eines langwierigen, nahezu 2000 Jahre dauernden Prozesses, der erst mit Beginn der mittleren Bronzezeit wirklich abgeschlossen ist, wenn die Herstellung von Bronze (Legierung von Kupfer mit ca. 11% Zinn) in Süddeutschland allgemeine Gültigkeit erlangt hat.1 In der Vorgeschichtsforschung herrschen zum gegenwärtigen Augenblick ver wirrende Begriffserklärungen und Unstimmigkeiten in der Frage nach dem Zeit punkt des Beginns der Bronzezeit. Mit dem Begriff «Bronzezeit» wird die tech nologische Änderung in der Metallverarbeitung impliziert; tatsächlich aber bezeichnet man als zur Bronzezeit gehörend auch den vorhergehenden Zeitab schnitt, in welchem die systematische Erschließung der Kupferlagerstätten der Alpen, vor allem im Salzburger Land, erfolgt und das Rohmetall in Form von
1 Müller-Karpe zieht Glockenbecherkul tur und frühe Bronzezeit (Stufe A) zu einem eigenen Abschnitt «Kupferzeit» zusammen. HB III (§ 3) 240-265. Vgl. auch Krause (§ 4) 112. Dazu auch E. Schubert, Spätneolithi kum u. Frühbronzezeit im süddt. Raum (Atti
X Simp. Int. Neol. Eta Bronzo in Europa, Verona 1980) 1982, 283-295; K. Böhm R. Pielmeier, Der älteste Metallfund Altbay erns in einem Doppelgrab d. Münchshöfener Gruppe aus Straubing (AJB 1993) 1994, 40 ff.
§ 4- Bronze- und Umenfelderzeit
handelsüblichen Barren in großem Rahmen in Umlauf gesetzt wird. Die weiträu mige Verwendung des Metalles fuhrt gegenüber der Wirtschaftsweise des Neoli thikums zu grundlegender Neuorientierung im wirtschaftlichen und kulturellen Leben; die Veränderungen ziehen Wandlungen im sozialen Gefüge nach sich, erstmals werden Arbeitsteilung und spezialisiertes Handwerk erkennbar, der Handel verläuft in organisierten Bahnen. Bis vor kurzem glaubte man den Beginn der Bronzezeit, auf konventionellen «historischen» Daten gründend, im frühen 18. Jahrhundert sehen zu müssen. In der jüngeren Forschung haben jedoch natur wissenschaftlich gewonnene absolute Daten, die eine lange Entwicklung der jungund endneolithischen Kulturerscheinungen belegen, den Beginn der mitteleuro päischen Bronzezeit am Ende des 3. Jahrtausends wahrscheinlich gemacht. Aus Bayern bzw. Bayerisch-Schwaben liegen dendrochronologische und 14C-Datierungen noch nicht vor, doch dürfte auch hier der Beginn der Bronzezeit grob um 2200 v. Chr. anzusetzen sein.2 Die süddeutsche Bronzezeit endet um 1225/ 1200 v. Chr. und wird von der sog. Urnenfelderzeit abgelöst, die wiederum mit der um ca. 800 v. Chr. beginnenden Eisenzeit ihr Ende findet. Nach allgemeinem Verständnis wird die Bronzezeit auf dem Grundkonzept P. Reineckes in vier Hauptstufen, BZ A bis D, unterteilt, gefolgt von den beiden gleichfalls in bronze zeitlicher Tradition stehenden Urnenfelder-Stufen Hallstatt A (Ha A) und Hall statt B (Ha B).3 Je nach Forschungsstandpunkt und je nach regionalen Gegeben heiten betrachtet man die Stufe BZ D als eigene spätbronzezeitliche Phase oder als Frühphase der Urnenfelderzeit. Die Diskrepanz in der Auffassung der Benen nung wurzelt in der unterschiedlichen Ausprägung eines östlichen und westlichen Urnenfelderkreises in Mitteleuropa. Bayerisch-Schwaben Hegt im Uberschneidungsbereich der beiden Kreise, tendiert aber allgemein stärker zum Westen.4 Wie schon zuvor in der Geschichte des Neolithikums bildete das Donautal den Hauptverkehrsweg, über welchen die technischen Neuerungen der Bronzemetall urgie ihren Weg nach Süddeutschland und auch nach Schwaben nahmen. So finden sich die frühesten Metallfimde denn auch im engsten Bereich der Donau und des Unterlaufs von Lech, Iller und Wörnitz. Schwaben deckt wie das übrige Bayern seinen Rohstoffbedarf aus alpinen Kupferlagerstätten zwischen Inn und oberer Enns, wo von der frühen Bronzezeit an professioneller Bergbau und Ver-
2 Krause (§ 4) 130; S. Gerloff, Zu Fragen mittelmeerländ. Kontakte u. absoluter Chro nologie d. Frühbronzezeit in Mittel- u. West europa (Prähist. Zschr. 68) 1993, 58-102; P. Warben - V. Hankey, Aegaean Bronze Age Chronology, 1989. 3 P. Reinecke, Zur Gliederung d. süddt. Bronzezeit (Germania 8) 1924, 43 f. 4 Dies schließt das häufige Vorkommen ty pischer «Ost»-Formen nicht aus, vgl. z. B. ZHVS 77, 1983, 28 Abb. 5,1; Ludwic-Lukanow 1979 (§4) 120 ff. Besonders deudich
werden die während der Bronzezeit wechseln den Überschneidungshorizonte aus der über regionalen Kartierung bestimmter Bronzety pen: Vgl. PBF-Bände, u. a. W. Kubach, Die Nadeln in Hessen u. Rheinhessen (PBF XIII, 3): Typ Horkheim (Augsburg-Göggingen; Obermeitingen): 44-52. Taf. 86 A; Typ Dex heim (Lauingen) 57, Taf. 86; Typ Haitz (Schwabmünchen) 283, Taf. 98 A; P. Schauer, Die Schwerter in Süddeutschland, Österreich u. d. Schweiz I (PBF IV, 2) 150 ff., Taf. 120 A, B.
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
hüttung betrieben werden. Zwar liegt die Existenzgrundlage der bronzezeitlichen Bevölkerung Schwabens weiterhin im Bauerntum, doch verschieben sich durch die Metallwirtschaft die ökonomischen Schwerpunkte grundlegend und geben dem Ablauf der historischen Vorgänge eine neue Richtung. Die archäologischen Quellen fließen in Schwaben äußerst ungleichmäßig. Siedlungsspuren sind im ganzen Land und besonders im Ries und auf dem Lech feld durch sorgfältige Prospektion in größerer Anzahl nachgewiesen, aber nur selten im Detail untersucht.’ Keine der zahlreichen Höhensiedlungen mit bronze zeitlichem Fundmaterial ist durch systematische Ausgrabungen erschlossen. Die geschichtlichen Erkenntnisse gründen in erster Linie auf den Grab- und Hortfun den, wobei besonders die Friedhöfe empirisch genau die Zusammensetzung der Dorfgemeinschaften widerspiegeln. Die chronologische Abfolge wurde in erster Linie anhand von Metallfunden in Gräbern erarbeitet. Die frühe Bronzezeit Schwabens ist gekennzeichnet durch das Auftreten von Einzel- und Depotfunden, die, oft sehr materialreich, die wachsende Bedeutung des Metalls unterstreichen und in der Breite ihrer Typenvarianz mit Nadeln, Rin gen, Zierblechen, Beilen und Dolchen auf ein sich rasch entwickelndes Metall handwerk schließen lassen. Die am häufigsten vorkommenden Gegenstände in den Depots sind Halsringe mit eingerollten Osenenden und spangenformig ge streckte Barren, seltener Randleistenbeile, stulpenformige Armspiralen, kleine Ringe und Nadeln (Schwabmünchen, Haberskirch, Ebermergen, Oberpfahlheim, Hittistetten, Krumbach und Nattenhausen). Die Gräberfelder dieser Zeit zeigen im Ritus der Hockerbestattung die Ungebrochenheit endsteinzeitlicher Traditio nen und fugen sich in ihrer Ausstattung mit Kupfer- und Bronzegegenständen in den überregionalen Rahmen. In Nord- und Mittelschwaben heben sich deutlich eine Riesgruppe (Nähermemmingen, Heroldingen, Bühl; dazu an der Donau Lauingen, Seiboldsdorf) und eine Gruppe auf dem Lechfeld ab (Augsburg-Gög gingen, Schwabmünchen, Königsbrunn, Kleinaitingen), wobei die nordschwäbi schen Grabfunde Beziehungen zu den westlichen Gruppen Adlerberg und Sin gen, die Lechgruppe zur bayerischen Straubinger Gruppe erkennen lassen.6 Im Hügelland zwischen Iller und Lech kamen nur wenige, im Alpenvorland keine Depot- oder Grabfunde der frühen Bronzezeit zutage. Den Übergang zur mittleren Bronzezeit markieren einige in der Art ihrer Zu sammensetzung typische Horte aus zerbrochenen Gegenständen und Fragmenten von Gußkuchen; neu sind Bronzesicheln (Friedberg, Bühl, Ittelsburg, Haitzen). Im Depotfund von Bühl, dem weit überregionale Bedeutung zukommt, werden direkte Beziehungen in den Karpatenraum und nach Norddeutschland ersicht lich.7 Aus dieser Übergangszeit sind nur vereinzelte Grabfunde bekannt (Bobin gen, Königsbrunn). Sehr zahlreich sind dagegen die Bestattungen aus der mittleren
’ Ludwig-Lukanow (§4) 122; vgl. z. B. ZHVS 79, 1985, 34-38. 6 Ruckdeschel (§4) 275 ff.
7 Rittershofer (§ 4) 323 ff.; W. Dehn, Ein Bnicherzfimd d. Hügelgräberzeit v. Bühl (Germania 30) 1952, 174-187.
§ 4- Bronze- und Umenfelderzeit
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Bronzezeit oder Hügelgräherbronzezeit (BzB—C, ca. 1600—1365 v. Chr.), so genannt nach dem typischen Grabbau dieser Zeit. Im Wechsel von der hockenden zur gestreckten Totenlage und im gelegentlichen Auftreten von Brandbestattung zeigt sich ein Abbrechen überlieferter Traditionen. Die starre Einheitlichkeit der Bronzeund Keramiktypen der frühen Bronzezeit weicht einer mannigfachen Differenzie rung. Es kommt zur Bildung kleinerer Gruppierungen bei Neuburg a. d. Donau, Kicklingen, am südwestlichen Riesrand und in den Wäldern zwischen dem Lech und Kaufbeuren, die sich in ihren Inventaren - Waffen und Trachtzubehör — beträchtlich voneinander unterscheiden, trotzdem aber auch weiträumig Über einstimmung mit Formen aus dem Rhein-Main- und dem Neckarmündungsge biet aufweisen. In Nordschwaben ist ein verstärkter Einfluß oberpfälzischer For men zu beobachten. In der späten Bronzezeit (ca. 1365-1225 v. Chr.) kommt es noch einmal zu einer Änderung im Bestattungsbrauch; es werden anstelle der Grabhügel Flachgräberfelder angelegt, in welchen die Toten ausschließlich ver brannt beigesetzt werden. Das Beigabenspektrum ähnelt dem der mitderen Bron zezeit, ist aber ärmlicher an Metall. Häufig werden nun Messer beigegeben, die vorher nahezu unbekannt waren (Augsburg-Haunstetten, Schwabmünchen, Bruck, Glött, Mindelheim, Türkheim). Dieser Zeitabschnitt steht bereits in engem Zusammenhang mit den Urnenfelderstufen Ha A und B, die neben dem Wechsel im Grabbrauch auch Veränderungen in der Bewaflhung und der Kampftechnik, neue Trachtausstattungen und Verfeinerungen in der Keramikherstellung mit sich bringen. Technik, Wirtschaft. Mit der Ausnutzung eigener Kupfervorkommen in den Al pen und mit dem technischen Vermögen, aus einer Kupfer-Zinn-Legierung ei nen Werkstoff von idealer Härte und Elastizität herzustellen, wurde Mitteleuropa in der frühen Bronzezeit führend in der Metallurgie. Engere Verbindungen über immer weitere Räume hinweg scheinen sich zu verdichten. Neue Berufe entstan den; organisierter Handel, anfangs mit normierten Barrensorten in einheitlichen Tausch- und Handelsgrößen, bediente vom östlichen Alpenraum aus große Ab satzgebiete und erschloß in der Folge über Europa hinaus weitreichende Handels beziehungen. Schwaben gehört vom Beginn der frühen Bronzezeit an zu den Regionen, die im überregional dichten Fernhandelsnetz eine wichtige Position einnahmen. Auffällig ist z. B. die Lage von großen Nekropolen auf den kargen Böden des Lechfelds (Kleinaitingen etc.), wo die landwirtschaftliche Grundlage nicht die Ursache für den außergewöhnlichen Reichtum der Gräber dieser Re gion sein kann. Die Bedeutung Schwabens als Transitland bleibt auch bestehen, als in der mittleren Bronzezeit Bronze im Überfluß vorhanden war und Gieß werkstätten nunmehr klein- und großräumig ihre Produkte vertreiben.8 Bei steter 8 Ortlfingen, Gde. Ebingen, Lkr. Augsburg (ZHVS 79) 1985, 37; vgl. auch R. Ambs P. Wischenbarth, Metallverarbeitung in einer spätbronzezeitl. Höhensiedlung bei Bellen berg (Schwaben) (BVbll. 55) 1990, 257 ff.; Bei-
spiele für Werkstättenkreise und überregionale Verbreitung: I. Kilian-Dirlmeier, Gürtelha ken, Gürtelbleche u. Blechgürtel d. Bronze zeit in Mitteleuropa (PBF XII, 2) 1975, 38, Taf. 56 B.
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Entwicklung des Schmiede- und Gußverfahrens gelangt die Metallurgie im Laufe nur weniger Jahrhunderte zu höchstem technischen Stand. Eine ständig wandeln de Formfülle läßt Schmuck, Waffen und Gerät im Wechselspiel zur Entwicklung der Kleidung, des Kriegswesens und der Arbeitsprozesse entstehen. Der Höhe punkt in der Formenvielfalt ist in der späten Bronze- und in der Urnenfelderzeit erreicht. Auch die Keramikherstellung nahm raschen Aufschwung,9 wovon ein löpferofen aus Königsbrunn, ein klassischer Brennofen mit getrennter Feuerungs und Brennkammer aus Unterelchingen10 und die qualitätvolle, vielfach dünnwan dige Ware selbst zeugen. Neben dem Erblühen handwerklicher Zweige führte irt der Landwirtschaft die Einführung der Metallsichel sowie die zunehmende Ver wendung von Zugtier und Pflug zur Intensivierung des Ackerbaus und schließ lich zur Erschließung neuer Wirtschaftsräume. Siedlungswesen. Bronzezeitliche Siedlungsreste finden sich meist an Hängen oder Terrassenkanten.11 Fundniederschlag auf zahlreichen Höhen oder in Spornlagen zeigt die Fortsetzung steinzeitlicher Traditionen und illustriert das Schutzbedürf nis, das besonders gegen Ende der frühen Bronzezeit verstärkt zu spüren war (u. a. Stätteberg bei Unterhausen, Weiherberg bei Christgarten, Reisensburg bei Günzburg, Hoher Rain bei Unterbinnwang, Goldberg bei Türkheim, Welperschanze bei Osterzell; Trenteiberg bei Gablingen, Buschelberg bei Fischach; Ham melberg bei Neusäß).12 Die Ringwälle auf dem Rollenberg bei Hoppingen und auf dem Burgberg bei Heroldingen gehören in ihren Anfängen wohl in die Ur nenfelderzeit. Die Besiedlung Schwabens zeigt von der frühen Bronzezeit an stets die gleichen Verbreitungsschwerpunkte (besonders im Ries; Raum Neu-Ulm; Lech-Wertachgebiet; Trenteiberg u. a.),'3 greift aber von diesen Siedlungszentren ausgehend radial immer weiter aus. Erstmals tritt in der mitderen Bronzezeit das Alpenvorland als Siedlungsgebiet in den Vordergrund.'4 Siedlungskontinuität über längere Zeit hinweg wurde in Großgrabungen in Unterelchingen und im Ries sowie in Königsbrunn festgestellt;1’ die Reisensburg bei Günzburg wird zur be deutendsten Höhensiedlung der Urnenfelderzeit Schwabens.'6 Die bronzezeit lichen Dörfer an strategisch wichtigen Landschaftspunkten stellen vielleicht die Zentren kleiner politischer Einheiten dar.'7 Der bevorzugte Haustyp war das kleine Rechteckhaus in geplant angelegten Dörfern. 9 Chr. Unz, Die Spätbronzezeid. Keramik in Südwestdeutschland, in d. Schweiz u. in Ostfrankreich (Prähist. Zschr. 48) 1973, 1-124. 10 Pressmar 1979 (§ 4) 26 ff.; vgl. auch AJB ’99°· ’99’· ’7· 11 Uenze 1971 (§ 1) 31 f.; vgl. auch ZHVS 70, 1976, 21 u. 24; 71, 1977, 34; 73, 1979, 2528; Pressmar 1979 (§ 4) 37 f; Taf. 6-10. 12 Ludwig-Lukanow, 1983, 21 ff; vgl. auch Μ. Menke, Mörnsheim, eine bronzezeitl. Be festigung auf d. südl. Frankenalb, Lkr. Eich statt, Obb. (AJB 1981) 1982, 82 f.; Schneider (§ 4) 84-88.
’’ Schneider (§ 4) 94-98, 104-108. 14 ZHVS 73, 1979, 26; 75, 1981, 31; 76, 1982, 24; Wirth (§ 4) 116—119. '' Pressmar 1979 (§4); G. Krähe, Alt- u. mittelneolith. Siedlungen bei BaldingenNördlingen, Lkr. Donau-Ries (AJB 1988) 1989, 29 ff. ’’ Stroh (§1)15 ff. '7 R. Christlein - B. Engelhard, Kera mik vom Ende d. frühen Bronzezeit aus Sied lungen bei Altdorf, Lkr. Landshut, Nbb. (AJB 1980) 1981, 70 f; Μ. Hoppe, Eine Siedlung d. mittleren Bronzezeit u. Funde d. Glockenbe-
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Gräber, Gräberfelder. Die Gräberfelder der frühen Bronzezeit im Ries und auf dem Lechfeld repräsentieren unterschiedlich große Dorfgemeinschaften; die Friedhöfe von Lauingen und Königsbrunn zählen zu den umfänglichsten ihrer Zeit in Bayern. Die Toten werden in körperlangen Gruben mit angezogenen Beinen auf der Seite hegend (Hockergrab) in endneolithischer Tradition mit ge schlechtsspezifischen Beigaben, jedoch ohne konsequente Geschlechtsdifferenzie rung der Skelettlage in Nord-Süd-Orientierung beigesetzt (bipolar-sexualdifferenzierte Bestattungsweise in der Tradition der Glockenbecherkultur).18 Des öfteren werden mehrere Tote in einem Grab beerdigt. Die Gräber der Ries- und Lechgruppe, die mitunter auch Gegenstände singulärer Ausfertigung lieferten, gehören zu den reichsten Gräbern der Frühbronzezeit in Bayern.'9 Typisch für Schwaben sind auch verschiedenartige Steineinbauten, in der Lechgruppe beson ders auffällig die Tuffplattenauskleidung der Grabkisten.20 Ein in die Stufe Bi zu datierendes Grab eines vorrangigen Mannes aus Untermeitingen zeichnet sich durch ungewöhnliche Dimensionen von 5,80 x 4 m, schachtartige Eintiefung und einen Kreisgraben von 36 m Durchmesser aus und barg trotz antiker Beraubung noch Ringschmuck, Dolch und Beil.21 Neu sind Grabfunde aus Augsburg-Haun stetten und Königsbrunn.22 In der mittleren Bronzezeit werden die Toten unter einem Hügel und in gestreckter Rückenlage beigesetzt, daneben kommt die Lei chenverbrennung vor. Weiterhin kennzeichnen Waffen, vornehmlich Dolch und Beil, den männlichen Toten, während das Frauengrab durch Arm-, Bein- und Halsschmuck, Anhänger und Nadeln charakterisiert ist. Deutlicher als in der frü hen Bronzezeit heben sich unterschiedliche Trachtgruppen voneinander ab; ver mehrt werden Tongefäße zur Aufnahme von Speise und Trank beigegeben (Grabhügelgruppen westlich von Bobingen, Schwabmünchen, Brücker Forst bei Neuburg a. D., Kicklingen, Riesrand südwestlich von Nördlingen, Weiler bei Kellmünz, zwischen Kaufbeuren und Lech, Nersingen-Leibi und im Rauhen Forst).23 In der späten Bronzezeit hat sich die Brandbestattung durchgesetzt; die Beisetzung erfolgte sowohl unter Hügeln wie in Flachgräbern (Schwabmünchen,
cherkultur bei Thannhausen, Stadt Freystadt, Lkr. Neustadt i. d. Opf. (AJB 1986) 1987, 5 5 f., Abb. 27. 18 U. a. Nähermemmingen, Bühl, Heroldingen, Lauingen, Asbach, Hamlar, Friedberg, Hirblingen, Obermeitingen, Schwabmün chen, Kleinaitingen, Königsbrunn, Ortlfingen, Göggingen, Honsolgen, Graben-LagerLechfeld. Ruckdeschel (§4) 121 ff.; Karte 2. 7. 9. 19 Z. B. Lagerlechfeld. Uenze 1971 (§ 1) 30; Taf. 7. 20 Ruckdeschel (§ 4) 275 ff; Königsbrunn: Uenze 1971 (§ 1) 30; W. Czysz, Der frühbronzezeid. Friedhof v. Kleinaitingen, Lkr. Augsburg, Schw. (AJB 1981) 1982, 8of; Ders.,
Frühbtonzezeid. Grabfunde v. Kleinaitingen, Lkr. Augsburg, Schw. (AJB 1980) 1981, 68 f, 40, Abb. 32. 21 G. Krähe, Das Grab eines bronzezeid. «Prominenten» v. Untermeitingen, Lkr. Augs burg, Schw. (AJB 1989) 1990, 66-71. 22 S. Wirth, Ein Friedhof d. frühen Bron zezeit in Haunstetten (AJB 1992) 1993, 49-52; O. Schneider (§ 4) 80-88. 2’ P. Schröter, Die bronzezeid. Körper gräber v. Nersingen (MBVF 41) 1987, 181228; B. Wiegel, Weitere Unters, d. mittelbronzezeid. Flachgräberfeldes bei NersingenLeibi, Lkr. Neu-Ulm, Schw. (AJB 1988) 1989, 47 f; ZHVS 71, 1977, 27 ff; Abb. 8; Schneider (§ 4) 88-94.
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Augsburg-Haunstetten, Bruck, Glött, Mindelheim, Türkheim).24 In der Urnenfel derzeit schließlich fuhren Änderungen im Bestattungsbrauch zur Anlage schlich ter Urnenfelder von bisher in dieser Größenordnung aus Schwaben nicht be kannten Nekropolen. Vor allem Neufunde aus dem Augsburger Raum zeigen in einer vorher fundleer wirkenden Landschaft überraschend vielfältige Gräberfelder (Augsburg-Haunstetten, Friedberg, Schwabmünchen).2’ Gesellschaft. Sicherlich auf bäuerlicher Grundlage beruhend, fuhrt die Teilnah me Schwabens am Handel zu einem spürbaren Wohlstand, der sich bereits in der frühen Bronzezeit in den reich ausgestatteten Gräbern im Lech- und Donautal auffällig bemerkbar macht. Die Grabbeigaben verraten eine deutliche Differenzie rung in der bestattenden Gemeinschaft, die Rang und Stand der einzelnen Per son kennzeichnen, die Frau durch Tracht bzw. Schmuck, Männer durch Waffen als Statussymbol. Mit fortlaufender Entwicklung der Bronzezeit verstärkte sich die Tendenz zur Differenzierung; die Macht lag in Händen einer Führungsschicht, die sich in den Gräbern durch eine militärische Ordnung erkennen läßt. Je höher der Rang, desto schwerer die Bewaffnung mit Lanze, Schwert oder Dolch. Ein neuentdecktes Grab mit Mehrfachbestattung aus Schwabmünchen26 barg einen schwerttragenden Mann, wie denn auch das Schwert am Ende der Bronzezeit und in der Urnenfelderzeit als kostbarste Waffe das Sinnbild weltlicher Macht zu sein scheint.27 Das spätbronzezeidiche Schwertgrab aus Pichl hebt sich zusätzlich durch fremdartiges Gepräge mit sicher nicht in Süddeutschland oder gar in Schwaben hergestellten Waffen und Geräten ab.28 In diesen Rahmen sind auch die in der späten Bronzezeit erstmals auftretenden Wagengräber zu stellen, die zwar nicht auf schwäbischem Boden, aber doch in enger Nachbarschaft die Exi stenz einer exklusiven Gesellschaftsschicht belegen.29 Sicher ist auch in der Errich tung der Grabhügel in der mitderen Bronzezeit nicht nur der Ausdruck einer religiösen, sondern auch einer sehr weldichen Vorstellung einer Oberschicht zu sehen, die sich ein Denkmal setzen wollte. In der Urnenfelderzeit bestehen wei terhin deutliche soziale Unterschiede, fallen aber wegen der Sitte der Brandbestat tung weniger stark ins Auge. Die neuen Untersuchungen im Augsburger und Friedberger Raum machen nunmehr evident, daß unterschiedlich ärmer oder reicher ausgestattete Urnenfelder nebeneinander bestehen.’0 Die Höhensiedlun-
24 Schneider (§ 4) 98-104. 2i S. Wirth, Die Gräber d. späten Bronzeu. d. Urnenfelderzeit v. Augsburg-Haunstet ten, Mag.arbeit Regensburg 1988 (Manuskr.); vgl. ZHVS 73, 1979, 31 Abb. 6; S. Wirth (§ 4) 111-115; 119-127. 2“ G. Krähe, Spätbronzezeitl. Gräber v. Schwabmünchen, Lkr. Augsburg, Schw. (AJB 1985) 1986, 53-58; N. Niesziery, Ein spät bronzezeitl. Griffplattenschwert vom Typ Rixheim aus d. Donau bei Günzburg (JHVD 91) 1989, 81-97, bes. 88 ff.
27 L. Bakker, Ein Vollgriffschwert d. ausge henden Urnenfelderzeit aus Pfaffenhofen a. d. Zusam, Gde. Buttenwiesen, Lkr. Dillingen (AJB 1989) 1990, 82 f. 28 H. P. Uenze, Ein spätbronzezeitl. Grab hügel v. Pichl, Gde. Aindling, Lkr. AichachFriedberg, Schw. (AJB 1981) 1982, 88 f. 29 S. Winchart, Ein Wagengrab d. späten Bronzezeit v. Poing, Lkr. Ebersberg, Obb. (AJB 1989) 1990, 74 f. ,0 Wirth (§ 4) 119-127.
§ 4- Bronze- und Umenfelderzeit
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gen mit meist mannigfachem Fundmaterial sind als Zentralorte der Herrschafts bildung und der Produktion anzusehen. Kunst, Kultur, Religion. Das Fehlen bildnerischer Darstellungen, das seit dem mitderen Neolithikum zu bestehen scheint, setzt sich in der Bronzezeit fort und wird erst in der Urnenfelderzeit durch das Erscheinen vielgestaltiger Symbolfigu ren (Vogel, Sonnenscheibe etc.) aufgehoben. Einblicke in die geistige Vorstel lungswelt der bronzezeidichen Bewohner Schwabens geben die wechselnden Bestattungssitten, die vor allem in der frühen Bronzezeit durch Schädelsonderbe stattungen (Lauingen, Nähermemmingen), Steinbeschwerungen und Manipula tionen an den Leichen (Kontraktierung) auf ausgeprägte Totenfurchtvorstellungen hinweisen. Vor allem aber spiegeln Deponierungen und Opferplätze greifbar die Praktiken wider, mit welchen man den Kontakt zu den lebens- und naturbestim menden Mächten suchte. Die mehrfach erwähnten Sammelfunde genormter Handelsgüter der frühen Bronzezeit, einst als in unruhigen Zeiten vergrabene Schätze angesehen, werden in der neueren Forschung eher als Weihe- und Opfer gaben gedeutet. Auch der bedeutende Hort von Bühl, der sich aus einer regelhaften Vergesellschaftung von bewußt unbrauchbar gemachten, dadurch vor Pro fanierung geschützten, doch sonst fast neuwertigen Gegenständen zusammensetzt, ist wohl eine als Kulthandlung zu verstehende Niederlegung anzusehen. Mit Si cherheit dem kultischen Brauchtum zuzuordnen sind bronze- und urnenfelder zeitliche Deponierungen von Ritualobjekten und Prunkwaffen an nicht mehr erreichbaren Orten in Höhlen und nahe dem Wasser, in Mooren, in Quellnähe, an Flußmündungen und im Bereich von Furten. Die Kultplätze liegen oftmals nahe wichtiger Verkehrswege und könnten mit dem Händlerwesen zu tun haben. Einen ganz besonderen Stellenwert nehmen die Deponierungen in der Donau im Bereich der Illermündung östlich von Dillingen und bei Donauwörth ein, wo besonders bei Schäfstall eine große Ansammlung von Gegenständen, u. a. Schwerter, Lanzenspitzen, Beile, Sicheln und als auffälligstes Gerät der Teil einer Prunkrüstung in Form einer «donauländischen» Beinschiene zutage kamen.3’ Auch aus Iller, Lech und Wertach stammen Gewässerfunde.32 Scherben aus Brandopferstätten der mittleren Bronzezeit aus dem Ries in der Hexenküche, auf dem Rollenberg bei Hoppingen, dem Weiherberg bei Christgarten und neuer dings aus Bellenberg im Lkr. Neu-Ulm belegen eine weitere Variante kultischer Handlungen. Auf dem Rollenberg, einem markanten, isoliert stehenden Jurake gel nahe der Wörnitz bei ihrem Austritt aus dem Rieskessel, hegt ein Wall auf dem kleinen Plateau einen Opferplatz ein. Der Platz diente über Jahrhunderte bis in die Frühlatenezeit als heiliger Ort; auf einer kreisrunden Fläche von ca. 4 m Durchmesser fanden sich zahlreiche Scherben und Knochen überwiegend ’’ W. Dehn, Zur Beinschiene v. Schäfstall bei Donauwörth (ZHVS 74) 1980, 29-35, Abb. 8; vgl. ZHVS 74, 1980, 21 ff.; 75, 1981, 30 Abb. 6, 31 Abb. 7.
32 ZHVS 70, 1976, 22; 24 Abb. 3-4; 72, 1978, 24 Abb. 3; 74, 1980, 20-25; 75· 1981, 29-31; 77, 1983, 24; S. Wirth, FluBfunde aus Augsburg (Acta praehist. arch. 25) 1993, 211242.
A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
aus der Bronzezeit, aber auch noch aus der folgenden Urnenfelder- und Hall stattzeit. In diesen Rahmen gehören auch ein Geschirrdepot und Sakralobjekte aus dem häuslichen Bereich in Form tönerner Mondidole aus Unterelchingen und von der Reisensburg. Die Urnenfelderzeit bringt in Schwaben allgemein ein Aufblühen der Deponierungsbräuche, mitunter mit kostbarsten Beigaben aus Edelmetallen, und einen großen Formschatz an Symbolfiguren mit sich (Ehin gen, Horgauergreut, Reisen, Unterglauheim u. a.).35 Schwerter und andere Aus rüstungsgegenstände der Kriegerschicht werden vorzugsweise in Gewässern und Mooren versenkt.
§ 5. EISENZEIT
a) Frühe Eisenzeit (Hallstattzeit) Zeitschriften, Reihen, Handbücher. Die Hallstattkultur. Frühform europ. Einheit. Ausst.kat. Steyr, 1980; Die Hallstattkultur. Symposium Steyr 1980 (1981); Das kelt. Jahrtausend. Ausst.kat. d. Prahist. Staatsslg. 23, hg. H. Dannheimer u. R. Gebhard, 1993. Zusammenjassende Darstellungen und Monographien mit weiterführenden Literaturhinweisen. Vierräd rige Wagen d. Hallstattzeit. Unters, z. Gesch. u. Technik, 1987; Trans Europam, Beitrr. z. Bron ze- u. Eisenzeit zw. Atlantik u. Altai (FS f. Margarita Primas, Antiquitas 3) 1995; J. Biel, Die Hallstattkultur in Württemberg (Archäologie in Württ. Ergebnisse u. Perspektiven) 1988; W. Dehn, Vorgeschichd. Ringwälle im Ries (Archäolog. Wanderungen im Ries, § 1) 61-72; S. Frankenstein - Μ. J. Rowlands, The internal structure and regional context of Early Iron Age society in southwestern Germany (Bull. Inst. Arch. London 15) 1978, 73-112; H. Harke, Settlement Types and Settlement Patterns in the Western Hallstatt Province (Brit. Archaeolog. Reports, Intern. Ser. 57) 1979; H. Hennig, Die Hallstattzeit (HA v. Bayer.-Schw.) 19962; Dies., Die frühe Eisenzeit (Hallstattzeit) (Vor- u. Frühgesch., Archäologie einer Landschaft. Der Lkr. Augsburg II) 1996; Dies., Gräber d. Hallstattzeit aus Bayer.-Schw. (Monogr. d. Archäol. Staatsslg. München) im Druck; W. Kimmig, Die griech. Kolonisation im wesd. Mittelmeerge biet u. ihre Wirkung auf d. Landschaften d. wesd. Mitteleuropa (Jb. RGZM 30) 1983, 3-78; G. Kossack, Südbayern während d. Hallstattzeit, 1950; Ders., Zur Hallstattzeit in Bayern (BVbll. 20) 1954, 1-42; Ders., Südbayern im 5. Jh. v. Chr. (BVbll. 47) 1982, 9-25; Ders., Prunkgräber. Bem. zu Eigenschaften u. Aussagewert (Stud. z. vor- u. frühgeschichd. Archäologie. FS J. Werner, MBVF) 1974; Ders., Mitteleuropa zw. d. 13. u. 8. Jh. v. Chr. Geb. (Beitrr. z. Urnen felderkultur nördl. u. südl. d. Alpen, §4) bes. 58-64; W. Krämer, Neue Beobachtungen z. Grabbrauch d. mitderen Hallstattzeit in Südbayern (BVbll. 18/9) 195z, 152-189; K. Kromer, Das ösd. Mitteleuropa in d. frühen Eisenzeit (7.-5. Jh. v. Chr.) - seine Bez. zu d. Steppenvöl kern u. antiken Hochkulturen (Jb. RGZM 33) 1986, 1-93; K. Leidorf, Südbayer. «Herrenhöfe» d. Hallstattzeit. Archäol. Denkmalpflege in Niederbayern (Arbeitsh. d. BLfD 26) 1985, 129-142; C. Oeftiger, Mehrfachbestattungen im Westhallstattkreis, 1984; H. Parzinger, Chronologie d. Späthallstattzeit u. Frühlatene-Zeit (Acta humaniora, Quellen u. Forsch, z. prähist. u. provinzialröm. Archäologie 4) 1989; L. Pauli, Die wesd. Hallstattkultur. Aufstieg u. Niedergang einer Randkultur d. antiken Welt (BVbll. 60) 1995, 133 —142; K. Spindler, Magdalenenberg. Der hallstattzeid. Fürstengtabhügel bei Villingen im Schwarzwald. Bisher 6 Bde., 1971/80; Ders., Die frühen Kelten, 1983; W. E. Stöckli, Die Herkunft d. Kelten u. Helvetier (Arch. d. Schweiz 14) 1991, 62-67; W. Torbrücge 1979 (§ 4); Ders., Die frühe Hallstattzeit (Ha C) in chronolog. Ansich ten u. notwendige Randbem. (Jb. RGZM 38) 1991, 223-463; 39, 1992, 425-614; S. Winghart, Hallstattzeitl. Befunde aus d. Ries: Goldberg, Reimlinger Berg u. Beizheim (Führer zu vor- u.
” Müller-Karpe 1959 (§ 4) Taf. 147, 166, 168, 169.
§ j. Eisenzeit frühgeschichtl. Denkmälern 40) 1979, 139-148; H. P. Uenze, Frühe Kelten. Führer durch d. Ausstellung. Neufunde d. Hallstattzeit aus Bayern (Prähist. Staatsslg. München, Kl. Ausstellungs führer 5) 1987, 21-25; H. Zürn, Hallstattzeid. Grabfunde in Württ. u. Hohenzollern, 1987.
Allgemeines, Ablauf, Fundsituation. Mit der Hallstattkultur (namengebend der Fund ort Hallstatt in Oberösterreich) löst sich die Geschichte Mitteleuropas aus der Anonymität der reinen Archäologie. Antike Schriftquellen geben, wenn auch spärlich und widersprüchlich, seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert Kenntnis von der Existenz keltischer Volksstämme.1 Die archäologische Forschung ist weit gehend einmütig in der Annahme, daß man die westlichen Hallstattkulturen im Raum zwischen Seine und Moldau (Vltava) als keltisch bezeichnen kann. Stark in der Diskussion aber steht die Frage nach dem Zeitpunkt der Entstehung der kel tischen Völker. Die Ansätze hierfür reichen vom 3. Jahrtausend bis hin zur Zeit des Wechsels von der älteren zur jüngeren Hallstattzeit gegen Ende des 6. Jahr hunderts v. Chr.2 Die Hallstattkultur baut auf urnenfelderzeitlichen Traditionen auf, erfährt aber eine Fülle von Neuerungen im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereich und durch Berührung mit Kulturen des Mittelmeerraumes ein sehr eigenes Ge präge. Die Kenntnis der Eisenverarbeitung, die dank der weiträumigen Verbrei tung des Rohstoffes fast überall in großem Umfang möglich wird, verändert das politische Gefüge grundlegend. Der Kupferbergbau und die damit verbundene Handelsstruktur verlieren an Einfluß, auch wenn die Bronzetechnik hohen Stand behielt. Das Eisen wird zur neuen wirtschaftlichen Basis, welche die Herstellung billigerer und in ihrer Qualität besserer Geräte, Werkzeuge und Waffen erlaubt. Auch der Salzhandel gewinnt an Bedeutung. In der Folge steigt die landwirt schaftliche Produktion; es kommt zu einer ausgeprägten Gliederung der Bevölke rung in unterschiedliche Gesellschaftsschichten, in der sich archäologisch beson ders deutlich eine wohlhabende Oberschicht abhebt. Die gehobene Lebensweise spiegelt sich im Gebrauch von Pferd und Wagen, im Benutzen prunkvollen Ge rätes, in der Ausstattung mit üppiger Keramik und im Bau von Herrenhöfen; sie gipfelt in der Herausbildung von «Fürstenhöfen» im Westhallstattkreis. ’ Eine ge genüber der Urnenfelderzeit neue geistige Welt mit veränderten Riten und My then zeichnet sich ab; in manchen Regionen kommt es in der bildenden Kunst zur Selbstdarstellung des Menschen. Die Hallstattzeit umfaßt einen Zeitraum von rund drei Jahrhunderten, etwa zwischen 800 und 500 v. Chr.; man teilt sie grob in eine ältere und eine jüngere Stufe (Ha C und Ha D). Die relative Chronologie, zu deren Klärung auch schwä bische Befunde beitrugen (z. B. HaCi, Horizont der Mindelheim-Schwerter), ' F Fischer, Die Kelten bei Herodot (Ma drider Mitt. 13) 1972, 109 fr.; Stöckli (§ 5 a). 2 Pauli 1980 (§ 5 b); J. Untermann (Die Sprache im römischen Reich. Zürn (§ 5 a); Stöckli (§ 5 a) 66.
’ J. Biel, Der Keltenfurst v. Hochdorf, 1985; Führer zu archäol. Denkmälern in Baden-Württ. 1. Die Heuneburg an d. oberen Donau, 19832. W. Kimmig, Zum Problem halbstattzeitl. Adelssitze (FS f. P. Grimm, AdW Berlin 25) 1969, 93-113.
A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
wird in ihrer feineren Gliederung mitunter kontrovers diskutiert.4*Die absolute Datierung der einzelnen Phasen, die sich, in erster Linie auf Importgegenstände aus dem Mittelmeerraum gestützt, bisher problematisch und widersprüchlich zeigte, gewann in jüngster Zeit durch die Bestimmung von Hölzern insbesondere aus dem Magdalenberg bei Villingen, von der Heuneburg bei Hundersingen und aus Hügel 8 von Wehringen (Lkr. Augsburg) konkrete Anhaltspunkte, die grund legende Bedeutung für die Datierung der Eisenzeit Mitteleuropas haben.’ Vor allem das Wehringer Datum (778 +/- 5 v. Chr.) lieferte die Erkenntnis, daß die Hallstattzeit nicht erst um 750/740 v. Chr. einsetzt, wie man bisher annahm, son dern rund 50 Jahre früher. Man unterscheidet zwei in ihrer Erscheinungsform unterschiedliche Kernregionen der Hallstattkulturen, den westlichen Hallstattkreis (Bereich nordwesdich der Alpen) und den östlichen Hallstattkreis (Österreich/ Balkanhalbinsel), die sich im Bereich des heutigen Landes Bayern berühren und überschneiden.6 Bayerisch-Schwaben, zwischen beiden Zentren gelegen, aber mehr zum Westhallstattkreis tendierend, gelangt in der Hallstattzeit nur zeitweise zu eigenständiger Prägung. Seine Position in der Wechselhaftigkeit des geschicht lichen Geschehens ist nicht immer eindeutig auszumachen. Allein die «Ostalb gruppe» der frühen und mitderen Hallstattzeit mit dem Zentrum ihrer Verbrei tung im Ries darf als typisch schwäbische Keramikprovinz bezeichnet werden, die sich deudich gegenüber anderen bayerischen und württembergischen Regional gruppen abhebt.7 Mittelschwaben zeigt enge Anknüpfung an die Alb-SalemGruppe.8 Weniger genau lassen sich regional und zeitlich begrenzte Trachtgrup pen abgrenzen (z. B. kleinköpfige Nadeln als Kopfputz im Illermündungsgebiet).9 In Schwaben überwiegen die Ha C-zeidichen Gräber vor solchen der Stufe Ha D; die Ursachen hierfür liegen im veränderten Grabbrauch, der Keramikbei gaben in der späten Hallstattzeit ganz in den Hintergrund treten läßt, vor allem aber auch in den bestehenden Fundlücken durch die früheren Grabungsmetho4 Kossack 1954 (§ 5 a) 18 ff.; G. Kossack, Zur Chronologie d. älteren Hallstattzeit (Ha C) im bayer. Alpenvorland (Germania 35) 1957, 207-223, bes. 2i2ff.; H. Zürn, Zur Chronologie d. Alb-Salem-Keramik (Germa nia 35) 1957, 224-229; W. Torbrügge, Die Hallstattzeit in d. Oberpfalz, I. Auswertung u. Gesamtkatalog (Materialh. bayer. Vorgesch. A 29) 1979, 191 ff; Parzinger (§ 5 a). ’ Datierung Grab 1 Magdalenenberg in das Jahr 616 v. Chr. F. Friedrich - H. Hennig, Dendrochronolog. Unters, d. Hölzer d. hallstattzeid. Wagengrabes 8 aus Wehringen Lkr. Augsburg u. andere Absolutdaten z. Hallstatt zeit (BVbll. 60) 1965, 290-300. Vgl. auch Becker et al. (§1) 10 ff; Spindler (§ 5 a), Magdalenenberg I, 1971, 43; K. Spindler, Zum Beginn d. hallstattzeitl. Besiedlung auf d. Heuneburg (Archäol. Korrespbl. 5) 1975,
41-45; S. Sievers, Die Kleinfünde d. Heune burg (Heuneburg-Studien V) 1984, 77 ff; Par zinger (§ 5 a); W. E. Stöckli, Die Zeitstufe Hallstatt Di u. d. Beginn d. hallstattzeitl. Be siedlung auf d. Heuneburg (Archäol. Kor respbl. 21) 1991, 369-382. 6 Konventionell wird Bayern mehr dem wesdichen Hallstattkreis zugerechnet, hat aber auch starke Beeinflussung von Osten. Torbrügge 1981 (§ 1) 48 ff. 7 Zürn 1987 (§ 5 a) 21; H. Dietrich, Die hallstattzeitl. Grabfunde aus d. Seewiesen v. Heidenheim-Schnaitheim, 1998, 133fr. 8 Zürn (§ 5 a) 21; H. Zürn, Hallstattzeitl. Grabhügel in Schlingen, Lkr. Kaufbeuren (BVbll. 21) 1956, 85-97; Kossack 1954 (§ 5 a) Taf. 22. 9 Kossack 1954 (§ 5 a) 101; z. B. Taf. 152 A.
§ j. Eisenzeit
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den, die den oft in Form von Nachbestattungen vorliegenden Ha D-Gräbern nicht Rechnung trugen. Die hallstattzeitlichen Fundorte Schwabens konzentrieren sich, durch fundort arme Gebiete deutlich voneinander abgesetzt, in auffälliger Weise im Ries, im Raum Augsburg-Friedberg-Schwabmünchen, Neu-Ulm, Mindelheim-Kaufbeu ren, sowie mit kleineren Schwerpunkten in der Umgebung der heutigen Städte Memmingen, Krumbach, Dillingen und Donauwörth, und bezeugen, wie dies schon in der frühen Bronzezeit zu beobachten war, die Nutzbarmachung auch weniger klimagünstiger Gegenden am Rand des alpinen Hügellandes. Die Fluß täler wurden vor allem in den Bereichen bewohnt, in welchen sie sich zu breiten Auen weiten, wo leicht überquerbare Übergänge bestanden und bedeutende Ver kehrsadern sich kreuzen; die gute Verkehrslage, d. h. Handelsinteressen bestimm ten die Wahl des Wohnortes. Die Ergebnisse der systematisch über ein Jahrzehnt hinweg ausgeübten Luftbildarchäologie, die überwiegend Nekropolen erfaßte und den Denkmälerbestand in Bayerisch-Schwaben um rund 30-40% auf mehr als i r 20 hallstattzeitliche oder mutmaßlich hallstattzeitliche Fundorte hat anstei gen lassen, heben diese spezifische Siedlungsballung noch stärker hervor.10 Wirtschaft, Technik, Siedlungswesen. Insgesamt betrachtet, zeigt sich die Hallstatt zeit in Schwaben als eine Epoche von hohem Zivilisationsstand und gefestigtem politischen und sozialen Gefüge. Das Fundgut bekundet einen ansehnlichen Gü terzuwachs gegenüber der Bronze- und Urnenfelderzeit. Es kann kein Zweifel bestehen, daß blühender Handel und Wandel zur Herausbildung der augenfälli gen Siedlungszentren in Schwaben führten. Die Grundlagen der Wirtschafts und Handelsbeziehungen sind noch reichlich undurchsichtig, doch dürfte allein schon der Salztransport zwischen dem wirtschaftlichen Kerngebiet zwischen Salzach und Enns im Osten und den frühstaadichen Gemeinschaftswesen im Westen für Schwaben einen Durchgangsverkehr von bis dahin unbekanntem Ausmaß ge bracht haben, der weitere Handelsgüter aus Nordostbayern, Böhmen, den Süd ostalpen und Oberitalien nach sich zog. Kein Landstrich Bayerns zeigt während der Hallstattzeit im archäologischen Fundgut eine ähnlich starke Vermischung von Elementen unterschiedlicher Herkunft.11 Die Verwendung von Kupfer, Zinn, Gold, Graphit, das Vorkommen von Gagat, Glas- und Bernsteinperlen sowie Koralleneinlagen auf Schmuckgegenständen verraten anhaltenden und weitläufigen Fernhandel.12 Ungewöhnliche Gegenstände wie der Bronzekessel mit Rinderkopfprotomen aus Horgauergreut, ein Bronzebecken aus Aislingen, Bronzeeimer, -becken und -kännchen aus Rehling, zweiteilige, breitrandige Bronzeschalen aus Wehringen, ein perlrandverzierter Bronzeteller aus Donau wörth u. ä. sind, auch wenn sie zum Teil vielleicht in einheimischer Produktion hergestellt wurden, letztlich auf griechische und etruskische Vorbilder zurückzu,o Kossack 1954 (§ 5 a) 69fr.; Hennig 1996 (§ ja).
11 Vgl. Kossack 1954 (§ 5 a), Verbreicungskarten Taf. 154, 155, 156. 12 Kossack (§ 5 a) 69ff., 8z ff.
A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
fuhren;'3 mit Sicherheit etruskischer Provenienz ist die kleine Statuette eines späthallstattzeitlichen oder frühlatenezeitlichen Tänzers aus dem Ries.'4 Außer im Metallgewerbe, das Schmiede und Toreuten, Gießer und Metallurgen betreiben, differenziert sich das Handwerk in der Holzverarbeitung und in der Lederfabrika tion; häusliches Spinnen und Weben sind belegt.'5 Die schwäbisch-bayerische Topferkunst gelangt mit der rot und schwarz bemalten und weiß inkrustierten Keramik der Ostalbgruppe zu einem handwerklichen Höhepunkt (Donauwörth; Buttenwiesen; Wehringen-Hungerbrunnenmähder; Mindelheim u. v. a.). Wenig weiß man über das Siedlungswesen und die bäuerliche Wirtschaft. Noch gegen Ende der späten Bronzezeit waren unter den Feldfrüchten etliche wärmeliebende, in mediterranen Ländern beheimatete Arten erstmals angebaut worden, z. B. die Ackerbohne, Kolbenhirse und Edelkastanie. In der Tierhaltung ergab die Einführung einer offenbar aus dem Karpatenbecken stammenden neu en Pferderasse eine Verbesserung. Botanische oder paläontologische Untersu chungen liegen aus Bayerisch-Schwaben allerdings nicht vor. Gerade für die Hall stattzeit ist die Quellenlage extrem einseitig: Im ganzen Regierungsbezirk stehen mehr als 850 Nekropolen weniger als 200 Siedlungsplätze gegenüber; von letzte ren ist nicht einer systematisch ausgegraben. Nur im südlichen Ries haben syste matische Geländebeobachtungen ein realistischeres Bild der Fundortverteilung er geben.16 Lockere Dorfanlagen mit Ost-West-ausgerichteten Rechteckhäusern mit lehmverkleideten Flechtwerkwänden scheinen für die Zeitepoche typisch zu sein; Firstsäulen- und Blockbau sind nachgewiesen.17 Besonders in der späten Hallstatt zeit tragen das Umland beherrschende Höhen befestigte Siedlungen mit zum Teil differenzierten und stattlichen Gebäudekomplexen; man deutet sie als die akropo lisartigen Residenzen einer beherrschenden Schicht, auch wenn sie in ihrer gerin gen Größe nicht mit den machtvollen Burgen des Westhallstattkreises zu verglei chen sind (Hammelberg; Goldberg; Ipf; Reimlinger Berg mit Zweiteilung der Baulichkeiten und Topferofen im Wirtschaftsbereich).'8 Der Typ des befestigten Gutshofes, wie er in Ostbayern charakteristisch ist, hegt in Steinheim, Baidingen und Inningen vor und bleibt in Schwaben trotz intensiver Luftbildbeobachtung vorläufig auf diese drei Fundorte beschränkt.'9 Im Inninger Gehöft liegen über dies vielfältige Hinweise auf Metallverarbeitung vor.
’’ Kimmig (§ 5); Kossack (§ 5 a) Taf. 38, 47, 49, 136 Abb. 21 14 C. Kociumaka, Eine etruskische Bronze statuette aus d. Nördlinger Ries. Ehringen Gde. Wallerstetten, Lkr. Donau-Ries, Schw. (AJB 1990) 1991, 62 ff. *’ O. Schneider, Eine späthallstattzeitl. Siedlung in Königsbrunn (AJB 1988) 1989, 78 f. ,6 Beispiele: Krippner (§ 1 Anm. 13); BVbll. Beih. 1, 1987, 61.
17 Schneider (Anm. 15); Hennig (§ 5 a). Winghart (§ 5 a) 137 ff. 19 G. Krähe - N. Nieszery, Vorgeschichtl. Siedlungsspuren sowie Gräberfelder d. Band keramik u. d. Merowingerzeit bei Steinheim, Stadt Dillingen a. d. Donau (AJB 1987) 1988, 35 ff; N. Nieszery, Die Ausgrabung zweier hallstattzeitl. Grabhügel bei Steinheim, Stadt Dillingen a. d. Donau (JHVD 92) 1993, 55 ff; S. Wirth, Eine hallstattzeitl. Gußform aus In ningen (AJB 1993) 1994, 75 f.
§ /. Eisenzeit
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Gräber, Bestattungssitten. Entgegen früherer Lehrmeinung zeichnet sich in neu ester Zeit ab, daß als die gebräuchlichste Bestattungsart wohl die Leichenbrandbe stattung in einer kleinen, schlichten Erdgrube anzusehen ist, wobei in der Grube mitunter eine Urne, meist aber nur einige sekundär gebrannte Scherben anzutref fen sind. Allerdings entziehen sich Gräber dieser Art weitgehend dem archäologi schen Nachweis. Ein Brandgräberfeld aus Friedberg bei Augsburg mit 60 kleinen Gräbern stellt den ersten größeren Brandgräberffiedhof innerhalb Bayerns dar; weitere kleinere Grabgruppen wurden in Nördlingen und Augsburg aufgedeckt.20 Unscheinbare beigabenarme Gräber finden sich bei planmäßigen Ausgrabungen immer häufiger auch innerhalb von Grabhügelnekropolen (Todtenweis-Sand) oder im Bereich sakraler Bauten (s. u.), wie sie neuerdings mehrfach durch die Luftbildarchäologie entdeckt worden sind (Rain-Oberpeiching, Königsbrunn).21 Es ist anzunehmen, daß die große Mehrheit der hallstattzeidichen Bevölkerung unserer Region in solchen schlichten, kleinen Gräbern die letzte Ruhestätte fand, archäologisch aber völlig unterrepräsentiert ist. Die Oberschicht der Bevölkerung hingegen, eine wohl kleine Minderheit, zeigt sich durch die Grablege in Hügeln im Bestattungsbrauch stark überrepräsentiert. Üblich ist das Einzelgrab; Mehr fachbestattungen finden sich selten. Vom einzeln liegenden Grabhügel bis zum größten Grabhügelfeld Bayerns sind Friedhöfe jeder Größe vertreten (Todtenweis z6o Grabhügel; ausgedehnt auch Mindelheim 249; Ehingen-Belzheim 204, Hochaltingen 140, Augsburg-Stadtbergen 138; Wörishofen-Schlingen 138 u. a.).22*Die Nekropolen scheinen zum Teil durchgehend, zum Teil während begrenzter Zeit abschnitte belegt worden zu sein; eine wirkliche Beurteilung ist indes nicht mög lich, da von den insgesamt nahezu 8000 im Land registrierten Grabhügeln nur ein geringer Teil untersucht wurde, der Großteil überdies in alten, wissenschaftlich wenig ergiebigen Grabungen. Die Bestattung im Hügel erfolgt in ebenerdig an gelegten zentralen Holzkammern in regelhafter Ausrichtung mit Waffen-, Schmuck- und Keramikausstattung; in der Stufe Ha C überwiegt die Brand-, in der Stufe Ha D die Körperbestattung.25 Die Grabkeramik weist eine vorher nie dagewesene Form und Dekorvielfalt auf und wurde in der Regel neuwertig in das Grab gelegt. Vielfach handelt es sich um Gefäße, die sich durch ihre Form gebung oder übermäßige Graphitierung jeder praktischen Nutzung entzogen. In der Stufe Ha D werden bei allgemein verminderter Ausstattung auch Nachbestat tungen in bereits bestehenden Hügeln üblich.24
20 Hennig (§ 5 a) im Druck; vgl. auch R. Krause, Ein Brandgräberfeld d. mittleren Hallstattzeit bei Trochtelfingen, Stadt Bopfin gen, Ostalbkreis (Arch. Ausgrabungen in Baden-Württ.) 1990, 84-89. 21 Hennig (§ 5 a) 1996. 22 G. Krähe, Hallstattzeitl. Grabhügel bei Todtenweis, Lkr. Aichach-Friedberg (AJB 1982) 1983, 61-64; Kossack 1959 (§ 5 a).
2’ Ausgrabungen in Schwaben trugen zur Beurteilung des Grabbrauches bei. Krämer (§ 5 a) 152-189. 24 G. Krähe, Späthallstattzeid. Kreisgräben ohne Hügel v. Königsbrunn u. Oberpeiching, Schw. (AJB 1980) 1981, 96f; ZHVS 79, 1985, 47; vgl. E. Keller, Der große Kreis v. Eching, Lkr. Freising, Obb. (AJB 1981) 1982, 102 f; 1. v. Quillfeld, Ein hallstattzeitl. Kreisgraben
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Gesellschaft. Bayerisch-Schwaben nimmt an der Entwicklung zur extrem «feu dalen» Gesellschaft und am fürstlichen Reichtum des oberen Donaugebietes nicht Anteil. Eine deutliche soziale Schichtung der Bevölkerung aber ist offensichtlich gegeben und vor allem im Totenbrauchtum faßbar. Die Größe des Grabhügels erlaubt Rückschlüsse auf die gesellschaftliche Stellung des Bestatteten (z. B. Ais lingen Hügeldurchmesser 60 m).25 Reiten und Fahren, belegt durch die Beigabe von vierrädrigem Wagen und Pferdegeschirr, sowie das Tragen von Waffen sind das Privileg einer Oberschicht (z. B. Ehingen-Belzheim, Stadtbergen, Mindel heim).26 Hügel 8 aus Wehringen, das oben genannte dendrodatierte Wagengrab,27 sticht durch einen Prunkwagen mit bronzebeschlagenen Radnaben und eine bei gegebene Goldschale hervor.28 In der Stufe Ha C treten das Schwert, in der Stufe Ha D vor allem der Dolch als Würdezeichen auf, daneben setzen sich, beeinflußt von mediterraner Kampfweise, die Lanze und seltener Pfeil und Bogen (Todten weis) durch.29 Bronzegefäße und tönernes Prunkgeschirr weisen auf die Über nahme südlicher und ösdicher Gelageattribute im einheimischen Totenbrauchtum hin.50 Die Frauentracht zeigt ab der Stufe Ha D Vermehrung und stärkere Diffe renzierung; sie besteht aus aufwendigen und großen Fibeln verschiedener Art, Halsringen aus Hohlblech, oft in Sätzen getragen, Arm- und Beinschmuck in Form schwerer Ringsätze oder wuchtiger Einzelpaare (Melonen- und Tonnen armbänder), überbreiten Metallgürteln, monströsem Gürtelbehang oder über einen Tonring gegossenen pompösen Bronzehohlring. Eine zweite Bevölkerungs schicht, vielleicht Bauern, Handwerker, Händler, gibt sich durch waffenlose, aber gut ausgestattete Gräber zu erkennen. Der Handwerker scheint innerhalb der Gesellschaft hohes Ansehen genossen zu haben.3' Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung indes scheint im Grabbrauch durch die oben genannten un scheinbaren Brandgräber repräsentiert zu sein.’2 Kultverhalten, Kunst. Die Nachweise für künstlerische Gestaltung und Kultver halten sind gering. Bildnerische Kunst ist in Bayerisch-Schwaben mit Ausnahme des oben erwähnten importierten etruskischen Figürchens in der Hallstattzeit nir aus Poing, Lkr. Ebersberg, Obb. (AJB 1986) 1987, 81 ff. 21 G. Krähe, Großer Grabhügel d. Hall stattzeit bei Aislingen, Lkr. Dillingen a. d. Do nau (AJB 1983) 1984, 67 ff. 26 BVbll. 23, 1950, 159-162 (H. Hübener). 27 C. F. E. Pare, Wagenbeschläge d. Bad Homburg-Gruppe u. d. kulturgeschichtl. Stellung d. hallstattzeitl. Wagengrabes v. Wehringen, Kr. Augsburg (Archäol. Korrespbl. 17) 1987, 467-482. 2“ Uenze 1971 (§ 1) 177. 29 Schwert: z. B. Bubesheim, Mindelheim, Wehringen. Dolch: Waltenhausen, Niederraunau, Rehling. Lanzenspitze: AugsburgKriegshaber. Pfeile: Todtenweis. Kossack 1954 (§ 5 a) 17 ff; Krähe (Anm. 22) Abb. 44 u. 45.
,o R. Ambs - L. Pauli, Ein Kriegergrab mit prunkvollem Pferdegeschirr aus einem neu entdeckten Gräberfeld d. Hallstattzeit bei Illerberg, Stadt Vöhringen, Lkr. Neu-Ulm (AJB 1986) 1987, 86 f. ’’ E. Sangmeister, Einige Gedanken z. So zialstruktur im Westhallstattkreis (FS O.H. Frey, Marburger Stud. z. Vor- u. Frühgesch. 16) 1994, 523-534; B. TteRZAN, Überlegungen z. sozialen Status d. Handwerkers in d. frühen Eisenzeit Südosteuropas (ebd.) 659-669. ,2 Vgl. zur Gesellschaftsstruktur auch J. Müller, Zur sozialen Gliederung d. Nach bestattungsgemeinschaft vom Magdalenenberg bei Villingen (Prähist. Zschr. 69) 1994, 175221.
§ j. Eisenzeit
}9
gendwo belegt. Die Keramikverzierung zeigt sich rein geometrisch. Wie überall in Süddeutschland fällt in Bayerisch-Schwaben als Veränderung gegenüber der Urnenfelderzeit das plötzliche Ausbleiben von Fluß- und Hortfunden auf. Nur vereinzelt werden Naturheiligtümer benützt. In Höhlen oder in der Nähe auffäl liger Geländeformationen deponierte Tiere, Tongefäße und Amulettschmuck stel len wohl Opfergaben dar (Ofnet-Höhlen; Hexenküche im Kaufertsberg; Osterstein).55 Als sakraler Bau oder eine Art Totenheiligtum werden die oben genannten kreisförmigen, von einem dichtgesetzten Palisadenzaun umgebenen Anlagen angesehen, die die Luftbildarchäologie erst in den letzten Jahrzehnten als Bodendenkmal erkannt hat und in deren Umkreis sich Gräber und Verbren nungsplätze befinden. Uber die Jenseitsvorstellungen der Oberschicht der Hall stattbevölkerung unserer Region geben letztendlich auch die Grabhügelbestattun gen eine Vorstellung. Die Wagenbeigabe ist als Teil einer weitverbreiteten und alten Kulturtradition zu verstehen, wie sie auch im Zeremonialgeschehen und Bestattungsbrauch der orientalisch-ägäischen Hochkulturen und ihrer Randgebie te manifestiert ist. In zwei schwäbischen Gräbern (Aislingen, Unterfahlheim) wur den sogar leibhaftige Pferde mitbestattet. Die Umfahrt des Toten in einem von Pferden gezogenen Wagen und das festliche Gelage, das der Tote mit seinen Ge fährten abzuhalten trachtete, scheint eine der wichtigsten Ausdrucksformen des hallstattzeitlichen Totenkultes gewesen zu sein.
b) Späte Eisenzeit (Latenezeit) Zeitschriften, Reihen, Handbücher. Die Ausgrabungen in Manching i-io; I Celti (Kat. Ausst. Palazzo Grassi Venedig) 1991; Die Kelten in Baden-Württ., hg. v. K. Bittel - W. Kimmig S. Schier, 1981; Das kelt. Jahrtausend (§ 5 a); H. P. Uenze, Latenezeit (HA v. Bayer.-Schw.) 19962. Zusammenjassende Darstellungen und Monographien mit weiterführenden Literaturhinweisen. R. Christlein, Zu d. jüngsten kelt. Funden Südbayerns (BVbll. 47) 1982, 275-292; K. Duval, Die Kelten, 1978; O.-H. Frey, Die Bedeutung d. Gallia Cisalpina f. d. Entstehung d. OppidaKultur (Stud. zu Siedlungsfragen d. Latenezeit 9) 1984, 1-38; H.-J. Kellner, Latenezeit (Ar chäologie in Bayern) 1982, 116—153; Ders., Kelt. Münzen. Bem. z. Situation d. Forschung (Ostbair. Grenzmarken 26) 1984, 60-75; Kossack 1982 (§ 5 a); W. Krämer, Das Ende d. Mittellatenefriedhöfe u. d. Grabfunde d. Spätlatenezeit in Südbayern (Germania 30) 1952, 330-337; V. Kruta, Die Kelten, 1979; H. Lorenz, Totenbrauchtum u. Tracht. Unters, z. relig. Gliede rung in d. frühen Latenezeit (Ber. RGK 59) 1978, 1-380; L. Pauli, Die Herkunft d. Kelten. Sinn u. Unsinn einer alten Frage (Die Kelten in Mitteleuropa. Ausst.kat. Hallein) 1980a, 16-24; L. Pauli, Das kelt. Mitteleuropa v. 6. bis z. 2.Jh. v. Chr. (Ausst.kat. Hallein) 1980b, 25-36; H. Polenz, Münzen in latenezeitl. Gräbern Mitteleuropas aus d. Zeit zw. 300 u. 50 v. Chr. Geb. (BVbll. 47) 1982, 27-222; S. Rieckhoff-Pauli, Das Ende d. kelt. Welt: Kelten - Römer Germanen (Die Kelten in Mitteleuropa. Ausst.kat. Hallein) 1980, 37-47; S. v. Schnurbein, Die Funde v. Augsburg-Oberhausen u. d. Besetzung d. Alpenvorlandes durch d. Römer (Forsch, z. provinzialröm. Archäologie in Bayer.-Schw.) 1985, 15-43; K. Schwarz, Atlas d. spätkelt. Viereckschanzen Bayerns, 1959; W. E. Stöckli, Bem. z. räuml. u. zeitl. Gruppierung im Oppidum v. Manching (Germania 52) 1974, 368—385; H. P. Uenze, Die Latenezeit im Ries (Führer zu vor- u. frühgeschichtl. Denkmälern 40) 1979, 149—183; Ders., Zur Latenezeit im Augsburger Raum (Forsch, z. provinzialröm. Archäologie in Bayer.-Schw.) 1985, 9-13; Ders.,
” H. J. Seitz, Der Opferstein bei Unterfinningen (Lkr. Dillingen) (BVbll. 21) 1956, 75-85.
4°
A. 1. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
Die Latenezeit (Vor- u. Frühgesch., Archäologie einer Landschaft. Der Lkr. Augsburg II) 1996, 183-201; J. Werner, Spätes Keltentum zw. Rom u. Germanien. Ges. Aufsätze z. Spätlatenezeit, 1979.
Allgemeines, Ablauf, Fundsituation. Der letzte Abschnitt der mitteleuropäischen Eisen zeit, die Latenezeit, so benannt nach dem Fundort La lene in der Ostschweiz, ist gekennzeichnet durch die intensive Berührung und Auseinandersetzung der kelti schen mit der mittelmeerischen Welt, durch eine Kunstauffassung vorher nie da gewesener Art und durch die Entstehung städtischen Lebens im Raum nördlich der Alpen. Sie umfaßt die Zeitspanne von ca. 500 v. Chr. bis zur Jahrtausendwen de. Nach den historischen und archäologischen Zeugnissen stellt die Latenezeit in Bayern keine Epoche mit kontinuierlicher Entwicklung dar, sie zerfällt vielmehr in mehrere durch Zäsuren voneinander getrennte Abschnitte: Unter der Frühlatenezeit (LT A-B, 5. Jahrhundert) versteht man die Zeit vor der historischen Expan sion der Kelten. Es ist eine Phase zahlreicher Umbrüche, in der einerseits hall stattzeitliche Verhältnisse ihre Fortsetzung finden, insbesondere in der Art der beibehaltenen Grabform der Grabhügel, andererseits in Siedlungswesen und Be stattungsbrauch neue Formen aufkommen. Die Mittellatenezeit (LT C, 4. Jahr hundert und erste Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr.) setzt mit einer langdauern den Unruheperiode ein und leitet in die Zeit der Keltenzüge. In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. beginnt eine Phase der Konsolidierung (LT D), die nahtlos in die Zeit der Entstehung der spätkeltischen Stadtzivilisation fuhrt. Die spätestens ab der Mitte der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts v. Chr. einsetzenden, wiederholten germanischen Einfälle führen schließlich zum Nie dergang des Keltentums als politischer Macht.54 Während dieses Zeitraums von einem halben Jahrtausend bewegter Geschichte, in welchem sich im Raum nördlich der Alpen die politischen Kräfteverhältnisse grundlegend verschieben, scheint Bayerisch-Schwaben merkwürdig am Rand des Geschehens zu stehen. Vor allem im südlichen Schwaben liegen die archäologi schen Zeugnisse so lückenhaft vor, daß bis vor kurzem weite Landstriche als peri odisch fast unbewohnt galten.5’ Die Ursache für den stockenden archäologischen Quellenfluß ist zum einen in der wechselhaften Art der Fundkategorien zu su chen, welche über die Zeitläufte hinweg ihr Schwergewicht mehrfach verlagert und ein nur schwer überschaubares Gesamtbild ergibt. Zum anderen aber mag im 5. Jahrhundert v. Chr. in der Tat ein Bevölkerungsrückgang stattgefunden haben. Vor allem die Unruhen der Zeit der keltischen Wanderungen um 400 v. Chr., die, wie literarische Quellen überliefern, zu Eroberungszügen in die Mittelmeer länder und 387 v. Chr. sogar zum Brand Roms führten, könnten eine Reduzie rung der Bevölkerungszahl in einzelnen Landesteilen hervorgerufen haben. Wenn nicht Fundlücken einen Abbruch der Besiedlung vortäuschen, ist im Ries gegen 34 Die Untergliederung der Latenezeit in die Stufen A—D basiert auf Entwürfen Reineckes. S. Riekhoff, Überlegungen z. Chronologie
d. Spätlatenezeit im südl. (BVbll. 57) 1992, 103-121. ” Uenze 1971 (§ 1) 41 ff.
Mitteleuropa
§ j. Eisenzeit
41
Ende der Stufe LT A der Qualitätsrückgang der handwerklichen Produkte und das Auflassen der Siedlungs- und Begräbnisplätze zu beobachten. Erst mit Beginn der Latenestufe C im späten 3. Jahrhundert weist das Fundbild wieder eine beträchdiche Zunahme der Siedlungsdichte und der Bestattungsbrauch eine Zu wendung zur Totenverbrennung auf. Viereckschanzen, Kultstätten von kanoni scher Bauweise, zeugen von weiter Durchdringung des Landes. Reiches Siedlungsmaterial belegt auch in Bayerisch-Schwaben die Belebung der Wirt schaft während der Zeit der etwa 150 Jahre dauernden «Oppida-Kultur», in wel cher im süddeutschen Alpenvorland die Latenezeit mit erstem Städtebau Glanz und Höhe erreicht (Manching ca. 200-50 v. Chr.). Schwaben ist in der Spätlatenezeit (LT D) von den Vindelikern besiedelt, namentlich die Volksgruppen der Likatier sind durch schriftliche Quellen als Anrainer des Lechs, die Estiones und die Brigantier als die Bewohner von Cambodunum (Kempten) und Brigantium (Bregenz) überliefert. In der Mitte des 1. Jahrhunderts findet die Bedeutung der meisten spätkeltischen Siedlungen in Bayern im Gefolge weidäufiger Bewegun gen und inneren Zerfalls ihr Ende. Mit den germanischen Vorstößen in den nordbayerischen Raum im 1. Jahrhundert v. Chr. und mit der Okkupation des bayerischen Voralpenlandes nach dem großen Alpenkrieg 15 v. Chr. durch die Römer zerbricht die keltische Macht endgültig.’6 Wirtschaft, Technik, Siedlungswesen. Von dem lebhaft gestiegenen Tausch von Gütern und den wirtschaftlichen und technischen Neuerungen der Latenezeit gibt das schwäbische Fundgut z. T. nur spärlich und indirekt Zeugnis. Der Übergang von der späten Hallstattzeit in die Frühlatenezeit zeichnet sich durch einen Bruch in der Entwicklung ab, der sich in neuen handwerklichen Fähigkei ten und in einem neuen Kunststil äußert.37 Erstmals ist die Einführung der Töp ferscheibe, verbunden mit einer gewissen Eigenwilligkeit in der Formgebung und in der Anbringung mancher nur im nördlichen Bayerisch-Schwaben vorkom menden Verzierungsweise, an ffühlatenezeitlicher Grabkeramik belegt (Bollstadt, Beizheim).38 Im Süden Schwabens fehlt zunächst der Nachweis für scheibenge drehte Ware. Der Großhandel mit Passauer Graphit, der zur Herstellung beson ders haltbarer Kochtöpfe und Spezialbehälter in der Eisenverhüttung vonnöten ist, erreicht auch das Ries (u. a. Rollenberg).39 Die Gewinnung, Verhüttung und Verarbeitung des Eisens, das wesentlich alle Wirtschaftsabläufe mitbestimmt, ist im Donaumoos, wo Rasenerz fast an der Oberfläche ansteht, seit der mittleren Latene zeit wahrscheinlich,4“ eigendiche Industriezentren aber sind bisher in Schwaben
’6 W. Czysz - K. Dietz - T. Fischer H.-J. Kellner (Hgg.), Die Römer in Bayern, 1995; G. Ulbert, Die frühkaiserzeitl. Siedlung auf d. Auerberg (Küster, § 2) 211-214. J7 Kossack 1982 (§ 5 a) 18; vgl. auchjahresber. Heimatverein Lkr. Augsburg 1976, 16 ff. ’* Uenze (§ 5 b) 161; 166, Abb. 7, 5.6; Uenze 1985 (§ 5 b) 10.
” Uenze 1979 (§ 5 b) 167; I. Kappel, Die Graphittonkeramik v. Manching (Die Ausgra bungen in Manching 2) 1969, 151 f. Beilage 1. 40 H. J. Seitz, Vorgeschichtl. Eisengewin nung im Donaumoos (Mannus 1930) 1938, 458-479·
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A. I. Von der Steinzeit bis zur Römerzeit
noch nicht festgestellt worden. Glas und Bernsteinperlen, aus Bronze und Eisen gefertigter Schmuck und Waffen, darunter kompliziert gearbeitete Schwerter, ver körpern weitreichenden Handel und differenziertes Handwerk schon in der Frühlatenezeit. Südschwaben läßt eine Zugehörigkeit zum südbayerischen Trachtge biet erkennen, im Raum um Neuburg a. d. Donau deutet das Vorkommen von ostalpinen Tierkopfibeln auf eine Hinwendung zur Donauzone, das Ries kenn zeichnen eigene Typen.4' Der im späten 3. Jahrhundert v. Chr. einsetzende wirt schaftliche Aufschwung der Konsolidierungsphase zeichnet sich am archäologi schen Fundgut auf mancherlei Weise ab: In der Stufe LT C und Di gelangen mehr und mehr Elemente mediterraner Zivilisation ins Voralpengebiet und damit auch nach Bayerisch-Schwaben. Die Spezialisierungen im Kunsthandwerk zeigen sich in qualitätvoller Glas-, Eisen- und Bronzeverarbeitung. Die handwerklichen Fabrikationen schließen mit der Einführung der schnell rotierenden Töpferschei be die fast fabrikmäßige Fertigung keramischer Spezialserien ein (Manching; ver wandte Keramik in Heroldingen und Zoltingen).41 42 Es erfolgt die Umwandlung vom Tauschhandel zum Münzwesen; im Rahmen der Geldwirtschaft gelangen in Manching geprägte Münzen auch in Nordbayern und Württemberg in Umlauf. In Schwaben sind keltische Münzen allerdings fast ausschließlich in Form von Altfunden ohne genaue Lokalisierung überliefert. In der Frühlatenezeit bezeugen befestigte Höhen- und Flachlandsiedlungen im Ries intakte, in der Hallstattzeit verwurzelte wirtschaftliche Zentren (Rollenberg bei Hoppingen, Weiherberg bei Christgarten, Bruckfeld, Holzkirchen, Große Ofhet und Himmelreich-Rücken. Ausnahme: Goldberg). Nach dem jähen Be siedlungsabbruch im 4. Jahrhundert häuft sich im Ries erst wieder in der Mittel und Spätlatenezeit der Siedlungsnachweis.43 Die politisch-wirtschafdiche Aus strahlung der populationsreichen Stadt Manching, die Mittelpunktsfunktion für das vindelikische (?) Gebiet mit Handel und Gewerbe, Sitz des Adels, der Verwal tung und der Priesterschaft besaß, macht sich bis in den schwäbischen Raum öst lich des Lechs in der auffälligen Fundortdichte deutlich bemerkbar (u. a. Anwalting, Kissing, Friedberg, Mering, Mühlhausen, Rederzhausen, Unterbaar, Wülfershausen).44 Auch aus der Umgebung von Augsburg und Schwabmünchen kennt man eine Reihe von Fundorten (Wehringen, Inningen, Schäfstoß); in In ningen ist mehrphasige latenezeitliche Siedlungsüberlagerung belegt.4’ Spädatenezeitliche Siedlungen, z. T. ausgedehnt und mit Hausgrundrissen, grub man u. a. bei Heroldingen am Fuße des Burgberg, in Tapfheim, Zoltingen, Nersingen und neuerdings bei Augsburg aus.46 Schwer erfaßbar bleibt das Schicksal der BevölkeUenze 1996 (§ 5 b). Uenze 1979 (§ 5 b) 175 ff. Uenze, HA v. Bayer.-Schw. (§ 5 b). Uenze 1985 (§ 5 b) 12. ZHVS 70, 1976, 32 fr. (O. Schneider); Uenze 1985 (§ 5 b) 12.
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46 E. Frickhinger (FS Schumacher 1930) 64ff., 65 Abb. 6; ZHVS 70, 1976, 35 ff, Abb. 7; E. Pressmar, Spätlatenezeitl. Siedlungsfunde v. Nersingen, Lkr. Neu-Ulm (BVbll. 39) 1974, 66-79; S. Wirth, Eine Siedlungsstelle d. Spät latenezeit bei Haunstetten, Stadt Augsburg, Schw. (AJB 1990) 1991, 80 f.
5. Weiteres Czysz, Umland (§ 6) 21 5.
§ 6. Die Römerherrschaft in Vindelikien
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Auch nach der Verlegung der 3. Italischen Legion nach Rätien blieb Augsburg der hauptsächliche Residenzort des Statthalters, an dessen Stäben sich wenig än derte. Freilich wurden die meisten Posten in seiner Umgebung jetzt nicht mehr von Auxiliarsoldaten (besonders von decuriones der Alen59), sondern von Legionären bekleidet. Als Mitglieder der Legion, die natürlich nicht alle im Dienst des Legaten gestanden haben müssen, sind bislang belegt drei centuriones, ein optio [p]raet(o)ri, zwei (drei?) beneficiarii co(ri)s(ularis), ein librarius co(n)s(ularis), ein exactus co(ri)s(ularis), ein aquilifer, zwei signiferi, ein duplarius, ein pictor und stratores.60 Wie hier so sind auch sonst über die Zusammensetzung der Bevölkerung ange sichts des mageren Überlieferungsbestandes zuverlässige Aussagen nicht möglich. Die erhaltenen Inschriften wurden von einer relativ wohlhabenden und daher gehobenen Schicht gesetzt und liegen zudem nur in einem zufälligen Ausschnitt vor. Daher ist die nähere Auswertung der rund 170 Personennamen aus Augsburg letzdich nicht möglich.6' Derselbe Vorbehalt gilt natürlich ebenso hinsichtlich der im folgenden ausführlicher aufgezeigten Zeugnisse von Händlern wie bezüglich der epigraphisch-archäologischen Überreste zur Religion. So viel ist freilich er kennbar, daß das religiöse Leben der Residenzstadt wie das des gesamten Alpen vorlandes wegen des weitgehenden Fehlens autochthoner Elemente wenig origi nelle Züge trug, sich der Götterhimmel durchaus im üblichen Rahmen bewegte. Obwohl Augsburg eine große Bandbreite von Sakralbauten besessen haben muß, wurden bisher nur zwei Steingebäude beobachtet, die sicher diesem Zwecke ge dient haben.62 Gegen Ende des 2. Jahrhunderts wurde Augsburg als Symbol städtischer Selb ständigkeit, möglicherweise aber auch als Reaktion auf die Bedrohung oder sogar Zerstörungen während der Markomannenkriege durch eine mächtige, 2 m breite Wehrmauer mit Toren sowie einem bzw. später zwei Gräben als Annäherungshin dernis geschützt.6’
” CILV 8660; IBR 134; Schillinger-HäFELE 226. 60 IBR 128, 131; Wagner 35; IBR 114; IBR 126; IBR 134 (?); L. Bakker, Figürl. Bronzen u. Beneficiarier-Inschrift: Neufiinde aus Au gusta Vindelicum (AJB 1996) 1997, 115-119, bes. 118; IBR 125; IBR 123; IBR 127; IBR 129, i7jE; L. Bakker, Neue Inschriftenfunde aus Augusta Vindelicum-Augsburg (AJB 1984) 1985, noff., bes. 112 (AE 1992, 1307); Schillinger-Häfele 230 = K. Dietz, Maler im Dienste d. röm. Heeres (BVbll. 51) 1986, 221-232, 226 nr. 3; IBR 114; AE 1992, 1305. R. Haensch, Capita provinciarum, 1997. 6‘ Aufgrund der Vorarbeiten von Μ. Glück siehe Gottlieb (GA § 6) 60 f.
62 Vgl. Czysz (RiB § 6) 270-288, 575 f.; G. Gottlieb, Religion u. Kultwesen (GA § 6) 73-77, bietet 76 Anm. 6 eine Liste bekannter Weihungen; weitere wurden seither von L. Bakker veröffendicht: siehe seine in den Anm. 60, 63 und § 7 Anm. 21 zitierten Auf sätze. 6’ L. Ohlenroth, Augusta Vindelicum. Vorher, über d. Unters, v. 1949-1953 (BVbll. 21) 1956, 263 f. mit Abb. 61; L. Bakker, Aus grabungen in Augusta Vindelicum an d. «Langen Gasse» , Stadt Augsburg, Schwaben (AJB 1988) 1989, 120-125; Ders., Apollo Grannus u. Weintransport: Zwei neue Stein denkmäler aus Augusta Vindelicum (AJB 1990) 1991, 107-110; Ders., Erneute Grabun gen vor d. Stadtmauer v. Augusta Vindelicum (AJB 1994) 1995, 104 ff.
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A. II. Die Römerherrschaft in Vindelikien
Das Wirtschaftsleben. Die römische Stadt bildete den sozialen Rahmen der gewerb lichen Güterproduktion und des Handels?4 Epigraphische Zeugnisse sind eben falls spärlich, so daß die Organisationsstruktur der meisten Branchen und Hand werkszweige dunkel bleibt. Archäologisch und inschriftlich besser bekannt sind die wohlhabenden Kaufleute und ihre Vereinigungen. Dem bunten Gemisch von Krämern und Händlern unterschiedlichster Herkunft,6’ Sprache und sozialem Milieu in den Dörfern und Grenzkastellen stand die wohlhabende Kaufherren schaft gegenüber, die Kontore und Niederlassungen in Augsburg besaß und vor allem den Fernhandel organisierte. Diese Großhändler trugen das finanzielle Ri siko des Geschäfts durch die hohen Auslagen für die Waren und den oft weiten Transport zum Verbraucher. Entsprechend stattlich waren ihre Gewinne, durch die anscheinend zahlreiche Kaufherrenfamilien nicht nur beträchdiches Vermögen anhäufen konnten, sondern sich auch in die einflußreichen Ehrenämter ein schließlich des Dekurionenstands «einkaufen» und so in die soziale und politische Führungsschicht des Munizipiums und des Landes aufsteigen konnten.64 *66 In vielen Fällen gründeten die Kaufherren eigene Produktionsstätten, Manufakturen und Fabriken {fabricae) in der Stadt oder auf dem Land und vertrieben die hergestellte Ware in einer Art «Produzentenhandel»; die monostrukturelle Handwerkskonzen tration im lopferdorf R