Entwicklungstrends von Kunst, Kultur und Medien in den neuen Bundesländern: Gutachten im Auftrag des Bundesministers des Innern [1 ed.] 9783428481804, 9783428081806


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German Pages 334 [356] Year 1994

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Entwicklungstrends von Kunst, Kultur und Medien in den neuen Bundesländern: Gutachten im Auftrag des Bundesministers des Innern [1 ed.]
 9783428481804, 9783428081806

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ANJA SCHOLZ · CORNELIA WALDKIRCHER-HEYNE

Entwicklungstrends von Kunst, Kultur und Medien in den neuen Bundesländern

Schriftenreihe des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung Nr. 137

Entwicklungstrends von Kunst, Kultur und Medien in den neuen Bundesländern Gutachten im Auftrag des Bundesministers des lnnern von

Anja Scholz Cornelia Waldkircher-Heyne

Duncker & Humblot I Berlin · München

Die Untersuchung wurde in der Abteilung Strukturanalysen und Kulturökonomie durchgeführt, die unter der Leitung von Marlies Hummel steht. Die Konzeption der Studie stammt von Marlies Hummel. Die Durchführung besorgten die Autorinnen. Frau C. Waldkircher-Heyne bearbeitete die Zusammenfassung sowie die Kapitel B und C. Frau A. Scholz besorgte die Kommentierung der Abschnitte über Denkmalschutz, Hörfunk- und Fernsehen, Filmwirtschaft, Museen, Künstler und Angehörige sonstiger Kulturberufe sowie des Kapitels B 3. Die Autorinnen danken Frau E. Nipkow-Sindram für die Unterstützung bei den technischen Arbeiten. Die Studie wurde im Juni 1993 fertiggestellt

Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Entwicklungstrends von Kunst, Kultur und Medien in den neuen Bundesländern : Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums des lnnern I von Anja Scholz ; Cornelia Waldkircher-Heyne. - Berlin : Duncker und Humblot, 1994 (Schriftenreihe des lfo-lnstituts für Wirtschaftsforschung ; 137) ISBN 3-428-08180-3 NE: Scholz, Anja; Waldkircher-Heyne, Cornelia; lfo-lnstitut für Wirtschaftsforschung (München): Schriftenreihe des lfo-lnstituts ...

Alle Rechte vorbehalten © 1994 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0445-0736 ISBN 3-428-08180-3 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier gemäß der ANSI-Norm für Bibliotheken

VORWORT

Nach der Vereinigung Deutschlands befinden sich Kulturschaffen, Kulturvermittlung und Kulturrezeption in den neuen Bundesländern in einem veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld. Dieser Wandel betrifft alle Kulturbereiche: Er beginnt bei der Änderung der Rahmenbedingungen für künstlerisches Schaffen, setzt sich fort in den Sachzwängen der Finanzierung kultureller Maßnahmen und Einrichtungen und umschließt die Auswirkungen der Privatisierung von Verlagen, Filmproduktion und Filmtheatern sowie die Einführung des dualen Rundfunksystems. Angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen, den der Übergang vom Sozialismus in ein demokratisches System mit der ordnungspolitischen Grundkonzeption der sozialen Marktwirtschaft verursacht, kommen Kunst und Kultur eine wichtige Funktion zu. Sie können als Kristallisations- und Identifikationspunkte des politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels gesehen werden. Ihre Substanz - so ist es im Einigungsvertrag festgelegt - darf keinen Schaden nehmen. Die vorliegende Studie untersucht, welche Bedingungen für Kulturschaffen, Kulturvermittlung und Kulturrezeption in der DDR bestanden, und wie sich diese nach der Wiedervereinigung entwickelt haben. Die Rolle der öffentlichen Hand bei der Finanzierung der Kulturaufgaben wird in einem gesonderten Kapitel dargestellt. Der Bundesminister des lnnern hatte das ifo Institut beauftragt, diese Untersuchung zu den Entwicklungstrends von Kunst, Kultur und Medien in den neuen Bundesländern durchzuführen. Ziel der Studie ist es, ein Gesamtbild des Wandels im Kunst- und Kulturbereich der neuen Bundesländer zu erarbeiten. Diese schwierige Aufgabe konnte nur mit der Hilfe zahlreicher Einzelpersonen und Institutionen gelöst werden. Der Dank der Verfasser gilt zunächst den Damen und Herren aus dem Bundesministerium des lnnern, insbesondere Herrn Ministerialrat Dr. Wemmer und seinen

V

Mitarbeitern, die die Studie begleitet haben. Bei der schwierigen Beschaffung der Daten haben uns das Statistische Bundesamt, Außenstelle Berlin, und die Länderregierungen der neuen Bundesländer, vertreten durch die Fachministerien, in dankenswerter Weise unterstützt. Dank sei auch den Kulturdezernenten und ihren Mitarbeitern in den Städten Frankfurt/Oder, Jena und Leipzig für die Unterstützung der regionalen Untersuchung gesagt. Weiterhin gebührt unser Dankeschön allen Einzelpersonen, Verbänden und Institutionen, die zur Realisierung dieser Studie beigetragen haben. München, Mai 1994 Prof. Dr. Karl Heinrich Oppenländer Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung

INHALTSÜBERSICHT Seite

Zusammenfassung

1*- 20*

A Problemstellung und Grundlagen der Untersuchung 1 Problemstellung 2 Grundlagen

B Kunst und Kultur ln den neuen Bundesländern Im veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld

1 2

10

1 Die Ausgangssituation in der ehemaligen DDR 2 Entwicklungstrends des Kulturbereichs in den neuen Bundesländern 3 Öffentlicher Kulturauftrag und Finanzierung der erforderlichen Ausgaben

10 55 154

C Fallbelspiele

202

1 Wirtschaftliches Umfeld 2 Kulturfinanzierung in den Vergleichsstädten 3 Entwicklung der kulturellen Einrichtungen in den Vergleichsstädten

202 207 225

Anhang

235

Literaturverzeichnis

311

INHALTSVERZEICHNIS Seite

Tabellenverzeichnis

V

Zusammenfassung

1*

A Problemstellung und Grundlagen der Untersuchung Problemstellung 2 Grundlagen

2

2.1 Abgrenzung der Untersuchungsbereiche 2.2 Gang der Untersuchung 2.3 Untersuchungsmethoden und Datensituation

B Kunst und Kultur ln den neuen Bundesländern Im veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld

10

Die Ausgangssituation in der ehemaligen DDR

10

1.1 Übersicht über den Kulturbereich im Jahr 1988/89

11

1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.1.5 1.1.6 1.1.7 1.1.8 1.1.9

Berufstätige im Kunst- und Kulturbereich Theater und Musik Museen Ausbildung, Weiterbildung und Breitenkultur Denkmalschutz und Denkmalpflege Verlags- und Pressewesen Hörfunk und Fernsehen Filmwirtschaft Produktions- und Handelsbereiche

1.2 Besonderheiten im Vergleich zu den alten Bundesländern 2 Entwicklungstrends des Kulturbereichs in den neuen Bundesländern 2.1 Künstler und Angehörige sonstiger Kulturberufe 2.2 Öffentliche und öffentlich geförderte Kulturaufgaben und -bereiche 2.2.1 2.2.2

VIII

2 5 7

Theater und Orchester Museen, Sammlungen und Ausstellungen

11 18

24

25

34 36 39 44 47 49 55 55 67 67 73

Seite

2.2.3 2.2.4 2.2.5 2.2.6

Bibliotheken und Büchereien Erwachsenenbildung (Volkshochschulen, sonstige Weiterbildungseinrichtungen, z.B. Musikschulen) Sonstige Kunst- und Kulturpflege (z.B. Stadtteilkulturarbeit, Heimat- und Brauchtumspflege) Denkmalschutz

2.3 Marktorientierte Verteilerbereiche 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4

Verlags- und Pressewesen, Buchhandel Hörfunk und Fernsehen Filmwirtschaft (Filmproduktion, Filmtheater) Tonträger

3 Öffentlicher Kulturauftrag und Finanzierung der erforderlichen Ausgaben 3.1 Übergangsfinanzierung durch den Bund 3.1.1 3.1 .2

Grundlagen zur Kulturförderung des Bundes und Art. 35 Einigungsvertrag Finanzierungsprogramme des Bundes

3.2 Gesamtvolumen der vom Bund beeinflußten Kulturausgaben in den Jahren 1991 bis 1993 3.3 Finanzierung durch die Länder 3.3.1 3.3.2 3.3.3

Methodische Vorbemerkungen Der Beitrag der Länder zur Kulturfinanzierung Kulturfinanzierung von Bund und Ländern

3.4 Eigenfinanzierung der Institutionen und Initiativen 3.5 Stiftungen 3.5.1 3.5.2 3.5.3

Der Beitrag von Stiftungen aus den alten Bundesländern Bedeutende Stiftungen in den neuen Bundesländern Gesamtvolumen der ermittelten Stiftungsausgaben für kulturelle Zwecke

82

85 92

97 105 105 117 131 149 154

156 156 159 169

173 173

176

191

192

193

194

196

200

IX

Seite

C Fallbelspiele Wirtschaftliches Umfeld 2 Kulturfinanzierung in den Vergleichsstädten 2.1 Methodische Vorgehansweise 2.2 Öffentliche Kulturausgaben in den Vergleichsstädten 2.3 Finanzierung der Kulturausgaben 3 Entwicklung der kulturellen Einrichtungen in den Vergleichsstädten 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5

Theater und Orchester Museen, Sammlungen und Ausstellungen Ausbildung, Weiterbildung und Breitenkultur Filmtheater Zukünftige Aspekte der Kulturförderung

202 202 207 207 208 215 225 225 228 229 231 231

Anhang A Abgrenzung der Untersuchungsbereiche

235

B Übersicht über die Programme des Bundes, der Länder und der sonstigen Einrichtungen zur Förderung des Denkmalschutzes

239

C Überblick über das Pressewesen der DDR 1988 und die Entwicklung der in der früheren DDR zugelassenen Zeitungen seit 1989

249

D Zugelassene private Hörfunksender in den neuen Bundesländern

255

E Bruttoausgaben, Nettoausgaben, unmittelbare Einnahmen und steuer- und kreditfinanzierte Kulturausgaben der neuen Bundesländer und Berlin in den Jahren 1991 , 1992, 1993

257

F Entwicklung der kulturellen Einrichtungen in Frankfurt/Oder, Jena und Leipzig

303

Literaturverzeichnis

311

X

TABELLENVERZEICHNIS Tabelle

Seite

Zahl der Berufstätigen im Kulturbereich nach der Stellung im Beruf

12

2

Anzahl der freischaffenden und im Arbeitsrechtverhältnis stehenden Künstler

14

3

Künstler im Arbeitsrechtverhältnis nach Aktivitätsbereichen im Jahre 1988

17

4

Veranstaltungen, Platzangebot und Besucher der Theater im Jahre 1989

20

5

Vorstellungen und Besucher der Theater nach Sparten im Jahr 1989

21

6

Veranstaltungen und Besucher der Staatlichen Orchester und der Konzert- und Gastspieldirektionen im Jahr 1989

23

7

Museen und Besucher im Jahr 1989

25

8

Künstlerische und kulturpolitische Ausbildung im Jahr 1988

26

9

Musikschulen und Musikunterrichtskabinette im Jahr 1989

28

10

Anzahl, Benutzer, Entleihungen und Bestandseinheiten der Bibliotheken im Jahr 1989

29

11

Anzahl, Veranstaltungen und Besucher der Kultur- und Klubhäuser

32

12

Kennzeichen der Buch- und Broschürenproduktion im Jahr 1989

38

13

Hörfunknutzung in der DDR 1988 und 1989

41

14

Kennzeichen der Filmvorführungsstätten und Filmtheater im Jahre 1989

46

Erwerbstätige, Selbständige und Angestellte in Kulturberufen in den neuen Bundesländern

58

Arbeitsmarkt im Bundesgebiet Ost im Jahre 1992

60

15 16

XI

Tabelle

Seite

17

Arbeitslose, Vermittlungen und offene Stellen in künstlerischen Berufen

61

18

Erwerbstätige in den neuen Bundesländern einschl. Berlin-Ost 1991 nach Berufsgruppen, ausgewählten Berufsordnungen und monatlichem Nettoeinkommen

65

19

Anzahl und Durchschnittseinkommen der aktiv versicherten Künstler und Publizisten in den neuen Bundesländern

66

20

Veranstaltungen, Besucher und Platzauslastung der öffentlichen Theater nach Sparten 1990/91

69

21

Museen, Ausstellungen und Besuche in den neuen BundesIändern nach Museumsarten für das Jahr 1990

76

22

Durchschnittliche Zahl der Ausstellungen und Besucher je Museum nach Museumsarten für das Jahr 1990

78

23

Eintrittspreise und Veröffentlichungen von Museen in den neuen Bundesländern

79

24

Beschäftigte in Museumsbetrieben von Ländern, Gemeinden und Gemeindeverbänden am 30.6.1991

81

25

Kennzeichen der öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken in den neuen Bundesländern

84

26

Kennzeichen der Volkshochschulen in den neuen und alten Bundesländern im Jahre 1991

87

27

Ausgaben, Einnahmen und Personalbestand der Volkshochschulen im Jahr 1991

89

28

Entwicklung des Angebots an Tageszeitungen von 1989 bis 1992 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR

107

29

Fernsehnutzung in den neuen Bundesländern

120

30

Hörfunknutzung in den neuen Bundesländern

123

XII

Tabelle

Seite

31

Netto-Umsätze des Werbefunks und des Werbefernsehens in den neuen Bundesländern

125

32

Netto-Umsätze des inländischen Werbefunks und des Werbefernsehens 1989 bis 1991

128

33

Anzahl der mit Beteiligung der DEFA-Studios Berlin und Potsdam produzierten Kinofilme in den Jahren 1990 bis 1992

134

34

Ur- und erstaufgeführte Filme in den Jahren 1989 bis 1991

135

35

Kinoketten in O:;tdeutschland: Inhaberstatistik 1991

137

36

Indikatoren der Entwicklung der Filmtheaterunternehmen 1990 und 1991

138

37

Indikatoren der Entwicklung der Filmtheater in den neuen Bundesländern in den Jahren 1990 und 1991

140

38

Videorecorderbesitz in den neuen Bundesländern im Jahre 1990

142

39

Vidoethekenbestand in den neuen Bundesländern im Jahre 1991

144

40

Umsatz und Be::;ucherzahl von Filmtheatern in den neuen Bundesländern 1991

146

41

Videotheken - Umsatz im Jahre 1991 nach Bundesländern

147

42

Tonträgerabsatz und -umsatz von 1988 bis 1991

150

43

Repertoire an Tonträgern nach Tonträgerarten 1991

153

44

Vorschläge der Länder für die Übergangsfinanzierung 1992 - Substanzerhaltungsprogramm in Mill. DM -

161

45

Fördermittel des Bundes für Kulturstiftungen in den Jahren 1991 und 1992

165

46

Bundesmittel zur Finanzierung von Kunst und Kultur in den neuen Bundesländern 1991 bis 1993

168

XIII

Tabelle

47

Seite

Gesamtvolumen der Ansehubfinanzierung des Bundes und Komplementärmittel der neuen Länder in den Jahren 1991 bis 1993

172

Entwicklung der Bruttoausgaben der neuen Länder (einschl. Berlin) nach kulturellen Aufgabenbereichen

177

Entwicklung der Nettoausgaben und der steuer- und kreditfinanzierten Ausgaben der neuen Länder (einschl. Berlin) nach kulturellen Aufgabenbereichen

182

Entwicklung der Bruttoausgaben der neuen Länder (einschl. Berlin) nach kulturellen Aufgabenbereichen in den Jahren 1991 bis 1993

185

Entwicklung der Zahlungen des öffentlichen Bereichs und unmittelbare Einnahmen der neuen Länder (einschl. Berlin) nach kulturellen Aufgabenbereichen

188

52

Einsatz der Fördermittel der Stiftung Kulturfonds 1991

197

53

Stiftungsvermögen und jährliche Gesamtausgaben ausgewählter Stiftungen der neuen Bundesländer in DM

200

54

Stiftungsausgaben öffentlich geförderter Stiftungen im Jahr 1992 in den neuen Ländern in Mill. DM

201

55

Wohnbevölkerung in den Vergleichsstädten

203

56

Zahl der Berufstätigen in den Vergleichsstädten - Berufstätigenerhebung am 30.9.1989

204

57

Arbeitsmarktsituation in den Vergleichsstädten

206

58

Struktur der Bruttoausgaben in Kulturellen Aufgabenbereichen der Vergleichsstädte 1992

210

59

Nettoausgaben für den Kulturbereich in den Vergleichsstädten 1992

213

48 49

50

51

XIV

Tabelle

Seite

60

Veränderung der Bruttoausgaben in kulturellen Aufgabenbereichen der Vergleichsstädte 1992 gegenüber 1991

214

61

Zahlungen vom öffentlichen Bereich für die Kultureinrichtungen der Vergleichsstädte 1992

217

62

Veränderung der Zahlungen vom öffentlichen Bereich für die Kultureinrichtungen der Vergleichsstädte 1992 gegenüber 1991

220

63

Struktur der Bruttoeinnahmen in kulturellen Aufgabenbereichen der Vergleichsstädte 1992

223

Zusammenfassung 1.

Problemstellung

Kulturschaffen, Kulturvermittlung und Kulturrezeption befinden sich nach der Vereinigung Deutschlands in einem veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld. Dies gilt in besonderem Maße für das Gebiet der ehemaligen DDR: Der Umbruch in den neuen Bundesländern beginnt bei der Änderung der Rahmenbedingungen für künstlerisches Schaffen, setzt sich fort in den Sachzwängen der Finanzierung kultureller Maßnahmen und Einrichtungen und umschließt die Auswirkungen der Privatisierung von Verlagen, Filmproduktion und Filmtheatern sowie die Einführung des dualen Rundfunksystems. Der Wandel im kulturellen und kulturwirtschaftlichen Bereich steht im größeren politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontext: Der Übergang vom Sozialismus in ein demokratisches System mit der ordnungspolitischen Grundkonzeption der sozialen Marktwirtschaft verläuft nicht reibungslos. Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind um so gravierender, als gleichzeitig massive Arbeitsmarktprobleme in Kombination mit einer äußerst prekären Finanzsituation der Länder- und Gemeindehaushalte auftreten. Kunst und Kultur kommen in dieser Phase des Umbruchs eine wichtige Funktion zu. Sie können als Kristallisations- und Identifikationspunkt des gesellschaftlichen Wandels gesehen werden. Ihre Substanz - so ist es im Einigungsvertrag festgelegt - darf keinen Schaden nehmen. Wie sich die Bedingungen für Kulturschaffen, Kulturvermittlung und Kulturrezeption in den neuen Bundesländern entwickeln, ist in diesem Forschungsvorhaben zu untersuchen. Wegen der besonderen Finanzsituation in den neuen Bundesländern sind in einem eigenen Kapitel Fragen der Finanzierung durch die öffentliche Hand (Bund, alte Bundesländer sowie die staatliche und kommunale Ebene in den neuen Bundesländern) und/oder durch Stiftungen zu prüfen.

1*

2.

Abgrenzung der Untersuchungsbereiche

Da die Studie ein Gesamtbild des Wandels im Kunst- und Kulturbereich der neuen Bundesländer erarbeiten soll, sind grundsätzlich alle Kultursparten relevant, die das ifo Institut in den Forschungsvorhaben des Bundesministers des lnnern "Volkswirtschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur" und "Wirtschaftliche Entwicklungstrends von Kunst und Kultur" für das Gebiet der alten Bundesländer untersucht hat. Hierzu zählen: - Selbständige Künstler und Publizisten, - Öffentliche und öffentlich geförderte Kulturaufgaben und -bereiche: Musik und Darstellende Kunst (Sprech- und Musiktheater, Orchester, Chöre, Ballette), Bildende Kunst und Museen, Sammlungen, Ausstellungen, Bibliotheken und Büchereien, Kunsthochschulen, Musikhochschulen, Volkshochschulen, Denkmalschutz, -

Sonstige Kunst- und Kulturpflege (einschließlich kultureller Stadtteilarbeit);

- Marktorientierte Verteilerbereiche: -

Verlags- und Pressewesen, Hörfunk und Fernsehen, Film- und Videoherstellung, -verleih und -vertrieb, Filmtheater, Herstellung bespielter Tonträger, Handel mit Erzeugnissen des Kunst- und Kultursektors (Bücher, Kunstgegenstände und Bilder).

3.

Künstler und Angehörige sonstiger Kulturberufe

Berufstätige im Kunst- und Kulturbereich 1988/89 Nach den Angaben des Statistischen Amtes der DDR waren am 30. September 1989 über 96 900 Personen in künstlerischen und kulturellen Einrichtungen be-

2*

schäftigt. Die Theater, die Kulturelle Massenarbeit und die sonstigen kulturellen Einrichtungen boten dabei die größten Beschäftigungsmöglichkeiten. Die überwiegende Mehrzahl der Berufstätigen des Kulturbereichs waren als Arbeiter und Angestellte tätig; nur ein kleiner Teil {11,7 %) zählte zu den selbständig Erwerbstätigen und den mithelfenden Familienangehörigen. Im Vergleich zur Abgrenzung des ifo Instituts sind hier die Verlage, die Filmproduktion, der Buchhandel, die Kunsthochschulen, die Tonträgerproduktion und der Kunsthandel nicht enthalten. Zählt man die Angaben für die Verlage, die Hoch- und Fachschulen für Kunst, die Film- und Tonträgerproduktion zu den Ergebnissen des Statistischen Amtes der DDR hinzu, so ergibt sich, daß rund 110 440 Personen im Kunst- und Kulturbereich beschäftigt waren. Dies entspricht knapp 1,3 % aller Berufstätigen in der DDR im Jahre 1989. Grenzt man den Kunst- und Kulturbereich der Bundesrepublik Deutschland in vergleichbarer Weise ab, so zeigt sich, daß dieser Sektor in beiden deutschen Staaten - gemessen am Anteil an den Erwerbstätigen - das gleiche Gewicht aufweist. in der Bundesrepublik Deutschland sind in dieser Abgrenzung 1 rund 379 800 Personen im Kunst-und Kulturbereich beschäftigt, das entspricht 1,4 % der Erwerbstätigen aller Wirtschaftsbereiche.

Künstler Die Zahl der Künstler in der ehemaligen DDR kann nur geschätzt werden, da es keine zentrale und einheitliche Datenerhebung zur Berufsgruppe der Künstler gab. Die Expertengruppe 111 der deutsch-deutschen Kulturkommission schätzt, daß es

1

Die Erwerbstätigen des Kulturbereichs in der Bundesrepublik Deutschland setzen sich in diesem Fall aus den Künstlern sowie den Beschäftigten von Verlagen, Theatern und Orchestern, Tonträger- und Filmproduktion, Filmtheatern, Hörfunk und Fernsehen, Museen, Denkmalschutz, sonstiger Kunst- und Kulturpflege, Kunsthochschulen, Musikschulen und Bibliotheken zusammen. Die vor- und nachgelagerten Bereiche bleiben zum größten Teil außer acht. - Vgl. Hummel, M. und C. Waldkireher (1992), Wirtschaftliche Entwicklungstrends von Kunst und Kultur, s. 209.

3*

in der DDR in den Jahren 1987/88 rund 38 000 hauptberufliche, d.h. freischaffende oder in einem Arbeitsrechtverhältnis stehende Künstler gab. Mehr als zwei Fünftel (16 000 Künstler) der Angehörigen dieser Berufsgruppe waren freischaffend tätig. Die Unterhaltungskünstler (Schauspieler, Sänger. Artisten, Diskotheker, Musiker und Programmgestalter) waren mit rund 7 330 Personen die größte Gruppe der freischaffenden Künstler. Mehr als die Hälfte von ihnen (4 200 Personen) verdiente sich ihren Lebensunterhalt als Musiker. Am zweitstärksten waren die Bildenden Künstler (6 240 Personen) unter den freischaffenden Künstlern vertreten. Die Schriftsteller (1 020 Personen) und die Musiker (91 0 Personen) bildeten die beiden nächstgrößeren Gruppen. Ein großer Teil der Künstler war in Verbänden organisiert (z.B. Bildende Künstler: 97 %, Schriftsteller: 85 %), da dies die Voraussetzung für die Anerkennung des Berufsstatus war. Die Mitgliedschaft war mit zahlreichen Vorteilen verbunden, wobei der wichtigste das "Marktmonopol der staatlich geförderten Künstler" war. Die Aufträge der kulturellen Einrichtungen, der Betriebe und der staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen waren finanziell meist gut ausgestattet, maximal 10 % der Künstler konnten nicht von ihrer selbständigen Tätigkeit leben. Künstler aus dem Bereich Musik und künstlerische Mitarbeiter bildeten mit jeweils mehr als 6 000 Personen die größten Gruppen der 22 000 Künstler im Arbeitsrechtverhältnis. Bei den ersten dominierten die Musiker (3 720 Personen) und die Sänger (2 060 Personen). Nach den kulturspezifischen Leitern gehörten Künstler aus der Darstellenden Kunst (3 080 Personen) zu der nächstgrößeren Berufsgruppe. Unter ihnen hatten die Schauspieler (1 480 Personen) und die Regisseure/Regieassistenten die größten Anteile (820 Personen). Über ein Zehntel der Künstler im Arbeitsrechtverhältnis waren als Publizisten (2 370 Personen) tätig.

4*

Künstler und Angehörige sonstiger Kulturberufe im Jahre 1991 Nach den Angaben des Mikrozensus gab es im Jahre 1991 in den neuen Bundesländern insgesamt 7,8 Mill. Erwerbstätige, von denen rund 81 000 in Kulturberufen tätig waren. Dies entspricht einem Anteil von 1 %aller Erwerbstätigen. Rund 12,3% (1 0 000 Personen) der Erwerbstätigen in künstlerischen und sonstigen Kulturberufen waren selbständig. Ein Vergleich mit früheren Angaben zur Zahl der Künstler und Angehörigen sonstiger Kulturberufe in der DDR ist leider nicht möglich. Andere Berufsbezeichnungen und eine unvollständige Erfassung der Künstler zu DDR-Zeiten Jassen für die Gesamtzahl der Angehörigen künstlerischer Berufe keine aussagekräftigen und stichhaltigen Aussagen zu. Bei den selbständigen Künstlern lassen sich dagegen erste Entwicklungstrends erkennen; genauere Aussagen für einzelne Berufsgruppen können aufgrund fehlender Angaben des Mikrozensus leider nicht gemacht werden. Wenn man die Mit· gliedszahlen der Verbände aus den Jahren 1987/88 den Angaben des Mikrozensus gegenüberstellt, so zeigt sich, daß die Zahl der selbständigen Künstler in den neuen Bundesländern in diesen drei Jahren ungefähr um ein Drittel gesunken ist. 1 Berücksichtigt man, daß der Mikrozensus auch Berufe erfaßt, die in der Zahl der freischaffenden DDR-Künstler nicht enthalten waren (z.B. künstlerische und zugeordnete Berufe der Bühnen-, Bild· und Tontechnik, Fotografen und Artisten), so dürfte der tatsächliche Rückgang noch größer ausgefallen sein. Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Kulturberufen liefert dafür ein weiteres Indiz. Ende Juni 1992 meldeten sich mehr als 11 800 Angehörige künstlerischer Berufe bei den Landesarbeitsämtern in den neuen Bundesländern als arbeitslos. Rund 1

ln den Jahren 1987/88 gab es rund 16 000 freischaffende Künstler in der DDR, darunter 1 000 Schriftsteller. Nach den Angaben des Mikrozensus gab es 1991 10 000 Selbständige in künst· lerischen und zugeordneten Berufen (ohne Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare).

5*

68 % der Arbeitslosen in Kulturberufen zählten zur Gruppe der Künstler und der zugeordneten Berufe. Die übrigen 32 % zählten zur Berufsgruppe der Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare, in der auch Übersetzer, Archivare und Museumsfachleute enthalten sind. Gemessen an der Zahl der offenen Stellen hat die zuletzt genannte Gruppe derzeit eine höhere Chance, eine Arbeit vermittelt zu bekommen: Für 4,7 % der arbeitslosen Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare und für 2,8 % der arbeitslosen Künstler wurden den Landesarbeitsämtern im Vergleichsmonat offene Stellen gemeldet. Seit Beginn des Jahres 1992 konnten die Landesarbeitsämter über 4 200 Stellen vermitteln. Der Anteil der Künstler und zugeordneten Berufe (55,7 %) lag dabei etwas höher als der der Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare (44,3 %).

Einkommenssituation in Kulturberufen Nach den Angaben des Mikrozensus verfügten 24 000 (72,7 %) der insgesamt 33 000 Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare im Berichtsmonat über ein monatliches Nettoeinkommen, das zwischen 600 und 1 800 DM betrug. Davon befanden sich 37,5% in der zweiten Einkommensklasse (600 bis 1 000 DM), weitere 41,6% waren in der nächsten Größenklasse (1 000 bis 1 400 DM) einzuordnen. Über die Verteilung auf die unterste und oberste Einkommensgrößenklasse (weniger als 600 DM bzw. mehr als 1 800 DM) liegen leider keine Informationen vor. Bei Künstlern und Erwerbstätigen in den zugeordneten Berufen fällt das monatliche Nettoeinkommen ähnlich gering aus. Für die Größenklasse unter 600 DM erfolgte in keiner dieser Berufsgruppen ein Nachweis. ln den künstlerischen Berufen erreichte der monatliche Nettoverdienst von 58,3 % der Erwerbstätigen Beträge zwischen 600 und 1 400 DM. Der Größenklasse von 1 400 bis 1 800 DM wurden etwa 14,6 % der Erwerbstätigen zugeordnet.

6*

4.

Entwicklungen in den einzelnen Kulturbereichen

Theater und Orchester Trotz schwieriger Umbruchsituation ist bisher nur ein Theater in den neuen Bundesländern geschlossen worden. 1 Die Umstrukturierung der Theaterlandschaft in den neuen Bundesländern, die neben den großen Schauspielhäusern eine Vielzahl von Dreispartentheatern in Mittel- und Kleinstädten umfaßt, ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Weitere Schließungen, der Abbau von Sparten und Fusionen sind im Gespräch. Allerdings gibt es nicht nur negative Meldungen aus der ostdeutschen Theaterlandschaft. So werden in mindestens drei Städten neue Theaterbauten errichtet bzw. die bestehenden Spielstätten umfassend rekonstruiert, und in einigen Städten konnten neue kleinere Theateraktivitäten durch den Einsatz von Beschäftigten in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) und Fördervereinen realisiert werden. Die politische und gesellschaftliche Umbruchsituation hat allerdings deutliche Spuren bei der Anzahl der Theateraufführungen und -besucher hinterlassen. Der Wegfall der organisierten Theaterbesuche, gestiegene Eintrittspreise, andere Freizeitinteressen und -angebote haben dazu geführt, daß sich die Zahl der Theaterbesucher nahezu halbiert hat. Die neuen Bundesbürger besuchen nun genau so oft eine Theatervorstellung wie die Westdeutschen. ln der Orchesterlandschaft der neuen Bundesländer hat die deutsche Wiedervereinigung stärkere Spuren hinterlassen als bei den Theatern. Vier Orchester wurden aufgelöst, bei etwa einem Dutzend weiterer Orchester gibt es konkrete Fusions-

1

Nach Pressemitteilungen des Deutschen Bühnenvereins wurden bis 1993 drei Theater ge· schlossen. Es handelt sich dabei um das Theater in Döbeln, das theater im palast und das Puppentheater Berlin. Dastheater im palast (tip), das zusammen mit dem Palast der Republik wegen Asbestverseuchung geschlossen wurde, spielt als Tourneetheater unter dem Dach eines Vereins weiter; das Puppentheater Berlin wurde am 15. Mai 1993 als Spielstätte für eigene und fremde Produktionen wiedereröffnet Die durch das Land Sachsen-Anhalt beschlossene Schließung des Theaters in Zeitz wurde durch die Stadtverwaltung zunächst aufgehoben.

7*

bestrebungen. Obgleich die Theaterstatistik nicht alle Kulturorchester anführt, weisen die Bürger der fünf neuen Bundesländer (einschl. Ost-Berlin) im Vergleich mit den Konzert- und Besucherangaben der westdeutschen Theaterorchester und selbständigen Kulturorchester ein überdurchschnittliches Interesse an Konzerten auf.

Museen, Sammlungen und Ausstellungen Die vielfältige Museumslandschaft der neuen Bundesländer steht vor großen Aufgaben. Eine Vielzahl der z.T. denkmalgeschützten Gebäude ist stark sanierungsbedürftig, da zu DDR-Zeiten nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung standen, um den Baubestand zu erhalten. Fast die Hälfte der Gebäude war nur eingeschränkt oder gar nicht nutzbar. Weitere Modernisierungsmaßnahmen, z.B. bei der Sicherungstechnik, erfordern zusätzliche finanzielle Anstrengungen. Daher ist es nicht verwunderlich, daß gegenwärtig die Bauinvestitionen einen entsprechend hohen Anteil an den Museumsetats vieler Städte haben. Entsprechend zurückhaltend mußten die Museumsleiter bei der Veranstaltung von Ausstellungen und Neuerwerbungen verfahren. Trotz der angespannten Finanzsituation sind einige Museumsneugründungen im Gespräch. Obwohl die Besuchszahlen stark zurückgegangen sind (- 8,9 Mill. Besuche), zeigen die Bürger der neuen Bundesländer immer noch ein größeres Interesse an Museumsbesuchen als die Westdeutschen.

Bibliotheken Die Bibliotheken gehören zu denjenigen Kultureinrichtungen, in denen die Auswirkungen des gesellschaftlichen und politischen Strukturwandels besonders deutliche Spuren hinterlassen haben. Die Zahl der haupt- .und nebenamtlich geleiteten öffentlichen Bibliotheken, einschließlich ihrer Zweig- und Ausleihstellen, ist in den zwei Jahren nach der Wende um mehr als 11 000 Einrichtungen gesunken. Zu den Bibliotheken, die geschlossen wurden, gehÖren auch die 3 300 bei den Unternehmen angesiedelten Gewerkschaftsbibliotheken.

8*

Zieht man zur Beurteilung jedoch die Bevölkerungszahlen hinzu, zeigt sich, daß trotz dieser umfangreicher Schließungen - die Ausstattung mit Bibliotheken in Ostdeutschland noch besser ist als in Westdeutschland. Der Anpassungsprozeß ist indes noch nicht abgeschlossen. Nach Angaben des Deutschen Bibliotheksinstituts wurden 1991 insgesamt 106 öffentliche Bibliotheken ausschließlich mit ABM-Kräften betrieben. Die Weiterführung dieser Einrichtungen ist nach Beendigung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen nicht gesichert. Ein Vergleich der Kennziffern der öffentlichen Bibliotheken in den Jahren 1989 und 1991 verdeutlicht, daß der Rückgang der Bibliothekseinrichtungen in den neuen Bundesländern differenziert gesehen werden muß. Obwohl die Zahl der Einrichtungen auf ein Drittel gesunken ist, sind die Bestände nur auf zwei Drittel zurückgegangen. Im Zuge der Ausdünnung des Bibliotheksnetzes haben sich auch die Benutzerzahlen auf 40 % reduziert. Das Interesse der verbliebenen Leser hat sich jedoch vergrößert: Die Zahl der Entleihungen ist knapp auf die Hälfte gesunken. Der Nachholbedarf der ostdeutschen Bibliotheken spiegelt sich in der Ausgabenstruktur wider. Während in Westdeutschland die Ausgaben für Erwerbungen bei den öffentlichen Bibliotheken nur 14,4 % der Gesamtausgaben ausmachen, entfällt in Ostdeutschland ein Anteil von 30,8 % auf die Erwerbungsausgaben. Bei den wissenschaftlichen Bibliotheken, die einen großen Nachholbedarf vor allem auf den Gebieten Recht, Wirtschaft, Geschichte und Pädagogik haben, ist der Anteil der Ausgaben, der für die Aktualisierung der Bestände verwendet wird, mit 59,3 % noch höher (wissenschaftliche Bibliotheken in Westdeutschland 38,5 %).

Breitenkultur Der Bereich der sonstigen Kunst- und Kulturpflege ist wohl neben den Bibliotheken der Kulturbereich, der am stärksten von den Auswirkungen der deutschen Wiedervereinigung betroffen ist. ln diesem Zusammenhang sind besonders die Kultur- und Klubhäuser sowie die Jugendklubeinrichtungen zu nennen. Diese Einrichtungen sehen sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert. infolge des politischen und

9*

gesellschaftlichen Wandels in den neuen Bundesländern entfällt ein Teil der bisherigen Aufgabenstellung der Kulturhäuser, wie z.B. die erzieherische, politisch-kulturelle Funktion und die Festveranstaltungen zu bestimmten gesellschaftlichen Höhepunkten. Zudem ist noch nicht absehbar, in welche Richtung sich die kulturellen Bedürfnisse der neuen Bundesbürger entwickeln. So ist z.B. unklar, ob und in welcher Form die bisherigen Zirkel des künstlerischen und kulturellen Volksschaffens ihre Arbeit fortsetzen und dafür die Räumlichkeiten der Kulturhäuser benötigen. Eine genaue Aufstellung, wieviele und welche Kulturhäuser in der ehemaligen DDR geschlossen wurden, wieviele dieser Einrichtungen weitergeführt werden und wie sich ihr Angebot gewandelt hat, liegt nicht vor. Eine Untersuchung des Zentrums für Kulturforschung hat 184 Kulturhäuser in Brandenburg erfaßt. 1 Im Jahre 1991 waren 37,5% der Kulturhäuser geschlossen. Besonders ausgeprägt war der Rückgang bei den betrieblichen Kulturhäusern. Von ursprünglich 66 Gewerkschaftskulturhäusern hatten im Jahr 1991 noch 24 (36,4 %) geöffnet, 37 Einrichtungen (56,1 %) standen für kulturelle Aufgaben nicht mehr zur Verfügung. Die Schließung von Gewerkschaftskulturhäusern stellt in vielen Kommunen ein besonderes Problem dar. Anders als Betriebsbibliotheken, die als Ergänzung der staatlichen Allgemeinbibliotheken vor allem für die Betriebsangehörigen dienten, waren die Gewerkschaftskulturhäuser in vielen kleineren Kommunen oft die einzige derartige Einrichtung. Die Zahl der Vereine, Initiativen und Projekte, die im Kunst- und Kulturbereich in den neuen Bundesländern ihre Aktivitäten entfalten, ist nicht zu überschauen. Besonders in der Zeit direkt nach der Wende wurden eine Vielzahl von "Verlagen, Kneipen, Cafes, Off-Theater und auch soziokulturellen Zentren, Kunst- und Kulturfabriken" gegründet. 2 Eine etwas genauere Übersicht liegt für die Kulturszene Ost-

1

Vgl. Strittmatter, T. (1992), Entwicklung der kulturellen Infrastruktur im Land Brandenburg.

2 Vgl. Büchner, M. (1992), Soziokultur in Ostdeutsch land, in: Kulturpolitische Mitteilungen, Nr. 58

111/1992,

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s. 20 ff.

Berlins vor. Im September 1992 gab es dort rund 400 neue freie Projekte, in denen insgesamt 3 000 ABM-Kräfte beschäftigt waren. Weitere 1 500 bis 2 000 ABM-Mitarbeiter waren in "Umwelt- und kulturellen Randbereichen" tätig. Die Jugendklubs stellten einen weiteren festen Bestandteil der kulturellen Infrastruktur in der DDR dar. Die Beschreibung ihrer Entwicklung beschränkt sich aufgrund der Datenlage wie bei den Kulturhäusern auf das Beispiel Brandenburg. Eine Untersuchung der Jugendklubs und Jugendklubhäuser in Brandenburg durch das Zentrum für Kulturforschung hat ergeben, daß im Jahre 1991 von 196 gemeldeten Einrichtungen 101 (51,5 %) nicht mehr existierten. Qualitative Aussagen darüber sind jedoch mit Vorbehalten verbunden, da die Jugendklubs zum Teil nur ehrenamtlich geleitet wurden und sehr große Unterschiede in der Ausstattung aufwiesen.

Verlags- und Pressewesen Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze hat sich das Angebot an Presse- und Verlagserzeugnissen in den fünf neuen Bundesländern erheblich gewandelt und ausgedehnt. Der Erhalt eines Großteils der ehemaligen DDR-Zeitungen, das Angebot an westdeutschen Presseerzeugnissen, die zum Teil mit speziell entwickelten Ost-Ausgaben erscheinen, und eine Vielzahl von Neugründungen haben zunächst zu einer großen Titelvielfalt im ostdeutschen Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt geführt. Doch schon im Verlauf der Jahre 1990 und 1991 begann sich abzuzeichnen, daß diese Situation auf dem Zeitungsmarkt nur für eine kurze Dauer erhalten bleiben würde. Am Ende des Jahres 1992 stellte sich der Zeitungsmarkt in den neuen Bundesländern als hochgradig konzentriert dar. Auf die auflagenstarken ehemaligen SED-Bezirkszeitungen, die zum überwiegenden Teil im Besitz großer westdeutscher Verlage sind, entfielen mehr als drei Viertel aller Zeitungsausgaben und mehr als 91 % der Gesamtauflage der regionalen Abonnementzeitungen in den neuen Bundesländern (ohne Ost-Berlin). Eine lokale Pressevielfalt konnte sich vielfach nicht entwickeln: Im Februar 1993 erschien in 131 der insgesamt 215 Kreise bzw. kreis11*

freien Städte der neuen Bundesländer nur eine regionale/lokale Abonnementzeitung. Damit stand 56,9% der ostdeutschen Bevölkerung nur eine ehemalige SEDBezirkszeitung als lokalbezogenes Informationsangebot zur Verfügung. Lediglich 22,6 % der Bevölkerung hatten die Möglichkeit sich mittels "alter" und "neuer" lokaler Abonnementzeitungen über das lokale Geschehen zu informieren.1 Die Entwicklung innerhalb der einzelnen Zeitungsgruppen verlief unterschiedlich. Das große Zeitungssterben, das nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze in der DDR erwartet wurde, hat nicht stattgefunden. Die Zentralorgane und die regionalen Zeitungen der Blockparteien mußten teilweise große Auflagenverluste hinnehmen oder wurden eingestellt. Die hochauflagigen Bezirkszeitungen der SED haben den Sprung in die Marktwirtschaft dagegen relativ gut überstanden. Aufgrund ihrer "örtlichen Nähe zum Leser" und der daraus resultierenden "engen Leser-Blatt-Bindung" waren sie für westdeutsche Verlage besonders interessant. Neben den großen westdeutschen Presseverlagen nutzten auch kleinere und mittlere Zeitungsverlage sowie große westdeutsche Zeitschriftenverlage die Umbruchsituation auf dem ostdeutschen Zeitungsmarkt für einen Ausbau ihrer verlegerischen Aktivitäten. Ihr Engagement war jedoch zum größten Teil nicht von Erfolg gekrönt, zahlreiche Ausgaben bzw. Zeitungen wurden eingestellt, darunter auch eine für den ostdeutschen Pressemarkt konzipierte Boulevard-Zeitung, die in Spitzenzeiten eine Auflage von bis zu 500 000 Exemplaren erreicht hatte. Durch die Öffnung der innerdeutschen Grenze ergaben sich für die westdeutschen Zeitschriftenverlage neue Expansionsmöglichkeiten, denn vor allem Publikumszeitschriften westlicher Prägung waren in der DDR weitgehend unbekannt. Viele DDRZeitschriften wurden von westdeutschen Verlagen übernommen, ein Großteil davon ist jedoch mittlerweile eingestellt worden. 2

1

2

Vgl. Schneider, B. u.a. (1993), Wettbewerb auf dem Zeitungsmarkt in den neuen Bundesländern, S. 35 f. und S. 44 f. Vgl. Röper, H. (1992), Daten zur Konzentration der Publikumszeitschriften in Deutschland im I. Quarta11992, in: Media Perspektiven 7/1992, S. 416.

12*

Auch die übrige Verlagslandschaft der neuen Bundesländer ist nach der Wiedervereinigung in Bewegung geraten. Gab es vor der Wende lediglich 78 Verlage in der DDR, so sind nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels heute über 220 Verlage in den neuen Bundesländern tätig. Die Privatisierung der Altverlage aus der ehemaligen DDR ist weitgehend abgeschlossen. Dabei wurden für die einzelnen Verlage unterschiedliche Privatisierungsmöglichkeiten gefunden. Relativ schnell und problemlos waren die sogenannten "Reprivatisierungen" durchzuführen, d.h. die Wiedervereinigung von Verlagshäusern, die aufgrund der politischen Situation nach dem zweiten Weltkrieg sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch der DDR existierten. Der größte Teil der ostdeutschen Verlage ist an Interessenten aus der Verlags-Branche verkauft worden; Lösungen wie Management-Buy-Out und Verkauf an branchenfremde Investoren sind nur vereinzelt zustandegekommen. Von der Ausdehnung des Buchmarktes auf Ost- und Westdeutschland haben vor allem die westdeutschen Verlage profitiert. Sie konnten den Bedarf der Bevölkerung in den neuen Bundesländern an Schulbüchern, Ratgebern, Sachbüchern und bislang nicht erhältlichen Titeln eher befriedigen als die ostdeutschen Verlage. Ein zweiter wichtiger Sonderfaktor für die überdurchschnittlichen Umsatzzuwächse war die "Erstausstattung" der Bibliotheken. Auch die Zahl der Neuerscheinungen läßt erkennen, daß sich die Situation der ostdeutschen Verlagsunternehmen als äußerst schwierig darstellt. Die Zahl der im Jahre 1991 in den neuen Bundesländern erschienenen Bücher ist im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen. Hörfunk und Fernsehen Die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten löste im Hörfunk- und Fernsehbereich weitreichende organisatorische Veränderungen aus. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 bildete Artikel 36 des Einigungsvertrages die einzige rechtliche Grundlage für den Rundfunk in der ehemaligen DDR. Danach wurden der Rundfunk der DDR und der Deutsche Fernsehfunk als gemeinschaftliche staatsunabhängige, rechtsfähige Einrichtung bis 13*

spätestens 31. Dezember 1991 weitergeführt. Die Aufgabe der "Einrichtung" bestand darin, die Programmversorgung der Bevölkerung im Gebiet der ehemaligen DDR sicherzustellen und den Hör- und Fernsehfunk in neue föderale Strukturen zu überführen. Im Laufe des Jahres 1991 kam es zur Bildung der neuen Landesrundfunkanstalten, die mit Wirkung vom 1. Januar 1992 ARD-Mitglied wurden. Mecklenburg-Vorpommern trat dem Staatsvertrag über den Norddeutschen Rundfunk bei. Brandenburg gründete eine eigene Landesanstalt, den Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg. Das Sendegebiet des Senders Freies Berlin vergrößerte sich um den Ostteil der Stadt. Die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schlossen sich zu einer neuen Anstalt, dem Mitteldeutschen Rundfunk zusammen. Die beiden DDR-Fernsehprogramme OFF 1 und OFF 2 verschmolzen zunächst zu einem neuen Programm, der DFF-Länderkette. Sie wurde von den Landessendern mitgestaltet und bildete bis zum 31. Dezember 1991 die Vorstufe für die dritten Programme der neuen Anstalten. Anfang 1992 wurde der OFF endgültig abgeschaltet. Seit Dezember 1990 sendeten ARD und ZDF ihre Fernsehprogramme auch in den neuen Bundesländern. Obwohl die beengte Frequenzsituation in der ehemaligen DDR den Aufbau privater Sender in den nächsten vier bis fünf Jahren noch einschränkt, weisen die großen Privatsender bereits eine beträchtliche Reichweite auf. Neben einer geringen Anzahl von Kabelanschlüssen und dem terrestrischen Ovarspill aus den alten Bundesländern ist vor allem der große Einsatz von Satellitenanlagen dafür maßgeblich. Im Laufe des Jahres 1990 begann der DDR-Rundfunk erstmalig mit der Ausstrahlung von Werbesendungen. Die Nettoumsätze des OFF-Werbefernsehens betrugen 1990 94 Mill. DM, 1991 wurden 204 Mill. DM erzielt. Im Werbefunk stiegen die Nettoumsätze von 20,2 Mi II. DM (1990) auf 94,4 Mi II. DM (1991) an. Auf die Werbeeinnahmen der westdeutschen Sender hatte die deutsche Wiedervereinigung in den Jahren 1990 und 1991 keinen erkennbaren Einfluß. Neue Werbemöglichkeiten und Preissteigerungen haben zu positiven bzw. leicht erhöhten Zuwachsraten der Ein14*

nahmen des ARW-Werbefernsehens und des ZDF geführt. Die Werbeeinnahmen der privaten Rundfunkanstalten haben wie in den Vorjahren explosionsartig zugenommen, allerdings zeigte sich beim privaten Hörfunk und bei privaten Fernsehsendern, die bereits länger als Anbieter auf dem Markt sind, ein Abschwächen der Zuwachsraten. Filmwirtschaft Seit der Wiedervereinigung zeichnen sich in der Filmwirtschaft starke Strukturverschiebungen ab. Die Filmtheater richten ihr Angebot verstärkt an marktwirtschaftliehen Kriterien aus. Inhaltlich gesehen verringert sich beispielsweise der Anteil an Dokumentarfilmen, die ihre Zukunft langfristig wohl eher in Fernsehproduktionen als im Kino sehen müssen. Hinzu kommt, daß die in der DDR verbreitete Form des "Kiubkinos" gegenüber der Form des Reihenkinos westlicher Prägung nur wenige Überlebenschancen haben dürfte. Prozesse, die in den alten Bundesländern zwei Jahrzehnte dauerten, werden nun in den neuen Bundesländern in einem Zeitrafferprozeß nachgeholt. Steigende Eintrittspreise, zunehmende Arbeitslosigkeit und das nicht zuletzt durch die Privatsender und Videotheken zunehmende Filmangebot verursachten nach der Wiedervereinigung einen starken Rückgang der Besucherzahlen in den Filmtheatern. Pressemitteilungen zufolge lag der Rückgang der Besucher gegenüber dem Vorjahr in den ersten drei Monaten des Jahres bei ca. 50 %. Als Folge dieser Entwicklung und aufgrund des schlechten baulichen Zustands vieler Gebäude sank die Anzahl der Filmtheater. Von ursprünglich 800 Kinos ging der Bestand bis zum Jahresende 1990 auf 532 ortsfeste Filmtheater zurück. Dieser Abwärtstrend setzte sich auch im darauffolgenden Jahr fort: Ende 1991 waren noch 428 ortsfeste Filmtheater in Betrieb. Eine genauere Betrachtung zeigt, daß vor allem kleinere Filmtheater in Städten mit weniger als 50 000 Einwohnern geschlossen wurden, während in Städten mit höherer Einwohnerzahl einige neue Kinos

15*

hinzukamen. Soweit es die Bausubstanz zuläßt, werden viele Filmtheater zu Kinocentern mit mehreren Leinwänden umgebaut. Eine außerordentlich dynamische Markterschließung war in der Videowirtschaft zu beobachten. Viele Bürger der neuen Bundesländer sahen in dieser Branche die Chance auf eine selbständige Existenz und richteten kleinere Verleihsteilen ein. Heute ist die Phase der ersten Euphorie jedoch vorbei und zunehmender Wettbewerb stellt sich ein. Die Weichen für den Erhalt der DEFA, der ehemaligen staatlichen Filmproduktionsstätte der DDR, wurden im Mai 1992 gestellt. Unter der Aufsicht der Treuhand war zunächst der Personalbestand der "Traumfabrik" von ca. 2 300 auf 780 Mitarbeiter reduziert worden. Eine Privatisierung der Studios und des insgesamt ca. 461 000 Quadratmeter großen Areals ist vorgesehen. Der Zuschlag ging an eine Tochtergesellschaft der französischen Compagnie Generale des Eaux (CGE), die den Erhalt der bestehen gebliebenen Arbeitsplätze zusicherte.

5.

Finanzierung der öffentlichen Kulturaufgaben

Die Wiedervereinigung Deutschlands schuf hinsichtlich der Finanzierung kultureller Einrichtungen einen besonderen Handlungsbedarf. in Art. 35 des Einigungsvertrages ist festgelegt, daß die kulturelle Substanz im Beitrittsgebiet keinen Schaden nehmen darf. Da die sich neu strukturierenden Länder und Kommunen mit dieser Aufgabe kurz nach der Wende besonders in finanzieller Hinsicht überfordert gewesen wären, wurde eine vorübergehende Mitfinanzierung des Bundes vereinbart.

Übergangsfinanzierung durch den Bund Im Haushalt des Bundesinnenministeriums wurden ab 1991 erhebliche Mittel im Rahmen einer Übergangsfinanzierung zur Erhaltung der kulturellen Substanz im Gebiet der ehemaligen DDR bereitgestellt. Der Sonderfonds "Förderung gefährdeter kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen insbesondere von europäi16*

schem Rang" enthielt im Jahre 1991 600 Mill. DM, in den folgenden beiden Jahren wurden 491 Mill. DM und 378 Mill. DM bereitgestellt. Als Kontrastpunkt zur Förderung einzelner Einrichtungen von hohem Rang durch das Substanzerhaltungsprogramm setzte sich das Infrastrukturprogramm die umfassende Stärkung der verschiedenen Kultursparten zum Ziel. Im Jahre 1991 standen insgesamt 300 Mill. DM für elf festgelegte Förderbereiche bereit, in den Folgejahren 246 Mill. DM (1992) und 184 Mill. DM (1993). ln Ergänzung dazu hat die Bundesregierung Sonderprogramme für Denkmalpflege und die Erhaltung historischer Bausubstanz im Beitrittsgebiet beschlossen. Berücksichtigt man nur die vier reinen Denkmalschutzprogramme des Bundesinnen- und des Bundesbauministeriums, so wurden im Jahre 1991 333 Mill. DM an Bundesmitteln für die Denkmalpflege bereitgestellt. Im Jahre 1992 waren es rund 379 Mill. DM. Einschließlich weiterer Förderprogramme, die zum Teil auf Dauer angelegt sind, hat der Bund 1991 insgesamt rund 1,5 Mrd. DM für die Förderung der ostdeutschen Kultur bereitgestellt. Aufgrund des nur langsam Schritt fassenden wirtschaftlichen Aufschwungs in den neuen Bundesländern konnten die Mittel der Übergangsfinanzierung nicht wie geplant gekürzt werden. ln den Jahren 1992 und 1993 wurde die Bundesförderung noch mit 1,4 Mrd. DM und 1,2 Mrd. DM fortgeführt. Die Fördermittel des Bundes spiegeln lediglich eine Seite des gesamten Programmvolumens wider. Nur ein Teil der Gesamtkosten eines Projektes kann durch Bundeszuweisungen finanziert werden, der verbleibende Rest ist über Komplementärmittel abzudecken. Das Gesamtvolumen der Kulturfinanzierungsprogramme kann jedoch nur als Schätzgröße angegeben werden, da keine genauen Angaben über die Höhe der von Ländern, Kommunen und sonstigen Empfängern bereitgestellten Komplementärmittel vorliegen. ln den Jahren 1991 bis 1993 sollten die Förderprogramme des Bundes Kulturausgaben in den neuen Bundesländern in Höhe von mindestens 7,7 Mrd. DM bewirken. Von dieser Summe würden 55,5 % auf den Bund entfallen, die restlichen Beträge sollten die Länder, Kommunen und sonstigen 17*

Empfänger der Fördermittel in den neuen Bundesländern beisteuern. Höhere Gesamtausgaben im kulturellen Bereich wären möglich, sofern ein höherer Komplementärmittelanteil realisiert werden könnte, und eigene Landes- oder kommunale Programme zur Kulturförderung aufgelegt würden.

Finanzierung durch die Länder Ausgaben der Länder und Kommunen, die unabhängig von Bundesmitteln realisiert wurden, sind in diesen Angaben noch nicht enthalten. Aufgrund der Umstellung der Haushaltssystematik der öffentlichen Haushalte in den neuen Bundesländern konnte das Statistische Bundesamt noch keine Rechnungsergebnisse vorlegen. Kommunale Kulturausgaben können deshalb noch nicht berücksichtigt werden, für die Berechnung der Kulturausgaben der Länder wurden deren Haushaltspläne herangezogen. Mit Unterstützung der Bundeszuweisungen haben die neuen Bundesländer (einseht. Berlin) im Jahre 1991 Bruttoausgaben in Höhe von rund 2,7 Mrd. DM realisiert. In den Folgejahren wurden 3,3 Mrd. DM (1992) und 3,1 Mrd. DM (1993) für kulturelle Zwecke in die Haushaltspläne eingestellt. Die Entwicklung der Nettoausgaben zeigt die Bemühungen der Länder die zurückgehenden Zuweisungen auszugleichen.1 Von 1991 auf 1992 stiegen die Ausgaben, die die Länder aus eigenen Einnahmequellen finanzierten, um 43,8% auf rund 2,3 Mrd. DM an, für 1993 ist ein weiterer Anstieg um 11,1 % auf knapp 2,6 Mrd. DM geplant.

1

Die Relation zwischen Netto- und Bruttoausgaben zeigt, in welchem Ausmaß die Zuweisungen der anderen öffentlichen Bereiche zur Finanzierung der kulturellen Einrichtungen in den neuen Bundestandern und Berlin beigetragen haben. Es handelt es sich hierbei im wesentlichen um Zuweisungen des Bundes. 1991 entfiel auf die Zuweisungen der anderen öffentlichen Bereiche ein Anteil in Höhe von 40,4 % der Bruttoausgaben, im Jahre 1993 finanzierten die anderen öffentlichen Bereiche noch 18,3% der Bruttoausgaben der neuen Länder (einseht. Berlin).

18*

Kulturfinanzierung durch Bund und Länder Insgesamt betrugen die Nettoausgaben von Bund und Ländern im Jahre 1991 knapp 2,9 Mrd. DM. Dies entspricht etwa dem Betrag, der oben als Summe der Fördermittel des Bundes und der Komplementärmittel von Ländern, Gemeinden und sonstigen Empfängern als Untergrenze errechnet wurde. Die Summe der öffentlichen Kulturausgaben erhöht sich durch die kommunalen Ausgaben, die in diesen Globalzahlen nicht berücksichtigt werden konnten. Im Jahre 1992 stieg der Gesamtbetrag der Nettoausgaben von Bund und Ländern auf 3,5 Mrd. DM, für 1993 sind Ausgaben in Höhe von 3,3 Mrd. DM geplant. ln beiden Jahren liegt das Ergebnis über der anhand der Komplementärmittelanteile errechneten Untergrenze von 2,5 Mrd. DM (1992) bzw. 2,3 Mrd. DM (1993). Im wesentlichen wurde dies durch die Nettoausgaben der Länder erreicht: die Nettoausgaben der Länder lagen bereits 1991 (1 ,6 Mrd. DM) durch höhere Komplementärbeiträge und eigene Kulturförderprogramme über dem errechneten Komplementärmittelbetrag (1 ,2 Mrd. DM). ln den beiden folgenden Jahren stiegen die geplanten Nettoausgaben der Länder auf 2,3 Mrd. DM bzw. 2,6 Mrd. DM an. Die errechneten Komplementärmittelanteile hätten in beiden Jahren rund 1,1 Mrd. DM betragen. Daraus ist zu entnehmen, daß die Länder bereits hohe finanzielle Verantwortung für die kulturellen Einrichtungen übernommen haben.

Kulturfinanzierung durch Kommunen Anhand der drei Fallbeispiele Frankfurt/Oder, Jena und Leipzig läßt sich beispielhaft erkennen, in welchem Umfang die Kommunen in den neuen Bundesländern ihren kulturellen Aufgaben nachkommen. Im Jahre 1992 haben diese drei Vergleichsstädtezwischen 5,5% (20,7 Mill. DM in Jena) und 10,7% (220,3 Mill. DM in Leipzig) ihres kommunalen Gesamtetats für die Finanzierung kultureller Aufgaben aufgewendet; davon entfiel die Hälfte bis zwei Drittel auf Personalausgaben. Zwischen 51 %und 65% der Kulturausgaben wurden aus eigenen Einnahmequellen der Kommunen finanziert. Die restlichen Beträge stammten vom Bund (bis zu 74% 19*

der Zahlungen vom öffentlichen Bereich) und dem jeweiligen Bundesland. Die kulturellen Einrichtungen in den Städten trugen im Durchschnitt mit 6 % bis 15 % selbst zur Finanzierung ihrer Ausgaben bei. Durch Spenden konnten nur zwischen 0,1 % und 0.4 % (Leipzig) der Kulturausgaben finanziert werden. Die Strukturen der Kulturetats in den Vergleichsstädten lassen erkennen, wo die zukünftigen Probleme für die Kulturfinanzierung in den ostdeutschen Kommunen liegen. Die geplanten Tariferhöhungen und zahlreiche Renovierungsarbeiten üben einen starken Druck auf die Kulturausgaben aus; auf der Einnahmenseite müßten die zurückgehenden Bundeszuschüsse durch Mittel der Kommunen oder Bundesländer ausgeglichen werden. Da der wirtschaftliche Anpassungsprozeß in den neuen Bundesländern weitaus schwieriger verläuft als ursprünglich angenommen, sind auch die aus eigenen Einnahmequellen stammenden Beträge der ostdeutschen Länder und Kommunen hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das Engagement des Bundes wird hier länger als zunächst geplant erforderlich sein. Die öffentliche Hand wird weiterhin für die Finanzierung kultureller Aufgaben verantwortlich sein, da ein Ersatz der öffentlichen Unterstützung durch Eigeneinnahmen der Einrichtungen und Mittel von Mäzenen oder Sponsoren nicht zu erkennen ist.

A

Problemstellung und Grundlagen der Untersuchung

1

Problemstellung

Kulturschaffen, Kulturvermittlung und Kulturrezeption befinden sich nach der Vereinigung Deutschlands in einem veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld. Dies gilt in besonderem Maße für das Gebiet der ehemaligen DDR: Der Umbruch in den neuen Bundesländern beginnt bei der Änderung der Rahmenbedingungen für künstlerisches Schaffen, setzt sich fort in den Sachzwängen der Finanzierung kultureller Maßnahmen und Einrichtungen und umschließt die Auswirkungen der Privatisierung von Verlagen, Filmproduktion und Filmtheatern sowie die Einführung des dualen Rundfunksystems. Der Wandel im kulturellen und kulturwirtschaftlichen Bereich steht im größeren politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontext: Der Übergang vom Sozialismus in ein demokratisches System mit der ordnungspolitischen Grundkonzeption der sozialen Marktwirtschaft verläuft nicht reibungslos. Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind um so gravierender, als gleichzeitig massive Arbeitsmarktprobleme in Kombination mit einer äußerst prekären Finanzsituation der Länder und Gemeindehaushalte auftreten. Kunst und Kultur kommen in dieser Phase des Umbruchs eine wichtige Funktion zu. Sie können als Kristallisations- und Identifikationspunkt des gesellschaftlichen Wandels gesehen werden. Ihre Substanz - so ist es im Einigungsvertrag festgelegt - darf keinen Schaden nehmen. Wie sich die Bedingungen für Kulturschaffen, Kulturvermittlung und Kulturrezeption in den neuen Bundesländern entwickeln, ist in diesem Forschungsvorhaben zu untersuchen. Wegen der besonderen Finanzsituation in den neuen Bundesländern sind in einem eigenen Kapitel Fragen der Finanzierung durch die öffentliche Hand (Bund, alte Bundesländer sowie die staatliche und kommunale Ebene in den neuen Bundesländern) und/oder durch Stiftungen zu prüfen. 1 Scholz/Waldkircher·Heyne

Ziel der Studie soll es sein, ein Gesamtbild des Wandels im Kunst- und Kulturbereich der neuen Bundesländer zu erarbeiten. Dabei soll auch das Wechselspiel zwischen den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den Änderungen der einzelnen Bereiche analysiert werden. Inwiefern (realisierbare) Verbesserungsmöglichkeiten in den Finanzierungsmodalitäten und -Strukturen bestehen, die effiziente Lösungen bei der Erfüllung des öffentlichen Kulturauftrags gestatten, soll gesondert geprüft und anhand von Fallbeispielen aufgezeigt werden.

2

Grundlagen

2.1

Abgrenzung der Untersuchungsbereiche

Da die Studie ein Gesamtbild des Wandels im Kunst- und Kulturbereich der neuen Bundesländer erarbeiten soll, sind grundsätzlich alle Kultursparten relevant, die das ifo Institut in den Forschungsvorhaben des Bundesministers des lnnern "Volkswirtschaftliche Bedeutung von Kunst und Kultur" und "Wirtschaftliche Entwicklungstrends von Kunst und Kultur" für das Gebiet der alten Bundesländer untersucht hat. Im Vordergrund stehen dabei jeweils kunstbezogene Aktivitäten. Zwei Bereiche, deren Aktivitätsschwerpunkte über den Kunstbereich hinausreichen, werden - wie in den anderen Untersuchungen des ifo Instituts - jedoch voll einbezogen: das Presse- und Verlagswesen sowie der Hörfunk und das Fernsehen. Daneben werden auch nachgelagerte Bereiche erfaßt, deren Existenz in essentieller Weise von der Kunst- und Kulturlandschaft in den neuen Bundesländern abhängt: - Selbständige Künstler und Publizisten, - Öffentliche und öffentlich geförderte Kulturaufgaben und -bereiche: Musik und Darstellende Kunst (Sprech- und Musiktheater, Orchester, Chöre, Ballette), Bildende Kunst und Museen, Sammlungen, Ausstellungen Bibliotheken und Büchereien, Kunsthochschulen, Musikhochschulen, Volkshochschulen, Denkmalschutz, Sonstige Kunst- und Kulturpflege (einschließlich kultureller Stadtteilarbeit);

2

(..)

-:

Gliederungskennziffer

30

Funktionskennziffer

113

34, 36

37 311

310

312

350 355 352

189

19 162

163

179

152 153 157 136

-

Kirchliche Angelegeheiten

-

185

----

Sonstige Kunst- und Kulturpflege

-

184

--

-

Museen, Sammlungen, AusStellungen (o. wiss. Museen)

-

Kunsthochschulen

-



• • • •

-

-

Bibliothekswesen

-

-

-

-

-

-

-

-



• •

I



• •



Kultusministerkonferenza)













nach eigener Abgrenzung











.



nach UNESCOAbgrenzung

Statistisches Bundesamt

Sonst. Volksbildung

Volkshochschulen

Sonst. Wissenschaft und Forschung

Wissenschaft!. Museen u. Sammlungen

Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Dokumentationd)

Naturschutz und Landschaftspflegec)

Denkmalschutz und Denkmalpflegec)

Theater und Musik

33

32

183

Verwaltung kultur. Angelegenheiten

Aufgabenbereiche

Statistische Abgrenzungen des KuHurbegrlffs

181,182

--

Kommunale Haushalte

Staatliche Haushalte

Übersicht 1

-



• •











• • • •

-





-



I



• •









• •

ifo Institut

Deutscher Städttagb)

i

I

~

Gliederungskennziffer

-

-

55-59

-

Funktionskennziffer

aus 024

772

32

33

I

Reinhaltung von Luft, Wasser, Erde usw.IJ

Sport und Erholung

Rundfunkanstalten und Fernsehen

Kultur. Angelegenheiten im Auslande)

Aufgabenbereiche









nach UNESCOAbgrenzung

-

-

-

nach eigener Abgrenzung

Statistisches Bundesamt

Statistische Abgrenzungen des Kulturbegriffs

-

-

-

-

Kultusministerkonferenzal

-

-

-

Deutscher Städttagbl

-

-





ifo Institut

Quelle: Statistisches Bundesamt; Ständige Konferenz der Kultusminister; Kreißig G., J . Grabbe (1989), Anmerkungen zum Kulturbegriff und seiner statistischen Abgrenzung, in: Der Städtetag 4; ifo Institut.

Symbolerläuterung: • in der Definition enthalten, erfaßt, soweit in den öffentlichen Haushalten unter der Funktion 189 ausgewiesen. a) Konzept des Ausschusses für Kunst und Erwachsenenbildung der Kultusministerkonferenz. b) Abgrenzung für gemeindliche Kulturausgaben. c) Kommunale Ausgaben sind in der Position Sonstige Kunst- und Kulturpflege enthalten. d) ln der Abgrenzung des Statistischen Bundesamts: ohne Anteil für den Bereich Forschung (1 0 %). e) Ohne Förderung des deutschen Schulwesens im Ausland und Schulfonds, d.h. Bundeshaushalt Kapitel 054 ohne Titelgruppe 02 und Titel 73961 bis 70, 73, 75 bis 77. f) Ohne Anteil für den Bereich Gesundheit (rd. 50 %).

Kommunale Haushalte

Staatliche Haushalte

Übersicht 1

- Marktorientierte Verteilerbereiche: -

Verlags- und Pressewesen, Hörfunk und Fernsehen, Film- und Videoherstellung, -verleih und -vertrieb, Filmtheater,

-

Herstellung bespielter Tonträger,

-

Handel mit Erzeugnissen des Kunst- und Kultursektors (Bücher, Kunstgegenstände und Bilder).

Die öffentlichen Ausgaben für Kunst und Kultur werden in der Abgrenzung erfaßt, wie sie in Übersicht 1 aufgeführt ist. Das ifo Institut lehnt sich dabei eng an die Abgrenzung des Deutschen Städtetags an. Dies bedeutet, daß über die vom Statistischen Bundesamt in der (nationalen) Abgrenzung der öffentlichen Kulturausgaben einbezogenen Aufgabenbereiche auch solche Bereiche berücksichtigt werden, die für die Ausbildung von Künstlern und die kunstpädagogische Bildung des Publikums von besonderer Bedeutung sind. Hierzu gehören die Kunsthochschulen sowie die Bibliotheken, Büchereien, Volkshochschulen und die sonstige Weiterbildung.

2.2

Gang der Untersuchung

Nachdem in einem ersten Schritt die Untersuchungsbereiche abgegrenzt wurden, soll in einem zweiten Schritt eine kurze Übersicht über den DDR-Kulturbetrieb im Jahr 1988/89 gegeben werden, der mit ausgewählten Kennziffern des Jahres 1988/89 für die alten Bundesländer kontrastiert wird. Ziel dieses Abschnitts ist es, die Ausgangssituation für den Umbruch in den neuen Bundesländern und das allmähliche Zusammenwachsen der deutschen Kulturlandschaft zu charakterisieren. ln einem dritten Schritt sind die Entwicklungstendenzen in einzelnen Bereichen detailliert zu untersuchen. So gilt es z.B. Indikatoren für die veränderte wirtschaftliche Lage von Künstlern und Publizisten zu erarbeiten (Nachfrage nach künstlerischen Leistungen, Einkommenssituation).

5

Im Hinblick auf die öffentlichen Kultureinrichtungen und -aufgaben ist über die wirtschaftliche Dimension (Einkommen bzw. Arbeitsplätze) hinaus das Zusammenspiel - von öffentlichem Interesse am Erhalt und an der Pflege der Institutionen und Initiativen und ihres Kulturauftrags, - von Gruppeninteressen (Wettbewerb zwischen Nachbargemeinden und -regionen; (Lohn-)Druck der Gewerkschaften) sowie - Sachzwängen (angefangen von der unzureichenden technischen Ausstattung bis hin zum Zerfall von Bauwerken) zu untersuchen. Gesonderte Aufmerksamkeit ist auch den marktorientierten Verteilerbereichen zu widmen. Hier gilt es, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Privatisierung des Verlags- und Pressewesens, der Reorganisation von Hörfunk und Fernsehen, einschließlich der Einführung des dualen Rundfunks sowie die Auswirkungen der Privatisierungsbemühungen im Bereich Filmwirtschaft zu analysieren und ihre möglichen Auswirkungen auf das Kulturschaffen zu charakterisieren. ln einem vierten Schritt sind die Fragen der Finanzierung gesondert zu untersuchen. Im Einigungsvertrag ist festgelegt, daß der Bund lediglich eine Übergangsfinanzierung vornimmt. Ländern und Gemeinden wächst entsprechend dem (föderativen) Subsidiaritätsprinzip in der Folge die Finanzierungsverantwortung zu. lnwiefern eine effektiv gestaltete Finanzierung durch die neuen (und ggf. alten) Bundesländer und die Gemeinden möglich sein wird, ob Kooperationen zwischen einzelnen Institutionen oder Gebietskörperschaften neue Gestaltungschancen bieten, welche Möglichkeiten einer verstärkten Eigenfinanzierung (Gebühren, Einwerbung von Sponsoren) bestehen bzw. ob (private) Stiftungen zusätzliche Spielräume eröffnen können, wird gesondert geprüft.

6

ln einem fünften Schritt sollen die Ausführungen an drei ausgewählten Fallbeispielen verdeutlicht werden. Nach Rücksprache mit dem Auftraggeber ist dabei eine Auswahl zu treffen, die einerseits die unterschiedliche Größen- und Wirtschaftsstruktur der Städte und die verschiedenen, historisch gewachsenen Spezifika im Kulturbereich berücksichtigt und andererseits (übertragbare) Möglichkeiten aufzeigt, wie effiziente Lösungen bei der Finanzierung erforderlicher Ausgaben zur Erfüllung des öffentlichen Kulturauftrags gefunden werden können.

2.3

Untersuchungsmethoden und Datensituation

Die Untersuchungsmethoden der Studie umfassen die Auswertung vorhandener amtlicher Statistiken (z.B. über die Ausgangssituation in der ehemaligen DDR), wissenschaftlicher Erhebungen (z.B. des Instituts für Museumskunde, Stiftung Preußischer Kulturbesitz) und Verbandsstatistiken (u.a. Deutscher Bühnenverein). Die Erschließung neuer Datenquellen, z.B. durch Sonderauswertungen der Erhebungen des Instituts für Museumskunde, der Künstlersozialkasse oder des Kulturfonds ist ebenso unerläßlich wie eigene Erhebungen bei Institutionen und Verbänden. Sie werden - vor allem im Rahmen der Fallstudien - durch Expertengespräche und Interviews ergänzt. Die Erfassung des kulturellen Wandels in den neuen Bundesländern bereitete teilweise außerordentliche Schwierigkeiten. Auf die amtlichen Statistiken konnte nur selten zurückgegriffen werden, da die Mehrzahl der Erhebungen sich noch in der Vorbereitungsphase befand. Statt dessen mußte auf Angaben und Schätzungen der Verbände zurückgegriffen werden. Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten liegen leider keine Angaben vor. Dies ist darauf zurückzuführen, daß das im alten Bundesgebiet bei der Sozialversicherung angewandte Meldeverfahren erst 1992 in den neuen Bundesländern eingeführt wurde. Statt dessen konnte jedoch auf die Ergebnisse des 1991/92 durchgeführten Mikrozensus zurückgegriffen werden, aus denen man die Zahl der Erwerbstätigen in den kulturrelevanten Berufen, ihr monatliches Einkommen und

7

ihre Stellung im Beruf ermitteln konnte. Angaben zur Zahl der Arbeitslosen, den Vermittlungen und den offenen Stellen in den schriftwerkschaffenden, schriftwerkordnenden und künstlerischen Berufen waren in den einzelnen Landesarbeitsämtern der neuen Bundesländer erhältlich. Für die öffentlichen Haushalte waren nur Angaben zum Personal des Landes, der Gemeinden und Gemeindeverbände in den neuen Bundesländern erhältlich. Rechnungsergebnisse der öffentlichen Haushalte lagen nicht vor. Die öffentlichen Ausgaben für den kulturellen Bereich wurden anhand der Haushaltspläne des Bundes, der neuen Bundesländer und - für die Fallbeispiele - der Vergleichsstädte berechnet. Ebenso kritisch stellt sich die Datensituation im Verlags- und Pressewesen dar. Da bei Abschluß der Studie im Juni 1993 die Ergebnisse der vom Statistischen Bundesamt in den neuen Bundesländern durchgeführten Pressestatistik noch nicht vorlagen, sind Angaben der Verlage und die der IVW gemeldeten Zahlen die einzigen zur Verfügung stehenden Datenquellen für die Auflagenhöhe. Beide Quellen sind jedoch mit Vorbehalten verbunden. Die Angaben der Verlage beziehen sich oft auf die Start- oder Druckauflage, die weitaus höher ist als die verkaufte Auflage. Eine zuverlässigere Quelle stellen die IVW-Auflagezahlen dar. Die in den neuen Bundesländern verbreiteten Auflagen von West- als auch von OstMitgliedstiteln wurden jedoch nur vom ersten bis zum vierten Quartal des Jahres 1990 zusätzlich erhoben. Seit dem ersten Quartal des Jahres 1991 sind die OstTitel und die Auflagenteile der West-Titel, die im Osten verbreitet werden, in vollem Umfang in die IVW-Auflagenlisten integriert. Ein getrennter Ausweis nach alten und neuen Bundesländern ist damit nicht mehr möglich. Hinzu kommt, daß speziell im Bereich der Publikumszeitschriften viele der von westdeutschen Verlagen für die

neuen Bundesländer herausgegebenen Zeitschriften noch nicht der IVW angeschlossen sind. 1

1 Zentralausschuß der Werbewirtschaft (Hrsg.), Werbung in Deutschland 1992, S. 159 und S. 177.

9

B

Kunst und Kultur ln den neuen Bundesländern Im veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umfeld

1

Die Ausgangssituation in der ehemaligen DDR

Bei der folgenden Darstellung der kulturellen Situation in der DDR vor der Vereinigung muß berücksichtigt werden, daß diese Daten nur die "offizielle" Kulturlandschaft wiedergeben. Besonders deutlich wird dies bei den Künstlern, wo nur diejenigen statistisch erfaßt wurden, die eine staatliche Zulassung zur Ausübung einer künstlerischen Tätigkeit besaßen. Aber auch in anderen Bereichen, z.B. bei Theater- und Musikgruppen sowie Presse- und Verlagserzeugnissen spiegeln die offiziellen Angaben ein geringeres kulturelles Engagement und Angebot wider, als tätsächlich vorhanden war. Auf der anderen Seite kommt es auch zu einer - politisch erwünschten - Überschätzung des kulturellen Angebots und des Interesses der Bevölkerung an kulturellen Einrichtungen. So erlaubte der bauliche Zustand vieler kultureller Einrichtungen nur noch eine eingeschränkte Nutzung. Im Filmbereich erreichten die Besucherzahlen durch direkte Manipulationen beim Verkauf von Eintrittskarten das gewünschte Niveau. Die "Fiktivität der Besucherzahlen" im Theater beruhte darauf, daß mit dem Kauf einer Theaterkarte nicht automatisch ein Theaterbesuch verbunden war, die Zahl der Besucher aber anhand der verkauften Karten ermittelt wurde. Aufgrund der Unsicherheiten über die Höhe der Mittel, die von den Betrieben und den gesellschaftlichen Organisationen zusätzlich zu den Ausgaben des Staatshaushalts für kulturelle Aktivitäten aufgewandt wurden, wurde in diesem Abschnitt auf die Berechnung von finanziellen Beträgen verzichtet.

10

1.1

Übersicht über den Kulturbereich im Jahr 1988/89

1.1.1

Berufstätige Im Kunst- und Kulturbereich

Nach den Angaben des Statistischen Amtes der DDR waren am 30. September 1989 über 96 900 Personen in künstlerischen und kulturellen Einrichtungen beschäftigt. Die Theater, die übrigen Einrichtungen und die Kulturelle Massenarbeit boten dabei die größten Beschäftigungsmöglichkeiten. Die überwiegende Mehrzahl der Berufstätigen des Kulturbereichs waren als Arbeiter und Angestellte tätig; nur ein kleiner Teil (11 ,7 %) zählte zu den selbständig Erwerbstätigen und den mithelfenden Familienangehörigen (vgl. Tab. 1). Im Vergleich zur Abgrenzung des ifo Instituts sind hier die Verlage, die Filmproduk· tion, der Buchhandel, die Kunsthochschulen, die Tonträgerproduktion und der Kunsthandel nicht enthalten. Die Zahl der Berufstätigen für die Verlage, die Fachschulen für Kultur und Kunst sowie die Hochschulen für Kunst und Literatur werden in der Berufstätigenerhebung ausgewiesen, für die anderen Bereiche sind die Er· gebnisse der Berufstätigenerhebung nicht detailliert genug. Für die Film- und Tonträgerproduktion konnte auf die Angaben der entsprechenden Unternehmen zurückgegriffen werden. Zählt man diese Angaben zu den Ergebnissen des Statistischen Amtes der DDR hinzu, so ergibt sich, daß rund 11 0 440 Personen im Kunst- und Kulturbereich beschäftigt waren. Dies entspricht knapp 1,3 % aller Berufstätigen in der DDR im Jahre 1989.

Künstler Die Zahl der Künstler in der ehemaligen DDR kann nur geschätzt werden, da es keine zentrale und einheitliche Datenerhebung zur Berufsgruppe der Künstler gab. Neben den Angaben des Ministeriums für Kultur, des Staatlichen Rundfunks und Fernsehens über die Zahl der Künstler, die dort in einem Arbeitsrechtverhältnis standen, stellen die Mitgliedszahlen der verschiedenen Künstlerverbände die wich11

Tabelle 1 Zahl der Berufstillgen Im Kulturbereich nach der Stellung Im Beruf - Stand am 30. September 1989 darunter: Ständig und nichtständige Berufstätige

Ständig Berufstätige

Runfunk, Fernsehen

9 332

9 332

9 332

Film-, Lichtspielwesen

7 388

7 317

7 317

Bibliotheken

9 161

9 131

9 130

Wirtschaftsbareich

darunter: Arbeiter u. Angestellte

Tätige Inhaber und mithalf. Fam.angehörlge

1

Museen und Einrichtungen der Bildenden Kunst

11 617

11 478

11 478

Theater

19 739

19 677

19 677

-

4 504

4 480

3 656

824

13 534

13 355

13 355

-

5 288

5 221

5 209

12

Veranstaltungswesen•l Kulturelle Massenarbeitbl Musikpflege, Orehester, Chöre Übri~e Einrichtun-

-

gen°

16 360

16 313

5 858

10 445

lnsgesamtdl

96 923

96 304

85 012

11 282

.

.

nachrichtlich: Verlage

6 600

Fachschulen für Kultur und Kunst Hochschulen für Kunst und Literatur Filmproduktion (DEFA) Tonträgerproduktion (VEB Deutsehe Schallplatte)

525 3 292

2 300 800

.

. . .

.

. . .

. . . .

.

a) Zum Veranstaltungswesen zählen Variet6s, Kabaretts, Konzert- und Gastspieldirektion, VEB Zentralzirkus und sonstige Einrichtungen des Veranstaltungswesens. b) Zur Kulturellen Massenarbeit gehören Kultur- und Klubhäuser, Kulbs, Volkskunst elnschl. Ensembles, Zoologische Gärten, Botanische Gärten und sonstige Einrichtungen der kulturellen Massenarbeit c) Übrige Einrichtungen sind Einrichtungen, die keiner der aufgeführten Kategorien zugeordnet werden können. Die tätigen Inhaber sind selbständige Künstler, z.B. Musiker, Schauspieler, Maler, Schriftsteiler. d) Kultur und Kunst in der Abgrenzung des Statistischen Amtes der DDR (s. Anhang A). Quelle:

12

Unterlagen des Statistischen Bundesamtes über die Berufstätigenerhebung 1989, Angaben der entsprechenden Unternehmen.

tigste Grundlage für die Schätzung dar. Zusätzlich sind aus den statistischen Unterlagen der Staatlichen Gutachterkommissionen Angaben zu Personen erhältlich, die eine staatliche Zulassung zur Ausübung einer künstlerischen Tätigkeit beantragt und erhalten haben. Aufgrund der hier verwendeten Quellen treten Ungenauigkeiten bei der Schätzung der Gesamtzahl der Künstler auf. Angehörige dieser Berufsgruppen, die in keinem Verband organisiert waren, in keinem Arbeitsrechtverhältnis standen oder keine staatliche Zulassung hatten, konnten statistisch nicht erfaßt werden. Es können Doppelzählungen auftreten, da die Quellen, die die Daten anonym und nicht personenbezogen erfaßten, nicht aufeinander abgestimmt werden können. Zudem beziehen sich die Angaben auf unterschiedliche Jahre. Die Expertengruppe 111 der deutsch-deutschen Kulturkommission schätzte auf dieser Basis, daß es in der DDR in den Jahren 1987/88 rund 38 000 hauptberufliche, d.h. freischaffende oder in einem Arbeitsrechtverhältnis stehende Künstler gab. 1 Mehr als zwei Fünftel der Angehörigen dieser Berufsgruppe waren freischaffend tätig (vgl. Tab. 2) . Die Unterhaltungskünstler (Schauspieler, Sänger, Artisten, Diskothekar, Musiker und Programmgestalter) waren mit rund 7 330 Personen die größte Gruppe der freischaffenden Künstler. Mehr als die Hälfte von ihnen (4 200 Personen) verdiente sich ihren Lebensunterhalt als Musiker. Am zweitstärksten waren die bildenden Künstler (6 240 Personen) unter den freischaffenden Künstlern vertreten. Im Verband der bildenden Künstler, dem 97 % der bildenden Künstler angehörten, dominierten die Gebrauchsgrafiker (1 650 Personen), die Formgestalter/Kunsthandwerker {1 500 Personen) und die Maler/Grafiker (1 490 Personen). Die Schriftsteller (1 020 Personen) und die Musiker (91 0 Personen) bildeten die beiden nächstgrößeren Gruppen. 1

Vgl. Zentrum für Kulturforschung (Hrsg.), (1990), Berichte zur Kulturstatistik I, S. 38 ff. Daneben liegen höhere Schätzungen vor, die von einer Gesamtzahl von rund 50 000 Künstlern ausgehen.- Vgl. Schmidt, L. (1992), Kulturelle Probleme im Einigungsprozeß.

13

~

(16 046)

7 330

I I (100)

(45,7)

(0,3)

(3, 1)

(38,9)

(6,3)

Da die Angaben sich auf unterschiedliche Jahre beziehen, wurden die Summe und die Prozentanteile der einzelnen Berufe in Klammern gesetzt. Anzahl der Mitglieder des Verbandes der Komponisten und Musikwisschenschaftler im Jahre 1987. Anzahl der Mitglieder des Schriftstellerverbandes im Jahre 1987. Schätzung der Hauptverwaltung Verlage des MfK aus dem Jahre 1988. Angaben aus dem Jahr 1988.

I I

49

499

186

1 017 867 150 6 238 6 052

(5,7)

(in%)

I

I 21 943

b)

100

3,7 0,7

27,9

27,5

14,1

10,8

15,2

in%

Die einzelnen Tätigkeitsgruppen wurden - soweit möglich - nach der Klassifizierung der Berufe des Statistischen Bundesamtes den Berufsgruppen zugeordnet. Angehörige künstlerischer und zugeordneter Berufe, die im Jahre 1988 in einem Arbeitsrechtverhältnis des MfK (zentraler und örtlicher Kulturbereich) oder des Staatlichen Rundfunks und Fernsehens standen. Zur Zahl der Beschäftigten im gesellschaftlichen Kulturbereich liegen leider keine Zahlenangaben vor.

Insgesamt a)

I

818 162

6 130

Künstlerische und zugeordnete Mitarbeiter

I

6038

Musiker, Dirigenten, Sänger, Repetitoren

Professoren, Dozenten, Lehrer und wissenschaftliche Mitarbeiter für künstlerische Fächer in Hoch- und Fachschulen, Gesang- und Tanzpädagogen Zirkuskünstler

3 082

2 369

3 344

Anzahl

Regisseure, Schauspieler, Tänzer

Autoren, Dramaturgen, Redakteure, Sprecher, Fachpersonal, Verlage

Kulturspezifische Leiter

Berufsgruppen•)

Künstler im Arbeitsrechtverhältnisb)

Quelle: Zentrum für Kulturforschung, Berichte zur Kulturstatistik I, S. 38 ff und die dort angegebenen Quellen; Statistisches Bundesamt (1990), Klassifizierung der Berufe; Berechnungen des ifo Instituts.

e)

c) d)

b)

a)

(Insgesamt)

Unterhaltungskünstler•)

Staatliche Zulassungen als Restauratoren•>

Staatliche Zulassungen auf dem Gebiet der Werbung und Ausstellungsgestaltung•)

Bildende Künstler•> davon: Verband Bildender Künstler Staatliche Zulassungen im Bereich Bildender Künstler

Schriftsteller davon: Schriftstellerverbandc) Freie Schriftstellerdl

913

Anzahl

Freischaffende Künstler•)

Anzahl der Freischaffenden und Im Arbeltsrechtverhihnls stehenden Künstler

Komponisten, Musikwissenschaftler, Solisten (E-Musik)b)

Berufsgruppen

Tabelle 2

Ein großer Teil der Künstler war in Verbänden organisiert (z.B. bildende Künstler: 97 %, Schriftsteller: 85 %), da dies die Voraussetzung für die Anerkennung des Berufsstatus war. Die Mitgliedschaft war mit zahlreichen Vorteilen verbunden. Als Mitglied eines Verbandes war man Besitzer einer Steuernummer, die dazu berechtigte, als freischaffender Künstler tätig zu sein. Freischaffende Künstler waren gegenüber anderen Gewerbetreibenden, die bis zu 90 % besteuert werden konnten, einer geringen Besteuerung unterworfen (meist 20 %, dazu 14% für die Sozialversicherung). Der wichtigste Vorteil bestand im "Marktmonopol der staatlich geförderten Künstler". 1 Auftraggeber für Künstler waren neben den kulturellen Einrichtungen wie Theater und DEFA, Betriebe, staatliche und gesellschaftliche Institutionen. Sie durften in der Regel ihre Aufträge nur an Verbandsmitglieder oder staatlich zugelassene Künstler vergeben. Diese Aufträge waren finanziell meist gut ausgestattet, maximal 10 % der Künstler konnten nicht von ihrer selbständigen Tätigkeit leben. Der Großteil der Künstler hatte ein Hochschulstudium absolviert, wodurch sie automatisch den "Kandidaten-Status" in einem Verband erhielten. Über die "Vollmitgliedschaft", die allein die "wirkliche Berufsausübung" gewährleistete, entschied die Sektionsleitung des Verbandesper Abstimmung. 2 Die wenigen Autodidakten mußten eine Aufnahmeprüfung vor dem Verband ablegen. Neben der Verbandsmitgliedschaft gab es noch die Möglichkeit durch eine staatliche Zulassung als freischaffender Künstler tätig zu sein. Ohne Verbandsmitgliedschaft oder ohne staatliche Zulassung besaß man keine Steuernummer und damit keine Verkaufs- oder Auftrittsgenehmigung. Vor allem in den Bereichen Bildende Kunst, Werbung und Ausstellungsgestaltung, Restaurierung und Unterhaltungskunst wurden zeitlich befristete Zulassungen für eine hauptberufliche Tätigkeit als freischaffender Künstler erteilt. Daneben gab es

1 2

Feist, G. (1990), Künstlergilde VBK, in: Gillen, E. und R. Haarmann (Hrsg.), Kunst in der DDR,

s. 53 f. A.a.O.

15

in zahlreichen Fällen eine Zulassung für eine nebenberufliche Tätigkeit auf allen Gebieten. Besonders in der Unterhaltungskunst spielten diese staatlichen Zulassungen eine große Rolle. Um sie zu erhalten, mußten z.B. Diskothekar, Musiker oder Artisten Aufnahmeprüfungen vor den Stadtkabinetten für Kulturarbeit ablegen, die für die Zuteilung einer Kennkarte, der sogenannten "Pappe", zuständig waren. Mit der "Pappe" war gleichzeitig eine Qualitätsbewertung der künstlerischen Arbeit verbunden, die auch die Höhe des Honorars bei öffentlichen Auftritten festlegte. Diese "Pappe" war aber nur in Verbindung mit der entsprechenden Steuerkarte gültig, die man von einer anderen staatlichen Stelle erhielt. Bei nebenberuflichen Künstlern mußte auch noch die Kaderleitung des Betriebes der Arbeitsfreistellung zustimmen. Künstler aus dem Bereich Musik und künstlerische Mitarbeiter bildeten mit jeweils mehr als 6 000 Personen die größten Gruppen der 22 000 Künstler im Arbeitsrechtverhältnis. Bei den ersten dominierten die Musiker (3 720 Personen) und die Sänger (2 060 Personen). Zu den künstlerischen Mitarbeitern zählten die Kameramänner sowie Mitarbeiter, die auf künstlerisch-gestaltendem, künstlerisch-handwerklichem und künstlerisch-technischem Gebiet tätig waren. Nach den kulturspezifischen Leitern gehörten Künstler aus der Darstellenden Kunst (3 080 Personen) zu der nächstgrößeren Berufsgruppe. Unter ihnen hatten die Schauspieler (1 480 Personen) und die Regisseure/Regieassistenten die größten Anteile (820 Personen). Über ein Zehntel der Künstler im Arbeitsrechtverhältnis waren als Publizisten (2 370 Personen) tätig. Zu den zahlenmäßig kleinsten Gruppen zählten die Lehrer für künstlerische Fächer (820 Personen) und die Zirkuskünstler (160 Personen). Tabelle 3 zeigt, wie sich die Angehörigen der künstlerischen und zugeordneten Berufe auf die Aktivitätsbereiche Rundfunk, Fernsehen, zentraler und örtlicher Kulturbereich verteilten. Somit wird hier nur der staatlich geleitete Kulturbereich erfaßt, dessen Institutionen, Betriebe und Einrichtungen entweder vom Ministerium für Kultur zentral geleitet und diesem direkt unterstellt waren oder über die örtlichen

16

Tabelle 3

Künstler Im Arbeltarechtverhlltnla nach Aktlvltltaberelchen Im Jahre 1988

Berufsgruppen Kulturspez. Leiter

Rundfunk

I

Fernsehen

I

Aktivitätsbereiche Zentraler Kulturbereich

I

Örtlicher Kulturbereich

lnsgesamt 3 344

40

210

2 150

944

703

224

1 434

8

2 369

Darstellende Künstler

47

420

557

2 058

3 082

Künstler. Mitarbeiter

50

1 416

2 077

2 587

6 130

798

20

818

768

5270

6 038

157

5

162

7 941

10 892

21 943

Publizisten

Lehrer f. künstler. Fächer Musiker Zirkuskünstler Insgesamt

-

-

-

-

840

2 270

-

Quelle: Zentrum für Kulturforschung, Berichte zur Kulturstatistik I, S. 43 und die dort angegebenen Quellen; Statistisches Bundesamt (1990), Klassifizierung der Berufe; Berechnungen des ilo Instituts.

Staatsorgane gesteuert wurden. Rundfunk und Fernsehen unterstanden direkt dem Ministerrat der DDR. Zum anderen Bereich der strukturell und organisatorisch in zwei Teile gegliederten Kulturlandschaft der DDR, 1 dem gesellschaftlichen Kulturbereich,2 liegen leider keine Angaben zur Zahl der Beschäftigten vor. Zum zentralen Kulturbereich gehörten die Verlage, das Filmwesen, die Hoch- und Fachschulen, der staatliche Kunsthandel, die Staatlichen Museen, der Staatszirkus und die Staatstheater. Dem örtlichen Kulturbereich des Ministeriums für Kultur (MfK) waren die Theater, die Orchester, die Museen, die Musikschulen, die Klubund Kulturhäuser, das Lichtspielwesen, die Bibliotheken, die Museen, die Konzertund Gastspieldirektion und die sonstigen kulturellen Einrichtungen unterstellt. Zu Struktur und Institutionen des DDR-Kulturlebens vgl. Schilling, F. (1991/92), in: Bundesministerium des lnnern (Hrsg.), Auf dem Weg zur inneren Einheit Deutschlands, S. 41 ff. 2 Zum gesellschaftlichen Kulturbereich gehörten die kulturellen Betriebe, Einrichtungen und die kulturellen Leistungsangebote der Blockparteien, der Massenorganisationen (Kulturbund, Gewerkschaftsverband FDGB, Jugendverband FDJ, Veteranenorganisation Volkssolidarität, Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft u.a.), der Industriebetriebe und landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften sowie die Künstlerverbände. 1

2 Scholz/Waldkircher-Heyne

17

Als größter Anbieter von Arbeitsplätzen für Künstler erweist sich der örtliche (1 0 890 Personen) und der zentrale Kulturbereich (7 940 Personen), gefolgt von den Einrichtungen des Staatlichen Fernsehens (2 270 Personen) und Rundfunks (840 Personen). Die Publizisten fanden ihr Beschäftigungsfeld vor allem als Fachpersonal in den Verlagen oder als Redakteure in Rundfunk- und Fernsehanstalten. Die darstellenden Künstler waren schwerpunktmäßig als Schauspieler, Regisseure und Tänzer in den Theatern des örtlichen Kulturbereichs tätig, ebenso die Musiker.

1.1.2 Theater und Musik Theater Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden in der damaligen sow-jetischen Besatzungszone (wieder) eine Vielzahl von Theatern. Auch in Städten, in denen vorher keine derartigen Einrichtungen vorhanden waren, wurden in geeigneten Gebäuden Theater eingerichtet. 1 Diese Struktur, neben den großen Schauspielhäusern eine Vielzahl von Dreispartentheatern in Mittel- und Kleinstädten, hat sich bis in die heutige Zeit erhalten. Allerdings bewirkten eine Reihe von Theaterneubauten, die der Verbesserung der kulturellen Infrastruktur dienen sollten, und die Errichtung einiger spektakulärer, international vorzeigbarer Objekte eine erhebliche finanzielle Belastung. Für die Erhaltung oder Modernisierung schon bestehender Bühnen blieben nur noch wenig oder keine Mittel übrig. 2 So ergab eine im Jahre 1983 durchgeführte Untersuchung der Gutachterstelle des Ministeriums für Kultur, daß "von 45 untersuchten Theatergebäuden 37 vor der Jahrhundertwende erbaut" wurden, "26 Gebäude als

1 2

Vgl. Lennartz, K. (1991), Aufbruch aus Ruinen, in: Die Deutsche Bühne, 62. Jhg., Nr. 1, S. 21. Eisold, E.·M. (1992), Von der 'breiten Rollbahn zum Kommunismus' zur 'Freizeit-Gasse•- Kultur und Kunst als Volksbildung und als 'Nische', in: HOlder, E. (Hrsg.), Im Trabi durch die Zeit • 40 Jahre Leben in der DDR, S. 315.

18

Zweckbauten" errichtet wurden und "19 in adaptierten Gebäuden" untergebracht waren, von denen "9 als ausgesprochene Provisorien galten". 1 Aufgrund des baulichen Zustands vieler Gebäude entstanden innerhalb und außerhalb bestehender Theaterhäuser ("unterm Dach", "auf der Treppe", "im Foyer" oder "im Keller") eine Reihe von Spielstätten, in denen vorwiegend kleines oder experimentelles Theater gespielt wurde. 2 Zusätzlich führten viele Theater in Städten, die über kein eigenes Theaterensemble verfügten, Gastspiele durch. Diese "Abstechergastspiele" fanden in Theatergebäuden, Kulturhäusern, Filmtheatern oder anderen Sälen statt. Neben dem baulichen Zustand der Gebäude waren "völlig veraltete Fuhrparks und Kraftstofflimitierungen" dafür verantwortlich, daß allein 1987 weitere 70 "Abstecherspielorte" auf dem Lande aufgegeben werden mußten. 3 Für das Jahr 1989 weist das Institut für Kulturforschung insgesamt 65 selbständige Theaterbetriebe aus, darunter 9 Puppentheater. ln den 217 Theaterhäusern und Spielstätten standen dem Publikum mehr als 55 300 Plätze zur Verfügung. Mehr als 20 800 Personen waren in den Theatereinrichtungen beschäftigt. Knapp 9 Mill. Besucher wurden von den 27 300 Theaterveranstaltungen angezogen (vgl. Tab. 4). Im Jahre 1988 wurden 660 Stücke neuinszeniert, darunter nahmen die Werke aus der DDR-Dramatik (204) und aus dem "Kulturellen Erbe" (250) breiten Raum ein. 69 Theaterstücke kamen aus anderen sozialistischen Ländern und 137 aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet Eine der Ursachen für die Beliebtheit des Theaters in der DDR war die oft in klassischen Theaterstücken versteckte Kritik an der politischen und gesellschaftlichen Situation. Theater diente somit, ähnlich wie die Literatur, als Podium für gesell1

Stein, R. und T. Strittmatter {1988), Entwicklungsprobleme der kulturellen Infrastruktur in der DDR, Institut für Kulturforschung, Kulturpolitische Information Nr. 9, S. 10. 2 Eisold, E.-M. {1992), S. 315. 3 Strittmatter, T. {1990), Entwicklungsstand der kulturellen Infrastruktur in der DDR, in: Kulturpolitische Mitteilungen, Nr. 50 111/1990, S. 38. 2'

19

schaftliehe Diskussionen und freie Meinungsäußerungen, da andere öffentliche kritische Medien nicht zugelassen waren. Zudem wurde der Theaterbesuch durch Theaterfahrten, Gruppenanrechte, Brigadefahrten und niedrige Eintrittspreise gefördert. Ein Drittel der Theaterkarten wurde nach dem "Anrechtswesen", vergleichbar dem Abonnementsystem in den westlichen Bundesländern, verkauft. 1 Tabelle 4 Veranstaltungen, Platzangebot und Besucher der Theater Im Jahre 1989

Gegenstand der Nachweisung

Anzahl

Theater

217

darunter: Theaterhäusera) Spielstättenb) Puppentheater Spielstätten der Puppentheater

91 103 16 7

Platzangebot (1 000) Besucher (Mill.)

55,3 9,0

Vorstellungen (1 000)

27,3

nachrichtlich: Beschäftigte (1 000)

20,8

a) Der darstellenden Kunst der Theater dienende Zweckräume, unabhängig von der Rechtsträgerschaft, in denen regelmäßig - jährlich ab 70 - Theatervorstellungen (einschl. sonst. Veranstaltungen der Theater) stattfinden. b) Der darstellenden Kunst der Theater dienende Zweckräume, in denen jährlich weniger als 70 Theaterveranstaltungen stattfanden. Quelle:

Statistisches Jahrbuch der DDR (1990), Institut für Kulturforschung beim Ministerium für Kultur.

lnfolge der organisatorischen Maßnahmen zur Förderung des Theaterbesuchs überschätzt die Besucherstatistik, die sich auf die Zahl der verkauften Karten stützt, jedoch die tatsächliche Zahl der Theaterbesucher. Dem Kauf bzw. der Abnahme der Theaterkarten, die die Kombinate oder der Kulturobmann der Brigade besorgt hatten, folgte nicht unbedingt ein Theaterbesuch. 1

Eisold, E.-M. (1992), a.a.O., S. 314 f.

20

Die Bedeutung des Sprachtheaters schlägt sich in den Veranstaltungs- und Besucherzahlen nieder. 43,1 % der Vorstellungen wurden mit Schauspielaufführungen bestritten, die von 40,5 % der Zuschauer gesehen wurden. Die Veranstaltungen des Musiktheaters, auf die ein Vorstellungsanteil von 24,4 % entfiel, erfreuten sich bei den Besuchern (Anteil 41 ,0 %) ebenfalls großer Beliebtheit. Die Theater in der DDR hatten auch eine Vielzahl von Aufführungen (32, 1 % der Veranstaltungen) für Kinder und Jugendliche im Programm. Dies zeigt auch die Besucherstruktur: 27,8% der Zuschauer waren Kinder und Jugendliche (vgl. Tab. 5) . Tabelle 5

Vorstellungen und Besucher der Theater nach Sparten im Jahr 1989 - Angaben in % Vorstellungen

Sparten Schauspiel Oper

43,1

Besucher 40,5

9,0

16,6

Operetten, Musicals

12,3

18,9

Ballett, Tanzabende

3,1

5,5

Puppentheater

14,6

6,4

Sonstige Veranstaltungen

17,9

12,2

Insgesamt darunter: Kinder- und Jugendtheater Quelle:

100 32,1

100 27,8

Statistisches Jahrbuch der DDR (1990), Institut für Kulturforschung beim Ministerium für Kultur.

Musik Die Orchester, Chöre und Musikgruppen in der DDR sorgten für ein großes Angebot an Konzertveranstaltungen. Die 87 staatlichen Orchester absolvierten im Jahr 1989 insgesamt 6 651 Aufführungen (vgl. Tab. 6). Die Aktivitäten der Orchester

21

wurden vor allem durch die ungenügende Ausstattung mit Instrumenten und dem Fehlen von geeigneten Aufführungsräumen in einigen Regionen eingeschränkt. 1 Die 87 Staatlichen Orchester setzten sich aus 33 selbständigen Orchestern, 43 Theaterorchestern, 8 Orchestern des Staatlichen Komitees für Rundfunk und 3 Orchestern der staatlichen Ensembles zusammen. Sie beschäftigten insgesamt 5 500 an Hochschulen ausgebildete Musiker, darunter knapp 600 aus dem Ausland. Jährlich blieben etwa 3 bis 5% der Stellen in den Orchestern unbesetzt. 2 Mehr als 3,5 Mill. Konzertfreunde besuchten die Konzerte der Staatlichen Orchester. Knapp die Hälfte (46,7 %) der Besucher härte Sinfonie- und Kammerkonzerte, zu denen 38,9 % der Veranstaltungen zählten. Die restlichen Besucher und Veranstaltungen sind dem Bereich der Unterhaltungskonzerte zuzurechnen. Zu den Konzerten der Staatlichen Orchester kamen pro Jahr mehr als 4 000 Rockkonzerte und 170 000 Tanzveranstaltungen hinzu. Rund ein Viertel dieser Veranstaltungen aus dem Bereich der U-Musik (Unterhaltungskunst) wurde von den Konzert- und Gastspieldirektionen, die das Monopol der Künstlervermittlung besaßen, betreut. Die 46 810 Veranstaltungen der staatlichen Konzert- und Gastspieldirektionen konnten 1989 insgesamt 15,2 Mill. Besucher verzeichnen. Ein Fünftel der Veranstaltungen waren dem Bereich "Musik und künstlerisches Wort" zuzurechnen, vier Fünftel zählten zum Bereich "Unterhaltung". Rund 650 professionelle Musikgruppen, 4 700 Amateur-Tanzbands, 785 Chöre mit 245 000 Mitgliedern, 4 500 Blas- und Streichorchester sowie mehr als 200 AmateurSinfonie- und Kammerorchester sorgten für ein großes und vielfältiges Angebot an Musikveranstaltungen. Die Jugendorganisation FDJ verfügte über rund 2 500 Gesangsgruppen mit knapp 300 000 Mitgliedern. Auch die Kirchen waren im Bereich Musik aktiv. Es gab über 2 000 haupt- und nebenberufliche Kirchenmusiker, rund 1 2

Strittmatter, T. (1990), a.a.O., S. 38. Munkwitz, M. (1990), Erhebungen zum Bedarf an Orchestermusikern in der DDR, in: Zentrum für Kulturforschung (Hrsg.), Berichte zur Kulturstatistik I, S. 26.

22

1 600 Musikgruppen und viele Chöre, darunter z.B. den "Dresdner Kreuzchor" und den "Thomaner-Chor" in Leipzig.1

Tabelle 6 Veranstaltungen und Beaueher der Staatlichen Orchester und der Konzert- und Gastspieldirektionen Im Jahr 1989

Staatliche Orchester•) Insgesamt davon: Selbständige Orchester Theaterorchester Orchester des Staatlichen Komitees für Rundfunk Orchester der staatlichen Ensembles Konzertveranstaltungenb) darunter: Sinfoniekonzerte Kammerkonzerte Schüler- und Jugendkonzerte Konzertbesuche (Mill.) darunter: Sinfoniekonzerte Kammerkonzerte Schüler- und Jugendkonzerte Beschäftigte•)

Anzahl 87 33 43 8

Konzert- und Gastspieldirektionen Veranstaltungen darunter: Unterhaltung Musik und künstlerisches Wort

1 902 721

darunter: Orchester- und Kammermusik Stunde der Musik Volksmusik Musikalisch-literarische Programme

1 626 3,5

Besucher (Mill.)

3

6 651

Anzahl 46 810

36 747 10 063 2 114 1 844 145 5 960

15,2

1,6 0,2 0,5 2 371

Beschäftigte

812

Nur Orchester, die im Verantwortungsbereich des Ministeriums für Kultur liegen und die 8 Rundfunkorchester. Nicht erlaßt sind die Orchester der NVA, des Ministeriums des lnnern u.a. b) Einschl. sonstiger Veranstaltungen, für die keine Besuche ausgewiesen werden. c) Zahl der Beschäftigten bei den selbständigen Orchestern. Für die Theaterorchester werden rund 2 700 Beschäftigte angegeben, die in der Zahl der Beschäftigten der Theater enthalten sind. Für die 8 Rundfunkorchester und die staatlichen Ensembles liegen keine Beschäftigtenzahlen vor. Insgesamt beschäftigten die 87 Staatlichen Orehester der DDR rund 5 500 an Hochschulen ausgebildete Musiker. a)

Quelle: Statistisches Jahrbuch der DDR (1990), Institut für Kulturforschung beim Ministerium für Kultur; Statistisches Bundesamt.

1 Vgl. Institut für Kulturforschung (Hrsg.), (1988), Culture in the GOR, Facts, figures and docu-

ments, S. 48 ff.

23

1.1.3 Museen Die DDR verfügte mit 751 Museen über eine vielfältige Museumslandschaft. 1 Etwa die Hälfte der Einrichtungen ist dem Bereich Heimatmuseen (50,7 %) zuzuordnen, aber auch die Geschichts- und Kunstmuseen (17,3% bzw. 11,1 %) sind von großer Bedeutung. Rund ein Fünftel der Museen ist naturwissenschaftlichen und technischen Ausstellungsgebieten gewidmet (vgl. Tab. 7). Die Museen zeigten im Jahr 1988 insgesamt 2 013 ständige Ausstellungen und 1 729 Sonderausstellungen. Auch im Museumsbereich standen nicht genügend Mittel zur Verfügung, um die rund 630 Gebäude, die dem Baubestand der Museen zuzurechnen waren, zu erhalten. Fast die Hälfte der Gebäude, von denen 90 % unter Denkmalschutz standen, waren "wegen baulicher oder funktioneller Mängel nur eingeschränkt oder gar nicht nutzbar". Die finanzielle und technische Ausstattung ermöglichte es den Museen meistens nicht "den Erfordernissen des Kulturgutschutzes" zu genügen. Zudem konnten die "sich aus den kulturellen Standards ergebenden Anforderungen an die öffentliche Präsentation musealer Objekte" oft nicht eingehalten werden. 2 Die DDR-Bürger zeigten trotz dieser Mängel ein großes Interesse für die Ausstellungen der Museen. Vor allem die Kunstmuseen, deren Sammlungen durch die Rückgabe vieler Kunstschätze aus der Sowjetunion und den Leihverkehr mit westlichen Museen ergänzt wurden, waren von großer Attraktivität. 3 Über ein Viertel der insgesamt 32,2 Mill. Museumsgäste besuchten 1989 ein Kunstmuseum (vgl. Tab. 7). An zweiter Stelle in der Publikumsgunst standen die Heimat- und Geschichtsmuseen. Doch auch die Sammlungen der naturwissenschaftlichen Museen sind auf großes Interesse der Besucher gestoßen.

Hier sind ausschließlich Museen mit öffentlicher Tragarschalt berücksichtigt. Eine Erfassung und Zahlung von privaten Sammlungen, die der Öffentlichkeit zuganglich waren, wurde von der Zentralverwaltung für Statistik und dem MfK nicht genehmigt. Es ist daher davon auszugehen, daß die Gesamtzahl der Museen der DDR höher ist als die bisher offiziell geführten 751 Einrichtungen. - Vgl. Institut für Museumskunde (1990), Erhebung der Besuchszahlen für das Jahr 1989, s. 43. 2 Strittmatter, T. (1990}, a.a.O., S. 39. 3 Eisold, E.-M., a.a.O., S. 310 ff.

24

Mehr als die Hälfte der Museen in der DDR war den kleinen Museen zuzurechnen. 1 Insgesamt 6 Museen konnten im Jahr 1989 jedoch mehr als 500 000 Besucher verzeichnen, z.B. die Staatlichen Kunstsammlungen Dresdens (1 ,5 Mill. Besucher). Tabelle 7 Museen und Besucher Im Jahr 19898 )

Besucher

Museen Museumsart

Anzahl

in%

Geschichtsmuseen Kunstmuseen Literatur-, Theater und Musikmuseen Naturwissenschaftliche Museen Technische Museen Heimatmuseen

130 83 53 57 47 381

17,3

Insgesamt nachrichtlich:b) Ständige Ausstellungen Sonderausstellungen Arbeitskräfte

751

a) b)

11 '1 7,1 7,6 6,3 50,7 100

Anzahl 7,3 8,9 1,5 4,9 2,1 7,4 32,2

in% 22,7 27,8 4,8 15,2 6,6 22,9 100

2 013 1 729 7 720

Differenzen sind rundungsbedingt Die nachrichtlichen Angaben beziehen sich auf das Jahr 1988.

Quelle: Statistisches Jahrbuch der DDR (1990), Institut für Kulturforschung beim Ministerium für Kultur.

1.1.4 Ausbildung, Weiterbildung und Breitenkultur Kunsthochschulen Im Jahre 1988 gab es in der DDR 22 Hoch- und Fachschulen, an denen eine künstlerische oder kulturpolitische Ausbildung absolviert werden konnte. Rund ein Drittel der über 6 500 Studenten dieser Fachrichtungen machte die Ausbildung im Fernoder Abendstudium.

1

Vgl. Institut für Museumskunde (1991), Erhebung der Besuchszahlen für das Jahr 1990, Heft 34, s. 18.

25

Mehr als zwei Drittel der Studenten waren im Fachbereich Kunst eingeschrieben, darunter 900 Studenten für Darstellende Kunst und 1 100 Studenten für Angewandte Kunst/Industrielle Formgestaltung. An der Akademie der Künste wurden 29 "Meisterschüler" ausgebildet, 13 von ihnen im Bereich Bildende Kunst und je 8 in den Bereichen Musik und Darstellender Kunst (vgl. Tab. 8). Nur einer geringen Zahl von Studenten gelang es jedes Jahr die rigiden Zugangsbeschränkungen der Kunsthoch- und Fachschufen zu überwinden.1 Nach ihrer Ausbildung erhielten sie automatisch den "Kandidaten-Status" in einem entsprechenden Künstlerverband. Die Absolventen der Kunsthochschulen hatten wie jeder Student oder Lehrling in der DDR nach Abschluß ihrer Ausbildung eine Arbeitsplatzgarantie. Eine Kommission verteilte die Berufsanfänger auf die zur Verfügung Tabelle 8

Künstlerische und kulturpolitische Ausbildung im Jahre 1988 Gegenstand der Nachweisung Hoch- und Fachschulen

22

Studenten

6 553

dar.: Fachrichtung Kunst

4492

dar. :

Darstellende Kunst Angewandte Kunst, lndustr. Formgestaltung

Meisterschüler an der Akademie der Künste dar.: Sektion Bildende Kunst Sektion Musik Sektion Darstellende Kunst Quelle:

1

Anzahl

918 1 106

29 13 8

8

Institut für Kultur1orschung, Kultur in der DDR, Daten, 1975 1988.

Feist, G. (1990), Künstlergilde VBK, in: Gillen, E. und R. Haarmann, Kunst in der DDR, S. 54.

26

stehenden Arbeitsplätze. Die dabei abgeschlossenen Arbeitsverträge liefen über drei Jahre und waren in diesem Zeitraum - von genau festgelegten Fällen abgesehen - unkündbar. Auch die regionale Ansiedlung von jungen freien Künstlern wurde angestrebt; sie konnten durch einen Fördervertrag eine Summe von bis zu 400 Mark monatlich erhalten. Die Gegenleistung bestand in Auftragsarbeiten oder der Leitung von Kunstzirkeln.

Musikschulen und Musikunterrichtskabinette Die Musikschulen hatten "die gesellschaftlich bedeutsame Aufgabe, musikalisch besonders interessierte und begabte Schüler ... in einer langfristigen, systematischen Ausbildung zu hohen musikalischen Leistungen zu führen, sie im Geiste des Sozialismus zu erziehen und zur aktiven Teilnahme am kulturellen Leben der sozialistischen Gesellschaft zu befähigen". Sie waren besonders "der Förderung des zukünftigen Berufsmusikernachwuchses" verpflichtet. 1 Im Jahre 1989 waren 112 Musikschulen vorhanden, in denen mehr als 40 230 Schüler unterrichtet wurden. Daneben gab es noch 104 Musikunterrichtskabinette, die vor allem für die breite Laienmusikerausbildung zuständig waren. An ihrem Unterricht nahmen 14 880 Schüler teil (vgl. Tab. 9). Die Musikschulen konnten ihrer Aufgabe jedoch nicht in ausreichendem Maße nachkommen, wie die unbesetzten Stellen in den Orchestern zeigen. Berücksichtigt man bei der Beurteilung der Versorgungsgrade die Altersstruktur der Bevölkerung, so ergibt sich, daß ihre Kapazitäten zu gering waren. Da rund ein Fünftel der Bevölkerung jünger als 15 Jahre war, reichten die Plätze in den Musikschulen und -unterrichtskabinetten lediglich für 2,3 % der schulpflichtigen Kinder aus. ln einigen Bezirken wurde nicht einmal dieser Wert erreicht, in anderen Kreisen gab es überhaupt keine Einrichtungen dieser Art.2

1 2

Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1985), DDR-Handbuch, S. 920. Strittmatter, T. (1990), a.a.O., S. 38.

27

Tabelle 9 Mualkachulen und Mualkunterlchtakablnette•> Im Jahr 1989

Gegenstand der Nachweisung Einrichtungen Schüler Versorgungsgradb)

Musikschulen

Musikunterrichtskabinette

112

104

40 235

14 878

24,2

9,0

nachrichtlich:cl Arbeitskräfte

2 910



a) Musikunterrichtskabinette dienten der Ausbildung von Laienmusikern. b) Schüler je 10 000 Einwohner. c) Die nachrichtlichen Angaben beziehen sich auf das Jahr 1988. Quelle: Statistisches Jahrbuch der DDR (1990), Institut für Kulturforschung beim Ministerium für Kultur.

Neben diesen staatlichen Unterrichtseinrichtungen arbeiteten in der DDR auch freischaffende Musikerzieher. Nach Angaben aus dem Jahr 1972 unterrichteten etwa 2 500 Musikerzieher rund 40 000 Schüler. 1

Bibliotheken ln der DDR gab es 1989 ein flächendeckendes Netz von Bibliotheken. Von den knapp 17 000 Bibliotheken gehörten 13 550 zu den Staatliche Allgemeinbibliotheken, die den öffentlichen Bibliotheken in den westlichen Bundesländern vergleichbar sind, und 33 zu den wissenschaftlichen Bibliotheken. Die Gewerkschaften hatten vor allem in den Großbetrieben insgesamt 3 300 Bibliotheken eingerichtet (vgl. Tab. 10). Den Bibliotheksbenutzern standen mehr als 101 Mill. Bestandseinheiten zur Verfügung, davon die Hälfte in den Staatlichen Allgemeinbibliotheken. Mehr als ein Drittel der Bestände befand sich in den wissenschaftlichen Bibliotheken. Die Gewerkschafts und Allgemeinbibliotheken hatten nicht nur Bücher (34 % der Be1

Vgl. Linsel, E. (1993), Musikerziehung in den neuen Bundesländern, in: Das Orchester 1/1993, s. 16 ff.

28

~

.

--

Statistisch nicht erfaßt sind die in der DDR existierende wissenschaftlichen Fachbibliotheken. Einschl. Zweigbibliotheken und Ausleihstellen.

34,3 22,8 33,8 9,2

10,5

13,4

0,8

2 552 753

3305

Gewerkschaftsbibliothekenbl



• • • •

39,4

8,5

0,3

-

-

33

Wissenschaftliche Bibliotheken

Quelle: Statistisches Jahrbuch der DDR (1990), Institut für Kulturforschung beim Ministerium für Kultur.

a) b)

Arbeitkräfte (1 000)

nachrichtlich:

Belletristik Kinderliteratur Wissenschaft!. Fachliterstur Audiovisuelle Materialien

7,6

51 ,6

Bestandseinheiten (Mill.)

davon (Anteile in%):

89,9

3,7

6 256 7 289

13 545

Entleihungen (Mill.)

Benutzer (Mill.)

darunter: hauptamtlich geleitet nebenamtlich geleitet

Bibliotheken

Staatliche Allgemeinbibliothekenbl

Anzahl, Benutzer, Entlelhungen und Bestandseinheiten der Bibliotheken Im 19898 )

Gegenstand der Nachweisung

Tabelle 10

9,2

• • • •

101 ,5

112,1

4,9

-

-

16 883

Insgesamt

I

I

I

i

I

Standseinheiten zählten zu Belletristik, 23 % zu Kinderliteratur und 34 % zu wissenschaftlicher Fachliteratur) im Angebot, sondern auch audiovisuelle Materialien (9 % der Bestandseinheiten). Die Staatlichen Allgemeinbibliotheken und die Gewerkschaftsbibliotheken bestanden vorwiegend aus kleinen Einrichtungen (durchschnittlicher Bestand pro Bibliothek: 3 810 bzw. 3 180 Einheiten). Die Bibliotheken bemühten sich durch literarische Veranstaltungen, den Ausbau ihrer Bestände und die Aufnahme audiovisueller Materialien das Interesse der Bevölkerung an kultureller Bildung zu wecken und zu erhalten. Eine große Benutzergruppe stellten Kinder und Jugendliche dar, die bereits in der ersten Klasse in speziellen Bibliotheksführungen Einblick in deren Benutzung erhielten. Im Jahr 1989 waren 52 % der Benutzer in Staatlichen Allgemeinbibliotheken und Gewerkschaftsbibliotheken jünger als 25 Jahre. Vor allem die Staatlichen Allgemeinbibliotheken waren von großer Bedeutung. Mehr als drei Viertel der 4,9 Mill. Bibliotheksbenutzer liehen sich ihre Bücher in diesen Einrichtungen. Vier Fünftel der insgesamt 112 Mill. Entleihungen fand in ihnen statt. Sie hatten auch die eifrigsten Leser: Der Benutzer einer Staatlichen Allgemeinbibliothek hat im Jahr 1989 durchschnittlich fast 25 Bücher, Zeitungen, Zeitschriften oder Tonträger entliehen.

Weiterbildung und kulturelle Massenarbeit Die Aus- und Weiterbildung der Erwachsenen war ein wichtiger Bestandteil des einheitlichen sozialistischen Bildungssystems. Die Weiterbildungslehrgänge an den Volkshochschulen und den betrieblichen Bildungseinrichtungen nahmen dabei eine zentrale Stellung ein. Ihre Bildungsangebote umfaßten neben einer Erweiterung der Allgemeinbildung vor allem die Weiterbildung auf beruflichem Gebiet. 1 Daneben boten die gesellschaftlichen Institutionen, wie Parteien und Gewerkschaften, eine 1

Marggraf, H.-J. (1992), Von der 'Demokratisierung der deutschen Schule' zum sozialistischen Bildungssystem - der Weg vom Kindergarten zum Beruf, in: HOlder, E. (Hrsg.), Im Trabi durch die Zeit, S. 65.

30

Vielzahl von Lehrgängen und Schulungen an. Diese wurden in den "Kreis- und Bezirksparteischulen" und in den sogenannten "Schulen der sozialistischen Arbeit" der Betriebe abgehalten. 1 Zu den "Orten der öffentlichen Kulturarbeit" zählten die rund 1 800 hauptamtlich geleiteten Kultur-, Klub- und Jugendkulturhäuser. Die ursprüngliche Zielsetzung dieser Einrichtungen, Orte der "kulturellen Erziehung" und "künstlerischen Betätigung" für die werktätige Bevölkerung zu sein, trat im Laufe der Zeit gegenüber der "Freizeit- und Unterhaltungsfunktion" in den Hintergrund. 2 Die 861 hauptamtlich geleiteten Kultur- und Klubhäuser, zu denen statistische Angaben vorliegen, wurden vom Staat (454 Häuser), den volkseigenen Betrieben (337 Häuser), den land- und forstwirtschaftliehen Kooperativen (23 Häuser) und den gesellschaftlichen Organisationen (47 Häuser) getragen. Sie führten im Jahre 1989 insgesamt 456 400 Veranstaltungen aus den unterschiedlichsten Themengebieten durch. Knapp ein Drittel der Veranstaltungen war dem Bereich Kultur zuzurechnen. Die Veranstaltungen in diesen Kultur- und Klubhäusern zogen insgesamt 50,1 Mill. Besucher an. ln diesen Zahlen sind auch die Besucher von Veranstaltungen enthalten, für die die Kultur- und Klubhäuser lediglich ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt haben, z.B. Veranstaltungen von Betrieben, Dorffeste und Feiern zu den gesellschaftlichen Höhepunkten. 17 % der Besucher besuchten die Tanzveranstaltungen und mehr als 10% interessierten sich für die Kunstausstellungen.3 Die Kultur- und Klubhäuser stellten für die sogenannten "Volkskunstkollektiven", Zirkel und Arbeitsgemeinschaften Räumlichkeiten zur Verfügung. ln den 48 000 "Kollektiven des künstlerischen Volksschaffens" waren rund 700 000 Mitglieder auf kulturellem und künstlerischem Gebiet aktiv. Sie betätigten sich, meist unter Anleitung von Berufskünstlern oder ausgebildeten Leitern, als Maler, Schriftsteller, 1

Groschopp, H. (1990), Das System der perfekten Kulturverwaltung, in: Kulturpolitische Mitteilungen Nr. 50 111/1990, S. 42. 2 Wagner, B. (1991), Kulturhauser in Brandenburg, in: Kulturpolitische Mitteilungen, Nr. 55 IV/1991, S. 47 ff. 3 Eisold, E.-M. (1992), a.a.O., S. 318 f.

31

Schauspieler, Sänger oder Musiker. Zum "kulturellen Volksschaffen" gehörten vor allem die Bereiche künstlerisches und handwerkliches Gestalten, wie z.B. Töpfern, Fotografieren und Filmen. 1 Weitere spezielle Angebote für Jugendliche hatten die 10 500 Jugendklubs im Programm. ln den 962 hauptamtlich geleiteten Jugendklubeinrichtungen standen im Jahr 1988 rund 163 400 Plätze zur Verfügung. An den 296 600 Veranstaltungen, zumeist Tanzveranstaltungen, nahmen knapp 21,7 Mill. Besucher teil. 2 Tabelle 11 Anzahl, Veranstaltungen und Besucher der Kultur- und KlubhAuser

Gegenstand der Nachweisung

Kultur- und Klubhäusera)

Jungendklubeinrichtungenbl

Anzahl

861

962

Veranstaltungen (1 000)

456,4

296,6

Plätze (1 000)

413,8

163,4

Besuche (Mill.)

50,1

21,7

nachrichtlich: Arbeitskräfte a) b)

7 893

Die Angaben beziehen sich auf die hauptamtlich geleiteten Einrichtungen im Jahre 1989, ohne Jugendklubeinrichtungen. Die Angaben beziehen sich auf die hauptamtlich geleiteten Jugendklubeinrichtungen im Jahre 1988.

Quelle: Statistisches Jahrbuch der DDR (1990), Institut für Kulturforschung beim Ministerium für Kultur.

Nicht erfaßt wurden hier die Kultur- und Klubhäuser der gesellschaftlichen Organisationen wie z.B. des Kulturbundes. Der Kulturbund war "eine auf allen Gebieten der Kulturpolitik arbeitende Organisation, die in ihren Reihen kulturell interessierte Bürger aller Berufe und Schichten vereint, besonders aber die kulturell tätige Intel-

1

2

Groschopp, H. (1990), a.a.O., S. 42. Zepuntke, H. (1992), Vom 1. Jugendgesetz zu.r organisierten DDR-Jugend • junge Menschen in der Vielfalt ihrer gesellschaftlichen Funktionen, in: HOlder, E. (Hrsg.), Im Trabi durch die Zeit, s. 67 ff.

32

ligenz" .1 Die über 200 000 Mitglieder des Kulturbundes gingen in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften ihren Interessen nach (z.B. Natur und Umwelt, Philatelie, Fotografie, Denkmalschutz, Heimatgeschichte u.ä.). Bei den alle zwei Jahre stattfindenden, landesweiten Arbeiterfestspielen hatten die "Volkskünstler" Gelegenheit ihre Leistungen untereinander zu vergleichen. Bei den in Frankfurt/Oder abgehaltenen 22. Arbeiterfestspielen im Jahr 1988 nahmen etwa 1,2 Mill. Besucher an den 700 Veranstaltungen teil. Rund 20 000 Volkskünstler traten zu dieser "zentralen Leistungsschau" an. Um daran teilnehmen zu dürfen, mußte eine Art "Vorprüfung" auf Bezirksebene abgelegt werden. 2 Das Zentralhaus für Kulturarbeit in Leipzig, das dem Ministerium für Kultur unterstand, übernahm dabei die Aufgabe die politisch-künstlerische Entwicklungslinie der Laienkunst auszuarbeiten, zu organisieren und zu kontrollieren. Daneben entwickelte das Zentralhaus die theoretischen Grundlagen für die Aus- und Weiterbildung der Leiter des künstlerischen Volksschaffens und führte die entsprechenden Lehrveranstaltungen durch. 3 Auch das flächendeckende Netz der 252 Kreis- und 15 Bezirkskabinette für Kulturarbeit und die Bezirkskulturakademien waren für die Weiterbildung auf kulturellem Gebiet zuständig. ln Kursen und Lehrgängen konnte man sich hier zum Zirkel- und Gruppenleiter ausbilden lassen und die Anwartschaft auf die "Pappe" erwerben (vgl. S. 16). Zudem organisierten die Kabinette neben der "fachlich-methodischen Anleitung, Beratung und Kontrolle" der Laienkunst die kulturelle Zusammenarbeit mit den Betrieben und Genossenschaften in der Region sowie die Festveranstaltungen zu bestimmten gesellschaftlichen und politischen Anlässen. ln den Kreiskabinetten für Kulturarbeit waren im Jahre 1989 über 1 800 Beschäftigte tätig.4

1 Vgl. Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1985), DDR-Handbuch, S. 764. Eisold, E.-M., a.a.O., S. 318. Vgl. Bundesminsterium für innerdeutsche Beziehungen (1985), DDR-Handbuch, S. 15371. Vgl. Schilling, F. (1991/92), Zu Struktur und Institutionen des DDR-Kulturlebens, in: BMI (Hrsg.) , Auf dem Weg zur inneren Einheit Deutschlands, S. 44 I.

2 3 4

3 Scholz/Waldkircher·Heyne

33

1.1.5 Denkmalschutz und Denkmalpflege Seit 1952 wurde der Denkmalschutz in der ehemaligen DDR zentral organisiert. 1 Als oberste Behörde fungierte das Ministerium für Kultur. Auf kommunaler Ebene übernahmen die Abteilungen Kultur der Bezirke und Kreise bzw. der kreisfreien Städte die Aufgaben der oberen bzw. unteren Denkmalschutzbehörden. Fachbehördliche Aufgaben wurden seit 1953 zentral von dem Institut für Denkmalpflege mit Sitz in Ost-Berlin geleitet. 2 Dieses Institut bestand aus der lnstitutsleitung, den zentralen Fachabteilungen, die z.B. übergreifende Forschung betrieben, sowie insgesamt fünf regionalen Arbeitsstellen, die jeweils für mehrere Bezirke zuständig waren. An den Sitzen dieser Arbeitsstellen gab es darüber hinaus je einen volkseigenen Betrieb für Denkmalpflege, der über qualifiziertes handwerkliches Fachpersonal verfügte. 3 Nach Schätzung des Landesamtes Brandenburg waren insgesamt ca. 2 000 Personen in den großen Denkmalpflegefachbetrieben beschäftigt. Darüber hinaus waren etwa 2 000 Mitarbeiter auf Kreis- bzw. Bezirksebene tätig. Die genaue Zahl dieser Unternehmen konnte nicht ermittelt werden. Teilweise waren sie Baukombinaten als spezialisierte Bereiche angegliedert. Nach Angaben der ehemaligen Kombinatsleitung der großen VEBs dürfte es sich vorwiegend um kleinere Unternehmen mit bis zu 20 Beschäftigten gehandelt haben. "Denkmalwürdige Sachzeugnisse von geschichtlicher, künstlerischer oder wissenschaftlicher Bedeutung konnten nach dem Denkmalpflegegesetz der DDR vom 19. Juni 1975 durch den Minister für Kultur, durch die Räte der Bezirke und durch die Räte der Kreise zu Denkmalen erklärt werden."4 Die auf diesem Wege erfaßten Ob-

1

Vgl. Wipprecht, E. (1991), Denkmalschutz und Denkmalpflege im Land Brandenburg, in: Denkmalpflege im Land Brandenburg, Arbeitsheft Nr. 44 des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege. 2 Nur Ost-Berlin verfügte bis 1976 aufgrundseines Sonderstatus über eine eigene Denkmalbehörde. 3 Berlin-Ost, Schwerin (Mecklenburg.vorpommern), Erfurt (Thüringen), Dresden (Sachsen) und für den Bezirk Halle in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt). 4 Vgl. Wipprecht, E. (1991), a.a.O., S. 40.

34

jekte wurden nach dem ihnen zugeordneten Wert in unterschiedlichen Denkmallisten erfaßt: Den höchsten Rang nahmen Denkmäler von internationaler Bedeutung ein, die in der zentralen Denkmalliste geführt wurden. Auf untergeordneter Ebene gab es Bezirks- bzw. Kreisdenkmallisten. Die Finanzierung erfolgte zum Großteil aus Mitteln des Kulturministeriums der DDR. Zusätzliche Mittel stammten von den Bezirken und Kreisen. Die höchste Kategorie mit Objekten von hohem Rang dürfte den größten Anteil an Fördermitteln zugewiesen bekommen haben. Kleinere Objekte, z.B. Dorfkirchen wurden jedoch in mehreren Fällen durch die Initiative ehrenamtlicher Helfer erhalten. Aus heutiger Sicht bedürfen die Denkmallisten einer umfangreichen Ergänzung. Aus politischen Gründen blieb vielen Denkmälern der Schutzstatus verwehrt. Als unverträglich denunzierte Abschnitte der Geschichte versuchte man teilweise sogar durch Vernichtung der sie symbolisierenden Denkmäler zu tilgen. Potsdam wurde beispielsweise ab 1958 "entpreußifiziert", um der Stadt eine sozialistische Prägung zu verleihen. Die nach Ende des zweiten Weltkrieges noch erhaltenen Ruinen des Stadtschlosses, die Garnisonskirche und andere wichtige Bauten fielen diesem Ziel zum Opfer. Auch das Hohenzollernschloß in Berlin wurde abgerissen, um für den Palast der Republik Raum zu schaffen. 1 Dennoch sollten die erzielten Erfolge der Denkmalpfleger nicht von den schwierigen Bedingungen in den Schatten gestellt werden, unter denen sie arbeiten mußten. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten sorgten sie für die Sicherung, Restaurierung und Erhaltung zahlreicher Kirchen, Klöster, Gutshäuser, Garten- und Parkanlagen sowie weiterer denkmalgeschützter Gebäude. Die Fertigstellung der Nikolaikirche in Potsdam, die Wiederherstellung des Frankfurter Rathauses und der Ausbau der Mönchenkirche in Jüterborg als Bibliothek seien an dieser Stelle als Beispiele herausgegriffen.

1

J•

Mainzer, U. (1991), Denkmalpflege als Existenzfrage, in: Denkmalpflege im Land Brandenburg, a.a.O., S. 43.

35

1.1.6. Verlags- und Pressewesen Pressewesen Im Jahr 1989 gab es in der DDR insgesamt 39 Tageszeitungen, die größtenteils von den Parteien und Massenorganisationen herausgegeben wurden. 1 Sie erreichten zusammen eine Auflage von mehr als 9,8 Mill. Exemplaren. Die staatlichen lnstanzen legten die Auflagenhöhe jedes Titels durch Papierzuteilung fest. Der Papiermangel bewirkte zudem, daß die Zeitungen meist nur über einen Umfang von 8 Seiten verfügten. Die Zeitungen wurden zu "staatlich subventionierten, extrem niedrigen Verkaufs- oder Abonnementspreisen", die zwischen 10 und 15 Pfennigen betrugen, abgegeben. Allein auf die 14 Bezirkszeitungen der SED entfiel knapp die Hälfte der Gesamtauflage; ihre Ausgaben wurden in allen Städten und Kreisen der DDR flächendekkend vertrieben. Die übrigen 14 regionalen Zeitungen der Blockparteien erhielten nur einen Auflagenanteil von knapp 5 %. Die 7 sogenannten Zentralorgane der SED, der Blockparteien, der Gewerkschaft und des Jugendverbandes wurden überregional verkauft; sie erreichten ein Drittel der Gesamtauflage. Den beiden Spitzenreitern stand dabei eine Auflage von mehr als 1 Mill. Exemplare zu: "Junge Welt" (FDJ) über 1,5 Mill. Exemplare und "Neues Deutschland" (SED) 1,1 Mill. Exemplare. Neben den Tageszeitungen wurden 30 Wochen- und Monatszeitungen mit einer Auflage von 9,4 Mill. Exemplaren, 667 Betriebszeitungen (2,2 Mill. Exemplare), 4 Kreiszeitungen (149 100 Exemplare), 542 Zeitschriften (21,9 Mi II. Exemplare) und 530 Mitteilungsblätter (2,6 Mill. Exemplare) hergestellt.2 Sie behandelten die unterschiedlichsten Themengebiete (vgl. Übersicht C1 im Anhang).

1 Für eine detaillierte Beschreibung der Tagespresse in der DDR vgl. Schütz, W. (1991), Der Zei-

tungsmarkt in den neuen Ländern, in: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, Zeitungen '91, s. 106 ff. 2 Vgl. Holzweissig, G. (1991), DDR·Presse unter Parteikontrolle, S. 124 ff.

36

Daneben entstanden in den achtziger Jahren über vierzig inoffizielle "literarische Zeitschriften und Hefteditionen" sowie ein Dutzend politisch engagierter Zeitschriften, die unter dem Dach der Kirche oder in privaten Wohnungen vervielfältigt wurden.1 Obwohl die offiziellen Printmedien auf die Interessen der unterschiedlichen Lesergruppen abgestimmt waren, existierte keine Meinungsvielfalt Pressefreiheit nach westlichem Muster oder eindeutige Gegenpositionen waren nicht zugelassen. Die politische Steuerung der Presse erfolgte über die Agitationskommission des Zentralkomitees der SED, für die inhaltliche Ausrichtung sorgte die "Nachrichtengebung" der Nachrichtenagentur ADN. Somit wiesen alle offiziellen Presseerzeugnisse den gleichen "politischen Grundtenor" auf. 2

Buchverlage Die 1963 im Ministerium für Kultur gegründete Hauptverwaltung Verlage und Buchhandel regelte die Produktion und Verbreitung von Büchern sowie die zugehörige "Literaturpropaganda". Die offizielle Buchproduktion eines Titels war nur über die Bereitstellung von Papierkontingenten und ein Genehmigungsverfahren möglich. Die 78 Verlage in der DDR befanden sich größtenteils im Besitz des Staates, der Parteien und Organisationen.3 Unter den Verlagen herrschte eine recht ausgeprägte Einteilung bezüglich wissenschaftlicher, belletristischer - wiederum unterteilt in klassische deutsche Literatur/DDR-Autoren und Weltliteratur- und musische bzw. künstlerische Tätigkeitsschwerpunkte. Die Verlage sahen sich einer Vielzahl von Problemen gegenüber, die sie in ihrer Tätigkeit behinderten. Sie bestanden auf der einen Seite in der Beschränkung der 1

Michael, K. (1991), Neue Verlage und Zeitschriften in Ostdeutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 41·42/91, S. 41 f. 2 Eisold, E.-M., a.a.o .. s. 326. 3 Vgl. GOhler, H., u.a.(1990), Leseland DDR: Ein Mythos und was davon bleiben wird, in: Media Perspektiven 7, S. 439.

37

Produktion auf rund 6 000 Titel jährlich und der knappen Papierbereitstellung, die nur eine Auflagenhöhe von ca. 140 Millionen Exemplaren zuließ, auf der anderen Seite standen die "reglementierenden Eingriffe bis hin zur Zensur". 1 Etliche DDRAutoren waren zum Verlassen der DDR gezwungen oder ließen ihre Bücher in der Bundesrepublik Deutschland verlegen. Die offiziellen statistischen Daten unterzeichnen die Lesegewohnheiten der DDRBürger, da viele Bücher kritischer Autoren auf inoffiziellen Wegen in die DDR gelangten oder illegal in kleiner Auflage erschienen. ln einer im Jahr 1991 erschienenen Bibliographie sind etwa 300 Buchtitel aufgeführt, die zwischen 1980 und 1989 inoffiziell, in kleinen Auflagen im Eigenverlag entstanden sind. 2 Nach amtlichen Mitteilungen sind im Jahre 1989 insgesamt 6 073 Buchtitel mit einer Gesamtauflage von 136,9 Mill. Exemplaren erschienen (vgl. Tab. 12). Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies eine Reduzierung der Auflagenhöhe um knapp 13 Mill. Exemplare. Tabelle 12

Kennzeichen der Buch· und Broschürenproduktion Im J1hr 1989 Gegenstand der Untersuchung Bücher und Broschüren darunter (Anteile in%): Gesellschaftswissenschaften Mathematik, Naturwissenschaften Medizin, Veterinärmedizin Technik Land-, Forst- u. Nahrungsgüterwirtschaft/Gastronomie, Handelstechnik Geographie/Kartographie/Heimat- und Touristikliteratur Theologie/Relig. Schrifttum Schöne Literatur, Kinder- und Jugendliteratur Literatur- und Kunstwissenschaft, Kunst- und Musikliteratur Körperkultur u. Sport, Lebensweise und Freizeit, Verschiedenes

Titel 6 073 23,7 7,5 3,7 8,5 2,5 2,3 5,5 36,2 6,6 3,5

Auflage (Mi II.) 136,9

.

. .

. .

. . .

.

.

Quelle: Statistisches Jahrbuch der DDR (1990), Institut für Kulturforschung beim Ministerium für Kultur.

1 2

Ebenda, S. 440. Der Hinweis wurde entnommen aus Deussen, G. (1992), Die Publizistik Andersdenkender in der DDR, in: Barteismann Briefe, Heft 127, April1992, S. 17.

38

Interessant ist auch die Struktur der Buchproduktion. Mehr als ein Drittel der neuen Titel stammte 1989 aus dem Bereich Schöne Literatur, Kinder- und Jugendliteratur, die "literarisch aber eher konservativ ausgerichtet" war, während die "westliche Moderne" unterrepräsentiert war. 1 Erwartungsgemäß nahmen auch Bücher mit gesellschaftswissenschaftlichen Themen einen großen Raum unter den Produktionen ein.

1.1.7 Hörfunk und Fernsehen Der Rundfunk der DDR sollte einerseits das "sozialistische Bewußtsein" entwickeln, andererseits aber auch als "Schaufenster des zweiten deutschen Staates" in der Bundesrepublik Deutschland für den "Sozialismus a Ia DDR" werben. 2 Hörfunk und Fernsehen unterstanden zwei selbständigen staatlichen Einrichtungen: dem Staatlichen Komitee für Rundfunk und dem Staatlichen Komitee für Fernsehen beim Ministerrat der DDR. Durch Anbindung an das Presseamt beim Vorsitzenden des Ministerrats und an die Abteilung für Agitation und Propaganda des Politbüros der Staatspartei verstärkte die SED ihren Einfluß.

Hörfunk Bis zum November 1989 strahlte der Rundfunk der DDR fünf landesweite Programme und zwölf Regionalprogramme aus, außerdem ein Programm für die Minderheit der Sorben und einen Auslandsdienst Die Programme "Radio DDR 1", "Radio DDR 2" und der "Berliner Rundfunk" boten Nachrichten- und Informationssendungen in den Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Bildung und Sport. Hörspiele und Musikstücke der unterschiedlichsten Stilrichtungen dienten zur Unterhaltung. Die Musikauswahl und die Themen der Wortbeiträge des "Jugendradios DT 64" waren speziell auf die Interessen der Jugendlichen abgestimmt. Der Sender "Stimme der DDR" strahlte Informations- und Unterhaltungssendungen

1 Ebenda. 2 Geserick,

R. (1991), Wettkampf der Systeme, in: ARD·Jahrbuch, S. 44 ff.

39

für die DDR und die Nachbarstaaten aus, "Radio Berlin International" sendete über Kurz- und Mittelwelle Informationsprogramme in elf Sprachen in die ganze Welt. Die zwölf Regionalprogramme, die täglich von 4 Uhr bis 13 Uhr auf der Frequenz von "Radio DDR 2" gesendet wurden, verbreiteten lokal geprägte Wort- und Musikbeiträge.1 Im Jahre 1989 strahlten die Rundfunksender der DDR insgesamt rund 97 400 Sendestundan aus, davon entfiel je die Hälfte auf Wort- und Musiksendungen. Für die Produktion der Musiksendungen verfügten die Rundfunkprogramme über eigene Rundfunksinfonie- und Tanzorchester. 2 Für den Hörfunk waren Ende des Jahres 1987 6,8 Mill. Teilnehmer gemeldet. 3 Eigene Untersuchungen des Rundfunks der DDR lieferten Anhaltspunkte über die Hörfunknutzung. 4 Nach ihren Ergebnissen haben im Jahr 1988 71 % der DDR-Bürger Radio gehört, die tägliche Hördauer betrug 130 Minuten. Unter den DDR-Programmen wiesen der Sender "Radio DDR 1" und die Regionalprogramme die höchsten Höreranteile auf. Insgesamt gaben zwei Drittel der Hörer an DDR-Sender gehört zu haben. Diese Zahlen müssen jedoch zurückhaltend bewertet werden, da sie die Bedeutung der auch in die DDR strahlenden West-Sender vermutlich in zu geringem Maße reflektieren. Auch wenn in den Interviews keine direkten Fragen über das Hören von Westprogrammen gestellt wurden, sondern nach "anderen Sendern" gefragt wurde, dürften die Angaben zu niedrig ausgefallen sein. Zudem dürften etliche Hörer von West-Sendern bei den Befragungen geantwortet haben, daß sie nicht Radio gehört hätten oder keine Angaben zu den gehörten Sendern machen könnten.

1 2 3 4

Vgl. ARD-Jahrbuch, 1991, Hörfunk und Fernsehen in der DDR, S. 56. Eisold, E.-M., a.a.O., S. 326. Hörfunk und Fernsehen in der DDR, in: ARD-Jahrbuch 91, S. 56. Für eine ausführliche Darstellung des Hörerverhaltens in der DDR vgl. Dohlus, E., Augen und Ohren nach Westen gerichtet? ARD-Jahrbuch 91, S. 80 ff.

40

Diese Überlegungen werden durch neuere Befragungsergebnisse erhärtet: Am 15. Dezember 1989, dem ersten Stichtag nach der Maueröffnung, gaben nicht mehr 25 %, sondern 54 % der Befragten an, Westsender zu hören. Nach Einschätzung des Autors der hier vorgestellten Studie ist es kaum anzunehmen, daß" ... sich die Hörer erst nach der Wende von den ebenfalls gewendeten DDR-Sendern abgewandt hätten". 1 Tabelle 13 Hörfunknutzung ln der DDR 1988 und 19898 )

Gegenstand der Nachweisung

Einheit

5.5.1988

28.5.1989

Radio DDR 1

%

20

17

Radio DDR 2

%

1

1

Berliner Rundfunk

%

12

9

Stimme der DDR

%

6

6

Jugendradio DT 64

%

10

10

Regionalprogramm

%

17

19

DDR-Programme insgesamt

%

66

62

Andere Sender

%

19

23

Keine Angabe, aber gehört

%

10

9

nachrichtlich: Hördauer Radio Hörer insgesamtb)

Minuten

130

-

%

71

73

a) Tagesreichweite am Stichtag in Prozent der Befragten. b) Radio Hörer in % der Bevölkerung. Quelle: Rundfunk der DDR, entnommen aus dem ARD-Jahrbuch 91.

Im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland konnte sich der Rundfunk der DDR nicht durch Werbeeinnahmen zusätzliche Finanzmittel verschaffen. Bis Ende 1989 finanzierte er sich aus Gebühren, eigenerwirtschafteten Mitteln und einem staatli-

1

ARD-Jahrbuch 91 , S. 92.

41

chen Zuschuß, der rund die Hälfte des Etats ausmachte. 1 Zu den eigenerwirtschafteten Mitteln zählten Einnahmen aus Programmverkäufen, öffentlichen Veranstaltungen und kommerziellen Dienstleistungen für ausländische Partner. Etwa ein Viertel der Hörfunkempfänger war von den Gebühren befreit. Nach offiziellen Angaben beschäftigten die Rundfunksender der DDR, einschließlich der Bereiche zentrale Redaktion, Orchester und Verwaltung, im April 1990 insgesamt 3 770 Mitarbeiter. Weitere 970 Mitarbeiter der Deutschen Post waren im Bereich Studiotechnik für den Hörfunk tätig. Die Zahl der freien Mitarbeiter ist nicht bekannt. 2

Fernsehen Bis zum Dezember 1990 wurden in der DDR zwei Fernsehprogramme, OFF 1 und OFF 2, ausgestrahlt. Sie sendeten ein aus Information, Unterhaltung, Kultur und Bildung bestehendes Programm. Regionalprogramme gab es erstmals im August 1990.3 Das Sendevolumen beider Programme betrug im Jahr 1989 insgesamt 8 900 Sendestunden. Auf die Bereiche Fernsehdramatik (28,4 %), Information und Politik (10,8 %), Unterhaltung (12,7 %) und Sport (8,7 %) entfielen die größten Anteile an der Sendezeit. Auch Bildungsfernsehen spielte eine große Rolle: in 8,1 % der Sendezeit wurden Sendungen ausgestrahlt, die zur Weiterbildung für Schule und Beruf dienten. 4 Das Fernsehschauen war eine Lieblingsbeschäftigung der DDR-Bürger. Eine von Infratest im Frühjahr 1990 durchgeführte Befragung ergab, daß die DDR-Bürger durchschnittlich 164 Minuten pro Tag ferngesehen haben. Im Jahr 1989 gab es pro 1 000 Haushalte 1 293 Fernsehgeräte, allerdings besaß nur jeder zweite Haushalt

ARD-Jahrbuch 91, S. 56; Zentrum für Kulturforschung (Hrsg.), (1990), Verplante Kultur, Schönfärberei oder mehr Transparenz? Berichte zur Kulturstatistik I, S. 63. 2 Vgl. Zentrum für Kulturforschung, a.a.O., S. 62. 3 ARD-Jahrbuch 91, S. 57. 4 Eisold, E.-M., a.a.O., S. 324 I. 1

42

einen Farbfernseher. 1 Trotz technischer und qualitativer Verbesserung der beiden DDR-Programme nahmen ihre Reichweiten tendenziell immer weiter ab, da auf 80 % des Gebietes der DDR der Empfang von ARD- und ZDF-Sendungen möglich war. Im Jahre 1988 lag die Einschaltquote der DDR-Sender um 20 Uhr nur noch bei 36,7 %. Nach den Ergebnissen der Zuschauerforschung entfiel mehr als die Hälfte des Fernsehkonsums der DDR-Bürger auf West-Programme. 2 Der Deutsche Fernsehfunk verfügte über 14 Betriebsstätten, darunter 5 Landesstudios in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Fernsehzentrum in Berlin-Adlershof und das Fernsehbetriebsgelände in Berlin-Johannisthal gehörten zu den leistungsfähigsten und größten Fernsehproduktions- und Sendezentren Europas.3 Diese umfangreiche technische Basis sollte die Selbstversorgung garantieren, denn es gab nur wenige freie Produzenten. Die DEFA war mit etwa 50 % ihrer Kapazität an der Fernsehprogrammproduktion beteiligt. Zur Finanzierung des Fernsehens mußten ebenfalls staatliche Finanzhilfen eingesetzt werden. Die Gebühren und eigenerwirtschafteten Mittel aus Tele-Lotto, Programmleistungen und -verkäufen deckten den Etat nur zu 75 % ab. Über die Zahl der Beschäftigten des OFF gibt es unterschiedliche Angaben. Während offizielle Angaben lediglich von rund 5 500 Mitarbeitern ausgehen, zu denen noch 2 200 Mitarbeiter der Fernsehstudiotechnik der Deutschen Post addiert werden können, schätzen andere allein die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter auf bis zu 12 000. 4 Das ARD-Jahrbuch 91 beziffert die Zahl der Mitarbeiter auf rund

1

Eisold, E.-M., a.a.O., S. 324; Münnich, M. und E. König (1992), Von der Not der Nachkriegsjahre zu gesichertem Einkommen - die Entwicklung des Lebensstandards, in: HOlder, E. (Hrsg.), Im Trabi durch die Zeit, S. 110. 2 Nach den Ergebnissen der Zuschauerforschung haben an Werktagen zwischen 60 % und 70 %, an Wochenenden zwischen 80 % und 90 % der Bevölkerung um diese Zeit ferngesehen. - Vgl. ARO-Jahrbuch (1991), S. 84. 3 Vgl. Medien Bulletin, Nr. 14/15 91, S. 86; Nr. 17/91, S. 58; Nr. 18/91, S. 60 und Nr. 19/91, S. 44. 4 Vgl. Zentrum für Kulturforschung, a.a.O., S. 65.

43

7 500 ohne Berüchsichtigung der 2 500 Postbediensteten für die Studiotechnik. Die Zahl der freien Mitarbeiter bleibt auch im Bereich Fernsehen eine Dunkelziffer. Pressemitteilungen zufolge waren 14 000 Beschäftigte im gesamten Rundfunkwesen (Hörfunk und Fernsehen) der DDR tätig. 1

1.1.8 Filmwirtschaft Filmproduktion Die staatliche Filmgesellschaft DEFA (Deutsche Film AG) begann ihre Produktionsreihe 1946 mit dem ersten deutschen Nachkriegsfilm "Die Mörder sind unter uns", der heute als Filmklassiker gilt. Spätere Produktionen, die sich mit DDR-spezifischen Problemen befaßten, wurden oftmals der Zensur unterworfen. Das prominenteste Beispiel dafür ist der 1965 fertiggestellte Film "Spur der Steine", der erst nach den politischen Veränderungen im Jahre 1989 in den DDR-Kinos gezeigt werden konnte. Im Jahr 1988 wurden in der ehemaligen DDR 14 Spielfilme, 44 Dokumentarfilme und 28 Trickfilme für das Fernsehen und andere Auftraggeber produziert. Die DEFA beschäftigte knapp 2 300 Mitarbeiter und verfügte über ein Areal von mehr als 460 000 Quadratmetern. Sie besaß mit 100 000 Quadratmetern die größten Spielfilmstudios Europas und mit einer Million Requisiten den größten Filmfundus der Welt. 2

Filmtheater ln der DDR gab es im Jahre 1989 insgesamt 5 430 Filmvorführungsstätten. Neben den 805 Filmtheatern gab es zahlreiche Einrichtungen, wie Freilichtspielstätten, Zeltkinos, Räume in Landgaststätten und Kulturhäusern, in denen Filme vorgeführt 1

Vgl. Die Zeit, Nr. 41, 3.10.1991; FUNK-Korrespondenz, Nr. 37, 12.9.1991.

2 Filmfestspiele Berlin im Schatten des DEFA-Debakels, in: Medienbulletin, Heft 7/91, 15. April 1991, 9.Jahrgang, S. 54 ff.

44

werden konnten. Die Filmtheater stellten für den Kinobesuch insgesamt 231 000 Plätze zur Verfügung. Auch die Filmtheater wurden stark vernachlässigt. So stellte der damalige Leiter der Hauptverwaltung Film beim Ministerium für Kultur im März 1989 fest, daß "sich 267 Filmtheater wegen schwerwiegender Mängel an der Gebäudesubstanz und an baulichen Ausrüstungen (... ) in schlechtem Zustand befinden. 60 % der Filmtheater sind nur noch begrenzt nutzbar. 92 Filmtheater sind zeitweilig geschlossen." Bei weniger als einem Drittel der Filmtheater wurde "der Allgemeinzustand als gut" eingeschätzt. 1 Seit 1980 wurden 660 Filmvorführungsstätten, darunter 21 Filmtheater geschlossen. Im Jahr 1989 gab es in einigen Städten, darunter Kreis- oder Universitätsstädte, kein Filmtheater mehr.2 Die DDR-Bürger hatten trotz der baulichen und technischen Mängel ein sehr ausgeprägtes Interesse an Kinobesuchen, das allerdings in den letzten Jahren tendenziell abgenommen hatte. Im Jahr 1989 zogen die knapp 691 200 Vorstellungen in den Filmvorführungsstätten insgesamt 64,7 Mill. Besucher an. Der größte Teil der Filme wurde in Filmtheatern vorgeführt: die 502 800 Vorstellungen wurden dort von 47,6 Mill. Besuchern gesehen. Diese Zahlen spiegeln jedoch ein Kinointeresse der DDR-Bürger wider, das in diesem Maße nicht mehr vorhanden war. Um den - politisch nicht erwünschten - Rückgang der Zuschauerzahlen statistisch zu verkleinern, wurden zum Teil zwei Eintrittskarten für Kinder an einen Erwachsenen verkauft. Dies bedeutete in der Filmstatistik, die die Zahl der Zuschauer anhand der verkauften Eintrittskarten ermittelte, zwei Zuschauer. Die trotz alledem bestehende Attraktivität der DDR-Kinos war auf die "Spitzenstellung in der kulturellen Infrastruktur (vor allem in Klein- und Mittelstädten)" und der 1 2

Zitiert nach Wiedemann, D. und H.- J. Stiehler (1990), Kino und Publikum in der DDR - der kurze Weg in eine neue ldentitat?, in: Media Perspektiven 7, S. 418. Strittmatter, T. (1990), a.a.O., S. 39.

45

"Karenzzeit für Kinofilme vor der Fernsehausstrahlung" zurückzuführen. 1 Zudem waren die subventionierten Eintrittspreise sehr niedrig, z.B. bezahlten Kinder nur 50 Pfennig pro Karte. Neben den speziellen Vorstellungen der Filmtheater für Kinder und Jugendliche gab es 1989 neun Kinder- und Jugendfilmtheater. Sie veranstalteten 11 000 Filmvorführungen, die von 1,2 Mill. Besuchern gesehen wurden.2 ln den Filmtheatern waren 1988 über 7 000 Arbeitskräfte beschäftigt, ihre Zahl hat sich von 1980 bis 1985 reduziert, ist seitdem jedoch konstant geblieben. Tabelle 14 Kennzeichen der Fllmvorführungaatltten und Filmtheater Im Jahre 1989 Gegenstand der Nachweisung Zahl der Einrichtungen Vorstellungen (1 OOO)b) Besucher (Mill.)b) Plätze (1 000) nachrichtlich: Arbeitskräfte a) b) c)

Filmvorführungsstätten

darunter: Filmtheaters)

5 430 691,2 64,7

• •

805 502,8 47,6 231,0 7 045

Stationare Filmtheater. Einschließlich Vorstellungen und Besucher von Filmveranstaltungen in ca. 5 000 Spielstellen, Dorfkinos und andern Institutionen. Die nachrichtlichen Angaben beziehen sich auf das Jahr 1988.

Quelle: Statistisches Jahrbuch der DDR (1990) , Institut für Kulturforschung beim Ministerium für Kultur.

Ein Großteil der Spielfilme, die 1988 in den Filmtheatern gezeigt wurden, sind in der DDR (19 Filme) und anderen sozialistischen Staaten (75 Filme) hergestellt worden. Doch auch 36 Filme aus nichtsozialistischen Ländern wurden aufgeführt.

1 2

Wiedemann, D. und H.- J. Stiehler (1990), a.a.O., S. 419. Eisold, E.-M. (1992), a.a.O., S. 327.

46

1.1.9 Produktions- und Handelsbereiche Produktion von Tonträgern Die gesamte Schallplattenproduktion in der DDR war im VEB Deutsche Schallplatte zusammengefaßt. Im Jahre 1986 wurden hier rund 20,6 Mill. Schallplatten und Kassetten hergestellt, davon zählten mehr als vier Fünftel zum Bereich Unterhaltungsmusik.1 Einer Angabe aus dem Jahre 1985 zufolge entfiel etwa die Hälfte der gesamten Tonträgerproduktion auf die Reihe "Eterna", in der "klassische Kompositionen, Volksmusik, Arbeiter- und Massenlieder" eingeordnet wurden. 2 Im VEB Deutsche Schallplatte waren rund 800 Mitarbeiter beschäftigt.

Kunsthandel ln der DDR konnten - außer dem direkten Kauf beim Künstler - Kunstwerke zum größten Teil beim Staatlichen Kunsthandel des VEH Bildende Kunst und Antiquitäten sowie bei den Verkaufsgenossenschaften des Verbandes Bildender Künstler (VBK) erstanden werden. 3 Kunsthandwerkliche Gegenstände wurden teilweise über Buchhandlungen, Einrichtungshäuser und Spezialgalerien verkauft. Der Staatliche Kunsthandel hatte vor allem in den größeren Städten insgesamt 25 Verkaufsgalerien eingerichtet, die neben den ständigen Verkaufsausstellungen auch Kunstwerke zu bestimmten Themen im Angebot hatten. Sie veranstalteten, ebenso wie die 200 Galerien des Genossenschaftlichen Kunsthandels, zahlreiche Gespräche mit Künstlern und Führungen für Arbeitsbrigaden und Schülergruppen. Sie leisteten damit ihren Beitrag zur Heranbildung der Werktätigen zu "sozialistischen Persönlichkeiten mit kulturvoller Lebensweise".

1

Vgl. Institut für Kulturforschung (Hrsg.), (1988), Culture in the GOR, Facts, figures and documents, S. 50. 2 Vgl. Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1985), DDR-Handbuch, S. 920. 3 Vgl. Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1985), DDR-Handbuch, 3. Auflage, S. 776 ff.

47

Daneben gab es noch über 500 Galerien unter dem Dach des Kulturbundes. Diese überwiegend kleinen Galerien wurden fast ausschließlich von ehrenamtlichen Mitarbeitern betreut. Sie stellten - entsprechend den eingeschränkten finanziellen Mitteln - Druckgrafiken und Arbeiten auf Papier aus. ln ihnen fanden auch Künstler aus anderen Bereichen Auftrittsmöglichkeiten. 1

Buchhandel Nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gab es in der DDR rund 1 100 Buchhandlungen, davon 700 Volksbuchhandelsfilialen und 400 private Buchhändler. Diese privaten Buchhandlungen wurden durch geringe Buchzuteilungen und sehr hohe Steuerbelastungen in ihrer Arbeit behindert. Viele von ihnen waren auf die Hilfe der Kirche angewiesen, um überleben zu können. 2 Nur jedes fünfte Buch, das in der DDR gekauft wurde, wurde in einer privaten Buchhandlung erworben. 3 Die Buchhandlungen wurden zentral vom Leipziger Kommissions- und Großbuchhandel (LKG) beliefert, der für die Verteilung von fast allen in der DDR verlegten und importierten Bücher zuständig war. Die Papierknappheit bewirkte, daß selbst Bücher im "Leseland DDR" Mangelware waren. Die Buchhändler hatten somit wenig Einfluß auf die Anzahl und Titel der zugeteilten Bücher. Neben den Buchhandlungen gab es noch sogenannte "Literaturobleute", dies waren ehrenamtliche Vertriebsmitarbeiter, die an ihrem Arbeitsplatz Bücher verkauften und dafür einen bestimmten Anteil vom Erlös erhielten. Vor allem in ländlichen Gegenden sorgten auch Verkaufsstellen des staatlichen oder gesellschaftlichen Handels sowie Einzelhändler für den Vertrieb von Büchern, indem sie mit der

Vgl. Bruns, J. (1990), Die Galerien des Kulturbundes, in: Gillen, E. und R. Haarmann, (Hrsg.), Kunst in der DDR, S. 63 f. 2 Volpers, H. (1991), Der gesamtdeutsche Buchmarkt 1990/91, in: Media Perspek1iven 11/91, S. 1

3

738.

Göhler, H. , u.a. (1990), Leseland DDR: Ein Mythos und was davon bleiben wird, in: Media Perspektiven 7/90, S. 440 f.

48

nächstliegenden Volksbuchhandlung einen Agenturvertrag abschlossen. Zahlenangaben aus dem Jahre 1978 gehen von mehr als 50 000 "Literaturobleuten" und rund 5 000 Agenturen aus. 1

1.2

Besonderheiten im Vergleich zu den alten Bundesländern

Stellt man den Kultur- und Kunstbereich der DDR der Bundesrepublik Deutschland vor der Vereinigung gegenüber, so fällt als einer der ersten Punkte die unterschiedliche Organisationsstruktur auf. ln der DDR wurde die Kultur zum überwiegenden Teil zentral verwaltet und bestimmt. Die Anleitung und Kontrolle der einzelnen Kulturbereiche erfolgte entweder über das Ministerium für Kultur oder über die örtlichen Staatsorgane wie Räte der Bezirke, Kreise oder Städte. Die SED, für die auch im kulturellen Bereich das "Dogma der führenden Rolle der Partei" galt, setzte ihre Kulturpolitik über die Parteiorganisationen auf den verschiedenen Ebenen, die staatlichen Organe, die kulturellen Institutionen, die gesellschaftlichen Organisationen sowie die einzelnen Künstlerverbände durch. 2 Damit die Kulturpolitik vermittelt und kontrolliert werden konnte, war die kulturelle Landschaft in der DDR von oben bis unten durchorganisiert. Ein Beispiel dafür stellten die Künstlerverbände dar, denen der größte Teil der Künstler angehörte. Als zweites Beispiel bietet sich die Kulturarbeit des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) an. Da die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen eine wichtige Grundlage bei der Entwicklung zu "sozialistischen Persönlichkeiten" darstellte, organisierten "Kulturobmänner" in den Gewerkschaftsgruppen Theaterbesuche, Museumsfahrten und andere kulturelle Veranstaltungen. Obwohl in beiden deutschen Staaten kulturelle Einrichtungen und Aktivitäten mit staatlichen Geldern getragen oder unterstützt wurden, waren die Preise für Kulturgüter in der DDR im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland relativ gering. So

1 Vgl. Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1985), DDR-Handbuch, S. 247. 2 Vgl. Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1985), DDR-Handbuch, S . 767 f. 4 Scholz/Waldkircher-Heyne

49

lagen die Eintrittspreise der Kinos zwischen 0,50 Mark und 3 Mark, der Preis von Büchern betrug bei vergleichbaren Ausgaben oft nur ein Drittel des westdeutschen Preises und Werke der Bildenden Kunst waren für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich. Eine DDR-spezifische Finanzierungsmethode stellte der Kulturfonds dar. Er finanzierte sich aus Zuschlägen auf Eintrittskarten für unterhaltende und kulturelle Veranstaltungen, Preisaufschlägen beim Verkauf von Schallplatten sowie einer monatlichen Abgabe von Rundfunk- und Fernsehempfängern. Die Mittel des Kulturfonds wurden überwiegend zur Schaffung neuer Werke aus allen künstlerischen Bereichen sowie zur Unterstützung des künstlerischen Volksschaffens und der kulturellen Massenarbeit eingesetzt. Eine weitere Besonderheit in der DDR war das - im Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland - sehr große, gesetzlich vorgeschriebene Engagement der Betriebe auf kulturellem Gebiet. Zu den betrieblichen Kultureinrichtungen zählten Kultur- und Klubhäuser sowie Gewerkschaftsbibliotheken. Nach dem Arbeitsgesetzbuch waren die Betriebe "zur Unterstützung des geistig-kulturellen Lebens, zum Unterhalt, Ausbau sowie zur effektiven Nutzung" der entsprechenden Kultureinrichtungen verpflichtet.1 Diese Einrichtungen konnten nicht nur von den Beschäftigten der Betriebe genutzt werden, sondern standen der gesamten Bevölkerung am Standort zur Verfügung. Die kulturellen Aktivitäten der Betriebe wurden aus ihrem Kultur- und Sozialfonds bezahlt, der zur Finanzierung von betrieblichen Sozialleistungen von jedem Betrieb einzurichten war. Daneben leisteten die Betriebe einen Beitrag zur Finanzierung der kulturellen Aktivitäten auf kommunaler Ebene, indem sie einen bestimmten Betrag pro Arbeitskraft an die Kommune bezahlten. Neben dieser finanziellen Unterstützung übernahmen die Betriebe auch materielle Hilfe bei Bau- oder Transportmaßnahmen.

1

Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1985), DDR-Handbuch, 3. Auflage, S. 762.

50

Für eine Gegenüberstellung des DDR-Kulturbetriebs mit ausgewählten Kennziffern für die alten Bundesländer1 bieten sich zwei Vergleichsmaßstäbe an. Bei einem Vergleich des Interesses der Bevölkerung an kulturellen Veranstaltungen und Einrichtungen sind die unterschiedlichen Einwohnerzahlen der beiden deutschen Staaten zu berücksichtigten. Die Zahl der DDR-Bürger betrug am 31. Dezember 1988 (16,7 Mill. Personen) etwas mehr als ein Viertel (27,0 %) der Bevölkerung in der Bundesrepublik (61,7 Mill. Einwohner). Zur Beurteilung der kulturellen Ausstattung wird neben der Bevölkerungszahl auch die unterschiedliche Flächenausdehnung der beiden Vergleichsstaaten einbezogen (Bundesrepublik Deutschland 248 621 qkm; DDR 108 333 qkm). Die Fläche der DDR betrug somit etwas mehr als zwei Fünftel (43,6 %) der Bundesrepublik Deutschland. Grenzt man den Kunst- und Kulturbereich der Bundesrepublik Deutschland in der Weise ab, wie es sich aufgrund der Datenlage für dieses Gutachten ergeben hat,so zeigt sich, daß dieser Sektor in beiden deutschen Staaten - gemessen am Anteil an den Erwerbs- bzw. Berufstätigen - das gleiche Gewicht aufweist. ln der Bundesrepublik Deutschland sind in dieser Abgrenzung 2 rund 379 800 Personen im Kunst- und Kulturbereich beschäftigt, das entspricht 1.4 % der Erwerbstätigen aller Wirtschaftsbereiche. ln der DDR fanden 1,3 % (11 0 440 Personen) aller Berufstätigen eine Beschäftigung im Kunst- und Kulturbereich. Stellt man die Zahl der selbständigen Künstler in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR einander gegenüber, so werden Unterschiede deutlich. Aus Gründen der Vergleichbarkeit muß man sich hierbei allerdings auf die Berufsgruppen Musiker, darstellende Künstler und bildende Künstler beschränken. Nach den Ergebnis-

1

Für die Zahlenangaben aus den alten Bundesländern vgl. Hummel, M. und C. Waldkireher (1992), Wirtschaftliche Entwicklungstrends von Kunst und Kultur. 2 Die Erwerbstätigen des Kulturbereichs in der Bundesrepublik Deutschland setzen sich in diesem Fall aus den Künstlern sowie den Beschäftigten der Verlage, Theater und Orchester, Tonträger- und Filmproduktion, Filmtheater, Hörfunk und Fernsehen, Museen, Denkmalschutz, sonstigen Kunst- und Kulturpflege, Kunsthochschulen, Musikschulen und Bibliotheken zusammen. Die vor- und nachgelagerten Bereiche bleiben zum größten Teil außer acht. - Vgl. Hummel, M. und C. Waldkireher (1992), Wirtschaftliche Entwicklungstrends von Kunst und Kultur, s. 209. 4'

51

sen des Mikrozensus gab es in der Bundesrepublik Deutschland 1989 rund 35 000 Selbständige, die diesen Berufsgruppen angehörten.1 ln der DDR verdienten sich rund 14 500 Personen ihren Lebensunterhalt als Musiker, bildende Künstler oder Unterhaltungskünstler. Gemessen an den Berufstätigen bzw. Erwerbstätigen aller Wirtschaftszweige waren in der DDR somit relativ mehr Künstler "selbständig" (0,17 % aller Berufstätigen) als in der Bundesrepublik Deutschland (0,13 %). Fast die Hälfte der freischaffenden Künstler in der DDR war als Unterhaltungskünstler tätig, darunter die Mehrzahl als Sänger und Musiker. Die zahlreichen Klub- und Kulturhäuser in der DDR boten ihnen gute Auftrittsmöglichkeiten. Die Zahl der freischaffenden bildenden Künstler in der DDR wartrotz umfangreicher staatlicher Unterstützung anteilsmäßig geringer als in der Bundesrepublik Deutschland (6 240 bildende Künstler in der DDR gegenüber 24 000 bildenden Künstlern und Grafikern in der Bundesrepublik Deutschland). Dies ist darauf zurückzuführen, daß die bildenden Künstler und Grafiker in der Bundesrepublik Deutschland zahlreiche Auftraggeber inner- und außerhalb des staatlichen Bereichs und der Kultureinrichtungen finden. Bei Betrachtung der Theaterszene fällt auf, daß die DDR- gemessen in Spielstätten je qkm- mit 65 Theaterintendanzen und 217 Spielstätten über eine höhere Theaterdichte verfügte als die Bundesrepublik Deutschland mit 198 öffentlichen und privaten Theaterunternehmen und 433 Spielstätten. Die im Vergleich zu den bundesdeutschen Theatern meist kleineren Spielstätten in der DDR führten dazu, daß das Platzangebot im Verhältnis zur Einwohnerzahl in beiden deutschen Staaten annähernd gleich hoch war. Trotz den mit Einschränkungen verbundenen Angaben der Besucherstatistik waren die DDR-Bürger (9 Mill. Besuche) häufigere Theaterbesucher als die Bundesbürger (23,1 Mill. Besuche). Die Einteilung der Besucher und Veranstaltungen der Theater nach Sparten ergab nur wenige Unterschiede zwischen dem Zuschauerverhalten der West- und Ostdeutschen. Dem größeren Inter-

1

Vgl. Hummel, M. und C. Waldkireher (1992), Wirtschaftliche Entwicklungstrends von Kunst und Kultur, S. 46.

52

esse der Bundesbürger an Opern stand die Begeisterung der DDR-Bürger für das Kinder- und Jugendtheater gegenüber. Die Kinder und Jugendlichen in der DDR wurden gezielt an diese Theaterform herangeführt Die in der Bundesrepublik Deutschland bereits vor der Vereinigung existierende "in der Weit einmalige Orchesterlandschaft" hat durch die Vereinigung der beiden deutschen Staaten eine weitere Aufwertung erfahren. Zu den 95 Kulturorchestern, die es 1988 in den alten Bundesländern gab, kamen noch 87 Staatliche Orchester aus der DDR hinzu. Selbst wenn man die Erfassung von unterschiedlichen Daten berücksichtigt, 1 zeigten die DDR-Bürger ein deutlich ausgeprägteras Interesse an Konzertbesuchen als die Bundesbürger. Im Jahre 1988 wurden 3,5 Mi II. Konzertbesuche in der DDR gezählt, während es in der Bundesrepublik Deutschland nur 2,1 Mill. waren. Die DDR-Bürger waren auch häufigere Museumsbesucher als die Westdeutschen, obwohl die Museumslandschaft in der DDR mit 751 Museen ein - im Verhältnis zur Fläche - kleineres Angebot aufwies als die Bundesrepublik Deutschland mit 2 813 Museen. Die Museen in der DDR, die besonders viele Sonderausstellungen veranstalteten, konnten im Jahre 1988 35,4 Mill. Besuche verzeichnen, während die westdeutschen Museen über 66,4 Mi II. Besuche berichteten. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich in beiden deutschen Staaten die Kunst- und Heimatmuseen. Da die DDR - im Verhältnis zur Bevölkerungszahl - über genau so viele Musikschulen und Musikunterrichtskabinette verfügte wie die Bundesrepublik Deutschland, ist die geringe Zahl der Musikschüler erstaunlich. ln diesen Einrichtungen wurden in der DDR insgesamt nur rund 55 100 Schüler unterrichtet, dies entsprach in etwa einem Zwölftel der Schülerzahl in den westdeutschen Musikschulen, die zum 1. Januar 1989 Angaben über 626 150 Schüler (ohne Mehrfachnennungen) machten.

1

ln der DDR wurden die Besucher aller Staatlichen Orchester erfaßt, während in der Westdeutschland nur die Konzertbesuche der Theaterorchester und der selbständigen Kulturorchester am Ort gezahlt wurden. Damit wurden jedoch die Besucher von 80 der insgesamt 95 Kulturorchester in der alten Bundesrepublik erfaßt.

53

Den DDR-Bürgern stand ein weitaus dichter geknüpftes Netz an Bibliotheken zur Verfügung als den Bundesbürgern. ln der DDR gab es im Jahre 1989 insgesamt 16 880 Bibliotheken, während in der Bundesrepublik Deutschland rund 12 000 öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken vorhanden waren. Die ostdeutschen Bibliotheken verfügten aber im Durchschnitt über einen kleineren Bestand an Medien. Die Bibliotheksbesucher in der DDR konnten über 101 ,5 Mill. Einheiten verfügen, in den Regalen der westdeutschen öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken standen 259,3 Mill. Medieneinheiten zur Nutzung bereit. Die Größe des Angebots machte sich auch bei der Inanspruchnahme der Bibliotheken bemerkbar. Die 4,9 Mi II. ostdeutschen Bibliotheksbenutzer haben 112 Mi II. Entleihungen vorgenommen, während die 8,4 Mill. aktiven westdeutschen Nutzer insgesamt 267 Mill. Bücher und andere Medien ausgeliehen haben. Ein Filmgenre, das in der alten Bundesrepublik Deutschland nur von nachgeordneter Bedeutung ist, nahm unter den Filmproduktionen in der DDR die wichtigste Rolle ein. Die DEFA produzierte im Jahre 1988 insgesamt 44 Dokumentarfilme und 14 Spielfilme. Im gleichen Zeitraum entstanden in den alten Bundesländern 57 Spielfilme und 11 Dokumentarfilme. Auch im Bereich Filmtheater stand den DDR-Bürgern ein dichtes Netz von Einrichtungen zur Verfügung. Den 5 430 Filmtheatern und Filmvorführungsstätten in der DDR standen 3 261 ortsfeste Filmtheater, Wenderfilmbetriebe und Autokinos in den westlichen Bundesländern gegenüber. Die DDR-Bürger sind mehr als doppelt so oft wie die Bundesbürger ins Kino gegangen (DDR: 64,7 Mill. Besucher; Bundesrepublik Deutschland: 101,6 Mill. Besucher).

54

2

Entwicklungstrends des Kulturbereichs ln den neuen Bundesländern

Aufgrund der kurzen Zeit, die seit der Wiedervereinigung vergangen ist, stehen vor allem die amtlichen Daten noch nicht zur Verfügung. Beispielsweise kann für die neuen Bundesländer nicht auf die Angaben einer Volks- und Berufszählung zurückgegriffen werden. Aktuelle Informationen über die Anzahl der Erwerbstätigen in künstlerischen und sonstigen Kulturberufen bieten die Daten des Mikrozensus. Sie wurden für das Jahr 1991 erhoben und beziehen sowohl angestellte als auch selbständige Künstler und Publizisten ein. Ausschließlich Selbständige der interessierenden Berufsgruppen berücksichtigt die Künstlersozialkasse. Für Künstler und Publizisten, die über sie versichert wurden, liegen für das Jahr 1992 erste Angaben über das Jahresarbeitseinkommen und die Anzahl der aktiv Versicherten vor. Ergänzende Auskünfte über die Zahl der Arbeitslosen, der Vermittlungen und der offenen Stellen erteilten die Landesarbeitsämter der jeweiligen Bundesländer. Eine Vielzahl von Verbänden und Interessensgemeinschaften konnten weitere Informationen über die Entwicklung der kulturellen Einrichtungen in den neuen Bundesländern geben. ln einigen Bereichen, so besonders bei Einrichtungen der Erwachsenenbildung und der Stadtteilkulturarbeit mußte auf Untersuchungen, die in einzelnen Bundesländern durchgeführt worden waren, zurückgegriffen werden. Die Entwicklung, die in diesen Untersuchungen und in den ausführlichen Fallbeispielen dargestellt ist, steht beispielhaft für die Trends in den neuen Bundesländern.

2.1

Künstler und Angehörige sonstiger Kulturberufe

Nach den Angaben des Mikrozensus gab es im Jahre 1991 in den neuen Bundesländern insgesamt 7,8 Mill. Erwerbstätige, von denen rund 81 000 in künstlerischen

55

und sonstigen Kulturberufen tätig waren (vgl. Tab. 15).1 Dies entspricht einem Anteil von 1 % aller Erwerbstätigen. Im gesamten Bundesgebiet liegt der Anteil der Angehörigen dieser Berufsgruppen an den Erwerbstätigen insgesamt nur unbedeutend höher (rund 1,1 %). 2 Die Künstler (Musiker, darstellende und bildende Künstler, Grafiker) und die ihnen zugeordneten Berufe (Dekorationen- und Schildermaler, künstlerische und zugeordnete Berufe der Bühnen, Bild- und Tontechnik, die Raum- und Schauwerbegestalter, die Fotografen und die Artisten) waren in den fünf neuen Ländern mit rund 48 000 Personen zahlenmäßig am stärksten vertreten. Innerhalb dieser Gruppe fielen insbesondere die Musiker mit einem Anteil von 25,0 % ins Gewicht. Als Publizisten, Dolmetscher oder Bibliothekare waren etwa 33 000 Personen tätig, darunter 57,6% als Bibliothekare, Archivare und Museumsfachleute sowie 33,3% als Publizisten. Dolmetscher und Übersetzer wurden vom Statistischen Bundesamt nicht gesondert ausgewiesen. Nimmt man die Differenz der Untergruppen 821 und 823 zu der in der Obergruppe 82 gemeldeten Zahl als Schätzgröße, so dürften etwa 3 000 Personen als Dolmetscher oder Übersetzer tätig gewesen sein. Publizisten und Bibliothekare arbeiteten in den neuen Bundesländern fast ausschließlich als abhängig Beschäftigte. Von den Angehörigen der künstlerischen oder zugeordneten Berufe übten dagegen 20,8 % ihren Beruf auf selbständiger Basis aus. Die Daten wurden leider nicht tiefer untergliedert, so daß nicht ermittelt werden konnte, ob Künstler bestimmter Berufszweige besonders stark zur Selbständigkeit tendierten. Bemerkenswert ist der hohe Frauenanteil der Erwerbstätigen in den neuen Ländern. Im Durchschnitt aller Berufsgruppen beträgt der Anteil weiblicher Erwerbs-

Die Zahl der Lehrer für musische Fächer und Geisteswissenschaftler sind in den Angaben für die neuen Bundesländer nicht enthalten, da l;ie aus Datenliöchutzgründen nicht ausgewiesen wurden. 2 Jeweils ohne Berücksichtigung der Geisteswissenschaftler und der Lehrer für musische Fächer. 1

56

tätiger in den neuen Bundesländern 46,5 %, im gesamten Bundesgebiet nur 42,1 %. ln künstlerischen und publizistischen Berufen liegt der Anteil der weiblichen Erwerbstätigen in den neuen Bundesländern im Schnitt bei 53,1 %, während der Frauenanteil im gesamten Bundesgebiet bei diesen Berufsgruppen nur 44,8 % beträgt. Besonders bei den Bibliothekaren, Archivaren und Museumsfachleuten waren überdurchschnittlich viele Frauen beschäftigt: ln diesen Berufsgruppen (Systematik-Nr. 823) lag der Frauenanteil gemäß den Ergebnissen des Mikrozensus für die neuen Länder bei 84,2% (gesamtes Bundesgebiet: 74,1 %). Ein Vergleich mit früheren Angaben zur Zahl der Künstler in der DDR ist leider nicht möglich. Andere Berufsbezeichnungen und eine unvollständige Erfassung der Künstler zu DDR-Zeiten lassen für die Gesamtzahl der Künstler keine aussagekräftigen und stichhaltigen Aussagen zu. Bei den selbständigen Künstlern lassen sich dagegen erste Entwicklungstrends erkennen; genauere Aussagen für einzelne Berufsgruppen sind aufgrundfehlender Angaben des Mikrozensus leider nicht möglich. Wenn man die Mitgliedszahlen der Verbände (vgl. Tab. 2) aus den Jahren 1987/88 den Angaben des Mikrozensus gegenüberstellt, so zeigt sich, daß die Zahl der selbständigen Künstler in den neuen Bundesländern in diesen drei Jahren ungefähr um ein Drittel gesunken ist. 1 Berücksichtigt man, daß der Mikrozensus auch Berufe erfaßt, die in der Zahl der freischaffenden DDR-Künstler nicht enthalten waren (z.B. künstlerische und zugeordnete Berufe der Bühnen-, Bild- und Tontechnik, Fotografen und Artisten), so dürfte der tatsächliche Rückgang noch größer ausgefallen sein. Die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen in Kulturberufen liefert dafür ein weiteres Indiz.

1

ln den Jahren 1987/88 gab es rund 16 000 freischaffende Künstler in der DDR, darunter 1 000 Schriftsteller. Nach den Angaben des Mikrozensus gab es 1991 10 000 Selbständige in künst· lerischen und zugeordneten Berufen (ohne Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare).

57

Quelle: Statistisches Bundesamt

a) Systematik der Klassifizierung der Berufe, Ausgabe 1975. b) Elnschl. kfm./techn. Angestellte.

nachrichtlich: Erwerbstltlge Insgesamt

82, 83

Kulturberufe zusammen

838

Fotografen

Artisten, Berufssportler, künstlerische HUfsberufe

882

837

Raum- und Schauwerbegestalter

Geisteswissenschaftler

k.A.

835 836

Künstlerische und zugeordnete Berufe der Bühnen-, Bild- und Tontechnik

83

k.A.

834

Dekorationen-, Schildermaler

875

k.A.

833

Bildende Künstler, Graphiker

Lehrer für musische FAcher

7

832

Darstellende Künstler

Künstlerische und zugeordnete Berufe

12

darunter:

10

7 761

81

k.A.

348

(10)

k.A.

k.A.

48 k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

3 794

63

k.A.

k.A.

33

k.A.

k.A.

k.A.

6

k.A.

29

7 k.A.

37 445

395

22

31

242

6

3 037

123

k.A.

10

84

k.A.

12

8 31

k.A.

28

k.A.

34

9

15

35

6

66

42

29

k.A.

58 153

6

22

19

76

Selbständige

darunter:

nachrichtlich: Bundesgebiet Erwerbstätige

9

30

k.A. k.A.

18

k.A.

9

Angestelltebl

k.A.

k.A.

k.A.

Selbständige

k.A.

9

8

33

82

19

831

Museumsfachleute

11 k.A.

Musiker

823

Dometscher, Übersetzer, Bibliothekare, Archivare

Publizisten, Dolmetscher, Bibliothekare

821 822

Publizisten

Nr. d . Systematik 8 )

Erwerbstätige

16 808

281

17

19

132

k.A.

15

22

18

k.A.

27

19

26

113

48

12

53

Angestelltebl

Erwerbetltlge, Selb.tlndlge und Angeetellte ln Kulturberufen ln den neuen Bundaalindern Ergebnlaae dee Mikrozenaue 1991 ln 1 000

Berufsgruppen

Tabelle 15

Für das Jahr 19921 liegen erste Angaben der Künstlersozialkasse (KSK) über selbständige Künstler und Publizisten vor. Die Zahl der aktiv Versicherten betrug knapp 5 900 Personen, deutlich weniger Selbständige, als vom Mikrozensus für das vorangegangene Jahr ausgewiesen wurden. Beim Vergleich dieser Zahlen ist aber darauf hinzuweisen, daß die KSK nicht die Gesamtzahl der selbständigen Künstler und Publizisten erfaßt: Nicht versichert sind in der Regel Künstler, die mehr als einen Arbeitnehmer beschäftigen, gewisse Mindestverdienstgrenzen nicht erreichen oder gemäß §§ 4 oder 5 Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG) zu den versicherungsfreien Personen gehören. Ob, und wenn ja, wieviele der selbständigen Künstler ihren Beruf inzwischen aufgegeben haben, ist daher nicht aus der Differenz der Angaben ersichtlich. Der größte Teil der bei der KSK versicherten Künstler war im Bereich Bildende Kunst tätig (45 %). Ein Viertel der registrierten Künstler entfiel auf den Bereich Musik. Nur 591 Personen waren als selbständige darstellende Künstler bei der KSK versichert. Im Bereich Wort waren knapp 1 200 Publizisten registriert, dies entsprach einem Fünftel der Versicherten (vgl. auch Tab. 19).

Arbeitslose und offene Stellen2 Ende Juni 1992 belief sich die Zahl der Arbeitslosen in den neuen Bundesländern auf 1,1 Mill. Menschen. Umgerechnet bedeutet dies eine Arbeitslosenquote von 14,2 % (vgl. Tab. 16). Auch kulturelle Berufe blieben von dieser Entwicklung nicht verschont. Ende Juni 1992 meldeten sich mehr als 11 800 Künstler und Publizisten3 bei den Landesarbeitsämtern als arbeitslos {vgl. Tab. 17). Diese Zahl könnte sogar noch unterzeichnet sein: die Anzahl der Künstler, die in die westlichen Länder abwanderten und sich nach erfolgloser Arbeitssuche an ihrem neuen Wohnsitz als arbeitslos melden mußten, bleibt verdeckt.

1 2

Stand: 14.11.1992. Die Angaben über Arbeitslose und offene Stellen beziehen sich auf Ende Juni 1992. Die Zahl der vermittelten Stellen bezieht sich auf den Zeitraum Anfang Januar bis Ende Juni 1992. 3 Nr. 82 und 83 der Systematik.

59

Tabelle 16 Arbeitsmarkt Im Bundesgebiet Ost Im Jahre 1992 Bundesland

Arbeitslose•) in 1 000

I

in%

Arbeitslosenquotebl

Offene Stellena) Anzahl

I

in%

Brandenburg

176,1

15,7

14,4

4 608

14,5

MecklenburgVorpommern

10,6

158,5

14,1

16,2

3 391

Ost-Berlin

95,5

8,5

14,0

3 968

12,4

Sachsen

300,3

26,7

12,9

8 610

27,0

Sachsen-Anhalt

211,9

18,9

14,9

5 912

18,6

Thüringen

181,0

16,1

14,4

5 370

16,9

Insgesamt

1 123,2

14,2

31 859

a) b}

100

100

Ende Juni 1992. Arbeitslose in % der abhängigen zivilen Erwerbspersonen ab Januar 1992.

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit, Amtliche Nachrichten, 40. Jg., Nr. 7, Juli 1992.

Rund 68 % der Arbeitslosen in Kulturberufen zählten zur Gruppe der Künstler und der zugeordneten Berufe. Darin enthalten sind Musiker, darstellende Künstler, bildende Künstler, Graphiker, Dekorationen- und Schildermaler, künstlerische und zugeordnete Berufe der Bühnen-, Bild- und Tontechnik, Raum- und Schauwerbegestalter, Fotografen, Artisten, Berufssportler und künstlerische Hilfsberufe. Die übrigen 32 %zählten zur Berufsgruppe der Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare, in der auch Übersetzer, Archivare und Museumsfachleute enthalten sind. Gemessen an der Zahl der offenen Stellen hat die zuletzt genannte Gruppe derzeit eine höhere Chance, eine Arbeit vermittelt zu bekommen: Für 4,7 % der arbeitslosen Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare und für nur 2,8% der arbeitslosen Künstler wurden den Landesarbeitsämtern im Vergleichsmonat offene Stellen gemeldet. Seit Beginn des Jahres 1992 konnten die Landesarbeitsämter über 4 200 Stellen vermitteln. Der Anteil der Künstler und zugeordneten Berufe (55,7 %) lag dabei etwas höher als der der Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare (44,3 %). Falls

60

Quelle:

in% der Berufsgruppen

Vermittlungen°1 in% der Summe

540 465 1 564 704 428 563 4 264

38,8 20,8 10,5 9,5 100

4 597 2 469 '1 242 1 124 11 858

Landesarbeitsämter der neuen Bundesländer, eigene Berechnungen des ifo lnsituts.

36,7 16,5 10,0 13,2 100

12,7 10,9

201 64 25 45 405

31 39

55,3 10,5 4,8 9,6 100

7,9 11,8

42,4 22,6 7,9 13,0 100

7,3 6,8

49,6 15,8 6,2 11 ,1 100

7,6 9,6

in% der Berufsgruppen

Offene Stellen 8 l

25,9 801 33,7 18,8 126 13,8 7,7 24 14,1 327 11 ,5 6,4 11 7,7 273 6,4 7,0 297 12,5 22 68,3 2 374 100 55,7 228 Publizisten, Do lmetscher, Bibliothekare, Künstler und zugeordnete Berufe insgesamt

356 320

155 266 1 890

377

18 27

13 12

Künstler und zugeordnete Berufe 15,0 8,3 13,5 7,5

4,3 3,4 75 40 14 23 177

40,4 20,0 8,2 14,1 100

9,7 7,7

Anzahl

17,9 8,8 3,6 6,2 44,3

763

184 145

Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare

Anzahl

13,0 7,5

38,0 20,7 11,3 9,3 100

3 076 1 675 916 755 8 105

9,0 5,2

12,8 6,7 2,7 3,1 31,6

4,0 2,3

in% der Summe

1 538 888

13,2 7,6

40,5 21,2 8,7 9,8 100

1 521 794 326 369 3 753

1 068 615

12,5 7,3

in% der Berufsgruppen

Arbeitslose8 1

Arbeitslose, Vermittlungen und offene Stellen ln künstlerischen Berufen

470 273

Anzahl

a) Ende Juni 1992. b) Januar 1992 bis Ende Juni 1992.

Thüringen Insgesamt

Sachsen-Anha~

MecklenburgVorpommern Ost-Berlin Sachsen

Brandenburg

Brandenburg MecklenburgVorpommern Ost-Berlin Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Insgesamt

MecklenburgVorpommern Ost-Berlin Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Insgesamt

Brandenburg

Bundesland

Tabelle 17

31 ,1 5,9 2,7 5,4 56,3

4,4 6,7

18,5 9,9 3,5 5,7 43,7

3,2 3,0

in% der Summe

!

I

sich das Verhältnis der vermittelten bzw. der offenen Stellen zur Zahl der Arbeitslosen für die Berufsgruppe der Künstler und der zugeordneten Berufe mittelfristig nicht ändern sollte, scheinen ihre Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz jedoch deutlich schlechter auszufallen als die der Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare. Fast 60 % der Arbeitslosen aus kulturellen Berufen konzentrierten sich auf BerlinOst und das Land Sachsen. Diese Tendenz war bei den Künstlern und den zugeordneten Berufen (58,6 %) etwas weniger ausgeprägt als bei der Gruppe der schriftwerkschaffenden und -ordnenden Berufe (62,7 %). Ursächlich für den auffallend hohen Arbeitslosenanteil Ost-Berlins dürfte die besondere Stellung der ehemals geteilten Stadt sein: Kultur wurde in der ehemaligen Hauptstadt der DDR aus Prestigegründen besonders intensiv gefördert. Hintergrund dieser besonderen Position war nicht zuletzt der Konkurrenzkampf zum Westteil der Stadt. Eine Drosselung dieser besonderen Förderung war wohl für viele Künstler und Publizisten mit dem Verlust des Arbeitsplatzes verbunden. Zum anderen entwickeln kulturelle Zentren wie Berlin-Ost oder Dresden (Sachsen) eine große Anziehungskraft, nicht zuletzt, da sie auch höhere Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz versprechen. Dies könnte erklären, warum in den anderen Bundesländern die als arbeitlos gemeldeten Künstler und Publizisten weit unter dem Durchschnitt der Arbeitlosen insgesamt liegen. Einkommenssituation in Kulturberufen Wie bereits dargelegt, sicherte zu DDR-Zeiten ein Gesetz den Absolventen einer künstlerischen Ausbildung das "Recht auf Arbeit" und bot ihnen damit auch ein gesichertes Einkommen bei ihrem Berufseinstieg. Die Stiftung Kulturfonds und die Hochschulen unterstützten letztmalig Studenten des Absolventenjahrgangs 1990

62

mit den Fachrichtungen Kunst oder Design. 1 Zu den Maßnahmen gehörte ein einjähriger Fördervertrag, der ihnen ein monatliches Einkommen von netto 400 DM zur Verfügung stellte, oder ein Aufbau- oder Meisterstudium, bei dem ein monatliches Einkommen von 700 bis 1 000 DM gewährt wurde. Wie eine 1991 vom Zentrum für Kulturforschung durchgeführte Umfrage bei den Absolventen dieses Jahrgangs zeigte, verfügten etwa drei Viertel der Befragten über regelmäßige monatliche Einkünfte. Von diesen sagten jedoch ca. die Hälfte aus, daß sie nicht von ihrer künstlerischen Arbeit allein leben könnten. Diese Aussagen stimmen bedenklich, insbesondere wenn man berücksichtigt, daß sie von finanziell unterstützten Künstlern gemacht wurden. Offenbar konnte die Förderung das ungünstige Zusammentreffen von Startproblemen eines Berufsanfängers und den neuen Anforderungen des marktwirtschaftliehen Systems nur lindern, nicht aber völlig beseitigen. Einerseits förderte der Wegfall politischer Restriktionen den kreativen Entfaltungsspielraum, andererseits empfand fast ein Drittel der Befragten den Kampf um die eigene Existenz als hemmenden Faktor. Wie die Einkommenssituation der kulturschaffenden Berufe aus aktueller Sicht zu beurteilen ist, zeigt die folgende Auswertung der Ergebnisse des Mikrozensus und der Angaben der Künstlersozialkasse. Der Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes liefert für 1991 gesicherte statistische Daten über das monatliche Nettoeinkommen von Künstlern und Publizisten. 2 Hierbei ist zu berücksichtigen, daß die Gesamthöhe des individuellen Nettoeinkommens erfaßt wird. Das bedeutet, daß neben der schwerpunktmäßig ausgeübten Tätigkeit auch andere Einkommensquellen enthalten sein können.

1

Vgl. Mann, B. und B. Wölfing (1992), Zur sozialen Lage der Bildenden Künstler/innen und Designer/innen im Osten Deutschlands, Studie zur Situation der Absolventen des Jahrgangs 1990 der Kunsthochschulen der DDR. 2 Das monatliche Nettoeinkommen ergibt sich aus dem Bruttoeinkommen im Monat April abzüglich Steuern und Sozialversicherung. Bei unregelmäßigem Einkommen o.a. war der Nettodurchschnitt im Jahr anzugeben.

63

Nach den Angaben des Mikrozensus verfügten 24 000 (72,7 %) der Insgesamt 33 000 Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare im Berichtsmonat über ein monatliches Nettoeinkommen, das zwischen 600 und 1 800 DM betrug. Davon befanden sich 37,5 % in der zweiten Einkommensklasse (600 bis 1 000 DM), weitere 41,6% waren in der nächsten Größenklasse (1 000 bis 1 400 DM) einzuordnen. Über die Verteilung der restlichen 9 000 Publizisten, Dolmetscher und Bibliothekare auf die unterste und oberste Einkommensgrößenklasse liegen leider keine Informationen vor. Wie die weiteren Angaben aus Tabelle 18 zeigen, handelt es sich bei den Angehörigen der publizistischen, Übersetzungs-, Bibliotheks- und verwandten Berufe vorwiegend um Bibliothekare, Archivare und Museumsfachleute. Bei Erwerbstätigen in den künstlerischen und zugeordneten Berufen fällt das monatliche Nettoeinkommen ähnlich gering aus. Für die Größenklasse unter 600 DM erfolgte in keiner dieser Berufsgruppen ein Nachweis. Von den 23 000 weiblichen Erwerbstätigen, die 1991 einen publizistischen Beruf ausübten, hatten ca. 16 000 (69,6 %) ein monatliches Nettoeinkommen zwischen 600 und 1 400 DM. Nur etwa 3 000 ihrer männlichen Berufskollegen (33,3 %) waren in diesen unteren Einkommensgrößenklassen vertreten. ln den künstlerischen Berufen bewegte sich der monatliche Nettoverdienst von 70,0 % der weiblichen und 51,9 % der männlichen Erwerbstätigen in dem oben genannten Rahmen. Der Größenklasse von 1 400 bis 1 800 DM wurden etwa 17,8 % der männlichen und 10 % der weiblichen Erwerbstätigen zugeordnet. Da keine Informationen über die Verteilung der Erwerbstätigen in künstlerischen und publizistischen Berufen auf die unterste und oberste Einkommensgrößenklasse vorliegen, ist keine Aussage darüber möglich, ob die Künstler und Publizisten im Vergleich zu allen Erwerbstätigen eine bessere Einkommensposition einnehmen. 79,1 % aller Erwerbstätigen verfügten 1991 über ein monatliches Nettoeinkommen in Höhe von 600 DM bis 1 800 DM. Weitere 10,5 % verdienten weniger als 600 DM monatlich. Nur 8,9 % hatten pro Monat ein Nettoeinkommen über 1 800 DM. 64

823

82

83

Bibliothekare, Archivare, Museumsfachleute

Publizisten, Dolmetscher, Bibliothekare

Künstler und zugeordnete Berufe

10,5

819

28,0

2176

21

12



.

9

8

.•

600- 1 000

I

1

37,6

2 918

26

16

10

7



.

ooo - 1 400

'•' Bedeutet kein Nachweis, da das Ergebnis nicht ausreichend genau ist. Ohne Angaben für Lehrer für musische Fächer, a.n.g. (875) und Geisteswissenschaftler, a.n.g. (882). 111 ErwerbstätigE! ha~en keine Angaben zu ihrem Einkommen gerna!;tJ_t._

100

7 761c)

81

48

33

19

I



.• .

.

11

1 -600

-

13,5

1 046

12

7

5

. .•

-

---

8,9

691







. .•

1 400 - 1 800 11 800 u. mehr

--

I

darunter: Mit Angaben des monatlichen Nettoeinkommens in Höhe von ... bis unter... DM

in 1 000

Erwerbstätige insgesamt

Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus April 1991 sowie eigene Berechnungen des ilo Instituts.

a) b) c)

in%

nachr.: Erwerbstätige insgesamt

82, 83

822

Kulturberufe insgesamtbl

821

Publizisten

Dolmetscher, Übersetzer

Berufsgruppe

Nr. d. Systematikb)

Erwerbatltlge ln den neuen Bundeslindern elnschl. Berlln-Oat 1991 nach Berufagruppen, auagewlhlten Berufsordnungen und monatlichem Nettoeinkommanal

Tabelle 18

-

Nach den Angaben der Künstlersozialkasse erzielten Künstler und Publizisten im Jahre 1992 ein durchschnittliches Jahresarbeitseinkommen in Höhe von rund 13 200 DM. Als Arbeitseinkommen erfaßt die KSK den nach den allgemeinen Gewinnermittlungsvorschritten des Einkommensteuerrechts ermittelten Gewinn aus der selbständigen künstlerischen bzw. publizistischen Tätigkeit {§ 15 SGB IV), der aus der Differenz zwischen Betriebseinnahmen und Betriebsausgaben ermittelt wird

{§ 4 Abs. 3 EStG). 1 Ein vergleichsweise hohes Durchschnittseinkmmen erzielten Publizisten {16 341 DM) und darstellende Künstler {14 139 DM). Am niedrigsten fiel das Durchschnittseinkommen der Musiker aus. Das Einkommen der bildenden Künstler entsprach mit knapp 13 000 DM etwa dem Durchschnitt aller Bereiche. Tabelle 19 Anzahl und Durchschnittseinkommen der aktiv versicherten Künstler und Publizisten in den neuen Bundesländern

Anzahl Bereich

absolut

Musik

1 474

Darstellende Kunst

I

in%

durchschnittliches Einkommen in DM

25,0

10 935

591

10,0

14 139

Bildende Kunst

2 658

45,1

12 972

Wort

1 166

Alle Bereiche

5 889

19,8 100

16 341 13 246

a) Stand: 14.11.1992. Quelle:

1

Künstlersozialkasse, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

Vgl. Landesversichungsanstalt Oldenburg-Bremen, Künstlersozialkasse (Hrgs.), (1991 ), Informationen zur Künstlersozialversicherung für den Bereich der neuen Bundeslander.

66

2.2

Öffentliche und öffentlich geförderte Kulturaufgaben und -bereiche

2.2.1

Theater und Orchester

Theater Für die Spielzeit 1990/91 weist die Theaterstatistik insgesamt 61 öffentliche Theaterunternehmen in 44 Gemeinden aus. Die Theater, die sich früher im Verantwortungsbereich des Ministeriums für Kultur und des Ministerrats der DDR, des Rats des Bezirkes, des Kreises oder der Stadt befanden, unterstehen heute der Rechtsträgerschaft der Länder, der Kreise oder der Gemeinden. Zum Teil bestehen auch Mehrträgerschaften. Die Mehrzahl der Theaterunternehmen wird als Regiebetrieb geführt, nur fünf Theater in öffentlicher Rechtsträgerschaft werden in der Rechtsform einer GbR oder GmbH betrieben. Angaben darüber, ob und wieviele private Theater in den neuen Bundesländern entstanden sind, liegen nicht vor. Die Theaterstatistik der Spielzeit 1990/91 führt vier öffentliche Theater weniger an als im Vorjahr. Daraus darf jedoch nicht der Schluß gezogen werden, daß vier Theater geschlossen wurden. 1 Drei Puppentheater sind nicht mehr aufgeführt; Nachfragen bei den betreffenden Städten und Gemeinden haben jedoch ergeben, daß diese Theater als kommunale Regiebetriebe weitergeführt werden. Eine neue Einrichtung, das Puppentheater in Cottbus wird in der Theaterstatistik 1990/91 erstmalig aufgeführt. Inzwischen nimmt die Umstrukturierung der Theaterlandschaft in den neuen Bundesländern langsam Gestalt an. Das Theater in Döbeln wurde Ende des Jahres 1992 geschlossen, weitere Schließungen, 2 Spartenreduzierungen auf reine Musik-

1

Bis zur Spielzeit 1990/91 wurden das theater im palast (tip), das sich im Palast der Republik befand, wegen Asbestverseuchung sowie das Puppentheater Berlin geschlossen. Das tip spielt als Tourneetheater unter dem Dach eines Vereins, der durch den Bund unterstützt wird, weiter. Das Puppentheater Berlinwurde am 15. Mai 1993 unterdem neuen Namen Schaubude wiedereröffnet, es dient als Spielstätte für eigene und fremde Produktionen. Beide Theater sind jedoch nicht mehr Mitglied im Deutschen Bühnenverein. 2 Die durch das Land Sachsen-Anhalt beschlossene Schließung des Theaters in Zeitz wurde durch die Stadtverwaltung zunächst aufgehoben.



67

oder Sprechtheater, Zusammenschlüsse von Bühnen und Verringerungen des Personals sind im Gespräch. Viele dieser Maßnahmen befinden sich jedoch noch im Planungsstadium oder wurden nach Protesten zunächst zurückgestellt. Allerdings gibt es nicht nur negative Meldungen aus den ostdeutschen Theatern. So werden in mindestens drei Städten neue Theaterbauten errichtet bzw. die bestehenden Spielstätten umfassend rekonstruiert, und in einigen Städten konnten neue kleinere Theateraktivitäten durch den Einsatz von Beschäftigten in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) und Fördervereinen realisiert werden.1 ln der Spielzeit 1990/91 verfügten die öffentlichen Theaterunternehmen in den neuen Bundesländern über 173 Spielstätten, in denen insgesamt 70 500 Plätze dem Publikum angeboten wurden. Die Zahl der baukonzeptionell vorhandenen Plätze (75 500) lag darüber, da einige Theater wegen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten geschlossen waren. Die Theater haben mit ütier 21 400 Veranstaltungen insgesamt 5,1 Mill. Besucher angezogen (vgl. Tab. 20). 2 Selbst wenn man die nicht vorliegenden Besucherangaben einiger Theater hinzuschätzt und so auf eine Gesamtzahl von rund 5,5 Mill. Besuchern kommt, zeigt sich im Vergleich zum Vorjahr neben einem Rückgang der Veranstaltungen (- 9 070) ein äußerst starker Einbruch bei den Besucherzahlen (4,9 Mill.). Die Ostdeutschen besuchen nungenauso oft eine Theatervorstellung wie die Westdeutschen. Die Theater reagierten in der Umbruchsituation mit einem Anstieg der Neuinszenierungen (1990/91: 686; 1988: 660) . Die politischen Veränderungen hatten nur geringfügigen Einfluß auf die Veranstaltungs- und Besucherstruktur der öffentlichen Theater. Ein Großteil der Besucher zeigt sich nach wie vor besonders am Musiktheater (43,4 % der Besucher) interessiert, nur innerhalb der einzelnen Sparten haben sich kleine Änderungen erge1

2

Für einen Überblick über die Veränderungen der ostdeutschen Theaterlandschaft vgl. Lennartz, K (1993), Theaterlandschaft im Wandel, in: Die Deutsche Bühne vom 1. Januar 1993, S. 6 f. Besucher und Veranstaltungen am Standort und in anderen Gemeinden. Da bei der Gesamtzahl der Veranstaltungen und Besucher in der Theaterstatistik 1990/91 Unstimmigkeiten auftreten, wurden hier die Angaben zu den einzelnen Sparten aufaddiert.

68

ben. So steht dem gestiegenen Interesse an Opern die Abwärtsentwicklung bei Operetten und Musicals entgegen. Einen besonders großen Umschwung dagegen erlebten die Kinder- und Jugendstücke; auf sie entfielen nur noch 18,2% der Veranstaltungen (vorher 32,1 %) und 14,5 % der Besucher (27,8 %). Zu der Sparte Sprachtheater kann keine Aussage gemacht werden, da in der DDR-Systematik die Jugend- und Kinderstücke bei den einzelnen Sparten enthalten waren. Tabelle 20 Veranstaltungen, Besucher und Platzauslastung der Offentliehen Theater nach Sparten 1990/91

Veranstaltungen

Sparten Opern BaIette Operetten Musicals

Anzahl

in%

1 832 783 1 071 734

9,9 4,2 5,8 4,0

Anzahl

in%

Platzauslastung8 ) in%

886,6 298,8 303,2 475,5

19,6 6,6 6,7 10,5

57,6 54,3 41,3 62,7

Besucher (1 000)

Musiktheater

4 420

24,0

1 964,1

43,4

Schauspiele Kinder-, Jugendstücke

6 354 3 361

34,5 18,2

1 129,4 654,9

25,0 14,5

Sprachtheater

9 715

52,7

1 784,3

39,4

k.A.

Konzerte der Theaterorchester Sonst. Veranstaltungen

942 3 363

5,1 18,2

464,8 309,7

10,3 6,8

k.A.

Eigene Veranstaltungen zusammen Gastspiele fremder Ensembles lnsgesamt 0101

a)

c)

100

k.A.

723

-

k.A.

19 163

nachrichtlich: Gastspiele in anderen Gemeinden Neuinszenierungen

b)

18 440

2 264 686

4 522,9

587,7

k.A.

k.A. 45,5 59,0 67,5

-

k.A.

100

k.A.

k.A.

k.A. k.A.

Besucher der eigenen und fremden Veranstaltungen am Standort in % der verfügbaren Plätze. Veranstaltungen und Besucher der eigenen und fremden Veranstaltungen am Standort. Da sich in der Gesamtsumme, wie sie in der Theaterstatistik angegeben war, Unstimmigkeiten ergeben haben, wurden hier die Angaben zu den einzelnen Sparten aufaddiert.

..

Quelle: Deutscher Buhnenvere1n, TheaterstatiStik 1990/91; Berechnungen des 1fo Instituts.

Auch die Platzauslastung, die erstmals in der Spielzeit 1990/91 für die ostdeutschen Theater ausgewiesen wird, zeigt die Schwierigkeiten der Theater und der

69

Besucher, sich in der neuen Situation aufeinander einzustellen. Die Zahlen liegen in allen Sparten unter den Werten, die in westdeutschen Theatern erreicht werden. Die größte Auslastung erreichen Konzerte (67,5 %), Musicals (62,7 %) und Kinderund Jugendstücke (59,0 %). Die Theaterräume sind bei Schauspielen (45,5 %) und Operetten (41 ,3 %) nur zu etwas mehr als zwei Fünftein besetzt (vgl. Tab. 20). Die ostdeutschen Theater haben nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten ihre Eintrittspreise angehoben. Die Preise, die sie am 1. Januar 1991 verlangten, wiesen eine große Bandbreite auf. Sie reichten von 70 DM für ein Konzert in der Deutschen Staatsoper in Ost-Berlin bis zu 1,55 DM für eine Veranstaltung der Puppenbühne Regenbogen in Cottbus. Im allgemeinen sind die Preise jedoch der Einkommensituation in den neuen Bundesländern angepaßt. Vor allem in den Kleinund Mittelstädten überschreiten die Theaterpreise auch in der höchsten Preiskategorie die 20 DM-Grenze nicht. Die Wiedervereinigung Deutschlands hatte auch Einwirkungen auf die Organisation der Theaterbesuche. Das Anrechtswesen und der Kauf von ganzen Vorstellungen durch Betriebe wurden eingestellt. Dies hat sich deutlich in der Struktur der Kartenverkäufe niedergeschlagen. 43,9 % der Besucher erstanden eine Tageskarte, auf Platzmieten entfielen nur noch 21 ,4 %. Auch Besucherorganisationen spielten noch eine kleine Rolle, über sie wurden 8,4% der Karten abgesetzt. 1 Die Beschäftigtenzahlen in den Theatern sind im Vergleich zum Vorjahr etwas gesunken. Die Theaterstatistik führt an, daß am 1. Januar 1991 knapp 17 000 Personen ständig in den Theatern beschäftigt waren. Dies sind etwa 4 000 Arbeitskräfte weniger als im Vorjahr. Zusätzlich waren 1 134 Künstler in Gastspielverträgen engagiert.

1

Zum Vergleich die entsprechenden Werte aus den westdeutschen Offentliehen Theaterunternehmen: Tageskarten 27,4 %, Platzmieten 26,8 % und Besucherorganisationen 21 ,9 %.

70

Der schwierigen finanziellen Situation, in der sich viele ostdeutsche Theater befinden, wurde bei den Tarifverhandlungen zwischen dem Deutschen Bühnenverein und den Bühnengewerkschaften der DAG Rechnung getragen. Die rund 8 000 betroffenen Bühnenbeschäftigten haben eine zeitliche Verzögerung der Anpassung ihrer Gehälter an das Westniveau vereinbart. 1 Auf eine Analyse der finanziellen Situation der Theater in den neuen Bundesländern wurde noch verzichtet, da die Angaben aus der Theaterstatistik zu Einnahmen, Zuweisungen und Ausgaben sich auf das Rechnungsjahr 1990 beziehen. Neben schwierigen Umstellungsprozessen in der Haushaltssystematik der Theater erschweren verschiedene zeitliche Abgrenzungen eine Aussage. Einige Theater haben nur ihren Etat nach der Währungsunion vom 1. Juli 1990 ausgewiesen. 2

Orchester ln der Orchesterlandschaft der neuen Bundesländer hat die deutsche Wiedervereinigung stärkere Spuren hinterlassen als bei den Theatern. So wurden die Schweriner Philharmonie, das Brandenburgische Konzertorchester Cottbus und die Konzertorchester in Salzwedel und Eberswalde aufgelöst. Bei etwa einem Dutzend weiterer Orchester gibt es "konkrete Fusionsbestrebungen, die im Endergebnis auch eine Auflösung eines Orchesters bedeuten". Daneben ist die Zukunft einiger Rundfunkorchester gefährdet.3 Die Sinfonieorchester von Greiz und Reichenbach haben sich zur Vogtland-Philharmonie zusammengeschlossen. 4 Nach Aussagen des brandenburgischen Ministers für Wissenschaft, Forschung und Kultur ist die Existenz der fünf Theaterorchester des Landes zur Zeit gesichert. Die Musiker des Brandenburgischen Konzertorchesters Cottbus, das - wie schon erwähnt - aufgelöst wurde, haben zum großen Teil in anderen Orchestern, darunter 1 Vgl. Deutscher Bühnenverein (Hrsg.), (1992), Die Deutsche Bühne, 10/92, S. 7. 2 Vgl. DeU1scher Bühnenverein, Theaterstatistik 1990/91, S. 3. 3 Müller-Hauser, F. (1992). Tradition und Verpflichtung, Die Deutsche Orchesterlandschaft, in: Das Orchester, Nr. 2/1992, S. 132 ff. Zeitschrift für Orchesterkultur und Rundfunk-Chorwesen. 4 Vgl. Das Orchester 1/1993, S. 36.

71

auch dem neu gegründeten Brandenburgischen Kammerorchester eine Beschäftigung gefunden.1 1992 gab es in den neuen Bundesländern insgesamt 72 Kultur- und Kammerorchester mit rund 5 030 Planstellen. 2 Vier davon sind Rundfunkor~hester mit rund 400 Planstellen, die übrigen sind im wesentlichen staatliche oder städtische, subventionierte Orchester. 3 Die Theaterstatistik weist für die Spielzeit 1990/91 für die öffentlichen Theaterunternehmen in den neuen Bundesländern insgesamt 42 Theaterorchester aus. 4 Sie beschäftigten mehr als 2 500 Musiker, die zum ständigen Personal der Theater gerechnet werden. Darüber hinaus enthält sie Angaben über weitere 11 selbständige Kulturorchester mit etwa 830 Musikern.

Angaben für die Anzahl der Konzerte und der Besucher liegen jetzt nur noch für die selbständigen Kulturorchester und die Theaterorchester vor. Ein Vergleich mit früheren Angaben ist daher nicht möglich. Die selbständigen Kulturorchester und Theaterorchester gaben in der Spielzeit 1990/91 insgesamt 2 032 Konzerte, davon 1 514 am Ort. Die Konzerte am Ort wurden von knapp 1,1 Mill. Konzertfreunden besucht. Der größte Anteil der Konzerttätigkeit entfiel dabei auf die selbständigen Kulturorchester mit 1 090 Konzerten; bei Konzerten der Theaterorchester waren auf 942 Veranstaltungen 464 839 Besucher zu Gast.

1 2 3 4

Enderlein, H. (1992), Das Land Brandenburg, Ein Beispiel für konstruktive Kulturpolitik, in: Das Orchester, Nr. 2/1992, S. 138 ff. Die Definition 'Kulturorchester' stammt aus dem Tarifvertrag für die Musiker in Kulturorchestern (TVK) und lautet: 'Kulturorchester sind Orchester, die regelmäßig Operndienst versehen oder Konzerte ernst zu wertender Musik spielen... ' (TVK § 1 Abs. 2). Vgl. Das Orchester, Nr. 4, 1992, S. 450 ff. Es können auch mehr Theaterorchester sein, da bei fünf Theatern keine Angaben darüber vorliegen. ln der DDR gab es 43 Theaterorchester, und inzwischen hat das Lausitzer Orchester mit dem Theater Sanftenberg fusioniert.

72

Obgleich die Theaterstatistik nicht alle Kulturorchester anführt, weisen die Bürger der fünf neuen Bundesländer (einschl. Ost-Berlin) im Vergleich mit den Konzertund Besucherangaben der westdeutschen Theaterorchester und selbständigen Kulturorchester ein überdurchschnittliches Interesse an Konzerten auf. ln den alten Bundesländern erreichten die Orchester mit 1 971 Konzerten am Ort insgesamt 2,4 Mill. Besucher. Die westdeutschen Theaterorchester und die selbständigen Kulturorchester haben in der Spielzeit 1990/91 zusammen 2 896 Konzertveranstaltungen gegeben.

2.2.2 Museen, Sammlungen, Ausstellungen Die Museumsstruktur der neuen Bundesländer steht vor großen Aufgaben. Ein Großteil der z.T. denkmalgeschützten Bausubstanz ist stark sanierungsbedürftig. So auch das Albertinum und das Kunstgewerbemuseum im Schloß Pillnitz zu Dresden. Das Landesmuseum von Weimar, erbaut von Zitek, dem berühmtesten tschechischen Architekten seiner Zeit, ist eines der Extrembeispiele: Seit Anfang der sechziger Jahre war das Gebäude dem Verfall preisgegeben. Ende 1988 begannen die Kunstsammlungen gemeinsam mit der IG Landesmuseum und der Weimarer Hochschule für Architektur mit der Rekonstruktion. 1 Des weiteren erfordern notwendige Modernisierungsmaßnahmen, u.a. bei der Sicherungstechnik und im Sanitärbereich, zusätzliche finanzielle Anstrengungen. Allein für die Modernisierung der Museumstechnik in der Sempergalerie in Dresden werden Baukosten von insgesamt 90 Mill. DM veranschlagt. 2 Nicht zuletzt verdeutlichen Diebstähle, wie der Einbruch in die Weimarer Kunstsammlung, die Dringlichkeit einer verbesserten Sicherung der Kunstwerke.

1 Vgl. lllies, F., (1992). Tauben im Gras, in: FAZ, 24.9.92, Nr. 223, S. 35. 2 Vgl. Schreiber, S., (1992), Museen in Ostdeutschland: Zwischen Profilierung und Sparzwang, in: Handelsblatt, 6./7.3.1992, Nr. 47, S. S 1.

73

Daher ist es nicht verwunderlich, daß gegenwärtig die Bauinvestitionen einen entsprechend hohen Anteil an den Museumsetats vieler Städte haben. 1 Entsprechend zurückhaltend mußten die Museumsleiter bei der Veranstaltung von Ausstellungen und Neuerwerbungen verfahren. Im Jahre 1991 stand z.B. den elf Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden trotz Einnahmen in Höhe von 5 Mill. DM lediglich ein Ankaufsetat von 700 000 DM zur Verfügung. 2 Leihgaben westlicher Museen und Schenkungen einer Reihe von Künstlern konnten in dieser Phase mehreren Museen wertvolle Hilfestellung leisten. Improvisation und Geschick der Museumsfachleute taten ein Übriges. Die Stadt Berlin stellt erneut einen Sonderfall dar. Waren doch beide Stadtteile vor der Wiedervereinigung" ... eineiige Zwillinge, die getrennt wurden und, ohne sich noch genau zu kennen, miteinander wetteiferten, ja hart konkurrierten".3 Nach der Zusammenführung der 14 "Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz" mit den ebenfalls 14 "Staatlichen Museen zu Berlin" gibt es nunmehr 17 Museen unter dem Dach der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Trotz der angespannten Finanzsituation sind einige Museumsneugründungen im Gespräch: ln Chemnitz war der Aufbau eines Jugendstilmuseums geplant, aufgrund von Rückforderungen geriet dieses Projekt allerdings ins Stocken. Erfolgversprechender entwickeln sich Planungen, in Leipzig und Dresden je ein Museum für moderne Kunst zu gründen. Die schon 1987 an gedachte "Galerie für zeitgenössische Kunst" in Leipzig wird vom Kulturkreis im Bundesverband der Deutschen Industrie sowohl mit Kunstwerken (im Gesamtwert von 3 Mill. DM). als auch mit einer Spendenaktion sowie einer eigenen

1 2

Vgl. hierzu die Fallbeispiele dieses Gutachtens. Vgl. Schreiber, S., (1992), Museen in Ostdeutschland: Zwischen Profilierung und Sparzwang, in: Handelsblatt, 6./7.3.1992, Nr. 47, S. S 1. 3 Vgl. Stromberg, K., (1990), Eine unwiederbringliche Chance, in: SZ, 6.11.1990.

74

Stiftung unterstützt. 1 Desgleichen sollen Stiftungsgelder, von einem Kötner Ehepaar initiiert, in Dresden den Neubau einer Kunsthalle nach den Plänen des New Yorker Malers Frank Stella finanzieren.2 Zeitgenössische Kunst aus Privatkollektionen soll in dem geplanten Gebäude einen Kontrast zum gegenüberliegenden Dresdner Zwinger setzen.

Anzahl der Museen, Sonderausstellungen und Besuche Das Institut für Museumskunde der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz führt seit 1981 jährliche schriftliche Befragungen an deutschen Museen durch. Für das Jahr 1990 veröffentlichte das Institut erstmalig eine gesamtdeutsche Besuchszahlenstatistik. Unterstützt wurde es dabei durch das Institut für Museumswesen in Ostberlin. Für die neuen Bundesländer beschränken sich die Erhebungen auf Museen. Ausstellungshäuser, die über keine eigenen Sammlungen verfügen, jedoch überwiegend nicht-kommerzielle Ausstellungen musealen Charakters zeigen, konnten noch nicht statistisch erfaßt werden. Aus den neuen Bundesländern (einschließlich Ost-Berlin) beteiligten sich 813 Museen an der Untersuchung. Um die nationale und internationale Vergleichbarkeit der Daten sicherzustellen, mußten ihre Sammlungsschwerpunkte in Anlehnung an die UNESCO-Klassifikation neu geordnet und in 9 Museumsarten zusammengefaßt (vgl. Tabelle 21) werden. 3 Die ostdeutschen Museen konnten 1990 insgesamt 23,3 Mill. Besuche verzeichnen. Dies sind 8,9 Mill. Besuche weniger als im Vorjahr. Trotz dieses großen Rückgangs der Besuchszahlen zeigen die Bürger der neuen Bundesländer immer noch ein größeres Interesse an Museumsbesuchen als die Westdeutschen.

Vgl. Crüwell, K., (1992) Bereicherung oder Konkurrenz?, in: FAZ, 30.9.92, Nr. 228, S. 35 sowie Sommerschuh, J.-U.: Bundesverband der Deutschen Industrie bringt die Moderne in den Osten, in: Art 12/92, S. 146. 2 Vgl. Sommerschuh, J.-U., {1992), Schlappe für Kleingeister, Sieg der Demokratie, in: Art, 12/92, s. 150. 3 Für eine detaillierte Darstellung vgr. Institut für Museumskunde, Heft 34, Berlin 1991, S. 19 f. 1

75

50 64 56

Schloß- und Burgmuseen

Naturkundliche Museen

Naturwissenschaftliche und technische Museen

Historische und archaologische Museen

813

16

106

100

2,0

692

16

2,5

91

13,0

0,3

7

1,0

Quelle: Institut für Museumskunde, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

23,3

3,4

2,4

42

6,9

2,7

44 1,7

2,9

34

55

4,0

7,9

6,2

3,4

61

Anzahl Mi II.

799

7,2 5,2

91 100

14,6

10,5

1 734

3,2

56 124

1,5

8,0

138

10,2

100

3,9

68

7,1

4,2

4,7 73

81

17,5

46,1

in%

11,5

12,6

304

14,7 17,2

Anzahl

Ausstellungen

in%

Besucherzahlen

342

darunter: mit Angabe d. Besucherzahl

a) Nach der seit 1987 verwendeten, der UNESCO-Klassifikation angeglichenen Einteilung.

Insgesamt

Mehrere Museen in einem Museumskomplex

Kulturgeschichtliche Spezialmuseen

8

36

Kunstmuseen

Sammalmuseen mit komplexen Bestanden

8,6 4,4

50,1

70

in%

407

Anzahl

Museen

Museen, Ausstellungen und Besuche ln den neuen Bundeslindern nach Museumsart für das Jahr 1990

Volkskunde- und Heimatmuseum

Museumsart8 l

Tabelle 21

Vergleich der Absolutzahlen zeigt, daß Volkskunde- und Heimatkundemuseen nicht nur zahlenmäßig überwiegen, sondern auch den höchsten Anteil an den Sonderausstellungen veranstaltet haben. Der Anteil an den insgesamt verzeichneten Besuchen nimmt sich mit 14,7 % im Vergleich zu der weiten Verbreitung dieser Museumsart eher bescheidenen aus: 56 % der Volkskunde- und Heimatmuseen, die entsprechende Angaben gemacht haben, hatten 1990 lediglich bis zu 5 000 Besuchen. Weitere 19% waren in der Größenklasse zwischen 5 000 und 10 000 Besuchen einzuordnen. Nur drei Museen dieser Sparte (0,9 %) konnten in diesem Jahr über 100 000 Besuche zählen. Kunstmuseen, mit einem Anteil von 8,6 % an allen Museumsarten, konnten die meisten Besuche anziehen. Rund 4 Mill. Besuche fanden anläßlich der 304 veranstalteten Sonderausstellungen oder der Dauerausstellungen statt. 18 % der Kunstmuseen verzeichneten im Jahre 1990 über 100 000 Besuche. Gemessen an der Besuchszahl (3,4 Mill.) stellten auch Museumskomplexe einen besonderen Anziehungspunkt dar: Fast die Hälfte von ihnen hatten mehr als 100 000 Besuche, ein Anteil, der von keiner anderen Museumsart erreicht wurde. Stellt man die Verteilung der westdeutschen und ostdeutschen Museen auf die einzelnen Museumsarten einander gegenüber, so erkennt man eine weitgehende Übereinstimmung der Museumsstrukturen in Ost- und Westdeutschland. Die meisten Museen sind bei den Volkskunde- und Heimatkundemuseen angesiedelt, gefolgt von kulturgeschichtlichen Spezialmuseen und Kunstmuseen. Lediglich tendenzielle Abweichungen sind erkennbar. Beispielsweise sind reine Kunstmuseen in den neuen Bundesländern (8,6 %) anteilsmäßig etwas geringer vertreten als in den alten Bundesländern (11,0 %). Betrachtet man die durchschnittliche Zahl der Ausstellungen je Museum und Jahr als Indikator für die Ausstellungsintensität der Museumsarten, so liegen Sammelmuseen mit komplexen Beständen bei 7 Ausstellungen je Museum auf Platz eins. An zweiter Stelle wären die Museumskomplexe zu nennen (5,7 Ausstellungen). ln

77

beiden Fällen handelt es sich um Museumsarten, bei denen unterschiedliche Sammelgebiete gemeinsam gezeigt werden. Die hohe Zahl der Ausstellungen je Sammalmuseum bzw. je Museumskomplex ergibt sich also aus dem vielschichtigen Angebot. Mit 4,3 Ausstellungen je Museum nehmen Kunstmuseen erst Platz drei der Rangskala ein. ln den übrigen Museumsarten wurden lediglich 1,1 bis 2,5 Ausstellungen je Museum veranstaltet. Tabelle 22 DurchschniHIIche Zahl der Ausstellungen und Besucher je Museum nach Museumsart für das Jahr 1990

Museumsart 81

Ausstellungen je Museumbl Anzahl

I

Rang

Besucher je Museum in 1 oooc) Anzahl

I

Rang

Volkskunde- und Heimatmuseum

2,0

6

10,0

9

Kunstmuseen

4,3

3

65,9

3

Schloß- und Burgmuseen

2,3

5

86,3

2

Naturkundliche Museen

1,5

7

61,0

4

Naturwissenschaftliche und technische Museen

101

9

30,1

7

Historische und archäologische Museen

2,5

4

56,9

5

Sammalmuseen mit komplexen Beständen

7,0

1

49,1

6

Kulturgeschichtliche Spezialmuseen

1,2

8

27,0

8

Mehrere Museen in einem Museumskomplex

5,7

2

212,6

1

Durchschnitt

2,1

-

33,1

-

a) b) c)

Nach der seit 1987 verwendeten, der UNESCO-Klassifikation angeglichenen Einteilung. Gemessen an der Zahl der Museen in der Grundgesamtheit Gemessen an der Zahl der Museen mit Besuchszahlenangaben.

Quelle: Institut für Museumskunde, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

78

13

24

über 4,--

nicht kostenlos, aber keine Preisangabe

I

100

-

3,5

1,9

2,3

13,9

32,7

33,4

12,2

in% der Meldungen

Quelle: Institut für Museumskunde, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

813

16

3,01 bis 4,--

Insgesamt

95

131

223

1,01 bis 2,--

2,01 bis 3,--

keine Antwort

228

83

Anzahl der Museen

499

149

Sonstige

Anzahl der Meldungen insgesamt

141

6

119

68

155

55

281

Anzahl der Museen

Schriftenreihe

Museumszeitschrift

Kataloge zu Sonderausstellung

Kataloge zu Dauerausstellung

Museumsführer

Veranstaltungskalender

Museumsprospekt

Veröffentlichungen

Eintrittspreise und VerOffentllchungen von Museen ln den neuen Bundeslindern

bis 1,--

Museumsbesuch kostenlos

Eintrittspreis in DM

Tabelle 23

I

100

29,9

28,3

1,2

23,8

13,6

31,1

11,0

56,3

in% der Meldungen

Museums komplexe, Schloß- und Burgmuseen und Kunstmuseen zogen umgerechnet auf die einzelnen Museen die meisten Besucher an. Volkskunde- und Heimatmuseen lagen bei dieser Gegenüberstellung auf dem letzten Platz der Rangskala. Derartige Gegenüberstellungen der Museumsarten lassen jedoch lediglich Aussagen über die Präferenzen der Museumsbesucher zu, ohne die Qualität der einzelnen Museen beurteilen zu können . Erst eine genauere Erforschung der Besuchermotive könnte die Ursachen offenlegen.

Eintrittspreise und Veröffentlichungen Die Eintrittspreise bewegten sich bei den meisten Museen an der unteren Grenze. Über 66% der Museen, die Angaben zu dieser Frage machten, verlangten maximal 2 DM für einen Museumsbesuch. Nur 13 Museen (ca. 2 %) erhoben Eintrittspreise von über 4 DM. ln 12 % der Museen wurde kein Eintritt erhoben. ln kleineren Museen mit einer geringeren Besucherzahl können die Einnahmen aus Kartenverkäufen teilweise die Personalkosten nicht abdecken, andere Museen bleiben aus sozialen Gesichtspunkten eintrittsfrei. 499 Museen machten darüber hinaus Angaben zu Veröffentlichungen , die eine weitere Einnahmequelle darstellen können. Mehr als ein Drittel der Museen (37,4 %) erstellte einen Katalog für Sonder- oder Dauerausstellungen (23,8% bzw. 13,6 %). Häufiger waren Museumsprospekte und -führer, die weniger aufwendig und kostenintensiv zu erstellen sind.

Beschäftigte Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände beschäftigten am 30.6.1991 etwa 5 800 Mitarbeiter in musealen Aufgabenbereichen. 1 Über die Hälfte (56,2 %) dieser Beschäftigten waren Frauen, von denen allerdings ein knappes Drittel nur einer

Die Zahl der Beschäftigten in wissenschaftlichen Museen konnte nur für die den Ländern unterstellten Museen ermittelt werden.

80

32

163

183

Museen, Sammlungen und Ausstellungenc)

Wissenschaftliche Museen

Museen, Sammlungen, AusStellungen

I

100

19,8

8,9

71,3

in%

I in%

Anzahl

l

in%

darunter: Teilzeitbeschäftigte

3 277

667

279

2 331

56,2

57,7

53,7

56,1

25,9 18,8

1 095

17,1

17,0

299

89

bei Ländern

707

bei Gemeinden und Gemeindeverbänden

Anzahl

dar.: weiblich

ln Gemeinden und Gemeindeverbänden mit 2 000 u.m. Einwohnern. Gliederungs- bzw. Funktionskennzif!er. Ohne Wissenschaftliche Museen.

5 830

1 155

520

4 155

Anzahl

Beschäftigte insgesamt

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

a) b) c)

Insgesamt

GKZ FKZb)

BeschiHigte ln Museumsbetrieben von Lindern, Gemeinden und Gemelndeverblndena) am 30. Juni 1991

Gegenstand der Untersuchung

Tabelle 24

945

248

79

618

Anzahl

I

dar. : weiblich

86,3

82,9

88,8

87,4

in%

I

Teilzeitbeschäftigung nachging. Insgesamt waren fast ein Fünftel der Museumsmitarbeiter in Teilzeitverträgen beschäftigt. Über 70 % der Beschäftigten arbeiteten in Museen, die Gemeinden bzw. Gemeindeverbänden unterstellt waren (vgl. Tabelle

24).

2.2.3 Bibliotheken und Büchereien Vor allem bei den Bibliotheken und Büchereien in den neuen Bundesländern werden die Auswirkungen der deutschen Wiedervereinigung spürbar. So ist ein Großteil der in den Betrieben und Kombinaten angesiedelten Gewerkschaftsbibliotheken geschlossen worden. Nach Angaben der Bibliotheksstatistik des Deutschen Bibliotheksinstituts 1 gab es im Jahr 1991 in den neuen Bundesländern (einschl. Ost-Berlin) ausschließlich Bibliotheken in öffentlicher Trägerschaft. Insgesamt sind 5 277 öffentliche Bibliotheken mit haupt- und nebenamtlichem Personal und 1 591 wissenschaftliche Bibliotheken in der Statistik aufgeführt. Stellt man diese Kennziffern den Bestandszahlen aus dem Jahre 1989 (16 850 öffentliche und 33 wissenschaftliche Bibliotheken) gegenüber, so wird das Ausmaß des Rückgangs im Bibliotheksbereich deutlich. Die Zahl der haupt- und nebenamtlich geleiteten öffentlichen Bibliotheken, einschließlich ihrer Zweig- und Ausleihstellen, ist in diesen zwei Jahren um mehr als 11 000 Einrichtungen gesunken. 1989 wurde nur ein kleiner Teil der wissenschaftlichen Bibliotheken in der DDR ertaßt, Fachschul- und Spezialbibliotheken waren nicht enthalten. Zieht man zur Beurteilung jedoch die Bevölkerungszahlen hinzu, zeigt sich, daß trotz zahlreicher Schließungen -die Ausstattung mit Bibliotheken in Ostdeutschland noch besser ist als in Westdeutschland. Die neuen Bundesländer, in denen rund ein Fünftel der bundesdeutschen Bevölkerung lebt, verfügten 1991 über 30 % der öffentlichen Bibliotheken, darunter 40 % der Einrichtungen mit hauptamtlichem Personal.

1

Vgl. Deutsches Bibliotheksinstitut (1992), Deutsche Bibliotheksstatistik 1991, Teil D.

82

Der Anpassungsprozeß ist indes noch nicht abgeschlossen. Nach Angaben des Deutschen Bibliotheksinstituts wurden 1991 insgesamt 106 öffentliche Bibliotheken ausschließlich mit ABM-Kräften betrieben. Die Weiterführung dieser Einrichtungen ist nach Beendigung der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen nicht gesichert. Der Rückgang der Bibliothekseinrichtungen hatte auch Einfluß auf die Bestände, die Benutzerzahlen und die Entleihungen. Die öffentlichen Bibliotheken in den neuan Bundesländern verfügten 1991 über einen Medienbestand von 41 ,6 Mi II. Büchern, Tonträgern und Spielen. Rund 1,8 Mi II. "aktive Benutzer"1 haben 49,6 Mill. Entleihungen vorgenommen. Die Personalstandsstatistik des öffentlichen Dienstes weist 5 243 Erwerbstätige in den öffentlichen Bibliotheken der neuen Bundesländer nach. Ein Vergleich der Kennziffern der öffentlichen Bibliotheken in den Jahren 1989 und 1991 verdeutlicht, daß der Rückgang der Bibliothekseinrichtungen in den neuen Bundesländern differenziert gesehen werden muß. Obwohl die Zahl der Einrichtungen auf ein Drittel gesunken ist, sind die Bestände nur auf zwei Drittel zurückgegangen. Im Zuge der Ausdünnung des Bibliotheksnetzes haben sich auch die Benutzerzahlen auf 40 % reduziert. Das Interesse der verbliebenen Leser hat sich vergrößert: Die Zahl der Entleihungen ist knapp auf die Hälfte gesunken. Der Personalbestand hat sich um 30 % verringert. Der Nachholbedarf der ostdeutschen Bibliotheken spiegelt sich in der Ausgabenstruktur wider. Während in Westdeutschland die Ausgaben für Erwerbungen bei den öffentlichen Bibliotheken nur 14,4% der Gesamtausgaben ausmachen, entfällt in Ostdeutschland ein Anteil von 30,8 % auf die Erwerbungsausgaben. Bei den wissenschaftlichen Bibliotheken, die einen großen Nachholbedarf vor allem auf den Gebieten Recht, Wirtschaft, Geschichte und Pädagogik haben, ist der Anteil der

1



Aktiver Benutzer ist jeder, der im Berichtsjahr in der Bibliothek registriert war und mindestens eine Entleihung im Berichtsjahr vorgenommen hat. - Vgf. Deutsches Bibliotheksinstitut (1992), Deutsche Bibliotheksstatistik 1991 , Erläuterungen S. 209.

83

Ausgaben, der für die Aktualisierung der Bestände verwendet wird, mit 59,3 % noch höher (wissenschaftliche Bibliotheken in Westdeutschland 38,5 %). Bei dieser Aufgabe erhalten die Bibliotheken in den neuen Bundesländern aus Westdeutschland tatkräftige Unterstützung. Die Stiftung Lesen hat 1990 eine Hilfsaktion für die ostdeutschen Bibliotheken ins Leben gerufen. Rund eine Million Bücher wurden seitdem bereit gestellt. Nach Auskunft der Stiftung Lesen "konnte dadurch in den letzten zwei Jahren weit über 1 000 öffentlichen Biblitheken geholfen werden. Für viele kleinere Bibliotheken hätten die 100- 1 000 über die Stiftung beschafften Titel das Überleben gesichert, durch die attraktiveren Bücher stiegen die Leserzahlen, ABM-Stellen wurden nachträglich bewilligt." 1 Tabelle 25 Kennzeichen der öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken ln den neuen Bundeslindern 1991 Gegenstand der Nachweisung

Einheit

Anzahl

Anzahl

5 277

darunter: mit hauptamtl. Personal Medienbestand

Anzahl Mi II.

1 972 41,6

Öffentliche Bibliotheken

Wissenschaftliche Bibliotheken 8 l 1 591



48,6

Entleihungen

Mill.

49,6

8,9

Aktive Benutzer

Mi II.

1,8

0,4

Ausgaben:

Mill. DM

223,6

177,0

darunter: für Erwerbungen Beschaftigteb)c)

Mill. DM Anzahl

68,8 5 243

105,0 1 475

a) b) c)

Wissenschaftliche Bibliotheken in der Abgrenzung des Deutschen Bibliotheksinstituts, einschl. Universitäts- und sonstigen Hochschulbibliotheken. Personal der Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände in den neuen Bundesländern am 30. Juni 1991. Angaben für wissenschaftliche Bibliotheken und Archive, wie sie in den staatlichen Haushalten unter der Kennziffer 163 abgegrenzt werden. Für die kommunalen Haushalte (Kennziffer 311) lagen keine Angaben vor.

Quelle: Deutsches Bibliotheksinstitut, Deutsche Bibliotheksstatistik 1991 ; Statistisches Bundesamt.

1

Vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Hrsg.), (1992), Und die Regierung?, in: Börsenblatt Nr. 92 vom 17.11 .1992

84

2.2.4 Erwachsenenbildung (Volkshochschulen, sonstige Weiterbildungseinrichtungen, z.B. Musikschulen) Volkshochschulen Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten hat im Zusammenhang mit dem völligen Wegbrechen der Absatzmärkte in Osteuropa einen tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturwandel in der ehemaligen DDR ausgelöst. Bei dem Versuch ein marktwirtschaftlich orientiertes Wirtschaftssystem aufzubauen und der Massenarbeitslosigkeit entgegenzuwirken, spielen arbeitsmarktpolitische Instrumente der Bundesanstalt für Arbeit, insbesondere die berufliche Weiterbildung, eine große Rolle. Da sich die vorliegende Studie mit der Entwicklung der kulturellen Einrichtungen in den neuen Bundesländern befaßt, werden in diesem Zusammenhang ausschließlich die Volkshochschulen betrachtet. Eine Darstellung der anderen Weiterbildungseinrichtungen, wie Abendschulen, Qualifizierungs- und Beschäftigungsgesellschaften, würde den Rahmen dieser Untersuchung übersteigen. Das Aufgabenfeld der Volkshochschulen hat sich seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten erheblich erweitert. Zusätzlich zur beruflichen Weiterbildung müssen die Volkshochschulen jetzt auch das Gebiet der kulturellen Bildung und Betätigung, zu dem z.B. Kurse und Lehrgänge zu den Themen Literatur/Theater, Kunst- und Kulturgeschichte, Bildende Kunst, Musik und künstlerisches bzw. handwerkliches Gestalten gehören, abdecken. Die Kulturhäuser, in denen die DDR-Bürger bisher die Möglichkeit hatten, selbst künstlerisch aktiv zu sein, sind, wie eine Studie über Brandenburg zeigt, zum großen Teil geschlossen worden. Nach Auskunft des Deutschen Volkshochschul-Verbandes gab es im Jahr 1991 in den neuen Bundesländern 217 Volkshochschulen (einschl. 11 Volkshochschulen in

85

den Stadtbezirken von Ost-Berlin). 1 Bei der jährlichen Befragung der Mitgliedseinrichtungen des Deutschen Volkshochschulverbandes konnten 168 der 206 Einrichtungen in den neuen Bundesländern einbezogen werden. Die Mehrzahl der befragten Volkshochschulen befand sich in kommunaler Trägerschaft 11 ,3% wurden von den Gemeinden, 86,9 % von den Kreisen getragen. ln den 168 Volkshochschulen, die über 210 Außenstellen verfügten, wurden 1991 rund 21 480 Kurse mit insgesamt 1,0 Mill. Unterrichtsstunden durchgeführt. Über 279 200 Zuhörer kamen zu den Veranstaltungen, die die unterschiedlichsten Themengebiete behandelten. Im Vergleich zum Weiterbildungsangebot in den alten Bundesländern waren die Kursangebote in den neuen Bundesländern verstärkt auf berufsbezogene Stoffe ausgerichtet. Auf Sprachen, Verwaltung/kaufmännische Praxis, Mathematik/Naturwissenschaft/Technik und Vorbereitung auf Schulabschlüsse entfielen insgesamt 81,3 % der Kursveranstaltungen. 79,1 % der Zuhörer zeigten sich an diesen Kursen interessiert. Demgegenüber waren Angebot und Nachfrage der Stoffgebiete Kunst und künstlerisches/handwerkliches Gestalten nachgeordnet (vgl. Tab. 26). ln diesem Zusammenhang fällt auch die unterschiedliche Altersstruktur der Zuhörer in den neuen und alten Bundesländern auf. 81 ,8 % der Kursbesucher in den neuen Bundesländern waren zwischen 18 und 49 Jahren alt, 9,9 % älter als 50 Jahre. ln den alten Bundesländern gehörten 77,2 % und 17,4 % der Zuhörer diesen Altersgruppen an. 13,9% (1 0,0 %) der Kurse in den neuen (alten) Bundesländern wurden für spezielle Adressatengruppen durchgeführt, darunter die Hälfte für Arbeitslose. Über 1 750 Kurse führten die Volkshochschulen in Zusammenarbeit mit anderen Weiterbildungseinrichtungen durch, davon 1 310 Kurse in Zusammenarbeit mit den Arbeits1

Die statistischen Angaben beziehen sich im folgenden nur auf die Volkshochschulen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Einrichtungen in Ost-Berlin sind in der Summe für das Land Berlin enthalten.

86

ämtern. 18 450 Personen nahmen an diesen Veranstaltungen teil, darunter 10 660 an den Gruppenmaßnahmen und der individuellen Förderung, die die Volkshochschulen im Auftrag der Arbeitsämter durchführten. Tabelle 26 Kennzeichen der Volkshochschulen ln den neuen und alten Bundeslindern Im Jahre 1991 in den neuen Bundesländern Absolutwerte

I

in%

in den alten Bundesländern Absolutwerte

I

in%

Gegenstand der Nachweisung

Einheit

Volkshochschulen•) Außenstellen

Anzahl Anzahl

dar.: Berufsbezogene B\ldungbl Kulturelle Bildungc

Kursveransta~ungen

1 000 1 000 1 000

21,5 17,5 1,7

100 81,3 8,0

427,7 185,9 91,4

100 43,5 21,4

Unterrichtsstunden dar. : Berufsbezogene Bildungbl Kulturelle Bildung 0

1 000 1 000 1 000

1 003,8 891,7 26,3

100 88,8 2,6

13 540,6 8 084,1 1 889,3

100 59,7 13,9

Belegungen dar.: Berufsbezogene Bildungbl Kulturelle Bildung 0

1 000 1 000 1 000

279,2 220,9 105,5

100 79,1 6,5

5 680,7 2 393,4 1 088,6

100 42,1 19,2

206 210

-

862 4 022

-

Studienfahnendl dar.: Kulturelle Bildung•)

Anzahl Anzahl

205 167

100 81,5

10 281 8 575

100 83,4

Teilnehmer dar.: Kulturelle Bildung•)

Anzahl Anzahl

4 522 3 708

100 82,0

320 164 279 311

100 87,2

-

Studlenrelsendl

Anzahl

69

Teilnehmer

Anzahl

2 594

-

75 326

Einzelveransta~ungen

dar.: Berufsbezogene Bildungbl Kulturelle Blldungc

Anzahl Anzahl Anzahl

1 281 207 225

100 16,2 17,6

78 114 12182 16 287

Teilnehmer dar.: Berufsbezogene Bildungbl Kulturelle Bildung 0

1 000 1 000 1 000

28,1 5,4 5,1

100 19,1 18,2

2 653

3 044,8 283,3 613,2

100 15,6 20,9 100 9,3 20,1

a) Zahl der Mitgliedseinrichtungen in den neuen und alten Bundesländern. Die anderen Angaben beziehen sich nur auf diejenigen Einrichtungen, die sich an der Befragung beteiligt haben (168 Volkshochschulen in den neuen Bundesländern, 856 in den a~en Bundesländern). b) Zum Begriff berufsbezogene Bildung gehören die Bereiche Mathematik/Naturwissenschaft/Technik, Verwaltung/kaufmännische Praxis, Sprachen und Vorbereitung auf Schulabschlüsse. c) Zum Begriff kulturelle Bildung zählen die Bereiche Kunst und künstlerisches/handwerkliches Gestalten. d) Studienfahrten sind eintägige Vorhaben ohne Übernachtung. Studienreisen schließen mindestens eine Übernachtung ein. e) Dazu zählen Theater- und Konzertfahrten, Museums- und Ausstellungsfahrten und kunstgeschichtliehe Fahrten. Quelle:

Statistische Mitteilungen des Deutschen Volkshochschui-Verbandes, Arbeitsjahr 1991 ; Berechnungen des lfo Instituts.

87

Neben diesen regelmäßig stattfindenden Kursen wurden 1991 in den neuen Bundesländern zusätzlich 1 281 Einzelveranstaltungen und Vortragsreihen mit 28 140 Zuhörern, 205 eintägige Studienfahrten und 69 mehrtägige Studienreisen mit insgesamt 7 120 Teilnehmern durchgeführt. Die Volkshochschulen in den neuen Bundesländern beschäftigten im Jahr 1991 insgesamt 1 041 hauptberufliche Mitarbeiter, davon 168 Mitarbeiter in Leitungsfunktion, 531 Personen im pädagogischen Bereich und 342 Mitarbeiter in der Verwaltung. Daneben waren 8 865 freie Mitarbeiter als Leiter von Kursen, Lehrgängen und anderen Veranstaltungen tätig. Von den hauptberuflichen pädagogischen Kräften wurden 341 Personen (64,2 %) aus Eigenmitteln, d.h. aus kommunalen Zuschüssen, Zuschüssen des Landes oder Eigeneinnahmen finanziert, die restlichen 190 pädagogischen Mitarbeiter (35,8 %) wurden aus Fremdmitteln, d.h. im wesentlichen aus Sonderzuschüssen von Bundesmitteln bei Maßnahmen der Arbeitsverwaltung bezahlt. ln den alten Bundesländern werden 56,1 % der pädagogischen Arbeitskräfte aus Eigenmitteln finanziert. Der Unterschied ist darauf zurückzuführen, daß in einigen neuen Bundesländern das Land - zunächst- die Finanzierung der pädagogischen hauptberuflichen Kräfte übernommen hat. So werden z.B. in Mecklenburg-Vorpommern 88,1 % der pädagogischen Mitarbeiter aus Eigenmitteln bezahlt, ein Prozentsatz, der in keinem anderen Flächenstaat erreicht wird. ln der früheren DDR waren die Volkshochschulen vor allem für das Nachholen von Schulabschlüssen über den zweiten Bildungsweg zuständig. Dementsprechend groß war die Anzahl der in den Volkshochschulen beschäftigten Lehrer. Dies zeigt sich auch heute noch in der Personalstruktur: Von den freien Mitarbeitern, die Kurse oder Lehrgänge leiteten, waren 62,0 % Lehrer (alte Bundesländer: 22,9 %). Knapp drei Viertel von ihnen übten ihren Lehrberuf aus. Aus dieser Personalstruktur ergaben sich jedoch auch Probleme. ln einigen Bundesländern sind die Weitarbildungseinrichtungen von den Volkshochschulen getrennt worden. ln der Folge ist

88

das Personal der früheren Volkshochschulen in diese Abendschulen oder ähnliche Einrichtungen abgewandert. 1991 verfügten die Volkshochschulen in den neuen Bundesländern über Einnahmen in Höhe von 45,8 Mill. DM, die sich zu 40,3 % aus Eigeneinnahmen und zu 59,7% aus Zuschüssen zusammensetzten. Die Kreise trugen -entsprechend der Trägerstruktur- mit 28,7% den größten Anteil unter den Zuschußgebern zur Finanzierung der Volkshochschulen bei. Der Anteil der Länder dürfte mehr als die ausgewiesenen 16,4 % betragen, da vor allem die Personalzuschüsse der Länder nicht von allen Volkshochschulen in Erfahrung gebracht werden konnten.

Tabelle 27

Ausgaben, Einnahmen und Personalbestand der Volkshochschulen Im Jahr 1991 in den neuen Bundesländern Gegenstand der Nachweisung

Einheit

Einnahmen dar.: Zuschüsse8 ) Eigeneinnahmen dar. Teilnehmergebühren

MiII. Mi II. Mi II. Mi II.

DM DM DM DM

Ausgaben dar.: Personalausgabenb)

Mi II. DM MiII. DM

I

in den alten Bundesländern

in%

Absolutwerte

45,8 27,3 18,5 16,5

100 59,7 40,3 36,0

1 180,8 743,0 437,8 373,2

44,9 33,0

100 73,5

1 195,8 917,1

Absolutwerte

I

in% 100 62,9 37,1 31,6 100 76,7

Personalbestand VHS-Leitere) Hauptberuf!. pädagog. Mitarbeiter Hauptberuf!. Mitarbeiter in der Verwaltung Freie Mitarbeiter (Kursleiter)

Anzahl Anzahl

168 531

856 3 513

Anzahl Anzahl

342 8 865

3 471 158 049

a) Die Zuschüsse in den neuen Bundesländern dürften etwas höher ausgefallen sein. da nicht alle VHS Angaben zu den Personalzuschüssen der Länder machen konnten. b) Die Angaben sind für die neuen Bundesländer zu niedrig, da einige VHS keine Angaben zu den Kosten des hauptberuflichen pädagogischen Personals machen konnten. Die Kosten sind mindestens um 30 % höher. c) Haupt- und nebenberuflich Quelle:

Statistische Mitteilungen des Deutschen Volkshochschui-Verbandes, Arbeitsjahr 1991 ; Berechnungen des ifo Instituts.

89

Die Ausgaben, insgesamt 44,9 Mill. DM wurden zum größten Teil durch Personalausgaben verursacht. 46,6 % entfielen auf hauptberufliche Mitarbeiter, 1 0,3 % auf nebenberufliche Leiter und 26,6 % auf Honorare und Reisekosten für Kursleiter und Referenten.

Musikschulen Der Verband deutscher Musikschulen konnte am 1. April 1992 154 Musikschulen aus den neuen Bundesländern2 unter seinen Mitgliedern verzeichnen. Diese Musikschulen befanden sich fast ausschließlich in kommunaler Trägerschaft, nur zwei Musikschulen hatten einen eingetragenen Verein als Rechtsträger. ln den Musikschulen der neuen Bundesländer wurden zu Beginn des Jahres 1991 rund 65 100 Schüler in den unterschiedlichsten Fächern unterrichtet. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß Schüler, die in mehreren Fächern ausgebildet werden, auch mehrfach gezählt werden. Die Hälfte der Schüler nahm am Unterricht in den instrumentalen und vokalen Hauptfächern teil. Knapp ein Drittel der Schüler zeigte sich an den Ensemble- und Ergänzungsfächern interessiert. Schließt man die Mehrfachzählungen aus, so wurden 46 200 Schüler verschiedener Altersgruppen an den Musikschulen in den neuen Bundesländern unterrichtet. 93 % der Schüler waren jünger als 18 Jahre. Stellt man diese Ergebnisse den Zahlenangaben aus dem Jahre 19893 gegenüber, so zeigt sich, daß die Zahl der Schüler um 8 900 Personen gesunken ist. Auch die Zahl der Einrichtungen hat sich - quantitativ gesehen - verringert. Allerdings sind

1

Diese Angaben sind zu niedrig, da 24 von den ausgewerteten Volkshochschulen mit ca. 23 % des Personals keine Angaben zu den Personalkosten machen konnten. ln vielen dieser Falle wird Personal kostenmäßig an anderer Stelle verwaltet, z.B. bei den jeweiligen Landern. Die Kosten sind in der Summe für alle neuen Bundesländer um mindestens 30 % höher. - Vgl. Statistische Mitteilungen des DW, Arbeitsjahr 1991, S. 22. 2 Vgl. Verband deutscher Musikschulen (Hrsg.), Statistischer Jahresbericht 1991 . Die Angaben beziehen sich auf die fünf neuen Bundesländer ohne Ost·Berlin. 3 ln der ehemaligen DDR gab es im Jahre 1989 104 Musikunterrichtskabinette und 112 Musikschulen mit insgesamt 55 110 Schülern.

90

bisher rund zwei Fünftel der Musikunterrichtskabinette in Musikschulen umgewandelt worden, womit auch eine qualitative Verbesserung des Angebots verbunden sein dürfte. Die unveränderte Zahl der Beschäftigten im Musikschulbereich weist ebenfalls in diese Richtung. Die Aufgaben einer Musikschule liegen nicht nur in der musikalischen Grundausbildung und der Heranbildung des Nachwuchses für das Laien- und Liebhabermusizieren, sondern auch in der Begabtenauslese, der Begabtenförderung und der Vorbereitung auf ein Berufsstudium. 71 Musikschulen in den neuen Bundesländern sind dieser zuletzt genannten Aufgabe nachgekommen. Knapp 800 Schüler wurden in rund 2 000 Wochenstunden auf ein Musikstudium vorbereitet. Die Veranstaltungen der Musikschulen sind auf großes Interesse in der Öffentlichkeit gestoßen. Knapp 500 000 Zuhörer besuchten die 5 800 Aufführungen der Musikschulen. Bei mehr als 2 100 fremden Veranstaltungen trugen die Orchester und Ensembles der Musikschulen zur musikalischen Umrahmung bei. Zu Beginn des Jahres 1991 waren knapp 3 100 Personen mit pädagogischer Funktion an den Musikschulen in den neuen Bundesländern beschäftigt, die Hälfte von ihnen als hauptberufliche Lehrer, Schulleiter und deren Stellvertreter. Das Einkommensniveau der Lehrkräfte in den neuen Bundesländern war gering: Mehr als 90 % der hauptberuflichen Lehrkräfte wurden nach den unter BAT VII liegenden Vergütungsgruppen des Bundesangestelltentarifvertrags vergütet. Auch die nebenberuflichen Lehrkräfte, von denen knapp die Hälfte nach BAT bezahlt wurde, waren in diesen Vergütungsstufen eingruppiert. Die Mehrzahl der nicht nach BAT-Richtlinien bezahlten nebenberuflichen Lehrkräfte war ebenfalls in den unteren Vergütungsgruppen zu finden. Zwei Drittel dieser Lehrer erhielten eine Vergütung bis zu 60 DM je Unterrichtsstunde, bei knapp einem Viertellag die Vergütung zwischen 61 DM und 80 DM.

91

Die Gebühren für den Musikschulunterricht waren dem geringen Einkommensniveau in den neuen Bundesländern angeglichen. Die Jahresgebühren lagen zwischen 80 DM für Früherziehung und 495 DM für Einzelunterricht. Die Unterrichtsgebühren in den westdeutschen Musikschulen waren -je nach Art der Ausbildung doppelt bis dreimal so hoch. Angaben zur Finanzierung der Musikschulen in den neuen Bundesländern liegen noch nicht vor, da diese Angaben zuletzt im Jahr 1990 erhoben wurden. Aufgrund der Währungsumstellung und der Anpassung der Haushaltssystematik können die Werte aus diesem Jahr für die ostdeutschen Musikschulen nicht verwendet werden. 2.2.5 Sonstige Kunst- und Kulturpflege (z.B. Stadttellkulturarbelt, Heimatund Brauchtumspflege) Der Bereich der sonstigen Kunst- und Kulturpflege ist wohl neben den Bibliotheken der Kulturbereich, der am stärksten von den Auswirkungen der deutschen Wiedervereinigung betroffen ist. ln diesem Zusammenhang sind besonders die Kultur- und Klubhäuser sowie die Jugendklubeinrichtungen zu nennen. Diese Einrichtungen sehen sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert. lnfolge des politischen und gesellschaftlichen Wandels in den neuen Bundesländern entfällt ein Teil der bisherigen Aufgabenstellung der Kulturhäuser, wie z.B. die erzieherische, politisch-kulturelle Funktion und die Festveranstaltungen zu bestimmten gesellschaftlichen Höhepunkten. Zudem ist noch nicht absehbar, in welche Richtung sich die kulturellen Bedürfnisse der neuen Bundesbürger entwickeln. So ist z.B. unklar, ob und in welcher Form die bisherigen Zirkel des künstlerischen und kulturellen Volksschaffens ihre Arbeit fortsetzen und dafür die Räumlichkeiten der Kulturhäuser benötigen. Neben der inhaltlichen Neuorientierung ist die Frage der Finanzierung ein weiterer wichtiger Punkt. Aus dem politischen und gesellschaftlichen Wandel in den neuen Bundesländern resultiert auch eine Änderung in der bisherigen Trägerstruktur, die sich aus Kommunen, Gewerkschaften, Betrieben und gesellschaftlichen Massen-

92

organisationen zusammensetzte. ln Zukunft werden Kommunen, Kreise und Vereine für die Finanzierung dieser Einrichtungen verantwortlich sein. Bei der Beurteilung der Schließung von Kulturhäusern darf man die Bedeutung und Aufgabenstellung dieser Einrichtungen, die sie vor der Wende inne hatten, nicht vergessen. Ein gutes Beispiel dafür bietet das - weiter bestehende - Kulturhaus in Kruge-Gersdorf, das über einen Saal, eine Gemeindebibliothek und mehrere Klubräume verfügt. Es besitzt eine Mindestkapazität von 460 Plätzen. ln der Gemeinde Kruge-Gersdorf leben 462 Einwohner. Obwohl dieses Kulturhaus als Kulturhaus eines Gemeindeverbandes diente, bestanden schon in den achtziger Jahren Auslastungsprobleme. 1 Eine genaue Aufstellung, wieviele und welche Kulturhäuser in der ehemaligen DDR geschlossen wurden, wieviele dieser Einrichtungen weitergeführt werden und wie sich ihr Angebot gewandelt hat, liegt nicht vor. Die einzigen Untersuchungen, die zu diesem Problemkreis durchgeführt wurden, sind das Forschungsprojekt "Kulturhäuser in Brandenburg" von Bernd Wagner von der Kulturpolitischen Gesellschaft und eine Studie von Themas Strittmatter vom Zentrum für Kulturforschung zur "Entwicklung der kulturellen Infrastruktur im Land Brandenburg".2 Das Zentrum für Kulturforschung hat 184 Kulturhäuser in Brandenburg erfaßt. Im Jahre 1991 existierten davon noch 106 Einrichtungen, 69 Kulturhäuser waren geschlossen, zu 9 Häusern lagen keine Angaben vor. Besonders ausgeprägt war der Rückgang bei den betrieblichen Kulturhäusern. Von ursprünglich 66 Gewerkschaftskulturhäusern hatten im Jahr 1991 noch 24 geöffnet, 37 Einrichtungen standen für kulturelle Aufgaben nicht mehr zur Verfügung, zu 5 Häusern lagen keine Angaben vor. Ein Viertel der geöffneten Gewerkschaftskulturhäuser wurde von der Deutschen Reichsbahn getragen.

1

Vgl. Strittmatter, T. (1992), Entwicklung der kulturellen Infrastruktur im Land Brandenburg, S.

2

Vgl. Wagner, B. (1992), Kulturhauser in Brandenburg, Zwischenbericht; und Strittmatter, T. (1992), Entwicklung der kulturellen Infrastruktur im Land Brandenburg.

65.

93

Die Schließung von Gewerkschaftskulturhäusern stellt in vielen Kommunen ein besonderes Problem dar. Anders als Betriebsbibliotheken, die als Ergänzung der staatlichen Allgemeinbibliotheken vor allem für die Betriebsangehörigen dienten, waren die Gewerkschaftskulturhäuser in vielen kleineren Kommunen oft die einzige derartige Einrichtung. Auf Empfehlung des Deutschen Kulturrates hat die Treuhandanstalt dieser Tatsache Rechnung getragen, indem die Kommunen unter bestimmten Umständen einen Antrag auf die Übertragung kultureller Einrichtungen der Betriebe in kommunales Eigentum stellen können. 1 Nach den Ergebnissen des Zentrums für Kulturforschung sind bis jetzt nur bei 9 Gewerkschaftskulturhäusern Übernahmeanträge durch die Kommunen gestellt worden. Auch eine Trägerschaft durch Vereine oder Initiativen spielt bisher nur eine kleine Rolle. ln der Untersuchung des Zentrums für Kulturforschung wird über 4 Kulturhäuser berichtet, bei denen freie Träger die Rechtsträgerschaft übernommen haben. Daneben wird eine Stadthalle in der Rechtsform einer GmbH betrieben, und zwei Einrichtungen haben mit einem privaten Träger ihre Arbeit fortgesetzt. Die anderen Häuser in privater Rechtsträgerschaft werden größtenteils als Gastronomiebetrieb oder Diskothek genutzt und zählen daher nicht mehr zu den Kulturhäusern. Die Bestandsaufnahme der Kulturpolitischen Gesellschaft gelangt zum gleichen Ergebnis. Im folgenden werden nur noch zusätzliche Aspekte, die in dieser Untersuchung aufgezeigt wurden, dargestellt. Von den 150 Kulturhäusern, die die Kulturpolitische Gesellschaft angeschrieben hat, waren am 1. Februar 1992 40 Einrichtungen geschlossen, 6 nach eigenen Aussagen nie ein Kulturhaus, 8 kommerzielle Einrichtungen ohne kulturelle Nutzung, 2 privatisiert und in ihrer weiteren Nutzung unklar und 6 Jugendklubs mit Angeboten für Kinder und Jugendliche. Da eine Adresse nicht verifiziert werden

1

Vgl. dazu Stiftung Lesen und Deutscher Kulturrat, (1992), Strukturwandel oder Substanzverlust?, Die kulturelle Infrastruktur in den fünf neuen Bundesländern, S. 70 ff.

94

konnte, ist nach ersten Ergebnissen der Untersuchung der Kulturpolitischen Gesellschaft davon auszugehen, daß zu Beginn des Jahres 1992 insgesamt 87 Kulturhäuser in Brandenburg bestanden, die "der allgemeinen Definition von altersübergreifenden Einrichtungen mit allgemeinen kulturellen und künstlerischen Angeboten sowie Möglichkeiten zur kulturellen Eigenaktivität entsprechen". Nach den Angaben von insgesamt 75 Kulturhäusern, die diese Frage beantwortet haben, waren 261 feste Mitarbeiter und 117 ABM-Kräfte dort beschäftigt. Im Vergleich zu früher ist die Beschäftigtenzahl auf die Hälfte gesunken. Die ABM-Kräfte dienen in der Regel zur Verstärkung des fest angestellten Personals, nur wenige Kulturhäuser werden ausschließlich mit ABM-Kräften betrieben. Die bauliche Substanz der meisten Kulturhäuser wird in den nächsten Jahren zahlreiche, oft teure Renovierungsarbeiten notwendig machen. 42,1 % der als Kulturhaus dienenden Gebäude sind vor dem zweiten Weltkrieg gebaut worden, weitere 27,6 % stammen aus der Zeit vor der Jahrhundertwende. Die Ausstattung und Größe der noch existierenden Kulturhäuser ist sehr unterschiedlich. Zwei Fünftel von ihnen verfügen über einen großen (mehr als 100 Sitzplätze) und einen kleinen (zwischen 50 und 100 Plätze) Saal sowie über bis zu 10 kleinere Nebenräume, die für Zirkel- oder Klubtreffen gedacht waren. Knapp ein Drittel der Kulturhäuser kann für Veranstaltungen einen großen Saal und bis zu 5 kleinere Räume bereithalten. 63 der insgesamt 76 Kulturhäuser, die die Frage zur Ausstattung beantworteten, verfügen über eine Beschallungsanlage, 47 über eine Theaterbühne, 31 über Filmvorführgeräte. 32 Kulturhäuser können einen Musikinstrumentenfundus und 20 eine Bibliothek für ihre Besucher anbieten. Auch wenn die Schließungen in manchen Regionen als gerechtfertigt erscheinen, darf nicht vergessen werden, daß sich nach dem Wegfall eines Teils der bisherigen Aufgabenstellung für die Kulturhäuser neue Tätigkeitsfelder eröffnen. Neben der Bereitstellung von Auftrittsmöglichkeiten für einheimische Künstler können sie einen Beitrag zur Identitätsstabilisierung der Bürger in den neuen Bundesländern leisten.

95

Zudem muß man sich die Situation in vielen Städten Westdeutschlands vor Augen halten. Initiativen, Vereine und freie Gruppen bemühen sich hier schon seit vielen Jahren Räumlichkeiten für ihre Aktivitäten zu bekommen. ln den neuen Bundesländern wären die infrastrukturellen Grundlagen dafür (noch) vorhanden. Die Zahl der Vereine, Initiativen und Projekte, die im Kunst- und Kulturbereich in den neuen Bundesländern ihre Aktivitäten entfalten, ist nicht zu überschauen. Besonders in der Zeit direkt nach der Wende wurden eine Vielzahl von "Verlagen, Kneipen, Gates, Off-Theater und auch soziokulturellen Zentren, Kunst- und Kulturfabriken" gegründet. 1 Eine etwas genauere Übersicht liegt für die Kulturszene OstBerlins vor. Im September 1992 gab es dort rund 400 neue freie Projekte, in denen insgesamt 3 000 ABM-Kräfte beschäftigt waren. Weitere 1 500 bis 2 000 ABM-Mitarbeiter waren in "Umwelt- und kulturellen Randbereichen" tätig. Sachmittelzuschüsse, die an die bewilligten ABM-Stellen gebunden waren, wurden zuerst durch die Arbeitsämter, seit Dezember 1991 durch das arbeitsmarktpolitische Rahmenprogramm des Senats bereitgestellt. Das Weiterbestehen dieser Projekte ist jedoch äußerst unsicher. Nach Aussage des Autors der hier vorgestellten Studie sind "ca. zwei Drittel aller kulturellen Träger existentiell gefährdet, da nun die ausschließliche Finanzierung über ABM zum Verhängnis wird". Aufgrund veränderter Kriterien bei der Vergabe von ABM-Mitteln werden viele dieser Stellen nicht verlängert werden, was auch ein Ausbleiben der Sachmittelzuschüsse zur Folge hat. Die Jugendklubs stellten einen weiteren festen Bestandteil der kulturellen Infrastruktur in der DDR dar. Die Beschreibung ihrer Entwicklung beschränkt sich aufgrund der Datenlage wie bei den Kulturhäusern auf das Beispiel Brandenburg. 2 Eine Untersuchung der Jugendklubs und Jugendklubhäuser in Brandenburg von Themas

Vgl. Büchner, M. (1992), Soziokultur in Ostdeutschland, in: Kulturpolitische Mitteilungen, Nr. 58 111/1992, s. 20 ff. 2 Hier wurde wiederum auf die Untersuchung von Thomas Strittmatter vom Zentrum für Kulturforschung 'Entwicklung der kulturellen Infrastruktur im Land Brandenburg• zurückgegriffen. 1

96

Strittmatter hat ergeben, daß im Jahre 1991 von 196 gemeldeten Einrichtungen 101 (51,5 %) nicht mehr existierten.1 Qualitative Aussagen darüber sind jedoch mit Vorbehalten verbunden, da die Jugendklubs zum Teil nur ehrenamtlich geleitet wurden und sehr große Unterschiede in der Ausstattung aufwiesen. Auch das Aufgabengebiet der noch existierenden Jugendklubhäuser und Jugendklubs hat sich infolge des politischen und gesellschaftlichen Wandels in den neuen Bundesländern geändert. Der größte Teil von ihnen ist mittlerweile den Jugendämtern unterstellt worden und "widmet sich zunehmend der offenen Jugendsozialarbeit".2 Das Deutsche Institut für Urbanistik hat im Rahmen des Forschungsprojekts "Stadtteilkultureinrichtungen in Ost und West" mehrere Befragungen bei Besuchern von Jugendklubs in Cottbus und Leipzig durchgeführt. Erste Umfrageergebnisse zeigen, daß Jugendklubs einen "hohen Stellenwert" für die Jugendlichen haben und als "Kristallisationskerne einer eigenen Kultur" dienen. Diese "ldentitätsstabilisierung" erscheint angesichts der durch die gesellschaftliche Umbruchsituation in Ostdeutschland hervorgerufenen Agressionen und Spannungen als sehr wichtig. 3

2.2.6 Denkmalschutz Herausforderungen und Probleme in den neuen Bundesländern Jenseits der zu Präsentationszwecken vom SED-Regime erhaltenen Prachtstraßen und Vorzeigeobjekten führte eine Reihe von Denkmälern zu DDR-Zeiten ein Aschenputteldasein. Das Interesse des Staates konzentrierte sich aufgrund fehlen-

1

Nach dem starken Rückgang der Jugendzentren/-clubs bis 1991 hat sich die Lage anscheinend auf niedrigerem Niveau stabilisiert. - Vgl. Stiftung Lesen, Deutscher Kulturrat (Hrsg.), (1993}, Kultur im Übergang - Wohin?, S. 15. 2 Strittmatter, T. (1992), Entwicklung der kulturellen Infrastruktur im Land Brandenburg, S. 72. 3 Vgl. Göschel, A. und K. Mittag (1992) , Stadtteilkultureinrichtungen in Ost und West, in: Bundesforschungsanstalt für Landeskunde und Raumordnung (Hrsg.), Informationen zur Raumentwicklung, Kulturelle Infrastruktur, Heft 1.1992, S. 19. 7 Scholz/Waldkircher-Heyne

97

der Mittel vor allem auf die Wiederherstellung von Denkmälern mit internationaler Bedeutung. Wertvollen Bausubstanzen aus den neuen Bundesländern droht heute ohne schnell greifende Sanierungsmaßnahmen der Verfall. Auf der anderen Seite wurden durch die fehlenden Gelder auch Fehler verhindert, wie sie teilweise in der alten Bundesrepublik begangen wurden: Nicht nur Mangel an Geld, sondern auch falsch eingesetzte Mittel haben dem Denkmalschutz geschadet. 1 Beispielsweise könnten viele historische Stadtkerne, deren Bausubstanz weitgehend intakt geblieben ist, erhalten werden: Ursprünglich wurden 180 ostdeutsche Städte als schützenswert bezeichnet. 2 Diese Zahl stieg nach einer Neubewertungsaktion durch die Landesdenkmalämter noch weiter an. 3 Eine Reihe von Denkmalschutzprogrammen soll dabei monetäre Hilfestellung leisten. "Lebenden" Kulturensembles (z.B. Theater, Orchester) wurde allerdings in der Förderung der Vorrang eingeräumt. 4 Parallel zu den Fördermaßnahmen der öffentlichen Hand versuchen einige Stiftungen und privatwirtschaftliche Unternehmen einen Beitrag zum Erhalt schützenswerter Objekte zu leisten. Ein positives Beispiel ist die Hilfsaktion "Dächer für die ehemalige DDR", die 1990 als Initiative eines Architekten und des Bundes Deutscher Architekten in BadenWürttemberg gegründet wurde. Dachreparaturen sollen in diesem Fall für eine erste Sicherung von denkmalgeschützten Gebäuden gegen eindringende Feuchtigkeit sorgen. Mit Hilfe von Geld- und Sachspenden (in Form von Baumaterial) wurden bereits mehrere Projekte (z.B. die Türme des Paui-Riebeck-Stifts in Halle) realisiert.5

1

Vgl. Speicher, S. (1992), Hauser und Städte ganz unverdorben, in: FAZ, Nr. 218, 18.9.1992, S. 36. 2 Vgl. BMBau (Hrsg.), (1992), Informationsdienste Städtebaulicher Denkmalschutz, Nr. 4, S. 15; sowie Husemann, R., Eine neue Zukunft für die Vergangenheit, in: Süddeutsche Zeitung, 14.5.1992. 3 BMBau (Hrsg.), Informationsdienste Städtebaulicher Denkmalschutz, a.a.O. 4 Vgl. Ackermann, M. (1991), Der kulturelle Einigungsprozeß, in: Friedrich Ebert Stiftung (Hrsg.), Reihe Forum Deutsche Einheit Nr. 7. 5 Vgl. Dächer für Ostdeutschland, in: FAZ, Nr. 234, 8.1 0.92, S. 37.

98

Die lange Vorbereitungsphase, die bei Denkmalschutzprojekten erforderlich ist, wirkt verzögernd. Vor Beginn der Arbeiten war eine Bestandsaufnahme der in Frage kommenden Objekte notwendig. Zu DDR-Zeiten gab es zwar auch Denkmallisten, diese berücksichtigten jedoch eine Reihe der kulturhistorisch wertvollen Denkmäler nicht, da sie als "überflüssige Relikte der Feudalzeit" gewertet wurden. 1 Darüber hinaus mußte die Sicherungstechnik denkmalgeschützer Gebäude entscheidend verbessert werden, da die Zahl der Diebstähle {z.B. aus Kirchen) nach Öffnung der Grenze stark zunahm. Ein anderer hemmender Faktor ist der Mangel an spezialisierten Handwerkern. Die qualifizierten Denkmalpflegefachbetriebe, die in der ehemaligen DDR mit der ausführenden Denkmalpflege betraut waren, können offenbar nicht genügend Kräfte stellen. Beispielsweise beklagten Denkmalpfleger aus Quedlinburg, daß sie für die Restaurierung von Fachwerkhäusern auf westliche Betriebe zurückgreifen müßten, da die eigenen Betriebe hierfür nicht ausreichten.2 ln Görlitz entsteht aus diesem Grunde eine entsprechende Ausbildungseinrichtung nach dem Vorbild des "Europäischen Ausbildungszentrums für Handwerk und Denkmalschutz" in Venedig. Eine entsprechende deutsche Einrichtung besteht bereits in der Probstei Johannisburg bei Fulda. 3 Letztere unterstützt ihr künftiges ostdeutsches Pendant bereits durch Arbeitsmaterialien, Referenten und komplette Seminare. ln der aktuellen Diskussion für und wider die Rekonstruktion geschichtsträchtiger Bauten, wie der Dresdner Frauenkirche und dem Hohenzollernschloß in Berlin spiegelt sich die Suche nach einer neuen, auf historischen Werten aufbauenden

1

Vgl. Husemann, R. (1992), Eine neue Zukunft für die Vergangenheit, in: Süddeutsche Zeitung, 14.5.1992. Vgl. Speicher, S. (1992), Hauser und Städte ganz unverdorben, in: FAZ, Nr. 218, 18.9.1992, S. 36. 3 Vgl. Schmid, A. (1984), Handwerk und Denkmalpflege: Aufgaben des Europarates, gestern, heute und morgen, in: Handwerk und Denkmalpflege, Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschtz, Nr. 24, S. 21 f. 2

7.

99

Identität. ln einem Verdrängungsprozeß darf diese Suche jedoch nicht enden. Es gehört daher zu den wichtigsten Aufgaben des Denkmalschutzes, auch Zeugnisse der Geschehnisse zu erhalten, mit denen sich heute niemand mehr identifizieren will. Es ist einfach "die Helden auf den Müll zu werfen" 1 - doch sollte nicht der Fehler des DDR-Regimes wiederholt werden, durch Beseitigung der Denkmäler eines Zeitabschnitts die Geschichte ungeschehen machen zu wollen.

Ausgaben für Denkmalschutz Die Ausgaben für Denkmalschutz in den neuen Bundesländern vollständig erfassen zu wollen, ist aus mehreren Gründen ein schwieriges Unterfangen. Erste Probleme entstehen bei der begrifflichen Abgrenzung. Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat der Begriff des Denkmals eine Ausweitung erfahren, so daß heute neben klassischen Objekten wie Kirchen, Burgen, Schlössern und Stadtmauern z.B. auch Industrie-, Verkehrs- und Geschäftsbauten sowie historische Straßen und Plätze als Denkmäler gelten können. Ein Großteil der Finanzmittel, die in den neuen Bundesländern aufgewendet werden, stammt von der öffentlichen Hand. Im Rahmen von Förderprogrammen unterstützt der Bund private Eigentümer, Stiftungen und insbesondere Länder und Gemeinden bei den kostenintensiven Projekten. Auch hierbei treten Abgrenzungsprobleme auf. Beispielsweise gewährt der Bund im Rahmen einiger Projekte Fördermittel, die neben anderen Baumaßnahmen auch für Denkmalpflege Verwendung finden . Die genaue Höhe der Denkmalschutzausgaben kann in diesen Fällen nicht gesondert errechnet werden. Gleiches gilt für einige kirchliche Maßnahmen. Als weitere Kapitalgeber sind Unternehmen zu nennen, die teilweise sogar eigene Stiftungen zur Unterstützung des Denkmalschutzes gründeten. Derzeit gibt es noch keine gesicherten statistischen Informationen über die Höhe der von privaten Eigentümern aufgewendeten FinanzmitteL ln den Förderprogram-

1

Nach dem Titel einer ZDF-Dokumentation über den Umgang mit sozialistischen Denkmälern.

100

men des Bundes wird nur ein Teil dieser Gelder berücksichtigt. Die Höhe der Ausgaben privater Eigentümer, die nicht bezuschußt wurden, bleibt im Dunkeln. Eine Einkommensteuerstatistik, die nähere Informationen über die steuerlichen Sondervergünstigungen für private Denkmalschutzmaßnahmen liefern könnte, liegt für die neuen Bundesländer noch nicht vor. Abgesehen von Förderprogrammen des Bundes mit Beteiligung am Denkmalschutz soll eine Reihe spezieller Denkmalpflegeförderprogramme dazu beitragen, die wertvollen Bestände zu erhalten. Die in diesen Programmen eingestellten Mittel wurden von der Stiftung Denkmalschutz in einer Studie zusammengestellt. 1 Allerdings beinhaltet das Material noch einige Unsicherheiten: ln den meisten Fällen wurden die Bundesmittel nur in Form von Zuschüssen gewährt, die von privaten Investoren, Ländern oder Gemeinden durch Komplementärmittel zu ergänzen waren. Aufgrund der problematischen Finanzsituation der Kommunen in den ostdeutschen Ländern ist es jedoch nicht sicher, ob die erforderlichen Komplementärmittel in voller Höhe aufgebracht werden konnten. Daher könnte es durchaus sein, daß die Bundesmittel für das angegebene Jahr nicht in voller Höhe zum Tragen kommen.2 Auch bei den Eigenmitteln der Länder bestanden bei Abschluß der Studie noch Unsicherheiten bezüglich der darin enthaltenen KomplementärmitteL ln der Regel handelt es sich bei den hier berücksichtigten Geldern um Kassenmittel (KM). Lediglich im Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" des Bundesbauministeriums wurden auch Verpflichtungsermächtigungen (VE) erfaßt. Neben den vier reinen Denkmalschutzprogrammen, die der Bund im Jahre 1991 unterstützte, förderten die neuen Bundesländer durch Eigen- und Komplementär1 2

Vgl. Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Hrsg.), (1991), Denkmalschutz in den neuen Bundesländern -Wer fördert was?. Im Falle von Verpflichtungsermächtigungen würde sich der Etat des nächsten Jahres entsprechend erhöhen; falls aber Kassenmittel vorgesehen waren, würde das den Verfall der Gelder bedeuten.

101

mittel den Denkmalschutz. Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen legten Programme zur Ergänzung der Förderprojekte des Bundesbauministeriums bzw. eigene Landesprogramme zur Erhaltung von Denkmälern auf. Eine zusätzliche Förderquelle bieten Mittel aus übergreifenden Programmen. Insgesamt fünf größere Stiftungen, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Messerschmidt-Stiftung, die Volkswagen-Stiftung und die Wüstenrot-Stiftung fördern den Denkmalschutz in den neuen Bundesländern mit eigenen Programmen. 1 Daneben konnten auch zahlreiche Projekte durch Hilfen der Europäischen Gemeinschaft, Partnerschaften mit westdeutschen Städten und Bundesländern sowie Fördermittel von Kirchen realisiert werden. 2 Aus den vorliegenden Informationen lassen sich die insgesamt für Denkmalschutz aufgewendeten Gelder aufgrund unvollständiger Angaben nur schätzen. Die von der Stiftung Denkmalschutz errechneten Fördermittel dürften eine Untergrenze markieren. Ihr zufolge belief sich die Summe der von Bund, Ländern, 3 Stiftungen sowie Länder- und Städtepartnerschaften aufgebrachten Eigenmittel für reinen Denkmalschutz im Jahre 1991 auf ca. 620 Mill. DM. 4 Diese Summe enthält Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 80 Mill. DM aus dem 8MBau-Programm Städtebaulicher Denkmalschutz. Hiervon wurden allerdings nur 8 Mill. DM im Jahre 1991 bewilligt.

1

2 3 4

Nachfragen bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt haben ergeben, daß 45,2 Mill. DM im Jahre 1991 bewilligt wurden. Oie Zuweisung der Mittel erfolgt entsprechend den Baufortschritten. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz rechnet mit 14,9 Mill. DM. Für eine detaillierte Auflistung der einzelnen Förderprogramme und Unterstützungsmaßnahmen vgl. Anhang B. Teilweise sind darin Komplementärmittel enthalten. Bei den Bundesmitteln wurden nur die beiden BMI Programme 'Kulturdenkmäler und wertvolle historische Bauten• und 'Erhaltung von unbeweglichen Kulturdenkmälern von besonderer nationaler kultureller Bedeutung• und die BMBau Programme 'Städtebaulicher Denkmalschutz' und 'Städtebauliche Modellvorhaben• berücksichtigt. Die Fördermittel der VW-Stiftung wurden als Gesamtsumme in das Jahr 1991 eingerechnet, obwohl das Projekt bis 19931aufen soll. Für das Land Brandenburg wurden Eigenmittel und Komplementärmittel berücksichtigt.

102

Rechnet man die Komplementärmittel, die von Ländern und Kommunen zusätzlich aufgebracht werden mußten, sowie weitere dem Denkmalschutz zurechenbare Mittel hinzu, so ergibt sich ein Betrag von rund 912 Mill. DM. 1 Weitere 134 Mill. DM aus dem Sofortprogramm 1990 "Städtebauliche Modellvorhaben" waren ebenfalls im Jahre 1991 zu verausgaben. Daraus ergibt sich eine Gesamtsumme von über 1 Mrd. DM. 2 Auch wenn man bedenkt, daß weitere Gelder aus Programmen mit Beteiligung am Denkmalschutz geflossen sind, bedarf es weiterhin enormer Anstrengungen, um die bestehenden Defizite im Bereich des Denkmalschutzes abzubauen. Eine Expertengruppe bezifferte den Mittelbedarf allein für ihr Spezialgebiet "Städtebaulicher Denkmalschutz" auf insgesamt 37 Mrd. DM über einen Zeitraum von 20 Jahren bzw. 1,85 Mrd. DM pro Jahr. 3 Auf den Bund würden davon rund 925 Mill. DM pro Jahr entfallen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz schätzt die Gesamthöhe der erforderlichen Mittel für die nächsten 20 Jahre auf ca. 67 Mrd. DM. Die große Zahl an Förderprogrammen dokumentiert die Hilfsbereitschaft der verschiedenen Stellen. Fachleute, wie das Landesamt für Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, kritisieren jedoch die aus der zu großen Vielfalt resultierenden Unsicherheiten und die zu langen Bearbeitungszeiträume bis zur Bewilligung der Gelder. Darüber hinaus würden ungelöste Eigentumsverhältnisse auch die Denkmalpflege behindern.

1

Darin sind auch die Mittel des BMI-Sonderprogramms 'Förderung von kirchlichen und karitativen HUfsmaßnahmen in dem in Artikel 3 Einigungsvertrag genannten Gebiet' enthalten. 2 Vgl. Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Hrsg.), (1991), Denkmalschutz in den neuen LändernWer fOrdert was, S. 60 f. 3 Vgl. Kiesow, G. (1992), Zur Weiterführung des Programms Städtebaulicher Denkmalschutz nach 1994 in den neuen LAndern der Bundesrepublik Deutschland, in: Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Hrsg.), Informationsdienste Städtebaulicher Denkmalschutz, Nr. 4.

103

Beschäftigte Die Zahl der Beschäftigten im Denkmalschutz ist nur ansatzweise zu ermitteln. Auf der einen Seite wären die Beschäftigten der ehemaligen Denkmalpflegefachbetriebe zu berücksichtigen, die teilweise privatisiert wurden. Über den unternehmensbezogenen Sektor gibt es noch keine exakt abgegrenzten statistischen Materialien. Auch sind die Kontakte zwischen den Betrieben nach der Wende größtenteils zusammengebrochen. Die Recherche nach eventuellen Nachfolgeunternehmen wird nicht zuletzt dadurch erschwert, daß sich noch kein ostdeutscher Verband für Denkmalpflegeunternehmen etablieren konnte. Dadurch bestehen Unsicherheiten darüber, wie viele Unternehmen den Schritt in die Selbständigkeit geschafft haben und welche stillgelegt worden sind. Eine erste Analyse mußte sich daher auf 17 ostdeutsche Unternehmen beschränken, die der Denkmalpflege direkt zugeordnet werden konnten. 1 Darin enthalten sind die Nachfolgeunternehmen der fünf großen VEBs sowie einige Unternehmen, die früher auf Kreis- bzw. Bezirksebene tätig waren. Insgesamt fünf der erfaßten Unternehmen wurden 1990 "neu" gegründet. Es dürfte sich dabei ausschließlich um Unternehmen handeln, die unter anderer Leitung bereits zu DDR-Zeiten tätig waren und zwar teils unter der Leitung eines großen VEB (z.B. die ehemalige Niederlassung des Schweriner VEB in Güstrow), teils auf Bezirks- oder Kreisebene. Insgesamt haben diese 17 Unternehmen knapp 1 630 Beschäftigte.2 Darin enthalten sind 18 Beschäftigte von Unternehmen, die lediglich planarisch in der Denkmalpflege tätig sind, jedoch über keine eigenen Ausführungskapazitäten verfügen. Die fünf Großunternehmen beschäftigten ca. 1 070 Mitarbeiter.

1

2

Quelle: Hoppenstadt Verlag (Hrsg.), (1992), Firmen der neuen Bundeslander, Darmstadt; eigene Recherchen des ifo Instituts (Interviews mit Herrn Dr. Rader, Gasehaftsführer der Thüringer Sanierungs- und Denkmalpflege GmbH in Erfurt, Herrn Jakob von der Denkmalpflege Berlin GmbH und Herrn Bedau, Denkmalpflege Schwerin). Die Mitarbeiterzahlen stammen aus den Jahren 1990 bis 1992.

104

Wie bereits erwähnt, strahlen aufgrund des großen Bedarfes Beschäftigungseffekte auch auf den Bausektor der alten Bundesländer aus. Die Denkmalpflege wurde von vielen Bauunternehmen in ihr Angebot integriert. Auf der anderen Seite beschäftigen die öffentlichen Haushalte Personal in Denkmalschutz und Denkmalpflege. Auf kommunaler Ebene liegen lediglich aggregierte Daten über den gesamten Bereich der "Sonstigen Kunstpflege, Heimatpflege" vor, die ein verzerrtes Bild liefern würden. Nur das Personal der Länder kann genau abgegrenzt werden. Bei den hier erfaßten 207 Beschäftigten dürfte es sich um die Angestellten der Landesdenkmalpflegeämter handeln. Der überwiegende Teil (88 %) ist vollzeitbeschäftigt Über die Hälfte des Personals ist mit Frauen besetzt.

2.3

Marktorientierte Verteilerbereiche

2.3.1

Verlags- und Pressewesen, Buchhandel

Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze hat sich das Angebot an Presse- und Verlagserzeugnissen in den fünf neuen Bundesländern erheblich gewandelt und ausgedehnt. Der Erhalt eines Großteils der ehemaligen DDR-Zeitungen, das Angebot an westdeutschen Presseerzeugnissen, die zum Teil mit speziell entwickelten Ost-Ausgaben erscheinen, und eine Vielzahl von Neugründungen haben zunächst zu einer großen Titelvielfalt im ostdeutschen Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt geführt. Doch schon im Verlauf der Jahre 1990 und 1991 begann sich abzuzeichnen, daß diese Situation auf dem Zeitungsmarkt nur für eine kurze Dauer erhalten bleiben würde. Am Ende des Jahres 1992 stellte sich der Zeitungsmarkt in den neuen Bundesländern als hochgradig konzentriert dar. Auf die auflagenstarken ehemaligen SEDBezirkszeitungen, die zum überwiegenden Teil im Besitz großer westdeutscher Verlage sind, entfielen mehr als drei Viertel aller Zeitungsausgaben und mehr als 91 % der Gesamtauflage der regionalen Abonnementzeitungen in den neuen Bundesländern (ohne Ost-Berlin). Eine lokale Pressevielfalt konnte sich vielfach nicht entwickeln: Im Februar 1993 erschien in 131 der insgesamt 215 Kreise bzw. kreis105

freien Städte der neuen Bundesländer nur eine regionale/lokale Abonnementzeitung. Damit stand 56,9 % der ostdeutschen Bevölkerung nur eine ehemalige SEDBezirkszeitung als lokalbezogenes Informationsangebot zur Verfügung. Lediglich 22,6 % der Bevölkerung hatten die Möglichkeit sich mittels "alter" und "neuer" lokaler Abonnementzeitungen über das lokale Geschehen zu informieren.1

Pressewesen Eine Untersuchung des Zeitungsangebotes auf dem Gebiet der ehemaligen DDR von 1990 bis 1992 verdeutlicht, welche Entwicklung im Presseangebot der neuen Bundesländer stattgefunden hat (vgl. Tab. 28). Im Juli 1990 gaben 54 Verlage in der DDR, für die 41 Vollredaktionen ("Publizistische Einheiten")arbeiteten, insgesamt 299 Ausgaben von Tageszeitungen heraus. Westdeutsche Verlage ergänzten das Angebot mit 28 neuen Ausgaben ihrer Zeitungen. Im folgenden Jahr hatte sich die Zahl der in den neuen Bundesländern angebotenen Tageszeitungen auf 322 Ausgaben (zuzüglich 28 Ausgaben aus westdeutschen Verlagen) in 42 Mänteln erhöht, die von 59 Verlagenin den neuen Bundesländern erstellt wurden. Im Vergleich mit der Situation des Tageszeitungsmarktes vor der Wende (292 Ausgaben, 38 Zeitungsmäntel) läßt sich die 1990 und 1991 entstandene Vielfalt im ostdeutschen Zeitungsmarkt erkennen. Bis zum August 1992 hatte sich das Angebot an Tageszeitungen in den neuen Bundesländern jedoch wieder verringert. Es erschienen nur noch 271 Ausgaben in 29 unterschiedlichen Mänteln, die von 42 Verlagen in den neuen Bundesländern herausgegeben wurden. Hinzu kamen die 23 Ausgaben westdeutscher Zeitungen (vgl. Tab. 28). Die Reduzierung der publizistischen Vielfalt hat sich fortgesetzt: Im April 1993 gaben noch 24 Vollredaktionen (22 "alte" und 2 "neue") aus den neuen Bundeslän-

1

Vgl. Schneider, B. u.a. (1993), Wettbewerb auf dem Zeitungsmarkt in den neuen Bundeslandern, S. 35. f. und S. 44 ff.

106

54 41 327

3 3 12

51 38 315

insgesamt

34 33 262

2 2 2

32 31 260

'alt'

9 60(+28)

25

3 3 4(+9)

22 6 56(+19)

•neu•

1. Juli 1991

59 42 350

5 5 15

54 37 335

insgesamt

25 23 234

1 1 4

24 22 230

'alt'

17 6 37(+23)

2 2 4(+11)

15 4 33(+12)

•neu•

42 29 294

3 3 19

39 26 275

insgesamt

1. August 1992

Quelle: Schütz, W. (1992), Zur Entwicklung des Zeitungsmarktes in den neuen Ländern 1989-1992, in: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, Zeitungen '92.

b)

19 6 31(+28)

2 2 4(+7)

17 4 27(+21)

•neu•

1. Juli 1990

'Alt' steht für Zeitungen, die schon vor der Wende in der DDR erschienen sind. 'Neu• steht für in der DDR bzw. den Ostlichen Bundesländern neu gegründete Zeitungsverlage ohne Verbindung zu bestehenden früheren DDR-Zeitungen. Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf die neuen Ausgaben von westdeutschen Zeitungen für die Verbreitung in der DDR bzw. in den Ostlichen BundesIändern. Bei neuen publizistischen Angeboten sind nur lokale und regionale Abonnementzeitungen, bei früheren DDR-Zeitungen sind überregionale Tageszeitungen und regionale Abonnementzeitungen erlaßt.

35 35 268

Tageszeitungen insgesamt Verlage Publizist. Einheiten Ausgaben

a)

1 1 1

34 34 267

Straßenverkaufszeitungen Verlage Publizist. Einheiten Ausgaben

Abonnementzeitungenbl Verlage Publizist. Einheiten Ausgaben

'alt'

Entwicklung des Angebots an TageszeHungen von 1989 bla 1992 auf dem Gebiet der ehemaligen DDRa)

Gegenstand der Untersuchung

Tabelle 28

dern insgesamt 241 Zeitungsausgaben (237 "alte" und 4 "neue") heraus. Unter den "neuen" Publizistischen Einheiten waren eine Straßenverkaufszeitung mit einer Ausgabe und eine regionale/lokale Abonnementzeitung mit drei Ausgaben. Zählt man zu dieser letztgenannten diejenigen "neuen" Zeitungsausgaben, die ihren Mantel aus den westlichen Bundesländern übernehmen, und die lokalen/regionalen Ausgaben westdeutscher Zeitungen hinzu, so sind 39 Ausgaben von "neuen" lokalen und regionalen Abonnementzeitungen erschienen. Bei näherer Betrachtung dieser Entwicklung zeigt sich, daß die Überlebenschancen zwischen alten, neuen und westdeutschen Zeitungen unterschiedlich verteilt sind. Die Übermacht der ehemaligen DDR-Zeitungen verdeutlicht sich, wenn man die Zahl der Ausgaben in Betracht zieht. Fast vier Fünftel der im August 1992 in den neuen Bundesländern erschienenen Zeitungsausgaben (234 Ausgaben) ist den 25 "alten" Verlagen zuzuordnen. Auf die neu in Ostdeutschland entstandenen Verlage entfielen 37 Ausgaben; von westdeutschen Zeitungen sind 23 Ausgaben erschienen .

... ehemalige DDR-Zeitungen Das "große Zeitungssterben", das nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze in der DDR erwartet wurde, hat - wie die kurze Übersicht gezeigt hat - nicht stattgefundenVon den 39 Zeitungen, die bis zum November 1989 in der DDR erschienen sind, existierten im April 1993 noch 25. Im vierten Quartal 1992 erreichten sie eine Auflage von 4,6 Mill. Exemplaren. Diese Zahlen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die einzelnen Zeitungsgruppen unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen haben und der Anpassungsprozeß noch nicht abgeschlossen ist. Große Umbrüche haben im Bereich der "sogenannten Zentralorgane" stattgefunden. Die ehemals auflagenstärksten Titei"Junge Welt" und "Neues Deutschland" mußten gravierende Auflagenverluste in Höhe von mehr als 1 Mill. Exemplaren hinnehmen. Die überregionalen Zeitungen der Blockparteien und Massenorganisationen erreichten im zweiten Quartal des Jahres 1992 nur noch ein Drittel bis ein 108

Zwanzigstel der ursprünglichen Auflagenhöhe. Vier Zeitungen, die beiden Titel mit der geringsten Verbreitung, die "Tribüne", das Zentralorgan des FDGB, und das Bauern-Echo wurden eingestellt. Die vierzehn hochauflagigen Bezirkszeitungen der SED haben den Sprung in die Marktwirtschaft relativ gut überstanden. Ihre Auflagenverluste betrugen lediglich 10 % bis 33 %. Aufgrund ihrer "örtlichen Nähe zum Leser" und der daraus resultierenden "engen Leser-Blatt-Bindung" waren sie für westdeutsche Verlage besonders interessant. Alle Zeitungen dieser Gruppe haben im Laufe der Jahre 1990 und 1991 einen westdeutschen Kooperationspartner bzw. Eigentümer gefunden. Dabei entbrannte zwischen den westdeutschen Verlagen ein harter Verteilungskampf. Neben den großen Presseverlagen nutzten auch Verlage, die bislang nur im Zeitschriftensektor tätig waren, den ostdeutschen Zeitungsmarkt für einen Ausbau ihrer verlegerischen Aktivitäten. Die frühen Kooperationen mit ostdeutschen Zeitungen zahlten sich jedoch nicht in allen Fällen aus. Bei der Entscheidung der Treuhandanstalt über den Verkauf von zehn ehemaligen SED-Bezirkszeitungen im April 1991 stellte neben den Arbeitsplatz- und Investitionszusagen auch die Medienvielfalt ein Entscheidungskriterium dar. Ein Interessent durfte nicht mehrere mit ihren Verbreitungsgebieten aneinander angrenzende Tageszeitungen oder Erst-, Zweit- und Drittzeitungen eines Gebietes erwerben. Dies hatte zur Folge, daß sich in einigen Fällen der westdeutsche Kooperationspartner zurückziehen mußte, bei vier Zeitungen wurde die Beteiligung auf mehrere Verlage aufgeteilt. Allerdings hielt die Treuhandanstalt ihre eigenen Vorgaben beim Verkauf nicht immer ein: Jeweils zwei Verlage sind direkt oder indirekt an zwei bzw. drei ehemaligen SED-Bezirkszeitungen beteiligt. Aus wettbewerbspolitischer Sicht ist es problematisch, daß die meisten dieser sehr auflagenstarken Zeitungen von großen Zeitungsverlagen aus den alten Bundesländern erworben wurden. Die Anbieterstruktur wird lediglich durch drei westdeut-

109

sehe Großverlage, die bis dahin nicht oder nur am Rande im Zeitungsmarkt tätig waren, aufgelockert (vgl. Übersicht C2 im Anhang). Große Änderungen haben auch im Bereich der vierzehn regionalen Zeitungen der Blockparteien, die eine geringere Auflagenhöhe besaßen, stattgefunden. Nach der Übernahme durch westdeutsche Zeitungs- und Zeitschriftenverlage wurden bisher neun Zeitungen eingestellt, davon sind zwei in anderen Zeitungen aufgegangen. Die Auflagenverluste bei den noch erscheinenden Zeitungen sind unterschiedlich ausgefallen, zum Teil konnten durch die Übernahme eingestellter Titel sogar steigende Leserzahlen erreicht werden. Die herausgebenden Verlage dieser Zeitungen stehen alle indirekt oder direkt mit den Erwerbern der ehemaligen SED-Bezirkszeitungen in Verbindung. Für die beiden in Berlin erscheinenden hochauflagigen SED-nahen Lokalblätter, die an die gleichen Verlagsgruppen verkauft wurden, ist die Entwicklung unterschiedlich verlaufen. Die "Berliner Zeitung" behauptet sichtrotz Auflagenverluste in Höhe von 40 % weiterhin auf dem Markt. Die "BZ am Abend", die einzige Straßenverkaufszeitung in der früheren DDR, wurde in "Berliner Kurier am Abend" umbenannt und um eine weitere Ausgabe "Berliner Kurier am Morgen" erweitert. Der "Berliner Kurier am Abend" wurde inzwischen eingestellt.

... neue Zeitungen Bereits im Dezember 1989 konnten die DDR-Bürger die ersten westlichen Zeitungen am Kiosk erstehen. Im Laufe der beiden folgenden Jahre verstärkten die westdeutschen Verlage ihre Aktivitäten auf dem ostdeutschen Zeitungsmarkt Neben dem Angebot an überregionalen westdeutschen Titeln stand die Entwicklung völlig neuer Ausgaben; zum Teil wurden die im alten Bundesgebiet erscheinenden Zeitungen um einen Lokalteil für Städte und Landkreise in den neuen Bundesländern erweitert.

110

Neben den großen westdeutschen Zeitungsverlagen nutzten auch ein westdeutscher Zeitschriftenverlag, ein westdeutscher Anzeigenblattverleger, mehrere Privatpersonen und politische Gruppierungen die Umbruchssituation in den neuen Bundesländern, um auf dem Zeitungsmarkt aktiv zu werden. Besonders das Engagement der beiden zuletzt genannten Gruppen war nicht von Erfolg gekrönt. Eine Untersuchung der Entwicklung im ersten Jahr nach der Wende hat ergeben, daß von 30 neuen (Wochen-)Zeitungen, die von Bürgerbewegungen, neuen Parteien und basisdemokratischen Gruppen herausgegeben wurden, nur zwei Titel das Frühjahr 1990 überlebten. Eine Untersuchung,die die Entwicklung des ostdeutschen Zeitungsmarktes von 1989 bis 1992 aufzeichnet, hat ergeben, daß in diesem Zeitraum in der DDR bzw. den neuen Bundesländern dreißig neue Zeitungsverlage gegründet wurden, die 84 Ausgaben verlegten.Hinzu kamen in diesem Zeitraum 42 neue Ausgaben von westdeutschen Zeitungen für die Verbreitung in Ostdeutschland. Insgesamt hatten sich 54 westdeutsche Verlage und 16 Personen bzw. Gruppen aus den neuen Bundesländern auf dem Zeitungsmarkt engagiert. Nur fünf der ostdeutschen Initiativen wurden nicht durch westliche Verlage unterstützt. Am 1. August 1992 waren noch 27 westdeutsche Verlage und 6 Personen bzw. Gruppen aus den neuen Bundesländern auf dem ostdeutschen Zeitungsmarkt aktiv. Ohne die Kooperation mit westdeutschen Verlagen hatte keine ostdeutsche Initiative dem Wettbewerb standhalten können. Die Zahl der neugegründeten Zeitungsverlage und -ausgaben hat sich erheblich reduziert. Von den neu gegründeten Verlagen überlebten nur 17 Verlage mit 37 Ausgaben. Auch die Zahl der neuen Ausgaben von westdeutschen Zeitungen für die neuen Bundesländer hat sich auf fast die Hälfte, auf 23 Ausgaben verringert (vgl. Tab. 28). Insgesamt waren lediglich 60 Ausgaben der insgesamt 294 für die neuen Bundesländer verlegten Zeitungsausgaben dem neuen publizistischen Angebot zuzurechnen.

111

... Zeitschriften Durch die Öffnung der innerdeutschen Grenze ergaben sich für die westdeutschen Zeitschriftenverlage neue Expansionsmöglichkeiten, denn vor allem Publikumszeitschriften westlicher Prägung waren in der ehemaligen DDR weitgehend unbekannt. Schon im ersten Quartal 1990 meldeten 127 westdeutsche Publikumszeitschriften der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) eine Auflage in Höhe von 0,5 Mill. Exemplaren, die durchschnittlich je Erscheinungstermin in der DDR verbreitet wurden. Im vierten Quartal meldeten 248 Publikumszeitschriften eine Verbreitung von insgesamt 4,2 Mill. Exemplaren in den neuen fünf Bundesländern. Die IVW hat im vierten Quartal 1991 fünf Titel geprüft, die in den neuen Bundesländern verlegt wurden; sie erreichten pro Erscheinungstermin eine Verkaufsauflage von 1,7 MiII. Exemplaren. Die tatsächliche Zahl der in oder für die ostdeutschen Bundesländer produzierten Titel liegt weitaus höher, da viele dieser Publikumszeitschriften bisher nicht der IVW angeschlossen sind. Inzwischen sind alle im alten Bundesgebiet erscheinenden Publikumszeitschriften in den neuen Ländern erhältlich; es konnten jedoch nur 19 Titel einen dem Bevölkerungsanteil der neuen Länder entsprechenden Absatz von 20 % und mehr ihrer Gesamtauflage erreichen. 12 dieser Zeitschriften waren den preiswerteren Titeln und Jugendzeitschriften zuzurechnen, die anderen zählten zu den Ratgeberzeitschriften. Neue Zeitschriften von Westverlagen (z.B. "Super lllu" mit knapp 0,9 Mill. Exemplaren im vierten Quartal 1991) oder spezielle, auf die Interessen der ostdeutschen Leser zugeschnittene Ausgaben westdeutscher Zeitschriften (z.B. Wirtschaftsmagazine) konnten größere Erfolge vorweisen. Viele DDR-Zeitschriften wurden von westdeutschen Verlagen übernommen, ein Großteil davon wurde jedoch mittlerweile eingestellt. Es gibt jedoch auch einzelne alte bzw. modifizierte Titel, die sich auf dem Zeitschriftenmarkt in Ostdeutschland

112

behaupten können und zum Teil sogar in den westlichen Bundesländern verkauft werden. Daneben wurden seit 1990 mindestens 40 Zeitschriften in den neuen Bundesländern ohne oder nur mit geringer Beteiligung westdeutscher Verlage gegründet. Nicht alle haben das erste Jahr überstanden. Neben Zeitschriften für spezielle Lesergruppen, Ratgeber- und Fachzeitschriften gehören auch die 25 Zeitschriften der Industrie- und Handelskammern bzw. Handwerkskammern dazu. Die Ermittlungen der IVW ergaben, daß im vierten Quartal 1991 10 Fachzeitschriften mit einer verkauften (verbreiteten) Auflage von rund 64 000 (83 000} Exemplaren je Erscheinungstag in den neuen Bundesländern verlegt wurden. Der Einsatz von Kundenzeitschriften als Werbemittel ist in den neuen Bundesländern noch wenig verbreitet, hat aber im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres 1990 rasch zugenommen. Damals meldeten drei Titel eine verbreitete Auflage von durchschnittlich 200 000 Exemplaren je Ausgabe, im vierten Quartal konnten bereits 19 Kundenzeitschriften eine verbreitete Auflage von 1,8 Mill. Exemplaren pro Ausgabe vorweisen. Buch- und sonstige Verlage Nach der Wiedervereinigung ist Bewegung in die Verlagslandschaft der neuen Bundesländer gekommen. Gab es vor der Wende lediglich 78 Verlage in der DDR, so sind nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels heute über 220 Verlage in den neuen Bundesländern tätig. Die Privatisierung der Altverlage aus der ehemaligen DDR ist weitgehend abgeschlossen. Ende 1992 konnte das für die Verlagsprivatisierung zuständige Treuhand-Direktorat seine Arbeit beenden. Der ehemals zweitgrößte literarische Verlag der DDR, Volk und Welt, ist nach mehreren Privatisierungsversuchen als letzter Verlag von der Treuhandanstalt im Rahmen eines Management-Buy-Out an die Mitarbeiter und einen Förderkreis abgegeben worden. Auch bei den verbliebenen 8 Scholz/ Waldkircher-Heyne

113

ehemaligen Partei-Verlagen, die jetzt zum Treuhand-Sondervermägen gehören, scheinen sich Lösungen abzuzeichnen. Dabei wurden für die einzelnen Verlage unterschiedliche Privatisierungsmöglichkeiten gefunden. Relativ schnell und problemlos waren die sogenannten "Reprivatisierungen" durchzuführen, d.h. die Wiedervereinigung von Verlagshäusern, die aufgrund der politischen Situation nach dem zweiten Weltkrieg sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch der DDR existierten. Der größte Teil der ostdeutschen Verlage ist an Interessenten aus der Verlags-Branche verkauft worden; Lösungen wie Management-Buy-Out und Verkauf an branchenfremde Investoren sind nur vereinzelt zustandegekommen. ln der Hoppenstadt-Datenbank sind 164 Verlage aus den neuen Bundesländern enthalten. Insgesamt 9 370 Personen sind in den 96 Verlagen beschäftigt, die die Frage nach der Zahl der Mitarbeiter beantwortet haben. Weitere statistische Angaben, die Auskunft über die wirtschaftlichen Entwicklung der Verlagsunternehmen in den neuen Bundesländern geben könnten, liegen nicht vor. Lediglich die Zahl der Neuerscheinungen läßt erkennen, daß sich die Situation der ostdeutschen Verlagsunternehmen als äußerst schwierig darstellt. Die Zahl der im Jahre 1991 in den neuen Bundesländern erschienenen Bücher ist im Vergleich zum Vorjahr (9 073 Neuerscheinungen) stark zurückgegangen. Die Deutsche Nationalbibliografie verzeichnet für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen insgesamt 507 Neuerscheinungen. ln Berlin-erandenburg wurden 5 531 Titel neu auf den Markt gebracht, davon dürfte jedoch der größte Teil aus Berlin stammen (Zahl der Neuerscheinungen in Berlin-West im Jahre 1990: 4 802). Um den Aufbau der Verlagslandschaft in den neuen Bundesländern zu unterstützen, hat die Bundesregierung Fördermittel in Höhe von 4 Mill. DM für Bibliothekslieferungen nach Osteuropa zur Verfügung gestellt. Von der Ausdehnung des Buchmarktes auf Ost- und Westdeutschland haben vor allem die westdeutschen Verlage profitiert. Sie konnten den Bedarf der Bevölke114

rung in den neuen Bundesländern an Schulbüchern, Ratgebern, Sachbüchern und bislang nicht erhältlichen Titeln eher befriedigen als die ostdeutschen Verlage. Ein zweiter wichtiger Sonderfaktor für die überdurchschnittlichen Umsatzzuwächse war die "Erstausstattung" der Bibliotheken. Es gibt in der Presse jedoch nicht nur negative Meldungen über die Entwicklung der wirtschaftlichen Situation der Verlage in den neuen Bundesländern. So berichtet die Süddeutsche Zeitung in ihrer Ausgabe vom 5./6. Januar 1993 über eine Reihe von Verlagen, die "gute Chancen haben, sich auch langfristig auf dem deutschsprachigen Buchmarkt zu behaupten".

Buchhandel Die Entflechtung und Privatisierung des ehemaligen Volksbuchhandels in den neuen Bundesländern isttrotzerheblicher Anfangsschwierigkeiten nahezu abgeschlossen. Ein großer Teil der rund 590 Buchhandlungen, die von den regionalen Treuhandanstalten zum Verkauf angeboten wurden, wurden im Management-BuyOut von den ehemaligen Mitarbeitern erworben. Aber auch westliche Interessenten, darunter westdeutsche Buchhandelsketten, konnten zahlreiche Buchhandlungen in den neuen Bundesländern erstehen. Statistische Angaben, die Auskunft über die wirtschaftliche Entwicklung des Einzelhandels mit Büchern und Fachzeitschriften geben könnten, liegen nicht vor. Es kann lediglich geschätzt werden, wievielen Buchhandlungen der Sprung in die Marktwirtschaft (vorerst) gelungen ist. Nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gibt es heute mit rund 1 000 privaten Buchhandlungen eine gut funktionierende Buchhandelsstruktur in den neuen Bundesländern. Nach einer im Herbst 1992 durchgeführten Umfrage schätzen 34 % der Buchhändler in den neuen Bundesländern die Entwicklung als "gut" bis "sehr gut" ein, 57 % als "mittelmäßig" und 9% als "schlecht bis sehr schlecht".Auch westdeutsche Buchhändler, die sich in den neuen Bundesländern engagierten, bekamen die Schwierigkeiten zu



115

spüren. So hat ein großes westdeutsches Buchhandelsunternehmen seine Filialen in Ost-Berlin wieder geschlossen. Doch es gibt auch Erfolge zu melden. Ein Unternehmen aus den neuen Bundesländern steht in der Buchraport-Aufstellung der 100 größten Buchhandelsunternehmen auf Platz 7: Buch und Kunst in Dresden hat im Jahre 1991 mit 52 Buchhandlungen einen Jahresumsatz von 85 Mill. DM erzielt. Neben dem Interesse der Bevölkerung an Ratgebern und bislang nicht erhältlichen Titeln war das Schulbuchgeschäft eines der wichtigsten Standbeine für den ostdeutschen Buchhandel. Nach Angaben des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels trug das Schul- und Lehrbuchgeschäft im Jahre 1991 in Höhe von 345 Mill. DM "nicht unerheblich zur Konsolidierung" des Ost-Buchhandels bei. Der Börsenverein geht davon aus, daß 1992 rund 200 Mill. DM an staatlichen Mitteln für die Ausstattung von Schulen, pädagogischen Facheinrichtungen und Fortbildungseinrichtungen ausgegeben wurden. Rund 154 Buchhandlungen werden in der zweiten Jahreshälfte 1992 mit 950 000 DM aus den Mitteln des Kulturfonds Deutsche Einheit gefördert. Sie erhalten ein PC-Paket, das ihnen bei der Bestellung von Büchern, der Buchhaltung und der Datenverwaltung behilflich sein soll. Die Förderung hat die "Verbesserung der Literaturversorgung in den neuen Bundesländern" und die "betriebswirtschaftliche Rationalisierung von kleinen und mittleren Buchhandlungen" zum Ziel. Untersuchungen zum Medienverhalten der Bevölkerung in den neuen Bundesländern weisen nach, daß die Lesekultur im "Leseland DDR" die Wendezeit nicht unbeschadet überstanden hat. So war zwar nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze ein steigendes Interesse an Büchern, vor allem an bislang nicht erhältlichen Titeln spürbar, doch dieser Nachholbedarf hat sich schon in den ersten Monaten des Jahres 1991 reduziert. Eine im Jahre 1990 in Ost- und Westdeutschland durchgeführte Studie zur Mediennutzung zeigt auf, daß die neuen Bundesbürger im Vergleich zu den Westdeutschen ein geringeres Interesse an Büchern haben. Vor 116

allem das Fernsehen und andere Medien wie Zeitschriften und Videokassetten fanden in den neuen Bundesländern größeren Anklang als Bücher. 1

2.3.2 Hörfunk und Fernsehen Die Wiedervereinigung Deutschlands sollte für die Hörfunk- und Fernsehsender beider deutscher Staaten nicht nur Gegenstand der Berichterstattung, sondern auch Auslöser weitreichender organisatorischer Veränderungen sein. Am 21. Dezember 1989 löste der Ministerrat der DDR das Staatliche Komitee für Rundfunk und das Staatliche Komitee für Fernsehen auf. Damit wurde der Grundstein gelegt, um die bisher zentralistisch gelenkten Medien in öffentlich-rechtliche Anstalten mit dem Recht auf Selbstverwaltung umzuwandeln. Als weiterer Schritt folgte die Einrichtung von Hörfunk-Landessendern, die am 1. Juli 1990 mit der Ausstrahlung von Regionalprogrammen auf der ehemaligen Frequenz von Radio DDR 2 begannen. Ab 13. August 1990 sendeten die fünf Landes-Fernsehsender Regionalprogramme im Vorabendprogramm von OFF 1. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 bildete Artikel 36 des Einigungsvertrages die einzige rechtliche Grundlage für den Rundfunk in der ehemaligen DDR. Danach wurden der "Rundfunk der DDR" und der "Deutsche Fernsehfunk" als "gemeinschaftliche staatsunabhängige, rechtsfähige Einrichtung" bis spätestens 31. Dezember 1991 weitergeführt. Die Leitung dieser "Einrichtung" übernahm der von den zuständigen Ländern gewählte Rundfunkbeauftragte Rudolf Mühlfenzl, dem ein 18köpfiger Beirat mit Beratungs- und Mitwirkungsrechten zur Seite stand. Die Aufgabe der "Einrichtung" bestand darin, die Programmversorgung der Bevölkerung im Gebiet der ehemaligen DDR bis Ende des Jahres 1991 sicherzustellen und den Hör- und Fernsehfunk in neue föderale Strukturen zu überführen.

1

Vgl. Berg, K. und M.-L. Kiefer (Hrsg.), (1992), Massenkommunikation IV, S. 284 f.

117

Im Laufe des Jahres 1991 kam es zur Bildung der neuen Landesrundfunkanstalten, die mit Wirkung vom 1. Januar 1992 ARD-Mitglied wurden. Mecklenburg-Vorpommern trat dem Staatsvertrag über den Norddeutschen Rundfunk bei. Brandenburg gründete eine eigene Landesanstalt, den Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg. Das Sendegebiet des Senders Freies Berlin vergrößerte sich um den Ostteil der Stadt. Die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schlossen sich zu einer neuen Anstalt, dem Mitteldeutschen Rundfunk zusammen. Darüber hinaus beschlossen im Juli 1991 die Ministerpräsidenten der Länder die Radioprogramme RIAS1, DS-Kultur1 und Deutschlandfunk in einer neuen, von ARD und ZDF betriebenen Gemeinschaftseinrichtung zusammenzufassen. Radio Berlin International stellte noch im Oktober 1990 seine Sendetätigkeit ein. Die Frequenzen und ein Teil der Mitarbeiter wurden von der Deutschen Welle übernommen.2 Neben der Errichtung der öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten haben die Länder auch die gesetzlichen Grundlagen für den privaten Rundfunk geschaffen. Die beengte Frequenzsituation in den neuen Bundesländern schränkt den Aufbau privater Sender jedoch zunächst ein. Erst in vier bis fünf Jahren ist nach Schätzungen des Bundespostministers eine Verbesserung der Situation zu erwarten. Dies rief herbe Kritik bei den Privatsendern hervor, die sich gegenüber den öffentlichrechtlichen Sendern benachteiligt fühlten: "Während die öffentlich-rechtlichen Anstalten in dieser Mangelsituation per Staatsvertrag den "Spatz" in die Hand bekommen, erhalten die privaten Anbieter die "Taube auf dem Dach."3 Ein weitreichendes terrestrisches Fernsehen kann es Schätzungen zufolge frühestens 1993 geben. 4 Zum 31. Dezember 1991 hatten erst 183 000 Wohnungen, das entspricht rund 2,9 % des gesamten Wohnungsbestandes in den neuen Bundesländern, die Möglichkeit einen Kabelanschluß zu nutzen. Jedoch nur 112 000 Woh1

Am 8. Februar 1990 wurde die 'Stimme der DDR' in 'Deutschlandsender" umbenannt. Auf seinen Frequenzen wurde ab Mitte Juni 1990 die neue Kulturwelle OS Kultur gesendet. 2 ARD-Jahrbuch 91, S. 69. 3 Leipziger Volkszeitung, 17.6.1991. 4 Schütz, M. (1991), Programmierte Sendepause, in: Rheinischer Merkur, 2.8.1991.

118

nungen (1 ,8 %) machten davon Gebrauch. 1 Dennoch weisen die großen Privatsender bereits eine beträchtliche Reichweite auf. 2 Ursächlich hierfür ist zum einen der terrestrische Ovarspill aus den alten Bundesländern, zum anderen die große Nachfrage nach Satellitenanlagen: allein 1990 wurden in den neuen Bundesländern ca. 300 000 Satellitenschüsseln verkauft.

Angebot und Nutzung der Programme ... Fernsehen Seit Dezember 1990 sendeten ARD und ZDF ihre Fernsehprogramme auch in den neuen Bundesländern. Zuvor konnten sie aus technischen Gründen nur in bestimmten Regionen in zufriedenstellender Qualität empfangen werden. 3 Die ARD nutzte dabei die Frequenzen des ehemaligen DDR-Senders OFF 1; das Vorabendprogramm wurde von den Landessendern der "Einrichtung" übernommen. Das ZDF sendete dagegen auf bisher ungenutzten Frequenzen. Die großen privaten Anbieter wie SAT 1 und RTL plus wurden, wie bereits erwähnt, vorwiegend über Satellit empfangen. Ihre Reichweite lag bei bis zu 72 %. 4 Die beiden DDR-Fernsehprogramme OFF 1 und OFF 2 verschmolzen am 15. Dezember 1990 zu einem neuen Programm, der DFF-Länderkette. Sie wurde von den Landessendern mitgestaltet und bildete bis zum 31. Dezember 1991 die Vorstufe für die dritten Programme der neuen Anstalten. Anfang 1992 wurde der OFF endgültig abgeschaltet.

Vgl. ZAW (Hrsg.), Werbung in Deutschland 1992, S. 203 ff; Berlin-Ost wurde nicht berücksichtigt. 2 Vgl. Ost-Reichweite mit Sat-Schüsseln, in: Werben & Verkaufen, 17.5.91 . 3 Gemaß einer im Frühjahr 1990 von Infratest durchgeführten Umfrage bezeichneten 69% der rund 3 050 befragten DDR-Bürger die Empfangsqualität des Ersten Deutschen Fernsehens als gut oder sehr gut. 4 Vgl. Mikos, L., (1991), Weiter Weg vom Zentralismus zum Föderalismus, in: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 216, 19. September 1991, S. 47. 1

119

Tabelle 29 Fernsehnutzung ln den neuen Bundesllndern8 )

Gegenstand der Nachweisung

Einheit

Frühjahr 1990 Infratestb)

Herbst 1990 E.M.A. Oste)

Juli 1991 GfKdJ

IV. Quartal 1992 GfK

Fernsehnutzung•l ARD I ZDF ARD 111

% % %

25 22 7

24,5 21,0 3,0

19,6 18,6 3,0

15,8 16,3 8,6

Zusammen

%

54

48,5

41,2

40,7

OFF 1 OFF 2 DFF-LK

% % %

20 9

15,3 7,1

-

-

Zusammen

%

29

22,4

10,0

-

RTL plus Sat.1 Pro 7 Tele 5

% % % %

7 13

12,2 12,2 3,6

16,1 14,7 6,3

-

19,5 18,1 10,4 2,7

Zusammen

%

20

28,0

50,7

Sonstige

%

-

37,1

-

-

8,6

162

186

156

nachrichtlich: Sehdauer der Erwachsenen

Minuten

-

-

-

10,0

-

221

a) b)

Differenzen sind rundungsbedingt Umfrage bei 3 048 DDR-Bürgern im Rahmen einer Stichtags-Tagesablauferhebung auf Viertelstundenbasis. c) Elektronische Media-Analyse Ost. d) Messung per GfK-Meter. e) Sehdauer pro Tag in % der eingeschalteten Geräte; im IV. Quartal 1992 Anteile an der Sehdauer der Erwachsenen über 14 Jahren in %. Quelle: ARD-Jahrbuch 91, MediaPerspektiven 1/1993, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

Die angesprochenen Umstrukturierungen sowie das zusätzliche Angebot privater Anstalten blieben nicht ohne Wirkung auf das Nutzungsverhalten der Fernsehzuschauer. Laut einer von der GfK durchgeführten Untersuchung eroberten die Privatprogramme im Juli 1991 einen Marktanteil von 37,1 % bei einer täglichen Seh-

120

dauer von 156 Minuten. Darunter entfielen allein 16,1 % auf RTL plus und 14,7 % auf Sat.l. 1 ARD, ZDF und die DFF-Länderkette verzeichneten dagegen rückläufige Marktanteile. Im Frühjahr 1990 entfielen von einer durchschnittlichen Sehdauer von 162 Minuten pro Tag noch 25 % der eingeschalteten Geräte auf das Erste Deutsche Fernsehen, 22 % auf das ZDF und insgesamt 29 % auf DFF 1 und DFF 2. 2 Gut ein Jahr später war der Marktanteil der neu geschaffenen DFF-Länderkette auf 10 % gesunken, ARD und ZDF erreichten gemeinsam rund 38 %. Vergleicht man die in den Studien gemessene tägliche Sehdauer, so zeigen sich saisonale Einflüsse, insbesondere zwischen der im Sommer 1991 durchgeführten GfK-Studie (156 Mi-nuten pro Tag) und den im Herbst 1990 erhobenen Daten der E.M.A. Ost (186 Minuten pro Tag). Um so bemerkenswerter ist die Tatsache, daß für die drei Privatsender in beiden Studien annähernd die gleiche Sehdauer ermittelt wurde, während die öffentlich-rechtlichen Sender ohne Ausnahme Verluste verzeichneten. Dieser Trend hat sich im darauf folgenden Jahr noch verstärkt.

... Hörfunk Im Hörfunk konnten die Auswirkungen neuer Privat-Programme noch nicht empirisch untersucht werden. Die ersten privaten Hörfunk-Lizenzen wurden erst im Laufe des Jahres 1992 erteilt. Teilweise konnten die Sender ihren Betrieb noch nicht aufnehmen, z.B. nannte Antenne Thüringen Dezember 1992 als frühesten Sendetermin, Radio SAW will sein Programm im Herbst 1992 starten. 3 Welche Lizenzen bereits vergeben worden sind, faßt eine Übersicht in Anhang D zusammen.

1 2

ARD-Jahrbuch 91, S. 86. Ergebnisse einer von Infratest durchgeführten Umfrage bei 3048 DDR-Bürgern. Vgl. ARD-Jahrbuch 91, S. 85 f. 3 Vgl. Medien Aktuell, (1992), Nr. 28, 13.7.1992 sowie w&v, 31 .7.1992.

121

Besondere Erwähnung verdient das Schicksal des beliebten Jugendsenders Radio DT 64. Zuerst sah es danach aus, als ob er wie die übrigen zentralen Anstalten des DDR-Rundfunks zum 31. Dezember 1991 abgeschaltet werden sollte. Nachdem sich aber rund eine halbe Million Hörer1 in Unterschriftslisten für den Erhalt des Senders eingesetzt hatten, und sogar Demonstranten die Fortsetzung des Programms forderten, suchten die Verantwortlichen nach einer Kompromißlösung. Heute wird das Programm unter der Sendehoheit des Mitteldeutschen Rundfunks fortgesetzt, allerdings nicht mehr auf den ursprünglichen UKW-Frequenzen, sondern auf der Mittelwellenfrequenz 1 044 kHz. Der Frequenzwechsel schränkt nicht zuletzt das Sendegebiet auf die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ein. Auf den alten UKW-Frequenzen senden heute private Radioanstalten, darunter Radio Brocken und Radio LSA. ln Berlin und Brandenburg wird DT 64 nicht mehr zu hören sein. Stattdessen sendet der ORB das Jugendprogramm "Radio 4 U" des Senders Freies Berlin. Im Jahre 1990 wurden mehrere Untersuchungen über das Hörverhalten in den neuen Bundesländern durchgeführt. Aufgrund der Strukturverschiebungen bis Mitte des Jahres müssen die Ergebnisse der ersten beiden Untersuchungen zurückhaltend interpretiert werden. Die regionalen Landesprogramme erreichten im Herbst 1990 weitaus höhere Einschaltquoten als die zentralen Hörfunkpro-gramme. 2 Etwas über die Hälfte (52,3 %) der Befragten gaben an, West-Sender zu hören; 50,3% härten Ost-Sender. Zunehmende Reichweiten westdeutscher Privatsender in den neuen Bundesländern lassen auch im Bereich Hörfunk steigenden Wettbewerbsdruck erwarten. Analysen 1 2

Quelle: dpa 2.7.92. Regionale Landesprogramme (Reichweiten im eigenen Bundesland): Radio Mecklenburg-Vorpommern 60 %, Sachsen Radio 48,8 %, Antenne Brandenburg 34,3 %, Radio Sachsen-Anhalt 25,5 %, Thüringer Rundfunk 22,4 %; einstrahlende Westprogramme: NDR2 9,8 %, RIAS2 9,1 %, Bayern3 5,8 %. - Vgl. ARD-Jahrbuch 91, S. 93.

122

11,7

% %

Westsender

Ohne Angabe Minuten

Tagesreichweiten in Prozent der Befragten. Davon 35 % regionale Ost-Programme und 11 % überregionale Ost-Programme. Anteil an der Hördauer der Erwachsenen in %. lncl. Private Westprogramme (10 %).

Quelle: ARD-Jahrbuch 91, S. 93 und 206.

a) b) c) d)

k.A.

43,5

%

nachrichtlich: Hördauer der Erwachsenen

86,4

%

DDR-Angebote insges.

% %

24,6 1,5 7,6 13,3 15,1 24,3

-

Tagesreichweite Rundfunk der DDR 3.1.1990

% % % %

Einheit

k.A.

k.A.

65,1

62,0

20,8 5,1 9,7 5,8 7,4 13,2 -

Tagesreichweite Infratest März 1990

H6rfunknutzung ln den neuen Bundeslindern

Radio DDR 1/Radio aktuell Radio DDR 2 Stimme der DORtDeutschlandsender Berliner Rundfunk DT 64 Regionalsender OS-Kultur

Hörfunknutzung•l

Gegenstand der Nachweisung

Tabelle 30

194

k.A.

54c)d)

46b)c)

3,5 6,1 k.A. 1,6

-

7,1

Hördauer (Erw.) E.M.A. Ost Herbst 1990

der Hörfunknutzung bestätigen dies. Die Elektronische Media-Analyse Ost ermittelte im Juli 1990 eine durchschnittliche Hördauer von 194 Minuten. Davon entfielen 10 % auf westdeutsche Privatprogramme, und das, obwohl ihre Sendungen aus technischen Gründen nicht überall empfangen werden können. 1 Die E.M.A. 92 erhob für die neuen Bundesländer eine Hördauer von 189 Minuten pro Tag. 28 Minuten (14,8 %) entfielen auf private Westsender, private Ostsender waren damals noch nicht auf Sendung. Die ARD-Programme wurden 160 Minuten (84,6 %) pro Tag gehört, davon waren 100 Minuten den regionalen Sendern des MDR, des ORB und des NDR zuzurechnen.

Umsätze Werbeeinnahmen bildeten eine wesentliche Neuerung in der Rundfunkfinanzierung der neuen Bundesländer. Darüber hinaus wurden weitere Maßnahmen ergriffen, um die Einnahmen des Rundfunks zu steigern. Dazu zählten Gebührenerhöhungen, 2 eine Reduzierung der Gebührenbefreiungen aus sozialen Gründen, Steigerung des Angebots im kommerziellen Dienstleistungsbereich und bei Programmverkäufen sowie die unvermeidbare Rationalisierung im Personalbereich. Nachdem am 7. März 1990 bereits eine Werbekonzeption für das DDR-Fernsehen verabschiedet worden war, stimmte der Medienkontrollrat am 19. März 1990 auch dem Werbekonzept des DDR-Rundfunks zu. Ab 17. April 1990 konnte jedes DDRFernsehprogramm täglich insgesamt 30 Minuten Werbung senden, die auch nach 20 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen ausgestrahlt werden durften. Im Hörtunk war ein Werbeanteil von einem Prozent der täglichen Gesamtsendezeit vorgesehen. Die ersten genehmigten Werbesendungen strahlte der Berliner Rundfunk bereits am 22. Februar 1990 anläßlich der Leipziger Messe aus. 3

1 2 3

Repräsentative Befragung von über 8 000 Bürgern der neuen Bundesländer. Die Rundfunk- und Fernsehgebühren wurden am 1.10.1990 von 10 DM auf 19 DM erhOht. Vgl. ARD-Jahrbuch 91 , S. 60 f.

124

Der Hörfunk in den neuen Bundesländern kooperierte dabei mit den Werbetöchtern von vier westdeutschen Landesrundfunkanstalten, die die Abwicklung der Hörfunkwerbung einschließlich der sendefertigen Zusammenstellung, Rechnungslegung, Inkasso und Buchhaltung übernahmen. 1 Der OFF arbeitete mit der internationalen Agentur Information et Publicite Paris zusammen. Die Nettoumsätze des OFF-Werbefernsehens betrugen 1990 insgesamt 94 Mill. DM, 1991 wurden 204 Mill. DM erzielt. 2 Der enorme Zuwachs ist u.a. darauf zurückzuführen, daß die Umsätze des Jahres 1991 das gesamte Jahr betreffen, im Jahr zuvor hingegen erst im April mit der Austrahlung begonnen wurde. Im Werbefunk stiegen die Nettoumsätze von 20,2 Mill. DM (1990) auf 94,4 Mill. DM (1991) an. Auch der Werbetunk wurde erst im Laufe des Jahres 1990 begonnen, so daß beim Vergleich der Zahlen eine unterschiedliche Zeitbasis berücksichtigt werden muß. Darüber hinaus ist in den Daten von 1991 eine größere Anzahl von Sendern enthalten (vgl. Tab. 31). Tabelle 31 Netto-Umsitze des Werbefunks und des Werbefernsehens ln den neuen Bundeslindern in Mill. DM Nettoumsatz

1990

1991

Werbefunk insgesamt

20,2

94,4

12,2 3,3 3,6 1'1

23,1 5,2 11,3 10,1 16,5

-

20,9

davon: Radio Aktuell Berliner Rundfunk Antenne Brandenburg Radio Sachsen-Anhalt Radio Mecklenburg-Vorpommern Radio Thüringen 1 Radio Sachsen Werbefernsehen OFF insgesamt

-

94°)

7,3

204,1

a) Sendebeginn April 1990. Quelle: ZAW, Werbung in Deutschland, 1991 und 1992. 1 Vgl. Maier, 0. (1991), Von der ersten Hilfe bis zum Neuaufbau, Finanzielle Aspekte der Rundfunkeinheit, in: ARD-Jahrbuch '91, S. 96 ff. 2 Vgl. ZAW (Hrsg.), Werbung in Deutschland 1991 und 1992. 9 Scholz/Waldkircher-Heyne

125

Auf die Werbeeinnahmen der westdeutschen Sender hatte die deutsche Wiedervereinigung in den Jahren 1990 und 1991 keinen erkennbaren Einfluß. Die Angaben in Tabelle 32 beziehen sich auf die Werbeeinnahmen aus dem gesamten Bundesgebiet, da es nicht möglich ist, die Einnahmen dem Sendegebiet alte bzw. neue Bundesländer zuzuordnen. Die privaten Rundfunkanstalten konnten ihre Werbeeinnahmen zwischen 1989 und 1990 nahezu verdoppeln. Allerdings wurden bereits in den Jahren zuvor ähnlich hohe Wachstumsraten erreicht. Von 1990 auf 1991 stiegen die Einnahmen der privaten Anstalten auf 2,3 Mrd. DM an. Dies entsprach einer Steigerung um durchschnittlich 48,5 %. Pro 7 verzeichnete als einziger Sender eine überdurchschnittliche Veränderungsrate von 251,3% und setzte sich mit deutlichem Vorsprung von Tele 5 ab. ln der Tendenz zeigt sich insbesondere beim privaten Hörfunk 1 und bei Fernsehsendern, die bereits länger alsAnbieterauf dem Markt sind, ein Rückgang der Zuwächse. Für die Landesrundfunkanstalten der ARD und das ZDF haben die Strukturveränderungen des ostdeutschen Rundfunks 1990 keine Änderung hinsichtlich der Sendegebiete, des Gebührenaufkommens und der Werbung gebracht. Die Zuwächse der Netto-Umsätze des Werbefernsehens beim ZDF in diesem Jahr sind vor allem auf höhere Einschaltpreise zurückzuführen. 2 Erst 1991 sind einzelne erste Veränderungen erkennbar. Die Umsätze beim ARWWerbefunk sind 1991 im Vergleich zum Vorjahr um fast 12 % auf 571,8 Mill. DM zurückgegangen. Fast alle Werbegesellschaften waren von diesen Verlusten betroffen, lediglich die SFB-Werbung konnte durch die Vergrößerung des Sendegebietes einen Zuwachs in Höhe von 23,4 % verbuchen.

Hierbei dürfte es sich ausschließlich um Sender aus den alten Bundesländern handeln. Die gesetzlichen Grundlagen für den privaten Rundfunk in den neuen Bundeslandern wurden erst im Laufe des Jahres 1991 geschaffen, die ersten Sendelizenzen wurden sogar erst 1992 erteilt. 2 Vgl. ZDF-Jahrbuch 91, S. 247. 1

126

Nachdem die Netto-Werbaumsätze des ARW-Werbefernsehens 1990 gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um fast 22 % zu verzeichnen hatten, stiegen sie im Jahre 1991 wieder um rund 4 % auf 761 ,2 Mi! I. DM. Dies ist darauf zurückzuführen, daß die ARD-Werbung seit 1991 eine nationale Werbemöglichkeit anbietet. ln Ergänzung zu den regionalen Angeboten der ARD-Werbegesellschaften kann seit dem 1. Januar 1991 über eine zentrale Buchung in allen Programmen des ARDWerbefernsehens national geworben werden. Der nationale Einschaltpreis liegt dabei unter der Summe der regionalen Einschaltpreise. Nachdem diese neue Werbemöglichkeit deutlich zu einer Steigerung der Werbeumsätze beigetragen hat, bietet die ARD-Werbung dieses Angebot weiterhin an. Dabei konnte für das Jahr

1992 die Fernsehwerbung getrennt nach alten und neuen Bundesländern gebucht werden. 1 Angaben darüber, auf welche Resonanz dieses Angebot gestoßen ist, lagen bis zum Abschluß der Untersuchung jedoch nicht vor. Das ZDF, das seit Anfang Dezember 1990 sein Programm in die neuen Bundesländer ausstrahlt, hat seine Einschaltpreise für das Jahr 1991 unverändert gelassen.2 Aus diesem Grund sind die Netto-Werbaumsätze des ZDF im Jahre 1991 trotz des vergrößerten Sendegebietes nur geringfügig um 1,0 % auf 718,8 Mi II. DM angestiegen. Auch die Gebühreneinnahmen von ARD und ZDF zeigten sich bis 1992 unberührt von den Entwicklungen in der west- und ostdeutschen Rundfunklandschaft. Die ARD hat seit dem 15. Dezember 1990 ihr Gemeinschaftsprogramm Erstes Deutsches Fernsehen dem Deutschen Fernsehfunk kostenlos zur Ausstrahlung in den neuen Ländern zur Verfügung gestellt. Da der Staatsvertrag über den Rundfunk im vereinten Deutschland erst am 1. Januar 1992 in Kraft getreten ist, haben ARD und ZDF bis dahin keine Gebühreneinnahmen aus den neuen Ländern erhalten.

1 2

g•

Vgl. Umsatzentwicklung der ARD-Werbung 1991 , in: Media Perspektiven 2/92, S. 154. Vgl. Weber, B. (1991), Finanzen, in: ZDF-Jahrbuch 1990, S. 222 ff.

127

Zahlenangaben über das Gebührenaufkommen liegen leider nur bis zum Jahr 1991 vor. Der im Vergleich zu der Entwicklung in den Vorjahren sprunghafte Anstieg der Gebühreneinnahmen bei ARD und ZDF im Jahre 1990 ist auf eine deutliche Erhöhung der Teilnehmergebühren zurückzuführen. Durch die Anhebung von 16,60 DM auf 19,00 DM konnten z.B. die Landesrundfunkanstalten Mehreinnahmen in Höhe von 554,8 Mill. DM verbuchen. Dies entsprach 87,0 % der Mehreinnahmen aus Teilnehmergebühren. Tabelle 32

Netto-Umsiitze8 l des lnliindlschenb) Werbefunks und des Werbefernsehens 1989 bis 1991 in Mill. DM Netto-Umsätze Anstalten ARW Werbefunk . Werbefernsehen

.

1989

1990

Veränderung in % 1991

1989/90

1990/91

682,9 935,4

649,2 732,2

571,8 761,2

. 4,9 • 21,7

. 11,9 4,0

1 618,3

1 381,4

1 333,0

- 14,6

• 3,5

679,1

712,0

718,8

4,8

1,0

2 297,4

2 093,4

2 051,8

- 8,9

. 2,0

RTL plus Sat 1 Tele 5 Pro 7 Privater Hörfunk

294,4 307,4 26,0 14,5 138,1

690,9 546,4 35,7 47,0 225,3

1 010,8 802,2 42,4 165,1 273,7

134,7 77,8 37,3 224,1 63,1

46,3 46,8 18,8 251,3 21,5

Private Anstalten

780,4

1 545,3

2 294,2

98,0

48,5

3 077,8

3 638,7

4 346,0

18,2

19,4

zusammen ZDF ARW und ZDF

Insgesamt Öffentlich rechtliehe Anstalten

nachrichtlich: Gebühreneinnahmen

ARDc) ZDF

3 685,1 896,7

4 322,6 1 037,7

4 469,9 1 064,7

17,3 15,7

3,4 2,6

Zusammen

4 581,8

5 360,3

5 534,6

17,0

3,3

a) b) c) d)

Vor Skonti, nach Abzug von Rabatten und Minlergebühren. Ohne Radio Tele Luxemburg. Darunter Gebührenrückflüsse von den Landesmedienanstalten in Höhe von 13,4 Mill. DM (1990) und 42,5 Mill. DM (1991). Ohne Anteil der Landesmedienanstalten.

Quelle: Zentralausschuß der Werbewirtschaft, Werbung in Deutschland, 1991, 1992; ARD Jahrbuch 90, 91, 92; Berechnungen des ifo Instituts.

128

Mit dem Beitritt der neuen Bundesländer zum ZDF-Staatsvertrag erhält das ZDF einen Anteil in Höhe von 30 % der Fernsehgebühren aus den neuen Ländern. Im Haushaltsplan 1992 des ZDF wurde eine Steigerung der Gebühreneinnahmen in Höhe von knapp 300 Mill. DM eingeplant, darunter fast 21 0 Mi II. DM an Gebühreneinnahmen aus den neuen Ländern. lnfolge einer Erhöhung der Werbepreise um 6,4 % zum 1. Januar 1992 und einer Änderung des Programmschemas erwartet das ZDF 1992 Nettoerträge aus dem Werbefernsehen in Höhe von 750,0 Mill. DM. Gegenüber dem Vorjahr würde dies eine Zunahme um rund 72 Mill. DM bzw. 10,6 % bedeuten. 1

Beschäftigung ln den Rundfunkanstalten der DDR waren früher ca. 14 000 Angestellte beschäftigt, deren Anzahl stufenweise reduziert wurde. Ende 1991 wurde der Sendebetrieb der DDR-Anstalten eingestellt, was auch für die letzten der verbliebenen Mitarbeiter die Kündigung bedeutete. Die neu gebildeten Landessender übernahmen die Regie. 2 Nach Einschätzung des ehemaligen Rundfunkbeauftragten Mühlfenzl konnten bis Ende des Jahres 1991 über 4 000 Mitarbeiter in den neuen Anstalten Beschäftigung finden. 3 Zusätzlicher Bedarf war u.a. durch die Ausweitung des ZDF gegeben. in fünf neu eingerichteten Landesstudios wurden 45 feste Mitarbeiter verpflichtet, 6 weitere arbeiten im Zeitvertrag. 4 Darüber hinaus übernahm das ZDF das ehemalige DDR-Programm "OS-Kultur", bei dem 377 Mitarbeiter in zeitlich befristeten Verträgen bis zur Errichtung der neuen Gemeinschaftseinrichtung tätig sind. 5 Bei der Gegenüberstellung "alter" und "neuer" Beschäftigtenzahlen darf nicht vergessen werden, daß eine Reihe von Fachleuten künftig als freie Mitarbeiter arbeiten werden, eine Beschäftigungsform, die es zu DDR-Zeiten nicht im westlichen Umfang gab. 1 2

Vgl. Weber, B. (1992), Finanzen, in: ZDF Jahrbuch 1991, S. 250 ff. Die Zeit, Nr. 41, 3. Oktober 1991, S. 65/66. Vgl. auch FUNK-Korrespondenz Nr. 37, 12.9.1991. 3 Vgl. Das Ende des DDR-Staatsrundfunks, in: Stuttgarter Zeitung, 31.12.1991. 4 Angaben des ZDF, Stand: 1.12.1992. 5 Darunter 179 aus der ursprünglichen Belegschaft übernommene Mitarbeiter.

129

Ein aktueller Überblick über die Beschäftigungssituation im Rundfunkwesen der neuen Bundesländer ist nur für Teilbereiche möglich. Einige Anstalten befanden sich bei Abschluß der Recherchen erst in Gründung oder beschränkten sich vorerst auf einen geringeren Mitarbeiterstab, der später weiter ausgebaut werden soll. leiweise konnten Pressenotitzen nur Auskunft über geplante Mitarbeiterzahlen geben. Das Deutsche Rundfunkarchiv Ost soll künftig mit ca. 106 Angestellten arbeiten. 1 ln neun TV-Produktionsunternehmen der Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ermittelte die Zeitschrift Medien Bulletin 83 feste und 51 freie Mitarbeiter. 2 Der Mitteldeutsche Rundfunk beschäftigte Ende 1992 nach eigenen Angaben ca. 1 700 fest angestellte Mitarbeiter. Wie sich diese auf den Bereich Fernsehen bzw. auf die Hörfunkanstalten in Leipzig, Berlin-ose, Magdeburg und Weimar verteilen, war nicht exakt zu ermitteln. Die volle Belegschaft soll später etwa 2 000 Mitarbeiter stark sein. 4 Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg beschäftigte Ende 1992 597 fest angestellte Mitarbeiter. Ein Ausbau auf maximal 618 Stellen ist geplant. 5 Etwa 300 Mitarbeiter sollen vorerst im Landesfunkhaus Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) beschäftigt werden. 6 Eine Verdoppelung ist vorgesehen? Von den privaten Hörfunksendern der Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurden folgende Beschäftigtenzahlen veröffentlicht: Radio PSR beschäftigte im Anfang Dezember 1992 42 feste Mitarbeiter. Ca. 12 Korrespondenten waren als freie Mitarbeiter für den Sender tätig, darunter 3 im Ausland. 8 Im Zuge des Ausbaus soll sich die Zahl der Mitarbeiter des sächsischen Privatsenders weiter

1

2 3 4

5 6 7 8

SZ, 22./23. Februar 1992, S. 30. Für detaillierte Angaben vergleiche Medien Bulletin, Heft 14+ 15, 3.8.1992, S. 52 f. MDR DT 64. Vgl. Das Ende des DDR-Staatsrundfunks, in: Stuttgarter Zeitung, 31.12.1991. Eigene Angaben des Senders. Wirtschafts Woche Nr. 41, 4.10.1991 . dpa Nr. 1, 2.1.1992. Eigene Angaben des Senders.

130

erhöhen. Pressemitteilungen zufolge sollen später etwa 20 freie Mitarbeiter beschäftigt werden. Radio SAW (Sachsen-Anhalt Welle) beschäftigte Ende 1992 45 feste und 7 freie Mitarbeiter, Radio Brocken ca. 35 fest angestellte Mitarbeiter. Antenne Thüringen plant vorerst 35 feste und 20 freie Mitarbeiter ein.1

2.3.3 Filmwirtschaft (Filmproduktion, Filmtheater) Seit der Wiedervereinigung zeichnen sich in der Filmwirtschaft starke Strukturverschiebungen ab. Die Filmtheater richten ihr Angebot verstärkt an marktwirtschaftliehen Kriterien aus. Inhaltlich gesehen verringert sich beispielsweise der Anteil an Dokumentarfilmen, die ihre Zukunft langfristig wohl eher in Fernsehproduktionen als im Kino sehen müssen. Hinzu kommt, daß die in der DDR verbreitete Form des "Kiubkinos" gegenüber der Form des Reihenkinos westlicher Prägung nur wenige Überlebenschancen haben dürfte. Umstrukturierungen in Form von Sitzplatzreduzierungen, einer verstärkten Ausdehnung von Centerkinos sowie eine Verlagerung des Kinobestandes aus Kleinstädten hin zu Großstädten und Städten mit mittlerer Einwohnerzahl sind die Folge. Prozesse, die in den alten Bundesländern zwei Jahrzehnte dauerten, werden nun in den neuen Bundesländern in einem Zeitrafferprozeß nachgeholt. 2 Eine außerordentlich dynamische Markterschließung war in der Videowirtschaft zu beobachten. Viele Bürger der neuen Bundesländer sahen in dieser Branche die Chance auf eine selbständige Existenz und richteten kleinere Verleihsteilen ein. Heute ist die Phase der ersten Euphorie jedoch vorbei und zunehmender Wettbewerb stellt sich ein.

1 Vgl. dpa-inf. 28/9.7.1992, Medien Bulletin, 14+ 15 3.8. 1992, S . 54 f. sowie telefonische Auskünfte der Sender. 2 Vgl. Klingsporn, J. (1991), Zur Lage der deutschen Kinowirtschaft, in: Media Perspektiven, Nr. 12/91' s. 795.

131

Filmproduktion Die Weichen für den Erhalt der DEFA, der ehemaligen staatlichen Filmproduktionsstätte der DDR, wurden im Mai 1992 gestellt. Unter der Aufsicht der Treuhand war zunächst der Personalbestand der "Traumfabrik" von ca. 2 300 auf 780 Mitarbeiter reduziert worden. Eine Privatisierung der Studios und des insgesamt ca. 461 000 Quadratmeter großen Areals ist vorgesehen. Der Zuschlag ging an eine Tochtergesellschaft der französischen Compagnie Glmerale des Eaux (CGE). die den Erhalt der bestehen gebliebenen Arbeitsplätze zusicherte. Pressemitteilungen zufolge wurde der Vertrag im August 1992 unterzeichnet. 1 Als eigentlicher Kernbereich soll die Film- und

TV-P~oduktion

künftig von der Ufa

Film- und Fernseh GmbH und einer Tochtergesellschaft von CGE, der Compagnie lmmobiliere Phenix SA (CIP). weitergeführt werden. Zu diesem Zweck ist die Gründung einer "DEFA Film GmbH", an der die beiden Unternehmen zu je 50% beteiligt sein werden, im Gespräch. 2 Die DEFA-Sychron und das DEFA-Studio für Dokumentarfilme wurden an die Kirch-Gruppe verkauft.3 Darüber hinaus ist die Ansiedelung mittelständischer Unternehmen der Branche sowie der Hochschule für Film und Fernsehen vorgesehen. Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg und das ZDF befinden sich bereits vor Ort. 4 Auch das ehemalige Fernsehbetriebsgelände in Berlin-Adlershof soll weiterhin medienwirtschaftlich genutzt werden. Gegenwärtig obliegt die Verwaltung der "Neue Länder Grundstücksverwertung und Verwaltung GmbH" (NLG) , die Ende 1991

FAZ Nr. 188, 14.8.1992 S. 15. Handelsblatt, Nr. 97/98, 21.5.1992. Vgl. Neckermann, G. (1992), Die Filmwirtschaft in Berlin, in: Geppert, K. u.a., Kultur als Wirtschaftsfaktor, DIW, Berlin sowie Schulenburg, M. (1992), Wer wird im Osten Deutschlands die Medienstadt Nummer eins?, in: Neue Zeit, 12.9.1992. 4 Handelsblatt, Nr. 97/98, 21.5.1992.

2 3

132

gegründet worden ist. 1 Gesellschafter dieser GmbH sind die neuen Bundesländer einschließlich Ost-Berlin. Die NLG hat den Auftrag, die Liegenschaften des DFF zu veräußern. Das Land Berlin möchte - so eine Absichtserklärung des Senats - das Gelände erwerben und Adlershof durch eine private Setreibergesellschaft führen lassen. Diese Maßnahme soll künftig die medienwirtschaftliche Nutzung des Geländes gewährleisten. Zwischenzeitlich können die vorhandenen Studios und die übrigen Räume des Geländes (insges. 2 371 Räume) befristet vermietet werden. Zum 7. 7.1992 befanden sich 34 Unternehmen vor Ort, darunter das auf HDTV-Produktionen spezialisierte Unternehmen VttV, Columbia TV (Los Angeles) und elf 99. 2 Die Zahl der ansässigen Unternehmen hat sich inzwischen3 auf 88 erhöht. Im Oktober 1992 waren ca. 50 % aller Räume des Geländes, darunter 15 Studios, an Medien- und mediennahe Einrichtungen vermietet. Die kleineren Studios werden u.a. von BUNDFilm und Provobis genutzt, die für den Mitteldeutschen Rundfunk produzieren. Auf dem Gelände der Johannisthaler Filmanstalten (Jofa) finden derzeit nach Angaben der NLG keine Filmproduktionen mehr statt. Adlershof verfüge sowohl durch einen höheren Bekanntheitsgrad, als auch durch bessere Verkehrsverbindungen über Standortvorteile, die sich in der Nachfrage nach den Kapazitäten widerspiegeln. Pressemitteilungen zufolge hatten sich ca. 10 Unternehmen in Johannisthai angemietet. 4 Im Auftrag von WDR und NDR entstand dort eine neue ARD-Vorabendserie mit einem Produktionsvolumen von drei Mill. DM, mit der die Studios bis Ende September belegt waren. Seither befindet sich lediglich ein branchenfremder Betrieb auf dem Gelände.

1

Vgl. hierzu und im folgenden Ebel, F. (1992), Medienstandort Adlershof, Senatsverwaltung für Wirtschaft und Technologie, Berlin sowie Schulenburg, M. : Wer wird im Osten Deutschlands die Medienstadt Nummer eins?, in: Neue Zeit, 12.9.1992. 2 Die beiden letztgenannten Unternehmen produzieren gegenwärtig für RTL plus. 3 Stand: Oktober 1992. 4 Schulenburg, M., Wer wird im Osten Deutschlands die Medienstadt Nummer eins?, a.a.O.

133

Für die neuen Bundesländer liegen noch keine gesicherten statistischen Daten über die Filmproduktion vor. Bei der Spitzenorganisation der Deutschen Filmwirtschaft (SPIO) wurden insgesamt 48 Filme registriert, die seit 1990 in den DEFAStudios in Potsdam und Berlin produziert wurden. Teilweise waren auch andere Produktionsfirmen beteiligt. Im Jahre 1990 wurden mehr als doppelt so viele Filme in den DEFA-Studios Berlin und Potsdam produziert als 1991. Darüber hinaus verringerte sich die Dokumentarfilmproduktion: 1990 wurden 11 Filme dieser Sparte produziert, im Jahr darauf waren es nur noch 2. Im Zeitraum 1990/91 wurde ein Dokumentarfilm produziert. Der Vergleich der Jahre 1990 und 1991 zeigt bei den sonstigen Kinofilmen einen weniger drastischen Rückgang. Kinderfilme blieben bei einer geringen Anzahl realisierter Filme relativ konstant. Wie viele Filme in weiteren Produktionsstandorten realisiert worden sind, konnte zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ermittelt werden. Auch die Zahl der produzierten Fernseh- und Werbefilme bleibt unbekannt. Tabelle 33 Anzahl der mit Beteiligung der DEFA-Studios Berlln und Potadam produzierten Klnofllme 8 l ln den Jahren 1990 bla 1992b) Produktionsjahr bzw. Produktionszeitraum

1990

1992c)

1991

1990/91

Summe

1991/92

Dokumentarfilme Kinderfilme Sonstige Kinofilme

11 2 14

-

-

1 1

1

3

2 1 10

-

1

15 4 29

Insgesamt

27

4

13

2

2

48

1

a) Kinofilme mit einer Lange von über 90 Minuten. b) Stand: Oktober 1992. c) Vorläufige Werte. Quelle: SPIO, interne Unterlagen; eigene Berechnungen des ifo Instituts.

134

Filmverleih

Im Jahre 1990 wurden sechs zur DDR-Zeit produzierten Spielfilme (ohne Fernsehfilme) ur- bzw. erstaufgeführt, eine im Vergleich zu früheren Jahren ungewöhnlich hohe Anzahl. 1 1991 reduzierte sich diese Zahl auf einen Spielfilm. Nach wie vor dominierten amerikanische Spielfilme im Verleihgeschäft Im Jahre 1988 war mit 176 ur- bzw. erstaufgeführten Filmen ein Höchststand erreicht, der 1990 auf 155 Filme zurückging. Im Jahre 1991 war eine Steigerung auf 162 Spielfilme bzw. 48,5% der insgesamt ur- oder erstaufgeführten Spielfilme zu verzeichnen. Bei FilTabelle 34 Ur· und erstaufgeführte Filme ln den Jahren 1989 bla 1991

Herstellungsland

1989

Bundesrepublik Deutschland ehemalige DDR

68 4

Zusammen

I

Anzahl 1990

I

48 6

Veränderung in % 1991

1989/90 1 1990/91

Spielfilme 72 1

-29,4 50,0

50,0 83,3

72

54

73

·25,0

35,2

USA Frankreich Italien Großbritannien Sonstige

166 30 11 25 46

155 24 10 21 40

162 19 10 14 56

• 6,6 • 20,0 • 9,1 • 16,0 • 13,0

4,5 . 20,8 0,0 • 33,3 40,0

Insgesamt

350

304

334

- 13,1

9,9

Filme ohne Spielhandlung 8 l Bundesrepublik Deutschland ehemalige DDR

11 1

11

.

13 1

Zusammen

12

11

3 3

1 1

18 368

USA Sonstige Insgesamt nachrichtlich: Langfilme insgesamt

0,0

18,2

14

. 8,3

27,3

1 1

• 66,7 . 66,7

0,0 0,0

13

16

• 27,8

23.1

317

350

• 13,9

10,4

.

.

a) Abendfüllende Kultur-, Dokumentar- und Wirtschaftsfilme. Quelle: Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, Filmstatistisches Taschenbuch, Berechnungen des ifo Instituts.

1 Vgl. SPIO (Hrsg.), Filmstatistisches Taschenbuch 1992,

s. 9. 135

men aus Frankreich und Großbritannien setzte sich dagegen der rückläufige Trend fort. Die Anzahl der Spielfilme aus Italien stagnierte. Im Gegensatz dazu zeigte sich bei Filmen aus dem Gebiet der gesamten Bundesrepublik Deutschland eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 50 %. Mit 72 Spielfilmen konnte damit an die Entwicklung der frühen achtziger Jahre angeknüpft werden. Eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Filmen stammte 1991 aus den Herstellungsländern Kanada (9 Spielfilme) und Japan (7 Spielfilme). ln der Sparte der abendfüllenden Kultur-, Wirtschafts- und Dokumentarfilme fand 1991 nur eine Ur- bzw. Erstaufführung eines DDR-Films statt. Dies entspricht der Entwicklung der letzten zehn Jahre, in denen nur selten ein Film aus dem Gebiet der ehemaligen DDR aufgeführt wurde. 13 Filme stammten aus der Bundesrepublik Deutschland.

Filmtheater Nach der Wende zeichneten sich größere Veränderungen ab. Im Gegensatz zu Theatern oder Museen wertete man die Kinos nicht als "kulturelle Einrichtungen". Als "kommerzielle Unternehmen" wurden sie stattdessen der Verfügungsgewalt der Treuhand unterstellt und paketweise zum Verkauf angeboten. Nur ein geringer Teil konnte von den Städten und Kommunen übernommen werden. Vom verbleibenden Rest dürfte der Großteil an Unternehmen aus dem Westen Deutschlands verkauft worden sein. Die meisten Filmtheater sind in teuren Citylagen angesiedelt und solche, die aufgrund ihrer Randlage preiswerter angeboten werden könnten, stellen aufgrund eines geringeren Einzugsgebietes ein vergleichsweise hohes Investitionsrisiko dar, das größere Gesellschaften leichter verkraften können. So hat beispielsweise die UFA Theater AG rund 80 Kinos in etwa 50 ostdeutschen Orten erworben und saniert. 1 Über 500 Filmtheater werden von

1

Vgl. Dresden: Kinopalast mit sieben Sälen, in: Handelsblatt Nr. 161 , 21./22.8.92, S. 23.

136

diesem Unternehmen betrieben. Einen ausführlicheren Überblick über Kinoketten in Ostdeutschland liefert die folgende Tabelle. Tabelle 35 Kinoketten ln Oatdeutschland: Inhaberstatistik 1991 a)

Inhaber Anzahl der Kinos 50 u.m. 20-49 10- 19 5-9 2-4 1 Insgesamt a)

absolut 1 2 8 11 28 121 171

I

Kinos in% 0,6 1,2 4,7 6,4 16,4 70,8 100

absolut 90 45 115 72 63 121 506

I

in% 17,8 8,9 22,7 14,2 12,5 23,9 100

Stand: Oktober 1991 .

Quelle: Klingsporn, J. (1991), Zur Lage der deutschen Kinowirtschaft, a.a.O., S. 798.

Steigende Eintrittspreise, zunehmende Arbeitslosigkeit und das nicht zuletzt durch die Privatsender und Videotheken zunehmende Filmangebot verursachten nach der Wiedervereinigung einen starken Rückgang der Besucherzahlen in den Filmtheatern. 1991 wurden noch gut 13 Millionen Besucher gezählt. Pressemitteilungen zufolge lag der Rückgang der Besucher gegenüber dem Vorjahr in den ersten drei Monaten des Jahres bei ca. 50 %. 1 Diese Angaben sind allerdings aufgrund unsicherer Ausgangsdaten kritisch zu werten. Als Folge dieser Entwicklung sank die Anzahl der Filmtheater. Einzig in Berlin-Ost wurde eine Zunahme um 21 % verzeichnet. Von ursprünglich 800 Kinos ging der Bestand bis zum Jahresende 1990 auf 532 ortsfeste Filmtheater zurück. Dieser Abwärtstrend setzte sich auch im darauffolgenden Jahr fort: Ende 1991 waren noch 428 ortsfeste Filmtheater in Betrieb. 2

1 Vgl. Küffner, H., (1991), Das Ende nicht an den Anfang stellen, in: SZ, 29./30.5.91. Vgl. SPIO, Filmstatistisches Taschenburch 1991 und 1992.

2

137

Einzelfallbetrachtungen verdeutlichen das Ausmaß dieses Schrumpfungsprozesses: Im Bezirk Schwerin sank die Zahl der Kinos beispielsweise von 38 auf 9, die Zahl der Beschäftigten von 226 auf 35.1 ln der Größenklasse der Filmtheater mit bis zu 300 Sitzplätzen sank die Zahl der Kinos gegenüber dem Vorjahr um 62 (knapp 22 %). Von den 175 Filmtheatern mit 301 bis 500 Sitzplätzen, die 1990 in der Statistik aufgeführt wurden, mußten 34 Kinos schließen (19,4 %). Tabelle 36

Indikatoren der Entwicklung der Filmtheaterunternahmen 1990 und 1991 Absolutwerte Stand: Gegenstand der Nachweisung

31.12.90

I

31.12.91

Veränderung in % 1990/91

Ortsfeste Filmtheater Anzahl

532

428

- 19,5

davon: Berlin-Ost Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen

28 95 76 165 66 102

34 70 61 128 60 75

21,4 -26,3 - 19,7 -22,4 - 9,1 -26,5

Sitzplätze in 1 000 Sitzplätze je Theater Filmbesuche in Mill.

173 325 o.A.

15 352 13

- 13,3 8,3 X

Wanderfilmbetriebe Anzahl

o.A.

2

X

Autokinos Anzahl

o.A.

3

X

Quelle: Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, Filmstatistisches Taschenbuch 1991 und 1992; Berechnungen des ifo Instituts.

Vor allem kleinere Filmtheater in Städten mit weniger als 50 000 Einwohnern wurden geschlossen, während in Städten mit höherer Einwohnerzahl einige neue Kinos hinzukamen. 2 ln vielen Großstädten war die Zahl der Kinos in Ostdeutschland nämlich im Vergleich mit dem Westen unterrepräsentiert. Zum Jahresende 1990

1 Süddeutsche Zeitung, Nr. 122, 29.5.1991, S. 15. 2 Vgl. Klingsporn, J., (1991), Zur Lage der deutschen Kinowirtschaft, in: Media Perspektiven, Nr. 12/91, s. 794 ff.

138

gab es z.B. in Leipzig (530 000 Einwohner) nur 10 Kinos, Bremen (526 000 Einwohner) verfügte dagegen über 37 Filmtheater. Der Anteil der ostdeutschen Kinos in Gemeinden mit weniger als 20 000 Einwohnern verringerte sich von ca. 53% (1990) auf etwa 38% (1991). Im Vergleich liegt der Anteil der Provinzkinos in den neuen Bundesländern noch 15 Prozentpunkte über dem westdeutschen Anteil. 1 Durch den Abschmelzungsprozeß hat sich die Anzahl der Sitzplätze je 1 000 Einwohner zum 31.12.1991 auf 9,4 verringert, 0,2 Einheiten weniger als in den alten Bundesländern. Diese Kennziffer lag im Vorjahr noch 0,9 Einheiten höher als der Vergleichswert der alten Bundesländer. Die Anzahl der Sitzplätze je Filmtheater ist dagegen in den ostdeutschen Kinos um 8 % von 325 (1990) auf 352 (1991) gestiegen, ein weiterer Beleg dafür, daß vorwiegend kleinere Filmtheater von den Schließungen betroffen waren. ln den alten Bundesländern lag der Vergleichswert 1991 bei negativem Trend bei 188 Sitzplätzen je Filmtheater. Aufgrund der sinkenden Besucherzahlen kann man davon ausgehen, daß sich die Größe der ostdeutschen Kinos künftig dieser Entwicklung anschließt. Soweit es die Bausubstanz zuläßt, werden viele Filmtheater zu Kinocentern mit mehreren Leinwänden umgebaut.2 Der überwiegende Teil der ostdeutschen Kinos (92,3 %) verfügte 1991 lediglich über eine Leinwand. Gegenüber dem Vorjahr hat sich ihre Anzahl um knapp ein Viertel verringert. Größere Kinocenter mit mehreren Leinwänden sind in der ostdeutschen Kinostruktur noch verhältnismäßig selten. Während 1991 in den alten Bundesländern ca. 44% der Kinocenter mindestens zwei Leinwände hatten, waren es in den neuen Bundesländern erst 7, 7 %. Nur zwei der ostdeutschen Kinocenter verfügten über vier bzw. sieben Leinwände.

1 2

Vgl. SPIO (Hrsg.), Filmstatistisches Taschenbuch, Ausgabe 1992, S. 15. Vgl. Klingsporn, J., a.a.O.

139

Bei den durchschnittlichen Bruttoeinnahmen je Filmtheater1 bestehen ebenfalls deutliche Unterschiede zwischen den neuen (0,15 Mill. DM) und den alten Bundesländern (0,28 Mill. DM). Tabelle 37

Indikatoren der Entwicklung der Filmtheater ln den neuen Bundeslindern ln den Jahren 1990 und 1991 Gegenstand der Nachweisung

Absolutwerte

bis 300 301 bis 500 501 bis 750 751 bis 1 000 mehr als 1 000 Insgesamt

Insgesamt Sitzj21ätze je 1 000 Einwohner

285 175 55 14 3

223 141 49 12 3

532

1990

428

53,6 32,9 10,3 2,6 0,6 100

I

1991

52,1 32,9 11,4 2,8 0,7

. 21,8 . 19,4 . 10,9 • 14,3 0,0

100

- 19,5

Center (Anzahl) 477 26 1

358 25 3 1 1

504

388

94,6 5,2 0,2 0,0 0,0 100

92,3 6,4 0,8 0,3 0,3 100

- 24,9 -3,8 200,0

- 23,0

Anzahl 10,6

9,4

- 11 ,3

Mill. DM

Bruttoeinnahmen Insgesamt NBLb) ABL0 )

1991

Anzahl 8 )

Filmtheater mit .leinwänden 1 2 3 4 7

I

1990

Filmtheater mit ... Silz!;!lätzen

Veränderung in % 1990/91

in%

828,0

Je Filmtheater NBLb) ABLe)

0,26

63,9 916,7

6,5 93,4

0,15 0,28

10,7

-

a) Anzahl der Leinwände. b) Neue Bundesländer. c) Alte Bundesländer. Quelle:

1

SPIO, Filmstatistisches Taschenbuch, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

Schätzgröße, e rrechnet aus den Bruttoeinnahmen eines Kalenderjahres und dem Kinobestand am Ende des Jahres.

140

Hierbei muß allerdings das unterschiedliche Preisniveau in die Betrachtung einbezogen werden: Vor der Wende kostete die Hauptvorstellung etwa 1,75 Mark, Kinderfilme sogar nur 25 Pfennig. 1 Trotz der (insbesondere im Jahre 1990) inzwischen durchgeführten Preissteigerungen lag der durchschnittliche Eintrittspreis2 1991 in den neuen Ländern mit 4,92 DM noch deutlich unter dem westdeutschen Preisniveau (8,57 DM).

Videotheken Die Erschließung dieses Wirtschaftszweiges verlief in den neuen Bundesländern außerordentlich dynamisch, was sich sowohl in der Nachfrage nach Videorecordern als auch in der Zahl der bestehenden Betriebe wiederspiegelte. Im Jahre 1990 waren bereits 17 % der ostdeutschen Haushalte mit einem Videorecorder ausgestattet (vgl. Tabelle 38). 3 Ein überdurchschnittlich hoher Anteil (26 %) wurde für die Ost-Berliner Haushalte ermittelt. ln den Jahren 1990 und 1991 wurden insgesamt 1,4 Mill. Vi-deorecorder an ostdeutsche Haushalte abgesetzt. 4 Während der Absatz in den alten Bundesländern in diesen Jahren von 2,5 auf 2,6 Mill. Stück gesteigert werden konnte, wurden in den neuen Bundesländern im Jahre 1991 0,2 Mill. weniger verkauft als im Vorjahr. Nach der Wiedervereinigung sorgte wohl insbesondere der "Reiz des Neuen" für hohe Absatzzahlen.

1 2 3

Süddeutsche Zeitung, Nr. 122, 29.5.1991, S: 15. Quotient der Bruttoeinnahmen und der Besucherzahlen in Ost- und Westdeutschland. Vgl. MA '91 EM; E.M.A.-Ost Herbst 1990, zitiert nach Wild, C. {1991), Tendenzen in der Videonutzung, in: Media Perspektiven, Nr. 12/91, S. 823. 4 Vgl. Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (GFU), entnommen aus SPIO (Hrsg.), (1992), Filmstatistisches Taschenbuch 1992.

141

Tabelle 38 Videorecorderbesitz in den neuen Bundesländern im Jahre 1990

Bundesland Berlin-Ost Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen

in % der Haushalte 26 17 15 16 18 18

Insgesamt

17

nachrichtlich: alte Bundesländer

41

Quelle: MA '91 EM; E.M.A.-Ost Herbst 1990.

Für das Jahr 1991 ermittelte die Filmförderungsanstalt Berlin 3 126 Video-Fachhandelsgeschäfte und sonstige Videoprogramm-, Verleih- und Verkaufsstellen. Erst der Vergleich mit Westdeutschland, wo 5 524 Geschäfte und Verkaufsstellen gezählt wurden, verdeutlicht, wie schnell neu gegründete Betriebe versuchten, auf diesem Markt Fuß zu fassen. Schließlich lebten in den neuen Bundesländer zum 31.12.1990 nur ca. 16 Mill. Menschen gegenüber 63,7 Mill. in den alten Bundes-

ländern.1 Die Filmförderungsanstalt erfaßte in den fünf neuen Ländern für das Jahr 1991 einen Bestand von 2 968 Videotheken. in Brandenburg, Sachsen und SachsenAnhalt gab es jeweils deutlich mehr als 600 Videotheken, zusammen knapp 64 % des Gesamtbestandes. in rund 90% aller Fälle waren westdeutsche Unternehmer beteiligt, die Filme, Geräte, Werbematerialien und Einrichtungen bereitstellten. Ostdeutsche Partner brachten Räumlichkeiten und ihre eigene Arbeitskraft ein. Den westdeutschen Videothe-

1

Vgl. Statistisches Jahrbuch 1992.

142

karen bot sich durch die "Videovereinigung" die Chance, alte Filmtitel, die im Westen längst nicht mehr aktuell waren, nochmals auszuwerten. Nach diesen Filmen bestand allerdings aufgrund der niedrigen Verleihpreise eine rege Nachfrage, während Neuheiten nur zögerlich angenommen wurden. 1 Die meisten Videotheken in Ostdeutschland beschäftigen keine Mitarbeiter, d.h. der Inhaber bietet die Filme selbst zum Verleih an. Mit einem durchschnittlichen Bestand von 1 000 Filmen ist das Angebot noch deutlich geringer als in den westlichen Bundesländern. Bei den Verleihpreisen liegen die neuen Bundesländer durchschnittlich ca. 20 bis 25% unter dem westdeutschen Preisniveau. Genres mit besonders hoher Nachfrage {Action-, Horror-, Science Fiction und Pornofilme) wurden allerdings zu teuren Vermietpreisen angeboten: Mit bis zu 20 DM pro Tag lagen die Preise sogar über dem westdeutschen Niveau.2 Nach Angaben der Interessengemeinschaft der Videothekare {IVD) ist bereits ein Schrumpfungsprozeß im Gange. Auf längere Sicht erwartet der IVD einen Endbestand von 1 200 bis 1 500 Videotheken. Erschwerend dürfte sich nicht nur die Vervielfachung des Spielfilmangebots durch private Fernsehsender auf den Markt auswirken. Konkurrenzmedien, wie die digitale Bildplatte, erhö-hen zusätzlich den Konkurrenzdruck. Auf lange Sicht könnten neue Generationen der Unterhaltungselektronik die Videotechnik sogar gänzlich ablösen.3

1 Vgl. Hoffmann, K., (1991), Video- ein Übergangsmedium?, in: Media Perspektiven, Nr. 12/91, s. 813. 2 Vgl. Hoffmann, K., a.a.O., S. 813. 3 Vgl. Hoffmann, K., a.a.O., S. 817.

143

Tabelle 39 Videothekenbestand in den neuen Bundesländern im Jahre 1991

Bundesland Berlin-Ost Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Insgesamt Quelle:

Anzahl 168 628 407 639 623 503 2 968

in% 5,7 21,2 13,7 21,5 21,0 16,9 100

Filmförderungsanstalt, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

Umsätze der Filmwirtschaft

Amtliche Daten über die Umsatzentwicklung der Filmwirtschaft als Gesamtbereich liegen nicht vor. Schon für die alten Bundesländer wirft die vollständige Erfassung seit Einstellung der amtlichen Filmstatistik Probleme auf. 1 Diese Schwierigkeiten existieren im gleichen Umfang für die neuen Bundesländer. Hinzu kommt, daß andere Quellen nicht alle Daten für die neuen Bundesländer gesondert ausweisen. Die folgenden Zahlen gestatten daher nur Aussagen über einen Teil des Gesamtmarktes . ... Filmproduktion

Von der Treuhandanstalt wurden folgende Planzahlen (Stand: Ende September 1991) über den Umsatz und die Gesamtleistung der verschiedenen DEFA-Studios angegeben: 2 insgesamt sollten 1991 86 Mill. DM an Umsätzen bei einer Gesamt-

Für eine detaillierte Darstellung vgl. Hummel, M. und C. Waldkireher (1991), Entwicklungstrends von Kunst und Kultur, a.a.O., S. 138 ff. 2 Vgl. Geppert, K. u.a. (1992), Kultur als Wirtschaftsfaktor, a.a.O., S. 148. Die Unterschiede zwischen zwischen den Angaben zum Umsatz und zur Gesamtleistung erklären sich vor allem dadurch, daß Lagerveränderungen im weiteren Sinne stattfanden, daß z.B. mehr produziert als abgesetzt wurde bzw. Produktionen aus früheren Jahren verkauft wurden. 1

144

Ieistung von 66 Mill. DM erwirtschaftet werden. 70 % dieses Umsatzes sowie 57 % der Gesamtleistung wurden für das Studio in Babelsberg eingeplant. Die DEFASynchron und das DEFA-Studio für Dokumentarfilme sollten 13 bzw. 14 Mill. DM Umsatz bei einer Gesamtleistung von jeweils 14 Mill. DM erzielen. Über die Umsätze der Firmen, die sich an den übrigen Produktionsstandorten angesiedelt haben, liegen keine Angaben vor. Die Datenlage wird durch den Umstand erschwert, daß die Studios vielfach nur für einen gewissen Zeitraum von einem Unternehmen angernietet werden . ... Filmverleih Für den Filmverleih liegen lediglich Daten für die in Gesamtdeutschland erzielten Umsätze vor, die ab Juli 1990 eingerechnet wurden. Es handelt sich dabei um Einnahmen aus Filmmieten von FSK-geprüften oder JK-begutachteten Filmen ohne Wochenschaumieten. Für das Herstellungsland Bundesrepublik Deutschland wurde 1990 ein Verleihumsatz von 34 Mill. DM registriert. Obwohl neu hinzugekommene Filme aus den neuen Bundesländern diese Zahlen beeinflußt haben dürften, sank der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um knapp 35 %. Im Jahr darauf erfolgte eine Verbesserung auf 53,7 Mill. DM . ... Filmtheater Um das Massenmedium Film flächendeckend anbieten zu können, hatten die Bezirksfilmstätten zu DDR-Zeiten sogar ambulante Landdienste eingerichtet, die auch Dörfer, Altenheime oder Jugendclubs versorgten. Dieser Anspruch konnte nur durch hohe Subventionszahlungen ausgeglichen werden, die nach der Wende nicht im salben Umfang weitergeführt werden konnten.

10 Scholz/ Waldkirch er-Heyne

145

Vielmehr waren die Kosten mehr oder weniger in vollem Umfang selbst zu erwirtschaften. Insgesamt erzielten die Filmtheater in den neuen Bundesländern 1991 einen Bruttoumsatz (incl. 7 % MwSt.) von rund 63,9 Mill. DM. 1 Diese Summe wurde mit Veranstaltungen erzielt, die nach dem FFG filmabgabepflichtig sind. Rechnet man den Bruttoumsatz der alten Bundesländer hinzu, so erhält man die Gesamtsumme von 980,6 Mill. DM. Rund 21,6 Mill. DM waren von dieser Summe als Filmabgabe abzuführen. Als Nettoeinnahmen verblieben in Gesamtdeutschland 959 Mill. DM. Stellt man auf den Umsatz je Besucher ab, was auch als Maßgröße für den durchschnittlichen Eintrittspreis verwendet wird, so zeigt sich die Ausnahmestellung OstBerlins. ln der ehemals geteilten Stadt wurde das Preisniveau zwar nicht auf den Durchschnittspreis in Gesamtdeutschland (8,17 DM) angehoben, mit einem Preis von über 6 DM liegen d ie Ost-Berliner Eintrittspreise aber deutlich über dem ostdeutschen Durchschnitt von 4,92 DM. Tabelle 40 Umsatz und Besucherzahl von Filmtheatern ln den neuen Bundeslindern 1991

Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Brandenburg Berlin-Ost Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Insgesamt a) b)

Umsatz8 l

Besucher in 1 000 1 1 1 4 1 1

576 985 558 210 898 846

13 045

I

in%

inTDM

12,1 15,0 11 ,9 32,3 14,6 14,2

7 9 9 20 8 8

100

344 088 586 935 117 794

63 865

I

in% 11,5 14,2 15,0 32,8 12,7 13,8 100

Umsatz je Besucher in DM 4,65 4,64 6,15 4 ,97 4,27 4,76 4,92b)

Die Filmförderanstalt rechnet aufgrund einer unterschiedlichen Abgrenzung mit einem Bestand von 414 Filmtheatern. Abweichungen sind rundungsbedingt

Quelle: Filmförderungsanstalt, Geschäftsbericht 1991, Berechnungen des ifo Instituts.

1

Vgl. Filmförderungsanstalt, Gasehaftsbericht 1991.

146

... Videotheken Die ostdeutschen Videotheken erzielten 1991 ein Umsatzvolumen von 122 Mill. DM. Im Durchschnitt waren dies 41 300 DM je Videothek. Berlin-Ost lag dabei mit einem durchschnittlichen Umsatz von knapp 89 700 DM an der Spitze der neuen Bundesländer. Unterdurchschnittlich gering waren vor allem die in Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen erzielten Umsätze. Vom Gesamtvolumen her gesehen wurden in den Ländern Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt die höchsten Umsatzanteile erzielt, was durch die besonders hohe Anzahl von Videotheken in diesen Bundesländern beeinflußt war. Tabelle 41 VIdeotheken - Umsatz Im Jahre 1991 nach Bundeslindern Umsatz Bundesland Berlin-Ost Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringen Insgesamt

in 1 000 DM 15 068,5 26 033,0 13 169,6 24 991,7 26 155,5 17 089,9 122 508,2

pro Videothek in DM

in% 12,3 21,3 10,7 20,4 21,3 14,0 100

89 694 41 454 32 358 39 111 41 983 33 976 41 276

Quelle: Filmföderungsanstalt, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

Beschäftigte ... Filmproduktion Auf dem DEFA-Gelände in Babelsberg wurde ein Personalbestand von 780 Mitarbeitern von dem Konzern CGE übernommen. Bis zum Jahre 2002 sollen gemäß Angaben gegenüber der Treuhand rund 3 500 Mitarbeiter auf dem DEFA-Gelände in Babelsberg beschäftigt werden. ln den Plänen des französischen Privatunter10"

147

nehmens bildet die traditionelle Filmproduktion allerdings nur einen Teil des künftigen Aufgabengebietes. Vielmehr soll eine Medienstadt mit einer Reihe von Hotels, Restaurants und Kommunikationszentren entstehen. Die angekündigten Arbeitsplätze werden also nicht ausschließlich im Filmbereich geschaffen. Darüber hinaus ist zu erwarten, daß der Bedarf an Fachkräften teilweise aus dem Westen gedeckt werden wird. Beispielsweise wird die Barteismann Tochtergesellschaft Ufa Film- und Fernseh GmbH ihre Film- und TV-Produktionsstätten von Berlin nach Babelsberg verlegen. Etwa 200 fest angestellte Mitarbeiter sind davon betroffen. Eine weitaus größere Bedeutung wird allerdings der Bedarf an freiberuflichen Mitarbeitern haben, da der fixe Personalbestand aus Kostengründen möglichst gering gehalten wird. Der breite Einsatz von Freiberuflern eröffnet auch dem Fachpersonal, das früher bei der DEFA fest angestellt war, neue Möglichkeiten. Das DEFA-Studio für Dokumentarfilme hatte gemäß den Angaben der Treuhandanstalt im März 1991 noch 650 Mitarbeiter. Zum Jahresende sollten noch 216 Peronen beschäftigt werden. 1 Im Synchronstudio der DEFA sollte der Mitarbeiterbestand von 192 (März 1991) bis Ende 1991 auf 103 Personen zurückgehen. 2 Eine andere Quelle weist einen Bestand von 115 (1991) bzw. 85 (1992) Beschäftigten aus. 3 Die neuen Eigentümer planen bei beiden Unternehmen eine deutliche Ausweitung der Beschäftigtenzahlen. 4 Die übrigen drei ehemaligen Geschäftsbereiche der DEFA beschäftigten gut 500 Mitarbeiter: Das DEFA-Kopierwerk hatte daran mit 400 Beschäftigten den größten Anteil. 5 An zweiter Stelle folgte die DEFA Dresden GmbH, die 1990 ca. 110 Mitar-

Diese Angaben decken sich weitgehend mit den Daten des Hoppenstadt Verlages, der für 1991 eine Beschaftigtenzahl von 220 ausweist. Vgl. Geppert, K. u.a. (1992), Kultur als Wirschaftsfak1or, a.a.O., S. 148. 3 Vgl. Hoppenstadt Verlag (Hrsg.), (1992), Firmen der neuen Bundesländer, Darmstadt 1992. 4 Vgl. Geppert, K. u.a. (1992), Kultur als Wirschaftsfak1or, a.a.O., S. 148. 5 Hoppenstedt, a.a.O., ohne Nennung der Jahreszahl, auf die sich die Angaben beziehen. 1

2

148

beiter hatte. Die DEFA Außenhandel GmbH, die mit dem Weltvertrieb der DEFAFilme betraut ist, beschäftigte 1991 lediglich 8 Mitarbeiter. ln Adlershof dürften nach Schätzungen der "Neue Länder Grundstücksverwertung und Verwaltung GmbH" (NLG) ca. 2 000 bis 2 500 Personen beschäftigt sein. 1 Diese Angaben enthalten allerdings auch die Mitarbeiter der angesiedelten branchenfremden Firmen (z.B. aus dem Sanitärbereich, Druckereien, Dienstleistungen). Die Beschäftigten der Telekom, die nur teilweise für die Filmwirtschaft arbeiten (z.B. im Forschungsbereich) wurden ebenfalls voll eingerechnet.

2.3.4 Tonträger Während sich in allen wichtigen Tonträgermärkten der westlichen Weit eine Abschwächung des Wachstums abzeichnet, hat in Deutschland in den Jahren 1990 und 1991 - bedingt durch die Wiedervereinigung - eine Sonderentwicklung stattgefunden. Die Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft konnten in diesen Jahren zweistellige Umsatzsteigerungen verzeichnen (vgl. Tab. 42). Nach Schätzungen des Verbandes sind zwei Drittel des Zuwachses auf die Nachfrage aus den neuen Bundesländern zurückzuführen. 2

Absatz von Tonträgern Die Mitgliedsfirmen de; Phonographischen Wirtschaft setzten 1991 insgesamt 226,3 Mill. Tonträger über den Handel und die Clubs ab, darunter 201 ,4 Mill. Langspieltenträger (LP + MC + CD) und 24,9 Mill. Singles und Maxi-Singles. Mit diesen Absatzzahlen erreichten die Tonträgerhersteller - bedingt durch die Nachfrage aus den neuen Bundesländern - das bisher beste Jahr in ihrer Geschichte.

1 2

Stand: Oktober 1992. Vgl. Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft (Hrsg.), (1992), Phono Press, Nr. 1, S. 1 ff.

149

a)

2 785

-

156,7

31,6 57,6 59,9 39,2

1988 1990

194,8

27,2 43,9 74,7 76,2

3 095

3 645

Umsatz in Mill. DM

163,5

32,2 48,3 58,3 56,9

Absatz in Mill. Stück

1989

4 040

201,4

24,9 23,4 75,8 102,2

1991

11 '1

-6,4

1,9 - 16,1 - 2,7 45,2

1988/89

Tonträgerabsatz und -umsatz von 1988 bis 1991

17,8

19,1

- 15,5 - 9,1 28,2 33,9

1989/90

Veränderung in %

-----

10,8

3,4

-8,5 -46,7 1,5 34,1

1990/91

Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft e.V., Phono Press Nr. 1, April 1992; Berechnungen des ifo Instituts.

- - -

Die Angaben beziehen sich nur auf die Mitglieder des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft e.V.

Quelle:

L_

Tonträger insgesamt

Umsatz mit Handel und Clubs•l

nachrichtlich: Longplays (LP + MC +CD)

Singles/Maxi-Singles Langspielplatten (LP) MusiCassetten (MC) Compact-Discs (CD)

Absatz an Handel und Clubs 8 l

Tonträgerart

Tabelle 42

Dabei bewirkte die Haushaltsausstattung in Ostdeutschland zunächst eine leichte Verschiebung der bisherigen Entwicklungstrends auf dem deutschen Tonträgermarkt. Im Zentrum des Interesses der Musikliebhaber aus den neuen Bundesländern standen 1990 vor allem die traditionellen Tonträger. Da rund 80 % der Haushalte in den neuen Bundesländern einen Cassettenrecorder besitzen, ist ein wesentlicher Teil des gestiegenen Absatzes von MusiCassetten auf die Nachfrage von ostdeutschen Käufern zurückzuführen. Der rückläufige Absatz von Langspielplatten hat sich 1990 kurzzeitig abgeschwächt. Das Interesse an CDs war demgegenüber noch nachrangig, da zu Beginn des Jahres 1991 nur knapp 5 % der Haushalte einen CD-Piayer besaßen. 1 Die unterschiedlichen Zuwachsraten von Absatz- und Umsatzzahlen des Tonträgermarktes 1990 weisen daraufhin, daß die ostdeutschen Konsumenten vorwiegend an Niedrigpreis-Produkten interessiert waren. Dies wird auch durch die Absatzzahlen von Langspieltonträgern nach Preisbereichen bestätigt. So stieg z.B. 1990 der Absatz von Langspielplatten aus dem Niedrig-Preis-Bereich im Vergleich zum Vorjahr um 100 000 Stück, während 3,6 Mi II. Normalpreis-Langspielplatten weniger verkauft wurden. 2 Die Entwicklung des Tonträgermarktes 1991 zeigt, daß die Nachfragestruktur in den neuen Bundesländern sich den westdeutschen Verhältnissen angeglichen hat. Da nach Angaben des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft am Ende des Jahres 1991 12 % der ostdeutschen Haushalte im Besitz eines CD-Piayers waren, wird auch hier die CD - auf Kosten der Langspielplatte - zunehmend an Beliebtheit gewinnen. Zudem hat sich der Musikgeschmack der neuen Bundesbürger gewandelt. Im zweiten Halbjahr 1990 richtete sich ihr Nachholbedarf vor allem auf "anglo-amerikanisches Oldie- und Standard-Repertoire". Inzwischen hat sich ihr Interesse mehr auf aktuelle Neuerscheinungen verlagert.3

1 2 3

Vgl. Phono Press (1991), Nr. 2, S. 4. Vgl. Phono Press (1992), Nr. 1, S. 13 f. Vgl. Phono Press (1992), Nr. 1, S. 3.

151

Die Umsatzentwicklung im Jahre 1991 zeigt, daß der Sondereinfluß für den deutschen Tonträgermarkt an Einfluß verliert. Nachdem der Nachholbedarf befriedigt wurde, wirkt sich die wirtschaftliche Situation in den neuen Bundesländern auf das Nachfrageverhalten aus. Während 1990 auf die Nachfrage aus Ostdeutsch land, die erst in der zweiten Hälfte des Jahres zum Tragen kam, ein Anteil in Höhe von 9 % des Gesamtumsatzes entfiel, liegt der Anteil der neuen Bundesländer am Gesamtumsatz des Jahres 1991 bei rund 13 %. 1 Die Wiedervereinigung hatte aber nicht nur positive Auswirkungen auf den deutschen Tonträgermarkt Nach der Wirtschafts- und Währungsunion stieg der Absatz von illegalen MCs im Jahre 1990 sprunghaft auf 4,5 Mill. Stück, dies entspricht einem Umsatz von 45 Mill. DM. Vor allem die polnisch-deutsche Grenze ist von lmportpiraterie betroffen. Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Phonogra-phischen Wirtschaft wurde 1991 durch den Verkauf von insgesamt 9 Mill. illegalen Cassetten ein Umsatz in Höhe von 65 Mill. DM erzielt. Durch Eingriffe der Zollbehörden und gewandelte Qualitätsansprüche der Musikinteressenten konnte dagegen in der ersten Hälfte des Jahres 1992 ein deutlicher Rückgang beim Absatz von illegalen MusiCassetten bewirkt werden. 2

Angebot an Tonträgern Im Jahr 1991 umfaßte das Repertoire des Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft 48 700 Produkte, die als Singles, Langspielplatten, MusiCassetten und Compact Discs angeboten wurden. Dominierend war das Pop-Angebot (32 800 Produkte, darunter 13 100 Neuerscheinungen). Das Repertoire an klassischer Musik (15 800 Produkte, davon 6 230 Neuerscheinungen) war demgegenüber weniger umfangreich (vgl. Tab. 43). Dabei muß allerdings berücksichtigt werden, daß die meisten Pop-Titel gleichzeitig auf LPs, MCs sowie auf CDs veröffentlicht werden und Singles in einigen Fällen Auskopplungen aus Langspiel-

1 2

Vgl. Phono Press (1992), Nr. 1, S. 3. Vgl. Phono Press (1992), Nr. 2, S. 17.

152

tonträgem sind, während Klassiktitel zunehmend nur noch auf CD und MC erscheinen. Tonträgerproduzenten aus den neuen Bundesländern haben zu diesem Angebot nur einen kleinen Teil beigetragen. Nach Auskunft des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft gibt es lediglich drei relevante ostdeutsche Unternehmen, die auf diesem Gebiet tätig sind. Informationen über kleinere Labels liegen nicht vor. Tabelle 43 Repertoire an Tontrigern nach Tontrlgerarten 1991 Repertoire nach Tantragerarten

Gesamtangebot

Klassik -Singles - Langspielplatten - MusiCasatten - Compact-Discs

9 1 461 3 519 10 869

zusammen

15 858

Pop -Singles - Langspielplatten - MusiCasatten - Compact-Discs

6 6 8 11

zusammen

32 847

106 980 000 761

dar.: Neuerscheinungen 6 180 1 498 4 545 6 229 4 955 1 839 2 718 3 563 13 075

Hinweis: Bei Gesamtangebot und Neuerscheinungen ist zu berücksichtigen, daß die meisten Produkte gleichzeitig auf Langspielplatten und MusiCassetten sowie auch auf Compact-Discs erscheinen. Außerdem sind Singles in einigen Fallen Auskopplungen aus Langspieltontragern. Durch Importdienste einiger Programmanbieter wird dieses Katalogangebot betrachtich erweitert. Quelle: Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft e.V., Phono Press, Nr. 1, April 1992.

Einer der Tonträgerproduzenten in den neuen Bundesländern, die Deutsche Schallplatte GmbH, ist der privatisierte VEB Deutsche Schallplatte, in dem die gesamte Schallplattenproduktion der DDR zusammengefaßt war. Er wurde an einen ehemaligen Mitarbeiter der Firma Sony verkauft. Nach Aussagen des Geschäftsführers hat

153

die Deutsche Schallplatte GmbH in den Jahren 1991 und 1992 insgesamt 520 Titel, die früher auf Vinyl erschienen sind, auf CD wiederveröffentlicht 400 Titel stammen aus dem Bereich Unterhaltungsmusik, 120 Titel sind der klassischen Musik zuzurechnen. Dazu kommen 60 Neuveröffentlichungen aus der Pop-Musik und 35 aus dem Bereich Klassik. Die Deutsche Schallplatte GmbH beschäftigt heute noch 73 Mitarbeiter. Für die beiden neugegründeten Unternehmen waren keine Angaben erhältlich. Es gibt in den neuen Bundesländern auch ein Unternehmen, das für diesen Bereich Vorleistungen erbringt: ln Suhl nahm im August 1992 eine CD-Fabrik ihren Probebetrieb auf. Das Projekt hatte im Dezember 1989, als zwischem dem damaligen Robetran-Kombinat und einem westdeutschen Unternehmen ein Joint-Venture vereinbart wurde, seinen Anfang genommen. ln dem Unternehmen, das mittlerweile ganz in den Besitz des westdeutschen Teilhabers übergegangen ist, sollen rund 350 Mitarbeiter jährlich 50 Mill. CDs herstellen. 1

3

Öffentlicher Kulturauftrag und Finanzierung der erforderlichen Ausgaben

Die Wiedervereinigung Deutschlands schuf hinsichtlich der Finanzierung kultureller Einrichtungen einen besonderen Handlungsbedarf. Denn auch in der DDR bildeten öffentliche Zuschüsse eine wesentliche Grundlage ihrer Existenz. Es sollten aber nicht nur Staat, Recht, Wirtschaft und Verwaltung in den zu konzipierenden Einigungsprozeß zwischen den deutschen Staaten eingebracht werden, sondern auch Kultur, Bildung und Wissenschaft. Ost- und westdeutsche Vertreter der gesamtdeutschen Kulturkommission 2 stellten folgerichtig den Erhalt der wichtigsten und wertvollsten Zeugnisse des kulturellen Lebens in der DDR als politische Aufgabe dar.

1 2

Süddeutsche Zeitung vom 24. August 1992. Der erste konstituierende Zusammentritt dieser Kommission land am 9.3.1991 statt.

154

Die Unterzeichnung des letzten Zweijahresplanes zum Kulturabkommen zwischen der Bundesregierung und der (damals amtierenden) Regierung Modrow am 19.12.1989 legte den Grundstein für die finanzielle Absicherung des kulturellen Erbes der ehemaligen DDR. Ausgerichtet auf den Zeitraum bis zum 31.12.1991 basierte der Plan auf einer Finanzteilung zwischen dem Bund und dem jeweils betroffenen Bundesland. 1 Im Bereich der Kultur weist das Grundgesetz die Ausübung der staatlichen Befugnisse und die Erfüllung der staatlichen Aufgaben- abgesehen von einigen Sonderregelungen - den Ländern zu. Der Bund verfügt im allgemeinen nur über begrenzte Zuständigkeiten. Daher wurde in Art. 35 des Einigungsvertrages die gesetzliche Grundlage für eine Übergangsfinanzierung durch den Bund geschaffen. Hierbei handelte· es sich keinesfalls um eine Minderung der" Kulturhoheit der Länder". Vielmehr entsprach der Bund durch die Bereitstellung von Finanzierungsmitteln seiner Verpflichtung aus gesamtstaatlicher Verantwortung, nach der die negativen Auswirkungen der Teilung Deutschlands möglichst effektiv und schnell beseitigt werden sollen. Die Übergangsfinanzierung der ostdeutschen Kulturlandschaft durch den Bund enthob die Länder und Kommunen keineswegs ihrer verfassungsmäßigen Verpflichtungen. Nach einer Aufstellung der Förderprogramme des Bundes ist daher der Beitrag der neuen Länder und Kommunen an der Finanzierung der Kultureinrichtungen darzustellen. Darüber hinaus wurde ein Teil der Gelder durch die Eigenmittel der Institutionen und Initiativen sowie durch Stiftungen aufgebracht.

1

Vgl. Ackermann, M. (1991), Der kulturelle Einigungsprozeß, a.a.O., S.14.

155

3.1

Übergangsfinanzierung durch den Bund

3.1.1

Grundlagen zur Kulturförderung des Bundes und Art. 35 Einigungsvertrag

Grundlagen zur Kulturförderung des Bundes Gemäß Art. 30 GG ist die Ausübung der staatlichen Befugnisse und die Erfüllung staatlicher Aufgaben grundsätzlich Sache der Länder. Im Bereich der Förderung von Kunst und Kultur weist das Grundgesetz dem Bund nur in einigen Fällen die Zuständigkeit zu. Aus diesem Grunde spricht man generell von der "Kulturhoheit der Länder". Gemäß dem Lastenverteilungsgrundsatz sollen Aufgabenzuständigkeit und Ausgabenverantwortung in der Hand einer Gebietskörperschaft vereinigt sein. Über Finanzierungskompetenzen verfügt der Bund daher in allen Fällen, in denen er eigene Aufgaben erfüllt (Art. 104a Abs. 1 GG). zu denen er durch seine Verwaltungskompetenzen ermächtigt ist: 1 Bundesaufgaben sind grundsätzlich ausschließlich aus Bundesmitteln zu finanzieren. Darüber hinaus kann der Bund bei Geldleistungsgesetzen2 auch dann einen Kostenanteil tragen, wenn die Ausführung Sache der Länder ist (Art. 104a Abs. 3 GG). Inländische Kultureinrichtungen und -Veranstaltungen kann der Bund fördern, wenn ein eindeutiger internationaler Bezug gegeben ist oder vom Bund verursachte Sonderlasten in einzelnen Ländern und Gemeinden ausgeglichen werden sollen (Art. 73 Abs. 1 GG und Art. 106 Abs. 8 GG).

1

2

Für eine detaillierte Darstellung vgl. Schwidden (1992), Einrichtungen der Kunst und Kulturförderung des Bundes, in: Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Nr. 241/92 sowie Münch, l.v. (Hrsg.), (1978), Grundgesetz-Kommentar. Geldleistungen im Sinne des Art. 104a Abs. 3 sind geldliche, nicht von einer Gegenleistung abhängige, einmalige oder laufende Zuwendungen (auch Darlehen), die im Rahmen eines bundesgesetzlich geregelten Leistungssystems aus öffentlichen Mitteln an private (oder gleichzubehandelnde Offentl.) Empfangsberechtigte gewahrt werden. Dazu zahlen Unterstützungsleistungen, Förderleistungen, Prämien u. dgl.

156

Aus der Interpretation des geschriebenen Verfassungsrechts erwachsen dem Bund weitere Kompetenzen. Einige Befugnisse ergeben sich unmittelbar aus dem Wesen und der verfassungsmäßigen Organisation des Bundes ("Bundeszuständigkeit kraft Natur der Sache"). Im Kulturbereich sind diese allerdings besonders umstritten. ln Fällen, in denen" .. eine dem Bund zugewiesene Materie verständigerweise nicht geregelt werden kann, ohne daß zugleich eine nicht ausdrücklich zugewiesene andere Materie mitgeregelt wird, wenn also ein Übergreifen in nicht ausdrücklich zugewiesene Materien unerläßliche Voraussetzung ist für die Regelung einer der Bundesgesetzgebung zugewiesenen Materie", 1 wird dieser Sachzusammenhang als Begründung für die Zuständigkeit des Bundes herangezogen. Als Unterfall dazu wird dem Bund die sog. "Annexkompetenz" zugesprochen," ... wenn ein Sachgebiet in einem notwendigen Zusammenhang mit einem der Zustängigkeit des Bundes unterliegenden Sachgebiet steht."2 ln Abstimmung mit den Ländern übernahm der Bund die Trägerschaft einiger Einrichtungen, die dem Bereich der gesamtstaatlichen Kunst- und Kulturpflege zugerechnet werden können . Nach der Wiedervereinigung wurden beispielsweise die Deutsche Bücherei in Leipzig und die Deutsche Bibliothek in Frankfurt a.M. zu einer bundesunmittelbaren Anstalt des öffentlichen Rechts zusammengeführt. Die Standorte der Einrichtungen blieben bestehen. Außerdem werden mehrere Einrichtungen in Kooperation von Bund und Ländern geführt. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Kulturstiftung der Länder, die an späterer Stelle detaillierter beschrieben werden, sind in diesem Zusammenhang als Beispiele zu nennen.

1 BVerfGE 3, 407 ff., 423 - Gutachten über die Zustandigkeit des Bundes zum Erlaß eines BauG.

2 Vgl. Münch, l.v. (Hrsg.), (1978), Grundgesetz-Kommentar, a.a.O., Bd. 3, S. 8.

157

Art. 35 Einigungsvertrag Art. 35 des Einigungsvertrages vom 31.8.1990 sollte die kulturelle Dimension der Herstellung der deutschen Einheit verdeutlichen und konkrete Regelungen zur Sicherung der kulturellen Einrichtungen bereitstellen. Konkret heißt es in Art. 35 Abs. 2: "Die kulturelle Substanz in dem in Art. 3 genannten Gebiet darf keinen Schaden nehmen." Die sich neu strukturierenden Länder und Kommunen wären mit dieser Aufgabe kurz nach der Wende insbesondere in finanzieller Hinsicht überfordert gewesen. ln der Folge mußten Umverteilungsprozesse von Finanzmitteln von West nach Ost durch den Bund in die Wege geleitet werden. Eine Mitfinanzierung des Bundes erwähnt der Einigungsvertrag in den folgenden Fällen: - bei kulturellen Einrichtungen, die zu DDR-Zeiten zentral geleitet wurden (Abs. 4), darunter insbesondere bei denen des Landes Berlin, wird eine Mitfinanzierung des Bundes in Ausnahmefällen nicht ausgeschlossen; - ebenso wird beim Kulturfonds der DDR, der übergangsweise bis Ende 1994 weitergeführt1 und künftig zur Förderung von Kultur, Kunst und Künstlern in den Ländern genutzt werden soll (Abs. 6), eine Mitfinanzierung des Bundes nicht ausgeschlossen; - übergangsweise kann der Bund einzelne kulturelle Maßnahmen und Einrichtungen zur Förderung der kulturellen Infrastruktur mitfinanzieren (Abs. 7). Im folgenden werden die Förderprogramme des Bundes zur Erhaltung der ostdeutschen Kulturszene erläutert. Zu betonen ist der Ausnahmecharakter dieser Maßnahmen. Mit fortschreitender Realisierung der Einheit Deutschlands wird auch die finanzielle Verantwortung für die kulturellen Einrichtungen Ländern und Kommunen zufallen.

1

Über eine Nachfolgeeinrichtung wird im Rahmen der Verhandlungen über den Beitritt der neuan Länder zur Kulturstiftung der Länder verhandelt.

158

3.1.2 Finanzierungsprogramme des Bundes Substanzerhaltungsprogramm Im Haushalt des Bundesministeriums des lnnern wurden ab 1991 erhebliche Mittel im Rahmen einer Übergangsfinanzierung zur Erhaltung der kulturellen Substanz im Gebiet der ehemaligen DDR bereitgestellt. Der Sonderfonds "Förderung gefährdeter kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen insbesondere von europäischem Rang" enthielt im Jahre 1991 600 Mill. DM. ln den folgenden beiden Jahren wurden für das Programm 491 Mill. DM bzw. 378 Mill. DM bereitgestellt. Das Substanzerhaltungsprogramm setzte folgende Schwerpunkte: 1

- Einrichtungen bzw. Vorhaben von europäischem/nationalem Rang, - Theater, Museen, Orchester, Bibliotheken, die überwiegend für ihre Region von Bedeutung sind, - in der Vergangenheit begonnene, wiederkehrende bedeutsame Veranstaltungen, - kulturelle Filmförderung, - Mahn- und Gedenkstätten. Ein Fachbeirat, bestehend aus Fachleuten der verschiedenen Kulturbereiche, stand dem Bundesministerium des lnnern beratend zur Seite. Nach Abstimmung der Beratungsergebnisse mit den Ländern konnte jedem neuen Bundesland im Februar 1991 ein erster Pauschalbetrag von je 10 Mill. DM zur Verfügung gestellt werden, um finanzielle Engpässe in den Kommunen zu beseitigen. Die Fördermittel des Bundes sollten keine Bestandsgarantie für diese Einrichtungen abgeben. Vielmehr sollten die Länder eine Überprüfung der vorgefundenen kulturellen Strukturen vornehmen, um mittelfristig die finanzielle Verantwortung selbständig tragen zu können.

1

Vgl. Ackermann, M. {1991), Der kulturelle Einigungsprozeß, a.a.O., S. 25.

159

Gefördert wurden nur solche Institutionen und Veranstaltungen, die bereits vor dem 3.1 0.1990 Bestand hatten. Für jedes Land wurde eine Förderliste zusammengestellt, in der den bedeutendsten kulturellen Einrichtungen - geordnet nach ihrer Förderpriorität - die zu erwartenden jährlichen Kosten gegenübergestellt wurden. Eine Betrachtung der geschätzten Kosten und der erbetenen Bundeszuschüsse nach Sparten zeigt bereits einen eindeutigen Schwerpunkt: Etwa 72 % der Gelder des Substanzerhaltungsprogramms werden gemäß den vorliegenden Vorschlägen für die Finanzierung von Theatern verwendet. Darin kommt einerseits die Kostenintensität der Theater im Vergleich zu anderen Sparten, andererseits aber auch die Schwerpunkttagung des Programms auf "lebende" Kulturinstitutionen zum Ausdruck. Die Sparten Musik und Museen nehmen im Vergleich nur 12 % bzw. 10 % der angesetzten Gesamtkosten in Anspruch. Diese Summe wurde durch den Nachtragshaushalt 1991 um 137 Mill. DM aufgestockt. Dadurch umfaßten die beiden großen Förderprogramme im Jahre 1992 737 Mill. DM.1 Auch im Jahre 1993 mußten erheblich höhere Mittel bewilligt werden, als ursprünglich vorgesehen: anstelle der geplanten 310 Mill. DM, die im ersten Regierungsentwurf eingestellt worden waren, sollten 650 Mill. DM, darunter 50 Mill. DM für die Denkmalpflege, zur Verfügung gestellt werden. Diese Summe wurde im Zuge der Einsparmaßnahmen des Bundes auf 605,5 Mi II. DM gekürzt. Das Bundesministerium des lnnern stellt 1993 insgesamt ca. 926 Mill. DM für kulturelle Zwecke zur Verfügung. Daß aber die Erfüllung der kulturellen Aufgaben einschließlich ihrer Finanzierung entsprechend der Zuständigkeitsverteilung des Grundgesetzes grundsätzlich den neuen Ländern und Kommunen zufallen sollte, wird durch Art. 35 Abs. 3 des Einigungsvertrages klargestellt.

1

Die in der Presse mehrfach zitierten Bundesmittel i.H.v. 780 Mill. DM umfaßten neben den Mitteln des Substanzerhaltungs- und des Infrastrukturprogramms auch 43 Mill. DM aus dem Nachtragshaushalt 1991, die für Denkmalpflege bereitgestellt wurden.

160

Berlin und Sachsen hatten im Vergleich zu den anderen Bundesländern den höchsten Zuschußbedarf angemeldet. Im Falle Berlins sollte der Bund 60 % der geplanten Gesamtkosten tragen. Sachsen, das Land mit den höchsten Gesamtkosten, hatte nur 29 % davon als Bundeszuschuß erbeten. ln Berlin und Sachsen fallen nach diesen Schätzungen gut 50 % der Gesamtkosten der Einrichtungen des Substanzerhaltungsprogramms an. Tabelle 44 Vorschläge der Länder für die Übergangsfinanzierung 1992 Substanzerhaltungsprogramm ln Mlll. DM nachrichtlich:&) Gesamtkosten Land Mill. DM Berline) Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern Sachsen Sachsen-Anhalt Thüringend) Summe

345 151 129 443 223 245 1 536

dar.: Theater Musik Museen Mahn- u. Gedenkstätten Film Bibliotheken/Archive Potsdam-Sanssouci

1 110 179 150

4

32 10 49

I

in o/o 22,5 9,8 8,4 28,8 14,5 16,0 100 72,3 11,7 9,8 0,3 2,1 0,7 3,2

Erbetener Bundeszuschußb) Mill. DM

I

in o/o

Weitere Finanzierungsanteile

Land

I

Kornmune

I

Eigenmittel

60 35 158 78 88

47 15 9 43 8 X

383

419

122

268 35 32 3 15 5 13

294 61 35 0 1 0 19

206,0 44,5 30,0 127,5 52,5 45,0

60 30 35 29 23 18

91 32 12 77 60 111

505,5

34

382 48 43 1 16 5 6

36 27 29 25 50 50 12

79 18 14 0 0 0,1 10

a) Einige Maßnahmen waren zum Zeitpunkt der Erstellung der Quelle nicht ausfinanziert b) Der vorgesehene Bundeszuschuß wurde jeweils ohne Nachtragshaushalt 1991 (insges. 91 MiII. DM) ausgewiesen. Ob dadurch die Gesamtkosten beeinflußt wurden, konnte nicht geklärt werden. c) lncl. 74 Mill. DM zusätzliche Förderung aus dem Sondertitel für repräsentative Einrichungen im ehern. Ostteil Berlins BMI-Haushalt Kap. 0645-68518. d) ln der Spalte 'Gesamtkosten" ist für Thüringen der Gesamtzuschußbedarf angegeben. Quelle:

Bundesministerium des lnnern, eigene Berechnungen des ifo Instituts. Stand: Dezember 1991 bzw. Januar 1992.

Infrastrukturprogramm Gemäß Art. 91 a GG hat der Bund eine Mitkompetenz zur Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Rahmen der Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruk11 Scholz/Waldkircher-Heyne

161

tur. ln Anlehnung an das Modell der Zonenrandförderung sollte das kulturelle lnfrastrukturprogramm der Breitenarbeit zugute kommen. Als Kontrastpunkt zur Förderung einzelner Einrichtungen von hohem Rang durch das Substanzerhaltungsprogramm setzte sich das Infrastrukturprogramm die umfassende Stärkung der verschiedenen Kultursparten zum Ziel. ln den Förderungsgrundsätzen wurden elf Bereiche gesonde-.: ~ ausgewiesen: - Darstellende Kunst, - Bildende Kunst, - Musik, - Literatur, - Film und Medien, - Bibliotheken und Büchereien, - Museen, Archive und Sammlungen, - Denkmalpflege, - Jugend- und Erwachsenenbildung, - Soziokultur, - Heimatpflege, Volkskunst, historische Landeskunde. Jeder Förderbereich soll grundsätzlich mit mindestens 5 % an den jährlich zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln des Bundes und der Länder berücksichtigt werden. 1 Bei der Zuteilung der Mittel sollten jene Länder besonders gefördert werden, die aufgrundfehlender Institutionen von europäischem Rang bei der Substanzerhaltung relativ geringe Zuweisungen erhalten haben. ln den Förderungsgrundsätzen wurde folgender Verteilungsschlüssel vorgesehen: - Berlin 5 %, - Brandenburg 21 %, - Mecklenburg-Vorpommern 17 %,

1

Vgl. Förderungsgrundsatze lnfrastrukturprogramm, Bonn, 28.3.1991, entnommen aus: Ackermann, M. (1991), Der kulturelle Einigungsprozeß, a.a.O., S. 62 ff.

162

- Sachsen 23 %, - Sachsen-Anhalt 18 %, - Thüringen 16 %. Im Jahre 1991 standen insgesamt 300 Mill. DM für das Programm bereit. ln den folgenden Jahren sanken die Bundesmittel auf 246 Mill. DM (1992) bzw. 184 Mill. DM (1993) ab. Auch das Infrastrukturprogramm stellt lediglich eine Übergangsmaßnahme dar. Es obliegt den Ländern, notwendige Strukturenpassungen einzuleiten.

Denkmalpflegeprogramme und Programm "Aufschwung-Ost" Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, hat die Bundesregierung ergänzend Sonderprogramme für Denkmalpflege und die Erhaltung historischer Bausubstanz im Beitrittsgebiet beschlossen. Das Volumen der Fördermittel wurde zusätzlich aus dem Programm "Aufschwung-Ost" aufgestockt. Berücksichtigt man nur die vier reinen Denkmalschutzprogramme des Bundesministerium des lnnern und des Bundesbauministeriums, so wurden im Jahre 1991 333 Mill. DM 1 an Bundesmitteln für die Denkmalpflege bereitgestellt. Im Jahre 1992 waren es - einschließlich der Gelder aus dem Nachtragshaushalt 1991 - ca. 379 Mill. DM.2 Aus sechs weiteren Förderprogrammen flossen der Denkmalpflege ebenfalls erhebliche Mittel zu. Hierzu zählen: 3 - BMBau Programm "Allgemeine Städtebauförderung": ln den Jahren 1991 bis 1995 sollen je 300 Mill. DM (Verpflichtungsrahmen) bereitgestellt werden;

1 Ohne Sofortprogramm 1990. 2 FOr eine detaillierte Aufstellung vgl. Anhang B. 3 Vgl. Deutsche Stiftung Denkmalschutz {1992), Denkmalschutz in den neuen Landern - Wer

fOrdert was?, a.a.O., S. 10 ff.

11'

163

- BMBau Sonderprogramm "Städtebauliche Planungsleistungen": ln den Jahren 1991 und 1992 werden je 50 Mill. DM (Verpflichtungsrahmen) bereitgestellt; - BMI-Sonderprogramm "Förderung von kirchlichen und karitativen Hilfsmaßnahmen in dem in Artikel 3 Einigungsvertrag genannten Gebiet": für die Jahre 1991 und 1992 beträgt das Fördervolumen je 80 Mill. DM; - BMFT-Programm "Denkmalpflege-Forschung in den neuen Ländern": 1991 und 1992 sollen jeweils ca. 20 Mill. DM eingestellt werden; - BML-Programm zur "Förderung von agrar- und forstkultureilen sowie agrar- und forsthistorischen Einrichtungen und Anlagen im Beitrittsgebiet": Für 1992 sollten 4 Mill. DM zur Verfügung stehen. - Programm der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zum "Schutz und Bewahrung umweltgeschädigter Kulturgüter": 1991 wurden für Modellvorhaben insgesamt 45,2 Mill. DM bewilligt. Insgesamt addieren sich diese bereitgestellten Mittel für 1991 auf 495 Mill. DM. Die Programme schließen jedoch auch Maßnahmen außerhalb des Denkmalschutzes ein, die nicht genau aus der Fördersumme herauszurechnen sind.

Institutionelle Förderung und Projektförderung Auf der Grundlage des Art. 91 des Grundgesetzes fördert der Bund bestimmte überregionale Einrichtungen und Vorhaben der wissenschaftlichen Forschung. Im Zusammenwirken mit den Ländern entstand die sogenannte "Blaue Liste", in der die geförderten Institutionen zusammengefaßt werden. Bei Vorliegen gesamtstaatlichen Interesses gewährt der Bund auch Zuschüsse im Bereich der Kultur z.B. für forschungsbezogene Kosten von Museen. Der Bund fördert darüber hinaus bestimmte kulturelle Institutionen und Ereignisse von überregionaler Bedeutung.' Hierzu zählt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (s.u.). Die Wiedervereinigung macht es möglich, die nach dem Krieg getrennten

1

Vgl. Ackermann, M. (1991), a.a.O., S. 41.

164

Teile der ehemals Staatlichen Preußischen Sammlungen wieder zusammenzuführen. Auch für den östlichen Teil des Museumskomplexes stellt der Bund Gelder bereit (vgl. Tabelle 45) . Darüber hinaus zählen die Stiftung Weimarer Klassik, das Bach-Archiv Leipzig, die Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci und das Bauhaus in Dessau zu den geförderten Einrichtungen. Tabelle 45 F6rdermlttel dea Bundes für Kulturstiftungen ln den Jahren 1991 und 1992 Name der Stiftung

Bundesmittel in Mill. DM 1991

Stiftung Preußischer Kulturbesitz•l Kulturstiftung der Länder Deutsche Stiftung Denkmalschutz•! Stiftung Kulturfonds Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci Stiftung Weimarer Klassik Stiftung für das sorbische Volk Insgesamt nachrichtlich: Deutsche Bundesstiftung Umwelt0 l

63,4 o.A. 10,0

1992 91,4 0,4b) 23,0

16,0

16,0

15,7 6,8 12,0

19,5 12,4 20,5

123,9

183,2

45,2

14,7

a) Nur Bundesmittel für die neuen Bundesländer. b) Angaben der Kulturstiftung der Länder. Die Zuschüsse stammen aus Mitteln des BMI. c) Bewilligte Mittel des Programms 'Schutz und Bewahrung umweltgeschädigter Kulturgüter•. Der Abfluß der Mittel richtet sich nach dem Baufortschritt. Ein geringer Teil floß in die ABL. Quelle: BMI, eigene Berechnungen des ifo Instituts.

Für projektgebundene Maßnahmen standen weitere Bundesmittel zur Verfügung. Filmförderung, die Pflege des Geschichtsbewußtseins und die Musikförderung wurden dabei mit den höchsten Fördermitteln bedacht. Insgesamt standen 1991 ca. 178,7 Mill. DM für die Förderung ostdeutscher Kulturinstitutionen und Projekte aus dem Bundeshaushalt zur Verfügung. 1 Im Gegensatz zu den oben genannten

1

Vgl. Bundesministerium des lnnern (1991), Bericht zur Übergangsfinanzierung Kultur im Beitrittsgebiet, internes Arbeitspapier, Bann, 31.0ktober 1991.

165

zeitlich befristeten Programmen handelt es sich hierbei um Sondertitel für eine kontinuierliche Förderung des Bundes. 1

Exkurs: Bundesanteile an der Finanzierung von Stiftungen Zu den geförderten Institutionen gehören mehrere Stiftungen. Da der Beitrag von Stiftungen für die Finanzierung der ostdeutschen Kultur in einem gesonderten Kapitel untersucht wird, soll in diesem Zusammenhang nur auf die Rolle des Bundes als Zuwendungsgeber hingewiesen werden. Die wichtigsten Stiftungen faßt Tabelle 45 zusammen.

Berllnförderung Kulturinstitutionen gehören normalerweise in die Trägerschaft des Landes bzw. der Kommune, in dem sie liegen. Hätte man dieses "Sitzlandprinzip" auch auf Berlin angewendet, so wäre die Stadt durch die finanziellen Belastungen hoffnungslos überfordert gewesen. Denn die Berliner Kultur wurde von beiden Teilen Deutschlands überdurchschnittlich gefördert, so daß sich heute eine große Zahl kultureller Einrichtungen von hohem Rang in der wiedervereinigten Stadt konzentrieren. Es mußten daher überregionale Finanzierungslösungen gefunden werden. Für bestimmte bedeutsame Kultureinrichtungen von europäischem Rang erhielt Berlin im Jahre 1991 eine Pauschalförderung von 80 Mill. DM. Damit waren die Deutsche Staatsoper, das Deutsche Theater, die Komische Oper, das Schauspielhaus, das Berliner Sinfonieorchester, das Berliner Ensemble und die Akademie der Künste abgesichert. Des weiteren erhielt Berlin 1991 ca. 135 Mill. DM aus dem Substanzerhaltungs- und dem lnfrastrukturprogramm. Die Förderbestimmungen des Substanzerhaltungsprogramms wurden zusätzlich entschärft: für bestimmte Einrichtungen - insbeson-

1

Vgl. Ackermann, M. (1991), Der kulturelle Einigungsprozeß, a.a.O., S. 42.

166

dere Staatstheater- übernimmt der Bund bis zu 3/4 der anfallenden Gesamtkosten. Die Finanzierung der Staatlichen Museen zu Berlin wurde im Rahmen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gesichert (s.u.).

Milderung von Teilungsfolgen Dieser besondere Haushaltstitel des Innenministeriums wurde eingerichtet, um neue Aktivitäten in Form von kulturellen Einzelmaßnahmen gezielt fördern zu können. Ziel ist es, Benachteiligungen bei kulturellen Veranstaltungen in den Ost-Ländern abzubauen, Kulturbereiche und Organisationen in Ost- und Westdeutschland organisatorisch miteinander zu vernetzen, internationale Kontakte zu verbessern und langfristige gesamtdeutsche Projekte zu ermöglichen bzw. weiterzuführen. 1991

st~nden

für diese Zwecke 18 Mill. DM bereit. ln den Jahre 1992 und 1993

wird das Programm mit 3 bzw. 4 Mill. DM fortgesetzt.

Gesamtvolumen der Fördermittel Im Jahre 1991 stellte der Bund insgesamt ca. 1,5 Mrd. DM für die ostdeutsche Kultur bereit. Die wirtschaftliche Entwicklung in den neuen Bundesländern erforderte eine Fortsetzung der befristeten Förderprogramme für das Jahr 1992. Gegenüber dem Vorjahr wurden zunächst erheblich weniger Mittel bereitgestellt, "... um deutlich auf die wachsende Eigenverantwortung der neuen Länder und Gemeinden für ihre Kunst und Kultur aufmerksam zu machen."1 Das Substanzerhaltungs- und das Infrastrukturprogramm sollten ursprünglich um insgesamt 300 Mill. DM auf 600 Mill. DM gekürzt werden.

1

Vgl. Wemmer, W. (1991), Der Staat als Partner der privaten Kulturförderung, in: Kulturstiftung Haus Europa (Hrsg.), Kulturförderung durch Stiftungen und nichtstaatliche Organisationen in Europa, S. 20 f.

167

Tabelle 46 BundeamiHel zur Finanzierung von Kunst und Kultur ln den neuen Bundeslindern 1991 bis 1993 ln Mlll. DM Programm I. Übergangsfinanzierung

1991

1992

1993

1 328.0

1 187,0

949,6

davon: Substanzerhaltungsprogramm 8 l

600,0

491,0

378,0

Infrastrukturprogram mal

300,0

246,0

184,0

50,0 80,0

50,0 43,0 80,0

200,0

100,0 100,0

100 oe) 10o:oel

80,0

18,0

3,0

4,0

Denkmalschutzprogrammabi

-

-

Kulturd~nkmäler und wertvolle historische Bautenc (BMI) Städtebaulicher Denkmalschutz (VE) (BMBau) zuzügl. Programm "Aufschwung Ost' Städtebauliche Modellvorhabendl (BMBau)

Milderung der Teilungsfolgen Sondertitel für repräsentative kulturelle Einrichtungen im ehern. Ostteil Bartins

43,5

80,0

74,0

60,1

II. Institutionelle Förderung und Projektförderung

178,7

238,3

256,5

dar.: Deutsche Bücherei Leipzig Deutsches Historisches Museum (- Zeughaus -)

25,0 12,2

30,0 15,6

X X

113,9

159,8

X

0,4 3,2 0,3 5,7

0,7 3,0 0,4 5,8

X X X

3,0 0,2 4,2 0,1

6,0 0,2 4,9 0,1

X X

1 506,6

1 425,1

Stiftungen (ohne Deutsche Stiftung Denkmalschutz) Projekte:

-

Bildende Kunst Musik Literatur Film Erhaltung von unbeweglichen Kulturdenkmälern von besonderer nationaler kultureller Bedeutung (BMI) Künstlerhilfe Pflege des Geschichtsbewußtseins Sonstiges

Insgesamt

X

X

X 1 206,1

a) Für das Jahr 1992 incl. der Mittel aus dem Nachtragshaushalt 1991 . b) Neben diesen Programmen gibt es weitere Programme, die den Denkmalschutz unterstützen. Es handelt sich aber laut Stiftung Denkmalschutz um Programme, die dem Denkmalschutz nicht vollständig zugeordnet werden können. Aufgrund dieser Abgrenzungsprobleme sind diese Programme nicht berücksichtigt. c) lncl. der Zuschüsse an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. d) 133 Mill. DM (Bundesanteil) waren zusätzl. aus dem Sofortprogramm 1990 verfügbar. e) Bereits 1991 als Verpflichtungsermächtigung verfügbar. Quelle:

168

BMI (Stand: 15.06.1992); Deutsche Stiftung Denkmalschutz (1992), Denkmalschutz in den neuen Ländern ; eigene Berechnungen des ifo Instituts.

Diese Summe wurde durch den Nachtragshaushalt 1991 um 137 Mill. DM aufgestockt. Dadurch umfaßten die beiden großen Förderprogramme im Jahre 1992 737 Mill. DM. 1 Auch im Jahre 1993 mußten erheblich höhere Mittel bewilligt werden, als ursprünglich vorgesehen: anstelle der geplanten 310 Mill. DM, die im ersten Regierungsentwurf eingestellt worden waren, sollten 650 Mill. DM, darunter 50 Mill. DM für die Denkmalpflege, zur Verfügung gestellt werden. Diese Summe wurde im Zuge der Einsparmaßnahmen des Bundes auf 605,5 Mill. DM gekürzt. Das Bundesministerium des lnnern stellt 1993 insgesamt ca. 926 Mill. DM für kulturelle Zwecke zur Verfügung. Daß aber die Erfüllung der kulturellen Aufgaben einschließlich ihrer Finanzierung entsprechend der Zuständigkeitsverteilung des Grundgesetzes grundsätzlich den neuen Ländern und Kommunen zufallen sollte, wird durch Art. 35 Abs. 3 des Einigungsvertrages klargestellt.

3.2 Gesamtvolumen der vom Bund beeinflußten Kulturausgaben in den Jahren 1991 bis 1993 Die Fördermittel des Bundes spiegeln lediglich eine Seite des gesamten Programmvolumens wider. Nur ein Teil der Gesamtkosten eines Projektes kann durch Bundeszuweisungen finanziert werden. Der verbleibende Rest ist über Komplementärmittel abzudecken.

Komplementärmittelanteile ln vielen Fällen ist der Bundesanteil nur nach oben hin begrenzt. Im Substanzerhaltungsprogramm sollen die Träger der jeweiligen Einrichtung z.B. mindestens 50 % der anfallenden Kosten selbst übernehmen. Das Gesamtvolumen der Kulturfinanzierungsprogramme kann daher, solange keine genauen Angaben über die Höhe der 1

Die in der Presse mehrfach zitierten Bundesmittel i.H.v. 780 Mill. DM umfaßten neben den Mitteln des Substanzerhaltungs- und des Infrastrukturprogramms auch 43 Mill. DM aus dem Nachtragshaushalt 1991, die für Denkmalpflege bereitgestellt wurden.

169

bereitgestellten Komplementärmittel vorliegen, nur als Schätzgröße ermittelt werden. Die folgende Darstellung stützt sich weitestgehend auf die vorgeschriebenen Untergrenzen. Sollten die Träger der Einrichtungen höhere Komplementärmittel bereitstellen können, so wäre ein höheres Ergebnis möglich. Wie bereits erwähnt, erfordert das Substanzerhaltungsprogramm generell einen Komplementärmittelanteil von 50 %. Nur im Falle Berlins übernimmt der Bund für bestimmte Einrichtungen bis zu 3/4 der Gesamtkosten. 1 Das Infrastrukturprogramm erfordert ohne Ausnahme einen Komplementärmittelanteil von mindestens 51 %. Derselbe Anteil wurde für den Titel "Milderung der Teilungsfolgen" sowie für die meisten der geförderten Projekte und Institutionen angesetzt. Lediglich die Zuwendungen an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz gingen als Bestandteil der institutionellen Förderung mit einem Bundesanteil von 75 % in die Berechnungen ein. Für das Jahr 1993 konnte der Zuschußbedarf für die neuen Bundesländer nur näherungsweise errechnet werden, da die Institutionen nicht mehr getrennt nach Ost und West ausgewiesen wurden. Nach Angaben der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hatten die ostdeutschen Einrichtungen 1993 Gesamtausgaben von ca. 97,6 Mill. DM. Bei eigenen Einnahmen von ca. 3,6 Mill. DM verbleibt ein Zuschußbedarf von 94,0 Mill. DM, von denen der Bund 75 % übernehmen wird. Im Falle des Programms "Kulturdenkmäler und wertvolle historische Bauten" reichten die geplanten Komplementärmittel der Länder im Jahre 1991 von 33,3 % bis zu 59 %. 2 Die geplanten Ansätze konnten offenbar nicht in allen Fällen realisiert werden. Das Land Brandenburg hat beispielsweise im Jahre 1991 laut Information des zuständigen Ministeriums anstelle der geplanten Komplementärmittel von 8,3 Mill. DM nur 2,7 Mill. DM aufgebracht. 3 Aus dem Substanzerhaltungsprogramm standen Berlin 1991 104 Mill. DM, 1992 ca. 83 Mill. DM und 1993 ca. 60 Mill. DM zur Verfügung (1992 und 1993 ohne Haushaltsreserve des BMI). 2 Deutsche Stiftung Denkmalschutz (1992), Denkmalschutz in den neuen Bundesländern, a.a.O., s. 1. 3 Ebenda, S. 25. 1

170

Aus diesem Grunde wurde für alle Bundesländer die Untergrenze von 33,3 % angesetzt. Eine Ausnahme stellen die Fördermittel dar, die der Stiftung Denkmalschutz zugewiesen worden sind. Sie waren von der Stiftung selbst mit Komplementärmitteln in Höhe von 50 % auszustatten. Die Gelder sollten vorwiegend dort eingesetzt werden, wo Eigentümer bzw. Verfügungsberechtigte den anfallenden Komplementärmittelanteil nicht tragen konnten. Für das Programm "Erhaltung von unbeweglichen Kulturdenkmälern von besonderer nationaler Bedeutung" wurde eine Untergrenze (50 %) angesetzt. Die beiden Denkmalschutzprogramme des BMBau mußten zu 50 %1 bzw. zu 20 %2 komplementiert werden. 1993 und 1994 werden sie mit höheren Mitteln fortgesetzt als ursprünglich geplant. Dafür erhöht sich ab 1993 der Komplementärmittelanteil (vgl. Tabelle).~ Berlin wurde aufgrund der besonderen kulturellen Bedeutung der Stadt

mit einem Sondertitel (s.o.) unterstützt, der nach Auskunft des BMI ohne Komplementärmittelanteil zur Verfügung stand.

Gesamtvolumen der Förderprogramme Eine Aufteilung der Fördermittel über die Jahre kann nur näherungsweise beschrieben werden. So stehen Gelder, die als Verpflichtungsermächtigung bereitgestellt wurden, zum Teil erst in späteren Jahren zur Verfügung. 4 Tabelle 47 gibt den geplanten Verlauf für die Jahre 1991 bis 1993 wieder. Über den gesamten Zeitraum hinweg sollten die Förderprogramme Kulturausgaben von Bund, Ländern, Kommunen und Sonstigen in Höhe von mindestens 7,7 Mrd. 1

Programm 'Städtebaulicher Denkmalschutz'; die Mittel aus dem Programm 'Aufschwung Ost' standen ohne Komplementärmittel zur Verfügung. 2 Programm 'Städtebauliche Modellvorhaben•. 3 Das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz wurde 1993 und 1994 um je 120 Mill. DM aufgestockt (Komplementärmittelanteil40% bzw. 33,3 %). Die ursprünglich eingeplante Summe von jährlich 80 Mill. DM ist mit 50% zu komplementieren. Das Programm Städtebauliche Modellvorhaben wird 1993 und 1994 mit je 80 Mill. fortgesetzt, die 1993 mit 40% und 1994 mit 55% zu komplementieren sind. 4 Dies ist z.B. im Programm 'Städtebaulicher Denkmalschutz' der Fall. Die Gelder werden Jahresscheibenweise zugeteilt.

171

Tabelle 47 Gesamtvolumen der Ansehubfinanzierung des Bundes und Komplementlrmlttel ln den neuen Lindern ln den Jahren 1991 bla 1993 ln Mlll. OMa) - Haushaltsansatz Bundesanteubl

Komple~ntar-

lnsges.

rung 0

volumen

Mill. DM I in%

Miii.DM

in%

1991-93

1200 982 756

-18,2 -23,0

mittel

Programm

Jahr

Substanzerha~ungspro-

1991 1992 1993

600

50

600

50

1991 1992 1993

300 246 184

49

312 256 192

51

wertvolle

1991 1992 1993

40 70 44

66,7

Stiftung Denkmalschutz8 l

1991 1992 1993

10 23 0

50

1991 1992 1993

3 6

50

gramm

Infrastrukturprogramm

Mill. DMI in% 491 378

491 378

612

502 376

Veran~e- Gesamt-

- 18,0 -25,2

2938

1490

Denkmalpflege: dar.: Ku~urdenkm.ll)

histor. Bauten

unbewegl. maler

Ku~urdenk-

20

35

X

10 23 0

50

3 6

50

160 180 80 120

Stldteba~i~he Modell-

1991 1992 1993

233 100 80

1991 1992 1993

18 3 4

1991 1992 1993

80 74 60

100

Projekte u. lnst~utionen (Prg. "unbewegl. Ku~urdenkmller" 1993 entha~en)

1991 1992 1993

176 232 257

Summe

1991 1992 1993

1640 1425

(58)

1206

(57) (52)

1207 1096 1 131

1991 - 1993 4271

(56)

3434

Minderung von Teilungsfolgen Sondert~el

Insgesamt

Berlin-Förderung

50 50 40

80 80 80 180

20

46

75,0 -37,9 130,0

6 12

X

50

260 260

100,0

0,0 76,9

50 60

160 300

20

60

25 25

53

40

258 125 133

-51 ,6 6,7

49

19 3 4

51

37 6 8

-84,4 33,3

X X X

X

80 74 60

-7,5 -18,9

(51)h)

314

80

(49)h)

138 177 217

230

66

0

X

1991 1992 1993

60 105

65

22

Stldtebaul. DenkmalSChutz {VE) incl. "Aufschwung Ost"!) vorhaben g

33,3

409

18

980

516

51

214

1197

474

30,5 15,8

(42) (44)

(49)

2847 2522 2332

-11,4 -7,5

(45)

7701

7701

a) b) c) d) e) f)

Abweichungen sind rundungsbedingt Die Aufteilung entspricht den Mindestansatzen in den einzelnen Programmen. Im Vergleich zum Vorjahr. Ohne Zuweisungen an die Stiftung Denkmalschutz. Die Komplementärmittel werden von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bere~gestel~. 100 Mill. DM (KM 1992 Programm "Aufschwung-Ost") waren 1991 als Verpflichtungsermächtigung verfüg bar. g) Im Jahre 1991 incl. der Mittel aus dem Sofortprogramm 1990. h) Nach Auskunft des BMI gi~ diese Aufteilung für die Mehrzahl der Projekte und lnstHutionen. Für die Stiftung Preußischer Ku~urbes~ wurde ein Komplementarmittelanteil von 25% berücksichtigt. Für das Jahr 1993 wurde ein Zuschußbedarf von 94 Mill. DM zugrunde gelegt.

Quelle:

172

Bundesministerium des lnnern, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, eigene Berechnungen des ~o lnstHuts.

DM bewirken. Von dieser Summe entfallen ca. 55,5 % auf den Bund. Höhere Gesamtausgaben im kulturellen Bereich wären möglich, sofern ein höherer Komplementärmittelanteil realisiert werden könnte. Allein für das Substanzerhaltungsprogramm hatten die Länder in ihren ursprünglichen Finanzierungsvorschlägen Bundesanteile von lediglich 18 % (Thüringen) bis 35% (Mecklenburg-Vorpommern) vorgesehen. 1 Berlin nahm dabei mit 60% eine Sonderstellung ein. Insgesamt umfaßten die Planungsansätze incl. der Institutionen, die über den Sondertitel "Berlin-Förderung" finanziert werden sollten, ein Gasamtkostenvolumen von knapp 1,5 Mrd. DM. Etwa ein Drittel davon wurde vom Bund als Zuschuß erbeten. 2 Ausgaben der Länder und Kommunen, die unabhängig von Bundesmitteln realisiert wurden, sind in diesen Angaben noch nicht enthalten. Welche öffentlichen Mittel real abgeflossen sind, läßt sich erst ex post anhand der Rechnungsergebnisse der öffentlichen Haushalte analysieren.

3.3

Finanzierung durch die Länder

3.3.1

Methodische Vorbemerkungen

Nach der Wiedervereinigung wurde in den neuen Bundesländern die Haushaltssystematik der Bundesrepublik Deutschland eingeführt. Aufgrund der damit verbundenen Umstellungsprobleme konnte das Statistische Bundesamt noch keine Rechnungsergebnisse für die öffentlichen Haushalte der neuen Bundesländer vorlegen. Kommunale Kulturausgaben können deshalb nur anhand von Fallbeispielen berücksichtigt werden.

Vgl. Bundesministerium des lnnern (16.1.1992), Übergangsfinanzierung 1992 - Substanzerhaltungsprogramm, Vorschlage der Lander, internes Arbeitspapier. 2 Die Summe der vom Bund erbetenen Zuschüsse (505 Mill. DM) stimmte nicht mit der letztendlich bereitgestellten Summe (491 Mill. DM) überein.

173

Als Quelle für die Berechnung der Kulturausgaben der Länder dienten die Landeshaushaltspläne., Mit Ausnahme von Sachsen standen für das Jahr 1991 vorläufige Ist-Ergebnisse der Länderhaushalte zur Verfügung. Abweichungen zu den endgültigen Ist-Ergebnissen könnten sich ergeben, wenn in den Landeshaushaltsplänen z.B. außerplanmäßige Titel oder weggefallene Titel des Jahres 1991 nicht ausgewiesen wurden. Berlin nimmt hierbei eine Sonderstellung ein: Eine exakte Zuordnung sämtlicher Positionen zum West- bzw. Ostteil der Stadt war nicht möglich. Aus diesem Grunde mußte diese Studie die Gesamtausgaben der Stadt berücksichtigen. Sofern Ausgabensprüngedurch westliche Kulturinstitutionen zu verzeichnen waren, wird darauf gesondert hingewiesen. Die Zuordnung der Einnahmen und Ausgaben zu den verschiedenen kulturellen Aufgabenbereichen wurde - entsprechend der in diesem Gutachten verwendeten Abgrenzung des Kulturbegriffs - anhand der Funktionskennziffern der staatlichen Haushalte vorgenommen. 2 Ein unmittelbarer Vergleich dieser Ergebnisse mit den oben ermittelten Komplementärmitteln aus der Ansehubfinanzierung des Bundes ist jedoch nur bedingt möglich: Die Ursache hierfür liegt in der z.T. unterschiedlichen Verbuchung der Finanzmittel aus den verschiedenen Förderprogrammen. 3 Fördermittel aus dem Substanzerhaltungs- und dem Infrastrukturprogramm wurden z.B. im Bundeshaushalt unter der Funktion 189 verbucht. ln den Landeshaushaltsplänen sind die Mittel auf die Kapitel und Funktionskennziffern der geförderten Einrichtungen (z.B. für Theater unter 181) aufgeteilt.

Haushaltsplanentwürfe für das Haushaltsjahr 1993. Vgl. hierzu Hummel, M. und C. Waldkireher (1992), Wirtschaftliche Entwicklungstrends von Kunst und Kultur, a.a.O., S. 27 ff. 3 Zusätzliche Probleme ergeben sich daraus, daß der Berechnung der Komplementärmittel z.T. Verpflichtungsermächtigungen zugrundegelegt werden mußten, die nicht im salben Jahre ausgabewirksam werden. 1

2

174

Ähnliche Probleme ergaben sich bei spartenspezifischen Förderprogrammen: Für Thüringen wurden beispielsweise unter der Funktionskennziffer 184 (Denkmalschutz und Denkmalpflege) weder Einnahmen noch Ausgaben ausgewiesen. Stattdessen findet man Buchungen im Kapitel des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege, darunter auch Zuschüsse und Investitionen zur Erhaltung von Bauund Kunstdenkmälern, unter der Funktionskennziffer 113. Die beiden für diese Studie relevanten Denkmalschutzprogramme des BMBau 1 wurden in den meisten Ländern unter Funktionskennziffern der Städtebauförderung (411, 440 bzw. 441) verbucht. Teilweise finden sie sich aber auch unter der Funktionskennziffer 184. Die entsprechenden Positionen des Städtebaus werden daher zusätzlich berücksichtigt. Schwierigkeiten ergaben sich durch mehrere Umbuchungen, die beispielsweise durch Änderungen der Rechtsform einer Einrichtung notwendig wurden. So wurde das Bauhaus Dessau im Haushaltsplan des Jahres 1992 noch unter der Funktionskennziffer 189 verbucht. 2 Die Umwandlung in eine Stiftung hatte die Zuordnung zur Funktionskennziffer 113 zur Folge. Um die geplante Weiterentwicklung der Kulturausgaben darzustellen, werden im folgenden den Ergebnissen des Jahres 1991 die Haushaltsansätze der Jahre 1992 und 1993 gegenübergestellt. Aufgrund der Umbuchungen und den weiteren angesprochenen Verschiebungen war die Veränderung der gewählten Kennziffern besonders detailliert zu untersuchen.

1

Es handelt sich um die Programme Städtebaulicher Denkmalschutz und Städtebauliche Modellvorhaben. 2 Unter der Kennziffer 189 war das Bauhaus auch in der Funktionenübersicht für 1992 des Haushaltsplanentwurfes 1993 verbucht. Da die Einzelpositionen aber unter der Funktionskennziffer 113 verbucht worden sind, wurde in diesem Gutachten auch die Gesamtsumme entsprechend geändert.

175

3.3.2 Der Beitrag der Länder zur Kulturfinanzierung Höhe und Struktur der Bruttoausgaben Mit Unterstützung der Bundeszuweisungen haben die neuen Bundesländer einschließlich Berlin im Jahre 1991 Bruttoausgaben in Höhe von rund 2,7 Mrd. DM realisiert. 1 Etwa 1,6 Mrd. DM finanzierten die Länder durch Steuern, Kredite und unmittelbare Einnahmen. Besonders hohe Bruttoausgaben entfielen auf die Aufgabenbareiche - sonstige Kunst- und Kulturpflege (752, 1 Mill. DM), - Theater (501 ,2 Mill. DM), - Denkmalschutz2 {384,6 Mill. DM), - Kulturverwaltung (285,9 Mill. DM) und - Museen, Sammlungen, Ausstellungen (247,3 Mill. DM). Mit Ausnahme der sonstigen Kunst- und Kulturpflege (-2,8 %) stiegen die Bruttoausgaben sämtlicher Aufgabenbereiche im Zeitraum 1991/92 an. Von 1992 auf 1993 gehen gemäß den Haushaltsansätzen die Bruttoausgaben in der Kulturverwaltung (-7,5 %), dem Denkmalschutz(- 45,2 %), 3 Museen, Sammlungen, Ausstellungen(- 2,7 %) sowie bei der sonstigen Kunst- und Kulturpflege (- 9,6 %) zurück. Die Ansätze bleiben aber größtenteils über dem Niveau von 1991. Bei der Betrachtung der Bruttoausgaben ist die Höhe der Personalausgaben und der Sachinvestitionen von besonderem Interesse. Die Analyse der Personalausgaben gewinnt insbesondere vor dem Hintergrund der stutenweise geplanten Lohnund Gehaltsanpassung in den neuen Bundesländern an das westliche Niveau an Bedeutung. Für eine detaillierte Darstellung der Ausgaben der einzelnen Länder vgl. Anhang E. Einschließlich Städtebaulicher Denkmalschutz und Städtebauliche Modellvorhaben. 3 Der starke Rückgang ist überwiegend auf das Auslaufen des Programms 'Aufschwung Ost' zurückzuführen; außerdem wurde das Programm 'Städtebauliche Modellvorhaben' 1993 in den meisten Ländern nicht gesondert ausgewiesen (s.o.): 1

2

176

22,2

3 135,8 3 283,5

-

Im Durchschnitt der Jahre. Einschließlich Städtebaulicher Denkmalschutz und Städtebauliche Modellvorhaben. Hochschule mit Universitätsrang in Brandenburg.

2 687,9

39,7 4,4 41 ,4 23,3 49,6 34,4 108,3 -2,8

13,8 22,8 31,1 6,7

1991/92

83,9 28,9 797,6 154,5 359,9 283,1 17,1 660,4

1993 301,1 231,7 80,0 137,7

69,3 26,0 708,7 146,0 369,9 517,0 18,8 730,8

1

49,6 24,9 501,2 118,4 247,3 384,6 9,0 752,1

1992 325,3 181,3 64,0 126,4

1

I

-4,5

21,1 11 ,2 12,5 5,8 - 2,7 -45,2 - 9,1 -9,6

-7,5 27,8 25,0 9,0

1992/93

Veränderung in % •>

285,9 147,7 48,8 118,4

1991

Bruttoausgaben in Mill. DM

Quelle: Entwürfe der Landeshaushaltspläne für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

a) b) c)

Insgesamt

VerwaltUng kultureller Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Dokumentation, Dokumentationsforschung Wissenschaftliche Museen Theater Berufsorchester und -Chöre, Sonst. Musikpfl. Museen, Sammlungen, Ausstellungen Denkmalschutz- und Denkmalpflegebl Hochschule für Film und Fernsehen°l Sonstige Kunst- und Kulturpflege

113 136 152 157 162

163 181 182 183 184/411/440/441 131 189

Aufgabenbereich

Entwicklung der Bruttoausgaben der neuen Llnder (elnschl. Berlln) nach kulturellen Aufgabenbereichen

FKZ

Tabelle 48

Die Entwicklung stand jedoch unter dem Einfluß von Umbrüchen: Mehrere Institutionen haben im Verlauf der drei Jahre ihre Trägerschaft oder ihre Rechtsform geändert oder befinden sich gerade in einem solchen Umwandlungsprozeß. Ohne genaue Angaben über die Entwicklung des Personalbestandes lassen sich daher nur vorsichtige Aussagen formulieren. Darüber hinaus bewirkte die unterschiedlich gehandhabte Verbuchung der Fördermittel Verzerrungen. Beispielsweise werden in Thüringen Zuschüsse zur Erhaltung von Bau- und Kunstdenkmälern unter der Funktionskennziffer 113 (Kulturverwaltung) ausgewiesen. Auf eine detaillierte Darstellung nach Aufgabenbereichen wird aus diesem Grunde verzichtet. 1 Insgesamt entstanden den neuen Bundesländern und Berlin im Jahre 1991 Personalausgaben in Höhe von 765,9 Mill. DM. Der größte Teil davon (41,3 %) entfiel mit 317,0 Mill. DM auf den Bereich Theater. Personalkostenintensiv war außerdem die Kulturverwaltung (99,3 Mill. DM), die Musikpflege (75,5 Mill. DM), das Bibliothekswesen2 (67,6 Mill. DM) und der Bereich Museen, Sammlungen, Ausstellungen (64,2 Mill. DM} . Erwartungsgemäß steigen die Personalausgaben in den Haushalts-Ansätzen der folgenden Jahre. 1992 wurden 899,5 Mill. DM eingestellt. Im Jahre 1993 wird die Milliardengrenze überschritten. Die ausgewiesenen Personalausgaben in Höhe von 1,1 Mrd. DM dürften die Untergrenze darstellen: Beispielsweise wird das Berliner Ensemble künftig unter anderer Trägerschaft weitergeführt und unter einem anderen Kapitel verbucht. Für das Jahr 1993 wurden aus diesem Grunde keine Personalausgaben eingerechnet. 3

1 2 3

in Anhang E werden die Berechnungen nachrichtlich ausgewiesen. Ohne wissenschaftliche Bibliotheken. Vgl. Abgeordnetenhaus von Berlin {1992), Beschlußempfehlungen des Hauptausschusses vom 6. November 1992 über Änderungen zur Vorlage • zur Beschlußfassung - über das Gesetz Ober die Feststellung des Haushaltsplans von Berlin für das Haushaltsjahr 1993, Drucksache 12/2219, s. 19.

178

Die Höhe der Sachinvestitionen bildet einen wesentlichen Indikator für die wirtschaftliche Dynamik der kulturellen Aufgabenbereiche. Im Jahre 1991 bildeten die Denkmalpflege 1 (361,5 Mill. DM) und die sonstige Kunst- und Kulturpflege (187,5 Mill. DM) eindeutige Schwerpunkte.2 Darüber hinaus wurden hohe Sachinvestitionen in Museen, Sammlungen und Ausstellungen (86,8 Mill. DM) getätigt. ln der weiteren Entwicklung der Haushaltsansätze schwankt die Höhe der Sachinvestitionen in einer Reihe von Aufgabenbereichen. Vielfach läßt sich ein Großteil der Veränderungen auf hohe Bau- und Sanierungsmaßnahmen zurückführen. Dies war insbesondere bei Kunsthochschulen, im wissenschaftlichen Bibliothekswesen, bei Museen3 und im Denkmalschutz der Fall. Beispielsweise wurden in Sachsen in den Jahren 1991 und 1992 je 34 Mill. DM in den Wiederaufbau der Sempergalerie investiert. West-Berliner Bauinvestitionen in Volkshochschulen (2 Mi II. DM im Jahre 1993), Museen (z.B. für die Instandsetzung und den Wiederaufbau des ehemaligen Hamburger Bahnhofs) und im Bereich Musik (2 Mi II. DM im Jahre 1991) hatten darauf einen wesentlichen Einfluß. Darüber hinaus wirkte sich die Höhe der Zuweisungen und Zuschüsse auf die Sachinvestitionen aus: Berlinerhöhte beispielsweise seinen Zuschuß an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz von 29 Mill. DM im Jahre 1991 auf 42,5 Mill. DM (1992) bzw. 50 Mill. DM (1993). Diese Steigerung sowie erhöhte Zuweisungen des Landes Sachsen-Anhalt an Gemeinden und Sonstige für Investitionen in den Jahren 1992 und 1993 sorgten für einen beträchtlichen Anstieg der Sachinvestitionen von Museen, Sammlungen und Ausstellungen gegenüber dem Jahre 1991: Die bereits

1 Einschließlich Städtebaulicher Denkmalschutz und Städtebauliche Modellvorhaben. Ohne die

Sachinvestitionen von Thüringen, die unter der Funktion 113 verbucht wurden. DieSachinvestitionen im Bereich sonstige Kunst- und Kulturpflege werden durch Zuwendungen für Investitionen an Gemeinden aus dem Substanz- und Infrastrukturprogramm geprägt: ln Sachsen-Anhalt wurden zu diesem Zweck 134,4 Mill. DM im Jahre 1991, 84,8 Mi II. DM im Jahre 1992 und 42,4 Mill. DM im Jahre 1993 als Sachinvestitonen verbucht. 3 Funktionskennziffer 183. 2

12.

179

genannten Baumaßnahmen, Zuweisungen und weitere Einflüsse 1 ließen die Sachinvestitionen 1992 um 61 ,8 % auf 140,4 Mill. DM ansteigen. 1993 sanken sie um 13 % auf 122,2 Mill. DM ab. Eine vergleichbare Entwicklung ist im Denkmalschutz zu erkennen. Sachsen-Anhalt erhöhte 1992 seine Zuweisungen für Investitionen an Gemeinden und an Sonstige. Vor allem aber trugen höhere Zuweisungen des Landes Brandenburg zum Anstieg der Sachinvestitionen bei: Die Zuweisungen des Bundes aus dem Programm "Aufschwung-Ost" waren 1992 gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig; höhere Zuweisungen für Investitionen aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz2 im Jahre 1992 sowie ein zusätzliches Denkmalschutzprogramm des Landes konnten die Sachinvestitionen dennoch von 38,4 Mill. DM auf 48,4 Mill. DM steigern. 1993 sind laut Haushaltsansatz Sachinvestitionen in Höhe von 56 Mill. DM geplant, was trotz Auslaufen des Programms "Aufschwung-Ost" über eine Erhöhung der Mittel des Landesprogramms auf 39 Mill. DM erreicht werden soll. Darüber hinaus wurden die Zuschüsse für Investitionen an die Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci und die Märkischen Schlösser und Gärten von 8,4 Mi II. DM 3 auf 11 ,5 Mi II. DM erhöht. Der Ansatz 1993 sieht bislang keine Zuschüsse vor. Insgesamt stiegen die Sachinvestitionen der neuen Länder einschl. Berlins im Bereich Denkmalschutz von 119,7 Mill. DM (1991) auf 177,4 Mill. DM (1992). 1993 gehen die Ansätze auf 152 Mill. DM zurück.

Finanzierung der Ausgaben der Länder Die Entwicklung der Nettoausgaben und der steuer- und kreditfinanzierten Ausgaben zeigt, daß die Länder in zunehmendem Maße selbst die Finanzierung der

Zum Beispiel insgesamt 6 Mi II. DM, die 1992 und 1993 anlaßlieh der 1 000-Jahr-Feier von Potsdam vom Land Brandenburg gewährt wurden. 2 Bundes- und LandesanteiL 3 Zuschuß des Jahres 1991 an die Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci. 1

180

kulturellen Aufgaben übernehmen (vgl. Tab. 49). 1 Von 1991 auf 1992 stiegen die Nettoausgaben im Durchschnitt um 43,8 % auf 2,3 Mrd. DM. Für 1992/93 ist ein weiterer Anstieg um 11,1 % auf knapp 2,6 Mrd. DM geplant. Die Finanzierung der Theater fällt hierbei besonders ins Gewicht: Von 1991 auf 1992 sollen die steuer- und kreditfinanzierten Ausgaben von 340,0 Mill. DM auf 568,3 Mill. DM erhöht werden. Dies entspricht einer Steigerung um 67,2 %. Für 1993 ist eine weitere Erhöhung um 19,8 % auf 681,0 Mill. DM geplant. Umgerechnet auf den einzelnen Einwohner hatten die neuen Bundesländer Nettoausgaben für Kultur in Höhe von 89 DM, wovon ca. 80 DM durch Steuern und Kredite finanziert wurden. Der Einfluß Berlins macht sich hierbei stark bemerkbar: 1991 betrugen die Nettoausgaben je Einwohner rund 272 DM. Über ein Drittel (ca. 106 DM) entfiel davon auf den Bereich Theater). 2 Am Anteil der Nettoausgaben und der steuer- und kreditfinanzierten Ausgaben an den Gesamtausgaben wird deutlich, in welchem Ausmaß Zahlungen des Bundes zur Finanzierung von Maßnahmen beigetragen haben. Beispielsweise wurden 1991 im Denkmalschutz 54,1 % und in der sonstigen Kunst- und Kulturpflege 88,9 % der Bruttoausgaben mit Hilfe von Zuweisungen des Bundes bestritten. Rechnet man noch die unmittelbaren Einnahmen heraus, so zeigt sich, daß 44,3 % der Denkmalschutzmaßnahmen und 8,4 % der sonstigen Kunst- und Kulturpflege von den neuen Ländern aus eigenen Steuermitteln und Kreditaufnahmen finanziert wurden. ln den folgenden beiden Jahren sollen die Zuweisungsanteile deutlich reduziert werden: 1993 sollen 71,3 % der Mittel für den Denkmalschutz3 und 36,0% der sonstigen Kunst- und Kulturpflege aus Steuern und Krediten stammen.

1

Man erhält die Nettoausgaben, wenn man die Bruttoausgaben um die Zahlungen aller anderen öffentlichen Bereiche bereinigt; die steuer- und kreditfinanzierten Ausgaben sind definiert als Differenz zwischen Nettoausgaben und unmittelbaren Einnahmen. 2 Für die detaillierte Darstellung vgl. AnhangE. 3 Ohne Berücksichtigung der Mittel aus dem Programm Städtebauliche Modellvorhaben (s.o.).

181

-~~--

Insgesamt --

Verwaltung kultureller Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Dokumentation, Dokumentationsforschung Wissenschaltliehe Museen Theater Berufsorchester und -ChOre, Sonst. Musikpfl. Museen, Sammlungen, Ausstellungen Denkmalschutz- und Denkmalpflegebl Hochschule für Film und Fernsehenc) Sonstige Kunst- und Kulturpflege

113 136 152 157 162

163 181 182 183 184/411/440/441 131 189

Aufgabenbereich

78,5 91 ,6 78,3 99,1 89,2 45,9 100,0 11 '1 59,6

38,9 22,8 392,6 117,4 220,6 176,4 9,0 83,3 1 603,3

80,8 98,6 96,9 100,0

231,0 145,6 47,3 118,4

in%d. Bruttoin Mill. DM ausgaben

in%d. Bruttoin Mill. DM ausgaben

85,7 99,2 88,9 96,2 92,9 52,8 100,0 24,1 70,2

2305,0

82,5 99,5 97,0 100,0

59,4 25,7 630,2 140,5 343,1 273,1 18,8 176,5

268,4 180,3 62,1 126,4

Nettoausgaben

1992

1991

2 560,8

71,9 28,5 753,9 146,4 343,9 205,1 17,1 257,0

290,9 230,7 77,7 137,7

81 ,7

85,7 98,8 94,5 94,8 95,6 72,5 100,0 38,9

96,6 99,5 97,1 100,0

in%d. Bruttoin Mill. DM ausgaben

1993

I

I

21,1 10,9 19,6 4,2 0,1 -24,9 - 9,1 45,6 11 '1

43,8

I

I

···I 27,9 25,0 9,0 52,6 13,1 60,5 19,7 55,8 54,8 108,3 112,0

16,2 23,9 31,2 6,9

Veränderungbl in%

1991/92 1992/931

Entwicklung der Nettoausgaben und der ateuer- und kreditfinanzierten Ausgaben der neuen Under (elnachl. Berlln) nach kulturellen Aufgabenberelchen•l

FKZ

Tabelle49

Insgesamt

58,0 24,2 568,3 102,0 320,2 270,2 18,7 164,8 1 236,3

75,2 86,2 67,8 69,4 81,7 44,3 91,8 8,4 53,4

37,3 21,4 340,0 82,2 202,0 170,2 8,3 62,9 1 436,5

Abweichungen sind rundungsbedingt Im Durchschnitt der Jahre. Einschließlich Städtebaulicher Denkmalschutz und Städtebauliche Modellvorhaben. Hochschule mit Universitätsrang in Brandenburg.

254,8 179,4 51,7 123,9

75,5 97,2 75,4 97,9

216,0 143,5 36,8 116,0

274,6 229,6 66,4 133,1 70,3 25,2 681,0 103,4 316,0 201,9 17,0 237,5 2358,0

78,3 98,9 80,7 98,0 83,8 93,4 80,2 69,9 86,6 52,3 99,8 22,5 65,1

dar.: Steuer- und kreditfinanzierte Ausgaben

75,2

83,9 87,2 85,4 66,9 87,8 71,3 99,7 36,0

91,2 99,1 83,0 98,1

in%d. in BruttoMill. DM ausgaben

in%d. Bruttoin Mill. DM ausgaben

in%d. Bruttoin Mill. DM ausgaben

Quelle: Entwürfe der Landeshaushaltsplane für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

a) b) c) d)

163 181 182 183 184/411/440/441 131 189

Verwaltung kultureller Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Dokumentation, Dokumentationsforschung Wissenschaftliche Museen Theater Berufsorchester und -ChOre, Sonst. Musikpll. Museen, Sammlungen, AusstellunQE!n Denkmalschutz- und Denkmalpflegebl Hochschule für Film und Femsehen°> Sonstige Kunst- und Kulturpflege

1993

1992

1991

48,7

55,6 13,2 67,2 24,2 58,5 58,8 126,4 161,9

18,0 25,0 40,4 6,9

10,4

21,2 3,9 19,8 1,3 -1,3 -25,3 -9,2 44,2

7,8 28,0 28,4 9,0

Veränderungbl in%

1991/92 1992/93

und der ateuer- und kredllftnenzlerten AU8Qeben der neuen l.lnder (elnec:hl. Berlln) nech kunurellen Aufga~benberelchen•>

113 136 152 157 162

Nett011ueg~~ben

Aufgabenbereich

Entwicklung der

FKZ

Tabelle49

ln der aggregierten Darstellung der Nettoausgaben und der steuer- und kreditfinanzierten Ausgaben kommt ein wesentlicher Punkt nicht zum Vorschein: ln einigen Ländern lag die Höhe der Bruttoausgaben für manche Aufgabenbereiche unter den Zahlungen des öffentlichen Bereichs (vgl. Anhang E). Als Folge wurde die Differenz beider Größen, die Nettoausgaben, negativ.1 Folgende Ursachen lassen sich als Erklärung heranziehen: - Ein Teil der zugewiesenen Mittel hat den Finanzmittelbedarf in anderen Aufgabenbereichen gedeckt; - ln Mecklenburg-Vorpommern wurden Mittel des Programms "Aufschwung-Ost" auf der Einnahmenseite unter der FKZ 113, auf der Ausgabenseite unter Maßnahmen des Umwelt- und Naturschutzes verbucht, die nicht in die Abgrenzung dieses Gutachtens fallen; - Einige Förderprogramme im Bereich Denkmalschutz stellten gemäß der Deutschen Stiftung Denkmalschutz Finanzmittel, die für 1992 vorgesehen waren, bereits 1991 bereit. Darüber hinaus könnten einige Länder Verpflichtungsermächtigungen aus dem Jahre 1990, die 1991 zu verausgaben waren, auf der Einnahmenseite ausgewiesen haben. Ein Teil der Mittel wurde vermutlich in spätere Jahre übertragen. - Eine Besonderheit ergab sich für Thüringen: Unter den Einnahmen der sonstigen Kunst- und Kulturpflege waren auch Einnahmen aus Lottomitteln in Höhe von 5,8 Mill. DM. Die Mittelverwendung war im Haushaltsplanentwurf nicht ausgewiesen. Daher ergeben sich negative steuer- und kreditfinanzierte Ausgaben. 2 Auf der Einnahmenseite verzeichneten die neuen Bundesländer einschließlich Berlin im Jahre 1991 Bruttoeinnahmen aus kulturellen Aufgabenbereichen in Höhe von insgesamt 1,25 Mrd. DM. Der überwiegende Teil der Mittel (86, 7 %) setzte sich aus Zahlungen des öffentlichen Bereichs zusammen.

1

2

ln der Summe aller Länder mindern die negativen Nettoausgaben den Gesamtbetrag. Vgl. Kapitel 15 02 des Haushaltsplanentwurfes für das Haushaltsjahr 1993.

184

Im Durchschnitt der Jahre. Einschließlich Städtebaulicher Denkmalschutz und Städtebauliche Modellvorhaben. Hochschule mit Universitätsrang in Brandenburg.

1 147,2

11,2 1,7 140,4 44,0 49,7 246,8 0,0 566,0

12,3 3,4 161,2 36,2 45,2 214,4 0,7 689,2 1 251 ,3

70,5 2,0 12,3 2,5

70,0 4,2 12,0 2,5

I

1992

I

777,7

13,5 3,7 116,5 51' 1 43,9 81 '1 0,1 422,9

26,4 2,1 13,6 2,7

1993

Bruttoeinnahmen in Mill. DM 1991

Quelle: Entwürfe der Landeshaushaltspläne für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

a) b) c)

Insgesamt

Verwaltung kultureller Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Dokumentation, Dokumentationsforschung Wissenschaftliche Museen Theater Berufsorchester und -Chöre, Sonst. Musikpfl. Museen, Sammlungen, Ausstellungen Denkmalschutz- und Denkmalpflegebl Hochschule für Film und Fernsehenc) Sonstige Kunst- und Kulturpflege

113 136 152 157 162

163 181 182 183 184/411/440/441 131 189

Aufgabenbereich

-8,3

-32,2

20,2 115,3 - 17,0 16,2 - 11,6 - 67,1 28,3 -25,3

-8,5 -50,0 - 12,9 21 ,5 9,9 15,1 -94,4 - 17,9

1992/93 -62,5 -8,2 10,3 7,1

1

0,8 -53,5 2,5 0,9

1991/92

Veränderung in % a)

Entwicklung der Bruttoausgaben der neuen Llinder (elnschl. Berlln) nach kulturellen Aufgabenbereichen ln den Jahren 1991 bis 1993

FKZ

Tabelle 50

I

I

I

Besonders hohe Zuweisungen floßen 1991 in die Aufgabenbereiche sonstige Kunst- und Kulturpflege 1 (688,8 Mill. DM), Denkmalschutz2 (208,2 Mill. DM) und Theater (1 08,6 Mill. DM). Für die Verwaltung kultureller Angelegenheiten standen 54,9 Mill. DM aus dem öffentlichen Bereich zur Verfügung. Die Bruttoeinnahmen enthalten neben den Zahlungen des öffentlichen Bereichs unmittelbare Einnahmen. Hierzu zählen beispielsweise Einnahmen aus Eintrittsgeldern, Gebühren und Veröffentlichungen, die durch den Betrieb der kulturellen Einrichtungen erwirtschaftet werden konnten. Gemessen am Anteil an den Bruttoeinnahmen waren 1991 die unmittelbaren Einnahmen im Bibliothekswesen (1 00 %), 3 im Bereich Musik (97,2 %) 4 und bei Volkshochschulen (87,5 %) 5 besonders hoch. Dagegen stammten 97% der Bruttoeinnahmen aus dem Aufgabenbereich sonstige Kunst- und Kulturpflege aus Zuweisungen des öffentlichen Bereichs. Anteilsmäßig flossen außerdem besonders hohe Zuweisungen in die Bereiche Denkmalschutz und Denkmalpflege6 (97, 1 %), wissenschaftliche Bibliotheken, Archive, Dokumentation, Dokumentationsforschung (86,9 %) und in die Verwaltung kultureller Angelegenheiten (78,5 %). Stellt man den Ergebnissen für das Jahr 1991 die Ansätze der folgenden beiden Jahre gegenüber, so zeigt sich ein spürbarer Rückgang der Bruttoeinnahmen. ln den meisten Fällen waren verminderte Zuweisungen des Bundes die Ursache.

1

Dieser Bereich umfaßt die sonstigen Einrichtungen und Fördermaßnahmen der Kunst- und Kulturpflege, z. B. Aufgaben der Volks- und Heimatkunde und kommunale Aufgaben zur Förderung der Heimatpflege und der Denkmalpflege. 2 Einschl. Städtebau!. Denkmalschutz und Modellvorhaben. 3 Im Substanzerhaltungs. und im Infrastrukturprogramm sollten auch Bibliotheken, die überwiegend für ihre Region von Bedeutung sind bzw. Bibliotheken und Büchereien gefördert werden. Zuweisungen an öffentliche Bibliotheken wurden, wie die Fallbeispiele zeigen, direkt an die Kommunen geleistet. 4 Die Zunahme der Bruttoeinnahmen in diesem Bereich ist größtenteils auf Umbuchungen Ln Landeshaushalt von Sachsen (Kapitel 02 07 Förderung des sorbischen Volkes) sowie auf höhere Bruttoeinnahmen in Berlin zurückzuführen. 5 Einnahmen und Ausgaben von Volkshochschulen stammten überwiegend aus Berlin. Durch den Einfluß West-Berlins ergeben sich hierbei starke Verzerrungen. 6 Einschließlich Städtebaulicher Denkmalschutz und Städtebauliche Modellvorhaben.

186

Besonders in der Verwaltung kultureller Einrichtungen, bei Theatern und der sonstigen Kunst- und Kulturpflege stach die rückläufige Tendenz ins Auge. Von 1992 auf 1993 zeigen die Haushaltsansätze einen Rückgang der Bruttoeinnahmen im Bereich Verwaltung kultureller Angelegenheiten von 70,5 Mill. DM auf 26,4 Mill. DM. Im wesentlichen ist dieser Bruch auf die Verbuchung von Mitteln des Gemeinschaftswerkes "Aufschwung-Ost" in Mecklenburg-Vorpommern unter der Funktionskennziffer 113 zurückzuführen. Die Mittel flossen aber auf der Ausgabenseite nicht in kulturelle Maßnahmen in der Abgrenzung dieses Gutachtens: sie wurden für den Umweltschutz verwendet. ln den Jahren 1991 und 1992 betrug die Höhe der Zuweisungen des Bundes an das Land 47,9 Mill. DM bzw. 47,8 Mill. DM. Im Jahre 1993 lief das Programm aus. Ursächlich für den stetigen Rückgang der Bruttoeinnahmen der Theater von 161 ,2 Mi II. DM (1991) auf 116,5 Mi II. DM (1993) sind insbesondere Kürzungen der Zuweisungen des Bundes gemäß Artikel 35 Einigungsvertrag im Land Sachsen 1 sowie Kürzungen der Fördermittel für Film- und Theaterförderung in Brandenburg. 2 Der Rückgang der Bruttoeinnahmen im Bereich sonstige Kunst- und Kulturpflege ist größtenteils auf die verringerten Zuweisungen des Bundes aus dem Substanzerhaltungs- und dem Infrastrukturprogramm zurückzuführen: ln Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt wurden Fördermittel aus diesen Programmen u.a. unter der Funktionskennziffer 189 verbucht. ln Brandenburg fallen ebenfalls geringere Zuweisungen ins Gewicht. 3

1

Davon sind insbesondere die Staatsoper Dresden, das Staatsschauspiel Dresden und die Landesbühnen Sachsen betroffen. Die Zuweisungen dieser Einrichtungen sollen von 41 Mill. DM (1992) auf 16 Mill. DM (1993) gekürzt werden. 2 Ein weiterer Teil ist auf eine Umbuchung zurückzuführen: das Sorbische National-Ensemble wird ab 1992 nicht mehr unter der Funktion 181 verbucht. 3 Aus welchen Programmen diese FOrdermittel stammten war dem Haushaltsplan nicht zu entnehmen.

187

Insgesamt

Verwaltung kultureller Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Dokumentation, Dokumentationsforschung Wissenschaftliche Museen Theater Berufsorchester und -Chöre, Sonst. Musikpfl. Museen, Sammlungen, Ausstellungen Denkmalschutz- und Denkmalpflegeb) Hochschule für Film und Fernsehenc) Sonstige Kunst- und Kulturpflege

113 136 152 157 162

163 181 182 183 184/411/440/441 131 189

Aufgabenbereich

9,9 0,2 78,5 5,5 26,2 243,9 0,0 554,3

86,9 61,2 67,3 2,8 59,0 97,1 0,0 97,0 86,7

10,7 2,1 108,6 1,0 26,7 208,2 0,0 668,8 1 084,6

978,4

57,0 1,0 1,9 0,0

78,5 50,5 12,5 0,0

85,3

87,8 12,8 55,9 12,6 52,8 98,9 0,0 97,9

80,8 50,8 15,5 0,0

1993

575,0

12,0 0,3 43,7 8,1 15,9 77,9 0,0 403,5

10,2 1'1 2,3 0,0

73,9

88,5 9,2 37,5 15,8 36,3 96,1 0,0 95,4

38,5 50,3 17,2 0,0

in%d. in BruttoeinMiii.DM nahmen

Zahlungen des öffentlichen Bereichs

in%d. Bruttoeinnahmen

1992 in Miii.DM

54,9 2,1 1,5 0,0

in Miii. DM

in%d. Bruttoeinnahmen

1991

-41.2

-27,2

-17,1 -9,8

21 ,1 53,6 - 44,4 46,5 -39,2 -68,0

-

-

-82,1 7,1 22,7 -7,5 -89,5 - 27,7 444,5 -1,6 17,2

-

-

3,7 - 53,2 26,9

Veränderungb) in%

1991 /92 1992/93

Entwicklung der Zahlungen des öffentlichen Bereichs und unmittelbare Einnahmen der neuen Länder (elnschl. Berlln) nach kulturellen Aufgabenbereichena)

FKZ

Tabelle 51

I

13,3

166,7

Insgesamt

Abweichungen sind rundungsbedingt Im Durchschnitt der Jahre. Einschließlich Städtebaulicher Denkmalschutz und Städtebauliche Modellvorhaben. Hochschule mit Universitätsrang in Brandenburg.

13,1 38,8 32,7 97,2 41,0 2,9 100,0 3,0

1,6 1,3 52,7 35,2 18,5 6,2 0,7 20,3

in%d. Bruttoeinnahmen

168,7

1,4 1,5 61 ,9 38,5 23,4 2,9 0,0 11,7

13,6 1,0 10,4 2,5

-

14,7

2,1

12,2 87,2 44,1 87,4 47,2 1,2

19,2 49,2 84,5 100,0

202,7

1,6 3,4 72,9 43,0 28,0 3,2 0,1 19,5

16,3 1'1 11,3 2,7

- 15,2 12,3 17,5 9,3 26,4 -53,6 - 94,4 -42,5 1,2

26,1

-9,6 - 53,8 -0,9 0,9

20,1

13,7 124,3 17,7 11 ,8 19,4 10,0 28,3 66,4

19,8 9,4 8,1 7,1

Veränderungbl in%

1991 /92 1992/93

11 ,5 90,8 62,5 84,2 63,7 3,9 100,0 4,6

61 ,5 49,7 82,8 100,0

in % d. Bruttoeinnahmen

1993 in Miii.DM

Unmittelbare Einnahmen

in Miii.DM

1992

Quelle: Entwürfe der Landeshaushaltspläne für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

a) b) c) d)

163 181 182 183 184/411/440/441 131 189

21,5 49,5 87,5 100,0

in % d. Bruttoeinnahmen

15,0 2,1 10,5 2,5

113 136 152 157 162

in Miii.DM

Verwaltung kultureller Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Dokumentation, Dokumentationsforschung Wissenschaftliche Museen Theater Berufsorchester und -Chöre, Sonst. Musikpfl. Museen, Sammlungen, Ausstellungen Denkmalschutz- und Denkmalpflegebl Hochschule für Film und Fernsehenc) Sonstige Kunst- und Kulturpflege

Aufgabenbereich

1991

Entwicklung der Zahlungen des öffentlichen Bereichs und unmittelbare Einnahmen der neuen Länder (einschl. Berlln) nach kuHurellen Aufgabenbereichenal

FKZ

Tabelle 51

Berlin stellt einen Sonderfall dar: Die gesamten Bruttoeinnahmen im Bereich sonstige Kunst- und Kulturpflege sanken von 230,3 Mill. DM (1991 J auf 223,4 Mi II. DM ~1992)

bzw. 191,9 Mill. DM (1993). Ost-Berliner Einrichtungen sind hiervon offenbar

erst im Jahre 1993 betroffen: Die Fördermittel des Bundes für kulturelle Aktivitäten und Einrichtungen im Ostteil der Stadt1 betrugen 1991 210,9 Mill. DM. 1992 wurden sie mit 210 Mi II. DM, 1993 mit 181 Mi II. DM angesetzt. Im Bereich Denkmalschutz müssen einige Besonderheiten berücksichtigt werden: Unter der Funktionskennziffer 184 schlugen insbesondere die Verminderung der Bundeszuweisungen aus dem Gemeinschaftswerk "Aufschwung-Ost" in Brandenburg2 zu Buche: 1992 waren die Zuweisungen um ca. 4,9 Mill. DM geringer als im Vorjahr, 1993 entfielen die Zuweisungen vollständig, da das Programm auslief. ln Berlin verringerten :;ich die Bruttoeinnahmen insbesondere durch den Wegfall von Zuwendungen für konsumtive Zwecke und für Investitionen im Kapitel 1755 (Schlösser und Gärten). Dies hängt verm ... tlich mit der Überführung der Einrichtung in eine andere Trägerschaft zusammen. 3 Die Finanzhilfen aus dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz sind aufgrund der Zuweisungsart 1992 und 1993 gegenüber dem ersten Programmjahr gestiegen. Ergänzend standen Fördermittel aus dem Programm "Aufschwung-Ost"4 als Kassenmittel zur Verfügung. Die Differenz der Bruttoeinnahmen in den Jahren 1991 und 1992 ist jedoch nicht ausschließlich auf höhere Finanzhilfen zurückzuführen: Sachsen hatte für die Programme für das Haushaltsjahr 1991 keine Mittel ausgewiesen.5 Auf der anderen Seite erhöhte sich die Summe der Bruttoeinnahmen des Jahres 1991 z. T. durch Verpflichtungsermächtigungen des Vorjahres.

1

Entwurt des Haushaltsplans der Stadt Berlin für das Jahr 1993, Titel 25105.

2 Das Programm Städtebaulicher Denkmalschutz wurde in Brandenburg unter der Funktions3 4 5

kennziffer 184 ertaßt. Die Mittel stammen aus diesem Programm. Die Berliner Schlösser und Gärten sollen gemeinsam mit den Schlössern und Gärten PotsdamSanssouci in die 'Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg• eingehen. Auch für das Programm Städtebauliche Modellvorhaben. Diesen Angaben wurde der Haushaltsplan-Entwurt für das Jahr 1993 zugrundegelegt

190

Die für das Jahr 1993 angesetzten Mittel unterzeichnen die tatsächlichen Einnahmen: Von der Mehrzahl der Länder wurden die Fördermittel des (Fortsetzungs-) Programms Städtebaulicher Denkmalschutz1 nicht gesondert ausgewiesen. Sie konnten daher nicht eingerechnet werden. Für eine deutliche Verringerung der Zuweisungen sorgte darüber hinaus das Auslaufen des Programms "AufschwungOst".

3.3.3 Kulturfinanzierung von Bund und Ländern Die Bruttoausgaben der Länder enthalten nur einen Teil der Bundesausgaben für kulturelle Zwecke. Mittel, die im Rahmen der institutionellen Förderung und der Projektförderung bereitgestellt wurden, flossen nach Auskunft des Sundesministeriums des lnnern direkt an die Zuweisungsempfänger. Im Bereich Denkmalschutz müssen die Zuweisungen an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz berücksichtigt werden. Insgesamt betrugen die Nettoausgaben von Bund und Ländern im Jahre 1991 knapp 2,9 Mrd. DM. Dies entspricht etwa dem Betrag, der oben als Summe der Fördermittel des Bundes und der Komplementärmittel (von Ländern, Gemeinden und Sonstigen) als Untergrenze errechnet worden ist. Die Summe der öffentlichen Kulturausgaben erhöht sich durch die kommunalen Ausgaben, die nicht berücksichtigt werden konnten. Beispielsweise sollten die Gemeinden 1991 und 1992 nach Angaben des Bundesbauministeriums am Programm "Städtebauliche Modellvorhaben" einen Komplementärmittelanteil von 15 Mill. DM tragen. Im Programm "Städtebaulicher Denkmalschutz" lag der Komplementärmittelanteil der Kommunen im gleichen Zeitraum zwischen 0% (Sachsen-Anhalt) und 25% (Sachsen).

1

Der Verpflichtungsrahmen betragt

so Mill. DM. 191

Im Jahre 1992 erhöhte sich der Gesamtbetrag der Nettoausgaben von Bund und Ländern auf 3,5 Mrd. DM. Für 1993 ist mit ca. 3,3 Mrd. DM zu rechnen. ln beiden Jahren liegt das Ergebnis über der anhand der Komplementärmittelanteile errechneten Untergrenze von 2,5 Mrd. DM (1992) bzw. 2.3 Mrd. DM (1993). Im wesentlichen wurde dies durch die Nettoausgaben der Länder erreicht: Die Nettoausgaben der Länder (1,6 Mrd. DM) lagen bereits 1991 über dem errechneten Komplementärmittelbetrag (1,2 Mrd.). 1992 und 1993 stiegen die Nettoausgaben der Haushalts-Ansätze auf 2,3 Mrd. DM bzw. 2,6 Mrd. DM an. Die errechneten Komplementärmittelanteile hätten in beiden Jahren ca. 1,1 Mrd. DM erfordert. Daraus ist zu entnehmen. daß die Länder bereits heute hohe finanzielle Verantwortung für die kulturellen Einrichtungen übernommen haben.

3.4

Eigenfinanzierung der Institutionen und Initiativen

Der Beitrag. den die kulturellen Institutionen und Initiativen auf dem Wege der Eigenfinanzierung geleistet haben, kann bislang nur anhand von Fallbeispielen dargestellt werden (vgl. hierzu Abschnitt C). Statistische Untersuchungsergebnisse über diesen Bereich liegen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht vor. Auch die Kulturpolitische Gesellschaft, die eine Bestandsaufnahme der Kulturhäuser in Brandenburg durchführte, hat noch keine Ergebnisse zur Finanzierung dieser Einrichtungen vorliegen. Wie die Darstellung der Fallbeispiele zeigt, trägt die Mehrzahl der kulturellen Einrichtungen nur mit einem geringen Anteil selbst zur Finanzierung bei. ln den Vergleichsstädten beträgt die durchschnittliche Relation zwischen unmittelbaren Einnahmen und Bruttoausgaben aller kultureller Aufgabenbereiche zwischen 5,5 % und 15,0 %. Den höchsten relativen Beitrag zur Finanzierung ihrer Ausgaben erreichen die kommunalen Kulturhäuser in Frankfurt/Oder. Ihre unmittelbaren Einnahmen (Mieten. Pachten. Benutzergebühren und Verkaufserlöse) erreichten 1992 42.3 % der Bruttoausgaben.

192

Vereine, freie Gruppen und Initiativen in den Vergleichsstädten finanzieren sich aus unterschiedlichen Quellen. Die Personalausgaben dieser Einrichtungen werden zur Zeit noch zum größten Teil durch ABM-Mittel finanziert, die Sachmittelkosten sollen, nachdem sie nicht mehr durch die Arbeitsämter getragen werden, selbst erwirtschaftet werden. Die kommunalen Kulturämter unterstützen die Initiativen und Vereine zum Teil durch institutionelle Förderung, zum Teil durch projektbezogene Förderung. Auf längere Sicht sollen diese Einrichtungen sich jedoch selbst tragen, wobei ihnen neben Mitgliedsbeiträgen, Teilnehmergebühren, Eintrittsgeldern und Einnahmen aus Vermietung vereinzelt auch Einnahmen aus angegegliederten Gaststätten zur Verfügung stehen.

3.5

Stiftungen

Wie vorangegangene Untersuchungen für die alten Bundesländer belegen, leiten Unternehmen in zunehmendem Maße Fördermittel an kulturbezogene Stiftungen weiter. 1 Entsprechend ist zu erwarten, daß die Förderung kultureller Einrichtungen über Stiftungen auch in den neuen Ländern an Bedeutung gewinnen wird. Doch sollte die Bedeutung privater Mittel für die Kulturförderung nicht überschätzt werden: "Dieser Staat hat den Anspruch, ein Kulturstaat zu sein und wir müssen ihn beim Wort nehmen. Der Staat hat bei uns eine Verantwortung für die Kulturförderung, aus der wir ihn nicht entlassen dürfen. Ich habe manchmal den Eindruck, daß in den neuen Bundesländern wahre Wunderwerke von der privaten Kulturförderung erwartet werden. Es gibt diese Wunder, aber sie sind selten."2 Will man den Beitrag von Stiftungen an der Finanzierung der ostdeutschen Kultur ermitteln, so müssen drei Gruppen von Stiftungen in die Betrachtung einbezogen werden:

1

Vgl. Hummel, M. (1992), Neuare Entwicklungen bei der Finanzierung von Kunst und Kultur durch Unternehmen, a.a.O. 2 Roloff-Momin, U. (1992), Kulturförderung in Berlin, in: Kulturförderung durch Stiftungen und nichtstaatliche Organisationen in Europa, Hrsg.: Kulturstiftung Haus Europa, S. 104. 13 .Scholz / Waldkircher-Heyne

193

- Stiftungen der alten Bundesländer, die auch kulturelle Institutionen und Vorhaben in den neuen Bundesländer fördern; - Stiftungen, die bereits zu DDR-Zeiten bestanden haben; - Neugründungen von Stiftungen in den neuen Bundesländern.

3.5.1

Der Beitrag von Stiftungen aus den alten Bundesländern

Zur ersten Gruppe gehören mehrere Stiftungen, die Zuwendungen von Bund und/oder Ländern erhalten. Hierzu zählen z.B. die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Kulturstiftung der Länder. Im Bereich Denkmalschutz engagierten sich die Bundesstiftung Umwelt und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Auf der anderen Seite haben auch Unternehmensstiftungen mit Sitz in den alten Bundesländern ostdeutsche Kulturvorhaben unterstützt. Z.B. finanziert die Messerschmitt-Stiftung neben anderen Projekten den vollständigen Wiederaufbau des Belvedere in Potsdam, die Hypo-Kulturstiftung stellte Mittel für die Erhaltung des Dresdner Schlosses bereit. Die Volkswagen- und die Wüstenrot-Stiftung leisten Beiträge für lnventarisierungsarbeiten bzw. für Denkmalpflegeprojekte. ln welcher Höhe Gelder aus westdeutschen Stiftungen für ostdeutsche Projekte zur Verfügung standen, wäre jedoch aufgrund der großen Zahl der kulturbezogenen Stiftungen (nach Angaben der Maecenata knapp 900) nur durch eine gesonderte Untersuchung vollständig zu erfassen. Daher werden an dieser Stelle nur exemplarisch zwei öffentlich geförderte Stiftungen herausgegriffen.

Stiftung Preußischer Kulturbesitz Die Stiftung hat den Zweck, die ihr übertragenen preußischen Kulturgüter für das deutsche Volk zu bewahren, zu pflegen und zu ergänzen, unter Beachtung der Tradition den sinnvollen Zusammenhang der Sammlungen zu erhalten und eine Auswertung dieses Kulturbesitzes für die Interessen der Allgemeinheit in Wissen-

194

schaftund Bildung und für den Kulturaustausch zwischen den Völkern zu gewährleisten. Sie wurde 1957 als rechtsfähige Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Berlin errichtet. Sie übernimmt gemäß Art. 35 Abs. 5 Einigungsvertrag die vorläufige Trägerschaft für die Staatlichen Museen zu Berlin, die Deutsche Staatsbibliothek und die Dienststelle Zentrales Staatsarchiv Merseburg. Der Bund trägt 75 % des Zuschußbedarfes, die Länder 25 %.1 Der Wirtschaftsplan der Einrichtung sah für das Jahr 1992 Ausgaben 2 in Höhe von 267 Mill. DM vor. 3 Der Bund sollte von der Gesamtsumme ca. 194 Mill. DM tragen.

Auf den Ostteil der Stiftung entfielen 91,4 Mill. DM der BundesmitteL Geht man davon aus, daß der Bund auch vom Zuschußbedarf der ostdeutschen Institutionen 75 % übernommen hat, so dürften die Zuwendungen von Bund und Ländern für

den Ostteil insgesamt etwa 122 Mill. DM betragen haben.4

Kulturstiftung der Länder Aufgabe dieser rechtsfähigen Stiftung des bürgerlichen Rechts ist die Förderung und Bewahrung von Kunst und Kultur nationalen Ranges. Sie verfügt über ein Vermögen von 500 000 DM, kann aber allein aufgrund der jährlichen Zuwendungen der Länder pro Jahr Gesamtausgaben von ca. 10 Mi II. DM realisieren. Der Bund hat für 1992 Zuschüsse von 15,7 Mill. DM als Soll-Ansatz in den Haushaltsplan eingestellt.5

1 2

Vgl. Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1992, Einzelplan 06, Titel 685 02 Funktion 162. Ohne Bauinvestitionen. Für diese waren insgesamt 82 Mill. DM vorgesehen, die zu je so % vom Bund und dem Land Berlin finanziert werden sollten. 3 Vgl. Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1992, Einzelplan 06, Titel685 02 Funktion 162. 4 Für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Ost) gewahrte der Bund im Jahre 199~ Zuwendungen in HOhe von 91 ,4 Mill. DM. Quelle: Bundesministerium des lnnern. 5 Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1992, Einzelplan 06, Titel 893 10 Tgr. 01. 13'

195

Für die neuen Bundesländer wurden im Jahre 1992 ca. 6,3 Mill. DM aus Stiftungsmitteln bereitgestellt. Der überwiegende Teil dieser Gelder (6 Mill. DM) wurde für die Rückführung des Quedlinburger Schatzes und für den Erwerb der "FiedlerKommode" verwendet. Aus Mitteln des Bundesministerium des lnnern standen darüber hinaus Fördermittel in Höhe von 423 500 DM für Ausstellungen in den neuen Bundesländern zur Verfügung. Für das Jahr 1993 wurde den neuen Bundesländern aus Stiftungsmitteln bereits gut 1 Mill. DM zugesagt. 3.5.2 Bedeutende Stiftungen in den neuen Bundesländern Zum gegenwärtigen Zeitpunkt1 sind 16 Stiftungen aus dem Bereich Kunst und Kultur mit Sitz in den neuen Bundesländern und Berlin-Ost in der Datenbank der Maecenata registriert. Drei weitere Stiftungen jüngeren Gründungsdatums wurden darin noch nicht berücksichtigt. Ein Teil der seit 1990 neu gegründeten Stiftungen ist bereits bestehenden Einrichtungen mit hohem kulturellen Stellenwert gewidmet. Hierzu zählen beispielsweise die Stiftung Weimarer Klassik, die Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci sowie die Stiftung Bauhaus. Die Kulturstiftung der Dresdner Bank in Dresden ist bislang als einzige reine Unternehmensstiftung mit Sitz in den neuen Bundesländern in der Maecenata-Datenbank enthalten. Im folgenden werden einige der Stiftungen näher vorgestellt. Beispiele für Kulturstiftungen, die bereits vor der Teilung Deutschlands Bestand hatten, sind die Kari-May-Stiftung in Radebeul (seit 1913) und die Franckasche Stiftung zu Halle (seit 1695).2 Besondere Erwähnung verdient die Stiftung Kulturfonds, die Nachfolgeeinrichtung des Kulturfonds der DDR.

1 2

Stand: November 1992. Quelle: Maecenata.

196

Stiftung Kulturfonds Die Stiftung Kulturfonds wurde im September 1990 als Stiftung des öffentlichen Rechts gegründet. Auf der Grundlage des Einigungsvertrages (Art. 35 Abs. 6) setzt sie ihre Mittel zur Förderung von Künstlern, Künstlergruppen und Kulturschaffenden in den neuen Bundesländern und Berlin ein. Als Rechtsnachfolgerin des Kulturfonds der DDR übernimmt sie übergangsweise die Abwicklung der Künstlersozialversicherung für ostdeutsche Künstler. Der Stiftungszweck wird überwiegend aus den Zinserträgen des Stiftungskapitals von 92 Mill. DM sowie staatlichen Zuschüssen finanziert. 1 Ursprünglich sollte die Stiftung bis einschließlich 1994 jährlich 6 Mill. DM aus dem Haushalt des Bundesministerium des lnnern erhalten. Für das Jahr 1993 wurden die Mittel allerdings um 1,5 Mill. DM auf 4,5 Mill. DM gekürzt. Im Jahre 1991 wurden für 630 Projekte Fördermittel in Höhe von 8,8 Mill. DM bewilligt (vgl. Tabelle 52). Tabelle 52 Einsatz der FOrdermlttel der Stiftung Kulturfonds 1991 Entscheidungsgremien

Bewilligte Summen inMill. DM

Anzahl der Anträge

dar.: bewilligt

Fachkommissionen: Bildende Kunst/Künstlerische Fotografie . Literatur . Musik . Darstellende Kunst . FilmNideo . Soziokultur

2,6

472

166

0,6 1,6 1,2 0,8 0,8

176 316 215 58 276

103 156 88 40

Kuratorium:

1'1

(73)

(30)

Insgesamt

8,8

1 512

630

.

77

Quelle: Stiftung Kulturfonds.

1

Vgl. Stiftung Kulturfonds (1992), Profil, S. 6.

197

Für 1992 wurde eine Unterstützung durch den Bund in Höhe von 16 Mill. DM in den Bundeshaushaltsplan eingestellt, darunter 10 Mi II. DM für cie Erstattung von Sozialversicherungsbeiträgen an Künstler und Publizisten auf der Grundlage des Künstlersozialversicherungsgesetzes.1

Stiftung Weimarer Klassik Die ehemals Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar wurden nach der Wiedervereinigung in eine Stiftung des bürgerlichen Rechts umgewandelt. Gegenstand der Stiftungsarbeit ist insbesondere die literarische Epoche zwischen 1770 und 1830 (Goethe, Schiller, Herder und Wi•.::land}. Zu ihren Aufgaben zählt die Erhaltung, Bewahrung und Erforschung des kulturellen Erbes, das aber auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll, um die ideellen Werte der Sammlungen zu vermitteln. Mehr als 20 Museen und Gedenkstätten sowie 80 Bau- und Landschaftsobjekte werden von der Einrichtung umfaßt. Ihr Wirtschaftsplan sah für 1991 Ausgaben von rund 18 Mill. DM vor. 2 1992 stieg dieser Betrag auf 29,3 Mill. DM an. 3 Der Bund trägt 50 % des Zuschußbedarfes (12,4 Mill. DM), das Land Thüringen 40 % (9,9 Mill. DM) und die Stadt Weimar 10% (rd. 2,5 Mill. DM). An Eigenmitteln sieht die P:anung der Stiftung 4,47 Mill. DM vor.

Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci "Die Einrichtung hat die Aufgabe, die ihr übertragenen Kulturgüter zu bewahren, unter Berücksichtigung kunsthistorischer und denkmalpflegerischer Belange zu pflegen. ihr Inventar zu ergänzen, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und die

Vgl. Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1992, Einzelplan 06, Titel 681 02 Funktion 189. Vgl. Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjanr 1992, Einzelplan 06, Titel 685 15, Funktion 189. 3 Telefonische Auskunft der Stiftung Weimarer Klassik. 1

2

198

Auswertung dieses Kulturbesitzes für die Interessen der Allgemeinheit in Wissenschaft und Bildung zu gewährleisten."1 Ab 1993 soll diese Stiftung mit den (West-)Berliner Schlösser und Gärten zur "Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin/Brandenburg" zusammengefaßt werden. Das Land Berlin wird nach der Zusammenlegung für seine Einrichtungen selbst aufkommen.2 Für die Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci werden Bund und Länder je 50 % des Zuwendungsbedarfes übernehmen. Für 1992 vvaren laut Bundeshaushaltsplan Gesamtausgaben in Höhe von rund 49 Mill. DM vorgesehen. Bund und Länder sollten davon je 19,5 Mill. DM tragen. Kulturstiftung Haus Europa Bei der Kulturstiftung Haus Europa handelt es sich um eine nicht rechtsfähige Stiftung in privatrechtlicher Trägerschaft. Sie wurde 1990 mit Sitz in Potsdam gegründet. Als Stiftungszweck wurde die Kulturarbeit im Sinne des gemeinsamen europäischen Hauses, insbesondere aus dem Blickwinkel des wiedervereinigten Deutschlands und des Standortes Berlin gewählt. Ihre jährlichen Gesamtausgaben betragen ca. 30 000 DM. 3 Stiftung Neue Kultur Die 1990 gegründete Stiftung mit Sitz in Potsdam hat die Durchführung von Maßnahmen zur Hervorhebung von Kultur als unverzichtbare Orientierung für menschliche Lebensformen und Überleitung erhaltenswerter kultureller Identität aus der

1

Vgl. Bundeshaushaltsplan für das Haushaltsjahr 1992, Einzelplan 06, Titel 685 17, Funktion 189. 2 Nach Angaben des sächsischen Landeshaushaltsplans wurden für das Jahr 1993 von Berlin 11,7 Mill. DM in den Wirtschaftsplan der Einrichtung eingestellt. 3 Quelle: Maecenata.

199

ehemaligen DDR zur Aufgabe. Im Jahr kann sie über Gesamtausgaben in Höhe von 30 000 DM entscheiden.

3.5.3 Gesamtvolumen der ermittelten Stiftungsausgaben für kulturelle Zwecke Der Beitrag der Stiftungen an der Finanzierung der ostdeutschen Kultureinrichtungen kann aufgrund der schwierigen Datensituation nur in Auszügen dargestellt werden. Angaben über das Stiftungsvermögen sowie über die jährlich zur Verfügung stehende Ausgabensumme wurden jedoch nur von wenigen Stiftungen gemacht (vgl. Tabelle 53). Tabelle 53 Stiftungsvermögen und JAhrliehe Gesamtausgaben ausgewählter Stiftungen der neuen Bundesländer ln DM Name der Stiftung

Stiftungsvermögen

Kulturstiftung Haus Europa Stiftung Neue Kultur Stiftung Industrie- und Alltagskultur Kari-May-Stiftung

500 000 500 000 300 000 o.A.

jährliche Gesamtausgabena) 30 30 7 200

000 000 000 000

a) Angaben ohne Nennung des Bezugsjahres. Quelle: Maecenata.

Drei der Stiftungen meldeten ein Stiftungsvermögen von 1,3 Mill. DM. Die jährlichen Gesamtausgaben von vier Stiftungen beliefen sich insgesamt auf knapp 0,3 Mill. DM. 1 Konzepte für neue Stiftungen (z.B. für eine moderne Kunsthalle in Dresden) und Neugründungen (z.B. die Marion-Ermer-Stiftung2 in Jena) lassen darauf hoffen, daß diese Zahlen nur die Anfangsphase widerspiegeln. 3

1

Quelle: Maecenata Management GmbH, Stiftung Industrie- und Alltagskultur. Stand: November 1992. Die Angaben stammen zum Teil noch aus dem Jahre 1990. 2 Stammkapital: 10 Mill. DM. 3 Vgl. Art Nr. 12/92, S. 146 und 150.

200

Tabelle 54 Stiftungsausgaben 6ftentlieh geförderter Stiftungen Im Jahre 1992 ln den neuen Lindern ln Mlll. DM Name der Stiftung

Ausgaben in~ges. 8

Zuwendungen von .. Bund

Miii.DM

Mill. DM

%

Stiftung Preußischer Kulturbesitz

(t21,9)

91,4

Ku~urstiftung

6,7

Länder

Mill. DM

%

75,0

30,5bl

25,0

0,4

6,0

6,3

94,0

8,8°)

6,0

68,1

29,3

12,4

42,3

der Länder Stiftung Ku~urfonds

I

Eigenmittel

Stiftung Weimarer Klassik Stiftung Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci Stiftung für das sorbische Volkd) Bauhaus Dessau

49,0

19,5

37,9 8,1

20,5 4,6

Stiftung Denkmalschutz

46,0

23,0

50,0

Insgesamt

307,7

177,8

57,7

nachrichtlich: Bundesstiftung Umwe~

14,78 )

I

Kommunen

Mill. DM

%

33,8

39,7

19,5

39,7

(50,0) 56,7

17,4 2,8

(50,0) 34,5

86,4

28,1

%

2,8

31,8

4,5

15,4

10,0

20,5

-

9,9

Mill. DM

2,5

0,3

2,8

8,5

3,7

0,9

0,4

4,9

23,obl

50,0

40,7

13,2

a) Die Ausgaben beinha~en z.T. Projektausgaben, z.T. Soll-Ansätze der Gesamtausgaben für die neuen Bundesländer. Abweichungen sind rundungsbedingt b) Schätzung. c) Fördermittel des Jahres 1991 incl. der Fördermittel des BMI ohne Erstattung von Sozialversicherungsbe~rägen.

d) Ursprünglich waren 41 Mill. an Gesamtausgaben vorgesehen. Durch Streichung bestimmter Projekte verringerte sich der Betrag. Die Zuweisungen der Länder wurden dem Entwurt des Haushaltsplanes 1993 des Landes Sachsen entnommen. e) Bewilligte Mittel der Stiftung. Ein geringer Teil floß in die a~en Bundesländer. Quelle:

Bundeshausha~splan, Einzelplan 06; Bundesministerium des lnnern; Stiftung Weimarer Klassik. Entwurf des Hausha~splans 1993 der Länder Brandenburg und Sachsen.

Insgesamt gewinnt man den Eindruck, daß private Förderer oder Industrieunternehmen nur vereinzelt Interesse für Kulturstiftungen gezeigt haben. Die Hoffnung, eine Reihe von Institutionen aus gestifteten Geldern des Unternehmenssektors finanzieren zu können, erscheint daher aus heutiger Sicht trügerisch. Umso stärker gewinnt der Finanzierungsbeitrag öffentlich geförderter Stiftungen an Bedeutung. Wie Tabelle 54 zeigt, haben öffentlich geförderte Stiftungen Ausgaben in Höhe von 308 Mill. DM 1 (einschl. Personalund Verwaltungsausgaben einiger Stiftungen) in den neuen Bundesländern eingeplant. Der Bundesanteil an diesen Geldern beträgt 57,7 %. 1

Ohne Bundesstiftung Umwelt.

201

C

Fallbeispiele

Die Entwicklungen, die sich in vielen der oben aufgeführten Bereiche nur ansatzweise beschreiben lassen, werden hier an drei ausgewählten Fallbeispielen verdeutlicht. Nach Rücksprache mit dem Auftraggeber wurden dafür die Städte Frankfurt/Oder, Jena und Leipzig ausgewählt, die die unterschiedliche Größen- und Wirtschaftsstruktur und die verschiedenen, historisch gewachsenen Spezifika im Kulturbereich der Städte Ostdeutschlands berücksichtigen. Zudem wird anhand der Fallbeispiele geprüft, inwiefern (übertragbare) Möglichkeiten zur effizienten Lösung bei Finanzierung der erforderlichen Ausgaben zur Erfüllung des öffentlichen Kulturauftrags bestehen. Leipzig hebt sich als zweitgrößte Stadt der ehemaligen DDR von den beiden anderen Vergleichsstäd

Frankf. Allgemeine (K/E)

Der Morgen ( LOPO)

63,0

Der Morgen (eingestellt am 11 .6.1991)

Axel Springer Verlag (K/E)

National-Zeitung (NOPO)

56,0

(Berliner Allgemeine), eingestellt am 1.7.1990, aufgegangen in Der Morgen

Bezirkszeitungen (SEO) Lausitzer Rundschau,

293,0

Laus i tzer Rundsd'tau

220,4

Saarbrücker Zeitung (K/E) ( Verlagsgruppe Hol tzbrinck)

Neuer Tag, Frankfurt/0.

212,2

Märkische Oderzeitung

168,2

Heinrich Bauer Verlag (K), E: Südwest Pr esse (50">. Zeitungsgruppe Stuttgart (50 X>

Märkische Volksstinwne,

350,8

Märkische Allgemeine

245,7

Nordwest Zeitung, Oldenburg (K), Frankf. Allgem. (E)

Freie Erde, Neubrandenburg

204,0

Nordkurier Uckermark Kurier (Neugründung 1.12.1990, seit 1. 10.1991 wieder in Nordkurier eingezogen)

152,4

Heinrich Bauer Verlag (K), Augsburger Al l gem., Kieler Nachrichten, Schwäbi sehe Zeitung (E, je 33,3 ">

Ostsee-Zei tung, Rosteck

295,2

Ostsee-Zeitung

221,6

Lübecker Nachr i chten (K/E 50 ">, Axel Springer Verlag (E 50 %)

Schweriner Volk.szeitung, Schwer in

202,9

svz-schweriner Volkszei tung

158,7

Heinrich Bauer Verlag (K), Burda Verlag (E)

Cottbus

Potsdam

Freie Presse, Cherrni tz

663,7

fp . freie presse

503,0

Oie Rheinpfalz (K/E)

Sächsische Zeitung, Dresden

568,9

Sächsische Zeitung

454 , 6

Gruner+Jahr (K), E: Gruner+

Leipziger Volkszeitung, Leipzig

483,9

LVZ · Leipziger Volkszei tung

386,6

Verlagsgruppe Madsack (K), E: Verlagsgruppe Madsack (50">, Axel Spr i nger Verlag (50 ">

Jahr (60 ">, SPO (40 ">

251

übersieht C2 (Fortsetzung)

Ti tel,

Erscheinungsort, Zugehöri gkeit 1989

Auflage 1989 (in 1 000)

Neuer Titel

Auflage IV/1992 (in 1 000)

Kooperationspartner (K) 1990 bzw. Eigentiiner (E) 1991/92

Bezirkszeitungen Freiheit, Halle

589,9

Mitteldeutsche Zeitung

453,9

Dlllont Schauberg, (K/El

Volksstinme, Magdeburg

453,6

Volksst inme

342,3

Heinrich Bauer Verlag CK/E)

Das Volk, Erfurt

404,1

Thüringer Allgemeine

300,2

IIAZ-Gruppe, Essen (K/E)

Vol kswaeht, Gera

239,0

OstthOringer Nachrichten Neugründung am 2 . 7. 1991 : Ostthüringer Zeitung

179,4

IIAZ-Gr uppe (K/E 40 X), All· gem. Zeit'-"9 mit Sebaldus Verlag CE 40 X) , Mitarbeiter der OTZ (E 20 X)

Freies Wort, Suhl

178,5

Freies Wort

130,6

Neue Presse, Coburg (K/E) ( Unternehmensgruppe Süddt. Verlag)

Regionale Zeit~en der Parteien Die Union, Dresden,

Chemnitz (CDUl

63,7

Süddeutscher Verlag CK/E)

Die Union (eingestellt 811 30. 11.1991 , aufgegangen in Dr esdner Neueste

Nachrichten)

Der Neue Weg, Halle,

37,3

Der Neue lieg ( ei ngestellt am 31.1.1992)

Thüringer Tageblatt, Wehnar, Erfurt, Gera, Suhl (CDU)

31,8

Thüringer Tageblatt (eingestellt am 31.1. 1992)

Der Demokrat, Schwerin, Neubrandenburg (CDU)

18,4

e i ngestellt am 31.5 . 1991

Märkische Union, Potsdam, Cottbus, Frankfurt

3,7

Die Märk i sehe (llochenblatt in Berl in, eingestellt am 12. 12.1991)

Thüringische Landeszei-

68,3

Thüringische Landeszeitung

65,5

Chemnitzer Tageblatt, ab 1. 10.91 Bez i rksausgabe der Dresdner Neuesten Nach ri chten (eingestellt am 14.3.92>; Leipziger Tageblatt (eingestellt aon 31.8.91>; Ausgabe Dresden aufgegangen in Dresdner Neueste Nachr ichten

57,2

Hallesches Tageblatt, Obernahme des Mantels der Leipz . Volkszeit'-"9 seit 1.12.91 und Oberfüh r ung in deren Verlag

Magdeburg, Leipzig CCDU)

(CDU)

tung, Weimar, Erfurt ,

Gera, Suhl (LOPO)

Sächsisches Tageblatt,

Dresden, Leipzig, Chem-

nitz (LDPD)

LDZ · Liberal-Demokrat i sche Zeitung, Halle, Magdeburg ( LDPO)

252

-

Frankfurter Allgem. (K/E)

-

Frankfurt•or Allgem. (K/E)

-

Frankfurter Allgem. CK/El

-

Frankfurter Allgem. CK/E)

65,0

IIAZ-Gruppe, Essen (K)

Axel Springer Verlag (K/E)

28, 9

Axel Springer Verlag (K/E) Verlagsgruppe Madsack CE/ 50 X), Axel Springer Verlag CE/50 Xl

Obersicht C2 Sonstiges

113

136 152 157 162

Aufgabenberei eh

- in 1 000 DM -

Nettoausgaben, urYnittelbare Einnahmen urd steuer- und kredi tfinanzierte Kulturausgaben von Bert in nach Aufgabenbereichen Ansatz 1993 •

FKZ

Tabelle E.l.1c

Aufgabenbere i eh

Insgesamt

Hochschule fü~ Film und Fernsehen l Städtebaut iche Modellvorhabenc>

0

0

2 487,0

0,0

73 551,0

737,0

9 013,0

29,0 70,0

45 492,0 2 998,0

21 555,0

0,0 623,0

11 035,0

60,0 0,0 968,0

3 177,0 0,0 2 770,0

17 465,0

0,0 0,0 0,0 0,0

0,0 0,0 0,0 9 152,0

0

0

71 064,0

21 555,0

8 276,0

45 463,0 3 068,0

16 842,0

11 035,0

3 117,0 0,0 1 802,0

0,0 0,0 0,0 9 152,0

100

29,3

12,3

------

100

0,0

29,6

1,2 2,8

61,9 4,1

-------

0

0

25,1

0,0

2,4 0,0 38,9

0,0 0,0 0,0 0,0

23,7

15,0

4,3 0,0 3,8

0,0 0,0 0,0 12, 4

11,6

100

30,3

-----

0

64,0 4,3

23,7

15,5

4,4 0,0 2,5

0,0 0,0 0,0 12,9

---

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Brandenburg für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

---

a) Einwohnerzahl des Landes Brandenburg zun 31.12.1991: 2 542 n3 Einwohner. b) Hochschule mit Universitätsrang. c) Das Progr811111 Städtebaut icher Denkmalschutz ist unter 184 erfaBt.

440

131

,j

• in X·

,j

in DM je Einwohner 8 >

0

0

0,00

4,34

----

28,93

8,48

3,54

17,89 1,18

---

0,98

0,00

0,29

0,01 0,03

0,25

0,02 0,00 0,38

1,25 0,00 1,09

6,87

0,00 0,00 0,00 0,00

0,00 0,00 0,00 3,60

0

0

---

27,95

8,48

3,25

17,88 1,21

6,62

4,34

1,23 0,00 0,71

0,00 3,60

o,oo

0,00

und und kreditfinan· unnittelbareft~r· kreditfinan· unnittelbarerteuer· kreditfinan· ,,'unnittelbarereuer· und zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnah.en zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen

• in 1 000 DM •

Nettoausgaben, umittelbare Einnahmen und steuer· und kreditfinanzierte Kulturausgaben des Landes Brandenburg nach Aufgabenbereichen • Ist-Ergebnisse des Jahres 1991 ·

113 Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten 136 Kunsthochschulen 152 Volkshochschulen 157 Bibliothekswesen 162 Wissenschaft. Bibi iotheken, Archive, Dokunentation, Dokunentat i onsforschung 163 Wissenschaft! iche Museen 181 Theater 182 Berufsorchester und -chöre, sonst. Musikpflege 183 Museen, SanmlU"'gen, Ausstellungen 184 Denkmalschutz· und Denkmalpflege 189 Sonstiges

FKZ

Tabelle E.l.2a

Jnsges•t

,j

0,0 0,0 41,3 0,0

77 196,8 23 300,0

18 777,5

2 500,0 1 311,3

0,0 370,0

11 900,0

0,0 0,0 900,0

5 000,0 0,0 25 500,0

26 470,0

0,0 0,0 0,0 0,0

197 044,3

,j'

- in X -

195 733,0

2 500,0

18 736,2

77 196,8 23 300,0

26 100,0

11 900,0

5 000,0 0,0 24 600,0

0,0 0,0 100,0 6 300,0

100

0,0

3,1

0,0 0,0

28,2

0,0

0,0 0,0 68,6

0,0 0,0 0,0 0,0

100

1,3

9,6

39,4 11,9

13,3

6,1

2,6 0,0 12,6

0,0 0,0 0,1 3,2

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Brandenburg für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

100

1,3

9,5

39,2 ",8

13,4

6,0

2,5 0,0 12,9

0,0 0,0 0,1 3,2

77,97

0,99

7,43

30,55 9,22

10,47

4,71

1,98 0,00 10,09

0,00 0,00 0, 00 2,49

0,52

0,00

0,02

0,00 0,00

0,15

0,00

0,00 0,00 0,36

0,00 0,00 0,00 0,00

Einnahmen

77,45

0,99

7,41

30, 55 9 , 22

10,33

4,71

1,98 0,00 9,73

0,00 0,00 0,00 2,49

zierte Ausgaben

,,steuerund ~.n~~i ttelbare kredi tfinan-

,j'

in DM je Einwohner•>

und und unnittelbarereuerkreditfinanumittelbare,,steuer· kreditfinan· Einnahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben

0,0 0,0 100,0 6 300,0

Nettoausgaben

a> Zahl der Einwohner zuo 30.6.1992: 2 527 266 Einwohner. b) Hochschule .,it Universitätsrang. c) Das Programn Städtebaulicher Denkmalschutz ist unter 184 erfaßt.

136 152 157 162

113

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten Killsthochschulen Volkshochschulen 8 i bl i othekswesen Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Ookl.lßentation, Dok.-ntat i onsforschung 163 Wissenschaft! iche Museen 181 Theater 182 Berufsorchester und ·chöre, sonst. Musikpflege 183 Museen, Sanml l61gen, Ausstellungen 184 Denkmalschutz- und Denkmalpflege 189 Sonstiges 131 Hochschule füb Film und Fernsehen ) 440 Städtebaut i ehe Modell vorhabenc >

FKZ

- in 1 000 DM -

Nettoausgaben, urmittelbare Einnahmen und steuer· und kreditfinanzierte Ku lturausgaben des Landes Brandenburg nach Aufgabenbereichen · Ansatz 1992 •

Aufgabenberei eh

Tabelle E.J.Zb

Insgesamt

Hochschule füb film &.nd Fernsehen > Städtebaut i ehe Modell vorhabenc >

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Dok.unentation, Dok

100

38,37

7,56

0,00

4,06 25,81 12,9 83,8

4,78

1,29 0,07 0,00

4,47 10,3

15,5

0,05 0,00 0,00 0,00 2,76 0,00 0,00 0,00

8,8 0,0 0,0 0,0

6,15 0,00 0,00 0,00 - 3,51 0,00 0,00 0,00

- 31,4 0,0 0,0 0,0

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Mecklenburg-Vorpomnern für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

100

58 019,2

14 243,1

10,6 67,3

7 512,0 48 600,0

133,0 0,0

7 645,0 48 600,0 12,5

11,7

5 990,9

2 429,7

8 420,6

9 005,2

7,2 0,0 0,0 0,0

5 102,4 0,0 0,0 9,0

95,0 0,0 0,0 0,0

5 197,4 0,0 0,0 9,0

0,0

- 9,2 0,0 0,0 0,0

- 18 200,3 0,0 0,0 0,0

11 585,4 0,0 0,0 0,0

9 005,2

- in X -

30,81

4,78

3,99 25,81

3,18

2,71 0,00 0,00 0,00

- 9,66 0,00 0,00 0,00

fteuer- und ,, ,,steuer- und ~teuer- und ,,'unnittelbare,, kreditfinanunnittelbare kreditfinanunni ttelbare kredi tf inanzierte Ausgaben zierte Ausgaben Nettoausgaben Eimahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen Einnahmen

- 6 614,9 0,0 0,0 0,0

Nettoausgaben

,,

- in 1 000 OM -

a) Anzahl der Einwohner ,.. 30.6.1992: 1 883 340.

Insgesamt

136 Kunsthochschulen 152 Volkshochschulen 157 Bibliothekswesen 162 Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Ook.unentation, Dokunentat i onsforschUlg 163 Wissenschaft! iche Museen 181 Theater 182 Berufsorchester U'ld -chöre, sonstig. Musikpflege 183 Museen, SanrnLU'lgen, Ausstellungen 184 Denkmalschutz- und DenkmaI pflege 189 Sonstiges

Aufgabenbereich

FKZ

Nettoausgaben, unnittelbare Einnahmen und steuer- und kreditfinanzierte Kulturausgaben des Landes Mecklenburg-Vorpomnern nach Aufgabenbereichen - Ansatz 1992 -

Tabelle E.1.3b

tnsges•t

~!=-~~~~~~g~

0,0 2 457,7 141,0 5,0

9,0

9 446,8

9 354,0 66 366,0

134 572,4 15 567,4

0,0

83,6 0,0 0,0

6 145,5 0,0 0,0

4 093,4

12 680,1 0,0 0,0 0,0

39 157,7 0,0 0,0 0,0

Einnahmen

119 005,0

4 093,4

9 213,0 66 361,0

6 989,1

9,0

6 061,9 0,0 0,0

26 277,6 0, 0 0,0 0,0

100

3,0

7,0 49,3

7,0

0,0

4,6 0,0 0,0

29,1 D,O 0,0 0,0

- in X -

in DM je Einwohner•>

100

0,0

0,9 0,0

15, 8

0,0

0,5 0,0 0,0

82,7 0,0 0,0 0,0

100

3,4

7,7 55,8

5,9

0,0

5,1 0,0 0, 0

22,1 0,0 0,0 0,0

71,45

2, 17

4, 97 35,24

5,02

0,00

3,26 0,00 0,00

20,79 0,00 0, 00 0,00

8,27

0,00

0,07 0,00

1, 30

0, 00

0,04 0, 00 0,00

6,84 0,00 0, 00 0,00

-

Quelle : Haushaltsplanentwurf des Landes Mecklenburg·Vorparmern für das Haushaltsjahr 1993 uM eigene Berechnungen des ifo Inst i tuts.

63,19

2,17

4 , 89 35,24

3,71

0,00

3,22 0,00 0,00

13,95 0,00 0, 00 0,00

1urrnittelbarefeuer-um teuer - und Lmlittelbaref kreditfinankred i tfinan1 Ei mahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Ei nnahmen zierte Ausgaben

,I'

zierte Ausgaben Nettoausgaben

kreditfinan.1'Lmlittelbarereuer - uM

Nettoausgaben

- in 1 000 DM -

•> Anzohl der Einwohner . . 20.6. 1992: 1 883 340. b) Das Progr111111 Städtebauliche Modellvorhaben wurde für 1993 nicht gesondert ausgewiesen. Der Verpflichtungsrahmen der Bundesmittel beträgt 16 Mi ll. DM.

411

183 Museen, Slllll'llU"'tgen, Ausstellungen 184 Denknie l s chut z- und Denknie l pflege 189 Sonstiges

163 181 182

-

Verwaltung für kulture lle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volks hochschulen Bibi iothekswesen Wissenschaft!- Bibi iotheken, Archive, Doki.Defltation, Dokumentationsforschung Wissenschaft! iche Museen Theater Berufsorchester ....-.d -chöre, sonst_ Mus i kpfl ege

113

136 152 157 162

Aufgabenberei eh

FKZ

Nettoausgaben, lll"fllittelbare Ei nnahmen und steuer- und kreditfinanzierte Kulturausgaben des Landes Meckl enburg-Vorponmern nach Aufgabenbereichen - Ansatz 1993 -

Tabelle E. 1.3c

Aufgabenberei eh

178 998,0

77 D06,D

. 6 447,0 77 855,D

8 729,D

4 564,0

2 239,D O,D O,D

3 715,0 11 048,0 0,0 289,D

1DD

42,7

. 3,6 43,2

4,9

2,6

1,5 0,0 O,D

2,1 6,4 D, D D,2

1DD

0,0

O,D D,D

4,2

9,3

4D,D D,O 0,0

0,3 46,2 D,D D,D

100

43,0

• 3,6 43,5

4,9

2,5

1,3 O,D O,D

2,1 6,2 0,0 0,2

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Sachsen·Anhalt für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

1 151,D

O,D

0,0 0,0

• 6 447, D 77 855,D

77 DD6,0

48,D

180 149,0

107,0

4 671,0

8 777,D

Insgesamt

460,0 D,O D,O

2 699,D D,D O,D

Städtebaul. Denkmalschutz, Städtebaul. Modell vorhaben

4,D 532,D O,D D, O

3 719,0 11 580,0 D,D 289,D

a) Zahl der Einwohner am 31. 12.1991: 2 832 324. b) lncl. Bauhaus Dessau.

44D

· in X •

,I'

in DM je Einwohner•>

63,60

27,19

. 2,28 27,49

3, 1D

1,65

0,95 O,DD O,OD

1,31 4,09 D,OD D, 1D

0,41

0,00

D,OD O,DD

O,D2

0,04

D, 16 O,DO 0,00

0,00 D, 19 D,DO D,DD

63,20

27,19

. 2,28 27,49

3,D8

1,61

0,79 D,DO O,DD

1, 31 3,9D 0,00 0, 1D

, , und , , und umittelbarefteuer· unnittelbarefteuer· kreditfinan· kreditf i und nan· unnittelbare•lsteuer· kreditfinan· Nettoausgaben 1 Einnahmen zier te Ausgaben Nettoausgaben 1 Eimahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Ei mahmen zierte Ausgaben

· in 1 OOD DM •

Nettoausgaben, unnittelbare Einnahmen und steuer· und kreditfinanzierte Kul turausgaben des Landes Sachsen·Anhalt nach Aufgabenbereichen • Ist-Ergebnisse des Jahres 1991 ·

113 Verwaltung für ~~l turelle Angelegenheiten 136 Kunsthochschulen 152 Volkshochschulen 157 8 i bl i othekswesen 162 llissenschaftl. Bibliotheken, Archive, Dokunentat i on, Dokumentationsforschung 163 llissenschaftl. Museen 181 Theater 182 Berufsorchester t.nd -chöre, sonst. Musikpflege 183 Museen, SanmlU"tgen, Ausstellungen 184 Denkmalschutz· und Denkmalpflege 189 Sonstiges

FKZ

Tabelle E.l.4a

Aufgabenberei eh

Insgesamt

Stiidtebaul. Denkmalschutz, Stiidtebaul. llodell vorhaben

202 138,3

200 562,2

1 576,1 100

18,4

100

0,0

13,12 70,81

0,00 0,56

13,12 71,37

18,5 100

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Sachsen-Anhalt für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

37 166,0

0,0

7,63 30,81

7,56 0,03 7,63 30,81

0,00 0,00

7,59 10,6 10,7 43,2

4,7 0,0 0,0

10,5 10,6 42,8

21 427,0 86 569,0

0,0 0,0

21 427,0 86 569,0

21 247,3

74,0

21 321,3

0,97 0,06 1,04 1,4

11,0

1,4

2 737,2

174,1

2 911,3

3,00 0,00 0,00 0,07 0,00 0,00

4,3 0,0 0,0

8 433,3 0,0 0,0

195,0 0,0 0,0

3,07 0,00 0,00

2,55 5,59 0,00 0,04

4,2 0,0 0,0

0,33 0,07 0,00 0,00

12,4 0,0 0,0

59,5 12,4 0,0 0,0

2,88 5,66 0,00 0,04

8 628,3 0,0 0,0

37 166,0

,I'

in DM je Einwohner•>

3,6 7,8 0,0 0,1

4,0 7,9 0,0 0,0

7 165,6 15 716,3 0,0 100,5

938,0 195,0 0,0 0,0

a) Zahl der Einwohner ." 30.6.1992: 2 810 006. b> lncl. Bauhaus Dessau.

440

,I'

- in X -

und kreditfinanund unnittelbare•!"teuerkreditfinanunnittelbarefteuerkreditfinanunnittelbarereuerund zierte Ausgaben zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen Einnahmen

8 103,6 15 911,3 0,0 100,5

Nettoausgaben

.I

- in 1 000 Dll -

Nettoausgaben, unnittelbare Einnahmen und steuer- und kreditfinanzierte Kulturausgaben des Landes Sachsen-Anhalt nach Aufgabenbereichen - Ansatz 1992 -

Verwal t~.

a) Zahl der Einwohner am 30.4.1992: 4 663 637. b) Das Progranm Städtebaut iche Modellvorhaben wurde für 1993 nicht gesondert ausgewiesen. Der Verpflichtungsrahmen der BU"Idesmittel beträgt 16 Mi ll . DM.

440

113

1

- in X -

t euer- und .I unnittelbar ~ ereuerkreditfinanur-mittelbaref kreditfinanEinnahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen z i erte Ausgaben

· in 1 000 DM -

Nettoausgaben, unni ttelbare Einnahmen und steuer· und k.redi tf; nanz; erte Kulturausgaben des Landes Sachsen nach Aufgabenbereichen · Ansatz 1993 •

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten 136 KU"Is thochschulen 152 Vo I kshochschu I en 157 Bi b\ i othekswesen 162 Wissenschaft!. Bibi iotheken, Archive, DokLmentat i on, Dokumentationsforschung 163 Wissenschaft! iche Museen 181 Theater 182 Berufsorchester t.nd -chöre, sonst. Musikpflege 183 Museen, Sarrml Ll"'tgen, Ausstellungen 184 Denlanalschutz- und Denlau I pflege 189 Sonstiges

FKZ

Tabelle E.I.Sc

'< ::>

..i ..

""~

..

Q.

1!!.

~

N"

~

;;;

Aufgabenberei eh

Insgesamt

Städtebaul- Denkmalschutz , Städtebau!_ Modell vorhaben 0,0

0,0 5 899,2

0,0 719,7

8 955,4

0,0

0,0

18 916,0

0,0

0,0

172 573,2

84,4 161,7 0,0

4 749,0 2 805,1 0,0

,j

in X -

163 617,8

18 916,0

0,0 - 5 179,5

0,0

0,0

4 664,6 2 643,4 0,0

131 731 , 5 8 336,5 2 000,0 505,2

100

11 , 0

0,0 0,4

0,0

0,0

2,8 1,6 0,0

77,9 4,9 1,2 0,3

100

0,0

0,0 65 , 9

0, 0

0,0

0,9 1,8 0,0

30, 3 1,1 0,0 0,0

100

11,6

0,0 - 3,2

0,0

0, 0

2,9 1, 6 0,0

80,5 5,1 1,2 0,3

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Thüringen für das Haushalts jahr 1993 und e i gene Berechnungen des i fo Instituts .

a) Zahl der Einwohner am 31-12 -1991: 2 572 069-

441

2 710, 3 99,7 0,0 0,0

134 441,8 8 436,3 2 000,0 505,2

,,~teuer-

~

-------

67,10

3,48

0,00

0,00 2,29

0,00 0,28 7,35

0, 00 0,00

0,00

0,03 0,06 0,00

1,85 1,09 0,00 0,00

1,05 0,04 0,00 0,00

52,27 3,28 0, 78 0,20

1'

in DM je Einwohner•>

63,61

7,35

0,00 - 2 , 01

0,00

0,00

1, 81 1,03 0,00

51,22 3,24 0,78 0,20

euerUl'ld ,,'lnTlittelbare kreditfinanund unni ttelbaref kredi tfinanlnTlittelbarefeuerkreditfinanund 1 zierte Ausgaben Nettoausgaben Ei mahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen

- in 1 000 DM -

Nettoausgaben, ur

156,15

8,79

0,00 10,44

21,44

4,75

2,22 1,46 51,40

48,36 4,37 2,73 0,19

4,54

O,DO

0,00 0,00

4,38

0,00

0,03 0,07 0,00

0,00 0,06 0,00 0,00

151,60

8,79

0,00 10,44

17,06

4,75

2,19 1,39 51,40

48,36 4,31 2,73 0,19

und und unmittelbarefteuerk.recHtfinanunnittelbarefteuerkreditfinanund urvnittelbare1 steuerkreditfinanEinnahmen zierte Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen zie r te Ausgaben Nettoausgaben Einnahmen zierte Ausgaben

124 147,3 11 206,3 7 000,0 500,0

Nettoausgaben

,I'

· in 1 000 DM -

Nettoausgaben, urm; ttelbare Einnahmen und steuer- und k.redi t1 i nanz; erte Kulturausgaben des Landes Thüringen nach Aufgabenbereichen • Ansatz 1992 •

113 Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten 136 Kunsthochschulen 152 Volkshochschulen 157 Bibliothekswesen 162 Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Dokunentation,

FKZ

Tabelle E.I.6b

"l

-

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen llissenschaftl. Bibliotheken, Archive, Dokaaentation, Dok....",tat i onsforschung lli ssenschaft l. Museen Theater Berufsorchester und ·chöre, sonst . Mus i kpfl ege

113

Insgesamt

-

-

Städtebaul. Denkmalschutzb)

0,0 6 300,0 0,0 0,0

10 200,0

66 697,9

0,0 26 130,0

360 148,4 6 910,2

0,0

102,9 319,9 0,0

8 575,0 4 659,6 134 200,0

8 352,0

0, 3 187,1 0,0 0,0

73 068, 1 16 365,8 11 500,0 400,0

Eimahmen

353 238,2

8 352,0

0,0 26 130,0

60 397,9

10 200,0

8 4n,1 4 339,7 134 200,0

73 067,8 16 178,7 11 500,0 400,0

100

2,3

0,0 7,3

18, 5

2,8

2,4 1,3 37,3

20,3 4,5 3,2 0,1

100

0, 0

0,0 0,0

91,2

0,0

1,5 4,6 0,0

0,0 2.7 0,0 0,0

Einnahmen

• in X •

100

2,4

0,0 7,4

17, 1

2,9

2,4 1,2 38,0

20.7 4,6 3,3 0,1

140,29

3,25

0,00 10,18

25,98

3,97

3,34 1,82 52,27

28, 46 6,37 4,48 0,16

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Thüringen für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

I

2,69

0,00

0,00 0,00

2,45

0,00

0,04 0,12 0,00

0,00 0,07 0,00 0,00

137,60

3,25

0,00 10,18

23,53

3,97

3,30 1,69 52, 37

28, 46 6,30 4,48 0,16

I

i

I

urrnittelbarefeuer· kreditfinan· I und Eimahmen zierte Ausgaben !

,I'

in DM je Einwohner•>

zierte Ausgaben Nettoausgaben

kreditfinan· .1'urrnittelbarereuerund

zierte Ausgaben Nettoausgaben

kredi tf inan· .1'urrni ttelbarereuerund

Nettoausgaben

• in 1 000 DM •

a) Zahl der Einwohner am 31.3.1992: 2 567 204. b) Das Programm Städtebaut i ehe Modell vorhaben wurde für 1993 nicht gesondert ausgewiesen. Der Verpflichtungsrahmen der Bundesmi ttel bet r ägt 16 Mill. DM.

441

183 Museen, Sanmlungen, Ausstellungen 184 Denkmalschutz· und Oenkma l pflege 189 Sonstiges

163 181 182

136 152 157 162

Aufgabenberei eh

Nettoausgaben, umoittelbare Eimahmen und steuer- und kreditfinanzierte Kulturausgaben des Landes Thüringen nach Aufgabenbereichen - Ansatz 1993 •

FKZ

Tabelle E .1.6c

-..J

1\:)

(1)

568,3

3,9 12,7 233,4 71,6 23,1 5,6 12,3

17,5 16,9 365,8 102,7 140,6 30,0 145,9 1 178,8

85,9 13,9 41,5 64,4

48,2

22,1 75,6 63,8 69,8 16,4 18,6 8,5

86,8 11,7 88,5 67,9

I

Quelle: Haushai tsplanentwurf Berl in für das Haushai tsjahr 1993, Beschlufl"""feh lung des Abgeordnetenhauses von Berl in, Drucksache 12/2219 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

106,4

0,2 1,5 4,0 2,2 48,4 15,6 22,8

0,0 6,0 0,2 5,4

9,0

1,0 8,8 1,1 2,1 34,4 52,1 15,6

0,0 5,1 0,5 5,7

sachinvrtitionen in in % der Brutto· Mi ll . DM ausgaben

darunter :

Personal ausgaben in -~ in X der Brutto· Mill. DM ausgaben

99,0 118,7 46,8 94,9

in Mi II. DM

insgesamt

Bruttoausgaben

a) Inc l. Progranm Städtebaut i eher Denkmalschutz. Am Progranm Städtebaut iche Modell vorhaben wurde Berl i n nicht beteiligt.

lnsges8111t

Denkmalschutz· und Denkmalpflege•> Sonstiges

Museen, SanrnlUI"''gen, Ausstell~.ngen

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibi iothekswesen Wissenschaftliche Bibliotheken, Archive, Ook.~.Jnentation, Dokunentat i onsforschung Wissenschaftliehe Museen Theater Berufsorchester und ·chöre, sonst . Musikpflege

113 136 152 157 162

163 181 182 183 184 189

Aufgabenberei eh

Bruttoausgaben für Kultur, Personalausgaben und Sachinvesti t i onen von Serl in nach Aufgabenbereichen · Ist-Ergebnisse 1991 ·

FKZ

E.Il. Ia

-..j -..j

N

I

85,1 24,6 50 , 2 77,5 4,6 11,6 281,2 82,5 27,5 5,5 11,6 662,0

22,6 15,0 423,0 112,8 179,5 32,3 141,7 1 338,0

49,5

20,6 77,3 66,5 73,2 15,3 16,9 8,2

81,8 18,2 88,2 67, 7

Personal ausgaben in in % der Br uttoMi ll. DM ausgaben

104, 1 135,6 56, 9 114, 5

in Mill. DM

I I

8,1

108,0

Quelle: Haushaltsplanentwurf Berlin für das Haushaltsjahr 1993, Beschlu8.,..,fehlung des Abgeordnetenhauses von Berlin, Drucksache 12!2219 und eigene BerechnLngen des ifo Instituts.

0,4 0,9 0,0 39,5 43,2 7,5

o, 7

0,0 2,6 0, 5 4, 1 0,1 0,1 3,7 0,0 71,0 13,9 10,6

0,0 3,5 0,3 4,7

Sach i nvest i tionen in in % der Brutto· ausgaben Mi ll. DM

darlrlter:

a) lncl. Progranm Städtebaulicher Denkmalschutz . Am Pr ogranm Städtebauliche Modellvorhaben wurde Berl i n nicht beteiligt.

Insgesamt

Verwalt'-"'9 für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bi bliothekswes en Wissenschaftliche Bibliotheken, Archive, Ookunentation, Dolcunentat i ons forschung lli ssenschaftl i ehe Museen Theater Berufsorchester und ~chöre, sonst. Musikpflege Museen, Samnlungen, Ausstelltligen Denkmalschutz- und Denkmalpflege•> Sonstiges

113 136 152 157 162

163 181 182 183 184 189

Aufgabenberei eh

insgesamt

Bruttoausgaben

Bruttoausgaben für k:ul tur, Personalausgaben und Sachinvesti ti onen von Ber Lin nach Aufgabenbereichen · Ansatz 1992 ·

FKZ

Tabelle E.ll. 1b

~ -..j

CXl

Insgesamt

Sonstiges

Theater Berufsorchester und -chöre, sonst . Mus i k:pf lege Museen, SMJnlungen, AusstellU'lgen Denkmalschutz- und Denkmalpflege•>

lli ssenschaft liehe Museen

Archive, DoiCI.nentation, Dokunentat i onsforschung

Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaftliche Bibliotheken,

760,0

1 492,8

Quelle: Haushat tsplanentwurf Berl in für das Haushat tsjahr 1993, eigene Berechnu'1gen des ifo Instituts.

BeschluB~feh lung

50,9

21,9 77,3 66,5 70,6 15,6 16,5 9,2

84,9 22,5 86,1 70,8

I I in Xausgaben der Brutto-

I

112,5

0,0 0,1 2,4 1,1 77,4 14,9 4,9

0,0 3,2 3,1 5,4

7,5

0,0 0,7 0,5 0,9 40,2 42,8 3,1

0,0 2,2 4,5 4,2

Sachinvesti t i onen in in % der BruttoMi ll_ DM ausgaben

darunter:

des Abgeordnetenhauses von Ber l in, Drucksache 12!2219 und

5,4 12,1 319,7 91,1 30,1 5,8 14,6

100,3 32,6 58,9 89,5

in Mi ll _ DM

PersonaL ausgaben

24,7 15,6 481 , 1 129,1 192,4 34,9 157,4

118,2 144,7 68,4 126,3

Bruttoausgaben insgesamt inMilLDM

a) Jncl- Städtebaut icher Denkmalschutz und Städtebaut iche Modell vorhaben_

163 181 182 183 184 189

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten

113 136 152 157 162

Kunsthochschulen

Aufgabenbere i eh

Bruttoausgaben für Kultur, Personalausgaben L.nd Sachinvestitionen von Berl in nach Aufgabenbereichen - Ansatz 1993 -

FKZ

Tabelle E.JI.1c

CO

""

1\)

I

5,3 0,0 28,5

194,7

2,1 0,0 11,9 0,0 6,3 2,0 0,5

3,2 0,0 46,4 11,0 21,6 67,4 26,9 9,0 0,0

0,0 0, 0 0,0 0,3

14,7

58,9

25,7 0,0 29,2 3,0 1,9

67,2

3,0

I

61,6

0,9 0,0

0,0 0,0 0,5 0,0 0,2 59,1 0,9

0,0 0,0 0,0 0,0

31,6

10,1

1,1 0,0 0,8 87,7 3,3

0,1

0,0

Sach investi tionen in I in X der Brutto· Mi ll • DM ausgaben

dar..-.ter: Personal ausgaben in in X der BruttoMi ll . DM ausgaben

0,0 0,0 0,0 9,2

in Mill. DM

insgesamt

Bruttoausgaben

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Brandenburg für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

a) Hochschule mit Universitätsrang. b) Das Programm Städtebaut i eher Denkmalschutz ist Städtebaut i ehe Modell vorhaben

131 440

113 136 152 157 162

163 181 182 183 184 189

Aufgabenberei eh

Bruttoausgaben für Kultur, Personalausgaben und Sechinvestitionen des Landes Brandenburg nach Aufgabenbereichen - Ist-Ergebnisse 1991 -

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten K Städtebaut i ehe Modell vorhaben

Insgesamt

7,2 22,5

22,5 0,0 23,6 2,7 0,0

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Brandenburg für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

0,1 0,0 5,5 0,0 6,3 85,6 0,3

-

61,4

0,0 8,9

3,1 0,0 14,1 0,0 6,8 2,7 0,0

0,0 0,0 0,0 0,1

5,0 0,0 62,8 11,9 28,8 98,0 31,6

-

I

44,7

38,3 10D,O

8,8 0,0 21,9 87,3 1,0

-

2,3

0,0 2,0

.

Sach i nvest i t i onen in in X der Bruttoausgaben Mill. DM

0,0 0,0 0,0 0,6

I

darunter: Personalausgaben in X der Bruttoin ausgaben Mi ll . DM

0,0 0,0 0,1 6,3

in Mill. DM

insgesamt

Bruttoausgaben

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft! iche Bibliotheken, Archive, Dokunentation, Dokunentat i onsforschung Wissenschaft! iche Museen Theater Berufsorchester und -chöre, sonst. Musikpflege Museen, S"""'lungen, Ausstellungen Denklnalschutz- und Denkmalpflege Sonstiges

Aufgabenbereich

Bruttoausgaben für Kultur, Persona lausgaben und Sach i nvest i t i onen des Landes Brandenburg nach Aufgabenbereichen · Ansatz 1992 ·

a) Hochschule mit Universitätsrang. b) Das Progr"""' Städtebaulicher Denkmalschutz ist unter 184 erfaßt.

163 181 182 183 184 189

113 136 152 157 162

FKZ

Tabelle E.ll.2b

CO .....

1\)

Hochschule für Fi Im und Fernsg~ena) Städtebaut i ehe Modell vorhaben

131 440

Sanml~..ngen,

Ausstellll"lgen

10,3 43,8

17, 1 238,1

.

4,2 0,0 19,1 0,0 5,7 3,7 0,0

8,0 0,0 68,2 2,7 17,0 87,4 32,4

0,0 0,8

.

I

18,4

.

60,4

28,0 0,0 33,8 4,2 0,0

52,6

0,0 14,6

I

I

92,8

-

1,7

1,9 0,0 0,0 0,0 7,0 81,6 0,3

0,3

0,0

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Brandenburg für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

39,0

9,8

0,0 0,0 41,5 93,4 0,8

24,0

0,0 6,0

.

Sach i nves t i t i onen in in X der Brutto· Mi ll • DM ausgaben

darooter:

Personal ausgaben in in X der Brutto· Hi ll . DM ausgaben

0,0 0,0 0,1 5,2

Bruttoausgaben insgesamt inMill.DH

a) Hochschule mit Universitätsrang. b) Das Programm Städtebaut icher Denkmalschutz ist unter 184 erfaBt. Das Programm Städtebauliche Modellvorhaben wurde für 1993 nicht gesondert ausgewiesen. Der Verpflichtungsrahmen der Bl.ndesmittel betriigt 16 Mi ll. DM.

Insgesamt

Museen,

Theater Berufsorchester und ·chöre, sonst. Mus i k:pflege

Denkmalschutz· l.nd Denkmalpflege Sonstiges

Wissenschaftliche Museen

Verwal t'"'!l für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibi iothekswesen \Jissenschaftl iche Bibliotheken, Archive, Dok~.~nentation, Dokunentat i ons forschung

Aufgabenbereich

Bruttoausgaben für Kultur. Personalausgaben und Sach i nvest i t i onen des Landes Brandenburg nach Aufgabenbereichen · Ansatz 1993 ·

163 181 182 183 184 1119

113 136 152 157 162

FKZ

Tabelle E.ll.2c

1\J 00 1\J

Insgesamt

Städtebaulicher Denkmalschutz, Städtebauliche Modell vorhaben

14,6

0,0

1,0 0,0 0,0 0,0 4,2 0,0 0,0

2,0 0,0 0,0 0,0 6,5 1,2 147,9 8,7

9,4 0,0 0,0 0,0

206,9

I

7,1

0,0

0,0 65,0 0,0 0,0

49,3

23,2

I

20,7

8,7

0,0 0,0 0,0 0,0 0,1 1,2 7,9

2,7 0,0 0,0 0,0

I

ausgaben

10,0

100,0

0,0 1,7 99,8 5,4

0,0

6,7

Sach i nves t i t i onen in l: der Brutto-

in Mill. DM

darunter:

Personal ausgaben in in l: der BruttoMi ll. DM ausgaben

40,5 0,0 0,0 0,0

Bruttoausgaben insgesamt inMill.DM

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Mecklenburg-Vorpomnern für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

411

Denkmalschutz- und Denkmalpflege Sonstiges

Museen, Samnl\M"tQen, Ausstellungen

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen llissenschaftl iche Bibliotheken, Archive, Dokunentation, Dok..,..ntat i onsforschung lli ssenschaf tl i ehe Museen Theater Berufsorchester und -chöre, sonst. Musikpflege

113 136 152 157 162

163 181 182 183 184 189

Aufgabenbereich

• Ist-Ergebnisse 1991 •

Bruttoausgaben für Kultur, Personal ausgaben und Sach invest i t i onen des Landes Meck lenburg-Vorpornnern nach Aufgabenbereichen

FKZ

Tabelle E.11.3a

c.>

(X)

N

45,7 0,0 0, 0 0,0

Dok...,.,ntat i onsforschung

44,0 243,9

Theater Berufsorchester und -chöre, sonst. Musikpflege Museen, Sanmll.flgen, Ausstell~.n9en Denkmalschutz- und Denkmalpflege Sonstiges

Städtebau! icher Denkmalschutz, Städtebau! iche Modell vorhaben

Insgesamt

411

I

21,2

0,0

3,2 0,0 0,0 0,0 5,9 0, 1 0,4

11,6 0,0 0,0 0,0

8,7

0,0

0,0 69,9 1, 0 0,3

62,2

25,3

Personal ausgaben in in X der BruttoMi II • DM ausgaben

I

78, 4

44,0

0, 0 0,0 0,0 0, 0 0,0 7, 5 21 , 9

4,9 0,0 0,0 0,0

32,1

100,0

0,0 0,2 98,1 16,5

0,2

10,7

Sach i nvr t i t i onen in in X der BruttoMi II • DM ausgaben

dar~.nter :

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Mecklenburg·Vorponmern für das Haushalts j ahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

5, 2 0,0 0,0 0,0 8,4 7, 6 132,9

Wissenschaftliehe Museen

163 181 182 183 184 189

Archive, Ookunentat1on,

Volkshochschulen Bibliothekswesen llissenschaftl iche Bibliotheken,

K~.nsthochschulen

Verwaltl.fl9 für kulturelle Angelegenheiten

113 136 152 157 162

in Hili. DM

Aufgabenberei eh

insgesamt

Bruttoausgaben

Bruttoausgaben für Kultur, Personalausgaben und Sechinvestitionen des Landes Mecklenburg·Vorponmern nach Aufgabenbereichen · Ans atz 1992 -

FKZ

Tabelle E.l!.3b

1\)

~

10,9 186, 2

Städtebau! icher Denkmalschutz•>

Insges81lt

12,5

0,0

0,0 65,7 1,4 0,8

-

53,0

29,2

I

46,7

10,9

0,0 0,0 0,0 0,0 0,3 9,2 23,1

3,2 0,0 0,0 0,0

-

- -- -- ---- --

-- - - --- -

-------

-- -

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Mecklenburg- Vor ponmern für das Hausha l tsjahr 1993 und eigene Berechn...-.gen des ifo Instituts.

-

25,1

100,0

0,0 3,2 98, 4 21,7

0,0

-

7,3

sachinvj"ti tionen in in X der BruttoMill. DM ausgaben

a) Das Progr811111 Städtebau! iche Modellvorhaben wurde für 1993 nicht gesonder t ausgewiesen. Der Verpflichtungsrahmen der Bundesmitt el beträgt 16 Mill. DM.

23,3

0,0

3,3 0,0 0,0 0, 0 6,2 0,1 0,9

6,1 0,0 0,0 0,0 9,4 9,4 106,4

411

163 181 182 183 184 189

12,8 0,0 0,0 0,0

Verwal t...-.g für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft! iche Bibi iotheken, Archive, Dokunentation, Dokunentat i onsforschung Wissenschaft! iche Museen Theater Berufsorchester und -chöre, sonst . Musikpflege Museen, S_,l...-.gen, Ausstell...-.gen Denkmalschutz- und Denkmalpflege Sonstiges

113 136 152 157 162

I

darunter : Persona lausgaben in ~ in X der Brutto· Mill. DM ausgaben

43,9 0,0 0,0 0,0

Aufgabenberei eh

Bruttoausgaben insgesamt in Mill. DM

Bruttoausgaben für Kultur, Personalausgaben und Sachinvest i t ionen des Landes Mecklenburg·Vorponmern nach Aufgabenbereichen - Ans atz 1993 -

FKZ

Tabelle E.II.3c

I'IJ

01

C/:)

176,9 423,0

Städtebaut icher Denkmalschutz, Städtebaut iche Modell vorhaben

Insgesamt

20,9

4,9

0,0

83,4 57,1 0,0 0,0

.

67,0

61,9

21,7 74,5

I

313,2

176,9

0,3 0,0 0,0 0,1 0, 7 0,0 135,0

0,0 0,2 0,0 0,0

74,0

100,0

1,7 9,1 0,0 63,3

5,7

0,0

0,0 2,0

I in Xausgaben der Brutto· Sach i nves t i t i onen

in Mi ll • DM

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Sachsen·Anhalt für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berechnungen des ifo Instituts.

•) I nc l . Bauhaus Dessau.

2,9 0,0 0,0 3,9 4,5 0,0 0,0

4,4 0,0 0,0 4,7 7,8 0,4 213,2 0,0

0,8 8,6 0,0 0,2

440

163 181 182 183 184 189

I

darunter: Personalausgaben in in X der Brutto· Mill. DM ausgaben

3,7 11,6 0,0 0,3

113 136 152 157 162

Bruttoausgaben insgesamt in Mill. DM

Verwaltung für kulturelle Angelegenheitena> Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaftl. Bibliotheken, Archive, Ookunentation, Ookunentat i onsforschung Wissenschaft l . Museen Theater Berufsorchester und ·chöre, sonst . Musikpflege Museen, s-lungen, Ausstellungen Denkmalschutz· o.nd Denkmalpflege Sonstiges

Aufgabenbereich

Bruttoausgaben für Kultur, Personalausgaben o.nd Sach investi ti onen des Landes Sachsen·Anhal t nach Aufgabenbereichen · Ist-Ergebnisse 1991 •

FKZ

Tabelle E.JI.4a

0)

1\) (X)

--

--

---

--

0,0

--------

20,5

5,9

0,0

14,8 0,3 0,0

-

68,2

44,3

3,0

-

22,9 54,8

I

I

218,4

89,3

3,3 0,0 0,0 0,2 9,4 25,5 86,0

0,0 4,6 0,0 0,0

---

-

.-

63,0

100,0

8,2 44,1 94,4 50,2

31,6

0,0

0,0 28,6

Sach i nves t i t i onen in in X der Brutto· Mill. DM ausgaben

Quelle: H-haltapl"'*'twurf dea Landes Sachsen-Anhalt für das Haushaltsjahr 1993 o.nd eigene Berechnungen des ifo lnatituta.

-----

346,7

4,7 0,0 0,0 2,0 3,2 0,1 0,0

10,5 0,0 0,0 2,9 21,3 27,0 171,4

lnoges•t

1,9 8,8 0,0 0,0

89,3

I

darunter: Personal ausgaben in in X der Brutto· Mill. DM ausgaben

8,1 16,0 0,0 0,1

Stiidtebaul icher Oenlaloolschutz, Stiidtebaul i ehe Modell vorhaben

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten•> Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibi iothekswesen llissensehaftl. Bibliotheken, Archive, Ook.U~entetion, Dok....,tat Ionsforschung llflsensehaft l. llusMn Theater Berufsorchester o.nd ·chöre, sonst . llusikpflege Museen, _,..._,, Ausstell.._, Den-lschutz· o.nd DenO.lpflege Sonstiges

Aufgabenberei eh

Bruttoausgaben insgesllllt inMill. DM

Bruttoausgaben für Kultur, Personalausgaben o.nd Sechinvestitionen des Landes Sachsen·Anhalt nach Aufgabenbereichen • Ansatz 1992 •

a) lncl. lauh- Desaau.

440

184 189

1113

181 182

163

152 157 162

113 136

FICZ

Tebelte E.ll.4b

():) -...j

1\)

0,0 23,3

27,0 217,4

Städtebau! icher Denkmalschutzb>

440

10,7

0,0

0,0 18, 6 0,0 0,2

.

65,7

. .

22,1 64,2

I

87,1

27,0

0,5 0,0 0,0 0,0 13, 0 0,0 43,5

0,2 2,8 0,0 0,0

40,0

100,0

0,0 59,8 0,0 37,4

. .

4, 0

.

2,1 19, 6

I in Xausgaben der Brutto· Sach i nves t i t i onen

in Mill. DM

Haushai tsplanentwurf des Landes Sachsen-Anhai t für das Haushai tsjahr 1993 und eigene Berechnungen des i fo lnst i tuts .

a) tncl. Bauhaus Oessau. "' ~-- Progranm Städtebau!. Modellvorhaben wurde für 1993 nicht gesondert ausgwiesen. Der Verpflichtungsrahmen der Bundesmittel beträgt 16 Mill. DM.

Insgesamt

Theater Berufsorchester und ·chöre, sonst. Musikpflege Museen, Sanmlungen, Ausstel h•l9en Denkmalschutz· und Denkmolpflege Sonstiges

7,6 0,0 0,0 0,0 4,1 0,0 0,3

163 181 182 183 184 189

2,2 9,2 0,0 0,0

9,9 14,3 0, 0 0,0 11,6 0,0 0,0 0,04 21,8 16,5 116,2

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten&) Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft!. Bibliotheken, Archive, Ookunentation, DoklJnentat i ans forschung

113 136 152 157 162

I

darW~ter:

Personalausgaben in in X der Brutto· Mill. DM ausgaben

Wi ssenschaftl ~ Museen

Aufgabenberei eh

Bruttoausgaben insgesamt in Mill. DM

Bruttoausgaben für Kultur, Personalausgaben und Sachinvestitioneri des Landes Sachsen·Anhalt nach Aufgabenbereichen • Ansatz 1993 ·

FKZ

Tabelle E.ll.4c

I

I I I

(X) (X)

N

!nsges•t

-

11,3 2,4 71,7 0,0 26,1 0,0 2,5

17,7 5,2 89 0 70,7 43,8 217,4

468,5

~-

----

119,1

0,0

1,8 0,5 0,0 2,7

0,0

1

-

25,4

-

111,6

0,0

-

0,2 6,2 0,0 0,0

36,9 0,0 1,1

-

J

~-

-

23,8

52,9 100,0 9,6

2,3 9,6 2,5

0,1

8,7 70,3

-

in %der Brutto· ausgaben

Sach i nves t i t i onen

in Hi II. DM

0,4 0,5 2,2 0,0 37,4 43,8 20,9 64,0 47,0 80,6

19,9

79,9 5,2

I

darunter:

Persona I ausgaben in in % der BruttoMill. DM ausgaben

2,3 8,8 0 13,6

- - -' - - - - - - -

Städtebau! icher Denkmalschutz, Städtebau I iche Modell vorhaben

Museen, s .... lungen, Ausstellungen Oenkma I sehutz- und Oenkma l pf I ege Sonstiges

in Mill. DM

insgesamt

Bruttoausgaben

Quelle: Haushaltsplanentwurf des Landes Sachsen für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Bereeh.-..ngen des ifo Instituts.

- -

440

163 181 182 183 184 189

Berufsorchester Uld -chöre, sonst. Musi k.pf lege

Verwaltung für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen llissenschaftl iche Bibliotheken, Archive. DokLJnentat i on, Dokunentat i onsforsehung llissenschaftl iche Museen Theater

113

136 152 157 162

Aufgabenbereich

Bruttoausgaben für Kultur. Personal ausgaben und Sach i nvest i t i onen des Landes Sachsen nach Aufgabenbereichen · Ansatz 1991 ·

FKZ

Tabelle E.!l.5a

Cl)

'< :>

Cl)

:i:

~~

a.

!!!.

~

N"

0

~

iD

1\)

c.o

(X)

Verwal t'-"9 für kulturelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen Wissenschaft! iche Bibliotheken, Archive, Dok~ntation, Dokunentat i onsforschung

136 152 157 162

Städtebaut icher Denkmalschutz, Städtebaut iche Modell vorhaben

440

0,0 143,8

627,1

14,2 3,4 74,6 5,1 28,2 2,2 1,3

20,3 7,2 90,9 6,2 76,8 49,4 226,4 83,1

5,3 6,9 0,0 2,5

22,9

0,0

70,0 47,6 82,0 82,3 36,8 4,5 0,6

50,4

12,2 37,3

I

223,3

83,1

0,4 0,1 3,3 0,2 41,2 44,9 29,0

5,0 15,6 0,0 0,4

35,6

100,0

2,0 1,6 3,7 3,1 53,6 90,9 12,8

8,6

11,6 84,6

Sach i nvrt i t i onen in in X der Brutto· Mill. DM ausgaben

darunter:

Personalausgaben in · ~ in X der Brutto· Mi ll. DM ausgaben

43,3 18,5 0,0 5,0

inMill.DM

insgesamt

Bruttoausgaben

Quelle : Haushaltsplanentwurf des Landes Sachsen für das Haushaltsjahr 1993 und eigene Berech"'-"!!en des ifo Instituts.

Insgesarat

Berufsorchester IId -chöre, sonst~ MusHtpflege Museen, Samnlungen, Ausstell'-"!!en Denkmalschutz· und Denkmalpflege Sonstiges

Wissenschaftliche Museen Theater

163 181 182 183 184 189

113

Aufgabenberei eh

Bruttoausgaben für Kultur, Personalausgaben und Sachinvestitionen des Landes Sachsen nach Aufgabenbereichen · Ansatz 1992 •

FKZ

Tabelle E.ll.5b

0

CO

1\)

sonst~

Musikpflege

Jnsges•t

Städtebaut icher Denkmalschutz, Städtebaut iche Modell vorhaben•>

Denkmalschutz- und Denkmalpflege Sonstiges

Museen, Sannl1.1"t9en, Ausstellungen

Dok

Hochschule für Film l.nd

sonst. Musikpflege Museen, Samnllllgen, Ausstellungen Denkmalschutz- und Denkmalpflege Sonstiges

Berufsorchester l.nd -chöre,

Verwaltung kul t~~eller Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen Bibliothekswesen llissenschaftl. Bibliotheken, Archive, Dokunentation, Dokumentationsforschung Wissenschaft!. Museen Theater

Aufgabenberei eh

Quelle: Entwürfe der Landeshaushaltspläne für das Jahr 1993, Angaben der Statistischen Landesämter sowie eigene BerechfllWl9en des ifo Instituts.

a) b) c} d)

411/440 441

131

189

184

183

163 181 182

136 152 157 162

113

FKZ

• in 1 000 DM -

Nettoausgaben, unnittelbare EiMahmen l.nd steuer- l.nd kreditfinanzierte Kulturausgaben der neuen Länder (einschl. Berlin) nach Aufgabenbereichen • Haushai ts·Ansätze 1992 -

Tabelle E.JII.2

in~ -

in DM j e Einwohner•>

202 729, 1

0,0

2 560 764,2

53,0

17 074,0

3 169,3 19 465,3

170 905,6 256 962,4

34 208,5

103 366,6

27 987, 4

343 944,3

2 358 035,1

34 208,5

17 021,0

167 736,3 237 497,1

315 956,9

43 031,5

605,9 611,0 397,0 063,7

146 398,1

274 229 66 135 70 337,2 25 184,7 681 049,2

262,2 050,1 259,9 680, 4

1 554, 2 3 353,0 862,8

16 1 11 2

n

868,1 661,1 656,9 744,1

71 891,4 28 537,7 753 912,0

290 230 77 137

100

1,3

100

0,0

0,0

1,6 9,6

6,7 10, 0 0,7

13,8

21,2

0,8 1.7 35,9

8,0 0,5 5,6 1,3

13,4

5,7

2,8 1,1 29,4

11,4 9,0 3,0 5,4

100

1,5

0,7

7,1 10,1

13,4

4,4

3,0 1,1 28,9

11,6 9,7 2,8 5, 7

143,09

1,91

0,95

9,55 14,36

19,22

8,18

4,02 1,59 42,13

16,25 12,89 4,34 7,70

11,33

0,00

0,00

0, 18 1,09

1,56

2,40

0,09 0,19 4,07

0,91 0,06 0,63 0,15

131,76

1,91

0,95

9,37 13,27

17, 65

5,78

3,93 1,41 38,05

15,34 12,83 3,71 7,55

-

-- - -

Die zugrundegelegte Zahl der Einwohner betrug 17 896 794. lncl. &Maus Dessau. Hochschule mit Universitätsrang in Brandenburg . Soweit nicht unter 184 erfaBt. Das Progranm Städtebau! iche Modell vorhaben wurde 1993 mi t einem Verpfli chtungsrahmen von 80 Mi ll. DM fortgesetzt. Diese Mittel war en durch ICOII'f'lementärmi ttel zu ergänzen. ln einigen Haushai ts -Ansätzen wurde das Progra11111 mit anderen Sanierungs progralll!len zusBIII!IengefaBt . Die Daten konnten nicht i n allen Fällen getrennt ermi ttelt werden. Die ausgewiesenen Zahlen markieren daher eine Untergrenze.

Insgesamt

Hochschule für Fi lm und Fernsehenc> Städtebau!. Denkmalschutz, d Städtebau!. Modellvorhaben l

Berufsorchester U'ld -chöre, sonst. Musikpflege Museen, Sanmlungen, Ausstellungen Denkmalschutz· und Denkmalpflege Sonstiges

Wissenschaft t. Museen Theater

-

,, f e ue r - und , ,'umittelbaref kreditfinant euer· und kredi tfinanumittelbare kreditfinan,,'unni ttelbarereuer d) e) f)

7,2 302,6

0,9 241,8

Fernsehene)

Städtebaul . Denkmalschutz, f Städtebaul. Modell vorhaben >

411/440 441

152,0 111,3

177,4 155,5

119.7 187,5

1,8 122,2

0,5 140,4

2,3

3,8 1,4 34,9

76,0 23,4 3,1 5.7

1993b)

86,8

4,4 1,1 27,5

1,1 2,2 6,7

Hochschule für Film und

Ausstellungen Denkmalschutz- Lrd Denkmalpflege Sonstiges

Museen, SaRITilungen,

Wi ssenschaftl . Museen Theater Berufsorchester und ·chöre, sonst. Mus; kpfl ege

131,3 24,4 0,3 5,3

1992b) inMill.DM

135,5 12,6 0,2 5,4

1991°)

131

189

184

183

162 163 181 182

Doki.AI'Ientat i onsforschung

Verwaltung für ~~l turelle Angelegenheiten Kunsthochschulen Volkshochschulen 8 i bl i othekswesen Wissenschaftl. Bibliotheken, Archive, Ookunentation,

113

136 152 157

Aufgabenberei eh

Entwicklung der Sechinvestitionen in kulturellen Einrichtungen der neuen Blnlesländer Lrd Berlin 1991 bis 1993 nach Aufgabenbereichen

FKZ

Tabelle E.VI

19,8

100,0

9,8

76,2 16,9

33,9

1,2

4,6 4,8 4,4

25,2 10,1 3,8 4,1

1993b)

I

I

Anhang F Entwicklung der kulturellen Einrichtungen in Frankfurt/Oder, Jena und Leipzig

Entwicklung der kulturellen Einrichtungen in Frankfurt/Oder. Jena und Leipzig Tabelle F1 Entwicklung der Theatereinrichtungen, Orchester und Chöre Träger

Theaterunternehmen Orchester, Chöre

(Name oder Anzahl 1989/91)

Zahl der Veranstaltungen (am Ort) 1989

1991

Zahl der Besucher (in 1 000) (am Ort) 1989

1991

Zahl der Beschäftigten (darunter ABM) 1989

1991 (ABM)

331

(7)

22

328 11 9

(-) (-) (-)

k.A.

22

22

(-)

k.A. k.A.

k.A. k. A.

k.A. k.A.

k.A. k.A.

1989

1991

Klei st- Theater•> Kabarett Oder-Hähne Puppentheater

Stadt Stadt Stadt

Stadt Verein Verein

593 k.A. 254

359 k.A. k.A.

90,4 k.A . 13,9

356,0 k.A. k.A.

Konzerthalle

Stadt

Stadt

82

k.A.

34,6

Verein

Verein

k.A. k.A.

k.A. k.A.

k.A. k.A.

150

202

Frankfurt/Oder

:~:~~~~W

sing-

2 Orchester

Stadt

Betriebe

Theaterhaus Jena

Stadt

Stadt

37,1

13,9

30

25

Jen. Phi lharmoniec) 2 Orchester Akadem. Orchestervereinigung

Stadt

VEB Zei ss

Stadt

Verein

79 k.A.

74 k.A.

40 , 8 k. A.

31 , 4 k.A.

100 k . A.

98 k.A.

(16) (-) k.A.

FSudl

Verein

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k. A.

k.A.

k.A.

Leipzig Oper Leipzig•> Leipziger S~hau­ spielhause>

>

Kellertheatere) Theater der Jungen Welt 0 l

Pfeffermühle Academixer Funzel

Stadt

Stadt

546

442

420,2

191,7

Stadt Stadt

Stadt Stadt

652 42

231 181

199,2 3,6

61,4 8,1

Stadt

Stadt

276

426

92,3

Stadt Stadt

priv.g) priv.g) priv.

262 291

374 260 k.A.

37,4 70,1

Leipziger Spielge·

92

priv.

meinde

Gewandhaus

Stadt

Stadt

643

Thomanerchor

Stadt div. div.

Stadt div. div.

107 k.A . k.A.

20 Chöre 14 Orchester

411 94 k.A. k. A.

987

944

2n

268

37,6

60

59

83,9 54,1 k.A.

24 16

21 (-) 14 (-) k.A. k.A.

91,5 k.A. k.A.

294,6 79,1 k.A. k.A.

(-)

k.A. k.A.

5,4 512,8

(8) (-) (-)

454 9 k.A. k.A.

343

(-)

18 (-) k.A. k.A. k.A. k.A.

a) Einseht. Kabarett "Oder-Hähne", das heute durch einen Verein getragen wird. !n den Angaben des Jahres 1991 sind keine Konzerte enthalten. bl zur Frankfurter Singakademie gehören 5 Chöre, die im !n- und Ausland auftreten. c) Dazu gehören 3 Amateurchöre. dl Friedrich-Schi ller-Universität . e) Oie Zahl der Beschäftigten in den Theatereinrichtungen der Stadt Leipzig kann nur fOr 1990 ausgewiesen werden, da sie bis 1989 unter dem Namen Städtische Theater Leipzig zusammengefaSt waren. 1993 hat sich die Zahl der Beschäftigten weiter reduziert, z.B. Oper 907 Beschäftigte, Leipziger Schauspiel 238 Beschäftigte. fl 1989 einseht ieBl. Theater Neue Szene, das 1991 mit 179 Veranstalt~.ngen 9 409 Besucher anzog. g) Bis Dezember 1992 befanden sich beide Theater in kommunalem Besitz. Seit 1. Januar 1993 sind sie privatisiert.

304

Tabelle F2 Entwicklung der Museen, Sanmlungen und Ausstellungen

Träger

Museen,

Zahl der Besucher (in 1 000)

Ausstellungen (Name oder Anzahl 1989/91)

1989

1991

Zahl der Beschäftigten (darunter ABM)

1989

1991

1989

1991 (ABM)

FrankfurtLOder Museun Viadrina8 >

Kleist-Haus (einschl. Bibliothek)

Bezirk

Stadt

18,9

6,1

15

18

(3)

Stadt

Stadt

34,4

k.A.

11

9

(-)

galerie b Ga l er i e Junge Kunst Mari enk i rche

Stadt Bezirk Stadt

k.A. k.A. k.A.

k.A. k.A. k.A.

k.A. 19 2

k.A. k.A. 18 (-) 2 (-)

48,5 k.A. k.A. k.A.

26,2 k.A. k.A. k.A.

46 k.A. k.A . k.A .

30 (·) k.A. k.A. k.A. k.A. k.A. k.A.

2

2 (-) k.A. k.A. 3 (3)

Verein

Stadt Stadt

Jena

Städt. Museen (3/2) Museen/Gedenkstätten FSU Optisches MuseL.m (2/2) Carl Zeiss PlanetariL.m Galerie/lobeda Galerie Verkaufsgalerie

Stadt Stadt FSU FSU Carl-ZeissStiftung Stadt

Stadt e.V. Kunsthandel Stadt

7,6 k.A.

2,6 k.A. k.A.

3

Stadt Stadt Stadt Stadt

430,0 105,5 36,8 51,8

260,6 75,8 8,9 24,7

108 60 29 30

Bund Land land land

9,2 21,0 15,3 12,2

4, 6 11,2 7,2 7,3

k.A. k.A. k.A. k.A.

k.A. k.A. k.A. k.A.

Stadt

k.A. k.A.

k.A. k.A.

k.A. k.A.

k.A. k.A. k.A. k. A.

leipzigb> Stadtgeschichtliches MuseL.m MuseL.m der bild. Künste Muse~..m des Kunsthandwerks Naturkundem.lseL.m Dt. Buch- und Schrifti10JseL.m MuseL.m für Völkerkunde

Mus i kinstr~.ntenterm.Jsei.JTI

Ägyptisches MuseL.m

Galerie Augen-Blick 10 Galerien

Stadt Stadt Stadt Stadt Minist. c)

Minist. c) Univ . Univ .

Stadt k.A.

Vereine,

privat

72 (5) 47 (5) 29 (18) 26 (-) k.A. k. A. k.A. k.A.

a) Das Muse~..m Viadrina hatte 1991 wegen Rekonstruktion geschlossen. 0 i e oben genannten Besucher beziehen sich auf Sonderausstellungen. b) Das MuseL.m des Reichsgerichtes wurde ZL.m 1.7.1991 geschlossen. C) Die beiden Museen unterstanden 1989 dem MinisteriL.m für Hoch - und Fachschulwesen.

20 Scholz/Waldkircher-Heyne

305

Tabelle F3 Entwicklung der Volkshochschulen, Musikschulen, Musikunterrichtskabinette und anderer Schulen mit künstlerischem Bildungsangebot Volkshochschulen,

Zahl der Schüler bzw. Zuhörer

Träger

Musikschulen,

Unterrichtskabinette (Name oder Anzahl 1989/91)

1989

Zahl der Beschäftigten (darunter ABM)

1991

1989

1991

1989

1991 (ABM)

k. A. Stadt Bezirk Stadt

k.A. 393

k.A . 1 131

k.A. 38

k.A. k.A. (3) 38

k.A. 1 255 k.A.

k. A. 1 946 k.A. k.A.

k.A. 60 k.A.

k.A. k.A. (-) 49 k.A. k.A. k.A. k.A.

17 26

16 22

FrankfurtlOder Volkshochschule Musik- und Kunstschule Jena Volkshochschule Musik - und Kunstschule Schule der Kreativität Tanztheaterschulen (2)

Stadt Stadt Stadt

Stadt Stadt e.v. e.V.

k.A. Stadt

Stadt Stadt

Leipzig Volkshochschule Musikunterrichtskabinett

k.A. 11 754 k.A. 2 380

(7)

(16)

Tabelle F4 Entwicklung der Bibliotheken und Büchereien Bestand (in Mill.)

Träger

Bibliotheken,

Büchereien

(Name oder Anzahl 1989/91)

1989

Zahl der Benutzer ( i n 1 000)

Zahl der Entleihungen ( i n Mi ll.)

Zahl der Beschäftigten (darunter ABM) 1991 (ABM)

1991

1989

1991

1989

1991

1989

1991

1989

S~adf,)

Stadt

0,3 k . A.

0,2

22,4 k.A.

14,5

0,5 k.A.

0,3

61 k. A.

Stadt Carl -

Stadt Stadt

0,1 0, 2

0, 1 0,2

k.A. 16,0

5, 7 10,6

0, 2 0,4

0,2 0,3

25 k.A.

Stadt k.A. Univ.

Stadt Bund Land

1,5d) 6,3 3,5

1,1 6,6 3,6

96,1 36,0 15,8

56,3 21,7 12,5

3,2 k.A. 0,5

1,7 0,5

k.A. k.A. k.A.

k.A. k.A. k.A.

k.A. k.A. k.A.

k.A.

Land

0,1

0,2

2,9

2,6

0,04

0,04

k. A.

k.A .

k.A.

FrankfurtlOder Stadtbi bl i otheka) 40 Gewerkschaftsbi bl.

d1V.

45

(2)

(-)

Jena

Ki nderbi bl i othek Ernst -Abbe- Bücherei Leipzig Städt. Bibliothekenc)

Deutsche Bücherei

Univershätsbibl. Deutsche Zentralbibliothek f. Blinde

Zeiss-

21 (-) 36 (24)

Stiftung

a) Die Stadtbibliothek i n Frankfurt/Oder verfügte 1989 über 9 Zwei gstellen, 1991 über 7 Zweigstellen. b) Reichsbahn, BMK Bau- und Montagekombinat, IIGK llohnungs- und Gesellschaftsbaukombinat, HFO Halbleiterwerk Frankfurt/Oder, Bezirkskrankenhaus. Alle Gewerkschaftsbi bliotheken sind geschlossen worden. c) !n Leipzig gab es 1992 neben der Hauptbibi iothek und einer Fahrbibi iothek noch 25 Bibliotheken in den Ortstei len, wovon 12 zusanmengelegt bzw . in Haltepunkte der Fahrbibliothek