Ein Gang durch die Kirchengeschichte [11. Aufl. Reprint 2019] 9783486777376, 9783486777369


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German Pages 192 [200] Year 1949

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Table of contents :
I. Aus der Anfangszeit des Christentums
II. Im Wechsel von Verfolgung und Duldung durch die römischen Kaiser
III. Der Sieg des Christentums
IV. Augustin (354—430)
V . Das Mönchtum
VI. Das Christentum unter den Germanen
VII. Karl der Große (768-814)
VIII. Das Papsttum
IX. Die Kreuzzüge
X. Bernhard von Clairvaux (1090—1153)
XI. Franziskus von Assisi (1182—1226)
XII. Die Vorläufer der Reformation
XIII. Die Reformation
XIV. Aus der Zeit der Gegenreformation
XV. Der Pietismus
XVI. Aus dem kirchlichen Leben der neuesten Zeit
XVII. Von Freikirchen und Sekten
Anhang. Von anderen geistigen bzw. religiösen Strömungen der Gegenwart
Zeittafel
INHALTSVERZEICHNIS
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Ein Gang durch die Kirchengeschichte [11. Aufl. Reprint 2019]
 9783486777376, 9783486777369

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Martin Luther Kupferstich von Lucas Cranacft

T H E O D O R

BOCK

EIN G A N G D U R C H DIE KIRCHENGESCHICHTE

11. u n v e r ä n d e r t e Mit

VERLAG

44

VON

Auflage

Abbildungen

R.OLDENBOURG

M Ö N C H E N

1949

Theodor Bock, Oberstudienrat, geboren am 2. 3. 1887 in Schwandorf/Bayern. Genehmigt für den Gebrauch in Sdiulen durch Education and Cultural Relations Division, Office of Military Government for Bavaria (US) 5. 4. 1946 APO 407. Drude und Einband R. Oldenbourg, Graphische Betriebe G.m.b.H., München. Einbandentwurf W . Reichel.

I. Aus d e r Anfangszeit des 1. Das Judenchristentum:

Die Urgemeinde

Christentums und die

Urapostel

Das Pfingstfest in Jerusalem — fünfzig Tage nach der Auferstehung und zehn Tage nach der Himmelfahrt Christi — ist der Geburtstag der christlichen Kirche. Wie waren die Jünger Jesu durch sein Sterben niedergeschlagen und hoffnungslos geworden, und welche Umwandlung riefen Christi Auferstehung und die „Kraft aus der H ö h e " in ihnen hervor! An die Stelle der Verzagtheit trat Freudigkeit, an die Stelle der Furcht Mut und Todesverachtung. Durch die hinreißende Predigt des Petrus am Pfingstfest wurden dreitausend Seelen für Jesus gewonnen. Von Tag zu Tag mehrte sich die Christengemeinde in Jerusalem durch die Verkündigung der „großen Taten G o t t e s " . Die Schwierigkeiten von seiten des Hohen Rates konnten weder das todesmutige Zeugnis der Apostel noch die Ausbreitung der Gemeinde hindern. Die Apostelgeschichte schildert in Kap. 2, V . 42—47

das Leben der ersten Christenheit,

das von

inniger Gemeinschaft mit ihrem Herrn und von starker Verbundenheit miteinander beseelt war und in großer Opferfreudigkeit seinen stärksten Ausdruck fand. Die Führer der Urgemeinde waren nach dem Galaterbrief (2, 9) P e t r u s , Johannes

und J a k o b u s ,

einer der vier Brüder Jesu, der aber erst nath

Christi Auferstehung zum Jünger geworden war. Für die Armenpflege wurden bald sieben Diakonen gewählt. Den Zusammenhang mit der jüdischen Religion gaben die aus dem Judentum herkommenden ersten Christen nicht auf. Sie besuchten auch fernerhin den Tempel und beobachteten das jüdische Gesetz. Von den Juden wurden sie daher als eine von ihren zahlreichen Schulen oder Sekten angesehen und Nazarener genannt. Doch unterschieden sie sich dadurch von den Juden, daß sie an Jesus als den Messias glaubten und seine unmittelbar bevorstehende Wiederkunft und zugleich damit das Ende der Welt erwarteten. Es gab aber auch in der Urgemeinde Christen, die eine freiere Stellung zum jüdischen Gesetze einnahmen, die sog. H e l l e n i s t e n .

Darunter verstand

man solche Juden, die im Ausland griechische Bildung in sich aufgenommen hatten. Durch sie kam es zum ersten heftigen Zusammenstoß mit dem Judentum. Das Auftreten des S t e p h a n u s

mit der ihm vorgeworfenen Gering-

schätzung des Tempels und des mosaischen Gesetzes steigerte die Erregung der Juden dermaßen, daß sie ihn steinigten. So wurde S t e p h a n u s Märtyrer

der e r s t e

des Christentums.

Um sich weiteren Verfolgungen zu entziehen, flohen die Christen mit Ausnahme der Apostel aus der Hauptstadt. Auf diese Weise kam die Botschaft von Christus über das ganze jüdische Land, ja bis nach Phönizien und Syrien. Bei einer späteren Verfolgung im Jahre 4 2 oder 4 4 wurde in Jerusalem durch König Herodes Agrippa I. der Apostel J a k o b u s Bruder des Johannes, enthauptet.

der Ältere,

der

Der bereits erwähnte Bruder des Herrn und Leiter der Gemeinde, J a k o b u s

jerusalemischen

d e r G e r e c h t e , fiel im Jahre 62 einem Wutaus-

bruch der Juden zum Opfer. Nach dem Bericht des jüdischen Geschichtsschreibers Josephus wurde er auf Anstiften des Hohenpriesters gesteinigt, nach einer anderen, weniger sicheren Überlieferung soll er von der Zinne des Tempels gestürzt und mit einem Walkerholz erschlagen worden sein. Über Jerusalem

brach im Jahre

70

ein f u r c h t b a r e s

Strafgericht

herein. Nach längerer Belagerung wurde die Stadt durch den römischen Feldherrn T i t u s erobert und zerstört, auch der herrliche Tempel ging in Flammen auf. D i e J u d e n h ö r t e n a u f , e i n V o l k z u s e i n . Die Christen hatten sich vor Beginn des jüdischen Krieges nach Pella ins Ostjordanland zurückgezogen. Das Judenchristentum wurde für die Weiterentwicklung des Christentums bedeutungslos.

2. Das

Hcidenchristentum

Der H e i d e n a p o s t e l

Paulus

Hellenistische Judenchristen, die nach dem Tode des Stephanus aus Jerusalem entflohen waren, gründeten in der drittgrößten Stadt des Römischen Reiches, in Antiochia in Syrien, d i e e r s t e h e i d e n c h r i s t l i c h e

Ge-

m e i n d e . Hier nannten die Heiden die Jünger Jesu zum erstenmal „Christen". Von Antiochia aus unternahm der Apostel Paulus (wie er sich unter Griechen, Saulus, wie er sich unter Juden nannte) seine drei Missionsreisen. Seine Gehilfen waren Barnabas, Markus, Silas, Lukas, Timotheus und Titus. A u s dem ehemaligen eifrigen P h a r i s ä e r s d i ü l e r u n d e r b i t t e r t e n Feind des t u m s w u r d e v o r den T o r e n v o n D a m a s k u s das „ a u s e r w ä h l t e R ü s t z e u g " geschichte

9,

15)

der

Apostel,

der

infolge

seiner

beispiellosen

Christen-

(s.

Apostel-

Wirksamkeit

sich

r ü h m e n durfte, im D i e n s t e Jesu m e h r g e a r b e i t e t zu h a b e n als die a n d e r n . Die e r s t e Missionsreise u n t e r n a h m Paulus nach C y p e r n und Kleinasien, die z w e i t e durch Kleinasien hinüber auf europäischen B o d e n ( M a z e d o n i e n und Griechenland), der d r i t t e n hielt sich der A p o s t e l am l ä n g s t e n in Ephesus auf. A l l e n t h a l b e n er

Gemeinden,

mit

heidencbristlichen

denen

er

Gemeinden

zum

Teil

erkämpfte

P e t r u s z u s a m m e n die A n e r k e n n u n g Nach Abschluß seiner d r i t t e n

auch

weiterhin

brieflich

verkehrte.

er auf dem A p o s t e l k o n z i l

Seinen

in Jerusalem

ihres v o m jüdischen G e s e t z freien

auf

gründete mit

Christentums.

Missionsreise w u r d e Paulus in Jerusalem im T e m p e l

ergriffen und zunächst nach Cäsarea, nach zwei J a h r e n w e g e n seiner Berufung auf den K a i s e r nach R o m geschafft. Infolge der milden H a f t k o n n t e Paulus auch in der

Welt-

hauptstadt

ersten

das

Evangelium

verkünden.

Es

ist

möglich,

daß

er

nach

einem

günstigen A u s g a n g e seines Prozesses aus der H a f t noch einmal entlassen w u r d e ; es ist aber nicht gewiß, o b er daraufhin auch noch die g e p l a n t e Reise nach dem O s t e n und nach Spanien zur A u s f ü h r u n g gebracht h a t . Die ä l t e s t e n Nachrichten über seinen T o d besagen, daß er wie P e t r u s in R o m u n t e r N e r o M ä r t y r e r g e w o r d e n ist.

Das weitere

Vordringen Zeit

des

der

Christentums

nach

der

Apostel

Der Same des Evangeliums wurde aber nicht nur durch die Apostel und berufsmäßige Wanderprediger hinausgetragen in die griechisch-römische Welt, 6

vielmehr drang das Christentum auch durch den Handelsverkehr unaufhaltsam im stillen vorwärts. Reisende K a u f l e u t e und Handwerker brachten die Kunde v o n Christus audi in ferngelegene O r t e . U n d die Menschen, die e r f a ß t wurden von dieser Botschaft, schlössen sich enger zusammen, erzählten anderen, B e rufsgenossen und B e k a n n t e n , v o n dem Neuen, das sie beseligte (Erlösung) und erschütterte ( N ä h e des J ü n g s t e n

Gerichts).

Schließlich war es auch das Leben der Christen ( „ S e h e t , wie sie einander lieb h a b e n ! " ) und nicht zum wenigsten die standhafte, todesfreudige Haltung der M ä r t y r e r , die dem Christentum neue A n h ä n g e r gewann, so daß der K i r chenvater T e r t u l l i a n s a g t e : „ D a s B l u t der M ä r t y r e r ist der Same der K i r c h e . " Zahlenmäßig derten

nicht

läßt

sich

festlegen.

die

Ausbreitung

Wohl

waren

des C h r i s t e n t u m s

Christengemeinden

R e i c h hin v e r s t r e u t . In den e r s t e n zwei J a h r h u n d e r t e n

in

über

den

ersten

das

ganze

b r e i t e t e sich das

JahrhunRömische

Christentum

in den L ä n d e r n um das M i t t e l m e e r ( P a l ä s t i n a , S y r i e n , K l e i n a s i e n — h i e r sehr s t a r k —, M a z e d o n i e n , G r i e c h e n l a n d , I t a l i e n , Ä g y p t e n , S p a n i e n , G a l l i e n u n d A f r i k a ) aus. E n d e des 2. J a h r h u n d e r t s

finden

ja

hinaus

über

dessen

Grenzen

Städten

Fuß ( „ S t ä d t e r e l i g i o n " ) .

Volkes

Aufnahme

bald

(Sklaven,

auch G e b i l d e t e

I. Kor.

1,

und

w i r es auch in den e n t l e g e n e r e n T e i l e n des im

Vordringen.

Fand

Freigelassene,

Besitzende

Vor

es h i e r zunächst in

allem

faßt

dabei

in

den

in den u n t e r e n Schichten

Handwerker, Krämer),

den

es

Gegen

Reiches,

christlichen

so sind d o c h

Gemeinden

vertreten

des sehr (vgl.

26).

J e d o c h aufs G a n z e der B e v ö l k e r u n g des g r o ß e n g r i e c h i s c h - r ö m i s c h e n W e l t r e i c h e s ges e h e n , w a r die G e s a m t h e i t der C h r i s t e n in d e n e r s t e n drei J a h r h u n d e r t e n nicht allzu g r o ß . N u r in e i n i g e n P r o v i n z e n k a m e n die C h r i s t e n

am A n f a n g des 4 .

Jahrhunderts

wahrscheinlich bis an die H ä l f t e der B e v ö l k e r u n g h e r a n . In e i n i g e n k l e i n e r e n

Städten

a b e r w a r e n sie da schon in d e r M e h r z a h l .

Ä u ß e r l i c h waren die Christengemeinden des 1. Jahrhunderts noch nicht zusammengefaßt. I n n e r l i c h

verband sie derselbe

Glaube.

I I . I m W e c h s e l von V e r f o l g u n g und D u l d u n g d u r c h die römischen K a i s e r 1. Die politischen

und religiösen

Zustände

im

Römerreich

Gewaltig stand das Römerreich im 1. Jahrhundert unsrer Zeitrechnung da. Der römische

Adler b r e i t e t e

in dem Jahrhundert, in dem das

Christentum

seine Jugendzeit durchlebte, seine Schwingen am .weitesten aus. Friede herrschte in dem Weltreich, das eine Fülle v o n V ö l k e r n in sich schloß; lediglich das kriegerische

Bergvolk

der P a r t h e r

beunruhigte

die

Grenze,

es wurde

aber

ebenso wie die germanischen A n w o h n e r des Nordens durch starke Heere in Z a u m gehalten.

W i e die G r e n z e n nach außen geschützt waren, so herrschte

auch im Innern R u h e und W o h l f a h r t ,

und der Reichtum mehrte sich. U n d

doch! Bei allem Glanz und Reichtum fehlte dieser Z e i t das Beste. „ D i e alten G ö t t e r sind e n t t h r o n t . Noch stehen die T e m p e l des Jupiter und des A p o l l o , aber der G l a u b e

ist gewichen, welcher sie einst in Einfalt verehrt

W e n n man sich nicht mit W e l t w e i s h e i t als Ersatz für die Religion

hat."

begnügte, 7

so verehrte man die verschiedenen neuen Gottheiten, die aus Ägypten, Phrygien, Syrien und Persien eingeführt wurden, denn die religiöse Sehnsucht war stark. War nicht das Christentum die Erfüllung dieser Sehnsucht? Verlangte nicht die Welt nach dem Weltheiland? Paulus hat recht: „Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn." Trotzdem wurden die Christen, mit ihrer Frohbotschaft weithin im Römischen Reiche gehaßt. Warum war man gegen die Christen so wenig duldsam, wo Rom aus politischer Klugheit sonst gegen die Völker seines Riesenreicfaes so viel Duldung in religiöser Hinsicht übte? Gewiß, solange in den Augen der Römer das Christentum als jüdische Sekte gelten konnte, hatte es teil an der den Juden gewährten Religionsfreiheit. Das mußte anders werden, als die Römer allmählich, besonders aus dem Haß der Juden, erkannten, daß die christliche Religion eben etwas Neues sein müsse. Nunmehr war es aus mit dem Zustand der Duldung.

2. Die

Verfolgungsgründe Religiöse

Man hielt die Christen für gottlos. Sie verehrten nicht die heidnischen Gottheiten, besaßen weder Tempel noch Götterbilder und brachten keine Opfer dar. Ein Gottesdienst ohne Bilder, ohne Altäre, ohne Tempel, die geistige Verehrung eines unsichtbaren Gottes ist dem Heiden Celsus völlig unverständlich: „Ihren Gott kann man weder zeigen noch sehen." Darum schrie die heidnische Volkswut: Hinweg mit den Atheistenl Ihre Gottlosigkeit ist an allem Unglück schuld, das die Götter als Strafe über Stadt und Land verhängen. Mit einem gewissen Spott schreibt der christliche Schriftsteller Tertullian um 200: „Wenn der Tiber bis an die Stadtmauern steigt, wenn der Nil die Gefilde nicht überflutet, wenn die Himmelstore verschlossen sind, daß es nicht regnet, wenn die Erde bebt, wenn Hungersnot und Seuche ausbricht, sogleich heißt es: Christianos ad leoneml V o r die Löwen mit den Christen I Ich bitte euch, wie viele Unglücksfälle haben nicht schon vor Tiberius (d. h. bevor es eine Christenheit gab) den Erdkreis und die Städte betroffen!"

Politische Waren die Christen Verächter der Staatsgötter, so waren sie nach der Meinung des römischen Volkes zugleich Feinde des Staates, Feinde des Vaterlandes. Das schloß man auch daraus, daß sich die Christen von allen öffentlichen Festen zurückzogen. Man sah sie nicht im Theater, man sah sie nicht im Zirkus. Die göttliche Verehrung des Kaisers machten sie nicht mit, indem sie weder seinem Bilde Weihrauch streuten, noch bei seinem Namen schworen oder gar zu ihm beteten. Ob ihre Verteidigung Eindruck machte bei den Heiden: „Wir beten f ü r den Kaiser, nicht z u ihm" (Tertullian)? Ja, was konnte wohl den Christen überhaupt das Römerreich und die ganze Welt 8

bedeuten, wo sie doch auf den Untergang dieser Welt hofften und vom Kommen des Reiches Christi redeten und weder für Staatsämter noch Kriegsdienst zu haben waren? Wahrhaftig, verdienten sie nicht den Vorwurf eines „trägen Geschlechtes, unbrauchbar und untätig in Staatsgesdiäften", ja mehr noch: beseelte sie nicht „Haß gegen das Menschengeschlecht", wie Tacitus berichtet? Sittliche Zu diesen Vorwürfen kamen Verleumdungen. Man verdächtigte die Abendmahlsfeiern der Christen durch die Beschuldigung, es würden Kinder dabei geschlachtet, Menschenblut getrunken, Menschenfleisch verzehrt. Persönliche Audi persönliche Gründe mögen zuweilen die Ursache von Verfolgungen gewesen sein. Man wollte sich etwa des unangenehmen Konkurrenten oder des verhaßten

Gegners

entledigen

oder

Macht,

Ansehen

und

Einkünfte

sichern, für die besonders die heidnischen Priester fürchten mußten. Wenn das Christentum Staatsverbrechen und Majestätsbeleidigung war, so war die Zugehörigkeit zu ihm vom Standpunkte des römischen Staates aus strafbar. 3. Die einzelnen

Verfolgungen

Man hat drei Abschnitte bei den Verfolgungen zu unterscheiden: die Zeit der Verfolgungen aus persönlicher Despotenwillkür (bis um 100), die Zeit der Christenprozesse (um 100—250), die Zeit der planmäßigen und allgemeinen Verfolgungen (250—311). B i s um

100

N e r o (54—68), ein grausamer Tyrann, war der erste Kaiser, der die Christen verfolgte. Diese erste Verfolgung im Jahre 64 beschränkte sich jedoch auf die Christen der Welthauptstadt. Den Anlaß gab eine furchtbare Feuersbrunst, die neun Tage lang in Rom wütete und von vierzehn Stadtteilen nur vier verschonte, drei ganz, sieben zum Teil niederlegte. Das Gerücht, der Kaiser selbst sei der Brandstifter, wollte deswegen nicht verstummen, weil der Brand nach sechstägigem Wüten auf dem Grundstück eines kaiserlichen Ministers von neuem ausbrach. Um diesen Verdacht zum Schweigen zu bringen und die Volkswut von sich auf andere abzulenken, scheute Nero sich nicht, die Christen als die Schuldigen hinzustellen. Der Römer Tacitus berichtet uns in seinen Annalen (Jahrbücher) folgendes über die Grausamkeiten der neronischen Verfolgung: „Mit den Todgeweihten trieb man noch Spott: sie wurden entweder in Tierfelle eingenäht, damit sie, von Hunden zerfleischt, umkämen, oder ans Kreuz geschlagen oder zum Feuertode bestimmt, damit sie beim Einbrüche der Nacht als Fadceln zur Beleuchtung dienten. Nero hatte seine eigenen Parkanlagen für dieses Schauspiel zur Verfügung gestellt und verband öffentliche Spiele damit; in der Tracht eines Wagenlenkers mischte er sich unter das Volk oder fuhr auf seinem Rennwagen."

9

Auf diese erste V e r f o l g u n g f o l g t e n r u h i g e r e Z e i t e n . Erst u n t e r der und

mißtrauischen

Regierung

stigere Verhältnisse

D o m i t i a n s

(81—96)

sind

wieder

harten ungün-

eingetreten.

Zwei V e r w a n d t e Christi ließ der Kaiser nadi Rom bringen, offenbar nur aus Verdachtsgründen politischer A r t . Da ihre schwieligen Hände sie als arme Leute erk e n n e n ließen, wurden sie wieder freigelassen. Dagegen wurden Glieder der kaiserlichen Familie wegen ,.Atheismus" auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur christlichen Gemeinde verurteilt (T. Flavius Clemens und Domitilla). Z w i s c h e n

100

und

250

A m E n d e d e s 1. J a h r h u n d e r t s w u r d e d i e F r a g e b r e n n e n d f ü r d e n r ö m i s c h e n S t a a t , w e l c h e M a ß n a h m e n e r g e g e n d a s sich i m m e r w e i t e r a u s b r e i t e n d e , b i s h e r im S c h a t t e n d e r e r l a u b t e n j ü d i s c h e n R e l i g i o n l e b e n d e C h r i s t e n t u m e r g r e i f e n s o l l e . Eine e r s t m a l i g e E n t s c h e i d u n g t r a f K a i s e r T r a j a n auf e i n e A n f r a g e d e s S t a t t h a l t e r s P l i n i u s v o n

( 9 8 — 1 1 7 ) . Sie e r f o l g t e

Bithynien.

Die A n t w o r t des Kaisers l a u t e t e : „Das Verfahren, mein lieber Plinius, das du bei der Untersuchung derer, die dir als Christen angezeigt worden waren, eingeschlagen hast, ist richtig. Es läßt sich nämlich darüber nicht für alle Fälle eine bestimmte Form des Verfahrens festsetzen. Aufsuchen soll man sie n i c h t ; werden sie angezeigt und ü b e r f ü h r t , so soll man sie bestrafen, doch so, daß, wer leugnet ein Christ zu sein u n d dies durch die T a t beweist, nämlich durch A n r u f u n g unsrer G ö t t e r , um seiner Reue willen Verzeihung erlangt, wenn er auch in bezug auf seine Vergangenheit verdächtig ist. Namenlose Anklageschriften aber dürfen bei keiner gerichtlichen Entscheidung zugelassen werden, denn das wäre ein schlechtes Beispiel und unsres Zeitgeistes nicht würdig." Der

Erlaß des T r a j a n h a t t e

das Gute, der bisherigen W i l l k ü r

der

Statt-

h a l t e r z u s t e u e r n ; er w u r d e b i s D e c i u s f ü r d a s V o r g e h e n g e g e n d i e C h r i s t e n maßgebend.

Aber

das g e h t k l a r aus d e m

bekennen, heißt dem Martyrium

Der Circus maximus

10

verfallen

in Rom, Schauplatz

Schreiben

h e r v o r : Sich als

Christ

sein.

des Mättyiettodes

ungezählter

Christen

Zwei Bischöfe, die noch persönliche Beziehungen zu den Aposteln verbanden, wurden u n t e r T r a j a n M ä r t y r e r : 1. Der hochbetagte Bischof S y m e o n v o n Jerusalem, ein V e r w a n d t e r Jesu, erlitt wie dieser Geißelung und Kreuzigungstod. 2. Der f r o m m e Bischof I g n a t i u s von Antiochien wurde, dem Apostel Paulus gleidi, gefesselt nach Rom gebracht. D o r t wurde er wilden Tieren v o r g e w o r f e n . Auf seiner letzten Reise schrieb er an christliehe Gemeinden sieben Briefe, die uns erhalten geblieben sind. In dem an die Christen v o n Rom b i t t e t er: „Erzeigt mir kein unzeitiges W o h l w o l l e n ! Laßt mich der wilden Tiere Fraß sein! Brüder, hindert midi nicht zu leben! Laßt mich reines Licht e m p f a n g e n ! D o r t angekommen, werde i & Mensch sein; erlaubt mir, ein Nachbar des Leidens meines G o t t e s zu sein!" U n g e f ä h r ein Meraschenalter später (um 15 5) war es auch dem Bischof P o l y k a r p von Smyrna, dem Schüler des Apostels Johannes, beschieden, s t a n d h a f t den Flammentod zu sterben. Vergeblich h a t t e ihn der Statthalter zum Abfall zu bewegen versucht. Er weigerte sich, beim Kaiser zu schwören und Christus zu fluchen, d e n n : „Sechsundachtzig Jahre sind's, daß ich Christo diene. Er hat mir nie etwas Böses getan. Wie k ö n n t e ich ihm fluchen, meinem König, meinem Heiland?"

Mark

Aurel

Trajan

Unter dem sonst so edlen und tapferen Kaiser M a r k A u r e l (161—180), dem philosophischen Kaiser, verschärften sich die Maßnahmen gegen die Christen. Trajans Anordnungen wurden weit überboten. Es wurde angeordnet, daß die Christen aufzusuchen seien und ihre Angeber das Vermögen der Hingerichteten erhalten sollten. Man kann sich denken, wie unheilvoll sich diese Bestimmung auswirkte. J u s t i n d e r M ä r t y r e r , in Sichern geboren, ehedem heidnischer, später christlidier Wanderphilosoph, der in einer „ A p o l o g i e " das Christentum mutig in Schutz n a h m wurde um 165 angezeigt und in Rom hingerichtet. Schwere Tage kamen für die Christen in Kleinasien u n d Gallien. Der durch Mißwachs u n d Seuchen aufgepeitschte Volkshaß gegen die Christen veranlaßte die Behörden zum grausamsten Vorgehen. In Lyon t o b t e die Verfolgung am heftigsten. In einem Rundbrief der Gemeinde an die kleinasiatischen Christen heißt es: „Die G r ö ß e der hiesigen Drangsale, die Wut der Heiden gegen die Heiligen, die entsetzlichen Leiden, die die seligen Märtyrer auszuhalten haben, lassen sich bis in alle Einzelheiten gar nicht beschreiben." Man begnügte sich nicht mit ausgesuchten Q u a l e n der Lebenden, man v e r h ö h n t e auch noch die Leichname, verbrannte sie, streute die Asche in die Rhone, „damit auch kein Rest mehr auf Erden von ihnen zu sehen sei", und rief: Sie sollen auch keine Hoffnung der A u f e r s t e h u n g haben. U

Aus der Zahl der Märtyrer unter Mark Aurel sind zwei hervorzuheben: der neunzigjährige Bischof P o t h i n u s erlag den Leiden des Kerkers, ein fünfzehnjähriger Knabe P o n t i k u s den Martern. Besonderen Heldenmut bewies eine jugendlich zarte Sklavin B l a n d i n a . Der Bericht über ihr Martyrium sagt: „Nachdem sie die Geißelhiebe, die wilden Tiere, den glühenden eisernen Stuhl kennengelernt hatte, wurde sie zuletzt in ein Fischernetz gelegt und einem Stier vorgeworfen und, nachdem sie oft genug von dem Tier emporgeschleudert worden war, wurde auch sie getötet." Allen Schmähungen und Folterungen zum Trotz blieb sie bei dem freudigen Bekenntnis: „Ich bin eine Christin und unter uns geschieht nichts Böses."

Nach Mark Aurel folgte eine längere Zeit des Friedens und damit der äußeren Ausbreitung und der Festigung des inneren Ausbaus der Kirche. Nun gab es ja bereits eine „katholische" Kirche, d. h. eine Zusammenfassung der einzelnen Gemeinden zu einem festgefügten Ganzen. Das hatte sich so vom 2. Jahrhundert ab entwickelt. Ein Dreifaches verband die einzelnen Gemeinden: 1. e i n e Verfassung; an der Spitze jeder Gemeinde stand der Bisdiof, 2. dieselbe Sammlung heiliger Schriften (Kanon), 3. eine kurze Zusammenfassung ihres Glaubens (Glaubensregel). Die Zeit des Friedens (bis 250) wurde unterbrochen durch eine Verfolgung unter S e p t i m i u s S e v e r u s (193—211). Sie tobte vor allem in Nordafrika und Ägypten. In Karthago bewährten zwei Frauen, die junge vornehme P e r p e t u a und die einfädle Sklavin F e l i c i t a s , gleiche Standhaftigkeit und Treue. Perpetua ließ sich auch durch die flehentlichen Bitten ihres heidnischen Vaters nicht dazu bringen, ihren Glauben zu verleugnen. Zuerst den Hörnern einer wilden Kuh vorgeworfen, erhielt sie schließlich vom Henker den Gnadenstoß. Eine Sklavin P o t a m i ä n a wurde mit ihrer Mutter M a r c e l l a langsam in siedendes Pech eingetaucht. Der Soldat, der sie zum Tode führte, bekannte sich selbst zum Christentum und wurde enthauptet.

Von Kaiser A l e x a n d e r S e v e r u s (222—235) wird erzählt, er habe nicht nur Sprüche Christi an die Wände seines Palastes schreiben, sondern auch die Büste Christi in seiner Hauskapelle aufstellen lassen. Von dem Kaiser P h i l i p p u s A r a b s (244—249) ging sogar die Rede, er sei selbst Christ. Von250bis311 Aber mit einem Schlage war es aus mit der Duldung. Das Jahr 250 bedeutete einen Wendepunkt. Jetzt begann der Entscheidungskampf. Zum erstenmal kam es zu einer planmäßigen Verfolgung über das ganze Reich hin. Es war die Verfolgung von D e c i u s (249—251) und V a l e r i a n (253—260). Was bewog die Kaiser zu solchem Vorgehen? Im Jahre 248 feierten die Römer das Jubelfest des tausendjährigen Bestandes des Römischen Reiches. Hoch gingen die Wogen der nationalen Begeisterung. Man erinnerte sich dabei der alten Götter, der freundlichen Schützer der Nation. Als Männer von altrömischen „Schrot und Korn" wollten diese Kaiser altrömische Sitte, altrömische Tugend, altrömische Frömmigkeit neu beleben und auf diese Weise den gefährdeten römischen Staat nach innen und außen kräftigen. Stand solchem Bestreben nicht die Kirche im Wege? Sie war eine starke Macht, dafür waren diesen Kaisern die Augen aufgegangen. Es schien ihnen nichts anderes 12

übrig zu bleiben, als mit allen M i t t e l n der Gewalt diese Kirche zu vernichten. Sonst, glaubten sie, sei der römisdie Staat verloren. D a h e r erließ D e c i u s im Jahre 2 5 0 den Befehl, alle Christen sollten unter A n w e n d u n g der schärfsten M i t t e l zum O p f e r gezwungen werden. Auf die Bischöfe als Führer der G e m e i n d e n h a t t e m a n es besonders abgesehen. Diese plötzlich hereinbrechende V e r f o l g u n g h a t t e schlimme Folgen in den an R u h e g e w ö h n t e n Gemeinden. Eine große A n z a h l Christen fiel o h n e allen W i d e r s t a n d ab; andere ließen sich durch D r o h u n g e n

oder

Mißhandlungen

zum O p f e r n oder Räuchern b e w e g e n ; wieder andere verschafften sich durch Bestechung

eine Opferbescheinigung. Auch sie w u r d e n v o n der Kirche als

Gefallene angesehen. Aber es b e w ä h r t e sich in der Z e i t der Drangsal auch k ü h n e r Z e u g e n m u t u n d christliche Fürsorge für G e f a n g e n e u n d Leidende. A n d e n Folgen der M i ß handlungen

starb damals O r i g e n e s ,

der b e r ü h m t e s t e Kirchenlehrer

seiner

Zeit. Nach kurzer Unterbrechung n a h m die V e r f o l g u n g unter V a 1 e r i a n ihren Fortgang. Er b e f a h l die sofortige Hinrichtung aller Bischöfe, Priester

und

D i a k o n e n , die nicht opfern wollten. A u d i v e r b o t er die V e r s a m m l u n g

von

Christen in den K a t a k o m b e n (unterirdische G r a b s t ä t t e n der Christen). Die Gemeinde von Karthago verlor wie viele andere ihren Bischof. Er hieß Cyprian. In Rom wurde der Legende nach der Diakon Laurentius auf glühendem Roste gemartert. Er soll auf den Befehl des geldgierigen Statthalters, die Schätze der Kirche herauszugeben, die Kranken und Armen der Gemeinde hergeholt und sie als die Schätze der Kirche vorgestellt haben. Aus Wut hierüber habe der Statthalter so grausame Rache am Laurentius vollziehen lassen.

T r o t z allem war die Decisch-Valerianische V e r f o l g u n g ein Schlag ins W a s ser. V o n 2 6 0 an e r f r e u t e sich die Kirche einer vierzigjährigen Friedenszeit; die Kaiser waren zu sehr durch die furchtbare Z e r r ü t t u n g des Reiches in Anspruch g e n o m m e n . bäude,

Damals e n t s t a n d e n

nachdem bis dahin

die Christen

die ersten gottesdienstlichen in Privathäusern

sich

Ge-

versammelt

h a t t e n . A m Ende der Friedenszeit war mindestens der zehnte, vielleicht schon der sechste Teil der U n t e r t a n e n christlich. In den höchsten Kreisen der Beamtenschaft u n d der Armee h a t t e das C h r i s t e n t u m D e n letzten, aber ebenfalls vergeblichen

Kampf

Anhänger. gegen das

einen Kampf auf Leben u n d T o d , f ü h r t e Kaiser D i o k l e t i a n

Christentum, (284—305).

Er war, von niedriger Herkunft stammend, ein tapferer Krieger und großer Staatsmann. Dem römischen Reiche gab er eine neue Verfassung mit heidnisch-religiöser Grundlage. Das Christentum lehnte er ab; und doch zögerte er, beeinflußt von seiner Gemahlin und Tcditer, die beide dem Christentum zugetan waren, achtzehn Jahre lang, den Kampf zu beginnen. Der Ausgang schien ihm ungewiß; das Christentum war noch aus jed:r Verfolgung gekräftigt hervorgegangen.

Diokletians

fanatischer Schwiegersohn

und

Mitkaiser

G a 1 e r i u s,

das

H a u p t der christenfeindlichen H o f p a r t e i , vermochte aber schließlich bei dem a l t e r n d e n Kaiser ein Edikt gegen die Christen durchzusetzen, indem die Z e r störung der Kirchen u n d V e r b r e n n u n g der heiligen Schriften angeordnet w u r den. Auf diese W i i s e sollten die Christen der Möglichkeit, sich zu versammeln 13

und zu erbauen, beraubt werden. Die große Kirche zu Nikomedien gegenüber dem Palast des Kaisers wurde als erste zerstört (303). Die höheren Beamten sollten als Christen ihre Stellung, die unteren die Freiheit verlieren. Noch war kein Blut geflossen. Aber vier weitere, immer schärfere Edikte folgten. Durch ihre Ausführung wurden alle bisherigen Verfolgungen an Ausdehnung, Grausamkeit und Dauer übertroffen. Als Diokletian, krank und von Gewissensbissen gequält, der von ihm gegebenen Verfassung entsprechend 305 abdankte, loderten im Osten des Reiches unter Galerius die Scheiterhaufen noch stärker empor. Auch verübte man grausame Verstümmelungen an Christen. Sechs Jahre lang wütete schon der Vernichtungskampf des Galerius; schließlich erkannte er, daß die Ausrottung des Christentums aussichtslos sei. Eine schwere Erkrankung mag die Umstimmung des Kaisers mitbewirkt haben. Als Sterbender erließ er 311 ein gewundenes Duldungsedikt. Die Christen durften ihre Kirchen wieder aufbauen und ihre Gottesdienste wieder abhalten. Die letzte Verfolgung war zu Ende gegangen. Das Christentum hatte standgehalten.

I I I . D e r Sieg des C h r i s t e n t u m s 1. Kaiset

Konstantin

(306—331)

Die Geschichte hat Konstantin den Beinamen: der Große gegeben. Warum? Weil

er dem Christentum

Anerkennung

verschaffte

im römischen Staate.

Schon sein Vater Konstantius Chlorus, der Unterkaiser des Westens zu Diokletians Zeiten, regierte christenfreoindlich. Nach dem Tode des Vaters wurde Konstantin von den Soldaten zum Kaiser ausgerufen. Kühn überschritt er mit geringer Streitmacht die Alpen. Vor den Toren Roms an der milvischen Brücke besiegte

er seinen

Nebenbuhler

Maxentius.

In diesem

Kampfe

hatte Konstantin das Kreuz zu seinem Fahnenzeichen gemacht, den NamensSoldaten zum Schildzeichen gegeben. Der Kirchengeschichtschreiber Eusebius berichtet von einem besonders merkwürdigen Gesicht des Kaisers vor der Entscheidungsschlacht, das ihn zusammen mit einem Traum bewogen haben soll, sich für den Christengott zu entscheiden. Er soll über der untergehenden Sonne ein feuriges Kreuz mit der Inschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen" gesehen haben. Konstantin erkannte klar die Macht und Bedeutung der christlichen Kirche und gebrauchte sie für seine Zwecke. Gemeinsam mit seinem Schwager L i c i n i u s , dem baldigen Alleinherrscher des Morgenlandes, erließ er 313 das M a i l ä n d e r T o l e r a n z e d i k t . Darin wurde den Christen Religionsfreiheit zugestanden und die unverzügliche Rückgabe der eingezogenen Güter angeordnet. Die derzeitigen Besitzer sollten auf Staatskosten entschädigt werden. Welch eine Wandlung im Vergleich zur bisherigen Haltung der römischen Kaiser!

Nun ist das Christentum keine verbotene

oder nur geduldete Gemeinschaft mehr, es i6t als gleichberechtigt mit dem 14

Heidentum

im

römischen

Staat

anerkannt. Während aber Konstantin immer offenkundiger das Christentum begünstigte, tratLicinius immer mehr auf die Seite des Heidentums. Es kam zwischen beiden zur Waffenentscheidung, damit

zugleich

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Entscheidung zwischen Christentum und Heidentum. Bischöfe begleiteten Konstantin ins Feld, priester

den

Licinius.

unterlag

und wurde

Opfer-

Letzterer

später

hin-

gerichtet. Konstantin war nunmehr seit 324 Alleinherrscher. Wenn er auch

nicht

das Christentum

Ii! WSkSM

zur

alleinigen Staatsreligion erhob, so machte er es doch zur bevorzugten Religionsgemeinschaft. Die

hohen

und wichtigsten Staatsstellen wurden

mit

Kirchen

Christen mit

besetzt,

reichlichem

die

Grund-

besitz ausgestattet. Die Geistlichen

E IHElliPse b m Kaiser

Konstantin

erhielten Steuerfreiheit, die Bischöfe schiedsrichterliche Gewalt. Die christliche Sonntagsfeier wurde durch ein Staatsgesetz geschützt. Aus Staatsklugheit behielt Konstantin die mit der Kaiserwürde herkömmlicherweise verbundene Würde des heidnischen Oberpriesters (Pontifex maximus) bei. Allmählich traf er aber sogar Maßnahmen, welche die heidnischen Gottesdienste beschränkten. Dem Reich gab Konstantin in Byzanz eine neue Hauptstadt, das ,,neue R o m " , später nach ihm „Konstantinopel"

genannt. Ihr sollten nicht heid-

nische Tempel, sondern christliche Kirchen Glanz verleihen. Politische Gründe vor allem waren für Konstantins Stellung zum Christentum maßgebend. Doch hatte er von jeher eine Neigung zur Lehre von dem einen G o t t und näherte sich infolgedessen in steigendem Maße dem Christentum. Persönlich trat er erst am Ende seines Lebens zu ihm über; auf dem Sterbebette ließ er sich schließlich taufen. Sein Leben weist leider manch unchristliche T a t auf (Hinrichtung seines Schwagers, seines ältesten Sohnes und seiner zweiten Gemahlin). Dank der kaiserlichen Begünstigung

nahm die Kirche einen großartigen

äußeren Aufschwung. Prachtvolle Kirchenbauten entstanden jetzt allenthalben (Basilikenstil).

Nun

nicht aus innerster

strömten

die Massen

Überzeugung,

sondern

zum

Christentum, freilich meist

um der mannigfachen

Vorteile

willen, die jetzt das Christsein mit sich bradite. Dadurch sank die frühere Strenge und Reinheit sittlicher Lebensführung. Die Kirche war durch das Wohlwollen des Kaisers schnell zur Macht gelangt, aber sie verlor dabei ihre bisherige völlige Unabhängigkeit. Dsr Kaiser besetzte kirchlich wichtige Stellen und gab Kirchengesetze. Er beherrschte die Kirche. Das zeigt sich vor allem auch auf der ersten allgemeinen Kirdienversammlung (Konzil). Der Kaiser Konstantin hatte sie einberufen, er hat sie geleitet, er hat die Entscheidung herbeigeführt. Es handelte sich auf dem Konzil um die große Frage, die besonders die Kirche des 4. Jahrhunderts bewegte, die Frage nach der Gottheit Christi. Darüber war ein Streit in der Kirche ausgebrochen, der ihre Einheit zu spalten und damit auch dem Reich zu schaden drohte. Darum griff der Kaiser ein, indem er im Jahr 325 ein Konzil nach Nicäa in Kleinasien berief. Der Hauptvertreter der einen Ansicht war A r i u s, der der andern A t h a n a s i u s . Arius war Presbyter, Athanasius Diakon, später Bischof in Alexandria. A r i u s lehrte im Gegensatz zu Athanasius: Jesus ist dem Wesen Gottes nur ä h n l i c h ,

nicht

gleich,

er ist nicht als wahrer Gott von Ewig-

keit geboren, sondern als erstes Geschöpf vor der Welt von Gott geschaffen, also ein Mittelwesen zwischen Gott und Mensch. Dagegen behauptete Athanasius die volle Gottheit Christi. Nur vermöge dieser göttlichen Natur habe er die menschliche zum unsterblichen Wesen erlösen können. Arius ließ sich bei seiner Lehre stark von wissenschaftlichen Erwägungen leiten, Athanasius ausschließlich von religiösen. Das Konzil von Nicäa verurteilte die Lehre des Arius. Der Kaiser verbannte ihn, wechselte aber bald seine Meinung und verbannte daraufhin Athanasius nach Trier. Später wurde er noch viermal verbannt. Zu Athanasius hielt das Abendland, das Morgenland weithin zu Arius. Erst das zweite allgemeine (ökumenische) Konzil zu Konstantinopel (381) brachte den Streit zum Abschluß und führte die allgemeine Anerkennung des gemilderten athanasianischein Standpunktes herbei. Vom heiligen Geiste wurde ebenfalls die volle Gottheit behauptet (Dreieinigkeits- oder Trinitätslehre). Nach den beiden Synoden von Nicäa und Konstantinopel trägt das Glaubensbekenntnis seinen Namen, das in den evangelischen Kirdien manchmal an hohen Festen, vor allem aber in der orientalischen und in der römisdi-katholisdien Kirche gebraudit wird.

2. Konstantins

Nachfolget

Unter Konstantin war das Heidentum zuletzt nur noch geduldete, in gewissem Sinne sogar schon eingeschränkte Religion. Konstantins Söhne, im Christentum erzogen, gingen einen Schritt weiter. Gesetzliche Unterdrückung des Heidentums erschien ihnen als religiöse Pflicht. Die Opfer wurden bei Todesstrafe verboten, die Schließung der Tempel angeordnet. Wie rasch war der Grundsatz in der Kirche vergessen, „daß auf dem Gebiete der Religion 16

Freiheit herrschen müsse". Wie schnell war aus der verfolgten eine verfolgende Gemeinde geworden! Einen letzten, aber vergeblichen Versudi, das Heidentum wieder zu beleben machte Konstantins Neffe, Kaiser J u l i a n

Apostata,

d. i. der Abtrün-

nige ( 3 6 1 - 3 6 3 ) . Er war christlich erzogen, a b e r die B l u t t a t e n seiner kaiserlichen V e r w a n d t e n

waren

nicht geeignet, ihn für das C h r i s t e n t u m zu b e g e i s t e r n . B e d e u t e n d e heidnisdie

Lehrer

s t ä r k t e n in ihm die V o r l i e b e für das H e i d e n t u m , so daß er heimlich zu ihm ü b e r t r a t . A l s K a i s e r f ü h l t e er sich zur W i e d e r h e r s t e l l u n g schlossenen

heidnischen

Tempel

wieder

öffnen

desselben b e r u f e n . o d e r n e u » errichten.

Er ließ die geDer

christlichen

Kirche n a h m er a l l e V o r r e c h t e . D i e C h r i s t e n e n t l i e ß er aus ihren h o h e n Stellungen. U m das H e i d e n t u m zu v e r e d e l n , suchte er ihm das einzupflanzen, was ihm die S t ä r k e des C h r i s t e n t u m s

zu sein

schien

(Gesang,

Predigt,

Fürsorge für die A r m e n

und

K r a n k e n ) . D a b e i e r l e b t e er b i t t e r e Enttäuschungen m i t seinen A n h ä n g e r n .

Auf einem Kriegszug gegen die Perser verlor der Kaiser das Leben. „Du hast gesiegt, Galiläerl" sollen seine letzten Worte gewesen sein. Bei siegreicher Heimkehr wäre er wohl mit schärferen Maßnahmen gegen das Christentum vorgegangen, aber eine Wiederbelebung des Heidentums wäre ihm doch nicht gelungen. Dessen Untergang war nicht mehr aufzuhalten.

Eine

Weile noch fand es eine Stütze in den vornehmsten Familien Roms und in den philosophisch gebildeten Glaube

unter

Kreisen. Am längsten hielt

der Landbevölkerung

(Bauernreligion).

sich

Die

des Heidentums erfolgte an manchen Orten nidit ohne

heidnischer

Zurückdrängung Gewalttaten

von

Bischöfen, Mönchen und der leidenschaftlich erregten Menge. Bei solchen Zusammenstößen floß auch Blut. Heidnische Tempel wurden zerstört und wertvolle Kunstschätze vernichtet. In A l e x a n d r i a wurde die edle h e i d n i s d i e P h i l o s o p h i n Hypatia v o n einer fanatischen Christenschar

(415)

in die Kirche geschleppt und grausam

getötet.

Manches Heidnische war in die Kirdie eingedrungen; es war nicht mehr allein das ursprüngliche Christentum, das in ihr herrschte. Der Kaiser T h e o d o s i u s

(um 390) vollendete das von Konstantin be-

gonnene und von seinen Söhnen fortgesetzte Werk. Er machte das Christentum zur alleinigen Staatsreligion im Römischen Reich. Heidnische O p f e r und W e i s s a g u n g e n wurden w i e H o c h v e r r a t b e s t r a f t , das Feuer des V e s t a t e m p e l s in R o m erlosch, das delphische O r a k e l wurde geschlossen, die olympischen Spiele wurden

verboten.

Schließlich hob der Kaiser J u s t i n i a n

im Jahre 529 den letzten Stütz-

punkt heidnischer Wissenschaft, die Philosophenschule in Athen, auf und vertrieb die heidnischen Lehrer aus dem Römischen Reiche.

IV. Augustin Augustin

gehört zu den

ernstesten

und tiefsten

Wahrheitsuchern

aller

Zeiten. Er ist der bedeutendste christliche Geist nicht nur seines Jahrhunderts, sondern der lateinischen Welt. Er fußte auf Paulus. Luther verdankte dem Studium Augustins sehr viel. 2

Bock, Kirch.engeschiehte

17

1. Sein Leben Der l e i c h t f e r t i g e

Jüngling

In dem nordafrikanischen Landstädtdien Tagaste (Numidien) wurde Augustin im Jahre 3 54 geboren. Sein Vater Patricius, ein angesehener, aber wenig begüterter Bürger, blieb bis kurz vor seinem Tode Heide, die Mutter Monika dagegen, eine praktisch kluge und geistig bedeutende Frau, war eine fromme Christin. Ihre Liebe gewann schließlich den Gatten für das Christentum und umsorgte den Sohn mit rührender Hingabe. Augustin bekennt von ihr: „Ich vermag nicht zu sagen, wie sie midi liebte." Und doch machte schon der heranwachsende Knabe den Eltern manchen Kummer. In seinen „Bekenntnissen" (Confessiones) redet er schmerzlich, aber ganz offen davon: „ U m spielen zu können, hinterging ich Eltern und Lehrer mit unzähligen kleinen Lügen. Um ein Spiel zu gewinnen, betrog ich o f t ; und doch, wenn ich andre dabei ertappte, wurde ich sehr zornig. — So verblendet war ich, daß idi hätte erröten mögen, wenn meine Kameraden midi für weniger schlimm gehalten hätten als sich selbst. Ja, idi erdichtete eine Menge von Streichen, die ich nie begangen hatte, um nur ihren Beifall zu erhalten." Diese Worte zeigen den Ehrgeiz des Knaben, der gesteigert wurde durdi die ehrgeizigen Pläne des Vaters.

Nach dem Wunsdi des Vaters sollte der begabte Sohn einmal ein berühmter Redner (Rhetor) und glänzender Anwalt werden. Mit dem ersten Unterricht in der Vaterstadt aber war keine Unterweisung im Christentum verbunden. In Karthago besuchte Augustin die Hochschule. Hier gab er sich dem dort üblichen Treiben der Studenten hin und lebte nach den Grundsätzen einer schlaffen Sittlichkeit, die für erlaubt galt. Die Welt mit ihren Vergnügungen gefiel ihm; was ihn im Innersten bewegte, erschien ihm später, an strengen, sittlichen Maßstäben gemessen, als Hochmut und Ehrgeiz. Seine Studien betrieb er aber eifrig. „Schon zeichnete ich mich auf der Rhetorenschule aus, schwelgte in Freude und wuchs an Hochmut." Aber innerlich war er tief unbefriedigt und sehnte sich nach einem Halt. Noch vermochte ihm die Bibel, die er jetzt las, den ersehnten Frieden nicht zu geben, denn: „Ich drang nicht ein in ihren tiefen Sinn, der dem Stolzen nicht einleuchtet und dem Leichtsinnigen sich nicht enthüllt," Tiefen Eindruck machte auf ihn damals die Schrift des Römers Cicero: „Hortensius". Er nahm sich vor, das zu verwirklichen, was er gefunden, und merkte doch immer wieder schmerzlich, daß er nicht ausführte, was er wollte. Er verlangte nach Wahrheit und kam nicht los von Sinnlichkeit und ehrgeizigem Streben. Der u n b e f r i e d i g t e

Wahrheitsucher

Audi der Eintritt in die Sekte der Manichäer mit ihrer Mischung von persischer Religion und christlichem Glauben brachte ihm schließlich nur Enttäuschung, nicht die heißersehnte Wahrheit. „ O Wahrheit, wie stöhnte das Mark meiner Seele nach dir!" Die Erklärung des Ursprungs des Bösen durch die Manichäer gab ihm nicht die Kraft, von der Macht des Bösen loszukommen. Und doch seufzte er unter den Fesseln seiner Leidenschaften und Begierden. 18

Nach Vollendung seiner Studien war Augustin in die Vaterstadt zurüdegekehrt und hatte sich als Lehrer der Beredsamkeit niedergelassen. Was seine Mutter trotz des äußeren Berufserfolges ihres Sohnes angesichts seines innern Seelenzustandes und seines äußeren Lebenswandels litt, offenbaren die Sätze aus den „Bekenntnissen": „Meine fromme Mutter weinte um midi schmerzlicher, als eine Mutter weint an ihres Sohnes Grab. Denn sie sah, daß idi t o t war: aber du, Herr, hast sie erhört. Du gabst ihr A n t w o r t durch einen Bischof, den meine Mutter gebeten hatte, midi einer Unterredung zu würdigen; er sollte mich meines manidiäisdien Irrwahns überführen, mich vom Bösen losreißen. Er aber wollte nicht; ich sei durch Belehrung nödi nicht zu beeinflussen, sei noch zu heftig entflammt für den neuen Reiz der Ketzerei. Doch als sich meine M u t t e r damit nicht beruhigen wollte und ihn immer inständiger bat, rief er fast ärgerlich: ,Laß midi in R u h ! So wahr du lebst, ein Sohn so vieler T r ä n e n kann nicht verloren gehen. Der Mutter aber schien dies ein W o r t des Himmels "

Augustin siedelte, der unablässigen Ermahnung und Beobachtung der Mutter überdrüssig, nach Karthago über. Eine Unterredung mit dem berühmten Manichäerbischof Faustus brach den Zauber, mit dem ihn, den „betrogenen Betrüger", die manichäisdie Wissenschaft neun Jahre gefesselt hatte. Aber der innere- Friede fehlte noch immer. Augustin zweifelte daran, daß er jemals die Wahrheit erkennen werde, ja ob es überhaupt eine Wahrheit gäbe. V o n Karthago zog Augustin, abgestoßen von dem rohen Treiben der Studenten dort, nach Rom. Vergeblich suchte ihn die Mutter davon abzubringen. Sie fürchtete, er werde in der sittenlosen Weltstadt zugrunde gehen. Ohne Abschied entfloh er trotz des Versprechens, die Abfahrt zu verschieben. „Ich belog meine Mutter, solche M u t t e r ! " Sie sah nur noch vom Strande aus das Schiff, das den Sohn in die Ferne entführte. Hatte G o t t so ihre heißen Gebete in der Nacht in der Kapelle am Meer erhört? Jetzt wünschte sie, G o t t möge ihren Sohn lieber auf dem Meere als in den Versuchungen der Weltstadt untergehen lassen. In Rom weilte Augustin nicht lange. Eine schwere Krankheit brachte ihn hier an den Rand des Grabes, aber innerlich umgestimmt hat ihn dieses ernste Erlebnis nicht. In Mailand wurde ihm die Stelle eines Lehrers der Beredsamkeit angeboten. Hier sollte ihm seine Damaskusstunde schlagen, hier sollte der Wahrheitssucher seinen Gott

finden.

„Ich kam nach Mailand zum Bischof Ambrosius. Väterlich nahm er mich auf, und ich gewann ihn schnell lieb, freilich nicht als Lehrer der Wahrheit (die erwartete ich nicht mehr in der Kirche zu finden), sondern weil er so freundlich gegen mich war. Ich hörte nun eifrig seine Vorträge, um seine Redekunst zu beurteilen, ob sie ihrem Rufe entspräche. Seinen Worten lauschte ich voll Spannung. Seine Anmut im Vortrage entzückte mich. Doch, obwohl mir nichts daran lag, von seinem Geiste zu lernen, so senkten sich doch mit der einschmeichelnden Sprache auch die Gedanken in mein Herz." Augustin ließ sich als Katechumene (Taufbewerber) in die Kirche aufnehmen und beschäftigte sich mit den Briefen des Apostels Paulus. Indes auch 2'

19

Weltfreude und Fleischeslust entfalteten noch einmal all ihren

betörenden

Zauber. Dabei wurde aber der Ekel an seinem bisherigen Leben immer heftiger. Doch

seine Bemühungen,

besser zu werden, waren vergebens.

Sein

Wille war noch gebunden. Der

bekehrte

Christ

In dieser qualvollen Stimmung hörte er einst im Gesprädi mit Freunden von zwei Trierer kaiserlichen Beamten, die nach dem Beispiel des Einsiedlers' Antonius (s. S. 23) ihr glänzendes Welt- und Berufsleben aufgegeben hatten und ins Kloster gegangen waren. Das ergriff ihn aufs tiefste. Sich loszureißen vom bisherigen Lebenswandel, das hatte er, der Hochgebildete, trotz seiner Bildung nicht fertig gebracht. Er eilte in den Garten, ganz aufgewühlt von dem Gefühl der eigenen jämmerlichen

Unfähigkeit. „Ich warf midi unter

einen Feigenbaum und ließ den Tränen freien Lauf. Und ich sprach: , 0 Herr, wielange willst du zürnen? Gedenke doch nidit unsrer früheren Missetat! Wie lange noch, o Gott, wie lange noch? Warum endest du nicht in dieser Stunde meine Schmach?' So sprach ich. Mein Herz krampfte sich schmerzlich zusammen. Und da — da hörte ich aus dem Nachbarhause eine Kinderstimme, die in singendem Tone immer wieder sprach: .Nimm und lies!' "

Augustin

nahm diese Stimme als göttlichen Befehl. Mit bebendem Herzen ging er dorthin, wo er die Briefe des Apostels Paulus hatte liegen lassen. „Ich ergriff und öffnete sie und las schweigend den Abschnitt, auf den zuerst meine Augen fielen:

.Lasset uns ehrbarlich wandeln als am Tage, nicht in Schwelgen und

Zechen, nicht in Unzucht und Schande, sondern ziehet an den Herrn Christus!' Ich wollte nicht weiter lesen; es war auch nicht nötig. Wie lichte Gewißheit strömte es bei diesen Worten in mein Herz." Das war die Stunde seiner Bekehrung. Jetzt war die tiefe Sehnsucht gestillt, von der er am Eingange seiner „Bekenntnisse" sagt: „Du hast uns geschaffen mit der Sehnsucht nadi dir und unser Herz ist unruhig, bis es ruhet in d i r ! " Welche Freude, welcher Jubel und Dank gegen G o t t bei der Mutter, die ihrem Sohn nach Mailand nachgezogen war, als sie von diesem Wandel erfuhr! Gott hatte doch ihre Gebete erhört, wenn auch anders, als sie gedacht. Ostern 387 empfing Augustin von dem Bischof Ambrosius die Taufe. Die Stellung in Mailand gab er auf, um mit der Mutter in die Heimat zurückzukehren; sie starb aber schon auf der Heimreise in Ostia. „ W ä h r e n d wir im stillen O s t i a die V o r b e r e i t u n g e n zur Seefahrt trafen, geschah es eines T a g s , daß m e i n e M u t t e r u n d ich allein am F e n s t e r l e h n t e n u n d auf den G a r t e n hinausblickten. W i r s t a n d e n b e i s a m m e n in herzlichem Gespräch. D a sagte die M u t t e r : .Mein Sohn, für m i d i h a t die E r d e n u n keine F r e u d e m e h r . W a s soll ich noch hier? Eines h a b e ich gehofft und um deswillen mich ans L e b e n g e k l a m m e r t : dich als C h r i s t e n zu sehen,

ehe ich h i n w e g

m ü ß t e . N u n h a t es G o t t

reichlich g e w ä h r t ;

ich sehe dich

s t o l z über dem Glücke der Erde als seinen K n e c h t — was will ich n o d i hier?' Tage

später

warf

sie

sich niedergelegt,

im

ein Fieber 56.

aufs

Jahr ihres

Krankenbett.

Lebens



Am

neunten Tag,

ich w a r dreiunddreißig

Jahre

wurde die f r o m m e , reine Seele v o m Leibe erlöst. A n diesem T o t e n b e t t m u ß t e

20

Fünf

nachdem

sie

alt



alles

Klagen und Weinen verstummen, das fühlten wir alle. Sie war so rein, so wahrhaftig im Glauben gewesen — wie sollten wir zweifeln, daß sie lebte."

Der g e l e h r t e

Bischof

Nach einigen Jahren stiller Abgeschiedenheit und wissenschaftlicher Arbeit wurde Augustin zunächst zum Presbyter, dann 395 zum Bischof in Hippo Regius, einer unbedeutenden Hafenstadt an der Nordküste Afrikas, gewählt. Von hier aus wurde er zum Lehrer der gesamten Christenheit. Er starb im Jahre 430, als die Vandalen die Stadt belagerten. 2. Seine Lehre Was Augustin persönlich erfahren hatte, das hat er auch gelehrt. Er hatte ein Doppeltes erlebt: 1. schmerzlich genug die eigene Sündhaftigkeit und volle Unfähigkeit, von sich aus zum Guten zu gelangen, 1. beseligend genug Gottes Gnade, die allein rettet. So lehrte er: 1. Der erste Mensch war ursprünglich frei von Sünde. Aber seitdem er sich für das Böse entschieden, lastet die Erbsünde als Fluch auf der Menschheit. Alle sind davon vergiftet, alle wollen das Böse. Kein Mensch ist davon ausgenommen, k e i n e r i s t f ä h i g z u m G u t e n . 2. N u r G o t t e s G n a d e kann helfen. Sie erwählt, wen sie will ( P r ä d e s t i n a t i o n ) , und wirkt unwiderstehlich in denen, die sie ergreift, den Glauben. Diesen Standpunkt verfocht Augustin siegreich gegenüber dem britischen Mönch P e 1 a g i u s und dessen Anhängern. Pelagius, ohne innere Kämpfe in der ruhigen Beschaulichkeit des Klosters aufgewachsen, leugnete die Erbsünde. Er lehrte: Der Mensch ist auch nach dem Fall Adams sittlich frei; er kann aus eigner Kraft selig werden. Die Anschauung Augustins ist die tiefere, der Wirklichkeit entsprechende, die des Pelagius ist oberflächlich. Wenn Pelagius Recht hätte, was bedeutete dann noch das Erlösungswerk Christi?

Wenn auch der Streit mit der Verurteilung der Lehre des Pelagius endigte, so gelangte schließlich doch in der Kirche nur eine Abschwächung der Lehre Augustins zum Sieg. Dr. Martin Luther hat Augustins Lehre neu entdeckt. Nach Augustin kann man aber der Gnade Gottes nur in der K i r c h e gewiß werden. Sie ist der G o 11 e s s t a a t , das Reich Gottes auf Erden. Ihr steht der weltliche Staat gegenüber. Er ist „der minderwertigere, er muß dem himmlischen Staate dienen." Versagt er sich diesem Dienst, so wird er für Augustin die Verkörperung des Widergöttlichen. Diese Gedanken Augustins spielen später im Kampf zwischen Kaisertum und Papsttum eine große Rolle. Zwei Welten sind in Augustins Lehre vereinigt, eine evangelische und eine katholische. Darum konnte sich Dr. Martin Luther auf Augustin berufen für seine Lehre von der Rechtfertigung aus Gnaden. Und ebenso kann sich heute noch der Katholizismus auf Augustin berufen für seine Behauptung von der alleinseligmachenden Kirche und seine Anschauung von Staat und Kirche. 21

V. Das Mönchtum Der indische Christ und Missionar Sadhu Sundar Singh sagte einmal von uns Christen und unserm Verhältnis zur Welt: „Wir sind in dieser Welt wie kleine Boote. Das Boot ist nur im Wasser nützlich. Dort fährt es den Menschen von einem Strand zum andern. Der Platz des Bootes ist der Fluß und die See. Aber daraus folgt keineswegs, daß das Wasser im Boot sein darf. Das Boot muß im Wasser, aber das Wasser darf nicht im Boot sein." Das Wasser darf nicht ins Boot, die Welt darf nicht in den Christen eindringen; das suchten die Christen, die im 4. Jahrhundert nach den Verfolgungszeiten sich von der Welt zurückzogen, zu beherzigen. Aber das andere haben jene übersehen: Das Boot muß im Wasser sein, d. h. der Christ muß i n der Welt wirken, darf ihr nicht den Rücken kehren, wenn er Salz, Sauerteig sein soll für sie. Der Herr Jesus hat sich nicht von der Welt zurüdegezogen. Er wirkte in ihr. Seine Jünger hat er hinausgesandt in die Welt. In der Bergpredigt sagte er zu ihnen: Ihr seid das Salz der E r d e , ihr seid das Licht der W e l t . In diesem Sinne betrachteten die Christen der ersten Jahrunderte ihre Aufgabe in der Welt. In einem Brief aus dem 2. Jahrhundert wird das Verhältnis der Christen zur Welt folgendermaßen geschildert: „Die Christen unterscheiden sich weder durch Heimat noch durch Sprache noch durdi äußeren Brauch von den übrigen Menschen. Sie wohnen in ihrem Vaterlande, aber nur wie Gäste. Sie sind i m Fleisdi, aber sie leben nidit n a c h dem Fleisdi. Sie weilen auf Erden, aber ihr Bürgerredht ist im Himmel. Was in dem Körper die Seele, das sind in der Welt die Christen."

1. Das morgenländische Asketentum

als

Mönchtum Vorstufe

Es gab schon im 2. Jahrhundert Christen beiderlei Geschlechts, die still und zurückgezogen frommen Übungen lebten. Sie blieben ehelos, fasteten häufig, gaben wohl auch ihren eigenen Besitz auf, sonderten sich aber nicht von der Gemeinde ab. A s k e t e n nannte man sie nach einem griechischen Wort. Solche Entsagung galt aber ursprünglich nicht als besonderes Verdienst oder besondere Heiligkeit. Eremitentum Als aber nach den Verfolgungszeiten viele weltlich Gesinnte in das Christentum einströmten, wurde das anders. Nun galt immer mehr, dem Evangelium zuwider, Askese und Weltflucht als höhere Stufe der Frömmigkeit und Sittlichkeit im Vergleich zum Leben in der Welt. Statt Weltüberwindung war hier Weltflucht Losung unter den ernstgesinnten Christen geworden. Viele verließen die sündige Welt und zogen sich in Einöden zurüdc. Man nannte sie E r e m i t e n , d. i. Einsiedler, auch A n a c h o r e t e n , d. i. Zurückgezogene. Das Einsiedlertum ist die ursprüngliche Form des Mönditums. 22

Ägypten war die Heimat dieser Bewegung und A n t o n i u s

von Koma in

Oberägypten der Vater des christlichen M o n i t u m s . 1 ) Antonius h a t t e einst in der K i r A e das Evangelium vom reichen Jüngling gehört. Daraufhin verteilte er seine Habe den Armen und lebte in der Einöde ein einfaches Leben der Buße. Dreimal nur noch soll er die Wüste verlassen h a b e n : Das eine Mal in der Diokletianischen Verfolgung, um schwache Christen zu stärken, das andre Mal zum Besuch von Einsiedlern am Roten Meere, das dritte Mal zur Schlichtung von Lehrstreitigkeiten in Alexandria. Mit 105 Jahren starb er 356. In seiner Nähe ließen sich andere, seinem Beispiel folgend, nieder. So entstanden Einsiedlerkolonien. Manche von diesen Eremiten begnügten sich nicht mit strengen Fasten- und Gebetsübungen. Sie quälten sich, indem sie sich geißelten oder mit eisernen K e t t e n beluden oder längere Zeit auf einer Säule standen. Der berühmteste unter diesen Säulenheiligen war der Syrer Simeon, der in der Nähe von Antiochia dreißig Jahre auf einer über dreißig Fuß hohen Säule zugebracht haben soll.

Geregeltes

Klosterleben

Den nächsten Schritt vom Einsiedlertum zu einem geregelten Klosterleben tat P a c h o m i u s . Er hat um 320 zu Tabenniöi am Nil das erste Kloster (von latein. claustrum = das Abgeschlossene) gegründet. Außer weiteren Männerklöstern entstanden bald auch Nonnenklöster. 2 ) Jedes Kloster stand unter der Leitung eines Abtes (abbas = Vater) bzw. einer Äbtissin. Dem Abt waren die Mönche zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet. Ihr Leben verlief in Entsagung und Gebet und leichter Arbeit. Audi in Werken helfender Nächstenliebe betätigten sich die Möndie, wenn auch im Morgenlande die Beschaulichkeit immer mehr überwog. Gleiche Kleidung war den Mönchen eigentümlich. Von Ägypten verbreitete sich das Mönditum mit erstaunlicher Schnelligkeit im ganzen Morgenland.

2. Das abendländische

Mönchtum

Im Abendland setzte es sich, vom Osten herüber verpflanzt, langsamer durch. Die Neigung zu einsamem, der Beschaulichkeit gewidmetem Leben ist dem Abendland weniger eigen als dem Orient. So erhielt das Mönditum hier auch ein anderes Gepräge. Der eigentliche Begründer des abendländischen Mönchtums war B e n e d i k t v o n N u r s i a , der zur Zeit der Ostgotenherrschaft in Italien lebte. Ein ehemaliges Heiligtum des Apollo verwandelte er 529 in das berühmte Kloster Monte Cassino (zwischen Rom und Neapel). Die von Benedikt aufgestellte Klosterregel (Benediktinerregel) wurde vorbildlich für alle späteren Ordensregeln. Sie schrieb ein Probejahr (Noviziat) vor, verpflichtete die Mönche zu den drei Klostergelübden ( l . Armut, 2. Ehelosigkeit, 3. Gehorsam gegen den Abt) und gab Vorschriften über Speisen, Fasten und Gebetszeiten. „Müßiggang ist der Feind der Seele; daher J) 2)

Mönch von dem griechischen monachos = Einsiedler. Das W o r t N o n n e stammt aus dem Ägyptischen und bedeutet

soviel wie die

Keusche, Reine.

23

sollen sich die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit beschäftigen und wieder zu bestimmten Zeiten mit heiliger Lektüre." Audi festes Sichniederlassen in einem bestimmten Kloster wurde in der Benediktinerregel gefordert. Damit ist für das abendländische Mönditum zum Unterschied vom morgenländischen klar der Grundsatz des: Bete u n d arbeitel ausgesprochen. Neben körperlicher Betätigung wie Ackerbau hielt auch bald die wissenschaftliche und künstlerische Arbeit ihren Einzug in die Klöster. Das war das Verdienst

Kloster

Tegernsee

Kassiodors, des einstigen Ministers Theodorichs. Während die Mönche des Morgenlandes bei ihrem beschaulichen Leben allzuoft in Trägheit und Bildungsfeindlichkeit versanken, hat das Mönchtum des Abendlandes besonders im Mittelalter großartige Leistungen auf den verschiedensten Gebieten hervorgebracht. Mönche waren es, die das Evangelium in noch heidnische Länder trugen, besonders auch nach Deutschland. W o sie sich niederließen, verwandelten sie wüste Strecken durch Ausrodung der Wälder und Urbarmachung des Landes in fruchttragende Gefilde. Entstand dann um die Mauern des Klosters herum ein Dorf, so lernten die Ansiedler von den Mönchen Ackerbau und Gartenpflege und die verschiedenen Handwerke. In den

Kloster-

schulen erteilte man gelehrten Unterricht, in der innern Schule für die Zöglinge, die später Mönche wurden, in der äußern für die Söhne des Adels. Mit Eifer sammelte man in den Klöstern alte Handschriften und schrieb sie mit großer Kunst und Sorgfalt ab. Später freilich setzte infolge des wachsenden Reichtums der Klöster ein sittlicher

Verfall des Mönchtums ein. Man suchte nun strenge

Reformen

durchzuführen. Solche Bestrebungen gingen besonders im 10. und 11. lahr24

hundert von den zwei französischen Klöstern Cluny und Citeaux aus. Ali auch diese Reformen versagten, sollte die Gründung von Bettelorden, besonders der Franziskaner und Dominikaner, Abhilfe und Besserung schaffen. Die Bettelorden, die sich nur in den Städten ansiedelten, haben besondere Bedeutung für das Papsttum und für die Universitäten erlangt. So groß aber auch die Verdienste des Mönchtunis gewesen sind, es ist selbsterwählte Heiligkeit und Flucht vor einem gottgegebenen irdischen Beruf. Auf göttlichen Befehl kann es sich nicht berufen. Das hat niemand klarer erkannt als der, der selbst durchs Mönch tum hindurchging: unser Dr. Martin Luther.

VI. D a s C h r i s t e n t u m u n t e r den G e r m a n e n Mit der Völkerwanderung beginnt ein neues großes Missionszeitalter der Christenheit: Die Christianisierung der Germanen. Während seit dem 7. Jahrhundert weite Gebiete dem Christentum an den Islam verloren gingen (Syrien, Ägypten, Nordafrika, Teile von Spanien), wandten sich mit den Germanen jugendfrische Völker dem Christentum zu. Rasche Aufnahme fand es bei den wandernden Stämmen; war ja doch mit dem Verlassen der Heimat der alte Götterglaube ins Wanken gekommen. Zäher hielten die in der Heimat gebliebenen Völker des Nordens am alten Glauben fest.

1. Die

Westgoten

Frühzeitig (um 250) hatten die Goten durch christliche Gefangene Kunde vom Christentum erhalten. Der eigentliche Apostel der Westgoten, die damals ihre Wohnsitze an der unteren Donau in Dacien hatten, wurde ihr Bischof U l f i l a um 350. Er hat seinen Landsleuten die Bibel in die gotische Sprache übersetzt. Das Alphabet hatte er sich selbst erst aus römischen und griechischen Buchstaben unter Zuhilfenahme

germanischer Runen

gebildet.

Reste dieser mit Silber- und Goldschrift auf Purpurpergament geschriebenen Übersetzung befinden sich heute in der Bibliothek zu Upsala in Schweden. Von den Westgoten drang der christliche Glaube auch zu den Ostgoten, Vandalen, Suewen, Alanen, Burgundern und Langobarden, und zwar in der arianisdien Gestalt, in der diese selbst ihn erhalten hatten. Der Anfang des gotischen Vaterunsers lautet: A t t a unsar thu in himinam. Veihnai namo thein.

2. Die Der Frankenkönig C h l o d w i g

Franken in Gallien war der erste

germanische

König, der sich nicht dem arianischen, sondern dem katholischen Glauben anschloß. Der Einfluß seiner Gemahlin, einer christlichen burgundischen Prin25

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