Ein rechtskräftiges Urteil über Amerikanische Luftheizung 9783486740479, 9783486740462


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Table of contents :
Vorwort zur ersten Auflage
Vorwort zur zweiten Auflage
In Sachen der Firma Schwarzhaupt, Spiecker & Co.
Tatbestand
Gutachten
Zusammenfassung
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Ein rechtskräftiges Urteil über Amerikanische Luftheizung
 9783486740479, 9783486740462

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Ein rechtskräftiges Urteil über

Amerikani[che Luftheizung Von

ERWIN HERZ Zweite Auflage

München und Berlin Druck und Verlag von R. Oldenbourg 1911

Vorwort zur ersten Auflage. Im J a h r e 1908 habe ich im Interesse der deutschen Heizungsindustrie eine Schrift, betitelt:

„Zur Abwehr der amerikanischen Luftheizung" herausgegeben, die in allen Kreisen, in denen sie bekannt geworden ist, aufklärend wirkte und einen guten Eindruck hervorgerufen hat. Die Firma S c h w a r z h a u p t , S p i e c k e r & C o . in F r a n k f u r t a. M., welche sich hauptsächlich mit dem Vertrieb der amerikanischen Luftheizungen befaßt, hat wegen dieser Broschüre Klage gegen mich erhoben. Diese Klage ist vom Königlichen Landgericht zu Dresden unterm 10. Mai d. J . kostenpflichtig abgewiesen worden. In der Annahme, daß das inzwischen rechtskräftig gewordene Urteil ebenso wie die Broschüre für die deutsche Heizungsindustrie und alle, die sich eine Zentralheizung zulegen wollen, von Interesse ist, übergebe ich das Urteil und seine Begründung durch das zugehörige Gutachten im nachfolgenden der Öffentlichkeit. D r e s d e n - A . 19, im Oktober 1910.

Erwin H e r z .

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Vorwort zur zweiten Auflage. Das rege Interesse, welches für die Veröffentlichung des landgerichtlichen Urteiles sowie des Gutachtens des herangezogenen Sachverständigen vorhanden ist, und welches am deutlichsten durch den schnellen Absatz erwiesen wurde, den die Broschüre: „Ein rechtskräftiges Urteil über amerikanische Luftheizung" seit ihrem ersten Erscheinen erlangte, gibt dem Unterzeichneten Veranlassung, auch von dieser Broschüre eine Neuauftage herauszugeben, deren Verlag die rühmlichst bekannte Firma R. Oldenbourg in München übernommen hat, bei welcher auch die nunmehr dritte Auflage der Broschüre: „Zur Abwehr der amerikanischen Luftheizung!" erschienen ist. Wie dies von den beteiligten Kreisen vorausgesehen wurde, hat der von der Firma Schwarzhaupt, Spiecker & Comp, in Frankfurt a. M. gegen den Verfasser der letztgenannten Broschüre angestrengte Prozeß neben der kostenlosen Freisprechung des Beklagten, den Erfolg gehabt, die marktschreierischen, der Wahrheit zuwiderlaufenden Anpreisungen des amerikanischen Luftheizungssystemes zu untersagen und solche in die Grenzen für eine statthafte Geschäftsreklame zurückzudrängen. Möge auch die vorliegende Neuauflage dazu beitragen, den erlangten Erfolg zu sichern und solche damit allen Interessenten von weiterem Nutzen werden. D r e s d e n - A . , November 1911.

Der Verfasser.

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1 Cg. 543/08.

L. S. Im Namen des Königs!

Verkündet am 10. Mai 1910. Dr. Böhme, als Gerichtsschreiber.

Tag des Aushanges

In Sachen

der 12. Mai 1910. Sekr. Barthel,

Gerichtsschreiber.

der Firma

Sdiwarzhaupt, Spiecker & Co., G. m. b. H.

in Frankfurt a. M. und St. Goar a. Rh. Klägerin, — Prozeßvebollmächtigte: Rechtsanwälte Dr. Thieme und Hans Kohlmann in Dresden — gegen den Ingenieur Erwin Herz in Dresden, Beklagten, — Prozeßbevollmächtigte: Rechtsanwälte Dr. Ludewig und Krönert in Dresden — wegen einer Unterlassung erkennt die erste Zivilkammer des Königlichen Landgerichts des

zu

Dresden

Landgerichtsdirektors

unter Dr.

Mitwirkung

Feurich,

der

Landgerichtsräte Wahl und Fabian für Recht: Die Klage wird abgewiesen. Die Klägerin hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen.

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Tatbestand. Die Klägerin betreibt eine Spezialfabrik für Luftheizungsanlagen amerikanischen Systems. Die wesentlichste und wichtigste Veränderung dieses Systems gegenüber den älteren, früher gebräuchlichen Luftheizungsanlagen besteht darin, daß die angewärmte Luft nicht durch gemauerte Kanäle, sondern durch Metallrohre geleitet wird. Der Beklagte hat ein Ingenieurbureau und befaßt sich gewerbsmäßig auch damit, Projekte für Zentralheizung zu entwerfen. Er vertritt die Dampfniederdruck- und Warmwasserheizungssysteme. Die Klägerin macht für ihr Heizungssystem Reklame durch Verbreitung der beiden vom Beklagten überreichten Flugschriften, überschrieben: „Die einzige hygienisch vollkommene Heizung ist die verbesserte (amerikanische) Luftheizung" und „Unsere üblichen Heizeinrichtungen bilden eine stete Gefahr für Gesundheit und Leben". Der Beklagte dagegen hat 1908 die Schrift: „Zur Abwehr der amerikanischen Luftheizung!" verfaßt und an Interessenten verschickt. Hierüber besteht Parteieinverständnis. Die Klägerin fühlte sich durch diese Schrift geschädigt und beantragt: „Dem Beklagten die weitere Verbreitung der Schrift zu verbieten und das Urteil gegen Sicherheitsleistung für vorläufig vollstreckbar zu erklären." Sie behauptet folgendes: 1. Die neue amerikanische Luftheizung, die in der überreichten Zeitschrift Gesundheits-Ingenieur vom Regierungsrat von Boehmer richtig beschrieben sei, weise gegenüber den älteren Luftheizungssystemen große Verbesserungen auf und vermeide die unter I der Klagschrift dargelegten Mängel dieser Systeme. Sie sei mindestens ebensogut wie die vom Beklagten beanzeigten Systeme. 6

2. Der Beklagte habe als ihr Konkurrent durch seine Schrift beabsichtigt, ihre Kunden abwendig zu machen und sie dem W a r m wasser- oder Dampfniederdrucksystem zuzuführen. Er stelle darin zu Zwecken des Wettbewerbs über ihr System unwahre und grobe Fehler enthaltende Behauptungen wider besseres Wissen auf, die geeignet seien, ihren Geschäftsbetrieb zu stören. Nicht richtig seien insbesondere die Behauptungen: a) daß bei ihrem Systeme Kohlenoxydgase in die geheizten Räume eindrängen (Seite 7); b) daß die Luftheizung aus fast allen öffentlichen und Privatgebäuden entfernt und durch Dampf- oder Warmwasserheizung verdrängt worden sei; c) d a ß die Herstellung der Heizungskanäle und Fassonstücke aus verzinktem Eisenblech keine Neuerung darstellten (Seite 10 Abs. 4); d) die amerikanische Luftheizung spräche allen fortschrittlichen Errungenschaften Hohn (Seite 11 Abs. 2); e) bei ihr würde die Heizluft entgegen den hygienischen Anforderungen sehr heiß und leiste der Staubverkohlung in höchstem Maße Vorschub (Seite 11). 3. Er werfe ihr zu Unrecht unlauteres Geschäftsgebaren mit der Behauptung vor, daß sie, obwohl sie die Warmwasserheizung, als schädlich bekämpfe, die Ausführung solcher Anlagen übernähme. Diese Behauptung sei unwahr, denn sie habe nur in einem Falle, und zwar im J a h r e 1904, wo der Besteller die Unmöglichkeit der Lieferung ihres Systems verschuldet hätte, die W a r m wasserheizung eingebaut. Dem Beklagten sei auch bekannt, d a ß sie seit jener Zeit keine Warmwasserheizung hergestellt hätte. 4. Zu Unrecht mache ihr der Beklagte (Seite 13) zum Vorwurfe, sie habe die Zahl der von ihr ausgeführten Zentralluftheizungen unrichtig angegeben. Ihre Angaben wären richtig. Auch wäre es zutreffend, daß von ihrer Vorgängerin, die eine amerikanische Firma vertreten hätte, 45 000 Anlagen hergestellt worden wären. Der Beklagte bestreitet diese Behauptungen und beantragt: „Die Klage abzuweisen, im Falle der Verurteilung aber ihm nachzulassen, die Zwangsvollstreckung durch Sicherheitsleistung abzuwenden." 7

Er erwidert: 5. Alle von ihm in seiner Schrift aufgestellten Behauptungen seien zutreffend. Hervorragende Sachverständige der Heiztechnik verurteilten das System der Klägerin. 6. Er hätte die Schrift aus voller wissenschaftlicher Überzeugung von den Mängeln des Systems der Klägerin geschrieben, um Baulustige aufzuklären und zu warnen. Er hätte auch sonst, wenn er von Kunden um Rat gefragt worden wäre, vor Anwendung des Systems der Klägerin abgeredet und deshalb schon seit 1907 mit der Klägerin Differenzen. Lediglich zur Abwehr der unlauteren Reklame der Klägerin durch die beiden oben bezeichneten Flugschriften hätte er seine Schrift verfaßt. 7. Beim System der Klägerin trete die Luft oft mit 85 bis 100 Grad in die Räume, ja zuweilen wären Temperaturen von 250—500 Grad festgestellt worden. Beweis: Zeugnis des Dr. Schulze in Rothenkirchen und Ingenieur Marr in Leipzig. 8. Daß die Klägerin öfter Warmwasserheizungsanlagen hergestellt hätte, ergebe sich aus ihrem Katalog Ober solche Heizungsanlagen. Sie hätte für die Seite 10 uns 11 dieses Katalogs aufgeführten Aussteller von Zeugnissen solche Anlagen geliefert. Beweis: Zeugnis dieser Besteller. Die Klägerin bestreitet diese Behauptungen und erwidert: 9. Die Öffentlichkeit hätte an der Schrift des Beklagten, die reinen wissenschaftlichen Wert hätte, um so weniger Interesse, als diese gar nicht die eigenen Gedanken des Beklagten, sondern die eines gewissen Otto Bernhard enthielte. Beweis:, dessen Zeugnis. 10. (Zu 8.) Der Katalog sei nicht von ihr, sondern von ihrer Vorgängerin herausgegeben. Diese hätte von einem Ingenieur Thielemann Patente erworben und beabsichtigt, Warmwasserheizungsanlagen herzustellen. Hierzu wäre es aber nicht gekommen. Die Zeugnisse bezögen sich auf Anlagen, die vom Ingenieur Thielemann hergestellt worden wären. Der Beklagte bestreitet diese Behauptungen. Beide Parteien berufen sich zum Beweise ihrer Behauptungen auf das Gutachten eines Sachverständigen. 8

Als Sachverständiger ist der Stadtbaurat Wahl, Dresden, vor dem Prozeßgericht eidlich vernommen worden. (Bl. 81 ff. der Akten.) Der Beklagte hat außer den schon bezeichneten Urkunden noch 3 Zeitungsausschnitte und 2 Briefe vom Ingenieur Wasmund und Architekt Kleimann vorgelegt, die Klägerin dagegen einen Brief von H. Otto, Wiesbaden, vom 11. Oktober 1908. Alle im Tatbestande bezeichneten Urkunden, die sich im Briefumschlage Bl. 17 und 31 a befinden, sind vorgetragen worden. Die Gegenparteien haben zu den Urkunden Erklärung abgelehnt. Entscheidungsgründe. Nach der Behauptung der Klägerin soll die Schrift des Beklagten: „Zur Abwehr der amerikanischen Luftheizung" unrichtige Behauptungen technischen Inhalts über das Heizungssystem enthalten. Es ist zunächst zu prüfen, und zwar an der Hand des Aufsatzes: Verbesserte Luftheizung von v. Boehmer und das Gutachten des Stadtbaurats Wahl, ob dies zutrifft. Die Behauptung, daß bei den Heizungsanlagen der Klägerin das giftige Kohlenoxydgas in die geheizten Räume eindringe, enthält die Schrift des Beklagten nicht in dem von der Klägerin verstandenen Sinne. Denn die in Frage kommende Stelle (Seite 7 Abs. 3) bezieht sich nicht auf das System der Klägerin, sondern auf die früher in Deutschland verwendeten Luftheizungen. Die Behauptung des Beklagten wird aber von den Heizungstechnikern a l l g e m e i n anerkannt. Ähnlich spricht sich auch der von der Klägerin vorgelegte Aufsatz von von Boehmer auf Seite 4 aus, wo gesagt wird: „Erwähnt muß noch werden, daß bei der Feuerluftheizung die Gefahr einer Kohlenoxydvergiftung für die Bewohner des Hauses leichter eintreten kann, als bei einer Warmwasserheizung." Aus der Anmerkung hierzu ergibt sich, daß in einer Schule in Berlin eine Kohlenoxydvergiftung durch Luftheizung festgestellt worden ist. Daß die Gefahr des Eindringens von Kohlenoxydgases in die Zimmer bei der Luftheizung der Klägerin mindestens dann vorliegt, wenn die Zugwirkung des Schornsteins gestört, das ist ohne weiteres anzunehmen. Die gleiche Gefahr kann aber wegen der mangelhaften Konstruktion des Ofens der Klägerin leicht entstehen, denn der kugelförmige Verbren9

nungsraum, besonders dessen Oberteil, der Radiator, bietet zu Staubansammlungen Flächen, und kann bei angestrengtem Betriebe sehr leicht ergifihep, ohne daß man dessen Zustand von außen beobachten kann; es können infolgedessen Sprünge und Risse im Verbrennungsraume und den Feuerzügen entstehen, und durch sie Verbrennungsprodukte nach den zu heizenden Rfiumen entweichen. Auch die weitere Behauptung des Beklagten, daß die bestehenden Luftheizungen fast aus allen öffentlichen sowie auch privaten Gebäuden entfernt und durch die Dampfniederdruckoder Warmwasserheizung ersetzt worden seien, bezieht sich, wie der Zusammenhang ergibt (Seite 7 unten), nicht auf das System der Klägerin, sondern auf die bisher bekannten Luftheizungen. Unrichtig ist die Auffassung der Klägerin, der Beklagte behaupte, die Herstellung der Heizluftleitungen aus Blechröhren sei keine Neuerung. Auf Seite 10 letzter Absatz gibt der Beklagte zu, daß dies eine „neuartige Herstellung" sei, bestreitet aber, daß sie eine Verbesserung gegenüber der Ausführung der früher üblichen Luftheizung sei. Denn einmal würden die Anlagekosten verteuert, die Rohre seien der Abrostung und anderen chemischen Beeinflussungen unterworfen, ließen sich weit schwieriger reinigen als glatte Mauerkanäle, sie schmälerten, in Mauerwände eingebettet, den regelrechten Verband und die Stabilität des Hauses und verunzierten alle Räumlichkeiten, durch die sie hindurchgeführt würden. Das Gericht hat die Überzeugung erlangt, daß diese Mängel zwar nicht allen Anlagen der Klägerin anhaften müssen, daß vielmehr von Fall zu Fall entschieden werden muß; daß sie sich aber bei bestimmten baulichen Verhältnissen nicht umgehen lassen. Die Behauptung des Beklagten von der „allen fortschrittlichen Errungenschaften hohnsprechenden Ausführung, die derartige Mängel aufweisen, wie sie keiner der jemals in Deutschland verwendeten Calorifères-Konstruktionen anhafte", bezieht sich nicht auf die ganze Luftheizungsanlage der Klägerin, sondern nur auf ihren Heizapparat (Calorifère). Dieser weist in der Tat große Mängel auf. Ein Heizungsofen muß so gestaltet sein, daß die Heizflächen keine zu hohen Temperaturen annehmen können, und daß die Verbrennungsgase dicht gegen die Heizluft abgeschlossen sind, daß ferner die Ablagerung von Staub auf den Heizflächen nach Möglichkeit vermieden, die Beseitigung des ab10

gelagerten Staubes ermöglicht und dauernd eine Kontrolle Ober die Reinhaltung und den Zustand der Heizflächen ausgeübt werden kann, und daß die Feuerzüge leicht von Ruß- und Flugasche zu reinigen sind. Diese Eigenschaften hat, wie bereits erwähnt, der Ofen der Klägerin nicht, er bietet infolgedessen die Möglichkeit des Entweichens von Verbrennungsprodukten in die zu heizenden Rfiume. Er stellt deshalb keine Verbesserung der schon frUher bekannten deutschen Luftheizöfen dar. Auch die weitere Behauptung des Beklagten, daß bei der Bauart der Heizungsanlagen der Klägerin entgegen den hygienischen Anforderungen die Heizluft sehr heiß werden könne und der Staubverkohlung im höchsten Grade Vorschub leiste (Seite 11 Abs. 3), ist zutreffend und wird nicht widerlegt durch die Behauptung, daß die ausströmende Luft mit nicht mehr als 30, höchstens 50 Grad in die Räume eintrete. Hingegen enthalten die beiden Flugschriften der Klägerin, in denen sie ihre Luftheizung anpreist, Behauptungen, die nach dem Gutachten des Sachverständigen als u n r i c h t i g zu bezeichnen sind. So die Behauptung: „die einzige hygienisch vollkommene Heizung ist die verbesserte (amerikanische) Luftheizung"; die Luftheizung sei von den berühmtesten Ärzten als die einzig richtige Heizungsart bezeichnet worden; die neue Zentralheizung vereinige gegenüber den recht erheblichen Mängeln der Dampfund Wasserheizungen alle Vorteile einer wirklich hygienisch vollkommenen Heizung in sich, sie sei unentbehrlich und unersetzlich für das Einfamilienhaus, für das sie wegen ihrer hygienischen Vorzüge berufen sei, in Zukunft jede andere Heizungsart zu verdrängen. Nach den Uberzeugenden Sachverständigengutachten ist das Heizungssystem der Klägerin keine Verbesserung der älteren Luftheizungsanlagen. Mag es auch in Einzelheiten Vorzüge vor ihnen aufweisen, so hat es anderseits beträchtliche Mängel, die die Vorzüge wieder aufwiegen. Daß es besser als die vom Beklagten vertretenen Heizungssysteme sei, muß als widerlegt angesehen werden. Diese Frage kann nicht allgemein, sondern nur unter Berücksichtigung der jeweiligen Umstände entschieden werden. Es ist aber anzunehmen, daß es nur in wenigen Fällen als das zweckmäßigste Heizungssystem empfohlen werden kann. Ein Heizungssystem, das (wie das der Klägerin) die Gefahr in sich birgt, daß die sehr ii

giftigen Kohlenoxydgase in die zu heizenden und dadurch die Bewohner einer Vergiftung allen gewissenhaften Menschen auf erhebliche und hat keinen Anspruch darauf, daß es andere Gefahr nicht mit sich bringen, verdränge.

R ä u m e eindringen aussetzt, muß bei Bedenken stoßen Systeme, die diese

Durchaus gerechtfertigt ist auch die Kritik der Reklame insoweit, als die Klägerin Angaben über die Verbreitung ihrer Luftheizung macht. Die Klägerin schreibt in dem einen Flugblatte, d a ß 50 000 Anlagen ausgeführt seien, in dem anderen, daß sich das System in Amerika in Millionen von Anlagen bewährt habe. Beide Behauptungen beziehen sich offenbar auf die Verbreitung des Systems in Amerika. Sie sind so widersprechend, daß sie vom S t a n d p u n k t e des Beklagten aus zurückgewiesen werden muBten. Unbegründet ist die unter 3. des Tatbestandes aufgeführte Behauptung. Denn die Klägerin hat durch Herausgabe eines mit i h r e r Firma versehenen Katalogs über Warmwasserheizungen im Publikum den Glauben erweckt, daß sie an die auf Seite 10 und 11 aufgeführten Zeugnisaussteller solche Anlagen geliefert hätte. Indem die Klägerin ihre Leistungen besser hinstellte, als sie waren, schuf sie ein unlauteres Wettbewerbsverhftltnis, denn sie bot den Kunden eine alle anderen Systeme Uberragende Heizung an, f ü r deren zugesicherte Eigenschaften sie wegen der Mängel des Systems nicht einstehen konnte. Demgegenüber war der Beklagte als Konkurrent berechtigt, durch seine — wie sich ergeben hat — zutreffende und wahrheitsgemäße Kritik und Beurteilung der gegnerischen Leistungen die Behauptungen der Klägerin auf den wahren Sachstand zurückzuführen und dadurch den unlauteren Wettbewerb abzuwehren. (Vgl. Lobe, Der unlautere Wettbewerb als Rechtsverletzung, Seite 63.) Daß es sich hierbei der Redewendung bediente, die Ausführung des Heizapparates der Klägerin sei eine solche, die allen fortschrittlichen Errungenschaften Hohn spreche, kann ihm gegenüber den starken Übertreibungen und unrichtigen Behauptungen der Klägerin nicht verdacht werden. Seine Schrift sei um so einwandfreier, als es ihm, wie er Seite 14 ausführt, und wie ihm nach dem Inhalte der Schrift zu glauben ist, darauf ankam, durch entsprechende sachdienliche Belehrung auch dem Nichtfachmanne seine Urteilsbildung über ein Heizungssystem zu erleichtern, welches der Fachtechniker, wie erwähnt, längst zur Anwendung für die bei weitem meisten 12

Fälle als ungeeignet, irrationell und damit als veraltet und beiseite gelegt erachtet, und weil das Publikum ein großes Interesse an der Aufklärung dieser Frage hat, die in der heutigen Zeit wohl bei keinem Neubaue unerörtert bleibt. Das Verhalten des Beklagten verstößt nach alledem weder gegen § 823, 826 des B. G. B. noch gegen § 6 des Wettbewerbsgesetzes (§ 14 der neuen Fassung). Die Klage ist deshalb abzuweisen mit der sich aus § 91 Z. P. O. ergebenden Kostenpflicht der Klägerin. Dr. F e u r i c h.

Wahl.

Fabian.

Ausgefertigt am 20. Mai 1910. Der Gerichtsschreiber des Königl. Landgerichts Dresden. L. S.

Bart hei,

Sekr.

Beglaubigt: Dr. L u d e w i g , Rechtsanwalt. Dresden-Neust., den 25. Mai 1910.

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1 Cg. 543/08.

Gutachten in Sachen Schwarzhaupt, Spiecker & Co. gegen Herz. Auf Ersuchen des Königlichen Landgerichts Dresden 1. Zivilkammer spreche ich mich zu den in dem Beweisbeschluß vom 18. Mai 1909 (Blatt 37 der Akten 1 Cg 543/08) enthaltenen Behauptungen wie folgt aus: Zu II. Zu 1. Die Behauptung der Klägerin, ihre Luftheizungsanlagen, die gegenüber den älteren Luftheizungsanlagen eine große Verbesserung bedeute, sei, wenn nicht besser, so doch mindestens ebensogut wie die vom Beklagten befürworteten Systeme (Warmwasser- und Dampfniederdrucksystem), stellt einen Vergleich dar, welcher in dieser allgemeinen Fassung technisch als unsachlich zu bezeichnen ist. Jedes Heizungssystem hat seine Vorzüge und Mängel. Es gibt keine Universalheizung, die alle Vorzüge in sich vereinigt und keine Mängel besitzt; es muß vielmehr von Fall zu Fall untersucht werden, welches Heizungssystem unter den gegebenen Verhältnissen das zweckmäßigste ist. Die von der Klägerin hergestellten Luftheizungsanlagen amerikanischen Systems sind dargestellt und genauer beschrieben in dem von der Klägerin zu den Akten gegebenen Sonderabdruck aus dem Gesundheitsingenieur 1907. Der Verfasser dieses Aufsatzes, von Boehmer, Kaiserlicher Regierungsrat in Groß-Lichterfelde, kennzeichnet dieses System als eine Ausführungsform der Luftheizung, welche sich von den in Deutschland ausgeführten Luftheizungseinrichtungen unterscheidet : a) dadurch, daß keine Luftabzugskanäle vorgesehen werden, b) durch die Bauart des Calorifères (des Luftheizofens), c) durch die Herstellung der Luftverteilungskanäle aus verzinktem Eisenblech und 14

d) dadurch, daß in der Regel ein Zirkulationsluftkanal angelegt wird, der vom Treppenhaus nach dem Keller führt. Hierzu habe ich folgendes zu bemerken: Zu a). Fehlen bei einer Luftheizungsanlage die Abluftkanäle, so ist man für das Entweichen der beim Heizen zu verdrängenden kalten Luft auf die natürliche Porosität und die mehr oder minder zufälligen Undichtheiten der Umfassungswände eines Raumes angewiesen, und da beides infolge der baulichen Ausführung, der Umgebung des zu heizenden Raumes sowie der Witterungsverhältnisse in weitesten Grenzen schwanken kann, so ist eine Berechnung des Heizerfolges im voraus mit erwünschter Sicherheit nicht möglich. Es muß zugegeben werden, daß man in vielen Fällen auch ohne Anwendung von Abluftkanälen die gewünschte Heizung erzielen kann. Es kann jedoch das Fehlen von Luftabzugskanälen oder auch das Wiederaufnehmen dieser früher angewendeten Ausführungsform der Luftheizung keineswegs als eine technische Verbesserung oder als Fortschritt des Luftheizungssystems bezeichnet werden. Zu b). Die Bauart des Luftheizofens ist aus den Figuren 1, 2, 3 und 4 zu ersehen. Vom hygienischen Standpunkt aus muß von einer sachgemäßen Konstruktion gefordert werden, daß ein Luftheizungsofen so gestaltet ist, daß die Heizflächen keine zu hohen Temperaturen annehmen können, und daß die Verbrennungsgase dicht gegen die Heizluft abgeschlossen sind, fernerhin, daß eine Ablagerung von Staub auf den Heizflächen nach Möglichkeit vermieden, die Beseitigung des abgelagerten Staubes ermöglicht, und dauernd eine Kontrolle über die Reinhaltung und den Zustand der Heizflächen ausgeübt werden kann. Sachgemäße Konstruktionen erstreben möglichst gleichmäßige Verteilung der Wärme auf große staubfreie Flächen, die allseitig gut von der Frischluft umspült werden. Die Verbrennung im Innern des Ofens muß sich möglichst vollkommen und regelbar vollziehen. Die Feuerzüge sollen leicht von Ruß und Flugasche zu reinigen sein. Diesen Anforderungen entspricht die dargestellte Bauart des amerikanischen Ofens n i c h t . Insbesondere muß hervorgehoben werden, daß der kugelförmige Verbrennungsraum sowie dessen Oberteil, der sogenannte Radiator, zu Staubansammlungen Flächen bietet, überdies bei angestrengtem Betriebe sehr leicht erglühen kann, ohne daß man