Fachinformation und Bildschirmtext [Reprint 2013 ed.] 9783111588384, 9783598202636


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Table of contents :
Eröffnung des Deutschen Dokumentartages 1983
Ansprache des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation e.V. (DGD)
Fachinformation und Bildschirmtext
Neue Techniken in Information und Kommunikation - Gegenwärtiger Stand und Perspektiven
Staatliche Planung und private Initiative Technischer Fortschritt im Dienste des sozialen Fortschritts
Computertechnik - Arbeitszeitverkürzung - Alternativen für die menschliche Arbeit?
Bildschirmtext - Möglichkeiten und Grenzen für die Fachinformation
Kommunikationstechnologien und Organisationsstruktur
Thesen zu Tagungsthema
Poster-Park
Vortragsveranstaltung des Vereins Deutscher Dokumentäre (VDD)
Berufsbildwandel im Umfeld von Information und Dokumentation
Die Lage bei der Ausbildung der Dokumentäre und Informationsspezialisten
Umfrage zur beruflichen Situation der VDD-Mitglieder - Teil 2 der Auswertung 1982 -
Öffentliche Versammlung der Online-Benutzergruppe der DGD (OLBG)
Ein Terminal ist kein Flughafengebäude - Ein Thesenpapier
Öffentliche Sitzung des Komitees Technische Kommunikation (KTK)
Internationale Enwicklung bei Videotex-Systemen - Standards, Digitalisierung, Situation in USA und Europa
Das Btx-Angebot der GID Erfahrungen und Perspektiven
Erfahrungen mit dem Bildschirmtext - Rechnerverbund
Darstellung von Fachinformation in Bildschirmtext bei Verwendung intelligenter Decoder
Interessantes für den zukünftigen Btx-Benutzer von der Funkausstellung 1983
Gesprächskreis Rechtsfragen
Zur Verantwortlichkeit der Fachinformationseinrichtungen als Bildschirmtext-Anbieter
Öffentliche Sitzung der Arbeitsgruppe V “Bibliometrie und Scientometrie” der Sektion Informationswissenschaft der DGD (DGD-SIW AG V)
Probleme bei der Planung von Information Retrieval Experimenten
Probleme der Mittelwertbildung
Ein Retrievaltest mit automatisch indexierten Dokumenten
Weiterentwicklung der automatischen Indexierung im Projekt AIR
Öffentliche Sitzung des Komitees Linguistische Datenverarbeitung (DGD-KLD)
Perspektiven der maschinellen Übersetzung am Beispiel des Saarbrücker Übersetzungssystems SUSY
SUSY-BSA: Ein experimentelles Übersetzungssystem in einer realen Anwendungsumgebung
Erfahrungen mit titus IV bei der Erstellung von mehrsprachigen Datenbasen
Vortragsreihe des Lehrinstituts für Dokumentation der DGD (LID)
Technische, wirtschaftliche und soziale Aspekte moderner Bürokommunikation
Software-Ergonomie an der Benutzerschnittstelle
Entwurfsprinzipien für ein anwenderorientiertes in-house Dokumentationssystem. Das Dokumentenver-waltungssystem CICADE
Microcomputer in den USA
Gesprächskreis Regionale Gremien
Gesprächskreis Normungsfragen in der DGD
Gesprächskreis Datendokumentation
Zukunft und Stellenwert von online verfügbaren “Handbüchern”
Podiumsdiskussion
Anschriften der Referenten
Recommend Papers

Fachinformation und Bildschirmtext [Reprint 2013 ed.]
 9783111588384, 9783598202636

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Deutsche Gesellschaft für Dokumentation e. V. (DGD)

Deutscher Dokumentartag 1983 Göttingen, vom 03. bis 07.10.1983 Fachinformation und Bildschirmtext Bearbeitet von Hilde Strohl-Goebel

K*G*Saur München · New York· Lenden · Paris 1984

ClP-Kurztitelaufnähme der Deutschen Bibliothek Deutscher Dokumentartag Deutscher Dokumentartag . . . / Dt. Ges. für Dokumentation e.V., ( D G D ) . — München ; New York ; London ; Paris : Saur I S S N 0721-1058 NE: Deutsche Gesellschaft für Dokumentation 1983.

Fachinformation und Bildschirmtext

Fachinformation und Bildschirmtext : Göttingen, vom 03. -07.10. 1983 / Dt. Ges. für Dokumentation e.V. , (DGD). Bearb. von Hilde Strohl-Goebel. — München ; New York ; London ; Paris : Saur, 1984. (Deutscher Dokumentartag ; 1983) I S B N 3-598-20263-6 NE: Strohl-Goebel, Hilde [Bearb.]

Das Copyrigth der abgedruckten Beiträge verbleibt, soweit es über den Abdruck in diesem Proceedingband hinausgeht, bei den Autoren.

© 1 9 8 4 by Κ.G. Saur Verlag K G , München Druck: Hain-Druck G m b H , Meisenheim/Glan Binden: Thomas Buchbinderei, Augsburg Printed in the Federal Republic of Germany I S B N 3-598-20263-6

Inhaltsverzeichnis

Eröffnung des Deutschen Dokumentärtages Ansprache des Präsidenten der Deutschen schaft für Dokumentation e.V. (DGD) Peter Canisius

1983 Gesell10

Fachinformation und Bildschirmtext

17

Dietrich Ratzke Neue Techniken in Information und Kommunikation Gegenwärtiger Stand und Perspektiven

18

Hans-Jürgen Büssow Staatliche Planung und private Initiative Technischer Fortschritt im Dienste des sozialen Fortschritts

27

Ulrich Briefs Computertechnik - Arbeitszeitverkürzung Alternativen für die menschliche Arbeit?

10

Wolfgang R. Langenbucher Bildschirmtext - Möglichkeiten und Grenzen die Fachinformation Rainer

für 56

Kuhlen

Kommunikationstechnologien

und Organisationsstruktur

. . . .

68

Thesen z u · Tagungstheaa

105

Poater-Park

121

Vortragsveranstaltung des Vereins Deutscher Dokumentäre ( V D D ) Winfried Schmitz-Esser Berufsbildwandel im Umfeld von Information und Dokumentation Martin Anders die Lage bei der Ausbildung der Dokumentare Informationsspezialisten Bernd Habel Umfrage zur beruflichen Situation der - Teil 2 der Auswertung 1982 -

113

111

und 159

VDD-Mitglieder 181

6 Öffentliche V e r s a n l u n g der DGD (OLBG)

der

Online-Benutzergruppe 201

Trauthild Vogel Ein Terminal 1st kein Flughafengebäude Ein Thesenpapier

Öffentliche Sitzung des Koaitees K o n u n i k a t i o n (KTK)

202

Technische 205

Christiane Weidner Internationale Enwicklung bei Videotex-Systemen Standards, Dlgitalieierung, Situation in USA und Europa. Marlies Ockenfeld Das Btx-Angebot der GID Erfahrungen und Perspektiven

. .206

212

Hans Bauer Erfahrungen mit dem Bildschirmtext

- Rechnerverbund

Dietmar Effenberger Darstellung von Fachinformation in Bildschirmtext Verwendung intelligenter Decoder

227

bei 242

Renate Brand Interessantes für den zukünftigen Btx-Benutzer von der Funkausstellung 1983

258

Gespr&chskreis Rechtsfragen

267

Martin Hackemann Zur Verantwortlichkeit der Fachinformationseinrichtungen als Bildschirmtext-Anbieter

268

Öffentliche Sitzung der Arbeitsgruppe V •Biblioaetrie und Scientoaetrie" der Sektion Inforaationswissensohaft der DGD (DGD-SIW AG V )

295

Friedbert Jochum; Ulrike Reiner Probleme bei der Planung von Information Experimenten

296

Retrieval

Peter Bollmann; Victor Welssmann Probleme der Mittelwertbildung Norbert Fuhr; Bernd Niewelt Ein Retrievaltest mit automatisch Dokumenten Gerhard Lustig Weiterentwicklung im Projekt AIR

313

indexierten

der automatischen

. .319

Indexierung 310

7 Öffentliche Sitzung dea Coaitees Datenverarbeitung (DGD-KLD)

Linguistische 353

Heinz Dieter Maas Perspektiven der maschinellen Übersetzung am Beispiel des Saarbrücker Übersetzungssystems SUSY

351

Gerald C. Keil SUSY-BSA: Ein experimentelles Übersetzungssystem in einer realen Anwendungsumgebung

375

Hermann-Josef Zingel Erfahrungen mit titus IV bei der Erstellung mehrsprachigen Datenbasen

393

Vortragsreihe des Lehrinstituts für der DGD (LID) Werner Dostal Technische, wirtschaftliche moderner Bürokommunikation

von

Dokumentation 417

und soziale

Aspekte 418

Gerriet Müller Software-Ergonomie an der Benutzerschnittstelle

131

Karl-Heinz Hochwald Entwurfsprinzipien für ein anwenderorientiertes in-house Dokumentationssystem. Das Dokumentenverwaltungssystem CICADE

117

Steven T. Blythe Microcomputer in den USA

157

Sabine Graumann; Jürgen Scheele GesprSchskreis Regionale Gremien

172

Eva-Maria Baxmann; Johanna Eggert; Axel Erinert GesprBchskreis Noraungsfragen In der DGD

182

Gesprächskreis Datendokuaentation

187

Gert Dathe; Friedrich Mie Zukunft und Stellenwert von online "Handbüchern''

verfügbaren 188

Podiuasdiskusslon

191

Anschriften der Referenten

507

Eröffnung

10

Peter Canisius

Eröffnungsansprache

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlich w i l l k o m m e n - zugleich im Namen von Präsidium und V o r stand der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation - zum D e u t schen Dokumentartag

1983!

Die DGD freut sich über die große Zahl prominenter Gäste aus dem In- und Ausland und über den B e s u c h ihrer treuen Mitglieder und Freunde. Dem H e r r n Ministerpräsidenten des Landes N i e d e r s a c h s e n , H e r r n Dr. Ernst Albrecht, danke ich für die Übernahme der S c h i r m h e r r schaft. Eine Kabinettsitzung am heutigen Tage hindert ihn und seine Kabinettkollegen an der Eröffnungsveranstaltung

teilzu-

nehmen. In den v e r g a n g e n e n J a h r e n haben wir es leider mit Regelmäßigkeit geschafft, an solchen Kabinettsitzungstagen r e n J a h r e s k o n g r e ß zu eröffnen: Dienstage sind offenbar

unse-

überall

Kabinetts-Dienst-Tage. H e r z l i c h begrüße ich H e r r n Vizepräsident Prof. Dr. Zink als V e r treter des Hausherrn. Wir d a n k e n Ihnen für die

entgegenkommende

Bereitstellung von Räumlichkeiten. Unsere Gesellschaft,

gleicher-

m a ß e n bei der Wissenschaft und bei der Praxis angesiedelt,

fühlt

sich in einer A l m a Mater immer wohl. Zugleich hoffen wir, einer alt-ehrwürdigen Universität mit einem Kongreß um ein sehr m o d e r nes T h e m a einen kleinen Akzent beizugeben, der vielleicht in Göttingen Beachtung

auch

findet.

Der Herr Oberbürgermeister Prof. Dr. Rinck kann uns erst heute abend beim Empfang der Stadt Göttingen b e g r ü ß e n , und ich habe Verständnis dafür, daß ein vielbeschäftigter

Kommunalpolitiker

die Prioritäten dort setzt, wo er eine optimale Wirkung kann.

erhoffen

11 Willkommen schließlich den Kolleginnen und Kollegen aus den Medien und willkommen unseren Ehrenmitgliedern! Zugleich ein Gruß an jene, die nicht bei uns sein können. Dank sodann an diejenigen, die diesen Dokumentartag 1983 vorbereiteten, aus dem Kreis der aktiv beteiligten Präsidiumsmitglieder, insbesondere an Herrn Prof. Scheele als dem insgesamt verantwortlichen Referenten. Dank auch an alle freiwilligen Helfer und - nicht zuletzt - unseren wissenschaftlichen Sekretär und die Damen der Geschäftsstelle. Neben viel Bewährtem wird dieser Dokumentartag unter anderem auf meine Anregung hin versuchsweise mit der Thesenveranstaltung heute Nachmittag einen neuen Veranstaltungstyp erhalten, von dem ich mir Impulse erhoffe. Schon jetzt darf ich Sie bitten, diese Veranstaltung zu besuchen und die Thesen in allen folgenden Veranstaltungen dieses Dokumentartages weiterzubehandeln. Insbesondere auch unter der Regie meiner Präsidiumskollegen Frau Buder und Dr. Rehfeld im Poster Park, in der Hyde Park Corner und in der Schlußdiskussion. Wir, liebe Kolleginnen und Kollegen, von Berufs wegen mit Information befaßt, sollten aus modernen Informationskonzepten wirklich etwas machen können! Erstmals übrigens in dieser Intensität zu beobachten ist eine enge Kooperation zwischen der DGD und ihren Partnern, die meist Abkömmlinge oder nahe Verwandte der Gesellschaft sind, für die ich besonders danke. Der Jahreskongreß unserer Vereinigung für Informationswissenschaft und -praxis gibt Gelegenheit, Schwer- und Brennpunkte unserer Arbeit kurz aufzureißen. Mit Interesse sehen wir dem Vorhaben des Bundesministers für Forschung und Technologie, deren Vertreter ich herzlich begrüße, sowie der gesamten Bundesregierung entgegen, bei der Konzeption eines neuen Programms für Fachinformation auch uns zu hören. Wir stehen bereit, das Wissen und die Erfahrungen - gute und schlechte einzubringen und mitzuwirken als kritische Partner des neuen Programms. Und wir begrüßen ausdrücklich die Initiative, hier zu neuen Ufern aufzubrechen.

12 Information ist ein Teil moderner Daseinsfürsorge, und ihre Förderung verlangt flexibles Reagieren gegenüber neuen Formen, sowie Aufgeschlossenheit bei allen Beteiligten. Bei der Definition der Ziele einer w e i t e r f ü h r e n d e n

Informations-

politik sollte mehr in das Bewußtsein aller gerückt w e r d e n , daß nur die Dienstbarmachung aller Informationen zu sachgerechten Lösungen führt. So zeigt etwa das Gebiet der Umweltforschung mit aller D e u t l i c h keit, was geschieht, w e n n technologische Neuerungen auf der Grundlage technologischer Informationen

werden, während Informationen über biologische oder gische Folgewirkungen unberücksichtigt

lediglich

verwirklicht soziolo-

bleiben.

Es gilt daher tradierte, um nicht zu sagen verkrustete

Bewußt-

seinsstrukturen aufzubrechen und nicht immer wieder die sogenannte Naturfrage zu stellen, die eigentlich immer nur d a n n aufkommt, w e n n der Staat

interveniert.

Auf den potenten Nutzer hin orientierte Produkte u n d D i e n s t leistungen benötigen keine Intervention. Hilfe vonnöten ist nur, wo sich die Frage der Flankierung stellt. Und darauf sollte Förderungspolitik

sich

konzentrieren.

Meine Damen u n d H e r r e n , lassen Sie m i c h ein paar Worte zu Schwerpunkten der Arbeit der D e u t s c h e n Gesellschaft für Dokumentation sagen, die bei w a c h s e n den K o s t e n u n d gleichzeitig w a c h s e n d e n Aufgaben vor

schwierigen

E n t w i c k l u n g e n steht. I c h möchte zwei Einzelkomplexe herausgreifen, die uns Sorge b e reiten: die Zukunft der Aus- und Fortbildung und die Zukunft der

Patentdokumentation.

Bei letzterer schwinden langsam die H o f f n u n g e n auf rasche Hilfe aller B e t e i l i g t e n aus Staat u n d Industrie zur Stabilisierung unseres Arbeitskreises Patentdokumentation. Guten A b s i c h t s e r klärungen m ü s s e n T a t e n folgen; Mittel m ü s s e n bereitgestellt w e r d e n , w e n n es zutrifft, daß Patentdokumentation in der B u n d e s republik wichtig ist. Oder - ich lasse die Frage einmal offen stehen - ist sie das nicht?

13 In den Fragen der Aus- und Fortbildung möchte ich anmerken: Die DGD kann sich, mit Ausnahme des Gebietes der Assistentenausbildung, mit Ausbildungsgängen nicht mehr befassen. Auch alle Aufbau- und Zusatzstudiengänge auf unserem Fachgebiet gehören an die entsprechenden Fachhochschulen und Hochschulen. Alle Arten der Fortbildung hingegen, insbesondere die Anpassungsfortbildung und die berufliche Um- bzw. Neuorientierung liegen in unserem Aufgabenfeld, da unsere Kontakte zur Praxis ausgezeichnet sind. Und hier werden wir nun auch verstärkt an die weitere Ausarbeitung von Konzeptionen gehen. Daß Zusatzausbildungen auf dem Grundstock einer bereits abgeschlossenen anderen Fachausbildung in der Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen werden, haben wir seit langem klar erkannt. Über unsere umfangreiche internationale Arbeit will ich hier nicht im Detail berichten. Export unseres know-how, Import ausländischer Erkenntnisse zum Nutzen der Bundesrepublik, gute internationale Beziehungen in einer gefährdeten Welt bleiben unsere Ziele, denen wir uns engagiert widmen. Eine neuere Entwicklung stellt einen engeren Kontakt der Fachgesellschaften von Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Belgien, den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland - zusammengeschlossen im Western European Round Table on Information and Documentation mit dem internationalen Verbindungskomitee von ASIS in den USA dar, in das der Schatzmeister der DGD für ein Jahr kooptiert werden soll. Im Jahre 1985 - so hat das Präsidium auf meinen Vorschlag beschlossen - wollen wir in der Bundesrepublik zusammen mit der GID die zweite, internationale Konferenz über die Anwendung von Mikrocomputern in Dokumentation, Information und Bibliotheken ausrichten. Ich denke dabei - nicht zuletzt als Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission - daß es sowohl geboten ist, den internationalen Entwicklungsstand auf diesem Gebiet einem breiten Anwender- und Fachpublikum in unserem Land vorzustellen, als auch zu zeigen, welche Entwicklungen auf diesem Gebiet aus den verschiedenen Umfeldern in Deutschland exportiert werden können.

lit Mikrocomputer w e r d e n in der Fachinformation als Zentren lokaler, branchenspezifischer oder regionaler Datenbasen Bedeutung

erhal-

ten; sie w e r d e n auch als intelligente Terminals in n a t i o n a l e n und internationalen Netzwerken einschließlich Bildschirmtext setzt werden. Ich glaube deshalb, daß diese Konferenz

einge-

unstreitig

viele wichtige Komponenten aufzeigen wird. Die Deutsche U N E S C O Kommission hat m e i n e n Antrag auf Unterstützung der g e p l a n t e n Konferenz bereits an das Auswärtige Amt geleitet, und die GID hat bereits die Bereitschaft zu dankenswerter tatkräftiger hilfe

Mit-

signalisiert.

Damit bin ich fast u n m e r k l i c h bei unserem Kongreßthema formation und Bildschirmtext"

"Fachin-

angekommen.

H o f f n u n g e n und Sorgen, Erwartungen und Befürchtungen b e w e g e n gleichermaßen viele unserer Mitglieder und Freunde. Nationen, früher definiert durch eine einheitliche Sprache, eine Religion und eine Verfassung, w e r d e n eine Verwischung

ihrer

Grenzen erleben. Das ist sicher wünschenswert, denn E n t f e r n u n g e n schrumpfen zusammen. Sprachen als Kulturgut jedoch könnten beschädigt w e r d e n durch die Obermacht einer

übersimplifizierten

Informationssprache. Und inhaltlich fehlt eine schützende Hand. Btx im täglichen Leben m a g den Straßenverkehr entlasten. plätze zu Hause m ö g e n schlecht sein und gut zugleich.

Arbeits-

Zugang

und Isolierung können gleichermaßen die Folge sein. Amerikanische Studien, denen weltweite Untersuchungen

zugrunde

liegen - es wurden Materialien aus den USA, Großbritannien, Frankreich, der Bundesrepublik, Japan und Canada ausgewertet

-

sehen bei Bildschirmtext nur einen sehr langsamen F o r t s c h r i t t , Faktenmitteilung und nicht Übermittlung großer T e x t m e n g e n sei die

Schlüsselanwendung.

Ich will hier nicht über Technologie sprechen. A u c h diejenigen, die sie bei uns vorantreiben, dürften wissen, wieviel Glasfaserkabel inzwischen in J a p a n verlegt wurden und werden. Sie w e r d e n wissen, wie Btx im Lichte v o n ISDN zu beurteilen ist. Sie w e r d e n wissen, wie sehr, trotz des neuen CEPT Standards und seiner bemerkenswerten Fortschritte, der technische Komfort von heute d e n

15 N u t z e n noch bremst. Beim Komfort sind freilich die K o s t e n zu bedenken; Die Preise v o n Decodern w e r d e n bei uns noch auf Jahre hinaus zu hoch sein, ohne besonderen Komfort aufzuweisen.

Auch

über das weite Feld der Ambitionen und Alpträume v o n Verlegern will ich hier nicht sprechen. Ich hoffe, Einzelveranstaltungen w e r d e n hierzu Gelegenheit

geben.

Aber über all dies w o l l e n und sollen Berufenere etwas

sagen.

Soweit sie zu uns gekommen sind. J a , und dann sind wir natürlich zwangsläufig bei unseren Hauptreferenten für die

Eröffnungsveranstaltung.

Um gleich einmal zu sagen, was die m e i s t e n von Ihnen schon wissen: der Herr Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, Herr Dr. Schwarz-Schilling, ist nicht gekommen. Daß ein Bundesminister einmal nicht kommen kann, ist nicht neu und verständlich. Er befindet sich derzeit, so wurde uns m i t g e teilt, auf einer

Auslandsdienstreise.

Daß in seiner Vertretung kein Staatssekretär zu uns kommen konnte, ist schon nicht so einfach zu verstehen. Es gibt

zwei

Staatssekretäre im Bundespostministerium u n d beide haben, auf verschiedenen Gebieten die Aufgabe, den Minister zu vertreten. Daß n u n auch noch kein Abteilungsleiter des Ressorts zu uns gekommen ist, ist für uns schon ein wenig befremdlich. ihrer

Denn

gibt es mehrere u n d sie wären vielleicht doch abkömmlich

zu machen, w e n n ein Jahreskongreß einer Fachgesellschaft mit Bildschirmtext

sich

befaßt.

Als Hauptredner hatten wir dann Herrn Dr. Peter Glotz eingeladen. D e n Bundesgeschäftsführer der SPD. Und er hatte fest zugesagt. Herr Dr. Glotz, seinerzeit als Wissenschaftssenator in Berlin n o c h engagierter Dokumentartagsredner

- mußte w e g e n einer w i c h -

tigen Klausurtagung seiner Partei kurzfristig absagen. Mir steht es nicht zu, diese Entscheidung zu kritisieren. Vielleicht hätte ich anders entschieden, da ich der Meinung bin, Parcour geht immer vor Klausur. Die verdienstvollen Bemühungen, insbesondere meiner

Präsidiums-

16 kollegen Prof. Dr. Scheele und Dr. Rehfeld, wie a u c h m e i n e

eige-

nen Interventionen, haben es aber zuwege gebracht, daß w i r diejenigen, die uns im Stich gelassen haben, was die Thematik

angeht,

fachlich hervorragend ersetzen konnten. Mit Herrn Dietrich Ratzke, Generalbevollmächtigter der F r a n k furter Allgemeinen Zeitung, mit dem m e d i e n p o l i t i s c h e n der SPD Landtagsfraktion, H e r r n Landtagsabgeordneten

Sprecher Jürgen

Büssow und mit H e r r n Dr. Ulrich Briefs, Lehrbeauftragter

für

Informatik an der Universität Bremen, w u r d e n in der Tat drei Experten gewonnen, die zweifelsfrei kompetente Fachleute

sind.

Keineswegs an den Zäunen und auf den Plätzen, sondern m i t t e n an kompetenter Stelle in unserem Land kann m a n also doch Fachleute finden, die kurzfristig einspringen, und dafür d a n k e n wir besonders herzlich und ich glaube, eine solche Bereitschaft dient einen anerkennenden

ver-

Applaus.

Keine Damen und Herren, genug der Vorrede. Ich wünsche Ihnen allen erfolgreiche Tage des beruflichen und persönlichen

Gedankenaustausches.

Uns allen wünsche ich einen guten Kongreß mit einer

anregenden

und interessanten Fachausstellung, die wieder einmal unsere langjährigen Partner und auch neue Freunde vereint. Der Deutsche Dokumentartag ist hiermit

eröffnet.

Und ich danke Ihnen für Ihr freundliches

Zuhören.

Fachinformation und Bildschirmtext

18

Dietrich Ratzke

Neue Techniken in Information und KommunikationGegenwärtiger Stand und Perspektiven

Meine sehr verehrten Damen und

Herren,

Die Enquete-Kommission "Neue I n f o r m a t i o n s -

und K o m m u n ika t ions -

teohniken" hat zwei Jahre gearbeitet. Sie war paritätisch durch

CDU-,

SPD- und

FDP-Parlamentarier,

aber

auch

mit

ständigen, die von den jeweiligen Parteien kooptiert Kommission nicht

wurde

wegen

des

Regierungswechsels

fertig. Sie hat es dennoch geschafft,

r i c h t eine

interessante Momentaufnahme

wicklungsstandes

in diesen

Techniken

deutlich hier und da Akzente

zu

wurden. Die

mit

ihrer

in einem

sind, um

"Technische

Aspekte"

anschließend

Arbeit

Zwischenbe-

des d e r z e i t i g e n

vorzulegen,

aber

auch

Entganz

setzen.

Ich greife zunächst einige Punkte auf, die unter der schrift

besetzt Sachver-

im

Kapitelüber-

Kommissionsbericht

zu

finden

einige Punkte zu nennen, die sich mit d,en

Auswirkungen, mit erwarteten Risiken, aber vor allem auch mit den Chancen

befassen.

Es

festgestellt,

wird

daß

in diesem

Jahrzehnt

barkeit neuer Technologien außergewöhnliche Informations- und Kommunikationstechniken

durch

also

auf den Bereich

der

und

auf

nahezu

alle

bei

Fernmelde-

Individualkommunikation,

dern sie strahlen aus über die Informationstechnik haltungselektronik

Verfüg-

zu erwarten sind. Diese

Innovationsschübe beschränken sich nicht etwa auf den bereich,

die

Innovationsschübe

Geräte

des

bis zur

sonUnter-

täglichen

Be-

19 d a r f s . D a h e r ist d i e E n t w i c k l u n g d e r K o m m u n i k a t i o n s -

und

Informa-

wesentlichen basieren alle neuen Entwicklungen dieses

Gebietes

tionstechniken Im auf

zwei

rakter

so

oder

brisant.

drei

tragen:

Ba3istechniken,

einerseits

die

die

fast

revolutionären

Digitalisierng

aller

und K o m m u n i k a t i o n s v o r g ä n g e ,

d a n n die o p t i s c h e

gung

und

(Stichwort:

Glasfaser)

drittens

die s i c h in d e n v e r g a n g e n e n J a h r e n wie

man

sie

kaum

wicklungen. neuer

Der

mit

möglich

hält,

vierte

Bereich

also

Geräte

Endgeräte,

Daten,

für

ist,

daß

Satellitentechnik,

Weise

entwickelt

hat,

resultierend

aus diesen

Ent-

betrifft

die

Entwicklung

für S p r a c h e , T o n ,

d e n e n der B e n u t z e r a r b e i t e n

Selbstverständlich

Nachrichtenübertra-

die

in e i n e r

die

Text,

gänzlich

Bilder

Auswirkungen

der

neuen

Techniken

s o n d e r n a u c h die p r i v a t e

und K o m m u n i k a t i o n

Es ist in der m e d i e n p o l i t i s c h e n

niken

betreffen.

bei u n s i m m e r eigentlich

nur

Das s t i m m t nicht: Einige zur

Anmerkungen

generell,

oder

gesagt

Uberwiegend

zu d i e s e n

für

neuen

Sicherlich

die

aber

in e r s t e r

Linie

Ich w e i ß ,

daß

muß

für

Ihnen

sie

doch

immer

Dimensionen

klar

zu m a c h e n ,

geht. Ein moderner

ist

die

wieder

Wirtschaft

die

tangieren.

zunächst

Mikroelektronik unserer

nennen,

um

bekannt

sich

die

bereits

Kommuni-

vor

je S e k u n d e

1990, a l s o in w e n i g e n J a h r e n w e r d e n a u f

werden

Wenn

1x1

mm

Größe,

1 Mio

Transistorfunktionen

sich

Milliarde

Rechenoperationen von

Das s i n d

aber

ungeheuren

Größenordnungen. Chip,

absolvieren.

eine

BaWelt

sind,

die E n t w i c k l u n g

kann heute

die

technischen

N a c h r i c h t e n - und

die Z a h l e n

DisTech-

jedermann.

Basistechnologien, die

in d e n e n

Computer

Information

d a ß die n e u e n

tangieren

Fortentwicklung

katonstechnik. man

worden,

diese E n t w i c k l u n g e n

Mikroelektronik.

sistechnologie

wieder

und

kann.

nicht nur die geschäftliche, kussion

Cha-

Informations-

unvorstellbare einem

untergebracht

können.

man

alles,

tionsstellen gesamten

was

in a l l e r

in B i b l i o t h e k e n , Welt

gespeichert

in A r c h i v e n , ist,

W i s s e n der W e l t - ich w e i ß , es ist e t w a s

d a s zu t u n - , d a n n b e n ö t i g t e n

in

Dokumenta-

gleichsetzt

mit

dem

leichtfertig

w i r vor z e h n J a h r e n e i n e n R a u m ,

der

e t w a so g r o ß i s t , w i e d i e s e r H ö r s a a l y uni d i e s e s g β s a m t e W i s s e n elektronisch

abzuspeichern.

Heute

braucht

man

für

die

Abspeiche-

20 rung

dieees

Wiesens

in z e h n J a h r e n sein,

in

glaube, um

der

man

nur

wird diese

muß

noch die Größe

es nur

noch

Informationsfülle

sich diese

zu b e g r e i f e n ,

eines

die Größe

Zahlen

und vor a l l e m , um sich i m m e r

wieder

vor

ist.

Augen

Ich

rufen,

h a t in d e n l e t z t e n

Jahren

zu m a c h e n :

dieses

ist n i c h t e t w a der E n d p u n k t , d i e s e s ist n i c h t die M i t t e ,

dieses

ist g e r a d e e r s t der A n f a n g Neue

Dienste

erfordern

aber neue Netze,

neuer

neue

Übertragungstechnologien,

von morgen

wird

fen, a l s o

der

digitaler

maschinennutzbar

Es g i b t e i n e z w e i t e nik.

(Das

Wort

Technologie

Technik, also während

wichtige

wenn

eine

Technik

allem

sein,

Dieses

alles

ohne

Informationsauch

die

der I n f o r m a t i o n

sondern

und

wird

digital

verlau-

sein. Basistechnologie, besser:

Technologie

iet,

Art

die Ü b e r m i t t l u n g

Information.

vor

Netze. Sie w e r d e n künftig

Netze sein. Nicht nur die

H e r s t e l l u n g der I n f o r m a t i o n , die B e n u t z u n g

Entwicklungen.

neue breitbandige

jeden Zweifel digitale speicherung

wieder deutlich

und

Zigarrenkiste

abzuspeichern

immer

was sich abgespielt

Schreibtisches, einer

ich

wird es

das

der

richtig

theoretische

generell

in

Regel

sehe,

Erfassung

ist,

was

die

von

Basistech-

falsch

benutzt.

Lehre

von

der

Zusammenhängen,

man benutzen

kann.

Alle

diese Dinge sind längst aus dem Stand der T e c h n o l o g i e , also rein

theoretischen

Erfaßbarkeit

nutzbar und d e s w e g e n sollte gen.) Die o p t i s c h e

herausgewachsen.

schnell weiterentwickelt.

findet man i m m e r

wieder.

Expertenmeinungen

hinweg

als z w e i t e

schneller

wörtlich,

Entwicklung

verlaufen.

Gramm

Kilogramm

Glasfaserkabel Kupferkabel.

die ü b e r M o n a t e a n d a u e r n d e anj K o m m e n

schnell"

ist

über

Die Nutzung

die

dieser

Bewältigung

als Basis künftiger, nahezu

künftigen Netze. Auch hier Zahlen, um D i m e n s i o n e n Ein

hat

uner-

zurückgeblieben.

Optische Nachrichtentechnik

ein

bevorzu-

Dieses Wort "unerwartet

Die technische

der

längst

Basistechnik

Techniken oder gar ihre politische und inhaltliche ist i m m e r w e i t e r

sind

man den Begriff "Technik"

Nachrichtentechnik

s i c h i n d e n l e t z t e n J a h r e n , so 3 a g t d e r B e r i c h t wartet

Sie

hat

dieselbe

Bei

solchen

zu

Übertragungskapaziät Zahlenvergleichen

oder Glasfaserkabel

Das sind theoretische und b e d a u e r l i c h e r w e i s e

in d i e

immer wieder

wie mutet

politische Diskussion ein bißchen

denn nun Kupferkabel

aller

erkennen:

naiv Erde?

ideolo-

21 gisch

akzentuierte

nicht

weiterbringen.

Nun

einen

kurzen

Diskussionen,

Blick

zur

die

dritten

uns

in

interessante

wicklung.

davon

Bisher

in F r a g e k o m m e n , telliten,

ging

nicht

empfangen

Satelliten, nämlich über

aus,

zu den

technische

daß

Netzen

bei

zwei

Uberhaupt

den

Satelli-

Weiterentzukünftigen

Arten von

Satelliten

n ä m l i c h die sogenannten R u n d f u n k - oder

mit deren Hilfe

ren m e h r e r e ten,

man

terrestrischen

Sache

Basistechnik,

ten. A u c h h i e r g i b t es e i n e drahtlosen,

der

oder

de-

kann, und es gab die z w e i t e V a r i a n t e

der

die s o g e n a n n t e n

die man ü b e r w i e g e n d

s i n n g e m ä ß a u c h so

Direktsa-

jedermann ein Fernsehprogramm Fernmeldesatelliten,

telefonieren

Satelli-

kann. Dieses

i m B e r i c h t der E n q u e t e - K o m m i s s i o n ,

der

3teht

wohlge-

m e r k t erst e i n i g e M o n a t e alt ist. Aber hier ist i n z w i s c h e n wieder eine technische Änderung vonstatten gegangen,

die

interessante

medienpolitische

rektsatellit,

über den j e d e r m a n n m i t einer Spezialantenne

programme

empfangen

Stagnation mehr

und

konnte,

fehlgeleiteter

A u s w i r k u n g e n hat. Der ist

auf

Grund

Diskussionen

auch

wiederum

FernsehdiFerseh-

medienpolitischer

heute

praktisch

nicht

einsetzbar.

Somit

stürzen sich alle

I n t e r e s s e n t e n , die ü b e r d i e s e n

Fernseh- oder R u n d f u n k p r o g r a m m e meldesatelliten, ebenfalls

Satelliten

v e r b r e i t e n wollten, auf den Fern-

über den m a n nicht nur Telefongespräche,

Fernsehprogramme

abstrahlen

kann.

Stichworte:

sondern OTS/ECS-

Satelliten. Die

bisherigen

technische

- und dort

Revolution

ab

stallierten

Fernmeldenetze

falls einen

gravierenden

wir

das

Fernsprechnetz

Datennetz, das

Datexnetz

Netze und Aber

das

sind

werden

Wandel und

Telexnetz, mit

spielt

- in der

das

sich sicherlich Bundesrepublik in

den

durchmachen.

das Datexnetz

Paketvermittlung

so k o n z i p i e r t ,

daß

nächsten

sogenannte

sie

und

das

weitere in-

Jahren

eben-

Augenblick

haben

integrierte

mit

einzeln

Im

eine

Deutschland

Text-

und

Leitungsvermittlung, Direktrufnetz.

nebeneinander

Diese

arbeiten

funktionieren. die E n t w i c k l u n g

in der

Digitalübertragungs-

und

getrennten

eine m

Netze

zu

Mikroelektronik

Vermittlungstechniken einheitlichen,

und vor

allem die

erlauben

digitalen

Netz

es,

die

für die

22 verschiedenen

Dienste

diensteintegriertes schen

Information

einziges

zusammenzufassen.

Digitalnetz

und K o m m u n i k a t i o n

Netz benötigt,

Festgehalten

wurde

neuen

ganz

neue

gen,

d i e so e i n f a c h s i n d ,

Endgeräte

natürlich

benötigen.

daß sie j e d e r m a n n

Entscheidend kompatibel,

ist, also

die aber

auch,

allen

und

Lassen

Sie

mich

sichtspunkte gen,

sehr nach

der

dieser

den rein

Endgeräte

technischen

Auswirkungen,

generelle

mittelfristig Übertragung

Aspekte:

eine

der

Nachrichtenübertragung

Signale

der

frastruktur

sehr

verknüpft

die m a n i m m e r

wird,

Systeme bilden,

verschiedener werden.

Art

die

für

wieder unterstreichen

und den

Übermittlung kation

Der

Ge-

aufzei-

daß

sich

von

sie u n s e r e

w a r der B r i e f das g e e i g n e t e

Medium,

war

zur der

neuen und In-

Feststellung, gesamte

zu v e r ä n d e r n

in

der

Iηformationsmögfällt

Information

Rundfunk

Arten

integrierte

wichtige

Zuordnung von

von F u n k m a s s e n m e d i e n . Für die

dualkommunikation

fest, allen

die

muß, weil

Transport

zuständig.

einige

Risiken

fest, d a ß d i e

Kommunikationsdienstleistungen materiellen

die P r i n t m e d i e n

nach

in d e n e n A u f n a h m e -

Uber

D a s ist e i n e

Lage ist. Die bisher e i n d e u t i g e waren

ist

Kommunikationsinfrastruktur

ergeben

Kommunikations- und Informationsinfrastruktur lichkeiten

müssen.

sind.

stellt

d i e n e n w i r d . Er s t e l l t

IuK-Techniken hochkomplexe Wiedergabegeräte

kommt,

Aspekten

Chancen,

Der Bericht

integrierte

digitaler

sein

internationalen

gering.

die in dem Bericht ebenfalls a n g e s p r o c h e n

Zunächst

international

genormt

j e d o c h , d a ß es zu e i n e r

Kompatibilität

Erfahrungen

die

ermögli-

sind.

prinzipiell

international

daß

benutzen kann,

bezahlbar

daß die Endgeräte vollständig

Die W a h r s c h e i n l i c h k e i t Normierung

auch

ein

Endeinrichtun-

a u f der a n d e r e n S e i t e a b e r e i n e n h o h e n B e d i e n u n g s k o m f o r t chen, Endeinrichtungen,

man

techni-

führt.

Kommunikationsbericht

alle

der

w i r d künftig also nur

d a s in j e d e n H a u s h a l t

im

Dienste

Dieses Netz nennt

ISDN. F ü r a l l e F o r m e n

weg.

Bisher

in d e r

zuständig

Regel

für

die

Textindividualkommunifür

die

Sprachindivi-

d a s T e l e f o n , für die D a t e n k o m m u n i k a t i o n

das

Datex-System. Dieses

alles gerät nun durcheinander.

Es l a s s e n s i c h k e i n e

klaren

23 Abgrenzungen etwas

mehr

ziehen,

immateriell

lungen haben den Sinn, tieren, auf

dem

siert oder Auf

daß

sie a b e r

werden

immer

mehr

Empfänger

abgerufen

können.

sich

wird;

denn

die I n f o r m a t i o n e n beim

Bildschirm

lösen

ob e t w a s m a t e r i e l l

transportiert

übertragen

wird,

alle

Entwick-

immateriell

wahlweise

oder

diese

transpor-

immateriell,

ausgedruckt,

Die k l a s s i s c h e n

zu

Grenzen

also

ob

also

materiali-

fallen

damit

weg

auf. Informationen

tisch

zurückgegriffen

lere,

umfassendere

k a n n , so s a g t

werden.

und

Die

neuen

der B e r i c h t ,

Techniken

kostengünstigere

machen

automaschnel-

Informationsverteilungen

möglich. Der

Bericht

stellt

generell

feet,

daß

in e i n e r

hochentwickelten

Volkswirtschaft Information als Produktionsfaktor der

Bedeutung

ist.

Ein zunehmender

personen-Potentials

Das

heute

zur V e r f ü g u n g

schon

reitstellung

hohe

von

des

muß eingesetzt werden,

tion von technologieintensiven dige K n o w - h o w

Teil

Maß

Wissen

unterschiedlichsten

zu

an

von

Produknotwen-

stellen.

Integration

Bereichen

IuK-Techniken.

schaft k o m m t dem eine Die

deutsche

In

und

der

einer

fundamentale

Wirtschaft,

und

Erwerbs-

Gütern und deren Anwendung

von

erfordert

zur

Be-

Fachwissen

aus

den

effizienten

Ü b e r m i t t l u n g und Verarbeitung von I n f o r m a t i o n e n Einsatz

dominieren-

u m d a s für die

Arbeitsteiligkeit

eine

von

verfügbaren

das

d u r c h den

hochentwickelten

Bedeutung ist

r u n g , b e f i n d e t s i c h zur Z e i t g e m e i n s a m ten w e s t l i c h e n V o l k s w i r t s c h a f t e n

Gewinnung,

eine

breiten

Volkswirt-

zu.

wichtige

mit anderen

Schlußfolge-

hochentwickel-

in e i n e r P h a s e der

strukturellen

Anpassung. Die V e r s c h i e b u n g 70er

Jahre

des internationalen

führte

dazu,

und Rohstoffländer renzkampf

um

die

dustriealisierten bewerbssituation

daß

Wettbewerbsgefüges

traditionelle

Märkte

an

Mitte

v e r l o r e n g i n g e n , u n d d a ß s i c h d a m i t der technologieintensiven Ländern

ist

duktion und Anwendung

verstärkt

hat.

die B u n d e s r e p u b l i k hochwertiger

Märkte

unter

Angesichts Deutschland

Technologien

der

BilliglohnKonkur-

den

hochin-

dieser auf

die

angewiesen.

WettPro-

21) Die I u K - T e c h n i k e n der d e u t s c h e n Energie

diesen strukturellen

vielseitiges,

preiswerteres

qualitativ

scheidend

zur

Und auch hier gekommen samte

ein Einschub:

sind,

Wir,

Teil

Mikroelektronik

und

deutschen

daß uns ganze

Wir

bereits

abhanden

intensiv

uns

der

mit

ihnen

arbeiten,

w e r d e n a u c h sie für u n s e r e Der

Bericht

Wenn

wir

neuen

stellt

auch

ihnen

lernen,

Wirtschaft

fest,

daß

Organisationsstrukturen

kann. D a s m u ß e h e r Dieses

ist

jedoch

werkschaftsseite wird hier

in d e m

insbesondere

positiv, immer

kleine

andererseits

dann der

nationalen unter

im

sind.

ist

sind Gott

nicht

rasch

und

mittlere

werden

Betriebe

Informationen

viel schneller

der

neuen

zu e r h e b l i c h

der

und

besser

Bericht noch einmal

Information Aspekten

internationalen

und

auch

von

größere zu

von

werden dürfen,

Gesichtspunkten.

Wer

der

Ge-

bestritten.

die

Chancen,

führen

werden.

Es

erhalten

verbesserten sich

auf

ver-

einzustel-

Wirtschaftsein-

führen.

darauf hingewiesen,

Kommunikation

gesehen

durch

IuK-

verän-

Betriebe

und gezielter

aber auch i m m e r

und sind somit

dann

gehen.

denn negativ beurteilt

zu d e n

einfüh-

exportieren,

verloren

worden,

und

bemächti-

Deutschland sie

sei

Glasfasertechnik

Bericht ganz klar gesagt: einerseits

heiten überschaubar

Formen

m e h r statt, sie

die Einführung

bestritten

änderte Umfeldbedingungen

Es w i r d

ge-

w i r d es n a c h w i e vor t e i l w e i s e

Zugangsmöglichkeiten len,

Die

nun

innerhalb

Jahren

abhanden

Entwicklungen

T e c h n i k e n für d i e g e s c h ä f t l i c h e K o m m u n i k a t i o n derten

auf

zukunftsträchtigen

f ü h r e n d : in der

anderen mit

Märkte

Deutschland

g e n , s i e a u c h bei u n s in d e r B u n d e s r e p u b l i k ren,

ent-

Wirtschaft

gekommen

findet bei uns nicht

in der B u n d e s r e p u b l i k

bei den S a t e l l i t e n t e c h n i k e n .

bald

Alloka-

und k ö n n e n d a d u r c h

d a ß u n s vor a l l e m a b e r a u c h die

D a n k n o c h in z w e i B a s i s t e c h n i k e n und

moderneres

verbesserte

die wir die Dinge seit

festgestellt,

größten

abgewandert.

wenig

ermögli-

beitragen.

haben

zum

der

k a u m . Sie

technisch

eine

Ressourcen

Wettbewerbsfähigkeit

den W e l t m ä r k t e n

beobachten,

durch

Erfordernissen

zur E n t w i c k l u n g

besseres,

Leistunsangebot

tion der v o l k s w i r t s c h a f t l i c h e n

Märkte

benötigen

u n d R o h s t o f f e . S i e b e l a s t e n die U m w e l t

chen ein und

entsprechen

Wirtschaft. Sie

morgen

daß

nicht

sondern

dieses nicht

alle unter

prinzipiell tut,

wird

die E n w i c k l u n g Schlüsse

aus

Abkommen,

völlig

ihr

die

sich

und I n f o r m a t i o n

mit

diesem,

lungen

s i n d in Z u k u n f t

und

Es g i b t e i n i g e

weitere So

teile

der

dieser

ren Bereichen. die

Es g i b t

zu

Anmerkungen

ist die

neuen

ist,

die

die

neuen

im

werden

durch

Die K o m m i s s i o n

Kommunikation

steht dann

weitere

ein

Satz

gesetzliche

über die A u s w i r k u n g e n

interessante

Netze,

vermindert

heißt:

falschen

internationale

Rege-

erwarten.

formatorisch-kulturelle existent

einige

grenzüberschreitenden

Satz

von B a l l u n g s g e b i e t e n

nikation

bisher

befassen. Und fast drohend

hinter

ob d u r c h

falsch e i n s c h ä t z e n und wird die

ziehen.

Dienste,

Bereich

können.

von

die

Konkret

Medien

gefragt:

und

Vor-

Kommu-

ist

das

zu m i n d e r n

m e i n t , d a ß es zu m i n d e r n

worden,

räumlichen

Information

S t a d t / L a η d g e f ä 1 1 e, neuen

in a n d e -

Frage angesprochen

das

heute

oder

aufzuheben.

sei.

Einen großen Teil des K o m m i s s i o n s b e r i c h t s

n i m m t die Frage

welche

auf

haben Hier

Auswirkungen

diese

w e r d e n , auf Beruf, stellt

der B e r i c h t

gen davon auszugehen einem

quantitativen

neuen

Techniken

auf Arbeitsmarkt, fest,

dem

a u f die

daß a u f g r u n d

qualitativen

Arbeitsplätze. Untersuchun-

IuK-Techniken

Strukturwandel

des

lich

machen,

Andererseits plätze keit

mittel- und längerfristig

vorallem werden

geschaffen

aber Tätigkeitsmerkmale

Uber

und

Arbeitsplätze

durch

stellt

fest,

marktbilanz

- was

bleibt

a u f der

meiner

Linie

dem

negative blem; dieser die

die

Erhaltung

d a ß es U b e r unterm

ändern

Produkte

der

die

Strich

persönlichen

Potential

bei

der

Arbeitsplatzsumme Frage

neuen

übrig,

Meinung

ein

der Plus

- und

- setzen

erhalten.

dieser Das

nicht

bedienen

von Arbeitskräften

hier

bin

neuen

frei. W i r

neuen

ist a b e r

würden.

Arbeitsoder

noch viel größer

ich

Techwerden

Techniken

eine

nicht

Pro-

würde, Dann

ein

Einschätzun-

diese

an A r b e i t s p l ä t z e n

Einführung

ist v i e l m e h r , w a s g e s c h e h e n

Techniken

Freisetzung

werden. Arbeits-

Wettbewerbsfähig-

den N e t t o e f f e k t

Strich

der G e w e r k s c h a f t e n

niken ein ungeheures unter

und g e ä n d e r t e

- d u r c h die n e u e n T e c h n i k e n , u n t e r s c h i e d l i c h e

gen gibt. Nach ganz

neue

durch

entbehr-

gesichert.

Der B e r i c h t Minus?

Arbeitsplätze

zu

Arbeits-

m a r k t e s f ü h r e n w i r d . Er s a g t a u c h , d a ß n e u e I u K - T e c h n i k e n Rationalisierung

ein,

Arbeitsmarkt

der n e u e n

ist, daß der E i n s a t z der

und

innoch

wenn würde

das wir

uns

nämlich

werden.

26 Nehmen

wir das Beispiel Bürokommunikation.

in den

80er

erledigt

Jahren

werden

künftig

können,

vor

sagt

allem

der Bericht.

potential

durch die

höher als

in der Produktionstechnik.

die wir muß:

IuK-Techniken

in den Bericht

Das

Bereich

sich daraus,

hineingeschrieben

Produktionskosten entfallen.

mensstudie "Büro

daß heute etwa

haben, die man

zum

Beschäftigten

im

Büro- und

Rationalisieren.

VerwaltungsbeNach der

f o l g t , d a ß sich d u r c h den E i n s a t z von I u K - T e c h n i k

folgt,

schaft,

daß wir

aufgrund

mit einem

dieser

m u ß man

wiederum

etwa

10% der

potentiell einsparen lassen. Hieraus

Millionen Arbeitsplätzen

Diesen Dingen

Arbeitsplatzverlust

Rationalisierung, rechnen

in der

zwischen

2

und

dazu

aller

führen,

auf

die

durch

Rationalisierungen

Bedenken

mutig

2,5

ins Auge sehen. Es hat keinen Sinn, da hin ist, daß man aus

Z a h l e n die r i c h t i g e n S c h l ü s s e z i e h t . Und d i e s e S c h l ü s s e

werdenden

wieWirt-

müssen.

und her zu diskutieren. Das Entscheidende

nicht

Sie-

Verwaltungstä-

tigkeiten als Routinetätigkeiten automatisierbar. Daraus

derum

ist, so

volkswirtschaftlichen

1990" sind etwa 25% der Büro- und

gesamten Personalkosten

Zahlen, bedenken

1980 a n g e w a c h s e n

U0$ der

auf Personalkosten Das verlockt

deutlich

Es gibt interessante

Berücksichtigt man, daß der Anteil der im Büro

ergibt

werden

maschinell

Rationalisierungs-

ist in diesem

von 35$ 1 950 auf m e h r a l s 50% im J a h r e

reich

Im Bürobereich

Routinearbeiten

die

zu realisieren.

die volkswirtschaftliche

neuen

Techniken

zu v e r z i c h t e n , s o n d e r n

Katastrophe.

Jeder

andere

Weg

diesen dürfen

möglich

sie

trotz

führte

in

27 Hans Jürgen Biissow

Staatliche Planung und private Initiative Technischer Fortschritt im Dienste des sozialen Fortschritts

Es geht auf diesem Kongreß um Fachinformationen und Bildschirmtext. Da in Zukunft die Grenzen - durch die Entwicklung der Kabeltechnologie - zwischen Massenkommunikation und Individualkommunikation fließend sein werden, möchte ich beide Aspekte von technisch übermittelter Information ansprechen. Meine Überlegungen zu diesem Thema gehen von der - nicht von allen Zeitgenossen geteilten - Grundüberzeugung aus, daß Informationen jeglicher Art nicht wie normale Handelsware wie Butter oder Kohle zu behandeln sind, und davon, daß unser demokratischer Staat verpflichtet ist, jedermann zu seinem im Grundgesetz festgelegten Recht auf vielfältige und umfassende Information zu verhelfen. In dieser Frage gibt es bei allem vordergründlichen medienpolitischen Streit durchaus einen Grundkonsens zwischen den Parteien. Der Streit bei den neuen Medientechniken geht jedoch vor allem darum, wie weit der Staat rahmengebend und zügelnd eingreifen soll. Ich gebe zu: Sozialdemokraten sind in diesem Punkt recht pingelig, bisweilen ausgesprochen mißtrauisch, lassen hier ungern 5 gerade sein. Auf der vor knapp einem Monat zu Ende gegangenen Berliner Funkausstellung mag vor allem manch älterer Sozialdemokrat sich der Rundfunkausstellung 1935 in Berlin erinnert haben, wo über dem Rednerpult mit Josef Goebbels am Mikrophon in großen Lettern zu lesen war: Der Rundfunk formt den deutschen Menschen im Geiste Adolf Hitlers. Für sozialdemokratischen Geist und andere Stimmen war da kein Platz mehr.

Manche unter Ihnen w e r d e n sich vielleicht daran erinnern, daß mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten vor genau 50 Jahren die Medien ideologisch gleichgeschaltet und als Instrument der Propaganda radikal eingesetzt wurden. Anläßlich seines ersten Besuches eines Berliner Funkhauses sagte Josef

Goebbels

vor genau 50 Jahren: "Wir haben die Absicht, Deutschland v o n d e n Fesseln zu locken, die sein Volk seit 14 Jahren am Boden halten. Das ist unsere Tendenz! Unsere Absicht! Unser Ziel! Und somit hat auch der Rundfunk seine Tendenz. Er hat sich der Z i e l setzung, die sich die Regierung der

nationalsozialistischen

Revolution gestellt hat, unterzuordnen. Die Weisung gibt die Regierung." Sozialdemokratische medienpolitische Positionen und

Zielsetzun-

gen und die sozialdemokratische Meinung über die Rolle des Staates bei der Gestaltung der nationalen Medienlandschaft

kön-

nen ganz letztlich nur vor d e m Hintergrund des Naziregimes

ver-

standen werden. Und es nimmt nicht w u n d e r , daß S o z i a l d e m o k r a t e n n a c h dem Zusammenbruch dieses Regimes über die Morgengabe der damaligen w e s t l i c h e n Besatzungsmächte, den

öffentlich-rechtlichen

Rundfunk also, besonders erfreut war. War ihnen damit doch zugleich das V e r s p r e c h e n gegeben w o r d e n , der Rundfunk werde künftig endlich gleichweit entfernt von Goebbels wie von H u g e n b e r g

sein

und über alle Stimmen, S t r ö m u n g e n u n d Aktivitäten so fair, u m fassend und vielfältig wie m ö g l i c h

informieren.

Diese Idealvorstellung wurde nie erreicht, wie wir heute wissen: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk w u r d e , vor allem in W a h l k a m p f zeiten, immer häufiger zum Objekt der Begierde der Politiker. D u r c h Druck und Drohungen gegenüber Rundfunkredakteuren u n d eine geschickte Personalpolitik v e r s u c h t e n vor allem die jeweils Regierenden "ihre" Landesrundfunkanstalten m e h r oder m i n d e r zu Sprachrohren ihrer Politik zu machen. Allem M i ß b r a u c h zum T r o t z , trotz mancher Beschädigungen u n d Fehlentwicklungen: Der relativ staatsferne öffentlich-rechtliche Rundfunk hat sich - alles in allem - bewährt und bietet, studiert m a n die Rundfunksysteme anderer Länder, a u c h künftig, nach b e s t i m m t e n Reformen, für Demokraten ein optimales Modell, Meinungsvielfalt in der A l l t a g s praxis zu erreichen.

29 Freilich darf man auf der anderen Seite redlich darüber streiten, ob die Rundfunkanstalten ihre von der Verfassung garantierte Unabhängigkeit auch gegenüber den Parteien richtig nutzen. Als engagierter Verfechter eines von staatlichen und kommerziellen Einflußnahmen freien Rundfunks schmerzt es festzustellen, wie zum Beispiel im Fernsehen - den Rundfunk möchte ich einmal davon ausnehmen - der politische Journalismus zu einer langweiligen Gesellschaftsveranstaltung degenerieren konnte. Ich möchte diese Sicht einmal zuspitzen: Je weniger der Begriff öffentlich rechtlich für die Eigenschaften frei, liberal, unabhängig, plural, kritisch und vielleicht auch manchmal etwas keck gegenüber Autoritäten steht und damit ein illiberalen Bedeutungswandel unterliegt, um so schwerer wird es sein, daß Hörer und Fernsehzuschauer den Rundfunk als ihre eigene Angelegenheit betrachten. Ich behaupte: Die Anstalten haben in den letzten 30 Jahren - bei allen Verdiensten, die noch gesondert zu würdigen wären - einen erheblichen Anteil zu ihrer eigenen Legitimationskrise beigetragen. Die Reaktionen der Bevölkerung auf die Auseinandersetzung um die Erhöhung der Rundfunk- und Fernsehgebühren 1983 bringen den Grad der Legitimationskrise unseres Rundfunksystems in der Bundesrepublik adäquat zum Ausdruck. Daran hatten auch die Printmedien ihren Anteil, aber nicht allein. Die Unabhängigkeit des Rundfunks scheint mir manchmal von den Anstalten mit Selbstgefälligkeit verwechselt zu werden. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß nicht eines Tages der Zustand eintritt, den Bertold Brecht in seiner Radiotheorie umschrieben hat mit dem Satz: "Ein Mann der etwas zu sagen hat und keinen Zuhörer findet ist schlimm daran. Noch schlimmer sind Zuhörer daran, die keinen finden, der ihnen etwas zu sagen hat." Noch ein Wort zum legitimierten politischen Einfluß der Aufsichtsgremien der Rundfunkanstalten: Für die SPD hat bereits 1978 auf den Stendener Medientagen der damalige Vorsitzende der Kommission Medienfragen beim SPD-Vorstand, Egon Bahr, laut darüber nachgedacht, ob politischer Einfluß der Parteien nicht gründlich zurück gedrängt werden könnte zu Gunsten von noch mehr Autonomie der öffentlich-rechtlichen Anstalten.

30 Dieser Gedanke bleibt, meine ich, auch künftig diskussionswürdig. Im übrigen gilt weiterhin für die SPD: Sie ist zur Erörterung jedes Vorschlags bereit, durch den eine beiderseits gleichgewichtige "Reduktion der Gruppenstärken" der •Gremienmitglieder vorgenommen werden kann. Es ist aber auch nüchtern festzustellen, daß der Politisierungsprozeß der Vertreter der gesellschaftlich relevanten Gruppen in den Gremien des Rundfunks heute weitgehend abgeschlossen ist. Die Gremien sind politisch vermachtet. Fast alle Gruppenvertreter sind heute bis auf wenige Ausnahmen der einen oder anderen politischen Richtung zuzuschreiben. Bei der Erörterung dieses Themas drängt sich das nächste Stichwort auf, nämlich mehr programmliche Vielfalt durch private Konkurrenz im Rundfunk. Höchst richterliche Urteile schließen bekanntlich privat betriebenen Rundfunk in der Bundesrepublik nicht aus. Hinsichtlich der Programmgestaltung stellt das Bundesverfassungsgericht jedoch so hohe Anforderungen an private Veranstalter, daß meines Erachtens rein kommerzielle Programmbetreiber privates Fernsehen gar nicht finanzieren können. Experten schätzen, daß die Kosten für ein weiteres nationales Fernsehprogramm auf 700 Mio. bis 1 Mrd. Mark betragen werden. Die Äußerung von Bertelsmann oder auch von den Zeitungsverlegern in diesen Tagen zeigen, daß Wunsch und Realität weit auseinander fallen. Das Bundesverfassungsgericht fordert für den Fall, daß Private eigenverantwortlich Programme machen, gesetzliche Regelungen, welche die Vielfalt von Informationen und Meinungen sicherzustellen und ein Mindestmaß an Sachlichkeit, Ausgewogenheit und gegenseitiger Achtung zu gewährleisten. Damit wurden die Grundvoraussetzungen unserer bestehenden öffentlich-rechtlichen Rundfunkordnung auch für die Zukunft bekräftigt. Die SPD ist hierüber froh. Sie ist und bleibt davon überzeugt, daß die denkbare Alternative unser Mediensystem der privaten Initiative kommerzieller Veranstalter zu überlassen am Ende keinen besseren, sondern einen schlechteren Zustand bewirken würde. Ein kommerzieller Rundfunk muß den Zuschauer und Zuhörer in erster Linie als Käufer und Konsumenten ansprechen. Er bietet statt mehr Vielfalt mehr vom Gleichen und führt somit zu einer Spirale der Programmverflachung, zu vielkanaliger Einfalt.

31 Diese, wenn Sie wollen, restriktive Haltung der SPD gegenüber der Kommerzialisierung des Rundfunks wird uns Sozialdemokraten von konservativer Seite gerne als innovationsfeindlich und freiheitsbeschränkend ausgelegt. Zugespitzt wird uns vorgeworfen, wir würden den mündigen Bürger in seiner Wahlfreiheit beschneiden, bevormundend auftreten, was sich mit Artikel 5 des Grundgesetzes nicht in Übereinstimmung bringen ließe. Das Credo der Konservativen lautet, alle Bedürfnisse dieser Welt lassen sich über den Markt regeln. Welche Bedürfnisse lassen sich auf einem freien Medienmarkt realisieren, die nicht bereits von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zufrieden gestellt werden? Ich möchte auf eine Entwicklung hinweisen, die uns hierauf vielleicht eine Antwort geben kann. Nach Aussagen der Bundesprüfstelle für Jugendschutz sind von den 5.000 angebotenen Videofilmtiteln lediglich 1.200 Titel, die aus der Sicht des Jugendschutzes hinnehmbar sind. Von Qualität ist hier nicht die Rede. Zweidrittel verstoßen eindeutig gegen Jugendschutzbestimmungen. "Die Filminhalte liegen weit unter dem Durchschnittsniveau und unter der Gürtellinie des guten Geschmacks". Es wird gezeigt, was im Fernsehen auf keinen Fall gezeigt wird. Am besten laufen Killerfilme. So und ähnlich lauten Aussagen von Branchenkennern der Videoszene. Es handelt sich um Filme, die nur gewalttätigste Handlungen brutalster Art aneinanderreihen und damit überwiegend auf das lüsterne Interesse des Zuschauers an sadistischen Quälereien abzielen. Ich will Ihnen eine Aufzählung und Inhaltsbeschreibung solcher Filme ersparen, über den Videomarkt realisieren sich offenbar Rezeptionsbedürfnisse, bei denen man wahrlich fragen darf, ob sie Ausdruck für Freiheit und Mündigkeit oder nicht vielmehr Abhängigkeit und seelische Verkümmerung signalisieren. Zugespitzt: muß sich eine demokratische kulturbewußte Gesellschaft eigentlich Produkte leisten, die im Schutz der Informations- und Meinungsfreiheit die Unverletzlichkeit der Person, die Menschenwürde mit Füßen treten? Aber auch jenseits des Videomarktes zeigen eben ausländische Beispiele, daß kommerzielles Fernsehen in der Vielzahl nicht Vielfalt, sondern auf Grund der Marktmechanismen - Programm-

32 nivellierung zur Folge hat. In diesem Sinne sind wir Sozialdemokraten um mit Erhardt Eppler zu sprechen "Wertekonservative", daß wir das Gute bewahren und nicht einem vermeintlichen Fortschritt opfern wollen, weil es in der Politik Entscheidungen gibt, die kaum noch reversibel sind. Wir müssen überhaupt mehr über die Folgewirkungen von Entscheidungen sprechen, die von der Politik und der Wirtschaft getroffen werden. Ein Gedanke, der vor allem bei Bildschirmtext eine Rolle spielen wird.

Verhältnis von Printmedien und elektronischen Medien. Die Verleger von Tageszeitungen befürchten bei bundesweiter Einführung neuer elektronischer Unterhaltungsmedien überrollt zu werden. Der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) forderte vor acht Tagen (28. September 1983) im Rahmen seiner Jahrestagung die politisch Verantwortlichen auf, die Landesmediengesetze so auszugestalten, daß die Presse unter gerechten Bedingungen und eigenverantwortlich an den neuen Medien beteiligt werde. Deshalb drängen sie als private Veranstalter in die Pilotprojekte in Ludwigshafen und München; in Niedersachsen möchten sie einen eigenen Verlegerrundfunk betreiben und von Beteiligungen am Luxemburger Satelliten hört man alle Wochen wieder ein neues Gerücht, das sich bei näherer Betrachtung als "fliegender Holländer" erweist. Ich möchte dazu feststellen: Das Ziel jeder Medienordnung in einer demokratischen Gesellschaft muß der faire und chancengleiche Zugang aller Bürger zur gesellschaftlichen Kommunikation sein. Daher dürfte auch die Presse nicht einfach neoliberalem Selbstlauf überlassen werden. Fehlentwicklungen können wir uns hier noch weniger leisten als in anderen Wirtschaftsbereichen, da Kommunikationsgerechtigkeit und Pressefreiheit, wie es das Bundesverfassungsgericht

formu-

liert hat, für eine soziale Demokratie schlechthin konstituierend sind. Gerade im Medienbereich ist daher eine bewußte politische Gestaltung der Gegenwart und Zukunft nach dem Prinzip

33 Verantwortung notwendig. Für den B e r e i c h der Medien hat das Bundesverfassungsgericht

elektronischen

im sogenannten FRAG-

Urteil vom 16. Juni 1 9 8 I mit wünschenswerter Klarheit

festge-

stellt: Der Rundfunk (einschließlich der neuen Medien, soweit es sich bei ihnen um Massenkommunikation handelt) als ein bedeutender Faktor der öffentlichen Meinungsbildung darf nicht dem freien Spiel der Kräfte überlassen werden. Er darf weder dem Staat noch einer oder einzelnen gesellschaftlichen w i r t s c h a f t l i c h e n Gruppen ausgeliefert

oder

werden.

Ähnliches gilt für die Presse. Die beim

Bundesverfassungsgericht

herausgearbeitete objektiv-rechtliche oder institutionelle ponente der Pressefreiheit besagt, daß der Staat

Kom-

verpflichtet

ist, in seiner Rechtsordnung überall, wo die Presse berührt

ist,

dem Postulat ihrer Freiheit Rechnung zu tragen und das Institut der freien Presse gegebenenfalls durch aktives H a n d e l n zu garantieren. So ließe sich - wie das Bundesverfassungsgericht

im

Spiegel - Urteil vom 5. August 1 9 6 8 festgestellt hat - "auch an eine Pflicht des Staates denken, Gefahren abzuwenden, die einem freien Pressewesen aus der Bildung von Meinungsmonopolen erw a c h s e n könnten". Im Einklang mit diesen Grundsätzen ist eine aktive, dabei behutsame u n d sorgfältig wägende Medienpolitik auch im Pressebereich gefordert. So sind Mitte der 70er Jahre mit den Gesetzen über die Pressestatisten und Uber die Pressefusionskontrolle

Ansätze

für ein Instrumentarium geschaffen worden, das der gefährlichen weit fortgeschrittenen Pressekonzentration entgegensteuern

soll.

Daß diese Instrumente zu greifen beginnen, zeigt die wachsende Zahl v o n Fusionsanträgen, die vom Bundeskartellamt untersagt bzw. bereits im Vorfeld unterbunden w e r d e n und die im wesentlichen a u c h v o n der Rechtssprechung bestätigt w o r d e n sind. In vielen F ä l l e n war dabei der mächtige Axel Springer Verlag beteiligt; 1 9 8 1 untersagte das Kartellamt den beabsichtigten

Zusammenschluß

dieses Hauses mit dem Burda-Verlag. Bei einer Fusion dieser beiden Mediengiganten wäre eines der vom beschworenen Meinungsmonopole Realität

Bundesverfassungsgericht geworden.

A u c h andere Fehlentwicklungen zeigen die Gefahr, die der Presse drohen, w e n n m a n sie ausschließlich dem Gesetz des Marktes unter-

34 wirft. Der Bundesgerichtshof - sicherlich keine einseitige oder parteiliche Instanz - hat im Wallraff-Bild-Urteil vom 20. Januar 1981 die Situation in einem leider nicht unbedeutenden Teil der Presselandschaft so gekennzeichnet: "Die ...Einstellung der Journalisten zu ihrer Arbeit, die Arbeitsbedingungen, unter denen die Zeitung in der Redaktion

'gemacht' wird, ihr Verhältnis zur

Leserschaft sind - selbst unter Gesichtspunkten einer eher am Sensationsbedürfnis als am Informationsinteresse

ausgerichteten

Boulevard-Presse - mit den Aufgaben der Presse schwerlich in Einklang zu bringen." An anderer Stelle unterstreicht das höchste deutsche Gericht in Zivilsachen das schutzwürdige Interesse der Öffentlichkeit an der Aufdeckung von "Fehlentwicklungen eines Journalismus, der noch Formen des Rechts in Anspruch nehmen mag, aber die Aufgaben der Presse und ihre Verantwortung aus dem Auge verloren hat." Der Staat (bzw. die Politik) kann sich angesichts der g e s c h i l derten Vorgänge auf dem Pressemarkt nicht auf die Rolle des unbeteiligten Zuschauers beschränken. Vor allem dann n i c h t , w e n n der besorgniserregende Trend zu lokalen Pressemonopolen in dem bisherigen Tempo anhält. Dann kann eines Tages die Schwelle erreicht sein, bei der die v o m Bundesverfassungsgericht

angedeu-

tete Pflicht des Staates zum Einschreiten aktuell w i r d ; das Recht dazu hat er ohnehin. Infrage kommen hier

gesetzgeberische

Maßnahmen zur Sicherung u n d Verbesserung der äußeren Pressevielfalt wie der inneren

Pressefreiheit.

Wir werden in Dortmund einen Kabelpilotversuch veranstalten, der ohne eigenverantwortliche Beteiligung der Tagespresse

durchge-

führt wird. Dortmund wird V e r s u c h und Modell zugleich sein für die Weiterentwicklungsfähigkeit

des öffentlich-rechtlichen

funks. Dortmund wird nicht die Verdoppelung aufwendiger

Rund-

Projekte

wie Ludwigshafen und München werden, sondern ein K o n t r a s t p r o gramm in der alleinigen Trägerschaft

öffentlich-rechtlicher

Rundfunkanstalten: des W D R und des ZDF. Der beste Schutz für die Presse ist ohnehin die Sicherung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der Verzicht auf die E i n führung kommerziellen Fernsehens.

35 Auf einen Gesichtspunkt möchte ich jedoch n o c h hinweisen. Die Beteiligung von Tageszeitungsverlegern als Veranstalter v o n Rundfunkprogrammen wird mit der großen publizistischen Vielfalt begründet, die d a n n eintreten würde. V e r l e g e r , die ihren Redaktionen Mitbestimmungsstatute u n d binnenplurale Vielfalt vorenthalten, vielmehr auf den Tendenzschutz n a c h § 118 BetrVerG bestehen, scheinen mir nicht die Garanten einer größeren Medienfreiheit zu sein. Dagegen habe ich nichts einzuwenden, w e n n

Presseunternehmer.sich

auch als Programmzulieferer bei den öffentlich-rechtlichen

An-

stalten engagieren. Es m u ß nur sichergestellt sein, daß die E n t scheidungen über das Programm bei den unabhängigen

Redakteuren

des Rundfunks verbleiben. Wir wollen verhindern, daß es zu lokalen oder regionalen publizistischen Doppelmonopolen kommt! A u c h die Begriffskonstruktion von eigenverantwortlichen Beiträgen unter den öffentlich-rechtlichen Dächern der Anstalten v e r schleiert mehr als daß sie aufhellt. Dahinter steht meist der Wunsch, daß mit den Mitteln der Gebührenzahler private Initiativen, die das Risiko scheuen, subventioniert

werden.

E i n Wort noch zur privaten Initiative des

öffentlich-rechtlichen

Rundfunks: Im Zweiten Deutschen Fernsehen, Europas größter F e r n sehanstalt, war das Verhältnis nicht eigenproduzierter

Fernseh-

produktionen zu d e n reinen Eigenproduktionen im Jahr 1983 65% zu 35%· Der unlängst beschlossene Programmleistungsplan

dieses

Hauses sieht für I985 ein Auftragsvolumen v o n rund 195 Mio. Mark vor, das sich auf insgesamt 67 mittelständische Firmen verteilen wird. Viel Platz für private Initiative, denke ich; und mir ist bis heute nicht bekannt geworden, daß diese privaten Zulieferer sich über schlechte Bezahlung, Gängelei oder gar Zensurmaßnahm e n beklagt

hätten.

Was m i t diesen mittelständischen Zulieferern geschehen würde, w e n n m a n ihnen das öffentlich rechtliche Dach sozusagen über dem Kopf wegziehen w ü r d e , w e n n m a n sie also künftig den Mechanismen des internationalen Medienmarktes überlassen w ü r d e , muß ich hier nicht ausmalen: Sie w ü r d e n v o n Giganten wie Bertelsmann,

36 Springer, Texas-Gulf, Warner-Corporation und Coca-Cola sehr bald für immer aus dem Rennen geworfen. Bildschirmtext : Auf der vor knapp einem Monat zu Ende gegangenen Funkausstellung in Berlin vollzog der Bundespostminister Dr. Schwarz-Schilling spektakulär den Start in die bundesweite Verbreitung des Bildschirmtextsystems. Diese Veranstaltung verstärkte den Eindruck, daß die neuen Medientechniken auf breiter Front freie Fahrt haben und das nichts und niemand sie noch zügeln oder gar stoppen kann. Folgt man dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten in seinem Referat auf dem Medienkongreß der Konrad-Adenauer-Stiftung im Vorfeld der Berliner Funkausstellung, dann gibt es hierzulande Kräfte, die eine medienpolitische Blockade betreiben: die Sozialdemokraten und die Gewerkschaften, wer sonst? Die unionsregierten Länder seien entschlossen, die medienpolitische Blockade der Sozialdemokraten und der Gewerkschaften nicht länger hinzunehmen, meinte Bernhard Vogel. Ich bin dankbar für die Gelegenheit vor Ihnen die zentralen medienpolitischen Positionen der SPD, vor allem im Bereich der geschäftlichen Kommunikation im Spannungsfeld zwischen notwendiger Regelung durch die Politiker und privater Initiative deutlich machen und ins rechte Licht rücken zu können. Vor schrecklichen Vereinfachungen und Pauschalurteilen werde ich mich dabei zu hüten wissen. Ich will vor allem am Beispiel des Mediums Bildschirmtext aufzeigen, welches Verhältnis von staatlicher Planung und privater Initiative die SPD für notwendig und sinnvoll hält. Die Kommission Medienfragen beim Bundesvorstand meiner Partei hat in einem "Aktionsprogramm zu den neuen Techniken im Medienbereich" am 27. März 1 9 8 I unter anderem einmütig beschlossen: "Wir sind für kommunikationstechnische Innovationen dort, wo sie Arbeitsplätze langfristig sichern, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft verbessern, und das Leben am Arbeitsplatz erleichtern. Die SPD tritt deshalb für eine Förderung der modernen Kommunikationstechnologien im geschäftlichen, technischen und individuellen Bereich ein . . .

37 Für Industrie, Verwaltung, Bundespost, Banken, Versicherungen, Handel, Handwerk und dem Dienstleistungsbereich liegen große Chancen und Investitionsmöglichkeiten in diesem Bereich der technischen Kommunikation. Kommunikationsdienste für Wirtschaft und Verwaltung, die Übertragung von Daten und Texten, der Ausbau von Dialog und Abrufdiensten, Konferenzschaltungen und schnelles Fernkopieren, sind wichtige Infrastrukturmaßnahmen für unsere Volkswirtschaft." Zu den Feldversuchen für Videotext und Bildschirmtext sagten wir damals: "Die SPD wird die Endberichte der Begleituntersuchungen zu den Modellversuchen prüfen." Und jetzt folgt ein, wie wir heute genau wissen, ganz entscheidender Satz. Er lautet: "Bei der Entscheidung über eine Einführung dieser Kommunikationsdienste müssen die sozialen und arbeitsmarktpolitischen Auswirkungen mitbedacht werden." Meine Damen und Herren, ich komme aus Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland, wo einer der beiden Feldversuche über Bildschirmtext veranstaltet wurde. Ging es uns anfangs noch um die Auswirkung von Bildschirmtext auf das Kommunikationsverhalten von Familien und um Fragen der wirtschaftlichen Akzeptanz bei den künftigen Verbrauchern, so stellten wir während des Versuches fest, welch hoch explosives Gemisch dieses angeblich "kalte Medium", wie es verharmlosend genannt wurde, in sich birgt. Bei bundesweiter Einführung fürchtet der Einzelhandel den Konkurs von rund 50.000 Facheinzelhandelsgeschäften zu Gunsten des Versandhandels. Bedroht werden Arbeitsplätze bei Versicherungen, Reisebüros und Bankenfilialen. Bildschirmtext angebunden an in-house-Systeme, externe Rechner oder mittelfristig als Teil- .·• des digitalisierten integrierten schmalbandigen Fernsprechnetzes ist nicht nur eine technische Innovation, sondern vor allem ein Instrument der Rationalisierung, der Arbeitsplatzvernichtung. Die Geschichte, wie in unserer Gesellschaft neue Technologien diskutiert und eingeführt werden, ist noch nicht geschrieben. Die Berichterstattung der Zeitungen wurde den Folgeproblemen dieses neuen Mediums nicht gerecht. Ich will einräumen, daß die Materie, um die es hier geht, nicht mit leichter Feder zu beschreiben ist. Daß in Zukunft die Reisen nach Teneriffa über Bildschirmtext ge-

38 bucht werden können, die Theaterkarte bestellt und der Kontostand abgelesen und bewegt werden kann, darüber wurde viel geschrieben: welche Auswirkungen Bildschirmtext auf unsere Arbeitswelt haben kann, fiel in dieser Berichterstattung runter. In diesem Sinn hat Bildschirmtext für die Presse, aber auch für den Rundfunk, wenn ich einmal eine Sendereihe des Südwestfunks ausnehme, keinen Nachrichtenwert. Die Feldversuche und die Zwischenergebnisse'der Wissenschaftler wurden nicht zur Kenntnis genommen. Diese Art der öffentlichen Unterrichtung erinnert mich an das Traktat von Günter Anders über den Charakter von Nachrichten. Nachrichten sind Urteile. "Des eigenen Urteils sind wir enthoben; und um so gründlicher, als wir uns nicht dagegen wehren können, das gelieferte Urteil als die Wirklichkeit selbst entgegen zu nehmen." Ich behaupte noch einmal, die Bildschirmtextdebatte fand unter Ausschluß der öffentlichkeit statt. Ich klammere einmal die Expertendiskussion aus, obwohl wir uns diesem Medium, wenn es einmal bundesweit eingeführt wird nicht entziehen können. Alle werden wir von Btx betroffen sein, selbst in der Verweigerung. Die wissenschaftliche Begleitkommission in Düsseldorf war sich hinsichtlich ihrer eigenen Prognosefähigkeit zu den Folgewirkungen von Bildschirmtext nicht sicher: "Bildlich gesprochen geht es heute darum, grünes Licht für einen Zug zu geben, von dem man nicht genau weiß, in welche Richtung er fährt und welches Tempo er erreicht." Bildschirmtext berührt Fragen des Datenschutzes, des Verbraucherschutzes, des Urheberrechtes, des Vertragsrechtes, des Arbeitsrechtes und des Strafrechtes. Der Staat kann sich gar nicht auf eine laissez-faire Haltung zurückziehen, sondern muß die rechtlichen Rahmenbedingungen dieser neuen Medientechnik schon der Rechtssicherheit wegen bestimmen. Der Staat hat deshalb die Aufgabe und die Verantwortung, den Einsatz neuer Techniken so zu regulieren, daß die modernen Technikanwendungen nicht zum Fluch, sondern zum Segen der arbeitenden Menschen werden. Der Begriff der Sozialverträglichkeit darf nicht zur Worthülse von Politikerreden gerinnen, sondern muß erfahrbarer Bestandteil unserer Wirtschafts- und Arbeitswelt werden. Nur wenn es gelingt,

39 neue Techniken human anzuwenden, werden die Menschen eine positive Einstellung zur Technik zurückgewinnen. Werden jedoch die Folgen des Technikeinsatzes als Arbeitsplatzvernichtung, als Verdichtung und Intensivierung der Arbeit und* als Zerstörung unserer Umwelt erlebt, weil einseitig einem bornierten Kapitalverwertungsprinzip verhaftet, dann müssen alle weiteren technischen Innovationen von den Arbeitnehmern aus Selbstschutzgründen einer nachhaltigen Akzeptanzkrise ausgesetzt werden. Ich habe den Eindruck, daß unsere positive Einstellung gegenüber staatlichen Rahmenregelungen für die Anwendung neuer Medientechnologien auch von den Gewerkschaften geteilt wird. Am 16. September dieses Jahres sieht das DGB-Vorstandsmitglied Siegfried Bleicher in einem Interview mit dem SPD-Mediendienst Funkreport über die Auswirkung des Vormarsches der Computertechnologie eine Multiplizierung der Arbeitszerlegung und Arbeitszersplitterung, die zu einer grundlegenden Veränderung der Arbeitswelt führen wird. Gewerkschaftlichen Prognosen zufolge würden allein im öffentlichen und privaten Dienstleistungssektor ca. 2,5 Mio. Arbeitsplätze

durch Technologische Verände-

rungen wegfallen. Die verbleibenden Arbeitsplätze würden sich bezüglich der Arbeitsorganisation sowie der Qualifikationsanforderung erheblich verändern. Vor dem Hintergrund eines grundsätzlichen Ja zum technischen Wandel werde bei Planung und Einsatz neuer Techniken politisch unverantwortlich gehandelt, wenn die negativen sozialen Folgen des technischen Wandels nicht beachtet würden. Die SPD sieht - wie die Gewerkschaften - die Risiken der neuen Medientechniken. Sie will deshalb gemeinsam mit den Gewerkschaften Einführungsstrategien entwickeln, die Mitbestimmung zur Bedingung machen, den Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und den Datenschutz sichern und die neuen Chancen zur Arbeitszeitverkürzung nutzen. Wir wollen also keine Politik des blinden Wachstums, sondern behutsame sozialverträgliche und wirtschaftlich sinnvolle Technologiepolitik.

40 Ulrich Briefs

Computertechnik - Arbeitszeitverkürzung Alternativen für die menschliche Arbeit?

Die Computerisierung - ein langer, mühseliger Prozeß Neue Technologien verändern immer rascher die Arbeitswelt Kernbereich dieser neuen Technologien ist die Computertechnik, die in vielfältigen Ausprägungen und gerade auch in Form komplexer Informations- und Dokumentationssysteme inzwischen in allen Bereichen menschlicher Arbeit ansatzweise zum Einsatz kommt. Die Mikroelektronik liefert als Basistechnologie gerade auch für die Computertechnologie immer wieder neue und mächtigere Verarbeitungs- und Speichermöglichkeiten. Von besonderer Bedeutung in der gegenwärtigen Entwicklung dieser neuen Technologien ist der Ausbau der Telekommunikationstechnologien, d.h. die Vernetzung und "Verkabelung": Die Computer haben in den letzten Jahren ihre Verarbeitungsfähigkeit gewaltig gesteigert. Die Datenübertragung und gerade die Datenfernübertragung sind dadurch zum Engpaß geworden: was nützt es, wenn mit Hilfe eines Computers Informationen für die Bearbeitung eines Werkstücks in Minutenschnelle erstellt werden können und zugleich für den Transport der Informationen an das Bearbeitungszentrum - und nur dort kann ja der Wert entstehen - Tage oder Wochen vergehen? Die Verkabelung der BRD - jenes riesige Investitionsprogramm dient daher auch weniger der Schaffung neuer Medien, sondern die großen Gewinne stecken in den damit geschaffenen Rationalisierungsmöglichkeiten: Der "Rationalisierungsnutzen" wird als 2 bis 5 mal so hoch eingeschätzt wie der "Mediennutzen". Mit der Verkabelung, die längst schon mit großen komplexen Netzwerken in den führenden Konzernen begonnen hat, entsteht eine

flächendeckende Infrastruktur aus Informationstechnologien, in die immer mehr I-und D-Systeme einbezogen werden. Wir stehen dabei heute nach wie vor eher noch am Anfang dieses gewaltigen Prozesses der "Computerisierung" oder Informatisierung Bis 1990 sollen nach Aussagen des Bundesministeriums für Forschung und Technologie etwa 10 Millionen Arbeitsplätze in der Bundesrepublik von dieser Entwicklung erfaßt werden. Eine Studie für das US-Handelsministerium schrieb 1975: Nach 25 Jahren technischen Wachstums ohnegleichen ist die Industrie der elektronischen Datenverarbeitung im Begriff, in ihre Kindheit einzutreten. Der Gnostic-Report schätzte 1980, daß erst etwa 5 v.H. aller bis zum Jahre 2000 erschließbaren Einsatzmöglichkeiten für die Computertechnik und die auf ihrer Grundlage oder in Verbindung mit ihr entwickelten anderen neuen Technologien erschlossen waren. Bis zum Jahre 1990 sollen es entsprechend erst 25 v.H. sein. Der lange mühselige Prozeß, der vor uns liegt, bringt viele Gefah ren mit sich, schafft aber auch Chancen. flit der Computertechnik zu einer Infrastruktur- aus universellen Rationalisierungs- und Kontrolltechnologien. f Die neuen Technoloigen - das gilt auch für I und D-Svsteme - sind universelle Rationalisierungs- und Kontrolltechnologien. Universell heißt, es sind Technologien, die wegen ihrer Flexibilität in fast jeden Bereich menschlicher Tätigkeit (nicht nur in der Arbeitswelt!) eindringen können. "Rationalisierungstechnologie" heißt erstens: die Computertechnik ist eine Technologie, deren Aufgabe es schlechterdings ist, Arbeitsplätze zu zerstören (so der französische Spezialist und Präger des Begriffs Telematik Simon Nora auf einer Diskussion 1978 in Paris). "Rationalisierungstechnologie" heißt zweitens: die neuen Technologien bringen im Gegensatz zu früheren Technologiewellen relativ wenig an neuem zusätzlichem Reichtum, in Form von neuen Gebrauchswerten mit sich ihr hauptsächlicher Gebrauchswert ist eben die wirksame Durchfüh-

42 rung bereits gegebener, bisher insbesondere von menschlichen Arbeitskräften ausgeführter Funktionen. "Die neuen Technologien sind Kontrolltechnologien" heißt: die immer stärker die Entwicklung prägenden komplexen Netzwerke - sie müssen aus den gleichen Gründen kommen wie die Verkabelung machen aus technisch zwingenden Gründen auch die Art und Weise der Benutzung des Systems transparent: zur produktiven Informationsverarbeitung - z.B. der Erstellung einer Stückliste und ihrer Übertragung in die Montageabteilungen - muß ein ständiger Datenschatten (wissenschaftlich: eine ständige Metainformation) kommen, die die Transaktionen im System und zwischen den verschiedenen Stationen im Betrieb erfaßt. Damit werden zwangsläufig Tätigkeiten der an diesen Stationen tätigen Arbeitskräfte (der "Benutzer", die in Wirklichkeit eher Benutzte sind) transparent, kontrollierbar, rationalisierbar gemacht. Trotz erheblichen Wachstums im Bereich der Computertechnik nur wenige Arbeitsplätze in der Produktion Die neuen Technologien - insbesondere die Computertechnologien sind die einzig noch stark wachsenden Bereiche der Volkswirtschaft, sieht man einmal von der Minibranche der Unternehmensberater ab. 1975 wurden in der BRD für 3,5 Milliarden DM Computer und Computerzubehör produziert, 1983 werden es für mehr als 10 Milliarden DM sein. Die Gründe hierfür sind vor allem neue technische Durchbrüche auf allen Gebieten, die z.T. faszinierende Formen der Beherrschung von Stoffeigenschaften und Naturkräften verkörpern. Computer und Computerzubehör sind die praktisch einzigen Investitionsgüter, die trotz steigender Leistungsfähigkeit laufend billiger werden. Diese Dynamik im Bereich der neuen Technologien wird oft benutzt - gerade im Bereich der staatlichen Bürokratien -, um Wachstum im Bereich der Produktion und Anwendung der neuen Technologien als Ausweg aus der Krise und insbesondere aus der Beschäftigungs-

43 krise zu propagieren.

Diese Argumentation ist falsch: 1. Die Beschäftigungsentwicklung zeigt, daß in der DV-Industrie trotz annäherungsweiser Verdreifachung der Umsätze

(stückzahlmäßig noch mehr!) die Beschäfti-

gung lediglich von etwa 40.000 auf 61.500 Arbeitsplätze also zum 21.000 oder um etwas mehr als die Hälfte gestiegen ist: benötigt werden in der BRD gegenwärtig 2 Millionen Arbeitsplätze. Schon dieses Größenverhältnis zeigt, wie illusorisch die Vorstellung ist, in diesen Bereichen große Zahlen von Arbeitsplätzen und damit einen massiven Beitrag zur Behebung der Arbeitsmarktkrise schaffen zu können.

Nimmt man die gesamte informationstechnologische

Primärproduktion

in der BRD, so hat ein Produktionsanstieg um ca. 80 v.H. von 1975 bis 1980/81 per Saldo sogar nur etwa 1.500 (in Worten: eintausendfünfhundert) Arbeitsplätze entstehen lassen. Bei der Produktion von Mikroelektronik-Komponenten sind trotz einer Steigerung der Produktion von 3.4 Milliarden DM im Jahre 1975 auf 4.4 Milliarden DM 1980

8 v.H. der 1975 bestehenden Arbeitsplätze abgebaut

worden.

2. Wichtiger ist ein technologisches Argument: gerade weil es sich bei den neuen Technologien um Spitzentechnologien handelt, kann in den entsprechenden Sektoren nur hoch technisiert und in der Folge nur hoch kapitalintensiv produziert werden. Wenn Materie systematisch im Bereich weniger Hundert Atomdurchmesser

(das

ist unvorstellbar klein) manipuliert wird, geht das nicht mehr mit den Fingern, sondern nur mit hochkomplexen technischen Aggregaten z.B. der Laser- und Elektronenstrahltechnik.

Je mehr Computereinsatz, um so mehr zerstörte Arbeitsplätze in den Anwendungsbereichen Da zugleich auf einen Arbeitsplatz in der Produktion 10 in der Anwendung und 100 in den betroffenen Abteilungen der Betriebe entfallen, und die neuen Technologien eben Rationsalisierungstechnologien sind, deren Gebrauchswert zwangsläufig vor allem

darin besteht, bisher von menschlichen Arbeitskräften durchgeführte Funktionen auf die Computeranlagen zu legen, muß sogar geschlossen werden, und das wird auch von der Erfahrung bestätigt: je dynamischer der Bereich der Produktion der neuen Technologien (einschließlich der "Anwendung", d.h. der Programmierung und der Organisation des betrieblichen Einsatzes) desto stärker der Abbau von Arbeitsplätzen, der kommt, wenn die Betriebe einmal die Anwendungsbedingungen und die sonstigen in den Organisationen zu schaffenden Voraussetzungen beherrschen. Aus diesem Zusammenhang kann sich das System, kann sich die staatliche Wirtschaftspolitik nicht herausmogeln: die Förderung der Mikroelektronik, der DV-Technik und vieler anderer neuer Technologien ist unter den Bedingungen bereits bestehender hochgradiger und sich weiter verschärfender Massenarbeitslosigkeit verbrecherisch. Ökonomische Stagnation und Krisenhaftigkeit: Profite mit Hilfe der Computertechnik verstärkt aus den Beschäftigten herauspressen Die Entwicklung und Ausbreitung der neuen Technologien fällt zusammen mit der völlig perspektivlosen Entwicklung des kapitalistischen Systems in der BRD (... und in Frankreich, und in Großbritannien, und in Italien und in den ÜSA, und in Japan ...) Stagnation, Krisenhaftigkeit, ökonomische Widersprüche in immer riesigeren Dimensionen kennzeichnen diese Entwicklung: - Das reale gesamtwirtschaftliche Wachstum ist nach (jahresdurchschnittlich) 8 v.H. inden 50er Jahren, 5 v.H. in den 60er Jahren, 3 v.H. in den 70er Jahren auf 0 v.H. in den 30er Jahren gefallen. - Der jährliche Produktivitätsanstieg bewegt sich auf gleichbleibend hohem Niveau um die 3 v.H. Seit Anfang der 70er Jahre gibt es die berühmte "Schere" zwischen Wachstum und Produktivität. Diese Entwicklung mußte zwangsläufig auf Kosten der Arbeitsplätze gehen.

- Etwas weiter als die relativ oberflächliche Betrachtung der "Schere" von Wachstum und Produktivität führt die Betrachder zunehmenden ökonomischen Widersprüche in der Bundesrepublik Deutschland: Die Massenarbeitslosigkeit, die sich allein in den Jahren seit 1979, was absoluten Weltrekord darstellt, verdreifacht hat, steht neben riesigen z.T. hoch modernen Überkapazitäten (Kapitalwert derzeit weit über 100 Milliarden DM) und gewaltigen vagabundierenden Kapitalien, vor allem in den Kassen vieler Konzerne, also liquide Mittel, die keine produktive Anlage mehr finden (Siemens: 1980/81 3.5 Milliarden Dm, 1981/82 11 Mrd. DM, 1982/83 13-14 Mrd. DM; Daimler-Benz soll als "Bank" inzwischen mehr verdienen als als Industrieunternehmen; der Eurodollarmarkt, das Sammelbecken dieser vagabundierenden Kapitalien, hatte Anfang der 70er Jahre ein Volumen von 350 Mrd. DM, er hat heute 1500 Mrd. $ (brutto) Volumen;) diese "produktiven Faktoren", die nicht genutzt werden können, stehen neben umfangreichen sinnvollen individuellen und kollektiven Bedürfnisbereichen (Wohnungsbau, Umweltschutz, Maschinerie, die weniger Berufskrankheiten hervorruft usw.) Nebenher angemerkt: die Volkswirtschaft in der BRD ist trotz der Zunahme des Computereinsatzes von ca. 5000 zu Beginn der 70er Jahre auf heute mehr als 400.000 weiter denn je entfernt von der "optimalen Allokation der Produktionsfaktoren", jenem Traum der bürgerlichen Ökonomie, zu dem diese nie auch nur das Geringste hat beitragen können. ünter diesen Bedingungen von Stagnation und sich weiter verschärfender ökonomischer Krisenhaftigkeit werden die neuen Technologien immer stärker - das erklärt ihr Wachstum und die technischen Fortschritte - eingesetzt, um die Profite, die "draußen" auf den Märkten nicht mehr oder nicht mehr ausreichend zu erzielen sind, "drinnen" aus den Betrieben und d.h. aus den Beschäftigten herauszupressen. Die mit den neuen Technologien erzielten Rationalisierungsgewinne schlagen sich offenbar zunehmend in den angesprochenen vagabundie-

46 renden Kapitalien nieder. Die stofflichen Einsparungsprozesse die z.T. geradezu gesellschaftlich nützlich sind, wie z.B. die Senkung des Materialverbrauchs oder der Lagermengen durch computergestützte Dispositionssysteme in der Produktion und in der Lagerhaltung - müssen in einem Wirtschaftssystem, das wegen der weiter wachsenden Kapitalmassen auf weiteres Wachstum der Prodruktion und des Absatzes angewiesen ist, kantraproduktiv wirken: der Abbau von Lagerbeständen - obwohl im Sinne einer besseren Materialökonomie gesellschaftlich geradezu erforderlich - verschärft als breite betrieblich praktizierte Strategie zumindest für einen längeren Zeitraum die Stagnation auf den Märkten der entsprechenden Zulieferbetriebe. Kern der Krise: Die notwendigen Profitmassen für die Schaffung von zwei Millionen "moderner" Arbeitsplätze sind nicht herbeizuschaffen Der Schlüssel zur Problematik der neuen Technologien (und der weiteren Entwicklung des Wirtschaftssystems) liegt jedoch in etwas anderem: Für die heute (netto) fehlenden 2 Millionen Arbeitsplätze müssen gerade wegen der raschen technischen Weiterentwicklung so gewaltige zusätzliche Profite produziert werden, wie sie einfach nicht zu schaffen sind. Was heute notwendig ist, um nur einen einzigen "modernen" d.h. national und international konkurrenzfähigen technisierten Arbeitsplatz zu schaffen, wierd aus zwei Beispielen ersichtlich: 1. In Berlin wird eine Glasfaserkabelfabrik gebaut Investitionen 100 Mio DM, geschaffene Arbeitsplätze: 200. Durchschnittliche Investitionssumme je Arbeitsplatz: DM 500.000,—. 2. BMW plant in Regensburg sein 6. Werk. Investition: 1.2 Mrd. DM, geplante Arbeitsplätze: 3500. Durchschnittliche Investitionssumme je Arbeitsplatz: mehr als DM 300.000,—.

47 Für 2 Millionen Arbeitsplätze sind demnach zusätzliche Profite .in einer Größenordnung von 500 - 2000 flrd. DM notwendig. Diese Profitmassen können aber weder durch noch so verschärfte Rationalisierung, noch durch Lohnverzicht, noch durch Sozialabbau im staatlichen Bereich und in den Betrieben noch durch irgendwelche sonstigen Maßnahmen herbeigeschafft werden. Es ist deshalb keine Lösung innerhalb des herrschenden Wirtschaftssystems möglich. Die Folgen sind, wenn die Entwicklung so weitergeht: Weiterer Abbau von Millionen von Arbeitsplätzen im Zusammenhang mit den neuen Technologien, weitere Zerstörung von Berufsinhalten und Arbeitsaualifikationen an den verbleibenden Arbeitsplätzen, weil das den Betrieben die Möglichkeit zu Abgruppierungen und damit zum Abbau von Personalkosten gibt, weitere Verschärfungen betrieblicher Kontrolle und Überwachung, um den Leistungsdruck in den Betrieben zu steigern und die porenlose Auspressung der Arbeitszeit zu sichern usw. Die Alternative muß sein: die Durchbrechung der kapitalistischen Akkumulations- und Produktionslogik, der blinden chaotischen Produktion immer gröperer Kapitalmassen, die her müssen, um die bereits bestehenden riesigen Kapitalien mit weiteren Profiten (in der Sprache der kapitalistischen Praxis: Zinsen, Abschreibungen, Wagnissen usw.) zu bedienen. Die Durchbrechung dieser kapitalistischen Akkumulations- und Produktionslogik muß erreicht werden, um die von dieser Akkumulation ausgehende und sich immer stärker über die neuen Technologien umsetzende "strukturelle Gewalt" zu beseitigen. Keine Lösung: die traditionellen Rezepte bürgerlicher Politik Keine Lösung schon allein für die Beschäftigungssituation sind die traditionellen Rezepte bürgerlicher Politik: - der Pillenknick, d.h. die schwachsinnige Hoffnung, eine Lösung durch Abnahme der Bevölkerung zu finden; ökonomisch werden durch den Rückgang der Nachfrage und die Verschärfung des Wettbewerbs noch größere Teile der Kapitalmassen notleidend; es hat in der Geschichte noch nie ein kapitalistisches Land gegeben, das mit einer schrumpfenden Bevölke-

¡i 8

rung zu Rande gekommen wäre ; - die Politik der "Modernisierung", d.h. der verstärkten Förderung gerade der neuen Technologien; übersehen werden dabei der Arbeitsplatzabbau und damit die weiteren Stagnationstendenzen, die davon ausgehen, wenn die Betriebe einmal die neuen Technologien beherrschen. - der Abbau von "Investitionshemmnissen"; gerade großtechnologische Investitionen (AKWs, WAAs, Verkehrsflughäfen, Autobahnen u.ä.) können nur mit sehr viel Maschinerie und relativ wenigen Arbeitskräften produziert werden. - jedwege Wachstumspolitik; im Kern ist das schon mit der Aussage über die notwendigen riesigen Profitmassen gesagt; von einer anderen Seite her illustriert: für die Wiederherstellung der Vollbeschäftigung bis 1990 sind jedes Jahr 6 v.H. reales gesamtwirtschaftliches Wachstum in der BRD notwendig; d.h. in der Spitze wären bei zyklischem Verlauf 10 - 12 v.H. Wachstum notwendig - Größenordnungen, die außerhalb jeder Reichweite des Systems sind; zur Erhaltung der heute bestehenden Arbeitslosigkeit sind jedes Jahr 3 v.H. reales Wachsum notwendig, auch das ist wohl nicht zu erreichen; bleibt es aber beim Nullwachstum der Anfang 80er Jahre, gibt es in der BRD 1990 5 - 6 Hill. Arbeitslose und damit wahrscheinlich Verhältnisse, die viele Parallelen zu den 30er Jahren aufweisen, Entwicklungen, von denen die sich jetzt anbahnenden Veränderungen zu mehr autoritären politischen Bedingungen eine Vorahnung geben. Wäre eine Wachstumslösung aber möglich, so muß man sofort hinzufüge. η, daß angesichts der bereits angesprochenen notwendigen riesigen Investitionen eine solche Lösung zur "Zubetonierung der BRD" führen würde. Auch die Hoffnung, mit den neuen Technologien mehr Rationalität, mehr Planbarkeit, mehr Gestaltbarkeit der ökonomischen Prozesse schaffen zu können, zerschlägt sich: trotz des massiven Computer-

49 einsatzes nimmt die Unsicherheit in der Wirtschaft zu. In der Stahlindustrie konnten am Ende der 70er Jahre noch etwa 4 Jahre für Planung zugrundegelegt werden, heute sind es noch knapp 18 Monate. Der "Sachverständigen"rat, die fünf "Weisen" im w e s e n t l i c h e n Fehlprognosen - auf der Grundlage

produzieren

hochgradig

computerisierter Statistiken, Input-Output-Rechnungen,

Prognose-

m o d e l l e n usw. Wie der "stern" vor einiger Zeit über den "Sachverständigen"rat zu Recht schrieb: "Seit 10 J a h r e n kein Treffer!". Nun wird natürlich mit Computertechnik in vielen Bereichen inzwischen in den B e t r i e b e n sehr wohl besser geplant. Diese Planung kann jedoch nur dort wirksam werden, wo die Betriebe die Verhältnisse im Griff haben und das ist im wesentlichen in den Betrieben der Fall, das ist jedoch in der Regel nicht der Fall außerhalb der Betriebe. In den Betrieben können sie rationalisieren, Beschäftigte umsetzen, Arbeitskräfte abgruppieren, Sozialleistungen streichen, den Arbeitsdruck erhöhen usw. Auf den M ä r k t e n und in der Umwelt der Betriebe haben sie dagegen, mit Ausnahme der großen Konzerne, die d a n n insbesondere auch auf d e n Staat, die Gemeinden und sogar internationale

Organisatio-

nen zurückgreifen können, keinen oder kaum Zugriff. Was den B e t r i e b e n in ihrer Gesamtheit bleibt im wesentlichen, ist die Abwälzung der Folgen insbesondere auf die Beschäftigten - mit Hilfe immer ausgefeilterer Systeme der Computertechnik und mit Hilfe auch immer ausgefeilterer computerisierter U n e r l ä ß l i c h für den Arbeitsmarkt: die

Planungssysteme.

35-Stunden-Woche

Die einzige - kurzfristige - Lösung für den Arbeitsmarkt ist zunächst die Politik der Arbeitszeitverkürzung, im wesentlichen die Verwirklichung der 35-Stunden-Woche, wie es etwa die IG Druck und Papier fordert, in maximal zwei Schüben. Diese m u ß aus h a n d festen sozialen Gründen ohne Einkommenseinbußen für die Massen der Beschäftigten erreicht werden. Die 35-Stunden-Woche

kann

aber auch ohne Einkommenseinbußen für die Massen der B e s c h ä f t i g ten erreicht werden. Sie ist der westdeutschen Wirtschaft

zu-

mutbar : 1. Die Profite reichen eh nicht zur Bedienung der riesigen Kapitalmassen aus; der Verzicht auf die

35-Stunden-Woche

50 kann die Ertragsprobleme vieler westdeutscher

Unternehmen

nicht beseitigen, die ihre weiter mit riesigen Beträgen wachsenden Kapitalmassen nur mit immer größeren S c h w i e r i g keiten mit dem entsprechenden Kapitaldienst

(Abschreibungen,

Zinsen, Wagnisse u. ä.) bedienen können; nicht die L o h n k o s t e n sind das Problem, sondern die gerade mit der rasanten technischen Entwicklung gewaltig gestiegenen Kapitalansprüche; 2. Konkurse kleiner und mittlerer Betriebe können durch andere, z.B. beschäftigungspolitische Maßnahmen aufgefangen werden; 3. A u c h außenwirtschaftlich ist die 35-Stunden-Woche

unbedenk-

lich: Die westdeutsche Exportwirtschaft verkraftet alle Jahre wieder Wechselkurserhöhungen, die über d e n K o s t e n s t e i g e rungen liegen, die durch die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich bewirkt würden; bei einem Lohnkostenanteil von 30 v.H. (eine für die Exportwirtschaft nicht untypische Größe) betragen die zusätzlichen Kosten für die

35-Stunden-

Woche bei vollem Lohnausgleich etwa 4 v.H. Im Gegensatz zur Diskussion leider auch in großen T e i l e n der Gewerkschaften: die Verwirklichung der 35-Stunden-Woche in der nächsten Tarifrunde ist die vielleicht letzte historische

Chance,

um die Massenarbeitslosigkeit noch einmal in den Griff zu bekommen und zu beseitigen. Gelingt das nicht, stehen die E n t wicklungen, die Parallelen zu den 20er, 30er Jahren aufweisen, bevor. Die Gewerkschaften haben sich bei der Auseinandersetzung über die 35-Stunden-Woche unnötigerweise in die Defensive

treiben

lassen: Die oft behaupteten Sickereffekte der wöchentlichen A r b e i t s zeitverkürzung (vom IAB z.B. mit 50 v.H. angegeben, v o n etwas fortschrittlicheren Gruppen mit 30 v.H.)

entstammen

erstens ünternehmerbefragungen, sind also in einem ganz bestimmten politischen Auseinandersetzungskontext

entstanden,

haben zweitens, das wird zu zeigen sein, kein reales F u n d a ment .

51 Die Unternehmer haben 1977/78 systematisch eine Front

gegen

die Forderung nach der 35-Stunden-Woche aufgebaut und in d i e sem Zusammenhang sind auch die Aussagen über die Absorption der wöchentlichen Arbeitszeitverkürzung durch angeblich von d e n Unternehmern sofort realisierbare

Produktivitätssteige-

rungen, Intensivierungsmaßnahmen usw. in d i e s e m Umfang entstanden. Es wird hier auch ein allgemeines Problem

"wissenschaftlicher"

Analysen sichtbar: Sie beruhen großenteils auf Befragungen der Unternehmer, d.h. der sehr interessierten "Täter" in dieser Entwicklung. Die Annahme von Sickereffekten von 50 v.H. oder 30 v.H. ist grotesk: Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß die Unternehm e n offenbar jederzeit realisierbare

Produktivitätssteige-

rungen in erheblichem Umfang ungenutzt lassen und darauf warten, daß die IG-Metall oder die HBV die

35-Stunden-Woche

fordern, zumal nachdem in d e n m e i s t e n Betrieben seit 10 Jahren scharf rationalisiert worden ist, Personalreservequoten abgebaut worden sind usw. Technische Rationalisierung ist d a g e g e n - gerade die mit den neuen Technologien der Computertechnik - erst mittelfristig wirksam: die Betriebe und die in ihnen Herrschenden müssen sich in der Regel erst in einem längeren m ü h s e l i g e n Prozeß an die Beherrschung der Technik

herantasten.

Vielfältige betriebliche Erfahrungen dagegen belegen, daß v o n wenigen Ausnahmebereichen abgesehen, die kurzfristig nutzbaren Produktivitätsreserven ausgeschöpft sind. E i n größerer Ausnahmebereich ist übrigens der öffentliche

Dienst,

in dem Rationalisierungsreserven in der Tat kurzfristig erschlossen werden können, allerdings in der Form, daß auf K o sten der "Kunden" (Bürger) Dienstleistungen kurzerhand abgebaut werden. Das berechtigt zu der Aussage, daß die 35-Stunden-Woche den Abbau und die Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit sammenhang mit vernünftigen beschäftigungspolitischen

(im ZuMaßnah-

m e n zur Nutzung und Besetzung der bestehenden nicht genutzten

52 Anlagen) bringen kann. Flankierende Maßnahmen

(Verhinderung

der Ausdehnung der Überstunden, Abwehr von hier und da möglichen Intensivierungsmaßnahmen usw.) sind

selbstverständlich

dennoch notwendig. • Nicht nur weil es menschlich ist, sondern gerade auch, weil es im Hinblick auf den Arbeitsmarkt vernünftig ist, muß also die 35-Stunden-Woche verwirklicht werden. Das zu sagen, heißt jedoch zugleich: 1. Die 35-Stunden-Woche kann mittel-

und langfristig zu

verschärften Rationalisierungs- und Technisierungs-Prozessen führen und damit kann der alte Zustand der Massenarbeitslosigkeit in wenigen Jahren wieder hergestellt werden . 2. Die 35-Stunden-Woche kann nichts beitragen zur Lösung der hier angesprochenen technologischen Entwicklung auf längere Sicht.

Die perspektivische Herausforderung: Neue Formen der Arbeit und der Organisation der Betriebe im Zusammenhang mit der technischen Entwicklung Für die perspektivische Entwicklung im Zusammenhang mit den neuen Technologien und den damit geschaffenen sozialen, ökonomischen und politischen Folgen sind also ganz andere Ansätze notwendig. Die neuen Technologien können - unter der Voraussetzung einer vollständigen sozialen Kontrolle der Entwicklung und des Einsatzes dieser Technologien, unter der Voraussetzung einer schöpferischen Aneignung dieser neuen Technologien durch die Beschäftigten - einen weit über das bisher diskutierte Niveau gehenden Abbau gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit bringen. 1990 - 1995' werden vielleicht noch etwa 25 - 27 Stunden wöchentliche Arbeit je Beschäftigter in der BRD gesellschaftlich notwendig sein. An der Frage, wie für diesen Prozeß des weiteren Abbaus von gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit, Lösungen im Interesse der Beschäftigten gefunden werden können, entscheidet sich die Frage, ob überhaupt Alternativen für die menschliche Arbeit unter den Bedingungen der neuen Technologien möglich sind.

53 Mit d i e s e n Arbeitszeitverkürzungen sind nämlich Möglichkeiten für so etwas wie "Arbeitszeitverkürzungen in der Arbeitszeit" gegeben: also die von der Notwendigkeit zum Eingriff in die Produktion und die Verwaltung frei gemachte Zeit nicht

einfach

dazu benutzen, n o c h früher nach Hause zu gehen, sondern dazu benutzen, Zeit im Betrieb bewußt anders zu verbringen und zu gestalten. Solche "Arbeitszeitverkürzungen innerhalb der Arbeitszeit"

kön-

nen benutzt w e r d e n für - M a ß n a h m e n der Endintensivierung, also für weniger Arbeitsd r u c k , mehr Pausen, bewußteres Produzieren, mehr Kommunikation zwischen d e n Arbeitenden usw. - Qualifizierung, also einen von d e n Beschäftigten und ihrer Interessenvertretung kontrollierten betrieblichen Lernprozeß gerade in Bezug auf die neuen Technologien, der allerdings nicht d a r i n bestehen darf, das heute

entwickelte

bornierte Computerwissen auf die Beschäftigten zu übertragen. - Demokratisierung, d.h. umfassende ständige

Mitbestimmung

über das Was, das Wofür und das Wie der Produktion und gerade auch der Produktion von Informationen durch die b e t r o f f e n e n Beschäftigten und ihre betriebliche und gewerkschaftliche

Interessenvertretung.

Hierfür sind wiederum drei V o r a u s s e t z u n g e n zu schaffen: - ein Prozeß ständiger Diskussion und selektiver bewußter Kontrolle der Beschäftigten über die neuen Technologien: d.h. ständig darüber zu diskutieren und demokratisch zu entscheiden, welche Systeme zu verhindern sind der DGB fordert die Verhinderung von

(Beispiel:

Personalinformations-

Systemen), welche Systementwicklungen anzuhalten und zunächst gründlich zu durchleuchten sind, und welche Systeme im Interesse der Beschäftigten zu fördern sind (z.B. Systeme für eine bessere Material- und Energieökonomie, Systeme für bessere Sachbearbeiterinformationen, Systeme für die Planung einer vernünftigen Gebrauchswertökonomie): Es darf

54 also nicht alles gemacht werden, was technisch m ö g l i c h ist (H.O. Vetter) und - das ist hinzuzufügen - es müssen andere Systeme entwickelt w e r d e n als bisher. - Die Entwicklung konkreter alternativer Formen der Gestaltung und (Selbst-)Steuerung der Betriebe durch die B e schäftigten, also Schritte zur betrieblichen sierung, zur Mobilisierung, zur Schaffung

Dezentrali-

"informierter

Belegschaften", zur Ablösung der kapitalistischen, hierarchischen, vom Militär übernommenen Formen der B e t r i e b s und Arbeitsorganisation. - Die Durchbrechung des kapitalistischen prozesses und des damit einhergehenden

AkkumulationsStrukturwandels

und der davon ausgehenden strukturellen Gewalt in Form von Konzentration, Ausbau nationaler und

internationaler

Verflechtungen d u r c h Kapitalexport u.a.: d u r c h Maßnahmen der Vergesellschaftung und planmäßigen

demokratischen

Gestaltung der Produktion; hierzu sind die

gewerkschaft-

lichen Forderungen n a c h Oberführung von S c h l ü s s e l i n d u strien in Gemeineigentum und n a c h gesamtökonomischer Planung und umfassender Mitbestimmung neu aufzugreifen und d u r c h eine breite und lebendige D i s k u s s i o n von k o n kreten Alternativen zu beleben. Wichtigste notwendige, aber nicht hinreichende

Voraussetzung

dazu wiederum ist die Gewährleistung einer breiten

ständigen

betrieblichen Auseinandersetzung mit den konkreten Systemen der neuen Technologien. Dies ist notwendig, um einerseits die Kräfte zu m o b i l i s i e r e n für einen solchen langen und u m f a s s e n d e n Veränderungsprozeß, das ist aber insbesondere auch notwendig, um d u r c h Schaffung angemessener betrieblicher Unruhe, d u r c h die Übertragung des Prinzips des zivilen Widerstandes auf die B e triebe so viel an Druck zu schaffen, daß d e n Interessen der Beschäftigten als der w i r k l i c h e n Produzenten des

gesellschaft-

lichen Reichtums so Rechnung getragen w i r d , wie es die heutige Entwicklung der m a t e r i e l l e n Produktivkräfte und der neuen T e c h nologien als ihr Bestandteil

erlaubt.

55 Literaturhinweise U. B r i e f s , A r b e i t e n ohne S i n n u n d P e r s p e k t i v e ? - G e w e r k s c h a f t e n u n d n e u e T e c h n o l o g i e n , P a h l - R u g e n s t e i n - V e r l a g , K ö l n , I980 U. B r i e f s , D i e I n f o r m a t i o n s g e s e l l s c h a f t - A n m e r k u n g e n zum M y t h o s des C o m p u t e r z e i t a l t e r s in: Ph. S o n n t a g (Hrsg.), Die Zukunft der Informationsgesellschaft, Verlag Haag und Herchen, Berlin Ö s t e r r e i c h i s c h e G e s e l l s c h a f t für I n f o r m a t i k ( H r s g . ) , t i o n s s y s t e m e für d i e 80er J a h r e , 2 B ä n d e , L i n z I 9 8 O

Informa-

56

Wolfgang R. Langenbucher

Bildschirmtext — Möglichkeiten und Grenzen für die Fachinformation

In einem Schwerpunktheft der "Nachrichten für Dokumentation" lese ich zu meinem Thema: "In der Form, in der es zur Zeit praktiziert wird, nämlich fast ausschließlich als Abrufsystem für zum großen Teil triviale Information und läppische Werbung, hat es kaum nennenswerte Aussichten, und für IuD ist es allenfalls am Rande interessant." So auf Seite 2 im einleitenden Kommentar von H. Samulowitz. Fünf Seiten weiter geben die Autoren W. Rauch und D. Strauch eine Einführung zu Bildschirmtext und schreiben am Ende: "Man wird angesichts der Entwicklung von Bildschirmtext - und noch in weiterer Zukunft folgender anderer Telekommunikationdienste - nicht übertreiben, wenn man von einer grundsätzlichen, völlig neuartigen Herausforderung für den IuD-Bereich spricht. Nicht weniger als eine neue Strategie ist zu entwickeln, die den Potentialen der Technik auf der einen Seite und den Aufgaben bedürfnisorientierter Informationsvermittlung auf der anderen Seite angemessen sein muß." (1) Diese widersprüchliche Einschätzung innerhalb der Profession ist sicher Grund genug, in den Ergebnissen der Forschungen, die zum Feldversuch Bildschirmtext Düsseldorf/Neuss gemacht wurden, nach Daten zu suchen, die die eine oder andere Postition plausibler machen könnten. (2) Ganz allgemein ließ sich am Ende des Versuches feststellen, daß dieser neue Dienst trotz vieler Anfangsschwierigkeiten bei den Teilnehmern eine hohe Akzeptanz fand . 85 % wollen auch nach Versuchsende dabei bleiben. 42 % wären sogar bereit, dafür - wenn notwendig - einen neuen Dekoder anzuschaffen. In den wichtigsten Gründen für diese Entscheidung zeichnen sich die Konturen einer neuen kommunikativen Infrastruktur ab, von der man sich eine Erleichterung der Organisation des Alltags verspricht. Die berufliche Verwendbarkeit, auf die ja wohl zunächst

57

auch die meisten potentiellen IuD-Angebote zielen., rangiert vorläufig ganz am Ende. Dies hängt nicht zuletzt mit der Anlage des Versuches zusammen. Er sollte testen, ob Bildschirmtext überhaupt für die privaten Haushalte infrage kommt, denn über seinen kommerziellen Nutzen hatte es bei der Deutschen Bundespost nie einen Zweifel gegeben. Tabelle 1 : GRÜNDE FÜR WEITERE TEILNAHME AM FELDVERSUCH Ν = 745 Haushalte (= 85 %) 1 . Bequemer Zugriff auf viele Inforamttonen 2. Möglichkeit, Besorgungen (Bestellungen, Überweisungen usw.) erledigen

69 %

3. Zugriffsmöglichkeit zu jeder Tageszeit

67 %

4. Aktualität des Angebotes

49 %

5. Möglichkeit, Informationen direkt vom Hersteller zu bekommen

44 %

72 %

Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befragung, Hauptuntersuchung Bei einigen der folgenden Daten werden neben den Zahlen für die Gesamtheit der Befragten auch die Reaktionen derer ausgewiesen, die ein starkes persönliches Interesse an Bildschirmtext äußerten. In dieser Gruppe - so meine

These - profiliert sich wohl am ehes-

ten, welche Erwartungen über die

privaten Zwecke hinaus mit die-

sem neuen System verbunden werden. Schon jetzt nutzen diese Teilnehmer Bildschirmtext dreimal so häufig für berufliche Zwecke wie die Gesamtheit der Haushalte. Tabelle 2: Btx wird genutzt.... gesamt Ν = 862

starkes persönliches .Interesse Ν = 187

für private Geschäfte (Bestellungen, Banküberweisungen usw.)

39 %

74 %

für andere private Zwecke

69 %

81 %

für berufliche Zwecke

14 %

41 %

Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befr'agung, Hauptuntersuchung

58 In einem der Untersuchungsberichte wird diese berufliche Verwendbarkeit ausführlicher dargestellt. Damit wird vor allem das künftige Potential deutlich, das die Nutzer Bildschirmtext zumessen: "Btx bietet den Nutzern nicht nur für ihre privaten Interessen sondern auch für berufliche Belange zahlreiche Angebote, wie z.B. spezielle Fachinformationen, Hinweise auf Messen, Tagungen, Publikationen, aber auch einschlägige Produktinformationen. Tatsächlich haben auch bereits weit mehr als ein Drittel (38 %) aller Erwerbstätigen oder in Ausbildung Befindlichen Btx zumindest einmal (32 % davon sogar mehrmals) als berufliche Informationsquelle genutzt.

Zur Deckung des beruflichen Informations-

bedarfes werden ganz unterschiedliche, in der Regel mehrere Quellen herangezogen (Tabelle 3). Tabelle 3:

HÄUFIGE, D.H. NICHT NUR IN AUSNAHMEFÄLLEN GENUTZTE INFORMATIONSQUELLEN (MEHRFACHNENNUNG)

Fachzeitschriften, Informationsdienste

68 %

(Sach-, Fach-) Bücher

59 %

Broschüren, Kataloge

36 %

Prospekte

36 %

Messen, Ausstellungen

35 %

Lexika, Enzyklopädien

33 %

Kongresse, Tagungen, Seminare

33 %

Archiv-, Dokumentationsdienste

21 %

Daß Btx dabei von knapp zwei Dritteln bislang nicht als berufliche Informationsquelle genutzt wurde, hat verschiedene Gründe. Am häufigsten wird als Begründung angeführt, daß die benötigten Informationen für Btx zu fachspezifisch sind. Jeweils die Hälfte beklagt, daß es noch kein ausreichendes Angebot für die persönlichen beruflichen Interessen in Btx gibt bzw. daß es zu allgemein ist. Allerdings konzedieren 50 % , daß sie bislang auch noch zu wenig nach entsprechenden Angeboten gesucht haben. Hier verhindert offensichtlich die Einschätzung, daß Btx ein privates Informationsmedium ist, seine berufliche Verwendung.

59 Dennoch können sich mehr als vier Fünftel (85 %) der Erwerbstätigen vorstellen, Btx als berufliche Informationsquelle zu nutzen, allerdings müßten dazu noch einige Voraussetzungen erfüllt bzw. verbessert werden." (3) Diese Ergebnisse über den beruflichen Nutzen mögen eine erste, grobe Einschätzung erlauben, welchen Stellenwert Bildschirmtext für den IuD-Bereich bekommen kann. Näher an diese Frage führen die Daten, die

direkt dazu gestellt wurden. In den Fragebogen

wurden die Angebote an SachInformationen drei Bereichen zugeordnet: o

Aktuelle Informationen und Nachrichten (z.B. aktuelle Meldungen aus Politik, Wirtschaft und Sport, aber auch Wetterbericht, Toto- und Lottoergebnisse)

o

Service- und Beratungsinformationen (z.B. Ratgeberinformationen und Tips für den Alltag wie Kochrezepte, Veranstaltungskalender, Reparaturhinweise und Warentestergebnisse)

o

Fachinformationen und Nachschlagewissen (z.B. grundlegende Darstellungen und fachliche Erläuterungen aus Wissenschaft, Technik, Forschung und Kultur)

Dabei zeigt sich, daß innerhalb des 'reinen' Informationsangebotes

die Nutzung von Fachinformationen und Nachschlagewissen

am geringsten ist. Im Bericht des Instituts, das diese Daten erhoben und ausgewertet hat, heißt es dazu: "Dies mag einerseits in dem seltener auftretenden Informationsbedarf begründet sein, vor allem aber wohl im.derzeit noch sehr unzureichenden Angebot und der Schwierigkeit, das Gesuchte schnell und problemlos zu finden. Denn: Die Begleituntersuchungen insbesondere der Bochumer Gruppendiskussionen (4) haben ergeben, daß man gerade hier dem Medium Btx eine Chance eingeräumt hat: mit einem (täglich) à jour gehaltenen lexikalischen Angebot z.B. ließe sich recht gut auf den Kauf von gedruckten Lexika (die Platz wegnehmen , teuer und beim Kauf bereits veraltet sind) verzichten ...

60 Sehr distanziert steht die Mehrheit der Berufstätigen - vermutlich mit Recht - allerdings der Idee gegenüber, Btx als Fachinformationenssystem in Zukunft häufiger einzusetzen. Hier sind die Interessen in aller Regel zu spezifisch und punktuell, als daß man einem 'Massenmedium', wie Btx es werden kann, einräumt, daß es diesen Dienst optimal zu leisten imstande ist." (5) Noch, das zeigen auch die Tagebücher der Versuchshaushalte, hat die Fachinformation keine große Bedeutung. Einer der häufigsten Gründe, warum eingeschaltet wird, ist der Zugriff auf einen bestimmten Anbieter, also etwa die Nachrichten eines Zeitungshauses oder die

Dienste einer Bank. Die Fachinformation taucht hier

unter den Nennungen überhaupt nicht auf. Ein anderes Bild zeigt sich bei den jüngeren Teilnehmern (14 bis 17 Jahre). Be.i ihnen rangiert die Fachinformation an zweiter Stelle der hauptsächlichen Nutzung. Und erst recht lassen die Antworten der persönlich stark Interessierten erkennen, welche Trends denkbar sind. Tabelle 4:

ANGEBOT FACHINFORMATIOEN NACHSCHLAGWISSEN (POLITIK, WIRTSCHAFT, KOLTÜR, WISSENSCHAFT, STATISTISCHE, LEXIKALISCHE DIENSTE) alle N= 1862

starkes persönliches Interesse N= -187

Nutzung : häufig gelegentlich gar nicht

7 % 35 % 45 %

22 48 25

Zufriedenheit : eher zufrieden eher nicht

23 % 14 %

41 23

sollte ausgebaut werden:

17 %

33

Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befragung, Hauptuntersuchung

Am häufigsten werden von dieser Gruppe statistische und lexikalische Dienste genutzt. Hier ist auch der Ausbauwunsch am stärksten (43 %). In ihrer Sicht hat Bildschirmtext auch einen hohen Innovationswert für die Fachinformation. Viele von ihnen sehen darin nicht nur eine ergänzende Möglichkeit zum Wissenszugriff, sondern etwas ganz neues.

61

Tabelle 5: KONKURRENZ, KOMPLEMENTARITÄT, SUBSTITUTION FACHINFORMATIONEN, NACHSCHLAGEWISSEN alle

starkes persönliches Interesse

N= 1862

N= 187

Btx ... ergänzt ersetzt regt an ganz neu keine Auswirkung

36 5 9 12 23

% % % % %

43 7 15 26 10

% % % % %

Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befragung, Hauptuntersuchung Interessant unter IuD-Gesichtspunkten mag auch noch sein, daß sehr viele der Haushalte sich einen gewissen Zusatzkomfort zu der Grundausstattung wünschen, der aus dem Fernseher erst ein wirklich nützliches Ausgabeterminal macht. Tabelle 6: ERWÜNSCHTER ΖUSATΖKOMFORT : möchte unbedingt haben

vorhanden

1. alphanumerische Eingabetastatur

66 %

12 %

2. gesonderte Telefonleitung

33 %

2 %

3. Speicher-AufZeichnungsgerät

27 %

7 %

4. Drucker, Kopiergerät

22 %

1 %

Ν = 880 Haushalte Quelle: Düsseldorf/Neuss Panel-Befragung, Hauptuntersuchung Ein so ausgestatteter Haushalt würde zumindest über die technischen Voraussetzungen verfügen, um sich der IuD-Angebote zu bedienen. Wird damit - endlich - realisierbar, was vor 'zehn Jahren das IuDProgramm anzielte?

Eine Zugangsmöglichkeit zu Fachinformationen

für im Grunde jedermann? In diesem Programm hieß es: "Bereitstellung fachlicher Information in allgemeinverständlicher und leicht zugänglicher Form für die Medien als Informationsmittler und auch unmittelbar für Bürger und gesellschaftliche Gruppen. Der Ausbau der Informationsleistungen muß insgesamt zu einem Informationsangebot führen, das sich in Umfang und Auswahl, in Aufbereitung und Darstellung der Informationen sowie in Zugriffsart und Preis

62 an den spezifischen und sich häufig ändernden Informationsbedürfnissen der verschiedenen Benutzerbereiche der Gesellschaft orientiert." (6) Daß diese Erwartungen nicht in Erfüllung gehen konnten, hatte sicher sehr verschiedene Ursachen, aber eine ist auch darin zu sehen, daß in den 70er Jahren die Distributionsinfrastruktur nicht zur Verfügung stand, die diese Ziele hätte realisieren können. In den 80er und 90er Jahren aber wird Bildschirmtext genau diese Infrastruktur darstellen. Nebenbei möchte ich noch anmerken, daß es wohl auch noch einen anderen Grund gibt für die zunehmende Parallelität der IuD-Aktivitäten und der Bildschirmtextentwicklung. Galt doch bei Verkündung des IuD-Programmes die Vorstellung, nur große, zentrale Computeranlagen wären imstande, je nach Fachbereich die Informationsmengen zu speichern und bereit zu halten. Doch die Entwicklung der Datenverarbeitung hatte eine Eigendynamik, die mit den IuD-Konzepten nicht synchron verlief. Durch die gesteigerte EDV-Kapazität, größere Leistung zu niedrigem Preis, war die Vorstellung eines Hosts pro Fachinformationssystem nicht mehr aufrechtzuerhalten. Andererseits erwies sich ein Konzept mit sogenannter "verteilter Intelligenz", ein mittels Datenfernübertragung gebildetes Netz räumlich verteilter kleinerer Datenverarbeitungsanlagen, als durchaus realisierbar. (7) Wenn ich es recht sehe, so hat der BMFT-Leistungsplan "Fachinformation - Planperiode 1982-1984" aus diesen Entwicklungen die Konsequenz gezogen und an wichtiger Stelle die Bildschirmtext-Dienste als spezielle Form on-line zugänglicher Informationsbanken mit einfachen Zugriffs- und Bedienungsverfahren hervorgehoben und gleichzeitig auf die ökonomische Notwendigkeit aufmerksam gemacht, einen wirklich breiten Markt für Fachinformationen zu erschließen und für eine spürbare Ausweitung der Nachfrage zu sorgen. I (8) Ist Bildschirmtext also heute schon oder doch wenigstens in seiner zukünftigen Entwicklung die funktionale Lösung für all jene IuD-Probleme, die mit seiner geforderten größeren "Bürgernähe" zusammenhängen ? Fraglos hat Bildschirmtext diese Chance , da es eine einfache Form der Datenfernübertragung ist, für die beim Benutzer die meisten der dafür notwendigen Geräte ohnehin oder doch bei Neukauf eines Farbfernsehgerätes vorhanden sind. Die notwendigen Zusatzeinrich-

63

tungen werden in den nächsten Jahren rasch sehr billig werden, so daß mit einer Ausbreitung zu rechnen ist, die jedenfalls das Vielfache dessen beitragen kann, was bei bisherigen IuD-Einrichtungen üblich war. Wie nah oder fern ist diese Zukunft einer Zusammenschaltung von Fachkommunikation und Massendistribution auf dem Umwege über Bildschirmtext? Ich vermute, daß wir hier eher von den 90er als von den 80er Jahren zu reden haben. Nach Ansicht aller, die sich in der Begleitforschung und in der Prognose der Ausbreitung von Bildschirmtext betätigen, wird dieses Informationssystem sich kaum nach dem Modell des Fernsehens diffundieren, sondern eher nach dem Modell des Telefons. Sicherlich wird es nicht wie beim Telefon hundert Jahre dauern, bis eine vollständige Haushaltsabdeckung erreicht ist, aber die Ausbreitungsgeschwindigkeiten, an die uns etwa der Farbfernseher gewöhnt hat, werden sich bei Bildschirmtext mit Sicherheit nicht einstellen. Allgemein geht man vorsichtig davon aus, daß die Nutzung in den ersten Jahren überwiegend geschäftlicher Natur sein wird oder doch eine Mischform aus geschäftlicher und privater Nutzung darstellen wird. Erst für Ende der 80er Jahre wird eine Haushaltsabdeckung bei ungefähr 10 Prozent der privaten Haushalte erwartet. Viel hängt dabei natürlich von den Kosten ab, deren Entwicklung auf den verschiedenen Ebenen derzeit schwer abzusehen ist. Nur wenn ein bildschirmtextfähiges Farbfernsehgerät

nicht sehr viel mehr kostet als ein normales Ge-

rät, werden mehr und mehr Private sich dieses Gerät anschaffen, wenn sie ohnehin zur Neuanschaffung eines Farbfernsehgerätes gezwungen sind. Nur wenn die Telefonrechnung durch Bildschirmtext nicht dramatisch erhöht wird und die Post eine vorsichtige Ge— bührenpolitik betreibt, wird die Nutzung dieses ja nach einem System der Einzelgebühr implementierten Informationssystems rasch üblich werden. Und nur, wenn die Anbieter durch Massennut.zung zu niederen Preisen anbieten können, kann von einer breiten Wirkung ausgegangen werden. Hier sind wirklich sehr viele Unbekannte, die erst nach bundesweiter Einführung von Bildschirmtext 1983/84 sich langsam klären werden. Erste Daten zu solchen Fragen bietet eine bundesweite Repräsentativbefragung, die 1982 durchgeführt wurde. Damals war der Bekanntheitsgrad von Bildschirmtext noch gering.

Tabelle 7: BEKANNTHEITSGRAD zum Begriff Btx gehört/gelesen ... nein, nichts

58 %

Verwechslung mit Videotext

16 %

richtige Angabe

12 %

ja, aber kein Interesse

8 %

weiß nicht mehr was

6 %

Quelle: Infratest Finanzforschung 1982 Ν = 2000 Die Teilnahmebereitschaft wurde zunächst mit folgender Frage getestet : "Die Teilnahme an Bildschirmtext wird nach den bisher durchgeführten Versuchen später einmal pro Monat für den Teilnehmer ca. 10 bis 15 DM kosten. Wenn Sie nun nochmals alle Anwendungsmöglichkeiten bedenken, die auf diesen drei Listen standen, käme bei diesen Gebühren eine Teilnahme am Bildschirmtext für Sie dann in Frage oder nicht?" Tabelle 8: TEILNAHME-BEREITSCHAFT gesamt

potentielle BtxTeilnehmer(1)

N= 2000

N= 306

ja (auch: nehme bereits daran teil)

16,-1 %

38,2 %

nein

67,2 %

44,9 %

weiß noch nicht

15,8 %

16,5 %

1,0%

0,5 %

keine Angabe

(1) Haushalte mit alten Farbfernsehern, mit Videorecordern, Telespielen Quelle: Infratest Finanzforschung 1982

Eine weitere Frage an die, die eine Teilnahme am Bildschirmtext erwägen, lautet.: "Zur Teilnahme am Bildschirmtext benötigt man einen neuen bildschirmtextfähigen Farbfernseher, der etwa 300 DM mehr kosten wird

65

als ein Gerät ohne die entsprechende Zusatzeinrichtung. Wenn Bildschirmtext nun in den nächsten zwei Jahren eingeführt wird, werden Sie sich dann möglichst bald einen bildschirmtextfähigen Farbfernseher anschaffen, oder werden Sie abwarten, bis Sie sowieso ein neues Gerät brauchen oder werden Sie wahrscheinlich nicht am Bildschirmtext teilnehmen?" Tabelle 9: ANSCHAFFUNGSBEREITSCHAFT gesamt N= 656 Werde m ö g l i c h s t anschaffen

potentielle Btx-Teilnehmer N= 169

bal d

werde a b w a r t e n , bis ich sowieso ein neues Gerät brauche werde w a h r s c h e i n l i c h n i c h t teilnehmen weiß nicht keine Angabe

10, 2 %

16,5 %

58, 5 %

61 ,6 %

13, 4 % 15, 4 % 2, 4 %

10,5 % 10,0 % 1 ,3 %

Quelle: Infratest Finanzforschung 1982 Solche Daten waren es, die uns im Schlußbericht für das I.and NRW formulieren ließen: "Zusammenfassend ist davon auszugehen, daß Btx in den ersten Jahren nach bundesweiter Einführung kaum als breit gestreutes Informations- und Kommunikationssystem für private Haushalte allgemein gelten wird. Btx wird zunächst bei einer relativ klar abgrenzbaren Teilpopulation Interesse finden, deren charakteristische Merkmale sein werden: Überdurchschnittliches Einkommen, qualifizierte Ausbildung und Berufsposition, breites Informationsinteresse. Der Ausbreitungsprozeß von Btx dürfte dem Verlauf der Ausbreitung des Telefons nicht unähnlich sein: In der Anfangsphase bei überwiegender Nutzung im kommerziellen Bereich nur zögernde Akzeptanz bei privaten eine

Haushalten und erst später auch

hier schnellere Verbreitung im Zusammenhang mit Ersatzbe-

schaffungen von Farbfernsehgeräten - sofern die Hersteller Btxfähige Geräte preisgünstig anbieten." (9) Neben den üblichen

Marketingmaßnahmen werden in Zukunft wohl

auch noch viele Verbesserungen des Systems notwendig sein,

66

um es den potentiellen Nutzern attraktiv erscheinen zu lassen. Dazu gehört

auch das für Bildschirmtext gewählte Suchsystem. Dies

deuten jedenfalls die Ergebnisse einer Studie über "Suchverhalten und Suchstrategien" an/die ergänzend zu den Feldbefragungen durchgeführt wurde. Der Schüußbericht dokumentiert, in welcher Richtung neue Lösungen zu suchen wären:

"Die Verbesserung des Sucherfolgs

dürfte für den Zugang möglichst vieler Bevölkerungskreise zum neuen Medium Btx entscheidend sein - vor allem für solche, deren Vertrautheit mit Informationsmitteln bisher gering war. Nach Erfahrungen von nahezu 2 Jahren können das Andauern von Schwierigkeiten und die Unzufriedenheit mit den Suchmöglichkeiten nicht vornehmlich als. Mangel bei den Teilnehmern abgehandelt werden. Bei der Beobachtung des tatsächlichen Verhaltens ist die Suche nach Schlagwörtern das eindeutig präferierte Verfahren. Vor Lösung der praktischen Aufgaben war der Zugang über das Anbieterverzeichnis noch als gleichermaßen bedeutsam genannt worden. Diese Selbsteinschätzung bestätigte sich jedoch nicht bei den Beobachtungen der Suche nach neuen Informationsquellen. Hingegen spielt die Orientierung an "bewährten Anbietern" im Sinne von "Bezugspersonen" für zuverlässige Informationen bei bekannten Informationsgebieten eine wichtige Rolle. Der Suchbaum erwies sich mithin nicht als das"natürli.che" Zugriffsverfahren zu Btx. Auch die Kombination verschiedener Zugriffsmöglichkeiten wurde beim praktischen Suchen nur vergleichsweise selten eingesetzt." (10) Bildschirmtext steht heute, nicht nur hinsichtlich seiner Ausbreitung, sondern auch hinsichtlich seiner anwendungsorient.ierten technischen Entwicklung am Anfang seiner Nutzung. Die ausgebreiteten Daten haben hoffentlich gezeigt, daß es x>7eder richtig ist, dieses System sei für IuD "allenfalls am Rande interessant", noch, daß nun plötzlich eine völlig neue Situation eintritt. Beim Kongreß der "International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA)" , sprach Denis Varloot, Direktor

der na-

turwissenschaftlich-technischen Bibliotheken und Museen Franks reichs, Ingenièur

für Telekommunikation, kürzlich davon, daß für

die Information nun die "Zeit des Wasserhahns" komme, nachdem man sie bisher aus Bibliotheken wie aus Brunnen schöpfen mußte: "Jeder, ob Privatmann, Student, Professor, Forscher

oder Industriel-

67 1er, wird zu Hause wie am Arbeitsplatz über die Information verfügen, die er braucht, im unmittelbaren Begriff und von der allergrößten Frische." (11) Wenn solche Prognosen wahr werden, dann nur dank Bildschirmtext und damit auch nur in den Zeithorizonten von Bildschirmtext. Seit dem Herbst 1983 läuft seine bundesweite Ausbreitung. Ihr Tempo wird genug Zeit lassen, um seine Möglichkeiten und Grenezen für die Fachinformation ab jetzt kreativ und wohl überahupt zu nutzen.

Anmerkungen (1)

(2)

(3) (4) (5) (6) (7)

(8)

(9) (10) (11)

Samulowitz, H.: Bildschirmtext und Fachinformation. Rauch, W./Strauch, D.: Bildschirmtext: Eine Einführung. In: Nachrichten für Dokumtation. 34, 1983, Nr. 1, S. 2,5,7 Vgl. dazu: Wissenschaftlicher Beraterkreis Feldversuch Bildschirmtext Düsseldorf/Neuss: Bildschirmtextbericht, Manuskript, Düsseldorf 1983 (Staatskanzlei des Landes NRW) Socialdata: Spezialprobleme von Btx. Forschungsbericht, München 1982, S. 23-26 Zusatzuntersuchung im Rahmen der Begleitforschung (Anm. 2) Arbeitsgemeinschaft Bildschirmtext (Getas/Socialdata): Schlußbericht, Bremen 1982, S. 71-73 BMFT: Programm der Bundesregierung zur Förderung von Informationen und Dokumentation (IuD-Programm). Bonn, 1975, S. 3/4 Die folgenden Ausführungen sind teilweise dem noch nicht veröffentlichten Schlußbericht zu dem Forschungsprojekt "Datenkommunikation als kommunikationspolitisches Problem" entnommen, das mehrere Jahre von der DFG gefördert wurde. (Mitarbeiter: Rahlenbeck, Eckhardt, M.A.) Bundesministerium für Forschung und Technologie (Referat: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) (Hrsg.): BMFT-LeistungsDlan - Fachinformation Planperiode 1982 bis 1984. Bonn 1982, S. 11, S. 59. Bildschirmtextbericht (Anm. 2, S. 28) Zentralariv für empirische Sozialforschung: Suchverhalten und Suchstrategien bei Bildschirmtext. Köln 1983 Müller-Üllrich, Burkhard: Technikum und Tempel. Weltkongreß der IFLA. In: Frankfurter Rundschau Nr. 206 vom 6.9.1983, S. 9

68

Rainer Kuhlen

Kommunikationstechnologien und Organisationsstruktur

Gliederung 1. KoitiTiunlkationstechnologien und Organisationsstri*: turen Was hat die Informationswissenschaf t mit Organisationen zu tun? 2.

Ergebnisse einer empirischen Befragung zur Informationsverarbeitung in Organisationen

3. Aufgaben eines Informationsmanagements

Zusammenfassung

Nach der Klärung der hier verwendeten Begriffe von "KomnuniXationstechnologie" und "Qrganisationsstnktur" und der Einführung eines Informationsverarbeitungsnodells werden erste Ergebnisse einer empirischen Untersuchung zur Informationsverarbeitung in Organisationen (Rang äc alen von Informationsquellen, Nutzung von Informationsbaiken, Ausrichtung von Informationsbanken, Stand und Planung von Informationsund KommuniKationstechnologien, Stellenwert von Komnunücationsformen und von informationsverarbeitenden Tätigkeiten sowie Rangfolgen von Organisationseinheiten, die für Informationsverarbeitung zuständig sind) vorgestellt. Schließlich wird auf Aufgaben eines professionellen Informationsmanagements eingegangen, das für die interne und externe Koordination von Information in Organisationen zuständig ist.

69 1. Kxmmlkationstechnologien und Organisationsstrukturen Was hat die Informationswissenschaft mit Organisationen zu tun?

Die Ausgangsfrage für diesen Vortrag ist: was bedeutet der zunehmende Einsatz von Kaimmikaticnstechnologien für die informationelle Absicherung bzw. für die allgemeine Infarmaticxisverarbeitungskapazität veri Organisationen, und in welcher Form (z.B. mit Rücksicht auf institutionelle Einbettung und funktionale Umgestaltung) sind innerbetriebliche Informationsstellen und deren Informationsperseñal davon betroffen? Bei dieser Frage wird, wie noch genauer auszuführen sein wird, von der Annahme ausgegangen, daß Organisationen in ihren Verwaltungseinheiten (und auf solche beziehen wir uns hier lediglich) infoematiensverarbeitende Systeme sind (1), so daß Veränderungen im informationellen Verhalten Auswirkungen auf die gesamte Organisationsstruktur haben müssen. Orqanisationsstrukturen sind in diesem Verständnis "geronnene" kamunikative Verhaltens formen, die sich zur Verarbeitung von Information herausgebildet haben! "Durch die Differenzierung der Verwaltung nach Konpetenz und Zuständigkeit wird auch ein Ktrmmikationsnetz definiert; Qrganisationsstrukturen ist inner immanent, daß sie im Raimen einer arbeitsteiligen Differenzierung die Informationsverarbeitung und die Informationsflüsse präformieren" (2).

Die Wirkung der Informationstechnoiogie auf die Organisationsstruktur

Kommuηikationsmedi un

Stufe

1

I I [

á Schriftliche und mündliche Kommunikation (Telefon), Austausch von Kopien etc.

2

Hie oben, allerdings unter Beschleunigung der Kommunikation durch elektronische Unterstützung.

3

Abb.

1

(aus

á

1

Horizontal« Organisation mit 'Funktionsbereichen'; kürzere Entscheidungswege und sehr Entscheidungsstellen; Mischung von Linien- und Stabsstellen.

4

Netzwerkartige Organlsationsfora; Aufgabenorientiert Bit flexiblen Entscheidungsregeln; Qualifizierung der Mitarbeiter nioht auf einzelne Aufgaben beschrankt.

î — Τ " . μ . ι

μ

γ

• 1

i J

» f—5

S.

1

b

- S 1 • s

1982,

I

76)

·

» \

Charakterisierung Streng hierarchische, vertikale Organis·tionsfor»; starre Koeununikations- und Entscheidung!kanSie ; hochspezialisierte und engbegrenzte Punktionen der Mitarbeiter; geringe Mobilitlt.

" 1

1976, Selten 68 und 69)

Rauch:

I

Η

M .-J ·

I I [

Ι

Η

M lin Anlehnung an HCHALE

« ·

h

r ι .

Stark elektronisch unterstutzte Kommunikation : Terminals, Tele· Konferenzen; Büro-Infor mations-Systeme

4

Inforaationsflue

Organisationsform

Hauptsächlich schrift- • Entsprachliche Kommunika- «,-ν.-idungstion rentrurf

\ V

Extrem weit (auch geographisch) gestreute, stark vernetzte Organisation; sehr anpassungsfShig und Innovationsfreudig; keine festgelegten Entscheidungs- und Koeaunikationskanlle.

70 Es besteht die Vermutung, daß die Informatisierung von Verwaltungen, d.i. die fortgeschrittene Durchdringung von Verwaltungen mit Technologien (Methoden und Geräte) der Information und Kaimunikation, eine grundlegende Neuverteilung von Kompetenzen (als Beherrschen von relevantem Wissen) und Zuständigkeiten (als Anwendung von Wissen) bewirken wird. Ohne daß im Rahmen dieser Arbeit auf mögliche Neuverteilungäconzeptionen eingegangen werden kann, kann vermutet werden, daß variablere Konrnunikationsformen mit flexibleren Organisaiionsstrikturen zusammengehen werden. Der allgemeine Zusammenhang von Kotmunikationstechnologien und Organisaiionsstrtkturen kann in einem ersten Zugriff durch eine Abbildung von Half-Dietrich Rauch (1982, S.76) verdeutlicht werden. Dabei sollte man sich bewußt sein, daß lediglich auf einer sehr absteckten Ebene Zusannenhänge quasi idealtypisch aufgezeigt werden. Selbst wenn die durch Rauch angedeuteten Zusammenhänge akzeptiert werden, wird den meisten IuD-Fachleuten die Relevanz des Themas, z.B. für einen Dckumentartag, nicht unmittelbar einleuchten. Versuchen wir daher den Einstieg über den Begriff der Kommunikation, der ja sicherlich neben den Begriffen "Dokumentation" und "Information" für das Informationsgebiet konstitutiv ist. Für Informationsspezialisten ist es fast selbstverständlich geworden, "Kommunikation" nicht auf "face to face caimunication", also auf Human-Aspekt allein beschränkt werden kann. Auf der anderen Seite ist rein technische Begriff der Kommunikation als Vernetzung von Rechnern IuD-Zwecke auch nicht brauchbar.

daß den der für

Im breiten Spektrum zwischen rein personaler und rein medialer (hier im Verständnis des Austausches von Daten zwischen den dv-gestützten Medien ohne Menschen) gibt es Zwischenformen, die für uns relevant sind und die allgemein als Mensch-Maschine-Kommunikation oder in der schönen Begriffsprägung von Christie (1981) als "face to file caimunication" bezeichnet werden? Für Puristen fängt das Problem dort allerdings erst an. Handelt es sich tatsächlich um Konmunikation, wenn ich vor meinem Terminal sitze und im Dialog mit dem Rechner ein Retrievalproblem zu lösen versuche? Ist die Fehlermeldung des Betriebssystems bei einem noch nicht korrektem Programm schon ein kommunikativ interaktiver Vorgang? Oder kommuniziert die Sekretärin mit ihrem Textsystem, wenn sie Texte eingibt oder einen Brief zum erneuten Ausdrucken oder Modifizieren auf den Bildschirm bringt? Ist Bildschirmtext ein Kcmnunikationsinstrument, wenn das System als Vehikel zum Suchen in interessanten Informationen benutzt wird, oder erst dann, wenn es, z.B. in einer innerbetrieblichen Umgebung, dafür verwendet wird, Botschaften auszutauschen. Auch die bekannte Glückwunschadresse über Bildschirmtext scheint doch eher ein kommunikativer Vorgang zu sein. Vielleicht aber auch noch nicht, solange nicht die Möglichkeit der Reaktion auf die gesendete Botschaft gegeben ist. Gehört also die dialogische Interaktion von Personen zur Kommunikation? Stimmt letztere Einschätzung, dann gehört zu den Koimunikationstechnologien im strengeren Sinne etwa Telefon mit allen Variationen bis zur Telefonkonferenz, elektronische Mail- und Message-Systeme, insofern sie nicht bloße Verteilungsssysteme sind, sowie elektronische Konferenzsysteme. Sind Telex, Telefax, Teletex damit keine Koranunikationstechnologien, weil man mit ihnen zwar Botschaften empfangen und senden, aber keinen Dialog führen kann?. Gehören Netzwerke wie DATEX-P, über die man vorzüglich Kommunikationsprozesse abwickeln kann, oder innerbetriebliche Kommunikation ermöglichende Lckale Netze nicht zur Familie der Karmunikationstechnologien, weil sie ja nur das Vehikel sind,

71 an deren Schnittstellen, ansetzen?

den Ein- und Ausgängen, erst die Kcrmonikatoren

Da nach unserem Verständnis bei diesen terminologischen Reflexionen nicht allzu viel auf dem Spiel steht, vollen wir uns im Rahmen dieses Beitrags nicht mit definitorischen Abgrenzungen aufhalten. Im Ausgang von einer sehr einfachen Bestimnung von Komunikatioii als Prozeß, bei dan Informationen zwischen Menschen sowie zwischen Menschen und Maschinen ausgetauscht werden, sollen unter den Begriff "Kjminikationstechnoloqien" nicht nur entsprechend dem Vorschlag von Schraitz/Szyperski/tiöring(1983) Kcnrmmikatiaris-Endgeräte und Kcnnunikationssystemg mit Speicher- und Weiteraabeinstanzen subsumiert werden, sondern auch die technischen Systeme, die Kgirounikationsnetze selber, über die Kaimunikationsprozesse, Vorgänge des Austauschs von Information, ablaufen. Bei diesem weiten Verständis tut man gut daran, wie es sowohl in der wissenschaftlichen als auch der professionellen Praxis üblich ist, den Doppelbegriff "Informations- und Kamunikatioristechriologien'' (ΙΚΓ) zu gebrauchen. Möglicherweise kann man dabei versuchen, solche Technologien, die mehr auf Information abzielen, von solchen zu unterscheiden, die mehr auf Koimjnikation gerichtet sind. Ein solcher Ansatz, der mehr Qrdnungsals Definiticnsfurikticn hat, ist bei der empirischen Untersuchung über "Informationsverarbeitung in Organisationen" gewählt worden (vgl. Abb. 2 und 3), über die im zweiten Teil dieses Vertrags mit einigen ersten Ergebnissen berichtet wird.

Informât ionstechnologien

Großrechner

°

»

Minirechner Multi

°

»

- Mi k r o

Mikro

( stand

Mikro

/

interner

Anschluß

°

Mikro

/ externer

Anschluß

°

Textverarbei tung (

Abb.

2

interne

)

alone

)

Dialoggeräte

Pragmatische

Auflistung

von

Informationstechnol ogien

72 Kommuni k a t i o n s t e c h n o l o g i en

«

-

Telefon,

Nebenstellenanlagen

Telefon,

Konferenzsysteme

Rohrpost lokale

Netze

»

Mail-/

Message

»

Electr.

»

T e l ex



Telefax



Teletex

»

Standleitungen

-

Bi1dschi rmtext

»

Datex

°

Systeme

- Ρ

sonstige

Abb.

-

Conferencing

Netze

3 Pragmatische

Auflistung

von

Kommuni k a t i o n s t e c h n o l o g i e n

Bleibt noch übrig, uns über die Einschlägigkeit des zweiten Begriffs des Themas, nämlich "Qrganisationsstruktur", zu verständigen. Was haben Inforraationsspezialisten mit Carganisationsstrukturen zu tun? Unter der Voraussetzung, daß Information (nicht nur, aber wesentlich) als politischer und ökonomischer Faktor zu bewerten ist, stellt es für die Informaticriswissenschaft eine neue Herausforderung dar, Prozesse zur Verarbeitung, Bereitstellung und Koordination veti Information in den Kontext zu untersuchen, in dem sie unter der politischen und ökonomischen Bessourcenfuriktxon in erster Linie relevant werden, d.h. im Kontext von Organisationen. Es wird damit ein Ansatz für infornaticnswissenschaftliche Untersuchungen gewählt, der als Perspektive nicht das (autonome) Informationssystem und auch nicht den individuellen (autonomen) Benutzer wählt, sondern die Organisation. Das theoretische Interesse zielt hier langfristig auf die Ausarbeitung einer informationellen Organisationstheorie ab (vgl. Janovsky/Muller-Heiden:1983). Für Mitarbeiter der Infarmaticnswissenschaft Konstanz ist deshalb das Thema von Information und Organisation, also auch das speziellere von Koitiunikaticristechnologien und Organisaticnsstruktur, ein zentrales.

73 Als Ursache für diesen Informationswissenschaft sind auszumachen: (i)

Konstanzer Perspektivenwechsel der vielleicht die folgenden drei Gründe

Arbeitsmaiktbedarf nach professionellem Informationsmanagement

(ii) Theoretische Plausibilität der These von Organisationen als informationsverarbeitende Systeme (iii) Schwierigkeiten bei der bisherigen weitgehenden Beschränkung des IuD-Gebietes auf anbietende Informationssysteme ad (i) Es sprechen einige Anzeichen dafür, daß sich auf dem Markt ein Bedürfnis nach Informationsspezialisten artikuliert, die zunehmend als "Inforroationsmanager" bezeichnet werden. Für solche Informationsmanager gab es bislang keine speziellen Ausbildungsangebote. Aktivitäten von informationswissenschaftlichen Ausbildungsinstitutionen in den Vereinigten Staaten, z.B. in Syracuse (Daniel:1983), Pittsburgh, Harvard und Berkeley, in EG-Staaten, z.B. an der City-University in London und in Sheffield sowie am European Institute for Information Management in Luxemburg, und nicht zuletzt auch in Deutschland, Universität Konstanz, sind Hinweise darauf, daß zumindest gewisse Richtungen der Informationswissenschaft sich für diesen Gegenstandsbereich und dieses Berufsbild interessieren. ad (ii) In der Organisations- und Verwaltungswissenschaft gibt es eine gut belegte und entwickelte Forschungstradition, nach der Organisationen als informationsverarbeitende Systeme zu verstehen sind (Kuhlen:1983b). Problematisch ist, ob der in der Organisationswissenschaft allgenein verwendete Begriff der Informationsverarbeitung mit dem informationswissenschaftlichen zumindest kompatibel ist. Zur Verdeutlichung dieses Forschungsansatzes mag die folgende Abbildung aus einer Arbeit der amerikanischen Forscher Tushman/Nadler stehen, die einen allgemeinen Kontingenzansatz vertreten (Tushman/Nadler:1978). Für Tushmann/Nadler wird Informationsverarbeitung in Ubereinstimmung mit informationswissenschaftlichen Ansätzen als Möglichkeit der Veränderung von Wissen ("information must effect a change in knowledge", S.614), spezieller als Reduktion von Ungewißheit verstanden. In Organisationen entsteht Ungewissheit vor allem durch unstabile Umwelt, durch bereichsinterne Aufgäbenkonplexität und durch Schwierigkeiten in der Koordination zwischen den einzelnen Bereichen. Die Gesamtheit des durch die Ungewißheitsformen entstehenden Informationsbedarfs machen die informationellen Anforderungen der Organisationen (information requirements) aus. Eine Organisation ist dann als optimal organisiert anzusehen, wenn eine adäquate Entsprechung (match) zwischen informationellen Anforderungen und Informationä^apazitäten besteht. Um diesen "match" zu ereichen, müssen also erstens Mechanismen zur Erarbeitung von Information (z.B. über Marktdaten und technologische Entwicklung) verfügbar sein; zweitens zur Bewältigung interner, stark informationsabhängiger Aufgaben (Haushalt, Leistungskontrolle, Pläne, Zielbildungsprozesse, Konsensualisierungsvorgänge etc.) muß eine angemessene Konfiguration der Arbeitseinheiten entwickelt werden; drittens da wegen zunehmender Arbeitsteilung die Arbeitseinheiten sich tendenziell verselbständigen, muß eine effektive Koordination zwischen den selbständigen, aber interdependenten Einheiten gefunden werden.

74

T h e Information Processing M o d e l .

Abb. 4

(aus T u s h m a n / N a d l e r :

1978, S. 622)

Faßt man die drei Punkte zusammen, so ist die Informationsverarbeitungäcapazität von Organisationen eine Funktion a) der informationellen Anforderung, b) des Grades der Professionalisierunq der Informationsverarbeitung (wir werden später von Informationserarbeitung sprechen und c) der (die Informationsverarbeitung beeinflußenden) Organisationsstrcktur. Das letzte Argument wird häufig, so auch von Tushmann/Nadler, auf die Dichotomie von Burns/Stalker zwischen organisch und mechanistisch mit den erwähnten Implikationen zurückgeführt. ad (iii) Die Begründung der Informationspraxis bzw. der Nachweis der Relevanz von Informationsdienstleistungen, wie z.B. Informationsbanken etc., über den individuellen Benutzerbedarf und von den Angebotsnöglichkeiten der IuD-Einrichtungen fällt zunehmend schwerer. In einer der Podiumsdiäcussionen auf dem letzten Dokumentartag hat Herr Schulte-Hillen angesichts von Spekulationen über ζ Lie unfts trächtige Technologien wie Bildplatte oder Teleshopping den Blick auf die noch nicht bewältigte Gegenwart, sprich Defizite bei der Nutzung von Informationsbanken, zurückgelenkt: "In diesem Zusammenhang muß man fragen, was hier falsch gemacht worden ist. Die deutschen Datenbanken sind wirklich gut, wir haben ein Angebot von 100 technologierelevanten Datenbanken, 55 Dokumentationen, die technologierelevante Daten beinhalten, die aber nur Insidern bekannt sind. Wir haben noch einmal ungefähr 60-70 wirtschaftsrelevante Datenbanken, aus denen wichtige Informationen zu holen sind. Müßten wir da nicht einmal darüber discutieren, wie man dieses Instrumentarium, was ja nicht nur für die Dokumentare wichtig ist, besser an den Mann bringt? Die Problematik" und damit wird die Relevanz der Argumentation für unser Thema deutlich "ist nicht in das Bewußtsein der Wirtschaft vorgedrungen. Die Unternehmen wissen meist gar nicht, daß es Datenbanken gibt, sie sind erstaunt, wenn

75 man ihnen vorführt, was diese Systeme alles leisten. Müßten wir nicht über diesen Punkt wesentlich intensiver discutieren und uns einmal überlegen: wie kann man das besser machen?" (Dcktaq82, S.92) Versuchen wir im zweiten Teil, Schulte-Hillens Fragen durch einige empirisch gewonnene Daten, wenn nicht zu beantworten, so doch etwas zu konkretisieren. Hierfür wird - wie oben angedeutet - die Perspektive der Information verarbeitenden Organisationen gewählt.

76 2

Ergebnisse einer empirischen Befragung zur Infornaticnsverarbeitung in Organisationen

2.1 Erhebungsdaten Zur Vorbereitung eines langfristig angelegten Forschungsvorhaben (3) wurde am Lehrstuhl für Informationswissenschaft in Konstanzunter dan Ulema " Informationsverarbeitung in Organisationen" eine Befragung über Fragebogen durchgeführt (4). Dieses Vorhaben wurde von 6 Industrie- und Handelskarmnem in Baden-Württemberg (s. unten) mit der Bereitstellung von Adressen unterstützt. Diese Erhebung diente zum einen der Bestandsaufnahme, zum andern sollten durch sie die Organisationen herausgefiltert werden, die aufgrund einer fortgeschrittenen (tatsächlichen oder geplanten) Durchdringung mit Informations- und Kamimikatianstechnologien für spätere qualitative Untersuchungen gut geeignet zu sein scheinen. Als Zielsetzung des Fragebogens wurde angegeben:

Fragebogen Informationsverarbeitung in Organisationen Ein Vorhaben der Informationswissenschaft an der Universität Konstanz Prof. Dr. R. Kuhlen und Mitarbeiter des Projekts Informationsvermittlung

Zielsetzung und Inhalt des Fragebogens

Die Informationswissenschaft beschäftigt sich mit Methoden der Verwaltu und der Nutzung der Ressource Information. Wir untersuchen diese Fraç aus der Perspektive von Organisationen verschiedenster Art. Nicht zuletzt auch aus Gründen einer an den Bedürfnissen der Praxis ori· tierten Ausbildung fragen wir in diesem Fragebogen,

welch· Ressourcen S I · für d l · Lösung von Informationspi blemen einsetzen welch· Organisationseinhelten für welche Informationstätl keiten bei Ihnen zuständig sind ob es bei Ihnen schon eigens dafür abgestelltes Informatioi personal gibt bzw. ob Sie einen Bedarf dafür sehen inwieweit Ihre Organisation mit Informations- und Kommu kationstechnologien durchdrungen ist in welchem Ausmaß Sie externe und interne Datenbank verwenden wie Sie die Aufgaben der Kommunikation und Koordinati bewältigen

Abb.

5

77 Al« Uiformotionswissenschofrier interessieren uns die Verfahren und die Ressourcen, die bei Ihnen eingesetzt b r w . verwendet werden, um die für ihre Aufgabenerfüllung nötigen Informationen zu beschaffen. Hierbei k a n n unterschieden w e r d e n zwischen Informationen, die a u f g r u n d direkter, persönlicher Kontakte, über einschlägige Institutionen o d e r z u n e h m e n d mit Computerunterstûtzung vermittelt werden.

Abb.

6

Frag· 1 Welchen Stellenwert haben die angeführten Informationsquellen bei der Deckung d e · Informationsbedarfs in Ihrer O r g a n i s a t i o n ? a) überwiegend personenbezogene Information

|

|

G e s p r ä c h e mit Kollegen

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|

|

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Kontakte ouf M e s s e n , Kongressen, Dienstreisen usw

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Kontakte zu A n g e h ö r i g e n v o n Fachhochschulen, Universitäten o d e r a n d e r e n Forschungseinrichtungen

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Unterstützung d u r c h private Informationseinrichtungen, -Vermittler, -berater

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Fortbildungsveranstaltungen

G

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G

Arbeit in G r e m i e n , Ausschüssen usw

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G

G

G

b) überwiegend über Institutionen vermittelte Information

interne Bibliotheken, Archive, Informationszentren

G

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G

G

G

externe Bibliotheken, A r c h i v e

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Patentauslegesteilen

O

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fachspezifische externe Dokumentationsstellen

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Informationsdienste der I H K , R K W , Standesorganisationen υ. o

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Amtshilfe, Behördenauskünfte, Kooperationsverträge

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> : G

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Massenmedien

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Fachliteratur

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nicht öffentliche (organisationsinterne) D a t e n b a n k e n

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öffentlich a n g e b o t e n e D a t e n b a n k e n

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G

c) mediale Information

'—>

Sonstige, bitte hier a n g e b e n :

Die Verwaltung u n d die Bereitstellung d e r Ressource Information müssen organisiert u n d koordiniert w e r d e n . D a es sicherlich nicht Oberall dafür spezielle O r g a n i s a t i o n s · einheiten gibt, interessiert uns bei der folgenden Frage, in welchen O r g a n i s o t i o n s einheiten bei Ihnen „Informationstätigkeiten" durchgeführt werden.

Frage 2

J

I

W e k h e der folgenden A u f g a b e n werden in welchen Einheiten übernommen?

s ! i 1 s

%

8

>

83 Fragen wir nun direkt nach der Nutzung öffentlicher Informationsbanken. Angesichts der in der Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht des Bundesrechnungshofs zur läge der Fachinformaticn in der Burriesrepublik (Redhnungshofberidht 4/83, Stellungnahme 9/83) mitgeteilten Zahlen über die Nutzungsfrequenzen vcn deutschen Fachinformationseinrichtungen (Abb. 11) war kein intensives Benutzerverhalten zu erwarten.

Recherchen

in d e u t s c h e n

Stellungnahme

Bundesrechnungshofes Deutschland'

Fachinformationssystemen

der Bundesregierung (April

über die

1983)

vom

zum G u t a c h t e n

(Quelle: Anhang des P r ä s i d e n t e n

'Fachinformation

in der

zur des

Bundesrepublik

21.9.1983)

hausinterne Recherchen und individuelle Profile

Recherchen durch externen Online-Zugriff

1982

1983

1984

1982

1983

1984

Fachinformationszentrum Energie, Physik, Mathematik

2 .707

2.800

3.200

9.066

1 1 566

16.800

Fachi n f o r m a t i o n s zentrum Chemie

2 .141

1 .145

1.175

2.636

4 400

5.660

Fachinformationszentrum Technik

490

440

440

17.628

19 800

22.000

Fachinformationszentrum Werkstoffe

298

449

570

2.000

2 500

3.000

Deutsches Institut für t e c h n . R e g e l n

9 .150

9.000

8.000

10

50

200

Informations zentr. Raum und Bau

2 .407

3.043

3.191

1 .636

1 644

Deutsches Institut f. m e d i z i n i s c h e Dokumentation und Information Juristisches InformationsZentrum

1 .596 1 .450 1 .450 49.900 56 900 61.000 (571) (350) (350) (2.700) (3.000) (2 900) (Die W e r t e in K l a m m e r n b e z i e h e n sich a u f P r o f i l e ) n i c h t n a c h h.ausintern u n d o n l i n e u n t e r s c h i e d e n ; zur Z e i t 63 I n s t i t u t i o n e n als e x t e r n e N u t z e r , w e i t e r e 350 I n t e r e s s e n t e n (daher Z u w a c h s e r w a r t u n g 1984) vorhanden ,984 l g 8 2 1 g 8 3 40.000

Sonstige (BASt, Luftring Berlin, Stiftung Wissenschaft u.Politik, Deutsche Stiftung internationale Entwicklung

S U M M E Abb.

11

1 . 778

1.304

1 .370

20.093

19.697

45.000

1 .490

19.516

75.000

145

410

620

123.021

142.270

186.058

84

Die Tabelle in Abb. Nutzung

12 bestätigt dies.

öffentlicher

Informationsbanken

Durchschn. TA

%

Online-Recherchen

532

5,8

Auftragsrecherchen

519

21,6

ei gene

Gesamtantwortquote Gesamt

Produktion

(Es k o n n t e n

Abb.

%

TA

%

332

5,4

134

7,5

51

5,9

326

25,8

129

15,5

50

10,0

= 344 Ν (0) = 142

Verwaltung

Ν (ÖV)

9 nicht klassifiziert

Die P r o z e n t a n g a b e n

TA

TA

Ν = 554 N(P)

Gesamt Dienstleistung Gesamt öffentliche

öff.V erw.

Dienstl.

Prod.

beziehen

= 52

werden, 7 gehören

Ρ und D an.)

s i c h a u f die t a t s ä c h l i c h e n

Antworten

(TA).

12

Auffallend - und in gewissem Widerspruch zu der sonstigen Tendenz, die Verfügung über die Information im eigenen Hause zu behalten - ist der schon verhältnismäßig hohe Anteil an Auftraqsrecherchen, der in erster Linie durch die Aktivitäten im Prodiktionsbereich (25,4%) zu erklären ist. Auch bei den deutschen Fachinformationszentren nehmen die Kunden aus dem Bereich Maschinenbau - nach der Nutzung im Bereich Medizin - eine gewisse Spitzenposition ein (vgl. Abb. 11). Wenn man die geringen Werte der organisationsintemen Online-Recherchen in externen Datenbanken überhaupt interpretieren will, dann kann man mit Vorsicht eine Vorreiterfunktion des Dienstleistungsbereichs ( dazu wurden z.B. auch Barken, Versicherungen, Beratungsbüros etc. gezählt), ausmachen. Möglicherweise wird der vorhandene öffentlichkeitsdruck auch als Informationsdruck empfunden. Interessanter für die zukünftige Planung sind die Gründe, weshalb kaum in öffentlichen Datenbarken recherchiert wurde (Abb.13).

bislang

85" Für sich sprechen die absoluten Offenbar sind die bisherigen nachfrageorientiert ausgerichtet.

Gründe, weshalb

bislang

Informationsbanken

kein

nicht

oder

recherchiert

Bedarf

Spitzenpositionen bei "kein Bedarf". öffentlichen Datenbanken keineswegs

kaum i η ö f f e n t i i c h e n

wurde

Durchschn.

Prod.

TA

TA

%

Di en st 1. %

TA

%

Off Ver w TA

459

79,7

282

75, 9

1 17

82 ,9

45

95 6

364

64,6

226

65, 0

96

66,0

32

56 3

keine Informationsbank b e k a n n t

392

75,0

242

74, 4

102

80 ,4

37

73 0

keine passende Informationsbank bekannt

304

64,1

192

61

5

75

70,7

28

67 9

Kosten

301

60,1

186

58, 6

75

58,7

33

69, 7

Recherchekosten

290

53,4

188

51

7

74

54,1

29

58, 6

kein a u s g e b i l d e t e s Personal

303

57,4

198

59 5

75

50,7

30

60 0

zu w e n i g

bekannt

Anschaffung

Gesamtantwortquote

Ν = 554

Gesamt

Produktion

Gesamt

Dienstleistung

Gesamt

öffentliche

(Es k o n n t e n Die Abb.

9 nicht

Prozentangaben 13

N(P)

= 344 N(D)

=

142

Verwaltung

N(tJV! = 52

klassifiziert beziehen

sich

werden.

7 gehören

Ρ und D an.)

auf die t a t s ä c h l i c h e n

Antworten

(TA).

86 In einer vergleichbaren empirischen Untersuchung beim wissenschaftlichen Personal der Universität Konstanz zum Aufbau und zur Nutzung von Datenbanken (Durchführung Senner 1982, vgl. Kahlen; 1983a) ist ebenfalls nach den Gründen für die niedrige Nutzungsfrequenz gefragt worden. An der Universität Konstanz hatten bis April 1982 24 Personen=12% des Gesamtrücklaufs von 209 Antwortenden online direkt bzw. 53 Personen=26.6% im Auftrag Recherchen durchgeführt (5). Bei dieser Befragung fiel auf (vgl. Abb 14), daß mit "kein Bedarf" nur geringfügig argumentiert wird. Die bisherigen Referenz-Datenbanken aus dem Dbkunent-Retrieval-Bereich kennen ja auch in der Tat der Gepflogenheit von Wissenschaftlern entgegen, sich mit der - hier über Datenbanken nachgewiesenen - Literatur auseinanderzusetzen. Nach wie vor sind die angebotenen Datenbanken mehr auf den Bedarf von Wissenschaft und Technik, weniger auf den von Verwaltung und Wirtschaft ausgerichtet.

GRÜNDE FÜR NICHT-BENUTZUNG VON DATENBANKEN

I KEIN BEDARF

ABSOLUT

2,6

5

4,7

9

DATENBANK

29,7

57

KENNE KEIN ENTSPRECHENDES SYSTEM

22,4

43

HABE KEIN TERMINAL

25

48

MÖCHTE

INFORMATIONSBEDARF

AUF ANDERE WEISE DECKEN KENNE KEINE EINSCHLÄGIGE

SYSTEME SIND NICHT LEISTUNGSFÄHIG GENUG SYSTEME SIND ZU TEUER FRAGEFORMULIERUNG ZU SCHWIERIG Abb.

14

T a b e l l e aus Universität

2,1

4

10,9

21

9,4

18

e i n e r B e f r a g u n g an d e r Konstanz, Kuhlen (1983a.

S.

26)

Offenbar bestehen für intensive Marketinqaktivitäten gute Chancen. Den Anworten ist zu entnehmen, daß nach wie vor zu wenig Wissen über die Möglichkeiten des Online-Retrieval an sich, dann aber auch über spezielle Systeme und einschlägige Datenbanken besteht. Wie sollten nun in der Zukunft für den hier zur Diskussion stehenden Benutzerkreis (Verwaltungen der Wirtschaft und der öffentlichen Band) die Inhalte der Datenbanken aussehen? Abb. 15 gibt eine eindeutige Antwort. Im Durchschnitt, vor allem wegen der hohen Anteile des Prodüktions- aber auch des Dienstleistungsbereichs, werden Informationen über Produkte und Firmen gewünscht (6). Der Verwaltungsbereich sieht Desiderate bei den Rechtsvorschriften. Datenbanken aus den Bereichen Wissenschaft und Technik (WTID) und über Patente, also die eher traditionellen IuD-Dateribanken, werden für den Prcriuktionsbereich ebenfalls als sehr wichtig eingeschätzt.

87 Gewünsche

Ausrichtung öffentlicher

Durchschn. TA

%

WTID

228

41

Patente

210

Rechtsvorschriften

245

Datenbanken

Prod

Dienstl

öff V e r w

TA

TA

TA

%

2

185

53 8

31

21 8

7

37 9

192

55 8

10

7 0

3

5 8

44 2

144

41

9

57

40

1

39

7.5 0

74

13 4

49

14 2

19

13 4

4

7 7

stati sti sehe Populationsdaten

124

22 4

62

18 0

34

23 9

25

48, 1

ing.wi s s . / n u m e r . Daten

114

20 6

94

27 3

12

8 5

5

9 6

Produkte/Firmen

337

60 8

240

69 8

82

57 7

8

1 5 4

Werkstoffeigenschaften

159

28 7

134

39 0

19

13 4

3

5, 8

43

7 8

39

11 3

3

2 1

1

1 9

202

36 5

165

48 ,0

34

23 9

0

0

ö k o n o m i sehe Zei trei hen

chemi s e h e Verbindungen internationale Märkte

Gesamtantwortquote Produktion

Gesamt

Dienstleistung

Gesamt

öffentliche

Die Abb.

N(P)

9 nicht

Prozentangaben

%

13 ,5

Ν = 554

Gesamt

(Es k o n n t e n

%

= 344 N(D)

=

142

Verwaltung

N(DV)

klassifiziert beziehen

= 52

werden.

s i c h auf die

7 gehören

Ρ u n d D an.)

tatsächlichen

Antworten

(TA).

15

Aus den geringen AntwDrtquoten bei der Nutzung öffentlicher Datenbanken und der deutlichen Bekundung "kein Bedarf" kann man keineswegs auf eine generelle Ablehnung der Möglichkeiten von Informaticris-/Datenbanken schließen. Bei der Frage nach der Verwendung organisations interner Informationsbanken sieht das Bild ganz anders aus (ibb. 16), auch wenn man dabei berücksichtigen sollte, daß der Begriff "Informationsbank" möglicherweise nicht genau im Sinne der Verwaltung veti Fachinformatian verstanden wurde. Iiiinerhin geben im Durchschnitt ca. 50% der Organisationen an, betriebsintem mit Infontaticris-ZEstenbanken zu arbeiten. Dienstleistungsund Öffentliche-Verwaltungs-Bereich geben leicht höhere Werte an.

88

Verwendung organisationsinterner Informationsbanken TA

A l l g e m e i n ü b e r alle

Branchen

534

%

50,6

Produktion

331

52,3

Dienstlei stungen

137

49 ,6

50

44,0

öffentliche

Verwaltung

Gesamtantwortquote Ν = 554 Gesamt Produktion N(P) = 344 G e s a m t D i e n s t l e i s t u n g N ( D ) = 142 G e s a m t ö f f e n t l i c h e V e r w a l t u n g N(DV) = 52 (Es k o n n t e n 9 n i c h t k l a s s i f i z i e r t w e r d e n , 7 g e h ö r e n Ρ u n d D a n . ) Die P r o z e n t a n g a b e n b e z i e h e n sich a u f d i e t a t s ä c h l i c h e n A n t w o r t e n .

A b b . 16

2.3 Stand und Planung Informations- und Kcximunikationsteclmologien Entsprechend der in Teil 1 angedeuteten mshr analytischen, nicht systematischen Unterscheidung zwischen Technologien, die mehr der Informationsverarbeitung, und solchen, die mehr direkt auf Kommunikation bezogen sind, wurde nach Stand und Planung gefragt. Die Ergebnisse bezüglich der Informationstechnologien (vgl. Abb. 17) legen die Annahme nahe, daß die Durchdringung mit Großrechnern relativ abgeschlossen ist. Hohe Planungsdaten werden nicht angegeben. Dialoggeräte mit Anschluß an interne Rechner sind in hohem Ausmaß vorhanden. Die allgemein anerkannte Tendenz zu den Arbeitsplatzrechner-Möglichkeiten bestätigt sich auch hier. Mikroe und Textsysteme sind durchgängig in hohen Anteilen vertreten und werden nach wie vor geplant. Vor allem die öffentliche Verwaltung setzt intensiv auf Textverarbeitung, möglicherweise eine problematische Entwicklung angesichts der weitaus flexibleren Möglichkeiten, die Mikros bieten (leistungsstarke Texteditoren neben anderer Dienstleistungssoftware).

89

in

co

co

CM

co



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co

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co

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CM

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