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German Pages 511 [512] Year 1984
Deutsche Gesellschaft für Dokumentation e. V. (DGD)
Deutscher Dokumentartag 1983 Göttingen, vom 03. bis 07.10.1983 Fachinformation und Bildschirmtext Bearbeitet von Hilde Strohl-Goebel
K*G*Saur München · New York· Lenden · Paris 1984
ClP-Kurztitelaufnähme der Deutschen Bibliothek Deutscher Dokumentartag Deutscher Dokumentartag . . . / Dt. Ges. für Dokumentation e.V., ( D G D ) . — München ; New York ; London ; Paris : Saur I S S N 0721-1058 NE: Deutsche Gesellschaft für Dokumentation 1983.
Fachinformation und Bildschirmtext
Fachinformation und Bildschirmtext : Göttingen, vom 03. -07.10. 1983 / Dt. Ges. für Dokumentation e.V. , (DGD). Bearb. von Hilde Strohl-Goebel. — München ; New York ; London ; Paris : Saur, 1984. (Deutscher Dokumentartag ; 1983) I S B N 3-598-20263-6 NE: Strohl-Goebel, Hilde [Bearb.]
Das Copyrigth der abgedruckten Beiträge verbleibt, soweit es über den Abdruck in diesem Proceedingband hinausgeht, bei den Autoren.
© 1 9 8 4 by Κ.G. Saur Verlag K G , München Druck: Hain-Druck G m b H , Meisenheim/Glan Binden: Thomas Buchbinderei, Augsburg Printed in the Federal Republic of Germany I S B N 3-598-20263-6
Inhaltsverzeichnis
Eröffnung des Deutschen Dokumentärtages Ansprache des Präsidenten der Deutschen schaft für Dokumentation e.V. (DGD) Peter Canisius
1983 Gesell10
Fachinformation und Bildschirmtext
17
Dietrich Ratzke Neue Techniken in Information und Kommunikation Gegenwärtiger Stand und Perspektiven
18
Hans-Jürgen Büssow Staatliche Planung und private Initiative Technischer Fortschritt im Dienste des sozialen Fortschritts
27
Ulrich Briefs Computertechnik - Arbeitszeitverkürzung Alternativen für die menschliche Arbeit?
10
Wolfgang R. Langenbucher Bildschirmtext - Möglichkeiten und Grenzen die Fachinformation Rainer
für 56
Kuhlen
Kommunikationstechnologien
und Organisationsstruktur
. . . .
68
Thesen z u · Tagungstheaa
105
Poater-Park
121
Vortragsveranstaltung des Vereins Deutscher Dokumentäre ( V D D ) Winfried Schmitz-Esser Berufsbildwandel im Umfeld von Information und Dokumentation Martin Anders die Lage bei der Ausbildung der Dokumentare Informationsspezialisten Bernd Habel Umfrage zur beruflichen Situation der - Teil 2 der Auswertung 1982 -
113
111
und 159
VDD-Mitglieder 181
6 Öffentliche V e r s a n l u n g der DGD (OLBG)
der
Online-Benutzergruppe 201
Trauthild Vogel Ein Terminal 1st kein Flughafengebäude Ein Thesenpapier
Öffentliche Sitzung des Koaitees K o n u n i k a t i o n (KTK)
202
Technische 205
Christiane Weidner Internationale Enwicklung bei Videotex-Systemen Standards, Dlgitalieierung, Situation in USA und Europa. Marlies Ockenfeld Das Btx-Angebot der GID Erfahrungen und Perspektiven
. .206
212
Hans Bauer Erfahrungen mit dem Bildschirmtext
- Rechnerverbund
Dietmar Effenberger Darstellung von Fachinformation in Bildschirmtext Verwendung intelligenter Decoder
227
bei 242
Renate Brand Interessantes für den zukünftigen Btx-Benutzer von der Funkausstellung 1983
258
Gespr&chskreis Rechtsfragen
267
Martin Hackemann Zur Verantwortlichkeit der Fachinformationseinrichtungen als Bildschirmtext-Anbieter
268
Öffentliche Sitzung der Arbeitsgruppe V •Biblioaetrie und Scientoaetrie" der Sektion Inforaationswissensohaft der DGD (DGD-SIW AG V )
295
Friedbert Jochum; Ulrike Reiner Probleme bei der Planung von Information Experimenten
296
Retrieval
Peter Bollmann; Victor Welssmann Probleme der Mittelwertbildung Norbert Fuhr; Bernd Niewelt Ein Retrievaltest mit automatisch Dokumenten Gerhard Lustig Weiterentwicklung im Projekt AIR
313
indexierten
der automatischen
. .319
Indexierung 310
7 Öffentliche Sitzung dea Coaitees Datenverarbeitung (DGD-KLD)
Linguistische 353
Heinz Dieter Maas Perspektiven der maschinellen Übersetzung am Beispiel des Saarbrücker Übersetzungssystems SUSY
351
Gerald C. Keil SUSY-BSA: Ein experimentelles Übersetzungssystem in einer realen Anwendungsumgebung
375
Hermann-Josef Zingel Erfahrungen mit titus IV bei der Erstellung mehrsprachigen Datenbasen
393
Vortragsreihe des Lehrinstituts für der DGD (LID) Werner Dostal Technische, wirtschaftliche moderner Bürokommunikation
von
Dokumentation 417
und soziale
Aspekte 418
Gerriet Müller Software-Ergonomie an der Benutzerschnittstelle
131
Karl-Heinz Hochwald Entwurfsprinzipien für ein anwenderorientiertes in-house Dokumentationssystem. Das Dokumentenverwaltungssystem CICADE
117
Steven T. Blythe Microcomputer in den USA
157
Sabine Graumann; Jürgen Scheele GesprSchskreis Regionale Gremien
172
Eva-Maria Baxmann; Johanna Eggert; Axel Erinert GesprBchskreis Noraungsfragen In der DGD
182
Gesprächskreis Datendokuaentation
187
Gert Dathe; Friedrich Mie Zukunft und Stellenwert von online "Handbüchern''
verfügbaren 188
Podiuasdiskusslon
191
Anschriften der Referenten
507
Eröffnung
10
Peter Canisius
Eröffnungsansprache
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlich w i l l k o m m e n - zugleich im Namen von Präsidium und V o r stand der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation - zum D e u t schen Dokumentartag
1983!
Die DGD freut sich über die große Zahl prominenter Gäste aus dem In- und Ausland und über den B e s u c h ihrer treuen Mitglieder und Freunde. Dem H e r r n Ministerpräsidenten des Landes N i e d e r s a c h s e n , H e r r n Dr. Ernst Albrecht, danke ich für die Übernahme der S c h i r m h e r r schaft. Eine Kabinettsitzung am heutigen Tage hindert ihn und seine Kabinettkollegen an der Eröffnungsveranstaltung
teilzu-
nehmen. In den v e r g a n g e n e n J a h r e n haben wir es leider mit Regelmäßigkeit geschafft, an solchen Kabinettsitzungstagen r e n J a h r e s k o n g r e ß zu eröffnen: Dienstage sind offenbar
unse-
überall
Kabinetts-Dienst-Tage. H e r z l i c h begrüße ich H e r r n Vizepräsident Prof. Dr. Zink als V e r treter des Hausherrn. Wir d a n k e n Ihnen für die
entgegenkommende
Bereitstellung von Räumlichkeiten. Unsere Gesellschaft,
gleicher-
m a ß e n bei der Wissenschaft und bei der Praxis angesiedelt,
fühlt
sich in einer A l m a Mater immer wohl. Zugleich hoffen wir, einer alt-ehrwürdigen Universität mit einem Kongreß um ein sehr m o d e r nes T h e m a einen kleinen Akzent beizugeben, der vielleicht in Göttingen Beachtung
auch
findet.
Der Herr Oberbürgermeister Prof. Dr. Rinck kann uns erst heute abend beim Empfang der Stadt Göttingen b e g r ü ß e n , und ich habe Verständnis dafür, daß ein vielbeschäftigter
Kommunalpolitiker
die Prioritäten dort setzt, wo er eine optimale Wirkung kann.
erhoffen
11 Willkommen schließlich den Kolleginnen und Kollegen aus den Medien und willkommen unseren Ehrenmitgliedern! Zugleich ein Gruß an jene, die nicht bei uns sein können. Dank sodann an diejenigen, die diesen Dokumentartag 1983 vorbereiteten, aus dem Kreis der aktiv beteiligten Präsidiumsmitglieder, insbesondere an Herrn Prof. Scheele als dem insgesamt verantwortlichen Referenten. Dank auch an alle freiwilligen Helfer und - nicht zuletzt - unseren wissenschaftlichen Sekretär und die Damen der Geschäftsstelle. Neben viel Bewährtem wird dieser Dokumentartag unter anderem auf meine Anregung hin versuchsweise mit der Thesenveranstaltung heute Nachmittag einen neuen Veranstaltungstyp erhalten, von dem ich mir Impulse erhoffe. Schon jetzt darf ich Sie bitten, diese Veranstaltung zu besuchen und die Thesen in allen folgenden Veranstaltungen dieses Dokumentartages weiterzubehandeln. Insbesondere auch unter der Regie meiner Präsidiumskollegen Frau Buder und Dr. Rehfeld im Poster Park, in der Hyde Park Corner und in der Schlußdiskussion. Wir, liebe Kolleginnen und Kollegen, von Berufs wegen mit Information befaßt, sollten aus modernen Informationskonzepten wirklich etwas machen können! Erstmals übrigens in dieser Intensität zu beobachten ist eine enge Kooperation zwischen der DGD und ihren Partnern, die meist Abkömmlinge oder nahe Verwandte der Gesellschaft sind, für die ich besonders danke. Der Jahreskongreß unserer Vereinigung für Informationswissenschaft und -praxis gibt Gelegenheit, Schwer- und Brennpunkte unserer Arbeit kurz aufzureißen. Mit Interesse sehen wir dem Vorhaben des Bundesministers für Forschung und Technologie, deren Vertreter ich herzlich begrüße, sowie der gesamten Bundesregierung entgegen, bei der Konzeption eines neuen Programms für Fachinformation auch uns zu hören. Wir stehen bereit, das Wissen und die Erfahrungen - gute und schlechte einzubringen und mitzuwirken als kritische Partner des neuen Programms. Und wir begrüßen ausdrücklich die Initiative, hier zu neuen Ufern aufzubrechen.
12 Information ist ein Teil moderner Daseinsfürsorge, und ihre Förderung verlangt flexibles Reagieren gegenüber neuen Formen, sowie Aufgeschlossenheit bei allen Beteiligten. Bei der Definition der Ziele einer w e i t e r f ü h r e n d e n
Informations-
politik sollte mehr in das Bewußtsein aller gerückt w e r d e n , daß nur die Dienstbarmachung aller Informationen zu sachgerechten Lösungen führt. So zeigt etwa das Gebiet der Umweltforschung mit aller D e u t l i c h keit, was geschieht, w e n n technologische Neuerungen auf der Grundlage technologischer Informationen
werden, während Informationen über biologische oder gische Folgewirkungen unberücksichtigt
lediglich
verwirklicht soziolo-
bleiben.
Es gilt daher tradierte, um nicht zu sagen verkrustete
Bewußt-
seinsstrukturen aufzubrechen und nicht immer wieder die sogenannte Naturfrage zu stellen, die eigentlich immer nur d a n n aufkommt, w e n n der Staat
interveniert.
Auf den potenten Nutzer hin orientierte Produkte u n d D i e n s t leistungen benötigen keine Intervention. Hilfe vonnöten ist nur, wo sich die Frage der Flankierung stellt. Und darauf sollte Förderungspolitik
sich
konzentrieren.
Meine Damen u n d H e r r e n , lassen Sie m i c h ein paar Worte zu Schwerpunkten der Arbeit der D e u t s c h e n Gesellschaft für Dokumentation sagen, die bei w a c h s e n den K o s t e n u n d gleichzeitig w a c h s e n d e n Aufgaben vor
schwierigen
E n t w i c k l u n g e n steht. I c h möchte zwei Einzelkomplexe herausgreifen, die uns Sorge b e reiten: die Zukunft der Aus- und Fortbildung und die Zukunft der
Patentdokumentation.
Bei letzterer schwinden langsam die H o f f n u n g e n auf rasche Hilfe aller B e t e i l i g t e n aus Staat u n d Industrie zur Stabilisierung unseres Arbeitskreises Patentdokumentation. Guten A b s i c h t s e r klärungen m ü s s e n T a t e n folgen; Mittel m ü s s e n bereitgestellt w e r d e n , w e n n es zutrifft, daß Patentdokumentation in der B u n d e s republik wichtig ist. Oder - ich lasse die Frage einmal offen stehen - ist sie das nicht?
13 In den Fragen der Aus- und Fortbildung möchte ich anmerken: Die DGD kann sich, mit Ausnahme des Gebietes der Assistentenausbildung, mit Ausbildungsgängen nicht mehr befassen. Auch alle Aufbau- und Zusatzstudiengänge auf unserem Fachgebiet gehören an die entsprechenden Fachhochschulen und Hochschulen. Alle Arten der Fortbildung hingegen, insbesondere die Anpassungsfortbildung und die berufliche Um- bzw. Neuorientierung liegen in unserem Aufgabenfeld, da unsere Kontakte zur Praxis ausgezeichnet sind. Und hier werden wir nun auch verstärkt an die weitere Ausarbeitung von Konzeptionen gehen. Daß Zusatzausbildungen auf dem Grundstock einer bereits abgeschlossenen anderen Fachausbildung in der Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen werden, haben wir seit langem klar erkannt. Über unsere umfangreiche internationale Arbeit will ich hier nicht im Detail berichten. Export unseres know-how, Import ausländischer Erkenntnisse zum Nutzen der Bundesrepublik, gute internationale Beziehungen in einer gefährdeten Welt bleiben unsere Ziele, denen wir uns engagiert widmen. Eine neuere Entwicklung stellt einen engeren Kontakt der Fachgesellschaften von Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Belgien, den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland - zusammengeschlossen im Western European Round Table on Information and Documentation mit dem internationalen Verbindungskomitee von ASIS in den USA dar, in das der Schatzmeister der DGD für ein Jahr kooptiert werden soll. Im Jahre 1985 - so hat das Präsidium auf meinen Vorschlag beschlossen - wollen wir in der Bundesrepublik zusammen mit der GID die zweite, internationale Konferenz über die Anwendung von Mikrocomputern in Dokumentation, Information und Bibliotheken ausrichten. Ich denke dabei - nicht zuletzt als Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission - daß es sowohl geboten ist, den internationalen Entwicklungsstand auf diesem Gebiet einem breiten Anwender- und Fachpublikum in unserem Land vorzustellen, als auch zu zeigen, welche Entwicklungen auf diesem Gebiet aus den verschiedenen Umfeldern in Deutschland exportiert werden können.
lit Mikrocomputer w e r d e n in der Fachinformation als Zentren lokaler, branchenspezifischer oder regionaler Datenbasen Bedeutung
erhal-
ten; sie w e r d e n auch als intelligente Terminals in n a t i o n a l e n und internationalen Netzwerken einschließlich Bildschirmtext setzt werden. Ich glaube deshalb, daß diese Konferenz
einge-
unstreitig
viele wichtige Komponenten aufzeigen wird. Die Deutsche U N E S C O Kommission hat m e i n e n Antrag auf Unterstützung der g e p l a n t e n Konferenz bereits an das Auswärtige Amt geleitet, und die GID hat bereits die Bereitschaft zu dankenswerter tatkräftiger hilfe
Mit-
signalisiert.
Damit bin ich fast u n m e r k l i c h bei unserem Kongreßthema formation und Bildschirmtext"
"Fachin-
angekommen.
H o f f n u n g e n und Sorgen, Erwartungen und Befürchtungen b e w e g e n gleichermaßen viele unserer Mitglieder und Freunde. Nationen, früher definiert durch eine einheitliche Sprache, eine Religion und eine Verfassung, w e r d e n eine Verwischung
ihrer
Grenzen erleben. Das ist sicher wünschenswert, denn E n t f e r n u n g e n schrumpfen zusammen. Sprachen als Kulturgut jedoch könnten beschädigt w e r d e n durch die Obermacht einer
übersimplifizierten
Informationssprache. Und inhaltlich fehlt eine schützende Hand. Btx im täglichen Leben m a g den Straßenverkehr entlasten. plätze zu Hause m ö g e n schlecht sein und gut zugleich.
Arbeits-
Zugang
und Isolierung können gleichermaßen die Folge sein. Amerikanische Studien, denen weltweite Untersuchungen
zugrunde
liegen - es wurden Materialien aus den USA, Großbritannien, Frankreich, der Bundesrepublik, Japan und Canada ausgewertet
-
sehen bei Bildschirmtext nur einen sehr langsamen F o r t s c h r i t t , Faktenmitteilung und nicht Übermittlung großer T e x t m e n g e n sei die
Schlüsselanwendung.
Ich will hier nicht über Technologie sprechen. A u c h diejenigen, die sie bei uns vorantreiben, dürften wissen, wieviel Glasfaserkabel inzwischen in J a p a n verlegt wurden und werden. Sie w e r d e n wissen, wie Btx im Lichte v o n ISDN zu beurteilen ist. Sie w e r d e n wissen, wie sehr, trotz des neuen CEPT Standards und seiner bemerkenswerten Fortschritte, der technische Komfort von heute d e n
15 N u t z e n noch bremst. Beim Komfort sind freilich die K o s t e n zu bedenken; Die Preise v o n Decodern w e r d e n bei uns noch auf Jahre hinaus zu hoch sein, ohne besonderen Komfort aufzuweisen.
Auch
über das weite Feld der Ambitionen und Alpträume v o n Verlegern will ich hier nicht sprechen. Ich hoffe, Einzelveranstaltungen w e r d e n hierzu Gelegenheit
geben.
Aber über all dies w o l l e n und sollen Berufenere etwas
sagen.
Soweit sie zu uns gekommen sind. J a , und dann sind wir natürlich zwangsläufig bei unseren Hauptreferenten für die
Eröffnungsveranstaltung.
Um gleich einmal zu sagen, was die m e i s t e n von Ihnen schon wissen: der Herr Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, Herr Dr. Schwarz-Schilling, ist nicht gekommen. Daß ein Bundesminister einmal nicht kommen kann, ist nicht neu und verständlich. Er befindet sich derzeit, so wurde uns m i t g e teilt, auf einer
Auslandsdienstreise.
Daß in seiner Vertretung kein Staatssekretär zu uns kommen konnte, ist schon nicht so einfach zu verstehen. Es gibt
zwei
Staatssekretäre im Bundespostministerium u n d beide haben, auf verschiedenen Gebieten die Aufgabe, den Minister zu vertreten. Daß n u n auch noch kein Abteilungsleiter des Ressorts zu uns gekommen ist, ist für uns schon ein wenig befremdlich. ihrer
Denn
gibt es mehrere u n d sie wären vielleicht doch abkömmlich
zu machen, w e n n ein Jahreskongreß einer Fachgesellschaft mit Bildschirmtext
sich
befaßt.
Als Hauptredner hatten wir dann Herrn Dr. Peter Glotz eingeladen. D e n Bundesgeschäftsführer der SPD. Und er hatte fest zugesagt. Herr Dr. Glotz, seinerzeit als Wissenschaftssenator in Berlin n o c h engagierter Dokumentartagsredner
- mußte w e g e n einer w i c h -
tigen Klausurtagung seiner Partei kurzfristig absagen. Mir steht es nicht zu, diese Entscheidung zu kritisieren. Vielleicht hätte ich anders entschieden, da ich der Meinung bin, Parcour geht immer vor Klausur. Die verdienstvollen Bemühungen, insbesondere meiner
Präsidiums-
16 kollegen Prof. Dr. Scheele und Dr. Rehfeld, wie a u c h m e i n e
eige-
nen Interventionen, haben es aber zuwege gebracht, daß w i r diejenigen, die uns im Stich gelassen haben, was die Thematik
angeht,
fachlich hervorragend ersetzen konnten. Mit Herrn Dietrich Ratzke, Generalbevollmächtigter der F r a n k furter Allgemeinen Zeitung, mit dem m e d i e n p o l i t i s c h e n der SPD Landtagsfraktion, H e r r n Landtagsabgeordneten
Sprecher Jürgen
Büssow und mit H e r r n Dr. Ulrich Briefs, Lehrbeauftragter
für
Informatik an der Universität Bremen, w u r d e n in der Tat drei Experten gewonnen, die zweifelsfrei kompetente Fachleute
sind.
Keineswegs an den Zäunen und auf den Plätzen, sondern m i t t e n an kompetenter Stelle in unserem Land kann m a n also doch Fachleute finden, die kurzfristig einspringen, und dafür d a n k e n wir besonders herzlich und ich glaube, eine solche Bereitschaft dient einen anerkennenden
ver-
Applaus.
Keine Damen und Herren, genug der Vorrede. Ich wünsche Ihnen allen erfolgreiche Tage des beruflichen und persönlichen
Gedankenaustausches.
Uns allen wünsche ich einen guten Kongreß mit einer
anregenden
und interessanten Fachausstellung, die wieder einmal unsere langjährigen Partner und auch neue Freunde vereint. Der Deutsche Dokumentartag ist hiermit
eröffnet.
Und ich danke Ihnen für Ihr freundliches
Zuhören.
Fachinformation und Bildschirmtext
18
Dietrich Ratzke
Neue Techniken in Information und KommunikationGegenwärtiger Stand und Perspektiven
Meine sehr verehrten Damen und
Herren,
Die Enquete-Kommission "Neue I n f o r m a t i o n s -
und K o m m u n ika t ions -
teohniken" hat zwei Jahre gearbeitet. Sie war paritätisch durch
CDU-,
SPD- und
FDP-Parlamentarier,
aber
auch
mit
ständigen, die von den jeweiligen Parteien kooptiert Kommission nicht
wurde
wegen
des
Regierungswechsels
fertig. Sie hat es dennoch geschafft,
r i c h t eine
interessante Momentaufnahme
wicklungsstandes
in diesen
Techniken
deutlich hier und da Akzente
zu
wurden. Die
mit
ihrer
in einem
sind, um
"Technische
Aspekte"
anschließend
Arbeit
Zwischenbe-
des d e r z e i t i g e n
vorzulegen,
aber
auch
Entganz
setzen.
Ich greife zunächst einige Punkte auf, die unter der schrift
besetzt Sachver-
im
Kapitelüber-
Kommissionsbericht
zu
finden
einige Punkte zu nennen, die sich mit d,en
Auswirkungen, mit erwarteten Risiken, aber vor allem auch mit den Chancen
befassen.
Es
festgestellt,
wird
daß
in diesem
Jahrzehnt
barkeit neuer Technologien außergewöhnliche Informations- und Kommunikationstechniken
durch
also
auf den Bereich
der
und
auf
nahezu
alle
bei
Fernmelde-
Individualkommunikation,
dern sie strahlen aus über die Informationstechnik haltungselektronik
Verfüg-
zu erwarten sind. Diese
Innovationsschübe beschränken sich nicht etwa auf den bereich,
die
Innovationsschübe
Geräte
des
bis zur
sonUnter-
täglichen
Be-
19 d a r f s . D a h e r ist d i e E n t w i c k l u n g d e r K o m m u n i k a t i o n s -
und
Informa-
wesentlichen basieren alle neuen Entwicklungen dieses
Gebietes
tionstechniken Im auf
zwei
rakter
so
oder
brisant.
drei
tragen:
Ba3istechniken,
einerseits
die
die
fast
revolutionären
Digitalisierng
aller
und K o m m u n i k a t i o n s v o r g ä n g e ,
d a n n die o p t i s c h e
gung
und
(Stichwort:
Glasfaser)
drittens
die s i c h in d e n v e r g a n g e n e n J a h r e n wie
man
sie
kaum
wicklungen. neuer
Der
mit
möglich
hält,
vierte
Bereich
also
Geräte
Endgeräte,
Daten,
für
ist,
daß
Satellitentechnik,
Weise
entwickelt
hat,
resultierend
aus diesen
Ent-
betrifft
die
Entwicklung
für S p r a c h e , T o n ,
d e n e n der B e n u t z e r a r b e i t e n
Selbstverständlich
Nachrichtenübertra-
die
in e i n e r
die
Text,
gänzlich
Bilder
Auswirkungen
der
neuen
Techniken
s o n d e r n a u c h die p r i v a t e
und K o m m u n i k a t i o n
Es ist in der m e d i e n p o l i t i s c h e n
niken
betreffen.
bei u n s i m m e r eigentlich
nur
Das s t i m m t nicht: Einige zur
Anmerkungen
generell,
oder
gesagt
Uberwiegend
zu d i e s e n
für
neuen
Sicherlich
die
aber
in e r s t e r
Linie
Ich w e i ß ,
daß
muß
für
Ihnen
sie
doch
immer
Dimensionen
klar
zu m a c h e n ,
geht. Ein moderner
ist
die
wieder
Wirtschaft
die
tangieren.
zunächst
Mikroelektronik unserer
nennen,
um
bekannt
sich
die
bereits
Kommuni-
vor
je S e k u n d e
1990, a l s o in w e n i g e n J a h r e n w e r d e n a u f
werden
Wenn
1x1
mm
Größe,
1 Mio
Transistorfunktionen
sich
Milliarde
Rechenoperationen von
Das s i n d
aber
ungeheuren
Größenordnungen. Chip,
absolvieren.
eine
BaWelt
sind,
die E n t w i c k l u n g
kann heute
die
technischen
N a c h r i c h t e n - und
die Z a h l e n
DisTech-
jedermann.
Basistechnologien, die
in d e n e n
Computer
Information
d a ß die n e u e n
tangieren
Fortentwicklung
katonstechnik. man
worden,
diese E n t w i c k l u n g e n
Mikroelektronik.
sistechnologie
wieder
und
kann.
nicht nur die geschäftliche, kussion
Cha-
Informations-
unvorstellbare einem
untergebracht
können.
man
alles,
tionsstellen gesamten
was
in a l l e r
in B i b l i o t h e k e n , Welt
gespeichert
in A r c h i v e n , ist,
W i s s e n der W e l t - ich w e i ß , es ist e t w a s
d a s zu t u n - , d a n n b e n ö t i g t e n
in
Dokumenta-
gleichsetzt
mit
dem
leichtfertig
w i r vor z e h n J a h r e n e i n e n R a u m ,
der
e t w a so g r o ß i s t , w i e d i e s e r H ö r s a a l y uni d i e s e s g β s a m t e W i s s e n elektronisch
abzuspeichern.
Heute
braucht
man
für
die
Abspeiche-
20 rung
dieees
Wiesens
in z e h n J a h r e n sein,
in
glaube, um
der
man
nur
wird diese
muß
noch die Größe
es nur
noch
Informationsfülle
sich diese
zu b e g r e i f e n ,
eines
die Größe
Zahlen
und vor a l l e m , um sich i m m e r
wieder
vor
ist.
Augen
Ich
rufen,
h a t in d e n l e t z t e n
Jahren
zu m a c h e n :
dieses
ist n i c h t e t w a der E n d p u n k t , d i e s e s ist n i c h t die M i t t e ,
dieses
ist g e r a d e e r s t der A n f a n g Neue
Dienste
erfordern
aber neue Netze,
neuer
neue
Übertragungstechnologien,
von morgen
wird
fen, a l s o
der
digitaler
maschinennutzbar
Es g i b t e i n e z w e i t e nik.
(Das
Wort
Technologie
Technik, also während
wichtige
wenn
eine
Technik
allem
sein,
Dieses
alles
ohne
Informationsauch
die
der I n f o r m a t i o n
sondern
und
wird
digital
verlau-
sein. Basistechnologie, besser:
Technologie
iet,
Art
die Ü b e r m i t t l u n g
Information.
vor
Netze. Sie w e r d e n künftig
Netze sein. Nicht nur die
H e r s t e l l u n g der I n f o r m a t i o n , die B e n u t z u n g
Entwicklungen.
neue breitbandige
jeden Zweifel digitale speicherung
wieder deutlich
und
Zigarrenkiste
abzuspeichern
immer
was sich abgespielt
Schreibtisches, einer
ich
wird es
das
der
richtig
theoretische
generell
in
Regel
sehe,
Erfassung
ist,
was
die
von
Basistech-
falsch
benutzt.
Lehre
von
der
Zusammenhängen,
man benutzen
kann.
Alle
diese Dinge sind längst aus dem Stand der T e c h n o l o g i e , also rein
theoretischen
Erfaßbarkeit
nutzbar und d e s w e g e n sollte gen.) Die o p t i s c h e
herausgewachsen.
schnell weiterentwickelt.
findet man i m m e r
wieder.
Expertenmeinungen
hinweg
als z w e i t e
schneller
wörtlich,
Entwicklung
verlaufen.
Gramm
Kilogramm
Glasfaserkabel Kupferkabel.
die ü b e r M o n a t e a n d a u e r n d e anj K o m m e n
schnell"
ist
über
Die Nutzung
die
dieser
Bewältigung
als Basis künftiger, nahezu
künftigen Netze. Auch hier Zahlen, um D i m e n s i o n e n Ein
hat
uner-
zurückgeblieben.
Optische Nachrichtentechnik
ein
bevorzu-
Dieses Wort "unerwartet
Die technische
der
längst
Basistechnik
Techniken oder gar ihre politische und inhaltliche ist i m m e r w e i t e r
sind
man den Begriff "Technik"
Nachrichtentechnik
s i c h i n d e n l e t z t e n J a h r e n , so 3 a g t d e r B e r i c h t wartet
Sie
hat
dieselbe
Bei
solchen
zu
Übertragungskapaziät Zahlenvergleichen
oder Glasfaserkabel
Das sind theoretische und b e d a u e r l i c h e r w e i s e
in d i e
immer wieder
wie mutet
politische Diskussion ein bißchen
denn nun Kupferkabel
aller
erkennen:
naiv Erde?
ideolo-
21 gisch
akzentuierte
nicht
weiterbringen.
Nun
einen
kurzen
Diskussionen,
Blick
zur
die
dritten
uns
in
interessante
wicklung.
davon
Bisher
in F r a g e k o m m e n , telliten,
ging
nicht
empfangen
Satelliten, nämlich über
aus,
zu den
technische
daß
Netzen
bei
zwei
Uberhaupt
den
Satelli-
Weiterentzukünftigen
Arten von
Satelliten
n ä m l i c h die sogenannten R u n d f u n k - oder
mit deren Hilfe
ren m e h r e r e ten,
man
terrestrischen
Sache
Basistechnik,
ten. A u c h h i e r g i b t es e i n e drahtlosen,
der
oder
de-
kann, und es gab die z w e i t e V a r i a n t e
der
die s o g e n a n n t e n
die man ü b e r w i e g e n d
s i n n g e m ä ß a u c h so
Direktsa-
jedermann ein Fernsehprogramm Fernmeldesatelliten,
telefonieren
Satelli-
kann. Dieses
i m B e r i c h t der E n q u e t e - K o m m i s s i o n ,
der
3teht
wohlge-
m e r k t erst e i n i g e M o n a t e alt ist. Aber hier ist i n z w i s c h e n wieder eine technische Änderung vonstatten gegangen,
die
interessante
medienpolitische
rektsatellit,
über den j e d e r m a n n m i t einer Spezialantenne
programme
empfangen
Stagnation mehr
und
konnte,
fehlgeleiteter
A u s w i r k u n g e n hat. Der ist
auf
Grund
Diskussionen
auch
wiederum
FernsehdiFerseh-
medienpolitischer
heute
praktisch
nicht
einsetzbar.
Somit
stürzen sich alle
I n t e r e s s e n t e n , die ü b e r d i e s e n
Fernseh- oder R u n d f u n k p r o g r a m m e meldesatelliten, ebenfalls
Satelliten
v e r b r e i t e n wollten, auf den Fern-
über den m a n nicht nur Telefongespräche,
Fernsehprogramme
abstrahlen
kann.
Stichworte:
sondern OTS/ECS-
Satelliten. Die
bisherigen
technische
- und dort
Revolution
ab
stallierten
Fernmeldenetze
falls einen
gravierenden
wir
das
Fernsprechnetz
Datennetz, das
Datexnetz
Netze und Aber
das
sind
werden
Wandel und
Telexnetz, mit
spielt
- in der
das
sich sicherlich Bundesrepublik in
den
durchmachen.
das Datexnetz
Paketvermittlung
so k o n z i p i e r t ,
daß
nächsten
sogenannte
sie
und
das
weitere in-
Jahren
eben-
Augenblick
haben
integrierte
mit
einzeln
Im
eine
Deutschland
Text-
und
Leitungsvermittlung, Direktrufnetz.
nebeneinander
Diese
arbeiten
funktionieren. die E n t w i c k l u n g
in der
Digitalübertragungs-
und
getrennten
eine m
Netze
zu
Mikroelektronik
Vermittlungstechniken einheitlichen,
und vor
allem die
erlauben
digitalen
Netz
es,
die
für die
22 verschiedenen
Dienste
diensteintegriertes schen
Information
einziges
zusammenzufassen.
Digitalnetz
und K o m m u n i k a t i o n
Netz benötigt,
Festgehalten
wurde
neuen
ganz
neue
gen,
d i e so e i n f a c h s i n d ,
Endgeräte
natürlich
benötigen.
daß sie j e d e r m a n n
Entscheidend kompatibel,
ist, also
die aber
auch,
allen
und
Lassen
Sie
mich
sichtspunkte gen,
sehr nach
der
dieser
den rein
Endgeräte
technischen
Auswirkungen,
generelle
mittelfristig Übertragung
Aspekte:
eine
der
Nachrichtenübertragung
Signale
der
frastruktur
sehr
verknüpft
die m a n i m m e r
wird,
Systeme bilden,
verschiedener werden.
Art
die
für
wieder unterstreichen
und den
Übermittlung kation
Der
Ge-
aufzei-
daß
sich
von
sie u n s e r e
w a r der B r i e f das g e e i g n e t e
Medium,
war
zur der
neuen und In-
Feststellung, gesamte
zu v e r ä n d e r n
in
der
Iηformationsmögfällt
Information
Rundfunk
Arten
integrierte
wichtige
Zuordnung von
von F u n k m a s s e n m e d i e n . Für die
dualkommunikation
fest, allen
die
muß, weil
Transport
zuständig.
einige
Risiken
fest, d a ß d i e
Kommunikationsdienstleistungen materiellen
die P r i n t m e d i e n
nach
in d e n e n A u f n a h m e -
Uber
D a s ist e i n e
Lage ist. Die bisher e i n d e u t i g e waren
ist
Kommunikationsinfrastruktur
ergeben
Kommunikations- und Informationsinfrastruktur lichkeiten
müssen.
sind.
stellt
d i e n e n w i r d . Er s t e l l t
IuK-Techniken hochkomplexe Wiedergabegeräte
kommt,
Aspekten
Chancen,
Der Bericht
integrierte
digitaler
sein
internationalen
gering.
die in dem Bericht ebenfalls a n g e s p r o c h e n
Zunächst
international
genormt
j e d o c h , d a ß es zu e i n e r
Kompatibilität
Erfahrungen
die
ermögli-
sind.
prinzipiell
international
daß
benutzen kann,
bezahlbar
daß die Endgeräte vollständig
Die W a h r s c h e i n l i c h k e i t Normierung
auch
ein
Endeinrichtun-
a u f der a n d e r e n S e i t e a b e r e i n e n h o h e n B e d i e n u n g s k o m f o r t chen, Endeinrichtungen,
man
techni-
führt.
Kommunikationsbericht
alle
der
w i r d künftig also nur
d a s in j e d e n H a u s h a l t
im
Dienste
Dieses Netz nennt
ISDN. F ü r a l l e F o r m e n
weg.
Bisher
in d e r
zuständig
Regel
für
die
Textindividualkommunifür
die
Sprachindivi-
d a s T e l e f o n , für die D a t e n k o m m u n i k a t i o n
das
Datex-System. Dieses
alles gerät nun durcheinander.
Es l a s s e n s i c h k e i n e
klaren
23 Abgrenzungen etwas
mehr
ziehen,
immateriell
lungen haben den Sinn, tieren, auf
dem
siert oder Auf
daß
sie a b e r
werden
immer
mehr
Empfänger
abgerufen
können.
sich
wird;
denn
die I n f o r m a t i o n e n beim
Bildschirm
lösen
ob e t w a s m a t e r i e l l
transportiert
übertragen
wird,
alle
Entwick-
immateriell
wahlweise
oder
diese
transpor-
immateriell,
ausgedruckt,
Die k l a s s i s c h e n
zu
Grenzen
also
ob
also
materiali-
fallen
damit
weg
auf. Informationen
tisch
zurückgegriffen
lere,
umfassendere
k a n n , so s a g t
werden.
und
Die
neuen
der B e r i c h t ,
Techniken
kostengünstigere
machen
automaschnel-
Informationsverteilungen
möglich. Der
Bericht
stellt
generell
feet,
daß
in e i n e r
hochentwickelten
Volkswirtschaft Information als Produktionsfaktor der
Bedeutung
ist.
Ein zunehmender
personen-Potentials
Das
heute
zur V e r f ü g u n g
schon
reitstellung
hohe
von
des
muß eingesetzt werden,
tion von technologieintensiven dige K n o w - h o w
Teil
Maß
Wissen
unterschiedlichsten
zu
an
von
Produknotwen-
stellen.
Integration
Bereichen
IuK-Techniken.
schaft k o m m t dem eine Die
deutsche
In
und
der
einer
fundamentale
Wirtschaft,
und
Erwerbs-
Gütern und deren Anwendung
von
erfordert
zur
Be-
Fachwissen
aus
den
effizienten
Ü b e r m i t t l u n g und Verarbeitung von I n f o r m a t i o n e n Einsatz
dominieren-
u m d a s für die
Arbeitsteiligkeit
eine
von
verfügbaren
das
d u r c h den
hochentwickelten
Bedeutung ist
r u n g , b e f i n d e t s i c h zur Z e i t g e m e i n s a m ten w e s t l i c h e n V o l k s w i r t s c h a f t e n
Gewinnung,
eine
breiten
Volkswirt-
zu.
wichtige
mit anderen
Schlußfolge-
hochentwickel-
in e i n e r P h a s e der
strukturellen
Anpassung. Die V e r s c h i e b u n g 70er
Jahre
des internationalen
führte
dazu,
und Rohstoffländer renzkampf
um
die
dustriealisierten bewerbssituation
daß
Wettbewerbsgefüges
traditionelle
Märkte
an
Mitte
v e r l o r e n g i n g e n , u n d d a ß s i c h d a m i t der technologieintensiven Ländern
ist
duktion und Anwendung
verstärkt
hat.
die B u n d e s r e p u b l i k hochwertiger
Märkte
unter
Angesichts Deutschland
Technologien
der
BilliglohnKonkur-
den
hochin-
dieser auf
die
angewiesen.
WettPro-
21) Die I u K - T e c h n i k e n der d e u t s c h e n Energie
diesen strukturellen
vielseitiges,
preiswerteres
qualitativ
scheidend
zur
Und auch hier gekommen samte
ein Einschub:
sind,
Wir,
Teil
Mikroelektronik
und
deutschen
daß uns ganze
Wir
bereits
abhanden
intensiv
uns
der
mit
ihnen
arbeiten,
w e r d e n a u c h sie für u n s e r e Der
Bericht
Wenn
wir
neuen
stellt
auch
ihnen
lernen,
Wirtschaft
fest,
daß
Organisationsstrukturen
kann. D a s m u ß e h e r Dieses
ist
jedoch
werkschaftsseite wird hier
in d e m
insbesondere
positiv, immer
kleine
andererseits
dann der
nationalen unter
im
sind.
ist
sind Gott
nicht
rasch
und
mittlere
werden
Betriebe
Informationen
viel schneller
der
neuen
zu e r h e b l i c h
der
und
besser
Bericht noch einmal
Information Aspekten
internationalen
und
auch
von
größere zu
von
werden dürfen,
Gesichtspunkten.
Wer
der
Ge-
bestritten.
die
Chancen,
führen
werden.
Es
erhalten
verbesserten sich
auf
ver-
einzustel-
Wirtschaftsein-
führen.
darauf hingewiesen,
Kommunikation
gesehen
durch
IuK-
verän-
Betriebe
und gezielter
aber auch i m m e r
und sind somit
dann
gehen.
denn negativ beurteilt
zu d e n
einfüh-
exportieren,
verloren
worden,
und
bemächti-
Deutschland sie
sei
Glasfasertechnik
Bericht ganz klar gesagt: einerseits
heiten überschaubar
Formen
m e h r statt, sie
die Einführung
bestritten
änderte Umfeldbedingungen
Es w i r d
ge-
w i r d es n a c h w i e vor t e i l w e i s e
Zugangsmöglichkeiten len,
Die
nun
innerhalb
Jahren
abhanden
Entwicklungen
T e c h n i k e n für d i e g e s c h ä f t l i c h e K o m m u n i k a t i o n derten
auf
zukunftsträchtigen
f ü h r e n d : in der
anderen mit
Märkte
Deutschland
g e n , s i e a u c h bei u n s in d e r B u n d e s r e p u b l i k ren,
ent-
Wirtschaft
gekommen
findet bei uns nicht
in der B u n d e s r e p u b l i k
bei den S a t e l l i t e n t e c h n i k e n .
bald
Alloka-
und k ö n n e n d a d u r c h
d a ß u n s vor a l l e m a b e r a u c h die
D a n k n o c h in z w e i B a s i s t e c h n i k e n und
moderneres
verbesserte
die wir die Dinge seit
festgestellt,
größten
abgewandert.
wenig
ermögli-
beitragen.
haben
zum
der
k a u m . Sie
technisch
eine
Ressourcen
Wettbewerbsfähigkeit
den W e l t m ä r k t e n
beobachten,
durch
Erfordernissen
zur E n t w i c k l u n g
besseres,
Leistunsangebot
tion der v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n
Märkte
benötigen
u n d R o h s t o f f e . S i e b e l a s t e n die U m w e l t
chen ein und
entsprechen
Wirtschaft. Sie
morgen
daß
nicht
sondern
dieses nicht
alle unter
prinzipiell tut,
wird
die E n w i c k l u n g Schlüsse
aus
Abkommen,
völlig
ihr
die
sich
und I n f o r m a t i o n
mit
diesem,
lungen
s i n d in Z u k u n f t
und
Es g i b t e i n i g e
weitere So
teile
der
dieser
ren Bereichen. die
Es g i b t
zu
Anmerkungen
ist die
neuen
ist,
die
die
neuen
im
werden
durch
Die K o m m i s s i o n
Kommunikation
steht dann
weitere
ein
Satz
gesetzliche
über die A u s w i r k u n g e n
interessante
Netze,
vermindert
heißt:
falschen
internationale
Rege-
erwarten.
formatorisch-kulturelle existent
einige
grenzüberschreitenden
Satz
von B a l l u n g s g e b i e t e n
nikation
bisher
befassen. Und fast drohend
hinter
ob d u r c h
falsch e i n s c h ä t z e n und wird die
ziehen.
Dienste,
Bereich
können.
von
die
Konkret
Medien
gefragt:
und
Vor-
Kommu-
ist
das
zu m i n d e r n
m e i n t , d a ß es zu m i n d e r n
worden,
räumlichen
Information
S t a d t / L a η d g e f ä 1 1 e, neuen
in a n d e -
Frage angesprochen
das
heute
oder
aufzuheben.
sei.
Einen großen Teil des K o m m i s s i o n s b e r i c h t s
n i m m t die Frage
welche
auf
haben Hier
Auswirkungen
diese
w e r d e n , auf Beruf, stellt
der B e r i c h t
gen davon auszugehen einem
quantitativen
neuen
Techniken
auf Arbeitsmarkt, fest,
dem
a u f die
daß a u f g r u n d
qualitativen
Arbeitsplätze. Untersuchun-
IuK-Techniken
Strukturwandel
des
lich
machen,
Andererseits plätze keit
mittel- und längerfristig
vorallem werden
geschaffen
aber Tätigkeitsmerkmale
Uber
und
Arbeitsplätze
durch
stellt
fest,
marktbilanz
- was
bleibt
a u f der
meiner
Linie
dem
negative blem; dieser die
die
Erhaltung
d a ß es U b e r unterm
ändern
Produkte
der
die
Strich
persönlichen
Potential
bei
der
Arbeitsplatzsumme Frage
neuen
übrig,
Meinung
ein
der Plus
- und
- setzen
erhalten.
dieser Das
nicht
bedienen
von Arbeitskräften
hier
bin
neuen
frei. W i r
neuen
ist a b e r
würden.
Arbeitsoder
noch viel größer
ich
Techwerden
Techniken
eine
nicht
Pro-
würde, Dann
ein
Einschätzun-
diese
an A r b e i t s p l ä t z e n
Einführung
ist v i e l m e h r , w a s g e s c h e h e n
Techniken
Freisetzung
werden. Arbeits-
Wettbewerbsfähig-
den N e t t o e f f e k t
Strich
der G e w e r k s c h a f t e n
niken ein ungeheures unter
und g e ä n d e r t e
- d u r c h die n e u e n T e c h n i k e n , u n t e r s c h i e d l i c h e
gen gibt. Nach ganz
neue
durch
entbehr-
gesichert.
Der B e r i c h t Minus?
Arbeitsplätze
zu
Arbeits-
m a r k t e s f ü h r e n w i r d . Er s a g t a u c h , d a ß n e u e I u K - T e c h n i k e n Rationalisierung
ein,
Arbeitsmarkt
der n e u e n
ist, daß der E i n s a t z der
und
innoch
wenn würde
das wir
uns
nämlich
werden.
26 Nehmen
wir das Beispiel Bürokommunikation.
in den
80er
erledigt
Jahren
werden
künftig
können,
vor
sagt
allem
der Bericht.
potential
durch die
höher als
in der Produktionstechnik.
die wir muß:
IuK-Techniken
in den Bericht
Das
Bereich
sich daraus,
hineingeschrieben
Produktionskosten entfallen.
mensstudie "Büro
daß heute etwa
haben, die man
zum
Beschäftigten
im
Büro- und
Rationalisieren.
VerwaltungsbeNach der
f o l g t , d a ß sich d u r c h den E i n s a t z von I u K - T e c h n i k
folgt,
schaft,
daß wir
aufgrund
mit einem
dieser
m u ß man
wiederum
etwa
10% der
potentiell einsparen lassen. Hieraus
Millionen Arbeitsplätzen
Diesen Dingen
Arbeitsplatzverlust
Rationalisierung, rechnen
in der
zwischen
2
und
dazu
aller
führen,
auf
die
durch
Rationalisierungen
Bedenken
mutig
2,5
ins Auge sehen. Es hat keinen Sinn, da hin ist, daß man aus
Z a h l e n die r i c h t i g e n S c h l ü s s e z i e h t . Und d i e s e S c h l ü s s e
werdenden
wieWirt-
müssen.
und her zu diskutieren. Das Entscheidende
nicht
Sie-
Verwaltungstä-
tigkeiten als Routinetätigkeiten automatisierbar. Daraus
derum
ist, so
volkswirtschaftlichen
1990" sind etwa 25% der Büro- und
gesamten Personalkosten
Zahlen, bedenken
1980 a n g e w a c h s e n
U0$ der
auf Personalkosten Das verlockt
deutlich
Es gibt interessante
Berücksichtigt man, daß der Anteil der im Büro
ergibt
werden
maschinell
Rationalisierungs-
ist in diesem
von 35$ 1 950 auf m e h r a l s 50% im J a h r e
reich
Im Bürobereich
Routinearbeiten
die
zu realisieren.
die volkswirtschaftliche
neuen
Techniken
zu v e r z i c h t e n , s o n d e r n
Katastrophe.
Jeder
andere
Weg
diesen dürfen
möglich
sie
trotz
führte
in
27 Hans Jürgen Biissow
Staatliche Planung und private Initiative Technischer Fortschritt im Dienste des sozialen Fortschritts
Es geht auf diesem Kongreß um Fachinformationen und Bildschirmtext. Da in Zukunft die Grenzen - durch die Entwicklung der Kabeltechnologie - zwischen Massenkommunikation und Individualkommunikation fließend sein werden, möchte ich beide Aspekte von technisch übermittelter Information ansprechen. Meine Überlegungen zu diesem Thema gehen von der - nicht von allen Zeitgenossen geteilten - Grundüberzeugung aus, daß Informationen jeglicher Art nicht wie normale Handelsware wie Butter oder Kohle zu behandeln sind, und davon, daß unser demokratischer Staat verpflichtet ist, jedermann zu seinem im Grundgesetz festgelegten Recht auf vielfältige und umfassende Information zu verhelfen. In dieser Frage gibt es bei allem vordergründlichen medienpolitischen Streit durchaus einen Grundkonsens zwischen den Parteien. Der Streit bei den neuen Medientechniken geht jedoch vor allem darum, wie weit der Staat rahmengebend und zügelnd eingreifen soll. Ich gebe zu: Sozialdemokraten sind in diesem Punkt recht pingelig, bisweilen ausgesprochen mißtrauisch, lassen hier ungern 5 gerade sein. Auf der vor knapp einem Monat zu Ende gegangenen Berliner Funkausstellung mag vor allem manch älterer Sozialdemokrat sich der Rundfunkausstellung 1935 in Berlin erinnert haben, wo über dem Rednerpult mit Josef Goebbels am Mikrophon in großen Lettern zu lesen war: Der Rundfunk formt den deutschen Menschen im Geiste Adolf Hitlers. Für sozialdemokratischen Geist und andere Stimmen war da kein Platz mehr.
Manche unter Ihnen w e r d e n sich vielleicht daran erinnern, daß mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten vor genau 50 Jahren die Medien ideologisch gleichgeschaltet und als Instrument der Propaganda radikal eingesetzt wurden. Anläßlich seines ersten Besuches eines Berliner Funkhauses sagte Josef
Goebbels
vor genau 50 Jahren: "Wir haben die Absicht, Deutschland v o n d e n Fesseln zu locken, die sein Volk seit 14 Jahren am Boden halten. Das ist unsere Tendenz! Unsere Absicht! Unser Ziel! Und somit hat auch der Rundfunk seine Tendenz. Er hat sich der Z i e l setzung, die sich die Regierung der
nationalsozialistischen
Revolution gestellt hat, unterzuordnen. Die Weisung gibt die Regierung." Sozialdemokratische medienpolitische Positionen und
Zielsetzun-
gen und die sozialdemokratische Meinung über die Rolle des Staates bei der Gestaltung der nationalen Medienlandschaft
kön-
nen ganz letztlich nur vor d e m Hintergrund des Naziregimes
ver-
standen werden. Und es nimmt nicht w u n d e r , daß S o z i a l d e m o k r a t e n n a c h dem Zusammenbruch dieses Regimes über die Morgengabe der damaligen w e s t l i c h e n Besatzungsmächte, den
öffentlich-rechtlichen
Rundfunk also, besonders erfreut war. War ihnen damit doch zugleich das V e r s p r e c h e n gegeben w o r d e n , der Rundfunk werde künftig endlich gleichweit entfernt von Goebbels wie von H u g e n b e r g
sein
und über alle Stimmen, S t r ö m u n g e n u n d Aktivitäten so fair, u m fassend und vielfältig wie m ö g l i c h
informieren.
Diese Idealvorstellung wurde nie erreicht, wie wir heute wissen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk w u r d e , vor allem in W a h l k a m p f zeiten, immer häufiger zum Objekt der Begierde der Politiker. D u r c h Druck und Drohungen gegenüber Rundfunkredakteuren u n d eine geschickte Personalpolitik v e r s u c h t e n vor allem die jeweils Regierenden "ihre" Landesrundfunkanstalten m e h r oder m i n d e r zu Sprachrohren ihrer Politik zu machen. Allem M i ß b r a u c h zum T r o t z , trotz mancher Beschädigungen u n d Fehlentwicklungen: Der relativ staatsferne öffentlich-rechtliche Rundfunk hat sich - alles in allem - bewährt und bietet, studiert m a n die Rundfunksysteme anderer Länder, a u c h künftig, nach b e s t i m m t e n Reformen, für Demokraten ein optimales Modell, Meinungsvielfalt in der A l l t a g s praxis zu erreichen.
29 Freilich darf man auf der anderen Seite redlich darüber streiten, ob die Rundfunkanstalten ihre von der Verfassung garantierte Unabhängigkeit auch gegenüber den Parteien richtig nutzen. Als engagierter Verfechter eines von staatlichen und kommerziellen Einflußnahmen freien Rundfunks schmerzt es festzustellen, wie zum Beispiel im Fernsehen - den Rundfunk möchte ich einmal davon ausnehmen - der politische Journalismus zu einer langweiligen Gesellschaftsveranstaltung degenerieren konnte. Ich möchte diese Sicht einmal zuspitzen: Je weniger der Begriff öffentlich rechtlich für die Eigenschaften frei, liberal, unabhängig, plural, kritisch und vielleicht auch manchmal etwas keck gegenüber Autoritäten steht und damit ein illiberalen Bedeutungswandel unterliegt, um so schwerer wird es sein, daß Hörer und Fernsehzuschauer den Rundfunk als ihre eigene Angelegenheit betrachten. Ich behaupte: Die Anstalten haben in den letzten 30 Jahren - bei allen Verdiensten, die noch gesondert zu würdigen wären - einen erheblichen Anteil zu ihrer eigenen Legitimationskrise beigetragen. Die Reaktionen der Bevölkerung auf die Auseinandersetzung um die Erhöhung der Rundfunk- und Fernsehgebühren 1983 bringen den Grad der Legitimationskrise unseres Rundfunksystems in der Bundesrepublik adäquat zum Ausdruck. Daran hatten auch die Printmedien ihren Anteil, aber nicht allein. Die Unabhängigkeit des Rundfunks scheint mir manchmal von den Anstalten mit Selbstgefälligkeit verwechselt zu werden. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß nicht eines Tages der Zustand eintritt, den Bertold Brecht in seiner Radiotheorie umschrieben hat mit dem Satz: "Ein Mann der etwas zu sagen hat und keinen Zuhörer findet ist schlimm daran. Noch schlimmer sind Zuhörer daran, die keinen finden, der ihnen etwas zu sagen hat." Noch ein Wort zum legitimierten politischen Einfluß der Aufsichtsgremien der Rundfunkanstalten: Für die SPD hat bereits 1978 auf den Stendener Medientagen der damalige Vorsitzende der Kommission Medienfragen beim SPD-Vorstand, Egon Bahr, laut darüber nachgedacht, ob politischer Einfluß der Parteien nicht gründlich zurück gedrängt werden könnte zu Gunsten von noch mehr Autonomie der öffentlich-rechtlichen Anstalten.
30 Dieser Gedanke bleibt, meine ich, auch künftig diskussionswürdig. Im übrigen gilt weiterhin für die SPD: Sie ist zur Erörterung jedes Vorschlags bereit, durch den eine beiderseits gleichgewichtige "Reduktion der Gruppenstärken" der •Gremienmitglieder vorgenommen werden kann. Es ist aber auch nüchtern festzustellen, daß der Politisierungsprozeß der Vertreter der gesellschaftlich relevanten Gruppen in den Gremien des Rundfunks heute weitgehend abgeschlossen ist. Die Gremien sind politisch vermachtet. Fast alle Gruppenvertreter sind heute bis auf wenige Ausnahmen der einen oder anderen politischen Richtung zuzuschreiben. Bei der Erörterung dieses Themas drängt sich das nächste Stichwort auf, nämlich mehr programmliche Vielfalt durch private Konkurrenz im Rundfunk. Höchst richterliche Urteile schließen bekanntlich privat betriebenen Rundfunk in der Bundesrepublik nicht aus. Hinsichtlich der Programmgestaltung stellt das Bundesverfassungsgericht jedoch so hohe Anforderungen an private Veranstalter, daß meines Erachtens rein kommerzielle Programmbetreiber privates Fernsehen gar nicht finanzieren können. Experten schätzen, daß die Kosten für ein weiteres nationales Fernsehprogramm auf 700 Mio. bis 1 Mrd. Mark betragen werden. Die Äußerung von Bertelsmann oder auch von den Zeitungsverlegern in diesen Tagen zeigen, daß Wunsch und Realität weit auseinander fallen. Das Bundesverfassungsgericht fordert für den Fall, daß Private eigenverantwortlich Programme machen, gesetzliche Regelungen, welche die Vielfalt von Informationen und Meinungen sicherzustellen und ein Mindestmaß an Sachlichkeit, Ausgewogenheit und gegenseitiger Achtung zu gewährleisten. Damit wurden die Grundvoraussetzungen unserer bestehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunkordnung auch für die Zukunft bekräftigt. Die SPD ist hierüber froh. Sie ist und bleibt davon überzeugt, daß die denkbare Alternative unser Mediensystem der privaten Initiative kommerzieller Veranstalter zu überlassen am Ende keinen besseren, sondern einen schlechteren Zustand bewirken würde. Ein kommerzieller Rundfunk muß den Zuschauer und Zuhörer in erster Linie als Käufer und Konsumenten ansprechen. Er bietet statt mehr Vielfalt mehr vom Gleichen und führt somit zu einer Spirale der Programmverflachung, zu vielkanaliger Einfalt.
31 Diese, wenn Sie wollen, restriktive Haltung der SPD gegenüber der Kommerzialisierung des Rundfunks wird uns Sozialdemokraten von konservativer Seite gerne als innovationsfeindlich und freiheitsbeschränkend ausgelegt. Zugespitzt wird uns vorgeworfen, wir würden den mündigen Bürger in seiner Wahlfreiheit beschneiden, bevormundend auftreten, was sich mit Artikel 5 des Grundgesetzes nicht in Übereinstimmung bringen ließe. Das Credo der Konservativen lautet, alle Bedürfnisse dieser Welt lassen sich über den Markt regeln. Welche Bedürfnisse lassen sich auf einem freien Medienmarkt realisieren, die nicht bereits von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zufrieden gestellt werden? Ich möchte auf eine Entwicklung hinweisen, die uns hierauf vielleicht eine Antwort geben kann. Nach Aussagen der Bundesprüfstelle für Jugendschutz sind von den 5.000 angebotenen Videofilmtiteln lediglich 1.200 Titel, die aus der Sicht des Jugendschutzes hinnehmbar sind. Von Qualität ist hier nicht die Rede. Zweidrittel verstoßen eindeutig gegen Jugendschutzbestimmungen. "Die Filminhalte liegen weit unter dem Durchschnittsniveau und unter der Gürtellinie des guten Geschmacks". Es wird gezeigt, was im Fernsehen auf keinen Fall gezeigt wird. Am besten laufen Killerfilme. So und ähnlich lauten Aussagen von Branchenkennern der Videoszene. Es handelt sich um Filme, die nur gewalttätigste Handlungen brutalster Art aneinanderreihen und damit überwiegend auf das lüsterne Interesse des Zuschauers an sadistischen Quälereien abzielen. Ich will Ihnen eine Aufzählung und Inhaltsbeschreibung solcher Filme ersparen, über den Videomarkt realisieren sich offenbar Rezeptionsbedürfnisse, bei denen man wahrlich fragen darf, ob sie Ausdruck für Freiheit und Mündigkeit oder nicht vielmehr Abhängigkeit und seelische Verkümmerung signalisieren. Zugespitzt: muß sich eine demokratische kulturbewußte Gesellschaft eigentlich Produkte leisten, die im Schutz der Informations- und Meinungsfreiheit die Unverletzlichkeit der Person, die Menschenwürde mit Füßen treten? Aber auch jenseits des Videomarktes zeigen eben ausländische Beispiele, daß kommerzielles Fernsehen in der Vielzahl nicht Vielfalt, sondern auf Grund der Marktmechanismen - Programm-
32 nivellierung zur Folge hat. In diesem Sinne sind wir Sozialdemokraten um mit Erhardt Eppler zu sprechen "Wertekonservative", daß wir das Gute bewahren und nicht einem vermeintlichen Fortschritt opfern wollen, weil es in der Politik Entscheidungen gibt, die kaum noch reversibel sind. Wir müssen überhaupt mehr über die Folgewirkungen von Entscheidungen sprechen, die von der Politik und der Wirtschaft getroffen werden. Ein Gedanke, der vor allem bei Bildschirmtext eine Rolle spielen wird.
Verhältnis von Printmedien und elektronischen Medien. Die Verleger von Tageszeitungen befürchten bei bundesweiter Einführung neuer elektronischer Unterhaltungsmedien überrollt zu werden. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) forderte vor acht Tagen (28. September 1983) im Rahmen seiner Jahrestagung die politisch Verantwortlichen auf, die Landesmediengesetze so auszugestalten, daß die Presse unter gerechten Bedingungen und eigenverantwortlich an den neuen Medien beteiligt werde. Deshalb drängen sie als private Veranstalter in die Pilotprojekte in Ludwigshafen und München; in Niedersachsen möchten sie einen eigenen Verlegerrundfunk betreiben und von Beteiligungen am Luxemburger Satelliten hört man alle Wochen wieder ein neues Gerücht, das sich bei näherer Betrachtung als "fliegender Holländer" erweist. Ich möchte dazu feststellen: Das Ziel jeder Medienordnung in einer demokratischen Gesellschaft muß der faire und chancengleiche Zugang aller Bürger zur gesellschaftlichen Kommunikation sein. Daher dürfte auch die Presse nicht einfach neoliberalem Selbstlauf überlassen werden. Fehlentwicklungen können wir uns hier noch weniger leisten als in anderen Wirtschaftsbereichen, da Kommunikationsgerechtigkeit und Pressefreiheit, wie es das Bundesverfassungsgericht
formu-
liert hat, für eine soziale Demokratie schlechthin konstituierend sind. Gerade im Medienbereich ist daher eine bewußte politische Gestaltung der Gegenwart und Zukunft nach dem Prinzip
33 Verantwortung notwendig. Für den B e r e i c h der Medien hat das Bundesverfassungsgericht
elektronischen
im sogenannten FRAG-
Urteil vom 16. Juni 1 9 8 I mit wünschenswerter Klarheit
festge-
stellt: Der Rundfunk (einschließlich der neuen Medien, soweit es sich bei ihnen um Massenkommunikation handelt) als ein bedeutender Faktor der öffentlichen Meinungsbildung darf nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen werden. Er darf weder dem Staat noch einer oder einzelnen gesellschaftlichen w i r t s c h a f t l i c h e n Gruppen ausgeliefert
oder
werden.
Ähnliches gilt für die Presse. Die beim
Bundesverfassungsgericht
herausgearbeitete objektiv-rechtliche oder institutionelle ponente der Pressefreiheit besagt, daß der Staat
Kom-
verpflichtet
ist, in seiner Rechtsordnung überall, wo die Presse berührt
ist,
dem Postulat ihrer Freiheit Rechnung zu tragen und das Institut der freien Presse gegebenenfalls durch aktives H a n d e l n zu garantieren. So ließe sich - wie das Bundesverfassungsgericht
im
Spiegel - Urteil vom 5. August 1 9 6 8 festgestellt hat - "auch an eine Pflicht des Staates denken, Gefahren abzuwenden, die einem freien Pressewesen aus der Bildung von Meinungsmonopolen erw a c h s e n könnten". Im Einklang mit diesen Grundsätzen ist eine aktive, dabei behutsame u n d sorgfältig wägende Medienpolitik auch im Pressebereich gefordert. So sind Mitte der 70er Jahre mit den Gesetzen über die Pressestatisten und Uber die Pressefusionskontrolle
Ansätze
für ein Instrumentarium geschaffen worden, das der gefährlichen weit fortgeschrittenen Pressekonzentration entgegensteuern
soll.
Daß diese Instrumente zu greifen beginnen, zeigt die wachsende Zahl v o n Fusionsanträgen, die vom Bundeskartellamt untersagt bzw. bereits im Vorfeld unterbunden w e r d e n und die im wesentlichen a u c h v o n der Rechtssprechung bestätigt w o r d e n sind. In vielen F ä l l e n war dabei der mächtige Axel Springer Verlag beteiligt; 1 9 8 1 untersagte das Kartellamt den beabsichtigten
Zusammenschluß
dieses Hauses mit dem Burda-Verlag. Bei einer Fusion dieser beiden Mediengiganten wäre eines der vom beschworenen Meinungsmonopole Realität
Bundesverfassungsgericht geworden.
A u c h andere Fehlentwicklungen zeigen die Gefahr, die der Presse drohen, w e n n m a n sie ausschließlich dem Gesetz des Marktes unter-
34 wirft. Der Bundesgerichtshof - sicherlich keine einseitige oder parteiliche Instanz - hat im Wallraff-Bild-Urteil vom 20. Januar 1981 die Situation in einem leider nicht unbedeutenden Teil der Presselandschaft so gekennzeichnet: "Die ...Einstellung der Journalisten zu ihrer Arbeit, die Arbeitsbedingungen, unter denen die Zeitung in der Redaktion
'gemacht' wird, ihr Verhältnis zur
Leserschaft sind - selbst unter Gesichtspunkten einer eher am Sensationsbedürfnis als am Informationsinteresse
ausgerichteten
Boulevard-Presse - mit den Aufgaben der Presse schwerlich in Einklang zu bringen." An anderer Stelle unterstreicht das höchste deutsche Gericht in Zivilsachen das schutzwürdige Interesse der Öffentlichkeit an der Aufdeckung von "Fehlentwicklungen eines Journalismus, der noch Formen des Rechts in Anspruch nehmen mag, aber die Aufgaben der Presse und ihre Verantwortung aus dem Auge verloren hat." Der Staat (bzw. die Politik) kann sich angesichts der g e s c h i l derten Vorgänge auf dem Pressemarkt nicht auf die Rolle des unbeteiligten Zuschauers beschränken. Vor allem dann n i c h t , w e n n der besorgniserregende Trend zu lokalen Pressemonopolen in dem bisherigen Tempo anhält. Dann kann eines Tages die Schwelle erreicht sein, bei der die v o m Bundesverfassungsgericht
angedeu-
tete Pflicht des Staates zum Einschreiten aktuell w i r d ; das Recht dazu hat er ohnehin. Infrage kommen hier
gesetzgeberische
Maßnahmen zur Sicherung u n d Verbesserung der äußeren Pressevielfalt wie der inneren
Pressefreiheit.
Wir werden in Dortmund einen Kabelpilotversuch veranstalten, der ohne eigenverantwortliche Beteiligung der Tagespresse
durchge-
führt wird. Dortmund wird V e r s u c h und Modell zugleich sein für die Weiterentwicklungsfähigkeit
des öffentlich-rechtlichen
funks. Dortmund wird nicht die Verdoppelung aufwendiger
Rund-
Projekte
wie Ludwigshafen und München werden, sondern ein K o n t r a s t p r o gramm in der alleinigen Trägerschaft
öffentlich-rechtlicher
Rundfunkanstalten: des W D R und des ZDF. Der beste Schutz für die Presse ist ohnehin die Sicherung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Verzicht auf die E i n führung kommerziellen Fernsehens.
35 Auf einen Gesichtspunkt möchte ich jedoch n o c h hinweisen. Die Beteiligung von Tageszeitungsverlegern als Veranstalter v o n Rundfunkprogrammen wird mit der großen publizistischen Vielfalt begründet, die d a n n eintreten würde. V e r l e g e r , die ihren Redaktionen Mitbestimmungsstatute u n d binnenplurale Vielfalt vorenthalten, vielmehr auf den Tendenzschutz n a c h § 118 BetrVerG bestehen, scheinen mir nicht die Garanten einer größeren Medienfreiheit zu sein. Dagegen habe ich nichts einzuwenden, w e n n
Presseunternehmer.sich
auch als Programmzulieferer bei den öffentlich-rechtlichen
An-
stalten engagieren. Es m u ß nur sichergestellt sein, daß die E n t scheidungen über das Programm bei den unabhängigen
Redakteuren
des Rundfunks verbleiben. Wir wollen verhindern, daß es zu lokalen oder regionalen publizistischen Doppelmonopolen kommt! A u c h die Begriffskonstruktion von eigenverantwortlichen Beiträgen unter den öffentlich-rechtlichen Dächern der Anstalten v e r schleiert mehr als daß sie aufhellt. Dahinter steht meist der Wunsch, daß mit den Mitteln der Gebührenzahler private Initiativen, die das Risiko scheuen, subventioniert
werden.
E i n Wort noch zur privaten Initiative des
öffentlich-rechtlichen
Rundfunks: Im Zweiten Deutschen Fernsehen, Europas größter F e r n sehanstalt, war das Verhältnis nicht eigenproduzierter
Fernseh-
produktionen zu d e n reinen Eigenproduktionen im Jahr 1983 65% zu 35%· Der unlängst beschlossene Programmleistungsplan
dieses
Hauses sieht für I985 ein Auftragsvolumen v o n rund 195 Mio. Mark vor, das sich auf insgesamt 67 mittelständische Firmen verteilen wird. Viel Platz für private Initiative, denke ich; und mir ist bis heute nicht bekannt geworden, daß diese privaten Zulieferer sich über schlechte Bezahlung, Gängelei oder gar Zensurmaßnahm e n beklagt
hätten.
Was m i t diesen mittelständischen Zulieferern geschehen würde, w e n n m a n ihnen das öffentlich rechtliche Dach sozusagen über dem Kopf wegziehen w ü r d e , w e n n m a n sie also künftig den Mechanismen des internationalen Medienmarktes überlassen w ü r d e , muß ich hier nicht ausmalen: Sie w ü r d e n v o n Giganten wie Bertelsmann,
36 Springer, Texas-Gulf, Warner-Corporation und Coca-Cola sehr bald für immer aus dem Rennen geworfen. Bildschirmtext : Auf der vor knapp einem Monat zu Ende gegangenen Funkausstellung in Berlin vollzog der Bundespostminister Dr. Schwarz-Schilling spektakulär den Start in die bundesweite Verbreitung des Bildschirmtextsystems. Diese Veranstaltung verstärkte den Eindruck, daß die neuen Medientechniken auf breiter Front freie Fahrt haben und das nichts und niemand sie noch zügeln oder gar stoppen kann. Folgt man dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten in seinem Referat auf dem Medienkongreß der Konrad-Adenauer-Stiftung im Vorfeld der Berliner Funkausstellung, dann gibt es hierzulande Kräfte, die eine medienpolitische Blockade betreiben: die Sozialdemokraten und die Gewerkschaften, wer sonst? Die unionsregierten Länder seien entschlossen, die medienpolitische Blockade der Sozialdemokraten und der Gewerkschaften nicht länger hinzunehmen, meinte Bernhard Vogel. Ich bin dankbar für die Gelegenheit vor Ihnen die zentralen medienpolitischen Positionen der SPD, vor allem im Bereich der geschäftlichen Kommunikation im Spannungsfeld zwischen notwendiger Regelung durch die Politiker und privater Initiative deutlich machen und ins rechte Licht rücken zu können. Vor schrecklichen Vereinfachungen und Pauschalurteilen werde ich mich dabei zu hüten wissen. Ich will vor allem am Beispiel des Mediums Bildschirmtext aufzeigen, welches Verhältnis von staatlicher Planung und privater Initiative die SPD für notwendig und sinnvoll hält. Die Kommission Medienfragen beim Bundesvorstand meiner Partei hat in einem "Aktionsprogramm zu den neuen Techniken im Medienbereich" am 27. März 1 9 8 I unter anderem einmütig beschlossen: "Wir sind für kommunikationstechnische Innovationen dort, wo sie Arbeitsplätze langfristig sichern, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft verbessern, und das Leben am Arbeitsplatz erleichtern. Die SPD tritt deshalb für eine Förderung der modernen Kommunikationstechnologien im geschäftlichen, technischen und individuellen Bereich ein . . .
37 Für Industrie, Verwaltung, Bundespost, Banken, Versicherungen, Handel, Handwerk und dem Dienstleistungsbereich liegen große Chancen und Investitionsmöglichkeiten in diesem Bereich der technischen Kommunikation. Kommunikationsdienste für Wirtschaft und Verwaltung, die Übertragung von Daten und Texten, der Ausbau von Dialog und Abrufdiensten, Konferenzschaltungen und schnelles Fernkopieren, sind wichtige Infrastrukturmaßnahmen für unsere Volkswirtschaft." Zu den Feldversuchen für Videotext und Bildschirmtext sagten wir damals: "Die SPD wird die Endberichte der Begleituntersuchungen zu den Modellversuchen prüfen." Und jetzt folgt ein, wie wir heute genau wissen, ganz entscheidender Satz. Er lautet: "Bei der Entscheidung über eine Einführung dieser Kommunikationsdienste müssen die sozialen und arbeitsmarktpolitischen Auswirkungen mitbedacht werden." Meine Damen und Herren, ich komme aus Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland, wo einer der beiden Feldversuche über Bildschirmtext veranstaltet wurde. Ging es uns anfangs noch um die Auswirkung von Bildschirmtext auf das Kommunikationsverhalten von Familien und um Fragen der wirtschaftlichen Akzeptanz bei den künftigen Verbrauchern, so stellten wir während des Versuches fest, welch hoch explosives Gemisch dieses angeblich "kalte Medium", wie es verharmlosend genannt wurde, in sich birgt. Bei bundesweiter Einführung fürchtet der Einzelhandel den Konkurs von rund 50.000 Facheinzelhandelsgeschäften zu Gunsten des Versandhandels. Bedroht werden Arbeitsplätze bei Versicherungen, Reisebüros und Bankenfilialen. Bildschirmtext angebunden an in-house-Systeme, externe Rechner oder mittelfristig als Teil- .·• des digitalisierten integrierten schmalbandigen Fernsprechnetzes ist nicht nur eine technische Innovation, sondern vor allem ein Instrument der Rationalisierung, der Arbeitsplatzvernichtung. Die Geschichte, wie in unserer Gesellschaft neue Technologien diskutiert und eingeführt werden, ist noch nicht geschrieben. Die Berichterstattung der Zeitungen wurde den Folgeproblemen dieses neuen Mediums nicht gerecht. Ich will einräumen, daß die Materie, um die es hier geht, nicht mit leichter Feder zu beschreiben ist. Daß in Zukunft die Reisen nach Teneriffa über Bildschirmtext ge-
38 bucht werden können, die Theaterkarte bestellt und der Kontostand abgelesen und bewegt werden kann, darüber wurde viel geschrieben: welche Auswirkungen Bildschirmtext auf unsere Arbeitswelt haben kann, fiel in dieser Berichterstattung runter. In diesem Sinn hat Bildschirmtext für die Presse, aber auch für den Rundfunk, wenn ich einmal eine Sendereihe des Südwestfunks ausnehme, keinen Nachrichtenwert. Die Feldversuche und die Zwischenergebnisse'der Wissenschaftler wurden nicht zur Kenntnis genommen. Diese Art der öffentlichen Unterrichtung erinnert mich an das Traktat von Günter Anders über den Charakter von Nachrichten. Nachrichten sind Urteile. "Des eigenen Urteils sind wir enthoben; und um so gründlicher, als wir uns nicht dagegen wehren können, das gelieferte Urteil als die Wirklichkeit selbst entgegen zu nehmen." Ich behaupte noch einmal, die Bildschirmtextdebatte fand unter Ausschluß der öffentlichkeit statt. Ich klammere einmal die Expertendiskussion aus, obwohl wir uns diesem Medium, wenn es einmal bundesweit eingeführt wird nicht entziehen können. Alle werden wir von Btx betroffen sein, selbst in der Verweigerung. Die wissenschaftliche Begleitkommission in Düsseldorf war sich hinsichtlich ihrer eigenen Prognosefähigkeit zu den Folgewirkungen von Bildschirmtext nicht sicher: "Bildlich gesprochen geht es heute darum, grünes Licht für einen Zug zu geben, von dem man nicht genau weiß, in welche Richtung er fährt und welches Tempo er erreicht." Bildschirmtext berührt Fragen des Datenschutzes, des Verbraucherschutzes, des Urheberrechtes, des Vertragsrechtes, des Arbeitsrechtes und des Strafrechtes. Der Staat kann sich gar nicht auf eine laissez-faire Haltung zurückziehen, sondern muß die rechtlichen Rahmenbedingungen dieser neuen Medientechnik schon der Rechtssicherheit wegen bestimmen. Der Staat hat deshalb die Aufgabe und die Verantwortung, den Einsatz neuer Techniken so zu regulieren, daß die modernen Technikanwendungen nicht zum Fluch, sondern zum Segen der arbeitenden Menschen werden. Der Begriff der Sozialverträglichkeit darf nicht zur Worthülse von Politikerreden gerinnen, sondern muß erfahrbarer Bestandteil unserer Wirtschafts- und Arbeitswelt werden. Nur wenn es gelingt,
39 neue Techniken human anzuwenden, werden die Menschen eine positive Einstellung zur Technik zurückgewinnen. Werden jedoch die Folgen des Technikeinsatzes als Arbeitsplatzvernichtung, als Verdichtung und Intensivierung der Arbeit und* als Zerstörung unserer Umwelt erlebt, weil einseitig einem bornierten Kapitalverwertungsprinzip verhaftet, dann müssen alle weiteren technischen Innovationen von den Arbeitnehmern aus Selbstschutzgründen einer nachhaltigen Akzeptanzkrise ausgesetzt werden. Ich habe den Eindruck, daß unsere positive Einstellung gegenüber staatlichen Rahmenregelungen für die Anwendung neuer Medientechnologien auch von den Gewerkschaften geteilt wird. Am 16. September dieses Jahres sieht das DGB-Vorstandsmitglied Siegfried Bleicher in einem Interview mit dem SPD-Mediendienst Funkreport über die Auswirkung des Vormarsches der Computertechnologie eine Multiplizierung der Arbeitszerlegung und Arbeitszersplitterung, die zu einer grundlegenden Veränderung der Arbeitswelt führen wird. Gewerkschaftlichen Prognosen zufolge würden allein im öffentlichen und privaten Dienstleistungssektor ca. 2,5 Mio. Arbeitsplätze
durch Technologische Verände-
rungen wegfallen. Die verbleibenden Arbeitsplätze würden sich bezüglich der Arbeitsorganisation sowie der Qualifikationsanforderung erheblich verändern. Vor dem Hintergrund eines grundsätzlichen Ja zum technischen Wandel werde bei Planung und Einsatz neuer Techniken politisch unverantwortlich gehandelt, wenn die negativen sozialen Folgen des technischen Wandels nicht beachtet würden. Die SPD sieht - wie die Gewerkschaften - die Risiken der neuen Medientechniken. Sie will deshalb gemeinsam mit den Gewerkschaften Einführungsstrategien entwickeln, die Mitbestimmung zur Bedingung machen, den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und den Datenschutz sichern und die neuen Chancen zur Arbeitszeitverkürzung nutzen. Wir wollen also keine Politik des blinden Wachstums, sondern behutsame sozialverträgliche und wirtschaftlich sinnvolle Technologiepolitik.
40 Ulrich Briefs
Computertechnik - Arbeitszeitverkürzung Alternativen für die menschliche Arbeit?
Die Computerisierung - ein langer, mühseliger Prozeß Neue Technologien verändern immer rascher die Arbeitswelt Kernbereich dieser neuen Technologien ist die Computertechnik, die in vielfältigen Ausprägungen und gerade auch in Form komplexer Informations- und Dokumentationssysteme inzwischen in allen Bereichen menschlicher Arbeit ansatzweise zum Einsatz kommt. Die Mikroelektronik liefert als Basistechnologie gerade auch für die Computertechnologie immer wieder neue und mächtigere Verarbeitungs- und Speichermöglichkeiten. Von besonderer Bedeutung in der gegenwärtigen Entwicklung dieser neuen Technologien ist der Ausbau der Telekommunikationstechnologien, d.h. die Vernetzung und "Verkabelung": Die Computer haben in den letzten Jahren ihre Verarbeitungsfähigkeit gewaltig gesteigert. Die Datenübertragung und gerade die Datenfernübertragung sind dadurch zum Engpaß geworden: was nützt es, wenn mit Hilfe eines Computers Informationen für die Bearbeitung eines Werkstücks in Minutenschnelle erstellt werden können und zugleich für den Transport der Informationen an das Bearbeitungszentrum - und nur dort kann ja der Wert entstehen - Tage oder Wochen vergehen? Die Verkabelung der BRD - jenes riesige Investitionsprogramm dient daher auch weniger der Schaffung neuer Medien, sondern die großen Gewinne stecken in den damit geschaffenen Rationalisierungsmöglichkeiten: Der "Rationalisierungsnutzen" wird als 2 bis 5 mal so hoch eingeschätzt wie der "Mediennutzen". Mit der Verkabelung, die längst schon mit großen komplexen Netzwerken in den führenden Konzernen begonnen hat, entsteht eine
flächendeckende Infrastruktur aus Informationstechnologien, in die immer mehr I-und D-Systeme einbezogen werden. Wir stehen dabei heute nach wie vor eher noch am Anfang dieses gewaltigen Prozesses der "Computerisierung" oder Informatisierung Bis 1990 sollen nach Aussagen des Bundesministeriums für Forschung und Technologie etwa 10 Millionen Arbeitsplätze in der Bundesrepublik von dieser Entwicklung erfaßt werden. Eine Studie für das US-Handelsministerium schrieb 1975: Nach 25 Jahren technischen Wachstums ohnegleichen ist die Industrie der elektronischen Datenverarbeitung im Begriff, in ihre Kindheit einzutreten. Der Gnostic-Report schätzte 1980, daß erst etwa 5 v.H. aller bis zum Jahre 2000 erschließbaren Einsatzmöglichkeiten für die Computertechnik und die auf ihrer Grundlage oder in Verbindung mit ihr entwickelten anderen neuen Technologien erschlossen waren. Bis zum Jahre 1990 sollen es entsprechend erst 25 v.H. sein. Der lange mühselige Prozeß, der vor uns liegt, bringt viele Gefah ren mit sich, schafft aber auch Chancen. flit der Computertechnik zu einer Infrastruktur- aus universellen Rationalisierungs- und Kontrolltechnologien. f Die neuen Technoloigen - das gilt auch für I und D-Svsteme - sind universelle Rationalisierungs- und Kontrolltechnologien. Universell heißt, es sind Technologien, die wegen ihrer Flexibilität in fast jeden Bereich menschlicher Tätigkeit (nicht nur in der Arbeitswelt!) eindringen können. "Rationalisierungstechnologie" heißt erstens: die Computertechnik ist eine Technologie, deren Aufgabe es schlechterdings ist, Arbeitsplätze zu zerstören (so der französische Spezialist und Präger des Begriffs Telematik Simon Nora auf einer Diskussion 1978 in Paris). "Rationalisierungstechnologie" heißt zweitens: die neuen Technologien bringen im Gegensatz zu früheren Technologiewellen relativ wenig an neuem zusätzlichem Reichtum, in Form von neuen Gebrauchswerten mit sich ihr hauptsächlicher Gebrauchswert ist eben die wirksame Durchfüh-
42 rung bereits gegebener, bisher insbesondere von menschlichen Arbeitskräften ausgeführter Funktionen. "Die neuen Technologien sind Kontrolltechnologien" heißt: die immer stärker die Entwicklung prägenden komplexen Netzwerke - sie müssen aus den gleichen Gründen kommen wie die Verkabelung machen aus technisch zwingenden Gründen auch die Art und Weise der Benutzung des Systems transparent: zur produktiven Informationsverarbeitung - z.B. der Erstellung einer Stückliste und ihrer Übertragung in die Montageabteilungen - muß ein ständiger Datenschatten (wissenschaftlich: eine ständige Metainformation) kommen, die die Transaktionen im System und zwischen den verschiedenen Stationen im Betrieb erfaßt. Damit werden zwangsläufig Tätigkeiten der an diesen Stationen tätigen Arbeitskräfte (der "Benutzer", die in Wirklichkeit eher Benutzte sind) transparent, kontrollierbar, rationalisierbar gemacht. Trotz erheblichen Wachstums im Bereich der Computertechnik nur wenige Arbeitsplätze in der Produktion Die neuen Technologien - insbesondere die Computertechnologien sind die einzig noch stark wachsenden Bereiche der Volkswirtschaft, sieht man einmal von der Minibranche der Unternehmensberater ab. 1975 wurden in der BRD für 3,5 Milliarden DM Computer und Computerzubehör produziert, 1983 werden es für mehr als 10 Milliarden DM sein. Die Gründe hierfür sind vor allem neue technische Durchbrüche auf allen Gebieten, die z.T. faszinierende Formen der Beherrschung von Stoffeigenschaften und Naturkräften verkörpern. Computer und Computerzubehör sind die praktisch einzigen Investitionsgüter, die trotz steigender Leistungsfähigkeit laufend billiger werden. Diese Dynamik im Bereich der neuen Technologien wird oft benutzt - gerade im Bereich der staatlichen Bürokratien -, um Wachstum im Bereich der Produktion und Anwendung der neuen Technologien als Ausweg aus der Krise und insbesondere aus der Beschäftigungs-
43 krise zu propagieren.
Diese Argumentation ist falsch: 1. Die Beschäftigungsentwicklung zeigt, daß in der DV-Industrie trotz annäherungsweiser Verdreifachung der Umsätze
(stückzahlmäßig noch mehr!) die Beschäfti-
gung lediglich von etwa 40.000 auf 61.500 Arbeitsplätze also zum 21.000 oder um etwas mehr als die Hälfte gestiegen ist: benötigt werden in der BRD gegenwärtig 2 Millionen Arbeitsplätze. Schon dieses Größenverhältnis zeigt, wie illusorisch die Vorstellung ist, in diesen Bereichen große Zahlen von Arbeitsplätzen und damit einen massiven Beitrag zur Behebung der Arbeitsmarktkrise schaffen zu können.
Nimmt man die gesamte informationstechnologische
Primärproduktion
in der BRD, so hat ein Produktionsanstieg um ca. 80 v.H. von 1975 bis 1980/81 per Saldo sogar nur etwa 1.500 (in Worten: eintausendfünfhundert) Arbeitsplätze entstehen lassen. Bei der Produktion von Mikroelektronik-Komponenten sind trotz einer Steigerung der Produktion von 3.4 Milliarden DM im Jahre 1975 auf 4.4 Milliarden DM 1980
8 v.H. der 1975 bestehenden Arbeitsplätze abgebaut
worden.
2. Wichtiger ist ein technologisches Argument: gerade weil es sich bei den neuen Technologien um Spitzentechnologien handelt, kann in den entsprechenden Sektoren nur hoch technisiert und in der Folge nur hoch kapitalintensiv produziert werden. Wenn Materie systematisch im Bereich weniger Hundert Atomdurchmesser
(das
ist unvorstellbar klein) manipuliert wird, geht das nicht mehr mit den Fingern, sondern nur mit hochkomplexen technischen Aggregaten z.B. der Laser- und Elektronenstrahltechnik.
Je mehr Computereinsatz, um so mehr zerstörte Arbeitsplätze in den Anwendungsbereichen Da zugleich auf einen Arbeitsplatz in der Produktion 10 in der Anwendung und 100 in den betroffenen Abteilungen der Betriebe entfallen, und die neuen Technologien eben Rationsalisierungstechnologien sind, deren Gebrauchswert zwangsläufig vor allem
darin besteht, bisher von menschlichen Arbeitskräften durchgeführte Funktionen auf die Computeranlagen zu legen, muß sogar geschlossen werden, und das wird auch von der Erfahrung bestätigt: je dynamischer der Bereich der Produktion der neuen Technologien (einschließlich der "Anwendung", d.h. der Programmierung und der Organisation des betrieblichen Einsatzes) desto stärker der Abbau von Arbeitsplätzen, der kommt, wenn die Betriebe einmal die Anwendungsbedingungen und die sonstigen in den Organisationen zu schaffenden Voraussetzungen beherrschen. Aus diesem Zusammenhang kann sich das System, kann sich die staatliche Wirtschaftspolitik nicht herausmogeln: die Förderung der Mikroelektronik, der DV-Technik und vieler anderer neuer Technologien ist unter den Bedingungen bereits bestehender hochgradiger und sich weiter verschärfender Massenarbeitslosigkeit verbrecherisch. Ökonomische Stagnation und Krisenhaftigkeit: Profite mit Hilfe der Computertechnik verstärkt aus den Beschäftigten herauspressen Die Entwicklung und Ausbreitung der neuen Technologien fällt zusammen mit der völlig perspektivlosen Entwicklung des kapitalistischen Systems in der BRD (... und in Frankreich, und in Großbritannien, und in Italien und in den ÜSA, und in Japan ...) Stagnation, Krisenhaftigkeit, ökonomische Widersprüche in immer riesigeren Dimensionen kennzeichnen diese Entwicklung: - Das reale gesamtwirtschaftliche Wachstum ist nach (jahresdurchschnittlich) 8 v.H. inden 50er Jahren, 5 v.H. in den 60er Jahren, 3 v.H. in den 70er Jahren auf 0 v.H. in den 30er Jahren gefallen. - Der jährliche Produktivitätsanstieg bewegt sich auf gleichbleibend hohem Niveau um die 3 v.H. Seit Anfang der 70er Jahre gibt es die berühmte "Schere" zwischen Wachstum und Produktivität. Diese Entwicklung mußte zwangsläufig auf Kosten der Arbeitsplätze gehen.
- Etwas weiter als die relativ oberflächliche Betrachtung der "Schere" von Wachstum und Produktivität führt die Betrachder zunehmenden ökonomischen Widersprüche in der Bundesrepublik Deutschland: Die Massenarbeitslosigkeit, die sich allein in den Jahren seit 1979, was absoluten Weltrekord darstellt, verdreifacht hat, steht neben riesigen z.T. hoch modernen Überkapazitäten (Kapitalwert derzeit weit über 100 Milliarden DM) und gewaltigen vagabundierenden Kapitalien, vor allem in den Kassen vieler Konzerne, also liquide Mittel, die keine produktive Anlage mehr finden (Siemens: 1980/81 3.5 Milliarden Dm, 1981/82 11 Mrd. DM, 1982/83 13-14 Mrd. DM; Daimler-Benz soll als "Bank" inzwischen mehr verdienen als als Industrieunternehmen; der Eurodollarmarkt, das Sammelbecken dieser vagabundierenden Kapitalien, hatte Anfang der 70er Jahre ein Volumen von 350 Mrd. DM, er hat heute 1500 Mrd. $ (brutto) Volumen;) diese "produktiven Faktoren", die nicht genutzt werden können, stehen neben umfangreichen sinnvollen individuellen und kollektiven Bedürfnisbereichen (Wohnungsbau, Umweltschutz, Maschinerie, die weniger Berufskrankheiten hervorruft usw.) Nebenher angemerkt: die Volkswirtschaft in der BRD ist trotz der Zunahme des Computereinsatzes von ca. 5000 zu Beginn der 70er Jahre auf heute mehr als 400.000 weiter denn je entfernt von der "optimalen Allokation der Produktionsfaktoren", jenem Traum der bürgerlichen Ökonomie, zu dem diese nie auch nur das Geringste hat beitragen können. ünter diesen Bedingungen von Stagnation und sich weiter verschärfender ökonomischer Krisenhaftigkeit werden die neuen Technologien immer stärker - das erklärt ihr Wachstum und die technischen Fortschritte - eingesetzt, um die Profite, die "draußen" auf den Märkten nicht mehr oder nicht mehr ausreichend zu erzielen sind, "drinnen" aus den Betrieben und d.h. aus den Beschäftigten herauszupressen. Die mit den neuen Technologien erzielten Rationalisierungsgewinne schlagen sich offenbar zunehmend in den angesprochenen vagabundie-
46 renden Kapitalien nieder. Die stofflichen Einsparungsprozesse die z.T. geradezu gesellschaftlich nützlich sind, wie z.B. die Senkung des Materialverbrauchs oder der Lagermengen durch computergestützte Dispositionssysteme in der Produktion und in der Lagerhaltung - müssen in einem Wirtschaftssystem, das wegen der weiter wachsenden Kapitalmassen auf weiteres Wachstum der Prodruktion und des Absatzes angewiesen ist, kantraproduktiv wirken: der Abbau von Lagerbeständen - obwohl im Sinne einer besseren Materialökonomie gesellschaftlich geradezu erforderlich - verschärft als breite betrieblich praktizierte Strategie zumindest für einen längeren Zeitraum die Stagnation auf den Märkten der entsprechenden Zulieferbetriebe. Kern der Krise: Die notwendigen Profitmassen für die Schaffung von zwei Millionen "moderner" Arbeitsplätze sind nicht herbeizuschaffen Der Schlüssel zur Problematik der neuen Technologien (und der weiteren Entwicklung des Wirtschaftssystems) liegt jedoch in etwas anderem: Für die heute (netto) fehlenden 2 Millionen Arbeitsplätze müssen gerade wegen der raschen technischen Weiterentwicklung so gewaltige zusätzliche Profite produziert werden, wie sie einfach nicht zu schaffen sind. Was heute notwendig ist, um nur einen einzigen "modernen" d.h. national und international konkurrenzfähigen technisierten Arbeitsplatz zu schaffen, wierd aus zwei Beispielen ersichtlich: 1. In Berlin wird eine Glasfaserkabelfabrik gebaut Investitionen 100 Mio DM, geschaffene Arbeitsplätze: 200. Durchschnittliche Investitionssumme je Arbeitsplatz: DM 500.000,—. 2. BMW plant in Regensburg sein 6. Werk. Investition: 1.2 Mrd. DM, geplante Arbeitsplätze: 3500. Durchschnittliche Investitionssumme je Arbeitsplatz: mehr als DM 300.000,—.
47 Für 2 Millionen Arbeitsplätze sind demnach zusätzliche Profite .in einer Größenordnung von 500 - 2000 flrd. DM notwendig. Diese Profitmassen können aber weder durch noch so verschärfte Rationalisierung, noch durch Lohnverzicht, noch durch Sozialabbau im staatlichen Bereich und in den Betrieben noch durch irgendwelche sonstigen Maßnahmen herbeigeschafft werden. Es ist deshalb keine Lösung innerhalb des herrschenden Wirtschaftssystems möglich. Die Folgen sind, wenn die Entwicklung so weitergeht: Weiterer Abbau von Millionen von Arbeitsplätzen im Zusammenhang mit den neuen Technologien, weitere Zerstörung von Berufsinhalten und Arbeitsaualifikationen an den verbleibenden Arbeitsplätzen, weil das den Betrieben die Möglichkeit zu Abgruppierungen und damit zum Abbau von Personalkosten gibt, weitere Verschärfungen betrieblicher Kontrolle und Überwachung, um den Leistungsdruck in den Betrieben zu steigern und die porenlose Auspressung der Arbeitszeit zu sichern usw. Die Alternative muß sein: die Durchbrechung der kapitalistischen Akkumulations- und Produktionslogik, der blinden chaotischen Produktion immer gröperer Kapitalmassen, die her müssen, um die bereits bestehenden riesigen Kapitalien mit weiteren Profiten (in der Sprache der kapitalistischen Praxis: Zinsen, Abschreibungen, Wagnissen usw.) zu bedienen. Die Durchbrechung dieser kapitalistischen Akkumulations- und Produktionslogik muß erreicht werden, um die von dieser Akkumulation ausgehende und sich immer stärker über die neuen Technologien umsetzende "strukturelle Gewalt" zu beseitigen. Keine Lösung: die traditionellen Rezepte bürgerlicher Politik Keine Lösung schon allein für die Beschäftigungssituation sind die traditionellen Rezepte bürgerlicher Politik: - der Pillenknick, d.h. die schwachsinnige Hoffnung, eine Lösung durch Abnahme der Bevölkerung zu finden; ökonomisch werden durch den Rückgang der Nachfrage und die Verschärfung des Wettbewerbs noch größere Teile der Kapitalmassen notleidend; es hat in der Geschichte noch nie ein kapitalistisches Land gegeben, das mit einer schrumpfenden Bevölke-
¡i 8
rung zu Rande gekommen wäre ; - die Politik der "Modernisierung", d.h. der verstärkten Förderung gerade der neuen Technologien; übersehen werden dabei der Arbeitsplatzabbau und damit die weiteren Stagnationstendenzen, die davon ausgehen, wenn die Betriebe einmal die neuen Technologien beherrschen. - der Abbau von "Investitionshemmnissen"; gerade großtechnologische Investitionen (AKWs, WAAs, Verkehrsflughäfen, Autobahnen u.ä.) können nur mit sehr viel Maschinerie und relativ wenigen Arbeitskräften produziert werden. - jedwege Wachstumspolitik; im Kern ist das schon mit der Aussage über die notwendigen riesigen Profitmassen gesagt; von einer anderen Seite her illustriert: für die Wiederherstellung der Vollbeschäftigung bis 1990 sind jedes Jahr 6 v.H. reales gesamtwirtschaftliches Wachstum in der BRD notwendig; d.h. in der Spitze wären bei zyklischem Verlauf 10 - 12 v.H. Wachstum notwendig - Größenordnungen, die außerhalb jeder Reichweite des Systems sind; zur Erhaltung der heute bestehenden Arbeitslosigkeit sind jedes Jahr 3 v.H. reales Wachsum notwendig, auch das ist wohl nicht zu erreichen; bleibt es aber beim Nullwachstum der Anfang 80er Jahre, gibt es in der BRD 1990 5 - 6 Hill. Arbeitslose und damit wahrscheinlich Verhältnisse, die viele Parallelen zu den 30er Jahren aufweisen, Entwicklungen, von denen die sich jetzt anbahnenden Veränderungen zu mehr autoritären politischen Bedingungen eine Vorahnung geben. Wäre eine Wachstumslösung aber möglich, so muß man sofort hinzufüge. η, daß angesichts der bereits angesprochenen notwendigen riesigen Investitionen eine solche Lösung zur "Zubetonierung der BRD" führen würde. Auch die Hoffnung, mit den neuen Technologien mehr Rationalität, mehr Planbarkeit, mehr Gestaltbarkeit der ökonomischen Prozesse schaffen zu können, zerschlägt sich: trotz des massiven Computer-
49 einsatzes nimmt die Unsicherheit in der Wirtschaft zu. In der Stahlindustrie konnten am Ende der 70er Jahre noch etwa 4 Jahre für Planung zugrundegelegt werden, heute sind es noch knapp 18 Monate. Der "Sachverständigen"rat, die fünf "Weisen" im w e s e n t l i c h e n Fehlprognosen - auf der Grundlage
produzieren
hochgradig
computerisierter Statistiken, Input-Output-Rechnungen,
Prognose-
m o d e l l e n usw. Wie der "stern" vor einiger Zeit über den "Sachverständigen"rat zu Recht schrieb: "Seit 10 J a h r e n kein Treffer!". Nun wird natürlich mit Computertechnik in vielen Bereichen inzwischen in den B e t r i e b e n sehr wohl besser geplant. Diese Planung kann jedoch nur dort wirksam werden, wo die Betriebe die Verhältnisse im Griff haben und das ist im wesentlichen in den Betrieben der Fall, das ist jedoch in der Regel nicht der Fall außerhalb der Betriebe. In den Betrieben können sie rationalisieren, Beschäftigte umsetzen, Arbeitskräfte abgruppieren, Sozialleistungen streichen, den Arbeitsdruck erhöhen usw. Auf den M ä r k t e n und in der Umwelt der Betriebe haben sie dagegen, mit Ausnahme der großen Konzerne, die d a n n insbesondere auch auf d e n Staat, die Gemeinden und sogar internationale
Organisatio-
nen zurückgreifen können, keinen oder kaum Zugriff. Was den B e t r i e b e n in ihrer Gesamtheit bleibt im wesentlichen, ist die Abwälzung der Folgen insbesondere auf die Beschäftigten - mit Hilfe immer ausgefeilterer Systeme der Computertechnik und mit Hilfe auch immer ausgefeilterer computerisierter U n e r l ä ß l i c h für den Arbeitsmarkt: die
Planungssysteme.
35-Stunden-Woche
Die einzige - kurzfristige - Lösung für den Arbeitsmarkt ist zunächst die Politik der Arbeitszeitverkürzung, im wesentlichen die Verwirklichung der 35-Stunden-Woche, wie es etwa die IG Druck und Papier fordert, in maximal zwei Schüben. Diese m u ß aus h a n d festen sozialen Gründen ohne Einkommenseinbußen für die Massen der Beschäftigten erreicht werden. Die 35-Stunden-Woche
kann
aber auch ohne Einkommenseinbußen für die Massen der B e s c h ä f t i g ten erreicht werden. Sie ist der westdeutschen Wirtschaft
zu-
mutbar : 1. Die Profite reichen eh nicht zur Bedienung der riesigen Kapitalmassen aus; der Verzicht auf die
35-Stunden-Woche
50 kann die Ertragsprobleme vieler westdeutscher
Unternehmen
nicht beseitigen, die ihre weiter mit riesigen Beträgen wachsenden Kapitalmassen nur mit immer größeren S c h w i e r i g keiten mit dem entsprechenden Kapitaldienst
(Abschreibungen,
Zinsen, Wagnisse u. ä.) bedienen können; nicht die L o h n k o s t e n sind das Problem, sondern die gerade mit der rasanten technischen Entwicklung gewaltig gestiegenen Kapitalansprüche; 2. Konkurse kleiner und mittlerer Betriebe können durch andere, z.B. beschäftigungspolitische Maßnahmen aufgefangen werden; 3. A u c h außenwirtschaftlich ist die 35-Stunden-Woche
unbedenk-
lich: Die westdeutsche Exportwirtschaft verkraftet alle Jahre wieder Wechselkurserhöhungen, die über d e n K o s t e n s t e i g e rungen liegen, die durch die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich bewirkt würden; bei einem Lohnkostenanteil von 30 v.H. (eine für die Exportwirtschaft nicht untypische Größe) betragen die zusätzlichen Kosten für die
35-Stunden-
Woche bei vollem Lohnausgleich etwa 4 v.H. Im Gegensatz zur Diskussion leider auch in großen T e i l e n der Gewerkschaften: die Verwirklichung der 35-Stunden-Woche in der nächsten Tarifrunde ist die vielleicht letzte historische
Chance,
um die Massenarbeitslosigkeit noch einmal in den Griff zu bekommen und zu beseitigen. Gelingt das nicht, stehen die E n t wicklungen, die Parallelen zu den 20er, 30er Jahren aufweisen, bevor. Die Gewerkschaften haben sich bei der Auseinandersetzung über die 35-Stunden-Woche unnötigerweise in die Defensive
treiben
lassen: Die oft behaupteten Sickereffekte der wöchentlichen A r b e i t s zeitverkürzung (vom IAB z.B. mit 50 v.H. angegeben, v o n etwas fortschrittlicheren Gruppen mit 30 v.H.)
entstammen
erstens ünternehmerbefragungen, sind also in einem ganz bestimmten politischen Auseinandersetzungskontext
entstanden,
haben zweitens, das wird zu zeigen sein, kein reales F u n d a ment .
51 Die Unternehmer haben 1977/78 systematisch eine Front
gegen
die Forderung nach der 35-Stunden-Woche aufgebaut und in d i e sem Zusammenhang sind auch die Aussagen über die Absorption der wöchentlichen Arbeitszeitverkürzung durch angeblich von d e n Unternehmern sofort realisierbare
Produktivitätssteige-
rungen, Intensivierungsmaßnahmen usw. in d i e s e m Umfang entstanden. Es wird hier auch ein allgemeines Problem
"wissenschaftlicher"
Analysen sichtbar: Sie beruhen großenteils auf Befragungen der Unternehmer, d.h. der sehr interessierten "Täter" in dieser Entwicklung. Die Annahme von Sickereffekten von 50 v.H. oder 30 v.H. ist grotesk: Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die Unternehm e n offenbar jederzeit realisierbare
Produktivitätssteige-
rungen in erheblichem Umfang ungenutzt lassen und darauf warten, daß die IG-Metall oder die HBV die
35-Stunden-Woche
fordern, zumal nachdem in d e n m e i s t e n Betrieben seit 10 Jahren scharf rationalisiert worden ist, Personalreservequoten abgebaut worden sind usw. Technische Rationalisierung ist d a g e g e n - gerade die mit den neuen Technologien der Computertechnik - erst mittelfristig wirksam: die Betriebe und die in ihnen Herrschenden müssen sich in der Regel erst in einem längeren m ü h s e l i g e n Prozeß an die Beherrschung der Technik
herantasten.
Vielfältige betriebliche Erfahrungen dagegen belegen, daß v o n wenigen Ausnahmebereichen abgesehen, die kurzfristig nutzbaren Produktivitätsreserven ausgeschöpft sind. E i n größerer Ausnahmebereich ist übrigens der öffentliche
Dienst,
in dem Rationalisierungsreserven in der Tat kurzfristig erschlossen werden können, allerdings in der Form, daß auf K o sten der "Kunden" (Bürger) Dienstleistungen kurzerhand abgebaut werden. Das berechtigt zu der Aussage, daß die 35-Stunden-Woche den Abbau und die Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit sammenhang mit vernünftigen beschäftigungspolitischen
(im ZuMaßnah-
m e n zur Nutzung und Besetzung der bestehenden nicht genutzten
52 Anlagen) bringen kann. Flankierende Maßnahmen
(Verhinderung
der Ausdehnung der Überstunden, Abwehr von hier und da möglichen Intensivierungsmaßnahmen usw.) sind
selbstverständlich
dennoch notwendig. • Nicht nur weil es menschlich ist, sondern gerade auch, weil es im Hinblick auf den Arbeitsmarkt vernünftig ist, muß also die 35-Stunden-Woche verwirklicht werden. Das zu sagen, heißt jedoch zugleich: 1. Die 35-Stunden-Woche kann mittel-
und langfristig zu
verschärften Rationalisierungs- und Technisierungs-Prozessen führen und damit kann der alte Zustand der Massenarbeitslosigkeit in wenigen Jahren wieder hergestellt werden . 2. Die 35-Stunden-Woche kann nichts beitragen zur Lösung der hier angesprochenen technologischen Entwicklung auf längere Sicht.
Die perspektivische Herausforderung: Neue Formen der Arbeit und der Organisation der Betriebe im Zusammenhang mit der technischen Entwicklung Für die perspektivische Entwicklung im Zusammenhang mit den neuen Technologien und den damit geschaffenen sozialen, ökonomischen und politischen Folgen sind also ganz andere Ansätze notwendig. Die neuen Technologien können - unter der Voraussetzung einer vollständigen sozialen Kontrolle der Entwicklung und des Einsatzes dieser Technologien, unter der Voraussetzung einer schöpferischen Aneignung dieser neuen Technologien durch die Beschäftigten - einen weit über das bisher diskutierte Niveau gehenden Abbau gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit bringen. 1990 - 1995' werden vielleicht noch etwa 25 - 27 Stunden wöchentliche Arbeit je Beschäftigter in der BRD gesellschaftlich notwendig sein. An der Frage, wie für diesen Prozeß des weiteren Abbaus von gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit, Lösungen im Interesse der Beschäftigten gefunden werden können, entscheidet sich die Frage, ob überhaupt Alternativen für die menschliche Arbeit unter den Bedingungen der neuen Technologien möglich sind.
53 Mit d i e s e n Arbeitszeitverkürzungen sind nämlich Möglichkeiten für so etwas wie "Arbeitszeitverkürzungen in der Arbeitszeit" gegeben: also die von der Notwendigkeit zum Eingriff in die Produktion und die Verwaltung frei gemachte Zeit nicht
einfach
dazu benutzen, n o c h früher nach Hause zu gehen, sondern dazu benutzen, Zeit im Betrieb bewußt anders zu verbringen und zu gestalten. Solche "Arbeitszeitverkürzungen innerhalb der Arbeitszeit"
kön-
nen benutzt w e r d e n für - M a ß n a h m e n der Endintensivierung, also für weniger Arbeitsd r u c k , mehr Pausen, bewußteres Produzieren, mehr Kommunikation zwischen d e n Arbeitenden usw. - Qualifizierung, also einen von d e n Beschäftigten und ihrer Interessenvertretung kontrollierten betrieblichen Lernprozeß gerade in Bezug auf die neuen Technologien, der allerdings nicht d a r i n bestehen darf, das heute
entwickelte
bornierte Computerwissen auf die Beschäftigten zu übertragen. - Demokratisierung, d.h. umfassende ständige
Mitbestimmung
über das Was, das Wofür und das Wie der Produktion und gerade auch der Produktion von Informationen durch die b e t r o f f e n e n Beschäftigten und ihre betriebliche und gewerkschaftliche
Interessenvertretung.
Hierfür sind wiederum drei V o r a u s s e t z u n g e n zu schaffen: - ein Prozeß ständiger Diskussion und selektiver bewußter Kontrolle der Beschäftigten über die neuen Technologien: d.h. ständig darüber zu diskutieren und demokratisch zu entscheiden, welche Systeme zu verhindern sind der DGB fordert die Verhinderung von
(Beispiel:
Personalinformations-
Systemen), welche Systementwicklungen anzuhalten und zunächst gründlich zu durchleuchten sind, und welche Systeme im Interesse der Beschäftigten zu fördern sind (z.B. Systeme für eine bessere Material- und Energieökonomie, Systeme für bessere Sachbearbeiterinformationen, Systeme für die Planung einer vernünftigen Gebrauchswertökonomie): Es darf
54 also nicht alles gemacht werden, was technisch m ö g l i c h ist (H.O. Vetter) und - das ist hinzuzufügen - es müssen andere Systeme entwickelt w e r d e n als bisher. - Die Entwicklung konkreter alternativer Formen der Gestaltung und (Selbst-)Steuerung der Betriebe durch die B e schäftigten, also Schritte zur betrieblichen sierung, zur Mobilisierung, zur Schaffung
Dezentrali-
"informierter
Belegschaften", zur Ablösung der kapitalistischen, hierarchischen, vom Militär übernommenen Formen der B e t r i e b s und Arbeitsorganisation. - Die Durchbrechung des kapitalistischen prozesses und des damit einhergehenden
AkkumulationsStrukturwandels
und der davon ausgehenden strukturellen Gewalt in Form von Konzentration, Ausbau nationaler und
internationaler
Verflechtungen d u r c h Kapitalexport u.a.: d u r c h Maßnahmen der Vergesellschaftung und planmäßigen
demokratischen
Gestaltung der Produktion; hierzu sind die
gewerkschaft-
lichen Forderungen n a c h Oberführung von S c h l ü s s e l i n d u strien in Gemeineigentum und n a c h gesamtökonomischer Planung und umfassender Mitbestimmung neu aufzugreifen und d u r c h eine breite und lebendige D i s k u s s i o n von k o n kreten Alternativen zu beleben. Wichtigste notwendige, aber nicht hinreichende
Voraussetzung
dazu wiederum ist die Gewährleistung einer breiten
ständigen
betrieblichen Auseinandersetzung mit den konkreten Systemen der neuen Technologien. Dies ist notwendig, um einerseits die Kräfte zu m o b i l i s i e r e n für einen solchen langen und u m f a s s e n d e n Veränderungsprozeß, das ist aber insbesondere auch notwendig, um d u r c h Schaffung angemessener betrieblicher Unruhe, d u r c h die Übertragung des Prinzips des zivilen Widerstandes auf die B e triebe so viel an Druck zu schaffen, daß d e n Interessen der Beschäftigten als der w i r k l i c h e n Produzenten des
gesellschaft-
lichen Reichtums so Rechnung getragen w i r d , wie es die heutige Entwicklung der m a t e r i e l l e n Produktivkräfte und der neuen T e c h nologien als ihr Bestandteil
erlaubt.
55 Literaturhinweise U. B r i e f s , A r b e i t e n ohne S i n n u n d P e r s p e k t i v e ? - G e w e r k s c h a f t e n u n d n e u e T e c h n o l o g i e n , P a h l - R u g e n s t e i n - V e r l a g , K ö l n , I980 U. B r i e f s , D i e I n f o r m a t i o n s g e s e l l s c h a f t - A n m e r k u n g e n zum M y t h o s des C o m p u t e r z e i t a l t e r s in: Ph. S o n n t a g (Hrsg.), Die Zukunft der Informationsgesellschaft, Verlag Haag und Herchen, Berlin Ö s t e r r e i c h i s c h e G e s e l l s c h a f t für I n f o r m a t i k ( H r s g . ) , t i o n s s y s t e m e für d i e 80er J a h r e , 2 B ä n d e , L i n z I 9 8 O
Informa-
56
Wolfgang R. Langenbucher
Bildschirmtext — Möglichkeiten und Grenzen für die Fachinformation
In einem Schwerpunktheft der "Nachrichten für Dokumentation" lese ich zu meinem Thema: "In der Form, in der es zur Zeit praktiziert wird, nämlich fast ausschließlich als Abrufsystem für zum großen Teil triviale Information und läppische Werbung, hat es kaum nennenswerte Aussichten, und für IuD ist es allenfalls am Rande interessant." So auf Seite 2 im einleitenden Kommentar von H. Samulowitz. Fünf Seiten weiter geben die Autoren W. Rauch und D. Strauch eine Einführung zu Bildschirmtext und schreiben am Ende: "Man wird angesichts der Entwicklung von Bildschirmtext - und noch in weiterer Zukunft folgender anderer Telekommunikationdienste - nicht übertreiben, wenn man von einer grundsätzlichen, völlig neuartigen Herausforderung für den IuD-Bereich spricht. Nicht weniger als eine neue Strategie ist zu entwickeln, die den Potentialen der Technik auf der einen Seite und den Aufgaben bedürfnisorientierter Informationsvermittlung auf der anderen Seite angemessen sein muß." (1) Diese widersprüchliche Einschätzung innerhalb der Profession ist sicher Grund genug, in den Ergebnissen der Forschungen, die zum Feldversuch Bildschirmtext Düsseldorf/Neuss gemacht wurden, nach Daten zu suchen, die die eine oder andere Postition plausibler machen könnten. (2) Ganz allgemein ließ sich am Ende des Versuches feststellen, daß dieser neue Dienst trotz vieler Anfangsschwierigkeiten bei den Teilnehmern eine hohe Akzeptanz fand . 85 % wollen auch nach Versuchsende dabei bleiben. 42 % wären sogar bereit, dafür - wenn notwendig - einen neuen Dekoder anzuschaffen. In den wichtigsten Gründen für diese Entscheidung zeichnen sich die Konturen einer neuen kommunikativen Infrastruktur ab, von der man sich eine Erleichterung der Organisation des Alltags verspricht. Die berufliche Verwendbarkeit, auf die ja wohl zunächst
57
auch die meisten potentiellen IuD-Angebote zielen., rangiert vorläufig ganz am Ende. Dies hängt nicht zuletzt mit der Anlage des Versuches zusammen. Er sollte testen, ob Bildschirmtext überhaupt für die privaten Haushalte infrage kommt, denn über seinen kommerziellen Nutzen hatte es bei der Deutschen Bundespost nie einen Zweifel gegeben. Tabelle 1 : GRÜNDE FÜR WEITERE TEILNAHME AM FELDVERSUCH Ν = 745 Haushalte (= 85 %) 1 . Bequemer Zugriff auf viele Inforamttonen 2. Möglichkeit, Besorgungen (Bestellungen, Überweisungen usw.) erledigen
69 %
3. Zugriffsmöglichkeit zu jeder Tageszeit
67 %
4. Aktualität des Angebotes
49 %
5. Möglichkeit, Informationen direkt vom Hersteller zu bekommen
44 %
72 %
Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befragung, Hauptuntersuchung Bei einigen der folgenden Daten werden neben den Zahlen für die Gesamtheit der Befragten auch die Reaktionen derer ausgewiesen, die ein starkes persönliches Interesse an Bildschirmtext äußerten. In dieser Gruppe - so meine
These - profiliert sich wohl am ehes-
ten, welche Erwartungen über die
privaten Zwecke hinaus mit die-
sem neuen System verbunden werden. Schon jetzt nutzen diese Teilnehmer Bildschirmtext dreimal so häufig für berufliche Zwecke wie die Gesamtheit der Haushalte. Tabelle 2: Btx wird genutzt.... gesamt Ν = 862
starkes persönliches .Interesse Ν = 187
für private Geschäfte (Bestellungen, Banküberweisungen usw.)
39 %
74 %
für andere private Zwecke
69 %
81 %
für berufliche Zwecke
14 %
41 %
Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befr'agung, Hauptuntersuchung
58 In einem der Untersuchungsberichte wird diese berufliche Verwendbarkeit ausführlicher dargestellt. Damit wird vor allem das künftige Potential deutlich, das die Nutzer Bildschirmtext zumessen: "Btx bietet den Nutzern nicht nur für ihre privaten Interessen sondern auch für berufliche Belange zahlreiche Angebote, wie z.B. spezielle Fachinformationen, Hinweise auf Messen, Tagungen, Publikationen, aber auch einschlägige Produktinformationen. Tatsächlich haben auch bereits weit mehr als ein Drittel (38 %) aller Erwerbstätigen oder in Ausbildung Befindlichen Btx zumindest einmal (32 % davon sogar mehrmals) als berufliche Informationsquelle genutzt.
Zur Deckung des beruflichen Informations-
bedarfes werden ganz unterschiedliche, in der Regel mehrere Quellen herangezogen (Tabelle 3). Tabelle 3:
HÄUFIGE, D.H. NICHT NUR IN AUSNAHMEFÄLLEN GENUTZTE INFORMATIONSQUELLEN (MEHRFACHNENNUNG)
Fachzeitschriften, Informationsdienste
68 %
(Sach-, Fach-) Bücher
59 %
Broschüren, Kataloge
36 %
Prospekte
36 %
Messen, Ausstellungen
35 %
Lexika, Enzyklopädien
33 %
Kongresse, Tagungen, Seminare
33 %
Archiv-, Dokumentationsdienste
21 %
Daß Btx dabei von knapp zwei Dritteln bislang nicht als berufliche Informationsquelle genutzt wurde, hat verschiedene Gründe. Am häufigsten wird als Begründung angeführt, daß die benötigten Informationen für Btx zu fachspezifisch sind. Jeweils die Hälfte beklagt, daß es noch kein ausreichendes Angebot für die persönlichen beruflichen Interessen in Btx gibt bzw. daß es zu allgemein ist. Allerdings konzedieren 50 % , daß sie bislang auch noch zu wenig nach entsprechenden Angeboten gesucht haben. Hier verhindert offensichtlich die Einschätzung, daß Btx ein privates Informationsmedium ist, seine berufliche Verwendung.
59 Dennoch können sich mehr als vier Fünftel (85 %) der Erwerbstätigen vorstellen, Btx als berufliche Informationsquelle zu nutzen, allerdings müßten dazu noch einige Voraussetzungen erfüllt bzw. verbessert werden." (3) Diese Ergebnisse über den beruflichen Nutzen mögen eine erste, grobe Einschätzung erlauben, welchen Stellenwert Bildschirmtext für den IuD-Bereich bekommen kann. Näher an diese Frage führen die Daten, die
direkt dazu gestellt wurden. In den Fragebogen
wurden die Angebote an SachInformationen drei Bereichen zugeordnet: o
Aktuelle Informationen und Nachrichten (z.B. aktuelle Meldungen aus Politik, Wirtschaft und Sport, aber auch Wetterbericht, Toto- und Lottoergebnisse)
o
Service- und Beratungsinformationen (z.B. Ratgeberinformationen und Tips für den Alltag wie Kochrezepte, Veranstaltungskalender, Reparaturhinweise und Warentestergebnisse)
o
Fachinformationen und Nachschlagewissen (z.B. grundlegende Darstellungen und fachliche Erläuterungen aus Wissenschaft, Technik, Forschung und Kultur)
Dabei zeigt sich, daß innerhalb des 'reinen' Informationsangebotes
die Nutzung von Fachinformationen und Nachschlagewissen
am geringsten ist. Im Bericht des Instituts, das diese Daten erhoben und ausgewertet hat, heißt es dazu: "Dies mag einerseits in dem seltener auftretenden Informationsbedarf begründet sein, vor allem aber wohl im.derzeit noch sehr unzureichenden Angebot und der Schwierigkeit, das Gesuchte schnell und problemlos zu finden. Denn: Die Begleituntersuchungen insbesondere der Bochumer Gruppendiskussionen (4) haben ergeben, daß man gerade hier dem Medium Btx eine Chance eingeräumt hat: mit einem (täglich) à jour gehaltenen lexikalischen Angebot z.B. ließe sich recht gut auf den Kauf von gedruckten Lexika (die Platz wegnehmen , teuer und beim Kauf bereits veraltet sind) verzichten ...
60 Sehr distanziert steht die Mehrheit der Berufstätigen - vermutlich mit Recht - allerdings der Idee gegenüber, Btx als Fachinformationenssystem in Zukunft häufiger einzusetzen. Hier sind die Interessen in aller Regel zu spezifisch und punktuell, als daß man einem 'Massenmedium', wie Btx es werden kann, einräumt, daß es diesen Dienst optimal zu leisten imstande ist." (5) Noch, das zeigen auch die Tagebücher der Versuchshaushalte, hat die Fachinformation keine große Bedeutung. Einer der häufigsten Gründe, warum eingeschaltet wird, ist der Zugriff auf einen bestimmten Anbieter, also etwa die Nachrichten eines Zeitungshauses oder die
Dienste einer Bank. Die Fachinformation taucht hier
unter den Nennungen überhaupt nicht auf. Ein anderes Bild zeigt sich bei den jüngeren Teilnehmern (14 bis 17 Jahre). Be.i ihnen rangiert die Fachinformation an zweiter Stelle der hauptsächlichen Nutzung. Und erst recht lassen die Antworten der persönlich stark Interessierten erkennen, welche Trends denkbar sind. Tabelle 4:
ANGEBOT FACHINFORMATIOEN NACHSCHLAGWISSEN (POLITIK, WIRTSCHAFT, KOLTÜR, WISSENSCHAFT, STATISTISCHE, LEXIKALISCHE DIENSTE) alle N= 1862
starkes persönliches Interesse N= -187
Nutzung : häufig gelegentlich gar nicht
7 % 35 % 45 %
22 48 25
Zufriedenheit : eher zufrieden eher nicht
23 % 14 %
41 23
sollte ausgebaut werden:
17 %
33
Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befragung, Hauptuntersuchung
Am häufigsten werden von dieser Gruppe statistische und lexikalische Dienste genutzt. Hier ist auch der Ausbauwunsch am stärksten (43 %). In ihrer Sicht hat Bildschirmtext auch einen hohen Innovationswert für die Fachinformation. Viele von ihnen sehen darin nicht nur eine ergänzende Möglichkeit zum Wissenszugriff, sondern etwas ganz neues.
61
Tabelle 5: KONKURRENZ, KOMPLEMENTARITÄT, SUBSTITUTION FACHINFORMATIONEN, NACHSCHLAGEWISSEN alle
starkes persönliches Interesse
N= 1862
N= 187
Btx ... ergänzt ersetzt regt an ganz neu keine Auswirkung
36 5 9 12 23
% % % % %
43 7 15 26 10
% % % % %
Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befragung, Hauptuntersuchung Interessant unter IuD-Gesichtspunkten mag auch noch sein, daß sehr viele der Haushalte sich einen gewissen Zusatzkomfort zu der Grundausstattung wünschen, der aus dem Fernseher erst ein wirklich nützliches Ausgabeterminal macht. Tabelle 6: ERWÜNSCHTER ΖUSATΖKOMFORT : möchte unbedingt haben
vorhanden
1. alphanumerische Eingabetastatur
66 %
12 %
2. gesonderte Telefonleitung
33 %
2 %
3. Speicher-AufZeichnungsgerät
27 %
7 %
4. Drucker, Kopiergerät
22 %
1 %
Ν = 880 Haushalte Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befragung, Hauptuntersuchung Ein so ausgestatteter Haushalt würde zumindest über die technischen Voraussetzungen verfügen, um sich der IuD-Angebote zu bedienen. Wird damit - endlich - realisierbar, was vor 'zehn Jahren das IuDProgramm anzielte?
Eine Zugangsmöglichkeit zu Fachinformationen
für im Grunde jedermann? In diesem Programm hieß es: "Bereitstellung fachlicher Information in allgemeinverständlicher und leicht zugänglicher Form für die Medien als Informationsmittler und auch unmittelbar für Bürger und gesellschaftliche Gruppen. Der Ausbau der Informationsleistungen muß insgesamt zu einem Informationsangebot führen, das sich in Umfang und Auswahl, in Aufbereitung und Darstellung der Informationen sowie in Zugriffsart und Preis
62 an den spezifischen und sich häufig ändernden Informationsbedürfnissen der verschiedenen Benutzerbereiche der Gesellschaft orientiert." (6) Daß diese Erwartungen nicht in Erfüllung gehen konnten, hatte sicher sehr verschiedene Ursachen, aber eine ist auch darin zu sehen, daß in den 70er Jahren die Distributionsinfrastruktur nicht zur Verfügung stand, die diese Ziele hätte realisieren können. In den 80er und 90er Jahren aber wird Bildschirmtext genau diese Infrastruktur darstellen. Nebenbei möchte ich noch anmerken, daß es wohl auch noch einen anderen Grund gibt für die zunehmende Parallelität der IuD-Aktivitäten und der Bildschirmtextentwicklung. Galt doch bei Verkündung des IuD-Programmes die Vorstellung, nur große, zentrale Computeranlagen wären imstande, je nach Fachbereich die Informationsmengen zu speichern und bereit zu halten. Doch die Entwicklung der Datenverarbeitung hatte eine Eigendynamik, die mit den IuD-Konzepten nicht synchron verlief. Durch die gesteigerte EDV-Kapazität, größere Leistung zu niedrigem Preis, war die Vorstellung eines Hosts pro Fachinformationssystem nicht mehr aufrechtzuerhalten. Andererseits erwies sich ein Konzept mit sogenannter "verteilter Intelligenz", ein mittels Datenfernübertragung gebildetes Netz räumlich verteilter kleinerer Datenverarbeitungsanlagen, als durchaus realisierbar. (7) Wenn ich es recht sehe, so hat der BMFT-Leistungsplan "Fachinformation - Planperiode 1982-1984" aus diesen Entwicklungen die Konsequenz gezogen und an wichtiger Stelle die Bildschirmtext-Dienste als spezielle Form on-line zugänglicher Informationsbanken mit einfachen Zugriffs- und Bedienungsverfahren hervorgehoben und gleichzeitig auf die ökonomische Notwendigkeit aufmerksam gemacht, einen wirklich breiten Markt für Fachinformationen zu erschließen und für eine spürbare Ausweitung der Nachfrage zu sorgen. I (8) Ist Bildschirmtext also heute schon oder doch wenigstens in seiner zukünftigen Entwicklung die funktionale Lösung für all jene IuD-Probleme, die mit seiner geforderten größeren "Bürgernähe" zusammenhängen ? Fraglos hat Bildschirmtext diese Chance , da es eine einfache Form der Datenfernübertragung ist, für die beim Benutzer die meisten der dafür notwendigen Geräte ohnehin oder doch bei Neukauf eines Farbfernsehgerätes vorhanden sind. Die notwendigen Zusatzeinrich-
63
tungen werden in den nächsten Jahren rasch sehr billig werden, so daß mit einer Ausbreitung zu rechnen ist, die jedenfalls das Vielfache dessen beitragen kann, was bei bisherigen IuD-Einrichtungen üblich war. Wie nah oder fern ist diese Zukunft einer Zusammenschaltung von Fachkommunikation und Massendistribution auf dem Umwege über Bildschirmtext? Ich vermute, daß wir hier eher von den 90er als von den 80er Jahren zu reden haben. Nach Ansicht aller, die sich in der Begleitforschung und in der Prognose der Ausbreitung von Bildschirmtext betätigen, wird dieses Informationssystem sich kaum nach dem Modell des Fernsehens diffundieren, sondern eher nach dem Modell des Telefons. Sicherlich wird es nicht wie beim Telefon hundert Jahre dauern, bis eine vollständige Haushaltsabdeckung erreicht ist, aber die Ausbreitungsgeschwindigkeiten, an die uns etwa der Farbfernseher gewöhnt hat, werden sich bei Bildschirmtext mit Sicherheit nicht einstellen. Allgemein geht man vorsichtig davon aus, daß die Nutzung in den ersten Jahren überwiegend geschäftlicher Natur sein wird oder doch eine Mischform aus geschäftlicher und privater Nutzung darstellen wird. Erst für Ende der 80er Jahre wird eine Haushaltsabdeckung bei ungefähr 10 Prozent der privaten Haushalte erwartet. Viel hängt dabei natürlich von den Kosten ab, deren Entwicklung auf den verschiedenen Ebenen derzeit schwer abzusehen ist. Nur wenn ein bildschirmtextfähiges Farbfernsehgerät
nicht sehr viel mehr kostet als ein normales Ge-
rät, werden mehr und mehr Private sich dieses Gerät anschaffen, wenn sie ohnehin zur Neuanschaffung eines Farbfernsehgerätes gezwungen sind. Nur wenn die Telefonrechnung durch Bildschirmtext nicht dramatisch erhöht wird und die Post eine vorsichtige Ge— bührenpolitik betreibt, wird die Nutzung dieses ja nach einem System der Einzelgebühr implementierten Informationssystems rasch üblich werden. Und nur, wenn die Anbieter durch Massennut.zung zu niederen Preisen anbieten können, kann von einer breiten Wirkung ausgegangen werden. Hier sind wirklich sehr viele Unbekannte, die erst nach bundesweiter Einführung von Bildschirmtext 1983/84 sich langsam klären werden. Erste Daten zu solchen Fragen bietet eine bundesweite Repräsentativbefragung, die 1982 durchgeführt wurde. Damals war der Bekanntheitsgrad von Bildschirmtext noch gering.
Tabelle 7: BEKANNTHEITSGRAD zum Begriff Btx gehört/gelesen ... nein, nichts
58 %
Verwechslung mit Videotext
16 %
richtige Angabe
12 %
ja, aber kein Interesse
8 %
weiß nicht mehr was
6 %
Quelle: Infratest Finanzforschung 1982 Ν = 2000 Die Teilnahmebereitschaft wurde zunächst mit folgender Frage getestet : "Die Teilnahme an Bildschirmtext wird nach den bisher durchgeführten Versuchen später einmal pro Monat für den Teilnehmer ca. 10 bis 15 DM kosten. Wenn Sie nun nochmals alle Anwendungsmöglichkeiten bedenken, die auf diesen drei Listen standen, käme bei diesen Gebühren eine Teilnahme am Bildschirmtext für Sie dann in Frage oder nicht?" Tabelle 8: TEILNAHME-BEREITSCHAFT gesamt
potentielle BtxTeilnehmer(1)
N= 2000
N= 306
ja (auch: nehme bereits daran teil)
16,-1 %
38,2 %
nein
67,2 %
44,9 %
weiß noch nicht
15,8 %
16,5 %
1,0%
0,5 %
keine Angabe
(1) Haushalte mit alten Farbfernsehern, mit Videorecordern, Telespielen Quelle: Infratest Finanzforschung 1982
Eine weitere Frage an die, die eine Teilnahme am Bildschirmtext erwägen, lautet.: "Zur Teilnahme am Bildschirmtext benötigt man einen neuen bildschirmtextfähigen Farbfernseher, der etwa 300 DM mehr kosten wird
65
als ein Gerät ohne die entsprechende Zusatzeinrichtung. Wenn Bildschirmtext nun in den nächsten zwei Jahren eingeführt wird, werden Sie sich dann möglichst bald einen bildschirmtextfähigen Farbfernseher anschaffen, oder werden Sie abwarten, bis Sie sowieso ein neues Gerät brauchen oder werden Sie wahrscheinlich nicht am Bildschirmtext teilnehmen?" Tabelle 9: ANSCHAFFUNGSBEREITSCHAFT gesamt N= 656 Werde m ö g l i c h s t anschaffen
potentielle Btx-Teilnehmer N= 169
bal d
werde a b w a r t e n , bis ich sowieso ein neues Gerät brauche werde w a h r s c h e i n l i c h n i c h t teilnehmen weiß nicht keine Angabe
10, 2 %
16,5 %
58, 5 %
61 ,6 %
13, 4 % 15, 4 % 2, 4 %
10,5 % 10,0 % 1 ,3 %
Quelle: Infratest Finanzforschung 1982 Solche Daten waren es, die uns im Schlußbericht für das I.and NRW formulieren ließen: "Zusammenfassend ist davon auszugehen, daß Btx in den ersten Jahren nach bundesweiter Einführung kaum als breit gestreutes Informations- und Kommunikationssystem für private Haushalte allgemein gelten wird. Btx wird zunächst bei einer relativ klar abgrenzbaren Teilpopulation Interesse finden, deren charakteristische Merkmale sein werden: Überdurchschnittliches Einkommen, qualifizierte Ausbildung und Berufsposition, breites Informationsinteresse. Der Ausbreitungsprozeß von Btx dürfte dem Verlauf der Ausbreitung des Telefons nicht unähnlich sein: In der Anfangsphase bei überwiegender Nutzung im kommerziellen Bereich nur zögernde Akzeptanz bei privaten eine
Haushalten und erst später auch
hier schnellere Verbreitung im Zusammenhang mit Ersatzbe-
schaffungen von Farbfernsehgeräten - sofern die Hersteller Btxfähige Geräte preisgünstig anbieten." (9) Neben den üblichen
Marketingmaßnahmen werden in Zukunft wohl
auch noch viele Verbesserungen des Systems notwendig sein,
66
um es den potentiellen Nutzern attraktiv erscheinen zu lassen. Dazu gehört
auch das für Bildschirmtext gewählte Suchsystem. Dies
deuten jedenfalls die Ergebnisse einer Studie über "Suchverhalten und Suchstrategien" an/die ergänzend zu den Feldbefragungen durchgeführt wurde. Der Schüußbericht dokumentiert, in welcher Richtung neue Lösungen zu suchen wären:
"Die Verbesserung des Sucherfolgs
dürfte für den Zugang möglichst vieler Bevölkerungskreise zum neuen Medium Btx entscheidend sein - vor allem für solche, deren Vertrautheit mit Informationsmitteln bisher gering war. Nach Erfahrungen von nahezu 2 Jahren können das Andauern von Schwierigkeiten und die Unzufriedenheit mit den Suchmöglichkeiten nicht vornehmlich als. Mangel bei den Teilnehmern abgehandelt werden. Bei der Beobachtung des tatsächlichen Verhaltens ist die Suche nach Schlagwörtern das eindeutig präferierte Verfahren. Vor Lösung der praktischen Aufgaben war der Zugang über das Anbieterverzeichnis noch als gleichermaßen bedeutsam genannt worden. Diese Selbsteinschätzung bestätigte sich jedoch nicht bei den Beobachtungen der Suche nach neuen Informationsquellen. Hingegen spielt die Orientierung an "bewährten Anbietern" im Sinne von "Bezugspersonen" für zuverlässige Informationen bei bekannten Informationsgebieten eine wichtige Rolle. Der Suchbaum erwies sich mithin nicht als das"natürli.che" Zugriffsverfahren zu Btx. Auch die Kombination verschiedener Zugriffsmöglichkeiten wurde beim praktischen Suchen nur vergleichsweise selten eingesetzt." (10) Bildschirmtext steht heute, nicht nur hinsichtlich seiner Ausbreitung, sondern auch hinsichtlich seiner anwendungsorient.ierten technischen Entwicklung am Anfang seiner Nutzung. Die ausgebreiteten Daten haben hoffentlich gezeigt, daß es x>7eder richtig ist, dieses System sei für IuD "allenfalls am Rande interessant", noch, daß nun plötzlich eine völlig neue Situation eintritt. Beim Kongreß der "International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA)" , sprach Denis Varloot, Direktor
der na-
turwissenschaftlich-technischen Bibliotheken und Museen Franks reichs, Ingenièur
für Telekommunikation, kürzlich davon, daß für
die Information nun die "Zeit des Wasserhahns" komme, nachdem man sie bisher aus Bibliotheken wie aus Brunnen schöpfen mußte: "Jeder, ob Privatmann, Student, Professor, Forscher
oder Industriel-
67 1er, wird zu Hause wie am Arbeitsplatz über die Information verfügen, die er braucht, im unmittelbaren Begriff und von der allergrößten Frische." (11) Wenn solche Prognosen wahr werden, dann nur dank Bildschirmtext und damit auch nur in den Zeithorizonten von Bildschirmtext. Seit dem Herbst 1983 läuft seine bundesweite Ausbreitung. Ihr Tempo wird genug Zeit lassen, um seine Möglichkeiten und Grenezen für die Fachinformation ab jetzt kreativ und wohl überahupt zu nutzen.
Anmerkungen (1)
(2)
(3) (4) (5) (6) (7)
(8)
(9) (10) (11)
Samulowitz, H.: Bildschirmtext und Fachinformation. Rauch, W./Strauch, D.: Bildschirmtext: Eine Einführung. In: Nachrichten für Dokumtation. 34, 1983, Nr. 1, S. 2,5,7 Vgl. dazu: Wissenschaftlicher Beraterkreis Feldversuch Bildschirmtext Düsseldorf/Neuss: Bildschirmtextbericht, Manuskript, Düsseldorf 1983 (Staatskanzlei des Landes NRW) Socialdata: Spezialprobleme von Btx. Forschungsbericht, München 1982, S. 23-26 Zusatzuntersuchung im Rahmen der Begleitforschung (Anm. 2) Arbeitsgemeinschaft Bildschirmtext (Getas/Socialdata): Schlußbericht, Bremen 1982, S. 71-73 BMFT: Programm der Bundesregierung zur Förderung von Informationen und Dokumentation (IuD-Programm). Bonn, 1975, S. 3/4 Die folgenden Ausführungen sind teilweise dem noch nicht veröffentlichten Schlußbericht zu dem Forschungsprojekt "Datenkommunikation als kommunikationspolitisches Problem" entnommen, das mehrere Jahre von der DFG gefördert wurde. (Mitarbeiter: Rahlenbeck, Eckhardt, M.A.) Bundesministerium für Forschung und Technologie (Referat: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) (Hrsg.): BMFT-LeistungsDlan - Fachinformation Planperiode 1982 bis 1984. Bonn 1982, S. 11, S. 59. Bildschirmtextbericht (Anm. 2, S. 28) Zentralariv für empirische Sozialforschung: Suchverhalten und Suchstrategien bei Bildschirmtext. Köln 1983 Müller-Üllrich, Burkhard: Technikum und Tempel. Weltkongreß der IFLA. In: Frankfurter Rundschau Nr. 206 vom 6.9.1983, S. 9
68
Rainer Kuhlen
Kommunikationstechnologien und Organisationsstruktur
Gliederung 1. KoitiTiunlkationstechnologien und Organisationsstri*: turen Was hat die Informationswissenschaf t mit Organisationen zu tun? 2.
Ergebnisse einer empirischen Befragung zur Informationsverarbeitung in Organisationen
3. Aufgaben eines Informationsmanagements
Zusammenfassung
Nach der Klärung der hier verwendeten Begriffe von "KomnuniXationstechnologie" und "Qrganisationsstnktur" und der Einführung eines Informationsverarbeitungsnodells werden erste Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur Informationsverarbeitung in Organisationen (Rang äc alen von Informationsquellen, Nutzung von Informationsbaiken, Ausrichtung von Informationsbanken, Stand und Planung von Informationsund KommuniKationstechnologien, Stellenwert von Komnunücationsformen und von informationsverarbeitenden Tätigkeiten sowie Rangfolgen von Organisationseinheiten, die für Informationsverarbeitung zuständig sind) vorgestellt. Schließlich wird auf Aufgaben eines professionellen Informationsmanagements eingegangen, das für die interne und externe Koordination von Information in Organisationen zuständig ist.
69 1. Kxmmlkationstechnologien und Organisationsstrukturen Was hat die Informationswissenschaft mit Organisationen zu tun?
Die Ausgangsfrage für diesen Vortrag ist: was bedeutet der zunehmende Einsatz von Kaimmikaticnstechnologien für die informationelle Absicherung bzw. für die allgemeine Infarmaticxisverarbeitungskapazität veri Organisationen, und in welcher Form (z.B. mit Rücksicht auf institutionelle Einbettung und funktionale Umgestaltung) sind innerbetriebliche Informationsstellen und deren Informationsperseñal davon betroffen? Bei dieser Frage wird, wie noch genauer auszuführen sein wird, von der Annahme ausgegangen, daß Organisationen in ihren Verwaltungseinheiten (und auf solche beziehen wir uns hier lediglich) infoematiensverarbeitende Systeme sind (1), so daß Veränderungen im informationellen Verhalten Auswirkungen auf die gesamte Organisationsstruktur haben müssen. Orqanisationsstrukturen sind in diesem Verständnis "geronnene" kamunikative Verhaltens formen, die sich zur Verarbeitung von Information herausgebildet haben! "Durch die Differenzierung der Verwaltung nach Konpetenz und Zuständigkeit wird auch ein Ktrmmikationsnetz definiert; Qrganisationsstrukturen ist inner immanent, daß sie im Raimen einer arbeitsteiligen Differenzierung die Informationsverarbeitung und die Informationsflüsse präformieren" (2).
Die Wirkung der Informationstechnoiogie auf die Organisationsstruktur
Kommuηikationsmedi un
Stufe
1
I I [
á Schriftliche und mündliche Kommunikation (Telefon), Austausch von Kopien etc.
2
Hie oben, allerdings unter Beschleunigung der Kommunikation durch elektronische Unterstützung.
3
Abb.
1
(aus
á
1
Horizontal« Organisation mit 'Funktionsbereichen'; kürzere Entscheidungswege und sehr Entscheidungsstellen; Mischung von Linien- und Stabsstellen.
4
Netzwerkartige Organlsationsfora; Aufgabenorientiert Bit flexiblen Entscheidungsregeln; Qualifizierung der Mitarbeiter nioht auf einzelne Aufgaben beschrankt.
î — Τ " . μ . ι
μ
γ
• 1
i J
» f—5
S.
1
b
- S 1 • s
1982,
I
76)
·
» \
Charakterisierung Streng hierarchische, vertikale Organis·tionsfor»; starre Koeununikations- und Entscheidung!kanSie ; hochspezialisierte und engbegrenzte Punktionen der Mitarbeiter; geringe Mobilitlt.
" 1
1976, Selten 68 und 69)
Rauch:
I
Η
M .-J ·
I I [
Ι
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M lin Anlehnung an HCHALE
« ·
h
r ι .
Stark elektronisch unterstutzte Kommunikation : Terminals, Tele· Konferenzen; Büro-Infor mations-Systeme
4
Inforaationsflue
Organisationsform
Hauptsächlich schrift- • Entsprachliche Kommunika- «,-ν.-idungstion rentrurf
\ V
Extrem weit (auch geographisch) gestreute, stark vernetzte Organisation; sehr anpassungsfShig und Innovationsfreudig; keine festgelegten Entscheidungs- und Koeaunikationskanlle.
70 Es besteht die Vermutung, daß die Informatisierung von Verwaltungen, d.i. die fortgeschrittene Durchdringung von Verwaltungen mit Technologien (Methoden und Geräte) der Information und Kaimunikation, eine grundlegende Neuverteilung von Kompetenzen (als Beherrschen von relevantem Wissen) und Zuständigkeiten (als Anwendung von Wissen) bewirken wird. Ohne daß im Rahmen dieser Arbeit auf mögliche Neuverteilungäconzeptionen eingegangen werden kann, kann vermutet werden, daß variablere Konrnunikationsformen mit flexibleren Organisaiionsstrikturen zusammengehen werden. Der allgemeine Zusammenhang von Kotmunikationstechnologien und Organisaiionsstrtkturen kann in einem ersten Zugriff durch eine Abbildung von Half-Dietrich Rauch (1982, S.76) verdeutlicht werden. Dabei sollte man sich bewußt sein, daß lediglich auf einer sehr absteckten Ebene Zusannenhänge quasi idealtypisch aufgezeigt werden. Selbst wenn die durch Rauch angedeuteten Zusammenhänge akzeptiert werden, wird den meisten IuD-Fachleuten die Relevanz des Themas, z.B. für einen Dckumentartag, nicht unmittelbar einleuchten. Versuchen wir daher den Einstieg über den Begriff der Kommunikation, der ja sicherlich neben den Begriffen "Dokumentation" und "Information" für das Informationsgebiet konstitutiv ist. Für Informationsspezialisten ist es fast selbstverständlich geworden, "Kommunikation" nicht auf "face to face caimunication", also auf Human-Aspekt allein beschränkt werden kann. Auf der anderen Seite ist rein technische Begriff der Kommunikation als Vernetzung von Rechnern IuD-Zwecke auch nicht brauchbar.
daß den der für
Im breiten Spektrum zwischen rein personaler und rein medialer (hier im Verständnis des Austausches von Daten zwischen den dv-gestützten Medien ohne Menschen) gibt es Zwischenformen, die für uns relevant sind und die allgemein als Mensch-Maschine-Kommunikation oder in der schönen Begriffsprägung von Christie (1981) als "face to file caimunication" bezeichnet werden? Für Puristen fängt das Problem dort allerdings erst an. Handelt es sich tatsächlich um Konmunikation, wenn ich vor meinem Terminal sitze und im Dialog mit dem Rechner ein Retrievalproblem zu lösen versuche? Ist die Fehlermeldung des Betriebssystems bei einem noch nicht korrektem Programm schon ein kommunikativ interaktiver Vorgang? Oder kommuniziert die Sekretärin mit ihrem Textsystem, wenn sie Texte eingibt oder einen Brief zum erneuten Ausdrucken oder Modifizieren auf den Bildschirm bringt? Ist Bildschirmtext ein Kcmnunikationsinstrument, wenn das System als Vehikel zum Suchen in interessanten Informationen benutzt wird, oder erst dann, wenn es, z.B. in einer innerbetrieblichen Umgebung, dafür verwendet wird, Botschaften auszutauschen. Auch die bekannte Glückwunschadresse über Bildschirmtext scheint doch eher ein kommunikativer Vorgang zu sein. Vielleicht aber auch noch nicht, solange nicht die Möglichkeit der Reaktion auf die gesendete Botschaft gegeben ist. Gehört also die dialogische Interaktion von Personen zur Kommunikation? Stimmt letztere Einschätzung, dann gehört zu den Koimunikationstechnologien im strengeren Sinne etwa Telefon mit allen Variationen bis zur Telefonkonferenz, elektronische Mail- und Message-Systeme, insofern sie nicht bloße Verteilungsssysteme sind, sowie elektronische Konferenzsysteme. Sind Telex, Telefax, Teletex damit keine Koranunikationstechnologien, weil man mit ihnen zwar Botschaften empfangen und senden, aber keinen Dialog führen kann?. Gehören Netzwerke wie DATEX-P, über die man vorzüglich Kommunikationsprozesse abwickeln kann, oder innerbetriebliche Kommunikation ermöglichende Lckale Netze nicht zur Familie der Karmunikationstechnologien, weil sie ja nur das Vehikel sind,
71 an deren Schnittstellen, ansetzen?
den Ein- und Ausgängen, erst die Kcrmonikatoren
Da nach unserem Verständnis bei diesen terminologischen Reflexionen nicht allzu viel auf dem Spiel steht, vollen wir uns im Rahmen dieses Beitrags nicht mit definitorischen Abgrenzungen aufhalten. Im Ausgang von einer sehr einfachen Bestimnung von Komunikatioii als Prozeß, bei dan Informationen zwischen Menschen sowie zwischen Menschen und Maschinen ausgetauscht werden, sollen unter den Begriff "Kjminikationstechnoloqien" nicht nur entsprechend dem Vorschlag von Schraitz/Szyperski/tiöring(1983) Kcnrmmikatiaris-Endgeräte und Kcnnunikationssystemg mit Speicher- und Weiteraabeinstanzen subsumiert werden, sondern auch die technischen Systeme, die Kgirounikationsnetze selber, über die Kaimunikationsprozesse, Vorgänge des Austauschs von Information, ablaufen. Bei diesem weiten Verständis tut man gut daran, wie es sowohl in der wissenschaftlichen als auch der professionellen Praxis üblich ist, den Doppelbegriff "Informations- und Kamunikatioristechriologien'' (ΙΚΓ) zu gebrauchen. Möglicherweise kann man dabei versuchen, solche Technologien, die mehr auf Information abzielen, von solchen zu unterscheiden, die mehr auf Koimjnikation gerichtet sind. Ein solcher Ansatz, der mehr Qrdnungsals Definiticnsfurikticn hat, ist bei der empirischen Untersuchung über "Informationsverarbeitung in Organisationen" gewählt worden (vgl. Abb. 2 und 3), über die im zweiten Teil dieses Vertrags mit einigen ersten Ergebnissen berichtet wird.
Informât ionstechnologien
Großrechner
°
»
Minirechner Multi
°
»
- Mi k r o
Mikro
( stand
Mikro
/
interner
Anschluß
°
Mikro
/ externer
Anschluß
°
Textverarbei tung (
Abb.
2
interne
)
alone
)
Dialoggeräte
Pragmatische
Auflistung
von
Informationstechnol ogien
72 Kommuni k a t i o n s t e c h n o l o g i en
«
-
Telefon,
Nebenstellenanlagen
Telefon,
Konferenzsysteme
Rohrpost lokale
Netze
»
Mail-/
Message
»
Electr.
»
T e l ex
•
Telefax
•
Teletex
»
Standleitungen
-
Bi1dschi rmtext
»
Datex
°
Systeme
- Ρ
sonstige
Abb.
-
Conferencing
Netze
3 Pragmatische
Auflistung
von
Kommuni k a t i o n s t e c h n o l o g i e n
Bleibt noch übrig, uns über die Einschlägigkeit des zweiten Begriffs des Themas, nämlich "Qrganisationsstruktur", zu verständigen. Was haben Inforraationsspezialisten mit Carganisationsstrukturen zu tun? Unter der Voraussetzung, daß Information (nicht nur, aber wesentlich) als politischer und ökonomischer Faktor zu bewerten ist, stellt es für die Informaticriswissenschaft eine neue Herausforderung dar, Prozesse zur Verarbeitung, Bereitstellung und Koordination veti Information in den Kontext zu untersuchen, in dem sie unter der politischen und ökonomischen Bessourcenfuriktxon in erster Linie relevant werden, d.h. im Kontext von Organisationen. Es wird damit ein Ansatz für infornaticnswissenschaftliche Untersuchungen gewählt, der als Perspektive nicht das (autonome) Informationssystem und auch nicht den individuellen (autonomen) Benutzer wählt, sondern die Organisation. Das theoretische Interesse zielt hier langfristig auf die Ausarbeitung einer informationellen Organisationstheorie ab (vgl. Janovsky/Muller-Heiden:1983). Für Mitarbeiter der Infarmaticnswissenschaft Konstanz ist deshalb das Thema von Information und Organisation, also auch das speziellere von Koitiunikaticristechnologien und Organisaticnsstruktur, ein zentrales.
73 Als Ursache für diesen Informationswissenschaft sind auszumachen: (i)
Konstanzer Perspektivenwechsel der vielleicht die folgenden drei Gründe
Arbeitsmaiktbedarf nach professionellem Informationsmanagement
(ii) Theoretische Plausibilität der These von Organisationen als informationsverarbeitende Systeme (iii) Schwierigkeiten bei der bisherigen weitgehenden Beschränkung des IuD-Gebietes auf anbietende Informationssysteme ad (i) Es sprechen einige Anzeichen dafür, daß sich auf dem Markt ein Bedürfnis nach Informationsspezialisten artikuliert, die zunehmend als "Inforroationsmanager" bezeichnet werden. Für solche Informationsmanager gab es bislang keine speziellen Ausbildungsangebote. Aktivitäten von informationswissenschaftlichen Ausbildungsinstitutionen in den Vereinigten Staaten, z.B. in Syracuse (Daniel:1983), Pittsburgh, Harvard und Berkeley, in EG-Staaten, z.B. an der City-University in London und in Sheffield sowie am European Institute for Information Management in Luxemburg, und nicht zuletzt auch in Deutschland, Universität Konstanz, sind Hinweise darauf, daß zumindest gewisse Richtungen der Informationswissenschaft sich für diesen Gegenstandsbereich und dieses Berufsbild interessieren. ad (ii) In der Organisations- und Verwaltungswissenschaft gibt es eine gut belegte und entwickelte Forschungstradition, nach der Organisationen als informationsverarbeitende Systeme zu verstehen sind (Kuhlen:1983b). Problematisch ist, ob der in der Organisationswissenschaft allgenein verwendete Begriff der Informationsverarbeitung mit dem informationswissenschaftlichen zumindest kompatibel ist. Zur Verdeutlichung dieses Forschungsansatzes mag die folgende Abbildung aus einer Arbeit der amerikanischen Forscher Tushman/Nadler stehen, die einen allgemeinen Kontingenzansatz vertreten (Tushman/Nadler:1978). Für Tushmann/Nadler wird Informationsverarbeitung in Ubereinstimmung mit informationswissenschaftlichen Ansätzen als Möglichkeit der Veränderung von Wissen ("information must effect a change in knowledge", S.614), spezieller als Reduktion von Ungewißheit verstanden. In Organisationen entsteht Ungewissheit vor allem durch unstabile Umwelt, durch bereichsinterne Aufgäbenkonplexität und durch Schwierigkeiten in der Koordination zwischen den einzelnen Bereichen. Die Gesamtheit des durch die Ungewißheitsformen entstehenden Informationsbedarfs machen die informationellen Anforderungen der Organisationen (information requirements) aus. Eine Organisation ist dann als optimal organisiert anzusehen, wenn eine adäquate Entsprechung (match) zwischen informationellen Anforderungen und Informationä^apazitäten besteht. Um diesen "match" zu ereichen, müssen also erstens Mechanismen zur Erarbeitung von Information (z.B. über Marktdaten und technologische Entwicklung) verfügbar sein; zweitens zur Bewältigung interner, stark informationsabhängiger Aufgaben (Haushalt, Leistungskontrolle, Pläne, Zielbildungsprozesse, Konsensualisierungsvorgänge etc.) muß eine angemessene Konfiguration der Arbeitseinheiten entwickelt werden; drittens da wegen zunehmender Arbeitsteilung die Arbeitseinheiten sich tendenziell verselbständigen, muß eine effektive Koordination zwischen den selbständigen, aber interdependenten Einheiten gefunden werden.
74
T h e Information Processing M o d e l .
Abb. 4
(aus T u s h m a n / N a d l e r :
1978, S. 622)
Faßt man die drei Punkte zusammen, so ist die Informationsverarbeitungäcapazität von Organisationen eine Funktion a) der informationellen Anforderung, b) des Grades der Professionalisierunq der Informationsverarbeitung (wir werden später von Informationserarbeitung sprechen und c) der (die Informationsverarbeitung beeinflußenden) Organisationsstrcktur. Das letzte Argument wird häufig, so auch von Tushmann/Nadler, auf die Dichotomie von Burns/Stalker zwischen organisch und mechanistisch mit den erwähnten Implikationen zurückgeführt. ad (iii) Die Begründung der Informationspraxis bzw. der Nachweis der Relevanz von Informationsdienstleistungen, wie z.B. Informationsbanken etc., über den individuellen Benutzerbedarf und von den Angebotsnöglichkeiten der IuD-Einrichtungen fällt zunehmend schwerer. In einer der Podiumsdiäcussionen auf dem letzten Dokumentartag hat Herr Schulte-Hillen angesichts von Spekulationen über ζ Lie unfts trächtige Technologien wie Bildplatte oder Teleshopping den Blick auf die noch nicht bewältigte Gegenwart, sprich Defizite bei der Nutzung von Informationsbanken, zurückgelenkt: "In diesem Zusammenhang muß man fragen, was hier falsch gemacht worden ist. Die deutschen Datenbanken sind wirklich gut, wir haben ein Angebot von 100 technologierelevanten Datenbanken, 55 Dokumentationen, die technologierelevante Daten beinhalten, die aber nur Insidern bekannt sind. Wir haben noch einmal ungefähr 60-70 wirtschaftsrelevante Datenbanken, aus denen wichtige Informationen zu holen sind. Müßten wir da nicht einmal darüber discutieren, wie man dieses Instrumentarium, was ja nicht nur für die Dokumentare wichtig ist, besser an den Mann bringt? Die Problematik" und damit wird die Relevanz der Argumentation für unser Thema deutlich "ist nicht in das Bewußtsein der Wirtschaft vorgedrungen. Die Unternehmen wissen meist gar nicht, daß es Datenbanken gibt, sie sind erstaunt, wenn
75 man ihnen vorführt, was diese Systeme alles leisten. Müßten wir nicht über diesen Punkt wesentlich intensiver discutieren und uns einmal überlegen: wie kann man das besser machen?" (Dcktaq82, S.92) Versuchen wir im zweiten Teil, Schulte-Hillens Fragen durch einige empirisch gewonnene Daten, wenn nicht zu beantworten, so doch etwas zu konkretisieren. Hierfür wird - wie oben angedeutet - die Perspektive der Information verarbeitenden Organisationen gewählt.
76 2
Ergebnisse einer empirischen Befragung zur Infornaticnsverarbeitung in Organisationen
2.1 Erhebungsdaten Zur Vorbereitung eines langfristig angelegten Forschungsvorhaben (3) wurde am Lehrstuhl für Informationswissenschaft in Konstanzunter dan Ulema " Informationsverarbeitung in Organisationen" eine Befragung über Fragebogen durchgeführt (4). Dieses Vorhaben wurde von 6 Industrie- und Handelskarmnem in Baden-Württemberg (s. unten) mit der Bereitstellung von Adressen unterstützt. Diese Erhebung diente zum einen der Bestandsaufnahme, zum andern sollten durch sie die Organisationen herausgefiltert werden, die aufgrund einer fortgeschrittenen (tatsächlichen oder geplanten) Durchdringung mit Informations- und Kamimikatianstechnologien für spätere qualitative Untersuchungen gut geeignet zu sein scheinen. Als Zielsetzung des Fragebogens wurde angegeben:
Fragebogen Informationsverarbeitung in Organisationen Ein Vorhaben der Informationswissenschaft an der Universität Konstanz Prof. Dr. R. Kuhlen und Mitarbeiter des Projekts Informationsvermittlung
Zielsetzung und Inhalt des Fragebogens
Die Informationswissenschaft beschäftigt sich mit Methoden der Verwaltu und der Nutzung der Ressource Information. Wir untersuchen diese Fraç aus der Perspektive von Organisationen verschiedenster Art. Nicht zuletzt auch aus Gründen einer an den Bedürfnissen der Praxis ori· tierten Ausbildung fragen wir in diesem Fragebogen,
welch· Ressourcen S I · für d l · Lösung von Informationspi blemen einsetzen welch· Organisationseinhelten für welche Informationstätl keiten bei Ihnen zuständig sind ob es bei Ihnen schon eigens dafür abgestelltes Informatioi personal gibt bzw. ob Sie einen Bedarf dafür sehen inwieweit Ihre Organisation mit Informations- und Kommu kationstechnologien durchdrungen ist in welchem Ausmaß Sie externe und interne Datenbank verwenden wie Sie die Aufgaben der Kommunikation und Koordinati bewältigen
Abb.
5
77 Al« Uiformotionswissenschofrier interessieren uns die Verfahren und die Ressourcen, die bei Ihnen eingesetzt b r w . verwendet werden, um die für ihre Aufgabenerfüllung nötigen Informationen zu beschaffen. Hierbei k a n n unterschieden w e r d e n zwischen Informationen, die a u f g r u n d direkter, persönlicher Kontakte, über einschlägige Institutionen o d e r z u n e h m e n d mit Computerunterstûtzung vermittelt werden.
Abb.
6
Frag· 1 Welchen Stellenwert haben die angeführten Informationsquellen bei der Deckung d e · Informationsbedarfs in Ihrer O r g a n i s a t i o n ? a) überwiegend personenbezogene Information
|
|
G e s p r ä c h e mit Kollegen
G
Q
G
|
|
¡
G
G
Kontakte ouf M e s s e n , Kongressen, Dienstreisen usw
Q
G
G
G
G
Kontakte zu A n g e h ö r i g e n v o n Fachhochschulen, Universitäten o d e r a n d e r e n Forschungseinrichtungen
(j
Q
ΓΊ
G
G
Unterstützung d u r c h private Informationseinrichtungen, -Vermittler, -berater
G
G
G
G
Fortbildungsveranstaltungen
G
G
G
G
G
Arbeit in G r e m i e n , Ausschüssen usw
G
G
G
G
G
b) überwiegend über Institutionen vermittelte Information
interne Bibliotheken, Archive, Informationszentren
G
G
G
G
G
externe Bibliotheken, A r c h i v e
Q
Q
G
G
G
Patentauslegesteilen
O
G
D
G
G
fachspezifische externe Dokumentationsstellen
Ο
G
G
G
ι—·
Informationsdienste der I H K , R K W , Standesorganisationen υ. o
G
G
G
G
G
Amtshilfe, Behördenauskünfte, Kooperationsverträge
G
G
> : G
G
Massenmedien
G
C
D
G
i_
Fachliteratur
G
G
L
Li
ι—
nicht öffentliche (organisationsinterne) D a t e n b a n k e n
G
G
G
l_í
öffentlich a n g e b o t e n e D a t e n b a n k e n
G
G
LJ
G
c) mediale Information
'—>
Sonstige, bitte hier a n g e b e n :
Die Verwaltung u n d die Bereitstellung d e r Ressource Information müssen organisiert u n d koordiniert w e r d e n . D a es sicherlich nicht Oberall dafür spezielle O r g a n i s a t i o n s · einheiten gibt, interessiert uns bei der folgenden Frage, in welchen O r g a n i s o t i o n s einheiten bei Ihnen „Informationstätigkeiten" durchgeführt werden.
Frage 2
J
I
W e k h e der folgenden A u f g a b e n werden in welchen Einheiten übernommen?
s ! i 1 s
%
8
>
83 Fragen wir nun direkt nach der Nutzung öffentlicher Informationsbanken. Angesichts der in der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht des Bundesrechnungshofs zur läge der Fachinformaticn in der Burriesrepublik (Redhnungshofberidht 4/83, Stellungnahme 9/83) mitgeteilten Zahlen über die Nutzungsfrequenzen vcn deutschen Fachinformationseinrichtungen (Abb. 11) war kein intensives Benutzerverhalten zu erwarten.
Recherchen
in d e u t s c h e n
Stellungnahme
Bundesrechnungshofes Deutschland'
Fachinformationssystemen
der Bundesregierung (April
über die
1983)
vom
zum G u t a c h t e n
(Quelle: Anhang des P r ä s i d e n t e n
'Fachinformation
in der
zur des
Bundesrepublik
21.9.1983)
hausinterne Recherchen und individuelle Profile
Recherchen durch externen Online-Zugriff
1982
1983
1984
1982
1983
1984
Fachinformationszentrum Energie, Physik, Mathematik
2 .707
2.800
3.200
9.066
1 1 566
16.800
Fachi n f o r m a t i o n s zentrum Chemie
2 .141
1 .145
1.175
2.636
4 400
5.660
Fachinformationszentrum Technik
490
440
440
17.628
19 800
22.000
Fachinformationszentrum Werkstoffe
298
449
570
2.000
2 500
3.000
Deutsches Institut für t e c h n . R e g e l n
9 .150
9.000
8.000
10
50
200
Informations zentr. Raum und Bau
2 .407
3.043
3.191
1 .636
1 644
Deutsches Institut f. m e d i z i n i s c h e Dokumentation und Information Juristisches InformationsZentrum
1 .596 1 .450 1 .450 49.900 56 900 61.000 (571) (350) (350) (2.700) (3.000) (2 900) (Die W e r t e in K l a m m e r n b e z i e h e n sich a u f P r o f i l e ) n i c h t n a c h h.ausintern u n d o n l i n e u n t e r s c h i e d e n ; zur Z e i t 63 I n s t i t u t i o n e n als e x t e r n e N u t z e r , w e i t e r e 350 I n t e r e s s e n t e n (daher Z u w a c h s e r w a r t u n g 1984) vorhanden ,984 l g 8 2 1 g 8 3 40.000
Sonstige (BASt, Luftring Berlin, Stiftung Wissenschaft u.Politik, Deutsche Stiftung internationale Entwicklung
S U M M E Abb.
11
1 . 778
1.304
1 .370
20.093
19.697
45.000
1 .490
19.516
75.000
145
410
620
123.021
142.270
186.058
84
Die Tabelle in Abb. Nutzung
12 bestätigt dies.
öffentlicher
Informationsbanken
Durchschn. TA
%
Online-Recherchen
532
5,8
Auftragsrecherchen
519
21,6
ei gene
Gesamtantwortquote Gesamt
Produktion
(Es k o n n t e n
Abb.
%
TA
%
332
5,4
134
7,5
51
5,9
326
25,8
129
15,5
50
10,0
= 344 Ν (0) = 142
Verwaltung
Ν (ÖV)
9 nicht klassifiziert
Die P r o z e n t a n g a b e n
TA
TA
Ν = 554 N(P)
Gesamt Dienstleistung Gesamt öffentliche
öff.V erw.
Dienstl.
Prod.
beziehen
= 52
werden, 7 gehören
Ρ und D an.)
s i c h a u f die t a t s ä c h l i c h e n
Antworten
(TA).
12
Auffallend - und in gewissem Widerspruch zu der sonstigen Tendenz, die Verfügung über die Information im eigenen Hause zu behalten - ist der schon verhältnismäßig hohe Anteil an Auftraqsrecherchen, der in erster Linie durch die Aktivitäten im Prodiktionsbereich (25,4%) zu erklären ist. Auch bei den deutschen Fachinformationszentren nehmen die Kunden aus dem Bereich Maschinenbau - nach der Nutzung im Bereich Medizin - eine gewisse Spitzenposition ein (vgl. Abb. 11). Wenn man die geringen Werte der organisationsintemen Online-Recherchen in externen Datenbanken überhaupt interpretieren will, dann kann man mit Vorsicht eine Vorreiterfunktion des Dienstleistungsbereichs ( dazu wurden z.B. auch Barken, Versicherungen, Beratungsbüros etc. gezählt), ausmachen. Möglicherweise wird der vorhandene öffentlichkeitsdruck auch als Informationsdruck empfunden. Interessanter für die zukünftige Planung sind die Gründe, weshalb kaum in öffentlichen Datenbarken recherchiert wurde (Abb.13).
bislang
85" Für sich sprechen die absoluten Offenbar sind die bisherigen nachfrageorientiert ausgerichtet.
Gründe, weshalb
bislang
Informationsbanken
kein
nicht
oder
recherchiert
Bedarf
Spitzenpositionen bei "kein Bedarf". öffentlichen Datenbanken keineswegs
kaum i η ö f f e n t i i c h e n
wurde
Durchschn.
Prod.
TA
TA
%
Di en st 1. %
TA
%
Off Ver w TA
459
79,7
282
75, 9
1 17
82 ,9
45
95 6
364
64,6
226
65, 0
96
66,0
32
56 3
keine Informationsbank b e k a n n t
392
75,0
242
74, 4
102
80 ,4
37
73 0
keine passende Informationsbank bekannt
304
64,1
192
61
5
75
70,7
28
67 9
Kosten
301
60,1
186
58, 6
75
58,7
33
69, 7
Recherchekosten
290
53,4
188
51
7
74
54,1
29
58, 6
kein a u s g e b i l d e t e s Personal
303
57,4
198
59 5
75
50,7
30
60 0
zu w e n i g
bekannt
Anschaffung
Gesamtantwortquote
Ν = 554
Gesamt
Produktion
Gesamt
Dienstleistung
Gesamt
öffentliche
(Es k o n n t e n Die Abb.
9 nicht
Prozentangaben 13
N(P)
= 344 N(D)
=
142
Verwaltung
N(tJV! = 52
klassifiziert beziehen
sich
werden.
7 gehören
Ρ und D an.)
auf die t a t s ä c h l i c h e n
Antworten
(TA).
86 In einer vergleichbaren empirischen Untersuchung beim wissenschaftlichen Personal der Universität Konstanz zum Aufbau und zur Nutzung von Datenbanken (Durchführung Senner 1982, vgl. Kahlen; 1983a) ist ebenfalls nach den Gründen für die niedrige Nutzungsfrequenz gefragt worden. An der Universität Konstanz hatten bis April 1982 24 Personen=12% des Gesamtrücklaufs von 209 Antwortenden online direkt bzw. 53 Personen=26.6% im Auftrag Recherchen durchgeführt (5). Bei dieser Befragung fiel auf (vgl. Abb 14), daß mit "kein Bedarf" nur geringfügig argumentiert wird. Die bisherigen Referenz-Datenbanken aus dem Dbkunent-Retrieval-Bereich kennen ja auch in der Tat der Gepflogenheit von Wissenschaftlern entgegen, sich mit der - hier über Datenbanken nachgewiesenen - Literatur auseinanderzusetzen. Nach wie vor sind die angebotenen Datenbanken mehr auf den Bedarf von Wissenschaft und Technik, weniger auf den von Verwaltung und Wirtschaft ausgerichtet.
GRÜNDE FÜR NICHT-BENUTZUNG VON DATENBANKEN
I KEIN BEDARF
ABSOLUT
2,6
5
4,7
9
DATENBANK
29,7
57
KENNE KEIN ENTSPRECHENDES SYSTEM
22,4
43
HABE KEIN TERMINAL
25
48
MÖCHTE
INFORMATIONSBEDARF
AUF ANDERE WEISE DECKEN KENNE KEINE EINSCHLÄGIGE
SYSTEME SIND NICHT LEISTUNGSFÄHIG GENUG SYSTEME SIND ZU TEUER FRAGEFORMULIERUNG ZU SCHWIERIG Abb.
14
T a b e l l e aus Universität
2,1
4
10,9
21
9,4
18
e i n e r B e f r a g u n g an d e r Konstanz, Kuhlen (1983a.
S.
26)
Offenbar bestehen für intensive Marketinqaktivitäten gute Chancen. Den Anworten ist zu entnehmen, daß nach wie vor zu wenig Wissen über die Möglichkeiten des Online-Retrieval an sich, dann aber auch über spezielle Systeme und einschlägige Datenbanken besteht. Wie sollten nun in der Zukunft für den hier zur Diskussion stehenden Benutzerkreis (Verwaltungen der Wirtschaft und der öffentlichen Band) die Inhalte der Datenbanken aussehen? Abb. 15 gibt eine eindeutige Antwort. Im Durchschnitt, vor allem wegen der hohen Anteile des Prodüktions- aber auch des Dienstleistungsbereichs, werden Informationen über Produkte und Firmen gewünscht (6). Der Verwaltungsbereich sieht Desiderate bei den Rechtsvorschriften. Datenbanken aus den Bereichen Wissenschaft und Technik (WTID) und über Patente, also die eher traditionellen IuD-Dateribanken, werden für den Prcriuktionsbereich ebenfalls als sehr wichtig eingeschätzt.
87 Gewünsche
Ausrichtung öffentlicher
Durchschn. TA
%
WTID
228
41
Patente
210
Rechtsvorschriften
245
Datenbanken
Prod
Dienstl
öff V e r w
TA
TA
TA
%
2
185
53 8
31
21 8
7
37 9
192
55 8
10
7 0
3
5 8
44 2
144
41
9
57
40
1
39
7.5 0
74
13 4
49
14 2
19
13 4
4
7 7
stati sti sehe Populationsdaten
124
22 4
62
18 0
34
23 9
25
48, 1
ing.wi s s . / n u m e r . Daten
114
20 6
94
27 3
12
8 5
5
9 6
Produkte/Firmen
337
60 8
240
69 8
82
57 7
8
1 5 4
Werkstoffeigenschaften
159
28 7
134
39 0
19
13 4
3
5, 8
43
7 8
39
11 3
3
2 1
1
1 9
202
36 5
165
48 ,0
34
23 9
0
0
ö k o n o m i sehe Zei trei hen
chemi s e h e Verbindungen internationale Märkte
Gesamtantwortquote Produktion
Gesamt
Dienstleistung
Gesamt
öffentliche
Die Abb.
N(P)
9 nicht
Prozentangaben
%
13 ,5
Ν = 554
Gesamt
(Es k o n n t e n
%
= 344 N(D)
=
142
Verwaltung
N(DV)
klassifiziert beziehen
= 52
werden.
s i c h auf die
7 gehören
Ρ u n d D an.)
tatsächlichen
Antworten
(TA).
15
Aus den geringen AntwDrtquoten bei der Nutzung öffentlicher Datenbanken und der deutlichen Bekundung "kein Bedarf" kann man keineswegs auf eine generelle Ablehnung der Möglichkeiten von Informaticris-/Datenbanken schließen. Bei der Frage nach der Verwendung organisations interner Informationsbanken sieht das Bild ganz anders aus (ibb. 16), auch wenn man dabei berücksichtigen sollte, daß der Begriff "Informationsbank" möglicherweise nicht genau im Sinne der Verwaltung veti Fachinformatian verstanden wurde. Iiiinerhin geben im Durchschnitt ca. 50% der Organisationen an, betriebsintem mit Infontaticris-ZEstenbanken zu arbeiten. Dienstleistungsund Öffentliche-Verwaltungs-Bereich geben leicht höhere Werte an.
88
Verwendung organisationsinterner Informationsbanken TA
A l l g e m e i n ü b e r alle
Branchen
534
%
50,6
Produktion
331
52,3
Dienstlei stungen
137
49 ,6
50
44,0
öffentliche
Verwaltung
Gesamtantwortquote Ν = 554 Gesamt Produktion N(P) = 344 G e s a m t D i e n s t l e i s t u n g N ( D ) = 142 G e s a m t ö f f e n t l i c h e V e r w a l t u n g N(DV) = 52 (Es k o n n t e n 9 n i c h t k l a s s i f i z i e r t w e r d e n , 7 g e h ö r e n Ρ u n d D a n . ) Die P r o z e n t a n g a b e n b e z i e h e n sich a u f d i e t a t s ä c h l i c h e n A n t w o r t e n .
A b b . 16
2.3 Stand und Planung Informations- und Kcximunikationsteclmologien Entsprechend der in Teil 1 angedeuteten mshr analytischen, nicht systematischen Unterscheidung zwischen Technologien, die mehr der Informationsverarbeitung, und solchen, die mehr direkt auf Kommunikation bezogen sind, wurde nach Stand und Planung gefragt. Die Ergebnisse bezüglich der Informationstechnologien (vgl. Abb. 17) legen die Annahme nahe, daß die Durchdringung mit Großrechnern relativ abgeschlossen ist. Hohe Planungsdaten werden nicht angegeben. Dialoggeräte mit Anschluß an interne Rechner sind in hohem Ausmaß vorhanden. Die allgemein anerkannte Tendenz zu den Arbeitsplatzrechner-Möglichkeiten bestätigt sich auch hier. Mikroe und Textsysteme sind durchgängig in hohen Anteilen vertreten und werden nach wie vor geplant. Vor allem die öffentliche Verwaltung setzt intensiv auf Textverarbeitung, möglicherweise eine problematische Entwicklung angesichts der weitaus flexibleren Möglichkeiten, die Mikros bieten (leistungsstarke Texteditoren neben anderer Dienstleistungssoftware).
89
in
co
co
CM
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