Australien und Ozeanien 9783111376165, 9783111018232


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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte der Entdeckung
Die Bestimmung des Raumes
Beschreibung des Baumes
Ozeanien
Beschreibung der Inselwelt Ozeaniens
Ausblick
Anhang I. Entschleierung des Südlandes und der Südsee
Anhang II. Besitzverteilung Australien und Ozeanien
Schrifttum
Register
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Australien und Ozeanien
 9783111376165, 9783111018232

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SAMMLUNG

GÖSCHEN

BAND

319

Australien und Ozeanien m i t 46 S k i z z e n Von

Hans-Joachim Krug

W a l t e r

de

G r u y t e r

&

Co.

vormals G. J GiSsclien'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp.

B e r l i n 1953

Alle Hechte, einschl. der Hechte der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten

Copyright by W A L T E K DE G B U Y T E K & C 0 vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Keimer • Karl J . Trübner • Veit & Comp Berlin W 35, Genthiner Str. 13

Archiv-Nr. 000 319 Druck von Buchdruckerei Oswald Schmidt G m b H . , Leipzig 111/18/65 Printed in Germany 722/3/50

Inhaltsverzeichnis Die Gcschichte der Entdeckung

7

Die Bestimmung des Baumes

13

Geographische und geologische Grundlagen

13

Die Urbewohner des Raumes und die sich daraus ergebenden Raumbestimmungen Die politische Raumgliederung

18 23

Beschreibung des Baumes

23

Australien

und Tasmanien

Geologische Gliederung Oberfiächengestalt Westaustralien Mittelaustralien Ostaustralien Tasmanien Klima Flora und Fauna Die Urbevölkerung Australiens Die Bildung des australischen Staates Das Wirtschaftsleben Handel und Verkehr Die natürlichen Großräume Australiens Das Westland Das Savannenland Das mitlJere Inselbergland Das Goyderland Das Ostland Tasmanien Abschließende Betrachtung

23 24 26 26 27 28 30 31 37 43 49 52 59 62 63 66 70 73 76 81 83

4

Inhaltsverzeichnis

Ozeanien

85

Klima Flora und Fauna Bewohner der Inselwelt Ozeaniens

85 87 89

Beschreibung der Inselwelt Ozeaniens

93

Die I n n e r e I n s e l k e t t e

93

Melanesien, Teile des Übergangsgebietes und Polynesiens . . . Neuguinea Bismarck-Archipel Admiralitäts-Inseln Salomon-Inseln Santa-Cruz-Inseln Neuhebriden Torres- u. Banks-Inseln Viti- oder Fidji-Inseln Tonga- oder Freundschafts-Inseln Neukaledonien Loyalty-Inseln Chesterfield-Inseln Lord-Howe-Inseln Neuseeland

93 93 104 106 106 108 108 110 110 113 116 116 116 117 117

Die Ä u ß e r e

131

Inselkette

Mikronesien Palau-Inseln Marianen Karolinen Marshall-Inseln Gilbert- oder Kingsmill-Inseln Polynesien Ellice- oder Lagunen-Inseln Samoa-Inseln

132 134 135 136 139 139 139 140 140

Inhaltsverzeichnis Wallis- und Hoorn-Inseln Cook- oder Hervey-Inseln Tubuai- oder Austral-Inseln Rapa- oder Baß-Inseln Tokelau- oder Union-Inseln Gesellschafts-Inseln oder Tahiti Gambier- oder Mangarewa-Inseln Osler-Insel Phönix-Inseln Manihiki-Inseln Paumotu- oder Tuamotu-Inseln Fanning-Inseln Maiden und Starbuck Marquesas Hawaii- oder Sandwich-Inseln Niihau Kauai Oaliu Molokai, Maui Hawaii

5

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144 144 145 145 145 145 147 147 148 149 149 149 149 150 151 157 157 157 159 159

Ausblick

161

Anhang I. Entschleierung des Südlandes und der Südsee . . . Anhang II. Besitzverteilung Australien und Ozeanien Schrifttum Register

162 168 171 173

Die Geschichte der Entdeckung Als im 15. J a h r h u n d e r t die Portugiesen und Spanier ihre großen Ent" deckungsfahrten begannen, die zur Erschließung weiter Teile unseres Erd" balles führten, war das Weltbild der Europäer bis auf die Entdeckungen der Wikinger im Europäischen Nordmeere über 1600 J a h r e hindurch fast unverändert geblieben. In der Zeitspanne von dem Ausklang der Hochblüte des altrömlschen I n p e r i u m s bis zur italienischen Renaissance, die neben der Wiedergeburt der alten Kunst auch die Wiedergeburt des klassischen Altertums in seinen Einflössen auf die Wissenschaft bedeutete, waren im wesentlichen nur die Araber das wirtschaftlich und geistig verbindende Element zwischen Südasien und Europa. Durch sie waren asiatische Waren und die Kenntnisse über Jene Länder den Völkern am Mittelmeer überliefert worden. Doch schei-

D a s e u r o p ä i s c h e W e l t b i l d um 200 vor und 1400 n. Chr. S0°

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Skizze 1 Erläuterung: Weiße Flüche: das Weltbild um 200 v. Chr. - Schraffur von links oben nach rechts u n t e n : Entschleierung der Erde von 200 v . C h r . bis 1400 n. Chr. Übrige f l ä c h e n : 1400 n. Chr, unbekannte Länder und Meere

8

Die Geschichte der Entdeckung

nen sie Nachrichten über Australien und die Inselwelt Ozeaniens nicht übermittelt zu haben. Auch die beiden Iialiener Marco Polo und Nicolo Conti, deren Reiseberichte über die Länder Süd- und Ostasiens sowie den indischen Ozean in Europa den Wunsch erweckten, unmittelbar mit dem reichen Indien. mit Kathai (China) und Zipangu (Japan) in Verbindung zu treten, wußten über Australien und Ozeanien nichts zu erzählen. So mag es den Anschein haben, daß weder die Araber noch die Malaien und Chinesen oder die J a p a n e r in jener Zeit Australien und die Inseln im Südmeer gekannt haben. Doch diese Auffassung Ist irrig. Damals schon befuhren die J a p a n e r das Ost- und Südchinesische Meer bis nach HinterIndien. segelten chinesische Dschunken von der Küste von Schantung, F u kien und von Kanton aus sowohl zu den Philippinen und nach J a v a als auch über Indien hinaus bis zur Küste Arabiens und vielleicht sogar bis Madagaskar, während die Araber zweifellos bis zur Ostküste von Hinterindien vorgedrungen waren und wohl schon im 9. J a h r h u n d e r t J a p a n erreicht hatten. Ebenso wie die europäischen Seefahrer später auf der Suche des Seeweges nach Indien und Zipangu unvermutet an die Küsten von Neuguinea und Australien verschlagen wurden oder die Inselgruppen im Stillen Ozean entdeckten, konnte es keinesfalls ausbleiben, daß die seefahrenden Araber, Ma'aien. Chinesen und J a p a n e r lange vor dem Erscheinen der Europäer In den asiatischen Gewässern zum mindesten Teile jener Gebiete bereits gekannt haben. Diese Auffassung wird auch durch die Reisebücher der Holländer Le Maire und Schouten bestätigt, die 1616 berichteten, daß sie auf Neuguinea chinesische Waren vorfanden, während andere Holländer später feststellten, daß malaiische Fischer schon seit Jahrhunderten ihre Fischzüge bis zur Nordwestküste Australiens ausdehnten. Das ursprüngliche Schweigen der asiatischen Seefahrer über das Südland und die Siidinseln mag durch die Unwirtlichkeit jener Gebiete begründet sein. Seehandel, Seeraub und Gewinnung von Kolonialraum waren vorwiegend die treibenden K r ä f t e der asiatischen Seefahrer wie ja auch der ersten großen Entdeckungsfahrten der Europäer. Es gab aber an der südasiatischen Küste wie im Malaiischen Archipel Raum und Schätze in so ausreichendem Maße, wie sie die Küsten Auftrallens oder die Inseln Ozeaniens nicht zu bieten vermochten. So halten die Asiaten erklärlicherweise k a u m über Dinge gesprochen, die Ihnen selbst uninteressant waren. In Europa hatte mit der Wiederbelebung der Wissenschaft im Verlauf der Renaissance das Hild der Kugelgestalt der Erde, wie bereits Ptolemäus sie sieh vorgestellt hatte, die Darstellung der Erde als Scheibe abgelöst. Damit war auch der Gedanke von Ländermassen um den Südpol, der..Terra Australis incognita" wieder aufgelebt. So zeigte bereits 1489 in London das Kartenwerk ..Mappae neundi" die Eintraiiurg eines Südländer- (Tt-rra Australis) im Stillen Ozean. Der Widerstand, den bereits die Kreuzfahrer in Vorderasien bei den Arabern gefunden hatten und schließlich der Einfall der Mongolen in Osteuropa und Vorderasien im 13. J a h r h u n d e r t verschloß den Völkern E u r o p a s den alten östlichen Landweg Alexander des Großen und verwies sie auf das Meer. Doch die Entdeckungsfahrten in das Indische Meer galten zunächst, nicht der Suche nach dem geheimnisvollen Südlande, sondern dein "Handel mit den

Die Geschichte der Entdeckung

9

von den Arabern so gepriesenen Goldländern Indien, Kathat und Zipangu. Die Portugiesen und die Spanier waren die ersten europäischen Völker, die den Gedanken der unmittelbaren Fühlungnahme mit den fernen Ostländern In die Tat umsetzten. Nachdem beide Völker im 700jährigen Hingen die arabischen Mauren von der Iberischen Halbinsel verdrängt hatten, gedachten sie, ihren arabischen Feinden auch den Handel mit jenen Ländern zu entreißen. Während die Portugiesen nach den Weisungen ihres Prinzen Heinrich, genannt „Heinrich der Seefahrer", den Weg nach Indien unter Umschiffung

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10

Die Geschichte der Entdeckung

von Afrika suchten, folgten die Spanier den Vorschlägen des Genuesen Kolumbus, unter Ausnutzung der Kugelgestalt der Erde in westlicher F a h r t Zipangu und Indien zu erreichen. Im weiteren Ablauf der zwischen dem 15. und 18. J a h r h u n d e r t zur E n t schleierung Australiens und Ozeaniens führenden F a h r t e n hielten die Spanier nach der Entdeckung Amerikas im allgemeinen an dem Ost-West-"VYeg nach Indien fest. Dahingegen befuhren die Portugiesen und, ihnen folgend, die Holländer vorwiegend den West-Ost-Weg des Vasco da Gama, der erstmalig 1497 die Westküste Vorderindiens erreichte. In einem Zeitraum von 400 Jahren wurden etwa bis 1800 die weiten Flächen des Stillen Ozeans und der Küstenlinien Australiens entschleiert. Weitere 100 J a h r e beanspruchte die Erforschung Inneraustraliens sowie der zahlreichen Inseln, die bis auf die Durchdringung Neuguineas heute wenigstens topographisch als abgeschlossen betrachtet werden kann. Dahingegen sind die geographischen, geologischen, ethnographischen und sonstigen wissenschaftlichen Untersuchungen bisher noch nicht zu einem befriedigenden E n d e durchgeführt. Der zeitliche Ablauf, sowie die Ziele und Erfolge der einzelnen Forschungsreisen sind in einer Übersicht im Anhang 1 zusammengestellt. Danach 6ind nach Vasco da Gama als die bedeutendsten Entdeckungsfahrten die Kelsen von Magalhaes, Mendana, Torres, Abel Tasman und Cook anzusprechen. Doch die Namen der ersten Entdecker von Neuguinea und Australien sind

Tasmans Karte von Australien

Skizze 3

1642—1643

Die Geschichte der Entdeckung

11

In Vergessenheit geraten, d a die Portugiesen und Spanier, wie auch die Holländer aus Gründen der Handelskonkurrenz die wesentlichen Entdeckungen verheimlichten. So wurde zum Beispiel die Entdeckung der Durchfahrt zwischen Australien und Neuguinea im J a h r e 1606 durch Torres erst zu Beginn des 18. J a h r h u n d e r t s bekannt. Damit verliert auch das Ergebnis der l-'orschungenTasmans (1S42—1643) an Bedeutung.Wohl entdeckte er Tasmanien und Neuseeland. Jedoch ei kannte er infolge seines Systems der R a n d f o r schung weder die Inselgestalt Neuseeland* noch fand er die Torres-Straße wieder. Aber auch die Entdeckung der Ostküste Australiens durch Cook, sowie seine Wiederaufftndung der Torres-Straße erscheint in einem anderen Licht angesichts verschiedener im 19. J a h r h u n d e r t aufgefundener alter Kartenwerke aus der Zeit um 1542, nach denen sowohl in Portugal, Spanien und Italien als auch in Frankreich und England weite Strecken der West- und Ostkilste Australiens bereits 100 J a h r e vor dt"r Reise Tasmans bekannt waren.

Skizze Ferner müssen auch die Holländer schon E n d e des 16. J a h r h u n d e r t s erheblich mehr von Neuguinea und Australien gewußt, haben, als aus der Karte Tasmans ersichtlich Ist. So zeigte bereits der Holländer Jodocus Hondius in seinem 1595 in London herausgrgebenen Kartenwerk zur Weltumsegelung von Francis Drake (1577—1580) die Trennung Neuguineas von

12

Die Geschichte der Entdeckung

der T e r r a A u s t r a l i s . Zwei J a h r e s p ä t e r s c h r e i b t s o d a n n d e r h o l l ä n d i s c h e Geog r a p h Cornelius W y t f l i e t : „ D i e T e r r a A u s t r a l i s ist das s ü d l i c h s t e aller L ä n d e r . Sie i s t d u r c h eine S t r a ß e von N e u g u i n e a g e t r e n n t , i h r e K ü s t e n sind bisher n u r wenig b e k a n n t , d a nach d e r einen o d e r a n d e r e n Seite diese R o u t e a u f g e g e b e n w u r d e . U n d so wird der W e l t t e i l n u r selten b e s u c h t , a u ß e r Segler w e r d e n d u r c h S t ü r m e d o r t h i n verschlagen. Sie b e g i n n t a m 1. o d e r 2. Grad s ü d l i c h des Ä q u a t o r u n d i s t , wie einige b e h a u p t e n , von so g r o ß e r Au&dchnung, d a ß sie sich bei g r ü n d licher E r f o r s c h u n g als f ü n f t e r E r d t e i l erweisen w ü r d e . " In der A u f g a b e d e r alten a u s t r a l i s c h e n R o u t e k ö n n t e die E r k l ä r u n g liegen, d a ß die E n t d e c k u n g e n a u s d e r Zeit des B e g i n n s dieses J a h r h u n d e r t s in Vergessenheit g e r i e t e n . Die i m m e r wieder b e t o n t e und a u c h t a t sächliche U n w i r t l i c h k e i t z u m m i n d e s t e n d e r n o r d w e s t - , w e s t - u n d s ü d a u s t r a lischen K ü s t e mögen der A n l a ß z u r Ä n d e r u n g des Reiseweges gewesen sein. So k a m d e r an sich b e r e i t s b e k a n n t e n e u e E r d t e i l e r s t wieder d e m e u r o p ä ischen Gesichtskreis n ä h e r , n a c h d e m d e r H o l l ä n d e r B r o u w e r 1611 einen neuen Seeweg nach J a v a w ä h l t e . E r f u h r u n t e r A u s n u t z u n g d e r s t a r k e n W e s t w i n d e in den südlichen B r e i t e n vom K a p d e r G u t e n H o f f n u n g e t w a bis z u m 110. Grad östlicher L ä n g e n a c h O s t e n und n a h m s o d a n n N o r d k u r s a u f die S u n d a s t r a ß e zwischen S u m a t r a und J a v a . D a m i t k a m er in den Bereich der a u s t r a l i s c h e n W e s t k ü s t e . Dieser Teil A u s t r a l i e n s w u r d e d a r a u f h i n 1615 von Dirk H a r t o g m i t der E e n d r a g t und in der F o l g e a u c h v o n a n d e r e n S c h i f fen besucht oder auch nur gesichtet. Vielleicht k o m m t eine a n d e r e , ebenfalls im B e s i t z des B r i t i s c h e n M u s e u m s in L o n d o n bcflndliche K a r t e , n a c h der 1601 d e r P o r t u g i e s e Manoel G o d i n h o de E r e d i a T e r r a A u s t r a l i s e n t d e c k t e , der B e a n t w o r t u n g d e r Frage n a c h d e m e r s t e n e u r o p ä i s c h e n E n t d e c k e r A u s t r a l i e n s n ä h e r ? B e f u h r e n doch die V o r t u giesen als erste E u r o p ä e r die s ü d a s i a t i s c h e n G e w ä s s e r und h a t t e n b e r e i t s 1528 die M o l u k k e n b e s e t z t . F e r n e r s t a n d e n sie seit 1505 m i t Ceylon und 1543 m i t J a p a n in H a n d e l s b e z i e h u n g e n . A u s d e r B e s c h r i f t u n g des auf d e r Skizze 4 e r w ä h n t e n K a r t e n w e r k s g e h t f e r n e r h e r v o i , d a ß diese K a r t e n a c h den W e i s u n g e n des P a p s t e s A l e x a n d e r V I . z u r K e n n z e i c h n u n g d e r Grenzen zwischen den portugiesischen und s p a n i s c h e n K o l o n i a l g e b i e t e n b e n u t z t w u r d e . E s liegt also n a h e , den R u h m d e r E n t d e c k u n g A u s t r a l i e n s f ü r d e n e u r o p ä i s c h e n Gesichtskreis den P o r t u g i e s e n z u z u s c h r e i b e n . N a c h d e r ersten E i n r i c h t u n g einer b r i t i s c h e n S t r a f k o l o n i e bei S y d n e y im J a h r e 1788 b e a n s p r u c h t e s o d a n n die i n n e r e E r f o r s c h u n g A u s t r a l i e n s noch e i n m a l ü b e r ein J a h r h u n d e r t . Die abweisende W i r k u n g des steilen Ostwalles der B l a u e n Berge und g a n z b e s o n d e r s der auf weite S t r e c k e n w a s s e r a r m e n b i s völlig wasserlosen westlichen und z e n t r a l e n W ü s t e n g e b i e t e e r s c h w e r t e n d a s E i n d r i n g e n in d a s L a n d e s i n n e r e und m a c h t e n die D u r c h q u e r u n g des K o n t i n e n t s zu einem W a g n i s auf L e b e n und T o d . E r s t 1813 gelang es, ü b e r die Blauen Berge das H o c h l a n d westlich d e r a u s t r a l i s c h e n K iistenkordillere m i t seinen Weideiiächen zu erreichen. U n t e r den in den folgenden J a h r z e h n t e n d u r c h g e f ü h r t e n und in n a c h s t e h e n d e r Skizze 5 z u s a m m e n g e s t e l l t e n R e i sen z u r E r f o r s c h u n g d e s L a n d u s i n n e r n s t e h e n die U n t e r n e h m u n g e n v o n f S t u r t , Mitchell, E y r e , des D e u t s c h e n L e i c h h a r d t . G r e g o r y , B u r k e , S t u a r t , F l i n d e r s , K e n n e d y , W i n necke, W a r b u r t o n , F o r r e s t u n d Giles a n e r s t e r Stelle.

Die B e s t i m m u n g des R a u m e s

13

Skizze 5: Die bedeutendsten Kelsen zur Erforschung Inneraustraliens Den großen Leistungen dieser Männer hat vor allem Albert F. Calvet in seinem umfangreichen Werk „The Exploration of Australia" ein wohlverdientes Denkmal gesetzt.

Die Bestimmung des Raumes Geographische und geologische Grundlagen D i e B e z e i c h n u n g A u s t r a l i e n s als den f ü n f t e n s e l b s t ä n d i g e n E r d teil w u r d e schon f r ü h allgemein a n e r k a n n t . J e d o c h b e s t e h e n h e u t e noch in b e z u g auf die Z u s a m m e n h ä n g e A u s t r a l i e n s m i t den a n d e r e n K o n t i n e n t e n sowie die A b g r e n z u n g d e r I n s e l w e l t O z e a n i e n s gegen A u s t r a l i e n u n d Asien v e r s c h i e d e n e A u f f a s s u n g e n . D e r Begriff „ A u s t r a l a s i a " , w i e er l a n g e Zeit in G r o ß b r i t a n n i e n u n d a u c h

14

Die B e s t i m m u n g des R a u m e s

heute noch in Australien selbst angewendet wird, deutete einerseits auf angenommene geographische Zusammenhänge zwischen Australien und Asien sowie auch zwischen Australien und Ozeanien hin; andererseits verfolgt er a b e r auch den Gedanken einer politischen Zusammengehörigkeit von Australien m i t zum mindesten der benachbarten Inselwelt Ozeaniens. R ä u m l i c h wie zeitlich verschieden gedeutet wird auch der geographische Begriff „ G o n d w a n a l a n d " . Nach dem heutigen S t a n d der wissenschaftlichen Forschung wird Gondwanaland mit den bedeutendsten Teilen Südamerikas und Afrikas als einer der Urkontinente angesehen, die als älteste Festlandsteile aus den W a s s e r flächen der Urozeane emporragten. An den R ä n d e r n dieser Urkontinente mit ihren ältesten uns bisher b e k a n n t e n F o r m e n der E r d rinde verursachten zu verschiedenen Zeiten unserer E r d g e s c h i c h t e entstehende F a l t u n g e n die Bildung unserer heutigen K o n t i n e n t e . D e r N a m e Gondwanaland ist der vorderindischen Provinz Gondwana entlehnt, in der die Urgesteine augenfällig in E r s c h e i n u n g treten. Aus der Zugehörigkeit der westlichen Hälfte Australiens zum Gondwanaland ergeben sich gewisse Z u s a m m e n h ä n g e der Urflora Australiens, Asiens, Afrikas und S ü d a m e r i k a s . Die erdge-

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Meert.ldungen

Skizze 6: Urkontinent Gondwanaland

15

Geographische und geologische Grundlagen

schichtlich frühe Lösung Australiens von den ursprünglichen Zusammenhängen sowie auch in der Folge seine isolierte Lage haben sodann zu einer weitgehenden Eigenentwicklung der Flora, F a u n a und der Menschen dieses Kontinents geführt. Die Untersuchung der unterseeischen Reliefformen läßt schließlich in der 4000-m-Tiefenlinie den Einbruch der Urozeane in das alte Gondwanaland erkennen sowie die Trennung der zum jungen großasiatischen Kontinent gehörenden Hauplinseln des Malaischen

tiefschwarz: weiß

Festland

u. Ingeln

: Meerestiefe

bis

= 200m

mattschwarz: (die Tiefenstufen 2000 u ¡tOOO m sind

Hill

Meerestiefe "

Meerestiefe teilweise

" über

bis

2000m



¥100 m

B= Banda-See C--Cetebes-See

kOOO m

überdimensioniert

gezeichnet)

Skizze 7: Die unterseeischen Relief formen um Australien Die Banda- und Celebes-See sind über 5000 m tief

16

Die B e s t i m m u n g des R a u m e s

Archipels v o n Australien-Neuguinea d u r c h die ü b e r 5000 m tiefen Senken der Celebes- und Banda-See. Die Celebes-See, die Makass a r - S t r a ß e und der i n n e r h a l b der K e l t e der Kleinen Surida-Inseln zwischen Bali und L o m b o k bestehende Meeresarm bilden die klar e r k e n n b a r e Grenze zwischen der asiatischen u n d australischen Flora u n d F a u n a . Die Schelflinie kennzeichnet die bei Absinken des Meeres u m 200 m in E r s c h e i n u n g tretenden L a n d z u s a m m e n h ä n g e . Sie begünstigten zweifellos w a h r e n d des T i e f s t a n d e s der Meere im Verlauf der verschiedenen Eiszeiten die V ö l k e r v e r b i n d u n g zwischen dem Malaiischen Archipel u n d Asien einerseits sowie Australien und N e u guinea wie a u c h T a s m a n i e n andererseits. Die Schelflinie zeigt a b e r auch eindeutig die zwischen Asien u n d Australien bestehende T r e n n u n g sowie die Isolierung Australiens von Celebes, den Mol u k k e n u n d den Kleinen S u n d a - I n s e l n . Eine weitere K l ä r u n g ü b e r die ursprünglichen L a n d z u s a m m e n hänge bringt sodann eine B e t r a c h t u n g des Bodenreliefs des Großen oder Stillen Ozeans. Sie b e s t ä t i g t die bereits in der A n o r d n u n g der Inselwelt e r k e n n b a r e n tektonischen Leitlinien. Das Relief l ä ß t drei ausgesprochene G r u p p e n von Leitlinien erkennen: 1. Die von J a p a n ü b e r die Bonin-Insoln, die Marianen- u n d die Palau-Inseln von Norden gestaffelt nach Südwesten f ü h r e n d e tektonische Linie. Sie d e u t e t in V e r b i n d u n g m i t den östlich vorgelagerten G r ä b e n , dem J a p a n - , G u a m - u n d P a l a u - G r a b e n die Zugehörigkeit dieser Inseln zum asiatischen K o n t i n e n t a n . Diese E r k e n n t n i s wird auch d u r c h die ethnographischen F o r s c h u n g e n b e s t ä t i g t . Die allgemein übliche Einbeziehung der Marianen- u n d P a l a u - I n s e l n in die Inselwelt Mikronesiens ist s o m i t weder geographisch noch ethnographisch einwandfrei. 2. Die von Neuguinea ü b e r die Salomonen, die N e u h e b r i d e n , Viti- u n d Tonga-Inseln bis n a c h Neuseeland v e r l a u f e n d e tektonische Leitlinie m i t den beiden inneren Streichrichtungen von den Louisiaden über Neukaledonien und die Norfolk-Inseln, sowie von den Chesterfield- u n d Lord-Howe-Inseln nach Neuseeland. A u c h diese große Linie wird in ihrem südlichen Teil durch den T o n g a und K e r m a d e c - G r a b e n von den o s t w ä r t s liegenden Teilen des Stillen Ozeans g e t r e n n t . Die F e s t s t e l l u n g von Gesteinsreslen der Urgebirge auf den Inseln dieser G r u p p e weist auf die Möglichkeit hin, d a ß diese Inselketten den alten nordöstlichen F e s l l a n d s r a n d Australiens zwischen der paläozoischen Periode u n d der Kreidezeit darstellen. Schließlich weist die Besiedlung der Inseln v o n

Geographische und geologische Grundlagen

17

Skizze 8: Tektonisehe Leitlinien unter dem Meeresspiegel des Stillen Ozeans mit den aus der Wasserfläche aufragenden Inseln

N e u g u i n e a bis n a c h Neukaledonien u n d den Viti-Inseln d u r c h die Völkergruppe der Melanesier auf die alten Z u s a m m e n h ä n g e hin. 3. Die d r i t t e G r u p p e der tektonischen Leitlinien weist eine in verschiedenen Wellen gleichlaufend zueinanderliegende Streichr i c h t u n g von Nordwesten nach Südosten auf. Die unterseeischen Bodenwellen werden d u r c h v u l k a n i s c h e Inseln mit oder ohne Korallenbildungen g e k r ö n t . Bei allen diesen Inseln scheint es sich u m unterseeische Schwächestellen oder sogar Spalten der E r d r i n d e zu h a n d e l n , die als Quellen vulkanischer A u f b a u t ä t i g k e i t wirken, wie es bei den Hawaii- oder Sandwich-Inseln durch nordamerikanische Vulkanologen festgestellt werden konnte. Somit stehen die Inseln dieser G r u p p e weder m i t dem asiatischen noch m i t dem australischen K o n t i n e n t im u n m i t t e l b a r e n Z u s a m m e n h a n g . Krug, Australien

2

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Die B e s t i m m u n g des R a u m e s

Die von Alaska nach K a m t s c h a t k a weisende I n s e l k e t t e der Aleuten, sowie die der W e s t k ü s t e von Nord- und S ü d a m e r i k a u n m i t telbar vorgelagerten Inseln des Stillen Ozeans gehören wohl eindeutig zum amerikanischen K o n t i n e n t , ebenso die Clipperton-Inseln vor der W e s t k ü s t e Mittelamerikas, die n u r politisch als ein Teil Französisch-Ozeaniens bezeichnet w e r d e n . Auf der Grundlage der vorstehenden geographischen u n d geologischen Z u s a m m e n h ä n g e ergibt sich die Gliederung des R a u m e s Australiens u n d Ozeaniens i n : Australien m i t der Insel T a s m a n i e n , u n d Ozeanien m i t der Inneren Inselkette des Inselbogens von Neuguinea bis nach Neuseeland sowie den nordöstlich d a v o n liegenden Äußeren Inselketten. Die U r b e w o h n e r des R a u m e s u n d die sich ergebenden Raumbestimmungen

daraus

Die geographisch u n d geologisch bedingte R a u m g l i e d e r u n g wird jedoch, wie bereits a n g e d e u t e t , d u r c h die Besiedlung dieses R a u mes einer Ä n d e r u n g u n t e r w o r f e n . Die allerdings noch nicht abgeschlossene R a s s e n f o r s c h u n g l ä ß t bei m a n c h e n gemeinschaftlichen Grundzügen beachtliche Unterschiede zwischen den B e w o h n e r n von Australien u n d Neuguinea wie auch i n n e r h a l b Ozeaniens erkennen. Im großen gesehen, k a n n m a n im R ä u m e Australien-Ozeanien drei allerdings in sich noch vielfach gegliederte Völkergruppen erkennen, nämlich die Australier, die Melanesier und die Polynesien Im allgemeinen werden ferner noch die Mikronesier als vierte G r u p p e a u f g e f ü h r t . Die Australier werden als U r b e w o h n e r A u s t r a l i e n s u n d T a s m a niens bezeichnet, w ä h r e n d die Melanesier N e u g u i n e a und die südöstlich anschließenden Inseln der Inneren I n s e l k e t t e bis nach N e u kaledonien vorwiegend u n d die weiter östlich gelegenen S a n t a Cruz- wie Viti(Fidji)-Inseln n u r teilweise besiedeln. Die Inseln der Ä u ß e r e n Inselkette waren m i t A u s n a h m e der Inseln Mikronesiens bei ihrer E n t d e c k u n g d u r c h die E u r o p ä e r die H e i m a t der Polynesien Die Bewohner der Inseln Mikronesiens können dahingegen n u r bedingt als besondere Völkergruppe angesprochen w e r d e n . Der N a m e „Mikronesien", Kleininselwelt, b e z i e h t s i c h lediglich auf den weitgespannten nordwestpazifischen R a u m m i t seiner Vielzahl kleiner und kleinster Inseln. Auf die geographisch b e d i n g t e Zugehörigkeit der Marianen- u n d Palau-Inseln zum asiatischen Kontinent w u r d e bereits hingewiesen. Das g e s a m t e Gebiet Mikronesiens wurdt; zweifellos v o r ü b e r g e h e n d von den Polynesiern auf ihrem großen W a n d e r z u g e in den h e u t e als Polynesien, Vielinselwelt,

Die Urbewohner des R a u m e s

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bezeichneten R a u m besiedelt. Die bei der Weiterwanderung der Masse zurückgebliebenen Polynesier wurden sodann in späterer Zeit von nachwandernden Indonesiern und Melanesiern teilweise verdrängt oder rassisch und kulturell überlagert. Somit kann man die Bevölkerung Mikronesiens nichl rassisch, sondern nur in gewissen kulturellen Eigenarten als eine E i n h e i t bezeichnen. Aber auch die F r a g e der Bodenständigkeit und gegebenenfalls der U r h e i m a t der Australier, Melanesier und Polynesier konnte bisher einwandfrei nicht geklärt werden. Im allgemeinen wird angenommen, daß die Urheimat dieser drei Völkergruppen auf dem asiatischen K o n t i n e n t zu suchen ist und daß diese V ö l k e r zu verschiedenen, um viele J a h r h u n d e r t e gestaffelte Zeiten ihre heutigen S t a m m s i t z e erreichten. G e h t man von der Feststellung aus, daß der K o n t i n e n t Australien schon in vorgeschichtlicher Zeit vom asiatischen Großraum getrennt wurde und Flora wie F a u n a , so auch die Bewohner von jenem weit zurückliegenden Z e i t a b s c h n i t t an eine Eigenentwicklung vollzogen, so kann man die Australier wohl als bodenständig bezeichnen. Das heißt, daß sie nach vorgeschichtlicher Einwanderung innerhalb eines sehr großen Zeitraumes eine Eigenentwicklung durchliefen. Diese Feststellung schließt jedoch nicht aus, daß die Australier im Ablauf ihrer bodenständigen E n t w i c k l u n g zu verschiedenen Zeiten äußeren Einwirkungen unterworfen waren. Sie müssen in A n b e t r a c h t der räumlichen Nähe von Neuguinea und der südöstlichen Inseln des Malaiischen Archipels besonders aber auch unter Berücksichtigung der ausgesprochenen Seefahrernatur der Malaien als sicher angenommen werden. Schwieriger ist die F r a g e der Bodenständigkeit der Melanesier zu entscheiden. Besonders auf Neuguinea, aber auch auf dem Bismarck-Archipel sind im Innern der Inseln S t ä m m e festgestellt worden, die zum mindesten als von später eingewanderten Gruppen verdrängte Früheinwanderer oder sogar bodenständige Bevölkerung angesprochen werden können. E i n e besondere Rolle spielen dabei einige den Pygmäen ähnliche Gruppen. E s wird heute angen o m m e n , daß diese nichl mit den afrikanischen P y g m ä e n verwandt sind, sondern nur örtliche, durch die Lebenshaltung und Abgeschlossenheit. von der Umwelt entstandene Verkümmerungen darstellen. Ein wesentlicher Unterschied b e s t e h t auch auf Neuguinea zwischen den sogenannten Ostmelanesiern und den P a p u a s oder W e s t m e l a n e s i e r n . (Siehe auch die Seite 89.) Die Vermischung der Melanesier mit den Polynesiern, insbesondere auf den Santa-Cruz- und den Viti-Inseln, läßt sodann erken2*

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Die B e s t i m m u n g des R a u m e s

nen, daß d o r t noch im 18. J a h r h u n d e r t Verschiebungen s t a t t g e f u n den h a b e n . Gehl m a n von der geographischen E r k e n n t n i s der erdgeschichtlicl) t r ü h e n T r e n n u n g d e s a u s t r a l i s c h e n R a u m e s v o m asiatischen Kont i n e n t aus, so können die Melanesier in ihren heutigen W o h n g e b i e ten zum mindesten als teilweise b o d e n s t ä n d i g angesprochen w e r d e n . Wesentlich einfacher scheinen nach den bisherigen F o r s c h u n g e n die Dinge in bezug auf die Polynesier zu liegen. Aus den geschichtlichen Überlieferungen der i n n e r h a l b der drei Völkergruppen k u l t u rell am höchsten entwickelten Polynesier sowie aus der vergleichenden S p r a c h u n t e r s u c h u n g l a ß t sich erkennen, d a ß die Polynesier e n t w e d e r vor den Malaien oder in E i n s c h a l t u n g zwischen zeitlich verschiedenen W a n d e r g r u p p e n der Malaien von H i n t e r i n d i e n aus den Malaiischen Archipel erreichten u n d diesen wiederum in verschiedenan Wellen, letzten E n d e s v o r dem Einsetzen vorderindischer Einflüsse auf Indonesien, also im 1., s p ä t e s t e n s zu Beginn des 2. J a h r h u n d e r t s n. Chr. verließen. Die Besiedlung des polynesischen Teiles von Ozeanien vollzog sich keineswegs in einer einmaligen großen Bewegung, sondern m u ß als wellenförmiges F o r t schreiten u n d auch Z u r ü c k f l u t e n bezeichnet w e r d e n . Diese Bew e g u n g h a t sich noch wenige J a h r z e h n t e vor, zum Teil sogar noch nach der E n t d e c k u n g der Inseln d u r c h die E u r o p ä e r f o r t g e s e t z t . In ihrem Verlauf h a b e n die Polynesier, abgesehen von den zu Melanesien gehörenden Inseln, im wesentlichen v o r ihrem E i n t r e f fen u n b e w o h n t e Inseln besiedelt. In einigen Fällen, so nachweislich auf den Hawaii-Inseln, haben zeitlich u m m e h r e r e J a h r h u n d e r t e auseinanderliegende Vorstöße der Polynesier s t a t t g e f u n d e n . Die Einzelheiten der polynesischen W a n d e r z ü g e werden in den Ausf ü h r u n g e n über Polynesien (Seiten 90 — 93) b e h a n d e l t . An dieser Stelle sei jedoch e r w ä h n t , d a ß a u c h über die F r a g e der U r h e i m a t der Polynesier weit v o n e i n a n d e r abweichende A u f f a s s u n g e n bestehen. U n v e r k e n n b a r e indogermanische R a s s e m e r k m a l e der Polynesier, die u n t e r Berücksichtigung ihrer W a n d e r z ü g e begreiflicherweise an verschiedenen Orten u n d zu verschiedenen Zeiten von indonesischen u n d a u c h melanesischen Einflüssen überlagert wurden, h a b e n u n t e r a n d e r e n z. B. A. F o r n a n d e r in seinem W e r k „An A c c o u n t of t h e Polynesian R a c e " v e r a n l a ß t , u n t e r Hinweis auf körperliche wie auch sprachliche Z u s a m m e n h ä n g e Vorderasien als die H e i m a t der Polynesier anzusprechen. W i e d e r a n d e r e suchen den A u s g a n g s p u n k t der Polynesier m e h r in der Z e n t r a l e der asiatischen Völkerwiege. Es erscheint unwahrscheinlich, d a ß diese F r a g e jemals einwandfrei entschieden werden k a n n .

Die Urbewohner des R a u m e s

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So muß man als einigermaßen sicheren Ursprung der polynesischen Bewegung Hinterindien ansehen. Dabei kann allerdings auch die Zeitangabe über den Ansatz dieser Bewegung etwa um das J a h r 1000 v. Chr. mit den ersten malaiischen Wanderungen von dem asiatischen F e s t l a n d e zum Malaiischen Archipel nur als wahrscheinlich bezeichnet werden. Auf der Grundlage der geographischen und geschichtlichen E r -

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Die Bestimmung des Raumes

Die politische R a u m g l i e d e r u n g

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kenntnisse wird h e u l e im allgemeinen der austral-ozeanische R a u m in vier große Gruppen gegliedert: 1. Australien m i t T a s m a n i e n ; 2. Melanesien; 3. Mikronesien u n d 4. Polynesien. Diese Gliederung, die vorwiegend e t h n o g r a p h i s c h e Belange in den Vordergrund stellt, ist jedoch in bezug auf die Eingliederung der Palau-Inseln und der Marianen in den mikronesischen R a u m a n f e c h t b a r F e r n e r ist durch die Vermischung mrlanesischer und polynesischer G r u p p e n auf den beiderseitigen Grenzen die E i n s c h a l t u n g eines Übergangsgebietes erforderlich (Skizze 9). Die politische R a u m g l i e d e r u n g Ein anderes Bild zeigt die politische Gliederung des R a u m e s . Die B e s i t z n a h m e der e n l d e c k t e n Gebiete d u r c h die E u r o p ä e r geschah, bis auf die Besetzung der Marianen d u r c h die Spanier im J a h r e 1668, erst gegen E n d e des 18. J a h r h u n d e r t s m i t der G r ü n d u n g der ersten britischen Strafkolonie an der O s t k ü s t e Australiens. Im Verlaufe des 19. J a h r h u n d e r t s vollzog sich s o d a n n die A u f t e i l u n g des R a u m e s zwischen den L ä n d e r n G r o ß b r i t a n n i e n , F r a n k r e i c h , Holland, den U S A u n d 1 8 8 4 - 1 8 8 5 auch Deutschland. Nach dem ersten Weltkrieg w u r d e D e u t s c h l a n d aus d e m austral-ozeanischen R ä u m e ausgeschaltet und seine Besitzungen als Mandatsgebiete u n t e r J a p a n , Australien u n d Neuseeland aufgeteilt. Mit dem Abschluß des zweiten Weltkrieges belinden sich 9 4 % des australozeanischen R a u m e s in den H ä n d e n G r o ß b r i t a n n i e n s u n d seiner TochU-rUaaten Australien, Neuseeland, sowie der USA. D a m i t h a t der britisch-australische G e d a n k e „ A u s t r a l a s i a " beachtlich an Boden gewonnen (Skizze 10). Die Besitzrechte der L ä n d e r im einzelnen sind im A n h a n g I I zusammengestellt. Eine im Völkerleben seltene Erscheinung ist die seit v i e l e n J a h r z e h n t e n bestehende britisch-französische Gemeinschaftsv e r w a l t u n g der N e u h e b r i d e n m i t den Banks- u n d Torres-Inseln.

Beschreibung des Baumes Australien und Tasmanien Mit einer Gesamtfläche von r u n d 1,1 Millionen q k m , einschließlich von T a s m a n i e n , u n d einer Einwohnerzahl von etwa 8,1 Millionen Menschen ist Australien der kleinste und a m schwächsten besiedelte K o n t i n e n t unserer Erde. Die erdgeschichtlich frühzeitige T r e n n u n g des L a n d e s von den großen F e s t l a n d m a s s e n u n d seine

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Australien u n d Tasmanien

ausgesprochene R a n d l a g e abseits der b e d e u t e n d e n alten Verkehrswege der seefahrenden asiatischen Völker sind die Ursachen einer in vielfachen Beziehungen a u s g e p r ä g t e n Vereinsamung. A u c h die Inselbrücke des Malaiischen Archipels h a t an dieser Isolierung wenig g e ä n d e r t , da die im allgemeinen schwache Gliederung der australischen Küste, v o r allem aber auch das w e i t g e s p a n n t e Korallenriff, das Große BarrierrifT, u n d die auf a u s g e d e h n t e Strecken wirtschaftliche A r m u t , gerade der Asien u n d seiner Inselwelt zug e w a n d t e n Küstengebiete, sogar auf die k ü h n e n Seefahrern a l u r e n der Malaien u n d Polynesier a b s t o ß e n d w i r k t e n . A n dieser T a t s a c h e ä n d e r t auch nichts das Auffinden von Steinbeilen polynesischer Formen an der O s t k ü s t e Australiens. Diese F u n d e können allenfalls ein vorübergehendes Erscheinen v o n Polynesien! an der australischen O s t k ü s t e belegen. Lediglich die Inselbrücke der T o r r e s - S t r a ß e zwischen Neuguinea u n d dem K a p Y o r k sowie die elwas s t ä r k e r e Gliederung der N o r d w e s t k ü s t e Australiens zur Timor-See boten Indonesiern und Melanesiern gewisse Angriffsp u n k t e . Die Folge dieser isolierten Lage Australiens war offensichtlich eine KigenentWicklung erdgeschichtlich weit zurückliegender Formen der Flora, F a u n a und Menschen seiner auf große Zeitspannen abgeschlossenen R ä u m e . Somit kann dieses L a n d bei seiner E n t d e c k u n g durch die E u r o p ä e r in bezug auf die E n t w i c k l u n g seiner Flora und F a u n a als fossil und der K u l t u r s t a n d seiner Bewohner als steinzeitlich bezeichnet werden. Geologische Gliederung W e s t a u s t r a l i e n als Teil des U r k o n t i n e n t e s G o n d w a n a , m i t dem östlich herangewachsenen F a l t u n g s b e r e i c h e n der älteren Kaledoniden in Mittelaustralien und T a s m a n i e n sowie der jüngeren Variskiden in Ostaustralien bildeten nach dem anscheinend im K a r b o n zum Stillstand g e k o m m e n e n F a l t u n g e n einen weiten, ü b e r den heutigen U m f a n g Australiens wahrscheinlich bis zur östlich vorgelagerten Inneren Inselkette hinausreichenden F e s t l a n d s b l o c k . E r w u r d e im frühen Mesozoikum d u r c h A b t r a g u n g e n zur weiten E b e n e g e f o r m t . E r s t bis in geologisch j u n g e Zeiten hineingreifende vertikale Bewegungen hoben einzelne Teile der E b e n e e m p o r , ließen a n dere versinken und gaben so dem L a n d e das uns h e u t e g e b o t e n e Reliefbild. In der Kreidezeit wie im Auslauf der Tertiärzeit müssen weite Teile Mittel- und Südaustraliens vom Meere ü b e r f l u t e t worden sein. Die Bildung der a u s g e d e h n t e Gebiete deckenden und teilweise Miozänschichten überlagernden, bis zu 5 m s t a r k e n H a r t k r u s t e der Erdoberlläche m u ß s o d a n n u n t e r dem Einfluß eines

Geologische G l i e d e r u n g

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zwischen T r o c k e n - u n d R e g e n z e i t e n w e c h s e l n d e n K l i m a s b e g o n n e n h a b e n . Dieser V o r g a n g m a g d u r c h eine P l u v i a l p e r i o d e u n t e r b r o c h e n w o r d e n sein, die vielleicht a u c h die e n d g ü l t i g e T r e n n u n g N e u g u i n e a s u n d T a s m a n i e n s v o n A u s t r a l i e n z u r F o l g e h a t t e . Die Salzseen u n d S ü m p f e Mittel- u n d W e s t a u s t r a l i e n s k ö n n e n u n t e r dieser V o r a u s s e t z u n g als R ü c k s t ä n d e v o n W a s s e r r i n n e n d e r l e t z t e n Pluvialperiode angesprochen werden. Die ä l t e s t e n F o r m e n a r c h ä i s c h e n U r s p r u n g e s zeigen sich n o c h v o r w i e g e n d in W e s t a u s t r a l i e n . I m östlichen M i t t e l a u s t r a l i e n t r e t e n d a h i n g e g e n die K r e i d e f o r m a t i o n e n des M e s o z o i k u m s in d e n V o r d e r g r u n d , w ä h r e n d sich in S ü d a u s t r a l i e n die t e r t i ä r e n A b l a g e r u n gen e r k e n n e n l a s s e n . J u n g v u l k a n i s c h e D e c k e n als Z e u g e n einer berei ts i m T e r t i ä r z u m S t i l l s t a n d g e k o m m e n e n v u l k a n i s c h e n T ä t i g k e i t weisen n u r N o r d - , Ost- u n d S ü d a u s t r a l i e n sowie T a s m a n i e n in v e r -

Skizze 11: Geologische Gliederung Australiens

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Australien u n d T a s m a n i e n

hältnismSßig bescheidenem U m f a n g e auf. J ü n g e r e A u f s c h ü t t u n gen haben sich im wesentlichen n u r in den Niederungen des Flinders River a m Carpentaria-Golf u n d im M u r r a y - D a r l i n g - S t r o m system gebildet. Oberflächengestalt Aus dem bis auf die Ü b e r g ä n g e nach Neuguinea u n d T a s m a n i e n n u r schmalen Schelfsaum ragt Australien als großräumiges Hochp l a t e a u e m p o r m i t auf weile Strecken aufgewölbten A u ß e n r ä n dern. Den Mittelraum dieses im Durchschnitt 300 m hohen Tafellandes n i m m t eine weite Mulde ein, die a m Eyre-See bei 12 m u n t e r dem Meeresspiegel ihren tiefsten P u n k t a u f w e i s t . Im einzelnen lassen sich drei große L a n d s c h a f t e n e r k e n n e n : das westliche Tafelland, Mittelaustralien mit der Senke des Eyre-Sees und Ostaustralien mit dem Becken des M u r r a y - D a r l i n g u n d der Australischen KüstenkordilJere. W e s t a u s t r a l i e n , e t w a durch eine Linie vom W e s t r a n d des Carpentaria-Golfes bis zur tiefsten E i n b u c h t u n g des Großen Australischen Golfes von Mittelaustralien g e t r e n n t , bildet bis auf schmale K ü s t e n s ä u m e an der Nordwestkiiste ein zwischen 300 bis 500 m hohes T a f e l l a n d . Seine aufgesetzten niedrigen Höhenzüge weisen im allgemeinen eine S l r e i c h r i c h t u n g von Westen nach Osten oder von Südwesten nach Nordosten auf. Sie können wohl als Überreste ältester F ä l l u n g e n angesprochen werden. Die Steilränder dieser, im großen ganzen s t a r k a b g e t r a g e n e n Gebirgszüge sind auf das Wechselklima z u r ü c k z u f ü h r e n , das im allgemeinen Steilstufen nicht verflacht, sondern n u r z u r ü c k d r ä n g t . Im Mittelraum dieses Tafellandes erheben sich beiderseits des langgestreckten Ainadeus-Sees als R ü c k s t a n d einer in der letzten Pluvialperiode zum Eyre-See abfließenden W a s s e r r i n n e zwei bis zu 800 m über die Hochebene ansteigende Höhenzüge. Im Norden des Sees erheben sich die MacDonnell-Ranges bis zu 1500 m Höhe. I h r e östlichen Ausläufer bilden die Wasserscheide zwischen dem Carpentaria-Golf u n d dem E y r e - B e c k e n . Ihre westlichen Ausläufer setzen sich als schwache, häufig u n t e r b r o c h e n e Wellen bis zu dem a u f g e w o l b t e n N o r d w e s t r a n d des Tafellandes in T a s m a n - L a n d f o r t und erreichen d o r t in den King-Leopold-Ranges noch einmal eine H ö h e von 850 m. Im Süden des Sees steigen die M u s g r a v e - R a n g e s bis 15>J4 m Höhe empor. Sie setzen sich ebenfalls in schwachen Wellen bis zur R a n d a u f w ö l b u n g über der W e s t k ü s t e fort. D o r t erreichen die nördlichen, meist von S ü d w e s t nach N o r d o s t streichenden K e t t e n im Mount Bruce noch einmal 1226 m Höhe, w ä h r e n d

Oberflächengestalt

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im Mittelraum der Westküste die im allgemeinen von Osten nach Westen streichenden Bergzüge im Mount Augusta bis zu 1090 m und in den Robinson-Ranges bis zu 1036 m Höhe ansteigen. Die Randaufwölbungen des südlichen Teiles des Westtafellandes, die Herrschel- und Darling-Ranges, erreichen ebenfalls noch einmal Höhen bis zu 1122 m. Schließlich erheben sich über dem Westteil der Südküste die Stirling-Ranges bis zu 1070 m Höhe. Durch die mittleren Höhenzüge wird Westaustralien in drei weitläufige, bis auf wenige Salzseen und -sümpfe wasserlose Wüstengebiete aufgeteilt. Im Norden liegt die Große Sandwüste, die im Nordwesten an der (lachen ,,80-Meilen-Küste" das Meer erreicht. In der Mitte breitet sich die Gibson-Wüste aus, während den Südteil die Große Vktoria-Wüste einnimmt. Sie fällt in einer Gesamtneigung von Norden nach Süden über eine deutlich hervortretende Stufe zur Nullarbor-Ebene ab und endet in einem bis zu 100 m hohen Steilrand über dem Großen Australischen Golf. In dem weiten Raum Westaustraliens, der etwa einem Drittel des europäischen Kontinents entspricht, weisen allein die Nordund Westküste einige wenige unbedeutende Flüsse auf. Sie führen im allgemeinen nur in der Regenzeit Wasser und erscheinen in der Trockenzeit meist nur als eine Kette weit voneinander entfernt liegender Wasserlöcher. Jedoch bieten verschiedene artesische Wasserbecken (siehe Skizze 17) die Möglichkeit einer Verbesserung der Wasserversorgung. Mi l l e l a u s t r a i i e n umfaßt das ebene Eyre-Becken mit den südlich vorgelagerten Seen über dem Rumpfe der Eyre-Halbinsel. Von der Wasserscheide zum Carpentaria-Golf, den Osträndern der MacDonnell- und Musgrave-Ranges im Westen und der im Osten durch die Grey- und Barrier-Ranges gebildeten Wasserscheide zum Murray-Darling-Stromsystem führen bis zu 1000 km lange Wasserrinnen strahlenförmig zur Senke des Eyre-Sees. Alte Uferterrassen an diesem See lassen seinen früheren Ablluß zum Torrens-See erkennen. E r s t a n d seinerseits wohl mit den übrigen Seen am Rumpf der Eyre-Halbinsel in Zusammenhang und führte seine Wasser zum Spencer-Gulf. Heule erscheinen die Seen in diesem weiten Raum als große Salzsümpfe und in den Trockenzeiten sogar nur als Salzllächen. Die Zuflüsse zum Eyre-See, wie der Macumba, der Eyre-Creek, der Müller- oder Diamantina-River sowie der CoopersCreek erreichen in der Trockenzeit nur selten den See, sondern versickern im Boden oder lösen sich in Wasserlöchern auf. Somit ist das Gesamtgebiet Miltelaustraliens um den Eyre-See Steppenland und nördlich des Sees sogar ausgesprochene Wüste, während die

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Australien und T a s m a n i e n

E y r e - H a l b i n s e l a u s den v o r g e l a g e r t e n Seen n o c h so viel F e u c h t i g k e i t s c t i ö p f t , d a ß auf ihr H a r t l a u b g e w ä c h s e g e d e i h e n . In n e u e r Zeit w i r d der R a u m östlich des E y r e - S e e s als T e i l g e b i e t des G r o ß e n A r t e s i s c h e n H a u p t b e c k e n s (siehe Skizze 17) in z u n e h m e n d e m U m fange durch artesische Brunnen künstlich mit Wasser versorgt. O s t a u s t r a l i e n umschließt das südöstliche Zuilußgebiet zum C a r p e n t a r i a - G o l f , die f a s t 3500 k m l a n g e A u s t r a l i s c h e K ü s t e n kordillere u n d d a s d u r c h die G r e y - u n d B a r r i e r - R a n g e s u n d die F l i n d e r s - R a n g e s von M i t t e l a u s t r a l i e n getrennte, M u r r a y - D a r l i n g S t r o m s y s t e m . Die K ü s t e n k o r d i l l e r e als a u f g e w ö l b t e r O s l r a n d des australischen Plateaulandes steigt vom fast d u r c h w e g schmalen K ü s t e n s a u m ü b e r s c h w e r zu ü b e r w i n d e n d e S t e i l h a n g e bis zu H ö h e n zwischen 1000 u n d 2000 m e m p o r u n d g e h t n a c h W e s t e n a l l m ä h l i c h in d a s H ü g e l l a n d d e r D o w n s ü b e r . E i n im N o r d e n die W a s s e r s c h e i d e z w i s c h e n d e m C a r p e n t a r i a -

Skizze 12: Oberflächengestalt Australiens

Oberflächengestalt

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Golf u n d Mittelaustralien bildender Gebirgszug erstreckt sich über die Coast-Ranges in schwachen Wellen bis zum A r n h e m - L a n d , w ä h r e n d ein in der Mitte der Kordilleren ansetzender Südwests t r a n g die Wasserscheide zum Eyre-See darstellt. Abgesehen von dem östlichen Steilhang und den südlichen E r h e b u n g e n der A u s t r a lischen Alpen zeigen die G e b i r g s k ä m m e im allgemeinen a b g e r u n dete Mittelgebirgsformen. Die b e d e u t e n d s t e n Glieder der langgestreckten Gebirgskette sind im Süden die im Mount Townsend oder Mount Kosciusko bis zu 2255 m ansteigenden Australischen Alpen, deren Formen an die europäischen Alpen erinnern. Ihnen schließen sich die Blauen Berge mit einer mittleren Höhe um 1000 m und die im Mount L i n d s a y 1680 m Höhe erreichenden N e w - E n g l a n d - R a n g e s an. Bei Brisbane teilen sich s o d a n n die Kordilleren. Der östliche S t r a n g folgt weiter der Küstenlinie u n d erreicht im D a l r y m p l e a b e r m a l s eine H ö h e von 1300 m. Die nördlich anschließenden Seaview-Ranges mit dem 1230 m hohen Mount Elliot im Süden und dem 1658 m hohen M o u n t Bartle Free treten u n m i t t e l b a r an die K ü s t e heran, um d a n n allmählich in der Kap-York-Halbinsel auf Mittelgebirgshöhen herabzusinken. Der westliche S t r a n g umschließt z u n ä c h s t ein welliges Hügelland m i t den Tälern der b e d e u t e n d s t e n Flüsse der O s t k ü s t e wie dem Mackenzie-River und dem Burdekin u n d geht sodann in die Wasserscheide zwischen dem Carpentaria-Golt' u n d dem E y r e Becken über, wahrend eine nördliche Abzweigung dieses Stranges zum M o u n t - B a r t l e - F r e e die Wasserscheide zwischen dem FlindersR i v e r u n d dem Burdekin bildet. E t w a vom 135. Grad östlicher L ä n g e bis zum K a p York umschließen die nördlichen A u s l ä u f e r der Küstenkordilleren halbkreisförmig den C a r p e n l a r i a - G o l f , zu dem sie neben dem Flinders-River eine ganze Anzahl kleinerer Flüsse entsenden. Zwischen dem südlichen Teil der Kordilleren u n d der Wasserscheide zum Eyre-Becken breitet sich das r u n d 9JOOOO q k m umfassende, also e t w a der doppelten Größe von F r a n k r e i c h entsprechende S t r o m g e b i e t des M u r r a y - D a r l i n g aus, dessen H a u p t s t r o m der Murray südöstlich Adelaide das Meer erreicht. Von den beiden großen Flüssen ist der M u r r a y die H a u p t w a s s e r a d e r , w ä h r e n d der 2450 km lange Darling in der Trockenzeit auf weite Strecken im Sande verrinnt. Beide Flüsse werden durch zahlreiche Zweigrinnen zur Bewässerung des K u l t u r l a n d e s herangezogen. Diese natürliche W a s s e r h a l t u n g der Oberfläche wird im b e d e u -

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Australien und Tasmanien

tenden Umfange nördlich und südlich des Murray-Tales durch artesische Brunnen ergänzt. (Sieh« Skizze 17.) Im ganzen gesehen ist Ostaustralien gegenüber den anderen Landschallen in der Wasserhaltung bevorzugt. Aber sie genügt auch dort nicht immer den Bedürfnissen der Landwirtschaft. T a s m a n i e n , in seinem Grundstock wahrscheinlich ein Teil des kaledonischen Gebirges von Mittelaustralien, läßt im Westen wie

Klima

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auch im N o r d o s t e n p r ä k a m b r i s c h e u n d altpaläozoische Gesteine erkennen. Sie werden vor allem in der Mitte und im Südosten von p e r m o k a r b o n i s c h e n u n d mesozoischen Ablagerungen ü b e r d e c k t . Die Insel ist somit im U r s p r u n g ein Teil der australischen R u m p f scholle und w a r wie diese den im Mesozoikum beginnenden v e r t i kalen Bewegungen u n t e r w o r f e n . Als Ganzes stellt die Insel einen H o r s t dar, dessen einstige Z u s a m m e n h ä n g e m i t der australischen Kordillere durch die beiden die B a ß - S t r a ß e d u r c h q u e r e n d e n lnselreihen hervorgehoben werden. Keineswegs vor dem Pleistozän, wahrscheinlich erst in der letzten Pluvialperiode vollzog sich die T r e n n u n g der Insel vom F e s t l a n d e . W ä h r e n d in den R a n d g e b i e t e n der Insel die jüngere Decke d u r c h A b t r a g u n g e n fast völlig verschwunden ist, bilden vorwiegend tert i ä r e vulkanische Decken den Kern des tasmanischen Berglandes. Es wird durch lief eingeschnittene F l u ß t ä l e r in das 1543 m hohe Z e n t r a l p l a t e a u m i t den Abzweigungen des südlichen und östlichen Hochlandes sowie in das isolierte bis zu 1527 m hohe N o r d o s t m a s s i v zerlegt. Wohl in V e r b i n d u n g m i t den die T r e n n u n g der Insel von dem F e s t l a n d e v e r u r s a c h e n d e n S e n k u n g e n d r a n g das Meer vor allem im Süden weit in die Täler hinein und g a b der im ganzen wesentlich s t ä r k e r als in Australien gegliederten K ü s t e ihre heutige Gestalt. Klima N a c h ihrer geographischen Lage beiderseits des südlichen W e n dekreises zwischen dem 10. und 40. Grad südlicher Breite m ü ß t e n Australien und Tasmanien im nördlichen Teil ein tropisches bis subtropisches Klima und im Süden ein gemäßigtes Klima aufweisen. Tatsächlich verläuft jedoch die 2 0 ° - J a h r e s i s o t h e r m e im Durchs c h n i t t etwa in Höhe des 28. Grades südlicher Breite, also ungef ä h r um 5 Breitengrade südlich des Wendekreises. D a m i t liegen an drei F ü n f t e l des K o n t i n e n t s im Bereich der heißen Zone, u n d das Gebiet der S u b t r o p e n wird teilweise bis zum 32. Grad südlicher Breite nach Süden verlagert. Im J a n u a r , dem im allgemeinen w ä r m s t e n M o n a t des S o m m e r s , liegt die 2U°-Isotherme beinahe über der S ü d k ü s t e von Australien am 34. Grad südlicher Breite. Im Juli weicht sip n a c h Norden bis zum S ü d r a n d des T a s m a n - L a n d e s , der S ü d k ü s t e des C a r p e n t a r i a Golfes und dem R u m p f a n s a t z der York-Halbinsel am 19. G r a d südlicher Breite zurück. Die Ursachen dieser im Verhältnis zur Lage Australiens hohen T e m p e r a t u r e n sind die s t a r k e Ü b e r h i t z u n g der n u r schwachgegliederten ebenen L a n d m a s s e u n d d a m i t v e r b u n d e n die v o r h e r r s c h e n d e n L u f t d r u c k v e r h ä l t n i s s e .

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Australien u n d T a s m a n i e n

, ¡g. Ja hreikofheme

mAUno-Süring ../MI.

Skizze 14: Australien: Isothermen L u f t d r u c k u n d W i n d e b e s t i m m e n den U m f a n g der N i e d e r s c h l ä g e und s o m i t a u c h die a u ß e r o r d e n t l i c h e T r o c k e n h e i t des L a n des. D a s in den S o m m e r m o n a t e n v o m N o v e m b e r bis April vorwiegend über dem A r n h e m - L a n d liegende T i e f zieht zwar den regenf e u c h t e n N o r d o s t m o n s u m in das L a n d . D o c h s e i n e R e g e n m a s s e n e r s c h ö p f e n sich im w e s e n t l i c h e n b e r e i t s ü b e r dem A r n h e m - L a n d und der N o r d s p i t z e der K a p - Y o r k - H a l b i n s e l , w ä h r e n d n u r g e r i n g e N i e d e r s c h l ä g e bis e t w a z u m W e n d e k r e i s v o r d r i n g e n .

Januar (Sommer)

Juli

(Winter!

nj(/i dem Deutschen Seqelhandbuch Skizze 15: Australien: Luftdruck und Winde

Klima

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D a s d a h i n g e g e n in d e n W i n t e r m o n a t , e n , v o m Mai bis O k t o b e r , i m a l l g e m e i n e n ü b e r Mittel- u n d S i i d a u s t r a l i e n l a g e r n d e H o c h ist die U r s a c h e v o n i n n e n n a c h a u ß e n s t r ö m e n d e r L a n d w i n d e . Sie vereinigen sich i m N o r d o s t e n m i t den S ü d o s t p a s s a t e n u n d p r a l l e n i m S ü d e n auf die s t e t e n , ü b e r d e m S ü d m e e r w e h e n d e n W e s t w i n d e . D a d u r c h e n t s t e h e n in d e n R a n d g e b i e t e n zwischen den b e i d e n W i n d s t r ö m u n g e n die S ü d a u s t r a l i e n eigenen W i n t e r r e g e n , w ä h r e n d die a n d e r O s t k ü s t e n a c h N o r d e n z i e h e n d e n W i n d e bis z u m R a n d e der A u s t r a l i s c h e n Kordilleren R e g e n a b l a d e n . W i n t e r s c h n e e f ä l l e t r e t e n i m a l l g e m e i n e n n u r in d e n A u s t r a l i s c h e n Alpen u n d auf T a s m a n i e n in E r s c h e i n u n g , in A u s n a h m e f ä l l e n a u c h in w e i t e r e n Gebiet e n S ü d o s t - u n d S ü d w e s t a u s t r a l i e n s . W i n t e r f r ö s t e w e r d e n n u r in d e r s ü d l i c h e n H ä l f t e A u s t r a l i e n s v e r z e i c h n e t . Sie t r e t e n a n d e r m i t t l e r e n O s t k ü s t e n u r i m J u l i , im s ü d l i c h e n G e b i e t der O s t k ü s t e v o m J u n i bis A u g u s t u n d in den S ü d t e i l e n von N e u - S i i d - W a l e s bis zu 4 M o n a t e n i n n e r h a l b d e r W i n t e r z e i t a u f . U m M e l b o u r n e u n d auf T a s m a n i e n wie a u c h auf d e n H ö h e n d e r B l a u e n B e r g e u n d d e r A u s t r a l i s c h e n Alpen stellen sich gelegentlich D a u e r f r ö s t e ein. D a s a u s g e s p r o c h e n e K o n t i n e n t a l k l i m a M i t t e l a u s t r a l i e n s h a t schließlich in den heißen T r o c k e n g e b i e t e n o f t b e a c h t l i c h e n ä c h t l i c h e A b k ü h l u n g e n m i t T e m p e r a t u r s c h w a n k u n g e n bis zu 40° i n n e r h a l b v o n 24 S t u n d e n zur Folge. E i n e w e i t e r e E i g e n a r t des a u s t r a l i s c h e n K l i m a s s i n d v e r h e e r e n d e T r o c k e n p e r i o d e n u n d W o l k e n b r ü c h e . Die v i e l f a c h in V e r b i n d u n g m i t G l u t w i n d e n u n d S t a u b s t ü r m e n s t e h e n d e n Z y k l o n e n w e r d e n in A u s t r a l i e n Willy-Willies g e n a n n t . T r o c k e n p e r i o d e n m i t d e n f ü r die L a n d w i r t s c h a f t k a t a s t r o p h a l e n F o l g e n e r e i g n e n sich f a s t regelm ä ß i g in Z e i t s p a n n e n v o n drei bis vier J a h r e n . I h r e A u s d e h n u n g ist i m a l l g e m e i n e n ö r t l i c h b e g r e n z t , s o w e i t d a s die T r o c k e n h e i t veru r s a c h e n d e H o c h d r u c k g e b i e t im östlichen M i t t e l r a u m liegt. Bei einer s ü d l i c h e n V e r l a g e r u n g des H o c h d r u c k e s w i r d s o d a n n a u c h d e r S ü d e n in M i t l e i d e n s c h a f t gezogen. D e n m i t d e n D ü r r e n v e r b u n d e n e n , o f t bis zu 5 0 % des B e s t a n d e s e r r e i c h e n d e n V i e h v e r l u s t e n s u c h t e m a n in f r ü h e r e n Zeiten d u r c h A b t r e i b e n der H e r d e n zur K ü s t e zu b e g e g n e n . N e u e r d i n g s f ü h r e n g r o ß z ü g i g e T r a n s p o r t b e w e g u n g e n auf d e r E i s e n b a h n z u r e r h e b lichen M i n d e r u n g der f r ü h e r e n V i e h v e r l u s t e . Die den P f l a n z e n w u c h s v e r s e n g e n d e n G l u t w i n d e e n t s t e h e n m e i s t bei einer s ü d l i c h e n V e r l a g e r u n g des S o m m e r t i e f s . D u r c h d a s Tief w e r d e n die v o n den O s t k o r d i l l e r e n k o m m e n d e n W i n d e a n g e s a u g t u n d t r e t e n , n a c h A b g a b e i h r e r F e u c h t i g k e i t i m Gebirge, als h e i ß e Krug, Australien

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Australien und T a s m a n i e n

Fallwinde in die E b e n e ein. D o r t h a b e n sie o f t tagelange Temper a t u r s t e i g e r u n g e n bis zu 43° C zur Folge. Die Willy-Willies, die im allgemeinen n u r wenige S t u n d e n dauern, gelegentlich aber auch einen oder mehrere T a g e t o b e n , erscheinen im allgemeinen mit den sommerlichen N o r d o s t m o n s u n e n in Nord- wie Weslaustralien und stoßen gelegentlich bis nach Südaustralien durch. Neben w o l k e n b r u c h a r t i g e n , riesige Ü b e r s c h w e m m u n g e n v e r u r s a c h e n d e n Niederschlägen begleiten sie bei ihrem Vordringen in Mittelaustralien ungeheure St.aubslürme. Sie treiben den mitgerissenen Sand über Weiden und Felder, d u r c h alle Fensler in die W o h n u n g e n . Schließlich verursachen an der Kiisle von N e u - S ü d - W a l e s die s o g e n a n n t e n ..Soulherly B u r s t e r s " plötzliche T e m p e r a t u r s t ü r z e zwischen 10—20° C. Sie stellen sich meisl in den A b e n d s t u n d e n oder N a c h t s t u n d e n der Monate S e p t e m b e r bis Feb r u a r ein, wenn in Begleitung eines H o c h d r u c k g e b i e t e s ü b e r Victoria die Seewinde d u r c h eine V-lormige Depression a b g e l e n k t werden. A u s der V e r t e i l u n g der Niederschläge u n d den a u f t r e t e n d e n T e m p e r a t u r e n ergibt sich die Gliederung Australiens i n : I. das tropische Regengebiet N o r d a u s t r a l i e n s bis e t w a zum 17. Grad südlicher Breite, II. das die Masse Australiens e i n n e h m e n d e Gebiet des heißen Trocken klimas, I I I . das s u b t r o p i s c h e R e g e n k l i m a der ostaustralischen K ü s t e u n d I V . das g e m ä ß i g t w a r m e Klima S ü d u u s t r a l i e n s und T a s m a n i e n s . Eine weitere U n t e r t e i l u n g des südaustralischen K l i m a g e b i e t e s k ö n n t e auf der Grundlage der Aufgliederung der j ä h r l i c h e n Niederschlagsmengen auf die einzelnen M o n a t e v o r g e n o m m e n werden. So haben z. B. P e r t h u n d Adelaide vorwiegend W i n t e r r e g e n , w ä h r e n d sich um Melbourne und H o b a r t auf T a s m a n i e n die Niederschläge fast gleichmäßig auf das ganze J a h r verteilen. In V e r b i n d u n g mit den klimatischen Verhältnissen Australiens ist noch die natürliche und künstliche W a s s e r v e r s o r g u n g darzulegen. Das ausgesprochene T r o c k e n k l i m a m i t seinen in weiten R ä u m e n geringen Niederschlägen u n d den s t a r k e n V e r d u n s t u n g s erschcinungen ist die Ursache des im allgemeinen u n g ü n s t i g e n S t a n d e s der Wasserversorgung. Die in den tropischen Regengebieten des Nordens und in den subtropischen Regengebieten der Ostk ü s t e v o r h a n d e n e n Flüsse f ü h r e n zwar im allgemeinen das ganze J a h r hindurch Wasser und sind sogar teilweise auf kurze Strecken schillbar, doch b e t r a g e n diese in der natürlichen W a s s e r h a l t u n g

Klima

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Skizze 16: A u s t r a l i e n : K l i m a und R e g e n k a r t e Temperaturen Jan. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Port Darwin Alice Springs Carnarvon Perth Adelaide Melbourne Brisbane Hobart

+ + + + + + + +

29.0° 28,0° 27.0° 24,0" 23,0° 19,0° 25,0° 17,0°

Regenmengen mm

Juli C C C C C C C C

+ + + + + + + +

25,0° 12.0° 17,5° 13,0° 11,0° 9;0° 15,0° 8,0°

Jahr C C C C C C C C

+ + + + + + + +

28,0° 22,0° 22,5° 18,0° 17,0° 14.5° 21,0° 12,5°

Jan. C 450 C 40 5 C C 10 C 15 C 50 C 160 C 45

Juli

Jahr

10 10 50 160 60 45 60 55

1625 286 206 859 535 652 1155 600

begünstigten Gebiete kaum ein Fünftel des australischen Gesamtraumes. Die übrigen Gebiete von der Große etwa halb Europas weisen, bis auf das Murray-Darling-Stromsystem, nur zeitweise 3*

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Australien und Tasmanien

wasserführende Flüsse auf. Oft fallen die an und für sich für den betreffenden R a u m ausreichenden Niederschläge in Gestalt wolkenbruchartiger R e g e n , so daß verheerende Überschwemmungen entstehen. Die auf große F l a c h e n verteilten Wassermassen versickern und verdunsten schnell. Der Murray und seine Hauptzuflüsse Darling und Murrumbidgee empfangen ihre Wasser aus den begünstigten Regengebieten der Australischen Kordillere. Doch auch der Darling t r o c k n e t im Som-

Skizze 1 7 : Die artesischen W a s s e r b e c k e n A u s t r a l i e n s . 2 , 4 8 Millionen q k m

Gesamtumfang:

mer auf weite Strecken aus, und nur der Murray ist in Teilen seines Unterlaufes schiffbar. Alle drei Hauptflüsse dieses S t r o m s y s t e m s werden durch S t a u - und Wasserverteilungsanlagen zur künstlichen Bewässerung ihres Umlandes herangezogen, ohne jedoch den W a s serbedarf decken zu können. In V i c t o r i a werden auf diese Weise etwa 5 0 0 0 0 0 Acres künstlich bewässert. U m so größer ist der S c h a d e n , wenn auch der Murray versiegt, wie es in dem großen T r o c k e n j a h r 1914 — 1915 geschah. A m größten ist der Wassermangel in Mittel- und Südaustralien. D o r t g i b t es überhaupt keine Wasserläufe. Die E n t d e c k u n g ausgedehnter artesischer Wasserbecken und ihre teilweise Erschlie-

Flora und F a u n a

37

ßung hat in einigen Landesteilen den Wassermangel gemildert. Die gewonnenen Wassermengen werden jedoch vor allem zur Deckung des Trinkwasserbedarfs von Mensch und Vieh benötigt und können daher meist nur in geringemUmfange zur Bodenbewässerung herangezogen werden. Die Bodenuntersuchungen haben bisher ergeben, daß diese unterirdischen Wasserbecken vorwiegend zwischen den mesozoischen und paläozoischen Schichten zu finden sind. Besonders im Bereich des großen artesischen Hauptbeckens werden die 5 0 — 8 0 ° heißen W a s s e r unter beachtlichem D r u c k in dickem S t r a h l ausgeworfen. Allein dieses B e c k e n speist heute etwa 6000 B r u n n e n , deren R o h r e stellenweise über 1000 m in die Tiefe führen. Der W a s s e r v o r r a t der bisher in einem G e s a m t u m f a n g eines Drittels des australischen Festlandraumes erkannten artesischen Gebiete ist noch nicht planmäßig erschlossen. Die teilweise bereits festgestellte A b n a h m e der Wasserlieferung in Höhe von 6 — 7 % im J a h r e l ä ß t erkennen, daß diese V o r r ä t e nicht unerschöpflich sind. Nach dem augenblicklichen S t a n d der natürlichen und künstlichen Wasserversorgung werden 2 4 % Australiens als wertlose W ü s t e , 2 0 % als in der Trockenzeit wertloses L a n d , 1 7 % als tropisches Gebiet vorwiegend für farbige Siedler und 3 9 % als für weiße Siedler geeignet angesehen. F l o r a und F a u n a I m wesentlichen zwei F a k t o r e n bedingen die Eigenarten der F l o r a und F a u n a Australiens. Die erdgeschichtlich frühzeitige Trennung Australiens von den übrigen Festlandsmassen der E r d e ist die Ursache einer auf fossiler Grundlage erfolgten Eigenentwicklung der Pflanzen und Tiere, während das Trockenklima diese E n t wicklung in b e s t i m m t e B a h n e n lenkte. Auf der Grundlage der klimatischen Verhältnisse ergeben sich in Australien sieben verschiedene Vegetationszonen. W e n n sich auch in den tropischen Regenwäldern Nordaustraliens Zusammenhänge mit der malaiischen Pflanzenwelt, in Südwestaustralien mit der Kapflora Südafrikas und in Ostaustralien durch die Araukarienbestände mit Ozeanien und S ü d a m e r i k a erkennen lassen, so sind doch 8 5 — 9 0 % der australischen Pflanzen als endemisch zu bezeichnen. Diese Eigenständigkeit der Vegetation tritt besonders in Westaustralien in Erscheinung. Dort weisen die Landschaften sogar innerhalb Australiens viele eigene Pflanzenformen auf. Diese Erscheinung ist vielleicht auf die Überflutung Mittelaustraliens in der Kreidezeit und damit auf die zeitweise Trennung von W e s t - und Ostaustralien zurückzuführen.

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Australien und Tasmanien

Für Australien charakteristisch sind unter anderen die Grasbäume (Kingia australis) mit ihren großen Grasbüscheln auf 6 bis 9 m hohem Stamme, die lärchenähnlichen, von den Australiern „Wüsteneichen" genannten Kasuarinen, ferner die in verschiedenen Formen, von Strauchhöhe bis zu über 100 m hohen Stämmen vorkommenden Eukalypten oder Gummibäume und die in groben Büscheln auftretenden Spinifexgräser. In Nordaustralien säumen vielfach Mangroven die Küsten. In den Tropenwäldern sind mächtige Laubbäume und Palmen durch Palmenlianen und andere Schlingpflanzen zu einem fast undurchdringlichen Dickiclit vereinigt. Tarrieüa argyrodendron, ein riesiger Baum mit breiten Faltwurzeln und silberglänzender Blattunterseite, verschiedene Ficusformen, Proteazeen und Laurazeen sowie auch Bambusgewächse und auf Stützwurzeln ruhende Schraubenbäume (Panda-

Flora u n d F a u n a

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nus) m i t ihren spiralenförmig a u f g e s e t z t e n B l ä t t e r n sind die großen V e r t r e t e r der Urwaldptlanzen. In den subtropischen R e g e n w ä l d e r n der australischen O s t k ü s t e stehen neben den E u k a l y p t e n prächtige F a r n b ä u m e , hohe Buchen, P a l m e n u n d A r a u k a r i e n . B r o m b e e r e n treten d o r t als K l e t t e r p l l a n zen auf. Die B a u m s a v a n n e n m i t hohen E u k a l y p t u s b e s t ä n d e n , den eigenartigen G r a s b a u m e n und dichten R a s e n m a t t e n erscheinen wie weitläufige Parklandschai'ten. In ihrem Bereich treten besonders im M u r r a y - D a r l i n g - S t r o m g e b i e t Galeriewälder auf. Nach dem Innern zu gehen die B a u m s a v a n n e n in die G r a s s a v a n n e n und W ü s t e n steppen über. Die G r a s s a v a n n e n mit geringen E u k a l y p t u s b e s t ä n den und hohen Gräsern sind die H a u p t w e i d e f l ä c h e n der riesigen Schaf- und R i n d e r h e r d e n Australiens. Sie p r a n g e n nach dem Eins a t z der Regenzeit im üppigsten Grün und verschwenderischer B l u m e n p r a c h t , g e w ä h r e n aber in Trockenperioden häufig den Anblick einer trostlosen v e r d o r r t e n Landschal'tW e i t e Flächen der W ü s t e n s t e p p e , besonders in den Gebieten der Seen zeigen die Australien eigenen Formen der Scrubs. Auf steinigem, rasenlosem Boden bilden knorrige, 3 — 'i m hohe Büsche m i t sperrigem Astwerk ein u n ü b e r s e h b a r e s u n d nur zu F u ß d u r c h q u e r bares Ö d l a n d . V e r k r ü p p e l t e E u k a l y p t e n , Akazienbüsche oder wie im R ä u m e der MacDonnell-Ranges auch Dornbüsche erweisen sich als überaus verkehrsfeindlich. Gelegentlich werden die knorrigen h a r t e n W u r z e l n als Brennholz oder die kurzen S t ä m m e örtlich als Grubenholz genützt. In S ü d a u s t r a l i e n , vor allem in der Nullarborebene, t r e t e n vielfach an Stelle der B ä u m e u n d Akazienbüsche die 1 - 1 , 5 m hohen Salzbüsche u n d die wegen ihrer bläulichen B l a u f ä r b u n g sogenannten B l a u b ü s c h e in Erscheinung. Sie werden teilweise von den Schafen m i t Vorliebe gefressen. Die eigentliche W ü s t e n s t e p p e oder H a l b w ü s t e weist die in B ü scheln s t e h e n d e n h a r t e n Spinifexgräser u n d die Kasuarinen auf. I h r e S t ä m m e finden in dem holzarmen L a n d e teilweise örtlich als Bauholz V e r w e n d u n g . Wasserlöcher oder gelegentlich s t ä r k e r e Niederschläge g e s t a t t e n jedoch auch in diesen Ö d l ä n d e r n das Aufk o m m e n n u t z b a r e r Gräser und a n d e r e r Pflanzen. F a s t völlig vegetationslos sind allein die großen S t e i n w ü s t e n m i t i h r e n Geröllmassen aus Blöcken der zerfallenen H a r t k r u s t e . I h r e D u r c h q u e r u n g ist wegen des völligen Wassermangels a u ß e r o r d e n t lich schwierig u n d a u c h d u r c h das Geröll f ü r K r a f t w a g e n fast aus-

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Australien und Tasmanien

geschlossen. Aus Indien e i n g e f ü h r t e Kamele h a b e n sich d o r t als beste Verkehrsmittel erwiesen. Alpine P d a n z e n f o r m e n weisen lediglich die Australischen Alpen auf. Ihre Hänge bis zu 1200 m Höhen decken E u k a l y p t u s - u n d F a r n w ä l d e r , sodann bis 1700 m E u k a l y p t e n u n d B u c h e n , die in noch höheren Lagen niedrige u n d knorrige, K r u m m h o l z f o r m e n ann e h m e n . Sie vermischen sich teilweise mit den stachligen, 1 bis 1,5 m hohen H a l b s t r ä u c h e r n (Brassica microphylla). Den Ü b e r g a n g zur S t a u d e n v e g e t a t i o n mitteleuropäischer Bergpflanzen folgen schließlich weite A l p e n m a t t e n mit m a n c h e n eigenständigen Gräsern und Blumen. Sie steigen an den W e s t h ä n g e n tiefer h i n a b als im Osten. T a s m a n i e n zeigt im allgemeinen S ü d o s t a u s t r a l i e n ähnliche P d a n z e n f o r m e n m i t den d u r c h die Südlage b e d i n g t e n V e r ä n d e r u n g e n . W ä h r e n d die P a l m e n d o r t fehlen, treten verschiedene der Insel eigene Nadelhölzer in Erscheinung. E i n e n g r ö ß e r e n R a u m n e h m e n Buchen ein, u n t e r ihnen F a g u s gunnii m i t m y r t e n a r t i g e r n L a u b . Sie bilden im I n n e r n a u s g e d e h n t e B u s c h b e s t ä n d e . Die Gebirge weisen subalpine P d a n z e n f o r m e n auf. Alle in der Alten W e l t b e k a n n t e n N u t z - u n d K u l t u r p d a n z e n fehlten ursprünglich in Australien. A u c h die sonst in den S t e p p e n v o r k o m m e n d e n Zwiebelgewächse sind n u r im geringen U m f a n g v o r h a n d e n . Neben verschiedenen W u r z e l n , wilden G e t r e i d e a r t e n , F l e c h t e n , Pilzen u n d Beeren dienen die großen Nüsse der Bun.vaB u n y a , einer Nadelholzart ( A r a u k a r i a bidwilli), den Eingeborenen als N a h r u n g . Eine A r t .Stärkemehl zur B r o t b e r e i t u n g wird aus der S p o r e n f r u c h t eines W a s s e r f a r n s (Marilia Nardu) gewonnen. Von den e i n g e f ü h r t e n K u l t u r p f l a n z e n h a b e n besonders Weizen, Reis u n d Zuckerrohr, d a n e b e n W e i n t r a u b e n , K o r i n t h e n , Melonen, A n a n a s , B a n a n e n , Zitronen, O r a n g e n wie auch Aprikosen, Pfirsiche, Äpfel u n d Birnen g u t e E r t r ä g e g e b r a c h t u n d wirtschaftliche B e d e u t u n g gewonnen. Die F a u n a Australiens erscheint in noch höherem Maße als die Flora eigenständig. Zum m i n d e s t e n wirken die E i g e n a r t e n ihrer F o r m e n auffallender als die der Flora. Insbesondere u n t e r s c h e i d e t sich Australien durch seine Säugetiere von den a n d e r e n Erdteilen. Gemeinsam m i t diesen besaß Australien bei d e m A u f t r e t e n der E u r o p ä e r lediglich verschiedene F l e d e r m a u s a r t e n , Mäuse u n d den YVüdhund, den Dingo. Iis ist jedoch sehr wahrscheinlich, d a ß diese Tiere erst in v e r h ä l t n i s m ä ß i g j u n g e r Zeit Australien erreichten. Bei dem Dingo scheint es sich u m ein verwildertes H a u s t i e r zu h a n deln, den vorgeschichtliche E i n w a n d e r e r m i t b r a c h t e n . Die Fleder-

Flora und F a u n a

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raäuse k o n n t e n wohl leicht ü b e r die Inselbrücke der T o r r e s - S t r a ß e einiliegen. Die b e d e u t e n d s t e E r s c h e i n u n g der australischen Tierwelt sind die in 97 A r t e n v e r t r e t e n e n Beuteltiere u n d Kloakentiere. Von ihnen k o m m e n jedoch n u r 36 Arten in W e s t a u s t r a l i e n vor. 14 Arten sind allein d o r t eigenständig. Es wird a n g e n o m m e n , d a ß die Beuteltiere erst n a c h dem A u s t r o c k n e n des m i t t e l a u s t r a l i schen Kreidemeeres von Ost- nach W e s t a u s t r a l i e n w a n d e r t e n u n d sich d o r t u n t e r den v e r ä n d e r t e n klimatischen Bedingungen die 14 W e s t a u s t r a l i e n eigenen Arten entwickelten. Zu den b e k a n n t e sten in Australien b e h e i m a t e t e n Beuteltieren gehören vor allem die K ä n g u r u h s in den verschiedensten A r t e n , von dem 3 m langen R i e s e n k ä n g u r u h ü b e r das w e i t v e r b r e i t e t e W a l l a b y bis zur hasengroßen K ä n g u r u h r a t t e . A n d e r e Beuteltiere Australiens sind die große B e u t e l m a u s ( W o m b a t ) , Beuteldachse u n d B e u t e l m a r d e r , die B e u t e l r a t t e (Opossum) u n d der kleine, wegen seiner Possierlichkeit gern gesehene B e u t e l b ä r (Koala). Zu den Kloakentieren gehören das in N o r d a u s t r a l i e n b e h e i m a t e t e Schnabeltier u n d der Ameisenigel als niedrigste aller Säugetiere. Sie pflanzen sich d u r c h Eierlegen fort. Dieser A r m u t Australiens an Säugetieren s t e h t der R e i c h t u m der Vogelwelt gegenüber. Sie ü b e r t r i f f t m i t 630 Vogelarten E u r o p a u m 130 A r t e n . U n t e r den eigenständigen Arten sind vor allem die dreizehige, bis zu 1,5 m groß werdende S t r a u ß e n a r t , der E m u , der Schwarze Schwan u n d die ihre Eier nicht selbst a u s b r ü t e n d e n , sondern sie in K o m p o s t h a u f e n e i n b e t t e n d e n Scharr- oder Großf u ß h ü h n e r zu e r w ä h n e n . Im N o r d o s t e n Australiens lebt ein anderer Laufvogel, der K a s u a r . D o r t sind auch verschiedene T a u b e n a r t e n sowie der Leierschwanz anzutreffen. Sehr zahlreich v e r t r e t e n sind die besonders b u n t f a r b i g e n P a p a g e i e n a r t e n u n d die a m weitesten v e r b r e i t e t e n K a k a d u s , u n t e r ihnen als s c h ö n s t e r der australischen P a p a g e i e n der Papageienkönig (Aprosmictus scapulatus) sowie viele Sittiche. Beachtlich ist auch der R e i c h t u m an Wasservögeln. E n t e n , Gänse, verschiedene R e i h e r a r t e n , Schlangenhalsvögel u n d Kraniche bevölkern die Schilfdickungen der Seen. Im R o h r b u s c h der L a g u n e n lebt einer der wenigen Singvögel Australiens, der Rohrsperling. Ein a n d e r e r beliebter Singvogel ist der schwarzweiße Magpie, eine E l s t e r a r t . U n t e r den verschiedenen Arten von R a u b v ö g e l n ist der große australische Adler zu e r w ä h n e n , der sich gelegentlich a u c h a m Aas s ä t t i g t . W ä h r e n d die Vogelwelt Australiens s t a r k m i t der von N e u g u i n e a übereins t i m m t , sind die Reptilien Australiens w i e d e r u m sehr eigenständig. Im tropischen Norden ist das Leistenkrokodil anzutreffen. W e i t

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Australien u n d T a s m a n i e n

v e r b r e i t e t sind die verschiedenen E i d e c h s e n a r t e n , deren größte, die Kragenaidechse, bis 1,5 m lang wird. Von 85 v o r k o m m e n d e n S c h l a n g e n a r t e n sind fast zwei Drittel giftig. Im Verruf stehen besonders die auf sandigen Böden lebenden T o d e s o t t e r n , die im S u m p f l a n d e v o r k o m m e n d e , bis zu 1,8 m lange Schwarzschlange u n d die in den Australischen Alpen sich zeigende K u p f e r k o p f schlange. Die g r ö ß t e Schlange Australien« ist die ungil'tige, bis zu 5 m lange Teppichschlange, eine P y t h o n a r t . Weniger zahlreich v e r t r e t e n sind wiederum die Süßwasserfische. Sie k o m m e n vorwiegend n u r in Ostaustralien vor, so u n t e r a n d e r e n der Süßwasserhering un_l d i r bis zu 40 l>g schwere KaLeljau. Der eigentümlichste Fisch ist der in wenigen Flüssen von Queensland lebende B u r n e t t Salm, ein n u r in Australien noch lebender Lungenfisch, dessen V e r w a n d t e in T r i a s f o r m a t i o n e n E u r o p a s , Indiens u n d Asiens g e f u n d e n werden. Die Insekten dagegen sind in zahlreichen A r t e n v e r t r e t e n u n d bilden stellenweise eine ausgesprochene L a n d p l a g e . Neben Skorpionen u n d giftigen Spinnen, d a r u n t e r eine schwarze Spinne m i t s c h a r l a c h r o t e n Rückenzeir.hen, deren Biß L ä h m u n g e n v e r u r s a c h t , sind Moskitos allein in 50 Arten v e r t r e t e n . Die Anopheles als Malar i a ü b e r t r ä g e r u n d a u c h die S t e g o m y a als Ü b e r t r ä g e r i n des Gelben Fiebers sind weit verbreitet. Von der s t a r k e n Fliegenplage berichten bereits die ersten E n t d e c k e r Australiens. N i e h l minder zahlreich u n d s t ö r e n d treten Ameisen auf, w ä h r e n d T e r m i t e n an Holzhäusern u n d Möbeln erheblichen S c h a d e n a n r i c h t e n . A u c h Heuschrecken, besonders große Arten wie die G o t t e s a n b e t e r i n und die bis zu 35 cm l a n g w e r d e n d e n Gespenstschrecken werden zeitweiseläslig. Auffallend ist das völlige Fehlen von N u t z t i e r e n . Der gelegentlich bei den Eingeborenen als Hausgenosse a u f t r e t e n d « Dingo ist, wie bereits e r w ä h n t , nicht einheimisch. Seine wilden V e t t e r n richten in den S c h a f h e r d e n derartigen Schaden an, d a ß Dingojäger hochbezahlte Spezialisten in Australien sind. Die F a u n a T a s m a n i e n s e n t s p r i c h t im wesentlichen der S ü d ostaustraliens. E i g e n s t ä n d i g sind d o r t noch der schwarz-weiß gestreifte Beutelwolf und der in Australien a u s g e r o t t e t e T a s m a n i s e h e Teufel, eine Beutelwildkatze. Andere Tiere w i e d e r u m , wie der E m u , sind in T a s m a n i e n ausgestorben. Mit der Besiedlung Australiens d u r c h die W e i ß e n ergab sich die N o t w e n d i g k e i t der E i n f u h r von N u t z v i e h . Sämtliche nach Australien e i n g e f ü h r t e n Haustiere, wie Schafe, Ziegen, R i n d e r , P f e r d e , Schweine, im N o r d e n a u c h Kamele, h a b e n sich in ihrer neuen H e i m a t g u t eingewöhnt. I h r e Z u c h t , v o r allen der Schafe

Die U r b e v ö l k e r u n g Australiens

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u n d R i n d e r , ist einer der wichtigsten Zweige der australischen W i r t s c h a f t geworden. Vorwiegend die Gebiete der B a u m - u n d G r a s s a v a n n e n sind h e u t e die Weideplätze riesiger Schaf- u n d R i n derherden. Als weniger v o r t e i l h a f t h a t sich die E i n f u h r der wilden K a n i n chen erwiesen. Im J a h r e 1827 e i n g e f ü h r t , h a b e n sie sich binnen weniger J a h r z e h n t e zu einer fast über ganz Australien v e r b r e i t e t e n P l a g e entwickelt, gegen die auch die s p ä t e r ausgesetzten Füchse nicht m e h r a u f k a m e n . H e u t e r e c h n e t m a n m i t einem B e s t a n d von 4 Milliarden K a n i n c h e n . In 9 J a h r e n des vorletzten J a h r z e h n t e s wurden insgesamt 717 Millionen Kaninchenfelle a u s g e f ü h r t , d a v o n allein 540 Millionen von S ü d o s t a u s t r a l i e n . Der z. B. 1935 — 1936 erzielte A u s f u h r b e t r a g von 21 Millionen Mark bleibt nach australischen A n g a b e n weit h i n t e r d e m von den K a n i n c h e n a n g e r i c h t e t e n Schäden zurück. Dieses Beispiel einer m i ß g l ü c k t e n K o r r e k t u r des n a t ü r l i c h e n H a u s h a l t e s l ä ß t erkennen, wie n o t w e n d i g bei einem Eingriff in die n a t u r g e g e b e n e n Verhältnisse die Ü b e r p r ü f u n g der E n t w i c k l u n g s m ö g l i c h k e i t e n u n d in V e r b i n d u n g d a m i t eines zu schaffenden Ausgleichs sind. Die U r b e v ö l k e r u n g

Australiens

Die F r a g e der H e r k u n f t der australischen U r b e v ö l k e r u n g ist bis h e u t e noch nicht eindeutig g e k l ä r t u n d wird wohl a u c h in Z u k u n f t ungelöst bleiben. Im allgemeinen k a n n die A u f f a s s u n g einer ursprünglichen S t a m m e s v e r w a n d t s c h a f t der Australier mit den Negritos, den W e d d i d e n oder auch den Melanesiern wohl auf der Grundlage einer gewissen Ü b e r e i n s t i m m u n g körperlicher Rassenm e r k m a l e wie a u c h kultureller G e b r ä u c h e a n g e n o m m e n w e r d e n . Aber auf jedem dieser Gebiete lassen sich auch wohl belegte gegenteilige E r k e n n t n i s s e vorbringen. Zweifellos k o n n t e m a n einige R a s s e n m e r k m a l e der negritischen S e m a n g auf Malakka a u c h bei den inzwischen a n s g e s t o r b e n e n T a s m a n i e r n wiederfinden, wie d a s kurze K r a u s h a a r , die niedrige Stirn u n d auch die p l a t t g e d r ü c k t e Nase. J e d o c h fehlten den T a s m a n i e r n anscheinend die typisch wulstigen Lippen der Negritos oder waren z u m mindesten weniger s t a r k a u s g e p r ä g t . F e r n e r lassen sich auch einige kulturelle Z u s a m m e n h ä n g e zwischen beiden Völkern*, wie z. B. der G e b r a u c h von W i n d s c h i r m e n als p r i m i t i v s t e F o r m der B e h a u s u n g feststellen. D a f ü r w a r e n jedoch den T a s m a n i e r n Bogen u n d Pfeile der S e m a n g unbekannt. •) Siehe Buschan, Illustrierte Völkerkunde, und Paul Wirz, Dämonen und Wilde in Neuguinea.

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Australien und Tasmanien

Verschiedene R a s s e n m e r k m a l e der weddiden Senoi auf M a l a k k a und der Westmelanesier lassen sich a u c h bei den eigentlichen Australiern erkennen. Zwischen ihnen u n d den P a p u a s auf N e u guinea bestehen ferner Z u s a m m e n h ä n g e auf kulturellen Gebieten, wie dem T o t e m i s m u s , gewissen B e s t a t t u n g s f o r m e n , r i t u a l e n Sitten, sogar in dem a n g e w a n d t e n Z a h l e n s y s t e m . A b e r a u c h den Australiern fehlen die von den Melanesiern v e r w e n d e t e n Bogen u n d Pfeile. In bezug auf die W a f f e n k ö n n t e vielleicht e i n g e w e n d e t werden, d a ß sie die Melanesier erst n a c h der T r e n n u n g i h r e r Verbindungen m i t den Australiern von a u ß e n empfingen. Doch d e u t e n gerade die Z u s a m m e n h a n g e in den S p r a c h e n v e r h ä l t n i s m ä ß i g j u n g e V e r b i n d u n g e n an. Somit bleibt es unerklärlich, w a r u m die Australier nicht einmal die f ü r ihre L e b e n s h a l t u n g wichtigen W a f fen ü b e r n a h m e n , w ä h r e n d sie sich in a n d e r e n kulturellen Gebräuchen beeinflussen ließen? Eine gewisse B e d e u t u n g ist der A u f f i n d u n g diluvialer Schädel australischen Typs bei W a d j a k auf J a v a zuzusprechen. Zweifellos h a t t e n im Diluvium die Indonesier noch nicht auf J a v a F u ß gef a ß t . Endlich ist die E n t d e c k u n g menschlicher F u ß s p u r e n u n d eines G e s ä ß a b d r u c k e s auf einer S a n d s t e i n p l a t t e in 54 m Tiefe unter m u t m a ß l i c h e n diluvialen Schichten bei W a r r n a m b o o l in Australien insofern wichtig, als aus diesem F u n d e , wie übrigens a u c h aus anderen F u n d e n ältester primitiver Steinwaffen, auf eine Besiedlung Australiens schon im Diluvium geschlossen w e r d e n k a n n . Diese A u f f a s s u n g wird a u c h d u r c h die australischen Skelettf u n d e von Talgai, Cohuna u n d den Wellington Caves b e s t ä t i g t . Aus allen m u t m a ß l i c h e n und wahrscheinlichen Z u s a m m e n h ä n g e n l ä ß t sich m i t einem gewissen R e c h t die These aufstellen, d a ß die Australier lange schon vor Beginn der W a n d e r u n g e n der I n d o n e sier u n d Polynesier in verschiedenen Wellen, zu verschiedenen Zeiten von Hinterindien her über die damals bestehende F e s t l a n d s brüo.ke des Malaiischen Archipels Australien erreichten. Zur ersten Welle mögen die vielleicht m i t den Negritos in B e r ü h r u n g gekommenen T a s m a n i e r gehören. Sie werden von s p ä t e r e n Wellen n a c h Süden v e r d r ä n g t u n d f ü h r t e n schließlich auf T a s m a n i e n n a c h Abt r e n n u n g der Insel vom F e s t l a n d e ein ausgesprochenes Eigenleben. Auch eine gewisse Ü b e r e i n s t i m m u n g ältester prähistorischer primitiver Steinwerkzeuge einer K l i n g e n k u l t u r auf M a l a k k a m i t denen Tasmaniens weisen.auf die W a n d e r u n g der ersten Welle über Hinterindien hin. Die zweite Welle, gegebenenfalls auf ihrer W a n d e r u n g m i t den W e d d i d e n vermischt, w u r d e s o d a n n von der folgenden d r i t t e n

Die U r b e v ö l k e r u n g A u s t r a l i e n s

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Welle e b e n f a l l s n a c h S ü d e n v e r d r ä n g t , zu einer Z e i t , d a A u s t r a l i e n u n d Tasmanien schon getrennt waren. Eine vierte Einwandererwelle m a g w i e d e r u m die b e r e i t s e i n h e i m i s c h e n G r u p p e n A u s t r a l i e n s a n die A u ß e n r ä n d e r des K o n t i n e n t s g e d r ü c k t h a b e n , so d a ß die ä l t e s t e n a u s t r a l i s c h e n S t ä m m e , w i e es sich a u c h a u s der U n t e r s u c h u n g der a u s t r a l i s c h e n S p r a c h e n zu e r g e b e n s c h e i n t , im allgem e i n e n in d e n R a n d g e b i e t e n W e s t , S ü d - u n d O s t a u s t r a l i e n s f e s t gestellt w u r d e n . O b eine f ü n f t e W a n d e r w e l l e m i t d e n M e r k m a l e n s p ä t e r m e l a n e -

1—4 n o r d a u s t r a l i s c h e S p r a c h g r u p p e n 1. Mit konsonantischen Auslauten 2. Mit vokalischen Auslauten 3. Mit sonanten Auslauten (1, r, n) 4. Bundigil-Gruppe a—g s ü d a u s t r a l i s c h e S p r a c h g r u p p e n a) Südwestgruppe 1)) Zentralgruppe c) Zurückgedrängte Sprachgruppcn d) Wiradjuri-Kamiiaroi-Gruppe c) Yuin-Kuri-Gruppe 1) Narinyeri-Gruppe g) Vietorfra-Gruppe, Kulin-Kurnai

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Australien und Tasmanien

sischer u n d malaiischer Einflüsse ü b e r die Inselbrücke der TorresS t r a ß e nach Nordaustralien zog oder n u r d u r c h Vorstöße der Papuas und Malaien die kulturelle oder auch m e h r oder weniger s t a r k a u s g e p r ä g t e rassische Beeinflussung der N o r d a u s t r a l i e r z u s t a n d e k a m , sogar diese Frage ist u m s t r i t t e n . D a ß diese Einflüsse, zum mindesten so weit sie von den Indonesiern k a m e n , nicht sehr tief gingen, beweist die augenfällige p r i m i t i v e U r f o r m der australischen K u l t u r . Sie findet allerdings a u c h bei den Melanesiern auf SüdNeuguinea eine Parallele. Alle diese a n g e d e u t e t e n Z u s a m m e n h ä n g e — zum m i n d e s t e n soweit sie nach Hinterindien auf die Negritos u n d W e d d i d e n weisen — d ü r f e n wohl k a u m als u n m i t t e l b a r a n g e n o m m e n werden. Die Ü b e r e i n s t i m m u n g m i t zurückliegenden F o r m e n m u ß t e n a t u r g e m ä ß im weiteren Ablauf der W a n d e r u n g e n vielfache W a n d l u n gen durch neue Einflüsse u n d b o d e n s t ä n d i g e E n t w i c k l u n g e r f a h r e n . Es m a g angesichts der ungeheuer zerrissenen S p r a c h v e r h ä l t n i s s e auf Australien, die über 30 verschiedene S p r a c h e n erkennen lassen, schwerfallen, an eine australische Rasse zu glauben. A b e r die australische K u l t u r weist die P r ä g u n g der b o d e n b e d i n g t e n Lebenserschwernisse auf, die einen Z u s a m m e n s c h l u ß zu S t a m m e s - oder Völkergruppen v e r h i n d e r t e n . Die A r m u t des Bodens g e s t a t t e t e den Z u s a m m e n s c h l u ß über den R a h m e n der Familie hinaus n u r bis zur 100, höchstens 200 Menschen u m f a s s e n d e n H o r d e . A u c h diese b e d u r f t e zur Gewinnung des erforderlichen L e b e n s u n t e r h a l t e s eines weiten R a u m e s , i n n e r h a l b dessen die H o r d e die Möglichkeit besaß, auf ihren W a n d e r u n g e n die jahreszeitlich anfallenden, von der N a t u r n u r spärlich gespendeten Gaben zu gewinnen. So lebten die Horden auf weiten Flächen gewissermaßen isoliert u n d h a t t e n n u r geringe V e r b i n d u n g e n m i t ihren N a c h b a r n , ähnlich den Bewohnern der Inselwelt Ozeaniens. Isolierung f ü h r t jedoch zwangsläufig zur Eigenentvvicklung u n d d a m i t zur V a r i a t i o n . Die A n g a b e n über die K u l t u r g r u n d l a g e n der Australier können sich im R a h m e n dieser S c h r i f t n u r auf die b e d e u t e n d s t e n Merkmale beziehen. In allen F o r m e n der L e b e n s h a l t u n g wie Bekleidung, W o h n s t ä t t e n , W a l l e n , Werkzeugen u n d Geräten sind die Australier a u c h heute noch ein steinzeitliches W a n d e r v o l k . l 1 / i J a h r h u n d e r t e europäischer E i n w i r k u n g e n reichten nicht aus, u m eine grundsätzliche W a n d l u n g bei ihnen h e r b e i z u f ü h r e n . Die J a g d u n d das S a m m e l n der n u r spärlich von der N a t u r gespendeten P f l a n z e n n a h r u n g , die zum unsteten W a n d e r n zwingen, bilden die Lebensgrundlage der schwarzen Australier. Auf diesen Gebieten sind ihre geistigen K r ä f t e hoch entwickelt. D a s beweisen i h r aus-

Die U r b e v ö l k e r u n g Australiens

kl

gesprochener Spürsinn u n d u n t e r anderen auch die V e r w e n d u n g des technische Begabung erfordernden Wurfholzes, des B u m e r a n g , als WalTe. Auch das Auffassungsvermögen der Eingeborenenkinder in den Missionsschulen l a ß t erkennen, d a ß die einseiLigegeistige E n t wicklung, die sich besonders aus dem Unvermögen logischen Denkens ergibt, nicht die Folge einer geistigen B e s c h r ä n k u n g , sondern vorwiegend der erschwerten Lebensbedingungen ist. Eine Erschein u n g . die ja auch in a n d e r e n E r d r ä u m e n mit erschwerten Lebensbedingungen, wie in der Arktis, die Kräf l e e n t f a l l u n g der E i n geborenen behindert und einseitig werden läßt. In den primitivsten Anfängen stehen auch Religion und politische Organisation. Aus den Kenntnissen über das Religionsleben der schwarzen Australier ist zu e n t n e h m e n , d a ß bei ihnen Seelenglauben und Zauberwesen in V e r b i n d u n g m i t dem T o l e m i s m u s eine große Rolle spielen. In Felsen, B ä u m e n , Wasserlöchern oder auch anderen anfallenden Orten siehl m a n die W o h n s t ä t t e mystischer Ahnenseelen, die das Schicksal beeinflussen. In s t r e n g abgeschlossenen Feiern werden Seelensteine und Seelenhölzer als Verkörper u n g der Ahnen v e r e h r t . In V e r b i n d u n g m i t dem Seelenglauben scheinen auch die Riten der Jünglingsweihe zu stehen. F r a u e n und Kinder sind von dieser K u l t h a n d l u n g ausgeschlossen und werden durch das surrende Geräusch der Schwirrhölzer gewarnt, sich dem Weiheplatz zu nähern. Diesen Schwirrhölzern werden, wie den W o h n s t ä t t e n der Ahnengeister, kinderspendende K r ä f t e zugesprochen. Durch Besuch jener S t ä l l e n oder auch die B e r ü h r u n g der Schwirrhölzer geht der A h n e im .Leib der F r a u in den neuen Menschen über. Auch bei gewissen Zauberzeremonien zur H e r b e i f ü h r u n g des Regens findet das Schwirrholz V e r w e n d u n g . Eine A r t politischer Organisation geht aus dem Vorrecht der Männer über die F r a u e n und innerhalb der K ö r p e r s c h a f t der Männ e r aus der V o r h e r r s c h a f t der im Ältestenrat vereinigten S t a m m e s ällesten und einzelner b e g a b t e r oder als Z a u b e r e r im besonderen Ansehen s t e h e n d e r männlicher Personen hervor. Eine andere Gliederung der H o r d e ergibt sich aus dem Totemismus. D a n a c h f ü h r e n die Angehörigen einer G r u p p e ihre A b s t a m m u n g auf ein Tier, eine Pflanze oder irgendeinen N a t u r g e g e n s t a n d zurück. Sie dürfen diesen als T o t e m nicht beschädigen oder töten, sondern müssen ihn durch Zauberzeremonien fördern. Aus d e m T o l e m i s m u s ergeben sich die E x o g a m i e , nach der kein Mann eine F r a u aus seinem Totem heiraten darf, sowie das V a t e r r e c h t , nach dem die Kinder zum T o t e m des V a t e r s gehören. Besonders im T o l e m i s m u s wie a u c h in den Zeremonien der

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Australien u n d T a s m a n i e n

J ü n g l i n g s w e i h e bestehen Z u s a m m e n h a n g e a l t a u s t r a l i s c h e r u n d melanesischer K u l t u r . Auch in der T o t e n b e s t a t t u n g , die i n n e r h a l b Australiens verschieden g e h a n d h a b t wird, b e s t e h e n in einigen Strichen Australiens Z u s a m m e n h ä n g e m i t ä h n l i c h e n melanesischen G e b r ä u c h e n . Die F o r m e n der B e s t a t t u n g wechseln zwischen der u n m i t t e l b a r e n E r d b e s t a t t u n g in Hockstellung, d e m Dörren der Leichen ü b e r d e m F e u e r u n d der s p ä t e r e n Beisetzung in der E r d e oder auch auf B ä u m e n . Gelegentlich w u r d e n a u c h die Leichen n a c h dem A u s d ö r r e n in H ü t t e n a u f b e w a h r t und auf den W a n d e r u n gen m i t g e s c h l e p p t , bevor m a n die zerfallenen Gebeine in Grabhügeln beisetzte. Vor dem A u f t r e t e n der Weißen w u r d e n häufig a u c h T o t e ganz oder teilweise v e r z e h r t , v o r allem aber die Leichen der erschlagenen Feinde. Die tiefste Ursache dieses o f t m i t m y s t i s c h e n Zeremonien v e r k n ü p f t e n Kannibalismus ist wohl meist, wie a u c h heute noch im I n n e r n von Neuguinea, auf den Mangel an F l e i s c h n a h r u n g z u r ü c k z u f ü h r e n . Im großen ganzen sind sogar noch i n n e r h a l b dieser primitiven K u l t u r e n der alten Australier zwei G r u p p e n zu erkennen. Die ältesten K u l t u r f o r m e n der T a s m a n i e r werden d u r c h die rohe B e a r b e i t u n g der Steinwerkzeuge u n d W a f f e n , die einfachsten F o r men der Stab- u n d W u r f k e u l e n , der p r i m i t i v e n A r t der K o r b flechterei u n d noch einigen a n d e r e n E i g e n a r t e n g e k e n n z e i c h n e t , w ä h r e n d die W a f f e n , Geräte u n d W e r k z e u g e der Australier des K o n t i n e n t s , wie j a schon die V e r w e n d u n g des den T a s m a n i e r n unb e k a n n t e n Wurfholzes, die Merkmale einer g e h o b e n e n E n t w i c k l u n g aufweisen. In bezug auf die Überlieferung der Vergangenheit, k o n n t e n bisher bei den schwarzen Australiern a u ß e r der Ü b e r t r a g u n g einiger alter Sagen von M u n d zu Mund keinerlei Feststellungen g e m a c h t werden. Somit b e g i n n t die auf T a t s a c h e n b e r u h e n d e Geschichte Australiens erst m i t dem Beginn der britischen Niederlassung. Ü b e r die Zahl der schwarzen Australier zu diesem Z e i t p u n k t können zuverlässige A n g a b e n nicht g e m a c h t w e r d e n . Die S c h ä t zungen s c h w a n k e n zwischen 150 000 bis 300000 f ü r Australien u n d liegen u m 30000 bei T a s m a n i e n . Die T a s m a n i e r sind gegen E n d e des vorigen J a h r h u n d e r t s ausgestorben. Der letzte T a s m a n i e r s t a r b 1876 in L o n d o n . Die schwarzen Australier sind h e u t e im wesentlichen auf einige R e s e r v a t e in Nord- u n d Mittelaustralien z u r ü c k g e d r ä n g t . N u r eine geringe Zahl k o n n t e zu Dienstleistungen auf den Viehstationen herangezogen werden. W e i t e Gebiete Ostaustraliens sind völlig frei von Eingeborenen.

Die Bildung des australischen S t a a t e s

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Auch die A n g a b e n ü b e r den heutigen S t a n d der Eingeborenen s c h w a n k e n . Die letzten Feststellungen ergeben "3000 Eingeborene einschließlich der 23 000 Mischlinge. Doch es gibt in Nord- u n d MitteJaustralien i m m e r noch n u r im geringen U m f a n g e erforschte Gebiete. So w u r d e noch im J a h r e 1949 im A r n h e m - L a n d eine bisher u n b e k a n n t e G r u p p e von Eingeborenen festgestellt.

Skizze 20: Heutige Verbreitung der Eingeborenen In Australien Die B i l d u n g des a u s t r a l i s c h e n S t a a t e s Die U n a b h ä n g i g k e i t s e r k l ä r u n g der früheren n o r d a m e r i k a n i s c h e n Kolonien G r o ß b r i t a n n i e n s und d a m i t die Notwendigkeit, die bis zu dieser Zeit nach N o r d a m e r i k a d e p o r t i e r t e n S t r a f g e f a n g e n e n a n d e r weitig u n t e r z u b r i n g e n , waren der letzte äußere A n l a ß zur Besiedl u n g Australiens. Nach dem Eintreffen des ersten Gefangenent r a n s p o r t e s im R a u m u m Sydney im J a h r e 1788 d a u e r t e es 35 J a h r e , bis der Zustrom freier Siedler u n d das Vermögen der j u n g e n Kolonie, sich selbst zu erhalten, im J a h r e 1823 zur E r k l ä r u n g von NeuSüd-Wales und 1825 von T a s m a n i e n zu selbständigen Kolonien m i t eigenen P a r l a m e n t e n in den sich rasch entwickelnden H a u p t s t ä d t e n S y d n e y u n d H o b a r t f ü h r t e n . Im Verlauf von weiteren 40 J a h r e n erhielten s o d a n n auch die a n d e r e n australischen Kolonien das R e c h t zur S e l b s t v e r w a l t u n g . Krug, Australien

4

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Australien und Tasmanien

N a c h v i e l j ä h r i g e n V o r v e r h a n d l u n g e n der a u s t r a l i s c h e n K o l o n i e n u n t e r sich und m i t der b r i l i s c h e n R e g i e r u n g fand schließlich der Z u s a m m e n s c h l u ß aller a u s t r a l i s c h e n Kolonien e i n s c h l i e ß l i c h T a s m a n i e n s zum Australischen S t a a t e n b u n d u n t e r dem N a i n e n „ C o m m o n w e a l t h nf A u s t r a J i n " s t a t t . Die a m 1 7 . 1 0 . 1 9 0 H v e r k ü n d e t e V e r f a s s u n g ü b e r t r u g die g e s e t z g e b e n d e Gewalt g e m e i n s a m dem G e n e r a l g o u v e r n e u r als V e r t r e t e r des b r i t i s c h e n K ö n i g s , dem S e n a t u n d dem R e p r ä s e n t a n t e n h a u s . D e r B u n d e s r e g i e r u n g bleiben v o r b e h a l -

Erläuterung 2ahlen v? Klammern'Jafiresiahl ¿er £rh/ärang zur selhslsl. Kolonie

Skizzc 21: Politische Gliederung Australiens mit Landeshauptstädten und Bundeshauptstadt ten: Handel, Schiffahrt, Auswärtige Angelegenheiten, Verteidig u n g , P o s t , S c h l i c h t u n g von Arbeilsst.reitigUeiten und seit dem 1. J a n u a r 1 9 1 1 auch die V e r w a l t u n g des B u n d e s g e b i e t e s m i t der H a u p t s t a d t C a n b e r r a sowie des N o r d t e r r i t o r i u m s . Die L e i t g e d a n k e n des A u s t r a l i s c h e n B u n d e s s i n d : T r e u e zum b r i t i s c h e n M u t t e r l a n d , S e l b s t b e s t i m m u n g i n n e r h a l b des a u s t r a l i s c h e n R a u m e s und D u r c h f ü h r u n g einer a u s g e s p r o c h e n e n S o z i a l politik. D a s B e k e n n t n i s zum M u t t e r l a n d f a n d seine B e s t ä t i g u n g durch die B e t e i l i g u n g a u s t r a l i s c h e r T r u p p e n sowohl a m B u r e n kriege wie auch an den beiden l e t z t e n W e l t k r i e g e n . D i e V e r f o l g u n g der a u s t r a l - a s i a t i s c h e n I d e e f ü h r t e 1 9 0 6 zur Ü b e r n a h m e der b r i t i s c h e n K o l o n i e P a p u a auf N e u g u i n e a u n d 1 9 1 8

Die Bildung des australischen S t a a t e s

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der M a n d a t e ü b e r die ehemaligen deutschen Kolonien in Melanesien u n d Polynesien d u r c h den Australischen B u n d . Der G e d a n k e der S e l b s t b e s t i m m u n g im australischen R ä u m e sowie die m i t ausgesprochener Folgerichtigkeit d u r c h g e f ü h r t e Sozialpolitik w u r d e n der A n l a ß zu einer die E i n w a n d e r u n g in Australien außerordentlich erschwerenden Gesetzgebung. N a c h den bestehenden B e s t i m m u n g e n ist jeder E i n w a n d e r e r nach dem Belieben des E i n w a n d e r u n g s k o m m i s s a r s einer S p r a c h p r ü f u n g d u r c h ein 40 W o r t e umfassendes D i k t a t einer europäischen S p r a c h e u n t e r w o r f e n . Diese in erster Linie gegen die farbige E i n w a n d e r u n g gerichteten Gesetze erschweren einerseits die B e w i r t s c h a f t u n g der tropischen, f ü r weiße Arbeiter ungeeigneten F a r m b e l r i e b e , w ä h rend sie andererseits die einheimische A r b e i t e r s c h a f t v o r einer L o h n u n t e r b i e t u n g s c h ü t z e n . Da jedoch die B e s c h r ä n k u n g der E i n w a n d e r u n g aus G r ü n d e n der R e i n e r h a l t u n g des britischen C h a r a k ters der Bevölkerung auch auf die Angehörigen weißer Völker Anw e n d u n g g e f u n d e n h a t , sind der E n t w i c k l u n g des bisher u n t e r bevölkerten australischen R a u m e s Grenzen gezogen. W e n n a u c h i n n e r h a l b des letzten J a h r h u n d e r l s die Bevölkerung Australiens u n d T a s m a n i e n s von 0,5 auf 8,1 Millionen Menschen gestiegen ist, so h ä l t der jährlich zwischen 80000 bis 100000 s c h w a n k e n d e G e b u r t e n ü b e r s c h u ß der Weißen Australiens m i t den gegebenen Entwicklungsmöglichkeiten keineswegs S c h r i t t . Die Auffassungen über die mögliche Steigerung der bisherigen Bevölkerungsdichte von 1,1 je Q u a d r a t k i l o m e t e r sind verschieden. Die A n g a b e n s c h w a n k e n zwischen 20 u n d 250 Millionen. U n t e r Voraussetzung, d a ß etwa 3 0 ° / o des australischen Bodens eine Bevölker u n g von 30 Menschen je Q u a d r a t k i l o m e t e r ernähren k ö n n t e n u n d die restlichen 7 0 ° / 0 nicht m e h r als bisher, w ü r d e sich die Möglichkeit einer G e s a m t b e v ö l k e r u n g von 75 Millionen ergeben. Die Vorbedingungen wären allerdings eine b e d e u t e n d e Intensivierung der W i r t s c h a f t u n t e r e n t s p r e c h e n d e r K a p i t a l a u f n a h m e u n d in Verbind u n g d a m i t wohl a u c h eine gewisse Ä n d e r u n g der Sozialpolitik. W ä h r e n d sich h e u t e die weiße Bevölkerung im allgemeinen auf die Besiedlung der ost.- u n d südöstlichen wie südwestlichen Teile des Festlandes b e s c h r ä n k t u n d besonders in Tasmanien, Victoria, N e u - S ü d - W a l e s u n d Queensland eine größere Dichte erreicht, böte sich vielleicht u n t e r A u s n u t z u n g der artesischen Wasserreserven die Möglichkeit, weitere Teile von Neu-Süd-Wales, Queensland u n d des nördlichen wie südlichen Westaustraliens zu erschließen. Auffallend ist die Z u s a m m e n d r ä n g u n g der weißen B e v ö l k e r u n g in den S t ä d t e n . So w o h n e n allein in den H a u p t s t ä d t e n der 7 B u n i*

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Australien und Tasmanien

Skizze 22 : Bevölkerungsdichte von Australien und Tasmanien

desstaaten 4 9 % der Gesamtbevölkerung. Diese Zusammenballung in den Städten ist um so eigenartiger, als etwa 2 1 % der arbeitenden Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig sind. Das W i r t s c h a f t s l e b e n Die tragenden Kräfte des australischen Wirtschaftslebens sind zurZeit noch die landwirtschaftlichen Unternehmungen Viehzucht und Ackerbau in Verbindung mit der ihre Erzeugnisse verarbeitenden Industrie. So beschränkt auch heute noch mit etwa 30° /„ des Gesamtraumes die landwirtschaftliche Bodennutzung ist, bieten doch ihre Erträge die Haupteinnahmequellen des Landes. Unter den Zweigen der Landwirtschaft steht die Viehzucht vor dem Ackerbau. Die in bezug zur Bevölkerung hohen Viehbestände sind jedoch

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Das Wirtschaftsleben

immer noch durch fast periodisch alle 3—4 Jahre auftretende Durren starken Verlusten unterworfen. So verminderten sich in den Trockenjahren 1891—1901 allein die Schafbestände um 54 Millionen, ein Verlust, der erst nach 2 Jahrzehnten wieder aufgeholt werden konnte. Die Schaf- und Rinderzucht könnte jedoch wesentlich erweitert werden, da auch bei dem klimatisch bedingten großen Raumbedarf von etwa 1 Morgen guter Weide oder 12 Morgen schlechter Weide f ü r 1 Schaf der verwertbare Raum noch lange nicht in dem möglichen Umfange ausgenutzt ist. Die Voraussetzungen für eine Belebung der Viehzucht sind gewisse Änderungen der Sozialpolitik. Sie belastet zur Zeit, die Landwirtschaft stark zugunsten der anderen Berufszweige und erschwert dadurch die Investierung von Kapital zur Verbesserung der Wasserhaltung wie auch zum Ausbau der sehr kostspieligen, aber dringend erforderlichen Zäune zum Schutz der Schafherden gegen die Dingos und der Weiden gegen die Kaninchen. Untersuchungen haben ergeben, daß sich die Schafbestände voraussichtlich verdoppeln lassen. Bei Ansatz von 4 ha Weidefiäche für ein Schaf könnten allein in Inneraustralien neue Schafherden mit etwa 29 Millionen Schafen gehalten werden. Die Bedeutung einer vielleicht möglichen Verdopplung der Schafzucht ergibt sich allein aus der Tatsache, daß Australien Viehzucht

22S3

Bestände: Schafe Rinder Pferde Schireine

= = •

Ackerbau

100 Million • f5je Einwohner % " 2 ' 3, r " 1,0 " Kamele--SOOO

tropischer Ackerbau

H • Holz

W. Wein 0 -Obst

Skizze 23 : Australien : L a n d w i r t s c h a f t

S.

Südfrüchte

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Australien und Tasmanien

heute schon ein Drittel der auf den Weltmarkt kommenden Wolle liefert. Die Gebiete der Schafzucht liegen, klimatisch bedingt, in den Räumen der gemäßigten Zone. Dort bestehen neben vielen Kleinbetrieben auch Riesenunternehmungen mit 60000 Schafen auf 120 000 Morgen Weideland, die mit 8,5 Pfund Wolle je Schaf jährlich auf Erträge von 250 Tonnen Wolle rechnen können. Riesige Schurhallen, in denen an einem Tage bis zu 6000 Schafe von 30 Scherern geschoren werden können, ein fliegender Hospitaldienst zur Versorgung des weitab von den Städten arbeitenden Personals kennzeichnen derartige Unternehmungen vor allem in Südaustralien. Neben den Wolierträgen spielt der Export gefrorenen Hammelfleisches eine zunehmende Rolle. Die für die Rinderzucht nutzbaren Räume erstrecken sich, im Gegensatz zur Schafzucht, auch über sehr große Teile Nordaustraliens. Auf den dort etwas mageren Weiden steht die Fleischwirtschaft gegenüber der im Süden auf fetteren Weiden in höherem Umfang betriebenen Milchwirtschaft im Vordergrund. Viehtriftwege mit den notwendigen Wasserstellen, neuzeitliche Schlachthäuser und eine große Transportflotte schnellfahrender Kühldampfer gewährleisten den hoch entwickelten Gefrierfleischexport. Fabriken zur Verarbeitung von Milch und Butter erreichten in den letzten Jahren Exportbeträge zwischen 120—160 Millionen Mark jährlich. Auch auf diesem Gebiet stehen neben kleineren Unternehmungen der sogenannten Squatter Großbetriebe mit Herden von 30000 Rindern. Die Pferdezucht ist vorwiegend auf den Eigenbedarf in dem weiträumigen Land eingestellt. Dahingegen ist die Schweinezucht verhältnismäßig gering entwickelt. Die im Rückgang befindliche Kamelhaltung dient dem Wüstentransport. In der Ackerwirtschai't steht der Weizenanbau an erster Stelle. Die bisher meist in Südwest- und Südostaustralien liegenden Anbauflächen erbrachten auf etwa 40000 qkm jährliche Ernteerträge bis zu 80 Millionen Bushel. Die Ertragshöhe ist jedoch infolge der Dürren unsicher. Allerdings bieten die klimatischen Unterschiede zwischen den räumlich weit auseinander liegenden Anbaugebieten gewisse Ausgleichsmöglichkeiten. Immerhin traten schon Verluste bis zu zwei Drittel der Gesamternte durch Dürren ein. Unter Voraussetzung der an sich als möglich bezeichneten Erweiterung der Anbaufläche bis zu 850000 qkm und der Steigerung der bisher nur 27"/ 0 der europäischen Ernten betragenden Einzelerträge könnte Australien eine der großen Kornkammern der Erde werden. Weitere Voraussetzungen dafür sind allerdings die Erhöhung der Ein-

Das Wirtschaftsleben

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Wanderungsquoten und der Anreiz zur K a p i t a l i n v e s t i e r u n g durch gesetzgeberisch« M a ß n a h m e n . In den tropischen Gebieten Ostaustraliens ist der A n b a u von Mais, Rais u n d Z u c k e r r o h r von B e d e u t u n g . Der E n t w i c k l u n g hinderlich sind auch d o r t wieder die E i n w a n d e r u n g s b e s t i m m u n g e n in d e m für die weißen Arbeiter ungeeigneten IClima. Der erst 1925 begonnene R e i s a n b a u soll bereits den australischen Eigenbedarf decken, w a h r e n d die le.lweise staatlich u n t e r s t ü t i l e Z u c k e r p r o d u k tion mit insgesamt 60 000 weißen Arbeitern, d a r u n t e r vielen Italienern, etwa 5 0 % ihrer E r t r a g e e x p o r t i e r t . Die ebenfalls in den tropischen Gebieten betriebenen SiidCruchtkulturen sind an sich sehr ertragreich. Sie bedürien jedoch teilweise wegen der hohen, sozialpolitisch bedingten Gestehungskosten des Zollschulzes. A u c h europäische O b s t a r t e n gedeihen ausgezeichnet, vor allem in Südwest- u n d Südostaustralien. Dort gewährleistet der von deutschen Moselbausrn e i n g e f ü h r l e W e i n b a u so hohe E r n t e n , d a ß Australien heute als Weinlieferant E n g l a n d s an zweiter Stelle s t e h t . Wesentlich geringer, als nach den B e s t ä n d e n der Berg- u n d Regenwälder a n g e n o m m e n werden kann, ist die H o l z n u t z u n g . Einerseits w u r d e in der R o d u n g s p e r i o d e zur G e w i n n u n g von Weide- und Ackerland k a u m w i e d e r g u t z u m a c h e n d e r Schaden angerichtet. Andererseits sind die B e s t ä n d e an Nutzholz gering, da die in der Mehrzahl weichen Hölzer f ü r Bauzwecke ungeeignet sind. B a u i n s c h u t z g e b i e t e in Queensland, Neu-Süd-Wales und Victoria m i t einem Gesamlareal von etwa 80000 q k m sollen der W a l d v e r n i c h t u n g E i n h a l t gebieten. F ü r den E x p o r t k o m m e n n u r wenige Edelhölzer in Frage. Es müssen sogar zum Teil schon Bauhölzer e i n g e f ü h r t werden. Die I n d u s t r i e lindet in der V e r a r b e i t u n g der l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n Erzeugnisse u n d der im Bergbau gewonnenen Mineralien eine g u t e Ausgangslage. Sie beginnt d e L a n d w i r t s c h a f t zu überflügeln. I h r e E n t w i c k l u n g wird jedoch durch die geringe E i n w o h n e r z a h l , die in Verfolg der Sozialpolitik hochgeschraubten Löhne und d a m i t den m a n g e l n d e n Anreiz zur K a p i t a l i n v e s t i e r u n g behindert. Die V o r k o m m e n an Mineralien sind außerordentlich vielseitig. Die Bestände der alten F u n d o r t e sind jedoch teilweise s t a r k zurückgegangen sowie der U m f a n g neu a u f g e d e c k t e r Lager noch n i c h t einwandfrei festgestellt. Die Verteilung der Bodenschätze auf weit a u s e i n a n d e r liegende und n u r unzulänglich verkehrstechnisch erschlossene R ä u m e ist die Ursache weiterer Schwierigkeiten in bezug auf ihre A u s w e r t u n g . Die Zahl der im B e r g b a u beschäftigten

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Australien und Tasmanien

A r b e i t e r s t e h t in W e c h s e l b e z i e h u n g z u r L a n d w i r t s c h a f t . I n Z e i t e n von Dürren oder schlechter landwirtschaftlicher K o n j u n k t u r ziehen viele L a n d a r b e i t e r h i n a u s in die E i n ö d e n , u m als Golds u c h e r u n d P r o s p e k t o r e n i h r e n L e b e n s u n t e r h a l t zu v e r d i e n e n . A u c h die Zeilen des a u s t r a l i s c h e n G o l d r a u s c h e s s i n d v o r ü b e r . Die a l t e n F u n d s t e l l e n in N e u - S ü d - W a l e s , V i c t o r i a u n d Q u e e n s l a n d sind s t a r k e r s c h ö p f t . W ä h r e n d A u s t r a l i e n im Auslauf des 19. J a h r h u n d e r t s die e r s t e Stelle u n t e r d e n g o l d p r o d u z i e r e n d e n L ä n d e r n

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Skizze 24 : Australien : Bodenschätze

e i n n a h m , s t e h t es h e u t e n u r n o c h a n f ü n f t e r Stelle. I m m e r h i n err e i c h t e die G o l d p r o d u k t i o n 1949 n o c h einen W e r t v o n e t w a 110 Millionen M a r k . Die z u r Zeit e r t r a g r e i c h s t e n G o l d f e l d e r liegen, a b g e s e h e n von den F u n d s t e l l e n auf N e u g u i n e a , in W e s t a u s t r a l i e n im R ä u m e östlich von P e r t l i bei Kalgoorlie. D o r t f i n d e n n o c h a n 4 0 0 0 0 A r b e i t e r im G o l d a b b a u B e s c h ä f t i g u n g . D a h i n g e g e n ist die F ö r d e r u n g v o n K o h l e in d e n l e t z t e n J a h r e n erheblich g e s t i e g e n . Die b e d e u t e n d s t e n S t e i n k o h l e n g r u b e n liegen in N e u - S ü d - W a l e s bei N e w c a s t l e . Die j ä h r l i c h e G e s a m t f ö r d e r u n g A u s t r a l i e n s e r r e i c h t j e d o c h n u r die m o n a l l . K o h l e n f ö r d e r u n g D e u t s c h la?ids. I m m e r h i n d e c k t A u s t r a l i e n f a s t s e i n e n F;igenbedarf a n K o h l e n

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und führt sogar, besonders von Newcastle, Kohle nach Neuseeland, den Philippinen lind in die Siidsee aus. Örtliche Bedeutung haben die B r a u n k o h l e n v o r k o m m e n bei Morwell östlich von Melbourne. Die auf etwa 400 Millionen T o n n e n mit einem Eisengehalt von 4 0 — 4 8 % geschätzten Eisenerze, deren bedeutendsten Gruben auf der Eyre-Halbinsel liegen, werden in P o r t Pirie am Südansatz des Spencer-Golfes und in Newcastle v e r h ü t t e t . Von B e d e u t u n g sind die Werke von Bröken Hill, der drittgrößten S t a d t von Neu-SüdWale.=. Die V o r r ä t e an Silbererzen dort und auf Tasmanien werden auf rund 12 Millionen Tonnen geschätzt. In der Silberprodukl.ion sieht Australien an fünfter Stelle. Die Kupfererzeugung n i m m t etwa 5 0 % der deutschen Erzeugung von 1939 ein. W ä h r e n d die entsprechenden W e r k e bei Adelaide v e r a l t e t sind, scheinen die Chillagoe-Werke in Westaustralien und vor allem die L y e l l - G r u b e n in W e s t - T a s m a n i e n noch eine Zukunft zu haben. Die Zinngewinnung bei Charters Towers in Queensland b e t r ä g t etwa 3000 bis 4000 Tonnen j ä h r l i c h . Die Zinkproduktion wird dahingegen j ä h r lich mit 4 0 0 0 0 0 T o n n e n angegeben. Die Abbauwürdigkeit von Manganerzen, W o l f r a m , T a n t a l i t , W i s m u t , A n t i m o n , Asbest, Graphit, Erdöl und Marienglas ist noch nicht einwandfrei geklärt. Seit 1949 wird im Südosten Australiens auch Uran abgebaut. Insgesamt sind nur etwa 3 % der Bevölkerung Australiens im B e r g b a u tätig. Seine Hauptleistungen liegen wertmäßig zu j e einem Drittel bei der Produktion von Gold und Kohle. Perlen- und Trepang-Fischerei an verschiedenen Stellen der Nordküste sind verhältnismäßig unbedeutend. Die Industrie u m f a ß t im D u r c h s c h n i t t der letzten J a h r e über 4 0 0 0 0 B e t r i e b e , von denen 5 0 % als Kleinbetriebe nicht mehr als 5 Arbeiter und an 1000 B e t r i e b e mehr als 100 Arbeiter beschäftigen. Der Schwerpunkt der Industrie liegt in Neu-Süd-Wales und in Victoria, vor allem in den S t ä d t e n Melbourne, S y d n e y und Newcastle. Größere B e t r i e b e liegen auch in Queensland in R o c k hampton und Townsville sowie in Victoria bei Bendigo und Ballarat in der Nähe von Melbourne. Neben der Verwertung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, einschließlich der an sich wegen der hohen L ö h n e unwirtschaftlichen T u c h f a b r i k a l i o n , treten Eisen- und Maschinenfabriken sowie holzverarbeitende W e r k e in den Vordergrund. Kleine und mittlere Eisenwerke dienen vorwiegend der D e c k u n g des Eigenbedarfs an landwirtschaftlichen Maschinen, Werkzeugen und Geräten sowie Haushait.ungsgegenständen. Die Holzverarbeitungsstätten befassen sich mit dem W a g e n b a u , ein-

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Australien und Tasmanien

schließlich des Baus von Eisenbahnwagen, der Fertigung von Möbeln und Innenausstattungen im Rahmen des Haus- und Schillbaus. Für die Entwicklung des Kraflwagenverkehrs sind die Fordwerke bei Melbourne und die General-Mo tors-Werke bei Adelaide von Bedeutung. Der letzte Krieg hat sodann der Industrialisierung einen neuen Anstoß gegeben. Von den erwähnten 40 000 Betrieben sind allein 13000 Betriebe in den letzten lOJahren entstanden, darunter die Austin-Werke, Fabriken zur Fertigung von Handwaffen, Bekleidung und Ausrüstung. Ferner sind die Werften zum Bau von 10000-Tonnen-Schiffen übergegangen. Die Gesamtzahl der in der Industrie Beschäftigten, einschließlich der Industrie zur Verwertung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, beträgt inzwischen etwa 1,25 Millionen Menschen oder 37,5% der werktätigen Bevölkerung. Im ganzen gesehen ist das australische Wirtschaftsleben angesichts der großen Entwicklungsmöglichkeiten auf den Gebieten der Landwirtschaft, des Bergbaus und der Industrie noch außerordentlich erweiterungsfähig. Vom Standpunkt der Weltwirtschaft aus betrachtet, müßten jedoch in Australien die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte und industrieller Rohstoffe, also die Erfassung und Ausbeute der Bodenschätze, in den Vordergrund treten. Schon allein für diese Aufgaben bedarf es einer erheblichen Steigerung der Einwanderung und des Kapitalzufiusses. Dahingegen dürfte die Erzeugung von Fertigwaren einerseits wegen der hohen Gestehungskosten unwirtschaftlich sein, andererseits aber auch Störungen auf dem Weltmarkt hervorrufen, so daß kapitalkräftige Länder wie die USA kaum bereit sein dürften, Mittel f ü r derartige Ziele zur Verfügung zu stellen. Der Gedanke „Australasia" trägt jedoch auch die wirtschaftliche Vorherrschaft Australiens im australisch-ozeanischen Raum in sich. Dieses Bestreben findet in der Lage des Raumes abseits der großen Weltverkehrswege seine Bestärkung, denn immer noch sucht der Handel in der Regel den kürzesten Weg. Der Wille Australiens zum Fortschritt kommt in der Erhöhung der zukünftigen jährlichen Einwanderungsquote zum Ausdruck. Sie erreichte etwa 65000 Einwanderer und ist für die kommenden Jahre auf je 70000 angesetzt. Man hofft somit, die Einwohnerzahl Australiens innerhalb einer Generation auf 20 Millionen zu erhöhen. Für die Einwanderung bevorzugt werden Bau- und Spezialarbeiter. Jede Einwanderung von Farbigen bleibt jedoch weiter ausgeschlossen.

Handel und Verkehr

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Handel und Verkehr Im Außenhandel Australiens tritt die enge Verbindung mit dem britischen Mutterlande auffallend in Erscheinung. So betrug der australische Anteil an der britischen RohstofTeinfuhr des ersten Halbjahres 1949 an 6 8 % , der Rohzinkeinfuhr 22,5% sowie der Zinkerze und Konzentrate 73,5%. Vor dem letzten Kriege standen die Einfuhr aus England mit etwa 4 5 % und die Ausfuhr nach England mit im Durchschnitt 40% jährlich an erster Stelle. In der Einfuhr folgen sodann die USA mit durchschnittlich 2 5 % und in der Ausfuhr Frankreich mit 1 2 % . Der Deutschlandhandel war nur sehr gering. In der Gesamtausfuhr nahmen die Wolle bis zu 4 8 % , Weizenprodukle um 2 5 % , Butter 5 — 7 % , H ä u t e u n d Felle 4 — 5 % , Fleisch 4 — 5 % , Blei und Früchte je 2 — 3 % ein, während die Einfuhr zu 15—18% in Textilien, 6 — 8 % aus Kraftwagen und Kraftwagenteilen, zu 4 — 6 % aus Öl und um 5 % aus Eisen und Stahl bestand. In der Nachkriegszeit erlebte der australische Außenhandel eine ausgesprochene Hochkonjunktur. Wolle, Weizen, Butter und Fleisch fanden zu überhöhten Preisen Absatz. Die australischen Auslandsguthaben stiegen von 600 Millonen auf rund 3,3 Milliarden Mark, und die Auslandsschulden wurden um 1,1 Milliarde Mark verringert. Diese Angaben lassen eindeutig die Vorherrschaft der landwirtschaftlichen Produkte wie auch die Einstellung des australischen Handels in der Hauptsache auf Europa und die USA erkennen. Entsprechend der Lage Australiens fällt dem Überseeverkehr eine bedeutende Aufgabe zu. Perth, Adelaide, Melbourne, Sydney und Brisbane sind die Haupthäfen des Landes. Sydney ist der Ausgangspunkt der großen Verbindungen nach Ostasien, Amerika, sowie zusammen mit Brisbane für den Verkehr innerhalb Ozeaniens und zugleich der Endpunkt des Europa Verkehrs. Infolge des unzureichenden Ausbaus des Eisenbahnnetzes ist der Küstenverkehr besonders für den Transport von Massengütern von Bedeutung. Diese Erkenntnis führte zum Ausschluß ausländischer Schiffe von der Verfrachtung binnenländischer Güter im australischen Hafenverkehr. Das australische Eisenbahnnetz ist in bezug zur Einwohnerzahl verhältnismäßig dicht ausgebaut, jedoch ist es in seinen Beziehungen zum Raum unzureichend. Eine durchlaufende Verbindung besteht heute nur von Perth über Adelaide, Melbourne, Sydney, Brisbane bis herauf nach Cairns. Auf der in 6 Tagen zu durchfahrenden, etwa 6000 km langen Strecke von Perth nach Brisbane ist

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Australien u n d Tasmanien

jedoch infolge der S p u r w e i t e n v e r ä n d e r u n g f ü n f m a l i g e r Zugwechsel erforderlich. Die Ursache dieser verschiedenen Spurweiten ist der A u s b a u des G r u n d n e t z e s vor dem Z u s a m m e n s c h l u ß der einzelnen L ä n d e r zum B u n d e s s t a a t . Weslausl.ralien und Q u e e n s l a n d , die a m d ü n n s t e n bevölkerten und g r o ß r ä u m i g s t e n L ä n d e r h a b e n , wie a u c h T a s m a n i e n , aus S p a r s a m k e i t s g r ü n d e n die S c h m a l s p u r gewählt. N e u - S ü d - W a l e s allein besitzt die N o r m a l s p u r , die auch auf der großen s ü d a u s t r a l i s c h e n W e s t - O s t - Q u e r v e r b i n d u n g A n w e n d u n g

Skizze 25 : Australien : Eisenbahnnetz G e s a m t n e t z : 44 585 k m davon 1,43 m S p u r : 11 834 km 1,60 m S p u r : 9 865 k m 1,06 m S p u r : 22 886 km g e f u n d e n h a t . I m übrigen k a n n eigentlich n u r inVictoria von einem E i s e n b a h n n e t z gesprochen werden. Die a n d e r e n S t a a t e n f ü h r t e n , bis auf die bereits e r w ä h n t e D u r c h g a n g s v e r b i n d u n g , den A u s b a u der E i s e n b a h n in erster Linie zur E r s c h l i e ß u n g des L a n d e s in F o r m von SLichbahnen d u r c h . Der das E i s e n b a h n n e t z ergänzende S t r a ß e n b a u ist lediglich im Bereich der großen S t ä d t e sowie in den östlichen, südöstlichen u n d südwestlichen R a n d g e b i e t e n von Bed e u t u n g . In diesen R ä u m e n sind die S t r a ß e n g u t a u s g e b a u t , ins-

H a n d e l und Verkehr

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besondere die große V e r b i n d u n g s s t r a ß e von Adelaide über Melbourne, Sydney nach Cairns. In den weiten, meist ebenen Flächen des Binnenlandes gibt es jedoch in der H a u p t s a c h e n u r durch Beseitigung der größten Hindernisse g e b a h n t e Wege, die im allgemeinen g u t von K r a f t w a g e n b e n u t z t werden können. Derartige Verbindungen f ü h r e n häufig von den E n d p u n k t e n der Eisenbahnen zu den weit im L a n d e s i n n e r n liegenden Viehstationen. Diese brückenlosen W e g e sind jedoch meist u n b e n u t z b a r , wenn sich in der Regenzeit oder bei dem Einsetzen plötzlicher Niederschläge die Wasserrinnen m i t Wasser füllen. Eine K r a f t w a g e n f a h r t auf den Binnenwegen Australiens, die o f t wochenlang nicht b e f a h r e n werden, bedarf der v o r a u s s c h a u e n d e n A u s s t a t t u n g m i t Hilfsmitteln. Benzin und W a s s e r f ü r den Motor u n d die Mitfahrer, Verpflegung, M a t t e n zur Ü b e r b r ü c k u n g sandiger Stellen, Geräte, W e r k z e u g e u n d Ersatzteile müssen die Selbsthilfe in jeder Lage gewährleisten. Das w ä h r e n d des letzten Krieges erweiterte S t r a ß e n n e t z u m f a ß t heute 805 000 km. Neu sind die A u t o s t r a ß e n von M e e k a t h a r r a nach Marble Bar, zwischen Alice Springs und dem südlichen E n d p u n k t der von P o r t Darwin k o m m e n d e n Eisenbahn. E i n e aussichtsreiche Z u k u n f t b e s t e h t in A n b e t r a c h t der weiten R ä u m e f ü r den L u f t v e r k e h r . Abgesehen von den großen, über Niederländisch-lndien nach Australien f ü h r e n d e n Fluglinien, besLehen bereits regelmäßige L u f t v e r b i n d u n g e n an der W e s t k ü s t e von Australien sowie über L a n d von P e r t h bis Brisbane u n d i n n e r h a l b von Queensland. Große V i e h s t a t i o n e n u n d abseits der H a u p t v e r kehrslinien liegende Bergwerke verfügen über einen eigenen L u f t verkehrsdienst. Seine Hilfe kann ü b e r den Fernsprecher oder den R u n d f u n k von den A u ß e n s t a t i o n e n in A n s p r u c h g e n o m m e n werden. Der A u s b a u von Flugplätzen bereitet in dem ausgeprägten Tafellande keine allzu großen Schwierigkeiten. Die Binnenfluglinien erstrecken sich heute über 54 000 k m . Befördert wurden 1949 insgesamt 1,4 Millionen Passagiere u n d 33 500 T o n n e n Fracht. Dahingegen ist der Binnenschiffsverkehr n u r schwach entwickelt u n d k a u m weiter a u s b a u f ä h i g . Auf dem Murray-Darling v e r k e h r e n flachgehende Heckraddampl'er. Aber auch sie sitzen häufig in den Trockenperioden f ü r Wochen und Monate fest. Der A u s b a u des Fernsprech-, Telegraphen- u n d R u n d f u n k n e t z e s e n t s p r i c h t im allgemeinen den V e r k e h r s b e d ü r f n i s s e n . Von besonderer B e d e u t u n g ist die ganz Australien von Süd nach N o r d durchq u e r e n d e Telegraphenlinie zwischen P o r t Darwin u n d Adelaide.

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Australien und Tasmanien

Diese bereits in den Jahren 1 8 7 0 — 1 8 7 2 unter erheblichen Schwierigkeiten ausgebaute, 3000 km lange Linie m i t ihren in einsamer Wildnis liegenden 13 s t ä n d i g besetzten S t a t i o n e n ist in P o r t Darwin an das nach J a v a führende Seekabel angeschlossen. Von den fünf großen Überseekabellinien Australiens führen drei über J a v a und je eine über Amerika und Afrika. Kürzere Kabelverbindungen bestehen noch n a c h Neuseeland und einigen P u n k t e n der Außenbesitzungen. Z u den großen Aufgaben Australiens wird in der Z u k u n f t n o c h die A u s g e s t a l t u n g des inneraustralischen Verkehrsnetzes k o m m e n , vor allem die Vereinheitlichung der Spurweiten im Zuge der H a u p t verkehrslinien. Der A u s b i l d u n g des Luftverkehrs wird v o r w i e g e n d der Mangel an Betriebsstofl'quellen im Lande hinderlich sein. Er g e w i n n t aber insbesondere unter B e r ü c k s i c h t i g u n g der w e i t e n , zu überbrückenden R ä u m e für den Personenverkehr an B e d e u t u n g . Die natürlichen Großräume

Australiens

Der naturgegebenen Gliederung Australiens in West-, Mittel- und Ostaustralien folgte auch ursprünglich die politische Einteilung des Landes. Die fortschreitende Besiedlung und wirtschaftliche Entwicklung führten sodann zunächst in Ostaustralien zur Unterteilung in die Länder Queensland. NeuSüd-Wales und Victoria sowie später In Mittelaustralien in die Länder Kordund Südaustralien. Somit besteht heute der australische Bundesstaat, einschließlich von Tasmanien, aus 7 Ländern und dem Bundesgebiet. mit der Bundeshauptstadt Canberra. Mit Ausnahme der Grenzen zwischen den drei ostaustralischen Staaten erfolgte die Grenzziehung nicht unter Anlehnung an naturgegebene Trennungslinien, sondern in groben Zügen nach Längenund Breitengraden. Die Folge dieser Gliederung Ist die Zerreißung der natürlichen Landschaften. So ist zuru Beispiel das Stromgebiet des Murray-DarUng auf die drei Länder Queensland. Neu-Süd-Wales undVictoria aufgeteilt. Während sich die Grenze zwischen den beiden letzteren Ländern noch vorwiegend an den Stromlauf des Alurray anlehnt, folgt der größte Teil der Südgrenze von Queensland schematisch dem 31. Grad südlicher Breite. Auch das Senkungsgebiet des Eyre-Sees ist in drei Teile zerlegt, und die Ostgrenze von Westaustralien entspricht nicht den naturgegebenen Verhältnissen. F ü r die politische und wirtschaftliche Entwicklung Australiens ist diese Grenzziehung insofern nicht von großer Tragweite, als zum mindesten die mittelaustratischen Grenzen im allgemeinen unerschlossene Gebiete durchqueren, deren Erfassung in Wirtschaftseinheiten auch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten steht. Die beschreibende Raumdarstellung bedarf jedoch der Anlehnung an die natürlichen Landschaften. Die in Verbindung mit den Arbeiten von P.-of. W. Geisler gewählte Gliederung in fünf Großlandschaften, außer Tasmanien, sucht die geologisch bedingten Bodeniormen in Verbindung mit der klimatisch bedingten Budenbedeckung und die Ausstrahlungen der ältesten wirtschaftlich erschlossenen

Die natürlichen Großräume Australiens

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Gebiete zu erfassen. Aber auch die Beschreibung der Großlandsehaften — das Westland, das Savannenland, das Mittlere )nselbergland, das Goyderlaiid und das Ostland — bedarf aus naturgegebenen und wirtschaftlichen Gründen der Unterteilung in Rand- und Binnenlandschaften. D a s W e s t l a n d umschließt die westliche H ä l f t e des Bundesstaates Westaustralien mit den Küstengebieten von P j r t Hedland im Horden bis zur lsraelite-Bai im Süden und den Binnenlandschaften etwa zwischen dem 120. und 125. Grad östlicher Länge. Der größte Teil der westländischen Küste

Skizze 26 : Die natürlichen Großräume Australiens zwischen Geraldton und B u n b u r y ist durch einen Vorlandstreifen von wechselnder Breite aus Korallenkalk und Sanddünen gekennzeichnet. t)ber ihn erhebt sich der Steilahl'all des Binnenplateaus. Seine mittlere Höhe beträgt 150—200 m. Die Randauiwölbung erreicht jedoch in den Darling-Ranges eine Höhe von 1122 m. Während im Norden des Westlandes, östlich von P o r t Hedland, das Binnenplateau zur,,80-Meilen-Küste"aIlmählich in den Meeresstrand übergeht, treten im Süden bei Albany und östlich bis zur Großen Australischen Bucht die Berge bis an das Meer heran. Nordöstlich Albany erreichen die StirlingRanges noch einmal 1070 m Höhe. Die vom Hochplateau zur Küste rinnenden Wasserläufe haben sich teilweise, wie der Schwanen-i'luß, tief in den Plateaurand hineingegraben oder stürzen in Wasserfällen über den Steilrand herab. Bis auf den Schwanen-Fluß. der seinen Namen nach den dort vorkommenden Schwarzen Schwänen erhielt, den Blackwood-River und einigen südlichen kleineren Wasserläufen, führen die meisten Flüsse nur im Winter

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Australien und Tasmanien

Wasser. Der Wassermangel im Sommer wird Jedoch durch die artesischen Brunnen im Räume um die Sharks-Bai und von Perth stellenweise gemildert. Oberhalb von Perth ist im Hochland der Helena-River durch den 30 m hohen Staudamm der Mundaring-Talsperre zu einer Wasserfläche von 307 ha angestaut und versorgt über eine 560 km lange Wasserleitung mit acht Pumpstationen die Binnenlandschaft von Kalgoorlie. Im Küstenland südlich Geraldton wird in der Nähe der Stadt. Gartenbau betrieben, während andere Teile mit Hilfe artesischer Brunnen der Schafzucht dienen. Ein schmaler Streifen zu Füßen der Steilhänge gestaltet auch die Anlage von Obstplantagen und Weingärten. Den Außenrand des Hochplateaus im Südwesten decken dichte Eukalyptuswäldcr. Sie werden nach dem Binnenlande zu lichter und gehen in die Scrilbs über. Beiderseits des Blackwood-River, in dem Gebiet der höchsten Niederschlagsmengen im Westen, liegen die Jarra-Wälder, deren Jarra(Eukalyptus)- und KariStämme gutes, dem Mahagoni ähnliches Holz liefern. Eine von Bunbury südlich Perth nach Bridgetown führende Stichbahn verbindet das große Sägewerk von Pemberton mit dem Meere und dient vorwiegend dem Holztransport. Das leicht gewellte Hügelland östlich des Plateaurandes um und beiderseits York ist das Hauptgebiet, des Weizenbaus und der Rinderzucht Westaustraliens. Wenn auch die Darling-Ranges und der Jarrawald die Niederschläge teilweise abfangen, so fallen immer noch genug Regenmengen zur Hauptwachstumszeit des Weizens im Winter. Auf breitem Streifen ostwärts des Plateaurandes liegt zwischen der Sharks-Bai und der Israelite-Bai das große, dem Weizenanbau nutzbar zu machende Gebiet, das jedoch bisher bei weitem noch nicht voll erschlossen Ist. Immerhin hat der seit 1912 dort ansetzende Weizenbau den Wert des im Binnenlande betriebenen Goldabbaus in kurzer Zeit überholt. Die Goldfelder, einst der Reichtum Westaustraliens, die dem Lande zum ersten Aufstieg verhalfen, liefern nur noch geringe Erträge. Das Eisenbahnnetz des Westlandes, dessen größte Dichte im Südwesten liegt, dient neben dem Durchgangsverkehr zwischen den Häfen Geraldton, Perth. Bunbury und Albany sowie der transaustralischen Südhahn hauptsächlich der Erschließung des Landes durch Stichbahnen in die eine E n t wicklung versprechenden Gebiete. Im Nordwesten verbindet eine 200 km lange Schmalspurbahn den an sandiger Küste liegenden Hafen Port Hedland mit der Stadt Marble-Bar im Bilbarra-Goldfeld. Dort wurden im Granit und Grünstein neben Gold auch Zinn, Kupfer, Tantalum, Asbest, Blei und Silber festgestellt. Marble-Bar weist die höchsten Temperaturen Australiens auf (siehe Skizze 14). In diesem Glutlande sollte die Bahn ursprünglich bis zu den Goldfeldern von Nullagin weitergeführt werden. Doch nach Erschöpfung der ersten Fundstellen sind Nullagin und Marble-Bar stille Plätze geworden. Nur wenige Digger halten sich dort noch auf. In der öden Scrublandschaft, die weiter einwärts bald durch Spinifexgräser abgelöst wird, finden auf mageren Weiden (Je 10 ha für ein Schaf) mühsam erhaltene Schafherden Nahrung. Artesische Brunnen lindern den Wassermangel. Statt der erwarteten Mineralien wird Wolle in Port Hedland und in dem weiter südlich liegenden kleinen Hafen Roebourne verfrachtet.

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In dem noch weiter südlich anschließenden Küstenland von Carnarvon überragen bis zu 300 m hohe Tafelberge mit steilen Hängen das mit Scrub und teilweise dürftigen Basen bedeckte Hügelland. Während der nördliche Teil der Landschaft im Sommer noch von den letzten Ausläufern der Nordostmonsune erreicht wird, sind die südlichen Gebiete besonders regenarm (siehe Skizze 16). Zur Zeit ermöglichen dort artesische Brunnen die Schafzucht. Wenn auch angenommen wird, daß im Baume der Sharks-Bai bei Verbesserung der Wasserhaltung tropischer Ackerbau möglich ist, so ist das Gebiet jedoch bisher nur wenig erschlossen. Am Südrand der Sharks-Bai setzt sodann das f ü r den Weizenbau geeignete Gebiet an. Auch dort erweckten im Anfang reiche Goldfunde landeinwärts bei Yalgoo wie auf den Murchison- und Peak-Hill-Goldfeldern Hoffnungen, so daß eine etwa 600 km lange Schmalspurbahn vom Hafen Geraldton bis nach Meekatharra inmitten einer trostlosen Ebene erbaut wurde. Die Goldausbeute hat dort wie auch in den Ost-Murchison-Goldfeldern bei Wiluna enttäuscht. Der Abbau anderer Mineralien, wie Kupfer, Wismut und Marienglas, hat noch nicht wesentlich eingesetzt. Nur wenige Goldgruben sind noch im Betrieb. Die anfangs rasch aufblühenden Städte Meekatharra und Wiluna blieben in derEntwicklung stehen. Meekatharra ist heute derWollstapelplatz f ü r die in regenarmer Umgebung betriebene Schafzucht. Zwar fehlt dem Scrub die Grasnarbe, doch finden die Schafe an den Blättern der Büsche noch ausreichende Nahrung. Eine gewisse Bedeutung hat der Ort noch als Ausgangspunkt der nach Marble-Bar führenden Straße. Südlich der Bahnstrecke Geraldton—Mt. Magnet setzt sodann wieder das Gebiet des Winterregens an. Dort werden an der Küste Schafzucht, an den Westhängen des Hochplateaus Obstbau und auf dem westlichen Plateaurand Weizenbau und Schafzucht betrieben. Dichter besiedelt ist das Land (siehe Skizze 22). Seine wirtschaftliche Bedeutung wird auch durch den Ausbau .von zwei gleichlaufend zur Küste von Geraldton nach Perth und York f ü h renden Bahnlinien gekennzeichnet. Pert-h, die Landeshauptstadt, mit dem Sitz der Regierung und einer Universität, liegt inmitten des reichsten Gebietes des Westlandes, im Schwanenlande. Die weitläufig gebaute Stadt beherbergt mit 287 000 Einwohnern etwa 50% der Gesamtbevölkerung Westaustraliens. Das Stadtbild läßt aufstrebendes Leben erkennen. Es zeigt aber in seinen Grundzügen noch das Gepräge einer kolonialen Mittelstadt. Ihr Hafen Fremantle ist der erste Anlaufhafen der durch den Suczkanal kommenden Überseeschiffe und der Hauptumschlagsplatz der Güter des westaustralischen Binnenlandes. E r weist einen jährlichen Schiffsverkehr von 3 bis 3,5 Millionen Tonnen auf (Hamburg 1939 = 19 Millionen Tonnen). Von Perth werden die Post, Passagiere und Eilgüter mit der Eisenbahn oder auf dem Luftwege in wesentlich kürzerer Zeit nach Osten befördert, als die Dampfer nach Melbourne oder Sydney benötigen. Die auf Normalspur laufende Eisenbahn ist ein neuzeitlich entwickeltes Verkehrsmittel. Ihre Zweigstränge verbinden Perth mit den vielbesuchten Badeorten am Meeresstrande und anderen Ausüugsplätzen. Ostwärts von Perth liegen im Zuge der transaustralischen Bahnlinie Coolgardie und Kalgoorlie bei den Goldfeldern der „Goldenen Meile". Während Krug, Australien

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die alluvialen Oberflächenfunde bei Coolgardie erschöpft seheinen u n d ' d i e Stadt selbst sich Im Niedergang befindet, gestatten die Gruben der „Goldenen Meile",einer Tasche im Muttergestein, noch den lohnenden A b b a u . Die künstliche Wasserversorgung des Gebietes ließ in Kalgoorlie Boulder inmitten einer an sich öden Landschaft eine S t a d t mit 189 00 Einwohnern entstehen. Von ihr führen je eine, etwa 350 km lange Stichbahn nach Nordwesten In die Goldfelder von Laverton am R a n d e der Großen Victoria-Wüste und nach Süden über die Dundas-Goldfelder zum Südhafen Esperance. Das Küstengebiet und der Hochlandrand zwischen P e r t h und Albany bilden den fruchtbarsten und ertragreichsten Landstrich Westaustraliens. E s weist daher auf weite Strecken eine Bevölkerungsdichte von bis zu acht Menschen je Quadratkilometer auf. Die bereits erwähnten J a r r a w ä i d e r , die besten Weingärten, ansehnliche Höhlen im Bandgebiet der Darling-Ranges und viele landschaftlich schöne Plätze wie auch der prächtige, durch eine Senkung entstandene N a t u r h a f e n von Albany werden in zunehmendem Maße von Touristen besucht. Der kleine Südhafen B u n b u r y ist der Ausfuhrplatz der bei Collie in den einzigen Kohlengruben Westaustraliens gewonnenen Steinkohle. Klimatisch und wirtschaftlich kann dieses Gebiet zwischen P e r t h und Albany als das Herz Westaustraliens angesprochen werden. In diesem R ä u m e liegt zur Zeit der Schwerpunkt des westaustralischen Wirtschaftslebens. Aber auch das Gesamtgebiet von der Sharks-Bai bis zur Israelite-Bai könnte eine erhebliche Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion erfahren, während im Norden des Westlandes die Viehhaltung, wie auch dort im Binnenland der Abbau anderer Mineralien als Gold wohl v e r s t ä r k t werden könnten. So ist Westaustralien im B a u m e seines Westlandes in erster Linie geeignet, bei entsprechender Kapitalsanlage größere Einwanderermassen unter verhältnismäßig günstigen Bedingungen aufzunehmen. Das S a v a n n e n l a n d u m f a ß t die nördlich des 20. Breitengrades im Bereich der sommerlichen Nordostmonsune liegenden Gebiete Australiens. Es gehört etwa zu je einem Drittel zu den Ländern Westaustralien, Nord-' Australien und Queensland. Die an sich in den Sommermonaten reichlich niedergehenden Begen (siehe Skizze 16) werden in ihrer Wirkung durch die sommerliche Verdunstung und die Wintertrockenheit beeinträchtigt. Somit entsteht d o r t eine tropische Flora nur auf engen R ä u m e n der regenreichsten Küstensäume sowie in einigen Flußniederungen,während denHauptteil des Landes die wechselnd dichten Baumsavannen einnehmen. Sie gehen nach Süden in die Grassavannen über. Die Baumsavannen sind in den weniger heißen Landstrichen zur Schafzucht, in den wärmeren zur Binderzucht geeignet. Das Gesamtgebiet ist streckenweise noch kaum erforscht, im ganzen noch wirtschaftlich schwach entwickelt und daher nur dünn bevölkert (siehe Skizze 22). I n fast unberührter N a t u r l a n d s c h a f t leben dort noch viele Eingeborene. Besonders im Nordosten und Osten sind die Mischtypcn melanesischen Einschlages zu treffen. Die gegenüber dem trockenen Binnenlande wesentlich günstigeren Lebensbedingungen sind die Ursache der körperlich besseren und kulturell etwas höheren Entwicklung derEingeborenen in dieser

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Gegend. Sie ermöglichten auch teilweise die Heranziehung der Eingeborenen zur Mitarbeit auf den Viehzuchtstationen. Der Anteil Westaustraliens am Savannenland besteht in den Gebieten der „ 8 i-Meilen-Küste", des Dampier-Landes und des Kimberley-Distriktes. Die beiden letzteren Gebiete werden auch als Tasman-Land bezeichnet. Die ,,80-Meilen-Küste" bildet einen 400 km breiten, flachen Küstenstreifen als offenen Auslauf der Großen Sandwüste, deien Sandmassen der Wind In das Meer hinausträgt. Die in den Sommermonaten wasserführenden Flüsse mäandern oder neigen, wie der Grey-Fluß, zur Deltabildung. Das Land ist fast vegetationslos und bis auf einige wenige Rinderstationen ira Bereich von Was3erlöchern bei Wallal unbewohnt. Nur schmale Streifen tragen eine dünne Pflanzendecke und in Küstennähe einige wenige Eukalypten. Gelegentlich begleiten auch Mangroven den Strand. Am Nordostrand der,,80-MeiIen-Küste"ist Broome der Stützpunkt einer mit etwa 130 Booten betriebenen Perlenflscherei, deren Erträge, vor allefa Perlmutt, nach den USA gehen. Der kleine H a f e n , dessen Gewässer einen Gezeitenhub von 8,5 m aufweisen, kann von großen Schiffen nicht angelaufen werden. Auch kleine Schiffe liegen bei Ebbe auf Grund, so daß die Fracht mit Pferdegespannen unmittelbar an die Schiffe herangefahren werden kann. Die Stadt selbst erscheint als grüne Oase inmitten der trostlosen Umgebung, Doch vor ihren Toren scheint die ,,Weiße-Mann-Politik'' haltgemacht zu haben, denn Japaner und Indonesier dienen als Taucher auf den Booten, Chinesen haben sich als Händler in der Stadt niedergelassen, während Indonesier und auch Eingeborene als Hafenarbeiter tätig sind. So weist die größte Stadt des Nordwestens eine Einwohnerzahl von etwa 600 Weißen und 3400 Farbigen auf. Das nördlich Broome gelegene Dampier-Land ist eine vorwiegend von Baumsavannen bedeckte Halbinsel, deren Flächen Schaf- und Rinderherden ertiägliche Weiden bieten. Die den Tropen zuneigenden klimatischen Verhältnisse fördern bereits das Auftreten von Tropenbäumen wie Pandanus und Baobab. Der dieser Landschaft eigene Pflanzenwuchs wird als,,Pindan u bezeichnet. Er vereinigt Akazien, Bauhinia, Cajuput (Schlingbäume) und Bloodwood zu lichten, bis 6 m hohen Baumbeständen. Die einzige größere Siedlung auf der Halbinsel ist die katholische Mission-Beagle-Bai, deren Mönche zum Teil deutscher H e r k u n f t sind. Am King-Sound schließt sodann die zerklüftete Felsenküste von KimbcrIey m't ihren weit in das Land hineingreifenden Buchten und vielen kleinen vorgelagerten Inseln an. Einsame Fjorde weisen Mangrovendickungen und Ansätze einer tropischen Vegetation auf. Auch das Landesinnere ist stark zerklüftet. Zwischen den Horstgebirgen der King-Leopold-Banges, der Howitt-Kette und noch anderen Bergzügen, haben Flüsse und Creeks tiefe, o f t uniiberschreitbare Rinnen gegraben. Sie erschweren daher den Verkehr erheblich. Lichter Eukalyptuswald deckt die zerrissenen Ebenen, während auf steinigem Untergrund die Scrubs in den Vordergrund treten. Die dort, wie auch im Dampier-Land befindlichen neu- und altaustralischen Felsenmaiereien wurden 1938—1939 von der nordwestaustralischen Frobenius-Expedition erforscht. In Anbetracht der ungünstigen klimatischen Verhältnisse und der Unwegsamkeit des Gebietes ist das Binnenland bis auf eine Presbyteria5*

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ner Mission von Weißen k a u m besiedelt. Dafür werden um so häufiger Eingeborene angetroffen, die dort in einer A r t Reservat leben. AmSiidwestrand desKimberley-Landes, in dem King-Sound, ist die kleine Stadt Derby am Saume eines lichten Eukalyptus-Waldgebietes derAusfuhrhafen f ü r die Erzeugnisse der Rinderfarmen des südöstlich gelegenen Fitzroy-Graslandes. Der das ganze J a h r wasserführende Fitzroy-River sowie artesische Brunnen fördern dort das Wachstum ertragreicher Weiden. Die in der Nähe am Yampi-Sound zutage tretenden Eisenerzlager mit einem auf 100 Millionen Tonnen geschätzten Bestand werden zur Zeit noch nicht ausgebeutet. Sie könnten jedoch f ü r die Z u k u n f t des Hafens von Bedeutung werden, wenn die im heißen Gebiet allein mögliche Beschäftigung Farbiger im Bergbau gestattet würde. Durch das kaum besiedelte Gebiet f ü h r t zur Zeit nur ein P f a d neben der Telegraphenlinie über die Siedlung Fitzroy am Margaret-River zur Polizeistation Halls Creek in Nähe der wenig ertragreichen Kimberley-Goldfelder und sodann nach Norden zum kleinen H a f e n W y n d h a m im Cambridge-Golf in der Nähe des Ord-River. W y n d h a m mit seinem großen staatlichen Rinderschlachthof ist ein typischer Saisonort, zu dem vom April bis September das Schlachtvieh von den Weiden am OrdRiver getrieben wird. Herrscht in diesen Tagen dort Hochbetrieb, so wird es in der Stadt mit den merkwürdigen Flaschenbäumen auf ihren Straßen im Sommer still. Die weißen Saisonarbeiter verlassen die Stadt mit Anbruch der heißen Zeit, und nur etwa 50 Weiße sowie einige hundert Chinesen bleiben zurück. Der nordaustralische Anteil am Savannenland besteht aus der breiten in die Arafura-See hineinragenden Halbinsel mit dem wenig erforschten Arnhem-Land und dem südlich anschließenden Binnentafelland. Im Gebiet der Halbinsel fließen die nur schwach in den Boden eingegrabenen Wasserläufe vom Kernland aus radial zum Meer, während im Binnenland die Creeks in dem mächtigen Sumpfsee des Polygon um Swamp enden. I m Arnhem-Land fällt das k a u m größere Erhebungen aufweisende Hochplateau in steiler, buchtenreicher Küste zum Meer. Das besonders im Nordosten noch k a u m durchforschte Gebiet ist zur Zeit noch den Eingeborenen überlassen. I m Nordwesten ist in landschaftlich schöner Felsenbucht Port Darwin mit 15000 Einwohnern die bedeutendste H a f e n s t a d t im weitgespannten R ä u m e des Savannenlandes. Gepflegte Gärten, neuzeitliche, auf Pfeilern ruhende Tropenhäuser am Rande sauberer Straßen helfen den Weißen die Plagen des Klimas zu überwinden. Als Ausgangspunkt des nördlichen Überseekabels und der Australien von Norden nach Süden durchquerenden Telegraphenleitung, sowie als Umschlagplatz der im Binnenland gewonnenen Güter des Bergbaus und der Viehzucht k o m m t dem Platz einige Bedeut u n g zu. Sie steigerte sich noch während des letzten Krieges durch die Verwendung des H a f e n s als F l o t t e n s t ü t z p u n k t . Doch ganz besonders in Darwin wird die Entwicklung durch die Weiße-Mann-Politik gehemmt. I n dem feuchtwarmen Klima sind weiße Arbeitskräfte, zum mindesten im Sommer, schwer zu bekommen, und ^farbige sind nicht zugelassen. So wird neben dem geringen A b b a u von K u p f e r und Zinn bei Pine Creek und Marranboy nur noch Rinderzucht an den Randgebieten der Flüsse betrieben. Die Flußnied jrungen selbst leiden unter den weiten, das A r n h e m -

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Land oft iür Monate unwegsam machenden Überschwemmungen in den Zeiten des Sommerregens. Sie weisen daher auch vielfach ausgeprägten tropischen Pflanzenwuchs auf mit Pandanus-Hainen und Bambusdickicht. Die von Port Darwin ausgehende transaustralische Nord-Süd-Eisenbahn im Zuge der großen Überland-Telegraphenlinie ist nur als Schmalspurbahn auf etwa 450 km Länge bis zur Station Birdum fertiggestellt. Der von dort sowohl nach Alice Springs als auch von Daily Waters nach Queensland bestehende Kraftwagenverkehr hat durch den Bau der Kraftwagenstraße eine erhebliche Steigerung erfahren. Bei Daily Waters, einer kleinen Station am Hand eines Wasserpfuhles, geht schließlich die Baumsavanne in die Grassavanne über. Von Queensland gehören das Barkley-Table-Land, das Hochland von Cloncurry, die Ufer des Carpentaria-Golfes und die Kap-York-Halbinsel zum Savannenland. Das Barkley-Table-Land ist allerdings kaum ein Tafelland, sondern in Verbindung mit den auf nordaustralischem Territorium liegenden Coast-Ranges ein flachwelliges Hügelland. Der H a u p t o r t des vorzüglichen Graslandes ist die Steppenstadt Camooweal an der Westgrenze von Queensland. Als Treffpunkt und Warenplatz der weit im Lande verstreut wohnenden Viehzüchter sowie Durchgangsort der Straße von Daily Waters nach Cloncurry ist der Platz mit seinen wenigen hundert Einwohnern sogar an das Luftverkehrsnetz von Queensland angeschlossen. Die vorwiegend von Squattern betriebene Rinderzucht könnte durch Anlage von artesischen Brunnen auf erheblich breitere Basis gestellt werden. Die Squatter als Kleinbesitzer sind jedoch nicht in der Lage, die hohen Brunnenbaukosten aufzubringen. Im anschließenden Hochland von Cloncurry beginnt der Boden steinigei zu werden. An Stelle des saftigen Mitchell-Grases des Barkley-Table-Landes tritt das dürre Spinifex-Gras, so daß dieses Gebiet nur noch in geringem Umfang für die Viehzucht geeignet ist. Dahingegen gewinnt um Cloncurry der Abbau von Mineralien, neben Gold vor allem Kupfer, an Bedeutung. Cloncurry, durch eine Schmalspurbahn mit Townsville an der KorallenmeerKüste verbunden und ebenfalls dem Luftverkehrsnetz angeschlossen, ist ferner ein wichtiger Knotenpunkt der von allen Himmelsrichtungen dort zusammenlaufenden Wege und Telegraphenlinien. Das Hochland von Cloncurry neigt sich allmählich zum weitläufigen Becken des häufig von Stürmen heimgesuchten Carpentaria-Golfes. Seine Randgebiete sind durch zahlreiche Wasserläufe stark gegliedert. Der bedeutendste dieser "Flüsse ist der von den Australischen Kordilleren kommende Flinders-River. Während das Land zwischen den Flußläufen für die Rinderzucht wohl geeignet ist, gestatten die Flußniederungen den tropischen Ackerbau. Seine Verwirklichung wird auch dort durch den Mangel an farbigen Arbeitskräften verhindert. Für die Gesamtentwicklung des Uferlandes ist ferner der Mangel an geeigneten Hafenplätzen störend. Einerseits umsäumen die undurchdringlichen Mangrovenwälder weite Strandgebiete, andererseits ist der Carpentaria-Golf so flach, daß bei ablandigen Winden das Meer weit zurücktritt. Die kleinen, wegen der Mangrovendickungen landeinwärts an den Flüssen liegenden Häfen, wie Burketown am Gregory-River und Kormanton am Flinders-River, haben nur örtliche Bedeutung. Burketown ist der Verladeort f ü r die Viehstationen der Coast-Ranges und des

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Barkley-Table-Landes, während Normanton zur Erschließung der Goldfelder von Croydon mit diesem Ort durch eine Eisenbahn verbunden ist. Die Kap-York-Halbinsel nördlich der Linie Normanton—Cairns ist infolge ihres feuchtheißen Klimas und ihrer Unwegsamkeit noch k a u m erforscht. Sie ist daher noch den Eingeborenen überlassen, obwohl das dem Westhang der Australischen Kordilleren vorgelagerte Land über ausreichende Wasser und Rinderweiden verfügt. Das zu dreiviertel des J a h r e s f ü r den weißen Menschen klimatisch unzuträgliche Gebiet e n t h ä l t nur auf der dem N o r d k a p vorgelagerten Insel Thursday eine Niederlassung Weißer zum Betrieb der Perlenfischerei sowie der Gewinnung von Trepang und Schildpatt. Eine vergleichende Betrachtung der klimatischen Verhältnisse Nordaustraliens und der Sunda-lnseln läßt erkennen, daß Nordaustralien, zum mindesten im Bereich des Savannenlandes, k a u m minder entwicklungsfähig ist als viele der Sunda-lnseln. Viehzucht, tropischer Ackerbau und Bergbau könnten wohl in erheblich stärkerem Umfang betrieben werden, wenn die Einwanderungsfrage und damit die Arbeiterfrage eine Lösung fände. Sie müßte wohl auf der beschränkten Freigabe des nordaustralischen B a u m e s f ü r farbige Arbeiter beruhen. D a s m i t t l e r e I n s e l b e r g l a n d bildet den Kern Inneraustraliens. E s ist ein weitläufiges, von Inselbergen und Gebirgen überragtes Tafelland im Grenzraum zwischen Nord- und Südaustralien. Die dieses' Kernland umschließenden Wüsten, Halbwüsten und Grassavannen stoßen nur im Nordwesten an der,,80-Meilen-Küste"und im Süden unmittelbar bis an das Meer vor, während sie im Westen und Osten allmählich in die höher entwickelten Landschaften übergehen. Vom Savannenland Nordaustraliens steigt das Hochplateau ganz allmählich zum Mittelraum des zentralen Tafelberglandes empor. Die weiten, roten Sandebenen der nördlichen Randgebiete, die im Osten stellenweise als welliges Hügelland erscheinen, werden im Zuge der Nord-Süd-Telegraphenlinie nur von wenigen, die Ebene meist nur um 100—150 m überragenden Bergketten unterbrochen. Es sind dieses bei der Station Tennants Creek die aus rotem Sandstein hohen geologischen Alters bestehenden und durch Erosion stark abgetragenen, bis 400 m hohen MacDouall-Ranges, weiter südlich die Davenport- und Murchison-Ranges, sodann die beiden, die Station Barrow Creek umschließenden Ketten der Crawford- und Förster-Ranges, sowie endlich südlich der Station Teatree Well noch einmal die Reynold-Ranges. Das Gesamtgebiet liegt im Wirkungsbereich der Nordostmonsune, deren sommerliche Niederschläge sich infolge der auffangenden Wirkung der Höhenzüge der zentralen Inselberge im Südraume etwas verdichten. Somit geht das im Norden vorkommende Spinifex-Gras im Süden und Osten in weicheres Speergras über. Da sich ferner in dem von zahlreichen Termitenhügeln übersäten Flächen die Regenwasser in einigen Wasserlöchern halten, ist das Gebiet im allgemeinen für eine extensiv betriebene Schaf- und Rinderzucht geeignet. Die Schafzucht wird jedoch durch das A u f t r e t e n der Dingos, die n u r durch kostspielige Zaunanlagen von den Herden ferngehalten werden können, fast unterbunden. Die bei Barrow Creek 1926 entdeckten Goldfelder scheinen keine bedeutende Ausbeute zu haben, so daß das Gesamtgebiet nur sehr dünn besiedelt

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und daher wirtschaftlich auch k a u m erschlossen ist. Ebensowenig wurde es bisher eingehend erforscht. I m Gleichlauf mit dem Wendekreis erheben sich sodann die in ihren Grundzügen dreigegliederten Ketten der MacDonnell-Banges bis zur H ö h e von 1500 m. Der nördliche Höhenzug aus archäischem Gneis und Glimmerschiefer erscheint als ein allmählich bis zu 700 m ansteigendes Hügelland. E r wird um 300—900 m überragt von der durch das schmale Meerenie-Tal getrennten doppelten Mittelkette aus steilgefalteten kambro-ordovicischen Schichten, deren Quarzitwände zwei mächtige, 250 km lange Mauerwälle bilden. Der nördliche Wall dieser Mittelkette verbreitert sich im Osten, während er im Westen im 1500 m hohen Mount Sounder seine höchste Erhebung erreicht. Die dritte südliche Kette, durch die Missionsebene mit der Missionsstation Hermannsburg des deutschen Stammhauses in Hannover von der Mittelkette getrennt, besteht als ausgesprochenes Inselgebirge aus paläozoischem Sandstein mit eingebettetem Quarzitkern. Über der südlich vorgelagerten, sich allmählich senkenden Unterplatte erheben sich sodann noch verschiedene kleinere Inselberge. Die Wasserscheide Zentralaustraliens liegt in der nördlichen Hügelkette der MacDonnell-Banges. Die von ihr aus nach Südosten und nach Süden

Skizze 27: Gliederung und geologischer A u f b a u der MacDonnell-Banges M a ß s t a b : etwa 1 : 4 , 5 Millionen

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fließenden Wasserläufe durchbrechen die Mittel- und Südketten in verschiedenen, teilweise zur Klamm gestalteten Schluchten. Demnach müssen die in einer Zeitspanne feuchten Klimas wasserreichen Flüsse in einer Periode der allmählichen Aufwölbung des Gebirges ihren nach Süden gerichteten l a u f beibehalten haben. I n vegetationslosen Felsentälern der Durchbrüche halten sich auch in der Wintertrockenzeit einige Wasserlöcher im Schattenschutz der steilenFelsenwände. Zersplitterte Baumstämme und Anhäufung von Gestrüpp an vielen Stellen der Schluchten zeugen von den Gewalten der in der Regenzeit durch diese Engpässe brausenden Wassermassen, die Bäume und Gebüsch der Scrublandschaften in den Längstälern mit sich reißen. I m Zuge des Durchbruches des westlichen Quellarmes des Todd-River durchquert auch die Nord-Süd-Telegraphenlinie die MacDonnell-Ranges. Der Durchbruchsstelle nördlich vorgelagert liegen die kleinen Niederlassungen Stuart und Alice Springs mit der Telegraphenstation, die zugleich der Endpunkt der vom Süden kommenden australischen Nord-Süd-Bahn wie auch die Hauptstadt der von der Bundesregierung unmittelbar verwalteten Zentralprovinz ist. Während Scrub und Spinifex-Gräser in der Missionsebene im bescheidenen Umfang die Rinderzucht ermöglichen, mußte der Versuch der Schafzucht sowohl wegen der Kaninchenplage als auch wegen der Dingos aufgegeben werden. Auch der Mangel an Arbeitskräften macht sich dort fühlbar. Nördlich der Fergusson-Kette bieten die Arltanga-Goldfelder und Marienglasfunde Prospektoren einen mühseligen geringen Gewinn. Welter im Süden werden sodann die Spinifex-Gräser tragenden roten Sanddünen noch einmal von dem langgestreckten, bis zu 1594 m H ö h e ansteigenden Granitbergen der Musgrave-Ranges unterbrochen, die sich nach Westen in den Petermann-Ranges fortsetzen. Fast in der Mitte zwischen den MacDonenll- und Musgrave-Ranges liegt der 180 km lange, ausgetrocknete Amadeus-See mit seiner weißleuchtenden Salzfläche wiederum zwischen roten, mit Spinifex-Gräsern bedeckten Dünen. Westlich des zentralen Inselgebirges erstrecken sich die Trockenlandschaften der Großen Sandwüste, der Gibson-Wüstc und der Großen VictoriaWüste. Das Gesamtgebiet weist keinerlei Wasserläufe auf. Immerhin wurde im Zuge einer in den Jahren 1906—1907 festgelegten Viehdrift zwischen Wiluna und Halls Creek am Südrande des Kimberley-Distriktes das Vorhandensein einiger von Palmen umstandenen Wasserlöcher inmitten der von Tafelbergen überhöhten Spinifex-Dünenlandschaft festgestellt. Es besteht die Möglichkeit, daß bei einer eingehenden Erforschung dieses Raumes sich weitere günstige Aufschlüsse ergeben. Ähnlich scheinen die Dinge im Gebiet der Gibson-Wüste zu liegen, deren Erforschung bis in die jüngste Zeit durch die feindselige Haltung der Eingeborenen erschwert wurde. Es steht zu erwarten, daß in den Senken des zerklüfteten Hügellandes Wasserstellen wie Weideflächen die Viehhaltung ermöglichen. Dahingegen ist die Große Victoria-Wüste fast völlig wasserlos. Ihre weiten Ebenen werden gelegentlich von bis zu 30 m hohen Inselbergen überragt. In flachen Senken, wie im Noraansland, liegen trockene Salzpfannen. Nicht

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minder trostlos erscheint zum mindesten in ihrem nördlichen Teil die von der transaustralischen Eisenbahn durchquerte Nullarbor-Ebene. Das verkarstete tertiäre Kalkgestein verhindert jede Flußbildung. Weder Mensch noch Tier halten sich in diesem Ödland auf. K u r im schmalen Küstenstreifen am Rande der Großen Australischen Bucht treten wiederum im Winter etwas stärkere Regenfälle auf. Auch gestatten dort artesische Brunnen die Verbesserung der Wasserhaltung, so daß in dem mit Salzbusch bedeckten Gelände Schafzucht betrieben wird. Das Gebiet östlich der Zentralgebirge wird von der Depression des EyreSees beherrscht. Während im Norden noch auf schmalem R a u m ein Übergang zum Savannenland die Viehhaltung ermöglicht, stellt die Senke des 12 m unter dem Meeresspiegel liegenden Eyre-Sees wohl das ausgeprägteste Wüstengebiet Australiens dar. Die Trockenrinnen der Wasserläufe ruhen kaum erkennbar in flachen Mulden, so daß die Wasserläufe in der Regenzeit riesige Überschwemmungen verursachen. Ihre Wasser decken dann infolge des geringen Gefälles zum Eyre-See wochenlang weite Flächen und versickern meist im Boden, bevor sie den Eyre-See erreichen. Der See selbst stellt eine riesige, in der Regenzeit zu gefährlicher Morastbildung neigende Salzwüste etwa von der Größe Badens dar. Etwas freundlicher ist die Landschaft an den Ufern der südlich anschließenden, etwa 30 m höher liegendenSeenplatte mit dem Torrens-See und dem sogar 112 m hoch liegenden Gairdner-See. Dort, wie in den Tälern der das Seengebiet nach Osten abschließenden Flinders-Ranges wird extensive Viehzucht betrieben. Das aus kambrischen Gesteinen bestehende Horstgebirge ist auf seinen geröllbedeckten Höhenzügen völlig kahl und bildet eine verkehrsfeindliche Schranke, die das ebenfalls wüstenähnliche, bis zu den Barrier-Ranges reichende Gebiet des From-Sees von der westlichen Seenplatte trennt. Nur wenige Siedlungen liegen westlich der Flinders-Ranges im Zuge der transkontinentalen Nord-Süd-Bahn. Die am Westhang des Gebirges festgestellten Vorkommen von Kupfer, Blei und Radium sind noch nicht erschlossen. Zu erwähnen bleibt schließlich noch das Übergangsgebiet zwischen dem Eyre-See und der Großen Victoria-Wüste, das sogenannte Gibberland, als F u n d o r t von Opalen. Die dort liegende Stuart-Kette erhebt sich kaum über den Boden und weist nur nach Norden einen erkennbaren, stark zerklüfteten Steilrand auf. N u r wenige Sträucher stehen auf dem vom Geröll bedeckten unwegsamen Trockenboden, der sich als wüstes Trümmerfeld bis zur transkontinentalen Nord-Süd-Bahn erstreckt. Die ganze Öde der zentralaustralischen Landschaft wird allein dadurch gekennzeichnet, daß auf einem R a u m von etwa der vierfachen Größe Frankreichs k a u m 2000 Weiße und etwa 20000 Eingeborene leben. D a s G o y d e r l a n d bildet den wirtschaftlichen Kern Südaustraliens. Die etwa in Höhe des Südrandes der H a u p t k e t t e der Flinders-Ranges beginnende, nach ihrem Erforscher genannte Goyderlinie ist durch den klaien Ansatz einer Vegetationszone erkennbar. Das Jahresniederschlägen bis zu 500 mm ausgesetzte Gebiet wird durch die Südausläufer der Flinders-Ranges und verschiedene weit in das Land hineingreifende Meeresarme in vier Landschaften gegliedert. Es sind diese im Westen die Eyre-Halbinsel, nach Osten

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anschließend die Yorke-Halbinsel, sodann die zwischen dem St.-Vincent-Golf und der Alexandrina-See zur Känguruh-Insel vorspringende Halbinsel sowie endlich das Gebiet am Unterlauf des Murray. Die im Norden durch die Gawler-Ranges begrenzte, im allgemeinen flachgewellte Eyre-Halbinsel stellt eine präkambrische Tafel d a r , unter deren jungen, sandigen Ablagerungen Gneise, Granite wie auch Schiefer oder Quarzite ruhen. Die seitlichen Küsten des Halbinseldreiecks sind dem Verkehr ungünstig, da sie besonders Im Spencer-Golf ausgedehnte Sandbarren aufweisen. N u r im Süden treten reichgegliederte Granitfelsen unmittelbar an das Meer und bilden dort den guten H a f e n P o r t Lincoln, der durch eine landeinwärts führende Eisenbahn mit den Weizenanbaugebieten von Ceduna und Kimba verbunden ist. Außerhalb der durch die Niederschlagsmengen gezogenen Grenzen des Weizenanbaus wird besonders im Westen die Schafzucht betrieben. Die regenarmen und daher wüsten Gawler-Ranges weiser, an ihren Osträndern bei Iron Knob und Iron Monarch hochprozentige Eisenerze auf. Sie werden zur Verhüttung nach Newcastle verschifft. Das zwischen dem Spencer-Golf und den Flinders-Ranges gelegene Vorland zur Yorke-Halbinsel und dem St.-Vincent-Golf, mit dem Eisenbahnknotenpunkt Peterborough, gestattet in den Tälern den Weizen- und Weinb a u , die Anlage von Obstplantagen sowie auf guten Talweiden die Milchwirtschaft, während auf den Höhen Schaf- und Rinderherden gehalten werden. Die einst dort vorherrschenden Wälder sind jedoch f a s t völlig vernichtet. Die in dem R ä u m e am Spencer-Golf gelegenen H ä f e n P o r t Augusta, P o r t Pirie und Wallaroo dienen der Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse und der Erze von Bröken Hill im Nordostsaum des Goyderlandes sowie der Kupfererze von Moonta auf der Yorke-Halbinsel. Das leicht gewellte Hügelland der Yorke-Halbinsel selbst ist bei reichlichen Niederschlägen dem Weizenbau sowie der Rinder- und Schafzucht nutzbar gemacht. I n der Nähe des kleinen Südhafens Edithburgh werden Gips und besonders Salz f ü r die Fleischkonservenfabriken des Ostlandes gewonnen. Den landschaftlich reizvollsten und wohl auch ertragreichsten Teil des Goyderlandes bildet die Gawler-Ebene zu Füßen der Südausläufer der Flinders-Ranges, der Mount-Lofty-Kette. Auf den Hochflächen der niederschlagsreichen Berge stehen prächtige Nadelwälder. I n den Tälern werden vor allem H a f e r und Wein, in den nördlichen wärmeren Gegenden Südfrüchte und in den südlichen Landstrichen andere Obstarten angebaut. Im Norden des Gebietes bei K a p u n d a und Burra wird Kupfer gewonnen^ während die übrigen bisher in dieser Gegend festgestellten Mineralien, wie Gold, Silber, Blei und Wismut, noch keine bedeutende Ausbeute erbrachten. Beiderseits der Mount-Lofty-Kette, zwischen Murray und dem St.-Vincent-Golf, zeugten noch bis 1914 viele deutsche Ortschaften nicht nur durch die Ortsnamen, sondern auch durch die Sprache, die Sitten der Bewohner, wie auch deutsche H o f - und Dorfformen f ü r das erfolgreiche Wirken dorthin ausgewanderter schlesischer Bauern. Die betonte Entwicklung Australiens zum , , B r i t e n l a n d " h a t die Spuren des Deutschtums, zum mindesten in Ortsnamen und Sprache ausgelöscht. Unter dem Westhang der 711 m hohen Mount-Lofty-Kette liegt sodann

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am Torrens-Fluß Adelaide, die Landeshauptstadt Südaustraliens, mit dem vorgelagerten Hafen Port Adelaide. Über die Hälfte der südaustralischen Bevölkerung lebt in der 416000 Einwohner aufweisenden betriebsamen Stadt mit ihren ansehnlichen Eegierungsgebäuden, der Universität, sowie vielen Fabriken des Maschinen- und Lokomotivbaus. Auch Wollspinnereien und Ton- wie Glaswarenfabriken sind vertreten. Gartenreiche Villenvororte umschließen die nach einem großzügigen Plan mit breiten Straßen ausgestatteten Geschäftsviertel des Platzes. Am Meer ist Glenelg ein vielbesuchter Badeort. Der Hafen, mit einem Jahresverkehr um 5,5 Millionen Tonnen Schiffsraum, dient vorwiegend der Ausfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse, nur im geringen Umfang der Ausfuhr von Kupfer, Blei, Zink und Silber. Die dem St.-Vincent-Golf vorgelagerte Känguruh-Insel stellt die letzte Fortsetzung des Mount-Lofty-Horstes dar. Auf ihr wird präkambrisches Gestein von permogiaziaien Ablagerungen überdeckt, als deren Zeugen gewaltige erratische Blöcke an der Nordküste zu finden sind. Lichter Eukalyptuswald und Scrub gedeihen dort und gestatten die Viehzucht, während die noch unzerstörte Hartkruste den an sich bei günstigen klimatischen Verhältnissen zulässigen Weizenanbau behindert. Als letztes Glied des Goyderlandes bleibt sodann die Landschaft zwischen den Mount-Lofty-Bergen und dem Murray-Darling bis zum Südrand der Barrier-Ranges zu erwähnen. Sie war noch in der jungtertiären Zeit das Bett eines großen Golfes. Der durch die Ausläufer der Mount-Lofty-Kette aus seinem nach Westen gerichteten Lauf in südlicher Richtung abgelenkte Murray mündet in den Alexandrina-See, einem durch Hebung entstandenen Strandsee. Langgestreckte Sanddünenwälle bis herunter nach Beachport im Süden kennzeichnen durch gleichlaufende Ketten die durch die allmähliche Hebung stetig zuwachsende Küstenlinie. Die durch die Verdunstung und Berieselung des Landes verminderten Wassermassen des ein nur sehr geringes Gefälle aufweisenden Murray verrinnen in seichten Strandseen. Der Fluß ist daher in seinem Mündungsgebiet nicht schiffbar. Im Norden gehören die Bergwerke von Bröken Hill noch zum Goyderland, politisch jedoch zu Neu-Süd-Wales und wirtschaftlich wiederum durch die teilweise Verschiffung ihrer Erze im Port Pirie am Spencer-Golf in gewissem Grade zu Südaustralien. Die Landschalt nördlich und westlich des Murray wird im unmittelbaren Bewässerungsgebiet des Flusses landwirtschaftlich genutzt, während abseits des Stromes der schwer urbar zu machende Scrub die an sich durch ausreichende Niederschläge mögliche Ackerwirtschaft hemmt. Dahingegen ist der äußerste Südosten des Goyderlandes und Südaustraliens auf fruchtbarer vulkanischer Asche landwirtschaftlich hoch entwickelt. In dem regenreichen Gebiet werden Weizen, Hafer, Gerste, Kartoffeln und Zwiebeln angebaut. Gute Weiden gestatten eine ertragreiche Milchwirtschaft. So konnte sich der durch eine Eisenbahn mit Adelaide und Melbourne verbundene Ort Gambier zu einer Stadt mit über 6500 Einwohnern entwickeln. Ihre Umgebung zeigt das eindrucksvolle Gepräge einer Vulkanlandschaft. Neben dem sich unmittelbar über der Stadt erhebenden Mount

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A u s t r a l i e n und T a s m a n i e n

Gambier, mit seinem Kratersee, zeigen auf weitem Raum noch andere Berge die Spuren einer vulkanischen Zeit, vielleicht dem Pleistozän. Nur ein Fünftel des südaustralischen Gesamtraumes nimmt das GoyderIand ein. Es beherbergt aber an 9 8 % der Gesamtbevölkerung des Landes und liefert auch etwa 9 0 % seiner Gesamterzeugnisse. Zum O s t l a n d , dem dicht bevölkertsten Kaum Australiens (siehe Skizze 22), gehören die Australischen Kordilleren von der Linie Normanton— Cairns im Norden bis zum Gebiet des Victoria-Landes im Süden einschließlich. Die klimatischen Verhältnisse (Skizze 16), die Vegetation (Skizze 18) und die Bevölkerungsdichte lassen eine ausgesprochene Dreigliederung des Raumes erkennen. Regenreich, fruchtbar und verhältnismäßig dicht besiedelt ist das Küstenland. Es weist in seinen nördlichen Gebieten tropischen Charakter auf, so daß der Schwerpunkt der Besiedlung von der Mitte des Küstensaumes nach Süden reicht. Schwächere, aber immerhin noch ausreichende Regenfälle, daher Kulturland und Baumsavannen mit einer mittleren Bevölkerungsdichte bis zu 4 Menschen auf 1 qkm kennzeichnen den mittleren Binnenraum des Ostlandes, während das Übergangsgebiet zum zentralen Inselbergland unter dem schroffen Wechsel zwischen Dürren der Trockenzeit und den Überschwemmungen der Regenzeit leidet. Es weist daher Grassavannen und Halbwüsten auf und ist infolgedessen nur dünn besiedelt. Die Entwicklung der Küstenniederungen ist abhängig von der Breite und wirtschaftlichen Nutzung des Küstensaumes sowie von dem Grade der wirtschaftlichen Entwicklung des Binnenlandes, das in Queensland und im Norden von Neu-Süd-Wales vorwiegend durch von der Küste nach Westen führende Stichbahnen und Straßen erschlossen wird. Im Süden von Victoria erreichen wirtschaftliche Entwicklung, Dichte des Verkehrsnetzes und Besiedlung den Höhepunkt in Australien. Von den drei Staaten im Raum des Ostlandes ist Queensland der größte und mit 0,7 Einwohnern j e Quadratkilometer der am schwächsten besiedelte Teil des Ostlandes und Victoria der kleinste, dafür aber mit 9,7 Einwohnern j e Quadratkilometer der am dichtesten besiedelte Staat. Im äußersten Norden des Ostlandes ist Cairns mit 17 300 Einwohnern und einem jährlichen Schiffsverkehr von durchschnittlich 650000 Tonnen der Ausfuhrhafen von Erzen, Zucker, Bananen, Südfrüchten und Edelhölzern. Kokospalmen am Strande, Zuckerrohrfelder und Südfruchtplantagen in den Niederungen, sowie üppiger tropischer Regenwald in den Bergen kennzeichnen die landschaftlich schöne Küste mit ihren vorgelagerten Korallenriffen als Tropengebiet, das der körperlichen Betätigung des weißen Mannes bestimmte Grenzen setzt. Chinesen und seit der Beschränkung der Einwanderung Farbiger auch Italiener arbeiten dort auf den Plantagen. Die von Cairns nach Westen führende Eisenbahn dient der Erschließung der Erzund Kohlevorkommen von Hodginson und Herberton im Bereich der Großlandschaft des Savannenlandes. Im 900—1000 m hohen Hochlande werden noch Getreide und Mais angebaut. Saftige Hochweiden gestatten dort die Milchwirtschaft, während die Wälder Hartholz wie Cedra australis, Silky Oak, Ahorn und Weißbuche liefern. Angesichts des beschränkten Hinter-

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Skizze 28: Das Ostland Maßstab: 1: 8 Millionen Iandes und der f ü r Überseeschiffe gefährlichen Küstengewässer ist der Schiffsverkehr in Cairns beachtlich. Weiter südlich ist sodann der Hafen von Townsville mit 35 206 Einwohnern und einem jährlichen Schiffsverkehr von über 1 Million Tonnen der Ausfuhrhafen eines weiten Hinterlandes, das Zucker, Wolle, Gold, Kupfer

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Australien und Tasmanien

und andere Mineralien liefert. Eisenbahnwerkstätten in der S t a d t , Gießereien und große Schlachthöfe sowie riesige Wollschuppen sind die Anzeichen einer sich entwickelnden Industriestadt in einer weiten, von Granitbergen und Felseninseln umschlossenen Bucht. Palmen und l'andanusbäume gedeihen in den Niederungen. Mangroven säumen die durch die Aufschüttungen des Roß-River gebildeten Teile der Flachküste. Beiderseits der S t a d t werden in Rodungen des tropischen Regenwaldes Zuckerrohr und Südfrüchte angebaut. Die von Townsville nach Süden führende Bahn überwindet in schluchtartigen Einschnitten die bis zu 1200 m Höhe ansteigenden Küstenketten und erreicht in Charters Towers das im Westen von den Great-Dividing-Ranges abgeschlossene Hochtal des Burdekin, der nach Aufnahme eines südlichen Nebenflusses das Küstengebirge nach Osten durchbricht. Charters Towers hatte in seiner Glanzzeit als Zentrum eines Goldfelderdistrikts 22000 Einwohner. Mit detn Nachlassen der Goldfunde wurde es stiller um die betriebsame Stadt. Sie hat steh jedoch inmitten des f ü r die Rinderzucht günstigen Gebietes durch eine kleine holzverarbeitende Industrie eine gewisse Bedeutung erhalten. Weiter nach Westen zweigt bei Hughenden ein Nebenstrang der Eisenbahn nach Winton zum Mittelpunkt der Schafzucht im Nordwestraum des Ostlandes ab. Es ist das Übergangsgebiet zum Inselbergland. Von allen Seiten der Great-Dividing-Ranges ziehen die Wasserrinnen der Creeks, unter ihnen der bedeutendste, der Diamantina-River, dem Eyre-See zu. Sommerregen bringen dort o f t verheerende Überschwemmungen, dafür aber auch gute grüne Weiden. Artesische Brunnen helfen die Wintertrockenzeit zu überwinden. Die Hauptlinie der Bahn f ü h r t jedoch nach Cloncurry, dem Hauptverkehrsknotenpunkt inmitten des an Mineralien reichen Barkley-Table-Landes (siehe Seite 69). Die von Cairns über Townsville bis Sydney führende Küstenbahn erreicht bei dem kleinen Hafen Rockhampton den Wendekreis und geht damit nach Süden in den Bereich der subtropischen Regenwälder über. R o c k h a m p t o n ist mit 36000 Einwohnern der Ausfuhrhafen des bedeutenden Kupferbergwerkes und der Schmelzhiitte von Mount Morgan, des in den Küstenniederungen angebauten Zuckers sowie des Fleisches und der Wolle der im Binnenland betriebenen Viehzucht. Ein Zweigstrang der von R o c k h a m p t o n nach Westen fuhrenden Bahn verbindet von Esmarald aus das Hauptgebiet der Rinderzucht bei Springsure. Weiter nach Westen durchqueren die Bahn und sodann eine Straße die Schafzuchtgebiete am Nordostrand der EyreSenke. Auch dort wird durch artesische Brunnen eine Verbesserung der Wasserverhältnisse erzielt. Die einsame Schafstation Baulia am äußersten Westrand des Ostlandes Ist der westliche E n d p u n k t dieser Straße. Clermont, am E n d p u n k t einer von Esmarald nach Süden führenden Stichbahn, bildet den Mittelpunkt des Gold-, Kupfer- und Kohlenbergbaus in diesem Gebiet. Die nächsten bedeutenden H ä f e n an der Südostküste von Queensland sind Bundaberg und Maryborough. Bundaherg, mit fast 16400 Einwohnern, ist derAusfuhrhafen für Zucker und Kupfer derMount-Perry-Gruben, während Maryborough mit etwa 11000 Einwohnern den Ansatz einer industriellen Entwicklung erkennen läßt. Das landeinwärts gelegene Burrum-Kohlengebiet war die Voraussetzung f ü r das Entstehen einer landwirtschaftliche Maschinen und sogar Lokomotiven herstellenden Eisenindustrie von Mary-

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borough, während Zucker- und Butcerlabriken die Erzeugnisse des Küstenlandes und der durch kurze Zweigbahnen an die Kttstenbahn angeschlossenen Gebiete des Binnenlandes verarbeiten. Fast in der Südostecke von Queensland liegt sodann Brisbane, mit über 424000 Einwohnern die größte H a f e n - und zugleich H a u p t s t a d t des Landes. Der jährliche Schiffsverkehr dieses von Überseeschiffen angelaufenen H a f e n s beträgt über 3,5 Millionen Tonnen. A l s Sitz der Begierung. einer Universität und eines katholischen Erzbischofs zeigt die Stadt Großstadtgepräge. E i n K r a n z von Bungalows liegt auf den Hügeln über der Stadt, die von den Südausläufern der Great-Dividing-Banges überragt wird. Üppige W ä l d e r bedecken die Berge. Schöne Badeplätze, wie Southport, b i e t e t der Strand. Von Brisbane führen zwei Elsenbahnlinien nach 'Westen in das fruchtbare Weizengebiet des nördlichen Darling-Murray-Beckens. Von Charleville, dem Endpunkt der nördlichen Bahn, an der auch Mitchell, das Zentrum der Schafzucht v o n Süd-Queensland liegt, geht sodann eine Straße über die Grey-Ranges nach Windorah in das Gebiet der äußersten Schafweiden am Ostrande des Eyre-Beckens. Südlieh anschließend liegen nunmehr die Staaten Neu-Süd-Wales und Victoria ganz im Baum des Ostlandes. Von der wirtschaftlichen Bedeutung dieses Baumes zeugt die Verdichtung der westlich führenden Stichbahnen sowie in Victoria der Übergang zu einem f ü r australische Verhältnisse engmaschigen Eisenbahnnetz. I m Küstenland findet der Zuckerrohranbau bei Grafton seine südliche Grenze. Die südlich anschließende Küste Ist für den Welzenanbau zu regenreich, so daß dort Binderzucht, der Anbau europäischer Obstarten, auch W e i n b a u , vor allem aber die Cedra australis, Bosenund Tulpenholz verarbeitende Industrie >n den Voidergrund treten. T e i l weise noch dichte W ä l d e r umschließen die Berge. Europäisches Obst wird auf den Hochflächen des Binnenlandes gezogen, während im Murray-Darling-Stromgebiet in großem U m f a n g Weizen angebaut und intensive Viehzucht betrieben werden. I m Bereich der Grey- und Barrler-Banges vollzieht «ich der Übergang zu den westlichen Trockengebieten. Dort gestatten jedoch artesische Brunnen immer noch die Schafzucht. Newcastle und Sydney sind die bedeutendsten H a f e n p l ä t z e von Neu-Süd-Wales. Newcastle, mit etwa 131700 Einwohnern, ist, gestützt auf die Kohlengruben von Westmailand und Cessnock, der Verhüttungsplatz der Erze von Bröken H i l l und der E y r e Halbinsel. Die Stahlwerke H i l l Proprietary bilden den aussichtsreichen A n satz zur Entwicklung einer Schwerindustrie. Für die Überseeschlffahrt Ist Newcastle ferner als Kohlenplatz von Bedeutung. W e i t e r südlich, zwischen dem P o r t Jackson und der B o t a n y - B a i , liegt Sydney, die Hauptstadt v o n Neu-Süd-Wales, zugleich mit 1,546 Millionen Einwohnern die größte Stadt Australiens. Der weitläufige H a f e n gehört zu den schönsten Ankerplötzen der Erde. Die Stadt selbst zeigt das Gepräge einer jungen lebenskräftigen Großstadt, ausgestattet mit allen Mitteln neuzeitlichen Verkehrs. Großzügig ausgestaltete Parkanlagen, darunter als schönster P a r k der Botanische Garten, und weitausgedehnte Villenvororte bilden einen grünen K r a n z um die sich über viele kleine Buchten ausdehnende Stadt. Sie nimmt mit den H a f e n einen Baum von 600 qkm ein. Riesige Wolispeicher, ausgedehnte Holzstapel-

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platze, Docks und Reparaturwerkstätten, Kohlenstationen und mächtige Kaianlagen beherrschen das Hafenbild mit seiner gewaltigen, die Bucht überspannenden Hafenbrücke. Diese größte freitragende Bogenbrücke der Erde wurde nach den Plänen der München-Augsburg-Nürnberger Maschinenfabrik von einer britischen Firma gebaut. Am Stadtrande liegen die industriellen Unternehmungen, vor allem Maschinenfabriken und Wollspinnereien. Neben den Bahnverbindungen nach Melbourne und Adelaide, sowie einer Anzahl kleinerer Zweigbahnen, f ü h r e n von Sydney aus zwei H a u p t linien in das Binnenland. Die nördliche Linie erreicht bei Bourke den Endp u n k t der Darling-Schiffahrt und zweigt einen Seitenstrang in das Bergwerksgebiet von Cobar ab, dessen Goldminen allerdings stillgelegt sind. Die B a h n durchschneidet im Süden Gebiete des Weizenanbaus und der Schafzucht. Die südliche Bahnlinie f ü h r t nach Bröken Hill am Südauslauf der Barrier-Ranges und verbindet diesenPlatz überPeterborough mit d e m H a f e n P o r t Pirie am Spencer-Golf. Die kleine Stadt Orange am Zweigpunkt der beiden Bahnlinien ist einer der H a u p t o r t e der Obstkulturen, während der Gesamtraum am Oberlauf des Lachlan, des Murrumbidgee und' des Murray das Hauptgebiet des ostaustralischen Weizenanbaus, der intensiven Viehzucht und Milchwirtschaft darstellt. In diesem R a u m gedeihen die besten Schafe, aber auch der beste Weizen Australiens. In einer flachen Senke, zwischen den Blauen Bergen und den Australischen Alpen, liegt in 700 m Höhe Canberra, die Bundeshauptstadt Australiens. Die erst in den letzten drei Jahrzehnten nach einem großzügigen Plan ausgebaute Stadt ist eine ausgesprochene B e a m t e n s t a d t . Ihre 20722 Einwohner dürfen das Wahlrecht nicht ausüben. Sie zahlen d a f ü r aber auch keine Steuern. Dem Gedanken, die Bundeshauptstadt dem Einfluß der Großstädte zu entziehen, verdankt Canberra sein Entstehen inmitten einer unberührten Naturlandschaft am Ufer des Molonglo, eines kleinen Nebenflusses des Murrumbidgee. Die landwirtschaftliche Bedeutung von Neu-SüdWales ergibt sich aus der Tatsache, daß dieser, räumlich an f ü n f t e r Stelle stehende Staat Australiens auf den Gebieten der Pferdezucht, der Milchwirtschaft, der Schaf- und Schweinezucht sowie des Weizenanbaus an erster Stelle s t e h t . Dahingegen nimmt Victoria, der kleinste der australischen Staaten, in bezug auf die Gesamtanbaufläche und die Obstkulturen die erste Stelle ein. Dreigeteilt ist auch der Wirtschaftsraum dieses Landes. Den Kern seines R a u m e s bilden die Australischen Alpen. Im Norden liegt das Zuflußgebiet zum Murray und im Süden das durch die Bucht Port Phillip aufgespaltene Küstenland. Die Australischen Alpen zeichnen sich durch landschaftliche Schönheit und reiche Wälder aus. Ihre Täler und H ö h e n werden im Sommer wie auch im Winter zum Skilauf von Touristen besucht. So entwickelten sich auch die alten Bergwerkssiedlungen im Gebirge nach Erlöschen oder Nachlassen der ursprünglich sehr reichen Goldfunde immer mehr zu Touristenplätzen. Die wirtschaftliche Bedeutung dieses Gebietes liegt heute vorwiegend in seinem Holzreichtum. Die von zahlreichen Wasserläufen durchströmte Murray-Niederung gehört zu den bevorzugten Weizengebieten Australiens. Dort werden die Erträge der Felder durch Ausnutzung der Murraywasser zur künstlichen Bewässe-

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rung erheblich gesteigert. Nicht minder f r u c h t b a r ist das südliche Gebirgsvorland östlich von Melbourne, das nach einem früheren Gouverneur Gipps den K a m e n Gippsland erhielt. Neben Weizen werden dort Bohnen und Mais angebaut. H o c h entwickelt sind dort auch die Milchwirtschaft und Schafzucht. Die Wälder dieses Gebietes zeichnen sich durch mächtige, 60—80 m hohe Eukalypten aus. Von besonderer Bedeutung sind in diesem B a u m die Braunkohlenlager von Morwell mit den Brikettfabriken und dem großen Yallourn-Elektrizitätswerk. Während die nähere Umgebung von Melbourne verhältnismäßig schwach besiedelt ist, führten Schafzucht und Milchwirtschaft sowie die Inbetriebnahme der bedeutendsten Goldminen Victorias bei Ballarat und Bendigo wiederum zur dichteren Besiedlung des Raumes. Bendigo mit 31610 und Ballarat mit 41000 Einwohnern haben sich in landschaftlich reizvoller Umgebung zu kleinen Industriestädten entwickelt. Maschinenfabriken und Eisengießereien sowie verschiedene Betriebe zur Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse nähren dort neben der Landwirtschaft die Bevölkerung. Ein anderes reiches Bergwerksgebiet mit Gold, K u p f e r und Erzen ist Castlemaine zwischen Bendigo und Ballarat. Als Ausfuhrhafen f ü r landwirtschaftliche Erzeugnisse des westlichen Küstenlandes ist der kleine H a f e n Warrnambool am Ostrand des vulkanischen Bodens von Gambier von gewisser Bedeutung. Den Reichtum Victorias bilden endlich die vom Unterlauf des Murray bewässerten Niederungen von Wimmera. Durch Kanäle und Stauanlägen sind allein in Victoria an 60000 qkm Boden der Landwirtschaft nutzbar gemacht, so daß der kleinste Festlandsstaat Australiens die größte .landwirtschaftlich genutzte Fläche aufweist. Ein im J a h r e 1915 beschlossener großzügiger Bewässerungsplan sah allein im Murraytal den B a u von 37 Staubecken vor, von denen über die H ä l f t e bereits fertiggestellt wurde. So wäre eigentlich die Murraymündung vorbestimmt gewesen, der H a u p t s t a d t des Landes R a u m zu geben. Jedoch, die Versandung der Murraymündung und die vorzügliche Hafenbildung des Port Phillip wie auch die günstigen Verkehrsmöglichkeiten landeinwärts waren die Ursache des Aufstieges von Melbourne zur Landeshauptstadt mit 1,28 Millionen Einwohnern und einem Schiffsverkehr von jährlich über 7 Millionen Tonnen. Die Tatsache, daß Melbourne bis 1927 noch Sitz der australischen Bundesregierung war, gibt dem Stadtbild das ausgesprochene Gepräge einer Welts t a d t . Gradlinige, sich rechtwinklig kreuzende Straßen bilden den Stadtkern, den auf 6,5 km Länge die 100 m breite St. Kilda Road mit gepflegten Grünanlagen durchquert. Am Außenrand der Stadt sind Maschinenfabriken, Woll- und Kammgarnspinnereien, Papier-, Zündholz- und Schuhfabriken entstanden. Auch die Seidenindustrie hat eine beachtlichc Entwicklung erreicht. Schokolade- und Zuckerfabriken sind ebenfalls vertreten. An der Port-Phillip-Bai gelegene, vielbesuchte Badeorte sind durch Schnellbahnen mit der Stadt verbunden. Unter allen Staaten Australiens ist Victoria am weitesten entwickelt. Diese Tatsache k o m m t auch in der Bevölkerungsdichte von 9,7 Einwohnern je Quadratkilometer zum Ausdruck. T a s m a n i e n ist mit 67 894 qkm und rund 279 394 Einwohnern der kleinste der australischen Staaten. Das gemäßigte Klima dort und vor allem die ausKrug, Australien

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Australien und Tasmanien

reichenden Niederschlagsmengen bieten der wirtschaftlichen Entwicklung dieses Insellandes günstige Vorbedingungen. Die durch die Landschaften und das Klima bedingte Gliederung der Insel ist verhältnismäßig einfach. Im Norden der Insel liegen die größten zusammenhängenden Ackerbaugebiete, in denen auch Milchwirtschaft betrieben wird. Der Weizenanbau t r i t t infolge der reichlichen Niederschlagsmengen hinter dem A n b a u von H a f e r zurück. Die Erzeugung von Gerste, Kartoffeln und R a u h f u t t e r steht mit den gleichen Gesamtbeträgen an dritter Stelle. Devonport mit Butterfabriken und die kleinen Städte an dem bis 65 km

Skizze 29: Tasmanien: Wirtschaftskarte stromaufwärts mit 5000-Tonnen-Schiffen befahrbaren Nordfluß T a m a r sind die Hauptausfuhrplätze dieses verhältnismäßig dichtbesiedelten Gebietes. I m Süden der Insel ist die Landeshauptstadt H o b a r t mit 831:00 Einwohnern die bedeutendste S t a d t der Insel und der H a u p t a u s f u h r o r t f ü r die Wolle der Im Landesinnern und im Osten der Insel betriebenen Schafzucht sowie der ausgedehnten, europäische Obstarten erzeugenden Plantagen in näherer und weiterer Umgebung der Stadt. Die Nutzbarmachung der Wasserkräfte des inneren Hochplateaus soll der örtlichen Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse, der reichen Holzbestände des Westteils der Inseln sowie der Mineralien zugute kommen. Unter den Bodenschätzen steht Kupfer an erster Stelle. Die Ausbeute beträ.gt etwa 70% der Gesamt-

Abschließende Betrachtung

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a u s b e u t e Australiens. N a c h dem TJmfang d e r E r t r ä g e gegliedert, folgen Zink, Zinn, Blei- und Silbererze, Silber, Steinkohle, Gold u n d W o l f r a m . Die H a u p t v o r k o m m e n liegen im W e s t r a u m der Insel. Die d o r t bei S t r a h a n liegenden M o u n t - L y e l l - K u p f e r m i n e n v e r f ü g e n über b e d e u t e n d e Anlagen m i t einer Belegschaft von über 1000 M a n n . Das d u r c h seine l a n d s c h a f t l i c h e U n b e r ü h r t h e i t schöne zentrale H o c h l a n d sowie d e r mittlere Osten der Insel m i t dem H a u p t gebiet d e r Schaf- und R i n d e r z u c h t werden viel von Touristen b e s u c h t . S c h m a l s p u r b a h n e n verbinden H o b a r t m i t den S t ä d t e n a m T a m a r - R i v e r im Norden sowie von d o r t d u r c h Q u e r v e r b i n d u n g e n die W e s t - und O s t k ü s t e . I n d e r G e s a m t e n t w i c k l u n g s t e h t T a s m a n i e n u n t e r Berücksichtigung seiner

Skizze 30 : Australien : R a u m Verteilung Besiedlungsdichte h i n t e r Victoria und N e u - S ü d - W a l e s . Das L a n d k ö n n t e d u r c h E i n w a n d e r u n g u n d Intensivierung d e r verschiedenen W i r t s c h a f t s zweige in erheblichem U m f a n g weiter entwickelt werden. Abschließende Betrachtung I n b e z u g auf d i e G e s a m t b e u r t e i l u n g d e r E n t w i c k l u n g s m ö g l i c h keiten Australiens m u ß darauf hingewiesen werden, daß die sich h ä u f i g w i e d e r h o l e n d e n H i n w e i s e auf e n t d e c k t e Bodenschätze keinesfalls den R e i c h t u m des Landes zum Ausdruck bringen sollen. Einerseits ist der U m f a n g der Bodenschätze, gemessen am R a u m , wohl doch nicht sehr groß, andererseits sind die einzelnen V o r k o m m e n e n t w e d e r b e r e i t s e r s c h ö p f t o d e r n o c h g a r n i c h t erschlossen: So bleibt nach wie vor die L a n d w i r t s c h a f t m i t ihren 6*

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Australien und Tasmanien

Nebenerzeugnissen der Hauptzweig der australischen Wirtschaft. Ihre Weiterentwicklung hängt in hohem Grad von der Reglung der Einwanderung ab. Noch gibt es im Norden Australiens wie im Mittelraum des Festlandes Gebiete, deren Erschließung keineswegs unmöglich ist, aber als Arbeitskräfte unbedingt den Einsatz Farbiger benötigen. Über die Zukunft der schwarzen Australier ist viel debattiert worden. Wenn die Eingeborenen sich bisher noch nicht sehr anstellig in der Zusammenarbeit mit den Weißen erwiesen haben, so liegt das einerseits in dem verständlichen Unvermögen dieser Menschen, die infolge der Vereinsamung kulturelle Rückständigkeit und damit verbunden auch das Wanderleben in der kurzen Zeitspanne von ll/s Jahrhundert zu überwinden. Andererseits ist aber auch an diesem angeblichen Versagen der Eingeborenen nicht zuletzt ihre Behandlung durch die ersten weißen Einwanderer schuld. Ihr Vorgehen war z. B. in Tasmanien besonders hart. Die australischen Auffassungen über die Zukunft der Eingeborenen scheinen zu schwanken zwischen „Aussterbenlassen, Deportieren auf die Insel Melville, Einschränkungen auf bestimmte Reservate, Unterbringung in überwachten Lagern und allmählicher Eingewöhnung". Die Frage der völligen Eingewöhnung der Weißen als Rasse in den tropischen Gebieten wird im allgemeinen wissenschaftlich verneint, soweit dabei an eine unbeschränkte körperliche Betätigung gedacht ist. Somit ist die zukünftige Entwicklung Australiens von der Lösung der Einwandererfrage abhängig. Zur vollen Entwicklung seiner Bodenwerte muß Australien neben Weißen auch in beschränktem Umfange Farbige aufnehmen. Es gibt aber auch Stimmen in Australien, die einer allzu kräftigen Entwicklung aus dem persönlichen Wohlbefinden im Rahmen der betriebenen Sozialpolitik nicht zugetan sind. Der Australier ist zunächst in erster Linie Australier, dann Brite und wohl Weltbürger nur, soweit er in seinem Arbeiterparadies nicht empfindlich gestört wird. So gibt es noch viele Probleme in Australien zu lösen, die zweifellos gelöst werden können, wenn der Wille vorhanden ist. Dabei muß allerdings' darauf hingewiesen werden, daß die ungeheuren Fortschritte der alle Erdenräume in zunehmendem Maße überbrückenden Verkehrstechnik die Möglichkeiten des Eigenlebens der Völker unbekümmert um ihre Umwelt immer mehr einengt. Der Begriff des abseits der großen Verkehrswege liegenden, vereinsamten Australiens verliert immer mehr seine Geltung. An diesen Tatsachen werden schließlich auch die im allgemeinen sehr aufgeschlossenen Australier auf die Dauer kaum vorbeisehen.

Klima

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Ozeanien Die Inselwelt Ozeaniens umfaßt eine Gesamtfläche von 1,3 Millionen qkm mit rund 4,8 Millionen Einwohnern. Davon entfallen auf: Melanesien: rd. 1000 000 Mikronesien: 3 506 Polynesien: 295 757 Übergangsgebiet: 22592

qkm qkm qkm qkm

mit 1 700 000 Einwohnern mit 50 000 Einwohnern mit 2 590 000 Einwohnern und das mit 380 000 Einwohnern.

Die Gesamtfläche dieser Inselwelt, von etwa doppelter Größe der Iberischen Halbinsel, mag bedeutend erscheinen. Doch ihre Bewertung sinkt angesichts der Tatsache, daß der Inselraum sich mit mehr als 2000 Inseln über eine Fläche von 66 Millionen qkm verteilt, gleich der einundeinhalbfachen Größe Asiens. Die auf der Grundlage der geographischen und geologischen Zusammenhänge sich ergebende Gliederung Ozeaniens in die beiden großen Gruppen der Inneren und Äußeren Inselketten ist bereits in dem Abschnitt „Die Bestimmung des Raumes" (Seiten 13-23) dargelegt. Ebenso ist in diesem Abschnitt die sich aus den ethnographischen Zusammenhängen ergebende Gliederung der Inseln nach Skizze 9 behandelt. Danach sind die Inseln der Inneren Inselkette, also Melanesien, sodann die Neuhebriden, die Santa-Cruz-, Loyalty- und Viti(Fidji)-Inseln als Teile des Übergangsgebietes, sowie schließlich die Tonga-, Kermadec-, Norfolk-Inseln und Neuseeland als Teile Polynesiens als ehemaliger Außenrand Australiens zu betrachten. Ihre Lösung vom australischen Kontinent erfolgte im Mittelraum der Inneren Inselkette mutmaßlich schon vor der Kreidezeit, während Neuseeland und Neuguinea wohl noch etwas länger mit Australien im Zusammenhang standen. Die Inseln der Äußeren Inselkette, also die restlichen Teile des ethnographischen Übergangsgebietes und Polynesiens, bestehen dahingegen fast durchweg aus vulkanischen Gesteinen oder Korallenkalken einer späteren Zeit und stehen weder geographisch noch geologisch im Zusammenhang mit Australien. D a s K l i m a O z e a n i e n s , dessen Inseln bis auf einen geringen Teil der Hawaii-Inseln im Norden und Neuseeland im Süden innerhalb der beiden Wendekreise liegen, wird einerseits durch den ausgleichenden Einfluß des Meeres, andererseits durch die Passatwinde bestimmt. Die jahreszeitlichen Änderungen ergeben sich aus der Verschiebung der Kalmen im Südwinter (Juli) nach Norden.

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Ozeanien

und im Südsommer (Januar) nach Süden. Im Juli werden die Nordostpassate nach Norden über den Äquator zurückgedrängt, so daß der Südostpassat vorherrscht. Der Luftdruck erreicht über weite Räume um 762 mm. Im J a n u a r wehen dahingegen die Nordostpassate bis 17° südlicher Breite, so daß der Luftdruck über Ozeanien bis 758 mm sinkt. Nur der Westrand Ozeaniens, Teile von Mikronesien und Melanesien werden infolge ihrer Annäherung an die asiatischen Festlandsmassen von den Nordostmonsumen beeinflußt. Die durch die australische Landmasse hervorgerufenen verschiedenen Windsysteme verursachen vielfach Stürme, deren Ausgangspunkt meist in den äquatorialen Zonen der veränderlichen Winde liegen und sich in zunehmender Stärke von Osten nach Westen bewegen. Besonders die Marianen und die Karolinen, wie auch die Inseln um Samoa, werden von diesen Stürmen heimgesucht, die auf den hohen Inseln durch Zerstörung von Anpflanzungen und Wohnstätten erheblichen Schaden anrichten, die nied-

Skizze 31: O z e a n i e n : L u f t d r u c k und W i n d e

Flora und Fauna

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rigen Inseln aber gelegentlich bis zur völligen Vernichtung aller Lebewesen überfluten. So wurde z. B. im Jahre 1907 auf der Insel Oleai der Karolinen über ein Drittel der Bevölkerung im Verlaufe einer Sturmflut vernichtet. Alle Inseln liegen, mit Ausnahme von Neuseeland, im Gebiete der Tropenregen. Die westlichen Inseln haben Niederschläge zu allen Jahreszeiten mit Regenmengen über 3000 mm im Jahre. Im Kalmengürtel treten fast täglich in den Nachmittagsstunden heftige Gewitterregen auf. Dahingegen haben die Inseln in der Nähe der Wendekreise eine Hegenzeit, und zwar, wie Hawaii, im nördlichen Winter (Januar) und im Süden im südlichen Winter (Juli). Im allgemeinen sind die Luvseiten der hohen Inseln regenreicher als die Leeseiten. Dahingegen sind die niedrigen Koralleninseln ziemlich trocken, da es dort an Steigungsregen fehlt und außerdem das Regenwasser in dem durchlässigen Korallenkalk schnell versickert. Die T e m p e r a t u r e n der Inseln sind, mit Ausnahme von Neuseeland, ziemlich ausgeglichen, da sie Sommer wie Winter innerhalb der 20°-Jahresisotherme liegen. Die mittleren Jahrestemperaturen liegen am Äquator im Osten bei 25,5°, weiter westlich um 27,2°, und überschreiten auf Neuguinea stellenweise 28° C. Die täglichen Temperaturschwänkungen betragen, abgesehen von den Gebirgslandschaften Neuguineas und Neuseelands, 5 — 9°. Infolge des hohen Feuchtigkeitsgehaltes der Luft, der im Mittel 8 0 - 8 9 % beträgt, sind diese gleichmäßigen warmen Temperaturen f ü r die Menschen der weißen Rasse schwer zu ertragen. Aber auch die bei den Eingeborenen vorhandene Unlust, mehr zu arbeiten, als es für die bescheidene Lebenshaltung unbedingt notwendig ist, muß als eine klimatisch bedingte Lebensgestaltung betrachtet werden. Die F l o r a Ozeaniens weist in den Niederungen tropisch-asiatische Formen auf, während in den höheren Lagen die australische Flora stärker zum Ausdruck kommt. Charakteristisch sind f ü r die Inseln Myrtaceen, Protaceen und Nadelhölzer wie Araucaria und Dammarfichte. An Palmen sind die Kentia und Pritchardia einheimisch, während die Kokospalmen später hinzugekommen sind. Sagopalmen kommen vom Westen nach Osten bis zu den Freundschaftsinseln (Tonga-Inseln) vor. Auch Pandanus und Baumfarnen sind reichlich vertreten. Die Küsten weisen häufig Mangroven auf. In den Tälern und auf den Hängen der hohen Inseln breiten sich vor allem auf den Luvseiten vielfach tropische Regenwälder aus, die das Wachstum von Nutzpflanzen stark behindern. Die höchsten Gipfel zeigen oft noch grüne Büsche, während die Leeseiten meist

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regengrüne Savannen aufweisen. Die Koralleninseln gestatten kaum die Urwaldbildung. Ihre dünnen Humusschichten decken meist nur Queckengräser, während die Kokospalmen dort gut gedeihen. Von Kulturpflanzen sind außer der Kokospalme knollenbildende Bataten, Yamwurzelarten sowie Taroknollen weit verbreitet. Nutzhölzer der Insel-Urwälder sind Eisenholz, Rotholz, echtes Ebenholz, Cedraholz und stellenweise auch Sandelholz. Die üppigste Flora weisen die Inseln Melanesiens, sodann Mikronesiens auf. Sagopalmen, Kokospalmen und der Brotfruchtbaum sind dort wichtige Nutzpflanzen. Die Pandanus erreicht dort ihre Nordgrenze. In Südostpolynesien fehlt die Sagopalme. An ihrer Stelle dient die Tacca pinnatifida, eine Staude mit stärkereichen Knollen, der Gewinnung des Arrowrootmehles (Pfeilwurz-). Die F a u n a Ozeaniens ist überaus arm an Arten, Abgesehen von Neuguinea, Neuseeland und den Hawaii-Inseln, die besonders behandelt werden, vermindern sich die Zahlen der Arten und Individuen von Westen nach Osten. An Säugetieren treten nur noch einige Nager und Fledermäuse auf, letztere aber nur noch bis zu den Tonga-Inseln. Ratten, Schweine, Hunde und Hühner sind von den ersten Einwanderern eingeführt worden. Etwas reicher und weiter verbreitet ist die Vogelwelt. Sie ist stark von Australien beeinflußt, nimmt aber ebenfalls nach Osten zu ab. So besitzen die Viti-Inseln noch fünf Papageienarten, neun Taubenarten, zwei Arten Falken und eine Eule, während die Amphibien und Reptilien dort mit zehn Schlangenarten, 15 Eidechsen und Fröschen vertreten sind. Unter den Insekten werden Ameisen, Tausendfüßler und Moskitos lästig. Gefürchtet sind besonders auf Neuguinea die Blutegel. Schmetterlinge und Käfer fallen durch ihre Farbenkleider auf. Überaus dürftig und eintönig ist die Tierwelt auf den Cook- und Tubuai-Inseln. Auf den Korallen-Inseln fehlt es grundsätzlich an größeren Tieren. Nur Tahiti hat durch Einwanderung eine stärkere Belebung der Vogelwelt erfahren. Neben dem seltenen roten Honigfresser, der kleinen Kronentaube und verschiedenen Papageien sind dort vor allem Wasservögel stark vertreten wie Sturm- und Eisvögel, Seeschwalben, bläue Reiher und Fregattvögel. Doch schon die benachbarten Paumotu-Inseln haben nur Ratten, Papageien, Tauben, Drosseln, Eidechsen und Insekten aufzuweisen. Im großen gesehen finden sich auf den Inseln der Inneren Inselkette Überreste der Flora und Fauna Australiens, während den jungvulkanischen Inseln, wie den Korallen-Inseln der Äußeren

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Inselkette wohl Pflanzen, Vögel und Insekten durch Winde und Meeresströmungen zugetragen wurden. Weitere Ergänzungen brachten bewußt oder unfreiwillig die Einwanderer mit. Auf diese Weise können auch gewisse Übereinstimmungen der Flora und Fauna der Hawaii-Inseln mit Nordamerika erklärt werden. Der Nordäquatorialstrom von der nordamerikanischen Küste zieht dorthin, wie der Südäquatorialstrom von Südamerika aus bis zu den Küsten von Australien und Neuguinea vorstößt. Eine der merkwürdigsten Erscheinungen ist das Auftreten der in Peru beheimateten süßen Kartoffel auf den Marquesas unter dem Namen Kumara. Sie wurde nach den Feststellungen des neuseeländischen Forschers Peter H. Buck von dort aus weiter nach Westen verbreitet. Schon das W o r t „ K u m a r a " findet in der polvnesischen Sprache keine Anlehnung. Die Tatsache, daß im Inkareich die süße Kartoffel „ K u m a r " hieß, weist neben anderen, später noch zu erklärenden Erscheinungen darauf hin, daß die Polynesier auf ihren Wanderzügen auch vorübergehend die südamerikanische Küste berührt haben müssen. Eines der interessantesten Probleme ist sodann die Herkunft der B e w o h n e r d e r I n s e l w e l t O z e a n i e n s , der drei Völkergruppen der Melanesier, Polynesier und Mikronesier, unter denen die Polynesier die stärksten sind und auch den weitesten Raum besiedeln (Skizze 9). Schon die M e l a n e s i e r stellen keine geschlossene Rasse dar. Wie der Name Melanesien, die Schwarzen Inseln, besagt, handelt es sich bei den Melanesiern um dunkelhäutige Menschen, im Gegensatz zu den braunhäutigen Polynesiern. Im allgemeinen unterscheidet man unter den Melanesiern drei H a u p t t y p e n : einen pygmäenähnlichen Typ, dessen Nachkommen in kleinen Gruppen sowohl auf Neuguinea wie auch auf dem Bismarck-Archipel und den Salomonen festgestellt wurden, sowie die Ost- und Westmelanesier. Die Ostmelanesier werden vorwiegend an den Nord- und Südküsten von Neuguinea, auf Neukaledonien, den Neuhebriden und Teilen der Viti-Inseln angetroffen. Es sind mittelgroße Menschen mit plumpen Gliedmaßen, länglichen Schmalschädeln mit schwarzem Haar, das teils gekräuselt, teils geringelt, aber auch häufig wellig ist. Weitere Eigenformen sind die plattgedrückte Nase und kräftig entwickelte Augenwülste. Die Westmelanesier, die Papuas, auf Neuguinea, den D'Entrecasteaux-Inseln, dem Bismarck-Archipel und den Gilbert-Inseln erscheinen als etwas größere, hagere Menschen mit langen Gliedmaßen, schmalen kurzen Gesicht und hakenförmig nach unten gebogenen Nasen, mit Abweichungen zu kurzer, gerader und breiter Stumpfnase. Als Pyg-

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raäen oder Zwerge angesprochene Stämme Neuguineas, auf einigen Inseln desBismarck-Archipels, der Salomonen undNeuhebriden stellen nach neuesten Auffassungen Verkümmerungserscheinungen der Melanesier dar und sind kaum als echte Pygmäen anzusprechen. Es zeigen sich also auch bei den Melanesiern die durch die Vereinsamung auf den Inseln wie auch in den großen Räumen Neuguineas verursachte Neigung zur Variation. Schließlich haben sich noch Indonesier vorwiegend in den nordöstlichen Randgebieten von Neuguinea und Polynesier sowohl an der Nordküste von Neuguinea sowie besonders im Übergangsgebiet der ozeanischen Inseln (siehe Skizze 9) mit den Melanesiern vermischt. Kulturell werden zwei Hauptgruppen unter den Eingeborenen unterschieden: die ältere totemistische Kultur, die in Nordaustralien, an den Ost- und Südküsten von Neuguinea, auf den PalauInseln, den Salomonen, den Santa-Cruz-Inseln und Neukaledonien festgestellt wurde, sowie die jüngere Kultur des mutterrechtlichen Zweiklassensystems, nachdem innerhalb einer Lokalgruppe nur zwei Heiratsklassen bestehen. Die Mitglieder der Gruppe dürfen nur innerhalb derselben zwischen den Klassen heiraten. Die Kinder gehören der Heiratsklasse der Frau an. Ihr nächster männlicher Verwandter und Beschützer ist der Onkel mütterlicherseits. Im übrigen ist das Vorrecht des Mannes stark ausgeprägt. Weitere Eigenarten dieser Kultur sind der Schädelkult und die Eigenformen des Hausbaus. Die Schädel der Verstorbenen werden nach der Bestattung wieder ausgegraben, präpariert und aufbewahrt. Im Hausbau erscheinen große rechteckige Hütten mit hohem Giebeldach, gelegentlich auch Baumhütten. Auf Neuguinea, Neupommern und den nördlichen Salomonen sind auch Kompromißformen beider Systeme festgestellt worden. Andere Kulturformen sind gekennzeichnet durch die Verbreitung der melanesischen Bogen und Pfeile, vorwiegend auf Neuguinea, dem Bismarck-Archipel, den Salomonen- und Santa-CruzInseln wie auch auf den Neuhebriden und schließlich durch das Auftreten der wohl von den Polynesiern übernommenen Auslegerboote, großer Ruderkanus und der Segelboote mit Dreiecksegeln. Die Melanesier sind, wie ihre begrenzte Verbreitung auch zum Ausdruck bringt, keine Seefahrer im Sinne der Polynesier, denen das Meer zum Lebenselement wurde. Immerhin traten auch die Melanesier teilweise als Seefahrer innerhalb beschränkter Räume auf. Es gibt wohl kein Volk unserer Erde, das mit dem Meere so verbunden ist, wie die P o l y n e s i e r . Das Meer ist ihr Lebensraum, und die Inseln waren ihnen in der Vergangenheit nur Ruhepunkte. Im

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ersten, spätestens im zweiten Jahrhundert n. Chr. setzte der große Wanderzug der Polynesier ein, dessen Bewegungen erst im Anfang des 19. Jahrhunderts zum Stillstand gekommen sind. Von Inselgruppe zu Inselgruppe zogen die Polynesier in Einheiten von 100 bis sogar 500 Menschen über das Meer. Auf ihren großen Ausleger- und Doppelbooten, die bei 40 m Länge bis zu 300 Mann trugen und auf ihren Plattformen Hütten wie auch Feuerherde besaßen, führten sie ihren Hausrat, Nahrungsmittel, sogar lebende Schweine, Hunde und Hühner mit wie auch Sämereien und Wasser in Bambusrohren. Sonderunternehmungen erkundeten meist vorher die neuen Ziele. Ihre Führer beobachteten die Strömungen des Meeres, die Winde und den Weg der Gestirne. Sie erkannten früh den Inselblink, den Widerschein grüner Inseln an Wolkenbänken, lange bevor das Land in Sicht kam. Sie fuhren im allgemeinen nicht mit, sondern gegen den Meeresstrom, damit sie bei Verfehlen des Zieles oder Verknappung der Nahrungsmittel in kürzester Zeit vor Einbrechen einer Katastrophe zum Ausgangsort zurückkehren konnten. Ferner segelten sie im allgemeinen bei Nacht und nutzten die Tage zur Ruhe und zum Fischfang aus. In den Gebieten ihres Wohnsitzes besaßen erfahrene Häuptlinge Segelanweisungen, die als Geheimnis gehütet und nur von Mund zu Mund den erprobten Helden der Seefahrt als neuen Häuptlingen überliefert wurden. So kannten z. B. die Häuptlinge der TubuaiInseln Segelanweisungen für den weiten Raum von den Viti-Inseln bis zur Oster-Insel. Auf den Marshall-Inseln gab es aus Stäben gebundene Segelanweisungen für den ganzen Bereich der doppelreihigen Inselgruppe (siehe Seite 134 und Skizze 43). Die bedeutendsten Abschnitte dieser 1700 Jahre währenden Bewegungen sind aus der Skizze 32 zu ersehen. In Verbindung mit den großen Zusammenhängen im Räume des Stillen Ozeans sind folgende Vorgänge im Ablauf dieser Wanderzüge besonders zu erwähnen: die Besiedlung der Hawaii-Inseln in zwei um 700 Jahre auseinanderliegenden Wellen; die verhältnismäßig späte Besiedlung von Neuseeland; das Zurückfluten der Polynesier von Samoa und den Tonga-Inseln nach Westen und Nordwesten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts; de- Vorstoß in die Antarktis im 10. Jahrhundert; der bereits erwähnte Vorstoß nach Südamerika und schließlich das Verlassen der Inseln Mikronesiens im Ablauf des 5. Jahrhunderts und das Wiedererscheinen auf Nukuoro um 1400. Damit sind die Bewegungen der Polynesier in großen Zügen gekennzeichnet. Die Triebkräfte dieser Wanderungen waren einerseits die Übervölkerung der besetzten Inseln durch örtlichen Nachwuchs

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und den Zustrom neuer Einwandererwellen, andererseits aber vor allem auch der innere Zug in die Ferne. Die kühnsten Seefahrer zogen auf Erkundung hinaus und kehrten oft erst nach Monaten oder sogar Jahresfrist zurück, um dann den großen Wanderzug zur neuen Heimat zu geleiten, oder auch Handelsflottillen zum Warenaustausch mit bereits besiedelten Inseln zu führen. Aus der Zeit der deutschen Oberhoheit über die Karolinen- und Marshall-Inseln sind uns derartige Handelsfahrten der Mikronesier mit bis zu 80 Booten und mit 500 Mann Besatzung bekanntgeworden. Daß diese Unternehmungen gefahrvoll waren und wohl auch verschiedentlich zu Katastrophen führten, dafür gibt es viele Beispiele. So wurde unter anderem von einer Handelsfahrt mit 100 Booten der Marshall-Inseln nur ein einziges Boot mit wenigen Überlebenden an einer Insel angetrieben, während die anderen verschollen blieben. 1860 fuhren 35 Boote von Jaluit aus, ohne je wiederzukehren, und 1880 erreichte von einer Flottille von 22 Booten, die von Majuro nach Jaluit wollte, nur ein einziges Boot Ponape. 1885. gingen 10 Boote mit 150 Mann auf dem Wege nach Majuro verloren. Die Tatsache, daß die M i k r o n e s i e r noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts sich die alten Seefahrergebräuche der Polynesier erhalten hatten, weist auf das Verbleiben von Polynesiern auf jenen Inseln nach dem Abzug der großen Masse hin. In der Folge der Zeit waren sodann die westlichen und nördlichen Inseln Mikronesiens den Einwirkungen derMelanesier und Indonesier ausgesetzt. Zu ihnen gehörten auch die fast ausgestorbenen Chamorros der Marianen. Somit sind die Mikronesier heute wohl als ein Mischvolk anzusprechen, das Kulturformen aller jene Inseln berührenden Völker angenommen und sich eine gewisse Eigenkultur innerhalb von Ozeanien herausgebildet hat. Sie zeichnen sich unter anderen Eigenarten durch das Vorhandensein des Webstuhles auf den Karolinen, sowie durch den Gebrauch von Muschelgeld und durch besondere Formen von Waffen und Geraten wie auch der Ornamentik aus.

Beschreibung der Inselwelt Ozeaniens Die Innere Inselkette M e l a n e s i e n , T e i l e des Ü b e r g a n g s g e b i e t e s und Polynesiens N e u g u i n e a ist mit einem Umfang von 803000 qkm und etwa 1,1 Millionen Einwohnern das westliche Hauplglied der Inneren

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Inselkette. Die Küsten der sich -von Nordwesten nach Südosten erstreckenden Insel sind im allgemeinen schwach gegliedert. Größere Einbuchtungen bestehen nur im Nordwest- und Südostteil der Insel. Den Kern der Insel bildet das Zentralgebirge. In seinem Mittelraum trennt je ein gleichlaufendes Senkungsfeld das Hauptgebirge im Süden von einem jungen, in Hebung begriffenen Küstengebirge und im Norden von dem Schollenstreifen des Nordgebirges. Das Zentralgebirge bildet die Hauptwasserscheide der wasserreichen, vielfach auf weite Strecken schilfbaren Flüsse. Sie streben im Süden, bis auf den durch das junge Hebungsgebiet abgelenkten Fly-River, im fast, senkrechten Lauf dem Meere zu. Im Norden folgen sie den die Zentralkette begleitenden Senken und durchbrechen dann das Küstengebirge. Das mächtige Hauptgebirge ragt in seinem westlichen Teil mehrfach über die bei 4300 m Höhe liegende Schneegrenze empor und erreicht im Nassau- und Orange-Gebirge in den Isenburg-, Carstensz-, Wilhelmina- und Juliana-Spitzen Höhen zwischen 4450 und 5000 m. Der mittlere Gebirgsteil ist wesentlich niedriger. E r überragt immerhin noch mit Höhen bis zu 3500 m auf weite Strecken die bei 3200 m liegende Grenze des Baumwuchses. Im Osten steigt das Owen-Stanley-Gebirge noch einmal bis zu 4000 m empor und läuft in der südöstlichen Inselspitze in ein Mittelgebirge aus. Es findet in den D'Entrecasteaux-Inseln und den Louisiaden seine Fortsetzung. Die nördliche Gebirgskette ist im allgemeinen zwischen 1000 und 2000 m hoch. Nur in der Gauttier-Kette und im Finisterre-Gebirge ragen noch einmal einzelne Berge bis über 3500 m Höhe empor. Im ganzen gesehen ist das südliche Flachland Neuguineas ein vormesozoischer Teil der australischen Masse, während das Zentralgebirge und der anschließende Nordteil der Insel als junges Faltengebirge anzusprechen sind. Die Gestaltung Neuguineas befindet sich noch im Fluß. Das südliche Küstengebirge steht in den ersten Anfängen seiner Hebung, die streckenweise im Verlauf von 20—25 Jahren einen Meter beträgt. Die steilen Südhänge des Zentralgebirges stellen eine allmählich nach Süden überkippende Großfaltung dar. Das sich zu Füßen der flacheren Nordhänge befindliche Senkungsfeld verursacht die Versumpfung der großen Flußtäler des Mamberamo, des Sepik und Ramu. Das nördliche Küstengebirge ist dahingegen einer Bruchstruktur unterworfen. Als ihre Folgeerscheinung ist das im spitzen Winkel das Nordgebirge berührende Vulkangebiet an-

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Die Innere Inselkette Ozeaniens

zusprechen. Beachtliche Erdbeben, die unter anderem in der Nacht vom 15. zum 16. Dezember 1907 an der Küste Senkungen um mehrere Meter verursachten. Die vulkanischen Erscheinungen auf den D'Entrecasteaux-Inseln wie auch auf dem Bismarck-Archipel stehen in Zusammenhang mit diesen Bewegungen.

Skizze 34: Schematischer Querschnitt durch Neuguinea, zur Veranschaulichung der Bewegungsrichtungen

Geologisch ist das durch seine riesigen Urwälder schwer gangbare Inselland noch nicht eingehend erforscht. Im Süden wie auch auf den Aru-Inseln lassen Granit- und Gneisvorkommen die alten Zusammenhange mit dem australischen Festland erkennen. Sie sind teilweise auch im Grundstock des Zentralgebirges und an wenigen Stellen des nördlichen Küstengebirges auf Neuguinea zu finden. Während anscheinend tertiäre Ablagerungen zum mindesten im Süden noch nicht festgestellt wurden, sind Jurasedimente sowohl im Vogelkopf als auch im Raum des ehemaligen Kaiser-WilhelmLandes, am Südabfalt des Schneegebirges und in Ostneuguinea nachgewiesen worden. Gehobene Korallenriffe an der Finschküste bis zum Finschhafen am Finisterre-Gebirge bringen stellenweise durch klar erkennbare Terrassenformen den fast ruckartigen Verlauf der jungen Hebungen zum Ausdruck. Ivorallenkalkreste wurden über Finschhafen in 970 und sogar 1700 m Höhe festgestellt. Vortertiäre basische Magmalite, wohl in der Hauptsache aus der Jura- und Kreidezeit, zeigen sich verstreut im ganzen Nordteil vom Vogelkopfe bis zum Huon-Golf. Der im Tertiär sich in vielen Gebieten Neuguineas erheblich auswirkende Vulkanismus reicht stellenweies bis in die jüngste Zeit und hängt wohl mit den vulka-

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nischen Erscheinungen auf der Insel Long, auf Umboi wie auch auf Neupommern zusammen. Weitergehende geologische Aufschlüsse brachten die früheren deutschen Erdöluntersuchungen im ehemaligen Kaiser-WilhelmLand und auch britische Arbeiten auf diesem Gebiet in Papua. Sie wurden im letzten Jahrzehnt auch auf holländischen und dem ehemaligen deutschen Gebiet fortgesetzt. Diese Untersuchungen haben zur Erschließung von Erdöl bei Sorong auf holländischem Gebiet geführt. Jährl. Niederschlagsmengen.

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über im bis im bis 3 m bis 2 m

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Skizze 35: N e u g u i n e a : K l i m a

D i e k l i m a t i s c h e n V e r h ä l t n i s s e sind in großen Zügen bereits auf den Seiten 85-87 dargelegt. Dort läßt die Skizze 31 die auf Neuguinea vorherrschenden Winde und Luftdruckverhältnisse erkennen. Im allgemeinen sind auf Neuguinea nur die Winde des sommerlichen Nordostmonsums (Januar) stärker ausgeprägt. Die recht hohen Niederschläge verteilen sich im allgemeinen fast gleichmäßig über das ganze Jahr. Sie erreichen im Gebirge bis zu 8000 mm im Jahr. Auch die trockneren Wintermonate (Juli) weisen noch monatliche Niederschlagsmengen von 100 mm auf. Sie sinken in dieser Zeit bei Merauke und bei Port Moresby bis auf 20 mm im Monat.. Die überaus gleichmäßigen Temperaturen erfahren im Gebirge allerdings eine Abschwächung. Insgesamt wirkt sich das Klima durch die feuchte Wärme überaus erschlaffend auf den weißen Menschen aus. Auch die Grundzüge der F l o r a sind bereits auf den Seiten 87-88 angedeutet. Mangrovendickungen und Wälder mit KasuarinenKrug, Australien

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beständen säumen vielfach die Küsten. Während die Sumpfwälder auch im Landesinneren vorwiegend malaiische Formen erkennen lassen, treten in den Bergwäldern australische Formen und bis zu 3 0 % auch Eigenformen in den Vordergrund. Dahingegen zeigt die subalpine Flora etwa zu 6 0 % asiatisch-malaiische und um 4 0 % australische Formen. Ausgesprochene Grassümpfe treten in den Flußniederungen in Erscheinung. Im Hochlande gedeiht auf weiten Flächen Alang-Alang-Gras. An Nutzpflanzen ist die Insel ursprünglich arm. Kokospalmen, Sagopalmen, an einigen Stellen Bananen, wildes Zuckerrohr, Yam und Taro dienen der Bevölkerung zur Ernährung, die Früchte der Betelpalmen als Genußmittel. In der Zukunft werden von der planmäßigen Anpflanzung von Kokospalmen, Gummibäumen, Sisalhanf und auch Kakao Erträge erhofft, soweit es gelingt, die Eingeborenen zu regelmäßiger Arbeit zu erziehen. Die F a u n a Neuguineas schließt sich eng an die Australiens an. Größere Säugetiere fehlen bis auf Wildschweine als verwilderte Nachkommen eingeführter Haustiere und einige kleinere Känguruharten. Zahlreich vertreten sind Ameisenigel, Fledermäuse und andere Mäusearten. Unter den Vertretern der Vogelwelt fallen der Kasuar, der Nashornvogel und der Paradiesvogel wie auch Scharrhühner neben Tauben und Papageien auf. Die Reptilien sind in den Flüssen und sogar am Meer durch Krokodile und Schildkröten vertreten. Weit verbreitet sind die kleinen Geckos als nützliche Insektenfresser. Zahlreich sind auch die Schlangen, unter ihnen einige giftige Arten, jedoch nicht die Kobra. Unter den Amphibien fallen Baumfrösche auf. Arm an Süßwasserfischen sind die Flüsse, während die Meeresfauna im wesentlichen mit derjenigen der umliegenden Meere übereinstimmt. Eine schwere Plage, fast wie in Australien, bilden Fliegen und Malariamoskitos sowie der Blutegel. Die große Masse der B e v ö l k e r u n g besteht aus Westmelanesiem oder Papuas. Im Westen der Insel, auf dem Vogelkopf, machen sich indonesische Einflüsse, an der Nordküste wie auch an beiden Küsten des Inselschwanzes ostmelanesische und an der Südküste australische Einflüsse bemerkbar. Sowohl am Sepik als auch besonders in den Bergwäldern leben als pygmäenähnliche Stämme die Zwerg- und Bergpapuas. Zu den letzteren gehören wohl auch die im Grenzgebiet zwischen dem altdeutschen und australischen Besitz entdeckten und von dem Missionar G. F. Vicedom beschriebenen Großsiedlungen, die im Savannenland über 200000 Eingeborene einer wesentlich höheren Entwicklungsstufe als an den Küsten aufweisen sollen.

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Die auf der Grundlage des Totemismus oder des m ü t t e r r e c h t lichen Zweiklassensystems oder auch auf der Vermischung beider Systeme entwickelten Kulturen waren bei Eintreffen der Weißen noch steinzeitlich. Jedoch war die Entwicklung zum mindesten an der West- u n d Nordküste wie auch in den Stromgebieten, im geringeren U m f a n g e an der Südküste u n d auf der Frederik-HendrikInsel, weiter fortgeschritten als in Australien. Diese höhere Kulturstufe k o m m t sowohl in der Ausgestaltung der Niederlassungen wie auch in der stellenweise g u t entwickelten Holzschnitzerei zum Ausdruck. Im allgemeinen w a r die Bevölkerung bei Eintreffen der Weißen schon in Dörfern mit einer Einwohnerzahl zwischen 20 und mehreren h u n d e r t Menschen ansäßig. Sie b a u t e n bereits regelrechte Häuser, die an den K ü s t e n häufig als P f a h l b a u t e n ausgebildet waren. Versammlungshäuser von 35 m Länge und 11 m Breite mit bis zu 10 m hohen Giebeln belegten diese Fortschritte. Auch Baumhäuser, eher als Zufluchts- wie W o h n s t ä t t e gedacht, wurden an manchen Plätzen gefunden. Dahingegen weist die Frederik-Hendrik-Insel stellenweise noch H ü t t e n in F o r m primitiver Strohdächer auf. Dorfsiedlungen sind heute im allgemeinen s t ä r k e r vertreten als Einzelhöfe. Immerhin findet an den Küsten wie auch an den Flußläufen hin und wieder die Verlegung von Ortschaften s t a t t . Als ihre Ursache können wohl Kriege, Krankheiten und N a t u r k a t a s t r o p h e n wie z. B. das Eingehen der f ü r die E r n ä h r u n g wichtigen Sagopalmen angesprochen werden. A m primitivsten hausen wohl die Bergbewohner, die i m m e r noch vorwiegend als Sammler und Jäger leben. Dahingegen unterhalten die Bewohner der Niederungen schon im beschränkten U m f a n g e Y a m - und Taropflanzungen. Aus dem neuentdeckten Siedlungsgebiet in den Savannen des östlichen Gebirges wird sogar planmäßiger Ackerbau, mit allerdings einfachsten Hilfsmitteln, aber u n t e r Anlage von Entwässerungskanälen berichtet. Dort soll auch die Schweinezucht hoch entwickelt sein, die bei den bisher b e k a n n t e n Siedlungen nur einen bescheidenen U m f a n g besaß. Die ursprünglich s t a r k in Erscheinung tretende Kopfjägerei und der Kannibalismus sind u n t e r dem Einfluß der Kolonisatoren s t a r k zurückgegangen. Besonders die Holländer h a t t e n durch sehr geschickte Behandlung der Einheimischen auf diesen Gebieten Erfolge. Ü b e r h a u p t haben sich die Einheimischen längst nicht als so heimtückisch erwiesen, wie sie vielfach verschrieen wurden. Wie die Holländer haben auch die Deutschen bewiesen, d a ß sich K ä m p f e durch maßvolles A u f t r e t e n im allgemeinen wohl vermeiden lassen. Allerdings macht die Gewinnung der Eingeborenen zur

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bezahlten Mitarbeit an dem Aufbau des Landes nur langsam Fortschritte und behindert neben den klimatischen Verhaltnissen und der allgemeinen Unwegsamkeit die wirtschaftliche Entwicklung. Doch haben die kirchlichen Missionen in steter, ruhiger Arbeit nicht nur die Verbreitung des Christentums, sondern auch besonders die kulturelle Hebung der Einheimischen gefördert. Heute ist Neuguinea zur Hälfte holländischer und australischer Besitz bzw. mit dem ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Land australisches Mandat. Die zukünftige Entwicklung der Insel ist im wesentlichen nur auf landwirtschaftlicher Grundlage zu erwarten, wenn nicht die weitere geologische Forschung abbauwürdige Bodenschätze entdeckt. Zur Zeit werden die Erträge der Goldfelder im Binnenland am Edie- und Wau-Fluß in Südostneuguinea unter Einsatz von Flugzeugen nach Salamaua am Huon-Golf befördert. Die Erträge sollen dort in 9 Jahren 32 Millionen Mark betragen haben. Der Verkehr innerhalb der Insel ist nur sehr schwach entwickelt. Bis zu Beginn des zweiten Weltkrieges gab es auf Neuguinea keine Eisenbahnen, und Straßen nur in nächster Umgebung einiger europäischer Handelsplätze. Lediglich auf den Flüssen war auf größere Strecken auch ein Binnenverkehr mit kleinen Dampfern und Motorbooten möglich. Die Eingeborenen bedienten sich mit außerordentlichem Geschick langer schmaler Einbaumboote. Auslegerboote mit Segeln, wohl in der Urform von Indonesiern und Polynesiern übernommen, dienten im begrenzten Raum auch dem Handelsverkehr auf dem offenen Meer. In den Bergwäldern gab es nur schmale Eingeborenenpfade, die der Urwald wieder überwucherte, wenn sie nicht ständig instand gehalten wurden. In der Nähe der europäischen Ansiedlungen wurden die Eingeborenen dazu angehalten, Verbindungspfade zwischen den Niederlassungen herzustellen. Die während des zweiten Weltkrieges durchgeführten Kämpfe in den Gebieten um Port Moresby und Finschhafen sowie zwischen Wewak und Hollandia mögen, örtlich begrenzt, einige Verbesserungen der Verkehrsmöglichkeiten veranlaßt haben. Auch mag der bereits vor dem Krieg übernommene Einsatz von Flugzeugen zur Verbindung mit den Goldfeldern eine Erweiterung erfahren haben. Aber auch der Flugzeugverkehr wird nicht nur durch die schwierige Anlage von Flugplätzen im Innern, sondern auch durch die oft tagelang über den Tälern lagernden Wolkendecken erschwert. Bei der Beurteilung der Ergebnisse der Erforschung und Entwicklung von Neuguinea ist. zu berücksichtigen, daß eine endgül-

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tige Besetzung der Insel durch die Holländer erst im Jahre 1828 stattfand und die kolonisatorische Entwicklung aller drei Kolonialgebiet des holländischen, deutschen und englisch-australischen, erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts einsetzte. Schließlich fand die so hoffnungsvolle deutsche Kolonialarbeit, mit der Hand in Hand auch die planmäßige wissenschaftliche Erforschung des Landes durchgeführt wurde, durch den ersten Weltkrieg ein jähes Ende. Wenn heute in Verbindung mit der. Neuordnung im holländischen Kolonialraum der Sunda-Inseln die Selbständigkeit von Neuguinea und der Anschluß dieses Gebiets an den Bund der indonesischen Staaten gefordert wird, so ist die Berechtigung dieser Forderungen zweifelhaft. Einerseits gibt es auf Neuguinea über den Rahmen der Dorf- und allenfalls Stammesgemeinschaften hinaus keine politische Organisation, die ihre Rechte selbst vertreten, ihre Entwicklung fördern und die Gesamtheit der Inselbewohner verkörpern könnte, so daß Neuguinea bei einem Verzicht der Holländer und Australier auf ihren dortigen Besitz lediglich einen sich wohl recht unbequem auswirkenden Wechsel der Kolonisatoren erleben würde. Andererseits können indonesische Anrechte auf das Gebiet nur aus der Tatsache geltend gemacht werden, daß die Holländer in großzügiger Form als mittlere und untere Kolonialbeamte Indonesier angestellt haben. Alles, was bisher zur kulturellen Entwicklung der Menschen und des Raumes auf Neuguinea geschah, kam von den Weißen. Daß ihre Kolonialarbeit den Einheimischen gelegentlich mehr oder weniger lästig war, kann nicht bezweifelt werden. Sicher aber ist, daß ein Wechsel der Kolonialherrschaft dort, sowohl die kulturelle wie auch die wirtschaftliche Entwicklung außerordentlich zurückwerfen und den Eingeborenen wesentlich unbequemer als bisher werden wird. In dem Gesamtraum Neuguineas von der Größe Skandinaviens leben heute etwa 7000 Weiße. Die bedeutendsten von ihnen angelegten Handelsplätze sind im holländischen Gebiet auf der Vogelkopf-Halbinsel die Häfen Manokwari und Sorong, an der Südküste Fak-Fak und Merauke. Auf australischem Gebiet liegen im Süden die Handelsplätze Daru, Kikori, Kerema, Port Moresby und an der Nordküste Wewak am früheren Dallmannhafen, Madang (der ehemals deutsche Kaiser-Wilhelm-Hafen), Salamaua (früher SamoaHafen), Buna und Tufi. Zu Neuguinea gehören sodann noch die großen Inseln in der Geelvink-Bai, Schouten und Japen, die südlich des Vogelkopfes im Schelfmeer liegenden Kei- und Aru-Inseln, sowie in Fortsetzung

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des Zentralgebirges von Neuguinea dieD'Entrecasteaux-Inseln und die Louisiaden. Schließlich werden noch einige kleinere, der Nordküste vorgelagerte Inseln, darunter als Übergang zum BismarckArchipel die Long-Insel und Umboi zu Neuguinea gerechnet. Vegetation, Fauna und Bevölkerung der Inseln stimmen im wesentlichen mit den Verhältnissen der in ihrer Nähe gelegenen Küstenstriche von Neuguinea überein. Von den bewaldeten und verhältnismäßig dicht besiedelten Inseln der Geelvink-Bai weisen nur Schouten mit dem Halen Bosnek und Japen mit dem Hafen Seroei einige Höhenzüge auf. Die kleinen Inseln Manam östlich der Ramumündung und Karkar nördlich der Astrolabe-Bai tragen noch tätige Vulkane. Auf der 600m hohen und bewaldeten LongInsel sowie der ebenfalls bewaldeten, bis zu 2000m Höhe ansteigenden Insel Umboi mit ihrem schönen Naturhafen Mariahafen ist jedoch die vulkanische Tätigkeit erloschen. Die Bevölkerung der Inseln h a t nach der katastrophalen Flutwelle von 1888, die die Inseln wie auch die ihnen gegenüberliegende Küste von Neuguinea heimsuchte, sich von der Küste in das Innere der Inseln zurückgezogen. Die D ' E n t r e c a s t e a u x - I n s e l n bestehen aus den drei größeren Inseln Dauila, Moratau und Duau sowie zwei kleineren Inseln mit insgesamt 3750 qkm und etwa 6000 Einwohnern. Die westliche Insel Dauila weist auf ihren bewaldeten, bis zu 1600 und 2000 m Höhe aufsteigenden Bergen teilweise erloschene Vulkane auf. In den Ebenen zu Füßen der Berge liegen zahlreiche Dörfer. Ihre Einwohner betreiben vorwiegend Plantagenbau. Die mit 2000 qkm größte Insel Duau ist ein bis zu 1200 m hohes Bergland. Unter den kleineren Inseln weist wiederum Dobu einen erloschenen Vulkan auf. Die teilweise von Korallenriffen umgebenen L o u i s i a d e n bestehen aus einer Gruppe kleinerer und sechs größeren Inseln. Ihre bewaldeten Berge steigen bis zu 750m an. Goldfunde auf Tagula brachten nur eine bescheidene Ausbeute. Auf der Mehrzahl der Inseln wird Trepangfischerei betrieben. Die stark versumpfte und verhältnismäßig dicht besiedelte, 11000qkm große Frederik-Hendrik-Insel wird nur durch einen flußähnlichen Meeresarm von Neuguinea getrennt. Sie wird zusammen mit der kleineren Insel Komolom im allgemeinen als Festlandsteil betrachtet. Die Lebensverhältnisse der Eingeborenen auf den versumpften Inseln müssen als außerordentlich erschwert bezeichnet werden. Die aus einer dreiteiligen Hauptinsel und 80 kleineren Inseln mit 7750qkm b e s t e h e n d e n A r u - I n s e l n (22000 Einwohner) weisen au {

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den beiden Nordt.eilen der Hauptinsel bewaldete Berge auf. Der kleine, der Westküste vorgelagerte Inselhafen Dobo ist, im Gegensatz zu den altindonesischen Urbewohnern der Inseln, vorwiegend von indonesischen Mohammedanern bewohnt. Die K e i - I n s e l n , mit dem Handelsplatz Toeal, bestehen aus zwei bis zu 900 m hohen Inseln und einer Anzahl kleiner niedriger Inseln v o n insgesamt 1211 qkm mit 20 000 Einwohnern. Die verhältnismäßig dichte Besiedlung beider Inselgruppen kennzeichnet ihre F r u c h t b a r k e i t . Am W e s t r a n d des Vogelkopfes sind schließlich noch die beiden größeren Inseln Salawati und B a t a n t a zu erwähnen, die m i t ihren bewaldeten Bergen infolge ihrer Küstennähe geographisch und auch wirtschaftlich als ein Bestandteil der Hauptinsel Neuguinea behandelt werden. Das Nordgebirge von Neuguinea findet über die Long- u n d Umboi-Insel seine Fortsetzung im Bismarck-Archipel. Seine Inseln mit zusammen 45 700 qkm u n d 170000 Einwohnern waren einst deutsches Kolonialgebiet und sind heute australisches M a n d a t . Die hufeisenförmig angeordneten drei Hauptinseln des Archipels Neupommern (Neubritannien), Neumecklenburg (Neuirland) und Neuhannover (Lavongai) leiten im Nordwesten zu den Admiralitäts-Inseln und nach Süden zu den Salomon-Inseln über. Eine Anzahl, dem Archipel nördlich vorgelagerter kleiner Inseln, wie Mussau (St.Matthias-Land), T a b a r (Gardner-Inseln), Lihir (Gerrit de Nys-Insel), die Tanga- u n d Lir-Inseln sowie Nissan, stellen wohl die Überreste des äußersten alten Nordrandes von Australien dar, dessen südliche Fortsetzung über die Salomonen, die Santa-Cruz-Inseln, die Neuhebr;den, sodann die Viti- u n d Tonga-Inseln nach Neuseeland f ü h r t . Dahingegen findet das Zentralgebirge von Neuguinea seine Fortsetzung über die D'Entrecasteaux-Inseln, die Louisiaden zur Rennell-Insel, um sich dann weiter südlich in zwei Stränge zu teilen. Der östliche Strang f ü h r t über Neukaledonien und die NorfolkInseln, der westliche über die Chesterfield- u n d Lord-Howe-Inseln nach Neuseeland (Skizze 8). Im B i s m a r c k - A r c h i p e l sind sowohl die drei Hauptinseln wie auch die nördlich vorgelagerte Inselkette gebirgig u n d weisen vulkanische Tätigkeit auf. Die beiden größten Inseln, die 33 700 qkm umfassende Insel N e u p o m m e r n und die 7800 qkm große Insel Neumecklenburg sind lang u n d schmal. Ihre Gebirge bestehen aus älteren Erstarrungs- und Schichtgesteinen und tragen zum Teil noch tätige Vulkane. Sie erreichen auf N e u p o m m e r n Höhen bis zu 2600 m und im Südteil von Neumecklenburg 2100 m . Ihre Bergeshänge sind durch zahlreiche Wasserrinnen s t a r k zerklüftet. Wei-

Bismarck-Archipel

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teste Inselteile sind von üppig wuchernden Urwäldern bedeckt, daher unwegsam und im allgemeinen nur in den Küstenstrichen stärker besiedelt. Breite Korallenriffe umspannen ausgedehnte Strandgebiete. An vielen Stellen erschweren Mangrovensümpfe das Betreten der Inseln. Ausgeprägte Strandterrassen und hochgehobene Korallenkalke lassen stellenweise ein Aufsteigen der Küste bis in die jüngste Zeit erkennen. Während die Küste von Neumecklenburg nur schwach gegliedert ist, weist Neupommern verschiedene kräftige Einbuchtungen sowohl an der Nord- wie auch an der Südküste auf. Diese Insel trägt auch die mächtigsten Zeugen jüngeren vulkanischen Geschehens. Die in der Mitte der Insel nach Norden vorspringende WillaumezHalbinsel zeigt mehrere erloschene Vulkane, Geiser, Solfatare, Schlammkrater und heiße Quellen. Weiter südlich ist der zur Zeit untätige Uku oder Richthofenberg, der erste der vier Hauptvulkane der Insel. Ihm schließen sich nach Norden an der 925 m hohe, noch tätige Bamus (Südsohn), der 2600 m hohe, ebenfalls noch tätige Nauvalum (Vater) und der erloschene, 990 m hohe Golau (Nordsohn). Ferner weist die nach Norden ragende, trapezförmige Gazelle-Halbinsel drei weitere Vulkane auf. Schließlich befiriden sich auf der äußersten Nordwestküste der Insel im Below-Berg wie auch auf der ihm vorgelagerten kleinen Ritter-Insel noch zwei überaus tätige Vulkane. Sich häufig wiederholende Erdbeben, das Auftauchen einer neuen Insel in Verbindung mit einem unterseeischen Ausbruch inmitten der Blanche-Bai lassen erkennen, daß die Bewegungen der Erdrinde in diesem Gebiete noch nicht zur Ruhe gekommen sind. Das Klima, seine Einwirkung auf die Weißen, wie auch Flora und Fauna der Inseln entsprechen in großen Zügen den Verhältnissen auf Neuguinea. Wie dort., bestehen auch auf den verschiedenen Inseln des Bismarck-Archipels und sogar innerhalb der einzelnen Inseln selbst erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen der Bevölkerung. In den Bergwäldern der Gazelle-Halbinsel führen die Baining, wohl ein mit den Papuas verwandter Stamm, ein unstetes Hauernleben primitivster Form. Sie kennen weder totemistische Verbände noch andere Arten von Heiratsgruppen. Die Bewohner der Küstenstriche der Halbinsel, durch die Geheimbünde der DukDuk-Tänzer bekannt, scheinen mit den Ostmelanesiern verwandt, während im Westteil von Neupommern seefahrende Melanesier, die Nakanai und Sulka, leben. Die Küstenbewohner von Neumecklenluirg lassen wiederum polynesische Einflüsse erkennen. Insgesamt war die einheimische Bevölkerung ursprünglich wenig

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zugänglich. Da bei ihnen die Feldarbeit den Frauen zusteht, war es besonders schwierig, Arbeiter f ü r die Plantagen zu gewinnen. Sie mußten auf den Salomonen angeworben werden. Wenn dort auch die gleichen Sitten bestanden, so empfinden ganz allgemein in Ozeanien die Männer die Ausübung der Feldarbeit auf fremden Inseln weniger entwürdigend als in der Heimat. Eine wesentliche Voraussetzung f ü r den Erfolg der Werbung auf die Dauer war die Garantie der Heimkehr nach Ablauf des Arbeitsvertrages. Die sodann in regelmäßigem Wechsel mit gutem Lohn ihre Heimat wiedererreichenden Arbeiter wirkten in der Folge als Kulturträger und erleichterten die weiteren Anwerbungen. So war die deutsche Kolonie, deren Hauptsitz anfangs in der Station Herbertshöhe über der Blanche-Bai, später in Rabaul lag, in aufsteigender Entwicklung. Die Ausfuhr von Kopra, Kakao, Perlmutt und Trepang steigerte sich von J a h r zu Jahr. Nach Übernahme des Mandats durch die Australier wurde Rabaul an der Blanche-Bai endgültig Regierungssitz. Nach australischen Angaben soll sich seit 1914 der Umfang der Pflanzungen mehr als verdoppelt haben. Die an Neuhannover westlich anschließenden A d m i r a l i t ä t s I n s e l n bestehen aus der 1952 qkm umfassenden Hauptinsel Manus und einer größerer Anzahl kleinerer Inseln. Zu ihnen gehören auch die südlich von Manus liegenden Purdy-Inseln und weiter westlich die Hermit- und Ninigo-Inseln. Auf der Insel Manus erheben sich als jungvulkanische Massen auf altkristallinem Sockel ruhende Berge im Taui bis zu 915 m Höhe. Regenreiche Bergwälder hüllen die Insel in ein üppiges Pflanzenkleid. Korallenriffe umschließen weite Küstenteile. Die Mehrzahl der kleinen Inseln, wie die phosphatreichen Purdy-Inseln, die Hermit- und Ninigo-Inseln, sind ausgesprochene niedrige Koralleninseln mit teilweise ertragreichen Kokospalmenhainen. Das gesamte Inselgebiet umfaßt 2600 qkm und ist mit 13 000 Einwohnern, vorwiegend westmelanesischer Herkunft, verhältnismäßig dicht besiedelt. Während sich auf der Insel Manus noch schwache polynesische Einflüsse feststellen lassen, treten auf den westlichen Inseln indonesisch-mikronesische Einflüsse in den Vordergrund. Südlich von Neupommern liegen sodann als weiteres Glied der großen Inneren Inselkette die bereits von dem Spanier Alvaro Mendana entdeckten S a l o m o n - I n s e l n . Ihre teilweise in zwei Reihen angeordneten 7 großen und zahlreiche kleineren Inseln umfassen insgesamt 43 900 qkm mit 200000 Einwohnern. Von ihnen waren bis 1918 die beiden nördlichen Inseln Buka und Bougainville deutsches Schutzgebiet und stehen heute unter austra-

Salomon-Inseln

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lischer Verwaltung, während die übrigen Inseln britischer Besitz sind. Zur nordöstlichen Inselreihe gehören vor allem Buka, Bougainville, Shortland, Fauro, Ghoiseul, Isabel mit den St.-Georgs-Inseln, Anuda, Gower, Malaita und Ulaua. Im Bereich der südwestlichen Inselreihe liegen: Treasury oder Mono, Vella Lavella, Renongo, Narova oder Eddystone, Kulambangra, Rendova, Montgomery, Neugeorgia oder Kausagi, Narova, die Karajiu-Inseln, Murray, die Pawuwu- oder Russell-Inseln, Savo, Guadalcanar und Bauro oder San Christobal. Das Grundgerippe der Inseln bilden stark zertrümmerte archäische und altvulkanische Gesteine, die in großem Umfange von jungvulkanischen Gebirgen überlagert sind. Mehrere der Hochinseln wie auch eine Anzahl der niedrigen Inseln weisen Spuren jungvulkanischer Tätigkeit auf wie Fumarolen, Solfataren und heiße Quellen. Häufige Erdbeben erschüttern die Inseln, tätige Vulkane wirken noch auf Bougainville. Während einerseits hochliegende Korallenkalkterrassen stufenweise Erhebungen anzeigen, sind andererseits im Nordwesten auch Senkungen zu erkennen. Ausgedehnte Korallenriffe und Mangrovenwälder an den Küsten erschweren vielfach die Annäherung. Reichliche Regenfälle mit Niederschlagsmengen zwischen 2500-4000 mm und der fruchtbare Boden sind die Ursachen üppigsten Pflanzenwuchses. Schwer gangbare Urwälder breiten sich über Täler und Berge. Die im Westen von einem ausgedehnten Korallenriff begleitete Insel Buka wird durch die Buka-Slräße von Bougainville getrennt. Korallenkalke, jungeruptive Gesteine und Tuffe weisen dort die bis zu 400 m hohen Berge auf. Die dicht besiedelten, bis zu 40 km breiten Küstenebenen von Bougainville werden von zwei mächtigen, mit Urwald bedeckten Gebirgszügen überragt. Die nördliche Kette bildet das Kaisergebirge mit der steilen, 3100 m hohen Pyramide des tätigen Vulkans Balbi. Das südlich anschließende und steil zu den Küsten abfallende Kronprinzengebirge mit dem ebenfalls tätigen Vulkan Bagana erreicht im Süden Höhen bis zu 2360 m. Auch die kleineren Inseln der nordöstlichen Inselreihe, die ebenfalls ausgedehnte Korallenriffe aufweisen, erreichen noch Höhen zwischen 600 und 1300 m. Im Zuge der südwestlichen Inselreihe wird die 3115 qkm große Insel Bauro von bewaldeten Bergen bis zu 1250 m Höhe überragt. Die im letzten Weltkriege schwer umkämpfte, durch ihre Urwälder unwegsame Insel Guadalcanar erreicht Höhen bis zu 2400 m. Von den weiteren Inseln dieser Reihe sind innerhalb der Florida-Gruppe die kleine Insel Tulagi mit dem Haupthafen der Salomon-Inseln und die wirtschaftlich

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am meisten entwickelte Insel Vella Lavella mit ihren zwölf großen Plantagenbetrieben zu erwähnen. Klima, Flora und Fauna der wegen der feindseligen Haltung der Eingeborenen noch wenig durchforschten Inseln entsprechen den auf Seite 86, 87 gemachten Angaben. Die einheimische Bevölkerung, im Innern von Bougainville melanesische Pygmäen, an den Küsten fast aller Inseln seefahrende Melanesier mit vortrefflichen Booten, wurde bereits lange vor der Besitznahme der nördlichen Inseln durch Deutschland durch Zwangsanwerbungen und das überhebliche Auftreten früher dort erscheinender Walfänger derartig verprellt, daß sie einer Kolonisierung bis in die jüngste Zeit erheblichen Widerstand entgegensetzte. Immerhin konnte das streng rechtliche System der deutschen Anwerbungen auf Buka und Bougainville vorübergehend die Lage bessern. Auf Ongtong Java, östlich der Salomon-Inseln, sind polynesische Einwirkungen gegen Ende des 18. Jahrhunderts feststellbar (siehe Seite 92). Diese von Samoa ausgehenden polynesischen Einflüsse machen sich auch auf den Santa-Cruz-Inseln und den Neuhebriden bemerkbar. Diese Inseln wurden daher in der Skizze 9 in das sogenannte Übergangsgebiet zwischen Melanesien und Polynesien einbezogen. Die 1595 ebenfalls von Mendafia entdeckten S a n t a - C r u z I n s e l n bestehen aus 7 größeren hohen Inseln und einer großen Anzahl kleinerer Koralleninseln. Sie umfassen insgesamt 940 qkm mit 22 700 Einwohnern ostmelanesischer und polynesischer Herkunft. Sie haben besonders Unter den früher von den Viti-Inseln ausgehenden Zwangsanwerbungen gelitten und sind daher in hohem Maße fremdenfeindlich. So sind diese in britischem Besitz befindlichen Inseln weder in größerem Umfang kolonisiert noch eingehend erforscht worden. Die in ihrem geologischen Aufbau den Salomonen ähnelnden Inseln weisen viele erloschene Vulkane und auf der kleinen Insel Tinakora oder Tinakula den wohl tätigsten Vulkan der Südsee-Inseln auf. Die größte Insel der Gruppe ist Santa Cruz oder Ndeni (560 qkm) mit bis zu 600 m Höhe ansteigenden, dicht bewaldeten Bergen im Osten und Flachland im Westen. Die zweitgrößte Insel, Vanikoro (164 qkm) im Süden, wird von einem mächtigen Korallenriff umschlossen. Die übrigen, meist niedrigen Inseln weisen ausgedehnte Barrier- und RingrilTe auf. Sie leiden vielfach unter den Fluterscheinungen der auf Seite 86 erwähnten Stürme. Die 1606 von dem Spanier de Quiros entdeckten und seit 1914 unter britisch-französischer Gemeinschaftverwaltung stehenden N e u h e b r i d e n bestehen aus 26 größeren und kleineren Inseln mit

Neuhebriden

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zusammen 12 30" qkm und . 50000 Einwohnern, darunter etwa 1000 Weiße. Der von ausgedehnten Wallrillen umschlossene Archipel bildet zwei Inselgruppen. Die in zwei Inselreihen gegliederte Nordgruppe enthält in ihrer wirtschaftlich weniger entwickelten westlichen Reihe unter anderen die größten Inseln des Gesamtarchipels Espiritu Santo oder Marina (4857 qkm) und Mallicolo (2270 qkm), während die wesentlich kleineren Inseln der Ostreihe, wie Maivo, Aoba, Araga, Ambrym, Api und Efate, in höherm Maße erschlossen sind und daher im Haupthafen Port Vila auf Efate den Sitz der englisch-französischen Gemeinschaftsverwaltung tragen. Bis auf die nur 30 m hohe Koralleninsel Aniwa sind sämtliche anderen Inseln hohe Inseln vulkanischen Ursprungs. Auf den beiden größten Inseln Espiritu Santo und Mallicolo sind unter den Decken aus Korallenkalken und jungvulkanischen Gesteinen Trümmer des alten Grundgebirges aus Gneis und alten Eruptivgesteinen festgestellt worden. Sie bergen auch auf Mallicolo wie auf Merena und Api Kupfer und Schwefeleisenlager. Die in fünf Stufen bis zu 200 m Höhe gehobenen Korallenkalke lassen viele der Inseln von weitem als von vulkanischen Kegeln überragte Tafelberge erscheinen. Jungvulkanische Erscheinungen sind besonders auf den nördlichen Inseln der Ostreihe erkennbar. Auf Maivo bestehen Sinterterrassen. Über Ambrym ragt der tätige Vulkan Marum bis zu 1100 m Höhe empor. Die kleine Insel Lopevi trägt einen 1600 m hohen tätigen Vulkan, während auf Api drei spitze Kegel von 600-850 m Höhe wohl als erloschene Vulkane anzusprechen sind. Häufig auftretende Dampf- und Schwefelquellen sowie Erdbeben sind weitere Zeugen reger vulkanischer Tätigkeit. Dafür ist jedoch der verwitterte Vulkanboden außerordentlich fruchtbar. Die Annäherung des Archipels an den Wendekreis läßt besonders auf den südlichen Inseln Tanna, Eromango und Aneityum den Übergang zum gemäßigten Klima erkennen. Dort bringt der Südwinter eine ausgesprochene Trockenzeit und der Südsommer die im April am stärksten zum Ausdruck kommende Regenzeit. So sinken dort auch im Winter die Temperaturen auf etwa + 16° G. Während auf den nördlichen Inseln noch tropischer Urwald wuchert und Kokospalmen den Strand bedecken, treten im Süden bereits Araukarien, die Kentiapalme und Kaurifichten auf, bieten Savannen und Trockenwälder weite Grasflächen als gute Weiden. Die Eingeborenenbevölkerung besteht aus seefahrenden West- und Ostmelanesiern mit teilweise polynesischem Einschlag. Noch um 1800 erreichte ein polynesischer Zug von Samoa aus die Inseln. Auch Überreste einer pygmäenähnlichen Urbevölkerung wurden festgestellt. Die gleichen

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Die Innere Inselkette Ozeaniens

Übergriffe der Vergangenheit, wie sie auf den Santa-Cruz-Inseln erwähnt wurden, haben auch auf den Neuhebriden eine starke Auflehnung gegen die Weißen verursacht. Fortgesetzte Kampfe der dem Handel mit Menschenfleisch frönenden verschiedenen Stämme erschwerten die Befriedung der Inseln. Mit der zunehmenden Ansiedlung von Weißen, vor allem auf den Inseln Merena und Efate, und damit verbundener Missionstätigkeit ist allmählich eine gewisse Beruhigung eingetreten. Neben Kopra werden Mais, Kaffee, Baumwolle und Holz gewonnen. Die ursprünglich reichen Bestände an Sandelholz sind allerdings stark gelichtet. Die zwischen den Santa-Cruz-Inseln und den Neuhebriden gelegenen T o r r es- u n d B a n k s - I n s ein bestehen im allgemeinen aus Korallenkalk auf vulkanischem Kern und gehören ihrem geologischen Aufbau nach zu den Neuhebriden. Sie umfassen zusammen 123 qkm mit rund 1500 Einwohnern. Ihre nördliche subtropische Lage gestattet den Anbau von Kaffee, Zuckerrohr und Tabak. Südlich der Neuhebriden schlägt die unterseeische tektonische Leitlinie des Außenrandes der Inneren Inselkette nach Osten aus und wird von den 1642 von Tasman entdeckten V i t i - o d e r F i d j i - I n s e l n gekrönt. Im Schutze eines riesigen Wallriffes umschließen hohe vulkanische und niedrige Koralleninseln in einem Kreise von 500 km Durchmesser das Koro-Meer. Im Nordabschnitt liegen hinter dem Großen SeerifT mit den Jasava-Inseln die beiden Hauptinseln Viti Levu und Vanua Levu mit den kleineren Inseln Rabe und Taviuni. Die Ostgruppe bilden die in Scharen oder einzeln von Ringriffen umgebenen niedrigen Ringgold-Inseln, sowie die aus hohen und niedrigen Inseln bestehenden Lau-Inseln. Im Westen ragen im Schutze von Viti Levu die hohen Inseln Bengha, Vatuleite und Kandavu aus dem Meer empor. Zur Zentralgruppe V i t i i L o m a , inmitten des Koro-Meeres, gehören die hohen Inseln Koro, Batiki. Nairai, Gau, Moala, Totoya und Matuku. Die Gesamtgruppe besteht aus 322 Inseln mit einem Umfang von 18 344 qkm, etwa gleich der Größe von Württemberg. Jedoch sind nur 80 Inseln bewohnt. Der geologische Aufbau der Inseln, Korallenkalk und jungvulkanische Decken auf altem Grundgestein sowie ihre Flora und Fauna kennzeichnen die Inselgruppe als Überrest des australischen Festlandes. Die jungvulkanischen Gebirge, deren Gipfel auf Viti Levu und Vanua Levu Höhen bis 1260 m erreichen, sind bereits derartig verwittert, daß sie als schroffe Zacken das Grün der üppigen Bergwälder überragen. Nur noch auf Taviuni ist ein 1200 m hoher Berg mit einem Kratersee als erloschener Vulkan zu erkennen. Die

Die Viti- oder Fidji-Inseln

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Inseln der Zentralgruppe erreichen Höhen zwischen 190 m auf Batiki, bis zu 710 m auf Gau. Heiße Quellen und häufige Erdbeben erinnern an die im Schöße der Tiefe noch wirkenden vulkanischen Kräfte. Die Berge der Mehrzahl der Inseln fallen fast durchweg im Osten steil zum Meere ab, so daß die westlichen Inselteile meist im Regen- und Windschatten liegen. Die vorherrschenden Winde des Südostpassates sind besonders in den Monaten April bis November kräftig und wirken daher mildernd. In den Monaten Dezember bis März treten zuweilen Wirbelstürme auf. Die jährlichen Niederschlagsmengen betragen auf den Windseiten der hohen Inseln zwischen 5000-6000 mm und imWind-

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Die Innere Inselkette Ozeaniens

s c h a t t e n der Gebirge im Durchschnitt etwa 2 5 0 0 m m . Die mittlere J a h r e s t e m p e r a t u r liegt um 26° C. Infolgedessen decken die Südosthänge der Berge bis hoch hinauf üppige Tropenwälder m i t Palmen, F a r n e n und B a m b u s , während die Leeseiten S a v a n n e n c h a r a k t e r mit Pandanus und Kasuarinen aufweisen. Die wichtigsten natürlichen Nutzpflanzen s i n d : Kokospalmen, B r o t f r u c h t b ä u m e , Pisang, T a r o und B a t a t e n . In den P l a n t a g e n werden auf den meist fruchtbaren Böden Zuckerrohr, Reis, Baumwolle, T a b a k , A n a n a s und B a n a n e n angebaut. Die einzigen einheimischen Säugetiere sind Fledermäuse und Nager. Die Vogelwelt weist etwa 50 A r t e n , vor allem T a u b e n und Papageien auf. U n t e r den Reptilien sind neben Geckos j e eine A r t W a r a n a n e und Giftschlangen c h a r a k t e ristisch. U n t e r dem eingeführten Nutzvieh gedeihen besonders R i n d e r auf guten Weiden. Die Bevölkerung u m f a ß t rund 2 8 5 0 0 0 Menschen, darunter etwa 5 0 0 0 W e i ß e und 1 2 5 0 0 0 als P l a n t a g e n a r b e i t e r eingewanderte Inder. Die einheimischen Melanesier sind besonders auf den Inseln der Ostgruppe s t a r k m i t Polynesiern v e r m i s c h t , die von den TongaInseln kamen. Die F o r m e n des Hausbaus und der einheimischen B o o t e lehnen sich s t a r k an polynesische Vorbilder an. W e n n auch die V i t i - L e u t e schwer zu geregelter P l a n t a g e n a r b e i t zu gewinnen sind, waren sie doch der christlichen Mission zugänglich, so daß sie heute vielfach in gehobenen Stellungen als Angestellte, sogar B e a m t e und Ärzte tätig sind. Die günstigen natürlichen Verhältnisse, die Aufgeschlossenheit des bedeutendsten Teiles der E i n h e i m i schen sowie die geschickte Kolonialpolitik der B r i t e n haben zur beachtlichen wirtschaftlichen E n t w i c k l u n g geführt. Auf den hohen Inseln bestehen über 500 km Förderbahngleise und S t r a ß e n sowie an 100 km Telegraphenlinien. Verschiedene Flüsse der H a u p t inseln sind wie der R e w a auf Viti L e v u außerordentlich wasserreich und bis zu 60 km landeinwärts schiffbar. F e r n e r sind die Inseln ein wichtiger S t ü t z p u n k t des britischen Südseekabels. Die H a u p t s t a d t der Inseln, S u v a in einer geschützten B u c h t der Südostküste von Viti Levu, wird m i t ihren breiten, gepflegten S t r a ß e n und ansehnlichen öffentlichen wie privaten Häusern, i n m i t t e n farbenfreudiger Südseevegetation, als eine der schönsten Südsees t ä d t e angesprochen. Die Europäerniederlassung mit rund 1800 W e i ß e n ist von den ebenfalls wohlgeordneten Eingeborenensiedlungen getrennt.. Der sich entwickelnde W o h l s t a n d auf den VitiInseln ergibt sich allein aus der T a t s a c h e , daß die Ausfuhr an tierischen Produkten der Viehzucht, an K o p r a , R o h z u c k e r und B a nanen die E i n f u h r fast um das Doppelte übersteigt.

T o n g a - oder Freundschafts-Inseln

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W a h r e n d d i e unterseeische t e k t o n i s c h e L e i t l i n i e v o n den L a u I n s e l n d e r S ü d g r u p p e nach S ü d e n zu den K e r m a d e c - I n s e l n f ü h r t , u m s c h l i e ß t eine w e i t e r e u n t e r s e e i s c h e L e i t l i n i e m i t den v o n P o l y nesiern b e w o h n t e n Inseln v u l k a n i s c h e n U r s p r u n g s , R o t u m a , F u t u n a u n d N i u a t u i m H a l b b o g e n die V i t i - I n s e l n u n d z i e h t sich über d i e T o n g a - zu d e n K e r m a d e c - I n s e l n . V o n den drei g e n a n n t e n Inseln ist b e s o n d e r s F u t u n a als A u s g a n g s p u n k t eines p o l y n e s i s c h e n W a n d e r z u g e s in R i c h t u n g N e u k a l e d o n i e n über U v e a u m 1750 i n t e r essant. D i e p o l y n e s i s c h e n W a n d e r e r n a n n t e n z w e i d e r v o n i h n e n an der Ostküste v o n Neukaledonien besiedelten Inseln ebenfalls F u t u n a u n d U v e a , so d a ß diese b e i d e n I n s e l n a m e n i m R a u m z w i s c h e n S a m o a und N e u k a l e d o n i e n z w e i m a l v e r t r e t e n sind. D i e d u r c h den ü b e r 9000 m t i e f e n T o n g a - G r a b e n i m O s t e n b e grenzten T o n g a - o d e r F r e u n d s c h a f t s - I n s e l n gehören ethnog r a p h i s c h zu P o l y n e s i e n , w ä h r e n d sie g e o g r a p h i s c h den O s t r a n d d e r I n n e r e n I n s e l k e t t e d a r s t e l l e n . D i e sich in m e h r e r e n R e i h e n ü b e r einen g r o ß e n R a u m v o n N o r d e n n a c h S ü d e n e r s t r e c k e n d e n Inseln g l i e d e r n sich in die d r e i G r u p p e n V a v a u , H a a p a i u n d T o n g a t a b u . I h r e 100 Inseln u m f a s s e n , einschließlich d e r abseits g e l e g e n e n h o h e n Inseln N i u a f u , N i u a t a b u t a b u u n d T a o t a h i , eine L a n d fläche v o n 977 q k m m i t 45000 E i n w o h n e r n , d a r u n t e r 400 W e i ß e n . W ä h r e n d d i e Inseln d e r w e s t l i c h e n R e i h e v o r w i e g e n d als n i e d r i g e K o r a l l e n i n s e l n erscheinen, s i n d die g r o ß e n Inseln d e r O s t r e i h e v u l kanischen U r s p r u n g s u n d lassen v i e l f a c h n o c h e i n e r e g e v u l k a n i sche T ä t i g k e i t e r k e n n e n . I n s e l n t a u c h e n aus d e m M e e r e a u f , err e i c h e n , w i e die F a l c o n - I n s e l n , eine H ö h e bis zu 90 m , u m d a n n w i e d e r i m M e e r e zu v e r s i n k e n . I n g r ö ß e r e m U m f a n g t ä t i g ist n o c h d e r 580 m h o h e T o f u a auf d e r g l e i c h n a m i g e n , nur 55 q k m g r o ß e n Insel. A u s d e m G e s a m t u m f a n g d e r L a n d i l ä c h e e r g i b t sich s c h o n , d a ß a u c h d i e h o h e n Inseln nur k l e i n sind. V o n d e r i n s g e s a m t 187 q k m g r o ß e n N o r d g r u p p e n i m m t die m i t e i n e m g u t e n H a f e n v e r s e h e n e Insel V a v a u allein 145 q k m ein. I n d e r S ü d g r u p p e ist T o n g a t a b u , d i e h e i l i g e Insel d e r W e s t p o l v n e s i e r , m i t 430 q k m d i e g r ö ß t e Insel d e r G e s a m t g r u p p e . D i e L a g e d e r Inseln h a r t n ö r d l i c h des s ü d l i c h e n W e n d e k r e i s e s w i r k t sich m ä ß i g e n d auf das K l i m a aus, so d a ß die m i t t l e r e n J a h r e s t e m p e r a t u r e n z w i s c h e n 24° u n d 25° l i e g e n . D i e N i e d e r s c h l ä g e s i n d r e i c h l i c h . S t ö r e n d sind i m S o m m e r ( D e z e m b e r bis F e b r u a r ) h ä u f i g a u f t r e t e n d e O r k a n e . ' A u f den f r u c h t b a r e n V u l k a n b ö d e n g e d e i h e n als N u t z p f l a n z e n K o k o s p a l m e n , Pisang, B r o t f r u c h t b ä u m e , der Papiermaulbeerbaum, F e i g e n , Y a m , B a t a t e n , Z u c k e r r o h r u n d B a u m w o l l e n e b e n der F ü l l e der Pflanzen subtropischer W ä l d e r . Die F a u n a entspricht e t w a der Krug, Australien

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der Viti-Inseln. Die Bevölkerung besteht vorwiegend aus den hochentwickelten, besonders für Handwerk, Schiffbau und den Handel begabten Polynesiern. Sie haben sich 1845 nach langwierigen inneren Kämpfen in einem polynesischen Königreich zusammengeschlossen und 1900 unter britischen Schutz wie auch britische Finanzverwaltung gestellt. Die H a u p t s t a d t der gesamten TongaInseln ist Nukualofa mit einem sehr guten Naturhafen auf Tongatabu. Die stete wirtschaftliche Entwicklung dieses nunmehr friedlichen Polynesierreiches wird durch den zunehmenden Ausfuhrüberschuß, besonders aus der Ausfuhr von Kopra, Vieh und Schwämmen gekennzeichnet. Die Inseln wurden 1616 von Schouten und Le Maire entdeckt und 1643 von Tasman besucht. Als letzte Inseln über der nach Neuseeland führenden unterseeischen, tektonischen Leitlinie ragen westlich des zwischen 8000 bis 9412 m tiefen Kermadec-Grabens die zu Neuseeland gehörenden kleinen Insel Raoul und die Kermadec-Inseln über dem Meeresspiegel empor. Die 29,1 qkm große Insel R a o u l , mit ihrem 543 m hohen tätigen Vulkan, ist unbewohnt. Die 1788 entdeckten, insgesamt 33,2 qkm umfassenden drei K e r m a d e c - I n s e l n liegen noch innerhalb der 20°-Jahresisotherme. Ihre aus wild zerklüfteten Korallenkalken und jungvulkanischen Gesteinen bestehenden Oberflächen weisen auf der nur von drei Menschen bewohnten Hauptinsel subtropischen Pflanzenwuchs auf, während die beiden anderen unbewohnten Inseln mit Gebüsch bedeckt sind. Die zweite unterseeische tektonische Leitlinie im Zuge der Inneren Inselkette f ü h r t von den Louisiaden über die Rennell-Insel, Neukaledonien, die Loyalty- und Norfolk-Insel auf Neuseeland. Die 770 qkm große R e n n e l l - I n s e l wird im allgemeinen den Salomonen zugerechnet, zu denen sie ihrer äußeren Struktur nach auch gehört. Die Inselgruppe N e u k a l e d o n i e n ist das bedeutendste überseeische Glied dieser Kette. Von dem Gesamtumfang der Inselgruppe mit 19800 qkm nimmt die gleichnamige Hauptinsel allein 16117 qkm in Anspruch. Der übrige Raum verteilt sich, neben einer Anzahl sehr kleiner Inseln in Küstennähe der Hauptinsel, auf die nördlich vorgelagerten Belep-Inseln und die südlich anschließenden Kunie- oder Pinien-Inseln. Die nur schwach gegliederte Küste der 392 km langen und im Durchschnitt 45 km breiten Hauptinsel wird von einer 200—1000 m breiten Korallenriflmauer begleitet. Sie gestattet nur im Süden sowie vor den Flußmündungen die Annäherung an die Insel. Das die Hauptmasse der Insel deckende Gebirge erreicht im Norden und Süden Höhen über 1600 m. Es fällt im allgemeinen zur Ostküste steil ab, während es

Neukaledonien

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nach Westen in ein sanftgewelltes Hügelland übergeht. Zahlreiche, meist nur kurzläufige Flüsse mit starkem Gefälle, strömen in wild zerklüfteten Quertälern dem Meere zu. Nur im Norden durchschneiden der über 100 km lange, auf die Hälfte seines Laufes schiffbare Diahot und im Süden der etwa 50 km lange Y a t e das Gebirge in der Längsrichtung. Den Grundstock des Gebirges bilden archäische Gesteine und mesozoische Schichten mit reichen Erzlagern, vor allem an Nickel, Kobalt und Chrom. Gold- und Kupfervorkommen sind unbedeutend. Junge vulkanische Gesteine sind unbekannt. Das Klima der im Süden den südlichen Wendekreis fast berührenden Insel ist beinahe subtropisch. Die mittleren Jahrestemperaturen betragen 20,2° C. Die jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1800 mm. Sie ist bei vorherrschenden Ostpassaten im Nordosten im allgemeinen höher als im Südwesten. Die in den Höhenlagen zwischen 600-1600 m, hauptsächlich im Osten der Insel befindlichen Bergwälder mit hohem kräftigem Baumbestand, Akazien, zahlreichen Farnen, Orchideen und Moosen fangen die vom Passat in das Land getragenen Regen auf und wirken als Wasserspender. Die trocknere Westseite weist Grasfluren und Buschwälder auf. In lichten Hainen stehen dort die weißrindigen, den Eukalypten verwandten Niaulibäume, auch Kaurifichten und Araukarien. Kokospalmen gedeihen auf weiten Strandflächen. Während an der mehr tropischen Ostküste Reis, Zuckerrohr, Mais, Maniok, Kaffee, Tabak, Ananas, auch Wein und Baumwolle mit Erfolg angebaut werden, bieten die westlichen Grasfluren Rinder- und Schafherden gute Weiden. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse treten jedoch hinter den Erträgen des Bergbaus zurück. Die Chromgewinnung beträgt 2 5 % der Welterzeugung. Ihr Hauptgebiet liegt bei Y a t e an der Südostküste. Die Nickelerzeugung, die früher an erster Stelle der Weltproduktion stand, ist inzwischen von Kanada überflügelt worden. Ihre Hauptanlagen liegen im Norden bei Tao und weiter südlich bei Thio. Die meist in Begleitung der Nickelerze vorkommenden Kobalterze werden ebenfalls in beachtlichem Umfang gewonnen. Dahingegen ist die Kupfergewinnung eingestellt. Die vorhandenen Eisenerze werden aus Mangel an Arbeitskräften überhaupt nicht abgebaut. Die 1774 von Cook entdeckte und 1792-1793 von D'Entrecasteaux auf der Suche nach der verschollenen La-Perouse-Expedition näher untersuchte Insel ist seit 1854 französischer Besitz und diente 1863-1894 als Strafkolonie. Ihr Hauptsitz war neben der Insel Nou der an der mittleren Westküste liegende Platz Bou8*

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rail. Heute ist Noumea, im Südwesten der Insel mit über 10 000 Einwohnern, die H a u p t s t a d t des französischen Kolonialgebietes, einschließlich der Pinien- und Loyalty(Loyaute)-Inseln. Die Gesamteinwohnerzahl dieser Kolonie wird mit 63117 Menschen, darunter fast 18 000 Weißen angegeben. Die eingeborenen Ost- und Westmelanesier leben in Stärke von etwa 30000 vorwiegend an der Ostküste von Neukaledonien und auf den ihnen als Reservat überlassenen Loyalty-Inseln. Die protestantische und katholische Mission haben durch ihr erfolgreiches Wirken eine stete und ruhige Entwicklung angebahnt. Die Neukaledonien östlich vorgelagerten und 1827-1837 von Dumont d'Urville erforschten L o y a l t y - I n s e l n bestehen aus den drei hohen Inseln Uvea, Lifou und Mare mit einem Umfang von 1972 qkm. Langgestreckte flache Höhenzüge erheben sich in deutlich wahrnehmbarer Doppelterrasse bis über 100 m steil aus dem Meer. Die östlichen Steilhänge beider Terrassen lassen die aushöhlende Wirkung der Brandung erkennen. Auf den f ü r die Ansiedlung von Weißen gesperrten Inseln leben, außer den Regierungsvertretern und Missionaren, nur Eingeborene, unter ihnen melanesisch-polynesische Mischlinge auf der von den Polynesiern nach ihrer Heimat Uvea (siehe Seite 144) genannten Insel. Die im weiteren südlichen Verlauf der unterseeischen Leitlinie halbwegs Neukaledonien und Neuseeland aus dem Meer aufragende N o r f o l k - I n s e l ist mit 44 qkm und 1060 Einwohnern australischer Besitz. Die im Mount Pitt 317 m Höhe erreichende, aus Korallenkalk bestehende Insel ist außerordentlich fruchtbar. Wälder mit stattlichen Norfolktannen, Baumfarnen und Palmen decken die Höhenzüge. Gute Weiden bieten die Täler. Neben dem Anbau von Kaffee, Apfelsinen und Bananen wird dort Viehzucht getrieben. Die 1774 von Cook entdeckte Insel war 1788-1851 britische Strafkolonie. Sie wurde 1856 den Nachkommen der Bounty-Meuterer auf der übervölkerten Insel Pitcairn überlassen, die jedoch teilweise wieder nach Pitcairn zurückkehrten. Heute ist die Insel als Durchgangsstation- des britischen Südseekabels und Walfangstation in den von Walschwärmen besuchten Gewässern von Bedeutung. Wegen ihres angenehmen Klimas und ihrer landschaftlichen Schönheit wird sie in zunehmendem Umfang als „Madeira der Südsee" von Erholungsreisenden besucht. Der sich von Neuseeland nach Nordwesten erstreckende unterseeische Höhenzug wird nur von den Chesterfield- und LordHowe-Inseln überragt. Die zur französischen Kolonie Neukaledonien gehörenden C h e s t e r f i e l d - I n s e l n bestehen aus wenigen

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kleinen Koralleninseln von nur 0,8 q k m Umfang. Sie haben lediglich durch ihre Guanolager eine gewisse Bedeutung. Dahingegen ist die im Jahre 1788 von den Engländern entdeckte, 16 qkm große L o r d - H o w e - I n s e l vulkanischen Ursprungs. Auf der im Westen von einem Korallenriff begleiteten Insel ragen Basaltberge im Süden bis zu 865 m Höhe empor, während die durch eine Korallensandebene von dem südlichen Massiv getrennten Nordberge nur 218 m Höhe erreichen. Flora und Fauna der klimatisch milden und niederschlagsreichen Insel weisen Zusammenhänge mit Australien und Neuseeland auf. Die Bebauung des an sich fruchtbaren Bodens wird durch die starke Zerklüftung des Geländes erschwert. Daher weist die Insel nur 120 Einwohner auf. Zu Australien gehörend, wird die Insel häufig von Walfängern als Stützpunkt benutzt. Die ethnographisch zu Polynesien gehörende große Doppelinsel N e u s e e l a n d , mit den östlich und südöstlich vorgelagerten, auf dem gleichen unterseeischen Sockel ruhenden Inseln, bildet den südlichen Ausgangspunkt der drei unterseeischen tektonischen Leitlinien der Inneren Inselkette. Mit einem Umfang von 270000 qkm ist Neuseeland die zweitgrößte Insel Ozeaniens, zugleich aber auch das am weitesten nach Süden sich der Antarktis nähernde Gebiet des Gesamtraumes Australien—Ozeanien. Die Loslösung der Insel von Australien durch die bis über 5000 m tiefe Tasman-See erfolgte wahrscheinlich kurz vor oder zu Beginn der Kreidezeit, während die Aufspaltung der Insel selbst in die beiden Glieder der Nordinsel mit 115000 qkm und der Südinsel mit 155500 qkm, ebenso wie die Absonderung der Stewart-Inseln wohl erst im Tertiär stattfand. In seiner Gesamtgestalt erscheint Neuseeland als Antipode von Italien und kommt auch an Größe Italien nahe. Der neuseeländische Stiefel ist allerdings stark zerrissen. Die an der schmälsten Stelle nur 38 km breite CookStraße trennt den Schaft der Südinsel von dem Fuß der Nordinsel. Ist die Südinsel an ihren Längsseiten nur schwach gegliedert, so weisen ihre Südwest- und Nordküste ebenso wie die Küsten der Nordinsel eine starke Zerklüftung auf. Beiden Inseln gemeinsam ist der Grundzug des mächtigen Faltengebirges, das im Südwesten der Südinsel ansetzt und sich über den Nordosten der Südinsel im Ostteil der Nordinsel fortsetzt. Auch der geologische Aufbau beider Inselteile stimmt in den großen Grundlinien überein. Granite und Gneis, wie auch Silur, kommen nur an wenigen Stellen an die Oberfläche. Im allgemeinen lehnen sich an das paläo-

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Skizze 38: Heuseeland: Geologisoher Aufbau

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zoische Grundgerüst des Faltengebirges vorwiegend Trias- und Tertiärgesteine an. Täler und Niederungen füllen vielfach diluviale Aufschüttungen. Wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Inseln bestehen in dem vulkanischen Geschehen. Während der Vulkanismus auf der Südinsel erloschen ist und dort nur geringe vulkanische Gesteinsmassen an der Ost- und Nordküste hinterlassen hat, sind weite Flächen, vor allem des Mittelraums und der Fußspitze der Nordinsel, von Tuffen und jungvulkanischen Gesteinen bedeckt. Rege vulkanische Tätigkeit herrscht dort heute .noch im Gebiet von Waikato. Das vulkanische Geschehen in Verbindung mit umfangreichen Senkungen auf der Nordinsel sind auch die Ursachen der wesentlichen Unterschiede in der Oberllächengestalt beider Inseln. Das Landschaftsbild der Südinsel wird beherrscht von der großartigen Gestalt des Faltengebirges der Neuseeländischen Alpen. Ihre Berge ragen im mittleren Teil der Insel weit über die Grenzen des ewigen Schnees empor. Sie erreichen neben anderen Erhebungen über 3000 m, ihre größte Höhe im 3768 m hohen Mount Cook. Mächtige Gletscher, unter ihnen als bedeutendster der 29 km lange Tasmangletscher, entsenden ihre Eisströme tief hinab. Sie finden in den Steilhängen der Westküste ihren Abschluß erst in 215 m Meereshöhe. Die in der Eiszeit wesentlicli stärkere Vergletscherung kommt in glazialen Trogtälern und gewaltigen Moränenablagerungen zum Ausdruck. Fast noch großartiger als die Fjorde Norwegens wirken die im Südwesten der Südinsel weit in das Land hineingreifende Fjorde. Ihre Ostausläufer sind stellenweise nur 13-20 km von den Hochseen unter den östlichen Steilwänden des Gebirges entfernt. Vor dem steilen Westabfall des Gebirges bleibt nur im mittleren Raum ein schmaler Küstensaum, das sogenannte Westland mit im allgemeinen kurzläufigen, starkes Gefälle aufweisenden Flüssen. Dahingegen breitet sich zu Füßen der ebenfalls steilen Osthänge ein welliges Hügelland aus mit den Landschaften Otago im Süden und Canterbury im Osten. Die meist in Hochlandseen entspringenden Flüsse sind ebenfalls wasserreich. Aber auch sie sind infolge ihres starken Gefälles f ü r den Binnenverkehr bedeutungslos. Im Norden der Südinsel entstehen durch die Aufspaltung des' Gebirgszuges in mehrere Ketten die fast abgeschlossene Küstenlandschaft Nelson am Rand der weitläufigen Golden- und TasmanBai, sowie die in der zerklüfteten Nordküste der tief eingeschnittenen Sounds endende Landschaft Marlborough. Die Ostküste der von den Polynesiern Te Ikara Maui genannten

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Nordinsel begleiten die bis zu 1600 m Höhe erreichenden Ausläufer des großen neuseeländischen Faltengebirges. Sie bilden zugleich die Wasserscheide zwischen dem Gebiet der H a w k e s - B a i und dem nordwestlichen Inselteil. W e s t l i c h anschließend liegt das große Einbruchsgebiet der Taupozone als Hauptherd der vulkanischen T ä t i g k e i t . Erloschene und noch tätige Feuerberge, S c h l a m m vulkane, Solfataren und heiße Springquellen, m i t heißem W a s s e r gefüllte Sinterterrassen, wie auch Dampfquellen, übertreffen in der Fülle und Großartigkeit ihrer Erscheinungen das w e l t b e k a n n t e Gebiet des Y e l l o w s t o n e - P a r k s in den U S A . Die berühmten Sinterlerrassen von R o t o m a h a n a wurden allerdings bereits 1886 durch einen Ausbruch des T a r a w e r a zerstört. Am Nordrande des Gebietes liegt der tiefblaue, an Größe den Bodensee übertreffende TaupoSee, teilweise eingerahmt von weißen Bimssteinklippen, deren Spalten heiße D ä m p f e und Quellen ausstoßen. Seinen Abfluß bildet der nach Nordwesten strömende W a i k a t o . E r ist m i t 775 km L ä n g e der größte F l u ß der Nordinsel. Ü b e r dem Südwestrand des eindrucksvollen Vulkangebiets erheben sich der noch tätige T o n g a r i r o und der bereits erloschene und teilweise vergletscherte, 2 8 0 0 m hohe R u a p e h u als höchster B e r g der Nordinsel. Zwischen dem R u a p e h u und dem überaus regelmäßigen Vulkankegel des erloschenen, 2502 m hohen Mount E g m o n t erstreckt sich die von dem W a n g a n u i von Norden n a c h Süden durchströmte L a n d s c h a f t Taranaki. N a c h Norden setzt sich das zentrale V u l k a n g e b i e t mit vielen erloschenen Kraterbergen und erstarrten L a v a s t r ö m e n in der L a n d s c h a f t Auckland fort. Ihre s t a r k zergliederten Küsten enden im K a p Maria und K a p North. Das K l i m a Neuseelands ist entsprechend der L a g e seiner beiden Inseln, zwischen dem 35. und 47. Grad südlicher Breite, g e m ä ß i g t . Die Einflüsse der Südlage werden durch das Meer gemildert. Die vorherrschenden Südwestwinde (siehe Skizze 31) führen zurVerdichtung der Niederschläge an der Südwestküste der Südinsel, während ihre Ostküste im W i n d - und R e g e n s c h a t t e n der Neuseeländischen Alpen liegt. Dahingegen sind auf der den P a s s a t e n ausgesetzten Nordinsel die Niederschläge infolge der S t e t i g k e i t der Winde r ä u m lich wie jahreszeitlich gleichmäßig verteilt. Auch die Temperaturen der Küstenebenen sind im V e r h ä l t n i s zur Annäherung der Inseih an die A n t a r k t i s s t a r k gemildert. Doch liegt im Gebirge die unterste Grenze des ewigen Schnees im Westen bereits bei 1800 m und im Osten bei 2400 m Höhe.

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Skizze 40: Neuseeland: Niederschläge und 'Wirtsehaf tsgliederung

Auckland Wellington Hokitika Dunedin

Durchschnittstemperaturen Jährliche Niederschläge Januar Juli Jahr 19,0° C 11,0° C 15,0° C 111mm 17,0° G 9,0° C 13,0° C 1219 mm 16,0° C 7,5° C 11,7° C 2927 mm 14,0° C 5,0° C 10,0° C 878 mm

D i e F l o r a Neuseelands ist stark eigenständig. Sie zeigt in der Nordinsel Verbindungen zur tropisch-malaiischen, auf der Südinsel zur antarktisch-südamerikanischen Flora. Eukalypten und Kasuarinen fehlen gänzlich. Jedoch weisen die Nordinseln wie auch der nördliche Teil der Südinsel noch Palmen und Pandanus auf, während die wertvolles Nutzholz und Harze liefernde Kaurifichte infolge des Raubbaues nur noch auf der Nordinsel zu finden ist. Dichte Wälder immergrüner Bäume mit zahlreichen Farnen

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und Schlinggewächsen, Moosen und Flechten decken noch weite Räume der Nordinsel wie auch vorwiegend der regenreichen West- und Südostküste der Südinsel. Buchen und verschiedene Arten von Nadelbäumen, vermischt mit Farnen und dichtem Unterholz, umschließen dort als unwegsamer Waldgürtel die Berge. Charakterpflanzen Neuseelands sind unter anderen der „Cabbage Tree", dessen Zweige in Büschen aus schmalen langen Blättern auslaufen, und die als neuseeländischer Flachs bezeichnete Lilienart. Die Leeseite der Südinsel zeichnet sich durch Heide- und Buschlandschaften mit Farnkräutern, dem in 50 cm hohen Büschen stehenden Tussockgras und Stachelgräsern aus. Die heute angebauten Nutzpflanzen Weizen und andere Getreidearten sowie Gemüse gedeihen gut. Doch dienen die Erträge hauptsächlich der Eigenernährung. Die für die Viehzucht notwendigen Weideflächen sind meist künstlich verbessert. Überaus armselig ist die eigenständige T i e r w e l t . Einheimische Säugetiere sind, bis auf Fledermäuse, nicht vorhanden. Sogar R a t t e n und Hunde wurden von den Polynesiern eingeführt. Von den insgesamt 133 Landvögeln sind 73 eigenständig, unter ihnen der seltsame Eulenpapagei, der flügellose Kiwi und eine Regenpfeiferart mit seitlich gebogenem Schnabel. Der einst einheimische, straußenähnliche Riesenvogel Neuseelands, der Moa, ist anscheinend erst kurze Zeit vor dem Auftreten der Weißen ausgestorben. Reich an Arten ist entsprechend der Südlage der Inseln die Welt der Seevögel. Schlangen und Schildkröten sind nicht vorhanden. Die Brückenechse stellt einen Übergang zwischen Krokodil und Echse dar. Fischreich ist dahingegen das Meer. Doch sind die früher in großen Schwärmen auftretenden Wale schon seltener geworden. Das eingeführte Nutzvieh: Hühner, Schweine, Schafe, Rinder und Pferde sind gut eingeschlagen, so daß die Erträge der Viehwirtschaft den Ackerbau weit übertreffen. An B o d e n s c h ä t z e n sind Gold und Kohle von Bedeutung. Den Erträgen der Goldfelder von Otago und Auckland verdankt Neuseeland in erster Linie seinen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Kohle und die Ausnutzung der infolge des starken Gefälles und ausreichender Wassermassen beachtlichen Wasserkräfte kommen in zunehmendem Umfang der die landwirtschaftlichen Erzeugnisse verarbeitenden Industrie zugute. Gestützt auf eine große Zahl guter Häfen, ein verhältnismäßig gut entwickeltes Eisenbahnnetz von 5950 km, sowie teilweise in Hinblick auf den Touristenverkehr gut ausgebaute Straßen sind Handel und Verkehr in steter Entwicklung. Die Ausfuhr an Gold, neuseeländischem Flachs und Pro-

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dukten der Viehzucht übersteigt die Einfuhr vor allem an Eisen, Stahl, Maschinen, Fahrzeugen, Textilien, Metallwaren und Öl. Die Hauptabnehmer sind Großbritannien und Frankreich, während in der Reihe der Lieferanten die USA neben Großbritannien an zweiter Stelle stehen. Als U r b e w o h n e r Neuseelands werden im allgemeinen die polynesischen Maori angesprochen, die in der Zeit zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert in mehreren Wellen von Rarotonga (C.ookInseln) kamen. Die anthropologischen Untersuchungen deuten jedoch an, daß in früherer Zeit eine teilweise Vermischung der Maori mit einer anderen Rasse stattgefunden hat. So wird verschiedentlich angenommen, daß die Maori bei ihrer ersten Landung an der Bai of Plenty auf der Nordinsel, unter ihrem Häuptling Ngahue bereits polynesische Früheinwanderer, die Moriore, vorfanden, die, soweit sie nicht im Kampfe vernichtet wurden, vollständig in der polynesischen Kultur der Maori aufgingen. Die Maori Neuseelands gehören, mit den Eingeborenen auf Samoa und Tahiti, zu den kulturell am höchsten entwickelten Stämmen der Polynesier. Ihre gesellschaftliche Gliederung hatte zum Zusammenschluß von Dorf- und Stammesgemeinschaften geführt. Das Land und die Nahrungsmittel waren Eigentum des Stammes, der einem Häuptling oder einem Priester unterstand. Der Hausbau war hoch entwickelt. Künstlerische Gestaltungskraft kam besonders in dem prächtigen Schnitzwerk der Häuserfronten, der Boote wie auch der Wallen und vieler Gegenstände des täglichen Bedarfs zum Ausdruck. Die Kunst des Tatauierens hatte eine gewisse Vollendung erreicht. Aus dem einheimischen Flachs wurden kräftig gemusterte, mit Federn und Muscheln verzierte Mattenumhänge gefertigt. Alle diese Arbeiten sind um so höher zu bewerten, als sie mit den primitivsten Hilfsmitteln geschaffen wurden. Die Weite des von den Maori entdeckten und im Laufe der Jahrhunderte besiedelten Raumes auf Neuseeland setzte ihrem angeborenen Wandertrieb eine gewisse Grenze. Einmal auf Neuseeland seßhaft geworden, scheinen die Maori ihre Seefahrten nur noch auf den engeren Umkreis von Neuseeland ausgedehnt zu haben. Tasman und Cook haben allerdings noch bei ihrer Landung auf Neuseeland die großen mit Segeln und Hütten ausgestatteten Doppelboote, wie sie von den Polynesiem auf den großen Wanderzügen benutzt wurden, gesehen. Ebenso berichtete Cook von 20 m langen, mit 100 Ruderern besetzten Kriegskanus. Doch in der Zwischenzeit, von dem ersten Eintreffen Cooks bis zur Erklärung Neuseelands als britische Kolonie, im Jahre 1840, haben europäische Sied-

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ler a u f N e u s e e l a n d n u r n o c h einen g r ö ß e r e n K r i e g s z u g der Maori zu d e r n u r 8 0 0 k m e n t f e r n t e n Insel W a r e k a u r i ( C h a t h a m I n s e l n ) erlebt. D i e s e h r k r i e g e r i s c h e n M a o r i , die ihre K r i e g s g e f a n g e n e n m e i s t verzehrten, haben nach anfänglichem Entgegenkommen sich j a h r z e h n t e l a n g gegen das E i n d r i n g e n der W e i ß e n u n d deren L a n d n a h m e gewehrt, sobald s i e die G e f ä h r d u n g i h r e r Freiheit erkannten. Erst 1870 konnte nach verschiedenen gefährlichen A u f s t ä n d e n der e n d g ü l t i g e Frieden zwischen den M a o r i u n d den B r i t e n geschlossen w e r d e n . D a n a c h w u r d e den Maori das 4050 qkm große Königsland, nordwestlich vom T a u p o - S e e als R e s e r v a t ü b e r l a s s e n u n d i h n e n die b e r e i t s 3 J a h r e f r ü h e r zugestandene Vertretung im Neuseeländischen Parlam e n t bestätigt. Die heute im R e s e r v a t verhältnismäßig ungestört lebenden Maori sind inzwischen völlig zum C h r i s t e n t u m b e k e h r t . W i e a u c h a u f den V i t i - I n s e l n h a b e n in d e m S k i z z e 4 1 : S e e l a n d : Bevölkerungsdichte 1907 zumBritischenDominium erklärtenNeuseeland die M a o r i b e a c h t l i c h e n A n t e i l an der E n t w i c k l u n g des L a n d e s u n d n e h m e n als K a u f l e u t e , L e h r e r , Ä r z t e u n d B e a m t e b e d e u t e n d e S t e l lungen ein. S o i s t zum B e i s p i e l der als A r z t u n d F o r s c h e r a n e r k a n n t e V e r f a s s e r des B u c h e s : „ V i k i n g s of t h e S u n r i s e " m ü t t e r l i c h e r s e i t s ein M a o r i . G e s c h l o s s e n e M a o r i - S i e d l u n g e n g i b t es allerdings n u r n o c h auf der N o r d i n s e l . A b e r ü b e r b e i d e Inseln v e r b r e i t e t , leben einzelne M a o r i u n d M a o r i m i s c h l i n g e als a n e r k a n n t e Mitglieder des C o m m o n w e a l t h of N e w z e a l a n d . W ä h r e n d 1 7 8 0 die Z a h l der M a o r i auf 9 0 0 0 0 - 1 2 0 0 0 0 g e s c h ä t z t w u r d e , w e r d e n h e u t e v o n den i n s g e s a m t 1,9 Millionen E i n w o h n e r n N e u s e e l a n d s e t w a 1 0 9 0 0 0 als M a o r i o d e r

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Maoriabkömmlinge bezeichnet. Die Besiedlungsdichte ist entsprechend der mannigfaltigen Wechsel aufweisenden Oberflächengestalt in den einzelnen Inselteilen sehr verschieden. Sie hängt naturgemäß mit den Möglichkeiten der wirtschaftlichen Entwicklung zusammen. Auf der S ü d i n s e l umfaßt die Landschaft O t a g o das Gebiet der südwestlichen Fjorde, das in mächtige Blöcke aufgespaltene Bruchschollenland mit dem über 3000 m hohen Mount Aspiring und die südlichen Ebenen mit den beiden Küstenstädten Invercargill und Dunedin. Auf einem Küstenabschnitt von etwa 200 km Länge greifen 13 Fjorde tief in das Gebirge ein. Unter ihnen ist der nördlichste, der Milfordsund, von besonders landschaftlicher Schönheit durch die steilen Felsenwände seiner Ufer, die sich aus dem Wasser bis zu den mit ewigem Schnee bedeckten Gipfeln erheben. Über die Steilabfälle hängender Hochtäler brausen mächtige Wasserfälle in die Tiefe. Nicht minder reizvoll ist das Otago-Hochland mit seinen langgestreckten Seen inmitten einer ausgeprägten Hochgebirgslandschaft. Dort ist am bewaldeten Ufer des 295 qkm großen SeeS Wakatipu der kleine Ort Queenstown ein von Ausflüglern vielbesuchter Platz. Das Unterland gestattet zu Füßen der Berge auf guten Weiden Milchwirtschaft und Schafzucht, während im Küstengebiet Ackerbau und Obstzucht gute Erträge erzielen. Ausgedehnte Wälder breiten sich zwischen dem Südhafen Invercargill mit 30 900 Einwohnern und Dunedin an der Südostküste mit 91200 Einwohnern aus. Goldfunde im Hochland und im Tal des Clutha-River, vor allem aber auch Kohle im südöstlichen Küstengebiet, tragen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Landschaft Otago bei. Nördlich anschließend breitet sich zu Füßen der Osthänge der Neuseeländischen Alpen das Weiden- und Ackerland von C a n t e r b u r y aus. Christchurch, mit dem Hafen Littleton auf der Bankshalbinsel, ist mit 171500 Einwohnern die H a u p t s t a d t des fruchtbaren Landstreifens. Auf seinen Weiden werden 15,6% des Schafbestandes und 4 % des Rinderbstandes von Neuseeland gehalten. Die Äcker der Küstenebene liefern 8 0 % der Gesamtweizenernte Neuseelands. Die verhältnismäßig dicht besiedelte CanterburyEbene ist das Land der Farmer, deren Holzhäuser mit den typischen Veranden meist von hohen Hecken umschlossen sind. Eine kleine Zahl winziger Marktflecken liegt weit verstreut über dem weitläufigen Flachland. Im Hochland überragt das riesige Eis- und Gletschergebiet des Mount Cook einsame Bergseen in langgestreckten Tälern. Gewaltige Schuttmassen, mit riesigen Geröllblöcken,

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decken die Talböden. Dichte Wälder und grüne Matten legen einen bunten Kranz um die schroffen Felsenwände. Ghristchurch mit Littleton ist als Ausfuhrplatz für Wolle, Gefrierfleisch, Butter, Käse, Talg und Häute die bedeutendste Stadt des Südlandes. Sie ist zugleich der Ausgangspunkt der die Neuseeländischen Alpen durchquerenden Bahn zum Westland, der schmalen Küstenebene zu Füßen des Gebirges. D a s W e s t l a n d ist mit seinen Regenwäldern infolge seiner großen Feuchtigkeit weder für den großzügigen Ackerbau noch für die Viehzucht geeignet. Lediglich die verhältnismäßig ertragreichen Kohlevorkommen bei den kleinen Hafenstädten Westport und Greymouth sind die Ursachen einer etwas dichteren Besiedlung des nördlichen Teiles dieser Landschaft. Geringfügige Goldvorkommen, vor allem aber die Verwertung der reichen Holzbestände in verschiedenen Sägewerken verdankt die kleine Hafenstadt Hokitika, inmitten der Westküste, ihr Entstehen. Durch eine Stichbahn mit der Bahnlinie Ghristchurch-Greymouth-Nelson verbunden, ist Hokitika im zunehmenden Umfang der Ausgangspunkt zum Besuch der durch seine Schönheit berühmten Gebirgslandschaft am Franz- J oseph- Gletscher. Im Bereich der Landschaft Nelson erreichen die nordwestlichen Ausläufer der Neuseeländischen Alpen nur noch 1800 m Höhe, während die nordöstlichen Ketten noch einmal zu 2500 und 2880 m ansteigen. In der Senke zwischen den Gebirgszügen mit den weitgespannten Einbuchtungen der Golden-Bai und der Tasman-Bai werden Obstanbau, Milchwirtschaft und Schafzucht betrieben. Die fruchtbare, nur 28 km lange Waimeaebene gestattet auch den Ackerbau. Am Nordostrand der Tasman-Bai liegt die kleine Hafenstadt Nelson mit 19000 Einwohnern. Sie wird wegen ihres günstigen Klimas und steten Sonnenscheins viel von den Bewohnern der Nordinsel besucht. In nur 7 Stunden Dampferfahrt von Wellington auf der Nordinsel zu erreichen, ist Nelson auch der Ausgangsplatz für die das westliche Bergland besuchenden Touristen. Den Nordostteil der Südinsel bildet die Landschaft M a r l b o r o u g h mit der H a u p t s t a d t Blenheim (5000 Einwohner) in abgeschlossener Lage inmitten des kleinen Ackerbaugebietes der Wairauebene. Sie ist durch eine kurze Bahn mit dem Hafen Picton im landschaftlich schönen Queen-Charlotte-Sound, dem östlichsten der tief eingeschnittenen Nordfjorde verbunden. Diese sehr fischreichen Fjorde bieten gute Ankerplätze in der oft von Stürmen heimgesuchten Cook-Straße. Der Binnenverkehr von Blenheim aus wird durch die vielen, die Landschaft in tiefe Längstaler zer-

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legenden Gebirgszüge außerordentlich erschwert, so daß der Verkehr zwischen Blenheim und Marlborough, mit Ausnahme einer durch landschaftliche Reize ausgezeichneten, aber schwierigen Küstenstraße auf die zwölfstündige Seereise angewiesen ist. Die N o r d i n s e l ist infolge ihrer aufgeschlossenen Küstenlinien, mit über einer Million Einwohnern, wesentlich dichter besiedelt als die Südinsel, deren Einwohnerzahl, einschließlich der Stewartund Chatham-Inseln etwa 0,6 Millionen beträgt. Die Südküste der Nordinsel, zwischen dem schneegekrönten Mount Egmont und dem östlichen Küstengebirge, nimmt die Landschaft W e l l i n g t o n mit der gleichnamigen H a u p t s t a d t an der weiten Bucht Port Nichelson ein. Landeinwärts wird dieser Landstrich durch einen Kranz dichter Wälder abgeschlossen, die das Vulkangebiet der Taupozone im weiten Halbkreis umspannen. Ackerland, mit gutem Weizenboden, dahinter ertragreiche Weideflächen, säumen die Südküste der Nordinsel. In diesem der Besiedlung günstigen Raum ließen sich die ersten Kolonisten nieder. Gestützt auf die gute Entwicklung der Landwirtschaft und günstige Lage des Hafens wuchs Wellington mit 193 000 Einwohnern zur H a u p t s t a d t Neuseelands heran. Die weitläufig gebaute Stadt erscheint zwar, von den umliegenden Höhen gesehen, raummäßig als Großstadt, doch geben die Straßenzüge mit nur niedrigen Backsteinhäusern und vor allem auch vielen Holzhäusern der Stadt ein ausgesprochenes Kolonialgepräge. Ganz aus Holz gebaut ist auch das riesige, durch seine Architektur ausgezeichnete Regierungsgebäude. Von Wellington führen zwei Eisenbahnlinien landeinwärts. Dftj östliche Eisenbahn strebt der Hawkes-Bai zu, während die westliche Bahn Wellington mit Auckland verbindet und durch einen Zweigstrang die fruchtbare Landschaft Taranaki erschließt. Die Ostbahn überschreitet die westliche Hauptbergkette und erreicht über Masterton, einer kleinen Mittelstadt mit 8000 Einwohnern, inmitten des Ackerbau- und Viehzuchtgebietes der Wairarapa-Ebene die Hafenstadt Napier am Südrand der Hawkes-Bai. Die Ostküste selbst, wie auch das Küstengebiet der Bucht, begleiten im Wechsel Weiden und Ackerland. Sie werden im Nordwesten durch ein dichtes, kaum erschlossenes Waldgebiet von der Taupozone getrennt. Napier mit fast 23600 Einwohnern ist ein nicht unbedeutender Ausfuhrhafen für Wolle und Gefrierfleisch in fast abgeschlossener Lage. Wesentlich günstiger liegen die Verhältnisse in der vom Wanganui durchströmten und in ihren Randgebieten durch je eine Eisenbahnlinie erschlossenen Landschaft T a r a n a k i . Die Erzeug-

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nisse des Ackerbaus in den Küstengebieten, der Viehzucht an den Ufern des Wanganui und der Forsten im Osten der Landschaft sind leicht zu verfrachten. So hat sich im Süden Palmerston North mit 32100 Einwohnern als Eisenbahnknotenpunkt zu einer blühenden Stadt entwickelt, während an der Küste, zu Füßen des Mount Egmont, New Plymouth, mit 28 800 Einwohnern, als Ausfuhrhafen der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Bedeutung gewann. Der auf weite Strecken bis zu 150 m tief eingeschnittene Wanganui wird wegen der Schönheit seiner Umgebung, insbesondere auch seiner Nebentäler, .als der „Rhein von Neuseeland" bezeichnet. Das von prächtigen Wäldern umschlossene Gebiet der T a u p o z o n e , mit der Vielfalt seiner vulkanischen Erscheinungen, bietet im allgemeinen nur dürftige Weiden und ist daher nur im Reservatgebiet der Maori am Taupo-See dichter besiedelt. Das von Erdbeben und vulkanischen Ausbrüchen bedrohte Gebiet wird jedoch wegen seiner landschaftlichen Eigenart viel von Touristen besucht und ist daher durch die Anlage von Straßen zugänglich gemacht worden. Inmitten dieser Wunderwelt vulkanischer Gewalten ist bei den heißen Quellen von Rotorua ein kleiner Kurort mit neuzeitlich eingerichteten Badehäusern entstanden, den ständig 5000 Menschen bewohnen. In seiner Nähe liegen auch die heute noch tätigen Geiser Neuseelands. In der benachbarten Maoristadt Ohinemutu zeigt das mit reicher Holzschnitzerei verzierte Versammlungshaus noch Bruchstücke echter, alter Maorikunst. Die auf weite Strecken von Wäldern bedeckte Landschaft A u c k l a n d umfaßt den langgestreckten Raum des Nordteiles der Nordinsel mit seiner starkgegliederten Küste. Die noch viele Spuren erloschener vulkanischer Tätigkeit aufweisende Halbinsel besitzt in ihren Wäldern noch beachtliche Bestände der prächtigen Kaurifichten. Sie bietet in ihrem Südwestteil sowie an den Ufern der Bai of Plenty, dem ersten Landungsplatz der Maori, Raum für Ackerbau und Viehzucht. Neben den landwirtschaftlichen Produkten, zu denen auch der australische Flachs gehört, sind Goldund Braunkohlengruben, besonders aber der Kaurigummi, das fossile Harz der Kauriflchte, die Haupterzeugnisse der Landschaft. Ihre H a u p t s t a d t ist an der schmälsten Stelle der nördlichen Halbinsel die malerisch in der Tiefe des Golfes von Hauraki gelegene Hafenstadt Auckland. Sie ist mit 308 500 Einwohnern zugleich die größte Stadt Neuseelands. Die von erloschenen Vulkanen überragte Stadt ist der erste Anlegeplatz der von den USA kommenden Dampfer. Fleischgefrieranlagen, Wollgarnspinnereien, Holzverwertungsfabriken beschäftigen in der betriebsamen Stadt an Krug, Australien

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28 000 Arbeiter. Das sind fast 3 3 % der gesamten Industriearbeiter Neuseelands, während auf Wellington nur 2 1 % entfallen. Die verhältnismäßig bedeutenden Einwohnerzahlen der beiden großen Städte der Nordinsel kennzeichnen die starke Verstädterung der Neuseeländer, von denen fast 5 7 % in Stadtgemeinden und allein 38,5% in den vier größten Städten wohnen. Von den unmittelbar zu Neuseeland gehörenden Inseln sind nur die Stewart- und C.hatham-Inseln von gewisser Bedeutung. Die 1714 qkm großen S t e w a r t - I n s e l n mit ihren von Viehzucht und Ackerbau lebenden 700 Einwohnern bestehen aus der stark zerklüfteten Hauptinsel mit einem guten Naturhafen an ihrer Ostküste und einer Anzahl kleinerer Felseninseln. Die in der Nähe liegenden S n a r e s - I n s e l n sind wegen ihrer Guanolager von Wert. Sie sind unbewohnt, wie auch die südostwärts gelegenen Auckland-, Campbell- und Bounty-Inseln. Im Südwesten gehören noch die weiter abgesetzten Macauarie-Inseln (348 qkm) zu Neuseeland. Ihre bis zu 400 m hohen Felsenberge weisen nach Klima und Vegetation das Gepräge subarktischer Landschaft auf. Sie werden, wie auch die anderen vorgenannten Inseln, nur gelegentlich von Walfängern und Robbenschlägern besucht. Ihre Felsenklippen tragen die Brutstätten vieler Seevögel, darunter der Albatrosse und Pinguine. Die auf dem unterseeischen Sockel Neuseelands am weitesten nach Osten vorgeschobenen C h a t h a m - I n s e l n (163 qkm), das alte Warekauri der Maori, weisen etwa 580 Einwohner auf. Die von Wäldern, Heide und Torfmooren bedeckten Inseln gestatten bei einer günstigen Jahresdurchschnittstemperatur von + 10,6° C und 750 mm Jahresniederschlägen neben der Viehzucht auch noch den Anbau von Mais, Hafer, Kartoffeln und Gemüse. Die Häfen der Inseln, deren Urbewohner, die Moriore, 1830 ausgestorben sind, werden von Walfängern und Fischern viel besucht. Die unter neuseeländischer Verwaltung stehenden Außenbesitzungen sind aus dem Anhang II ersichtlich. Nach seiner Verfassung vom Dezember 1907 ist Neuseeland ein selbständiges Dominium mit einem eigenen, dem Parlament verantwortlichen Ministerpräsidenten. Die Mitglieder des Oberhauses werden auf 7 Jahre von dem britischen Generalgouverneur ernannt, während die 80 Unterhausmitglieder von der in 76 Wahlkreisen erfaßten Bevölkerung gewählt werden. Den im Reservat lebenden Maori sind 4 Sitze zugestanden. Die Neuseeländer fühlen sich enger als die Australier mit dem britischen Multerlande verbunden und haben daher auch den Eintritt in das australische

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Commonwealth abgelehnt, wie sie auch von ihrem Recht auf eigene diplomatische Vertretung erst 1941 Gebrauch machten. Im Neuseeländer kommen, vielleicht klimatisch bedingt, der britische Typ und britische Eigenart noch wesentlich stärker zum Ausdruck als im Australier. Jedoch wird in Neuseeland, fast noch in stärkerem Maße als in Australien, eine weitgehende Sozialpolitik betrieben. Sogar der Ärzteberuf wurde sozialisiert. Die Altersversorgung ist ganz allgemein mit dem Erreichen des 60. Lebensjahres gewährleistet,. Wirtschaftlich steht in Neuseeland immer noch die Wollerzeugung an erster Stelle. Die hohen Ausfuhrerlöse, vorwiegend landwirtschaftlicher Erzeugnisse, darunter nur gelegentlich auch Weizen sowie geringere Goldmengen, tragen zur gesteigerten Lebenshaltung der Arbeiterschaft bei. Von der Gesamtbevölkerung sind 2 7 % in der Landwirtschaft und im Bergbau und etwa 2 5 % im Handwerk und in der Industrie beschäftigt. Der landwirtschaftliche Nutzraum, der mit 43 Millionen Acres angegeben wird, ist jedoch erst zu zwei Fünftel der Fläche ausgenutzt. So ist Neuseeland nicht immer in der Lage, seinen Getreidebedarf selbst zu decken. Die Forstwirtschaft, deren Nutzfläche etwa 1 2 % der Insel einnimmt, steht erst in den Anfängen ihrer Entwicklung. Die Industrie ist mit insgesamt 6000 Betrieben vorwiegend auf den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse eingestellt, während die Mehrzahl der Kleinbetriebe auf den Binnenmarkt ausgerichtet ist, ohne jedoch den Bedarf voll decken zu können. Der Außenhandel ist im Verhältnis zur Kopfzahl der Bevölkerung hoch entwickelt. Die Ausfuhr geht zu 8 0 % nach Großbritannien, das auch mit 4 9 , 6 % der neuseeländischen Einfuhr an erster Stelle steht. So ist Neuseelands Wirtschaft stark mit dem britischen Mutterland verbunden. Sie ist immerhin noch erheblich steigerungsfähig, vor allem auf dem Gebiet der Landwirtschaft. Da die klimatischen Verhältnisse Neuseelands der körperlichen Arbeit Weißer nicht derartige Grenzen setzen wie in Nordaustralien, so könnte die Einwanderung Weißer nach Neuseeland noch wesentlich gesteigert werden.

Die Äußere Inselkette Die Inseln der Äußeren Inselkette umspannen in mehreren gleichlaufenden tektonischen Leitlinien (siehe Skizze 8) den alten Außenrand des australischen Kontinents. Zu ihnen gehören die Inseln Mikronesiens, der größte Teil Polynesiens wie auch der Inseln im Übergangsgebiet zwischen Melanesien und Polynesien. 9*

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Mikronesien Mikronesien, der Begriff „Kleininselland", kennzeichnet die Struktur dieses Gebietes, das mit rund 1000 Inseln insgesamt :!506 qkm Inselflächen und 50000 Einwohnern einen Meeresraum fast der Größe Australiens einnimmt (siehe Skizze 10). Wenn auch die nordwestlichen Inselgruppen dieses Raumes geographisch wie ethnographisch zu'Asien gehören, so kann man sie dennoch wegen ihrer Gestalt und der offensichtlich kulturellen Zusammenhänge mit der Bevölkerung der übrigen Inselgruppen in den Begriff des „Kleininsellandes" einbeziehen. Gemeinsam ist allen Inseln Mikronesiens ihre Lage im tropischen Gebiet nördlich des Äquators und auch ihr geologischer Aufbau vorwiegend als niedrige Korallen inseln und nur in geringem Umfang als vulkanische Inseln. Auch die klimatischen Bedingungen sind in dem großen Raum fast einheitlich. Die Inseln liegen im J a n u a r (Winter) unter den Einflüssen der Nordpassate, zum Teil auch der Nordostmonsume und im Juli (Sommer) vorwiegend in der Zone der Kalmen (siehe die Seiten 85 bis 87). Schließlich besteht auch eine grundsätzliche Übereinstimmung in der Pflanzen- und Tierwelt (siehe Seiten 8 7 - 88). Die Koralleninseln bieten fast durchweg ein gleichförmiges Landschaftsbild. Die Entstehung einer Koralleninsel hat im allgemeinen das Absinken einer von Korallen umschlossenen Insel zur Voraussetzung. Die Strandko'rallen sind mit dem langsamen Versinken des Inselkernes weitergewachsen, bis sie schließlich den Zusammenhang mit der untergehenden Insel verloren. Den Zwischenraum zwischen den Überresten der versinkenden Insel und dem immer wieder bis zur Oberfläche weiterwachsenden Korallenriff füllte sodann das Meer als stille Lagune, während sich die Wogen des Ozeans brausend am Riff brechen. Bei gänzlichem Untergang der Insel bleibt schließlich allein das Riff als Atoll zurück. Seine Gestalt läßt den einstigen Umfang der versunkenen Insel erkennen. Durch das Meer wird vielfach Sand auf das Rill geworfen. So bilden sich dort allmählich einzelne niedrige Inseln mit Kokospalmenbeständen, deren Fruchtsamen einst das Meer an den jungen Strand trug. Aus dem sich wiederholenden Wechsel von Hebungen und Senkungen können die verschiedensten Formen der Koralleninseln entstehen. Über die Herkunft und Entwicklung der Mikronesier wurde bereits auf Seite 93 berichtet. Danach kann von einer mikronesischen Rasse nicht gesprochen werden. Aus der Vermischung zurückgebliebener Polynesier mit Melanesiern und Indonesiern haben

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sich die verschiedensten T y p e n entwickelt. So s c h w a n k t die H a u t f a r b e der Mikronesier v o m d u n k l e n B r a u n in den westlichen bis zum hellen B r a u n in den östlichen R a n d g e b i e t e n . Im Westen überwiegen indonesische u n d melanesische Kinllüsse, im Norden indonesische Einllüsse u n d im Osten schließlich polynesische. Kulturell

gemeinsam sind allen Mikronesiern die wohl s t a r k polynesisch beeinflußten F o r m e n des Schiffbaus, die Mehrzahl der gebräuchlichen S c h m u c k g e g e n s t ä n d e , die V e r w e n d u n g des Muschclgeldes, gewisse G r u n d f o r m e n des H a u s b a u s u n d vor allem der O r n a m e n t i k des verschiedenartigsten Schnilzwerkes. Unterschiede bestehen in einzelnen Abweichungen des H a u s b a u s , v o r allem in der n u r im W e s t e n u n d in den mittleren Inseln v o r k o m m e n d e n V e r w e n d u n g des W e b s t u h l e s . Der altpolynesische Seel'ahrergeist ist auf den

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Die Äußere Inselkette Ozeaniens

P a l a u - I n s e l n schon s t a r k eingeschlafen, dahingegen in Mittel- u n d Ostmikronesien noch ü b e r a u s lebendig. Besonders auf den Marshall-Inseln h a b e n sich die alten F o r m e n der aus S t ä b e n g e b u n d e nen u n d d u r c h mündliche E r l ä u t e r u n g e n e r g ä n z t e n Segelanweisungen noch länger erhalten als in Polynesien selbst. W ä h r e n d auf den westlichen Inseln das M u t t e r r e c h t b e s t e h t , m i t A u s n a h m e von dem ausgesprochenen V a t e r r e c h t auf der Insel J a p , u n d das religiöse Leben die A h n e n v e r e h r u n g in den V o r d e r g r u n d stellt, h e r r s c h t e auf den Marshall-Inseln das M u t t e r r e c h t m i t Tot e m i s m u s vor. Tatsächlich bestehen noch m a n c h e kleinere kulturelle Unterschiede zwischen den B e w o h n e r n der verschiedenen Inselgruppen. In ihren G r u n d z ü g e n k a n n jedoch die K u l t u r der Mikronesier als eine E i n h e i t angesprochen werden. D i e P a l a u - I n s e l n , m i t 478 q k m u n d 6200 E i n w o h n e r n , sind die westlichste Inselgruppe Mikronesiens. Die durch den 8138 m

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tiefen P a l a u - G r a b e n im Osten b e g r e n z t e Inselgruppe aus 7 bew o h n t e n u n d ü b e r 20 kleineren u n b e w o h n t e n Inseln ist v o n einerh Korallenriff u m g ü r t e t , das im Osten u n m i t t e l b a r an die Inseln hera n t r i t t , im Westen jedoch 3 - 1 2 k m e n t f e r n t bleibt. Vor der Westk ü s t e der g r ö ß t e n Insel B a b e l t a o b e r s t r e c k t sich ein zweites inneres Korallenriff in nordöstlicher R i c h t u n g . Das aus Syenitgesteinen b e s t e h e n d e u n d von v u l k a n i s c h e n Gesteinen überlagerte G r u n d g e r ü s t der Insel d e u t e t ihren einstigen Z u s a m m e n h a n g m i t Asien a n . Das tropische R e g e n k l i m a u n d der f r u c h t b a r e vulkanische Unt e r g r u n d sind die Grundlagen eines kraftvollen Pflanzenwuchses. K o k o s p a l m e n erheben sich ü b e r d e m S t r a n d . Betelpalmen, Brotf r u c h t b ä u m e , B a n a n e n u n d L i m o n e n bilden lichte H a i n e . Die bis zu 600 m hohen Berge umschließen von 50 — 100 m an B a u m s a v a n nen m i t P a n d a n u s u n d B a m b u s . I m allgemeinen neigen Flora und F a u n a zur indonesischen Region. Sa k o m m e n auf den Inseln neben E i d e c h s e n u n d Schlangen auch indische Leislenkrokodile vor. Die s t a r k e indonesische u n d westmelanesische Einflüsse aufweisenden E i n w o h n e r zeichnen sich gegenüber den a n d e r e n B e w o h n e r n Mikronesiens d u r c h besondere Sorgfalt im H ä u s e r b a u aus. Die Giebel der auf niedrigen P f a h l r o s t e n s t e h e n d e n , m i t Stroh gedeckten H ä u s e r zeigen vielfach ü b e r a u s f a r b e n p r ä c h t i g e Verzierungen. Das einheimische Geld a u s Glasperlen, Emaille u n d Porzellan l ä ß t frühzeitige H a n d e l s v e r b i n d u n g e n m i t den Chinesen e r k e n n e n . F ü r die heutige w i r t s c h a f t l i c h e E n t w i c k l u n g der Inselgruppe sind Phosp h a t l a g e r auf der Insel A n g a u r von gewisser B e d e u t u n g . J e d o c h überstiegen die Ausgaben der j a p a n i s c h e n M a n d a t s r e g i e r u n g f ü r die E r s c h l i e ß u n g der bis 1945 v o n 1000 J a p a n e r n besiedelten Inseln bei w e i t e m die E i n n a h m e n . Die im nördlichen R a n d g e b i e t von Mikronesien liegenden M a r i a n e n bestehen aus 15 in zwei Reihen a n g e o r d n e t e n Inseln mit 1183 q k m u n d 50 000 E i n w o h n e r n . U n t e r ihnen waren allein 20000 z u g e w a n d e r t e J a p a n e r . W ä h r e n d die südlichen Inseln, bis auf G u a m , vorwiegend Koralleninseln sind, tragen die nördlichen Hochinseln noch t ä t i g e V u l k a n e , d a r u n t e r den 950 m hohen Assongsong u n d den 317 m h o h e n U r a k a s auf der nördlichsten Insel. Die vulkanischen E r s c h e i n u n g e n , die A n o r d n u n g der Inseln im flachen, n a c h Asien geöffneten Bogen sowie ihre östliche Begrenzung d u r c h den 9336 m tiefen G u a m - G r a b e n , schließlich a u c h das A u f t r e t e n älterer Serpentingesteinn lassen die Z u s a m m e n h ä n g e dieser Inselgruppe m i t Asien erkennen. Das Klima der Inseln ist von Süden n a c h Norden z u n e h m e n d

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ein gemäßigtes Seeklima mit reichlichen jahreszeitlichen Niederschlägen. Dementsprechend ist der Pflanzenwuchs reich entwickelt, weist jedoch auf den nördlichen Inseln m e h r B a u m s a v a n n e n als Urwälder auf. Aber auch die Südinsel Tinian zeichnet sich durch B a u m s a v a n nen aus, die dort die Rinderzucht gestatten. Dahingegen weist die noch weiter südlich gelegene Insel R o t a wieder dichlen Baumwuchs auf. Kokospalmen, P a n d a n u s , P a p a y a b ä u m e , Bananen und B r o t f r u c h t b ä u m e vereinigen sich dort zu Hainen. Die Ureinwohner der Inseln, die Chamorros, wurden in der Zeit der spanischen Kolonisation fast ausgerottet. Verschiedene Ruinen umfangreicher aller Steinbauten auf Tinian deuten eine verhältnismäßig hohe Entwicklungsstufe der alten Chamorros a n . Ihre Reste vermischten sich mit eingewanderten Philippinos und Karolinern. Die inzwischen repatriierten japanischen E i n w a n d e r e r waren besonders auf den Zuckerplantagen tätig, während die Eingeborenen sich meist mit der Kopraerzeugung befaßten. Die Insel Saipan, mit der Niederlassung Garapan, war der H a u p t s i t z der ehemaligen deutschen Verwaltung und dann der japanischen Mandatsregierung. Dort, leben allein drei Viertel der Inselbevölkerung. Die am Südrande der Marianen liegende I n s e l G u a m (544 qkm) ist als größte Insel der Inselgruppe Besitz der USA, die dort eine Kabel- und Flottenstation errichtet haben. Die etwa 50 km lange und an der schmälsten Stelle nur 12 km breite Insel ist im Norden wie in der Milte gebirgig, im Süden (lach. Von den insgesamt 60000 Einwohnern der Insel, d a r u n t e r 5000 Weißen, leben allein 8000 in der H a u p t s t a d t Agafia an der mitUeren Westküste. Die S t a d t wurde von den Nordamerikanern, in V e r b i n d u n g mit der etwas weiter südlich gelegenen Flottenstation Apra, in großzügiger Weise ausgebaut und mit allen Bequemlichkeilen für den längeren Aufenthail Weißer ausgestattet. Der kleine Ort P u m a y auf der westlichen Halbinsel Orote beherbergt die Kabelstation. Dort treffen die von den USA über Honululu kommenden und nach China, den Philippinen und J a v a weiterlaufenden Kabel zusammen. Die etwa 600 Tonnen im J a h r beiragende K o p r a a u s f u h r ging in der Ilauplsache nach J a p a n und war, gegenüber der militärischen Bed e u t u n g der Insel, unwichtig. Die schweren amerikanisch-japanische» K ä m p f e auf Guam, im J a h r 1944, werden das an sich friedliche Leben auf den Inseln wohl durch umfangreiche Zerstörungen erschüttert haben. D i e K a r o l i n e n , mit über 700 meist flachen Koralleninseln, nehmen, einschließlich der Insel J a p , N a u r u und B a n a b a , einen

Karolinen

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F l ä c h e n u m f a n g von 1843 q k m m i t 85000 E i n w o h n e r n ein. Sie bea n s p r u c h e n aber durch ihre weit zerstreute Lage den weitesten R a u m Mikronesiens. Man u n t e r t e i l t d a h e r die Karolinen in die West-, Mittel- u n d O s t g r u p p e . Zur W e i t g r u p p e gehören, a u ß e r der bis zu 250 m Höhe a u f r a g e n d e n Hochinsel J a p , die verhiUtnism ä ß i g dicht beieinander liegenden Koralleninseln Fais, Ngulu u n d Ululssi. Wesentlich s t ä r k e r auseinandergezogen ist die Mittelg r u p p e . Zwischen ihren westlich kleineren u n d östlich größeren Atollen liegen die basaltischen, 3 0 0 - 4 0 0 m hohen Truk-Inseln u n d das besonders an Kokospalmen reiche Atoll L a m u t r i k . U n t e r den östlichen Inseln sind die hohen Inseln Kusae u n d P o n a p e von Bedeutung. Die im allgemeinen zwischen dem Ä q u a t o r u n d dem 10° n ö r d licher Breite liegenden Inseln weisen d u r c h w e g tropisches Seeklima m i t s t a r k e n Niederschlägen auf, die im W e s t e n etwas geringer sind als im Osten. So s t i m m t die Vegetation der hohen Insel J a p im Westen mit der auf den Palau-Inseln überein, w ä h r e n d die hohen Inseln des Ostens tropische U r w ä l d e r aufweisen. Die Koralleninseln zeigen überall das gleiche Bild, Kokospalmen oder a u c h Mangroven mit Salzwasserbüschen am niedrigen S t r a n d , im I n n e r n auf meist n u r d ü n n e r H u m u s s c h i c h t B r o t f r u c h t b ä u m e , P a n d a n u s , verschiedene Ficusarten, B a n a n e n u n d Hibiscus, o f t a u c h die a u s A m e r i k a s t a m m e n d e P a p a y a . Fliegende H u n d e sind die einzigen Säugetiere. Selten n u r sind Landvögel a u f z u f i n d e n . Dahingegen sind Eidechsen, Schildkröten und L a n d k r a b b e n häufiger v e r t r e t e n . Von gewisser B e d e u t u n g ist der T r e p a n g , eine zu Gewürzen vera r b e i t e t e Seegurke. Eine Welt f a r b e n p r ä c h t i g e r W u n d e r zeigt im klaren durchsichtigen Wasser der Korallenwald d u r c h die Vielart seiner F o r m e n u n d F a r b e n der Korallen, wie aber auch der Fische, denen die N a t u r meist ein prächtiges G e w a n d verlieh. Die Karoliner sind fast d u r c h w e g g u t g e b a u t e Menschen m i t t lerer Größe m i t regelmäßiger Gesichtsbildung. In der Gesellschaftso r d n u n g höher Gestellte zeichneten sich f r ü h e r durch formenreiche T ä t o w i e r u n g aus. Die festen H ü t t e n der Inselbewohner ähneln im Westen den auf den P a l a u - I n s e l n , sind jedoch etwas schwächer in der O r n a m e n t i k der bemalten Giebelflächen als jene. Große, besonders sorgfältig g e b a u t e u n d verzierte H ä u s e r dienen auf J a p als V e r s a m m l u n g s h ä u s e r oder a u c h der A u f b e w a h r u n g der o f t m i t reichem Schnitzwerk versehenen Boote. P o n a p e u n d Kusae weisen m ä c h t i g e alte S t e i n b a u t e n aus Basaltp l a t t e n u n d Korallenblöcken a u f , die einst als G r a b s t ä t t e n der H ä u p t l i n g e dienten. Als Bekleidung trugen die F r a u e n u r s p r ü n g -

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lieh bis zu den Knien reichende Gras- oder Faserröcke m i t Verzierungen aus S c h i l d p a t t u n d Kokosnußscheiben, gelegentlich a u c h Mattenröcke, die M ä n n e r dahingegen meist n u r eine S c h a m b i n d e . Die H a u p t n a h r u n g lieferten die Fische des Meeres. F i s c h f a n g u n d Seefahrt sind Allgemeingut der Inselbewohner. A c k e r b a u t r i t t n u r selten in Erscheinung. Die F r ü c h t e der Kokos- u n d B a n a n e n p a l men, vor allem der B r o t f r u c h t b ä u m e u n d die Taropflanze, vervolls t ä n d i g t e n die F i s c h n a h r u n g . In alter Zeit w a r e n Speere, Keulen u n d Schleuder die H a u p t w a f f e n . Der ursprünglich w o h l b e k a n n t e Gebrauch von Pfeil u n d Bogen w a r bei E i n t r e f f e n der W e i ß e n längst in Vergessenheit g e r a t e n . H o c h entwickelt w a r e n die Matt e n f e r t i g u n g u n d die W e b k u n s t . W ä h r e n d diese Arbeiten wie a u c h das S a m m e l n der F r ü c h t e den F r a u e n oblag, w a r die H a u p t b e s c h ä f t i g u n g der M ä n n e r der B o o t s b a u , Fischfang u n d die S e e f a h r t . Ü b e r a u s seetüchtige Einzelboote m i t Auslegern w u r d e n m i t den primitivsten Hilfsmitteln, ohne jedes Metall, z u s a m m e n g e f ü g t , die P l a n k e n , Ausleger u n d P l a t t f o r m e n m i t Fasern z u s a m m e n g e b u n den. Die dreieckigen Segel w u r d e n aus P a n d a n u s b l ä t t e r n geflochten. Alles in allem w a r e n die Mikronesier Meister des Behelfes mit den einfachsten Mitteln. Von den Polvnesiern ü b e r n a h m e n sie wohl, die bereits auf den Seiten 92 u n d 93 geschilderten N a v i g a t i o n s k e n n t nisse. Als Zahlungsmittel f a n d e n auf J a p Perlmuscheln auf Schnüren Verwendung. Als Großgeld w u r d e n d o r t mächtige, m ü h l s t e i n ähnliche Steingebilde g e h o r t e t , die wohl v o n den P a l a u - I n s e l n s t a m m t e n . Musik u n d Tanz waren beliebte Vergnügen. Als Musiki n s t r u m e n t e dienten m i t F i s c h h a u t überzogene H o l z t r o m m e l n , Bambusflöten u n d Muscheltrompeten. Die gesellschaftliche V e r f a s s u n g b e r u h t e auf der F e u d a l h e r r s c h a f t der von den S t a m m e s h ä u p t l i n g e n gewählten O b e r h ä u p t linge oder Könige. Diese O b e r h ä u p t e r waren jedoch nicht Selbstherrscher, sondern h a t t e n n u r den Vorsitz u n d die erste S t i m m e im R a t e der H ä u p t l i n g e . Die W ü r d e w a r nicht erblich, v e r b l i e b jedoch meist i n n e r h a l b der Familie. Das O b e r h a u p t m u ß t e v o r allem der S e e f a h r t kundig sein. Die wirtschaftliche E n t w i c k l u n g der Karolinen ist bisher gering. Kopra und T r e p a n g , auf den Fais-Inseln auch P h o s p h a t , sind die H a u p t a u s f u h r e r z e u g n i s s e . E i n e weitere E r s c h l i e ß u n g ist vielleicht auf den hohen Inseln J a p , Kusae u n d P o n a p e möglich. A b e r a u c h die J a p a n e r h a b e n in der Zeit ihrer M a n d a t s h e r r s c h a f t m i t ü b e r 1000 E i n w a n d e r e r n noch keine wesentlichen F o r t s c h r i t t e erzielt. Die im Südostwinkel v o n Mikronesien liegenden Inseln N a u r u u n d P a a n o p a oder B a n a b a h a b e n wegen ihrer reichen P h o s p h a t l a g e r

Polynesien

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anscheinend eine derartige B e d e u t u n g , d a ß sich in ihrer Verwalt u n g G r o ß b r i t a n n i e n , Australien u n d N e u s e e l a n d alle 5 J a h r e a b lösen. Die n u r 21 q k m große Insel N a u r u h a t 2100 E i n w o h n e r , d a r u n t e r ein Drittel Chinesen. Schließlich ist im R a u m der Karolinen noch die kleine Insel N u k u o r o insofern i n t e r e s s a n t , als sie u m 1400 von S a m o a a u s e r n e u t d u r c h die Polynesier besiedelt w u r d e (siehe Skizze 32). Die östliche Inselgruppe Mikronesiens bilden die M a r s h a l l I n s e l n . I h r e insgesamt 33 Atolle sind in zwei Reihen a n g e o r d n e t . Die westliche R ä l i k - G r u p p e weist 18, die östliche R a t a k - G r u p p e 15 Atolle auf. U n t e r den südlichen Atollen der R ä l i k - G r u p p e ist J a l u i t m i t 169 q k m der g r ö ß t e Atoll der z u s a m m e n 415 q k m u m fassenden G r u p p e mit 11800 E i n w o h n e r n . Die Zahl der kleinen Inseln i n n e r h a l b der Atolle b e t r ä g t über 353. Die Bewohner der Marshall-Inseln h a b e n die alten S e e f a h r e r k ü n s t e der Polynesier im ganzen R a u m Ozeaniens a m besten bew a h r t . N u r d o r t g a b es v o r drei J a h r z e h n t e n noch H ä u p t l i n g e , die u m die Geheimnisse der N a v i g a t i o n w u ß t e n u n d die Segelanweisungen anfertigen wie auch deuten k o n n t e n . Von J a h r zu J a h r v e r d r ä n g e n aber a u c h dort, wie in ganz Ozeanien, neuzeitliche Segel- u n d Motorboote i m m e r m e h r die alten Kanus, u n d an Stelle der Segelanweisungen der alten Zeit sind der K o m p a ß u n d a n d e r e neuzeitliche Hilfsmittel der N a v i g a t i o n getreten. Die südlich an die Marshall-Inseln anschließenden G i l b e r t oder K i n g s m i l l - I n s e l n , m i t 430 q k m u n d 26 700 E i n w o h n e r n , gehören e t h n o g r a p h i s c h dem mikronesisch-polynesischen Ü b e r gangsgebiet an. Sie bestehen aus 16 Atollen, deren Koralleninseln n u r bis zu 1 m aus dem Meere e m p o r r a g e n . E n t s p r e c h e n d ihrer ä q u a t o r i a l e n Lage ist der P f l a n z e n w u c h s besonders reich entwickelt. Dennoch leiden die Inselbewohner häufig u n t e r dem Mangel an N a h r u n g , so d a ß sich die Bevölkerung leicht zu Arbeiten auf a n d e r e n Inseln a n w e r b e n l ä ß t . Die G r o ß b r i t a n n i e n gehör e n d e n Inseln f ü h r e n neben K o p r a v o r allem die in China sehr begehrten Hailischflossen aus. Polynesien Im Anschluß an die Gilbert-Inseln t r i t t die westlichste t e k t o nische Leitlinie der Ä u ß e r e n Inselkette m i t den Ellice-Inseln in das Gebiet Polynesiens ein, dessen A u s b r e i t u n g e t w a die O s t h ä l f t e des G e s a m t r a u m e s Australien-Ozeanien e i n n i m m t . I n n e r h a l b dieses riesigen R a u m e s t r e t e n die im 5. J a h r h u n d e r t n. Chr. eingewanderten Polynesier (siehe Skizze 32) in den V o r d e r g r u n d . Abgesehen

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von der wiederholten V e r m i s c h u n g m i t den Melanesiern steilen die Polynesier in anthropologischer Hinsicht wohl eine einheitliche G r u p p e dar, als deren reinste V e r t r e t e r die Bewohner S a m o a s u n d der Tonga-Inseln gelten. Sie sind im allgemeinen hohen, k r ä f t i g e n Wuchses, besitzen eine hellbraune H a u t f a r b e und welliges oder feingelocktes H a a r . Charakterlich sind sie aufgeschlossen, aber auch kämpferisch. Die an sich einheitlichen kulturellen G r u n d lagen sind als Folgeerscheinung der I n s e l v e r e i n s a m u n g gewissem Wechsel u n t e r w o r f e n . Den kulturell b e d e u t e n d s t e n G r u n d z u g der Polynesier stellt ihre S e e f a h r e r n a l u r d a r (siehe die Seiten 92, 93). D i e E l l i c e - o d e r L a g u n e n - I n s e l n , m i t 37 q k m u n d 3582 E i n w o h n e r n , sind britischer Besitz. W i e i h r N a m e schon besagt, bestehen sie d u r c h w e g aus niederen Inseln. Geologisch besonders aufschlußreich ist die im Süden gelegene Insel F u n a f u t i , auf der d u r c h g e f ü h r t e B o h r u n g e n noch in 340 m Tiefe Korallenfels feststellten. D a r a u s ergibt sich, d a ß ein allmähliches Absinken dieser Insel durch die A u f b a u a r b e i t der Korallen ausgeglichen w u r d e . Die Bewohner der Inseln sind erst u m 1400 von S a m o a her eingew a n d e r t . Die klimatischen Verhältnisse, Flora und F a u n a s t i m m e n im wesentlichen m i t den östlichen Gebieten Mikronesiens überein. Die im Zuge der bisher verfolgten tektonischen Leitlinie anschließenden S a m o a - I n s e l n sind kulturell das Herz Polynesiens (siehe Skizze 32). Abgesehen von dem Rose Atoll bilden a c h t hohe, meist von Korallenriffen umschlossene Inseln die S a m o a Gruppe. Es sind dieses von W e s t e n n a c h O s t e n : Sawaii, Apolima, M a n u a , Upolu, T u t u i l a , Ofu, Olosenga u n d T a u . Von dem insges a m t 3413 q k m u m f a s s e n d e n I n s e l r a u m ist Sawaii mit 1700 q k m die größte Insel. E t w a halb so groß ist Upolu, w ä h r e n d T u t u i l a n u r 134 q k m e i n n i m m t . Die übrigen Inseln sind sehr klein. Die'aus vulkanischem Geschehen e n t s t a n d e n e n Inseln sind anscheinend von Osten nach W e s t e n aas dem Meer bis zu 1600 m H ö h e emporgestiegen. Sie weisen sämtlich u m f a n g r e i c h e Spuren vulkanischer Gewalten auf, die allein auf Sawaii, im 1300 m hohen M a t a v a n u , noch nicht zum Stillstand g e k o m m e n sind. Die an sich s c h w a c h gegliederten Küsten besitzen infolge i h r e r Steilhänge oder Korallenriffe v o r den flachen K ü s t e n n u r wenige f ü r die Überseeschifff a h r t b r a u c h b a r e H ä f e n . D e r beste H a f e n ist P a g o Pago auf der den U S A gehörenden Insel T u t u i l a . Der an der N o r d k ü s t e von Upolu liegende H a l e n Apia bietet bei N o r d s t ü r m e n n u r einen unsicheren A n k e r p l a t z , wie die vielen W r a c k s auf den Korallenb ä n k e n der B u c h t erkennen lassen. D o r t w u r d e n allein im März 1889 neben vielen a n d e r e n kleinen F a h r z e u g e n von fünf im H a f e n

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ankernden Kriegsschiffen vier v o n einem gewaltigen Orkan auf den Korallenstrand g e w o r f e n und v o n den W o g e n zerschlagen. Das K l i m a , mit einer Jahresdurchschnittstemperatur v o n 27° C an den K ü s t e n , ist infolge der stetigen Ostsüdostpassate f ü r den W e i ß e n erträglich. Die Niederschläge an der Leeseite betragen in den sommerlichen R e g e n m o n a t e n N o v e m b e r bis A p r i l zwischen 250 und 410 m m , im W i n t e r zwischen 75 und 175 m m im M o n a t und erreichen innerhalb des Jahres e t w a 2900 m m (in A p i a ) . Sie sind an den W i n d s e i t e n wesentlich höher, so daß die Flüsse reichlich Wasser erhalten und im B e r g l a n d v i e l f a c h über m ä c h t i g e W a s s e r fälle zu T a l brausen. S o w e i t nicht das vulkanische Gestein durch seine w i l d e Z e r k l ü f tung oder jüngere A u s w ü r f e den Pfianzenwuchs behindert, umschließen dichte U r w ä l d e r die Berge, weisen f r u c h t b a r e N i e d e r u n gen die Küsten auf. In den U r w ä l d e r n bilden die 60—80 m hohen, w e i t ausladenden Baumkronen der B a n y a n b ä u m e (Ficus) einen gewaltigen U r w a l d d o m über g r o ß b l ä t t r i g e n Myrthaceen, deren Blüt e n d u f t die L u f t erfüllt, über Muskatnußbäumen, B a m b u s und Farnen, die v o n L i a n e n und anderen K l e t t e r p f l a n z e n zu einem undurchdringlichen Dickicht v e r e i n i g t sind. Zwischen m ä c h t i g e n Moospolstern, F l e c h t e n und L e b e r m o o s e n entwickeln Orchideen und andere Blumen ihre v i e l f a r b i g e Blütenpracht. Sich e w i g selbst v e r j ü n g e n d , trachtet der U r w a l d i m m e r w i e d e r danach, die mühsam v o n Menschenhand geschaffenen P f a d e erneut « u überwuchern. A n den Küsten spenden K o k o s p a l m e n , B r o t f r u c h t bäume, Bananen, P a p a y a , Y a m und Zuckerrohr sowie T a b a k auf wasserreichem B o d e n ausreichende N a h r u n g . D e r Papiermaulbeerbäum bietet das Material zur F e r t i g u n g der R i n d e n s t o f f e . Die W u r zelstöcke der K a w a s t a u d e liefern das erfrischende, aber auch berauschende K a w a g e t r ä n k , und noch viele andere P f l a n z e n w e i ß der Samoaner zur N a h r u n g zu nützen. V o n den später eingeführten K u l t u r p f l a n z e n gedeihen besonders K a k a o , K a f f e e , G u m m i b ä u m e , B a u m w o l l e , verschiedene Südfrüchte, Gewürzpflanzen, sogar R e b e n und der v o n den Eingeborenen sehr begehrte T a b a k . Die F r u c h t b a r k e i t der Inseln ist außerordentlich. Jedoch bereitet die U r b a r m a c h u n g der f ü r eine E r w e i t e r u n g der nutzbaren Flächen in F r a g e k o m m e n d e n U r w ä l der erhebliche Schwierigkeiten. Das v o n den Eingeborenen ang e w a n d t e System der R o d u n g e n durch Feuer ist durch die d a m i t verbundene Vernichtung w e r t v o l l e r H o l z b e s t ä n d e unwirtschaftlich. Die bodenständige Fauna ist so arm w i e auf den übrigen SüdseeInseln. Es g i b t dafür aber w e d e r w i l d e Tiere noch Giftschlangen.

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Ein starähnlicher Vogel, eine zinnoberrote Papageienart, vor allem verschiedene Taubenarten sind die häufigsten Vertreter der Landvögel in den Urwäldern. Von den Samoanern eingeführt, haben sich Ratten, Hühner und vor allem Schweine als Hauptfieischlieferanten der Eingeborenen stark vermehrt. Die Weißen fanden f ü r die Rinderzucht, aber auch Pferde- und Eselzucht stellenweise gutes Weideland. Für die Schafzucht ist jedoch das Klima ungeeignet. Überaus reich an Fischen ist das Meer. Vom Hai und Delphin bis zu den buntfarbigen Kleinfischen des Korallenwaldes gibt es hunderterlei Zwischenformen. Unter den Nutzfischen der See sind besonders beliebt Meeräschen, der Bonito und der bis zu 2 m lange Filoa. Krabben und Schildkröten werden am Strand gefangen. Aale gibt es in den wasserreichen Flüssen. So sind die Samoa-Inseln reich gesegnet durch die Schönheit ihrer Landschaft und die Fülle ihrer Gaben. Ihren Strand erreichten die ersten Polynesier mutmaßlich im Verlauf des 5. Jahrhunderts. Während der Überschuß an Kräften von Samoa aus weiter hinausfuhr und auf Raiatea und den Tonga-Inseln neue bedeutende Kolonien gewannen (siehe Skizze 32), entwickelte sich auf Samoa eine bodenständige Kultur, die auf der Grundlage steinzeitlicher Hilfsmittel einen hohen Entwicklungsstand erreichte. Die Samoaner werden im allgemeinen als die vorzüglichsten Vertreter der polynesischen Rasse angesprochen. Sie zeichnen sich besonders durch hohe, kräftige Figuren und ansprechende Gesichtszüge aus. Jugendliche beiderlei Geschlechts können häufig auch vom Standpunkt der Weißen als schön bezeichnet werden. Bei Männern, aber noch mehr bei den Frauen, zeigt sich jedoch frühzeitig ein Ansatz zur Körperfülle. Die Samoaner zeichnen sich durch Frohsinn wie ausgeprägten Rechtssinn aus. Sie sind außerordentlich aufgeschlossen. Die Grundlage ihrer Gesellschaftsordnung baut sich auf der Familie auf. Die monogame Ehe ist heilig. Die Frauen nehmen eine geachtete Stellung ein. Alle schweren Arbeiten werden von den Männern verrichtet, die im allgemeinen — zweifellos klimatisch bedingt — nicht mehr schaffen als zur auskömmlichen Lebenshaltung erforderlich ist. Der Erwerbssinn ist gering entwickelt. Bezahlte Plantagenarbeit wird ungern geleistet. Den Frauen obliegt neben der alltäglichen Hausarbeit die Erziehung der Kinder sowie die Herstellung von RindenstofTen und Matten. Das Familienoberhaupt steht in hohem Ansehen. Mehrere Familien bilden eine Dorfgemeinschaft mit einem Häuptling. Eine Anzahl von Dörfern ist unter einem Oberhäuptling als Bezirk vereinigt. Einem Oberhäuptling, der mehrere Bezirke beherrscht, fällt

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der Königstitel zu. Jedem König, wie auch Oberhäuptling, steht eine beratende und beschließende Versammlung aus Männern der ältesten und angesehendsten Familien zur Seite, die aus ihrer Mitte einen Vorsitzenden, den „ T u p u " , erwählen. E r wird in seinem Amt von dem Sprecher, dem ,,Tulafele", unterstützt. Aus alter Überlieferung bestand trotz der demokratischen Ordnung eine gewisse, stets beachtete Rangordnung. In der Körperpflege wie auch in der Lebenshaltung bestand auffallende Sauberkeit. Bei Männern und Frauen wurde nur die Tatauierung des Unterkörpers durchgeführt. Die Bekleidung bestand früher aus einem einfachen Lendenschurz aus gefärbten Blattstreifen oder Rindenstoffen. Ketten aus Fruchtsamen, Muscheln oder Pottwalzähnen waren neben duftenden Blumen als Schmuck beliebt. Hoch entwickelt war die Kunst der Fertigung buntgemusterter Rindenstoffe und der Matten, deren Besitz einen gewissen Vermögenswert darstellte. Die Töpferei war den Samoanern unbekannt. Diese wohl ursprünglich den Polynesiern bekannte Kunst ging anscheinend im Verlauf der Wanderzüge verloren, da die neubesiedelten Inseln keinen Töpferton besaßen. Die meist aus dem Holz der Brotfruchtbäume hergestellten ovalen oder runden Hütten zeigen ein hochgewölbtes Blätterdach auf 1,5—2 m hohen Rand- und bis 6 m hohen Mittelpfosten. Der sorgfältig geebnete Boden wird mit Matten ausgelegt. An Stelle der Seitenwände werden nur nachts oder bei Sturm aus Palmblättern gefügte Matten heruntergelassen. Der einfache Hausrat, Kopfstützen, Matten, Holzgefäße und Körbe werden sorgfältig geordnet auf den Querbalken aufbewahrt. Gekocht wird in besonderen Kochhütten auf erhitzten Steinen. Das Kochen, wie auch die Bearbeitung der Pflanzungen, war Männerarbeit. Sauber gehaltene Rasen oder Kiesplätze umgeben die Häuser. Der ebenfalls von den Männern ausgeübte Fischfang geschah mit Speeren, Angeln und großen Netzen. Nur bei der Strandfischerei halfen Frauen und Kinder. In hoher Blüte stand der Bootsbau. Neben Einbaumbooten verschiedener Größe gab es die schnellsegelnden Auslegerboote mit Plattform und Brustwehr f ü r Kriegszwecke und die aus Doppelbooten bestehenden großen Reiseschiffe. Sehr beliebt waren Musik und Tanz, darunter die eigenartigen, von Frauen und Männern ausgeführten Sitztänze. Die alten Sitten und Gebräuche der Samoaner waren manchem Wandel unterworfen, seitdem Bougainville 1768 die Inseln entdeckte. Der sich sodann in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Wettbewerb der verschiedenen Kolonialbestrebungen ergebende Streit um den Besitz der Inseln wurde durch das Samoa-Abkom-

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men irn Jahre 1900 geregelt, nach dem Sawaii und Upolu an Deutschland fielen und Tutuila, Tau, Ofu sowie Olosenga an die USA kamen. Die deutschen Besitzungen übernahmen sodann nach dem ersten Weltkrieg die Neuseeländer als Mandat des Völkerbundes. Einer bald darauf Samoa heimsuchenden Grippeepedemie fielen Tausende der Eingeborenen zum Opfer. Ihre Gesamtzahl wird heute mit 63 000, einschließlich der Mischlinge, angegeben. Hierzu kommen an 5000 melanesische und chinesische Planlagenarbeiter und 3500 Weiße. Die Hafenstädte Pago Pago und Apia lassen in zunehmendem Umfang in Häusern und Straßenbildern den Einfluß der Weißen erkennen. Der Umfang der Anpflanzungen hat in den letzten Jahrzehnten nur in geringem Maße zugenommen. Eine wesentliche Steigerung hat die Rinderzucht erfahren. Jedoch sind Kopra und Zucker immer noch die bedeutendsten Ausfuhrgüter. Ihr Gesamtwert bleibt hinter der Einfuhr zurück. Die einheimische Bevölkerung ist fast durchweg zum Christentum bekehrt und hat zum mindesten in Nähe der Hafenstädte Bekleidung wie auch viele Gebräuche der Weißen angenommen. Westlich von Samoa sind noch die Frankreich gehörenden W a l Iis- u n d H o o r n - I n s e l n zu erwähnen. Dort waren die vulkanischen Inseln F u t u n a und Uvea der Ausgangspunkt eines polynesischen Wanderzuges, der sich um 1750 auf den von ihnen mit dem gleichen Namen belegten Inseln vor der Ostküste von Neukaledonien niederließ. Als weitere Inselkette der bisher beschriebenen tektonischen Leitlinie erscheinen im Südwesten die von Neuseeland verwalteten C o o k - o d e r H e r v e y - I n s e l n , mit einem Umfang von 304 qkm und 17 000 Einwohnern. Die verhältnismäßig große Bevölkerungsdichte von 30 Einwohnern je Quadratkilometer läßt die beachtliche wirtschaftliche Entwicklung der Inseln erkennen. Die Ausfuhr an Bananen und Orangen übersteigt die Einfuhrwerte. Unter den insgesamt acht hohen Inseln vulkanischen Ursprungs ist Rarotonga mit dem 890 m hohen Tuputea die größte. Klima, Flora und Fauna wie auch das Landschaftsbild gleichen in großen Zügen den Verhältnissen auf Samoa. In der polynesischen Geschichte fiel Rarotonga als Zwischenstation auf dem Wege von Tahiti nach Neuseeland eine bedeutende Rolle zu. Von Rarotonga aus stießen auch die Polynesier bereits im 10. Jahrhundert nach Süden bis in die Gebiete des Treibeises vor. Die halbwegs Samoa—Rarotonga gelegene Insel N i u e (SavageInsel) ist eine 9,3 qkm große, bis zu 90 m Höhe gehobene Koralleninsel. Auf ihrem, von tropischer Vegetation bedeckten Tafelland

Tubuai- oder Austral-Inseln

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w u r d e eine g r o ß e B a u m w o l l v e r s u c h s p l a n t a g e a n g e l e g t . D i e u n t e r neuseeländischer V e r w a l t u n g s t e h e n d e Insel w e i s t allein fast 4000 E i n w o h n e r auf. S ü d ö s t l i c h d e r C o o k - I n s e l n b i l d e n s o d a n n d i e in f r a n z ö s i s c h e m B e s i t z b e f i n d l i c h e n T u b u a i - o d e r A u s t r a l - I n s e l n die l e t z t e n A u s l ä u f e r der i n n e r e n t e k t o n i s c h e n L e i t l i n i e der Ä u ß e r e n Inselk e t t e . D i e aus neun h o h e n I n s e l n b e s t e h e n d e G r u p p e u m f a ß t 287 q k m m i t 3000 E i n w o h n e r n . D i e auf d e r w e s t l i c h e n Insel m i t 320 m i h r e g r ö ß t e H ö h e e r r e i c h e n d e n I n s e l n r a g e n bereits in die südlich g e m ä ß i g t e Z o n e h i n e i n . S i e h a b e n s o m i t ein kühles K l i m a , so d a ß K o k o s p a l m e n d o r t n i c h t m e h r r e c h t g e d e i h e n . D a h i n g e g e n erzielen Obst- und Gemüsepilanzungen gute E r t r ä g e . A u f der w e i t n a c h S ü d e n v o r g e s c h o b e n e n Insel R a p a ( B a ß - I n s e l n ) sind K o k o s p a l m e n und B r o t f r u c h t b ä u m e n i c h t m e h r l e b e n s f ä h i g . D i e auf d e r 40 q k m g r o ß e n u n d bis z u 600 m H ö h e sich e r h e b e n d e n B a s a l t inseln s i n d v o n 250 G e m ü s e - und K a r t o f f e l a n b a u b e t r e i b e n d e n Polynesiern bewohnt. D i e n ä c h s t e , w e i t e r ö s t l i c h v e r l a u f e n d e unterseeische B o d e n w e l l e l ä ß t sich v o n d e n T o k e l a u - I n s e l n ü b e r T a h i t i bis zur O s t e r Insel v e r f o l g e n . D i e v o n N e u s e e l a n d v e r w a l t e t e n T o k e l a u - o d e r U n i o n - I n s e l n u m f a s s e n nur 13 q k m m i t 1833 E i n w o h n e r n . D i e sechs K o r a l l e n i n s e l n d e r G r u p p e e n t s p r e c h e n i m w e s e n t l i c h e n den V e r h ä l t n i s s e n d e r G i l b e r t - G r u p p e (siehe S e i t e 139). I h r e w i r t s c h a f t l i c h e B e d e u t u n g l i e g t in d e r A u s f u h r v o n K o p r a u n d G u a n o . V o n den auf h a l b e m W e g e n a c h T a h i t i l i e g e n d e n und G r o ß b r i t a n n i e n g e h ö r e n d e n K o r a l l e n i n s e l n N a s s a u und S u w a r o w ist nur die 2 q k m g r o ß e u n d 15 m h o h e Insel N a s s a u b e w o h n t . D a h i n g e g e n s i n d die G e s e l l s c h a f t s - I n s e l n , nach ihrer H a u p t insel m e i s t nur T a h i t i g e n a n n t , als f r a n z ö s i s c h e r B e s i t z g e s c h i c h t lich w i e w i r t s c h a f t l i c h b e d e u t u n g s v o l l . D i e i n s g e s a m t 1647 q k m u m f a s s e n d e n Inseln v u l k a n i s c h e n U r s p r u n g s sind in z w e i G r u p p e n gegliedert. D i e v o n den P o l y n e s i e r n als „ I n s e l n u n t e r d e m W i n d e " b e z e i c h nete w e s t l i c h e G r u p p e b e s t e h t aus neun k l e i n e r e n I n s e l n , v o n d e n e n R a i a t e a , m i t 194 q k m , d i e g r ö ß t e u n d als altes polynesisches K u l t u r z e n t r u m d i e b e d e u t e n d s t e ist. V o n d e r ö s t l i c h e n , als „ I n s e l n über d e m W i n d e " b e z e i c h n e t e n G r u p p e ist T a h i t i h e u t e die b e d e u t e n d s t e Insel. I n b e z u g auf i h r e n g e o l o g i s c h e n A u f b a u , K l i m a , F l o r a u n d F a u n a s t i m m e n die G e s e l l s c h a f t s - I n s e l n i m w e s e n t l i c h e n m i t S a m o a ü b e r e i n . D o c h ü b e r b i e t e t T a h i t i f a s t n o c h die l a n d s c h a f t l i c h e S c h ö n h e i t der S a m o a - I n s e l n . D i e d u r c h eine s c h m a l e L a n d e n g e z u s a m m e n h ä n g e n d e D o p p e l i n s e l , deren w i l d z e r k l ü f t e t e Krug, Australien

10

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Die Äußere Inselkette Ozeaniens

Felsenberge bis zu 2500 m Höhe aus den U r w ä l d e r n e m p o r r a g e n , wird vielfach „die Perle der S ü d s e e " g e n a n n t . Auf f r u c h t b a r e m Ackerboden gedeihen O r a n g e k u l t u r e n , Kaffee u n d A n a n a s . Doch von dem r u n d 28000 h a n u t z b a r e n Ackerland werden n u r etwa 3000 ha p l a n m ä ß i g b e a r b e i t e t , da ganz besonders auf T a h i t i die lebensfrohen Polynesier die geregelte P l a n t a g e n a r b e i t a b l e h n e n . So setzt sich die G e s a m t b e v ö l k e r u n g der Gesellschafts-Inseln, mit r u n d 31000 E i n w o h n e r n , aus e t w a 20 000 Eingeborenen, 4500 Chinesen u n d I n d e r n als H ä n d l e r u n d P l a n t a g e n a r b e i t e r u n d 870 F r a n zosen z u s a m m e n . D a v o n w o h n e n allein 6000 Polynesier, 1250 Chinesen u n d 300 Franzosen in der H a u p t s t a d t P a p e e t e auf der H a u p t insel Tahiti. D o r t stehen auch die Binnenniederlassungen d u r c h ein g u t ausgebautes S t r a ß e n n e t z , m i t einem B e s t a n d an ü b e r 500 K r a f t wagen, m i t dem H a u p t h a f e n in s t ä n d i g e r V e r b i n d u n g . N e b e n den l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n Erzeugnissen, v o r allem F r ü c h t e u n d K o p r a , tragen P h o s p h a t e zum Ausgleich der E i n - u n d A u s f u h r bei. Eine Steigerung der A u s f u h r ist angesichts der großen F l ä c h e n n i c h t n u t z b a r g e m a c h t e n Ackerlandes lediglich eine F r a g e der Beschaff u n g farbiger Arbeiter. Das an sich v e r h ä l t n i s m ä ß i g milde Klima, m i t einer m i t t l e r e n J a h r e s t e m p e r a t u r v o n + 25° C l ä ß t die dauernde körperliche Arbeit W e i ß e r n i c h t zu. Die 1606 v o n dem Spanier de Quiros auf seiner F a h r t v o n Callao zu den Philippinen e n t d e c k t e n Inseln w u r d e n bereits im 5. J a h r h u n d e r t von den Polynesiern besiedelt. W ä h r e n d die von den Polynesiens als „ M e n e h u n e " bezeichneten ersten Siedler wohl von den Gilbert- über die P h ö n i x - u n d Manihiki-Inseln T a h i t i erreichten, besetzte der von S a m o a k o m m e n d e H a u p t s t r o m der „ A r i k i " Raia t e a und schuf d o r t , auf der u r s p r ü n g l i c h H a w a i i k i g e n a n n t e n Insel, das ostpolynesische K u l t u r z e n t r u m . R a i a t e a - H a w a i i l u w a r J a h r h u n d e r t e h i n d u r c h der religiöse H a u p t o r t Ostpolynesiens, sowie der A u s g a n g s p u n k t b e d e u t e n d e r polynesischer W a n d e r z ü g e zwischen dem 10. u n d 14. J a h r h u n d e r t . Sie erreichten im Norden als zweite Hauptwelle die Inseln von Hawaii, im Osten die Marquesas, die Oster-Insel u n d schließlich im S ü d w e s t e n ü b e r R a r o t o n g a Neuseeland (siehe Skizze 32). Anscheinend w a r die R a u m e n g e auf der n u r 112 q k m großen Insel R a i a t e a die Ursache der s p ä t e r e n Verlegung des religiösen u n d politischen Schwergewichts der Ostpolynesier n a c h T a h i t i . - D o r t gewann nach j a h r e l a n g e m R i n g e n m i t zwei R i v a l e n im J a h r e 1789 der König T u P o m a r e I. die O b e r h e r r s c h a f t über den G e s a m t r a u m der Gesellschafts-Inseln. Die R i v a l i t ä t verschiedener christlicher Missionsgesellschaften, britischer u n d französischer E i n w a n d e r e r

Gambier- oder Mangarewa-Inseln

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waren vielfach die Ursachen neuerer innerpolynesischer Kämpfe, bis 1880 Pomare V. seine Herrschaft an die Franzosen abtrat. Diese übernahmen sodann, im Einverständnis mit Großbritannien, das auf der Skizze 10 gekennzeichnete Gebiet Ostpolynesiens als Kolonialgebiet. Damit verlief die weitere Entwicklung in verhältnismäßig ruhigen Bahnen, ohne jedoch zur völligen Erschließung der Inseln zu führen. Die Einwirkungen der Weißen auf die Polynesier sind jedoch durch den Niedergang der Einheimischen gekennzeichnet. Die von Cook 1770 auf 120000 geschätzte Einwohnerzahl beträgt heute kaum noch ein Viertel des alten Bestandes. Die südostwärts von Tahiti gelegenen G a m b i e r - o d e r M a n g a r e w a - I n s e l n bestehen aus sieben kleinen, unbewohnten Koralleninseln und den drei bewohnten hohen Inseln Taravai, Akamaru und Mangarewa, mit insgesamt 30 qkm und 600 Einwohnern. Auf den auf Mangarewa 400 m Höhe erreichenden Inselbergen gedeihen Südfrüchte, Wein und Kaffee, während im Buschland verwilderte Ziegen weiden. Von Mangarewa aus erreichten Polynesier die Oster-Insel und Pitcairn. Die sich im Jahre 1770 auf der nur 1 qkm großen Insel P i t c a i r n niederlassenden Meuterer des britischen Schifies Bounty fanden auf der bis zu 338 m ansteigenden, bewaldeten Insel nur noch die Überreste einiger altpolynesischer Tempelanlagen und Gräber. Die sodann wegen der Übervölkerung der abseits der großen Verkehrswege liegenden Insel von den Briten 1856 teilweise nach den Norfolk-Inseln überführten Bewohner kehrten in der Mehrzahl wenige Jahre später wieder nach Pitcairn zurück. Die 120 qkm große O s t e r - I n s e l oder T e P i t o d e H e n u a erhebt sich als Überrest vulkanischen Geschehens über der sich zwischen Mangarewa und Südamerika erstreckenden unterseeischen Osterschwelle. Das als abgerundetes Dreieck erscheinende, etwa ¡00 m hohe Inselplateau wird in der Mitte von einem etwa 400 m hohen Bergrücken durchzogen. Dieser steigt im Norden bis 615 m an, während über der Südwest- und Südostspitze sich je ein bis zu 400 m hoher, erloschener Vulkan erhebt. Dürftig sind Flora und Fauna der Insel. Kein Baum belebt die steinerne Öde der von mächtigen Lavablöcken übersäten Hochflächen. Nur 450 Menschen leben auf der zu Chile gehörenden Insel. Sie bauen in wenigen Mulden der von Stürmen durchbrausten Insel Zuckerrohr, Bananen und Süßkartoffeln an, während auf den rauhen Hochflächen Kinder- und Schafherden dürftige Weiden linden. 10«

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Die Äußere Inselkette Ozeaniens

Hunderte riesiger Steinbilder, die teils auf den Ruinen steinerner Plattformen lagen, teils aufrecht im Boden standen und teils noch im halbfertigen Zustand an den Hängen, wie im Krater des Rano Raraku im Südosten der Insel, gefunden wurden, bildeten für Jahrhunderte das Geheimnis der Oster-lnsel. Jahrzehntelanger Forscherarbeil ist es nunmehr gelungen, das Geheimnis in seinen Grundzügen zu entschleiern. Die großen Steinfiguren dienten dem Totenkult der ältesten, wahrscheinlich von den Marquesas gekommenen Einwanderergruppe der Polynesien Die mit je einem mächtigen hutähnlichen Steinaufsatz gekrönten Steinbilder standen früher auf den zur Aufbahrung der Toten bestimmten Plattformen, sowie in großen, zum Teil unregelmäßigen Zwischenräumen beiderseits einer von dem Rano Raraku landeinwärts führenden alten Prozessionsstraße. Nachdem die ersten Einwanderer lange Zeit mit einer späteren von Mangarewa gekommenen polynesischen Wanderergruppe in Frieden gelebt hatten, wurden sie in einem Bruderkrieg vernichtet. Jäh erlosch der Kult, der noch am Blühen war, als Roggeveen die Insel entdeckte. Die ältesten Einwanderer, die wegen ihrer durch Schmuckstücke beschwerten und lang herabhängenden Ohrlappen als Langohren bezeichnet wurden, haben auch die seltsamen Steinbilder der Vogelmenschen in den Felsen gehauen als Sinnbild eines Vogelkult.es, der das Auffinden des ersten Eis der Seeschwalbe auf einer der Insel vorgelagerten Felsenklippe als Festtag feierte. Ungelöst blieb jedoch bis heute das Rätsel der doppelseitig mit einer Art Hieroglyphen beschnitzten Holztafeln. Daß es sich bei diesen seltsamen Zeichen um eine Schrift handelt, ergibt sich aus dem Vergleich mit den uns überlieferten Unterschriften einiger polynesischer Häuptlinge der Osterlnsel auf einem 1770 mit den Spaniern abgeschlossenen Vertrag. Die wenigen polynesischen Eingeborenen der Oster-lnsel, die ihre katastrophale Verschleppung durch die Peruaner zu den Guano-Inseln vor der peruanischen Küste im Jahre 1863 überlebten, haben die alten Schriftkenntnisse nicht mehr übermittelt, so daß sie heute als verloren zu betrachten sind. Während das einsame unbewohnte Felsenriff S a l a s y G o m e z den Südostpfeiler der zweiten Leitlinie der Äußeren Inselkette darstellt, setzt in den Phönix-Inseln eine dritte Leitlinie an, die über Manihiki zu den Paumotu-lnseln führt. Die P h ö n i x - I n s e l n bestehen aus 10 niedrigen Koralleninseln mit 240 Einwohnern. Von den im allgemeinen nur mit Gestrüpp und Gras bedeckten Inseln gehören Mary und Enderbury wie auch die nördlich vorgelagerten, als Stützpunkt für den Transozean-

Manihiki-Inseln

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L u f t v e r k e h r dienenden Einzelinseln H o w l a n d u n d B a k e r den U S A . Dahingegen sind die übrigen Inseln, d a r u n t e r die größere Kokosp a l m e n b e s t ä n d e aufweisenden Sydney- u n d Gardner-Inseln, britischer Besitz. Die Neuseeland gehörenden M a n i h i k i - I n s e l n w u r d e n wie die Phönix-Inseln bereits von den ersten E i n w o h n e r n von T a h i t i , den Menehune, auf ihrem Z u g n a c h Südosten v o r ü b e r g e h e n d b e w o h n t , d a n n jedoch nach langer Z e i t s p a n n e der V e r ö d u n g u m 1456 v o n R a i a t e a aus neu besiedelt, w ä h r e n d die jüngere Niederlassung auf den Phönix-Inseln von den Tokelau-Inseln aus g e g r ü n d e t w u r d e . Die auf den Manihiki-Inseln festgestellten alten Steintempel s t a m men nach den neuesten U n t e r s u c h u n g e n v o n den Neusiedlern, die besonders die Atolle R o k a h a n g a u n d T o n g a r e w a (Penrhyn) zum A u f e n t h a l t wählten. Beide Atolle, von denen der T o n g a r e w a Atoll allein 15 kleine Inseln t r ä g t , weisen Kokospalmen auf u n d f ü h r e n T r e p a n g , Perlen u n d P e r l m u t t aus. Ihre e t w a 1000 E i n w o h n e r leben h e u t e in kleinen Dörfern, die regelmäßig von D a m p f e r n aus Tahiti a u f g e s u c h t w e r d e n . E i n e n weiten R a u m zwischen den Gesellschafts-Inseln u n d den Marquesas n e h m e n die sich auf 1500 k m in zwei Reihen erstreckenden Inselschwärme der P a u m o t u - oder T u a m o t u - I n s e l n ein. Sie bestehen aus 80 großen Atollen m i t 942 qkm u n d 4280 E i n w o h nern. Die Inseln sind n u r b e w o h n t , soweit sie Kokospalmen a u f weisen. Ihr Beiname, die „Gefährlichen Inseln", weist einerseits auf die Gefahren der Korallenriffe f ü r die Schiffahrt, andererseits a u c h auf die Ü b e r f l u t u n g e n hin, denen die im allgemeinen sehr niedrigen Inseln ausgesetzt sind. N u r wenige Inseln, wie die an P h o s p h a t e n reichen Inseln M a k a t e a u n d Toau, erheben sich bis zu 50 m über dem Meere. W ä h r e n d die b e d e u t e n d s t e n , 60—70 k m großen Atolle in der Mitte der Inselgruppe liegen, v e r r i n g e r t sich die Größe der Inseln n a c h S ü d e n , so d a ß sie d o r t als „Niedrige I n s e l n " bezeichnet w e r d e n . Auf der östlichsten der äußeren Leitlinien, abgesehen v o n den im Norden a b g e s o n d e r t liegenden Hawaii-Inseln, r u h e n die F a n n i n g Inseln, Maiden, S t a r b u c k u n d die Marquesas. Die an sich u n w i r t lichen u n d abseits der großen Verkehrswege liegenden F a n n i n g I n s e l n bestehen aus fünf Inseln m i t 668 q k m u n d 442 E i n w o h nern. Sie sind lediglich als S t ü t z p u n k t der britisch-australischen Seekabelverbindungen von gewisser B e d e u t u n g . V o n den kleineren Inseln M a i d e n (91 qkm) u n d S t a r b u c k (39 qkm) ist n u r Maiden von e t w a 20 E i n w o h n e r n besiedelt u n d wegen seiner P h o s p h a t l a g e r von W e r t .

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Die Äußere Inselkette Ozeaniens

Wichtiger sind die M a r q u e s a s nicht nur als der südöstliche Eckpfeiler der äußersten Leitlinie der Äußeren Inselkette sondern auch als Ausgangspunkt vorübergehender, wahrscheinlich nur kurzfristiger Verbindungen der Polynesier mit Südamerika. Die einen Gesamtumfang von 1274 qkm und 3000 Einwohner aufweisenden Inseln vulkanischen Ursprunges ohne Korallenriffbildung sind in zwei Gruppen gegliedert. Zur nördlichen Gruppe gehören neben vier unbewohnten Inseln die Inseln Uapu, Uahoka und Nukuhiva mit der H a u p t s t a d t der ganzen Gruppe Taiohai. Zur südlichen Gruppe gehören, außer zwei unbewohnten Inseln, die Inseln Hiwaoa, Tahuata und Fatuhiwa. Während die Masse der Inseln nur vom Urwald überwucherte vulkanische Gesteine erkennen läßt, sind auf der bis zu 1220 m Höhe ansteigenden Hauptinsel auch Reste des Urgebirges festgestellt worden. Unter den fast gleichen klimatischen Bedingungen wie auf Tahiti weisen die Inseln auf den Luvseiten dichte Urwälder und auf den Leeseiten teilweise Grassavannen und Farnengestrüpp auf. Die Polynesier der Marquesas kamen wahrscheinlich im 10. Jahrhundert von Tahiti und scheinen etwa im 12. Jahrhundert eine starke Gruppe zu der Oster-Insel entsendet zu haben. Die Verbreitung der in Peru beheimateten süßen Kartoffel, dort „ K u m a r " und von den Polynesiern „ K u m a r a " genannt, von den Marquesas aus über Polynesien deutet auf eine Verbindung der Marquesas mit Peru hin. Da nach P. H. Buck die süße Kartoffel schon um 1250 Hawaii und um 1350 Neuseeland erreichte, muß der Zeitpunkt des polynesischen Erkundungsvorstoßes nach Osten spätestens zu Anfang des 13. Jahrhunderts liegen. Weitere Anzeichen einer losen, vielleicht nur einmaligen Verbindung zwischen den Marquesas und Peru sind der Gebrauch einer Knotenschnur als Grundlage der Genealogie auf den Marquesas, die augenfällige Ähnlichkeit der auf den Marquesas errichteten Steinfiguren mit den Steinmännern von Tiahuanaco, das Bestehen der gleichen Zeitrechnung wie die der Inkas auf den Hawaii-Inseln, die nach ihrer eigenen Überlieferung mit den Marquesas in Verbindung standen, und schließlich die Sitte der Langohrbildung durch Schmuckstücke, wie sie auch bei dem Herrschergeschlecht der Inkas üblich war. Dabei liegt die Vermutung nahe, daß die Inkas diese Sitte von den Polynesiern der Marquesas übernahmen. Im übrigen haben auch F. Graebner und A. Krähmer auf die Möglichkeit gewisser kultureller Zusammenhänge der Inkas mit Polynesiern hingewiesen. Da der Beginn der Inkakultur nach den bisherigen Erkenntnissen im 12. Jahrhundert einsetzt, könnte die Berührung der Polynesier mit Peru sehr wohl

Hawaii

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in der Frühzeit der Besiedlung der Marquesas stattgefunden haben. Es lag ja wohl nahe, daß die Polynesier nach Erreichen der Marquesas sehr bald danach strebten, ihre Umwelt zu erforschen. So mögen polynesische Erkunder die Westküste Südamerikas erreicht haben. Die große Entfernung, der Wüstencharakter weiter Küstengebiete Südamerikas, die dichte Besiedlung der wenigen fruchtbaren Küstentaler mögen sodann dazu beigetragen haben, daß der Versuch nicht noch einmal wiederholt wurde. Die Polynesier der Marquesas unterscheiden sich von ihren übrigen Rassegenosson im wesentlichen nur durch die am stärksten ausgeprägte Tatauierung, die den ganzen Körper bedeckte, sowie die Langohrbildung, wie sie die eine Gruppe auch auf der OsterInsel zeigte. Ferner sind die Formen der Steinfiguren auf den Marquesas zum mindesten in Polynesien eigenständig. Seltsam erscheint auch das von P. H. Buck beschriebene Sportstadion der Marquesaner, das an die alten mittelamerikanischen Ballspielplätze erinnert. Heute scheinen sich die Polynesier auf den Marquesas im raschen Aussterben zu befinden. Während die Franzosen 1918 dort noch 2500 Polynesier zählten, soll ihre Zahl nunmehr bereits auf 1500 gesunken sein. Sie haben sich zum Christentum bekehrt und sich sogar unter Aufgabe ihrer alten Hütten an die Wohnweise der Weißen gewöhnt. Doch der planmäßigen Plantagenarbeit konnten auch sie nicht zugänglich gemacht werden. So kamen die französischen Versuche, Baumwolle und Kaffee anzupflanzen, nicht zur Entwicklung. Die Kokospalme ist dort die einzige, im bescheidenen Umfang Ausfuhrprodukte liefernde Kulturpflanze. Landschaftlich schön wie Tahiti sind die Marquesas. Aber sie sind auch die Stätte des Niederganges eines im Rahmen der naturgegebenen Möglichkeiten einst hoch entwickelten Volkes, das im Ablauf seiner Geschichte wohl die bedeutendsten Seefahrerleistungen aller Völker der Erde vollbrachte. Hawaii- oder

Sandwich-Inseln

Als weit abgesetztes Glied der Äußeren Inselkette erheben sich im Zuge des nördlichen Wendekreises, etwa halbwegs zwischen J a p a n und Nordamerika, die H a w a i i - oder S a n d w i c h - I n s e l n aus dem Meere. Ein sich von Nordwesten nach Südosten über 2500 km lang hinziehender Erdriß auf dem Meeresgrunde ist die Ursache des Entstehens dieser aus 12 kleineren und 8 größeren Inseln bestehenden Inselgruppe. Im Nordwesten durchbrach wohl im Tertiär das feuerflüssige Magma zuerst die schwache Erdrinde

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Die Äußere Inselkette Ozeaniens

und türmte sich zur Insel auf. Nach dem Erlöschen des ersten, noch niedrigen Vulkans bahnte sich das Magma im Südwesten einen neuen Ausweg und setzte diese Bewegung mit dem abermaligen Erlöschen des nächsten Vulkans fort, so daß die neuen Vulkane zu wachsend größeren Höhen aus dem Meere aufstiegen. Heute sind die Vulkane aller Inseln, bis auf der im äußersten Südosten liegenden Insel Hawaii, erloschen. Während dort noch

Skizze 44: Schematiachs Höhendarstellung der Hawaii-Inseln

der 4100 m hohe Mauna Loa und der 1500 m'hohe Kilauea überaus tätig sind, lassen die erloschenen Vulkane der übrigen Inseln, entsprechend ihrem Alter, von Südwesten nach Nordosten in zunehmendem Umfang die abtragende Wirkung der Erosion erkennen. Von der nordwestlichen Gruppe der kleineren Inseln sind nur die Midway-Inseln als Zwischenstation des Pazifischen Kabels von Bedeutung. Die übrigen Inseln sind unbewohnt und dienen den Vögeln des Meeres als Niststätte. Die südöstliche Gruppe besteht aus den acht bewohnten Inseln Niihau, Kauai, Oahu, Molokai, Lanai, Maui, Kahoolawe und Hawaii. Die klimatischen Verhältnisse der das ganze J a h r hindurch fast gleichmäßig dem Nordostpassat ausgesetzten Inseln (s. Skizze 31) werden durch die Wassermassen des Ozeans gemäßigt und sind gesund. Die auf Honululu festgestellte Jahresdurchschnittstemperatur beträgt -f- 23,3° C und ist nur geringen Schwankungen unter-

Hawaii

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worfen. Infolge der S t e t i g k e i t der Passatwinde gibt es keine ausgesprochene Regenzeit. Die Niederschläge erreichen an den Küsten der Luvseiten im Mittel zwischen 3000 und 6000 mm im J a h r , auf dem Gipfel des 1 7 4 0 m hohen Waialeale auf K a u a i s o g a r l 2 6 0 0 m m , so daß die Nordamerikaner diesen B e r g mit R e c h t den nassesten P l a t z der E r d e nennen. Auf den Leeseiten sinken die jährlichen Niederschlagsmengen bis auf 1000 m m . Der 4 5 0 0 m hohe Mauna

K e a trägt, wie sein N a m e „ W e i ß e r B e r g " schon besagt, im W i n t e r eine Schneekappe. S o m i t weisen die I n s e l n j a s t durchweg auf ihren Nordostseiten wasserreiche B ä c h e mit Wasserfällen auf, während die geringen Niederschläge im südwestlichen R e g e n s c h a t t e n meist in dem durchlässigen B o d e n versickern und nur selten Wasserläufe entstehen lassen. Die Folgen dieser E r s c h e i n u n g sind im allgemeinen urwaldähnlicher B a u m w u c h s auf den Windseiten und S a v a n n e n auf den Leeseiten, die allerdings bei künstlicher Bewässerung guten Ackerboden bieten. I m m e r g r ü n e L a u b b ä u m e , Sandelholz, P a l m e n , zahlreiche F a r n e n und eine Anzahl eigenständiger Unterholzgewäc.hse weisen die Wälder auf. Kokospalmen gedeihen an flachen Küsten. B a n a n e n , Kürbisse, T a r o , Y a m und Süßkartoffeln waren die wichtigsten Nahrungspflanzen der Eingeborenen. Der F e r t i g u n g der

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Die Äußere Inselkette Ozeaniens

Rindenstofl'e dienten die Papiermaulbeerbäume. Von den eingeführten Nutzpflanzen haben vor allem Zuckerrohr, Ananas, Kailee, Sisal und Reis Bedeutung gewonnen. Die Fauna ist infolge der isolierten Lage der Inseln und ihres spätvulkanischen Entstehens sehr arm an Arten. Bis auf Fledermäuse gibt es keine einheimischen Säugetiere. Papageien fehlen, und nur gering ist die Zahl der Landvögel. Von Reptilien sind nur die Geckos vertreten. Eingeführte Schweine, Schafe, Ziegen, Rinder und Pferde gedeihen gut. Schweine, Ziegen und Rinder sind in früherer Zeit häufig verwildert und heute auf Oahu, wie auch auf Hawaii, teilweise jagdbares Wild. Auch ausgesetzte Hirsche, Rehe und Kaninchen haben sich gehalten. Von besonderem Interesse ist die völkische Entwicklung auf den Hawaii-Inseln, deren 16000 qkm große besiedelte Fläche an 541 782 Einwohner, also eine Bevölkerungsdichte von rund 24 Einwohnern je Quadratkilometer aufweist. Die ersten Siedler auf den Inseln waren die um 450 n. Chr. von den Gilbert- oder MarshaliInseln eingewanderten Menehune der Polynesier, die bis zum Auftreten neuer Wanderzüge von Tahiti her im 12. Jahrhundert ein streng isoliertes Eigenleben führten. Von diesem Zeitpunkt an mögen auch Verbindungen mit den Marquesas bestanden haben. Die alte Bezeichnung der Meerenge zwischen den Inseln Maui und Lanai als „Der Weg nach Tahiti" kennzeichnet den lebhaften Verkehr zwischen Tahiti und den Hawaii-Inseln in jener Zeit. Nach den althawaiianischen Überlieferungen erreichte um 1725 der letzte große Wanderzug von Tahiti die Inseln von Hawaii. Bereits 1527 wurde ein Schiff des Spaniers Alvarado de Saavedra an den Südstrand von Hawaii verschlagen, und 1555 entdeckte der Spanier Juan Gaetano noch einmal die Inseln. Als sodann Cook im Jahre 1778 Hawaii besuchte, fand er dort von mehreren Häuptlingen beherrschte Teilreiche vor. Die damals übliche Landteilung in Form von schmalen Sektoren eines von dem Mittelpunkt der Insel oder einem hohen Berg ausgehenden Kreises, deren Grenzen auch über die Küste hinweg die Fischgründe aufteilten, ist heute noch in der Landesgliederung auf der Hauptinsel Hawaii zu erkennen. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts vereinigte Kamehameha I. als Oberhäuptling oder König die gesamten Inseln in einem Reich. Die Aufgeschlossenheit seiner Nachfolger, die verschiedentlich europäische Länder und die USA bereisten, führte zu einer Staatenbildung nach europäischem Vorbild und auch zunehmender Einwanderung Weißer. Damit verbunden war allerdings auch der Rückgang der einheimischen Bevölkerung. Während Cook noch die Zahl der Eingeborenen auf 350000-400000

Hawaii

155

geschätzt h a t , ergab eine Zählung 1833 nur noch 130 313 und 1878 sogar nur noch 58 000 Polynesien Da der zunehmende Bedarf an Arbeitskräften für die immer größeren U m f a n g erreichenden Zuckerrohrplanlagen, teils aus Arbeitsunlust, teils wegen des allgemeinen Niederganges der Polynesier nicht auf den Inseln gedeckt werden konnte, wurden zunächst Chinesen, dann Eingeborene der Gilbert-Inseln, Portugiesen von den Inseln im Atlantischen Ozean, und schließlich J a p a n e r angeworben. Der Zuwachs an Fremden und der R ü c k g a n g der Einheimischen fand auch mit der M a c h t ü b e r n a h m e durch die USA kein E n d e . Zwar wurde bald die chinesische, dann 1907 auch die japanische E i n w a n d e r u n g untersagt, um die asiatische Ü b e r f r e m d u n g und auch den Kapitalabfluß durch die bei den Asiaten übliche Heimsendung des Lohnes zu verhindern, d a f ü r aber wurden im vermehrten U m f a n g Filipinos angeworben, so d a ß sich 1938 die in nachstehender Aufstellung wiedergegebene Zusammensetzung der Bevölkerung ergab.

Zusammensetzung d. Bevölkerungd.Hawaii Inseln. (abgerundete Sonstige \jjawai

Zahlen) 15000_

isner

23000

\ Chinesen

29 000

1. Portugiesen^

.MQQO.

^.Mschjinge

31000

Wh-Weiße.

toogg_

_ Filipinos

66000 \ Japaner

000 i/sxrHWyM

156

Die Äußere Inselkette Ozeaniens

Es spricht für die geschickte wirtschaftliche und politische Führung der USA, daß die Bewährung dieser Völkervermischung wahrend des 2. Weltkrieges nunmehr die Aufnahme der Hawaii-Inseln als freien Bundesstaat in die USA gestaltete. Das Inselland von Hawaii war in zweifellos mustergültiger Weise zum Schmelztiegel der Rassen geworden, die, so verschieden auch ihre Herkunft war, in Hawaii in friedlicher Zusammenarbeit ihre Heimat gefunden haben. Die wirtschaftliche Entwicklung der Inseln ist durch die beherrschende Stellung der vor allem Zuckerrohr und Ananas anbauenden Großplantagen gekennzeichnet. Sie beanspruchen 94% der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Die restlichen 6 % werden durch Kleinfarmer und Heimstättensiedler mit Kaffee, Reis (Chinesen), Sisai und Taro bebaut. Gemüse und Obstbau, sowie Milchwirtschaft und Geflügelzucht sind ebenfalls ausgebaut, spielen jedoch, im großen gesehen, eine mindere Rolle. Die ganz auf den Export eingestellte Großplantagenwirtschaft hat ein erhebliches Übergewicht der Ausfuhrwerte über die Einfuhr erreicht, aber dafür die Eigenernährung der Inselbevölkerung auf Einfuhren angewiesen. Sogar die auf den Inseln Kauai, Oahu und Hawaii betriebene Großviehzucht soll nicht mehr in der Lage sein, den einheimischen Bedarf zu decken. Die Erzeugnisse der 27 Ananasplantagen werden in 13 großen Konservenfabriken verarbeitet, die heute 7 0 % des Wellbedarfes decken. Unter den Rohrzucker erzeugenden Ländern stehen die Inseln mit einer Jahresproduktion von über 1 Million Tonnen an sechster Stelle. Somit stehen die Hawaii-Inseln ganz unter der Einwirkung der meist von Neuhawaiianern betriebenen Plantagen, während die einheimischen Polynesier, in kleinen Siedlungen verstreut, ein den neuzeitlichem Wirtschaftsleben angepaßtes Eigenleben führen, teilweise aber auch sich auf den Rinderfarmen oder im Handwerk betätigen. Der zunehmende Touristenslrom führte bereits an verschiedenen Stellen aus Verdienstgründen zur Darstellung altpolynesischer Lebensweise. Althawaiianische Lieder, vor allem das bekannte Lied „Aloha Oe" zum Klange der Hawaiian-Guitarre hört man in den Abendstunden vielfach am Strande des Weltbades der Waikiki Beach. Die althawaiianische Sitte, den von den Inseln Scheidenden einen Nelken kränz, den „lei" um den Hals zu legen, ist Allgemeingebrauch geworden. Das genannte Lied ist allerdings nicht althawaiianisch, sondern eine Komposition des preußischen Militärkapellmeisters Borger, den Kaiser Wilhelm 1.1874 auf Bitten des Königs von Hawaii, Kakaia-

Hawaii

157

kaua, dorthin beurlaubte. Doch Berger ist nicht der einzige Deutsche, der auf Hawaii wirkte. Vor dem ersten Weltkriege lebten 1600 Deutsche dort. Die deutschen Häuser Isenberg und Hackfeld gehörten zu den Pionieren der Zuckerrohrplantagen auf den Hawaii-Inseln. Allein vier Fünftel aller Plantagen auf der Insel Kauai befanden sich bis 1914 im Besitz von Reichsdeutschen. Daß sie im besten Einvernehmen mit den Eingeborenen standen, erzählen heute noch alte Hawaiianer. Deutsche nahmen auch unter den fortschrittlichen hawaiianischen Königen verschiedentlich Minislerposten ein. Die wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Inseln ist durch die Vielartigkeit der Landschaften außerordentlich verschieden. Ein Drittel der nur 248 qkm großen Insel N i i h a u ist von den fast vegetationslosen, bis zu 400 m Höhe ansteigenden Bergen bedeckt, die nach Nordosten in 240 m hoher Steilwand zum Meere abfallen. Die südwestlichen Ebenen aus Schutt überlagerten Korallenkalken bieten Schafherden erträgliche Weiden. In geringem Umfange werden von den vorwiegend aus Polynesiern bestehenden Bewohnern neben Gemüsen und Früchten für den Eigenbedarf Ananas und Bananen angebaut. Wesentlich fruchtbarer ist die 1515 qkm große Insel K a u a i , das „Gartenland" der Hawaii-Inseln, mit 59000 Einwohnern. Stark verwittert ist dort das Basaltgestein des bis zu 1760 m Höhe ansteigenden erloschenen Vulkanes Waialeale, dessen regenreiche Hänge dichte Wälder decken. Dreizehn Wasserläufe haben dort ihren Ursprung. Teils stürzen sie über hohe Wasserfälle zu Tal, teils haben sie sich bis zu 300 m tiefe Schluchten gegraben, wie der Hanapepe, der sich über einen 100 m hohen Wasserfall in einen vielbesuchten Cañón ergießt. Während im Norden das Gebirge teilweise in schroffen Felsenwänden zum Meere abstürzt, umschließen auf den anderen Seiten im Dreiviertelkreis Ananasfelder die Wälder am Bergeshang Und etwas tiefer ausgedehnte Zuckerrohrfelder. Auf guten Weiden werden Rinder- und Pferdezucht betrieben. Die landschaftliche Schönheit weiter Küstenstriche mit merkwürdigen Höhlenbildungen im erstarrten Lavagestein, die Felsenschluchten der Flüsse und der riesige alte Krater des Waialeale werden trotz seines Regenreichtums viel von Touristen besucht, die über gut ausgebaute Straßen vom Haupthafen Nawiliwili aus die berühmtesten Ausflugsorte bequem im Kraftwagen erreichen können. Die mit 1554 qkm nur wenig größere Insel O a h u ist mit ihrem für den Transpaziükverkehr wichtigen Handelshafen Honululu

158

Die Äußere Inselkette Ozeaniens

und dem Kriegshafen Pearl Harbour die wirtschaftlich bedeutendste Insel der ganzen Gruppe und weist daher rund 320 782 Einwohner auf. Zwischen langgestreckten Ketten erloschener Vulkane, die in der nordöstlichen Koolaukette mit dem Pali 850 m Höhe und im Südwesten in den Waianaebergen mit dem vorgelagerten Mount Kaala 1228 m Höhe erreichen, breitet sich das weitläufige Waialuatal von-der gleichnamigen Bucht im Norden bis zu den alten Kratern Punch Bowl über Honululu und dem Diamond Head über dem Strande von Waikiki. Das von einem schluchtartigen Erdriß in seiner ganzen Breite durchschnittene Tal ist neben den Nordosthängen der Koolaukette das Hauptgebiet der Zuckerrohr- und Ananasfelder, die vielfach durch Feldbahnen mit den ihre Erzeugnisse verarbeitenden Fabriken in Verbindung stehen. Zu Füßen der steilen Nordosthänge der Koolaukette, die im Norden bis zu den höchsten Erhebungen bewaldet sind, wird im flachwelligen Hügelland Rinderzucht betrieben. Die südlichen Ausläufer dieser Bergkette, mit ihren schwarzen Felsenklippen vulkanischen Gesteins, lassen jedoch nur einen schmalen Uferstreifen frei, gegen den, vom steten Passatwind getrieben, die Wogen di^s Stillen Ozeans in gewaltiger Brandung anspringen. Im südöstlichen Insel teil liegt zwischen der Punch Bowl und dem Diamond Head der Palmenstrand der Waikiki Beach. Der an sich nur schmale, aber langgestreckte Badestrand wird durch ein ausgedehntes Korallenriff vor den Haifischen und auch bei Ebbe vor der oft starken Brandung geschützt. In blütenreichen Parkanlagen liegen dort größere und auch sogenannte Bungalow-Hotels, die jedem Besucher ein kleines f ü r sich liegendes Haus zum Aufenthalt bieten. Am Badestrand genießen Geschäftsleute aus Honululu, Touristen aller Länder in ungestörtem Verkehr mit der polynesischen Bevölkerung erholsame Stunden. Das „Surfriding", das Gleiten auf mannslangen Brettern über den Wogen der langen Dünung, Fahrten in Auslegerbooten, der Fischfang zu Zeiten der Ebbe auf dem Korallenriff gehören zu den Freuden des Badelebens in einem fast immer gleichbleibenden sonnigen Welter, das gelegentlich einmal für eine Viertelstunde durch eine leichte Regenhusche unterbrochen wird. Prächtige Palmenalleen führen von Waikiki durch ausgedehnte Parkanlagen nach Honululu. Die von fast allen großen, den nördlichen Teil des Stillen Ozeans durchquerenden Dampferlinien berührte Hafenstadt weist das Gepräge einer nordamerikanischen Mittelstadt auf, in der Hochhäuser noch nicht Trumpf sind. Eine den größten Teil der Insel umschließende Autostraße dient dem Wirtschafts- und Touristenverkehr.

Hawaii

159

Weniger bedeutungsvoll sind die vier südöstlich von Oahu gelegenen Inseln Molokai, Lanai, Kahoolawe und Maui, die bei einem Gesamtumfang von 3661 qkm etwa 71000 Einwohner aufweisen. Am Nordstrand von M o l o k a i liegt zwischen dem Meer und den 1060 m hohen Bergen, in abgeschlossener Lage, die Leprastation, deren Einrichtung schon im Jahre 1853 notwenig wurde, um das Fortschreiten der von den Chinesen eingeschleppten Krankheit zu verhindern. Wirtschaftlich sind auf Molokai und Lanai nur ausgedehnte Ananasfelder, auf Lanai auch die Zucht von Ziegen, Rindern und Pferden von Bedeutung. Die Insel M a u i wird von dem 3058 m hohen erloschenen Vulkan Haleakala überragt, dessen riesiger Krater mit einem Umfang von 45 km als der größte Krater der Erde angesprochen wird. Die durch das vulkanische Geschehen und die Erosion stark zerklüfteten Berghänge weisen vielfach wildromantische Landschaftsbilder auf. Von bis zu 300 m hohen Felsenwänden umschlossene Schluchten übertreffen noch durch die Pracht ihrer tropischen Vegetation manche der berühmtesten Alpentäler der Schweiz an Schönheit. Im westlichen und östlichen Küstenvorland liegen ausgedehnte Zuckerrohrplantagen. An der mittleren Westküste wird Ananas angebaut. Die mit einem Umfang von 10398 qkm größte und durch die Tätigkeit ihrer mächtigen Vulkane interessanteste Insel der ganzen Gruppe ist H a w a i i mit ihrer in flacher Bucht gelegenen Hafenstadt Hilo. Über 100 m hohe steile Felsenklippen vulkanischen Gesteins bilden die Nordküste der Insel, deren zum meist flachen Südstrand geneigtes Hochplateau von fünf gewaltigen Vulkanen überragt wird. Erloschen scheinen der 4500 m hohe Mauna Kea im mittleren Nord teil der Insel, die bis 1500 m hohe Kohalakette über dem Nordwestkap und der zum letzten Male im Jahre 1801 tätige Hualalai über der Westküste. Dahingegen sind bis in die jüngste Zeit tätig der einen riesigen ovalen Krater in 4100 m Höhe aufweisende Mauna Loa und zu seinen Füßen der Kilauea mit seinem weltberühmten Kratersee, dem Halemaumau, in dessen wechselnd großen, heute etwa 100 m Durchmesser erreichenden Schlund mit nur kurzen Unterbrechungen glühende Lavamassen in ständig wallender Bewegung sind. Eine ausgedehnte Wüste erstarrter Fladenlava, deren Rissen schwache Dämpfe entströmen, erstreckt sich vom Kilauea nach Südosten bis zum Meere. Stellenweise liegt die Glut noch so dicht unter der Oberfläche, daß in die Spalten gesteckte Stöcke in hellen Flammen verbrennen. Auch der sich zwischen dem Kilauea und Hilo erstreckende Bannwald, in dem 1934

160

Die Äußere Inselkette Ozeaniens

ein vom Mauna L o a nach Osten ablaufender L a v a s t r o m vor E r reichen der S t a d t zum Stehen k a m , weist in L a v a h ö h l e n , D a m p f löchern und Kraterkegeln Spuren j ü n g s t e r vulkanischer T ä t i g k e i t auf, die der mit F a r n e n durchsetzte Urwald in kurzer Zeit überwucherte. Der Mauna L o a und Kilauea sind im allgemeinen n i c h t eruptiv, sondern entsenden L a v a s t r ö m e , die allerdings gelegentlich als bis zu 300 m hohe L a v a f o n t ä n e n emporgeschleudert werden. Der bis zu 3300 m Höhe den Mauna L o a umschließende Urwald weist vorwiegend nach Nordosten und nach Nordwesten, wie auch nach Süden die stellenweise bis in das Meer führenden B a h n e n erstarrter L a v a s t r ö m e auf. I h r e schwarzen Gesteinsmassen sind vielfach geborsten und erscheinen als grauenhaft wüstes T r ü m m e r f e l d . Die B e o b a c h t u n g e n der nordamerikanischen Vulkanologen auf Hawaii haben ergeben, daß der Mauno L o a und der K i l a u e a im allgemeinen nicht gleichzeitig tatig sind und daher als selbständige V u l k a n e angesprochen werden müssen. Sie bekunden beide ihre T ä t i g k e i t nicht nur durch Lavaflüsse, sondern auch durch häufig auftretende E r d b e b e n , deren E r s c h ü t t e r u n g e n oft auch auf den anderen Inseln wahrgenommen werden. Mehr noch gefürchtet als die L a v a s t r ö m e und die E r d b e b e n sind die Flutwellen von S e e b e b e n , die verschiedentlich die flachen Teile der Küsten von Hawaii heimsuchten und besonders in Hilo schon mehrfach bedeutenden S c h a d e n anrichteten. I m m e r h i n waren in geschichtlicher Zeit auch auf Hawaii die vulkanischen Vorgänge nur Teilgeschehen, deren Zerstörungen das Leben auf Hawaii nicht in seinen Grundlagen e r s c h ü t t e r t e n . So beherbergt die Insel i m m e r noch 9 5 0 0 0 Menschen, von denen allein 2 9 1 0 4 in Hilo wohnen. Der schmale Hochplateaurand zwischen dem Mauna K e a und der nördlichen Steilküste weist auf fast 120 km L ä n g e Zuckerrohrfelder auf, während an der flachen Südküste neben Zuckerrohr, Sisal und Kallee angepflanzt werden. Auf den ausgedehnten Grassavannen, westlich des M a u n a Kea, weiden große Rinderherden. Verwilderte Ziegen richten in den Anpflanzungen erheblichen Schaden an, so daß auf sie wie auch auf die verwilderten R i n d e r , in den Bergwäldern regelrechte Treibjagden v e r a n s t a l t e t werden. Filipinos und J a p a n e r leben als P l a n t a g e n a r b e i t e r an der Nordküste. I m S a v a n n e n l a n d sind Hawaiianer zu Cowboys geworden und reiten mit alten Texasreitern erfolgreich um die W e t t e . Am S t r a n d e von K o n a leben Einheimische stellenweise noch nach ihrer V ä t e r A r t in Grashütten und gehen dem F i s c h f a n g nach. E s sind ihrer nicht mehr viele vom altpolynesischen S t a m m . Aber sie füh-

Ausblick

161

ren ein unbekümmertes Leben. Frohsinn liegt über den Menschen auf den Inseln von Hawaii und h a t auch dort die Weißen erfaßt. Das gesunde Klima, ein ertragreicher Boden, eine aufsteigende Wirtschaft und bis auf den Zwischenfall von Pearl Harbour eine über 50jährige friedliche Entwicklung machen den Menschen dort das Leben leicht.

Ausblick Eine abschließende Betrachtung des Lebensstandes und der möglichen wirtschaftlichen Entwicklung im weiten Raum der Inselwelt Ozeaniens läßt erkennen, daß die Hawaii-Inseln infolge der günstigen klimatischen Verhältnisse, der dort erfolgreichen Verschmelzung der Rassen und der steten ruhigen politischen Entwicklung im pazifischen Raum fast die besten Aussichten haben. Allerdings bieten die Inseln, dem Weißen nur beschränkte Entfaltungsmöglichkeiten, da bis auf wenige handwerkliche Berufe die Plantagenwirtschaft Kapital und den Einsatz farbiger Arbeitskräfte benötigt. Auch Neuseeland isl auf der Grundlage der gegebenen Verhältnisse entwicklungsfähig. Dort könnte auch der Weiße, besonders auf der Südinsel geeignete Arbeitsplätze finden. Dahingegen ist die gesamte tropische Inselwelt wirtschaftlich kaum entwicklungsfähig, so lange es nicht gelingt, das Arbeiterproblem auf vernünftigem Wege zu lösen. Die Chinesen sind im allgemeinen gute Arbeiter. Da sie jedoch fast durchweg entweder ihren Lohn nach China schicken oder in die Heimat zurückkehren, sobald ihre Ersparnisse den gewünschten Stand erreicht haben, so scheut man die damit verbundene Kapitalabwanderung. Die Zeiten, da sich Indonesier und Inder als Arbeiter anwerben lassen, werden wohl vorüber sein. Andererseits fürchtet man auch, auf Grund der politischen Entwicklung im südasiatischen Raum die Übertragung politischer Ansprüche der betreffenden Heimatländer, wie es ja auf Neuguinea die Indonesier bereits tun. Der Rückgang der eingeborenen Bevölkerung vollzieht sich nicht mehr in dem rasenden Tempo der vergangenen Jahrzehnte. Auf Samoa und Tonga ist sogar ein Zuwachs zu verzeichnen. So sind die Inselräume Ozeaniens bis auf Hawaii, Neuseeland, Neukaledonien und einige wenige andere Inseln wirtschaftliche Zuschußgebiete. Ihre positive wirtschaftliche Entwicklung hängt vor allem von der Lösung der Arbeiterfrage ab.

Krug, Australien

11

2

•c

U es

Nation

Van Calverte

Falcon

Schiff

Mendez Pintos

1543 oder 1545 1568 und 1595

Alvaro Mendafia Spanier

Portugiese

englische und 1französische Kartien zeigen Ortiz de Retes San Juan Spaniel

1530—1542 1545

Ziel

Molukken Von Philippinen nach Mexiko

Östlicher Seeweg nach Indien

Java Major

Seeweg nach Indien

Java Major als Rückfahrt von Philippinen nach Mexiko Malaiisches See- Von Cochinchina räuberschiff nach Japan Los Reyes, Südland (Australien) Todos Santos

Portugiese i. spa- Victoria nischen Diensien

Holländer

Jorge deMenezes Portugiese 1528—1529 Alvaro de Spanier Saavedra

1526

1519—1521 Magalhaes

1504—1505

1497—1499 Vasco da Gama Portugiese

Reiseergebnis

Ellice-Inseln, Salomonen, Santa-Cruz-lnseln, Tokelau-lnscln, Marquesas

Umschiffung Afrikas, Seeweg zur MalabarKüste Vorderindiens Nordwestküste Australien oder Neuguinea Südspitze Amerikas, Magalhaes-Straße, Paumotu-Marquesas, Guam, Philippinen, unsichere Kunde über Südland Westküste Neuguinea Nordküste Neuguinea, Hawaii-, Karolinen-, Marshall-Inseln Nordteil von Australien Nordküste Neuguinea, gibt der Insel den Namen Japan (Zipangu)

162

Entschleierung des Südlandes und der Südsee

Holländer

Nordamerikas Küste bis 48° nördlich, 1. Weltumsegelung

Durchfahrt vom Stillen zum Atlantischen Ozean

Mehrere Schiffe

Paumotu, Tahiti, Manihiki, Torres-Inseln, Neuhebriden, Salomonen, Louisiaden, Torres-Straße Westküste Australiens gesichtet? Le Maire-Straße, Südamerika, Tonga-Ins., Nordost-Neuguinea Sharks-Bai, Wcstaustralien

Von Callao Südkurs zu den Philippinen

Brouwer

Le Maire und Schouten

Dirk Hartog

1611

1616

1616

Holländer

Holländer

Holländer

Neuer Seeweg nach Indien Südland über Südamerika Seeweg von Brouwer

Eendracht und Hoorn |Eendragt

San Pedro y Sass Pablo, Tres Heyes, Capitana

Spanier

1605—1606 de Quiros und Torres

Südküste Neuguinea, Carpentaria-Golf, Nordaustralien

Duyfken

Holländer

Von Bantam nach Neuguinea

Nach Bericht des holländischen Geographen Cornelius Wytflietl597 das Südland erreicht

Reiseergebnis

Ziel

Schiff

1605—1606 Willem Jansz

Cornelius Houtman

1595

Nation

Brite

Name

1577—15S0 "Francis Drake

Jahr

Entschleierung des Südlandes und der Südsee

163

11*

Entschleierung

164

des

Südlandes

und

der

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Südsee

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a

1791—1794 George Vancouver

La Perouse

Brite

Franzose Chatham Discovery

Boussole Astrolabe

12 Schiffe

1787—1788 Arthur Phillip

1788

Discovery

1776—1778

Brite (deutschgeb.)

Resolution Adventure

1772—1774

Westküste Nordamerika, Bering- Straße, HawaiiInseln Kolonie Sydney gegründet La Perouse-Straße, Nordjapan, Hawaii, SantaCruz- u. Samoa-Inseln Südaustralien Kap Chatham-Point North

Australische Kolonialgründung Erdumsegelung

Australien

Neukaledonien, NorfolkInseln, Viti- und Tonga-Inseln

Nördl. Durchfahrt vom Pazifik zum Atlantik

Südsee

Tubuai-lnseln, ganz Neuseeland, Ostaustralien, Torres-Straße

Tahiti, Australien

Endeavour

Brite

Hollander

1768—1770 James Cook

Bougainville

1721—1722 Jakob Roggeveen

Xeuhebriden, Neuguinea, Louisiaden

Reiseergebnis

Erdumsegelung

Ziel

Goudeuse, tftolle

Schiff

1766—1769 Louis Antoine de Franzose

Kation Oster-Insel, Manihiki, Samoa, Neuhebriden, Neuguinea, Erdumsegelung

Name Nuyts-Land, Australien

| Arend, Thienhoven 'Afrikaansche Gallei

Jahr E n t s c h l e i e r u n g des S ü d l a n d e s u n d d e r Südsec 165

Kation

Südaustralien

Deutsch-Russe

von Kotzebue

1815

1824—1825

1818—1821

Wostok und Miry La Coquille

Deutsch-Russe

Franzose

von Selling-

Duperrey

hausen

Urania

Franzose

Louis Freycinet

Südsee

Südpolarreise

bis 70° Gesellschafts-, Gilbert-, Marsball-lnseln, Bisn.arck-Archipel, Neuguinea

Faumotu-Inseln südlich

Neuguinea, Marianen« Hawaii-Inseln

Rurik

Deutsch-Russe

Krusenstern

1804

Südseeforschung

Marshall-, Hawaii-Inseln

Südsecforschung

Newa

Brite

Flinders

1797—1803

1818—1819

Marquesas aufgenommen

Weltreise

Norfolk, Investi-

Brite

George Bass

1797

(Chamisso)

Aufnahme Südküste, Tasman-Eiver

Mehrere Reisen an KüstenAustraliens

Duff Reliance

Brite

Wilson

1797

gator

Botuma Baß-Straße, Küste

Suche nach Bounty Ost-Südaustralien

Duke und Duchesse

Brite

i

Derweni-Fluß

Suche von La Perouse

L'Ssperance La Recherche

Südost-

D'Entrecasteaux-Inseln, Neukalertonien, Louisladen, Tonga, Admiralität»-] n9eln und Bismarck-Archipel

Ziel

Schiff

John Hayes

D'Entrecasteaux Franzose

Name

(A c 4) 60 t-i 43 43 «1 'S

1794

1792—1793

Jahr

166 Entschleierung des Südlandes und der Südsee

Jahr

Name

Nation

Franzose

Schiff

Hering Schönfelder

1900 1901

Deutschland

Deutscher

Move

Gazelle

Challenger

Brite

v. Schleinitz

Novara

Prinzeß Luise Beagle

Astrolabe

Österreicher

1874—1875

v. Wülterstorf, Hochstetter

1872—1876 G. Nares

1857

Preuße 1830—1832 Wendt 1833—1835 Charles Fitzroy, Brite Darwin

1826—1829 Dumont 1837—1842 D'Urville

Ziel

ßeiseergebnis

Melanesien erforscht

Ost-Neuguinea, Bismarck-Archipel, Salomonen, Viti- und Tonga-Inseln

Mceresforschui Vermessung

Viti-Inseln, Torrcs-Str.

Südsee

v. Hochstetter beschreibt Neuseeland

Neuseeland, Paumotu, Tahiti

Neuseeland, Neuguinea, Viti-lnscln.Torres-und Cook-Straße, LoyaltyInseln

Venusdurchf -ng, Keiguelen

Meeresforschung

Südsee

Weltumsegelung

Südsee

Entschleierung des Südlandes und der Südsee

168

Besitzverteilung Australien und Ozeanien

Besitzverteilung Australien und Ozeanien 1. A u s t r a l i : Land

er B e s i t z

Baum in qkm

Einwohner

Einwohner je qkm

Westaustralien 2 527500 Nordaustralien 13 56120 Südaustralien 984 341 Queensland 1736 524 Neu-Süd-Wales 801396 Victoria 227 610 Tasmanien 67844 Canberra 2 435 Howe-Insel 16 Papua (Neuguinea) 234489 Mandat Neuguinea 180527 Admiralitäts-lnsel 2600 Bismarck-Archipel 45700 Bougainville und Buka . . . 10000 Norfolk-Insel 44

557 918 15 303 700 257 1 183 792 3 225 242 2 202 869 279 394 20 121 165 336137 514000 13000 170000 60000 1059

0,2 0,01 0,7 0,7 4,0 9.7 4,0

Insgesamt

9 279707 Einw.

8177 416

2. N e u s e e l ä n d i s c h e r Land

B a u m in qkm

278347 qkm

1,1 je qkm

Besitz

Einwohner

Neuseeland . 270 500 1920000 Kermadec-Insel 33,2 16 Cook-Insel 308 17000 Savage-insel 93 3 795 Tokelau-Insel 13 1833 West-Samoa (Mandat.) . . 80000 3 260 Chatham-lnsel 580 963 Drei-Königs-Insel 7,4 1 Auckland-lnsel 852 Campbell-lnsel 184 unbewohnt Antipoden-Insel 52 Bounty-lnsel 14 Snares-lnsel 2,4 Stuart und verschiedene kleine Inseln 2062 700 Insgesamt

10,0 1,0 1,3 2,9 3,4 6,0 3,0

Einwohner je qkm 7,0 0,6 55,0 40.0 141,0 22,0 0,6

2023 928 Einwohner 7,0 je qkm

Besitzverteiluiig Australien und Ozeanien Land Vit! (Fidji)-Insel Tonga-Insel Brit. Salomonen Santa-Cruz-lnsel Gilbert-Insel Ellice-Insel Ozean-Insel (Banaba). Fanning-lnsel Phönix-Insel Pitcairn Starbuck und Maiden N a u r u (Mandat) Rotuma Insgesamt

169

3. B r i t i s o h e r B e s i t z R a u m in qkm Einwohner Einwohner je qkm 15.0 18344 285000 977 45000 44,0 33 900 140000 4,1 940 22700 29,4 65,0 430 28000 37 96,0 4 500 33,0 56 . 2 000 668 442 0,6 5,0 142 1000 127 7 25,0 20 0,2 94 3 400 21 127,0 36 2 207 61,0 55652 qkm 534 396 Einwohner 9.0 je qkm 4. U S A - B e s i t z

Land R a u m in qkm Einwohner Einwohner je qkm Hawaii- oder SandwichInsel 16701 541782 32,0 Samoa 156,7 18600 111,0 110,0 Guam 544 58 800 Wake 7,6) , Marcus-Insel 3_ J u n b e w o h n t Insgesamt: 17412,3 qkm 619 182 Einwohner 35,0 je qkm

Land

5. F r a n z ö s i s c h e r B e s i t z Einwohner R a u m in qkm 61000 16117

Neukaledonien Loyauté- oder Loyaltylnsel 1972 Ile des Fins 154 Chesterfleld-Insel 1 Wallis- und Hoorn-Inseln . . . 255 Gesellschafts-Insel, T a h i t i . . . 1647 Makatea, Aurora 25 Paumotu- oder TaumotuInsel 942 Marquesas 1274 Mangarewa- oder GambiersInsel 30 Tubuai- oder Austral-Insel . . 287 Rapa- und Baß-Inseln 46 Insgesamt 22744 qkm

Einwohner je qkm 3,8

} 11000 unbewohnt. 4 300 31000 1800 5130 3 000 600 3 000 300 121130 Einwohner

5,0 22,0 18,0 43,0 4,7 1,8 16,0 23,0 5,7 5,0jeqkm

170

Besitzverteilung Australien und Ozeanien 6. B r i t i s c h - f r a n z ö s i s c h e r G e m e i n s c h a f t s b e s i t z

Land R a u m in qkm Neuhebriden 12 307 Banks- und Torres-Inseln . . . 923 Insgesamt

13230qkm

Einwohner 50000 15000

Einwohner je qkm 4,0 16,0

65000 Einwohner 4,9 je qkm

7. E h e m a l i g e r d e u t s c h e r B e s i t z , s o d a n n j a p a n i s c h e s M a n d a t [heute USA-Treuhandverwaltung *)] Marianen Karolinen Marshall-Inseln Palau-lnsel

1822 1419 415 478

Insgesamt

4134 qkm

50000 85000 11800 8100

43,0 40,8 20,9 10,6

I54 930 Einw.

38,3 je qkm

*) Nach Repatriierung der Japaner wird die Zahl der Einwohner 1950 nur noch mit 50 000 angegeben.

8. C h i l e n i s c h e r B e s i t z Oster-Insel Salas y Gomez

118 4

Insgesamt

122 qkm

250 unbewohnt

18

250 Einwohner 18 je qkm

9. H o l l ä n d i s c h e r B e s i t z Niederländ. Neuguinea . . . . 388140 qkm

333 300 Einwohner 1,2 je qkm

10. G e s a m t ü b e r s i c h t ü b e r d e n B e s i t z s t a n d Land Raum in qkm Australien 81747711 Neuseeland 278347 Großbritannien 55652 USA 174412,3 Frankreich 22744 Brit.-Franz. Besitz 13 230 Ehemalig, japan. Mandat 4134 122 Chile 388140 Holland Insgesamt

Einwohner 9 303159 202)928 534 296 629182 121130 65000 50000 250 333300

Einwohner je qkm 1.1 7.0 9,0 33,0 5,0 4,9 11,0 18,0 1,2

8954492,3 qkm 13060345 Einwohner 1,4 je qkm

171

Schrifttum * Hinweise auf weitere, umfangreiche Quellenangaben A. E n t d e c k u n g s g e s c h i c h t e , Geschichte, Allgemeine Völkerkunde P. H . B u c k , Vikings of the Sunrise. Hew Y o r k 1938. G. B u s c h a n * , Illustrierte Völkerkunde. Stuttgart 1923. A. F . Calvet, Tile Exploration of Australia. a . Collinridge. The Discovery of Australia. Sydney 1895. A. Fornander, The Polynesian R a c e . London 1878. Chr. von Fiirer-Haindorf, Zur Urgeschichte Australiens. Anthropos, Wien 1936. F . Helmolt*, Weltgeschichte, B a n d 9. Leipzig 1922. E . J e n k s , The History of the Australien Colonies. Cambridge 1925. A. de Qustrefages, Les Polynesiens et leurs Migrations. Paris. I. E . Weckler, Polynesian Explorer of the Paziftc. Washington 1943. B. Australien W . Geisler*, Australien und Ozeanien. Leipzig 1930. H . Hauser, Australien, der menschenscheue Kontinent. Berlin 1939. W . Nowak, Australien, Kontinent der Gegensätze. Leipzig 1938. I . D. Roggers, Australasia. Oxford 1925. F . Six, Kleine Auslandskunde, B d . 9. Berlin 1943. W . Stölting, Australien, das Land von morgen. Berlin 1930. B . Wise, The Commonwealth of Australia. London 1913. C. O z e a n i e n ( A l l g e m e i n e L i t e r a t u r ) G. Brown, Melanesians and Polynesians. London 1913. H . Daniel, Islands of the Pazific. New York 1943. G. Friederici, Malaio-polynesische Wanderungen. Leipzig 1914. F . H . Keesling, The South Seas in the Modern World. New Y o r k 1941. F . Osborn, The Pacific World. New York 1944. L . R . Stevenson, I n der Südsee. München 1925. D. M e l a n e s i e n I . B . Alberti, L a Colonisation à la Nouve'le Caledonie. Paris 1914. W . Behrmann, Im Stromgebiet des Scpik. Berlin 1922. F r . Bürger, Urwald und Urmenschen. Dresden 1922. C. F . Gordon, Cumming, At Home in F i j i . London 1881. I.Higginson, Les Nouvelles-Hébrides. Constances 1926.

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Schrifttum

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Register (Ergänzung des Inhaltsverzeichnisses) Achtzig-Meilen-Kiiste 27, 63, 67 Adelaide 29, 35, 58, 75 Agaiia 136 A k a m a r u 147 Albany 6 3 , 6 4 , 6 6 Alexandrina-See 75 Alice Springs 3 5 , 6 1 , 7 2 Amadeus-See 26, 72 A m b r y m 109 Aneityum u.Aniwa 109 Angaur 135 Anuda107 Aoba u. Api 109 Apia 140,144 Apolima 140 Apra 136 Araga 109 Arltanga-Goldf. 72 Arnhem Ld. 29, 6H Aru-Ins. 1 0 2 , 1 0 3 Assongsong 135 Astrolabe-Bai 103 Auckland 122,129 Auckland-lns. 130 Austral. Alpen 29, 33, 40,80 Austral. Golf 26, 27 Austral. Kordilleren 28, 76 Babeltaob 135 Bagana107 Balbi 107 Ballarat 57, 81 B a m u s 105 B a n a b a 136,138 Banks-lns. H O Barkley Table Ld. 69 Barrier Ranges 27, 28, 75, 80 Barrier Biff 24 Barrow Creek 70 B a t a n t a ins. 104 Batiki-Ins. 1 1 0 , 1 1 1 Baulia 78 Bauro 107 Beachport 75

Below-Berg 105 Bendigo 57, 81 Bengha 110,111 Bilbarra-Goldf. 64 Birdum 69 Blackwood-Rv. 63 Blanche Bai 105 Blaue Berge 29, 80 Blenheim 127 Bosnek 103 Botany-Bai 79 Bougainville 1 0 6 , 1 0 7 Bounty-Ins. 130 Bourail 115,116 Bourke 80 Bridgetown 64 Brisbane 2 9 , 3 5 , 59,61, 79 Broken Hill 57, 74, 75, 79, 8 0 Broome 67 Buka-lns.u.-Straße 107 B u n a 102 B u n b u r y 63, 64, 66 B u n d a b e r g 78 Burdekin-ltv. 29, 78 Burketwon 69 Burra 74 Burrum 78 Cairns 59, 61, 76 Camooveal 69 Campbell-Ins. 130 Canberra 8 0 Canterbury 119,126 Carnarvon 35, 65 Carpentaria-Golf 29,69 Carstensz-Spitze 94 Castlemaine 81 Ceduna 74 Cessnok 79 Charleville 79 Charters Towers 57, 58, 78 Chatham-Ins. 130 Choiseul 107 Christchurch 126 Clermont 78

Cloncurry 69, 78 Clutha-Rv. 126 Coast-Ranges 29, 69 Cobar 80 Cohuna 44 Collie 66 Coolgardie 65, 66 Coopers Creek 27 Crawford-Ranges 70 Croydon 70 Dally Waters 69 Dalrymple 29 D a m p i e r - i d . 67 Darling 29, 3 6 , 7 9 , 8 0 Darling-Ranges 27, 64 Daru 102 Dauila 103 Davenport-Ranges 70 D'Entrecasteaux- Ins. 103 Derby 68 Derwent-Rv. 30 Devonport 82 Diahot 115 Diamantina-Rv. 27, 78 Diamond Head 158 Dobo 104 Downs 28 Duau 103 Dundas-Goldf. 66 Dunedin 122,126 Eddystone 107 Edie-Rv. 101 E d i t h b u r g h 74 E f a t e 109 Eromango 109 Esmarald 78 Esperance 66 Espiritu Santo 109 Eyre Creek 27 Eyre-Halbins. 28, 73, 74 Eyre-See 26, 27, 73 Fais 137 F a k F a k 102

Register Falcon-Ins. 113 F a t u h i w a 150 F a u r o 107 Fergusson-Kette 72 Finisterre-Geb. 94 Finschhafen 101 Finschküste 96 Fitzroy-Grasld. u. - R v . 68 Flinders-Ranges 28,73, 74 Flinders-Rv. 29, 69 Florida-Ins. 107 Fl.v-River 94 Forster-Ranges 70 Frederik-Hendrik-lris. 100 Fremantle 65 From-See 73 F u n a f u t i 140 F u t u n a 113,144 Gairdner-See 73 Gambier 75, 81 Garapan 136 Gardner-lns. 1 0 4 . 1 4 9 Gau 1 1 0 , 1 1 1 Gauttier-Kette 94 Gawler-Ranges 74 Gazelle-Halbins. 105 Geelvink-Bai 1 0 2 . 1 0 3 Geraldton 6 3 . 6 4 , 6 5 Gibberland 73 Gibson-Wiiste 27, 72 Gippsland 81 Glenelg 75 Golau 105 Golden Bai 119,127 Goldene Meile 65, 66 Gower 107 Grafton 79 Great- Dividing -Range 77, 79 Gregory-Rv. 69 Greymouth 127 Grey-Ranges 28, 29 Grey-Rv. 67 Gr. Sandwüste 27, 67, 72 Gr. Victoria-Wüste 27, 66, 72 Guadalcanar 107 Guam 136 Haapai 113 Haleakala 159

Halls Creek 68, 72 H a n a p e p e 157 Hauraki-Golf 129 Hawkes-Bai 121,128 H e l e n a - R v . 64 H e r b e r t o n 76 Herbertshöhe 105 H e r m a n n s b u r g 71 Herruit-lns. 103 Herrschel-Range^ 27 Hilo 159 Hiwaoa 150 H o b a r t 35, 49, 82 Hodginson 76 Hokitika 122.127 Hollandia 101 Honululu 152 157 H o w i t t - K e t t e 67 Howland 149 Hualalai 159 Hughenden 78 Huon-Golf 96, 101 Isenburg Spitze 94 lnvercargill 126 lron Knobb u. Iron Monarch 74 Isabel 107 Israelite-Bai 64 Jaluit 1 3 3 , 1 3 9 J a p 136,137 J a p e n - l n s . 102 J a s a w a - l n s . 110 Juluiana-Spitze 94 Kaiser-Geb. 107 Kaiser-Wilhelm-Ld.97, 101 Kalgoorlie 56, 65, 66 Kandavu 110,111 K ä n g u r u h - l n s . 74, 75 K a p Maria, K a p North 121 K a p u n d a 74 K a r k a r 103 K a r u j i u - l n s . 107 Kausagi li)7 Kei-lns. 102,104 Kerema 102 Kermadcc-lns. 114 Kikorl 102 Kilauea 152,159 K i m b a 74 Kimberley-Distr. 67,72

King-Leopold-Ranges 67 King Sound 67 K o h a l a - K e t t e 159 K o n a 160 Koolau-Kette 158 Koro-lns. u. -Meer 110, 111 Kronprinzen-Geb. 107 K u l a m b a n g r a 107 Kunie-lns. 114 K u s a e 138 Küsten-Kordilleren 28, 76 Lachlan-Rv. 80 L a m u t r i k 137 Laverton 66 Lau-Ins. 1 1 0 , 1 1 1 Lavongai 104 Li fou 116 Lihir-Ins. 104 Littleton 126 Lir-Ins. 104 Long-Ins. 9 7 , 1 0 3 Lopevi109 Louisiaden 1 0 3 MacDonnell-Ranges26 27,39,71 MacDouall-Ranges 70 Mackenzie-River 29 Macquarie-lns. 130 M a c u m b a - R v . 27 Madang 102 Maivo 109 Makatea 149 Malaita 107 Mallico 109 Mamberamo 94 Manam-lns. 1 0 3 Manihiki-lns. 149 Manokwari 102 Manua 140 Manus-Ins. 106 Marble-Bar 64, 65 Mart? 116 Margaret-Rv. 68 Marina 102 Marlborough 127 Marranboy 68 Marum 109 Maryborough 78 Masterton 128 M a t a v a n u 140

175

Register Mauna Kea 159 Mauna Loa 152,159 Meekatharra 65 Meerenie-Tal 71 Melbourne 35, 59, 81 Merauke 9 7 , 1 0 2 Merena 11)9 Milfordsund 126 Mono 107 Montgomery 107 Moonta 74 Morot.au 103 Morwell 57, 81 Mount Aspiring 126 Mount Augusta 27 Mount Bartle' Free 29 Mount Rruce 26 Mount Cook 119,126 Mount Egmont 121, 129 Mount Elliot 29 Mount Gambler 75, 76 Mount Kaala 158 Mount Kosciusko 29 Mount Magnet 65 Mount Morgan 78 Mount Lindsay 29 Mount Lofty 75 Mount Lyell 83 Mount Perry 78 Mount Vitt 116 Mount Sounder 71 Mount Townsend 29 Müller-River 27 Mundaring 64 Murchison-Goldf. 65 Murchison-Ranges 70 Murrav-Rv. 26, 29, 36, 79, 80 Murrumbidgee 36, 80 Musgrave-Ranges 26, 27, 72 Mussau 104 Nairai 1 1 0 , 1 1 1 Napier 128 Narowa 107 Nassau-Geb. 94 Nassau-Ins. 145 Nauru 139 Nauvalum 105 Nawiliwili 157 Ndeni 108 Nelson 119,127 Neubritannien 104 Neugeurgia 107

Neuhannover 104 Neuhebriden l o 8 Neuirland 104 Neumecklenburg 104 Neupommern 104 Neuseeländische Alpen 119 Newcastle 56, 57, 79 New-England-Ranges 29 New P l y m o u t h 129 Ngulu 137 Ninigo-lns. 106 Nissan 104 Niua (Niue) 144 N i u a f u 113 N i u a t a b u t a b u 113 Nomansland 72 Norfolk-Ins. 104,116 Normanton 69 Nou-Ins. 115 Noumea 116 Nukualofa 114 Nukuoro 92,139 Nullagin-Goldf. 64 Nullarbor-Ebene 27,39, 73 Ofu 140 Ohinemutu 129 Oleal 87 Olosenga 140 Ongtong J a v a 108 Orange 80 Orange-Geb. 94 Ord-Rv. 68 Otago 119,126 Owen-Stanley- Geb. 94 Paanopa 138 Pago Hago 140,144 Palmerston North 129 Papeete 146 P a p u a 50 Papua-Golf 99 Pawuwu107 Peak-Hill-Goldf. 65 Pearl H a r b o u r 158 Pemberton 64 P e r t h 35, 59, 61, 65 Peterborough 74, 80 Petermann-Ranges 72 Picton 127 Pine Creek 68 Pitcairn 147 Plenty, Bai of 1 2 4 , 1 2 9

Polygonum Swamp 68 Ponape 137,138 Port Augusta 74 Port Darwin 35, 61, 68 P o r t Hedland 63, 64 Port Jackson 79 P o r t Lincoln 74 P o r t Moresby 97, 101. 102 Port Nichelson 128 P o r t Phillip 80, 81 P o r t Firie 57, 75, 80 P o r t Vila 1.09 P u r d y Ins. 1Ü6 Queen-CharlotteSound 127 Queenstown 126 Rabaul 106 Rälik-Ins. 139 Raiatea 145 R a m u 94 Raoul 114 Rarotonga 124,144 R a t a k - J n s . 139 Rendowa 104 Renell-lns. 104,144 Renongo 107 R e w a - R v . 112 Revnold-Ranges 70 Richthofen-Bg. 105 Ringgold-ins. 110, 11.1 R i t t e r - l n s . 105 Robinson-Ranges 27 Rockhampton 57, 78 Roebourne 64 Rokalianga 149 Rose-Atoll 140 R o t a 136 R o t o m a h a m a 121 R o t o r u r a 129 R u a p e h u 121 Russell-Ins. 107 Saipan 136 Salamaua 102 Salas y Gomez 148 St.-Georgs-lns. 107 St.-Matthias-Land 104 St.-Vincent-Golf 74,75 Savage-Ins. 144 Sawaii 140 Savo 107 Schouten-Ins. 102 Schwanen-Fluß 63

176 Schwanen-Land 65 Seaviev-Ranges 29 Sepik 94 Seroei 1 0 3 Sharks-Bai 64, 65 Shortland 107 Snares-lns. 13o Sorong 1 0 2 Southport 79 Southport 79 Spencer-Golf 27, 5 7 , 7 4 , 75 Springsure 78 Stewart-Ins. 1 1 7 , 1 8 0 Stirling-Ranges 27, 63 Strahan 83 S t u a r t - K e t t e 73 Sumay 136 Suva 112 Suwarow-ln«. 145 Sydney 49, 59, 61, 79 Tabar104 Tagula l;)3 T a h u a t a 150 Talgai 44 T a m a r 82 T a n n a 109 Tao 115 Taotahi 113 Taranaki 128 Tarawai 147 Tasman-Bai u. -Gletscher 119 Tasman-Land 26, 67 Tasman-See 117 Tau 1 4 0 . 1 4 4 Taui 106

Register Taupo See 1 2 1 , 1 2 9 Taviuni 1 1 0 , 1 1 1 Teatree Well 70 Tennants Creek 70 Thusday-lns. 70 Tinakora u. Tinakula 108 Tinian 136 Toau 149 T o d d - R v . 72 Toeal 1 0 4 Tofua 113 Tongarewa 149 Tongariro 121 Tongatabu 113 Torrens-See 27, 73 Torres-StraBe 2 4 , 4 6 Totoya 110, i l l Townsville 57, 69, 77, 78 Treasury-Ins. 107 T r u k - l n s . 137 Tufl 102 Tulagi 102 Tuputea 1 4 4 Tutuila 140,14-1 Uahoka150 IJapu 150 Uku 105 IJIaua 107 TJlulssi 137 XJmboi 97, 1 0 3 , 1 0 4 Upolu 140 TJrakas 135 Uvea 1 1 6 , 1 4 4 Vanikoro 1 0 8 Vanua Lewu 1 1 0 , 111

Vatuleite 1 1 0 , 1 1 1 Vavau 113 Velia Lavella 1 0 7 , 1 0 8 Viti i Lorna 110, 111 Vogelkopf 9 6 , 1 0 4 Waiaeale 1 5 3 , 1 5 7 Waialua 158 Waianae 158 Waikato 1 1 9 , 1 2 1 Waikiki 158 W a i m e a 127 Wairarapa 128 Wairau 127 Wakatipu-See 126 Wallal 67 Wallaroo 74 Wanganui 129 Ware kauri 1 2 5 , 1 3 0 Warrnambool 8 1 , 44 Wau-Fluß 101 Wellington 1 2 7 , 1 2 8 Westmailand 79 Wewak 1 0 2 Wilhelmina-Spitze 94 Willina 65, 72 Wimmera 8 1 Windorah 79 W i n t o n 78 Wyndham 68 Yalgoo 65 Yallourn 81 Y a m p i Sound 68 Y a t é 115 Y o r k 64 Yorke-Halbins. 74