Etymologisches Wörterbuch der germanischen Primäradjektive 9783110871616, 9783110136661


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German Pages 725 [728] Year 1993

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BIBLIOGRAPHIE
A. Zeitschriften und Reihen
B. Siglen
C. Übergreifende Arbeiten
ABKÜRZUNGEN
A. Sprachen
B. Textsiglen
C. Sonstige Abkürzungen
D. Symbole
QUELLEN
EINLEITUNG
A. Konzeption
B. Materialgrundlage
C. Arbeitshypothesen
D. Aufbau der Wörterbuchartikel
SYSTEMATISCHER TEIL
A. Primäradjektive
B. Verbaladjektive
C. Rückbildungen
D. Adjektive aus Substantiven
E. Derivata
F. Komposita
WÖRTERBUCH
ONOMASIOLOGISCHER INDEX
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Etymologisches Wörterbuch der germanischen Primäradjektive
 9783110871616, 9783110136661

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Frank Heidermanns Etymologisches Wörterbuch der germanischen Primäradjektive

w DE

G

Studia Linguistica Germanica

Herausgegeben von

Stefan Sonderegger

33

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1993

Frank Heidermanns

Etymologisches Wörterbuch der germanischen Primäradjektive

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1993

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

Die Deutsche

Bibliothek



CIP-Einheitsaufnahme

Heidermanns, Frank: Etymologisches Wörterbuch der germanischen Primäradjektive / Frank Heidermanns. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1993 (Studia linguistica Germanica ; 33) Zugl.: Köln, Univ., Diss., 1990 ISBN 3-11-013666-X NE: HST; GT

© Copyright 1993 by Walter de Gruyter & Co., 1000 Berlin 30. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Druck: Arthur Collignon GmbH, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Lüderitz & Bauer-GmbH, Berlin

Vorwort Den Ausgangspunkt meiner Beschäftigung mit germanischen Adjektiven bildeten Überlegungen zu der Frage, ob sich die geläufige Trennung zwischen primären und sekundären Adjektiven auch außerhalb der Stammbildung widerspiegelt — etwa im Bereich der Kasusflexion, der Adverbbildung oder der Komparation. Eine Durchmusterung des Gotischen führte zu dem Ergebnis, daß in der Tat auf mehreren Ebenen auffällige Unterschiede bestehen; beispielsweise gehen von Primäradjektiven weitaus häufiger Ableitungen aus als von Sekundärbildungen. Allerdings stellte sich rasch heraus, daß der Begriff "primär" einer genaueren Definition bedurfte. In der Folge ist die binäre Opposition "primär" — "sekundär" einer Skala mit mehreren Graden von "Primarität" gewichen. Um die Eigenschaften der verschiedenen Adjektivtypen eingehender studieren zu können, beschloß ich, die Materialsammlung auf die übrigen germanischen Sprachen auszudehnen. Bald jedoch entwickelte das Projekt eine Eigendynamik: die Aussagekraft der Zusammenstellung ließ sich erhöhen durch Aufnahme sämtlicher Adjektivableitungen, zu vielen Wörtern mußten etymologische Untersuchungen angestellt werden, und anderes mehr. Durch diese Änderungen bewegte sich das Ganze immer mehr in Richtung auf ein Wörterbuch, so daß ich mich schließlich entschloß, die ursprüngliche Thematik zurückzustellen, um die mittlerweile ziemlich umfangreich gewordene Sammlung zu einem systematischen Wörterbuch der germanischen Primäradjektive auszubauen. Eine erste Fassung des Wörterbuchs wurde von der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln als Dissertation angenommen; das Rigorosum fand am 23. Juni 1990 statt. In der Folgezeit habe ich die Arbeit erheblich erweitert und umgestaltet. Wenn ich sie nun der Öffentlichkeit übergebe, so geschieht dies in der Hoffnung, daß sie sich in der jetzigen Form als brauchbar erweisen möge; im Grunde ließe sich an Wörterbüchern dieser Größenordnung unentwegt weiterarbeiten. Danken möchte ich vor allen anderen Herrn Prof. Dr. Jürgen Untermann; er hat die Dissertation angeregt, über all die Jahre mit Rat und Anteilnahme gefördert und so in mannigfacher Weise zu ihrer endgültigen Gestalt beigetragen. Herr Prof. Dr. Thomas Klein, der das Korreferat zu der Arbeit übernommen hat, hat mir zahlreiche nützliche Hinweise gegeben und mich vor manchem Irrtum bewahrt, wofür ich ihm von Herzen danke. Weiterhin danke ich Herrn Prof. Dr. Elmar Seebold, daß ich manche Probleme mit ihm diskutieren durfte und daß er den Kontakt zum Verlag hergestellt hat.

VI

Vorwort

Schließlich gilt mein Dank den Teilnehmern des Indogermanistischen Graduiertenkolloquiums am Institut für Sprachwissenschaft in Köln, deren Anregungen in die Arbeit eingeflossen sind. Selbstverständlich trage ich für alle verbliebenen kleineren und größeren Mängel die alleinige Verantwortung. Für die Ausarbeitung der Dissertation wurde mir ein Stipendium im Rahmen der Graduiertenförderung der Universität zu Köln gewährt. Dem Verlag Walter de Gruyter & Co. sowie dem Herausgeber der Reihe "Studia Linguistica Germanica" sage ich Dank für ihre freundliche Bereitschaft, die Arbeit in diesem Rahmen zu publizieren. Köln, 31.12.1992

Frank Heidermanns

Inhalt BIBLIOGRAPHIE

1

Α. Zeitschriften lind Reihen B. Siglen C. Ubergreifende Arbeiten

1 3 4

ABKÜRZUNGEN

16

A. Sprachen B. Textsiglen C. Sonstige Abkürzungen D. Symbole

16 16 17 18

QUELLEN

19

EINLEITUNG

26

A. Konzeption B. Materialgrundlage C. Arbeitshypothesen D. Aufbau der Wörterbuchartikel 1. Adjektiv 2. Komposita 3. Derivata 4. Beleglage (Bei) 5. Germanisch (Gm) 6. Indogermanisch (Idg) 7. Literatur (Lit)

26 26 29 31 31 34 35 36 37 37 37

SYSTEMATISCHER TEIL

39

A. Primäradjektive B. Verbaladjektive 1. Außerhalb des Verbalparadigmas 2. Innerhalb des Verbalparadigmas C. Rückbildungen D. Adjektive aus Substantiven E. Derivata F. Komposita

39 48 48 73 77 81 83 88

WÖRTERBUCH

91

ONOMASIOLOGISCHER INDEX

699

Bibliographie Α.

Zeitschriften und Reihen

Λ AB ABäG ADA AF AGI AION AJPh AL ANF APSL ASNSL ATB BNF Celtica Diachr ÉC EG EHS ESt ESts FF GAG GB GBE GHÂ GL Glotta GRM GSIGW HBV HdA

Anglia. Zeitschrift für Englische Philologie. Halle (Saale) Beiblatt zur Anglia. Halle (Saale) Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik. Amsterdam/Atlanta Anzeiger für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Berlin/Stuttgart Anglistische Forschungen. Heidelberg Archivio Glottologico Italiano. Torino Annali, Istituto Orientale di Napoli, Sezione linguistica. Napoli The American Journal of Philology. Baltimore, Maryland Archivum Linguisticum. A Review of Comparative Philology and General Linguistics. Glasgow Arkiv for Nordisk Filologie. Lund Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur. Amsterdam Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen. Braunschweig Altdeutsche Textbibliothek Beiträge zur Namenforschung. Heidelberg Celtica. Dublin Diachronica. Amsterdam Études Celtiques. Paris Etudes Germaniques. Lyon/Paris Europäische Hochschulschriften. Frankfurt a.M./Bern/New York Englische Studien. Organ für englische philologie. Leipzig English Studies. A Journal of English Language and Literature. Lisse Forschungen und Fortschritte. Nachrichtenblatt der Deutschen Wissenschaft und Technik. Berlin Göppinger Arbeiten zur Germanistik Germanische Bibliothek Gießener Beiträge zur Erforschung der Sprache und Kultur Englands und Nordamerikas. Gießen Göteborgs Högskolas Ârsskrift General Linguistics. Pennsylvania Glotta. Zeitschrift für griechische und lateinische Sprache. Göttingen Germanisch-Romanische Monatsschrift. Heidelberg Göttinger Sammlung indogermanischer Grammatiken und Wörterbücher Hessische Blätter für Volkskunde. Gießen Handbuch der Altertumswissenschaft

2 HS IB IBK IBS IF IIJ JEGPh JIES JVNS Kratylos KZ KZEH LB Lg LPosn MOEL MPh MSL MSNPh MSS NAkdW NM NPh NPhM NTS OTR PBB ΡΗΜΑ PhQ PMLA QF RBPhH RHA SG

SGG SKGGD Sprache

Bibliographie Historische Sprachforschung (Historical Linguistics). Göttingen/Zürich [früher: KZ] Indogermanische Bibliothek Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft Indogermanische Forschungen. Berlin Indo-Iranian Journal. Dordrecht/Boston The Journal of English and Germanic Philology. Urbana, Illinois The Journal of Indo-European Studies. McLean, Virginia Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung. Neumünster Kratylos. Kritisches Berichts- und Rezensionsorgan für indogermanische und allgemeine Sprachwissenschaft. Wiesbaden Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung (auf dem Gebiete der indogermanischen Sprachen). Göttingen [später: HS] Ergänzungshefte zur KZ Leuvense Bijdragen. Tijdschrift voor germaanse filologie. Leuven Language. Baltimore Lingua Posnaniensis. Warszawa Methuen's Old English Library Modern Philology. Chicago Mémoires de la Société de Linguistique de Paris Mémoires de la société néophilologique de Helsinki Münchener Studien zur Sprachwissenschaft. München Nachrichten der Akademie der Wissenschaften Niederdeutsche Mitteilungen. Lund Neophilologus. Groningen/Den Haag Neuphilologische Mitteilungen. Helsinki Norsk Tidsskrift for Sprogvidenskap. Oslo Oudfriesche Taal- en Rechtsbronnen Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Halle, Tübingen ΡΗΜΑ. Mitteilungen zur idg., vornehmlich indo-iranischen Wortkunde sowie zur holothetischen Sprachtheorie. München Philological Quarterly. Iowa Publications of the Modern Language Association of America. Baltimore Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker Revue belge de philologie et d'histoire. Bruxelles Revue hittite et asianique. Paris Studium Generale. Zeitschrift für die Einheit der Wissenschaften im Zusammenhang ihrer Begriffsbildungen und Forschungsmethoden. Berlin/Göttingen/Heidelberg Studia Germanica Gandensia. Gent Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte Die Sprache. Zeitschrift für Sprachwissenschaft. Wiesbaden/Wien

Bibliographie Sprwiss StN TNTL TPS Word ZBalk ZD ZDA ZDMG ZDPh ZDW ZSlPh

B.

3

Sprachwissenschaft. Heidelberg Studia Neophilologica. A Journal of Germanic and Romanic Philology. Uppsala Tijdschrift voor nederlandse taal- en letterkunde. Leiden Transactions of the Philological Society. Oxford Word. Journal of the Linguistic Circle of New York. New York Zeitschrift für Balkanologie. München, Wiesbaden Zeitschrift für Deutschkunde. Leipzig/Berlin Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Stuttgart Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Wiesbaden Zeitschrift für deutsche Philologie. Stuttgart Zeitschrift für deutsche Wortforschung. Straßburg/Berlin Zeitschrift für slavische Philologie. Heidelberg

Die wichtigsten etymologischen Wörterbücher und einige weitere Arbeiten werden nach Siglen zitiert, die, soweit dort vorhanden, denen in SEEBOLDs Wörterbuch (-» Sb) entsprechen.

Bb

BAMMESBERGER, Alfred: Beiträge zu einem etymologischen Wörterbuch des Altenglischen. Berichtigungen und Nachträge zum Altenglischen Etymologischen Wörterbuch von Ferdinand Holthausen. Heidelberg 1979. (= AF139) DJ DEVLAMMNCK, Bernard / JUCQUOIS, Guy: Compléments aux dictionnaires étymologiques du gotique. Louvain 1977. (= Bibliothèque des cahiers de l'institut de linguistique de Louvain 9) DWB DEUTSCHES WÖRTERBUCH von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. Leipzig 1854-1954. F FEIST, Sigmund: Vergleichendes Wörterbuch der gotischen Sprache. Mit Einschluß des Krimgotischen und sonstiger zerstreuter Überreste des Gotischen. 3. Auflage Leiden 1939. Obwohl inzwischen die Neuauflage von LEHMANN(-* Lm) vorliegt, ziehe ich FElSTs Wörterbuch weiterhin heran, da es etliche erwägenswerte Etymologien anführt, die sich bei LEHMANN nicht mehr finden. FW FRANCK's Etymologisch Woordenboek der Nederlandsche Taal. 2. Auflage von N. VAN WIJK. 's-Gravenhage 1912. Supplement von B. VAN HAERINGEN. 's-Gravenhage 1936. Das Supplement ist durch ein unmittelbar vor der Seitenzahl stehendes S gekennzeichnet, z.B. FW 158, S46. Hh HOLTHAUSEN, Ferdinand: Altenglisches etymologisches Wörterbuch. 3. Auflage Heidelberg 1974. (= GB, 2. Reihe: Wörterbücher) J JÓHANNESSON, Alexander: Isländisches etymologisches Wörterbuch. Bern 1956. Κ KLUGE, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 22. Auflage unter Mithilfe von Max BÜRGISSER und Bernd GREGOR völlig neu bearbeitet von Elmar SEEBOLD. Berlin / New York 1989. Ka KARSTEN, T[orsten] Elvert]: Studier öfver de nordiska spràkens primära nominalbildning. 2 Bde. Helsingfors 1895, 1900. Ordregister. Helsingfors 1903.

4

Lm

LS Ma Ma 2

Bibliographie [Dazu H. FALK ANF13,1897: 196-205, 390-392; T.E. KARSTEN ibd. 382-390.] Ich bezeichne die beiden Teile mit Ka I bzw. Ka Π. Für den zweiten Teil zitiere ich nach den Seitenzahlen 177-462 des mir vorliegenden Exemplars (das Wortregister beginnt die Zählung erneut mit S. 1). LEHMANN, Winfred P.: A Gothic Etymological Dictionary. Based on the third edition of Vergleichendes Wörterbuch der Gotischen Sprache by Sigmund Feist. With bibliography prepared under the direction of Helen-Jo J. HEWITT. Leiden 1986. LLOYD, Albert L. / SPRINGER, Otto: Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen. Band I fF. Göttingen/Zürich 1988 ff. MATZEL, Klaus: Zu den germanischen Verbaladjektiven auf -i/-ja (Π. Teil). FS Schröder 1974: 86-117. MATZEL, Klaus: Nachträge zu den germanischen Verbaladjektiven auf -i-/-ja-. 2. Teil. HS 105, 1992: 93-143.

O E D T h e OXFORD ENGLISH DICTIONARY. 13 B d e . O x f o r d 1933.

Ρ Pf

S Sb

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Tp V

C.

POKORNY, Julius: Indogermanisches etymologisches Wörterbuch. Band I. Bern 1959. Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. Erarbeitet von einem Autorenkollektiv des Zentralinstituts für Sprachwissenschaft unter der Leitung von Wolfgang PFEIFER. 3 Bde. Berlin 1989. -» FW. SEEBOLD, Elmar: Vergleichendes und etymologisches Wörterbuch der germanischen starken Verben. The Hague / Paris 1970. (= Janua linguarum, Series practica 85) Wortschatz der Germanischen Spracheinheit. Unter Mitwirkung von Hjalmar FALK gänzlich umgearbeitet von Alf TORP. Göttingen 1909. (= Vergleichendes Wörterbuch der Indogermanischen Sprachen von August Fick, 4. Auflage, 3. Teil) TORP, Alf: Nynorsk etymologisk ordbok. Uforandret opptrykk Oslo 1963. VREES, J a n de: Altnordisches etymologisches Wörterbuch. 2. Auflage Leiden 1962.

Die übrigen übergreifenden Arbeiten werden nach Autor und Erscheinungsjahr zitiert; Fest- und Gedenkschriften stehen im Alphabet unter "FS". Arbeiten, die sich nur auf ein Lemma beziehen, führe ich im jeweiligen Artikel an.

ARUMAA, Peeter

1937 Sur les adjectifs en -i dans les langues baltiques. FS Pedersen 431-442. BAMMESBERGER, A l f r e d

1986 Linguistic Notes on Old English Poetic Texts. Heidelberg. (= AF189) 1990 Die Morphologie des urgermanischen Nomens. Heidelberg. (= IB, Untersuchungen zur vergleichenden Grammatik der germanischen Sprachen, 2. Band) BARBER, Charles Clyde 1932 Die vorgeschichtliche Betonung der germanischen Substantiva und Adjektiva. Heidelberg. (= IB, 3. Abteilung: Untersuchungen, 12. Band)

Bibliographie

5

BARSCHEL, Bernd 1986 Zur Vorgeschichte der altindischen reduplizierten Verbaladjektive auf -i. In: Wolfgang Morgenroth (Hg.): Sanskrit and World Culture (Proceedings of the Fourth World Sanskrit Conference of the International Association of Sanskrit Studies Weimar May 23-30, 1979). Berlin. (= Schriften zur Geschichte und Kultur des alten Orients 18) 305-310. BENVENUTE, É m i l e

1935 Origines de la formation des noms en Indo-Européen. 2. Auflage Paris. BLOOMFIELD, M a u r i c e

1925 On a case of suppletive Indo-European suffixes. Lg 1: 88-95. BRAUNE, Wilhelm 1975 / EGGERS, Hans: Althochdeutsche Grammatik. 13. Auflage Tübingen. (= SKGGD, A. Hauptreihe, Nr. 5) 1981 / EBBINGHAUS, Ernst Α.: Gotische Grammatik. 19. Auflage Tübingen. (= SKGGD, A. Hauptreihe, Nr. 1) BRUNNER, Karl 1965 Altenglische Grammatik. Nach der angelsächsischen Grammatik von Eduard Sievers. 3. Auflage Tübingen. (= SKGGD, A. Hauptreihe, Nr. 3) BUCHANAN, C h a r l e s D.

1933 Substantivized Adjectives in Old Norse. Diss. Philadelphia. BÜLBRING, Karl D. 1902 Altenglisches Elementarbuch. I. Teil: Lautlehre. Heidelberg. (= germanischer Elementarbücher 1,4)

Sammlung

DARMS, Georges 1978 Schwäher und Schwager, H a h n und Huhn. Die Vrddhi-Ableitung im Germanischen. München. (= MSS, Beiheft 9, Neue Folge) DELBRÜCK, Berthold

1907 Synkretismus. Ein Beitrag zur germanischen Kasuslehre. Straßburg. [127144: Urgermanische Adjektiva.] DICK, E m s t S. 1965 Ae. dryht und seine Sippe. Eine wortkundliche, kultur- und religionsgeschichtliche Betrachtung zur altgermanischen Glaubensvorstellung vom wachstümlichen Heil. Münster. (= Neue Beiträge zur englischen Philologie, Band 3) DIEMER, Ludwig 1911 Die Substantivierung des Adjektivs im Althochdeutschen. Diss. Freiburg/Br. DISHINGTON, James 1981 Germanic Compound Adjectives of the Type *X-lika-. *X-sama-. and *X-beria-, In: C. Watkins (Hg.): Indo-European Studies IV. Cambridge, Massachusetts. 432-457. EULER, Wolfram 1979 Indoiranisch-griechische Gemeinsamkeiten der Nominalbildung und deren indogermanische Grundlagen. Innsbruck. (= IBS 30) FOWKES, Robert Allen 1949 Gothic Etymological Studies. New York.

6

Bibliographie

Karl Fredrik 1949 Arnulfingisch-karolingische Rechtswörter. Eine Studie in der juristischen Terminologie der ältesten germanischen Dialekte. Göteborg.

FREUDENTHAL,

FRINGS, Theodor 1966/68 / MÜLLER, Gertraud: Germania Romana. 2. Auflage. 2 Bde. Halle (Saale). (= Mitteldeutsche Studien 19) FS

BLUMENTHAL

1968 Studien zur Goethezeit. Festschrift f ü r Lieselotte B. Hg. von Helmut Holtzhauser [u.a.]. Weimar. FS

BOHNENBERGER

1938 Beiträge zur Geschichte, Literatur und Sprachkunde vornehmlich Württembergs. Festgabe f ü r Karl B., Tübingen. Zum 75. Geburtstag 26. August 1938. Hg. von H a n s Bihl. Tübingen. FS

BUGGE

1889 Akademiske afhandlinger til Professor Dr. Sophus B. ved hans 25-aars jubilaeum den 2 d e n Mai 1889 f r a taknemmelige elever. Kristiania. FS

COLLITZ

1930 Studies in Honor of Hermann C. Presented by a group of his pupils and friends on the occasion of his seventy-fifth birthday, february 4, 1930. Baltimore, Maryland. FS

DEBRUNNER

1954 Sprachgeschichte und Wortbedeutung. Festschrift Albert D. gewidmet von Schülern, Freunden und Kollegen. Bern. FS

DEROLEZ

1987 Studies in honour of René D. Edited by A.M. Simon-Vandenbergen. Gent. FS EGGERS 1972 Festschrift für H a n s E. zum 65. Geburtstag. Hg. von Herbert Backes. Tübingen. (= PBB(T) 94, Sonderheft) FS

EKWALL

1942 A Philological Miscellany presented to Ellert E. Uppsala. FS

FOERSTE

1970 Gedenkschrift f ü r William F. Hg. von Dietrich Hofmann unter Mitarbeit von Willy Sanders. Köln/Wien. (= Niederdeutsche Studien 18) FS

GÜNTERT

1974 Antiquitates Indogermanicae. Studien zur Indogermanischen Altertumskunde und zur Sprach- und Kulturgeschichte der indogermanischen Völker. Gedenkschrift f ü r Hermann G. zur 25. Wiederkehr seines Todestages am 23. April 1973. Hg. von Manfred Mayrhofer [u.a.]. Innsbruck. (= IBS 12) FS

HAMMERICH

1962 Festgabe f ü r L.L. H. Aus Anlass seines siebzigsten Geburtstages. Kopenhagen. FS

KARG-GASTERSTÄDT

1961 Elisabeth K.-G. zum 75. Geburtstag am 9. Februar 1961 gewidmet. Halle/ Saale. (= PBB(H) 82, Sonderband)

Bibliographie

7

FS KNOBLOCH

1985 Sprachwissenschaftliche Forschungen. Festschrift für Johann K. Zum 65. Geburtstag am 5. Januar 1984 dargebracht von Freunden und Kollegen. Hg. von Hermann M. Ölberg, Gernot Schmidt unter Mitarbeit von Heinz Bothien. Innsbruck. (= 1BK 23) FS KOLB

1989 Festschrift für Herbert K. zu seinem 65. Geburtstag. Unter Mitarbeit von Barbara Haupt und Hilkert Weddige hg. von Klaus Matzel und Hans-Gert Roloff. Bern [u.a.] FS KRANZMAYER

1967 Beiträge zur oberdeutschen Dialektologie. Festschrift für Eberhard K. zum 70. Geburtstag 15. Mai 1967 hg. von Ludwig Erich Schmitt. Marburg. (= Deutsche Dialektgeographie 51) FS LANE

1967 Studies in Historical Linguistics in Honor of George Sherman L. Hg. von Walter W. Arndt [u.a.]. Chapel Hill, North Carolina. FS LIEBERMANN

1921 Texte und Forschungen zur englischen Kulturgeschichte. Festgabe für Felix L. zum 20. Juli 1921. Dargebracht von Heinrich Boehmer [u.a.]. Halle. FS MATZEL

1984 Studia Linguistica et Philologica. Festschrift für Klaus M. zum sechzigsten Geburtstag überreicht von Schülern, Freunden und Kollegen. Hg. von HansWerner Eroms · Bernhard Gajek · Herbert Kolb. Heidelberg. (= GB, Neue Folge, 3. Reihe: Untersuchungen) FS MAURER

1963 Die Wissenschaft von deutscher Sprache und Dichtung. Methoden · Probleme • Aufgaben. Festschrift für Friedrich M. zum 65. Geburtstag am 5. Januar 1963. Stuttgart. FS MEID

1989 Indogermanica Europaea. Festschrift für Wolfgang M. zum 60. Geburtstag am 12.11.1989. Hg. von Karin Heller, Oswald Panagl, Johann Tischler. Graz. (= Grazer Linguistische Monographien 4) FS PALMER

1976 Studies in Greek, Italic, and Indo-European Linguistics. Offered to Leonard R. P. On the Occasion of his Seventieth Birthday June 5, 1976. Edited by A. Morpurgo Davies and W. Meid. Innsbruck. (= IBS 16) FS PAPAJEWSKI

1974 Studien zur englischen und amerikanischen Sprache und Literatur. Festschrift für Helmut P. Hg. von Paul G. Buchloh, Inge Leimberg und Herbert Rauter. Neumünster. (= Kieler Beiträge zur Anglistik und Amerikanistik 10) FS PEDERSEN

1937 Mélanges linguistiques offerts à M. Holger P. à l'occasion de son soixantedixième anniversaire 7 avril 1937. Aarhus/Kabenhavn. (= Acta Jutlandica, Aarsskrift for Aarhus universitetet IX. 1)

8

Bibliographie

FS RISCH

1986 o-o-pe-ro-si. Festschrift für Ernst R. zum 75. Geburtstag hg. von Annemarie Etter. Berlin / New York. FS ROSENFELD

1989 Aspekte der Germanistik. Festschrift für Hans-Friedrich R. zum 90. Geburtstag hg. von Walter Tauber. Göppingen. (= GAG 521) FS RUH 1975 Würzburger Prosastudien II. Untersuchungen zur Literatur und Sprache des Mittelalters. Kurt R. zum 60. Geburtstag. Hg. von Peter Resting. München. (= Medium Aevum, Philologische Studien, Band 31) FS SCHRIJNEN

1929 Donum natalicium S. Verzameling van opstellen door oud-leerlingen en bevriende vakgenooten opgedragen aan Mgr. Prof. Dr. Jos. S. Bij Gelegenheid van zijn zestigsten verjaardag 3 Mei 1929. Nijmegen-Utrecht. FS SCHRÖDER

1974 Kritische Bewahrung. Beiträge zur deutschen Philologie. Festschrift für Werner S. zum 60. Geburtstag. Hg. von Ernst-Joachim Schmidt. Berlin. FS SCHÜTZEICHEL

1987 Althochdeutsch. In Verbindung mit Herbert Kolb, Klaus Matzel, Karl Stackmann hg. von Rolf Bergmann, Heinrich Tiefenbach, Lothar Voetz. 2 Bde. Heidelberg. (= GB, Neue Folge, 3. Reihe: Untersuchungen) FS SEILER

1980 Wege zur Universalienforschung. Sprachwissenschaftliche Beiträge zum 60. Geburtstag von Hansjakob S. Hg. von G. Brettschneider und C. Lehmann. Tübingen. (= Tübinger Beiträge zur Linguistik, Band 145) FS STARCK

1964 Taylor S. Festschrift 1964. Edited by Werner Betz Evelyn S. Coleman Kenneth Northcott. London / The Hague / Paris. FS SUNDBY

1989 Essays on English Language in Honour of Bertil S. Edited by Leiv Egil Breivik, Arnoldus Hille, Stig Johansson. Oslo. (= Studia Anglistica Norvegica 4) FS SZEMERÉNYI

1979 Studies in Diachronic, Synchronic, and Typological Linguistics. Festschrift for Oswald Sz. on the Occasion of his 65th Birthday edited by Bela Brogyanyi. 2 Bde. Amsterdam. (= Current Issues in Linguistic Theory 11) FS THOMSEN

1912 Festschrift Vilhelm Th. zur Vollendung des siebzigsten Lebensjahres am 25. Januar 1912 dargebracht von Freunden und Schülern. Leipzig. FS TRIER

1954 Festschrift für Jost T. zu seinem 60. Geburtstag am 15. Dezember 1954 hg. von Benno von Wiese und Karl Heinz Borck. Meisenheim/Glan. FS VENDRYES

1925 Mélanges linguistiques offerts à M. J. V. par ses amis et ses élèves. Paris. FS WAGNER

1960 Volk Sprache Dichtung. Festgabe für Kurt W. Hg. von Karl Bischoff und Lutz Röhrich. Gießen.

Bibliographie

9

FS WELLER

1954 Asiatica. Festschrift Friedrich W. Zum 65. Geburtstag gewidmet von seinen Freunden Kollegen und Schülern. Leipzig. FS WOLFF

1961 Dichtung und Deutung. Gedächtnisschrift für Hans M. W. Hg. von Karl S. Guthke. Bern/München. GALLÉE, J o h a n Hendrik

1882 Gutiska II. De adiectiva in het gotisch en hunne Suffixen. Utrecht. 1910 Altsächsische Grammatik. 2. Auflage. Eingeleitet und mit Registern versehen von Johannes LOCHNER. Halle / Leiden. (= SKGGD, VI) GRAUWE, LUC d e

1979/82 De Wachtendonckse psalmen en glossen. Een lexikologisch-woordgeografische studie met proeve van kritische leestekst en glossarla. 2 Bde. Gent. GRIENBERGER, T h e o d o r v o n

1900 Untersuchungen zur gotischen Wortkunde. Wien. (= Sitzungsberichte Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, Phil.-hist. Klasse, CXLII)

der

HEIDERMANNS, F r a n k

1986 Zur primären Wortbildung im germanischen Adjektivsystem. KZ 99: 278-307. HEINERTZ, N i l s Otto

1927 Etymologische Studien zum Althochdeutschen. Lund. (= Skrifter utgivna av vetenskaps-societeten i Lund 7) HELTEN, W i l l e m L. v a n

1890 Altostfriesische Grammatik. Leeuwarden. 1896 Zur lexicologie des altwestfriesischen. Amsterdam. (= Verhandelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen te Amsterdam, Afdeeling Letterkunde, Nieuwe Reeks, Deel 1,5) 1907 Zur lexicologie des altostfriesischen. Amsterdam. (= Verhandelingen..., Deel IX) HINDERLING, Robert

1967 Studien zu den starken Verbalabstrakta des Germanischen. Berlin. (= QF, Neue Folge 24) 1985 Der sog. modale Infinitiv im Lichte der historischen Wortbildungslehre. In: Georg Stötzel (Hg.): Germanistik — Forschungsstand und Perspektiven. Berlin / New York. 1. Teil. 154-172. HIRT, H e r m a n

1921 Etymologie der neuhochdeutschen Sprache. Darstellung des deutschen Wortschatzes in seiner geschichtlichen Entwicklung. 2. Auflage München. (= Handbuch des deutschen Unterrichts an höheren Schulen IV,2) HOOPS, Johannes 1950 Right and Left in the Germanic Languages. EG 5: 81-96. JOHANNISSON, Ture

1939 Verbal och postverbal partikelkomposition i de germanska spráken. Mit einer Zusammenfassung in deutscher Sprache. Lund. JORDAN, Richard

1906 Eigentümlichkeiten des anglischen Wortschatzes. Eine wortgeographische Untersuchung mit etymologischen Anmerkungen. Heidelberg.

10

Bibliographie

JÜNEMANN, H a n s

1967 Die indeklinablen schwachen Adjektive des Germanischen. Diss. Hamburg. KIECKERS, E r n s t

1928 Handbuch der vergleichenden gotischen Grammatik. München. KLEIN, T h o m a s

1977 Studien zur Wechselbeziehung zwischen altsächsischem und althochdeutschem Schreibwesen und ihrer Sprach- und kulturgeschichtlichen Bedeutung. Bonner Diss. Göppingen. (= GAG 205) KLUGE, Friedrich 1926 Nominale Stammbildungslehre der altgermanischen Dialekte. 3. Auflage bearbeitet von Ludwig Sütterlin und Ernst Ochs. Halle (Saale). (= SKGGD, B. Ergänzungsreihe, Nr. 1) KOCH, Carl O. 1906 Contributions to an Historical Study of the Adjectives of Size in English. Diss. Göteborg. (= GHÁ XII:3) KOLB, Eduard 1957 Alemannisch-nordgermanisches Wortgut. Frauenfeld. (= Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung VI) KRAPP, George Philip 1931 / DOBBIE, Elliot van Kirk: The Anglo-Saxon Poetic Records. A collective edition. 6 Bde. New York/London 1931-1942. KRAUSE, W o l f g a n g

1968 Handbuch des Gotischen. 3. Auflage München. (Beck'sche Elementarbücher) 1971 Die Sprache der urnordischen Runeninschriften. Heidelberg. (= GB, 3. Reihe: Untersuchungen und Einzeldarstellungen) KROGMANN, Willy

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Abkürzungen Α.

Abkürzungen für Sprachen. Lediglich um-isch gekürzte Abkürzungen führe ich nicht auf. Zu den Sprachensiglen G W O E F N S D s.u.

ädän. aheth. ai. air. aks.

älteres Dänisch althethitisch altindisch altirisch altkirchenslavisch (-» ksl.) altkymrisch altlateinisch albanisch altnorwegisch altarmenisch altpersisch altpreußisch älteres Schwedisch avestisch bretonisch finnisch frühneuhochdeutsch germanisch altgriechisch hethitisch indogermanisch kirchenslavisch (-» aks.) kymrisch lateinisch litauisch

aky. alat. alb. anw. arm. ap. apr. äsw. av. bret.

fi. fnhd. gm. gr. heth. idg. ksl. ky. lat. lit.

luv. md. me. mess. mhd. mi. mir. mky. mnl. msw. ndrh. ne. nhd. nisl. nnd. nnl. nnw. np. nsw. ofrs. praen. schwzdt. skr. toch. ven. wfrs.

luvisch mitteldeutsch mittelenglisch messapisch mittelhochdeutsch mittelindisch mittelirisch mittelkymrisch mittelniederländisch mittelschwedisch niederrheinisch neuenglisch neuhochdeutsch neuisländisch neuniederdeutsch neuniederländisch neunorwegisch neupersisch neuschwedisch ostfriesisch praenestinisch Schweizerdeutsch serbokroatisch tocharisch venetisch westfriesisch

B.

Die Textsiglen in alphabetischer Reihenfolge. Für das G, Urn., F und Ν habe ich auf Siglen verzichtet.

Ab aD

D D

Β Bj BR

E O D

Abrogane altalemannische mäler Beowulf Biärköärätten althochdeutsche diktinerregel

(BT)

E

Denk(BTS) E

Bene-

c

w

cD

E

Bosworth/Toller, Dictionary Bosworth/Toller, Supplement von Toller/Campbell Carmina norrœna christliche Dichtung

17

Abkürzungen CL Cst

0 S

(CV)

w

dD

D

(DOB) E

Christoffers Landslag Codex Seminarli Trevirensis Cleasby/V igfusson, Dictionary kleinere althochdeutsche Sprachdenkmäler Dictionary of Old English Edda Egilsson/Jónsson, Lexicon poeticum Eddica Minora Fritzner, Ordbog Fritzner, Supplement Gallée, Vorstudien Steinmeyer / Sievers, Glossen Wells, Glossenwörterbuch Caedmonsche Genesis altsächsische Genesis Graff, Sprachschatz Grein, Sprachschatz Gotlandslagen Heliand Helsingelagen

(Hs)

S

I (M) ME

D W O

MF Ν nP

D D Ν

0 ÖG (S) Sam sD

D O O D S

Sk SM Sm

O o o

sP

S

St

0

Τ Up VG VM

D O O O

Holthausen, Altsächsisches Wörterbuch Isidor Möbius, Glossar Magnus Erikssons Landslag Monseer Fragmente Notker altniederfränkische Psalmen und Glossen Otfrid Östgötalagen Schlyter, Glossarium Samanunga kleinere altsächsische Sprachdenkmäler Skánelagen Södermannalagen Smàlandslagens Kyrkbalk altsächsische Psalmenfragmente Magnus Erikssons Stadslag Tatian Uplandslagen Västgötalagen Västmannalagen

E (EJ)

W W

EM (Fr) (FrS) (Ga) Gl

W W W S D

(Gl)

D

Gn Gn Gr (Gr) Gt H Hl

E S D E O S o

C.

Sonstige Abkürzungen. Zu den Klassensiglen Ρ V R S D Κ s. die Einleitung.

abs. Abstr. Adj. Adv. akk. Anm. app attr. AV Bde. BN dat. dial.

absolut gebraucht Abstraktum Adjektiv Adverb Akkusativ Anmerkung im Variantenapparat in attributiver Verwendung Atharvaveda Bände Beiname Dativ dialektal

ds. EN f., Fem. FS gen. GN gramm. HG Hg., hg. Hs. ibd. Inf. intr.

mit derselben Bedeutung Eigenname Femininum Festschrift Genitiv Göttername grammatisch Kompositionshinterglied Herausgeber, herausgegeben Handschrift ibidem Infinitiv intransitiv

18

Abkürzungen

Ipf. Ipv. Jh. jm./jn./js. kons. Kpv. m., Mask. n„ Ntr. nom. O.A. ON Opp. pal. pers Pf. PN Pos. PPP präd.

Imperfekt Imperativ Jahrhundert jemandem/n/s konsonantisch Komparativ Maskulinum Neutrum Nominativ ohne das Adjektiv (bei Sb) Ortsname semantisches Oppositum palatal personae (Kasus) Perfekt Personenname Positiv Partizip Perfekt/Präteritum (Passiv) in prädikativer Verwendung

Präp. Präs. Prät. Ptz. redupl. refi. RV Slv. Subst. s.v. sw. them. tr. u.a. ugs. urspr. vel. VG vi. vok. WS.

Präposition Präsens Präteritum Partizip redupliziert reflexiv Rgveda Superlativ Substantiv sub voce mit schwacher Flexion thematisch transitiv unter anderem; und andere umgangssprachlich ursprünglich velar Kompositionsvorderglied vielleicht Vokativ wahrscheinlich

D.

Symbole.

* t

kennzeichnet rekonstruierte, erschlossene Formen kennzeichnet konstruierte, lediglich der Argumentation zuliebe angesetzte Formen verweist auf andere Lemmata des Wörterbuchs verweist auf Paragraphen des systematischen Teils markieren genaue Wiedergabe der überlieferten Schreibimg

-» §

Quellen Nachfolgend sind die Textausgaben, Glossare und Wörterbücher aufgezählt, auf denen die Materialsammlung beruht. Die verwendeten Siglen folgen nach Möglichkeit SEEBOLDs Wörterbuch der starken Verben. Siglen von textübergreifenden Wörterbüchern sind in runde Klammern eingeschlossen.

Gotisch: G Angesichts der Beleglage sind Siglen nicht erforderlich. STREITBERG, Wilhelm: Die gotische Bibel. Zweiter Teil: Gotisch-GriechischDeutsches Wörterbuch. 6. Auflage Darmstadt 1971. (= GB, 4. Reihe: Texte) SCARDIGLI, Piergiuseppe: Die Goten. Sprache und Kultur. München 1973. S. 302-380: Unum redivivum folium, [zum Blatt von Speyer] TOLLENAERE, Felicien de / JONES, Randall L.: Word-Indices and Word-Lists to the Gothic Bible and Minor Fragments. Leiden 1976.

Zum Krimgotischen: STEARNS, MacDonald, Jr.: Crimean Gothic. Analysis and Etymology of the Corpus. Saratoga, California 1978. (= Studia linguistica et philologica 6)

Urnordisch: W,0 Die Belege der urnordischen Runeninschriften sind je nach ihrer geographischen Herkunft unter Westnordisch oder Ostnordisch eingeordnet. KRAUSE, Wolfgang: Die Runeninschriften im älteren Futhark. Mit Beiträgen von Herbert JANKUHN. 2 Bde. Göttingen 1966. BUTI, Giangabriella: Glossario runico (secoli II-VIII). Bologna 1982.

Westnordisch: W Die poetischen Belege sind vollständig verzeichnet:

20 E

EM

C

(EJ)

Quellen GERING, Hugo: Vollständiges Wörterbuch zu den Liedern der Edda. Halle (Saale) 1903. f = Germanistische Handbibliothek VII,4,5) (Nachdruck Tübingen 1971) HEUSLER, Andreas / RANISCH, Wilhelm (Hg.): Eddica Minora. Dichtungen eddischer Art aus den Fornaldarsögur und anderen Prosawerken. Dortmund 1903. [Auswertung des Textes, bei bis zu drei Belegen mit hochgestellter Seitenzahl] WlSÉN, Theodorus: Carmina norrœna. Ex reliquie vetustioris norrœnae poesie selecta, recognita, commentariis et glossario instructa. Voi. Π. Glossarium continens. Lundae 1889. EGILSSON, Sveinbjörn: Lexicon poeticum antiquse linguae septentrionalis. Ordbog over det norsk-islandske skjaldesprog. 2. Auflage von Finnur JÓNSSON. Kebenhavn 1931. (Nachdruck 1966)

Für die Prosa habe ich lediglich einige Wörterbücher ausgewertet. MÖBIUS, Theodor: Altnordisches Glossar. Wörterbuch zu einer Auswahl altisländischer und alt-norwegischer Prosatexte. Leipzig 1866. (Fr) FRITZNER, Johan: Ordbog over Det gamie norske Sprog. 2. Auflage. 3 Bde. Kristiania 1886-1896. (FrS) FRITZNER, Johan: Ordbog over Det gamie norske Sprog. Bd. 4: Rettelser og tillegg ved Finn H0DNEB0. Oslo/Bergen/Troms0 1972. (M)

Bei Belegen aus (Fr) habe ich vereinzelt die Bedeutungsangabe aus BAETKEs Wörterbuch übernommen, worauf ich durch "[BAETKE]" hinweise: BAETKE, Walter: Wörterbuch zur altnordischen Prosaliteratur. 2 Bde. Berlin 1965/68. (= Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Philologisch-historische Klasse, Band 111) Ergänzende Angaben zur Prosa sowie zum Nisl. entstammen folgendem Wörterbuch: (CV)

CLEASBY, Richard / VÍGFUSSON, Gudbrand: An Icelandic-English dictionary. Second edition with a supplement by Sir William A. CRAIGIE. Oxford 1957.

Ostnordisch: O Ich habe lediglich die alten Gesetze ausgewertet, die in SCHLYTERs Corpus ediert sind. U m Überschneidungen mit SEEBOLDs Abkürzungen zu vermeiden, haben einige Texte neue Siglen erhalten. Bj CL Gt Hl

Biärköärätten Christoffers Landslag Gotlandslagen Helsingelagen

[bei SCHLYTER Chr] [bei SCHLYTER G] [bei SCHLYTER H]

Quellen ME ÖG Sk SM Sm St Up VG VM

21

Magnus Erikssons Landslag Östgötalagen Skánelagen Södermannalagen Smálandslagens Kyrkbalk Magnus Erikssons Stadslag Uplandslagen [bei SCHLYTER U] Västgötalagen Västmannalagen

K o m m t e i n W o r t i n m e h r a l s d r e i G e s e t z e n vor, so v e r w e i s e i c h a u f d a s z u s a m m e n f a s s e n d e Glossar: (S)

SCHLYTER, C.J.: Glossarium ad corpus iuris Sueo-Gotorum antiqui. Ordbok tili samlingen af Sveriges gamia lagar. Lund 1877. (— Sämling af Sveriges Gamia Lagar, XIII. Bandet)

Englisch: E W e g e n d e r g r o ß e n F ü l l e des M a t e r i a l s s i n d n u r die p o e t i s c h e n T e x t e r e l a t i v umfassend ausgewertet: Β

Gn

cD

(Gr)

SCHAUBERT, Else von (Hg.): Heyne-Schückings Beowulf. 3. Teil: Glossar. 17. Auflage München/Paderborn/Wien 1961. (= Bibliothek der ältesten deutschen Literatur-Denkmäler III) B E S S I N G E R , J.B., Jr. (Hg.): A Concordance to Beowulf. Programmed by Philip H. S M I T H , Jr. Ithaca, New York 1 9 6 9 . B R A A S C H , Theodor: Vollständiges Wörterbuch zur sog. Caedmonschen Genesis. Heidelberg 1933. (= AF 76) D O A N E , A.N. (Hg.): Genesis A. A New Edition. Madison, Wisconsin 1 9 7 8 . B R O O K S , Kenneth R. (Hg.): Andreas and the fates of the apostles. With introduction, commentary and glossary. Oxford 1961. F A R R E L L , R . T . (Hg.): Daniel and Azarias. London 1 9 7 4 . (MOEL) M A L O N E , Kemp (Hg.): Deor. 4. Auflage London 1 9 6 6 . (MOEL) G R A D O N , Piamela] O.E. (Hg.): Cynewulfs Elene. London 1 9 5 8 . (MOEL) L U C A S , Peter J. (Hg.): Exodus. London 1 9 7 7 . (MOEL) T I M M E R , B.J. (Hg.): Judith. 2. Auflage London 1 9 6 1 . (MOEL) G R E I N , C . W . M . : Sprachschatz der angelsächsischen Dichter. Unter Mitwirk u n g von F . H O L T H A U S E N neu herausgegeben von J. J. K Ö H L E R . Heidelberg 1912. (= GB I,IV,4)

(Gr) k e n n z e i c h n e t also p o e t i s c h e B e l e g e a u ß e r h a l b v o n B, G n , cD. U n k l a r e B e l e g e , b e s o n d e r s a u s (Gr), s i n d i n KRAPP/DOBBIE 1931 ü b e r p r ü f t . D i e Pros a t e x t e h a b e ich n i c h t s y s t e m a t i s c h a u s g e w e r t e t ; f ü r d i e s e n B e r e i c h verw e i s e ich a u f die g r o ß e n W ö r t e r b ü c h e r :

22 (BT)

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Friesisch: F Wegen der Uberlieferungslage habe ich auf Siglen verzichtet. Ich habe die Glossare folgender Textavisgaben ausgewertet: STELLER, Walther (Hg.): Das altwestfriesische Schulzenrecht. Breslau 1926. (= Germanistische Abhandlungen 57) KLAARBERGEN, Berend Wijbe van (Hg.): Das altwestfriesische jüngere Schulzenrecht. Groninger Diss. Drachten 1947. HOEKSTRA, J. (Hg.): Die gemeinfriesischen siebzehn Küren. Assen 1940. (= Friesch-Saksische Bibliotheek VI) SlPMA, P. (Hg.): De eerste Emsinger Codex. 's-Gravenhage 1943. (= OTR IV) BUMA, W.J. (Hg.): Die Brokmer Rechtshandschriften. 's-Gravenhage 1949. f = OTR V) HOEKSTRA, J . (Hg.): D e e e r s t e e n de t w e e d e H u n s i n g e r Codex. ' s - G r a v e n h a g e

1950. (= OTR VI) FOKKEMA, K. (Hg.): De tweede Emsinger Codex. 's-Gravenhage 1953. (= OTR VII) BUMA, W.J. (Hg.): Het tweede Rüstringer Handschrift. 's-Gravenhage 1954. (= OTR VIII) GERBENZON, P. (Hg.): Codex Parisiensis. 's-Gravenhage 1954. (= OTR IX) FOKKEMA, K. (Hg.): De derde Emsinger Codex. 's-Gravenhage 1959. (= OTR X) BUMA, W.J. (Hg.): De eerste Riustringer Codex. 's-Gravenhage 1961. (= OTR XI) SJÖLIN, B. (Hg.): Die "Fivelgoer" Handschrift. 2 Bde. Den Haag 1970, 1975. (= OTR XII)

Einzelne Angaben stammen aus: RICHTHOFEN, Karl Freiherr von: Altfriesisches Wörterbuch. Göttingen 1840. (Nachdruck Aalen 1961)

Die Bedeutungen sind überprüft nach: HOLTHAUSEN, Ferdinand: Altfriesisches Wörterbuch. 2., verb. Auflage von Dietrich HOFMANN. Heidelberg 1985. (= GB, 2. Reihe: Wörterbücher)

Quellen

23

Niederländisch: Ν Für die älteste Sprachstufe führe ich hier die Belege aus den altnieder- und altmittelfränkischen Psalmen und Glossen auf. Die Frage, welchem speziellen Dialekt ein Beleg angehört, ist hâufig schwer zu entscheiden und h a t daher — abgesehen von eindeutig hochdeutschen Belegen — die Einordnung im Wörterbuch nicht beeinflußt. Ich habe folgende Werke konsultiert (außerdem GRAUWE 1979/82): nP

QUAK, Arend: Die altmittel- und altniederfränkischen Psalmen und Glossen. Nach den Handschriften und Erstdrucken neu herausgegeben. Amsterdam 1981. (= APSL47) QUAK, Arend: Wortkonkordanz zu den altmittel- und altniederfränkischen Psalmen und Glossen. Nach den Handschriften und Erstdrucken zusammengestellt. Amsterdam 1975. (= APSL 22) Κ YES, Robert L.: Dictionary of the Old Low and Central Franconian Psalms and Glosses. Tübingen 1983.

Die Sigle n P setze ich nur zur Kennzeichnung hochdeutscher Belege ein.

Sächsisch: S Der gesamte Wortschatz ist berücksichtigt. Die Belege aus folgenden Quellen sind vollständig aufgeführt: H Gn SEHRT, Edward H.: Vollständiges Wörterbuch zum Heliand und zur altsächsischen Genesis. 2. Auflage Göttingen 1966. (— Hesperia. Schriften zur germanischen Philologie Nr. 14) sD WADSTEIN, Elis (Hg.): Kleinere altsächsische Sprachdenkmäler mit anmerkungen und glossar. Norden/Leipzig 1899. (= Niederdeutsche Denkmäler VI) [enthält auch hochdeutsche Belege] sP KLECZKOWSKI, Adam (Hg.): Neuentdeckte altsächsische Psalmenfragmente aus der Karolingerzeit. Teil I-II. Krakowie 1923-1926. Cst KATARA, Pekka (Hg.): Die Glossen des Codex Seminarli Trevirensis R.III.13. Textausgabe mit Einleitung und Wörterverzeichnissen. Diss. Helsingfors 1912. [enthält auch hochdeutsche Belege] Ergänzende Angaben stammen aus folgenden Wörterbüchern: (Ga) GALLÉE, J.H.: Vorstudien zu einem altniederdeutschen Wörterbuche. Leiden 1903. (Nachdruck Walluf-Nendeln 1977) (Hs) HOLTHAUSEN, Ferdinand: Altsächsisches Wörterbuch. 2. Auflage Köln/Graz 1967. (= Niederdeutsche Studien 1)

24

Quellen Deutsch: D

Der literarische Wortschatz ist nahezu lückenlos aufgenommen. Folgende Texte sind vollständig verwertet: I

MF

Τ

O

Ν

BR aD

EGGERS, Hans: Vollständiges lateinisch-althochdeutsches Wörterbuch zur althochdeutschen Isidor-Übersetzung. Berlin 1960. (= Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Sprache und Literatur 20) HENCH, George Allison (Hg.): Der althochdeutsche Isidor. Facsimile-Ausgabe des Pariser Codex nebst critischem Texte der Pariser und Monseer Bruchstücke. Mit Einleitung, grammatischer Darstellung und einem ausführlichen Glossar. Straßburg 1893. (= QF LXXII) HENCH, George Allison (Hg.): The Monsee fragments, newly collated text with introduction, notes, grammatical treatise and exhaustive glossary and a photo-lithographic fac-simile. Straßburg 1891. SIEVERS, Eduard (Hg.): Tatian. Lateinisch und althochdeutsch mit ausführlichem Glossar. 2. Auflage Paderborn 1892. (= Bibliothek der ältesten deutschen Literatur-Denkmäler V) (Nachdruck 1960) KÖHLER, Friedrich: Lateinisch-althochdeutsches Glossar zur Tatianübersetzung als Ergänzung zu Sievers' althochdeutschem Tatianglossar. Paderborn (Nachdruck) 1962. KELLE, Johann (Hg.): Otfrids von Weißenburg Evangelienbuch. Band III: Glossar der Sprache Otfrids. Regensburg 1881. (Nachdruck Aalen 1963) PIPER, Paul (Hg.): Otfrids Evangelienbuch. II. Theil: Glossar und Abriß der Grammatik. Freiburg/Tübingen 1884. SEHRT, Edward H. / LEGNER, Wolfram K. (Hg.): Notker-Wortschatz. Gesammelt von Edward H. SEHRT und Taylor STARCK. Halle 1955. SEHRT, Edward H.: Notker-Glossar. Ein Althochdeutsch-Lateinisch-Neuhochdeutsches Wörterbuch zu Notkers des Deutschen Schriften. Tübingen 1962. DAAB, Ursula (Hg.): Die Althochdeutsche Benediktinerregel des Cod. Sang 916. Tübingen 1959. (= ATB 50) DAAB, Ursula (Hg.): Drei Reichenauer Denkmäler der altalemannischen Frühzeit. Tübingen 1963. (= ATB 57)

Unter den Glossen habe ich Abrogane und Samanunga wegen ihrer Bedeutving und ihrer guten Erschließung vollständig berücksichtigt: Ab

SPLETT, Jochen: Abrogans-Studien. Kommentar zum ältesten deutschen Wörterbuch. Wiesbaden 1976. Sam SPLETT, Jochen: Samanunga-Studien. Erläuterung und lexikalische Erschließung eines althochdeutschen Wörterbuchs. Göppingen 1979. (= GAG 268)

Die übrigen Glossen sind vollständig aus dem Glossenwörterbuch von WELLS angeführt, wobei sämtliche Adjektivbelege in der Edition von STEINMEYER/SLEVERS nachgeschlagen worden sind. (Gl) kennzeichnet also Glossenbelege außerhalb von Ab und Sam:

Quellen Gl (Gl)

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STEINMEYER, Elias / SIEVERS, Eduard (Hg.): Die althochdeutschen Glossen. 5 Bde. Berlin 1879-1922. WELLS, John C.: Althochdeutsches Glossenwörterbuch einschließlich des von Prof. Dr. Taylor STARCK t begonnenen Glossenindexes. Heidelberg 1990. (= GB, 2. Reihe: Wörterbücher)

Ergänzende Belege: dD

Gr

STEINMEYER, Elias von (Hg.): Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler. Dublin/Zürich (Nachdruck) 1971. (Deutsehe Neudrucke, Reihe Texte des Mittelalters) HEFFNER, R.-M. S.: A Word-Index to the Texts of Steinmeyer Die kleineren althochdeutschen Sprachdenkmäler. Madison 1961. SCHÜTZEICHEL, Rudolf: Althochdeutsches Wörterbuch. 4. Auflage Tübingen 1989. GRAFF, E.G.: Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache. 6 Bde. Berlin 1834-1842. Dazu: MASSMANN, H.F.: Vollständiger alphabetischer Index zu dem althochdeutschen Sprachschatze von E.G. Graff. Berlin 1846.

Einleitung Jedem Worte klingt der Ursprung nach, wo es sich her bedingt. Goethe, Faust 7094 f.

A. Konzeption Im Blickfeld der vorliegenden Arbeit stehen die germanischen (gm.) Primäradjektive als älteste Schicht des gm. Adjektivsystems. Ein Hauptanliegen der Arbeit ist es, die Primäradjektive als eigenständiges Subsystem innerhalb des Adjektivsystems zu charakterisieren. Zu diesem Zweck habe ich die primären Adjektive des Gm. in größtmöglicher Vollständigkeit gesammelt, ihre Beleglage dokumentiert und sie in bezug auf Stammbildung und Etymologie analysiert. Die Dokumentation ist sowohl synchron als auch diachron ausgerichtet; sie sucht die Beleglage in den gm. Einzelsprachen zu erfassen sowie die Lexeme formativ (wortbildungsmäßig) und etymologisch einzuordnen. Der Arbeit liegt das Konzept zugrunde, ein etymologisches Wörterbuch auf ein morphologisches Teilsystem der Sprache zu begrenzen. Die doppelte Beschränkung — zunächst auf das Adjektivsystem und innerhalb dessen auf die Primärwörter — ermöglicht es zum einen, den gewählten Bereich mit vertretbarem Arbeitsaufwand vollständig zu bearbeiten. Zum anderen ist das behandelte Lexikon erheblich homogener als im Falle herkömmlicher Etymologika; weil jedes Wort im morphologischen System verankert ist, können Stammbildung und Etymologie fundierter beurteilt werden. Die Voraussetzling für dieses Konzept, die relative Geschlossenheit und Uberschaubarkeit des Systems, ist nächst den primären Verben, deren wichtigsten Teil E. SEEBOLD in seinem "Vergleichenden und etymologischen Wörterbuch der germanischen starken Verben" (The Hague / Paris 1970) behandelt hat, vor allem bei den Adjektiven gegeben.

B. Materialgrundlage In allen Sprachen, in denen affixale Wortbildung eine Rolle spielt, besteht der Wortschatz avis "sekundären", d.h. evident abgeleiteten, und "primären", d.h. nicht erkennbar derivierten Wörtern. Nicht nur zwischen den Wortarten, sondern auch innerhalb derselben zeigen sich hinsichtlich der

Einleitung

27

jeweils verfügbaren formativen Mittel erhebliche Unterschiede. Die Abgrenzung nach außen sowie die innere Geschlossenheit berechtigen zur Definition und zur gesonderten Betrachtung formativer Subsysteme. Die Definition des Terminus "primär" bereitet, besonders im Rahmen einer sprachübergreifenden Untersuchung, erhebliche Schwierigkeiten. Der Vergleich älterer und jüngerer Sprachstufen relativiert den Begriff "primär" lind lehrt, daß vieles Primäre einst sekundär war und manches Sekundäre einmal primär werden wird. Primarität ist keine absolute Größe, die sich am isolierten Wort festmachen ließe. Die Primarität eines Wortes läßt sich nur für eine bestimmte Zeitstufe eines Sprachsystems sinnvoll definieren. Wie soll man aber verfahren, wenn eine aus mehreren Einzelsprachen rekonstruierte, unbezeugte Sprache wie das Germanische im Blickfeld steht? Ein Wort kann in den einzelnen gm. Sprachen lexikalisch höchst unterschiedlich verankert sein; ein Adjektiv, das in einer Sprache klar motiviert ist, kann auf der synchronen Ebene einer anderen Sprache Eds primär erscheinen. Angesichts dieser Problemlage muß die Definition von Primarität, die die Grundlage für die Materialauswahl bildet, von einer für alle gm. Sprachen konstanten Größe ausgehen. Nun sind semantisch-lexikalische Assoziationen nicht nur an das jeweilige Sprachsystem gebunden, sie lassen sich auch für eine rekonstruierte Sprachstufe nicht ohne weiteres ermitteln. Die am leichtesten erreichbare Konstante ist die für die gm. Grundsprache rekonstruierte Form. Als Konsequenz lege ich das Konzept der "morphologischen Primarität" zugrunde. Ein Adjektiv — und generell jedes Lexem — gilt als morphologisch primär, wenn es seiner äußeren Form nach lediglich in eine synchron nicht weiter segmentierbare Wurzel und ein Stammbildungselement zerfällt, ohne Rücksicht darauf, ob es innerhalb der Sprache isoliert oder mit anderen Lexemen assoziiert ist. Damit fedlen im Prinzip solche Adjektive heraus, deren Ableitungsgrundlage bereits formativ charakterisiert, also selbst abgeleitet ist; aus praktischen Gründen habe ich allerdings etliche Sekundärbildungen hinzugenommen (s.u.). Wenn ich ausschließlich von der Form ausginge, müßte ich die semantischen und die etymologischen Assoziationen unberücksichtigt lassen. Um diesem Mangel zu begegnen, unterteile ich die Adjektive in sechs Klassen, die deren Ursprung bzw. deren Verankerung im Lexikon kennzeichnen. Jedes Adjektiv wird einer Klasse zugeordnet. Dieses Verfahren erlaubt es unter anderem, die "echten" Primäradjektive von solchen zu trennen, die trotz morphologischer Primarität sekundär entstanden sind. Die sekundären Klassen teile ich jeweils in zwei Untergruppen, abhängig davon, ob das Wort in gm. (ohne Stern) oder in vorgm. Zeit (mit Stern) entstanden ist. Ich unterscheide folgende Klassen:

28

Ρ

Einleitung

Primäres Adjektiv, das sich mittels des Inventars des gm. Lexikons nicht herleiten läßt und das auch im Idg. nicht als Sekundärbildung zu erweisen ist: langa-1.

*V

Ursprüngliches Verbaladjektiv, dessen Bezug zur verbalen Grundlage (durch Bedeutungsverschiebimg oder durch Untergang des Verbs)

V

Adjektiv, das neben einem starken oder einem primären schwachen Verb des Gm. steht: bitra-. Im Gm. autonomes Adjektiv, das aus einem idg., im Gm. verschwundenen Wort rückgebildet ist: sauza-. Adjektiv, das aus einem anderen Lexem des Gm., meist einem schwachen Verb, rückgebildet ist: erzja-. Im Gm. autonomes Adjektiv, das aus einem idg. Substantiv erwach-

i m Gm. verlorengegangen ist: aida-,

*R R *S

sen ist:

S *D D *K Κ

leuba-,

truma-,

Adjektiv, das (über prädikativen Gebrauch oder über ein Komposition) aus einem gm. Substantiv erwachsen ist: deuza-, maina-. Im Gm. autonomes Adjektiv, das von einem idg. Substantiv (oder Adverb) deriviert ist: weisa-1. Adjektiv, das von einem gm. Substantiv (oder Adverb) abgeleitet ist, sich aber semantisch verselbständigt hat: handuga-. Im Gm. autonomes Adjektiv, das im Idg. Teil eines exozentrischen Kompositums war: -maini-, Komponiertes Adjektiv, das, obgleich im Gm. ursprünglich exozentrisch, nun als Primärbildung erscheint: -laugni-.

Damit sind die Prinzipien vorgegeben, die die Materialgrundlage bestimmen. Da die Einbeziehung der primären Verbaladjektive zu Überschneidungen mit SEEBOLDS Wörterbuch (Sb) führt, sei sie kurz begründet: a) die Verbaladjektive sind bei Sb nicht vollständig bzw. nur mit wenigen Belegen verzeichnet; b) die Zuordnung eines Adjektivs zu einem starken Verb kann unsicher oder sekundär sein (gaura-); c) bezüglich der Stammbildung bestehen etliche Ubereinstimmungen mit Klasse P, deren Bewertimg zu interessanten Ergebnissen führt; die Klassen V, *V und Ρ gehen stufenlos ineinander über; d) auch unter den Verbaladjektiven befinden sich Erbwörter mit Entsprechungen in anderen idg. Sprachen. Ich nehme nur solche Verbaladjektive auf, die nicht bzw. nicht mehr dem Flexionsparadigma des Verbs angehören, also: a) keine ίο-Bildungen zu Präteritopräsentien (skulda-), wohl aber solche zu anderen starken Verben (kalda-); Sb verfahrt bei den Präteritopräsentien uneinheitlich: er ordnet -nuhta- als Flexionsform, kunpa-, skulda-, purfta- als Ableitungen ein; *duhta- (zu daug) erscheint nur implizit bei duh-tô-\ mahta- und munda- fehlen ganz.

Einleitung

29

b)

keine ίο-Partizipien zu schwachen Verben, auch wenn sie morphologisch primär (ohne Bindevokal) sind (-wurhta-); c) keine Verbaladjektive mit Suffix -ana/ena-, die bei Sb verzeichnet sind, selbst wenn das entsprechende Verb im Gm. nicht mehr existiert (aikana-). Manche Rückbildungen, die erst einzelnen gm. Sprachen zuzurechnen sind, sprengen strenggenommen den Rahmen dieses Wörterbuchs. Wenn ich sie dennoch aufgenommen habe, dann zu dem Zweck, ihre Einstufung als Primärableitungen bei anderen Autoren zu widerlegen und das hier durchgeführte einheitliche Ablautsystem bei Verbaladjektiven auf -i- zu rechtfertigen. Das gleiche gilt für andere Sekundärbildungen: zwar dürfen sie bei der Beschreibimg der Wortbildungsmittel im System der Primäradjektive nicht einbezogen werden, doch müssen sie zunächst als sekundär erkannt werden. Daher habe ich alle Adjektive berücksichtigt, die innerhalb des Gm. nicht eindeutig sekundär sind; erst die Aufnahme von Adjektiven aus sekundären Klassen hat es ermöglicht, einige Wortbildungselemente (z.B. -aga-) als Sekundärmorpheme zu erweisen. Adjektive, die nur (mit Präfixen oder nominalen Vordergliedern) komponiert auftreten, stehen grundsätzlich in dem Verdacht, exozentrische Komposita zu sein. Das gleiche gilt für Adjektive, die nur im Nordgm. als Simplex erscheinen, in allen anderen Sprachen aber mit einem unbetonten Präfix versehen sind, da unbetonte Präfixe im Nordgm. schwinden. Daher setze ich nur solche Adjektive als Primärwörter an, deren Primarität aus unabhängigen Kriterien (Bedeutimg, Stammbildung, Etymologie) hervorgeht.

C. Arbeitshypothesen Was den Ansatz der Flexionsklassen im gm. Adjektivsystem betrifft, so herrscht bislang eine bemerkenswerte Unsicherheit. Zur Illustration seien einige Adjektive angeführt, für die unterschiedliche Stämme angesetzt worden sind: W gloggr < *glawwa-/*glawwu-, D truobi < *dröba-/*dröbja-, D nuzzi < *nuti-/*nutja-\ die Beispiele ließen sich beliebig fortführen. Die Uneinigkeit erklärt sich einmal dadurch, daß die gm. Sprachen das idg. Flexionssystem in unterschiedlich starkem Maße umgestaltet bzw. vereinfacht haben. Zum zweiten beschreiben solche Ansätze teils die synchrone Flexion, teils beziehen sie sich auf die gm. Grundsprache. Schließlich liegt das grundsprachliche System selbst in manchen Punkten im Dunkeln: dies gilt insbesondere für i- und u-Flexion, aber auch allgemein für die Frage, in welchem Verhältnis die gm. Bildungen zu den idg. Adjektivtypen stehen. Folgende Hindernisse stellen sich der Rekonstruktion des gm. Systems entgegen:

30 a)

b)

c)

Einleitung

Die w-Flexion ist nur im G einwandfrei erkennbar. Das G bietet aber so wenige Belege, daß die Zuordnung zur u-Klasse in vielen Fällen auf andere Kriterien angewiesen ist. Die Abgrenzung der ¿-Flexion fällt außerordentlich schwer. Im G weist ein Nom.Sg. auf -s in Verbindimg mit einem Obliquus auf -Jauf die ¿-Klasse, ein Nom.Sg.Mask. auf -eis (bzw.Ntr. auf -¿) auf die Ja-Flexion. Fehlen diese Indizien, so lassen sich i- und Ja-Flexion bzw. i- und a-Flexion nicht auseinanderhalten. In den übrigen gm. Sprachen fallen i- und Ja-Flexion mit wenigen Ausnahmen zusammen. In den westgm. Sprachen wechseln a- und Ja-Flexion scheinbar willkürlich, oft bei einem und demselben Adjektiv. Daher berechtigt Ja-Flexion im Westgm. nicht automatisch zum Ansatz eines ja- oder ¿-Stammes.

Ich gehe bei dem Versuch, einen Weg in das Dickicht zu schlagen, vom G aus. Dort sind die gm. Flexionsklassen nahezu unverändert bewahrt geblieben. Ist ein im G bezeugtes Adjektiv eindeutig als a-, ja-, i- oder u-Stamm erkennbar, so kann seine gm. Vorstufe derselben Klasse zugeschrieben werden, sofern nicht mit spezifischen Umgestaltungen gerechnet werden muß Cmanwes*-). Sonst richtet sich die Entscheidung nach anderen Erwägungen. u-Flexion setze ich, außer wo sie im G bezeugt ist, nur an, wenn es dafür außergm. Evidenz gibt: hwanhu*-, kwuru*-, murgu*-, tanhu*-, peku*-, punu*-. Bloßes Nebeneinander von a- und Ja-Flexion im Westgm. berechtigt nicht zum Ansatz eines u-Adjektivs (ROSS 1972). Die Scheidimg von i- und Ja-Flexion muß den jeweiligen Wortbildungstyp berücksichtigen. Mit i-Flexion rechne ich in folgenden Fällen: a) Das Suffix -i- (ohne weiteren Kennlaut) kommt bei Adjektiven vor, die neben starken Verben stehen. Daß es sich um ¿-Adjektive handelt, geht aus den Belegen des G hervor, die in allen eindeutigen Fällen zur ¿-Klasse zählen (andanems, andasets, bruks). Voraussetzung für die Einstufung als primäres Verbaladjektiv (und damit als ¿-Adjektiv) ist, daß der Wurzelablaut sich den für die jeweilige Ablautreihe feststellbaren Regeln fügt (§ 63 ff.). Um innerhalb des Gm. einheitlich zu verfahren, setze ich Verbaladjektive nie mit Suffix -ja- an, selbst wenn eine Entsprechung im Ai. dies nahelegen würde. b) Ein Suffix -i- erscheint bei exozentrischen Komposita: G analaugns, anasiuns, gafaurs, gamains. Deshalb setze ich diejenigen Vertreter dieses Typs, die im Nordgm. ¿-Umlaut bzw. im Westgm. Ja-Flexion zeigen, als ¿-Stämme an. c) Suffixe -li-, -ni-, -ri-. G hrains weist für -ni- auf i-Flexion (aber ursprünglich wohl *hrain-i-)\ für -Ii- und -ri- fehlen eindeutige Belege. Für die Auffassung als ¿-Stämme spricht auch die strukturelle Unwahrscheinlichkeit der Suffixe t-Ija-, t-nja-, t-rja-.

Einleitung

31

ja-Flexion tritt bei Primärbildungen nur in Zusammenhang mit dem Suffix -pja/dja- auf. Die eindeutigen Zeugen des G sind alpeis, wilpeis und vielleicht wopeis; danach fasse ich auch die übrigen Adjektive dieses Typs als Ja-Stämme auf. Außerdem setze ich Rückbildungen aus schwachen JaVerben als Ja-Adjektive an. Die Zuordnung zur α-Klasse stößt auf Schwierigkeiten, wenn bei einem nur im Westgm. bezeugten Adjektiv a- undJa-Flexion nebeneinanderstehen. Wie die Auswertung des Materials allerdings zeigt, gibt es keinen sicheren Beleg dafür, daß ursprüngliche ja- oder ¿-Adjektive im Westgm. sekundär α-Flexion annehmen. Daher setze ich jedes westgm. Adjektiv, für dits neben Ja-stämmigen auch α-stämmige Belege existieren (etwa E dröf neben D truobi), als α-Stamm an. Kommt im Westgm. nur Ja-Flexion vor, so ist eine Zuweisimg davon abhängig, daß sich der Wortbildungstyp ermitteln läßt. Es gibt keinen sicheren Anhaltspunkt dafür, daß sekundäre Ja-Flexion den Wurzelvokal e zu i hebt; daher muß z.B. S derbi nicht auf tdarbja- weisen, sondern läßt sich unter *derba- einordnen. Die Adjektive des Typs G triggws, W gloggr setze ich als im-Stämme an; eigentlich handelt es sich um α-Stämme zu Wurzeln mit labiovelarem Auslaut. Die besondere Stellung dieser Gruppe habe ich in einer gesonderten Untersuchung (1986) zu beleuchten versucht.

D. Aufbau der Wörterbuchartikel Um bei der Fülle des Materieds den Umfang der Arbeit in Grenzen zu halten, habe ich die Darstellung der Belege stark formalisiert. Die Artikel des Wörterbuchs folgen einem festen Schema, deis besonders darauf abzielt, die Ableitungswege innerhalb der Wortsippen augenfällig zu machen. In der Anordnung der Belege übernehme ich in vielen Punkten das bei Sb gewählte Verfahren; die meisten Abweichungen erklären sich durch die unterschiedliche Wortart.

1. Adjektiv Die Lemmata sind alphabetisch angeordnet. Als Stichwort dient die rekonstruierte gm. Stammform. Die stimmhaften R e i b e l a u t e b e z e i c h n e ich durch die Verschlußlaute b dg, den Vokal ë1 durch x. Für spätgm. íunterscheide ich je nach der idg. Herkunft zwischen ei und f. Im Alphabet folgt χ auf e, p auf t; die Labiovelare gw, hw, kw sind wie gw, hw, kw eingereiht. Der Ansatz stellt nicht in jedem Fall die lautgesetzliche Vorform der Belege dar; er beschreibt ein frühes morphologisches System, das noch keine

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Einleitung

systematischen Neuerlingen durchgeführt hat. Wenn die Belege morphologische Umgestaltungen voraussetzen — ein Beispiel dafür ist der Einschub von w bei u-Adjektiven (HEIDERMANNS 1986) —, setze ich die jüngere Form hinzu: angu- (> ang^u-). Bei suppletiven Komparationsformen dient der Komparativ als Lemma. Das Lemma ist mit Sternchen versehen, wenn es in keiner gm. Sprache als Adjektiv belegt, sondern lediglich aus einem Adverb oder aus Ableitungen erschlossen ist. Vor dem Stichwort steht ein Bindestrich, falls das Adjektiv in allen Sprachen (außer dem Nordgm.) nur komponiert vorkommt; ist der Bindestrich eingeklammert, so ist einstige Verwendung als Simplex zwar möglich, aber unwahrscheinlich. Ein hinter dem Lemma stehendes Fragezeichen zeigt an, daß die rekonstruierte Form, ein Sternchen, daß die angegebene Stammklasse unsicher ist; in solchen Fällen erörtere ich die mit dem Ansatz verbundenen Probleme im Abschnitt "Bei". Auf die rekonstruierte Stammform folgt eine knappe Bedeutungsangabe, die lediglich zur Identifizierung des Lemmas dient; auf die Ausgangsbedeutung gehe ich im Abschnitt "Bei" ein. Bei nur komponiert vorkommenden Adjektiven ist die Bedeutung in der Regel eingeklammert, da sie auf das als Simplex eingesetzte Lemma nicht unbedingt übertragbar ist. Steht hinter der Bedeutung oder sogar an ihrer Stelle ein Fragezeichen, so läßt die Beleglage eine fundierte Aussage nicht zu. Der nach der Bedeutung stehende Buchstabe in Fettdruck gibt auf einen Blick zu erkennen, welcher Adjektivklasse (s.o.) ich das Lemma zuordne. Die Zuordnung wird im Abschnitt "Gm" oder "Idg" begründet. Die zun Ende der Kopfzeile in Klammern gesetzten Zahlen verweisen auf die Paragraphen des systematischen Teils, in welchen das Adjektiv aufgeführt ist. Auf die Kopfzeile folgen die Adjektivbelege, getrennt nach den einzelnen gm. Sprachen. Dabei beziehen sich die Siglen G W O E F N S D auf die jeweils älteste Stufe, also Gotisch, Altwestnordisch, Altostnordisch, Altenglisch, Altfriesisch, Altniederfränkisch, Altsächsisch und Althochdeutsch. Zur Kennzeichnimg jüngerer Sprachstufen treten die entsprechenden Abkürzungen (mnd., mhd. usw.) hinzu; "D mhd." bedeutet "innerhalb des D erst im Mhd. belegt" (nicht: "im Ahd. und Mhd. belegt"). Jüngere Formen führe ich jedoch nur an, wenn die älteste Phase keine oder nur sehr spärliche Belege bietet. Die Belege stehen gewöhnlich in normalisierter Form; bei Bedarf setze ich die überlieferte Schreibung in spitzen Klammern hinzu. Die Belege des Adjektivs sind nach den drei Flexionstypen Positiv, Adverb und Komparativ/Superlativ aufgeschlüsselt. Zwischen den Stammformen steht ein Semikolon, Veit i ante η einer Stammform sind durch ein Komma getrennt. Ein Strich — vertritt unbelegte Formen.

Einleitung

33

Als erste Stammform steht der Nom.Sg.M. des starken Adjektivs (im D die nominale Form); nur schwach flektierte Adjektive sind durch "sw." markiert. Ist das Adjektiv nur im Obliquus bezeugt und der Nom.Sg.M. nicht sicher zu erschließen, so ist dieser hinten mit einem Sternchen versehen. Wenn aus der Grundform die Flexionsklasse oder der Stammausgang nicht eindeutig hervorgeht, folgt der Kennlaut in Klammern, z.B. -j-, -v-, -r- bei ja-, wa- bzw. ra-Stämmen im W. Die zweite Stammform ist das Adverb. Sind mehrere verschieden gebildete Adverbien belegt, so werden alle Formen angeführt. Adverbien auf *-likö rechne ich stets dem primären Adjektiv zu, nicht einem mit *-lika- gebildeten Sekundäradjektiv. An dritter Stelle stehen die Komparationsformen, und zwar — falls beide bezeugt sind — erst der Komparativ, dann der Superlativ. Suppletive Komparationsformen stehen in Klammern und erhalten ein eigenes Lemma. Sind nur zum Adverb Komparationsformen überliefert, so erscheinen diese stellvertretend für die des Adjektivs.

Auf die Stammformen folgt die Bedeutung. Die Angaben orientieren sich eng an den Texten; auf die Grundbedeutung gehe ich im Abschnitt "Bei" ein. Die Bedeutungsangaben sind, soweit möglich, nach den syntaktischen Verwendungen des Adjektivs gegliedert (prädikativer oder attributiver Gebrauch, Kasusrektion); nur sporadisch auftretende Konstruktionen werden in Klammern vermerkt. Bei vielen Bedeutungen habe ich die entsprechenden Bezugswörter hinzugefügt, um einen Hinweis auf die Kontexte zu geben, in denen das Adjektiv vorkommt. Gegenstände werden meist konkret benannt, ansonsten genügen die Kennzeichnungen "Person" bzw. "Abstr.". Wenn das Adverb semantisch wesentlich vom flektierten Adjektiv abweicht — oft in metaphorischer Verwendung —, gebe ich seine Bedeutung gesondert an, markiert durch "Adv.". Die Quellen, in denen das Adjektiv belegt ist, stehen als Siglen hinter den Bedeutungsangaben. Um kenntlich zu machen, welche Stammformen in welchen Quellen überliefert sind, verbinde ich die Siglen im Bedarfsfall mit Ziffern: 1 steht für Adverb, 2 für Komparationsformen, der Positiv bleibt wegen seiner hohen Textfrequenz ohne Kennzeichnimg. Im folgenden sind adle Kombinationen aufgelistet (S steht für eine beliebige Sigle): S SI S2 Sl+2 S+l S+2 S+ + -S

nur nur nur nur nur nur alle nur

Positiv belegt Adverb belegt Komparationsform belegt Adverb und Komparationsform belegt Positiv und Adverb belegt Positiv und Komparationsform belegt Stammformen belegt mit Präfix belegt

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Einleitung

Anschließend wird die Verwendung des Adjektivs in Komposita dokumentiert (die Komposita mit unselbständigem Präfix folgen in einem eigenen Abschnitt, s.u.). Hier ist keine Vollständigkeit angestrebt; wenn es zu einem Adjektiv zahlreiche Komposita gibt, weise ich durch "z.B." gegebenenfalls auf den Auswahlcharakter hin. Ich zitiere in erster Linie Komposita mit formalen oder semantischen Besonderheiten. VG bedeutet, daß das Adjektiv im Vorderglied, HG, daß es im Hinterglied des Kompositums steht. Die Fortsetzer des Adjektivs in den jüngeren Sprachstufen habe ich nur aufgenommen, wenn sie die Informationen der ältesten Stufe in wesentlichen Punkten ergänzen, sei es in morphologischer, syntaktischer oder semantischer Hinsicht. 2. Komposita Dieser Abschnitt umfaßt sämtliche Komposita des Adjektivs, die im Vorderglied ein gebundenes Morphem enthalten. Darunter fallen verbale Präfixe, die Privativpartikel un- sowie unselbständige Pronominalstämme. Im einzelnen handelt es sich um folgende Elemente: gm.

G

ala ana anda aupa bi ed en fra fur ga ö sen tuz uba un unpa uz

ala ana anda bi

faur ga

al á and aud

al a

id, idja in for (g)

un

sí tor of 6, ú

US

0r

tuz

O

W

for

tor of U

E eal, sel on and, ond êad be ed in

Ν

S ala, alo

and

D ala, al

ant bi

bi it, ite fra

for ge

ge

gi

ga, gi uo sin zur

un

un

un

ur

(ä)

ur, (ä)

sin(e) of un ÜÓ or, (ä)

Die Komposita sind nach ihren Vordergliedern alphabetisch geordnet. Die Form wird nur dann angegeben, wenn sie sich nicht aus obiger Tabelle und dem Simplex ableiten läßt. Auf die Bedeutung folgen die bloßen Siglen ohne Kennzeichnung der Stammformen (diese sind unter dem Simplex zusammengefaßt).

Einleitung

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3. Derivata Dieser Abschnitt stellt sämtliche Ableitungen des Adjektivs zusammen. Es handelt sich häufig u m einzelsprachliche Bildungen; daher gebe ich nur das Suffix an, nicht die gesamte Ableitung. Die Bildungen sind nach ihrem Derivationsmorphem systematisch angeordnet. Das Suffix steht in Klammern, wenn es in einer sekundären Variante vorliegt. I. 1.

2. a) b) c) d) 3.

II. 1.

2. III. 1.

2. 3.

4. 5.

Substantive Substantivierungen ohne Derivationsmorphem: Mask., Fem., Ntr. Der Wortbildungsvorgang muß aus Flexion oder Bedeutung eindeutig hervorgehen. Die Form führe ich nur an, wenn sie mit der des Adjektivs nicht übereinstimmt oder wenn das Adjektiv in der betreffenden Sprache nicht belegt ist. mit Suffix einfache Nasalsuffixe: an, δη, in, ηδ Halbvokalsuffixe: ja, jö, jan, jön einfache Dentalsuffixe: φδ, epan, ödja; ez, esjö sonstige (komplexe) Suffixe: düpi, andja, enga, ungö, iskön, (nassu) m i t "Halbsuffix": daga, dòma, haidu, laika, skapi. Kompositionshinterglieder, die sich auf dem Wege zu Suffixen befinden, nenne ich "Halbsuffixe", um den doppelt besetzten Terminus "Kompositionssuffix" für adjektivierende Suffixe exozentrischer Komposita freizuhalten (langhaar-ig). Adjektive mit Suffix: agaJiga, ala, iska. Häufig fallt es schwer zu entscheiden, ob die Bildung von dem Primäradjektiv ausgeht oder von einer daneben bezeugten Substantivierung. mit "Halbsuffix" (s.o.): lika (außer Adv.), sama Verben Suffix ja. Ein von einem Verbaladjektiv abgeleitetes Faktitivum kann mit dem Kausativum des starken Verbs zusammenfallen (s.u.). In unklaren Fällen nehme ich das Verb auf und stelle die Zugehörigkeit durch den Zusatz "[deverbal?]" in Frage. Suffix δ (s.u.) Suffix sé. Da im Nordseegm. ö- und »-Flexion großenteils zusammengefallen sind, ist die Zuordnung nur dort bezeugter Verben nicht immer sicher durchführbar. Ich rechne intr. Verben nur dann zur «-Klasse, wenn sie eindeutig inchoativ sind oder neben einem tr. ö-Verb stehen. Im Zweifelsfall schreibe ich δ/χ. Suffix ηδ sonstige Suffixe: alò, atja/etja, enö, esö, kö. Ich setze -etja- (nicht -itja-) an, um -atja- als Ablautvariante beschreiben zu können.

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Einleitung

Generell ist zu den Derivata zu sagen, daß es sich in vielen Fällen nicht um urgm. Bildungen handelt. In mehreren Einzelsprachen unabhängig voneinander geschaffene Ableitungen sind u.a. daran zu erkennen, daß ihre Bedeutungen sich leichter auf die jeweilige Bedeutung des Adjektivs als auf einen gemeinsamen Ausgangspunkt zurückführen lassen. Bei Aufnahme und Einreihung der Derivata verfahre ich normalerweise so, als gehe die gesamte Sippe vom Adjektiv aus. Dies ist jedoch keineswegs überall der Fall. Es kann z.B. sein, daß ein primäres Substantiv sich in prädikativer Stellung zum Adjektiv entwickelt (-» harma-), daß ein morphologisch primäres Adjektiv aus einem schwachen Verb rückgebildet wird (-» erzja-) oder daß das Derivationsverhältnis aus den Belegen nicht klar hervorgeht. Die Ableitungsrichtung kommt in der Klassenbezeichnung in der Kopfzeile zum Ausdruck und wird im Abschnitt "Gm" erläutert. Ein weiteres Problem kann in der Zuordnimg einzelner Ableitungen liegen. So stehen sich denominale und deverbale Ableitungen oftmals sehr nahe. Dies gilt insbesondere für schwache ja-Verben, die bei α-Stufe der Wurzel sowohl als Kausativa zu starken Verben wie auch als Faktitiva zu auf gleicher Wurzelstufe stehenden Verbaladjektiven fungieren können (-» hnai^a-). Viele Abstrakta vereinigen in sich nominalen und verbalen Bezug. Wo sich eine klare Scheidimg nicht durchführen ließ, bin ich bei der Aufnahme großzügig verfahren und habe den Zweifel an der Zuordnung in eckigen Klammern vermerkt. Es bedarf vielleicht der Rechtfertigung, daß der Dokumentation der Derivata so breiter Raum zugestanden wird. Die umfassende Übersicht dient vor allem zwei Zwecken. Besonders bei spärlich bezeugten Adjektiven ermöglichen es die Derivata, Form und Bedeutung präziser zu fassen, eine Grundvoraussetzung für die etymologische Beurteilung des Adjektivs. Darüber hinaus steht damit in einem Teilbereich das komplette Material für Untersuchungen zum Lexikon und zur Wortbildung der gm. Sprachen zur Verfügung.

4. Beleglage (Bei) Bevor ich auf die Etymologie eingehe, werden die Daten der Belegsammlung zusammengefaßt und interpretiert. Der Abschnitt hat drei Funktionen: a) Die Bezeugung innerhalb der Germania wird kurz beschrieben. Neben den althergebrachten Begriffen "Ostgm." (G), "Nordgm." (W O) und "Westgm." ( E F N S D ) verwende ich die Termini "Nordwestgm." ( W O E F N S D ) , "Nordseegm." (E F Ν S), "Anglofries." (E F), "Kontinentalwestgm." (F Ν S D) und "deutsches Sprachgebiet" (S D). Diese Kennzeichnungen dienen rein praktischen Zwecken; ich bin mir dessen bewußt, daß die ältere Dreiteilung, insbesondere das "West-

Einleitung

b)

c)

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gm.", heute in der Regel als mit neueren Aufgliederungen inkompatibel angesehen wird. In Zweifelsfällen — insbesondere solchen, die sich in einem Fragezeichen oder Sternchen in der Kopfzeile niederschlagen — diskutiere ich die mit dem gm. Ansatz verknüpften Probleme. Die verschiedenen Bedeutungen, die sich aus den Belegen des Adjektivs und seiner Ableitungen ergeben, werden zusammengefaßt und, soweit dies ohne etymologische Erwägungen möglich ist, zueinander in Beziehimg gesetzt.

5. Germanisch (Gm) Dieser Abschnitt beschreibt die Verankerimg des Adjektivs im gm. Lexikon. Bei primären Adjektiven stehen hier gegebenenfalls wurzelverwandte Primärbildungen des Gm.; bei Verbaladjektiven wird auf das entsprechende Primärverb verwiesen; bei ursprünglich sekundären Bildungen führe ich das Grundwort an. In jedem Fall erläutere ich die in der Kopfzeile vorgenommene Klassenzuweisung.

6. Indogermanisch (Idg) Der Abschnitt existiert in der Regel nur dann, wenn die Entstehimg des Adjektivs in vorgm. Zeit zu fallen scheint. Hier bespreche ich die außergm. Etymologie des Adjektivs. Der Blick richtet sich in erster Linie auf in anderen idg. Sprachen bezeugte Adjektive, wobei eventuelle morphologische oder semantische Differenzen bewertet werden. Befindet sich unter den verwandten Bildungen ein Primärverb, so führt dies zur Einstufung des Lemmas als Verbaladjektiv (*V). Ich bezeichne die üblicherweise für die idg. Grundsprache angenommenen drei Laryngale einheitlich durch 3 (ohne sie durch einen Index zu differenzieren), die entsprechenden Hochstufenvokale durch ë, ä, δ. Unter den Postulaten der Laryngalhypothese scheint mir der Ansatz dreier verschiedener Laryngale mit jeweils eigenen Auswirkungen nicht hinreichend gesichert. Im übrigen trägt das Gm. nichts zur Klärung dieser Frage bei.

7. Literatur (Lit) Die wichtigsten etymologischen Wörterbücher zitiere ich durch Siglen, sonstige häufiger herangezogene Werke wie z.B. Grammatiken mit Namen und Jahr. Monographien, die sich speziell mit dem betreffenden Adjektiv

38

Einleitung

befassen, führe ich an Ort und Stelle an, sie erscheinen daher nicht im Literatvirverzeichnis. Inwieweit ich in der Beurteilung der Etymologie den zitierten Werken folge, ergibt sich aus der Formulierung in den Abschnitten "Gm" und "Idg". Die Angabe "o.A." bei Zitaten aus Sb bedeutet, daß das Adjektiv bei Sb fehlt. Ich habe nicht versucht, jede Hypothese auf ihren Urheber zurückzuführen. Die zitierten Wörterbücher und Monographien machen dies jedoch in der Regel möglich.

Systematischer Teil

Im folgenden sind alle im Wörterbuch vorkommenden Adjektive ihrer Wortbildung entsprechend angeordnet. Die Gliederung verwendet zunächst die oben definierten Adjektivtypen Ρ V R S D K; innerhalb dieser richtet sich die Unterteilung nach den Suffixen der Adjektive (Ρ V D K) bzw. ihrer Grundwörter (R S). Zur weiteren Gliederung dient gegebenenfalls der Wurzelablaut. Adjektive, deren Wortbildung sich in mehrfacher Weise erklären läßt, sind an allen in Frage kommenden Stellen aufgeführt. Von jedem Wörterbuchartikel axis wird auf den/die entsprechenden Paragraphen des systematischen Teils verwiesen. Die Tabellen geben die Beleglage der Adjektive durch die Kennbuchstaben G/g W/w O/o E/e F/f N/n S/s D/d an, die den in der Einleitung definierten Sprachensiglen G W O E F N S D entsprechen; dabei zeigen Großbuchstaben an, daß das Adjektiv selbst, Kleinbuchstaben, daß nur Ableitungen bezeugt sind. Ist ein Lemma in einer Sprache unsicher bezeugt oder aus einer anderen gm. Sprache entlehnt, so ist der Buchstabe kursiv gesetzt.

A. Primäradjektive

Hier sind neben den "echten" Primärwörtern auch manche Adjektive erfaßt, die zwar morphologisch primär sind, aber eher den Eindruck sekundärer Bildungen machen, ohne daß sich ihre Wortbildung genau beschreiben ließe.

Primäradiektive mit Suffix -q§ 1.

1. Die Wurzel enthält idg. e:

demmadenkwaderkadeupaerpa? feikagreisa-

'dunkel' — 'tief 'dunkelbraun' 'gierig' 'grau'

-W- EF - - .... F - - - - - E - - - d GWOEFNSD - W - E - - SD -Wo - - - -FNSD

idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg.

?

*dheng *dherg*dheub? ? ?

40 gremmahreuhahweitaleiba*leisa-1 ? lenpa*lertameukareibaren¿"a? seida? *senaskelgaskelhaskeuhaskewwaskreupasmelha*snellasprenda*steupaperba*peupawelka? (-)werga§ 2.

Systematischer Teil 'grimmig, zornig' 'rauh, wild' 'weiß' 'gebrechlich' 'sanft' 'sanft, mild' 'verbogen' 'weich, sanft' 'befriedigend' 'leicht' 'sich lang hinziehend' 'alt' 'schief, schielend' 'scheu; abscheulich' 'widerwillig, scheu' 'vergänglich' 'klein, gering' 'sich rasch bewegend' 'energisch' 'verwaist' 'fade' 'gut...' 'weich' 'schmutzig'

-WOEFNSD . . . E - - S GWOEFNSD . . . E - - - - - - e -NSD - - - E - - SD D

-w

-WOE - N S G - - -FNSD '-WoEFNSD G d -WO D - - - E -NSD . . . E - - -D -W - - • Ν •D

-w

-WOE . . . E - WO E -W-E Gw o e

-w

D -NSD - - - FN -D -NSD f η s d NSD

(idg. idg. vorgm. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg.

*ghrem-) ? *kiieid*lêibh- ? *lëi-s- ? *lent- ? *lerd? ? *ren¿*h*séi-t- ? *sen*skel*skel? ? ?

*smelk?

? ?

*terp*teu-t*Velg?

2. Die Wurzel enthält idg. o. Hier sind auch diejenigen Wörter mit gm. a eingereiht, deren idg. Vokalismus sich nicht sicher ermitteln läßt. -W-E-NSD aupa'leicht' idg. *ou-tbarza'starr aufgerichtet' -W D idg. *bhers? ? bauda- 'taub' G idg. bausa'aufgeblasen' -W--FNSD *bheu-) (idg. blaita'blaß' . . . E - - - d idg. *bhleid? blanka'schwach glänzend' -W- e - N S D idg. ? blasa'mit weißem Fleck' Ns D *bhel-) (idg. 'weich; nackt' blauta-W-EFNSD *bhleu-) (idg. 'schwach' gW-E -NSD blaupa*bhleu-) (idg. ? GWOEFNSD braida'breit' idg. branta'hochragend' -W-E - - - idg. *bhrend? . . . E --- dalla'(stolz)' idg. dankwa'dunkel' -w idg. *dhengUfaita'fett' -W- e -NSD *peid-) (idg. ? -falda'-fach, -faltig' GWOEFNSD (idg. *pel-) *franka'kampfbegierig' d *pregidg. ? 'unfruchtbar' galda-wO- - - - D idg. ? ganha'jäh, plötzlich' - - - e /NSD idg.

Primäradjektive gantaglawwagnaupagrannahaidahalkahallahaltahalpahaugahauha? hlasaklamaknappakrappakrausalaipalanga-1 maiwamalla*manpa? marwaraibaramma(-)samasarpasmanpaspraupa*stakkastalka? staukastraka? swakasuiangaswartataltatarta-1 tarta- II wakwa? walga-1 wannawlak(w)awlanka-

'heil, ganz' 'umsichtig' 'geizig' 'dünn, schmal' 'heiter, klar' 'armselig' 'vertrocknet' 'fußlahm' 'geneigt' 'hoch'

D GW - E - N S D . . . E - - - - WO - - - S -Wo G -W- - F - s D GWo E F N S D gW-EF - s D

- wo

GWO E F N S D 'heiter' G 'zusammenhaltend...' - - - E F N S D .w- - - - S 'eng, knapp' — -W- - - - SD 'auserlesen' -w -EFη - d 'unwillig; verhaßt' - WOE F N S D 'lang' GWOEFNSD 'schmal, schlank' - wo 'töricht' - - - e FNS 'freundlich' - - -E - ηSD 'zart, fein' - W-Ε - Ν - D 'fröhlich' -w 'stark; scharf riechend' - W - e - - s d 'passend, geneigt' GWO- - N S D 'rauh, scharf NSD 'weich, sanft' . . . E - -S 'zerbrechlich' - - - E -NSD 'kurz' -wO - f - - 'starr aufragend' . . . E - - - . . . . F - - 'steif -w·E fNSD 'gestreckt' 'schwankend' NSD 'dünn, schlank' -w 'schwarz' GWo E F N S D 'schwankend' . . . EF- - 'zart, zärtlich' Ns D 'rauh' . . . E - - - 'feucht' -W-Ε-Ν-'lauwarm, ekelhaft' -W-E - - - 'schwärzlich' . . .EF - - 'lauwarm' . . . E - - Sd 'stattlich' . . . E - - S -

§ 3. 3. Die Wurzel e n t h ä l t idg. a: haiha'einäugig' G haita-1 'heiß' -W-EFNSD

41 idg. *ghond? idg. ? idg. ? idg. idg. *keit*kelgidg. ? idg. vorgm. *kold*kol-) (idg. *kou-k- ? idg. *kou-k- ? idg. ? idg. *glemidg. ? idg. ? idg. ? idg. *leitidg. *dlonghidg. idg. ? idg. idg. *men-t*mer-ifidg. 1 idg. 1 idg. *semidg. *ser-) (idg. ? idg. ? idg. ? idg. idg. *stelg? idg. ? idg. ? idg. ? idg. idg. *sy.erd? idg. ? idg. ? idg. *uogvidg. *uel-) (idg. ? idg. ? idg. ? idg.

idg. (idg.

*kai-k*kai-)

42 hamfaskaibawraikwa-

Systematischer Teil 'handlahm' 'schief 'krumm'

G SD -W-E -NSD G - o - F - - -

§ 4. 4. Die Wurzel steht in der Tiefstufe: dumba'stumm, dumm' GW-EFNSD flaka'flach' NSD — flata-W- - - - SD ? glada'(glatt)' - WO E F N S D glasa(n)'glänzend' -W- e - - S d 'grimmig' gratas D ? (-)grunpa- 'seicht' -w gula'gelb' -w hnutta'gestutzt' . . . E - - - hulpa'geneigt, zugetan' GWO E F N S D 'krumm' - - -EFNSD krumba? krumpa - w -E - - -D GWOEFNSD ? kwiwa'lebendig' lurta'gekrümmt, hinkend' - - - e - - -D NSD ? murwa- 'zart, fein' 'kurz' - w oE f η sD skurtaslaka'schlaff -W- E -NSD 'einzeln stehend' ? staka- WO - - - S 'hochmütig' - - - - FNSD ? stulta'stumm' - - - - FNSD stummaNSD stumpa'verstümmelt'

idg. idg. idg.

*kamp*skai-bh*yraigu-

(idg. idg. idg. idg. westidg. (idg. idg. idg. idg. (idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg.

*dheubh-) *pU-g*pU-d*ghhdh*ghhs*ghrë-/ghrô-) ? *ghel? *kel-) *greup? *lerd*mer-u*sker-d*slag*Std-g- ?

? ? ?

§ 5. 5. Die Wurzel enthält gm. as/ö verschiedener Herkunft: . . - E - N S 'flach' *pla-dflötaidg. ? flö(w)a- 'warm' -w *pm (idg. 'fröhlich' - w -E - - -D rötaidg. *rö/äd? smxha- 'klein, gering' -WO - f • SD idg. *smë(i)k§ 6. 6. Die Wurzel enthält gm. ι/ü unklarer Herkunft: '(knorrig)' D idg. knüta? -lika'(ähnlich)' GWOEFNSD idg. müka'weich' G - - - -NSD idg. 'rauh' - w- E -NSD idg. rüha'rauh, struppig' NS D strübaidg. 'stumpf idg. stübaS ? (-)üba'übelgesinnt' -W idg. §7. 7. Die Wurzel enthält gm. ë 2 unklarer Herkunft: le2ba'gebrechlich' - - -EF - S idg. Zu F stëf 'steif -* steifa- im Wörterbuch.

? ? ? ? *streu-p*steup?

*lëi-bh- ?

43

Primäradjektive

§ 8. Bemerkungen. Viele der scheinbar primären Adjektive dürften letztlich verbalen Ursprungs sein, auch wenn sich dieser nicht mehr nachweisen läßt. Thematische Primäradjektive mit e-stufiger Wurzel sind in früher Zeit nicht gebildet worden; zu *sena- s. § 180.

Primäradjektive mit Suffix -u§ 9.

1. Die Wurzel enthält idg. e:

1beku*-

'dick'

-WOEfNSD

§ 10. 2. Die Wurzel enthält idg. o: 'kunstvoll'

hwanhu*tanhu*-

'festhaltend, zäh'

D -woE-NSD

westidg. *tegidg. idg.

*kyonk- ? ?

§ 11. 3. Die Wurzel steht in der Tiefstufe: kwuru*murgu*-

'schwer' 'kurz'

G g - -E - η - D

idg. idg.

*gvr*mrgh-

§ 12. Bemerkungen. Bei den u-Adjektiven handelt es sich um einen alten, im Gm. nicht mehr produktiven Wortbildungstyp, der normalerweise von primären Verben ausgeht. Auch bei den hier eingereihten Bildungen dürfte urspr. eine verbale Grundlage existiert haben. Zu Verbaladjektiven auf -u- s. § 77 ff. Die Wurzel steht regulär in der Tiefstufe, was bei peku*- durch die Wurzelstruktur ausgeschlossen ist. Im Falle von hwanhu*- und tanhu*- ist der Ansatz der u-Flexion unsicher.

Primäradjektive mit Suffix -wa§ 13. 1. Die Wurzel ist e-stufig: blxwaelwagelwagrxwa? skelwa-

'dunkelblau' 'gelb' — 'grau' 'schief, schielend'

-WOEFNSD D - - - Ε - ΝSD -WOE-NSD Ν -D

idg. idg. idg. idg. idg.

*bhle*el*¿hel? *skel-

idg. idg. idg.

*bhol-/ghi¿el*pel*gol-

§ 14. 2. Die Wurzel enthält idg. o: ? balwafalwakalwa-

'quälend' 'fahl' 'kahl'

gw - E F - SD -W-E-NSD - - -E fΝs D

44

Systematischer Teil

§ 15. 3. Die Wurzel enthält idg. a: harwahaswa-

'herb' 'grau'

-w - e - - sD -W - E - - - D

idg. idg.

*kar- ? *kas-

idg.

*bha-s- ?

§ 16. 4. Die Wurzel ist tiefstufig: baswa-

'rötlich'

- - -E - - - ·

§ 17. Bemerkungen. Ein Großteil der Primärwörter auf -wa- sind Farbadjektive; von diesen verfügen falwa- und gelwa- über genaue außergm. Entsprechungen. Andere Adjektive, deren Stamm auf -wa- endet, sind von Adverbien abgeleitet (fraiwa-, § 186), thematische Bildungen zu primären Grundlagen auf -w- (maiwa-, § 2) oder denominale Ableitungen von u-Stämmen (salwa-, § 179). Primäradjektive mit Suffix -la§ 18. Die Wurzel erscheint in verschiedenen Ablautstufen:

dunkwlahaila? €d(a)la-

'dunkel' 'heil, gesund' 'wirkungslos'

ΝS D GWOEFNSD - - - E F N SD

idg. idg. idg.

*dheng ? ?

§ 19. Bemerkungen. Die einzige alte Bildung ist haila-. dunkwla- ist eine Parallelbildung zu dunkwra-; Cd(a)la- ist sicher keine Primärbildung, sondern lediglich mangels besserer Erklärung hier eingereiht. Zu Verbaladjektiven auf -la- s. § 84. Primäradiektive mit Suffix -ra§ 20. 1. Die Wurzel ist e-stufig:

? dem(b)ra- 'dunkel' ? sedra'rasch'

D -W - E - ΝS D

§ 21. 2. Die Wurzel enthält idg. o: GW- W- e - Ν - d -w- - - Ν S D . . . E - - SD - w- EFNSD

abra'heftig' 'sauer, bitter' ampradapra'schwer' haidra'heiter, klar' haira'grauhaarig' ? spaura 'rauh' swangra-1 'schwerfällig' swangra- II 'schwankend'

.

.

.

- - - -D E - - SD - -Ν -D

idg. idg.

? ?

idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg.

*op- ?

*om(3)*dheb*keit*kei? *sy.enk?

45

Primäradjektive

§ 22. 3. Die Wurzel enthält idg. a: saira-

'schmerzlich'

gWOEFNSD

idg.

*sai-

idg. idg. idg. idg. idg. idg.

*dheudh*dhengv? *leng»h- ? *mddh*mâk-

§ 23. 4. Die Wurzel steht in der Tiefstufe: *dudradunkwra? ludralung(w)ra? *madramagra-

'gelb' 'dunkel' 'nichtig, unnütz' 'schnell, kräftig' 'rötlich' 'mager'

.

.

.

. . .

-w-w-W-

e e E e E -

ηs d NS - s D - SD - s d NS D

§ 24. 5. Die Wurzel enthält gm. f/ü verschiedener Herkunft: dübra? ara*stüra-

'töricht' 'glänzend' 'dick(köpfig)'

D -Ψ - E - - - d -W - - - ΝS D

(idg. idg. idg.

*dheubh-) ? *stäu-/stü-

§ 25. Bemerkungen. Größere Gruppen bilden die o-stufigen und die tiefstufigen Bildungen. *dudra-, *madra- und *rudra- (s. § 96c) sind alte Farbadjektive mit paralleler Struktur. Zu Verbaladjektiven auf -ra- s. § 94 if.

Primäradiektive mit Suifix -ri§ 26. 1. Die Wurzel ist e-stufig: näebri? reuri*snxbri-

'gewandt, geschickt' 'vergänglich' 'rasch; knapp'

-W GW - - F - - -W D

idg. idg. idg.

? ? ?

idg. idg.

? ?

§ 27. 2. Die Wurzel enthält idg. δ: nöbrisnöbri-

'gewandt, geschickt' 'rasch; knapp'

-W -W

D D

§ 28. Bemerkungen. Außer der Gruppe (.s)nxbri-/(s)nöbri-, die nur im W und vi. im späten D belegt ist, wird nur reuri*- mangels besserer Analyse hier eingereiht. Zu Verbaladjektiven auf -ri- s. § 102 ff. Zu deurja*- s. § 183b, zu heurja*- s. § 191 (*heiwra-).

Primäradjektive mit Suffix -ma§ 29. Die Wurzel enthält (hochstufigen?) Langvokal: ? (-)xma? (-)kxma-

'dunkelrot' 'schwärzlich'

-W - e - - - -W - e - - - d

idg. idg.

? ?

46

Systematischer Teil

§ 30. Bemerkungen. Beide Adjektive lassen sich, da auf das Nordgm. beschränkt, auch iils Komposita einordnen, s. § 202. Zu dem Farbadjektiv (-)sxma- s. § 111; zu Verbaladjektiven auf -ma- s. § 107 ff.; zu fima- s. § 61.

Primäradjektive mit Suffix -na§ 31. 1. Die Wurzel enthält gm. a: hasna'glänzend, poliert' ? skamma- 'kurz'

D - WO E - - - D

idg. idg.

*kas*skembh- ?

- - - e - -SD SD

idg. idg.

? *dheus-

-W- E FΝ S D

idg.

*bhru-

§ 32. 2. Die Wurzel steht in der Tiefstufe: druknadusna-

'trocken' 'bräunlich'

§ 33. 3. Die Wurzel enthält ü: brüna-

'funkelnd, rotbraun'

§ 34. Bemerkungen. Unter den Primäradjektiven auf -na- befinden sich — bis auf die unklare Bildung skamma- — nur Farbadjektive. Zu Verbaladjektiven auf -na- s. § 113 ff., 144.

Primäradjektive mit Suffix -t§ 35. Ein Adjektiv zeigt das Suffix idg. -ot-: nakwad*- 'nackt'

GWOEFNSD

idg.

*ne/og«-

§ 36. Bemerkungen. Verbaladjektive mit konsonantischem f-Suffix sind in § 124 f. besprochen. Von den Bildungen dieses Typs sind berht*- (?) und ferhwt*- allerdings ohne erkennbare verbale Grundlage. Primäradjektive mit ^-Suffixen § 37. Primäradjektive auf -ka-: duska-

'dunkelfarbig'

. . . E - - - -

idg.

*dheus-

idg. idg.

*kar?

§ 38. Primäradjektive auf -ska-: harska? malska-

'rauh' 'weich; übermütig'

- WO - - - S d G- - - -ΝS -

47

Primäradjektive

§ 39. Bemerkungen. Primäradjektive auf -ika- gibt es nicht; zu leitika-, luttika- s. § 196.

Suppletive Komparation § 40. Suppletive Komparation kommt in folgenden Fällen vor: batizaneusizanflaizanhaldizanlaizizanmaizanminwizansaemizansölizanwalizanwelizanwerzizan-

'besser'

GWOEFNSD G

'mehr' 'eher' 'weniger' 'größer, mehr' 'kleiner' 'schlechter' 'besser'

-wo

,—

'schlechter'

GWO- - - SD - - -EF-SGWOEFNSD GWO-FNSD - -OE - - - . . . E - - - G D W GWOEFNSD

idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg.

?

*eus*plë1 ? *mô-/md*minu*sëmi*seU*uel· *uers-

§ 41. Bemerkungen. Suppletive Komparation tritt nur in den zentralen Bedeutungsbereichen 'besser' — 'schlechter', 'größer' — 'kleiner', 'mehr' — 'weniger' in Erscheinimg. Grammatischen Wechsel im Wurzelauslaut zeigen haldizan-, laizizan- und werzizan-, Idg. o-Ablaut gegenüber einer e-stufigen Bildimg weisen laizizan(zu Heisa-1) und sölizan- (zu sxli-) auf. In allen Fällen dürfte die Grundlage außerhalb des Adjektivsystems zu suchen sein; auf primäre Adverbien führen zumindest haldizan- (D halto), laizizan- (vgl. D liso), sxmizan- (idg. *sëmï), walizan- (W val), welizan(W vet).

48

Systematischer Teil

Β. Verbaladjektive

1. Außerhalb des Verbalparadigmas stehende Bildungen Die Adjektive dieser Gruppe sind (im Gegensatz zu Gruppe 2) nicht aus ehemals paradigmatischen (partizipialen) Bildungen erwachsen.

Verbaladiektive mit Suffix -aEs existieren verschiedene Typen von α-Adjektiven, die sich durch den Wurzelablaut voneinander abheben. 1. α-Adjektive neben starken Verben mit diphthongischer Wurzel. § 42. Die Wurzel steht in der e-Stufe (= Präsensstamm); in der zweiten Ablautreihe kommt auch ü vor. Erste Ablautreihe. a) Zu gm. starken Verben: -dreiba'(be)treibend' -W dreiba- 'treiben' -leisa- Π 'kundig' G lais 'weiß' reifa'stark reißend' - - -Ε -ΝS reifa'reißen' reipa'reif - - -E -ΝSD reipa'ernten' skeina'scheinend' - - -E - - - skeina- 'scheinen' sleika'(glatt)' -W sleika- 'gleiten' -sleita*'(zerreißend)' D sleita'zerreißen' (-)streida- 'streitend' -W- - - - s D streida- 'streiten' -sweiba'(nachgiebig)' -W ? swetöa-'aufhören' peida'aufgetaut' -W ? *peida- 'auftauen' weiga'kämpfend' - WO - - - - D wiga-/weiga- 'kämpfen' -weisa- II '(gemieden)' D weisa- 'meiden' wreiha'verdreht' - - -Ε -ΝS wreiha- 'winden' b) Zu idg. Primärverben: steifa'steif - - - EFNSD idg. *steip- 'festdrücken' weiha'heilig' Gw- E f N S D ? idg. *yeik- 'aussondern' Zweite Ablautreihe. c) Zu gm. starken Verben: beugadreugadreupa? fleuta? hreuba? hreunahrewwa? keusa*-

'gebeugt' 'festhaltend' 'triefend' 'flink' 'rauh, schorfig' 'uneben, rauh' 'betrübt' 'wählerisch'

-W - WO E F -W -W-E -Ν - -

- W - E - - -D -W -W-E - - Sd - - - E -NS -

beuga- 'biegen' dreuga- '(ausführen)' dreupa- 'tropfen' fleuta'fließen' *hreufa- (PPP 'struppig') *7ireuna-'(erstarren)' hrewwa- 'schmerzen' keusa'wählen'

Verbaladjektive D -leuda'(sprießend)' 'heuchlerisch; entstellt' GW o - F - - leuta-w 'gebeugt' lüta'gerötet' GW - E - - - reuda. . . E - - - reuka'schnaubend' 'krank' GWOEFNSD seuka-W - E - - - skeuta'schnell' Ν -D 'besprüht, bespritzt' (spröta*D ? prewwa- 'munter' d) Zu idg. P r i m ä r v e r b e n : 'schüchtern' . . . e - - -D blügaGWOEFNSD 'geliebt' leubaleuhsa'leuchtend' - WO e - - - d D (-)reuba'rauh, wild' ? slüha'hinterlistig' NSD Dritte Ablautreihe. e) Zu gm. s t a r k e n Verben: 'kühn, dreist' -VïOEF •S ? derba'trinkbar' drenka-w '(eindringlich)' -w ? felga'helltönend' -W- - - - SD gella'anmaßend ...' NSD gelpa. . . E - - - ? genna'weit, ausgedehnt' 'zornig' -w - - -Ν -D grella'tönend, klingend' NSD hella-hwelbaD 'rund' -W D hwella'laut, schallend' hwerba'beweglich; gewandt' G W - E - - - D krenga-w 'gewandt' -lempa'passend' D melka-W-E-NSD 'milchgebend' skelba'zitternd' -w skella-W-E - - -D 'tönend, laut' slempa'loslassend ...' -w ? shn¿"a- 'geschickt, tüchtig' -w sterba'verkrampft' -w -swenda'(schwindend)' . . . E - - - ? trenda- 'rund' - - - e F - S — wellaNSD (-)ivenda- 'verdrehend; verdreht' GW -wenna'(kämpfend)' -w -werda'gewendet' GWO-FNSD -werpa'(werfend)' -w ? werfia'würdig, wert' GWOEFNSD f) Zu idg. P r i m ä r v e r b e n : blenda'blind' GWOEFNSD merkwa*'dunkel' -WOE - - S -

49 leudalüta—

'sprießen' 'sich neigen' —

reuda- 'röten' reuka- 'rauchen, dampfen' seuka'krank sein' skeuta- 'schießen' sprüta- 'sprießen') *prewwa- 'gedeihen' ? idg. *bhluk- 'erblassen' idg. *leubh- 'lieben' idg. *leuk-s- 'leuchten' idg. *reup- 'rauh sein' idg. *sleuk- 'schleichen'

derbadrenkafelhagellagelpagennagrellahellahwelbahwellahwerbakrengalempamelkaskelbaskellaslempaslengwasterbaswenda*trendawellawendawennawerpawerpawerpa-

'sich mühen' 'trinken' 'eindringen' 'gellen' 'prahlen' 'spalten' 'zornig schreien' 'schallen' 'wölben' 'knallen' 'sich wenden' '(fallen)' 'passen' 'Milch geben' 'zittern' 'schallen' 'gleiten' 'schwingen' '(starr werden)' 'schwinden' 'herumdrehen' 'wälzen, rollen' 'winden' 'kämpfen' '(sich wenden)' 'werfen' '(sich wenden)'

idg. *bhlendh- '(sich trüben)' idg. *mergv- '(flackern)'

50 skerza? pwerha-

Systematischer Teil 'scheu' 'verkehrt'

-W GWOEFNSD

idg. *(s)kers- '(laufen)' (idg. *terkv- 'verdrehen')

§ 43. Die Wurzel steht in der α-Stufe. Erste Ablautreihe, a) Zu gm. starken Verben: ? baiska*- 'bitter' -W - wo -baita*'beißend' 'glänzend' -W-E fNSD blaika'verformbar' -W- - - N S D daiga'm. gespreizten Beinen' - w glaida*glaipa'schief, schräg' SD 'nach vorn geneigt' -w gnaipa*'niedrig' hnaigwaG - -E - - - d hraiba'packend' -w - W- E - - - 'hitzig, heftig' kaiba? kaika'nach hinten geneigt' -w -w klaisa'lispelnd' Gic-E-NSD ? -maida- '(geschädigt)' . . . E - - - ? maiga- 'schamlos' ? malska- 'weich; übermütig' G NS • 'zäh tropfend' saiga-W- E - - SD 'langsam, träge' saina*gWO E - - - D 's. vorwärtsbewegend' - W D skraipaNS slaika'glatt, eben' 'schlüpfrig' -W- - - Ν -D slaipaswaik^a-w 'hinfallig' . . . E - - - paina'feucht' 'weich' -W-E fNSD waikeipa-/su>aipa-'(schwingen)' b) Zu idg. Primärverben: (-)lipra*'geschmeidig' -W idg. *(s)leib- 'gleiten' c) Zweite Ablautreihe: *rudra'rot' -w reuda'röten' snutra'klug, weise' GW - E - - - D *snüta- '(wittern)' d) Vierte Ablautreihe: ? stulra'verstohlen' . . . E - - - stela'stehlen' 2. ra-Adjektive neben starken Verben der sechsten Ablautreihe. § 97. Die Wurzel steht in der α-Stufe (= Präsensstamm): ? fagra'passend, schön' GWO E - - S D *faga- 'zufriedenstellen' ? gaura'verzagt' Gw d gauja'(jammern)' wakra'wachsam, munter' -W - Ε - ΝS D wakna- 'erwachen' 3. ra-Adjektive neben (primären) schwachen Verben. § 98. Der Wurzelvokal stimmt durchweg mit dem des Verbs überein: ? gamb(a)ra- 'kraftvoll' D gambo- 'herumspringen' jeukra'bitter, rauh' . . . E - - - jeukse'kämpfen' mundra'eifrig' g D mundo- 'sehen auf, zielen' 4. ra-Adjektive zu idg. Primärverben außerhalb der gm. Ablautreihen.

67

Verbaladjektive

§ 99. Die Wurzel ist hochstufig: ? frëètrageira? haisrastöra-

'widerspenstig' 'gierig' 'heiser' 'gewichtig'

D g - - - -Νs D -W - E - Ν S D - WO E F - S d

idg. idg. idg. idg.

*prë-d- '(aufreiben)' *ghei- 'verlangen ...' *kai-s- 'brennen' *stä- 'stehen'

§ 100. Die Wurzel enthält gm. ü unklarer Herkunft: ? hlütra? üstra-

'lauter' 'eifrig'

G- -Ε -ΝSD - - - e - - -D

idg. *kl(ö)ud- 'reinigen' idg. *eus-t- 'brennen'

§ 101. Bemerkungen. Unter den verschiedenen Typen von Verbaladjektiven auf -ra- verfügen lediglich einige tiefstufige Bildungen sowie störa- über außergm. Entsprechungen. Der Typ mit gm. α-Ablaut ist daher als gm. Neuerung anzusprechen. Aus der fünften Ablautreihe fehlen Beispiele. Zu skidra- und swipra-, die neben reduplizierenden Verben stehen, s. § 96a; zu stulra- s. das Wörterbuch.

Verbaladiektive mit Suffix -ri1. ri-Adjektive neben gm. Primärverben. § 102. Die Wurzel steht in der Tiefstufe: witri*-

'verständig'

-WOE- - - -

wait

'weiß'

§ 103. Der Ablaut entspricht dem des Präsensstamms: gebri? öbri-

'heilbringend' 'heftig, eifrig'

. . . E - - - -W D

gebaöbja-

'geben' 'ausüben'

2. ri-Adjektive zu idg. Verbalwurzeln mit vokalischem Auslaut. § 104. Die Wurzel ist e-stufig oder enthält gm. e2'. skeiriskë2ri*? skeuritê2ri*-

'klar, rein' 'schnell' 'rein, klar' 'glänzend, prächtig'

GWOEFNSD NSD -W ηSD

idg. idg. idg. idg.

*skei- 'scheinen' *skëi- '(unter)scheiden' *skeu- '(schauen)' *deid- 'leuchten'

- WO -W

idg. *skei- 'scheinen' idg. *deia- 'leuchten'

§ 105. Die Wurzel ist α-stufìg: skairitairi-

'rein, glänzend' 'rein, klar'

§ 106. Bemerkungen. Ein Suffix -ri- tritt besonders bei vokal isch auslautenden Verbalwurzeln auf, wobei die Wurzel normalerweise e-stufig ist; die beiden Adjektive mit α-Stufe sind auf das Nordgm. beschränkt und brauchen daher keinen alten Typ fortzusetzen.

Systematischer Teil

68

Demgegenüber zeigt witri*-, das ws. eine Entsprechung im Griechischen hat, tiefstufige Wurzel. Daraus ist zu schließen, daß den ri-Adjektiven von Hause aus Tiefstufe zukam. Die Hochstufe in § 104 kann durch die Wurzelstruktur bedingt sein; bei gebri- ist die Tiefstufe strukturbedingt unmöglich.

Verbaladjektive mit Suffix -ma1. ma-Adjektive neben starken Verben der vierten Ablautreihe. § 107. Die Wurzel steht in der Tiefstufe ( = Vokal des Präsensstamms): ? wulma-

'tobend'

-W

wula-

'wallen'

2. ma-Adjektive neben starken Verben der fünften Ablautreihe. § 108. Die Wurzel steht in der e-Stufe ( = Vokal des Präsensstamms): ? sneuma- 'schnell'

g WO E - N S D

snewa-

'eilen'

3. ma-Adjektive zu idg. Verbalwurzeln. § 109. Einige tiefstufige Adjektive gehören zu idg. Wurzeln mit «-Diphthong: hruma'hinfällig' -w idg. *kreu(d)- 'fallen' ? (-)hüma- 'düster' - Wo - - η - 'kläglich' •üi-EfNSD kümaGWOEFNSD rüma'weit, geräumig' s d *süma'nachlässig' § 110. α-Stufe zeigen: GW - E F N S D ? arma'elend, erbärmlich' -w nauma'knapp, geizig' 'unheimlich' -w ? raima? -saima- '(sich hinziehend)' SD - WOE - - - D ? skamma- 'kurz' gWOEFNSD warma'warm' § 111. M i t hochstufigem Langvokal vi. hierher: 'heiser' -w ? rêèma-w ? (-)ssema- 'schwärzlich' SD ? -stöma*- 'sanft, ruhig'

idg. *(s)keud- 'bedecken' idg. *geud- 'jammern' idg. *reud-'(sicherstr ecken)' idg. *seue- 'zulassen' idg. idg. idg. idg. idg. idg.

*er- '(sich auflösen)' *näu- '(bedrücken)' *rei- ? *sei- 'ablassen' *(s)kep- 'abschneiden' *y.er- 'kochen'

idg. *rë-/râ- 'bellen' idg. *ksë- 'versengen' idg. *stä- 'stehen'

§ 112. Bemerkungen. Der Typ ist im Gm. nicht (mehr) produktiv. Die beiden zu gm. starken Verben gestellten Adjektive lassen sich auch anders auffassen: wulma- als wulm-a-, sneuma- als sneumn-a- (s. das Wörterbuch). Bei den übrigen Bildungen stehen sich verschiedene Wurzelstufen gegenüber, ohne daß eine Ratio erkennbar wäre.

69

Verbaladjektive

Verbaladjektive mit Suffix -na1. ηα-Adjektive neben starken Verben mit diphthongischer Wurzel. § 113. Die Wurzel steht in der α-Stufe: *saigna-

'langsam, zäh'

S -

seiga-

'sinken'

2. na-Adjektive neben (erschlossenen) reduplizierenden Verben. § 114. Die Wurzelstufe entspricht dem Präsensstamm: ? faikna'verderblich ...' ? gaisna *- 'unfruchtbar'

-W- E f - SD . . . E - - - d

*faika*gaisa-

'bedrohen' 'mangeln'

3. ηα-Adjektive neben primären schwachen Verben. § 115. Die Wurzelstufe stimmt mit der des Verbs überein: darna*-

'heimlich'

- - -EF - SD

darò-

'sich verbergen'

4. ηα-Adjektive zu idg., im Gm. nicht bezeugten Verbalwurzeln. § 116. Die Wurzel steht in der e-Stufe: gernaleuhsna-

'begierig' 'glänzend'

GWOEFNSD D

idg. *gher- 'begehren' idg. *leuk-s- 'glänzen'

§ 117. Die Wurzel enthält gm. a: ? (-)baina*- 'gerade' hauna'schimpflich'

-Wo e f η s d G- -E f - SD

idg. *bheid- 'schlagen' idg. *kau- '(beschämen)'

§ 118. Bemerkungen. Die Übersicht zeigt klar, daß das Suffix -na- im Gm. nicht mehr produktiv ist. Es gibt kein na-Adjektiv neben einem starken Verb, das nicht morphologisch mehrdeutig, semantisch autonom oder unsicher bezeugt wäre. Zu tiefstufigen Adjektiven mit partizipialem ηα-Suffix zu idg. Verbalwurzeln s. § 144. Die Beleglage erlaubt es nicht immer, die Suffixe -na- und -ni- zu unterscheiden.

Verbaladjektive mit Suffix -ni1. ni-Adjektive neben reduplizierenden Verben. § 119. Die Wurzel enthält den Langvokal der Hochstufe: gröni? köni-

'grün' 'erfahren; kühn'

-W - EFΝ S D - WO E - Ν S D

groa*knö-

'wachsen' 'kennt, kann'

2. ni-Adjektive neben primären schwachen Verben. § 120. Die Wurzelstufe stimmt mit der des Verbs überein: ? skauni-

'schön'

G - - E FΝ S D

skau(w)ö- 'schauen'

70

Systematischer Teil

3. m-Adjektive zu idg., im Gm. nicht bezeugten Verbalwurzeln. § 121. Die Wurzel steht in der α-Stufe: ? arni-

'gewandt, sicher'

? frökni-

'kühn, verwegen'

GW

idg. *or- 'antreiben'

-W - E - -SD

idg. *preg- 'gierig verlangen'

§ 122. Die Wurzel enthält ö:

§ 123. Bemerkungen. Ein deverbales Suffix -ni- ist nur bei gröni- sicher nachzuweisen; zu hlaini-, hraini- s. § 63b. Bei weiteren Bildungen, die sich hierherstellen lassen, endet die Wurzel auf Sonant. e-stufige Wurzel kommt nicht vor (zu *stellja*- s. das Wörterbuch). Auch rai-Bildungen zu ablautenden Verben existieren nicht, -laugni- und (-)se¿"nisind allem Anschein nach exozentrische Bildungen (§ 203). Wenn das Suffix -ni- oder -na- sein kann, ist das Adjektiv oben unter -naangeführt. Verbaladjektive mit idg. ¿-Suffix § 124. *£-Adjektive mit diphthongischer Wurzelsilbe zu idg., im Gm. nicht bezeugten (Verbal)wurzeln. Die Wurzel steht in der e-Stufe: berht*? ferhwt*~ lenhwt*leuht*melht*senht*penht*-

'glänzend' '(anständig)' 'leicht' 'hell' 'milchgebend' 'versickernd' 'dicht, fest'

GW - Ε - Ν S D . . . E - - S GWOEFNSD g - - EFNSD -w - - - E - - -D -W-Ε -ΝSD

? idg. *bherg- 'leuchten' idg.? idg. *lengvh- '(eilen)' idg. *leuk- 'leuchten' idg.? idg. *se(n)k- 'versickern' idg. *tenk- 'gerinnen'

§ 125. Bemerkungen. Die primären Verbaladjektive mit idg. -to- sind meistens durch Tiefstufe gekennzeichnet, soweit die Wurzelstruktur dies zuläßt (s. § 146 ff.). Nun haben die oben genannten Adjektive, die ebenfalls ein *£-Suffix und aFlexion aufweisen, aber hochstufige Wurzel. Bemerkenswerterweise enden sämtliche Wurzeln auf Guttural. SEEBOLD 1981:295 setzt für lenhwt*- einen Konsonantstamm idg. *len£"h-t- an; für leuht*- idg. *leuk-t-, daneben mit Suffixablaut *leuk-ot- (wegen G liuhap η. 'Licht'). Für das Adjektivsuffix idg. -ot-/-t- erbringt SEEBOLD auch außergm. Evidenz. — Zu nakwad*- s. § 35. Verbal adiektive mit s¿-Suffix § 126. In zwei Fällen liegt vi. ein deverbales si-Suffix vor:

Verbaladjektive

71

haifsta*- 'heftig' - - -EF - -D ? preihst*'kühn' - - - E f Ν SD prenha-fpreiha- 'drängen' haifsta*- steht neben einem Abstraktum auf -sti- und ist deshalb wohl als Verbaladjektiv auf -ta- aufzufassen; preihst*- ist morphologisch unklar.

Verbaladjektive mit Suffix -eda§ 127. EULER 1979: 129 f. führt zwei idg. Verbaladjektive auf *-e-to- an, die jeweils im Indoiranischen und im Griechischen bezeugt sind. Folgendes Adjektiv ist Eds dritter voreinzelsprachlicher Vertreter dieses Typs hinzuzunehmen: hleweda- 'berühmt' -W idg. *kleu- 'hören' Für die Richtigkeit des Ansatzes spricht gr. κλατός 'berühmt'.

Verbaladiektive mit Suffix -pia/dia1. Adjektive mit Suffix -pja/dja- zu gm. Primärverben. § 128. Die Wurzelstufe entspricht der des Präsensstamms: alpja'alt' GWO e f η s d ala'aufziehen' hrassja*- 'eifrig, regsam' -W hratö- 'vorwärtsstürzen' stâèdja*- 'beständig' - - - - FNSD stse'stehen' 2. Adjektive mit Suffix -pja/dja- zu idg. Verbalwurzeln. § 129. Die Wurzel ist hochstufig: ? meldja*- 'mild, barmherzig' GWO E F N S D idg. *mel- 'zerreiben' ? röpja*'wild' - - -E - - - idg. *(rê-/)rô- 'laut tönen' spaedja- 'dünn; spät' G -O - -Ν SD idg. *spë- 'sich ausdehnen' ? welpja- 'wild' GWO E F N SD idg. *uel(a)- verwirren' § 130. Bemerkungen. Merkwürdig und vorerst unerklärt ist das Eintreten oder Ausbleiben des grammatischen Wechsels im Suffix, zumal bei e-stufiger Wurzel. Zu flödja*-, -ßdja*-, gebepja- s. das Wörterbuch. Vgl. § 183b, 185.

Verbaladjektive mit Suffix -aga/igaJuga§ 131. In mehreren Fällen stehen Adjektive auf -aga/igaJuga- neben starken Verben: handuga- '(spitz)' GW - E - Ν - D [henpa- 'fangen'] lipuga'ledig, frei' - WO - F N S D [leipa- 'weggehen'] weitaga- 'weissagend' - - -E f - -D [wait 'weiß']

72

Systematischer Teil

§ 132. Bemerkungen. Wegen der Unterschiede in Wurzelablaut, grammatischem Wechsel und Bedeutung ist jedoch keines der Adjektive als Verbala4jektiv zu bestimmen. Ausgehend von Sekundärbildungen wird das Suffix erst einzelsprachlich bei Verbaladjektiven produktiv.

Verbaladjektive mit Suffix -ska1. s&a-Adjektive neben starken Verben mit diphthongischer Wurzel. § 133. Die Wurzel steht in der Tiefstufe. a) Zu gm. starken Verben: sliska-

'geizig'

- - O

sleita-

'abnutzen'

- i»OE - Ν - D

idg. *ulei- '(drücken)'

b) Zu idg. Primärverben: ? wlispa-

'lispelnd'

2. s&a-Adjektive zu idg. Verbalwurzeln. § 134. Die Wurzel ist α-stufig: karska-

'munter, lebhaft'

- WO - - - S D

idg. *ger- 'wach sein'

§ 135. Die Wurzel steht in der Tiefstufe: ? hurskapruska-

'rasch, rege' 'erwachsen'

-W- Ε -ΝSD -W

idg. *ker- ? idg. *treu- 'aufziehen'

§ 136. Bemerkungen. Das Suffix -ska- scheint sich nur mit dentalem oder sonantischem Wurzelauslaut zu verbinden. sfca-Adjektive neben starken Verben der sechsten Ablautreihe kommen nicht vor; zu waska- s. § 55a. Die Wurzel steht normalerweise in der Tiefstufe, karska- geht entweder vom Perfektstamm aus, oder es ist wie baiska*-, malska- nach § 43a zu beurteilen.

Verbaladjektive mit Suffix -sa§ 137. Verbaladjektive mit Suffix -sa- sind im Gm. nicht sicher nachzuweisen. Zu hlasa-, weisa-1 s. das Wörterbuch; leuhsa- führt auf eine verbale Grundlage idg. *leuk-s-, suixsa- ist morphologisch mehrdeutig.

73

Verbaladjektive

2. Innerhalb des Verbalparadigmas stehende Bildungen Die in dieser Gruppe behandelten Bildungen gehen vom Verbalparadigma aus, d.h., es handelt sich um erstarrte Partizipien.

Verbaladiektive mit Suffix -ana/ena1. αηα-Adjektive neben starken Verben der fünften Ablautreihe. § 138. Die Wurzel zeigt die Ablautstufe des Präsensstamms: brehwanamagena-

'(blinzelnd)' 'stark, kräftig'

-W

D D

brehwa- '(flimmern)' mag 'kann'

2. αηα-Adjektive zu Verbalwurzeln der sechsten Ablautreihe. § 139. Die Wurzel enthält tiefstufiges a: ? drasana- 'faul, träge' fagana'erfreut'

-W gW - E - - S D

*drasa- 'träge sein' *faga- 'zufriedenstellen'

3. αηα-Adjektive zu reduplizierenden Verben. § 140. Die Wurzel enthält den Vokal des Präsensstamms: kangana-

'spöttisch'

-W

*kanga- 'spotten, sticheln'

4. αηα-Adjektive zu idg. Verbal wurzeln. § 141. Die Wurzel steht in der e-Stufe: -hlewanarekana-

'(berühmt)' 'geordnet; schnell'

D - - -EF - S d

idg. *kleu- 'hören' idg. *reg- 'richten'

§ 142. Die Wurzel steht in der Tiefstufe (Samprasärana): -purana-

'verfestigt'

. . . E - - - -

idg. *tuer- '(festhalten)'

§ 143. Bemerkungen. Das Suffix -ana/ena- bildet das PPP der starken Verben (mit Ausnahme der Präteritopräsentien). Hier sind nur solche Adjektive berücksichtigt, die weder als paradigmatisches Partizip neben einem starken Verb stehen noch bei Sb als Relikt eines solchen aufgeführt sind. Im Falle von magena- kommt die e-Stufe im Verbalparadigma nicht vor. Zum Ablaut von -purana- vgl. W ofinn zu vefa 'verknüpfen'.

Verbaladjektive mit partizipialem na-Suffix Verbaladjektive auf -na- zu idg. Verbalwurzeln. § 144. Die Wurzel steht in der Tiefstufe: fulnaglana-

'voll' '(glänzend)'

GWOEFNSD -w D

idg. "pele- 'füllen' idg. *ghlö- 'glühen, glänzen'

74

Systematischer Teil

? swiknaturnawana-1

'unschuldig, rein' 'bitter, erbittert' 'mangelnd'

GW - e - - - - - - E - η SD GWOEFNSD

idg. *djfig- 'verehren' idg. *der(s)- 'abreißen' idg. *u.ä- 'dahinschwinden'

§ 145. Bemerkungen. Der Wortbildungstyp ist nur in einigen alten Verbaladjektiven bewahrt; fulna- und turna- verfügen über genaue Entsprechungen in anderen idg. Sprachen. Zu anderen Verbaladjektiven auf-na- s. § 113 ff.

Verbaladiektive mit Suffix -da/ta- (idg. -to-) 1. *£o-Adjektive neben starken Verben mit diphthongischer Wurzel. § 146. Die Wurzel steht durchweg in der Tiefstufe, a) Erste Ablautreihe: missaslihtaswifta-1 swifta- II wissa-

funsa-

'abwechselnd' 'glatt, eben' 'schnell' 'schweigsam' 'gewiß'

b) Dritte Ablautreihe: 'strebend, bereit'

*pursta-

'durstig'

GWOEFNSD GWOE F N S D η - D GWOEFNSD

meipasleika? sweifasweibawait

'meiden' '(schleichen)' 'schweifen' 'aufhören' 'weiß'

- W - E - - SD g w - e - η s d

fenpapersa-

'finden; gehen' 'trocken sein'

... E - - --

2. *to-Adjektive neben starken Verben der fünften Ablautreihe, δ 147. Die Wurzel steht meistens in der e-Stufe: -kwessa-pehta-wessa-

'gesprochen' 'ergeben' '(gebunden)'

G D G

kwepapegjaweda-

'sprechen' 'empfangen' 'verbinden'

§ 148. In einem Fall steht die Wurzel in der Tiefstufe: -unhta-

'(gewohnt)'

G

nah

'genügt'

Die e-Stufe kommt im Paradigma des Präteritopräsens nicht vor. 3. *io-Adjektive neben starken Verben der sechsten Ablautreihe. alda? balpahaftakuldasahtaskafta-

Wurzel s t e h t d u r c h w e g i n der α-Stufe ( = Vokal 'alt' G - oEFNSD ala'kühn' GWOEFNSD bala'gefangen' hafjaGwoe fnSD 'kalt' GWOEFNSD kala'gestritten (habend)' GWO saka'(geschaffen)' g - - E - - - skapja-

des Präsens): 'aufziehen' '(schwellen)' 'halten, heben' 'kalt sein' 'streiten' 'schaffen'

Hierher vi. auch: dauda-

'tot'

GWOEFNSD

dauja-

'sterben'

Verbaladjektive

75

4. *to-Adjektive neben reduplizierenden Verben. § 150. Die Wurzel enthält den Vokal des Präsensstamms: ? gaista'trocken, unfruchtbar' - - - - F η S *gaisa- 'mangeln' -ganhta'(zu gehen)' G ganga- 'gehen' kanhta'vergnügt, heiter' -Wo *kanga- 'übermütig sein' präeda'heftig' ΝSD präea'drehen' Hierher vi. auch: snüda'schnell' -W- E - - - snöwa-/snüa- '(winden)' § 151. Die Wurzel enthält tiefstufiges a, das im Verbalparadigma nicht vorkommt: ? giada'glänzend' -WOEFNSD glöa'glühen, glänzen' hwassa'scharf GWO E - - S D hwxta'(stoßen)' slafta'schlaff D släepa- 'schlafen' ? (-)stada- 'stehend' - WO stae'stehen' 5. *to-Adjektive neben primären schwachen Verben. § 152. Die Wurzel enthält den Vokal des Präsensstamms: mofra'müde' -Wο E - Ν S D möja'sich mühen' skamae- 'sich schämen' ? skamda- 'schändlich' g - - e · η sD wrais(j)a- 'drehen' wraista'gedreht' -w -E - - - § 153. Die Wurzel ist tiefstufig: ? pruhta'bedrückend' - - -E - - - prügö- 'drohen' 6. *to-Adjektive zu idg. Primärverben. § 154. Verben mit diphthongischer Wurzel, a) Die Wurzel steht meist in der Tiefstufe: η -D ? drüda- 'lieb, traut' D frada'entzündet' . . . . f . S D fraipa*'flüchtig' frîda'schön, erfreulich' gW- Ε - η s d ? funhta- 'feucht' - - - E -NSD 'furchtsam' G - - E f η SD furhta-w grada'triebhaft' ? hlüda- - -E FΝSD 'laut' GWOE - - S D -kunda'abstammend' ? sada'satt' GW - E / N S D E - - SD 'deutlich sichtbar' turhta? *pwasta- 'fest' g - WOE F N S D wüla'weit' wunda'verwundet' Gwo E f N S D b) Die Wurzel ist α-stufig: ? garsta- 'rauh, bitter' -w SD ? hrausta- 'tapfer, kräftig' -W D § 155. Bei Verben auf e plus Konsonant steht die der t'-Stufe: rehta'gerade, recht' GWOE F N S D

idg.? idg. *prë- 'anzünden' idg. *-ei- 'gehen' idg. *prî- 'lieben' idg. *penk- ? ? idg. *prek- 'fragen, fordern' idg. *ghrë/ô- 'hervorstechen' idg. *kleu- 'hören' idg. *gend- 'erzeugen' idg. *sâ- 'sättigen' idg. *derk- 'sehen' idg. *t(u)yds- 'stark sein' idg. *-ei- 'gehen' idg. *yen- 'verwunden' idg. verabscheuen)' idg. *kreut- 'sich regen' Wurzel des Adjektivs in idg. *reg- 'richten'

76

Systematischer Teil

§ 156. Bemerkungen. *fo-Adjektive neben starken Verben der zweiten und vierten Ablautreihe gibt es nicht; bei kusta- handelt es sich um eine Rückbildung (§ 162). Die große Zahl der Bildungen gibt zu erkennen, daß der Wortbildungstyp im Gm. eine Zeit lang produktiv geblieben ist. Formale Entsprechungen in anderen idg. Sprachen haben die Adjektive aida-, drüda-, fraipa*-, fr ida-, hafta-, -kunda-, rehta-, soda-, (-)stada-, turhta- und wïda-.

Interessant ist der Akzentunterschied zwischen fraipa*- und wfda-: bei selbständig vorkommendem Präfix wird vorn, bei unselbständigem Präfix hinten betont.

Verbaladiektive mit Suffix -np/nd§ 157. Das Suffix des Partizips Präsens Aktiv kann in folgenden Adjektiven vorliegen: sanp*? sien/)*-

'wahr' 'fest, steif

-WOE f - S d -W-EFNS-

esstx-

'sein' 'stehen'

Das urspr. konsonantische Suffix hat α-Flexion angenommen.

Verbaladiektive mit Suffix -ues§ 158. Zwei Adjektive enthalten das Suffix idg. -¡¿es- des Partizips Perfekt Aktiv. a) Die Wurzel ist tiefstufig: ? fitwes*- 'schlau, gewitzt'

- - - - / - -D

fita-

'gebären'

b) Die Wurzel ist α-stufig: manwes*-

'bereit'

G

man

'meint'

Zum Wurzelablaut von manwes*- s. das Wörterbuch.

77

Rückbildungen

C. Rückbildungen

Rückbildungen aus ?'q-Verben § 159.1. Das Adjektiv flektiert als α-Stamm. a) Aus gm. Verben rückgebildet: bleuga? -fogagarwa? hammahröza? -knizda-köpakrauna-laga-lauba? naisa? nata-nxgwasíamma? strakka? tama-tanga(-)wana- II ? -weisa- II

'beschämt' 'passend' 'bereit' '(gehemmt)' 'sich rührend' 'sorgfaltig, eifrig' '(passend)' 'plappernd' '(gelegt)' '(gläubig...)' 'ehrlos' 'naß' '(bedrängend)' '(gehemmt)' 'gestreckt' 'gezähmt, zahm' '(enganschließend)' 'gewohnt' '(vertrieben)'

-W - - -E - WO Β - - - - w -E . . . E - - -E

-ΝSD - - - - - -D SD -WOEFNSD . . . E - - - - WO D

bleugja- 'sich schämen' fogeja- 'zusammenfügen' g(a)-arwja- 'bereiten' hameja- 'hemmen' hrözja- 'anrühren' knizdja- 'zerstoßen' köpja'beobachten' kraunja- 'klagen, schwatzen' lageja- 'legen' -laubja- '(glauben)' (h)naisja- 'entehren' nateja- 'benetzen' nâègwja- '(bedrängen)' stamm(e)ja- 'hemmen' strakja- 'strecken' tameja- 'zähmen' tangja- 's. eng anschließen' waneja- 'gewöhnen' weisja- 'führen, weisen'

- WO E - Ν S d

idg. *ósousé¡e- 'ausdörren'

-W G - -E -W -w -Ε - - -E G · -E

FΝSD -ΝSD f - -D -ΝS - - - - - - D - - -D

b) Aus idg. Verben rückgebildet: sauza-

'trocken'

§ 160.2. Das Adjektiv flektiert als Ja-Stamm: bergja-brautja? bregdja? brömi*-burjadseljaerzjaflödja*-ßdja*geldjahnappjahradjahwötja? jauki*laihwnja-laizja-

'gut ausgestattet' '(zu ändern)' ' veränderlich' 'berühmt' '(zukömmlich)' 'leicht zu behandeln' 'verwirrt, irre' 'strömend' 'zu ernähren' 'gültig, vollwertig' 'knapp' 'gesichert' 'feindlich' '(anzuschirren)' 'vergänglich' 'zu belehren'

- WO - W-WO . . . E - - - G - - E - - - - WG - - EFNSD . . . E - - - - - - S - WO -W. . . . F - - - . . S -

-wo .

.

.

.

.

.

E - - S E - - - -

bergja- 'versorgen mit' braut(e)ja- 'ändern; ordnen' bregdja- 'ändern' bi-hrömja- 'rühmen' -burja- 'gebühren' däelja- 'bereiten' erzja'verwirren' -flödja- '-fluten' födeja- 'ernähren' geldja- 'vergelten' hnappja- 'einengen ...' hradeja- 'retten' hwöteja- 'drohen' jaukeja- '(anschirren)' laihwnja-leihen' laizeja- 'lehren'

78 latja-laugnja-lukja-maltjamaerjamôrja? nappjaneutja-raistja-rannja-rödjarökja? sakja*-skarja-skrankjaslandrjaspelpja*? spitja? stall(j)a? stellja*? steurjasturnjaswaigja*? -taisja*-tangjapagja-pankja? (-)wôrja*-

Systematischer Teil 'verkehrt, schlecht' 'zu leugnen' 'gedeihend' 'geschmolzen' 'berühmt' —

'ermattet, am Ende' 'nützlich' 'tönend' '(befahrbar)' 'zu sprechen' 'besorgt, s. kümmernd' 'strafbar, schuldig' '(getrennt)' '(verdreht)' 'dünn, schmächtig' 'verschwenderisch' 'spitz' 'feststehend' 'still' 'erhaben, vornehm' 'erzürnt, erstaunt' 'nachgebend, biegsam' '(angenehm, nützlich)' '(eng anschließend)' 'beliebt' 'erkennend, erinnernd' 'verrückt'

D

... E- - - D ... E- - - GWOEf η SD

-w -w -WO D

-w -W -W

D

- wo D . . . E - - -D . . . E - - - NSD D FN • - - - E -NSD D . . . E - - - -

-w . . . E - - - -W- E - - SD D -W- - - Ν -D -W

latja'hemmen, verletzen' laugnja- 'leugnen' -lukja'gedeihen' malteja- 'schmelzen' mëèrja- 'rühmen' *mörja- — (Variante von hnappja-) neutja- 'nutzen' raist(e)ja- 'tönen' ranneja- 'fahren lassen' rödeja- 'sprechen, reden' rökeja- 'sich kümmern' sakja'bestrafen, ächten' -skareja- '(trennen)' skrankja- 'ausspreizen' slandrja-\sich winden)' spelpja- 'verschwenden' spitja'spitz machen' stallja- 'stellen' stellja- '(stehend machen)' steurja- 'fordern, ausstatten' sturnja- 'zürnen' swaigeja- 'nachgeben' taiseja- '(zupfen)' tangja- 's. eng anschließen' pageja- 'empfangen' pankja- 'erkennen' wörja- 'verrückt machen'

§ 161.3. Das Adjektiv flektiert als «-Stamm: ? aglu-

'mühselig, lästig'

G - -E - - - -

aglja-

'belästigen'

Rückbildungen aus ö-Verben § 162. Das Adjektiv flektiert als α-Stamm: ? blaka-fada? gera(-)haga-kumalakusta(-)makamurka-nutjaruska-

'schwarz' '(ordentlich)' 'begierig' 'gefällig' 'verwundbar' 'erprobt' 'bequem, passend' 'mürbe (machend)' 'Milch gebend' 'schnell, plötzlich'

- - -E - η s D . . . E - - - -Wo - - - s D D

-w . . . E - - - - WOE - N S D . . . E - - -D

-w - - - - F - SD

blakö'(brennen)' fadô'ordnen' gerö'begehren' (-)hagö- 'behagen' kum(b)lö- 'verwunden' kustô'erproben' makö'machen,bereiten' murkö- 'zerbröckeln' nutjö'melken' ruskö'vorwärtsstürzen'

79

Rückbildungen ? stauka-pafa-praka? walga-1 ? (-)walgawlöma-

'steif '(sich fügend)' '(furchtbar)' 'lauwarm, ekelhaft' Π '(sich drehend)' 'trübe'

. . . . . . . E . . . E -W-E -W-E

F -

- - - - - nS

D -

staukö-paß-prakôwalgöwalgôwlömö-

'stoßen' '(sich fügen)' '(fürchten)' 'Ekel empfinden' 'sich wälzen' 'trüben,aufrühren'

Rückbildungen aus ¿e-Verben § 163. Das Adjektiv flektiert als α-Stamm, z.T. auch schwach: duba'wahnsinnig' dwula'töricht' -haba(n)'haltend' -hlusa'hörend' spara'sparsam; gespart' stara'starrend' ? swaka'schwankend' ? sweiga*- 'schweigsam' ? taga(n)- 'matt, zaghaft' trüa'treu'

D - -EFΝSD W- e - - -D D WO E - Ν S D - - - -Ν - - - - -ΝSD - -E - - -D D WO - - - - d

dubxdivulsehabëehlusëésparse(siarsêswakxsweigëè(a)t-agxtrüäe-

'toben' 'umherirren' 'halten' 'zuhören' 'erhalten, sparen' 'starren, stieren') 'schwanken' 'schweigen' 'ermatten' 'glauben, vertrauen'

Rückbildungen aus no-Verben § 164. Das Adjektiv flektiert ids α-Stamm: gnurnagruma? -lukna-

'traurig' — '(geschlossen)'

. . . E - - - . . . E - - - G

gnurnö- 'trauern, klagen' grurnô— , luknö- '(sich schließen)'

Rückbildungen aus Verben auf -alö§ 165. Das Adjektiv flektiert als α-Stamm: ... E- - --

? aikula'furchtsam' hamala'verstümmelt' ? kwedula- 'redselig' ? stupala- 'holprig' ? wigula'wahrsagend' Zu -húmala- s. § 162.

-W - e - - s D

... E- · --w . . . E- - - d

aikalöhamalôkwedalóstupalôwigalô-

? 'verstümmeln' 'schwatzen' 'stolpern' 'zaubern ...'

80

Systematischer Teil Rückbildungen aus Verben auf -(a)rö-

§ 166. Das Adjektiv flektiert als α-Stamm: flakura'zitternd' -W-E - ? gamb(a)ra- 'kraftvoll' (f)êèmara- 'jammernd' -E fsaib(a)ra- 'sabbernd' skelbara- '(zitternd)' . E - slend(a)ra- 'dünn, schmächtig' . . . ν ? slid(a)ra- 'schlüpfrig' . E - wabara*- 'unstet' .E - Ν ? waig(a)ra- 'sich widersetzend'

- D SD D - - - - -D

flakurö- 'zittern' gambarö- 'herumspringen' (j)xmarö- 'jammern' saib(a)rö- 'sabbern, geifern' skelbarö- 'zittern, beben' slendarö- '(sich winden)' slidarö- 'ausgleiten' wabarö- 's. unstet bewegen' waigarö- 'sich widersetzen'

Rückbildungen aus doppeldeutigen Flexionsformen § 167. Das Adjektiv flektiert als α-Stamm: leitena'klein' - WO mekena- 'groß' - -O

leitila- 'klein' mekila- 'groß'

§ 168. Bemerkungen. Die meisten Rückbildungen gehen von schwachen Verben aus. Rückbildungen aus primären Abstrakta lassen sich nicht sicher nachweisen. Primäre und denomínale ya-Verben setze ich mit -ja-, deverbale ja-Verben mit -eja- an. Die Verben auf -alò- und -arò- sind von Primärverben abgeleitet. Da leitena- und mekena-, die in semantischer Opposition zueinander stehen, erst spät im Nordgm. auftreten, ist davon auszugehen, daß es sich um Reinterpretationen des lautlich doppeldeutigen Neutrums (W litit bzw. mikit) handelt, das urspr. zu Bildungen auf -ila- gehört. DARMS behauptet, "daß rückgebildete Adj. viel seltener sind als rückgebildete Substantiva" (1978: 280). Diese Feststellung ist nach der obigen Liste zu relativieren.

Substantive

81

D. Adjektive ans Substantiven

Adjektive aus a-stämmigen Substantiven § 169. Das A4jektiv flektiert als α-Stamm, a) Zu gm. Substantiven: apala? balwa? deuza? glasa(n)harmahleupahulakwxdamainanebularöwaskeinaskrida*? stall(j)a? stiklastukkasula? swegilape(g)wawamma? werpawäepla-

'angestammt' 'quälend' 'wild' 'glänzend' 'schmerzlich' 'schweigsam' 'hohl' 'schlecht, böse' 'schändlich' 'dunkel' 'ruhig' 'offenbar' '(schnell)' 'feststehend' 'aufragend' 'steif 'schmutzig, dunkel' 'glänzend' 'untertan' 'befleckt' 'würdig, wert' 'notleidend'

b) Zu idg. Substantiven: truma'fest, stark'

- -0 - -Ν - D - - - E F - SD . . . E - - - -W- - - - S - -OE- - S -Wo gW-EFNSD - - - EFNSD -WO E F N S D - w - E - - - d -W-E - - - NSD . . . E - - - . . .EF- - - - - E - - SD F - - -

η. '(Vererbung)' η. 'Qual' η. 'wildes Tier' η. 'Glas' m. 'Schmerz' n.'Aufmerksamkeit' η. 'Höhle' m./n. 'Kot' n. 'Unheil, Frevel' m. 'Finsternis ...' f. 'Ruhe' m./n. 'Licht, Strahl' n. 'Fahrzeug' m. 'Stellung, Stand' m. "Trinkhorn' m. 'Stock' n. 'Kotlache' n. 'Sonne') m. 'Diener, Knecht' n. 'Fleck, Makel' m./n. 'Wert' f. 'Armut, Not'

. . . E - - - . . . E - - S - - - E - - SD G - -E - - S GWOEFNSD . . . E - - - D

apalabalwadeuzaglasaharmahleupahulakwäedamainanebularöwöskeinaskridastallastiklastukkasula{söwelape(g)wawammawerpawxplö-

. . . E - - - -

idg. *drumo- m./n. 'Baum'

Adjektive aus /'a/zo-stämmigen Substantiven § 1 7 0 . DEIS Adjektiv flektiert als ja-Stamm. a) Zu gm. Substantiven: ? rikja*? sebja-

'mächtig' 'verwandt'

GWOEFNSD GW- E F N S D

rikjasebjö-

n.'Herrschaft' f.'Verwandtschaft'

-W

idg. *arjp- m. 'Herr'

b) Zu idg. Substantiven: ? *arja-

'vornehm'

82

Systematischer Teil

Adjektive aus ¿-stämmigen Substantiven § 171. Das Adjektiv flektiert als ¿-Stamm, z.T. auch als Ja-Stamm: ? bruki? dugi*glidi*hruzisuiiki-

'zerbrechlich' 'zuverlässig' 'schlüpfrig' 'vergänglich' 'täuschend'

- - -EF -Wo . . . E . . . E . . . E -

- -D - - - - - - -

brukidugiglidihruziswiki-

m. 'Bruch' m.'Tüchtigkeit' m. 'Ausgleiten' m. 'Fall, Sturz, Tbd' m. 'Betrug, Falle'

Adiektive aus re-stämmigen Substantiven § 172.1. Das Adjektiv flektiert als α-Stamm: ? galga-

'grimmig'

- - -E - - - -

galgan- n. 'Galgen'

I 173.2. Das Adjektiv flektiert als (westgm.) Ja-Stamm: gebepjaskraga*-

'gewährt, gegeben' 'schräg, quer'

- - -E - - s d D

*gebepan- m. 'Gaben' skragan- m. 'schrägeStrebe'

§ 174.3. Das Adjektiv folgt der schwachen Flexion: [ermen*-haba(n)? taga(n)(-)wuna(n)-

'(weit, allgemein)' 'haltend' 'matt, zaghaft' '(gewohnt)'

GW - E - - S D -W- e - - - D D - - -E -NSD

ermen- n. 'Erde, Welt'] -haban- m. 'Besitzer' (a)t-agan- m. 'Feigling' -wuna/ön- mVf.'(Gewohnheit)'

Adjektive aus s-stämmigen Substantiven § 175. Das Adjektiv flektiert als a- oder Ja-Stamm: ? geifra*-

'gierig'

-W-E - - - -

*geifez- n. 'Gier'

§ 176. Bemerkungen. Adjektive, die in prädikativer Stellung aus Substantiven erwachsen sind, übernehmen in der Regel die Flexionsklasse des Substantivs, ra-stämmige Substantive werden zunächst zu α-Adjektiven; im Westgm. findet sich vereinzelt sekundäre Ja-Flexion. Die Substantive sind zur Hauptsache Abstrakta und Mengenbezeichnungen; weniger häufig sind persönliche oder unpersönliche Konkreta. Wenn η-stämmige Nomina agentis adjektiviert werden, behält das Adjektiv die schwache Flexion bei. Adjektive aus ¿-stämmigen Substantiven sind weitgehend auf das Westgm., innerhalb dessen fast völlig auf das E beschränkt. Dies hängt damit zusammen, daß Verbalsubstantive auf -i- außerhalb des Westgm. selten sind. Vergleichbare, der Ja-Klasse folgende Adjektive sind vi. teilweise als alte thematische Ableitungen einzustufen (lugi *-).

Derivata

83

E. Derivata

Denominale Adjektive sind nur berücksichtigt, w e n n sie nicht mehr ohne weiteres als Derivata zu erkennen sind.

Denominativa mit Suffix -a§ 177.1. Ableitungen von Wurzelnomina: ? (-)baina*? hrawa? spâèha? sivièra? trewwawaera? wôh(w)a-

'gerade' - Wo e f η s d 'roh' -WOE-NSD 'vorausschauend, weise' - WO - - - S D 'gewichtig' GW-E FN SD 'treu' GWOEFNSD 'zuverlässig, wahr' - - -EFΝSD '(lärmend)' SD

idg. idg. idg. idg. idg. idg. idg.

*bhoidn- '(Schlag)' *krey.ä- 'rohes Fleisch' *spek- 'Späher' *s(i¿)er- 'Gewicht' *dreu- 'Eiche' *uër- 'Vertrauen' 'Stimme'

§ 1 7 8 . 2 . Ableitungen von sonstigen Konsonantstämmen. a) Ableitungen von n. s-Stämmen: ? deuza'wild' gw -Ε - η s d idg. *dheus- 'Hauch, Atem' ? hlasa'heiter' G ? ? swaesa- 'eigen, vertraut' GW - E F - S D idg. *sy.ëdhes- 'Gewohnheit' pemza'dunkel' S idg. *temdes- 'Dunkelheit' weisa-1 'weise' GWOEFNSD idg. *yeides- 'Wissen' b) Ableitungen von ¿-Stämmen: ? bleipa*- 'mild, freundlich' GWO E f Ν S D idg. *m(e)lit- 'Honig' ? seida'sich lang hinziehend' - W ο E F Ν S D idg. *sëi-t- 'lang' ? *peupa- 'gut...' Gwoefnsd idg. *teu-t- ? c) Ableitungen von n-Stämmen: ? sneuma- 'schnell' gWOE-NSD idg. *sneumen- 'Eile' § 179.3. Ableitungen von u-Stämmen: ? elwa'gelblich' D salwa'dunkel, schwärzlich' -W - E f Ν - D (-)smerwa- 'fett' -Wo e f η s d

idg. *eluidg. *sdl-u- 'Salz' idg. *smeru- 'Fett'

§ 1 8 0 . 4 . Ableitungen von Adverbien und Präpositionen: ? aupja'verlassen' GWO E - - - D idg. *au-ti 'weg' ? ebna'eben, gleich' GWO E F Ν S D idg. *ep-n- 'daran' fura'heftig' -W fur'vor, voraus' furria'alt' - WO furn'früher' *newa'neu' g idg. *nu 'jetzt' ? sebja'verwandt' GW-E FN SD idg. *se-bhi 'bei sich" ? *sena'alt' G d idg. *sen- 'abseits, entfernt'

84 perha-

Systematischer Teil 'durchlöchert'

? upana- 'offen'

D

- WO E F Ν S D

perh-

'durch'

*upanx 'von oben'

§ 181.5. Ableitungen von Substantiven mit Dehnung des Wurzelvokals: ? hlëewa- 'lauwarm' - WO e - N S D hlewa- 'Schutz' ? wëèta-

'naß'

-WοE F - - -

idg. *ued- 'Wasser'

§ 182. Bemerkungen. In diesen überwiegend alten Bildungen dient der bloße Themavokal dazu, eine denominale Ableitung zu schaffen. Einige Wörter wie fuma- oder perha- lassen sich auch als einfache Adjektivierungen von Adverbien beschreiben. In beiden Fällen von Vokaldehnung ist die Annahme einer Vrddhi-Bildung nicht sehr sicher: bei hlxwa- passen die Bedeutungen nicht direkt zusammen, und der Vokalismus im W bereitet Schwierigkeiten; bei wäetakann die Dehnstufe aus dem Paradigma des Wurzelnomens stammen. Denominativa mit Suffix -ia§ 183.1. Ableitungen von Substantiven. a) Das Substantiv flektiert konsonantisch: -anpja'(hart, streng)' D ? failja*- '(beschützt)' - - -EFNSD ? rikja*- 'mächtig' GWOEFNSD ? sleipja*- 'grimmig, gefahrlich' Gw - E - - S d b) Das Substantiv flektiert als α- bzw. ö-Stamm: apalja'angestammt' - - -EFNSD ? deurja*- 'teuer' -WO E F N S D hleuja'geborgen, lauwarm' -W- E FΝ - lüprja'verwahrlost' - - -E - - sd ? meldja*- 'mild, barmherzig' GWO E F N S D ? sterdja- 'steif -W d tüdrja'(erschöpft)' - - -EFNS§ 184.2. Ableitungen von idg. Adverbien: fernja-

neujaubja-

'alt'

G

D

'neu' GWO E F N S D '(hinausgehend über)' g sD

-anp*- '(Schnaufen)' idg. *pöi-l- 'Schutz' kelt. *rig- 'König' idg. *slei-t- ?

apala- '(Vererbung)' idg. *dheur(o)~ '(Verzückung)' hlewa- 'Schutz' lüprö- 'Lumpen, Windel' idg. *meldho- ? idg. *stert(o)- ?

tü(h)dra- '(Ziehen, Zug)' idg. *pernäi 'vorher' idg. *nu 'jetzt' idg. *upo 'über'

§ 185. Bemerkungen. Unter den in § 183 genannten Adjektiven sind mehrere Bildungen morphologisch und etymologisch unklar; teilweise ergeben sich Berührungen mit dem Suffix -pja/dja- (§ 128 ff.).

85

Derivata

Denominativa mit Suffix -wa§ 186.1. Ableitungen von adverbialen Bestimmungen des Ortes: fraiwa'fruchtbar' frawa'hurtig; fröhlich' tehswaCnJ- 'rechts'

g WO - WO E F Ν S D G- - - -Ν -D

westidg. *prai 'vor, voran' idg. *pro 'vorwärts' idg. *deks(i) '(rechts)'

§ 187.2. Zwei Bildungen enden auf -iwa-: lasiwalusiwa-

'schwach' 'falsch, unehrlich'

G d . . . E - - - -

*lasi- ? *lusi- ?

§ 188. Bemerkungen. Faßt man die Adjektive in § 186 als wo-Ableitungen von Adverbien auf, so lassen sich Wortbildung und Etymologie befriedigend erklären. Bei den iwa-Adjektiven könnte es sich um Sekundärbildungen auf idg. -y.ozu nominalen ¿-Stämmen handeln. Derivata mit Suffix -eia/ila§ 189. Ableitungen von Adverbien und Präpositionen: leitilalütilamekilanihwela? tilapurhila? purkila? ubela-

'klein' 'groß' 'abfallend' 'geeignet' 'durchlöchert' 'böse'

GWOE - Ν - - - - E -NSD GWOE-NSD - - - E FNS GW o E F η s d

. . . E - - - -

D GWOE F N S D

leitö 'wenig' lütidg. *meg-i 'viel' idg. *nikv- 'nach unten' westidg. *ad 'zu' purh'durch' purk? idg. *upo '(über — hinaus)'

§ 190. Bemerkungen. Zwischen -eia- und -ila- läßt sich mit lautlichen Mitteln kaum eine Entscheidung treffen; nur tila- weist eindeutig auf i. Ws. ist von mekila- (idg. *megiΙο-Ί) ein Suffix -ila- abgelöst und auf die Antonyme übertragen worden. Für -eia- könnte im Falle von ubela- die — allerdings unsichere — Entsprechung air. fei zeugen. Denominativa mit Suffix -ra§ 191. Ableitungen von Substantiven mit konsonantischer Flexion: 'lieb, vertraut' heiwa(n)- '(Familie)' £W Ε - Ν S D 'schlimm, gefährlich' -W idg. *slei-t- ? 'feucht; sauer' - W E -NSD idg. *sü- 'Saft'

? *heiwra? sleipra*sürapemstrapeustra*-

'finster' 'düster'

- -NSD E FN S -

idg. *temdes- 'Finsternis' (peuk'trübe')

86

Systematischer Teil

Derivata mit Suffix -ma§ 192. Ableitungen von idg. Lokaladverbien: aumaframa-

'elend' '(her)vorragend'

- WO - WO E - - - D

idg. *au 'weg, ab' idg. *pro 'vor, vorn'

Denominativa mit Suffix idg. -to§ 193. Ableitungen von idg. Konsonantstämmen: ? ferhwt*swenpawösta*-

'(anständig)' 'kräftig' 'unbewohnt'

- - - E - - S G W - E F N SD - - - E F N SD

ferhw(u)- 'Geist, Seele' idg. *sghyen-'Stärke, Macht' idg. *uäs- 'Leere'

Derivata mit Suffix -fiia§ 194. Ableitungen von idg. (Lokal)adverbien: ? aupjasampja? wöpja-

'verlassen' 'bequem, leicht' 'angenehm'

GWO E - - · D - - - E fΝSD GW - E - - S D

idg. *au 'weg, ab' idg. *som 'mit, zusammen' idg. *uä- '(weiter außen)'

Derivata mit Suffix -ka§ 195.1. Bildungen auf -ka-: ? ajuka*ebuka-

'ewig' 'rückwärts gewandt'

g - - E - - - G d

idg. *d¿u- 'Zeit, Ewigkeit' (idg. *epi)

- - - - FN - ΝS -

leitö lût-

§ 196.2. Bildungen auf -ika-: leitikaluttika-

'klein' —

'wenig' —

§ 197. Bemerkungen. Nach der obigen Analyse müßte ebuka- sekundären Suffixablaut zeigen. Das Suffix -ika- ist auf das Kontinentalwestgm. beschränkt; vgl. etwa noch D altih 'alt' (-» aida- im Wörterbuch). Derivata mit Suffix idg. -ko- (gm. -ka/ha/ga-) § 198.1. Ableitungen ohne Mittelvokal: ? friskajunga-

'neu entstanden' 'jung'

- WO Ε - Ν S D GWO E F Ν S D

idg. *pris- ? idg. *j>uu(e)n- 'jung'

Derivata

87

§ 199.2. Ableitungen mit Mittelvokal lind Suffix -ha- von idg. Präpositionen: abuhaebuha-

'verkehrt, böse' 'plattnasig'

- - - e -ΝSD D

(idg. *apo) (idg. *epi)

§ 200.3. Ableitungen mit Mittelvokal und Suffix -ga-, a) Mittelvokal a: weitaga-

'weissagend'

- - -E f - -D

*u>eita- 'Sicht, Blick'

G - - - - η - -

?

b) Mittelvokal i: ? pariga-

'weich'

c) Mittelvokal u: abugaarduga*atugahandugalipuga-

'verkehrt, abgewandt' - WO 'sich aufbäumend' -W 'schlecht' G '(spitz)' GW - Ε - Ν - D 'ledig, frei' -WO - F N SD

(idg. *apo) westidg. *ardhu- ? idg. *odu- 'Haß' handu- '(Spitze)' lipu'Diener'

§ 201. Bemerkungen. Abgesehen von abuga-, dessen -g- vi. anders zu erklären ist (s. das Wörterbuch), umfaßt § 200 Ableitungen von Nominalstämmen auf -a-, -i- oder -u-, abuga-, abuha- und ebuha- zeigen sekundären Suffixablaut, friska- und junga- stehen sich semantisch nahe.

88

Systematischer Teil

F. Komposita

Ich habe nur solche exozentrischen Komposita aufgenommen, die nicht mehr ohne weiteres als solche zu erkennen sind.

Komposita mit a-Flexion § 202. Die Einordnung ist in vielen Fällen unsicher: (-)alwa'betrunken' -W alu(d)- 'Bier' ? *azäeta- 'erträglich' G ? ? (-)sema- 'dunkelrot' -W sema'Rost' ? *-gala- '(sich erstreckend)' - - -E - - - *gala- 'Weg' ? (-Jgrunpa- 'seicht' -W grun/>a*-'Grund' ? (-)hüma- 'düster' -W hüma'Dunkelheit' ? (-)kxma- 'schwärzlich' -W kxma'Schmutz' ? -lauba- '(wertvoll)' G D *lauba- ? '(ähnlich)' ? -likaGWO E F Ν S D lika'Körper' ' ?' ? -runkaG D ? ? -skawa- '(benebelt)' G *skawa- 'Wolke, Nebel' ? (-)streida- 'streitend' -W D streida- 'Streit' ? -s(w)unda *- 'heil, gesund' - - -EFΝSD s(w)unda- 'Kraft' ? f-Jtoia'(gefügig)' G - - E - -SD tala'Erzählung' ? (-)trausta- 'stark, fest' gW - - - Ν S D trausta- 'Vertrauen, Trost' -wada'(durchwatbar)' - - - - F - - wada'Furt' weiga'kämpferisch' . . . E - - - weiga- 'Kampf -weisa- Π '(entartet)' D weisö- 'Art, Weise'

Komposita mit ¿-Flexion § 203. Hinsichtlich des Grundworts ergeben sich a) Auch das i m Hinterglied stehende Substantiv -furi'(gesittet)' G ? nuti'nützlich' G (-)segwni'sichtbar' GWO Ε - Ν S D ? -sprungi- 'springend, sprießend' D -wêèni'(zu hoffen)' -W - E - -SD b) Die ¿-Flexion tritt erst im Kompositum auf: (-)höfi'brauchbar' - W-E - - - -laugni'(verborgen)' G -maini'(gemein)' G- - E FN SD -riki*'(gefährdet)' G -skröpi'(passend)' . . . E - - -D ? -sprëeki- II 'sprechend ...' - - -E-NSD

zwei Varianten. zeigt i-Flexion: *furi'(gutes)Benehmen' nuti/jö- 'Nutzen' segwni- 'Gesicht, Gestalt' sprungi- 'Sprung' wxni'Hoffnung' höfa'Schicklichkeit' laugnö- 'Heimlichkeit' idg.*mo¿no-'Wechsel, Tausch' ríkja'Herrschaftsbereich' *skröpa- 'rechtes Maß' sprxk(j)ö- 'Sprache'

89

Komposita ? (-)panki- 'gefällig' -parbi*'(nützlich)' -wadi'(durchwatbar)'

-WO - E -NSD . . F - - -

panköparböwada-

'Gefallen' 'Mangel, Bedürfnis' 'Furt'

§ 204. Bemerkungen. Daß die Komposita in § 203 urspr. der i- (nicht ja-) Klasse folgen, geht aus den Bildungen hervor, an denen das G beteiligt ist; die Ja-Flexion im Westgm. ist sekundär. Bei -laugni-, -riki*- und -parbi*- handelt es sich u m Hypo-

stasen aus Syntagmen von Präposition und Substantiv.

Wörterbuch

A

abra- 'heftig' Ρ (§ 21) G W

abrs; abraba; — 'heftig, schwer' (Hungersnot), Adv. 'sehr' VI. steckt ein VG afr- 'stark' in afrendr 'stark, kräftig' (EJ), afrendi 'Stärke, Körperkraft' E (EJ) [wohl zu hand 'Hand'] Als Simplex nicht belégt; *afr E (Hym. 12) ist Konjektur für >apr>.

-ja·

G biabrjan 'bestürzt sein, außer sich geraten'

Bei

Nur im G eindeutig belegt. Die Bedeutung 'heftig' liegt auch dem Verb zugrunde, das heftige Erregung bezeichnet; im Adv. ist sie zu 'sehr' verblaßt. W afr- würde die urspr. Bedeutung auf 'stark' festlegen. Adj. mit Suffix -ra-, Falls urspr. 'stark', läßt sich *aßa- n. 'Kraft' in W afl, E afol vergleichen. Dazu D frabari 'unverschämt, verwegen' (Gl) (procax, temerarius) [mit frabari 'Beharrlichkeit' Gl 2,145,26 (pertinacia)]·, das Wort ist ws. eine Parallelbildung zu dem Synonym fravali, das exozentrisch zu *afla- gehört (-» fraipa*-), weist also auf ein Subst. *abra- 'Kraft'.

Gm

Neben dem Adj. steht G aba m. 'Gatte'; zum Bedeutungsverhältnis vgl. etwa air. nert 'Kraft' neben idg. *aner- 'Mann'.

Idg

Der gramm. Wechsel gm. f: b führt auf idg. p. Falls urspr. 'tatkräftig', vi. zur Sippe von ai. ápas-, lat. opus n. 'Arbeit, Werk'; -» öbri-. Eine verbale Grundlage *op- ist nicht (mehr?) nachweisbar. Dagegen nach Ρ < *abhro-, vgl. mir. abor-, ky. afr- 'sehr'.

Lit

Ρ 2; TF 16; Lm 1 f.; F 1 f., 579; V 2 f.; J 86; LS I 402 'avur'; Κ 232 'Frevel'·, K a I I 255 f., 457. -

F. MEZGER KZ

65, 1938: 122 f.; G. JUCQUOIS LB

60,

1971: 199-203.

abuga- 'verkehrt, abgewandt' *D (§ 200c, 201) W O

Qfugr; —; Qfgastr 'zurückgebogen, verkehrt herum', 'unfreundlich, feindlich' E C+2 (M) avugher; —; — 'rückwärts, umgekehrt', 'widerspenstig' (S)

Bei Gm

Nur im Nordgm. belegt. Variante des synonymen Adj. abuha-, VI. ist -g- im Suffix sekundär für -h- eingetreten, das im Nordgm. hätte schwinden müssen.

Lit

Ρ 54; TF 15; V 685.

94

ABUHA- — *AGA-

abuha- (-aha-) 'verkehrt, böse' *D (§ 199, 201) Ν S D

Erst mnl. aves, aefs Adv. 'verkehrt, schlecht' ab uh (-o-); —; — 'übel, böse' (Übermut) H sD ab uh (-o-,-a-); aboho; — 'schlecht, verkehrt', 'rauh, wild, böse', Adv. 'falsch' 1+1 T O B R a D Ab

η

S an ab uh 'auf verkehrte Weise, falsch' H; D 'Schuld, Vorwurf N, in abuh 'verkehrt, falsch, zum Negativen' O Ab -in- f D abuhi 'Verkehrtheit, Verschlagenheit' (Gl) -haidu- f D abuhheit 'Abkehr' Gl 1,529,9 (-nassu-) f D abuhnessï 'ablehnendes Wesen, schlechte Begierde' Ab -líka- E afulic 'verkehrt' (BTS) -jaD abuhen 'verdrehen, verführen' Gl 1,277,44 ( depravatus) -öD abohön 'mißdeuten, verschmähen; aufreizen' O Ab Bei Gm Idg

Lit

Nur im Westgm., als Adj. nur im deutschen Sprachgebiet belegt. Grundbedeutung 'abgewandt, umgekehrt' > 'verkehrt'. Im Nordgm. entspricht -» abuga-; die komplementäre Distribution macht gemeinsamen Ursprung wahrscheinlich. Ohne genaue Entsprechimg; vgl. die Parallelbildung -» ebuha-. Ws. urspr. Sekundärbildung *apo-ko- (vgl. D abah), später im Gm. sekundärer Suffixablaut. Anders LS: feo-Ableitung zu einer Nebenform *apu des Adv. *apo 'von — weg', die von gr. dial, άτυ vorausgesetzt werde. — Ws. ohne direkten Zusammenhang mit ai. ápañc- 'rückwärts gelegen', ksl. opako Adv. 'rückwärts, zurück' usw. Ρ 54; TF 15; Hh 2; LS I 33 ff. - J. WEISWEILER IF 41, 1923: 345-350.

*aga- 'furchtsam' V (§ 55a) -an- m W agi 'Unruhe, Tumult, Schrecken' (EJ) (M) -in- f G unagei* 'Furchtlosigkeit'; D egf 'Schrecken, Furcht; Zucht, Strafe, Klosterordnung' Ν BR -jaG af-, in-, us-agjan 'ängstigen, erschrecken' Bei

Gm

Das unbezeugte Adj. der Bedeutung 'erschreckt, furchtsam' ist aus Ableitungen im G, W und D zu erschließen, am sichersten aus dem fn-Abstraktum. W agi kann auch aus *agez- (s. Sb) umgebildet sein, G -agjan kann vom Primärverb ausgehen. Tiefstufiges Verbaladj. zu dem Präteritopräsens ög 'fürchtet'; -» ögi-, taga(n)-.

AGLU- — AIBRA-

95

Idg

Ohne genaue Entsprechung.

Lit

Die formal identischen Adj. ai. aghá-, av. aya- 'schlimm, böse' gehören der Bedeutung nach eher zu -» aglu-. Sb 362 O.A.; F 516 'un-agei'. — RUPRECHT 1959: 59 f.; SCHUBERT 1968: 43.

aglu- 'mühselig, lästig' *V/R? (§ 81, 83, 161) G E

aglus* (nur Ntr. aglu); agluba; — präd. + dat.pers 'lästig, schwierig' (etwas zu tun) egle; —; — 'ärgerlich, schmerzlich, verhaßt, Unbill bereitend' (Widersacher, Meer, Hochmut) Β cD

-öra- f G agio 'Bedrängnis' -epö- f G aglipa 'Bedrängnis' -jaG agljan 'schädigen', us- 'bedrängen'; E (-)eglan 'plagen, belästigen' cD; S mnd. egelen + dat.pers 'ärgern, verdrießen' [Kreuzung mit ekeln]; D egilen 'plagen, belästigen' (Gl) [s.u.] Bei

Als Adj. nur im G und E belegt. Die Bedeutungen 'schwierig' und 'ärgerlich' führen am ehesten auf 'mühselig, lästig' zurück. Zur R e k t i o n m i t D a t . s. DELBRÜCK.

Gm

Idg

Lit

Im Gm. isoliert; wegen der Bedeutung von ög 'fürchtet' (-» *aga-) zu trennen. Ein Adj.-Suffix -lu- kennt das Gm. nicht, weshalb MEZGER die «-Flexion auf ein Vorbild wie -* hardu- zurückführt. Aus gm. Sicht könnte es sich um eine Rückbildung aus dem weiter belegten ja-Verb handeln (doch s.u.). Das Adj. ist nur gm. Dem ön-Subst. stehen am nächsten ai. aghräf. 'Not, Übel, Drangsal', av. ayrä- f. Name einer Krankheit. Ohne /-Suffix ai. aghá- 'böse, schlimm, gefährlich', av. aya- 'schlecht, böse' (-» *aga-). Die weiteren Beziehungen sind unklar (s. SHARMA). Der Ansatz eines unikalen Suffixes -lu- ließe sich (alternativ zur oben genannten Hypothese) auch umgehen durch Annahme eines komponierten Verbaladj. *o-kl-ú- zu gr. ό-κέλλω 'treibe an Land'; semantisch liegt diese Verknüpfung jedoch nicht sonderlich nahe. Ρ 8; TF 9; Lm 10 f.; F 15; Tp 84 'egla'; Hh 89. - DELBRÜCK 1907: 127; F. MEZGER Word 2, 1946: 67; A. SHARMA ΡΗΜΑ 5/6, 1959/60: 4 f.

aibra- 'bitter, scharf *V (§ 61) E D

äfor; —; — 'rauh, wild' (Person, Angriff) cD (Gr) eibar (-f-j; eibaro; — 'scharf, beißend, bitter', 'heftig, schrecklich' N+l Ab

[SPLETT 1976: 380] (Gl)

96

AIKULA-

n -ira- f

D 'das Herbe, Bittere; Erbitterung' Ν D eibarí 'Herbheit, Bitterkeit' (Geschmack, Rede) Ν

Bel

Nur im Westgm. belegtes ra-Adj. Der Ansatz mit gm. 6 ergibt sich aus D

; /"bei Ν ist ws. durch die Stellung vor r bedingt (BRAUNE/

Gm

Dazu wird allgemein das Subst. nhd. Eifer gestellt, das MAAR auf ein ablautendes Adj. *íbra- 'zornig' zurückführt; der Ablaut ai : ei verträgt sich jedoch schlecht mit dem durchgehenden ra-Suffix. Als Adj. auf das Gm. beschränkt; das voreinzelsprachliche Alter der Bildung *oibhro- wird belegt durch lit. aibrumas 'Wässern (im Mund)', urspr. 'herber, bitterer Geschmack'. Ohne weitere Beziehungen; daneben mit anderem Konsonantismus gr. ο'ιδος η. 'Geschwulst', D eiz m. 'Geschwür', eitar n. 'Eiter, Gift' u.a. Die Bildungen sind morphologisch höchst auffällig: nicht nur, daß zu *oibhro- keine Grundlage ioibh- existiert, seltsam ist auch das Fehlen entsprechender e-Stufen teibh- (anders MAAK, s.o.) und teid-. Beide Umstände finden eine Erklärung, wenn man alte Komposita *oi-bhr-o- (zu *bher- 'tragen, bringen') und *oi-dd-o- (zu *dö- 'geben') zugrundelegt. Das VG ließe sich mit der Interjektion gr. oí 'weh, ach', mhd. ei identifizieren, deren Verfügbarkeit für die Wortbildung z.B. an gr. οίκτος 'Wehklagen; Mitleid' deutlich wird; das HG *-bhro- kehrt wieder in ai. an-ava-bhrá-mdhas- 'dessen Geschenke nicht zu entreißen sind' RV (zu ava-bhar- 'abtrennen, wegnehmen') und in den Subst. gr. δίφρος 'Wagenkorb', lat. probrum 'Vorwurf. VI. führt auch das gleich strukturierte, im Lit. isolierte Adj. aitrùs 'bitter, herb, scharf ein Kompositum fort (zu *ter- 'hinüberbringen'?). Zumindest äußerlich den Adj. auf -ra- mit der Bedeutung 'bitter, scharf angehörend (-» ampra-).

EGGERS).

Idg

Lit

Ρ 11; TF 3; Hh 2; Κ 168, Pf 335 'Eifer'. - ROOTH 1971: 23 f.; BRAUNE/ EGGERS 1975: § 139 A n m . 5; H.-G. M A A K FS R o s e n f e l d 1989: 507-527.

aikula- 'furchtsam' V/R? (§ 91, 165) E

äcol (-U-); —; — 'furchtsam, erschrocken' (Person, Stimme) Gn cD VG: -möd 'furchtsam' cD

-ö-

E P P P geäclod 'erschreckt' cD

Bei Gm

Nur im E belegt. Falls die Bedeutung auf '(vor Furcht) zitternd' zurückgeht, kann das Wort zu dem nur aus einem PPP zu erschließenden redupl. Verb *aika- '(rasen)' gehören. -» inka-, Oder aus einer Entsprechung von nnw. dial, eikla 'plagen' < *aikalö- (das seinerseits von *aika- ausgeht) rückgebildet?

AJUKA*- — ALDA-

Lit

Ρ 13; TF 1; Sb 73; Tp 85; Hh 2. - F. HOLTHAUSEN ASNSL A 70, 1951: 3.

97 113, 1904: 42;

ajuka*- 'ewig' *D? (§ 195) E

ëce (äe-); ëce; — 'immerwährend, ewig', Adv. 'immer' Β Gn+1 cD+1

-düpi- f G ajukdups 'Ewigkeit' (-nassu-) f E ëcnes ds. Gn (Gr) Bei

Gm

Das Adj. ist nur im E, indirekt auch im G belegt. Ansatz als urspr. α-Stamm wegen der Wortbildung (s.u.; die ja-Flexion im E kann sekundär sein). Zur Lautentwicklung im E s. SEEBOLD 1968, zur Alternation x-/ë- s. Bb. Auf gleicher Stufe isoliert. Die Erklärung als junge, gm. ¿-Ableitung von G aims 'Zeit, Ewigkeit' (F, Lm) scheitert am Fehlen eines Zwischenvokals (dann wäre taiwaka- zu erwarten, s. SEEBOLD 1989).

Idg

Ohne genaue Entsprechung. VI. handelt es sich um eine alte denominale Bildung *diu-go- zu dem Subst. *dj¡eu- in av. äyü, Gen. yaoS n. 'Lebensdauer', gm. *aiwa/i- 'Zeit, Ewigkeit' (zu dessen Analyse s. BENVENISTE).

SEEBOLD 1981 vergleicht das Adj. mit lat. iügis 'fortwährend, ewig', das neben iungö 'verbinde' steht. Gm. a- reflektiere den Anlaut der idg. Wurzel *dieug-, der auch durch gr. {(ύγνυμι 'verbinde' nahegelegt wird. Der anlautende Laryngal sei erhalten geblieben durch Assoziation mit gm. *aiwa/i(s.o.). Die an sich interessante Hypothese läßt jedoch die unterschiedlichen Ablautstufen, auch im Vergleich mit -» jauki*-, unerklärt. Lit

Ρ 17; T F 4; L m 23; F 32; H h 8, 417; B b 12. - K . D . BÜLBRING AB 11, 1900: 108 A n m . 3; OBERDÖRFFER 1908: 12; BENVENISTE 1935: 157; ÛÇOK 1938: 13 f.; SCHUBERT 1968: 51; E. SEEBOLD A 86, 1968: 431 f.; 1981: 93 f.; Kratylos 34, 1989: 128; BAMMESBERGER 1990: 2 6 2 A n m . 432.

aida- 'alt' *V (§ 49, 156, 197) G E F Ν S D

Nur krimgot. alt 'alt' (senex) eald; —; ieldra, ieldesta 'alt' (Person, Ding) Β+2 Gn+2 cD+2 aid; —; eldraJald(e)ra, eldest 'alt' (Person u.a.) Erst mnl. out (-d-) 'alt' (Person, Ding) aid; —; eldista 'alt, bejahrt' H sD+2 alt; —; altiro, altisto/altösto 'alt, erwachsen' (Person), 'altertümlich' I MF T+2 0 + 2 N + 2 BR aD Ab Sam (Gl)+2 HG: eban- 'gleichaltrig' (Gl), unmez- 'sehr alt' Ab

98

ALPJA-

uz-

Ν s.u.; D 'uralt, sehr hinfällig' Ab Sam (Gl)

-in- f

'Alter, Zeitalter, Lebensalter': O aeldi (S); E ieldu Β Gn cD; Ν eldi, ur- 'hohes Alter'; S eldi H sD; D eltì, alti Ο Ν Ab D altida 'Zeitalter' Ab f D in altiskun 'bei den Alten' Ν m W Qldungr 'alter Ochse, Fuchs, Krieger' (EJ) (M); O aldung 'alter Mann' Sk m/n D alttuom 'Alter, Würde' Τ O (Gl) D altig 'ältlich' Gl 4,196,28 (anilis) D altih 'alt' Gl 2,747,32 (veteranus); dazu altihho m., altihha f. 'Alte(r)' (Gl) D altlih 'greisenhaft; angestammt' (Gl) W eldask 'alt werden' (EJ) (M); O eldas 'alt werden' CL ME; E ieldan '(verzögern, aufschieben' Β (Gr); D e Ite η 'verzögern, aufschieben' O 'alt werden, altern': E ealdian (Gr); D (-)altën Τ Ο Ν Ab [D altinön 'aufschieben, verzögern; übersehen' BR Sam ist deverbal]

-epö- f -iskön•unga-dòma-iga-ika-lika-ja-

-sé-enöBei

Nur im Krimgot. und im Westgm. belegt. Zur Kasusrektion s. DELüber den Bedeutungsunterschied zu -» *sena- s. PORZIG. Das Adj. steht neben dem starken Verb *ala- 'nähren', hat sich aber semantisch verselbständigt: 'ernährt' > 'aufgewachsen' > 'erwachsen, alt', vgl. lat. decern annos natus urspr. 'zehn Jahre aufgewachsen' (HOFMANN). -» alpja-, apal(j)a-, öli-, Ererbte Bildimg, formal identisch mit gr. hom. άναλτος 'unersättlich' sowie lat. altus 'hoch, tief (urspr. 'gewachsen'), adultus 'erwachsen'. Die verbale Grundlage in lat. alò, air. ailid, gm. *ala'nähren, aufziehen'. BRÜCK;

Gm

Idg

Lit

Ρ 26; TF 20; Sb 75 ff.; Lm 29 f.; F 40; Hh 83 f.; LS I 171 ff.; Κ 22. -

DEL-

BRÜCK 1907: 127; J.B. HOFMANN IF 38, 1917/20: 179-183; Κ. BRUGMANN PBB 43, 1918: 310-324; W. PORZIG FS Debrunner 1954: 343-349.

alfcja- 'alt' *V (§ 128) G W O

alpeis; —; alpiza 'alt' - ; - ; ellri, elztr 'älter, ältest' E EM 41 C (M) —; —; seldri, xlster 'älter, ältest' (S)

-in- f -ja-

'Alter, Lebenszeit': W elli E C (M); O selli (S) O aellas 'alt werden, altern' CL ME

99

(-)ALWA- — AMPRA-

Bel

Das Adj. ist nur im Ost- lind Nordgm. belegt, liegt aber nach Ausweis von D -d- dem westgm. Subst. E Pl. ieldra Gn cD, F Pl. alderon, S aldiro H, D PI. eldiron Τ Ab 'Vorfahr, Ahnherr', PI. 'Eltern' zugrunde. Da ein alter Akzentwechsel bei dem *to-Ptz. -* aida- beispiellos wäre (anders B A M M E S B E R G E R ) , sind die Komparationsformen auf G alpeis zu beziehen; offenbar ist *alpja- die ältere Bildung, die sich außerhalb des G nur im Kpv. erhalten hat und sonst durch *alda- ersetzt wurde. Anders

Gm Idg Lit

BRUGMANN:

die Ja-Flexion sei vom Opp. -» neuja- bezogen.

Das Adj. steht neben dem starken Verb *ala- 'nähren'; zur Bedeutungsentwicklung -» aida-. Formal identisch mit air. altae, dem regulären PPP zu ailid 'nährt, zieht auf. Ρ 2 7 ; T F 2 0 ; S b 7 5 ff.; L m 2 9 f.; F 4 0 ; V 1 0 1 ; K a I I 3 3 0 f., 3 7 0 . -

MANN PBB

K . BRUG-

4 3 , 1 9 1 8 : 3 1 0 - 3 2 4 ; BAMMESBERGER 1 9 9 0 : 2 5 0 f.

Malwa- 'betrunken' Κ (§ 202) W

Qlr (-V-); —; — 'berauscht, betrunken' E C (M) HG: sw. O/TQIVÌ 'übermäßig berauscht' E

Bel

Das Wort ist nur im Nordgm. belegt, kann also ein Präfix verloren haben. Es folgt der u;a-Flexion. Das Adj. gehört ws. Eds exozentrische Bildung (etwa *ga-alu-a-) zu dem Subst. *alu(d)- n. 'Bier' in W QI, E ealo.

Gm Lit

Ρ 3 3 f.; T F 2 1 ; V 6 8 6 . -

HEIDERMANNS 1 9 8 6 :

295.

ampra- 'sauer, bitter' Ρ (§ 21) W

Ν

apr (•-r-); —; — 'schlimm, hart', 'traurig, sorgenvoll, mißmutig' (EJ) (Fr) Nnw. amper 'scharf, bitter' (Geschmack), 'rastlos, eilig' Erst mnl. amper 'sauer, scharf, herb, bitter', 'hart, unangenehm'; nnl. amper Adv. 'kaum, mit knapper Not'

m -ότι- f

S mnd. sür amper 'Sauerampfer'; D mhd. ampfer 'Ampfer' (Gl) 'Ampfer': E ampre (o-) (BT) (BTS); D ampfara (Gl)

Bei

Das ra-Adj. ist im Nord- und Westgm. belegt. Es handelt sich um das alte Wort für 'sauer' (von Pflanzen), das später durch -» süraverdrängt wurde ( S E E B O L D ) .

100

ANGU-

Gm

I m Gm. isoliert.

Idg

Ererbtes Adj., identisch mit ai. amlá- (auch [unbelegt] ambla-) 'sauer' und ws. mit lat. amärus 'bitter' (idg. *om(d)ro-, z.T. mit Gleitlaut -Ò-). Allerdings hat die Gruppe mr sonst gm. mbr ergeben, vgl. -» dem(b)ra'dunkel' sowie G tim(b)rjan, W timbra, D zimbarön (usw.) 'zimmern'. Hier ist mr offenbar unter dem Einfluß verwandter Bildungen eine Zeitlang erhalten geblieben, während das isolierte Adj. gm. *ampra- schon in vorgm. Zeit einen 6-Einschub erfahren hat. Da gm. ρ vor r aufgekommen ist, muß mhd. -ampf, -ampfe m. in sür'Sauerampfer, Sauerklee' (Gl), bocsür- 'Waldsauerklee' Gl 3,547,56 aus *ampra- rückgebildet sein. I m übrigen weist LlDÉN darauf hin, daß Adj. der Bedeutimg 'bitter, scharf häufig mit dem Suffix -ro- gebildet sind; aus dem Gm. - » (aibra-,) baiskra-, baitra-, bitra-, fräetra-, haisra-, jeukra-, sleipra*-, süra-, -sweibra-, tangra-. Ρ 778; TF 16; V 11; Tp 4; Hh 4; FW 17, S6; LS I 207 ff. 'ampfara'·, Κ 26 'Ampfer'; Pf 1480 'Sauerampfer'; Ka II 256 f. - OSTHOFF/BRUGMANN 1878 ff. [1890]: V,123-134; LlDÉN 1906: 58; SEEBOLD 1984: 125 f.

Lit

angu- ( > angwu-) 'eng' * V (§ 82) G W E Ν S D

aggwus; —; — 'eng' (Tür) Qngr (-υ-); - ; - 'eng' (Ort, Situation) E (EJ) ( M ) enge; onge, enge; engest 'eng', 'beängstigend, unheimlich, grausam' Β G n c D (Gr)+ + Erst mnl. enge (i-) 'eng, schmal; beschränkt; kurz' engl; —; engira 'eng, schmal' (Weg, Schlucht) H + 2 sD engl·, ango; engiro 'eng, schmal' (Tür u.a.), 'bedrückt, ängstlich, bange' Τ O l N + 2 BR A b Sam2 ( G l ) + 2

f/n W koma ór Qngum + dat.pers 'jm. Freude bringen' (EJ) -in- f 'Enge, Drangsal': E engu Gn; D engl Ν A b (Gl) -epö- f G aggwipa 'Bedrängnis'; S engitha 'Enge' Cst; D engida 'Beklemmung, Angst' A b (Gl) [z.T. deverbal?] -ödja- η D engöti 'Schlund, Enge' Gl 2,645,27 (>engiñodi> fauces) [oder f.?] -likaD anglüi 'eng, schmal' A b -ja-

'beengen, bedrängen': G gaaggwjan\ D (gi)engen

-se-

D angën 'sich ängstigen' A b

+ dat.pers O A b

Bei

Das gemeingm. u-Adj. bedeutet zunächst 'eng', metaph. einerseits 'bedrängt', andererseits 'bedrängend'. Zur Umbildung gu > gwu s. HEIDERMANNS.

101

-ANPJA-

Gm Idg

Lit

Neben dem u-Adj. steht der s-Stamm *angez- in W angr n.m. 'Sorge, Angst' usw. Ererbtes u-Adj., urspr. identisch mit ai. amhú-, arm. anjuk, aks. QZíkh 'eng' < idg. *an¿hú-. Altes Verbaladj. zu idg. *an¿h- in gr. άγχω 'schnüre zusammen, erwürge', lat. angö 'beenge, schnüre zu, ängstige'. Ρ 42; T F

12; L m

9 f.; F 13 f.; V

687; H h 91; Κ

178; K a I I 4 0 7 f. -

HEIDER-

M A N N S 1986: 2 7 9 f.

-anbja- '(hart, streng)' D (§ 183a) D

arandi (-e-), arundi; arendo; — 'rauh, hart, schrecklich' (Abstr.) BR Ab (horrendus) Sam (asper) (Gl)+1

•in- f D arendf 'Härte, Strenge' (Gl) -epö- f D arendida 'Strenge' (Gl) -jaD giarinden 'reizen, herausfordern' (Gl) Bei Gm

Das Adj. ist nur im D als ja-Stamm belegt. Der dreifache Vokalwechsel in der zweiten Silbe weist, sofern er einen alten Ablaut reflektiert, auf ehemals konsonantische Flexion. U m ein Ptz.Präs. kann es sich jedoch nicht handeln, weil das Wort nie mit geschrieben ist. Die bisherigen Vorschläge zur Deutung sind unbefriedigend: aus D giarinden rückgebildet, das als starkes Verb *uz-enpa- aufzufassen sei [dagegen spricht dessen Präfix gi-]\ K A R G - G A S T E R S T Ä D T : Sekundärbildung mit Suffix idg. -uent/unt-, Bedeutung 'wie ein Erregter, Gereizter geartet' [morphologisch und semantisch nicht plausibel]; LS: als ä-rendi 'abschälend' oder 'zer-, verreißend' zu E rendan '(zer)reißen' [erklärt den Ablaut nicht und paßt auch schlecht zur Bedeutung], Lautlich nahe steht das Subst. E orocI n. 'Atem, Schnaufen' < *uzanpa- (Verbalnomen zu dem in G uz-on belegten starken Verb *uzana- 'aushauchen'). Somit läßt sich das Adj. als denominale y'a-Bildung *uzanp-ja- auffassen; der Vokalwechsel könnte darauf hindeuten, daß das Grundwort urspr. konsonantisch flektierte. Die Bedeutungsentwicklung wird durch das verwandte Subst. D anado m. 'Erregung, Neid, Mißgunst' veranschaulicht: 'heftig schnaufend' > 'erregt, gereizt' > 'hart, streng'. ROOTH:

Lit

S b 7 8 f. O.A.; L S I 3 2 0 f. -

KLUGE

1926:

113; E . KARG-GASTERSTÄDT

Bohnenberger 1938: 237 f.; R O O T H 1971: 12-25;

SPLETT

1976: 259.

FS

102

ARDUGA- — ARGA-

arduga- 'sich aufbäumend' *D (§ 200c) W

Qrdugr (-i-); —; — 'sich aufbäumend, sich erhebend' (Vogel, Welle), 'stark, heftig' (Gegenwind), 'eifrig' EM 112 · 113 (EJ) (M) HG: gunn- 'sich im Kampf wehrend' (EJ), skúr- 'aufrecht im Sturm, sich gegen den Sturm erhebend' (Schiff) (EJ)

-ö-

W Qrdga 'heftig aufrichten, erheben' (Fr)

Bei

Das Wort ist nur im Nordgm. belegt. Die Grundbedeutung ist 'sich energisch erhebend, sich mit Anstrengung gegen etwas aufbäumend'. NAERT vergleicht nisi. dial, arda f. 'Unebenheit, Knubbel'. Kaum hierher D ardingun (e-) Adv. 'grundlos, zufällig' Ν Ab. Da im Gm. Verbaladj. auf -uga- erst spät aufkommen, dürfte es sich um eine &o-Ableitung von einem u-stämmigen Subst. westidg. *ardhu- handeln (anders NAERT). Ein solches wird auch von der them. Ableitung *ardhy.o- in lat. arduus 'steil, hoch aufragend, schwierig' (Entwicklung rdh > rb durch das folgende u verhindert) und air. ard 'hoch' (vgl. gall. Arduenna [silva]) vorausgesetzt.

Gm Idg

Hiervon zu trennen ai. ürdhvá-, av. Brêdva- 'hoch, aufgerichtet', gr. όρΰός 'aufrecht, gerade', denen wegen ai. ü- und dor. βορΰό- {¿-Anlaut zukommt. Sekundärer Einfluß ist allerdings möglich. Lit

Ρ 339; TF 19; V 688; LS I 313. - P. NAERT ANF 60, 1945: 151-153.

arga- 'unzüchtig' * V (§ 59) W

E F Ν S D

un•in- f

argr; —; argastr 'unmännlich, verweichlicht, feige, elend' E EM 75 C (M)+2 Mit Metathese ragr E EM 78 · 79 · 126 (M) earg (-h); earge; — 'schlecht, gottlos, feige' Β Gn cD (Gr)-l-l erch (-g); erge; ergerà 'böse, schlecht, schlimm' (Person, Tat) arg; —; — 'schlecht, verderbt' ( perversa) Mnl. arch 'schlecht, böse, schlimm' Erst mnd. arch 'schlecht, böse, schlimm' arg; argo; argiro/argöro, argisto/argösto 'schlecht, böse, boshaft, verderbt, ruchlos' MF+2 0 + 2 N + 2 Ab Sam (Gl)+1 W 'mutig' (M); E 'nicht feige' (Gr)

W ergi 'Schlechtigkeit, Schamlosigkeit, Begierde, Geilheit' E (M); D argï 'Fahrlässigkeit, Bosheit' Ο Ν •jôn- f O urn. Dat.Sg. ArAgeu 'böses, verwerfliches Verhalten' (Björketorp,

*ARJA-

103

Stentoften) -epö- f E yrhòu 'Feigheit' (Gr); D argida 'Trägheit, Stumpfheit' Sam (-haidu-) f Ν argheide 'Schlechtigkeit, Bosheit' •skapi- m W argskapr 'Schandbarkeit, Feigheit' EM 1 2 0 -lika- E earglic 'böse' (Gr); hierher vi. D *erglih 'unrecht, falsch' Gl 1,761,36 ( perperam) -jaW ergjask 'kraftlos, verweichlicht werden' (M); D mhd. ge-ergen 'verderben, verführen' Gl 2,197,29.57 ( depravat(ur)) -¿èF ergia 'schlechter werden'; D ir argen 'schlecht, unbrauchbar werden' Gl 1,578,8 (obstupescere) Vom Kpv.: -öF ergeria 'verschlimmern, beschädigen'; D argirön (e-J 'verschlimmern, verderben, verführen' Ν Bel

Bedeutungsentfaltung des nord- und westgm. Adj. (nach WEISWEILER): urspr. Schimpfwort 'geil, wollüstig' (Frau), 'pervers, weibisch' (Mann), 'unzüchtig' (Zauberhandlung u.ä.); daher a) 'unmännlich, feige' > 'träge', b) im Christentum 'schändlich, schlimm, böse'. Früh ins Ostseefinn. entlehnt, vgl. fi. arka 'furchtsam'.

Gm Idg

Lit

Im Gm. isoliert. Zu der Stellung des Adj. als "ärgsten" Schimpfworts der Germanen paßt die von PUHVEL aufgestellte Etymologie: gm. *arga- < idg. *órgho- 'gefickt', daneben *or¿hó- 'copulator' im Denominativum gr. όρχέομαι 'tanze, springe, bebe' (eigentlich 'handle wie ein *όρχός'). Das Grundverb liegt vor in heth. ark- 'besteigen, bespringen'. Dazu weiter das Adj. lit. arzùs, erzùs 'lüstern, geil' (falls u-Flexion sekundär, mit dem gm. Adj. identisch) sowie das Subst. gr. δρχις, arm. orjik' Pl., heth. arki(ia)- 'Hode'. Ρ 339; TF 19; V 13; Hh 85; FW 158, S46 'erg'·, LS I 321 ff.; Κ 38; Ka I 49. -

J. WEISWEILER IF 4 1 , 1 9 2 3 : 1 6 ff.; KRAUSE 1 9 7 1 : 5 8 ; LÜHR 1 9 8 2 : 6 8 2 -

685; J . PUHVEL FS Risch 1986: 154 f.

*arja- 'vornehm' *S (§ 170b) W

Nur urn. Slv. (Nom.Pl.M.) arjosteR arbijano 'die Vornehmsten der Erben' (Tune)

Bel

Das ja-Adj. ist nur einmal im Urn. als subst. gebrauchter Slv. belegt; Lesimg und Deutung (nach KRAUSE) sind nicht sicher. Im Gm. isoliert. Dem Adj. entsprechen das ai. Subst. ar(i)ya- 'Herr' und vi. gall.

Gm Idg

104

ARMA-

ario- (z.B. in dem P N Ariovistus)·, daher braucht der urn. Slv. keinen Pos. vorauszusetzen, er kann direkt von dem Subst. *ar\o- ausgehen. Zu den weiteren Beziehungen s. PALMER. Lit

Ρ 67; V 13; Κ 39 'Arier'.

-

W. KRAUSE FF 10, 1934: 217 f.; 1971: 57, 102,

105; L. PALMER FS Güntert 1974: 11-19.

arma- 'elend, erbärmlich' *V? (§ 110) G

—; —; armosts 'bemitleidenswert'

W

armr; —; armari, armastr 'arm, elend, unselig' Ε ΕΜ 7 8 · 1 2 0 +2 C (M)2 earm; earme, earmlice; earmra, earmost 'arm, elend, unglücklich' Β + 2 Gn+1 cD (Gr)+ + erm; —; erm(e)st 'arm, bedürftig' arm; —; — 'arm' (pauper) arm; —; armost 'arm, besitzlos, dürftig', 'elend, unglücklich, demütig' H + 2 sD arm; armilihho (!); armiro 'arm, mittellos, dürftig', 'elend, unglücklich' Τ O N + + BR+2 Ab Sam (Gl)

E F Ν S D

-epö- f E iermöu 'Armut, Elend, Schmach' Β cD; D armida 'Armut, Mangel' BR Ab Sam -ödja- η 'Armut, Elend, Not': Ν armuodv, S armödi H; D armuoti (auch f.) O N Ab -enga- m 'Elender, Armer': E ierming (Gr); D arming Ν -haìdu- f D armheit 'Armut, Not' Ν -ikaD armih 'ärmlich' Gl 2,185,53 (pauperculus) -lika'elend, erbärmlich, unglücklich': W armligr (EJ); E earmlic Β cD; S armlik H; D armilih (!) Ο Ν (Gl) •ja* W erma + akk.pers 'jn. als arm ansehen' (Fr); E (ge)ierman 'quälen' (Gr); D ermen 'arm machen' (Gl), irarmen ds. Ν -seG (ga)arman 'sich erbarmen'; S PPP giarmod 'arm, bedürftig' H; D armen 'arm werden, Not leiden' Τ Ν (Gl) Bel

Das Adj. ist in allen gm. Sprachen belegt; zur Beleglage im D s. WlRTH. Bedeutimg: a) 'beklagenswert, elend, unglücklich', b) westgm. 'freundlos' > 'vereinsamt', c) westgm. 'besitzlos' > 'arm'. WEISWEILER hält die westgm. Bedeutung 'vereinsamt' für ursprünglich, erklärt damit aber nicht die in allen gm. Sprachen bezeugte Bedeutung 'elend, beklagenswert'.

Gm Idg

Im Gm. isoliert. Trotz mehrerer neuer Ansätze ist eine voll befriedigende Etymologie noch nicht gefunden.

105

ARNI-

a)

Lit

Gegen Vereinigung mit dem nordgm. Adj. -» auma- (wegen gr. ορφανός 'verwaist') s. dort. b) MEILLET, SOLTA: ZU der redupl. Bildung arm. olorm (< *or-orm-) 'Mitleid' [semantisch plausibel, morphologisch unklar], c) MEZGER: mo-Bildung zu der Grundlage von ai. árana- 'fremd', heth. arakza 'ringsum, außerhalb' (wie -» auma- zu idg. *au). d) STRUNK: mo-Bildung zu dem Primärverb lit. irti (yrù, ìrstu) 'auseinanderfallen, sich auflösen, sich auftrennen', dazu das Kaus. aks. oriti 'auflösen, stürzen, zerstören'. Grundbedeutung also passivisch 'aus einem Ganzen, einer Gesamtheit herausgelöst' oder aktivisch 'eine Gesamtheit trennend, auflösend'. Morphologisch entspreche dem Adj. genau ai. arma- m. 'Ruinenstätte, Schutthaufen, Geröll', erweitert armakä- m. ds. (im Gegensatz zum intakten Dorf): urspr. 'ohne Zusammenhang, bindungslos' und daher 'unheilvoll'. Was die Verben betrifft, kann die Verknüpfung u.U. bestehen bleiben (vgl. nhd. aufgelöst im Sinne von 'unglücklich'). Der Vergleich mit ai. árma- ist jedoch gänzlich unsicher, da dafür neuerdings die Bedeutung 'einsamer Platz' (HUMBACH) oder sogar 'Brunnen' (SCHMIDT) erwogen wird. e) Weitere Hypothesen werden bei LS diskutiert. Ρ 782; TF 19; Lm 43; F 57 f.; V 14; Hh 86; LS I 333 ff.; Κ 40; Pf 75 f. A. MEILLET MSL

10, 1897: 280; DELBRÜCK 1907: 127; J . WEISWEILER IF

41, 1923: 304-329; F. MEZGER KZ 76, 1960: 178-180; SOLTA 1960: 427 f.; A.P. WlRTH, Vor- und Frühgeschichte des Wortes 'arm', Diss. Freiburg/Br. 1966; H. BECK / K. STRUNK FS Eggers 1972: 18-41; N. REITER ZBalk 13, 1977: 133-138; H. HUMBACH FS Knobloch 1985: 189-193; K.T. SCHMIDT in Meid 1987: 290-293.

arni- 'gewandt, sicher' *V (§ 75,-121) G

—; amiba;

W

ihn und führt ihn sicher ab' ern; —; ernastr + gen.rei 'rasch, schnell, gewandt' C (EJ) (M)2

-lika-

W ernligr 'gewandt wirkend' (Fr)

Bei Gm

Das Adj. ist im Ost- und Nordgm. belegt. Dazu wird Edlgemein das westgm. Abstraktum E eornost f. 'Ernst, Eifer' (Gr) (BT), S mnd. ernest m.n. 'Ernst, Strenge, Zorn', D ernust f. 'Gewißheit, Ernst, Eifer' I Τ O (Gl) gestellt; der Ablautunterschied spricht allerdings gegen einen unmittelbaren Zusammenhang. Das Adj. gehört wohl zu gr. ορνυμι 'setze in Bewegung' (-» arwa-); also eher als *arn-i- denn als *ar-ni- zu analysieren.

Idg Lit

— 'sicher': n u r greipip pana jah tiuhip

arniba

'ergreift

Ρ 328; TF 17; Lm 43 f.; F 58; V 105; Hh 93 'eornosf -, Κ 186 'Ernst'. RUPRECHT 1959: 4 3 A n m . 44; MEID 1967: 169.

-

106

ARWA- — *ATUGA-

arwa- 'schnell bereit' ""V (§ 59) W

S

Qrr (orv-); Qrt, Qrliga; Qrvastr + gen., inf. 'bereitwillig, schnell, freigebig', Adv. auch 'reichlich' EM 31 · 78 C + l (EJ)++ (M) [häufig VG, HG] [Die beiden bei (Gr) genannten Belege für ein Adj. (ge)earu sind höchst unsicher.] aru; —; — 'bereit zur Ernte, reif (Frucht) H

un-

W

E

ÓQrt

Adv. 'langsam' E [unsicher]

-in- f W Qrvi 'Freigebigkeit' (EJ) -laika- m W Qrleikr 'Freigebigkeit, Raschheit' C (M) -jaDas hierhergehörige ja-Verb *g(a)-arw-ja- ist unter -» garwa- aufgeführt. Bei

Das Wort ist im Nord- und Nordseegm. belegt; zur Kasusrektion s. Grundbedeutung 'schnell bereit', daher a) 'bereitwillig, freigebig', b) 'bereit', c) 'schnell'. Die Bedeutung 'freigebig' führt über 'frei, ohne Bezahlung gegeben' zum Adv. 'umsonst, grundlos, vergebens': G arwjo [aus dem ja-Verb rückgebildet?], E earwunga (Gr), D arwün aD, arawingon, -ün aD Ab Sam. Ererbtes Adj., identisch mit av. aurva- 'schnell, tapfer' (vgl. ai. árvan[t]- m. 'Renner' [Roß, Lenker], av. aurvant- 'schnell') und toch. A ärwar, Β ärwer 'bereit, fertig'. Zu dem Primärverb in ai. íyarti 'bewegt, regt auf, stößt', lat. orior 'erhebe mich'; vgl. gr. ορνυμι 'treibe an, setze in Bewegung', heth. arnuzi 'bringt fort, befördert'. -» arni-, garwa-. DELBRÜCK.

Gm

Idg

Lit. dial, arvas 'frei', apr. arwis 'wahr, gewiß' ist wohl ein anderes Wort (FRAENKEL).

Lit

Ρ 331, 494; TF 17; Lm 44, F 58 'arwjo'; V 688; Hh 86; LS I 311 ff.; Ka II 194, 412 ff. - DELBRÜCK 1907:127; E. FRAENKEL ZSlPh 21,1951:138-140; SCHMIDT 1962: 370; W. SANDERS FS Kolb 1989: 558-568.

•atuga- 'schlecht' *D (§ 200c) G

Nur krimgot. atochta 'schlecht' bzw. subst. 'Übel' {malum)

Bel Gm

Nur im Krimgot. belegt; zum Ansatz s.u. Das Wort ist in An- und Auslaut mehrdeutig. Die Wurzel *at- kann in -» atula- wiederkehren; dann wäre von einer Bedeutung 'schrecklich' o.ä. auszugehen.

ATULA- — APAL(J)A-

107

Der lautlich ebenfalls mögliche Anschluß an *hat- 'hassen' liegt weniger nahe, weil primäre Verbaladj. mit Suffix -uga/aga- nicht nachweisbar sind und die dann anzusetzende aktivische Bedeutung 'gehässig' schlecht paßt.

Idg

TISCHLER: der gm. Ansatz *atuga- mit der urspr. Bedeutung 'schrecklich' findet eine Bestätigung in heth. Ij,atug(a)i- 'schrecklich, furchtbar' (im Aheth. zunächst α-Stamm) und gr. όδυσ(σ)άμηι> 'grollte, zürnte', das ein Nomen *όδυκ- voraussetze. Idg. *oduk(o)- sei abgeleitet von einem u-Stamm *odu-\ zu *od- in lat. òdi 'hasse', odium 'Haß', arm. ateam 'hasse' usw.

Lit

Ρ 773; Lm 46; F 61. - STEARNS 1978: 129; J. TISCHLER KZ 92, 1978: 108111.

atula- (-ala-) 'feindselig' *V (§ 90b, 93) W

E Ν

atall; —; — 'feindselig, kampflüstern, grimmig, verderblich' E EM 17 - 62 (Fr) Nisl. ötull 'tüchtig, tätig, energisch' atol (ea-,-u-); —; — 'schrecklich, gräßlich' (Person, Abstr.) Β cD Erst mnl. atei 'furchtbar, schrecklich' (Tag des Urteils)

η -lika-

E 'Unheil, Schrecken' (Gr) E atelic 'schrecklich' (Furcht) Β; Ν mnl. atelijc 'furchtbar' (Wetter)

Bei

Das Adj. ist auf das Nordgm. und Nordseegm. beschränkt. Grundbedeutung 'feindselig', daher von Personen 'grimmig, wild entschlossen, energisch, tätig', von Abstrakta 'feindlich, schrecklich, furchtbar'.

Gm

-» *atuga-.

Idg

Ws. Verbaladj. zu idg. *od- 'hassen' in lat. ödi, arm. ateam 'hasse'.

Lit

Arm. ateli 'Hasser, Feind, verhaßt' ist ein Nomen agentis auf -i zum Inf. atei und somit vom gm. Adj. unabhängig. Ρ 773; TF 10; Lm 46, F 61 'atoc/ito'; V 17; Hh 8; Ka II 274, 283.

at>al(j)a- i-ula-) 'angestammt' S (§ 169a, 183b) O

E F Ν

afjul; —; — 'ehelich' Hl: gen.sg. ajiuls mans [sonst Kompositum acalman 'Ehemann'] VG apal-, apul- 'zustehend, recht, vollkommen', 'ehelich' (Person) (S) sedale; —; aedelra, aedelest 'von adliger Herkunft', 'hervorragend' Β Gn cD+2 (Gr)+2 ethele; —; — 'adlig, vollbürtig', 'edel, vortrefflich' Erst mnl. adel 'adlig; edel; rechtmäßig'; edel(e) 'adlig; edel, vor-

108 S

D

APAL(J)A-

trefflich' ethili (d); —; — 'von gutem Geschlecht, adlig, edel' H VG adal- 'edel', z.B. -boran 'von edler Abkunft' H Gn, -knösal 'edle Herkunft' Gn adal; adallihho; — 'adlig' BR aDl Ab edili; —; — 'vornehm, hervorragend, herrlich' MF T O N (Gl) VG adal- 'adlig, hervorragend' z.B. in -kunni 'adlige Abstämmling' O, -sangeri 'hervorragender Psalmdichter' I

gaun-

E + dat.pers 'angestammt' (Gr) E 'von niedriger Geburt, gering' (Gr); F ds.; D unadal, unedili 'unedel, unansehnlich' Ν (Gl)

η

W adal 'Art, Natur, Wesen, Eigentümlichkeit; Heimat' E C; D adal 'Geschlecht, Abstämmling' O Ab W aöili (PI. -ar und -jar) 'der das erste Recht zur Anklage bzw. Verteidigung hat' (M) D unadali 'niedrige Herkunft' Gl 1,766,49 W ßöli, eòli 'Geschlecht, Herkunft, Heimat; Natur, Wesen' E EM 44 (M); O xdli 'Geschlecht, Herkunft' VG; E aeöelu PI. '(edle) Herkunft, Adel' Β Gn cD; S odali 'edles Geschlecht, Edelleute' H Gn; D adali, edili 'Geschlecht, Sippe, Adel' I O N Ab m W QÖlingr 'Fürst, König, Edelmann' E EM C; E xöeling 'Fürst, Edelmann, Krieger' Β Gn cD; F etheling 'Edler, Adliger'; D ediling 'vornehmer Mann, Adliger' Ο Ν Gl 4,313,11 m F etheldöm 'Adel, vornehmer Stand' D unadalisk 'unedel, gemein' Gl 2,743,6 (degener) E xdelic 'vornehm, hervorragend' cD; D adallih 'adlig, vornehm' Ab, un- 'von niederer Herkunft' Ab Gl 1,408,5 W Qdlask (0) 'erlangen, erwerben' E EM 88 C; E gexdelian 'vornehm, berühmt machen' (Gr) D intedilën 'unedel werden, seinen Adel verlieren' Ν

-an- m -in- f -ja- η

-eriga-

-döma-iska-Ifka-ö-âèBel Gm

Das Adj. ist nur im O und im Westgm. belegt, in Ableitungen auch im W. Die Grundbedeutung ist 'angestammt, ererbt'. Die Beleglage empfiehlt, das Subst. *apala- 'Geschlecht, angestammte Eigenschaft' zugrundezulegen; von diesem gehen aus: a) das Adj. *apala-: Ο,Ν 'rechtmäßig, ehelich', N,D 'adlig'; b) das Adj. *apalja- 'von edler Herkunft, vornehm, herrlich' (westgm. ja-Ableitung); c) das Subst. *öpala- (-eia-) m./n. 'ererbter Besitz' in W ódal (M), E ödel (ë) Β Gn cD, F ëthel, S ôthil H, D uodil I Τ (Vrddhi-Bildung, s. DARMS).

AUMA-

Idg

109

Das gm. Subst. läßt sich verknüpfen mit toch. A ätäl 'Mann', falls dessen Bedeutung über 'Nachkomme' auf 'Nachkommenschaft' beruht ( B E T Z vergleicht die Isoglosse gm. *engwa- : toch. enkwe 'Mann'), vi. auch mit gr. άταλός 'kindlich, jugendlich, zart' (Argumente dafür bei LS). SZEMERÉNYI sieht in dem gm. Wort ein altes Kompositum *at-alo'darüber hinaus wachsend' (zum HG -» aida-), parallel zu lat. indoles 'angeborene Anlage', prôlës 'Sprößling, Nachkomme', sub-olës 'Sproß, Nachkommenschaft'; zum VG vgl. lat. at-avus 'Urahne, Vorfahr' und den gall. PN Ate-gnatus. E n t g e g e n LS ist SZEMERÉNYIs A n n a h m e m i t der gm. Vrddhi-BIL-

dung vereinbar; der Suffixablaut wäre dann sekundär. Die Grundbedeutung 'Hinauswachsen' ergäbe a) 'Nachkommenschaft', b) 'Vererbung, angestammte Eigenschaften'. Lit

Zu anderen Hypothesen s. die Darstellung bei LS. Ρ 71; TP 10; Lm 170, F 233, 581 'haimopli'; V 1 f.; Hh 13; LS I 44 ff.; Κ 10; Pf 15 f.; Ka II 274 f., 370. - H E L T E N 1896: 15-18; 1907: 103-110; G. N E C K E L PBB 41, 1916: 385-436; O. S Z E M E R É N Y I Word 8, 1952: 42-50; W. B E T Z FS Hammerich 1962: 9-11; L.R. P A L M E R FS Güntert 1974: 15-17; D A R M S 1978: 192-207.

auma- 'elend' *D (§ 192) W O

aumr; —; — 'elend, unglücklich, arm', 'Schmerz empfindend' C (M) ömber (agutn. aumbr); —; — 'elend, notleidend' (Person), 'in schlechtem Zustand' Gt SM

•epö- f W eymd 'Elend' C (-enga-) m W aumingi (Gen. -ja) 'erbärmliche Person' (EJ) (M) -lika- 'elend, erbärmlich': W aumligr Ε; O ömblegher VG -jaW eyma + akk.rei 'schwach, untauglich machen' (Rat) (EJ) Bei Gm

Nur im Nordgm. belegt. Im Gm. auf gleicher Stufe isoliert. Gleiche Struktur zeigt -* nauma-. Daneben das formal und semantisch ähnliche Adj. -» arma-. Die verschiedenen Versuche, beide auf einen gemeinsamen Ausgangspunkt *arb(u)ma< *arb(u)na- zurückzuführen und so mit gr. ορφανός 'verwaist' zu identifizieren, werden der gm. Grundbedeutung nicht gerecht und sind lautlich problematisch [die vermeintliche Parallele W haust 'Herbst' ist morphologisch unklar],

Idg

Das Wort hat eine Parallele in toch. Β aume 'Elend'. Im weiteren ws. von idg. *au 'weg' abgeleitet, also mit -» aupja- verwandt.

110 Lit

AUPA-

TF 19 'arma'; Lm 43, F 57 f. 'arms'; V 19; Tp 9; Ka II 244, 247. K. STRUNK FS Eggers 1972: 31-35.

auj>a- 'leicht' Ρ (§ 2) W E

Ν S D

Nur VG aud- 'leicht' (z.B. in audfengr 'leicht zu erlangen') E C fede (y, ê); ëade, Cedei fee; Cedra, iedost 'leicht, angenehm' B + l Gnl cD++ (Gr)+2 HG: efn- 'ebenso einfach' (Gr); VG in ëadbëde 'leicht zu erbitten' (BT) Erst mnl. ode Adv. 'leicht; gern' öthi; ötho; öthor (+ dat.pers) präd. + inf. 'leicht, einfach, mühelos', Adv. auch 'vielleicht' H+ + òdi; odo; ödiro 'leicht, möglich', Adv. 'vielleicht' MF1 T+ + Ol (Gl)l

un-

E 'schwierig, hart' cD; S 'nicht leicht, schwer; elend, bedrückt' H sD; D 'schwierig, unmöglich' Τ O Ab Sam

-in- f -lïka-

D ôdî 'Leichtigkeit' Ab, un- 'Schwierigkeit' Ab D ödlih 'leicht, einfach' Ab Sam, un- 'schwierig' Ab

•ja·

E gevedan 'erleichtern' (Gr)

Bei

Das Wort ist nur im Westgm. als selbständiges Adj. belegt, im Nordgm. erscheint es einzig als Präfix. Der Ansatz als α-Stamm ist unsicher. Ohne klare Beziehungen. In formaler Nähe stehen: a) *auda- 'reich' (MEZGER, Sb 83);

W auöligr 'natürlich' (Tod) (EJ) gehört zu audr 'Schicksal'.

Gm

b)

*auda- 'niedrig' in S ödmödi 'demütig' H, n. 'Demut' H; D ötlih 'niedrig' MF, ötmuot 'demütig' Ab, ötmuoti 'Demut' O; durch Kreuzung

mit *aupa- E ëadmôd 'demütig' Gn cD, S ödmödi 'Demut' H; c)

*aupa- in D was öth + akk.pers + gen.rei 'es verlangte jn. nach' O, dazu vi. O öthe f. 'Belieben, Gefallen' in ut öthe sinne 'freiwillig, unaufgefordert' Sm.

Idg

Bei Ansatz einer Grundbedeutung 'günstig' vergleichen sich zunächst G awiliup 'Dank' und ai. άυί- 'günstig'. Zu ai. ávati 'freut sich, fördert', lat. aveö 'habe Verlangen', air. con-ói 'beschützt'. Die Stammbildung des Adj. bleibt allerdings unklar.

Lit

Ρ 77; TF 5; V 18; Uh 87, 187; Ka II 390 f. - OBERDÖRFFER 1908: 10; F. MEZGEK KZ 82, 1968: 288-297.

AUWA- — [*AZ35TA-]

111

auhja- 'verlassen' *D (§ 180, 194) G W O E D

aupéis* (aupj-); —; — 'einsam, öde', 'ledig' audr; —; - 'öde, leer, verlassen' E EM 62 C (M) Nur sw. öpi präd. 'öde, verlassen' (nach liggia, laeggid) (S) fede (ë); —; — 'öde, verlassen' (Land) cD ödi; —; — präd. 'öde, leer, verlassen' Ν Sam (desertus)

-in- f D 5di(n) 'Wüste, Einöde' I Ν Ab Gl 1,601,38 -enö- f W audn 'Einöde, Wildnis, Wüste; Leere' Ε (M) [postverbal?] -ja- η W eydi 'Wüste, Öde' (M), -mQrk 'Einöde' Ε; O öpi 'Öde, Verwüstung' CL ÖG -jön- f W aleyda 'völliger Mangel, völlige Leere' (M) -epö- f G aupida 'Wüste' -likaW audligr 'kärglich ausgestattet' (EJ) •ja· 'verwüsten, vernichten': W eyöa + akk., dat. E C (M); O öpa (S); E (ä)feöan Β Gn cD; D firöden I Ab, iröden Ab Sam Bel

Gm

Idg

Lit

Gemeingm. Adj., fehlt im F, Ν und S (wohl wegen Zusammenfalls mit -» aupa-). Grundbedeutung 'verlassen, leer'. Früh ins Ostseefinn. entlehnt, vgl. fi. autio 'öde, wüst, unwirtlich, unbewohnt'. Zum W s.u. Hierher vi. D Ösen 'verwüsten, verheeren' (Gl), fir- 'zugrunderichten, vernichten' Ν [dazu ösC 'Verwüstung' (Gl), vgl. m. 'Verheerer, Verwüster' Gl 1,604,54], Ererbtes Adj., formal identisch mit gr. ανσιος 'nichtig, eitel' [lx] und vi. mit lat. ötium 'Ruhe, Muße, Freizeit' [urspr. 'Fernsein vom Geschäft'?]. Die Grundlage ist idg. *au- 'weg' in lat. au-, lett. au(-* auma-)\ zur Wortbildung vgl. ai. nítya- 'beständig, stetig' zu idg. *(e)ni 'in' (SCHULZE). MEZGER nimmt als Zwischenstufe ein Adv. idg. *au-ti an (gebildet wie ai. í-ti 'so', av. u-'ti 'so' u.a.). SCHULZE trennt W audr wohl zu Recht ab, weil es keinen ¿-Umlaut zeigt, und setzt es mit gr. αυτός 'selbst' gleich, das ws. urspr. 'alleinstehend' bedeutet hat (vgl. das Adv. αντως 'vergeblich'). Ρ 72 f.; TF 4 f.; Lm 52; F 69 f.; V 18; Hh 187; Κ 513; Pf 1192 f.; Ka Π 387 ff. - SCHULZE 1933 [1907]: 71 Anm. 1; F. MEZGER Word 2, 1946: 229; KZ 82, 1968: 288.

[*azœta-] 'erträglich' K? (§ 202) G

Nur Adv. azetaba 'gern', Kpv. azetizo (lx azitizo) 'leichter zu ertragen, einfacher'

112

[*ΑΖ^ΤΑ·]

-ja- η

G azeti * 'Vergnügen'

Bel Gm

Das nur im G belegte Wort wird nie attr. verwendet. Alle bisherigen Erklärungsversuche sind daran gescheitert, daß sie mit der Lautstruktur des Wortes nicht fertiggeworden sind. Indessen werfen mehrere Indizien Licht auf den Aufbau: a) b) c)

Idg Lit

Das Wort ist nur als Adv. sowie als präd. gebrauchter n. Kpv. belegt. Daher handelt es sich kaum um ein primäres Adjektiv. Die ja-Flexion des Abstraktums weist daraufhin, daß das Adv. urspr. komponiert war. Das inlautende -z- zeigt an, daß der Akzent urspr. auf der zweiten Silbe lag.

Somit ist von einem komponierten Adv. mit betontem zweiten Element auszugehen; der Ursprung kann in einem Kompositum oder in einem zusammengerückten Syntagma liegen. VI. als *a-zxta- zu segmentieren. Ein entsprechendes dehnstufiges Nomen ist in W sät, E säet f. '[*Sitz > ] Versteck, Hinterhalt' belegt; das Präfix *a- kann auch in G astap Akk.Sg. 'Sicherheit' vorliegen (BAMMESBERGER). Auszugehen wäre etwa von einer Hypostase 'im Sitz', daher weiter 'bequem sitzend' > 'erträglich, vergnüglich'? Das Element *o- und eine Form von *sed- 'sitzen' sind auch in dem Subst. *o-sd-o- 'Ast' in gr. όζος, G asts usw. miteinander verbunden. L m 5 3 f.; F 71 f. — G r i e n b e r G E R 1900: 40; BAMMESBERGER 1990: 146 A n m . 248.

Β

(-)baina*- 'gerade' *V/*D (§ 117, 177) W

beinn; beint; beinastr 'gerade, geradeaus, günstig' (Wind), 'einfach, schlicht, direkt' (Worte), 'eben, glatt' (Dichtung), 'gastfreundlich, hilfsbereit' (Person) EM 1 3 1 C + l ( M ) + +

-an- m W beini 'Bewirtung, Gastfreundschaft' E C -ja-

W beina 'gerade machen, richten; fördern, unterstützen' (EJ) (M) (Fr)

Bei

Das Adj. ist nur im Nordgm. belegt, kann also ein Präfix verloren haben. Die urspr. Stammklasse ist der Beleglage nicht zu entnehmen, in Betracht kommen a- oder i-Flexion. Grundbedeutung 'gerade', daher a) 'einfach, direkt', b) 'günstig', c) 'hilfsbereit'. Hierher vi. als alte Substantivierung (s.u.) *baina- n. 'Knochen, Bein' in W bein E C, O ben (S), E bän Β Gn cD, F bën, Ν mnl. been, S bën H sD, D bein Ο Ν (Gl). Nach BAMMESBERGER als *bhoiàno- 'abgeschlagen' zu idg. *bheid'schlagen' (in air. benaid, aks. biti [bijo] usw.), urspr. Attribut zu *ost(d)- n. 'Knochen'; die lautliche Nähe von gm. *ast- 'Knochen' und *asta- 'Ast' förderte nicht nur den Bedeutungsübergang des Adj. zu 'gerade', sondern führte auch zum Ersatz von *ast- durch das substantivierte Ntr.

Gm

Idg

Lit

Es könnte sich um ein Verbaladj. auf -no- handeln, doch läßt sich das Wort weiter mit lat. finis m. 'Grenze' vergleichen, was eine Analyse als Ableitung von einem ablautenden Wurzelnomen *bhoidn-/bhCn- nahelegt. Eine Übersicht über ältere Vermutungen bei LS. TF 257; V 30; Hh 16 'bän'·, LS I 515 f. 'bein'; Κ 71, Pf 145 f. 'Bein'. A . BAMMESBERGER HS

103, 1990: 264-268.

baiska*- 'bitter' * V (§ 43a, 136) W

beiskr; beiskliga; — 'bitter' (Träne, Herz), 'sauer, scharf (Kraut, Getränk), 'verbittert' (Person), 'herb' (Not) (EJ) (Fr)+1

-ön- f -laika-lika-ö-

W m W W

beiska 'Bitterkeit' (Fr) W beiskleikr 'Bitterkeit, Verbitterung' (Fr) beiskligr 'bitter' (Fr) beiskask 'verbittert werden' (Person) (Fr)

114 Bel Gm

Lit

BAISKRA

BAITA *-

Nur im Nordgm. belegt. W beiskr ist immer mit s, nie mit ζ geschrieben. Wegen der Schreibung kommt eine Sekundärbildung t bait-iskanicht in Betracht. Aber auch die übliche Annahme, es handle sich um ein Verbaladj. mit Adj.-Suffix -ska- zu dem starken Verb *beita'beißen' (z.B. Sb), kann nicht stimmen, weil dann die Bildung -» baiskra- unerklärbar bliebe: für eine sekundäre Modifizierung von Adj. mittels -ra- gibt es im Gm. keine Parallele. Also ist das Wort Eds a- (oder i-?) Adj. zu einem Verbalstamm *beiska- zu bestimmen, der mit verbalem s/¡-Suffix von *beita- ausgeht; -» -baita*-. Die α-Stufe kehrt bei -» brauski-, karska-, malska- wieder. Ein weiterer Zeuge für die Existenz verbaler s&-Bildungen mit α-stufiger Wurzel ist E dwxscan 'auslöschen' (Gr) < *dwaiskja-, das (über eine verbale oder nominale Zwischenstufe?) zu dem starken Verb *dwei-na- 'schwinden' (Sb 171) gehört. Ρ 116; Sb 96 ff.; V 30; Ka II 296.

baiskra- 'beißend' *V (§ 95a) D

beiskar; —; — 'beißend', 'eifersüchtig' (Gl) (mordax, zelotes)

Bei Gm

Nur im D belegt, Grundbedeutimg 'beißend'. Verbaladj. auf -ra- zu einem Verbalstamm *beiska-. Zur Begründung der Analyse baiska*-, zur Funktion des ra-Suffixes -» ampra-. Sb 96ff.;LS I 521 f.

Lit

-baita*· 'beißend' V (§ 43a) W O

Bei

Gm Lit

-beitr; —; — in sár- 'schmerzlich schneidend' E, sltör- 'gefährlich scharf E (Fr), smâ- 'nur wenig verwundend' (Fr) -beter (tt); —; — in arf- 'sich um das Erbe streitend' Sk, en- 'eigensinnig, starrköpfig' SM Nur im Nordgm. als HG belegt. Grundbedeutung 'beißend', daher metaph. 'streitend'. Der Ansatz als α-Stamm ist unsicher; -tt- erweist Kreuzimg mit dem PPP des schwachen Verbs W beita. Verbaladj. zu dem starken Verb *beita- 'beißen'. -» baiska*-, baiskra-, baitra-, bitra-. Sb 96 ff.; Ka I 77. - KOLB 1957: 59 f.

BAITRA- — BALPA-

115

baitra- 'bitter' V (§ 95a) G

baitrs; baitraba; — 'bitter', Adv. 'bitterlich'

-ira- f

G baitrei 'Bitterkeit'

Bel

Nur im G belegtes ra-Adj.; zum Nord- und Westgm. -» bitra-. Die Vermutung, G stehe für Iii (BRAUNE/EBBINGHAUS), ist angesichts der morphologischen Parallelen (§ 95a) unnötig.

Gm

Das Adj. steht neben dem starken Verb *beita- 'beißen', ist aber semantisch autonom. -» -baita*-, zur Funktion des ra-Suffixes -» ampra-.

Lit

Sb 96 ff. -

BRAUNE/EBBINGHAUS 1981: § 20 A n m . 5.

bal^a- 'kühn' *V (§ 149) G W O E F Ν S D

fraun-in- f

—; balpaba; — 'kühn, freimütig' ballr; —; ballastr 'tatkräftig, kühn', 'gefährlich, verderblich' E C2 balder; —; — 'kühn, verwegen' VG beald; bealde, bealdlice; bealdra 'tapfer, kühn' cD+1 (Gr)+ + Nur Adv. balde 'bald' Nur Adv. baldo, boldltko 'zuversichtlich' (> fiducialiter) bald; baldlïko; — 'kühn, mutig', Adv. auch 'schnell, sogleich' H + l sD bald; baldo, baldlihho; baldiro 'mutig, kühn', 'zuversichtlich, vertrauensvoll', + gen.rei 'schnell bereit', Adv. auch 'sehr' Il 0 + 1 N + + Saml (Gl)+ + D 'frech, unverschämt, ungestüm', Adv. 'imbesonnen, blindlings' (Gl) E 'ängstlich, furchtsam' (Gr); D + gen.rei 'verzagt' Ν

G balpei 'Kühnheit, Unerschrockenheit'; E bieldu 'Kühnheit, Zuversicht' (Gr); D baldi (e) 'Mut, Dreistigkeit, Zuversicht' Ο Ν Ab Sam, un- 'Zaghaftigkeit' Ν -epö- f D beldida 'Mut, Zuversicht' Τ Ο (Gl) -jaG balpjan 'kühn sein, wagen'; W bella 'zustandebringen, avisführen; antreiben, besiegen' E C; O bella 'vermögen, können' Gt; E bieldan 'ermutigen, anspornen' Β cD; S beldian 'kühn machen, (den Sinn) stärken' H, gi- 'wagen; anspornen' sD; D balden (e) abs. 'vertrauen', + akk. 'ermutigen' MF Ν Gl 1,762,17

116 -ö-

BALWA-

-¿è-

E bealdian 'sich hervortun' Β; D irbaldön 'sich erkühnen' O, gibaldönti 'standhaft' Gl 2,552,52 (constans) D irbaldën 'sich erkühnen, sich widersetzen' Ο Ν BR

Bel

Gemeingm. Adj.; zur Kasusrektion s. DELBRÜCK, zur Bedeutung im D s. OKSAAR. Das W zeigt einige Formen mit d: baldr 'hochmütig, tyrannisch' (EJ) [2x, davon l x unsicher], dazu ofbeldi n. 'Gewalt, Heftigkeit' C; baldinn 'übermütig, trotzig' E, beldinn 'gewaltsam, ungerecht' (EJ) [lx].

Gm

Das Kompositum mit fra- legt verbalen Ursprung nahe, Bedeutung etwa 'nach vorn drängend'. Ma2 schlägt vor, das Wort als Ptz. auf idg. -to- zu einem starken Verb *bala- 'schwellen' (6. Ablautreihe) zu stellen, das in nnw. dial, bala 'brünstig sein' fortlebe. Dann würde die seltene Nebenform W baldr den für eine solche Bildung zu erwartenden gramm. Wechsel (vgl. -* kalda- zu dem Verb *kala-) zeigen; das /> der Normalform bliebe hingegen unerklärt. Weitere Ableitungen des starken Verbs sind W bali m. 'flacher Hügel' sowie nnw. bei 'brünstig' (Sau). Das asw. Ptz. bulin 'geschwollen' führt auf ein (älteres?) Verb *bela- der e-Reihe (s. Sb).

Idg Lit

Grundlage des Verb ist die idg. Wurzel *bhel(d)- 'schwellen'. Ρ 120 f.; Sb 99 O.A.; TF 267; Lm 60; F 78 f.; V 24; Hh 17; LS I 434 ff.; Κ 56 'bald';

K a II 3 3 1 f.; M a 2 121. -

DELBRÜCK 1907: 128; OKSAAR 1 9 5 8 : 2 8 0 -

287, 346-356, 404-414.

balwa- 'quälend* P/S (§ 14, 169a) E F S D

m η

•îga-ja-ö-

bealu (-w-J; —; — 'böse, verderblich' Β (Gr) Nur VG in balumon m. 'ungetreuer Vormund' Nur VG balu-, z.B. in baluhugdig 'feindlich gesinnt' H [wohl Adj. wie in armhugdig] Nur Adv. balolihho 'verderblich' Saml [SPLETT 1979: 121; zum Subst.?] VG: balotät 'Schandtat, Missetat' Sam D balo 'Arglist, Bosheit; böse Tat, Unheil' Ο Ν Sam G *balu 'Übel' [erschlossen aus balwawesei 'Bosheit', balwjan 'martern']; W 6qZ 'Schaden, Unglück, Verderben, Gefahr' E EM 56 C (M); E bealu 'Übel, Unglück, Verderben' Β Gn cD, un- 'Unschuld' (Gr); S balu 'Übel, Verderben' H; D balo 'Bosheit, Schlechtigkeit' Τ aD Ab [s.u.] D balawig 'haßerfüllt, arglistig, verderblich' Ab, un- 'unschuldig' I [wohl zum Subst.] [Zu G balwjan s.o.] W bolva + dat. 'Schaden zufügen; verfluchen' E EM 12 C (M)

117

BARZA-

Bel

Gm Idg

Der Ansatz des Adj. ist nicht sehr sicher, E bealu kann sekundär aus dem Subst. erwachsen sein. Für Ursprünglichkeit des Adj. zeugt vi. der Genuswechsel des Abstraktums im D . Nach WEISWEILER bedeutet das Subst. urspr.' Quälerei', daher a) 'Arglist, Bosheit' > 'Übel, Sünde', b) 'Qual, Krankheit' (vgl. G balwjan 'martern'; Belege für die Bedeutung 'Krankheit' bei WEISWEILER). Im Gm. isoliert. Angesichts der gm. Bedeutung 'Qual, Krankheit' läßt sich das Wort mit Elks, bolb m. 'Kranker', bolèti 'krank sein, Schmerz empfinden' verbinden. Die weiteren Beziehungen sind unklar. Akorn. bal (Pl. -ow) f. 'Seuche' mag ebenfalls verwandt sein, hat aber innerhalb des Kelt, an air. at-baill 'stirbt' Anschluß, das wohl auf idg.

*g«eUd)- führt. Nach SEEBOLD gehört *balwa- zu idg. *£>huel- 'täuschen' in gr. φηλός 'betrügerisch', aks. 27)¿7) 'schlecht, schlimm, böse', lat. falló 'täusche, betrüge'

(mit idg. *¿hu- > gm. b-). Lit

Ρ 125; TF 268 f.; Lm 60; F 79; V 70; Hh 17; LS I 444 f.; Ka Π 195 f. OBERDÖRFFER 1 9 0 8 : 1 4 ; J. WEISWEILER IF41, 44, 64; SEEBOLD 1980: 4 8 2 f.

barza-

W

D

'starr aufgerichtet'

1923: 70-77; SCHUBERT 1968:

Ρ

(§ 2)

barr (-rr-); —; — 'feurig, heftig' (Kampf), + at 'bereit, geneigt' (etwas zu tun) C (E J) VG: -axladr 'mit hochstehenden Schultern' (Fr) bar (-rr-); —; — 'starr aufgerichtet' Gl 1,503,8 ( erectus)

ga-

Hierher vi. D *gibar(ri) 'hervorragend' Gl 2,154,5 ( excellentiores)

η -¿è-atja-

W barr 'Nadeln (koll.), Nadelbaum' E D barrenti 'starr aufgerichtet; überheblich' (Gl) D barrezzenti 'haßerfüllt' Gl 2,16,38

Bei

Nur im W und D belegt. Die Bedeutung 'starr aufgerichtet' führt zu 'fest entschlossen'. Daneben ohne gramm. Wechsel *barsa- in E baers, D bars 'Barsch'. Formal identisch mit mir. borr 'dick, groß, stark, stolz' (westidg. *bhorsó-), dessen Bedeutung gleichfalls auf 'starr aufgerichtet' beruhen kann. Zu einer meist erweiterten idg. Wurzel *bhor-, *bhr'hervorstehend, spitz'. Ρ 108 f.; TF 265 f.; V 27; Hh 18 'bears'; LS I 466 f.; Κ 62 'Barsch'.

Gm Idg

Lit

118

BASWA- — BATIZANbaswa- 'rötlich' Ρ (§ 16)

E

basu (-W-); —; — 'scharlachrot, purpurn' cD (Gr)

-ô/œ-

E baswian 'rot gekleidet sein' (BT)

Bei

Nur im E belegtes ιυα-Adj.

Gm

Im Gm. isoliert. Zur Struktur vgl. das Farbadj. - > haswa-. Die Zugehörigkeit von *basja-/bazja- n. 'Beere' ist ganz unsicher. Keine naheliegende Vergleichsmöglichkeit. Als Grundlage läßt sich idg. *bhd-s- (vgl. mit Hochstufe ai. bhäsati 'scheint, glänzt, leuchtet') vermuten, eine s-Erweiterung zur Tiefstufe der Wurzel *bhä'glänzen, leuchten' in ai. bhati 'leuchtet, scheint'. Das oft herangezogene Wort mir. base (nur in Glossaren) ist in der Bedeutung nicht sicher zu bestimmen (etwa 'rot; Scharlach'); zur Form s. HAMP. Ρ 105; TF 269; Hh 16; LS I 560 f. 'beri'; Κ 67 'Beere'. - OBERDÖRFFER

Idg

Lit

1908: 10; SCHWENTNER 1915: 54 f.; E.P. HAMP ÉC 27, 1990: 188.

batizan- 'besser' Ρ (§ 40) G

batiza, batists 'besser, best'

W O E F Ν S D

betri, baztrfbeztr, Adv. betr, bazt ( + dat.pers) 'besser, best' E E M C baetri, baester, Adv. baeter, baest ( + dat.pers) 'besser, best' (S) betera, betost/betst, Adv. bet, betst 'besser, best' Β Gn cD (Gr) betera, best, Adv. bet 'besser, best', Adv. 'mehr' betera 'besser' (melior) betara, bezt/best, Adv. bet/bat, bezt/best 'besser, best' H Gn sD bezziro, bezzisto, Adv. baz 'besser, best', Adv. 'mehr' M F T O N BR A b (Gl)

ala-

D alabezziro 'viel besser' O

Zum Stamm *bata-: f 'Gewinn, Nutzen': S mnd. bate; D mhd. bazze -an- m W bati 'Besserung, Genesung; Vorteil, Nutzen' (M); F bata* 'Vorteil, Nutzen' -likaE betlic 'vorzüglich, herrlich' Β -seD bazzën 'besser werden' Τ -nöG gabatnan 'Vorteil erlangen'; W batna + dat.pers + gen.rei 'besser werden' E E M 9 5 C Sekundär zum Kpv.: -jaW betr a 'verbessern', -sk 'besser werden' (EJ) (M); O basirà '(ver)bes-

119

BAUDA-

-ö-

Bei Gm

sern' (S) F beteria '(verbessern, ersetzen, entschädigen; büßen'; S befaron '(verbessern' sD; D bezzirön '(verbessern, bereichern' Ν BR Ab, giauch 'unterweisen' Ab Suppletiver Kpv. 'besser', in allen gm. Sprachen belegt. Der S t a m m *bata- 'gut' liegt auch vor in den P N G Batwin, D Pazzwin, Bazzulf u.a. Das Adj. D herabaz 'mittelmäßig' Gl 1,572,7 ( mediocris) geht wohl sekundär vom Adv. baz aus. A b l a u t e n d h i e r z u *böteja- 'besser m a c h e n ' u n d *bötö- f. ' N u t z e n , V o r t e i l ' (s. WLSSMANN).

Idg

Lit

K e i n sicherer Vergleich. I n l a u t l i c h e r u n d s e m a n t i s c h e r N ä h e s t e h e n : a) ai. bhadrá- 'günstig, glücklich, e r f r e u l i c h ' , av. hu-baòra'glücklich'; b) ai. bhándate 'ist glücklich, e m p f ä n g t Lob'; c) mky. bodd m. ' g u t e r Wille, Z u f r i e d e n h e i t ' . HAMP f ü h r t die gm. u n d kelt. F o r m e n auf eine G r u n d l a g e *bhod- zurück; ai. bhándate sei e i n P r ä s . m i t i n f i g i e r t e m N a s a l , bhadrá- sei e i n ro-Adj. m i t morphologischer Tiefstufe "(with supply of a u t o m a t i c *e)". Früher häufig unter Annahme einer Konsonantenmetathese zu aks. dobrt 'gut' (-» dapra-) gestellt. Ρ 106; TF 258; Lm 63; F 83; V 34; Hh 21 f.; LS I 503 ff., 577 f.; Κ 63, 78 f. -

WISSMANN 1938: 14 ff.; E . P . HAMP IIJ 30, 1987: 175; BAMMESBERGER

1990: 235.

b a u d a - 'taub' P / * V (§ 2, 43e) G

baups (-d-); —; — 'taub, stumm' (Person), 'fade' (Salz)

Bei

Nur im G belegt, ohne Ableitungen.

Gm

Ohne gm. Verwandte. Nach GRIENBERGER aus -» dauba- 'taub' umgestellt, was bei einer Bezeichnung für körperliche Gebrechen immerhin zu erwägen ist (-» pwerha-). Daneben die Auslautvariante mnl. bot 'stumpf, dumm', nnd. butt 'stumpf, plump', die zu dem redupl. Verb *bauta- 'schlagen' gehören kann (urspr. 'stumpfgeschlagen'). Ohne genaue Entsprechung. Falls die gm. Lautform ursprünglich ist, läßt sich das Wort entweder mit air. bodar 'taub' (idg. dh) oder mit lat. confutare 'unterdrücken, niederhalten, dämpfen' (idg. t) vergleichen.

Idg

Lit

Ρ 112; S b 9 0 f. O.A.; L m 65; F 86; K a II 2 1 2 f. -

GRIENBERGER 1900: 4 5 .

120

BAUGI- — BAUSA-

baugi- 'biegsam' V (§ 63c) E

Nur in lidebige; —; — 'mit biegsamen Gliedern, demütig' (BT)

(-nassu-) f E bignes 'Biegung' (BT), lide- 'Biegsamkeit der Glieder' (BTS) Bei Gm

Nur im E belegt, als Adj. nur komponiert. Verbaladj. zu dem starken Verb *beuga- 'biegen'. -* beuga-, -beugula-. Da das starke Verb im W früh ausgestorben ist, dürfte nnw. dial, beyg 'biegsam' aus dem schwachen Verb beygja rückgebildet sein. Zum Schwed. s. LlNDQVIST; zu mhd. gebouge 'biegsam' s. Ma 2 .

Lit

S b 1 1 0 f.; K a I 109; M a 96; M a 2 98. -

LlNDQVIST 1909: 2 5 3 f.

b a u s a - 'aufgeblasen' Ρ (§ 2) W F Ν S D

Erst nnw. baus 'stolz, vorwitzig, keck', nsw. dial, bös 'verwegen, auffahrend' Nur VG in bäs(a)feng 'unzüchtiges Anfassen' Erst irmi, boos 'gering, untauglich, schlecht', 'dumm', 'sittlich verdorben' Erst mnd. böse, bös 'nicht rein, verfälscht' (Silber), 'schädlich, schlecht' (Fleisch u.a.), 'schlimm, böse' bösi; böslihho; — 'wertlos, nichtswürdig', 'kraftlos, schwach' Ν sDl (Gl) VG: bösewiht 'wertloser, schlechter Mensch' Ν

gaf -in- f -ja- η

D 'unnütz, wertlos' (Gl) D bösa 'Widersetzlichkeit, Härte; läppisches Treiben' O sD D gibösi 'Nichtsnutzigkeit' Gl 4,152,42 'Nichtigkeit, nichtiges Treiben': S gibösi sD; D gibösi (Gl) [deverbal?] -arja- m S bösari 'leichtfertiger, ausschweifender Mensch' sD [deverbal?] -haidu- f D bösheit 'Nichtigkeit, unwürdiges, sündiges Treiben' Ο Ν (Gl) -ôD bösön 'mangelhaft anstückeln' O [PPP], fir- 'schlecht, zunichte machen' Ν Bel

Gm

Nur im Kontinentalwestgm. und im späten Nordgm. belegt; Ansatz als α-Stamm nach nnw. baus. Die divergierenden Bedeutungen gehen wohl von 'aufgeblasen' aus; daher a) 'auffahrend, vorwitzig', b) 'ausschweifend, unzüchtig', c) 'inhaltlos, eitel, nichtig, wertlos'. Daneben mit Tiefstufe W (spät) busilkinna 'pausbäckige Frau' (Fr); andere Bildungen stehen lautlich und semantisch weiter ab.

BAZA-

121

Idg

Ohne genaue Entsprechung; zu einer s-Erweiterung von idg. *bheu(u.ä.) 'aufblasen, schwellen'.

Lit

Ρ 101; T F 276; Tp 18; F W 83, S24 'boos'; Κ 99; P f 203. -

HELTEN 1907: 26;

WALTER 1910: 52 f.

baza- 'entblößt' *V (§ 51b, 62) W

O E F Ν S D

berr (-r-); bert, ber liga; — 'nackt, entblößt', 'ungesattelt' (Pferd), 'klar, deutlich' (Worte), Adv. 'deutlich, offen' E l EM 6 1 C ( M ) + l HG: z.B. alls- 'ganz nackt' (EJ), vâpn- 'ohne Waffendeckung' (EJ) bar; —; — 'nackt, unbedeckt', 'offen, offenkundig', 'allein, einsam' (S) bxr; - ; - 'nackt, bloß' Gn (Gr) Nur VG in berföt 'barfuß', ber(e)skinze 'mit bloßen Schenkeln' Erst mnl. baer 'nackt, bloß; entblößt; ungesattelt' bar; baro, barlîko; — 'bloß, nackt', 'offen, offenbar, klar' H l Gn sD+1 bar; barlihho; — 'unbedeckt, inhaltlos, leer', 'arm, besitzlos', 'bloß, allein, einfach, rein', Adv. 'einfach, nur; offenbar' N + l (Gl)+1 VG: barafuozi 'barfuß' Gl 2,153,33

-in- f -lika-ja· -ö-

D houbitbari 'kahle Stelle' (des Kreuzigungsberges) Ν O barliker + dat.pers 'offenbar, einleuchtend' V M E berian 'entblößen, freiräumen' Β O ber a 'entblößen' Gt; F baria 'offenbaren; verklagen'; Ν baron 'offenbaren', re- 'entblößen'; S baron 'entblößen' sD, gi- 'offenbaren, bekannt machen' sD; D (-)barön 'bloßlegen, offenbaren' Ν (Gl)

Bei

Im Nord- und Westgm. belegt. Grundbedeutung 'entblößt', daher a) 'nackt', b) 'allein', c) 'offen, deutlich'. Im Mhd. auch mit Gen.rei, s. DELBRÜCK.

Gm Idg

Lit

Im Gm. isoliert. Ererbtes Adj., formal identisch mit ksi. bosB, lit. bäsas 'barfuß' < idg. *bhosó-, dazu arm. bok ds. mit sekundärem k\ in den genannten Adj. ist die Bedeutung 'entblößt' auf nackte Füße eingeengt. Zu der idg. Wurzel *bhes- 'abreiben', die in dieser Form nur in ai. bábhasti 'kaut, zerbeißt' vorliegt. Die Bedeutung 'entblößt' beruht also auf 'abgeschabt', vgl. gr. ψϊλός 'kahl, nackt, entblößt' neben φάω 'schabe, reibe ab'. Ρ 163; TF 269; V 34; Hh 15; LS I 465 f.; Κ 59; Pf 122; Ka I 42 f. - DELBRÜCK 1907: 128.

122

-BiEDI- — B/EGULA-

-bâêdi- 'zu bitten' V (§ 68c) E

Nur ëadbêde 'leicht zu bitten' Paris Psalter 89 15 : gehweorfus hwsethwiga, hälig drihten, wes pmum scealcum wel ëadbêde 'deprecabilis esto super servos tuos'

Bei

Nur im E als HG belegt. Die Überlieferung ist unsicher, vgl. die Variante ëadbëne ( K r a p p / D O B B I E 1931: V 61, 218). VI. unvollkommene Korrektur von eadmede zu eadbene. Falls anzuerkennen, Verbaladj. zu dem starken Verb *bedja- 'bitten'; -» bedula-.

Gm Lit

Sb 91 ff.; Ma 103; Ma2 112.

bedula- 'bittend' V (§ 88) E

bedol; - ; - 'bittend' (BT) [s.v. bédul]

Bel Gm

Nur im E belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *bedja- 'bitten'; -» -bäedi-.

Lit

Sb 91 ff.

(-)bäega- 'widerstreitend' V (§ 57) W

bágr; —; — präd. + dat.pers 'schwierig, lästig' (M)

Bei Gm

Nur im Nordgm. belegt. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *bxga- 'streiten'. Die Ausgangsbedeutung 'widerstreitend' läßt vermuten, daß das Adj. ein Präfix verloren hat. -» bäegula-.

Lit

Sb 93 f.

b¿égula- 'streitend' V (§ 91) D

bägal; —; — 'schwatzhaft, geschwätzig' Gl 1,541,32 ( garrula)

-enjö- f D bägalin 'Furie' Gl 2,649,39 ( Erinys) Bei

Nur im D belegt. Grundbedeutving 'streitend', daher a) 'mit Worten zankend, geschwätzig', b) 'zürnend', subst. 'Furie'.

-BERA- — BERHT*-

Gm Lit

123

Verbaladj. zu dem redupl. Verb *baega- 'streiten'. -» (-)baega-. Sb 93 f. -bera- '(tragend)' V (§ 45a)

D

-ber*; —; — in kindbera f. 'gebärend' Gl 2,16,8 (, enixa)

un-

D un-, umbera f. präd. + gen.pers (nur mit kindes, kindo) 'nicht tragend, nicht gebärend, unfruchtbar' O (Gl)

Bei Gm

Nur im D als HG belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *bera- 'tragen'; -» bäeri-, -burja-. Nach Ausweis von Rektion und Bedeutung aus einem Nomen agentis erwachsen (s. BRAUNE/EGGERS).

Lit

Sb 104 ff. o.A. - BRAUNE/EGGERS 1975: § 255 Anm. 3.

bergja- 'gut ausgestattet' R (§ 160) W

O

un-

birgr; —; — + at 'versehen, versorgt, ausgestattet mit' (Fr) [BAETKE] HG: hest(a)- 'mit Pferden versorgt' (Fr), sjalf- 'imstande, sich selbst zu helfen' (Fr) Nur ubyrgher; —; — 'in schlechter Verfassung, arbeitsunfähig, schwach' VM: gamal seller ubyrgher W 'schlecht ausgestattet' (Fr); O s.o.

-epö- f W birgdir PI. 'lebensnotwendige Vorräte' (Fr) Bei

Nur im Nordgm. belegt. Die Grundbedeutung 'gut ausgestattet' ergibt 'in guter Verfassung'. Für ein verschiedentlich angesetztes Adj. *burgi- fehlt es an einer Stütze. In O ubyrgher kann y nach NOREEN auf i beruhen; W ábyrgt 'verantwortlich' (Fr) [ l x ] ist kein Adj., sondern Ptz. zu dem häufigeren Verb äbyrgja.

Gm

Rückbildung aus dem schwachen Verb W birgja 'versehen, versorgen mit', das seinerseits wohl aus dem starken Verb *berga- erwachsen ist.

Lit

Sb 106 f. O.A.; V 37; K a I 91 f.; Ma 2 102, 105. - NOREEN 1904: § 108.1.

berht*- 'glänzend' P/*V (§ 36, 124) G

bairhts; bairhtaba; — 'herrlich', 'offenbar', Adv. auch 'deutlich, öffentlich'

124 W E

B^ÎRIbjartr; bjartliga; bjartari, bjartastr 'hell, weiß, glänzend', 'berühmt' E+2 EM 98 C+2 (EJ)+1 [häufig HG] beorht (y); beorhte, beorhtlCce; beorhtra, beorhtost 'glänzend, strah-

lend, herrlich, schön' B + + Gn+1 c D + + (Gr)+ + N

Nur H G in filuberht (th); —; — 'glänzend' (praeclarus)

S

berht, beraht; berhtliko; berhtost 'glänzend, leuchtend, hell, herrlich' (Sonne, Himmel u.ä.; Christus) H + l Gn2 beraht; berahto; berahtist 'glänzend, leuchtend, hell' T I O aD Ab2 Sam

D

HG: filu- 'sehr glänzend' (Gl) ala-

'ganz hell, klar': W (EJ); E cD (Gr)

η

E 'Glanz' (Gr)

-in- f

G bairhtei 'Öffentlichkeit'; W birti 'Klarheit, Glanz, Licht' (EJ) (M); E bierhtu 'Glanz' (Gr); D berahti 'Klarheit, Glanz' aD Ab

-efiö- f D foraberahtida 'Glanz' BR

-enga- m W rógbirtingr 'berühmter Krieger' C (-nassu-) f E beorhtnes 'Glanz' (Gr); D berahtnissi 'Glanz, Herrlichkeit' I Τ -Ilka-

-ja-

-seBel Gm Idg

Lit

'glänzend, leuchtend': W bjartligr (EJ); E beorhtlic (Gr); S berhtlik

H G (ga)bairhtjan 'offenbaren'; W birta 'sichtbar machen, verdeutlichen', -sk 'erglänzen' C (M); E bierhtan 'leuchten' (Gr), ge- 'erhellen' (Gr); D PPP giberaht 'verklärt' Gl 2,304,31 E beorhtian 'hell ertönen' Β; D berahtën 'erglänzen' Ab Das gemeingm. Adj. bedeutet zunächst 'glänzend, leuchtend', daher a) 'herrlich', b) 'deutlich, offenbar, öffentlich'. Daneben mit anderer Vokalisierung das starke Verb D mhd. brehen 'plötzlich und stark leuchten, glänzen, funkeln' (-» brehwana-). Ws. Bildung mit kons. ¿-Suffix (bei Suffix -to- wäre Tiefstufe zu erwarten). Eine genaue Entsprechung liegt vor in ky. berth 'schön' < westidg. *bherkt-. Vgl. ai. bhárga- m. 'Glanz', vi. auch lit. bersti 'weiß werden' [oder = berzti 'zu reifen beginnen'?]; daneben mit anderer Vokalisierung und pal. Auslaut ai. bhrájate, av. bräzalti 'leuchtet, strahlt, glänzt'. Ρ 139 f., 141 f.; TF 264 f.; Lm 58; Ρ 76 f.; V 39; Hh 20; LS I 545 f.; Ka II 324. -

ÛÇOK 1938: 59; BAMMESBERGER 1990: 256.

báeri- 'tragend; erträglich' * V (§ 68a) W

bxrr; —; — 'erträglich, geziemend', 'vortragenswert' (Gedicht), + at 'berechtigt zu' (Person) C (M)

B.ERI-

O

E F Ν S D

125

HG: z.B. hand- 'an der Hand zu tragen' (Ring) C, kalf- 'mit einem Kalb trächtig' (Kuh) (M) beer; —; — + gen.rei 'berechtigt zu etwas' (Person): eps baer (auch edhbaer) 'berechtigt, einen Eid zu leisten' CL ME, vitnis baer 'berechtigt, als Zeuge aufzutreten' (S), pings baer 'berechtigt, am Thing teilzunehmen' CL ME HG: aldin- 'fruchttragend' (Baum) VG Nur HG -bäere; —; — in forò- vi. 'hervorbringend' (Zeit) Gn, lëoht'leuchtend' (Gr), waestm- 'fruchtbar' (Gr) Nur HG -bër(e); —; — z.B. in ä-, au- 'offenbar', epen- ds. Erst mnl. -baer z.B. in open- 'offenbar, bekannt, öffentlich' Erst mnd. -bär(e) z.B. in open- 'offenbar, bekannt, öffentlich' Nur HG -bäri; -bäro; — z.B. in dank- 'dankbar' Gl 1,532,12, undank'undankbar' Τ Ν Gl 1,587,33, egi- 'furchterregend, ehrfurchtgebietend' N + l , fram- 'hervorragend, ausgezeichnet' N + l (Gl)+1, offan'öffentlich, geoffenbart' N, skin- 'glänzend, leuchtend; sichtbar, offenbar' N + l Mhd. baere + gen.rei 'gemäß'

gaun-

D 'sich verhaltend, geartet' O [postverbal?] W 'untragbar (schwer)' (FrS)

-in- f

D z.B. dankbärf 'Dankbarkeit' Gl 1,776,17, frambäri 'Höhe, Erhabenheit, Würde' Ο Ν (Gl), skinbärf 'Glanz' Ν D dankbärig 'dankbar' (Gl), skinbärig 'glänzend, leuchtend' Ν D liutbären 'bekanntmachen' Ν F epenbëria 'offenbaren'

-iga-ja-öBel

Das Adj. liegt im Westgm. urspr. nur als HG vor, dessen aktivische Bedeutung 'tragend' früh verblaßt ist. Im Nordgm. dagegen ist ein Simplex belegt, das in der passivischen Bedeutung 'erträglich' vermutlich nie ein Präfix besessen hat. Zu E fordbxre s. BAMMESBER-

Gm Idg

Verbaladj. zu dem starken Verb *bera- 'tragen'; -» -bera-, -burja-, Ererbte Bildung, urspr. identisch mit dem ai. Gerundivum bhäryä'zu tragen'.

Lit

Sb 104 ff.; Ka I 94 f.; Ma 100, 117 Anm. 93; Ma 2 108. - SCHÖN 1905: 6264; LlNDQVIST 1909: 253; WISSMANN 1932: 123 f.; R. FLUEY, Struktur- und Bedeutungsgeschichte des Adjektiv-Suffixes -bar, Winterthur 1964; Β. V. LINDHEIM ASNSL208,1971/72:310-320; DISHINGTON 1981:436 f., 440-443, 445 f.; BAMMESBERGER 1986: 20, 74.

GER.

126

BEUGA- — BITRA-

beuga- 'gebeugt' V (§ 42c, 62) W

bjúgr; —; — 'gebogen, krumm' (Horn, Schlange), 'demütig' (Zunge) C (M) HG: z.B. all- '(vor Kälte) gebeugt' (M), elli- 'durch das Alter gebeugt' (EJ), firna- 'übermäßig krumm, stark gebeugt' (EJ), niör'nach unten gebogen, krumm' (Nase) E

Bel

Nur im W belegtes Adj. mit passivischer Bedeutung 'gebogen, gebeugt'. Verbaladj. zu dem starken Verb *beuga- 'biegen'. -» baugi-, -beugula-.

Gm Lit

Sb 110 f.; Ka II 402.

-beugula- '(gebeugt)' V (§ 85) E

Nur gebëogol (ü); —; — präd. 'bereit nachzugeben, unterwürfig' (BTS)

Bei

Nur im E als Kompositum belegt; der Wurzelvokal variiert zwischen ëo und [d.h. wohl ü, s.u.]. Verbaladj. zu dem starken Verb *beuga- 'biegen'; zum Präfix und zur intr. Bedeutung vgl. E gebügan 'sich neigen, sich biegen'. Der Vokalismus bereitet in mehrfacher Hinsicht Probleme. Die Variante mit scheint an den Präsensstamm angelehnt zu sein, also Langvokal zu enthalten. Die Form mit ëo hingegen fällt durch die e-Stufe, die bei ula-Ad). mit diphthongischer Wurzel im E ohne Parallele ist (§ 85), aus dem Rahmen; hinzu kommt, daß diese Sippe innerhalb des E die e-Stufe sonst überhaupt nicht kennt. Um einen Archaismus kann es sich kaum handeln, weil das Präfix auf junge verbale Motivierung weist. — Die Sachlage wird weiter kompliziert durch die dritte Variante E gebygle 'unterwürfig, gehorsam' (BT) (BTS); diese Form dürfte von dem schwachen Verb b legan (y) 'biegen, beugen' ausgehen. — -» baugi-, beuga-.

Gm

Lit

Sb 110 f. - TIEFENBACH 1 9 9 1 : 1 0 5 Anm. 34.

bitra- 'beißend, bitter' V (§ 96a) W E

bitr; —; bitrastr 'scharf, schneidend, spitz', 'kühn', + á 'begierig auf E+2 EM 41 · 78 C (M)+2 biter; bit(e)re, biterlfce; bitresta 'scharf, beißend' (Waffe, Zahn), 'schmerzlich, bitter' (Abstr.), 'erbittert, grimmig' (Person), Adv. 'bit-

BLAIKA-

Ν S D

127

terlich' B + l Gn+ + cD+1 (Gr)l HG: winter- 'bitterkalt' (Wetter) cD bitter; —; — 'bitter' ( amaram) bittar; bittro; — 'beißend, bitter', 'böse, feindlich' H + l Gn bittar, -i; bitt(a)ro; bittaröro 'scharf, bitter', 'schmerzlich, unangenehm', Adv. 'bitterlich' MF1 ΤΙ Ο Ν Ab (Gl)+ +

-in- f -laika-,lika-ja· -ö-

D bittari, bittiri 'Schärfe, Bitterkeit' Ο Ν Ab m W bitrleikr 'unangenehme Empfindung' (Fr) W bitrligr 'scharf aussehend' (Schwert, Spieß) (EJ) (M) D bittaren 'bitter machen, verbittern' (Gl) S bittron 'mürrisch sein' Cst; D bittarön 'sich ärgern' Gl 4,195,11

Bei

Im Nord- und Westgm. belegt. Auf den Ansatz mit Suffix -ra- führt der Auslaut im Westgm.; im Falle von -ri- hieße es ausschließlich E tbitre, S ïbittari usw. Verbaladj. zu dem starken Verb *beita- 'beißen'. -» -baita*-, baitra-·, zum ra-Suffix -* ampra-.

Gm Lit

Sb 96 ff.; Ka II 254.

blaika- 'glänzend' V (§ 43a) W

E

Ν S D

bleikr; —; — 'gelblich glänzend' (Haar, Schild u.a.), 'bleich, verblichen' E EM 114 C (M) HG: z.B. il- 'mit gelben Füßen' (Adler) (EJ) bläc, bläece; —; — 'glänzend, leuchtend' (Metall, Licht), 'totenblaß' (Person) Β cD HG: hilde- 'im Kampf glänzend' (Krieger, d.h. Rüstung) B; VG: -hlëor 'mit glänzenden Wangen' Gn cD Erst mnl. bleec 'bleich, farblos, fahl, matt' blëk; —; — 'glänzend, hell', (+ dat.rei) '(wegen etwas) bleich' (Person) H bleih; -; - 'gelblich, fahl, bleich, blaß' Ν Ab VG: -gräo 'blaßgrau, fahl' N, -gruoni 'Blaßgrün' Ν

-in- f 'blasse Farbe, Blässe': Ν (pallore); D bleihhiN Ab (Gl) -d)ön- f W bleikja 'weiße Farbe' (M); D bleihha 'Schminke' (Gl) -ja'bleichen, weiß machen': W bleikja (EJ) (M); E blaècan (Gr); D bleihhen (Gl) -seE bläcian 'erbleichen' (Gr); F bläkia intr. 'bleichen' (Wolle); D bleihhën 'bleich, blaß, glanzlos sein' O aD Ab (Gl), ir- 'erbleichen' Ο Ν

128 Bel

BLAITA- — B L A K A -

Gm

Im Nord- und Westgm. belegt. Die Bedeutung 'glänzend' ergibt a) 'stark glänzend, hell', b) 'schwach glänzend, bleich'. Verbaladj. zu dem starken Verb *bleika- 'schimmern'. -» blaita-.

Lit

Ρ 156 f.; Sb 118 ff.; K a I 58. - MEAD 1899: 176-178; OBERDÖRFFER 1908: 8; SCHWENTNER 1915: 39-43; GRAUWE 1979/82: I I 310.

blaita- 'blaß' Ρ (§ 2) E

blät; bläte; blätast 'bleich, blaß' (Person, metaph.: Tränen) cD (Gr)+ +

-ön- f -ó/sè-

D bleizza 'blauer Fleck' (Gl) (.livor) E blätian 'bleich sein' (metaph,: Haß) Gn

Bei Gm

Nur im E und indirekt im D belegt. Primäres Adj. mit α-stufiger Wurzel und α-Flexion, in dieser Form im Gm. isoliert. Ererbtes Adj., identisch mit aks. blëdt 'bleich, fahl' < idg. *bhloid0-. Dazu vi. auch lit. blaisvas 'weißlich, weiß geworden, nüchtern', falls < *blaid-svas. Anderen Wurzelauslaut zeigt -» blaika-.

Idg

Lit

Ρ 160; T F 286; Sb 119; H h 26. — OBERDÖRFFER 1908: 24; SCHWENTNER

1915: 74 f. blaka- 'schwarz' R? (§ 162) E D

blxc; —; — 'schwarz' (Kleidung, Rabe, Feind) Β cD (Gr) Nur VG in blahfaro 'tiefblau' (Meer) Gl 2,615,20 ( cerulus) [s.u.]

m/n

'Tinte': E blxc (BT); Ν mill. blac\ S blak sD

Bei

Nur im Westgm. belegt, als Subst. stets in der Bedeutung 'Tinte'. D blahfaro kann im V G das Subst. enthalten. — Ein von LEXER angenommenes mhd. Adj. blach 'flach' existiert nach STAMMLER nicht. Das Adj. steht neben dem schwachen Verb *blakö- in mnl. mnd. blaken '(qualmend) brennen, glühen', weshalb LERCHNER eine Ausgangsbedeutung 'angerußt, angebrannt' ansetzt (also postverbal?). Falls das Verb (über 'brennen') urspr. 'glänzen' bedeutet hat, ist Verwandtschaft mit - * blanko- denkbar. -* blasa-.

Gm

Idg

Dem Verb steht am nächsten lat. flagräre 'brennen, lodern', daneben mit e-Stufe gr. φλί-γω 'brenne, leuchte'. Anders HIRT, SCHWENTNER: < *ml-, zu gr. μ£\οίζ, lit. mëlynas. Wieder anders LEHMANN, POLOMÉ: gm. *blaka- " < *bleXwos by absorption of the resonant and laryngeal" (LEHMANN 58), also zu - » blxwa-.

-BLANDI- — BLANKA-

Lit

129

Ρ 125; TF 284; Hh 25; Κ 89, Pf 181 f. 'blaken'. - Η. HIRT PBB 23, 1898: 307; MEAD 1899: 181 f.; SCHWENTNER 1915: 14-17; W. STAMMLER ZDPh 63, 1938: 397 f.; W.P. LEHMANN FS Starck 1964: 56-61; LERCHNER 1965: 33-35;

E. POLOMÉ RBPhH 44, 1966: 110-112; FRINGS 1966/68:1 158 f., Π 103-107; LÜHR 1988: 96 f., 229.

-blandi- '(zu mischen)' V (§ 74a) W

Nur HG in ósidblendr; —; — präd. 'ungesellig, nicht umgänglich' (Person) (Fr)

-in- f

W sidblendi 'Umgänglichkeit' (FrS)

Bei Gm

Nur im W als HG belegt; das VG ist sidr 'Sitte, Gewohnheit'. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *blanda- '(hinein)mischen'; W -siöblendr bedeutet also urspr. 'sich im Umgang vermischend'. -» blenda-.

Lit

Sb 115 ff. O.A.; Ka I 111; Ma 106; Ma2 127.

blanka- 'schwach glänzend' Ρ (§ 2) W Ν S D

blakkr; - ; - 'fahl, bräunlich, schwärzlich' (Schiff, Tier, Blut) E C Erst mnl. blanc 'hell glänzend, weiß' (Wein, Papier u.a.) Nur HG in wahsblank 'wachsbleich' sD blank; —; — 'weiß, glänzend' (bes. Pferd) Ν (Gl)

m W 'Pferd' E C -an- m E blanca 'Pferd, Schimmel' Β cD -jaHierher vi. W blekkja 'betrügen, zu etwas verleiten' C; E blencan 'betrügen, täuschen' (Gr) Bei

Gm

Lit

Im Nord- und Westgm. belegt, im E nur indirekt. Ausgangsbedeutung wohl 'schwach glänzend', daher a) 'fahl, dunkel', b) 'hell, weiß'. Das ja-Verb läßt sich Eds 'blenden' anschließen. Daneben erscheint spät ein Verb in mnl. mnd. blinken 'blinken, glänzen, schimmern'. Da das Adj. weiter verbreitet und früher bezeugt ist, dürfte das Verb diesem gegenüber sekundär sein: entweder ist es mit dem obigen ja-Verb (mit e > i vor Nasalverbindung) identisch (so LÜHR), oder es ist aus dem Adj. rückgebildet. Dann bleibt für das Adj. nur, Nasalierung der Wurzel von -» blaka- anzunehmen (-» *franka-). Ρ 125; TF 284; V 42; Hh 86, 418 'blanca'·, Κ 89, 92 'blinken'·, Ka I 52 f. SCHWENTNER 1915: 37-39; LÜHR 1988: 96 f.

130

BLASA- — BLAUTA-

blasa- 'mit weißem Fleck' Ρ (§ 2) Ν D

Erst muí. bles 'mit einer Blesse' blas; —; — 'mit einer Blesse, mit weißem Stirnfleck' (Gl) Mhd. blas 'kahl' (Kopf), 'schwach, gering, nichtig'

η

'brennende Kerze, Fackel': S mnd. blas-, D mhd. blas

Bei

Nur im Ν und im deutschen Sprachgebiet belegt. Grundbedeutung 'schwach glänzend', daher a) 'mit einem hellen Fleck' (auf dem Kopf oder Körper), b) metaph. 'schwach, gering' (-» wanna-). Verwandte Primärbildungen sind *blasjö- f. 'Blesse' (mnd. bles, blesse), *blazö- f. ds. (mild, blare) [dazu auch E blere, bierig 'kahl' (BTS) < 'blank'?]. Nur gm. s-Erweiterung von idg. *bhel- 'weiß, glänzen', ws. nach dem Vorbild von -» glasa(n)-; die Vokalisierung entspricht der von -* blaka-.

Gm

Idg

Lit

Ρ 158; TF 285 f.; FW 70 'bles'·, Κ 89 f.; Pf 183. - SCHWENTNER 1915: 43 f.

blauta- 'weich; nackt' Ρ (§ 2) W

E F Ν S D

blautr; blautliga; — 'weich, sanft' (Bett, Fessel), 'furchtsam, verzagt, schwach' (Person) E (EJ) (M) (Fr)+1 HG: hrá- 'roh, weich, frisch' (gerade abgezogene Tierhaut) (M) blëat; blëate; — 'elend, armselig, hilflos' (Person) B + l (Gr) HG: wœl- 'tödlich' (Wunde) Β blät; - ; - 'arm' Erst mnl. bloot 'unbedeckt, entblößt', 'arm, bedürftig', 'offen, offenbar' Erst mnd. blöt 'unbedeckt, entblößt, nackt', 'mittellos, arm', 'frei, leer von etwas' Erst mhd. blöz 'unverhüllt, entblößt, nackt', + gen. 'rein, frei von etwas' Zu ahd. blöz 'stolz' Gl 3,5,10 ( superbus) s.u.

-jön- f W bleyta 'etwas Weiches; Sumpf, Moorgebiet' (Fr) (-nassu-) f F blätnese 'Armut' -laika- m W blautleikr 'Weichheit, Sanftheit' (Fr) -lika- W blautligr 'zärtlich, weichlich' (Gedicht) (M) -jaW bleyta 'weich machen, erweichen' (Fr) Bei

Die Bedeutungen des im Nord- und Westgm. belegten Adj. sind

BLAUPA-

Gm

Idg

Lit

131

k a u m auf einen Nenner zu bringen. Zwei Stränge lassen sich verfolgen: a) 'weich' > 'verzagt, hilflos'; b) 'nackt, entblößt' > 'mittellos, arm'. D •plooz' 'stolz' ist damit nicht zu vereinigen. VI. steht der Beleg unter dem Einfluß von *flöz (-» flauta-, anders HOLTHAUSEN). Die Bedeutung 'weich' kehrt wieder in einigen tiefstufigen Primärbildungen: W bloti m. 'Tauen, Schmelzen' (CV) [dazu blotamaör 'Feigling' (EJ)], blotna 'weich werden, nachgeben' (Fr). Das vermeintliche Adj. W blotinn 'weich gemacht' (Eingeweide) E ist nach (EJ) PPP blótinn 'geopfert' zu blóta. Zur Bedeutung 'verzagt' -» blaupa-. Die Bedeutimg 'nackt, entblößt' dürfte auf Kreuzung mit einer anderen Sippe beruhen, vgl. nnd. nhd. dial, blutt 'unbekleidet'. In der Bedeutung 'weich, verzagt' kann gm. *blauta- zu idg. *bhleu'schwach, elend' gehören (-» blaupa-). Dazu vi. auch gr. φλυ&αρός 'weich, matschig'; allerdings steht dessen Grundlage φλυδάω 'zergehe, zerfließe' neben φλίδάω ds. Ρ 159; T F 287; V 43; H h 26; Κ 93; Pf 190 f.; K a I 62. - OBERDÖRFFER 1908: 10; F. HOLTHAUSEN KZ 73, 1956: 97; LÜHR 1988: 267 f.

blaujja- 'schwach' Ρ (§ 2) W

Ν S D

blaudr; blaudliga; blaudastr 'furchtsam, feige' E + 2 -EM -C (M) (Fr)l HG: hug- 'mutlos, feige' C blëad; —; — 'furchtsam, verzagt' (Sinn) cD (Gr) HG: here- 'feige' cD Erst mnl. bloot, blöde 'feige, verzagt; schüchtern, befangen' blöth, -i; —; blöthora 'furchtsam, verzagt' H + 2 biódi; —; — 'stumpfsinnig, träge, zaghaft' Sani (Gl)

un-

W 'unerschrocken, tapfer' E EM 8 1 C

E

W bleydi 'Furchtsamkeit, Feigheit' E EM 1 2 0 C; S blöthi 'Furchtsamkeit' H; D biódi 'Stumpfsinn, Trägheit, Furcht' Sam (Gl) -jön- f W bleyda 'Feigling' (Fr) -jaG blaupjan + akk.rei 'aufheben, ungültig machen' (Gottes Wort), ga- + akk.pers 'triumphieren über'; W bleyda 'verzagt machen, demütigen' (Fr); S PPP giblöthid 'verzagt' H; D (-)blöden 'entkräften, entmutigen' (Gl) -öW blaudask 'verzagen' (Fr) -seD (-)blôdën ds. (Gl) -in- f

Bel

Gemeingm. Adj., im G nur indirekt belegt. Gegen Ka, Κ als a(nicht U-) Stamm angesetzt, da α-Stufe und urspr. Betonung der

132

Gm Idg

Lit

BLEIPA*Wurzel bei einem «-Adj. ungewöhnlich wären und die ja-Flexion im Westgm. immer sekundär sein kann. Das Wort bedeutet zunächst 'schwach, weich', daher 'verzagt, feige' und weiter 'stumpfsinnig, träge'; im g. Verb führt die Bedeutung 'schwächen' zu 'ungültig machen'. Am nächsten steht -» blauta- mit abweichendem Dental. VI. zu idg. *bhlëu- (und andere Ablautstufen) 'schwach, elend' in gr. φ\ανροζ (neben φαύλος) 'gering, wertlos, schlicht, schlecht'. Dagegen nach Ka zu lat. fluere 'fließen', vgl. fluidus 'flüssig; schlaff. Ρ 159; TF 287; Lm 75; F 99; V 43; Hh 26; Κ 93; Pf 189 f.; Ka II 391 f. SCHUBERT 1968: 64; LÜHR 1988: 267 f. bleijia*- (-Γ-?) 'mild, freundlich' * D ? (§ 178b)

G W O E N S D un-

-ön- f -in- f

bleips; —; — 'barmherzig, das Gute liebend' [nur Nom.Sg.M.] blídr; blítt, blídliga; blidari 'lieblich, angenehm', (+ vid) '(zu jm.) mild, freundlich' (bes. Götter) E + + Ε Μ 1 1 5 · 1 2 5 + 1 C (M)+l bliper; —; — 'sanft, mild' (Wesen eines Tieres) Sk bilde, blid; bilde; blfdra 'heiter, fröhlich, freundlich' (Person), 'angenehm' Β Gn cD+2 (Gr)+ + Erst mnl. blide, blijt 'froh, fröhlich, glücklich', 'heiter, strahlend' (Wetter, Augen) blîthi; —; — 'glänzend, licht', 'heiter, fröhlich' H sD blïdi; blîdlihho; — 'froh, freudig, erfreut, heiter' 0 + 1 Ab W 'unfreundlich Einzusehen' (Person), 'hart' (Kampf) (EJ); E 'unfreundlich, traurig' Β Gn cD; D 'traurig, unfreundlich, zornig' O Ab (tristis)

W blida 'Güte, Wohlwollen' C (M) G bleifrei 'Güte, Mitleid'; D vi. blfdi 'Freude, Zierde' (?) Gl 1,298,28 (specimen) -epö- f D blidida 'Freude, Begeisterung' Τ -esjö- f E bliss 'Freude; Güte, Gnade' Gn cD; S blidsea 'Fröhlichkeit, fröhliches Treiben' H [MEID 1967: 133] (-nassu-) f 'Freude': E bliönes (Gr); D blfdnissa I -skapi- f F blCdskip ds. -lika- 'fröhlich, heiter': S bltthlik H; D blfdlih O -jaG bleipjan 'Mitleid haben', ga- 'sich erbarmen'; Ν 'erfreuend' (laetificantes); D bilden (z.T. «-Verb?) 'erfreuen; sich freuen' Τ O Ab, un- 'betrübt, traurig sein' Ab -se'fröhlich sein, sich freuen': Ν blîthon\ S bitthon H sD; D s.o. -köW bliöka 'besänftigen, sich jn. geneigt machen' (EJ)

BLENDA-

Bel

Gm Idg

133

Gemeingm. Adj. Das G läßt die Wahl zwischen a- und ¿-Flexion; für Ansatz als α-Stamm spricht vi. die Wortbildung (s.u.). Bedeutungen: a) 'mild, freundlich', b) 'heiter, fröhlich', c) 'glänzend, licht'; die christliche Bedeutimg des G ist deutlich sekundär. Auf gleicher Stufe isoliert. Als Primäradj. ohne sicheren außergm. Anschluß. Die Bedeutungsverhältnisse sprechen gegen den Vergleich (z.B. P) mit lit.

blyvas 'lila, veilchenblau' und E blëo(h), blwh cD (Gr), F blî, Ν mnl. blie, S blî sD n. 'Farbe'. — JOHANSSON bezieht das Adj. als *mlí-tj.o- auf ai. mläyati 'welkt, erschlafft', was sowohl der Bedeutung als auch den ai. Ablautverhältnissen zuwiderläuft.

Falls mit Anlaut *ml-, läßt sich eine Beziehung zu heth. miliddu-/ maliddu- 'süß; gütig' (s. WEITENBERG), luv. *mlitu- 'honigsüß' (s. STARKE) vermuten: etwa altes Denominativum *mlit-o- 'honigsüß' (zu heth. milit-, gr. μίλιτ-, G τηίΐφ 'Honig') mit Bedeutimgsentwicklung zu 'mild, lieb, freundlich' (ähnlich das unter dem Einfluß von μίλι stehende Adj. gr. μύλιχος 'sanft, mild, freundlich'). — Der gm. Langvokal bleibt allerdings erklärungsbedürftig (*ei oder *i?). Lit

Ρ 155; TF 286; Lm 75; F 99; V 44; Hh 27; Ka II 443 f. - K.F. JOHANSSON PBB 15, 1891: 226 f.; ÛÇOK 1938: 45; GRAUWE 1979/82: I 67-71; WEITENBERG 1984: 196 f.; STARKE 1990: 193.

blenda- 'blind' *V (§ 42f) G W O E

F Ν S D

un-

blinds; —; — 'blind' blindr; -; - 'blind' E EM 7 5 ' 1 1 5 · 1 1 6 C (M) Nur HG in starblinder 'stockblind' Gt blind; —; — 'blind' (Person), 'undurchsichtig' (Höhle, Feuer) Gn cD (Gr) HG: möd- 'geistig blind' cD blind; -; - 'blind' HG: stare- 'starblind' Erst mnl. blint (-d-) 'blind; undurchsichtig' blind; - ; - 'blind' H HG: regin- 'völlig blind' H blint; —; — 'blind', + gen.rei 'in bezug auf etwas verblendet' I MF TONaDAb HG: stara- 'stockblind' Ab (Gl) W 'klar sehend' (EJ)

η F starublind 'teilweise Blindheit' -an- m W PN Sólblindi E

134

BLEUGA-

•ïn- f

'Blindheit, Verblendung': W blindi (EJ); S blindi H sD; D blinti ON -jö- f S blindia 'Blindheit' H -enga- m W BN blindingr (M) (-nassu-) f E blindnes 'Blindheit' cD -jaG gablindjan 'verblenden'; F blinda 'die Augen verbinden' -öW blinda 'blind machen, verblenden' C (M); F blindia 'blenden' -äeD blintën, ir- 'erblinden' Ν -nöG afblindnan 'erblinden' Bei Gm

Idg

Lit

Das gemeingm. Adj. bedeutet allgemein 'blind', vereinzelt auch 'undurchsichtig'. Zur Kasusrektion s. DELBRÜCK. Hierher mit Tiefstufe W blunda 'schlafen, dösen', + augum 'zwinkern, die Augen schließen' E (EJ) (Fr), blundr m. 'Schlummer' (Fr) sowie mit α-Stufe das primäre Faktitivum *blandeja- 'blenden'. Die Grundbedeutung des Adj. scheint 'trübe' zu sein, vgl. die Ausführungen bei Sb zu dem redupl. Verb *blanda- '(hinein-)mischen'. -» -blandi-. Das Adj. ist außergm. nicht bezeugt, doch kehrt dessen e-Stufe bei slav. und bait. Verben wieder (s. Sb). Ansonsten steht am nächsten das a-stuflge Adj. lit. blandùs 'trübe, düster' mit wohl sekundärer i/-Flexion. Ρ 157; TF 285; Sb 115 ff; Lm 75 f.; F 100; V 44; Hh 27; Κ 92; Ka I 27. DELBRÜCK 1907: 128; WISSMANN 1932: 82.

bleuga- 'beschämt' R (§ 159a) W

Erst nisl. bljúgur 'demütig, bescheiden'; nnw. bljug 'schamhaft, schüchtern'

-epö- f W blygd 'Schamgefühl, Beschämung' (EJ) [deverbal?] -jaW blygjask 'sich schämen' (Fr) Bei

Nur im Nordgm. belegt. E unbléoh,

Gm

Lit

bei (Gr) 894 mit 'unerschrocken' übersetzt, gehört ws. zu

blëofh) 'Farbe, Form' (-» bleipa*-). Die weiteren Zusammenhänge sind unter -» blüga- besprochen. Da die e-Stufe außergm. keine Stütze findet, ist das spät auftretende Adj. ws. aus dem lautlich doppeldeutigen ja-Verb rückgebildet, das seinerseits von *blüga- ausgehen kann. Ρ 159; TF 287 f.; V 44; Tp 30; Ka II 290.

BUEWA

BLÖTI-

135

blœwa- 'dunkelblau' Ρ (§ 13) W O E F Ν S D

blár; -; - 'bläulich, dunkelblau, schwarzblau' E EM 5 5 C (M) HG: kol- 'kohlschwarz' (See) (M), myrk- ds. (Schiff) (EJ) blar, bla; —; — 'dunkel, schwärzlich' (bes. Haut) (S) Nur VG in blxhwen 'bläulich' (BT) [zu hxwen 'blau'] blau (aw); —; — 'blau' Erst mill, blau 'blau' bläo (bläw-); —; — 'bläulich, blaß' sD (lividus) bläo (bläw-); —; — 'bläulich, blaugrün, dunkelfarbig' Ν Ab (crudus) Cst (glaucus, lividus) (Gl)

-ire- f -enga-eslan-reo-

D bläwi 'Dunkelblau, blauer Fleck' (Gl) m W blseingr 'Rabe' (EJ) m F bläwelsa 'blauer Fleck' [deverbal?] W bläna 'sich bläulich verfärben' (Gesicht, blutiges Schwert) (M) [primär?]

Bei

Im Nord- und Westgm. belegt; die wa-Flexion ist nur im Kontinentalwestgm. zu erkennen. Das Wort bezeichnet nicht nur verschiedene Blautöne, sondern bedeutet auch 'dunkelfarbig, schwärzlich'. Von derselben Wurzel geht aus W blámi (Fr), O blami (S) m. 'blauer Fleck' < *blx-man-\ zu W bläna s.o. Ohne genaue Entsprechimg. Mit gleicher Wurzelstufe und verwandter Bedeutimg, aber anderem Suffix ky. blauir 'grau, graublau' (formal = lat. flörus 'goldgelb, blond'); mit gleichem Suffix lat. flävus 'goldgelb, rotgelb', air. blá 'gelb', die Edlerdings im Vokalismus und in der Bedeutung abweichen. -* blaka-.

Gm Idg

Lit

Wegen der Bedeutung stellt HIRT das Wort nicht zu lat. flävus, sondern als *mlëif.o- zu gr. μίλα ς 'schwarz', lit. mè'lynas 'blau' [erklärt die Stammbildung nicht]. Ρ 160; TF 285; V 42; Hh 25; Κ 90; Ka II 191 f. - SCHWENTNER 1915: 69-74; HIRT 1921: 239; W.P. LEHMANN FS Starck 1964: 57 f.; E. POLOMÉ RBPhH 44, 1966: 110-112; STRUNK 1967: 51 Anm. 97.

-blöti- 'verehrt' V (§ 74a) W

-blcetr; —; — in skald- 'der als Skalde verehrt wird' (Odin) (EJ) [nach C Subst. skaldblótr 'der die Dichtimg pflegt'], óvand- 'leicht zufriedenzustellen, genügsam' (Fr)

Bei

Das nur im Nordgm. als HG belegte Adj. bedeutet 'verehrt, zu verehren'. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *blöta- 'verehren'.

Gm Lit

Sb 122 f.; Ka I 118 f.; Ma 107; Ma 2 128.

136

BLÜGA- — BRAIDA-

blüga- 'schüchtern' *V (§ 42d) D

—; blügo (-U0-); — 'schüchtern, furchtsam, unentschlossen' Ol Mhd. blüc, bliuge 'schüchtern'

-haidu- f D blügheit 'Verzagtheit, mangelndes Selbstvertrauen' Ν (-nassu-) f D blügnissa 'Unschlüssigkeit, Zweifel' MF -jaE PPP ungeblyged 'unerschrocken' (Gr) -esöD blügisön 'unsicher sein, zweifeln' I MF Bei

Nur im Westgm., als Adj. nur im D belegt. Zu D für lül s. BRAUNE/EGGERS.

Gm Idg

Lit

Daneben nordgm. -» bleuga- (mit Ableitungen, die auch hierher gehören können). Falls gm. g auf gramm. Wechsel beruht, läßt sich vi. lit. blùkti (blunkù) 'die Farbe verlieren, verblassen' vergleichen. Für eine Grundbedeutung 'erbleichend' könnte E -geblyged 'erschrocken' (s.o.) sprechen. Oder zu lit. bliùkSti (bliuSkù) 'dünn, weich werden, schlapp herunterhängen'? Ρ 159; TF 287 f.; Hh 28 'ä-blycgan'. - RUPRECHT 1959: 67-69; BRAUNE/ EGGERS 1975: § 41 Anm. 2.

braida- 'breit' Ρ (§ 2) G W O E

F Ν S D

f η -ora- f

braips (-d-); —; — 'breit' (Tür) breidr; breitt; breidari 'breit, weit, umfangreich' E + + EM 9 2 C (M) breper (agutn. braipr); —; — 'breit' (S) bräd; bräde; brxdra 'breit, weit, ausgedehnt', 'mächtig' Β G n + l cD (Gr)+ HG: wid- 'ausgebreitet, groß' Gn brëd; —; brëdra 'breit, groß' Erst mnl. breet (ei) 'breit, weit, groß' brëd; —; brëdost 'breit, ausgedehnt, groß' H + 2 Gn HG: wid- 'ausgebreitet, groß' H breit; breitlihho; breitöro 'breit, weit, ausgedehnt, dick', 'offen' (Hand), 'bedeutend', 'heftig, hochfahrend', Adv. 'reichlich' MF Τ O N B R Ab(Gl)+ + S wegbrëda 'Wegebreit' (Pflanze) sD; D wegabreita ds. (Gl) Ο α brep vip 'neben, dicht bei' (auf éiner Breite mit) Hl; E 'Breite' (Gr) O urn. braido PN (Himmelstalund) [in Lesung und Deutung unsicher]; D hantbreita 'Handfläche' Gl 3,436,21

137

BRANTA-

-ira- f

'Breite': G braidei·, E brxdu (Gr); F brëde; D breite auch 'Umfang, Größe; Überheblichkeit' Ν BR Sam, wit- 'Weite, Umfang' (Gl) •efiö- f D breitida 'Überheblichkeit' BR -enga- m D breiting 'Kuchen' (Gl) -lika- D breitlih 'breit' Gl 4,222,28 -ja'ausbreiten': G usbraidjan·, W breida E C (M); O brepa Up; E (-) brxdan Β cD; Ν PPP ; S brëdian H; D (-)breiten MF Τ Ο Ν BR Ab Sam -sèD breiten 'groß werden, hervorragen' Ab Bel

DEIS gemeingm. DELBRÜCK.

Gm

Das Adj. ist Mitglied einer primären, ablautenden Sippe, vgl. mit Tiefstufe *brida- n. in E handbred 'Handfläche' (BT) und *bridö(n)f. in F hondbrede, D breta (Gl) '(Hand)fläche\ Daneben mit s- gm. *spreid-/spraid- 'ausbreiten' in D spritan (Gl) bzw. O utspreda CL [entlehnt], E -spräedan (BT), Ν tespreiden, S mnd. sprëden, D (-)spreiten Τ Ο Ν Ab (Gl). Die gm. Sippen erinnern im Anlaut an idg. *bher- (in lit. berti 'streuen, ausbreiten') bzw. *sper- (z.B. in gr. σπείρω 'streue, säe'); der Charakter der "Wurzelerweiterung" bleibt jedoch unklar.

Idg

Lit

Adj. bedeutet 'breit, ausgedehnt'; auch mit Gen., s.

TF 277; Lm 79; F 104; V 55; Hh 31; Κ 104; Ka I 58. 128; BAMMESBERGER 1990: 252 A n m . 409.

DELBRÜCK 1907:

branta- 'hochragend' Ρ (§ 2) W E

brattr; bratt; br attori 'hoch aufragend, steil', 'beschwerlich, schwierig' E + + C (M) brant (o); —; — 'hoch aufragend' (Flut), 'sich hochstellend' (Schiff) Β cD

•enga- m E brenting 'Schiff Β -jaW bretta 'aufrichten' E Bel Gm Idg

Nur im Nordgm. und im E belegt. Im Gm. isoliert. Das Adj. ist als solches nur gm.; die idg. Grundlage *bhrondo- ist jedoch substantiviert in lett. bruôds 'Dachfirst' erhalten. Dazu nach TF mky. brynn m. 'Hügel' < *bhrendo-\ das Subst. wird jedoch von Ρ 170 auf *bhrusnj,o- zurückgeführt.

Demnach ist als Grundbedeutung 'hochragend' anzunehmen, was zum einen 'steil', zum anderen 'schwierig' ergibt. — Zu einer meist erweiterten Wurzel idg. *bhren- 'hervorstehen' (s. P). Lit

Ρ 167; TF 279; V 54; Tp 37; Hh 32; Ka II 229 f. OBERDÖRFFER 1908: 24.

JORDAN 1906: 73 f.;

138

BRAUSKI

BRAUTJA-

brauski- 'zerbrechlich' *V (§ 63c) W Ν S D

breyskr; —; — 'zerbrechlich' (irdener Topf), 'gebrechlich, hinfällig' (Person) (M) (Fr) Erst mill, broosch (oe) 'zerbrechlich, spröde', 'charakterschwach', 'verführerisch' (Welt) Erst mnd. brösch (ö) 'zerbrechlich, mürbe' Erst nhd. (schwäb.) brausch 'spröde, brüchig'

-haidu- f Ν mill, brooscheit 'Zerbrechlichkeit; Unsicherheit; moralische Schwäche'; S mnd. brösheit 'Zer-, Gebrechlichkeit, Mürbe' -laika- m W breyskleikr 'Zer-, Gebrechlichkeit; sittliche Unvollkommenheit' (Fr) -lika- W breyskligr 'hinfällig' (Abstr.) (Fr) Bei Gm

Nur im Nordgm. und im Kontinentalwestgm. belegt. Morphologisch schwer durchschaubar: eine Sekundärbildung tbraut-iska- hätte erstens keinen i-Umlaut gezeitigt und sollte zweitens W -zk- ergeben (vgl. W prjózkr 'überdrüssig'); ein Ansatz ibraut-ski- scheitert am Fehlen eines solchen Adj.-Suffixes. Nun führen die ablautenden Subst. W brjósk η. 'Knorpel' (M) [weicher, nachgiebiger Knochen] und nnw. brüsk m. 'Gebüsch, Gestrüpp' auf eine primäre Grundlage *breusk-, der sich das Adj. als deverbales *brausk-i- zur Seite stellen läßt: verbale s^-Bildung zu dem starken Verb *breuta- 'brechen' (-» -brautja-) oder *breu}>a- 'zerfallen' (-» braufia-). Vgl. den Befund bei -» baiska*-, malska-.

Idg

Eine bemerkenswerte Ähnlichkeit zeigt air. brise 'zerbrechlich, schwach', das dem Verb brissid 'zerbricht' nahesteht. Ρ 169; TF 282; Sb 141 ff. O.A.; V XLm, 56; Tp 47 'breysk'·, FW 95 'broos'.

Lit

-brautja- '(zu ändern)' R (§ 160) W

-breyt(t)r; —; — in nauö- (Var. vand-) unpers. 'zu einer Änderung gezwungen' (Fr) [BAETKE], tor- 'schwer zu bewältigen' (Fr/S)

Bei Gm

Nur im Nordgm. in Komposita belegt. Das Wort ist seiner Bedeutimg nach auf das ja-Verb W breyta a) 'verändern, wechseln', b) 'einrichten, ordnen' bezogen, teils als Rückbildung, teils — worauf die Schreibung deutet — als Partizip. Das Verb gehört in Bedeutung a) zu dem starken Verb *breuta'brechen' (-» brauski-), in Bedeutimg b) ws. zu W braut 'Weg'. Die Auffassung als primäres Verbaladj. *brauti- (Ka, Ma, Ma2) wird der Bedeutung nicht gerecht. Sb 141 f. O.A.; Ka I 109; Ma 96; Ma2 98.

Lit

BRAUPA- — BREGDJA-

139

braut>a- 'zerbrechlich' V (§ 43c) E S D

bread; - ; - 'zerbrechlich' (BTS) Erst mnd. brode (oJ 'gebrechlich, schwach' (Person) bròdi; —; brödisto 'gebrechlich, anfällig, schwach' (Person) N + 2 (Gl)

-in- f

D brodi 'Gebrechlichkeit, Unzulänglichkeit' Ν BR

Bel

Nur im Westgm. belegt; Ansatz als α-Stamm wegen E brëaâ (anders Ρ, Sb, Ma, Ma 2 ). Verbaladj. zu dem starken Verb *breupa- 'zerfallen'. -» brauski-, spraupa*-.

Gm Lit

Ρ 169; Sb 142 f.; Ma 96; Ma 2 98.

b r ä d a - 'hitzig' V (§ 57) W

O

brádr; brátt, brádum, brádla, brádliga (II); brádastr 'ungeduldig, hastig', 'heftig, erzürnt', Adv. 'schnell, bald' E + l E M + 1 C + l (EJ)+ + ( M ) + l [häufig HG] braper; brat, braplika; brapare 'hastig, unüberlegt, ungestüm, eilig', Adv. 'schnell, bald' (S)+ +

ubaun-

W 'zu schnell' (M) W 'unwillig, zögernd' (EJ) (M)

η -in- f -iskön•Ilka·

W í brádi 'hastig, schnell' (EJ) 'Hitzigkeit, Heftigkeit, Zorn': W brxöi (EJ); O brxpe (S) f O braedska 'Hitzigkeit, Heftigkeit' (S) W brádligr 'schnell eintretend' (Abstr.) (Fr); O brapliker 'hastig' ME

Bei

Das nur im Nordgm. belegte Adj. bedeutet zunächst 'ungestüm, hitzig', daher a) 'hastig, ungeduldig', b) 'heftig, erzürnt'. Ws. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *brxda- 'braten', urspr. wohl 'erhitzen'.

Gm

Dagegen nach MATZEL als *bräe-pa- zu dem Verbum purum *brx-ja- 'warm ausdünsten, dampfen' in krimgot. breen 'schmoren', mhd. brxjen 'riechen'. Lit

Sb 128 f.; V 52; K a I I 330. -

MATZEL 1987: 155 f.

bregdja- 'veränderlich' R? (§ 160) W

brigdr; brigda; brigöri 'veränderlich, wankelmütig, unzuverlässig', Ntr. 'unsicher, gefährlich', Adv. 'sehr' E + 2 EM 85 C + l (Fr)

140

BREH W ANA- — (-)BR^KI-

O

HG: z.B. hug- 'wankelmütig, falsch' (EJ), hvar- 'ganz unzuverlässig' (EJ) Nur ubrighper; —; — 'unerschütterlich, sicher vor Anklage' Up VM

un-

W 'nicht wankelmütig, verläßlich' (Freund) Ε; O s.o.

Bei Gm

Nur im Nordgm. belegt. Das Wort wird in der Regel (z.B. Sb, Ka, Ma) als primäres Verbaladj. *bregdi- zu dem starken Verb *bregda- 'zücken' aufgefaßt. Weil aber ¿-Adj. mit e-stufiger Wurzel nicht sicher nachzuweisen sind, liegt es näher, das Adj. auf deis häufigere ja-Verb W brigöa, O brighpa 'ändern, aufheben, betrügen' zu beziehen. Es kann sich um eine Rückbildung oder einfach um das Partizip handeln.

Lit

Sb 129 ff.; K a I 93; M a 98; M a 2 102. - LINDQVIST 1909: 2 5 1 f.

breh w ana- '(blinzelnd)' *V (§ 138) D

brehan; —; — 'triefend, entzündet' (Auge) (Gl) (lippus) VG: -bräwi 'triefäugig' Gl 3,12,18 ( lippus), -ougi f. 'Augenentzündung' (Gl) (glaucoma)

Bel Gm

Nur im D belegt. Es handelt sich um das erstarrte PPP des starken Verbs, das in D mhd. brehen 'plötzlich und stark leuchten, glänzen, funkeln' vorliegt. Dies führt auf die gm. Wurzel *brehw- 'flimmern; blinzeln', die u.a. in G brah> augins 'Augenblick', D bräwa 'Braue' enthalten ist. -» ber ht*-. Daneben steht eine Variante D *blehan in blehanougi 'triefäugig' (Gl) [mit Ableitungen], deren Anlaut wohl von blitihhen 'triefäugig sein' (Gl) beeinflußt ist.

Idg

Nach Sb gehört das Verb am ehesten zu lit. mérkti (mérkiu) 'die Augen schließen, blinzeln' < idg. *merkv-/mrekv- (-» merkwa-).

Lit

TF 278; Sb 131 o.A. - WISSMANN 1932: 18, 104.

(-)bräßki- 'zerbrechend; biegsam' V (§ 68c, 71) E Ν D

-brxce; —; — in sew-, ëaw- 'ehebrecherisch, frevelhaft' (BTS), un'unzerstörbar, unvergänglich' cD Erst mnl. overbrake 'übermäßig' -brähhi; —; — in ubar- 'übertrieben' Ab (hyperbolice), un- 'unbiegsam, steif Ab (rigidus), ungi- 'beharrlich, störrisch' (Gl)

BRÒMI*- — BRUKI-

141

ga· un·

D s.o. E,D s.o.

-in- f

D ubarbrähhi 'Übertreibiing' Ab [unsicher, vgl. SPLETT 1976: 275 f.]

-ja-

D P P P gibrähhit 'eingeritzt, geprägt' Sam (Gl); mhd. brsechen 'prägen' [hierher?]

Bei

Das westgm. Wort liegt als Adj. nur komponiert vor, das Simplex ist aber vi. aus dem ja-Verb zu erschließen (anders WlSSMANN). Es bedeutet a) aktivisch 'zerbrechend', b) passivisch 'zu zerbrechen, biegsam'. Verbaladj. zu dem starken Verb *breka- 'brechen'. Daneben mit Tiefstufe -» bruki-. -* -brukula-. Sb 132 ff.; Κ 558 'prägen··, Ma 100; Ma2 109. - WISSMANN 1932: 123.

Gm Lit

bròmi*- 'berühmt' *V/R? (§ 72, 160) E

brème; brème; brëmra, brëmest 'berühmt, hervorragend' (Person) Β c D + 1 (Gr)+ +

-ja-

E brëman 'preisen, rühmen' cD, ge- ds. (BT)

Bei

Der Ansatz des nur im E belegten Wortes ist von der Etymologie abhängig (s.u.). Das Adj. ist schwierig zu beurteilen. Falls es in dieser Gestalt primär ist, bietet sich als Vergleichsmöglichkeit allenfalls nnw. brama 'sich brüsten, prahlen'.

Gm

Alternativ läßt sich das Verb mit HORN als *bi-hröm-ja- auf S hröm 'Ruhm' beziehen, was das Adj. als Rückbildung auswiese (bi- muß von einem Verb übernommen sein); nach dem Untergang des Grundwortes E *hröm wäre das Präfix bedeutungslos und deshalb gekürzt worden. Lit

Ρ 531; Tp 36 'brama'·, Hh 35. - OBERDÖRFFER 1908: 24; F. HOLTHAUSEN KZ 47, 1916: 311; W. HORN GBE 1, 1923: 139 f.

bruki- 'zerbrechlich' V/S (§ 69, 71, 171) E F D

bryce (4-); —; — 'zerbrechlich, vergänglich' (Gr) Nur unbretse; —; — präd. 'unversehrt' Erst mhd. schifbrüche 'schiffbrüchig'

un-

E 'unzerstörbar, unvergänglich' (Gr); F s.o.

142

BRÜKI- — BRUKULA-

Bel Gm

Nur im Westgm. belegt. Das selten belegte Adj. ist vi. nach dem Vorbild des westgm. Subst. *bruki- m. 'Bruch' (E bryce, S bruki, D bruh, vgl. mhd. schifbruch) neu gebildet (aus den Komposita extrahiert?). Das reguläre Verbaladj. zu dem starken Verb *breka- 'brechen' lautet -» (-)bräeki- (anders Ma). -» -brukula-.

Lit

S b 1 3 2 ff.; M a 101, 112; M a 2 106 f. -

OBERDÖRFFER 1908: 14.

brüki- 'brauchbar, nützlich' V (§ 65b, 66) G E D

bruks; —; — (+ dat.pers) 'brauchbar, nützlich' bryce (le); —; — 'brauchbar, nützlich' (Gr) brühhi; —; — 'nützlich, heilbringend' (Licht) aD -Ab Gl 2,50,58 ( prodesse) HG: from- 'sehr nützlich' Gl 2,249,42 ( profutura)

gaun-

Hierher vi. D ungibrühhi 'hinterlistig, böswillig' Ab (callidus) [anders Ma 2 107] G 'unnütz, untauglich'; E 'unbrauchbar' (Gr)

-fga-

D unbrühhig 'überflüssig, unnütz' Sam (insuper)

Bel

Das im Ost- und Westgm. belegte Adj. bedeutet zunächst 'brauchbar', dann auch 'nützlich, heilbringend'. Der Ansatz mit Langvokal ergibt sich aus der Schreibung im E. Rektion mit Dat., s. DEL-

Gm

Verbaladj. zu dem primären Verb *brüka- 'genießen, gebrauchen'. Es steht zu vermuten, daß der Wurzelvokal ü urspr. nicht ablautfähig war. Dies würde sowohl die für ein i-Adj. auffällige Ablautstufe erklären als auch den Umstand, daß das Verb außerhalb des E nur im Präsens belegt ist.

Lit

S b 1 4 0 f.; M a 97; M a 2 134 f. -

BRÜCK.

DELBRÜCK 1907: 1 2 8 f.

brukula- 'brechend; gebrochen' V (§ 87, 93) E S Bei Gm Lit

-brucol; —; — in äs- 'ehebrecherisch' (BTS), an- 'rauh, zerklüftet' (BT), scip- 'schiffbrüchig' (BT) Erst mnd. brokel 'zerbrechlich, gebrechlich': in dogheden brokel also en glas Das nur im E und S belegte Adj. bedeutet aktivisch 'brechend', passivisch 'ge-, zerbrochen'; zu E äebrucol vgl. äebryce 'Ehebruch'. Verbaladj. zu dem starken Verb *breka- 'brechen'. -» (-)brxki-. Sb 132 ff.

BRÜNA brüna-

W E F Ν

143

BULGI-

'funkelnd, rotbraun'

Ρ (§ 33)

brúnn; —; — 'braun, dunkelrot', 'scharf (Schneide, Wind) E C (M) HG: mó- 'dunkelbraun' (M), raud- 'rotbraun' (EJ) brün; —; — 'glänzend, blitzend' (Klinge), 'dunkel' (Welle), 'braun' (Hautfarbe) Β cD brün; —; — 'braun' (Schild) Erst mnl. bruun 'braun; dunkel; glänzend'

S

Nur in 'kastanienbraun' sD (myrteus), brünröd

D

kelnd rot' sD brün; —; — 'rotbraun, schwärzlich' Ab (rufus) Sam (furvus) HG: z.B. wurm- 'purpurn' A b

'fun-

(purpureus)

Mhd. brün 'braun, dunkelfarbig', 'glänzend, funkelnd' (Waffe) •ja·

D brünen 'schmücken, prächtig herrichten' (Garten) Ν

Bel

Im Nord- und Westgm. belegt. Das Adj. bedeutet außer 'braun' und 'glänzend' auch 'scharf, was KROGMANN zum Ansatz eines zweiten Adj. veranlaßt hat. Die Bedeutung 'scharf ist jedoch auf das Nordgm. beschränkt, und dort kann ein Bedeutungspostverbale aus W bryna 'schärfen, schleifen' (Waffe) E M 8 4 C ( M ) vorliegen, das zu brún 'Kante, Schneide' gehört.

Gm Idg

Lit

Auf gleicher Stufe nichts Vergleichbares. Früh in Nachbarsprachen entlehnt. Vorgm. *bhrüno- kann eine formale Entsprechung in gr. φρϋνος, φρύνη 'Frosch, Kröte' haben, falls das Tier nach der Farbe benannt ist. Als Farbadj. steht ai. babhrú- 'braun' am nächsten; vgl. weiter etwa lit. bëras 'braun'. Ρ 136; TF 264; V 61; H h 36; Κ 103; K a II 204 f. SCHWENTNER 1915: 56-59; W . KROGMANN ZDPh

MEAD 1899: 193-195; 67, 1942: 1-10;

69/70, 1943/47: 176.

-bulgi- 'zürnend' V (§ 67)

D

Nur äbulgi; —; — präd. 'eifersüchtig, neidisch' MF

-tre- f -ja· η

'Zorn': Ν äbulge (ira); D äbulgi (-ο-) Ν BK D äbulgi 'Zorn, Ingrimm, Wut' O Ab

-efiö- f 'Zorn': E âèbylgcI cD; D äbulgida dD (-nassa-) f E äebylgnes 'Kränkung, Beleidigung' (Gr)

-iga-

D äbulgfg 'zornig, eifersüchtig' (Gl) [zum Subst.?]

Bei

Nur im D, indirekt auch im E und Ν als HG belegt.

JVNS

144 Gm

-BURJAV e r b a l a d j . zu d e m starken V e r b *belgaP r ä f i x v g l . E äbelgan

'schwellen, zürnen'; zum

'erzürnen', D irbelgan

'in Zorn g e r a t e n ' . D i e

B e l e g l a g e sowie der präd. Gebrauch l e g e n die V e r m u t u n g nahe, daß das A d j . aus e i n e m der Subst. erwachsen ist. Lit

Sb 99 f. O.A.; Ma 2 105. - GRAUWE 1979/82:1 113-117.

- b u r j a - '(zukömmlich)' R (§ 160) G

N u r A d v . gabaurjaba

E

H i e r h e r v i . ambyre; amberlice;

'gern' — 'günstig, passend' ( W i n d ) ( B T / S ) + 1

[doch s.u.] ga-ö-

G s.o. G *gabaurjon

'gern tun' [nach MATZEL aus gabaurjopus

'Lust' er-

schlossen] Bei

N u r i m G e i n d e u t i g als H G belegt; daher der A n s a t z als ja- (nicht i-) S t a m m . Das d e m A d v . zugrundeliegende A d j . muß e t w a 'etwas g e r n tuend/habend, G e f a l l e n an etwas habend' (MATZEL) bedeutet haben.

Gm

Das A d j . steht neben d e m p r i m ä r e n j a - V e r b E gebyrian, S giburian, D giburien 'geschehen, zukommen, gebühren' und w i r d von MATZEL als P r i m ä r a b l e i t u n g dazu aufgefaßt. D i e j a - F l e x i o n m a c h t jedoch e i n e R ü c k b i l d u n g wahrscheinlicher. - » -bera-, bäeri-. E ambyre segmentiert B A M M E S B E R G E R in das Präfix *ana- (mit intensivierender Funktion) und ein u-Adj. *buru- 'passend' (zu dem starken Verb *bera- 'tragen, bringen'). Diese Analyse ist jedoch aus mehreren Gründen abzulehnen: 1.

2.

Lit

Es gibt keinen sicheren Beleg dafür, daß *ana- im E zur Intensivierung von Adj. verwendet wird ( B A M M E S B E R G E R S Beispiele sind teils als exozentrische Komposita, teils als Ableitungen von mit *ana- komponierten Verben aufzufassen).

Die u-Klasse ist im gm. Adj.-System eine Reliktkategorie, die nicht in verbal motivierten Komposita vorkommt; also scheidet ein Verb *anabera- als Grundlage aus. 3. Die Bedeutung stimmt nicht, ein Simplex *buru- kann für sich allein nicht 'passend' bedeuten. Komposita wie E waestm-bxre 'fruchtbar' erhalten ihre positive Konnotation erst durch das VG. Vielmehr dürfte E ambyre exozentrisch zu byre 'günstige Gelegenheit' gehören: *ana-burja- 'was bei einem günstigen Zeitpunkt ist, d.h. zu einem günstigen Zeitpunkt stattfindet'. Sb 105; Lm 133 f.; F 175; Hh 3, 5; Ma 2 135. - WISSMANN 1975: 43; STEARNS 1978: 131; A. BAMMESBERGER ESts 64, 1983: 97-101; MATZEL 1991: 240-250.

D daiga- 'weich' V (§ 43a) W

Ν S D

deigr (dat.sg. deigum); deigliga; — 'weich' (Metall), 'stumpf (Sichel), 'weichlich, feige' (Krieger) E M 6 3 0 ^ C (M) (Fr)+1 HG: hjarta- 'feige, mutlos' (EJ) Erst mnl. deech 'nicht gut ausgebacken', 'weich' Erst mnd. dëch 'teigig, nicht gut ausgebacken' Erst mhd. teic (~g~) 'weich, weich geworden, verfault' (Birne), 'nicht hinlänglich gebacken' (Kuchen)

un-

W 'scharf (Waffe), 'furchtlos, mutig' (Person) C (Fr)

m/n -ja-

Die Wörter für 'Teig' (s. Sb) sind vi. Substantivierungen des Adj. W deigja 'weich machen, schwächen' (Fr)

Bei

Nur im Nordgm. und im Kontinentalwestgm. bezeugt. Ansatz als aStamm wegen W Dat.Sg. deigum und D mhd. teic (anders Ma, Ma2). Grundbedeutung 'verformbar', daher a) 'weich, nicht durchgebacken', b) 'stumpf, c) 'nachgiebig, feige'. Verbaladj. zu dem starken Verb *diga- 'kneten'. -» digra-. Sb 151 f.; Ka I 58 f.; Ma 94; Ma2 96.

Gm Lit

dalla- '(stolz)' Ρ (§ 2) E

deal (-II-); —, — + dat.rei etwa 'stolz, vertrauend auf (z.B. ein Vogel auf sein Gefieder, ein Heer auf seine Speere) Β Gn cD

Bei

Nur im E in poetischen Texten belegt; deshalb bleibt die urspr. Bedeutung unklar. Angesichts dessen, daß die Objektwörter teils im Plural stehen, teils Kollektiva oder Abstrakta sind, ist auch ein Bedeutungsansatz 'reich an' denkbar.

Gm

Ohne Bedeutungsbestimmung hat der Versuch einer Etymologie wenig Sinn (Vorschläge bei UHLENBECK und HOLTHAUSEN). In formaler Nähe stehen: a) D mhd. getëlle 'hübsch, artig', un- 'ungeschickt, plump'; b) D tallezzen 'streicheln' Gl 2,437,15 (palpari), tollön '(Pferden) den Hals klopfen' (Gl) [dazu WISSMANN]; c) die Götternamen W Dellingr E (EJ), Heimdallr E, MardQÜ (EJ).

146 Lit

DANK W A- — DAPRA-

Ρ 246; TF 567; V 72 'Dalla', 219 'Heimdallr'; Hh 70, 427. - C.C. UHLENBECK PBB 26, 1901: 568 f.; PBB 33, 1908: 182; F. HOLTHAUSEN IF 20, 1906/07: 317; WlSSMANN 1932: 88.

dank w a- 'dunkel' Ρ (§ 2) W

dekkr, dokkr (-υ-); - ; - 'dunkel, schwarz' E EM 1 1 3 ( a p p ) C (M) VG: -blár 'dunkelblau' (M)

un-

W 'hell, leuchtend' (Gold) E

-laika- m W dekkleikr 'Dunkelheit' (Fr) -jaW dekkva + akk., auch unpers. 'verdunkeln, verdüstern, verderben' (EJ) (Fr) -nöW dekkna 'dunkler werden' (Fr) Bei Gm Idg

Lit

Nur im Nordgm. belegt. Ansatz *dankwa- wegen der Alternation 0/q im W (für dekkr allein käme auch -» denkwa- in Betracht). Daneben die ablautenden Adj. -» denkwa-, dunkwla-, dunkwra-, Das Wort hat eine enge Parallele in heth. dankui- (in Ableitungen danku-) 'schwarz, dunkel'. Da heth. -ut- nicht sicher als Fem. eines u-Stammes zu interpretieren ist und ein ähnlicher Fall auf idg. -gvo- zu führen scheint (s. WEITENBERG), läßt sich hierin eine gm.heth. Isoglosse erblicken (so KAMMENHUBER, aber mit Deutung als u-Stamm) und f ü r das Idg. ein o-Stamm *dhongvo- ansetzen. Dazu noch ky. dewaint 'Dunkelheit'. -» demma-, merkwa*-. Ky. dew m. 'Nebel, Rauch, Schwüle' < *dhengvo- f ü h r t auf eine Grundbedeutimg 'neblig', was einen Anschluß an idg. *dhem(d)'stieben, rauchen' ermöglicht. Ρ 247 f.; TF 201; V 92; Tp 64 'tiokk'; Κ 160 'dunkel'·, Ka II 429 ff. - WALTER 1910: 27; SCHWENTNER 1921: 457; A. KAMMENHUBER KZ 77, 1961: 62; WEITENBERG 1984: 277, 473 Anm. 750; HEIDERMANNS 1986: 297.

dapra- 'schwer' Ρ (§ 21) W

Ν S D

dapr; daprt, daprliga; daprastr 'schwermütig, traurig, niedergeschlagen' (Person), 'besorgniserregend· (Abstr.) Ε ΕΜ 4 3 · 4 7 · 1 0 3 +2 C (EJ)+1 (M) Erst mill, dapper 'kräftig gebaut', 'dicht, fest' (Haar), 'tüchtig, schnell, gewandt' Erst mnd. dapper 'schwer, gewichtig', 'tüchtig, ausdauernd, tapfer' tapfir; —; — 'gewichtig, schwer' Gl 2,270,17 (gravidus) Mhd. tapfer 'schwer, gedrungen', 'wichtig, bedeutend', 'streitbar'

DARNA*-

147

-óra- f -in- f •lïka-ja-ö-

D tapfira 'Festigkeit, Strenge' (Gl) D tapfarï 'Festigkeit, Gewicht' (Gl) W daprligr 'traurig anzusehen' (M) D gitapfaren 'bewaffnen' Gl 2,422,49 (perarmare) W daprask + dat.pers 'schwerfallen' (Fr)

Bei

Nur im Nordgm. und im Kontinentalwestgm. belegtes ra-Adj. Grundbedeutung 'schwer', daher a) 'gedrungen, kräftig gebaut' > 'tüchtig, ausdauernd, streitbar', b) 'schwermütig, traurig'. Im Gm. isoliert. Semantisch am nächsten steht ksl. debelh 'dick, beleibt' (zum lSuffix -» mekila-); dazu apr. debikan 'groß'. Zum ro-Suffix vgl. aks. dobrt, 'gut' (6ech. dobry bedeutet auch 'tapfer') sowie toch. A tpär, Β tapre 'hoch'. Ohne verbale Grundlage.

Gm Idg

Lit

Das slav. Adj. wird auch anders beurteilt: zu lat. faber 'geschickt, kunstfertig' oder mit Konsonantenumsprung zu -» batizan- 'besser'. Ρ 239; TF 200; V 73; FW 106, S31; Κ 721; Pf 1782 f.; Ka II 257.

d a m a * - 'heimlich' V (§ 115) E F S D

dierne (e,y); -dearninga, -dearnunga; — 'verborgen, geheim', 'heimtückisch, zauberisch' B + l G n + l cD+1 Nur VG dern(e)-, dren- in -fiä 'verheimlichtes Gut', -söne 'geheime Sühne' derni; darno, darnungo; — 'heimtückisch, böse' (Geist, Gedanke), Adv. 'heimlich, im Verborgenen' H + l tarni; tarningon, tarnungun; — 'verborgen', Adv. 'heimlich, im Verborgenen' Ab+1 (latens, latenter) Saml (clam) (Gl)

un-

E 'unverhohlen, offenbar, bekannt' Β cD

η -iga-

E 'Geheimnis' (Gr) D ternîgo Adv. 'heimlich, im Verborgenen' Ab (latenter) [oder Schreibimg für Herningoi] + dat.pers + akk.rei 'verbergen, verhehlen': E diernan Gn cD; S dernian H, bi- H Gn; D tarnen Gl 4,225,35

-ja-

Bei Gm

Nur im Westgm. belegt; zum Ansatz s.u. Grundbedeutung 'verborgen, heimlich', daher auch 'heimtückisch'. Das Adj. steht neben dem primären schwachen Verb E darían 'lauern, verborgen sein', Ν mnl. bedaren refi, 'sich im Zaum halten, zu sich selbst kommen'; urspr. Bedeutung also 'zurückhaltend sein'?

148

DAUBA-

Idg

Weil es kaum klare Verbaladj. auf -ni- gibt, ist das Wort wohl mit -na- gebildet. Ohne naheliegende Vergleichsmöglichkeit.

Lit

VI. gehört das Verb zu idg. *dher- 'festhalten' in ai. dhäräyati 'hält, trägt, erhält' usw. Ρ 253; TF 202; Hh 73; Κ 721, Pf 1784 'tamari. - LERCHNER 1965: 58.

dauba- 'empfindungslos' *V (§ 43c) G W O E F Ν S D -tri- f -epö- f •laika-lika-ja-

-se-TiöBei Gm

Idg

Lit

daufs (-b-); —; — 'verstockt' (Herz) daufr; —; — 'taub' E C (M) dover (agutn. daufr); —; dövaster 'taub' (Person), 'unfruchtbar' (Baum, Erde), 'ruhig' (Tag) (S)+2 dëaf; —; - 'taub' cD däf; - ; - 'taub' douf; —; — 'taub' ( surdae) Erst mnd. döf 'taub; unbrauchbar, unnütz, leer' toub; —; — 'taub, empfindungslos, stumpf, 'unsinnig' T O N (Gl) G daubei 'Verstocktheit' G daubipa 'Verstocktheit' m W daufleikr 'Stumpfheit, Trägheit' (Fr) W daufligr 'traurig, langweilig' C (M), all-6- 'sehr erregend' EM 1 2 3 G gadaubjan 'verstockt machen, verstocken'; W deyfa 'stumpf machen' (Waffe), 'betäuben, beschwichtigen' (Person) E EM 84 (M); D touben 'abschwächen' Gl 1,603,37 E ädeafian 'taub werden' (BT); F dävia ds.; D irtoubën 'fade werden' Gl 5,12,17 (evanescere) G afdaubnan 'verstockt werden' Das gemeingm. Adj. bedeutet zunächst 'empfindungslos', daher a) 'taub', b) 'stumpf, träge', c) 'unbrauchbar, unnütz'. Hierher W dofinn 'erlahmt' (nach Sb vi. Relikt eines starken Verbs), falls urspr. 'ohne Gefühl (in den Beinen)'. -» bauda-, duba-, dübra-, dumba-, K: legt man die Bedeutimg 'umnebelt' zugrunde, so ist zum einen gr. τυφλός 'blind; unsichtbar', zum anderen air. dub 'schwarz' zu vergleichen; zu gr. τύφομαι 'rauche, qualme'. Ρ 264; TF 209 f.; Sb 155; Lm 88; F 115 f.; V 74; Hh 70; Κ 723; Pf 1787; Ka I 62. -

WISSMANN 1932: 88.

DAUDA- — DAUGULA-

149

dauda- 'tot' V (§ 149) G W O E F Ν S D

daups (-P-); - ; - 'tot' [s.u.] daudr; - , - 'tot, getötet' E EM C (M) döper (agutn. daupr); —; — 'tot, leblos' (S) dëad; —; - 'tot' Β Gn cD dad; -; - 'tot' Erst mnl. doot (-d-) 'tot, gestorben' död; —; — 'tot, gestorben' H Gn tot; - ; - 'tot, gestorben' I M F T O N B R a D A b (Gl) HG: fora- 'vorzeitig gestorben' Gl 2,264,43 (praemortuus), halb'halbtot' 2,442,43 (seminex), sämi- ds. 3,18,13 (semimortuus)

alaunuz-

W 'gänzlich tot' Ε (M) O 'nicht tot' Sk Kaum direkt hierher G usdaups; usdaudo; usdaudoza 'eifrig' [s.u.]

-an- m -in- f -haidu-laika-líka-ja-

W daudi 'Tod' E (EJ) (M) [s.u.] D töti 'Tod, Sterben, Untergang' O f D tötheit 'Sterblichkeit' N, un- 'Unsterblichkeit' Ν m W daudleikr 'Sterblichkeit, Tod' (M), 6- 'Unsterblichkeit' C W odauöligr 'unsterblich' (M) 'töten': G (-)daupjan; W dey da (EJ) (M); S bidödian Gn [unsicher]; D Prät. gidötta O [zum Subst.?], mhd. tasten G gadaupnan 'sterben'

-nöBel

Gemeingm. Adj. Im G ist der gramm. Wechsel nach daupus 'Tod' beseitigt. Das Kompositum mit uz- gehört ws. exozentrisch zu *daupu- 'Tod' (mit gramm. Wechsel wie in G ussindo zu sinps); dazu SCHUBERT (anders H0ST). — Daß W daudi auf dem Adj. aufbaut und keine Umbildung des Subst. *daupu- ist, zeigt urn. welAdAude, welAdud 'tückischer Tod' (Björketorp, Stentoften) mit seinem -d-.

Gm

Altes Verbaladj. zu dem starken Verb *dauja- 'sterben', Grundbedeutung also 'gestorben'.

Lit

Sb 147 ff.; Ka II 333 f. - G. H0ST NTS 15, 1949: 410 f.; SCHUBERT 1968: 61.

daugula- 'sich verbergend' ""V (§ 84, 91) E D

dëagol, dîegle; dëagollîce; — 'verborgen, geheimnisvoll, unbekannt' Β cD+1 tougal, tougli; toug(a)lo; — 'dunkel, verborgen, geheim' I T + l Ab (opacus)

150

D^LJA-

11 E 'Verborgenheit, Geheimnis' cD -in- f D tougali 'Verborgenheit' Τ Sam -ja- η D tougali 'Verborgenheit' Τ [unsicher] (-nassu-) f/n S dögalnussi 'Versteck, Schlupfwinkel' sD; D 'Verborgenheit' Τ -jaE PPP gedygled 'verborgen' (Gr) -öE bedëaglian 'verbergen' (Gr) Bei

tougalnessi

Nur im Westgm. belegt. Zum Ansatz s.u. Sb setzt für E diegle eigens eine Variante gm. *daugila- an; da ein Suffix -ila- jedoch bei Verbaladj. nicht vorkommt, ist es ökonomischer, ebenso wie für D tougli sekundäre ja-Flexion anzunehmen.

Gm

Das Synonym D tougan N + + aD (Gl)+1 ist ziemlich sicher PPP eines starken Verbs, vgl. die Präfixbildung gitougan, Adv. gitoug(a)no 'verborgen, geheimnisvoll' 0+l 'verborgen') ansetzen (Verbaladj. auf -la- ohne Zwischenvokal werden im Gm. nicht mehr neu gebildet). Die Wurzelstufe des Adj. weist, in Übereinstimmung mit D tougan und E dëog, eindeutig auf ein redupl. Verb *dauga- (in der 2. Ablautreihe wäre Tiefstufe zu erwarten).

Lit

TF 208; Sb 149; Hh 70. - BRUNNER 1965: § 141.3.

dsêlja- 'leicht zu behandeln' R (§ 160) W

dœll; —; daelli, dxlstr präd. 'leicht, einfach (zu behandeln)', 'umgänglich, fügsam' E+2 EM 14 · 41 C2 (M)+2

ere-

W + dat. 'womit leicht fertigzuwerden ist, angenehm' (negiert: der Wind dem Anker) (EJ) W 'mißlich, schwierig im Umgang' (+ vid 'mit') Ε (M)

un-

-epö- f W in dxldarmaör 'umgänglicher Mensch' (Fr), ó- 'wenig umgänglicher, überheblicher Mensch' (M) -laika- m W dxlleikr 'Vertraulichkeit, Ungezwungenheit, Formlosigkeit' ( F r ) [BAETKE]

-lika-

W daelligr 'umgänglich, freundlich' (M)

Bei

Das nur im Nordgm. belegte Adj. bedeutet 'leicht zu behandeln, umgänglich'. Ansatz als ja-Stamm aufgrund der Wortbildung (s.u.).

DEM(B)RA- — DEMMA-

Gm

Idg

Lit

151

Das Adj. steht offenbar in Beziehung zu dem schwachen Verb gm. *dxlja-, das nur in W urn. dälidun (Tune) belegt ist und wohl 'machen, bereiten' bedeutet. Der Bedeutungswandel von verbalem 'bereiten' zu adjektivischem 'leicht zu behandeln' ist eher nachvollziehbar als die umgekehrte Entwicklung (vgl. lat. facilis zu facio). Folglich ist das Adj. aus dem Verb rückgebildet. Als Grundlage des gm. Verbs kommt idg. *dhë-lo- in Betracht, das in aks. délo η. (auch s-Stamm) 'Werk' vorliegt; vgl. die aks. Ableitung dëlajQ 'arbeite'. Zu idg. *dhë- 'setzen, stellen; tun'. Ρ 238; TF 198; V 72 'dalidun', 92; Ka II 405; Ma2 135 f. - KRAUSE 1971: 60.

dem(b)ra- 'dunkel' Ρ (§ 20) D

timbar; —; — 'dunkel, dunkelfarbig, düster' Ν Mhd. timber (mm) auch 'trübe; dumpf

•in- f -ja-sè-

D timban 'Dunkelheit, Trübung' Ν D bitimbaren 'trübe machen' Ν D timbaren, bi- 'trübe, dunkel werden' Ν

Bel Gm

Nur im D ab Notker belegt. Beleglage und Wortbildung lassen auf eine einzelsprachliche Neubildung schließen: Kreuzung von -» demma- und -* pemstra-? Ohne außergm. Vergleichsmöglichkeit.

Idg

Ρ u.a. vergleichen gr. ϋίμίρος

(Hesych), das außer 'fest, standhaft' auch

'ehrwürdig, ernst' (αβμνός) bedeutet. Semantisch paßt das gr. Adj. jedoch eher zu déμι,ς f. 'Recht, Gesetz' usw. Lit

Ρ 247 f.; TF 201. -

SCHWENTNER 1921: 455; KOLB 1957: 43-48.

demma- (-mz-Ί) 'dunkel' Ρ (§ 1) W

F

dimmr; —; — 'dunkel, schwärzlich', 'dumpf (Klang), 'dicht' (Regen) E C (M) dim (-mm-); —; — 'dunkel, finster' (Haus), 'böse' (Tat) Gn cD VG: -hiw 'dunkelfarbig' (Gr), -scüa 'dunkler Schatten' cD —; dimme; — 'dunkel, düster'

-δη- f -ö-

W dimma 'Dunkelheit' (Fr) W dimma 'dunkel werden' (M); E PPP ädimmad 'verdunkelt' (Gr)

Bei

Nur im Nordgm. und Anglofries. belegt.

E

152 Gm Idg Lit

DENKWA- — DERBA-

Mit gleichem Anlaut -* dem(b)ra-, dankwa-, denkwa-, dunkwra-; mit vergleichbarem Auslaut -» pemza-\ vgl. -» pemstra-. In dieser Form ohne genaue Vergleichsmöglichkeit; daher vi. Kreuzung von *dankwa- und *pemza-. Ρ 247 f.; TF 201; V 77; Hh 73; Κ 144 'Dimmer'·, Ka II 220 f. - S C H W E N T NER 1921: 454 f.; KOLB 1957: 46 f.

denk w a- 'dunkel' Ρ (§ 1) F

diunk; —; — 'dunkel'

Bel

Nur im F belegt. Die Variante F diunker ist mit -» dunkwra- gekreuzt. — W dekkr beruht wegen der Variante dtikkr auf -» dankwa-. Angesichts der späten und vereinzelten Bezeugung handelt es sich vermutlich um eine Kreuzung von -» dankwa- mit einem e-stufigen Synonym wie -» demma-. Vgl. -» dunkwla-, dunkwra-.

Gm

Lit

WALTER 1 9 1 0 : 2 7 .

derba- 'kühn, dreist' *V (§ 42e) W

O E F S

djarfr; djarft, djarfliga; djarfastr 'mutig, tapfer, kühn, dreist' E + l EM 6 2 (M)+ + Häufig HG, z.B. egg-, gunn-, υ ig- 'kühn im Kampf C Nur Adv. dixrft 'sehr' Stl deorf (ea); - ; - 'kühn' (BTS) HG: man- 'böswillig, heimtückisch' (BT) derve; —; — 'verwegen' (Person), 'heftig' (Schlag) derbi; —; — 'feindlich, böse' (Wort, Tat), 'ruchlos, kriegerisch' (Mann) H Gn HG: hugi- 'kriegerisch, tatkräftig' H

-epö- f •ungo-laika-Ifka-ja-

W dirß 'Kühnheit, Dreistigkeit' (M) f W djqrfung 'Dreistigkeit' (EJ) m W djarfleikr 'Verwegenheit' (M) W djarfligr 'dreist, keck' (Dünkel, Arroganz) (EJ) 'sich erdreisten, erkühnen': W dirfa sik (M); O dirvas (y) (S)

Bei

Im Nord- und Nordseegm. belegt; allerdings ist E deorf der Entlehnung verdächtig. S derbi muß nicht auf *darbja- beruhen: sekundäres j hebt den Wurzelvokal e nicht zu i. Teilweise steht das Wort in lautlicher Konkurrenz mit -» perba-.

DERKA- — DEUPA-

Gm Lit

153

Ws. Verbaladj. zu dem starken Verb *derba- 'sich mühen'. Ρ 257 f.; TF 202; Sb 154 f.; V 77 f.; Hh 70 'dearf, 427; Κ 136 'derb'·, Ka I 32.

derka- 'dunkel' Ρ (§ 1) E

deorc; deorce; — 'dunkel, finster' (Nacht), 'unheimlich' (Gespenst) Β Gn cD (Gr)+1

-ja-

Hierher vi. D mhd. terken 'besudeln', ver- (auch -tirken) 'verdunkeln, verhüllen'

Bei Gm Idg

Nur im Westgm., als Adj. nur im E belegt. Reimwort zu -» merkwa*-. Das Wort kann mit air. derg (o-Stamm) 'rot' (bes. von Blut) identisch sein; dann würde es sich um ein altes Farbadj. handeln. Im weiteren vi. zu lit. dérgti (-iu) 'schmutzig werden, sich besudeln', das allerdings auch idg. gh enthalten kann.

Lit

Ρ 251 f.; TF 202; Hh 72. -

SCHWENTNER 1921: 457 f.

deupa- 'tief Ρ (§ 1) G W O E F Ν S D

di ups; —; — 'tief djúpr; - 'tief, hoch' E EM 108 · 109 C (M) diuper (agutn. diauper); —; diupaster 'tief Gt Up2 dëop; dëope, dëoplîce; dëopest 'tief, 'ernst, feierlich, gründlich' B + l Gn+1 cD+ + —; diäpe; diäpera 'tief diep; —; diepora 'tief diop; diopo; diopor 'tief (Wasser, Tal), 'trübe, unergründlich' (Gedanke), 'ewig' (Tod), Adv. 'tief, tiefsinnig' H + + Gn tiof, tiufi; tiofo; tiofero, tiufisto 'tief, unten befindlich', 'unergründlich, geheimnisvoll, bedeutsam', Adv. auch 'im Grunde, von Grund auf Τ 0 + 1 N + + aD Ab Sam (Gl)+ +

un-

'flach, seicht': E (Gr); D (Gl)

η

W 'Tiefe, Meer' (EJ); O 'Tiefe, tiefes Wasser' (S); E 'Tiefe, Abgrund' Β cD 'Tiefe, Abgrund': G diupei\ Ν diupi (io); S diupi sD; D tiufi MF Τ Ο Ν aD Ab (Gl), un- 'Untiefe' (Gl)

-in- f

154

DEURJA*-

-efiö- f 'Tiefe': G diupipa; W dypt (Fr); Ν diopitha; D mhd. (md.) tüfede -laika- m 'Tiefe, Abgrund': W djúpleikr C (Fr); O agutn. diauplaiker Gt (-nassu-) f E dëopnes 'Tiefe, Reichweite' (Gr) -IlkaW djúpligr 'tiefgründig' (Fr); E dëoplic 'tief, tiefgreifend' (Gr) -ja'tief machen, vertiefen': G gadiupjan\ F todiüpa Bei Gm Idg

Lit

Das gemeingm. Adj. bedeutet 'tief, daher a) 'tiefsinnig, ernst', b) 'unergründlich'. Auch mit Gen. des Maßes, s. DELBRÜCK. Dazu mit α-Stufe *daupeja- 'eintauchen, taufen' in G daupjan, W deypa, F dëpa, S döpian, D toufen-, mit Tiefstufe E dyppan ds. Formverwandte Adj. der Bedeutung 'tief liegen vor in lit. dubùs 'eingesunken, vertieft, tief (Gefäß), 'hohl, konkav' und air. domain 'tief. Nur das Gm. führt eindeutig auf einen Ansatz *dheub-·, die übrigen Adj. können auch -bh- enthalten wie W dúfa, E düfan 'tauchen'. Ρ 267 f.; TF 208 f.; Sb 156; Lm 92; F 121; V 78; Hh 72; Κ 729; Ka I 29. DELBRÜCK 1907: 129.

deurja*- (-ζ-?) 'teuer' *D? (§ 183b) W O E F Ν S D

alaubaun-

dyrr; dyrliga; dyrri, dyrstri dyr astr 'herrlich, kostbar, vortrefflich', 'wichtig, bedeutend' E EM+2 C+2 (EJ)++ (M) [häufig VG, HG] dyr; dyrt; dyr(r)i, dyraster 'teuer, wertvoll, kostbar' (S)+ + diere (ëo,y); dëorlice; dïerra, dieresi 'teuer, kostbar, herrlich', 'lieb, wert' B+2 Gn cD+ + diure (io); diure; diurra 'teuer, wertvoll, kostbar' Erst mnl. diere 'teuer, kostbar; selten', 'vortrefflich' (Person) diuri; diurliko; — 'wertvoll, teuer, kostbar' (Ding), 'teuer, lieb' (Person), Adv. 'herrlich, liebevoll' H + l sP tiuri; tiuro, tiurlihho; tiuriro/tiuröro, tiuristo (+ dat.pers) 'teuer, wertvoll, kostbar', 'geschätzt, herrlich' T + l 0 + + N + + BR2 aD (GD+ + HG: boratiuri ni ist 'es ist von geringem Wert' Gl 2,285,23 W 'vorzüglich, ausgezeichnet' (Gott, König) (EJ) O Adv. 'zu teuer' (verkaufen) VG W 'billig' (M); D 'wertlos, dürftig' Ο Ν (Gl)

-in- f D tiuri 'hoher Wert, Herrlichkeit, Pracht; Heiligkeit' Ο Ν (Gl) -epö- f 'Ruhm, Ehre, Herrlichkeit': W dyrcI C (M); O dyrp Gt; S diur(i)tha H; D tiurida Τ Ν BR aD Sam (Gl) -lika'wertvoll, ausgezeichnet, herrlich': W dyrligr C (M); S diurlik H; D tiurlih MF O aD Ab (Gl)

DEUZA-

-ja-esö-köBei

155

'preisen, verherrlichen': E (ge)dyran (Gr); S diurian H; D tiuren Τ O Ν BR aD (Gl) ds.: E dyrsian cD; D tiurisön Τ Gl 2,21,18 'verherrlichen, verehren': W dyrka C (M); O dyrka (S) Das im Nord- und Westgm. belegte Adj. bedeutet 'teuer, kostbar' und 'lieb, wert'. Zur Kasusrektion s. DELBRÜCK. Zu beachten ist, daß der inlautende Konsonant auch ζ sein kann. F r ü h ins Ostseefinn. entlehnt, vgl. fi. tiuris 'kostbar, wertvoll'.

Gm

Von einer Ablautvariante mit ü gehen Ν *dürlik 'wertvoll' ( pretiosum) und D mhd. türen unpers. 'Mitleid empfinden, (be)dauern' aus; aus dem Verb rückgebildet sind D tür f. 'Achtung, Wertschätzung' Ν und undüra f. 'Sorglosigkeit, Unbekümmertheit' Ν (mit undürlthho 'rücksichtslos' N). Demnach ergibt sich als Grundbedeutung etwa 'am Herzen liegend, lieb'. Eine überzeugende Etymologie ist bislang nicht gefunden. Führt man jedoch die Bedeutimg 'lieb, geliebt' auf 'verzückend, betäubend' zurück (vgl. ved. lúbhyati 'verwirrt' neben -» leuba-), so lassen sich W dâtt η. 'lieb' C (dreng vas dátt afsvarra 'der Mann war in die Frau verliebt'), Adv. 'mit Liebe' (EJ), dà η. 'Verzückung' (M) (Fr) < *dawa- und dà 'bewundern' (Fr) < *dawx- heranziehen. Oder etwa aus *dreu-ri- dissimiliert, zu -» druda- 'lieb, t r a u t ' ?

Idg

Das Adj. kann als Sekundärbildung *dheur-j,o- von einer nominalen Grundlage *dheur(o)- ausgehen, die am deutlichsten im Slav, fortlebt; vgl. etwa klruss. dur m., dura f. 'Betäubung, Taumel', russ. durb f. 'Torheit', ukr. wruss. durnyj 'töricht, verrückt'.

Lit

Ρ 266 f. O.A.; TF 199; V 91; Hh 73; Κ 129 'dauern«', 727; K a II 384 f. DELBRÜCK 1907: 129; GRAUWE 1979/82:1 27-30.

deuza- 'wild' S/*D? (§ 169a, 178a) E

dëor (io); —; dëorost 'wild, kühn, tapfer' (Person), 'heftig, schwer' (Unwetter) Β cD (BT)+2 HG: heado- 'kühn im Kampf B, hilde- ds. Β cD; VG: -möd 'kühn, tapfer' Β cD

η

'wildes Tier': G dius\ W dyr (EJ) (M); E dëor Gn cD; F diär; Ν dier; S meridior 'Meerestier' sD; D tior Ν dD Ab (Gl) E dëorlic 'kühn, tapfer' (Tat) B; D tiorlih 'wild' Ab

-likaBei

Als Adj. nur im E belegt; Ansatz mit ζ aufgrund von G -s und des ß-Umlauts von W dyr.

156 Gm

Idg

DIGRA-

Die etymologische Beurteilung hängt davon ab, in welchem Verhältnis das e. Adj. und das gemeingm. Subst. zueinander stehen. Der gm. Beleglage nach zu urteilen, ist das Adj. in präd. Stellung aus dem Subst. erwachsen: 'er ist ein wildes Tier' > 'er ist wie ein wildes Tier' > 'er ist wild (wie ein Tier)'. Folgt man dieser Auffassimg, so wäre das Subst. zu idg. *dheus- in aks. duchi> m. 'Hauch, Atem, Geist' zu stellen (vgl. lat. animal 'Tier' zu anima 'Seele'). Andererseits verführt die Bedeutimg 'wildes Tier' (im Gegensatz zu gm. *fehu- 'gezähmtes Tier') dazu, vom Adj. auszugehen; für diese Lösung ließen sich lat. bestia 'wildes Tier' (-» dwäesa-) sowie das Verhältnis von lat. fera 'wildes Tier' zu ferus 'wild' ins Feld führen. Jedenfalls gibt die durch den gramm. Wechsel angezeigte Endbetonung bei e-stufiger Wurzel zu erkennen, daß es sich nicht um eine Primärbildung, sondern um eine denominale Ableitung *dheus-6handelt.

Lit

Ρ 268 ff; TF 217; Lm 92 f.; F 121 f.; V 90; Hh 72; Κ 729; Pf 1807. - OBERDÖRFFER 1908: 8; BAMMESBERGER 1990: 96.

digra- 'dick, voll' *V (§ 96a) W

O F Ν S D

digr (-τ-); digrliga; digrari, digrastr 'dick, stark' (Finger, Seil; Person), 'hoch-, übermütig' E EM 108 C (M) (Fr)+ + HG: hals- 'mit dickem Hals, hochmütig' (EJ) digher (y); dighert; — 'dick, dickleibig' (Person), 'schwanger', 'stark, groß' (Stein), Adv. 'sehr' ( S ) + l Nur Adv. diger(e), digerlike(n) 'sorgfältig, genau' Erst mnl. deger Adv. 'gänzlich, völlig' Erst mnd. deger, diger, digerliken Adv. 'gänzlich, völlig' Erst mhd. tiger(e), tigerlîche Adv. 'gänzlich, völlig, sorgfältig'

-in- f -epö- f -laika-lika-ö-

G digrei 'Fülle' W digrd 'Dicke' (Fr) m W digrleikr 'Dicke' (M) W digrligr 'übermütig' (Rede) (Fr) W digrask 'an Umfang zunehmen, anschwellen; hoch-, übermütig werden' (Fr)

Bei

Gemeingm. Adj., fehlt im E; im G nur indirekt bezeugt, im Westgm. nur als Adv. Ansatz als α-Stamm wegen mnl. mnd. deger und der Seltenheit von /-¿-Bildungen zu gm. starken Verben (§ 102 f.). Grundbedeutung 'dick, voll', daher a) 'stark, groß', Adv. 'völlig, sehr'; b) 'hochmütig'.

-DÖBI*- — DRAUGI-

Gm Idg Lit

157

Ws. verwandt mit dem starken Verb *diga- 'kneten'; dann wäre die Bedeutung 'dick, voll' aus 'festgeformt' entstanden. -• daiga-. Eine verwandte Bedeutung zeigt air. daingen 'stark, fest' (nach Ρ urspr. 'festgeknetet, kompakt'). Ρ 244 f.; TF 205; Sb 151 f.; Lm 90; F 118 f.; V 76; K a II 254. -

SCHUBERT

1968: 45.

-döbi*- 'schicklich' V (§ 72) G E

Ν

Nur Nom.Sg.N. gadob, gadof 'schicklich' gedëfe; gedëfe, -gedëfelice; gedêfest (+ dat.pers) 'geziemend, schicklich', 'gütig, freundlich' Β Gn (Gr)+ + , un- 'ungebührlich' B1 Nur unidëve; undëvelike; — 'jämmerlich, schrecklich' (Tod), Adv. 'elend' Erst mnl. ongedoeve (auch -dieve) 'ungebührlich, wild'

ga-

s.o.

η

G 'Ordnung'

Bel

Gm

Nur im Ostgm. und Nordseegm. belegt, stets komponiert. Der Ansatz als ¿-Stamm geht aus den Belegen nicht mit Sicherheit hervor; es könnte sich auch um ein a-Adj. mit sekundärer y'a-Flexion im Westgm. handeln. Zur Rektion s. DELBRÜCK. Verbaladj. zu dem starken Verb *ga-daba- 'zukommen'.

Lit

Sb 146; Ma 104; Ma 2 119. - DELBRÜCK 1907: 132.

F

drasana- 'faul, träge' *V? (§ 139) W

drasinn; —; — 'faul, träge' (Person) EM 80/81 : lasta ek dreng drasinn [Var. dsesinn]

Bei Gm

Das Adj. ist nur im W unsicher belegt. VI. altes Verbaladj. zu einem unbezeugten starken Verb *drasa- (6. Ablautreihe) 'träge sein'; dazu die ö-Stufe *drös- in W drós f. 'friedfertige Frau' (Fr). Die weiteren Beziehungen sind unklar. V 81, 84 'drós'.

Lit

draugi- 'trocken' *V (§ 63c) Ν S

Erst mnl. droge 'trocken, dürr, unfruchtbar', 'schlapp, kraftlos, abgestorben' Erst mnd. dröge (ö) 'trocken, dürr'

158

-DREIBA- — DRENKA-

-epö- f S mnd. drögede "Trockenheit, Trockenes' Bel Gm

Das auf das Ν und S beschränkte Adj. bedeutet außer 'trocken' auch 'abgestorben, unfruchtbar' und 'schlapp, kraftlos'. Zur Beleglage im einzelnen s. SANDERS. Verbaladj. zu dem primären âê-Verb E (-)drügian 'trocknen, vertrocknen' (Gr) (BTS) [dazu drügod f. "Trockenheit, Dürre; trockener Ort' (DOE)]. Morphologisch altertümlich, weil dem Ablautschema der starken Verben folgend; dagegen übernimmt -» drügi- den Wurzelvokal des Verbs. Weiter ab steht -» drukna-. Ws. mit KROGMANN als 'durchgeseiht, dem die Flüssigkeit entzogen ist' zu E drëahnian 'durchseihen', nnd. drög 'feines Sieb für Flüssigkeiten', drögen 'durchsieben' usw. Oder mit -» dreuga- verwandt, Grundbedeutung etwa 'zäh, fest, aushaltend' (KOIVULEHTO; zur Bedeutungsentwicklung -» kwiwa- zu fi. kuiva)?

Idg Lit

Ohne klare Beziehungen. Ρ 254 f., 275; TF 213; V 81 f. 'draugr 2'; Hh 76 'dréahnian'\ FW 137, S39 'droog'; Κ 741 'trocken'. - LASCH 1914: 33; KROGMANN 1937: 22-33; DICK

1965: 322; W. SANDERS FS Foerste 1970: 418-423; Der Leidener Willeram, München 1974: 1 6 4 f.; J . KOIVULEHTO NPhM 84, 1 9 8 3 : 73-75.

-dreiba- '(betreibend' V (§ 42a) W

Nur pingdrifr; —; — 'ein Thing abhaltend, auf dem Thing verkehrend' (EJ): fagria pingdrífu lífi e-s (von einem König, der zahlreiche Begegnungen mit dem Volk hat)

Bei Gm Lit

Nur im W als HG belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *dreiba- 'treiben'. Sb 162 f. o.A.

drenka- 'trinkbar' V (§ 42e, 62) W

drekkr; —; — präd. 'trinkbar' (kühles Wasser) (Fr): nur Nom.Sg.M. drekkr

un-

W präd. 'untrinkbar' (zu heißes Wasser) (Fr)

Bei

Das nur im W belegte Adj. hat die passivische Bedeutung 'trinkbar'. Deshalb wird bei Ma und Ma 2 *drankiangesetzt. Das Wort ist aber zu vereinzelt und zu spät belegt, als daß es diesen beispiellosen Ansatz (ein tAdj. zu einem Verb der 3. Ablautreihe sollte Tiefstufe zeigen) rechtfertigen könnte; zur passivischen Bedeutung s. § 62.

DR^PI- — DREUGA-

Gm Lit

159

Verbaladj. zu dem starken Verb *drenka- 'trinken'. -» drunkula-. Sb 165 f. O.A.; Ka I 109; Ma 99; Ma2 102.

draepi- 'zu stoßen' V (§ 68c) W

draepr; —; — 'der getötet werden kann und darf (vogelfreie Person), 'schlachtreif (Vieh) (M) HG: hxl- 'den man mit der Ferse [hxlli treten soll' C, skid- 'durchscheinend, durchsichtig' (FrS), stall- 'angsterfüllt' (Herz) C

Bei

Das nur im W belegte Adj. bedeutet als Simplex 'zu töten', als HG 'zu stoßen, zu treten'. Verbaladj. zu dem starken Verb *drepa- 'schlagen, stoßen, töten'; zu W stalldraepr vgl. die Wendung drepa stall 'erschreckt werden' (EJ). Sb 166 f.; Ka I 103; Ma 101; Ma2 112.

Gm Lit

dreuga- 'festhaltend' *V (§ 42c) W

F

drjúgr; drjúgt, drjúgum, drjúgliga; drjúgari, drjúgastr 'ergiebig, reichlich, ausreichend', 'groß, derb', 'tüchtig', Adv. 'in reichem Maße, tüchtig, sehr' E + l C + l (M)+ + (Fr)+ + Häufig HG, z.B. silfr- 'reich mit Silber versehen' (M); als VG steigernd, z.B. -margr 'sehr zahlreich' (EJ) Nur agutn. Kpv. driaugari 'ergiebiger, beständiger' Gt drëog; drëoglfce; -drëohra 'ernsthaft, nüchtern, besonnen' (Person) (DOE)+ + Erst ofrs. drege 'ausgiebig, lang vorhaltend'

ga-

E 'nüchtern, besonnen, ruhig' (Person), 'geeignet, passend' (DOE)

-lika-ja-

W drjúgligr 'sehr groß, stark' (EJ) W drygja 'vermehren, vergrößern' (Fr)

Bei

Das nur im Nordgm. und Anglofries. belegte Adj. fällt in seinen Bedeutungen stark auseinander. Auszugehen ist ws. von 'festhaltend'; daher a) von Mengen und Gegenständen 'lange vorhaltend, ausreichend, ergiebig', b) von Personen 'kräftig zupackend'. Die letztgenannte Bedeutung ergibt c) 'derb, groß', d) 'energisch, tüchtig', e) 'mit festem Willen betreibend, ernsthaft, besonnen'. Das Adj. steht neben dem starken Verb *dreuga-, dessen Bedeutungen ähnlich stark divergieren: 'ausführen', 'ertragen', 'Gefolgschaft

O E

Gm

DREUPA- — DRÖBA-

160

Idg

Lit

leisten' u.a. In den meisten Verwendungen zeigt sich das Adj. vom Verb unabhängig; E drëog steht dem Verb am nächsten. -» draugi-. Formal und semantisch nahestehend das Adj. lit. druktas, lett. drükts 'dick, fest, stark', apr. drüktai Adv. 'fest' (*dhreu-), das sein ¿-Suffix von dem (nicht verwandten?) Adj. lit. drütas ds. ( *dreu-, -» drüda-) bezogen haben könnte. Ρ 254 f.; TF 213 f.; Sb 167 f.; V 84; Hh 76 f.; Κ 741 'trocken'·, Ka I 40. DICK 1965: 286-293.

dreupa- 'triefend' V (§ 42c) W

drjúpr; —; — 'triefend' (Himmel) E

Bel Gm

Nur lx im W belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *dreupa- 'tropfen'.

Lit

Sb 169 f.; K a I 40.

droba- 'trübe, verwirrt' *V (§ 54b) E S D

-in- f

dröf; —; — 'trübe, aufgerührt' (Wasser), 'verwirrt, verstört' (Person) (DOE) dröbi; —; dröbost 'trübe' (Wetter), 'betrübt' (Gemüt) H+2 truobi; —; — 'trübe' (z.B. Wasser, Wein), 'verdunkelt, undurchsichtig', 'betrübt, verwirrt' (Person) Ν (Gl)

D truobi 'Trübheit, Verwirrung, Wirbel, Sturmwind' Ν Ab [SPLETT 1976: 392 f.] -epö- f D gitruobida 'Wirbelwind' sD (-nassu-) f/n D gitruobnessi 'Traurigkeit' Τ -haidu- f F drôfhëd ds. -ala[D truobal 'ungestüm' BR ist deverbal] -lika- E dröflic 'beunruhigend' (Gr) [deverbal?]; D truoblih 'aufgewühlt, trübe' (Gl) (turbidus) -jaG drobjan 'irre machen, aufwiegeln'; E (ge)drëfan 'aufrühren, bewegen' (Wasser, Person) Β cD; Ν (ge)druoven 'verwirren, betrüben'; S dröbian 'betrübt werden, zurückschrecken', gidröbid 'betrübt' H; D truoben + akk. 'verwirren', refi, 'betrübt werden' T O N Ab (Gl), gi- 'betrüben, verwirren' Τ Ο Ν BR (Gl) -œD truobën 'trübe, dunkel werden; betrübt werden' Τ Ν -nöG (-)drobnan 'unruhig werden, in Aufruhr geraten'

-DRÖGI- — DRÜDA-

Bel Gm

Idg

Lit

161

Nur im Westgm. und indirekt im G belegt. Ansatz als α-Stamm nach dem E. Alten Ablaut *drab- zeigen S mnd. draf, D mhd. treber n.pl. 'Rückstand beim Keltern' (Gl). DARMS hält das Adj. für eine Vrddhi-Bildung zum Subst., Grundbedeutung etwa 'Hefe enthaltend'. K: ehemaliges Verbaladj. zu der Verbalwurzel idg. *dhrebh- in gr. τρίφω 'werde dick, gerinne (u.a.)' (auch tr. 'mache gerinnen'), lit. drëbti (drebiù) 'mit Dickflüssigem werfen', die "mit dem Ausfällen von festen Stoffen aus trüben Flüssigkeiten zu tun haben muß"; Grundbedeutung also "was auszufällen, zu klären ist" (K). Die genauen Zusammenhänge bedürfen einer weiteren Untersuchung. Ρ 252; TF 203; Lm 95 f.; F 126 f.; H h 78; Κ 742; M a 2 121. - RUPRECHT 1959: 17-25; SCHUBERT 1968: 64 f.; DARMS 1978: 280 f.; GRAUWE 1979/82: 1 6 5 f.

-drögi- 'zu ziehen' V (§ 72) W

O

-drœgr f-j-); —; — z.B. in ein- 'eindringlich, beharrlich' (Fr), harö'streitbar' (Fr), hóg- 'leicht vorwärtszuziehen' C, kapp- 'große Anstrengungen erfordernd' (Fr), tvi- präd. 'im Zweifel, unsicher' (Person) (Fr) [hin und her gerissen] Nur HG in repdrögher 'worum sich ein Seil ziehen läßt' Sk [zu éinem Hof gehörendes Land, das mit einem Seil abgemessen wird]

Bei Gm

Nur im Nordgm. als HG belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *draga- 'ziehen, schleppen'.

Lit

Sb 160 ff.; K a I 116 f.; Ma 105; Ma 2 119. - LINDQVIST 1909: 254 f.

drüda- 'lieb, traut' *V? (§ 154a, 156) D

trüt; trütlihho; — + dat.pers 'lieb, angenehm, vertraut', Adv. 'zärtlich, innig' 0+l [häufig VG]

m -ön- f •ja-

D D D Ν

Bei

Das Adj. ist nur im D belegt. Der Ansatz mit d- (nicht t-) ergibt sich aus mnl. drudinge sowie dem mlat. Lehnwort drudus, drudis 'enger Vertrauter'.

'Vertrauter, Jünger, Freund, Geliebter' Ο Ν (Gl) trüta 'Freundin' Ν trüten refi, 'sich lieb machen, sich einschmeicheln' N; dazu mnl. drudinge 'Beischlaf

162

DRÜGI- — DRUKNA-

Gm Idg

Im Gm. isoliert (doch -» deurja*-). Am ehesten vergleichbar mit air. drúth 'lüstern, geil' (dazu anders P). Auszugehen ist also vi. von einem Verbaladj. westidg. *dhrü-tó'geliebt'; ein entsprechendes finîtes Verb ist jedoch nicht in Sicht. Nach TF zu ai. dhruvâ- 'feststehend'; Bedeutungsentwicklung 'fest, zuverlässig' > 'vertraut' > 'lieb'. — Lit. drátas 'dick, fest, stark' enthält ws. idg. *d- (-» trüa-), außerdem stimmen die Bedeutungen nicht überein. — Zu lit. drüktas -» dreuga-.

Lit

Ρ 2 1 5 ; T F 214; Κ 738; P f 1833. EGGERS 1975: § 167 Anm. 9.

W. MEID KZ 79, 1965: 2 9 1 ; BRAUNE/

drügi- 'trocken' V (§ 65b, 66) E S

dry ge (ΐ; gg); —; drygra 'trocken, dürr' Gn cD (DOE)+2 Erst mnd. drüge (ü) 'trocken'

-ja-

E drygan (i) + akk. 'trocknen' (Gr), ä- 'austrocknen' (Gr)

Bei Gm Lit

Nur im E und S belegt. Zu allem Weiteren -» draugi-, Vgl. -» drukna-. TF 213; Hh 78; OED 'dry'. - LASCH 1914: 33; DICK 1965: 322. drukna- 'trocken' Ρ (§ 32)

S D

—; drokno (u); — 'trocken' Hl trochan, truckin; truchano; — 'trocken' N + l Ab [unsicher: SPLETT 1976: 390] Neben nhd. trocken auch ídem, trochen ohne Geminata

-in- f -ja-

D truckni, trockani "Trockenheit, trockener Boden' Ν Ab E PPP gedrycned 'ausgetrocknet, ausgemergelt' (BTS); S druknian + akk. 'trocknen' H; D truckanen + akk. 'trocknen, trockenlegen' Ν (Gl) D irtruhnën, irtrockanën intr. 'austrocknen' Ab Sam

-¿èBel

Nur im Westgm., als Adj. nur im D belegt; Neubildung gegenüber dem Erbwort -» purzu-. Der lautliche Ansatz ist umstritten, weil a) in der Wurzel o mit u und b) im Wurzelauslaut D ck mit hh wechselt. a) Der Vokalwechsel weist auf ein bindevokalloses Suffix -na-, vor welchem nach Schwund des Endsilbenvokals teils a, teils i eingefügt wurde; eine Parallele bietet S dosan neben D tusin (-» dusna-).

DRUNKULA- — DUBA-

163

KROGMANN, JUNG u.a. suchen den Wechsel durch Annahme eines uAdj. *druknu- zu erklären. Aber erstens wäre dann neben D trockan nicht truckin, sondern eine Ja-stämmige Variante zu erwarten; zweitens ist der Ansatz morphologisch nicht plausibel — weder als t d r u k nu- noch als t d r u k n - u — , weil ein entsprechendes nu-Präsens nicht existiert.

b)

Gm

Lit

Der Konsonantenwechsel verteilt sich nach JUNG geographisch weitgehend in gleicher Weise wie die Fälle, in denen bei postkons. r, l, w Reibelaut neben Aflrikata erscheint; vgl. etwa D ahhar neben ochar, afful neben apful, nahhut neben nackut. Also ist die Gemination bei trockan durch ein unmittelbar folgendes η verursacht (ein Gegenbeispiel mit kurzer Wurzelsilbe gibt es im D nicht). Dazu (nach KROGMANN 33) nordfrs. drük m. 'Dürre', drik (ü) f. 'seichte Stelle, die bei Ostwind trockenläuft'. Reicher bezeugt ist eine Wurzelvariante mit gm. g, von der die synonymen Adj. -» draugi-, drügi- ausgehen. Hingegen geht FRINGS von dem Verb D (ir)truck(a)nën aus, das aus einem reo-Verb *drug-nö- umgebildet sei; daraus sei truckan rückgebildet nach dem Vorbild von wesan 'verfault' neben wesanën 'vertrocknen, verfaulen'. Nach dieser Anschauung wären E c und S k durch hochdeutschen Einfluß zu erklären. Ρ 254 f.; TF 213; Κ 741; DWB XI,1,2,727 f. - KROGMANN 1937: 22-33; F.G. JUNG, Das Wort 'trocken', Diss. Berlin 1938; FRINGS 1966/68: I 197; MEID 1967: 119; J. KOIVULEHTO NPhM 84, 1983: 73-75; LÜHR 1988: 336 f.

drunkula- 'trunksüchtig' V (§ 86d) D

Nur HG in wCntrunkal; —; — 'trunksüchtig' BR

-ΐτι- f

D trunkali 'Trunksucht, Trunkenheit' aD

Bei Gm

Das Adj. ist nur im Oberdt. belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *drenka- 'trinken'. -» drenka-.

Lit

Sb 165 f.

duba- 'wahnsinnig' R (§ 163) D

tob; —; — 'wahnsinnig, rasend' dD (STEINMEYER 145: in tobemo

muote) [s.u.] Mhd. top (-b-) 'nicht bei Verstand, verrückt' (Person), 'toll' (Hund) •haidu- f D tobaheit 'Wahnsinn' (Gl)

164 Bel

DÜBRA- — *DUDRA-

Nur lx im D in der Wessobruimer Beichte (= W) belegt; die Bamberger Beichte (= B) hat stattdessen in tobimuote. Dazu STEINMEYER 149: "W nahm an manchen eigenartigen Substantivzusammensetzungen Anstoß und wandelte deren erste Komponenten in Adjektiva". STEINMEYERS Anmerkung zur Stelle "fou | bemo, u verlöscht" wird weder der Entsprechung in Β noch der Bedeutung gerecht. — Kaum hierher der Kpv. F >denra> (= *devra?), der etwa 'schlapper, gefühlloser' (Arm) bedeutet (2. Rüstringer Codex).

Gm

Lit

Nach WISSMANN ist das Adj. aus dem schwachen Verb D toben, tobön 'verrückt, wahnsinnig sein, toben' (Gl) rückgebildet. Im weiteren verwandt mit -» dauba-, dübra-, dumba-. TF 209 f. 'dauba'·, V 78 'dofi'; Hh 74 'dofian'. - HELTEN 1890: 36, 177; WALTER 1910: 62; WISSMANN 1932: 88; 1975: 98.

dübra- 'töricht' Ρ (§ 24) D

tubar; —; tübaröro 'stumpfsinnig, blöd': Gl 2,232,44 ( ebetes), 2,167,19 ( [Anm.: "tuo unsicher"] tardiores)

m D 'töricht Handelnder' O -haidu- f D tübarheit 'Torheit, Ungeschicklichkeit' (Gl) -lika- D tübarlüi 'töricht, albern' O Gl 2,503,68 Bei Gm Idg

Lit

Nur im D belegt. Ansatz mit gm. b wegen D (anders TF); f ist ws. durch die Stellung vor r bedingt (BRAUNE/EGGERS). Von derselben Wurzel gehen die Adj. -» dauba-, duba-, dumba- aus. Ohne genaue Entsprechung. Ai. dhüpa- m. 'Räucherwerk' ist aus dem p-Kausativum dhüpäyati 'räuchert' rückgebildet und scheidet, auch wegen seiner Bedeutung, für den externen Vergleich aus (anders P). Ρ 264; TF 209 f. - BRAUNE/EGGERS 1975: § 139 Anm. 5.

*dudra- 'gelb' Ρ (§ 23) -an- m 'Dotter': Ν mnl. dodre, doder, S dodro sD Cst; D totoro (Gl); VG in D tutarei 'Eidotter' (Gl) auch Pflanzenname E me. doder, S dodoro (Gl), D totoro (Gl) 'Camelina, Cuscuta' -ina- η E dydrin 'Dotter' (BT) [zum on-Subst.?] Bei

Das unbezeugte Adj. ist im Westgm. aus Bezeichnungen für 'Eidotter' und aus einem Pflanzennamen zu erschließen. Für die Benen-

165

DUGI*-

nung des Dotters nach seiner Farbe gibt es Parallelen (frz. jaune d'œuf, russ. zeltok u.a.); die Pflanze ist eher nach dem Dotter benannt als umgekehrt (Camelina hat gelbe Blüten und gelbe Samen; Cuscuta, gleichfalls Flachsunkraut, hat deren Namen übernommen [so SCHINDLER]).

Gm

Im Gm. isolierte ra-Bildung. Die ältere Verknüpfung (TF, Hh, P) mit Verben der Bedeutung 'zittern' (nnw. dudra, ne. dodder u.a.; s. WISSMANN) krankt daran, daß die Verben sehr spät bezeugt sind und den Charakter lautmalender Bildungen zeigen; zudem bleibt der morphologische Zusammenhang unklar (SCHINDLER).

Idg

Der Ansatz eines Farbadj. *dudra- ermöglicht erstens den Vergleich mit anderen Farbbezeichnungen auf einer Grundlage *dheudh-/ dhudh-·. ved. dúdhita- 'dunkel', toch. Β tute 'gelb' und vi. gr. ηύϋρων 'Färberröte' (SCHINDLER); die unredupl. Wurzel ist auch in -» duska, dusna- enthalten. Zweitens hat er den Vorteil, in eine kleine Gruppe alter Farbadj. zu führen, die gleiche Ablautstufe mit gleichem Wurzelauslaut und gleichem Suffix verbinden: -* *madra- 'rötlich', *rudra- 'rot'.

Lit

Ρ 2 6 5 ; T F 2 0 8 ; H h 81; Κ 152. -

WISSMANN 1932: 173; J . SCHINDLER KZ

81, 1967: 68-71.

dugi*- 'zuverlässig' S? (§ 65b, 171) W

dyggr (-υ-); dyggva; dyggri 'treu, zuverlässig', Adv. 'ausgezeichnet' E C (EJ)+ +

alaun·

W 'sehr verläßlich' (Person) C W 'tugendlos, lasterhaft' C

-epö- f W dyggd, dygd 'RechtschaiFenheit, Verläßlichkeit' EM 104(app) C (M), ó- 'Treulosigkeit' C; O dyghd 'Tugend, Vorteil' St [primär?] -laika- m W dyggleikr 'Glaube' C -lika- W dyggligr 'zuverlässig' (EJ) [Konjektur] Bei Gm

Nur im Nordgm. belegt. Das Adj. steht neben dem Präteritopräsens *daug 'taugt' (-» dugula-), ist aber nicht als Verbaladj. auf -i- zu bestimmen, da ein solches im Nordgm. α-stufige Wurzel zeigen sollte. Also vi. aus dem Subst. *dugi- in W dugr m. 'Tüchtigkeit' E? (Fr) entstanden; dann wäre die «;a-Flexion sekundär nach hryggr, tryggr (-» hrewwa-, trewwa-) eingetreten. Oder aus dem Abstraktum dyg(g)d rückgebildet? Der lautlich auch mögliche Ansatz *dewwa- (dazu HEIDERMANNS) reißt das Wort aus seinen synchronen Bezügen, ohne etymologisch weiterzuhelfen.

Lit

S b 1 4 9 ff.; V 89; K a II 444; M a 95. -

HEIDERMANNS 1986: 2 9 7 ff.

DUGULA- — DUMBA-

166

dugula- 'tüchtig' V (§ 86c) W

dugull* (nur Dat.Sg. duglum); —; — 'tüchtig, mutig' (Fürst) (EJ)

Bel

Nur im Nordgm. bezeugt.

Gm Lit

Sb 149fl".;K a II 278.

Verbaladj. zu dem Präteritopräsens *daug 'taugt'. -» dugi*-.

dumba- 'stumm, dumm' Ρ (§ 4) G W E F Ν S D

dumbs; —; — 'stumm' dumbr; —; — 'stumm' C (M) dumb; —; — 'stumm' cD (Gr) dumb, dum; —; — 'stumm', 'dumm, unbedacht' dump* (-b-); —; — 'dumm' dumb; —; — 'dumm, töricht' sD (stolidus, ineptus) tumb; —; tumbesto 'dumm, töricht, einfältig' T O N + 2 (Gl)

(•nassu-) f D tumbnessC 'Dummheit, Torheit' Τ •haidu- f 'Dummheit, Torheit': F dumhëd; Ν dumpheide\ S dumbhëd sD; D tumbheit Ο Ν -Ilka- D tumblîh 'töricht, unvernünftig' Ν (Gl) -jaD bitumben 'betören, hintergehen' (Gl) -öD tumbón 'töricht handeln' Gl 3,256,12 -¿eE ädumbian 'verstummen' (Gr); D tumben 'sich albern benehmen' (Gl), ir- 'verstummen' BR -nöG afdumbnan 'verstummen' -etjaD tumbizzen 'töricht handeln' (Gl) vgl. S bidumbilian 'zur Narrheit machen' sD (infatuare) Bel Gm

Das gemeingm. Adj. bedeutet a) 'stumm', b) im Kontinentalwestgm. 'dumm, töricht'. Ws. handelt es sich um eine Nasalierung der Wurzel von -» dauba-, duba-, dübra-. Daneben mit anlautendem s- -* stumma-, stumpa-. Dagegen nach T F als 'umnebelt' zu gm. *demb- in nsw. dial, dimba 'dampfen, stieben', nnw. damb n. 'Staub', W dumba f. 'Staub, Staubwolke' (Fr). VI. haben sich beide Sippen in dem Adj. gekreuzt.

Idg

Ohne genaue Entsprechung. Der Versuch, aks. dobh m. 'Baum, Eiche' als *dhumbho-

'Baum mit dun-

kel gefärbtem Holz' zu erklären (P nach BERNEKER), ist semantisch fragwürdig.

Lit

Ρ 264; T F 201; L m 97 f.; F 129; V 87; Hh 80; Κ 159; Pf 316 f.; K a I 15. H.-G. MAAK FS Schützeichel 1987: 1082-1084; LÜHR 1988: 101-103.

DUNKWLA- — DURZU*-

167

dunk w la- 'dunkel' Ρ (§ 18, 19) Ν S D

η

dunkal; —; — 'dunkel' Adúnela uuerthin> obscurentur) Mnl. donkel 'dunkel; unbekannt' Erst mnd. dunkel 'dunkel' [spät und selten] tunkal; tunkalo; tunkalöro 'dunkel, finster, verborgen', 'dumpf, gedämpft, schwer verständlich' O N + 2 A b + 1 [ S P L E T T 1 9 7 6 : 3 6 6 f.] (GD+2

-in- f -ja-se-

D 'Dunkelheit, Abend; Rätsel' (Gl), wolkan- 'das Dunkel der Wolken' Ν D tunkali 'Dunkelheit, Finsternis' Ν aD Ab Sam (Gl) D (-)tunkalen 'verdunkeln, trüben, abstumpfen' sD Ν (Gl) D tunkalën 'dunkel werden, dunkeln' Ν

Bel Gm Idg

Das Adj. gehört in früher Zeit nur dem Ν und D an. Daneben die Suffixvariante -» dunkwra-. Zu den weiteren Beziehungen -» dankwa-.

Lit

Ρ 248; T F 201; Κ 160; P f 318. -

II

259

SCHWENTNER 1921: 457; GRAUWE 1979/82:

f.

dunk w ra- 'dunkel' Ρ (§ 23) Ν S

Erst mnl. donker 'dunkel; undeutlich; verborgen' dunkar; —; — 'dunkel' H Mnd. dunker 'dunkel; trübe, verworren, schwer durchschaubar; unverständlich'

Bei Gm Idg

Nur im Ν und S belegt; zu den Einzelheiten s. TEUCHERT. Suffixvariante von -» dunkwla-, Zu den weiteren Beziehungen -» dankwa-.

Lit

Ρ 248; T F 201; F W 124, S36. -

TEUCHERT 1944: 378 f.; FRINGS 1966/68:

I 198; GRAUWE 1979/82: I I 259 f.

durzu*- 'kühn' * V (§ 77, 83) D

Erst mhd. türre, dürre 'kühn, verwegen'

Bei Gm Idg

Erst spät im D belegt, aber morphologisch altertümlich. Verbaladj. neben dem Präteritopräsens *dars 'wagt'. Ws. handelt es sich um einen Fortsetzer des idg. u-Adj. *dhrsú- in ai. dhrsú- [unbelegt], gr. ϋρασύς 'mutig, kühn' (zu aks. drhzb

168

DUSKA- — DUSNA'kiihn' s. GEORGIEV); auch das it-Adj. -» purzu- lebt im Mhd. als dürre fort. Ma hält das Adj. bis auf die Reduplikation für identisch mit ai. dädhrsi'mutig, kühn' (vgl. den ap. PN DädarSis), das den Stamm eines Intensivums aufweist (auch 3.P1.PÍ. dädhrsuh. AV). Dieser Adj.-Typ läßt sich jedoch nicht sicher der Grundsprache zuschreiben. — Der formal ebenfalls mögliche Vergleich mit dem ai. Gerundivum -dhrsya- (in an-âdhrsyà- 'unangreifbar, unbezwinglich' RV) scheitert an der passivischen Bedeutung.

Lit

Sb 147 O.A.; M a 98, 109, 113; M a 2 104. -

V.l. GEORGIEV in Mayrhofer

1980: 199.

duska- 'dunkelfarbig' Ρ (§ 37) E

dox; —; — 'dunkelfarbig' (DOE) (flavus, furvus)

-se-

E doxian 'sich verfärben' (Leichnam) (DOE)

Bel Gm Idg

Nur im E belegt. S.u. Ererbtes Adj., identisch mit lat. fuscus 'dunkel, schwärzlich' < westidg. *dhusko-·, daneben mit Suffix -uo- lat. furvus 'schwarz', mit -nodusna-, Zu idg. *dheus- 'stieben; neblig, dunkel sein'; -» duixsa-, *dudra-. Ρ 270; TF 216; Hh 75; OED 'dusk a.'. - E. SCHWENTNER PBB 49, 1925:

Lit

428 f.

dusna- 'bräunlich' Ρ (§ 32) S D

dosan; —; — 'kastanienbraun' (Pferd) sD (myrteus) tusin; —; — 'aschgrau, mattbraun' (Pferd) (Gl) (gilvus, Mhd. VG in tusenvar, tusenvëch 'gelbbunt' (Fell)

-iga-

D tusinig 'aschgrau, mattbraun' (Gl) (gilvus)

Bei

Nur im deutschen Sprachgebiet belegt (s. ausführlich SCHWENTNER 1925). Zum Vokalwechsel S o : D u vgl. -» drukna-.

Gm Idg

Morphologisch vergleichbar mit -> hastia-, Ws. identisch mit mir. donn 'dunkelbraun', mky. dwnn 'dunkelrot, braun' (westidg. *dhusno-); -» duska-, *dudra-.

purpureus)

Ins Mlat. als dosinus entlehnt.

Das kelt. Adj. wurde ws. als *dunna- ins E (von dort aus weiter ins S) entlehnt: E dun (~nn~) 'dunkel, dunkelfarbig, schwärzlich' (Tier, Kleidung,

DWALA- — DW/ESA-

Lit

169

Landschaft u.a.) (DOE), S dun 'kastanienbraun' (Pferd) sD (spadix); zum gegenseitigen Verhältnis von *dusna- und *dunna- s. LOCKWOOD. Die Zugehörigkeit der Vogelnamen W dunna 'Stockente' (EJ) (Fr) und S doniklîn Gl 3 , 4 5 8 , 1 2 (herodius) ist ganz unsicher; zu letzterem s. MlCHIELS, KLEIN. Ρ 2 7 0 f.; T F 2 1 6 ; V 8 7 'dunna'·, Hh 7 5 'dox', 8 0 'dunn'. - H . MlCHIELS, Uber englische Bestandteile altdeutscher Glossenhandschriften, Bonn 1 9 1 2 : 5 2 f.; SCHWENTNER 1915: 6 1 f.; P B B 49, 1925: 4 2 3 - 4 2 7 ; M. FÖRSTER

FS Liebermann 1921: 137; W.B. LOCKWOOD KZ 79, 1965: 2 9 4 - 3 0 0 ; KLEIN 1977: 236.

dwala- 'töricht, irre' V (§ 46a) G S

dwals; —; — 'töricht' VG: dwalawaurdei 'Torenrede' Erst rrmd. dwal, dwel 'irre' [selten]

-epö- f G dwalipa 'Torheit'; E gedwield 'Irrtum, Verblendung' Gn (Gr) Bei Gm Idg Lit

Das Adj. ist nur im G und S belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *dwela- 'verwirrt sein'; -» dwula-, Ohne genaue Entsprechung. Air. dall 'blind, dunkel, unklar' gehört dem Lautstand nach zumindest nicht unmittelbar hierher (nach Ρ < *difalhs < *dullos < *dhy.l-no-). Ρ 265 f.; TF 215; Sb 172 f.; Lm 98; F 130; Ka II 241, 297. dwœsa- 'töricht' *V (§ 53b)

E Ν S

dwëés; dwëeslîce; — 'dumm, töricht' (DOE)+l Erst mnl. dwaes 'dumm; verrückt' Erst mnd. dwäs 'töricht'

ga-

E 'stumpfsinnig, töricht' (Gr)

m 'Narr, Tor': E (DOE); S mnd. dwä.s; D mhd. twos -haidu- f F dwêshëd 'Torheit' (-nassu-) f E dwëesnes 'Torheit' (DOE) -Uka- E dwxslic 'töricht' (DOE) -seE dwëèsian 'dumm, töricht werden' (DOE) Bel Gm

Nur im Westgm. belegt. Dazu mit Tiefstufe Ν mnl. gedwas (oder -α-?) 'Torheit; Traumbild, Hirngespinst, Sinnestäuschung'.

170

DWULA-

Idg

Verwandt ist lit. dvësti (dvesiù) 'den Geist aushauchen, verenden', lett. dvèst(dvesu) 'schwer atmen'. Dem gm. Ablaut *dwâès- : *dwasentspricht das Verhältnis von lat. bestia 'wildes Tier' zu lit. dvasià 'Geist, Atem'; daneben mit ö-Stufe air. dásacht f. 'Besessenheit'. Die Grundbedeutung ist 'beseelt, von einem (wilden) Geist besessen'. -» deuza-, duska-.

Lit

Ρ 269; TF 216; Hh 80; FW 144.

dwula- 'töricht' R (§ 163) E F Ν S D

dol; —; — 'töricht, anmaßend' Gn Mehrfach VG, z.B. -gilp 'eitles Prahlen' Β dol* (u, -II-); —; — 'töricht, vermessen, verbrecherisch' VG in dolstrîd 'imbesonnener Starrsinn' Erst mnl. dol (u) 'töricht, einfältig' dol; —; — 'töricht' (Person) H VG: -möd 'verwegen' (Person) H toi; —; — 'töricht' Gl 3,13,1 (stultus)

-haidu· f D tolaheit 'Torheit' (Gl) (stultitia) -iska- D tulisk 'töricht' aD -lika- E dollic 'töricht' (Wort, Tat) Β Gn; S dollik 'verwegen' (Hs) Bei Gm

Idg

Nur im Westgm. belegt; zur Kasusrektion s. DELBRÜCK. Angesichts dessen, daß es in der 4. Ablautreihe keine tiefstufigen α-Adj. gibt (§ 47) und daß das Wort auf das Westgm. beschränkt ist, handelt es sich kaum um eine alte Primärbildung zu dem starken Verb *dwela- 'verwirrt sein' (-* dwala-). Eher liegt eine Rückbildung aus dem in E dwolian 'umherirren' (BT) (BTS) bezeugten äeVerb vor, das seinerseits vom starken Verb ausgeht (s. WISSMANN). Vgl. die Verhältnisse bei -> duba-, Ohne genaue Entsprechung. Lett, duls 'halbtoir ist nach Beleglage und Bedeutung nicht zu lit. dùlti (dälii) 'morsch, schwach werden' zu stellen, sondern aus dem Gm. entlehnt.

Lit

Ρ 2 6 6 ; T F 2 1 5 ; S b 1 7 2 f.; H h 7 4 ; Κ 7 3 1 ; P f 1 8 1 2 ; K a I 1 4 f. 1 9 0 7 : 1 2 9 ; HELTEN 1 9 0 7 : 8 1 ; WISSMANN 1 9 3 2 : 1 0 4 .

DELBRÜCK

E

ebna- 'eben, gleich' *D? (§ 180) G

ibns; —; — 'flach, eben'; sw. ibna 'gleich'

W

jafn, jamn; a) jafnt, b) jafnan; — 'gleich, gleichartig, ebenbürtig', Adv. b) meist 'immer' E + l EM 1 0 9 1 C + l ( M ) + l HG: lauk- 'gerecht' (Gesetz) (EJ), mis- 'ungleich, verschieden' C jam(p)n (se); a) jamt, b) jemlika; jamnare, jamnast 'gleich, voll, ganz', Adv. b) 'ebenso, nach wie vor' (S)+ + efen; efne; — + dat. 'gleich', Adv. 'eben, gerade, genau' B1 G n l c D l (Gr)+1 Nur Adv. even (i-), evna ( + dat.) 'in gleicher Weise (wie)', Präp. evna + akk. 'neben, dicht bei' Erst mnl. even 'glatt, eben, gerade, gleich' efhi, emni; efno; efnista 'eben, flach', 'zukommend', Adv. 'in gleicher Weise, gleichmäßig' H l s D + 2 eban, -i; ebano, ebanlihho; ebanösto 'gleich, entsprechend', 'gerade', 'rechtschaffen, gerecht', Adv. 'gleichermaßen, einmütig' M F 1 -T O l N + + B R + + a D l A b + l ( - i ) S a m l (Gl)+1 Häufig V G 'gleich, ebenso'

O E F Ν S D

ala-

un-

F alevna Adv. + dat. 'in gleicher Weise wie'; Ν mnl. aleffen, alevenwel Adv. 'dennoch, trotzdem'; S 'ganz eben, flach' sD; D mhd. alebenst Adv. 'ganz gleichmäßig' W 'ungleich' E E M 3 8 (M); E 'ungleich' (Gr); S Adv. 'auf ungleiche Weise, nicht zu einer Zeit' H; D 'uneben, rauh; ungleich' Τ Ν (Gl)

η

E on efn + dat. 'neben' B; S an eban + akk. 'an der Grenze von, neben' H -in- f F 'glatte Stelle, Bartlücke'; D ebani 'Ebene, Fläche; Gleichheit' Ν A b (Gl), un- 'Unebenheit, Ungerechtigkeit' Ν Gl 2,761,27 -ja- η D ebani 'Gleichheit, Ebenmaß' O -epö- f D ebanida 'Ebene; Gleichheit' A b -ödja· η D ebanöti 'Ebene' O (Gl) -assu- m G ibnassus 'Gleichheit; Billigkeit' [nach SCHULZE deverbal zu *ibnon]·, vgl. S efnissi H -lika'gleichartig': O jxmliker Up; E efenlic (Gr); D ebanlih T O a D -jaG gáibnjan 'gleich machen' -ö-

G * ib non [s.o.]; W jafna 'glattstreichen (Mähne); vergleichen, versöhnen', -sk + vieI 'sich gleichstellen mit' E E M 4 4 C (M); O jamna 'gleich machen, gerecht verteilen, begleichen' (S); F evenia (i-) 'ebnen' (Erde); D (gi)ebanön 'gleich machen, vergleichen' Ο Ν Ab Sam

172

EBUHA- — EBUKA-

-kö-atja-

O jamka 'gleich machen, angleichen, begleichen' (S) E efnettan 'nachahmen' (Gr)

Bei

Wie das Verhältnis von G ibns zu ibna anzeigt, bedeutet das gemeingm. Adj. urspr. 'flach, eben'; daneben stehen die Verwendungen a) 'gleich', b) 'gerade, genau', c) 'gerecht'. Zur Rektion s. DELBRÜCK. Ein Ansatz mit gm. i (z.B. TF, P, MEZGER) scheitert an der nordgm. α-Brechung.

Gm

Idg

Lit

Die Beurteilung hängt davon ab, ob sich -bn- mit JOHANSSON auf -mn- zurückführen läßt; die Lautverhältnisse sind nach wie vor unklar. Das gm. Adj. läßt sich vi. vergleichen mit mbret. effen, korn. ewn'gleich', ky. iawn 'gerecht'. Angesichts dessen, daß es keine passende Verbalwurzel gibt und daß -no- im Gm. nicht als Sekundärsuffix fungiert, ist an eine Sekundärbildung *epn-6- 'daran seiend' zu einem mit η gebildeten Adv. (vgl. zur Bedeutung F evna 'dicht bei', zur Wortbildung -» furna-) zu *epi 'bei, an' zu denken. Ρ 505; TF 28; Lm 202; F 287 f.; V 289; Hh 88; Κ 164; Pf 325; K a II 211. K.F. JOHANSSON PBB 15, 1891: 229 f.; DELBRÜCK 1907: 129; SCHULZE 1933 [1918]: 572; F. MEZGER KZ 79, 1965: 44 f.

ebuha- 'plattnasig' *D (§ 199, 201) D

*ebuh; —; — 'plattnasig' (Affe) Gl 1,430,40 { 'sogleich' > 'kürzlich' > 'früher'. Zur Bedeutung von W xdra vgl. hraeda 'erschrecken' neben hrapa- 'schnell'. ra-Bildung zu einer gm. Grundlage *Eed-, von der auch W ádan Adv. 'früher, ehemals' E (EJ) (M) ausgeht. Ohne genaue Entsprechung. Falls *äedra- auf vorgm. *ëtr6- beruht, besteht eine Vergleichsmöglichkeit mit lit. otùs 'eilfertig, behende; eilig, dringend', Adv. otu 'schnell' < *ät-\ vgl. ferner lit. otrùs 'lebhaft, temperamentvoll, gierig', lett. ätrs 'rasch, heftig, hitzig', Adv. àtri 'schnell'. Die morphologischen Verhältnisse bedürfen der Klärung; die bei LS für den Ablaut idg. ë : ä angeführten Parallelen sind fragwürdig.

Gm Idg

Lit

Ρ 345; TF 559 f.; V 2; Hh 9; LS I 379 ff. -

GRAUWE 1979/82: II 316.

elwa- 'gelblich' P/*D (§ 13, 179) D

elo (elw-); —; — 'gelblich, rotgelb, braungelb' (Gl) (fulvus, elbidus) Mhd. el (elw-) 'gelblich, lohbraun'

174

(-)£¡MA- — ERKNA-

Bel Gm

Nur im D belegt. Das Adj. ist ws. verwandt mit dem Baumnamen D elm, elmo m. 'Ulme', der sich dann auf die rötliche Farbe des Ulmenholzes bezöge (K, Pf). Zur Struktur vgl. -» geliva-.

Idg

A m nächsten stehen die Farbadj. ai. arunâ- 'rötlich, goldgelb' und arusá- 'feuerfarben', av. auruSa- 'weiß', die im Verein mit gm. *elwa- zunächst auf einen Nominalstamm *elu- zu führen scheinen (*elu-no-, *elu-so-, *elu-o-7). Die Wurzel idg. *el- ist ansonsten in einer Vielzahl von Baum- und Tiernamen enthalten.

Lit

Ρ 302 ff.; TF 27; Κ 748 'Ulme'·, Pf 372 'Erle'; DWB ΠΙ.401 'elb'.

Dagegen nach FRINGS roman. Lehnwort, aus lat. helvus.

-

SCHWENTNER 1915: 60 f.; FRINGS 1966/68:1 58.

Oâêma- 'dunkelrot' P/K (§ 29, 202) W

âmr; —; — 'dunkel, schwärzlich' (Wolf, Blut, Stein u.a.) (EJ)

m

E öm 'Rost' (BT), dazu ömig 'rostig' Β

Bel

Das Adj. ist nur im Nordgm. belegt, kann also ein Präfix verloren

Gm

haben; das Westgm. kennt nur das Subst. Es könnte sich um ein Primäradj. handeln; zur Struktur -» kxma-. Möglich wäre auch, daß das Subst. primär ist und das nur im W bezeugte Adj. oder als exozentrische Bildung *ga-xma- aus diesem erwachsen ist.

Idg

Keine Vergleichsmöglichkeit. Der Anschluß an idg. *om- 'roh' (z.B. P; -» ampra-) ist formal und sementiseli zweifelhaft.

Lit

Ρ 778; TF 16; V 8; Hh 241, 424. ÓLSEN ANF

S. BUGGE ANF

18, 1902: 3 f.; B.M.

25, 1909: 295.

aemara- -» (j)xmara-

enka- -» (-)inka-

erkna- 'echt, heilig' * V ? (§ 61) G

D

Das Simplex ist nur belegt als Randglosse zu sutis l.T 3,3 B: (skal nu aipiskaupus ... wisan) nih weinnas, ni slahals, ak sutis, ni sakuls, ni faihufriks erkan; —; erkanösto 'heilig, erhaben, unantastbar, echt, recht,

175

ERMEN*wahr', 'hauptsächlich, hervorragend' I N + 2 Ab (Gl) VG: -bruoder 'leiblicher Bruder' Gl 2,332,56 (germanus) un-

G unairkns* 'unheilig, gottlos': -ai, -aim, -ans

-epö- f G airknipa 'Lauterkeit' Bei

Gm

Idg

Das Adj. ist nur im G und D belegt, im E (eorcen) und S (erkan) kommt es als VG von PN vor. Für Einordnimg als α-Stamm zeugen die belegten Formen von G unairkns*; das Simplex ist hierfür (zumindest als Nom.) nicht verwertbar. Grundbedeutung 'echt, heilig, unantastbar'. Allgemein als Primärbildung mit Suffix -na- angesehen; nach MEID partizipiales Zustandsadj. Gegen diese Auffassung spricht jedoch das Fehlen einer passenden Wurzel und einer exakten morphologischen Parallele (-» ebna- ist ws. eine Sekundärbildung). Eine idg. Wurzel terg- ist nicht nachweisbar. Ρ hält Kreuzung von *arg- (ai. árjuna- 'weiß') und tet') für möglich; aber die Bedeutung paßt nicht.

(ai. árcati 'leuch-

Daher ist nach einer anderen morphologischen Analyse zu suchen. VI. handelt es sich um ein Kompositum mit einem HG idg. *-¿nd-ozur Wurzel *¿ne- 'erzeugen' (von *¿nó- 'erkennen' ist eine solche Stammbildung nicht bezeugt); das VG bleibt allerdings unklar (zu gr. ipi- 'sehr'?). Lit

Ρ 65; T F 26; L m 18; F 25; Hh 92. - ÛÇOK 1938: 36 f.; W. MEID IF 69, 1964: 245; 1967: 104; SEEBOLD 1967a: 44, 50; LÜHR 1988: 339; BAMMESBERGER 1990: 246.

ermen*- (-an*-,-un*-) '(weit, allgemein)' S (§ 174) W

E

Nur VG jQrmun- in -gandr 'Weltschlange' E, -grund 'Welt, Erde' E C, -rekr Name eines Gotenkönigs E C, -prjótr Name eines Riesen C [ermengerdr Name einer südfrz. Fürstin (EJ) ist entlehnt] Nur VG eormen- in -cyn 'Menschheit' B, -grund 'die weite Erde' B, -läf 'ungeheure Hinterlassenschaft' (?) B, -strynd 'Rasse, Abstammung' (Gr), -pëod Pl. 'alle Völker' (Gr) Zu der selbständigen Verwendung in geond/ofer ealne yrmenne grund 'über die ganze Erde' (BT) [s.v. irmen] s.u.

S D

Nur VG irmin- in -man 'Mensch' H, -thiod(a) 'Menschenvolk' H Nur VG irmin- in -deot 'Volk, Menschheit' dD, -got 'Gott' dD, -sul 'Weltsäule' (Gl) m Hierher vi. W jQrmunr Name Odins (EJ) -an- m Hierher vi. W jQrniuni Name von Ochse und Pferd (EJ)

176

Bel

ERPA-

Im Nord- und Westgm. als VG von Determinativkomposita bezeugt, im G durch den P N Hermanaríais, der auch die Ablautform *erman- belegt. BEELER hat durch eine gründliche semantische Untersuchung aller Belege überzeugend nachgewiesen, daß es sich nicht um ein Adj., sondern um ein Subst. der Bedeutimg 'Erde, Welt' handelt: D al irmindeot meint 'alle Menschen der Welt', W jQrmungandr ist die 'Weltschlange', und der P N Hermanaricus hat Parallelen wie Theudericus (zu *peudö- 'Volk') oder kelt. Biturix (zu kelt. *bitu- 'Welt'). Hinzu kommt, daß Determinativkomposita mit adj. VG im Gm. erst spät in Gebrauch kommen; das Kompositum mit *-peudö- ist jedoch gemeinwestgm., dasjenige mit *-grundu- sogar im Nord- und Westgm. belegt. Demzufolge ist die Verwendung als Adj. im E sekundär; BEELER nimmt wegen der Schreibung mit y- eine denominale Ableitung *ermanja- 'auf die Erde bezogen' an [dazu s.u.].

Gm

Idg

Lit

Zwischen den Sonanten muß eine Morphemgrenze liegen; der Suffixablaut deutet auf ein ehemals ablautendes Paradigma hin. Nach BEELER wäre das Wort in *er- 'Erde' (vgl. D ero 'Erde' dD, gm. *erpö- f. ds.) und das Abstraktsuffix -men- zu segmentieren; damit käme der Wurzel *er- hier verbale Geltung zu, die sonst allerdings nicht nachweisbar ist. BEELER setzt die gm. Sekundärbildung *ermanja- [s.o.] mit ven. e-r-monios· (ze-i-vo-s·) gleich, das 'Gott der Unterwelt' bedeute. — Die Wurzel *er- ist auch in lit. eftas 'geräumig, weit, groß', árdvas ds., érdvè 'Raum' enthalten. Ρ 58; TP 18; Lm 100, F 132 'Ermeniricus'·, V 295; Hh 92. — A. BRÜCKNER KZ 45, 1913: 107 f.; M.S. BEELER FS Wolff 1961: 9-21.

erpa- 'dunkelbraun' Ρ (§ 1) W

E S

D

jarpr; —; jar pari 'dunkelbraun' (Haar, Äußeres) E EM 1 1 3 +2 (M) HG: z.B. huit- 'von hellem Rotbraun' (Haar) (EJ), Ijós- 'hellbraun' (Haar) (M) eorp (ea); —; — 'dunkelbraun' (Haut u.a.) cD (Gr) Nur VG erp- in Personennamen, z.B. Erphund, Erpulf\ auch Kurzname Erp (W. SCHLAUG, Die altsächsischen Personennamen vor dem Jahre 1000, Lund 1962: 80) erpf; —; — 'dunkelbraun' Gl 3,3,35 (fuscus)

m PN: W Erpr E C; S Erp s.o. -an- m W jarpi Vogelart (EJ) Bei

Im Nord- und Westgm. belegt.

177

ERZJA-

Gm Idg

Lit

Im Gm. isoliert. Gm. *erpa- läßt sich in dieser Form nicht verknüpfen; am nächsten steht noch gr. όρφνός 'dunkel'. Eine Wurzel *rebh- liegt vor in ksl. rçbh, D rebahuon 'Rebhuhn' u.a. Ρ 334; TF 332 'reupôn'·, V 291; Hh 93; Κ 187 'Erpel',

586 'Rebhuhn'·, K a Π

220. — OBERDÖRFFER 1908: 10; SCHWENTNER 1915: 59 f.

erzja- 'verwirrt, irre' R (§ 160) G E F Ν S D

un-

airzeis* (airzj-); —; — präd. 'verwirrt, irre(geführt)' [nur Nom.Pl.M. airzjai] ierre (eo,y); ierre, ierringa; — 'aufgeregt, wild, zornig' B + l Gn+1 cD+1 vre; —; — 'zornig' (Sinn) Erst mnl. erre 'verirrt; verärgert, zornig, wütend' irri; —; — 'zornig' H irri; —; — 'verirrt, verwirrt, umherschweifend' (Person, Geist) Ο Ν aD (Gl) D mhd. 'beharrlich' (Gl) (pervicax)

η E 'Zorn, Entrüstung' Gn (Gr) -in- f G airzei 'Irrlehre' -efian- m D irrido 'Irrtum, Vergehen, Irrlehre' Τ Ν (Gl) -epö- f 'Irrlehre': G airzipa; D irrida Ab •eslan- m S irrislo 'Anstoß, Ärgernis, Ketzerei' sD [deverbal] -dòma- m D irrituom 'Irrtum' aD (Gl) -haidu- f D irriheit 'Irrtum' Gl 2,419,29 (error) -sama- D irrisam 'verwirrt' Gl 2,68,71 (confusus) [deverbal?] -jaG (afìairzjan 'irreführen'; S irrian 'auflösen, zerstören' (Gesetz, Ordnung) H; D (gi)irren 'verwirren, in Verwirrung bringen' Ο Ν (Gl) [s.u.] -öΝ irron 'umherirren'; D (-)irrön 'irren, umherirren' T O N Ab (Gl) -esöE iersian (y-) 'zürnen' (Gr) Bei

Das Adj. ist im Ost- und im Westgm. belegt; Ansatz als ja-Stamm aufgrund der Wortbildung (s.u.). Die Grundbedeutung 'verwirrt' führt über 'geistig verwirrt' zu 'zornig'. Hierher ws. (Lautentwicklung wie in W verri 'schlechter' < -» werzizan-) W erra f. 'Streitbarkeit' (EJ), erriligr

'rasch, heftig' (EJ), erring

'Tüchtig-

keit, Schnelligkeit' (EJ), errinn 'rasch, kräftig, tüchtig' (EJ). e- auch in S errislo sD neben

Gm

irrislo.

Verschiedene Indizien sprechen dafür, daß das ja-Verb primär und das Adj. daraus rückgebildet ist:

178

.ETI- — ETULAa)

Idg Lit

G airzei und airzipa fungieren in ihren Belegen deutlich als Verbalabstrakta, zudem wäre airzei das einzige Abstraktum auf -ei zu einem unkomponierten ja-Adj. (vgl. SEEBOLD 1968); b) dem g. Adj. entsprechen im Gr. stets passivische Verbalformen; c) der Lautstand (-z-) läßt sich im Verb besser erklären als im Adj.; d) lediglich das Verb verfügt über außergm. Anschlußmöglichkeiten. Dem Verb stehen am nächsten lat. errδ 'irre umher, irre mich', arm. er am 'bin unruhig, erregt, zornig'. Ρ 336 f.; TF 26; Lm 19 f.; F 27; Hh 186 f.; Κ 336; Pf 753.

äeti- 'essend; eßbar' *V (§ 68c) W E S

xtr; —; - 'eßbar' (Fleisch) (M) -séte; —; — in micel- 'viel essend, gefräßig' (BT) (BTS), ofer- 'zu viel essend' (BT), wyrm- 'von Würmern angefressen' (BT) Erst mnd. ëte 'eßbar'

D

Erst mhd. gxze 'gierig, habsüchtig', wurmxze

gaubaun-ja· η

D s.o. E 'zu viel essend' (BTS) (obesus) W s.u. W óxti 'was nicht gegessen werden darf (M)

Bei

Das im Nord- und passivisch 'eßbar', Verbaladj. zu dem Das Adj. läßt sich bar'.

Gm Idg Lit

'wurmstichig'

Westgm. belegte Adj. bedeutet als Simplex nur als HG auch aktivisch 'essend'. starken Verb *eta- 'essen'. -* etula-, vergleichen mit dem ai. Gerundivum ädyä- 'eß-

Sb 179 f.; Ma 103, 117 Anm. 93.

etula- 'essend, fressend' V (§ 88) W E D

etall; —; — 'verzehrend, zerfressend' (Rost) (Fr) e toi, ettul; —; — 'gefräßig, gierig' (BTS) Nur HG in filuezzal 'gefräßig' BR

(-nassu-) f E etolnes 'Gefräßigkeit' (BTS)

EUSIZAN-

Bel Gm

Lit

179

Das im Nord- und Westgm. belegte Adj. bedeutet '(übermäßig) essend, fressend'. Verbeiladj. zu dem starken Verb *eta- 'essen'. -*· äeti-. Hingegen ist D äzal 'gefräßig' Gl 2,621,4 ( edax) mit ubaräzali 'übermäßiges Essen, Ubersättigung' BR (Gl), von Sb als Primärableitung eingestuft, ws. eine denominale Bildung zu äz n. 'Speise, Fraß'. Sb 179 f.

eusizan- 'besser' Ρ (§ 40) G

iusiza präd. 'besser, höherstehend': G 4,1 πι und waiht iusiza ist skalka 'er hebt sich in nichts von einem Knecht ab'

-elö-

Postverbal zu einem solchen Verb G iusila f. 'Erholung, Erleichterung' (Opp. 'Last')

Bei

Der suppletive Kpv. ist nur einmal im G belegt. G iusila läßt sich als 'Besserung' anschließen (s. WISSMANN). Mit dieser Wurzelstufe im Gm. isoliert. Ohne genaue Entsprechimg. Am nächsten steht aks. uniji 'besser, nützlicher' (Ntr. auch unëje, Adv. uñe), das von einer Basis *eus-nauszugehen scheint. Die morphologische Interpretation ist unklar; da beide Sprachen keinen zugehörigen Pos. kennen, scheint *eusurspr. nicht dem Adj.-System angehört zu haben. Es handelt sich wohl um eine Ablautvariante von *yes-u- 'gut'.

Gm Idg

Lit

Ρ 1174 f.; TF 405 'ves 3'; Lm 209; F 298 f. - KlECKERS 1928: 161; WKSMANN 1938: 72 f.

F -fada- '(ordentlich)' R (§ 162) E

Nur gefxd; gefaedlîce; — 'ordentlich, passend', Adv. 'ruhig' (BT)+1 (BTS)+1

•Ilka-

E gefxdlic 'passend, ordentlich' (BTS)

Bei

Nur im E als Kompositum belegt. Die Bedeutung 'ruhig' beruht auf 'gefaßt, beherrscht'. Rückbildung aus dem primären schwachen Verb E gefadian 'ordnen, anordnen, einrichten', zu fadian 'ordnen, richten'; dazu (gleichfalls postverbal) D fata 'Haltung, Seelenzustand' N. Das Verb, das sich auf gleicher Wurzelstufe nicht vergleichen läßt, ist vi. auf ein Kompositum idg. *po-dhë- zu beziehen; vgl. lit. padëti 'hinlegen, anbringen'.

Gm

Idg

Lit

H h 94 f. - WISSMANN 1975: 61.

-faga(n> 'gefällig' *V (§ 55a) E D

—; —; gefxgra präd. + dat.pers 'lieb, erwünscht' B2 Nur sw. gifago; —; gifagöro präd. + gen.rei 'mit etwas zufrieden', 'gutgestellt' Τ Ν (Gl)+2

ga-

s.o.

Bei

Nur mit Präfix ga- belegt, im E als Kpv., im D mit schwacher Flexion (ehemaliges Nomen agentis?). Die Bedeutung ist aktivisch 'gefallend, zufriedenstellend', passivisch 'zufriedengestellt'. Sb führt das Adj. zweifelnd unter -feha- 'sich freuen' auf. Nun steht das Wort mit α-Vokal und gramm. Wechsel jedoch keineswegs allein; -» fagra- und besonders -» fagana- weisen auf ein älteres starkes Verb *faga- (6. Ablautreihe) 'zufriedenstellen'.

Gm

Lit

Sb 189; Lm 101 f.; F 134 f.; Hh 95. - W. BRAUNE PBB 43, 1918: 367; WISSMANN 1932: 14; BRAUNE/EGGERS 1975: § 255 A n m . 3.

fagana- (-ena-) 'erfreut' *V (§ 139) W

feginn;

— + dat.rei 'froh, erfreut über etwas' E EM 7 0 C (M)

181

FAGRA-

E S D

faegen; —; fxgenra, faegnost 'fröhlich, erfreut' Β Gn cD (Gr)+2 fagan, fagin; —; — präd. + gen.rei 'froh' H Nur gifagan; —; — 'zufrieden' Gl 2,133,28 ( 'bunt' u.a. Lit

Ρ 794 f.; T F 241; L m 116; F 153; V 108 'fä 2*, 112; Hh 97; Κ 207 'Feh'·, K a 145 f. — DELBRÜCK 1907:130; PORZIG 1954:136.

faiha- II 'feindlich' *V (§ 43b) E F Ν D

fäh, fäg; —; — 'feindlich', 'geächtet, verfemt' Β Gn cD fach; —; — 'straffällig, geächtet, vogelfrei' Erst mnl. vee, gevee 'feindlich, feindselig' Nur gißh; —; — + dat.pers 'feindselig, verhaßt' dD (Gl)

ga-

N,D s.o. F präd. 'straffrei'

un-

-efiö- f 'Feindschaft, Fehde, Gewalttat': E fxhö(u) (g) Β Gn cD; F fäithe (ëi); D gifehida Gl 2,26,4 -jaS PPP aßhid 'verurteilt' H; D ßhen 'feindlich behandeln' (Gl) Bei

D a s A d j . ist nur i m W e s t g m . b e l e g t ; zur R e k t i o n s. DELBRÜCK. G bi-, gafaihon

'übervorteilen' gehört nach WISSMANN zu faihu

'Besitz'.

D bifehnön ds. Τ ist entweder eine Kreuzung des Verbs mit dem unter -» faikna- angeführten feihnön 'betrügen' oder für dieses verschrieben.

Gm

Idg

Wort berührt sich formed und semantisch eng mit -» faiga-\ vgl. OfeSp>feyigld 'Feindschaft, Fehde' (S). Die Bedeutungsentwicklung bedarf genauerer Untersuchung. Am nächsten steht air. oech m. 'Feind' < westidg. *poiko- (pal. k wegen ai. písuna- 'verleumderisch, böse'). Formal identisch (bis auf die Centum^Vertretimg) ist lit. paîkas 'dumm'; vgl. zur Bedeutimg lit. pìktas 'böse, zornig', pykti (pykstü) 'böse, zornig werden', peikti DEIS

(peikiù) 'tadeln'. Lit

Ρ 795; T F 240 f.; V 115 'feigr'; Hh 97; OED 'foe'; Κ 207 'Fehde'. -

DEL-

BRÜCK 1907: 130; HELTEN 1907: 113 f.; OBERDÖRFFER 1908: 21; WISSMANN 1938: 79 ff.

f a i k n a - 'verderblich, h i n t e r l i s t i g ' * V (§ 114)

W

feikn; feiknum; feiknastr 'verderblich, fürchterlich, heftig', Adv. (vor

FAILJA*-

185

S D

Adj.) 'heillos' E2 EM 8 2 1 C fxcne; faene (x); — 'heimtückisch, betrügerisch', Adv. auch 'schimpflich' -Β Gn cD (Gr)+1 HG: fela- 'sehr heimtückisch' (Gr) ßkni (g); ßkanliko; — 'arglistig, böse, schlecht' H Gn sD+1 feihhan, -i; —; — 'hinterlistig, heimtückisch' Ab Gl 5,105,25(-¿)

un-

E 'ohne Bosheit, aufrichtig' Β

η

W feikn 'Unheil, Schrecken' E; E fäcen 'Arglist, Bosheit' Β Gn cD; S fekan* (nur Obi. ßkn-) ds. H; D feihhan ds. Τ Ab (Gl) F in ßknian ëth, ßknie ëth akk. 'Reklamationseid', ßknia 'reklamieren'; D feihhanig 'hinterlistig, heimtückisch' Ab [wohl zum Subst.] D feihnön 'betrügen' Sam [zu F ßknia s.o., zu D bißhnön -* faihaII]

E

-iga-

-ö-

Bei Gm

Idg

Lit

Im Nord- lind Westgm. belegt, im E und S mit sekundärer ja-Flexion. Die Wurzelstufe *faik- kehrt wieder in W urn. flagdafaikinaR (Vetteland), das vi. 'von Trollweibern bedroht' bedeutet (zu W flagd n. 'Unholdin, Hexe') und als P P P eines redupl. Verbs *faika- aufgefaßt werden kann (KRAUSE). Die westgm. Formen des Adj. können zwar formal mit dem P P P identisch sein, zeigen aber aktivische Bedeutung. Daneben mit Tiefstufe E gefic n. 'Betrug' cD, befician 'betrügen' (BT) (BTS), fieol 'hinterlistig, gerissen' (BTS). — - feika-. Da *faik- auch außerhalb des Adj. erscheint, sind die Bemühungen LÜHRs hinfällig, das Wort über *faikk- < *faihn- an -» faiha- II anzuschließen. Die weiteren Verbindungen sind unklar. Lat. piget 'es tut leid, reut', piger 'verdrossen, träge' würden formal passen, stehen aber semantisch ab (etwa 'verdrossen' > 'boshaft' > 'hinterlistig'?). Ρ 795; TF 241; Lm 68, F 89 f. 'bi-faih'\ V 115; Hh 94 f.; Ka II 449. - OBERDÖRFFER 1908: 20; KRAUSE 1971: 122; LÜHR 1988: 337 f.

failja*- '(beschützt)' *D? (§ 183a) E F Ν S D

fiele; fiele; — 'lieb, gut, treu' (Freund, Engel) Gn cD (Gr)+1 ßle; —; — 'käuflich': ën ßle lith 'gedungene Bande, Söldnerschar' Erst mnl. veile 'beschützt, sicher', 'käuflich, feil' Erst mnd. vel(e), veil(e) 'käuflich, feil; öffentlich' fei Ii; —; — 'verkäuflich' (Gl) (venalis) Mhd. veil(e) 'käuflich, feil, verfügbar'

186

FAITA-

un-

E 'nicht gut, schlecht' (Obst) Gn

-iga-Ilka-ja-Ô-esö-

'beschützt, sicher': F ßlich (-g-)\ Ν mnl. ve(i)lich\ S mild, vëlich D feillth 'verkäuflich' Gl 4,210,46 ( venalis) D PPP gifeilit 'auf einen Preis geschätzt' Gl 1,686,59 (adpreciatus) D PPP gifeilöt ibd. E ßelsian 'in guten Zustand bringen, reinigen' Β cD (Gr); D mhd. feilsen 'handeln, feilschen'

Bei

Das westgm. Adj. zeigt unterschiedliche Bedeutungen: a) 'käuflich, verkäuflich', b) 'in gutem Zustand', c) 'lieb, treu', d) 'beschützt, sicher'. Auszugehen ist am ehesten von Bedeutung d); daher von Personen 'wohlbehütet' > 'lieb, treu', von Gegenständen 'in gutem Zustand'. Die spezielle Bedeutung 'verkäuflich' beruht auf Kreuzung mit -» fala-.

Gm

Damit scheidet die Anknüpfung (Hh) an G infeinan

'sich erbarmen' aus,

zumal dais Gm. ein Adj.-Suffix -Ii- nicht kennt.

Idg

Die Grundbedeutung 'beschützt, behütet' läßt an eine Bildung zu der idg. Wurzel *pö(i)- 'schützen' in ai. pâti, av. pälti usw. denken (so FW); der morphologische Charakter des Z-Elements bleibt allerdings unklar. Ai. pâlâyati 'hütet, beschützt' kann als Variante von päräyati (zur Wurzel par-) kaum herangezogen werden. Damit bleibt nur die Annahme einer Sekundärbildung *p6i-l-jp-\ zum vorausgesetzten Z-Stamm vgl. etwa -» hula-.

Lit

Ρ 804; TF 237; Hh 95; FW 727, S177 f. 'veiliß'·, Κ 208; Ma2 110. - HELTEN 1907: 119; OBERDÖRFFER 1908: 12; E. LlDÉN, Studien zur tocharischen Sprachgeschichte, Göteborg 1916: 20 f.

faita- 'fett' Ρ (§ 2) W Ν S D

feitr; —; feitastr 'fett' (EJ) (M) (Fr)+2 feit; —; — 'fett' ( pinguis) Erst mnd. veet 'fett, feist' Erst mhd. ueiz 'fett, feist, gemästet'

η -in- f -laika-ja-

'Fett': hierher vi. Ν (pinguidine) W feiti 'Fett' (EJ); D mhd. veize 'Fettheit' m W feitleikr 'Reichhaltigkeit, Überfluß' (Fr/S) 'mästen': W feita 'füttern' E (M); D mhd. veizen; dazu das PPP E fxtt, Ν feitit, S mnd. vet(t), D feiz(zi)t 'feist'

Bei

Das im Nord- und Westgm. belegte Adj. hat sich mit dem PPP des ja-Verbs vermischt und ist nicht immer von diesem zu trennen.

FALA

Gm Idg

Lit

FALDA-

187

Dazu die tiefstufigen Bildungen W fita f. 'Fett' (Fr), fitna 'fett werden' (Fr); — fitwes*-. In dieser Bedeutung sonst nicht bezeugte ¿-Erweiterung zu idg. *peid- 'fett sein' in ai. páyate 'schwillt, strotzt', vgl. die Adj. ai. pînâ-, ρΐναη-, gr. τίωμ (f. πίειρα) 'fett'. Ρ 794; TF 241; V 115 f. 'feitr'\ Hh 97 'fxtan 2'; Κ 208 'feist-. Ka I 59. E. LINKE FS Karg-Gasterstädt 1961: 235-240; GRAUWE 1979/82: Π 281-283.

fala- 'verkäuflich' *V (§ 46b) W

O D

fair; —; falari (+ dat.pers) '(von jm.) zu verkaufen, veräußerlich' C (EJ) (M) (Fr)+2 HG: gjaf- 'verschenkbar' (M) fai; —; — 'verkäuflich, feil, zu verpachten' (S) Hierher vi. 'verkäuflich' Gl 3,6,36 (venales) [also PI.?]

un-

W (4- dat.pers) 'unverkäuflich, unverzichtbar' (Leben) (EJ)

-ö-

W fala + akk.rei 'um etwas feilschen, etwas zu erwerben suchen' (M)

Bei Gm Idg

Lit

Das Adj. ist nur im Nordgm. sicher belegt. D >fali> kann auf Mischung mit -» failja*- beruhen; zum Ansatz eines eigenen Lexems gm. t f x l i - (z.B. Ma2) reicht der Beleg nicht aus. Im Gm. isoliert. Das Adj. hat die Bedeutung von -» failja*- beeinflußt. Zur idg. Wurzel *pel- 'verkaufen' in lit. peinas 'Gewinn, Ertrag', gr. πωλέω 'verkaufe' u.a. Die passivische Bedeutung des Adj. weist auf ein Primärverb; ein solches kann in ai. pánate 'handelt ein, kauft' fortleben, falls dieses als mi., thematisierte Form eines Nasalpräsens *prnäti aufzufassen ist. Ρ 804; TF 237; V 110 f.; Κ 208 'feil'·, Ka I 66; Ma2 110.

-falda- '-fach, -fältig' P/V (§ 2, 57, 62) G W

O

-falps; -falpaba; — in ain- 'lauter, einfältig' +1, fidur- 'vierfach', manag- 'mannigfaltig', taihuntaihund- 'hundertfach' [s.u.] -faldr; -faldliga; -faldastr in ein- 'einfach, eindeutig; aufrichtig, einfältig' C (M), tué- 'zweifach' EM 127(app) , fer- 'vierfach' EM (97) , sjau'siebenfach' C, marg- 'vielfältig' C+2 (M)+l -faider; -faldilika; — in en- 'einfach, einzeln' (S), tvse- 'zweifach' (S), thrae- 'dreifach' SM, mang- 'mannigfach, viel' SM+1 Up+1

188 E F Ν S

D

-in- f -iga-lika· -ja-ö-

Bel

Gm

FALLA-

-feald; -fealdlîce; — in än- 'einfach' Β, Jjrï- 'dreifach' (Gr), seofon'siebenfach' Gn, manig- 'vielfältig' (Gr)+1 -fald; -fald; — in ën- 'einmal', twi- 'zweifach, doppelt', thri- 'dreifach' -fait (o); -faldun, -faltliko; — in manoh- 'vielfältig', Adv. 'oft', sivonAdv. 'siebenfach', twi- 'doppelt' -fald; —; -faldara in ën- 'einfach, gewöhnlich, wahrhaftig; allein, unvermischt, rein' H+2, fif- 'fünffach' (Hs), tehan- 'zehnfach' H, manag- 'vielfältig, groß' H -fait (o); -fait, -falto(n), -faltlihho; -faltöro z.B. in ein- 'einfach, lauter, aufrichtig', Adv. 'einmal' 0 BRI Ab+1 (Gl)+1, zwi- 'doppelt' MF1 T I O BR Ab (Gl), dri- 'dreifach' Τ Ν Ab (Gl), fior- 'vierfach' T1 (Gl), manag- 'vielfältig' MF 0 + 1 N + l Ab (Gl)+ + D einfaltC 'Einfachheit, Einfalt' Ab, zwifalti 'Doppelheit' N, managfaltC'große Zahl, Vielfalt' Ν (Gl) F twifaldech 'zweimal, doppelt'; D managfaltig 'vielfältig, reichlich' (Gl) W margfaldligr 'vielfältig' (M); O margfalliker ds. Up; D z.B. einfaltVCh 'einfach' BR Ν gemanohfelden 'vervielfachen'; D managfalten ds. I MF z.B. W margfalda 'vervielfachen' (EJ); E gemanigfealdian ds. (Gr); Ν gemanohfaldon (-foldon) ds.; D managfaltön ds. Ο Ν Ab Gemeingm. HG zur Bildung von Multiplikativadj. Im G ist der gramm. Wechsel beseitigt, wohl durch Assoziation mit falpan. Die Variante W -feldr ist an fella 'zu Fall bringen' angelehnt. Das Adj. steht dem redupl. Verb *falpa- 'falten' formal und semantisch nahe; die außergm. Beleglage rät jedoch dazu, das Adj. vom Verb zu trennen. Allenfalls läßt sich vermuten, daß das Adj. seine spezifische Gestalt einer Anpassung an das Verb verdankt.

Idg

Lit

Das Wort gehört wohl zu den von idg. *pel- ausgehenden Multiplikativzahlen (s. Sb); auch gr. διπλάσιος 'doppelt (so groß, so viel)' enthält ein i-Element. Ρ 802 f.; TF 238; Sb 183ff.;Lm 16, F 23 'ain-falps'; V 110 'falda 2'; Hh 99; Κ 201; K a I 47 f., II 185, 455. -

WlLMANNS 1899: 602 f.; SCHÖN 1905: 68;

WISSMANN 1932: 33.

falla- 'fallend' V (§ 57) W

Nur HG in väfallr; —; — präd. 'leicht gefährlich fallend' (Person) (EJ); sw. -falli in eiö- 'wer einen geforderten Eid nicht leistet' (Fr),

-FALLI- — FALWA-

O F

189

sal- 'wer die Bezahlung unterläßt' (Fr) —; —; fallaster 'nahe daran zu fallen, von Unglück bedroht* (Person) Gt2 Nur gersfall* (PI. -falle); —; — präd. 'abgehauen, hingefallen' [ins Gras fallend]

Bei Gm

Nur im Nordgm. und F belegt. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *falla- 'fallen'. -» -falli-.

Lit

Sb 181 f. O.A.; K a I 79 f. - HELTEN 1907: 153 f.

-falli- 'fallend' V (§ 74a) W F

Nur HG -fellr; —; — in hug- + dat.pers 'gefällig, angenehm' (Fr), ipräd. 'einfallend' (Wind) (Fr): er ifellt 'der Wind fährt in die Segel, man fährt mit dem Winde' [BAETKE] Nur gersfeile; —; — 'abgehauen, hingefallen; ungebüßt' [ins Gras fallend]

Bei Gm

Nur im W und F als HG belegt. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *falla- 'fallen'; zur Bedeutung von W hugfellr vgl. nhd. gefällig. falla-.

Lit

Sb 181 f. O.A.; K a I 111; Ma 106; Ma 2 127. - HELTEN 1907: 153 f.

falwa- 'fahl' Ρ (§ 14, 17) W E Ν S D -se-nöBei Gm Idg

fair (fQlv-•); - ; - 'fahl, bleich, weißlich' E C (M) fealu; - ; - 'fahl, falb' (Pferd), 'grau, dunkel' (Straße, Meer) Β Gn cD Erst mnl. valu, vale 'gelblich, blond; fahl, bleich' falu; —; — 'fahlgelb, falb' sD (fulvus, gilvus, glaucus) falo; —; — 'fahlgelb, rotgelb, goldgelb' Ν Cst (flavus) Sam (fulvus) (Gl) E fealwian 'fahl werden' (absterbendes Laub) (Gr); D falawën 'fahl werden, dämmern' Ν Ab W faina 'fahl werden, erbleichen' EM 119 C (M) Das nord- und westgm. Adj. bedeutet vor allem 'fahlgelb', bezeichnet aber auch andere undeutliche Farben. Das Suffix -wa- ist in Farbadj. häufig. Vgl. -*· salwa-. Ererbtes Adj., identisch mit lit. paîvas 'fahl, blaßgelb', aks. plavb 'weißlich, gelb' (idg. *poluo-). Daneben weitere Adj. mit anderer

190

OFANGI- — FANTA-

Stammbildung. Lit

Ρ 804 f.; TF 239; V 150; Hh 99; Κ 198; Ka II 194 f. - MEAD 1899: 198 f.; SCHWENTNER 1915: 83-86.

(-)fangi- 'wirksam; zu erlangen' V (§ 74a, 76) W

O E F

D

-fengr; —; -fengri, -fengastr z.B. in brád- 'schnell bereitet, schnell erlangt' C, grann- 'versagend, unwirksam' (Schwert) (EJ), hard- 'tüchtig, tapfer' (Person), 'heftig' (Kampf) C (M), tor- 'schwer zu erreichen' (Fr)+2 Nur fafaenger; —; — 'nutzlos, vergeblich, müßig' CL Nur andfenge; —; — 'annehmbar, passend' (BT) fensze; —; — vi. 'passend, geeignet' oder 'in Privateigentum überführbar' (Land) HG: fui- vi. 'völlig passend, gehörig qualifiziert' oder 'voll (zu Eigentum) empfangen' (Land) Nur antfengi; —; — 'angenehm, willkommen' Τ Ab Mhd. venge 'fangend, (umfassend'

anaandaaupatuz-

W 'stark, betrunken machend' (Bier) C (M) E,D s.o. W 'leicht zu erlangen' E W s.o.

-iga-

D antfengîg 'wohlgefällig' BR(-a-)

Bei

Das nord- und westgm. Adj. bedeutet meist passivisch 'zu erlangen', seltener auch aktivisch 'erfassend' > 'wirksam'. Nur im F und Mhd. als Simplex bezeugt. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *fanha- 'fangen'; zum Präfix anavgl. W fâ ά 'wirken auf, zu anda- vgl. D intfähan 'empfangen, annehmen'.

Gm

Lit

Sb 185 f.; Ka I 111 f.; Ma 106; Ma 2 127. WALTER 1910: 36.

LINDQVIST 1909: 256-258;

fanta- 'gebogen' *V (§ 59) W

fattr; —; — 'gebogen, krumm' (Finger) (Fr): hans fiQnd var fogr ok mjûk, fingr ok svá fattir ok at QIIU uel vaxnir VG in fattskolptadr 'mit nach hinten gebogener Schnauze [skoltr]' (Fr) Nisl. fattur, nnw. fatt ds.

-FARA(N)- — FARULA-

Bel

191

Das nordgm. Adj. bedeutet '(einwärts, nach hinten) gebogen'. Die Übersetzung 'biegsam' bei (Fr) paßt nicht zu der Stelle, die das Aussehen, die Wohlgeformtheit von Hand und Fingern beschreibt.

Gm Idg

Im Gm, isoliert. Ererbtes Adj., identisch mit lat. pandus 'gekrümmt, (einwärts) gebogen', das neben pandó {pandi, possum) 'breite, strecke ans, öffne' steht. Das Nasalpräsens gr. πίτνημι 'breite aus' legt nahe, mit voreinzelsprachlicher Metathese von -tn- zu -nd- zu rechnen; somit zu idg. *pet- 'ausbreiten' in lat. patere 'sich erstrecken, offenstehen' usw.

Lit

Ρ 788; TF 228; V 114; Tp 96. - S. BUGGE KZ 19, 1870: 437 f.

-fara(n)- 'gehend' V (§ 55a) W D

Sw. -fari; —; — in reicI- präd. 'eine gute Überfahrt habend' (Fr); -fara indekl. z.B. in sam- präd. 'zusammen reisend' (M) Nur einfar* 'alleinstehend, einzigartig' (Jungfrau) Ν 1,732,30: erbarota si einfar a maged [ein lat. Kommentar hat solivaga... sola vagatur et parem ignoret]

quod

alauba-

W sw. 'endgültig gehend' (M) W sw. 'zu weit gegangen, einer Übertretung schuldig' (Fr) [BAETKE]

Bei Gm Lit

Nur im W und D als HG belegt, wohl unabhängig voneinander. Verbaladj. zu dem starken Verb *fara- 'sich fortbewegen'; -» ßri-. Sb 186 ff. O.A.; Ka I 43.

farula- 'gern reisend' V (§ 90a) W

fQrull; —; -fqrlastr 'umherstreifend' -(EJ)2 (M) HG: heiman- 'von zu Hause fort reisend' (Fr), kveld- 'der viel im Dunkeln unterwegs ist' (Verschwörer) (EJ), sicI- 'der nachts unterwegs ist' EM 1 ' 77 , undir- 'falsch, heimtückisch' (Fr), vid- 'weit wandernd, weitgereist' EM 81 (M)

-in- f -ö-

W vidforli 'Weitgereistsein, Herumgekommensein' (Fr) W for la 'voranbringen', -sk 'zurückgehen, sich verringern, erschlaffen* EM 115(app) C (prek-) (M)

Bei Gm Lit

Nur im Nordgm. belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *fara- 'sich fortbewegen'; -» ßri-. Sb 186 ff.; Ka II 286.

192

FASTA-

fasta- 'fest' *V (§ 61) W O E F Ν S D

alaanaun-

fastr; fast, fasta(n), fastla, fastliga; fastari 'fest, hart, unerschütterlich, sicher, kräftig' E + l EM+1 C + l (EJ)+ + (M)+l Häufig HG, z.B. sam- 'zusammenhängend, hintereinander' (M)+l faster; fast; — 'fest, sicher, gültig' (S)+1 [zu fsester s.u.] faest; fBeste, faestlfce; faestor 'fest, beständig, hartnäckig', 'festgehalten, gefesselt' B + + Gn+1 cD+1 fest; feste; fester 'fest' HG: bën- 'am Knochen anliegend, bis zum Knochen durchgedrungen' (Wunde; s. HELTEN), buk- 'mannbar' fast; —; — 'fest, befestigt' (munitus) fast, festi; fasto; fastosto 'fest, beständig, unerschütterlich', 'gefesselt', Adv. auch 'eindringlich, gründlich, sehr' H Gn+1 sD+2 HG: legar- 'ans Lager gebunden, schwer krank' H fast, festi; fasto, fastlihho; fastor/festiro, festisto 'fest, zusammengefügt, beständig, sicher, unerschütterlich' 12 MF 0 + + N + + aD Ab+1 Sam (Gl)+ + D 'ganz fest' O W + dat.rei 'vereint, zusammenhängend mit' (Fr); O 'zusammenhängend, angrenzend' (Grundstück) Gt; F 'festsitzend; gesund' [s. HELTEN]; D anafasto Adv. 'feststehend' Gl 2,762,13 D 'schwach, unsicher, unbeständig' MF Ν (Gl)

-an- m W fasti 'Stärke, Kraft; Feuer' C -enja- η E fassten f-nn-) 'Festimg, Burg, Firmament' Β Gn cD [postverbal zu faestnianl] -in- f W staöfesti 'Standhaftigkeit' (EJ); Ν festi 'Festigkeit'; D festi 'Festigkeit, Sicherheit; Festung' MF Ο Ν Ab (Gl), un- 'Schwäche' MF -ja- η O faeste 'Festung' CL ME; F feste 'Vertrag, Abkommen' [postverbal] -jö- f W festr 'Fessel, Kette, Band' E C (M); O faest 'Band, Seil; Bestätigung' (S) [postverbal] -epö- f D festida 'Stärke, Kraft; Festung, Schutzwehr' Ab (Gl) [z.T. deverbal?] (-nassu-) f D festnissa 'Festigkeit' MF -lika- W fastligr 'kräftig, heftig' (Wind) C; E faestlic 'stark, fest' cD; D fastlih 'fest, sicher' (Gl) -jaW festa 'befestigen, anbinden, sichern; verloben, versprechen' E C (M); O faesta 'befestigen; bestätigen, versichern, versprechen' (S); E befaestan 'übergeben; sichern' Β cD; F bifesta 'anvertrauen'; Ν gefesten 'befestigen'; S PPP gifestid 'befestigt' H; D festen 'stärken, befestigen' Ν Ab, bi- 'schützen' O

FASTA-

-ö-sè-nô-enö-

Bel

Gm Idg

Lit

193

D fastön 'fasten' O [s.u.] G fastan '(fest)halten, beobachten; fasten'; W fasta 'fasten' C (M); O fasta ds. (S); F festia ds.; D fasten ds. T O N S a m [s.u.] W fastna + dat. 'jn. (mit e. Mädchen) verloben' E M 5 7 , 7 7 C; O fastna 'steckenbleiben' (in der Schlinge) VM E (-)faestnian 'befestigen* Gn cD; F festnia ds.; S fastnon 'befestigen, stärken; fesseln' H, gi- 'bestätigen' sD; D (-)festinön 'festigen, bestätigen, bezeugen' (u.a.) I Τ Ο Ν BR Ab S a m Gemeingm. Adj., im G nur indirekt bezeugt. Die Bedeutung 'gefesselt' ist postverbal. O fsester 'versprochen' ist kein Zeugnis eines u-Stamms *fastu- (NOREEN, SCHUBERT u.a.), sondern PPP zu faesta. — SEEBOLD trennt das Verb für 'fasten' ganz vom Adj. ab und schlägt dafür eine eigene Etymologie vor. I m Gm. isoliert. Unter einem Wurzelansatz idg. tposi- o.ä. findet sich nichts Vergleichbares. Arm. hast 'fest', das von SOLTA u.a. herangezogen wird, enthält als iStamm wohl Suffix -tjp- (zur Wurzel *pä£-?). DE LAMBERTEME sieht in dem Wort ein Verbaladj. *pBs-tó- zu *päsin aks. pasti (paso) 'weiden', heth. pai}S- 'schützen', toch. A päs(B päsk-) 'hüten, schützen'; die Bedeutungsentwicklung wäre 'geschützt' > 'sicher' > 'fest'. Dies ist g r u n d s ä t z l i c h möglich, doch f ü h r t DELBRÜCK eine Kons t r u k t i o n m i t lokativischem D a t i v a n (E legere faest 'auf d e m L a g e r fest', vgl. S legarfast), die sich schlecht zu der obigen E r k l ä r u n g f ü g t . E h e r ist der U r s p r u n g i n e i n e m Verb lokaler B e d e u t u n g zu suchen; i n dieselbe R i c h t u n g weist das αηα-Kompositum. Daher liegt vi. ein Kompositum *po-std-o- 'feststehend, festliegend' (zu *stä'stehen') vor. Für die Verbindung dieser Wurzel mit *po- bieten das Bait, und Slav, reichliche Belege; vgl. etwa lit. pastóti 'eintreten, sich hinstellen', pastatyti 'hinstellen, aufrichten'; ksl. postati 'aufstehen 1 , aks. postojati 'bestehen', postaviti 'hinstellen, aufstellen'. Idg. Alter der Komposition wird ws. durch ai. pastyù- η. 'Behausung, Wohnstätte' erwiesen (vgl. lit. pästatas 'Gebäude'), vi. auch durch lat. postis 'Türpfosten' (vgl. ksl. postaub 'Holz zum Aufhängen von Webfäden'). Zur Adj.-Bedeutung 'fest' vgl. lit. pastovùs 'beständig, fest' und ksl. postojanbrvb 'feststehend, sicher'. Mit idg. *upo- läßt sich air. fbssad. 'sicher, fest' heranziehen; zur Wortbildung vgl. aks. prostb 'einfach, aufgerichtet' < *pro-stò-o- sowie -» (-)trausta-. Ρ 789; TF 239; Lm 109 f., F 143 f. 'fastan'; V 113; Hh 96; Κ 211; Pf 428; K a I I 3 7 3 f. -

DELBRÜCK 1 9 0 7 : 1 3 0 ; HELTEN 1 9 0 7 : 2 9 , 2 6 2 f.; NOREEN

1 9 2 3 : § 4 2 4 A n m . 2; SOLTA 1 9 6 0 : 4 3 9 f.; SCHUBERT 1 9 6 8 : 1 3 f., 87; C. DE

LAMBERTERIE Sprache 26, 1980: 133-144; E. SEEBOLD FS Rosenfeld 1989: 499-503.

194

-F/EHA- — FEIKA-

-faeha- '(hingebungsvoll)' *V (§ 59) G

Nur Adv. gafehaba 'anständig, ehrbar': 1. Th 4,12 ei gaggaip gafehaba du paim paiei uta sind 'damit ihr euch anständig benehmt gegen die, die draußen sind'

Bei

Nur im G belegt. Bei einem komponierten Adv. mit abstrakter Bedeutung ist die Grundbedeutung schwer zu ermitteln. Den Beleg mit WISSMANN, SCHUBERT, Ma, Ma2 in fgafehiba zu ändern, besteht kein Anlaß; Adj. dieser Struktur finden sich auch sonst.

Gm

Idg

Lit

Die Herkunft des Wortes ist unklar, weil die Bedeutimg des zugrundeliegenden Adj. im Dunkeln liegt. Immerhin hat die auffällige éè-Stufe einen Anhalt an W fága + akk. 'sich einer Sache zuwenden, sie gut ausüben; glänzend machen, pflegen, reinigen' (EJ) (M) (Fr), Ν mnl. vagen 'säubern, reinigen, fegen'. Der gramm. Wechsel kann im G (wie fast immer) beseitigt sein; die Grundbedeutimg wäre etwa 'voller Hinwendung'. Daneben mit Kurzvokal S fegon, D fegön 'fegen, kehren'; -» fagana-, Die Verben sind ws. mit lit. puôèti (puoSiù) 'schmücken, putzen' verwandt; die ö-Stufe dieses Verbs kehrt in D unfuohsan 'ungewaschen, schmutzig' Gl 1,745,7 wieder. Ρ 796 f.; TF 225; Sb 189 O.A.; Lm 101 f. 'fagrs'\ F 180; V 109 'fága'·, Κ 207, Pf 418 f. 'fegen'·, Ma 102 Anm. 54; Ma2 114, 122. - WISSMANN 1932: 113 Anm., 123, 209; SCHUBERT 1968: 63.

-fehtula- 'kämpfend' V (§ 88) D

Nur unfehtal; —; — 'unbewaffnet' Gl 2,3,45 ( inermis)

Bei Gm

Nur im D negiert belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *fehta- 'kämpfen, fechten'. Obwohl im Verbalparadigma die Tiefstufe vorkommt, zeigt das Adj. e-stufige Wurzel, wie bei normalen, tiefstufenlosen Verben der 5. Ablautreihe üblich.

Lit

Sb 190 f. o.A.

feika- (-I-?) 'gierig' P? (§ 1) W -ja-

fikr*; flkjum, fikula; — 'gierig, gefräßig' (Riesin), Adv. 'heftig, besonders, sehr' Cl (EJ) [lOx flkjum, je lx fikula und Ntr. fikt] W fikjask ά 'begehren' (EJ), dazu fikinn 'gierig, hitzig' (EJ); O fikia 'benutzen, gebrauchen' (S)

FELGA- — FERH W T*-

Bel

Gm Idg

195

Nur im Nordgm. belegt, nahezu ausschließlich als Adv. Ansatz als α-Stamm wegen der Wurzelstufe: W -j- kann nach -ik- mechanisch eingefügt sein (vgl. Sb 118 'bleik-a-'). Daneben gm. *faik- in E ßecan 'gehen wollen', facían 'erstreben, zu erreichen suchen'. Zusammenhang mit -» faikna-1 Keine naheliegende Vergleichsmöglichkeit. Möglicherweise handelt es sich um alte Komposita mit *pi- bzw. *po- im

Lit

VG; -» fima-. V 119; Tp 103; Hh 94 'facían'·, K a II 444. - WISSMANN 1932: 43.

felga- '(eindringlich)' *V (§ 42e, 62) W

Nur HG -ßalgr; - ; — in glód- 'glühend heiß' (Feuer) C [nach (EJ)], inn- 'hineinbrennend, erstickt' (Tränen) E Nisi, fjálgur 'andächtig, feierlich, ernst', fär. fjalgur, nnw. dial, fjelg 'mild, warm, behaglich'

-laika- m W ßalgleikr 'Zufriedenheit, Freude' (Fr) Bei Gm

Lit

Das nur im Nordgm. belegte Adj. bedeutet a) 'warm, heiß', b) 'andächtig'. Am nächsten liegt der Vergleich mit dem starken Verb *felha- 'eindringen; bergen'; allerdings ist gramm. Wechsel bei einem Verbaladj. mit e-stufiger Wurzel auffällig. Bedeutungsentwicklung entweder 'eindringend' > 'eindringlich, innig, andächtig' > 'heiß, brennend' oder 'geborgen' > 'behaglich, warm'. Sb 191 ff.; V 123; Tp 110; K a II 290 f.

ferh w t*- '(anständig)' P/*D? (§ 36, 124, 193) E S

ferht; - ; - 'anständig' (BTS) ferht, feraht; ferhtliko; — 'verständig, weise, fromm' H + l Gn+1

Bei Gm

Nur im E und S belegt. Neben dem Adj. stehen: a) E ferhd m./n. 'Inneres, Seele, Geist' B, F fer(e)th m./n. 'Leben'; b) das gemeingm. Subst. *ferhwu- m. z.B. in E feorh 'Leben, Person', S,D fer(a)h 'Seele, Geist, Leben'. Die morphologische Beziehung zwischen den drei Bildungen ist unklar; Möglichkeiten:

Idg

a)

Das Adj. ist mit idg. -to- von gm. *ferhw(u)- abgeleitet, Bedeutung 'mit gutem Geist versehen'; dann bleiben E ferhd, F fer(e)th unerklärt.

196

-FyERI- — FERNJAb)

E ferhd und F fer(e)th führen auf einen Ansatz idg. *perkvot- mit Zwischenvokal. VI. steht das Subst. zu dem Adj. in einem ähnlichen Verhältnis wie G liuhap 'Licht' zu -» leuht*- 'hell' (Suffixablaut idg. -ot- :

-t-\ Lit

H h 101 'feorhf.

-

SCHÖN 1905: 43; WALTER 1910: 16; KLUGE 1926: 109.

-fièri- '(verlaufend)' * V (§ 71, 73) E D

Nur in langfäere; —; — 'lange andauernd, alt' (BT) -färi; —; — in lang- 'hochbetagt, sehr alt' Sam (longaevus), murg'hinfällig, unbeständig, vergänglich' Ν Ab (transitorius)

Bei

Nur im Westgm. als HG belegt; das VG bedeutet 'lang' bzw. 'kurz'. Das Simplex D fari präd. + gen.rei 'nachstellend, auf etwas lauernd' Ν ist aus dem Verb füren 'nachstellen, auflauern' rückgebildet.

Gm

Idg Lit

Altes Verbaladj. zu dem starken Verb *fara- 'fahren, sich bewegen'. Die Bedeutungsentwicklung 'verlaufend' > 'andauernd' hat viele Parallelen, vgl. etwa im Verlauf einer Stunde. Die «-Stufe weist, ebenso wie -» -furi-, in eine ältere Phase, als das Verb noch der e-Reihe angehörte, -fseri- ist nur in lexikalisierten Komposita bewahrt; das frei verfügbare i-Adj. lautet -» ßri-, Nahe verwandt oder identisch mit ai. pärya- 'hindurchführend, helfend, erfolgreich'. Sb 186 ff. O.A.; Ma 100, 112 f.; Ma 2 108.

fernja- 'alt' *D (§ 184) G

fairneis* (fairnj-); —; — 'alt, gebraucht' [Ntr. fairni, also ja-Stamm]

D

fimi; —; - 'alt, veraltet' MF Ν Ab

ga-

D 'altersschwach' Gl 4,139,23 (decrepitus)

-in- f D firnf 'hohes Alter' Ν -efiö- f G fairnipa 'Alter' -séD firnën 'altern' N, ir- 'alt, schwach werden' Ν Ab Bei Gm Idg

Nur im G und D belegt, wegen des G eindeutig als ^'α-Stamm anzusetzen. Daneben mit schwacher Flexion G fairna, S ferno H 'vorig' (Jahr). Da ein Adj.-Suffix -njo- nicht existiert, wohl jo-Ableitung von der Grundlage des Adv. *pernäi in lit. pérnai 'im vorigen Jahre', umbr. perne 'vorher' ( < *pernai, vgl. pernaio- 'vorherig'). -* furna-, *sena-.

Lit

Ρ 810 f.; T F 231; L m 106; F 140; K a I I 210 f., 370. -

OBERDÖRFFER 1908:

10; SCHULZE 1933 [1909]: 537-540; SCHMIDT 1962: 336; MEID 1967: 71.

FIMA- — FITWES*-

197

fima- '(hinstrebend)' +V (§ 61) W

fimr; fimt, fimliga; fimari, fimastr + gen., dat.rei 'behende, gewandt, flink, schnell mit etwas' (EJ) (M)l+2 (Fr)+ + Häuflg HG, z.B. dád- 'eifrig in guten Taten' (EJ), eljun- 'ausdauernd' C, 6gn- 'kampftüchtig' C, skjald- 'den Schild gewandt führend' EM 116 , υάρη- 'gewandt im WafFengebrauch' (M)2

W -fimi in ord- 'Kunst, die Worte zu setzen' EM 108(app) , skjald- 'Gewandtheit im Umgang mit dem Schild' (EJ), υάρη- 'Gewandtheit im WafFengebrauch' (M) -laika- m W fimleikr 'Gewandtheit, Behendigkeit' (Fr) -Ifka- W fimligr 'flink, aufgeweckt' (EJ) -öW fimask 'sich beeilen' (Fr) -in- f

Bei

Nur im Nordgm. belegt. Grundbedeutung etwa 'sich schnell und gewandt bewegend'; zum Ansatz *fima- s.u. Eventuell führen W nisl. fimni 'Gewandtheit', O agutn. -fempni in gang- 'Fähigkeit zu gehen' Gt, run- 'Fähigkeit zu rennen' Gt auf ein (Verbal)adj. *fim(e)na-, Unter einem Wurzelansatz ipei- nicht zu verknüpfen. Daher vi. altes Verbaladj. *pi-md-o- zu *mö- 'nach etwas streben' (gr. μωοϋαι 'streben' usw., -» möpa-, auch gm. *möda- 'aufgeregter Sinn, Mut'); zur Komposition mit *(e)pi- vgl. gr. ετι-μαίομαι 'strebe nach etwas'.

Gm

Idg

Nicht zu air. éirn 'schnell, rechtzeitig' (wäre *peimi-\ weil eine Basis *peim- keinen alten Ablaut zeigen kann und ein Adj.-Suffix -mi- nicht existiert. Ρ 795; TF 228; V 120; Tp 104; Ka II 443.

Lit

fitwes*- 'schlau, gewitzt' *V (§ 158a) F D

Hierher vi. nwfrs. fits 'bissig' fizus; fizuslihho; — 'schlau, gewitzt, klug', 'arglistig, verschlagen, betrügerisch, falsch' (Person, Worte) N aD (Gl)+1

-haidu-tga-Ifka-ö-sè-

f D D D D

D fizusheit 'List, Schläue' aD (Gl) fizusîg 'schlau, scharfsinnig' (Gl) {astutus, acer) fizuslih 'hinterlistig' Gl 2,521,19 (subdolus) fizusön 'verschlagen sein' (Gl) (caliere) fizusën ds. Gl 5,26,21

Bel

Nur im D, vi. auch im späten F belegt. D steht für eine Affrikata; zum Ansatz mit tw s.u. Als Wurzelvokal käme auch e in Frage.

198 Gm

FLAMA- — FLAIZAN-

Die morphologische Undurchsichtigkeit erschwert eine etymologische Beurteilung. Vorgeschlagene Verknüpfungen: a)

DWB: altes Ptz.Pf.Akt. zu der Wurzel von -» faita- 'fett', wozu auch W fit n. 'Haut an Tierfüßen, Schwimmhaut'; vgl. lat. callidus 'erfahren, geübt, schlau' (zu calière 'dickhäutig sein; geübt, erfahren sein', dies

zu callurn 'Schwiele') [auch nhd. es faustdick hinter den Ohren haben]; b)

Lit

F, Lm: zu G fitan 'gebären', Grundbedeutung 'stark ziehen' [semantisch unbefriedigend].

Doch lassen sich beide Hypothesen kombinieren: Ptz. *fitwes- zu *fita- 'gebären'; zum Bedeutungsübergang vgl. genial zu spätlat. genius 'schöpferischer Geist', zu lat. gignö 'erzeuge, bringe hervor'. -» manwes*-. Ρ 830; Lm 118, F 155 f. 'fitan'·, DWB 111,1628 f. 'fiesz'. - BRAUNE/EGGERS 1975: § 160 Anm. 4.

flaiha- 'hinterlistig' *V? (§ 43b) W E

flár; flátt; flárra, flástr 'falsch, hinterlistig' (Person, Zunge), unpers. 'gefährlich' E + + (M)2 fläh (flä-); —; — 'hinterlistig' (Feind) cD

η

E 'Hinterlist, Heimtücke' (Gr)

Bei Gm

Nur im Nordgm. und E belegt. Ohne sicheren Anschluß. VI. mit der formal nahestehenden Sippe *flaih-/flih- 'schmeicheln, flehen' verwandt (dazu Sb). Falls lat. supplex 'demütig bittend, flehend' hierher (und nicht zu einer e- Wurzel) gehört, wird der Anlaut von flehen auf gm. fl- (nicht \>l- wie in G gaplaihan) festgelegt. Weitere Beziehungen sind nicht bekannt. TF 195 'plaih'; Sb 516 f.; Lm 151, F 206 'ga-plaihan'·, V 129; Hh 106; Κ 219 'flehen'·, Ka I 59.

Idg

Lit

flaizan- 'mehr' Ρ (§ 40) W O Bel Gm Idg

fleiri, flestr 'mehr, meist' E EM 8 · 73 C (M) fiere (agutn. flairi), flxster 'mehr, meist' (S) Suppletiver Kpv., nur im Nordgm. belegt. Auf gleicher Wurzelstufe im Gm. isoliert. Gleiche Struktur zeigt -» maizan-, Ererbte Bildung, < idg. *pld-is-, vgl. av. fraêèta-·, daneben idg.

FLAKA- — FLAKURA-

199

*plë-[os- : *plë-is- in av. fräyah-, gr. irXeíwv, lat. plüs, air. lía 'mehr'. Zu idg. *peld-/plë- 'füllen', -» fulna-. Lit

Ρ 800; TF 235; V 130. -

LiNDEMAN 1964: 105.

flaka- 'flach' Ρ (§ 4) Ν S D

Erst mnl. viae 'flach, eben', 'platt, niedrig', 'ausgestreckt', Adv. 'gerade, genau' Erst mnd. ulak 'flach, platt', 'oberflächlich' floh (-hh-); - ; - 'flach' (Hand) Τ [ l x ] Mhd. vlach 'flach, platt', 'glatt, gerade'

-ört- f

S flaka 'Fußsohle' sD

Bei Gm

Nur im Ν und im deutschen Sprachgebiet bezeugt. Gleiche Wurzelstufe zeigt das Primärverb W flaka (EJ), O flaka (S) 'sich ausbreiten, unnötig viel Platz einnehmen'. Daneben mit Ablaut W flóki m. (Fr), E flöc η. (BT) 'Flachfisch, Flunder'; a/ö-Ablaut auch bei -» flata-lflöta- 'flach'. Die gleiche Wurzelstufe zeigt lat. plaga 'Fläche'. ^-Erweiterung zu idg. *peld-/plä- 'flach, ausbreiten'. Ρ 832; TF 249; Lm 363, F 499 'plaqus'; V 133 'flóki 2'; Hh 109 'flöc'; Κ 217.

Idg Lit

•flaku- ( > plakwu-) 'zart' * V (§ 80, 83) G

plaqus; —; — 'zart, frisch' (Zweig)

Bei

Nur im G belegt; zum Anlaut und zur Umbildving -ku- > -kwu- s. HEIDERMANNS. VI. als tiefstufiges u-Adj. zu dem redupl. Verb *flöka- 'schlagen' gehörig; zur Bedeutungsentwicklung'geschlagen' > 'weichgeklopft' > 'weich, zart' vgl. aks. mçkhkb, lit. mìnkStas 'weich, zart' neben lit. mlnkyti 'kneten', mankStyti '(durch Schlagen) weich machen'.

Gm

Zu anderen Verknüpfungen, die die Stammbildung nicht befriedigend erklären, s. F. Lit

Sb 205 f. O.A.; Lm 363; F 499. -

HEIDERMANNS 1986: 281.

flakura- 'zitternd' R (§ 166) W E

Erst nisl. flökur* in e-rn er/verdur flökurt [auch flökult] 'jm. ist/wird übel' flacor; —; - 'fliegend' (Pfeil) (Gr)

200

FLATA- — FLAUGI-

n

W nisi, flökur 'Ekel, Brechreiz'

Bel

Nur im Nisi, und im E belegt. Die Bedeutung 'zitternd' führt a) zu 'flatternd, fliegend', b) zu 'flau, übel'. Form und Beleglage lassen erkennen, daß das Adj. aus dem Verb *flakurö- 'zittern' in WflQkra,me. flakeren, mnl. flackeren 'flattern', mhd. vlackern 'flackern' rückgebildet ist.

Gm

Lit

TF 249; J 572; Hh 106; Κ 217 'flackern'. - HEIDERMANNS 1986: 281 mit Anm. 19.

fiata- 'flach' Ρ (§ 4) W

S D

flatr; flatt, flatliga; —- 'flach, platt, dicht am Erdboden' (Person, Gegenstand), 'der Länge nach ausgestreckt', 'glatt' (Ring), metaph. 'beschämt' (EJ) (M) (Fr)+1 flat; —; — 'flach, niedrig' sD (flat skip: cimba 'Kahn') flaz; —; — 'flach' (Gl) (flazziu hant: palma 'Handfläche')

-an- m W flati 'Fläche' (Fr) -ön- f D flazza 'Handfläche, Fußsohle' (Gl), after- 'Fußsohle' (Gl) -jaW fletja 'flach ausstrecken' (Fr) Bei

Nur im Nordgm. und im deutschen Sprachgebiet belegt. E me. flat 'flach, eben' ist dem späten Auftreten nach zu urteilen ein nordgm. Lehnwort.

Gm

Idg

Lit

Dazu *flatja- n. in W flet (-j-J 'niedrige Bank rings um den Fußboden', PI. auch 'Haus, Heim' E C (Μ), O fixt, flat 'Wohnung' Sk VG, E flet (-tt-) 'Bank, Fußboden, Halle' Β Gn, F flet (-tt-) 'Gemach, Haus; Ehe', S flet, fletti 'Gemach, Trinkhalle, Haus' H, D flezzi 'Tenne' Ab. — Im Ablaut steht -» flota- 'flach'. Am nächsten stehen lett. piade 'Mutterkuchen', pladina 'flaches Brot', plañdít 'breit machen'. (¿-Erweiterung zu idg. *peld-/plä'flach, ausbreiten'; -» flaka-. Daneben eine ¿-Erweiterung z.B. in Ν mnl. vlade, S mnd. υ lade, D fiado m., fiada f. (Gl) 'flacher Kuchen, Fladen', Ν mnl. vlat (-dd-) 'flach, ausgestreckt' sowie gr. πλατύς 'breit'. Ρ 834; TF 251; V 129; Hh 108 'flett'·, Κ 223 'Flöz'; Ka II 372 f. flaugi- 'fliegend' V (§ 63c)

W

fleygr; —; — 'fähig zu fliegen, geflügelt' (Vogel), 'schnell' (Speer) C -(M)

FLAUTA

FLAUTI-

201

D

HG: var- 'vorsichtig im Fliegen' C Nur wintflougi *; —; —, wohl 'im Wind fliegend' (Schiff) Gl 2,690,60 ( velivolus)

un-

W 'unfähig zu fliegen' (Vogel) (M)

Bei Gm

Nur im W und D belegt. W fleygr ist Verbaladj. zu dem starken Verb *fleuga- 'fliegen'; D wintflougi* ist nach Ausweis von lat. -volus ws. ebenso aufzufassen [Gl 4,337,29 ist lat. velivolus durch D segalfluzzig glossiert]. flugi*-, flugula-.

Lit

Sb 201 f.; Ma 96; Ma 2 98. - E. MEINEKE bei R. Schützeichel, Addenda und Corrigenda zu Steinmeyers Glossensammlung, Göttingen 1982 ( N A k d W Nr. 6): 260-268.

flauta- 'prahlend' *V (§ 43c) G D

flauts; —; — 'ruhmsüchtig' Nur Adv. fiözlihho 'überschwenglich' Sam ( elate) [deverbal?] Hierher vi. auch 'stolz' (Gl) (superbus), falls Fehler für *flöz

(-»

blauta-). -ja·

G flautjan 'prahlen'; D flözzen 'überheblich, übermütig sein' Ab (.superbire)

Bel Gm Idg

Nur im G und D belegt. Ws. Verbaladj. zu dem starken Verb *fleuta- 'fließen'; -» -flauti-, fleuta-. Den Bedeutungsübergang zu 'erzählen, prahlen' veranschaulichen die etymologisch verwandten Verben lett. plaûst iplaûzu) 'ausgießen, naß machen; verbreiten, kundtun, ausschwatzen' und air. lûaidid 'bewegt (sich), erzählt, singt'.

Lit

Ρ 837; Sb 202 ff. O.A.; Lm 118; F 156.

-flauti- '(fließend)' V (§ 63c) W

-fleytr; -fleytt; — in sam- 'mit etwas zusammenfallend, übereinstimmend', 'zusammenhängend' (Fr)+1, sí- 'ununterbrochen' (Fr)l

Bei Gm

Nur im Nordgm. als HG belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *fleuta- 'fließen'; zum Präfix vgl.

202

FLEUTA- — FLÔDJA*-

W samfljóta + dat.rei 'sich mit etwas vereinigen' (Fr). -» flauta-, fleuta-. Lit

Sb 202 ff. O.A.; Ka I 109; Ma 96; Ma 2 99.

fleuta- 'flink' *V (§ 42c) W E Ν

fljótr; fljótt, fljótla, fljótliga; — 'hurtig, schnell', Adv. auch 'bald, bereitwillig' E l EM14(aPP).2°+i C + l (M)+l Erst ne. fleet 'schnell, flink' [ab 16. Jh.] Erst mnl. vliet(e) Adv. 'rasch, eilig'

-in- f -iga-lika-

W flyti 'Flinkheit, Schnelligkeit' (Fr) E flëotig 'flink, hurtig' (BTS) W fljótligr 'schnell, flink' (M)

-ja-

W flyta 'beschleunigen, antreiben, befördern' E C (M)

Bei Gm

Nur im Nord- und Nordseegm. belegt. Ws. Verbaladj. zu dem starken Verb *fleuta- 'fließen'; die Bedeutungskomponente 'schnell' eignet dem Verb allerdings nicht. -» flauta-, -flauti-. Vgl. — mit anderem Wurzelauslaut — air. lúath 'schnell'. TF 255; Sb 202ff.;V 132; OED 'fleet a."; Ka II 401 f.

Idg Lit

flôdja*·- 'strömend' R (§ 130, 160) E

flëde; -; - präd. 'überfließend' (Flut) (BT) HG: in- 'wasserreich, Hochwasser führend' (Strom) Gn cD, ofer'überflutend' (BT) [unsicher]

-efiö- f [D ubarfluatida 'Überheblichkeit, Unbescheidenheit' BR (superfluitas) ist deverbal] Bei Gm

Lit

Nur im E bezeugt; zum Ansatz s.u. Ws. ist das Adj. aus dem schwachen Verb E -flëdan rückgebildet: oferflëde ist zusammen mit oferflëdan 'überfluten' belegt, und das Verb erklärt die Bedeutung des Adj. am besten. Das Verb geht von einem der Subst. für 'Flut' aus. — E *flëdan und Hnflëdan sowie das Grundverb von D ubarfluatida sind nicht belegt. Primäre Verbaladj. mit Suffix -dja- sind im Gm. nicht produktiv; um ein exozentrisches Kompositum wie iniende 'inländisch' kann es sich nicht handeln, weil die Präfixe in/ofer verbal motiviert sind. Sb 204 f. O.A.; Hh 109.

FLÒTA- — FLUGI*-

203

flöta- 'flach' Ρ (§ 5) E Ν S

Hierher vi. ne. dial, fleet 'flach, seicht', 'dicht am Boden' Erst mnl. vloot 'flach, seicht' Erst mnd. vlöt 'flach, nicht tief (Behälter, Grund), 'seicht' (Flüssigkeit), 'oberflächlich' (vlöt spreken)

Bei

Nur im späten Nordseegm. belegt. Ansatz mit ö (nicht au) aufgrund der Etymologie; ne. fleet weist auf *flötja- mit sekundärer ja-Flexion. Das Adj. steht ws. im Ablaut zu -» fiata-, vgl. das Verhältnis von -* flaka- und *flöka-. TF 251; Hh 108 'flete-, OED 'fleet a.5'; FW S183 f.

Gm Lit

flö(w)a- 'warm' P? (§ 5) W

fiór* (nur Ntr.

-ö-nö-

W flóa 'erwärmen' (Fr) [spät] W flóna 'warm werden, sich erwärmen' (Fr) [spät]

Bei

N u r im späten W belegt. Daneben verzeichnet (FrS) eine Variante fleer, die in nnw. dial, fia fortlebt. Im Gm. isoliert. Das in den meisten Wörterbüchern als Ablautvariante *flsewa- verglichene Adj. nhd. flau beruht vielmehr auf afrz. flau 'sanft', das seinerseits aus D (h)läo 'lauwarm' (-» hlxwa-) entlehnt ist (K). Die Wörterbücher stellen das Wort zu aks. politi (pol'o) 'brennen' (intr.), paliti 'anzünden, brennen' (tr.), vhs-planQti sç 'entbrennen, auflodern' und postulieren eine Wurzel *pol-/plö- 'warm sein, brennen'. Jedoch sprechen drei Punkte gegen diese Etymologie: erstens tritt das Adj. im W erst spät auf, zweitens ist es im Gm. völlig isoliert, und schließlich läßt sich die postulierte Wurzelstufe *plö- sonst nicht sicher nachweisen (aks. plan- wohl < *poln-). Alternativ läßt sich das Adj. als Entlehnung aus nnl. flouw 'matt, lau' (= nhd. flau, s.o.) auffassen. Ρ 805; TF 249; V 133; Tp 127 'fl¿\ Κ 219 'fiau'; Ka II 423 f.

Gm

Idg

Lit

flótt);

- 'warm, lau' (Wasser) (Fr/S) [spät]

Augi*- 'flügge' V (§ 65b) E

N u r unflycg*; —; — 'ohne Federn, federlos' (BTS) ( inplumes)

204

FLUGULA

FÖDJA*-

N S

Erst mill, vlugge 'flügge, fähig zu fliegen', 'schnell, geschwind' Erst mnd. vliigge 'flügge, fähig zu fliegen', 'flüchtig', 'behende, eifrig'

D

Erst mhd. vlücke 'flügge, fliegend, gefiedert'

un-

E s.o.

-in- f -ja-

D flucki'Leichtigkeit, Beweglichkeit' Gl 4,316,49 ( levitas) D flucken + akk. 'flügge machen, fliegen lehren' Ν

Bel

Nur im Westgm. belegt, durchweg mit westgm. Konsonantengemination. Ein Ansatz *flukk-ja- mit Intensivgemination (Sb) wird weder von den Belegen gefordert, noch ist diese von der Semantik her wahrscheinlich. Westgm. Verbaladj. zu dem starken Verb *fleuga- 'fliegen'. Daneben das nord- und westgm. Subst. *flugi- m. 'Flug'. Die ältere Bildimg ist -» flaugi-·, vgl. -» flugula-. Sb 201 f.; Bb 52 f.; Ma 96 f.; Ma2 100 f. - LÜHR 1988: 307.

Gm

Lit

flugula- 'fliehend; fliegend' V (§ 86c, 93) W E Bei Gm Lit

flogall, -flugull; —; — 'sich rasch bewegend' (Person) (Fr) HG: vid- 'weit umherfliegend' (Vogel) EM 8 4 flugol; —; - 'flüchtig, eilend' (BT) (BTS) Nur im W und E belegt. Verbaladj. zu einem der starken Verben *fleuga- 'fliegen' oder *fleuha- 'fliehen'. -» flaugi-, flugi*-. Sb 201 f. O.A., 517 f.; Ka II 276, 286.

-födja*- 'zu ernähren' R (§ 130, 160) S

Nur unfödi; —; — 'unersättlich' (Feuer) H

Bei

Nur l x im S negiert belegt.

Gm

Die gm. Beleglage spricht entschieden dafür, das Wort als Rückbildung aus dem gemeingm. Kausativum *födeja- in G fodjan, W fœda, E ßdan, F ßda, S födian, D fuoten 'ernähren, aufziehen, gebären' einzustufen. Anders Ma, Ma2: altes Verbaladj. *fodi- zu dem α-stufigen Primärverb, das aus D fatön 'nähren' Ν (Gl), fatunga 'Nahrung, Speise' Gl 2,331,30 sowie dem oben genannten Kausativum erschlossen werden kann.

-FÒGA- — FÖRI-

Idg Lit

205

Das gm. Primärverb läßt sich vergleichen mit gr. τατέομαί 'nähre mich, esse, verzehre'. Ρ 787; TF 223; Lm 119 f., F 157 'fòdjan'·, V 149 'fa>da'\ Hh 110 f.; Κ 238 'Futter";

M a 105; Ma 2 119. - WISSMANN 1932: 87.

-föga- 'passend' *V/R (§ 56, 159a) E F Ν S D

ungeßg; ungeßge; — 'unangemessen, unmäßig' (BT)+1; geßge 'passend, geeignet' (BT), un- 'impassend, unangemessen' (BT) un(e)ßch (-g-); —; — 'unziemlich' Erst mnl. gevoech 'fügsam, gefügig', 'passend', 'geschickt' Erst mnd. vöge (ö,ü) 'passend, geeignet', 'geschickt' gifuogi; —; — 'wohlgefügt', 'passend, geeignet' Sam (aptus) Gl 3,232, 49 (compositum), un- 'ungünstig; ungeheuer groß' (Gl) Das Adv. gifuoglihho

ga-

'festgefügt' Sam geht vom Verb aus.

s.o.

-efiö- f S ungißgitha 'Unschicklichkeit, impassende Tat' sD -Ifka- D gifuoglih + dat. 'geeignet' Τ -ja'zusammenfügen, verbinden': E (ge)ßgan Gn cD; Ν gefuogen\ S PPP gifuogid H; D (gi)fuogen O N a D Ab Sam Bel Gm

Nur im Westgm. belegt; meist ja-, im E auch α-Stamm. Die morphologische Beziehung zwischen Adj. und ja-Verb ist zweideutig: a) b)

Lit

das Adj. weist zusammen mit -» fagana- u.a. auf ein starkes Verb *faga- (6. Ablautreihe), das Ja-Verb ist vom Adj. abgeleitet; das Adj. ist aus dem ja-Verb rückgebildet, das seinerseits vom starken Verb ausgeht.

Bedeutung und Beleglage sprechen eher für die zweite Möglichkeit. Hh 111; Κ 235 'fügen'· Ma 2 121 f. - WISSMANN 1975: 60. fori- 'beweglich, fähig' V (§ 71, 72)

W

O

foerr; —; fcerri akt. 'fähig (zu gehen, reiten, schwimmen)', 'beweglich, schnell' (Person), pass, 'begehbar, passierbar' C+2 (EJ) (M) Häufig HG, z.B. at- 'fähig, imstande' (M), ein- 'allein, ohne Begleitung' (M), hrad- 'schnell' (Pferd) E, medal- + gen.rei 'gerade noch fähig zu etwas' (EJ), vâpn- 'waffenfähig' EM 129 (M), var- 'vorsichtig' (EJ) (M) ßr; —; — 'tauglich, in gutem Zustand' (Gegenstand), 'imstande zu etwas' (Person) (S)

206

E D

aupaga· un-

FRADA-

Häufig HG, z.B. far- 'fahrtüchtig, in gutem Zustand' (Fahrzeug) Bj, van- 'schwach, auf fremde Hilfe angewiesen' (S) -fere; —; — in earfod- 'schwer zu passieren' (BT) Nur gifuori; gifuoro, gifuorlihho; gifuorost 'angemessen, passend, bequem, gut, günstig' Ol A b + + (Gl)+1, un- 'unpassend, unangemessen' Ab+1 S a m + 1 (Gl) E 'leicht zu begehen' (Weg) (BT) E 'leicht zugänglich' (Gr); D s.o. W 'unfähig zu gehen; ungangbar, unerträglich' EM 68 (M); O 'verkrüppelt, arbeitsunfähig' (Person), 'untauglich' (S); E 'unfähig, behindert' (BT)

m η

W velfaerr 'Meer' (EJ) [leicht zu befahren] W torfoeri 'Schwierigkeit' (M); O ofóri 'Untauglichkeit, Unbrauchbarkeit' SM VM; F fëre 'Nutzen, Vorteil, Gewinn'; S giföri 'Nutzen, Vorteil' H, un- 'Beschwerlichkeit' sD; D gifuori 'günstiger, glücklicher Zustand, Vorteil' Ο Ν aD Ab Sam (Gl), un- 'unglückliches Geschick' Ο Ν (Gl) -ön- f W ófoera 'sehr gefährliche Lage' (M); D ungifuora 'ungünstiger Zustand' Gl 2,112,20 -in- f W ordfoeri 'Beredsamkeit' (EJ) -laika- m W foerleikr 'Tüchtigkeit' (M) -lika- D gifuorlih 'Eingemessen, passend' Sam -sama- D gifuorsam 'übereinstimmend, passend, bequem' Ab (Gl) Bei

Gm Idg Lit

Im Nord- und Westgm. belegt. Bedeutungen: a) aktivisch 'beweglich, fähig' > 'tauglich'; b) passivisch'begehbar, zugänglich' > 'angemessen, bequem'. Verbaladj. zu dem starken Verb *fara- 'sich fortbewegen'. -» -fara(n)-, farula-, -fäeri-, -furi-, Ai. pärya- ist unter der altertümlicheren Bildung -» -fäeri- aufgeführt. Sb 186 ff.; Ka I 112 f.; Ma 104; Ma 2 119. - LINDQVIST 1909: 258-262.

frada- 'entzündet' *V (§ 154a) D

fr at; —; — 'entzündet, eitrig, wund' Gl 2,433,65 (puter) Mhd. ιtrat 'wundgerieben, entzündet, faulig', metaph. 'durchtrieben, verschlagen'

-in· f

D /reif 'wundgeriebene Stelle' Gl 2,227,68 ( livor

FRAIPA*-óBei Gm Idg

Lit

207

viilneris); mhd. vrete ds. D fratön 'wund machen, verletzen' Gl 2,220,65 (saucire) Nur im D belegt, Bedeutung 'entzündet, wundgerieben'. Zu mundartlichen Belegen s. PlIRAINEN. In dieser Bedeutung im Gm. isoliert (doch s.u.). Ws. handelt es sich um ein altes Verbaladj. *prd-tó- zu der idg. Wurzel *prë- 'anzünden, anfachen' in gr. πίμττρημι 'blase an, fache an, sprühe aus'; zur Bedeutung vgl. etwa gr. τρηδών f. 'entzündliche Geschwulst', πρήσμα η. 'Entzündimg', πρήσις f. 'Entzündimg (u.a.)'. Die Grundbedeutung ist also 'entzündet'. Von Dentalerweiterungen der Wurzel gehen aus O msw. fradha 'Schaum, Geifer', F bënfrôtha m. 'Knochenverwundung' und S mnd. vradem (t) m. 'Dunst, Hauch' [dazu D exactor Gl 3,272,53?], ferner ws. die Adj. -» fräeti*-, fraetra-. Eine s-Erweiterung liegt vor in W frses f. 'Zischen, Fauchen' (Schlange) E, nnw. frasa 'sprühen' u.a. Ρ 809; TF 246 '(/rês)'; V 145 ' f r x s ' ; DWB IV,1,1,67. - HELTEN 1907: 29; PlIRAINEN 1971: 77-81.

fraina*- 'flüchtig' *V (§ 154a, 156) S D

frëthi*; —; — 'abtrünnig, flüchtig' sD (sflûhtigun endi fréthiún> defugas) freidi*; —; — 'flüchtig, flüchtend', 'vom Glauben abtrünnig' Ν (Gl) Mhd. vreide 'abtrünnig, flüchtig, geflohen'

f

'Abtrünnigkeit, Treulosigkeit, Flucht': F frëthe (Fivelgoer Hs.); D mhd. vreide-, langob. fraida -an- m D freid(e)o 'Flüchtling, Heimatloser' Sam (profugus) (Gl) -îgaD freidig 'abtrünnig' BR Sam (apostata) (Gl) -œD freidën 'vom Glauben abfallen' Gl 1,586,29 (apostatare) Bel

Nur im Kontinentalwestgm., als Adj. nur im deutschen Sprachgebiet belegt; die ja-Flexion kann also sekundär sein.

Gm

Im Gm. in dieser Form isoliert.

FRINGS bezieht den Beleg des S auf deis ®a-Adj. Die hypothetische Herleitung aus *fr(a)-aipja- 'eidbrüchig, treulos' (gebildet wie G ufaïpeis* 'durch Eid verpflichtet') (DWB) ist der außergm. Etymologie unterlegen, weil *fra- in exozentrischen Bildungen 'voran' bedeutet

(vgl. D fravali 'übermütig, vermessen', das nach Κ als *fr(a)-afl(j)a- 'dessen Stärke vorangeht' zu *afla- 'Kraft' gehört; ferner D frabari [-» abra-] und -» frökni-).

208

FRAIWA- — FRAK(K)A-

Idg

Identisch (*fraipa-) bzw. eng verwandt (*fraipja-) mit ai. prêta- 'gestorben, tot' zu pra-i- 'weggehen, sterben'; vgl. zum Alter der Bildung und zur Bedeutung RV prèti- f. 'Weggang, Flucht' (HIRT). Die Übereinstimmung zwischen Ai. und Gm. erstreckt sich sogar auf den Akzent (idg. *pró-i-to- 'weggegangen'). -» wida-.

Lit

Ρ 295; Κ 232 'Frevel'·, D W B IV,1,1,102. -

Η. HIRT IF 37, 1916/17: 235 f.;

KROGMANN 1937: 68 f.; FRINGS 1966/68:1 199.

fraiwa- 'fruchtbar' *D (§ 186) W O

frjór; —; — 'fruchtbar' (Frau, Erde), 'zeugungsfähig' (Mann) (EJ) (Fr) Nur VG in frölimber 'männliches Glied' SM

η •laika-líka-ö-

'Same, Saat, Nachkommenschaft': G fraiw, W fr χ (EJ) (M); O frö Hl m W frjóleikr 'Ertrag' (Fr) W frjóligr 'fruchtbar' (Saat) (Fr) W frjóva (œ) 'fruchtbar machen', -sk 'wachsen, gedeihen, fruchtbar werden', 'schwanger werden' (Frau), metaph. 'sich verwandeln' (Worte in ein Gedicht) E (EJ) (Fr)

Bei

Als Adj. nur im Nordgm., indirekt auch im G belegt. Zum Ansatz als α-Stamm s. HEIDERMANNS. Auf gleicher Stufe im Gm. isoliert. Meist zu *pro- 'vor' und *ei- 'gehen' gestellt, WEIS solange nicht befriedigt, wie die Wortbildung nicht erklärt und durch Parallelen gestützt ist. Vielmehr läßt sich an eine Sekundärbildung vorgm. *prai-#o- 'nach vorn bringend, hervorbringend' denken; die Grundlage ist das westidg. Adv. *prai, das in lat. prae, osk. prai, umbr. pre 'vor, voran' vorliegt. Zur Wortbildung -» frawa-.

Gm Idg

Lit

TF 245; Lm 123, F 163 'fraiw'; V 145; Ka II 458. -

HEIDERMANNS 1986:

295 f.; BAMMESBERGER 1990: 69.

frak(k)a- 'mutig, gierig' *V? (§ 51b) W E Ν S

Anw. frakkr; —; — 'mutig, unerschrocken' (FrXlx] Nnw. dial, frakk 'schnell, mutig' frase; frxclîce; — 'gierig', Adv. 'gefährlich' (BT/S)+1 [s.v. free] Erst mnl. vrak (ck) 'gierig, habsüchtig, geizig' Erst mnd. vrak (ck) 'gierig, habsüchtig, geizig'

-in- f

D freckî 'Habgier, Habsucht' aD

FRAMA-

Bel

Nur im Westgm. mit Sicherheit belegt; zum E s. FÖRSTER. W frakkr könnte formal auch zu -» *franka- gehören oder aus dem

209 S ent-

lehnt sein.

Gm Lit

Zu den weiteren Beziehungen -» fréka-, daneben mit Nasalierung -» *franka-. V 139 'frakka'·, Tp 133; Hh 114. - M. FÖRSTER ESt 39, 1908: 327-339.

frama- '(hervorragend' *D (§ 192) W

O E D alaun-

framr; framla, framliga; fremri, fremstr/framastr 'nach vorn ragend' (Zähne), 'hervorragend, ausgezeichnet; mutig, kühn, dreist', 'weit zurückliegend, alt', Adv. 'eifrig' E+2 EM+ + C++ (M)+2 [häufig VG, HG] —; fram(p)t; fraembri, fraemstr/framstr 'nach vorn ragend' (Füße, Zähne), 'vornehm' (Person) (S)l+2 fram (o,eo), freme; framlîce; -framra 'stark, tüchtig, tapfer', 'anmaßend, herrisch' Β Gn+1 cD+1 (Gr)+ + fram; —; — präd. 'vorgerückt, spät', 'sehr groß' O [2x] W 'überaus hervorragend' (EJ) W 'zurückhaltend, bescheiden' EM 43 C; E 'schwach' Β

-an- m W frami 'Tüchtigkeit, Nutzen, Vorzug, Ehre' E EM 45 C (M) -in- f E fremu 'Nutzen, Vorteil, Heil' Gn cD, un- 'Verderben' Gn; F fremo 'Vorteil, Nutzen, Gewinn' -epö- f W fremd 'Ruhm, Ehre' C (M) -lika- W framligr 'ausgezeichnet', Adv. 'eifrig' EM 47 (EJ) -ja'voranbringen, fordern, ausführen': W fremja E EM 73 C (M); O fraemia (S); E (ge)fremman Β Gn cD; F fremma; Ν thurofremmen 'vollenden'; S fremmian H Gn sD; D -frem(m)en Τ (Gl) [z.T. zum Adv., s.u.] -öW framask 'geehrt werden' (EJ) Bei Gm Idg Lit

Im Nord- und Westgm. belegt; zur Rektion s. DELBRÜCK. Daneben das Adv. G fram, framis 'weiter', W,E,S,D fram 'vorwärts, hervor'. VI. ist das Adj. erst sekundär (in präd. Stellung) aus dem weiter verbreiteten und häufiger bezeugten Adv. entwickelt. Formal identisch mit gr. τρόμος m. 'Vorderster, Anführer', das mit superlativischem mo-Suffix von *pro- 'vor, vorn' ausgeht. -» frawa-. Ρ 814; TF 232 f.; Lm 124; F 164; V 139 f.; H h 114; K a II 442. - DELBRÜCK

1907: 130 f.

210

*FRANKA- — FRAPA-

*franka- 'kampfbegierig' Ρ (§ 2) m

Dem lat. Volksnamen Franci kann nicht der gm. Name mit sw. Flexion (s.u.) zugrunde liegen; er führt vielmehr auf ein Adj. (TLEFENBACH [ n a c h FRANCK]).

-an- m D Franko Franke (Volksname) O dD Gl 4,390,14 Bei

Die gm. und lat. Bezeichnungen der Franken sind sprachlich am ehesten als Substantivierungen eines Adj. verständlich, das selbst nicht bezeugt ist. Ν mnl. vranc, S mnd. frank, D nhd. frank 'frei' ist erst im 15. Jh. aus dem Frz. entlehnt. Das roman. Adj. wiederum ist gm. Ursprungs.

Gm

In der Spätantike und im Mittelalter wird der Name der Franken immer mit deren Verwegenheit und Kampfesmut erklärt. Nach TIEFENBACH lassen sich diese Berichte auch etymologisch stützen, nämlich durch Annahme einer nasalierten Variante von frak(k)a(vgl. -» blanko- neben -» blaka-). TIEFENBACH: "Am Beginn steht ein Adjektiv in der Bedeutung 'kühn, kampfbegierig', das Grundlage des Volksnamens der Franken wird; der appellativische Charakter lind der semantische Gehalt dieses Adjektivs ist in der Folgezeit durch das starke Gewicht des sich verselbständigenden Namens der Franken zurückgedrängt worden und dann verlorengegangen; aus dem Volksnamen hat sich später unter den neuen geschichtlichen Gregebenheiten wieder ein neues Adjektiv, francus 'frei', gebildet."

Lit

Κ 229; Pf 468. - TIEFENBACH 1973. 52-56.

f r a j j a - 'tüchtig, wirksam' *V (§ 55a) D

frad; frodo; -fradero 'tüchtig, wirkungsvoll' -N2 (Gl)+1 (strenuus, efficaciter)

ga-

D 'wirksam, wirkungsvoll' (Geisteskraft) Ν (Gl)

-in- f

D (gi)fradi 'Wirksamkeit, Eifer' (Gl), 'verständig'. Ρ 845; TF 246; Sb 208 O.A.; Lm 126, F 165 f. 'frapi'. - ROOTH 1939: 57; PnRAlNEN 1971: 24. frawa- 'hurtig; fröhlich' *D (§ 186)

W O E F Ν S D

un-

fror (ó); frâliga; — 'schnell, hurtig', + gen.rei 'geschickt' E l E M 1 3 1 C (M) Urn. VG in frawaradaR PN [von raschem Entschluß] (Möjbro) Nur me. from Adv. 'eilig, hastig' frë; —; — präd. + gen.rei 'froh' (1. Rüstringer Codex) Erst mnl. vro 'froh, heiter, zufrieden' frä (frah-); fröliko; — 'froh, fröhlich, zuversichtlich' H + l sD VG: frahmöd, frömöd 'frohgemut, fröhlich' H fro (fraw-); frawalihho (frö-); frööro, frewisto 'froh, fröhlich, erfreut, entzückt', Adv. auch 'herrlich' 0 + 1 N + 2 aD Ab (Gl)+ + 'traurig, betrübt': S sD; D Ο Ν Ab (Gl)

-in- f D frawi (e,ou) 'Freude' Ο Ν Ab, un- 'Traurigkeit' Ν Ab (Gl) -epö- f D frewida 'Freude' I O N (Gl), un- 'Jammer, Betrübnis' O (Gl) (-nassu-) f S 'Freude' Gl 1,722,7 (gaudium) -laika- m W fráleikr 'Behendigkeit' (M) -Ifka- W frâligr 'rasch, flink' (M); D frawalih, fröllh 'heiter, fröhlich' Ο Ν (Gl), un- 'traurig' Ν (Gl) -jaS frowian 'erfreuen' sP; D frawen (e,eu) + akk. 'erfreuen', refi, 'sich freuen' I MF Ο Ν (Gl), un- 'betrüben; trauern, traurig sein' Ν Ab Sam -óD frauiön (ou) 'froh sein, sich freuen' O aD (Gl) -sèD frawen (ou) 'froh sein, frohlocken, jubeln' Ab Bei

Gm

Idg

Das Adj. bedeutet im Nordgm. und E 'schnell, hurtig', im Kontinentalwestgm. 'froh, fröhlich' und 'herrlich'. Zur Rektion mit Gen. s. DELBRÜCK, zu F ë s. HELTEN. Im Gm. in dieser Form isoliert. Auf welche Weise W fránn 'scharf; tapfer; glänzend, leuchtend' E EM93 C hierher gehört, ist unklar (vgl. fâr/fànn 'bunt', grár/gránn 'grau'?). Unter einem Wurzelansatz *preu- (z.B. OSTHOFF, P, V) ohne Vergleichsmöglichkeit.

212

(-)FR^GI- — FREKAAi. pravá- 'schwebend, fliegend' (zu prâvate 'hüpft, springt a u f ) gehört wohl zu idg. *pleu- und paßt auch semantisch schlecht.

Auffällig ist das Fehlen der Verschärfung (vgl. etwa -» glawwa- < *glau-a-, -» snawwa- II < *snau-a-). Vieles spricht dafür, daß die Verschärfung (d.h. die Verdopplung des wurzelschließenden Halbvokals) dazu dient, den Wurzeldiphthong vor vokalischen Elementen wiederherzustellen (s. HEIDERMANNS). Wenn sie hier fehlt, so deutet das darauf hin, daß nicht von einer Wurzelform tprou-, sondern von *pro-ifo- auszugehen ist. Dann wäre die Grundbedeutung etwa 'vorwärts drängend' (TF); daher 'schnell, hurtig' > 'eifrig' > 'fröhlich'? Zur Wortbildung fraiwa-, frama-. Lit

Ρ 8 4 5 f.; T F 2 3 3 ; V 1 4 0 ; Κ 2 3 3 . -

OSTHOFF 1 9 0 1 : 3 3 6 - 3 4 0 ; DELBRÜCK 1 9 0 7 :

1 3 1 ; HELTEN 1 9 0 7 : 1 1 7 f., 142; RUPRECHT 1 9 5 9 : 2 5 - 3 1 ; GRAUWE 66-71; HEIDERMANNS 1986: 2 9 8 m i t A n m .

1979/82:1

111.

(-)fräegi- 'bekannt' V (§ 68c) W

frxgr

(-]-); —; frxgri,

frxgstr/frxgastr

'bekannt, berühmt, berüch-

tigt* E+2 EM+2 C+2 (M) O

frxgher;

E S

gefrxge (-ë-); —; gefrxgost 'vom Hören bekannt, berühmt' Β cD+2 gifrägi; —; — 'bekannt, berühmt' H

—; — ' b e k a n n t , b e r ü h m t , b e r ü c h t i g t ' [LlNDQVIST]

ga-

E,S

η

E 'Kenntnis (vom Hörensagen)' Gn cD

s.o.

-epö- f ' R u h m , R u f , L e u m u n d ' : W frxgd

C (M); O frxghp, fregdh

CL M E

-ja-

W frxgjask 'berühmt werden' (EJ)

Bei

Das Adj. liegt im Nordgm. als Simplex, im Westgm. nur komponiert vor, ist also nicht sicher als Simplex zu erschließen. W -j- wird allmählich ausgemerzt, vgl. fraegastr EM 2 2 ' 2 4 (Prosa).

Gm

Eigentlich 'wonach gefragt wird' (-» -gxti-), Verbaladj. zu dem starken Verb *fregna- 'fragen'. ->· furhta-.

Lit

Sb 208 ff.; Ka I 99; Ma 103; Ma 2 112. - LlNDQVIST 1909: 255 f.

freka- 'gierig, unverschämt' *V? (§ 50b) G W

Nur HG in faihufriks 'habsüchtig, geldgierig' frekr; frekt, frekliga; — (+ til) 'gierig, begierig (nach etwas)', 'gefräßig' (Raubtier), metaph. 'zehrend, bedrückend' E EM108(aPP) C (M)+l [häufig HG]

FR35TI*E Ν D un-

213

free; —; — 'kühn, verwegen' (Tat) Gn HG: ferhd- 'kühn, tapfer' B, güd- 'kampfbegierig' cD Erst mnl. ν ree 'geizig' freh (-hh-); —; frehhöro (+ gen.rei) 'gierig, habgierig, geizig' N+2 sD Ab (parcus) D 'nicht habgierig' Ν

-an- m W freki 'Wolf, Feuer' (poet.) E C; E freca 'Krieger' Β cD -ön- f W freka 'Strenge, Härte' (M) •in· f G faihufrikei 'Habsucht'; E scyldfrecu 'verwegene Sünde' Gn; D frehhf 'Habgier, Habsucht' Ν -efiö- f D frihhida 'Begierde' Gl 2,148,41 (cupiditas) Bei Gm Idg

Lit

Das gemeingm. Adj. bedeutet 'gierig', daher auch 'kampfgierig'. Auch mit Gen., s. DELBRÜCK. Zu der gm. Wurzel *frek- gehören die ablautenden A4j. frak(k)a-, *franka- und vi. -» frökni-. Eine idg. Wurzel *preg- wird vorausgesetzt von poln. pragnQC 'gierig verlangen' und abret. rogedou PI. Orgien', ky. rhewydd 'Geilheit'. Im Hinblick auf Ablaut und Bedeutimg nicht recht klar. Daneben steht eine Wurzel *sperg-, -» sparka-. Ρ 845; T F 245; V 141; Hh 115; Κ 230; Pf 470; K a I 27. -

DELBRÜCK 1 9 0 7 :

1 3 1 ; M. FÖRSTER ESt 3 9 , 1 9 0 8 : 3 2 7 - 3 3 9 ; OBERDÖRFFER 1 9 0 8 : 1 0 ; G.S. LANE Lg 9, 1 9 3 3 : 2 5 8 ; PHRAINEN 1 9 7 1 : 4 4 - 4 6 .

fräeti*- 'widerspenstig' *V? (§ 74b) E F

fräete; —; — 'widerspenstig, eigensinnig' (Volk, Leben) cD (Gr) [Dat. Sg.F. -re, Akk.Sg.N. -e] frète; —; — präd. 'friedlos, geächtet, vogelfrei': fach and frète (1. Rüstringer Codex)

-an- m F fréta 'Friedloser, Geächteter' -ön- f D fräza 'Hartnäckigkeit' Gl 2,428,18 (obstinatio) -fga- E freetíg 'hochmütig, eigensinnig' (Teufel) (Gr) Bei

Gm

Nur im Westgm., als Adj. nur im Anglofries. belegt. Ansatz mit Langvokal wegen der konstanten Schreibung mit einfachem ζ im D. Daneben steht die ra-Bildung -» fräetra-. Auf gleicher Stufe nicht zu verknüpfen. Dem formal möglichen Anschluß an das starke Verb *fr-eta- 'fressen' widerraten die Bedeutung sowie die Wurzelstufe von *frxtra-.

214 Idg

Lit

FILETRA- — FRÍDAOhne klare Beziehungen. VI. gehören die Adj. zu einer sonst unbezeugten d-Erweiterung der idg. Wurzel *prë- 'anzünden, entfachen', die Vinter -» froda- behandelt ist. Die Grundbedeutung wäre 'sich (an seiner Umgebung) aufreibend' (-» prawa-). Abwegig HOLTHAUSEN: "können zu lat. prêlium 'kämpf gehören, wenn dies sabin. -I- für lat. -d- hat (vgl. lêvir)". Ρ 809; H h 114. - OBERDÖRFFER 1908: 12; F. HOLTHAUSEN PBB 45, 1921:

297 f.

fraetra- 'widerspenstig' *V? (§ 99) D

un-

fräzar (-or,-ur); fräzaro, fräzarlihho; fräzaristo 'hartnäckig, widerspenstig, unverschämt' sD (Gl)+ + D vi. 'besonnen' (Gl) (intemeratus)

-in- f D fräzari 'Dreistigkeit, Schamlosigkeit, Halsstarrigkeit' (Gl) -haidu- f D fräzarheit 'Schamlosigkeit' (Gl) Bei Gm

Nur im D belegt. Zu allem Weiteren -» fräeti *-; zum ra-Suffix -» ampra-, frida- 'schön, erfreulich' *V (§ 154a, 156)

W E

fridr; —; frídri/frídari, frlztr/frídastr 'trefflich, gut, schön, berühmt' (Person) E+2 EM+2 C+2 (EJ)+2 (M) (Fr)+2 Nur VG in fridhengest 'stattlicher Hengst' (Gr) [unsicher] In seo fride maeg (Gr), wo von der Pflegemutter des Kuckucks die Rede ist, liegt ws. ein Kompositum fridemaeg 'die Schützende' vor [abweichender Dental!].

alaun-

W 'überaus schön, stattlich' (König, Fest) (EJ) W 'häßlich' (Streit, Werk), 'schmähend' (Lied) C

-laika- m W fridleikr 'Schönheit' (eines Mädchens) (M) -lika- D fritlih 'angenehm, erfreulich' Ν -jaG freidjan 'schonen'; W frida 'schmücken, zieren' C (M); D friten 'hätscheln, verwöhnen' Ν Hierher (nicht zum Adj.) das VG von Ν frîthof, S frîdhof H, D frîthof MF T O N (Gl) 'Vorhof: urspr. 'gehegtes, eingefriedetes Grundstück'.

Bel

Als Adj. nur im Nordgm. belegt, in einem unsicheren Fall auch im E. Die Bedeutung des g./d. Verbs führt auf 'freundlich stimmen, zu-

FRIJA-

Gm Idg

Lit

215

frieden machen, verwöhnen'; W friöa dürfte eine unabhängige Ableitung sein. Zum Bedeutungsübergang vgl. nhd. schön : schonen. Wurzelverwandt mit -» frija-. Ererbtes Adj., formal identisch mit ai. prttá-, av. -frita- 'erfreut, geliebt, gut gepflegt'; die gm. Bedeutungen scheinen allerdings unter dem Einfluß des ja-Verbs zu stehen. Zur verbalen Grundlage -» frija-. Ρ 844; TF 247; Lm 127, F 167 'freidjan'·, V 143; Hh 116; Κ 232 'Friedhof·, K a II 302 f. - KROGMANN 1937: 106; SCHUBERT 1968: 65.

frija- {fría-) 'frei; lieb; eigen' *V (§ 59) A. Das Adj. zeigt nur die Bedeutimg 'frei': G freis (frij-); -; - 'frei' VG: freihals m. 'Freiheit' W Nur VG in frjáls 'frei' (EJ) (M) (Fr) O frir, fri; frit; — 'frei', 'allgemein, frei zugänglich' Gt CL+1 Sk VG: frxls 'frei' (S) E frëo (io); frëolice; frëora 'frei, freigeboren, edel', Adv. 'bereitwillig, geziemend' Gn+1 cD (Gr)+ + VG: frëols 'frei' (BT), m. 'Freiheit' (BT) F fri; fri, frilïke; — 'frei, freigeboren, selbständig', Adv. 'in Freiheit' VG: -hals m. 'Freiheit' Ν Erst mnl. vri 'frei, unabhängig, selbständig', 'vornehm, edel' S Erst mnd. vn 'frei, unabhängig, ungebunden' D frï; —; friöro präd. 'frei, nicht leibeigen' MF Τ N + 2 BR aD (Gl)+2 VG: -hals 'frei' Ab, m. 'Freiheit' BR un-

D 'unfrei, wenig frei' Ν

η -an- m -in- f •dòma-haidu-Ilka-

F 'Freiheit' [unsicher] D frío 'freier Mann' N, hant- 'Freigelassener' Gl 2,88,16 G frijei 'Freiheit' [D hantfrii 'Freilassung' Gl 2,95,24 ist deverbal] m F frïdôm 'Freiheit' f ds.: D friheit Ν [O frihet CL ist entlehnt] E frëolic 'frei, freigeboren, edel' B; F frilik 'frei' (Land); D früih 'frei' BR W fría 'befreien', -sk 'sich befreien' (M) (Fr); F friaia 'befreien, freisprechen, einlösen'

-ö-

B. Die Bedeutung 'lieb' erscheint nur in Ableitungen: f E frïge Pl. 'Liebe' cD

FRISKA-

216

n S fri 'Frau, Gattin' H Gn [η. Genus nach wif 'Weib'] -an- m W frli 'Geliebter, Gatte' E (, zweisilbige Lesung aufgrund des Metrums) -apwö- f G fri(j)aj}wa 'Liebe'; E frëod 'Liebe, Freundschaft' Gn cD

-Ifka-ô-

E frëolic 'herrlich, vorzüglich' Gn; S früik 'edel, lieblich, schön' (Frau) H 'lieben': G frijón; W fría auch 'liebkosen, schmeicheln' E C; E frëogan Β Gn; S friehan H [dazu MEZGER]

C. Die Bedeutung 'eigen' ist nur in Komposita bewahrt: E frëobrôdor 'leiblicher Bruder' cD, frëonama 'eigener Name, Beiname' (Gr) Bei

Das gemeingm. Wort bedeutet a) als Adj. 'frei' (mit Gen., s. DELBRÜCK), b) als VG 'eigen', c) in Ableitungen 'lieb'. Im Nordgm. ist das selbständige Adj. nur im Agutn., Adän. und Msw. bezeugt; das W sowie das sonstige O kennen nur das alte Kompositum *frijahalsa-.

Gm

Idg

Die Bedeutving 'eigen' ist die älteste, da nur in wenigen erstarrten Komposita erhalten. Sie führt a) über 'vertraut' zu 'lieb' (-» swxsa-, *peupa-), b) über 'eigenständig' zu 'frei'. Das gm. Adj. hat eine genaue Entsprechung in ky. rhydd 'frei'; der Bedeutungswandel 'eigenständig' > 'frei' fällt also in voreinzelsprachliche Zeit. Sodann vergleicht sich lat. pro-prius 'eigen, eigentümlich, fest angehörend'; schließlich ai. priyâ-, av. fry a- 'eigen, lieb'. Zu ai. prinäti 'erfreut, ergötzt; genießt'. Der Bedeutving nach zu urteilen wohl letzten Endes als 'was man bei sich hat' zu idg. *peri- 'nahe, bei' (K). -» fr ida-. Anders TF: "Gewiß nicht zu ig. prï- lieben, sondern verwandt mit lat. prîvus für sich bestehend, einer Sache beraubt." — BAMMESBERGER sucht die gm. Bedeutung durch eine them. Ableitung oder eine Vrddhi-Bildung zu einem Wurzelnomen *prt- zu erklären.

Lit

Ρ 844; T F 247 f.; Lm 128; F 167 f.; Hh 116; Bb 54 f.; Κ 230 f.; Pf 471 f.; K a I 90. — DELBRÜCK 1907: 131; M. SCHELLER, Vedisch priyâ- und die Wortsippe frei, freien, Freund, Göttingen 1959; LLNDEMAN 1964: 124 f.; F. MEZGER KZ 79, 1964: 32-38; BAMMESBERGER 1990: 242.

friska- 'neu entstanden' *D? (§ 198, 201) W O

ferskr, feskr; —; ferskastr 'neu, jung, frisch', 'gut' (Hilfe, Bitte), 'hübsch' (Frau, Bild) (EJ) (Fr)+2 [spät belegt] frisker, fersker; —; — 'frisch, süß' (Wasser), 'gerade verübt' (Verbrechen) (S)

FRÖDA-

E Ν S D

217

ferse; —; — 'frisch, süß' (Wasser), 'ungesalzen' (Nahrung) (BT) (BTS) Erst mnl. verseti 'frisch, neu' Erst mnd. vrisch, vris, vresch, versch 'frisch, neu, ungebraucht' frisk; —; — 'frisch, roh' (Fleisch) (Gl) (crudus, recens)

-aJunga- m S ferskang, ferskung 'Frischling, Jungtier' (Ferkel, Lamm) sD -enga- m D frisking 'Opfertier, Opfer' Ν aD (Gl) Bei Gm Idg

Das Adj. gehört urspr. nur dem Westgm. an, die nordgm. Formen sind nach Ausweis von Lautung und Chronologie entlehnt. Auf gleicher Wurzelstufe im Gm. isoliert. Vorgm. *prisko-, ohne genaue Entsprechung. a)

b)

A m nächsten stehen lit. prëskas 'ungesäuert, frisch, fade schmeckend' und russ. presnyj (usw.) ds. (dazu aks. oprësnhkh 'ungesäuertes Brot'). Falls slav. *prësknb idg. ë enthält, stimmt es im Vokal mit dem Lit. überein, wozu das Gm. nicht ρ aßt; führt das Slav, hingegen auf idg. oi, so müßte das lit. Adj. früh entlehnt sein, und gm. *friska- wäre eine — schwer zu motivierende — Ablautvariante. Formal ähnlich ist lat. prfscus 'vorig, vormalig, altertümlich': nach MENTZ als 'einen Ursprung habend' > 'alt' zu gm. *friska- 'dem Ursprung nah' > 'frisch'. Auch hierbei bleibt der Vokalunterschied unerklärt.

Will man die genannten Wörter nicht völlig trennen, bleibt nur die Annahme paralleler Sekundärbildungen: etwa *pris-ko- oder *prisko- (gm.), *pri-isko- (lat.), *pro-isko- (slav. -» bait.). Lit

TF 248; Lm 123, F 163 'fraiw'\ V 118; Hh 102; Κ 233; Pf 477 f. - F. MENTZ KZ 65, 1938: 263-265.

fröda- 'verständig' V (§ 56, 62) G W E F Ν S D

enun-

frops;

frodaba; frodoza 'klug, verständig'

fródr; fróòliga; fróòari (+ gen.rei) 'klug, verständig, gelehrt, kenntnisreich, weise' E+2 EM C (EJ)+ + (M) [mehrfach HG] fr öd; —; frödra 'verständig, erfahren, weise', 'alt, bejahrt' Β Gn cD (Gr)+2 fröd; —; — 'klug, weise' Erst mnl. vroet (-d-) 'klug, verständig, weise', 'kundig, erfahren' fröd (uo); —; — 'erfahren, weise', 'alt' H fruot; fruotlihho; fruotöro 'kundig, geschickt, erfahren, klug, weise', 'alt, betagt' O N + 2 Ab Sam (Gl)+1 E 'hochbetagt' Β 'unverständig, unerfahren, töricht': G; W E (M); Ε Β; D Ν BR aD Ab (Gl)

218

FRÖKNI-

-ιη- f

G frodei 'Klugheit, Verstand'; W frœdi 'Kenntnis, Wissen' C (M); 6'Torheit' (M); D fruoti 'Klugheit, Verstand; Würde' Ν BR, un- 'Torheit' Ο Ν Ab (Gl) -ja- η W frœdi 'Kenntnis, Kunde; Dichtimg, Lied' E C -haidu- f D fruotheit 'Einsicht, Lebenserfahrung, feiner Geschmack' Ν (Gl), un- 'Torheit' Ν -laika- m W fródleikr 'Kenntnis, Wissen' (EJ) (M) -lika- W fródligr 'lehrreich' (Wort) Ε (M) -uga- W fródugr 'schlau' C -ja'lehren, unterrichten': W frœda E; D fruoten Ν, giun- 'betören' (Gl) -ô/ëè- E frödian 'weise sein' (Gr); S PPP (gi)frödod 'weise, erfahren; gealtert' H Bel

Das gemeingm. Adj. bedeutet zunächst 'verständig, klug' (anders ROOTH, PlIRAINEN); im Westgm. entwickelt es früh die Bedeutung 'erfahren, weise' und weiter 'alt'. Zur Rektion s. DELBRÜCK, zur Bedeutung s. TRIER. Verbaladj. zu dem starken Verb *frapja- 'verstehen'. -» fr-apa-.

Gm Lit

Sb 208; K a 1 6 5 . - DELBRÜCK 1 9 0 7 : 1 3 1 f.; TRIER 1931: 71-73; ROOTH 1939: 54-57; PnRAINEN 1971: 11-82.

frökni- 'kühn, verwegen' *V? (§ 122) W E S D

froekn; frœknliga; froeknari, froeknastr 'kühn, beherzt, mutig, edel' (bes. bei Gefahr) E + l EM+1 C (EJ)++ (M)+ + frëcne (se); frëcne; frëcnost 'kühn, frech' (Tat, Rede), 'gefährlich, schrecklich' B + l Gn+1 cD+ + HG: fela- 'sehr wild' (Tier) (Gr) frökni (ë); frökno; — 'kühn, verwegen, frech' H+1 Nur Fruohhan- als VG von PN

η -in- f -laika-lika-ÔBei

E 'Gefahr' Gn D fruohni 'Prahlerei, Überheblichkeit' Sam m W froeknleikr 'Tapferkeit' (M) W froeknligr 'tapfer, mutig' (Herz) C (M); E frëcenlic 'gefährlich' (Gr) E PPP gefrëcnod 'ermutigt' cD Im Nord- und Westgm. belegt; Ansatz als ¿-Stamm wegen W ae. Der Nom. W froekinn 'kühn, mutig' EM 88(app) ( M ) i o ¿emfrokin 'ebenso arbeitsfähig' ÖG ist wohl sekundär zum Obliquus hinzugebildet. S frêkni kann auf Kreuzung mit fêkni (-» faikna-) beruhen; es könnte aber auch zusammen mit der Variante E fräecne eine Ablautform *frxkni- fortsetzen (so FÖRSTER).

FÜLAGm Idg

Lit

219

Das Wort ist morphologisch höchst merkwürdig. Stellt m a n es zu -» freka-, so bleiben ö-Stufe und Suffix -ni- ohne Parallele. Ohne klare Beziehungen. VI. handelt es sich um ein Kompositum, das im VG idg. *pr6 enthält: entweder verbal 'vorwärtsdrängend' oder exozentrisch 'mit Drang nach vorn' (vgl. das unter -» fraipa*- angeführte Synonym D fravali). Das HG ist allerdings unklar. Ρ 845; TF 245; Lm 103, F 136 'faihu-friks'; V 145; Hh 117; Κ 230 'frech'; Ka II 449. - M. FÖRSTER ESt 39, 1908: 328-332; LÜHR 1988: 331. fula- 'faul, stinkend' *V (§ 84)

G

fuis; —; — 'fard, stinkend'

W

füll; —; — 'faul, stinkend', metaph. 'schändlich, niedrig, gemein' E EM 3 0 C CM) ful; —; — metaph. 'häßlich, schändlich' (Name), 'unlauter, straffällig' (Person) (S) ful; —; fülra 'tot, stinkend, verwest' (Leichnam) cD (Gr)+2 ful; —; — 'stinkend' (Jauche) Erst mnl. vuul 'faul, verwesend', 'träge, faul' Erst mnd. vül 'faul, verdorben' fül; —; — 'verwest, tot' (Person), 'voller Fäulnis' (Wunde, Staub, Totenbett) Ο Ν Sam (luridus 'leichenblaß') (Gl) Mhd. vül auch 'träge, schwach'

O E F Ν S D

η E 'Vergehen, Schuld' cD -in- f D füll 'Fäulnis' Ν (Gl) •jön- f W fyla 'Höllengestank', 'verächtlicher Mensch' C (M) -epan- f D fülido 'Fäulnis, Verfaultes' Τ -epö- f 'Fäulnis': Ν fülitha\ S fülitha sD; D fülida (Gl) (-nassu-) f 'Fäulnis, Verderbnis': E fülnes (Gr); F fülnisse; D fülnussi -likaW fúlligr 'garstig, häßlich' E -seD (ir)fûlën 'verfaulen, verwesen' Ο Ν (Gl) Bel

Gm Idg

Lit

(Gl)

Das gemeingm. Adj. hat die Grundbedeutung 'faul, stinkend'; die Bedeutung 'träge' beruht auf "so lange liegen geblieben, bis Fäulnis eintritt" (K). Altes Primäradj. neben dem nur in einem Partizip belegten starken Verb *füa- 'faulen'. Vergleichbare /-Bildungen besonders im Bait.: lit. pületi 'eitern' und püliai PI. 'Eiter' setzen einen Nominalstamm *pülo- voraus. Zur verbalen Grundlage s. Sb. Ρ 848 f.; TF 242; Sb 196 f.; Lm 131; F 172; V 146; Hh 118; Κ 205; Ka Η 263 f.

220

FULNA-

fulna- (> fulla-) 'voll' *V (§ 144, 145) G W O E F Ν S D

un-

fulls; —; — 'voll, erfüllt, vollkommen' fullr; —; fullastr (+ gen., dat.) 'voll, vollzählig', 'gefüllt, satt', at fullu 'vollständig, insgesamt' E EM C (EJ)+2 (M) [häufig VG, HG] fulder; ful(l)t; — 'voll, gefüllt', 'vollständig, vollkommen' (S)+l ful (-II-); ful; — (+ gen.rei) 'voll, gefüllt', Adv. 'sehr' B + l Gn+1 cD+1 [häufig HG] ful, fol (-11-); ful(e); — 'voll, vollständig', Adv. 'vollkommen; durchaus' [häufig VG] fol (-11-); - ; - 'voll' iplenus) [mehrfach HG] ful (-11-); —; — (+ gen.rei) 'angefüllt, voll, ganz' H sD fol; follo, follun, follihho; follöro (+ gen., dat.) 'voll, gefüllt', 'trächtig', 'vollständig, vollkommen', Adv. 'reichlich, zur Genüge' I MF Τ 0 + 1 N + + BR aD Ab+1 (Gl)+1 [häufig VG, HG] W 'un(aus)gefüllt, offen' C; D 'unvollkommen' Ν

-ôn- f

G fullo 'Ausfüllung, Flicken'; W vielleicht Fulla Name einer Göttin E; D folla 'Fülle, Überfluß' N, füst- 'Handvoll' Gl 1,644,25 -în- f G ufarfullei 'Überfluß'; O epafylli 'Gruppe von Männern, die für einen Eid nötig ist' VM, silafylli = -fylla (s.u.) Up; E fyllu 'Fülle, reichliches Mahl' Β cD; D fulli(-o-) 'Fülle, Erfüllung; Sattheit, Sättigung' O N B R A b -jö- f W fyllr 'Füllung, Becher; Meer' C (EJ) -jön- f O okfylla 'Ersatz für ein verletztes Zugtier' St, silafylla ds. CL St [deverbal?] -epö- f Ν (gi)fullitha 'Überfluß'; D fullida 'Füllung, Erfüllung, Vollendung' Τ [z.T. deverbal] (-nassu-) f D folnassî (-nessi, -nissa) 'Fülle, Gesamtheit' I Τ Gl 2,343,33 -Ifka- S fullik 'vollständig, gründlich' H -ja'(anfüllen, erfüllen, erledigen': G (-)fulljan; W fylla E EM C (M); O fylla = fulla (s.u.) (S); E (-)fyllan Β Gn cD; Ν irfullen; S (gi)fullian H Gn sD; D (-)fullen I MF Τ Ο Ν BR aD Ab Sam -ö'erfüllen, vollenden, voll ersetzen': O fulla (S); E fullian Gn; F full(i)a\ S (gi)fullon H sD; D (-)follôn Ν (Gl) -nòG (-)fullnan 'voll, erfüllt werden'; O fulna 'füllen' Up Bel Gm Idg

Gemeingm. Adj. Mit Instr. konstruiert, s. DELBRÜCK. Im Gm. isoliertes Primäradj. Das Subst. W full 'Becher' Ε (Μ), E ful 'Becher, Pokal' Β, S ful ai) 'Gefäß, Krug' H bleibt besser fern, da es anderen Gefáflbezeichnungen nähersteht. Ererbtes Verbaladj., identisch mit ai. pürná-, aks. ρίτ,ητ>, lit. pllnas,

-FUNDI- — FUNHTA-

Lit

221

air. lán 'voll' < idg. *p¡d-nó-\ zu *peld-/plë- in ai. piparti 'füllt, nährt, sättigt', gr. πίμτλημί 'fülle' usw. — -* flaizan-. Ρ 798 if.; TF 235; Lm 131; F 172; V 146; Hh 118; Κ 768; Ka II 206. - DELBRÜCK 1907: 130.

-fundi- 'findend; zu finden' V (§ 67, 76) W

E

-fyndr; —; — in ein- 'allein gefunden habend: wer einen Fund für sich behalten darf (Person), 'allein gefunden: nur dem Finder gehörend' (Gegenstand) (Fr) -fynde; —; — in ëaô- (ëd-,yd-) präd. (4- dat.pers) 'leicht zu finden, überall vorhanden' Β Gn cD, earfod- präd. 'schwer zu finden' (BTS)

aupatuz-

W 'leicht zu erkennen, deutlich' (M); E s.o. W 'schwer zu finden' C

Bei

Nur im W und E als HG belegt. Die Bedeutung ist a) aktivisch 'findend, gefunden habend', b) passivisch 'zu finden, gefunden'. Verbaladj. zu dem starken Verb *fen¡>a- 'finden'. -»-fundula-, funsa-. Sb 193 f.; Ka I 91; Ma 99; Ma2 105.

Gm Lit

-fundula- '(zu finden geneigt)' V (§ 86d, 93) W

Nur atfundull; —; — 'wer immer etwas zu kritisieren hat' (Fr)

•in- f

W atfyndli 'Lust, etwas zu finden, was man an jm./etwas aussetzen kann' (Fr)

Bei Gm

Nur im W mit Präfix belegt (s.u.). Verbaladj. zu dem starken Verb *fenpa- 'finden'; vgl. zum Präfix W finna at + dat. 'etwas finden an, etwas aussetzen an, tadeln'. -» -fundi-, funsa-. Sb 193 f. O.A.; Ka II 284.

Lit

funhta- ( > fühta-) 'feucht' *V? (§ 154a) E Ν S D

füht; Erst füht; füht,

- ; - 'feucht' (BT) mnl. vucht (o) 'feucht' —; — 'feucht' sD (uvidus) -i; - ; - 'feucht' aD Ab (GlX-i)

222

FUNSA-

-ïn- f

D fühti 'Feuchtigkeit, Flüssigkeit' Ab (Gl), selb- 'natürliche Feuchtigkeit' Gl 4,349,27 -epö- f S selffühtitha 'natürliche Feuchtigkeit' sD (uligo) -ja'befeuchten, benetzen': S fühtian sD (rigare); D fühten Sam (Gl) -δ/se- S fühton 'feucht sein' Cst (madere) -enöZu einem solchen Verb S fühtinunga f. 'Feuchtigkeit' sD (humectas) Bel Gm Idg Lit

Nur im Westgm. belegt. Ansatz mit un (nicht ü) wegen der Etymologie; Ansatz als α-Stamm nach dem E. Αφ", mit Suffix -ta- zu einer tiefstufigen Wurzel *(funh-/)fung-, VI. ist span. ital. fango 'Schlamm' aus einem gm. Subst. *fangö- entlehnt. Keine direkte Entsprechimg; am nächsten steht das Subst. ai. páñka- m./n. 'Schlamm, Kot'. Ρ 807 f.; TF 228; Lm 108, F 142 'fimi'·, Hh 118, 421; Κ 211. funsa- 'strebend, bereit' * V (§ 146b)

W E

S D

tuzun-

fúss; fúsliga; -fúsari + gen., präp. 'willig, begierig, bereit, entschlossen (zu etwas)' E EM 7 0 ( a p p ) C (M)+2 (Fr)+1 [häufig HG] fus; —; — 'wohin strebend, eifrig, begierig, verlangend, rasch' Β Gn cD Häufig HG, z.B. ellor- 'anderswohin strebend' Gn cD, hin- 'fortstrebend; todgeweiht' Β cD, üt- 'hinausstrebend' Β füs; —; — 'bereit' H: nur füs te faranne [3x] funs; —; funsiro, funsisto präd. 'bereit (etwas zu empfangen), erwartungsvoll, willig' T O B R a D (Gl)2 (promptus) W 'widerwillig' (EJ) W 'unwillig, nicht bereit' (EJ) (MXKpv. s.v. ú-annara]

-ore- f

W aufúsa 'Geneigtheit, Freundlichkeit' (M), varfúsa 'Abneigung' (M) -in- f W fysi 'Bereitwilligkeit, Lust' Ε (M) -epö- f W ßst 'Lust' (EJ) (M) -lika- E füslic 'strebend, gierig, verlangend' Β -jaW fysa 'Eintreiben, reizen, ermahnen', -sk 'Verlangen haben, sich sehnen' E EM C (M); E fysan 'antreiben; eilen, streben' Β Gn cD; S PPP (a)füsid 'bestrebt, geneigt' H Bel

Die Grundbedeutimg des nord- und westgm. Adj. ist 'wohin strebend, vorwärts strebend'. Zum Vokal von W fúss (nicht tfóss) vgl. stuttr < -* stunta-. Zur Bedeutung im E s. STERN, zur Bedeutung bei Otfrid s. SCHRÖBLER.

FURA- — FURHTA-

223

Gm

Altes Verbaladj. mit Tiefstufe und Suffix idg. -to- neben dem starken Verb *fenpa- '(finden)', das nach Ausweis einiger Primärableitungen urspr. 'gehen, erreichen' bedeutet hat (s. WISSMANN); zur Bedeutungsentwicklung vgl. lat. venire 'kommen' : invertire '(er)fmden' und nhd. fahren : erfahren.

Lit

Ρ 808 f.; TF 228; Sb 193 f.; V 147; Hh 119; Bb 56 f.; K a II 343. - DELBRÜCK 1907: 132; WISSMANN 1932: 59; G. STERN ESt 68, 1933/34: 161-173; I. SCHRÖBLER ZDA 82, 1948/50: 245-247.

fura- 'heftig' D (§ 180) W

forr; forliga; — 'heftig, gewaltig', Adv. auch 'besonders, sehr' (Fr)+1 Nnw. for 'eilig'

•laika- m W forleikr 'Heftigkeit' (Fr/S) -likaW forligr 'heftig, gewaltig, außerordentlich' (Fr) Bei Gm

Idg

Lit

Nur im Nordgm. belegt; zum gm. Ansatz s.u. Aus gm. Sicht handelt es sich um eine Adjektivierung von gm. *fur 'vor, voraus' in G faur, E,S for usw.; zur Bedeutung vgl. das steigernde Präfix W for-. Demgegenüber setzen die Wörterbücher einhellig gm. *furha- an und verbinden das Wort mit gr. τρόκα 'sofort'. Gegen diese Auffassung spricht jedoch nicht nur der Ablautunterschied, sondern auch das späte Auftreten der Bedeutung 'eilig' im Gm. Anders Ka: als gm. *furza- zu idg. *pers- 'sprühen, spritzen'. — Wieder anders PERSSON: als *pero- zu lat. pro-sperus 'eilig'. Ρ 813; TF 232; V 139; Tp 130; K a I 16 f. - PERSSON 1912: 960.

furhta- 'furchtsam' *V (§ 154a) G E S D

un-

faurhts; —; — 'furchtsam' HG: guipa- 'gottesfürchtig' for ht; -forhte, forhtlîce; forhtra 'furchtsam, feige', 'furchterregend, schrecklich' B + l Gn cD+ + forht (u), foraht; —; — 'in Furcht, erschreckt, bange' H (Ga) HG: god- 'gottesfürchtig' Gn -forht; for(a)htlihho; — 'ängstlich, ehrfürchtig' Ol Gl 2,301,17 ( timide) HG: got- 'gottesfürchtig' Τ E 'furchtlos, kühn' Β cD

224 f -ön- f -tn- f -ala-Ifka-ja-

-ö-

Bel Gm Idg

-FURI-

'Furcht': Ν forhta- S forhta H Gn sD sP; D forahta Τ O D forahta 'Furcht' I MF Ο Ν BR aD Ab (Gl) G faurhtei 'Furcht'; E fyrhtu 'Furcht, Schrecken' (Gr) D forhtal 'furchtsam, ängstlich' Τ Ο Ν aD Sam, un- 'respektlos' Gl 1,586,63 [wohl zum Subst.] E forhtlic 'furchtsam; beunruhigend' (Gr); S forhtlik 'furchtbar' H; D for(a)htlih 'ängstlich, verzagt; fürchterlich' Ο Ν BR G faurhtjan (sik) 'sich fürchten'; E äfyrhtan 'erschrecken' cD; F un(t)fruchta 'sich hüten vor'; Ν forhten 'sich fürchten'; S forhtian + akk. 'fürchten', (+ dat.) 'sich fürchten (vor)' H [sD?]; D furhten, (gi)for(a)hten 'verabscheuen, (sich) fürchten' MF T O N BR aD Ab (Gl) E forhtian '(sich) fürchten' cD (Gr); Ν forhton 'sich fürchten'; S forhton + akk. 'fürchten' H Im G und im Westgm. belegt. Altes Verbaladj. mit Suffix idg. -to-, im Gm. auf dieser Wurzelstufe isoliert. Die verbale Grundlage des Adj. ist unklar. Möglichkeiten: a)

b)

Lm, Hh, K, Pf (u.a.): zu einem unbezeugten Verb *perk- oder *perg-, das toch. pärsk- 'sich fürchten' zugrundeliegen kann und aus *per- (in Wörtern für 'Gefahr') erweitert ist; BAMMESBERGER: zur Wurzel *prek- 'fragen, bitten, fordern' in dem starken Verb gm. *fregna- 'fragen' (-» (-)fräegi-), formal gleich ai. prstá-, av. parëta- 'gefragt' [Bedeutungswandel etwa 'aufgefordert' > 'erschreckt'].

Die zweite Hypothese ist vorzuziehen, weil sie von einem im Gm. belegten Verb ausgeht und eine formale Entsprechung in einem anderen idg. Sprachzweig vorweisen kann. Lit

Ρ 820; TF 244; Lm 111; F 146 f.; Hh 112; Bb 53; Κ 237, Pf 488 'Furche. OBERDÖRFFER

1908: 14; RUPRECHT 1959: 47-53;

BAMMESBERGER 1990: 250; JIES

GRAUWE

-

1979/82:1 7 7 f.;

19, 1991: 354.

-furi- '(gesittet)' Κ (§ 203a) G

-faurs (-j-); —; — in ga- 'gesittet, besonnen', un- 'geschwätzig'

Bei

Nur im G mit Präfixen belegt; das Nebeneinander von -faurs und -faurj- weist eindeutig auf i-Flexion. Die Bedeutung 'geschwätzig' (mit un-) beruht auf 'ungesittet'. Das Wort steht neben dem starken Verb *fara- 'fahren, sich bewegen', ist aber kaum direkt davon abgeleitet, weil a) die Bedeutung eine Zwischenstufe erfordert, b) zu dem Verb bereits die ¿-Adj. -»

Gm

FURNA-

225

-fièri- und -» fori- gehören und c) ein tiefstufiges i-Adj. zu einer Wurzel dieser Struktur ohne klare Parallele wäre. Daher ist das Wort m i t GRIENBERGER u n d HINDERUNG als exozentrische Bildung zu

einem Subst. *furi- anzusehen, das etwa 'Führimg, (gutes) Benehmen' bedeuten müßte (vgl. W fara 'sich benehmen'); dieses Subst. belegt zusammen mit * fur du- 'Furt', G gafaurds 'Versammlung' und -» -fieri- die einstige Zugehörigkeit des Verbs zur e-Reihe. Lit

Sb 186 ff. O.A.; Lm 137; F 180; Ma 112 f. m. Anm. 82; Ma 2 107. - GRIENBERGER 1900: 81; HINDERUNG 1967: 80-83, 171.

fuma- 'alt' D (§ 180, 182) W

O

forn; —; fornari 'alt, nicht neu, der Vergangenheit angehörend' E + 2 EM 8 0 · 9 3 C (M) HG: pri- 'dreijährig' C; häufig VG, z.B. -yrdi 'altertümliche Ausdrücke' (EJ) forn; -; - 'alt' (S) VG: -hxfl) 'alter Besitz' SM

-epö- f W fyrnd 'Altertum' (M) -engö- f O fyrning 'altererbter Grundbesitz' Up [deverbal?] -iskön- f W fyrnska 'Alter; Zauberkunst' C (M); O fyrnska 'Gebräuche der Vergangenheit' Gt -jaW fyrna 'alt machen', -sk + dat.pers 'bei jm. in Vergessenheit geraten' E EM 6 0 C (M); O fyrna 'alt werden lassen, brach liegen lassen' (Acker), -s 'alt werden, verfallen' (Gebäude) VG VM -öO fornas = fyrnas (s.o.) VG Bei

Gm Lit

Der Ansatz des Adj. beruht auf dem Nordgm.; das Westgm. kennt nur ein Adv.: S forn (u) 'vordem, ehemals' H, D forn 'früher, einst' T O N Ab (Gl). D furnCg (o) 'alt, früher' Ab scheint zu zeigen, daß forn im D nicht als Adj. verfügbar war. VI. ist das Adj. sekundär aus dem Adv. entstanden. Daneben mit e-Stufe -» fernja-\ vgl. -» ebna-. TF 231; V 138; Ka II 210 f. - SCHMIDT 1962: 337 f.

G gaila- 'übermütig' *V (§ 84) O E Ν S D

Nur VG in gaelmaper 'Beischläfer' VM gal; —; — 'ausgelassen, übermütig, wollüstig' (BT) Häufig HG, z.B. ealu- 'berauscht' Gn, medu- ds. cD Erst mnl. geil, geel 'fröhlich, lustig; wollüstig, lüstern', 'üppig, fruchtbar' gel; —; — 'fröhlich, übermütig' H VG: -hert 'übermütig' H, -mod, -módig ds. H geil; geillihho; — 'übermütig, überheblich' Ν BR Sam+1 (elatus) (Gl) HG: muot- 'aufwallend, leidenschaftlich' Gl 2,715,49 (tumidus)

η E 'Übermut' Gn [s. SCHABRAM] -in- f D geili(n) 'Ubermut, Überheblichkeit; Pracht' I BR aD •ja- η D mhd. bibergeile 'Bibergeil' (Gl) (-nassu-) f E gaines 'Geilheit' (Gr) -skapi- m O gaelskaper 'Unzucht' Up VM; E gälscipe 'Übermut' Gn [s. SCHABRAM]

-ja•ab· -esöBei

Gm

Idg

Lit

G gailjan 'fröhlich machen, erfreuen'; D irgeilen + akk. '(die Augen) erheben' aD D geilen 'übermütig werden' Ab [SPLETT 1976: 261], ir- ds. sD D geilisön 'leidenschaftlich, ausschweifend sein' (Gl) Nur im Westgm. und indirekt im G bezeugt; die nordgm. Ableitungen können entlehnt sein. Zum Verhältnis der Bedeutungen 'fröhlich' und 'wollüstig' vgl. nhd. lustig neben lüstern. Im Mhd. auch mit Gen.rei, s. DELBRÜCK. Daneben stehen mnl. gilen 'schäumen, sprudeln, gären', mhd. gilen 'übermütig sein'. Da starke Verben dieser Struktur nicht nachweisbar sind (Sb 45), dürfte das spät bezeugte Verb aus dem Adj. rückgebildet sein. Das Adj. hat eine genaue Entsprechung in alit. gañas 'heftig', lit. (mit sekundärer u-Flexion) gailùs 'jähzornig (u.a.)', lett. gails 'wollüstig (u.a.)', dazu das Adv. aks. (d)zëlo 'sehr' (*ghoilo-); Grundbedeutung etwa 'heftig erregt'. Die Grundlage ist idg. *ghei- 'gähnen, klaffen, verlangen'; -» gaista-, geira-. Ρ 420, 452; TF 120; Lm 139 f., F 185 'gailjan'·, V 166 'gil 2'; Hh 123; Bb 60; Κ 253; Pf 524. -

DELBRÜCK 1907: 132; OBERDÖRFFER 1908: 21; Β. V. LlND-

HEIM A 70, 1951: 39-42; H. SCHABRAM PBB(T) 82, 1960: 265-274; SCHUBERT 1968: 65; PHRAINEN 1971: 5 6 - 5 8 .

GAISNA*- — *-GALA-

227

gaisna*- 'unfruchtbar' *V (§ 114) E

gëèsne (ë,ëa); —; — + gen.rei 'ermangelnd, beraubt', 'tot' cD

m/n

D geisin 'Armut, Mangel' Ν (egestas): keisen unde urguse sint uuideruuartig unde beidiu doh ubel D geisini 'Unfruchtbarkeit' Gl 1,290,51 ( sterilitas)

-in- f Bei Gm

Lit

Das westgm. Adj. bedeutet a) 'unfruchtbar', b) 'mangelhaft'. Bildimg mit Suffix -na- oder -ni- zu einer Grundlage *gais-; für Ansatz als α-Stamm könnte D geisin sprechen. Zu allem Weiteren -» gaista-. Ρ 419; TF 134 f.; Hh 122; OED 'geason'; Κ 250, Pf 516 'Geest'. - OBERDÖRFFER 1908: 21; LERCHNER 1965: 76 f.

gaista- 'trocken, unfruchtbar' *V (§ 150) F S

gëst*; —; — 'trocken und unfruchtbar' (Land) Erst nnd. gëst 'trocken, unfruchtbar'

f

'Geest': Ν mnl. geest; S mnd. gëst

Bel

Nur im F, Ν und S belegt. Hingegen identifizieren HELTEN und WALTER F "geste" mit mnl. gust, mnd. gust, nnd. giist 'unfruchtbar' (Land, Tier).

Gm

Idg

Lit

Das Adj. -* gaisna*- erweist -t- als suffixal; wohl zu einem redupl. Verb *gaisa- 'mangeln'. Hingegen weist die tiefstufige Bildung nisl. gisinn 'schütter, undicht, rissig, leck' auf eine-verbale Grundlage, die in nnw. dial, gisa 'grinsen; blinzeln' (falls urspr. 'Mund oder Augen aufsperren') vorliegen kann. Dazu wohl *gai-dwa- n. in G gaidw 'Mangel', E gäd 'Mangel, Verlangen', F gäd 'Bedürfnis'. Vgl. -» haisra-. Anscheinend haben sich im Gm. zwei Quellen gekreuzt: *ghë(i)'mangeln, leer sein' (ai. jahäti 'gibt auf, verläßt', gr. χήτά 'aus Mangel') und *ghei- 'gähnen, klaffen' (-» gaila-, geira-). Ρ 422; TF 134 f.; Lm 139, F 185 'gaidw'·, Tp 154 f.; Hh 121, 421 'gäd 1'; Bb 58 'gäd'; Κ 250, Pf 516 'Geest'·, DWB IV,1,1,2057 f. - HELTEN 1890: 161; WALTER 1910: 53 f.; LERCHNER 1965: 76 f.

•-gala- '(sich erstreckend)' Κ (§ 202) E

uiîdgal, -gil (-II-), -giell; —; -gielra 'weit ausgedehnt, weitreichend' (Land), 'weit umherschweifend' (Person) (Gr)

228

GALDA-

(-nassu-) f E wCdgalnes (-gil-) 'weite Ausdehnung, ungeheure Weite' (BT) Bei Gm

Nur im E als HG belegt, teils auch mit i und mit doppeltem l. Nach der Untersuchung von BEHRE ist damit zu rechnen, daß sich im HG mindestens zwei verschiedene Elemente gekreuzt haben: a) ein Subst. E *gal oder *gäl, das in ne. gale 'Weg' fortlebt; b) ein Subst. gm. *gilja- in W gil (Gen.Pl. -ja) n. 'Felsspalt' (EJ) (M) (Fr); c) vi. ein weiteres Element < gm. *gella-. Nicht als 'weit tönend' zu -» getta-, weil meist von weitem Land gesagt. In unklarer Beziehung zu E singal 'andauernd, immerwährend' cD (Gr), D singallihho Adv. 'fortwährend, unablässig' Ab [dazu SPLETT 1976: 271 f.].

Lit

H h 129, 421. - F. BEHRE StN 17, 1944/45: 272-278; F. HOLTHAUSEN A 70, 1951: 1.

galda- 'unfruchtbar' Ρ (§ 2) O D

Nur VG in galdviper 'Baum, der keine Frucht trägt' ÖG, galnöt 'unfruchtbare Kuh' VM Hierher wohl 'unfruchtbar, (noch) nicht trächtig' (Kuh) Gl 2,656,45 (.sterilem) Mhd. galt 'keine Milch gebend, nicht trächtig, unfruchtbar'

-enga- m W geldingr 'Hammel' (M); O gxldinger 'Eber' ÖG -ja'entmannen, kastrieren': W gelda E (M); O gxlda ÖG VG Bei Gm

Idg

Lit

In dieser Form nur im Nordgm. und D belegt, Grundbedeutung 'unfruchtbar'. Falls gm. -d- auf gramm. Wechsel beruht, läßt sich G gilpa f. 'Sichel' vergleichen, was eine Grundbedeutung 'verschnitten' ergäbe. Das Ja-Adj. W geldr 'verschnitten; keine Milch gebend, nicht trächtig' E (Fr), E gelde 'unfruchtbar' (BT/S), Ν mnl. gelt ds. ist aus dem ja-Verb rückgebildet (nicht mit Κ als *galdi- anzusetzen, weil eine verbale Grundlage fehlt und der Ablaut nicht dem eines i-Adj. entspricht). Enge Berührungen zu einer Sippe mit idg. -d- (gm. *galt-/gult-): W gQltr m. 'verschnittenes Schwein' (M), D galza, gelza f. 'Ferkel, kastriertes Schweinchen' (Gl), mhd. geizen 'kastrieren', W gyltr f. 'Sau' (Fr). — Erweiterungen einer nur aus Nominalbildungen erschließbaren idg. Wurzel *¿hel- 'schneiden'. Ρ 434; TF 132; V 196, 198 f.; Κ 255 'gelt', 'Geize'·, Ka II 376. - OBERDÖRFFER 1908: 21; LERCHNER 1965: 77 f.

GALGA- — GANGA-

229

galga- 'grimmig' S? (§ 172) E

gealg (-h); —; — 'mißmutig, schlecht gelaunt' (BT) VG: -mod 'in böser Absicht, grimmig' B cD

Bei Gm

Nur im E belegt, als Simplex selten. Als Adj. isoliert. Nach Bb ist das Simplex ws. erst aus dem häufiger bezeugten Kompositum herausgelöst, das im VG gm. *galgan- 'Galgen' enthalten kann (zur Unterdrückung des -n- vgl. E gealg-trëow, zur Bedeutimg nhd. Galgenhumor). Ohne Vergleichsmöglichkeit.

Idg

Das von H h auf einer Grundlage *ghalgh- verglichene Verb gr. καλχαίνω 'grübele, erwäge unruhig' gehört eher als 'bin rotgefarbt, zornig' zu καΚχ-η 'Purpurschnecke' (vgl. τορφυρω 'bewege mich unruhig', das sich sekundär an τορφΰρα 'Purpurschnecke' angeschlossen hat). Lit

H h 125; B b 62. -

F. HOLTHAUSEN IF20,1906/07:

322; OBERDÖRFFER 1908:

21.

gamb(a)ra- 'kraftvoll' V/R (§ 98, 166) D

gambar; —; — 'tüchtig, energisch' (Person), 'kraftvoll' (Tat) aD (Gl) (strenuus)

-in- f

D gambrf 'Tatkraft, Eifer' (Gl)

Bei

Nur im D belegt. Das formal anklingende Adj. mhd. ungamper 'steif, unnachgiebig', fnhd. gamper

'nachgiebig, bequem' (Kleidung) beruht auf ungancbaere (vgl.

schamper < schantbaere).

Gm

Entweder Verbaladj. mit Suíñx -ra- oder postverbal zu einem Verb mit r-Suffix. Im ersten Fidi am ehesten zu fnhd. (obd.) gampen 'lustig herumspringen', im zweiten Fall zu gampern ds. Anders ROOTH: als *gam-ra-

'gut gediehen, wohlgenährt, voll Kraft' zu

einer Wurzel *gam-\ eine solche Wurzel ist jedoch nicht hinreichend zu sichern. Lit

D W B IV,1,1,1214. -

ROOTH 1926: 44 ff.

ganga- 'gehend, vorkommend' V (§ 57) O E Ν S D

Nur HG in epganger 'berechtigt, einen Eid zu leisten' (S) Nur HG in felageongne Akk.Sg. 'weitgereist' (Gr) Erst mnl. gange 'oft vorkommend, üblich' Erst mnd. gange 'gangbar, gebräuchlich' (Geld) Erst nhd. in der Formel gang und gäbe

230

GANGI- — GANGULA-

Bel Gm

In allen Sprachen selten bzw. unsicher bezeugt. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *ganga- 'gehen'; angesichts der schwachen Bezeugung vi. überall sekundär aus^-gangi- entwickelt.

Lit

Sb 213 ff. O.A.; DWB IV, 1,1,1238 'gänge'.

gangi- 'gehend; begehbar' V (§ 74a) W

Ν S D

gengr; —; — 'zum Gehen berechtigt oder verpflichtet' (Person), 'begehbar' (Eis) C (M) HG: z.B. arf- 'erbberechtigt, erbfähig' (M), gjald- 'gültig als Zahlungsmittel' (Μ), ιterda framgengt 'hervorkommen, entstehen' C Nur HG -gaenger; —; — in arf- 'erbberechtigt' ÖG VM, e/>- 'berechtigt, einen Eid zu leisten' (S) genge; —; — 'vorherrschend, üblich', 'erfolgversprechend' cD gendze; —; — 'gangbar' HG: stef- 'eines Stocks bedürfend' [am Stab gehend] Erst mnl. genge (i) 'vorherrschend, üblich', 'begehbar, gangbar' Erst mnd. genge (i) 'gangbar, gebräuchlich' (Geld) gengi; —; gengisto präd., subst. 'gebräuchlich' Ν+2

anagatuzununpa-

W 'zugänglich, angreifbar' (Fr) [BAETKE] E + dat.pers 'passend' Gn W 'schwer zu überschreiten' (Brücke) (EJ) O 'ungangbar, unzumutbar' St E 'vergänglich, hinfällig', + dat.pers 'entfliehend' Β (Gr)

O E F

•an- m F stefgendza 'Lahmheit, wobei man am Stock geht' Bei Gm

Im Nord- und Westgm. belegt. Bedeutung a) aktivisch 'gehend' > 'vorkommend' > 'üblich'; b) passivisch 'begehbar'. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *ganga- 'gehen', --ganga-, gangula-,

Lit

-ganhta-. Sb 213 ff; Ka I 106 f.; Ma 106; Ma2 127. - LINDQVIST 1909: 266-269.

gangula- 'viel gehend' V (§ 91) W

E

gQngull; —; — 'viel hin und her gehend' (M) HG: hús- 'häufig Besuche machend' (Fr), ná- + dat. 'nahestehend' (M), naer- ds., 'aufdringlich' (Fr), naud- 'in der Not herbeikommend' (Hebamme) E Nur HG -gongel; —; — in feest- 'standhaft' (Gr), wCd- 'weit umherschweifend' (Gr)

GANHA-

Bel Gm Lit

231

Nur im Nordgm. und E belegt, meist als HG. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *ganga- 'gehen'. -> gangi-, -ganhta-. Sb 214; Ka II 286. ganha- (-äe-, -hw-l) 'jäh, plötzlich' Ρ (§ 2)

Ν

S D

Nur Adv. gäliko 'plötzlich' (subito) Mnl. gä 'schnell, hastig, unbedacht' (Person), 'unerwartet', 'schnell faulend' (Obst) Nur Adv. gähun, gähliko 'schnell, plötzlich' H Gn sD (subito) Mnd. gä 'rasch, schnell, jäh' gähi; gäho, gähes, gähun, gählihho, gähingun; — 'rasch, unversehens eintretend' (Tag), 'ungestüm, schnell, wirksam', Adv. 'schnell, plötzlich, sofort' Τ 0 + 1 N + l aDl Ab+1 Saml (Gl)+1 HG: filu- 'sehr hastig, übereilt' Gl 2,132,73

ala-

D s.u.

-ότι- f -in- f -ja- η -epö- f

D m (ala)gähun 'sofort, augenblicklich' O D gähi 'jähes Eintreten, Plötzlichkeit, Schnelligkeit' Ο Ν D in (ala)gähe 'sofort, augenblicklich' O D gähida 'jähes Eintreten, Wirksamkeit' Ab; hierher vi. auch E gëhdu (ëo,î) 'Unruhe, Kummer, Sorge' Β cD [s.u.] F gälik 'jäh, plötzlich' [s.u.] D gähen 'sich beeilen' O, gi- 'eilen, streben' O D gähön 'eilen, sich beeilen' Ο Ν Ab, gi- 'eilen, streben' O, irgähöt 'matt, träge' Ab Hierher vi. D 'zudringlich' Ab (procax) [SPLETT 1976: 336 f.]

-lika-ja-ö-esö-

Bei

Nur im Ν und im deutschen Sprachgebiet bezeugt. Der gm. Ansatz ist in doppelter Hinsicht unsicher (an oder äe, h oder hw); F gälik paßt weder zu an noch zu äe, dürfte also entlehnt sein. Ansatz als α-Stamm wegen des Wurzelablauts. Die Bedeutung ist 'plötzlich eintretend'; über 'heftig erregt' ließe sich vi. E gëhdu anschließen. Die Nebenform mnl. mnd. gauw ist dem Verhältnis bla : blauwe 'blau', *gra : grauwe 'grau' nachgebildet (anders MÜLLENHOFF, der daraus eine Wurzel *gäehw- konstruiert).

Gm Idg

Im Gm. isoliert. Für die Analyse ist vi. vom Adv. auszugehen. Etymologie unklar. Die Versuche, das Wort mit idg. *ökü- 'schnell' zu verbinden, scheitern am gm. Lautstand und sind morphologisch problematisch: a) BRUGMANN: mit Präfix ga-; b) GEORGIEV: Kontamination mit gm. *ganga- 'gehen'.

232 Lit

-GANHTA- — GANTA-

Ρ 439; FW 176 f.; Bb 64 'giehdu'; OED 'gethe'; Κ 338; Pf 756; DWB IV,1,1, 1144. - K. MÖLLENHOFF ZDA 13,1866: 575; K. BRUGMANN IF 37,1916/17: 157; KROGMANN1937: 92; OKSAAR1958: 295-303,365-371,427-434; FRINGS 1966/68: I 210; GRAUWE 1979/82: II 313 f.; V.l. GEORGIEV in Mayrhofer 1980: 202.

-ganhta- '(zu gehen)' V (§ 150) G

Nur HG in unatgahts; —; — 'unzugänglich': saei ... liuhap bauip unatgaht l.T 6,16

Bei Gm

Nur im G komponiert belegt. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *ganga- 'gehen'; vgl. zum Präfix G atgaggan 'hinzugehen'. -» gangi-, gangula-.

Lit

Sb 213 ff.

ganta- 'heil, ganz' Ρ (§ 2) D

ganz; ganz, ganzo; ganzerò 'heil, gesund' ( + fon 'von etwas'), 'vollkommen', Adv. 'vollständig' Ο N + + Ab (salus 'Heil') (Gl)+1

alaun-

D 'ganz, vollständig' Ν D 'nicht gesund, krank' Ν Gl 2,694,57

-in- f

D ganzi 'Gesundheit, Vollständigkeit' Ν Gl 2,279,10, un- 'Krankheit, Makel' Ο Ν (Gl) -efiö- f D ganzida 'Gesundheit' O •jaD (gi)genzen (a) 'behüten, erhalten' (Gl) -êèD irunganzën 'verwelken' Gl 1,663,57 (emarcescere) Bei Gm Idg

Nur im D belegt. Im Gm. isoliert. Am nächsten stehen Edit, gandziaus Kpv.-Adv. 'im Gegenteil, vielmehr, lieber', lit. nëganda(s) 'Unzufriedenheit, Sorge, Mangel (u.a.)', gandëti 'genug haben, zufrieden sein' (idg. *ghond-). Daneben ohne Dental lit. ganà 'genug', ganëti 'genügen, hinreichen', aks. gonëti ds. Die weiteren Beziehungen sind unklar. Entgegen FRAENKEL kaum zu idg. *gvhen- in ai. ghaná- 'fest, dicht, hart', gr. άΰίνής 'kraftvoll, gedeihend', weil die Bedeutungen sich nicht entsprechen und weil idg. gvh- vor o gm. b- ergeben sollte (SEEBOLD). — Ältere Vermutungen bei TF.

Lit

TF 125; Κ 244; Pf 501 f. -

E. FRAENKEL KZ 72, 1955: 185-190; SEEBOLD

1967b: 109; 1980: 461 f.; W. MlTZKA FS Foerste 1970: 319-326.

GARSTA- — GARWA-

233

garsta- 'rauh, bitter' *V? (§ 154b) S D

Erst mild, garst 'bitter schmeckend, ranzig' Erst mhd. garst 'verdorben schmeckend oder riechend, ranzig'

-m- f -ja-

D gerstf 'Haß, Groll' Gl 2,321,10 (rancor) W gersta 'ärgern, reizen, quälen' (Fr)

Bei

Erst spät im deutschen Sprachgebiet, indirekt vi. auch im Nordgm. belegt. W gerstr 'unbehaglich, bitter' (Tag), 'mürrisch, gereizt' (Person) (EJ) ist aus dem Ja-Verb rückgebildet (WISSMANN).

Gm

Idg Lit

I m G m . isoliert.

Das Subst. Ν mnl. gerste, S gersta sD, D gersta O (Gl) f. 'Gerste' gehört in andere Zusammenhänge (K). VI. altes Verbaladj. zu der Grundlage von arm. garSim 'habe Abscheu'; vgl. mit anderer Vokalisierung lit. grasùs 'widerwärtig' u.a. Ρ 445, 494; TF 130; Κ 245 'garstig', 260 'Gerste'; Ka Π 444. — LERCHNER 1965: 75 f., 83-86; WISSMANN 1975: 36.

garwa- 'bereit' R (§ 159a) W

O E Ν S D

alaun-

gQrr Í0,e) (-ν-); gQrva, gQrla, gQrliga; gerstr/gQrvastr + gen., Präp. 'zu etwas bereit', 'in etwas vollkommen, geschickt', 'getan, bereitet' (vertritt das PPP von gQrva), Adv. 'vollständig, genau, vollkommen' E + + EM+1 C + l (M)+l [häufig HG] gör, gior, gar; görla, görlika; — 'fertig, getan, vollendet' (vertritt das PPP von göra), Adv. 'sorgfältig' (S)+l gearu; gearu, gear(w)e, gearulice; gearwora, gearwost 'bereit, fertig, gerüstet', Adv. 'genau, sicher' B + + Gn+1 cD+ + garo; —; — 'bereit' (paratus) go.ru, garo; garo, garao, garoliko; — + dat., Präp. 'bereit, gerüstet, geschmückt', Adv. 'völlig, ganz und gar' H + l Gn+1 sD garo (garaw-); garo, garauio, garalihho; garawiro/garawöro (meist präd.) 'bereit, fertig, ausgestattet, geschmückt', 'gehorsam', Adv. 'gänzlich, vollständig; beinahe' I MF Τ 0 + 1 N + l BR Ab (Gl)+ + W 'in jeder Hinsicht vollkommen, ganz ausgeführt' (EJ); E 'ganz bereit, fertig' B; D 'ganz, fertig, völlig bereit' Τ Ν W Adv. 'ungenau, unvollständig' E (EJ) (M); O 'unbearbeitet' (Metall) ME St; E 'unvorbereitet' (Gr); D 'nicht bereit' Gl 2,447,28 {imparatus)

234

GAUPA-

m/n -in- f

D Opfer' (das Zubereitete) Ab W geirvi 'Ausrüstung, Kleidung' E C, at- 'Tüchtigkeit, Gewandtheit' E; D garawí 'Ausstattung, Schmuck' Ν [deverbal] -ja- η 'Kleidung, Ausrüstung': S (gi)garwi, gigerwi H sD; D (gi)garawi I Τ O Ab [s.o.] -jö- f ds.: W geirvar Pl. C; E gearwe PI. -B Gn [s.o.] -epö- f 'Ausrüstung, Bewaffnung': W gerö C; D garawida Ab [s.o.] -fgaD garawfg subst. 'Opfer' Ab -ja'zurechtmachen, bereiten, schmücken, ausführen': W geir(v)a, gQra, gera E EM C; O göra (ae,ie,io) (S); E (ge)gierwan (y) Β Gn cD; Ν gerwen\ S (gi)garwian, gerwian H Gn; D (-)garawen I MF T O N BR aD Ab Sam (Gl) [s.u.] -öE (ge)gearwian 'bereiten, ausstatten' Gn cD -koE gearcian 'vorbereiten, zubereiten, ausstatten' (BT) (BTS) [deverbal?] Bei Gm

Im Nord- und Westgm. belegtes ω a-Adj. Fungiert im Nordgm. als PPP des ja-Verbs. Zur Rektion s. DELBRÜCK. Auffällig ist die formale und semantische Nähe zu -* arwa- 'bereit' (s.u.). Dennoch kommt eine Analyse tga-arwa-, wie sie neuerdings wieder von SANDERS vertreten wird, nicht in Betracht, weil sich ga- in so früher Zeit nicht mit Primäradj. verbindet (Bildungen wie G garaihts gehen von Subst. aus).

Idg

Unter einem Ansatz tgher- ohne Vergleichsmöglichkeit. Die häufig vorgeschlagene Anknüpfung an idg. *g!,her- 'brennen' (s. die Nachweise bei SANDERS) scheitert am späten Auftreten der Bedeutung 'gekocht' sowie am gm. Anlaut (SEEBOLD).

Vielmehr ist das Adj. aus dem ja- Verb rückgebildet; so erklärt sich die partizipiale Funktion im Nordgm. Das Verb gehört seinerseits als *g(a)-arw-ja- zu -» arwa-. Die älteren Auffassungen sowie eine eigene Hypothese zum ja-Verb bietet KABELL.

Lit

Ρ 494; TF 128; V 163 f. 'gera', 199; Hh 126; Κ 244; Pf 502; Ka II 17, 414 ff., 455. -

DELBRÜCK 1907: 133; SEEBOLD 1967b: 107 f.; 1980: 458 f.; A . K A -

BELL KZ 87, 1973: 26-31; W. SANDERS FS Kolb 1989: 558-568.

gaupa- 'auseinandergebogen' *V (§ 43c) E

gëap; —; gêapra 'weit, breit, sich öffnend' (Haus, Dach), 'krumm, gebeugt, listig, verschlagen' (Person) Β Gn (BT)+2 (BTS) HG: horn- 'mit weit auseinanderstehenden Giebeln' (Gebäude) Β cD, säe- 'weitbauchig' (Schiff) Β

GAURA- — GEBEPJA-

Bel

235

Das nur im E belegte Adj. bedeutet urspr. ws. 'auseinandergebogen', daher a) 'weit geöffnet', b) 'krumm, gebeugt' und 'verschlagen'. Hh setzt zwei Adj. an: 'offen, weit' und 'gebeugt, krumm'. Gemeinsamer Ursprung ist jedoch wahrscheinlicher, weil die Bedeutungen durchaus vereinbar sind und intervokalisches ρ im Gm. ohnehin selten ist.

Gm

Zu dem möglichen Ansatz eines starken Verbs *geupa- s. Sb.

Lit

Ρ 449, 450; TF 137; Sb 227; Hh 125; Bb 64 f.; Ma 2 99. - J. HOOPS ESt 64, 1929: 201-211.

gaura- 'verzagt' *V (§ 97) G

gaurs; —; — 'traurig, betrübt, mürrisch'

m -in- f -epö- f -enga-aga-

Hierher vi. W gaurr 'erbärmliche Person' (EJ) G gaurei 'Betrübnis' G gauripa 'Betrübnis' m Zu einer solchen Bildimg D göringi 'Elend, Jammer' O D görag 'arm, elend, verkommen' (Person, Welt), 'schlecht' (Geschmack) O N Gl 3,384,30; dazu göraglih 'jammervoll, elendig' (Abstr.) Odg,ach> G gaurjan 'kränken'

-jaBel

Gm

G gaurs kann auf gm. *gaur- oder *gur- beruhen; Ansatz mit au wegen der Notkerschen Schreibimg . Die Bedeutungen 'betrübt' und 'elend' lassen sich auf 'mutlos, verzagt' zurückführen. Neben dem Adj. steht G gaunon 'klagen', das auf eine Grundlage *gau- führt. Somit vi. Verbaladj. zu dem starken Verb *gauja- in W geyja 'bellen' (urspr. 'jammern'?). Hinsichtlich des Wurzelablauts weniger wahrscheinlich ist Verwandtschaft mit dem primären Verb *gewwa- 'erschrecken'; vgl. immerhin zur Bedeutung W gugna 'den Mut verlieren' (Fr) und nisl. gugginn 'elend, feige'.

Idg

Lit

VI. identisch mit. ai. ghorá- 'grauenhaft, schrecklich'; zum Bedeutungsverhältnis vgl. etwa gr. δεινός 'furchtbar' neben δαλός 'furchtsam'. Ρ 453 f.; TF 122; Sb 216, 229 O.A.; Lm 152; F 208; V 159 'gaurr'. gebefrja- 'gewährt, gegeben' "'S (§ 130, 173)

E

gifeöe; —; — präd., subst. (+ dat.pers) 'vom Schicksal gegeben, verliehen, bestimmt' Β Gn cD

un-

E präd. + dat.pers 'versagt' Β

G^BI-

236

•iga-

S gibithig (-d-) + dat.pers 'beschert, gegeben' H; D gibedig (+ gen.) 'ergiebig, fruchtbar' Ν

Bel Gm

Nur im Westgm., unerweitert nur im E belegt. Adj.-Bildung neben dem starken Verb *geba- 'geben'; -» gxbi-, gebri-, gebula-. Bei Annahme eines primären Verbaladj. (MEID) wäre die Stammbildung höchst ungewöhnlich: erstens ist das Suffix -pja- im Gm. nicht produktiv, zweitens tritt es stets unmittelbar (ohne Mittelvokal) an die Wurzel. VI. ist von einem (koll.) Subst. 'gewährte Gaben' auszugehen, das in präd. Stellung zum Adj. wurde und die Grundlage des igo-Adj. darstellt; vgl. D schebedig 'aussätzig' Ν zu E sceafoda 'Splitter, Späne, Abschabsel'.

Lit

H h 130. -

MEID 1967: 148.

gaebi- 'heilbringend; zu geben' V (§ 68c) W

O F Ν S D alaun-

gxfr; -gxft; gxfastr 'was gegeben werden muß' (kveda litit lauki gxft til auka 'man sagt, daß dem Lauch nur wenig zum Wachsen gegeben werden muß'), (+ dat.) 'mild, heilbringend', 'hold, geliebt' (Frau) (EJ) (Fr)+ + HG: z.B. gaum- 'aufmerksam, sorgsam' (Fr)l, sak- + vid 'mit jm. in Streitigkeiten verwickelt' (M) gxver; —; — 'von guter Beschaffenheit' CL -St [nach (S) entlehnt] HG: jxm- 'von gleich guter Beschaffenheit' CL jëve (g-); —; — 'gangbar, gültig' (Geld) Erst mnl. gave (-e-) 'gangbar, gültig', 'ganz, unversehrt', 'vortrefflich' Erst mnd. gêve 'verfügbar, in Umlauf (Geld), 'gut verkäuflich', 'annehmbar, gut' Erst mhd. gxbe 'angenehm, willkommen, gut' W Adv. 'vollständig, völlig' (Fr) [s.u.] W 'glücklos, erfolglos' (Person) C; O 'nicht vollwertig' St; F 'unschicklich' (Wort); D mhd. 'wertlos, unrein, schlecht'

-ön- f W gxfa 'Glück' (EJ) (M), 6- 'Unglück' (EJ) (M) -in- f W -gxfi z.B. in gaum- 'Aufmerksamkeit, Fürsorge' (Fr) -epö- f W gaumgxß = -gxfi [s.o.] (Fr) Bei

Nur im Nordgm. und spät im Kontinentalwestgm. belegt. Grundbedeutung 'zu geben, was sich geben läßt', daher 'WEIS sich gut

GEBRI- — GEIFRA*-

237

geben läßt' > 'heilbringend' > 'angenehm'. Die Komposita lehnen sich an Verwendungen des Verbs an. ROOTH postuliert eine Grundbedeutung 'was gedeihen kann', die jedoch ohne hinreichende Stütze bleibt. — An das αΖα-Kompositum läßt sich vi. der Matronenname Alagabiae anschließen.

Gm Lit

Verbaladj. zu dem starken Verb *geba- 'geben'. -» gebepja-, gebri-, gebula-. Sb 217 ff. O.A.; Ka I 98; Ma 102; Ma2 112. - LINDQVIST 1909: 269-271; ROOTH 1926: 22 f. Anm. 2.

gebri- 'heilbringend' V (§ 103, 106) E

gifre; —; — 'nützlich, heilbringend' -Gn (Gr)

un·

E + dat.pers 'unheilvoll' (Übel) Gn

Bei

Nur im E belegt. Ein anderes Wort ist E gifre 'gierig', -» geifra*-. Verbaladj. zu dem starken Verb *geba- 'geben'; zur Bedeutungsentwicklung -» gxbi-. Sb 217 ff. O.A.; Hh 130.

Gm Lit

gebula- (-ala-) 'freigebig' V (§ 88) W E

gjctfull, -gjafall; —; gjaflastr 'freigebig' E EM 31 2 C+2 (M) HG: z.B. fé- 'freigebig' C (EJ) gifol, -ul; -; - 'freigebig, großzügig' (BT) (BTS)

-in- f W gjQfli 'Freigebigkeit' C (-nassa-) f E gifolnes 'Freigebigkeit' (BTS) Bei Gm Lit

Nur im W und E belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *geba- 'geben'. -» gxbi-, gebri-. Sb 217 ff; Ka II 278, 286. geifra*- (-6-?) 'gierig' S? (§ 175)

W E

gifr (-r-); —; — 'gierig, blutrünstig' (Hund) E [lx, unsicher] gifre; —; gffrost 'gierig, gefräßig' (Tier, Teufel, Feuer) B+2 Gn cD HG: heoro- 'furchtbar gierig' B, wxl- 'mordlüstern' cD

η

W gifr 'Unholdin, Furie' E C

238 Bel Gm

Lit

GEIRA- — GELDJA-

Nur im W und E belegt. Zu E gifre 'heilbringend' -» gebri-. Morphologisch undurchsichtig. Daneben stehen ähnliche Bildungen, die aber lautlich variieren (ei:ai, f:b). Weder als primäres Verbaladj. noch als Rückbildung zu einem Verb 'geifern' mit r-Suffix anzusetzen, weil entsprechende Verben in früher Zeit fehlen. VI. f ü h r t W gifr n. auf einen s-Stamm *geifez- (-&-?); dann wäre das Adj. sekundär daraus entstanden. Ρ 421; TF 134; V 166; Hh 130; Κ 252 'Geifer'; DWB IV,1,2,2564 'geifen'. OBERDÖRFFER 1908: 10; WISSMANN 1932: 41 f.

geira- 'gierig' "»ν (§ 99) Ν D

Erst mnl. gier 'gierig, habsüchtig; leidenschaftlich' (Person), 'außerordentlich groß' VI. gehört giri (-» gera-) zum Teil hierher. Falls nicht von gir 'Geier' ausgehend, können zwei subst. gebrauchte Komposita das Adj. enthalten: hofegîr 'am Hof schmarotzend' N, werltgfr 'nach irdischen Genüssen verlangend, dem weltlichen Leben ergeben' Ν [Notker schreibt in beiden Fällen ],

m •an- m -ön- f -haidu-

D gir 'Geier' Ν (Gl) 'Geier': S mnd. gire; D giro (Gl) G faihugeiro 'Habsucht' f D gfrheit 'Gier, Habsucht' Ν

Bel

Als Adj. nur im Ν und D, indirekt auch im S und im G belegt; der Ansatz ist nicht sehr sicher. Altes Verbaladj. neben dem starken Verb *gei-na- 'gähnen, klaffen'. Zur gleichen Grundlage gehört -» gaila-\ vgl. -» gaista-. Ρ 420; TF 133; Sb 220; FW 198 'gierig'·, Κ 252 'Geier'. - WISSMANN 1938:

Gm Idg Lit

7 4 f.; SCHUBERT 1 9 6 8 : 3 4 .

geldja- 'gültig, vollwertig' R (§ 160) W

O E

gildr; gildliga; — 'vollwichtig, in Ehren stehend' (freier Bauer), 'berühmt' (Person), 'heftig' (Verlangen), Adv. 'in hohem Grade' EM 1 2 9 C (EJ)+1 (M) gilder; —; gildare/gildane 'in gutem Zustand, vollwertig, gültig', 'wofür Ersatz geleistet werden muß' (S)+2 [Zu ungylde 'unbezahlt' s.u.]

239

GELLA- — GELPA-

alaun-

W 'hervorragend, vollwertig' (König, Dichtung) (EJ) W 'wofür keine Buße gezahlt wird' (M); O 'untauglich, ungültig; wofür kein Ersatz geleistet zu werden braucht' (S)

-lika-

W gildligr 'bedeutend' (Person), 'dick, schwer' (Felsen) (EJ) (M)

Bei

Gm

Nur im Nordgm. belegt. Der Ansatz *geld-i- (Sb, Ma, Ma2) ist unwahrscheinlich, weil ein i-Adj. in dieser Ablautreihe Tiefstufe aufweisen sollte. — Das bei Sb aufgeführte Adj. E ungylde 'unbezahlt' gehört exozentrisch zum Subst. gyld 'Geld, Buße' (ebenso D mhd. höchgülte 'wertvoll, kostbar' zu gälte 'Wert, Schuld'). Das Adj. ist postverbal zu einem ja-Verb gebildet, mit dessen PPP es zusammenfällt: W gilda 'bezahlen, vergelten' (Hunger, Schuld) (EJ); O gilda 'billigen; instandsetzen, bewahren'; 'sich etwas bezahlen lassen' (S), o- 'mißbilligen, für untauglich erklären' (S) [das Verb geht vom Subst. *gelda- 'Bezahlung, Vergeltung' aus]. Grundbedeutung wohl 'wofür bezahlt werden muß'.

Lit

S b 2 2 1 f.; V 167; K a I 92 f.; M a 98; M a 2 102, 105. -

LINDQVIST 1909: 262-

2 6 6 ; ROOTH 1926: 87 ff. A n m . 2.

gella- 'helltönend' V (§ 42e) W S D

gjallr; —; — 'helltönend, laut klingend' (Münzen, Schwert; Weinen), 'grell leuchtend' (Gold) E C (Fr) Erst mnd. gel, Adv. gelle 'gellend, laut tönend' Erst mhd. gel (-11-) 'laut, hell klingend'

m f

W 'Schwert, Schild' (EJ) W gjQÜ 'Lärm, Schrei, Kampf (EJ), prym- Name einer Tür E

Bel Gm

Nur im Nordgm. und spät im deutschen Sprachgebiet belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *gella- 'gellen'. Gutturalen Anlaut, gleichen Auslaut und ähnliche Bedeutung zeigen auch die Adj. -» gretta-, hella-, hwella-, skella- und nnd. schrell 'schrill tönend, scharf schmeckend'; vgl. -» snella-.

Lit

Sb 2 2 2 f.; K a I 24.

gelpa- 'anmaßend, überheblich' V (§ 42e) Ν S D

Erst mnl. gelp 'üppig, wollüstig' Erst mnd. gelp 'stolz, übermütig' gelpf; gelpflihho; — 'überheblich, anmaßend, prahlerisch' O Gl 2,165,42 ( iactanter).

240

GELWA-

Die Bedeutung bei Otfrid ist nicht genau zu fassen: 1.23,25 ist thar uuiht so sarphes odo iauuiht ouh so gelphes [Var.: gelpes], iz uuird.it in girihti zi sconeru slihti (nach Luk. 3,5 erunt prava in directa et aspera in vias planas), also etwa 'dünkelhaft, schlecht' (so P I P E R ) .

-haidu- f D gelpfheit 'Anmaßung, Dünkel, Übermut' O (Gl) -lika- D gelpflth 'anmaßend' (Gl) (arrogans) Bei Gm Lit

Nur im Ν und im deutschen Sprachgebiet belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *gelpa- 'prahlen'. Sb

2 2 3 f. -

WISSMANN

Trier 1954: 442-445;

1932:

PNRAINEN

12; TEUCHERT

1944: 223; H .

SCHWARZ

FS

1971: 54 f.

gelwa- 'gelb' Ρ (§ 13, 17) E Ν S

geolu (geolw-); —; - 'gelb' Β (Gr) VG: -rand 'gelber Schild' Β cD Erst mnl. gelu, geel 'gelb; blond' gelu*; —; — 'gelb' sD . Dazu H 1876 f.: hebbead iuuuan möd uuidar them so glauuan tegegnes, sö samo the glauuo uurm, nädra thiu feha 'setzt euren klugen Geist dagegen, wie der gelbe Wurm, die bunte Schlange'. Daß glauuo für *gelouuo 'der gelbe' steht, legt das folgende feh 'bunt' nahe; die Verschreibung ist durch das voraufgehende glau 'klug' verschuldet.

D

gelo; —; — 'gelb, goldgelb' Ab (adultus 'reif) (Gl)

-in- f

D giliwi, gelawt 'gelbe Farbe' (Gl)

Bei Gm

Nur im Westgm. belegt. Primäres ω a-Adj.; daneben mit Tiefstufe -» gula-. Zur Struktur vgl. -» elwa-, Ererbtes Adj., identisch mit lat. helvus 'honiggelb', lit. zelvas 'grünlich, gelblich'. Zu der Farbwurzel idg. *ghel- in air. gel 'weiß, leuchtend', ai. hári- 'fahl, gelblich, grünlich' u.a.

Idg

schlägt vor, -» gula- als u-Stamm idg. *gh\-u- und das waAdj. als Vrddhi-Ableitung *¿helu-o- dazu aufzufassen. Aber erstens behalten them. Ableitungen von u-Stämmen die Ablautstufe des Grundwortes bei (§ 179), zweitens bietet das adjektivische Grundwort keinen Anlaß für eine Vrddhi-Bildung. Ρ 429 f.; TF 131; V 194 'gulr'· Hh 127; Κ 254. - M E A D 1899: 197 f.; S C H W E N T N E R 1915: 66-68; B A M M E S B E R G E R 1990: 243 Anm. 397. BAMMESBERGER

Lit

GENNA- — GERA-

241

genna- 'weit, ausgedehnt' ""V (§ 42e) E

ginn (yj; —; -ginnost 'weit, ausgedehnt' (Reich, Gelände) Β Gn cD -(Gr)2

un-

E 'nicht weit, nicht groß' (Gr)

Bei Gm

Nur im E belegt. Das Adj. gehört ws. zu dem starken Verb *-genna-, das mit and'anschneiden, spalten', mit bi- 'beginnen' bedeutet: Bedeutungsentwicklung 'gespalten' > 'weit klaffend' > 'ausgedehnt'.

Lit

Die gleiche Form zeigt das VG von W ginnheilagr 'hochheilig' E, ginnregin 'die hohen und heiligen Götter' E C und E gin-, gimfxst 'reichhaltig' (Gabe) Β Gn cD, gynnwised [?] 'sehr weise' (Gr). Die Bedeutungen lassen sich jedoch nicht nahtlos anschließen; eher zu O urn. ginArunAR, ginoronoR 'magisch wirkende Runen' (Björketorp, Stentoften), W ginn 'Betrug, Falschheit' (EJ), ginna 'anlocken, verführen' C. Sb 224 f. O.A.; V 167; Hh 131.

gera- 'begierig' "V/R? (§ 45b, 162) W D

gerr; —; — 'gierig, gefräßig' (FrS) VG: gerboenn 'begierig bei Bitten' (EJ) ger (auch sw. gero); gerolihho; geror präd. + gen.rei 'begierig, verlangend nach', Adv. 'eifrig, schnell' Ο (-ο) Ν Ab+1 (Gl)+2 HG: 'habgierig' Sam (avarus) [zum VG SPLETT 1979: 40]

-an- m W geri Name von Raubtieren E (EJ) -ire- f 'Gier, Begierde': O giri (S); S fehugiri 'Habgier' H; D gin (e) I O (Gl), nef- 'Habgier' BR -epö- f 'Habgier, Verlangen': S giritha sD; D girida Τ N BR Sam (Gl) -a/iga- S gerag 'begierig' sD; D gerag, gir ig 'begierig, bereitwillig' N (Gl) -ö'begehren': F jeria\ Ν geron; S geron + gen.rei H sD; D gerön auch 'sich erfreuen' I M F T O N B R a D (Gl) [s.u.] -atja- [D girezen 'begehrlich, lüstern sein' Ν gehört zum Subst.] Bei

N u r i m W und D als Adj. belegt; die nordgm. F o r m f ä l l t durch das Fehlen der Brechung auf, ist also wohl entlehnt. Daneben D giri 'begierig' MF Τ Ab, walo-, walu- 'grausam' Ab Sam Gl 2,315,15 (crudelis), girnessi 'Begierde' Ab: dies wäre der einzige Fall, wo sekundäres -i im Westgm. den Wurzelvokal e zu i hebt. Also entweder Rückbildung aus Ableitungen wie giri, girida, girezen oder mit langem ΐ zu - » geira-.

242 Gm

Idg

Lit

GERNA-

Daneben mit Suffix -na- -* gerna-. Schwache Flexion, aktivische Bedeutung und Rektion mit Gen. zeigen an, daß es sich um ein altes Nomen agentis handelt (BRAUNE/EGGERS): Rückbildung aus dem kontinentalwestgm. ö-Verb? Die idg. Grundlage ist die Verbalwurzel *gher- 'gern haben, begehren' in ai. hâryati 'begehrt, ersehnt, verlangt', gr. χαίρω 'freue mich' u.a. Ρ 440 f.; TF 128; V 164; Κ 68 'begehren'; Ka I 24. - BRAUNE/EGGERS 1975: § 255 Anm. 3.

gerna- 'begierig' ""V (§ 116) G W O E F Ν S D anaun-

Nur HG -gairns; —; — in faihu- 'geldgierig', seinai- 'selbstsüchtig' gjarn; gjarna, -gjarnliga; gjarnastr (+ gen.) 'begierig, interessiert', Adv. 'gern' E+2 EM+2 C + + (M)+l [häufig HG] Nur Adv. giarna (ae) 'gern' (S) georn; georne, geornlice; geornor, geornast (+ gen., dat.) 'begierig, bedacht auf, Adv. 'eifrig, sorgfältig' B + + Gn+1 cD+ + Nur Adv. gerne (j-) 'gern, eifrig' Erst mill, gerne Adv. 'gern, eifrig; leicht' gern; gemo; gernora + gen., inf. 'begehrend, verlangend', Adv. 'gern, freudig, eifrig' H + + Gnl sDl gern, -i; gerno, gernlihho; gernor, gernöst 'begierig, freudig', Adv. 'bereitwillig, gern' T1 Ol N + + BRI Abi Sam (Gl)+1 [häufig HG] W 'begierig nach' (vid) (EJ) (M) W 'nicht geneigt' EM 56 ; D (meist Adv.) 'ungern' Ο Ν (Gl)

-in- f

G gairnei 'Verlangen, Wunsch', faihu- 'Habsucht'; W -girni z.B. in ór 'Habgier' C (M), fé- 'Geldgier' (EJ) (M), ¡>rá- 'Eigensinn' E; D gernî 'Hingabe, Sorgfalt' BR Sam [auch HG] -epö- f W girnd 'Begierde, Lust' (EJ) (M) (-nassu-) f D gernnissa, -i 'Andacht, Sorgfalt' BR Gl 2,147,26 -haidu· f S gernihëd 'Ergebenheit' sD (devotio) -igaD girnfg 'gierig' Gl 2,422,13 (rapax) •lika- W vingjarnligr 'wohlwollend' (M), 6- 'unfreundschaftlich' EM 23 (M) •ja'begehren, verlangen, wünschen': G gairnjan\ W girnask C (M); E gyrnan (Gr); S girnian H Bel Gm Idg Lit

Gemeingm. Bildung. Zur Kasusrektion s. DELBRÜCK. Daneben mit -a- -» gera-. Nur gm. no-Bildung zu idg. *gher- 'begehren' (-» gera-). Ρ 440 f.; TF 128; Lm 140, F 186 'gairnei'·, V 170; Hh 127; Κ 260; Ka II 43. — DELBRÜCK 1 9 0 7 : 1 3 3 ; OBERDÖRFFER 1 9 0 8 : 1 2 .

-G/ΕΤΙ

GETULA-

243

-gaêti- 'zu erlangen' V (§ 68c) W

E

anaandaaupabi(tuz-)

-gaetr; -gaeta, -gaetliga; -gaetari, -gaeztrf-gaetastr in ó- 'berühmt, hervorragend, ausgezeichnet' E EM 8 - 76 C+2 (M)++ (Fr)+ + , fá- 'selten' (EJ), nser- '(fast) richtig vermutend' (M), sjald- 'ungewöhnlich, neu' C2, vancl- 'schwer zu bewahren, schwer vorherzusehen' EM 5 3 (M) -gète; —; — in and- 'offensichtlich' (Gr), ëadbe- präd. 'leicht zu erlangen' B, or- 'offensichtlich, einleuchtend' cD

uz-

W s.o. E s.o. W 'leicht zu bemerken, zu beachten' (EJ) W s.u.; E s.o. W torugxtr 'schwer zu erlangen, selten, kostbar' (EJ) (M) [-u- vertritt ein altes Präfix, vi. bi-] E s.o.

η -enga-laika-lika-ja-

W m m W W

Bei Gm

Nur im W und E als HG belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *(-)geta- 'erlangen'. Die Komposita mit verbalen Präfixen folgen komponierten Verben. -» -getula-. Zum Präfix von W ágaetr vgl. E ongietan 'bemerken', zur Bedeutung W

Lit

ágaeti 'Ehre, Ruhm' E C W ágaetingr 'hervorragender Mann' (Fr) W ágaetleikr 'hervorragende Eigenschaften' (Fr) ágaetligr 'ausgezeichnet' (Erinnerung) (EJ) ágaeta 'preisen, rühmen' (M)

geta 'erzählen, erwähnen' (also urspr. 'von dem erzählt wird'; -» (-)frxgi-). Sb 226 f.; V 198; Ka I 100; Ma 102; Ma 2 112.

-getula- (.-ala-) 'erlangend, behaltend' V (§ 88) W E Ν S D

Nur HG in Sanngetall Name Odins (EJ) ['die Wahrheit erlangend'] -gitol, -geotul (-tt-); —; — in ofer- (+ gen.rei) 'vergeßlich' (Gr) Erst mnl. vergetel 'vergeßlich', on- 'unvergeßlich' Erst mnd. vorgetel 'vergeßlich' -gezzal; —; — in ä- 'vergeßlich' Ν Ab, ab- 'vergessen' Ab (oblivio 'Vergessenheit') [SPLETT 1976: 318]

andafur-

E 'verständig' (BT) E 'vergeßlich' (BT); S s.o.

244

GLADA-

-ΐη· f

Ν afgetali 'Vergessen, Vergeßlichkeit' (oblivio); D ägezzali ds. BR dD Ab (-nassu-) f E -gitolnes in for- 'Vergeßlichkeit' (BT), ofer- ds. (Gr) Bei Gm

Als Adj. nur im Westgm., in einem Relikt auch im Nordgm. belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *(-)geta- 'erlangen'. Die Adj. mit Präfixen folgen entsprechend komponierten Verben. -» -gäeti-.

Lit

Sb 226 f.; Ka Π 278. - GRAUWE 1979/82:1 133 f.

giada- 'glänzend, fröhlich; glatt' P/*V (§ 4, 151) W

O E

F Ν S D

gladr; glaöliga; gladari, glaöastr 'glänzend, herrlich', 'froh, heiter' (+ gen. 'über etwas'), 'freundlich' (viö 'zu jm.') E EM 5 1 1 C (EJ)+ + (M)+ + -; glafrlika (d); - 'freudig, gutwillig' SMI VM1 glaed; glxde, glaedlfce; glaedra, gladost 'glänzend, schimmernd', 'herrlich, vorzüglich', 'freundlich, fröhlich', + gen.rei 'froh' (Person) Β G n + 1 cD++ (Gr)+ + VG: -möd 'fröhlich' Β cD gled; —; - 'glatt' (Eis) Erst mnl. glat 'glänzend, schimmernd', 'glatt, schlüpfrig' Nur VG in gladmöd, gladmödi 'fröhlich, frohgemut' H Mnd. glat 'glatt, schlüpfrig' glat; glato; glator 'klar, hell', 'glänzend' (Sonne), spät 'glatt' (Weg), Adv. auch 'hold' O N + + Ab (limpidus, merus) Gl 3,385,27 (lubricus) HG: eban- + dat. 'ebenso hell wie' N; VG: glatamuoti* 'fröhlich' BR Mhd. glat 'glänzend', 'glatt'

un-

W 'betrübt, niedergeschlagen' (EJ) (M)

η -in- f

E 'Fröhlichkeit' (Gr) W gledi 'Ergötzung, Freude, Spiel' EM 1 2 9 C (M), 6- 'Niedergeschlagenheit' (EJ) (M) W gladligr 'fröhlich' (M); E glaedlic 'glänzend, angenehm' Gn W gledja + akk. 'erfreuen, unterhalten' E EM 32 - 51 · 83 C (M); O glxdias 'sich freuen' VG + akk. 'erfreuen': W giada E C; E gegladian (Gr) E gladian 'schimmern, glänzen' Β

-Ilka-ja-ö-seBel

Im Nord- und Westgm. belegt; zur Rektion s. DELBRÜCK. Die Bedeutimg 'glänzend' ergibt a) 'leuchtend, hell', b) 'fröhlich' (vgl. -» haidra- sowie die Antonyme nhd. trübe : betrübt). Die Bedeutung 'glatt' tritt erst im späten Westgm. auf.

GLAIDA*- —

Gm Idg

Lit

GLAIWI*-

245

In der ältesten Bedeutung 'glänzend' kann das Wort als *gla-da- zu dem redupl. Verb *glöa- 'glühen, glänzen' gehören (-» (-)glöa-). Die Bedeutung 'glatt' ist zwar spät bezeugt, läßt sich aber vergleichen mit aks. gladhkh 'glatt, flach, eben', lit. glodùs 'glatt, glatt anliegend', lat. glaber 'glatt'. VI. haben sich *ghld-tó- (s.o.) und *ghlddh-o- 'glatt' (Wurzel *ghlädh-/ghIddh-) im Gm. gekreuzt. Ρ 431 f.; TF 147; Sb 233 O.A.; V 171; Hh 132; Κ 268; Pf 575; DWB IV,1,4, 7705; K a I 57. - DELBRÜCK 1907: 133; H. SCHWARZ FS Trier 1954: 4454 4 9 ; W . M E I D KZ 7 9 , 1 9 6 5 : 2 9 2 f.

glaida1"- 'mit gespreizten Beinen' *V (§ 43a) W

gleidr; —; — 'weit offen, mit gespreizten Beinen' (auch Beiname) (FrS)

(renga-) m W gleidungr BN (FrS) Bei Gm

Nur im Nordgm. belegt; es könnte sich auch um einen ¿-Stamm handeln. Ws. Verbaladj. zu dem starken Verb *gleida- 'gleiten', dessen Bedeutung dann auf 'kriechen' (vgl. Sb), 'sich mit gespreizten Beinen bewegen' beruhen würde. -» glidra-.

Lit

Ρ 433; TF 148; Sb 230 f.; V 173; Ka I 78. - KOLB 1957: 55.

glaipa- 'schief, schräg' V (§ 43a) S D

Erst mnd. glepe (pp) 'schief, schräg' gleif; —; — 'schief, schräg' (Gl) (obliquus) Mhd. gleif 'schief, schräg' (Gang, Weg)

-ja-

D PPP gigleifit 'schräg' (Gl) (obliquus)

Bei Gm

Nur im deutschen Sprachgebiet belegt. Verbaladj. zu dem spät bezeugten Verb *gleipa- in nsw. dial, glipen 'geöffnet sein', mhd. gUfen 'schräg, abschüssig sein'; dazu ablautend W gleipa 'schwatzen' (Hexe) (EJ), nnw. dial, gleipa 'den Mund verziehen'. Strukturell verwandt mit -» gnaipa*-. TF 148 f.; V 173 'gleipa'·, Tp 163 f.; DWB IV,1,5,126 f. 'glipfen'.

Lit

glaiwi*- 'glänzend, hell' *V (§ 63a) W

glser; —; - 'klar, hell' (Geist, Sinn) (EJ) VG: glxhvarmr 'mit hellem Augenlid' (EJ)

246

GLANA-

m -óre- f -ja-

W glaer 'Meer' C (Fr) W himinglaeva Name einer Welle (EJ) Zu einem solchen Verb W glaevir Name eines Helms (EJ)

Bel

Der gm. Ansatz des nur im Nordgm. belegten Adj. ist gänzlich unsicher. Lautlich möglich wäre etwa auch *gläewi-. Gegen den Ansatz *glxja- (TF, P, MATZEL) spricht W -υ-. Für beide Ansätze bieten sich Anschlußmöglichkeiten: a) für *glaiw-i- spricht das ablautende (urspr. starke?) Verb *gleiw-ö- in W gljâ 'glänzen' (Fr), E glîwian 'schmücken' (Gr) [hierher?], F glîande 'glühend'; b) der Ansatz *glxui-i- stünde im Ablaut zu dem redupl. Verb *glö(w)a- 'glühen, glänzen'. Mir. glé 'klar, deutlich', ky. gloew 'hell' beruht wohl auf idg. *ghleiyo- (P 432).

Gm

Idg

Lit

Allerdings führt dieselbe lautliche Umgebung im Subst.-System zu einem anderen Ergebnis, vgl. air. día 'Gott' < *deüfo-. Ρ 430; T F 146 f.; Sb 232 f.; V 176 f.; Tp 169; Ma 2 131. - MATZEL 1987: 157 f.

glana- '(glänzend)' * V (§ 144) D

Bei der Glosse lindista wina (mollissima vina 'sehr milde, süße Weine') Gl 2,681,9 [12. Jh.] steht über lindista die Form giani, die danach vi. zu *glanista zu ergänzen ist. Mhd. fnhd. glan 'weich, nachlässig, träge' (Person), 'dünn, weit', 'glatt, schlüpfrig'

m

W norw. glan 'Helle am Himmel'; D spätmhd. glan 'Glanz, Glut'

Bei

Nur spät im D und indirekt im W belegt. Auszugehen ist vi. von der im Subst. vorliegenden Bedeutung 'glänzend'; daher a) 'durchscheinend' > 'locker, dünn, weit', b) 'blank' > 'glatt, schlüpfrig'. Die Herkunft der Bedeutung 'weich, milde' ist unklar (über 'sanft gleitend' < 'glatt'?). Auf gleicher Stufe im Gm. isoliert. D E I S gm. Adj. in der urspr. Bedeutung 'glänzend' hat eine Entsprechung in air. ky. glan 'glänzend, rein'. Damit dürfte das Wort als westidg. *ghld-no- zu der Wurzel *ghlö- in dem gm. redupl. Verb *glöa- 'glühen' (-» (-)glöa-) gehören; -» glasafn)-.

Gm Idg

Lit

Ρ 429; Sb 233 O.A.; Tp 161; DWB IV,1,4,7593.

GLANTA- — GLAWWA-

247

glanta- 'glänzend' V (§ 43d) D

glänz; —; glanzari

-fra- f -ja-

D glänzt 'Glanz, Schönheit' Ν D glänzen 'glänzen', refi, 'erstrahlen' Ν; hierher vi. W glettask 'reizen, necken' (M)

Bei

Als Adj. nur im D belegt. W glettask läßt sich über die Bedeutung 'glänzend machen, aufhellen, aufheitern' anschließen. Verbaladj. zu dem starken Verb *glenta- in D mhd. glinzen (Prät. glänz) 'schimmern, glänzen'. Sb 232 O.A.; V 173 f. 'glett'\ Κ 268 'Glanz'. - H. SCHWARZ FS Trier 1954:

Gm Lit

'hell, leuchtend, glänzend' Ν (Gl)+2

439-442.

glasa(n)- 'glänzend' P/S (§ 4, 169a) W S

Nur HG in vedrglasi sw. 'von Gewitterschein umleuchtet' E Nur glosa 'blaugrau' (Pferd) sD (glaucus) [steht in einer Reihe von Adj., vi. aber auch Subst. 'Grauschimmel']

η -¿e-

'Glas': E glxs (Gr); S glas sD; D glas Ν (Gl) [s.u.] 'glänzen': zu einem solchen Verb W glasir 'Hain mit goldenem Laub' (EJ), PN Aurglasir E

Bel Gm

Der Ansatz des Adj. ist unsicher. Beide Belege zeigen sw. Flexion. Das Verhältnis von Adj. und Subst. ist unklar, jedes der beiden kann die Grundlage des anderen sein. Ws. < *ghldso-; daneben mit *-st- air. glas 'hellgrün, hellblau' (auch für andere blasse Farbtöne), D mhd. glast m. 'Glanz' (dazu MEID). Zur Grundlage - » glana-, zur Struktur -» blasa-. 1 V 172 'Glasir'· Κ 268 'Glas '. - W. MEID KZ 79, 1965: 292 f.

Idg

Lit

glawwa- 'umsichtig' Ρ (§ 2) G W

E

Nur Adv. glaggwaba, glaggwo, glaggwuba 'genau, sorgfältig' gloggr (0) (-υ-); gloggliga; gloggri 'karg, geizig mit etwas' (vid), 'deutlich, genau, sorgfältig', + gen.rei 'säumig, träge bei etwas' E+2 C (M)+l glëaw; glëawe, glëawlîce; glëawra, glëawost 'sorgfältig, umsichtig, klug, weise' -Β Gn cD++ (Gr)+ +

248

GLIDI*-

N S D

glau; —; — 'klug' ( prudentem) glau (glauw-); —; — 'klug, weise' H sD glao (glaw-); gloulihho; glawiro 'aufmerksam, wachsam, bedacht', 'geschickt, klug' Ο Ν BRI -Saml (Gl)+ +

un-

W 'ungenau, undeutlich' (EJ); E 'unklug' (Gr), 'sehr scharf (Schwert) Β [Lesung und Deutung unsicher, wäre intensivierendes un-; anders HENRY]; D 'untüchtig, ungeschickt' Sam

-in- f S/D gla(u)wi 'Verschlagenheit, Schläue' sD (Gl) -epö- f D glawida (ouui) 'Geschick, Kunstfertigkeit, Klugheit' aD Sam (Gl) -enga- m W gleggvingr 'knauserige, geizige Person' (EJ) (-nassu-) f E glëawnes 'Weisheit' cD -haidu- f D glouheit 'Schläue, Hinterlist' Gl 2,614,33 (astutia) -laika- m W gloggleikr 'Scharfsinn' (Fr) -skapi- m E glëawscipe 'Klugheit, Weisheit; Umsicht, Sorgfalt' (BT) (BTS) Bei

Gm

Idg Lit

Das gemeingm. Adj. bedeutet 'umsichtig, aufmerksam', daher a) 'sorgfältig, genau' > 'knapp, säumig, geizig', b) 'klug, weise'. Zur Rektion s. DELBRÜCK; zu G -uba s. SEEBOLD 1971; zu D gilou s. SCHATZ; zum Ansatz *glawwa- s. HEIDERMANNS. Daneben die tiefstufigen Bildungen W gluggr, O glugger m.; W gluggi m. und O glugga f. 'Lichtöffnimg'. Den Bedeutungszusammenhang veranschaulicht nnw. glugga 'auf der Lauer liegen, vorsichtig sein'; vgl. ferner nhd. lauern : lauern sowie vorsichtig. Die Grundlage *ghleu-/ghlou- vi. in der ri-Bildung air. glúair 'klar, rein'; die weiteren Beziehungen sind unklar. Ρ 433; T F 149; L m 157; F 216; V 177; Tp 169 f.; H h 132; D W B IV,1,4,7772 f.; K a II 427 ff. - DELBRÜCK 1907: 133; SCHATZ 1927: § 231; FOWKES 1949: 2 0 f.; P.L. HENRY KZ 77, 1961: 140-145; LLNDEMAN 1964: 150; E. SEEBOLD IF 76, 1971(72): 328; 1974; HEIDERMANNS 1986: 296-300.

glidi*- 'schlüpfrig' S? (§ 65a, 171) E

glid (dd); —; — 'schlüpfrig' ( B T ) (lubricus): nach (BTSXTOLLER] Subst. 'schlüpfriger Ort', nach (BTSXCAMPBELL] Adj.

Bel Gm

Nur im E unsicher belegt; zum Ansatz -» slidi*-. Das Wort steht neben dem starken Verb *gleida- 'gleiten'. Die Wortart ist nicht sicher auszumachen; jedenfalls ist ein Subst. *glidi- auch in mhd. gilt m. 'Ausgleiten, Fall' bezeugt. -» glaida*-, glidra-. Sb 2 3 0 f.; H h 132.

Lit

GLIDRA- — GNAIPA*-

249

glidra- 'schlüpfrig' V (§ 96a) E Ν

glidder; —; — 'schlüpfrig' (Weg), 'obszön' (BTS) glider; —; — 'schlüpfrig' ( lubricum) [Subst.?]

Bel Gm

Nur im Nordseegm. belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *gleida- 'gleiten'. -» glaida*-, glidi*-.

Lit

Sb 230 f. - GRAUWE 1979/82: II 308.

(-)glöa- 'glühend' V (§ 57) W

HG in fagrglór* 'herrlich leuchtend' (Frau) E [nur sw. nach Artikel], hornglói Widdername (EJ) [dessen Horn leuchtet] Mehrfach VG, z.B. in glóbarr 'Gold' C [glänzendes Laub]

f W eygló 'Sonne' E [die immer Leuchtende] -an- m Hierher vi. W Glói Zwergenname E Bel Gm

Nur im W belegt, meist komponiert. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *glöa- 'glühen'. -» giada-, glaiwi*-, glana-.

Lit

Sb 233.

gnaipa*- 'nach vorn geneigt' *V (§ 43a) W

gneipr; —; — 'geneigt, abgewinkelt' (Kopf) (M)

f

W PN Gneip E [Var. Greip]

Bei

Nur im Nordgm. belegt; es könnte sich auch um einen ¿-Stamm handeln. Im Ablaut stehen W gnipa f. '(überhängende) Felsspitze' (EJ), sjâ'hohe (sich überstürzende) Welle' (EJ) sowie gnipall m. Ν Eime des Feuers (EJ) [nach vorn geneigt, sich überstürzend], die vi. von einem Primärverb *gneipa- ausgehen. Vgl. zum Anlaut W gneypa 'niederbeugen, quälen' E [dazu postverbal gneypr 'vornübergebeugt' (Fr)?], zur Struktur das Primärverb *hneipa- sowie -» glaipa-. Ρ 608; TF 99 \hnip) 1'; Sb 267 'hneip-a-'; V 178 'Gneip'; Ka II 444.

Gm

Lit

250

GNAUPA- — GÓDA-

g n a u ^ a - 'geizig' Ρ (§ 2) Ε

gnëacI, -gnîede (y); —; — + gen.rei 'knauserig, k a r g ' Β -(Gr)

un-

E 'nicht geizig, freigebig' (Gr)

Bel Gm

N u r i m E belegt; zu den Einzelheiten s. JORDAN. Dieselbe Wurzelform zeigen W gnauda 'lärmen, k n i s t e r n ' (EJ) (Fr), gnaud f. ' L ä r m ' (Fr); dazu tiefstufig gnydja ' k n u r r e n , m u r r e n ' (E J) (Fr). Vgl. ohne D e n t a l W gnyr m. 'Lärm, Getöse' E (EJ) (M) (Fr), gnyja ' l ä r m e n ' E (EJ) (M) (Fr), S nrnd. gnauwen ' k n u r r e n ' . D a m i t ergibt sich f ü r das Adj. eine G r u n d b e d e u t u n g ' k n u r r e n d , nörgelnd'. — I m weiteren vi. verwandt m i t W gnúa 'reiben' (zu dessen Beurteil u n g s. Sb). Lautlich a n k l i n g e n d -» hnawwa-, snaupa-. Anders JORDAN: zu D ginöti 'beengt, begrenzt', also zu gm. *naudi- 'Not'.

Lit

Ρ 4 3 7 ; T F 138; S b 1 2 3 f. O.A.; H h 133. - JORDAN 1906: 55 f.; OBERDÖRFFER 1908: 13; F. HOLTHAUSEN A 70, 1951: 3.

g n u r n a - ' t r a u r i g ' R (§ 164) E

gnorn; —; gnornra

'traurig, niedergeschlagen' cD2 (Gr)

m/n

E "Trauer, K u m m e r ' Β

Bel

N u r im E belegt.

Gm

Das Adj. ist a u s dem weiter verbreiteten ö-Verb E gnornian Β G n cD, S gnomon H ' t r a u e r n , klagen' rückgebildet. -» gruma-, murna-.

Lit

T F 138; H h 133. -

JORDAN 1906: 5 3 f.; OBERDÖRFFER 1908: 13.

g ö d a - 'gut' *V? (§ 54b) G W O E F Ν S D

gops (-d-); (waila); (batiza) 'gut, gütig, geeignet' gódr; (vel); -gódastr (betri) (+ dat.) 'gut, tüchtig, hervorragend, wohlwollend' (Person), 'nützlich', at gódu 'glücklich' E E M C (M) -(EJ)2 goper; (vael); (baetri) 'gut, wertvoll, angesehen' (S) göd; (wel); (betra, sëlra) 'gut, tüchtig, t a p f e r ' Β G n cD göd; (wel); (betera) 'gut, wertvoll, zuverlässig' guot; (wala); — 'gut, gütig' (bonus, benignus) göd; gödltko (wela); (betara) 'gut, freundlich' (Person), 'herrlich, nützlich' H + l Gn sD sP guot; guotlúiho (wela); (bezziro) 'gut, gütig, freundlich', Adv. auch 'herrlich, prächtig' M F Τ O + l N + l BR aD Ab

GÓDA-

alaanaubaun-

251

W 'in jeder Hinsicht gut' (EJ) (M) D subst. 'das Gute, Heil' O W 'zu gut, zu kostbar' (EJ) 'nicht gut, böse, schlecht, schlimm': W E (M); E (Gr); D O N

η

'Gut, Eigentum, Habe': W gen. góz (EJ) (M); O gen. gops, goz (S); E auch 'Gutes, Güte, Gabe, Vorteil' Β Gn cD; F; S (meist gen.) auch 'Gutes' H Gn; D auch 'Glück' MF Τ Ο Ν aD Ab (Gl) -an- m W gódi 'Güte, Freundschaft' (EJ) -in- f G godei 'Tugend', gasti- 'Gastfreundschaft'; Ν guodi 'Güte'; S gödi 'Güte, gute Eigenschaft' H Gn sD; D guoti'das Gute: Tugend, Gnade, Heil' (u.a.) Ο Ν (Gl) -ja- η W goedi 'Bereitwilligkeit, Hilfe; guter Zustand, Glück', PI. 'Güter, Schätze' E C? (M) -enga- m W gœdingr 'König, Fürst' C -iskön- f W gaezka 'Güte, Freundlichkeit' E C (-nassu-) f E gödnes 'Güte, Mitleid' (Gr); D guotnessi 'Gutsein, Güte' Ab -laika- m W gódleikr 'Güte, Wohlwollen' (EJ) -likaW jafng6(d)ligr 'gleich kostbar' EM 1 2 2 ; E gödlic 'gut' Gn; S gödlik 'gut, herrlich' H sD; D guotlih (-U-) 'ruhmreich, segensreich, nützlich' I MF Ν Ab -jaW goeda + akk.pers + dat.rei 'ausstatten, fördern, beschenken', + ά 'hinzukommen, zunehmen' E EM 3 1 · 1 2 4 C (M); O göpa + akk. 'gut machen', 'bestätigen' (Eid), 'düngen' (Erde) (S) -öE gödian 'verbessern' (Gr) -esöD guotisön 'etwas vermögen, mächtig sein' Gl 2,420,34 (pollere) Bei Das gemeingm. Adj. bedeutet 'gut': a) 'passend, nützlich', b) 'tüchtig, tapfer', c) 'gütig, freundlich'. Zu den Bedeutungen im E s. GRANDINGER, im D s. SCHMIDT; zur Kasusrektion s. DELBRÜCK. Gm Neben *göda- steht die tiefstufige Wurzel *gad- in *gada- ñ. 'Gemeinschaft', *(ga-)gadan- m. 'Genösse', *gadja- 'passend machen', *gadö- 'verbinden, vereinigen', *gadäe- 'zusammenpassen' (u.a.). Damit ergibt sich als Grundbedeutung des Adj. 'zusammenpassend, verbunden'. Idg

A m nächsten stehen aks. godi, m. '(passende) Zeit', godè Adv. 'passend, angenehm' (mit Tiefstufe). Mit derselben Ablautstufe wie das gm. Adj., aber semantisch weiter entfernt lit. guödas m. 'Ehre' (nach Ausweis des Zirkumflex wohl sekundär). Der gm. Grundbed. 'verbunden' nach könnte es sich um ein altes Verbaladj. handeln, verwandt mit ai. *gadh- in gädhya- 'festzuhalten, passend', agadhita- 'angeklammert' u.a. Hingegen ist die Zugehörigkeit der Hesychglosse gr. άκαϋόν 'gut' bzw. der Normalform gr. ά-γαύός gänzlich unsicher.

-GÓLA- — GRADA-

252 Lit

Ρ 423 f.; TF 124; Lm 158; F 218; V 181; Hh 134; Κ 283. - Franz S C H M I D T , Zur geschichte des Wortes 'gut', Leipziger Diss. Berlin 1898; D E L B R Ü C K 1 9 0 7 : 1 3 3 f.; W E I N A C H T 1 9 2 8 : 1 3 f., 2 9 f., 4 1 ; M . M . G R A N D I N G E R , D i e

Be-

deutung des Adjektivs 'good' in der religiösen Literatur der Angelsachsen, Münchner Diss. Landshut 1933; Μ Γ Γ Ζ Κ Α 1934: 319 ff.; M. B A R T O L I AGI 32, 1940: 97-114; S T A N G 1972: 23 f.; G R A U W E 1979/82: I 27-33.

-göla- '(tönend)' *V (§ 56) D

Nur urguol 'ausgezeichnet' (Person), 'auffallend, besonders' Gl 1,718,60 5,17,13 (insignis), urgilo Adv. 'außerordentlich, unerträglich' O

uz-

E s.u.; D s.o.

m

E orgol 'Stolz' (BT); D guol 'Pomp' Gl 2,391,4 (>kuol> pompa) [deverbal?]

Bei

Nur im Westgm. belegt. Der Ansatz der Grundbedeutung 'tönend' ist hypothetisch, da das Adj. nur komponiert erscheint und die Bedeutung 'auffallend' viele Herleitungen zuläßt. Aus dem Westgm. ist frz. orgueil, italien, orgoglio m. 'Hochmut, Stolz' entlehnt. — W góla Adv. 'kräftig, lebhaft' (Bewegung) (EJ) und góligr 'kräftig, flott' (EJ) sowie D guollih 'herrlich' gehören ws. zu -» goda-.

Gm

Formal läßt sich an das starke Verb *gala- '(Zauberlieder) singen' anknüpfen; zum Präfix uz- vgl. E ä-galan 'ertönen'. Die Bedeutung 'auffallend' wäre dann aus 'laut tönend' entstanden.

Lit

Ρ 428; TF 130; Sb 212 f.; Hh 242 'or-gel'. -

GRAUWE

1979/82:1 30 f.

grada- 'triebhaft' *V (§ 154a) W

gradr; —; — 'unverschnitten, zeugungsfähig' (Tier) (M) [Antonym: geldr] VG: z.B. gradhafr 'unverschnittener Ziegenbock' (M)

(-enga-) m W gradungr 'Stier, Bulle' (M) Bei Gm

Nur im Nordgm. belegt. Das Adj. steht im Ablaut zu *grxdu- m. 'Hunger, Gier' (G gredus, W grádr, E gräed)·, die Bedeutung beruht also auf 'gierig, triebhaft'. Wegen des gramm. Wechsels ist gm. *grâèdu- kein iu-Abstraktum, sondern als *gräed-u- zu analysieren, das Adj. somit Eds *grad-a-.

(-XìRAIPI- — GRAMAIdg

253

Dazu paßt zunächst gm. *grâèd-a- m. in D mhd. grät 'Spitze, Gräte'. Die Bedeutungen 'spitz' und 'triebhaft' ermöglichen einen Anschluß an idg. *ghrë-/ghrô- 'hervorstechen, treiben, wachsen' (bes. von Pflanzen), das die Grundlage des gm. redupl. Verbs *gröa- 'wachs e n ' (-» -gröl-, gröni-) sowie des Adj.

grata-

ist. Z u r B e d e u t u n g s -

entwicklung vgl. nhd. Trieb, ugs. spitz 'sexuell erregt' und -» klöka-.

Lit

Der Vergleich mit ai. gfdhyati 'ist begierig' (TF, Lm, F, V), der ohnehin schlecht zu den gm. Ablautverhältnissen paßt, scheitert an ksi. zlhdéti (zlbzda) 'begehren' (mit idg. D. — Die Analyse als d/i-Bildun'g von einer Basis *gh(e)rê- zu der Wurzel *¿her- 'begehren' (P) wird den Bedeutungen nicht gerecht und erfordert zu viele unbezeugte Zwischenglieder. Ρ 441; TF 139 f.; Sb 242 f. O.A.; Lm 160, F 220 'gredus'; V 183 f.; Hh 135 'grxd 3'; Ka I 6, II 403.

(-)graipi- 'greifend' V (§ 63a) W E Bel

Gm Lit

greipr; —; — Beiname (FrS) HG: hard- 'mit fester Hand' (Epitheton) EM 3 1 [s.u.] Nur xtgräepe; —; — präd. + dat.pers 'handgreiflich, angreifend' Β Außerhalb des Nordgm. nur komponiert belegt, also nicht sicher ids Simplex anzusetzen. W hardgreipr ließe sich auch als exozentrisches Kompositum zu greip f. 'Hand' erklären. Verbaladj. zu dem starken Verb *greipa- 'greifen'. -» gripula-. Sb 237 ff.; Ma 94 f.; Ma2 96.

grama- 'zornig, grimmig' *V (§ 46b) W O

gramr; —; gramastr (+ dat.pers) 'feindlich, zornig, verbittert' E + 2 EM 1 0 , 3 3 , 1 3 3 ' a p p ' C (M) gramber; —; — 'zornig, böse' CL

E

gram

Ν S

Erst mnl. gram 'zornig, erzürnt' gram; —; gramara (+ dat.pers) 'feindselig, feindlich' H Gn+2

D

gram, gremi*; —; — präd. 'grimmig, wild', + dat.pers 'zornig auf Ν (GlX-i *)

m η

E 'Feind, Teufel' Gn; vi. auch W 'König, Herrscher' EM C W 'Unhold' E: deili grQm vid ¡>ik 'mögen die Unholde mit dir streiten'

(o); grame,

gramlice;

VG: -hard, -hert, -hugdig

— 'feindlich, zornig' Β G n + 1 c D + 1

'feindselig' H

254 -ara- m -ira- f -lika-ja-etja-

Bel

GRANNA-

S gramo 'Teufel, böser Geist' H 'Zorn': W gremì E EM 1 3 3 (M); S gremì sD; D gremì GÌ 1,781,8 E gramlic 'feindselig' (Gr) 'erzürnen, erbittern': G (in)gramjan; W gremja E (M); O grxmia VG; E gremian Gn cD; D grem(m)en Ν BR Sam (Gl) Aus einem ja- Verb D *gremizzen 'erzürnen' sind gremizzi 'Zorn' Ν (Gl) und gremiz(zi) 'grimmig, traurig' aD (Gl) rückgebildet; auf dem Subst. beruht gremizzön 'ergrimmen, losbrüllen' Τ Ν Ab (Gl) Gemeingm. Adj., im G nur indirekt belegt. Das Opp. ist -» meldja*-; zur K a s u s r e k t i o n s. DELBRÜCK.

Gm Idg

Verwandt ist das Adj. » gremma-. Am nächsten steht av. gram- 'zürnen' in gramdntqm (Gen.Pl.) 'zürnend', granta- 'erzürnt'. Sonst zeigt die Wurzel *ghrem- die Bedeutungen 'donnern, poltern' und 'knirschen, reiben'; vgl. D grisgramön 'mit den Zähnen knirschen, wüten' Ν (Gl).

Lit

Ρ 458 f.; TF 142; Lm 159, F 219 'gramjan'·, V 184; Hh 136; Κ 274; Ka Π 452. - DELBRÜCK 1907: 134; S. BLUM PBB(H) 82, I960: 186-188.

g r a n n a - 'dünn, schmal' Ρ (§ 2) W

O S

grannr; -grannt, grannliga; — 'dünn, schlank, zart' (Frau), 'fein, zart' (Laut) (EJ) (Fr)+1 HG: Qr- [07--?] 'sehr dünn', 'sehr zart, fein' (Befragung), Adv. 'sehr genau' C (EJ)+1 VG: z.B. grannvaxinn 'von schlankem Wuchs' (EJ) Nur Adv. granlika 'genau, sorgfältig' CL Erst nnd. (ofrs.) grann 'geizig, habsüchtig', 'scharf (Messer)

uz-

W s.o.

-laika- m W grannleikr 'Dünnheit, Schlankheit' (Fr) -lika· W grannligr 'schmächtig, zierlich' (Person) (M) -jaW grenna + akk. 'schmälern, verringern, (Frieden) brechen', -sk 'abnehmen, nachlassen' (Freundschaft) (EJ) (Fr) Bei Gm

Nur im Nordgm. und im späten S belegt. Die Bedeutung 'dünn, schmal' ergibt a) 'zart, fein', b) 'scharf, c) 'geizig, genau'. Im Gm. auf gleicher Stufe isoliert. Anders Ka: als *granpa- verwandt mit -» (-)grunpa- 'seicht'; die Bedeutung 'dünn' habe in Verbindung mit Wasser zu 'flach, seicht' geführt. — W graenask 'sich vermindern, zunichte werden' (Hoffnung, Frieden) (EJ), das V hierher stellt, gehört wohl als 'verblassen' zu dem unter -» grxwa- erwähnten Adj. grânn 'grau'.

GRATA- — GRAUPI-

Idg

Lit

255

Daneben mit einfachem Nasal gm. *granö- f. (W grQn, E granu, S mnd. gran, D grana) 'Barthaar, Granne' [feines, spitzes Haar], Die Herkunft der gm. Geminata und die weiteren Beziehungen sind unklar. TF 139; V 185; Tp 177; DWB IV,1,5,1878 ,3grannig'; Ka II 320 f., 335 f.

grata- 'grimmig' Ρ (§ 4) D

Nur Adv. grazzo 'streng, heftig' 0, grazlihho, -or 'gründlich' Sam (subtiliter) Mhd. graz 'wütend, zornig'

-ja-

'zum Zorn reizen': S mnd. gretten; D nhd. gretzen (ä)

Bei

Das nur im deutschen Sprachbereich belegte Adj. bedeutet zunächst 'grimmig', daher a) 'wütend, zornig', b) Adv. 'streng, gründlich'. Auf gleicher Stufe steht D mhd. graz n. 'Sproß, Zweig' (von Nadelbäumen), woraus sich als Grundbedeutung 'scharf, hervorstechend' ergibt.

Gm

Wegen des Bedeutungsunterschieds nicht zu dem redupl. Verb *grxta' weinen'.

Idg Lit

d-Erweiterurig von idg. *ghrë-/ghrô- 'hervorstechen, treiben' (bes. von Pflanzen); zu Weiterem grada-. TF 139; Κ 276 'gräßlich'; DWB IV,1,5,2014 f. 'graß'.

graupi-1 'grob (mahlend)' V (§ 63c) W

greypr; greypliga; — 'wild, grimmig, trotzig' (Person, Gedicht) -E EM 6 6 C (EJ) (Fr)+1 HG: mèi- 'am Zaumzeug [mèi] kauend' (Pferd) E

uba-

W + dat.pers 'überaus ergrimmt auf jn.' E

-laika- m W greypleikr 'Grobheit, Grimmigkeit' (Fr) -jaW greypa 'hart behandeln, zugrunde richten' (EJ) [Var. von kreppa] Bei Gm

Lit

Nur im Nordgm. belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *greupa- in nnw. gr(i)üpa 'grob mahlen'; dazu u.a. nisl. grjúpán 'Wurst'. Daneben mit anderem Auslaut die Sippe von *greuta- 'grob zermahlen' (-• grauta-). Ρ 462; TF 146 'grup'\ V 188; Tp 186 'grupa'·, Ka II 444.

256

GRAUPI- — GRAUTA-

graupi- II 'umgebend; erfüllt' V (§ 63c) W

-greypr; —; — in arin- 'den Herd umgebend' (Bank) E [Bedeutung unsicher], dui- 'von Hochmut erfüllt' (EJ)

Bei

Nur im Nordgm. belegt. Bedeutimg aktivisch 'umfassend', passivisch 'erfüllt'. Verbaladj. zu dem starken Verb *greupa- in nsw. dial, griopa 'ausschneiden'; dazu die Primärableitungen W greypa 'in einen Falz einsetzen' (Fr), nnw. dial, graup 'Einschnitt, Kerbe, Falz', S mnd. gröpen 'aushöhlen' u.a. Die Bedeutungsentwicklung ist also a) 'ringsum ausschneiden' > 'umgeben', b) 'einsetzen' > 'anfüllen'. Daneben eine Auslautvariante mit gm. b in D griobo m. 'Pfanne' (Gl) [etwas Ausgehöhltes]. TF 146 '{grub) 3'; V 188; Tp 189 'greypa 1'; Κ 277 'Griebe'.

Gm

Lit

grauta- 'stark, dick, groß' *V (§ 43c) E F Ν S D

great; —; — 'stark, dick, groß' (Riegel) Gn grät; —; grätera 'groß, schwer' Erst mnl. groot 'dick, stark, mächtig, groß' gröt; grötun; grotara 'ausgedehnt, groß, schwer', 'bedeutend', Adv. 'sehr' H+ + gröz; —; — 'stark, dick' (Stange), 'groß, großartig' Ο Ν (Gl) [mehrfach VG]

-in- f

F grëte 'Größe'; D grözCDicke, meßbare Größe' Ν BR Gl 1,635,63 (grossitudo) (-nassu-) f E grëatnes 'Grobheit, Derbheit' (Material), 'Dicke, Größe' (BTS) •ja'groß machen, vergrößern': F grëta; S mnd. gröten; D mhd. grcezen -œ'groß, dick werden': E grëatian (BT); D grôzën sD (grossescere) Gl 2,318,30 (crassescere) Bei

Gm

Idg

Lit

Nur im Westgm. belegt. Wenn das Wort in den frühesten Belegen konkret gebraucht wird, dann meist in bezug auf dicke, starke, längliche Gegenstände. Frühes Verbaladj. zu dem in Spuren nachweisbaren starken Verb *greuta- 'grob zermahlen'; die Bedeutung 'stark, dick' rührt also über 'grob' aus 'grobkörnig' her. Mit anderem Auslaut -» graupi-1. Formal identisch mit lit. graudùs (u-Flexion wohl sekundär) 'spröde, brüchig, bröckelig (u.a.)'; semantisch entspricht lit. gr(i)auzdùs 'grob, ungeschlacht, unförmig groß'. Ρ 461; TF 145; Sb 242; Hh 136; Κ 279; DWB IV,1,6,457. - KOCH 1906: 18, 46-58, 85-99; MlTZKA 1934; FRINGS 1966/68: I 205; STANFORTH 1967: 4-8, 68, 78 f.

GR®!}!- — GRELLA-

257

gräbi- 'zu begraben' *V (§ 71, 73) W

graefr; —; — 'zu begraben: wer/was begraben werden kann/darf EMl(Xapp) çp r ) HG: kirkju- 'wer im Kirchhof begraben werden kann' (Fr)

Bei Gm

Idg Lit

Nur im W belegt, und zwar so früh, daß hier nicht die spätere Entwicklung ce > ae vorliegen kann. Das Wort steht neben dem starken Verb *graba- 'graben' (dazu das reguläre ¿-Adj. -» gröbi-), führt jedoch auf ein älteres Verb *grebader e-Reihe, das im W in Spuren bewahrt ist (Präs. gref-, Prät. grâfum) und von den tiefstufigen Ableitungen *grufti- und *grubelö(s. Sb) vorausgesetzt wird. Die Ursprünglichkeit des e-Vokalismus belegen ferner aks. greti (grebo) und lett. grebt (grebjü) 'graben (u.a.)'. Ρ 455 f.; TF 140 f.; Sb 235 f. O.A.; Ka I 104; Ma 104, 112; Ma2 112 f.

greisa- 'grau' Ρ (§ 1) F Ν S D

gris; —; — 'grau' Erst mill, grijs 'grau' gris; —; — 'altersgrau' sD (canus) gris; —; — 'grau' (Tuch) Gl 3,377,56 (griseus) Mhd. gris 'altersgrau, greis'

Bei

Nur im Kontinentalwestgm. belegt. Zur Bedeutungsentwicklung 'grau' > 'grauhaarig' > 'alt' vgl. -» haira-. Daneben das primäre Subst. W griss (PI. grisir) EM 110 · 119 (M), O gris (S) 'Ferkel'. Neben der Hochstufe gm. *greis- steht *gris- in D W ä)\ die Form mit Metathese liegt auch in me. hoors vor (oder formale Analogie zu ne. coarse?). Die Bedeutung 'heiser' hat sich wohl aus der im W und D bezeugten Bedeutung 'rauh' entwickelt. Bildung zu einer Grundlage *hais-, die auch von haisa- vorausgesetzt wird; zum ra-Suffix -» ampra-. Das Nebeneinander von a-

Gm

HAITA-

271

und ra-Bildung findet eine Parallele bei Verbaladj.; TF und Tp vergleichen nnw. heisa 'vor der Reife vertrocknen'. Daneben mit Tiefstufe nnw. his η. 'leeres Korn in der Ähre' sowie [mit Sekundärsuffix -ina-?] hisen 'dünn, hinwelkend' (Acker). Vgl. die Verhältnisse bei -» gaista-,

Idg Lit

Daß Analogie zu Formen mit intervokalischem -s- wirksam war, wird auch daran deutlich, daß *hais-ra- nicht thaistra- ergeben hat. Die Bedeutung 'rauh, trocken' läßt an eine s-Erweiterung der unter -» haita-1 angeführten Wurzel *kai- 'brennen' denken. Ρ 519; TF 65; V 213; Tp 204, 206 'heisa 1', 215 'his'; OED 'hoarse'·, Κ 302; Ka II 205, 381 ff. - W. HORN GBE 1, 1923: 139.

haita-1 'heiß' Ρ (§ 3) W

E F Ν S D

heitr; —; heitari, heitastr 'heiß, warm' (Feuer, Blut, Metall; Liebe) E + 2 C (M) HG: z.B. brenn- 'siedend heiß' C, jafn- 'ebenso heiß' (EJ) hat; hâte; hätra, hätost 'heiß, glühend', + dat.pers 'am Herzen liegend' B + 2 G n + 1 c D + + (Gr)2 hët; —; — 'heiß' Nur V G in heitmuot, -muode 'Zorn' hët; hëto; — 'heiß, brennend' H + l heiz; heizo; heiziro, heizisto 'heiß, glühend', -f zi 'begierig, heftig verlangend nach', Adv. 'inbrünstig, heftig' 0 + + N + 2 (Gl)+ + HG: filu- 'übermäßig heiß' Gl 2,434,34, ubar- ds. 2,434,33

uba-

W 'zu heiß' (FrS)

η -in- f -epö- f -laika-ja-

'Hitze, Glut': Ε Β cD; S H 'Hitze': E hâetu Gn cD; F hëte; D heizi Ν Ab (Gl) F hette ds. m W heitleikr 'Wärme' C W heita 'brauen', -sk 'erhitzt, gebrannt werden' E (M) (EJ); E onhxtan 'erhitzen, entflammen' cD; S hëtian 'heizen' H [unsicher]; D heizen 'anzünden' (Gl) E hätian 'heiß werden' (BT); D (ir)heizën 'heiß werden, entbrennen' Ν Ab Sam (Gl)

-se-

Bei Gm

Das Adj. Daneben *hit(j)an'Hitze' Τ

ist im Nord- und Westgm. belegt. mehrere primäre Abstrakta: *heitön- f. in G heito 'Fieber'; m. in W hiti 'Hitze, Feuer' E; *hitjö- f. in Ν hitte, D hizza O Sam (Gl).

272 Idg

Lit

-HAITA- — HALBA-

Keine genaue Entsprechung. (¿-Erweiterung zu idg. *kai- 'brennen' in D gihei 'Hitze' u.a. Eine ¿-Erweiterung liegt vor in lit. kaCsti (kaistù, kaitaü) 'heiß werden', kaisti (kaiëiù) 'heiß machen'; eine s-Erweiterung vi. in -» haisa-, haisra-. Ρ 519; TF 89; Lm 181, F 253 'heito'\ V 220; Hh 149 f.; Κ 302; Ka I 18, 59. - MiTZKA 1934: 321.

-baita- II 'versprechend' V (§ 57) W

Nur óljúgheitr + dat.pers 'die Wahrheit versprechend, sein Versprechen haltend' (Fr)

Bei Gm

Nur im W als HG belegt. Als α-Stamm eingesetzt wegen der aktivischen Bedeutung, im Gegensatz zu -» -haiti-. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *haita- 'heißen, versprechen'.

Lit

Sb 246 ff. o.A.

-haiti- 'versprochen, gewidmet' V (§ 74a) S D

Nur and-, ant-hëti; —; — 'versprochen, verlobt' (Frau) H Nur sw. antheizo 'geweiht, dargebracht' Ab Mhd. antheize präd. 'durch ein Versprechen gebunden, zu etwas verpflichtet'

anda- s.o. Bei

Nur im deutschen Sprachgebiet als HG belegt. Als ¿-Stamm angesetzt wegen der passivischen Bedeutung, im Gegensatz zu -» -haitaII. Zur B e d e u t u n g s. TIEFENBACH. D Ab ist wohl nicht, wie von Sb angesetzt, Adj. 'gelobt', sondern Subst. 'Versprechen, Gelöbnis' (SPLETT 1976: 163, Glossar s.v.).

Gm

Verbaladj. zu dem redupl. Verb *haita- 'heißen, versprechen'; vgl. zum Präfix E onhätan 'versprechen' (Gr), D intheizan 'versprechen, sich verpflichten, sich aufopfern' (Gl).

Lit

Sb 246 ff.; Ma 106; Ma2 128. - H. TIEFENBACH FS Kolb 1989: 748-758.

halba- 'halb' *V? (§ 59, 62) G W O

halbs; - ; - 'halb', halbata 'Hälfte' halfr; —; — 'halb, einseitig, unvollkommen', halft 'Hälfte', hqlfu vor Kpv. 'doppelt, sehr' E EM C (M) halver; —; — 'halb', halvu vor Kpv. 'doppelt' (S)

-HALDA-

273

E F Ν S D

healf; —; - 'halb' Β cD half; half; — 'halb', halve vor Kpv. 'doppelt' Erst rrml. half 'halb' half (halb-); - ; - 'halb' H sD halb, half; halbo; - 'halb' Ο Ν Ab Sam (Gl)+1 HG: ander- 'anderthalb' Ab [dagegen als Präp. + gen. 'jenseits' Τ Ν zum Subst. 'Seite']; häufig VG

f

-epan-epö- f -enga•lika-ö-

'Teil, Seite': G halba-, E healf Β Gn cD; Ν in behalvon 'zurück'; S halba H; D halb indekl. I MF Ab S half 'Seite' H [unsicher] W h al fa 'Seite, Gegend, Erdteil' (EJ) (M); O halva 'Hälfte, Seite' (S); F halve 'Seite'; Ν northhalva 'Nordseite', österhalva 'Ostseite'; S halba 'Seite, Himmelsrichtung' sD; D halba 'Seite, Richtimg' Ο Ν (Gl) m F halfte 'Hälfte' S mnd. helfte 'Seite, Hälfte' [daraus entlehnt O hxlft CL] m W helfingr 'Hälfte' (des Weges) (EJ) D halblih 'halb' Ν [D bihalbön 'umgeben' Ν Gl 4,221,44 gehört zum Subst.]

Bel Gm

Gemeingm. Adj. Im Gm. isoliert.

η -ön- f

Einige Wörterbücher (z.B. TF, P) vergleichen westgm. *halbi- m./n. 'Handhabe, Stiel' in E hielfe (BT), Ν mnl. helve, S mnd. helve, helf, D halb (Gl). Die angesetzte Grundbedeutung 'gespaltetes Holzstück' ist den Belegen jedoch nicht zu entnehmen.

Idg

Falls die Bedeutung auf 'geteilt, gespalten' zurückgeht, läßt sich ai. kálpate 'gelingt, fügt sich, wird zuteil' vergleichen, dessen aktivisches Pendant etwa 'verteilt, teilt zu' bedeuten müßte (dazu mit s mobile lat. scalpò 'ritze, schneide'). Wurzelverwandt sind lit. Salís 'Seite, Richtimg, Gegend', lett. salis 'Speckseite', sala 'Schweinehälfte'.

Lit

Ρ 926; TF 85; Lm 173; F 239; V 204; Hh 151; Κ 288; Ka I 48.

-halda- 'festhaltend' V (§ 57) W

-haldr; —; — in fast- präd. 'festhaltend: geizig; beständig' (EJ) (Fr), lang- präd. 'eigensinnig, stur' (Fr), sam- 'zusammenhängend, ununterbrochen' (Fr), prá- präd. 'eigensinnig' (Fr)

Bei Gm

Nur im Nordgm. als HG belegt. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *halda- 'halten, festhalten'; -» -haldi-.

Lit

Sb 248 f. O.A.; Ka I 80.

274

-HALDI- — HALKA-

-haldi- 'haltend; zu halten' V (§ 74a) W

-heldr; —; — in kóp- 'stark genug, einen Seehund [ *kópr] auszuhalten' (Netz) (Fr), sam- + dat.pers 'zusammenhängend mit jm., untrennbar' (EJ) (s. ok jafn fedr, von Christus) Nisl. vatnsheldr 'wasserdicht' (CV)

Bei Gm

Nur im Nordgm. als HG belegt. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *halda- 'halten, festhalten'; -» -halda-. W samheldr bedeutet eigentlich 'zusammenzuhalten mit', vgl. halda saman 'zusammenhängen, verbunden sein'.

Lit

Sb 248 f. O.A.; Ka I 80 Anm. 2.

haldizan- 'eher' Ρ (§ 40, 41) G W

O S D Bei

Nur ni pe haldis 'keineswegs' Meist Adv. heldr 'lieber, eher, vielmehr, sehr' E EM C (M), heizt 'am ehesten' (EJ) (M); selten Adj. heldr i 'eher, besser', helztr 'erster' CM) Adv. haelder 'eher, vielmehr, lieber', haelst 'am ehesten, am liebsten' (S) Nur than hald ni 'ebensowenig' H Adv. halt 'eher, mehr, lieber' MF Τ O (Gl) [zu halto s.u.]

Gm

Suppletives Kpv.-Adv., in edlem gm. Sprachen außer dem Anglofries. und Ν belegt. Ein entsprechendes Adj. liegt nur im W vor und ist dort wohl sekundär. Legt man eine Bedeutung 'eher, früher' zugrunde, so kann der — gleichfalls nur als Adv. — in D halto 'schnell, rasch, sofort, bald' Ν Gl 2,155,32 belegte Positiv zugehörig sein. Das Wort gehört ws. mit gramm. Wechsel zu -» halpa-.

Lit

Ρ 552; TF 85; Lm 174; F 240; V 221; Κ 289. - FOWKES 1949: 26; H.W.J. KROES GRM36, 1985: 2 7 3 f.

1955: 346; FRINGS 1 9 6 6 / 6 8 : 1 199; E. SEEBOLD PBB(T)

107,

halka- 'armselig' Ρ (§ 2) G

halks; —; — 'armselig, schwach, dürftig' (Gnade, Satzimg)

Bei Gm

Nur im G belegt, in beiden Belegen auf Abstrakta bezogen. Dieselbe Wurzelform zeigt E hylc (m. i) 'Krümmung, Wendimg, Unebenheit' (BT); zur Bedeutung s.u. Strukturell ähnlich ist das Adj. -» stalka-.

HALLA- — HALTA-

Idg

Lit

275

VI. verwandt mit mir. celg (f. ä) 'Betrug, Verrat, List, Hinterhalt'. Poln. czolgac' siç 'kriechen, gleiten, sich schleppen' (slav. *öblgati) führt auf eine Grundbedeutung 'kriechen, sich winden', daher im Adj. 'schwach, elend, armselig'. Ρ 554; Lm 174; F 241; Hh 183 'hylc'. halla- 'vertrocknet' Ρ (§ 2)

W F D

Nur VG in hallaeri n. 'schlechtes Jahr, Mißjahr, Mißernte' (EJ) (Fr) Erst nordfrs. hall 'trocken, ausgetrocknet' Erst mhd. hei (-11-) 'schwach, matt; ärmlich'

-ïga-

S mnd. heilich 'überanstrengt, ermattet, müde, erschöpft, durstig'; D mhd. hellic 'ermüdet, erschöpft, ermattet, durstig'

Bei

Im späten Kontinentalwestgm. als Adj., im W nur Eds VG belegt. Die Grundbedeutung 'vertrocknet' führt zu 'erschöpft, ermattet'. VI. führen mnl. hael, nnd. häl, hol 'ausgetrocknet, dürr' auf einen Ansatz *hxla- ohne Geminata (s. Ma 2 ). Wurzelverwandt sind lett. kalss 'mager', kalst (kalstu, kaltu) 'trocknen, dürr, mager werden'. Daneben mit s mobile gr. σκέλλω (Aor. ίσκηλα) ds. sowie nhd. schal. Die Herkunft der gm. Geminata ist unklar. Ρ 927; TF 83; V 205 f. 'halber?-, Hh 154 'hell 2.'; Bb 74 'hellheor?; FW 580, S146 'schelm'·, Κ 289 'Hallig', 623 'schal'; Ms? 110. - W. KROGMANN NM

Gm Idg

Lit

4, 1948: 71-73; LERCHNER 1965: 93-95.

halta- 'fußlahm' Ρ (§ 2) G W E F

Ν S D

un-

halts; —; — 'lahm' haltr; - ; - 'lahm, hinkend' E (EJ) (M) HG: hand- 'mit verkrüppelter Hand' (Fr), mài- 'stammelnd' healt; —; — 'lahm, hinkend' cD halt; —; — 'lahm' HG: grip- 'unfähig zum Greifen', strik- 'lahm im Gehen', strump'lahm durch Verstümmelung' Erst mnl. hout, halt 'hinkend, verkrüppelt, verstümmelt' halt; —; - 'fußlahm' H halz; - ; - 'lahm, hinkend', 'krank' T O N (Gl) HG: dioh- 'lahm, hinkend' Gl 4,249,5 ( catax), huf- ds. (Gl) {catax, claudus) W 'nicht lahm' (M)

276

HALPA-

-ίη- f

W helti 'Lahmheit' (Fr); O hxlti ds. Hl; F strum.ph.elte 'Lahmheit durch Verstümmelving'; S spu.rih.elti 'Lahmen' (bei Pferden) sD; D sërhalzî 'verletzungsbedingtes Unvermögen' Ν -efiö- f D helzida 'Lahmheit' Gl 2,27,37 -jaW heltask 'lahmen' (Pferd) EM 127 ; E ähyltan 'ein Bein stellen' (Gr); D gihelzen + akk.pers + gen.rei 'jn. in bezug auf etwas lahmen' 0, irhelzen 'lahmen' (Gl) -ô/sê- 'lahmen, hinken': Ν haiton (claudicare); S haiton sD (claudicare) Bel

Gemeingm. Adj. Vgl. -* hamfa- 'handlahm'. Zur Rektion mit instr. D a t . s. DELBRÜCK.

Gm Idg

Im Gm. isoliert. Dazu vi. air. coll η. 'Zerstörung, Verderben', ferner (mit Tiefstufe) russ. koldyka 'hinkender, watschelnder Mensch'. Reicher bezeugt ist im Slav, eine Sippe mit idg. t (russ. koltatb u.a.); deshalb ist der Vergleich nicht sehr sicher.

'hinken'

Auf eine einfachere Grundlage führt gr. κάλος 'verstümmelt', zu κλάω 'breche'. Lit

Ρ 546 f.; TF 84; Lm 175; F 242 f.; V 206; Hh 152; Ka I 41. 1907: 134; HELTEN 1907: 158; GRAUWE 1979/82:1 178.

DELBRÜCK

halt>a- 'geneigt' Ρ (§ 2) W

E

F D

hallr; —; -hallari 'schräg stehend, geneigt, gebeugt', 'ungünstig' E EM 62 C (M) Häufig HG, z.B. af- 'abwärts geneigt' (Fr), inn- 'einwärts' (Fr)2, til+ dat.rei '(zu einer Tat) geneigt' (Person) (Fr), úi- 'nach außen gerichtet' (EJ) heald; —; — 'geneigt' (zur Erde; zu Taten) (BT) (BTS) Häufig HG, z.B. nider- 'abwärts geneigt' (Gr), süd- 'südwärts' (Gr), tö- '(zu)geneigt' (Gr) Nur HG -hald; —; — in north- 'nordwärts gerichtet', üt- 'seewärts gerichtet' hald, -i; -hald, -halde; — 'geneigt, schräg', + zi '(zu einer Tat) geneigt' (Person) Ν (Gl) Häufig HG, z.B. fram- 'nach vorn gerichtet, vornüber' Ol BRI aD (Gl), nidar- 'niedergelegt, waagerecht' O, üf- 'aufgerichtet, senkrecht' O, zuo- '(zukünftig' I MF

öun-

D 'geneigt, schräg, abschüssig' O (Gl) W 'gerade aufgerichtet' (EJ) (Fr)

-ön- f -in- f

D halda 'Abhang' Ν (Gl), uo- ds. (Gl) G wiljahalpei 'Parteilichkeit'; D uohaldi 'steiler Ort, Abhang' (Gl)

HAMALA-

277

-jön- f D heida 'Abhang' (Gl) -îgaD uohaldîg 'steil, abschüssig* (Gl) -jaW Kella 'ausgießen' (EJ) (M); E hyldan (e) 'neigen, sich neigen' Β (Gr); S afheldian + gen. 'zu Ende kommen mit' H; D (-)helden 'neigen' Τ Ν (Gl) -óW halla + dat. 'von etwas abweichen' (dòmi 'ein falsches Urteil fällen'), -sk 'sich neigen, wanken' EM 68 C (EJ); D haldön 'sich neigen' Gl 1,402,55 -œD (-)haldën 'sich neigen, wanken; sich an-, zurücklehnen, zuwenden' Ν Ab Sam (Gl) Bel Gm Idg Lit

Gemeingm. Adj., im G nur indirekt bezeugt. Dazu gehören ws. -» haldizan- mit gramm. Wechsel sowie -» hulpamit Tiefstufe. Auf gleicher Stufe ohne Vergleichsmöglichkeit. Dentalerweiterung zu einer Wurzel *kol- 'neigen' in lit. (at)kalti (kaliù) 'anlehnen'. Ρ 552, 928; TF 82 f.; Lm 174 'haldis'· F 563 'wilja-halpei'·, V 205; Hh 151; Κ 288 'Halde'. -

SCHÖN 1905: 69.

hamala- 'verstümmelt' R (§ 165) W D

Nur VG in hamalkyrni 'Korn ohne Grannen (Roggen oder Weizen)' (Fr) hamal, hamil-; —; — präd. 'verstümmelt, abgeschnitten' Ν (Gl) VG: -scorro 'abgebrochener Fels' Gl 1,408,17 (praeruptum), -stat 'Schädelstätte' (Golgatha) T, 'Uferrand' Gl 1,321,16 (crepido)

m

W P N Hamall E; S mnd. hamel 'Hammel'; D mhd. hamal 'Hammel; abgehauener Stein, Klippe' -an- m E homola 'Mann mit gestutztem Haar' (BT/S) Bei

Indirekt im Nord- und Westgm., als Adj. nur im D belegt. Ansatz mit Mittelvokal -a- nach W hamal-. Die Zugehörigkeit der Wendung W fylkja hamalt 'eine keilförmige Schlachtordnung bilden (?)' E E M 3 4 C (Fr) sowie von E heamol 'geizig, knauserig' (BTS) ist unsicher.

Gm

Lit

In Verbindimg mit der passivischen Bedeutving ist das Suffix am ehesten durch die Annahme zu erklären, das Adj. sei eine Rückbildung aus dem weiter verbreiteten ö-Verb W hamla C (Μ), O hambla (S), E hamelian (Gr), F homelia, D bihamalön Ab (Gl) 'verstümmeln' (WlSSMANN). Das mit dem Suffix -alo- gebildete Verb gehört zu der Wurzel *ham-, die auch den Adj. -» hamfa- und hamma- zugrundeliegt. Ρ 929; TF 73; V 206 f.; Hh 152; FW 228 'hamel'·, Κ 290 'Hammel'·, Ka Π 233. - WISSMANN 1975: 97 f.

278

HAMFA- — HANDUGA-

hamfa- 'handlahm' Ρ (§ 3) G S D

hamfs; —; — 'verstümmelt' häf; —; — 'lahm an den Händen' H hamf; -; — 'verstümmelt' Gl 3,6,9 (mancus)

-ja-

S P P P gihävid, -liko 'gelähmt, verkrüppelt, welk' sD

Bei

N u r im G und im deutschen Sprachbereich belegt. Vgl. halta'fußlahm'. Auf gleicher Stufe im Gm. isoliert. Formal identisch mit air. camm (o-Stamm) 'krumm, gebogen' < westidg. *kampo-. Unter Zugrundelegung einer Bedeutung 'gebogen' vergleichen sich gr. κάμπτω 'krümme, beuge', καμπή 'Biegung' usw. Eine einfachere Wurzel *kam- wird von -• hamala-, hammavorausgesetzt.

Gm Idg

Lit

Ρ 525; TF 74 f.; Lm 175 f.; F 243. - FRINGS 1966/68:1 199.

hamma- '(gehemmt)' R? (§ 159a) D

ham* (-mm-); —; — 'gebrechlich, lahm' (Person) O [Var. halz]

-ja-

F P P P 'verstümmelt' [s. HELTEN]

Bei Gm

Als Adj. nur l x im D, indirekt auch im F belegt. Der Bedeutving nach scheint das Adj. aus dem Ja-Verb E hemman, Ν mnl. hemmen, D mhd. hemmen, W hemja 'hemmen, aufhalten' < *hameja- rückgebildet zu sein; vgl. die Lage bei -» stamma-, Auf dieselbe Wurzel führen -» hamala-, hamfa-, Daneben vi. mit s mobile -» skamma- 'kurz'. Ρ 929; TF 73; V 206 f. 'Hamall'; Ka II 233. - HELTEN 1890: 33, 224.

Idg Lit

handuga- (-aga-,-iga-) '(spitz)' D (§ 131, 200c) G W E Ν D

handugs; —; handugoza 'weise' Erst nisl. hönduliga Adv. 'geschickt' (CV), nnw. hendig, dial. hendug 'behende, flink' Nur listhendig 'geschickt' (BT): sum bid listhendig tö äwrvtanne wordgerynu Erst mnl. handich 'gewandt, bewandert' hantag, -ig; hantago; hantagöro, hantagösto 'bitter, scharf, herb, grimmig, streng, schwer' (Wasser; Feind, Zauberin; Kampf, Hunger, Schmerz, Strafe) N + + (Gl)+ + Mhd. hantic, handec 'schneidend, stechend, scharf, bitter'

HANGA-

279

ga-

D 'scharf, heftig' Gl 4,264,29 (acriter)

-in- f

G handugei 'Weisheit'; D hantagi 'Schärfe, Qual, Pein' Ν (Gl)

Bel

Gemeingm. Adj. Die Bedeutungen fallen stark auseinander: a) 'gewandt, geschickt, tüchtig', b) 'weise', c) 'scharf, stechend, bitter'. Mnd. handich 'eigenhändig, wirklich geschehend; handzahm' und mhd. hand.ec 'Hand-' sind junge Ableitungen von hant 'Hand'. Die bezeugten Verwendungen lassen sich unter der Bedeutung 'beißend, stechend' vereinigen; daher einerseits 'scharf, bitter, streng', andererseits 'klug, fähig, geschickt' (vgl. lat. acütus und ne. sharp 'scharf > 'klug, schlau'). Die Funktion des Ausgangs -uga- bedarf der Erklärung. Um ein Verbaladj. zu dem starken Verb *henpa- 'fangen' kann es sich nicht handeln, weil Verbaladj. auf -uga- erst spät produktiv werden und dann weder Ablaut noch gramm. Wechsel zeigen; außerdem läßt sich so die Bedeutung 'scharf, stechend' nicht erklären. Alle klaren Parallelen sind Sekundärbildungen zu Subst. N u n existiert im Gm. das Subst. *handu- f. 'Hand' (altes Wurzelnomen, vgl. W Nom.Pl. hendr), das gleichfalls nicht zu *henpa- paßt (es gibt keine Nomina agentis dieses Typs, und das Verb bedeutet 'fangen', nicht 'greifen'). Als Ableitung von einem Subst. der Bedeutung 'Hand' müßte das Adj. etwa 'mit der Hand machend/gemacht, zur Hand gehörig' bedeuten (vgl. mnd. handich, mhd. handed), was kaum zu den belegten Bedeutungen führen könnte. Mhd. behende 'geschickt, flink' scheidet als Parallele aus, da es als Adv. 'zur Hand, passend' aus bi hende zusammengerückt ist. SEEBOLD: Die morphologischen und semantischen Schwierigkeiten entfallen, wenn die Bedeutung 'Hand' zunächst auf 'Faust' und weiter auf 'Spitze' zurückgeht (vgl. lat. pügnus 'Faust' zu pungö 'steche, stoße' und gr. πνγμή 'Faust' mit der Parallelwurzel *peuk'spitz'). Dies ergäbe für das Adj. die Grundbedeutung 'spitz', die gut zu dem oben angenommenen Ausgangspunkt 'beißend, stechend' paßt. Zu den weiteren Beziehungen -» hanpa-. Ρ 567; TF 71; Lm 176; F 244; V 209 'hannarr'·, Tp 209 f.; Hh 155; Κ 293

Gm

Idg Lit

'hantig'.

- MEID 1967: 192; E. SEEBOLD TPS 1975(77): 166 f.

hanga- 'hängend' V (§ 57, 62) W

hangr; —; — 'herabhängend' (Arm) EM 4 3 [hangar tjQlgur, Var. haugar, hanga-, wohl Adj. wie in anderen Zeilen der Strophe]

280

E

HANPA- — HARDU-

Hierher vi. gehonge präd. 4- dat.rei 'zu etwas geneigt, einen Hang habend' (Person) (Gr) [im Reim mit longe, gemonge]

-an- m W hangi 'Gehängter' (Fr) Bei Gm

Das Adj. ist im W und E nur unsicher zu belegen. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *hanha- 'hängen'. Der gramm. Wechsel folgt im W dem Verb hanga\ auf den Beleg des E ist kaum zu bauen. Noch unsicherer sind die Zeugnisse für ein Verbaladj. *hangi-: G gahähjo Adv. 'der Reihe nach' ist nach WlLMANNS Sekundärbildung zu dem Subst. G -höh in faurahäh 'Vorhang'; E *gehenge, das SCHMIDT mit G gahähjo vergleicht, ist für gehonge konjiziert.

Lit

Sb 249 f. O.A.; Ka I 80; Ma 2 127. - WlLMANNS 1899: 421 f.; SCHMIDT 1962:

385. hanba- 'scharf *V (§ 43e) W

-in- f

HG in sjónhannr*; —; — 'scharf hinsehend, ein erfahrenes Auge, einen geübten Blick habend' (Fr) [BAETKE] VG in hannerb, -yrö, -orò f. 'Geschicklichkeit, Kunstfertigkeit (bes. in weiblicher Handarbeit)' (EJ) (Fr/S) W sjónhenni

'die Gabe, genau zu erkennen, geübter Blick' (Fr)

[Baetke]

Bei Gm

Idg Lit

Nur im W in Komposita belegt. W sjónhannr* bedeutet 'scharf hinsehend'; da die Komponente 'sehend' im VG steckt, kommt dem HG die Bedeutung 'scharf zu. Das Kompositum hannerd (wohl zu gm. *ardi- 'Art') läßt sich erklären als 'was einen scharfen Blick, ein geübtes Auge erfordert'. Das Adj. *hannarr 'geschickt' in hannarmeeli n. 'Beredsamkeit' (Fr) und Hannarr Zwergenname (EJ) ist aus hannerd, -yrd rückgebildet (Primäradj. mit einem Suffix -ara- gibt es nicht). Neben gm. *hanpa- steht mit gramm. Wechsel -» handuga- 'spitz'. Gm. *hanp-/hand- gehört zu idg. *kent- in gr. κντίω 'steche', κοντός 'Stange, Speer', lett. sîts 'Jagdspieß'. Ρ 567; TF 71 'handuga'·, V 209.

hardu- 'hart, rauh' *V? (§ 82, 83) G W

hardus; harduba, hardaba; hardiza 'hart, streng' hardr; hart, harda, har(ö)la, hardliga; hardari, hardastr 'hart', 'rauh, schmerzend' (Hieb u.ä.), 'kühn, mutig, imbezwingbar' (Person), Adv.

HARDU-

O E

F Ν S

D

furubaunf -ora- f -ira- f

281

'barsch, heftig, sehr, schlimm' E + + E M + + C + + (M)+ + HG: ein- 'kühn' (M) [Kreuzung mit einardr 'fest, bestimmt' (Fr)] harder (th); harplika; hardare, hardane 'hart, streng' (S)+ + heard; hearde, heardlíce; heardra, heardost 'fest, hart, scharf (Gegenstand, Waffe), 'stark, kühn, tapfer' (Person), 'rauh, schlimm' (Abstr.), Adv. auch 'sehr' B + + G n + + c D + + (Gr)+ + Nur Adv. herde 'fest; sehr' hart* (-d-); hardo; — 'hart' {durus), Adv. 'sehr' (valde, nimis) HG: filohardo Adv. 'heftig' (vehementer) hard; a) hardo, b) hardliko; — 'hart, scharf, schwer', 'kühn, tapfer, stark' (Person), Adv. 'hart, streng', a) auch 'fest; sehr' H + l sDl HG: ën- 'sehr böse, feindlich' H hart, herti; harto, -hartlihho; hertiro, hertisto 'hart, fest, streng, beschwerlich', Adv. 'heftig, sehr' T + l 0 + 1 N + + B R + 1 A b + 2 Sam (GD+l HG: ein- 'hartnäckig, beharrlich' Ab Sam (Gl)+1 E 'sehr hart' (Gr) 'zu hart': W (FrS); O (S) D 'nicht hart' Ν

D harta "Trotz, Verstocktheit' O D harta 'Härte, Strenge' Ν W herdi 'Härte, Kraft' (EJ) [Konjektur] (Fr); D hertï 'Härte, Strenge, Trotz' T O N (Gl) -jön- f W herda 'Härte, Strenge' (M) -epö- f D hertida 'Härte' Τ Ν -eslan- m S herdislo (auch herdisli) 'Stärke' H (-nassu-) f D hartnissa 'Härte' I -enga- m 'Krieger, Held': E hearding cD; D herting Ν -ungö- f D hartunga 'harte Prüfung' Ν -igaD hartîg 'streng' Gl 1,514,3 -UkaW haröligr 'gefährlich aussehend' (Kriegsabzeichen) EM 87 ' 91 ; E heardlic 'rauh, schlimm' cD; D hartlih 'hartnäckig' Gl 4,12,45 (pervicax) -jaG gahardjan 'verhärten, verstockt machen'; W herda 'härten' (Schwert, Mut), 'mit aller Macht ausführen' (Kampf) E EM 49 C (M); O her pa 'stur durchsetzen' (Vorhaben) Gt; E (-)hierdan (y) 'hart machen, ermutigen' Β cD; F herda 'stärken, erhärten, bekräftigen'; S herdian 'stärken, widerstandsfähig machen' (Herz) H; D herten 'härten, festigen, stärken' Ν (Gl), gi- refi, 'mutig werden' 0 -ëèS PPP farhardod 'verhärtet' (Herz) H; D (-)hartën 'hart werden; verharren, bleiben' Ο Ν (Gl) -raoW hardna 'hart, schlimm werden' (M)

282 Bel Gm

Idg

Lit

HARMA- — HARSKA-

Das gemeingm. Adj. bedeutet 'hart, rauh', daher weiter 'kühn, stark' u.a. Zur Rektion s. D E L B R Ü C K . Die Grundbedeutung 'rauh' wird bestätigt durch mnd. hart 'scharfer, anhaltender (Ost)wind', mhd. hart m. 'Schneekruste, fester Sandboden'. Das Wort ist formal identisch mit lit. kartùs 'bitter (schmeckend)', ksi. krath-kt> 'kurz' (idg. *kortú-\ vi. auch lat. curtus 'verkürzt, verstümmelt' (o > u vor altem u der Folgesilbe?) und ai. katú- 'scharf, beißend' (mi. Lautstand?); im Ablaut steht lit. kirsti (kirstÜ) 'bitteren Geschmack bekommen'. Die Bedeutungen a) 'scharf (ai.) [daher 'rauh' (gm.), 'bitter' (lit.)] und b) 'kurz' (lat., ksl.) lassen sich unter einer Grundbedeutung 'abgeschnitten' (lat.) vereinigen. Dies ermöglicht einen Vergleich mit lit. kirsti (kertù) 'hauen', ai. krntáti 'schneidet'. Die o-Stufe der Wurzel ist zwar auffällig, aber nicht ohne Parallelen. Gr. κρατνς 'stark, mächtig' scheidet wegen seiner formalen Kper-) und der semantischen Abweichungen für den Vergleich Anschluß an die Grundlage *kar- 'rauh' (K) (-» harska-) ist Wurzeletymologie. Ρ 5 3 1 ; T F 7 8 ; Lm 1 7 7 ; F 2 4 6 f.; V 2 1 0 f.; Hh 1 5 2 ; Κ 2 9 4 ; Ka DELBRÜCK 1 9 0 7 : 1 3 5 ; K . STRUNK MSS

(Hochstufe aus. — Der eine bloße II 3 6 1 f. -

3 4 , 1 9 7 6 : 1 6 9 f.

harma- 'schmerzlich' S (§ 169a) O E S

Äsw. harmber 'verärgert'; ädän. harm 'zornig' hear m; —; — 'schlecht, boshaft' (Wort, Gedanke) (Gr) harm; harmo; — präd. + dat.pers 'schmerzlich, kummervoll' H + l

Bei

Nur im O [entlehnt?], E und S belegt. Im S läßt sich harm überall als präd. Subst. auffassen; das Adv. zeigt die beginnende Adjektivierung. Beleglage und Stammbildung zeigen, daß das Adj. in präd. Stellung aus dem nord- und westgm. Subst. *harma- 'Schmerz, Kummer' erwachsen ist. Auch die Etymologie erweist das Subst. Eds primär; vgl. die Wörterbücher. Ρ 615; TF 79; Hh 152; Κ 294 'Harm'; Ka II 245 f.

Gm

Idg Lit

harska- 'rauh' Ρ (§ 38) W O

Erst nnw. dial, harsk 'mit harter, rauher Stimme', 'kühn, dreist' Erst ndän. harsk 'ranzig'

HARWA- — HASNA-

283

S

Erst mnd. harsch 'harsch, rauh, hart'

m -se-

Erst nhd. Harsch 'Schneekruste' Erst nhd. harschen 'rauh werden', ver- 'verschorfen' (Wunde)

Bei

Erst spät im Nordgm. [z.T. entlehnt?] und im deutschen Sprachgebiet belegt. Ws. Primäradj. auf -ska-; daneben mit anderem Suffix -» harwa-.

Gm

Dagegen nach Tp im Nordgm. Sekundärbildung zu -» hardu-,

Idg Lit

Das Wort gehört zu der Grundlage *kar- 'rauh' in ai. karkara-, karkaéâ- 'rauh'. Ρ 532 f.; TF 80; Tp 200; Κ 294 'Harsch'·, DWB IV,2,497; Ka II 450. harwa- 'herb' Ρ (§ 15)

D

Erst mhd. har (-W-), herwe 'herb, bitter' (Wetter, Dienst, Tod u.a.)

-in- f

D mhd. herwe 'Herbheit'; hierher vi. auch W hervi 'Bitterkeit, Not' E mit herfiligr 'erbärmlich, niedrig, elend' (Knecht, Leben) EM 94 (M) E (ge)hyrwan (e) 'verhöhnen, verleumden, verachten' cD; S mnd. herwen 'herb machen, durchsäuern, trüben' S mnd. hären 'scharf sein, scharf wehen' (bes. Wind)

-ja-ô/sèBei

Das Adj. ist erst spät im D belegt, Ableitungen finden sich auch im Nordgm. und im sonstigen Westgm. Früh ins Ostseefinn. entlehnt, vgl. fi. karvas 'bitter, schmerzlich; scharf.

Gm Idg

Unter Annahme einer Grundbedeutung 'rauh' läßt sich das Adj. an -» harska- anschließen. Das Verb 'verhöhnen' wird meist zu idg. *kar- 'schmähen, strafen' (s. P) gestellt. Oder s-lose Variante der Wurzel des starken Verbs *skera- 'schneiden'?

Lit

Ρ 530; TF 75 '(her) 2', 79 'harva 2'; V 223; Hh 159 'hierwan'·, Κ 305; Pf 678. - W. MlTZKA HBV 49/50, 1958: 154 f.

hasna- 'glänzend, poliert' Ρ (§ 31) D

hasan*; hasano; hasnisto 'poliert, fein': Gl 2,450,45 (>hasna> venusiani), 1,279,49 ( fabrefacta), 2,756,13 ( [d.h. hasnistun] politissimis)

-ö-

D hasanön (-sin-,-sn-) 'polieren, ausfeilen, gestalten' (Gl), gi- 'feilen, polieren' (Gl)

HASWA- — HATULA-

284

Bel Gm Idg

Lit

Nur im D belegt. Daneben gm. *hasan- (S mnd. hase, D haso) und *hazan- (W heri, E hará) m. 'Hase' [urspr. 'der Graue']. Ererbte Bildung, formal identisch mit lat. cänus 'grau', vgl. pael. casnar 'Greis'. Es handelt sich also urspr. um ein Farbadj. (zur Struktur dusna-). Zu idg. *kas- 'grau' in sabin. cascus 'uralt' und -» haswa-. Ρ 533; TF 87 'hasva'\ V 223 'heri'; Hh 149 'hara 1'; Κ 295, Pf 652 f. 'Hase'. — SCHWENTNER 1915: 80.

haswa- 'grau' Ρ (§ 15)

D

hQss (hqsv-); —; — 'grau, graufarben' (Wolf, Ochse, Adler) C (Fr) hasu (hasw-); haswe; — 'grau' (Taube, Adler), 'glänzend' (Meer) Gn cD (BTS)+1 Hierher vi. mhd. heswe 'blaß, matt' [s.u.]

-iga-ö-

E in haswigfedra 'mit grauem Gefieder' (Gr) W hQsvask + at 'sich jm. unfreundlich erweisen' (Fr)

Bei

Im Nord- und Westgm. belegt. Zur Bedeutung 'unfreundlich' in W hQsvask vgl. W grár 'grau; feindlich' (urspr. vom Wolf, -» gräewa-).

W E

Mhd. heswe fallt formal (/a-Flexion) und semantisch aus dem Rahmen: Rückbildung aus einem Ja-Verb

Gm Lit

*heswen?

Zu den weiteren Beziehungen -» hasna-. Strukturell ähnlich ist das Farbadj. -• baswa-. Ρ 533; T F 87; V 282; Hh 149; Κ 2 9 5 'Hase'. - MEAD 1899: 192; SCHWENTNER 1915: 79 f.

hatula- (-ala-) 'hassend; verhaßt' V (§ 92, 93) O E S D

Nur ofhatul; —; — 'überaus unangenehm, verdrießlich' SM: göra manni ofhatult hetol; - ; - 'haßerfüllt, böswillig' (BT) hatul, -ol; - ; - akt. 'haßerfüllt', pass, 'verhaßt' (Teufel) H hazzal; —; — 'arglistig, feindselig' Sam (malitiosus)

uba·

O s.o.

Bel

Das im Nord- und Westgm. belegte Adj. bedeutet aktivisch 'hassend, haßerfüllt', passivisch 'verhaßt'. Verbaladj. zu den (primären?) schwachen Verben *hatö- und *hatja-

Gm

HAUGA- — HAUHA-

285

'hassen'. E hetol steht vi. unter dem Einfluß von hete 'Haß' (SCHÖN). -» hwötja-. Lit

V 213 'hata'; Hh 150; Κ 296 Ήαβ'. - SCHÖN 1905: 31; TIEFENBACH 1991: 108 m. Anm. 44.

hauga- 'hoch' Ρ (§ 2) W

Nur anw. haugr, selten und unsicher belegt: 'hoher Altar' (Fr) 'hár\ hlüdalautet. Die Bedeutung 'Laut, Geräusch' im Subst. kann auf sekundärer Vermischung mit *hlüda- beruhen.

Lit

Ρ 605 f.; TF 112; Lm 188 'hliuma'·, F 264 '*hliup'; V 238; Ka II 323. NORDAL 1980:

65.

HL^WA

295

HLEWANA-

hléêwa- 'lauwarm' *D (§ 181, 182) W

hlaer; - ; - 'lauwarm, mild' (Wetter, Wind, Ort) (M) (Fr) [s.u.]

O Ν S D

VG: hlaeveör 'mildes Wetter' (Fr) Ädän. loa 'lau' Erst mnl. laeu, lau 'lauwarm, mild', 'gleichgültig' Erst mild, lau, lauw 'lauwarm, halbwarm' (Wasser) läo (läw-, lauw-); —; — 'lauwarm' (Wasser) (Gl) (tepidus, tepens u.a.)

-in- f -ja-se-nö-kö-

D läwi, lauwi 'Wärme' Gl 2,196,15 (tepor) E hleon, hleowan 'erwärmen; warm werden' (Gr) D lâwën 'lauwarm werden' Gl 2,539,53 (tepescere) W hlána 'mild, weniger kalt werden' (Wetter) (M) Zu einem solchen Verb W hláka f. 'Tauwetter' (Fr)

Bei

Das Wort ist im Westgm. und im O als α-Stamm belegt. W hlaer führt zunächst auf *hlxwja-, doch zeigen hlána und hláka keinen ¿-Umlaut. Die Sippe wirft mehrere Probleme auf: a) Erklärung der Dehnstufe, b) Beurteilung von W hlaer, c) Verhältnis zu -» hleuja-. VI. handelt es sich um eine Vrddhi-Ableitung zu *hlewa- 'Schutz'; allerdings ist den Adj.-Belegen eine Bedeutung 'geborgen' o.ä. nicht zu entnehmen. Der ¿-Umlaut in W hlaer ist nach Ausweis von ädän. loa wohl sekundär (Kreuzung mit -» hleuja-?). Vgl. die ausführliche Diskussion bei D A R M S .

Gm

Zu einigen synonymen Adj. mit auslautendem k s. LERCHNER. Lit

Ρ 552; T F 109; V 241; Κ 430; K a II 421 f. -

LERCHNER 1965: 182; DARMS

1978: 54-60.

-hlewana- '(berühmt)' *V (§ 141) D

Nur *irhlewan; —; — 'berühmt' Ab (>arhleoanë, arhleonem, irhleonem> für vulgaris in der Bedeutung 'bekannt, berühmt')

Bei Gm

Nur im D mit Präfix belegt. Präfix und Suffix sprechen für verbale Herkunft. VI. ist das Wort als PPP eines sonst nicht bezeugten starken Verbs *hlewa- 'hören' aufzufassen. -» hleweda-, hlüda-, Ein them. Primärverb *kleyo- kann in gr. «λέω 'rühme, preise', κλίομαι 'werde berühmt' vorliegen.

Idg

Das gr. Verb läßt sich allerdings wegen der Nebenform κλάω auch als Sekundärbildung auffassen. Die ältere Formation ist in jedem Fall das

Nasalpräsens in ai. érnóti, av. surunaolti, air. ro-cluinethar (umgebildet) 'hört'. Lit

Ρ 605 f. -

SPLETT 1976: 240.

296

HLEWEDA- — HLÜDA-

hleweda- 'berühmt' * V (§ 127) W

hlédr; —; hléztr nur in der Edda: stód ufhlédum 'sie stand über den Helden' [oder Subst.?] sowie hvat er fraegst ά foldu, eòa hvat er hléz Húnalanz 'was ist das Bekannteste auf der Erde, und was ist das Berühmteste in Hunaland?' [wegen fraegst ist hléz wohl ebenfalls Slv.]

Bei

Nur im W in der Edda belegt (s. FALK). Zum Lautlichen vgl. W hlédr (PPP zu hlyja 'beschützen') < *hlewida-. Zur Grundlage -» -hlewana-, Das Wort kann mit gr. κλειτός 'berühmt, bekannt' in allen Einzelheiten identisch sein (idg. *kleuetó-). Dann läge hier das dritte der idg. Grundsprache zuzurechnende Verbaladj. auf -e-to- vor, von denen E U L E R folgende zwei Vertreter nennt: a) ai. darsatá- 'ansehnlich, schön', gr. Αίρκετος kret. EN, δνσδίρκΐτος 'unansehnlich, gräßlich'; b) jav. azgata- 'unbezwinglich', gr. άσχετος ds.

Gm Idg

Lit

Ρ 605 f.; V 236. -

Η . FALK FS B u g g e 1889: 17; EULER 1979: 129.

-hlögi- '(zu lachen)' V (§ 72, 76) W D

Erst nnw. dial. andlSg 'zu lachen geneigt' (Person) Nur ant(h)luogi*; —; — 'erfreulich, gefällig, angenehm' Sam (Akk. Sg.M. placitus) Gl 2,317,9

anda- W,D s.o. Bei Gm

Lit

Nur im späten W und im D mit Präfix anda- belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *hlahja- 'lachen'; *anda-hlögibedeutet nach M A T Z E L aktivisch 'entgegenlachend' (W), passivisch 'worüber zu lachen ist' (D). -» hlagula-, hlasa-. Sb 257 f. O.A.; LS I 282; Ka I 117; Ma2 122 f. - K. MATZEL Kratylos 34, 1989: 137; ABäG 29, 1989: 109-113. hlüda- 'laut' * V (§ 154a)

E F Ν S D

hlüd; hlüde; hlüdra, hlüdast 'laut, deutlich' Β Gn+1 cD+1 (Gr)+ + hlüd; —; — 'laut' Erst mnl. luut (-d-) 'laut, vernehmlich' hlüd; hlüdo; hlüdost 'laut' H + + hlüt, lüt; lüto; lütiro 'laut, vernehmlich' (Stimme), 'bekannt', Adv. auch 'heftig, stark' I 0 + 1 N + l (Gl)+ + HG: wäfan- 'waffenklirrend' Gl 2,652,31 (armisonus)

-HLUSA- — HLÜTRA-

297

m 'Laut, Klang': Ν lût ( sonus); D mhd. lût f D luta 'Laut, Ton' Ν η F 'Laut, Klang; Gerücht' -ön- f D luta 'Laut, Ton, Klang, Stimme' Ν (Gl) -in- f D (h)lüti 'Klang, Laut, Ton, Lautstärke' O Ab (Gl) -jan- m E hlyda 'März' (Gr) [vgl. lida 'Juni und Juli' zu -» lenpa*-] -epö- f D (h)lütida 'Klang, Schall, Krach' O Ab (-nassu-) f D (h)lütnussa, -nussf, -nissi 'Schall, Ertönen' (Gl) -jaE hlydan 'ausrufen' cD; F hlëda 'läuten'; S ahlüdian 'verkünden' H; D (-)hlüten [z.T. «-Verb?] 'verkünden; ertönen, erschallen' Ο Ν aD Ab -äs-

Ν lüdon 'ertönen'; S lüdon 'tönen, krachen' sD; D hlüten s.o.

Bei Gm Idg

Nur im Westgm. belegt. Wurzelverwandt mit -» hleupa-, -h.lewa.na-, hleweda- sowie -hlusa-, Urspr. £o-Partizip zu der Wurzel *kleu- 'hören'; Bedeutungsentwicklung 'gehört' > 'hörbar' > 'laut'. Die idg. Bildung hat allerdings Kurzvokal: ai. srutá-, gr. κλντός, lat. inclutus, arm. Zu; daher ist gm. ü vi. hier (wie öfter) eine sekundäre Variante der Hochstufe eu in -» hleupa-.

Lit

Ρ 605 f.; TF 112 f.; Hh 164; Κ 431.

-hlusa- 'hörend' R (§ 163) D

Nur gihlos, gilos; —; 1- gen. 'hörend, zuhörend, gehorsam' (Person, Ohr) MF O N, un- -I- gen. 'ungehorsam' Ν

Bel Gm

Nur im D komponiert belegt. Postverbal zu D hlosën 'zuhören, gehorchen', gi- 'hören'. Gleichfalls postverbal ist W hier n. 'Horchen, Lauschen' (zu hiera

'lau-

schen' < *hluzö~).

Idg

Die Verben entsprechen ai. srus- 'willfährig sein, auf jn. hören'; zur Grundlage -» -hlewana-, hlüda-.

Lit

Ρ 606 f.; TF 113; V 241 'hier'. - WISSMANN 1932: 84; 1975: 101.

hlütra- 'lauter' *V? (§ 100) G E N

hlutrs; —; — 'lauter, rein' hlütor, hluttor; hluttre; hluttrost 'lauter, rein, klar' (Getränk; Seele, Liebe) Gn cD (Gr)+ + lutter; —; — 'lauter, rein' ( medullata)

298 S D

un-

HNAIG W A-

hluttar; hluttro, hluttarliko; hluttro 'klar, rein' (Wasser, Luft, Getreide), 'lauter, offen, aufrichtig' (Person, Sinn) H + + Gn sD+1 hlütar, hluttar (1-); hluttaro; hluttriro/hlüt(a)röro, hlüt(a)rösto 'hell, klar, rein, unvermischt', 'lauter, aufrichtig' I 2 M F + 2 T O + 1 N + 2 BR aD Ab++ (Gl)+ + HG: duruh- 'rein, lauter, glänzend, herrlich' Ab D 'unrein, verdorben; lichtlos, glanzlos' Ν (Gl)

-in- f

G hlutrei 'Lauterkeit'; D hluttrf, lüterf 'Klarheit, Reinheit' Ν BR aD Ab (Gl) -efiö- f G hlutripa 'Lauterkeit' (-nassu-) f D lütarnissa 'Lauterkeit' Gl 4,221,34 -lika- D luttarlih 'klar' Gl 1,560,4 -jaD hlüt(ta)ren 'reinigen, läutern' Ν Ab Sam -óE hluttrian 'läutern' cD; D gelüterön 'schmücken' Cst -äeD (gi)hlüt(ta)ren 'hell sein, glänzen' Ab Sam Bel

Nur im Ost- und Westgm. belegt. Grundbedeutung 'lauter, rein', daher a) 'offen, aufrichtig', b) 'glänzend, herrlich'. Zur Rektion s.

Gm Idg

Im Gm. isoliert. Das gm. Adj. führt auf eine (verbale?) Grundlage vorgm. *klüd-\ daneben *klud- in gr. κλύζω 'spüle, reinige'. Ohne -d- ist alat. cluö 'reinige'; daneben *klö- in lit. slúoti (ëlûoju) 'fegen, kehren', *klüvl. in ky. clir 'hell, klar, lauter, rein'. Das Gm., Bait, (und Kelt.?) führen vi. auf *klöu-; die übrigen Formen lassen sich nur mittelbar anschließen.

Lit

Ρ 607; T F 113; L m 188; F 2 6 4 f.; H h 164; Κ 4 3 2 . -

DELBRÜCK.

DELBRÜCK 1907: 135.

hnaig w a- 'niedrig' V (§ 43a) G E

hnaiws; —; — 'niedrig' hnäg, hnäh; —; hnägra (-h-) 'niedrig, gering', 'erniedrigend', 'kleinlich' B+2 cD+2

-ja-

G (-)hnaiuijan, E (ge)hnxgan, D Ohneigen (Belege s. Sb) gehören in der Bedeutung 'erniedrigen, unterwerfen' vi. hierher; die Bedeutung 'neigen' ist deverbal.

Bei Gm

Nur im G und E als Adj. belegt. Auch mit Gen., s. DELBRÜCK. Verbaladj. zu dem starken Verb *hneigwa- 'sich neigen'; Grundbedeutung also 'geneigt'.

Lit

S b 2 6 6 f. -

DELBRÜCK 1 9 0 7 : 1 3 5 .

HNAPPJA- — HNASKU*-

299

h n a p p j a - 'knapp' R (§ 160) W

hneppr; —; hneppri, hnepstr 'knapp, eng, begrenzt, von geringem Umfang oder Wert, schlecht' (Frieden, Meinimg u.a.) (EJ)+2 (Fr)+2

un-

W 'reichhaltig, prächtig' (Reise), 'viel und gern dichtend' (Skalde) C (EJ)

Bei

Nur im Nordgm. belegt; wegen des Fehlens der Brechimg als jaStamm angesetzt. Rückbildung aus dem ja-Verb W hneppa + akk. 'einengen, beklemmen' (Brust), 'begrenzen' (Zeit) (EJ) (Fr), E hnxppan 'schlagen' (BT). Zur Nähe der Bedeutungen 'schlagen, stoßen' und 'knapp' -» hnawwa-. Das Verb ist in dieser Form isoliert, doch lassen sich Anlaut und Auslaut einzeln verknüpfen; vgl. einerseits W hnóf'hieb ab, schnitt ab' E, hnefi m. 'Faust' (EJ) (M) und hnutta-, andererseits die Adj. -» knappa-, nappja-.

Gm

Lit

TF 97; V 243; Ka II 385 ff.

hnasku*- (> hnaskwu-) 'zart, weich' *V (§ 79, 83) G E F Ν

hnasqus* (hnasqj-); —; — 'weich, zart': mannari (in) hnasqjaim wastjom gawasidana 'einen Menschen, mit weichen Kleidern angetan' hnesce; hnesclfce; — 'weich, zart, schwach' cD (Gr) (BT)+1 Erst wfrs. (u.a.) nesk 'zart, weich, sanft, ruhig, angenehm' Erst mnl. nesch, nisch 'weich' (Ei), 'durchweicht, feucht' (Land) [16. Jh.]

-Ifka- E hnesclic 'verweichlicht' (Mann) (BT) (-nassu-) f E hnescnes 'Feinheit, Zartheit, Schwäche' (BT) -öE hnescian 'weich machen' (BT) •séE hnescian 'weich werden' (BT) Bei

Gm

Nur im Ostgm. und Nordseegm. belegt. Grundbedeutung 'weich', daher a) 'zart, schwach', b) 'aufgeweicht' > 'feucht'. Zum Ansatz als «-Stamm und zum Wandel ku > kwu s. HEIDERMANNS. Nach Bb braucht zwischen G und E kein Ablaut a : e angenommen zu werden. Falls die Bedeutung auf 'zerrieben' beruht, läßt sich D firnoscan ds. vergleichen, das wohl auf ein starkes Verb *hneska- 'zerreiben' führt.

300

HNAWWA- —

HNITULA-

Wegen des G setzt Sb für das Verb ^nesh^a- an; der Labiovelar kann aber im Adj. vor u entstanden sein (s. H E I D E R M A N N S ) . — Das Verb naschen gehört wohl in andere Zusammenhänge (Sb 233 f.).

Idg

Das starke Verb kann eine sfc-Bildung zu einer der bei Ρ eingeführten Erweiterungen der Wurzel *ken- 'reiben, kratzen' sein.

Lit

Ρ 561; TF 97 f.; Sb 268; Lm 188 f.; F 265; Hh 166; Bb 81 ff.; OED 'nesh'; Ka Π 408. - L E R C H N E R 1965: 212 f.; A. B A M M E S B E R G E R Sprache 21, 1975: 1 8 8 ; H E I D E R M A N N S 1 9 8 6 : 2 8 0 f.

hnawwa- 'karg, eng' V (§ 57) W E F Ν S D

hneggr; —; — 'sparsam, knapp, karg, geizig' (Fr) hnëaw; hnëawlCce; -hnëawest + gen., dat.rei 'karg, schonend, geizig' Gn+1 (Gr)+2 Erst wfrs. nau 'eng' Erst mnl. nauwe 'eng, schmal, knapp, gering' Erst mnd. nau, nouwe 'eng, schmal, knapp, karg', 'genau, fein, schlau', Adv. 'mit genauer Not, kaum' Erst spätmhd. nou (-w-), genou 'eng, genau, sorgfältig', Adv. auch 'knapp, kaum'

ga-

D s.o.

un-

'freigebig': W (Fr); E (Gr)

-inhneggvi 'Geiz' C -epö-f f W D ginouwida 'Strenge, Genauigkeit' Gl 2,552,65 Bei Gm

Lit

Im Nord- und Westgm. belegt. Die Bedeutimg 'knapp, eng' ergibt a) 'geizig', b) 'genau, sorgfältig' und weiter 'schlau' (-» glawwa-). Ws. Verbaladj. zu dem redupl. Verb *hnawwa- '(stoßen)'; zur Bedeutimg vgl. -» hnappja- sowie W hnoggva + akk.pers + dat.rei 'jm. etwas rauben'. -» gnaupa-, snawwa-1. Wegen der Bedeutungsnähe der Adj. ist es unnötig, mhd. (ge)nou mit Κ abzutrennen und zu dem redupl. Verb *bnöwwa- 'reiben' zu stellen. Ρ 562; TF 99; Sb 270 O.A.; V 246; Hh 166; Κ 257 'genau'; Ka II 189, 378 ff. — OBERDÖRFFER 1 9 0 8 : 10; LLNDEMAN 1 9 6 4 : 143; HEIDERMANNS 1 9 8 6 :

296.

hnitula- 'stößig' V (§ 86a) E Ν S

hnitol; —; — 'mit dem Horn stoßend, stößig' (Stier) (Gr) [s.v. hnttan] Erst mnl. netel 'wütend, böse' (Stier) Erst mnd. nitel, netel 'stößig' (Kind)

HNUTTA- — HÖGI-

Bel Gm

Nur im Nordseegm. belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *hneita- 'stoßen'.

Lit

Sb 267 f.

301

hnutta- 'gestutzt' Ρ (§ 4) E

knot (-tt-); —; — 'kahl, geschoren, kurzgeschnitten', 'ohne Horn, verstümmelt' (Tier), 'gestutzt' (Baum) (BT) (BTS)

Bei

Das nur im E belegte Adj. bedeutet 'gestutzt', und zwar a) 'abgeschnitten', b) 'abgeschlagen'. Dieselbe Wurzelform in W hnyttr m. Bezeichnimg eines Mannes (EJ) [eigentlich 'untersetzte Person'?], nisl. hnotti m. 'kleiner Grashügel', nnw. nott 'Knorren, kleiner Hügel'. Daneben ohne Geminata W hnúta f., hnûtr m. 'Knochenverdickung' (Fr), nisl. hnjôtr m. 'Unebenheit im Gelände'. Zum Anlaut vgl. -» hnappja-, zum Auslaut nhd. stutzen 'kurzschneiden'.

Gm

Lit

V 246 'hnyttr'·, J 336; Tp 463 'nott'; Hh 167. - A. POGATSCHER A 31, 1908: 258 f.

Qhöfi- - hxbi- (§ 203b)

högi- 'geschickt; leicht, bequem' *V (§ 72) W

O

haegr (-]-); hœgliga; hœgri, hœgstr/hœgjastr 'bequem, behaglich', 'sanft, mild, freundlich', haegt + at + inf. 'leicht (zu tun)', Kpv. meist 'geschickter, rechts' (Hand), Slv. 'passend, geeignet' E+2 E M " C+2 (M)+2 (Fr)+ + Häufig HG, z.B. hug- + dat.pers 'leicht ums Herz' (Fr), skap- 'nachgiebig, gutmütig' (M) Nur Kpv. höghri 'rechts' (Hand) CL St

alaun-

W 'ohne jede Schwierigkeit' (Fr) W 'schwierig' (M)

-epö- f W ôhœgô 'Unbill, Unannehmlichkeit' (Fr) -jaW hœgjask 'sich beruhigen, sich mildern' (M) Bei

Nur im Nordgm. belegt, auffallend häufig in Komparationsformen.

302

HRADJA- — HRAINIEin Adj. W ihógr existiert nicht; vgl. aber folgende Bildungen ohne ¿-Umlaut: W hóg- 'leicht' z.B. in -draegr 'leicht vorwärtszuziehen' C, -reid 'leichter Wagen' C; hógligr 'passend, geeignet' (Plan), 'umgänglich' (Person) E (M); hógliga Adv. 'ruhig, sanft, schonend; leicht, mühelos' (EJ) (Fr).

Gm

Idg

Die Beleglage ist ws. dahingehend zu interpretieren, daß ein i-Adj. högi- zugrundeliegt. Im VG hóg- ist das -i- ausgefallen, bevor es Umlaut bewirken konnte; das Adv. hógliga kann vom VG ausgehen. Verbaladj. zu dem in Spuren greifbaren starken Verb *haga- (-» (-Jhaga-); die Bedeutungen 'geschickt' und 'behaglich' kehren im Verb wieder. Zum außergm. Anschluß -» (-)haga-.

Lit

Ρ 522; TF 67 f.; Sb 245 f.; V 277 f.; Ma 105; Ma 2 119 f. - HOOPS 1950: 83 f.

hradja- 'gesichert' R (§ 160) F

hredde; —; — präd. 'unangetastet, intakt' (Aussteuer)

Bei Gm

Nur lx im F belegt. Rückbildung aus dem westgm. ja-Verb *hradeja- in E hreddan 'befreien, retten, entziehen' (Gr) (BT), F hredda 'entziehen, beanspruchen', S ähreddian 'erretten' (Hs), D (-)retten 'befreien, (er)retten' Ο Ν dD (Gl). Zu dessen Vorgeschichte s. die Wörterbücher.

Lit

Ρ 620; TF 102; Hh 172; FW 538; Κ 597.

hraiba- (-/-?) 'packend' V (§ 43a) W

hreifr; —; — 'packend, drückend' (Not, Qual) (EJ)

-an- m W hreifi 'Hand, Vordertatze' (EJ) (M) [deverbal?] Bei Gm Lit

Nur im Nordgm. belegt. (EJ) 279 s.v. hält den Ansatz des Adj. für unsicher; nach (EJ) 217 Kreuzung von reifr (-» raiba-) und hreifa. Falls anzuerkennen, Verbaladj. zu dem starken Verb *hreiba- (-f-) 'greifen'. Sb 270 f. o.A.

hraini- 'rein' *V (§ 63b, 123) G

hrains (-j-J; —; — 'rein'

W

hreinn; hreinliga; hreinastr 'rein, sauber, klar, hell' (Flüssigkeit, Schnee; Abstr.), 'makellos, unbescholten' (Person) E C+2 (EJ)+1 (M)+l HG: afar- 'sehr sauber' (Kleidung) (EJ)

HRAINI-

O F Ν S

D

alaun-

303

ren; renlika; — 'rein' (konkr., metaph.) Sk Sm Stl hrëne (r-); —; — 'rein' (Herz) Erst mnl. reine 'fein (gemahlen)', 'auserlesen, sauber, rein' hrëni; —; — 'rein', 'fein' (Weizenmehl), 'frei' (von Sünde, Krankheit) H sD Gl 2,578,19 ( similago) VG: hrënkurni 'Weizen' sD hreini (r-); reino; reinero, reinisto 'rein', 'makellos, schuldlos, keusch, fromm' MF Τ 0 + + N + 2 B R + + aD (Gl) VG: z.B. reinbröt 'Weizenbrot' Gl 3,698,39, reinkurni 'Weizen' (Gl) W 'ganz rein' (Gott) (EJ) 'unrein': G auch 'ungebildet'; W auch 'unsicher, nicht geheuer' (Weg) E M m ( a p p ) (M); S sD; D MF Ο Ν Ab (Gl)

f -in- f

W hrein 'Reinheit' (EJ) G hrainei 'Reinheit'; D (h)reim 'Reinheit, Keuschheit' Ο Ν BR Ab (Gl), un- 'Unreinheit, Schmutz' Ν aD Ab (Gl) -epö- f G unhrainipa 'Unreinheit'; D (h)reinida 'Reinheit' Ο Ν BR Gl 2,285,27, un- 'Unreinheit' MF (Gl) (-nassu-) f D hreinnissa, -nessi 'Reinheit, Keuschheit' MF Ab, un'Schmutz' Gl 1,282,32 -laika- m W hreinleikr 'Keuschheit' C -ja'reinigen': G (-)hrainjan; Ν gereinen·, S hrënian H; D (gi)hreinen Τ Ο Ν BR aD Ab Sam (Gl), (gi)un- 'beflecken, verletzen' I Ν aD Ab (Gl) -ô'reinigen': S hrënon H; D reinön O Gl 2,700,37 -eso'reinigen, läutern': W hreinsa C (M); O rensa Bj SM St; D reinisôn Gl 4,13,42 Bel

Gm Idg

Lit

Gemeingm. Adj., fehlt im E. Das Wort bedeutet in der Regel 'rein', daher a) 'sauber, klar', b) 'makellos, schuldlos, keusch'. Jedoch führt die Bedeutimg 'fein' (Weizen) im S und D auf eine ältere Bedeutimg 'fein gesiebt'. Im Gm. ohne verbale Grundlage. Daneben ohne Nasal E hridder n. (BT), S hrîdra f. (Gl), D riter a f. (Gl) 'grobes Sieb'. Altes Verbaladj. zu dem Nasalpräsens in gr. κρίνω 'scheide, sichte', lat. cernö 'unterscheide, erkenne', ky. go-grynu 'sieben' (idg. Wurzel *krei-). Demgemäß ist die Bedeutung 'gesiebt, gesäubert' aus 'fein geschieden' entstanden. Das Nasalpräsens legt nahe, das Adj. nicht als Primäradj. ihrai-ni-, sondern als Verbaladj. *hrain-i- zu verstehen (-» hlaini-). Ρ 946; TF 104; Lm 190; F 268 f.; V 253; Tp 523; Κ 591; Ka II 181 f. DELBRÜCK 1907: 135; O. GAUPP, Zur Geschichte des Wortes "rein", Diss. Tübingen 1920; ÛÇOK 1938: 37.

304

HRASSJA*- — HRAPAhrassja'"- 'eifrig, regsam' ""V (§ 128)

W

hress; hressliga; -hressari 'regsam, tätig, eifrig, rüstig, frisch' (Person) (EJ) (Fr)+ + Häufig HG, z.B. dád- 'durch gute Taten erfreut' (EJ), eljun- 'ausdauernd arbeitend' C, mài- 'zu sprechen imstande' (Verwundeter) (Μ), υ ig- 'schnell, rege im Kampf (EJ)

un-

W óhressari 'weniger imstande' (Fr) [s.v. hress]

-laika- m W hressleikr 'Vermögen, Rüstigkeit' (Fr) -jaW hressa 'voranbringen, ausführen; antreiben, aufmuntern', -sk 'sich erholen, zu Kräften kommen' (EJ) (M) (Fr) Bei Gm

Lit

Nur im Nordgm. belegt. Das Adj. könnte für sich genommen auch auf gm. *hressa- beruhen; dazu paßt aber das ja-Verb schlecht. Das Adj. gehört vi. als *hrat-tja- zu dem primären ö-Verb W hrata 'fallen, sich überstürzen, sich beeilen' E (EJ) (M); Grundbedeutung also 'vorwärtsstürzend'. Nicht mit V z u - · hrapa-, weil das Suffix eine verbale Grundlage voraussetzt, die dort im Gm. fehlt. TF 79 'hurska'·, V 254; Hh 172 'hratian'·, Ka II 343 f. - E. SCHWENTNER PBB 48, 1924: 83.

hrata- 'schnell, flink' *V (§ 51b) W

hradr; hratt, hrada, hradliga; — 'schnell', Adv. 'rasch, unverzüglich' C + 1 ( E J ) + 1 (Fr)+1 hraeö, -e; hrade (x); hrxöra, hradost 'schnell, rasch', Adv. 'alsbald' B1 Gnl cD+1 (Gr)+ + Erst mril. rat f-d-j 'rasch, schnell' Erst mnd. rat f-d-) 'rasch, schnell' hrad, hredi ir-); rado, radalihho; -rediro/rador 'schnell, rasch', 'gewandt, geschickt, sicher, entschieden', Adv. 'sofort, plötzlich; eifrig' -TI O NI BRl.r. aDl-r. Ab++ (Gl)+ + VG: radorif 'früh reif Gl 2,631,70 E M 13,78(app)

E N S D

ga-

D 'schnell', Adv. 'plötzlich' Τ Ab(-i), un- 'langsam' Gl 1,326,42 (tardior)

-an- m W hrings hraêi 'freigebiger Mann' (EJ) -in- f D hredr'Schnelligkeit' Ab [s.u.] -öW hrada + dat.pers 'antreiben, vorwärtsbringen' (Fr)

305

HRAUSTA-

Bel

Im Nord- und Westgm. belegt; im einzelnen nicht immer von -» rapa- zu trennen. Im D kennt A b : Schreibung mit -i- nur nach anlautendem h-, also vi. für . — E hrsed (e); —; hrxdra

'schnell, rasch'

( G r ) + 2 ist wohl nur eine graphische Variante; für den Ansatz einer Form thrada- mit gramm. Wechsel ist die Materialbasis zu schwach.

Gm

Idg

Lit

Dazu mit Langvokal W hraeda + akk. 'erschrecken' E (EJ) (M); zum Bedeutungsverhältnis vgl. W aedra 'Schreck' neben -» aedra- 'rasch' sowie nhd. überraschen neben rasch. Im weiteren vi. mit -» hurskaverwandt. Am nächsten steht das lit. Adv. apikratai 'schnell'. Die verbale Grundlage zeigt lit. krésti (kreëiù) 'schütteln, rütteln' (mit derselben Ablautstufe wie W hraeda)·, vgl. mir. crothaid ds. (dazu Sb 274 f.). Ρ 620; T F 102; L m 282, F 394 '*raps';

V 250; Hh 171 'hraed'\ F W 531;

Κ 259 'gerade 2 ', 582 'rasch'·, K a I 57 f., II 294. - E. SCHWENTNER PBB 48, 1924: 79-85; OKSAAR 1958: 335 f., 372 f., 437 f.

hrausta- 'tapfer, kräftig' * V (§ 154b) W

hraustr; hraustla, hraustliga; hraustari, hraustastr 'tapfer, mutig', 'rüstig, stark gebaut, verläßlich' (Mann, Schild, Kirche) em24,57,100+2 C + 1

(M)+ +

D

Hierher ws. nhd. (alem.) röst 'rüstig, frisch, munter'

furun-

W 'sehr tapfer' (EJ) W 'schwanger' (Frau) (Fr)

-ire- f -laika-lika-ja-

W m W W

Bei

Nur im Nordgm. und vi. im späten D (mit sekundärer ja-Flexion) belegt. Im Alem. hat röst die Nebenform rösch: handelt es sich um eine Suffixvariante, oder ist *hrausta- aus *hrauska- dissimiliert?

Gm

hreysti 'Tapferkeit' (EJ) (M) W hraustleikr 'Tapferkeit' (M) hraustligr 'tapfer, kräftig' (Handlung) (EJ) (M) hreysta 'stärken, ermutigen' (Fr)

Zu dem starken Verb *hreusa- 'beben, zittern' besteht allenfalls eine mittelbare Beziehung: das Gm. kennt keine α-stufigen Verbaladj. auf-to-.

Idg

Wohl verwandt mit lit. kruteti (krutù) 'sich regen, sich rühren', krutùs 'beweglich, regsam, rührig, lebhaft' und gm. *hrudja- in mhd. rütten 'schütteln, rütteln'.

Lit

Ρ 623; T F 108 'hrud V, 353 f. 'rauskia'; Sb 276 O.A.; V 252; Κ 605 'rösch'; Ka II 339 f. - E. SCHWENTNER PBB 48, 1924: 85; KOLB 1957: 31 f.

306

HRAWA- — HREUBA-

hrawa- 'roh' *V/*D? (§ 177) W

O E Ν S D

hrâr; —; — 'feucht, frisch' (junger Baum, Erde), 'roh, ungebraten' (Fleisch) Ε (M) VG: hrâblautr 'roh, weich, frisch' (gerade abgezogene Tierhaut) (M) rar; —; — 'feucht, frisch' (junger Baum), 'roh, unbearbeitet' (Fell) (S) hrëaw; —; — 'roh, ungekocht' (BT) Erst mnl. ro 'roh, ungekocht' (Speise), 'unbearbeitet' (Stofl) hrao*; —; — 'roh, ungemalzt' (Gerste) sD (nur Gen.Sg.F. ) rao* (raw-,row-); —; — 'roh' sD ( crudus) (Gl)

-in- f D rawf 'Härte, Rauheit' (Gl) -laika- m W hrâleikr 'Feuchtigkeit' (Fr) -seD widarrawën 'wieder blutig werden' Gl 2,482,3 (recrudescere) [unsicher] Bei

Im Nord- und Westgm. belegt. Ansatz mit gm. a (nicht Jê) aufgrund von nhd. roh, vgl. -» frawa- 'froh' gegenüber -» blxwa- 'blau', -» grëèwa- 'grau', -» hläewa- 'lau'. Daneben ohne h- W ràr E (Fr) 'hrâr'.

Gm Idg

Lit

Bedeutungen: a) 'roh, blutig' (Tierhaut), b) 'roh, ungekocht' (Fleisch, Speise), c) 'feucht, frisch' (junger Baum). Im Gm. isoliert. Das idg. Wort für 'rohes Fleisch' ist *krey.d(s)- n. in ai. krâvis-, gr. κρέας; dazu *kreud-j,o- η. in ai. kravyá- 'rohes Fleisch', apr. crauyo, krawian ds. (vgl. lit. kraüjas m. 'Blut'); u.a. Daneben steht das gm. Adj. als them. Ableitung *kroy.d-o- 'roh, blutig'; einen Versuch zur Erklärung der auffälligen o-Stufe bietet KAMP (der jedoch in E hrëaw die Fortsetzung einer e-stufigen Form *kreud-o- sieht): es handle sich um eine quasi-verbale Ableitung, wie ws. auch in ai. krürá-, av. xrüra- sowie lat. crüdus 'roh'. Ρ 621 f.; TF 106; Lm 190 f., F 269 ff. 'hraiwa-dubo'; V 251; Hh 172; Κ 604. - E.P. HAMP IF 82, 1977: 75 f.

hreuba- 'rauh, schorfig' V (§ 42c, 62) W E D

hrjúfr; —; — 'rauh' (Stein), 'schorfig, narbig' (Hals), 'aussätzig' EM 4 3 C (Fr/S) hrëof; —; — 'rauh' (Stein), 'aussätzig' cD (Gr) hriob (r-); —; — 'räudig, aussätzig' Τ (leprosus) Cst (mfr. , lat. luridus 'gelb, fahl') (Gl) VG: -suhtig 'aussätzig' Τ

HREUHA- — HREUNA-

-ire- f -ja- il -¿èBei

307

W hryfi 'schorfiger Ausschlag' (Fr/S); D hriubC 'Räude' (Gl) ( scabies) W hryfi 'schorfiger Ausschlag' (Fr) D riobën 'aussätzig werden' Gl 2,264,52 Im Nord- und Westgm. belegt. Ansatz mit 6 nach dem D. Die Wiedergabe von lat. luridus 'gelb, fahl' im D ist wohl durch Übertragung auf die Gelbsucht zu erklären.

Gm

Idg

Lit

Danehen ohne gramm. Wechsel das Subst. D 'Pest, Aussatz' Ab [ kann für If] oder Iwl stehen]. Mit Tiefstufe W hrufa f. 'Unebenheit, Schorf (Fr) und vi. D 'Aussatz' T; dazu exozentrisch Ν mnl. grof 'dick, schwer; schwanger; grob', S mnd. grof 'groß, stark; plump, unfein', D girob 'dick' (Körper), 'dumpf, tief (Ton) Ν Gl 3,384,49 (nhd. grob). Ws. Verbaladj. zu dem starken Verb, das aus W hrufinn 'struppig' [(Fr) 'rúfinn'] zu erschließen ist. Vgl. das ablautende Adj. lit. kraupùs 'rauh, uneben, struppig, zottig', zu krùpti (krumpù) 'schorfig, grindig, räudig werden'. -» hreuna-. Ρ 623; TF 108; Sb 275 f. O.A.; V 258; Hh 173; Κ 279 'grob'·, Ka I 23. KLUGE 1926: 60, 88.

hreuha- 'rauh, wild' Ρ (§ 1) E

S Bel

hrëoh, hrëow (hrëo-); —; — 'stürmisch, ungestüm' (Wasser), 'zornig, erregt; rauh, wild, grausam' (Person, Sinn) Β Gn cD VG: hrëohmôd 'zornigen Sinnes' Β cD Nur hrëo* 'böse' (Herz) H 2447: harda hugiskefti endi hrëan sebón

Gm

Nur im E und S belegt. Die Bedeut\mg 'rauh, wild' ergibt a) 'stürmisch', b) 'zornig'. Der Ansatz des inlautenden h ist unsicher. Im E Kreuzung mit -» hrewwa-, — Daneben ohne h- E -rëow in blöd- 'blutrünstig' B, dead- 'grausam' (Teufel) cD, flyge- 'mit wildem Flug' (Gr), güd'ungestüm im Kampf B, wael- 'wild im Kampf, grausam' Β cD. — Zu G unmanariggws -» rengwa-. Herkunft imbekannt; vgl. -» hreuna-, hrewwa-.

Lit

Ρ 622; TF 106 f. 'hru 2'; Hh 173. - F. HOLTHAUSEN IF 20, 1906/07: 328.

hreuna- 'uneben, rauh' *V? (§ 42c) W

Erst nisl. hrjónn 'holprig, uneben, rauh' (Eisscholle) (CV)

308

HREWWA-

-ön- f W nisi, hrjóna 'rauhe Stelle, Rauheit' (bes. Riß im Eis) (CV) -unga· m W nisi, hrjónungr ds. (CV) Bel Gm

Idg

Erst spät im W belegt, aber morphologisch altertümlich. Daneben steht W hraun n. 'steiniger Boden, erstarrte Lava' -E (EJ) (M). Nun enden primäre Wurzeln nicht auf zwei Sonanten; somit weist der Ablaut *hreun-/hraun- am ehesten auf ein ehemaliges starkes Verb *hreu-na- mit präsentischem η (vgl. die Verhältnisse bei -» klaini*-, skauni-). Deis Verb gehört ws. zu einer Wurzel *kreu- 'rauh', die auch in -» hreuba-, hreuha-, hruma- enthalten sein kann. Anders Ρ, V: W hraun zu einer Grundlage *kräu(s)- 'auf einen Haufen legen, zudecken' [erklärt die Bedeutung 'rauh' nicht].

Lit

Ρ 616 f.; V 252 'hraun'; Ka II 223.

hrewwa- 'betrübt' V (§ 42c) W E S

hryggr (hryggv-); —; hryggvari 'betrübt, traurig' (Person), 'betrüblich' (Abstr.) E C (EJ)+2 (M) hrëow, -h; hrëowlfce; — 'betrübt, traurig, unglücklich' (Gr)+1 hriuwi; hriuliko; — 'bekümmert, traurig' H sDl

un-

W 'fröhlich, heiter' C

-ön- f

D hreuwa, riuwa 'Buße, Reue' I MF BR aD (Gl), un- 'Reuelosigkeit' Gl 2,161,10 -in- f D riuwC 'Schmerz, Jammer' O -laika- m W hryggleikr 'Kummer, Betrübnis' (M) -Ilka- W hryggligr 'besorgniserregend' (Fr); E hrëowlic 'traurig' (Gr) -jaW hryggva, -ja + akk. 'betrüben', -sk 'betrübt werden' C (EJ) (M) -ó[D riuwön 'bereuen', refi. 'Buße tun' Ο Ν BR Ab (Gl) gehört zu riuwa] -œ'trauern, klagen, jammern': S hreuwon (iu) H? sD; D riuuiën O

Gm

Im Nord- und Westgm. belegt. W hryggr läßt sich lautgesetzlich als α-Stamm auffassen, da sich gm. eu im W nicht nur vor den Labialen p, f, sondern auch vor w zunächst zu iu entwickelt (anschließend ÜI-Umlaut i > y; zu den Einzelheiten s. H E I D E R M A N N S ) . - » trewwa-. Gegen Einstufung als ¿-Adj. (Ma, Ma2) spricht die e-Stufe der Wurzel; E hrëow als α-Stamm abzutrennen (Sb), besteht kein Anlaß. Verbaladj. zu dem starken Verb *hrewwa- 'schmerzen'. -*• hreuha-.

Lit

S b 2 7 8 f.; K a I I 4 4 4 f.; M a 95; M a 2 9 8 . -

Bel

L I N D E M A N 1964: 150 f.; G R A U W E

1979/82: I 89-92; HEIDERMANNS 1986: 297-299.

HRÖZA- — HRUMA-

309

hröza- 'sich rührend' R (§ 159a) E Ν S

hrör; —; — 'eifrig, aktiv, tapfer' Β cD HG: fela- 'kriegerisch, tapfer' Β Erst mnl. roer 'beweglich' (Gut) hrör; —; — 'munter, lebhaft' (Tanz) H

un-

E 'unbrauchbar' (Rüstung) Β; Ν mnl. 'unbeweglich' (Gut)

m

W Hierher wohl der urn. PN hroRaR (By)

Bel

Das Adj. ist n u r im Nordseegm. belegt; Ansatz mit gm. ζ nach urn. hroRaR. Weiter verbreitet ist das ja-Verb W hrœra E C (Μ), O röra (S), E (-)hrëran Β cD, F hrëra, Ν irruoren, S hrôrian H, D (-)(h)ruoren I MF Τ Ο Ν Ab Sam (Gl) 'bewegen, anrühren, berühren'. Da dessen Bedeutung vom Adj. aus nicht zu erklären ist, muß dieses aus dem Verb rückgebildet sein.

Gm

Lit

TF 106; V 260 'hroRaR'·, Hh 176; Κ 609 'rühren'; Ma2 123.

hruma- 'hinfällig' »V (§ 109) W

hrumr (-τη-,-mm-); hrumliga; — 'schwach, gebrechlich, hinfällig' (Person) (EJ) (M) (Fr)+1 HG: all- 'sehr mitgenommen' (Fr), elli- 'altersschwach' (Fr), fòt- 'mit schwachen Beinen' (EJ)

fur-

W 'äußerst schwächlich' (Fr)

-Ifka-ja-

W hrumligr 'schwächlich wirkend' (Fr) W hrymja 'schwächen' (Fr)

-ö-

W hruma 'schwächen', -sk 'schwach, hinfällig werden' EM 1 2 7 (Fr)

Bei Gm

Nur im W belegt, vereinzelt auch mit -mm-. Neben gm. *hru-ma- steht *hrun- in W hrynja 'klirrend herabfallen' E (EJ) (M) (Fr) [dazu postverbal hrun n. 'Zusammenbruch' (CV)]. Die Wurzel *hreu- ist Grundlage des starken Verbs *hreusa'fallen' (-» hruzi-, hruzula-), vi. auch von -» hreuna-. Die Variante mit -mm- beruht auf Kreuzung mit der Sippe von E hremman 'hemmen, hindern'. — Hingegen nach TF als 'eingeschrumpft' zu E hramma m., S mnd. ram, ramme 'Krampf. Ws. altes Verbaladj. zu der von apr. krüt 'fallen', kruwis m. 'Fall' vorausgesetzten Wurzel *kreu(d)- 'fallen'. Ρ 622; TF 104; Sb 276 f. O.A.; V 262; Ka II 242 f.

Idg Lit

310

HRUZI- — HULA-

hruzi- 'vergänglich' S? (§ 65b, 171) E

hryre; —; — präd. 'vergänglich' (BT)

Bel Gm

Nur lx im E belegt. Das Wort steht neben dem starken Verb *hreusa- 'fallen', ist aber vi. in präd. Stellung aus dem viel häufigeren Subst. E hryre 'Fall, Sturz, Tod' erwachsen. -» hruma-, hruzula-. Sb 276 f. O.A.; Hh 177; Ma 97; Ma2 101.

Lit

hruzula- 'fallend' V (§ 86c, 93) E

hrurul; —; — 'fallend' (BTS) (deciduus)

Bei Gm Lit

Nur im E belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *hreusa- 'fallen'. -» hruma-, hruzi-. Sb 276 f.; Bb 85 'hrunol'. hula- 'hohl' S (§ 169a)

W

hoir; —; — 'hohl' (Ring u.a.), 'nach innen offen' (Welle, Wunde) C CM)

E F Ν S D

hol; —; - 'hohl, ausgehöhlt' (BT) (BTS) hol; —; — 'hohl' Erst mnl. hol 'hohl, gewölbt' hol; —; — 'hohl' sD (cavus, concavus) hol; —; — 'hohl' 0 -N Ab ( concavus) (Gl)

un-

D 'nicht hohl' Ν

η

W hol 'Hohlraum, Winkel' (EJ) (M); O hui, hol 'Loch, Höhle, Einbuchtung, Ausbauchung' (S); E 'Loch, Höhle' (Gr); F 'Loch, Höhle, Öffnung'; D 'Loch, Höhle, Schlucht' I Ν Ab Sam (Gl) [s.u.] -an- m D holo 'unterirdischer Raum, Keller' Gl 3,127,54 -ön- f W hola 'Höhle, Loch' (M); O armhula 'Achselhöhle' CL Sk -in- f S holt 'Höhlung' sD (cavea); D holt (u) 'Schlucht, Abgrund, Loch' Ν Ab (Gl) -ö'aushöhlen': G ushulon; W hola (Fr); D (-)holön (Gl) [zum Subst.?] Bei Gm Idg

Als Adj. im Nord- und Westgm., indirekt auch im G belegt. Im Gm. isoliert. Mehrere Indizien sprechen dafür, daß das Adj. auf einem Subst. beruht:

HULPA-

a) b) c) d)

e)

311

unter den tiefstufigen Nomina der o-Klasse finden sich weitaus mehr Subst. als Adj.; ein gleichgebildetes n. Subst. ist im Gm. gut bezeugt (s.o.); denominale ö-Verben pflegen im G von Subst. auszugehen; W hoir < gm. *hula- zeigt eine andere Lautentwicklung als W gulr < -+gula-. Der Unterschied läßt sich dadurch erklären, daß *gula- urspr. als Adj., *hula- hingegen als Subst. flektierte; dem Subst. entspricht genau gr. κύλα n.pl. 'Augenhöhlen'.

Die ablautende Bildung gr. κόίΚος 'hohl' < *Koft\o- ermöglicht es vi., einen idg. ¿-Stamm *koy.el- : *kul- zu rekonstruieren (K); -> failja*-. Daneben ohne Z-Suffix lat. cavus, mir. cúa 'hohl'. Lit

Ρ 537; TF 81; Lm 383, F 533 'ushulon'·, V 248; Hh 168; Κ 313; Ka I 2. OBERDÖRFFER 1908: 14; SCHUBERT 1968: 82.

huljia- 'geneigt, zugetan' Ρ (§ 4) G

hulps; —; — 'gnädig'

W

hollr; —; hollastr ( + dat.pers) 'freundlich, wohlwollend' (Gott, Freund), 'angenehm, willkommen' (Lohn) E EM 47 ' 57,133(app) C (EJ)+2 (M) Mehrfach HG, z.B. rád- 'gute Ratschläge gebend' (EJ) hulder; —; — 'gnädig, wohl wollend' (Gott), 'ergeben' (Diener) (S)

O E

F Ν S D un-

hold; holde, holdlîce; holdost + dat.pers 'wohlwollend, zugetan, ge-

neigt, lieb' Β Gn cD+1 (Gr)+ + hold; —; — 'hold, treu, pflichtbewußt' Erst mnl. hout (-d-) 'wohlgesonnen, wohlwollend, gnädig; ergeben, treu' hold; holdliko; — ( + dat.pers) 'lieb, zugetan, freundlich', 'gnädig, mild' (Herr, Gott), 'ergeben' (Diener) H + l Gn hold; holdlihho; — l · dat.pers 'geneigt, zugetan, liebevoll', 'ergeben, treu' Ο Ν Sam (Gl)+1 'feindlich, böse': G s.u.; E cD; S H; D Ν (Gl)

f D huida (o) 'Gunst, Wohlwollen, Huld' (Gl) •an- m G unhulfra 'Teufel'; E unholda ds. (Gr); F holda 'Freund, Verwandter'; S unholdo 'Teufel' sD; D ho Ido 'Freund, Anhänger, Jünger' O N

-ôn- f in- f

G unhulfro 'Unholdin, Dämon'; D unholda 'Unholdin, Teufel' aD Ab (Gl) 'Wohlwollen, Gnade, Gunst': W hylli E EM 88 · 133 C (M); E hyldu Β Gn cD, un- 'Ungnade' Gn; F helde\ S huldi H Gn sD, un- 'Feindschaft' H; D huldî(n) I Τ Ο Ν Ab Sam (Gl), un- 'Treulosigkeit, Ungnade' Ο Ν (Gl) [s. OHLY-STEIMER]

312

(-)HÜMA-

-ja- η W hylli 'Wohlwollen, Gunst' (Fr) -jön- f W hylla ds. (Fr) (-nassu-) f D holdnissi 'Gewogenheit' Gl 2,224,53 -lika- S holdlik 'huldreich, angenehm' (Lohn) H; D holdlih 'freundlich, freundschaftlich' Ν Ab -sama- D holdsam 'gnädig' Gl 2,488,2 •jaW hyllask 'sich beliebt machen' (M); O hylla 'gnädig stimmen' VG; D hulden 'geneigt machen, versöhnen' Ο Ν (Gl) Bel

Gm Lit

Das gemeingm. Adj. bedeutet zunächst 'geneigt, zugetan', daher sowohl 'wohlwollend, gnädig' (der Herr dem Diener) als auch 'ergeben' (der Diener dem Herrn). Zur Rektion mit Dat.pers s. DELBRÜCK. Das Adj. steht ws. im Ablaut zu -> halpa-. An der tiefstufigen Bildung fällt auf, daß kein gramm. Wechsel vorliegt. — MEZGER vermutet Beziehung zu dem starken Verb *halda- 'halten'. Ρ 552; TF 83; Lm 193 f.; F 274; V 247 f.; Hh 169; Κ 314; Ka II 314 f. D E L B R Ü C K 1907: 136; O B E R D Ö R F F E R 1908: 21; G. R O Y E N FS Schrijnen 1929: 713-716; ÛÇOK1938:23-25; T R I E R 1951: 55 f.; M. O H L Y - S T E I M E R ZDA 86, 1955/56: 81-119; R O S E N G R E N 1968: 51-55; F. M E Z G E R KZ 83, 1969:150152.

(-)hüma- 'düster' *V/K (§ 109, 202) W

húmr; —; — präd. 'halbdunkel, düster' (Fr): í Odins holl varò aldri húmt

η

W húm 'Dunkelheit, Abenddämmerung', poet. 'Meer, See' (EJ) (Fr); Ν imi. (älter) huim 'dumpfe, muffige Luft' [s.u.] -an- m O humi 'dunkle Ahnung, Argwohn, Verdacht' OG -öW húma unpers. 'dämmern' (Fr) Bei

Gm

Idg

Das Adj. ist nur im Nordgm. belegt, könnte also ein Präfix verloren haben; das Subst. auch im späten N. Auch nhd. dumpf kaim sowohl 'dunkel' als auch 'muffig' (nnl. huim) bedeuten. Ob das Adj. primär ist (*hü-ma-) oder als *ga-hüma- vom Subst. ausgeht, ist nicht zu entscheiden. Zur Struktur -» (-)käema-, rüma-. Daneben steht gm. *hü-di- f. 'Haut' (W húd, E hyd, S hüd, D hüt), urspr. 'Bedeckung'. Bedeutungsentwicklung also 'verhüllt' > 'undeutlich sichtbar' > 'halbdunkel' (-» nebula-). Zum Subst. Haut vgl. das Verhältnis von lat. cutis 'Haut' und lit. kiâutas 'Schale, Hülse'. Daneben mit s mobile gm. -> -skauia-, W skiimi m. 'Dämmerung' (Fr/S), ai. skunäti 'bedeckt' u.a.; auch lat.

HURSKA-

Lit

313

obscürus (das KAMP jedoch anders einordnet) bedeutet 'dunkel, undeutlich'. Ρ 951; TF 90; V 266; Hh 183 'hyd'; Κ 297 'Häuf ; Ka II 239 f. - LERCHNER 1965: 107 f.; E.P. HAMP KZ 96, 1982/83: 98 f.

hurska- 'rasch, rege' *V? (§ 135) W

E Ν S D

alaun-

horskr, hoskr; horskliga; horskari 'klug, weise, verständig', Adv. 'freimütig, offen' E + + EM C HG: ged- 'scharfsinnig' E2 horse; horsclîce; — 'aktiv, rege', 'schlau, klug' cD (Gr)-t-l horsk; —; — 'heftig' ( vehementi) horsk; horsko; — 'hurtig, eifrig', 'klug' H sDl horsk; horsko, horsklihho; horskiro, horskisto 'rasch, schnell, eifrig, begierig', Adv. 'zuversichtlich; bald' N1 aDl Ab++ Sam+1 (Gl)+ + HG: filu- Adv. 'in aller Eile' (Gl) D 'sehr eifrig' Gl 2,764,45 {alexer) D 'untätig, faul' BR Sam (iners)

-in- f D hurski(o) 'Fleiß, Gewandtheit' BR Sam (Gl), un- 'Faulheit' Ab -efiö- f D hurskida 'Eifer, Gewandtheit' O Sam Gl 1,697,7, gi- 'Tätigkeit, Eifer' Gl 2,735,9 -laika- m W horskleikr 'Klugheit, Verständigkeit' (Fr) -lika- W horskligr 'klug' (Rat) (EJ); D horsklih 'munter, entschlossen', 'kurz' (Frist) O -jaD (gi)hursken 'antreiben, anspornen' Ο Ν (Gl) Bel Gm

Im Nord- und Westgm. belegt. Die Grundbedeutung 'rasch, rege' ergibt a) 'schlau, klug', b) 'eifrig, aktiv', c) im Adv. 'bald'. Das Adj. ist anscheinend eine sfc-Bildung. Die Grundlage ist unklar: als *hur-ska- zu mhd. hurren 'sich schnell bewegen' (dazu auch ne. hurryl) oder als *hurp-ska- zu -» hrapa-. Nicht verwandt ist G andhruskan 'nachforschen': die Lautstruktur ist eine andere, und die Bedeutung 'klug' ist beim Adj. sekundär.

Idg

Ohne klare Beziehungen. Ρ legt die Bedeutung 'klug, geschickt' zugrunde und vergleicht gr. κέρδος η. 'Gewinn, Vorteil', air. cerd f. 'Kunst, Handwerk; Künstler' [semantisch nicht plausibel].

Lit

Ρ 579; TF 79; Lm 36 f., F 49 'and-hruskan'; V 249 f.; Hh 170; Ka II 294 f. -

E . SCHWENTNER PBB

1 9 7 9 / 8 2 : II 3 1 4 f.

4 8 , 1 9 2 4 : 8 0 f.; OKSAAR 1 9 5 8 : 3 0 4 f.; GRAUWE

HWALBA- — H W ANHU*-

314

h w alba- 'gewölbt' V (§ 43d) W E

Erst nisi, ihvolfr 'etwas gewölbt' (CV) hwealf; —; — 'gewölbt' (Schild) cD

-an- m D walbo 'Hohlziegel' Gl 2,371,31 (imbrex) -ira- f D walbi 'Gewölbtheit, Drehbarkeit' Ν Bel Gm

Vereinzelt im Nord- und Westgm. belegt. Verbaladj. zu dem in Spuren nachweisbaren starken Verb *hwelba'wölben'. -» -hwelba-.

Lit

Sb 281 O.A.; K a I 41 f. - WISSMANN 1932: 25.

h w alla- 'vorwitzig' V (§ 43d) E

hwall; —; — 'vorwitzig, keck' (BT)

Bei Gm

Nur im E belegt. Verbaladj. zu dem spät bezeugten starken Verb *hwella- 'knallen'; zum Bedeutungswandel vgl. D hwel 'aufdringlich' (-» hwella-) und - wöh(w)a-.

Lit

Sb 2 8 1 O.A.; H h 180

'hweall'.

h w anhu*- 'kunstvoll' Ρ (§ 10, 12) D

wähi; wäho; wähiro 'fein gearbeitet, kostbar' (Tuch), 'hervorragend, ausgezeichnet, von besonderer Art', Adv. 'kunstvoll' Ο Ν (Gl)+ + VG wäh- in -sprähhal, -sprähhi, -sprählih, -sprehhfg 'schönrednerisch' (Gl), -wirki 'fein gearbeitetes Kunstwerk' (Gl)

-in- f

D wähl 'Schönheit, Eleganz' (der Rede) Ν

Bel

Nur im D belegt; Ansatz mit hw-, mit -an- und als «-Stamm wegen der außergm. Etymologie. Zu E wäh 'fein' -» waiha-. Im Gm. isoliert. Die Bedeutung 'fein gearbeitet, kunstvoll' spricht gegen die Verbindung (DWB) mit dem selten belegten Verb mhd. wehen 'blinken, glänzen'. Nach SEEBOLD identisch mit lit. svánkus 'elegant, zierlich; rein, anständig, manierlich, ehrenhaft'. Die idg. Grundform wäre etwa *ky,onku- (oder wenn die ja-Flexion des D und die lit. u-Flexion sekundär sind). Dazu vi. auch gr. (att.) κομψός 'fein, elegant, geistreich, listig', falls aus urgr. *το·γκσος (SCHWYZER) < *kuonk-so- umgestellt.

Gm

Idg

315

-H W ARBA- — H W ASSA-

Der weitere Anschluß ist unklar. Andere Auffassungen gehen von einem Ansatz mit gm. äe aus: zu aks. veselb 'froh' (BARBER) bzw. zu idg. *yek- 'wünschen, wollen' (LÜHR). Lit

H h 382 'wäh 1'; D W B XIII,503 f. 'wäh'·

M a 2 117 f. -

BARBER 1932: 149;

SCHWYZER 1939: 302; SEEBOLD 1980: 467 f.; LÜHR 1982: 208 f. Anm. 3.

-h w arba- '(zu)gewandt' V (§ 43d) E

Nur in andhwearf; —; — 'entgegengewandt, rauh' (Nordwind) Β

Bel

Nur im E lx als HG belegt; zur Beurteilung der Form s. BAMMESBERGER.

Gm

Verbaladj. zu dem starken Verb *hwerba- 'sich wenden'; zum Präfix vgl. E onhweorfan 'entgegenkommen'. -» hwerba-, hwerbula-, hwurbula-.

Lit

Sb 282 ff. o.A. -

BAMMESBERGER 1986: 89 f.

h w assa- 'scharf *V (§ 151) G

—; hjassaba; — 'scharf, streng'

W

hvass; hvast, hvassliga; hvassari, hvassastr 'scharf (Waffe, Auge), 'wild, mutig, gierig' (Person), 'heftig, schmerzlich' (Abstr.) E+2 EM C + l (M) (Fr)+ + hvas; —; — 'scharf, schneidend' (Geißel) VG hwxs; —; — 'spitz, scharf (Dornenkrone) (Gr) hwass; —; — 'scharf, rauh' sD h was (w-,-ss-), wessi; wasso, waslihho; wessiro/wassöro 'scharf, spitz, hart', 'eindringlich, nachdrücklich' 0 + 1 Ν BR1+2 Ab+1 Sam+ + (GD+ +

O E S D

ala-

D 'sehr scharf O

-ore- f -in- f

D wassa 'Spitze' Ν (Gl) G hjassei 'Schärfe, Strenge'; S hwessi 'Schärfe, Schneide, Spitze' sD; D wassi 'Schärfe, Spitze; Scharfsinn, Nachdruck; Halsbräune' BR A b S a m [SPLETT 1976: 6 5 ] ( G l )

-jö- f -epö- f -enga-lika-ja-¿è-

D D m W W D

wassa 'Schärfe, Spitze' Ab, ort- 'Stachel, Spitze' Ab wassida 'Schärfe' (der Zunge) O W tiQfudhvessingr Schwertname (EJ) [deverbal?] hvassligr 'scharf (Auge) (EJ) hvessa 'schärfen, scharf erscheinen lassen' Ε (M) wassën 'rauh sein, sich sträuben' Gl 2,627,6 Qiorrere)

HWATA- — HWEITA-

316 Bel Gm Lit

Gemeingm. Adj., im Nordseegm. früh ausgestorben. Grundbedeutung 'scharf. Altes Verbaladj. neben dem redupl. Verb *hwëèta- 'stoßen'. Zu der Bedeutung 'scharf und zur Stammbildung -» hwata-. Ρ 636; TF 115; Sb 284 f.; Lm 139 ' *ga-hatjan'·, F 282; V 269; Hh 179; Ka II 344. - OBERDÖRFFER 1908: 8.

h w a t a - 'scharf *V (§ 58) W E S

hvatr; hvatt, hvatla, hvatliga; hvatastr 'scharf (Klinge), 'kühn, tapfer, schnell' (Person), Adv. 'schnell' E + + EM 63 C + l (M)+ + hwaet; hwaetlCce; hwaetra 'scharf (Waffe), 'eifrig, kühn, tapfer' (bes. Krieger) Β cD (Gr)+ + [häufig HG] Nur HG -hwat; —; — in mën- 'frevelhaft, verbrecherisch' H, rnth'feindselig' H

un-

W 'mutlos, feige' E

f -an- m -laika-ja-

W hvQt 'Lebhaftigkeit, Ermunterung' C (M) W hvati 'schnell, kühn Handelnder' (Krieger, Schwert) (EJ) m W hvatleikr 'Tapferkeit' (M) G gahiatjan 'antreiben'; W hvetja 'antreiben, ermuntern, aufreizen' E EM 72 · 81 C (M); O urn. hwatin 'sie mögen antreiben' (Noleby); E hwettan 'ermuntern, antreiben, herausfordern' Β cD; D wezzen 'schärfen, wetzen; reizen, hervorrufen' Ν Ab [SPLETT 1976: 289] (Gl), gi- 'schärfen' O Gl 2,163,44 [z.T. deverbal] W hvata + dat. 'vorantreiben, schnell zu Ende bringen; eilen' C (M) [deverbal?]

-óBei Gm

Lit

Das Adj. ist im Nord- und Westgm. belegt, indirekt ws. auch im G. Altes Verbaladj. zu dem redupl. Verb *hwäeta- 'stoßen'; -» hwassa-, -* hwötja-. Die Bedeutimg 'scharf haben die Adj. *hwata- und *hwassa- wohl von *hwateja- 'anstoßen, wetzen, schärfen' bezogen (Sb); dies schließt nicht aus, daß sie morphologisch primär sind. Das Verhältnis von *hwata- und *hwassa- zu *hwxta- entspricht exakt dem von -* slapa- und -» slafta- zu *slâèpa-. Ρ 636; TF 115; Sb 284 f.; V 270; Hh 179; Κ 789 'wetzen'·. Ka I 56. - OBERDÖRFFER 1908: 8; SCHUBERT 1968: 66.

h w eita- 'weiß' Ρ (§ 1) G W

hieits; —; — 'weiß' hvttr; —; hvítari, hvitastr 'weiß, hell, glänzend, leuchtend' E+2 EM+2 C (M)+2 [häufig VG, HG]

H W EITA-

317

O E F Ν S D

hviter; —; — 'weiß' Gt SM hwtt; —; hwttra, hwitost 'weiß, hell, glänzend' Β G n + 2 cD hwtt, (h)witt; —; — 'weiß', 'glänzend, blinkend' (Silber) wit; —; - 'weiß' hwtt; —; — 'weiß, glänzend', 'nicht ausgelassen' (Fett) H Gn sD hwfz (W-); —; wizero 'weiß, glänzend' Τ O N + 2 aD Sam (Gl) HG: sämi- 'fast weiß' Gl 1,291,61; häufig VG

ala-

'ganz weiß': W (Fr); S H

η -in- f

O 'Milchspeise mit Butter' VG W hviti 'weiße, helle Hautfarbe' (M); D wizi"weiße Farbe, Weiß' Ν (Gl) -enga- m W hvitingr 'Tier von weißer Farbe; weißer Gegenstand, bes. Trinkhorn' E C -jaG gahieitjan 'weißen'; E hwttan 'polieren' (?) (Gr); D (h)wCzen 'weiß streichen, weißen; rein waschen' MF Τ Ν (Gl) -sè'weiß werden, sein': S hwtton Gl 2,572,45; D wîzën Ν -nöW hvítna 'weiß werden' (Fr) Bei

Gm

Idg

Das gemeingm. Adj. bedeutet 'weiß', auch 'glänzend'; mehrfach mit Beziehung auf Fett. Die Nebenform mit Kurzvokal und Geminata — F hwitt, mnl. mnd. wit(t) — tritt spät auf und stammt ws. aus dem Neutrum hwitt [s.u.]. Daneben mit α-Stufe gm. *hwaitja- 'Weizen' in G fvaiteis m., W hveiti n. E (EJ) (M) (Fr), O hvete n. (S), E hui sete m. (Gr), S hwëti m. sD, D hweizi m. MF Τ N BR (Gl) (nach der Farbe des Mehls?). Vorgm. *kueicl-, in dieser Form ohne Vergleichsmöglichkeit. Ai. svindate 'leuchtet' ist spät und wohl sekundär. Mit idg. t vergleichen sich ai. évetâ-, av. spoeta- 'weiß', ai. évítna'weißlich', svitrâ- 'weiß, weißlich'; die verbale Grundlage in ai. svit'hell, weiß sein', lit. Sviësti, aks. svbtëti 'leuchten, scheinen'. Lit. Sviedrùs 'glänzend, hell' ist eine Kontamination von sviedrùs ds. und der Sippe sviet- 'leuchten'; eine ähnliche Vermischung läßt sich auch für das Gm. voraussetzen. LÜHR u.a. gehen von der Nebenform mit Geminata aus, die aus idg. *kuitnó- durch Assimilation entstanden sei. Argumente dagegen bei HOLTHAUSEN und bei SEEBOLD (auch in K).

Lit

Ρ 628 f.; TF 118; Lm 200; F 284 f.; V 273 f.; Hh 182; Κ 785; Ka II 205 f. -

MEAD 1 8 9 9 : 1 7 8 - 1 8 0 ; SCHWENTNER 1 9 1 5 : 2 4 - 3 7 ; ΜΓΓΖΚΑ 1 9 3 4 : 3 2 1 ; F.

HOLTHAUSEN KZ 7 2 , 1 9 5 5 : 2 0 1 f.; LÜHR 1 9 8 2 : 7 2 4 f. A n m . 7; 1 9 8 8 : 2 6 3 f.; E . SEEBOLD ADA

100,1989:153.

-HWELBA- — HWERBA-

318

-h w elba- 'rund' V (§ 42e) D

Nur sin(i)welb, 4; —; — 'kreisrund, kugelrund' Ν Gl 2,535,11 (teres)

-in- f

D sinwelbi 'runde Gestalt, Wölbung, Rundung, Kugel' Ν

Bel

Nur im D als HG belegt. Ansatz mit Wurzelvokal e nach D -welb (sekundäres -i hebt den Wurzelvokal nicht zu i). Verbaladj. zu dem in Spuren nachweisbaren starken Verb *hwelba'wölben'. -» hwalba-. Synonyme Parallelbildungen sind D sinwell (-» wella-), D sinwerb (-» hwerba-), D sinwerbal (-· hwerbula-), E sinhwurful (-» hwurbula-\ W sivalr (-» wala-1), E sinewealt (-> walta-), E sineweald (-» -walda- II).

Gm

Lit

Sb 281 o.A.

h w ella- 'laut, schallend' V (§ 42e) W D

hvellr; hvellt; hvellari 'laut, schallend, gellend' (Person, Geräusch) EM 107 (EJ) (Fr)+ + hwel* (ιυ-,-ll-); wellihho; — 'lauthals fordernd, hartnäckig, aufdringlich' BRI ( procaciter) Sam (Gl) ( procax)

-in- f

D hwelli 'Hartnäckigkeit' Gl 2,104,37 (pertinacia)

Bel Gm

Nur im W und D belegt. Verbaladj. zu dem spät bezeugten starken Verb *hwella- 'knallen'. Zur Bedeutimg -» hwalla-, wöh(w)a-; zur Struktur -» gella-.

Lit

Sb 281; Ka II 219.

h w e r b a - 'beweglich; gewandt' V (§ 42e) G W

E D

-hiairbs; —; — in foeila- 'vergänglich' hverfr; hverft; — 'sich wandelnd, wandelbar, imbeständig' (Sinn, Wetter), Adv. 'gewandt, hurtig' E (Fr)+1 HG: ein- 'bestimmt, mit festem Willen' (Fr), rang- 'in die falsche Richtung gewandt' (Fr), ut- 'aus der Lage gebracht' (Augen) EM 127 Nur gehweorf; —; — 'gewandt, beweglich' (Person) (Gr) Nur sinwerb; —; — 'glattrund' Gl 2,708,32 ( teres) [Lesung unsicher]

gasen-

G 'gehorsam, fügsam', un- 'ungehorsam'; E s.o. D s.o., s.u.

-in- f -iga-

D sinwerbC 'Rundung' Gl 1,621,18 ( in runcina) D wilwerbig 'bewegt, unruhig, unbeständig' Ab (Gl)

HWERBULA- — HWÍLA-

319

Bel Gm

Gemeingm. Adj., außerhalb des Nordgm. nur komponiert belegt. Verbaladj. zu dem starken Verb *hwerba- 'sich wenden'. -» -hwarba-, hwerbula-, hwurbula-, zum Kompositum mit sen- -* -hwelba-.

Lit

Sb 282 ff.; Ka I 24 f.

h w erbula- (.-ala-) 'sich ändernd' V (§ 85) W D

hverfull; —; — 'imbeständig, veränderlich' (Fr) Nur sin(a)werbal; —; — 'gerundet, gedreht' Ab [SPLETT 1976: 74] (Gl)

sen-

W 'rund' (Fr); D s.o.

-in- f

D sinwerbilf 'Rundung, Umkreis' Ab (Gl)

Bei Gm

Nur im W und D belegt. Die Bedeutimg des Kompositums führt über 'sich ständig ändernd' zu 'rund'. Verbaladj. zu dem starken Verb *hwerba- 'sich wenden'; die ältere Bildung ist -» hwurbula-. Vgl. -» -hwarba-, hwerba-, zum Kompositum - -hwelba-.

Lit

Sb 282 ff. O.A.; Ka II 286.

h w ïla- 'ruhend' *V (§ 84) O

Äsw. hwtt 'ausgeruht'; ädän. huïl ds. Nnw. dial, kvîl ds.

f

'Weile, Zeit': G hjeila\ W hvila 'Ruhestätte, Bett' E (EJ) (M); E hwñ Β Gn cD (Gr); F hwile; Ν mnl. wijl, wile; S hwîl(a) H Gn sD; D (h)wil(a) I MF Ο Ν BR (Gl) -epö- f W hvild (d) 'Ruhe' E (EJ) (M) -ja· W hvila 'ruhen, schlafen', -sk 'sich ausruhen' E (EJ) (M); O hvilas 'sich ausruhen' VG -œG hieilan 'zur Ruhe kommen, aufhören', ga- auch 'verweilen', ana'beruhigen, erquicken' Bei

Gm

Als Adj. nur im O, indirekt jedoch in allen gm. Sprachen bezeugt. Die Grundbedeutung 'ruhend' ergibt im Adj. 'ausgeruht', im Subst. 'Ruhe', daher a) 'Ruhezeit' > 'Zeit', b) 'Ruhestätte' > 'Bett'. Weil das Gm. wie das Idg. keine alten Abstrakta mit Z-Suffix kennt (WISSMANN) und W hvild ein Adj. voraussetzt, ist für die Etymologie vom Adj. auszugehen.

HWÓTJA- — HWURBULA-

320

Idg

Ererbte Bildung, identisch mit slov. öit, öech. öily 'munter, ausgeruht' sowie vi. mit dem HG von lat. tränquüus, -quillus 'ruhig, still' (anders NYMAN). Altes Verbaladj. idg. *kH-lo- zu *kveid'ruhen' in lat. quiëscô (PPP quiëtum), aks. poöiti (-¿ijo) usw.

Lit

Ρ 638; TF 117; Lm 199 f.; Ρ 284; V 272; Hh 182, 423; Κ 784 ' Weile'; Ka Π 263. -

WISSMANN 1938: 72; SCHUBERT 1968: 52; M. NYMAN IF 84, 1979:

132-156.

h w ötja- 'feindlich' R (§ 160) S Bel

höti (uo); —; — (+ dat.pers) 'feindlich, erzürnt' H Nur im S belegt; zum Fortleben in Mundarten s. WOESTE, zur Laute n t w i c k l u n g s. LASCH.

Gm

Lit

Falls der Anlaut Eds gm. hw- einzusetzen ist, läßt sich das Adj. mit dem in G hiotjan 'drohen' vorliegenden Ja-Verb verknüpfen, vermutlich als Rückbildung. -» hwata-. Dagegen stellen KROGMANN und Ρ das Adj. zur Sippe von -» hatula-, Dazu auch mnl. hat 'hassend, verhaßt', mnd. hat präd. 'hassend, feindlich' (sekundär aus mnl. mnd. hat 'Haß'). Ρ 517; Lm 201, F 286 'hota'· V 250 'hót 1*. - F. WOESTE ZDPh 5, 1874: 79; LASCH 1914: § 2 9 9 A n m . 2; KROGMANN 1937: 91; WISSMANN 1 9 3 8 : 6 4 ff.;

1975: 19.

h w urbula- 'sich ändernd' V (§ 86d) E

hwurful; —; — 'veränderlich, imbeständig' (Sinn) (BT)

sen-

E 'rund' (BT) (.teres)

(•nassa-) f E hwurfulnes 'Veränderlichkeit' (BT) (BTS) Bei

Nur im E belegt; Ansatz mit tiefstufiger Wurzel nach BAMMESBER-

Gm

Verbaladj. zu dem starken Verb *hwerba- 'sich wenden'; eine jüngere Bildung ist -» hwerbula-. Vgl. -» -hwarba-, hwerba-, zum Kompositum -» -hwelba-. Sb 282 ff. o.A. - A. BAMMESBERGER FS Derolez 1987: 26-29.

GER.

Lit

I ïd(a)la- (ei-?) 'wirkungslos' *V/K? (§ 18, 19) E

F Ν S D

idei; —; — 'nichtig, unnütz, leer', + gen. 'verlustig' Β Gn cD HG: man- 'schlecht und unnütz' (Worte) (Gr); VG: -hende 'mit leeren Händen' Β idei; idle; — 'töricht, nichtig', Adv. 'leichtfertig' idei; —; — 'eitel, vergeblich' (inanis, vanus) lidal, idil; —; — 'eitel, töricht, leer' (Herz, Prahlerei) H sD (vanus) ttal, -i; ttalingun; — 'leer' (Haus, Grab), 'unwürdig, nichtig' (Person), 'vergeblich' MF Τ Ο Ν B E Ab+1 (Gl) HG: ubaritali 'überaus nichtig, überflüssig' Ab (supervacue)

-in- f D itali 'leerer Raum; Nichtigkeit' Ν (Gl) -efiö- f D italida 'Nichtigkeit, Leere' Ab (-nassu-) f 'Nichtigkeit, Eitelkeit': E idelnes (Gr); F idelnisse; Ν idelnussi; S idalnussi sD (vanitas); D italnissa Gl 1,758,24 (vanitas) -jaD Halen 'erniedrigen, nichtig machen; vernichten; ausleeren' I Ab Gl 4,59,18 -seE idlian 'nutzlos werden' (Gr); D iritalën 'seine Wirkimg verlieren' (Salz) Τ Bel

Nur im Westgm. belegt. Die Grundbedeutung ist 'wirkungslos, nutzlos'; daher a) 'nichtig' > 'inhaltlos, leer', b) 'aufgeblasen, eitel'. Zur Rektion m i t Gen. s. DELBRÜCK.

Gm Idg

Das Wort steht im Gm. isoliert, weshalb der anlautende Vokal nicht zu bestimmen ist (f oder ei). Ohne Vergleichsmöglichkeit. Die verschiedenen Versuche, das Wort über eine Bedeutungsentwicklung 'scheinbar' < 'scheinend' (TF) oder 'frei von, leer' > 'rein, heiter' (WOOD 1910) zu idg. *aidh- 'brennen, leuchten' zu stellen, sind morphologisch und semantisch unbefriedigend. Gleiches gilt für die Anknüpfung an idg. *ei'gehen', sei es über 'sich frei bewegend' > 'los' > 'leer' (z.B. V. WlJK) oder über 'sich entfernend' > 'getrennt' (WOOD 1902).

VI. handelt es sich um ein altes Kompositum mit dem pronominalen Element *f im VG, das in E ilea 'derselbe' (gm. *i-lika-n-\ lit. ypatùs 'besonders, eigentümlich', ai. idfê- 'so beschaffen, derartig' vorliegt; das HG bleibt allerdings unklar. Lit

Ρ 12; TF 3; Hh 185; FW 272, S75; Κ 172; Ka II 275 f. - F.A. WOOD MLN 17, 1902: 6; MLN 25, 1910: 213; DELBRÜCK 1907: 136; Ν. V. W I J K / F 3 5 , 1915: 266.

322

(-)INKA- — ÏTRA*(-)inka- (e-?) 'erzürnt' *V? (§ 59)

F

ink; —; inxta 'erzürnt, jähzornig' (Person, Sinn) (Fivelgoer Hs.)

-an- m W ekki "Trauer, Betrübnis, Kummer, Schmerz' E C (EJ) (M); E inca 'Beschwerde, Groll, Streit; Verdacht, Zweifel' (Gr) (BT) Bei

Nur im Nordgm. und Anglofries., als Adj. nur im F belegt. Zum Ansatz mit gm. i- (nicht e-) s.u. Hingegen faßt WALTER das Adj. als exozentrische Bildung *ga-inka- zum Subst. auf.

Gm

Im Gm. auf gleicher Stufe isoliert; am nächsten steht -» aikula-. Anders HOLTHAUSEN: < *enka-, ablautend mit mnd. anken 'ächzen, seufzen', ndän. nnw. ank(e) 'Unwille, Kummer; Klage, Seufzer, Beschwerde' [nach V letztlich lautmalend],

Idg

Lit

Dieselbe Wurzelstufe zeigen das Nasalpräsens ai. íñgati, -te 'regt sich, bewegt sich', das neben éjati ds. steht, sowie das Subst. aks. jçza f. 'Krankheit, Leiden' (vgl. sloven, jéza 'Zorn', poln. jedza 'Furie'). Demgemäß kann es sich bei der gm. Bildimg um ein altes Verbaladj. *ing-o- handeln; zur Bedeutimg vgl. etwa nhd. aufregen, erregen neben regen. Ρ 13; TF 28; Sb 73 O.A.; V 99; Hh 188. - F. HOLTHAUSEN IF 17, 1904/05: 295; WALTER 1910: 2 3 .

ltra*- (ei-?) 'glänzend' P? (§ 24) W

E

itr (-r-j; —; — 'vorzüglich, ausgezeichnet, glänzend, herrlich' (bes. Person), + gen.rei 'erfahren in etwas' E EM 4 ( a p p ) ' 7 6 ( a p p ) C VG: z.B. -borinn 'von vornehmer Herkunft' E [s. JÓNSSON], -madr 'hervorragender Mann' (EJ), -pveginn 'durch Waschen glänzend geworden' (Arm) E Nur VG in dem PN Hermann

-an- m Hierher vi. der langob. PN Itro Bei

Gm

Idg Lit

Im Nordgm. als Adj., im Westgm. nur in PN belegt. Der Wurzelvokal kann Γ oder ei, das Suffix -ra- oder -ri- sein. Die Grundbedeutung ist 'glänzend', nur so ist W itrpveginn zu erklären; daher 'herrlich aussehend, vorzüglich'. Daneben stehen die Steigerungsformen fär. itari 'besser', itastur 'best'; sekundär zum Kpv. vi. W itarligr 'vorzüglich, herrlich' E (EJ) (M) (Fr), 6- 'unansehnlich' (Fr). VI. handelt es sich um ein altes Kompositum mit VG idg. *f- (-* Cd(a)la-)·, das HG ist unklar. V 288; Hh 423; Ka II 458. - F. JÓNSSON ANF 46, 1930: 334 f.

J jauki*- '(anzuschirren)' *V/R (§ 63d, 160) W O

Nur VG in eykhestr 'Zugpferd, Wagenpferd' (M) (Fr) Nur oöker; —; — 'unfähig, einen Pflug oder Wagen zu ziehen' Hl

un-

O s.o.

m

W eykr f-j-j 'Zugtier, Lasttier' (EJ) (Fr); O öker (-j-J (agutn. oykr) 'Zuggespann, Zugtier' (S) -epö- f W eykt 'Arbeitszeit zwischen den Mahlzeiten, Zeitraum von drei Stunden; Zeit um halb vier nachmittags' (M) (Fr) [nach TF deverbal] Bei

Gm

Idg

Lit

Nur im Nordgm. belegt. Die Grundbedeutung ist 'anzuschirren', vom Zugtier (Ochse oder Pferd) gesagt, daher 'fähig, einen Wagen zu ziehen'. Das Abstraktum bezeichnet das Angeschirrtsein, daher einerseits die Zeitspanne, die ein Zugtier vor den Pflug gespannt bleibt, andererseits einen Zeitpunkt des Anschirrens. Im Gm. ohne verbale Grundlage. Daneben mit e-Stufe D mhd.jiuch n./f. 'Morgen Landes' sowie das tiefstufige Subst. *juka- n. 'Joch' (G juk, W ok, D juh, joh usw.). VI. handelt es sich um ein altes Verbaladj., urspr. identisch mit ai. yógya- 'tauglich, passend, brauchbar, fähig', m. 'Zugtier'. Das Grundverb wäre idg. *(d)j,eug- 'Einschirren, anspannen, verbinden' in ai. yunâkti, gr. ^ύ-γνυμι, lat. iungö, lit. jùngiu. — -» ajuka*-. Andererseits könnte das Adj. auch aus gm. *jaukeja- in D untarjouhhen 'unterwerfen' (Gl), mhd. jöuchen (ou) 'treiben, jagen' rückgebildet sein; das Verb ist nach S C H U L Z E ein altes Deverbativum. Ρ 5 1 0 ; T F 3 3 0 ; V 1 0 7 ; K a I 1 0 5 f.; M a 9 6 ; M a 2 9 9 . -

LINDQVIST 1 9 0 9 : 2 8 8 ;

W. SCHULZE KZ 6 1 , 1 9 3 4 : 189.

(j)aemara- 'jammernd' R (§ 166) E

S D

geömor; geömore, geömorlCce; — 'traurig, betrübt, leiderfüllt' B + l G n c D (Gr)+1 HG: z.B. hyge- 'traurig, betrübt' Β cD, möd- ds. Β cD jämar; —; — 'traurig' (Person, Gemüt) H VG: -möd 'betrübt, traurig' H Gn jämar; jämarlihho; — präd. 'traurig, betrübt', Adv. 'furchtbar, entsetzlich; jämmerlich' O + l Daneben ämar; ämarlihho; — attr. 'schmerzvoll, jammervoll, klagend' (Wort) N + l

324 m/n -Ifka-

Bei

Gm

Idg

Lit

JEUKRA- — JÖSA-

D 'Jammer, Sehnsucht' 0 [s. SCHULZE] E geömorlic 'traurig, schmerzlich' B; F jämerlik 'jämmerlich' [entlehnt]; S jämarlik 'jammervoll' H; D jämarlih 'entsetzlich, kläglich' O Gl 2,720,22, ämarlih auch 'klagend, leiderfüllt' O [lx Var.] Ν Ab (für melodìa 'Gesang') [z.T. deverbal, s.u.] Neben dem westgm. Adj. *jxmara- steht im D eine Variante ohne j. Die Grundbedeutung ist 'jammernd', daher a) 'traurig, betrübt', b) 'schmerzlich', c) Adv. 'furchtbar'. Zur Rektion s. DELBRÜCK. Rückbildung aus dem westgm. Verb *(j)xmarö- in E geömrian Β Gn cD, D ämarön Ν (Gl) 'jammern, klagen'. Lautnachahmende Bildimg zu einem Schmerzenslaut; vgl. mit ähnlichem Lautstand W amra 'miauen' (M). Ohne -r- W emja 'heulen' E (EJ) (M), y inj a 'ertönen, schreien, jammern' E (E J) (Fr) u.a. An die Variante ohne j- lassen sich vi. mir. amar, ky. afar m. 'Gesang, Leid, Klage' anschließen. Anlautvariation und Bedeutung im Gm. sprechen gegen Verwandtschaft mit gr. ήμερος 'sanft, mild'. Ρ 505; TF 329; Hh 142; OED 'yomer'·, Κ 339 'Jammer'. - DELBRÜCK 1907: 136; W. SCHULZE KZ 62, 1935: 198; RUPRECHT 1959: 38-41; SPLETT 1976: 298.

jeukra- 'bitter, rauh' *V (§ 98) E

gëocor; gëocre; gëocrost 'bitter, schmerzlich, rauh' (Krankheit, Reise u.a.) Β cDl+2

Bei

Nur im E belegt. Ansatz mit gm. j- (nicht g-) aufgrund der Etymologie. Adj. mit Suffix -ra- (zur Funktion -» ampra-) zu einer gm. Wurzel *jeuk-; verwandt sind *jeukö- f. (G jiukos PI. 'Zornausbrüche, Streitereien') und *jeuküe- (G jiukan 'kämpfen', ga- 'besiegen'). Zu einer Verbalwurzel idg. *ieu¿- in av. yaozalti 'regt sich a u f , toch. AB yuk- 'besiegen'.

Gm

Idg Lit

Ρ 512; T F 330; L m 211, F 3 0 1 'jiuka'·, H h 141. -

BAMMESBERGER 1990:

109.

jösa- (Ö-?) 'sprühend' *V? (§ 54a) W

óss; —; — 'funkensprühend, funkelnd' (Schwert) (EJ) HG: flaumósi sw. 'aufgeregt, kopflos, hastig' (Fr) [BAETKE] Nnw. dial, ös 'sprühend, knisternd' (bes. Eisen unter dem Hammer)

JUNGA-/JUNH-

325

-ja-

W cesa 'in starke Bewegung versetzen, aufreizen, rasen lassen', -sk 'heftig losgehen, rasen, wüten' E C (M)

Bei

Nur im Nordgm. belegt; als Anlaut kommt auch einfaches ö- in Frage, vor s kann ein Konsonant geschwunden sein. Daneben mit Tiefstufe das 5-Verb nisl. asa 'etwas übereilt tun', nnw. asa 'brausen, stürmen; sich anstrengen'. Wegen der lautlichen Mehrdeutigkeit nicht sicher einzuordnen. VI. Verbaladj. zu dem starken Verb *jesa- 'gären', das im Nordgm. in nnw. asa 'gären' fortlebt; zum Wurzelablaut -» tòma-. Dann würde die Bedeutung 'sprühend' über 'sprudelnd' auf 'gärend' zurückführen.

Gm

Lit

Oder ist W 6ss aus cesa rückgebildet? Sb 287 O.A.; V 421 '-òsa 2, 6ss 3', 684 'cesa'; J 98 f.; Tp 7 'as', 479.

junga-/junh- 'jung' «"D (§ 198, 201) G W

O E

F Ν S

D

alaed-

juggs; —; jühiza 'jung, jugendlich, neu' ungr; —; œri/yngri, cestr/yngstr 'jung, jugendlich' E+2 EM C+2 (M)+2 HG: z.B. all- 'ganz jung' (FrS), frum- 'blutjung' E unger; —; yngri, yngster 'jung' (S)+2 geong (i); —; gingra, gingest 'jung, jugendlich', Kpv. subst. 'Jünger, Diener(in)', Slv. 'letzt' B+2 Gn+2 cD+2 HG: fela- 'sehr jugendlich' (Gr) jung (o); —; jungera, jung(e)sta 'jung', Kpv. subst. 'Kind, Junge, Sohn' Erst mill, jonc (-g-) 'jung', Slv. 'letzt' jung; —; jügro/j ungar o/j ungr o 'jung' (Person), Kpv. subst. 'Jünger, Diener' H+2 sD2 HG: kind- 'jung' (Person), subst. 'Kind, junger Mann' H Gn, magu'jugendlich' H jung; —;jügiro/jungiro/jungoro, jungist 'jung, jugendlich', 'jungfräulich', Kpv. 'jünger, folgend', subst. 'Schüler, Jünger', Slv. 'letzt, jüngst', Adv. az jungist 'endlich' 12 MF2 T+2 0 + 2 N + 2 BR+2 aD Ab2 Sam2 S 'ganz jung, Jüngling' H E edgiong 'sich stets erneuernd' cD

-an- m 'Tierjunges': W ungi (EJ) (M); O raefunge 'Fuchswelpe' Sk; D jungo Ν (Gl)

326 -ίη· f

JUNGA-/JUNH-

D jungen) 'Jugend' O Gl 2,136,66

-ina- η D jungi 'Junges, Küken' Ν Gl 1,733,42 -iskön- f W aeska (auch œrska) 'Jugend' Ε ( M )

[SCHATZ

1927: § 319 f.]

-Ifka•ja-¿è-

W ungligr 'jugendlich; kindisch' (EJ) (M); D junglih 'jugendlich' Ν D jungen 'verjüngen, wiederherstellen' Ν D jungen 'sich verjüngen' Gl 2,529,46 (flavescere), ir- 'wieder jung werden' Ν

Bel

Gemeingm. Adj. Im Gegensatz zum urspr. endbetonten Positiv *junga- weisen der Kpv. G jühiza, W aeri sowie das Abstraktum W oeska auf wurzelbetontes *junh-; S jügro

und D jügiro

(Belege bei

BRAUNE/EGGERS) haben ihr g aus dem Positiv. Zum lexikalisierten Kpv. s. EGGERS und vgl. - » haira-. Uber den Bedeutungsunterschied zu -• neuja- s. PORZIG.

Gm

Neben dem Adj. stehen zwei primäre Abstrakta der Bedeutung 'Jugend': a) *juwundö- f. in G junda; b) *juwunpi- f., westgm. *jugunpi- in E geogod Β Gn cD, Ν jugint* (-d-J, S juguth H, D jugund I Τ

Idg

O (Gl). Das Adj. beruht demzufolge auf *juuiunga-. Ererbtes Adj. mit Suffix idg. -kó-, urspr. identisch mit air. óac, ky. iewanc (im Kelt. ws. nach dem hochstufigen Kpv./Slv. umvokalisiert; anders HAMP), lat. iuvencus, ai. yuvasá- 'jung, jugendlich'. Die Grundlage ist das Adj. idg. *j,uu(e)n- in ai. yúvan-, lat. iuvenis

'jung', air. óa 'jünger' usw.; zu dessen weiterer Analyse s. HOFFLit

MANN, HAMP (mit Laryngal). Ρ 510 f.; TF 331; Lm 212; F 303 f.; V 635; Hh 142; Κ 342 f. - DELBRÜCK 1907: 136; W . PORZIG FS D e b r u n n e r 1954: 343-349; Κ . H O F F M A N N MSS 1955: 39 f.; H . EGGERS FS S t a r c k 1964: 62-81; E . P . H A M P KZ BRAUNE/EGGERS 1975: § 261 A n m . 3.

6,

84, 1970: 1;

κ kaiba- 'hitzig, heftig' * V (§ 43a) W

E

Nur ákafr; ákaft, ákafa, ákafliga; ákafari, ákafastr 'heftig, ungestüm' (Person), 'gewaltig, stark' (Plage), Adv. 'heftig, sehr' C l (EJ) ( M ) + + (Fr)+ + HG: all-ákafr 'recht ungestüm' EM 29 , jafn- 'ebenso heftig, gewaltsam' (FrS), 6- 'nicht ungestüm' (FrS) cäf; cäfe, cäflice; cäfra 'flink, rege, schnell' cDl (Gr)+ + HG: beadu- 'flink im Kampf (Gr)

ana-

W s.o.

-an- m -epö- f -laika-ö-

W W m W

Bei

Nur im E als Simplex belegt. Die Zugehörigkeit von W ákafr ist nicht sicher, da der Wurzelvokal etymologisch mehrdeutig ist und die Funktion des Präfixes zu klären bleibt. Zum Ansatz mit b s.u. Das Adj. gehört ws. zu dem Primärverb gm. *keib-5- (auch stark flektiert) 'zanken, streiten' in W ktfa (Fr), F szivia, Ν mnl. kiven, S mnd. kîven, D mhd. kiben. Grundbedeutung also 'streitbar'; das Präfix des W wäre dann verbalen Ursprungs. Ansatz mit b nach mhd. kiben sowie kip (-b-) m. 'zänkisches Wesen, Trotz'. Keine gesicherten außergm. Beziehungen. TF 43; V 3; Hh 42; OED 'co/'; Κ 365 'keifen'; DWB V,441 f. 'keif. - OBER-

Gm

Idg Lit

ákafi 'Heftigkeit, hitziges Vorgehen' (M) äkeß 'Heftigkeit, Ungestüm' (M) W ákafleikr 'Heftigkeit, Ungestüm' (Fr) ákafask 'heftig werden' (Fr)

DÖRFFER 1908: 10; PERSSON 1912: 84 f.

kaika- 'nach hinten geneigt' * V (§ 43a) W

keikr; —; — 'mit nach hinten geneigtem Oberkörper, den Bauch vorgestreckt' (bes. schwangere Frau) (EJ) (Fr) Nisl. keikur 'zurückgebeugt, aufrecht'

-ja-

W keikja + akk.pers 'zurückbeugen' (Fr)

Bei Gm

Nur im Nordgm. belegt. Daneben steht die tiefstufige Bildung W kikna 'sich mit dem Oberkörper zurückbeugen' (Fr). Ws. verwandt mit dem spät bezeugten

328

KALDA-

starken Verb *keika- 'gucken' (urspr. 'sich vorbeugen, um besser zu sehen'?). Zur Struktur vgl. -» taita-. Lit

Ρ 354; Sb 291 f. O.A.; V 304. - HOOPS 1950: 95.

kalda- 'kalt' V (§ 149) G W

D

kalds; —; - 'kalt' kaldr; kaldliga; — 'kalt, kühl', 'feindselig, verderblich' (Stimme, Rat) E EM C (M) (Fr)+1 HG: z.B. is- 'eiskalt' EM55, sval- 'sehr kalt' (See) E kalder; —; - 'kalt' Gt ceald; —; cealdra, cealdost 'kalt', 'verderblich, unheilvoll' Β+2 Gn cD (Gr)+2 HG: z.B. is- 'eiskalt' (Gr), winter- 'eiskalt, streng' cD kald; - ; - 'kalt' HG: z.B. wët- 'naßkalt' (Winter) Erst mnl. cout (-d-) 'kalt; ruhig' kald; - ; - 'kalt' H Gn HG: wintar- 'winterlich kalt' H kalt; —; kaltiro 'kalt' T O N + 2 B R (Gl)

alasenun-

E 'ganz kalt' (Gr) E 'ewig kalt' (Meer) cD W 'heiß' C

O E

F Ν S

f η -ön- f -ih- f -jön- f

W kQld Name eines Panzers (EJ) E 'Kälte' cD W kalda 'kalte Quelle, Bach' (Fr) 'Kälte': F kelde (a); D kalte Ν Ab (Gl) 'Quelle, Brunnen': W kelda (EJ) (M); O kselda ÖG VG [Einfluß von *kwellön- 'Quelle'?] (-nassu-) f D kaltnissa 'Teilnahmslosigkeit' (Gl) (torpor) -lika- W kaldligr 'kalt, kühl' (Himmel) (EJ) -jaF PPP ekalt 'erkältet'; D mhd. kelten 'kalt machen' -öS äkaldon 'erkalten' Gl 2,587,66; D irkaltön ds. Gl 2,326,29 -se'kalt werden, erkalten': W kalda (Fr); E cealdian (BT); D kalten N, ir- Τ Bel Gm Lit

Das gemeingm. Adj. bedeutet 'kalt', in der Poesie auch 'feindselig, verderblich'. Verbaladj. zu dem starken Verb *kala- 'kalt sein, frieren'. köla-. Sb 288 f.; Ka II 332.

KALWA- — KANGANA-

329

kalwa- 'kahl' Ρ (§ 14) E Ν D

calu; —; — 'kahl, kahlköpfig' (Gr) Erst mill, kalu 'kahl, kahlköpfig', 'ärmlich, arm' kalo; - ; - 'kahl, entblößt, kahlköpfig' Ν (Gl) HG: avur- 'mit kahler Stirn' Gl 1,290,9 (recalvaster)

ösen-

D 'nach hinten kahl' (Gl) (recalvaster) F s.u.

-ön- f -in- f -ja-öBei Gm Idg

Lit

F kale 'Kahlheit',