Eroberer und Eingesessene: Geographische Lehnnamen als Zeugen der Geschichte Südosteuropas im ersten Jahrtausend n. Chr. 3777281263, 9783777281261

Wenn man versucht, aus erzählenden Quellen und Inschriften zu rekonstruieren, was sich auf dem Boden Südosteuropas währe

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German Pages 487 [489] Year 1981

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Table of contents :
Vorwort Vvii
A. GRUNDLEGUNG 1
I. Die Fragestellung 1
II. Zur Anlage und Terminologie der Studie 4
III. Das Material: Lehnnamen für Gewässer. Orte. Regionen und Berge 6
1. Das antike Namenerbe und seine Überlebensbedingungen 6
2. Grenzen des Untersuchungsfeldes, Kriterien der Beispielauswahl 18
IV. Der Stand der Forschung 22
1. Österreich und Ungarn: Die Chronologie des Lautersatzes als Schlüssel für Ansiedlungsvorgänge 22
2. Jugoslawien und Bulgarien: Die Slawisierung Südosteuropas als unausgeschöpftes Thema der Namenforschung 26
3. Albanien und Rumänien: Siedlungskontinuität zweier Völker? 31
4. Nordgriechenland: Vernachlässigte Zeugen 40
V. Typologie der Veränderung geographischer Namen 43
1. Namengabe 43
2. Entgleisungen, Umprägungen 48
3. Lautwandel 56
4. Etappen der Entlehnung: Lautersatz, Rückanlehnung, Lehnfixierung 59
5. Namenablösung: Flußnamenvereinheitlichung; Namenausgleich zwischen Fluß und Ort; Umbenennung 67
B. DER EUROPÄISCHE SÜDOSTEN VON AUGUSTUS BIS BASILEIOS II. 71
I. Die Ebenen in römischer Hand: Verstärkte Kontakte zwischen Barbarenvölkern 71
II. Die Einbeziehung der Bergstämme in die provinzialrömische Verkehrsgesellschaft: Voraussetzung für die geographische Reichweite eines barbarensprachigen Lautwandels? 95
III. Veränderungen im Namenschatz der Eroberer; Die fortdauernde Anpassung einer romanischen Minderheit an die alteingesessene Mehrheit 104
IV. Das Fazit der Römerherrschaft: Romanisierte Ebenen, nichtromanisierte Bergstämme 115
V. Der Zusammenbruch der Nordgrenze: Südwärts flüchtende Romanen 131
VI. Die neuen Eroberer: Frühslawisierte Ebenen - Bergländer als Beharrungsräume der Vorbevölkerung 140
VII. Die Byzantiner als Sieger über die Bulgaren: Kontinuität und Wandel im griechischen Namenschatz 165
VIII. Rückblick: Rasche Eroberungen, langsame Einschmelzungen 175
C. 200 NAMENGESCHICHTEN 185
Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur 419
Register 445
Karten 1-6 im Anhang
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Eroberer und Eingesessene: Geographische Lehnnamen als Zeugen der Geschichte Südosteuropas im ersten Jahrtausend n. Chr.
 3777281263, 9783777281261

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G. SCHRAMM

EROBERER UND EINGESESSENE

GOTTFRIED SCHRAMM

EROBERER UND EINGESESSENE GEOGRAPHISCHE LEHNNAMEN ALS ZEUGEN DER GESCHICHTE SÜDOSTEUROPAS IM ERSTEN JAHRTAUSEND N. CHR.

ANTON HIERSEMANN STUTTGART 1981

Gedruckt mit Unterstützung der Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT GmbH, München

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Schramm, Gottfried: Eroberer und Eingesessene : geograph. Lehnnamen als Zeugen d. Geschichte Südosteuropas im 1, Jahrtsd. n. Chr. / Gottfried Schramm. Stuttgart: Hiersemann, 1981. ISBN 3-7772-8126-3

Bayerische Staatsbibliothek München

ISBN 3-7772-8126-3 © 1981 ANTON HIERSEMANN, STUTTGART Alle Rechte vorbehalten, insbesondere die des Nachdrucks und der Übersetzung. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses urheberrechtlich geschützte Werk oder Teile daraus in einem photomechanischen, audiovisuellen oder sonstigen Verfahren zu vervielfältigen und zu verbreiten. Diese Genehmigungspflicht gilt ausdrücklich auch für die Verarbeitung, Vervielfältigung oder Verbreitung mittels Datenverarbeitungsanlagen. Kartenzeichnung von Roland Zahn, Stuttgart, nach Entwurf des Autors. Fotosatz in Times und Druck von Beltz Offsetdruck, Hemsbach/Bergstraße. Einband von Großbuchbinderei Ernst Riethmüller, Stuttgart. Printed in Germany

Erratum

Am Ende von 14.21. (S.89) muß es über dem Strich heißen:

2. Jantra 30.3.

bulg. Jantra Bökonia bis ins Mittelalter erhalten. Heute gelten auch für diesen Rest andere Namen, s. Gudmund Schütte in: Idg. Forsch. 15 (1903) S. 326. Vgl. dazu Karl Finsterwalder: Bergnamenkunde zwischen Enns und Rhein, in: Zeitschr. d. Österr. Alpenvereins 84 (1959) S. 139-157; Eberhard Kranzmayer: Bergnamen Österreichs (2Wien 1968) = Muttersprache. Schriftenreihe des Vereins «Muttersprache» Wien H. 2. Rätselhaft bleibt mir, wie ein hervorragender Kenner auch die Bergnamen zu jenen Toponymen rechnen konnte, die «in den meisten Fällen von den neuen Herren des Landes übernommen und in ihre eigene Sprache eingegliedert werden», s. Hans Krähe: Ortsnamen als Geschichtsquelle (Heidelberg 1949) S. 9. Friedrich Zekeli: Der Hämus und seine Nachbarn, die thracisch-illyrischen Gebirgssysteme, in: Schulprogramm des Kgl. Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums Berlin 1875 S. 3-32 (S. 111 f. zur antiken Überlieferung). Die bewegte Gesch. der mittelalt.-neuzeitl. Benennung für das Balkangebirge zeigt, daß - im krassen Gegensatz zu den Flüssen - ein einheitlicher, stabiler Name für einen großen Gebirgskomplex gar nicht zu den natürlichen Bedürfnissen einer Bauernbevölkerung gehört. Vgl. Finsterwalder: Bergnamen S. 138: »Geographische Überblicke größerer Gebirgsgruppen liegen dem Volk nicht.»

12

A III. 1. Das antike Namenerbe

des Westbalkans liegen keine antiken Belege vor. Die Namenformen lassen aber auf vormittelalterliches Erbe schließen. Für den Bakonjerwald in Ungarn ist hohes Alter wohl irrtümlich angenommen worden". Die Gruppe der größeren Seen bleibt in Südosteuropa zu klein, um eine allgemeine Aussage zu rechtfertigen. Untergegangen ist der antike Name des Skutarisees (Labeatis), den im 12. Jh. der Presbyter von Dioclea noch als Lapia (Kap. 9) kennt. Und wenn Ohridsko jezero in der Nachfolge von Lychnidos steht, dann hängt die Tradition nicht am See, sondern an dem zugehörigen Ort (35.2.). Der antike Name des Plattensees 36.6. überdauerte immerhin bis zum 9. Jh. Einzig der Prespasee dürfte eine uralte, von antiken Quellen allerdings nicht überlieferte Benennung festgehalten haben. Unter den Lagunen der Donaumündung läßt sich das antike Conopon 31.11. bis ins 10. Jh. verfolgen, ja, die Spur von Salmorude könnte sich - halbverweht - im heutigen Razelm 37.9. fortsetzen. Fragt man nach der Erhaltung antiker Regionsnamen, dann erweist sich der Traditionsstrang, der über die Byzantiner führt und in einigen Fällen aus ihrer Hand in die gebildete Nomenklatur der Slawen überging, als wichtigste Vermittlung. Auf diesem Wege überlebten die Namen Dalmatien, Epirus, Makedonien und Thrakien, Von wem die Slawen ihre Form des Namens Albanien 23.5. (und den Namen des zugehörigen Volkes) übernahmen, ist nicht eindeutig. Zwei mittelalterliche Namen für einen Teilbereich des Ardatales, Achridō und Morra (23.3.), von denen der erste wohl durch das türkische, ins Bulgarische übergegangene Achăr čelebi fortgesetzt wird, sind offenbar altererbt. Dieser isoliert bleibende Fall wird sich aus dem besonders späten Datum der Slawisierung von Südbulgarien erklären. Unter den Siedlungen ist - in klarer Parallelität zu dem Befund bei den Gewässern - die Namenkontinuität am geringsten im «Kleinbereich», also bei den Orten, die sich in der Antike nicht über Dorfniveau hinaus entwickelt hatten. Nur in einigen wenigen 20 Fällen dürften sich ihre Benennungen erhalten haben . Die Tradition wird oft deshalb abgerissen sein, weil der alte Siedelplatz verödete. Für den Südosten ist mit ähnlichen Verhältnissen zu rechnen wie in den hinter dem Limes gelegenen Teilen Deutschlands, in die der Germanensturm einbrach. Hier sind - am schärfsten ausgeprägt im Donauraum - die offenen Siedlungen, vor allem die für die Kaiserzeit bezeichnenden ländlichen Villen verfallen oder verwüstet liegengeblieben, weil die überlebenden Teile der Bevölkerung abgewandert waren 21 . Bei den Dörfern ist noch einzurechnen, daß die " Schwarz: Oberpann. S. 336: Skopje 38.13., Ulpiana>Lipljan

32.6., Bononia>

Vidin 41.12.

oft mit Namenkontinuität zusam-

men. Es kam aber auch vor, daß der alte Stadtname ausstarb und die Siedlung unter einem anderen, jedoch ebenfalls vorslawischen Namen weiterlebte, wobei die Orientierung an einem vorbeifließenden Gewässer am häufigsten gewesen sein dürfte. Hierher gehört gewiß der Austausch von Odyssos gegen Varna 41.5. und von Vindobona gegen * Vedunia «Wien» 2 6 . Nach meinem Eindruck lassen sich daran zwei Beispiele anreihen, die rein zufällig streng parallel gelagert sind. Wels 42.2. in Österreich und Veles 41.8. in Jugoslawisch-Makedonien hat man immer wieder als Fortsetzungen jener Ortsnamen aufgefaßt, die uns die antike Überlieferung für die gleichen Stellen sichert. Wer jedoch ohne Taschenspielertricks auskommen möchte, wird Wels nicht mit Ovilava und Veles nicht mit Bylazora verknüpfen dürfen. Viel wahrscheinlicher statt dessen, daß beide Namen auf ein altbodenständiges Hydronym * Welesos «der Wallende»

kongreß München 1958 (M. 1960) Bd. V/3 S. 1-48; Franz Dölger: Die frühbyzantinische und byzantinisch beeinflußte Stadt, in: Atti del 3° Congresso internazionale di studi sull'alto medioevo 3 (Udine 1959) S. 65-100; Georg Ostrogorsky: Byzantine cities in the early middle ages, in: Dumbarton Oak Papers 13 (1959) S. 45-66; M. Ja. Sjuzjumov: Vizantijskij gorod (seredina VII - seredina IX v.), in Vizantijskij vremennik 2 (1967) S. 39-70; E. J. Pigulevskaja, E. J. Lipšic, M. Ja. Sjuzjumov: Gorod i derevnja v Vizantii v IV-XII w., in: Actes du XII e Congres international des etudes byzantines 1 (Belgrad . . . 1963) S. 1-44, Dietrich Claude: Die byzantinische Stadt im 6. Jh. (München 1968) = Byzantinisches Archiv H. 13; P. Andjelič: Trgovište, varoš i grad u srednjovjekovnoj Bosni. Prilog tipologija naselja, in: Glasnik Zemalskog muzeja u Sarajevu 18 (1963). Archeologija S. 179-194; Gavro Szabo: Sredovječni gradovi u Hrvatskoj i Slavoniji (Zagreb 1920); Gavro Skrivanič: Gradovi i utverdjenja u srednevekovnoj Srbiji, Bosni i Dubrovniku, in: Vojnoistorijski glasnik 2 (1969) S. 109-152; A. Deroko: Srednjovekovni gradovi Srbije, Crne Gore i Makedonije (Belgrad 1950); Ivan Velkov: Gradišča. Opit za sistematizirane i datirane na ukrepenite selišta v bälgarskite zemi, in: Godišnik na archeologičeskija muzej v Plovdiv 2 (1950) S. 158-183; Veselin Beševliev: Die Kontinuität der antiken Städte in Bulgarien, in: Neue Beiträge zur Geschichte der Alten Welt Bd. 2 hrg. v. Elisabeth Charlotte Welskopf (Berlin 1963) S. 211-221. Strašimir N. Lišev: Bälgarskija srednovekoven grad. Obščestveno-ikonomičeski oblik (Sofia 1970); Vasilka Täpkova-Zaimova: Kreposti i ukrepeni gradove prez Pärvoto bälgarsko carstvo spored svedenija ot bizantijski avtori, in: Voenno-istoričeski sbornik 25 (1956) kn. 3 S. 40-61. - Weitere Titel vermittelt ein instruktiver Lit.-Bericht von Vera Hrochova: Soucasny stav badani i stredovekovem meste v Jihovychodni Europe, in: Ceskoslovensky Časopis Historicky 25 (1977) S. 585-606. - S. auch 3.13. Anm. 35. Rudolf Much: Die Namen im Weichbilde Wiens und ihre Entstehung, in: Wien, sein Boden und seine Geschichte. Vorträge . . . hrg. v. Othenio Abel (Wien 1924) S. 248-267.

Stadtnamen-Konstanz

I?

zurückgehen. In jener Zeit, in der die Siedeltradition auf einen kläglichen Rest zusammengeschmolzen war, wog hier das Kulturerbe (repräsentiert durch den Stadtnamen) offenbar leichter als die Fortdauer der naturräumlichen Gegebenheiten, verkörpert durch einen Gewässernamen. Wir treffen weiterhin auf eine Reihe von mittelalterlichneuzeitlichen Orten, die - unter einer slawischen oder gar türkischen Neubenennung - in einem nie abgerissenen Zusammenhang mit einer antiken Stadt stehen: in Serbien etwa Belgrad = Singidunum, älteres Velbăžd)

in Bulgarien Devnja = Marcianopolis, Kjustendil (für

= Pautalia und Balčik

= Dionysopolis.11

Die Umbenennung fällt

keineswegs durchweg in die Zeit der slawischen Landnahme. So hat Sofia seinen antiken Namen Serdica>slaw.

Sredec 38.16. noch bis ins 13. Jh. bewahrt und erst

dann gegen den Namen der Hauptkirche ausgetauscht. Schließlich kommt der Fall vor, daß eine antike Stadt gänzlich verödete, aber ihr Name an einem Stück Umland haftenblieb: einem Flüßchen wie dem Norin bzw. Noril 34.2.5., der noch heute an das untergegangene Narona erinnert, oder am steiermärkischen Murnebenfluß Sulm sowie an der Flur Sülvern und dem Silberberg, die gemeinsam auf Solva 38.21. zurückgehen (10.6.). Nimmt man zum Solva-Beispiel noch hinzu, daß der Name Juenna heute auf das Jauntal, Teurnia auf das Lurnfeld und Virunum auf den Maraunberg übergegangen ist, dann darf die vom Siedelplatz gelöste Namenkontinuität als geradezu typisch für den Alpenrand des awarischen Reiches gelten, wo die Eroberer offenbar mit grausamer Konsequenz zerstört haben, was immer sie an befestigten Plätzen und offenen Siedlungen antrafen 2 8 . Unter solchen Bedingungen erhielten sich antike, am Siedelplatze hängende Ortsnamen hier vermutlich noch seltener, als in der Forschung behauptet worden ist. 2 9 Dagegen zeigt die Häufigkeit von

11

Weitere Beispiele s. bei V. Beševliev in: Études balkaniques 5 (1966) S. 216; Dimitar Angelov: Obrazuvane na bălgarskata narodnost (Sofia 1971) S. 172 f. 28 Rudolf Egger: Der Alpenraum im Zeitalter des Überganges von der Antike zum Mittelalter, in: Die Alpen in der europäischen Geschichte des Mittelalters, hrg. v. Konstanzer Arbeitskreis für mittelalt. Gesch. Bd. 10 (Konstanz. . . 1965) S. 15-28.-Zur-bereits gründlich erforschten - Siedlungskontinuität in Österreich vgl. u. a. Otto Jauker: Bemerkungen zur historischen Besiedlung der Alpen- und Karstländer, in: Geographische Zeitschrift 14 (1908) S. 198-213; Milko Kos: Slovenska naselitev na Koroškem, in: Geografiski vestnik 8 (1932) S. 101-142; Franz Miltner: Zum Siedlungswesen im Norikum der Spätantike, in: Carinthia I Bd. 140 (1950) S. 278-284; ders.: Zur Frage der Kontinuität römischer Siedlungen in Österreich, in; Miscellanea Giovanni Galbiati Bd. 2 (Mailand 1951) = Fontes Ambrosiani XXVI S. 117-134; Hans Planitz: Römerstädte an Rhein und Donau, in: Anzeiger der Akademie der Wiss. Wien, phil.-hist. Klasse 1946 Nr. 6; Eduard Zenker: Haben die Römerorte in Niederösterreich die Völkerwanderung überdauert?, in: Monatsblatt des Vereins für Landesgesch. v. Niederösterr. 8 (1916-17), S. 179-190. 2 ' Eberhard Kranzmayers Ansatz von 35 vorröm. ONen in Kärnten ist vermutlich zu hoch gegriffen, vgl. France Bezlaj: Kritische Bemerkungen (zu K.s Ortsnamenbuch von Kärnten) in: Razprave in gradivo, hrg. v. Inštitut za narodnostna uprašanje 3 (1963) S. 67-94.

3.12.

16

3.13.

A III. 1. Das antike Namenerbe

altererbten Ortsnamen im Hinterland jener Südwestgrenze, die das Alpenslawentum um 1100 erreicht hatte, daß hier, am Rande von Venetien, mit gelinderen Formen der 30 Durchdringung zu rechnen ist . Ja, im Drau-Save-Gürtel hat, was wir als markantes Zeichen für Kontinuität verstehen dürfen, jener Teil der Romanen, der unter Awaren und Slawen wohnen blieb, seine wichtigsten Kirchen erhalten können: so St. Demetrius in Sirmium und die Quinque Basillicae in Sopiana (In beiden Fällen, in Fünfkirchen früher als in Sremska Mitrovica, wurde der antike Stadtname durch den Hinweis auf die kirchlichen Zentren ersetzt)31. Verfolgt man beim Studium der Erhaltungsbedingungen des Namenerbes den Nordrand der Halbinsel weiter nach Osten, dann stellt sich in Ungarn, wo antike Stadtnamen nur im Spiegel dreier Flußnamen (28.4.2.; 33.2.; 37.3.1. und 4.) und umgeprägt - vielleicht im Ortsnamen Särvär 28.4.4. überdauert haben, und in Rumänien, wo eine uralte Namentradition nur für den Bergwerksort Abrud 23.1. ausreichend sicher erscheint, als eine Zone dar, in der das antike Städtewesen früh (in Rumänien Ende des 3. Jh.s, in Ungarn wohl unter den Hunnen) zusammenbrach und wiederholte Erobererwellen einer Siedlungskontinuität abträglich waren. Gehen wir zum «Mittelband» der Halbinsel, südlich von Save und Unterdonau, über, dann erweisen sich im Westen Istrien, Dalmatien und die vorgelagerten Inseln naturgemäß als die fündigsten Räume. So konnte Skok auf Veliki otok 26, auf Krk 23, auf Rab 22 Erbnamen nachweisen32. Bislang noch nicht quantifiziert wurde, ob demgegenüber 33 die - auf jeden Fall reichliche - Ausbeute im dalmatinischen Küstenstreifen abfällt . In Bulgarien- um auf die entgegengesetzte Seite der Halbinsel überzuwechseln, wo wir auf gründliche Forschungen zurückgreifen können - sind die Verluste (auch bei weiterhin besiedelten Plätzen) größer, die erhaltenen Namen seltener und zumeist auf bedeutendere Orte beschränkt. In Nordbulgarien haben sich nur 4 von 15 Städten der Römerzeit 34 unter ihren alten Namen bis ins Mittelalter forterhalten . Im Süden des Landes ergibt sich - mit 6 von 15 - ein ähnlicher Satz. Kraß unterscheiden sich Nord und Süd darin, 30

S. die vorslaw. ONen auf der Karte (S. 72) bei Grafenauer: Kontinuitätsfr. Vgl. auch Milko Kos: O prevzemo antičnih krajevnih imen na slovenskem zemlju, in: Izvestija na Bălgarskija archeologčeski institut 16 (1950) S. 241-248. 31 S. dazu Andrea Alföldy: Daci e Romani in Transsilvania (Budapest 1940) S. 46. " S. die Karten im Anhang zu seinem: Slavenstvo i romanstvo na jadranskim otocima. Toponomastička ispitivanja Bd. 2 (Zagreb 1950). " Zum Fortleben romanischer ONen und Flurnamen in Dalmatien s. Constantin Jireček: Die Romanen in den Städten Dalmatiens T. 1, = Denkschriften der Kais. Akademie d. Wiss. Wien Bd. 48 (1902) S. 58-66. 34 Mitgerechnet ist dabei Florentin bei Vidin, über das eine spezielle Studie an der Zeit wäre, weil die Verknüpfung mit OXcogevcidva, Prokop, De aed. IV 4 (ed. Haury S. 124 Z. 1; Lit. bei Beševliev: Kastellnamen S. 113) problematisch bleibt. Daß dieser Name von den Slawen seit der ausgehenden Antike tradiert wurde und dabei allen slaw. Lautersatzregelungen und Lautwandlungen Widerstand geleistet haben soll, kann ich nicht gut glauben.

Stadtnamen-Konstanz

17

daß im Streifen zwischen Donau und Balkangebirge die Siedlungskontinuität auch dort, wo die Namentradition abriß, meist andauerte, während südlich des Balkans - mit der einen Ausnahme Pautalia> Velbazd«Kjustendil» - die Orte, soweit sie nicht eingingen, ihren ererbten Namen beibehielten". An den Küsten, wo das städtische Leben sich am besten konservierte, ist auch die Beharrsamkeit der Namen am größten. Weniger gründlich und umfassend scheinen mir Kontinuität und Diskontinuität im Mittelraum der Balkanhalbinsel erforscht zu sein. Während in seinem Nordstreifen bei Belgrad, den die Awaren und Slawen gewiß rasch überrollt haben, einige antike Ortsnamen - auch für unbedeutende Plätze - übriggeblieben sind, müssen wir in Bosnien, Montenegro und dem bergigen Serbien mit vielfach abreißenden Namentraditionen (etwa für Remesiana), ja mit weitgehender Verödung der antiken Siedlungen rechnen. In Dardanien wird dabei mitgespielt haben, daß hier, vom Vorort Scupi abgesehen, die urbanen Siedlungen klassischen Typs selten waren oder ganz fehlten. Die Urbanisierung vollzog sich meist in der Form munizipaler Territorialgemeinden und damit in einer Organisationsform, die leicht auseinanderfallen konnte. Daß von den beiden «urbanen Bergbausiedlungen» die eine (das Municipium DD bei Sočanica) verödete, wird aus dem Stillstand des Abbaus herrühren; die Fortdauer von Ulpiana > Lipljan 32.6. dagegen aus der Lage an einer Durchgangsstraße, die dem Ort auch bei rückläufigem Bergbau eine gewisse Bedeutung sicherte36. Merklich häufiger werden - mit Skopje 38.13., Veles 41.8., Stob 38.19., Bader 24.1., Taor 39.1. und Kavgalija 31.7. - die Erbnamen im mittleren Vardarbecken: vielleicht, weil die bodenständige Bevölkerung, die unter slawische Herrschaft geriet, hier besonders zahlreich war und über relativ große, verdichtete Siedlungen verfügte. Doch lassen sich, solange der Namenbefund für Jugoslawien nicht sorgsam erfaßt, bequem zugänglich gemacht und mit den archäologischen Funden koordiniert ist, allenfalls vorsichtige Vermutungen über die unterschiedlichen Bedingungen in den einzelnen Landesteilen wagen. Auch für das nördliche Griechenland bleibt eine Studie über Kontinuität und Diskontinuität abzuwarten. 35

36

Veselin Beševliev: Les cites antiques en Mesie et en Thrace et leur sort ä l'epoque du Haut Moyen age, in: Etudes balkaniques 5 (1966) S. 207-221. S. auch Angelov: Obrazuvane S. 165-190; Kr. Mijatev: Slavjanskij gorod v drevnej Bolgarii, in: Byzantinoslavica X/2 (1949) S, 259-267; Velizar Velkov: Das Schicksal der antiken Städte in den Ostbalkanländern, in: Wissenschaftl. Zschr. d. Humboldt-Univ. Berlin/Gesellsch.- u. Sprachwiss. R. Jhrg. 12 (1962) H. 7/8 S. 839-843; ders.: Das Schicksal einer frühbyzantinischen Stadt zur Zeit der Völkerwanderung (Odessos-Varna), in: Akten des XL Internationalen Byzantinistenkongresses 1958 (München 1960) S. 655-659. - Vgl. auch 3.10. Anm. 25. S. dazu (ohne Erörterung der Kontinuitätsfragen) Zef Mirdita: Probleme der Urbanisation Dardaniens zur Römerzeit, in: Akademija nauka i umjetnosti Bosne i Hercegovine. Jhrg. XIV. Centar za balkanološka ispitivanja knj. 12 (Sarajevo 1975) S. 69-70. - Zum Kenntnisstand über die antiken Verhältnisse s. Nikola] Bulic: Geografija Južne Srbije u antično doba, in: Glasnik Skopskog naučnog društva 19 (1938) S. 2-15. •

18

A III. 2. Grenzen des Untersuchungsfeldes

2. G r e n z e n des U n t e r s u c h u n g s f e l d e s ; K r i t e r i e n der B e i s p i e l a u s w a h l 4.1.

Als Grenzen jenes Raumes, mit dem sich dieses Buch beschäftigt, lassen sich im Nordwesten der Inn und der Isonzo, im Norden die Karpaten, im Nordosten der Sereth und im Süden eine Linie angeben, die das nördliche Griechenland auf der Höhe der Arachthosmündung (bei Arta) und der thessalischen Ebene durchschneidet. Das Feld der Untersuchung gerade so abzustecken, empfahl sich aus folgenden Überlegungen: 1. Zwei Kapitel (BI—II) werden dem Nachweis gelten, daß die Barbarenidiome des Südostens sich unter römischer Herrschaft durch gemeinsam vollzogene Neuerungen als «Sprachbund» konstituierten. Von den beiden Wandlungen, die sich über erstaunlich weite Entfernungen ausbreiteten, hat keine auf das früh romanisierte Venetien oder auf diejenigen Gebiete ausgegriffen, in denen die Masse der Bevölkerung griechisch sprach. (Das ist der Hauptgrund, weshalb dieses Buch sich auf einen Bereich mit einer durchgehenden oder doch lange andauernden Barbarendominante beschränkt.) Von den beiden Neuerungen hat der tiefste Eingriff in die herkömmliche Sprachstruktur, die Auslautnivellierung zu -a, zwar im Bereich der mittleren Donau sogar die Barbarenstämme unmittelbar nördlich der Reichsgrenze angesteckt (14.16). Immun blieben dagegen die alteingesessenen Bauernvölker östlich der Karpaten, obwohl die Nivellierung gerade aus ihrer Nachbarschaft, aus den Idiomen der iranischen Reitervölker in der nordpontischen Steppe, übernommen sein dürfte (14.13.; 14.10 f.). Das erklärt, weshalb zwischen Kamp und Theiß die wichtigsten Nordzuflüsse der Donau einbezogen werden, aber der Gürtel östlich des Sereths außer Betracht bleibt. 2. Während der Wandel von ä zu ö sogar - und zwar vermutlich am Österreichischen Donauabschnitt- auf die Germanen übergriff (15.8.), machte die Auslautnivellierung hinter der Enns und vor dem Inn im Grenzbereich von Rätien und Noricum halt (14.13 f.). Daß sich der Wandel hier totlief, dürfen wir als Indiz für eine tiefgefurchte Sprach- und Kulturscheide innerhalb der römisch beherrschten Barbarenwelt verstehen. Hier begann ein anderer Raum, den wir ohne Gewaltsamkeit aus unseren Betrachtungen ausklammern können. 3. Im Zentrum der Kapitel B IV-V steht die Frage, in welchen Teilen Südosteuropas die Lateiner das sprachliche Übergewicht erlangten und was mit der auf der Halbinsel neu entstandenen Romania geschah, als die Nordgrenze des Imperiums Anfang des 7. Jh.s zusammenbrach. Die nach Süden flüchtenden Romanen, denen unsere besondere Aufmerksamkeit gelten wird, kamen, soweit nachweisbar, bis nach Epirus und Thessalien. Auch diese Wanderbewegung läßt also die gewählte Südgrenze unseres Sehfeldes sinnvoll erscheinen. 4. Die Slawen haben sich im Nordwesten des Subkontinentes über weite Teile des östlichen Österreich und bis an den Rand von Venetien ausgebreitet. Sie überschwemmten zwar auch Griechenland bis hin zur Peloponnes, aber südlich von Ma-

Kriterien der Beispielauswahl

IQ

kedonien fehlt es an einer schriftlich festgehaltenen oder doch mündlich lebendigen Uberlieferungjener slawischen Rezeption von Lehnnamen aus der Antike, die in dieser Arbeit eine besondere Rolle spielen wird. Die zahlreichen slawischen Neubenennungen, die - oft in sehr altertümlicher Lautgestalt - von den Griechen konserviert wurden, sind für unsere Fragestellung dagegen unergiebig. Die gewählte Südgrenze bewährt sich also auch unter diesem weiteren Gesichspunkt. 6. Der Rahmen ist schließlich weit genug gesteckt, um die gesamte Wiedereroberungsaktion einbeziehen zu können, die den Byzantinern zu Ende des 10. und Anfang des 11. Jh.s gelang (20.1. 11.). Ganz verschiedene Argumente legen somit nahe, als Untersuchungsfeld einen Raum abzustecken, der sich im großen und ganzen mit dem landläufigen Begriff von Südosteuropa deckt, jedoch den Süden ab Mittelgriechenland sowie das Gebiet nordöstlich des Sereths ausschließt, dafür aber Österreich bis zur Enns einbezieht. Nach welchen Kriterien soll das Material, das uns zur Verfügung steht, gesiebt werden? Für unsere Fragestellung ideal sind Lehnnamen, deren Lautgeschichte sich auf Grund verläßlicher Zeugnisse, die aus der Antike wie aus dem Mittelalter stammen, zweifelsfrei rekonstruieren läßt. Diese Fälle sind für den größeren Teil Südosteuropas, wo die Zahl der altererbten Namen überschaubar bleibt und das Material hinlänglich erschlossen ist, mit einiger Vollständigkeit zusammengetragen. Für Nordgriechenland, über das es noch wenig namenphilologische Literatur gibt, wurde dagegen nicht versucht, einer SpezialStudie über Namenkontinuitäten, die das Ende der Antike überdauerten, vorzugreifen. Hier konzentriert sich das vorliegende Buch auf die archaisch benannten Ströme Aoōs (Vjose) 41.15., Vardar 41.4., Struma 38.20. und Mesta 36.6. sowie auf die Städte Elasson 27.1., Kastoria 31.6., Florina 27.6., Veria 41.9., Saloniki 38.1. und Serres 38.8., in denen sich am Ausgang der Antike eine romanische Mehrheit herausgebildet haben dürfte. Im Küstenstreifen von Istrien bis Albanien samt den Inseln, ja auch in Slowenien war es die Überfülle des Materials, die eine Auswahl erzwang. Vollständigkeit wurde hier nur für die größeren Gewässer angestrebt, die für die Entwicklung der regionalbarbarischen Idiome unter römischer Herrschaft, aber auch für das Datum der Slawisierung wichtige Aufschlüsse vermitteln. Am Timavo 39.5., Isonzo 29.5. und Natisone 34,1. empfahl sich ein Ausgriffauf den äußersten Nordosten Italiens. Relativ viele, allerdings nicht alle Namen wurden aus dem Lehnnamenbestand Albaniens untersucht. Hier galt es, Stellung zu der Streitfrage zu beziehen, ob die heutigen albanischen Formen ohne slawische Zwischenetappe auf regionalbarbarische oder lateinische Lautungen zurückgehen, und dafür schien eine Prüfung an einer nicht zu knappen Beispielauswahl geraten. Von den zahlreichen Orten am Nordwestrand Südosteuropas, deren Namengeschichte offenliegt, sind dagegen nur einige wenige berücksichtigt. Auswahlprinzip war hier nicht etwa die historische Bedeutung. Denn dann hätten Zilli, Triest, Split, Trogir und Kotor unter den zweihundert Namengeschichten am Schluß dieses Buches kaum fehlen

4.2.

20

4.3.

A III. 2. Grenzen des Untersuchungsfeldes

dürfen. Vielmehr wurden Zadar 44.1., Nin 34.5., Ragusa 37 .4. und Duvno 26.11. wegen ihres Aussagewerts für die Sprachgeschichte des Regionalbarbarischen, für seine Wirkung auf das lateinische Adstrat und für die Sprachgeschichte zur Zeit der slawischen Landnahme genauer untersucht. In Österreich, das für diese Arbeit nur von peripherem Interesse ist, habe ich - da für die Frage, aus welcher Sprache sie ins Bairische übernommen wurden, unergiebig - gerade die bestüberlieferten Ortsnamenkontinuitäten (Lentia>Linz, Lauriacum>Lorch) übergangen. Von jenen Stadtnamen, die - wie Juvenna > Jauntal - nicht an einer Siedlung haftenblieben, wurden nur zwei Beispiele aufgenommen: Solva>Sulm 38.21 und Virunum>Maraunberg 33.1. Hätte die folgende Untersuchung sich auf solche Namen beschränkt, für die antike Zeugnisse vorliegen, dann wäre der Bestand an alten Hydronymen namentlich im Innern der Halbinsel nicht in dem Maße ausgeschöpft worden, der seinem großen Wert entspricht. Die Namen der Flüsse werden uns durch die antiken Quellen naturgemäß nur für solche Gebiete einigermaßen lückenlos überliefert, die von der antiken Überlieferung genauer beleuchtet werden. Während uns nur für wenige bedeutendere Orte (wie etwa das Municipium D. D. in Dardanien oder die in der Nähe des heutigen Sandanski in Bulgarien untergegangene Stadt 1 ) vorenthalten bleibt, wie sie in der Antike hießen, haben wir es bei der Rekonstruktion des vorslawischen Standes der Hydronymie wesentlich schwerer. Da die Benennungen längerer Gewässer sich meist ohne Entgleisungen fortentwickelt haben (10.7.) und ihr Lautschicksal, das sie seit der Antike durchgemacht haben, ihre ursprüngliche Form keineswegs bis zur Unkenntlichkeit entstellt hat 2 , läßt sich vielfach mit ausreichender Sicherheit erschließen, was wir unter den antiken Zeugnissen vergeblich suchen. Beispiele für Flüsse, deren Geschichte auch ohne Belege aus dem römischen Altertum nachgezeichnet wird, sind etwa Una 40.2. und Lab 32.1. in Jugoslawien, Văča 41.1., Veleka 41.7. und Rosica 37.14. in Bulgarien, Bega 24.3. und Samosch 38.2. im Einflußbereich der Theiß, Ybbs 43.1. und Krems 31.15. in Österreich.

' Nach Veselin Beševliev in :Byzantinoslavica XXIII/1 (1968) S. 1 f. handelt es sich um den Bischofssitz Zapara. Diese Gleichsetzung bleibt nach Vedizar Velkov in: Neue Beiträge zur Geschichte der Alten Welt, Bd. 2 hrg. v. Elisabeth Charlotte Weiskopf (Berlin 1965) S. 274 vorläufig ungesichert. 1 S. dazu Vladimir Georgiev: L'ethnogenese de la Peninsule balkanique d'apres les donnees linguistiques, in: Studia Balcanica 5 (Sofia 1971) S. 155-170: «La plupart des langues balkaniques comme le grec, le bulgare, le roumain, le serbocroate conservent tres bien la structure phonetique des mots. Cela donne la possibilite de restituer la forme ancienne des toponymes qui ne sont pas ältestes dans l'antiquite et trouver leurs etymologies.» In Frankreich, England und Deutschland wäre ein paralleles Unterfangen schwieriger (S. 168).

Kriterien der Beispielauswahl

21

Es wurde versucht, die längeren Flüsse, für die eine untere Grenze von rund 125 km gelten soll, mit einiger Vollständigkeit zu erfassen, soweit sie nicht im Mittelalter oder der Neuzeit neu benannt wurden. In Rumänien habe ich allerdings mehrere undurchsichtige Fälle wie die über 200 km langen Flüsse Moldau und Jijia beiseite gelassen. Bei kürzeren Flüssen gab den Ausschlag, ob wir ihr Zeugnis für eine der zur Debatte stehenden Fragen brauchen. So wurden die antiken Formen für mehrere österreichische Donauzuflüsse rekonstruiert, um die Ausbreitung des «sekundären -a» genauer fassen zu können und den ostgermanischen Bevölkerungsresten auf die Spur zu kommen, die von den eindringenden Baiern angetroffen wurden. Sehr viel bescheidener blieben meine Anstrengungen, Namenkontinuitäten auch ohne antike Belege nachzuweisen, im Bereich der Ortsnamen. Nach den Entdeckungen, die Ivan Popovič gelangen, möchte ich annehmen, daß sich in der Toponymie Jugoslawiens noch manches unbekannte Uraltgut aufstöbern läßt. Ich selbst habe für keinen Teil Südosteuropas den Versuch unternommen, durch das Studium von Quellen und Karten bislang unentdeckte Lehnnamen aufzustöbern, sondern beschränke mich auf Fälle, die in der Literatur bereits diskutiert wurden. So mache ich mir etwa die Auffassung zu eigen, daß die Ortsnamen Drisht/Drevasto 26.7., Bitolja 24.6. und Boleč 24.7. vorslawische Benennungen fortsetzen. Nach dem Vorgang von anderen Interpreten lege ich den Ortsnamen Abrud 23.1. und den Gebirgsnamen Bihar 24.4. als Erbe aus der Antike aus, das für Rumänien, ein Land mit nur wenigen gesicherten Namenkontinuitäten, als erfreuliche Zugabe zu den archaischen Hydronymen wie Temesch und Mieresch hinzutritt. Dagegen habe ich zwei weitere rumänische Ortsnamen, Turda am Miereschzufluß Aries und Galt am Alt, wieder ausgeschieden, weil mir ihre Herkunft aus der Antike nicht sicher genug vorkam. Insgesamt ging es mir nicht darum, möglichst viel Material zusammenzutragen, sondern für eine ausreichende Zahl von Namengeschichten hinreichend sichere philologische Rekonstruktionen und historische Auswertungen vorzulegen. Die größte Vollständigkeit dürfte - auf Grund einer günstigen Forschungslage - für Bulgarien erreicht sein. Die östlicheren Teile Jugoslawiens würden sich in der Reihung anschließen. Hier und da hätte ein anderer vermutlich anders ausgewählt. Zu unterschiedlichen Ergebnissen aber hätte, wie ich annehmen möchte, eine abweichende Selektion kaum geführt. Für welche Örtlichkeiten Namengeschichten angelegt wurden, ist 22.2. länderweise zusammengestellt.

4.4.

4.5.

22

A IV. 1. Österreich und Ungarn

IV. Der Stand der Forschung 1. Ö s t e r r e i c h u n d U n g a r n : D i e C h r o n o l o g i e des L a u t e r s a t z e s als S c h l ü s s e l für A n s i e d l u n g s v o r g ä n g e Eine Hauptrolle wird in diesem Buche der historischen Auswertung des «Lautersatzes» zufallen: Wenn ein Lehnname so und nicht anders lautet, dann beruht das auf der Tatsache, daß er zu einem bestimmten Zeitpunkt aus der einen in eine andere Sprache übernommen wurde. Bei unterschiedlichem Entlehnungsdatum hätte die entlehnte Form schon (oder noch) anders geklungen. Denn sie wäre in bestimmte Veränderungen der übernehmenden Sprache noch (oder nicht mehr) einbezogen worden. Baut man sich eine Leiter, deren Holme die Abfolge der Lautwandlungen in beiden Idiomen abbilden, während die Zeitabstände von den Sprossen markiert werden, so erhält man ein Meßinstrument, mit dem sich in aussagekräftigen Fällen die Zeit einer Entlehnung ungefähr angeben läßt. Eine solche Datierung ist - kombiniert mit einer Erhebung, in welchen Räumen sich die Namen einer bestimmten ethnischen Provenienz massieren - von hohem Wert für die Rekonstruktion von Ansiedlungsvorgängen, über die sich der urkundlichen und literarischen Überlieferung nichts oder nur allzu wenig entnehmen läßt. Diese Methode hat ein aus Kärnten stammender Philologe, Primus Lessiak, aus der lebendigen Erfahrung einer jahrtausendalten deutsch-slawischen Nachbarschaft in seiner Heimat heraus entwickelt1. Eberhard Kranzmayer bemühte sich, das von seinem Lehrer Lessiak Begonnene für verschiedene Teile Österreichs zu übertragen und die Methode zu verfeinern2. Ein weiterer Lessiak-Schüler, Ernst Schwarz, hat bei seinen namenphilologischen Studien, deren Radius weit über Österreich hinausreicht,

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2

Primus Lessiak: Alpendeutsche und Alpenslawen in ihren sprachlichen Beziehungen, in: Germanisch-romanische Monatsschrift 2 (1910) S. 274-288; ders.: Die kärntnischen Stationsnamen. Mit einer ausführlichen Einleitung über die kärntnische Ortsnamensbildung, in: Carinthia I Bd. 112 (1922) S. 1-124. S. bes. Ernst Kranzmayer: Zur Ortsnamenforschung im Grenzland, in: Zschr. f. ONenf. 10 (1934) S. 105-148; ders.: Zwölf Jahrhunderte deutsches Leben in Krain und Untersteiermark, in: Germanenerbe 6 (1941) S. 66-69; ders.: Die slawischen und romanischen Ortsnamen Österreichs, in: Quatrieme Congres International de Sciences Onomastiques 2. Actes et Memoires (Uppsala 1952) S. 314-324; ders.: Die Besiedlung der Umgebung von Steyr im Lichte der Ortsnamen, in: Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr (Steyr 1953), S. 62-78; ders.: Ortsnamenbuch von Kärnten, I: Die Siedlungsgeschichte Kärntens von der Vorzeit bis zur Gegenwart im Spiegel der Namen; II: Alphabetisches Kärntner Siedlungsnamenbuch (Klagenfurt 1956-58) = Archiv für vaterländ. Gesch. u. Topographie Bd. 50 f.; ders.: Slawische Ortsnamen in der karolingischen Ostmark, in: Annales Instituti Slavici 1/2 (1966) S. 123-128. S. auch 5.3. Anm, 9 (Burgenland).

Auswertung des Lautersatzes

23

immer wieder österreichische Themen aufgegriffen3. In der Bemühung, lautgeschichtliche Daten der Toponymie für die Rekonstruktion von Siedlungsgeschichte nutzbar zu machen, folgt auch der Wiener Philologe Walter Steinhauser, der besonders über Niederösterreich und das Burgenland gearbeitet hat, der von Lessiak eingeschlagenen Richtung". Dessen Anregungen wirken außerdem bei den slowenischen Sprachforschern weiter, die in ihrem Land längst als wertvolle Helfer der Historie anerkannt sind 5 . Die slowenische Geschichtsschreibung benützt - vornehmlich für die Rekonstruktion der slawischen Landnahme - mittlerweile ausgiebig die onomastischen Daten 6 . In geographisch und methodisch gleich enger Nachbarschaft zu Österreich und Slowenien ist die Erschließung des Ortsnamenschatzes von Ungarn zu sehen, die besonders Istvan Kniezsa und Elemer Moor zu einer a u r i b i e walten ließen als ihr Vorgänger Jänos Melich 7 . Wenn ihr Forschungsertragsgesprochenen Hilfsdisziplin der Historie ausformten und dabei mehr methodische Ak uns in den Fragen, die im

3

4

5

6

7

Ernst Schwarz: Die Ortsnamen des östlichen Oberösterreichs (Reichenberg 1926) = Prager dt. Studien II S. 42; ders.: Über antike Namen in Österreich als Zeugen von Völkerberührungen, in: Wiener Prähistor. Zeitschr. 19 (1932) S. 286-299; ders.: Das germanische Kontinuitätsproblem in Niederösterreich, in: Aus Verfassung und Landesgeschichte = Festschrift für Theodor Mayer Bd. 1 (Lindau . . . 1954) S. 1-7; ders.: Slawen, Langobarden und Baiern in ihren ältesten Namenbeziehungen, in: Actes et Memoires. 5. Congres International de Toponymie 1955 Bd. XI/2 (Salamanca 1958) S. 283-295. - Das namenhistorische Hauptwerk von Ernst Schwarz betrifft einen Nachbarraum: Die Ortsnamen der Sudentenländer als Geschichtsquelle (München 1931, M961 = Handbuch der Sudetendeutschen Kulturgesch., Bd. 2). Den Save-DrauRaum behandelt sein Beitrag: Flußnamen und Völkerbewegungen in Oberpannonien, in: Zschr. f. slaw. Phil. 1 (1925) S. 329-336. Eine Musterstudie zur vergleichenden Lautentwicklung des Germ, und Slaw. vom gleichen Verf.: Die germanischen Reibelaute s, f, ch im Deutschen (Reichenberg 1926) = Schriften der Dt. Wiss. Ges. in R. H. 1. Walter Steinhauser: Die Ortsnamen des Burgenlandes als siedlungsgeschichtliche Quellen, in: Mitteilungen des österreichischen Inst. f. Geschf. 45 (1931) S. 281-321; ders.: Zur Herkunft, Bildungsweise und siedlungsgeschichtlichen Bedeutung der niederösterreichischen Orts- und Flußnamen, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 25 (1932) S. 1-48. Zum hohen Stand der slowen. Namenphilologie s. etwa die gewichtigen Einwände von France Bezlaj gegen Kranzmayer: ONenb. von Kärnten, in: Razprave in gradivo, hrg. v. Inštitut za narodnosta uprašanja 3 (1963) S. 67-94. S. etwa Milko Kos: Slovenska naselitev na Koroškem, in: Geografiski vestnik 8 (1932) S. 101-142. - Zur dt. Besiedlung von nicht zum heutigen Österreich gehörigen slowen. Gebieten s. Kranzmayer: Zwölf Jhdte. - In der von Lessiak gewiesenen Richtung geht auch der schwedische Slavist Richard Ekblom mit seinem Aufsatz: Germanische und slavische Palatalisierung in Ortsnamen des östlichen Alpengebiets, in: Uppsala Universitets Ärsskrift 1951: 9, Språkvetenskapliga Sällskapets i Uppsala Förhandlingar Jan. 1949-Dec. 1951 S. 37-52. Stephan Kniezsa: Westungarische Ortsnamen, in: Ungarische Jahrbücher 17 (1937) S. 275-291; Pseudorumänen in Pannonien und in den Nordkarpaten, in: Archivum Europae CentroOrientalis 1 (Budapest 1935) S. 97-220; 2 (1936) S. 84-178; ders.: Charakteristik der slawischen Ortsnamen in Ungarn, in: Studia Slavica Academiae Scient. Hung. 9 (1963) S. 27-44; Kniezsas

24

5.3.

A IV. 1. Österreich und Ungarn

Zentrum dieses Buches stehen, nur wenig weiterhilft, so erklärt sich das aus dem Umstand, daß in Ungarn nur ein kümmerlicher Rest antiker Namen die Völkerwanderung des frühen Mittelalters überdauert hat und die Vorgänge, für die das Ortsnamenmaterial Ungarns erst wirklich aussagekräftig wird, nicht zu denjenigen Kapiteln der Geschichte gehören, um deren Erhellung es uns gehen wird: die Einbeziehung Ungarns in die karolingische Awarenmark a. 791, die madjarische Landnahme um a. 900 und die Seßhaftwerdung der Ungarn in einem Lande mit zunächst slawischer Dominante - all das bleibt aus dem synthetischen Teil dieses Buches ausgeklammert und spielt nur in die Einzelanalysen von Teil C hinein. Nimmt man zu der verhältnismäßig frühen Ausrichtung der Namenforschung auf eindeutig historische Erkenntnisziele und ihre philologisch strenge Methode noch hinzu, wie gründlich der Gesamtvorrat der Ortsnamen bereits gesichtet wurde und wie bequem das Material ebenso wie seine wissenschaftliche Auswertung durch übersichtlich angelegte Werke zugänglich ist 8 , dann dürfen wir zumindest für Österreich konstatieren, daß uns hier so weit wie nirgends sonst in unserem Untersuchungsraum bereits

wichtigste namenhistorische Untersuchung betrifft Siebenbürgen s. u. 7.8. - Elemer Moor: Ungarische Flußnamen, in: Ung. Jahrbücher 6 (1926) S. 434-437, wo Jänos Melichs Werk über die ungarische Landnahme kritisiert wird. Weiterhin von Moor: Zur Siedlungsgeschichte der deutsch-ungarischen Sprachgrenze ebd. 9 (1929) S. 41-67; 230-255; ders.: Die slawischen Ortsnamen der Theißebene, in: Zeitschr. f. ON.forsch. 6 (1930) S. 3-37, 105-140; ders.: Westungarn im Mittelalter im Spiegel der Ortsnamen, in: Acta literarum ac scientiarum Universitätis Hung. Francisco-Iosephinae, sectio philos., Bd. 10 (Szeged 1936); Kritisch dazu Steinhauser; ONen Burgenl. - Vgl. auch die Forschungsübersicht von Z. Jókay in: Zschr. f. ONf. 11 (1935) S. 260-280 und eine Studie über das Fortleben der Urbevölkerung nach der slaw. Landnahme, in der allerdings nicht versucht wird, zwischen Regionalbarbaren und Lateinern zu scheiden: Attila Kiss: Pannónia rómaikori lakossága nepvándorláskori helyenmaradásásának kérdésehez, in: A Janus Pannonius múzeum evkönyve 1965 S. 81-123 (mit engl. und dt. Resume; S. 99 f. zur ONkontinuität). ' Zugang zu den einschlägigen Namen vermitteln u. a. Lajos Kiss: Földrajzi nevek etimológiai szótára (Budapest 1978); Fritz Pichler: Austria Romana. Geographisches Lexikon aller zur Römerzeit in Österreich genannten Berge, Flüsse, Häfen, Inseln, Länder, Meere, Postorte, Seen, Städte, Straßen, Völker. 2 Teile (Leipzig 1902-04); Emil Höring: Die geographischen Namen des antiken Pannoniens (ungedruckte Diss. Heidelberg 1950); Elfried Boedecker: Studien über das Weiterleben und die Neuverwendung von antiken Orts- und Provinznamen im österreichischen Mittelalter bis um 1250 (ungedruckte Diss. Wien 1970), mit den antiken und mittelalt. Namenbelegen. FlNen werden nur erfaßt, sofern sie auch als Ortsnamen gebraucht wurden. Regionale namenhistorische Nachschlagwerke sind Konrad Schiffmann: Historisches Ortsnamenlexikon des Landes ob der Enns Bd. 1-3 (Linz 1935-1940), mit geringer Kompetenz für die vorgerm. Namenschichten; Eberhard Kranzmayer: ONenb. Kärnten I—II, Vgl. von dems. (gemeinsam mit Karl Bürger): Burgenländisches Siedlungsnamenbuch (Eisenstadt 1957). Während diese Monographie eine Region behandelt, deren Namen - mangels Siedlungskontinuität - jünger und daher für unsere Fragestellung unergiebig sind, fehlen leider bislang Parallelwerke für Niederösterreich und Steiermark.

Historische Ergebnisse für Österreich

25

vorgearbeitet ist. Wir können uns, um nur das Wichtigste vorwegzunehmen, zu eigen machen, daß die Romanisierung der Dörfer nicht über die Linie Passau Villach hinaus vordrang. Östlich davon haben wir mit einer bis zum Abzug der Römer am Ende des 5. Jh.s im wesentlichen Regionalbarbarisch sprechenden Landbevölkerung zu rechnen, während die lateinische Minderheit vorwiegend auf die Nordgrenze und auf die wenigen Städte des Landesinneren konzentriert blieb 9 . Die Slawen, die Ende des 6. Jh.s ins Land strömten, sind bis Aßling (schon auf Tiroler Boden) und nördlich des Tauernkamms bis ins Gasteintal vorgestoßen. Die Enns erreichten sie an ihrem Oberlauf, an der heutigen salzburgisch-steirischen Landesgrenze, und den Mittellauf bei Steyr 10 . Während sie zwischen Traun und dem heutigen Melk in einen noch immer besiedelten Streifen entlang der Donau einsickerten, präsentierte sich ihnen ostwärts, zwischen Melk und Mödling südlich von Wien, über weite Strecken ein verlassenes L a n d . " Die Awarenoberherrschaft scheint nicht verhindert zu haben, daß eine erste Welle von Bayern um a. 700 bis zum Wienerwald gelangte. Sie hat hier - eingesprengt zwischen Slawen - noch Restgruppen von Ostgermanen angetroffen 12 . Im östlichen Vorland von Wien, das Karl d. Gr. Sieg von a. 791 über die Awaren für eine Ansiedlung frei machte, wurde faßbar in den deutschen Neubenennungen Fischach, Schwechat und Leitha - ein entvölkertes Gebiet kultiviert 13 . Die Awarenwüstungen in Ostkärnten waren dagegen bereits von den Slawen aufgesiedelt worden 14 .

' Kranzmayer: Die slaw. und d. rom. ONen; Fritz Lochner-Hüttenbach: Reste romanischer Ortsnamengebung in der Steiermark, in: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwiss. Bd. 16 (Innsbruck 1971) S. 121-123; Kranzmayer rückt damit ab von Thesen seines Aufsatzes: Frühromanische Mundarten zwischen Donau und Adria in deutschen u. slawischen Mundarten, in: Zeitschr. f. Namenf. 15 (1939) S. 193-224, wo dt. und slaw. Lehntoponyme, die im abgehenden Idiom ch statt ursprünglichem k voraussetzen, auf ein «Nordostrom.» zurückgeführt werden. In Wirklichkeit dürfte sich hier ein regionalbarb. Lautwandel niedergeschlagen haben. Vgl. aber 17.2.5. 10 Ders.: Die slaw. u. die rom. ONen. S. 317 11 So verstehe ich Bogo Grafenauers Referat (über einen Vortrag von Kranzmayer) in: Alpes Orientales 5 (1969) S. 66 f. - Daß auch der Raum zwischen Linz und Wien weitgehend verödet war, vermutet Heinrich Koller in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1960 S. 42 f. 12 S. dazu auch Heinrich Weigl: Die Grundlagen der modernen Besiedlung Niederösterreichs, in: Jahrbuch f. Landeskunde v. Niederösterreich 23 (1930) S. 25-36; Karl Lechner: Besiedlung und Volkstum der österreichischen Länder, in: (Hrg.) Joseph Nadler/Heinrich Ritter v. Srbik: Österreich. Erbe und Sendung im deutschen Raum (Salzburg 1936) S. 21-41; Fritz Posch: Die deutsch-slawische Begegnung im Ostalpenraum und die Grundlagen des steirischen Volkstums, in: Jahrb. f. Landesk. von Niederösterreich N. F. 36/1 (1964) S. 87 gg. - Ein friedliches Einsickern der Baiern behauptet Koller a.a.O. S. 42. 13 Kranzmayer bei Grafenauer: Kontinuitätsfr. 14 Kranzmayer: ONenb. Kärnten I § 13; ders.: Flußnamen und Volkstum in der deutschen Ostmark, in: Premier Congres Intern, de Toponymie et d'Anthroponymie. Actes et Memoires (Paris 1938) S. 181-187.

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A IV. 2. Jugoslawien und Bulgarien

Was bleibt noch zu ergänzen? Der Flußname Traisen 39.8. weist - im Gegensatz etwa zu Enns 27.2. und Ybbs 43.1. - auf eine von den Slawen angetroffene lateinsprechende Restbevölkerung. Im Tullner Feld ist also mit dem Ausnahmefall zu rechnen, daß die Romanisierung auch außerhalb der Städte zum Siege gelangte. Die ostgermanischen Spuren lassen sich um ahd. Anisa 27.2.3. «Enns» und Erilaf 27.4.4. «Erlauf» erweitern. Wichtiger noch erscheinen mir zwei Beobachtungen, die erst möglich werden, wenn man Österreich in einem gesamt-südosteuropäischen Kontext sieht (Wie berechtigt es ist, für das 1. Jh. n. Chr. mit einem europäischen Südosten zu rechnen, der bis an die Enns oder den Inn reichte, wird durch solche vergleichenden Überlegungen offenkundig 4.1.3.). Die Folge der Donauzuflüsse, die Lehnnamen tragen und ein feminines Genus ausweisen, bricht im Westen mit dem maskulinen Inn ab. Der aus der Reihe fallende Kamp 31.3. und die in den älteren mittelalterlichen Quellen mit Anisa konkurrierende - Form Anesus 27.2.3. verraten, wenn man sie mit Parallelerscheinungen in anderen Regionen zusammennimmt, daß sich die weitgehende StammklassenVereinheitlichung erst in der Spätantike eingestellt hat. Etwa am Inn, so wird sich zeigen lassen, läuft der einschneidende Wandlungsprozeß des «sekundären -a» aus, der alle Niederungszonen des Südostens erfaßte (14.13 f.). Neu ist auch, daß die Bergbereiche Österreichs vergleichsweise früh slawisiert wurden, während in den höher gelegenen Teilen des übrigen Südosteuropa die Alteingesessenen noch lange Jahrhunderte in der Mehrheit zu bleiben pflegten (19.10.). Um meinen eigenen Versuch in die Geschichte der Forschung einzuordnen: 1950/51, während eines Studiensemesters in Erlangen, lernte ich bei Ernst Schwarz, was sich aus Ortsnamen herauslesen läßt, wenn man sie auf Geschichte hin abklopft. Was mir damals für Österreich und Böhmen klargemacht wurde, versuche ich auf andere, weniger gut aufgearbeitete Räume zu übertragen und dabei gelegentlich die Methode zu verfeinern. 2. J u g o s l a w i e n u n d B u l g a r i e n : Die S l a w i s i e r u n g S ü d o s t e u r o p a s als u n a u s g e s c h ö p f t e s T h e m a der N a m e n f o r s c h u n g Eine Reihe von Gemeinsamkeiten kennzeichnet den Stand der Lehnnamenforschung in den beiden slawischen Ländern des Südostens, Jugoslawien und Bulgarien. Am merkwürdigsten erscheint mir die Übereinstimmung, daß die Philologen uns hier wie dort bislang wichtige Hilfsdienste zur Erschließung eines historischen Themas schuldig geblieben sind, das doch ihre besondere Aufmerksamkeit verdient hätte, nämlich der Slawisierung des Subkontinents im frühen Mittelalter. Bei einem Vergleich heben sich allerdings auch markante Unterschiede zwischen beiden Ländern ab1. 1

Einen Überblick über die Gesch. der bulg. Namenforschung gab Ivan Duridanov: Razvoj na bälgarskata onomastika II: Toponimia, in: Onomastica 3 (1957) S. 227-251.

27

Das Problem der antiken Sprachgliederung

Hier wie dort gab es eine Fülle antiker Namenszeugnisse zu sammeln. Diese Aufgabe wurde für Bulgarien bereits vollständig, für Jugoslawien immerhin zum größten Teil erfüllt. Für seinen Nordwesten, soweit er nicht von einem Werk über Venetien und Istrien erfaßt wird, und für den Süden bleibt eine Zusammenstellung der Belege zu wünschen 2 . Die beiden Verfasser der wichtigsten Namensammlungen haben zugleich versucht, aus Personen- und Ortsnamen die Grundzüge jener untergegangenen indogermanischen Sprachen des Südostens zu rekonstruieren, für die es kaum andere Anhalte gibt 3 . Weder Dečev noch Mayer sind bei diesem Bemühen an ihrer Prämisse irre geworden: daß nämlich der antike Südosten in einen westlichen und einen östlichen Sprachblock, in das Illyrische und das Thrakische, gegliedert gewesen sei. Diese Anschauung haben mittlerweile andere Forscher aus den gleichen Ländern erschüttert. Bei dem Versuch, Personennamenlandschaften abzugrenzen, ergab sich, daß auf dem Boden Jugoslawiens tums offenbar

während des

Alter-

«Illyrischen»,

sondern eher

verschiedene indogermanische Sprachen gesprochen wurden 4 . Ja

möglicherweise

2

3 4

nicht Dialekte ein und desselben

Dimiter Detschew: Die thrakischen Sprachreste (Wien 1957) = Schriften der Balkankommission, Linguist. Abt. Band 14; Anton Mayer: Die Sprache der alten Illyrier. Bd. 1: Einleitung. Wörterbuch der illyrischen Sprache, Bd. 2: Etymologisches Wörterbuch des Illyrischen. Grammatik der illyrischen Sprache (Wien 1957-1959) = (hg.) Österr. Ak. d. Wiss./Phil-hist. kl./Schriften der Balkankomm. Linguist. Abt. Bd. 15-16; Anna Karg: Die Ortsnamen des antiken Venetien und Istrien auf Grund der Quellen gesammelt und sprachlich geordnet, in: Wörter und Sachen 22 (1941/42) S. 100-128; 166-287; Höring: Geogr. N. Pannoniens; I. I. Russu: Illirii. Istoria-limba si onomastica-romanizarea (Bukarest 1969) S. 162-266. Mayers Sammlung ging voraus Hans Krähe: Die alten balkanillyrischen geographischen Namen auf Grund von Autoren und Inschriften (Heidelberg 1925). Zur Forschungslage s. Milivoj Pavlovič: Onomastica illyrica. Onomastična studijska situacija, problemi i metodi, in: Onomastica Jugoslavica 1 (1969) S. 24-46. Detschew: Charakteristik der thrakischen Sprache (Sofia 1952); A. Mayer: Sprache II. Lit. dazu nennt Ivan Pudic in: Actes du Premier Congres international des etudes balkaniques Bd. 6 (Sofia 1968) S. 66 - Die Wende in der Beurteilung des Illyrerproblems markieren die wichtigen Referatbände Simpozijum o teritorijalnom i hronološkom razgraničenju Iliru u praistorijska doba (Sarajevo 1964) und Simpozijum o ilirima u antično doba (eb. 1967) = Posebna izdanija (hrg.) Akademija nauka i umjetnosti Bosne i Hercegovine Buch 4-5. S. auch von R. Katičič, einem der Bahnbrecher der Ansicht, daß die herkömmliche Vorstellung einer «illyrischen Sprache» preisgegeben werden müsse: Die illyrischen Personennamen in ihrem südöstlichen Verbreitungsgebiet, in: Živa Antika XII/1 (1962) S. 95-120; Illyrii proprie dicti ebd. 13-14 (1964) 87-97; Nochmals Illyri proprie dicti, ebd. 16 (1966) S. 241-244. Eigenständige Namen- und Sprachlandschaften grenzen aus Famula Papazoglu: Srednjobalkanska plemena v predrimsko doba (Tribali, Avtarijati, Dardanci, Skordisci i Mezi) (Sarajevo 1969) = (hrg.) Akademija Nauk i Umjetn. Bosne i Hercegovine / Djela knj. 30, Centar za balkanološka ispitivanja knj. 1 und Ivan Duridanov: Zur Stellung des Päonischen, in: Actes du X e Congres intern, des linguistes Bd. 4 (Bukarest 1970) S. 759-762.

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A IV. 2. Jugoslawien und Bulgarien

war auch das Dakisch-Getische nicht bloß eine Mundart (im Verbände des Thrakischen) 5 . Während sich somit ein differenzierteres Bild der antiken Sprachgeographie abzuzeichnen beginnt, ist die Lautentwicklung der Barbaren-Idiome noch kaum ins Blickfeld geraten. Hier wird das vorliegende Buch Neuland erschließen: mit dem unerwarteten Ergebnis, daß es lautliche Neuerungen gegeben hat, die sich über weite Entfernungen (und d. h.: über verschiedene Sprachen) ausbreiteten. Eine derartige Wanderinnovation, das «sekundäre -a» wird für die Niederungen des Südostens aufgezeigt werden (14.1.-14.24.). Aber es läßt sich zumindest in einem Fall sogar wahrscheinlich machen, daß - in Gestalt des Wandels von ä zu ö - sogar eine weitergesteckte Entwicklungsgemeinschaft bestand, die auch die Bergregionen einschloß (15.1 -15.9.). Ich möchte hoffen, daß diese Beobachtungen ein neues Kapitel der Forschungsgeschichte einleiten. Nachdem sich auf der «genealogischen Ebene» einer Ausdifferenzierung der indogermanischen Sprachwelt gezeigt hat, daß wir im Südosten mit einer größeren Vielfalt zu rechnen haben, als man noch vor rund fünfzehn Jahren unterstellte, ist es jetzt an der Zeit, auf der Ebene geographischer Nachbarschaft und linguistischer Interferenz Sprachbunderscheinungen ins Auge zu fassen. Es gab offenbar - über die Sprachgrenzen hinweg

bislang unentdeckte Gleichläufigkeiten.

Wie konnten der Forschung derartig interessante Erscheinungen entgehen? Deshalb, möchte ich meinen, weil die für die Entwicklung der Barbarensprachen aufschlußreichste Zeugnisgruppe, die Lehnnamen, vorwiegend mit dem Ziel untersucht wurden, ihrer Etymologie auf die Spur zu kommen 6 . Wo verläßliche antike Belege -

5

6

Vladimir I. Georgiev: Introduzione alla storia delle lingue indeuropee (Rom 1966) = Incunabula Graeca Bd. 9 S. 120-171. - Cicerone Poghirc: Reflexions sur les problemes du dacomesien, in: L'ethnogenese des peuples balkaniques. Symposium intern.... Plovdiv . .. 1969 (Sofia 1971) hrg. v. V. I. Georgiev S. 171-177 will das von G. aus dem Verband des Thrak. herausgenommenen Dako-Mösische in einen dako-get. und einen obermös. Sprachbereich differenzieren. - Die heute in Frage gestellte Anschauung, das Dako-Get. sei eine thrak. Mundart, stützt sich auf Strabon VII 3,2; 4,10 f. Die FINenforschung ist in Bulgarien früher betrieben worden als im heutigen Jugoslawien: mit der Folge, daß die alten bulg. Arbeiten heute nur noch mit großer Vorsicht zu Rate gezogen werden können, weil viele Etymologien darin überholt sind. Das gilt für Stefan Mladenov: Imenata na deset bälgarski reki, in: Spisanie na Bälg. Ak. na nauk. 9, kl. istor.-filol.... 6 (Sofia 1915) S. 71-70; ders. Imenata na ošče deset bälgarski reki, ebd. 16 (1918) S. 65-104; ders.: Antični imena na reki v bälgarskite zemi (1. Asamus-Asam 2. Naissus-Nišava) in: Godišnik na Plovdivskata nar. bibl. 1922 S. 41-54; weitgehend auch für die Deutungen von Detschew: Sprachreste. Für verfehlt halte ich von dems.: Die antike Herkunft des bulgarischen Flußnamens Iskär, in: Studien [Antonio] Salač (Prag 1955) S. 118-121. Den Stand der Forschung markierten Vladimir Georgiev: Bälgarska etimologija i onomastika (Sofia 1960), der alle größeren Flüsse Bulgariens erfaßte, und (vorwiegend über slaw. Neubenennungen) Jordan Zaimov: Bälgarski rečni imena: Arčar, Bargolevica, Bebreš, Boščica, Unica, Vača, Kievščina,

Erbnamen und Neubenennungen

29

wie etwa Naro 34.2.1. für die Neretva und Oiskos 29.4.1. für den I s k r - vorlagen, schien es unnötig, die von den Slawen bei ihrer Landnahme gehörte Lautung zu rekonstruieren. Denn die antiken Autoren hielten ja eine ältere und damit die für die Etymologen interessantere Entwicklungsstufe fest. Da aber die Fixierung der lateinischen und der slawischen Nomenklatur durch ein gutes halbes Jahrtausend getrennt werden und das Intervall bei den Namen, die ins Altgriechische eingingen, oft noch wesentlich größer ist, bietet sich hier die Möglichkeit, eine lange Wegstrecke von Sprachentwicklung ins Sehfeld zu bekommen. Welchen Wert das für den Historiker besitzt, hoffe ich in diesem Buch zeigen zu können. Erfreulich weit gediehen ist die Sonderung des Flußnamenschatzes in antikes Erbgut und slawische - in Bulgarien auch türkische - Neubenennungen (vgl. 3.3. f.). Georgiev, der diese Arbeit für Bulgarien leistete, berechnete auch die ethnischen Anteile, die bei den verschiedenen Größenordnungen der Gewässer ganz verschieden liegen, und Duridanov verdanken wir eine Karte, auf der die - relativ seltenen - slawischen Umtaufen von großen und mittleren Flüssen eingetragen sind 7 . D a ß Neuentdeckungen von Lehnnamen am ehesten in Jugoslawien zu erwarten sind, wo die Lehnnamenforschung gegenüber Bulgarien im Rückstand blieb, zeigte der Bulgare Duridanov in einem Beitrag über das Flußgebiet der Kolubara, wo sich selbst für Flüsse von relativ geringer Länge überraschend viele alte Erbnamen finden 8 . Nachdem der gleiche Gelehrte den Einzugsbereich des Vardars mit beispielgebender Gründlichkeit abgehandelt hat und auch für Teile des Savesystems sowie für die Hydronymie Sloweniens Monographien vorliegen, verdienten jetzt Bosnien, die Herzegowina, Montenegro und das innere Serbien eine verstärkte Aufmerksamkeit 9 .

Krapec, Kričim, Senkovec, Skat, Tiča, Turija i Ujnenščina, in: Bälg, ezik IX/1 (1959) S. 357; 368; ders.: Bälgarski vodni imena, in: Bälgarski ezik 10 (1960) S. 420-430 und 11 (1961) S. 115-130. 7 Georgiev: Bälg. et. S. 64-75; Ivan Duridanov: Južnoslavjanskite rečni nazvanija i tjachnoto značenie za slavjanskija toponimečen atlas, in: Slavjanska filologija. Materiali za V Meždunaroden Kongres na slavistke Bd. 3 (Sofia 1963) S. 181-211 (S. 210-211). 8 Ders.: Illyrische Flußnamen in Serbien, in: Balk. ezikozn. 6 (1963) S. 101-117. ' Ders.: Die Hydronymie des Vardarsystems als Geschichtsquelle (Köln .. . 1975); Ernst Dickenmann: Studien zur Hydronymie des Savesystems 2 Bd. 1-2 (Heidelberg 1966); France Bezlaj: Slovenska vodna imena 1. Teil (A-L) 2. Teil (M-Z) (Laibach 1956-61) = Academia Scient. et artium Slovenica/Cl. I I . . . Opera 9 Instituti ling. Sloven. 6; ders.: Die vorslawischen Schichten im slovenischen Namen- und Wortschatz, in: Studia onomastica Monacensia Bd. 2 (München 1961) S. 148-153. - Zu den antiken Formen s. Hans Krähe: Die Gewässernamen im alten Illyrien, in: Beiträge z. Namenforsch. 15 (1964) S. 1-19; 113-124. - Die slaw. Neubenennungen für über 50 km lange Flüsse in Jugoslawien, Bulgarien und Nordwestgriechenland behandelt Ivan Duridanov: Južnoslavjanski rečni nazvanija, in: Slavjanska filologija. Materiali za V Meždunaroden Kongres na slavistke Bd. 3 (Sofia 1963) S. 181-211.

6.2.

30 6.3.

A IV. 2. Jugoslawien und Bulgarien

Wesentlich besser schneidet Jugoslawien ab, wenn es um Entlehnungen von Ortsnamen ins Slawische geht. Derartige Übernahmen weist das Land ja in wesentlich größerer Zahl auf als Bulgarien (3.13.). Und so war es nur plausibel, daß sie ein scharfsinniger, Romanistik und Slavistik kombinierender Kroate, Petar Skok, ein fleißiges Forscherleben lang in immer neuen Beiträgen analysiert hat 1 0 . Den von Skok eingeschlagenen Weg verfolgte der Serbe Ivan Popovic weiter". Doch dürfte der Schatz der Lehnnamen besonders in den fündigsten Gebieten

in Istrien und Dalma-

tien, ja selbst auf den von Skok mit so reicher Ausbeute abgesuchten Adriainseln noch längst nicht gehoben sein. Es fehlt zudem an Werken, die das schon Bekannte in Listen erfassen und den philologischen wie historischen Gesamtertrag der Analysen übersichtlich präsentieren. So bleibt ein beachtliches Wissen, das die bisherige Forschung zusammengetragen hat, vorerst schwer abrufbar. Dagegen ist der

nach 3.13.

bescheidenere - Vorrat an Lehnortsnamen in Bulgarien im wesentlichen bekannt und über einen Beitrag von Beševliev bequem zugänglich 1 2 . 6.4.

Hatte die Toponomastik Jugoslawiens und Bulgariens oben bereits ein historisches Defizit darin erkennen lassen, daß sie bisher kaum auf die Sprachentwicklung der Balkanidiome unter römischer Herrschaft aufmerksam wurde und damit einen wichtigen Zugang zur Zivilisationsgeschichte des antiken Südostens unbeschritten ließ, dann tritt ein anderes Versäumnis zutage, sobald man sich fragt, welches Licht denn die vielen Einzelanalysen von slawischen Lehnformen für Flüsse und Orte auf den

10

Herausgegriffen seien nur Slavenstvo i romanstvo na jadranskim otocima. Toponomastiča ispitivanja Bd. 1-2 (Zagreb 1950); O simbiozi i nestanku staris Romana u Dalmaciji i na Primorju u svijetlu onomastike, in: Razprave Znanstevene družstvo zu humanistične vede v Ljubljani 4 (1927) S. 1-42; Zum Balkanlatein: IV = Zur äußeren Geschichte, in: Zeitschr. f. roman. Philol. 54 (1934) S. 175-215, wo die lat.-griech. Kulturgrenze in Südosteuropa südlicher als von Jireček angegeben wird; Ortsnamenstudien zu De administrando imperio des Kaisers Constantin Porphyrogenetos, in: Zschr. f. ONf, 4 (1928) S. 213-243; Beiträge zur thrakisch-illyrischen Ortsnamenkunde, in: Zschr. f. ONf. 7 (1931) S. 34-55: Eine Bibliographie von Skoks Arbeiten erschien in: Ljetopis Jugoslovenske Akademije 54 (1949) S. 194-213. " Ivan Popovic: Slaven und Albaner in Albanien und Montenegro. Zum Problem der slavischalbanischen Sprachchronologie, in: Zeitschr. f. slav. Phil. 26 (1958) S. 301-324; Kogda slavjene vpervye zaselili Južnuju Istriju? in: Voprosy slavjanskogo jazykoznanija 4 (1959) S. 21-33; Bemerkungen über die vorslawischen Ortsnamen in Serbien, in: Zeitschr. f. slav, Phil, 28 (1960) S. 101-114; Geschichte der serbo-kroatischen Sprache (Wiesbaden i960), bes. S. 104-177: Über die Slawisierung Südosteuropas. - Auf eine Liste der zahlreichen, die Lehnnamen einschließenden Arbeiten zu den ONen Dalmatiens und der Adriainseln kann hier verzichtet werden. 12 Veselin Beševliev: Antičnata toponimija u nas kato istoričeski izvor, in: Izvestija na Instituta za balgarski ezik, kn. III (1954) S. 341-355. - Die von dem Bulgaren Stojan Romanski durchgeführte Analyse von Lehnnamen in Makedonien ist heute weitgehend überholt: Imenata na nekoi makedonski gradove, in: Makedonski pregled V/2 (1929) S. 78-84; V/3 (1929) S. 71-76; V/4 (1929) S. 63 ff.; VI/2 (1930); S. 1-6; VII/1 (1931) S. 1-6.

A IV. 3. Albanien und Rumänien

31

Vorgang der Slawisierung des Subkontinentes geworfen haben. Gewiß wurden einige konstruktive historische Schlüsse aus dem Sprachmaterial gezogen: etwa zur Reichweite der frühen Slawenausbreitung im Nordwesten, zur Konkurrenz von slowenischer und kroatischer Siedlung in Istrien sowie über die Priorität der Slawen vor den Albanern in Albanien13. Aber andere nicht weniger wichtige Fragen blieben unbeachtet. Wenn man bislang auf eine Sichtung verzichtet hat, welche Namen die Slawen von Romanen oder Griechen, welche dagegen von Regionalbarbaren entlehnt haben, dann ließ man sich die wertvollsten Argumente für eine Lösung der Streitfrage entgehen, wieweit Romanisierung und Hellenisierung unter römischer Herrschaft zum Siege gelangten. Weiterhin fehlt es an einer systematischen Untersuchung jenes bedeutsamen Phänomens, auf das Duridanov 1968 hingewiesen hat: daß die Lehnnamen zu unterschiedlichen Zeiten zum Slawischen fixiert sein müssen.14 So lassen etwa Vardar 41.4.7. und Jerma 30.4. jene um a. 800 vollzogene Liquidenmetathese vermissen, die in Sredec 38.16.2., dem alten Namen von Sofia, und Labin, das ein antikes Albona fortsetzt, sowie in manchen anderen Ortsnamen vollzogen ist. Es sind die «Spätfixierungen», die uns erlauben werden, jene Orte und Räume zu bestimmen, in denen eine romanische oder regionalbarbarische Bevölkerung noch Jahrhunderte nach der slawischen Völkerwanderung die Mehrheit stellte (19.7. 19.21.).

3. A l b a n i e n und R u m ä n i e n : S i e d l u n g s k o n t i n u i t ä t z w e i e r V ö l k e r ? Albanien und Rumänien haben dies gemeinsam, daß die für beide Länder hochwichtige Zeugnisgruppe der alten Lehnnamen bisher weder von den albanischen noch den rumänischen Forschern mit der erforderlichen Gründlichkeit analysiert worden ist, obwohl die Überlieferung bequem zugänglich und das Material leicht überschaubar ist. Mehr oder weniger apodiktisch wird behauptet, das alte Namenerbe zeuge für eine seit der Antike ungebrochene Kontinuität beider Völker in ihren heutigen Heimaten oder widerspreche doch zumindest einer Kontinuitätsthese nicht. Die gewichtigen Einwände, die Forscher anderer Nationen gegen eine solche Auslegung der Lehnna13

14

Die Schlüsse, die Oeorgiev: Balg. et.S. 137-144 aus der Hydronymie auf die Slawisierung zieht, sind methodisch anfechtbar, s. o. 3.4. Anm. 12. Den eng begrenzten historischen Ertrag der bisherigen Forschung beleuchtet mittelbar und ungewollt Dimitär Angelov: Obrazuvane na bälgarskata narodnost (Sofia 1971). A. s. Buch, zu dessen zentralen Themen die «Bulgarisierung» Bulgariens gehört, greift auf namenphilologische Argumente nur selten (und wenn: mit zweifelhaftem Erfolg) zurück. So sollen S. 158 die Namen eine frühe und dichte Slawisierung großer Gebiete Bulgariens beweisen, während sie in Wirklichkeit für die lange Beharrung der Thraker südlich des Balkans zeugen. Ivan Duridanov: Slavizacija na predslavjanski geografski imena na Balkanski poluostrov, in: Slavjanska filologija 10 (1968) S. 133-141. Vgl. auch dens.: Vardar S. 291.

7. i

32

7.2.

7.3.

A IV. 3. Albanien und Rumänien

men vorgebracht haben, finde ich nirgends von den Verteidigern in sorgsamen, abwägenden Argumentationen widerlegt. Üblich ist statt dessen, die vorgetragenen Bedenken einfach zu übergehen oder unwirsch beiseite zu schieben. Meiner Auseinandersetzung mit dem Forschungsstand sei vorausgeschickt, daß ich mir aus dem Fach der Albanologie nur sehr wenig habe anlesen können und im Grunde lediglich hoffen darf, mit meinen beschränkt sachkundigen Überlegungen eine erneute Diskussion in Gang zu bringen. Lange Zeit galt die naheliegende, scheinbar selbstverständliche Ansicht, die Albaner mit ihrer offenbar «altbalkanischen» Sprache seien die Nachfahren der alten Illyrer 1 . Dann aber trat ein deutscher Forscher mit der Behauptung auf den Plan, erst eine mittelalterliche Zuwanderung aus dem Inneren der Halbinsel habe die Albaner nach Albanien gebracht. Dafür spreche in erster Linie, aber keineswegs allein, daß die Lehnnamen im Albanischen nicht diejenige Lautgestalt zeigten, die bei einer bis in die Antike zurückreichenden Kontinuität in albanischem Munde zu erwarten stünde 2 . Nachdem Weigands Ansicht zunächst das Feld beherrscht hatte, versuchte seit 1938 der führende Albanologe Albaniens, Eqrem Çabej, das Rad wieder zurückzudrehen: Die ältere Forschung und nicht ihr Kritiker Weigand habe recht gehabt. Eine Reihe von Ortsnamen bewiesen «gegen die bisher geltende Auffassung die Kontinuität des albanischen Elements in diesen Landen, seine Autochthonie mindestens seit der griechisch-römischen Epoche. Das albanische Sprachgebiet hat somit seit dem Altertum keine wesentliche Verschiebung erfahren, und was es in nachrömischer Zeit einbüßte,

1

2

Lit. zur Urheimatsfrage s. u. a. bei Zef Mirdita: Etnogeneza Albanaca, in: Enciclopedia moderna Jhrg. 5/13 (1970) S. 30-39. S. bes. Gustav Weigand: Sind die Albaner die Nachkommen der Illyrer oder der Thraker? in: Balkan-Adria 3 (1927) S. 227-251, hier S. 231-233; als erstes in der Reihe seiner Argumente: «Die lat. Ortsnamen zeigen nicht die alb., sondern die lat.-altdalmatische Lautgestalt.» Entsprechend etwa die Kritik an Georg Stadtmüllers «autochthonistischen» Forschungen zur albanischen Frühgeschichte (Budapest 1942) in: Archivum Europae Centro-Orientalis 7 (1941) Fase. 1-4 S. 1-19. Vgl. Th. Capidan in: Revista Fundatilor Regale 10 Nr. 3 (Bukarest Mai 1943) S. 253, wo ebenfalls der Ansatz von Georg Stadtmüller: Forschungen zur albanischen Frühgeschichte (Budapest 1942) in: Archivum Europae Centro-Orientalis 7 (1941) Fase. 1-4 S. 1-195 kritisiert wird. - Neuerdings plädiert bes. Vladimir Georgiev für Einwanderung, s. u. a. seinen Aufsatz: The earliest ethnological Situation of the Balkan Pensinsula as evidenced by linguistic and onomastic data, in: Aspects of the Balkans. Continuity and Change. Contributions to the Intern. Balkan Conf. . . . 1969 hg. von Henrik Birnbaum/Speros Vryonis Jr. (Haag 1972) S. 50-65, bes. S. 62: The lllyrian toponyms known front antiquity, e. g. Shkoder front the ancient Scodra . . ., Tomor from Tondros . . . have not been directly inherited in Albania. Nicht ausreichend abgestützt scheint mir G.s Annahme, das Alb. setze das Dako-Mös. fort, s. dens.: Introduzione alla storia delle lingue indeuropee (Rom 1966) = Incunabila Graeca Bd. 9 S. 154; ders.: Albanisch, Dakisch-Mysisch und Rumänisch, in: Balk. ezikozn. 2 (1960) S. 1-19.

Namenkontinuität bei den Albanern?

33

hat es im großen und ganzen später wieder gewonnen». 3 Zum alten Erbgut des Albanischen erklärte Çabej die Ortsnamen Arta 23.9.2 f., Drisht 26.1 A., Dures 26.10.5., Kunavljy, Lesh 32.3.3., Qafa e Prushit, Rush 37.4.6. «Ragusa», Shkoder 38.14.3., Shkup 38.13.5. «Skopje», die Flußnamen Buene 24.6.2., Drin 26.5.4., Ishm 29.3.3., Mat 33.5.3. und Shkumb 38.9.3. sowie den (von einem Flußnamen abgeleiteten) Regionsnamen Qamerie 39.9.3. und den Bergnamen Shar 38.5.2. Zwei slawische Ortsnamen in Jugoslawien, Niš 36.6.4. und Štip 38.18.3., setzen albanische Vorformen voraus. 4 Es scheint, daß die albanischen Philologen und Historiker - und zwar in Jugoslawien ebenso wie in Albanien - heute so ziemlich geschlossen an die Seite Çabejs getreten sind und die Kontinuitätsthese verteidigen 5 . Sobald man freilich versucht, diese Auffassung, die mittlerweile so viele begeisterte Anhänger gefunden hat, durch eine genaue Rekonstruktion der lautgeschichtlichen Namenstammbäume zu erhärten, dann landet man, wie bereits Ivan Popovic gezeigt hat, in Sackgassen. 6 Seine Argumentation habe ich, soweit meine beschränkte Kompetenz mir ein Urteil erlaubte, bestätigt gefunden, ja ich kann sie durch neue Gesichtspunkte ergänzen. Um den Mangel an Methode zu kennzeichnen, den es zu überwinden gilt, greife ich an dieser Stelle nur heraus, wie in Çabejs Ansätzen mit der Gruppe sk und dem Laute š umgegangen wird. Shkoder 38.14.3. und Shkup 38.13.5. sollen altes albanisches Namenerbe sein, obwohl in genuin-albanischem Wortgut doch sk- vor dunklem Vokal heute zu h- gewandelt erscheint. Eine andersartige Regelabweichung nimmt Çabej für Shar 38.3.2. an, das ebenfalls Albaner aus dem antiken Skardon fortentwickelt haben sollen. Während damit unterstellt wird, die Albaner hätten sk vor a, o, u in Namen, anders als in ihren Appellativen, als shk bewahrt oder zu sh

3

4

3

6

Eqrem Cabej: Zur Charakteristik der lateinischen Lehnwörter im Albanischen, in: Revue de linguistique7(1962)S. 161-199 (S. 162 f.). Ähnlich bereits von dems.: Le probleme du caractere autochthone des Albanais à la lumiere des noms de lieu, in: Buletin i Universitetit Shteteror te Tiranes. Seria Shkencat Shoqerore 1938 H. 2 S. 38 ff. Ebd. und in seinen Beiträgen: Die ältesten Wohnsitze der Albaner auf der Balkanhalbinsel im Lichte der Sprache und der Ortsnamen, in: VII. Congresso Internationale di Scienze onomastiche. Atti e memorie del Congresso della sezione toponomastica Bd. 1 S. 241-251 (S. 247); L'illyrien et l'albanais, in: Les Illyriens et la genese de l'Albanie. Travaux de la session du 3-4 mars 1969, hg. v. d. Universite de Tirana, Inst, d'hist. et de linguistique (Tirana 1971) S. 42-52 (S. 45); ders.: in: Buletin i Universitetit Sheteror te Tiranes (Seria Shkencat Shoqerore) 11 (Tirana 1958) S. 65. S. etwa die Tagungsreferate in dem Sammelband: Les Illyriens et la gen. Weiterhin Mirdita: Etnogeneza; ders.: Genesi del popolo albanese, in: Revista di studi e ricerche della Cassa di risparmio di Calabria e di Lucania 12 (Juli-Sept. 1977) S. 57-70; Skender Gashi: La toponymie antique et le probleme de l'autochthonie des Albanais. Resultats et problemes, in: Onomastica Jugoslavica 6 (1976) S. 115-125. Ivan Popovič: Slawen und Albaner in Albanien und Montenegro. Zum Problem der slawischalbanischen Sprachchronologie, in: Zeitschr. f. slav. Phil. 26 (1958) S. 301-324.

7.4.

34

7.5.

7.6.

A IV. 3. Albanien und Rumänien

fortentwickelt, möchte ich behaupten, daß in allen Fällen, wo sk in der genannten Position kein h ergeben hat, auch kein altes albanisches Traditionsgut vorliegt. Wäre Naissus über albanische Vermittlung zu den Slawen gelangt, dann hätte sich kaum ein i, wie es in Niš 36.6.4. vorliegt, ergeben können. Ja, wer Niš als Indiz für eine Weitergabe durch Albaner versteht, der müßte konsequenterweise auch rum Timis 39.3., Cris 31.14., Mures 33.7. und Samos 38.2. aus dem Albanischen herleiten, womit der «Panalbanismus» wohl ad adsurdum geführt wäre. In Wirklichkeit dürfen Niš, Nišava und die vier letztgenannten Flußnamen ihr š dem uralten ostindogermanischen Wandel von s zu einem š verdanken, der nach (und anderen Lauten eintrat und gewiß viel älter ist als der albanische Übergang von s zu sh. Warum -s- in alb. Vjose 41.5.7., dem Namen des größten Flusses von Südalbanien, gerade nicht, wie es für eine seit alters in albanischem Munde bewahrte Lautung zu erwarten stünde, zu -sh- gewandelt erscheint, hat Çabej überhaupt nicht erörtert: etwa deshalb, weil er auf der Basis der Kontinuitätsthese nicht zu erklären wußte, wieso -s- hier von der Verschiebung von s zu sh verschont blieb? Mein Fazit: von allen Namenformen, die bisher als Zeugnisse albanischer Siedlungskontinuität in Anspruch genommen wurden, erweist sich lediglich eine als taugliche Stütze. Es ist dies der Name der Stadt Štip an der Bregalnica, die den Slawen sehr wohl unter einer albanischen (und zwar gegischen) Lautgestalt bekanntgeworden sein könnte. Für Albanien komme ich zu demselben Ergebnis wie Weigand und Popovič: Hier sind die Albaner vermutlich erst in nachantiker Zeit und zwar später als die Slawen eingewandert. Aber nun zu Rumänien, das trotz seiner Größe eher weniger Namen birgt, die bereits aus der Antike stammen, als Albanien. Hier herrschen ungünstige Erhaltungsbedingungen (3.3.). Kommt hinzu, daß die antike Literatur verhältnismäßig wenige Informationen über das von Rom und Griechenland weit abgelegene Dakien enthält. Deshalb gibt es nur für zehn Flüsse (Alt 23.6., Ampoi 23.7., Arges 23.12., Birzava 24.5., Cerna 25.1., Kreisch 31.14., Mieresch 33.76., Pruth, Sereth 38.7. und Temesch 39.3.) und natürlich für den rumänischen Laufabschnitt der Donau 26.3. vormittelalterliche Namenbelege7. Einige weitere Toponyme nehme ich aus einem größeren Schatz von 8 Bildungen, für die sich ebenfalls hohes Alter vermuten läßt , hinzu: die Flußnamen Samosch 38.2., Kokel 31.9., Schill (Jiu) 38.5. und Vedea 41.6., den Ortsnamen Abrud

1

8

Die Zeugnisse sammelten János Melich: A honfoglaláskori Magyarország (Budapest 1925); Nicolae Drăganu: Românii in veacurile IX-XIV pe baza toponimieişia onomasticei (Bukarest 1933). In ihren philologisch-historischen Auswertungen sind beide Werke heute überholt. S. die Liste von Cicerone Poghirc, in: Istoria limbii române, [hrg. v.] Academia Republicii Socialiste România, Bd. 2 (Bukarest 1969) S. 356-361. Zu streichen sind hier wohl das - nach Auskunft von Virgil Ciocîltan aus dem Türk. entlehnte - Hîrsova und die Drencova, die sich gewiß als eine slawische Prägung erklärt.

Der Streit über die ältesten Namen Rumäniens

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23.1. und den Gebirgsnamen Bihar 24.4. Bemerkenswert ist, daß von den in größerer Zahl als antike Flußnamen des gleichen Bereichs überlieferten dakischen Ortsnamen kein einziger im Gebrauch blieb und daß sich unter den slawischen Neubenennungen auch Flüsse von über 300 km Länge finden. Insgesamt ist damit zu rechnen, daß mit dem Rückzug der Römer aus Dakien die städtische Siedlungsform schon bald verschwand und größere Teile des östlichen Rumäniens, die dem Durchzug von Erobererstämmen besonders ausgesetzt waren, zeitweilig weitgehend entvölkert lagen (3.3.). Die Lehnnamen Rumäniens sind zu einem Zankapfel geworden, der aus dem Zusammenhang der hauptsächlich zwischen Ungarn und Rumänen ausgefochtenen Kontroverse verstanden werden muß, ob es eine Kontinuität romanischer Besiedlung nördlich der unteren Donau gibt, die das lange Intervall zwischen der Räumung Dakiens durch Aurelian a. 271 n. Chr. und dem 12.-13. Jh. überbrückt, als in den Quellen für den Osten des ungarischen Königreiches Rumänen auftauchen.' Nach einem Sammelwerk über die Geschichte Rumäniens, das über das Problem der Rumänensitze in Spätantike und Frühmittelalter die in Rumänien herrschende Meinung ziemlich getreu wiedergeben dürfte, soll die Toponymie, zusammen mit anderen Überlieferungssparten wie etwa der Archäologie, für eine Kontinuität sprechen10. Die entgegengesetzte Ansicht vertritt die «Ungarische Schule», deren gewichtigster namenphilologischer Beitrag zur Geschichte Rumäniens aus der Feder von Istvän Kniezsa stammt11. Kniezsa beschränkt seine Analyse auf Flüsse und längere Bäche, also auf dasjenige Material, dessen zeitliche Schichtung sich am geschlossensten rekonstruieren läßt, und zugleich auf die Landschaft Siebenbürgen. Damit konzentriert er sich auf jenen Teil der ehemaligen Provinz Dakien, in dem die Rumänen zum leichtesten einer Ausrottung oder Assimilierung durch Eroberervölker hätten entgehen können 12 . Das historische Ergebnis seiner philologischen Siebung ist, daß die Ungarn im 10. Jh. an den Rändern des Berglandes slawische Siedler antrafen, während sie im Inneren ein weitgehend entvölkertes Gebiet besetzten. Die Rumänen, die erst n a c h der ungarischen Landnahme einsickerten, übernahmen die Toponymie, die sie vorfan-

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Zu der in der rumän. Historiographie bereits in ihren frühneuzeitlichen Anfängen fixierten Überzeugung, das Rumänentum müsse sich vor allem nö. der unteren Donau forterhalten haben, s. Adolf Armbruster: La romanite des Roumains. Historie d'une idee, franz. von Cireaşa Grecescu (Bukarest 1977) = Bibliotheca historica Romaniae. Monographies Bd. 17. 10 In der repräsentativen, von der Akad. der Wiss. hg.: Istoria României Bd. I Comuna primitivă. Sclavagismul. Perioada de trecere la feudalism (Bukarest 1960) S. 786-788: Argumentele toponimice. - Das wohl einzige neuere Plädoyer eines Rumänen gegen die Kontinuitätsthese erschien unter Pseudonym im Ausland, s. Andre Du Nay: The early history of the Rumanian language (Lake Bluff, 111. 1977). " Stefan Kniezsa: Die Gewässernamen des östlichen Karpatenbeckens, in: Ungarische Jahrbücher 23 (1943) S. 187-235. 12 Ebd. S. 78.

7.7.

7.8.

36

7.9.

A IV. 3. Albanien und Rumänien

den. Nur in einem Falle - der Tirnava 31.9.5. «Kokel», die von ung. Kükülõ absticht adoptierten sie für einen größeren Fluß die slawische, nicht die ungarische Lautung. Die Namen für Samosch, Mieresch, Kreisch und Temesch müssen dagegen aus dem Altmadjarischen ins Rumänische umgesetzt worden sein. Den frontalsten Gegenangriff gegen diese Auffassung finde ich in zwei Stellungnahmen von Cicerone Poghirc: Die alten Erbnamen in der rumänischen Hydronymie seien von den Rumänen nicht erst in nachantiker Zeit entlehnt worden, sondern stellten Übernahmen aus der Zeit der römischen Herrschaft dar, die seitdem eine völlig lateinische Entwicklung durchgemacht hätten. Der Abfall der Endkonsonanten,der i>e-Wandel (in Mureq 33.7.6., Argeº 23.12.6.), der Übergang von š zu s und von -onzu -un- in Dunäre 26.3.5. «Donau» seien in keiner anderen Sprache regelrecht als eben 13 im Rumänischen . Auf eine dakoromanische Kontinuität weise auch, daß dem -a- der antiken Belege Marisia u. ä. 33.7. 1.-3. in Moreº, Mureº 3.7.6. ein o bzw. uo-Wandel liege wohl nicht zugrunde, da dieser in der etymologisch wahrscheinlich verwandten Marica 33.4.6. in Bulgarien gar nicht vollzogen sei. Im Rumänischen jedoch fehle es nicht an Beispielen für einen mundartlichen Wandel von a,ă zu o,u: fomeie, fumeie begegnen etwa neben fămeie, muma neben mama.14 Was damit schlüssig bewiesen wird, ist freilich etwas ganz anderes, als was bewiesen werden sollte. Hier zeigt sich nämlich eindeutig, daß die rumänische Forschung, obwohl sie über so Fähige Köpfe wie gerade Poghirc verfügt, es bis heute verabsäumt hat, ein so wichtiges Material wie die Lehnflußnamen Buchstabe für Buchstabe sorgfältig zu analysieren und durch unvoreingenommene Rekonstruktionsversuche herauszufinden, welcher der theoretisch denkbaren Wege, die zu den heutigen Formen geführt haben könnten, am ehesten tatsächlich durchlaufen wurde. Wer das nachholt, dem wird aufgehen, daß -ş ( = š), der Ausgang von Someş(ul), Criş(ul), Mureş(ul), Timiş(ul) und Argeş(ul) - also das auffallendste Gruppenmerkmal in dem kleinen

13

14

Cicerone Poghirc: L'hydronymie roumaine, in: Balk. ezikozn. 17 (1974) S. 35-63 (S. 36 f.); s. dort auch: «aucun fait ne contredit l'heritage direct des hydronymes daco-getiens en roumain». - Eine Zusammenstellung der angeblich für die Kontinuitätsthese sprechenden Namen gibt Aurelien SacerdoŃeanu: Considerations sur l'histoire des Roumains en Moyen-Age, in: Melanges de l'Ecole Roumaine en France (Paris 1928) S. 103-245 (S. 202-215). - Daß ung. Körös, dt. Kreisch nur aus einer rum. Vorform erklärt werden könne, behauptete Th. Capidan: Simbiosa albano-română şi continuitatea Românilor in Dada, in: Revista Fundatiilor Regale 10 Nr. 5 (Bukarest 1943) S. 268 f. Nur im Rum. habe sich thrak. gr- zucr-entwickelt. Der Beleg Gresia bei Jordanes, aufgrund dessen er von Gr- ausgeht, ist aber im Anlaut gewiß verschrieben. Auch nichtrum. Forscher haben Ortsnamen als Stütze der Kontinuitätsthese aufgeboten, s. etwa Ernst Gamillscheg in seinen: Gesammelten Aufsätzen Bd. 2 (Tübingen 1962) S. 224. Cicerone Poghirc in: Revue d. et. sud-est-eur. 1 (1963) H. 1-2 S. 191.

Kritik an Poghirc

M

Bestand der sicheren «Uralt-Namen» des Ostkarpatenraums - nicht, wie Poghirc behauptet, aus dem rumänischen Wandel von s zu š vor i und e herrühren kann. Denn die Lateiner trafen ja nicht mehr den Ausgang -sios an, der den Urprägungen eigen war, sondern die Nachfolgelautung -ssos, die im Dakoromanischen nicht zu -š weiterentwickelt werden konnte. Ja, die Slawen haben die genannten Flüsse, soweit feststellbar, bereits unter š-Lautungen kennengelernt: zur gleichen Zeit, als sie nach Ausweis ihrer Namen für Sirmium und Serres einen romanischen Sprachstand antrafen, der s vor e/i noch nicht zu š gewandelt hatte. Das Phänomen, aus dem Poghirc ein Kontinuitätsargument herauslas, spricht also gerade g e g e n die Kontinuität (17.9.2.). Zum Vokalismus von Mureº: -a- in madj. Maros ergab sich erst aus einem spätmittelalterlichen Lautwandel. Die ältere ungarische Überlieferung zeigt statt dessen -o-. Dieses -o- übernahmen die Madjaren gewiß im Kontext der slawischen Form, die nach Ausweis von serb. Moriš- eben doch am slawischen a > o-Wandel von etwa a. 800 teilgenommen hat. (Slawische Lehnlautungen wie Marica, die als «Spätfixierungen» gemäß 19.3.3. diesen Wandel vermissen lassen, kommen durchaus vor, dürfen aber nicht zum Regelfall erhoben werden.) Viel wahrscheinlicher, als daß sich -u- in Mureº, wie Poghirc wollte, aus einer lediglich mundartlich und zwischen zwei Lippenlauten bezeugten Entwicklung im Rumänischen erklärt, ist nach allem, daß in die Geschichte von Mureº eine slawische Zwischenetappe eingeschaltet war, auf deren Konto der Wandel von a zu dem von Mureº vorausgesetzten o geht. Auch der Vokalismus dieses Stromnamens dürfte also eher gegen als für die Kontinuitätsthese zeugen. Übrigens werden die lautlichen Schwierigkeiten, die sich aus der Annahme ergeben, die rumänischen Namen für die großen Gewässer des Landes seinen - seit der Entlehnung durch die Römer - stets nur von Lateinern an Lateiner weitergegeben worden, von anderen rumänischen Forschern keineswegs so schlankweg geleugnet wie von Poghirc. Namentlich die Beobachtung, daß rum. Olt 23.6.8. und Someº 28.2.4. ein o, Mureº dagegen ein u (< o) zeigen, wo bei lateinischer Kontinuität ein a bzw. (vor m) ein fzu erwarten stünde (17.9.4.), hat manche Gelehrte die Alternative erwägen lassen, ob die rumänischen Formen nicht Rückentlehnungen aus der Sprache eines frühmittelal15 terlichen Nachbarvolkes seien . Freilich tippten die rumänischen Philologen - im Gegensatz zu ihren ungarischen Kollegen - durchweg nicht auf madjarische, sondern auf slawische Muster, in denen der slawische a>o-Wandel vollzogen gewesen sei16. 15

16

Z. B. Sextil Puşcariu: Le rôle de la Transylvanie dans la formation et l'evolution de la langue roumaine, in: La Transylvanie. Ouvrage publ. par l'Inst. d'hist. nat. de Cluj (Bukarest 1938) S. 37-69 (S. 40); Capidan: Simbiosa S. 268 f.; 1.1. Russu: Elemente autohtone in limba română. Substratul comun româno-albanez (Buk. 1970) S. 61; Emil Petrovici: Toponymie et histoire, in: Revue roum. d'hist. 4 (1965) S. 3-13 vermutet S. 8 einen a>o-Wandel im Dako-Mös.; für Siret, Prut, Birzava und Cerna erkennt er slaw. Vermittlung an. Entsprechend Gustav Weigand: Ortsnamen im Ompoly- und Arányos-Gebiet, in: BalkanArchiv 1 (1925) S. 1-42 (S. 36 zu ungar. Ompoly, rum. Mureº).

7.10.

38

7.11.

A IV. 3. Albanien und Rumänien

Dabei übersah man, daß die slawischen Lautwandlungen, die bis etwa a. 800 fixiert wurden, sich in denjenigen Lehnflußnamen der Slawen, die sich für südosteuropäische Bergregionen (mit Ausnahme der Ostalpen) nachweisen lassen, gar nicht niederzuschlagen pflegen, da in diesen Gebieten eine frühe Lehnfixierung durch ein langandauerndes Übergewicht der Vorbevölkerung verhindert wurde. Außer acht blieb weiterhin, wieso ins Deutsche eine Lautung Alt 23.6.6. eingehen konnte, die sich durch ihren Anlaut A- von rum. Olt abhebt. Nach meinem Urteil ist dieses Faktum durch den Umstand bedingt, daß die Deutschen den Namen dieses Flusses noch vor den Rumänen entlehnt haben: zu einem Zeitpunkt, als der madjarische a > o-Wandel des 12./13. Jh.s noch nicht eingetreten war. Insgesamt kann man den rumänischen Befund erst dann plausibel machen, wenn man mit m a d j a r i s c h e n Vorformen rechnet. Kniezsa läßt sich mit Hilfe einer genaueren Analyse der philologischen Daten nicht nur bestätigen, sondern in einem Punkte noch ergänzen. Der ungarische Gelehrte hat offengelassen, wer - wenn schon nicht Rumänien - seine Lautungen für die siebenbürgischen Hauptflüsse an die Madjaren weitergegeben haben könnte". Waren es Türkstämme, die Kniezsa vielleicht aus madjarischer Affinität zu den Turaniern - gelegentlich in Transmissionsfolgen von Namen einbaut, obwohl die Reiternomaden ein Bergland wie Siebenbürgen gewiß gemieden haben?18 Oder aber Slawen, für deren frühe Präsenz es in Inner-Siebenbürgen nur wenig alte Namenanhalte gibt? Ausgeklammert blieb die dritte Lösung, daß die Ungarn noch eine dakische Restbevölkerung angetroffen haben. Eben diese bislang außer Betracht gebliebene Möglichkeit soll im folgenden Buche zur Diskussion gestellt werden (19.23.). Wo die rumänische Forschung in Erwägung zog, die Dakoromanen könnten slawische Flußnamenformen rückentlehnt haben, da wurde zugleich bestritten, daß diese Eventualität gegen eine Kontinuität ausgespielt werden dürfe. Die - eine Übernahme slawischer Formen für alte Lehnnamen einschließende - Tatsache, daß slawische Toponyme in ganz Rumänien vorkommen, erklärt ein bereits zitiertes, für die Kontinuitätsfrage engagiertes Sammelwerk" mit der These, die Dakoromanen könnten von der Welle der eindringenden Slawen zeitweilig in Rückzugspositionen abgedrängt worden sein, aus denen sie dann später in ihre vorübergehend preisgegebenen älteren 17

Kniezsa: Gewässern. S. 71. Türk. Vorforrnen behauptet K. ebd. S. 212 Nr. 623; 216 Nr. 712 (?); 224 Nr. 91 wenig überzeugend für drei siebenbürg. Gewässernamen. - Zum (geringen) Türk-Einschlag im FIN-schatz Rumäniens s. Poghirc: L'hydron. S. 41. - Sogar germanische Vermittlung ist für Theiß, Samosch, Kreisch, Mieresch und Temesch angenommen worden, s. Constantin C. Diculescu: Die Gepiden (Leipzig 1922) S. 81-11. Diese unbegründete Annahme kritisierte Moor: Ung. FINen S. 444. " Constantin Daicoviciu, Emil Petrovici und Gh. Stefan in den von der Rumänischen Akad. d, Wiss. hg. Istoria Rominii Bd. I Comuna primitivă. Sclavagismul, Perioda de trecere la feudalism (Bukarest 1960) S. 60 f.

18

Stromnamen-Neuentlehnung bei Siedlungskontinuität

39

Sitze zurückströmten 2 0 . Verwiesen wird auf das Vergleichsbeispiel der Griechen im frühmittelalterlichen, zeitweilig stark slawisierten Griechenland. Ein anderer Autor vermutet statt dessen, in Rumänien habe sich ähnliches abgespielt wie auf der Iberischen Halbinsel, wo - von einem nördlichen Streifen abgesehen - die Rückentlehnungen aus dem Arabischen in der Tat den Fluß- und Stadtnamenschatz der Romanen dominieren 2 1 . Ich würde es begrüßen, wenn derartige komparatistische Überlegungen in Zukunft vermehrt und noch detaillierter angestellt würden 2 2 . Freilich möchte ich vermuten, daß sie mitnichten die These der rumänischen Forschung bestätigen werden, auch die Toponymie spreche bei kritischer Prüfung für oder keinesfalls gegen die Kontinuität. Wer behauptet, ein Volk gebrauche die Namen der Hauptgewässer eines Gebietes, das es niemals preisgegeben habe, durchweg nur in rückentlehnter Gestalt, der sollte sich darüber im klaren sein, daß er auf komplizierte und zunächst einmal wenig plausible Art einen Befund auslegt, den man viel einfacher und einleuchtender erklären kann. Im Normalfall ist ein Volk, das die Namen für große Flüsse entlehnte, in dem Territorium, in dem diese Flüsse fließen, nicht alteingesessen, sondern zugewandert 2 3 . U n d es bedürfte ähnlich starker Gründe, wie sie sich vielleicht für Spanien und Portugal aufbieten lassen, um die konsequente Auswechselung einer ererbten Nomenklatur trotz nie unterbrochener Anwesenheit im Umkreis der benannten Örtlichkeiten verständlich zu machen. 2 4 Wenn in diesem Buch die vieldiskutierte «Kontinuität» der Albaner und Rumänen in Frage gestellt wird, dann bitte ich mir zu glauben, daß mich ein streng fachlichantiquarisches und beileibe kein politisches Interesse leitet. Mit Rumänen und Ungarn verbinden mich gleich herzliche Beziehungen. Den bis heute nicht beigelegten Streitigkeiten, welches Volk auf welches Gebiet des Südostens begründeten Anspruch erheben kann, stehe ich (glücklicherweise) als gänzlich unparteiischer Ausländer gegenüber.

20 21

22 23

24

Ähnlich Puşcariu: Transylv. S. 40 f. Sextil Puşcariu: Die rumänische Sprache. Ihr Wesen und ihre volkliche Prägung, dt. von Heinrich Kuen (Leipzig 1943) S. 389. Zur Iberischen Halbinsel s. u. 12.4. Puşcariu: Transylv. S. 41 f. nahm offenbar an, die Nomenklatur des slaw. Herrschaftsvolkes habe, da «offiziell», politisch sanktioniert, das Übergewicht über das angestammte Namenformgut der Rumänen erlangt. «La population ancienne accepte la nouvelle denomination officielle donnee par les conquerants.» «Offizialität» setzt aber eine stabile politische Ordnung voraus, die für den rum. Raum während der Völkerwanderungsjahrhunderte wenig wahrscheinlich anmutet. Erhärtet scheint mir der von P. angenommene Vorgang innerhalb des Namenmaterials, das dieses Buch auswertet, nur für slowen. Mura 33.10.4. und Donav 26.3.12. In beiden Fällen wurde bezeichnenderweise die Form des (dt.) Herrschaftsvolkes nicht vollständig rezipiert, sondern lediglich eine Teilanlehnung an ererbte slaw. Formen an dt. Muster vollzogen. Nicht teilen kann ich die Ansicht von Petrovici: Topon. S. 3:«En general, on a exagere la valeur des toponymes en tant que documents historiques.»

7.12.

40

A IV. 4. Nordgriechenland

Und aus meinem Abstand heraus kann ich nur den Kopf schütteln, wenn Menschen des 20. Jh.s den Bevölkerungsverhältnissen der Antike und des Mittelalters eine Relevanz für Selbstbehauptung und Selbstbewußtsein von gegenwärtigen Nationen zuschreiben wollen. Ich möchte hoffen, daß nach einem Menschenalter der stabilen Grenzen die Zeit für eine neue, sorgfältig abwägende und Alternativen unvoreingenommen durchspielende Diskussion herangereift ist. Doch mischt sich in diese Hoffnung ein Quentchen Skepsis und Besorgnis, weil ich als Historiker nur zu gut weiß, wie wenig mit Argumenten auszurichten ist, sobald nationale Emotionen ins Spiel kommen.

4. N o r d g r i e c h e n l a n d : V e r n a c h l ä s s i g t e Z e u g e n 8.1.

Es ist nur natürlich, daß der Namenschatz eines Landes zum größten Teil von Bürgern des gleichen Landes erforscht wird. Und wenn Nordgriechenland sich als das Gelände erweist, in dem die Lehnnamenforschung weiter zurück ist als in jedem anderen Teil Südosteuropas, dann hat das mit einem eigentümlichen Desinteresse der Griechen an jenen Fragenkomplexen zu tun, die in diesem Buch entwirrt werden sollen 1 . Es scheint mir kein Zufall, daß die ganz ungriechische, auf die sprachliche Fortdauer einer regionalbarbarischen Bevölkerung deutende Entwicklung des antiken Flußnamens Arachthos zum heutigen Arta nicht von einem Griechen, sondern von Çabej beobachtet wurde, der - wie ich meinen möchte: zu Unrecht - folgerte, sein eigenes Volk, die Albaner, sei (unter anderem) in Epirus altbodenständig. Der griechischen Forschung lag die Prämisse näher, die Epiroten, Makedonen und Südwestthraker hätten in Anpassung an die überlegene hellenische Kultur schon früh die hellenische Sprache adoptiert, ja zumindest das Makedonische sei von vornherein nur ein Zweig des Griechischen gewesen 2 . Daß der größere Teil Griechenlands einmal von 1

2

Daß sich in der griech. Forschung Beiträge zur Lehnnamenproblematik finden, die mir entgangen sind, kann ich nicht ausschließen. Eben weil ich - aufgrund eines kaum zufälligen Eindrucks - annehmen mußte, daß meine griech. Kollegen an anderen Fragen des 1. Jahrtausend interessiert sind, als ich sie behandele, bin ich mit dem Forschungsstand für Nordgriechenland weniger vertraut geworden als für die anderen Regionen Südosteuropas. S. dazu u. a. O. N. Hatzidakis: Zur Abstammung der alten Makedonier. Eine ethnologische Studie (Athen 1897); V. Colocotronis: La Macedonie et l'hellenisme. Etude historique et ethnologique (Paris 1919); Jean N. Kalleris: Les anciens Macedoniens. Etude linguistique et historique Bd. 1 (1954); Apostolos B. Daskalakis: The hellenism of the ancient Macedonians (Saloniki 1965). - Wie stark moderne Nationalismen in die Beurteilung einer fernen Vergangenheit hineinspielen, zeigt sich etwa darin, daß die gegenteilige Ansicht, die Makedonen seien ein nichtgriech. Volk gewesen, besonders unter bulg. Forschern Anklang gefunden hat, s. etwa G. Kazarow: Observations sur la nationalite des anciens Macedoniens, in: Revue des etudes grecques XXIII (1910) S. 243-254, und von der griech. Forschung nicht zuletzt als «bulg. These» bekämpft wird. Vgl. dazu unten 16.6.-6a.

Slawische Entlehnungen von Romanen

41

Slawen durchdrungen gewesen war und erst im Zuge einer Wiederaufrichtung byzantinischer Herrschaft erneut hellenisiert wurde, schien seit der Empörung, die Jakob Philipp Fallmerayers provozierende Thesen ausgelöst hatten, für die Griechen in der Regel unnachvollziehbar. Und es war denn auch bezeichnenderweise kein Grieche, sondern ein Ausländer, der den starken slawischen Anteil am griechischen Ortsnamenschatz in einer gediegenen Arbeit nachwies 3 . Das von Vasmer entworfene Bild ist trotz der Bemühungen von Zakythenos, die Zahl der von Vasmer als slawische Bildung beanspruchten Ortsnamen zusammenzustreichen 4 in seinen Grundzügen wohl Gemeingut der heutigen internationalen Wissenschaft geworden. Während die griechischen Philologen und Historiker von einer Defensivhaltung geprägt scheinen, die sie unsensibel für die Aussagekraft von Lehnnamen und ihre gelegentlich ungriechischen Lautentwicklungen machte 5 , war von der rumänischen Forschung zu erwarten, daß sie sich zumindest für e i n e n Aspekt der Lehnnamenproblematik auf griechischem Boden interessieren würde. Der bislang beste Kenner des Aromunischen, Theodor Capidan, hat den Namenschatz dieses südlichsten Zweiges des Rumänentums nach alten Erbstücken durchsucht 6 . Während die Aromunen für die Städte und Flüsse solcher Regionen, in denen ihre Anwesenheit zumindest seit dem 10. Jh. nachweisbar ist, in der Regel Formen benutzen, die - wie Bitolia 26.6.2. und Sear 38.8.3. «Serres» - eine Anpassung an jüngere slawische Lautungen verraten oder (wie Veles mit seinem nicht zu -r- übergegangenen -/- 41.8.4.) jene Wandlungen vermissen lassen, an denen sie bei Kontinuität in rumänischem Munde hätten teilnehmen müssen, setzen Săruna 38.1.6. und 8. «Saloniki», Lăsun 27.1.3. «Elasson» (in Thessalien) und den aromunischen, in den Varianten Băeása und Băiása 41.15.5. gebrauchten Namen des Flusses Vjose, eine lange, von außen unbeeinflußte Tradition voraus. Dabei übersah Capidan, daß ein gleiches auch für Flărina «Florina» gelten dürfte. Ja, weil er sich eine genaue historische Analyse des Lautbefundes ersparte, ging ihm nicht auf, daß jede der drei Altentlehnungen, die er zusammenstellte, recht unterschiedlich beurteilt werden muß. Während Säruna mit Eindeutigkeit aussagt, daß die Romanen diesen Stadtnamen nicht von den Slawen gelernt haben, sondern gerade umgekehrt für slaw. Solun eine romanische Vorform erschlossen werden kann, ist Băeasa kaum anders als eine - allerdings relativ frühe und nie wieder rückangelehnte

3

4

5

6

Max Vasmer: Die Slawen in Griechenland (Berlin 1941) = Abhandlungen der Preuß. Akad. d. Wiss. Jhg. 1941, phil.-hist. Kl. Nr. 12. Dion A. Zakythenos: Hoi Slavoi en Helladi. Symvolai eis ten historian tou mesaionikou hellenismou (Athen 1945). Es fehlt bezeichnenderweise auch an einer Untersuchung über die byz. - aus dem Slaw. entlehnte Nomenklatur für die unter Basileios II. rückeroberten Gebiete (20. l.-l 1.). Theodor Capidan: Aromänii: Dialectul aromän. Studiu linguistic (Bukarest 1932); im gleichen Sinne etwa von dems.: Simbiosa albano-română şi continuitatea Românilor in Dacia, in: Revista FundaŃiilor Regale 10 Nr. 5 (Bukarest 1943) S. 260 f.

8.2

42

A IV. 4. Nordgriechenland

- Entlehnung aus dem Slawischen aufzufassen. Somit ist eine bis auf die Fluchtbewegung des 7. Jh.s zurückreichende romanische Kontinuität nur für Thessalien und einen Bereich gesichert, in dem man sehr genau von der Stadt Saloniki wußte. In Epirus sind die Aromunen, die eine slawische Vorbevölkerung angetroffen haben dürften, offenbar erst später eingesickert. 8.3.

Merkwürdig mutet an, daß die rumänische Forschung, die doch so emsig nach frühen Spuren des Rumänentums gesucht hat, eine Reihe von Namenformen außer acht ließ, die für sie von höchstem Interesse hätte sein müssen. Ich meine die Lautungen, unter denen die Städte Nordgriechenlands ins Slawische eingegangen sind. In nicht weniger als 6-7 Fällen - nämlich Devol 26.2.1., Bitolja(?) 24.6.2., Florina 27.6.1., Kastoria 31.6.2., Veria 41.9.3., Saloniki 38.1.6. und Serres 38.8.2. kann man mit triftigen Gründen wahrscheinlich machen, daß die slawischen Zuwanderer ihre Nomenklatur nicht aus dem Griechischen oder Regionalbarbarischen, sondern aus dem Romanischen bezogen haben. Das läßt für die Zeit, in der die Nordgrenze des Reiches zusammenbrach, auf einen breiten Zustrom von lateinischsprechenden Flüchtlingen in den Süden schließen. Wenn dieser wichtige Befund der rumänischen Forschung bislang nicht aufging, dann mag daran schuld sein, daß die romanische Präsenz hier nur mittelbar nämlich über slawische Zeugnisse erkennbar ist. Auf komplizierte Lehnnamen-Transmissionen aber ist die rumänische Forschung bislang wenig geeicht, weil sie die Erbnamen auf dem Boden Rumäniens, an denen man verwickelte Analysen hätte lernen können, nie ausgelotet hat. Vielleicht spielt auch mit, daß die rumänischen Historiker und Philologen bisher aus früher angedeuteten Motiven in der Regel mehr erpicht waren, eine romanische Kontinuität n ö r d l i c h der Donau als südlich des Stromes nachzuweisen.

8.4.

Was bleibt zu tun? Wir brauchen Namenbücher für die verschiedenen Regionen Griechenlands, die uns die historische Schichtung der Toponymie transparent machen. Welche antiken Namen erhielten sich durch? Und wer tradierte das Erbgut weiter? Wann und von welchen Völkern wurden neue Namen verliehen? Und wann wurden diese von den Griechen lehnfixiert? Ich möchte hoffen, daß die Mühe lohnt und das philologische Detail Licht auf Epochen der Geschichte Griechenlands werfen wird, die von den Quellen nur sehr unvollkommen erhellt werden.

A V. 1. Namengabe

4}

V. Typologie der Veränderung geographischer Namen 1. N a m e n g a b e Jeder Name, den eine Örtlichkeit trägt, hat zum Anfang seiner oft Jahrtausende füllenden Geschichte einen Akt der Taufe. Längst im Dunkel der Vergangenheit untergetauchte Namengeber wählten ihn einmal aus, weil sie in einem neu betretenen Gebiet etwas benennen wollten, was ihnen als etwas Namenloses begegnete; weil sie ein Etikett für eine Neugründung brauchten oder aber: weil sie - aus Gründen, die sich nur selten rekonstruieren lassen - die Lust verspürten, eine ältere Benennung (etwa in einem eroberten Lande ein Stück aus der Nomenklatur der Vorbewohner) gegen eine neue Benennung auszutauschen. Eine solche N a m e n g a b e darf nicht etwa durchgängig, ja wohl nicht einmal in der Mehrzahl der Fälle mit N a m e n p r ä g u n g gleichgesetzt werden. Denn sehr oft griff man bei der Taufe nur in einen reichen Musterschatz von Toponymen, über die jedes Volk ebenso notwendig wie über einen Wortschatz verfügt1. Manchmal variierte man ein Muster, indem man sein Formans gegen ein anderes auswechselte, das in der Regel ebenfalls aus einem traditionellen Vorrat, gleichsam aus der Schublade von altherkömmlichen Versatzstücken der Toponymie, genommen war. Wer ein Grundwort und ein Formans, die beide wohlvertraute Traditionselemente darstellten, zu einer Kombination zusammenschob, die es bisher noch nicht gegeben hatte, bereicherte den Namenschatz um eine Neuschöpfung, hielt sich aber zugleich im Rahmen des Herkommens. Prägung und Wiederverwendung von Namen haben in der Toponomastik das Hauptinteresse der Forscher auf sich gezogen. Man rekonstruierte die ursprüngliche Lautgestalt, klärte die Etymologie und wies Dubletten sowie verwandte Bildungen (etwa Namen mit dem gleichen Grundwort, aber mit anderem Formans) nach. Zum Studium der Namenverbreitung gehört es, zeitlich und ethnisch geschichtete Namenlandschaften auszugrenzen. Dieser gleichsam klassischen Fragestellung der Namenphilologie gilt das Hauptinteresse des vorliegenden Buches gerade nicht. Denn die Lehnnamen, um die es gehen wird, waren ja bei der Aufrichtung der römischen Herrschaft, die den zeitlichen Untersuchungsrahmen nach unten begrenzt, in der Regel schon längst eingebürgert. Und um ihr Lautschicksal im ersten nachchristlichen Jahrtausend als Spiegel historischer Vorgänge zu interpretieren, braucht man im Prinzip nicht zu wissen, auf welche Prägung eine von den Römern angetroffene Lautgestalt zurückgeht und wie sie sich etymologisch erklären mag. Ja, wer sich nichts' vormacht, wird offen eingestehen, daß die Masse der altbalkanischen Siedlungsnamen 1

Dickenmann: Savesystem I S. 26: «Viele geographische Namen sind genau betrachtet nicht eigentliche Neubildungen (Neubenennungen), sondern sie beruhen vielmehr auf bloßer Namensübertragung.»

44

9.2.

A V. 1. Namengabe

und etwa die Hälfte der - spärlich überlieferten - Bergnamen gar nicht schlagend deutbar sind. Denn es handelt sich ja um Prägungen, in denen die Sprecher untergegangener Sprachen auf Inhalte Bezug nehmen, die wir nicht kennen und nur selten auf Grund topographischer Kenntnisse oder etymologischer Evidenz mit hinreichender Sicherheit erraten können. Günstiger liegen die Dinge lediglich bei den Namen für die größeren Flüsse. (Die in der Geschichte häufig nur kurzlebigen, ja für die Antike kaum bezeugten und in ihrer Lautentwicklung oft die Regel durchbrechenden Namen von Bächen und kürzeren Flüssen bis etwa 30-50 km Länge dürfen wir beiseite schieben.) Bei den längeren Flüssen handelt es sich um einen Bestand, der unter den Toponymen das größte Beharrungsvermögen aufweist und zudem einen viel transparenteren Sinnbezug erkennen läßt, als es anderweitig die Regel ist. Flüsse verweisen von einer gewissen Größengrenze an aufwärts in ihrer Benennung zumindest auf der ältesten südosteuropäischen Schicht - fast durchweg nicht auf spezielle Merkmale, sondern auf den relativ kleinen Vorrat der allgemeinen Eigenschaften von Flüssen: besonders «naß», «fließend», «gewunden», «rauschend»2. Nur scheinbar charakterisierend sind vermutlich «weiß» oder «schwarz» und, ganz selten begegnend, «rötlich»: Denn dabei handelt es sich vermutlich durchweg um auswechselbare Bezeichnungen für die Normaleigenschaft «silbrig», «glänzend». Bestimmten Geländebedingungen zugeordnet sind Namen wie Rabas 37.2., Jerma 30.4., Gail 28.1. und Schill 38.5., die »stürmisch», «wild» bedeuten dürften und naturgemäß unter Flüssen fehlen, die mit dem längeren Teil ihres Laufes durch Niederungen fließen. Dagegen bleibt die Bedeutung «sumpfig» den Gewässern der Ebene vorbehalten. Benennungen nach bestimmten Baumarten, die für slawische Umtaufen wie Ialomi(a, Dimbovi(a und Topolnica (3.3.) auf der Hand liegen, sind zwar auch für die älteste südosteuropäische Namenschicht behauptet worden. Doch ergab sich - wie mir scheint - in keinem Falle eine schlagende Deutung. Da nun, wie 10.7 f. auszuführen, das Lautschicksal der Namen für größere Flüsse in den meisten Fällen durchaus auf regelmäßigen Bahnen verlief, haben wir insgesamt günstige Bedingungen für den Versuch beisammen, für diesen Bereich der Toponomie jene unterste, alteuropäische Schicht freizulegen, die als das älteste sicher identifizierbare Stratum südosteuropäischer Namengeschichte gelten darf. 2

Südosteuropa fügt sich damit in die von Hans Krähe: Ortsnamen als Geschichtsquelle (Heidelberg 1949) S. 24 f. aufgestellte Norm ein: «Vorherrschend ist auf dieser frühen Stufe die bloße Benennung als , und nur hier und da wird einmal eine besondere Eigenschaft seines Laufes oder seines Charakters näher gekennzeichnet.» Das Wasser muß man dabei «sehr genau und mit geradezu noch naturhaftem Sinnen beobachtet haben . . ., ihm immer wieder neue Eigenschaften ablauschend, um es ständig mit abwechselnden Wasserwörtern zu benennen». Was K. als durchgehendes Merkmal der archaischen FINengebung in Anspruch nahm, war aber vermutlich nur für die größeren Gewässer typisch. Bäche und kleinere Flüsse dürften schon auf sehr früher Stufe charakterisierende Namen getragen haben.

Die Semantik der Flußnamen

45

Wenn es prinzipiell möglich erscheint, für die Mehrheit der uralten südosteuropäischen Gewässernamen mit hinreichender Sicherheit plausible indogermanische Urprägungen zu rekonstruieren, dann heißt das freilich noch nicht, daß sich damit auch eine für unsere Fragestellung s i n n v o l l e Aufgabe abzeichnet. Denn die Namengabe wird bei den größeren Flüssen, dem stabilsten Bereich der Toponymie, bereits lange Jahrtausende vor Beginn unserer schriftlichen Überlieferung und damit weit jenseits des historischen Horizontes erfolgt sein, in dem sich unsere Überlegungen bewegen sollen. Es lag zunächst nahe, die Etymologien gänzlich beiseite zu lassen und sich damit manchen dornigen Fragen zu entwinden. Die praktische Erfahrung im Umgang mit dem Material hat mich indessen bewogen, mein eigenes Analyseverfahren nicht durch eine allzu eng ausgegrenzte Zweckbezogenheit von dem in der Namenphilologie üblichen Vorgehen abzusetzen, das nun einmal auf die Freilegung der ursprünglichen, indogermanischen Lautungen orientiert ist. So erwies sich die Tiefenbohrung bis hinab zu den Urprägungen zugleich als ein Zugang zu der Entwicklung der altbalkanischen Barbarensprachen, die sich schon bei Einsetzen unserer Schriftzeugnisse weiter vom indogermanischen Lautstand abgelöst haben dürften, als man gemeinhin annimmt (11.2.-5.). U n d wenn es um eine Erklärung der umstrittenen Frage geht, ob sich, wie vermutet wurde, der š-Auslaut in den rumänischen Flußnamen Someº, Mureº, Criº und Timiº, als ein v o r

i gewandeltes s erklärt, dann wird es sich als nützlich heraus-

stellen, die Zeitebene der Urprägung, für die in der Tat mit -sjos bzw. -sios zu rechnen ist, von der - für die Entlehnung ins Lateinische wichtige

Zeitebene um Christi

Geburt zu scheiden, wo in der vorliegenden Position ein regionalbarbarisches sj längst durch Assimilation zu s geworden und -ss- n a c h i zu -šš- umgefärbt worden war (17.9.). Kurz: es empfahl sich aus recht verschiedenen Erwägungen, die einzelnen Namengeschichten in ihrer ganzen Länge freizulegen. Was fällt dabei - als bloße Nebenfrucht! - für die Untergliederung der alteuropäischen Hydronomie ab, über die wir noch viel zu wenig wissen? 3 Hatte es einmal einen großen Fortschritt bedeutet, daß Hans Krahe eine große Zahl archaischer Flußnamen von den historisch bezeugten Völkern wie Kelten, Illyrern und Germanen gelöst und einer voreinzelsprachlichen Schicht zugewiesen hatte, die er «Alteuropa» nannte 4 , so ist es nunmehr an der Zeit, für die Teilräume Alteuropas jene Besonderheiten herauszufiltern, die es neben den Gemeinsamkeiten eben auch gegeben hat. Meine Analysen bestätigten für den in diesem Buch untersuchten, die bereits in der Antike hellenischsprachigen Gebiete Griechenlands ausklammernden Teil Südosteuropas die These Georgievs, daß wir es mit einem Stück Alteuropas zu tun haben, in dem sich nirgendwo

3

4

S. dazu meinen gleichzeitig in den Indogerm. Forsch, erscheinenden Aufsatz: Alteuropas nordpontische Namenlandschaft, wo ich mich mit W. P. Schmid auseinandersetze. S. u. a. Hans Krahe: Die Struktur der alteuropäischen Hydronymie (Wiesbaden 1963) = (Hrsg.) Ak. d. Wiss. u. Lit., Mainz: Abhandlungen d. geistes- u. sozialwiss. Kl. 1962 Nr. 5.

9.3

40

9.4.

A V. 1. Namengabe

sichere Spuren einer vorindogermanischen Hydronomie abzeichnen5. Dagegen glaube ich nicht, daß sich die sprachliche Diskrepanz zwischen Ost- und Westbalkan, die Georgiev für die Ortsnamen aufzeigte, auch, wie er behauptete, in den (vermutlich sehr viel älteren) Namen der größeren Gewässer spiegelt. Wenn über die nordsüdliche Mittelachse des Subkontinents hinweg sich in der Tat nur spärliche Korrespondenzen nachweisen lassen6, dann besagt das kaum etwas. Denn würde man innerhalb der Ostund der Westhälfte nach Entsprechung zwischen Nord und Süd suchen, dann würde man eher noch weniger als zwischen West und Ost finden. Es gibt also auf der Ebene der hocharchaischen Hydronymie keine verläßlichen Argumente für den Ansatz zweier unterschiedlicher alteuropäischer Flußnamenlandschaften mit unterschiedlichen «Leitnamen». Ein Indiz, das den altgriechischen Sprachboden vom nördlich anschließenden Südosteuropa abhebt, ist das Genus der Flußnamen7. Die Maskulinnorm, die in der griechischen Hydronymie für die Wasserläufe aller oberen Größenordnungen gilt und nur die sehr kleinen ausspart, ist nämlich von Makedonien an nordwärts auf die g r ö ß e r e n Flüsse eingeschränkt, während auf der leider nur sehr gelegentlich von der Überlieferung erhellten - Ebene der kürzeren Gewässer mit einer Konkurrenz von weiblichen und männlichen Prägungen zu rechnen ist (14.20.). Da der Ansatz von *Awjā 41.15.2. und *Bhargalā 24.11.1.f. als archaische Namen für die 238 und 220 km langen Flüsse Vjose und Bregalnica unsicher bleibt, dürfte die Obergrenze der Verwendung von Hydronymen der ā-Klasse durch die 134 km lange Tara 39.2.1., einen Quellfluß der Drina, und durch die beim Eisernen Tor in die Donau mündende Cerna 25.1. (84 km) bezeichnet werden, während die Gurk 28.5. - ein 111 km langer Nebenfluß der Save, den Strabon als Korkoras verzeichnet - vielleicht bereits jenseits der Scheide zu jenem Zentraleuropa fließt, für das ein Nebeneinander von maskulinen und femininen Bildungen auf allen Ebenen der alteuropäischen Hydronymie bezeichnet 8 war . J

6

7

8

Vladimir Georgiev: Die Herkunft der Namen der größten Flüsse der Balkanhalbinsel, in: Balk. ezikozn. 1 (1959) S. 5-27; ders.: La toponymie ancienne de la Peninsule balkanique et la these mediterranienne = Linguistique balkanique 3 (1961) fasz. 1. Ders.: Thraceet illyrien, ebd. 6 (1963) S. 71-74; The earliest ethnological Situation of the Balkan Peninsula as evidenced by linguistic and onomastic data, in: Aspects of the Balkans: Continuity and change: Contributions to the Internat. Balkan Conference 1969, hrsg. Henrik Birnbaum/ Speros Vryonis Jr. (Den Haag . . . 1972) S. 50-65. S. dazu dens.: Die altgriechischen Flußnamen, in: Izsledvanija v cest na Akad. Dimitär Dečev . . . (Sofia 1958) S. 3-48. - Die Behandlung des Genusthemas durch Paul Kretschmer: Danuvius und das Geschlecht der altindogermanischen Flußnamen, in: Melanges linguistiques Holger Pedersen (Kopenhagen 1937) S. 76 87 befriedigt nicht und müßte dringend durch eine gründlichere, regional schärfer differenzierende Überschau ersetzt werden. Durch antike Belege erhärtet sind Femininprägungen außerdem für die Barbarina 24.6.1. > Bojana, Dierna 25.1.1.> Cerna und Kinna (ON) 25.4.1. > Cijevna. Heute untergegangene Bildun-

Das Genus der Flußnamen

47

Die eigentümliche Genusverteilung, die einen «balkanischen Block» von seiner nordwestlichen wie von seiner südlichen Nachbarschaft absetzt, verbindet ihn mit dem nordpontischen Streifen. Nur daß sich dort, in einem offenbar vom Donauraum her erschlossenen Siedlungsgebiet die Schichtung der Hydronymie den andersartigen hydrographischen Dimensionen anpaßte: in einem Gebiet, wo die großen Flüsse so viel länger waren, als man es (mit der einen Ausnahme der Donau) aus der früheren Heimat gewohnt war, dehnte man die «zweite Garnitur» für die auch Feminina in Frage kamen, auf Flüsse wie die Sula, Ros und Vorskla aus, die mit 353,346 und 464 km nach südosteuropäischen Maßstäben bereits zu den großen Flüssen gehörten9. Eine Brücke, die Südosteuropa mit Norditalien verbindet, könnte man in dem Befund erkennen, daß auch dort die Maskulina unter den langen Gewässern bei weitem überwiegen.10 Wenn aber die 310 km lange Adda (lat. Adua) seit alters ein Femininum ist, dann spiegelt sich darin die Zugehörigkeit zu einer anderen, von Südosteuropa klar geschiedenen Namenlandschaft Alteuropas. Die Genuserörterung liefert - obwohl sie strenggenommen den zeitlichen Rahmen überschreitet, den dieses Buch sich steckt - für eine unserer Erörterungen eine wichtige Hintergrundinformation. Wenn die Frage auftaucht, in welchen Gegenden Südosteuropas die Barbarenidiome ihre Wort- und Namenausgänge zu einem (in den Schriftzeugnissen als -a wiedergegebenen) Laut nivellierte (14.1.-24.), ergeben sich einfache und plausible Konturen erst dann, wenn man weiß, inwieweit für slawische Flußnamen femininen Geschlechts regionalbarbarische Vorformen der gleichen ā-Klasse in Frage kommen (14.20.)

gen mit vermutlich gleicher Stammklasse und weiblichem Genus sind in Makedonien die Flüsse Lydias und Apilas. auf dem Westbalkan die Clausal(a) und - wohl für den sü. Vjose-Zufluß 2 Shushise - Argya CIL III 600, s. Tomaschek in: PW RE (1895) Sp. 799, vgl. Krähe: Die Gewässernamen im alten Illyrien, in: Beitr. z. Namenf. 15 (1964) S. 1-19; 113-124.-Auch ohne antiken Beleg lassen sich Jerma 30.4.; Piha 36.7.; Prača 36.8.; Rosica 37.14.1.; Tara 39.2.; Vača 41.1.2. und Vidima 41.11.3. als ā-Prägungen wahrscheinlich machen. Ein femininer Quellname ist das den Ursprung des Vardar bezeichnende Ala Strabon VII 330 frg. 21. 9 In meinem Buch: Nordpont. Ströme S. 27 hatte ich noch die Alternative erwogen, das feminine Genus von Sula. Roś und Vorskla sei vielleicht erst von den Slawen eingeführt worden. Nach gründlicher Einsicht in das südosteuropäische Vergleichsmaterial, das gegen die Tendenz einer slawischen Feminisierung spricht, möchte ich diese Alternative heute streichen. 10 S. dazu Kretschmer: Danuvius S. 89: die lat. Regel, daß Flüsse männlich seien, gelte allenfalls für Latium. Aber selbst hier sei Albula als ein Name des Tibers und Allia für einen seiner Zuflüsse bezeugt. «Es scheint also, daß dem Lateinischen von Haus aus weibliche Flußnamen nicht ganz fehlten und die Maskulinregel später immer strenger durchgeführt wurde.» 5 FlNen-Beispiele auf -antia werden für Italien nachgewiesen von Krahe in: Würzburger Jahrbücher f. Altertumswiss. 1 (1946) S. 79-86.

48

A V. 2. Entgleisungen, Umprägungen

2. E n t g l e i s u n g e n , U m p r ä g u n g e n 10.1.

Dieses Buch gründet auf der Überzeugung, daß der Wandel, dem die Lautgestalt unseres Materials im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende unterworfen war, keine Folge von individuellen Verschleißerscheinungen und Verballhornungen ohne übergreifende Regeln darstellte, sondern in der großen Mehrheit der Fälle gesamtsprachlichen Transformationen entspricht, für die sich exakte Regeln aufstellen lassen. Lägen die Dinge anders, dann wären wir mit unserem Versuch, die Lautungen von Namenformen für die Rekonstruktion von Geschichte auszuwerten, von vorneherein auf dem Holzweg. Denn der Überlieferungszweig, den wir betrachten, böte uns ja sonst - statt streng auslegbarer, Generalisierungen ermöglichender Daten - lediglich Individualitäten, die, weil sie sich zu keinem philologischen Gesamtbild von ausreichender Einheitlichkeit zusammenfügen, auch nicht als Spiegel eines historischen Gesamtbildes interpretiert werden können. Ob dieser Optimismus, der den Aufbruch der Sprachwissenschaft im 19. Jahrhundert getragen hat, auch bei einem Ortsnamenschatz wie jenem gerechtfertigt ist, der im folgenden untersucht werden soll, vermag erst ein längerer Umgang mit dem Untersuchungsgegenstand zu erweisen. Das Ergebnis der Überprüfung ist zwiespältig. In der Masse der Fälle läßt sich aus allgemeinen Regelmäßigkeiten, die sich für die Entwicklung der in die Geschichte eines Namens eingeschalteten Sprachen aufstellen lassen, sehr wohl wahrscheinlich machen, warum eine Form gerade so und nicht anders lautet.1 Und wir können deshalb auch in umgekehrter Richtung vorgehend auf Fragen antworten, die den Historiker interessieren: welche Sprachen müssen zu welcher Zeit in eine Namengeschichte eingeschaltet gewesen sein, damit es zu dieser und nicht etwa zu einer anderen Lautung kam? Aber dem steht gegenüber, daß in unserem Material immer wieder unregelmäßige Formenentwicklungen begegnen. Das gilt, um zwei Beispiele herauszugreifen, etwa für die Flüsse Andžista 23.8. und Bojana 24.6., die in der Antike Angites und Barbanna geheißen haben. Ja, man wird sagen dürfen, daß wir mit der Toponymie einen Sprachbereich ausgewählt haben, für den Durchbrechungen der «Lautgesetze» in erheblich höherem Maße als für die Appellativa typisch sein dürften. In die Unordnung, die uns an vielen Stellen das Leben schwer machen wird, vorab soviel Ordnung hineinzubringen, wie es der Gegenstand zuläßt, ist ein wichtiger Teil unserer methodischen Vorklärung.

10.2.

Ich möchte behaupten, daß kaum eine der Abweichungen, auf die wir in unserem Material stoßen werden, schlechterdings rätselhaft bleibt. Die allermeisten lassen sich sehr wohl in eine Typologie von verstehbaren Fällen einordnen. Die Etiketten «Ent1

Kranzmayer: Steyr S. 63: «Die Namen sind ja, genaugenommen, nichts anderes als einfache Wörter unserer Sprache und sind diesen Gesetzen genau so unterworfen wie alle anderen Wörter».

«Mutationen» und Bekanntheitsradius

49

gleisung» und «Umprägung», die ich zur Auswahl stelle, sind keine sauber gegeneinander abgrenzbaren Termini. Sie visieren vielmehr ein und denselben Wandel unter verschiedenen Blickwinkeln an. «Entgleisung» hebt auf die Abweichung von der normalen Lautentwickung ab, während «Umprägung» anklingen läßt, daß mit derartigen Eingriffen in einen Normalgang «etwas erreicht werden sollte». Was hier als eine Art Unfall erscheint, stellt sich bei anderer Sicht als produktiver, zielgerichteter Sprachakt dar. Welche Auffassung angemessen ist, mag man im Einzelfalle prüfen. Nicht selten empfiehlt es sich, die Frage offenzulassen. Beginnen wir mit der wichtigsten Regel, die sich hinter der scheinbaren Regellosig-

10.3.

keit entdecken läßt: Wieweit ein geographischer Name sich jenen Regeln getreu entwickelt hat, die sich für die Lautentwicklung der zugehörigen Sprache aufstellen lassen, ist entscheidend mitbestimmt durch die Zahl der Sprecher, die diesen Namen gebrauchen. Handelt es sich um das Sondergut einer kleinen Gruppe, dann kann eine Normabweichung (im biologischen Bild: eine «Mutation»), die ein einzelner eingeführt hat, leicht und rasch zur neuen Gruppennorm werden. Wo das Namengut durch eine größere Zahl von Sprechern «verwaltet» wird, ist auch das Gegengewicht gegen die Ausbreitung von Mutationen größer. Beispiele aus unserem Material mögen das belegen. Extrem häufig und beträchtlich sind die Unregelmäßigkeiten, wenn Autoren von fernen Ländern berichten, die sie nur vom Hörensagen kennen oder ein einziges Mal durchreist haben. So sind dem byzantinischen Diplomaten Priskos, der a. 448/49 an Attilas Hof reiste, mit Tigas 39.4.3. «Theiß» und Drekön 26.4.2., das auf die Drau zu beziehen sein wird, offenkundige Hör- oder Gedächtnisfehler in die Feder geflossen 2 . Musaios 24.12.2 f. «Buzäu» in einer Märtyrergeschichte und Brutos «Pruth» bei Konstantin Porphyrogennetos 3 verraten mit ihren «falschen» Anlauten, daß gebildete Griechen zwei exotische Lautbilder an vertraute Namen angelehnt haben. In den beiden herausgegriffenen Fällen waren Musaios, eine Gestalt der antiken Sage, und der Caesar-Mörder Brutus die Muster. Deutsche und französische Autoren des 11. und 13. Jh.s, die über die Züge von Kreuzfahrern durch Südosteuropa sowie über das in Konstantinopel gerade erst installierte lateinische Kaisertum und seine Auseinandersetzungen mit den Bulgaren berichten, verballhornen den Namen der Bergfestung Kričim zu Crucemont 41.1.4., Philippopolis zu Finepeuble, Sinople 36.5.5., Sredec zu Astralice, Sternitz usw. 38.16.5. Solche wild anmutenden Umgestaltungen wurden erst dadurch ermöglicht, daß Namen ausnahmsweise der Gegenkontrolle durch eine größere

ja gelegentlich sogar durch jegliche

Sprechergemeinschaft entzogen wurden

und der Alleinverfügung von Einzelpersonen oder einigen wenigen Wissensträgern

2 3

Schramm: Theiß S. 69 Anm. 19. Schramm: Ströme S. 52 Anm. 140.

10.4.

50

A V. 2. Entgleisungen, Umprägungen

anheimfielen. Retuschen dieser Art pflegen im Namengut einer größeren Sprechergemeinschaft nur selten Wurzel zu schlagen. Denn sobald Nameninformationen sich ausbreiten, durchlaufen sie ja zumeist eine Folge von Kontrollen durch Unterrichtete, die - wo nötig

Verbesserungen vornehmen. Ein Beispiel: In der altfranzösischen

Literatur erscheinen die Serben zunächst als Sorbres, die ihr -o- einer Assoziation an die Sorben, also slawischen Stammverwandten in Deutschland, verdanken, während ihr zweites -r- sich dagegen aus einer Anlehnung an Ongres «Ungarn» und Bolgres «Bulgaren», also an die Nachbarn im Südosten, erklärt. Beide Umprägungen sind später wieder rückgängig gemacht worden". Doch fehlt auch nicht an Beispielen für den Sonderfall, daß entfernter Wohnende an einer «falschen Form» festhalten: die Franzosen etwa an Andrinople für Adrianopel, ja die meisten Völker an Bukarest u. ä. mit -a- für Bucuresti mit -u-. 10.5.

Eine Umprägung, die nicht gegen die Beharrungskraft der altererbten Form aufkam, begegnet auch für eine Stadt im südlichen Dalmatien. Hier hat, wie serbokroat. Duklja 26.8.3. zeigt, die Konkurrenzform Diokleia 26.8.2. - eine Bildungsassoziation an Kaiser Diokletian, die in mehreren Quellen begegnet - am Orte nicht vermocht, sich gegen Doclea durchzusetzen, weil die wenigen im Namengebrauch neuernden litterati nur einen dünnen Film über einer Masse darstellten, deren Namengebrauch herzlich wenig von Überlegungen beeinflußt wurde, welcher Herrscher wohl ihre Stadt gegründet habe. Mit Eindeutigkeit zeichnet sich ab, daß die Namen von Örtlichkeiten, die nur einem

10.6.

kleinen Kreis von Umwohnern geläufig waren, leichter entgleisten als Namen mit weiter Ausstrahlung. Unregelmäßige Lautentwicklungen zeigen sich etwa in vier Fällen, wo n u r noch Flurnamen und Benennungen kürzerer Gewässer an einstmals bedeutende Römerstädte erinnerten: der Noril bzw. Neril (neben regelrechtem Norin 34.2.5 f. -a-Stämme eingeordnet wurden, die zwar etymologisch, aber nicht nach der Quantität des Nominativausgangs entsprachen: etwa got. leihva > abulg. lichva «Wucher», *hansa «Schar» > aserbokroat. husa «Raubzug», germ. brunja «Brünne» > russ. bronja13, lat. lactica «Lattich» > serbokroat. lotika, lat. mentha > slowen. meta «Minze». D a ß die überlieferten Namenformen auf -a von regionalbarbarischen Lautungen auf -ä abstammen, bleibt eine ebenso blasse, lediglich theoretische Möglichkeit wie der Ansatz der regionalbarbarischen Ausgänge -äs, -äh, -as oder -ah, die man mit gleichem Recht in Erwägung ziehen könnte. Denn wer wollte ernsthaft annehmen, daß -os, -is, -us und -ön gerade in einer dieser Lautungen zusammengefallen wären? Erwägbar, aber ebenfalls nicht plausibel erscheint, daß die Uniformierung zu -a erst in den aufnehmenden Idiomen eintrat, weil deren Lautsysteme für die Wiedergabe mehrerer Auslaute, die im Regionalbarbarischen sehr wohl unterschieden wurden, zufällig nur das eine Phonem a zur Verfügung hatten. Denn mit dieser Unterstellung würden wir dem Zufall gewiß zu viel aufhalsen. Einzuleuchten vermag nach meinem Urteil allein die These, in den vom Wandel betroffenen Zweigen des Regionalbarbarischen habe sich eine totale, also auch die ā-Stämme umgreifende Einebnung der ererbten Auslautverhältnisse vollzogen. Diese Nivellierung wird auf eine A r t i k u l a t i o n s s c h w ä c h u n g am Wortausgang zurückgehen. Jener Einheitslaut, zu dem (im Bilde gesprochen) ein so breites Farbenspektrum verblichen sein könnte, war am ehesten der farbloseste von allen: der Murmellaut º (Schwa), in dem etwa im Spätalthochdeutschen sämtliche Endsilbenvokale zusammenfielen. Dieser Vokal fehlte zur Entlehnungszeit in allen Sprachen, durch deren Vermittlung uns allein die einschlägigen Barbarenlautungen zugänglich gemacht wurden: Dem Griechischen und Lateinischen, dem Slawischen und Germanischen bot sich - vor allem bei Flußnamen - ein ~a als nächstliegendes Substitut an, während für Appellativa auch -e und -ē in Frage kamen. Zu diesem Ansatz, der alle Alternativlösungen durch seine Einfachheit und Plausibilität erledigen dürfte, stimmt gut, daß für das Dakisch-Mösische längst mit einem º " Kiparsky: Lehnw. S. 294.

14.6.

78

B I. Die Ebenen in römischer Hand

gerechnet wird, zu dem sich unbetontes a und e fortentwickelten14. Vermutlich haben wir den Umstand, daß im Nordosten der Balkanhalbinsel ein º ebenso vertreten war wie im angrenzenden nordiranischen Sprachraum, den Bedingungen zuzurechnen, die

das südosteuropäische Phänomen einer Auslautvereinheitlichung ermöglicht haben. 14.7.

Damit sind wir bei der Frage angelangt, wie wir uns die Entstehung des «sekundären -a» sprachhistorisch und historisch vorzustellen haben. Mir will scheinen, daß der Wandel, der zur Debatte steht, erst nach Christi Geburt eingetreten sein kann. Denn die lateinische - in ihrem Kernbestand etwa seit dem Prinzipat des Tiberius vorerst fixierte- Reichsnomenklatur für die eroberten Gebiete sowie für die Hauptzuflüsse des Vorlandes römischer Herrschaft enthält ja durchweg noch keine gewandelten Lautungen. Der älteste Beleg für die «neuen Formen», den ich kenne, bezieht sich auf den Alt, einen Nordzufluß der Unterdonau, den die Römer als Alutus entlehnt haben: die früheste (und zugleich wahrscheinlichste) Gelegenheit dazu bot der Eroberungsfeldzug des Marcus Licinius Crassus a. 29 28 v. Chr. U m die Mitte des 2. nachchristlichen Jh.s verzeichnet ihn Ptolemaios statt dessen als Alutas 23.6.3. Es mag gewagt erscheinen, dies Zeugnis als den ersten Namenanhalt für den neuen Einheitsauslaut in einem bodenständigen Idiom des europäischen Südostens in Anspruch zu nehmen. Denn der Alutas bleibt für mindestens ein Jahrhundert ein Einzelgänger. Daß wir trotzdem recht daran tun, ihn in eine Reihe mit den späteren Belegen für ein «sekundäres -a» zu stellen, wird durch einen Seitenblick auf eine ganz andere Quellengattung bestätigt.

14.8.

Der Medizinbotaniker Dioskorides Pedanios verzeichnet um die Mitte des 1. Jh.s n. Chr. eine Reihe von dakischen Pflanzennamen. Erweitern läßt sich diese Liste mit Hilfe von Angaben, die - wohl aus einem botanischen Glossarium des 4. Jh.s n. Chr. - in den fälschlich dem Apulejus zugeschriebenen Herbarius gelangt sind 15 . Wenn man aus dem dakischen Material beider Quellen die offenkundigen Entlehnungen aus dem Lateini14

15

Cicerone Poghirc: La valeur phonetique de l'oscillation graphique thrace a/e à la lumiere des donnees des langues balkaniques modernes, in: Studii clasice 3 (1961) S. 33-38. - Da das «sekundäre -a» sich über verschiedene altetablierte Sprachregionen mit vermutlich erheblich differenten Lautsystemen ausbreitete, bleibt denkbar, daß die «Wanderneuerung» auch solchen Sprachständen übergestülpt wurde, die gar nicht darauf angelegt waren. Wenn ein Idiom kein a besaß, mag es diesen Laut durch den nächsten Nachbarn, e oder a, ersetzt haben. Doch finde ich keine Anhalte in den überlieferten Formen, die zwingend dafür sprächen, daß diese theoretische Möglichkeit auch irgendwo praktisch realisiert wurde. Deshalb scheint es mir gerechtfertigt, im Interesse der Übersichtlichkeit beim Ansatz jener regionalbarb. Lautungen, welche den überlieferten Formen auf «sekundäres -a» zugrunde liegen dürften, durchweg mit dem Ausgang -s zu rechnen, obwohl eine Alternative nicht bündig ausgeschlossen werden kann. Detschew: Sprachreste S. 541-565. - Zur Identifikation der Pflanzen s. K. J. Basmadian, in: Journal Asiatique 230 (1938) S. 577-621; M. Wellmann in: Hermes 33 (1898) S. 360-422. Zum Aufkommen von Synonymenlisten für Pflanzen und Tiere in der hellenistischen Olossographie s. Kurt Latte, in: Philologus 50 (1925) S. 157-175.

Dakische Pflanzennamen

79

sehen und Griechischen und zudem jene Einträge bei Pseud-Apulejus herausfiltert, die nur wiederholen, was wir schon aus Dioskorides kennen, dann ergibt sich ein Bestand von etwa 27 vermutlich genuin-dakischen Prägungen bei Dioskorides, der sich mit Hilfe von Pseud-Apulejus auf rund 33 erweitern läßt. Da Ovids getische Dichtungen verlorengingen und der Sinn der meisten Orts- und Personennamen aus Dakien dunkel bleibt, repräsentiert dieser ebenso kleine wie kostbare Bestand für uns das Dakische so ziemlich allein und mußte deshalb immer von neuem den Scharfsinn der Philologen auf sich ziehen16. Merkwürdigerweise hat sich keiner der gewieften Interpreten, denen wir bestechende (allerdings selten hinreichend sichere) Etymologien verdanken, wegen des großen Übergewichts von 25 Formen, die auf -a auslauten, über einen Rest von nur 8 17 anders endenden Bildungen gewundert. Unreflektiert wurden dahinter genuine äStämme vermutet und somit unterstellt, das Dakische habe seine Pflanzennamen in der Mehrzahl mit Hilfe eines einzigen Genus, ja einer einzigen Stammklasse gebildet. Wollte man dies ernsthaft annehmen, dann würde man einem indogermanischen Idiom, das wir nur aus winzigen Resten kennen, ein Bildeprinzip zuschreiben, das im Widerspruch zu dem gesicherten Befund in allen gut überlieferten Schwestersprachen steht. Und damit verstieße eine solche Hypothese gegen eine der probatesten Spielregeln sprachwissenschaftlicher Rekonstruktion, die es untersagt, ohne Not für hypothetische Sprachstände Erscheinungen anzusetzen, die für wohlbezeugte Sprachstände unbelegt sind. Viel wahrscheinlicher mutet an, daß sich hinter der Mehrzahl der Belege keine ā-Feminina, sondern andersartige Stämme, namentlich Maskulina und Neutra der o-Klasse verbergen. Und damit passen die beiden Befunde, die sich aus Fluß- und Pflanzennamen ergeben, exakt zueinander. Die beiden Medizinbotaniker bezeugen uns für den Ostbalkan eines aus der Reihe der zuvor angesetzten Barbarenidiome mit gründlich gewandelten Auslautverhältnissen. Daß es sich - im Sinne einer 14.21. zu entwickelnden These über die Verbreitung des «sekundären -a» - um eine Sprache der Niederungen handelt, wird von der starken Durchsetzung mit lateinisch-griechischem Lehngut bestätigt, die für die Talzonen wahrscheinlicher sind als für die Berge. In das unmittelbare Vorland des Reiches griff dessen Kultur naturgemäß rascher und intensiver aus als in die entfernteren, schwerer zugänglichen Höhenbereiche. Außerdem ist

16

11

Georgiev: lntroduzione S. 140-142 und ders. in: Balk. ezikozn. 8 (1964) S. 5-14 glaubt für 20 Pflanzennamen sichere oder doch sehr wahrscheinliche Etymologien aufstellen zu können. Skeptischer klingt das Urteil von Russu: Sprache S. 52-56, die originale Lautung der meisten Namen sei durch die Überlieferung «so verstümmelt, daß es unmöglich ist, sie in ihrer ursprünglichen Form zu erkennen». Doch ließen sich etwa 10-15 Namen «ganz oder teilweise, mit Sicherheit oder einer geringen Wahrscheinlichkeit erklären». Ich möchte vermuten, daß die Auslaute von dviaoe^e, axiaQTi (sciare), KQOuo-xavf| (crustane) und europillene lediglich andere Substitutionen des sonst durch -a wiedergegebenen dak. darstellen. Ist das richtig, dann bleiben nur vier konsonantisch ausgehende Bildungen übrig, die n i c h t an der Egalisierung der Ausgänge teilgenommen haben, s.o. 14.4.

80

BI. Die Ebenen in römischer Hand

kaum wahrscheinlich, daß in neronischer Zeit einem Arzt der römischen Armee oder dem lateinischen oder griechischen Informanten, dem er sein Wissen verdankte, ein Vokabelbestand jenes dakischen Inlands geläufig war, das damals noch nicht in der Reichweite von römischen Grenzsicherungsaktionen lag. 14.9.

Zwischen der Entlehnung von Alutus 26.6.1., einer Form, die in dem uns durch Quellen zugänglichen lateinischen Gebrauch für Jahrhunderte fix bleiben sollte, und den Belegen bei Dioskorides sind nach meinem Eindruck kaum mehr als achtzig Jahre, von 29 v. Chr. bis um 50 n. Chr., anzunehmen. Ja, vielleicht war der Abstand noch geringer. Denn daß Dioskorides die dakischen Pflanzennamen, die er verzeichnet, selber gesammelt hat, ist ja keineswegs gesichert. Denkbar, daß er aus Lexika oder aus sonstigen Werken anderer Verfasser schöpfte. Die knappe Frist zwischen

terminuspost

und terminus ante scheint mir dafür zu sprechen, daß ein glücklicher Überlieferungszufall gerade auf jenen Teil des Südostens Licht geworfen hat, an dem der Übergang zum «sekundären -a» seinen Anfang nahm. Denn wäre das Dakische statt dessen in den Sog eines Wandels geraten, mit dem ein anderes Idiom vorausgegangen war, dann dürfte man vermuten, eben dieses Idiom hätte die landnehmenden Römer bereits mit gewandelten Namenlautungen beliefert. Das aber trifft nach dem

für das erörterte

Problem wohl ausreichenden - Quellenbefund n i c h t zu. 14.10.

Die Vermutung, in unserem Falle habe das Dakisch-Getische den Vorreiter gespielt, empfiehlt sich auch durch eine ganz andersartige Argumentation. N u r die Daker und Geten waren unter den Völkern des Südostens einem ständigen und intensiven Druck von Stämmen ausgesetzt, deren Sprachstand als Vorbild für den U m b a u der Auslautverhältnisse wahrscheinlich ist. Anders gesagt: das «sekundäre -a» läßt sich als Anpassung an nordiranische Idiome begreiflich machen. Zunächst in aller Kürze die historischen Fakten. Seitdem die Skythen um 700 v. Chr. von Osten in den nordpontischen Steppengürtel eingebrochen waren, haben wir mit immer neuen Wellen von Reiternomaden zu rechnen, die sich entlang der Küste bis in die Dobrudscha ergossen. Eines der Gebiete, in denen sich Skythen auch nach dem Siegeszug der Sarmaten (im 3. und 2. Jh. v. Chr.) zu behaupten vermochten, war gerade jener Küstenstreifen, den die Mündungsschleife der Donau begrenzt: die Scythia minor der Antike. Hier, in der heutigen Dobrudscha, sind die Skythen schließlich - nach einer jüngst aufgestellten These: seit dem 1. Jh. v. Chr. 1 8

in der alteingesessenen Bevölkerung, den Geten, aufgegangen. Auch von den

Sarmaten, die als nächste Welle iranischer Reiter den nordpontischen Gürtel bis zur Donau überschwemmten, wurde die Masse der Vorbewohner nicht etwa vernichtet, verdrängt oder eingeschmolzen. Es kam vielmehr zu einem Zusammenleben zwischen

18

Vladimir Iliescu: The Scythians in Dobruja and their relations with the native population, in: Relations betw. autochth. pop. S. 13-24; Gheorghe Bichir: Sarmaii şi pătrunderea lor la Dunărea de Jos, in: Peuce 2 (1971) S. 135-145.

Nordiranische Einflüsse auf Dakien

81

halbseßhaft gewordenen Sarmaten und den autochthonen Geto-Dakern im Unterdonauraum, die wir archäologisch, aber auch in den Äußerungen des Augenzeugen Ovid fassen können 19 . Unter Tiberius eroberten die Jazygen - unter Zurückdrängung dakischer Elemente in die Berge - um 20 v. Chr. die Ebene zwischen Theiß und Donau, während die Roxolanen, ein anderes sarmatisches Volk, die früheren Sitze der Jazygen nördlich des Donauunterlaufs einnahmen 20 . Gerade während jener Jahrzehnte um Christi Geburt, die unser besonderes Augenmerk verdienen, war also der Ostrand des dakisch-getischen Sprachgebiets mit Gewißheit und der Westrand mit Wahrscheinlichkeit von Sprechern iranischer Sprachen durchsetzt. Der dazwischenliegende, etwa der späteren römischen Provinz Dacia entsprechende Kernbereich wird namentlich in seinem südlichen, an die Donau grenzenden Streifen unter einem intensiven, von Ost wie West hereingetragenen iranischen Einfluß gestanden haben. Die Bedingungen für eine Übertragung linguistischer Erscheinungen aus einer anderen Sprachwelt waren damit in einer besonders offenkundigen Weise gegeben 21 . Welche Auslautstrukturen dürfen wir dem Nordiranischen des 1. Jh.s v. Chr. - 1 . Jh. n. Chr. zuschreiben? Unter den direkten Zeugnissen - Personennamen in Inschriften aus griechischen Städten der Nordpontosküste - gibt es, anders als zu Herodots Zeit, nur verhältnismäßig wenige Belege, die auf einen Ausgang -a in der von den griechischen Schreibern wiedergegebenen Lautung deuten 22 . Wie die Namenenden freilich

" Ders.: Les Sarmates sur le territoire de la Roumanie, in: Actes du VHP Congres International des Sciences Prehistoriques et Protohistoriques, ders. in: Relations between the autochthonous population and the migratory populations on the territory of Romania, hrg. v. Miron Constantinescu u. a. (Bukarest 1975) S. 61 f. - Ovid fand sich in Tomi inter Sauromatas... Getasque verbannt und lernte die Sprachen beider Völker sprechen, Trist. III 3,6; V 12, 58; Pont. III 2, 40. Dazu s. N. Lascu: Pämintul §i vechii locuitori ai Järii noastre in opera din exil a lui Ovidiu, in: Publius Ovidius Naso XLIII i.e.n. - MCMLVII e.n. (Bukarest 1957) = Biblioteca antica-Studii II S. 119-191, Kap. IV: Populaüile din Dobrogea si felul lor de trai. 20 M. Köhegy: Das erste Siedlungsgebiet der Jazygen in Ungarn, in: Actes du VIII Congres International des Sciences Prehistoriques et Protohistoriques . . . 1971 (Belgrad 1973) Bd. 3 S. 277-282; Andreas Alföldi: Die Roxolanen in der Walachei, in: Bericht über den VI. Internationalen Kongreß für Archäologie (Berlin 1940) S. 528-538; Gheorghe Bichir: Relations between the Sarmatians and the Dacians, in: Relations betw. the autocht. pop. S. 35-53. 21 Eine wesentliche Anregung für den folgenden Gedankengang verdanke ich einem Aufsatz meines Freiburger Kollegen Oswald Szemerenyi: Sprachtypologie, funktionelle Belastung und die Entwicklung indogermanischer Lautsysteme, in: Acta Iranica. Textes et memoires Bd. 5 Varia 1976, S. 339-393. Hier wird die These aufgestellt, die Reduktion des idg. Vokalsystems, die das Indoiran. vom Idg. unterschied, gehe - ebenso wie gewisse Neuerungen des Iran, gegenüber dem Ind. - auf Berührungen mit der semit. Sprachwelt zurück. 11 Dazu Ladislav Zgusta: Die Personennamen griechischer Städte der nördlichen Schwarzmeerküste. Die ethnischen Verhältnisse, namentlich das Verhältnis der Skythen und Sarmaten, im Lichte der Namenforschung (Prag 1955). Die Auslautproblematik erörtert der Verf. nicht. Die Masse der Namen ist mechanisch in die - im Griechischen häufigste - Klasse auf-05 eingepaßt.

14

82

B I. Die Ebenen in römischer Hand

exakt zu rekonstruieren sind, läßt sich den - zumeist in die häufigste

griechische

Stammklasse auf -os eingepaßten - Schriftformen nicht mehr ablesen. Hier können uns nur andere iranische Idiome weiterhelfen, über die wir freilich gerade für die in Frage stehende Zeitspanne besonders kärglich unterrichtet sind. 2 3 Immerhin dürfte auch in unserem Zusammenhang wichtig sein, daß für die Umsetzung frühmitteliranischer Lautungen in ein aramäisches Schriftbild eine Kanzleitradition bestand, die von den Inschriften des nordindischen Herrschers Ašoka im 3. Jh. v. Chr. bereits vorausgesetzt wird und in der Mehrzahl der Fälle noch nicht auf einen Schwund der altiranischen Auslautvokale, sondern auf deren Reduktion zu -a schließen läßt 2 4 . In diesem einen Laut fielen also -a, -ä, -i und -u der altiranischen Vorformen zusammen. Damit ergibt sich hier gerade jener Befund, der (nach unserer zuvor angestellten Überlegung) den Zeugnissen mit «sekundärem -a» in Südosteuropa zugrunde liegen dürfte. Eine plausible These ergibt sich mit der Annahme, daß Daker und Geten mit dem Übergang aller Stammklassen zu einem einheitlichen Auslaut -3 eine Anpassung an nordiranische Idiome vollzogen haben 2 5 . 14.12.

Sollte wirklich ein sprachliches Phänomen vom Westrand der iranischen Welt auf den Nordostrand des Balkanraums übergegriffen haben: wie dürfen wir uns den nächsten Schritt, die Weitergabe an andere nichtiranische Barbarenvölker, vorstellen? Intensive Wirkungen der dako-getischen Kultur auf die angrenzenden Teile des karpatisch-danubischen Streifens liegen schon für die vorrömische Zeit auf der H a n d 2 6 . In unserem Falle ließe sich ausmalen, d a ß die Einbeziehung Dakiens in den römischen Reichsverband unter Trajan (a. 101-116 n. Chr.) den Weg für die Ausbreitung des Wenn daneben Formen auf -ig, -TIS und -ac, erscheinen, dann möchte ich darin wechselnde Adaptionen des ungriech. -3 vermuten. " Natürlich darf das Sarmat. nicht einfach mit dem inschriftlich überlieferten Iran, gleichgesetzt werden. Vielmehr ist mit starken Unterschieden zum Persien-Iran, ebenso zu rechnen wie mit einer Sprachdifferenzierung innerhalb des nordpontischen Raumes, s. O. N. Trubačev in: Etimologija 1965 (Moskau 1967)S. 6. Doch für die Auslautverhältnisse deutet der Befund, den wir zu interpretieren haben, wohl auf eine relative Einheitlichkeit der iran. Sprachwelt. 24 Die frühmitteliran. Auslautproblematik wird untersucht in der Diss. von Michael Back: Die sassanidischen Staatsinschriften. Studien zur Orthographie und Phonologie des Mittelpersischen der Inschriften zusammen mit einem etymologischen Index des mittelpersischen Wortgutes in einem Textcorpus der behandelten Inschriften (Leiden 1978). Dr. Back danke ich für freundliche Beantwortung meiner Fragen zu seinem Spezialgebiet. " Wie getreu sich das Dak. an das iran. Muster anschloß, läßt sich aufgrund der dürftigen Zeugnisse nicht präzisieren. So muß offenbleiben, ob das die Uniformität der Ausgänge einschränkende Rhythmusgesetz (sollte es das Sarmat. ebenso erfaßt haben wie das Mittelpers.) von den Dakern mitrezipiert wurde: mittelpers. fiel -a nach Auskunft von Dr. Michael Back in mehrsilbigen Wörtern mit naturlanger (und damit betonter) Pänultima ab. 26 Bahnbrechend dazu Vasile Pärvan: Getica. O protoistorie a Daciei (Bukarest 1926). Neuerdings Radu Vulpe: Les Getes de la rive gauche du Bas Danube et les Romains, in: Dacia N.S. 4(1960)8.309-332.

Zur Datierung der nordiranischen Einflüsse

83

«sekundären -a» innerhalb des Imperiums öffnete. Ja, wenn Aelius Catus 50 000 Geten - wohl kurz vor Christi Geburt - ins Reich verpflanzte und Tiberius Plautius Silvanus Aelianus zwischen a. 57 und 67 100 000 «Transdanuvier» in Mösien ansetzte 27 , dann wird man erwägen dürfen, ob nicht diese dem Schutz der Grenzen dienenden Maßnahmen die Fernwirkung eines zunächst nördlich der unteren Donau beheimateten Sprachphänomens vorbereitet haben. Nur sehr wenig läßt sich über die Zeit mutmaßen, in der es sich über den Südosten des Imperiums ausbreitete. Wenn Cassius Dio zu Anfang des 3. Jh.s n. Chr. den Savezufluß Kupa als Kolops 31.16.1. (statt älterem Colapis) zitiert, dann dürfte sich damals das «sekundäre -a» im Bereich dieses Gewässers noch nicht durchgesetzt haben. Da es sich beim Umland der mittleren und unteren Save um ein relativ ebenes Stück der Provinz Pannonien handelt, dem ein vergleichsweise intensives Kommunikationsnetz und deshalb auch eine relativ rasche Penetration durch eine kommunikationsabhängige Neuerung zuzutrauen ist, wird man wohl kaum annehmen dürfen, daß der Siegeszug des «sekundären -a» bereits ins 1. oder 2. Jh. fällt.27" In der Endphase der römischen Herrschaft im Südosten, dem 5.-6. Jh., setzen ihn die einschlägigen Namenzeugnisse bereits voraus. Nach diesen spärlichen Anhalten wird man, mit aller Vorsicht, die Fernausbreitung wohl am ehesten ins 3.-4. Jh. verlegen dürfen. Zu klären bleibt, welche Räume jener Wandel erfaßte, dessen Ausbreitung um Christi Geburt begonnen haben muß und der - nach 14.2.1. zitierten Zeugnissen - im 5.-6. Jh. bereits von Venetien bis zur unteren Donau nachweisbar ist28. Oder anders: welche Aussparungen innerhalb Südosteuropas lassen sich für die erörterte Neuerung aufzeigen? Versuchen wir zunächst, die Außengrenzen abzustecken 29 .

CIL XIV 3668. Zum Datum s. Ronald Syme in: Journal of Roman Studies 24 (1934) S. 126-129; zur Interpretation s. D. M. Pippidi: Con tribuni la istoria veche a Romäniei (2Bukarest 1967) S. 287-328; Em, Condurachi: Tiberius Plautius Aelianus sj stramutarea transdanubienilor in Moesia, in: Studii si cercetäri de istorie veche IX/1 (1958) S. 119-130. - Zu eventuellen weiteren Zwangsumsiedlungen s. A. Alföldy: Roxolanen; ders.: Dacians on the Southern bank of the Danube, in: The Journal of Roman Studies 29 (1939) S. 28-31. Wahrscheinlich ist für den terminus post auch die Angabe von Herodian (2. H. 2. Jh. n. Chr.), Hist. VIII 1 wichtig, Emona an der oberen Save werde von den Regionalbarbaren 'H|xav genannt. Für unser Problem wird dieses Zeugnis allerdings nur dann aussagekräftig, wenn sich ein «sekundäres -a» in Emona, dem heutigen Laibach, überhaupt je durchgesetzt hat. Das aber ist für einen immerhin 293 m hoch gelegenen Ort nicht voll gesichert (vgl. 14.21.). Wenn in der Tabula Peutingeriana lediglich ladera 41.1.3. und vielleicht Ulca 41.19.1. «Vuka» ein «sekundäres -a» zeigen, dann muß das nicht heißen, der Wandel sei im 3.-4. Jh. noch unabgeschlossen gewesen. Denn wir müssen damit rechnen, daß die Reichsnomenklatur weithin an den älteren Formen festhielt, während die regionallat.-griech. Umgangssprache sich bereits den jüngeren Barbarenlautungen angepaßt hatte. Das im folgenden entworfene Bild läßt sich durch Spezialstudien über einzelne Regionen, in denen der Wandel «auslief», noch schärfer auszeichnen. Anregen möchte ich namentlich

14.13.

84

BI. Die Ebenen in römischer Hand Die südwestliche Eckmarke liefert uns Arta 23.9.2. als Nachfolgeform von Arach-

thos in Epirus. Während sich im Westen und in der Mitte des antiken Makedonien vermutlich nur zufällig kein einschlägiger Fall findet, bietet der Osten sowie das anschließende Thrakien mit Strymon>Struma zwei sichere, mit Andžista

38.20.5. und Mestos>Mesta

33.6.4.

23.8.2. außerdem einen wahrscheinlichen Vertreter der

gewandelten Formen. Hier zeigt sich also ein Vordringen bis an die Ägäis. Den südöstlichen Rand bezeichnet ein rechter Nebenfluß der Marica in der europäischen Türkei, dessen antiken Namen Erginos im Mittelalter durch Ergina, Regina 23.3.2 f. ersetzt wurde. An der bulgarischen Küste sind Panyasos> und Odessos>Odyssa

Pannasa 31.2.2. «Kamčija»

41.5.2. «Varna» zwei sichere Beispiele, denen sich die Veleka

und der - auf die Stadt übertragene - Flußname Varna als mögliche weitere Zeugen anreihen. Im Nordosten wurde mit Sicherheit der rumänische Donauzufluß Alt (bei Jordanes: Aluta 23.6.4.), vielleicht aber auch jene Ialomi{a erfaßt, die sich von Westen in die große Mündungsschleife der Donau ergießt. Denn eine Nachricht zu a. 572 könnte mit Helivakia 29.1.2. eben die Ialomija unter einer Form mit «sekundärem -a» aufführen. Dagegen fließt der Buzău, nördlicher Parallelfluß der lalomija, bereits jenseits der Grenze, die wir nachzuzeichnen haben 3 0 . Zwischen dem auf das 4. Jh. zurückweisenden Erstbeleg Musaios

24.12.2. und der heutigen F o r m (24.12.7.) hat

nämlich keine Zwischenstation mit -a Platz. Im pannonischen Raum griff der Wandel die Namen der Theiß und ihre östlichen Hauptzuflüsse ebenso an wie den

Arrabo>

Räba «Raab» (39.3.2.; 31.14.3.; 33.7.3.; 37.1.4.). Noricum ist wahrscheinlich mit der Ybbs (abair. Ipusa< *Ivesos 43.1.3.) und ziemlich sicher mit der Enns (abair. Anisa < Anesus 27.2.2.) vertreten. Ja vielleicht dürfen wir auch Chramisa 31.15.1. «Krems», einen westlichen Parallelfluß zur Enns, noch als Zeugnis des Auslautwandels auffassen. 14.14.

In zwei Regionen des Nordwestens konkurrieren für ein und denselben Fluß eine gewandelte und eine ungewandelte Variante. So führen die älteren mittelalterlichen Quellen für den österreichischen Raum, die Enns, teils als Anesus, teils als Anisa 21.2.2.-4., den K a m p dagegen als Cambus neben Campa 31.3.4. auf. U n d den durchweg maskulinen Formen für den Isonzo, die im Romanischen begegnen, steht im Slowenischen die feminine Soča gegenüber (29.5.4. f.). Für seinen rechten Nebenfluß Natisone wird auch die Variante Natisa (slowen. Nadiža) gebraucht (34.1.). Erklärt man diesen Befund durch die Hypothese, im Bereich der genannten Gewässer habe sich die Nordwestausbreitung des Wandels, den wir verfolgen, gleichsam totgelaufen,

30

Untersuchungen über Österreich, das nordwestliche Jugoslawien und Nordwestgriechenland. Zu prüfen bleibt meine Vermutung, daß Formen mit «sekundärem -a» auf den Adriainseln fehlen, s. etwa ital. Cherso «Cres» und Lussino «Lošinj» mit dem Monte Ossero serbokroat. sprtva, spužva wenig einzuleuchten. Denn hier kann ja (anders als bei den Früchtebezeichnungen) nicht gut von einem Übergewicht des Plurals über den Singular gesprochen werden. Parallel gelagert erscheint mir die Problematik von zwei südslawischen Lehnwörtern aus dem Germanischen. Bei abulg. smoky, serbokroat. und bulg. smokva smakka

«Feige» liegt die Auslautdiskrepanz zu got.

(wahrscheinlich eine germanische Bildung: «die schmackhafte») auf der

H a n d 1 0 . Bei abulg. brady, serbokroat. und bulg. bradva «Bartaxt» hat man sie mit der Annahme zu überbrücken versucht, hier sei nicht ogerm. *barda, sondern urgerm. *bardō umgesetzt w o r d e n " . Das aber ist wenig plausibel, weil das Wort nicht gemeinslawisch, sondern nur balkanslawisch bezeugt ist. Ja, wahrscheinlich gehört auch das vielerörterte slawische Wort für «Kirche» - abulg. crbky, serbokroat. crkva, bulg. crăkva12 - in unsere Reihe. Wie auch immer man den Vermittlungsweg zu rekonstruieren versucht hat, der von griech. kyriake zu cnky führte: eine Zwischenetappe mit -ō, auf die crky

doch hindeutet, konnte man bislang nicht wahrscheinlich machen.

In allen diesen Fällen würde sich ein bislang rätselhaftes -y>-va mit Hilfe meiner Hypothese aufhellen, daß die Slawen in Südosteuropa regionalbarbarische Sprachen angetroffen haben, die ä zu 5 gewandelt hatten. Lehnwörter aus dem Lateinischen und Germanischen, in denen -y > -va auf fremdsprachige Bildungen mit -a zurückgehen, sind durch solche Regionalbarbaren ins Slawische weitergegeben worden, die eben diesen Wandel vollzogen hatten. Noch genauer: die Tradenten waren Bergbarbaren, weil die Niederungsbarbaren ein 5> ā in Auslautposition zu jener Zeit, als ihre Lehnbeziehungen mit den landnehmenden Slawen begannen, bereits in jenes -º übergeführt hatten, das die Slawen als -a wiedergaben (14.21.). 15.7.

Es gibt auch ein gotisches Lehnwort, dessen bislang rätselhafter Auslaut erst durch die Annahme eines regionalbarbarischen ā > ō-Wandels sprachhistorisch verständlich wird. Während unter den Übernahmen aus dem Lateinischen und Griechischen, die Ulfila verzeichnet, Namen wie Marja bzw. Maria sowie die Appellative aipistula und plapjaä, wie wir 15.6. sahen, schon früh zu o weitergediehen. Wieweit und (gegebenenfalls) wann diese über den Lautstand ō hinausgehende Entwicklung innerhalb der Grenzen des römischen Reiches nachvollzogen wurde, läßt sich nicht mehr bestimmen. Griech. Achelō 41.2.2. und Emmōn 24.2.4. setzen ö voraus. U n d das ist wohl auch für die regionalbarbarische Vorform der slawischen Lautungen auf ~y und -va (15.2.; 15.4.-6.) am wahrscheinlichsten. Aber die Alternative -o < -ō läßt sich diesmal kaum bündig ausschließen. Wenn das Albanische heute o ( < ō ) < ā hat, dann mag sich dieser Lautstand sehr wohl im Zusammenhang einer allgemeinen Nivellierung der Vokalquantitäten und zu einem D a t u m ergeben haben, das nicht mehr in unseren Betrachtungshorizont fällt. Auch das Sonderschicksal, das ō>ā in Auslautposition durchmachte, wirft vorerst ungelöste Datierungsprobleme auf. Sichere Anhalte, daß die Stufe -a als Fortentwick-

l

* Ebd. Nr. 213; 376; 532. " Zur Datierung des germ. Wandels s. Ernst Schwarz: Goten, Nordgermanen, Angelsachsen. Studien zur Ausgliederung der germanischen Sprachen (Bern . . . 1951) S. 21. Unsicher bleibt die - vorsichtige - Annahme eines Terminus ante im 1. Jh. n. Chr. durch Wolfgang Krause: Handbuch des Gotischen (^München 1963) § 35,4.

«Sekundäres -a» und «Sekundäres 5»: ein Vergleich

103

lung von -o um a. 800 (der Schwelle zwischen Früh- und Spätfixierung 19.4.) erreicht war, lassen sich vorerst nicht beibringen. Denn die frühfixierte Pliva 19.4. in Bosnien setzt nur mit Wahrscheinlichkeit, nicht aber mit Sicherheit den regionalbarbarischen Lautstand -º voraus. Vergleichen wir noch einmal das - wie mir scheint: durch eine Fülle von Zeugnissen erhärtbare - «sekundäre -a» mit seinem hypothetischeren Bruder, dem «sekundären ō». Der Unterschied in geographischer Reichweite und Durchgängigkeit beider Erscheinungen ist kaum durch eine Differenz jener historischen Umstände bedingt, die ihnen zum Siege verhalfen. Sie rührt vielmehr aus der linguistischen Natur beider Wandlungen her. Die Auslautnivellierung wird das herkömmliche Flexions- und Deklinationssystem der betroffenen Idiome, soweit es noch intakt war, recht gründlich zerstört haben. Ein derartig tiefdringender Eingriff in die herkömmliche Sprachstruktur setzte wohl einen besonders intensiven Kontakt zwischen weitergebenden und übernehmenden Völkern voraus, wie er sich nur in den Ebenen ergeben haben wird, und er vermochte nur gerade das unmittelbare Vorland des - die Kontakte intensivierenden - Römerreiches, nicht aber größere Teile der freien Barbarenwelt zu durchdringen. Der ā >ō-Wandel stellt dagegen eine bloße UmFärbung eines Einzellautes dar und gehört somit zu den «kleinen Eingriffen», die sich erfahrungsgemäß leichter einstellen, leichter durchsetzen und leichter ausbreiten. Er kletterte trotz erschwerter Kommunikationsbedingungen die Bergtäler hoch, ja er drang weit über die Grenzen des Imperiums zu allen Germanen vor. Somit überwand dieser Wandel Schwellen, die für den «großen Eingriff» zu hoch waren. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit dürfte, wenn wir zurückschauen, der Wandel von ā > ō die Vielzahl der Barbarensprachen des Südostens erfaßt haben, und zwar zu einer Zeit, als die bunte Sprach- und Völkerwelt unter römischer Herrschaft eng zusammengefaßt war. Da diese Erscheinung - wie ich zu erkennen glaube - in doppelter, nämlich zeitlicher und geographischer Verschwisterung mit der Auslautnivellierung zu -a auftritt, will es mir scheinen, daß beide Neuerungen in ihren historischen Voraussetzungen übereinstimmen: Hier wie dort haben wir es offenbar mit imperialen Kontaktphänomenen zu tun. Der ā >ō-Wandel spiegelt wider, daß es außer einer intensiven Verkehrsgesellschaft, die auf die Niederungen beschränkt blieb, ein breiter gespanntes, auch die Berge einschließendes Kommunikationsnetz gab, das unter dem Zepter römischer Kaiser an Bedeutung zunahm. Aber das ist - am Schluß eines bereits arg mit Hypothesen befrachteten Abschnitts - eine wiederum hypothetische Folgerung.

15.10.

15.11.

104

BIII. Veränderungen im Namenschatz der Eroberer

III. Veränderungen im Namenschatz der Eroberer: Die fortdauernde Anpassung einer romanischen Minderheit an die alteingesessene Mehrheit 16.1.

Konstantin Jirečeks bahnbrechende Auswertung der in Südosteuropa gefundenen Inschriften hat eine wichtige antike Kulturscheide freigelegt, die sich - bei Lezh in Nordalbanien beginnend und am Golf von Burgas in Bulgarien auslaufend - unter Anlehnung an römische Provinzgrenzen quer durch die Balkanhalbinsel zog. Südlich davon war Griechisch die vorherrschende Kultur- und Verkehrssprache. Im Norden dominierte dagegen in gleicher Funktion das Lateinische 1 . Da sich von den Barbarenidiomen, die durch die beiden Reichssprachen überlagert wurden, lediglich das Albanische bis heute erhalten hat, konnte die Ansicht aufkommen, bis zum Zusammenbruch der römischen Herrschaft habe die große Masse der unterworfenen Barbaren ihre altererbten Sprachen gegen das Lateinische oder Griechische vertauscht 2 . N u r in einzelnen zusammengeschmolzenen Rückzugsräumen oder verstreuten Enklaven sei der ursprüngliche Zustand erhalten geblieben. 3 Die Parteigänger einer «lateinischen Kontinuität» auf dem Boden Rumäniens behaupten, anderthalb Jahrhunderte unter den Legionsadlern hätten ausgereicht, um der Eroberersprache das klare, durch den Abzug der Truppen a. 271 n. Chr. nie mehr rückgängig gemachte Übergewicht in

1

2

3

Constantin Jireček: Die Romanen in den Städten Dalmatiens = Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien 48 Teil 1 (1902) S. 13; ders.: Geschichte der Serben Bd. 1 (Wien 1911) S. 30 f. Berichtigungen brachten an Alexandru Philippide: Originea romänilor Bd. 1 (lasi 1925) S. 70-72; Peter Skok in: Zschr. f. rom. Phil. 54 (1934) S. 175-215. - Zur Abgrenzung der Kulturzonen im Bereich des Balkangebirges s. Boris Gerov: Severnaja granica na provincia Trakija, in: Izvestija na archeolog. inst, pri BAN 17 (1950) S. 11-29; ders.: Griechisch und Latein in den Ostbalkanländern in römischer Zeit, in: Neue Beiträge zur Geschichte der Alten Welt Bd. II: Römisches Reich, hrg. v. Charlotte Welskopf (Berlin 1965) S. 233.242. Ebd. S. 241 Anm. 13 f. und bei Ivan Pudič in: Actes du Premier Congres international des etudes balkaniques Bd. 6 (Sofia 1968) S. 66 weitere Lit. zur Jireček-Linie. Besonders eindrücklich ist diese in der (Hasdeu folgenden) Nationalitätenkarte für das 3.-7. Jh. niedergelegt, die Emil Fischer: Die Herkunft der Rumänen. Eine historisch-linguistischethnographische Studie (Bamberg 1904) beigegeben ist. Hier gilt der Norden zwischen Valona und Tomi als «rumänisch», der Süden (bis auf eine albanische Enklave) als griechisch. S. etwa Charles E. Bidwell: The Chronology of certain sound changes in common Slavic as evidenced by loans from Vulgar Latin, in: Word 17 (1961) S. 105-127, wo S. 111 eine Romanisierung des größten Teils der nö. der Jireček-Skok-Linie liegenden Reichsgebiete - with blocs of Speakers of aboriginal Indo- European languages scattered in the interior - als wahrscheinlich angenommen wird. Ähnlich Shevelov: Prehistory S. 159. Jovan Kovačevič: Les Slaves et la population dans rillyricum, in: Berichte über den III Internationalen Kongreß für Slawische Archäologie Bd. 2 (Berlin 1973) S. 143-151 rechnet S. 145 f. aufgrund des archäologischen Befundes mit quelques enclaves illyriennes dans la mer de la population romanisee.

Forscheransichten über die sprachliche Romanisierung

105

Dakien zu sichern 4 . Dem berühmten Historiker Iorga schien auch für den mösischthrakischen Raum die Einschmelzung der Autochthonen so offenkundig, daß er das gutüberlieferte Fortleben der bessischen Sprache bis ins 6. Jh. für wenig glaubhaft hielt 5 . Ein anderer renommierter Geschichtsschreiber, Panaitescu, vertrat die Ansicht, daß sogar die östlichen und südöstlichen Teile Dakiens, die niemals zum römischen Reich gehörten und keine römischen Inschriftfunde aufweisen, gleichzeitig mit der Provinz Dakien von römischer Wirtschaft und Volkskultur so weit durchdrungen wurden, daß auch hier die gleichen sprachlichen Wirkungen eintraten: dies alles, obwohl Rom gerade deshalb auf eine Inkorporation verzichtet haben soll, weil diese Wald- und Steppengebiete für «eine landwirtschaftliche Kolonisation Roms unrentabel und daher für die Anlage von Städten mit staatlicher Verwaltung ungeeignet» waren 6 . Dabei bleibt unreflektiert, daß mit einer solchen Intensivromanisierung jen4

5

6

S. zuletzt den Sammelband Relations btw. autocht. pop., wo etwa H. Daicoviciu S. 48-50 die Dacia von a. 271 als «romanisierte Provinz» und die - mit einer starken Urbanisierung verbundene - Romanisierung als irreversibles Faktum aussieht. Stefan Pascu versteht ebd. S. 8 die Zahl von rund 4000 lat. Inschriften, mit denen Dakien alle anderen röm. Provinzen aussteche, als Bestätigung für einen hohen Grad von Romanisierung. Vgl, auch D, Protase in: Les rapports entre Romains et Daces dans la province de Dacie, in: Assimilation et resistance ä la culture greco-romaine dans le monde ancien. Travaux du VF Congres International d'Etudes Classiques (Madrid, Septembre 1974), hrg. v. D. M. Pippidi (Bukarest 1976) S. 493-500: «La romanisation des Daces a ete un Processus reel, rapide et puissant, assure essentiellement par la colonisation massive et par l'armee». Daß die dak. Sprache sich nicht bis zum Abzug der Römer hielt, wird auch in der (sonst den rumänischen Thesen scharf entgegengesetzten) ungarischen Forschung behauptet, z. B. von Gäldi in: Anton Fekete Nagy/L. Gäldi/L. Makkai: Zur Geschichte der ungarländischen Rumänen aufgrund der neuesten Forschungen (Budapest 1941) = Ostmitteleuropäische Bibliothek Nr 29/A S. 15. Nicolae Iorga: Geschichte des rumänischen Volkes Bd. 1 (Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts) Gotha 1905 = Geschichte der europäischen Staaten Bd. 34 S. 91. Entsprechend der rumänische Thrakologe 1.1. Russu: Disparijia limbiisi\a populatiilor thraco-dace, in: Studii sj cercetäri de istorie veche 8 (1957) Nr. 1-4 S. 253-263; ders. in: Rumänien heute 8 (1978) S. 43: «Nach allen urkundlichen Hinweisen und unseren derzeitigen Kenntnissen ist die Sprache der Thraker und der Geto-Daker im 4.-5. Jahrhundert verschwunden. Sie wurde vollständig vom Lateinischen ersetzt, das nicht nur die romanisierte Bevölkerung in Mösien und Dakien übernahm, sondern auch die in den Randgebieten dieser Provinzen.» - Welche überzogenen Vorstellungen sich der phantasievolle Iorga vom Rückgang der altbodenständigen Sprachen machte, zeigt etwa seine Histoire des Roumains de la Peninsule des Balcans (Albanie, Macedonie, Epire, Thessalie etc.) (Bukarest 1919) S. 4: Unter röm. Herrschaft, worunter offenbar die Periode vor dem Zusammenbruch der Donaugrenze gemeint ist, sei durch Assimilation mehr als durch Einwanderung das Vulgärlatein in einem weiten Raum zur herrschenden Sprache geworden - von der Südspitze der Peloponnes oder doch jedenfalls von den Golfen von Patras und Arta nordwärts bis in die Täler der Nordkarpaten und von der Adria bis an Morava und Vardar. Petre P. Panaitescu: Einführung in die Geschichte der rumänischen Kultur. Mit einer Vorbemerkung von Stefan S. Gorovei (Bukarest 1977) S. 49 f. Das Werk wurde aus dem Nachlaß des 1967 verstorbenen Gelehrten herausgegeben.

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BIII. Veränderungen im Namenschatz der Eroberer

seits der Reichsgrenzen etwas schlechterdings Singuläres behauptet wird, das sich durch keine Parallelfälle aus anderen Vorländern des Reiches abstützen läßt. Neuerdings ist sogar angenommen worden, der Vorgang der Romanisierung habe sich noch über die Räumung von a. 271 fortgesetzt, da Romanen als Gefangene der Goten und als Flüchtlinge vor den Steuerlasten des Reiches nach Dakien geströmt seien und Konstantin d. Gr. zudem gewisse Gegenden nördlich der unteren Donau um a. 324 erneut besetzt habe7. 16.2.

Der Glaube an eine rasche und grundstürzende Einwirkung auf die vorgefundenen Sprachverhältnisse, zu der die Aufrichtung der römischen Macht in Südosteuropa geführt haben soll, dürfte so gut wie allen rumänischen Forschern gemeinsam sein, die sich in neuerer Zeit zum Thema äußerten. Die gleiche Ansicht begegnet auch bei gewissen nichtrumänischen Forschern, ohne allerdings in irgendeiner anderen Nation die eindeutig herrschende Meinung darzustellen. Ich beschränke mich auf ein einziges Beispiel. Bei dem Deutschen Georg Stadtmüller wurde das Postulat, die Volkssprachen seien bis zum Ende des 3. Jh.s in der Hauptsache «dem alles nivellierenden Einfluß der Romanisierung» erlegen, zur Grundlage eines ganzen Buches. Aus dieser Prämisse leitet der Verfasser nämlich ab, der einzige resistente Rest, die Albaner, könne nur in der allerunzugänglichsten Bergregion der Halbinsel überlebt haben, als die er den Mat-Gau in Albanien identifiziert. 8 .

16.3.

Derartigen Behauptungen widersprechen außerhalb Rumäniens - wie mir scheinen will: in zunehmendem Maße - andere, vorsichtigere Forscher, die eine so weitgehende sprachliche Assimilierung der Alteingesessenen, wie sie vielfach angenommen wird, für ebenso unerwiesen wie unwahrscheinlich halten*. Von den Städten und Lagern habe

7

Maria Comsa: Zur Romanisierung der Gebiete nördlich der Donau (Muntenien und Südmoldau) im 4. Jh., in: Dacia N. S. 9 (1965) S. 283-298. ' Georg Stadtmüller: Forschungen der albanischen Frühgeschichte in: Archivum Europae Centroorientalis 7 (1941) Fase. 1 ^ S. 1-196 (Budapest 1942). 2., erweiterte Aufl. (Wiesbaden 1966). ' Für Ostpannonien betont der Archäologe T. Nagy: en cherchant ä repondre ä la question quand s'etait repandue la civilisation romaine et quelle etait son intensite ..., il nousfaudra ä l'avenir indiquer plus nettement le domaine dans lequel nous examinons ce processus (S. 380). Für den religiösen Bereich konstatiert er, daß die alteingesessenen Götter noch in der 1. H. des 3. Jh.s von sehr verschiedenen Bevölkerungsschichten verehrt wurden (S. 378), s. Tibor Nagy: Quelques aspects de la romanisation dans la Pannonie Orientale, in: Huitieme Congres International d'Archeologie (Paris 1963): Le rayonnement des civilisations grecques et romaine sur les eultures peripheriques (Paris 1965), Textband S. 375-386. - Vgl. u. a. Stojan Novakovič: Les problemes serbes. Ä l'occasion du livre: Geschichte der Serben von Constantin Jireček. Gotha 1911, in: Archiv für slav. Phil. 33 (1911) S. 438^166 (S. 458: die Romanisierung der Slawen sei bei Eintreffen der Slawen weniger weit gediehen gewesen, als meist angenommen); Ernst Schwarz: Das germanische Kontinuitätsproblem in Niederösterreich, in: Aus Verfassungs- und Landesgeschichte. Festschrift... Theodor Mayer Bd. 1 (Lindau . . . 1954) S. 17-47 (S. 23: «Es wird eine Romanisierung eingetreten sein, wenigstens in den Städten. Über die Verhältnisse auf

Plädoyer für eine geringe Reichweite der Romanisierung

107

die römische Kultur nur auf die nächste Umgebung ausgestrahlt, meinte ein besonders mit Noricum und Pannonien vertrauter Althistoriker. Lediglich der regierenden Klasse seien lateinische Sprachkenntnisse und lateinische Bildung zugänglich geworden. Erst die - etwa mit Vespasian einsetzende - Rekrutierung der Truppen im Umland ihrer Stationierung ermöglichte eine weiter ausgreifende Romanisierung 1 0 . Aber nicht einmal die Veteranen werden durchweg einer Verbreitung des Lateinischen Bahn gebrochen haben. Denn in einer Zeit, in der eine Truppe vornehmlich aus Söldnern von jenseits der Grenzen und aus

ethnisch verhältnismäßig homogenen

Provinzialen zu

bestehen pflegte, erscheint es keineswegs als gesicherter Regelfall, daß der nach langem Dienst Ausscheidende auf den Gebrauch der lateinischen Sprache festgelegt war. F ü r Kärnten, das einmal zu Noricum gehört hat, kommt der Philologe Kranzmayer zu ähnlichen Schlüssen wie Vetters: die Slowenen wie die Baiern seien hier auf eine nichtromanisierte Landbevölkerung gestoßen 1 1 . Bei einem andern Forscher heißt es, dem Lande sind wir nicht unterrichtet.») - Berthold Rubin: Das Zeitalter Justinians Bd. 1 (Berlin 1960) S. 83: Die thrak.-illyr. Bevölkerung wurde von Hellenisierung und Romanisierung im Kern kaum angetastet und «bildete auch nach den Stürmen der Völkerwanderung noch das ausschlaggebende ethnische Substrat». - Nach C. Daicoviciu, Em. Petroviči und Gh. Stefan in: Istoria Rominiei Bd. 1 (Bukarest 1960) S. 795 beschränkte sich die Romanisierung der zentralbalkanischen Gebiete auf die größeren Flußtäler (bes. von Morava und Vardar). In Dakien hätten dagegen - wie Constantin Daicoviciu in einem Aufsatz: Romanizarea Daciei, in: Apulum 7 (1968) S. 261-271 betont - besondere Umstände bewirkt, daß eine vorgeschobene Provinz schon in verhältnismäßig kurzer Zeit mehrheitlich romanisch wurde. - Mit schillerndem Gebrauch des Begriffs «Romanisierung» A. Mayer: Sprache I S . 13: Die Slawen hätten zwar zumeist romanisierte oder in der Romanisierung begriffene, aber noch ihre ererbte Sprache redende Illyrer angetroffen. 10 Erich Swoboda: Zur Frage der Romanisierung, in: Festschrift für Julius Franz Schütz (Graz. .. 1954) S. 224-234; ders.: Zur Frage der Romanisierung, in: Anzeiger d. österr. Akademie der Wiss./Phil.-Hist. Kl. 100 (1963) S. 153-175. - Daß in Noricum außerhalb der Städte und ihres Umlandes trotz intensiver Einwirkungen der römischen Reichskultur das bodenständige Volkstum noch lange, ja vielleicht bis zum Ende der Antike erhalten blieb, bestätigt Hermann Vetters: Die Kontinuität von der Antike zum Mittelalter im Ostalpenraum, in: Vorträge und Forschungen hrg. vom Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte Bd. 9 (Stuttgart 1965) S. 29-48 (S. 33). - Die Truppenrekrutierung aus der Donauregion wird nicht thematisiert von J. Fitz: A military history of Pannonia from the Marcoman wars to the death of Alexander Severus (180-235), in: Acta archaeolog. Ac. Sc. Hung. 14 (1962) S. 25-112, dafür aber von A. Radnoti: Zur Dislokation der Auxiliartruppen in den Donauprovinzen, in: Limes-Studien 1957 (Basel 1959) S. 134-151 und E. M. Štaerman: Etničeskij social'nyj sostav rimskogo vojska na Dunae, in: Vestnik Drevnej Istorii 1946/3 S. 256-266. Zur Ansiedlung der Veteranen S. Ju. K. Kolosovskaja: Veteranskoe zemlevladenie v Pannonii, ebd. 1963/64 S. 96-115; J. C. Mann: The role of the frontier zones in army recruitment, in: Arheološki radovi i razprave 3 (1963) S. 145-150. - Vgl. auch L, Barkoczi in: Acta Archaeol. Acad. Sc. Hung. 16 (1964) S. 285-288; Artur Betz: Noriker im Verwaltungs- und Heeresdienst des römischen Kaiserreichs, in: Carinthia I Bd. 143 (1953) S. 719-735. " Kranzmayer: ONenbuch I S. 39; 45.

108

B III. Veränderungen im Namenschatz der Eroberer

das Gros der Illyrer wie der Kelten habe im Südosten «trotz der Romanisierung seine uralte Sprache beibehalten». 1 2 F ü r Thrakien nimmmt Beševliev an, daß Hellenisierung und Romanisierung nur in den Städten zum Siege gelangt seien. «Die Dorfbevölkerung hat dagegen ihr ursprüngliches Volkswesen fast unversehrt bewahrt» 1 3 . Ja, selbst für bedeutendere Städte m u ß man - unterhalb der Oberschicht - mit erheblichen Zahlen von Einheimischen rechnen, die sehr wohl ihre angestammte Sprache weiter gesprochen haben mögen. 1 '' Für die civitatesperegrinorum

in Dardanien, dem Herzraum der Halbinsel, behaup-

tet Mirdita, das autochthone Element sei, sofern es selber die Oberschicht stellte, selbst

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14

Eqrem Çabej in: Actes du Premier Congres International des etudes balkaniques et sud-est europeennes . . . 1966 (Sofia 1968), Bd. 6 S. 41-54 (S. 45). Veselin Beševliev: Untersuchungen über die Personennamen bei den Thrakern (Amsterdam 1970) S. 135. Entsprechend von dems.: Die Thraker im ausgehenden Altertum, in: Studii Classic« 3 (1961) S. 251-263 sowie: Manche älteren Theorien von der Romanisierung der Thraker, in: Etudes balkaniques 1 (1964) S. 147-158. Nach Angelov: ObrazuvaneS. 402 ist für die thrak. Dörfer mit einer viel größeren Beharrungskraft gegenüber den Prozessen der Hellenisierung und Romanisierung zu rechnen als für die Städte. Mit einer intensiven Romanisierung des Donautals rechnet für das 2.-1. H. 3. Jh. besonders Boris Gerov: Romanizmät meždu Dunava i Balkana = Godišnik na Sofijskija Universitet, ist.-filol. fak. 45 (1948/49) kn. 4; 47 (1950/51) S. 17-120; 48 (1952) 43 S. 307—413; ders.; L'aspect ethnique et linguistique dans la region entre le Danube et les Balkans ä l'epoque romaine (I-III s.), in: Studi Urbinati di storia, filosofia e litteratura, N. S. 1959 S. 173-191. (Vgl. Rudolf Egger in: Revue internationale des etudes balkaniques 2 (1936) S. 318: «Voll durchgegriffen hat die Romanisierung in der mösischen Grenzzone, wo das Militär mit seiner lateinischen Kommandosprache, den aristokratischen Offizieren und den Bürgersoldaten als Kulturträger im Sinne Italiens wirkte.») Eine Ausbreitung der Romanisierung über einen schmalen Donauuferstreifen nach Süden wurde durch den Umstand gebremst, daß die Zone zwischen Donau und Balkan keine Rolle in der militärischen und zivilen Verwaltung und auch nicht im kulturellen Leben des Reiches spielte (Romanizmät 1 S. 91): «La population rurale, dans sa majorite, a continue ä parier le thrace (ebd. III S. 408). - Ähnlich über Thrakien z. B. V. Täpkova-Zaimova: Našestvija i etničeski promeni na Balkan. S. 53; Athanas Milčev: Die Slawen und die Völker der römischen Provinzen im Österreichischen Teil der Balkanhalbinsel, in: Berichte über den IL Internationalen Kongreß für slawische Archäologie Bd. 2 (Berlin 1973), S. 153-171 (bes. S. 160 f.). Im gleichen Sinne ist wohl auch ein Aufsatz zu verstehen, der auf die Erhaltung eines freien Bauerntums und die späte Einführung des Kolonats in Thrakien abhebt, s. V. Velkov: Les campagnes et la population rurale en Thrace au IVe-VIe siecle, in: Byzantinobulgarica 1 (Sofia 1962) S. 31-66 (hs. S. 65). - Nach meinem Eindruck ist Thrakien die einzige römische Provinz in Südosteuropa, für die ein Sieg von Romanisierung und Hellenisierung neuerdings von der großen Mehrheit der auf diesen Bereich spezialisierten Forscher geleugnet wird. Eine kompakte roman. Bevölkerung in einem thrak.-mös. Teilraum, dem westbulg. Bergland, vermutet Jordan Zaimov: Quelques particularites des noms thraces en Bulgarie, in: Balk. ezikozn. 6 (1963) S. 81-86. S. dazu Andräs Möcsy: Untersuchungen zur Geschichte der römischen Provinz Moesia superior, in: Acta Archaeologica Academiae Scientiarum Hungariae 11 (1959) S. 283-307.

Plädoyers für eine geringe Reichweite der Romanisierung

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in einer Zeit der intensiven Romanisierung nicht eingeschmolzen worden 1 5 . Das Fazit der eingehendsten unter den jüngeren Untersuchungen zu unserem Thema, die der balkanischen Provinz Moesia superior gewidmet ist und sich besonders auf die Inschriften stützt, verdient es, wörtlich zitiert zu werden: «Die römische Herrschaft brachte tiefgreifende Veränderungen in einem geographisch und sozial beschränkten Kreis mit sich. Die ländliche Bevölkerung kam mit den römischen Gemeinden und mit der römischen Lebensweise erst dann in Berührung, wenn sie zum Militär eingezogen wurde oder wenn ihre Mitglieder in die munizipale Oberschicht mancher Städte späterer Gründung aufgenommen wurden. Diese Elemente der Urbevölkerung waren aber weder zahlenmäßig noch kulturell stark genug, um als Faktoren der Verbreitung der lateinischen Sprache und der römischen Lebensweise in Betracht zu kommen.» Die Vorherrschaft der lokalen Sprache habe sich im überwiegenden Teil der Moesia superior erhalten und sei nur in solchen Orten abgelöst worden, wo fremde Siedler die Mehrheit stellten". Derartige Einschätzungen, die mit einer zähen Bewahrung des Ererbten rechnen, können sich auf andere, von den Quellen heller erleuchtete Teile des Imperiums berufen, in denen die Volkssprachen nachweislich länger in Gebrauch blieben, als manche modernen Gelehrten für den Balkan annehmen wollten 1 7 . In Gallien, das schon im 1. Jh. n. Chr. Konsuln gestellt und Plinius den Jüngeren mehr an Italien als an eine Provinz gemahnt hatte, mußte Irenäus zu Ende des 2. Jh.s seine Missionspredigten in der - eigens zu diesem Zweck erlernten

Landessprache halten, um verstan-

den zu werden 1 8 . In Britannien widerstanden die bergigen Gebiete im Westen und

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18

Zef Mirdita: Probleme der Urbanisation Dardaniens zur Römerzeit, in: (hrg.) Akademija nauka i umjetnosti Bosne i Hercegovine: Godišnjak. XIV = Centar za balkanološka ispitivanja knj. 12 (Sarajevo 1975) S. 69-80 (S. 78). Andräs Möcsy: Geschichte und Romanisation in der römischen Provinz Moesia Superior (Amsterdam 1970) S. 251. S. auch ebd. S. 212-236: «Die Verbreitung der lateinischen Schrift und Sprache»; S. 243-250: «Das einheimische Element im Kult und in der Namengebung». Kritisch zu Möcsys Versuchen, ethnische Verhältnisse durch eine statistische Auswertung von Inschriften zu rekonstruieren, äußert sich Miroslava Mirkovič: Urbanisierung und Romanisierung Obermoesiens. Über die Anwendung der statistisch-onomastischen Forschungsmethode, in: Živa antika 19 (1969) S. 239-262. S. dazu die Materialien eines internationalen Kongresses von 1974: Assimilation et resistance... Da sich unter Augustus im röm. Reich nur bei den Juden noch «nationaler Widerstand» geltend machte, plädieren R. Etienne, G. Fabre, P. le Roux und A. Tranoy ebd. S. 106 für einen Ersatz der intentional, ja emotional gefärbten Etikettierung «resistance» durch survivances: eine in der Tat angemessenere Bezeichnung für die Bewahrung autochthoner Sprache und Lebensweise unter röm. Herrschaft. Plinius, Nat. hist. III 4, 31 (neben weiteren, Ähnliches aussagenden Zeugnissen); S. Irenäus: Libri V adversus haereses, hrg. W. Wigan Harvez Bd. I (Cambr. 1857) S. 6 (Praefatio). Vgl. auch Sigfried Jan de Laet: Romains, Celtes et Germains en Gaule septentrionale, in: Diogene

16.4

110

16.5.

16.6.

B III. Veränderungen im Namenschatz der Eroberer

Norden einer Romanisierung, so intensiv auch - nach Ausweis alter Lehnwörter im Walisischen - das Latein selbst auf die Außenzonen einwirken mochte. Ja, der um 420 gestorbene Kirchenvater Hieronymus hörte, wie es scheint, aus dem Munde von Treverern noch immer Keltisch, obwohl doch das benachbarte Trier seit einem Jahrhundert zu den bedeutendsten Metropolen des Reiches gehörte". Als die Alemannen seit Mitte des 5. Jh.s in die Schweiz einströmten, stießen sie nicht nur auf Romanen, sondern auch auf eine keltischsprechende Vorbevölkerung20. Für den Südosten geben die Lehnnamen uns zum zweiten Mal Argumente an die Hand, um eine strittig gebliebene Frage zu entscheiden. Aus den wertvollen Indizien, die sie abwerfen, wird sich ein Mosaikbild zusammensetzen lassen, in dem zwar manche Lücken bleiben, aber einzelne Partien so wohlerhalten sind, daß die Konturen, auf die es uns ankommt, hinreichend deutlich heraustreten. In einer ersten Untersuchungsetappe, die das vorliegende Kapitel füllen wird, soll die lange über die Zeit der Erstentlehnung hinaus andauernde Beeinflussung der griechisch-lateinischen Namenformen durch die regionalbarbarischen Pendants nachgewiesen werden. Dieser Prozeß liefert uns das Gegenbild zu jenen in den beiden voraufgegangenen Kapiteln nachgezeichneten Wandlungen, die durch die Eingliederung der Barbaren in das Imperium bedingt waren. W o immer die geographische Nomenklatur der beiden Reichssprachen solchen Einflüssen nachgab, da ist mit einem numerischen Übergewicht, ja vermutlich mit einem erheblichen Überwiegen der Unterworfenen über die Eroberer und ihre sprachlichen Mitläufer zu rechnen. Im nächsten Kapitel soll das inzwischen gewonnene Bild durch eine Klärung ergänzt werden, in welchen Gebieten die landnehmenden Slawen auf Griechen oder Römer, wo dagegen auf Regionalbarbaren gestoßen sind. Wie zählebig die Idiome der Alteingesessenen waren, läßt sich für Epirus, Makedonien und das südliche Thrakien besonders deutlich machen: für jene Teile der Balkanhalbinsel also, in denen die Hellenisierung schon früh begann und vermutlich auf doppelte Weise vorangetragen wurde. Zum einen sah sich das Barbarenmilieu gleichsam von den Seiten angegriffen - durch die Kulturwirkungen, die von griechischen Kolonisten und dem benachbarten Hellas ausgingen. Zum andern kam der Einfluß von oben: vermittelt durch eine Oberschicht, die das Griechische adoptiert hatte 21 .

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20

21

Nr. 47 (1964) S. 89-108 (S. 107: «Jusqu'au III e siecle, la romanisation . . . a certainement ete moins profonde qu'on l'admet generalement.») S. Eusebius Hieronymus: Comm. epist. ad Galatas Bd. II Kap. 3 § 429 f., in seinen: Opera omnia hrg. Vallarsi/Maffei Bd. 7 (Paris 1845): «Die Galater in Kleinasien gebrauchten außer Griech. ungefähr dieselbe Sprache wie die Treverer». Diese richtige Aussage beruht wohl auf eigenen Feststellungen des weitgereisten und sprachenkundigen Kirchenvaters. J. U. Hubschmid: Sprachliche Zeugen für das späte Aussterben des Gallischen, in: Vox Romanica 3 (1938) S. 49-155. Martin P. Nilsson: Studien zur Geschichte der alten Epeiros (Lund 1909) = Lunds univ. ärsskrift N. F. Afd. 1 Bd. 6 Nr. 4 S. 1-16; 32-46 meint, unter einem Königshaus, das sich seit

Resistenz gegen die Hellenisierung

111

Trotzdem m u ß bis zum Ausgang der Antike die Masse der Bevölkerung ihrer angestammten Sprache treu geblieben sein 2 2 . Wenn die römische, in byzantinischer Zeit beibehaltene Reichsform für den Agäiszufluß Mesta statt der auf N-anlautenden Formen Nestos, Nessos der älteren griechischen Literatur nunmehr Mestos heißt, dann scheint die offenkundige Rezeption einer gewandelten regionalbarbarischen Lautung unvereinbar mit der Annahme, an der Mesta hätten die Römer eine in ihrer Mehrheit Griechisch sprechende Bewohnerschaft angetroffen. 2 3 Ja, noch jüngere Barbarenlautungen setzt die Namenüberlieferung der Slawen voraus, die drei bedeutende Flüsse dieses Streifens - und zwar die einzigen, die etwas für unser Problem abwerfen - unter Formen kennengelernt haben, die auf das, wie wir bereits wissen, für das jüngere Regionalbarbarische charakteristische «sekundäre -a« ausgehen: Arta 23.9.3., Struma 38.20.4., Mesta 33.6.4. Wer sich ausmalen wollte, die Slawen hätten griechische Lautungen gehört, der müßte unterstellen, der hellenische Gebrauch am Orte sei länger als die «Reichsformen» Mestos und Strymon, die niemals ein «sekundäres -a» adoptierten, unter dem Einfluß eines Barbarenadstrats geblieben. Das liefe auf einen hypothetischen Befund von der Art hinaus, wie er sich später für die Flüsse Save und Drau, aber auch für die Stadt Poetovio dingfest machen lassen wird (17.4.; 16.1.).

21

25

etwa 400 v. Chr. griech. gebärdete, sei in Epirus die Hellenisierung rasch fortgeschritten. Vielleicht hätten die Römer mit ihren Verwüstungen den endgültigen Untergang des Epirotischen bewirkt. Nach Ernst Kirsten: Beiträge zur historischen Landeskunde von Epirus und Kerkyra, in: Alfred Philippson: Die griechischen Landschaften. Der Nordwesten der griechischen Halbinsel Bd. II/l (Frankfurt/M. 1956) S. 202-290, bes. S. 206 sind-wie die Makedonen - auch die Epiroten (in einem nach S. 215 um 400 v. Chr. eingeleiteten Prozeß) «Hellenen erst durch eine kulturelle Entwicklung und unter dem Einfluß anderer Landschaften zu griechischen Kolonisten geworden.» - Wie nahe das Altepirotische und Makedonische dem Griechischen standen, hat sich aus der dürftigen Überlieferung nicht eindeutig klären lassen, s. u. a. Ivan Pudič: Die Sprache der alten Makedonen, in: L'ethnogenese des peuples balkaniques. Symposium international de l'ethnogenese des peuples balkaniques, Plovdiv 23.-28. avril 1969 (Sofia 1971) S. 207-223 (mit Lit.) und für das Epirotische Katičič 23.9.3. Vgl. die übernächste Anm. sowie 8.1. Anm. 2. Die ältere Anschauung, die das vorhegende Buch zu widerlegen hofft, drückt etwa Gustav Weigand in seiner: Ethnographie von Makedonien. Geschichtlich-nationaler, sprachlichstatistischer Teil (Leipzig 1924) aus: Die Flußgebiete von Marica, Mesta, Struma und Vardar «waren griechisches Sprachgebiet geworden noch unter der Römerherrschaft». Das Makedonische sei schon vorher erloschen. Nach Cicerone Poghirc: Considerations sur le lexique de l'ancien macedonien, in: Revue de linguistique 5 (1960) S. 135-148 weichen die mak. Glossen bei Hesych nicht weiter vom att. Wortschatz ab als etwa das dor. Vokabular. Das gelte wohl auch für die - nur wenig bekannten - phonetischen und morphologischen Merkmale des Mak. Selbst wenn das alles zutrifft, zeigt der Ausgriff des «sekundären -a» auf das Mak., daß dieses Idiom, so nahe es dem Griech. stehen mochte, von einem barbarensprachigen Wandel erfaßt werden konnte, gegen den das Griech. gerade resistent blieb.

112

B III. Veränderungen im Namenschatz der Eroberer

Einfacher und wahrscheinlicher aber ist im vorliegenden Fall die Alternative, daß die mittelalterlichen Formen gar nicht durch eine rebarbarisierte griechische Benennungsweise, sondern durch unassimilierte Barbaren vermittelt wurden. Diese Ergebnisse verdienen deshalb unser besonderes Augenmerk, weil sich die -o-Formen ja an den Flußunterläufen lokalisieren ließen: gerade dort also, wo griechische Kolonisten schon früh Fuß gefaßt hatten. Ambrakia am Arachthos wurde im 7. Jh. v. Chr. und Abdera nahe der Nestosmündung erstmals a. 650 v. Chr., ein zweites Mal um 500 v. Chr. gegründet. Die Anlage des bedeutenden Amphipolis am Strymon fällt ins Jahr 437 v. Chr. Die Flußnamen geben uns Grund zu der Annahme, daß diese Wirtschafts- und Kulturzentren die Sprachverhältnisse des Umlandes, die sie vermutlich besonders durch Lehnwörter beeinflußt haben, ein rundes Jahrtausend lang nicht umzukrempeln vermochten. Im Falle der Mesta ergibt sich sogar, daß der griechische Namengebrauch einen Wandel im Usus der Barbaren nachvollzogen hat. Denn nur so läßt sich das ebenerwähnte Faktum verstehen, daß die Lautungen Nessos und Nestos durch Mestos 33.6.1 - 3 . verdrängt werden konnten. Doch wenn uns die byzantinische Literatur nicht mit ihrer für den Namenhistoriker so lästigen Neigung irreführt, den Leser mit klassizistischen, aus dem lebendigen Gebrauch längst verschwundenen Formen abzuspeisen, dann steht zu vermuten, daß die Griechen mit Strymön 38.20.7. und Mestos 33.6.3. solche Lautungen beibehielten, die sich gegen das «sekundäre -a« des jüngeren Regionalbarbarischen immun erwiesen hatten. Der Vorgang der Rückanlehnung reichte also in diesen beiden Fällen offenbar nicht mehr bis in die Spätantike hinein. Denkbar, aber keineswegs sicher erscheint, daß dies aus einer Zunahme des griechischsprachigen Bevölkerungselementes herrührt. 16.6a

16.7.

Wie begrenzt die Hellenisierung bis zum Ausgang der Antike blieb, zeigt ein Vorgriff auf 18.3.7. für mehrere Orte innerhalb der griechischen Kultursphäre, in die sich wohl im 7. Jh. eine slawische Landnehmerwelle und ein lateinischer Flüchtlingsstrom ergossen haben. Nach Ausweis der mittelalterlichen Überlieferung, die auf den Entlehnungen dieser Zuwanderer beruht, wiesen in Makedonien Bitolja 24.6.2 f. und Veria 41.9.3. regionalbarbarische, nicht griechische Majoritäten auf. Daraus folgt, daß nicht einmal in jenem Milieu der Städte, die griechische Einflüsse - von einer Zuwanderung bis hin zu den Wirkungen einer überlegenen Zivilisation - viel stärker auf sich gezogen haben werden als die Dörfer, am Ende der Antike mit dem Normalfall einer griechischsprechenden Bevölkerungsmehrheit zu rechnen ist. Während, wie wir sahen, die griechischen Reichsformen Strymön und Mestos, die mit dem hellenischen Namengebrauch in beiden Flußgebieten übereingestimmt haben werden, gegen gewisse Wandlungen im Klangbild der barbarischen Pendants immun blieben, dauerten anderswo - vermutlich auf Grund abweichender Zahlenrelationen zwischen den Sprechern der Reichssprachen und den uneingeschmolzenen Regionalbarbaren - die Umlandwirkungen länger an. Stellen wir zunächst die Beispiele zusammen, die sich unter den Gewässernamen finden. Seit dem 6. Jh. ist für den Isonzo die

Gewandelte Formen im lateinischen Gebrauch

113

Form Isontius 29.5.2. bezeugt, die das ältere Aesintius abgelöst hat. Wenn hier ein Anlautdiphthong monophthongiert wurde, so spiegelt das gewiß einen regionalbarbarischen Wandel. Eine parallele Entwicklung machte - in einem ganz anderen Teil des Südostens - die Lehnform Oescus für den Iskär durch, der bei Jordanes Hiscus, bei Prokop Iskos 29.4,4. heißt13. Hätten diese beiden Autoren des 6. Jh.s, die über Mösien besonders gut unterrichtet sind (vgl. 14.22.11.), uns ihr wertvolles Namenwissen vorenthalten, dann könnten wir die Monophtongierung von Oi zu / lediglich aus der slawischen Nachfolgeform Iskär erschließen. Denn die literarische und inschriftliche Überlieferung ist sonst bei Oescus, der ursprünglichen lateinischen Lehnform, stehengeblieben oder ersetzt diese - gemäß der lateinischen, nicht von außen beeinflußten Ausspracheentwicklung - durch Escus 29.4.4. Das Beispiel zeigt, daß der Konservatismus der lateinischen Schreibtradition uns hindert, den Vorgang einer Rückanlehnung von Lehnformen an das barbarische Muster in seiner ganzen Breite zu erfassen. So erwecken die antiken Quellen den Anschein, als hätten die Römer für Save und Drau nie anders als Savus 38.4.2. und Dravus 26.4.1 f. gesagt. Nimmt man jedoch die slawischen Lehnformen hinzu, dann ergibt sich, daß über das Regionallateinische von Pannonien nicht o-Stämme, sondern Formen auf «sekundäres -a» und damit rebarbarisierte Lautungen weitervermittelt wurden (38.4.4.; 26.4.3.). In einigen anderen Fällen gibt die lateinisch-griechische Überlieferung selber den Blick auf eine gewandelte Nomenklatur frei. Cassius Dio führt den Savezufluß Kupa, der den Römern als Colapis bekannt wurde, unter der jüngeren Form Kolops 31.16.1. auf, in der das stammhafte i und vielleicht auch das nominativische -s geschwunden waren. Da dieser Geschichtsschreiber zu Ende des 2. Jh.s n. Chr. einen Statthalter von Dalmatien zum Vater hatte, besitzt sein Zeugnis ein ähnliches Gewicht wie die Form Hiscus bei Jordanes, weil in beiden Fällen mit guter Informiertheit eines Autors zu rechnen ist. Ein weiteres Exempel liefert noch einmal der Isonzo, der seit dem 3./4. Jh. auch als Sontius 29.5.4. ( < Isontius < Aesontius?) begegnet: mit einem - wiederum kaum aus dem Lateinischen erklärbaren - Anlautschwund, der auch von slowen. Soča vorausgesetzt wird. In die gleiche Reihe gehört, daß eine Quelle, die im 5. Jh. oder später entstand, den Erglnos «Ergene», einen Nebenfluß der Marica, als Ergina 23.3.2. aufführt und daß die dalmatinischen Romanen in offenkundiger Rückanlehnung an das Regionalbarbarische den antiken Flußnamen Naro erst durch Narentus 34.2.3., dann aber durch Narenta 34.3.3. ersetzten. Schließlich erklärt sich rum. Dunāre 26.3.5. «Donau» als Fortsetzung des vulgärlat. *Dōnaris, das ein regionalbarb. *Dōnais (als Nachfolgeform von *Dānawis) adaptierte. Aufhorchen lassen unter den genannten Beispielen besonders Save, Drau und Kupa. Denn sie gehören einem Teil des Südostens zu, in dem wir mit einer schließlich dominanten Romanisierung zu rechnen haben. Wenn selbst hier der Namengebrauch der Eroberer noch lange dem Druck nachgab, der von der alteingesessenen Bevölkerung ausging, dann wird das um so mehr für die anderen Regionen gegolten haben, in

16

114

B III. Veränderungen im Namenschatz der Eroberer

die weniger Römer einwanderten. Für Fluß- und Bergnamen möchte ich als Regel annehmen, daß die Reichssprachen bis zum Ende der römischen Herrschaft mit der Entwicklung der Barbarenformen Schritt gehalten haben. Sollte 38.20.7. und Mestos 33.6.3. naheliegt

wie es für Strymōn

der Übergang der Barbaren zu einer jüngeren

Lautung nicht mehr von der jeweiligen Reichssprache nachgeahmt worden sein, dann dürfte es sich um seltene Ausnahmen gehandelt haben. 16.9.

Die Wirkungen der Barbarenidiome auf den Namengebrauch von Lateinern und Griechen machen interessanterweise nicht an den Mauern der Städte halt, für die zunächst die Pauschalannahme eines klaren Übergewichts der beiden Kultursprachen naheliegt. So findet sich die nordwestbalkanische Anlautapokope, die wir bereits aus Sontius 29.5.4. < Aesontius kennen, in Nin an der Adriaküste wieder, dessen romanischer N a m e Nona 24.5.2. ein älteres Aenona fortsetzt. Nicht weit davon zeigt der Übergang der antiken Belege von lader zu Iadera 44.1.3. an, daß die lateinische Vorform des heutigen Zadar das «sekundäre -a» des Küstenbarbarischen adoptierte. Damit macht sich auch an zwei Stellen des dalmatinischen Litorale mit seinen für eine rasche und intensive Romanisierung besonders günstigen Bedingungen die sprachliche Resistenz einer nichtlateinischen Bevölkerungsmehrheit geltend. Interessant ist, daß die mittelalterliche romanische Überlieferung für einen anderen Ort zwischen dem - sicher ursprünglichen - Ragusium ( > d a l m a t . Raü) und Ragusa schwankt (37.4.5.). Der geschützte Ort, an den sich die durch die slawische Landnahme bedrohten Romanen von Epidaurum zurückzogen, war den Flüchtlingen gewiß seit alters als Ragusium geläufig. Aber die regionalbarbarischen Bewohner, die man dort antraf, werden ihn mittlerweile *Raguse genannt haben, was auf die Neusiedler abfärbte.

16.10.

Dieser - aus den Entstehungsumständen der Stadt erklärbare

Sonderfall hebt sich

aus dem sonst bemerkenswert einheitlichen Küstenstreifen heraus, der von Mitteldalmatien bis Albanien reicht. D a ß hier mit einer besonders intensiven Romanisierung der alten städtischen Zentren zu rechnen ist, wird etwa durch die dalmatinisch-italienischen Formen Trau «Trogir», Spalato, Cattaro, Dulcigno, Alessio 33.3.1., Antivari und Durazzo 26.10.2. bestätigt, die keinerlei Rückanlehnungen an die jüngere Barbarenlautung erkennen lassen. Wir dürfen interpretieren: Als sich das «sekundäre -a» entlang der Adria ausbreitete, wohnten an diesen Orten bereis solide lateinische oder griechische Mehrheiten. Nimmt man freilich die Informationen hinzu, die sich den slawischen Lehnformen ablesen lassen, dann ergibt sich, daß es auch in diesem Streifen nicht an Orten gefehlt haben dürfte, an denen das Regionalbarbarische das Übergewicht behauptete (17.3.). 16.11.

Interessant auch das Namenschicksal von Poetovio 36.3. an der Drau. Während die antiken Literatur- und Inschriftbelege an der ursprünglichen Lehnform festhalten, setzen bair. Bettovia und slowen. Ptuj das - an die jüngere Barbarenlautung auf -3 angelehnte - *Petōvia voraus. Dieser Namengebrauch der örtlichen Lateiner mag aus

B IV. Das Fazit der Römerherrschaft

115

der frühen Bürgerrechtsverleihung an Autochthone herrühren, die dem Regionalbarbarischen ein zeitweiliges Übergewicht am Orte verschafft haben mag. Als die Slawen und die Baiern mit Pettau vertraut wurden, muß die Mehrheit der Bewohner bereits Latein gesprochen haben. Während Ptuj uns Wirkungen des Umlands auf eine Stadt erkennen läßt, verrät uns der Vidbol 41.10., ein Südfluß der Donau unterhalb des Eisernen Tores, die Ausstrahlung eines Ortes auf sein Umland. Unterstellt man, daß Vidbol zu Recht auf Vindobona zurückgeführt wurde und die ursprüngliche Keltenmehrheit, auf die seine Benennung deutet, mit dem Massenzustrom von Lateinern an diesen wichtigen Grenzabschnitt durch eine lateinischsprachige Majorität abgelöst wurde, dann gibt das -b- von Vidbol zu denken. Denn es spiegelt, da die Lateiner bei Ankunft der Slawen ein zwischenvokalisches -b- bereits zu -v- gewandelt hatten, eine regionalbarbarische, nicht lateinische Aussprache von Vindobona wider. Es ließe sich einwenden, bei einem so kurzen Fluß wie dem 62 km messenden Vidbol könnten wir uns nicht darauf verlassen, daß seine Lautung sich regelgerecht fortentwickelt hat (10.7.). Aber die Annahme, die Slawen hätten in diesem Fall wirklich ein -b- der ursprünglichen Lehnform bewahrt, wird durch eine schlagende Parallele aus einem andern Teil des Südostens bestätigt. Nach einem Beleg von a. 791, der die Rabnitz in Ungarn als Raben 37.3.1. überliefert, hat sich der - auf den vorbeifließenden Fluß übertragene - Name der Stadt Arrabona mit -bstatt mit -v- forterhalten. Er zeigt damit eine Gestalt, die nur von Regionalbarbaren, nicht aber von Lateinern vermittelt sein kann.

16.12

IV. Das Fazit der Römerherrschaft: Romanisierte Ebenen, nichtromanisierte Bergstämme Unsere Erörterung hat bereits zu einem neuen Thema übergeleitet. Während es im vorigen Kapitel zunächst um die unter römischer Herrschaft fortdauernden Einflüsse des Regionalbarbarischen auf den provinziallateinischen Namenschatz ging, wurde schließlich auf das Problem ausgegriffen, ob die Slawen im 6.-7. Jh. in Poetovio sowie an den Flüssen Rabnitz und Vidbol eine mehrheitlich lateinische oder regionalbarbarische Bevölkerung angetroffen haben. Diese Fragestellung gilt es nun auf unser gesamtes Material zu übertragen. Wenn es in einer ausreichenden Anzahl von Fällen gelingt, die slawischen Entlehnungen aus dem Regionalbarbarischen von den Adoptionen lateinischer oder griechischer Formen zu scheiden, dann bekommen wir einen neuen Schlüssel zu dem alten Problem in die Hand, welchen Stand die Romanisierung und Gräzisierung des Südostens am Ausgang der Antike erreicht hatten. Oder anders gewendet: nachdem im letzten Kapitel die zähe Beharrungskraft des Regionalbarbarischen unter römischer Herrschaft zur Debatte stand, ist nun zu klären, in welchen

n. l

116

B IV. Das Fazit der Römerherrschaft

Teilräumen gegen Anfang des 7. Jh.s, als die Barbaren aus dem Norden ein neues Zeitalter heraufführten, diese Beharrungskraft mittlerweile durch eine importierte Sprache gebrochen worden war. N u n wissen wir bereits, d a ß m a n dem Griechischen für die ganze Antike in dem uns beschäftigenden Nordgürtel Südosteuropas nicht mehr als ein punktuelles Übergewicht, aber keine Hellenisierung geschlossener Barbarenlandstriche zutrauen darf. Unsere neue Fragestellung dreht sich deshalb vor allem um das Hinterland der römischen Nordostgrenze, wo durch die Massenzuwanderung von Lateinsprechern und durch eine konzentrierte «Reichszivilisation»

der

sprachliche Druck auf die Barbaren größer war, als er je von den Griechen ausgegangen war. W o hatten um 600 n. Chr. die Lateiner das sprachliche Übergewicht erlangt? 17.2.

Wertvolle Aufschlüsse für dieses Problem geben, was bisher offenbar unbemerkt geblieben ist, eine stattliche Reihe von Lehnformen, unter denen besonders Flüsse und außerdem antike, die Katastrophe überdauernde Städte ins Slawische eingegangen sind. Die Sprache, aus welcher die Slawen im gegebenen Fall entlehnt haben, läßt sich anhand von Merkmalen bestimmen, die im folgenden aufgereiht werden sollen. An den Anfang unserer Liste sei ein Merkmal gestellt, von dem ich lange vermutete, es lasse sich zur Identifizierung der abgebenden Sprache gebrauchen. Heute möchte ich statt dessen annehmen, daß es lediglich für das Datum der Lehnfixierung aufschlußreich ist. D a es auch einmal nützlich sein dürfte, den Leser die Umwege eines Erkenntnisganges miterleben zu lassen, und die Lösung, bei der ich gelandet bin, vermutlich nicht das abschließende Wort zu einer besonders dornigen Einzelfrage darstellt, sei das Problem in dem Kontext belassen, aus dem heraus ich es seinerzeit angegriffen habe. 1. Zahlreich sind die Belege für einen slawischen Usus, entlehnte Ortsnamen der ä-Klasse in maskuline o-Stämme zu überführen: Rōma>Rim, na>Solin,

Kastōria>Kostur

Ancöna>

Jakin,

Salō-

usw. Wenn Skok, wie mir scheinen will, bis heute An-

klang mit seiner These gefunden hat, hier lägen romanische Lokative auf -e voraussetzen. Das Paradebeispiel ist «Rom», das - nach Ausweis früher Belege und der west- und ostslawischen Lautungen, die zeitig von Sprachverwandten im nordöstlichen Südosteuropa bezogen wurden - als slaw. Rimb, nicht * *Rimb übernommen sein m u ß . Auch für das schon im 9. Jh. «literarisch» gewordene Solun «Saloniki» wird m a n nicht behaupten wollen, -n ginge auf altes -nb zurück. Im Codex Suprasliensis, wo die beiden Jers i. und b noch keineswegs durcheinandergehen, beweist Sremb, daß die später in altserbischen Texten vorherrschende F o r m Sremb eine bloße Schreibgewohnheit dar' Zschr. f. slav. Phil. 2 (1925) S. 394; Zschr. f. rom. Phil. 46 (1926) S. 385 f.

Die Herkunft der slawischen Lehnformen

117

stellt, die sich erst nach dem Verstummen der Jers einstellte2. Das zwingt uns, so meine ich, von einem slawischen - im Genus zunächst ambivalenten - Lokativ vъ Rime als ursprünglicher Lehnform auszugehen, zu der dann das übrige Paradigma hinzukonstruiert wurde. Auch nach dieser Berichtigung wollte es mir noch immer scheinen, als lassedie dieUmsetzung Umsetzung in ino-Stämme o-Stämme auf auf den den Übergang Übergang von von romanischen romanischen Lautungen Lautunge ins lasse ilawische schließen. Nur Nur ein lateinischer Lokativ auf -e serbokroat. Susak 26.10.4. Dagegen hätte das -ch- von Dyrrachion in der 2. slawischen Palatalisierung s' ergeben. Slaw. Ohrid kann, weil es ein uraltes -ch- bewahrt hat, nicht lateinisch vermittelt sein. Die Frage, ob aus dem Griechischen oder dem Regionalbarbarischen entlehnt wurde, läßt sich nur auf Grund von z u s ä t z l i c h e n Kriterien entscheiden: Sie lassen für Ohrid 25.2.6.-9. und Văchelo 41.2.4. regionalbarbarische Vorformen erschließen. Eine Sonderstellung nimmt das östliche Alpenromanisch ein, wo sich - im Friauli7 schen erhalten - wohl unter Substrateinwirkung ein Phonem ch einbürgerte . So läßt sich mit Hilfe des ch-Kriteriums n i c h t bestimmen, ob die Slawen ihre Form Hajdina

6

7

Für bulg. Ibăr, Boruj und Nesebăr erkannt von Beševliev: Ant. Top. S. 354, für den serb. Ibar von Popovic: Gesch. S. 76. Eberhard Kranzmayer: Frühromanische Mundarten zwischen Donau und Adria in deutschen und slawischen Mundarten, in: Zschr. f. Namenf. 15 (1939) S. 193-224 nahm Ch- etwa in der Form des Namens Kärnten, die ins Bair. einging, als Indiz für einen rom. Dialekt mit ch transponiert, während spätere Übernahmen oder Rückentlehnungen auch im Slawischen auf -a ausgehen. Wenn wir uns anschicken, mit Hilfe dieser neun Datierungskriterien die ethnischen Verhältnisse in jenen Jahrhunderten zu rekonstruieren, die auf die slawische Einwanderung folgten, dann tun wir gut daran, uns vorweg Klarheit zu verschaffen, zu welchen Leistungen das Werkzeug, das wir in die Hand nehmen, taugt und mit welchen Aufgaben wir es überfordern würden. Nur in wenigen Fällen erlaubt es uns, das Datum einer Lehnfixierung auf einer relativen oder, noch seltener, sogar absoluten Zeitskala Vgl. ebd. S 458 f. Schramm: Ströme S. 53. - žici AIO-TOOU XOUITOU auf einem bulg.-griech. Grenzstein aus der Herrschaftszeit des Zaren Samuel (a. 888-927) enthält keinen ON («Verwalter von Dristros = bulg. Dnstbru für an nicht mehr (wie etwa Pek und Susak) zum «ersten Schub» der Übernahmen, aber - wegen i < y < u1 für rom. ū ( = rom. y > i wiedergegeben wird, aber für a noch o>a

eingetreten ist (9.3.2.f.). 39 Die Lautung

Košjlun dürfte also schon um a. 800 gegen den Druck eines Adstrats immun gewesen sein, das in der Nachbarschaft des Ortes erst 1100 Jahre später aussterben sollte. N u n fehlt es auf Veglia keineswegs an spätfixierten slawischen Formen: etwa Kampelja türk. Pirlepe), s. Skok in: Glasnik Skopskok naučnog društva, kn. II sv. 1-2 (1927) und machten ihn sich als Edrene, Edirne (im 15. Jh. Edrine neben Edirne, Izv. za bälg. ist. 10 S. 229) mundgerecht. 5. Mit der griech. Langform 'A5QiavoÖ7toX,ic; konkurrierte im Mittelalter eine Ausspracheerleichterung AQÜVOÜTIOA,IC;, S. Heinrich Geizer in: Byz. Zschr. 3 (1893) S. 56. Diese Form Findet sich, von slaw. Sprechern volksetymologisch adaptiert, in serb. Denkmälern und Liedern als Drenopolje «Kornelkirschenfeld» wieder, s. Jireček: Heerstr. S. 99. 6. In einer byz. Angabe erscheinen als die von 'AÖQiavoimoXic; abgelösten ONen 'OÖQIXTÖC; und 'OQECTTKXC;, Diller, Lists S. 31, B Nr. 8. Der Ansatz 'Oöguaöq wird aus der Überlegung hervorgegangen sein, bulg. Odrim, setze einen ON fort, der zum antik-thrak. Stamm der 'OSC/CKTCU (Detschew: Sprachr. S. 336-338) gehöre. Zu 'OQEanäq s. 23.4.1a. Albaner, Albanien. Die Geschichte dieses Volks- und Landesnamens ist nur mit Schwierigkeiten und wie mir scheint - kaum verläßlich zu rekonstruieren. An mehreren Stellen des Stammbaums kann man lediglich Alternativansätze gegenüberstellen. Zur Namensproblematik s. u. a. Eqrem Çabej: Volkstum und Volksname der Albaner, in: Leipziger

Adrianopel - Albaner

191

Vjschr. f. Südosteur. 4 (1940) S. 78-96; ders.: L'ancien nom des Albanais, in: Studia albanica 9/1 (1972) S. 31-40; Desider von Szegh: Albanisch und Illyrisch, in: Ungarische Rundschau f. hist. u. soz. Wiss. 5 (1916/17) S. 62-83; Milan Sufflay: Srbi a arbanasi (njihova simbioza v srednjem vijeku) (Belgrad 1925) S. 24-26. Zur Gesch. der Albaner s. Waclaw Cimochowski in: St. starož. slow. 1 (1961) S. 11-19 mit Lit. 1. Der Stamm der 'AXßavoi (mit dem Hauptort 'A^ßavÖTto^ii;) ist nach Angaben von Ptolem., Geogr. III 12,20 in Mittelalbanien anzusetzen: nach v. Szegh a.a.O. S. 69 auf der Breite von Durazzo und Elbasan und auf der Höhe etwa zwischen Mat-Mündung und Kerabo-Gebirge. Offen bleibt, ob diese Albaner mit den von anderea Autoren für den gleichen Raum bezeugten Parthinern identisch sind. (Die antiken Namenbelege weisen den Albanernamen wohl so eindeutig als in Albanien altbodenständig aus, daß es nicht angeht, mit Skok in: Zschr. f. ONenf. 7 [1931] S. 49 einen Zuwanderernamen «Leute, die vom Flusse Lab auf dem Amselfeld gekommen sind» zu postulieren). Umstritten ist, ob Alb- oder aber - wie wohl erstmals von Gustav Meyer vertreten - Arb- primär ist. Holger Pedersen in: Zschr. f. vgl. Sprachf. 33 (1894) S. 551 vermutete aufgrund der nachantiken Überlieferung, die Griechen hätten einen Namen auf Arb- und damit vielleicht die regionalbarb. Entsprechung von ihrem ÖQ alb. korb «Rabe».) Überzeugt hat mich Çabejs Ansatz nicht. Da man für jene agriech. Balkannomenklatur, die Barbarenlautungen in der Regel sehr getreu wiedergibt, nicht ohne Not mit einer Adaptation rechnen sollte, möchte ich eher an eine Urprägung auf Alb- glauben, die erst durch einen bodenständigen Lautwandel zu Arb- wurde. Mit dieser Ansicht läßt sich nach meinem Eindruck auch die nachantike Überlieferung insgesamt überzeugend, wenn auch im einzelnen nicht ohne Schwierigkeiten aufschlüsseln. 2. Der Name erscheint erst in einer Nachricht zu a. 1079 wieder. Leute aus dem Volk der.'AQßavixai fanden sich unter den Truppen, die eine griech. Rebell aus Dyrrhachion gegen Kaiser Nikephoros III. Botaneiates aufbot, s. Mich. Attaleiates, Hist. S. 297 Z. 21. Eine andere Gräzisierung des gleichen Namens verzeichnet Anna Comnena, Alex. IV 8 (zu a. 1081) mit 'Aoßrxvoi. Griech. vermittelt ist türk. Arnaut «Albaner». Die -r-Formen bilden sich nach Skok in: Zschr. f. roman. Phil. 50 (1930) S. 494-497 im Griech. aus, wo seit dem Hellenismus gelegentlich e < k in vorkonsonantischer Stellung begegnet. Da mir aber wenig wahrscheinlich anmutet, daß der Volksname an die Albaner wie an die Slawen durch die wohl nur in Küstenorten dominierenden Griechen vermittelt wurde und es sich zudem um einen in den Sprachen der

192

C. 200 Namengeschichten

Welt nicht seltenen Wandel handelt, möchte ich eher an einen Übergang von vorkonsonantischem / zu r in einem bodenständigen Barbarenidiom denken. Das Alb. selbst kommt freilich kaum in Frage. Denn hier sprechen Formen wie këlbazë, gëlbazë «eine Wurmkrankheit», dem im Rum. gălbează entspricht (I. I. Russu: Elementele S. 163-165), dafür, daß altes alb. Erbgut in der vorliegenden Position -l- bewahrte. Nun gibt es ja verschiedene Anhalte für die Vermutung, daß die Albaner aus dem Innern der Balkanhalbinsel nach Albanien zuwanderten (7.2.-5.). Möglicherweise zeugt auch ihr Name dafür, daß sie in ihren jetzigen Wohnsitzen eine Vorbevölkerung mit einer anderen altbalk. Sprache abgelöst haben. 3. Für eine Region und bis zum 13. Jh. auch für einen Ort ö. von Durazzo (heute Kruja «Quelle», auf 600 m Höhe in den Skanderbeg-Bergen) begegnet im Mittelalter Albanum, "AXßavov, "Agßavov, Albania regio circa Croyam, Acta Alb. II S. 258; vgl. Šufflay: Städte S. 18 f. Der Ort könnte das antike 'AXßavörco^ic; fortsetzen, s. H. Mihăescu: Elements lat. S. 327. In den lat. Quellen begegnet zunächst Arb- (Arbanenses a. 1166; Arbanum a. 1204), das erst in der Anjou-Zeit (seit 1271) der Alb-Variante Platz machte, s. Šufflay: Srbi S. 24; Çabej: Volkstum S. 90. Während für die antiken Zeugnisse eine Anlehnung an Klanggebilde in der aufnehmenden Sprache kaum plausibel gemacht werden kann, ist für das Mittelalter ein Einfluß von Lautungen wie ital. Albano (bei Rom) mit den Albanerbergen (Colli Albani) erwägbar. Doch ist wohl wahrscheinlicher, daß sich eine ältere, vor dem -l- > -r-Wandel fixierte ital. Lehnform gegen die jüngere Übernahme durchgesetzt hat. 4. In Albanien selber erscheint - im Gegensatz zum Usus unter den nach Italien ausgewanderten Albanern - der ältere Volksname Alban-Arban- heute zumeist durch shqip ersetzt. Doch bezeichnet arbën, arbër in mehreren Zentralregionen des Landes noch immer den Albaner (im Gegensatz zu Aromunen, Zigeunern usw.), s. Çabej: Ancien nom S. 24. Außerdem lebt Alban-/Arban- in der Benennung einer ethnischen Untergruppe und ihres Siedlungsgebietes fort, das südlicher liegt als die für die Antike bezeugten Wohnsitze der 'AÄ.ß ō umgesetzt (15.5.). 5. Die Byzantiner nannten den Balkan Zuyöc, «Joch, Gebirgssattel», z. B. Mich. Attal., Hist. S. 37 Z. 16-22; Anna Comn., Alex. VIII 7. Der gleiche Bergname ist auch für andere Gegenden belegt, s. K. A[mantos]: Zygos, in: Hellenika 11 (Athen 1939) S. 17. 6. Giacomo Cantelli da Vignola verzeichnet für das Balkangebirge a. 1689 die Benennungen Monte Argentaro «Silberberg» (nach den Silberbergwerken von Čiprovo), Monte dt Castagne und Catena del Mondo «Kette der Welt». Catena übersetzt vielleicht eine slaw. Bildung Verigava (zu bulg. veriga «Kette»), die von zwei byz. Autoren als Name eines Balkanpasses bezeugt wird: tnc,.. .vXeiaoi>qa,q BeQayctßcov, Theoph. Chron. IS. 359 Z. 15; xf)v eußoX.f|V BeQiydßcov, Niceph. S. 73 Z. 13, s. Dujčev: Verigava. Zu -ava in Gebirgsnamen vgl. Dunava 26.9. Abwegig erscheint mir die Interpretation als germ. *werigawi «Wehrgau», an die Hans-Wilhelm Haussig in: Südosteuropa-Jahrbuch 8 (1968) S. 39 glaubt. 7. Eine weitere heute untergegangene slaw. Neubenennung spiegelt sich erstmals in der Weihung einer a. 1246-51 erbauten Klosterkirche an die «balkanische Gottesmutter» (Prečista Bogorodica Matorskd). Matorni Gori «Alte bzw. Große Berge« wich dem gleichbedeutenden, a. 1553 erstmals bezeugten Stära planinä «Altes Gebirge». Im 16.-17. Jh. ist außerdem Kamenica (zu bulg. kamen «Stein») überliefert, s. Dečev: Chemus S. 15 f.; Ischirkoff: Oro- u. Hydrogr. S. 3; Deliradev: Kom S. 9. 8. Türk. Balkan daglari «Balkanberge», das zum Muster für den Namengebrauch der meisten europäischen Sprachen geworden ist, enthält türk. balkan «hohe bewaldete Gebirgskette». Das ursprüngliche, über den griech. Orts- (oder Berg-?)Namen "Eunova vermittelte *Aimos setzt sich in türk. Emine burun fort: so heißt der Ostvorsprung des Balkans, der nö. von Nesebär ins Schwarze Meer hineinragt. Bulg. nos Emine transpontiert diesen türk. Kapnamen ins Slaw. Bega (serbokroat. Begej), 250 km langer Fluß im Banat, der zwischen Temeschburg (Timisoara) und Hermannstadt (Sibiu) am süwe. Innenhang der Südkarpaten

Balkangebirge - Bihargebirge

207

entspringt und noö. von Belgrad von re. in die Theiß mündet: unmittelbar, bevor diese von der Donau aufgenommen wird. 1. Konst. Porph., De adm. imp. Kap. 40 Z. 39 hat Mi. 10. Jh. vom ToÜTnq gehört, den er in einer Liste der ung. Flüsse zwischen Temesch und Mieresch aufführt. Nach dieser Plazierung kommt am ehesten die Bega in Frage (Melich: Honf. Magy. S. 320; Detschew: Sprachr. S. 516). Aber da deren heutiger Name einen durchaus archaischen Eindruck macht und ein eigenständiger, später von Bega verdrängter Unterlaufname nicht eben wahrscheinlich anmutet, bleibt Konstantins Angabe rätselhaft. 2. Die gesicherten Formen für die Bega, die um 1200 mit Beguey, An. Gest. Hung. S. 44 einsetzen, beruhen gewiß nicht, wie die von Melich: Honfog. Magy. S. 323 behauptet, auf der Verwendung eines altung. PN Begej als Hydronym. Denn eine solche Übertragung wäre bei einem so großen Gewässer ohne Beispiel (Kniesza: GewNen S. 222). Vielmehr haben wir mit einer Prägung zu rechnen, die von idg. *bhegw- «laufen» (griech. (pcßoucu «fliehe», akslaw. begati «fliehen, laufen») abgeleitet sein dürfte. Dann vergliche sich ostiran. (in altind. Wiedergabe) Vaksu «Amu Darja» Ampoi. 4. Das heutige Rum. und Ung. zeigen beide als dominante Form Bega (madj. Béga bei Kniesza a.a.O. scheint ein Irrtum zu sein). Der gegenüber -ej gewiß sekundäre -a-Ausgang begegnet bereits in dem (mit -u- statt -e- ungenauen) Beleg Buga beim Anonymus von 1308, S. 47 Z. 8. Aus einem innermadj. Wandel kann der Schwund von auslautendem -./(wie in ung. Duna 26.3.11. < Dunaj) herrühren, kaum aber -ej > -aj. Denn wieso sollten die Magyaren ein *Begej, das den Regeln ihrer Vokalharmonie entsprach, in ein disharmonisches * Begaj (> Bega) überführt haben? Anpassung an eine jüngere Form von slaw. oder rum. Untertanen kommt kaum in Frage, da diesen ein Wandel von -ej zu -aj wohl kaum mit gutem Grunde zugeschrieben werden kann. Deshalb muß erwogen werden, ob die augenscheinlich schon alte Konkurrenz von Begej und ung. (> rum.) Bega < *Begaj nicht bereits regionalbarb. Erbe ist und von einer das Bega-Bassin durchschneidenden Dialektgrenze innerhalb des Dak. Zeugnis ablegt. B i h a r g e b i r g e (rum. Muntii Bihor, ung. Bihar hegység), Mittelteil des Siebenbürg. Westgebirges (süwe. von Klausenburg, zwischen den Flüssen Kreisch und Mieresch), bis 1847 m hoch. Die wenig ergiebige ältere philolog. Literatur bei Dräganu: Rom. S. 305 f. Zur Gesch. s. Zsigmond Jakó: Bihar megye a török pusztitás elótt. 1. Für das Gebirge setzen die Namenzeugnisse erst spät ein, s. Adolf Schmidt: Das

24.4.

208

24.5.

C. 200 Namengeschichten

Bihar-Gebirge an der Grenze von Ungarn und Siebenbürgen (Wien 1863) S. 1 f. Doch liegen für den gleichnamigen Komitat bereits mittelalt. Belege vor, die zwischen -aund -o- schwanken: z. B. comitatis Byhariensis und Bihoriensis, Urkb. Sbbü. I Nr. 200; Nr. 12; Script, rer. Hung. I S. 211 Z. 11. Hier zeigt sich der madj. Übergang von a zu einem o, das im späteren Mittelalter wiederum zu a wurde: im heutigen Ung. gilt Bihar. 2. Der Name, den gewisse Forscher als slaw. Prägung deuten wollten, dürfte in Wirklichkeit altbodenständig sein. Einer Aufschlüsselung steht vor allem im Wege, daß antike Belege fehlen und die Herkunft von -h- dunkel bleibt. Eine gewiß nicht nur zufällige lautliche Nachbarschaft besteht zu tschech. Běchory, serb. Bijor und Bihori (a. 1455 bihorъ, Okäsky obč. p. S. 79 Z. 1; Stari srpski hrisov. Index. S. 219) im sü. Kosovo-Gebiet nahe der alb. Nordgrenze, s. Hyacinthe Hecquard: Histoire et description de la Haute Albanie ou Guégarie (Paris 1863) S. 95. Besonders im letzteren Fall wird man eine Namensübertragung durch walachische Wanderhirten erwägen müssen, auf die ebenfalls im Umkreis des oberen Lim - auch der Bergname Visitor zurückgeht. 3. Trotz der ungeklärten Etymologie ist der Bergname Bihor für die geschichtliche Auswertung der Lehnnamen nicht nutzlos. Er wird den Zeugnissen anzureihen sein, die für die Höhenregionen Südosteuropas ein Fehlen des - in den Niederungen regelmäßigen - regionalbarb. Übergangs zum «sekundären -a» erweisen (14.1.-24.). Wenn das a der frühesten Belege nicht auf ein ä in der regionalbarb. Lautung, sondern auf das - in den uralten Erbnamen wesentlich häufiger vertretene ă zurückgeht, dann stellt sich Bihor an die Seite von Alt, Ampoi und Mieresch, deren Namen den landnehmenden Ungarn in einer erst nach a. 850 lehnfixierten slaw. Form bekannt wurden, wenn nicht gar eine dak. Restbevölkerung sie direkt an die Madjaren gegeben haben sollte. 4. Wie bei Alt, Ampoi und Mieresch hat das Rumän. mit Bihór im Gegensatz zum Deutschen, das an a festhielt bzw. auf eigenem Wege fortentwickelte, die erst im 13. Jh. zum Siege gelangte jüngere ung. Form mit o fixiert. Eine Adaptation von rum. Bihor an das im Spätmittelalter herausgebildete madj. Bihar zeigt der Gebietsname Biharia. B î r z a v a , 127 km langer li. Nfl. des Temesch, der nowe. des Eisernen Tores dem Banater Gebirge entspringt und in der Landschaft Vojvodina, nowe. von Belgrad, mündet. 1. Wie der Fluß in der Antike hieß, erfahren wir nur mittelbar: über eine Anliegerstadt, der er seinen Namen lieh. Mit Berzobis, das vermutlich eine hyperkorrekte Schreibung von *Bersovis darstellt, dürfte im 6. Jh. der Grammatiker Priscian, Inst. VI 13 (in einem Bericht über Trajan) die ältere Form festhalten. Eine wohl jüngere, vom Fortgang der regionalbarb. Lautgeschichte geprägte Form Bersovia erscheint in der Tab. Peut. Sp. 544; 597 und beim Geogr. Rav. IV 14,3 (vgl. 24.5.3.). 2. Vielleicht ist der Name *Berzovis, wie Russu: Elementele S. 137 annimmt, eine Ableitung von idg. *bher(ē)g- (Günter Reichenkron in: Roman. Jb. 9 [1958] S. 87 f.:

Bihargebirge - Bitolja

209

*bh r g- «glänzen», vgl. lit. beršta «fängt an, weiß zu werden» usw.). Rum. barz «grau», barză «Storch», alb. bardhë «weiß» wären dann Verwandte mit anderer Ablautstufe. Weniger einleuchten will, wenn damit Bîrzova nach der von Tomaschek in: PW RE H/3 (1899) Sp. 318; Ernst Schwarz in: Mitt. Ost. Inst. f. Geschf. 43 (1929) S. 214 sowie von Georgiev in: Intr. S. 143 vertretenen Auffassung lediglich mittelbar verbunden sein soll: *Berzovis habe «Birkenfluß» (vgl. bulg. breza) bedeutet. Ein Zusammenhang mit alb. berz, barz, briz «hoch» in westbalk. ONen (A. Mayer: Sprache II S. 24 f.) kommt kaum in Frage, da die Bîrzava mit dem größeren Teil ihres Laufs nicht das Gebirge, sondern die Ebene durchfließt. 3. Unklarheiten sind auch beim Formans geblieben, -ov- erklärt sich nach Georgiev: Bălg. et. S. 106 aus idg. -ew- > dak. (wie slaw.!) -ow-. Wenn dem Ausgang -obis in der Erstentlehnung, der wohl zu -ovis emendiert werden muß und auf einen «'-Stamm schließen läßt, ein -via in den jüngeren lat. Belegen gegenübersteht, Dann verrät der absolute Auslaut, daß auch dieser Name an dem - die i-Stämme einschließenden Übergang zum «sekundären -a« im Regionalbarb. der südosteuropäischen Niederungen teilnahm (14.21.). Der Ausgang -ia ist vielleicht fehlerhaft statt -a überliefert (14.5.). 4. Die ältesten mittelalt. Belege Burzua (a. 1247); Borsua, Barswa, Borsova, s. Elemer Moór in: Zschr. f. ONf. 6 (1930) S. 16 lassen ebenso wie das heutige rum. Birzava auf eine volksetymologische Umwandlung durch Slawen schließen. Offensichtlich wurde der Stamm berz- an slaw. bbrzb «rasch», das Suffix an -ava in Nišava 34.6., Morava 33.9., Tamnava usw. angeglichen, -ъr- unterlag, da früh zu r geworden, nicht der Liquidenmetathese (19.3.6.). Rum. -îr- für slaw. r begegnet etwa im F1N Tirnava 31.9.1.: abulg. trwx& «Dorn» und in rum. värtop: bulg. värtop «Wasserwirbel», s. Rosetti: Ist. limb. 1968 S. 336 f. 5. Die heutige ung. Form Berzava, auf die serb. Berzava und dt. Bersava zurückgehen werden, ist in ihren drei Anfangslauten, die mit den antiken Belegen übereinstimmen, nach meinem Eindruck nur scheinbar archaisch. In Wirklichkeit dürfte hier eine Fortentwicklung jener Form vorliegen, die von den Ungarn zunächst Burz- o. ä. < slaw. Bъrz- ausgesprochen worden war. Drăganu: Rom. S. 243 f. behauptete wohl zu Unrecht, daß die Madjaren nicht direkt, sondern nur über rumän. Vermittlung aus dem Slaw. bezogen haben könnten. B i t o 1 j a, Stadt in Jugoslaw.-Makedonien, etwa 30 km ö. des Prespa-Sees und 20 km nö. der griech. Grenze. 1. Unweit der Stadt liegen die Ruinen des antiken Herakleia, s. Papazoglu: Mak. grad. S. 188-194. Der Name der Landschaft ne^ayovtä, deren Hauptort Herakleia war, wurde von der byz. Lit. (auch für das Bistum Bitolja) festgehalten. Die Kreuzzugshistorie verzeichnet Pelagonia zu a. 1080 und 1097, s. Ivanov: Mak. S. 23. Zur Fortdauer von Herakleia als Bistumsname bis zum 10. Jh. s. 20.8. 2. Bitolja setzt entweder die Siedel- und Namentradition eines antik nicht belegten,

24.6.

210

C. 200 Namengeschichten

ursprünglich gewiß unbedeutenderen Nachbarortes von Herakleia fort oder es bewahrt Herakleias ursprünglichen, im Gebrauch der Alteingesessenen niemals von der griech, Neubenennung verdrängten Namen. Io. Scyl. S. 351 Z. 3 berichtet über die Einäscherung des Königsschlosses von Boi)T8Ä,r| durch Basileios II. a. 1014. Den gleichen Namen überliefert Idrisi, Geogr. S. 39 (um 1150) als Butili und ein Chrysobull von a. 1272 als BOUTE^IC;, s. Byz. Zschr. 2 (1893) S. 42. Falls die griech. Form in der Rückeroberungszeit um a. 1000 entlehnt wurde, wird -ou- ein im 8.-9. Jh. aus ü entstandenes y (19.3.2.) substituieren. (Bei einer - weniger wahrscheinlichen - Fixierung zu einem früheren Datum steht -ou- für slaw. ū.) 3. Die slaw. Form, in der 1. H. d. 13. Jh.s als vъ Bytoli belegt (Ivanov: Bălg. star. S. 52), hat den Wandel vonŪ,> y ( > südslaw. i) noch mitgemacht, während Butelj, ein gleichbenannter Ort in der Nähe von Skopje, offenbar erst später lehnfixiert wurde: s. butelskyipot in einer Klosterurkunde bei Jireček: Gesch. Bulg. S. 196 Anm. 20; u Buteli a. 1300, Zak. spornen. S. 611; na butolju a. 1687, Svetostef. hrisov. S. 5. Wahrscheinlich wurde der Name von Bitolja im Gefolge jener Eroberung durch die Bulgaren lehnfixiert, die in die Mitte des 9. Jh. s fiel. Wenn -el- in Butelj auf -el- zurückgeht, dann läßt sich eine Fortentwicklung zu -ol- in Bitolj(a) durch Vergleichsfalle stützen, s. Romanski: Imenata IIIS. 66. -ěl- wiederum kann fremdsprach, -ēl- oder (nach 12.1. Anm. 2) auch -ell- umsetzen. Unklar bleibt, ob die Slawen den Namen von Regionalbarbaren oder aber - wie bei 5 weiteren Orten des gleichen Streifens, s. 18.5.) von Lateinern lernten, die durch eine Massenflucht aus dem Norden zur Mehrheit geworden waren. (Die Nomenklatur der Aromunen ergibt zu dieser Frage nichts, da ihr Bitolia eine auch für Veria 41.9.4. und Serres 38.8.4. nachweisbare - Übernahme der slaw. Form darstellt. Nicht ausgeschlossen, daß die ursprüngliche rom. Form durch Wilhelm von Tyrus: Hist. S. 977 zu a. 1168 als Butella festgehalten wird: eine Lautung, die wegen Bstatt V- gewiß nicht aus dem Griech. und wegen -u- statt -i- wohl kaum aus dem Slaw. stammt.) Eine rom. Vorform von Bitolj, in der -u- unter einem - aus dem Regionalbarb, übernommenen - Anfangsakzent gelängt war, würde den Brückenschlag zu lit. butas, apreuß. buttan «Haus» (mit kurzem u) erleichtern, auf das Vasmer: Schriften II S. 894 f. zur Erklärung des vermutlich vorslaw. ONs hinwies. 4. Im Slaw. konkurrieren 2 Auslautvarianten a) das am Ort vorherrschende Bitolja, das als Bytolja im 17. Jh. erscheint, s. Ivanov: Bălg, v Mak. S. 180; 182; vgl. auch Butella 24.6.3. a.l 168 und b) das bis in die jüngste Vergangenheit im Serb. offizialisierte Bitolj (Gen. Bitolja), für das der Rj. hrv. ili spr. j . I S. 372 einen Volksliedbeleg zitiert. Nach meinem Eindruck setzt (b) die ursprüngliche Lehnform fort: Wie für frühe Fixierungen regelgerecht (17.2.1 f.) haben die Slawen hier einen fremsprach. ON der fem. ā-Klasse in einen mask. Stamm der o-Klasse umgesetzt. Wenn sich in Bitolja selber mit (a) eine Rückanlehnung an den fremdsprach. a-Ausgang durchsetzte, dann läßt das auf eine relativ lange Fortexistenz einer nichtslaw. (rom. oder regionalbarb.)

Bitolja - Bojana

211

Mehrheit am Orte schließen. Parallel zu beurteilen ist die Konkurrenz von Pula und einem (im Slowen. dominanten) Pulj in Istrien. 5. Im Neugriech. findet sich neben einer Rezeption der slaw. Form (Mnvcd>A.ia) auch MovaCTTfiQi «Kloster», s. Romanski: Imenata IIIS. 63. Das Alb. hat danach Manastir, das Türk. Toli-Monastir (neben Betoglia, 17. Jh., bei Haci Chalfa, Rum. S. 17). Vielleicht geht MovacTf|Qi, auf die volksetymologische Interpretation von Bitol' als bulg. obitel' «Kloster» zurück. Dagegen halte ich mit Vasmer: Schriften II S. 895 die Deutung von Romanski: Imenata III S. 66 und Andre Vaillant in: Revue des etudes slaves 8 (1928) S. 86 f., die Bitolia über vb Obitoli auf obitel' zurückführten, für verfehlt. Vaillant muß mit einem makedogriech. Wandel von unbetontem i zu u für eine Stadt rechnen, in der eine griech. Mehrheit im Moment der Wiedergewinnung durch Byzanz ganz unwahrscheinlich ist. Auch hätte sich ein «verständlicher Ortsname» kaum bereits so früh, wie es der Erstbeleg Borns^n erfordern würde, der in die Zeit der byz. Rückeroberung um a. 1000 zurückweist, von dem zugrunde liegenden Appellativ fortentwickelt. B o j a n a (alb. Buene), 34 km lange schiffbare Wasserverbindung des Sees von Skutari mit dem adriatischen Drin-Golf. Der Unterlauf bildet die alb.-jugosl. Grenze. Zur Geographie s. Ippen: Skutari S. 4-12. Philol. Lit. bei Skok: Et. rj. hrv. j . I S. 183. 1. Barbarina bei Livius XLIV 31,3 gehört mit Metubarbis «zwischen den Sümpfen», einem Inselland in der mi. Save bei Plinius, Nat. hist. III 148, etymologisch zu griech. ßÖQßooo *Bau(a)nna > *Bä na an und behauptete, die Slawen hätten hier eine alb. Vorbevölkerung angetroffen. Dieser Ansicht folgt Barič: Ling. stud. S. 29, der den Verlust von -r- in den heutigen Formen für allein aus der alb. Dissimilation des labialen r vor n erklärbar hält. Dagegen vermutet Skok in: Zschr. f. ONf. 4 (1928) S. 205, das r sei schon in der antiken Variante *Babanna (als Lesart bezeugt: Babenna) gefallen. Nach Skok deutet b >v, dessen späterer Ausfall sowohl alb. wie slaw. erklärt werden kann, auf eine roman. Etappe. Einer Rekonstruktion der Tradierungsfolge steht nach meinem Eindruck entgegen, daß in Namen kürzerer Gewässer oft lautgeschichtlich unregelmäßige Entwicklungen eintreten (10.7.). Im vorliegenden Fall ist eine Anlehnung an den slaw. PN Bojana f. wahrscheinlich. Immerhin wird man vermuten dürfen, daß o in serbokroat. Bojana auf eine slaw. Lehnfixierung vor dem slaw. a > o-Wandel (um a. 800, s. 19.3.3.) zurückgeht und alb. Buenë wegen seines Erstvokals aus einer slaw. Vorform stammt. 3. Die Bojana ist im Mittelalter auch ateflumen Scutari und ahflumen S. Sercii

24.6.

212

24.7.

24.8.

C. 200 Namengeschichten

bezeugt, s. Acta Alb. I Nr. 517 Anm.; II S. 268. Da der Drin noch lange zur Gänze und nicht nur, wie heute, zum größeren Teil durch die Bojana abfloß (Veith: Dyrr. S. 44), kann im Mittelalter etwa für das an der Bojanamündung gelegene St.-NikolausKloster der Zusatz de Drina mit de Bojana wechseln, s. Acta Alb. I. Nr. 613. B o l e č , serb. Dorf bei Belgrad. Popovič: Vorslav. ONen S. 103 schloß von dem offenkundig nicht genuin-slaw. Suffix -eč ( < -êč-?) auf regionalbarb. -entio- (19.3.1.) bzw. -etio- und verglich Bolentium an der Drau, *Baletium > nordalb. (Maja) Ballecit. Vermutlich geht -o- hier auf fremdspr. -a- zurück, das in einer Frühfixierung am slaw. a>o-Wandel teilnahm (19.3.3.) Zu -ti- vgl. 23.10.3. B o r u j (heute Stara Zagora), bulg. Stadt am Südhang des Balkangebirges, zwischen Kazanläk und Dimitrovgrad. Zur Gesch. s. Jireček: Cesty S. 114-144; Ilkov: Prinos kăm istorijata na Stara-Zagora (Sofia 1908); Chr. Bujukliev/V. Kojčeva: Stara Zagora prež pogleda na starke avtori i pătešestvenici, in: Muzei i pametnici na kulturata 3 (1963) Nr. 3 S. 9-17; Wincenty Swoboda in: SI. starož. slow. 5 (1975) S. 387-390; Dimitär Nikolov: Augusta Trajana-Vereja (II-VI v.) in: Archeologija 7 (1965) kn. 3 S. 11-20; Istorija na Stara Zagora (Sofia 1966); Dimităr Cončev: Rimskijat pät Carassura-Beroe, in: Izsledovanija v pamet na Karel Škorpil (Sofia 1961) S. 271-277. 1. Begoia, lat. Beroea (Belege bei Detschew: Sprachr, S. 54) ist vermutlich z. Z. der Makedonenherrschaft über Thrakien gegründet und nach einer mak. Stadt (heute Veria 41.9.) benannt worden. Beooia hielt sich als klassizistische Form bis in byz. Zeit, s. etwa Theoph. Chron. I S. 496 Z. 2 zu a. 813 und weitere frühmittelalt. Belege, z. B. FHDR S. 555; Protobulg. Inschriften Nr. 47 Z. 12. Im got. Kalender erscheint Beooia zu in(e) Bairaujai transponiert, s. Die gotische Bibel hrg. v. Wilhelm Streitberg (Heidelberg 1908) S. 472. Mit BEQOKX konkurriert in der Überlieferung Begön., z. B. Cod. Iust. V 24, 1; lat. Beroa, Itin. Ant. 231, 4. Diese Lautung erklärt sich aus dem während der Antike vollzogenen griech. Wandel von vorvokalischem -oi- zu -o- und einer Anpassung des mit Ausfall des vorausgehenden i nicht mehr begründeten Auslauts -a an -r\ als Normalendung der ā-Stämme. Beoór| > Verói wird - im Gegensatz zu der griech. Form für die mak. Namenschwester, die an die Barbarenlautung Beroia rückangelehnt erscheint (41,9.1.) den lebendigen, nicht bloß liter. Gebrauch der Griechen wiedergeben. 2. Der Ort lag an der Straße von Philippopel nach Anchialos. In seiner Nähe kreuzte der Verkehrsweg, der aus der Umgebung von Adrianopel kam und nach Nicopolis ad Istrum führte. Trajan erhob Beroa zur Kolonie Augusta Traiana. Diese etwa inschr. für a. 253 n. Chr. bezeugte Neubenennung (s. D. P. Dimitrov in: Izvestija na Bălg, archeol. inst. 7 [1932-33] S. 292) vermochte jedoch, wie die griech. und slaw. mittelalt. Überlieferung zeigt, den alten Namen nicht zu verdrängen. Schon in röm. Zeit wurden die Thermalquellen der Umgebung genutzt, s. D. Cončev in: Izvestija na Bălg, archeol. inst. 12 (1938) S. 349-353. Stärker befestigt war der Ort wohl erst seit Marc Aurel, s.

Bojana - Boruj

213

P. Dimitrov: Kam istorijata na Augusta-Trajana, in: Izvestija na Istoričesko družestvo v Sofija 11/12 (1931-32) S. 54-70. Der im 3. Jh. aufgeblühte Ort fiel dem Goteneinfall von a. 251 zum Opfer. Konstantin d. Gr. ließ ihn wiederaufbauen. Seit a. 344 ist die Stadt als Bischofssitz bezeugt. Erneut wurde sie durch die Hunnen Mi. 5. Jh. und von den Awaren und Slawen Ende 6./Afg. 7. Jh. zerstört, nach Angelov: Obrazuvane S. 175 anläßlich des awar.-slaw. Vorstoßes auf Konstantinopel a. 626. 3. Die Inschriften bekunden für Beroa in röm. Zeit ein Durcheinander von thrak., lat. und griech. Namen. Das Griech. besaß nach der Sprache, in der alle örtlichen Inschriften abgefaßt sind, zu urteilen - das kulturelle Übergewicht über das Lat., aber das Thrak. verdrängte es (entsprechend dem Befund in anderen Städten Thrakiens s. 34.3.3.; 36.5.8.; 41.2.2.) offenbar nie aus seiner Mehrheitsposition. Denn die Slawen können - gegen Beševliev: Ant. top. S. 34, der mit einer griech. Vorform ihrer Lehnlautung rechnet - wegen des mittlerweile ungriech. Anlauts B- keine griech. Form übernommen haben: s. (adj.) Boruis[te]n [chorě] in einer Urkunde des Bulgarenzaren Ivan Äsen IL (nach 1230), Il'inskij, Gram. Nr. 1 Z. 5, do Borui in der slaw. Übersetzung Symeons des Logotheten, bei Dujčev, Star. bălg. kn. IS. 123 und Boruigradbei Luccari: Annali di Rausa (Venedig 1605) S. 64. Während die mak. Namenschwester, heute Verla, aus dem Regionalbarb. über lat. Vermittlung ins Slaw. gelangt sein wird (41.9.3.), weil die lat. Substitution von -oea < -ea für fremdsprach, -oia vorausssetzt, spricht die Lautung Boruj g e g e n eine lat. Zwischenetappe. Denn sie läßt vermuten, daß die Slawen eine Form mit erhaltenem -oia übernahmen. Somit dürfte Beroa nicht zujenen Orten gehören, die im 7. Jh. durch den Flüchtlingsstrom aus dem Norden eine neue, lat. Mehrheit bekamen (18.1.-12.). Die ursprüngliche slaw. Lehnlautung *Beruj, die wohl von Bervai bei Henri de Valenciennes um 1230 gespiegelt wird, wandelte sich durch eine Rundung von -e- zwischen B- und -u- zu Boruj. 4. Die Byzantiner verloren die Bastion wohl nicht, wie gelegentlich angenommen, Afg. 9. Jh. an die Bulgaren, s. Wincenty Swoboda in: Slownik staroz. slow. 5 (1975) S. 388. So konnte das Griech. die antike Form BEQÖT| bewahren, die etwa inschr. aus dem 9. Jh. überliefert ist: Protobulg. Inschr. Nr. 24. Varianten überliefern Niceph. Patr. S. 115 (Z. 15 (Bepoiri) und Manuel Philes, Carm. V. 237 (BeQptf)). Übernahmen aus dem Griech. sind nach Ausweis des Anlautes Farui bei Idrisi, Geogr. S. 47; Veroi, Hist. de expedit. S. 44 Z. 15; Veroys, s. Urk. z. Handels- u. Staatsgesch. der Rep. Ven. I S. 269. Dieser Befund zeigt, daß der Ort nie aus dem Horizont der Griechen verschwand. Er diente - von der Kaiserin Irene a. 784 neu befestigt - als byz. Vorposten gegen die Bulgaren. (Die Neubenennung EiQn,vÖ7toÄ.i 24.6. B u z ă u ,334 km langer Fluß, der ö. von Kronstadt den Südkarpaten entspringt und von re. in den Sereth mündet: kurz vor dessen Vereinigung mit der unteren Donau bei Galatz. Am B. liegt eine gleichnamige Stadt. 1. Die gewiß uralte Bildung, die dem heutigen Namen zugrunde liegt, fehlt bei Herodot IV 48, wo die Nordzuflüsse der unteren Donau aufgezählt werden. Am ehesten ließe sich hier "Aoaoo Kebru dürfte sich also als Anpassung an Leitungspaare wie rum. negru m. «schwarz» im Gegensatz zu neagră f. erklären. 3. In slaw. Cibăr, Cibr(ic)a setzt -i- voraus, daß die Slawen eine Lautung mit -ia-, nicht -e- in der Anfangssilbe entlehnten. Das spricht nach 25.2.2. gegen die von Skok: Chron. Bal. S. 38 f. behauptete lat. Vermittlung. Möglicherweise weist auch die Erhaltung von -b- im Slaw. auf eine regionalbarb. Vorform, da das Rumän. in der vorliegenden Position einen Wandel von b zu u erkennen läßt: cibrum > ciur, fabrum > faur. Doch kann man nicht ausschließen, daß dieser - vor die Aufnahme des slaw. Lehnguts ins Rum. fallende - Übergang zur Zeit der Aufnahme des Cibrica-Namens ins Slaw. noch nicht vollzogen war. 4. Ciambron beim Geogr. Rav. IV 7 mit -mb- statt -b- erinnert an Zr|^uußQia, Chympsala, die mit den Lautungen LnX.üßeta, Kü\(/aA.a konkurrieren: Namenzeugnissen, die eine mös.-thrak. Nasalierungstendenz vor Labialen erkennen lassen, s. Dečev in: Izvestija na Inst. za bălg. ist. 5 (1954) S. 370. on steht hier wohl für ō, die lokativisch gebrauchte lat. Ablativendung, vgl. bei Prokop, De aed. 129, 26. 5. Wenn ein 30 km langer Zufluß (nebst einem Anliegerdorf) heute Cibăr heißt und für den Unterlauf der Cibrica auch Cibra und sein (nach 25.3.8. aus dem Türk. rückentlehntes) Pendant Džibra vorkommen, dann lebt in dem unterschiedlichen Ausgang eine geographische Differenz in der Entwicklung des Regionalbarb. fort. Das Variantenpaar Cibr/Cibra repräsentiert zusammen mit Etr/Jantra am klarsten die Entwicklung eines «sekundären -a» in den Ebenen, das sich nicht bis in höhere Lagen ausbreitete (14.21.) 6. Cibrica ist eine typisch slaw. Nfl.-Bildung «Kleine Cibra» (wie Unac 40.1.3. «Kleiner Un», Strumica 38.20.6. «Kleine Struma» usw.) und wird nur am Oberlauf ursprünglich sein. Wenn der Name heute auch am Unterlauf gebraucht wird, ja hier das Übergewicht über Cibra, Džibra erlangt zu haben scheint, dann offenbar aufgrund einer hydrographischen Uminterpretation. Galt zunächst der Cibär als Beginn des Hauptflusses und der Oberlauf der Cibrica als Zubringer, so hat sich mittlerweile die gegenteilige Auffassung durchgesetzt. 7. Wenn der K'-Anlaut von KtaßQoc, heute durch slaw. C- vertreten wird, dann gewiß, weil ein frühentlehntes Ki- (wie u. a. in Cavtat 37.4.1. < civitatem; Cijevna 24.4.1. < *Kinnō) an der 3. slaw. Velarpalatalisation (Shevelov: Preh. S. 633: 7.-Mi.

225

Cibrica - Cijevna

9. Jh.) teilgenommen hat. Der regionalbarb. Diphthong, den die Slawen mit î > i wiedergaben, dürfte etwas anders artikuliert worden sein als rom. ia in aciale > ocěl > serbokroat. ocal«Stahl»,

s. Skok in: Zschr. f. roman. Phil. 15 (1930) S. 486.

Vgl. 23.4.2. 8. Die bulg. Variante Diibra neben Cibr(ic)a (gesprochen Džybra)

ist aus jener türk. Lautung Cibra

rückentlehnt, die uns für den nach dem Fluß genannten Ort

erstmals a. 1658 durch Haci Chalfa: Rumeli S. 45 f. bezeugt wird. Skok in: Zschr. f. roman. Phil. 46 [1926] S. 387. Türk. dž ist regelgerechter Lautersatz nicht nur, wie Skok: Chron. Pal. S. 38 f. behauptet, für č, sondern auch für slaw. c, das in diesem Fall aufgrund der beiden anderen Varianten Cibăr und Cibrica wahrscheinlicher ist. C i j e v n a , 41 km langer Fluß, der im nowe. Albanien entspringt und

nach

Durchqueren des nach ihm benannten Cemovsko polje - in Montenegro, sü. von Titograd, in die Morača mündet. Früher ergoß sich die C. unmittelbar in den SkutariSee. Zum Namen s. A. Mayer: Studije S. 102. 1. Ptolemaios, Geogr. I I 1 6 , 7 verzeichnet ö. von Doclea einen Ort Kivva. Das Itin. Ant. 339, 3 lokalisiert Cinna 17 km, die Tab. Peut. dagegen 30 km von Scodra. Offenbar ist eine - mit dem Fluß gleichnamige - Siedlung an der Cijevna gemeint. Zu prüfen bleibt, ob die Herkunftsbezeichnung de Cinna in Ragusaner Urkunden auf eine Fortdauer des antiken Ortes hinweist, s. u. a. Notae et acta Rag. Nr. 47; 214 (13. Jh.). Kein Anlaß besteht, mit A. Mayer: Studije S. 102 aufgrund der slaw. Nachfolgelautung eine Verschreibung von *Kivua in Kivva anzunehmen, da die Schreibung des Ptolemaios ja durch andere Quellen als authentisch erwiesen wird. Auch der Ansatz eines für frühe westbalk. FINen nicht bezeugten «-Stammes, an den Skok: Dekl. S. 399 denkt, ist entbehrlich. Wenn *Kinnā auf *Kint-nā zurückgeht, dürfte es mit der Cetina Shin in

Nordengland, Sinn ~» frank. Saale, irl. Shannon ( Dorf» bedeutete. KEIO. - statt KEIQO - zeigt die für Thrakien, ja im ganzen antiken Südosten oft belegte Synkope eines Mittelsilbenvokals, s. Georgi Mihailov in: Insc. Gr. Bulg. IV S. 292. Kevorcaea kann - gegen Beševliev in: Izv. Inst. bălg, ezik 1 (1952) S. 242 - nach seiner geographischen Plazierung nicht mit dem im Bereich des Balkangebirges anzusetzenden Kastell Kr|Qi7raerov bei Prokop, De aed. IV 11,20 identisch sein, s. Mihailov a.a.O. Unsicher bleibt die von Gerov in: Sbornik Romanski (Sofia 1960) S. 545-549 vorgeschlagene Gleichsetzung mit KEQEÖTtuQyov bei Hierokles, Synekd. 635,3. 2. Der heute durch Gospodinci abgelöste bulg. ON Ciropol dürfte das antike K.£iQ(o)7iaQa fortsetzen, zumal sich gerade in G. Ruinen aus dem Altertum gefunden haben, s. Mihailov a.a.O. Da Ciropol zu einem spätslawisierten Berggebiet gehört (19.19.), wird sich C- hier nicht, wie etwa in Cibăr 25.3.7., aus einer Teilnahme an der 2. slaw. Palatalisierung, sondern aus einer Substitution des im Slaw. mittlerweile fehlenden k' erklären, für das c den nächstbenachbarten Laut darstellt, -pol ist kaum, wie Mihailov a.a.O. wollte, über eine Dissimilation von r zu l geradewegs aus der antiken Form herausentwickelt, sondern in seinem Endglied an -polis angelehnt worden, das den Bulgaren ja durch mehrere Lehnnamen vertraut blieb. Unmittelbares Vorbild dürfte das benachbarte NixcmoXic. TIQÖC, NECTTOV (beim heutigen Goce Delčev) gewesen sein, falls dessen Name in bulg. Zeit noch für eine Weile in Gebrauch blieb (vgl. 10.6.). C r n a, 240 km langer re. Nfl. des mi. Vardar, entspringt in den süö. Ausläufern des Babagebirges und mündet unterhalb von Veles. Dazu (mit Belegen) Duridanov: Vardar S. 203-206. 1. 'Eeiyrov, Strabon VII 7, 8; Schol. zu Ptol. Geogr. III 12, 15 wurde von Milan Budimir in: Revue intern, d. et. balk. 1 (1934) S. 281 f. überzeugend zu idg. * (e) regwos «Dunkelheit» gestellt, das in griech. "Egeßoc, «Unterwelt», got. riqis, aind. rajas «Finsternis», arm. erek «Abend» fortlebt. (Zur Bedeutung «der Dunkle» vgl. 41.4.1.; 9.2.) Nach Duridanov: Vardar S. 205 verrät 'EQiyrov mehrere Merkmale des regionalbarb. (brygischen?) Idioms: ein e-Vorschlag wie im Griech. und Arm.; idg. gw > g; Erhaltung von idg. ō; e (in vermutlich unbetonter Stellung) > i. Das Formans -rov in Eßtyrov, das zu 2/tQuurov 38.20.1. «Struma» und einer Reihe westbalk. FINen (14.4.) paßt, gibt den Auslaut der Barbarenlautung wohl getreuer wieder als -us in Erigonus, Livius XXXVI 33, 6.

Ciropol - Develtos

227

2. Die Slawen haben den vorgefundenen Namen durch eine gleichbedeutende Bildung aus ihrem eigenen Namenschatz ersetzt: Crna (rěka) mit den Varianten Cbrna, Černa «die Schwarze»: bezeugt als T^epväc; bei Io. Scyl. S. 351 7.5.; a. 1378 als na rece Črъnoi. Im Falle der Crna beim Eisernen Tor erscheint die gleiche Prägung anstelle des antiken Dierna und damit - ein typologisch anders gelagerter Fall - als Substitut für einen F1N mit ähnlichem Klang, aber vermutlich abweichendem Sinn (25.1.5.). 3. Das Übersetzungsprodukt Crna wurde selbst zum Ausgang einer Übersetzung: Türk. heißt der Fluß Kara su «Schwarzer Fluß», s. Duridanov: Vardar S. 204. Die gleiche Bildung wurde auch für die Mesta 33.6.9. und den Aliakmon gebraucht. D e r b a - > 35.4.3. D e r m a n s k a G o r a - 26.12.5. D e v e l t o s , mittelalt. Name einer oberhalb der Gradovskata (Karabunarskata) reka bei Jajkazli am Mandiensko-See süwe. der Bucht von Burgas (NO-Bulgarien) in Ruinen liegenden Stadt, s. Velkov: Mărtvi gr. S. 57-62. Wenn Jireček: Cesty S. 569 vermutete, D. sei während der Kämpfe zwischen Bulgaren, Griechen und Franken verödet, so griff er zu früh, da der Ort noch in der 1. H. d. 14. Jh.s von Manuel Philes, Carm. I I S . 246 V. 130 erwähnt wird. Vielleicht wurde D. bei der türk. Eroberung wüst. Die Einwohner nennen die Trümmerstätte heute Dolno oder Goljamo kale «Niederbzw. Großburg». Dazu Deliradev: Prinos I S. 82. 1. Die Griechen bewahrten für den Ort, zu dem sie offenbar nie den Kontakt verloren (20.5.), die Lautung, die Ptol., Geogr. III 11,7 als AeoueA/cöc, wiedergibt, noch in byz. Zeit: Hierokles, Synekd. 635,12; inschr. 9. Jh. (statt dessen bieten uns die Protobulg. Inschr. Nr 14 Z. 14 f. und Konst. Porph.: De them. II 47 die Graphie AeßtXxöq). Dagegen haben die lateinsprechenden Veteranen der Legio VIII Augusta, für die Vespasian a. 71 n. Chr. hier, in einem Sumpfgebiet zwischen Mesembria und Apollonia, eine Kolonie gründete, die Lautung fortentwickelt: s. Develcon (verderbt für Develton) cum stagno quod nunc Deultum vocatur veteranorum bei Plinius, Nat. hist. IV 45; in einer Inschrift von a. 82: Colonia Flavia Pacis Deultensiwn, CIL VI 3828 und auf Münzen Col. Fl. Pacis Deult. Dibaltum bei Amm. Marc. XXXI 8,9 ist vielleicht die - ungenaue - Wiedergabe der Rückanlehnung an die regionalbarb. Form. 2. Wahrscheinlich schon vor Ende der Antike geriet das am Ort gesprochene und geschriebene Latein ins Hintertreffen gegen das Griech., s. Gerov: Griech. u. Lat. S. 240. Ob die Gewichte durch die Fluchtbewegung von Lateinern beim Zusammenbruch der Donaugrenze erneut verschoben wurden und somit der Ort, der vom 2.-9. Jh. auch als Bischofssitz Bedeutung hatte, mit einer roman. Dominante ins Mittelalter eintrat, läßt sich anhand der Namenüberlieferung wohl kaum entscheiden (vgl. 18.7.). 3. Der Bulgarenkhan Krum eroberte die Stadt a. 812 und zerstörte die Befestigung, Theoph., Chron. S. 772. Im Frieden nach a. 816/17 wurde mit Byzanz eine Demarkationslinie ausgehandelt, bei der das Bulgarenreich in Develtos ans Meer stieß, s. J. B. Bury in: English Historical Review 25 (1910) S. 276-287. Doch verzichtete Byzanz

26.1.

228

26.2.

C. 200 Namengeschichten

vielleicht erst a. 927 auf den Ort, s. Velkov: Mărtvi gr. S. 62. Daß der enge Kontakt mit Konstantinopel erhalten blieb, spiegelt sich in der Namenkontinuität (26.1.1.). Für die bulg. Namenform scheinen Belege zu fehlen. 4. Denkbar, daß eine im Spätmittelalter begegnende Variante BeÄ/ta auf eine lange, den örtlichen griech. Namengebrauch beeinflussende Fortdauer des thrak. Elements zurückgeht, das für das benachbarte Mesembria durch die bulg. Lautung Nesebăr gesichert wird. -α könnte den küstenbarb. Auslautwandel zu - widerspiegeln (14.124.). D e v o l , wohl bei der türk. Eroberung zerstörte Stadt am - noch heute Devol genannten - Oberlauf des Semen in Südalbanien. Zur Lokalisierung und Gesch. s. V. N. Zlatarski: Gde se namiral gr. Devol, in: Izvestija na Bălg. ist. družestvo 5 (1922) S. 25-56. 1. Slaw. Děvolъ (z. B. vъ Děvoly in der Naums-Vita, Ivanov: Bălg. star. S. 54, v Děvolskuju choru nach a. 1230, Il'inskij, Gram. Nr. 1 Z. 6; weitere Belege bei Zlatarski: Devol s. o.) läßt sich mit dem einzigen antiken Beleg - Aißötaa, Ptoletn., Geogr. III12, 23 - nur über die Annahme verbinden, daß die Slawen hier eine lat. Mehrheit antrafen, die regionalbarb. Dibolia zu *Devolia (vgl. Tiberim > Tevere) fortentwickelt hatte. Wie in den Städten des Streifens ö. von Ohrid- und Prespasee wird sich ein Übergewicht von Romanen auf einem Boden mit ursprünglich griech. Kulturdominanz auch hier erst durch die Fluchtbewegung des 7. Jh.s herausgebildet haben (18.1. 12.). Nach Ivan Petkanov: Studia in honorem Veselini Beševliev (Sofia 1978) S. 65-67 soll ein in balk. Hydronymen wie bulg. Devnja bei Varna wiederkehrendes dev- zugrunde liegen. Diesem Ansatz steht Aiß- bei Ptolemaios entgegen. 2. Im slaw. Devol weist -o- (statt -ъ) als Wiedergabe von fremdspr. -o- auf eine Spätfixierung (19.3.4.). Vermutlich ist es hier erst gegen Mitte des 9. Jh.s mit der Ausdehnung des Bulgarenreiches nach Westen zu einem stärkeren Einstrom von Slawen gekommen. Nun wurde Devol durch den - vom ersten christlichen Bulgarenfürsten Boris geförderten - Kliment von Ohrid, der sich hier vor seiner Übersiedlung nach Ohrid niederließ, zu einem kirchlich-kulturellen Zentrum entwickelt, s. N. L. Tunickij: Sv. Kliment, Episkop slovenskij. Ego žizn' i prosvetitel'naja dejatel'nost' (Neudruck München 1970= Slavische Propyläen Bd. 87) S. 60. Basileios II. hob das Bistum bei der Wiedereroberung auf. Aber im 11. Jh. wurde es wieder erneuert. Nachdem die Stadt - wohl im 14. Jh. - eingegangen war, wurde die Tradition der Eparchie im 17. Jh. vom neueingerichteten Bistum Korca wiederaufgenommen. Bei der griech. Lehnform, die Afg. d. 11. Jh.s dem Slaw. entnommen wurde, schwankt die Wiedergabe von e zwischen ea (Aeäßo^ic, im Chrysobull Basileios' IL a. 1019 s. Byz. Zschr. 2 [1893] S. 42 Z. 18) und ia (AiäßoXic.) s. Zlatarski a.a.O.; Tafel: Symbol. II S. 37 f. 3. Seit dem 13. Jh. ist das Bistum oft auch unter dem Namen EeXaacpöoot; bezeugt, s. Carl de Boor in: Byz. Zschr. 13(1904) S. 36. Zugrunde liegt dabei die volksetymolo-

'

Develtos - Donau

229

gische Verknüpfung von AidßoXiq mit öiüßotax;, die kirchlichen Kreisen eine Auswechslung durch die andere Teufelsbezeichnung as^oiacpöpog »Lichtträger, Luzifer« und damit durch ein nicht eindeutig negativ besetztes Klangbild nahelegte, s. Konstantin Jireček in: Byz. Zschr. 13 (1904) S. 195. Es handelt sich gewiß um eine gelehrte Konstruktion ohne Rückhalt am lebendigen Namengebrauch. D o n a u , 2850 km langer Zufluß des Schwarzen Meeres. Zu ihren Namen s. Schramm: Ströme S. 68-76; 33-48 und ders.: Donau. Weitere Lit. bei Kiss: Szotara S. 190. Zur Donau in der Gesch. s. Wladys ùaw Kowalenko in: S ù. staroz. sùow. 1 (1969) S. 404-406. 1. Altgriech. "lazQoq - schon um 700 v. Chr. bei Hesiod, Theog. 339 bezeugt hält die wohl an der Mündung kennengelernte, bis hinauf zum Eisernen Tor (Strabon VII 3, 13) gebräuchliche Benennung fest (Belege bei Höring: Pann. S. 33-36). Wie nach Ausweis von ETQUUÖW 38.20.1. «Struma» im Thrak., so dürfte auch im Get.-Mös., aus dem die Griechen ihren Donaunamen entlehnten, die Verbindung sr zu str erweitert worden sein. Zugrunde liegt also *Isros, das durch Mittelsilbensynkope aus *Is3ros entstanden sein wird. Der FIN repräsentiert zusammen mit seinen Femininpendants Isere, Isar und Iser (-> Elbe) ein alteurop. Flußnamenstereotyp, das durch griech. toöcj iaoöcj, legoc; «hurtig», aind. isirah «kräftig, frisch, munter» erklärt wird, s. Rudolf Much: Ister und Isar, in: Idg. Forsch. 8 (1897) S. 287-290; Paul Kretschmer in: Glotta 11 (1921) S. 280; Richard Meister in: Zschr. f. vergl. Sprachwiss. 78 (1963) S. 53. 2. Die griech.-maked. Form "ICTTQOCJ wurde als Ister, Hister ins Lat. übernommen: wahrscheinlich im 2. Jh. v. Chr., als Rom sich in Makedonien festsetzte und die untere Donau in seinen Horizont einbezogen wurde. Den alten Unterlaufnamen verwendeten nach dem Zeugnis des Jordanes, Getica XII 75 die Bessen (und danach wohl alle Barbarenstämme unterhalb der Stromschnellen) noch im 6. Jh. n. Chr. Dagegen wurde in der röm. Reichsnomenklatur und schließlich auch bei den Griechen einschließlich des Namensgebrauchs ihrer Kolonien im unteren Mündungsgebiet Hister/"IcjxQoq vom Mittel- und Oberlaufnamen verdrängt. In diesem Vorgang schlug sich die Intensivierung der Kontakte im Grenzsaum längs des Stromes nieder, die für die röm. Herrschaftszeit charakteristisch ist. 3. Dt. Donau und seine Pendants in anderen Sprachen gehen auf dieselbe Ausgangsform zurück wie russ. Don. Die gleiche Prägung begegnet ein 3. und 4. Mal als Erstglied in den Namen von Dnjestr und Dnjepr, die - wie ich in Schramm: Ströme S. 31 wahrscheinlich gemacht habe - ursprünglich an den Mittelläufen beheimatet waren. Beide Komposita verwiesen auf eine gewiß ebenfalls zunächst am Mittellauf übliche Benennung der Donau, die sich - wie für den Unterlauf noch historisch belegt - erst allmählich über die ganze Stromlänge durchgesetzt hat. Zugrunde liegt ein - avest. als «Fluß, Strom», ved. als «labendes Naß» bezeugtes Appellativ dānu. In meiner Rekonstruktion (Schramm: Ströme S. 63 f.; in einem Detail korrigiert in: Schramm: Alteuropa Anm. 4) ergeben sich folgende durchweg mask. Formen:

26.3.

230

C. 200 Namengeschichten

(a) *Dānowjos = Donau = Dnjestr (b) * Dānowi-sros (c) *Dānowi-pros = Dnjepr (d) *Dānowjos — Don In diesem Ansatz, den ich ebd. gegen die Kritik von W. P. Schmid verteidigt habe, bleiben die Fuge (-i- oder -jo-) und der Vokal der 2. Silbe unsicher. Als gemeinsame Grundlage von u in lat. Dānuvius und pann. (> regionallat.) Danuvis 26.3.4., von rum. ă in dem auf eine regionalbarb. Form zurückgehenden Dunăre 26.3.5. sowie von germ. a in got. (> slaw.) *Dōnaws 26.3.7. und kimmerisch (> griech.) a in der Zweitsilbe von Tövaii; «Don» (Schramm: Ströme 12.2.-13.1.; 14.1.-18.) kommen neben o auch noch e und in Frage. 4. Während im liter. Lat. jene durch Cäsar in das Schrifttum eingeführte Form Dānuvius (Belege bei Höring: Pann. S. 23-27) obsiegte, die vermutlich durch die Kolonisten der ersten röm. Gründungen in Nordostitalien, namentlich Aquileja, nach Rom vermittelt worden war, ist für die lat. Umgangssprache im mi. (und später auch unteren) Donaugebiet mit *Danuvis zu rechnen, in dem sich -Jos zu -is fortentwickelt hatte. Diese Lautung wurde gewiß aus dem Namengebrauch jener Pannonier übernommen, in deren Uferabschnitt die Römer (unter Oktavian) erstmals an der Donau Fuß faßten. (Für die Ripaner in Sirmien, Dacia Ripensis und Moesia superior ist für etwa a. 400 n. Chr. die Form Aavoüßnc, bezeugt, s. Migne, Patr. Gr. 38 [1862] Sp. 1093). Die Griechen kopierten die lat. Doppelheit in einer Formenkonkurrenz, die an die Stelle des nur noch im klassizistischen Gebrauch fortlebenden "ICTTQOI; trat: Aavoüßioq und Aävavßic; (Belege bei Gyoni, Szorv. S. 45). Diese beiden Varianten gehen in ostrom.frühbyz. Quellen häufig durcheinander. 5. In einem anderen regionalbarb. Idiom hat sich *Dānowjos o. ä. offenbar zu *Dōnai-weiterentwickelt, s. Schramm: Donau. Das lange umstritten gebliebene rum. Dunăre erklärt sich zwanglos als Anpassung des Regionallat. an diese Barbarenlautung und damit aus einer Rückanlehnung, wie sie den spätantiken Namengebrauch der Lateiner im Donauraum durchweg gekennzeichnet haben dürfte (16.1.-12.). Daß ein «sekundäres -a» (14.1.-24.) hier fehlt, läßt auf Entlehnung in einem (mit der Donau vielleicht nur durch Fernkontakt verbundenen) Bergland schließen. Durch Einschub von -r- überbrückten die Lateiner vermutlich den Hiatus in der Auslautfolge -āis, vgl. rum. are «er hat» < *ait, aiure(a) < aliubi,spăria < expavere usw., s. Skok in: Zschr. f. rom. Phil. 50 (1930) S. 490-494. 6. Der oström. Diplomat und Historiker Priskos behauptet, Naissos liege ini Aavoußa 7ioxau(£>, Hist. Gr. m. IS. 278 Z. 22. Damit tischt er uns einen geographischen Irrtum auf, da die Stadt sich ja auf den Ufern der Nišava, eines nur mittelbaren Nebenflusses der Donau, erhob. Er bietet aber kaum, wie der Herausgeber meinte, eine im Ausgang verderbte Form. Vielmehr bestätigt dieser alleinstehende Beleg, daß der

Donau

231

regionalbarb. Wandel in den Niederungen, der die Auslaute auf - vereinheitlichte (14.1 -24.), auch den Namen der Donau erfaßte. Priskos durchschaute gewiß nicht, daß der ihm mitgeteilte FIN Aavoußa eben diesen Strom bezeichnete. Wäre ihm das klar gewesen, würde man eine Ersetzung durch "IGXQOC, erwarten, das er ja - nach klassizistischem Usus - durchweg statt A&voußic;, der Form des lebendigen griech. Gebrauchs, verzeichnet. (Denkbar ist, daß sich das ahd. Femininum Tuonouva u. ä. nicht, wie bisher angenommen, als Anpassung an -a(g)wi > ouwa «Fluß, Aue» erklärt. Ebensogut möglich, daß -ouva von der nach 14.13. f. ja bis zur Enns nachweisbaren Ausbreitung des «sekundären -a» beeinflußt ist.) Als 1. Vokal würde man, wenn die 15.1. 11. aufgestellte These stimmt, eigentlich -ωerwarten. Doch einen gewichtigen Einwand gegen das dort Entwickelte bedeutet die auf jeden Fall ungenaue Information, die uns Priskos hier bietet, wohl nicht. 7. Die Goten sagten nach Pseudo-Caesarius von Nazianz (um 400 n. Chr.) in: Migne, Patr. Gr. 38 (1862) Sp. 1093 Aoüvaßig, d. h. *Dōnaws. Diese Form haben sie nicht an der unteren Donau entlehnt. Denn dort konkurrierten zwei Formen, von denen gewiß keine den germ. Neuankömmlingen als Muster gedient hat: lat. Dānuvis 36.3.4., ein mit *Dōnaws zwar abstammunggleicher, aber in der Lautung mittlerweile weit abweichender Name, und der regionalbarb. Unterlaufname Istros 26.3.1., der eine völlig andersartige Prägung festhält. Ebensowenig dürfte eine ogerm. Übernahme oberhalb des Eisernen Tores anzunehmen sein, da in dem hier gebräuchlichen dak. Namen ein w vor i in der Zeit, die für Kontakte mit den Goten in Frage kommt, gewiß schon geschwunden war. Danach wird die got. Form auf die Erstentlehnung des Donaunamens ins Germ. (Max Förster in: Zschr. f. slaw. Phil. 1 [1925] S. 5) zurückgehen, die nach der germ. d >t-Verschiebung, aber vor dem ā->ō-Wandel (15.8.) stattgefunden hat. Historisch ist diese Annahme durchaus plausibel. Denn von der Donau müssen die Goten schon im Weichselraum erfahren haben, der durch die Bernsteinstraße mit dem Stromlauf verbunden war. Intensive, zunächst durch Angriffskriege und dann durch Fernhandel bedingte Donaukontakte sind auch für die Zeit ihres Aufenthaltes in Südrußland anzunehmen. Somit hatte der Fluß vermutlich längst, bevor die Goten sich an seinem Ufer ansiedelten, einen festen Platz in ihrem Namenschatz eingenommen. 8. Abulg. Dunavъ > bulg. Dunav beruht auf der got. Form *Dōnaws. Während der Ersatz von germ. ō durch slaw. ū2 nach 19.3. 2a. regelgerecht ist, erfordert slaw. a «jenseits des Drin», das wiederum auf einer unbestimmten alb. Form Dri < Drî aufbauen soll. Somit bleibt vorerst unklar, wieso -l- durch -m- ersetzt wurde. 4. Mit AQTVO o vor Nasal einen «protorumän.» Übergang, an dem das rumän. Lehngut aus dem Slaw. nicht mehr teilgenommen hat, s. Nandris: Phon. S. 25. Auf eine frühe Übernahme weist gewiß auch, daß -un ( < -ōne) den griech. Lok.-Dat. tv 'EXaacrövi voraussetzt. Läge der jüngere Lok.-Akk. [eiq] 'EXaaaöva zugrunde, dann wäre -a im Aromun. kaum spurlos geschwunden, vgl. rom. Avlona, Valona 41.3.2. < griech. AüW>va. (Die - wohl schwerer in die relative Chronologie einzuordnende Aphärese des anlautenden e- ist im Rum. zwar nicht regelmäßig, aber häufig, s. etwa eradicare > rădica, excaldo > scald usw. ebd. S. 174). Danach gehört Elasson mit Kastoria, Florina, Veria, Saloniki und Serres wahrscheinlich zu den südbalkan. Orten, die durch die Fluchtbewegungen der Spätantike romanisiert wurden (18.1.-12.). E n n s , 157 km langer re. Nfl. der Donau, der süö. von Salzburg den Radstädter Tauern entspringt. Nach dem Durchbruch durch die Ennstaler Alpen bildet er die Grenze zwischen Nieder- und Oberösterreich und mündet bei Enns. S. dazu Hermann Vetters: Aus der ältesten Geschichte des Ennstales (Steyr 1952). 1. Ein antiker Beleg fehlt. Ob eine antike (nach Ertl: Topogr. S. 149 hinter der Paßhöhe der Radstätter Tauern und in der Nachbarschaft eines Enns-Quellflusses gelegene) Straßenstation, die in der Tab.Peut. Sp. 439 verstümmelt als Ani aufgeführt wird, nach der Enns benannt war, bleibt unsicher, da man in diesem Fall als Zweitvokal eher e erwarten würde. (Das gleiche Suffix *-esos ist für den Nachbarfluß Ybbs 43.1.1. anzunehmen). Die aus späteren Belegen rekonstruierbare Urprägung *Anesos wird, wie Ana «Ahne» (-»Fulda), Ania «Agna» (-»Chiese -»Oglio) und andere FINen, von der Wasserwurzel *on- abgeleitet sein. Nach Steinhauser: FINen und Volkstum S. 182 weist der zu kelt. ana »Sumpf« gehörige Name auf eine ursprüngliche Beheimatung am Mittellauf, wo es zahlreiche Torfmoore gibt. Die e-Stufe zur gleichen Wurzel begegnet wahrscheinlich in dem benachbarten Inn < *Enjos, s. Krahe: Unsere ältesten Flußnamen (Wiesbaden 1964) S. 105. 2. Im Frühmittelalter begrenzte die Enns den awar. Machtbereich nach We., s. etwa Arnulf Kollautz in: Carinthia I Bd. 156 (1966) S. 252 f. Auch nachdem die Franken a. 791 über diesen Fluß nach Osten vorgestoßen waren, blieb - wenn Klebel: Ostgrenze recht hat - die Enns noch bis zur Mitte des 9. Jh. s die faktische Ostgrenze des karolingischen Reiches. (Kritisch dazu Koller: Eingliederung.) Die mittelalt. Überlie-

Elasson(a) - Ergene

247

ferung, die a. 791 einsetzt, schwankt zunächst zwischen den Varianten Anesus und Anisa > Enisa (Belege in: Glossar A S. 99). Wenn der Ort an der Flußmündung von vornherein durchweg als Enisa (a. 791 in: Trad. Freis. IS. 147, dazu Koller: Enns S. 78) bzw. Enisburg bezeugt ist, so spiegelt sich darin gewiß wider, daß die Variante auf -a im Unterlaufbereich zu Hause war. Durchgesetzt hat sich schließlich die feminine Form: vermutlich aufgrund der Bedeutung, die gerade das Umland des Unterlaufs erhielt, nachdem durch die Eroberung der Awar. Mark Ruhe eingetreten war. Die a-Form wird - nach der für ganz Südosteuropa geltenden Regel - auf eine den Niederungen (und d. h. dem Unterlaufbereich) vorbehaltenen Auslautentwicklung im Regionalbarb, zurückgehen (14.21.) Die Fortentwicklung zu Enisa > Enns zeigt, daß der F1N keine roman. Vermittlungsetappe durchlief, auf der A- unter dem Akzent zu Ä- geworden wäre. 3. Auffällig ist, daß sich in der frühmittelalt. Überlieferung die Belege auf -a durchweg auch im zweiten Vokal (i statt e) von den -us-Zeugnissen abheben. Ich möchte vermuten, daß die Baiern im Unterlauf der Enns eine ostgerm. Restbevölkerung antrafen. Diese mußte Anisa für regionabarb. *Anesa substituieren, weil ihrer eigenen Sprache der Laut e in der vorliegenden Position abging. Im ON Wels an der Traun, dem nächstoberen Donauzufluß (a. 776 castrum Vveles 42.2.2.) sowie in Crem[e]sa 31.15.1. a. 777 für die von No. in die Donau mündende Krems blieb dagegen, mit heute noch greifbarer Wirkung auf das Lautschicksal, -e- erhalten, obwohl es in dieser Position aus den dt. Normen herausfiel (vgl. Braune-Mitzka: Ahd. Gr. § 64). Hier fehlten offenbar die ogerm. Vermittler. Denkbar, aber - solange wir keine antiken Belege haben - unsicher bleibt, daß -es- > -is- (gekoppelt mit «sekundärem -a», s. 14.1.-24.) im Namen der Ybbs 514., dem donauabwärts auf die Enns folgenden Stromzubringer, wiederbegegnet. Daß A- in Anisa zu E- in Enns umgelautet wurde, läßt erkennen, daß die -/-Variante den Baiern schon vor a. 750 vertraut wurde. 4. Das von Anesus gespiegelte bair. Anes, das schließlich der Konkurrenzform Anisa weichen mußte, setzt eine regionalbarb. Lautung voraus, der ein Auslautwandel zu -a (14.6.) abging. Diese Variante wurde den Baiern wahrscheinlich in weiter we. gelegenen Gebieten bekannt, die vom Übergang zum «sekundären -a» nicht mehr erfaßt worden waren. Denkbar, daß sich die Neuerung gerade an jener Enns «totlief», der im Laufe der Geschichte ja immer wieder Grenzfunktionen zufielen. Möglich aber auch, daß sich die Ausbreitung des Phänomens erst am Inn brach, der bei Diokletians Reichsteilung zur Westgrenze von Illyrien - unter Galerius - wurde (14.15.). Doch ließe sich die bair. Maskulinvariante auch aus der Tatsache erklären, daß die Baiern das obere Ennstal - wo die us-Form regelgerecht ist - sich schon besonders früh und vor dem Mündungsbereich eroberten, s. Posch: Dt.-slaw. Begegnung S. 89; Klebel: Mittelalt. dt. Siedl. S. 35. E r g e n e , längster Fluß der europ. Türkei, der bei Saray dem Instranza-Gebirge entspringt und von re. in den Unterlauf der Marica mündet.

27.3.

248

27.4.

C. 200 Namengeschichten

1. Die antiken Belege (bei Detschew: Sprachr. S. 5) beginnen mit 'AjQiävT\q bei Herodot IV 90, 2. 'A-, -yr>, -ta-, -r\q statt 'E-, -gy-, -X-, -oq erklären sich als Angleichung an die 'AyQiövec; V 16, ein Volk an den Strumaquellen. Die authentische Lautung verzeichnen u.a. Appollonios Rhodios I 217 mit 'EQyTVoc, und Plinius, Nat. hist. IV 7 mit Erginus. Der Name gehört nach Detschew a. a. O. zu *ergh- in aind. rghäyati «bebt, tost, stürmt», nach Georgiev: Trak. ezik S. 69 mit 'Egiyrav «Crna» -» Vardar zu *eregK- «dunkel». 2. Die frühestens im 5. Jh. n. Chr. verfaßte Passio S. Alexandri Romani, hrg. Dimitär P. Dimitrov in: Izvestija na Bälg. Archeol. Inst. 8 (1934) zeigt mit 'Eoyiva S. 157 Z. 8; Z. 20, daß der für die Barbarenidiome der Niederungen Südosteuropas typische Übergang von -os zu -s (14.21.) auch hier vollzogen wurde. 3. Der Bulgarenkhan Krum plünderte im Winter 813/14 - bei der Vorbereitung eines Heerzuges, mit dem er Konstantinopel erobern wollte - die Ufer des Ergene und führte (angeblich) 30 000 Gefangene fort. Der anonyme byz. Autor, der von diesen Ereignissen berichtet, überliefert den Fluß als TriyTva, Izvori za bălg. ist. VIII S. 23. Daß sich hier eine frühe slaw. Lehnfixierung niedergeschlagen hat, die bereits die Liquidenmetathese (19.3.7.) hinter sich hatte (vgl. Popovič: Gesch. S. 167), mutet lautchronologisch und geographisch gleich unwahrscheinlich an. Zwar haben die Slawen den Fluß früh kennengelernt. An seinen Ufern wurden sie ja a. 585 durch den römischen Feldherrn Comentiolus geschlagen (Theoph. Sim., Hist. I S. 6 f.). Aber der Name ist im Slaw. doch wohl kaum wesentlich früher als die spätfixierte Arda im gleichen Strombereich der Marica fest geworden. Vielleicht liegt eine vorslaw.-regionalbarb. Aussprachevariante zugrunde, die sich auch in einer ungenauen Nachricht bei Strabon VII fragm. 49 spiegeln mag: vöv Tioxauöc, 'Pvyivia tv ©ß^xrj xaA,ou|xevoc; (Augenscheinlich sind hier Ergene und Crna -» Vardar verwechselt worden, s. Detschew: Sprachr. S. 5). 4. Griech. 'Egyiva, das durch 'Priyfva nicht verdrängt wurde, hat das Muster für türk. Ergene abgegeben. E r l a u f (Erlaf), 67 km langer Fluß in Niederösterreich, entspringt bei Mariazell (Obersteiermark) und mündet bei Pöchlarn von Sü. in die Donau. In die E. fließt die Kleine Erlauf. 1 .'ApetaiJtri gehört nach Ptol., Geogr. II 13, 3 zu den Städten, die Kaiser Claudius (a. 41-54 n. Chr.) an der Donau gründete. Die Tab. Peut. Sp. 420; 487 verzeichnet Arelate (mit irrtümlichem, an Arelate «Arles» angelehntem -t- statt -/?-) als Straßenposten, die Not. dign. occ. 34 und 42 Arelape als Reitergarnison und Flottenstützpunkt. Die Zivilniederlassung lag wohl im Dorfgebiet von Harland, das Kohortenkastell dagegen bei Pöchlarn: beide Plätze nahe der Mündung der Erlauf, deren Namen man sichtlich zur Benennung des Ortes und Militärstützpunktes benutzte. Daß die Endung des FINs dabei offenbar in -e überführt wurde, läßt an eine regionalbarb., nicht lat. ON-Ableitung denken, zu der das durch die Tab. Peut. Sp. 449 bezeugte Tergolape

Ergene - Erzen

249

(heute: Schwanenstadt, zwischen Wels und Salzburg) eine Bildeparallele darstellen dürfte. Ob der F1N von vornherein ein ā-Femininum war oder im Dt. über das im Niederungsbarb. entstandene «sekundäre -a» 14.21. dazu wurde, läßt sich nicht mehr bestimmen. Mit Kranzmayer: Slav. ONen S. 126 aufgrund der dt. Form eine Verschreibung für *Eralape anzunehmen, besteht kein Anlaß. 2. Dt. Erilelafa. 899-902, Trad. Pass. S. 76 wird für *Erilaf verschrieben sein. Der ahd. Name hat wohl noch am a > e-Umlaut (um 750) teilgenommen, gehört also nicht erst zu den Übernahmen nach Eroberung der Awar. Mark a. 791. (Die heutige Mundartaussprache ęalof, s. Weigl: Grundl. S. 27; ęalauf, s. Steinhauser: Herkunft S. 3, dürfte von ahd. erila «Erle» beeinflußt sein, s. Richard Müller in: Blätter d. Vereins f. Landesk. v. Niederösterr. N. F. 20 [1886] S. 73 f.) Nicht mehr mitgemacht dagegen hat der F1N - anders als von E. Schwarz: Kontinuitätspr. S. 24 angenommen - die ahd. Verschiebung von p, aus der -f nicht hervorgegangen sein kann. Nach Schiffmann: Neue Beiträge zur Ortsnamenkunde Oberösterreichs Bd. 3 (Linz 1929) ist hier vielmehr -f mundartl. für -b < abair. p eingetreten. In mundartl. -laof erscheint das für dt. Ohren ungewohnte -laf an «Lauf» oder «Laub» angeglichen. 3. Wenn die Erstbezeugung für die Erlauf den a- Ausgang der ahd. ö-Stämme vermissen läßt, dann, weil hier - wie gelegentlich auch anderswo belegt - die ursprüngliche Nom.-Form (mit regelgerecht geschwundenem -u < -ō) nicht von der Akk.-Form auf -a verdrängt wurde, s. Braune-Mitzka: Ahd. Gr. § 207 Anm. 2. 4: In *Erilaf weist - ebenso wie in Anisa «Enns» - das -i- der zweiten Silbe auf eine ogerm. Vorform, in der entlehntes -e- regelgerecht durch -i- ersetzt worden war. Vielleicht waren die Tradenten Heruler, die in Österreich einen ehemals rugischen Ufersaum der Donau bis zur Erlauf besetzten, s. Herbert Mitscha-Märheim in: Krems und Stein. Festschrift zum 950jähr. Stadtjubiläum (Krems a. d. D. 1948) S. 17. Zum FIN-Befund stimmt, daß der laut Nibelungenlied in Pöchlarn, also an der Erlaufmündung, ansässige Graf Rüedeger (nicht Ruodger) einen Namen trägt, durch dessen Erstglied ein spätogerm. Hrūdi- < Hrōdi- durchschimmert, s. Schwarz: Kontinuitätsprobl.S. 39-41. E r m a -» 30.4. E r z e n (Arzen), mittelalb. Fluß, der ö. von Tirana entspringt und nö. von Durazzo in die Adria mündet. 1. 'Aoöci^avoq, bei Polybios VIII 15,2 ein illyr. Küstenfluß zwischen Lissos und Dyrrachion, ist wiederholt auf den M a t 33.5. bezogen worden, s. Mayer: Sprache I S. 57 mit Lit. Wahrscheinlich ist aber der Erzen gemeint, s. Tomaschek PW R E 2 I I Sp. 611. Wenn Jireček: Heerstr. S. 46 und Popović: Vorslav. ONen S. 112 den Namen aus *ard- «fließen» (vgl. Arda 23.11.2.) ableiten, dann lassen sie -ä^avoq unerklärt. Überzeugender erscheint mir deshalb Krahes Deutung in: Beitr. z. Namenf. 14 (1963) S. 7: vor d- in einem durch ein n-haltiges Formans erweiterten 8d^a (nach Hesych ein epirotisches Wort für Meer) sei die Präposition Ad- (wie auch durch andere westbalk.

27.5

250

27.6.

C. 200 Namengeschichten

und messap. Beispiele belegbar) zu Ar- issimiliert. Mayer: Sprache II S. 10 rechnet mit *ar- < *aur- «weg von, unten bei». 8ä£,a und seine e-stufige Ablautvariante, die dem epirotischen Stammesnamen Ae^aooi (Steph. Byz. S. 225 nach Hekataios) zugrunde liegen wird, bedeutet wohl ursprünglich «Wasser», da sie auch in meerfernen Hydronymen wiederbegegnen, z. B. dem Havelzubringer Dosse und dem Dnjeprnfl. Desna, s. Ernst Schwarz: Vorkeltisches *daksä «Wasser» in Ortsnamen Böhmens, in: Bohemia 10 (1969) S. 71-80. 2. Aus dem Mittelalter gibt es wohl nur zwei Namenzeugen: Anna Comnena, Alex. IV 5, 1 u.ö. mit dem - im Anlaut offenbar fehlerhaften - XaQ^ävrn; (für einen Fluß beim Orte Dyrrachion) und der Anonymus von 1308 S. 25 mit Ersenta. Arzan-jErzenwird sich aus Ardaksan- durch die regionalbarb. Synkope des 2. Vokals ergeben haben (vgl. in Epirus den "Aoa^Soc, > Arta 23.9.2.). Die Variante auf E- ist heute dominant: alb. Erzen (bestimmte Form: Erzeni). 3. Der Anonymus von 1308 überliefert mit Ersenta (sowie Mathia «Mat», Epasa «Semen» für zwei Nachbarflüsse) Formen, die den küstenbarb. Übergang zum «sekundären -a» widerspiegeln (14.22.8.). Wahrscheinlich beruht diese Quelle - ebenso wie Arsenta in einer ital. Relation von a. 1614 - auf dem älteren küstenroman. Usus. (Zu a. 1614 s. Zamputi: Ralacione mbi gjendjen e Shqiperise Veriore [Tirana 1963] S. 286, worauf ich von Peter Bartl hingewiesen wurde.) Unklar bleibt mir, wie es in Ersenta, Arsenta zu -t- kommen konnte. Mit Erzen hat sich offenbar mittlerweile die an den höhergelegenen Laufteilen übliche Lautung bis herab zur Mündung durchgesetzt. Dafür spricht auch, daß wir hier keine slaw. Liquidenmetathese von Ar- > Raantreffen, die bei einer am Adriaufer (mit einer frühen und langandauernden slaw. Dominante) beheimateten Form zu erwarten wäre (17.3.6.). 4. Zu prüfen bleibt die Angabe von Vibius Sequester: Ululeus, Dyrrachii, unde aqua his ducta. Ist ein Zubringer des Erzen gemeint? Florentin 3.13. Anm. 34. F1 o r i n a, Stadt zwischen Bitolja und Kastoria nahe der Nordgrenze von Griech.Makedonien. 1. D. Markos in: Meg. Hell. Egkykl. 24 S. 33 nimmt eine griech. Prägung an, die von XkwQÖc, «blaß, grünlich» abgeleitet sein soll und ihre Anlautgruppe in einem auch sonst im mak. und thrak. Griech. begegnenden Wandel zu o -Wandel um a. 800 schließen (19.3.3.) Grana, das auch in der dt. Überlieferung begegnet, bewahrt den a-Ausgang der von Mark Aurel bezeugten Form. Unklar bleibt, warum das u- bzw. w-Element verlorenging. Weiterhin verwundert, wieso es zu einer schließlich dominanten slaw. Konkurrenzform mask. Geschlechts - Gran > slowak. Hron - kommen konnte (Belege bei Šmilauer: Vod. Slov. S. 348). Will man einer Anregung von E. Schwarz: ON Sud. a. a. O. folgen, dann ließe sich der Genuswechsel aus germ. Vermittlung erklären. *Granwa mag von Germanen als fem. wa-Stamm behandelt und die gleiche Auslautentwicklung wie (got.) bandwa > [*bandu >] langobard. bando «Fahne» durchgemacht haben. *Granu ergab, von

28.2.

254

28.3.

28.4.

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Slawen ohne Rücksicht auf das germ. Genus umgesetzt, *Granъ> > Gron > Hron. 4. Die Ungarn übernahmen, wie Gron beim Anon. Gest. Hung. Kap. 35 zeigt, die dominante slaw. Form, die auf -Ъ, nicht -a ausging. Die unmadj. Lautfolge Gro- wurde bald zu Goro- aufgelöst (a. 1226 u. ö. Goron, s. Šmilauer a. a. O.). -o-/-o- wandelte sich später regelgerecht zu -a-j-a- (vgl. serbokroat. grad «Zaun», grat «Mühltrichter» > ung. garád, garat, s. MNTESI S. 1022 f.; 1029). Der Lautung Garan trat die Konkur renzform Garant zur Seite. G r o c k a, serb. Ortschaft an der Donau, etwa 25 km unterhalb von Belgrad. Der befestigte Ort Gratiāna (Not. dign. o. XLI 26) bei Viminacium hieß nach Kaiser Gratian (a. 375-383) und läßt sich bis ins 6. Jh. verfolgen, s. Prokop, Bella V 3, 15; Hierokles, Synekd. 657,4. Auf Gratiāna hat Popović: Vorslaw. ONen S. 104 einleuchtend den ON Grocka zurückgeführt. Die regelgerechte slaw. Wiedergabe von Gratiäna - *Grocanъ mit č für tj wie in Soča < *Sontjº 29.5.4. läßt sich aus dem Namen der Donauinsel Gročanska Ada freilegen. Aus einer vermeintlichen Bewohnerschaftsbenennung *Gročanъ wäre dann die neue ON-Form Gročъ abstrahiert worden. Das seit dem 18. Jh. belegte Grocka ( < *Gročъska) dürfte dazu eigentlich das Bachnamenpendant (heute Gročica) darstellen, -o- läßt auf eine Lehnfixierung v o r dem slaw. a>oWandel schließen. G ü n s (ung. Gyöngyös-patak), im Burgenland bei Zöbern entspringender Fluß (120 km lang), der bei Sárvár in Nordwestungarn von li. in die Raab mündet. 1. In der Antike lag an der Güns (Eaou&Qtctq) der gleichnamige Ort laouußia (Ptolem., Geogr. II 15, 1. Weitere Belege bei A. Mayer: Sprache I S. 296 f.; Höring: Pann. S. 61-63). Kaiser Claudius gründete hier eine Veteranenkolonie, die unter Diokletian bei der Teilung der Pannonia superior wohl zur Hauptstadt der Pannonia prima wurde (Mócsy: Pann. S. 36-39; Barkóczi: Population S. 264 f.). Die Siedlungstradition wird durch Steinamanger (ung. Szombathely) fortgesetzt. Will man die antike Lautung rekonstruieren, dann legen Inschriften mit -oo-/-v- (Miller, Itin. Sp. 456) nahe, -v- und nicht -b- (Plinius, Nat. hist. III 146: Sabaria) anzusetzen. Walter Steinhauser erschloß in seinem Aufsatz: Savaria «die Perlenreiche». Ein Beitrag zu der Frage nach der wissenschaftlichen Bedeutung geographischer Doppelnamen, in: Namenforschungen. Festschrift für Adolf Bach (Heidelberg 1965) S. 211, von der Bedeutung des ung. Pendants ausgehend, eine Bedeutung «mit Flußperlen». Obwohl nach seinem Hinweis die Flußperlmuschel im ehedem versumpften Unterlauf der Güns einstmals in größeren Mengen gesammelt werden konnte, scheint mir ein russ. Dialektwort als einziger etymologischer Aufhänger reichlich schwach. Ich möchte deshalb den Namen lieber als Ableitung von *sowos «Lauf» und damit eine mit Savus «Save» verwandte Bildung auffassen. (Vgl. auch den FlN Sovra < *Savara, s. Skok in: Časopis za slovenski jezik 8, S. 118, Anm. 1; ders. in: Etnolog 3, S. 179 und Savrah, einen Nfl. des Sü. Bugs). Zum Suffix -aria s. Krahe in: Idg. Forsch. 5 (1939) S. 114-166 (vgl. auch den F1N Vardar 41.4.6.).

Gran - Gurk

255

2. Über slaw. Vermittlung setzt sich der antike F1N Eaouäomc. in dt. Zobern fort, das in seiner unerweiterten Form zum ON umfunktioniert ist, während das Gewässer, das bei Lockenhaus in die Güns mündet, Zöbernbach heißt. Da dt. -b- für slaw. -b- hier (wegen Z- für S-) nicht schon im 8. Jh. eingetreten sein kann, ist mit einer späten, erst im 11. Jh. fixierten Neuentlehnung zu rechnen, mit der sich das Abreißen der in der Karolingerzeit begründeten Tradition an anderen, aber keineswegs allen Stellen des weiteren Umkreises vergleicht, s. Steinhauser in: Mitt. d. Ost. Inst. f. Geschf. 45(1931) S. 320 f. 3. Eine ältere Lehnform, die - hätte sie überlebt - heute **Sefer lauten würde, wird uns a. 844 als Sevira (Urkb. Burgl. I Nr. 5) bezeugt, s. E. Schwarz: Kontinuit. S. 31. S-, -v- und der Primärumlaut e lassen auf eine Übernahme im 8. Jh. (E. Schwarz: Oberpann. S. 333; ders.: Kontinuitätsprobl. S. 28: vor etwa 750) von slaw. *Sabarja schließen. Die genauen Entlehnungsumstände sind - zumal es sich um einen isolierten, die Lautung vielleicht nicht sorgfältig wiedergebenden Beleg handelt - nicht mehr rekonstruierbar. Schwarz weist ebd. daraufhin, daß - wenn wirklich der Primärumlaut dem Langobard. abging - die Baiern den Günsnamen kaum von einer langobard. Restbevölkerung lernten. Fernkontakte könnten dazu geführt haben, daß sich den Deutschen der Name dieses Flusses bereits einprägte, bevor sie sich während der Awarenkriege an seinen Ufern festsetzten. 4. Der Name des antiken Orts Savaria, der noch im 9. Jh. bezeugt ist (Dipl. LdD Nr. 102 a. 860; Salzb. Urkb. I S. 873; Klebel: Siedlungsgesch. S. 18), lebt vielleicht im Mündungsort Sárvár (a. 1288: Saarwar), angelehnt an madj. sár «Morast» und vár «Burg» fort, s. A. Mayer: Sprache I S. 297. Lit. bei Kiss: Szotära S. 564. 5. Die Ungarn wechselten den F1N durch eine madj. Bildung Gyöngyös-patak «perlenführender Bach» (a. 1261/1271: Gungus, Lit. bei Kiss: Szótára S. 253) aus, während als eine Sonderbenennung des Oberlaufs zeitweilig *Eghurusugh eingetreten sein dürfte. (So emendierte Moor: Westungarn S. 85 eine a. 1263 belegte, wohl egür «Erle» und ügy «Bach» enthaltende Lautung.) Eine Vorform von Gyöngyös wurde von den Deutschen übernommen und - seit dem Beleg Gunz von a. 1276 faßbar - auf die madj. Köszeg (eigentlich; «Stein- oder Felswinkel») benannte Burg und die im 13. Jh. auf die an ihrem Fuß gegründete Stadt übertragen. Moor in: Ung. Jahrb. 9 (1929) S. 237 hält merkwürdigerweise die Herkunft von dt. Güns aus ung. Gyöngyös, die er selber in seinem: Westung. im Ma. S. 131 lautgeschichtlich plausibel machte, für eine bloße Möglichkeit. Zur dt. Lautung s. Steinhauser in: Mitt. Öst. Inst. Geschf. 45 (1931) S. 320 f. G u r k heißen im Dt. zwei (vermutlich seit der Urprägung namensgleiche) Gewässer: (a) ein 120 km langer li. Nfl. der Drau in Kärnten, der ö. der Turracher Höhe entspringt und ö. von Klagenfurt mündet, sowie (b) ein 111 km langer re. Nfl. der Save, der ö. von Laibach den slowen. Bergen entspringt und we. von Zagreb mündet. 1. Bei Strabon IV 6, 10 und VII 5, 2 erscheint (b) als KOQXÖQOK;. Hinter dem im

28.5.

256

29.1.

C. 200 Namengeschichten

Lande Carneola/Carnech 31.13.2. lokalisierten/7wv«'i« Corcac beim Geogr. Rav. IV 21 wird sich (a) verbergen. Zugrunde liegt, wie Kranzmayer: ONenbuch IS. 21 erkannte, am ehesten eine schallnachahmende Basis *kerk- «gurgeln u. ä.» (Pokorny: Idg. et. Wb. I S. 568). Verwandte Bildungen wären dann aind. krkara- «eine Art Rebhuhn», xegxoq «Hahn» (Hesych), lit. kr(i)okl s «Wasserfall», während der Inselname KÖQxuoa, den Korfu und Korčula trugen - anders als von Rudolf Much in: Mitt. d. Anthropol. Ges. Wien 36 [1906] S. 41 angenommen - mit dem Namen Gurk wohl nichts zu tun hat. A. Mayer: Sprache I S. 63 erwägt daneben eine Ableitung von *korkä-, *korku- «Eiche» und weist auf den noch heute starken Eichenbewuchs im Tal des Savezuflusses Gurk hin. Aber der Bezug auf Baumarten erscheint auf der ältesten südösteurop. Namenschicht für größere Gewässer nirgends ausreichend gesichert (9.2.). Auf eine mit *Korkorä klangparallele Urprägung, welche «die Gekrümmte» bedeutet, könnte der kärntn. F1N Kanker zurückgehen, s. Kranzmayer a. a. O. 2. Die regionalbarb. Form, die der slaw. Überlieferung zugrunde liegt, wird uns um a. 800 direkt (oder in einem roman. Niederschlag) bezeugt durch Corca für (b) bei Paulinus von Aquileja, Versus Str. 1 S. 44. Wie die Diskrepanz von Corca und KopxÖQaq verrät, dürfte das zweite -r- einer Dissimilation und das zweite -o- der antiken Form einer regionalbarb. Synkope zum Opfer gefallen sein: vgl. Veglia-dalm. kanba f. «Hanf», s. Bartoli: Dalm. II S. 342, das wohl auch nach Ausweis seiner Stammklasse über eine regionalbarb. Zwischenetappe auf lat. cannabis zurückgeht (31.16.4.). 3. *Korka hat im Slowen. für (a) und (b) regelgerecht über *Kъrka zu Krka geführt, s. France Ramovš in: Časopis za slov. jezik 6 (1927) S. 24; Bezlaj: Slov. vodn. im. S. 305-307. Krka wurde zu madj. Kerka umgesetzt, das die in die Save mündende Gurk bezeichnet. Krka (> ital. Cherca) für ein Gewässer bei Šibenik (a. 1251: Kraka, ebd. S. 307), das in der Antike anders hieß, ist wohl Übertragung von (b). 4. Dt. Gurk gilt für (a): ubi Curciza[= Görschitz] in Curcam influit (a. 831); Gurca a. 891-893; aber auch für (b): Gurkej a. 1025, Bezlaj a. a. O. Die Lautung setzt den Ersatz von k in der wahrscheinlich von Slowenen übernommenen Form durch ein unbehauchtes bair. k voraus, was auf eine Übernahme erst im 8. oder 9. Jh. schließen läßt, s. Ernst Schwarz in: Wiener prähist. Zeitschr. 19 (1932) S. 294. Zur regionalen Abgrenzung von slowen. k > dt. g bzw. kch (> k) s. Primus Lessiak in: Beitr. z. Gesch. d. dt. Spr. u. Lit. 28 (1903) S. 152; Kranzmayer: Frührom. Mundarten S. 209 f.; Steinhauser in: Arch. f. slav. Phil. 42 (1929) S. 218. Haemus 24.2. I a l o m i t a , 414 km langer Fluß, der nö. von Ploesti dem Südhang der rum. Karpaten entspringt und zwischen Silistra und Brăila von li. in die untere Donau mündet. 1. Als ältester Beleg kommt Ndmaeiq in Frage: bei Herodot IV 48 in der Liste der Nordzuflüsse der Unterdonau der letzte vor dem 'OoSno-aoc; «Arges». Russu: Sprache

Gurk - Ibar

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131 und Georgiev: Dak. Hydr. 117 leiten den Namen von idg. *snap- «fließen, Feuchtigkeit» her, wobei Russu Wurzelübereinstimmung mit dem ON Napoca «Klausenburg» vermutet. Ob hier tatsächlich ein alter Name für die Ialomita festgehalten wird, bleibt - angesichts der Dürftigkeit und Fehlerhaftigkeit von Herodots Informationen über den unteren Donauraum - ganz ungewiß. 2. Aus den Historien des Theoph. Simok. (1. Hälfte 7. Jh.) VII 5 und der Anfang des 9. Jh.s verfaßten Chronographie des Theophanes Confessor I S. 276 Z.5 ergibt sich, daß der oström. General Priskos a. 572 bei Durostorum ( = Silistra) über die Donau setzte und in ein sumpfiges Waldgebiet vorstieß, wo sein Heer geschlagen wurde. Der etwa 20 km von der Unglücksstätte vorbeifließende Fluß 'HÄ,ißaxia (lies: Ilivakia), der den Oströmern als Fluchtweg gedient zu haben scheint, wird, gewiß zu Recht, mit der Ialomita identifiziert, s. Istor. Rom. I S. 733; FHDR II S. 543 A. 7; S. 608 A. 10. (Anders N. Iorga in: Revue des et. slaves 5 [1925] S. 174, der Ilivakia mit dem klar slaw. benannten Itfov, einem Nfl. des Arges, gleichsetzt.) Das Klangbild auf -a spiegelt vermutlich jene «Niederungsvariante» (14.21.) der regionalbarb. Auslautentwicklung, die in den heutigen Formen für li. Zuflüsse der Unterdonau nur durch Vedea bezeugt wird, obwohl es für den Alt 23.6.3 f. zwei wichtige Anhalte für die Vermutung gibt, daß sie auch hier einmal durchgängig galten. 3. Die heutige Benennung Ialomiþa wird auf slaw. *Elovьnica zurückgehen und damit zu aksl.-bulg. ela «Tanne» gehören. Skok in: Slavia 7 (1928-29) S. 230 f. übersetzt «fleuve arrosant le pays de sapins». Wenn Ialomiþa «Tannenfluß» mit dem Argeş-Zufluß Dimboviþa «Eichenfluß» ein Namenpaar bildet, dann läßt das auf eine ursprüngliche Beheimatung beider Prägungen an den Oberläufen schließen (13.1.). Denn nur dort bilden die parallel genannten Gewässer auch ein geographisches Paar von eng benachbarten, parallel laufenden Flüssen. Der Oberlaufname hätte dann den vorslawischen Namen des Flusses verdrängt, der, wenn wir die 'HXißaxta-Zeugnisse belasten dürfen, noch nach der slawischen Landnahme in Gebrauch war. Nicht auszuschließen ist allerdings die Alternative, daß Ialomiþa als slawische Ersatzprägung für den 'HA,ißaxia zugrunde liegenden get. Namen eintrat, wobei die Neubenennung sich im Klang vielleicht absichtlich an das vorgefundene Hydronym anschloß. I b a r , 272 km langer re. Nfl. der We. Morava Morava Mi. Donau, der den Bergen nö. des Amselfeldes entspringt und bei Kraljevo mündet. 1. I b a r < *Ibrъ (Presb. Diocl. XXVII: flumen Ybro; po Ibru gornemu a. 1318; na Ibru a. 1327; Zak. spornen. V S. 629; 399; Stari srpski hrisov., Index S. 221) < vorslaw. *Iebros oder *Iabros geht nicht, wie Boeglin: Serbie S. 49 f. will, auf *mbhro-, sondern auf *jebro- «bespritzend» zurück. (Zur Etymologie und Anlautentwicklung s. 33.4.2 f.). Der gleiche Name begegnet (a) in der Ukraine als Ibr Teterev mi. Dnjepr; (b) in Bulgarien als alter, am Oberlauf erhalten gebliebener Name der Marica; (c) im serb. Dorfnamen Ustibar ( = «Ibar-Mündung») an der Einmündung der offensichtlich nach dem Anwohnerort umbenannten - Ustibarska in den Lim

29.2.

258

29.3.

29.4.

C. 200 Namengeschichten

Drina, s. ebd. S. 51; (d) in Albanien als "Eßgoc;, s. Mayer: Sprache I S. 155. Erwartungsgemäß hat dieser Berglandfluß nicht an jener Auslautnivellierung teilgenommen, die für die in den Niederungen gesprochenen Barbarenidiome charakteristisch war (14.21.). 2. Der Name ist gewiß ohne lat. Vermittlung aus dem Dardan. ins Slaw. entlehnt worden. Denn wir haben keinen Anhalt dafür, daß die Adstratwirkungen auf das donauländische Latein so stark waren, daß sie diesem den durch den Wandel von b > v in intervokalischer Stellung unlateinisch gewordenen Laut b aufzunötigen vermochten, s. 12.2.; 17.2.4. (Die Behauptung von Reichenkron: Dakisch S. 210, idg. bh habe sich in rum. Substratwörtern intervok. als b erhalten, erscheint mir ganz unsicher.) 3. Die heutige serb. Form ist mit den Akzentuierungen Ibar und Ibar bezeugt, s. Skok: Et. rj. hrv. j . IIS. 704. I s h e m, 70 km langer Fluß in Albanien, der dem Berge Oafe Shames ö. von Kruja entspringt und nö. von Durazzo in die Adria mündet. Am Unterlauf liegt ein gleichnamiger Ort. 1. Die antike Lautung wird nur von Vibius Sequester 90 überliefert: Isamnus, ab Isamno castello dictus. In Wirklichkeit dürfte eher der F1N primär sein. 2. Fluß und Ort sind a. 1302 als Ysamo bezeugt, s. Acta Alb. I Nr. 530. Das Fehlen eines «sekundären -a» legt die Annahme nahe, die flußaufwärts beheimatete Form habe sich bis zur Mündung durchgesetzt (14.20 f.). 3. Alb. Ish(e)m, bestimmte Form Ishmi, läßt auf eine anfangsbetonte Vorform *Isamos schließen, deren Zweitsilbenvokal synkopiert wurde, vgl. Arta 23.9.2.; Erzen 27.5.2. Ein Indiz für alb. Siedlungskontinuität liefert - gegen die Behauptung von Çabej: Wohnsitze S. 247 - die alb. Namenform nicht (7.3 f.). I s k ă r , 368 km langer Strom in Bulgarien, der süö. von Sofia dem we. Balkangebirge entspringt und noö. von Pleven in die untere Donau mündet. Dazu der Nfl. Iskrec. 1. In der Antike lag nahe der Iskăr-Mündung der nach dem Fluß benannte Vorort des Triballerstammes (OICTXOC; TßißäXtaov bei Ptol., Geogr. III 10,5). Seit Vespasian bestand hier ein Legionslager und seit Trajan die Kolonie Ulpia Oescus, s. A. v. Domaszewski in: Neue Heidelberger Jahrbücher 1 (1891) S. 198; Gerov: Rom. II S. 80-97. Zum Stand der Ausgrabungen s. Teofil Ivanov: Eskus v svetlinata na poslednite poučivanija, in: Archeologičeski otkritija v Bălgarija. Sbornik (Sofia 1957) S. 111-133. Die - beim heutigen Dorfe Gigen gelegene - Stadt war zunächst einer der größten Orte der Dacia ripensis, wurde dann aber durch die Barbareneinfälle zurückgeworfen und verlor wohl auch ihren Bischofssitz. In dem Bericht des Theoph. Sim. über die Awarenvorstöße ist Oiskos nicht mehr erwähnt, s. Beševliev: Cites S. 213. Doch erhielt sich die Siedeltradition bis ins 11 ./12. Jh. fort. 2. Für Olaxo«;, z. B. Inscr. Gr. Bulg. rep. I Nr, 233 bis; lat. Oescus, z. B. Plinius, Nat. hist. III26,149 (Belege bei Detschew: Sprachr. S. 345) wurden ganz verschiedene, von

Iber - Iskăr

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I. Russu im Godišnik na Muzeite v Plovdivski okrug 1 (Sofia 1954) S. 195-198 referierte Etymologien vorgeschlagen. Weitere ließen sich anreihen, ohne daß man auf eine allgemein akzeptierte Lösung hoffen darf. Zwei Deutungsversuche müssen als willkürlich ausscheiden. Gegen Dečev: Die antike Herkunft des bulg. Flußnamens Iskär, in: Studia antiqua Antonio Salač oblata (Prag 1955) S. 118-121, der Olay.oq, latinisiert zu Oescus, als Spiegel von thrak. * Wiskus verstand, spricht der Umstand, daß die lat. Form gewiß nicht aus dem Griech., sondern aus dem Regionalbarb. übernommen wurde. Auf diesem Entlehnungsweg hätte die von D. angesetzte mos. Form nur zu lat. **Viscus führen können. Ebensowenig überzeugt, solange keine schlagenden Parallelen beigebracht werden können, der Einfall von Georgiev: Bälg. et. S. 28 f., das für Thrakien in Uscudama 23.4.1. bezeugte *u(d)sko- «Wasser» habe sich durch eine angebliche mös. Fortentwicklung von idg. u zu *u'sko- gewandelt. Anlaß für die von Dečev und Georgiev vollführten Kunststücke war wohl die Überlegung, oi könne hier nicht gut idg. oi festhalten, da diese Diphthong doch im Thrak. zu ai gewandelt wurde. Aber gerade idg. o dürfte im südosteurop. Raum ein regional viel uneinheitlicheres Schicksal gehabt haben, als vielfach angenommen wird. Olaxo -sk- wie im ON Uscudama < *Ud-sko-dama 23.4.1.). Nicht minder wahrscheinlich ist eine etymologische Übereinstimmung mit lit. aiškus «hell». Diese letzte Deutung darf wohl kaum deswegen bevorzugt werden, weil Otaxoc; inschr. auch als PN bezeugt ist, s. Christo Bujukliev in: Archeologia 13 (1971) H 2 S. 33. Denn so gut «hell» sich auch zur Personenkennzeichnung geeignet haben mag: FINen (z. B. ETQDUCDV «Struma», "Eßooi; «Marica» und besonders Mcaxo«; «Mesta») sind wiederholt als thrak. PNen bezeugt, s. Kiril Vlahov in: L'ethnogenese des peuples balkaniques. Symposium international... 1969 (Sofia 1971) S. 196. 3. Als eine weitere Möglichkeit muß schließlich erwogen werden, ob das von den Römern im 1. Jh. v. Chr. angetroffene Oiskos nicht aus einem Lautwandel hervorging, bei dem o durch ein aus der Folgesilbe vorgezogenes./ zum Diphthong erweitert wurde: vgl. griech. UOIQOK uooia, u8Ä,aiva < ueXavia. Die ursprüngliche Lautung würde dann im 4. Jh. v. Chr. von Thukydides II96,4 mit "Oaxiog bezeugt und von Exiog bei Herodot IV 49,1 vorausgesetzt. (In Herodots Form ist 'O- wohl deshalb ausgefallen,

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C. 200 Namengeschichten

weil es als Artikel oder aber als dialekt-spezifische Prothese mißverstanden worden war. Die beiden einzigen uns überlieferten griech. Wörter auf öax-, öaxuma) [Hesych] und öaxatanc, [Theophrast], sind nämlich nur Varianten neben vorherrschenden Bildungen auf an-.) Freilich böte sich für eine Urprägung *Oskios keine schlagende Etymologie an, da ein großer Fluß kaum nach einer Baumart (vgl. germ. *askiz < *oski- «Esche») benannt wurde. Deshalb ist wohl wahrscheinlicher, daß "OCTKIOC,, obwohl Jahrhunderte früher bezeugt, die sekundäre und Olonoc, die primäre Lautung repräsentiert. Ein Umstellung von oisko- zu oskio- wird kaum das Werk von Hellenen sein, die sich eine ungewohnte Lautkombination mundgerecht machen wollten. Denn einem Griechen war ja mit OICTTOOC, «Viehfliege» eine ähnliche Lautfolge durchaus geläufig. So wird man eher mit einer regionalbarb. Lautentwicklung zu rechnen haben, die nur einen Teil des Iskärbeckens erfaßte: vermutlich ein stromaufwärts gelegenes Gebiet, das die Kenntnis von diesem Gewässer an die Griechen weitervermittelte. Ein anderer Teil - namentlich die Mündungszone, wo die Römer den Fluß kennenlernten - wird davon unbetroffen geblieben sein. 4. Während zwei späte Inschriften mit Oes[co], 3.-4. Jh, Popescu, Inscriptiile Nr. 2841, und Oesc[ensis], Beševliev: Spätgr. I. Nr. 48 an der Traditionslautung festhalten und die Tab. Peut. Sp. 596 mit Escus und Sp. 503; 585 mit Esco (ON im Lok.) die regelgerechte lat. Fortentwicklung der ursprünglichen Lehnform Oescus bietet, läßt Jordanes im 6. Jh. auf eine Angleichung der am Orte gebrauchten lat. Lautung an die mittlerweile gewandelte regionalbarb. Aussprache schließen. Von den Formvarianten in der Überlieferung dieses Autors (Uscus und Hiscus in den Getica 102; 266) ist gewiß die letztere die authentische, da sie von zwei weiteren Quellen des 6. Jh.s, Prokop, De aed. IV 6, 33 (Beševliev: Prok. S. 85) und Hierokles, Synekd. 655, 6 bestätigt wird, die beide Taxöc, (die Hierokles-Überlieferung als Lesart neben vorherrschendem Olcrxoq) verzeichnen. In die Reihe gehört vielleicht auch noch Yscos im Cod. Theod. VI 35, 3 von a. 328, das Dečev: Iskăr aus der im 3. Jh. n. Chr. zu ü gewandelten Aussprache von griech u erklärt. Nimmt man den Anlaut VOH bulg. Iskăr dazu, der einen Langvokal oder i-Diphthong voraussetzt, dann läßt sich i als wahrscheinlichste spätmös. Lautung postulieren. 5. Dieser Ansatz erlaubt es, die an die Slawen abgebende Sprache zu identifizieren. Wir haben es höchstwahrscheinlich mit einer Direktentlehnung aus dem Regionalbarb. zu tun. Denn im Vulgärlatein wäre - gegen Bidwell: Chronology S. 116 - die Länge des i in der vorliegenden Position nicht erhalten geblieben. 8. Bulg. Iskăr (mit dem Nfl. Iskreč «Kleiner Iskär») zeigt kein «sekundäres -a». Somit setzen die Slawen nicht die niederungsbarb., sondern die bergbarb. Lautung fort, was bei einem Fluß, der so lange durch höhere Lagen fließt, durchaus regelgerecht ist (14.21.). Zu klären bleibt das auslautende -r. Würde es sich um eine von den Slawen bereits vorgefundene (am ehesten aus einer Anlehnung an Istros «Donau» hervorgegangene) Erweiterung handeln, dann stünde ein Niederschlag bei Jordanes zu erwar-

Iskăr - Isonzo

261

ten, der ja mit Hiscus 29 .4.4. nicht die lat. Traditionsform bietet, sondern im Anlaut eine Adaptation an die jüngere regionalbarb. Form verrät. (Daß der durch CIL VI 32625 A Vol. II in Serdica, 3. Jh. n. Chr., bezeugte Yiscar als der zum PN umgesetzte F1N aufzufassen ist, bleibt eine willkürliche Behauptung von Dečev: Iskär.) Plausibler erscheint eine erst slaw. Neuerung. Welche Bildung mit -r- mag das Vorbild für die Umformung geliefert haben? Daß der lange Iskär auf die wesentlich kürzeren und nicht einmal unmittelbar benachbarten Donauzuflüsse Cibăr 25.3.3. «Cibrica» und Etăr 30.3.3. «Jantra» ausgerichtet wurde, wie Georgiev: Bălg. et. S. 28 f. für möglich hält, klingt wenig wahrscheinlich. Viel mehr überzeugt G.s anderer Hinweis auf Ibăr, den Oberlaufnamen jener Marica, die dem Iskăr rund 100 km Länge voraus hat und so als Muster am ehesten in Frage kommt. Beide großen, im Slaw. anlautgleich gewordenen Ströme haben benachbarte, durch die verkehrsreiche Trajanspforte verbundene Quellgebiete, s. Vasil Avramov: Trajanovijat păt ot Karpatite za Plovdiv, in: Izvestija na bălg, archeolog. druž. 4 (1914) S. 226-240; Petăr Mutafčiev: Starijat drum prez «Trajanova vrata», in: Spisanie na Bălgarskata akademija na naukite kn. 55, klon ist.-filolol. i filos.-obščestven 27 (1937) S. 19-148. Wenn der Name *lsk an den Ibăr angelehnt wurde, dann mag man das als Niederschlag von intensivierten Kontakten zwischen beiden Stromgebieten auffassen. Diese wiederum lassen sich gut als Folge von Johannes Tzimiskes' Wiedereroberung des Streifens zwischen Balkangebirge und Unterdonau (a. 971-72), aber auch aus dem inneren Ausbau des 2., Ende des 12. Jh.s entstandenen Bulgarenreiches verstehen (vgl. 10.9.). I s o n z o , 136 km langer Fluß, der in Slowenien in den Julischen Alpen an der Nordostflanke des Triglav entspringt und westlich von Triest in die Adria mündet. 1. Unter den antiken Belegen (bei Karg, Venetien S. 122) zeigt die ursprüngliche lat. Form Aesontius nach Krahe in: Beitr. z. Nf. 4 (1953) S. 118-122 den Wandel von oi zu ai im Regionalbarb. und basiert auf der o-Stufe von idg. *eis- «sich heftig, schnell bewegen» (aind. esati «eilt, drängt vorwärts», vgl. 29.4.2.). Ein Pendant mit anderer Ablautstufe, das die Salzach bezeichnete, könnte im VN Ambisontes stecken, s. Bezlaj: Slov. vodn. im. II S. 203. Vgl. aber 28.1.1. 2. In Isontius, belegt seit dem 6. Jh. n. Chr., nahm Niedermann in: Zschr. f. ONenf. 7 (1931) S. 37 mit der schwachen Stütze von isox statt esox bei Isidor von Sevilla, einen vulgärlat. Wandel von ae (> e) > i an. Auch die Alternative von Max Schilder in: Frühgeschichte und Sprachwissenschaft (Wien 1938) S. 24 f., hier könne ein Hyperurbanismus vorliegen oder gar eine Angleichung der Lautung an Aeson, den Vater des als Argonautenführer auch nach Istrien verschlagenen Jason, wirkt gekünstelt. Ich möchte statt dessen annehmen, daß eine Monophthongierung von ai zu Tim Regionalbarbarischen auf die lat. Lautung eingewirkt hat. Ital. Isonzo, früher auch Lisonzo, friaul. Lisünz und (mit Vokalmetathese) Lusinz setzen diese Form fort. Dt. Isenz beruht nach Eberhard Kranzmayer in: Zschr. f. Nf. 15 (1939) S. 215 auf einer wohl vor 1200 übernommenen venezian. Lautung.

29.5.

262

C. 200 Namengeschichten

3. In der Variante Sontius (Tab.Peut., Cass., Var. 129 u. ö., s. Bezlaj: Slov. v. im. II S. 203) ist anlautendes /- kaum, wie Skok in: Biblioteca dell' Archivum Romanicum 3 (1921) S. 131 f. wollte, als vermeintliche Reduktion der Präposition in ausgefallen. G. Brusin in: Notizie degli scavi di antichità, 6. Serie, Bd. 1 (1925) S. 20, dem Krahe in: Zschr. f. ONf. 7 (1931) S. 3 f. zustimmt, rechnet mit einer Abstraktion der FlN-Form aus dem ON Pontesonti. Da es aber zu dem Stadtnamen Aenona (nö. von lader «Zadar») die genau entsprechende jüngere Variante Nona 34.5.2. gibt, die sich in serbokroat. Nin fortsetzt, wird hier wie dort eine Anlautapokope im Adstrat zugrunde liegen (11.4.). 4. Slowen. Soča (örtlich Súºča, Súča ausgesprochen) ist eine Lehnform, die wie der slowen. ON Logatec < *Longaticum, s. Skok: Chron. Pal. S. 393 - vor der im 8. Jh. abgeschlossenen slaw. Fortentwicklung von tj, die im Slowen. č ergab (Shevelov: Preh. S. 214-217), und vor jener Entnasalierung von betontem > slowen. o fix geworden sein muß, die von den altslowen. Sprachzeugnissen des ausgehenden 10. Jh.s bereits vorausgesetzt wird (Vaillant: Gr. comp. I S. 153). 5. Der -a-Ausgang von Soča macht eine Entlehnung aus dem Roman, unwahrscheinlich, da dieses, soweit mir bekannt, für den Isonzo ausschließlich mask. Varianten verwendet hat. Ich möchte annehmen, daß die Slawen den Namen in der regionalbarb. «Niederungsform» mit º < -os (14.21.) entlehnten. (-č- läßt auf eine Vorform mit tj schließen, 23.10.3.). Somit war -º nicht an eine Form angefügt worden, die i im Auslaut verloren hatte (14.5.) Wenn diese Neuerung nicht wie in anderen Fällen - auf die Romanen abgefärbt hat (16.8.), dann wohl deshalb, weil diese, am Isonzo zahlenstärker als in den meisten Teilen Südosteuropas, sich Adstrateinflüssen weniger öffneten (14.14.). J a d a r 64 km langer re. Nfl. der Drina, der nowe. von Valjevo den nowe.-serb. Bergen entspringt und nö. von Loznica mündet. 1. Der nicht als slaw. Neubenennung deutbare Name Jádar (Vok. Jâdre, s. Rj. hrv. ili srpsk. j . IV S. 399) wird altbodenständig sein. Da antike Belege fehlen, ist die Ausgangsform nicht mehr eindeutig bestimmbar. J- stammt bereits aus der übernommenen Lautung oder erklärt sich statt dessen als slaw. Prothese vor A- (vgl. Arumaa: Urslaw. Gr. I S. 105). Slaw. A- kann fremdspr. Ā-, aber bei einer späten Lehnfixierung, wie sie nach 19.18. für einen Fluß des Berglandes am wahrscheinlichsten ist auch ein A- in der gehörten Lautung wiedergeben. Danach läßt sich Jadar ebensogut auf *Jad(e)r- wie auf *Ad(e)r- (mit konsonantischem oder -o-Stamm) zurückführen. (Jadr- verdient den Vorzug vor Jādr-, weil der Name aus dem Regionalbarb. bezogen sein dürfte, das wohl, wie 15.2.-15.9. behauptet, ā zu ō gewandelt hatte.) Im ersteren Falle fänden sich in der gleichen Westhälfte Südosteuropas zwei Entsprechungen: (a) der F1N lader 44.1.2. > it. Jadro = serbokroat. Solinčica (nach der Anwohnerstadt Solin «Salona»), s. Krahe in: Beitr. z. Nf. 14 (1963) S. 4; 6 und (b) der ON lader 44.1.1. «Zadar». jad-, das in anderen europ. FlNen wie Etterbeek in Belgien (a. 966 Iatreba-

Isonzo - Jambol

263

che), Jossa -» Fulda (8. Jh. Jaz-aha) wiederbegegnet, bleibt etymologisch rätselhaft, s. Krahe in: Beitr. z. Nf. 4 (1953) S. 122. Die Alternative *Adr- würde sich zu Oder (slaw. Odra) und auf dem Westbalkan zum O N "A8Q afrz. marchais «Sumpf», ukr. morokva «Morast». Verwandt sind vielleicht die ONen MaoxCQoaTa in Haemimontus und Mösien sowie Maoxöaaoa in Dakien, s. Detschew: Sprachr. S. 288. (Eine Auslautvariante der gleichen Wurzel liegt dem Namen der serb. Morava 33.9.1. zugrunde.) 2. Die lokalbulg. Varianten Marcil, Mârcil, Marsil lassen auf Spätfixierung schließen, da -ar- keine Metathese zu -ra- durchgemacht hat (19.3.6.). Bulg. -a- bzw. -s- für regionalbarb. (oder griech.) -ke- erklärt sich aus einem Ersatz der zur Fixierungszeit für slaw. Sprachen ungewohnten Verbindung -ke- durch eine vertrautere Lautfolge, vgl. etwa Ciropol; sracin'skyj «sarazenisch» in der Vita Constantini XI 36, s. Const. et Meth. Fontes S. 124. 3. Bulg. ( < türk.) Azmak(a), Azmakdere begegnet in der Hydronymie Bulgariens mehrfach. Zugrunde liegt das türk. Verbum azmak «über die Ufer treten». Die Namengruppe bezeichnet sumpfige Gewässer mit schwachem Gefälle und unklarem Uferverlauf, s. Dujčev: Top. S. 373. Wenn Azmak(a) für den früheren Marcil im Bulg. heute durch Močur(n)ica abgelöst erscheint, das zu močur «Sumpf» gehört, dann handelt es sich wohl um eine Lehnübersetzung von Azmaka. M a r i c a , 472 km langer Strom, der im we. Rhodopegebirge süwe. von Sofia entspringt und bei Alexandropolis in die nö. Ägäis mündet. Der Unterlauf bildet die Grenze zwischen der Türkei und Griechenland. 1. Die antiken Belege verzeichnet Detschew: Sprachr. S. 163. Vgl. G[avril] I. Kačarov: Antični izvestija za reka Marica, in: Sbornik v cest na plovdivskija mitropolit Maksima . . . (Sofia 1931) S. 81-86. In der griech. Tradition ist "Eßooq, faßbar seit Alkaios (6. Jh. v. Chr.), Fragm. 109 B, rund tausend Jahre fix geblieben. Dann machte sich im Gefolge des Aussprachewandels von b > w eine graphische Angleichung an das nunmehr ebenso klingende Eöooc; «Südostwind» breit, die erstmals im 6. Jh. n. Chr. (bei Prokop, Bella VII 38,1) begegnet. Diese Form ist heute - im Zuge planmäßiger Rehellenisierung der FlNen Nordgriechenlands - im Griech. als Ersatz für Maoit^a,

Marcil - Marica

291

den Lehnnamen aus dem Bulg., neu durchgesetzt worden. Die Römer haben mit Hebrus, das seit Vergil, Georg. IV 463 belegt ist, ebenso wie bei Hister «Donau» die altgriech.-makedon. Form kopiert. 2. "Eßgoc; läßt sich mit Hilfe der von Hesych belegten (thrak. ?) Vokabel eßooc; «Zuchtbock» deuten: Appelativ und F1N werden ursprünglich «Bespritzer» bedeutet haben ( < *jebros s. Georgiev: Bälg. et. S 26 f.). In der griech. Wiedergabe mit 'E- ist entweder der ungriech. Anlaut j - fortgefallen oder aber ein regionalbarb. Lautwandel von je- zu e- festgehalten. 3. Die Slawen sind bei ihrer Südausbreitung dem Ebros-Namen dreimal begegnet, und zwar durchweg in der - einem weiten, vom Dnjepr bis zur inneren Balkanhalbinsel reichenden Sprachraum gemeinsamen - jüngeren Klanggestalt, deren Anlaut eine slaw. Substitution durch i nahelegte: (a) Ibr Teterev mi. Dnjepr; (b) Ibar Westl. Morava; c) Ibăr «Marica». Wiedergegeben wird offenbar regionalbarb. Ie-, eine Nachfolgelautung von (j)e, das von 'Eßgoi; vorausgesetzt wird. Entweder fiely'e mit ie, dem Produkt der für das Dak.-Thrak typischen e-Brechung, zusammen, oder ein aus je- entstandenes e nahm an dieser Brechung teil. 4. Ibar, das wegen -b- statt -ν- nicht aus dem Griech. bezogen sein kann (17.2.4.), setzt eine regionalbarb. Lautung voraus, deren-os-Ausgang nicht, wie für die Niederungen typisch, zu -a übergegangen war. Das ist für eine in den Bergen beheimatete Form durchaus regelgerecht (14.21; 14.22.3.). 5. Die Slawen, die wohl a. 549 erstmals an die Marica vorstießen (Prokop, Bella VII 38,1), trafen vermutlich einen Strom an, der über seine ganze Länge den gleichen Namen trug. Denn sein heutiger Oberlaufname Ibăr entspricht jener Benennung, die den Griechen an der Mündung vertraut wurde. (Die schon vorhistorische Namenvereinheitlichung auch bei den längsten Strömen ist in Europa die Regel, aus dem im wesentlichen nur der nordpontische Raum herausfällt, s. Schramm: Ströme S. 21-24; 30-33.) Diese alte Einheitlichkeit wurde in slaw. Zeit durch den Übergang von Mittelund Unterlauf zum Namen Marica desintegriert. (Das Dorf Poibrene am Mittellauf zeugt noch von älteren Verhältnissen, s. Georgiev: Bălg. et. S. 26.) Eine vergleichbare, ebenfalls frühslaw. Desintegration läßt sich für die Kamčija 31.2.5. rekonstruieren. Den neuen Namen bezeugen - mit ausdrücklichem Hinweis, daß es sich um die Unterlaufbenennung des Ebros handelt - der Araber Idrisi, Geogr. S. 45 schon für a. 1153 als Marisu und im 13. Jh. Georgios Akropolites I S. 55 Z. 17 als Magii^a. In der byz. Überlieferung begegnet auch Magi-r^n, Georg. Pachymeres, Andr. Pal. S. 562 Z. 7. 6. Die bulg. Form Marica - in der slaw. Überlieferung belegt seit den serb. Annalen (14. Jh.), Arch. f. slav. Phil. 2 (1877) S. 94 und einer Chronik des 15. Jh.s, s. Dujčev, Bălg. kniž. 2 S. 265 - ging auch ins Griech. über, wo sie erst neuerdings durch das antikisierende EÖQO *net-tos zugrunde, dem aind. nadt, nada«Fluß», ahd. naz «naß» nahestehen, s. Krahe: Nette/Netze und Unverwandtes, in: Beitr. z. Nf. 7 (1956) S. 1-8. In einem roman. Dialektwort lebt ein gall. Appellativ *nestā «Bach» u. ä. fort, s. Johannes Hubschmid: Pyrenäenwörter (Salamanca 1954) S. 51; Krahe in: Beitr. z. Nf. 14 (1963) S. 12. Nicht bündig auszuschließen ist die durch Dečev: Trak. im. S. 282 befürwortete Herleitung von snet- «feucht», die Jokl in Eberts RE 13 S. 285 vorgeschlagen hat. Weniger überzeugend wirkt die Verknüpfung mit aind. nadati «tönt, rauscht» durch Georgiev: Bälg. et. S. 32. 7. Die Alternanz von -ss-:-st- in den antiken Zeugnissen für die Mesta verrät, daß in ihren Bereich zwei Fortentwicklungsvarianten von idg. -tt- miteinander konkurierten: -ss- (wie ital., kelt., germ.) und -st- (wie griech., baltoslaw., iran.) s. Georgiev: Bälg. et. S. 31. 8. Die Aussprachevariation N6OTO n- entsprach: Die Küstenstadt MecrnußQia (Belege ebd. S. 295 f.) wurde bulg. zu Nesebn, heute Nesebär. Paul Perdrizet in: Corolla Numismatica . . . in honor of Barclay V. Head (Oxford 1906) S. 221 sah - wenig überzeugend - in NcaToq eine griech., wahrscheinlich aus dem Ionischen stammende Modifikation von thrak. Mccrcoq. Kein Zutrauen habe ich weiterhin zu der Annahme von Kiril Vlahov in: Actes du Premier Congres International des Etudes Balkaniques et Sud-Est Europeennes VI (Sofia 1968) S. 493, Necrtoc, >

Mesta - Mieresch

295

Meoxoq sei eine volksetymologische Umdeutung unter dem Einfluß von griech. u£OTÖq «voll» und besonders usatöt; OSaxot; «wasservoll, wasserreich». Ein älterer Befund überlebte, wie so häufig, im verkehrsabgelegenen Quellbereich (23.6.5.). 9. Ein griech. Zweitname MauoorcoTauöq «Schwarzfluß» wird uns mittelbar durch Mafru-butami bei Idrisi (um 1150), Geogr. S. 55 bezeugt. Die - heute untergegangene griech. Prägung gab das Vorbild für das türk. Kara su ab, das als Bezirksname seit dem 15. Jh. überliefert ist, s. Izv. za bălg. ist. 10 S. 230. Kara su ging am Mittellauf auch in bulg. Gebrauch über. Die gleiche griech. Prägung begegnet als Nachfolgeform von älterem MiXaq «der Schwarze» we. von Istanbul und ist hier auf dieselbe Weise ins Türk. übersetzt worden. M i e r e s c h , 766 km langer li. Nfl. der Theiß, der nö. von TopliŃa dem Innenbogen der rum. Karpaten entspringt und in der Stadt Szeged mündet. 1. Über die in der Antike wichtigste Verkehrsader Siebenbürgens (Horedt: Unters. S. 72) waren schon Herodot und Strabon, wenn auch vage, unterrichtet. In den Angaben von Herodot IV 49 über den Mdoi, s. u. a. Krahe in: Würzb. Jahrb. f. Altertumswiss. 1 (1946) S. 91. 3. Die Getica des Jordanes, XXII 113, denen der Geogr. Rav. IV 14 folgt, verzeichnen Marisia. Darin gibt -a ein niederungsbarb. -º, die Nachfolgelautung von -os (14.1.-24.), wieder, -sia transponiert regionalbarb. -ššº, wobei die Schreibung des Jordanes sich vermutlich an einer rom. Mundart orientierte, in der die Folge sia mittlerweile als ša ausgesprochen wurde (17.9.2.). Wie die späteren Zeugnisse ausweisen, ist die Niederungsvariante auf -3 von der Bergform verdrängt worden. 4. MÖQiaoi; bei Konst. Porph., De adm. imp. Kap. 40 Z. 39 gibt - direkt oder über ung. Vermittlung - die slaw., in serb. Moriš fortlebende Lehnform wieder. Die slaw. Fixierung fällt vor den slaw. a > o-Übergang (um a. 800, 19.3.3.). Das -i- von Mor s erklärt sich wie in Tamiš- aus einer Substitution von regionalbarb. -išš- durch slaw. -îš- > -iš- (12.1.Anm. 2). 5. Die ung.-lat. Überlieferung bezeugt für das 12.-13. Jh. Morisius, Morus, Mors (Draganu: Rom. S. 497). Das Madj. hat - gegen Gyóni: Szórv. S. 92, der ohne Anhalt in der Überlieferung mit Entlehnung aus einer Türksprache rechnet - am ehesten slaw. Morišь übernommen. Mit Gombocz: a-Laute S. 272 die Entlehnung einer Form mit -a-

33.7.

296

33.8.

C. 200 Namengeschichten

anzunehmen, das sich erst ung. zu -o- wandelte, erscheint wegen der Lautung MÖQiaoq bei Konst. Porph., die v o r dem madj. a > o-Übergang aufgezeichnet wurde, nicht geraten. Regelgerecht ist die spätmittelalt. Fortentwicklung zum heutigen ung. Maros. 6. Im Rum. dominiert heute Mures gegenüber Mores (mit o vor r > u wie pur «Lauch» neben por < lat. porrum). -o- statt des antiken Lautstandes -a- in Marisia bei Jordanes spricht gegen eine Bewahrung des Namens bei den Dakoromanen. Das Vorbild kann, wie Elemer Moor in: Zs. f. ONf. 6 (1930) S. 130 vermutet, slaw. Moriš gewesen sein. Doch kommt die Übernahme der - dem spätmittelalt.-modernen Maros 33.7.5. voraufgehenden - madj. Form ebensogut in Frage, vgl. Kniesza: Gew. Nen S. 207 (mit nur teilweise stichhaltigen Argumenten). Während nach dem Urteil gewisser rum. Forscher (etwa Puşcariu: Transsylv. S. 40) die rum. Lautung nicht aus innerroman. Wandlungen erklärt werden kann, verweist Cicerone Poghirc in: Revue d. et. sud-esteur. 1 (1973) S. 191 auf rum.fumeie (neben fomeie) < familia, in dem ebenfalls lat. a über o zu u geworden ist. Aber die rum. Fälle, wo sich a zu o wandelte, bleiben auf Positionen beschränkt, die in Mures nicht vorliegen, s. Nandris: Phonetique S. 51. Ich rechne deshalb mit einer rum. Neuentlehnung (7.9.). Wie in rum. Olt 26.6.6., so dürfte auch Mores > Mures nach dem ung. a > o-Wandel des 12.-13. Jh.s und damit später als Ampoi 23.7.5. lehnfixiert worden sein. 7. Zu klären bleibt die Geschichte der dt. Form Mieresch, die erstmals durch die Honterus-Karte von a. 1532 belegt sein dürfte. Geht sie über einen Vokaltausch auf *Merisch < *Mörisch < * Morisch zurück? Močur(n)ica 33.3. Moldau ( M o l d a v a ) 23.6.9. Mö11, 70 km langer re. Nfl. der Drau in Oberkärnten, der dem Pasterzengletscher entspringt und unterhalb von Sachsenburg mündet. Dazu der Nfl. M a l l n i t z - B a c h . Die Moll ist a. 1072 als Molna bezeugt, s. Kranzmayer: ONenb. Kärnten II S. 158; 150. Ebd. I S. 20 f. geht K. überzeugend von idg. *mol-, *mel- «Berg» (alb. mal), aus, das auch dem in Kärnten zweimal begegnenden Bachnamen Mils < Meliss(i)a, ebd. S. 21, zugrunde liegen dürfte, vgl. die Fragant, einen Zufluß der Moll, < slaw. *Bragana < *vorslaw. *Bargānā «Bergbach» ebd. II S. 73. Die Tatsache, daß Möll < slaw. *Molьna eine entlehnte Lautung mit -o-, Mallnitz (a. 1300 Melnitz < slowen. *Malьnica) dagegen eine Form mit -a- voraussetzt, deutete K. ebd. IS. 37 und IIS. 150 wenig einleuchtend durch die Annahme, die Slawen hätten an beiden Gewässern unterschiedliche ethnische Verhältnisse angetroffen: an der Möll Kelten, an der Mallnitz dagegen «Illyrer», womit altbodenständige Regionalbarbaren gemeint sind. Viel einfacher ist die Alternative, daß die beiden Täler zu unterschiedlichen Zeiten von Baiern kolonisiert wurden. Der Beleg Melnitz setzt eine Übernahme vor Eintritt des dt. a > e-Umlauts (um a. 750) und damit auch noch vor dem slaw. a > o-Wandel (19.3.3.) voraus. Dt. Moll < slaw. *Molьna muß dagegen schon auf dem slaw. o-Lautstand lehnfixiert worden sein, der um a. 800 eintrat. Auch der Möll-Zufluß Fragant, der die

Mieresch - Morava

297

slaw. Liquidenmetathese (19.3.6.) voraussetzt und slaw. b durch v > f (Schwarz: Reibelaute S. 51) substituiert hat, kann erst im 9. Jh. entlehnt sein. (Zur Etymologie von Fragant s. Bezlaj: Krit. Bemerkungen S. 76 f.) Zu klären bleibt, warum heute Mallnitz statt Melnitz gilt. M o r a v a , Flußsystem in Serbien: a) die Große M. (Velika Morava), 245 km lang, mündet unterhalb von Belgrad von Sü. in die mi. Donau und wird von zwei Hauptzubringern gespeist: b) der Westl. M. (Zapadna bzw. - nach ihrem Quellbereich, der Golija planina - Goliska Morava; am Oberlauf M o r a v i c a genannt) 295 km lang; der 30 km langen sü. M. (Južna Morava oder - nach dem Orte Binač nahe ihrer Quelle - Binačka bzw. Binča Morava) mit dem re. Nfl. M o r a v i c a . Die Sü. Morava wird auch Kriva M. (Krumme M.) und Bugarska M. (Bulg. M.) genannt, s. Rj.hrv. ili srpsk. j . I S . 312. 1. In der Antike galt Margus, MdQyoq (Belege bei Detschew: Sprachr. S. 90). Davon abgeleitet sind die Namen der Anwohnerorte Municipium Augustum Margum (OraŠja bei Dubravica re. der Moravamündung, s. Mirkovic: Gradovi S. 50-55; Mocsy: Gesellschaft S. 144 f.) und Horreum Margi (— Čuprija ö. von Kragujevac, ebd. S. 142-144). Die von Strabon VII 5, 12 neben MÖQyoq aufgeführte Variante Bäoyoi; (wohl ungenau von Herodot IV 49 als Bpöyyoc; wiedergegeben) hält nach Schramm: Theiß S. 79 kaum die Primärlautung fest, die vermutlich auf M- anlautete und - wie poln. Mroga - San zu idg. *mer( )g «benetzen, rieseln», avest. margā «Sumpfwiese» gehören wird, s. Pokorny: Idg. et. Wb. II S. 738; W. P. Schmidt in: Idg. Forschungen 77 (1973) S. 9. Frz. Morge und verwandte FINen des gall. Raumes dürften davon zu trennen sein, wenn ihnen wirklich - wie von J. U. Hubschmid in: Vox Romanica 3 (1938) S. 139-149 erläutert - die Bedeutung «Grenze» zugrunde liegt. 2. Serb. Morava (daneben eine regionale Variante mit ursprünglicher Betonung: Morava) ist urkundlich seit a. 1222-28 belegt, s. Okazky obč. p. S. 7 Z. 33. Voraus geht um a. 1150 der Araber Idrisi, Geogr. S. 71 mit Murafa. Der Name wird, wie manche slaw. FINen, auch als Umlandbezeichnung gebraucht, s. J. Perwolf in: Archiv f. slav. Phil. 7 (1884) S. 602 f. (Dafür griech. Mcüoaßia, Konst. Porph., De caerem. I I I S . 691 Z. 11.) Von Morava abgeleitet ist der F1N Moravica (für einen bei Aleksinac mündenden re. Nfl. der Sü. Morava und für den Oberlauf der We. M.). 3. Bisher scheint zumeist angenommen worden zu sein, nach Südosteuropa vorstoßende Slawen hätten den dort vorgefundenen F1N Margus an jene Morava «March» angelehnt, die ihnen aus einer früheren Heimat vertraut gewesen sei (s. etwa Schwarz: Sudetenl. S. 9 f.) Dagegen spricht aber, daß der serb. Fluß laut dem nachantiken Erstbeleg Marua (bei Paulinus von Aquileja, Versus Str. 1 S. 44) noch um a. 800, fast 300 Jahre nach der slaw. Erstbekanntschaft mit diesem Gewässer, die Lautung *Marvā zeigte. Die Authentizität dieser offensichtlich n i c h t an die March adaptierten Form wird nach meinem Eindruck erhärtet durch die Marevska, einen mittelbaren Nfl. der Südl. Morava: eine adjektivische Weiterbildung, zu der rěka «Fluß» hinzuzudenken

*

33.9.

298

C. 200 Namengeschichten

ist. Hierin dürfte die von Paulinus bezeugte, vermutlich zumindest bis Anfang des 9. Jh.s dominante Form Marvā fortleben: sogar in archaischer Lautgestalt. Denn hier fehlt ja - gewiß infolge Rückanlehnung an ein bodenständiges Adstrat - die Liquidenmetathese (19.3.6.). (Vermutlich wurde eine Form, die am Strome selbst einer Variante Platz machen mußte, in seinem Einzugsbereich auf neue Weise genutzt.) Von * Marvā aus ist nun ein 15.2., 15.5. näher erläuterter Brückenschlag zu Margus möglich: Margus > regionalbarb. (in der Niederung) *Marg > (im Übergangsbereich zur Bergregion) *Margō > *slaw. Margū1, für das dann *Margvā eintrat. Darin wurde die Dreierkonsonanz -rgv- zu -rv- erleichtert. (Bei crkva 15.6. «Kirche» unterblieb dieser Ausfall, weil r dort sonant war.) Marva läßt sich also ohne Rückgriff auf eine Volksetymologie als Folgeform von Margus erklären. 4. Warum aber lautet der F1N heute Morava (belegt u. a. E. 13. Jh./ Afg. 14. Jh., Zak. spornen. S. 390, 394) und nicht mit der wohl Afg. d. 9. Jh.s vollzogenen Liquidenmetathese (19.3.6.) * *Mrava bzw. - in spätfixierter Lautung * * Marva? Hier (und erst hier!) wird man damit rechnen müssen, daß der Name aus der regelgerechten Fortentwicklung ausscherte und an ein anderes Klanggebilde angepaßt wurde. Anlaß war gewiß, daß der l a u t l i c h benachbarte FIN Morava «March», der zugleich als Gebietsname «Mähren» diente, im 9. Jh. durch die Entfaltung des Großmährischen Reiches auch in g e o g r a p h i s c h e Nachbarschaft zur Serb. Morava trat, vgl. etwa V. N. Zlatarski: Vel'ka Morava a Bulharsko v IX storoci, in: Risa Vel'ko-moravska. Sbornik vedeckych prač hrg. Jan Stanislav (Prag 1933) S. 275-288. (Zur umstrittenen Reichweite Großmährens s. S6s: Slaw. Bev. S. 47-65). Während die Namengesch. der Morava auf eine Beeinflussung durch March/Mähren schließen läßt, zeigt die karolingische Geschichtsschreibung das Gegenbild: Nachrichten, in denen den Mährern Namen übergestülpt werden, die eigentlich nur für die Morava-Slawen angebracht waren. So berichten die Annales r. Franc. S. 159 zu a. 822 von Marvani, während die Annales Xantenses hrg. v. B. von Simson (Hannover 1909) S. 30 Z. 30 das Großmährische Reich als regnum Margorum ( im Anschluß an Margus 33.9.1., den antiken Namen der Serb. Morava) bezeichnen. Historisch plausibel mutet an, wenn sich das Fluß wie Land bezeichnende - *Mrava jenen Namen von March und Mähren anglich, der ein erhebliches politisches Gewicht bekommen hatte. (Weniger wahrscheinlich will mir die von Jireček: Heerstr. S. 7 erwogene Ausrichtung auf bulg. morava «die blaue» erscheinen, da Flüsse nach archaischem Farbgefühl wohl kaum als blau galten.) Ob die Adaptation durch das Bedürfnis gefördert wurde, die *Mrava deutlich von ihrem östlichen Nachbar- und Parallelfluß Mlava abzusetzen, oder ob die Existenz des Namens Nišava, den ein Nfl. der Morava trägt, auslösend gewirkt hat, wird offenbleiben müssen. 5. In der byz. Überlieferung begegnet neben der korrekten Rezeption des slaw. F1N als Moodßa, z. B. Byz. Zschr. 1 (1892) S. 257; 2 (1893) S. 53 auch der F1N Moodßoi;, Niketas Chon. III 4 (zu a. 1190) und der ON Möoaßoc,, der einen von den Slawen

Morava - Mur

299

Braničevo genannten Bischofssitz - eine der 7 Metropolien des 1. Bulg. Reiches, s. Runciman: 1. Bulg. Emp. S. 135 bezeichnet. Das von slaw. -a abweichende-oç, wird sich zunächst beim ON ergeben haben: entweder durch «falsche Auflösung» des -o- und ā-Klasse gemeinsamen Lokativs auf -ě oder durch falsche Abstraktion aus dem Adj. moravьskъ. Zu griech. Mogößiaxov als Bistumsbezeichnung in einem Chrysobull Basileios II., Byz. Zschr. 2 (1892) S. 43. Z. 17, vgl. Stojan Novakovic in: Glas Srpske Kralj. Akad. 75 (1908) S. 37. Ungenau ist die Wiedergabe Marubius in der Historia de exped. S. 132 Z. 9 zu a. 1189. 6. Wenn eine geistvoll-gewagte Herleitung von Popovic: Vorslav. ONen S. 107 f. das Rechte traf, dann lebte Margus noch in einer zweiten, von Morava weit abweichenden slaw. Form weiter. Das mittelalt. Ravno (Rabna bei Idrisi, Geogr. S. 73; weitere Belege bei Tomaschek: Hämus II S. 370) ö. von Kragujevac könnte über die im Itinerarium Burdigalense von a. 333 n. Chr. (Itin. Rom. I 565,6) belegte Form Oromago auf das klass.-antike Horreum Margi zurückgehen. (Dieser Ansatz ist wohl nur bei einer Frühentlehnung plausibel.) Ravno ist mittlerweile durch Čuprija ersetzt, in dem ein türk. Wort für «Brücke» steckt. M o r a v č a -* 44.3.2. M o r r a - » 23.2.4. M u r , 454 km langer li. Nfl. der Donau, der in den Niederen Tauern in Salzburg entspringt, die Steiermark durchfließt und bei Legard (unterhalb von Varaždin) mündet. Ein 98 km langer, bei Bruck unterhalb von Leoben mündender li. Nfl. heißt M ü r z (slowen. Murica). 1. Wollte man Mur(i)us, Plinius, Nat. hist. III, 147 und den Stationsnamen in imurio (verschrieben aus in Murio?) Tab. Peut. Sp. 439; 487 auf die Mur beziehen, so würde man eine regelwidrige Lautentwicklung unterstellen. Denn auf Grund der mittelalt.neuzeitl. Formen stünde in antiken Formen nicht -u-, sondern -a- oder -o- zu erwarten. Danach fehlt es für die Mur vermutlich an antiken Namenzeugnissen. 2. Ahd. Muora, bezeugt seit a. 890 und Muoriza (für den Nfl. Mürz) gelten als Entlehnung aus aslowen. *Mōra < *Mora und *Mōrica < *Morica, s. Bezlaj: Sloven. vodn. im. II S. 41 f. (Wenn die dt. Lehnform, wie anzunehmen, vor Ende des 8. Jh.s fixiert wurde, empfahl sich das im Bair. noch nicht zu uo übergegangene geschlossene ō als Lautersatz für das zumindest eng benachbarte, ebenfalls geschlossene slowen. ō. Bei Fixierung n a c h dem Wandel von ō > uo wäre ō wohl eher durch offenes ō < au, etwa in ahd. hōren «hören», wiedergegeben worden.) 3. Im serbokroat. Gebietsnamen Medjimorje «zwischen Mur und Drau» haben die Slawen die altertümliche -o- < -a-Tönung bewahrt. Der Frühfixierung (19.3.3.) liegt vermutlich eine Prägung zugrunde, die das in der alteurop. Hydronymie häufige *mari«Sumpf, Wasser» enthielt, vgl. den Mieresch 33.7.2. 4. Problematisch ist der Erstvokal von slowen. Mura und seiner Deminutivableitung Murica «Mürz». Wenig wahrscheinlich mutet eine Anlehnung an serbokroat.-dialekt.

33.10.

300

34.1.

C. 200 Namengeschichten

mura «Lehm», slowen. murava «Rasen» an. Denn Umprägungen, die eine unverständliche Lautung verständlich machten, sind für große Flüsse ganz untypisch (10.11.). Eher wird man mit einer Adaptation an dt. Muora oder seine Nachfolgelautungen Muor, Mūr zu rechnen haben (10.8.). Dieser Vorgang muß nicht unbedingt bereits vollzogen gewesen sein, als im 9. Jh. auslautendes ahd. -a nach langer Silbe verstummte. Denn vielleicht ist die Lautung nur teilweise (vgl. Dunajь 10.8.) und zu einer späteren Zeit angepaßt worden. Dann wäre -a aus der ursprünglichen slowen. Form beibehalten. Typologisch ist die Adaptation an die dt. Form für einen Fluß, der auf weite Strecken eine slowen. gebliebene Zone durchfließt, zu trennen von slowen. Donav 26.3.12. «Donau», das ebenfalls auf ein dt. Vorbild ausgerichtet erscheint. Denn jener Donauabschnitt, mit dem die Slowenen vor allem Verbindungen unterhielten, hatte eine vorwiegend dt. Anwohnerschaft. Donav erklärt sich somit aus Fernkontakten zu einem anderssprachigen Gebiet, Mura dagegen aus der politischen Vorherrschaft eines anderen Volkes im eigenen Sprachbereich. 4. Offen bleibt das ursprüngliche Genus. Denkbar, aber nicht zu erhärten ist, daß wir es - wie bei Drava «Drau» - mit einem sekundären, aus der regionalbarbarischen Ausspracheentwicklung herrührenden Femininum zu tun haben (14.1.-14.24.). N a t i s o n e, 60 km langer Fluß, der in Friaul dem Montemaggiore entspringt und (nach einem Bogen durch jugosl. Staatsgebiet) in den Torre, einen Zubringer des unteren Isonzo, mündet. Im Altertum war der Torre (Turrus) noch ein eigenständiger Zufluß des Golfes von Triest und bespülte die östlichen Mauern von Aquileja, «das so mit dem Hafen von Grado und mit dem Meer in Verbindung stand», s. Heinrich Nissen: Italische Landeskunde Bd. 1 (1883) S. 196. Am Natisone liegt die Stadt Cividale, die das antike Forum Iulii fortsetzt: a. 569-774 Sitz langobard. Herzöge, dann von fränk. Markgrafen und (seit 730) der Patriarchen von Aquileja. Namenbelege bei Bezlaj: Slov. vod. im. II S. 46. 1. Natiso, Plinius, Nat. tust. III 126; Mela II 61, Nariacov, Strabon V 214; Ptolem., Geogr. III 1,22 (zur Etymologie s. Bezlaj: Slov. vod. im. II S. 46 f.) wird mit lat. natāre «schwimmen» zu idg. *snā-, sn - (ved. snāti «badet sich») gehören, s. Karg, ONen Venet. S. 185. Eine von Jokl in Eberts RE VI S. 45 und Vasmer in: Zschr. f. slav. Phil. V 3/4 (1929) S. 360-363 vorgeschlagene Verbindung mit griech. vöxto«; «naß» wurde von Krahe in: Idg. Forsch. 47 (1929) S. 322 bestritten, weil idg. o venet, nicht zu a geworden sei. Verwandt ist vermutlich der Warthezufluß Netze: poln. Notec trat nach der ursprünglichen Bezeugung als Nothes (13. Jh.) für *Notъsь ein, das vorslaw. *Natusis fortsetzen dürfte. Zu Unrecht vermutet Pirchegger in: Zschr. f. slav. Phil. 1 (1924) S. 240 in der Urprägung von Natisone -iss- statt -is-. Denn -is begegnet auch in anderen ONen wie Brund-is-ium «Brindisi» als gewiß ursprüngliches Bauelement, s. Karg, ONen Venet. S. 185. Mask. ōn-Stämme sind auch in der Hydronymie benachbarter Teile Südosteuropas bezeugt (26.5.1.).

M u r - Neretva

301

2. Der -n-Stamm der Urprägung läßt sich über das Mittelalter (etwa Natiso a. 811 in: Dipl. Karol. I S. 285 n. 214) bis zur Gegenwart verfolgen, wo ital. Natisone, friaul. Nadisόn gilt. Eine auf -a ausgehende Variante begegnet zuerst bei Jordanes, Get. 42, später bei Paulinus von Aquileja a. 799, Versus Str. 1 Z. 5 und in einer Schenkungsurkunde von a. 900, die dem Patriarchen von Aquileja u. a. aquam vocatam Natissam etque etiam inferius Amphora nominatur übereignet, s. I diplomi di Ugo e di Lotario, di Berengario II e di Alberto, hrg. von Luigi Schiaparelli (Rom 1924) S. 365. (Natissum in einer fast gleichzeitig ausgestellten Parallelurkunde, ebd., bietet wohl kaum eine tatsächlich gebrauchte Variante.) In der Schreibung Natissa - bezeugt auch für a. 1205, s. Memorie storiche forogiulesi 10 (1914) S. 375 - ist das -isa der authentischen Aussprache wohl an mlat. Appellativa wie comitissa angeglichen. Die bis heute lebendige Namenvariante Natisa (mundartl. Nadisa) dürfte das westlichste Zeugnis für einen auf das Roman, abfärbenden - Übergang der «niederungsbarb.» Wort- und Namenausgänge zu - sein (14.21.). Im Ital. hat wohl die Oberlaufform, in der dieser Wandel nicht vollzogen wurde, schließlich das Übergewicht gegenüber der Unterlaufform erlangt. 3. Slowen. Nadiža spiegelt mit intervokalischem -d- einen roman. Lautstand wider, der sich in Friaul erst nach der slaw. Landnahme einstellte, vgl. Skok: Considerations; Fran Sturm in: Časopis za slovenski jezik, kniž. in zgod. 7 (1928) S. 24-27. Auch wegen a, das sich nicht zu o fortentwickelte, kann der Name nach 19.3.3. kaum bereits in jener 2. Hälfte d. 8. Jh.s lehnfixiert worden sein, in der - nach P, S. Leicht: Studi di storia friulana (Udine 1955) S. 312 - die feste Ansiedlung von Slawen im Flußbereich begonnen haben wird. Vielmehr haben wir mit einer länger andauernden Rückanlehnung an die roman. Form zu rechnen, -ž- beruht wohl auf einer mittlerweile wieder rückgängig gemachten friaul. Aussprachevariante ź zu lenisiertem -s-, die sich auch in anderen slowen. Übernahmen wie Trviž < Tarvisium «Treviso» und Rižana 37.3 niedergeschlagen hat, s. Šturm a. a. O. S. 27 f. N e r e t v a , 218 km langer Hauptfluß der Herzegovina, der we. von Mostar der Zelengora entspringt und gegenüber der dalmatin. Insel Pelješac in die mi. Adria mündet. Dazu der re. Nfl. N e r e t v i c a ( 2 8 km), den die Neretva 30 km süwe. von Sarajevo aufnimmt. 1. Ins Altgriech. ging der Name als Ndprav, Pseudo-Skylax 24; Strabon VII 5, 5, 9; Appian, I11. 11; Ptolem., Geogr. II 16, 3 u. ö. ein, ins Lat. als Naro, Plinius, Nat. hist. III 12, 143. Der zugehörige Stammesname lautet Naresii, ebd. III 143; N v (17.2.4.). Zum andern erklärt sich der Anlaut Nals eine - in die griech. Namenform niemals übernommene - thrak. Alternanz vor hellem Vokal, den uns der FIN Mesta 33.6.8. (mit einer auf N- lautenden Urprägung) in umgekehrter Richtung zeigt. (Eine bulg. Variante auf M- bietet das Chron. Sym. Metaphr. S. 127 u. ö. mit Mesebri. Jireček: Černom. pob. S. 4 verzeichnet für benachbarte Gebirgsdörfer die Aussprache Mesebăr). Nesъbrъ und wohl auch Nesebrъ gehen auf das - im Griech. früh durch -em- 34.3.1. > -im- verdrängte - thrak. -am- zurück.) Dieser philologische Befund setzt eine thrak. Mehrheit am Orte voraus, die sich aus einem ständigen Zuzug aus dem Hinterland erklären wird, s. Christo Danov: Thracian Penetration into the Greek cities on the West coast of the Black Sea, in: Klio 38 (1960) S. 75-80. Neben der von Angelov: Obrazuvane S. 176 angenommenen - Direktentlehnung aus dem Thrak. ins Slaw. kommt auch eine lat. Zwischenetappe in Frage. Die Stadt gehörte nämlich seit dem 2. Jh. nicht mehr zur Provinz Thrakien, sondern zu Untermösien, s. Boris Gerov: Severnaja granica na provincia Trakija, in: Izvestija na archeolog. inst, pri BAN 17 (1950) S. 11-29. Verständlich daher, daß 7 Inschriften für die Spätantike einen lat. Bevölkerungsanteil ausweisen, s. Mihäescu: Langue lat. S. 142. Vielleicht wurde dieser gegen Afg. d. 7. Jh.s durch Flüchtlinge von der unteren Donau verstärkt (18.7.). 4. Zu überlegen ist, ob die bulg. Variante Nesjabrъ mit -ja- < -ê- durch die griech. Form oder eventuell durch bulg. nojabr «November» beeinflußt wurde. N i k j u p , nordbulg. Dorf am li. Ufer der Rosica, 7-8 km vor ihrer Einmündung in die Jantra. S. dazu George Seure: Nicopolis ad Istrum: etude historique et epigraphique, in: Revue archeologique 4. Serie 10 (1907) S. 257-276, 413-428, 12 (1908) S. 33-96; M. Bračkova: Nicopolis ad Istrum (Nikjup), in: Godišnik na Nar. muzej 1920 S. 71-78; S. Bobčev: Nicopolis ad Istrum. Snimki i opiti za restavracij, in: Izvestija na Bălgarskija archeologičeski institut 5 (1928-29) S. 56-78; Velkov: Mărtvi gr. S. 5-39; ders. in: Bălgarska istoričeska biblioteka 3 (1930) H. 2 S. 1.-28; Beševliev: Cites S. 214; Teofil Ivanov in: Antike und Mittelalter, hrg. v. Veselin Beševliev / Johannes Irmscher (Berlin 1960) = Berliner byzantinistische Arbeiten Bd. 21 S. 279-287. 1. NixÖ7toX,ic; 7CQÖC; "IGTQOV (gelegentlich KQÖ *Plěsā) mit dem slaw. Appellativ *plesa > pleso «See» ausgelöst worden. Da pleso mit regionalbarb. *pelsōn wohl kaum etymologisch verwandt war, hat hier offensichtlich ein lautgeschichtlicher Zufall sein Spiel gespielt. Das Appellativ pleso schien den Slawen, um als Name des Plattensees zu taugen, einen individualisierenden Zusatz zu erfordern. 7. Zur Datierung: Da die Baiern Pelsa, nicht aber *Baltьnā entlehnten, ist anzunehmen, daß gegen Ende des 8. Jh.s der altererbte Name noch das Übergewicht hatte. Als dagegen a. 896 die Ungarn ins Land einbrachen, fanden sie bereits Blatьno als dominante Form vor, die sie zu Balatun u. ä. > Boloton > Balaton umsetzten. (Dazu Ortvay, Magy. regi vizr. I S. 105-110.) 8. Der heutige dt. Name Plattensee hat ung. Balaton an ein dt. Appellativ angeglichen. P1 i v a, 30 km langer Fluß in Bosnien, der auf dem Smiljivac-Jastrebniak-Gebirge entspringt und bei Jajce sü. von Banja Luka von li. in den Save-Zubringer Vrbas mündet. 1. Das Intin. Anton. 296,5 überliefert einen ON Pelva, zu dem inschr. [municipii P]elv [ensium] CIL III 13982 gehören wird. Der Ort dürfte nach der Pliva benannt sein, deren heutiger Name sich auf Pelva zurückführen läßt. Zugrunde liegen könnte pel«gießen, fließen» (lit. pílti «gießen, schütten»), pel-lpeleu- «Sumpf», z. B. in lat. palus, ahd. fel(a)wa «Weide» ( = Sumpfbaum), vgl. Pokorny: Idg. Et. Wb. I S. 798 f. Allenfalls käme auch pel- «grau, fahl» in Frage, das zumindest in der o-Stufe auch mit w-Erweiterung (lit. palvas, akirchslav. plan) bezeugt ist, ebd. S. 804 f. Abwegig erscheint mir die Vermutung von Milan Budimir in: Onomastica Jugosl. 1 (1969) S. 22 f., Pelva sei aus lat. pēluis «Schüssel, Becken» entlehnt. 2. Der ON Pelva läßt darauf schließen, daß die Pliva zu jenen von vornherein fem. Bildungen gehört, die in der archaischen Schicht der südosteur. Hydronymie nur für relativ kurze Flüsse vorkamen (9.4.).

Plattensee - Prača

327

3. Im Slaw. überlebte Pelva nur als FIN, der auch auf die umliegende Region übertragen wurde. Den Gau bezeichnet f| nX£ßa bei Konst. Porph., De adm. imp. Kap. 30 (dazu der Kommentar von Jenkins IIS. 121); Pleva, Presb. Diocl. Kap. 29. Ein urkundl. Zeugnis für Pleva a. 1366 s. in: Acta Bosnae Nr, CXC. Die Frühfixierung, die sich in der Teilnahme an der Liquidenmetathese (19.3.6.) verrät, läßt im Talbereich der Pliva auf eine jener «Kammern» früher Slawisierung schließen, die um a. 800 in die noch überwiegend vorslaw. besiedelten Bergländer Südosteuropas eingestreut waren (19.20.). Daß ě mittlerweile i ergeben hat, ist für einen Fluß im ikavischen Sprachgebiet regelgerecht. Die jekavische Lautung ist Pljeva. 4. Nach der 15.1.-11. vertretenen These wurde -ā in den bergbarbarb. Idiomen zunächst zu -ō,um sich dann über -o zu -3 weiterzuentwickeln. Auf dem regionalbarb. Lautstand -ō (oder bereits -o) bauen slawische Entlehnungen auf -va < -Ū, auf. Es läge nahe, aus der Pliva einen terminus ante zu erschließen, vor dem der im Alb. festgehaltene bergbarb. Lautstand mit - erreicht war: vor der Liquidenmetathese, an der die Lautung Pliva noch teilgenommen hat, also vor etwa a. 800 (19.3.6.). Doch läßt sich nicht mit Sicherheit behaupten, daß die älteste slaw. Lehnform wirklich * Pliva lautet. Denn nicht bündig ausschließbar ist wohl die Alternative *Pelvū„ die über *Pelv(v)a zu Pliva geführt haben könnte. P r a č a , 61 km langer li. Nfl. der Drina ( Save), der dem Jahorina-Gebirge süö. von Sarajevo entspringt und oberhalb von Foča bei Usti-Prača mündet. 1. Nach einer zeitweilig in der Forschung vertretenen Auffassung lassen sich die von Oktavian auf seinem illyr. Feldzug von a. 35-33 v. Chr. unterworfenen Parthiner mit Hilfe von zwei Steinen lokalisieren, die bei Biosko ö. von Titovo Užice (zwischen Sarajevo und Kragujevac) gefunden wurden und Weiheinschriften für den «parthinischen Juppiter» zeigen. Nach Milivoj Pavlović in: Archivum Romanicum 25 (1941) S. 187-191 wird diese Zuweisung durch den FIN Praca bestätigt, von dessen Vorform *Partja der Stammesname abgeleitet sei. Mittlerweile hat Erich Swoboda in: Klio 30 (1937) S. 290-305 überzeugend ausgeführt, daß sich die röm. Truppen gewiß nicht auf weite Märsche quer durch ein unwirtliches Bergland eingelassen haben, wo alle Vorteile beim Gegner lagen. Nach Carl Patsch ebd. 31 (1938) S. 439-443 erklären sich die beiden Inschriften aus einer - durch Parallelfälle belegbaren - Kultausbreitung: Der Stammesgott der süddalmat. Parthiner (bei Lissus/Lezh 32.3.) wurde schließlich auch in einem anderen Teil des Westbalkans verehrt. 2. Doch dürfte Pavlović a. a. O. soweit recht haben, daß Prača (erstmals belegt wohl als Pracha für den gleichnamigen Ort noö. der P.-Quelle, Acta Bosnae Nr LXIX a. 1244) eine vorslaw. Prägung fortsetzt. Denn *Partja wird von idg. *prtu- abgeleitet sein und - wie der ON Partiscus 39.4.2. an der Theiß - «zur Furt gehörig» bedeutet haben (zu slaw. -č- für fremdsprach. -tj- vgl. 23.10.3.). Für diese Etymologie von Prača spricht, daß heute der Mündung dieses Flusses in die Drina der Ort Brod «Furt» gegenüberliegt. Ist dieser Ansatz richtig, dann zeigt Prača (zusammen etwa mit der

36.8.

328

C. 200 Namengeschichten

benachbarten Tara 39.2.1. und der entfernteren Jerma 30.4.2.), daß die altbalkan. Hydronymie, die für Ströme offensichtlich nur Maskulina verwendete, kürzere Gewässer durchaus auch mit Feminina belegt hat (9.4.; 14.20.). 3. Die FINen der innerbalkan. Bergregionen lassen in der Regel auf eine Spätfixierung im Slaw. schließen (19.7.). Das wird auch für die Tara 39.2.3. gelten, die sich oberhalb der Pracamündung mit dem Lim zur Drina vereinigt. Die Prača 36.8., die vermutlich noch an der bis Mi. des 9. Jh.s vollzogenen Liquidenmetathese teilhatte (19.3.6.), weist dagegen auf eine Fixierung v o r dieser Zeit. Ihr Tal - oder wohl genauer: die Drina-Furt bei ihrer Mündung - dürfte also zu den frühslawisierten Teilräumen im südosteurop. Bergland gehören (19.22.). 36.9.

P s e t, mittelalt. kroat. Gespanschaft in Nordwestbosnien (um die obere Una und Sana, wohl mit einem Zentrum in der Nähe von Petrovac, s. den Kommentarbd. zu Konst. Porph., De adm. imp. S. 121). 1. Die kroat. Form Pset < *Pbs?tb (Belege bei Skok: Študije II S. 1) ist seit a. 1185 bezeugt. Dem offenkundig vorslaw. ON liegt eine mit messap. Ilicrävtioi verwandte Prägung *Pisent- zugrunde, s. Skok: Et. rj. hrv. j . III S. 64. 2. Konst. Porph., De adm. imp. Kap. 30 Z. 92 nennt in einer Aufzählung von kroat. Gespanschaften auch f| neakvxa, das wohl slaw. *Pьsęt-wiedergibt. Die Stammklassendiskrepanz zu den slaw. Zeugnissen, die durchweg ein Mask. zeigen, wird sich aus der Einpassung in die Gespanschaftsliste von De adm. imp. erklären, in der -a durchgängiges Merkmal ist. Skok: Stud. II S. 1 denkt an die Wiedergabe eines slaw. Genitivs auf -a. Über das Genus der Urprägung läßt sich keine Vermutung wagen. 3. Daß entlehntes i einen slaw. Halbvokal ergab, verrät nach 19.3.5. eine relativ frühe Lehnfixierung: zu einer Zeit, als ein - eventuell für unbetontes lat. e eintretendes - slaw. > ь noch eine klare i-Qualität hatte und slaw. î > i sich noch nicht - wie zur Zeit der Fixierung von Lika 32.4.2.? - als tauglichere Substitution empfahl. P t u j -* 36.3.

37.1.

R a a b (ung. Rába), 398 km langer Fluß, der nö. von Graz den Steirischen Alpen entspringt. Durchfließt die oberung. Tiefebene und mündet unterhalb von Raab (ung. Gyõr) von re. in die Donau. Dazu ein li. Nfl. R a b n i t z 3 7 . 3 . 1. In der Antike (Belege bei A. Mayer: Sprache 9 S. 60) hieß die Raab 'Aoaßcov, Ptol., Geogr. II 11,3; Arrabo, Tab. Peut. Sp. 424 u. a. Davon abgeleitet war - wie in Dalmatien der O N Salōna vom F1N Salō - der Anwohnerort Arrabōna (heute Gyõr). Vielleicht ist der Zweitsilbenvokal als Länge anzusetzen (37.1.3.). Der F1N soll nach Duridanov: 111. FINen S. 105 zusammen mit 'Paßräv «Drincea», einem Nordzufluß der Unterdonau, und dem Rabas (

Klubara) zu aind. rabhasa- «wild» gehören, was für

einen Tieflandfluß nicht überzeugt. Einleuchtender ist der Hinweis von Ernst Schwarz: Slaven, Lgb. S. 289 &uf*erebh, *orobh «dunkelrot, bräunlich», s. Pokorny: Idg. et. Wb. I S . 334. Auch eine Vernüpfung mit dem griech. ägaßoi; «Getöse, Gerassel» ließe sich in Erwägung ziehen.

Prača - Rabas

329

2. Abair. gilt Rapa, Ann. Regni Franc. S. 88 zu a. 791 neben Raba, z. B. a. 859 s. Urkb. Burgl. I Nr. 7 und S. 442. (Hrapa in der Conv. Bag. et Car. Kap. 6 spiegelt nicht, wie Schwarz: Slaven, Lgb. S. 289 will, eine Ausspracheanlehnung an hrapo «Rabe», sondern ist nur eine hyperkorrekte Schreibung zu einer Zeit, in der hr- schon als r artikuliert wurde, s. Kniesza in: Ung. Jahrb. 17, 1937, S. 279.) Hätten die Baiern während der Landnahme im Zuge der Awarenkriege Karls d. Gr., der a. 791 an die Raabmündung vorstieß, von einer slaw. Vorbevölkerung entlehnt, dann wäre für slaw. -b- ein Lautersatz durch bair. -v- statt durch -b- zu erwarten. Dies legt die Annahme nahe, daß sich die tatsächliche Lautung aus einer - vielleicht über langobard. Reste laufenden - germ. Namenskontinuität erklärt, s. Schwarz: Slaven, Lgb. S. 289 und ders.: Kontinuitätsprobl. S. 28. Die germ. Tradition wiederum dürfte auf einer regionalbarb., nicht roman. Form aufbauen, da zwischenvokalisches b nicht in v übergegangen ist. Ein gleiches gilt für slaw. *Raba, das der ung. Form Rába zugrunde liegen wird (Raba beim Anon. G. Hung. S. 100; weitere Belege bei Ortvay, Magy. v. vizr. IIS. 139). Auffällig ist, daß die Germanen ebenso wie - nach Ausweis der ung. Form - die Slawen ein Klangbild übernahmen, das seinen ursprünglichen Anlaut A- verloren hatte. Hier stoßen wir auf eine regionalbarb. Lautentwicklung, an die (im Nordwesten des europäischen Südostens) die Apokope von anlautendem Ae- im F1N Aesontius > slowen. Soča sowie im ON Aenona > serbokroat. Nin erinnert. Der Ausfall einer Anfangsilbe A- begegnet auch im Alb.: z. B. lat. amicus > mic; ON Astibo > mak. Štip 38.18.3. 3. Ung. Räba geht gewiß nicht auf slaw. * *Roba und kaum auf bair. *Răbă zurück. Vielmehr ist mit slaw. *Rābā > *Raba) als Vorform zu rechnen. Für die 1. Silbe kommt eine Längung unter dem spätroman. Akzent nicht in Frage, da die Romanen - gegen A. Mayer: Sprache I S. 60 - wegen -b- statt -v- als Belieferer der Slawen ausscheiden (17.2.4.). Wenn ā nicht aus einer regionalbarb. Ersatzdehnung hervorging, die den Verlust von anlautendem A- kompensierte, weist somit die ung. Form auf einen Langvokal in der 2. Silbe der von den Slawen entlehnten Lautung zurück. 4. Ung. Rába und bair. Raba, Rapa geben beide zu erkennen, daß der ōn-Stamm Arrabo den für die Niederungen des spätantiken Südostens charakteristischen Übergang der Barbarenidiome zum «sekundären-a» mitgemacht hat (14.1.-24.). Zu rechnen ist damit, daß Germanen wie Slaven ein regionalbarb. *Rāb übernahmen. 5. Einen Nebenbach der Raab, ung. Herpenyo, hat Móor ebd. S. 63 zu Unrecht als Ableitung vom Raabnamen gedeutet. Hier dürfte vielmehr eine slaw. Bildung (vgl. poln. chrap «Buschwerk», chrapina «Morast») zugrunde liegen, s. Kniezsa in: Ung. Jahrb. 17(1937) S. 279. R a b a s , Flüßchen, das von li. in die ob. Kolubara, einen sü. Savezubringer, mündet. 1. Ràbas, als ON seit 1426 belegt, ist nach Duridanov: I11. FINen S. 105 eine vorslaw. Bildung, die zur idg. Wurzel *rebh- «wild, ungestüm» gehören und eine genaue etymologische Entsprechung in aind. rabhasa- «ungestüm», einer Ableitung von ra-

37.2.

330

37.3.

C. 200 Namengeschichten

bhas n., besitzen dürfte, vgl. 38.5.1. Die von Duridanov erwogene Alternative einer Ableitung von idg. *orbh- «dunkel» setzt eine Teilnahme der slaw. Lehnform an der Liquidenmetathese (Afg. 9. Jh.) voraus (19.3.6.). Eine Frühfixierung, die für innerbalkan. Gebirgsflüsse die Ausnahme darstellt, dürfte im vorliegenden Fall schwer mit dem Ausgang -as vereinbar sein, der nach Ausweis von aind. rábhasa- auf regionalbarb. -as-, also nicht auf -ās- beruhen wird. Das weist (ebenso wie beim Savezufluß Vrbas 41.17.4.) auf eine Fixierung nach dem slaw., um a. 800 vollzogenen a > o-Wandel (19.3.3.). 2. Wie Ljig und Kačer im gleichen Flußbereich der Kolubara wurde der RabasName nicht mehr von dem - für die südosteurop. Niederungen typischen - Übergang zum «sekundären -a» erfaßt (14.1 -24.). 3. Wäre der Name roman, vermittelt worden, dann stünde -v- statt -b- zu erwarten (17.2.4.). Wie beim Ibar We. Morava Morava darf also auf Direktübernahme aus dem Regionalbarb. ins Slaw. geschlossen werden. R a b n i t z (ung. Répce, Rábca), 60 km langer li. Nfl. der Raab, der im Burgenland süwe. von Wiener Neustadt entspringt und innerhalb der Stadt Raab (ung. Györ) mündet. 1. Den Beleg usque ad Raben fluvium zu a. 791, Mon. Germ. hist. SS XXV (1880) S. 667 hat man bisher auf die Raab bezogen. Nun wird aber eine «-Variante - kaum zufällig - nirgends sonst für die Raab gebraucht, während sie im dt. Namen ihres Zuflusses Rabnitz < slaw. *Rabьnica bis heute gilt. Das -n- in Rabnitz soll nach einem wenig überzeugenden Einfall von Melich: Honfog. Magy. S. 140 ein dt. Einschub vor ts oder eine Anlehnung an die in Österreich häufigen FINen auf -nitz sein. Steinhauser: Niederdonau II S. 31 deutete es - keineswegs einleuchtender als Teil eines regionalbarb. Suffixes, das die Zugehörigkeit (hier: zur Raab) ausgedrückt haben soll. In Wirklichkeit stammt -n- gewiß aus dem antiken ON Arrabōna 37.1.1. Dieser Name ging (wohl in röm. Zeit) auf den Namen des Flusses über, an dessen Mündung die Stadt lag. Die Rabnitz wird ursprünglich einen anderen Namen getragen haben, den wir nicht mehr kennen, vgl. 13.2.; Arčar 23.10.1., Ogosta 35.2.1. und Vidbol 41.10.1. Ob dt. Raben über slaw. Vermittlung oder direkt auf das Regionalbarb. zurückgeht, läßt sich nicht mehr entscheiden. Romanen kommen wegen -b-, das nicht in -v- überführt erscheint, wohl nicht als Tradenten in Frage (17.2.4.). 2. Ung. Rábca, a. 1208 Rabca, Urkb. Burgl. I Nr. 82 neben Rabucea beim Anon. G. Hung. S. 100, Rabucha a. 1231, Urkb. Burgl. I Nr. 184 geht auf slaw. *Rabica «kleine Raab» zurück: ein Deminutivum, mit dem die Slawen gerne Nebenflüsse kennzeichneten. Am Oberlauf (bis zur Vereinigung mit der Klein-Raab, ung. Kis-Rába) ergab die gleiche Ausgangsform - über "Rebica > Rebüce > Repce - die Variante Répce (a. 1220: Rebucha, s. Magyar Nyelv 25 [1929] S. 29, a. 1231: Repche, Urkb. Burgl. I Nr. 118), s. Melich bei Moor: Westungarn S. 46. 3. Dt. Rabaniza a. 1051 zeigt die ältere Substitution von slaw. b durch dt. b. Die

Rabas - Ragusa

331

jüngere Substitution, bei der dt.f für slaw. b eintrat, begegnet in Revenize a. 1145 und verrät eine Neuentlehnung zu einem späteren Zeitpunkt, s. E. Schwarz: Oberpann. S. 331. D a ß heute -b- gilt, erklärt sich vielleicht als eine Ausrichtung auf die Raab. 4. In dt. Rabnitz erscheinen zwei Benennungen dieses Flusses kontaminiert: (a) der auf den Fluß übertragene O N Arrabōna (dt. Raben a. 791 37.3.1.) und (b) slaw. Rabica 37.3.2. Wurden, wie anzunehmen, die beiden Konkurrenzformen durch Slawen und nicht erst durch Deutsche zusammengespannt, dann vermutlich in Ausrichtung auf die slaw. Deminutiv-FlNen auf -nica, die eine Bildealternative zu dem häufigen Typus auf -ica darstellten: z. B. dt. Steyrling < Stirnich < slaw. Štirьnica zu Štira «Steyr», s. E. Schwarz in: Zschr. f. slav. Phil. 1 (1924) S. 331. Eine andersartige Kontamination der beiden Formen könnte - falls es sich nicht um eine Verschreibung handelt - in Rabazan (um 1156) vorliegen, s. Urkb. Burgl. I Nr. 40. 5. Während Raben 37.3.1. a. 791 sich auf den Unterlauf beziehen dürfte, wird der Mittellauf erstmals in einem Zeugnis zu a. 829 als Spraza, a. 877 auch als Sprazah aufgeführt, s. Urkb. Burgl. I Nr. 3, Urkb. Kremsm. Nr. 5. Es handelt sich um eine bair. Neubenennung, die «sprühende, spritzende Ache» bedeutete, s. Steinhauser: Niederdonau II S. 31. Am Oberlauf in Österreich gilt noch heute Spratz(bach). R a g u s a, serbokroat. Dubrovnik, Stadt an der dalmatin. Küste. Dazu Petar Skok: Les origines de Raguse. Étüde de toponymie et de linguistique historiques, in: Slavia 10 (1931) S. 449-198. 1. Griech. Kolonisten übertrugen aus der Argolis den O N 'E7ii5auoo Trauù «Trogir» eingeschoben worden. Richtig daran ist wohl nur, daß Skoks Herleitung von lau aus einem genuinlat. labes lautlich nicht aufgeht. Eher wird dieses Wort, ebenso wie serbokroat. lav «kahler, steiler Berg», mit Xäaq «Stein» zusammenhängen, das aus altmittelmeerischem Worterbe ins Griech. übernommen wurde (Popovic: Gesch. S. 615). 4. Während sich -g- in der ital. Form (vielleicht gestützt durch den Gleichklang mit Ragusa auf Sizilien) bis heute gehalten hat, spiegelt die griech. Überlieferung schon bei Konst. Porph. (Mi. 10. Jh.) und Kekaumenos (a. 1040) S. 27 Z.l 1 mit 'Paoßmov eine jüngere dalmato-roman. Lautung, die sich später zu Raù fortentwickelte (vgl. Tragurium > Traù — Trogir). Wenn die Ragusaner Urkunden und manche Zeugnisse aus Italien oft Raugium, Raugia bieten, dann handelt es sich um eine toskanisierte und nicht, wie Jireček: Handelsstr. S. 10 Anm. 22 wollte, um eine dalmato-rom. Aussprache. Neben der dalmatischen Lautung, die -agu- in -au- überführt hat, erhielt sich als

Rabas - Ragusa

333

liter.-hochsprachl. Variante das archaische Ragusium, das sich - mit 'Payoü^iov, Portul. Gr. S. 26 Z. 9; S. 302 Z. 10 - auch in der griech. Überlieferung niedergeschlagen hat, s. Skok: ONstudien S. 214 Anm. 1. Die Variante 'Pavoma, Portul. Gr. S. 19 Z. 15 u. ö. gibt wohl kaum eine in Dalmatien tatsächlich gebrauchte Lautung wieder. 5. Aufhorchen läßt, daß in der Überlieferung zwei Stammklassenvarianten konkurrieren. Neben dem zuerst belegten und vermutlich ursprünglichen -ium (Ragusium, Rausium > dalmat. Raù), das auch in der Kanzlei von Ragusa noch lange verwendet wurde, begegnet -a (Raugia, Ragusa). Zwar steht zu erwägen, ob -a nicht aus einer Angleichung an die Stadt Ragusa auf Sizilien herrührt. Da man sich aber die Beziehung zwischen einem Ort im Inland einer entfernten Insel und einem dalmatin. Hafen nicht gerade eng vorzustellen hat, würde eine solche Deutung kaum überzeugen. Daß, wie Skok in: Origines S. 461 vorschlug, Ragusium, der zum Stadtnamen gewordene Name der Halbinsel, auf civitas oder gar auf Roma ausgerichtet wurde, will mir ebensowenig einleuchten, zumal Skok keinen Grund für den Ausfall von -i- angeben konnte. Ich möchte vermuten, daß Ragusa jene jüngere küstenbarb. Lautung widerspiegelt, die durch ein «sekundäres -a» gekennzeichnet ist (14.1.-24.). Ein Parallelfall wäre dann ital. Zara < Iader (Skok: ONstud. S. 217). Die andauernde Konkurrenz beider Varianten läßt sich historisch einleuchtend erklären. Ragusium ist die im Lat. frühfixierte Lehnform, die der vermutlich lat. - Bevölkerungsmehrheit von Epidaurum für einen Nachbarort geläufig war. Ragusa spiegelt statt dessen die jüngere regionalbarb. Aussprache, die auf der Felsnase selber gegolten haben wird und bei der Übersiedlung der Epidaurer nun auch den lat. Namengebrauch beeinflußte. (Der Gebrauch von niiauQa neben civitatem > Cavtat 37.4.1. für das von der Masse der Bewohner verlassene Epidaurum läßt mit -a auf eine Rebarbarisierung dieses Platzes schließen.) 6. Zu prüfen bleibt die Behauptung von Çabej: Wohnsitze S. 247, altalb. Rush (a. 1685) zeige - mit dem Schwund des vortonigen Vokals wie des zwischenvok. -g- und mit s > sh - die Spuren alb. Lautentwicklung. Die Form gehe also ohne slaw. Vermittlung über lat. Ragusium auf eine regionalbarb. Lautung zurück und liefere so einen Baustein zu der These, die Albaner seien in einem langen und breiten Streifen der we. Balkanhalbinsel altbodenständig. In ihrer Sprache lebe auch das zugrunde liegende Appellativ als rrush «Traube» (vgl. griech. £a^, Gen. &al,öc, «Weinbeere») fort. Dabei wird reichlich rasch als allein plausibel hingestellt, was dem Verf. am genehmsten ist (7.3.). Mir scheint Rush ebensogut auf roman. Raúsio- rückführbar. Falls eine slaw. Etappe zwischengeschaltet war, könnte sich auch auf dieser (und nicht etwa nur im Alb.) der Wandel von s > š vollzogen haben. Denn im Munde von Slawen wäre s in Raúsio- ebenso zu š geworden wie im Inselnamen Košljun < Castellione, s. Shevelov: Preh. S. 210. 7. Im Serbokroat. gilt Dubrovnik, das seit Dubrounich beim Presb. Diocl. (Mi 12. Jh.) Kap. 26 und chorě vsei dubrovništěi a. 1186-1196, Mon. Serb. S. 3; knezu dubrovь-

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čьkomu (12. Jh.), ebd. S. 7 bezeugt ist. Mit Dj- fehlerhaft erweist sich die Schreibung Djubrovnik a. 1253, Stare srpske pov. 1/2 S. 206. Auszugehen ist von slaw. dobrь «Eichenwald», das eine Erweiterung von dobь «Eiche» darstellt, s. Tadeusz Milewski in: Prace filologiczne 16 (19134) S. 198 f. (Bei Dubrovnik handelt es sich nicht um eine Suffigierung von dubrava «Wald», einer serbokroat. Ableitung von dobrь, da dabei das - nirgends bezeugte - **Dubrovnik herausgekommen wäre, s. Jireček: Handelsstr. S. 11 Anm. 24). Das zugrunde liegende dubrov(a) wird Adjektivzusatz zu einem Wort für «Wald» gewesen sein und (anders als dubrava) speziell den Eichenwald bezeichnet haben, vgl. serbokroat. jalova šuma «Tannenwald», bukova šuma «Buchenwald» usw. Zu Dubrovnik und seinen Ableitungen s. Skok: Et. rj. hrv. j . IS. 449. Der Name wurde von der slaw. Vorstadt (ital. Rocca del Re Bodino) jenseits des Kanals, der Ragusa vom Festland trennte, bei der Eingemeindung auf die Gesamtstadt übertragen. 37.5.

R a m n a, Siedlung in Jugosl.-Makedonien bei dem in der Nähe der ob. Bregalnica gelegenen Orte Trabotivišče, unterhalb des Čavka-Berges. Dazu T. Angelov: Kjustendil (Sofia 1900) S. 7; J. Ivanov: Episk. breg. S. 74. Hierokles, Synekd. 641,8 verzeichnet in der Provinz Macedonia II den Ort 'AQUOvia, der, da zusammen mit Bargala 24.11.1. aufgeführt, im Bereich der Bregalnica zu suchen ist. Regionalbarb. Armon-, von den Griechen volksetymologisch an ihre Vokabel dQuovia angelehnt, könnte slaw. regelgerecht von einem frühfixierten *Ramъnfortgesetzt werden. Nicht mehr rekonstruierbar sind die Auslautverhältnisse der frü hen Entwicklungsphase. Während das Fehlen von -i- in der slaw. Lautung gegen eine griech. Vorform sprechen dürfte, zeugt -a statt -ъ/ь, das den normalen Frühersatz für -(i)a darstellt, gegen eine zeitige Übernahme (19.3.2.). Lat. Vermittlung wird durch die Tatsache ausgeschlossen, daß o in der Form, die ins Slaw. umgesetzt wurde, nicht zu ō gelängt gewesen sein kann (17.2.1.). Der Erstbeleg - v grad Ravьnъ na rěcě Brěgalnicě in der «Legende von Saloniki», s. Ivanov a.a.O. - hat entweder in einem rein phonetischen Vorgang -mn- durch -vn- ersetzt (vgl. Krum Tošev in: Makedonski jazik 1 (1950) Nr. 3 S. 59-61) oder aber von O N umdeutend an das in der Toponymie häufige ravno«eben» angepaßt, s. z. B. Ravna am Timok. Auf einer völlig anderen vorslaw. Form beruht vielleicht Ravno ( a) trat im Zusammenhang der Konsonantenumstellung ein. 2. Der O N "Agaa wird Übertragung eines FINs sein, zu dem die Arsia, Grenzgewässer zwischen Italien und Illyricum (it. Arsa, slowen. Raša) eine Suffixvariante darstellt. Im näheren Umkreis von "AQGCI vgl. die Kastelle "Aoaeva, "Aoaa^a bei Naissus (Beševliev: Prok. S. 24). Kelt. ONen auf Ars- bei Holder, Acelt. Spr. I S . 221; I I I S . 691. Zur Etymologie s. 37.7.1. 3. Arsa lag in einer Region mit röm. geordneten Städten und einer stark italischen Kulturprägung, die wir archäologisch fassen können, s. Carl Patsch in: Wiss. Mitt. aus Bosnien u. Herc. 4 (1896) S. 275. Denkbar also, daß die Slawen den Namen aus lat. Munde hörten. Da aber die antiken Inschriften einen hohen Anteil einheimischer PNen enthalten (ebd.), kommt ebensogut, ja vielleicht noch eher eine regionalbarb. Mehrheit in Frage. Die slaw. Lautung Rasъ liefert für die Frage, aus welcher Sprache die Eroberer entlehnten, kein verläßliches Entscheidungskriterium. Denn die Umsetzung von ONen auf -a zu slaw. Maskulina ist für die Frühfixierung aus a l l e n Sprachen die Regel (17.2.1 f.). Denkbar wäre, daß -s- auf eine lat. Substitution von unlat. -š- in der Barbarenlautung zurückgeht. Aber -š- läßt sich nach 37.6.4. für die regionalbarb. Form nicht mit Gewißheit ansetzen. 4. Das Slaw. hat den ursprünglichen F1N durch eine Variante Raška ersetzt, die eine Adjektivableitung von Ras darstellt. Daß sich Raška und nicht * *Raska durchsetzte, findet seine Entsprechung z. B. in vrbaški, das - als Adjektiv zum F1N Vrbas 41.17. in älteren Zeugnissen statt des heutigen vrbaski begegnet, und in viški (zum Inselnamen Vis), s. Skok in: Pitanja savremenog kniževnogjezika, god 3 kn. 2 srez 1 (Sarajevo 1951) S. 13 f. Neben dieser Erklärung von š- aus einer slaw. Bildetradition bleibt denkbar, daß sich die slaw. Lautung im vorliegenden Fall an das regionalbarb. Muster anschloß, das sehr wohl sein - auf ein r folgendes s zu š gewandelt haben könnte, vgl. 23.6.3. und Schramm: Theiß S. 72-74 über den «ostidg.» Ursprung des š-Ausgangs von rum. Timis, Mures, Somes. R a š a (Arsa), 42 km langer Fluß, der den ostistr. Bergen nö. von Labin entspringt und süwe. von dieser Stadt in die Adria mündet. Vom 6.-11. Jh. bildete er die Nordgrenze der byz. Provinz Dalmatien, s. Ferluga: Byzantium S. 102.

37.7

336

37.8.

37.9.

C. 200 Namengeschichten

1. Arsia ist z. B. bei Plinius, Nat. hist. III 44 für den Fluß, aber auch für einen Anwohnerort bezeugt, s. ebd. III132. Der Name gehört zu aind. ársati «strömt», heth. arš «fließen», s. Karg, Venetien S. 175; Krähe in: Festschrift für Max Vasmer (Wiesbaden 1956) S. 246. Verwandte Bildungen - wie die westfälische Ahse < Arsene < *Arsana - verzeichnet Julius Pokorny in: Zschr. f. celt. Phil. 21 (1940) S. 91. In Südosteuropa vergleicht sich die Raška 37.6.2. 2. Slowen, Raša, das zuerst von einem Beleg a. 1325 gespiegelt wird (Skok: Et. rj. hrv. j . III S. 111), hat - wie der benachbarte ON Labin < Albōna - an der slaw. Liquidenmetathese teilgenommen (19.3.6.). Die Lehnfixierung fällt also v o r die Mi. d. 9. Jh.s. Roman.-sia setzt sich hier ebenso in slaw. ša fort wie in dem Appellativ čeresia, das (eventuell über abair. chersia) slaw. čerša «Kirsche» ergab (und serbokroat. zu črešnja erweitert wurde), s. Ernst Schwarz in: Archiv, f. slav. Phil. 40 (1925) S. 287 f.; Kiparsky: Lehnwörter S. 110 f. 3. Ital. Arsa läßt das -i- der antiken Form Arsia vermissen. Zu prüfen bleibt, ob das aus der regionalen roman. Lautgeschichte erklärt werden kann oder eine Angleichung an den -ša-Ausgang der slowen. Form darstellt. R a s i n a , R a š n i c k a «* 37.14.4. R a v n o -»33.9.6. R a ž a n j , Ort in Serbien noö. vom Zusammenfluß der We. und Sü. Morava. Popovič: Gesch. S. 155 verknüpfte den Namen (a. 1381 Ražanь, Zak. spornen. S. 770) mit dem von Prokop, De aed. IV 4,3 als Kastell bezeugten "AQÜEVOI 37.6.2. Durch den alb. Wandel von s > sh habe sich š ergeben, das im Slaw. durch volkstümliche Anlehnung an ražanj «Spieß» zu ž umgefärbt worden sei. (Zur Verwendung dieses Appellativs in der dalmatin. Toponymie s. Skok: Prilozi S. 147). Um die Annahme einer Entgleisung kommt man herum, wenn man statt dessen von einem regionalbarb. *ard- fließen» oder aber von *arg- «hell» ausgeht, vgl. Pavlovič in: Onomastica Jugosl. 1 (1969) S. 34. Sowohl d wie g sind wohl in der ostbalk. Indogermania vor j und hellem Vokal zu dž geworden, vgl. 23.8.2.; 26.12.2.; 39.11.2. Lautete die von den Slawen gehörte Form *Ardžān- ö. ä. (< *Ardjān- oder *Argjān- ?), dann wäre die heute geltende Form durchaus regelgerecht. Sie erklärt sich entweder aus dem Wandel von slaw. dž, einem Produkt der 2. Palatalisierung, zu ž, oder sie ergab sich, falls der ON erst n a c h diesem Wandel lehnfixiert wurde, aus einer Substitution von ž für fremdspr. dž. Auf eine Teilnahme an der slaw. Liquidenmetathese weist Rā- (19.3.6.). Razel m, sumpfiges Schwarzmeerhaff. Nö. davon fließt der Südarm der Donaumündung. 1. Von den antiken Belegen dürfte Salmorude im Itin. Ant. Sp. 510 der regionalbarb. Lautung am nächsten kommen. Georgiev: Bălg, et S. 92 f. vermutet überzeugend, daß hier ein Kompositum mit einem griech. C5OOQ «Wasser» entsprechenden Zweitglied vorliegt. Zum Fehlen von -r- vgl. mak. ÄSfj: griech. al9f|o; aind. pitā: griech. TtatfiQ, s. ders.: Introd. S. 134. (Der Auslaut -e gibt m. E. die küstenbarb. Reduktion von -ō zu -

Rasa - Rhodope

337

wieder, 14.1.-24.) Weniger einleuchtend ist Georgievs Versuch, aus dem in der Not. dign. or. 39, 10 und 18 belegten T(h)alamonio ein Erstglied *pal(a)m-u(n)i- zu gewinnen, dessen p sich wie im Alb. zu s weiterentwickelte. Denn vermutlich spiegelt das isolierte th-Zeugnis nur einen Hörfehler, bei dem Sal(a)m- mit thalamus «Gemach» durcheinandergeriet. 2. Nimmt man S- als ursprünglichen Anlaut, dann wird nachvollziehbar, wieso die Griechen, die im Süden der Razelm-Lagune ihre Kolonie Histria gründeten, jene Form "AX.uuQt Üsküdar durch eine

362

38.14.

C. 200 Namengeschichten

Prothese mundgerecht, die auf den folgenden Vokal abgestimmt ist (Romanski: Imenata IV S. 6). S k u t a r i (alb. Shkodër), nordalb. Stadt am Südende des von der alb.-jugoslaw. Grenze durchschnittenen Shkodër-Sees (alb. Ligeni i Shkodrës, serbokroat. Skadarsko jezero). Dazu Jireček: Skutari; Ippen: Skutari S. 13-41. 1. In der Antike (Belege bei A. Mayer: Sprache I S. 315 f.) galt ZxöSga (z. B. Polybios XXVIII 8,4); Scodra (CIL III12695). Später begegnen auch die Pluralvarianten EX65QOI; Scodrae. Zur Etymologie s. A. Mayer: Sprache IIS. 107 f. Der Ort lag im Gebiet der Labeaten, die nach dem Skutarisee (antik: Labeatis) benannt waren. Für die illyr. Könige, die hier residierten, stellte Scodra, das auf beiden Seiten von Flüssen flankiert wurde, die beste Festung dar. Die Römer eroberten sie a. 167 v. Chr. und gründeten eine Kolonie (Wilkes: Dalmatien S. 256 f.). Seit dem 4. Jh. hatte hier ein Bischof seinen Sitz. Für das 8., vielleicht schon für das 7. Jh. lassen sich in der Umgebung Spuren der Slaweneinwanderung nachweisen, s. K. Korošec in: Arheološki vjesnik 4 (1953) S. 234-254. 2. Aserb. Skьdъrъ (13. Jh.), Kg. Stefan: Symeonsvita S. 8; na Skъdrъ (14. Jh.), Arch. f. slav. Phil. 3 (1877) S. 97 geht auf *Skъdrъ zurück. Wenn die Slawen somit in der ersten Silbe ъ substituierten, dann übernahmen sie vermutlich eine regionalbarb. Form. Denn ă < ā in der Erstsilbe von Zadar sowie Duklja 26.8.3. für Doclea lassen vermuten, daß o in roman. Scodra unter dem Akzent gelängt und zu slaw. ū2 umgesetzt worden wäre. Hier zeigt sich, daß die Slawen selbst in einer Region mit intensiver Romanisierung (17.3.) keineswegs an allen Orten lat. Mehrheiten angetroffen haben. 3. Aus ъ , das in Frühfixierungen für fremspr. eintrat (19.3.4.), wurde, wie seit a. 1395 bezeugt, ein a, so daß heute serbokroat. Skadar gilt, s. Skok: Et. rj. hrv. j . III S. 253; Popovic: Slaven u. Alb. S. 312 f. 4. Im Alb. ist - vorherrschend gegenüber einem aus dem Serbokroat. entlehnten Skadar - die Lautung Shkodër gebräuchlich. Die Filiation dieser Form, die in ihrer bestimmten Variante Shkodra lautet, blieb umstritten. Jokl in Eberts RE I S. 85 leugnet wegen sk- > shk-, das vom regelgerechten alb. Lautwandel von sk- vor dunklem Vokal zu h- abweicht, eine bis in vorröm. Zeit zurückreichende Kontinuität in alb. Munde. Nach Weigand: Nachk. S. 240 kamen die Albaner erst im 11 .-12. Jh. in den Bereich der Stadt. Dagegen bestritt Cabej: Wohns. S. 244 unter Berufung auf alb. Shkumbh < lat. Scambus die Notwendigkeit, hier mit einer Entlehnung ins Alb. zu rechnen. Der Lautwandel von sk > h falle in eine so frühe, vielleicht vorbalkanische Epoche des Alb., daß er hier nicht herangezogen werden dürfe. Aber wenn dem so war: wieso hätten dann die Römer gerade Scodra, eine auf sk- anlautende Form, von einer Vorstufe des Alb. entlehnen können? Somit werden wir d o c h damit zu rechnen haben, daß die Albaner den Namen von einem anderen Volk entlehnten, was für die These ihrer Zuwanderung spricht (vgl. 7.2.-4.). -o-, das von slaw. -ă- < -ъ- absticht,

Skopje - Sozopol

363

weist auf eine Übernahme aus dem Roman, oder aber aus einem regionalbarb. Idiom. 5. Im Roman, zeigt der Übergang von Scodra (z. B. im 12. Jh. beim Presb. Diocl. Kap. IX S. 54), civitas Scodrina, ebd. XLII und (an slaw. Skadar angelehnt) Scodaris ebd. XIII sowie zu Scutarum a. 1287 und dem heutigen ital. Scútari eine volksetymologische Anlehnung an scutarius «Schildträger» und davon abgeleitete ONen wie SxouTÄßiov gegenüber von Konstantinopel sowie bei Adrianopel, s. Weigand: Nachk. S. 240. In Frage kommt aber auch Beeinflussung durch eine frühe serb. Lautung Skhdr-, s. Popovič: Slaven u. Alb. S. 313 und Skok in: Archiv za arb. star. 1 (1923) S. 3, der mit einer «Venezianisierung» des slaw. Lok. rechnet. 6. Türk (I)Skenderie, etwa a. 1658 bei Hadschi Chalfa, Rumeli S. 136, erklärt sich als Konfusion mit dem ON Alexandria. 7. In der - von seinem Sohn Stefan Provenčani verfaßten - Vita des Serbenkönigs Stefan Nemanja Kap. 7 erklärt sich Rosafь gradь rekomi Skьdьrь als eine - mit dem Kult des Hl. Sergius und Bakchus verbundene - gelehrte Übertragung von Russâfa am Euphrat nö. von Palmyra, s. Sbornik K. Jirečeka I S. 494-497. Sofia 38.16. S m e d e r e v o , serb. Stadt an der Donau, 40 km unterhalb von Belgrad. 1. Der Name verweist auf Sanctus Demetrius, den Schutzheiligen des Ortes. Während Skok in: Zschr. f. roman. Phil. 38 (1917) S. 552 serb. Smederevo aus rumän. *Sîmedru erklären wollte, machte Poport vič: Vorslav. ONen S. 104 f. geltend, daß ein ins Slaw. übernommenes rumän. î, â donicht geschwunden wäre. Man muß also von einem älteren balkanrom. Lautstand ausgehen, auf dem -etr- bereits (wie im ON Dumidrana < Demetriāna bei Kotor, s. Skok in: Zschr. f. rom. Phil. 54 [1931] S. 202) -edr- ergeben hatte. Diesen rom. Lautstand wird man kaum bereits für die slaw. Landnahmezeit um a. 600 annehmen dürfen. Das läßt an eine längere Fortdauer rom. Besiedlung trotz des Zusammenbruches der Reichsgrenze denken (vgl. 18.11.). Hüten sollte man sich, den terminus ante der slaw. Lehnfixierung aus der vorliegenden Umsetzung von Sanctus zu erschließen, weil eine Anlehnung an frühere Übernahmen dieses besonders häufigen Lehnelements nicht ausschließbar ist, vgl. einen Aufsatz von Putanec 19.3.3. Anm. 16. 2. Die 1428-30 vom Despoten Georg Brankovič hier erbaute Festung, die mit einer kurzen Unterbrechung als serb. Hauptstadt bis zur Eroberung durch die Türken a. 1459 diente, wurde im We. als Semendria bekannt. Smenje 38.6.3. S o z o p o l , bulg. Schwarzmeerhafen auf einer felsigen Halbinsel süö. von Burgas. Zur Gesch. s. Christo M. Danov, Apollonija Pontijska i zapadnija brjag na Černo more v klasičeskata drevnost, in: Balkanski pregled 1 (1946) kn. 8 S. 36-41; ders.: Kam starata istorija na Sozopol, zapadneto Černomorie i Trakija, in: Izvestija na Bälgarskoto istoričesko drnžestvo 22-23 (1968) S. 179-192; Jireček: Cesty S. 558-564; K. Konstantinides: He Apollōnia, Sōzopolis nyn kaloumenē, in: Thrakia 3 (1932)

38.14a.

38.15.

364

38.16.

C. 200 Namengeschichten

S. 150-171, Venedikov u. a.: Apollonia. Raskopite v nekropola na Apollonia prez 1947-1949 (Sofia 1963). 1. Die um a. 610 v. Chr. von Milesiern gegründete Stadt Apollonia Pontica, seit dem 5. Jh. n. Chr. Zwt^önoXiq, gehört zu den antiken Gründungen, die ihren städtischen Charakter ins Mittelalter hinüberretten konnten, s. Velkov: Schicksal S. 841. Inschrift]. Zeugnisse s. Protobulg. Inschr. 2o^(o)7ro^.T|V Nr. 47 Z. 24 f.; l,(f)C,oKo[ksoiq] Nr. 28; Idrisi, Geogr. S. 71 gibt die griech. Lautung als Suzubuli wieder. Der zeitweilige Verlust der Stadt an die Bulgaren wirkte sich - wie für die Schwarzmeerküste die Regel - nicht auf den griech. Namengebrauch aus (20.5.). 2. Die bulg. Form Sozópol (mit Einpassung von griech. -iς in die entsprechende slaw. i-Klasse) verrät sich als späte Lehnfixierung (19.3.4.). Vielleicht wurde diese erst nach der a. 927 erfolgten Abtrennung der Stadt (mit Bischofssitz) Sozopolis von Byzanz an die Bulgaren vorgenommen, s. Zlatarski: Ist. 1/2 S. 502 f. Vgl. Achtopol 23.3. 3. Türk. gilt Sizebolu. S r e d e c, mittelalt. Name der bulg. Hauptstadt Sofia, am oberen Iskăr gelegen. Zur Stadtgesch. s. Herbert Wilhelmy: Hochbulgarien IL Sofia. Wandlungen einer Großstadt zwischen Orient und Okzident (Kiel 1936) = Schriften des Geogr. Inst. d. Univ. Kiel Bd. V H. 3; I. Ivanov: Srednevekovna Sofija, in: Jubilejnaja kniga (1878-1928) S. 31 ff.; A. Monedžikova: Sofija prez vekovete T. 1 (Sofia 1946), Stamen Michajlov: Serika-Sredec-Sofija, in: Archeologičeski otkritija v Bălgarija. Sbornik (Sofia 1957) S. 197-216; Velizar Velkov: Zur Geschichte der Stadt Serdica (Sofia) vom IV. IX. Jahrh., in: Études historiques 3 (1966) S. 53-60. 1. Die röm. Kolonie Ulpia Serdica, die - wie Pautalia, Topirus und Bizye - den alten Namen als Zusatz zu der Neubenennung nach Kaiser Trajan fortführte, gehört mit Pautalia u. a. zu den Gauvororten, die unter Trajan mit städtischer Verwaltung ausgestattet wurden. Als - zwischen Naissus und Philippopel gelegene - Station an der Straße von der mittleren Donau nach Byzanz besaß sie eine wichtige Verkehrsfunktion. Einer der 14 Verwaltungsbezirke der Provinz Thrakien und die von Diokletian neugeschaffene Provinz Dacia mediterranea hatten hier ihr Zentrum. Zur Topographie s. Sava N. Bobčev: Serdika. Materiali za izučvane na topografijata, ustrojstvoto i architekturata na grada (Sofia 1943) = Materiali za istorijata na Sofija kn. XII. Der Name weist Serdica als Hauptort des thrak. Stammes der IEQSOI (Sapöoi) aus, den Vulpe: Studia thracol. S. 91-102 - auf Grund einer wenig überzeugenden Verbindung mit *k'erdh(o)- «Herz» - nach ihrer Plazierung in einer Zentralregion, Mladenoff: Alb. S. 186 dagegen nach ihrer Wirtschaftsweise als Hirten (zu aind. śardha-, got. hairda «Herde») benannt glaubt. Die Überlieferung (bei Detschew: Sprachr. S. 430 bis 432) schwankt zwischen -e-Belegen (Eeo8txf|, z. B. Priskos fragm. 8, Hist. Gr. min. 29,0, 3.6.; Serdica z. B. Cod. Lust. III3, 28, 28) und einem bei Ptolem., Geogr. III11,7 (SagÖixT)) und einigen spätantiken, meist griech. Autoren begegnenden -a-Form: in Sardicense civitate, Jordanes, Rom. 383 u. ä. (Die Namenbelege auf Münzen s. bei

Sozopol - Sredec

365

Nikola A. Mušmov: Monete i monetamicite na Serdika [Sofia 1926] = Materiali za istorijata na Sofia Buch 6). Unter den von Vulpe S. 93 f. erwogenen Herleitungen der -a-Variante ist ein thrak. Mundarteinfluß wahrscheinlicher als die Angleichung an die Stadt Sardes. Die slaw. Nachfolgeform Srědec läßt erkennen, daß am Orte die -e-Lautung dominierte. 2. Serdica gehörte zu jenen Orten des Ostbalkans, in denen städtisches Leben bis zum Ausgang der Antike ungebrochen fortdauerte. Ja, durch die Zerstörung beim Goteneinfall (zwischen a. 251 und 259) nur zeitweilig zurückgeworfen, wuchs diese Metropole wie die meisten thrak. Städte etwa im 3. Jh. erheblich an, s. Venedikov: Serdica S. 161. Gerade in der Spätzeit der röm. Herrschaft blühten hier Handel und Gewerbe (Velkov: Schicksal S. 841). Auch als Mittelpunkt der Verwaltung und des Christentums gewann Serdica, das unter Konstantin seinen Höhepunkt erreichte, an Bedeutung. Selbst von der Zerstörung durch die Hunnen a. 457 erholte es sich bald. A. 809 wurde die Stadt nach furchtbarem Gemetzel von den Bulgaren erobert. Wohl bald nachdem Byzanz im Frieden von a. 816/17 auf die Besetzung des wichtigen Stützpunktes verzichtet hatte, wurde Serdica von der neuen Balkanmacht okkupiert und als Ausgangsbasis für ein Vordringen nach We. benützt, s. Runciman: 1. Bulg. Emp. S. 87. Der bulg. Name Srědьcь, den die Stadt im Mittelalter trug, hat noch an der wohl spätestens Afg. 9. Jh. vollzogenen Liquidenmetathese teilgenommen: s. Z. B. na Srědьci (11. Jh.), Ivanov: Mak. S. 25; do Srědьca bei Kg. Stefan, Symeonsvita S. 8; vь Srědci a. 1348, IFinskij, Gram. S. 24 Z. 21. Unnötig ist die Annahme von Zaimov: Partie. S. 85, auf die slaw. Lautung habe srěda «Mitte» eingewirkt. Vermutlich wurde der Name nicht erst nach dem Herrschaftswechsel lehnfixiert, denn die archäologischen Funde zeigen, daß schon vor dem Herrschaftswechsel Slawen nach Serdica und in seine Umgebung eingesickert waren, s. M. Stančeva: Rannosrednovekovna keramika ot Sofija, in: Archeologija 1 (1959) kn. 3-4 S. 61-68. 3. Der altbulg. Lok. vъ Srědьci, zu dem ein wohl an grad «Stadt» orientiertes mask. Paradigma hinzukonstruiert wurde, läßt sich ebensogut auf lat. Serdice < -cae wie auf griech. šv SeoSixfj zurückführen, s. Beševliev: Ant. top. S. 346. Denn für beide möglichen Muster ist die Umsetzung zu slaw. vъ Srědъci regelgerecht. Leitete man von dieser primären Lehnlautung ein volles Kasusschema ab, dann hatte man die Wahl, ob man -c- durchweg beibehalten oder, wo möglich, gegen -k- austauschen wollte. Die Häufigkeit von -ьeь in genuin-slaw. ONen legte die Option für -c- nahe, vgl. Sitec 38.11.1., *Pědьcь 36.4.2., aber Sisak 38.11.4. Was mit namenphilol. Argumenten unentscheidbar bleibt, läßt sich wohl auf andere Weise klären. Die spätantiken Inschriften aus Serdica sind in ihrer Mehrheit lat. abgefaßt, s. Gavril I. Kacarov: Starochristijanskite nadpisi ot Serdika, in: Predistoričeski i staroehristijanski pametnici ot sofija i o okolnost-ta (Sofia 1921). Materiali za istorijata na Sofija, Buch 5. Offenbar haben von Norden einströmende Romanen, besonders Umsiedler aus dem geräumten Dakien, die Zuteilung zur Provinz Dacia mediterranea a. 297, durch die

366

38.17.

C. 200 Namengeschichten

Serdica von Thrakien und seiner griech. Tradition getrennt wurde, und die Inkorporierung der Stadt in eine kirchlich Rom unterstellte Diözese bewirkt, daß im 5.-6. Jh. der Vorrang vom Griech. auf das Lat. überging, s. etwa Venedikov: Serdica S. 162; Gerov: Griech. u. Lat. S. 240; Velizar Velkov: Zur Frage der ethnischen Zusammensetzung der Bevölkerung in den Städten Thrakiens in der Spätantike, in: Neue Beiträge zur Geschichte der Alten Welt Bd. 2, hrg. v. Elisabeth Charlotte Weiskopf (Berlin 1965) S. 267-280. Während somit unwahrscheinlich ist, daß die Slawen in Serdica auf ein griech. Übergewicht trafen, erscheint eine regionalbarb. Mehrheit ebensogut möglich wie eine lat. (Falls lat. Serdica ins Slaw. einging, läge hier ein weiterer Beleg vor, daß der allen Zweigen des Rum. gemeinsame Wandel von se- zu še- zur Zeit der Lehnfixierung durch die Slawen noch nicht vollzogen war, vgl. 19.9.2.). 4. Zur Zeit der bulg. Herrschaft bis zur byz. Rückeroberung a. 991 (Prokič: Skilica S. 228; vgl. 20.3.) riß die ältere griech. Namentradition ab. Die wiedergewonnene Stadt, in der Afg. d. 11. Jh.s ein byz. Dux seinen Sitz nahm (Bănescu: Changements S. 4), wurde jetzt mit einer von den Bulgaren entlehnten Form benannt: Eao5txf| f| vßv TQioSu^a, Diller, Lists 32 (B Nr. 62); entsprechend Nicetas Chon. III 4. Weitere Belege s. Tafel: Symb. IS. 41 f., der slaw. auch die Variante TQwkuC,a verzeichnet. Tgerklärt sich als Adaptation der ungriech. Anlautgruppe Sr-, neben der (anders als bei Sremb) keine leichter aussprechbare slaw. Variante auf Str- gebräuchlich war, an XQidSa «Dreiheit, Dreieinigkeit», s. Vulpe: Studia thracol. S. 93 Anm. 3. Ein kaiserlicher Erlaß von a. 1020 zeigt noch die lautgetreue Wiedergabe von -cь als -x£n: Ž7riaxo7uov TQia5vrt;r| p-Wandel (um a. 750) fest geworden sein. 3. Eine -r-Erweiterung von Solva lebt in dem dt. Flurnamen Sülvern in den MurAuen (hart unterhalb der röm. Stadtreste), Sülverwald (mit den Varianten Solver- und Silberwald) sowie Silberbach und Silberberg (um a. 1390, Österr. Urbare, III. Abt. Bd. IV S. 307) fort, s. Schmid: F. S. bei Leibn. S. 137 f; Diez: Flavia Solva (s. o.) S. 6; 19. (Getrennt zu halten ist dagegen der ON Ziup a. 890, Urkb. o. d. Enns II S. 37 u. ö., den E. Schwarz: Reibelaute S. 18 als dt. Wiedergabe von slaw. sypъ «Schutt, Trümmergestein» erklärt.) Die Variantenfülle, in denen sich Solva bis heute fortsetzt, liefert ein charakteristisches Beispiel für die Häufigkeit von Entgleisungen bei solchen ONen, die nur einer kleinen Sprecherzahl geläufig waren (10.6.). T a o r , Dorf in Jugoslaw.-Makedonien, 18 km sü. von Skopje auf dem li. Vardarufer. S. dazu Skok in: Zschr. f. ONf. S. 7 (1931) S. 40-55; Tomo Tomovski: Taorsko Gradište (Taurisium - Bederiana - Justiniana Prima), in: Živa antika 17 (1967) S. 233 239; B. Granic: Die Gründung des autokephalen Erzbistums von Justiniana Prima durch Kaiser Justinian I. im Jahre 535, in: Byzantion 2 (1925) S. 123-140. 1. Justinian wurde nach Prokop, De aed. IV1,17 in Tauotoiov geboren. In der Nähe dieses Ortes soll das a. 518 vom Erdbeben vernichtete Scupi neu errichtet worden sein. Tauro- dürfte «geschwollen» bedeutet und sowohl Berge wie Flüsse bezeichnet haben, s. u. a. Herbert Schelesniker: Zum Namen Tauern, in: Innsbrucker Beiträge zur Kulturwiss. Bd. 16(1971)S. 131-133. Aus Tauoknov ging, wie Hahn: Belgrads. 106 f. annahm, der heutige Name Ta(v)or hervor. Nachdem gegen diese Verknüpfung eingewandt worden war, der Kaiser stamme in Wirklichkeit aus der Gegend von

Sulm - Tara

375

Naissus (Franjo Barišic in: Zbornik Filozofskog fak. 7, Belgrad 1963, S. 127-142)-wie einige Forscher behaupten: aus einem Ort 40 km sü. von Niš (heute Caričin Grad), s. Paul Lemerle in: Revue historique 211 (1954) S. 267 Anm. 2 mit Lit. - identifizierten Tomovski: Taorsko gr. (s. o.) und Mirdita: Probleme d'ubication den Ort Taurision erneut mit der Ruinenstätte Taorsko gradište in der Nähe von Taor (in der antiken Provinz Dacia mediterranea). Wenn sich nicht der vom Kaiser verliehene Ehrenname Iustiniana Prima, sondern die ursprüngliche Benennung Taurisio- ins Mittelalter fortsetzte, so entspricht das dem Befund für Ulpiana = Iustiniana Secunda > slaw. Lipljan 32.6.2. 2. Die heutige slaw. Form begegnet erstmals in einer Urkunde von a. 1277: Tavor, Balg. star. S. 584. Der Zweitbeleg Tavora in einer Urk. von a. 1300, Zak. spornen. S. 617, weicht im Genus ab. Wie im Falle von Bitolja neben Bitolj 24.6.4. könnte hier die - eine nichtslaw. Majorität voraussetzende Rückanlehnung an eine fremdsprach. Lautung auf -a vorliegen, die zunächst zu einem slaw. o-Stamm transponiert worden war (17.2.1.f.). Wieso das suffixale -is- des antiken Namens in den Nachfolgeformen verlorengehen konnte, wird sich kaum mehr aufhellen lassen. 3. Im Gegensatz zum serb. ON Tovrljane < lat. *Tauriāna setzt Ta(v)or eine Spätfixierung nach dem slaw. a > o-Wandel um a. 800 voraus (19.3.3.). Ta(v)or gehört damit wie Stob zu jenen Orten, in denen noch mindestens 200 Jahre nach der slaw. Landnahme eine vorslaw. Mehrheit gewohnt haben dürfte. Unentscheidbar bleibt, ob Griechen (wie vermutlich in Skopje 38.13.4.), Lateiner oder Regionalbarbaren hier das Übergewicht hatten. Zur Wiedergabe von -au- in slaw. Tavor, Taor s. Petar Skok: La diphthonge latine AU dans les langues balkaniques, in: Melanges de linguistique Mario Roques Bd. 4 (Paris 1952) S. 241-249. T a r a, 134 km langer Fluß in Montenegro, der sich mit der Piva zur Drina vereinigt. 1. In der Antike ist der F1N nur mittelbar überliefert: durch den VN AüxaQiaxai «An der Tara Wohnende» bei Skylax 24, Strabon VII 7,5,1 u. ö., in dem au etymologisch mit slaw. u «bei» übereinstimmt, s. Paul Kretschmer in: Glotta 14 (1925) S. 88 Anm. 3. Ob bereits die Urprägung ein Femininum war, bleibt nach den anderen Vertretern dieses alteurop. FINs offen: TÜQOLC, in Kalabrien und Thare in Sachsen (danach die ONen Tarentum und Tharandt), Tara -> Oise spiegeln Feminina, während das mask. Pendant im cisalpinischen Gallien und in Norditalien als Tarus begegnet. Für ein ursprüngliches Femininum zeugt im Falle unserer Tara, daß auch ihre Paarpartnerin Piva weiblich ist: im Gegensatz zu zwei späteren Zubringern der Drina, dem Lim und dem Jadar, die ihr sicher ursprünglich mask. Genus bis heute bewahrt haben. Das spricht gegen die Annahme, der in Drina (wie in Bosna u. a.) vorliegende regionalbarb. Übergang von -os zu - (14.1 -24.) habe sich hier (und vermutlich n u r hier) bis in das Oberlaufgebiet eines sü. Zuflußsystems der Save ausgebreitet. 2. Etymologisch gehört Tara zu aind. tarasvant-, griech. XÖQOC, «rasch», s. Vasmer in: Zschr. f. slav. Phil. 6 (1929) S. 146 f.; Krahe in: Idg. Forsch. 65 (1960) S. 119. Unklar

39.2.

376

39.3.

C. 200 Namengeschichten

bleibt mir, wie sich bei dieser - für einen Bergfluß plausiblen - Deutung die Namensidentität mit dem westserb. Bergnamen Tara (bei Užice) erklärt, auf die Popovic: Vorslav. O N S. 111 hinweist. Wenn Milivoj Pavlovič in: Albanološka istraživanija Filosofskog fakulteta 3 (Priština 1966) S. 9-26 hinter beiden Namen ein illyr., altmittelmeer. Gemeingut fortsetzendes Etymon für «unbebautes Land» vermutet, so kann ich seinen luftigen Konstruktionen nicht folgen. 3. Serbokroat. Tara, im 12. Jh. als T ä o a (bei Kinnamos, Hist. III 7 S. 105 Z. 8) und Mi. 13 Jh. als Tara, Zak. spornen. S. 595 belegt, scheint zunächst ā als Erstvokal in der von den Slawen entlehnten Form vorauszusetzen. Die wohl evidente Etymologie läßt aber auf eine Urprägung mit Tă- schließen (s. Krahe a.a.O. gegen A. Mayer: Sprache I S. 17 f). Da für das relativ abgelegene Taragebiet eine dominante Romanisierung, die eine Herleitung von ā aus einer spätlat. Längung unter dem Akzent auf offener Silbe erlauben würde (17.2.1), wenig wahrscheinlich ist, haben wir mit einer S p ä t f i x i e r u n g der slaw. Form zu rechnen (19.3.3.). T e m e s c h , 346 km langer nö. Zufluß der mi. Donau, der bei Carasebes nö. des Eisernen Tores den Südkarpaten entspringt und noö. von Belgrad mündet. 1. Die spärlichen antiken Belege differieren im Formans. Doch läßt sich die Urprägung mit Hilfe der offensichtlich parallel gebauten Namen von Theiß, Samosch. Mieresch und Kreisch wohl verläßlich als *Tibhisjos rekonstruieren (s. Schramm: Theiß), -isjos wurde vermutlich durch regressive Angleichung von j und des auch im Bereich des Temesch vollzogenen ostidg. Wandels von s (in der Position nach i und einigen anderen Leuten) zu *-iššos, das die Römer als -issus (*Tibissus) adaptierten (ebd.). 2. Tißiaiq, Herodot IV 49 dürfte (obwohl als Südzufluß der Donau deklariert) der - im Ausgang ungenaue - Erstbeleg für den Temesch sein. Denn eine irrtümliche Plazierung ist bei Auskünften über Räume, von denen Herodot nur wenig wußte, nicht ungewöhnlich. Tvßioxoq bei Ptol. Geogr. III 7, 1; III 8, 2 verrät die irrtümliche Annahme, das -sko-Suffix des vom F1N abgeleiteten ON Tibiscum (Belege bei Detschew: Sprachr. S. 503 f.) komme auch dem F1N zu. Zugrunde liegt *Tibhisjos, das zu *tāi, *t i, *ti «schmelzen, rieseln, schleimig-naß sein» (griech. xitpoi; «sumpfige Stelle, feuchter Grund») gehören wird, s. Detschew: Char. S. 84, Zu dieser Deutung stimmt, daß der Temesch - ebenso wie die von der gleichen Basis abgeleitete Theiß einen ausgesprochen sumpfigen Mittel- und Unterlauf aufweist. 3. Jordanes, Get. 178, auf dessen Angaben sich der Geogr. Rav. IV 14 stützen dürfte, bietet Tibisia (und entsprechend: Tisia «Theiß», Marisia «Mieresch», Grisia «Kreisch»), -sia versucht nach 17.9.2. die Lautfolge -šš graphisch wiederzugeben. Der a- Ausgang erklärt sich als Anlehnung an die jüngere «niederungsbarb.» Lautung mit «sekundärem -a» (14.22.11.). Eine auf -a auslautende Namenform für den Temesch hörte, ebenso wie Jordanes, auch der oström. Diplomat Priskos auf seiner Reise an Attilas Hof a. 448/49: Tupfjaac;

Tara - Temesch

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(mit ungenauer Wiedergabe des 2. Konsonanten), Hist. Gr. min. I S. 300 Z. 3; Schramm: Theiß Anm. 19. Meine ebd. entwickelte Auslegung, Jordanes spiegele für die norddanuvischen Namen den got., an pannon. Auslautpraxis anschließenden Gebrauch, deckt Aluta 23.6.4. «Alt» bei Jordanes, den gewiß nicht pannon. beeinflußten Parallelbeleg zu Tibisia, nicht plausibel ab. Aus breiterer Kenntnis des südosteurop. Übergangs von -os zum «sekundären -a» möchte ich heute annehmen, daß Jordanes jüngere, nahe der Mündung gebräuchliche Lautungen zitiert (14.22.10.). Diese wurden später durch weiter flußaufwärts beheimatete Formen verdrängt, denen der os > a-Wandel abging (14.21.). 4. Kinnamos, Hist. III 11 S. 117 Z. 17 gibt mit Teuacrnc;, worunter er irrtümlich einen Berg versteht, direkt oder madj. vermittelt (s. Gyoni, Szorv. S. 131 f.) jene slaw. Lehnlautung *Tьmišь wieder, die sich in dem - seit a. 1501 belegten - serb. Tamiš fortsetzt. Wenn diese Form jenes «sekundäre -a» vermissen läßt, das nach 14.21. für Übernahmen aus dem «Niederungsbarbarischen» typisch ist, dann wird das auf dem Umstand beruhen, daß sich die ursprünglich in höher gelegenen Laufteilen beheimatete Aussprachevariante bis zur Mündung durchsetzte. Da nach Ausweis von Priskos und Jordanes dort noch im 5./6. Jh. die bodenständige Form auf- lebendig war, fällt der Namenausgleich in spätere Zeit und könnte von den Slawen vollzogen worden sein. 5. Serb. Tamiš weist mit a < ь als Wiedergabe von entlehntem kurzem i auf eine Frühfixierung (19.3.5.), bei der wiederum als Vorbild für das -i- ( < -î-) der Zweitsilbe nur ein langes î in Frage kommt. -îš- wird hier fremdsprachl. -iššo- substituieren (17.9.3.). Von Romanen können die Slawen nicht gut bezogen haben, da das Balkanlatein zur Zeit der slaw. Landnahme offenbar noch kein š (< s vor i/e) kannte (17.9.2.). Außerdem setzt Tamiš (mit kurzfallendem Akzent) eine bereits mit Anfangsbetonung entlehnte Form voraus. Wäre diese lat. gewesen, dann hätte der Erstsilbenvokal unter dem Akzent eine spätlat. Längung durchgemacht. Zu erwarten stünde eine Wiedergabe durch slaw. i < î, nicht aber a < ь. Tamiš wurde also aus dem Regionalbarb, übernommen. 6. Während der Temeschname ein Jahrtausend lang, von Tißian; im 5. Jh. v. Chr. bis zu Tibisia, in der Mitte des 6. Jh.s n. Chr., als 2. Konsonanten ein -b- zeigt, das ein -bhder Urprägung fortsetzen dürfte, begegnet in allen nachantiken Zeugnissen statt dessen -m-\ rum. Timis(ul), ung. Temes, serbokroat. Tamiš, dt. Temesch. Zur Erklärung dieser Diskrepanz kommt kaum ein von Melich: Wegrz. S. 103 postulierter Lautwandel im Awar. bzw. Bulg.-Türk. in Frage. Denn die - in der ung. Forschung wiederholt begegnende - Zwischenschaltung von nomadischen Eroberervölkern in die vorung. Weitergabefolge der Hydronymie im Karpatenbogen ist eine nirgendwo erhärtete und kaum wahrscheinliche Vorannahme. Ja, der in unserem Fall behauptete Lautwandel läßt sich für keine überlieferte Türksprache ausreichend stützen. Eher ist hier mit einer im Thrak. und Alb. bezeugten m/mb/b-Alternanz zu rechnen, s. Cicerone Poghirc in: Balk. ezikozn. 6 (1963) S. 17-1001; vgl. Willy Kroogmann in: Zschr. f. vgl.

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C. 200 Namengeschichten

Sprf. 72 (1955) S. 19 f. Gegen diese in der Forschung heute vorherrschende Erklärung - spricht freilich das Argument, daß alle anderen einschlägigen Prägungen des dak.thrak. Raumes, deren Geschichte wir über einen längeren Zeitraum verfolgen können, -m-, -mb- oder -b- offenbar nie definitiv gegeneinander ausgetauscht haben. Dies gilt vermutlich für Kolubara 31.10.; Morava 33.9. (antik auch Booyyoi;) 33.9.; Ibar 29.2.; Ibăr 34.1 -5.; Cibăr 25.3.; Birzava 24.5.; Bega 24.3.; Buzău (antik - wohl nur graphisch - MoixraToc;) 24.12.; Mieresch 33.7.; Osăm 35.4., in denen durchweg das m bzw. b der heutigen Form bereits der Urprägung zugeschrieben werden darf. Der Mißlichkeit, mit dem Temesch einen Fall ansetzen zu müssen, der aus dieser doch recht stattlichen Reihe herausfiel, glaubte ich mich zunächst durch die Beobachtung enthoben, daß die Namen der Nachbarflüsse Theiß und Temesch im Lat. eines Tages durch eine Laune der Sprachgeschichte zusammenfielen: Die Lautung *Tisso- entstand, sobald -v- zwischen zwei Vokalen schwand, ein zweites Mal aus *Tivisso- < *Tibisso-. Diese Konfusion, so meinte ich, wurde durch eine Dissimilation sogleich wieder aufgehoben, wobei man den Temesch an klangähnliche Namen wie Timacus «Timok» anlehnte. Diese Erklärung ist durch den Nachweis, daß der slaw. Tamiš nicht aus dem Roman., sondern aus dem Regionalbarb. entlehnt wurde, zwar in Frage gestellt, aber nicht notwendigerweise erledigt. Denkbar bleibt ja, daß die Lateiner bei der Wahl von -mals neuem Merkmal, das den Temesch von der Theiß schied, durch eine Aussprachevariante innerhalb der regionalbarb. Nachbarschaft inspiriert wurden. Und an einem Fluß, an dessen Oberlauf ein röm. Brückenkopf noch lange in das sonst geräumte Dakien hineinragte, konnte ein Wandel im lat. Namengebrauch sehr wohl auf den Usus der Barbaren im Vorfeld des Reiches abfärben. Denkbar also, daß die Annahme, zu dem -b- > -m-Wandel hätten sowohl Lateiner wie Daker beigetragen, den Befund richtiger und plausibler, als auf anderem Wege möglich, erklärt. 7. Frühe ung. Belege sind castrum Tymes a. 1212), Tymus (a. 1279), Titnis (1284), s. Drăganu: Rom. S. 244; Kniesza: GewNen S. 220. Der Notar Belas III. (um 1200) hat Temes (eine auch anderswo im 13. Jh. begegnende Lautung) und Temus (für Temis), Anon. Gest. Hung. S. 90; 48. L. Galdi in: VII Congresso Internazionale di Scienze Onomastiche Bd. 2/T. 2 (Florenz 1963) S. 16 vermutete eine Formfolge Titnis > Tümüs, Temüs, Tömös/Temes (vgl. dazu Gombocz: Hangtö. S. 16). Timis setzte ein slaw. Tьmišь um. Daß die Ungarn von Rumänen entlehnten, versuchte Drăganu: Rom. S. 245 mit dem Argument zu beweisen, der Temesch-Name kehre in rum. besiedelten Gebieten wieder. Das verfängt nicht, denn hier handelt es sich vermutlich um die - gewiß in ganz verschiedenen Epochen geübte - Übertragung von Namen großer Gewässer auf in weiterem Umkreis gelegene kleinere, vgl. 34.2.7.; 38.20.3.; 39.6.4. 8. Wahrscheinlich stammt der rum. Temesch-Name Timis(ul) aus der - seit dem 13. Jh. durch Temes abgelösten - ung. Form Timiš (vgl. Kniesza: GewNen S. 220). Philologisch möglich bleibt auch die Übernahme einer frühen slaw. Form, in der ь

Temesch - Theiß

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noch nicht seine i-Qualität verloren hatte. Auf jeden Fall festzuhalten ist, daß eine kontinuierliche Bewahrung eines spätlat. *Timisso- oder *Temesso- im dako-roman. Namengebrauch aus lautgeschichtlichen Gründen nicht in Frage kommt (7.9.; 17.9.). T h e i ß , 1365 km langer nö. Zufluß der mi. Donau; entspringt in der KarpatoUkraine den mittleren Karpaten und mündet zwischen Neusatz und Belgrad. Lit. zum Namen s. bei Kiss: Szotara S. 643. 1. Unter welcher Lautung die Theiß in die röm. Reichsnomenklatur einging, läßt sich an Hand zweier später Zeugnisse rekonstruieren, in denen - gewiß auf Grund frühbyz. Quellen eine Kriegsaktion in das nö. Reichsvorland a. 600/601 geschildert wird: Tictaöq bei Theoph. Simok. VIII 3,8 und 13; Tiaaoq bei Theophanes, Chronogr. S. 282 Z. 12. Zugrunde liegt vermutlich Tissos oder Tîssos: eine -sjo- > -sso- Ableitung von *tei, tî «schmelzen» u. ä., etwa im griech. Titpoc,, abulg. timeno «Sumpf», Temesch 39.3.2. Dazu paßt gut, daß der Strom von breiten Moraststreifen gesäumt wurde und regelmäßige Überschwemmungen das Theißgebiet immer wieder in eine weite Sumpflandschaft verwandelten. Die Quantität des i muß offenbleiben, da, anders als in meinem Aufsatz über Theiß und Temesch angenommen, slaw. Tisa nicht zwingend auf î in der entlehnten Form schließen läßt. Zu vergleichbaren -sso-Bildungen in Südosteuropa s. u. a. M. Budimir: Pathissus-Tisa, in: Glasnik Istoričeskog društva v Novom Sadu 2 (1929) S. 1-15. Hier an ein nichtidg. Bildeelement zu denken, besteht m. E, kein Anlaß. *Tisjos reimte mit * Krisjos 31.14.1. «Kreisch» und stand in Assonanz zu zwei anderen Namen von Theißnebenflüssen: *Samisjos «Samosch» und * Marisjos «Mieresch». Mit dem Namen des nächstfolgenden Donauzuflusses Temesch - * Tibhisjos war *Tisjos darüber hinaus durch eine Anlautkorrespondenz verbunden, s. Schramm: Theiß. 2. Ammianus Marc. XVII 13,4 bietet E. 4. Jh. mit Parthiscus nicht, wie E. Szadeczky-Kardoss in: Acta antiqua Academiae Scientiarum Hungariae 2 (1953) S. 77-113 vertrat, eine belastbare FIN-Lautung, sondern eine Verwechslung mit dem Namen der Anwohnersiedlung naorio-xov, Ptolem., Geogr. III 7,2, der vermutlich wie Tibiscum 39.3.1. «Stadt am *Tibhissos» gebaut ist und «Ort an der Furt» (zu *partu- < *prtu-) bedeutete, s. Schramm: Theiß Anm. 8. Möglich ist, daß diese Konfusion durch die Existenz einer mit Pa- präfigierten, vielleicht den Talbereich bezeichnende Variante des Theißnamens begünstigt wurde, die uns Plinius, Nat. hist. IV 12, 80 mit ad Pathissum amnem bezeugen könnte. (Ernst Schwarz in: Mitt. d. Inst. f. öst. Gesch. 43, 1929, S. 214 vergleicht lit. Pamine «Flußtal der Minije» und den preußischen F1N Seria, der im Deutschen durch die Variante Passarge verdrängt wurde.) Denkbar aber auch, daß Plinius den F1N *Tissus und den ON *Partiscum kontaminiert hat. 3. Zwei spätantike Zeugnisse zeigen, daß der Übergang des o-Stammes zum a-Ausgang bereits vorslaw. und d. h.: vermutlich durch die Auslautentwicklung im Regionalbarb. bedingt war: Tiya dak. -iš- erklärt (17.9.1 -2.). Die heutigen Formen des Theißnamens lassen erkennen, daß eben dieser -is > -iš- Wandel jenem Pannonischen abging, das am Stromlauf selber dominiert haben wird. Durch die Diskrepanz von s : š ist somit die alte Klangbeziehung zwischen der Theiß und 4 östlichen Nachbargewässern früh verundeutlicht worden, s. Schramm: Theiß, S. 73 f. 4. Tfjcra in einer Inschrift des Bulgarenkhans Omurtag (Spätgriech. Inschriften S. 41 Nr. 2) und Tisa, Tiza in anderen Quellen des 8.-9. Jh.s bei Melich: Honf. Mg. S. 64 f.; Draganu: Rom. S. 399 f. spiegeln die slaw. Lehnform, die in slowak. Tisa, serbokroat. Tisa fortlebt. Wie für einen so ausgesprochenen Flachlandfluß zu erwarten, liegt der Form eine niederungsbarb. Lautung auf - ( < -os) zugrunde (14.21.; 14.16.). Von Slawen bezogen ist ung. Tisza und - wohl ung. vermittelt - rum. Tisa. Slaw. Tisa kann ein aus der Urprägung stammendes î der regionalbarb. Form fortsetzen. Ebensogut denkbar aber auch, daß regionalbarb. -iss- durch slaw. -îs- substituiert wurde, vgl. 12.1. Anm. 2. 5. Zu denken gibt, wieso Paulinus von Aquileja, Versus Str. 1 S. 44 (zu a. 799) in Tissa das Doppel-s der vorslaw. Lautung festhalten kann. Eine Form mit -ss- erscheint schwerlich im Gebrauch jener Slawen vorstellbar, die um a. 800 an der Theiß dominiert haben werden. Für -iss- war ja slaw. -îs- eingetreten (12.1. Anm. 2). Man wird wohl am ehesten mit roman. bzw. mit regionalbarb. Vermittlern zu rechnen haben, die als Restbevölkerung an diesem Strom siedelten oder doch von ihm - über eine Distanz hinweg wußten. Tissa mit -ss- gelangte auch zu dem Araber Idrisi (um 1150), hrg. Jaubert S. 379 (S. 380: Tissia). T i m a v o, slaw. Timav(a), Adriazufluß, der zwi. Triest und Duino mündet. 1. Nach Vergil, Aen. III 244 und anderen Versbelegen galt in der Antike Timăvus (Belege bei Bezlaj: Slov. vod. im. II S. 259). Der Name enthält *tim, das auch durch den Temesch 39.3.1. und aind. timyati «feucht sein» bezeugt wird und eine m-Erweiterung von *tāi, *t i, *tî »schmelzen» darstellt, vgl. 39.4.; 39.6.3. 2. Wenn ital. Timavo (Belege bei Bezlaj a.a.O.), friaul. Timau und die slaw. Variante Timav das mask. Genus der Urprägung festhalten, dann vermutlich, weil die jüngere «küstenbarb.» Lautung auf - (14.1 -24.) die roman. Form in einem Gebiet mit bereits fortgeschrittener Romanisierung nicht mehr zu beeinflussen vermochte (14.14.). Als Spiegel der regionalbarb. - -Lautung wird die andere slaw. Variante Timava gelten dürfen. T i m o k , 183 km langer Fluß, der ö. von Niš den serb.-bulg. Grenzbergen entspringt und von Sü. in die mi. Donau, unterhalb ihrer Schleife am Eisernen Tor, mündet. 1. Die Römer, die a. 75-72 v. Chr. erstmals ein Heer an den Timok entsandten, eigneten sich seinen Namen als *Timacus an. Belegt ist Timachus bei Plinius, Nat. hist.

Theiß - Timok

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III 149, der den Fluß als einziger Autor des Altertums nennt. Ableitungen vom F1N sind der VN Timachi, ebd. III 49 (vgl. Mocsy: Moesia sup. S. 304 f.) und die zwischen Timok und Nišava gelegenen Orte Timacum majus sowie (identisch vermutlich mit dem Kastell TiuaxioX,ov bei Prokop, De aed. IV 4,3, s. Beševliev: Prok. S. 82; 115) Timacum minus. Als Erstglied verbirgt sich der F1N wohl im ON TinaOoxico[u] an der gleichen Prokop-Stelle, s. Beševliev a.a.O. 82 und 115: Das Zweitglied dieses ON lebt nach Skok in: Zschr. f. ONenf. 4 (1928) S. 209 in alb. toke «Erde, Festland», serbokroat. tuk «Flußinsel» fort. Diese Deutung wurde ohne schlüssige Argumente bezweifelt von Max Fluss in PW RE II 6/2 Sp. 1242. 2. Daß sich das mask. Genus der antiken Form Timacus bis heute durcherhalten hat, wird sich - wie beim Pek - aus der Tatsache erklären, daß sich in einer Zone, wo die Berge unmittelbar an die Donau heranreichen, keine «Niederungsform» auf «sekundäres-a» ausbreiten konnte (14.22.6.). 3. Serb. und bulg. Timok ist mittelbar bereits durch das Ethnikon Timociani belegt, das in den Annales regni Francorum, hrg. Fr. Kurze (Hannover 1895) S. 149-151 zu a. 818 und 819 erscheint. (Entsprechend Vita Hlud. Imp., Mon.Germ.hist., Script. II [1824] S. 624 Kap. 31 Z.6: Timotiani). Dieser Stamm, der von den Bulgaren abgefallen war, suchte Rückhalt beim Karolingischen Reich, das ihn a. 823 nicht vor der Wiedereingliederung in Bulgarien bewahren konnte, s. V. Gjuselev: Bulgarisch-fränkische Beziehungen in der ersten Hälfte des IX. Jh.s, in: Byzantinobulgarica 2 (1966) S. 15 bis 39. Timociani gibt slaw. Timočane wieder: Hier haben wir also ein frühes Zeugnis für den slaw. a > o- Wandel (19.3.3.). An ein -i- in der von den Slawen gehörten FIN-Form dürfte man nur denken, wenn eine späte Lehnfixierung in Frage käme (19.3.5.), die aber - wegen o statt a (19.3.3.) - in diesem Falle gerade ausscheidet. Deshalb muß die übernommene Lautung Ti- (gegenüber Ti > Tь- > Ta- in serb. Tamiš «Temesch») enthalten haben. *Timakos stellt sich - wie abulg. aruss. timeno, timenie «Schlamm, Sumpf» als m-Ableitung von der Dehnstufe zur Wurzel *tāi, t i, *ti «schmelzen» (vgl. 39.3.2.; 39.4.1.; 39.5.1. und Russu: Sprache S. 143; W. P. Schmid: Ind.-ir. S. 376). Verwandt ist wahrscheinlich auch Tiueva, der Name eines Donaukastells bei Prokop, De aed. IV,6,18. (Wie -āvo- und -en- so ist auch -oko- in Timacus gewiß als Suffix und nicht, wie Popovič: Gesch. S. 76 will, als ein zum Mask. umgesetztes Zweitglied *akwā «Wasser» aufzufassen. Bei dieser Deutung entfällt die von Tomaschek: Thraker S. 2 geknüpfte, von Georgiev: Balg. et. S. 35; Duridanov: Vardar S. 152 und Popovic a.a.O. übernommene Verbindung mit idg. *t m «dunkel».) Nicht einleuchten will mir die Verwandtschaft, die Y. E. Boeglin in: Actes du Premier congres international des etudes balkaniques et sud-est europeennes . . . 1966 (Sofia 1968) Bd. 6 S. 743 748, zwischen dem Timachus und dem Bergnamen Tupižnica konstruierte. 4. Der Vardar hat einen mittelbaren Zubringerbach Timok, s. Duridanov: Vardar S. 152. Wahrscheinlich ist hier - wie gerade bei den Balkanslawen häufig - der Name

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39.6.

C. 200 Namengeschichten

eines größeren Gewässers in einem Stromgebiet des weiteren Umkreises als Bachname neu verwendet worden (vgl. 34.1.7.; 38.20.3.; 39.3.6.). T o m o r , bis zu 2410 m hoher Gebirgszug in Südalbanien, ö. von Berat zwischen den Flüssen Osum und Devol; dazu die Gipfel Große und Kleine T o m o r i c a. 1. Antik bezeugt ist nur eine Dublette, die den Berg bei Dodona, heute Olytsikas, in Epirus bezeichnet: Touaooc,, Strabon VII 7, 9 neben T|xäooc,, z. B. ebd. VII 7, 11, Tmăros, Vergil, Buc. VIII 44; Tmării z. B. Vergil, Aen. V 620 und andere Belege bei A. Mayer: Sprache I S. 341. Die Variation erklärt sieht wohl aus der unterschiedlichen Wiedergabe einer Ultrabrevis als Erstvokal. Ob die von Vergil gezeugte Kürze der Anfangssilbe den tatsächlichen regionalbar. Usus getreu wiedergibt, erscheint mir nach den mittelalt. Nachfolgeformen fraglich. Sehr wohl vorstellbar, daß wir statt dessen mit *T māros zu rechnen haben. A. Mayer in: Glotta 29 (1941) S. 71 f. stellte den Namen zu aind. tamra-, timira- «finster». Da der Olytsikas im Altertum dicht mit Eichen bestanden war: eine überzeugende Deutung. 2. Im Mittelalter sind-neben monte di Tomorri-Tiucoooc, z. B. bei Anna Comn. XIII 6; Tuöpoc, (Lesart Tuföoo?) lo. Scyl. S. 359; Prokic: Zusätze S. 33 f. zu a. 1017-19 bezeugt(dazuV.N. Zlatarski: Devol S.41). Hier wirdwohl am ehesten ein regionalbarb. *T( )mōros (mit ō < ā 15.3.) transponiert. Die gleiche Lautung dürfte in einer Spätfixierung zu einer Zeit, als das zu a fortentwickelte ь sich nicht zum Substitut für eignete (19.3.5.), dalmat.-kroat. timor «hoher Gebirgsfelsen», ergeben haben. 3. Alb. Tomor wird mit Weigand: Nachk. S. 238 und A. Mayer: Sprache I S. 341 als slaw. vermittelt aufzufassen sein, da - bei Kontinuität in alb. Munde - eine andere Lautung (nach Weigand: Tomer oder Temär) zu erwarten stünde (vgl. 7.3. f.). Als ein slaw. Deminutivum erklärt sich die Tomorica. Wenn wir wirklich mit Skok a.a.O. den Kmur in Bosnien, von dem der Landschaftsname Zakmur «hinter dem Kmur» abgeleitet ist, als abstammungsgleiches Pendant auffassen dürfen, dann überlebte ein und dieselbe Prägung in einer älteren und einer (auf die Albaner übergegangenen) jüngeren slaw. Lehnfixierung: * Tomōr, die mutmaßliche regionalbarb. Weiterentwicklung von Töuaßoc,, ergab zunächst *Tьmurь > *Tmur > Kmur, bei einer Lehnfixierung nach dem Wandel von a > o (17.3.1.; 9.3.4.) dagegen Tomor. Ähnlich Tmor bei Ragusa < *Tьmorь. 4. Auf einen weiteren regionalbarb. ON mit *T mār- dürfte der Name des Ortes Morane we. von Taor in Jugosl.-Makedonien zurückweisen, s. Duridanov: Bev. Mak. S. 775. Der ON ist a. 1257-1259 als Tmorane, a. 1347 als Tmorjany und Afg. 14.Jh.als T(xöoavi überliefert, s. Zak. spornen. S. 387; 422; 484. Tmor- auf einer erst nach der Entstehung von slaw. o < a (19.3.4.) vollzogene Fixierung von regionalbarb. T mōro. ä. beruhen. Es handelt sich offenbar um eine slaw., die Bewohnerschaft bezeichnende jane-Ableitung von dem untergegangenen Namen des benachbarten Gebirgsmassivs. Vgl. dazu Marinko Mitkov: Makedonskite toponomastički imena na -jani/-ěni (-jane/-ěne), in: Onomastica Jugosl. 1 (1969) S. 133-139.

Timok - Traisen

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5. Wenn weder der Tomor noch einer der Berge mit etymologisch übereinstimmendem Namen im spätantiken Regionalidiom ein «sekundäres -a» angenommen hat, dann ist das - außerhalb der Niederungen - für den Südosten durchaus regelgerecht (14.21.). Vielleicht vermittelt uns Idrisi (um 1150), Geogr. S. 33 für den Tomor in Albanien die auf -a auslautende Variante, die an der Küste gebräuchlich war, als Tamura. T o v r 1 j a n, serbischer Ort bei Kuršumlija, 30 km süwe. von Niš. Slaw. Tovr- geht gewiß auf fremdsprach. Taur- zurück, während bei -jane unsicher bleibt, ob hier das für röm. Gründungen typische Formans -iāna oder eine slaw. Ableitung mit Hilfe des - die Einwohnerschaft bezeichnenden - Suffixes -janevorliegt, vgl. Morane 39.6.4. Der Name, dem Taurunum (= Zemun in Sirmien) nahesteht, gehört wegen ov statt u für fremspr. au zusammen mit kroat. Lovran < lat. Lauriāna (auf Istrien), Lovret < Lauretum (ein Stadtteil von Split) nicht mehr zu den allerältesten slaw. Lehnfixierungen, muß aber schon bis etwa a. 800 «abgekoppelt» gewesen sein, da a hier den Wandel zu o mitgemacht hat (19.3.2.-3.). Ein epenthetisches l wie in Tovrljan hat sich im Slaw. oft zwischen r und j eingeschoben, s. Popovic: Vorslav. ONen S. 109. T r a i s e n , 70 km langer re. Nfl. der Donau in Niederösterreich, der in den Kalkvoralpen entspringt und im we. Tullnerfeld mündet. 1. Die Tab. Peut. Sp. 421; 487 verzeichnet eine Station Trigisamo, die wohl an der Stelle des heutigen Viehofen am li. Traisenufer lag, s. Polaschek: Tab. Peut. S. 28. In *Tragisamo zu emendieren ist dieser ON-Beleg auf Grund von inschr. [in] Tragisa(mum oder mam) [rivu]m, s. Balduin Saria in: Jahreshefte d. Österr. Archäol. Inst. 40 (1953) Beibl. S. 90-102. Der Mündungsort heißt nach dem Fluß, der einen offenbar kelt., aus trago- und dem Steigerungssuffix -samo- gebildeten Namen trägt und «der sehr schnelle» bedeutete. Dubletten gibt es in der Schweiz (La Trême, La Treme) und im Breisgau (a. 864 Dreisima, a. 1008 Treisama «Dreisam»), s. Schwarz: Antike Namen S. 291; Steinhauser: Herkunft S. 6; Greule: Vor- und frühgerm. FlNen S. 189-191. Auf ein Pendant in kürzerer Entfernung weist wohl Traiskirchen an der Schwechat (Donau) süö. von Wien zurück. 2. Das ursprüngliche Genus der FINs bleibt offen, da der Inschriftbeleg den Namenausgang fortläßt und der Karteneintrag *Tragisamo gewiß den Lok. zu *Tragisamum, einer lat. ON-Ableitung von einem F1N nach der Art von Tifernum zu Tifernus, Margum 33.9.1. zu Margus usw. darstellen wird. Hier kann ein Fem. ebensogut wie ein Mask. zugrunde liegen. Auch dt. Traisen läßt keinen Schluß auf die Urprägung zu, da sein fem. Genus auf einer «niederungsbarb.» Neuerung, dem «sekundären -a» beruhen wird (14.1.-24.). 3. Die Baiern haben sich nach a. 660 bis ins Traisental vorgeschoben, s. Klebel: Mittelalt. dt. Siedl. S. 65; Lechner: Besiedlung. Eine Kette von Burgen markierte hier im 8. Jh. die Ostgrenze der vorkarolingischen, bajuwarischen Kolonisation im öster-

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39.9.

39.10.

C. 200 Namengeschichten

reichischen Donauraum, s. K. Helleiner in: Der Traisengau 2 (1936) S. 86 ff. Der F1N Traisima - z. B. a. 890, Urkb. Oberöst. II S. 36 - begegnet in karolingischer Zeit auch als ON wieder, s. etwa Treisma a. 799 und a. 823 (mit Mittelsilbensynkope) im Urkb. o. d. Enns II Nr. 5. Gemeint ist teils (a) das spätere Treismauer, das in den Resten eines röm. Alenkastells entstand, s. Erich Polaschek/Hertha Ladenbauer-Orel in: Jahreshefte d. Österr. Archäol. Inst. 37 (1949) Beibl. S. 201-216, teils (b) das a. 760 in den Ruinen von Cetium gegründete Hippolytus-Kloster, heute St. Pölten, s. Adalbert Klaar in: Unsere Heimat N. F. 17 (1946) S. 118-125; Karl Gutkas, ebd. 10-12 (1951) S. 147-152; Boedecker: Stud. S. 278 f.; 302; Polaschek: Tab. Peut. S. 32 Anm. 3. Anders als in Aist < Agista läßt sich -ai- in dt. Traisen nicht als bair. Produkt aus -agierklären, da dieser Wandel erst n a c h dem ältesten Beleg vollzogen wurde. Vielmehr muß der g-Verlust bereits vorgerm. Erbe sein, s. Schwarz: Kontinuitätsprobl. S. 25. Ein Schwund von intervokal. g vor i ist für das Spätlat. bezeugt, vgl. den F1N Trisane < roman. Traesena im Vintschgau, s. Karl Finsterwalder in: Beitr. z. Nforsch. 4 (1969) S. 380-390. Es scheint danach, daß die Traisen - im Gegensatz zu Enns und Ybbs - auf eine roman. Mehrheit am Ende der Antike weist (17.2.9.), vgl. Lechner: Besiedlung S. 24. Eine besonders intensive Romanisierung ist für das Wiener Becken durchaus plausibel (17.5.). Daß der Name durch die Slawen an die Baiern weitervermittelt wurde, kommt nicht in Frage, da in diesem Falle roman. i nicht als Diphthong weitergegeben worden wäre, weil den Slawen ai mittlerweile abging. So dürften die landnehmenden Deutschen entweder Restgermanen oder Romanen angetroffen haben. T r i l - 25.2.3. T s a m u r j a (alb. Camëria), Küstenlandschaft und Kap in Epirus gegenüber von Korfu. 1. Der nowe. von Igumenitsa mündende KäA-auizq, der den griech.-alb. Grenzbergen nö. von Ioannina entspringt und mit seinem heutigen Namen auf das Schilfrohr (griech. xödauoc;) verweist, hieß in der Antike ©tiautc,. Fick: Vorgriech. ONen vergleicht mit dieser (wohl bislang ungedeuteten) Bildung den Berg ©ü spätantik n a v v a a d auch die Kamčija, der größte Fluß des Küstenstreifens längs des Nordwestpontos überwechselte (14.1 .-24.). Doch läßt sich - wie bei Varna - mangels antiker Belege eine feminine Urprägung nicht ausschließen. Offen bleibt, wie sich das

41.7

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41.8.

C. 200 Namengeschichten

zweite -e- in Veleka ergeben hat, das man (nach eXiE,, yeXiy.r]) am liebsten auf ein -i- der Ausgangsform zurückführen möchte. V e l e s (heute Titov Veles), Stadt in Jugoslav.-Makedonien, am mi. Vardar zwischen Skopje und der griech. Grenze gelegen. 1. In der Antike hieß die größte Stadt von Paionien Bu^a^raoa, Polybios V 97, 1; Bylazora, Livius XLIV 26, 8. Der Name, der nach Duridanov: Bev. Mak. S. 776 bislang nicht sicher gedeutet ist, gilt als Vorform von Veles. Die Anlautdiskrepanz soll sich aus der Vermittlung von Griechen erklären, die b zu v gewandelt hatten, s. Popovic: Einw. S. 711. Wenn -oooa keine Spur in der slaw. Lautung hinterlassen hat, dann erinnerten Ivanov: Sev. Mak. S. 205-208 und Romanski: Imenata IV an Koprülü «Brücke», das im Türk. an die Stelle von Veles getreten ist. In BiAä^rooa - dem Namen eines Ortes, der besonders als Übergangsstelle über den Vardar wichtig war - sei -moa als alb. ure «Brücke» aufzufassen. Die Slawen hätten dann eine unkomponierte Variante zu BiAa^-CDQa übernommen. Mich haben die Versuche, BoXä^oooa und Veles in e i n e m Stammbaum zu vereinen, nicht überzeugt, -cooa kann nicht gut alb. ura repräsentieren, da alb. u kein älteres ō fortsetzt, und BuÄ.a£- und Veles liegen lautlich weit auseinander. Unmöglich, mit Romanski: Imenata IV von * Veles-ōrā auszugehen, das Polybios doch gewiß nicht als BuMcCcooa wiedergegeben hätte. Es scheint danach an der Zeit, das nur gewaltsam Zusammenfügbare zu trennen und Veles als eine von BuXaE,ö>Qa gänzlich unabhängige Lautung zu begreifen. Vielleicht ist der nicht exakt auf dem Platz von Bylazora, sondern etwas noö. und direkt am Vardar gelegene - Ort (s. die Karte bei Mirdita: Intorno ubicazione S. 214) nach der hier mündenden, 44 km langen Topolka benannt, deren ursprünglicher, von den Slawen ausgetauschter Name zu *wel- «wälzen, wogen» gehört haben mag, vgl. Romanski a.a.O. Aus welcher Sprache slaw. Velesb (Belege bei Ivanov, Bälg. star. S. 80; 417; 43 u. ö.) übernommen wurde, läßt sich nicht mehr rekonstruieren. Der Gleichklang mit dem slaw. Götternamen Velesъ ist vermutlich zufällig und nicht Produkt einer Anlehnung des ONs. Unannehmbar ist die Behauptung von Ivan Snegarov in: Izvestija na Institut za istorija 10 (1962) S. 205-220, das in seiner Vita als Sprengel des Clemens von Ohrida verzeichnete Bistum BeA.i^a weise auf Velica als ältere slaw. Form von Veles. Überzeugender vermutete Roman Jacobson in: Ezikovedsko-etnografski izsledvanija (Sofia 1960) S. 483-486, es sei vielmehr die Stadt Velikaja in Mähren (beim heutigen Stare město) gemeint. 3. BeXeaaöq, in der byz. Ersterwähnung nach der Wiedereroberung a. 1018 (in einer Urkunde s. Byz. Zschr. 2 [1893] S. 42 Z. 28; vgl. BeXeaöq bei Georgios Akropolites S. 125 zu a. 1255 und urk. s. Gelzer: Kodex d. hl. Klemens S. 68) könnte theoretisch eine griech., aus der Antike bewahrte Traditionsform festhalten. Da jedoch insgesamt anzunehmen ist, daß in Byzanz die antike Tradition der Namen für die meisten Orte, die an die Bulgaren verlorengingen, abriß (20.1.-11.), wird auch hier mit einer Übernahme der slaw. Lautung zu rechnen sein.

Varna - Veleka

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4. Makedo-rum. Veles ist aus dem Slaw. rückentlehnt, da -l- hier (anders als in Sărună «Saloniki») nicht an dem rum. Wandel von zwischenvokal. -l- zu -r- teilgenommen hat. 5. Wenn das Neugriech. mit B&Xeaä zu einem anderen Ausgang übergewechselt ist, dann mag das wie bei Niaaa 34.6.8., Bö8eva, AoiaTßa 38.10.4. - auf einer Orientierung am slaw. Lokativ auf -ě beruhen, der mask. o- und fem. ā-Stämmen gemeinsam war. 6. Alb. Veles setzt eine Entlehnung voraus, die nicht mehr am -s- > -sh-Wandel teilgenommen oder ein s, das seit diesem Wandel in zwischenvokalischer Stellung unalb. geworden war, gegen sh ausgetauscht hatte. Es wird sich deshalb - wie beim F1N Vjose 41.15.7. - um eine relativ späte Lehnfixierung handeln. V e r i a, Stadt in Griech.-Makedonien nowe. des unteren Aliakmon. 1. Bepoia, Thuk. I 61,4 (weitere Belege bei Detschew: Sprachr. S. 53 f.) profitierte unter röm. Herrschaft von der Lage an der Via Egnatia und gelangte zeitweilig zu hoher Blüte, s. Papazoglu: Mak. grad. S. 115-118. In der Spätantike verlor der Ort an Bedeutung. Doch blieb die Kontinuität von Stadt und Bischofssitz über die Schwelle zum Mittelalter hinweg gewahrt. Bislang hat man wohl durchweg unterstellt, in dem alten, nur 65 km von Thessalonike entfernten Regionalvorort habe schon früh das Griech. vorgeherrscht. Dagegen spricht, daß die Variante Beoörj (Steph. Byz. S. 164 f.) > Veroi mit einem für das Griech. regelmäßigen Wandel von -oia zu -on (24.8.1.) sich bis heute nicht gegen Bčgoia > Veria durchzusetzen vermochte. Dies dürfte sich aus einer Rückanlehnung der griech. Form an das (am Orte dominante) regionalbarb. Muster erklären. Die Vermutung, daß sich gegen die landläufige Annahme - in Veria eine mak., nicht griechisch sprechende Mehrheit durcherhielt, wird sich 41.9.3. durch ein weiteres Argument erhärten lassen. 2. Die Stadt fiel vermutlich a. 989 an das Makedo-Bulg. Reich, s. Kyriakides: Byz. meletai II-IV S. 156 f. Daß bei der byz. Wiedereroberung a. 1001 die griech. Namentradition noch nicht abgerissen war und der Ort nicht zum Thema Bulgarien geschlagen wurde, wo das Slaw. offenbar amtliche Geltung behielt (20.7.), erklärt, daß die Byzantiner (Belege z. B. FHDR III S. 551) die - schließlich Verla ausgesprochene antik.-griech. Namenform festhielten: s. z. B. BSQQOUX, Konst. Porph., De them. 46,16 d; urkundl. um 1020, Byz. Zschr. 2 (1893) S. 46 Z. 28; Georg. Akrop. S. 84 Z. 17; urkundl. a. 1346, Zak. sporn. S. 566. Die griech. Form kopiert la Verre bei Henri de Valenc. zu a. 1208 f. § 642. Eine mittelalt. Neubenennung MTIXQ6KOA.I ă (im Regionaldialekt: a) erwarten, vgl. Ogosta 35.2.3. 2. In der spätlat. Form ist gewiß mit einem unter dem Akzent gelängten o und -v- < zwischenvokal. b, also mit Vindovona zu rechnen. Vidbol setzt dagegen die Bewahrung von -b- und (zwischen d und b) ein aslaw. ъ voraus, das auf ein kurz gebliebenes o zurückweist. In diesem Verbund wird man -b- statt -v- in Vidbol nicht gut aus einer Dissimilation von -v- herleiten wollen, sondern ebenfalls als Indiz für eine regionalbarb. Vorform mit bewahrtem -b- verstehen dürfen. Selbst hier, wo der Name einer röm. Stadt auf den Fluß überging, dürfte also die lat. Sprache im Umland des Ortes k e i n e Oberhand gewonnen haben. Entsprechende Verhältnisse lassen sich für die pannon. Stadt Arrabona und den Fluß Rabnitz, an dessen Mündung sie liegt, erschließen (17.2.4.). V i d i m a , 68 km langer Fluß in Nordostbulgarien, der nö. von Gabrova dem ö. Balkangebirge entspringt und oberhalb der Ruinen von Nicopolis ad Istrum von re. in die Rosica, einen Nfl. der Jantra, mündet. 1. Daß, wie Georgiev: Balg. et. S. 51 will, der slaw. Name einer Anwohnerortschaft Vidima «die sich gut ansieht» auf den Fluß übertragen wurde, könnte mich nur überzeugen, wenn die Gewichtsverhältnisse zwischen Gewässer und Ort anders ausgewogen wären: Ein Fluß dieser Länge pflegt kaum die Benennung einer so unbedeutenden Ansiedlung zu adoptieren. Nach dieser Überlegung werden wir bulg. Vidima eher

Varna - Veleka

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als vorslaw. Erbe zu verstehen haben. Dafür ließe sich weiterhin anführen, daß der Quellname Gerdima, ebenfalls am Nordhang des Balkans, eine parallel gebaute Bildung darstellt, die ebenfalls nicht überzeugend aus dem Slaw. deutbar erscheint, vgl. Nikolaj P. Kovačev: Mestnite nazvanija ot Sevlievsko (Sofia 1961) S. 23. 2. Wahrscheinlich liegt Vidima eine Ableitung von idg. *weid- «drehen, biegen» zugrunde, das z. B. durch lett. vîdināti «flechten», homerisch iövöouai «biege mich» bezeugt wird. Weniger einleuchtend erscheint mir der Versuch von Dečev: Trak. nazv. S. 270, Vidima mit *widhu- «Baum, Berg» zu verknüpfen. Einig dagegen bin ich mit diesem Forscher, wenn er einen Zusammenhang mit der Wasserbasis *wed-, *wod-, *ud- ablehnt. Zwar ließe sich im Kontext einer Frühfixierung - bulg. Vid- über VydaufŪd-zurückführen (19.3.2.). Aber die Dehnstufe von *ud- «Wasser» ist - durch das balto-slaw. Wort für «Otter» - gewiß zu schwach belegt, um uns zu einer plausiblen Etymologie unseres F1N verhelfen zu können. 3. Bei einem ausgesprochenen Bergland-Fluß ist unwahrscheinlich, daß slaw. -a eine regionalbarb. Form mit der nur für die Niederungen typischen Auslautnivellierung zu - widerspiegelt (14.1 -24.) Vielmehr werden wir - für ein Gewässer dieser Länge nicht ungewöhnlich - mit einer von vornherein femininen Prägung zu rechnen haben (9.4.; 14.20). 4. Da für ein hochgelegenes Flußgebiet wie das der Vidima auch, ja vielleicht in erster Linie eine Spätfixierung in Frage kommt (19.9.), muß -i- nicht unbedingt ein fremdspr. -î- umsetzen: In der übernommenen Lautung kann auch -i- gestanden haben (19.3.5.). -di- gibt thrak. -dî-, vielleicht aber auch -džî- < -dî- (vgl. Tundža 39.11.) wieder, da ein palatalisiertes slaw. d wohl regelgerechter Lautersatz in einer Zeit ist, in der slaw. dž bereits zu ž gewandelt war und sich noch nicht, als Folge des JerSchwundes, ein neues di eingebürgert hatte (19.3.8.). Bei so vielen Unsicherheiten, wie sie für einen antik nicht bezeugten Namen nur natürlich sind, lassen sich über die Urprägung nur vage Aussagen machen. Sie mag *Weidimā, *Wîdimā, aber auch *Weidîmā, *Wîdîmā gelautet haben. Zur Klangfarbe des dem slaw. -a zugrunde liegenden regionalbarb. Vokals s. 15.3. V i d i n , Stadt in der Nordwestecke Bulgariens, am Südufer der Donau. S. dazu 41.12. Dimitrina Džonova: Vidin: Historische Übersicht, in: Antike und Mittelalter in Bulgarien, hrg. von Veselin Beševliev und Johannes Irmscher (Berlin 1960) = Berliner byzantinische Arbeiten Bd. 21 S. 189-202. Zum Namen s. St. Romanski in: Sbornik v cest na Prof. L. Miletič (Sofia 1933) S. 654-657. 1. Das röm. Militärlager Bonōnia trug den gleichen Namen wie eine Stadt des cisalpinischen Gallien (heute Bologna) und ein Ort in Pannonien (heute Banoštor in Sirmien). Dies läßt vermuten, daß die Römergründung in Mösien an eine kelt. Siedeltradition anschloß, vgl. Höring: Pann. S. 119. 2. Nachdem die alten Befestigungen a. 441-442 von den Hunnen zerstört worden waren, wurden unter Justinian - zum Schutz gegen neue Angriffswellen aus dem

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41.13.

C. 200 Namengeschichten

Norden - neue Wehranlagen errichtet. Doch 50 Jahre später fiel Bononia in die Hand der Awaren und wurde seit dem 8. Jahrhundert ein wichtiger Stützpunkt des 1. Bulg. Reiches. 3. Als Byzanz den verlorengegangenen Vorposten a. 1002 wiedereroberte und zu einer wichtigen Bastion gegen Ungarn und Kumanen ausbaute, war die alte Namentradition abgerissen. Während etwa Theophyl. Sim. I 8 und Theophanes, Chronogr. I S. 257 Z. 13 mit Bovcovia in ihren Berichten über das ausgehende 6. Jh. naturgemäß den antiken Namen festhielten, übernahmen die Griechen jetzt (oder wie bei Silistra 38.10.5.) schon früher die slaw. Lautung. Neben BuÖivn, Niceph. Bryenn., Comm. III, 1 (S. 100 Z. 21) erscheinen bei anderen Autoren die Schreibungen Bi8ivn, Bi5f|vt| für die gleiche Lautung Vidini (Belege bei Romanski a.a.O. S. 644 und FHDR III S. 567). Vgl. auch Biduni bei Idrisi (12. Jh.), Geogr. S. 69. 4. Do Bъdyni (in einer Urkunde des Zaren Johannes Asen II, nach a. 1230, Il'inskij, Gram. S. 12 Z. 3) zeigt mit -Ъ- einen für frühe Fixierungen normalen Lautersatz von fremdsprach. o (19.3.4.). Slaw.Ū1> y > i setzt in der gehörten Lautung jenes ü voraus, zu dem sich im Balkanlat. ō vor n gewandelt hatte. Die Slawen bezogen den Namen also von Romanen (17.2.12.). -d- statt des ersten -n- von Bononia erklärt sich als eine Dissimilation, Romanski a.a.O. S. 654 f. Bdynь, Bdinь (14. Jh.), Georgiev: Vapr. na balg. et. S. 60 f. spiegelt das Verstummen des Halbvolkals ъ zwischen B- und d, das in dieser Position regelgerecht ist (19.3.9.). (Eine alte Lehnfixierung, die ъ noch mit dem Lautwert festhält, ist das bis zum 16. Jh. gebräuchliche ung. Budin > Budun > Bodon, s. Janos Melich in: Sbornik v. cest na Vasil N. Zlatarski . . . (Sofia 1925) S. 127 f.) 5. Die heutige bulg. Lautung Vidin ist - wie Silistra 38.10.5. - von den Türken entlehnt, in deren Dokumenten sie seit dem 15. Jh. erscheint, s. Izv. za balg. ist. 10 S. 227. Nach dem V-Anlaut mutet unwahrscheinlich an, daß, wie Georgiev ebd. will, die bulg. Form Bdin ins Türk. einging und dort durch einen i-Einschub in die nicht mundgerechte Konsonantenfolge des Namenanfangs erweitert wurde. Vielmehr übernahmen die Türken griech. Vidini. 6. In rum. Diu, dialekt. Dzii (Romanski a.a.O. S. 656) ist zwischenvok. palatales n lautgesetzlich geschwunden und die unrum. Folge Bd- zu D- vereinfacht. Zugrunde liegt die ältere bulg. Form Bdin'. Eine bei Rumänen der Umgebung gebräuchliche Variante Vdie beruht statt dessen auf neubulg. Vidin, s. ebd. V i l l a c h , kärntn. Stadt im Villacher Feld an der Drau oberhalb der Gailmündung, 35 km we. von Klagenfurt. 1. Auf einem in Saifnitz bei Villach gefundenen Sarg aus dem 2. oder frühen 3. Jh. bezeichnet sich der Vater des bestatteten Mädchens als scrutator st(ationis) Bilachinie(n)s(is). Da der hier festgehaltene ON offenkundig vom mittelalt.-neuzeitl. Villach fortgesetzt wird, darf man die Zollstation, an der der Zollbeamte wirkte, bei den in Warmbad, im Stadtbereich von Villach gefundenen Thermen, annehmen, s. Rudolf

Vidin-Vit

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Egger: Frühchristliche Kirchenbauten im südlichen Noricum, in: Sonderschriften des Österr. Archäol. Inst, in Wien Bd. 9 (Wien 1916) S. 95-97; Hans Dolenz: Das vor- und frühgeschichtliche Villach, in: Carinthia I Bd. 130 (1940) S. 284-296; Gottbert Moro: Geschichte der Stadt Villach. Ein Überblick (Villach 1940) S. 6 f. Wenn Deringer: Reichsstr. II S. 185 die statio Bilachensis statt dessen «irgendwo im weiten römischen Reich» und hinter dem Zollbeamten einen Durchreisenden vermutet, dann verwirft er ohne schlagende Gründe eine einfache und plausible Lösung, -la- statt des von slaw. Beljak vorausgesetzten -lia- erklärt sich als ein in den beiden ersten nachchristl. Jh.en im gesprochenen Latein u. a. vor a häufig eingetretenen Ausfall von i, s. Mihaescu: Langue lat. § 139. Da im Lat. der Zeit kein Phonem -ch- gebräuchlich war, dürfte die Graphie -ch- gesprochenes -k- wiedergeben. 2. *Biliacinium ist eine -inio-Ableitung von *Biliākon, das von slaw. Beljak vorausgesetzt wird. *Biliākon war danach wohl nicht ursprünglich ein Siedlungsname. Da Villach bis ins 14. Jh. zugleich als Gebietsname bezeugt ist, mag das- vielleicht erst von den Slawen auf den Hauptort der Gegend, in der Antike Santicum, übertragene *Biliākon das Umland eines «heiligen Haines» (air. bile mit der Adjektivableitung bilech, s. Wilhelm Brandenstein in Carinthia I Bd. 143 [1953] S. 854) gewesen sein, Kranzmayer: ONb Kärnten II S. 69 rechnet mit einer ON-Ableitung vom kelt. PN *Bilos «der Gute». 3. Slaw. Beljak (slowen.-mundartl. Bljak) wird Bьl- fortsetzen und deutet damit auf eine Frühfixierung im Slaw. (19.3.5.). Ob der Name unmittelbar aus dem Regionalbarb, übernommen oder lat. vermittelt wurde, ist nicht sicher zu entscheiden. 4. Die slaw. Form ergab dt. Vilah a. 878, Mon. hist. d. Car. III (1904) Nr. 41; Fillach a. 979, latinisiert zu Villacum a. 1109 u. ö., s. Kranzmayer a.a.O. Der V-Lautersatz für fremdsprachl. b-, der b > p abgelöst hat, weist auf eine frühestens im 9. Jh. fixierte Entlehnung, s. E. Schwarz: Reibelaute S. 51. -ah für -ak erklärt sich die Anlehnung an die dt. ONen auf -ach «Wasser». Auf dt. Villach geht friaul. Vilak zurück, s. Kranzmayer a.a.O. Vit, 187 km langer sü. Nfl. der Unterdonau, der we. der Trajanspforte dem mi. Balkangebirge entspringt und nö. von Pleven mündet. 1. Die Römer gebrauchten für den Fluß und das Kastell an seiner Mündung, mit dem nach der Notitia dign. or. XLII 21 die Provinz Dacia ripensis im Osten endete, durchweg Utus, s. Plinius, Nt. hist. III1 49; Jordanes, Get. 266 (dazu 14.22.11.). Uto im Itin. Anton. 221,1; Oßxco bei Prokop, De aed. IV 6,35 (Beševliev: Prok. S. 85) sind Abl.-Lok.-Belege für den ON. 2. Nach dem Namen von Parallelflüssen - "Acrnua 35.4.4. «Osăm», Jantra 30.3.3. und Cibrica 35.3.5- ist anzunehmen, daß die landnehmenden Slawen am Unterlauf den für das Regionalbarb. der Niederungen typischen Auslaut < -os hörten (14.1. bis 24.). 3. Seit Mladenov: Imenata S. 42-45 wird der Name in der Regel von ud- «Wasser»

41.14.

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C. 200 Namengeschichten

(alb. uje) hergeleitet und mit OöScov «Kuma» (-» Kaspisee) zusammengestellt, s. Dečev: Trak. nazv. S. 269-271; Georgiev: Balg. et. S. 34. Aber die angebliche dak. (bzw. dak.-thrak.) Verschiebung der Mediae zu Tenues, mit der dabei gerechnet wird, ist, soweit ich sehe, nur auf gelegentliche antike Namenschreibungen, niemals aber auf Lehnformen im Slaw. gestützt (vgl. 23.11.1.). Unverschobene Lautungen bieten zudem im gleichen get.-mös. Raum die Donaulagune Salmor-ude 37.9.1. (3.-4. Jh.) für udund der vom Vit nur etwa 50 km entfernte li. Donauzufluß Vedea 41.6.1., in dessen Name wahrscheinlich das verwandte und bedeutungsgleiche *ved- steckt. Außerdem ist mit der bisher zugrunde gelegten Ablautstufe *ud- nicht durchzukommen, da slaw. Vi- (< y < ū1 dem regelgerecht ein v vorgelautet wurde) ein ū in der entlehnten Form voraussetzt. (Die gleiche Entwicklung dürfte die - vermutlich vom selben Etymon wie der Vit abgeleitete - Vitovnica - Mlava - Serb. Morava zeigen, vgl. Mladenov: Imenata 10 S. 42 ff.;Popovic: Vorslaw. ONen S. 106.) Mit einer spätlat. Längung unter dem Akzent wird man nicht gut rechnen können (17.2.1.). Denn daß die Slawen von Lateinern und nicht von Mösern entlehnten, ist für die Cibrica 25.3.3. wohl ausgeschlossen und für keinen anderen der weiter östlich fließenden Zubringer der Unterdonau wahrscheinlich zu machen. Die Dehnstufe ūd- von ud- «benetzen, Wasser» dürfte nur in den balto-slaw. Nachfahren von idg. udrā- «Otter» (z. B. lit. ūdra, russ. vydra) wiederbegegnen, durch die ein mos. FIN* Ūdos nicht ausreichend gestützt erscheint. 4. Ich möchte vermuten, daß von der Basis *aw( ) - «benetzen, fließen» s. Pokorny: Idg. et. Wb. S. 78 auszugehen ist. Parallel zu idg. ou > thrak. ū das wir auf Grund von STßöufbv 38.20.1. ansetzen dürfen, wird sich älteres au im Mös. zu ū entwickelt haben. Utus geht danach auf * Autos oder aber - über eine frühe Synkope des Zweitsilbenvokals, wie sie auch in "IÜTQOC, 26.3.1. < *Isoros vorliegen könnte - auf das gleiche *awntos zurück, aus dem aind. avatah «Brunnen» stammt. Nahe verwandt wäre dann auf dem Westbalkan die Una und die Vjose, in Gallien die Avantia «Avence» (-> Durance) < *Awntiā. Getrennt zu halten ist dagegen der Bergname Vitoša süwe. von Sofia, den Detschew in: Zschr. f. ONf. 2 (1926) S. 60 f. zusammen mit Vit auf *ūd«Wasser» zurückführen wollte. Denn Vitoša (zuerst in der Apokryphen bulg. Chronik, s. Dujčev, Star. balg. kn. 1 S. 158) dürfte vom PN Vitoš abgeleitet sein, s. Jordan Zaimov in: Izvestija na Instituta za balgarski ezik kn. 8 (1962) S. 189-191. (Die Rückführung auf ein thrak. Kompositum durch Ivan Petkanov in: Izsledvanija v cest na akad. Dimitar Dečev . . . Sofia 1958 S. 177-182 hat mich nicht überzeugt.) 5. Vielleicht gehört der dak. ON Oöti8aua am Oberlauf des Alt (Ptolem., Geogr. III 8,4) etymologisch eng mit Utus zusammen. 6. Bulg. Vit enthält kein «sekundäres -a». Offenbar mußte die niederungsbarb. Lautung mit einem zu - nivellierten Ausgang der «Bergvariante» weichen, die von der Nivellierung verschont blieb. Das wäre bei einem verhältnismäßig langen Fluß (mit einem großen auf höhere Lagen entfallenden Laufanteil) nur regelgerecht (14.21.).

Vit - Vjose

405

V i t o v n i c a o-Wandel um a. 800 (19.3.3.) teilgenommen. Dagegen läßt Vajuša ebenso wie Vardar 41.4.7. und manche andere Namen von Flüssen, die mit langen Laufstrecken durch hochgelegene Zonen fließen, mit -a- für fremdsprach. -a- auf eine Lehnfixierung n a c h a. 800 schließen. Da ö hier aber nicht durch o, die 3. und jüngste von drei slaw. Substitutionen, ersetzt wurde, möchte man an eine Lehnfixierung im 9. Jh. denken. Weil Vajuša aber mit seiner Variante Vojuša die Umprägung von -usa zu -uša gemein hat, die erst in späterer Zeit erfolgt sein wird, darf man u- in Vajuša wohl nicht belasten, weil es aus einer Angleichung an die Variante herrühren könnte. Wahrscheinlich war Vojusa ursprünglich die Form des frühslawisierten Küstengebiets und liegt deshalb alb. Vjose zugrunde. Vajusa dürfte dagegen flußaufwärts beheimatet sein. Auf welcher Vorform aromun. Băiasă beruht, bleibt unsicher, da -a- auf unbetontes -a- und ozurückgehen kann. 11. Daß die nachantike Überlieferung durchweg den Anlaut V- zeigt oder voraussetzt, darf wohl als Indiz dafür gelten, daß die regionalbarb. Form zunächst von Slawen entlehnt und dann weitervermittelt wurde. Denn nur für das Slaw. läßt sich die Vorliebe nachweisen, einem Velarvokal im Wortanlaut ein v- voranzustellen, s. Skok: Študije II S. 152. (Da eine Parallelentwicklung im untergegangenen Regionalbarb. nicht bündig ausschließbar ist, bleibt freilich Vorsicht bei diesem Schluß geraten.) Bin aromun. Băiasă spiegelt nach Capidan in: Dacoromania 4 (1924-26) H. 1 S. 399 den im Rum. gelegentlich bezeugten Wandel von v- > b- wie in bătrân < veteranu wider. Ich denke statt dessen an die Transposition eines slaw., noch bilabial ausgesprochenen w auf einem roman. Sprachstand mit einem bereits zahnlippig gewordenen v. Das Gegenbild dieser Umsetzung wären slaw. Wiedergaben wie volta > bolta und (in

408

41.16

41.17

C. 200 Namengeschichten

Istrien) Verticatu > Brkat, Vallu > Bol, Vegia > Bag, s. Petar Šimunović in: Onomastica Jugosl. 6 (1976) S. 13 Anm. 31. 12. In jüngster Zeit ist im Griech. - im Zuge einer allgemeinen Rehellenisierung der nord-griech. FlNen - wieder das antike 'Aföoc; durchgesetzt worden. V l a o l e , serb. Dorf in der Gegend des Timok. Dazu Popović: Vorslav. ONen S. 110. BoaioX.a bei Prokop. De aed. IV 4 (ed. Haury S. 123 Z. 50) dürfte mös. Vraiolº (oder Vreolº) wiedergeben. VI- statt Vr- in serb. Vláole erklärt sich als Assimilation an -le. Für -º ist ein in serb. ON auch sonst begegnendes -e eingetreten, das auf den Nom. Plur. der konsonantischen Stämme zurückgeht. Der i-Ausfall wird slaw. sein, vgl. in der gleichen Gegend den ON Záečar (nur amtlich: Zaječar) zu zajecь «Hase». V r b a s , 240 km langer sü. Nfl der mi. Save. In der Antike wohl die Grenze zwischen Ober- und Unterpannonien. In den Vrbas mündet von Osten die namenverwandte

Vrbanja(85 km). 1. Beide Flüsse werden wohl bei Plinius, Nat. hist. III 148 zusammen erwähnt: oberhalb der Mündung des Bosut (Bacuntius 24.10.2.) influunt in Savum Valdasus, Urpanus et ipsinon ignobiles. Aus dieser ungenauen Information sind drei Teilelemente glatt mit den heutigen Formen vereinbar: (a) -asus (b) Ur- ( > serbo-kroat. Vr-) und c)-an-. Weiterhin bietet Plinius vermutlich auch mit dem mask. Genus von Valdasus und Urpanus belastbares Wissen. Wenn das grammatische Geschlecht der beiden FlNen heute differiert, dann wohl, weil die Vrbanja die für das Regionalbarb. der Niederungen bezeichnende Auslautvereinheitlichung auf -a (14.1. 24.) durchmachte, während beim Vrbas sich die Mittellaufform durchsetzte: diese hatte - da in höheren Lagen beheimatet - an diesem Wandel keinen Anteil (14.22.4.). 2. -b- in Vrbas, Vrbanja (a. 1412 Vrbas, Brbana, s. Acta Bosnae Nr. D XXVII) gegenüber -p- in Urpanus darf nicht aus jener Sonorisation der Konsonanten hergeleitet werden, die vom ladinischen Sprachgebiet auf die venetische und istrische Romania übergriff. (Zum Niederschlag in slowen.-kroat. Lehngut aus dem Roman, s. Skok: Considerations; Sturm: Lenizacja.) Denn dagegen sprechen, neben anderen Argumenten, die Lautungen des antiken ON Vrbate (mit b!), Tab. Peut. Sp. 461, an der Mündung des Vrbas und die zwischen dem Vrbas und der Sonorisationszone fließende Kupa (mit bewahrtem pf). Eine falsche Information wird Plinius nicht nur mit -p- in Urpanus, sondern auch mit Vald- bieten. Denn die Ursprünglichkeit von Vrbas < * Urbäso- erscheint durch den Anwohnerort Urbāte gesichert. 3. Nimmt man -b- in Vrbas für ursprünglich, so ergibt sich eine einwandfreie Etymologie. Von drei -so-Bildungen aus Albanien steht der llavuaaot; «Panissa» (bei Durazzo), da von einem ā-Stamm *panua bzw. *panwa «Sumpf» abgeleitet, f o r m a l dem Vrbas am nächsten, während ihm der Genusus 38.9.1. «Shkumb» s i n n g l e i c h sein dürfte: *Urbā- zu idg. *wer-(bh) «drehen, biegen», s. Pokorny: Idg. et. Wb. I S. 1153 - hat gewiß ebenso wie *genu- «Biegung» bedeutet, so daß sich hier wie dort ein

Vjose-Vuka

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hydronymisch durchaus normaler Nameninhalt «mit Biegungen, gewunden» ergibt, vgl. Krahe in: Würzburger Jahrb. f. d. Altertumswiss. 1 (1946) S. 86-94, und in: Beitr. z. Nforsch. 14 (1963) S. 4; 9, der aber auf den Vrbas nicht eingeht. Georgiev: Herkunft S. 14 deutet Vrbas als «Weidenfluß». Doch eine balkanische Entsprechung zu aslaw. vbrba liegt * Urbaso- (nicht * * Virb-!)kaum zugrunde. Ja, eine derartige charakterisierende Benennung stünde für einen Fluß dieser Größenordnung auch gar nicht zu erwarten (9.2.). Die Auffassung von Oštir: Danuvius S. 349 f., -aso- in FlNen sei ein alteurop. Wasserwort und kein Suffix, überzeugt ebensowenig wie die von Jokl in: Eberts RE I S. 88 behauptete Herkunft von -s in Vrbas aus nordillyr. -ti~. Diese Lautverbindung wäre in Wirklichkeit zu slaw. -č? umgesetzt worden (23.10.3.)! 4. Das Formans der Urprägung wird - wie beim Rabas 37.2.1. - mit kurzem o anzusetzen sein. Ist das richtig, dann stellt Vrbas eine Spätfixierung dar (19.3.3.). V r č i n , Ort bei Belgrad. 1. Vrčin geht über *Vъrcirnъzurück auf *Orcinum, Der Name verweist auf die Göttin, die an diesem Ort einen Tempel besaß: Deae Orciae sacrum, s. V. Ćorović in: Festschr. Belić, Belgrad 1937, S. 233 f. 2. Slaw. Vr- für fremdspr. Or- ist, wie an der Adria "OQUOC; > Vrm und Orsara > Vrsar zeigen, ein durchaus regelgerechter Lautersatz (9.3.4.) und ein Indiz, daß es sich um eine relativ zeitige Fixierung handelt, wie sie in einem schon früh von den Slawen durchdrungenen Niederungsstreifen der Erwartung entspricht. Einer Erklärung bedarf, warum fremdspr. k' hier nicht durch slaw. c wie in aserb. Lьcinь «Ulcin» usw. vertreten wird (25.3.7.). Die Annahme, Vrcin sei ganz besonders früh (vor Vollzug der 2. Palatalisierung) lehnfixiert worden, ist zwar möglich, aber - mangels entsprechender Fälle - nicht gerade wahrscheinlich. Deshalb neige ich (mit aller Vorsicht) einer Alternativerklärung zu. Wenn die Romanen am Orte noch eine geraume Weile in der Mehrheit blieben und die Lehnlautung der Slawen beeinflußten, dann könnte c einen rom. Wandel von k vor e/i zu č (cinque > rum. cinci, vicinu > rum. vecin) widerspiegeln, der zur Zeit der slaw. Landnahme noch nicht vollzogen war, vgl. etwa in Istrien Prčanj < Porciana, serbokroat. vrč«Krug» > lat. urceus, s. 19.3. Anm. 13 und Petar Šimunovič in: Onomast. Jugosl. 6 (1976) S. 11. Einen ähnlich gelagerten Fall würde Smederovo 38.14a. darstellen, das wohl gleichfalls auf einem relativ jungen roman. Lautstand beruht (18.4.). V u k a , 112 km langer Fluß, der dem Osthang des Papuk-Gebirges in Slawonien entspringt und bei Vukovar, zwischen den Mündungen von Save und Drau, von der Donau aufgenommen wird. Zu den antiken Zeugnissen s. Balduin Saria in 2 PWREIX A1 Sp. 541 f. 1. Das Sumpfgebiet OöXxaia skr], Cassius Dio LV 32, 3; lat. (mit einer gewiß nicht authentischen, an hiulcus «gespalten, klaffend» angeglichenen Lautung) palus Hiulca apud Cibalas, Aur. Victor, Caes. 41, 5 weist durch seinen Namen nicht auf den Bosut (südlich von Vinkovci), sondern auf die Vuka (nö. von diesem Ort). Als Pelso «Sumpf»

41.11,

41.19.

410

42.1.

C. 200 Namengeschichten

begegnet die gleiche Region vielleicht bei Aur. Victor, Caes. 40,9. Auf Bauarbeiten an einer Brücke über die Vuka bezieht sich die Tab. Peut. S. 446 mit ad labores Pont. Ulcae. Der gleiche FlN erscheint als Ulcafluvius bei Ennodius, Paneg. Theod. ad a. 448 Kap. VII, Mon. Germ. hist. Auct. ant. VII (1885) S. 206 Z. 29. Jordanes, Get. 35 zitiert mit lacus Mursianus gewiß eine Benennungsvariante für die Vuka-Sümpfe, die auf die bedeutendste Stadt in der Nähe, Murs(i)a an der Drau verweist. Nicht ausgeschlossen allerdings, daß Jordanes, der Pannonien nicht aus eigenem Augenschein gekannt haben wird, lacus Mursianus irrtümlich als Namen des Plattensees auffaßte, vgl. 36.6.4. 2. A. Mayer: Sprache IIS. 120 führte Vuka überzeugend auf *ulk- «feucht» zurück, das auch den westbalk. ON Ulcirus, Ulcisia, Ulcudius und alb. Uqîni (ital. Dolcigno) zugrunde liegen dürfte, ebd. I S. 347 f. Der von Ernst Schwarz in: Mitt. d. österr. Inst, f. Geschf. 43 (1929) S. 211 f. angenommene Zusammenhang mit alb. ul'k «Wolf» ist für die Urprägung weniger wahrscheinlich. Doch darf man vermuten, daß die regionalbarb. Anwohner zur Zeit der slaw. Landnahme in volksetymologischer Auslegung aus *Ulkº, ihr Wort für «Wolf» herauslasen und damit die Substitution der Anfangslaute durch slaw. vъlk- «Wolf» in der von den Slawen gebrauchten Lehnform provozierte. (Die ältere slaw. Lautgestalt, die dann in serbokroat. Vuka überging, wird von Wolcov, Walkó in ung. Quellen gespiegelt, s. Popović: Gesch. S. 127.) Bei streng regelgerechter Umsetzung hätte sich * * Vlka > serbokroat. * * Uka ergeben. 3. Unklar bleibt, ob Ulca 41.19.1. in der Tab. Peut. ein frühes Zeugnis für den niederungsbarb. Übergang zum «sekundären -a» bietet (14.1.-24.) oder ob darin eine fem. Urprägung fortlebt (9.4.). W a a g (slowak. Váh), 390 km langer li. Donauzubringer in der Slowakei, zu dem sich die dem Tatragebirge entspringende Quellflüssen Weiße und Schwarze Waag vereinigen. Bei Komorn mündet die Waag in die Kleine Donau. 1. Zwischen Marus «March» und Cusus «Waag» lag nach Tacitus, Ann. II63, 6 der Klientelstaat des Vannius. Die Kysuca, dt. Kischütz (Belege bei Šmilauer: Vodop. Slov. S. 328), die bei Sillein von der Waag aufgenommen wird, geht - nach dem unslaw. Suffix -uca (vgl. die Revuca im gleichen Stromgebiet der Waag, ebd. S. 319; 499) - auf eine schon vorslaw. Deminutiv-Ableitung {-onkjº < -ontjº?) von jener Prägung zurück, die durch Cusus gespiegelt wird. Die Kischütz sichert, daß Cusus auf die Waag zu beziehen ist und verrät zudem, daß deren Name an der regionalbarb. Überführung von -os in -s teilhatte: vermutlich zunächst am Unterlauf, da das «sekundäre -a» ja für Niederungszonen charakteristisch ist (14.1.-24.). Später wurde dann durch Formenausgleich (14.21.) die -a-Lautung bis zum Oberlauf ausgebreitet, wo sich eine Spur bis heute durcherhielt. Für die Rekonstruktion der Urprägung erweist Kysica < *Kūsica die Länge des Erstvokals. 2. Ernst Schwarz: ONen Sud. S. 27 f. führte den Namen überzeugend auf *Kwūtsos zurück, das durch aind. kváthati «siedet», lett. kūsat «wallen, sieden», tschech. kysiti «gären, eilen», serbokroat. kisnuti, kisati «wallen, naß werden» erklärt wird. Vasmer

Vuka - Wels

411

in: Zschr. f. slav. Phil. 6 (1929) S. 149 stellt dazu die Cosa in Venetien, einen Nfl. des Tagliamento, vgl. Bruno Guyon in: Rivista indo-greco-italica 8 (1924) S. 249 f. Eine weitere Ableitung von der gleichen Basis glaubte Steinhauser in: Mitt. d. Ost. Inst. f. Geschf. 45 (1931) S. 307. im burgenländischen ON Güssing entdeckt zu haben, den er über ung. und slaw. Vermittlung - auf regionalbarb. *Kūsin- «Wasserburg» zurückführen möchte. Die Substitution von ū durch slaw. ū1 > y weist auf eine Frühfixierung (19.3.2.). 3. Germanen, vielleicht Quaden, haben offenbar den vorgefundenen Namen durch eines ihrer Wörter für «bewegtes Wasser» (ahd. wâc) ersetzt. Der neue Name machte die Überführung des Appellativs ins Femininum mit. Auf der germ. Form beruhen slowak. Váh und (wohl slaw. vermittelt) ung. Vág: Belege bei Šmilauer: Vodopis Slov. S. 306 f. W e l s , oberösterr. Stadt, 20 km süwe. von Linz am sü. Donauzubringer Traun gelegen. Zur antiken Gesch. s. E. Polaschek in: PW RE XVIII/2 (1942) Sp. 1986-1994; Ferdinand Wiesinger: Zur Topographie von Ovilava (Wels in Oberösterreich) in: Jahreshefte d. österr. Archäol. Inst. Bd. 21-22 (1922-24) Beiblatt S. 343^23; ders.: Die Stadt Wels zur Römerzeit, in: Die Städte Deutschösterreichs Bd. 7 (Berlin 1931) S. 85-92. 1. Die vorröm. Siedlung Ovilava o. ä. gewann bald nach der röm. Besetzung (16 v. Chr.) als Knotenpunkt des neuangelegten Straßennetzes in Noricum Bedeutung. Auch als Handelsplatz war sie wichtig, s. Deringer: Reichsstr. S. 224 f. Es entstand ein Municipium, das wohl unter Caracalla (a. 211-217) zur colonia Aelia Antoniana (CIL III5630) erhoben wurde. Hier dürfte a. 179 der Legionslegat sein ziviles Hauptquartier in seiner Eigenschaft als Provinzstatthalter von Noricum aufgeschlagen haben. Nach der Teilung dieser Provinz (E. 3. Jh.) wurde das mittlerweile ummauerte Ovilava Hauptstadt von Noricum ripense. Der Name (Belege bei Polaschek a.a.O. Sp. 1986) ist in den Inschriften meist abgekürzt. Die authentische Lautung wird Ovilava sein, das in der Inschrift von Gemskirchen erscheint und durch Ovilaba im It. Ant. 235,2 u. ö. (neben irrtümlichem Ovilatus) bestätigt wird. 2. Ovilava ist in Eugipps Vita S. Severini nicht mehr erwähnt, was an eine zumindest weitgehende Verödung in der Spätantike denken läßt. Und wenn im Südostwinkel des ungewöhnlich weitgestreckten röm. Mauerrings eine frühmittelalt, a. 776 als Hauptort des Traungaus überlieferte Stadt begegnet, so ist keineswegs gesichert, daß diese aus ununterbrochener Siedeltradition im Bereich des alten Ovilava hervorging. Eine solche Kontinuität haben die Philologen aus dem Namen Wels herauslesen wollen. So meint E. Schwarz: Reibelaute S. 45, das unbetonte O- sei abgefallen und der Lok. auf -is habe einen Schwund von -w- ahd. Weles ergeben: so der Erstbeleg von a. 776 (castrum Vveles), Trad. Freis. 1 S. 99; Weles, Schiffmann: ONlex. II S. 522 a. 944, daneben Wels a. 798, Salzb. Urkb. I S. 41. Die auch von Schiffmann: Land o. d. Enns S. 15; Ernst Gamillscheg in: 27. Beih. z. Zschr. f. roman. Phil. (1911) S. 171 Anm. und

42.2.

412

C. 200 Namengeschichten

Kranzmayer in: Zschr. f. ONenf. 10 (1934) S. 128 behauptete Namenkontinuität wurde mit Recht geleugnet von J. Strnadt in: Altbayer. Monatsschr. 14(1917/18) S. 25. Ovilava und Wels sind in der Tat nur mit roher Gewalt zusammenzuzwingen. Denn es ist bereits sehr unsicher, ob das überlieferte lat. Ovilava tatsächlich durch sein PluralPendant verdrängt wurde. Für ganz unwahrscheinlich halte ich, daß der -s-Ausgang einer lat. Lokativform in germ. Wiedergabe erhalten geblieben wäre. Schließlich vermag ich keinen plausiblen Grund zu erkennen, warum die Baiern -avis durch das für dt. ONen doch ganz untypische -es ersetzt haben sollen. Vielmehr dürfte -es ein Formans der Urprägung festhalten, das in Anesus 27.2.3. «Enns» und wahrscheinlich noch in zwei benachbarten FlNen, * Kramesos 31.15.2. «Krems» ( Traun) und *Ivesos 41.1.2. «Ybbs» wiederkehrt. Zu überlegen ist, ob die Dinge in Wels ähnlich liegen wie in Wien, wo der antike Stadtname, Vindobona, unterging, aber der Name des zugehörigen Gewässers, die Wien, sich durcherhielt. Könnte nicht Wels < * Welesos nach dem diesen Ort durchquerenden Mühlbach, einem Zubringer der Traun, benannt sein und eine Namendublette im mak. ON Veles 41.8.1. besitzen? Vgl. dazu Theodor von Grienberger in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburgische Landeskunde 26 (1886) S. 21.

43.l.

3. Geht Wels wirklich auf * Velesos zurück, dann wird man ihm ablesen dürfen, daß sich die Ausbreitung des «sekundären -a», einer für die regionalbarb. Idiome der südosteur. Niederungen typischen Sprachneuerung, nicht erst am Inn, sondern gleich hinter der Enns «totlief» (14.13.f.). Denn in der ausgesprochenen Niederungslage von Wels wäre kaum mit einer «Bergform» ohne «sekundäres -a» zu rechnen. Da eine rom. Lautungmitgelängtem Erstvokal(17.2.l.)eine andere bair.Nachfolge ē2 > ie) gehabt hätte, ist mit einer Direktweitergabe aus dem Regionalbarb. ins Dt. zu rechnen. Y b b s, 126 km langer re. Zufluß der Unterdonau, der den Steir.-Niederösterreich. Kalkalpen entspringt und bei Ybbs mündet. Ein re. Nfl. heißt Y b b s i t z. 1. Ein antiker Ziegelstein (CIL III 11349; dazu Polaschek: Tab. Peut. S. 26) verzeichnet figulinas Ivesianas: eine Adjektivableitung vom (kelt?) ON *Ives-, der mit Hilfe eines Suffixes (-ia?) aus dem Namen der Ybbs gewonnen sein dürfte. Nach Steinhauser Herkunft S. 5 liegt diesem kelt. ivo- «Eibe» (> frz. if) zugrunde. Die Station ad pontem Ises, Tab. Peut. Sp. 487 zeigt den spätlat. Schwund von intervok. -v-. Daß dt. Ybbs die Erhaltung von -v- voraussetzt, beweist, daß der F1N nicht durch Romanen weitergegeben wurde, vgl. 43.1.3. 2. Eine -es-Ableitung stellt auch der Nachbarfluß Anesus dar. Man wird danach wohl mit einem ursprünglichen Mask. Ivesus rechnen dürfen. Wenn die dt. Überlieferung statt dessen durchweg fem. Formen enthält, dann gewiß, weil die jüngere «niederungsbarb.» Form auf -a am Gesamtlauf die Oberhand gewann (14.1.-24). 3. Dt. gilt Ybbs (mundartl. Vis) und für einen Nfl. Ybbsitz (mundartl. Uisits), s. Steinhauser: Herkunft S. 38. Ybbs geht auf ahd. Ipusa a. 837, Salzb. Urkb. IS. 29; Ibisa a. 863?, Mon. Germ, hist., Dipl.reg. . . . Karol. I/l S. 157 Z. 43 zurück. Während

Wels - Zadar

413

Ybbsitz eine slaw. Deminutivbildung auf -ica und damit eine Übernahme der dt. Form aus dem Slaw. voraussetzt, wird für die Ybbs - ebenso wie für die übrigen großen Donauzuflüsse Österreichs - am ehesten mit einer ahd. Form zu rechnen sein, die nicht durch Slawen, sondern durch Restgermanen oder durch frühe bair. Fernkontakte schon vor den Awarenknegen Karls d. Gr. vermittelt wurde. Die Fortentwicklung von Ipusa zu Ybbs läßt auf kurzes I- in der von den Baiern rezipierten Lautung schließen. Da hier augenscheinlich keine Längung zu I- zugrunde liegt, kommen nach 17.2.1. keine Romanen, sehr wohl aber Regionalbarbaren als Belieferer der Baiern in Frage, s. Schwarz: Antike Namen S. 290, vgl. Enns 17.2.2.; Wels 42.2.3. -b- setzt wohl die Substitution eines -v- durch germ. -b- voraus (Schwarz: Reibelaute S. 46. Weigl: Grundlagen S. 26 f. nimmt danach eine Entlehnung zwischen dem 6. und der 1. H. d. 8. Jh.s, Schwarz: Kontinuitätsprobleme S. 25: «offenbar um 500» an). Allerdings bleiben alle diese Folgerungen aus der dt. Form unsicher, weil eine slaw. Vermittlung nicht bündig ausschließbar ist. -u- in Ipusa wird unter Einfluß des voraufgehenden Labials aus ursprünglichem -e- entstanden sein. 4. Am Oberlauf gilt Ois, Uis, das auf Iw(e)s zurückgehen wird. Nach Weigl: Grundlagen S. 26 f. konserviert diese Variante keinen rom. oder slaw. Lautstand, sondern ging aus einer mundartlichen Wandlung des 12. Jh.s hervor, vgl. ahd. krebes > krewez > mundartl. krois «Krebs». «In der verkehrsreicheren Ebene entging der Name dieser mundartlichen Sonderentwicklung.» 5. Der Name des re. Nfl. Ybbsitz, der bei der gleichnamigen Marktgemeinde mündet, beruht gewiß auf einer Umsetzung der slaw. Neubenennung *Ivъsica «Kleine Ybbs» zu dt. *Ibusiza. Slaw. *Ibъsica, mit dem Schwarz: Kontinuitätsprobl. S. 25 rechnet, würde für das frühmittelalt. Slaw. die gleiche Differenz in der w-Aussprache zum Roman. erfordern, die in Wirklichkeit wohl nur für das Germ. galt. Z a d a r , norddalmatin. Küstenstadt, um 35 v. Chr. röm. Kolonie, später auch Bischofsitz, nach der Völkerwanderung byz. Verwaltungssitz für Dalmatien, im 11. Jh. zwischen Venedig und Ungarn umkämpft. Zur Geschichte s. Vitaliano Brunelli: Storia della cittä di Zara dai tempi più remoti fino al MDCCCXV. Parte I (Venedig 1913); Ferluga: Bisanzio e Zara, in seinem: Byzantium S. 173 193 (mit Lit.) sowie den Sammelband Zadar. Geografija-ekonomija-saobračaj-povijest-kultura. Zbornik red. von Jakša Ravlič (Zagreb 1964) = Matica Hrvatska. Zbornici i monografije kn. II; Grad Zadar. Presjek kroz povijest, hrg. v. G. Novak/Vj. Maštrović (Zadar 1966). Zum Namen s. Mate Suič: O imenu Zadra, ebd. S. 95-104; Skok: Postanak hrvatskog Zadra, in: Radovi Instituta Jugoslavanske Akedemi znanosti i umjetnosti u Zadru 1 (Zagreb 1954) S. 37-68. 1. Nach den inschriftlichen Zeugnissen (CIL III2925; IV 2375 a; CI Rhen. III15139; Šašel: Inscr. Nr. 210) dürfen wir lader als ursprüngliche lat. Lehnform ansetzen: nicht - wie Suić a.a.O. aus ab lader «vom lader» bei Plinius, Nat. hist. III 21, 141 folgert ein Indeclinabile, sondern ein konsonantischer Stamm.

44.1.

414

C. 200 Namengeschichten

2. lader begegnet im gleichen Adriaraum bei Lukan, Phars. IV 405 als Name eines Flüßchens bei Salona wieder. Auf dieselbe Ausgangsform weist vielleicht auch der Drina-Zubringer Jadar 30.1.1. zurück. Man darf danach mit Suič a.a.O. vermuten, daß der Stadtname Iader ursprünglich ein Hydronym war, das vom Namen des Baches Ričina (in älteren ital. Quellen: Fiumara) auf die Anliegersiedlung übertragen wurde. Die zugehörigen Bewohner sind in den Varianten Iaöacrtvoi CIG 1837 c und Iadestini III 2919 bezeugt, womit sich Narestini «Einwohner von Nerate» vergleichen (A. Mayer: Sprache I S . 240). Aus dem Erstvokal von kroat. Zadar, der eine Länge in der von den Slawen entlehnten Form voraussetzt, darf man nicht auf Jā- in der Urprägung schließen, da sich spätlat. *Zādra, das im Falle einer Frühfixierung (19.3.3.7) von der slaw. Form vorausgesetzt wird, aus einer Längung des ersten a unter dem Akzent ergeben haben kann (17.2.1.) und die Dublette Jadar Drina ihr a < ā in der 1. Silbe vielleicht einer Spätfixierung von kurzem a im Slaw. verdankt. Allerdings kann auch nicht ausgeschlossen werden, daß unserer Überlieferung ein * Jāder- zugrunde liegt. Vgl. auch Skok: Postanak (s. o.). 3. Die ersten sicheren Belege für die auf -a auslautende Form Iadera bieten im 3. oder 4. Jh. die Tab. Peut. Sp. 475 f. und a. 596 ein Brief Gregors L, Mon. Germ. hist. Epist. Bd. 1 (1891) VI 46. Im Mittelalter zeigt die lat.-ital., arab. und griech. Überlieferung Iadra, Cod. dipl. r. Croat. III45 (a. 1204/5), Iadera, Doc. h. Croat. S. 248 (ebd. S. 513 Belege für Iadra, Jazara u. ä.), Džadara bei Idrisi (um 1150), Geogr. S. 37. Zweimal erscheint die Lautung auf -a bereits bei Autoren des 1 -2. Jh.s, die sie kaum aus einem zu ihren Lebzeiten gebräuchlichen Usus gekannt haben können; Iadera, Plinius, Nat. hist. III22 (neben lader III21) und Idöeoa, Ptol., Geogr. II16,2. Ich möchte offenbar im Einklang mit dem Hrg. der Teubnerausgabe, Karl Mayhoff, Bd. I S. 289 annehmen, daß sich in die Überlieferung der einen Pliniusstelle die später dominante ON-Form einschlich. Bei Ptolemaios könnte der griech. Akk. auf -a an die Stelle des - aus den üblichen Klangbildern griech. ONen herausfallenden Nom. auf -ZQ getreten sein. 4. Daß Iader von Iadera verdrängt wurde, wollte Skok: Studije II S. 154 als eine von Lateinern vollzogene Angleichung an Muster wie Rōma, Narōna, Flōrentia verstehen. Das ist ebenso unglaubhaft wie die von Suić a.a.O. erwogene Alternative, Iadera sei vom FlN lader auf die gleiche Weise abgeleitet wie die ONen Salōna von Salōn, Narōna von Narōn usw. Denn die ältesten Belege für die Stadt zeigen ja gerade k e i n -a. Wo dieses in die Überlieferung eindringt, da nach meinem Eindruck in der Folge jener für die niedriger gelegenen Teile der röm. Balkanprovinzen typischen Neuerung im Wortund Namenausgang der Barbarenidiome, die auf den lat. Namengebrauch abfärbte (14.21.; 16.9.). Damit läßt der Namenbefund auf eine lange Fortdauer des autochthonen Übergewichtes in einer Stadt schließen, wo man - etwa nach den Inschriften (Russu: Illirii S. 215 f.; Daicovici: Italici S. 83 f.; 115) - an einen raschen Sieg der Romanisierung denken könnte.

Zadar

415

5. J- > Z- in ital. Zadera, z. B. a. 1258, Mon. hist. Slav. mer. I/l S. 96, heute Zara, begegnet konkurrierend mit anderen Fortentwicklungen im dalmatoroman. Wortschatz wieder: jugum >zaug,jocare > zocuar, Bartoli: Dalm. II S. 235. Vgl. den rom. ON Zun(g)ano bei Rijeka und Split < *Juniānum, s. Skok: Škodenj S. 30. Wir haben es also im Anlaut des ONs am ehesten mit einem rein roman. Wandel zu tun. Auf Anpassung an eine jüngere regionalbarb. Form läßt dagegen die von Zara ebenso wie von kroat. Zadar vorausgesetzte - Synkope der Gruppe der- zu -dr- und das küstentypische jüngere -a im Auslaut (14.1.-24.) schließen. (Unsicher scheint mir, ob man mit Kranzmayer: Frührom. Mua. S. 194 wirklich anhand von mhd. Sâders ein altroman. *Zādras erschließen darf.) Der Schwund von -d-, der sich nicht aus dem Dalmatorom. erklären läßt, deutet auf eine Verdrängung der bodenständigen roman. Dialektform durch eine venezianische Variante. Daneben gibt es die Form Giarai: eine Toskanisierung nach dem Muster von Wörtern auf tosk. gi-, denen im Venezianischen z- entspricht, s. Skok a.a.O. S. 158. 6. Die kroat. Lehnform Zadar < *Zadn> setzt nicht die ältere rom. Lautung lader fort, die zur Zeit der slaw. Landnahme schon abgelöst war, sondern die Nachfolgelautung Zadra. Die Überführung rom. ONen auf -a in die slaw. mask. o-Flexion ist durchaus regelgerecht, s. 14.20.; 17.2.1 f. Ein Indiz, wann die slaw. Form fixiert wurde, wirft die Lautung nicht ab. Doch dürfte in Analogie zu den übrigen Küstenstädten, die - auch wenn sie (wie Tragūrium > Trogir) von den Byzantinern gegen die Slawen noch lange gehalten wurden - frühfixiert erscheinen, auch für den byz. Stützpunkt Iadera mit einer zeitigen Fixierung im Slaw. zu rechnen sein. Die übernommene Lautung enthielt danach wohl ā, nicht a als Erstvokal: falls nicht bereits die Urprägung ā hatte, war das von den Slawen gehörte ā aus der spätlat. Längung unter dem Akzent (17.2.1.) hervorgegangen. 7. Ai&öo)pa bei Konst. Porph., De adm. imp. Kap. 29 Z. 51 u. ö. und - davon nur in Schreibung und Akzentuierung unterschieden - 'Iaö&Qoa «durch Geschenke» provozierte. Denn eine derartige Deutung von Zadar kam erst in Frage, nachdem die Slawen zur Lautung Zadar < Zadrъ übergegangen waren. Das aber setzt die serbokroat. Hebung der starken Jers zu a voraus, die später liegt als

416

C. 200 Namengeschichten

der Beleg Aiäöcooa aus der Mi. d. 10. Jh.s. Ganz abwegig erscheint mir, wenn Skok in: Radovi Instituta Jugoslav. akademije v Zadru 1 (1954) S. 40 f. und Popović: Vorslav. ONen S. 112 Anm. 1 annehmen, die slaw. Lehnform habe ursprünglich

*Žadar

gelautet und sei erst volksetymologisch zu Zadar umgeprägt worden. Vielmehr ist von vornherein mit slaw. *Zadarъ zu rechnen. Denn Za-, nicht aber Ža- läßt sich als roman. Fortentwicklung von Ja- plausibel machen, s. 44.1.5. 44.2

Z a l a , 139 km langer Hauptzufluß des Plattensees, der nahe der Nordostecke der ung.-jugoslaw. Grenze entspringt und bei Kestzthely mündet. Ein Nfl. heißt Zselice. 1. Bei Zalalövõ lag in der Antike der - nach dem Fluß genannte

Ort Sala, CIL III

4321; Ptol., Geogr. II 14,4.; in der Tab. Peut. Sp. 436 Salu) und beim Geogr. Rav. IV 19 (Salla mit ungeklärtem -ll-). Nach A. Mayer: Sprache I S. 97 f. gehört der Name zu laut, salio «springe, rinne», lit. salti «fließen», apreuß. salus «Gießbach». Auch mit ahd. salo «schmutziggrau», russ. solovoj «gelblichgrau» ließe sich der FlN, der etwa in lit. Sata, Salva Entsprechungen hat, verbinden. 2. Über eine slaw. Zwischenetappe dürfte sich die regionalbarb. Form in dt. Sala (a. 800, Mon. Germ. Dipl. LdD Nr. 100) fortsetzen. 3. Dem Namen des Nfl. madj. Zselice liegt slaw. *Salica «Kleine Zala» zugrunde. Die Vermittlung m u ß über Baiern gegangen sein, die a vor i in der 2. H. d. 8. Jh.s zu e umgelautet und z- < 5- Afg. d. 9. Jh.s zu ž- gewandelt hatten, s. Schwarz: Reibelaute S. 39. Schwieriger ist der ung. Name Zala zu deuten, weil er mit Z- einen älteren dt. Lautstand voraussetzt, den die Ende des 9. Jh.s einbrechenden Madjaren nicht mehr kennengelernt haben. Erwägbar scheint mir, daß die Bevölkerungsmehrheit an der Zala vor dem dt. z- > ž-Wandel an Slawen überging, die mit ihrer F o r m (slowen. Zala) die gehörte bair. Lautung konservierten und später an die Ungarn weitergaben. 44.3.

Z e t a, 89 km langer Fluß in Montenegro, der am Berge Dormitor entspringt und bei Titovgrad in die Moravča (

Skutari-See) mündet.

1. Im 11. Jh. lieh die Zeta ihren Namen der

neben Rascien 3 7 . 6 . 1 . - zweiten serb.

Staatsbildung, die zunächst nach dem Hauptort Duklja 26.8.3. benannt worden war (s. dazu etwa die byz. Angabe AaX,naxia f| vßv Z6T -e- für fremdspr. -en- weist auf eine Frühfixierung (17.3.1. a.).

Zadar-Zetz

417

2. Da für die Cijevna (wie die Zeta: ein Zufluß der Moravča) eine Urprägung auf -ä anzusetzen ist, liegt es nahe, ein Gleiches auch für die Zeta zu vermuten (vgl. das Paar Tara 39.2.1. und Pliva 36.7.3.). Eine Urprägung auf -os läßt sich allerdings nicht bündig ausschließen. Während sich an der Cijevna eine Form fortsetzt, die durch die «bergbarb.» Lautentwicklung geprägt erscheint (15.4.), wird die Zeta auf eine «niederungsbarb.» Lautung mit -º zurückgehen (14.21.). Die Auslautgeschichte der Moravča bleibt dagegen dunkel, da nicht klar ist, ob es sich um eine slaw. Umprägung oder gar Neubenennung handelt.

ABGEKÜRZT ZITIERTE LITERATUR

a) Quellen (Im Text kenntlich am Komma statt Doppelpunkt zwischen Autorenname und Werktitel). Für antike Quellen wird im folgenden auf die Angabe der Edition in der Regel verzichtet. Jahrhundertangaben hinter Werktiteln beziehen sich auf die Lebenszeit der Autoren. A Acta Albaniae Veneta saeculorum XIV et XV, Lief. 1-15, hrg. v. Giuseppe Valentini S. J. Palermo-München 1967-1972. Acta Archivi Veneti spectantia ad historiam Serborum et reliquorum Slavorum meridionalium, hrg. Joannes Schafärik Belgrad 1860. Acta Bosnae potissimum ecclesiastica cum insertis editorum documentorum regestis ab anno 925 usque ad annum 1752 (Zagreb 1892) = Monumenta spectantia historiam Slavorum meridionalium v. XXIII. Acta et diplomata graeca medii aevi sacra et profana. 6 Bde., hrg. v. Franz Miklosich/Joseph Müller (Neudruck Aalen 1968). Acta sanctorum. 67 Bde. (1643-1940). Claudius Aelianus, De natura animalium: 2.-3. Jh. Ammianus Marcellinus, Historiae: 4. Jh. Anna Comnena (Komnene), Alexias, hrg. v. a) A. Reifferscheid 2 Bde (Leipzig 1884); b) Bernard Leib 3 Bde (Paris 1937^15): 12. Jh. Annales Fuldenses, hrg. v. Friedrich Kurze in: Mon. Germ. hist. Script, rer. Germ, in usum scholarum 7 (1891): 8.-9. Jh. Annales Laureshamenses editio emendata secundum codicem S. Paulensem, hrg. v. E. Katz, in: Jahresbericht des öffentlichen Stifts-Untergymnasiums der Benedictiner zu St. Paul (1889): 8.-9. Jh. Annales regni Francorum ab a. 741 usque ad a. 829 qui dicuntur Laurissenses maiores et Einhardi hrg. (nach G. H. Pertz) v. Friedrich Kurze (Hannover 1895). Anonymi (P. Magistri), Gesta Hungarorum, hrg. v. Jozsef Deer, in: Scriptores rerum Hungaricarum ducum regumque stirpis Arpadianae gestarum (Budapest 1937) S. 1-117: 12.-13. Jh. Anonymus 1308 = Anonymi Descriptio Europae Orientalis «Imperium Constantinopolitanum, Albania, Serbia, Bulgaria, Ruthenia, Ungaria, Polonia, Bohemia» anno MCCCVIII exarata, hrg. v. Olgierd Görka (Krakau 1916). Appianos von Alexandria, Historiae Romanae, Buch IX: Illyrica; Bücher XIII-XVII: Bella civilia 1-5: 2. Jh. Flavius Arrianus, Anabasis: 2. Jh.

420

Abgekürzt zitierte Literatur

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b) S e k u n d ä r l i t e r a t u r , Z e i t s c h r i f t e n Bei der Zitierung im Text sind die Verfassernamen - statt, wie bei den Quellen, durch Komma vom Werktitel durch Doppelpunkt abgesetzt.

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REGISTER

Erfaßt werden die meisten behandelten Namensformen. Auf Laut- und Schreibvarianten, die der Benutzer in der Nähe der Lemmaform suchen würde, weist das Register mit dem Zusatz u. ä. («und ähnlich») hin. Örtlichkeiten wird die heutige Staatszugehörigkeit beigegeben: Alb. = Albanien, Bulg. = Bulgarien, CS = Tschechoslowakei, Dd. = Deutschland, Fr. = Frankreich, GBrit. = Großbritanien, Grie. = Griechenland, It. = Italien, Jug. = Jugoslawien, Ost. = Österreich, Po. = Polen, Rum. = Rumänien, SU = Sowjetunion, Tu. = Türkei, Ung. = Ungarn. Von Siedlungen (ohne Sigle) sind durch Siglen abgesetzt: Fl. («Fluß»), Geb. («Gebirge»), PN («Personenname»), Reg, («Region»). Moderne Autoren wurden nur aus dem Text der Teile A und B, also nicht aus den Anmerkungen und den Namensgeschichten (Teil C) ausgezogen. Für die antiken und mittelalterlichen Zeugnisse, die das Buch interpretiert, sei auf das Quellenregister (S. 419-427) verwiesen.

Abdera Grie. 16.6. Ablona u.a. Alb. 41.3.2. AbrudRum. 3.12.; 17.9.4.; 23.1. Abrugbanija Rum. 23.1.1. Absura Alb. 38.6.1. Achär čelebi Reg. Bulg. 3.8.; 23.2. Achelö Bulg. 15.5.; 15.9.; 18.4.; 20.5.; 24.2.4.; 25.2.; 25.3.2.; 41.2.3. Achelo Burgas Bulg. 41.2.3. Acheloj Fl. Bulg. 15.5. Achelöos Flüsse Grie., Bulg. 14.15.; 41.2.3.; 41.15.3. Acherlin Grie. 27.6.2. AchliBulg. 41.2.1. Achrida Jug. 17.2.5.; 19.3.3.; 19.3.5.; 20.10.; 35.2.4. Achridö(s) Reg. 3.8.; 15.4.; 23.2. Achrjane, Stamm Bulg. 23.2.1. Achtopol Bulg. 19.14.; 23.3. Ackerbau A.8; B.VV; A. 41; 19.2. Anm. 8; 19.70.; 19.22; 19.27.; 21.11. Adda Fl. It. 9.4. Adra Ort, Adrion Berg Jug. 30.1.1. Adua Fl. It. 9.4.

Adria-Inseln 3.1.3; 4.2.; 14.3. Anm. 29; 17.13.; 19.3.1a Anm. 16; 19.9. AdrianopelTü. 19.13.; 23.4. Adrianu Tu. 23.4. 2 f. AdrianovgradTü. 23.4.3. Aelia Antoniana Ovilava Ost. 42.2.1. Aelia Picensia Jug. 36.2.1. Aematia Reg. Alb. 33.5.3. Aenona Jug. 11.4.; 29.5.3.; 34.5.1 f. Aesontius Fl. Jug.-It. 11.4.; 28.1.4.; 29.5.1.-3. Afrankbik Jug. 38.17.8. Agathopolis Jug. 20.5. AgchialeTü. 41.2.1. Agchialos Bulg. 35.2.2.; 41.2.1.; SU 41.2.6. Agathopolis Bulg. 23.2.2. Aggista Fl. Grie. 23.8.3. Aggites Fl Grie. 23.8.; 10.1.; 10.11.; 37.14.1. Agrianes Fl. Tu. 27.3.1. Aguntum Ost. 26.4.4.; 33.1.2. Ahse Fl. Dd. 37.7.1. Ahjoli Bulg. 41.2.3. Ata Quelle Jug. AIV 1 A.8; 41.15.2. Aias Fl. Grie. Alb. und PN 41.15.2. Atmen Bulg. 24.2.4.

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Aist Fl. Ost. 39.8.3. Akameros PN 19.3.3. Aktor FL Bulg. 23.10.4. Akhteboli Bulg. 23.3.3. ^ t a n i a Rum. 35.4.1. /i/as.söna Grie. 27.1.2. Alabek Jug. 32.1.1. Albaner 1.1. Erforschung des Namensschatzes 7.1.-5.; behandelte Namen 22.2.1.; Beziehungen zu den Griechen 15.8.; - zu den Romanen 15.1.; 15.8.; 18.11.; 21.8.; 35.2.8.; -zuden Slawen 3.8.; 6.4.; 19.9.; 19.30.; 21.8.; Dialekte 25.2.7.; 38.18.3.; Frühheimat 21.12.; 33.5.3.; 35.2.8.; 38.13.6.; 38.18.3.; Lautgeschichte 7.4.; 15.3.; 15.8 ff.; 34.6.4.; 37.8.; 38.3.2.; Name 23.5.; 32.1.4.; Nordund Südausdehnung 4.2.; 26.6.; 8.1.; Siedelkontinuität? 4.2.; 7.1.-5.; 16.2.; 19.25.; 23.5.2.; Siedelweise 21.12.; Volksname 23.5.1. und 4.; 7 f. Albania Reg. Alb. 23.5.3. Albanoi Volk Alb. 23.5.1. Albanopolis Alb. 23.5.1. und 3. Albanum, Ort u. Reg. Alb. 23.5.3. Albona Jug. 6.4. Albula Fl. It. 1 A 10 Albantia Fl Fr. 32.2.1. Albis Fl. Dd. 32.1. A(ljkssio u.a. Alb. Ort 16.10.; 32.3.1.; Fl. 26.5.6. AlliaFl.lt. AIV1 Anm. 10 Alexios III. Kaiser 35.2.6. Allakmon Fl. Grie. 19.11.; 25.5.3. Alm Fl. Ost. 32.8.1. Alma Fl. lt. 32.8.1. Almissa Jug. 32.3.2. Almissum Jug. 12.1. Anm. 2; 17.9.3. Almus Fl. Bulg. 10.7.; 10.12.; 32.8.1. Alontas Fl. SU 23.6.2. Alpheios Fl. Grie. 32.1. Alt Fl. Rum. 7.10.; 10.8.; 14.22.12.; 19.21.; 23.6.; 24.4.3 f.; 31.14.3.; 38.4.3. Altbalkanische Sprachen 2.1.2.; Auslautnivellierung bes. 4.1.1.; 5.4.; 6.1.; 21.4 f.; ä>ö 11.5.; Anlaut-Apokope 37.1.2.; 37.4.1.; Gliederung 9.3.; Monophthongierung 11.4.; 40.2.1.; ONen auf -öna 34.2.5.; Satemspra-

chen? 35.4.1; Vokalsynkopen 11.2.; 11.4.; s. auch Albanisch; Dakisch; Epirotisch; Makedonisch; Ostindogermanisch; Thrakisch; Sprachbund. «Alteuropa», archaisches Namenstratum 9.3 f. Aluöte Fl. SU 23.6.2. 14.2.1.; 14.7.; 14.9.; Aluta(s),AlutusFl.Kum. 14.19; 14.22.11.; 17.9.1.; 23.6.1. u. 3 f.; 38.7.3.; 39.3.3. Ambilikoi, Ambisontioi Völker Ost. 28.1.1. Ambrakia Grie. 16.6. Amphipolis Grie. 16.6. Amphora Fl. It. 34.1.2. Ampoi Rum. 17.9.4.; 19.21.; 23.7.; 24.3.3.; 24.4.3 f.; 33.7.6. Amselfeld (Kosovo polje) Reg. Jug. 19.18.; 21.11. Aquileia It. 34.1.2. Ana Fl. Dd. 27.2.1. Anasamus Bulg. 35.4.3. Anatolien: durcherhaltenes antikes Namenserbe in -3.10. Anm. 24 Anchialos Bulg. 12.6.; 20.1.; 20.5.; 21.6.; 28.8. Anm. 16; 41.2. Anconalt. 19.3.1a; 19.3.2. Anderva lug. 35.4.4. Andrinople Tu. 10.4.; 23.4.3. Angista Fl. Grie. 23.8. Andiista Fl. Grie. 10.1.; 10.11.; 14.13.; 17.2.6.; 19.3.5.; 19.3.8.; 23.2.8. AniaFl It. 27.2.1. Anesus, Anisa Fl. Ö. 5.4.; 14.13.; 17.2.3.; 27.2.2.^».; 27.4.4.; 31.15.2.; 42.2.2.; 43.1.2. Aniene It. 24.2.5. Anio Fl. It. 24.2.5. Ansamo Bulg. 35.4.3. (S)anpaeus Fl. Rum. 23.7.2. Constitutio Antoniana 2.1. Antivari Alb. 16.10. Antheiau.ü. 20.5.; 23.13.1. Araber: Donauname 26.3.10.; s. auch Quellen unter: Idrisi Ar(r)abo Fl. 1 Ar(r)abona Ort Ung. 13.2.; 14.4.; 14.13.; 16.12.; 17.7.; 34.2.5.; 37.1.1. und 4.; 37.3.1.; 38.21.2.; 41.10.2. Arachthos Fl. Grie. 4.1.; 8.1.; 13.2.; 14.13.;

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16.6.; 23.9.; 27.5.2. Araros Fl. Rum. 23.12.2.; 24.12.1. Araithos u. ä. Fl. Grie. 23.9.1. Araxes Fl. Grie. 23.9.1. Arbanas(ija) Alb. 23.5.7. Arbanenses «Albaner» 23.5.3. Arbanum Alb. 23.5.3. Arben, arber «albanisch» 23.5.4 f. Archridij Jug. 35.2.7. Arčar Fl. Bulg. 10.6 f.; 13.2.; 17.6.; 17.12.; 18.4.; 23.10.; 22.8.3.; 35.2.1.; 37.2.1.; 38.12. Arčarica Fl. Bulg. 23.10.3. Arda Fl. Bulg. 3.8.; 10.14.; 12.5.; 19.3.6.; 19.3.8.; 19.11.; 19.12.3.; 23.2.; 23.4.3.; 23.11.; 23.12.3.; 27.3.3. Ardaxanos Fl. Alb. 24.11.4.; 27.5.1. Ardeskos Fl. Bulg. 23.11.1 ff. Ardesos Fl. Rum. 23.12.1. Arelape Ost. 27.4.1. Arethon u.a. Fl. Grie. 23.9.2. Ärgern. Rum. 7.9.; 14.22.12.; 17.9.1 f.; 19.21.; 23.12.; 38.4.3. Argedauon Rum. 23.12.3, /Irgya Fl. Alb. 9.4. Anm. 8. Ariön Fl. Jug. Alb. 26.5.1. Arnaut «Albaner» 23.5.2. ^rof/iay Fl. Grie. 23.9.2. Arrabo(na) s. Arab.Arsa Flüsse und Orte Jug. 18.7.; 37.6.1 f. Arsaza Jug. 37.6.2. Arsena Jug. 37.6.2.; 37.8. Arsia FlJug, 37.6.2.; 37'.7.1. ^rto Ort und Fluß Grie. 7.3.;8.1.; 14.13.; 15.6. Anm. 12; 16.6.; 23.9.2 f.; 27.5.2.; 29.3.3. Artinos Fl. Grie. 13.12.; 23.9.4. Artiskos Fl. Bulg. 23.11.1 f. Arlanes Fl. Thrakien 23.11.1. Aoos Fl. Grie./Alb. 11.2.; 14.15. /l/«7as Fl. Grie. 9.4. Anm. 8; 23.8.1. Apollonia Pontica Bulg. 38.14.1.; 41.2.1. Apulum Rum. 23.7.8. Apsus Fl. Alb. 38.6.1. und 3.; 38.9.1. Arvanoi «Albaner» Arvanoi 23.5.2. Arvanon Alb. 23.5.3. Arzen Fl. Alb. 27.5. ^rzo.s Fl. Thrakien 23.11.1.

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/tramus Fl. Bulg. 14.2.3.; 30.3.2.; 35.4.1. Asamum Jug. 35.4.1. /Isema Bulg. 14.2.1.; 14.2.3.; 14.22.1. und 11. Anm. 41; 35.4.2.; 35.4.4.; 41.14.2. Asön s. Asunes Astibus Ort (und FL?) Jug. 11.4.; 24.11.4.; 38.18.1 f. Astaruniza Ost. 19.3.3. Astralice Bulg. 10.4.; 38.16.5. Asunes, Asön Fl. Alb. 12.6.; 19.17.4.; 35.4.7. Athitza Bulg. 31.2.4. /ff/iryj Fl. Bulg. 14.4.; 30.3.1 f. Atija Bulg. 19.3.5. und 7.; 23.12.; 23.13.2.; 17.2.2. Augusta(e) Bulg. 13.2.; 35.2.1 f.; 38.21.2. Augusta Traiana (Beroe) Bulg. 3.1.; 24.8.2. AugustobonaFt. 41.10.1. Augustum Margum Jug. 33.9.1. Augustus (Oktavian) 1.1.; 26.3.4.; 26.4.1.; 35.2.1.; 36.3.1.; 36.8.1.; 38.4.2. AuhaFL Rum. 23.6.9.; 27.1.3. Aulon(a) Alb. 41.3. Auslautmvellierung s. Altbalkanische Sprachen Autariatai Volk Jug. 39.2.1. Avantia Fl. Fr. 41.14.4. Aventia Fl. It. 41.15.3. Avton(a) Alb. 17.2.1.; 20.2.; 20.6.; 27.1.3.; 41.3.2 f. ^vurcrumÖst. 26.4.4. awaren 1.1.; 2.1.2.; 5.3.; 17.4. Anm. 15.; 19.2. Anm. 7.; 19.10.; 19.28.; 24.8.2.; 27.2.2.; 29.4.1.; 31.2.2.; 31.4.1.; 34.6.1.; 36.3.2.; 38.10.3.; 38.11.3.; 38.17.2.; 39.3.6.; 41.12.2. Awarische Mark 36.3.2. Axiaca u.a. Fl. Rum. 23.12.2. Axiopa Fl. Rum. 13.3.; 31.11.1.; 37.10.1.; 41.4.2. und 5. ^lx/7/oBulg. 41.2.3. Axios Fl. Jug./Grie. 41.4.1 f. Azmak(dere) Fl. Bulg. 33.3.3. J5- in byz. Zeugnissen s. unter VBacenus Geb. Dd 3.3. Anm. 16 Bog 3ug. 41.15.11. Bäiasä u. ä. Fl. Alb.-Grie. 8.2.; 19.26.; 21.8.; 27.1.3.; 41.15.5-10. Bacuntius Fl. Jug. 24.10.2.

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Badar, Bader Jug. 3.3.; 18.7.; 19.18.; 24.1. Bachtwna (Mpachtuma) Fl. Grie. 23.9.4. BaederusVH 24.1.2. Baiern, deutscher Stamm 5.3.; 27.2.2.-4.; 33.8.; 37.1.2.; 38.4.6.; 39.8.3.; 43.1.3. in(e) Bairaujai Bulg. 24.8.1. Balaton u.a. See Ung. 36.4.7. Balčik Bulg. 3.11. Bakonjerwald Ung. 3.6. Balkangebirge 3.6. Anm. 18; 20.4.; 24.2. Bar Jug. 26.8. Barbanna Fl. Jug.-Alb. 9.4. Anm. 8; 10.1.; 10.12.; 24.6.1. Barbanne Fl. Fr. 24.6.1. Barbaren im Vorfeld des römischen Reiches 14.16.; 15.8. Bargela Jug. 9.4.; 24.11.1. Bargos Fl. Bulg. 24.11.2.; 33.9.1. Barte, Henrik Philologe 14.2. Bornas Bulg,. 41.5.3. Barswa Fl. Rum. 24.5.4. Basileios II. Kaiser 19.30.; 20.1.-11.; 20.7.; 21.13.; 24.6.2.; 26.2.1.; 35.2.4.; 38.8.2.; siehe auch unter Quellen unter Basileios II. ad Basante Jug. 24.10.1. BasentusFl.lt. 24.10.1. Bassania, Bassiana ON Ung. Jug. Alb. 24.9.3.; 24.10.1. Bathiatai Volk Ung. 24.9.1. Bathinus Fl. Jug. 24.9.1. Bathinus, Batho PNen 24.9.1. M n u.a. Bulg. 17.2.; 17.12.; 19.3.2.; 19.3.4.; 36.5.7.; 38.1.7.; 41.12.4. Bechine Fl.Fr, 31.2.5. Bechory Berge CS. 24.4. Serf- in thrak. ONen 41.6.1. Bederiana Jug. 24.1.1. Bega, Begej u.a. Fl. Rum.-Ung.-Jug. 24.3.; 39.3.6. Bergej PN 24.3.2. Belašnica 32.1.1. Belgrad Jug. 3.11. Seß Z)r/m Fl. Jug./Alb. 26.5. Beljaköst. 19.7.; 41.13. BerGrie. 12.1. Anm. 2; 17.2.4.; 17.2.10.; 18.5.; 41.9.2. Berawn Ost. 33.1.3.

Berber nordafrikan. Volk 15.1. Berat Alb. 23.5.7. Sere« Grie. 41.9.3. Bergbau 3.12 f.; 17.14.; 19.18.; 19.21.; 23.1.; 23.7.1.; 24.2.6.; 33.1.1.; 36.4.2. Bergnamen 3.6.;9.1.; 17.2.1.; 37.11.2. Beroia Bulg. 3.1.; 20.1.; 24.8. und 4; Grie. 21.6.; 41.9.1. Bersovia u.a. Fl. Rum. 14.5.; 24.5.1.; 24.6.5. Beševliev, Veselin, Historiker und Philologe 16.3. Bessen thrak. Volk 19.29.; 26.3.2. Betoglia Jug. 24.6.5. Bettejeri Bulg. 37.11.3. Bettovia u.a. Jug. 14.4f.; 16.11.; 18.4.; 19.7.; 36.3.2. Bič Fl Jug. 31.2.5. BiduniBulg. 41.12.3. Bihar, Bihor Geb. Rum. 3.6.; 17.9.4.; 19.21.; 24.4. Bijor Geb. Alb.-Jug. 24.4.2. Bilachöst 41.13.1. Bilisasseo See Ung. 36.6.3. Bw-zara Fl. Rum. 10.12.; 14.5.; 24.4.5.; 39.3.6. Bisontium Ost. 28.1.1. flisfraFl. Rum. 19.21. Bitolj(a) 8.2.7.; 16.6a; 17.2. und 4.; 18.5 f.; 19.20.; 21.8.; 24.6.; 39.1.2. BitusFN 14.18. Anm. 37 Bjala reka Fl. Bulg. 13.1. Anm. 2; 23.11.2. Blatno pleso See Ost. 36.4.4. und 6. Blatbnskb kostoh Ung. 36.4.6. Bled lug. 19.7. Bodon Bulg. 41.12.4. Borfza Fl. Rum. 10.12.; 24.12.9. Bog Fl SU 14.2.5. Böge Fl. Ung. 24.3.3. Bojana Fl. Jug.-Alb. 9.4. Anm. 8; 10.1.; 10.12.; 24.6.2.; 24.7.; 26.5.7. PN 14.20. BoUug. 41.15.11. Bolgres «Bulgaren» 10.4. Boloton See Ung. 36.4.4 f. Bona Fl. Jug. 3.1. Anm. 1. Bononia Bulg. 3.11.; 19.3.2.; 41.12. Borsua u.a. Fl. Rum. 24.5.4. Boruj Bulg. 17.2. Anm. 6; 18.7.; 24.8.; 32.6.2. Borysthenes Fl. SU 38.7.1.

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Bosna u.a. Fl. Jug. 1.1.; 14.19.; 17.7.; 19.8.; 19.22. Anm. 46; 24.9.; 26.4.3. Bosnien Reg. Jug. 3.13.; 6.2.; 24.9. Bosut Fl. Jug. 14.20.; 24.10.; 32.1.2.; 33.2.2. Bosuta Fl. Jug. 21.10.3. Bozen Fl. Rum. 24.12.7. Brač Insel Jug. 19.3. Anm. 13; 34.2.6. Brančevo Jug. 31.12.; 33.9.5. Braiola Jug. 10.6.; 41.16. Brattia Insel Jug. 34.2.6. Brbana Fl. Jug. 9.4.; 13.1.; 19.17.4.; 24.11. Bregalnica Fl. Jug. 9.4.; 13.1.; 19.17.4.; 24.11. Br(i)ego Fl. Alb. 38.9.4. Bregmatja Reg. Alb. 33.5.3.; 38.9.4. Brettia Insel Jug. 34.2.6. Breuker Volk Jug. 24.9.1. Britannien 12.4,; 15.1.; 16.3. Brgud Jug. 19.9. Brkat Jug. 41.15.11. Brod Jug. 13.3. ÄWj'raBulg. 23.3.1. Broggos Fl. Jug. 23.12.3.; 33.9.1.; 39.3.6. Brundisium It. 34.1.1. S r ^ e r Volk Jug. 25.5.1. Buatico Bulg. 23.3.1. 5i«foi u.a. Bulg. 41.12.4. BudraJug. 18.11. Bukowina Reg. Rum./SU 26.9.3. Bukt Jug. 19.3.5. Bulgarien Namenkontinuität, -erforschung 3.4.10. Anm. 10; 3.13.; 6.1.-4.; 22.2.2.; Slawisierung von Südbulgarien 3.8.; 19.12 f.; 19.19.; 19.24.; 1. Bulgarenreich (7.-10. Jh.); 18.4.; 19.14.; 20.1.; 20.1.-15.; 21.2.; 21.13.; 26.2.2.; 33.9.5.; 38.14.2.; 38.16.2.; 38.17.; 41.5.1. und 4.; 41.12.2.; Makedobulg. Reich (10.-11. Jh.) 20.1.-15; 20.6.; 20.8.; 27.6.3.; 31.6.4.; 38.19.2.; 41.9.2.; Griech. Herrschaft 11 .-12. Jh. 20.11.; 2. Bulgarenreich (12.-14. Jh.) 14.17. Anm. 35; 19.13.; 19.23.; 19.30.; 20.9.; 21.2.; 21.12.; 29,1.8. Vgl. Protobulgaren Buene Fl. Alb.-Jug. 24.6.2. Bukarest Rum. 10.4. Burgas Bulg. 41.2.3. Burzua Fl. Rum. 24.5.4. Bussum Rum. 24.12.7.

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Butelia u.a. Jug. 20.2.; 24.6.2.^*. Buzäu Fl. Rum. 14.13.; 19.21.; 23.12.2.; 24.12.; 39.3.6. Byca Fl. Bulg. 3.3.; 13.2. Byhar Reg. Rum. 24.4.1. Bylazöra Jug. 3.11.; 41.8.1. Bystrica Fl. z. B. in Grie. 3.3.; 14.2.5.; 19.11. Bytolja u.a. Jug. 24.6.3 f. Byzanz: Bewahrung antiker Namen 3.6.; 3.8.; 20.3.; 20.9.; byz. Herrschaft in Dalmatien 37.7.; 44.1.7.; - an der Save 38.4.5.; 38.11.2.; 38.17.2.; - in Thrakien 37.10.2.; Verhältnis zu den Bulgaren im 9. Jh. 19.14.; 21.13.; 26.1.3.; 34.4.; Balkanbarbaren im byz. Dienst 19.29.; Wiedereroberungen a. 971— 1019 4.1.6.; 12.3.; 19.30.; 20.1.-15.; vgl. auch Johannes Tsimiskes; Basileios IL; Verwaltung und Namenschatz der wiedereroberten Gebiete 8.2.; 20.1.-15.; 34.4.7.; 35.2.4,; 38.16.4.; 38.17.2.; 38.20.6.; 41.12.3. C- vgl. KCabej, Eqrem Philologe 7.3.; 8.1. Cabyle Bulg. 30.2.1. J.Caesar 17.3.; 26.3.4.; 32.3. Com Fl Grie. 39.9.2. Cambus u.a. Fl. Ost. 14.14.; 31.3.1 und 4. Cameria u.a. Reg. Grie. 7.3.; 39.9. Capidan, Theodor Philologe 8.2. Caprae Jug. 35.2.2. Captat Jug. 37.4.1. Caracalla Kaiser 42.2.1. Caranta(ni) Reg. und Volk Ost. 31.4.1. Car(r)anntfa) Fl. GBrit.; Ort Ost. 31.4.1. Carantomagus Fr. 31.4.1. Carentani Volk Ost. 31.4.1. Carni(a), Carnech u.a., Carnium Volk und Reg. Jug. 31.13.1 f. Carso Geb. Jug. 31.5.4. Čaška Insel Jug. 12.1. Anm. 2 Caricin Grad Jug. 39.1.1. Catena del Mondo Geb. Bulg. 24.2.6. Castoria Grie. 31.6.4. Castellione Jug. 19.3.2.; 19.9.; 37.4.6. Cattaro Jug. 12.1. Anm. 2; 16.10.; 19.3.3. Caucaland- Reg. Rum, 31.9.3. Cavii Volk Jug. 31.7.1.

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vicus Cavadinus Jug. 3.5.; 31.7.1. Cavtat Jug. 3.7.4. und 5. Cebro Bulg. 17.2.8.; 25.3.2. Čedadli. 13.3. Anm. 13 Ceteia Jug. 38.11.1. Celetrum Grie. 31.6.1. Cem(va) u.a. Jug. Fl. 12.1. Anm. 2; 15.4.; 25.2.; 25.4.2 f. COTKJ Fl. Rum. 9.4.; 10.12.; 10.14.; 13.3.; 14.20.; 25.1.; 41.4.5. Černa Jug. 14.2.5.; 25.5.2.; 41.4.5. Cernavodä Ort und Fluß Rum. 13.3.; 31.11.1.; 37.10.1.; 41.4.5. Cetin Grad Jug. 25.2.4. CWmaFl. Jug. 13.1 f.; 17.3.; 17.7.; 18.4.; 25.2.; 34.2.6.; 38.21.2. Cetinje Jug. 25.2.4. Ceryma Fl. Po. 25.2.5.; 34.2.6. Chaerenpurch Ost. 31.4.1. Cham Fl. Dd. 31.3.1. Chamba u.a. Fl. Ost. 31.3.3. Ch(a)ön(ia) Fl. und Reg. Grie. 41.15.1. Charzanes Fl. Alb. 27.5.2. Cherin Fl. Fr. 31.4.1. Cherso Insel Jug. 14.3. Anm. 29 CAerca Fl. Jug. 28.5.3. Chlerin Grie. 38.1.10 Chlochlita, Chmelita Fl. SU 37.14.1. Christentum in Dakien 15.7.; bei den Goten 14.22.11.; 15.7.; 24.12.2.; im SaveDrau-Raum 3.12.; bei den Slawen 15.6.; 19.4. Anm. 36 Chorutane Volk Ost. 31.4.2 f. Chönes Volk Grie. 41.15.2. Choumberg Berg Ost. 3.6. Anm. 19; 17.2.9. Anm. 9 Chramisau.ä. Fl. Ost. 14.13.; 31.15.1. Chumbenza Ost. 31.8.1. Chy(m)psala Bulg. 25.3.3. Ciabrus u.a. 25.3.3. Cibr(a),Cibrica Fl. Bulg. 10.7.; 14.19.; 14.21.; 17.7.; 17.2.8.; 19.3. Anm. 13; 25.3.; 25.3.8.; 29.1.8.; 32.8.2.; 33.3.2.; 38.12.; 39.3.6.; 40.2.3.; 41.14.2.; 41.14.3. Cijevna Fl. Jug. 9.4. Anm. 8; 11.5.; 15.4.; 25.2.; 25.4.; 44.3.2. Cilli Jug. 38.11.1.

Cimuskoto-dere Fl. Bulg. 41.2.3. Cinna Jug. 15.4.; 25.4.1. Ciropol Bulg. 10.6.; 10.12.; 10.14.; 19.19.; 25.4. Cissa Insel Jug. 12.1. Anm. 2 Cividale It. 34.1. Clausal(a) Fl. Jug. 9.4. Anm. 8 Claudius Kaiser 27.4.1.; 28.4.1. Co/opis Fl. Jug. 14.4.; 31.16.1. Co/pa Fl. Jug. 15.6. Anm. 12; 31.16.4. Comagenus u.a. Berg, Ort Ost. 3.6. Anm. 19; 17.2.9. Anm. 9 Commodus Kaiser 25.2.2. Conopon Lagune Rum. 3.7.; 14.4.; 31.11.1. Constitutio Antoniana 2.1.2. Cormones Jug. 38.1.7. Cosa Fl. It. 42.1.2. Corca Fl. Jug. 28.5.2. Corcac Fl. Ost. ? 28.5.1. Creina u.a. Reg. Jug. 31.13.4. Crem(e)sa Fl. Ost. 27.2.3. CWj Fl. Rum.-Ung. 7.4.; 7.9.; 9.2.; 17.9.2.; 19.21.; 31.14.4.; 31.14.6. Crna Fl. Jug. 3.3.; 25.5.; 27.3.3.; 38.19. Crni Drim Fl. Jug.-Alb. 26.5. Cserna Fl. Rum. 25.1.6. Cry.? Fl. Rum.-Ung. 31.14.4. Crucemont Bulg. 10.4.; 41.1.4. Cucullis Fl Ost. 31.9.3. Cucu&rai Rum. 31.9.2. CumbenzaÖst. 31.8.1. C»/pa Fl. Jug. 31.16.4. Curca Fl. Jug. 28.5.4. Curciza Fl. Ost. 28.5.4. Čuprija Jug. 33.9.1. und 6. Cusus Fl. CS 42.1.1 f. Daemonisflumen Alb. 38.6.6. Dada Dardanica Reg. Jug. 38.12.2. Oaci'a mediterranea Reg. Jug./Bulg. 38.16.1. und 3.; 39.1.1. Z)ariii ripensis Reg. Jug./Bulg. 41.14.1. Dakien: röm. Eroberung 14.12.; Grenzen des röm. Dakiens 23.6. und 9.; Romanisierung 17.9 f.; 21.7.; Räumung 7.7.; 16.1.; 17.6.; nach der Räumung 23.6.1.; Rücksiedler 38.16.3.; Dakisch-Getisch (-Mö-

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sisch): Fortdauer 1.1.3.; 7.10.; 16.1. Anm. 4; 19.23.; 31.14.4.; Satemsprache? 35.4.1.; Beziehung zum Nordiran. 14.10.; 14.12.; zum Thrak. 2.1.2.; 6.1.; Sprachgesch.: -dewä 23.12.7.; 36.5.2.; a 14.13.; e>ä 30.3.3.; 36.5.7.; Heilpflanzennamen 14.4.; 14.8.;23.6.3.;25.1.4.;-/- 37.9.1.; Suffixe 23.7.2.; -w- 34.6.2.; d 14.6. Vgl. Thrakisch Dalmatien Reg. Jug.: Name, Kontinuität des Namenschatzes 3.8.; 3.13.; 4.2.; 6.3.; 34.2.6.; Griechen 17.3. Anm. 12 (vgl. Byzanz); Lateiner, Römer 17.3.; 17.13.; 18.11.; 21.7.; 26.7.3. (vgl. Romanen: Dalmatien); Slawen 19.3.1a Anm. 16; 19.9. Dampolis Bulg. 30.2.2. Danuvi(o)s, Danuva, Danü «Donau» 12.4.; 14.2.1.; 14.4.; 15.3.; 20.7.; 28.8. Anm. 16; 26.3.3 f.; 26.3.6.; 26.3.10. Dardanien Reg. Jug. 16.3.; 19.17 f. Dargameros PN 19.3.3. Dassaretier Volk Jug. 35.2.3. Dassius PN 14.18. Anm. 37 Dazpat Jailassi Geb. Bulg. 37.10.4, Dana Rum. 31.2.7. Deavolis Alb. 26.2.2. Dečev, Dimitär, Philologe 6.1. Del Fl. Alb. 38.6.4. Deli Kamak Fl. Bulg. 31.2.7. Delmatia Reg. Jug. 34.2.6. Delminium Jug. 17.13. Demetrius Heiliger 38.14a; 38.17.7. Derba Jug. 35.4.3. DesnaFl.SU 27.5.1. Despotskija gori u.a. Geb. Bulg. 37.10.4. Deultum Bulg. 26.1.1. Deveto* u.a. 20.1.; 20.4.; 26.1.; 28.8. Anm. 16 Devnja Ort und Fl. Bulg. 3.11.; 26.2.1. Devol Ort und Fl. Alb. 3.11.; 8.3.; 13.2.; 14.22.8.; 18.5.; 38.6.4. Dezna Fl. Rum. 19.21. Diabolis Alb. 26.2.3. Diadöra Jug. 44.1.7. Diampolis u.a. Bulg. 20.4.; 30.2.2.-5. Dibaltum Bulg. 26.1.1. Dibolia Alb. 26.2.1. Dibre u.a. Alb. 41.3.4.

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Dia« Rum. 31.2.7. Diana Fl. Bulg. 31.2.7 f. Dickenmann, Ernst, Philologe 14.2. Dierna Kastell und Fl. Rum. 10.14.; 23.12.4.; 25.1 f.; 25.5.2. DievalisuX FI. Alb. 13.2.; 38.6.4. Dimbovi(aFl. Rum. 3.3.;9.2.; 19.21.;24.12.4.; 29.1.3. Dimitrovace Jug. 38.17.7. Dinace Bulg.? 26.9.2. Dioclea u.a. Jug. 10.5.; 26.8.2. Diospolis Bulg. 30.2.1. Diokletian Kaiser 10.5.; 18.11.; 26.8.2.; 27.2.4.; 31.6.1.; 37.10.1.; 38.16.1. Diokletianupolis Grie. 31.6.1 f. Dionysopolis Bulg. 3.11. Di(ri)stra Bulg. 19.3.8.; 38.10.4. Dwtow PN 19.3.8. Anm. 35 D;7zina u.a. Fl. Bulg. 31.2.7. DiuBulg. 41.12.6. Dnepr, Dnes/r Flüsse SU 14.2.5.; 15.8.; 26.3.3. Dobra Fl. Rum. 19.21. Dobrudscha (Dobrogea) Reg. Rum. 14.10. Doclea u.a. Jug. 10.5.; 15.4.; 17.13.; 19.3.1.; 21.11.; 26.8.1. Dok idaua Rum. 15.8. Dolcigno Jug. 41.19.2. Dolopes Stamm Grie. 37.10.1. Dolno Kaie Bulg. 26.1. Domitian Kaiser 38.13.2.; 38.17.1. Don Fl. SU 26.3.3. Donau 10.8.; 12.4.; 13.2.; 26.3.12.; 33.10.4.; 26.3.; Oberlauf 13.1.; Mittellauf 4.1.1.; Unterlauf 3.3.; 14.19.; germ. Namensformen 15.8.; 26.3.12.; 26.4.4. DonecFl.SU. 3.3. Dorfnamen 3.9. Dorostolon Bulg. 20.10. Dospat Fl. Bulg. 13.1. Anm. 2; 37.10.1. und 4. Dowe Fl. Dd. 27.5.1. Dragoviči Volk Bulg. 19.13.; 36.5.4. Drac" Alb. 19.3. Anm. 13; 19.9.; 26.10.4 f. Drau, Drava u.a. Fl. Öst.-Jug.-Ung. 10.8.; 16.6 f.; 17.2.3.; 17.4.; 26.4.; 26.6.1.; 33.10.4.; 38.4.1. und 5. Dreinos Fl. Jug. 26.6.1. Dreisam Fl. Dd. 39.8.1.

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Drekön Fl. Jug. 10.4. Drevasto Alb. 26.7.; 32.3.1. Drenopolje Tu. 23.4.5. Drestra Bulg. 38.10.4. Dr/7/örc, Drim(a), Drin u.a. Fl. Jug.-Alb. 3.4. Anm. 11; 10.9.; 14.4.; 14.22.7.; 24.6.3.; 26.5.; 35.4.7. Drina, Drtnus Fl. Jug. 10.9.; 14.19.; 26.6.; 30.1.2.; 36.8.3.; 38.4.1.; 39.2.1. Drincea Fl. Rum. 37.1.1.; 38.5.1. Drinjača Fl. Jug. 26.6.2. Drisht Alb. 7.3.; 13.2. Anm. 5; 26.7. Dristra Bulg. 20.10.; 26.3.9.; 34.6.8.; 38.10.4.; 41.8.5.; 41.12.3. Drivastum u.a. Alb. 12.2. Anm. 5.; 26.7.1.-3. Druentia Fl. Fr. 26.4.1. Drymön Fl. Jug.-Alb. 26.5.3. und 5. Dryna Fl. Jug. 26.6.2. Drynopolis Tu. 23.4.5. Dnstn u.a. Bulg. 17.12.; 19.3.4 f.; 21.15.; 38.10.4. Dubilino Bulg. 19.12.1.; 19.19.; 30.2.3. Dubrovnik Jug. 3.7.4. DukljaJug. 10.5.;19.3.1.; 19.3.4.; 19.9.; 19.28.; 26.8.; 38.14.2.; 44.3.1. Dulcigno Alb. 16.10. Dumno Jug. 17.13. Dumidraua Jug. 38.14. a Dunaj slov/tn. «Wien» 13.2.; 26.3.12. Dunaj, Dunav u.a. «Donau» 3.6.; 10.8.; 10.13 f.; 14.2.5.; 17.2.12.; 19.3.1.; 21.14.; 26.3.8.; 26.3.9.-11.; 26.9.3.; 37.11.3.; 38.4.5. Dunäre «Donau» 7.9.; 15.3.; 16.8.; 26.3.3. zbd 5. Dunava, Dunax Geb. Bulg. 3.6.; 10.14.; 19.19.; 26.9.; 37.11.1 f. Dur(b)ach Fl. Dd. 28.2.1. Duria Fl. CS? 28.2.1 f. Durostorum u.a. Bulg. 38.10.1. ÜMvnoJug. 17.13. Durazzo, Dures Alb. 7.3.; 16.10.; 17.25.; 32.3.1. Duridanov, Ivan, Philologe 6.1.; 6.4. Dušilnica Fl. Bulg. 24.11.2. Dyrrachion Alb. 17.2.5.; 20.1 f.; 21.13. Džadara Jug. 44.1.3. Džerman Fl. Bulg. 17.2.6.; 19.3.3.; 19.3.8.;

19.19,; 37.11.2. fliftra Fl. Bulg. 10.7.; 14.21.; 25.3.5. Di» Bulg. 41.12.6. flzvawFl.SU. 44.3.1. Ebros Fl. Bulg.-Tü.-Grie. 14.22.3.; 29.2.1.; 33.4.1.^. Ebros PN 29.4.2. Edessa Grie. 13.3. Edirne u.a. Tu. 23.4.4. Eghurusugh Fl. Ung. 28.4.5. äfrw» 1 Fl. Rum. 24.12,4.; 25.1.6. Eirenopolis Bulg. 24.8.8. £ua Fl. Norwegen 29.4.2. Eisernes Tor Donaudurchbruch 19.10.; 21.11.; 26.3.1. Elassön u.a. Grie. 8.2.; 27.1.; 32.3.1. Elymbos Berg Grie. 27.1.2. Eman, Emona Jug. 14.4. Anm. 12 Ememuntos Reg. Bulg. 24.2.3. Em(m)on(a), Emine Bulg. 3.6.; 11.5.; 15.5.; 15.9.; 17.2,2.; 23.4.7.; 24.2.1. und 4.; 25.2.; 41.3.3. Enisa, Enns Fl. und Ort Ost. 4.1.2.; 5,4.; 14.14.; 17.2.3.; 17.5.; 27.2.; 31.15.2.; 39.8.3. Ewenni Fl. GrBrit. 41.15.3. Exampaios Fl. SU. 23.7.2. EnisbergÖst. 27.2.2. «Entgleisung» von Namen 10.1.—15. Epasa Fl. Alb. 14.22.8.; 27.5.3.; 38.6.2. Epidaurus u.a. Jug. 18.11.; 37.4.1. Epilicus Fl. Jug. 32.4.1. und 4 f. Epirus 3.8.; 4.1.3.; 21.8.; 23.9.2.; (Alt-)Epirotische Sprache 8.1.; 15.3.; 16.6. £rgeneu.ä.Fl.Tü. 14.13.; 16.8.;27.3.; 38.19.2. Erigön Fl. Jug. 3.3.; 13.3.; 25.5.; 41.4.5. Erlauf U.A. Fl. Ost. 5.4. Erma s. Jerma Erzen u.a. Fl. Alb. 14.22.8.; 15.6. Anm. 12; 19.9.; 27.5.; 29.3.3.; 38.6.2. Esa Fl. SU. 29.4.2. Escus Bulg. 16.7. Eskihissar Bulg. 24.8.5. Esternitz Bulg. 38.16.5. Etär Fl. Bulg. 14.21.; 29.1.8.; 30.3.3. und 5.; 38.12.; 40.2.3. Euerbeek Fl. Bulg. 30.1.1.

Register

Eumolpias Bulg. 36.5.1. Euros Fl. Bulg.-Tü.-Grie. 33.4.1. und 6. Fallmerayer, Jakob Philipp, Historiker 8.1. Fachina, Fecht Fl. Fr. 31.2.5. Fardari Fl. Jug.-Grie. 41.4.3. Forai'Bulg. 24.8.4. Feierine Grie. 27.6.1. Filibe, Filipovgradu.a. Bulg. 26.5.4.-6. Filkuri Fl. Grie. 31.9.1. Fillach Ost. 41.13.4. Finepeuple Bulg. 10.4.; 36.5.5. Fischach Fl. Ost. 5.3. Fiumara Fl. Jug. 40.2.1. Flanona Jug. 12.2. Flärina Grie. 8.2. Flavia Solva Ost. 38.21.1. Florentin Bulg. 3.13. Anm. 34 F/orma Grie. 8.2 f.; 18.5 f.; 18.9.; 19.26.; 20.2.; 21.8.; 27.6. Flor(in)usl?*i 27.6.1. Flurnamen 3.5. Flußgötter 14.3. Flußnamen: Ablösung 3.3 f.; Namenausgleich zwischen Laufabschnitten 13.1 f.; 33.4.5.; 41.4.; Bäche nach Flüssen benannt 3.4. Anm. 11; 38.20.3.; 39.3.7.; 39.6.4.; Flüsse nach Bäumen benannt 3.3.; 24.12.4.; 29.1.3.; 29.4.3.; 31.9.1.; 32.8.1.; 41.17.3.; FINen-Deminutiva als Zuflußnamen 38.20.6.; 40.2.3.; Farben in FINen 9.2.; 41.4.; Genus bes. 5.4.; 9.4.; 14.1.-24.; 14.20.; 36.8.2.; 39.2.1.; 41.1.2.; 41.5.6.; 41.6.2.; 41.7.; 41.11.2.; 44.3.2.; Lautschicksal 4.3.; Oberlaufnamen 3.3. Anm. 9 13.1.; ONen auf Flüsse übertragen 13.2. FINen auf Regionen übertragen 33.9.2.-4. 24.9.; Sinngehalt 9.2. Flutausis Fl. Rum. 23.6.9. Formio Fl. Jug. 37.13.1. Fragant Fl. Ost. 33.8. Fraggochörion Jug. 38.17.8. Franken Volk und Reich 27.2.2.; 36.3.2.; 38.17.2. und 8.; Frk. Awarenmark 5.2. Frigidus Fl. Jug. 3.1. Anm. 1 Fruška Gora Jug., Berg. 38.17.8. Furli-cay Fl. Grie. 31.9.1.

453

Fünfkirchen (Pecs) Ung. 3.12. Gabelain%. 34.2.5. Gaggites, Gagga Fl. Grie. 10.11.; 23.8.1 f.; 37.14.1. Gail, Gailitz Flüsse Ost. 9.2.; 28.1. Gallien: Romanisierung 16.2. Gamschitz Fl. Ost. 31.15.1. Galerius Maximilianus Kaiser 36.6.4. Garam u.a. Fl. CS 28.2.4. Gardun }\lg. 25.2.3. Garvanit u.a. Jug. 37.14.5. Gellia Reg. Öst.-Jug. 28.1.3. Gemi'nJug. 19.3.2. Genusus Alb. Fl. 38.6.1.; 38.9.1.; 41.17.3. Georgiev, Vladimir, Philologe 9.3. Gerasus Fl. Rum. 23.12.2.; 38.7.2 f. Gerdima Quelle Bulg. 15.3.; 41.11.1. Giara Jug. 44.1.5. Gjopsa u.a. Fl. Bulg. 38.19.4. Germanen 2.1.2.; an der Donau 15.8.; 17.6.; 26.3.7.-9.; 36.5.3.; Ostgermanenreste in Ost. 5.4.; 27.2.3.; 27.4.4.; 31.15.3.; Entlehnungen an die Slawen 15.6 f.; 17.6.; 26.3.8.; germ. ä>ö 15.2.; 15.8.; 15.10.; S. auch Baiern; Goten; Franken; Langobarden Germanös u.a. Bulg. 19.3.3.; 20.2. Geten s. Dakien, Dakisch Glan Fl Dd. 13.1. Anm. 3 Glemona Jug. 19.3.2. Goljamo kale Bulg. 26.1. Goron Fl. CS 26.1.; 28.2.4. Gospodinci Bulg. 25.4. Görtschitz F1N Ost. 28.5.4. Goten germ. Volk 14.22.11.; 24.8.2.; 24.12.2.; 26.3.8.; 30.2.1.; 34.4.1.; 36.3.2.; 36.5.3. u. 7.; 38.11.2.; 38.16.2.; 38.19.2.; got. aikklesjo 15.9.; smakka 12.1. Anm. 2; 15.9. Gradec Jug. 13.1. Anm. 5 Gran CS Fl. 28.2. Gratiana Jug. 28.3. Graubünden s. Schweiz Gresia s. Grisia Griechen, Griechisch: Kultursprache bei Barbaren 16.1.; Hellenisierung von Barbaren 6.4.; 8.1.; 17.1.; 18.5.; 18.7.; 21.6.; 24.8.3.; Genus griech. F1N 14.3.; Substrat-

454

Register

Wörter 33.2.1.; 35.4.1.; 37.4.3.; Griechen in Dalmatien 17.3. Anm. 12; behandelte Namen 22.2.3.; Übernahme, Adaption, Bewahrung von Namen 3.13.; 4.2.; 6.1.; 14.22.9. Anm. 40; 22.2.2.; 23.5.1.; 38.13.1.; Wiederbelebung des klassischen Namenerbes 23.8.3.; 23.9.4.; Entlehnung von den Slawen 7.11.; 8.1.; 33.9.5.; 38.16.4.; 41.8.5. S. auch Byzanz Grisia u.a. Fl. Rum.-Ung. 14.12.11.; 17.9.1.; 17.9.2.; 31.14.1.; 31.14.3. Grocka u.a. Jug. 10.14.; 28.3. Gročica Fl. Jug. 28.3. Gron Fl. CS 28.4.2. Großmährisches Reich 33.9.4. Großwalachei Reg. Grie. 18.10. Gulpa 31.16.5. Gurk Flüsse Ost., Jug. 9.4.; 28.5.; 31.8.1.; 31.13.4.; 31.15.1.; 31.16.5. Güns u.a. Fl. Öst./Ung. 28.4.5. Gungus Fl. Öst./Ung. 28.4.5. Güssing Fl. Ost. 42.1.2. Gyöngyös patak Fl. Öst./Ung. 28.4.5. Gyor Ung. 37.1.1. HadrianKaiser 23.4.2.; 37.4.1. Hadiidere Fl. Bulg. 41.2.1. Hadrianopolis Bulg. 23.4.2. Haemus, Haimos Geb. Bulg. 3.6.; 24.2.1.-3.; 29.4.2. Hae(mi)monto- Reg. Bulg. 24.2.3. Haidin(a) Jug. 17.2.5.; 36.3.7. Haliakmön Fl. Grie. 3.3. Halmyris Lagune Rum. 37.9.2. Hapsus Fl. Alb. 38.6.1. Harlandöst. 27.4.1. Harmonia Jug. 37.5. Harpessos 23.11.1. Hebrus Fl. Bulg.-Türk.-Grie. 33.4.1. Helivakia Fl. Rum. 14.13.; 29.1.2. Hellenisierung s. Griechen Hellopes Volk Grie. 37.10.1. Heordaikos potamos Fl. Jug. 38.6.8. Herpenyo Fl. Ung. 37.1.5. Herakleios Kaiser 18.1. Herakleia Jug. 20.8.; 24.6.1. Hercynia Geb. Dd. 3.3. Anm. 16

Herzegowina Reg. Jug. 6.2. Hierasos Fl. Rum. 38.7.2. Hippius Fl. Jug. 25.2.2 f. Hirten s. Weidewirtschaft Hiscus Fl. Bulg. 11.4.; 12.6.; 14.22.11.; 16.6.; 16.8.; 29.1.4.; 34.6.4.; 40.2.1. Hister «Donau» 26.3.2.; 33.4.1. Hiulcapalus Jug. 36.6.4.; 41.19.1. Hierin Grie. 17.2.3.; 18.5.; 27.6. Hochosterwitz Ost. 19.3.3. Hoqueria Jug. 35.2.7. Horreum Margi Jug. 33.9.1. und 6.; 37.5. i/ra/w Fl. Öst./Ung. 37.1.2. /fron Fl. CS 19.7. #«nnen 3.12.; 25.3.1.; 34.6.1.; 38.17.2.; 41.12.2. tfvar Insel Jug. 12.2. Hyampolis Bulg. 30.2.2. Hyrgis Fl. SU. 3.3. /- im folgenden mit J- zusammengefaßt Kulič Jug. 10.11.; 31.17. Kum Tiflik Grie. 23.4.1a. Kumanen Türkvolk 19.30. Kunavljy Alb. 7.3. tfupa Fl. Jug. 14.4 f.; 14.19 f.; 14.22.6.; 31.16.; 41.17.2. Kupica Fl. Jug. 31.16.4. Kustar Jug. 3.5.; 10.11.; 31.17. Kykullu Fl. Rum.-Ung. 31.9.2. Ä/ynV/ wnrf Method Slawenapostel 38.1.10. Kyuca Fl. CS 42.1.1. Lafc Fl. Jug. 19.17.3.; 19.8.; 23.5.8.; 23.5.1.; 32.1. Labanta Fl. Ost. 32.2.1. Lafceaf/Volk Alb. Jug. 38.14.1. Labeatis «Skutarisee» Alb.-Jug. 3.7.; 38.14.1. Labenta Fl. Ost. 32.2.6. Laberia Reg. Alb. 23.5.6. Labin Jug. 6.4.; 17.2.12.; 19.3.6.; 19.9.; 37.7.2.; 41.4.7. Labbnb Alb. 23.5.6. Labot(a) Fl. Ost. 32.2.2. Lac/ii/o Bulg. 41.2.3. Ltcim Jug. 41.18.2.

Register

Ladesta Insel Jug. 12.2. Anm, 5 Lafnitz, Lapincs Fl. Öst.-Ung. 32.2. Lakljan Jug. 19.3.5. Lapia «Skutarisee» Alb.-Jug. 3.7. Langobarden germ. Volk 28.1.3.; 28.4.3.; 34.1.; 36.3.2.; 37.1.2. Lapadiu%. 35.4.1. Larissa Grie. 18.9. Anm. 6; 19.28. Anm. 52; 20.1. und 6. Larta Grie. 23.9.2. Lassillo Bulg. 41,2.3. Lastovo Insel Jug, 12.2. Anm. 5 LasunGrie. 8.2.; 19.26.; 27.1.3. LasvaFl. Jug. 25.2. Anm. 2 iato«: Flußnamen 14.2. Anm. 7; 14.3.; in SOEuropa 16.1.; 21.7. (s. auch Jireček-Linie; Romanen); Lehnnamen 6.1.; 14.7.; 26.4.2.; 34.2.5.; 39.3.6.; Akzentuierung 12.2. Anm. 5; 17.9.3. Anm. 20; Neubenennungen 3.1. Lauretum Jug. 19.3.1. Lauriacum Ost, 4,2.; 17,14. Lauriana Jug. 39.7. Lapides Lausiae Jug. 19.3.1. Lautersatz, Lautsubstitution 5.1.12. f. Lautwandel 11.1.-5. Lavant, Lavče Fl. Ost. 32.2. Lavca, Lavsa Jug. 19.3.1. Lavellona Alb. 41.3.2. Larica Bulg. 31.2.5. Lavoo? Fl. Öst.-Ung. 32.2.3. Le Gard Fl Fr. 41.4.6. Lehnfixierung von Namen 2.1.3.; 6.4.; 19.4 f. Lehnübersetzung 13.3. Lei'rta Fl. Ost. 5.3. Lei'&a, Leikupis Flüsse SU. 32.4.2. Lemano Bulg. 24.2.4. Lerne Jug. 38.11.1. Len/i'o Ost. 4.2. Leo Phokas Kaiser 41.2.3. Lerin Grie. 17.6.2. Le/, LesA u.a. Alb. 12.2. Anm. 2; 17.2.6.; 32.3. Flumen Lesii Fl. Alb. 26.5.6. toz//o Bulg. 41.2.3. Lessiak, Primus, Philologe 5.1. Lez/iAlb. 7.3.; 16.1.; 32.3. L. Licinius Crassus röm. Feldherr 25.3.1. Licinia Insel Jug. 19.3.5.

455

L/cttf Fl. Dd. 28.1.1.; 32.4.1. Lignidus Jug. 35.2.6. Lika Fl. Jug. 32.4. Lilulgu Bulg. 36.5.5. Lim Fl. Jug. 14.22.7.; 32.5.; 39.2.1. Liman(i)a, Limon Flüsse SU., It., Fr. 32.5.1. Limski kanal Jug. 38.11,1. Linz Ost. 4.2. Lipljan u.a. Jug. 3.11.; 10.12.; 19.17.1.; 24.1.4.; 32.6.; 39.1.1. Lisonto u.a. Fl. Jug.-It. 29.5.2. Lmusv.ä. Alb. 32.3.1. Litza Fl. Jug. 32.4.3. Livovistos Fl. Grie. 10.11.; 23.8.2. L/fc Fl. Jug. 14.22.5.; 32.7.; 35.3.2.; 37.2.2.; 40.1.2. Logatec Jug. 29.4.4. Lom Fl. Bulg. 10.7.; 10.12.; 19.3.-6.; 23.10.4.; 32.8.; 38.12. Longaticum Jug. 29.4.4. Loponch Fl. Öst.-Ung. 32.2.1. und 5. Lorch Ost. 4.2.; 17.14. Lovran Jug. 39.7. Lovrei1 Jug. 19.3.1.; 39.7. Lucrego Fl. Alb. 38.9.4. Lucio Kamčija Fl. Bulg. 31.2. Ludrino Fl. Jug.-Alb. 26.5.4. Ludias Fl. Makedonien 23.8.1. Lugeon See Jug. 35.2.2. Lui-co Fl. Alb. 38.9.4. Lumibardh Fl. Alb. 31.16.3. Lumi i Shkumbit Fl. Alb. 38.9.3. LurnfeldReg. Ö«t. 3.12. Lusin/ Fl. It.-Jug. 29.5.2. Lussino Insel Jug. 14.13. Anm. 29 Lychnidos u.a. See Alb.-Jug. 3.7.; 35.2, Lydies Fl. Makedonien 9.4. Anm, 8; 23.8.1. Lyginos Fl. Bulg. 35.2.2. Lym Fl, Jug. 32.5.1. Lymeno Bulg. 24.2.4. Lypijan Jug. 32.6.2. Afäcm Rum. 31.2.7. Mafrubutami Fl. Bulg.-Grie. 33.6.9. A/a/ja* Fl. Alb. 33.5.3. Mailand (Milano) It.: dt. Namensform 12,3.; 26.4.3.

456

Register

Makariug. 19.3.5. Makarska Jug. 12.1. Anm. 2 Makedobulg. Reich s. Bulgarien Makedonien, Makedonen 3.8.; 8.1,; 18.1.; 18.5.; 33.6.1.; 20.2.; 20.7.; 38.19.2.; (Alt-) Makedonisch 16.6.; 27.6.2. Makrolivada Bulg. 20.4. Mallnitz Fl. Ost. 33.8. Manastir Jug. 24.6.5. Maraunberg Berg Ost. 3.12.; 10.6.; 17.14.; 33.1.; Marčana Jug. 17.2.2. Anm. 5 Marcianopolis Bulg. 3.1.; 3.11. ATarei/ Fl. Bulg. 19.3.6.; 33.3. Marevska Fl. Jug. 19.17.3.; 33.9.3. Markodaua Rum. 33.3.1. Margi« u.a. Fl. Jug. 23.12.2.; 33.9.1. Margum Jug. 24.2.5.; 39.8.2. Mar/ca Fl. Bulg.-Grie. 7.9.; 13.2.; 14.22.3.; 19.13.; 21.10.; 33.4. Maris(os) u.a. Fl. Rum.-Ung. 7.8.; 14.19.; 17.9.1 f.; 19.11.; 33.7.1. Mark Aurel Kaiser 24.8.2.; 34.6.1. Markellai Bulg. 20.4.; 33.3.1.; 38.9.1. Markerota Bulg. 33.3.1. Markomannen germ. Volk 38.21.1. Afaras Fl. Rum.-Ung. 7.9.; 19.21.; 33.7.5. Afarra/ Fl. Ung. 33.2. Marsil Fl. Bulg. 33.3.2. Marua Fl. Jug. 19.3.3.; 25.2.; 33.9.3.; 41.4.4. Marvani Volk ČS usw. 33.9.4. Massarum Jug. 12.1. Anm. 12 Ar -iš-; -isjo- > -iššo7.4,; 7.9.; 9.2.; 23.12.7.; 34.6.4.; 37.6.4.; Satemsprachen? 35.4.1. Osum Fl. Alb. 12.6.; 14.22.7.; 19.17.4.; 35.4.7. Ovilava Ost. 3.11.; 18.4.; 42.2.11. Pachina Fl. Fr. 31.2.5. Paioner Volk Jug. 24.11.4. Paliska Fl. Bulg. 31.2.3. Pamine Reg. SU. 39.4.2. Panaitescu, Petre P., Historiker 16.1. PanaxuÄ. Fl. Grie. 23.8.4.; 36.1.1. Paneg(a) Flüsse Bulg. und Grie. 36.1. Pannasa, Panuška, Panysos u.a. Fl. und Ort Bulg. 3.3.; 13.2.; 14.2.1.; 14.3.; 14.13.; 31.2.; 41.7. Pannonien Reg. Ung.-Jug. 14.12 f.; 16.3.; 17.4 f.; 17.11.; 17.9.; 17.14.; 21.7.; 21.10.; 28.4.1.; 38.11.2.; 38.17.1. Panusion Bulg. 31.2.1. Panyasso Fl. Alb. 41.17.3. Paradunavis u.a. Reg. Bulg. 20.4.; 20.7.; 21.14.; 26.3.9.; 38.10.4. Paristrion Reg. Jug.-Bulg. 26.3.9. Parauaioi Volk Grie. 41.15.4. Parnavgag Fl. Grie. 36.1.1. Parthiner Volk Alb. 23.5.1.; 36.8.1. Partiskon u.a. Ung. 36.8.2.; 39.2.4. Partnerausrichtung bei Namen 10.9.; 10.11.; Partnerdissimilation 10.10. Paspirios byz. Feldherr 14.13. Anm. 30; 15.8. Anm. 14 Passarge ostpreuß. Fl. 39.4.2. Patavissa Rum. 15.8. Anm. 14; 34.6.2. Pathissus Fl. Ung. 39.4.2. Pautalia Bulg. 3.11.; 3.13.; 38.16.1. Paveisko Bulg. 36.1.1. Pčinja Fl. Jug. 3.3. Peca s. Petzen

Register

Peiso See Ung.? 36.6.1. Pek Fl. Jug. 10.7.; 14.22.6.; 19.3.1a.; 19.4.; 19.8.; 19.22.. Anm. 16; 21.11.; 36.8.; 39.6.2. Pelagonia Reg. Jug. 24.6. Pelis(s)a, Pilso u.a. See Ung. 3.7.; 10.11.; 36.6.; 41.19.1. Pelva Jug. 36.7.1 f. Perontikon Bulg. 23.3.1. Persthlava Bulg. 20.10. Pesenta Reg. Jug. 36.9.2. Petschenegen Türkvolk 2.1.2.; 23.1.3.; 31.2.7. Petenaiug. 17.13. Petowa, Pettau Jug. 14.4 f.; 18.4.; 36.3. Petzen, Peca Berg Ost. 17.2.1. und 9.; 17.14.; 36.4. ä Pezina vollu Bulg. 31.2.7. Pfät «Po» Fl. It. 12.3.; 26.4.3. /VMWÜ Insel Jug.

12.2.

Philipp II. und F., Könige von Makedonien 36.5.1 f. Philippopel u.a. Bulg. 10.4.; 18.7.; 19.13.; 20.1.; 20.3.; 21.3.; 21.8.; 21.8.; 36.5. Phinepople, Phytipolis Bulg. 36.5.5. Phokas Kaiser 18.1. Pičan Jug. 17.13. Picenses, Pigkori, Pikensioi Volk Jug. 36.2.1. Pilot Jug. 19.3.2. Anm. 18 Pilozuue See Ung. 36.6.2. Pincumlug. 36.2.1. KaveFl.lt. 14.14. Pirgo Alb. 38.6.7. Pitaura Jug. 37.4.1. und 5. Pisantioi Volk It. 36.9.1. /Vva Fl. Jug. 14.20.; 19.20.; 39.2.1. Plattensee Ung. 3.7.; 36.6. Pleva, Piha u.a. Fl. Jug. 15.3.; 15.9.; 19.20.; 36.7.; 44.3.2. Plomin Jug. 12.2. Plovdiv u.a. Bulg. 10.6.; 10.11.; 12.5.; 12.9.; 18.7.; 19.12.1.; 33.4.6.; 36.5.; 38.19.3. Pöchlarn Ost. 27.4.1. und 4. Poetovio Jug. 14.4.; 16.6.; 16.11.; 21.7.; 36.3. Poghirc, Cicerone, Philologe 7.9. f. Poibrene Bulg. 33.4.5. Poidikon Ost. 17.2.1.; 17.14.; 36.4.1. Polatum u.a. Jug. 19.3.2. Anm. 18; 19.9. Pols Fl Ost. 10.11.; 36.6.3.

459

Poltymbria Bulg. 34.3.1. Poneropolis thrak. Ort 36.5.1. Pons Tiluri Jug. 25.2.3. Pontesontilt. 29.5.3. / W a y Fl. Bulg. 3.3.; 36.2.2.; 38.20.6.; 41.1.1. Popovii, Ivan, Philologe 6.3.; 7.3.; 7.5. Porata Fl. SU.-Rum. 23.12.2. Porciana Jug. 41.18.2. Pordikos Bulg. 23.3.1. Potaissa Rum. 15.8. Anm. 14; 34.6.2. Pracau.ä. Fl. Jug. 9.4. Anm. 8; 13.3.; 14.20.; 19.20.; 36.8. (Groß-) Preslav Bulg. 20.1.; 20.10.; 21.15. Prespa See Jug. 3.7.; 20.1.; 20.8. PrčanjJug. 41.18.2. Prilep u.a. Jug. 24.11.3.; 24.4.4. Priskos oström, Heerführer 14.13. Anm. 30 Promina u.a. Jug. 17.2.1. Protobulgaren Türkvolk 2.1.2.; 19.28. Pruthu.ä. Fl. Rum.-SU 10.4.; 10.9.; 14.2.9. Provadijskata reka Fl. Bulg. 3.3.; 41.5.3. Pset Reg. Jug. 19.3.1a; 36.9. Ptuj Jug. 16.2.10.; 16.11 f.; 17.2.3.; 17.11.; 19.7.; 36.3. Pula u.a. Jug. 19.3.4.; 19.9.; 24.6.4. Punat Jug. 19.9. Pulpudeva Bulg. 30.3 f.; 33.4.6.; 36.5.2. und 7. Pyrogen Bulg. 37.11.3. /Vetos Fl. Rum.-SU 10.9.; 23.12.2.; 38.7.1. Qafa e Pruskit Alb. 7.3. «Quantifizierungsaxiome» bei der Aufschlüsselung von Lehnnamenbefunden 7.3.; 12.8. Anm. 14 Raab Fl. Öst.-Ung. 11.4.; 17.2.4.; 37.1. Rab Insel Jug. 3.13.; 19.3.6. Räba Fl. Öst.-Ung. 14.4.; 14.13.; 33.2.2.; 37.1. Rabaniza Fl. Öst.-Ung. 37.2.3. Rabas Fl. Jug. 1.1.; 9.2.; 14.22.5.; 17.2.4.; 19.18.; 19.22. Anm. 46. Raben Fl. Öst.-Ung. 13.2.; 16.12.; 17.2.4.; 10.3.; 37.2.1.; 37.2.5. Rabazan, Räbca Fl. Öst.-Ung. 37.2.2. und 4. Rabbm Alb. 23.5.6. /faftmrz Fl. Öst.-Ung. 13.2.; 16.12.; 18.4.; 37.3.; 38.21.2.; 41.10.2.

460

Register

Rabön Fl. Rum. 37.1.1.; 38.5.1 f. Rabucea u.a. Fl. Öst.-Ung. 37.2.2. Radageis Germanenführer 38.21.1. Radantia Fl. Dd. 37.10.1. Ragusa u.a. Jug. 14.3 f.; 14.2.4.; 14.5.; 16.9.; 18.11.; 37.4. RamnaJug. 19.7.2.; 37.5. Rapa Fl. Öst.-Ung. 37.1.2. Ras Jug. 17.2.11. Anm. 10; 17.7.; 18.7.; 19.3.6.; 19.17.2.; 37.6.1. Rasa Fl. Jug. 37.6.2.; 37.7. Rascien, Rase, Rasia, Rašbka(zemlja), Rassa Reg. Jug. 37.6.1. Rasina, Rasnička Flüsse Jug. 19.17.3.; 37.14.4. Rasnica Jug. 37.14.4. Roška Fl. Jug. 10.14.; 17.7.; 17.2.11. Anm. 10; 19.17.3.; 19.18.; 37.6.2.; 37.7.1. Raliaria Bulg. 10.7.; 13.2.; 17.6.; 23.10.1 f.; 38.13.3. Rau(gia), Rausium Jug. 16.9.; 3.7.4 f. Ravna Jug. 37.5. Ravno u.a. Orte Jug. 33.9.6.; 37.5. Ražanjiug. 17.2.6.; 19.3.8.; 19.17.2.; 37.8. Razelm Lagune Rum. 3.7.; 37.9. Rebucha Fl. Öst.-Ung. 37.2.2. Recidiva Bulg. 36.5.7. ReginaFl Tu. 14.13.; 27.3.3. «Regionalbarbaren» = in SOEuropa altansässige Völker: bes. 2.1.2. Vgl. auch Altbalkanische Sprachen Regionsnamen 3.8. Reichenkron, Günter, Philologe 14.17. Remesiana Jug. 3.13.3. Repce u.a. Fl. Öst.-Ung. 37.2.2. Reut Fl SU. 10.9. Revenize Fl. Öst.-Ung. 37.2.3. Revuca Fl. CS 42.1.1. Rezovska reka Fl. Bulg, 3.3. Rhodanus Fl. Schweiz-Fr. 37.10.1. Rhodope Geb. und Reg. Bulg. 3.6.; 19.24.; 21.12.; 23.2.; 37.10. RhodopisPN 37.10.1. Riginia Fl. Tu. 27.3.3. Riječina Fl. Jug. 40.2.1. /tt/a Fl., Geb., Klöster Bulg. 14.20.; 19.23.; 37.11.

Rim «Rom» 12.9.; 17.2.1. Ripaner Anwohner der mittleren Donau 26.3.4. Risanu.ä. Jug. 17.13.; 37.13. Rižanah. 34.1.3.; 37.13. Rocca del Re Bodino Jug. 37.4.7. Rolligeras Bulg. 37.11.3. Äowa «Rom» 37.4.5. Romanen in Südosteuropa: zum Begriff «Romanisierung» 14.18. Anm. 36; Reichweite der Romanisierung 5.3.; 6.4.; 16.1.-12.; 17.1.-15.; 21.5.; 21.7.; Entwicklung des Balkanromanischen 18.11 f. (vgl. auch Latein); Lautgesch. 7.9 f.; 17.2.; -b- 29.2.2.; -br25.3.3.; c-lg- 19.3. Anm. 13; -e->-ea17.2.8.; 25.3.2.; -ön->ün- 17.2.12.; sej si>š 17.9.1 f.; am > um 33.7.6.; or > ur 33.7.6.; Rhotatismus 35.2.7.; Sonorisation 34.1.3.; 41.17.2.; s > ž 34.1.3.; -tr-> -dr- 38.14a.; 17.2.11.; a 27.6"./,; 5.6.; 6.5.; Lokativ 17.2.1. - Alpenromanen 17.2.5.; Romanen in Pannonien, Noricum 5.2. Anm. 7; /7.4. Anm. 15; 36.3.2.; 39.8.3.; in Dalmatien 17.3.; 18.11.; 21.9.; 28.5.2.; 31.16.4.; in Montenegro 19.28.; Aromunen in Mak., Thrakien; Epirus, Thessalien 4.1.3.; 4.2.; 8.2/.; 16.26.; 18.10.~12.; 21.8.; 21.12.; 24.4.2.; 27.1.3.; 27.6.1.; 31.6.3.; 34.3.3.; 38.1.8 f.; 38.13.4.; 38.19.3.; 41.1.1.; 41.9.4.; Dakorumänen 1.1.; 3.3.; 3.12.; 7.5.-12.; 12.10.; 15.6. Anm. 8; 16.1.; 18.12.; 22.6.7.; 23.6.6.; 31.9.5.; Romanen: Slawen 7.8.-11.; 19.30.; 21.11.; 24.6.3.; röm. Bürgerrecht 36.3.3.; Römerinschriften, röm. Landnahme, röm. Herrschaft bes. 1.1.; 14.7.; 24.9.1.; 26.3.2.; Römerstraßen 3.1.; 27.2.1.; 27.4.1.; 30.2.1. 32.6.1.; 38.13.4.; «Provinzialröm. Verkehrsgesellschaft» 14.1.; 14.18.; 15.11.; 17.7.; 21.2.; Zuwanderung aus anderen Reichsteilen nach SOEuropa 19.11.; got. Rümöneis «Römer» 15.8. Ros'F\, SU. 9.4. Rosafb Alb. 38.14.7. Rosica u.a. Fl. Bulg. 3.3. Anm. 6; 10.14.; 14.20.; 15.3.; 23.8.1.; 34.4.2.; 37.14. Rosina Fl. Jug. 19.17.3.; 37.4.4. Roxolanen nordpont. Volk 14.10.; 23.6.3.

Register

Rugier germ. Volk 31.15.2. RüedegeRm 27.4.4. Rudopie Geb. Bulg. 37.10.2. Rumänen s. Romanen: Dakoromanen Rupska gora, Berg, Rupci u.a. Stamm Bulg. 37.10.3. Rusano Fl. Jug. 37.13.1. RushJüg. 7.3.; 37.4.5. RusnicaQne. 36.1.1. Ryla Flüsse Bulg. und SU 37.11.2. Saarwar Ung. 28.4.4. Sabaria Ung. 28.4.1. Säders Jug. 44.1.5. &jfa u.a. Fl. Ung. 44.2.1. Sa/apw Fl. It. 31.16.3. Sah Fl. Jug. 34.2.5.; 37.1.1. Sa/ona Jug. 18.11.; 19.3.2.; 34.2.5.; 37.1.1.; 38.1.6 f.; 44.1.4. Saloniki u.a. Grie. 8.3.; 18.7.; 18.9.; 19.11.; 21.8.; 38.1. Salmorude Lagune Rum. 3.7.; 37.9.1.; 41.14.3. Salmydes(s)os Reg. Bulg. 37.9.2. Samoschu.ü. Fl. Rum.-Ung. 7.4.; 7.8.; 17.9.1.; 38.2.; 39.4.1. Sampsychon Jug. 17.2.5.; 38.11.4. Samuel Bulgarenherrscher 19.28. Anm. 52; 20.3. Anm. 4; 20.1. Santicum Ost. 41.13.2. Saovos Fl. Öst.-Jug. 20.9. Šargebirge Alb.-Jug. 3.6.; 17.2.1.; 19.20.; 19.25.; 21.12.; 35.2.8.; 38.3. Sarakatsanen Stamm Grie. 41.15.5. Saras Grie. 38.8.1. Sarai Fl. Rum. 38.7.4. Sardike Bulg. 20.9. Anm. 19.; 38.16.1. Sardoi Volk Bulg. 38.16.1. Sarmaten nordpont. Volk 14.10. Säruna Grie. 8.2.; 10.14.; 19.26.; 24.1.4.; 27.1.3.; 38.1.6. und 8.; 41.8.4. SdnwUng. 3.12.; 10.12.; 10.14.; 28.4.4. Sassaripe Jug. 35.2.3. Saun Fl. Jug. 38.4.6. Sava(ra) Flüsse Fr. 38.4.3. Savana u.a. Ung. 10.12.; 28.4.1.; 41.4.4. Save u.a. Fl. Öst.-Jug. 11.5.; 10.8.; 16.6 f.; 17.2.3.; 17.4.; 26.4.3.; 28.4.1.; 38.4.

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Savna Fl. Jug. 38.4.6. Savran'Fl SU 28.4.1. Scampae Alb. 38.9.1.-3. Scampinus Fl. Alb. 13.2.; 38.9.1 .-3. Scapudar «Albaner» 23.5.8. Scardus Geb. Jug. 3.6. Schibudar «Albaner» 23.5.8. Schill Fl Rum. 9.2.; 38.5. Schmid, Wolfgang P., Philologe 10.13. Schwarz, Ernst, Philologe 5.1.; 5.5.; 14.2.5. Schwechat Fl. Ost. 5.3. Schweiz: Romanisierung 3.9.; 12,9.; 16.4. Scopis Jug. 38.13.3. Scoara u.a. Alb. 17.13.; 26.7.4.; 38.14.5. Scordus Geb. Jug. 38.3.1. Scordisci Volk Jug. 38.3.1. Scumpinus Fl. Alb. 38.9.3. Scupi Jug. 3.11.; 3.13.; 18.7.; 21.8.; 39.1.1. Scutarum Alb. 38.14.5. Flumen Scutari Fl. Alb. 24.6.3. S c ^ c Jug. 38.11.1. SearGrie. 8.2.; 38.8.4. Segest(ic)a Orte Jug. und It. 38.11.1. S e | » » - a l t . 38.11.1. «Sekundäres -a« s. Altbalkanische Sprachen: Auslautnivellierung Selasphoros Alb. 26.2.3. Seljanik Grie. 12.4.; 38.1.3. Se/un Grie. 12.6.; 27.6.2.; 38.1.10. Selymbria Bulg. 25.3.3.; 34.3.1. Semen u.a. Fl. Alb. 13.1.; 13.2.; 14.22.8.; 35.4.7.; 38.6. Semendria Jug. 38.14a. Sem/m Jug. 38.17.5. Ser u.a. s. Serres Serbien, Rascien 3.13.; 6.2.; 10.4.; 14.17. Anm. 35; 19.18.; 26.7.3.; 44.2.1.; Serbokroatisch: Fehlen balkanischer Sprachbundphänomene 14.17; Dialektgliederung 14.24. Anm. 43. Flumen S. Sercii Jug.-Alb. 24.6.3. Serdica u.a. Bulg. 3.11.; 17.13.; 18.7.; 20.1.; 20.8.; 21.8.; 34.6.5.; 38.1.9.; 38.16.1. Serdoi Volk Bulg. 38.16.1. SerethuÄ. Fl. Rum. 4.1.; 10.8.; 13.1.; 14.2.5.; 38.7. Seria opreuß. Fl. 39.4.2.

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Register

Sermium u.a. Jug. 20.7.; 21.14.; 38.17.2.; 38.19.2. Serres, Ser u.a. Grie. 8.3.; 12.1. Anm. 2; 17.2.6.; 17.9.2.; 18.5 f.; 18.9.; 19.18.; 20.2.; 21.8.; 38.8. Shannon Fl. GBrit. 25.4.1. Shar Geb. Alb.-Jug. 7.3.; 38.3.2. Shemerese, Shemeri Flüsse Alb. 38.6.3. Shevelov, George Y., Philologe 19.3.1a.; 19.3.5.-6. Shirt Fl. GBrit. 25.4.1. Skip «albanisch» 23.5.1. und 8. ShkoderAlb. 7.3 f.; 38.14. Shkump Fl. Alb. 7.3.; 13.2.; 38.6.4.; 38.14.4.; 38.9. Shkup u.a. Jug. 7.3 f.; 38.13.6. Shgi'pu.ä. «albanisch» 38.13.6. Shushise Fl. Alb. 9.4. Anm. 8 Siebenbürgen Reg. Rum. 11.2.; 7.8.; 33.7.1. Silbalug. 17.2.2. Anm. 5 Silberbach u.a. Flurnamen Ost. 3.12.; 10.6.; 21.3. Silistra Bulg. 20.7.; 20.10.; 38.10.; 41.12.5. Singidunum u.a. Jug. 3.11.; 20.7. Anm. 12 Sinn Fl. GBrit. 25.4.1. Sinople Bulg. 10.4.; 36.5.5. Siret Fl. Rum. 38.7. Siriopaiones Volk Grie. 38.8.1. » u . a . Grie. 18.5.; 38.4.5.; 38.8.1. Sirmio lt. 38.17.1. Sirmium Jug. 1.1.; 3.12.; 20.7.; 24.10.2.; 34.6.5.; 38.17.1. Siscia, Sisak u.a. Jug. 13.1. Anm. 5; 38.11. Sjar Grie. 38.8.2. Sitec Jug. 17.2.9.; 17.11.; 36.4.2.; 38.1.4.; 38.11.1.; 38.11.4. Sitnica Fl. Jug. 3.3. Anm. 6; 24.11.2. Sizebolu Bulg. 38.15.3. SkadarKVo. 17.2.3.; 38.14 Skardon Geb. Alb.-Jug. 7.4.; 38.3.1. Skät(a) Fl. Bulg. 3.3. Anm. 6; 38.12. Skenderie Alb. 38.14.6. Skipetaren «Albaner» 32.1.4. Skios Fl. Bulg. 29.4.3. Skodra u.a. Alb. 38.14.1. Skok, Peter, Philologe 3.13.; 6.3.; 17.2.1. SkombrosvtÄ. Geb. Bulg. 26.9.1.

Skopje u.a. Jug. 3.11.; 3.13.; 12.5.; 12.9.; 17.2.3.; 18.7.; 19.3.5.; 19.17.1.; 20.7.; 20.8.; 21.11.; 23.5.8.; 38.3.2.; 38.13.; 39.1.3. Skoplje Fl. Jug. 38.13.1. Skordisker Volk Jug. 36.2.1. Skradin Jug. 19.3.6. Škrvanta Jug. 19.7. Skupos u.a. Jug. 38.13.1. und 6. Skutari Alb. 3.7.; 17.3.; 38.14. SkutarionTÜ. 38.14.5. Skythen nordpont. Volk 14.10. •SVav Despot 37.10.4. Slawen: Landname 1.1.; 3.2 f.; 4.1.4.; 5.3.; 9.11.; 18.1.; 19.1.-30.; 21.9.; 31.6.2.; 36.5.3.; 34.1.3.; 38.1.3. und 7.; 38.11.3.; 38.19.3.; Reichsbildungen 21.11.; 19.28.; 26.7.3. (s. auch Bulgarien, Duklja, Kärnten, Kroatien, Ras, Serbien, Zeta); Wirtschaftsformen 19.10.; Lautgesch. 6.4.; 7.9 f.; 19.3.; sr>str 38.17.4.; u-Stämme 15.6. f.; 25.2.; Gliederung der Südslavia 14.24. Anm. 43; Slawisch als Schriftsprache 20.7.; unter griech. Herrschaft 20.7.11.; Lehnnamen 3.8.; 14.2.5.; 17.6.; 17.2.1.; Neubenennungen bes. 3.3.; 3.4. Anm. 12; Namen auf -ac, -ak 38.11.4.; 38.16.3.; -aval0.13f.; 24.2.6.; 26.3.8.; 24.6.4.; 26.9.3.; -ica 10.13.; 25.3.5.; 37.14.1.; -Ufa) 37.14.1.; -jane/ine 39.6.4.; 39.7.; Langkonsonanten 12.1. Anm. 2; 17.9.3.; Lehnwörter 14.6.; 15.6. und 8.; 17.2.3.; 19.4. Anm. 36; 19.24. Anm. 47; 25.2.; 25.3.1. Slavievy gory u.a. Geb. Bulg. 37.10.4. Slovene «Slawen» 12.1. Anm. 2 Slowenien 1.1.2.; 5.2. Smenje Fl. Alb. 38.6.3. Smederovo Jug. 17.11.; 18.4.; 38.14a.; 41.18.2. Smoljane Stamm Bulg. 19.3.3. Anm, 22 Soča Fl. It.-Jug. 11.4.; 14.5.; 16.8.; 19.7.; 28.3.; 29.4.4 f.; 31.5.4. Sofia Bulg. 3.11.; 38.16. Solin Jug. 17.2.1.; 19.3.2.; 19.9.; 30.1.1.; 38.1.4. Solinčica Fl. Jug. 30.1.1. Solun Grie. 1.1.3.; 8.2.; 12.5.; 17.2.1.; 17.2.12.; 19.3.2 f.; 19.4.; 19.16.; 31.6.3.; 38.1.4.-10. Solva Ost. 3.12.; 10.6.; 38.21.1 f.

Register

Somes Fl. Rum.-Ung. 7.9 f.; 9.2.; 17.9.2.; 17.9.4.; 38.2. Sontius Fl. Jug.-It. 11.4.; 14.5.; 16.8.; 29.5.3.; 37.4.1. Sopiana Bulg. 3.12. Sorbres «Serben» 10.4. SounaVX. Jug. 38.4.6. Sovra Fl. Jug. 28.4.1. Sowe Fl. Öst.-Jug. 38.4.5. Sozopol Bulg. 10.2.; 19.3.4.; 19.14.; 20.5.; 38.14. Spatato, Split u.a. Jug. 16.10.; 18.11.; 38.11.1.; 39.7. «Sprachbund» = gegenseitige Beeinflussung benachbarter Idiome 4.1.1.; 6.1.; 11.4 f.; 14.17 f.; 14.24.; 21.2.-5.; 31.2.2. Vgl. Altbalkanische Sprachen Spratz u.a. Fl. Ost. 13.1. Anm. 2; 37.2.5. Sredec Bulg. 3.13.; 6.4.; 10.4.; 10.6.; 12.5.; 12.9.; 17.13.; 19.3.3. Anm. 13; 19.3.6.; 19.19.; 20.9.; 36.4.2.; 38.1.3 f.; 38.16. Sremfska Mitrovica) Ort und Reg. Jug. 10.6.; 17.2.1.; 17.2.7.; 17.11.; 17.9.2.; 19.3.6.; 20.9.; 38.11.3.; 38.16.6.; 38.17. Städte in Südosteuropa 3.10.-13.; 17.7.; 19.2. Stadtmüller, Georg, Historiker 16.2. StambulTü. 38.10.5. Stara Zagora Bulg. 24.8. Steirling, Stirnich Fl. Ost. 37.2.4. Sternitz Bu\g. 10.4.; 38.16.5. Steyr Fl. Ost. 37.2.4. Stefan Nemanja Serbenkönig 38.19.3. Steinamanger Ung. 28.4.1. Steinhauser, Walter, Philologe 5.1.; 14.2. Stip Jug. 7.3.; 7.5.; 11.4.; 19.17.5.; 19.25.; 21.12.; 24.11.4.; 38.18. Stob u.a. Orte Jug. und Bulg. 3.13.; 19.3.4.; 19.17.1.; 19.18.; 20.2.; 21.8.; 38.19.; 39.1.3. St. Peter an der Gail Ost. 28.1.3. St. Polten Ost. 39.8.3. Stralic u.a. Bulg. 38.16.5. StremaBulg. 19.12.; 38.19. Striamos u.a. Jug. 20.9.; 21.14.; 38.17.2. Strima Fl. Jug. 12.6.; 38.20.3. Strjama Fl. Bulg. 38.19. Struma Fl. Bulg.-Grie. 12.5.; 14.4.; 14.13.;

463

14.22.9.; 16.6.; 19.3.2.; 19.11.; 19.16.; 21.10.; 38.20. Struma Fl. Jug. 3.4. Anm. 11 Strem(ešn)ica Fl. Bulg. 3.3.; 25.3.6.; 38.20.6. Strymön Fl. Bulg.-Grie. 11.2.—4.; 14.4.; 14.22. Anm. 9; 26.3.1.; 29.4.2.; 38.20.1. und 7.; 40.2.1.; 41.14.4. Strymonitai Volk Bulg.-Grie. 19.11.; 38.20.2. Stypion u.a. Jug. 38.18.2.; 38.19.2 f. Substitution s. Lautersatz Sudb «Bosporus» 39.11.3. Sula Fl. SU 9.4. Sulpa, Sulm Fl. Ost. 3.12.; 10.6.; 19.7.; 38.21. Sülvern u.a. Flurnamen Ost. 3.12.; 10.6.; 38.21.3. Sumava Geb. CS 26.9.3. Swa Fl. Bulg. 13.1. Anm. 2 Susak Jug. 12.6.; 19.3.1a.; 17.2.5.; 19.4.; 38.11.4. Suzubuli Bulg. 38.14.1. Svjatoslav russ. Großfürst 36.5.4.; 38.10.4. Syl Fl. Rum. 38.5.2. Symeon Bulgarischer Herrscher 4.1.; 2.3. Szava-Szent-Demeter Jug. 38.17.6. Szerem Reg., Szeremvär Ort Jug. 38.17.6. Szamos Fl. Rum.-Ung. 17.2.7.; 38.2. Sziszek Jug. 38.11.4. Szombathely Ung. 28.4.1. Tagliamento Fl. It. 14.14. Talamonio Lagune Rum. 37.9.1. TamišFl Rum.-Jug. 1.1.; 12.1. Anm. 17.2.7.; 17.9.3.; 19.21.; 39.3.; 39.6.3. Tamnava Fl. Jug. 14.2.5. Tamura Geb. Alb. 39.6.5. Ta(v)or Jug. 3.13.; 19.3.1.; 19.18.; 31.7.2.; 24.1.1.; 39.1.1. Tara Fl. Jug. 9.4.; 14.20.; 19.20.; 36.8.2 f.; 39.2.; 44.8.2. Tara Berg Jug. 39.2.2. Taras Fl. It. 39.2.1. Tarentumh. 39.2.1. Tärnava Flüsse Grie. und Bulg. 3.3.; 31.9.1. Tarsatica Jug. 38.1.6. Tarus Fl. It. 39.2.1. Tarvisium It. 34.1.3. Taurision Jug. 3.1.; 39.1.1.

464

Register

Taurisker Volk. Jug. 38.17.1. Taurunum Jug. 39.7. Tavor s. Taor Taxos Fl. Bulg.-Tü. 39.11.1. Teleorman Fl. Rum. 3.3.; 24.12.4. Temesch u.a. Fl. Rum.-Jug. 7.8.; 10.10.; 14.22.12.; 17.9.1.; 31.14.3.; 34.6.2.; 36.3.; 38.4.1.; 39.3.; 39.4.1. Terek Fl. SU 23.6.2. Tergolape Ost. 27.4.1. Tersatica Jug. 24.1.4. TesaFl. Ung. 39.4.4. Teurnia Ost. 3.12.; 33.1.2. Thalamonio Lagune Rum. 37.9.1. TharandOrt, Thare Fl. Dd. 39.2.1. Theiß Fl. Ung. 10.4.; 10.8.; 10.10.; 14.16.; 31.14.2.; 38.14.1.; 39.3.1.; 39.4. TheodöraPN 31.13.2. TheödörichosPN 31.13.2. Theodöros Stratilates byz. Feldherr 38.10.4. Theodörupolis Bulg. 20.10.; 38.10.4. Thessalien Reg. Grie. 4.1.; 4.1.3.; 18.10. Thessalonike Grie. 38.1. Thrakien Reg. Bulg.-Grie.: Geschichte, Namenschutz 3.8.; 6.1.; 8.1.; 16.3.; 17.7.; 36.5.1 f.; 38.16.1.; 19.11.-16.; 16.19.; 20.2.; 21.10. Thrakisch: 11.3.; 34.3.3.; Fortdauer 12.2.; 16.6.;-a 14.13.; AUetnanz b/m/mb 24.12.3.; 39.3.6.; dž 37.8.; e/w 25.3.2.; e 30.3.3.; 33.4.6.; 36.5.7.; -k- > -g- 36.1.1. k' > 5? 35.4.1.; Mittelsilbensynkope 26.3.1.; Nasalierung 25.3.3.; 30.3.4.; -nk- > -nch- 41.2.1.; o-i 29.4.3.; oi 29.4.2.; ou > ü 41.14.4.; sfr 26.3.1.; 38.20.1.; th 30.3.1.; -ftn'a 34.3.].;-para 25.4.1. Thr(i)amosi\xg. 20.9.; 21.14. Thur Fl. Fi. 28.2.1. Tiarantos Fl. Ru. 23.12.2.; 24.12.1. TYfer/ttf Kaiser 14.7.; 36.3.1. Tibisis u.a. Fl. Rum.-Jug. 14.2.1.; 14.19.; 14.22.9 f.; 17.9.1 f.; 39.3.1.-3. und 6. TibiscumRum. 38.2.1.; 39.3.1. Tifernum It. 34.2.5.; 39.8.2. TiCa u.a. Bulg. 31.2.4. und 7.; 41.1.3. Tierna Rum. 25.1.2. 7#a.s Fl. Ung. 10.4.; 14.2.1.; 14.22.10.; 39.4.3.

Tilurium u.a. Jug. 10.6.; 10.12.; 24.2.3 f. Timachus Fl. Jug. 39.6.1. Timacum majus und T. minus, Timakiolon, Timathodochiö Orte Jug. 31.6.1. Tintam u.a. Fl. Jug. 39.5. Timena Bulg. 39.6.3. 7»m.j u.a. Fl. Rum.-Jug. 7.4.; 9.2.; 17.9.2.; 39.3. Timociani Volk Jug. 19.3.3.; 39.6.3. Timok Fl. Jug. 10.7.; 14.22.6.; 19.3.3.; 19.8.; 19.22. Anm. 46; 21.11.; 34.2.4.; 36.2.4.; 39.3.6.; 39.6. Timoros Berg Alb. 15.3.; 39.6.2. Tirnava Fl. Rum. 3.3.; 7.8.; 24.5.4.; 31.9.1. und 5. Tiphesas Fl. Rum.-Jug. 14.2.1.; 39.3.3. Tis(z)aMÄ. Fl. Ung. 14.16.; 17.9.2.; 39.4. Titov Veles Jug,. 41.7. Tmaros Berg Grie. 39.6.1. Tmorane Jug. 19.17.2.; 39.6.3. Toli Monastir Jug. 24.6.5. T(o)mor, Tomaros, Tomorica Berge Alb., Grie., Jug. 3.6.; 14.22.8.; 15.3.; 17.2.1.; 19.3.4.; 19.20.; 39.6. Tonzosu.ä. Fl. Bulg.-Tü. 23.11.3.; 39.11.1. Topolka Fl. Jug. 41.8.2. Topolnica Fl. Bulg. 3.3.; 9.2. Tone Fl. It. 34.1. Tovrljan Jug. 19.3.1.; 24.1.4.; 39.1.3.; 39.7. Trä(g) u.a. Fl. Öst.-Jug.-Ung. 26.4.4. Tragisa Ost. 39.8.1. Tragurium Jug. 19.3.2.; 37.4.4.; 44.1.6. Traisen u.a. Fl. Ost. 5.4.; 17.2.9.; 17.5.; 39.8. Traiskirchen Ost. 39.8.1. Tra/an Kaiser 24.8.2.; 34.4.1.; 36.3.5.; 38.16.1.; 41.2.1. Trajanspforte Paß Bulg. 29.1.8. Transdierna Bulg. 23.12.4.; 25.1.1.; 35.4.3. Transmarisca Bulg. 23.12.4. Transhumanz s, Weidewirtschaft TraiiJug. 16.10.; 37.4.4. 7rau«.s Fl. Öst.-Jug.-Ung. 26.4.4. Treisama Fl., Treismauer Ort Ost. 39.8.1. und 3. Tremontia u.a. Bulg. 36.5.3. Treska Fl. Jug. 3.3. Triaditza u.a. Bulg, 20.2 f.; 20.9.; 21.14.; 38.16.4.

Register

Triljiug. 10.12.; 25.2.3. Trimontium Bulg. 18.7. Trimpoile Rum, 23.7.7. Trimus Fl. Jug.-Alb. 26.5.3.; 36.5.3. 7htaMFI.lt. 39.8.3, Trnava Fl. Jug. 31.9.1. von Trnovo» Tnnovbc «Einwohner Bulg. 38.1.4. 7>ogi>Jug. 18.11.; 19.3.2.; 37.4.4. Trsatlug. 24.1.4.; 38.1.6. Trst It. 19.9. 7>vzilt. 34.1.3. Tsamurja Reg, Grie. 39.9. Tschechoslowakei: Namengeschichte 22.2.8. Tuklača Jug. 26.8.3. 7Wovo, 7>fou.ä. Bulg. 19.19.; 39.10. 7 W i a Fl. Bulg.-Tü. 12.2.; 17.2.6.; 19.3.8.; 19.11.; 19.12.3.; 19.24.; 39.11. Tupiinica Berg Jug. 39.6.3. Türken: Eroberung, Herrschaft 1.1.; 21.2.; 26.1 f.; 26.7.1.; 38.14a.; Namengesch. der Türkei 22.2.9.; Namenübernahme und Neubenennungen 6.1.; 7.10.; 25.3.8.; Türk. Vermittlung von siebenbürg. Namen? 7.10.; 31.9.2.; 33.7.5.; 39.3.6. 7iimwFl.lt. 34.1. Tutchon Bulg. 41.2.6. Tuonouwa «Donau» 26.3.6.; 26.4,4, Tutza Fl. Bulg. 31.2.4.; 39.11.5. Tuža Fl. Bulg.-Tü. 12.2.; 17.2.6.; 19.3.1a.; 19.19. Thyamis Fl., Thyamia Ort, Thyamos Berg Grie. 39.9.1. Tycja u.a. Fl. Bulg. 3.3.; 13.2.; 19.8.; 31.2.4. Tyles u.a. Bulg. 39.10.1. Tymes Fl. Rum.-Ung. 39.3.7. Tzika Fl. Bulg. 31.2.4. Uardanes Fl. SU 41.4.6. Üb Fl. Jug. 14.22.5.; 19.18.; 19.22. Anm. 46; 32.7.2.; 35.3.2.; 40.1. UdönFl. SU 41.14.3. Uis(its) Flüsse Ost. 43.1.3 f. I/fcaFl.Jug. 41.19.1. t/fcüi/, Ulcirus, Ulcisia Orte Jug. 18.11.; 41,18.2.; 41.19.2. Ulfila Gotenmissionar 14.22.11.

465

Ulkaia hele Sumpfgebiet Jug. 36.6.4.; 41.19.1. Ulpia Anchialus Bulg. 41.2.1. Ulpia Philippopolis Bulg. 6.5.3. Ulpia Serdica Bulg. 38.16.1. Ulpiana u.a. Jug. 3.1.; 3.11.; 10.12.; 32.6.1 f.; 39.1.1. Ululeus Fl. Alb. 27.5.4. Umprägung von Namen 10.1.-15. Un(a), Unac Flüsse Jug. 14,2.; 14,2.5,; 14.19.; 14.22.; 19,3,1.; 25.3.6.; 40.2.; 41.14,4.; 41.15.3. Ungarn Geschichte 5.2.; 7.7.; 19.23.; Namenschatz 3.3.; 3.12.; 5.2.; 22.2.9.; madj. u > o 7.10. UqiniiVLg. 41.19.2. Urpanus Fl. Jug. 41.17.1. Uscudama, Uscana Orte Tu. und Jug. 23.4.1.; 29.4.2. Uscus Fl. Bulg. 29.1.4. Uskoplje Jug. 38.13.1. Uskufia Jug. 38.13.7. Üsküb Jug. 38.13.8. Ustibar(ska) Fl. Jug. 29.2.1. Utidaua Rum. 41.14.5. £/fiis Fl. Bulg. 11.2.; 14.22.11.; 40.2.1. Kd&i Fl. Bulg. 3.3. Anm. 6; 9.4. Anm. 8; 10.14.; 13.2.; 14.20.; 19.12.; 38.19.3.; 41.1. Vächelo Bulg. 11.5.; 18.4.; 19.3.4.; 19.14.; 23.13.1.; 24.2.1.; 25.3.2.; 39.11.3.; 41.2. VähFlCS 42.1. Vajuša u.a. Grie.-Alb. 12.5.; 19.17.4.; 41.15.5.-10. Valdusus Fl. Jug. 41.17.1. Valona Alb. 27.1.3.; 41.3. Vannius Reich des - 42.1.1. Vardar u.a. Fl. Jug.-Grie. 3.13.; 6.2.; 6.4.; 12.5.; 13.1.; 14.22.9.; 19.3,3.; 19.3.6.; 19.4.; 19.11.; 19.16.; 19.17.4.; 21.10.; 23.8.4.; 28.4.1.; 38.3.2.; 41.4.; 41.15.10. Vardo Fl Fr. 41.4.6. Varduva Fl. SU 41.4.6. Varna u.a. Bulg. 3.11.; 13.2.; 14.13.; 17.2.2.; 18.4.; 19.14.; 20.5.; 41.5. Vdie Bulg. 41.12.6. Večina Bulg. 31.2.7. Vedea Fl. Rum. 41.6.

466

Register

Vegliotisch s. Romanen: Dalmatien Vasmer, Max, Philologe 8.1. Väta Fl Bulg. 10.14. Vavlonbski Alb. 41.3.3. Velegrada u.a. Jug. 20.7. Anm. 12 Velbažda Bulg. 3.11. Veldes Jug. 19.7. FWe/ca, FW/faj Fl. Bulg. 10.12.; 14.13.; 41.7. (Titov) Veles Jug. 3.1 L; 3.13.; 8.2.; 20.9.; 41.8. Velevit Geb. Jug. 14.22.7. Velika FIN Bulg. s. Veleka Velika Fl. Jug. 3.3. Anm. 9; 41.4.6. und 9. Velikaja ČS 41.8.1. FWÖW Otafc Insel Jug. 3.13. Fe/ZAro Gradište Jug. 36.2.1. Velitza ČS 41.8.1. Fe/taBulg. 26.1.4. FenerienReg.lt. 3.12.; 4.1.1.; 6.1.; 34.1.1. Verega, Verigava Paß und Geb. Bulg. 20.4.; 24.2.6.; 26.9.3. Veroiu.ä. Bulg. 20.4.; 20.8. Anm. 16; 24.8.4. Ver(r)ria Bulg. 8.3.; 16.6a.; 18.5 f.; 18.9.; 20.2.; 20.6.; 21.8.; 21.13.; 41.9. Vespasian Kaiser 26.1.1.; 38.21.1. Verticatu Jug. 41.15.10. Fifa Bulg. 31.2.5. Viciano Jug. 32.6.1. FWAo/ Fl. Bulg. 10.7.; 10.11.; 13.2.; 16.12.; 17.2.4.; 17.6.; 17.7.; 17.12.; 18.4.; 23.10.1.; 23.10.4.; 32.8.3.; 35.2.1.; 37.2.1.; 38.12.; 38.21.2.; 41.10. Vidima Fl. Bulg. 9.4. Anm. 8; 14.20.; 15.3.; 19.3.8.; 41.11. Vidin u.a. Bulg. 3.11.; 10.11.; 36.5.7.; 38.10.5.; 41.10.1.; 41.12.

Villach u.a. ost. 41.13. Viminacium Jug. 31.12. Vindobona Ost. 3.11.; 18.4.; 42.2.2. Viossa Fl. Grie.-Alb. 41.15.9. VirunumÖst. 3.12.; 31.4.1.; 33.1 f. KM Insel Jug. 37.6.4. Visitor Berg Jug. 24.4.2. M» Fl. Bulg. 10.7.; 11.2.; 14.19.; 14.22.12.; 21.15.3.; 32.8.2.; 38.12.; 40.2.2.; 41.14. Vitolia Jug. 24.6.5. Kft