Führer der Unschlüssigen: Buch 1-3 3787311440, 9783787311446

Im Vordergrund dieses philosophisch-theologischen Werkes von Maimonides (1135-1204) steht die Frage nach dem Verhältnis

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German Pages 1260 [321] Year 2007

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Inhaltsverzeichnis der Kapitel
Philosophische Leitsätze
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebentes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Slebzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Zwanzigstes Kapitel
Einundzwanzigstes Kapitel
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Dreiundzwanzigstes Kapltel
Vierundzwanzfgstes Kapitel
Fiinfundzwanzlgstes Kapitel
Sechsundzwanzigstes Kapitel
Siebenundzwanzigstes Kapltel
Achtundzwanzigstes Kapitel
Neunundzwanzigstes Kapitel
Dreißigstes Kapitel
Elnunddreißigstes Kapltel
Zweiunddreißigstes Kapitel
Dreiunddreißigstes Kapitel
Vierunddreißigstes Kapitel
Fünfunddreißigstes Kapltel
Sechsunddreißigstes Kapitel
Siebenunddreißigstes Kapltel
Achtunddreißigstes Kapitel
Neununddreißigstes Kapitel
Vierzigstes Kapitel
Einundvierzigstes Kapitel
Zweiundvierzigstes Kapitel
Dreiundvierzigstes Kapitel
Vierundvierzigstes Kapitel
Fiinfundvierzigstes Kapitet
Sechsundvierzigstes Kapitel
Siebenundvierzigstes Kapitel
Achtundvierzigstes Kapitel
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 3787311440, 9783787311446

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Phi l os ophi s c heBi bl i ot he k

Mos ebe nMa i mon Führ e rde rUns c hl üs s i g e n Zwe i t e sBuc h

MOSE BEN MAIMON

Führer der Unschlüssigen Zweites Buch

Übersetzung und Kommentar von Adolf Weiß Mit einer Einleitung von Johann Maier

P HI LO S OPHISC HE BI BL IO THE K BAN D 1 8 4 b

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet abrufbar über ‹http://portal.dnb.de›. ISBN eBook: ----

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg  Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§   und  UrhG ausdrücklich gestatten. www.meiner.de

Inhaltsverzeichnis der Kapitel nach Alcharizi

Zweltes Buch Seite

Vorausgehen die fiinfundzwanzig Prlimissen, deren der Verfasser bedarf, um das Dasein Gottes zu beweisen, femer zu beweisen, da8 er weder eln l(ilrper, noch eine in einem l(ilrper wlrkende l(raft ist und da8 er in Wahrheit Einer ist . . . . . . . . • Erstes l(apitel. Der Verf. zeigt, was aus diesen Pramissen folgt, er fiihrt eine zweite, dritte und vierte Untersuchung an (wle man das Dasein Gottes beweist), und eine Methode inbetreff der Einheit, wie eine Methode inbetreff der Unkorperlichkeit Gottes Zweites l(apitel. Der Vert. erilrtert den fiinften l(orper und bespricht, da8 Gott die Sphlire bewegt . . . . . • . . . . . • Drittes l(apitel. Der Vert. bespricht die Ansichten Aristoteles' inbetreff der Bewegungen der Sphliren . . . . . . • . • • . Vie rt es l(api tel. Der Vert. legt dar, da8 die Sphliren beseelt sind, und in welchem Sinne gesagt wird, da8 Gott die Sphlire bewegt. Er zeigt, da8 es stofflose Vemunftwesen gibt, deren er.1te Ursache Gott ist, und welche ihre Zahl ist. . . . • . . . . . Flinftes l(apitel. Der Vert. zeigt, da8 die Lehre, nach welcher die Sphliren beseelt und vemilnftig sind, von der Schrift, von den Lehrem und den Propheten einstimmig anerkannt ist . . . • Sechstes l(apitel. In diesem l(apitel zeigt der Verf., daB die Engel existieren, sowie da8 der Name iat'ic (mal'ach) ein homonymes Wort mit vielen Bedeutungen ist. . . • . . . . . . . Siebentes l(apitel. Der Vert. zeigt, da8 die Vemunftwesen und die Sphllren das von ihnen Bewirkte kennen und mit freiem Willen und nach eigener Wahl handeln . . . . . . . . . . • Ach tes l(apitel. Der Vert. erwlihnt die Ansichten der Alten, denen zufolge die Spharenbewegungen furchbare und gewaltige Gerausche veru rsachen. . . . . . • . . . . . . . • . • • • Neuntes l(apitel. Der Vert. bespricht die Zahl und die Lage der Sphliren nach den liltesten Ansichten. . . . . . . . . . . Zehntes l(apitel. Der Vert. erortert ausfilhrlich den Aussprucb, daB die Regierung dieser niederen Welt durch l(rlifte stattfindet, die von der hiiheren ausstromen, und daB jedes der vier Elemente eine Sphlire hat, welche das Prinzip der l(rlifte dieses

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IV

MOSE BEN MAIMON

Elementes ist, femer da6 es vier Ursachen der Spharenbewegung gibt und vier allgemeinc Krafte, die zuerst von der Sphare ausgehen. Er erklart auch die Bedeutung des Ausspruchs der Lehrer: .,Ein Engel ist ein Dritteil der Welt". . . . . . . . Elftes l(apitel. Der Vert. spricht von den astronomischen Dingen und von der Ordnung der regierenden Emanation . . Zwtilftes Kapitel. Der Vert. bespricht eingehend die von Gott und den Vernunftwesen und den Spharen ausgesagte Emanation und erktart, in welchem Sinne gesagt wird .,den Quell lebendigen Wassers, den Herrn" oder ,.denn bei dir ist der Quell des Lebens" . . • . . . . . . . . . . . . . . . Dreizehntes Kapitcl. Der Ver!. fiihrt die Ansichten der Menschen inbetreff der Ewigkeit oder des Erschaffenseins der Welt an und bezeichnet letzferes als Fundamentalsatz der Lehre Moses und als die Oberzeugung unseres Stammvaters Abraham, indem er de11 Herrn den Weltengott nannte, und als die Anslcht der H. Schrift, indem sie sagt: ,.Schtipfer des Himmels und der Erde". Er sagt, da6 die Erde zu den erschaffenen Dingen gehort Vicrzehntes l(apitel. Der Vert. fiihrt die Argumente Aristotcles' und seiner Anhanger inbetreff des Nichterschaffenseins der Welt an . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fiinfzehntes l(apitel. Der Vert. legt in diesem l(apitel dar, da6 Aristoteles fiir die Ewigkeit der Welt keinen Beweis hatte Sechzehntes l(apitel. Der Verr. gibt an, was er selbst inbetreff dieser Frage glaubt . . • . . . . . . . . . . . . Siebzehntes l(apitel. Der Vert. zeigt, da6 man aus der Natur eines Dinges, die es nach seinem Werden und nach seiner Vervollkommnung hat, keinen Schlu6 ziehen dart auf den Zustand des Dinges zur Zeit, als es sich zum Werden bewegte. Er widerlegt eingehend den Ausspruch Aristoteles', da6 die erste Materie weder wird noch vergeht, wie den Ausspruch, da6 die l(reisbewegung keinen Anfang hat . . . . . . . . . . . . . Achtzehntes l(apitet. Der Vert. widerlegt die Methode, welche von den Anhangern des Nichterschaffenseins der Welt angewendet wird, derzufolge sich fiir uns, wie sie glauben, als notwendige Folge ergeben miiBte, da6 Gott, wenn er zu einer Zeit wirkt, aber zu einer anderen Zeit nicht, aus dem Vcrmogen zur Wirklichkeit iibergehen mii6te, und ebenso widerlegt er die zweite und die dritte Methode, aus denen sich fiir sie (die Anhanger Aristoteles') das Nichterschaffensein der Welt ergibt. . Neunzehntes l(apitel. Der Vert. erortert die Meinung derjenigen, die das Nichterschaffensein der Welt behaupten, da6 das Seiende von Gott infotge einer Notwendigkeit herrilhre. Er legt unserer Ansicht gcma6 dar, da6 das Universum durch die Intention eines lntendierenden und nicht infolge einer Notwendigkeit exlstiere und setzt sich mit Aristotetes ausfiihrlich in Form von Frage und Antwort auseinander. . . . . . . . Zwanzigstes l(apitel. Der Vert. bemerkt, Aristoteles habe bewiesen, daB die Dinge in der Natur nicht in zufahiger Weise entstehen, nur entstehen sie nicht infolge der Absicht eincs

Sette

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77-81

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103-108 108- 110

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I 24-142

INHALTSVERZEICHNIS DER KAPITEL

v Seite

lntendierenden und des Willens eines Wollenden, wahrend unser Verf. gerade den Willen eines Wollenden behauptet 142-145 Einundzwanzigstes Kapitel. Da es unter denen, welche an das Nichterschaffensein der Welt glauben, solche gibt, die behaupten, da6 zwar Gott die Welt bewirkt habe, nur· sei es nicht moglich, da6 er z11 einer gewissen Zeit wirkt, zu einer anderen aber nicht, sondern wenn er da war, miisse sie immer dagewesen sein, glbt der Verf. auf diesen Einwand Antwort . 146-149 Zweiundzwanzigstes .Kapitel. In diesem Kapitel sagt d_e r Verf.: Aristoteles und alle Philosophen sagen iibereinstimmend, da6 von dem einfachen Dinge notwendig nur cin einziges und einfaches Ding herriihren kann, wahrend aus dem Zusammengesetzten notwendig zusammengesetzte Dinge folgen. Ebenso stimmen sie darin iiberein, da6 nicht von jedem beliebigen Dinge jedes beliebige Ding herriihren kann, wie etwa von einem Saugetier ein Vogel, von der Pflanze ein Mineral oder von einer Qualitat eine Quantitat. Eben'so sind sie darin einig, da6 jeder Bewirkende, der nicht vermoge seiner Natur, sondern mit Wilien und Absicht wirkt, verschiedene Wirkungen hcrvorbringen kann, wie auch darin, da6 ein Ganzes, welches aus nebeneinander gelagerten Substanzen zusammengesetzt ist, leichter zusammensetzbar ist, als das durch Mischung Zusammengesetzte. Der Verfasser wendet nun gegen Aristoteles ein: Wenn von dem Einfachen ein ihm Unterstehendes herrilhrt, vom zweiten cin drittes bis zum letzten, und das ldzte ebenfalls ein einfaches Ding ist, von wo riihrt das Zusammengesetzte notwendig her und wie kann vom letzten einfachen Dinge ein Zusammengesetztes herrilhren? Hierauf geht er sehr tief ein 150-157 Dreiundzwanzigstes .Kapitel. Der Verf. bemerkt, da6 man, wenn man irgend eine schwerwiegende Behauptung filr das Nichterschaffensein der Welt hOrt, darum nicht sofort den Glauben an das Erschaffensein aufgeben dilrfe, da man dadurch ein Fundamen t des Glaubens und des Gesetzes zerstoren und von Gott etwas sehr iibles glauben mil6te. Vielmehr mu6 man, wenn man diese Vermutungen und Glaubensmeiriungen hort, in richtiger Weise zwischen Ihnen entscheiden und dem Richtigen und Geziemenden das Obergewicht verleihen 157-160 Vierundzwanzigstes K:apitel. Der Vert. bespricht in diesem lCl~tXAA"lJ tot ;oullE d.; >08E OAOV. Ebendaselbst I, s stellt Arist. jedes Werden aus der Nichtsubstanz und jedes Vergehen in die Nichtsubstanz oder in das Nichtsein in Abrede und gelangt zu dem Resultate, daB das Werden der' einen Substanz immer nur das Vergehen einer andern und das Vergehen der einen das Werden einer anderen Substanz bedeutet. Somit setzt auch das Weeden und Vergehen ein Anderswerden und eine raumliche Annaherung des Verandernden an das Veranderte voraus. 17) Aristoteles, welcher (Phys. IV, 10) ausgefiihrt hat, da8 die Zeit nichts Reales, fiir sich selbst Existierendes ist, zeigt dann (ibid. IV, 11), da8 man sich der Zeit erst dann als etwas Existierenden bewu8t werde, wenn eine Bewegung stattfindet. Sie m!lsse also entweder die Bewegung selbst oder irgend etwas zur Bewegung Gehiirendes sein. Da sie nun mit der Bewegung nicht identisch ist, ist sie notwendig nj.; :Ktv~CIEWt. 18) D. h. der erste Beweger, namlich Gott und die stofflosen Vernunftwesen. So sagt auch Aristoteles (Phys. IV, 12, 10) a.1 ov;a;, ~ a.t. OV>!X, OOK ~Cl>tv tv yyov~. 00 yiXp 1tEPtExE>C1t (mo >OU xpovou, 0081: µ••p'Ei•a;t '!:O ETva;t a;O>WV >ou "f.p6vou. ") Aristoteles (Metaph. XII, s sagt: ,,Was der Zahl nach eine Vielheit ist, hat Materie, das erste reine Sein aber hat keine Materie". Die unkiirperlichen Dinge, wie z. B. die allgemeinen Formen (Universalien), kiinnen, da in ihnen keinerlei Verschiedenheit ist, nicht als Vielheit gedacht werden.

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or.o

PHILOSOPHISCHE LEITSATZE

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durch ihre Trager zahlbar 30). Deshalb kfinnen die stofflosen Dinge, die weder Korper noch korperliche Krafte sind, schlechterdings nicht als zahlbar gedacht werden, ausgenommen im Verhaltnis als Ursachen und Wirkungen 31). 17. Alles Bewegte muB notwendig einen Beweger haben az), entweder auBer ihm, wie z. B .• der Stein, den eine Hand bewegt, oder in ihm, wie die Lebewesen 33), die aus Bewegendem und Bewegtem zusammengesetzt sind 3 '). Somit muB das Bewegte, namlich der Korper, wenn er stirbt, und das Bewegende, namlich die Seele, aufhOrt, augenblicklich so bleiben, 10) D. h. die korperlichen Krafte sind nur :zlihlbar nach der Verschiedenheit der Materien, denen sie eigen sind, die Akzidentien nur durch ihre Substrate. 11) Bei den stofflosen Vemunftwesen ist eine Vielheit nur insofern moglich, als das eine die Ursache des andern ist, denn sonst lie6en sie sich auf keine andere Art unterscheiden. In Aristoteles' Schriften laBt sich allerdings die Quelle dieser Lehre nicht nachweisen, da Aristoteles (Metaph. I, 6) ihre Grundlage, da6 die Vielheit aus der Materie entstehe, gegeniiber Plato, der sie behauptet hat, bekampft. Er sagt: ,.Plato will, daB die Vielheit aus der Materie entstanden sei, und seine ldee vollbringt nur eine einmalige Zeugung, tatsachlich aber sieht man, daB z. B. aus Einem Stoffe nur Ein Tisch hervorgebracht wird; wer sich aber der Form dazu bedient, der kann viele Tische machen, obwohl es nur Einer ist. Ganz ahnlich ist es im Verhliltnis des Mannlichen (der Form) zum Welblichen (der Materie)." Wohl aber scheint Maim. diese These den arabischen Peripatetikern entlehnt zu haben, die sie filr ihre Emanationslehre brauchten. Wir finden sie namlich in gleicher Weise ausgedriickt bei Averroes (Epitom. metaph. tr. 4). Dies scheint auch der l(ommentator Schemtob .bemerkt zu haben, der jedoch mi6verstandlich annimmt, dieser habe die separaten Intelligenzen als gleichgeordnet aufgefa6t. Vgl. auch Stocki, Gesch. d. Phil. d. Mittelalters 11, S. 103ff. 11) Aristoteles (Phrs. VII, 1 Anfg.: ~Am1v xwouµevov 1ivciyx1} !mo ·mo• xwiio&cu. d µl:v yilp t'I tau;lj) ....~ ~XEl ~'/ dPX~'I Tri• Xl\l~' tcnlv o x.povo• xw~a&w• iXp1&µ.o, ~ o, &tlt&p &d x.povo• la,lv, &vciyxT} xctl x(vT}alV ci"tl>1ov eTvcu. Aristotelcs fiihrt nach Erwahnung der Ansichtcn des Anaxagoras, der bchauptet, daB urspriinglich alle Dinge miteinander waren und geruht haben und die Bewegung erst spater durch die wirkende Vernunft entstanden sci, und des Empedokles, welcher meint, daB die Bewegung aus dem Gegensatze zwischen Liebe und Streit hervorgegangen sei, unter anderen fiir seine Lehre nachstehende Argumcnte an: Alles, was cxistiert, hat vorher dem Vermogen nach existiert und alles Bewegte hatte vorher das Vermogen, sich zu bewegen. Denn die Bewegung ist nichts anderes als die Verwirklichung dieses Vermogens und wenn der Bewegung dicse Mtiglichkeit nicht vorher ginge, ware sie unmoglich. Wenn wir nun annchmen wollten, daB irgendein Bewegtes zuerst mit der Bewegung begonnen habe, so daB·dies die erste Bewegung gewesen ware, der kcine andere vorhergegangcn ist, so miiBte die Mtiglichkeit dieser Bewegung entweder cine ewige oder eine erst entstandene gewesen sein. Im letzteren Falle miiBte ihr Entstehen selbst eine Bewegung sein und somit miiBte cs vor dcr ersten Bewegung cine Bcwcgung gegeben haben, und auch diese miil3te vorher dcm Vermogen nach gewesen sein u. s. f. ins Unendliche, im ersteren Falle hingegen und bei der Annahme, da6 alles vorher eine uncndliche Zeit hindurch geruht habe, wiirde dies einen inneren Widerspruch enthaltcn, denn es wiirdc sich notwendig ergeben, daB zu der Zeit, in welcher die 13cwegung entstand, eine neue Beziehung zwischen dem Beweger und dem Bewegten eingetreten sci, wclche vorher nicht bestanden hatte. Das Entstehen dieser neuen Bezichung aber ware selbst wicdcr eine Bewegung oder die Folge einer Bewcgung. War aber der Grund, daB die Bewcgung gerade zu dieser Zeit und zu keiner anderen entstand, da6 in dieser unendlichcn Vergangenheit cin Hindernis obwaltete, so da6 der Beweger nicht bewegen konnte, so ist es klar, da6 einc Veranderung im Bewcger oder im Bewegten oder in beiden, sei cs eine Vcranderung in ihrcm Wesen oder in einer ihrer Akzidentien vor sich gcgangen sein mu6, sei es ein Anderswerden oder ein Werden, eine Annahcrung oder Entfernung oder Be-

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MOSE BEN MAIMON

Ansicht nach unausweichlich, daB es einen wirklich seienden Korper geben muB, der ewig bewegt ist, namlich den fi.inften Korper 61). Deshalb sagt er: ,,Der Himmel wird nicht und vergeht nicht", weil, wie er meint, die Bewegung weder entsteht, noch vergeht. Er sagt namlich: jeder Bewegung geht notwendig eine andere voraus entweder von derselben, oder von einer anderen Art 62), und es ist nicht richtig zu glauben, daB der Raumbewegung eines Lebewesens schlechterdings keine andere vorhergegangen sei, weil dasjenige, wodurch es veranlaBt wurde, sich zu bewegen, nachdem es sich im Zustand der Ruhe befunden hatte, durch Dinge bewegt ist, die zu dieser Raumbewegung fi.ihren und zwar entweder durch eine Mischungsanderung 93) die das Verlangen bedingt, das Geeignete anzustreben oder dessen Gegenteil zu rneiden, oder durch eine Vorstellung oder durch einen in ihm entstehenden EntschluB 6 '). Eines von diesen drei Dingen hat es in Bewegung gebracht und zwar notigt es jedes einzelne von diesen zu anders gearteten Bewegungen. Ebenso kann man auch sagen, daB bei allem, was entsteht, die Moglichkeit seiner Entstehung der Zeit nach seiner Entstehung vorangehen muB 96). Daraus fol gen nun Dinge, die seinen Lehrsatz beseitigung eines Hindernisses. Dies alles aber setzt wieder eine schon vorhergegangene Bewegung voraus. Es ist somit erwiesen, da6 die Bewegung immer vorhanden gewesen sein mu6. Da6 aber die Zcit ewig ist, ist so zu beweisen: Ware die Zeit geworden, so mii6te sie, was zu denken unstatthaft ist, vor ihrem Werden gewesen sein, denn die Annahme, die Zeit sei geworden, nachdem sie friiher nicht gewesen, schlie6t in sich, da6 es ein ,,friiher" vor der Zeit gegeben habe. Nun ist aber das ,,Friiher" ein Begriff, der selbst zur Zeit gehiirt. Somit mu8 es eine Zeit gegeben haben, die vor der Zeit war. 11 ) D. h. der Ici'L xcil>' txcia"t"l}v x(V1}cnv. (Vgl. oben S. 5, Anm. 8.)

PHILOSOPHISCHE LEITSATZE

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weisen sollen. Und diesem Lehrsatz zufolge bewegt sich das bewegte Endlicheee) fiir eine unendliche Dauer unzahligemal wahrend dieser Dauer immer wieder im Kreise herum 67), was jedoch bei keiner anderen als der Kreisbewegung moglich ist, wie durch den dreizehnten der vorstehenden Leitsatze bewiesen wird, aus welchem das Dasein des Unendlichen im Sinne der ununterbrochenen Aufeinanderfolge im Gegensatz zur Gleichzeitigkeit unendlicher Dinge 68) notwendig folgt. Dies ist auch der Lehrsatz, den aufrechtzuhalten Aristoteles sich unablassig bemiiht. Es scheint mir jedoch, daB er nicht mit Entschiedenheit behauptet, daB seine Argumente dies beweisen, sondern daB er sie fiir die wahrscheinlichsten und rich ti gen halt 69) . Allein seine Anhanger und Ausleger behaupten, er sei unwiderleglich, nicht aber bedingt wahr und bereits vollkommen erwiesen. Hingegen meint einer der Dialektiker beweisen zu konnen, daB er undenkbar ist, weil man sich nicht vorstellen konne, wie unendliches Geschehen in unmittelbarer Aufeinanderfolge stattfinden konne 70). Von diesem Lehrsatze nun sagen sie mit besonderem Nachdruck, daB sie ihn fiir eine selbstverstanliche Wahrheit halten. lch bin jedoch der Ansicht, daB dieser Lehrsatz nur als Annahme und nicht, wie die Ausleger Aristoteles' sagen, als unbedingte Wahrheit gilt, andererseits jedoch auch nicht undenkbar ist, wie die Dialektiker sagen. jedoch will ich jetzt nicht die Griinde Aristoteles' erortern oder die Bedenken dagegen aufzeigen, auch nicht meine Ansicht beweisen, daB die Welt erschaffen ist, sondern ich wollte an dieser Stelle nur die Voraussetzungen anfiihren, deren wir zum Beweise fiir die drei Fragen 71) bediirfen. Nachdem ich nun diese vorangeschickt und mich zu ihnen bekannt habe, versuche ich darzulegen, was aus diesen folgt. ") D. h. die Sphare. '') Der Satz ist nicht ironisch aufzufassen, sondern legt in nuce das Aristotelische System dar. ") Die Existenz des Unendlichen in der Sukzession, namlich wenn die Einheiten, aus denen dieses Unendliche besteht, nicht gleichzeitig existieren, sondern die einen nicht mehr, die anderen noch nicht vorhanden sind, wie z. B. die jetztmomente in der Zcit, hat der Verf. nach Arist. schon im I. T., Kap. 73, S. 354 ff. fiir zulassig erklart. ") Die nahere Ausfiihrung dieser Ansicht s. 11. T., Kap. 15. '°) ' Vgl. I. T., Kap. 73, 11. These, S. 354. ") Namlich Dasein, Einheit und UnkOrperlichkeit Gottes.

Erstes Kapitel 1 ) Aus dem filnfundzwanzigsten Leitsatze folgt notwendig, daB es einen Beweger geben muB, der den Stoff dieses dem Werden und Vergehen Unterliegenden 2) in Bewegung gesetzt hat, so daB er diese Form 3 ) angenommen hat. Forscht man aber danach, wer diesen unmittelbaren Beweger in Bewegung gesetzt hat, so ergibt sich mit Notwendigkeit, daB ftir ihn ein anderer Beweger vorhanden sein muB, entweder von derselben oder von einer anderen Art 4), da, wie wir im vierten Leitsatze erwahnten, die Bewegung in vier Arten der Aussage 5) vorkommt, die man im weiteren Sinne Bewegung nennt. Dies geht aber, wie wir im dritten Leitsatze bemerkten, keineswegs ins Unendliche. Wir finden jedoch, dal3 jede Bewegung in die des fUnften Korpers ausgeht und bei ihr stehen bleibt 6 ),und dal3 alles, was in der gesamten unteren Welt 1 ) Das nachstehende Kapitel enthatt die peripatetischen Beweise fiir das Dasein Gottes, fiir seine Einheit und Unkorperlichkeit. Von diesen Bewfisen gehOren die beiden ersten ohne jeden Zweifel Aristoteles an und !assen sich in der Phys. VIII, 5ff. und in der Metaph. XII, 6 u. 1 nachweisen. Bei dem dritten macht unser Verf. die einschrankende Bemerkung, er sei den Worten Aristoteles' entnommen. Damit will er sagen, daB er eine unmittelbare Konsequenz der Lehre Aristoteles' darstelle, ab er nicht unmittelbar von ihm herriihre. Vielmehr bedient sich hicr der Verf. als Fiihrer der arabischen Peripatetiker, insbesondere Ibn Sinas, der, wie schon oben bei der 19. u. 20. These S. 12 f. bemerkt, die Lehre von der notwendigen Existenz zum Ausgangspunkt seines Systems gemacht hat. Auf diese Tatsache macht iibrigens schon Schcmtob (Komm. z. St) aufmerksam, der auch dzrauf hinweist, daB diese Theorie wegen ihrer zu allgemeinen Fassung sowohl von Algazali in der Destructio philos., als auch von Averroes in der Destruct. destructionis bekampft wurde. ') D. h. die niedere Materie hienieden. Nach MUNK, Guide II, S. 29 Anm. 2. 1 ) Namlich diese bestimmte Form. 1 ) S. oben S. 8, Anm. 20. 1 ) Kategorien. 1 ) D. h. mit dem Korper der Sphiire endet die Reihe der physisch bewegten Ursachen, die nur durch Beriihrung wirken, dariiber hinaus wirkt ~ine Reihe Ursachen anderer Art, Ursachen die nach Art der menschlichen Seele von Vorstellungen, Begehrungen und Erkenntnissen bewegt werden.

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eine Bewegung oder einen Zustand bewirkt, von dieser Bewegung ausgeht und mit ihr zusammenhangt'). Die Sphare aber vollzieht eine Raumbewegung, welche, wie wir im vierzehnten Leitsatze ausftihrten, der Zeit nach die erste unter alien Bewegungen ist. Ebenso erstreckt sich schlieBlich in der Tat jede Raumbewegung bis zur Spharenbewegung. So kann man z. B. sagen: Diesen Stein, der sich bewegt, hat der Stock in Bewegung gesetzt, den Stock aber die Hand&); die Hand wird jedoch von den Sehnen bewegt, die Sehnen von den Muskeln, die Muskeln von den Nerven, diese aber von der natiirlichen Warme. Die Warme aber wird von der ihr innewohnenden Form 9 ) bewegt und diese ist ohne Zweifel der erste Beweger. Diesen aber hat z. B. eine Absicht genotigt, die Bewegung hervorzurufen, namlich die Absicht, diesen Stein, dadurch daB der Stock ihn schlagt, in eine Offnung zu bringen, um diese zu schlieBen, damit der Zug des Windes nicht durch sie eindringen konne. Diesen Wind aber hat die Spharenbewegung in Bewegung gebracht und sie hat sein Wehen bewirkt. In dieser Weise nun wirst du finden, daB jede Ursache des Werdens und Vergehens schlieBlich bei der Spharenbewegung ankommt. Nachdem wir nun zuletzt bei dieser sich bewegenden Sphare angelangt sind, ergibt sich aus dem, was schon im siebzehnten Leitsatze besprochen wurde, unbedingt, daB auch sie einen Beweger haben muB. Nun kann aber derjenige, der die Spharenbewegung verursacht, schlechterdings nicht anders - und dies ist eine unumgangliche Einteilung - als entweder in der Sphare oder auBer ihr sein. 1st er nun auBer der Sphare, so kann er nur entweder ein Korper oder etwas Unkorperliches sein. Im letzteren Falle kann man allerdings nicht von ihm sagen, daB er auBer der Sphare ist, sondern man muB sagen, daB er etwas von der Sphare Verschiedenes ist, da man von dem 7 ) Der Verf. will sagen, daB alle Bewegung in der Sphlirenbewegung ihren Ursprung hat, indem, wie er schon in seinem Weltbild (I. T., Kap. 72, S. 301) dargelegt hat, durch die Rotation der Sphlire notwendig in den Elementen eine Bewegung entsteht. 1) Das Beispiel ist gleichfalls von Aristoteles (Phys. VIII, 5 Anfang), doch von Maim. durch eine weitere Reihe von Zwischengliedem vervollstandigt. 1 ) DaB in alien aus Materie und Form zusammengesetzten Dingen die Form als das Bewegende angesehen wird, beruht auf Aristoteles' Ausspruch (Metaph. I, s), daB die Materie sich nicht selbst bewegen kiinne.

ERSTES KAPITEL

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Unk1>rperlichen nur im weiteren Sinne den Ausdruck gebrauchen kann, daB es auBerhalb des Korpers ist 10). 1st aber das, was die Sphare bewegt, in ihr, so kann es nur entweder eine Kraft sein, die in dem ganzen Korper der Sphare verbreitet ist, und die, wenn sich der Korper teilt, sich ebenfalls teilt, wie die Warme des Feuers, oder es muB eine Kraft in ihm sein, die nicht teilbar ist, wie die Seele und die Vernunft, wie wir schon frilher im elften Leitsatze u) erortert haben. Es ist somit durchaus unmoglich, daB der, der die Sphare bewegt, etwas anderes sei als eines von diesen vier Dingen, entweder ein Korper auBer ihr oder ein von ihr Verschiedenes, oder eine in ihr verbreitete Kraft oder eine unteilbare Kraft in ihr. Nun ist aber das erste, namlich daB der Beweger der Sphare ein auBer ihr befindlicher Korper ist, wie ich jetzt zeigen will, undenkbar, weil er, wie im neunten Leitsatze gesagt wurde, nachdem er ein Korper ist, selbst in Bewegung sein milBte, indem er sie bewegte, und da auch dieser sechste 12) Korper bei der von ihm bewirkten Bewegung bewegt sein milBte, so milBte daraus folgen, da6 ihn ein siebenter Korper bewege, aber auch dieser milBte bewegt sein und so fort, und daraus milBte folgen, daB die Bewegung der Sphare davon bedingt ware, daB Korper in unendlicher Zahl vorhanden sein milBten, was aber, wie bereits im zweiten Leitsatze bemerkt, undenkbar ist. Aber auch der dritte Fall, namlich daB der Beweger der Sphare eine in ihr verbreitete Kraft ware, ist, wie ich jetzt ausfilhren will, gleichfalls undenkbar, und zwar weil die Sphare ein Korper ist und als solcher, wie im ersten Leitsatze gesagt wurde, notwendig endlich sein muB. Somit muB, wie im zw1>lften Leitsatze 10) Von den immateriellen Ursachen, meint der Verf., kiinne man den Ausdruck ,,auBerhalb" deshalb nicht gebrauchen, weil er die Vorstellung des Raumes in sich schlieBt. Vom Unkorperlichen kiinne man blo6 sagen, es sei etwas von der Korperwelt Verschiedenes oder Abgesondertes. Dieser Ausdruck ist nl!mlich die wiirtliche Wiedergabe des Aristotelischen Ausdruckes "l"a :1tqwp1c;µivct (de anima I II,!>), der aber von den arabischen und jiidischen Philosophen als technischer Ausdruck fiir die rein geistigen Substanzen, die lntelligenzen, gebraucht wird. 11) Nach MUNK, Guide 11, S. 31, Anm. 3. 11) Da, wie schon oben S. 18, Anm. 61 erwl!hnt, der Kiirper der Sphl!re, weil er eine andere Materie hat als die vier Elemente, der fiinfte Kiirper genannt wird, so miiBte sein Beweger ein sechster Korper sein.

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dargelegt wurde, ihre Kraft eine endliche sein, da sie, wenn die Sphare sich teilte, wie im elften Leitsatze ausgefi.ihrt1 3 ), sich ebenfalls teilen mill3te und somit, wie wir im sechsundzwanzigsten Leitsatze annahmen 14), die Bewegung nicht bis ins Unendliche gehen kann. Aber auch der vierte Fall, narnlich daf3 der Beweger der Sphare eine in ihr vorhandene unteilbare Kraft ware wie die Seele des Menschen irn Menschen, ist ebenfalls undenkbar. Es ist namlich undenkbar, daf3 dieser Beweger allein, obgleich er unteilbar ist 15), die Ursache der irnmerwahrenden Bewegung sei, und zwar erklare ich dies so 16), dal3 dieser Beweger, wenn diese Kraft als der erste Beweger der Sphare gedacht wilrde, wie im sechsten Leitsatze bernerkt, zufallig bewegt sein milBte. Dafi.ir fi.ige ich ") Schemtob (Komm. z. St.), der schon bei der Erktarung der 11. These, die vom Verf. vorgenommene Einteilung der ktirperlichen Kriifte in teilbare und unteilbare nur mit Einschriinkung gelten Hillt, da z. B. auch die Sehkraft ein Mehr oder Minder zulaBt, indem der Jungling besser sieht als der Greis, wahrend andererseits auch gewisse Seelenkriifte teilbar seien, wdche, je nachdem die elementare Korperwiirme grtiBer oder gringer ist, zunehmen oder abnehmen, wie z. B. die Gediichtnisiuaft, kommt hier auf seine friiheren Einwendungen zuriick und weist darauf hin, daB fiir den Beweis, daB Gott keine korperliche Kraft sei, diese Unterscheidung unnotig gewesen sei. Auch habe Aristoteles an der dort angefiihrten Stelle (Metaph. VII, io) diese Unterscheidung tatsachlich nicht gemacht. Im gleichen Sinne hat auch der Obersetzer Ibn Tibbon die Frage an den Verf. gerichtet, ob nicht die Anfiihrung der elften These zu diesem Zwecke iiberfliissig war. Maimonides lobt in seiner Antwort die Scharte des Denkens des Fragestcllers, bemerkt jedoch zur Begriindung seines Vorganges, daB allerdings jede teilbare korperliche Kraft endlich sei, weil sie ja nur auf eine bestimmte Entfemung wirke, wahrend dies bei der unteilbaren Kraft im Ktirper nicht notwendig der Fall sein miissc. So z. B. sei das Vorstellungsvennogen (der hytische Verstand), das ja eine unteilbare Kraft im Ktirper sei, wenn sie auch in einem endlichen, winzig kleinen Korper sei, imstande, sich bis jenseits der neunten Sphare zu erstreckcn, und man konne fiir das Wirken dieser endlichen Kraft eine Grenze iibcrhaupt nicht festsetzcn. Deshalb muBtc in diesem Beweise dcr Beweger der Sphare in einer der vier Arten gedacht werden, entweder als Ktirper oder als teilbare Kraft im Ktirper, oder als unteilbare Ktirperkraft, die jedoch nicht notwendig mit dem Vergehen des Korpers vergehen muB, oder als stoffloses Wesen. ") Dieser nur bei der 26. These gebrauchte Ausdruck soil die Reservation emeuern, daB er diesen Leitsatz nur als Hypothese angenommen habe. ") Dfr Satz ,,obgleich sie unteilbar ist", kann sich nach dem Zusammenhang nur auf die ,,Ursache" (:i:::c sibba) beziehen, somit kann lbn Tibbons Obersetzung gegeniiber MUNK, Guide II, S. 33, Anm. 2 und gegentiber Falaquera, More hammore S. 74 nur gutgeheiBen werden. ") Der Verf. will dies im folgenden beweiscn.

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hier noch eine besondere Begrilndung bei 17). Wenn z. B. einen Menschen seine Seele, die ja seine Form ist, dazu bewogen hat, sich vom Hausflur in das obere Stockwerk 18) zu begeben, so ist es sein Korper, der sich in seiner Wesenheit bewegt hat, die Seele aber, die der erste Urheber dieser substanziellen Bewegung ist, wurde dadurch zufallig schon mitbewegt 19). Denn bei der Ortsveranderung des Korpers vom Hausflur in das obere Stockwerk hat sich auch die Seele, die im Hausflur war, von dort entfernt und ist jetzt im oberen Stockwerk. Wenn nun die von der Seele verursachte Bewegung aufhort, ruht auch das um ihrer willen Bewegte, namlich der Korper. Ruht aber der Korper, so hOrt auch die in der Seele entstandene zufallige Bewegung auf2°). Alles aber, was zufallig bewegt ist, muB, wie im achten Leitsatze bemerkt, notwendig ruhen. Ruht es aber selbst, so muB auch das um seinetwillen Bewegte ruhen. !st dem aber so, so folgt notwendig daraus, daB dieser erste Beweger eine andere bewegende Ursache haben muB auBerhalb dieses Ganzen, welches aus einem Bewegenden und einem Bewegten 21) zusammeng~setzt ist. 1st nun diese bewegende Ursache, die der Ausgangspunkt der Bewegung ist, vorhanden, dann bewegt der erste Beweger, der in diesem Ganzen ist, das von ihm Bewegte, ist er aber nicht vorhanden, so ruht auch dieses 22). Und dies ist auch der Grund, warum die Korper der Lebewesen sich nicht immerfort bewegen, obgleich in jedem von ihnen ein unteilbarer erster Beweger ist, weil ihr Beweger sie in ihrer Wesenheit nicht immerfort bewegt, sondern weil das, was ihn dazu bringt, sie zu bewegen, Dinge sind, die auBer ihm entstehen, entweder das Verlangen nach dem ihm Angemessenen oder die Scheu vor dem ihm Schadlichen, 17) D. h. hier trete ich den Beweis fiir meine Behauptung an, da8 diese unteilbare }(raft im Kiirper selbst bewegt sein milsste. 11) Nach MUNK, Guide II, S. 34, Anm. I u. Palestine, S. 364 ein auf der Plattform des Daches befindlicher Pavilion. Der Ausdruck wird aber auch sowohl biblisch als rabbinisch fiir ein oberes Stockwerk gebraucht. 11) D. h. die Bewegung der Seele, die sich ja als unteilbare Kraft im l(orper befindet, ist eine Teilbewegung wie die des Nagels im Schiffe (s. 6. These) und als solche akzidentiell. (S. Arist. de anima I, 3.) • 0 ) Weil jede Teilbewegung mit der Bewegung des Ganzen aufhOren muB 11) D. h. aus l(iirper und Seele. 11) Ein solcher kann aber nicht der ers te Beweger sein.

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oder eine Einbildung oder eine Vorstellung, wo eine solche statthaben kann, und er dann erst bewegt, wenn diese vorhanden sind, und somit, ind em er bewegt 23), selbst durch einen Zufall bewegt ist, diese Bewegung jedoch, wie ich schon sagte, keine unaufhOrliche sein kann 24). Ware also der Beweger der Sphare, der sich in ihr befande, von dieser Art, so ktlnnte sich die Sphare nicht ewig bewegen. 1st aber die Bewegung eine immerwahrende und ewige, wie unser Gegner ~) behauptet, - und dies ist, wie im dreizehnten Leitsatze gesagt wird, moglich 26), - so folgt dieser Ansicht zufolge notwendig, daB die erste Ursache der · Spharenbewegung von der zweiten Art sein muB, namlich ein von der Sphare Verschiedenes (Stoffloses), wie sich aus obiger Einteilung unausweichlich ergibt 27). Es ist somit erwiesen, daB der erste Beweger der ersten Sphare, wenn anders ihre Bewegung eine immerwahrende ist, durchaus kein Korper und keine Kraft in einem Korper sein kann, so daB ihr Beweger keine Bewegung haben, weder eine wesentliche, noch eine zufallige 28), und weder teilbar, noch veranderlich sein kann, wie im siebenten 29) und filnften Leitsatze gesagt wurde. Dieser aber ist Gott, namlich die erste Ursache, welche die Sphare bewegt. Es ist also undenkhar, daB er eine Zweiheit oder Vielheit sei, da es undenkbar ist, daB die stofflosen Dinge, die unkorperlich sind, eine Zahl haben, auBer wenn eines von ihnen, wie wir im sechzehnten Leitsatze sagten, Ursache, das andere ,.) Nach MUNK, Guide I I, S. 35, Anm. 2. ") Der achten These zufolge. 11) Nllmlich Aristoteles, dessen Ansicht Uber das Nichterschaffensein der Welt Maimonides weiter unten bekampft. Der Ausdruck ,,unser Gegner" ist gewahlt, weil er in dieser Frage notwendig auf Seite der Dialektiker stehen muB. 11) DaB namlich die Kreisbewegung eine anhaltende sein kann, hat der Vert. bereits in der 13. These zugcgeben. ") D. h. die oben gegebene notwendige Einteilung, derzufolge der Beweger der Sphiire nur zu einer der genannten vier Arten gehoren kann, zwingt uns, nachdem seine Zu!(ehiirigkeit zur ersten, dritten oder vierten Art sich als undenkbar herausgestellt hat, diesen Beweger als ein Wesen der zweiten Art zu betrachten. 11) D. h. er ist nicht durch einen anderen Beweger bewegt, wcder in seiner Wesenheit, noch zutallig. "') Obgleich, wie Ephodi (Komm. z. St.) bemerkt, der Satz umgekehrt lautet: Alles, was unteilbar ist, ist unbeweglich. Das allgemein verneinende Urteil liiBt jedoch die Konversion zu.

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Verursachtes ist. Es ist somit auch bewiesen 30), daB er der Zeit nicht unterliegt, da bei ihm die Bewegung unmaglich ist, wie im filnfzehnten Leitsatze bemerkt wurde. Es hat sich also aus dieser Untersuchung filr uns beweismaBig ergeben, daB es undenkbar ist, daB die Sphare sich von selbst immerwahrend bewege 31), ferner daB die erste Ursache ihrer Bewegung kein Karper und keine in einem Karper wirkende Kraft ist und endlich, daB Gott Einer ist, sich nie verandert und daB sein Dasein an keine Zeit gebunden ist 32). Ober diese drei Fragen haben auch die angesehensten Philosophen Beweise durchgefilhrt. Ein zweites Denkverfahren, ftir welches Aristoteles einen Leitsatz aufgestellt hat, ist folgendes 33): Wenn ein Ding vor10) Der Vert. will hier die Ergebnisse di~ses ersten Beweises zusammenfassend darstellen. 11) Der Satz enthalt eine Einschrankung der Lehre Aristoteles', welcher der Materie !iberhaupt die Moglichkeit abspricht, slch von selbst zu bewegen. (S. oben S. 16, Anm. 54.) 11) Hiermit ist also die Unkorperlichkeit und Einheit Gottes schon mitbewiesen. ") Aristoteles gibt in der Phys. VIII,~. 8 diesen Beweis mit folgenden Worten: ,,Tptll yap &viiyx'I) tTvll1 -ro -re K\\louµtvov Kill -ro KLVouv Kill -ro i; KLV&T. W µev o?iv K\\IOUfJ-£\10\1 &viiyx'I) K1v£1°G&ll1; KLV&Tv 8' OOK &viiyx'I), -ro a' lfi K\YET Kill K\\IETY Kill Kl\IETG&ll\ • . • 'rO 8€ K\\IOU\I ofl'l"w, WG'\"' etvllt µ~ iii Ktv£T d.Kt\1'1)'1"0\1. t'lttl a' op&iµtv 'rO EGX_ll'rOV, 0 Kt\IETG&llt µ€v MYll'l"lll, K\\l~GEW> 8' d_pX~Y o?JK lxe1, Kill 0 KtvtT µEv U~ ~AAOU 8€ KIVE°l">llt ~Al.' OOX ocp' llO>OU, roloyov, fvll µ~ &vllyxll°l"OV E~ltWµEY, Kill ;o -rpt'l"O\I tTVlll 0 K\\1£1° d.KtV'l)>OV DY. Ebenso Metaph. XII, 7: ,,Nun muB aber auch etwas sein, was die Bewegung bewirkt, nl!mlich das, was bewegt ist und bewegt, steht in der Mitte. Es gibt also etwas, was bewegt, ohne bewegt zu sein, ein Ewiges, das reine Substanz und Aktualitat ist." Allerdings findet sich in diesen Ausf!ihrungen das von unserem Vert. angef!ihrte Beispiel nicht. Allein Ephodi (Komm. z. St.), welcher gegen diesen Beweis mancherlei einzuwenden hat, z. B. daB aus dieser Hypo these folge, daB die Akzidentien ohne die Substanz, die Materie ohne die Form, die Vernunft ohne das Leben existieren und alle Seelen fortdauem miiBten, wenn dieser Lehrsatz gelte, laBt jedoch diese Einwande selbst wieder fallen, weil er aus Averroes' Kommentar zur Physik ersehen habe, daB diese Lehre Arist. sich nur auf solche zusammengesetzte Dinge beziehe, von denen nicht das eine einer hOheren Kategorie angehore, so daB das Abgesonderte nur zu verstehen sei als ein Abgesondertes in Beziehung auf das, wovon es sich abgesondert hat, und in die~em Sinne, meinte er, sei auch das von unserem Vert. gebrauchte Beispiel dort angef!ihrt. MUNK findet nun (Guide II, S. 37, Anm. 4) in diesem Kommentar des Averroes eine Au6erung Alexanders v. Aphrodisias zitiert, mit welcher unsere Stelle so frappant !ibereinstimmt, daB man wohl an die Abhiingigkeit unseres Vert. entweder von Alexander oder von Averroes glauben muB. Alexanders AuBe-

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handen ist, das aus zwei Dingen zusammengesetzt ist, und auch das eine von den beiden (in dem zusammengesetzten Dinge vereinigten) Dingen auBerhalb dieses zusammengesetzten Dinges ftir sich allein vorhanden ist, so ergibt sich daraus notwendig, daB auch das andere auBerhalb dieses zusammengesetzten Dinges fiir sich allein vorhanden sein muB. Denn wiirde ihr Dasein bedingen 34), daB sie nur miteinander vorhanden sein ki.innen, wie der Stoff und die natorliche Form :i5), so ki.innte eines von ihnen schlechterdings nicht ohne das andere vorhanden sein. Es muB somit das selbstandige Dasein des einen als Beweis gelten, daB diese Bedingtheit nicht vorliegt 36). Also muB auch das andere notwendig vorhanden sein. Wenn z. B. der saure Honig vorhanden ist und der Honig ftir sich allein vorkommt, so muB unbedingt auch der Essig ftir sich allein notwendig vorkommen. Nachdem er nun diesen Lehrsatz 37) aufgestellt hat, sagt er 38): Wir sehen, daB viele Dinge vorhanden sind, die aus einem Bewegenden und einem Bewegten zusammengesetzt sind, namlich die selbst andere Dinge bewegen, zugleich aber, indem sie diese bewegen, von anderen bewegt werden, was ja offenbar bei den .Mitteldingen der Bewegung des Universums der Fall rung verdient daher wortlich angefiihrt zu werden. Averroes Phys. fol. 194: Dicit Alexander: Ista e~t ratio, quod aliquid movens non movetur, et est dicta breviter et rememoratio ejus, quod dictum · est in ultimo Physicorum. Et est fundata super duas propositiones, quarum una est ,, ..quod omne compositum ex duobus, quorum alterum potest esse per se, possibile erit etiam alterum esse per se"", ,,nisi com po situ m sit subs tan tiae et accidentis"; ,, ..verbigratia quod hydromel, quia compositum est ex aqua et melle, et me! invenitur per se, necesse est ergo, ut aqua inveniatur per se. Et, quia inveninus aliquod mo tum et movens, quasi compositum ex movente et mo to, et invenimus aliquid motum per se et non movens, manifestum est, quod est necesse aliquod movens esse et non motum. Hoc igitur movens immune est a potentia et in nulla materia existit."" Die durch "" "" gekennzeichneten Stellen stimmen wortlich mit unserem Texte iiberein, der allerdings noch selbstandige Erlauterungen hinzufiigt. Das Fehlen der Worte: ,,nisi compositum sit substantiae et accidentis" bei Maimonides macht allerdings die Einwande Ephodis und anderer Kommentatoren gegenstandslos. Wenn man also selbst nicht glauben wollte, da6 unser Vert. Averroes Physik gekannt habe, so wird man doch unbedingt zugeben miissen, daB sie aus einer gemeinsamen Quelle, eben dem Kommentar Alexanders, geschi.ipft haben. ") D. h. wenn es ihre Natur ware, nur vereint miteinander zu existieren. 16) Die eben das eine ohne das andere nicht real vorhanden sind . ..) D. h. es beweist, daB jeder Bestandteil unabhiingig von dem andern fiir sich selbst existieren kann.

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ist 39). Wir sehen aber auch, daB es ein Bewegtes gibt, welches schlechterdings nicht bewegt, namlich das letzte Bewegte 40), und daraus folgt unwiderleglich, daB es ein Bewegendes gibt, welches sich durchaus nicht bewegt, namlich einen ersten Bew'eger, und da bei diesem unmoglich Bewegung ist, ist er auch nicht teilbar, rticht korperlich und der Zeit nicht unterworfen, wie in dem vorigen Beweise dargelegt wurde. Ein drittes philosophisches Denkverfahren ") Uber diese Frage, welches den Worten Aristoteies' entlehnt ist4 2), obgleich dieser es bei einer anderen Frage 43) vorgetragen hat, zeigt folgenden Gedankengang: Es gibt zweifc!los seiende Dinge und zwar jene, die durch die Sinne wahrgenommen werden. Es kann aber kein Ding geben, welches nicht zu einer der folgenden drei Arten - und dies ist eine unbedingt notwendige Einteilung - gehort; und zwar: Entweder miissen alle seienden Dinge so sein, daB sie nicht werden und nicht vergehen, oder es miissen alle werden und vergehen 44), oder es muB ein Tei! werden und vergehen, ein anderer Tei! aber ") Man mu6 sich erinnetn, da6 Alexander zwar von zwei Propositionen spricht, aber tatsachlich nur eine anfi.ihrt. ••) Hier beginnt der Verf., die Konklusion zu zeigen, welche Arist. aus der aufgestellten Pramisse zieht. 11) Weil die Spharen, welche die Elemente bewegen, selbst wieder von den ihnen innewohnenden Seelen u'nd diese wieder von den abgesondert von ihnen bestehenden Vemunftwesen bewegt sind. ' 0 ) D. h. die Materie des Werdens und Vergehens oder der vom Stock bewegte Stein, mit einem Worte das Unbeseelte ") Der bekann te kosmologische Beweis. ") Der Verf. will mit diesen Worten sagen, da6 dieser Beweis zwar nicht unmittelbar von Aristoteles herrtihre, aber doch auf seinen Lehrsatzen beruhe. Wie wir sehen werden, ist er in der Hauptsache dem Ibn Sina zuzusrhreiben. 0 ) Namlich wo Aristoteles zu beweisen unternimmt, da6 die Welt unerschaffen sei. In der Schrift de coelo I, 1a gibt namlich Aristoteles eine Einteilung der Dinge, die der hier von Maimonides gegebenen entspricht. In der Beweisfiihrung, daB nichts Gewordenes ewig oder unverganglich sein kann (gegen Platons Timaus) sagt er: El i;o O:d ov µ~ lvMxe:i:ett TCOt"E µ~ e:Tvet1, ci8Uvett"OV :Kett ye:vY)Tov e:Tvet1. t'ltd 8' ~ ciit6cpetcr1, Toll µev cid 8uvetµ€vou e:Tvett TO µ~ cid 8uviiµe:vov e:Tvett, civiiyxY) T!i, ciTCocpiicre:t• ciµcpo'l'v Tifl mhifl o:apxm, x~I ~Tvett µfoov t"OU cid OVTO' XCtt TOU cid µ~ OVTO' t"O 8uvciµe:vov EIVCtl XCtl µY) EIVCtl. ") Im Texte lbn Tibbons fehlen hier die Worte .niicEm l'1lH'l ct,~ l'l"I' lK ,,oder alle werden und vergehen", die jedoch in der editio princeps vorhanden sind.

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weder werden noch vergehen. Das Erste ist aber offensichtlich undenkbar, denn wir sehen ja viele seiende Dinge, die werden und vergehen, vor Augen. Das Zweite ist gleichfalls undenkbar und der Beweis dafilr ist, daB alle seienden Dinge, wenn jedes von ihnen dem Werden und Vergehen unterlage, jedes filr sich moglicherweise verganglich · waren e&). Was aber der Art nach moglich ist, muB, wie du weiBt, unbedingt notwendig vorhanden sein. Es milBten also alle seienden Dinge notwendig vergehen u). Wenn aber alle vergingen, so ware es undenkbar, daB irgend ein Ding da sei, denn es bliebe ja niemand ilbrig, der ein Ding zum Dasein bringen konnte und somit wilrde folgen, daB es Uberhaupt kein seiendes ") D. h. moglicherweise vergehen konnten. Hierzu bemerkt Kreskas, da6 er bei aller Verehrung filr den Meister diesen Satz mit Aristoteles nicht im Einklang finde, denn alles, was dem Werden und Vergehen unterliegt, mu6 notwendig vergehen. lnsbesondere aber begegnet der Satz, das der Art nach Mogliche musse notwendig irgendwo oder zu irgendeiner Zeit vorhanden sein, lebhaften Bedenken. Allerdings hat der Vert. in dem vielgenannten Briefe an lbn Tibbon ihn folgenderma6en erklart: ,.Das Mogliche, insofem es kein Notwendiges ist, mu6 unbedingt entweder bei einem der lndividuen dieser Art vorkommen oder bei keinem lndividuum und zu keiner Zeit. !st dies letztere der Fall, dann ist es filr diese Art unmoglich, und mit welchem Rechte will man es dann ein Mogliches nennen? So z. B. sagen wir, daB das Schreiben bei der Menschheit moglich ist. Es muB also unbedingt zu irgendeiner Zeit ein menschliches lndividuum geben, welches schreibt, und somit sagt man, das Schreiben sei filr die Art moglich. Wenn wir aber sagen wollten, es gebe niemals und nirgends ein schreibendes lndividuum, dann ware das Schreiben filr die Menschenart nicht moglich, sondem unmoglich. Bei dem kleinen Kn~ben besteht die Moglichkeit, daB er schreiben oder nichtschreiben werde. Aus dieser Moglichkeit ergibt sich jedoch keineswegs die Notwendigkeit, daB er schreiben werde. Allein wenn man von der Moglichkeit des Schreibens hinsichtlich der Menschenart spricht, muB irgendwo oder irgendwann ein schreibendes Individuum existieren." Wie man sieht, bekennt sich der Verf. zu dem von Schemtob formulierten Satze: ,,Da die Art kein vergangliches, sondern ein ewiges Ding ist, so muB auch die von ihr ausgesagte Moglichkeit eine ewige sein, und das Mogliche wird be! den ewigen Dingen zum Notwendigen." Eine Auffassung, durch welche alles Zufllllige im Weltgeschehen eliminiert wird. Ob nun dies die unmittelbare Absicht des Verf. war, oder ob er aus religiosen Rilcksichten zu dieser Stellungnahme bewogen worden sei, daruber kann man nur Vermutungen liu6em . ..) Diese Konklusion geht vielleicht zu weit und das angestrebte Resultat ware viel leichter erzielt worden, wenn der Verf. den Standpunkt Aristoteles' beibehalten hatte, daB alles dem Werden und Vergehen Unterliegende unbedingt vergehen milsse. Aber der Verf. wollte offenbar noch ein starkeres Argument beibringen, namlich daB in diesem Falle schlechterdings kein Werden und kein Sein moglich ware.

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Ding gabe. Nun sehen wir aber, daB Dinge da sind und wir selber sind ja da. Somit ergibt sich aus dieser Untersuchung unumganglich, nachdem es, wie wir sehen, seiende Dinge gibt, die werden und vergehen, daB es Ein Seiendes geben muB, welches weder wird noch vergeht, und bei diesem Seienden, das nicht wird und nicht vergeht, gibt es ilberhaupt keine Moglichkeit des Vergehens, es hat vielmehr ein notwendiges, nicht aber ein mogliches Sein. Er sagt aber noch ferner: Dasjenige, was notwendig vorhanden ist, kann nicht anders als entweder hinsichtlich seiner Wesenheit oder hinsichtlich seiner Ursache notwendig existieren, so daB sein Sein und sein Nichtsein hinsichtlich seiner Wesenheit moglich, hinsichtlich seiner Ursache aber notwendig ist"), dann aber muB, wie wir im neunzehnten _Leitsatze sagten, seine Ursache notwendig vorhanden sein 48). Es ist also bewiesen, daB es, wenn es ein in solcher Weise Seiendes gibt, wie Aristoteles sagt 0 ), namlich ein Seiendes, welches weder wird noch vergeht, da es von einer notwendig seienden Ursache verursacht ist, schlechterdings und unbedingt ein Seiendes geben muB, welches hinsichtlich seiner Wesenheit notwendig da ist, und, wenn dieses nicht da ware, so gabe es ilberhaupt kein Seiendes, weder ein werdendes und vergehendes, noch ein solches, das nicht wird und nicht vergeht. Dies ist nun ein Beweis, der jeden Zweifel, jede Zurilckweisung und jede Polemik50 ) ausschlieBt, ausgenommen filr den, der die Regeln des Beweisverfahrens nicht kennt 51). Nachdem dies nun so ist, werden wir sagen, daB alles, was hinsichtlich seiner Wesenheit notwendig da ist, durchaus keine andere Ursache filr sein Dasein haben kann, wie wir im zwanzigsten Leitsatze sagten, und daB es in ihm durchaus '') Wie schon oben S. 13, Anm. 41 erwahnt, gehOrt die Unterscbeidung zwischen dem an sich selbst Notwendigen und dem um eines anderen Dinges willen Notwendigen dem Ibn Sina an. Vgl. Stocki, Oesch. d. Phil. d. Mittelalters II, S. 27, Schahrastani, deutsch von HaarbrUcker, II, S. 252-255. ..) Namlich die Sphliren, die zwar hinsichtlich ihrer Substanz elne mogliche, hinsichtlich ihrer Ursache aber eine notwendige Existenz haben. Vgl. oben 19. These, S. 13, Anm. 41. 0 ) Der Verf. will damit sagen, da6 er diese Ansicht nicht teilt. • 0 ) Nach MUNK, Guide II, s. 41, Anm. 2. ") D. h. die Logik.

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keine Vielheit von Begriffen geben kann 52), wie wir im einundzwanzigsten Leitsatze zeigten, und daraus folgt, daB es kein Karper und keine in einem Karper befindliche Kraft sein kann, wie wir im zweiundzwanzigsten Leitsatze darlegten. Es ist somit dieser Untersuchung zufolge bewiesen, daB es ein Seiendes geben muB, cxt :1.wwv ~vw

18) Namlich die Bewegung entsteht aus der Sehnsucht der Sphiire, demjenigen Wesen ahnlich zu werden, welches sie sich in ihrer Vernunft vorstellt. In diesem Sinne sagt Aristoteles (Metaph. XII, 7) im Zusammenhange mit der Sphiirenbewegung: 'Er.1&uµ1)>CN y(tp >O OV at 1tpwi;ov '!:O riv ~cxJ.c·1. Gott und die Vernunftwesen sind in diesem Sinne der Zweck der Spharenbewegung. ") D. h. nur in der eben dargelegten Weise ist es moglich, die Spharenbewegung zu erkliiren, ohne den ersten Beweger selbst als bewegt zu denken durch die Annahme, als ob Gott einer Veranderung fahig ware oder als ob in ihm irgendein Wille neu entstehen konnte. 20) lndem namlich die Bewegung der Sphiiren, wie der Verf. (I. T., Kap. 72, S. 303) dargelegt, einen heilsamen EinfluB auf die sublunare Welt ausilbt. 21 ) Da diese die vollkommenste aller Bewegungen ist. 22 ) D. h. die hochste Wirkung, die bei einem Korper gedacht werden kann, besteht in der immerwlihrenden Dauer seiner Wirkung.

VIERTES lcX tcpciVlj. Hier ist also von der Verganglichkeit des Himmels mit keinem Worte die Rede. Vielmehr geht aus der Tatsache, da6 Aristoteles eingehend gegen die Ansicht polemisiert, etwas Gewordenes konne unverganglich sein, hervor, da6 er Platon diese Ansicht zuschrieb. Er sagt (de coelo I, 12): TO 8~ cpcivcx1µ1)8E:v11wl.um y1V6µevov Tl iicpll-11p>ov e1'vcx1 11cxl ciyevvl}>Ov ov cpl>cxp'ijvcx1 1bcxe {mcxpx_ou 1taVT£> lxovTE> ipa(vov-rtt1, iiyEVVT)TOV yap dva1 ).€youa1v. Vgl. Metaph. 12, 6 Anfang. H) Arlst. Phys. VI II, 9: T~v µEv ol'iv x6't).10 ipopav ev8£xtTGtl iit81ov tTvtt1. 15) N1!mlich selbst was dem Werden und Vergehen unterliegt, besitzt etwas Bleibendes und Unwandelbares, die erste Materie. ..) D. h. was nicht irgendeiner Analogie folgt. Das Universum geht unwandelbar immer den gleichen Gesetzen gehorchend den gleichen Gang. Die Stelle ist nach Alcharizi erglinzt. S. MUNK, Guide II, S. 172, Anm. I. 17) Das Wort ,,vermilge seines Willens" gebraucht bier der Verfasser mit Bedacht, denn wie er weiter unten (I I. T., l(ap. 20) ausfiihren wird, glaubt Aristoteles nicht, dal:I das Dasein der Welt vom Dasein der ersten Ursache ebenso notwendig bedingt ist, wie der Schatten vom l(orper, oder die Warme vom Feuer oder das Licht von der Sonne - dies bezeichnet er als eine falsche

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nachdem vorher nichts gewesen. Und ebenso wie er es filr unm!lglich halt, daB Gott rtichtsei 38) oder daB seine Substanz sich verandere 39), ebenso, meint er, milsse man es filr unm1lglich halten, daB sein Wille sich andere oder in ihm ein Begehren entstehe. Daraus milsse aber folgen, daB dieses ganze Seiende, so wie es jetzt ist, immer so gewesen sein muB und auch immer so sein wird. Dies ist also die Erlauterung und der reale Sinn dieser Ansichten. Es sind aber nur die Ansichten derjenigen, die es filr erwiesen halten, daB ein Gott filr diese Welt existiert. Diejenigen aber, welche das Dasein Gottes nicht anerkennen, sondern meinen, daB die werdenden und vergehenden Dinge t l.6yo, ;o" q1cuvoµivot, µcxprupt'i\• ltCXt

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•iii l.6ylfl. mxv•t• yap &v1>pw7tol 7tEpi l>twv lx.ouatv fm6•iii 1>dlfl >67tov d:7to8t86aaw ital ~-ip~cxpo1 mi oaot 7t£p e:Tvm voµ(~ouaiv 1>EOV>, 8'1j).ov OTI !li, •iii d:&cxvii•ljl ;o

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d:&rivcx;ov auvr;p'l}µevo·1. 36) D. h. durch dialektische Schliisse (t; tva6;wv). 1) Der Verf. meint, Aristoteles habe sich in dieser Frage keiner Tliuschung hingegeben und es sei ihm nicht entgangen, daB er dafiir keinen Beweis besitze, ja, er behauptet sogar, Aristoteles habe keinen Augenblick daran gedacht, geschweige denn behauptet, fiir diese Frage einen Beweis zu besitzen.

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f!ir sich haben, so daB sich ihnen die Seele mehr zuneigt. Wie Alexander aus Aphrodisias meint, sind sie nur weniger anfechtbar, und er glaubt nicht, daB Aristoteles diese AussprUche als Beweise ansieht, da er selbst es war, der die Menschen gelehrt hat, wie man einen Beweis zu fUhren oder ihn zu entkraften hat und welches die Voraussetzungen eines gUltigen Beweises sind. Was mich aber bewogen hat, dies auszusprechen, ist der Umstand, daB die neueren Anhanger Aristoteles' der Meinung sind, dieser habe die Ewigkeit der Welt bereits bewiesen. Sehr viele aber, die sich dUnken Philosophen zu sein, nehmen in dieser Frage die Anschauungen Aristoteles' an und glauben, daB alles, was dieser dari.iber gesagt hat, endgi.iltig und unzweifelhaft bewiesen sei. Sie sagen, es sei unmoglich, gegen ihn zu polemisieren oder zu vermuten, daB ihm etwas entgangen sei oder daB er sich in irgendeinem Dinge im Irrtum befunden habe. Deshalb halte ich es ftir angemessen, mich hierin von ihrer Meinung leiten zu Iassen 2). DaB aber Aristoteles selbst nicht fi.ir sich in Anspruch genommen hat, daB er die Frage durch einen Beweis entschieden habe, will ich ihnen daraus beweisen, daB Aristoteles in der Akroasis sagt : ,,Alie Naturwissenschaftskundigen werden mir glauben, daB die Bewegung weder entsteht, noch vergeht, auBer Plato, der glaubt, daB sie entsteht und vergeht, ebenso wie er auch glaubt, daB die Himmel entstehen und vergehen" 3). Dies sind seine Worte. Offenbar aber hatte Aristoteles, ware er der Meinung gewesen, daB diese Frage durch hintangliche Beweise entschieden sei, es nicht notig gehabt, sie dadurch zu sti.itzen, daB auch die fri.iheren Kenner der Naturwissenschaft derselben Meinung gewesen sind, oder wie er es an dieser Stelle tut, die Meinung seines Gegners f.i.ir undenkbar' zu halten oder zu schmahen Denn was nach richtigem Verfahren bewiesen ist, gewinnt nicht an Wahrhaftigkeit oder wird in seiner Wahrhaftigkeit nicht dadurch bestarkt, daB ihm alle Gelehrten zustimmen, und es verliert auch nichts von seiner Wahrhaftigkeit und die darin ') D. h. ich stimme ihnen darin bei, daB er sich in keinem jrrtum befunden hat, aber ich behaupte, da6 er das Nichterschaffenscin cter Welt gar nicht hat beweisen wollen. 1 ) Der Verf. bezleht sich hier auf die schon zitierte Stelle Phys. VII I, I, 10, die er jedoch hier ungenau wiedergibt.

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enthaltene Wahrheit wird nicht schwacher, wenn alle Menschen der Erde entgegengesetzter Meinung sind. Du wirst auch bemerken, daB Aristoteles in seinem Buche vom Himmel und der Welt, wo er die Auseinandersetzung beginnt, daB der Himmel weder entstanden sei, noch vergehe, sagt•): ,,Wir wollen also. jetzt auch in betreff des Himmels untersuchen und sagen; ob es uns scheint, daB er aus etwas entstanden ist oder nicht, und ob er ilberhaupt dem Vergehen unterworfen ist oder nicht". Und nachdem er diese Frage gestellt, filhrt er ausfilhrlich die Einwande derjenigen an, die sagen, daB der Himmel geworden sei 5). Nachher sagt er wortlich folgendes: ,,Wenn wir dies tun, wird unsere Rede bei denen, die sorgfaltig studieren, freundlicher und williger aufgenommen werden, um so mehr, wenn sie zuerst die Ansichten der- Gegner gehort haben werden, wahrend die ZuhOrer, wenn wir unsere Ansichten und Behauptungen sagen, ohne die Einwande der Gegner zu erwahnen, es weniger willig aufnehmen werden. Es ziemt sich aber filr jeden, der ein wahres Urteil fallen will, daB er dem, der ihm widerspricht, nicht feind sei, sondern er muB in dessen Gedanken eingehen, 1) S. Arist. de coelo I, 10: ,,Tou-rwv 8~ 81wptcrµevwv J-€ywµev µ&-r& -ra.ii-ra., 7t~-r&pov liyEfWl)-ro' ~ y&vVT1-ro' >o,, 8u:~e/-&6vn, 7tpO>£po·1 'rll' -rwv al.Aw\/ fmo).~cx1. Mex\ ..-cxu"l} µ&Hov &v •t• &itol.al3o1 o heyov ol &px_cx1'01, on •o 0µ01ov cp£po1•0 itpo, ~~ 0µ01ov. 17) Ibidem: µ&Hov ae "tO ~cxpu !KE ~ou le liviiyx11i; Y.et1. lid, oO•E ;ou @i; t7t1 Ewigk~it

-rO 1toAU."

1 ) S. Arist. de coelo I, 3 ,,a16;1 µev o?iv 11tll1ov x(X1. ol>.' cx!l~ctt au•1tx.w,. Aristoteles fiihrt dart namlich aus, daB bei der geradlinigen Bewegung an jedem Ende der geraden Linie eine Ruhepause eintreten muB, wahrend bei der kreisformigen das Ruhende im Zentrum liegt, namlich die Regionen der vier Elemente. u) Der Vcrf. hat schon oben Kap. 9, S. 68 erwahnt, daB er bei einem Schiiler lbn Badjas gelernt habe. ") D. h. die Schwierigkeiten, die Abu Bekr veranlaBt haben, die Epizykeln zu verwerfen, namlich, daB sie eine Rotation um einen nicht ruhenden Punkt "Zur Voraussetzung haben, treffen auch bei Annahme einer exzentrischen Sphare zu. ") D. h. wir milBten es vielleicht nicht so genau nehmen, wenn dieser gedachte Mittelpunkt in die Region des Feuers oder der Luft fiele, denn man

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nicht um ein bleibendes Ding vollzoge. Wir wollen ihm aber darlegen, daB bereits im Buche Almagest16) bewiesen wird, wie weit diese Punkte nach den Annahmen daselbst vom Weltmittelpunkte abstehen, und daB die Neueren mittelst wahren, unanfechtbaren Beweises festgestellt haben, wie viele Erdhalbmesser diese Punkte vom Weltmittelpunkte abstehen, sowie sie auch darin alle Entfernungen und alles MeBbare festgestellt haben 17). Es wird dort auch bewiesen, daB der Punkt auBerhalb des Weltmittelpunktes, um den sich die Sonne dreht, notwendig auBerhalb der Konkavitat der Mondsphare, jedoch unterhalb der Konvexitat 18) der Merkursphare liegt. Ebenso liegt der Punkt, um welchen sich der Mars dreht, namlich sein exzentrischer Spharenmittelpunkt, auBerhalb der Konkavitat der Merkursphare und unterhalb der Konvexitat der Venussphare. Und ebenso liegt der exzentrische Mittelpunkt des Jupiter in dieser selben Entfernung 19), namlich zwischen der Sphare des Merkur und der Ve.nus. Hingegen fallt der exzentrische Mittelpunkt des Saturn zwischen die Spharen des Mars und des Jupiter. Sieh also, wie viel filr die Naturforschung Unwahrscheinliches in diesen Dingen ist 20). Dies alles wird dir klar werden, wenn du die dir bekannten Entfernungen und MaBe filr jede Sphare und filr jedes Gestirn in Betracht ziehest. Und alles dies wird mit dem Erdhalbmesser gemessen, so daB alles nach einem und demselben Verhaltnisse, nicht aber die Exzentrizitat einer Sphare im Verhaltnis zu dieser Sphare geschatzt wird 21). Noch unwahrscheinlicher und anfechtbarer als dies konnte in diesem Falle statt von dcm ruhenden Mittelpunkte von der ruhenden Mitte sprechen, dies ist aber, wie der Vert. zeigen wird, nicht zutreffend. 11) S. Almagest VI, 3. 11) D. h. sie haben die Abstande der Mittelpunkte dieser exzentrischen Sphliren voneinander und vom Weltmittelpunkte berechnet und sich dabei als Einheitsma6es des Erdhalbmessers bedient. 18) Die Ausdrilckc ,,l(onkavitat" und ,,l(onvexitat" beruhen auf der Annahme, da6 der Spharenkorper selbst eine ungeheure Dicke hat. Filr das Verstandnls unserer Stelle genilgt es, da6 der exzentrische Mittelpunkt der Sonne nach dem Verf. zwischen der Mond- und der Merkursphiire, und ebenso der Marsmittelpunkt zwischen der Merkur- und der Venussphlire liegt. 11) Nach MUNK, Guide II, s. 187, Anm. 3. 10) D. h. gegenilber den Ergebnissen der Naturforschung. 21 ) Nl!mlich zur Gro6e dieser Sphllre.

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ist die Behauptung, daB von je zwei Spharen, deren eine in der anderen sich befindet und auf allen Seiten mit ihr zusammenhangt, obgleich sie zwei verschiedenen Mittelpunkte haben, sich moglicherweise die kleinere inmitten der groBeren bewege, diese aber unbewegt bleibe, es jedoch unmoglich sei, daB die groBere sich um welche Achse immer bewege, ohne daB die kleinere sich mitbewegt. Wenn sich aber die groBere bewegt, so muB sich infolge ihrer Bewegung die kleinere notwendig mitbewegen, ausgenommen wenn die Bewegung (der groBeren) um die durch die beiden Mittelpunkte hindurchgehende Achse stattfindet 22). Und gemaB diesem erwiesenen Leitsatze und der erwiesenen Tatsache, daB es keinen leeren Raum gibt 23) und gemaB der angenommenen Exzentrizitat mtiBte unbedingt die oberste Sphare, wenn sie sich bewegt, durch ihre Bewegung alles unter ihr und rings um ihren Mittelpunkt Befindliche mitbewegen. Wir bemerken jedoch, daB die Sache sich keineswegs so verhalt. Wir konnen vielmehr wahrnehmen, daB keine der beiden Spharen, die umschlieBende wie die umschlossene, sich infolge der Bewegung der anderen mitbewegt, weder um ihren Mittelpunkt noch um ihre Pole, sondern daB jede ihre besondere Bewegung hat. Dies hat die Notwendigkeit verursacht zu glauben, daB allenthalben zwischen den beiden Spharen Korper sind, anders beschaffen als die Spharenkorper. Aber selbst wenn dem so ware, wie viel Anfechtbares liegt auch hierin 24). Und wo werden die D) Die Stelle ist fur jeden, der von den astronomischen Vorstellungen des Mittelalters keine genaue fachmannische Kenntnis hat, sehr schwierig. Wie cs scheint, meint der Verf., es ergebe sich aus dieser Theorie der exzentrischen Spharen die Unwahrscheinlichkeit, daB von je zwei Spharen mit verschiedenen , .,\ittelpunkten, von denen eine in der anderen ist und auf alien Seiten mit ihr zusammenhangt, da es einen leeren Raum nicht gibt, sich die innere nlcht selbstandig ohne die auBere bewegen konnte und ohne von der Bewcgung der GroBeren mitgerissen zu werden, und daB die selbstandige Bewegung der beiden Spharen nur unter der Voraussetzung ungehindert vor sich gehen klinnte wenn sie sich um eine Achse bewegen, welche ihre beiden Mittelpunkte verbindet. In der Tat jedoch kilnne man beobachten, daB sich jede der beiden, die innere wie die auBere, selbstandig bewegen, ohne an der Bewegung der anderen urri ihren Mittelpunkt und um ihre Pole teilzunehmen. Nach MUNK, Guide II, S. 188, Anm. 2. 13) S. I. T., Kap. 72, S. 298. Vgl. Arist. Phys. IV, 6-9. "') D. h. auch diese in den Zwischenraumen zwischen den Spharen angenommenen Korper muBten ihre besonderen Bewegungen und besonderen

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Mittelpunkte dieser Korper angenommen, die sich je zwischen den beiden Spharen befinden? Und haben auch diese Karper eine besondere Bewegung? Obrigens hat schon Thabit25) dies in seinem Werke auseinandergesetzt und hat das, was wir sagen, bewiesen, namlich daB zwischen je zwei Spharer1 unbedingt ein dritter Spharenkarper vorhanden sein muB. Dies alles habe ich, als du unter meiner Anleitung studiertest, dir nicht erklart, um dich nicht in dem zu verwirren, was ich dir verstandlich machen wollte. Aber die Bedeutung der erwahnten lnklination und der schragen Stellung" 6 ) im Abstande zwischen Merkur und Venus habe ich dir bereits milndlich auseinandergesetzt und dir gezeigt, daB man sich das Dasein dieser Tatsache nicht vorstellen kannte, wenn man solche Karper annehmen wollte. Schon Ptolemaus hat, wie du siehst, die Ohnmacht in dieser Hinsicht 27) gezeigt, ind em er wartlich sagt: ,,Es glaube niemand, indem er das betrachtet, was wir als Beispiel angeftihrt haben, daB diese Hypothesen 28) und dergleichen schwerlich existieren kannten, weil auch beim Studium solcher Dinge, die durch Kunst und feine Arbeit gewonnen werden, deren Dasein schwer begreiflich ist, denn es geziemt sich nicht von den menschlichen Dingen einen SchluB auf die gattlichen zu ziehen" 29). Dies ist, wie du weiBt, die genaue Wiedergabe seinerWorte. lch habe dir ja auch die Stell en gezeigt, aus denen du die Wahrheit alles dessen feststellen kannst, was ich dirgesagt habe 30), daB man namlich darauf zu achten hat, wohin diese Mittelpunkte haben. Tatsachlich nimmt Gcrsonides in Milchamot Adonaj V. 2, Kap. 2 einen solchen Korper an, der seine Form nicht behalt, sond~rn sie je nach der Veranderung der auszufiillenden Zwischenraume veriindert. "') Thabit ben Korra, ein beriihmter arabischer Astronom, gestorben 901. Der Vert. zitiert ihn nochmals Ill. T., Kap. 14. Den Titel seines Werkes hat der Verf. nicht angefiihrt. ") Nach MUNK, Guide 11, S. 190, Anm. 1; Die lnklination und die schrage SMlung im Breitenabstand zwischen Merkur und Venus. Der eine Ausdruck bezeichnet die Neigung der exzentrischen Sphare zum Himmelsaquator, der andere die Neigung des Epizykels zur Achse dieser Sphlire. ") Namlich die Untahigkeit, sich davon eine Vorstellung zu machen. 28) Der Eplzykeln und der exzentrischen Sp.haren. 29) s. Almagest XIII, 2: Koc\ µr,ad, -r!t, -rctcxuta; -rwv ~itoc·foEw'1 voµtaci;t·> c;xoitwv -rt -rwv 7tcxp' ~µTv t;;r~ex'Jl)µci;t•lV xcncxaxo:).€,. oi'J y!tp 7tpoaf,xEt 7>cxf3cx(3iinEw -r!t &v&pwmvcx -rcr, ll-~fot,. 30) Namlich dati es notwendig ist, darauf zu achten.

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Punkte fallen, welche die Mittelpunkte der exzentrischen Sphliren sind, denn ich habe durchaus nicht gehOrt, daB sich jemand darum bekilmmert hat. Dir wird es jedoch klar werden, wenn du die GroBe aller Sphlirenachsen kennst und die Zahl der Erdhalbmesser, die den Abstand je zweier Mittelpunkte bilden, wie Al-Kabizi 31) in der Schrift Uber die Dimensionen verfahrt, so daB dir, wenn du diese Dimensionen prilfst, die Wahrheit dessen einleuchten wird, worauf ich dich aufmerksam machte. Betrachte auch insbesondere die Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn das wahr ist, was Aristoteles in der Physik 32) gesagt hat, daB es seiner Ansicht nach keine Nebensphare und keine exzentrische Sphare gibt und daB sich alle 33) um den Erdmittelpunkt drehen. Wie konnen dann die Gestirne ihre verschiedenen Bewegungen haben? Oder gibt es einen Gesichtspunkt, mit dem es vereinbar ware, daB die Kreisbewegung eine vollkommene und gleichmaBige ist und das darin sichtbar ist, was man wirklich sieht, auBer bei der Annahme einer der beiden Hypothesen oder beider zusammen? Und um so mehr, da es sich herausstellt, daB bei den Berechnungen auf Grund der Annahme dieser Hypothesen, bei allem, was Ptolemaus in betreff der Rotationssphare des Mondes und ihrer lnklination gegen einen Punkt, dessen Lage sowohl zum Weltmittelpunkte als auch zum exzentrischen Mittelpunkte exzentrisch ist, gesagt hat, sich nirgends ein Fehler auch nur von Einer Minute ergibt. Filr die Wahrheit dieser Tatsache zeugen auch die Finsternisse, welche durch die Annahme dieser Hypothesen immer berechnet, wie auch ihre ZeitpunkteH), die Zeitpunkte der 11 ) Ober Al-l(ablzi und die genannte Schrift ist nlchts Sicheres bekannt. Es ist wahrscheinlich, da6 er am Hofe des Saad-ed Daula, eines Mongolenfilrsten, in der ersten Hillfte des elften jahrhunderts zu Aleppo gelebt hat, dem er eine Schrift ,,Einleitung zur Astronomie" widmete. Albertus M. nennt ihn Opp. tom. 5, p. 659 u. 663. u) Es 1st naheliegend, da6 sich in Arist. Physik eine solche Au6erung nicht findet, denn der Verf. li!6t welter unten Abu Bekr sagen, da6 Arist. den Begriff der Nebensphilren und der exzentrischen Spharen wahrscheinlich nicht gekannt habe. Wenn also der Verf. von einer solchen Stelle in Aristoteles spricht, so kann offenbar nur eine solche gemeint sein, die Ihm in einer arabischen Obersetzung vorlag oder mOglicherweise von einem l(ommentator in den Text Aristoteles' hineininterpretiert war. 11) Sphilren. ") Namlich die Perioden, in denen sie eintreten.

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Verfinsterung 35) und ihre Ausdehnung 3 e) genau bestimmt werden konnen. Wie kann man sich nun noch die rilcklaufige Bewegung eines Sternes ungeachtet seiner sonstigen Bewegungen ohne Nebensphare erklaren? Und wie ist es ferner moglich, sich eine Rotation oder eine Kreisbewegung um einen nicht feststehenden Mittelpunkt zu denken? Hier besteht in Wahrheit eine Verwirrung. Ich habe dir allerdings schon milndlich auseinandergesetzt, daB dies alles den Astronomen in keiner Weise berilhrt, da dieser uns ja nicht mitteilen wollte, wie die Form des Daseins der Spharen beschaffen ist, sondern ein astronomisches System aufstellen wollte, mit welchem es vereinbar ist, daB die Bewegungen kreisformig, gleichmaBig und mit der Gesichtswahrnehmung ilbereinstimmend sind, mag nun ihre Beschaffenheit diese oder eine andere sein 37). Du weiBt ilbrigens, daB Abu Bekr lbn al Zaig in seinem Dialog ilber die Naturdinge die Worte Aristoteles' in der Physik bezweifelt. lnsbesondere bezweifelt er es, ob Aristoteles die Exzentrizitat der Sonne gekannt und darilber geschwiegen, sich jedoch, da die Wirkung der Exzentrizitat von der der lnklination in keiner Weise verschieden ist 38), nur mit dem beschaftigt habe, was sich aus der Inklination notwendig ergibt, oder ob er sie ilberhaupt nicht gekannt habe. Die Wahrheit ist, daB er sie nicht gekannt, ja ilberhaupt nichts davon gehOrt hat, da die Mathematik zu seiner Zeit nicht vollkommen war. Hatte er jedoch davon gehOrt, so hatte er sie entschieden in Abrede gestellt. Ware sie ihm aber bewiesen worden, so ware er hinsichtlich alles dessen, was er in dieser Art behauptet hatte, in groBe Verlegenheit geraten. Ich wiederhole demnach, was ich vordem ..) D. h. die Zeitpunkte des Eintritts des Erdschattens in den Mood (Ekklipse) oder des Mondschattens in die Sonne. ..) D. h. namlich welcher Tei! der Sonnen- oder Mondflache verfinstert wird. 1 ') D. h. den Astronomen kiimmert es nicht, ob die Bewegungen der Sphiiren einem bestimmten philosophischen System entsprcchen oder nicht, sondern nur ob sie gleichformige Rotationsbewegungen haben und ob ihre Bewegungen mit der Sinneswahrnehmung iibereinstimmen. 11) D. h. die Inklination leistet fiir die Erklarung der Himmelsbcwegungen dasselbe wle die Exzentrizitat. Ibn Al-Zaig will vermutlich ausdrilcken, Arlstoteles habe von den exzentrischen Spharen nicht viel gehalten, da die Inklination hinrelche, um die scheinbare Bewegung der Sonne zu erklaren.

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gesagt habe 39), daB all es, was Aristoteles von den Dingen unterhalb der Mondsphare gesagt hat, einer strengen SchluBfolgerung entspricht, und dies sind Dinge, deren Ursachen man kennt und die einander notwendig bedingen, und es sind Stellen darin vorhanden, in denen die Weisheit und die Vorsehung in der Natur offenbar und einleuchtend sind. Hingegen weiB von dem, was im Himmel ist, kein Mensch etwas aul5er dem geringen mathematischen Ausmal3e. Du wirst ja sehen, was es enthalt. Ich aber sage im Sinne des Dichterwortes: ,,Der Himmel ist Gottes, aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben" (Ps. 115, 1s), namlich Gott allein kennt das wahre Wesen, die Natur, die Substanz, die Form, die Bewegung des Himmels und deren Ursachen vollkommen, hingegen hat er dem Menschen die Fahigkeit verJiehen, das zu erkennen, was unter dem Himmel ist, weil dies seine Welt und sein Haus ist, in welches er eingedrungen und von welchem er ein Teil ist. Und dies ist die Wahrheit. Denn die Argumentationsgriinde, die sich auf den Himmel beziehen, sind uns vorenthalten. Die Himmel sind uns sowohl im Raume als im Range zu fern und zu erhaben. Man kann aus ihnen nur im allgemeinen begrilnden, dal3 sie uns auf denjenigen hinweisen, der sie bewegt 40). Ihre sonstige Beschaffenheit ist etwas, zu dessen Kenntnis der menschliche Verstand nicht gelangt. Das Denken aber mit etwas zu beschweren, was man nicht begreifen kann und zu dessen Erreichung man kein Mittel hat, ist ein Mangel an Einsicht oder eine Art Wahnsinn. Vielmehr milssen wir bei der Grenze unseres Konnens Halt machen und milssen das, was durch SchluBfolgerung (Analogie) nicht erkannt werden kann, demjenigen iiberlassen, dem von Gott die erhabene Inspiration zugekommen ist 41), so daB in der H. Schrift mit Recht von ihm gesagt wird: ,,Von Mund zu Mund rede ich mit ihm" (Num. 12, s). Dies ist alles, was ich in betreff dieser Frage weiB. Moglicherweise hat jemand anderer auBer mir einen Beweis, durch den ihm das Wesen dessen klar wird, was mir .,) S. oben II. T., Kap. 22, S. 156. 10) S. oben II. T., Kap. 5, S. 50 und Kap. 18, S. 124. ") D. h. man mu6 hinsichtlich dessen, was dem menschlichen Verstandc unzugiinglich ist, sich auf die Prophetie stutzen.

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zweifelhaft ist. Das AuBerste an Wahrheitsliebe, das ich zeigen konnte, besteht darin, daB ich ausdrilcklich sage, daB ich Uber alle diese Dinge im Unklaren bin und Uber keines derselben einen Beweis vernommen oder kennen gelernt habe 42).

Fiinfundzwanzlgstes Kapitel Unsere Weigerung, an die Ewigkeit der Welt zu glauben, hat nicht darin ihren Grund, daB in unserer H. Schrift geschrieben steht, die Welt sei erschaffen. Denn die Stellen der H. Schrift, die auf das Erschaffensein der Welt hinweisen, sind nicht zahlreicher als diejenigen, die Gott als ein korperliches Wesen erscheinen !assen. Auch sind die Pforten der Auslegung uns in betreff des Erschaffenseins der Welt keineswegs verschlossen oder unzuganglich 1). Es ware uns im Gegenteil ebenso moglich gewesen, diese Bibelverse zu deuten, als wir es in betreff der Unkorperlichkeit Gottes vermochten, ja es ware uns viel leichter geworden, und unsere Deutung der Schriftstellen, um die Ewigkeit der Welt festzustellen, ware eine bessere gewesen, als unsere Deutung der Schriftstellen, um die Vorstellung auszuschlieBen, daB Gott ein Korper ist. Tatsachlich haben uns zwei Beweggrilnde dazu bestimmt, dies nicht zu tun und daran nicht zu glauben, und zwar erstens, daB es bewiesen ist, daB Gott kein Korper ist, und daraus ergibt sich mit Notwendigkeit, daB alle Stellen, deren wortliche Auffassung der Beweis widerlegt hat, anders gedeutet werden mUssen, und es ist notwendig jedem bewuBt, daB sie anders zu verstehen sind 2). Hingegen ist die Ewigkeit der Welt nicht bewiesen und es besteht keine Notwendigkeit, die Schriftverse ihrer wortlichen Bedeutung zu entkleiden und sie anders zu deuten, um zugunsten einer Meinung den Ausschlag zu geben, die moglicherweise durch eine andere Art der Argu") D. h. in dem Bekenntnis meiner Unklarheit und Unwissenheit dariiber. Nach MUNK, Guide II, S. 195, Anm. I. 1 ) D. h. diese Stcllen lietsen sich ebenso leicht allegorisch erklaren wie jcne, die von Gott Korperliches aussagen. 2) Da namlich gegen die wtirtliche Auffasung dieser Stellen ein klarer, unanfechtbarer Beweis vorliegt, ist man verpflichtet, diesen Stellen cine s