196 15 7MB
German Pages 42 [52] Year 1932
Hamburgisches Museum für Völkerkunde
Einführung in die
Abteilung Australien (Geschichte, lebensranm, Omwelt und Bevölkerung)
Von
Prof. Dr. Paul Hambruch Abteilungivoriteher
I
Hamburg Friederichsen, de Gruner & Co. m. b. H. 1931
Verzeichnis der Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde in Hamburg I.
T h i l e n i u s , G., Die Bedeutung der Meeresströmungen für die Besiedelung Melanesiens. 21 Seiten und 5 Abb. im Text. 1906. — Vergriffen. H a m b r u c h , P., Die Anthropologie von Kaniet. 47 Seiten, 67 Abb. im Text und 5 Tafeln. 1906. — Vergriffen. M ü l l e r , W-, Beiträge zur Kraniologie der Neu-Britannier. 1 1 6 Seiten, 1 Abb. im Text und 2 Tafeln. 1906. — Vergriffen.
II. 1 . H a m b r u c h , P., Wuvulu und, Aua (Maty- und DurourInseln) auf Grund der Sammlung F. E. Hellwig aus den Jahren 1902 bis 1904. 156 Seiten mit 88. Abb. im Text und 32 Tafeln. 1908. M. 20.—. 2. H a g e n , K., Die Ornamentik von Wuvulu und Aua auf Grund der Sammlung des Museums. 21 Seiten, 21 Abb. im Text und 36 Abb. auf 5 Tafeln, 1908. — Vergriffen. I I I . 1 . D e m a n d t , E . : Die Fischerei der Samoaner. Eine Zusammenstellung der bekanntesten Methoden des Fanges der Seetiere bei den Eingeborenen. Im Anhang: Die Samoanischen und zoologischen Namen der Seetiere. 142 Seiten. 24 Abb. im Text und 7 Lichtdrucktafeln. 1913. M. 15.—. IV.
S e i d e n s t ü c k e r , K., Süd-buddhistische Studien. I. Die Buddha-Legende in den Skulpturen des Ananda-Tempels zu Pagan. 1 1 4 Seiten, 1 1 Textfiguren, 40 Lichtdrucktafeln und i Plan von Pagan. 1916. M. 20.—.
V.
R i b b a c h , S. H., Vier Bilder des Pasmasambhava und seiner Gefolgschaft. 53 Seiten, 69 Abb. im Text und 5 Lichtdrucktafeln. 1917. — Vergriffen.
Einführung in die Abteilung Australien
H a m b u r g i s c h e s Museum f ü r Völkerkunde
Einführung in die
Abteilung Australien (Geschichte, Lebensraum, Umwelt und Bevölkerung) Von
Prof. Dr. Paul Hambruch Abteilungsvorsteher
Hamburg Friederich sen, de Gruyter & Co. m. b. H.
1931
A l l g e m e i n e s . Australien ist der kleinste unter den Erdteilen. Die Insel Tasmanien, 68000 qkm, (Bayern ohne Rheinpfalz) einbeschlossen, besitzt er eine Fläche von 7,7 Mill. qkm. Er ist um 1/5 kleiner als Europa, jedoch 25 mal größer als das Mutterland England. Seine Bevölkerung, 6,1 Mill. Einwohner, darunter noch rund 60000 Eingeborene, ist allerdings 8 mal kleiner. Die größte Nordsüdausdehnung (Kap York bis Kap Wilson) entspricht 1 y2 mal der Strecke Rom-Stockholm, die kleinste (Carpentariagolf—Spencergolf) der Strecke StettinSizilien; die größte Westostausdehnung mißt die Strecke Berlin—Tomsk. G e s c h i c h t e . Australien hat sich erst vor 150 Jahren den Europäern zu erschließen begonnen. Spärliche Nachrichten vom Vorhandensein dieses Benjamin unter den Erdteilen scheinen allerdings frühzeitig nach Europa gelangt zu sein. Sie haben wenig Beachtung gefunden. Eine frühe chaldäische Tradition erzählt von einem großen Lande südwärts Indiens. Da Insulinde den Alten früh bekannt wurde, ist es nicht ausgeschlossen, daß einzelne unbestimmte Gerüchte vom Vorhandensein dieses Erdteils auch den Alten wurden. Ptolemäus, der Nachricht von den großen Landmassen im Westen und Osten Javas gehabt hat, scheint dunkle Vorstellungen vom Nordwesten des Australkontinents 5
gehabt zu haben. Sie verführten ihn dazu, den Indischen Ozean vorzeitig im Südosten, als Gegenstück zu den Nordpolarländern, durch einen großen unbekannten Südpolarkontinent zu schließen, die Terra Australis incognita. Auf französischen Karten der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erscheinen die Küstenumrisse Nord- und Westaustraliens zuerst. Der provenzalische Pilot Guillaume le Testu wird als ihr Entdecker angesehen. Die erste genauere Nachricht über Australien lesen wir in einer in Löwen 1598 von W y t f l i e t herausgegebenen Ptolemäus-Ausgabe: „Die Australis Terra ist das südlichste aller Lande, von Neu-Guinea ist es nur durch eine schmale Straße geschieden. . . Etliche meinen, daß sie eine derartige Größe hat, daß man sie nach einer gründlichen Durchforschung wohl als einen südlichen Erdteil betrachten darf". Niederländische Entdeckerfahrten führten in den Jahren 1605—1644 zur Entschleierung der gesamten West- und eines Teiles der Nordküste. Die z. T. recht ungünstigen Berichte hielten jedoch 1642 Abel Janszoon T a s m a n nicht ab, die Natur dieses neugefundenen Erdteiles zu erforschen. Tasmanien, das er irrtümlich für einen Teil Südaustraliens hielt, und nach dem niederländisch-ostindischen Stadthalter van D i e m e n benannte und Neu Seeland wurden auf dieser Reise aufgefunden, die weiter ostwärts Fidji, Tonga, und auf der Heimfahrt Neu-Mecklenburg, NeuPommern und die Neu-Guinea vorgelagerte Inselreihe entdecken ließ. Mit seiner Reise schließen die niederländischen Entdeckungsfahrten ab; mit dem Verfall ihrer Seemacht gaben die Niederländer ihre 6
Interessen an dem neuen Erdteil — Neu-Holland — auf. Die Engländer traten an ihre Stelle. Bereits 1688 hatte D a m p i e r NW-Australien besucht. 1699 wiederholte er die Fahrt; sein nach der Rückkehr nach England veröffentlichter Bericht gibt ausgezeichnete Beschreibungen der Tier- und Pflanzenwelt und der Eingeborenen. Dabei war allerdings immer noch die Frage offen geblieben, ob Tasmanien und Neu Seeland Teile Australiens oder eines anderen, des großen antarktischen Festlandes waren. Nahezu 100 Jahre später wurde erst die Antwort gegeben. James Cook war mit seinem 370-Tons Schiff „Endeavour" in Begleitung eines großen ausgezeichneten Gelehrtenstabes 1769 zur Beobachtung des Venusdurchganges nach Tahiti gefahren. Auf der Heimreise blieb es ihm vorbehalten, die Grundzüge der Landverteilung in der Südsee aufzuklären. Nach einer Umfahrung Neu Seelands im Oktober 1769 sichtete er am 20. April 1770 Point Hicks in Gippsland. Nordwärts alsdann den Kurs setzend, entschleierte er nun die gesamte australische Küste und legte damit endgültig die Lösung des Problems der Terra Australis vor. 1843 war die Küstenlinie des Erdteils so festgelegt, wie sie uns bisher auf den Karten bekannt ist. Zäh wehrte sich der junge Erdteil gegen die innere Erschließung. Engländer und Deutsche, darunter vor allen L e i c h h a r d t , sind die kühnen und unerschrockenen Männer gewesen, die uns das Innere Australiens entschleierten. Mancher von ihnen endete einsam, verhungert, verdurstet in dem unwirtlichem Lande sein Forscherleben. Harte Arbeit hat es gekostet, ungeheure 7
Schwierigkeiten mußten überwunden werden, bevor die Erforschung Australiens erfolgreich durchgeführt werden konnte. Seit dem 28. April 1770, da James C o o k in Botany Bay (Sydney) die englische Flagge hissen ließ und damit an dem Kontinente für sein Land Besitz ergriff, ist Australien in englischem Besitz geblieben. U m w e l t . Unter allen Erdteilen ist Australien der einsamste, abgelegenste und undankbarste. Er hat das Mißgeschick, daß seine Nord- und Westküste, welche doch dem bevölkertsten Teile der Erde mehr oder minder ihr Gesicht zuwenden, so wenig anziehend sind, die Südküste an eine schier endlose Wasserwüste grenzt und andererseits die Ostküste, zumal der Südosten, der stets die besten Entwicklungsmöglichkeiten bot, der Kulturwelt am meisten abgekehrt und der Südsee zugewandt ist. Mehrfache ausgedehnte Senkungen und Hebungen gaben dem Erdteil die heutige Gestalt. Die Kreidezeit brachte eine weitgreifende Senkung des Landes; allein das östliche Faltengebirge und ein kleinerer Teil des westaustralischen Schildes ragten damals aus den Wassern heraus. Die große Verschiedenheit der Fauna und Flora zwischen West- und Ostaustralien findet darin ihre Erklärung. Die im Tertiär erfolgte Wiedererhebung des Landes gab dem Erdteil seine heutige Form. Neu-Guinea und Tasmanien bildeten allerdings damals mit Australien noch eine Landmasse. Die Verbindung mit Neu-Guinea wurde ausgangs des Tertiärs gelöst, die mit Tasmanien aus noch nicht klargestellten Ursachen heraus im Quartär. Die australischen Rand8
gebirge w u r d e n a u f g e w ö l b t ; a u c h fehlte es nicht a n reger vulkanischer T ä t i g k e i t , obschon h e u t e i m ges a m t e n E r d t e i l kein F e u e r b e r g m e h r t ä t i g ist. So stellt sich Australien als ein großes, im Osten höheres, im W e s t e n niedriges P l a t e a u aus G r a n i t u n d r o t e m W ü s t e n s a n d s t e i n d a r , das eine m i t t l e r e H ö h e v o n 350 m besitzt. Seine R ä n d e r brechen z u m Teil unm i t t e l b a r n a c h d e m Meere hin a b oder lassen einen bald breiten, b a l d schmäleren, f l a c h e n K ü s t e n streifen frei. Der O s t r a n d , der sich im Mittel etwa 650 m ü b e r d e m Meere e r h e b t , steigt in den australischen Alpen, der einzigen Stelle, wo das Gebirge Hochgebirgscharakter besitzt, im Mount Townsend 2241 m hoch. T r o p f s t e i n h ö h l e n in Südostaustralien u n d W e s t a u s t r a l i e n , Aschenkegel, K r a t e r u n d K r a t e r s e e n b e r i c h t e n aus der verschieden g e a r t e t e n t e k t o n i s c h e n Geschichte des Erdteils. I m I n n e r n senkt sich das T a f e l l a n d zu einem muldenförmigen T i e f l a n d , einer Depression v o n Nord gen Süd, die in der Depression des Eyre-Sees m i t — 12 m ihr tiefstes A u s m a ß e r h ä l t . Vier natürliche Lands c h a f t e n eignet der K o n t i n e n t : das ostaustralische Faltengebirge, das Carpentaria-Spencer-Tiefland, das abflußlose T i e f l a n d , Westaustralien. Scharf unterscheiden sich die vier u n t e r - u n d voneinander, doch allmählich vollzieht sich der Ü b e r g a n g von einer zur anderen. J e d e s L a n d s c h a f t s b i l d t r ä g t eine eigenstarke P r ä g u n g , ob Berg, ob Niederung, ob W ü s t e ; jedes b i r g t besondere Schönheiten. Hier die endlos sich d e h n e n d e E b e n e , d a schön geschwungene Hügelschwellen oder bizarre Zickzacklinien der B e r g k e t t e n , f a s t i m m e r heiter u n d sonnig. 9
Als größte Festlandsmasse auf der Wasserhalbkugel ist Australien der Erdteil, dem Hitze und Trockenheit und damit Wüste und Steppe trotzdem besonders eigen sind. Seine Breitenlage, zusammen mit der sehr unvorteilhaften horizontalen und vertikalen Gliederung bedingt ein heiß-trockenes Festlandsklima: etwa 1/3 des Landes gehört der tropischen, die beiden anderen 2/3 der subtropischen, bezw. gemäßigten Zone an. Einem ausgiebig bewässerten, schmalen Küstenstreifen im Osten steht der gewaltige Trockenraum des Binnenlandes gegenüber. Die ungünstigen Niederschlagsverhältnisse haben daher dem Lande keine vorteilhafte Bewässerung beschert. Gewiß verzeichnet die Karte eine Reihe Flußsysteme, doch verdienen diese den Namen nur unter Berücksichtigung der besonderen Eigenart australischer Verhältnisse. Sind die Niederschläge reichlich, führen sie Wasser, fehlt es daran, dann lösen sich selbst größere Ströme wie Darling und Murray in eine Reihe zusammenhängender Lachen auf. Wie sich diese kümmerliche Bewässerung des Erdteiles auf Pflanzen, Tiere und Menschen auswirkt, bedarf keiner weiteren Ausführung. Der altertümliche Wesenszug des Erdteils kommt besonders in seiner Lebewelt zum Ausdruck; Australien gilt als „Land der lebenden Fossilien"! Die frühe Scheidung des Kontinents von den Nachbarerdteilen hat zur Herausbildung eines überraschenden Endemismus geführt, und die seit langen, langen Zeiten wirksame relative Trockenheit des Landes hat eine ihr entsprechende ganz besonders geartete Flora herangebildet, die mit den 10
nötigen Schutzvorrichtungen versehen ist, um Dürre und Wassermangel zu überwinden. Mit Ausnahme der Tropengebiete des Nordwestens und der York-Halbinsel, die sich durch stattliche Urwälder auszeichnen, ist Australiens Flora düster und einförmig. Der Tropenwald wird im Osten durch den Regen- und Gebirgswald abgelöst, arten- und formenreich; doch bereits an den Westabhängen des australischen Randgebirges bietet sich dem Auge ein ganz anderes Vegetationsbild. Eine Park-, eine Waldsommer-Landschaft, hell, dicht und zur Hauptsache aus Eukalypten bestehend, z. T. Baumriesen, treten an ihre Stelle. Mit den nach dem Innern hin immer spärlicher werdenden Niederschlägen geht diese Landschaft im Süden in einen Eucalypten-Zwergwald, dem Mallee-Scrub über, der noch ein Vorwärtskommen gestattet, im Norden in den tropischen Gebieten in den Mulga-Scrub, der zumeist aus stacheligen Strauchakazien besteht und diese Gebiete unwegsam macht wie die SpinifexWüsten. Die ödesten, wasserärmsten Gebiete, die zu den vegetationsarmen Sand- und Steinwüsten überleiten, werden von diesem völlig wertlosen 3 m hoch wachsenden Stachelgras bestanden. Mensch und Tiere finden hier kein Fortkommen mehr. Der so charakteristischen Pflanzenwelt entspricht eine nicht weniger bemerkenswerte Tierwelt. Als einzige Bekannte begrüßen wir Maus, Ratte und den wilden Hund, den Dingo, den vielleicht die frühesten Einwohner des Landes bei ihrer Einwanderung in den Erdteil mitbrachten. Spezifische Vertreter der australischen Welt sind die Beuteltiere und Kloakentiere. Känguruhs, Wallabys und 11
Opossums sind Vertreter der ersten, an die 150 Arten zählenden Familie, die eierlegenden Schnabeltiere und der Ameisenbär, die niedrigsten der Säugetiere, Vertreter der zweiten. Die frühe Isolierung des Erdteils hat die Vogelwelt weniger betroffen. Formenpracht und Formenschönheit zeichnet sie aus: Paradiesvögel, Leierschwänze, Eisvögel, Kakadus, Laufvögel wie Kasuare und Emu, der weiße Adler, der schwarze Schwan mögen als typische Vertreter der australischen Vogelwelt genannt sein. Die tropischen Gewässer machen Krokodile unsicher, die Wüstensteppen bevölkern Frösche und Kröten, natürliche Wasserbehälter, die in der Dürreperiode sich voll Wasser saugen, in den eingetrockneten Schlamm vergraben und schlafen bis ein neuer Regenguß sie wieder ins Leben lockt, von den Eingeborenen aber gern aufgespürt und dann ihres Wasservorrats beraubt werden. Giftschlangen werden über 200 Arten gezählt. D i e E i n g e b o r e n e n . Daß die australischen Ureinwohner, deren Zahl heute (1930) noch etwa 58771 (Westaustralien: 25587, Queensland 12614, Nord Territorium 17349, Viktoria 111 Eingeborene) betragen mag, zu den ältesten und ursprünglichsten Völkern der Erde gehören, galt seit deren Bekanntwerden als feststehende Tatsache. Dank der überaus lange währenden Isolierung dieses Kontinents besitzt Australien eine große Zahl äußerlich auffallend sich gleichbleibender, doch zu verschiedenen Zeiten einst eingewanderter Eingeborenenstämme. Selten hat die Umwelt siebend und auslesend eine derartige Gleichartigkeit hervorgerufen. Die Einwanderung bleibt allerdings ein Problem für sich. 12
N a c h den j ü n g s t e n U n t e r s u c h u n g e n auf geologischer Grundlage d u r c h S i r E d g e w o r t h D a v i d b r a u c h t m a n nicht m e h r d a r a n zu zweifeln, d a ß als erste die T a s m a n i e r australischen B o d e n b e t r e t e n h a b e n , bevor die heutigen Australier m i t d e m Dingo den E r d t e i l besiedelten. Bei ihrer E i n w a n d e r u n g trieben sie die T a s m a n i e r vor sich her, deren physisches Aussehen sie u. a. den Melanesiern bezw. P a p u a s (A-Melanesier) n ä h e r r ü c k t . D e n P a p u a s v e r w a n d t e Völker t r e f f e n wir in R e s t e n in Indonesien an, jedoch nirgendwo in I n d i e n , das andererseits aber in den Nai'rs a n der M a l a b a r - K ü s t e , den Todas u n d B a d a g a s der Nilgiri-Berge u n d den Mundas im N o r d e n zahlreiche T y p e n b e w a h r t h a t , die den heutigen Australiern sehr n a h e stehen. So erscheint es wohl möglich, d a ß zu der Zeit, wo die flachen Meere der h e u t i g e n Sunda-Inseln u n d der SahulB ä n k e als L a n d g e b i e t e a u ß e r m i t Australien a u c h mit Neuguinea in Z u s a m m e n h a n g s t a n d e n , die P a p u a s einerseits n a c h Neuguinea, z u m anderen n a c h Australien, als z. T. s p ä t e r e T a s m a n i e r einw a n d e r t e n ; der H a u p t z u g wird aber n a c h Neuguinea b e s c h r ä n k t geblieben sein, da die ausgedehnten W ü s t e n Nordaustraliens großen W a n d e r g r u p p e n kein A u s k o m m e n b o t e n . — E r s t n a c h ihnen wandert e n von Indien aus ü b e r Indonesien, wo sie, wie z. B. auf J a v a , m a n c h e Spuren hinterließen, zur pleistozänen Eiszeit, als eben Sunda-Inseln u n d SahulB ä n k e noch t r o c k e n lagen, die heutigen Australier in das F e s t l a n d ein. A n den F l u ß l ä u f e n w a n d e r t e n sie h i n u n t e r n a c h d e m Südosten u n d mischten sich hier mit den vorher eingewanderten Negritos (Papuas), so vielleicht den „ T a s m a n i e r t y p " heraus13
bildend. Die n ä c h s t e größere E i n w a n d e r u n g in Australien t r i e b diese T a s m a n i e r weiter n a c h Süden hinauf auf die v o n ihnen einst b e w o h n t e Insel, w ä h r e n d s p ä t e r e E i n w a n d e r u n g e n die Teilnehmer u n d N a c h k o m m e n der zweiten E i n w a n d e r u n g in die dichten W ä l d e r v o n Neu-Süd-Wales zurückzwangen. D a n n r i ß die L a n d v e r b i n d u n g zwischen Australien u n d I n d o n e s i e n u n d Neuguinea ab. F ü r eine lange Zeit v e r b o t e n sich die E i n w a n d e r u n g e n ; die a u s t r a lischen S t ä m m e k a m e n d a m i t in ein gewisses Gleichgewicht, obgleich die verschiedene U m w e l t u n d die d a m i t v e r b u n d e n e Auslese notwendigerweise einige Differenzierungen verursachten, die sich im Ä u ß e r e n der Eingeborenen, in ihrer materiellen u n d geistigen K u l t u r a u s w i r k t e n . K l i m a ä n d e r u n g e n gestalteten das anziehende Mittelaustralien, die alte Einfallu n d W a n d e r s t r a ß e zu W ü s t e n u m ; die W ä l d e r v o n N e u - S ü d - W a l e s w u r d e n in P a r k l a n d s c h a f t e n u n d G r a s s a v a n n e n umgebildet. E s m a g schon sein, d a ß die einzelnen S t ä m m e t r o t z d e m die alten S t a m m sitze, soweit sie sie h a l t e n k o n n t e n , beibehielten, d e n n anders v e r m a g m a n es nicht zu erklären, d a ß die s p ä t e r e i n w a n d e r n d e n , höher entwickelteren, v a t e r rechtlich organisierten W a n d e r s t ä m m e auf verh ä l t n i s m ä ß i g ärmlichen Boden sitzen, w ä h r e n d die f r ü h e r eingewanderten, m u t t e r r e c h t l i c h g e a r t e t e n S t ä m m e den b e s t e n B o d e n Australiens inne h a t t e n . Überlegungen, die a u c h d u r c h die sprachlichen Bef u n d e g e s t ü t z t werden, obwohl die räumliche T r e n n u n g in d e m w ü s t e n h a f t e n L a n d e zu einer gewaltigen Sprachenzersplitterung g e f ü h r t h a t . Auf B o o t e n f a n d e n s p ä t e r bis h e u t e E i n w a n d e r u n g e n im N o r d w e s t e n u n d N o r d e n bezw. Osten ü b e r die
14
T o r r e s s t r a ß e s t a t t . Die E r f o r s c h u n g der Sprachen, des mythologischen u n d gesellschaftlichen Verhältnisses u n d des materiellen K u l t u r b e s i t z e s h a t z u m Ergebnis g e f ü h r t , d a ß z u m m i n d e s t e n f ü n f E i n w a n d e r u n g e n v o n N o r d e n her in das I n n e r e Australiens s t a t t g e f u n d e n h a b e n . Sicherlich h a t die f r ü h e Isolierung die Australier auf einer v e r h ä l t n i s m ä ß i g niederen Stufe der Zivilisation gehalten. D a s L a n d b r a c h t e keine N u t z p f l a n z e n h e r v o r ; die zur Ausbildung eines L a n d b a u e s h ä t t e n f ü h r e n können ; es h a t t e a u c h keine Tiere, welche die Australier zu H i r t e n v ö l k e r n h ä t t e n gestalten k ö n n e n . So sind d e n n sämtliche a u s t r a lischen S t ä m m e auf der ersten W i r t s c h a f t s s t u f e verblieben; d. h . sie ü b e n keinerlei Garten- oder L a n d b a u aus, a u c h nicht Viehzucht, sie k e n n e n keinen H a u s b a u , kein Gewerbe, keine Töpferei, keine Metalle. Sie f ü h r e n das u n s t ä t umherschweifende Leben der Sammler- u n d J ä g e r v ö l k e r der Holz- u n d Steinzeit. Die klimatischen Eigentümlichkeiten, D ü r r e u n d W a s s e r a r m u t weiter Gebiete, der plötzliche Wechsel v o n Hitze, Trockenheit u n d verheerenden, o f t zu großen Ü b e r s c h w e m m u n g e n f ü h r e n d e n Regengüssen zwingen die Eingeborenen zu einem W a n d e r l e b e n . Die Unwirtlichkeit u n d Ärmlichkeit der N a t u r l ä ß t dabei nicht einmal das W a n d e r n in größeren Scharen zu ; eine Zersplitterung in zahlreiche S t ä m m e u n d H o r d e n ist die Folge; K l i m a u n d U m w e l t v e r h i n d e r n daher jeglichen staatlichen Z u s a m m e n s c h l u ß . D e r schwere K a m p f u m s Dasein h a t auf ihr Aussehen eingewirkt. Der Einzelne ist m i t t e l g r o ß (