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German Pages 80 [116] Year 1914
KÖNIGL. MUSEEN ZU BERLIN
FÜHRER DURCH DIE SAMMLUNG FÜR DEUTSCHE VOLKSKUNDE K L O S T E R S T R A S S E 36 HERAUSGEGEBEN IM AUFTRAGE DES GENERALDIREKTORS
ZWEITE AUFLAGE PREIS 50 PFENNIG
BERLIN 1914 VERLAG GEORG REIMER
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Besuchszeiten: D i e S a m m l u n g ist u n e n t g e l t l i c h W o c h e n t a g s mit A u s n a h m e des
Sonntags
geöffnet:
Montags:
im Sommer von
I O — 4 Uhr,
im Winter
10—3
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u n d an d e n z w e i t e n T a g e n der h o h e n v o n '/2 12—4
Feste:
Uhr
[im D e z e m b e r u n d Januar nur b i s 3 Uhr], Geschlossen Himmelfahrtstag,
ist die S a m m l u n g aip N e u j a h r s t a g , K a r f r e i t a g ,
Bußtag
Feste s o w i e an allen
u n d a n d e n ersten F e i e r t a g e n der h o h e n
Montagen.
Im S e l b s t v e r l a g e des V e r e i n s der S a m m l u n g für deutsche V o l k s k u n d e erschienen: Mitteilungen
aus
dem
Museum
f ü r deutsche
Volkstrachten
und E r z e u g n i s s e des H a u s g e w e r b e s z u Berlin Band Als
I, H e f t I — 7 , Berlin
1897—1901,
B a n d II, H e f t 1 — 2, B e r l i n
1903—1904.
Fortsetzung:
Mitteilungen aus dem Verein der Königlichen S a m m l u n g f ü r deutsche V o l k s k u n d e zu Berlin Band
II, H e f t 3 — 4 , Berlin
1905—1906,
B a n d III, H e f t 1 — 4 ,
1907—1911,
Band I V , Heft 1 — 2 ,
1912—1913.
Heft I des I. B a n d e s ist v e r g r i f f e n . Preis p r o H e f t 0 . 7 5 M .
ÜBERSICHT DER SAMMLUNGEN Seite
Raum
1 a—b. Ostpreußen
5— 7
„
1 a.
„
1 a u. c. Mecklenburg
Pommern
7— 9
„
1 c.
Schleswig-Holstein
10—11
„
1 c.
Vierlande 6 . Hamburg
11—12
9
„
1 d—4. Hannover, ostfriesische Stube
„
3.
Virchow-Stube (Altes Land u. a.)
„
3.
Oldenburg
„ „
4. 4.
Schlesische Stube Vergleichende Handmühlen
12—13 . 14—15 16 15—17
Sammlungen: 17
Geräte zur Landwirtschaft und Viehzucht. 1 7 — 1 8 „
4.
Braunschweig, Hannover
18
„ „
4. 4.
Lippesche Fürstentümer Rheinprovinz
19 20
„
4. 4.
Westfalen Hessen
20—21 21—22
„ „ „
4—5. 6. 5.
Prov. Sachsen Thüringen Vergleichende Kerbhölzer Holzkalender
22—24 23 Sammlungen:
Botenstäbe ,
5—6.
26 27 27
Prov. Brandenburg, Lausitz und Spreewaldstube 24—26. 28—30
6.
Elsaß-Lothringen u. Elsässer Stube
31—33
6—7.
Schweiz, Tirol, Salzburg
33
9.
Schweizer Stube
34
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Übersicht der Sammlungen.
Raum
9.
„ „ „
9. 9. 10. 10.
„
11.
„
12.
„
13.
„
14.
Vergleichende Sammlungen: Seite Beleuchtungsgeräte 34—35 Baden 36—38 Württemberg 38 Bayern 39—42 Vergleichende Sammlungen: Deckengehänge 40 Kultusgeräte 40 Oberösterreichische Bauernstube, Küche und Kammer 42—44 Vergleichende Sammlungen: Spinnen und Weben 45—47 Vergleichende Sammlungen: Votive (Opfer) 47—49 Bauemschmuck 49—60 Spielzeug 50
Vergleichende Sammlungen: Hausmodelle Keramik Bildliche Darstellungen Totenkultus Volksglaube, Volksmedizin u. Volksbrauch Festgeräte und Gebäcke Hochzeit und Taufe Puppen, Haarkämme Hofgebäude. Ausländ. Vergleichs-Sammlungen. Holländische Stube Waagensammlung Lüneburger Stube mit Z u n f t g e r ä t e n .
50—62 63 63 64—66 66—69 69—73 73—74 74 75 76—78 78 79—80
EINLEITUNG. ZUR GESCHICHTE DER
SAMMLUNG.
Im Jahre 1888 trat in Berlin eine kleine A n z a h l von Männern zusammen, um ein »Museum für deutsche Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes« zu gründen. Sie gingen v o n der Tatsache aus, daß die alten Volkstrachten und Geräte sowie der Hausbau nach überlieferter A r t in unserer Zeit immer schneller verschwinden, daß die Jugend der mächtig anschwellenden Städte diese Dinge kaum noch kennen lernt, und so eine wirksame Stütze der Liebe zur Heimat und zum Vaterlande für unser Volk unaufhaltsam verloren geht. Hier wollten jene Männer eingreifen und neben der Pflege des Volkstums in W o r t und T a t auch in der H a u p t s t a d t des Deutschen Reiches eine Gelegenheit schaffen, um allen Kreisen des Volkes ein anschauliches Bild von der Eigenart der deutschen Stämme in T r a c h t und Geräten von o f t eigener Erfindung und Arbeit darzubieten. Sie brachten teils aus privaten Mitteln, teils durch Schenkungen begeisterter Freunde des Volkstums in kurzer Zeit eine ansehnliche Sammlung zusammen, in welcher die meisten Teile des Vaterlandes, freilich sehr ungleich und nicht vollständig, aber doch in guten Mustern, vertreten waren. Der damalige Unterrichtsminister, Herr v o n G o s s l e r , der mit warmer Teilnahme ihr Beginnen aufgenommen hatte, gewährte die leerstehenden Räume der früheren Gewerbe-Akademie zu einer Aufstellung, und so konnte das Museum am 27. Oktober 1889 eröffnet werden. Fuhrer d. d. Samml. f. d. Volkskunde.
I
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Einleitung.
Das Komitee bestand bei der Eröffnung des Museums aus den Herren: Rudolf V i r c h o w als Vorsitzendem, M. B a r t e l s , Adolf B a s t i a n , Louis C a s t a n , Alexander M e y e r C o h n , F . G o e r k e , M. H o l l m a n n , Ulrich J a h n , Jean K e l l e r , G. M i n d e n , William S c h ö n l a n k , W . S c h w a r t z , Albert V o s s , K . W e i n h o l d , Herman W e i s s . Durch den Tod verlor das Komitee Herrn H o l l m a n n ; dagegen traten in dasselbe ein die Herren K r e t s c h m e r , K l e i n w ä c h t e r , W. J o e s t , F r e n t z e l . Unter den Förderern und Gabensspendern der Gründungszeit müssen vorzugsweise erwähnt werden die Herren: Alexander M e y e r C o h n , F . G o e r k e , W . J o e s t , H . K e i b e l , William S c h ö n l a n k und P. E g e r in Berlin; Jakob N o r d h e i m in Hamburg; A . V a s e l in Beierstedt (Braunschweig); W . G r e m p l e r in Breslau; J o e s t in Köln. Größere Sammlungen kamen alsdann an das Museum durch mehrfache Überweisungen des K g l . K u n s t g e w e r b e m u s e u m s in Berlin, enthaltend Trachten und Hausgeräte aus Siebenbürgen und Esthland, sowie neuere Bauerntöpfereien und Küchengerät aus Deutschland. Ferner wurde dem ersten Vorsitzenden des Gründungskomitees, Prof. R u d . V i r c h o w im Jahre 1891 bei Gelegenheit seines 70. Geburtstages von Mitgliedern dieses Vereins eine vortreffliche Sammlung, namentlich von Gegenständen aus Schleswig-Holstein und dem Alten Lande, gewidmet, welche gegenwärtig der Hauptsache nach in der »Virchow-Stube« (Raum 3) aufgestellt ist. Für die Weltausstellung in Chicago hatte sich in Berlin 1892 ein besonderes Komitee unter dem Namen » D e u t s c h - E t h n o g r a p h i s c h e A u s s t e l l u n g « gebildet, welches mit großen Kosten die reichste Sammlung altertümlicher Gegenstände zusammenbrachte, die bis dahin in Deutschland gesehen worden war. Nach dem Schlüsse der Weltausstellung hat das Komitee die ganze Sammlung hierher bringen lassen und dem Museum als Geschenk überwiesen. Durch Stiftung größerer Sammlungen machten sich
Einleitung.
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fernerhin verdient Frl.Bertha B a r t u s c h , Frl. Marie E y s n , Frl. Ida H a h n , Frl. Elsa I s a a c , Frl. M. L e h m a n n F i l h 6 s , Frl. Elisabeth L e m k e , Frl. Julie S c h l e m m , Frau Cäcilie S e i e r und die Herren M. B a r t e l s , B e n d l e r , Eugen B r a c h t , H. L u d w i g , Robert M i e l k e , W. v o n S c h u l e n b u r g , James S i m o n , H. S ö k e l a n d , C. S t r a u c h , J . W e r n e r , F . W e i n i t z , R . W o s s i d l o , durch baukünstlerische Mitarbeit Hr. A. K o e r n e r . S. M. d e r K a i s e r überwies im Jahre 1907 der Sammlung eine ältere neapolitanische große Weihnachtskrippe mit zahlreichen Figuren von künstlerischem Wert zur Aufstellung. Zur Erhaltung und weiteren Vermehrung der Sammlungen hatte sich im Jahre 1891 der V e r e i n f ü r d a s M u s e u m deutscher Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes unter dem Vorsitz von Rudolf V i r c h o w gebildet. Als Schriftführer und langjähriger Museumsverwalter wirkte H. S ö k e l a n d . Ein »Führer durch die Sammlung des Museums« erschien, von den Herren F. W e i n i t z und H ö f t bearbeitet, 1890 in erster, 1895 in zweiter Auflage. Die weitere literarische Verwertung der MuseumsSammlungen wurde seit 1897 vom Vorstande des Vereins durch Herausgabe der » M i t t e i l u n g e n aus dem M u s e u m für deutsche Volkstrachten usw.« eingeleitet, welche seitdem ziemlich regelmäßig in Jahresheften erschienen sind. Am 1. April 1904 wurde der seit Beginn der Sammlungen lebhaft gehegte Wunsch aller hierbei Beteiligten erfüllt und das Museum in Staatsbesitz übernommen. Es erhielt nun den Namen » S a m m l u n g f ü r d e u t s c h e V o l k s k u n d e « , wurde der Generalverwaltung der Königlichen Museen unterstellt und der prähistorischen Abteilung angegliedert. Der Museumsverein blieb bestehen, um den Ausbau der Sammlung auch weiterhin zu fördern, ebenso wird die Veröffentlichung von »Mitteilungen« aus dem Museum durch Mittel des Vereins fortgesetzt. Im Sommer 1906 wurden die Räume der Sammlung um1*
4
Einleitung.
gebaut und erweitert. Nach der Neuaufstellung konnte das Museum anfangs des Jahres 1908 wieder eröffnet werden. Der gleichzeitig neugedruckte Führer durch die Sammlung wird nunmehr durch eine weitere Auflage ersetzt, welche die zahlreichen und z. T. bedeutenden Neuerwerbungen berücksichtigt. Die Aufstellung der Sammlungen ist zum größten Teile in landschaftlicher Aufeinanderfolge angeordnet, und zwar so, daß der r e c h t e F l ü g e l des Gebäudes die Volkstrachten der ost-, nord- und mitteldeutschen Volksstämme einschl. Litauer und Wenden enthält, während der l i n k e F l ü g e l den süddeutschen Stämmen zugewiesen ist. Mit den Trachten ist zugleich in Möbeln und anderem Haus- und Wirtschaftsgerät sowie in den Erzeugnissen des Hausgewerbes ein Bild der äußeren Lebensverhältnisse in dem bäuerlichen Teile jener Stämme gegeben, zuweilen durch ganze Stubeneinrichtungen von besonders eigentümlichem Gepräge. Die Entstehungszeit der meisten Trachten in der Sammlung ist das 19. Jahrhundert; Möbel und Geräte reichen z. T. bis ins 15. Jahrhundert zurück. Als eine Erweiterung des früher nur in geringerem Umfange befolgten Grundsatzes der v e r g l e i c h e n d e n D a r s t e l l u n g ist die Anordnung der Sammlungen in den Räumen 1 2 — 1 4 anzusehen, welche die Hausmodelle sowie Bauernschmuck, Bauerntöpfereien, bäuerliche F a y encen und Gläser, Votive, Kultusgeräte, Festgebäcke und -gerate, Spielzeug, Spinn- und Webegeräte sowie solche Sammlungen enthält, die sich auf Volksglauben und -brauch beziehen. Außerdem sind in verschiedenen Räumen an geeigneten Stellen vergleichende Reihen von Geräten mannigfacher Art zusammengestellt worden, deren Inhalt aus der voranstehenden »Übersicht der Sammlungen« zu ersehen ist. Die Aufstellung im unheizbaren H o f g e b ä u d e ist aus Raummangel in wesentlichen unverändert geblieben. In der sog. Lüneburger Stube wurden alle auf das alte
Raum 1 a—b.
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Zunftwesen bezüglichen, in letzter Zeit wesentlich vermehrten Sammlungen vereinigt. Durch die Hindeloopener S t u b e werden die deutschen Sammlungen in sehr glücklicher Weise in bezug auf den Friesenstamm ergänzt. Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß die aufgestellten Sammlungen hinsichtlich der Volkstracht nur eine Auswahl der wichtigsten und schönsten Teile darstellen, und daß große Bestände davon wegen Platzmangels in Magazinen vorläufig beiseitegelegt werden mußten. Auch mußten viele andere Sammlungen, z. B . die meisten aus Tirol, neuen Erwerbungen weichen, soweit sie nicht in den vergleichenden Zusammenstellungen zur Schau gebracht werden konnten.
RAUM 1 a—b. Der R a u m I enthält in seinen beiden ersten Abteilungen hauptsächlich Sammlungen aus dem deutschen Osten, den Provinzen P r e u ß e n und P o m m e r n , welche im Treiben der Völkerwanderung von ihren germanischen Bewohnern großenteils verlassen, von den nachdringenden Slawen in Besitz genommen und später in langwierigen Kämpfen und zäher Besiedelung der deutschen Herrschaft wieder errungen wurden. Die Bevölkerung dieser Provinzen ist infolge der vielfachen Vermischungen der jeweiligen Eroberer mit den zurückgebliebenen Resten früherer Bevölkerung im allgemeinen nicht von reiner germanischer Eigenart. J e d o c h treten in Mundart und Hausbau hier und da Spuren derjenigen S t ä m m e merklich hervor, welche sich an der Kolonisierung dieser Landesteile hervorragend beteiligt haben, wie die Sachsen und Franken. Neben diesen Sammlungen aus solchen deutschen Bevölkerungen befinden sich hier jene aus einem nicht germanischen Volke, den L i t a u e r n , an der äußersten Nordostgrenze der Provinz Ostpreußen. Die Litauer haben eine eigene sehr altertümliche Sprache, welche
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Raum 1 a—b.
der sog. i n d o g e r m a n i s c h e n G r u p p e a n g e h ö r t . A b e r so wie diese S p r a c h e i m m e r m e h r in P r e u ß e n s c h w i n d e t , i s t a u c h die eigenartige litauische V o l k s t r a c h t in s t e t e m R ü c k g a n g e b e g r i f f e n . Die u m 1890 z u s a m m e n g e b r a c h t e n S a m m l u n g e n litauischer T r a c h t e n im M u s e u m stellen daher einen bereits a u ß e r o r d e n t l i c h seltenen B e s i t z d a r . P o m m e r n ist m i t drei G r u p p e n v o n S a m m l u n g e n v e r t r e t e n , R ü g e n , W e i z a c k e r bei P y r i t z und J a m u n d bei Köslin. A u c h diese V o l k s t r a c h t e n gehören großenteils bereits der V e r g a n g e n h e i t an. D i e eigentlich ebenfalls in diesen R a u m gehörigen S a m m l u n g e n aus Schlesien sind des P l a t z m a n g e l s w e g e n in den R a u m 4 v e r l e g t w o r d e n .
L i n k s v o m E i n g a n g e steht, der engen R a u m v e r h ä l t n i s s e w e g e n v o n den z u g e h ö r i g e n b a y r i s c h e n S a m m l u n g e n auf der anderen H a u s s e i t e abgesondert, der p r ä c h t i g e H o c h z e i t s w a g e n m i t den reich u n d originell b e m a l t e n B a u e r n m ö b e l n v o n 1785 aus der G e g e n d v o n T e g e r n s e e in O b e r b a y e r n . E r f ü h r t uns den in D e u t s c h l a n d w e i t v e r b r e i t e t e n V o l k s b r a u c h der festlichen p r u n k v o l l e n Ü b e r f ü h r u n g des H e i r a t s g u t e s der B r a u t v o r A u g e n . H i n t e n a u f s t e h t der wohlgefüllte Leinenschrank mit selbstgesponnenem Flachs und i m Hause gewebtem Linnen. Auf dem Bettrande u n d an der S c h r a n k h i n t e r w a n d sind die f ü r den H a u s a l t a r , den »Herrgottswinkel« d e r W o h n s t u b e , b e s t i m m t e n S c h n i t zereien u n d Bilder a n g e b r a c h t . (Vgl. Mitteilungen aus d. V e r e i n d. K g l . S a m m l u n g f. deutsche V o l k s k u n d e , I I I . 2. B e r l i n 1909, S. 107.)
Ostpreußen. Schrank 1. Im oberen T e i l e : L i t a u e n (vgl. a u c h den in der N ä h e s t e h e n d e n P u l t s c h r a n k ) . Brauttracht a u s d e m K r e i s e H e y d e k r u g , F r a u e n t r a c h t aus dem K r e i s e M e m e l . D a r ü b e r eine S t r o h k r o n e ( E r n t e - oder S c h m u c k k r o n e ) . R e c h t s das a l t l i t a u i s c h e N a t i o n a l s a i t e n i n s t r u m e n t ( k a n k l e s ) , letzteres a u s R u s s i s c h - L i t a u e n
Raum 1 a—b.
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stammend. In der Mitte G u r t b ä n d e r , von den Litauerinnen selbst gewebt und z. T. mit Inschriften versehen, welche aus den nationalen Volksliedern (dainos) entnommen sind. Darunter eine nicht mehr getragene F r a u e n h a u b e aus dem Kr. Memel. Verschiedene eigenartige Trachtenteile, wie gesticktes K o p f t u c h , reich gesticktes F r a u e n h e m d , alter F r a u e n r o c k in Tuchform (margine), B r a u t t a s c h e n t u c h , F r a u e n p e l z j a c k e und eigenartig gemusterte W o l l h a n d s c h u h e . Viele von den im Museum befindlichen lit. Trachtenteilen wurden seinerzeit zum feierlichen Empfange König Friedrich Wilhelms IV. angefertigt. Neben der Brauttracht ein H o c h z e i t s g e s c h e n k b ü n d e l , bestehend aus Männerhemd, Handschuhen, Handtuch nebst Gurtband, welches die Braut an Hochzeitsgäste zu verschenken pflegte. Daneben einiges Hausgerät und ein Paar aus Lindenbast geflochtene S a n d a l e n . Im unteren Schrankteile: Ü b r i g e s O s t p r e u ß e n . E r m l ä n d i s c h e , reich mit Gold und Silber bestickte F r a u e n h a u b e n , Geschirre und Hausgeräte. Wandnische neben Schrank I links: L i t a u e n . Bemalter K ü c h e n s c h r a n k , bemalte T r u h e , Stuhl, Hängewiege, Haussegen in lit. Sprache, B i b e l b r e t t , W a l k b r e t t , H a n d t u c h h a l t e r , altertümliche M u s i k i n s t r u m e n t e , L i c h t e r k r o n e n aus Holz und Schmiedeeisen. G i e b e l v e r z i e r u n g von einem lit. Fischerhause in Mellneraggen bei Memel. Reich geschnitzte und bemalte B o o t s w i m p e l vom Kurischen Haff. Außerdem daneben eine S c h a l m e i (trumba) aus Masuren. Modelle bäuerlicher S e i l e r g e r ä t e (sog. Reepschläger) aus der Gegend von Tilsit. Pommern. Schrank 1. M ö n c h g u t auf R ü g e n : F r a u e n t r a c h t für Erwachsene, M ä d c h e n t r a c h t für freudige Gelegenheiten, B r a u t t r a c h t , B r ä u t i g a m s t r a c h t (Trauer),
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Raum 1 a—b.
F i s c h e r t r a c h t (bei freudigen Anlässen) und kleiner M ä d c h e n - A n z u g (für 5—6 jährige). Gestrickte Männermützen, sog. P o t t m ü t z e n (blaubunt für Trauer, rotbunt für Freude). Wandecke neben Schrank 1, rechts: R ü g e n . 3 geschnitzte M a n g e l h ö l z e r , bemalte S p a n s c h a c h t e l und 3 W e b e b r e t t e r , sog. Bindelbretter, zum Wirken von Gürtelbändern. Schrank 2. W e i z a c k e r bei Pyritz: Tracht eines B a u e r n mit Pelzmütze, Weste mit 36 halbkugligen silbernen Knöpfen, langem Rock, weißer Lederhose, weißen Strümpfen, Schnallenschuhen usw. Bäuerintracht mit blauer Kappe, weißer Unterhaube, 2 Halskrausen, Hals- und Haarschleife, Bernstein-Halskette, Brust-Prunktuch, seidenem Gurtband, seidener gestickter Schürze, gestickter Tasche, Handkrause, gestickten Handschuhen, 5 Faltenröcken, buntgestrickten Strümpfen, Strumpfbändern und Schnallenschuhen. A b e n d m a h l s t r a c h t einer alten Frau aus B r i e t z i g . » S t i w e K a p p « , Frauenhaube aus Brietzig. Im Hintergrunde [und im nebenstehenden Pultschranke] reichgestickte M u f f - und S c h u l t e r t ü c h e r ; die dunklere Hälfte (grün und blau) der letzteren ist für Trauer, die in lebhaften Farben gehaltene Hälfte für Freudenfeste bestimmt; die Mufftücher haben gleichmäßige Farben. L e i n e n s t i c k e r e i e n , bemalte S p a n s c h a c h t e l n , F r a u e n m a n t e l von L e t t n i n . Bindeknüppel ( P o i j ) , beim Zusammenschnüren von Strohbündeln gebraucht. Unten einige Geschirre. J a m u n d bei Köslin. Vgl. Zeitschr. d. Vereins f. Volkskunde, Berlin, 1891, S. 335 ff. Trachten eines B r ä u t i g a m s , einer B r a u t mit Brautkrone (Päil) und eines B r a u t b i t t e r s mit Hochzeitsspieß (Speit). 2 B r a u t g u r t e mit silbernen Beschlägen. »Plünner«, Kopfbedeckung für Konfirmandinnen. » Z i p o l l m ü t z « , von Alt und Jung getragen. Darunter Hausgeräte und Geschirre.
Raum 1 c.
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In der Wandecke am Fenster rechts: Reichverzierte S p i e ß e von Jamund, welche der Hochzeitsbitter in der Hand trägt, wenn er eine Einladung anbringt. In der Wandecke am Fenster links: Eine naive S c h n i t z e r e i eines Brietziger Tagelöhners, darstellend das Leiden und die Kreuzigung Christi. Frei im Räume aufgestellt: Großer B r a u t s t u h l und B r a u t s c h e m e l aus B r i e t z i g im Weizacker, reichbemalte B r a u t s t ü h l e mit geflochtenem Sitz sowie B r a u t s c h e m e l mit gemalten schnäbelnden Tauben aus J a m u n d . In einer Reihe von Pultschränken sind besonders schöne Erzeugnisse der V o l k s k u n s t aus den im Raum I durch ihre Volkstracht u. a. vertretenen Gebieten, Litauen, Pommern, Schleswig - Holstein, Meckl e n b u r g und V i e r l a n d e , zur Schau gestellt. Hervorragend tüchtig und echt volkstümlich sind die l i t a u i s c h e n S t i c k e r e i e n , W e b e r e i e n und S t r i c k a r b e i t e n , die farbenprächtigen S t i c k e r e i e n aus dem W e i z a c k e r , die N a d e l a r b e i t e n von J a m u n d , die W e b e b r e t t e r und S c h w i n g e l b l ä t t e r aus M ö n c h g u t , die f r i e s i s c h e n und V i e r l ä n d e r F r a u e n a r b e i t e n usw. An Schnitzereien sind besonders bemerkenswert: Die Schwingelblätter zur Flachsbearbeitung mit reichen eingekerbten Verzierungen, welche mit grünem und rotem Wachs gefüllt sind, aus Mönchgut auf Rügen sowie friesische Kerbschnittarbeit in Eichenholz und Kokosnuß. RAUM
lc.
Mecklenburg. Schrank 3. h aube.
Frauentracht aus R e h n a .
Frauen-
In den Räumen I bis 4 sind die Sammlungen aus den Gebieten der Ost- und Nordfriesen und des Sachsenstammes in S c h l e s w i g - H o l s t e i n , den E l b m a r s c h e n ,
IO
Raum 1 c.
Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Lippe und W e s t f a l e n zur Aufstellung gelangt. Der durch seine Freiheitsliebe und Bodenständigkeit seit alters berühmte Friesenstamm hat in Holland, Nordfriesland und auch im Oldenburgischen noch Reste seiner eigenen Sprache bewahrt. Bekannt ist auch die ihm eigentümliche Bauform des friesischen Hauses. Unsere Sammlungen zeigen neben den eigenartigen Trachten besonders zahlreiche Holzschnitzereien in Kerbschnitt, namentlich eichene Mangelbretter- und Möbelschnitzereien aus Oldenburg und Ostfriesland. Eine Eigentümlichkeit dieses Gebietes, das infolge der Meeresnähe ein feuchtes und kühles K l i m a besitzt, sind die verschiedenartigen häuslichen Vorrichtungen zum Wärmen und Trocknen. Ferner sind die Fliesen zur Wandbekleidung teils ein Schutz gegen die Feuchtigkeit der Luft, teils ein Anzeichen der sprichwörtlichen Reinlichkeit dieses VolksStammes.
Der sächsische Stamm, bekannt durch seine erobernde K r a f t und Zähigkeit im Widerstand, hat seinen eigenartigen und durch Kolonisation auch in Ostdeutschland weit verbreiteten Hausbau, das Einheitshaus mit der großen Diele und dem mächtigen Dache, schützend über Mensch und Vieh gebreitet, als volkskundlich bedeutendste Erscheinung aufzuweisen. Außerdem treten in den Sammlungen als besonders charakteristisch für dieses Gebiet die Schmucksachen des Landvolkes mit reichem, farbenfreudigem Glasschmuck hervor. Groß ist auch die Mannigfaltigkeit der Frauenhauben, besonders prächtig in den Gebieten, wo katholische Klöster die Gold- und Silberstickerei in das Volk gebracht haben. Frei aufgestellt in der Wandnische links: Reichgeschnitzter, vieltüriger Eichenschrank von 1665 aus Ostfriesland. Schleswig-Holstein. Auf dem eben genannten Schrank O f e n s t ü l p e n aus Messing und Holz, welche auf die niedrigen eisernen sog.
Raum 1 c.
II
Beilegeröfen und den Herd gestellt wurden, teils zum Schmuck, teils um Getränke darunter warm zu halten. Über dem Eingange zur ostfriesischen Stube (Raum I d) große Kopien von Darstellungen a l t f r i e s i s c h e r T r a c h t e n (vgl. Mitteilungen aus d. Mus. f. deutsche Volkstrachten usw. 1,6. Berlin 1900, S.226ff.). Daneben Zinngeschirr, F a y e n c e t e l l e r und großes geschnitztes Z i e r b r e t t von W i t t b e c k , Nordfriesland. In der Ecke rechts ein reich geschnitzter kleiner E c k s c h r a n k (Hörnschapp genannt) von 1730. Darauf ein kleinerer W a n d s c h r a n k aus der Gegend von M e l dorf in Dithmarschen und andere Schnitzwerke. Schrank 4. Trachten einer B ä u e r i n aus der P r o b s t e i bei Kiel, T r a u e r t r a c h t einer O s t e n f e l der in, Kr. Husum, Trachten eines B a u e r n und einer B ä u e r i n aus V i ö l , Nordfriesland, S o n n t a g s t r a c h t eines Mädchens von Föhr. Im Hintergrunde A b e n d m a h l s t r a c h t einer F ö h r e r i n . Nachbildung zweier Stücke von a l t e r F r a u e n t r a c h t aus S y l t , K a a r t e l und H u i f . Anzug einer L o t s e n f r a u von B l a n k e n e s e . F r a u e n t r a c h t von H e l g o l a n d . Auf dem Schranke sog. J u t e n - oder T a t e r t ö p f e aus Nordschleswig. An den Wänden am Fenster und anderwärts eine Sammlung von B e t t w ä r m e r n mit langen Stielen und Deckeln von solchen mit ausgeschnittenen, gestanzten und ziselierten Verzierungen und 2 Zier- oder Aderlaß S c h ü s s e l n mit biblischen Darstellungen, ferner K e r b s c h n i t z a r b e i t e n in Eichenholz von friesischem Charakter, besonders M a n g e l h ö l z e r , V o g e l b a u e r , L ö f f e l b r e t t u. a. V i e r l a n d e bei H a m b u r g . Schrank5. B r a u t - u n d B r ä u t i g a m s t r a c h t . F r a u e n t r a c h t mit Flügelhaube (sog. Nesseln) und Trageholz auf der Schulter. T a n z t r a c h t eines Mädchens. M ä n n e r -
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Raum 1 c.
t r a c h t . K i r c h g a n g s t r a c h t einer jungen Frau. Unten K i s s e n zum Tragen von Lasten auf dem Kopfe. Im Hintergrunde oben: M i e d e r , H a u b e n k a p p e n , F r a u e n j a c k e n mit eigenartig bestickten Ärmeln. Eine M ä n n e r t r a c h t (vgl. hierzu die Trachtenteile in den Pultschränken des Raumes I a). An der Fensterseite: B r a u t t r u h e , rechts T i s c h , darauf feine bunte Vierländer Totenkrone mit Puppen figürchen darin, S t ü h l e , U h r , W i e g e , Bettwandt ä f e l u n g mit F l i e s e n darunter, S t u b e n t ü r mit S i l b e r s c h r ä n k c h e n darüber, alles reich mit eingelegten farbigen Holzverzierungen ( I n t a r s i a ) versehen, meistens auch datiert von 1 8 1 6 — 1 8 3 2 . Über der Tür Ö l s k i z z e einer Vierländer D i e l e .
Hannover. Ostfriesische Stube. Dieser Raum stellt eine Winterküche des volkstümlichen Ostfriesenhauses dar. E r diente als Hauptwohnraum, zugleich als Küche und Schlafstube. Im Sommer pflegte man in einer besonderen, kleineren Küche zu kochen. Der Fußboden ist mit Ziegelsteinen gepflastert, und die Wände sind mit holländischen Fliesen, in vorwiegend blauen Mustern, belegt. Der Kochherd liegt niedrig und besteht aus einem mit Fliesen bekleideten Kamin, dessen Oberteil ein Segelschiffsbild schmückt. An der hölzernen Decke bemerkt man ein Gerüst zum Trocknen von Fleisch und Gartenfrüchten. Kränze von Bohnen hängen daran. Eigenartig wie der ganze Bau der Stube sind auch die Möbel-Einrichtungsstücke. Zum Schlafen dienen die vorn mit Holzverkleidung versehenen Alkoven, deren Öffnungen mit Gardinen verschlossen werden. An der Eingangstür steht das sog. Speckschapp mit reicher Schnitzerei, an der den Fenstern gegenüberliegenden Wand die reich mit Geschirren ausgerüstete »Richtebank«, welche mit Schnitzerei und bunter Bemalung verziert ist.
Raum 2.
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Über dem eigentümlichen Klapptisch hängt eine urwüchsige kleine Tranlampe an verstell- und drehbaren Haltern. Daneben in der Ecke Kindertisch und Stühlchen sowie ein mit Spielgeschirr gerüsteter Kinderschrank. Bemerkenswert sind noch die vielen Geräte, welche der Erwärmung dienen. Da sind zu nennen die bei den Stühlen auf dem Fußboden stehenden »Stübchen«, die eine Glutpfanne im Innern bergen zur Erwärmung der Füße, ferner die an der Bettwand hängende Bettpfanne und der sog. Bakerkorb darunter, der ebenfalls durch eine hineingestellte Glutpfanne angewärmt wird und der Säuglingspflege dient. In der Mitte der Bettwand befindet sich noch ein kleines, Buddelei genanntes, Schränkchen zur Aufnahme besonders kostbaren Kleingerätes. Eine kleine bewegliche Treppe in der rechten Ecke führt in die einzig unterkellerte Stube im Ostfriesenhause, die sog. Upkammer. Im Museum ist diese nicht vorhanden. (Vgl. Amtl. Berichte a. d. Kgl. Kunstsammlungen, Berlin X X I X 1908, 324.) In der ostfriesischen Stube ist auch ein eigentümlicher Gegenstand, eine sog. T u n s c h e r e aus Sögel im Hümmling aufgestellt. Das ist eine volkstümliche Geschenkgabe um die Zeit der Jahreswende; ihr wesentlicher Bestandteil ist ein Holzstab, dessen Oberfläche in feinen Faden abgeschält, aber nicht abgetrennt ist, sondern strähnenartig den Kern umgibt. Der Gebrauch soll mit dem volkstümlichen Scherz der Narrenaufträge zusammenhängen. R A U M 2 (Durchgang). Die Wände sind mit einer H o l z v e r t ä f e l u n g bekleidet, die aus der Chikago-Sammlung herstammt und L ü n e b u r g e r Ursprungs sein soll. In einer Kartusche des oberen Frieses ist die Jahreszahl 1618 eingeschnitten. Unter der Täfelung ist ein Paneel von Fliesen in Delfter Art angebracht. Hier ist auch der Ort, auf die im Hofgebäude befindl. L ü n e b u r g e r S t u b e hinzuweisen.
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Kaum 3.
R A U M 3.
Schleswig-Holstein und Hannover. Virchow-Stube. Dieser Raum enthält die Sammlungen, welche zum 70. Geburtstage R u d o l f V i r c h o w s zusammengebracht wurden. Hierzu gehört auch der im Hofgebäude befindl. blauweiße H a m b u r g e r K a c h e l o f e n v. d. Domäne Waltershof. Frei aufgestellt: Großer, reich geschnitzter S c h r a n k mit außerordentlich kräftigem Gesims und stark vortretenden Füllungen aus E l m s h o r n in Holstein. Diese als Hamburger Schapp bezeichneten Dielenschränke sind charakteristische Arbeiten der 2. Hälfte des 17. J a h r h . Sehr eigenartig sind die Möbel aus dem A l t e n L a n d e b. Hamburg, reich geschnitzt und buntfarbig bemalt: S i t z t r u h e mit Rückenlehne, bezeichnet als Besitz der Johan und Gesche Finckler anno 1791, T i s c h , S t ü h l e mit hohen Rücken- und Seitenlehnen, W i e g e , Garnhaspel, H a n d t u c h h a l t e r mit feingesticktem H a n d t u c h , T e l l e r - u n d L ö f f e l h a l t e r (Brickenhalter), bemalte H a u b e n s c h a c h t e l und M a n g e l b r e t t . Altländisch ist ferner eine kleinere reich geschnitzte T r u h e . Unbekannter Herkunft, aber anscheinend friesischen oder sächsischen Ursprungs sind sodann verschiedene kleinere geschnitzte K ä s t c h e n . Über der Sitzbank Photographien des Altländer Wappens von 1649, von Altländer Trachten und Häusern und reich geschnitzte und bemalte Lehnbretter von Wagen und Schlitten. Neben dem Tisch ein sog. B e i l e g e r o f e n aus den Elbmarschen mit gußeisernenPlatten, welche Darstellungen Christi am Brunnen, Daniel u. a. in Reliefbildern zeigen. Auf dem Ofen ein ostfriesischer T e l l e r w ä r m e r aus Messing und geschnitztes sog. Ofenheck. Schauschrank 1. A l t e s L a n d : A b e n d m a h l s t r a c h t einer Frau. M ä n n e r t r a c h t , Anfang des 19. J a h r h . Tracht einer B ä u e r i n mit zweiflügeliger Brautkrone.
Raum 4.
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Im Hintergrunde M ä d c h e n t r a c h t m i t Silberkappe,T a n z t r a c h t einer Altländerin, R e g e n h u t und M i e d e r V o r s t e c k e r . Unten H a u b e n und B r a u t k r o n e anderer Form. M e s s i n g - G e l d b ü c h s e . Seitlich rechts H a n d t u c h mit feingestickter Borte. Schauschrank 2. Altes Land: Stickereien der charakteristischen feinen Art der Friesen auf Leinentüchern, bestickte Kopfkissenbezüge, Frauenhauben mit Tressenbesatz an der eigenartig geschwungenen Randlinie und charakteristischer Silberschmuck der Altländerinnen. In einer Ecke Aufbau eines altertümlichen niederen H e r d e s mit hölzernem Schutzdach darüber, dem sog. Rehm, auf welchem sich 2 roh geschnitzte Pferdeköpfe erheben, aus den Wesermarschen. Das Vorderbrett dieses auch in Hannover verbreiteten Herdrehms ist mit der Jahreszahl 1677 und einer mißlungenen Spruchinschrift versehen, die wohl auf den häufiger an niedersächsischen Häusern vorkommenden doppelsinnigen Reim zurückzuführen ist: Gott gebe allen, die mich kennen, noch viel mal mehr als sie mir gönnen. Solche Rahmen, die auf dem in das Flett hinausragenden Stubendeckenbalken liegen, wurden angebracht, um das Auffliegen der Funken vom Herdfeuer in den großen Dachraum des Niedersachsenhauses zu verhüten, wo Getreide, Heu und Stroh gelagert war. An kräftigem eisernen Haken mit sägeartiger Auszahnung zum Hoch - und Tiefstellen hängt der bronzene oder eiserne Grapen oder der geräumige kupferne Kessel. Daneben reich geschnitzte Truhenwände aus dem oldenburgischen Ammerlande. RAUM 4., Schlesien. Holzstube des Riesengebirges. Die hier dargestellte Bauernstube ist in derjenigen Bauart neu errichtet, welche das volkstümliche Haus im Gebiete des Riesengebirges und besonders in dem
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Raum 4.
Hirschberger Tale zeigt. Solche aus Holzbalken in den Außenwänden errichteten Stuben finden sich sowohl in den einstöckigen Häusern als auch in den zweigeschossigen. Die übrigen Umfassungswände der Häuser sind, meistens massiv; das obere Stockwerk ist aus Holzfachwerk mit Lehmausfüllung erbaut. Die Holzstuben dieser alten Häuser sind so gebaut, daß in die Fugen der wagerecht aufeinanderliegenden Balken eine Dichtung von weißem K i t t oder Mörtel gestrichen wurde; bei wohlhabenderen Besitzern findet sich auch eine einfache Täfelung auf die Balken genagelt. Fußboden und Decke sind gleichfalls aus Holz gezimmert; dagegen pflegen die in der Nähe des Ofens befindlichen Wände massiv zu sein. Der echt volkstümlich mit roten Herzen in grüner Kranzumrahmung gezierte Ofen stammt aus einem Bauernhause in Voigtsdorf bei Warmbrunn. Die übrige Einrichtung mit den eigenartig bunt bemalten Möbeln ist aus verschiedenen Dörfern im Hirschberger Tale gesammelt worden. Solche Möbel sind jetzt zwar nicht mehr im Gebrauch, aber zu jener Zeit, wo sie es waren, bestanden auch schon die meisten alten Bauernhäuser mit ihren Holzstuben, wie hier eine solche dargestellt ist. Auch der Ofen entspricht dieser anheimelnden Umgebung, und man kann annehmen, daß solche Stuben im Anfange des 19. J a h r h . im Riesengebirge noch zahlreich vorhanden waren. Betreten wir vom Flur, auch »Haus« genannt, die Stube, so bemerken wir rechts um den Ofen herum ein kunstloses Steinpflaster, auf dem auch an der Wand der reich mit bunten Tellern und anderem Gebrauchsgerät bestellte mächtige Küchenschrank steht. Allerhand anderes Wirtschaftsgerät umgibt den Ofen, der mit einer Kochröhre versehen ist, und zeigt an, daß hier das Reich der Hausfrau ist. Am Holzgestänge oben um den Ofen trocknet man Wäsche und manches vom Regen durchnäßte Kleidungsstück. Links am Eingange steht das bunt bemalte und mit hellen Vorhängen verdeckte Himmelbett, auf dessen Kissen eins jener dekorativen blauweißen Damastgewebe liegt, die im 18. Jahrh. in diesen Gegenden angefertigt sein dürften und mit ihren meist auf biblische Vorgänge be-
Raum
4.
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züglichen Darstellungen so echt volksmäßig anmuten. U n t e r den Fenstern ziehen sich einfache Bänke hin, und in der Ecke bei ihnen steht der mit einer originell bedruckten Decke behangene Eßtisch. Bemalte Truhen und ein Schrank von 1808 zeigen die charakteristische bunte Marmorierung der bemalten schlesischen Möbel älterer Zeit mit Anklängen an das Rokoko und auch die eigentümlich an Delfter Vasenmalerei erinnernden blauweißen Landschaftsbilder in den Füllungen. Hinter d e m Ofen ist eine zu einem kleinen, meist massiven K ä m m e r c h e n im Bauernhause führende Tür, durch welche wir die Holzstube verlassen. (Über das schles. Bauernhaus und seine Holzstube vgl. Mitt. a. d. Ver. d. S l g . f. d. Volksk. IV. 2. 1913. S. 71.) V o r der T ü r ist an der W a n d eine besonders schön geschnitzte sog. L a d e n s c h l a n g e aus Schlesien befestigt, die in Kaufmannsläden, sog. Gewölben, hier und anderw ä r t s aufgehängt wird, um Waren daran anzubinden.
Vergleichende
Sammlungen.
A n der Außenwand der schlesischen Holzstube ist eine Zusammenstellung v o n volkstümlichen Handm ü h l e n , S t a m p f e n , l a n d - und v i e h w i r t s c h a f t l i c h e n G e r ä t e n untergebracht. V o n letzteren sind besonders beachtenswert: D r e s c h s t e c k e n aus Oberösterreich, K n i e s e n s e (»Säge«) mit H a k e n (»Mattstriek«) aus den Vierlanden; P l a g g e n s i c h e l (»Ploggensäget«) derselben Form mit »Kripp« genanntem H a k e n aus Hannover; große S i c h e l n aus Bayern und Tirol; hölzerne S e n s e n s c h e i d e aus Tirol; schwertartiges H ä c k s e l m e s s e r ausBayern; H e u h a k e n aus Oberbayern; S e n s e n b a n d (»Schanne«) aus der Mark Brandenburg; B i n d e s t ö c k e zum Garbenbinden; W e t z s t e i n b e h ä l t e r (norddeutsch »Schlutterfaß«, »Schluckerfaß«, süddeutsch »Kumpf«) mit reicher Verzierung durch Schnitzerei und Malerei aus Tirol; O c h s e n j o c h e ; Maultiergeschirr mit bunter Verzierung aus Südtirol; K l i m p e r k e u l e Führer d. d. Samml. f. d. Volkskunde.
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Raum 4 .
der Pferdehirten -aus Brandenburg ¡ h ö l z e r n e K a n d a r e n ; P e i t s c h e mit reichverziertem kurzen Stiel aus Tirol; mächtige V i e h g l o c k e n mit verzierten Bügeln aus der Schweiz und Tirol; kleinere aus Thüringen, Brandenburg, Ostpreußen; eine ganz h ö l z e r n e V i e h g l o c k e aus Esthland; M e l k s t u h l , einbeinig, zum Anschnallen aus demBerner Oberland; primitiver großer Q u i r l (»Sprudler«, »Kasrodler«) für den großen Milchkessel der Almwirtschaften, B ü t t e (»Milchstotz«) und M i l c h s i e b (»Seicher«), wo die Milch durch Kuhschwanzhaare geseiht wird, aus Rauris. Darüber stehend: B u t t e r f ä s s e r , M i l c h g e f ä ß e und dergl. von Holz, F e l d k ö r b e , Buttertragkorb eigenartiger Form aus der Nürnberger Gegend. An der Steinsäule: Ein 4 m langes H i r t e n h o r n aus den deutschen Alpenländern. Braunschweig. Frei aufgehängt: Sog. H i l l e b i l l e , ein Brett mit 2 Holzhämmern. Nachbildung eines alten Gerätes, das früher von den Köhlern im H a r z zur Signalgebung gebraucht wurde. Braunschweig.
Hannover.
Schrank 1. Frauen-Festtracht, schwarzweiß, von T i m m e r l a h , Braunschweig; Frauentracht von W a r b e r g bei Helmstedt, Braunschweig; Frauen-Festtracht von G r o ß - V a h l b e r g und von W i e r t h e in Braunschweig; Frauen-Sonntags tracht von G e i t e l d e , Braunschweig; Trauertracht von B o r t f e l d , Braunschweig; Frauentrachten von Ochsendorf und Müden a. d. A l l e r in Hannover; Brauttracht von L e n g e d e in Hannover. Im Hintergrunde Brautkronen, Hauben, Trachtenteile und ein großblumig besticktes P r u n k h a n d t u c h von 1856. Die braunschweigischen Frauentrachten sind ausgezeichnet durch reiche Verwendung breiter, oft bestickter und befranzter Schmuckbänder. Unter den Haubenformen ist die kleine Bandmütze von schwarzer Farbe mit dem
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Raum 4.
sogen. Eidop am meisten bekannt und charakteristisch. Wie in ganz Niederdeutschland gehört zur Frauentracht der faltige rote Rock und das reich bestickte, meist dunkle Brusttuch. Ferner darf die vielfaltige weiße Halskrause, die Fräse, nicht fehlen.
Schaumburg-Lippe. Frei aufgestellt: Reich mit Verkröpfungen in hellem und dunklem Holz verzierter Bückeburger E i c h e n s c h r a n k der Gehanna Soffia Lenora Mattis vom Jahre 1795. Eigentümlicher großer S a l z k a s t e n , Stühle, F l a c h s s c h w i n g e mit Bemalung. Schrank 2. In der Mitte: B ä u e r i n aus dem Bückeburgischen in prächtigem Anzüge: Perlengestickter Hut mit langen Bändern an steifer Schleife; Halsband mit großen Bernsteinperlen, hinten mit perlengestickter steifer Schleife und vorn mit steifer Schleife, an welcher sich ein brochenähnlicher Schmuck befindet; Halslatztuch mit Stickerei und Spitzenbesatz, Jacke mit kurzen Ärmeln; Perlenpulswärmer; roter Rock mit Sammet besetzt; Niederschuhe. Der zugehörige M a n t e l hängt links an der Seitenwand des Schrankes. Daneben B a u e r n - und B u r s c h e n t r a c h t aus dem Bückeburgischen. Im Hintergrunde in der Mitte Bestandteile der ä l t e r e n B ü c k e b u r g e r Frauentracht: 2 rote H a u b e n , vor etwa 50 Jahren getragen, S t i r n b i n d e n , bestimmt das Haar zurückzuhalten, H a l s - und A r m b i n d e n . Daneben links Trachtenstücke von L i n d h o r s t in Schaumburg-Lippe mit zugehöriger schwarzer H a u b e , welche unten steht. Im Hintergrunde rechts: Teile der Tracht von F r i l l e in Schaumburg-Lippe. Die zugehörige H a u b e unten. Außerdem unten: B r a u t s c h m u c k , B r a u t k r o n e n und H a u b e n verschiedener Herkunft, aber alle aus S c h a u m b u r g - L i p p e mit Ausnahme von 3 H a u b e n in der rechten Ecke, die aus L i p p e - D e t m o l d stammen. 2«
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Raum 4.
Rheinland.
Westfalen.
Gelbe T o n k r ü g e mit weißen und grünen Mustern von M ü n s t e r am S t e i n , auf dem Bückeburger Schrank aufgestellt. Pultschrank 3. Oben: W e r k z e u g e zur Herstellung von H o l z s c h u h e n . [Neben dem Schranke die S c h n i t z b a n k zur Herstellung der H o l z s c h u h e in Westfalen.] (Vgl. Mitt. a. d. Mus. f. d. Volkstrachten I. I. 1897, s - 22 ff.) Knochengeräte zum Abschälen der Eichenrinde (Gerberlohe) aus Rheinbach bei Bonn. Eiserne Geräte für die Haubergswirtschaft (Eichenlohe-Schälwald) aus dem Kr. Siegen. Hainzeichen, gen. Steipe, mit Hausmarke, wie es in der Haubergswirtschaft gebraucht wird, von Struthütten, Kr. Siegen. An der Wand gegenüber den Fenstern das große gestickte H u n g e r t u c h aus Telgte bei Münster vom Jahre 1623. Es wurde in der dortigen Hauptkirche während der Passionswochen zur Schau gestellt und am Karfreitag herabgenommen. Die Darstellungen, welche durch Ausfüllung eines Netzgrundes hergestellt sind, zeigen in den 4 oberen Reihen Christi Leidensgeschichte, und zwar links oben beginnend: Gang auf den Ölberg, Gebet in Gethsemane, Gefangennahme, Judas' Verrat, Vor dem Hohenpriester. 2. Reihe: Vor Pontius Pilatus, Geißelung, Verspottung, Kreuzige ihn, Kreuztragung, Heilige Veronika. 3. Reihe: Kreuzigung, 3 den Mittelpunkt des Ganzen bildende Darstellungen von Golgatha, Kreuzabnahme. 4. Reihe: Würfelnde Kriegsknechte, Maria mit Jesus' Leichnam, Grablegung, Frauen, zur Salbung des Toten gehend, Höllenfahrt, Auferstehung. In der 5. Reihe ist in der Mitte das Gotteslamm mit der Kreuzesfahne, umgeben von den Symbolen der 4 Evangelisten dargestellt: Matthäus (Engel), Markus (Löwe), Lukas (Stier), Johannes (Adler) und in der untersten Reihe alttestamentliche Geschichten: Sündenfall, Arche Noäh, Abrahams Opfer, Moses eherne Schlange, Kundschafter mit Traube. Unter diesen Bildern sind Wappen und Buch-
R a u m 4.
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staben zu sehen, die sich wahrscheinlich auf die Stifterinnen des Tuches beziehen. Rechts unten ist die Widmungsinschrift: »Zum Andenken an die heilbringende Leidenszeit und zur Zier der Kirche von Telgte. Im Jahre 1623. Mit der Nadel gefertigt.« Die Bezeichnung Hungertuch geht darauf zurück, daß solche Tücher als Altarvorhänge in der Fastenzeit vor Ostern dienten, und die Redewendung »am Hungertuche nagen« dürfte aus der bereits im 16. Jahrh. bezeugten »am Hungertuche nähen« = kümmerlich sich behelfen entstanden sein. In Niederdeutschland heißt es auch »Smachtlappen«. (Vgl. Mitteil, a. d. Ver. d. K g l . Sammig. f. deutsche Volkskunde,III, 4, S. 185, Berlin 1911.)
Hessen. Die hessischen Sammlungen mußten der ungünstigen Raumverhältnisse wegen bereits hier, und zwar an die westfälischen, angeschlossen werden. Die Hessen sitzen in einem früher keltischen Gebiete und sind daher vielleicht hier und da mit den Resten dieses Urvolkes gemischt. So h a t man in den hessischen Schwälmern Nachkommen der alten Kelten sehen zu können vermutet. Der H a u p t bestand des Volks ist aber gewiß der altberühmte Germanen stamm der Chatten, ein Glied des großen Frankenbundes, dessen östliche Gebiete die Grundlage für das Deutsche Reich des Mittelalters bildeten. Über den Hauptbestand der hessischen Sammlungen des Museums, welche aus der S c h w a l m stammen, v g l . Mitt. a. d. Mus. f. d. Volkstr., I. 3, 1898, S. 89 ff. Freistehend: Große reich geschnitzte T r u h e von 1609. Eisenbeschlagene und geschnitzte Truhe, B i b e l b r e t t und 2 L ö f f e l k ö r b c h e n aus der S c h w a l m . H o c h z e i t s s t ü h l e ebendaher mit reicher Schnitzerei und Bemalung. M a r b u r g e r geschnitzter S t u h l . Daneben reich geschnitzter K a s t e n t i s c h . Darauf hölzerner L a m p e n s t ä n d e r . A n den Wänden: H o l z s c h l ö s s e r , Schwälmer M a n g e l b r e t t , geschnitztes W a s c h h o l z , reich verzierter eiserner K e s s e l h a k e n aus der S c h w a l m .
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Raum 4.
Schrank 4. Zur Rechten Frauentracht aus dem T a u n u s g e b i e t e . F r a u e n t r a c h t von B l a n k e n s t e i n (obere Lahn). F r a u e n t r a c h t aus der Gegend von F r i t z l a r , M ä d c h e n t r a c h t von L o n d o r f , Oberhessen, F r a u e n t r a c h t des b l a u e n L ä n d c h e n s bei Frankfurt a. M., M ä d c h e n t r a c h t aus der S c h w a l m ; B a u e r n t r a c h t und Tracht eines H o c h z e i t s b i t t e r s aus der S c h w a l m . Im Hintergrunde und unten verschiedene T r a c h t e n t e i l e und H a u b e n aus dem I p p s d o r f e r Grund, dem blauen Ländchen, dem W e s t e r w a l d und von K a t z e n e l l e n b o g e n . Ferner B r a u t k r o n e und W e b e reien. Auf dem Schranke: S p i n n r a d , H a s p e l und S t e i n zeug-Gef äße. Pultschrank 3. Oben: T r a c h t enteile aus verschiedenen Orten. Haarnadel der S c h w ä l m e r i n , mannigfaltige F r a u e n h a u b e n , S t i c k e r e i e n , bemalter S a l z k a s t e n , geschnitzter R e l i q u i e n s c h r e i n , H o l z k r a n z für Kaffeekanne, besponnene K n ö p f e zur S c h w ä l m e r Volkstracht. Unten: M a r b u r g e r B a u e r n t ö p f e r e i e n . Provinz Sachsen. Pultschrank 3. Zur A b w e h r von Zauber, Krankheit und Diebstahl dienten beim P f e r d e g e s c h i r r das Fell des bissigen Dachses in Verbindung mit rotem Zeug und am Hausgerät abschreckende Inschriften, wie an dem E l l e n s t a b von 1846 aus dem Kreise Gardelegen mit reicher Verzierung und dem eingeschnittenen Spruch: Diese Elle ist mir lib Wer die mir stilt Der ist ein Diep Wer die mir will nicht wiedergeben Der sol in das höllich Feuer schweben. Ein anderer E l l e n s t a b von 1786 ist mit dieser unbeholfenen Inschrift versehen:
Raum 5 .
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Ich kam mal in ein frömtes Lant, Dar stut geschrieben an der W a n t , Laes liegen was nicht tein ist, Sonst steipst du e du krack würst. Unten: 2 H a u b e n s c h a c h t e l n mit Bemalung. Bauerntöpfereien. (Weitere Sammlungen aus Provinz Sachsen in Raum 5I)
RAUM 5. In der Türöffnung hängen seitlich ein nach alten Vorlagen gesticktes großes P r u n k h a n d t u c h mit Darstellungen des Sündenfalles und der Kreuzigung aus M ü h l h a u s e n i. Thür, und eine eingerahmte H a a r a r b e i t aus der Mark B r a n d e n b u r g .
Thüringen. Schrank 1. T r a c h t e n der Altenburgischen W e n d e n , nämlich: B ä u e r i n : Haube mit Nackenbedeckung und einem trichterförmigen Anhängsel als Zeichen, daß sie noch ledig; Halstuch mit Perlenstickerei; großer steifer Brustlatz mit schwarzem B a n d e ; Schürze; Jacke; enger, hosenartiger Rock. B a u e r mit kleinem runden Hut, nachtjackenartiger Weste, schwarzer Lederhose mit ledernen Trägern. B r a u t mit eigentümlicher, durch Metallplättchen und breite Bänder v e r zierter Brautkrone. Im Hintergrunde in der Mitte oben T h ü r i n g e r F r a u e n m a n t e l und 5 F r a u e n h a u b e n mit reichem, schwarzem Bandschmuck und gestickten Haubenböden. Unten 2 K i r c h e n m ü t z e n (Hauben) mit perlengesticktem Boden und schwarzem Bandschmuck von E s p e n f e l d bei Arnstadt und H e t t s t e d t bei Stadtilm. Vorn unten 2 kleinere Hauben aus G r i m m e n t a l und ein S t r o h h u t (sogen. Pferdekopf) aus der Gegend v o n S c h l e u s i n g e n . Älteres A q u a r e l l b i l d mit Darstellung einer A l t e n b u r g e r H o c h z e i t s g e s e l l s c h a f t .
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Raum 5.
Provinz Sachsen. (s. auch oben Raum 4!)
Schrank 2. Tracht eines H a l l o r e n , Mitglied der alten Salzsiederzunft in Halle a. S. Tracht einer B ä u e rin aus dem D r ö m l i n g . Im Hintergrunde Trachtenteile, besonders reich bestickte B r u s t t ü c h e r , welche die Nachbarschaft Braunschweigs verraten. Unten schwarze kleine tütenförmige H a u b e mit langem Bandschmuck aus der A l t m a r k . »Spitze Mütze« aus Schwanebeck, Kr. Oschersleben. Weiße bestickte H a u b e aus dem M a g d e b u r g i s c h e n . Kleine B r a u t k r o n e n vom D r ö m ling und von Öbisfelde. Links ein eigentümlich geformter T i s c h l e r h o b e l a. d. Kr. W e r n i g e r o d e . Eine noch bis in unsere Tage erhaltene Stätte altslawischen Volkstums auf deutschem Boden stellt der Spreewald und die Lausitz mit den oberlausitzischen Gebieten in Schlesien und dem Königreich Sachsen dar. Der Volksstamm der Sorben-Wenden hat hier noch Sprache, Hausbau und Tracht bewahrt. Teils katholischer, teils evangelischer Konfession zeigen sie diesen Unterschied auch in ihrer Tracht. Die Sammlungen des Museums enthalten Trachten und Geräte aus Niederund Oberlausitz sowie eine völlig eingerichtete SpreeWälder Bauernstube. Mark Brandenburg und Lausitz. Schrank 3. Vorn 3 B r a u t t r a c h t e n aus Z i e b i n g e n , Kr. Weststernberg, einer W e n d i n aus Burg im Spreewald, einer k a t h o l . W e n d i n aus der Gegend von W i t t i c h e n a u , Oberlausitz. Im Hintergrunde T r a c h t eines Q u i l i t z - N e u h a r d e n b e r g e r B a u e r n , Kr. Lebus, aus dem Anfange des ig. Jahrhunderts und einer F r a u in Trauer ebendaher. Links F a l t e n r o c k , altes K o p f t u c h und K o p f s c h l e i f e aus der O b e r l a u s i t z . Rechts H a u b e und F r a u e n -
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r o c k von B u r g im Spreewalde. Daneben gestickte S c h ü r z e aus B u r g . An der linken Schrankseite H a l s k r a g e n einer kathol. Wendin von W i t t i c h e n a u , beim T a n z getragen. Unten sog. S p i l l w o . c k e n (Spinnrocken) mit Sitzbrett und buntverziertem Stock aus der Gegend von S c h l e i f e , Oberlausitz. Diese Rocken wurden zum Aufwickeln des Flachses benutzt, der dann zum Faden abgesponnen wurde. Weiße T ü l l h a u b e , schwarzes K o p f t u c h und schwarze U n t e r m ü t z e für Trauer aus N i e m a s c h k l e b a bei Guben.
Mark Brandenburg. Schrank 4. F l ä m i n g t r a c h t . F r a u e n t r a c h t von S c h l e n z e r bei Jüterbog mit der eigenartigen F l ü g e l h a ü b e (Flittighaube). Darüber schwarze A b e n d m a h l s j a c k e von R o h r b e c k bei Jüterbog. H a u b e n k a p p e n und F l i t t i g h a u b e n von R o h r b e c k und D e n n e w i t z für gewöhnliche Tracht, mit geblümten Häubenflügeln für Festtracht, weiße mit blauen Streifen zur Trauertracht, ganz weiße zum Kirchgange an hohen Festen.
Mark Brandenburg und Lausitz. Schrank 5. Oben: Gestickte H a n d t ü c h e r aus der L a u s i t z . H a u b e n aus O b e r - u n d N i e d e r l a u s i t z . In der Mitte D u d e l s a c k aus S c h l e i f e , Oberlausitz. Rechts T ü l l h a u b e n für Freude und Halbtrauer; in der Mitte, ganz weiß, für Volltrauer, aus L e h d e - L e i p e im Spreewalde. Unten F r a u e n m ü t z e n mit besticktem Boden aus dem sog. L ä n d c h e n , den 7 altpreußischen Dörfern bei Dahme. H a u b e n aus der Gegend von J ü t e r b o g , B r a u t h a u b e aus weißem Tüll mit Blumen von N e u m a r k t bei Jüterbog. H a u b e n von N e u h a r d e n b e r g und aus der U c k e r m a r k . H a u b e n k o r b aus B e r l i n . S p i n d e l n mit Wirtein aus S c h l e i f e , Oberlausitz. Geräte, zur Verzierung der Lehmwände in den wendischen Dörfern gebraucht, Niederlausitz. Wärmestübchen
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von D r o s s e n . S p i n n r o c k e n zum Flachsaufwickeln aus N e u h a r d e n b e r g , Kr. Lebus, mit wachsausgelegten Verzierungen. Diese Geräte wurden den jungen Mädchen von ihren Liebhabern angefertigt Sie sind z. T. mit Inschriften versehen, z. B. Lieben und geliebt zu werden, ist das höchste Glück auf Erden. und O wie geschwind ist die die hier an diesem wocken schpind. Geräte zum N e t z e s t r i c k e n aus B u r g . Horn und Durchzieher zum F l e c h t e n v o n B i e n e n k ö r b e n , T o n g e f ä ß zum B i e n e n t ö t e n aus dem S p r e e w a l d e . Dahinter W e b e b r e t t c h e n zum Bandweben und Einrichtung zum F ä l t e l n der S p r e e w ä l d e r H a u b e n . Vorn links sog. V i v a t b a n d von K o t t b u s 1825. Auf dem Schrank H a s p e l zum Garnaufwickeln und Spinnrad. Vergleichende Sammlungen. Pultschrank 6a. Oben: K e r b h ö l z e r . Der Gebrauch von Kerbhölzern ist. uralt und über die ganze Welt verbreitet. In neuerer Zeit sind sie durch den zunehmenden Gebrauch von Papier, Tinte und Feder in Europa fast verdrängt. Die e i n f a c h s t e n K e r b h ö l z e r sind S t ä b e , auf denen durch Querkerben Leistungen oder Verpflichtungen angemerkt werden. Solche Stücke sind vorhanden aus Bayern, dem Elsaß, Siebenbürgen, Schweiz, England, Albanien und Konstantinopel. In Bayern werden sie besonders von B ä c k e r n und B r a u e r n benutzt. Aus Schweden sind Nachbildungen eines S t e u e r k e r b h o l z e s und eines H o c h z e i t s k e r b h o l z e s zu "sehen. Hervorragend schön ausgeführt sind die S e n n e r k e r b h ö l z e r der Almwirtschaften aus Graubünden. Eine Weiterentwickelung der Kerbhölzer sind die z w e i - und d r e i t e i l i g e n . Solche sind vorhanden aus Bayern (für B ä c k e r und H u f s c h m i e d e ) , Pommern (für T a g e l ö h n e r ) , aus Berlin, Ostpreußen,Thüringen.. Schweiz, Frankreich (für B ä c k e r ) ,
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Österreich, England und Schweden. Es sind meistens zwei durch Falze genau ineinandergreifende Holzleisten, über welche beiden die Querkerben geschnitten wurden. Lieferant und Abnehmer nahmen dann je einen der Teile mit. In B e r l i n z. B. wurden noch bis vor etwa 25 Jahren die Lieferungen der Weißbierbrauereien an die Gastwirte in dieser Weise gemerkt. Die Nachbildung eines aus dem E r m l a n d e in Ostpreußen stammenden, besonders kunstvoll gearbeiteten Kerbholzes zeigt den Übergang zur Buchrechnung, indem statt der Kerben Bleistiftstriche auf das Holz gezeichnet sind. (Vgl. Mitt. a. d. Ver. d. Kgl. Slg. f. d. Volkskunde, 1912. S. 15.) Pultschrank 6b. Oben: H o l z k a l e n d e r , teils buchförmig, teils stabartig, aus Deutschland, Skandinavien und von der Insel Oesel. Es sind sog. i m m e r w ä h r e n d e j u l i a n i s c h e K a l e n d e r , die ursprünglich für den kirchlichen Gebrauch angefertigt, später aber, besonders in Skandinavien, auch für profaneZwecke erweitert wurden. Verwandt mit ihnen sind die gedruckten sog. Einblattkalender des 15. und 16. Jahrh., welche ähnliche Darstellungen zeigen. Es sind vor allem Symbole der kirchlichen Feste und Gedenktage der Heiligen. Zur Bestimmung der Tage dienen die eigentümlichen Zahlenzeichen; bei den nordischen Stabkalendern sind es gewöhnlich Runen, die ja auch Zahlenwert haben. (Vgl. Mitt. a. d. Ver. d. Kgl. Samml. f. d. Volkskunde, Berlin IV. 1. 1909. S. 75.) Außerdem S c h u l z e n s t ä b e aus Pommern, B o t e n s t ä b e , sog. Klucken, aus Westpreußen und Nachbildungen solcher aus Schweden, die zur Berufung des Gemeinderates in den Dörfern von Haus zu Haus gesandt wurden. Eine Nachbildung eines T e i d i n g s t a b e s (gerichtl. Würdezeichen) aus Salzburg. Tafel mit K a v e l n aus Mönchgut aus Rügen; das sind Hölzchen mit eingekerbten Hausmarken der einzelnen Besitzer. Schrank 7. F r a u e n t r a c h t von Wendisch-Ahlsdorf bei Schönewalde, Kr. Schweinitz.
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Mark Brandenburg. F r e i a u f g e s t e l l t : B a u e r n s t u h l aus dem S p r e e w a l d . S p i n n r a d (sog. Bock) aus Zepernick. W a n d f l ä c h e n . A m Fenster: N a c h t w ä c h t e r s p i e ß und - h ö r n aus B u r g und S c h l e i f e . Neben Schrank 5: Netze, Fischspeere, Fischkörbe, Eisschuhe, Ständer zum Netzstricken (sog. Z i e g e n b o c k ) aus dem Spreewaide. Geflochtene und innen verpichte F e l d f l a s c h e aus R o h r b e c k im Fläming. 2 Kinders c h l i t t e n und S c h l i t t s c h u h e , mit T i e r k n o c h e n anstatt Eisen beschlagen, aus A r n s w a l d e . Gerät zum S t r o h d a c h d e c k e n aus der Niederlausitz. Schwingb o c k mit Schwingblatt zur Flachsbearbeitung aus der P r i e g n i t z . 2 bemalte S c h r a n k t ü r e n aus dem Spreewalde.
RAUM 6. Spreewälder Bauernstube. Dorf Lehde. 18/19. Jahrhundert. Die Tür, welche vom R a u m 5 aus in diese Stube führt, ist die Flurtür, während die gegenüberliegende als Eingang zu einem kleinen Anbau zu denken ist, welcher als Kammer oder Altsitzerstube benutzt zu werden pflegt. Das gesamte Mobiliar stammt aus den Dörfern Lehde, Leipe und Burg. Die Schränke, das Schappspind (Küchenspind), das Bett, die Wiege und die Stühle legen Zeugnis ab für die Vorliebe, welche die Wenden für die Malerei haben. Der eine der Stühle unter dem Spiegel zeigt den bei den Sorben-Wenden zurzeit selten gewordenen Kerbschnitt; die Vertiefungen sind nach dem Schnitt, wie das auch sonst in Deutschland Brauch ist (siehe die Hausgeräte der Mönchguter), mit farbigem W7achs ausgestrichen. Außer dem ebengenannten Stuhl hat auch das Mangelholz, welches die Bäuerin in der Hand hat, Kerbschnitt aufzuweisen. Rings um die W ä n d e zieht sich das Gesims (Kosch genannt), auf und
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unter dem die Spreewälder Bäuerin ihre Fayenceschätze, die bemalten Teller und Krüge, (zumeist Kottbuser Fabrikat) anbringt; anderes birgt das Schappspind, welches mit seiner Rückwand dem gewaltigen Himmelbette Schutz vor Zugluft verleiht. Die Vorderwand dieses Bettes wird von zwei Vorhängen aus weißgemustertem blauen Linnen bedeckt. Darauf hat die kunstvolle Burger Weberin den Sündenfall und das Paradies verewigt, während die rotweiße Decke, welche schonend über den unendlichen Berg von Betten gelegt ist, Jerusalem und die Auferstehung des Herrn zeigt. Dasselbe Muster trägt das große Trauertuch von feinstem Damast (auch Burger Arbeit), das die Bäuerin soeben mit der Mangel zu glätten beschäftigt war. Ein weiteres Stück Spreewälder Weberei hängt am Tellerschrank; es ist ein Prunkhandtuch, das die fleißige Hand der wendischen Stickerin außerdem mit uralten Ornamentmustern reich bestickt hat. Links von der Tür läuft an der Wand ein kurzes Gesims, auf dem Trinkbecher der wendischen Weberinnung zu Lehde ihren Platz haben. Darunter ein kleiner Wandkamin neben dem gewaltigen Ofen von grün und braun glasierten Näpfchenkacheln mit gemauertem Fundament. Das Innere des Ofenunterteils ist hohl. In der Höhlung h a t das Federvieh zur Winterszeit sein Heim; arglos laufen die Tiere dem auf der traulichen Ofenbank Sitzenden zwischen den Beinen durch. — Die Stube birgt in sich: Vier Frauen, einen Mann und einen Schreihals in der Wiege. Der Gedanke ist folgender: Die reiche Lehder Bäuerin mangelt das kostbare Trauertuch. Während der Arbeit plaudert sie mit der Gevatterin aus Burg, welche in Lübbenau einer großen kirchlichen Feier beigewohnt hat und darum im höchsten Staat sich befindet. Sie hat bei der Rückfahrt für ein paar Augenblicke bei der Freundin in Lehde vorgesprochen und schüttet ihr das Herz aus. In der Nähe des Himmelbetts sitzt Großmutter an dem Spillwocken, die mit dem Wirtel beschwerte Spindel in der Rechten, mit der Linken den Faden ziehend. Ihr zur Seite strampelt in der Wiege
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das Kleinste, die goldtressen-geschmückte Patenmütze auf dem Köpfchen. Nahe der Truhe steht eine junge Bürgerin, die Tochter jener wackeren Frau, mit der blauen Linnenschürze angetan, die sie selbst ebenso wie das malerische Kopftuch kunstvoll mit Blumen gestickt hat. Da öffnet sich die Tür — und herein tritt, den Dreimaster auf dem Kopf, der Hochzeitsbitter (Druschba). In der Hand schwingt er den Hochzeitsstab, um die Schultern trägt er das buntgestickte Tweltuch geschlungen. Er kommt fernher aus Schleife in der Oberlausitz, um die Wirtin zu Hochzeit zu bitten. — Das Brett über der Eingangstür zur Stube ist die getreue Nachbildung eines Hausbrettes aus Leipe. Früher fanden sich derartige fromme Sprüche über der Haustür der meisten Wendenhäuser, jetzt sind sie, wie überhaupt alles Alte, nur noch selten im Spreewald zu finden. (Beschreibung von Dr. U. Jahn. 1890.) Rechts von der Eingangstür eine getuschte Federzeichnung von Prof. Kretschmer, welche den Vorgang in der Stube (Hochzeitsbitter mit den Frauen) wiedergibt. Aus räumlichen Gründen konnte an dieser Stelle nicht der sonst in der Aufstellung nach Möglichkeit befolgte Grundsatz landschaftlicher Angrenzung befolgt werden, weil die hier neben der Elsässer Stube stehende Spreewaldstube an keiner anderen Stelle des rechten Gebäudeteiles einen geeigneten Platz mit ausreichendem Lichte finden konnte. Aus diesem Grunde mußten die hessischen Sammlungen, welche hier ihren rechten Platz gehabt hätten, in den Raum 4 zurückgestellt werden. In dem nun folgenden Sammlungsteile bis Raum II sind die Stämme der Franken in B a d e n und W ü r t t e m b e r g , der Alemannen und Schwaben in E l s a ß und S c h w e i z , B a d e n , W ü r t t e m b e r g und im westlichen
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B a y e r n , endlich der Bayern im übrigen bayrischen Lande nebst T i r o l und in O b e r ö s t e r r e i c h vertreten. Diese Gebiete enthalten noch reiche Schätze ureigenen Stammesbesitzes in Mundarten, Glauben und Bräuchen, Hausbau, Volkstrachten und Geräten. Diesen süddeutschen Stämmen ist eine hohe künstlerische Befähigung eigen, die sich bei der ländlichen Bevölkerung in vielseitiger Holzschnitzerei und farbenprächtiger Ausschmückung der Häuser im Innern und Äußern zeigt. Elsaß-Lothringen. Beim Austritt aus der Spreewaldstube erblickt man gegenüber die Elsässer Stube. Eine Wand ist fortgelassen, um einen bequemen Einblick in den Raum zu schaffen. Die Elsässer Bauernstube. An der Hinterwand der Stube steht das altertümliche Himmelbett mit rot und weiß gemusterten Vorhängen, rechts davon ein von außen zu heizender eiserner Ofen mit biblischen Darstellungen und mit Reiminschriften. Über dem Ofen ist ein gedrechseltes Gestell zum Trocknen der Wäsche angebracht. Vorn rechts steht ein Kleiderschrank aus dem vorigen Jahrhundert; neben demselben hängt ein Weihwassernäpfchen. Zwischen dem Butzenscheibenfenster und dem Bette hat die Standuhr ihren Platz, sie ist von »Strauphar a Strasburg« gefertigt. In der Mitte der Stube stehen ein viereckiger Tisch, Stühle mit künstlerisch geschnitzten Stuhllehnen, Spinnrad, Haspel, Kinderstühlchen, Wiege und anderes Hausgerät. Auf dem Tische liegt eine leinene gestickte Decke; am Ofen sowie am kleinen Eckschrank hängen je ein Prunkhandtuch mit Baumwollenstickerei. An den Wänden befinden sich ein kleiner Wandspiegel, mehrere Heiligenbilder, darunter eines mit Seidenstickerei, verschiedene Schüsseln und Ähnliches. Am Bettpfosten hängt ein schön gearbeiteter Frauenstrohhut. Auf die Tätigkeit
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Raum 6.
im Hause weist außer dem Spinngerät ein Gestell zum Flechten von Strohhüten hin. In der Bauernstube sind 3 Trachtenfiguren aufgestellt: B u r s c h e von B i s c h o f s h e i m , M ä d c h e n und k a t h o l i s c h e F r a u von K o c h e r s b e r g - S c h n e r s h e i m , Niederelsaß. Auf dem Stubendach sind S p i n n g e r ä t e verschiedener Art, meistens fein gedrechselt und geschnitzt, aufgestellt. Schrank 1. Katholische Frauentracht aus K o c h e r s b e r g , F r a u e n t r a c h t aus U h r w e i l e r . Im Hintergrunde M ä n n e r t r a c h t aus der Gegend von W e i ß e n b u r g mit Marderpelzkappe und R e k r u t e n s t r a u ß von H o e r t h . M ä n n e r t r a c h t für Feiertag aus P l o b s h e i m mit R e k r u t e n k r a n z s c h m u c k auf d. Hut. Links davon: K n a b e n t r a c h t aus U h r w e i l e r . Rechts seitlich: K l e i n e - M ä d c h e n - T r a c h t aus H o e r t h . Im Hintergrunde und unten verschiedene Trachtenteile. Auf dem Schranke: 2 E s s i g f ä s s e r aus Ton und Steinzeug. S t e i n z e u g k r ü g e . Schrank 2. Auf dem Schranke: T o n - u n d S t e i n z e u g g e f ä ß e . Im Schrank: Oben: H a u b e n , B r a u t h a u b e n und B r a u t k r o n e n aus dem 17.—19. Jahrhundert sowie B r ä u t i g a m s s t r ä u ß e . Im Hintergrunde: Miederl ä t z e . Unten: Gestickte W ä s c h e und S p i t z e n . H a u s g e r ä t e . G a r b e n k n e b e l , beiderseits zugespitzt. Geräte zum N e t z s t r i c k e n ; G a r n w i c k l e r . Gläserne K i n d e r s a u g f l a s c h e . W ä s c h e p l ä t t e r von Glas, mit langen Stielen. T o r l ä u t e w e r k von S t ü t z h e i m . Kleine W e i n p r e s s e , gen. Trotte. U n t e n : Bemalte K ä s t c h e n , zum Teil Wismutmalerei. Verzierte T i s c h l e r h o b e l , W a l d m e s s e r , S c h m i e d e g u r t und verschiedenes eisernes Handwerkszeug.
Frei aufgestellt: Mehrere E l s ä s s e r B a u e r n s t ü h l e mit reich geschnitzten Rückenlehnen. Große alte S t o l l e n t r u h e mit einfachen Kerbschnittmustern. Darauf liegend:
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7 F a l l e n für Mäuse, Ratten, Maulwurf und Fuchs. Blumenbemalte Elsässer T r u h e von 1807. Schaukasten mit Elsässer H o l z s c h n i t z e r e i e n : E l l e n s t ä b e mit Ornamenten, Namen, Jahreszahlen und eingeschnitztem ABC, 18. und 19. Jahrhundert, B u t t e r f o r m e n , 2 N u ß knacker, 1 Kästchen. Außenwandfläche der Elsässer Stube: Geschriebene und gemalte sowie gedruckte P a t e n b r i e f e und ein mit gemalter Umrahmung versehener A u s h e b u n g s z e t t e l aus W e i t b r u c h . Daneben große alte F a ß r i e g e l , in phantastischen Tiergestalten geschnitzt. Weiterhin 2 geschnitzte S t u h l l e h n e n und eine F a ß t ü r mit dem Bilde eines Zechers. Dann altertümliche sog. K l e i e n k o t z e r in Masken- und Fratzenform. Sie wurden den Mahlgängen einer Mühle angeschraubt. Darunter eine hölzerne V o g e l f i g u r , welche in der Mühle am Rande des Trichters angebracht war, um den Ablauf der Kleie anzuzeigen. Oben: Wandfries aus braunglasierten Tonfliesen, mit Bildern und Sprüchen bemalt, aus dem Schwarz walde. Elsaß und Schweiz. Über der Elsässer Stube: W i r t s h a u s s c h i l d e r aus Schmiedeeisen und Holz. Auf der Decke der Elsässer Stube aufgestellt: S p i n n geräte, Kinderwiegen, K i n d e r s i t z k a s t e n und kleinere K ä s t c h e n mit reichen Schnitzereien. An der W a n d : Sogen. K l e i e n k o t z e r , geschnitzt; großes Nachtwächterhorn von Messing und Hirtenhorn aus Weitbruch i. Eis., Messingsprachrohr (Nebelhorn) für Schiffer aus Lachen, Schweiz. R A U M 7 (Treppenplattform). Österreich. Männertrachten von G a s t e i n in Salzburg und E g g e n t a l , Tirol. F ü h r e r d. d. Samml. f. d. Volkskunde.
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Raum 9.
R A U M 9. Schweiz. Schweizerstube. a) Deckenvertäfelung mit Züricher Wappen, Namens inschrift und der Jahreszahl 1644. Wandvertäfelung mit Büfetteinrichtung. Bettstelle, 1682. Truhe, Schrank, hoher Lichtständer, Wiege, Tisch mit Schieferplatte und zwei Kasten mit Einlegearbeit; Faltstuhl. Ofen aus Kacheln von Winterthurer Fayence, 1665, mit Monogramm des Hafnermeisters Hans Heinrich Graf: die Eckkacheln zeigen allegorische Darstellungen von Glaube, Liebe, Gerechtigkeit, Hoffnung, Treue, Geduld, Fleiß und Stärke. Die unteren Kacheln stellen die zwölf Monate in ihrer landwirtschaftlichen Bedeutung dar. Jenner, Hornung, Mertz, April, Meyen, Brachmonat, Heumonat, Augstmonat, Herbstmonat, Weinmonat, Wintermonat, Christmonat. Die oberen Kacheln zeigen in Bild und Sinnspruch den Verlauf des Menschenlebens in der Folge der Jahrzehnte. Dann reihen sich an oben und rechts unten Darstellungen der alten Elemente Feuer, Erde, L u f t und Wasser, sowie links der Handwerke der Schlachter, Barbiere, Schmiede, Schreiner und Hafner (Töpfer). Ein Gesimse an der Wand enthält die Wappen der alten Kantone der Schweiz. Die Fenster der Stube sind neu hergerichtet. Über der Ausgangstür neben dem Schrank und Bett ist außen ein geschnitztes T r u h e n b r e t t , darüber ein kleiner G e s c h i r r a h m e n befestigt. Vergleichende Sammlungen zur Entwickelung des Beleuchtungswesens. Schrank 1. In der Mitte: Formen des F e u e r s t a h l s , Z u n d e r l a d e n und Feuerzeuge in Form von Steinschloßgewehren. L e u c h t s p a n h a l t e r (dazu unten ein Leuchtspanhobel aus Schlesien). In den oberen Fächern:
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Alte K e r z e n l e u c h t e r f o r m e n verschiedenster Art aus Metall, Holz und Ton. Ostpreußische Hängeleuchter, Dorfschmiedearbeit. In den unteren Fächern: W a c h s s t o c k e und W a c h s s t o c k h a l t e r , L i c h t p u t z s c h e r e n , H o c h z e i t s l e u c h t e r aus der Propstei, K e r z e n - G u ß f o r m e n und friesischer L i c h t e r k a s t e n , Lichts c h i r m um 1800 aus Paderborn, K e l l e r - und K i r c h e n l e u c h t e r zum Einstechen in Holzwerk aus Ober-Österreich und Luckau (um 1850). Wäscherinnenleuchter von Holz. Alte S c h w e f e l h ö l z e r und S t r e i c h h o l z b ü c h s e n . Primitives Leuchtgerät aus Bergwerk und Höhlen. Neben demSchranke: Prächtiger S t a n d l e u c h t e r , volkstümliche Schmiedearbeit, aus dem Ammerlande, der bei Aufbahrungen benutzt wurde. Schrank 2. Oben: Alte L a t e r n e n f o r m e n , meist aus Oberösterreich. Laterne mit H o r n s c h e i b e n aus Hannover. P o r z e l l a n l a t e r n e aus Thüringen. Holzgeschnitzte H ä n g e t r ä g e r für kleine Öllampen aus der Schwalm und Nordfriesland. Desgl. von Eisen aus Holstein. Primitive U n s c h l i t t - H ä n g e l a m p e n aus Tirol, H o l z s t ä n d e r für kleine Öllampen. S c h u s t e r g l o c k e , L a m p e n s t ä n d e r mit roman. Löwenfüßen aus der Schwalm. T o n l ä m p c h e n von antiker Form aus dem Elsaß. F i s c h e r l ä m p c h e n mit Blende von Bari aus Ton. S c h i e b e l a m p e n aus Hessen. Unten: Mannigfaltige Formen der einfachen Ö l l a m p e , meistens aus Zinn oder Messing, ganz von Glas aus Schlesien. Hohe Zinnlampe mit Skala an dem gläsernen Ölbehälter aus Braunschweig. Synagogenlampe. Neben dem Schranke an der W a n d : Eine eigenartige Einrichtung für Spanbeleuchtung, bestehend aus eisernem Korb und eisernem Rauchhut darüber, der sog. L i e n h u t , aus Böhmen. Auf der andern Seite: Eiserne K e t t e zum Anhängen der Kessel über dem Herdfeuer.
Baden. Schrank 3. M ä d c h e n t r a c h t aus M e i s e n h e i m . Tracht eines sogen. H o t z e n b a u e r n mit Spieß vom 3*
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badischen O b e r r h e i n (Hotzenwald). Tracht einer e v a n g e l i s c h e n B r a u t aus der B a a r , einer früheren Landgenossenschaft im südlichen Baden. Frauen t r a c h t e n von S t . G e o r g e n , von P r e c h t a l und P e t e r s t a l im Schwarzwalde. T r a c h t e n eines B a u e r n und einer B ä u e r i n aus dem badischen F r a n k e n , F r a u e n t r a c h t von S i m o n s w a l d , Mädchentracht von G u t a c h im Schwarzwalde. (Hut mit roten Wollbällen für unverheiratete Mädchen, schwarz für Frauen.) • Oben: B r a u t k r o n e n und F i r m u n g s k r ä n z e aus künstlichen Blumen, bunten Glasperlen, kleinen Spiegeln und Bändern. Unten: H ü f t s c h m u c k aus Silberdraht mit Perlen und kleinen Spiegeln, von der Braut getragen. F i n g e r r i n g e . B r a u t h a u b e aus Goldplättchen. B r ä u t i g a m s s t r a u ß . B r a u t s c h m u c k . An der Schmalseite desSchrankes unten: Kokardenartiger Bräutigamsschmuck. K o p f p u t z f ü r M a d c h e n , denen es obliegt, das Bild der Jungfrau Maria in der Prozession zu tragen, a) für Fest: Zeiten, b) für gewöhnliche Zeiten. Kleine B r a u t k r o n e n . W a n d f l ä c h e neben Schrank 3 : Kleiner R e b h ü t e r s p i e ß (gen. Bammert) von E b r i n g e n im Schwarzwald. Schrank 4. Enthält in 3 Gruppen links H a u s - u n d W i r t s c h a f t s g e r ä t , in der Mitte T r a c h t e n t e i l e , rechts Industrieerzeugnisse und -gerate aus dem S c h w a r z w a l d e . Im Hintergrunde: Z e i c h n u n g e n von Schwarzwaldhäusern. Linke Gruppe: T o n - u n d F a y e n c e g e s c h i r r e . Bemerkenswert große S c h ü s s e l mit Darstellung eines reisenden C h a r l a t a n s von Ebringen. Darunter: H o l z arbeiten: P f e i f e n , Nußknacker, Ellenstäbe, Dos e n , bemaltes K ä s t c h e n , T e l l e r , P f e i f e zum B e t ä u b e n der B i e n e n , H o l z s c h l o ß , B u t t e r f o r m e n . In der Mitte unten: M o d e l l e i n e s P o s t w a g e n s , S p r o s s e einer W a g e n l e i t e r gen. Schwinge, aus P e t e r s t a l . Darüber: Teile der F r a u e n t r a c h t , wie G ü r t e l , B r u s t l ä t z e , H a l s k r a g e n (Koller), H a u b e n , S t r ü m pfe, Pulswärmer. Rechts: S c h w a r z w ä l d e r U h r mit H o l z r ä d e r -
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w e r k . Kopie der ältesten Schwarzwälder Uhr. F r a u e n h ü t e , nach den Dörfern verschieden in der Farbe, zylinderförmig. S t r o h m o s a i k a r b e i t e n und feine H o l z f i g u r e n s c h n i t z e r e i e n , Musterkarten der S t r o h g e f l e c h t s c h u l e von Schonach. G l a s b a r o m e t e r . Glaskasten an einem Hoffenster: Nachbildung eines Gelöbnisoder E r i n n e r u n g s k r e u z e s aus dem S i m o n s w a l d e r T a l e bei Elzac'n. Das Kreuz hat einen aus vier Abteilungen bestehenden sehr hohen Stamm. Der unterste Teil enthält die Votivtafel mit religiösen Liederversen und den Worten: »Zur Ehre Gottes wurde dieses Kreuz errichtet von Adam und Maria Weber 1 8 1 7 . « Zur Seite der Tafel sind die Figuren der Maria und des Jüngers Johannes angebracht. Die zweite Abteilung des Stammes hat die Darstellung des Judaskusses, des heiligen Rockes, der drei Würfel und des Essigkruges. Der dritte Teil des Stammes stellt den Gipfel Golgathas dar. Auf einem besonderen Postamente ist die Figur eines badischen Dragoners zu Pferde mit Speer angebracht: er soll den römischen Hauptmann unter dem Kreuze Christi darstellen; der Speer ist auf die Seitenwunde des Erlösers gerichtet. Am Stamme sieht man: die Dornenkrone, eine stachelige Keule mit scharfer Spitze (ein sog. Morgenstern), einen menschlichen Arm mit geballter Faust, vermutlich dem ewigen Juden, welcher den das Kreuz tragenden ermüdeten Heiland von seiner Tür fortstieß, angehörig, eine Axt, eine Zange, eine Hellebarde, ein Schwert mit Scheide und das Schweißtuch der Veronika, auf welchem sich das Antlitz des Heilandes abdruckte. — Das eigentliche Kreuz selbst mit der Figur des Gekreuzigten ist von vier Engeln umgeben, welche in Kelchen das aus den fünf Wunden Christi fließende Blut auffangen. Auf dem Querholze befinden sich ein größerer Kelch, der wohl dazu bestimmt ist, das von den Engeln gesammelte Blut aufzunehmen (vgl. die GrabSage), die Laterne des Judas, eine Urne und Nägel. Über der Kreuzesinschrift befindet sich auf dem Schutz-
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blech der bei Kreuzesdarstellungen selten fehlende Hahn. Daneben: Ein A q u a r e l l dieses Kreuzes in der Landschaft. Wandfläche über dem Modell: Sog. S p a t z e n h a f e n , das ist ein alter Topf, der als Nistgelegenheit für Vögel am Hause angebracht war. Unterhalb des Modells: 2 D a c h f i r s t z i e g e l mit roher K o p f b i l d u n g , denen vielleicht früher schützende K r a f t zugeschrieben wurde (Neidkopf) v. Müllheim. Württemberg. Frei aufgestellt: B a u e r n s t ü h l e mit geschnitzten Rückenlehnen, sog. S c h l a n g e n - und M a s c a r o n s t ü h l e . Schrank 5. T r a c h t e n einer B ä u e r i n mit Brautkranz und B a u e r n t r a c h t aus B e t z i n g e n . Brauttracht. M ä d c h e n t r a c h t aus R o t t e n b u r g . Im Hintergrunde F r a u e n t r a c h t aus L e i d r i n g e n , Oberamt Sulz. Daneben H a u b e n und G ü r t e l der Frauentracht. M e t z g e r g ü r t e l von R o t t e n b u r g . An der Decke hängen 3 B r a u t k r o n e n . Unten: Kleinere B r a u t k r o n e n , Brautkranz v o n E l l w a n g e n , G o l d h a u b e von R o t t e n b ü r g . Geschnitzte und bemalte K ä s t c h e n (Wismutmalerei). Sog. K l e i e n k o t z e r in Form eines Löwenkopfes aus dem Oberamt Laupheim. Auf dem Schrank: H a u s - und S p i n n g e r ä t e . Modell einer sog. U l m e r S c h a c h t e l , auch Ordinari oder Plätte gen., d. i. eine alte Form eines Donauschiffes mit voller Ausrüstung. Wandecken bei Schrank 5: 2 S e n s e n , an Stielen aufrecht befestigt, v o m Jahre 1848. Süddeutschland. Freistehend: T r u h e mit Rankenbemalung außen und einem inwendig sehr ausführlich bemalten Deckel, unbekannter Herkunft.
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Bayern. Die bayrischen Sammlungen des Museums sind durch eine Fülle von sehr charakteristischen Trachten ausgezeichnet, von denen aus Raummangel nur ein kleiner Teil hier zur Aufstellung gelangen konnte. Beachtenswert durch ihre künstlerische Eigenart sind die Frauenhauben aus Schwaben und Passau. Eine andere Besonderheit, die Vorliebe für reichen malerischen Schmuck der Möbel, ist durch einige ältere Stücke dieser Art zur Anschauung gebracht. Diese Farbenfreude findet sich auch noch in den angrenzenden Gebieten von DeutschÖsterreich, dem Kgr. Sachsen und Nordböhmen, deren Bewohner ebenfalls bayrischen Stammes sind oder doch von hier stark beeinflußt wurden. Schrank 1. M ä d c h e n t r a c h t von A b e n s b e r g , Niederbayern, mit silberner »Riegelhaube«, B ä u e r i n t r a c h t aus dem L a b e r t a l , Niederbayern, mit sehr eigenartig gesticktem Haubentuch. Zwei sog. H u m m e l b a u e r t r a c h t e n aus Oberfranken, eine mit gestickter Schürze, und eine B r a u t t r a c h t aus der Gegend von B a y r e u t h , Oberfranken. T r a c h t einer k a t h o l i s c h e n A l g ä u e r i n mit »Reginahaube«, einer evangelischen B r a u t aus dem A l g ä u , F r a u e n t r a c h t mit großer »Radhaube« aus dem A l g ä u , T r a c h t einer P a t r i z i e r i n aus dem Ende des 18. Jahrh. von M e m m i n g e n in Schwaben. F r a u e n t r a c h t von D a c h a u , Oberbayern, 3 B a u e r n t r a c h t e n von T h e i s e n d o r f und W a c k e r s b e r g , Oberbayern, B u r s c h e n t r a c h t von T ö l z , Oberbayern, M ä n n e r t r a c h t von H a i f i n g im Chiemgau, Oberbayern, F r a u e n t r a c h t von R o s e n h e i m - W a s s e r b ü r g , Oberbayern, mit tressenbesetztem Zylinderhut. R e g e n s b u r g e r B ä u e r i n mit Pelzmütze und reichem Brustgeschmeide. An der Schrankdecke hängend: B r a u t k r o n e n , 2 gestickte B r u s t t ü c h e r und 3 F i r m u n g s k r ä n z e (über der Bayreuther Braut!).
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Unten: F r a u e n h a u b e n und K o p f s c h m u c k aus den verschiedenen Provinzen. M ä n n e r m ü t z e , aus F e u e r s c h w a m m gefertigt, wie sie im bayrischen Walde hinter P a s s a u verfertigt werden. Grüner H o c h z e i t s b i t t e r Z y l i n d e r aus O b e r b a y e r n . K o r b , mit buntem Leder überzogen, für Nähzeug, vom Bräutigam der Braut geschenkt, O b e r p f a l z . Vergleichende Sammlungen. Schrank 2. Oben: Eine größere Anzahl sog. H e i l i g g e i s t t a u b e n aus Süddeutschland, die als Deckenzierat im Herrgottswinkel, dem Hausaltar der katholischen Bauernstube, aufgehängt zu werden pflegen. Der Gebrauch findet sich auch in nichtkatholischen Gebieten, wo dann die Taube allmählich verschwindet und durch krönenartige Deckengehänge ersetzt wird. In Nordfriesland heißen solche aus Rohr oder Stroh und Papier angefertigten Kronen im Volksmunde » U n r u h e « , weil sie durch jeden Luft- oder Wärmezug leicht bewegt werden. Vielfach haben sich auch abergläubische Vorstellungen daran geknüpft, und das letzte Stück dieser eigentümlichen Entwickelungsreihe ist ein »Unruh« genannter Zweig von Eryngium campestre aus Österreich, dem nachgesagt wird, daß er das Wetter im voraus anzeigt. In den unteren Fächern: Geräte des häuslichen K u l t u s aus Bayern und Österreich: Madonnenbilder und Statuetten, Hausaltärchen, geweihte Kissen, Skapuliere, Rosenkränze, fromme Wandbilder, Kruzifixe, eine eiserne stachlige Büßerkette, von einer Tirolerin auf bloßem Leibe getragen, Wallfahrermünzen, Haussegen und dgl. Auf dem Schrank: Geschnitzter und bemalter E n g e l als L i c h t t r ä g e r .
Bayern. Pultschrank 3 a. B a y e r n . Oben: Teile der F r a u e n t r a c h t , B r a u t s c h m u c k , S t i c k e r e i e n und W e b e r e i e n . K i n d e r - F a l l h u t aus der Gegend von Nürnberg.
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Unten: P f a n n e n k n e c h t e von Holz und Eisen, F e u e r b ö c k e und D r e i f ü ß e . Pultschrank 3 b. B a y e r n . Oben: Lederne L e i b g u r t e für Männer, mit Lederpressung, farbigen Stickereien aus Pfauenfederkielen und Beschlag von Zinnstiften. K n i e s t r ü m p f e und H o s e n t r ä g e r , S c h l a g r i n g e . Unten: Verzierte T i s c h l e r h o b e l , hölzernes S c h u h m a c h e r m a ß aus P r i e n . Mehrere Werkzeuge für Handwerker und Landwirte. Eiserne E n t e n f a l l e und 2 S c h l a g a n g e l n für Hechte aus A h r f a h r e n , Oberbayern. Schrank4. B a y e r n . Kunstvolle H o l z s c h n i t z e r e i e n , besonders S t ä n d e r für T a s c h e n u h r e n , bemalte S p a n s c h a c h t e l n , möbeiförmige S c h m u c k k ä s t c h e n , S t r i c k nadelhalter, H a u b e n s t ä n d e r , von Künstlerhand angefertigte neue T r a c h t e n p u p p e n , bayrische Volkstracht am Anfange des 19. Jahrh. darstellend. M o d e l l e eines M e h l w a g e n s aus Niederbayern und eines oberbayrischen P f l u g e s . Unten verschiedene Wirts c h a f t s g e r ä t e , Zither. Auf dem Schrank: M a r i e n k r o n e n . Frei aufgestellt: F r ä n k i s c h e r bemalter S c h r a n k von 1850. Darauf stehend: 2 bemalte kleine T r u h e n . F r ä n k i s c J i e bemalte T r u h e von 1840. Darauf stehend: Hölzerne Trage ( K r a x e ) ; F e u e r l ö s c h e i m e r . F r ä n k i s c h e bemalte W i e g e und B a u e r n s t u h l . Reich bemalter älterer S c h r a n k aus der O b e r p f a l z . Darauf stehend: Zwei metallene W e i h w a s s e r f l a s c h e n von Reigersbeuern, Oberbayern, und W i r t s c h a f t s geräte. Freistehend ferner bemalte kleine T r u h e , ein aus einem Holzblock geschnitzter K a s t e n mit Schubladen. Bemalte oberbayrische Bettlade. Wandflächen: Große A r m b r u s t , frommer Z i m m e r s c h m u c k der Katholiken, bestehend in M a d o n n e n b i l d e r n , H e i l i g e n b i l d e r n , meist auf Glas gemalt. Klosterarbeiten aus Filigranwerk mit Wachsbildern, z. B . der H a n d d e r h e i l i g e n A n n a , der Z u n g e des h e i l i g e n N e p o m u k u s w . Darstellung der G r a b l e g u n g
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Christi, verfertigt aus Leinwand, welche mit Gips und Öl getränkt ist. Auf dem Bilde unten ist das Fegefeuer, oben Golgatha dargestellt. Die angebrachten Muscheln sollen aus dem Gelobten Lande herstammen. B a u m s c h w a m m s c h n i t z e r e i , ein Bergdorf darstellend. M a n g e l b r e t t e r und anderes W i r t s c h a f t s gerät. G e s t e l l m i t S a n d u h r e n , von Geistlichen auf der Kanzel gebraucht. Bäuerliche T o n g e s c h i r r e , S t e i n z e u g - und F a y e n c e k r ü g e , Zinngeschirre, G l a s k r ü g e u. a. [Vgl. auch den im Raum I aufgestellten oberbayr. Hochzeitswagen.] R A U M 11.
Österreich. Hier sind in etwas verkleinertem Maßstabe drei zusammenhängende Räume hergerichtet worden nach dem Muster alter Bauernhäuser im Innviertel bei B r a u n a u in O b e r ö s t e r r e i c h , um eine größere Sammlung aus der dortigen Gegend angemessen zur Anschauung zu bringen. Herr Architekt P i e c k e n h a g e n , hier, hat in höchst dankenswerter Weise die erforderlichen Bauarbeiten auf eigene Rechnung ausführen lassen. Der Eintritt in diese Räume geschieht vom Zimmer io aus, welches in dieser Hinsicht als Hausflur des oberösterr. Bauernhauses zu denken wäre. Man tritt in die K ü c h e (Kuchl) ein, vorbei an den rechts und links an den Wänden hängenden W i r t s c h a f t s g e r ä t e n , wie Pferdegeschirre, Zimmermannswerkzeuge, Dreschstecken, Maulwurfsfalle, Ochsenjoch, Hundehalsbänder, Viehglocken, Schafschere, Fischspeer usw., was der Bauer gleich zur Hand haben muß, denn er ist sehr bequem. Nun steht man dem aus Ziegeln aufgebauten H e r d gegenüber, in dessen gewölbtem Rauchfange eine Holzstange mit Querstöcken zum Räuchern von Fleisch und Wurst hängt (Selchwirl gen.). Von der Herdplatte aus wird durch zwei in gleicher Höhe liegende Öffnungen in den Wänden sowohl der Stubenofen als der Backofen beschickt. Auf
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dem Herde und an den rauchgeschwärzten Wänden stehen und hängen Töpfe, Pfannen, eiserne Dreifüße, Feuerböcke, Pfannenknechte, Bratrost, Bratspießhalter mit 3 Füßen, zangenförmige Waffeleisen und ein Kienspan leuchten Am Rauchfangbalken hängen in bunter Menge Seiher oder Siebe, Scharrer zum Feuerschüren, Kohlenzange, Bratspieße, Teigrädchen. Darüber ein eisernes kronenförmiges Gerät zum Fleischanhängen (Fleischselcher genannt). Auf dem Brett über dem Herde Tonkrüge, Siebschlüssel u. a. In der Fensterecke Butterfaß, Kaffeemühle, Hanfwage, Schnellwagen, Löffelbrett, kunstvoll gezeichneter Sack. [Ein eigentümliches Gerät zur Aufbewahrung von Brot (gen. Reahm) aus Südtirol ist hier mit aufgehängt.] Von der Küche aus tritt man durch eine Tür in die getünchte Stube mit geweißter niedriger Balkendecke. Eine Tür rechts führt auf den Hausflur. Links der kleine Ofen auf einem Holzgestell, von der Ofenbank umgeben. E r ist aus glatten viereckigen Kacheln erbaut, mit kupfernem Wasserkessel versehen und mit einem Absatz, auf dem eine Kochplatte mit eisernen Ringen angebracht ist. In der Ecke zwischen den Fenstern befindet sich immer der » H e r r g o t t s w i n k e l « , der Hausaltar mit Kruzifix und 2 Kerzenleuchtern, aufgebaut auf einem kleinen Eckschrank, der auf der Wandbank steht und dem Bauer zur Aufbewahrung seiner Papiere dient. Die Wände hier sind mit Heiligenbildern, auf Glas gemalt, und mit Rosenkränzen behängt. Hier steht auch der viereckige Tisch, in dessen Schublade das Brot, Eßbesteck und Tischtuch verwahrt werden. Auf dem Tisch steht der Pfannenknecht aus Holz, auf den die heiße Pfanne mit dem Essen kurzerhand gestellt wird, wenn die Arbeit drängt. Darüber schwebt, in einer G l a s k u g e l an der Decke hängend, der Heilige Geist in Gestalt einer Taube. Eine Vorrichtung zur Abwehr der lästigen Fliegen beim Essen (Suppenwedel genannt) ist an dem Deckenbalken befestigt und wird nötigenfalls von den Kindern oder jüngeren Dienstleuten geschwungen.
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Raum 11.
Zwischen den Fenstern gegenüber der Küchentür ein Wandleuchter, darunter der kleine Spiegel. Ein Teller bord an der andern Wand ist mit allerhand Geschirr und Hausgerät bestellt. Von auffallender Eigenart ist ein reich bemalter S c h r a n k , der auf der sog. H ü h n e r s t e i g e steht. Diese Einrichtung dient zur bequemen Fütterung des Geflügels und hat eine Öffnung in der Hauswand am Hofe, die durch einen Klotz geschlossen werden kann. Daneben an der Wand die alte Schwarz wälder Uhr. Darunter bei der Tür zum Flur hängt der »Weihbrunn« mit geweihtem Wasser; ein bleierner »Haussegen« ist an der Tür selbst befestigt. Im übrigen hängen daran Kleidungsstücke und Hüte; ein Regenschirm und derbe Stöcke stehen in der Ecke. Von anderem Stubengerät sei noch erwähnt ein Laufstuhl für Kinder und ein Kinderschlitten mit strohgeflochtenem Sitz. Aus der Stube treten wir zurück durch die Küche in die S p e i s e k a m m e r (Speis gen.). Rechts ragt der mächtige B a c k o f e n in sie hinein, auf dem eine Brotform aus Strohgeflecht (Sumper gen.) steht. Daneben eine hölzerne Mausfalle. Das fertige Brot wird zwischen die Sprossen der leiterartigen Vorrichtung gelegt, welche vom Backofen bis zur Fensterwand reicht. Von dem übrigen hier untergebrachten Gerät sei noch genannt: eine Fischreuse, eine Futterquetschmühle und neben der Tür zur Küche der sogen. P a l m b a u m , ein am Palmsonntag geweihter Baumzweig mit angebundenen Palmkätzchen. Er wird alljährlich neu auf dem Speicher in die Sparren gesteckt zum Schutze gegen Feuer und Blitzgefahr. Aus diesem kleinen Raum würden wir nun ins Freie treten, wenn wir die im Bauernhause in Wirklichkeit nicht vorhandene kleine Tür neben dem Backofen benutzen. Wir erreichen durch sie aber hier den
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R A U M 12. Vergleichende Sammlungen. Zusammenstellung von Geräten, die zur F l a c h s b e r e i t u n g , zum S p i n n e n und W e b e n gehören. Der Flachs (in Österreich der Haar genannt), eine uralte Kulturpflanze, hat nach seiner technischen Verwendung seinen Namen erhalten, der mit dem Zeitwort flechten zusammenhängt. Seine Saatzeit ist bei uns der April; im Anfang des Juli leuchtet seine blaue Blüte, und Ende Juli wird er durch Ausraufen der Halme geerntet. Mannigfaltige alte Volksbräuche knüpfen sich an sein Wachstum und später an seine Bearbeitung bis zum weichen und doch haltbaren, glänzenden Faden. Nach der Ernte wird er getrocknet, dann durch den R i f f e l k a m m gezogen zur Entfernung der Samenkapseln. Nun wird er 4—6 Tage und Nächte in sog. Röthelkuhlen, d. h. Teichen oder Wasserlöchern eingeweicht, dann 14 Tage an der L u f t gebleicht und an sonnigen Tagen nachgetrocknet. Um die Halme mürbe zu machen, drischt man sie mit dem altertümlichen, in Westfalen, Braunschweig und Hannover T r e i t e genannten Gerät und bricht sie mit der H a r t b r a k e , welche zur Entfernung der Holzteile dient. Etwa noch anhaftende Reste derselben (gen. Schewen) werden nach Erwärmung des Flachses mit der S c h l a p p oder S t r e p p b r a k e abgestreift. Es folgt das sog. Schwingen zum Weichmachen des Flachses. Dazu dienen die S c h w i n g e b ö c k e in Verbindung mit den S c h w i n g e b l ä t t e r n oder S c h w i n g e l n , die zuweilen eine fächerartige oder auch eine schwertartige Form annehmen. Mit groben und feinen H e c h e l n entfernt man schließlich alle etwa noch vorhandenen holzigen Teile, die sog. Heede oder das Werg. Alle diese, meist aus Hannover stammenden Geräte sind neben dem Webstuhl hier zusammengestellt. Nachdem der Flachs zum Verspinnen fertig geworden, windet man ihn um den R o c k e n (dialektisch Wocken) oder die K u n k e l , deren verschiedene Formen zur Anschauung gebracht sind, und erzeugt durch Drehen vermittelst der uralten S p i n d e l mit Stein- oder Ton-
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w i r t e l , oder mit dem S p i n n r a d e (1530 von J o h . Jürgen in Watenbüttel, Braunschweig, angeblich erfunden) den Leinfaden. Die meisten Spinnräder sind T r i t t r ä d e r , aber es sind auch solche vorhanden, die mit der H a n d in Betrieb gesetzt werden. Die verschiedenen Formen der Spinnräder mit Fußbetrieb sind nach der Lage des Triebrades zum Spinnapparat (der aus dem sog. Flügel und einer Spule besteht) einzuteilen. Sie liegen entweder neben- oder übereinander. Außerdem gibt es Spinnräder mit festem, d. h. am Spinnrade selber angebrachtem Rocken oder Flachshalter und solche ohne festen Rocken. Im letzteren Falle, der besonders in slavischen und romanischen Ländern vorkommt, stehen Rocken und R a d nebeneinander ohne Verbindung. Man hat ferner noch, aber sehr selten, D o p p e l s p i n n r ä d e r zum Spinnen zweier Fäden, von denen eins aus Hannover hier aufgestellt ist. Es treten noch die sog. S p u l r ä d e r hinzu, mit welchen der fertige Faden auf die für Kette und Einschlag bestimmten Spulen aufgerollt wird. Zum Abmessen des Garnes dienen die H a s p e l n , die gewöhnlich mit Vorrichtungen versehen sind, um bei einer bestimmten Anzahl von Umdrehungen ein Signal zu geben. Eine abweichende Form des Gerätes ist in Schlesien gebräuchlich und wird hier W e i f e genannt. Wenn nun das Garn verwebt werden soll, so legt man es auf die sog. G a r n w i n d e und rollt es von da auf die großen Spulen der sog. S c h e r l e i t e r , von wo es dann auf den S c h e r r a h m e n gebracht wird, um zur Kette oder dem Aufzug des Webstuhles verwendet zu werden. Dabei wird noch ein vielfach durchlochtes leistenartiges Gerät, das S c h e r b r e t t , gebraucht. Der einfache horizontale W e b s t u h l aus Hannover zeigt den weiteren Vorgang der volkstümlichen Webekunst. (Vgl. Mitt. a. d. Mus. f. deutsche Volkstrachten, Berlin 1897, I, 1 S. 28 ff.) In einem Schranke sind die kleineren zur Spinnerei und Weberei gehörigen Geräte zusammengestellt. Oben 2 H a n d s p i n n r ä d e r aus dem Elsaß und aus Serbien. Darunter kammartig ausgeschnittene B r e t t c h e n zur Herstellung von B ä n d e r n , besonders aus Mönchgut a.
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R ü g e n und anderen Gebieten. Ferner ein Modell einer jütländischen » V i r k e « für Bänder und Proben der altertümlichen B r e t t c h e n w e b e r e i . Letztere ist eine im Norden bereits 3—400 Jahre n. Chr. in den Moorfunden nachgewiesene, sehr kunstreiche Technik, vermittels viereckiger, an den Ecken durchlochter Brettchen aus Papier oder Holz Bänder zu verfertigen. Während sie im Orient noch blüht, ist sie bei uns völlig in Vergessenheit geraten, nur in Island war sie noch bekannt. Der G u r t w e b s t u h l aus Tirol und sog. B ä n d e l s t u h l aus dem Schwarzwalde dienen zur Erzeugung von Bändern und bilden eine Verbindung des Webekammes mit dem einfachen Webstuhl. Im unteren Fache ist eine Sammlung von S p i n d e l n und S p i n n w i r t e l n aus verschiedenen Gebieten aufgestellt, sowie einige andere einfache G e r ä t e zum D r e h e n von F ä d e n . Eine sog. B r a u t d i e s e aus Braunschweig, ein Spinnrocken mit aufgewickeltem Flachs, z. T . in Puppenform geflochten, ist ein Hochzeitsgeschenk für die Braut. A m Ausgange zum folgenden R a u m ist eine alte klöppelnde Frauenfigur in der T r a c h t des G r ö d e n e r T a l e s , Tirol, aufgestellt.
RAUM 13. Vergleichende
Sammlungen.
Dieser R a u m enthält 3 große Sammlungen, nämlich auf der und W e i h e g a b e n aus Kirchen andern Seite B a u e r n s c h m u c k
Gruppen vergleichender Hoffensterseite V o t i v e und Kapellen, auf der und S p i e l z e u g .
Votivsammlung.
Votive oder Opfergaben an die Gottheit oder ihre Stellvertreter sind uralt. Ihre Ursachen sind mannigfaltiger Art, daher auch ihre Formen höchst verschieden. Das Gebiet, aus dem die Hauptmasse der Opfer in dieser Sammlung stammt, ist B a y e r n und Ö s t e r r e i c h . Doch
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sind vergleichsweise auch andere Länder vertreten, v o r allem das R h e i n l a n d mit seinen sehr eigentümlichen Wachsvotivformen, das Elsaß, Holland und Belgien, Spanien, Italien und Amerika. Während in älteren Kulturperioden die der Gottheit dargebrachten Opfer o f t großen Wert besaßen, sind sie in neuerer Zeit meist recht geringfügig und v o n mehr symbolischem Charakter. Das bezieht sich besonders auf die aus W a c h s und E i s e n , seltener aus S i l b e r , ferner aus H o l z und P a p i e r verfertigten N a c h b i l d u n g e n m e n s c h l i c h e r K ö r p e r t e i l e , deren Erkrankung den Opferanlaß bot. Die zahlreichen T i e r d a r s t e l l u n g e n sind größtenteils dem Heiligen L e o n h a r d , dem Schutzpatron des Viehes geweiht und wurden meist bei den sog. Leonhardiritten am 6. November in Altbayern als allgemeiner Jahrestribut f ü r gehabten oder erhofften Schutz der Haustiere dargebracht. Besondere Formen sind die T o n g e f ä ß e in K o p f f o r m , welche bei Kopfleiden geopfert wurden, und die K r ö t e als Opfergabe bei Frauenleiden, an deren Stelle in Südtirol die S t a c h e l k u g e l tritt. Ein besonderes Interesse bieten in mehrfacher Hinsicht die V o t i v t a f e l n , meistens kunstlose Gemälde auf Holz, welche in naiver Weise den Vorgang darstellen, der die Stiftung des Bildes verursachte. Oft besagt auch die Unterschrift näheres darüber und gewährt uns einen rührenden Einblick in das fromme Gemüt der Stifter. Diese »Taferln« wurden auf Bestellung von Dorftischlern und Dekorationsmalern angefertigt und sind öfter durch getreue Darstellung älterer Volkstrachten von Wert. Die Sammlung enthält solche aus dem 1 7 . — 1 9 . J a h r h . , deren jüngste den Verfall auch dieser Volkskunst deutlich erkennen lassen. Besonders zusammengestellt sind die dem Heiligen L e o n h a r d , der sog. s c h w a r z e n M u t t e r G o t t e s in Altötting und der Heiligen K ü m m e r n i s dargebrachten, sowie die von S o l d a t e n gestifteten Votivbilder. Ein am Fenster aufgestelltes V o t i v s c h i f f stammt aus einer italienischen Kirche; ein B ü ß e r k r e u z aus der Kümmerniskapelle in Burghausen, Oberbayern, am andern
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Fenster erinnert an die fromme Sitte, sein K r e u z (wörtlich) auf sich zu nehmen und eine W a l l f a h r t d a m i t z u vollbringen, u m V e r g e b u n g v o n Schuld oder H e i l u n g eines Leidens d a f ü r als himmlischen L o h n zu erlangen. — Merkw ü r d i g ist auch ein aus Neapel stammender kleiner leerer S a r g mit 2 a u f g e h e f t e t e n B u c h s t a b e n als Opfergabe. D a s erinnert a n hier und da v o r k o m m e n d e abergläubische V e r s u c h e den T o d zu betrügen. (Die S a m m l u n g ist in dem ausliegenden B u c h e v o n P r o f . R i c h a r d A n d r e e : V o t i v e und W e i h e g a b e n des katholischen V o l k s in S ü d 1904, ausführlich bedeutschland, Bräunschweig schrieben.) Bauernschmuck.
A n den Fenstern der Straßenseite ist in Pultschränken eine Übersicht über deutschen B a u e r n s c h m u c k gegeben. Z u n ä c h s t der T ü r vortreffliche Filigran-Arbeiten aus B a y e r n und der S c h w e i z . Diese S c h m u c k s a c h e n sind durch eigentümlich körperhaften Stil des Filigran Werkes charakterisiert, wie er in besonders in übertriebener W e i s e an dem D a c h a u e r S c h m u c k sich zeigt. Von feinerer A r t sind die bayrischen M i e d e r s t e k e r , die als V e r z i e r u n g der silbernen Miederverschnürung dienten, und die schweizerischen H a l s k e t t e n aus gestanzten zierlichen Gliedern. Die andere Seite dieses Schrankes e n t h ä l t S c h m u c k s a c h e n aus niederdeutschem Gebiete: Westfalen, H a n n o v e r und Schleswig-Holstein. Sie sind v i e l f a c h e t w a s grobschlächtig, w i e die B ü c k e b u r g e r Bernsteinketten und ihre N a c h a h m u n g in v e r goldeten hohlen Silberperlen. A u c h der S c h m u c k der an sich stilreinen, flach angeordneten Filigranarbeiten durch farbige Glasflüsse w i r k t etwas k r ä f t i g und b u n t . Im mittleren S c h r a n k ist auf einer T a f e l die E n t stehung des F i l i g r a n k n o p f e s nebst zugehörigen W e r k z e u g e n geschildert. A u ß e r d e m sind ausgelegt charakteristische Schmuckformen des Hümmlings (sog. K r ü z b e n g e l ) , der V i e r l a n d e ( B r u s t k e t t e ) , des Alten Landes (Hemdspange) und Ostfrieslands. A u f der andern Seite befinden sich nord- und ostfriesische Führer d . d. Samml. f. d. Volkskunde.
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Schmucksachen, v o n denen besonders die F ö h r i n g e r reiche B r u s t k e t t e und G ü r t e l s c h m u c k , sowie der eigenartig mit roten Gläsern und nordischen A n h ä n g s e l n verzierte S c h m u c k v o n V i ö l h e r v o r z u h e b e n sind. Im kleinsten S c h r a n k ist f r i e s i s c h e r S c h m u c k in den besten und bezeichnendsten S t ü c k e n aufgestellt: R i e c h dosen, Handtaschen mit Silberbügeln, Zuckerzangen, o s t f r i e s i s c h e feinste Filigran-Arbeiten und w e s t f r i e s i s c h e r K o p f s c h m u c k , sog. O h r e i s e n . D a s friesische F i l i g r a n w e r k ist besonders an den ostfriesischen S c h m u c k s a c h e n aufs prächtigste gearbeitet. E s unterscheidet sich v o n dem süddeutschen Filigran durch flächenhafte B e h a n d l u n g und liebt V e r g o l d u n g nebst G r a n a t e n s c h m u c k , wodurch diese S p a n g e n und K e t t e n eine ungewöhnlich v o r n e h m e W i r k u n g erzielen. (Vgl. Mitt. a. d. Mus. f. d. V o l k s t r a c h t e n I, 7, S. 296 ff. II, 1, S. 25 ff.) U n t e n in diesen P u l t s c h r ä n k e n sind K i n d e r s p i e l s a c h e n aller A r t zusammengestellt, von denen besonders die o s t p r e u ß i s c h e n w e g e n ihrer altertümlichen P r i m i t i v i t ä t und die märkischen aus dem K r . T e l t o w hervorzuheben wären. A m E i n g a n g e zu dem folgenden R ä u m e ist eine F i g u r in der abenteuerlichen und Schrecken erregenden T r a c h t der M e r a n e r W e i n b e r g s h ü t e r (Saltner) aufgestellt. Gegenüber H o l z m a s k e n eines v o l k s t ü m l i c h e n N i k o l a u s s p i e l e s (Nikolaus, Lucifer, Teufel, Hexenmeister, Schalksn a r r ) aus dem Enneberg, Tirol.
RAUM 14. VERGLEICHENDE
SAMMLUNGEN.
Hausmodelle. Der v o l k s t ü m l i c h e H a u s b a u in D e u t s c h l a n d ist durch eine größere A n z a h l v o n Modellen aus den verschiedenen Gebieten zur A n s c h a u u n g gebracht. Im Gegensatz zu
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modernen Bauten, die in der Raumeinteilung weniger durch Überlieferung als durch Nützlichkeitsgründe bestimmt werden, zeigt der ländliche Hausbau älterer Zeit einen feststehenden Charakter, der auf bewährter, J a h r hunderte alter Übung beruht und daher auch in ausgezeichneter Weise dem Charakter des Landes und den Bedürfnissen seiner Bewohner entsprach. Als Hauptarten der in der Sammlung vorhandenen Hausmodelle sind die o b e r d e u t s c h e n und die n i e d e r d e u t s c h e n zu nennen. Die erstere Gruppe ist durch drei Modelle aus dem südlichen und mittleren Deutschland und in vieren aus Norddeutschland vertreten, während die niederdeutschen Haustypen durch 9 Modelle dargestellt werden. Zu den letzteren sind auch die o s t e l b i s c h - a l t s ä c h s i s c h e n Ü b e r g a n g s f o r m e n dés Längsflurhauses und die a l t s ä c h s i s c h - m i t t e l d e u t s c h e n M i s c h f o r m e n gezählt. An außerdeutschen Hausformen kommen ein l i t a u i s c h e s und ein d ä n i s c h e s H a u s m o d e l l hinzu, die beide aber aus dem deutschen Reichsgebiete stammende Bauten darstellen. [Man beachte hierzu die an der Wand hängenden »Vier Karten . zur vergleichenden deutschen EthnoGeographie« von Dr. W. Pessler. Karte IV.] I. Die oberdeutschen Haustypen.
1. M o d e l l e i n e s o b e r b a y r i s c h e n H a u s e s S a l z b e r g bei B e r c h t e s g a d e n angefertigt vom Architekten Klepsch.
vom
Maßstab
Es ist eine Nachbildung eines zweistöckigen Blockhauses des C. F . Hochlenzer auf der Westseite des Bergstockes hoher Göll aus dem J a h r e 1670. Dieses befindet sich in prächtiger Lage einer mit Obstbäumen bestandenen Matte, von der aus man einen Teil des Königssees erblickt. — Das Dach ist sehr flach, mit Schindeln gedeckt und mit großen Steinen beschwert. Das Untergeschoß enthält: Hausflur, Wohnstube, Küche und 3 Kammern. Die Zimmer sind sehr niedrig: das 4*
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Wohnzimmer hat eine Höhe von nur 2,20 m. Durch die Tür tritt man in den durchgehenden, jedoch in seinem hinteren Abschnitt durch die Küche verengten Flur, von dem aus sofort an der Haustür eine Treppe nach oben iührt. Das Obergeschoß enthält keine Tenne, da der Kornbau nur spärlich betrieben wird. — Die Küche, welche an der hinteren Langseite des Hauses gelegen ist, springt in den Flur vor. Von dem gemauerten Herde aus wird zugleich der Ofen des Wohnzimmers geheizt. An dem Ofen steht eine sehr breite Ouerbank zum Schlafen und Ausruhen. Zum Auflegen des Kopfes dient ein hölzerner Klotz. — Um das Obergeschoß läuft eine zierliche Laube, zu welcher bpi der Haustür eine Treppe hinauf führt. — Das Dach springt weit über; am Giebel treten die Tragbalken vor und sind am Ende mit ausgeschnittenen Brettern bekleidet. 2. N a c h b i l d u n g e i n e s S c h w a r z w ä l d e r B a u e r n hauses aus dem K i n z i g t a l e bei H a u s a c h . (V15 der natürlichen
Größe.)
Im Hauptgebäude, das wie alle Schwarzwälder Häuser mit der Hinterwand an die Bergseite sich anlehnt, befinden sich im Erdgeschoß die Stallungen und Wagen schuppen. Der Keller ist an der Bergseite. Zum ersten Stock führt eine breite, hölzerne Stiege. Nach Süden geht das geräumige Wohnzimmer, welches durch kleine, nebeneinander gestellte Fenster erhellt wird. Es ist dies immer ein Eckzimmer. Die anstoßenden Gelasse sind die Schlafzimmer der Familie, während das Gesinde seine Schlafräume nach hinten liegen hat, mit eigenem Zugang über eine Stiege und Galerie. Selbst in einem großen Bauernhause sind höchstens 6 Zimmer; die anderen Räume sind für Futtervorräte hergerichtet, da oft 25 und mehr Stück Vieh in dem Hause untergebracht sind. Die Küche befindet sich in der Mitte des Hauses. Eine Holzgalerie läuft an der Giebelseite um das obengenannte Eckzimmer. Während der Unterbau aus Mauerwerk besteht, sind die übrigen Bauteile aus Holz. Über dem ersten Stock liegt der große, weite Dachraum,
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welcher als Speicher und Tenne dient. Der fahrbare Zugang zu demselben ist von der Bergseite. Das mächtige Dach, welches zum Schutze weit überragt, ist mit Stroh gedeckt, welches mit Lehm verschmiert wird. Nebengebäude sind die Holz- und Futterschuppen, der Schweinestall, der Abtritt. Der Holzvorrat ist auf der Hofreute aufgestapelt. Von Gerätschaften befinden sich außer dem Hause ein Holzschlitten, Pfuhlfaß und Schöpfer neben der Dunggrube, eine Pritsche zum Schweineschlachten. Rechts vor der Brücke, welche über den Bach zum Hofe führt, erhebt sich ein großes, bemaltes und mit Blumengewinden verziertes Kruzifix aus Holz. Unter letzterem steht zwischen zwei Blumenständern die Figur der betenden Maria. Auf dem Fußgestell liest man die Inschrift: >>0 schmerzhafte Mutter Gottes, bitte für uns. Alois und Eva Kirner 1817.« Auch an der Giebelseite des Hauses selbst hängt ein kleines Kruzifix. Auf dem Platze vor dem Hause sehen wir die Bäuerin beim Waschen beschäftigt; ein Knecht macht sich mit dem bespannten Wagen zu schaffen. Der Hofbauer selbst, welcher sich durch seine rote Kleidung als Katholik kennzeichnet, begrüßt ein junges Brautpaar aus der Umgegend, das ihn zu besuchen kommt. Eine Frau zur Seite des Hauses, in schwarzer Tracht, kennzeichnet sich dadurch als dem evangelischen Glauben zugehörig. Endlich sehen wir noch den für jene Gegend so bezeichnenden Uhrenhändler, welcher über die Brücke den Hof verläßt. (Das Modell ist ausgeführt vom Landschaftsmaler Eckert in Karlsruhe, von dem auch die obige Beschreibung herrührt.) 3. M o d e l l e i n e s o b e r h e s s i s c h e n B a u e r n h a u s e s angefertigt vom Architekten Klepsch. (V25 der natürlichen Größe.)
Das aus zwei Stockwerken bestehende Haus ist ein Fachwerkbau mit Lehmstakenwerk, auf massivem Unterbau ruhend. Die einzelnen, geputzten Lehmfächer zeigen
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teilweise eigentümliche Malereien, Inschriften, sowie vom Maurer eingekratzte Ornamente. Die Fenster haben Butzenscheiben, die Ziegel des Daches sind gegen Eindringen des Schnees durch gegengestopftes Stroh verdichtet. Die Giebelseite des Hauses ist der Dorfstraße zugekehrt, und hier befinden sich die wegen Anlage eines Kellers um ungefähr i m erhöht liegenden Wohn räume, welche im Erdgeschoß aus Stube, Kammer und Küche, im Obergeschoß aus mehreren anderweitigen Räumen bestehen. An Hausflur und Küche grenzt der Pferdestall mit einer Abteilung für Fohlen. Über dem Pferdestall ist der Futterboden und eine Knechtekammer. Am hintersten Ende des Gebäudes der Kuhstall mit tiefer liegender Balkenlage. Darüber der Heuboden. Der Dachraum dient als großer Getreide- und Vorratsraum. Über diesem ist außerdem auf der Kehlbalkenlage noch ein Oberboden angebracht. — In der Nähe der Haustür, zur Seite des Hauses und der Viehställe hat der Düngerhaufen seinen Platz; an der entgegengesetzten Seite des Hauses: der Garten usw. 4. M o d e l l e i n e s S p r e e w ä l d e r B a u e r n h a u s e s . Das vom Architekten A l f r e d K l e p s c h angefertigte Modell ist keine Nachbildung eines bestimmten Hauses, sondern eine Zusammenstellung derjenigen Eigentümlichkeiten, welche für die Häuser des Spreewaldes charakteristisch sind. Es stellt ein Blockhaus dar, welches, vom Erdboden isoliert, auf großen Steinen ruhend, auf der linken Seite die Wohnräume, auf der rechten den Viehstall enthält. Zum Hausflur bilden meist zwei Stufen, aus Holzklötzen bestehend, den Zugang. Im Flur links in der Ecke befindet sich die Bodentreppe, darunter die Stubentür, geradeaus der Eingang zur Küche, rechts öfters eine Tür, die zur Hinterkammer oder direkt in den Kuhstall führt. — Von der nicht sehr geräumigen Stube ist eine kleine Kammer in der Längsrichtung von der Hinterfront abgeteilt, welche in der Regel die Hälfte der Stubenlänge einnimmt. Die Kammer ist unterkellert und liegt infolgedessen 2 bis 3 Stufen erhöht. Am
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Stubeneingang rechts ist der Kamin, unmittelbar anschließend an diesen der auf hohem Steinunterbau stehende und von der Küche aus zu heizende Kachelofen mit der Mauerbank. Die Küche hat nur eine Lehmtenne; hier erhebt sich der b i j zur Hälfte oder bis zu Dreiviertel der Fläche nach unten erweiterte Schornstein, aus Holz, mit Lehmstakwerk versehen, nur über Dach zeigt er einen massiven Aufbau. — Angrenzend der Küche und dem Flur ist die Futterkammer (in älteren Gebäuden oft nicht vorhanden). Nach der Stallseite sind nur schmale Öffnungen zum Futtern gelassen. Der Stall selbst hat eine geringe Höhe; darüber ist der Heuboden. Das Haus ist mit Stroh oder mit Rohr gedeckt und zeigt nur an der Giebelseite eine bessere Ausstattung in Form eines freistehenden, bogenförmig ausgebundenen Holzwerks. — Das Haus liegt an einem Spreearme, über welchen eine Bank oder Brücke führt. In der Umgebung des Hauses sieht man den Heuschober, den Kahn, Fischkasten, die Holzbude usw. 5. M o d e l l e i n e s V o r l a u b e n h a u s e s v o n C a l a u , K r . M o h r u n g e n in O s t p r e u ß e n . Maßstab 1 : 2 0 . Das oberdeutsche Haus hat, zumal in Mitteldeutschland und bis weit in das nordöstliche Deutschland hinein einen ziemlich übereinstimmenden Grundriß, nämlich den Hauseingang in der Längsseite und einen quer durch das Haus gehenden Flur, in oder an dem Herd oder Küche liegt. Rechts und links von diesem Flur liegen Stuben und Kammern oder auch an einer Seite Viehställe. Die äußere Gestaltung nimmt aber sehr verschiedene Wege und ist abhängig von den vorhandenen Baustoffen, der Lage und der Wirtschaftsweise. Im Osten ist das Blockhaus sehr beliebt, und Vorlauben an der Giebelseite wie an der Traufseite des Hauses kommen durcheinander vor. Das Haus von Calau hat eine weit vorspringende Laube an der Längsseite mit reichem Fachwerk-Oberbau. Die Wände des Erdgeschosses sind aus wagerecht liegenden Holzbalken erbaut und ruhen auf einem Steinfundament. Das Strohdach ist auf dem Firste mit oben gekreuzten Holzscheiten (»Reithölzern«) befestigt.
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6. M o d e l l e i n e s B l o c k h a u s e s v o n W e i n s d o r f , K r . M o h r u n g e n , im o s t p r e u ß i s c h e n O b e r l a n d e . Auch diese Nachbildung einer im Osten sehr verbreiteten ursprünglichen Bauweise zeigt im Grundriß die Elemente des mitteldeutschen Hauses, Querflur mit Herd und seitliche Stuben, Kammer und Stall. Eigenartig ist die Befestigung"des T Strohdaches mit darüber liegenden Längsstangen. Die gleich auf das Dach gelegte Leiter scheint auf eine gewisse Feuergefährlichkeit hinzuweisen, die vermutlich in dem aus Holz erbauten Kamin begründet ist. 7. M o d e l l e i n e s Z w e i f a m i l i e n h a u s e s in N e u e n d o r f b e i L y c k , O s t p r e u ß e n . Maßstab 1 : 2 0 . Diese im Osten weitverbreitete Hausform des sog. Zweipotts ist besonders als Arbeiterwohnung für 2 Familien auf Gütern üblich und entspricht im Grundriß den vorigen Bauten, nur daß neben dem Querflur hier beiderseits Wohnstuben liegen, statt wie sonst im kleineren Bauernhause einerseits Stuben, andererseits Stall. II. Die niederdeutschen Haustypen. 8. M o d e l l e i n e s B a u e r n h a u s e s a u s O s t e n f e l d b e i H u s u m im H e r z o g t u m S c h l e s w i g , angefertigt vom Architekten K l e p s c h .
Das Haus hat niedersächsische Bauart, liegt mit der Einfahrtsseite der Dorfstraße zugekehrt und hat hier die große Tür, welche für den gewöhnlichen Verkehr mit einer kleineren Tür versehen ist. Durch diese gelangt gian zur großen Diele, welche reichlich die Hälfte der ganzen Grundfläche des Hauses einnimmt und zum Dreschen und zu anderen Arbeiten benutzt wird. Zu beiden Seiten der großen Diele befinden sich die K u h und Pferdeställe, in welchen die Tiere, den Kopf der Diele zugekehrt, stehen. Dann folgen seitwärts offene Räume, in welchen gegessen und auch gearbeitet wird und in welchen sich auch die Bettstände für das Gesinde befinden. Am Ende der Diele sind die Wohnräume, bestehend aus der Dornse (Wohnstube) mit einem
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kleinen Fenster nach der Diele, dem Pesel (der guten Stube) und anderen Räumlichkeiten. Der Feuerherd steht an der Stubenwand mitten vor der großen Diele, von wo der Rauch die Diele durchzieht und sich einen Ausgang durch die große Tür suchen muß. Die Umgebung des Herdes und die offenen Seitenräume der Diele dienen zugleich als Küche. — Über den Viehställen sind die »Hilgen« (Hilligen) für Heu und Stroh, sowie über der Diele der Aufbewahrungsraum für unausgedroschenes Korn, Stroh und Heu. 9. M o d e l l
eines w e s t f ä l i s c h e n
Bauernhauses,
verfertigt vom Lande sbauinspektor H o n t h u m b in Münster. Maßstab 1 : 20.
Es ist die genaue Nachbildung des in der Gemeinde Nahne bei Osnabrück liegenden, im Anfange des 18. J a h r hunderts gebauten Wohnhauses des Landwirts Neunker Es ist ein Lehmfachwerkbau mit Strohdach. Die vorspringenden Giebel sind zu J /j Fachwerk, zu */3 mit Brettern verschalt und werden durch geschnitzte, bunt bemalte Konsolen getragen. Über der großen Hauseinfahrt befindet sich die Inschrift: »Der Eingang und der Ausgang mein, laß dir, Herr, empfohlen sein I H S . F . Neunker. A. M. Siepen Anno D. 1709.« Die Fenster bestehen aus bleigefaßten Scheiben. Die breiten Küchenfenster haben eine Luftöffnung mit Gitter aus flachen Eisenstäben mit Holzklappen. Außen- und Innenwände sind aus Lehmfachwerk hergestellt. Die Küche nimmt die ganze Breite des Hauses ein und bildet mit der Tenne (der großen Diele) nur einen Raum. Der Feuerherd liegt frei, mitten vor der Tenne und besteht aus einer etwa 1 m im Quadrat messenden, etwas erhöhten Steinplatte mit rundem Aschenloch. Über dem Herd hängt an dem sog. Hehl oder Kesselhaken der Kochtopf. Der Hehl hängt an dem drehbaren, galgenförmigen Herdbalken und kann an diesem vorwärts und rückwärts geschoben werden. Die Bewegungen des Kochtopfes werden mit der sog. kalten Hand, einem gebogenen, mit zwei Haken versehenen Eisen ausgeführt. Zu beiden Seiten der Tenne liegen
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die Pferde- und Kuhställe sowie einzelne Stuben, in welchen sich die alten Bettkasten oder Duttiche befinden. In diese kann sowohl von der Tenne als von der Stube (Kammer) aus durch Einsteigeöffnungen, die durch Schiebeklappen verschlossen werden können, gestiegen werden. Hinter der Küche nehmen vier Wohnzimmer die ganze Breite des Hauses ein. Über diesen liegt die Aufkammer, die als Kornboden benutzt wird. Oberhalb der Ställe sind die » Hillen « für das Viehfutter. Der Dachboden ist ein großer Raum für das Getreide, zu dem auf einer Sprossenleiter von der Tenne aus hinaufgestiegen wird. — Vor dem Hause sind Hühnerstiegen, zum Hühnerloch führend, Entenstall und Hundehaus angebracht. Zu beachten sind auch an der Spitze des Giebels das Eulenloch und die Windbretter mit den Pferdeköpfen. Hinter dem Hause: Bleiche, Bienenhaus, Schäferkarren usw. 10. M o d e l l e i n e s a l t n i e d e r s ä c h s i s c h e n B a u e r n hauses aus Öbisfelde, Kr. Gardelegen, Prov. Sachsen. Dieses nach niedersächsischer Art mit großer Diele und Giebeltor ausgestattete Bauernhaus ist nur an einer Längsseite mit einer sog. Kübbung versehen, d. h. einem Anbau oder Seitenschiffe mit heruntergezogenem Dache; es hat ferner eine sog. Vorschur (Vorscheuer) auf derselben Seite, die über die Giebelwand hinaus reicht. Sie enthält gewöhnlich die Schweineställe. In der Zweistöckigkeit, die auf einer Längsseite des Hauses klar hervortritt, ist eine Beeinflussung der sächsischen Bauart durch die mitteldeutsche zu erblicken. 11. M o d e l l e i n e s F i s c h e r h a u s e s v o n d e r H a l b i n s e l M ö n c h g u t auf R ü g e n . Dieses Haus hat einen durchgehenden Längsflur.. Insofern ein solcher Grundriß an die altniedersächsische Bauart anklingt, heißt die vorliegende, im ostdeutschen Kolonialgebiet auftretende Hausform das ostelbischaltsächsische Längsflurhaus.
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12. M o d e l l e i n e s F i s c h e r h a u s e s v o n H e i a b e i D a n z i g . Maßstab i : 20. Das Helaer Fischerhaus ist v o n besonderer Eigenart im Grundriß und Baugefüge. Es ist deshalb nicht in eine Entwickelungsreihe mit dem ostelbisch-altsächsischen Längsflurhause zu stellen und m u ß als eine verwandte Sonderform betrachtet werden, deren Ursprung noch zu ermitteln bleibt. Haustüren sind sowohl an der T r a u f als auch an einer Giebelseite; die Diele, gen. Hausraum, ist sehr groß. Auffallend ist der mächtige K a m i n und der Wechsel von Blockbau, Steinbau und Fachwerk in den Umfassungswänden. Der geräumige Flur macht den Eindruck einer Halle, welche durch Einbauten von Stube und K ü c h e nachträglich verändert ist. Der an der Außenwand liegende K a m i n scheint auf holländischen Einfluß zu deuten. Es kommt hinzu, daß Heia im 14. Jahrh. S t a d t war, während die nach ihr benannte Halbinsel jetzt nur 4 Fischerdörfer trägt. Die 3 andern Dörfer haben das im Osten allgemein übliche Querflurhaus, in Heia allein ist diese hier im Modell dargestellte Sonderform vorhanden, sodaß hier städtische Einflüsse angenommen werden müssen. 13. M o d e l l e i n e s m ä r k i s c h e n D i e l e f i h a u s e s v o n Schlalach bei T r e u e n b r i e t z e n . Maßstab 1 : 2 0 . Dieses Haus, eine altsächsisch-mitteldeutsche Mischform, hät Giebeleingang und Giebelflur nach dem Vorbilde des Niedersachsenhauses, ferner einen als Speicher bezeichneten Giebelanbau mit Überhang. Es ist aus Fachwerk zweigeschossig erbaut und weist dadurch auf Einflüsse mitteldeutscher Bauweise hin. 14. M o d e l l e i n e s B a u e r n g e h ö f t e s a u s B r i e t z i g im p o m m e r s c h e n W e i z a c k e r , Kr. P y r i t z . Maßstab 1: 20. Das dargestellte Gehöft des Bauern W i t t besteht aus 3 Gebäuden, von denen 2 Wohnräume und Ställe enthalten, während das 3. nur als Scheune und Dreschtenne dient. Das größere Wohnhaus ist das eigentliche Bauernhaus; das kleinere enthält die Wohnung des A l t
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sitzers. Beide haben Giebeleingang und Giebelflur, wodurch sie dem altsächsischen Hause nahe stehen. Im übrigen weist die Anordnung der Räume und der ebenfalls vorkommende Querflur auf mitteldeutschen Baueinfluß hin. Wir haben also hier eine Mischform altsächsischer und mitteldeutscher Bauweise. 15. M o d e l l e i n e s B l o c k h a u s e s v o n 1 7 1 1 m i t Giebellaube aus Briesenitz, Kr. D e u t s c h - K r o n e in W e s t p r e u ß e n . Maßstab 1 : 2 0 . Auch dieser eigenartige Bau erinnert durch seinen Giebeleingang und Giebelflur sowie die angeklappten Seitenschiffe an altsächsische Bauweise, doch ist im übrigen der Charakter des Gebäudes so abweichend und den östlichen Bauernhäusern entsprechend, daß auch hier eine Mischung von altsächsischer und mitteldeutscher Bauweise festgestellt werden muß. Das Haus trägt den Hausspruch: »Bauen ist eine Lust. Daß es so viel gekost, hab ich nicht gewußt.« 16. M o d e l l e i n e s f r i e s i s c h e n H a u s e s , sog. H a u bergs, von 1760 a u s E i d e r s t e d t , SchleswigH o l s t e i n . Maßstab 1 : 2 0 . Das Friesenhaus, ein naher Verwandter des Niedersachsenhauses, zeigt dieselbe Betonung des tragenden Ständergerüstes wie dieses. Nicht die Wände tragen das Dach, sondern die innerhalb des Hauses aufgerichteten Holzständer. Nur Verlängerungen des Daches ruhen auf den niedrigen Außenwänden und bilden so angeklappte Seitenschiffe, Kübbungen genannt. Im Grundriß jedoch ist das Friesenhaus anders geartet als das Sachsenhaus, indem der Wohnteil von dem unter demselben Dache befindlichen Wirtschaftsteil deutlich abgegrenzt ist und die charakteristische große sächsische Diele fehlt. Das als Hauberg oder Heuberg bezeichnete friesische Marschenhaus hat als Mittelpunkt einen großen »Vierkant« genannten Raum zur Aufbewahrung der Ernte, um den herum sich Wohn-, Stall- und andere Wirtschaftsräume lagern. Das Ganze ist unter einem hohen bergartigen Dache vereinigt. Eigentümlich sind dem Eriesenhause im äußeren Anblick
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die über den Türen angebrachten kleinen Giebel mit ihrem Ankereisen-Schmuck. Diese Giebel sollen zum Schutze der Türen bei Feuersbrünsten dienen und das Abrutschen des brennenden Daches über die Ausgänge verhindern. Unter den Wohnräumen spielt der ursprünglich unheizbare Pesel als Staatsgemach eine besondere Rolle. Wie im Sachsenhause sind auch im friesischen die in die Wände hineingebauten Schlafkojen üblich. Als Ofen dienen der Fliesenkamin sowie der Beileger mit gußeisernen, bildergezierten Platten. III. Außerdeutsche Hausformen. 17. M o d e l l e i n e s l i t a u i s c h e n F i s c h e r h a u s e s in G i l g e , K r . L a b i a u , Maßstab 1 : 2 0 . Auch in Litauen ist der Blockbau früher allgemein gewesen. Der Litauer stand im Rufe einer besonderen Fertigkeit in der Kunst der Holzbearbeitung. Der Grundriß ihrer Wohnhäuser entspricht im allgemeinen der mitteldeutschen Art, aber als Besonderheit tritt in Litauen eine Vorliebe für ebenerdige Lauben oder Galerien hervor. Außerdem hat man eine größere Anzahl von Nebengebäuden unregelmäßig um das Wohnhaus herum gestellt. Eins oder mehrere derselben, die sogenannten Kleten, enthalten in ein oder zwei Stockwerken allerhand Vorräte, häufig auch eine bessere unheizbare Stube. .Das hier im Modell dargestellte Haus des Fischerwirtes Lepkojis in Gilge am Ostrande des Kurischen Haffes zeichnet sich durch hervorragend reiche Einrichtung der Wohnräume, viele Galerien mit zierlichen Säulen, buntfarbige Bemalung der Türen, Fensterläden und anderer Hausteile sowie durch eigentümliche Giebelzierate aus. Der Flur ist auffallend groß; in seiner Mitte der ummauerte große Herdraum besitzt keinen Rauchfang, sondern der aufsteigende Herdrauch hat den ökonomischen Zweck, Fische und Fleisch sowie die Fischernetze und Bootssegel behufs größerer Haltbarkeit zu durchräuchern. Neben dem Flur liegen einerseits Stuben und Kammern, andererseits eine Kammer und ein Stall.
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18. M o d e l l e i n e s V i e r f l ü g e l h o f e s v o n B r o a c k e r im S u n d e w i t t , S c h l e s w i g - H o l s t e i n . Maßstab I : 20. Diese dänische Bauart unterscheidet sich von dem Sachsen- und Friesenhause im Baugefüge vor allem dadurch, daß das Dach auf den Wänden ruht und nicht auf Holzständergerüsten. Die eigentümliche Form des von Gebäuden unter einem Dache ringsumschlossenen Hofes ist nicht allgemein; es kommen hier auch winkelförmige und langgestreckte Bauten vor, welche dem nordfriesischen Hause im Grundrisse ähnlich sind. Der Vierflügelhof von Broacker enthält in der Mitte der einen Seite eine Eingangsdiele, an welche sich rechts und links Wohnräume schließen. Neben dem Pesel liegen Wohnräume und Küche für die sog. Abnahme, d. h. die Altsitzer. Diese Räume des Bauern und Altsitzers nehmen eine ganze Seite des Vierecks in Anspruch, das übrige ist für Ställe und sonstige Wirtschaftsräume bestimmt.
IV. Modelle wirtschaftlicher Betriebe und Geräte. 19. M o d e l l e i n e r a l t e n W a s s e r m ü h l e v o n N e u hof b e i A h r e n s b o e k , A m t E u t i n in O l d e n b u r g aus dem Anfange des 17. Jahrh. Maßstab 1 : 20. Im Äußern gewährt das Gebäude mit seinem hohen, an den Giebeln abgewalmten Strohdach im allgemeinen den Anblick niedersächsischer Bauart, doch ist die innere Einteilung infolge des besonderen Zweckes abweichend insofern, als an die Stelle der Viehställe die dem Müllergewerbe dienenden Räume treten. 20. M o d e l l e i n e r Z i c h o r i e n d a r r e und -Mühle von Ringel bei Kattenvenne, Westfalen. 2 1 . M o d e l l einer B r e n n e r e i p u m p e , die von einem Hunde angetrieben wird, aus Westfalen. (Vgl. Mitt. a. d. Mus. f. deutsche Volkstrachten usw. I . i . 1897 S. 21 f. und 24 ff.) 22. M o d e l l einer alten B i r n w e i n p r e s s e , gen. Moste, aus Morschach bei Brunnen, Schweiz.
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23. M o d e l l eines altertümlichen P f l u g e s , gen. Zoche, m i t Ochsenjoch aus Ostpreußen.
W a n d b i l d e r : H e r d eines alten T i r o l e r Hauses, Ölgemälde von Ad. S c h l a b i t z . Landschaftliche L a g e der B a u e r n g e h ö f t e an der K r e m s , Oberösterreich, Aquarellskizze v o n A d . S c h l a bitz. Keramische
Sammlungen.
Schrank 1. E n t h ä l t eine Übersicht von B a u e r n t ö p f e r e i e n , F a y e n c e n und G l ä s e r n f ü r ländlichen B e d a r f aus den verschiedenen deutschen L ä n d e r n . U n t e n M o d e l l eines arbeitenden T ö p f e r s und einige W e r k z e u g e zum F o r m e n und V e r z i e r e n der T o p f w a r e n . D a h i n t e r sog. C h i n o i s e r i e n , d. h. N a c h a h m u n g e n des D e k o r s ostasiatischer Porzellane auf Fayencetellern, die im 17. und 18. Jahrhundert besonders in D e l f t betrieben w u r d e n , sowie Beispiele einer eigentümlichen großfigurigen und groben Fayencerie, deren große Schüsseln in Masse über Schleswig-Holstein verbreitet sind. L i n k s unten E l s ä s s e r F a y e n c e n , rechts unten E r zeugnisse der F a y e n c e f a b r i k v o n K e l l i n g h u s e n in Schleswig-Holstein. Darüber süddeutsche B a u e r n t ö p f e reien und Fayencen v o n Salzburg und Gmunden, hessische Fayenceteller mit Inschriften, Teller und Schüsseln m i t reichem und mannigfaltigem Dekor aus B r a n d e n b u r g und Pommern, z. T . w o h l Import, 18. und A n f a n g 19. J a h r h . D a r ü b e r Bunzlauer Steinzeug, braun, mit weißl. SchlickerA u f l a g e n , Schüsseln mit rohen N a c h a h m u n g e n chinesischer L a n d s c h a f t e n , wohl mährischer Import. T i e f e n f u r t e r (bei B u n z l a u ) Steingutteller mit K o p i e v o n altem P a p i e r g e l d . Zittauer Fischschüssel. Tonteller mit prächtigem, b u n t f a r b i g e m Dekor und kleine Terrine aus den Bauerntöpfereien v o n Heimberg bei T h u n Und L a n g n a u im K a n t . Bern. Marburger Bauern töpfereien. Im obersten F a c h e Steinzeug und Irdenwaren aus Sachsen und Thüringen, Fayencekrüge aus sächsischen
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Fabriken. (Vgl. Mitt. a. d. Ver. d. Kgl. Samml. f. d. Volkskunde III. 3, S. 149.) Unter den Fayence- und Tonschüsseln, sowie auch bei den Gläsern befinden sich viele mit I n s c h r i f t e n . Zum Beispiel: Breischüssel von Ton aus SchleswigHolstein: Es meinen lieben Gäste so ihr nicht Est so sind ihr nicht meine lieben Gäste. Maria Wulfen in Hohenwestedt 1826. Fayenceteller aus Bayern: Lieben und nichts haben, Ist hörter als steyn graben. Fayenceteller aus der Schwalm: Mich dursts, nach einer guten leber wurst. Fayence - Dreifuß von Kassel (?): Warumb traurestu doch, lebett doch unser Herre Gott noch. 1683. Schnapsflasche aus dem Elsaß: Mein Hauß steht an der Sonen wer kein gelt hat geh zum bronen. Ferner enthält der Schrank: W e i h w a s s e r b r u n n e n und T i n t e n z e u g e aus Glas, Ton und Fayence u. a. Auf dem Schranke: B a u e r n t ö p f e r e i e n . Neben dem Schrank eine einfache Töpferscheibe für Handbetrieb aus den Pyrenäen und verschiedene Arbeitsgeräte für primitive Töpferei ebendaher und aus Jütland. Am Fenster eine Töpferscheibe mit Fußbetrieb aus der Niederlausitz. Freistehend: D r e h s t ä n d e r mit b i l d l i c h e n D a r s t e l l u n g e n älterer und neuerer Volkstrachten, ländl. Häuser und Innen-Einrichtungen, Geräte, volkstümlicher Umzüge und Aufführungen aus deutschen Ländern. Großer Stein mit eingeschlagenen Nägeln, sog. S p e c k s e i t e , aus der Prov. Sachsen. Es scheint sich um einen abergläubischen Gebrauch zu handeln, der nicht näher bekannt ist. Wandfläche neben der Ausgangstür: T o t e n k u l t u s , E r i n n e r u n g s z e i c h e n an V e r s t o r b e n e , und zwar
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T o t e n k r o n e n auf Holzkonsolen aus evangel. Kirchen in Reinickendorf bei Berlin, Brandenburg a. H. und Schlesien. Glaskästchen mit T o t e n k r ä n z e n , die ebenfalls in den Kirchen zur Erinnerung aufgehängt wurden, aus der Lausitz. 3 T o t e n b r e t t e r aus Salzburg und Reichen hall, welche zur Aufbahrung der Toten benutzt und dann zur Erinnerung an Straßen aufgestellt oder niedergelegt wurden. Kleines hölzernes G r a b k r e u z mit litauischer Inschrift aus dem Kr. Memel. Eiserne geschmiedete Grabkreuze aus Oberösterreich. Schrank 2.1. Totenkultus. Oben: T o t e n k r o n e n und k r ä n z e aus der Niederlausitz, Prov. Sachsen, Schlesien und Südtirol, zur Erinnerung an Verstorbene in Kirchen aufgehängt. » T o t e n l e u c h t e r « aus dem Kreis Landsberg a. W. Zwei »arme S e e l e n t a f e l n « aus Salzburg und Oberbayern; sie sollen durch das abgebildete Fegefeuer daran erinnern, zum Besten der abgeschiedenen Seelen zu beten. Die oberbayrische Seelentafel trägt unten auch einen aus 3 Perlen bestehenden Rosenkranz. Sog. Marterl aus Nordtirol, zur Erinnerung an Unglücksfälle aufgestellt. Mumifizierte K i n d e r h a n d mit einem T o t e n p f e n n i g in den Fingern aus Bilzingsleben, Thüringen. Schmiedeeiserne T o t e n k r o n e aus Oberösterreich, wurde auf den Sarg gestellt. Nach weitverbreitetem Volksglauben komjnt eine verstorbene Wöchnerin wochenlang in jeder Mitternacht zu ihrem lebenden Kinde, um es zu pflegen. Man legte ihr dazu die nötigen Geräte in den Sarg. Solche G r a b b e i g a b e n fanden sich bei einer 1867 verstorbenen W ö c h n e r i n aus Lückendorf in der sächs. Oberlausitz. Da im Jahre 1880 dieser Brauch dort noch bekannt war, wurde eine Zusammenstellung der üblichen Beigaben für das Museum besorgt. Sie besteht aus: Windel, Hemdchen, Zeugstück zur Herstellung eines Lutschbeutels, Kamm, Schere, Nadel, Fingerhut, Modell einer Handmangel, Breinapf nebst Gries, Löffel, Quirl, Schnabelkanne,Milchtöpfchen, einemHandschuh mit kleiner Silbermünze, wie sie die Wöchnerin beim ersten Kirchgang Führer d. d. Samml. f. d. Volkskunde.
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zu opfern pflegt. — Daneben Nachbildungen von R u n e n s t e i n e n aus Bornholm, die zur Erinnerung an Verstorbene in alter Zeit gesetzt wurden. — Modell eines irischen Stein-Grabkreuzes. Bemalte T o t e n s c h ä d e l aus Salzburg. Man bemalte sie, wenn sie bei neuen Begräbnissen zutage kamen, und stellte sie alsdann ins Beinhaus. Der eine trägt nur die Inschrift: War ich reich oder arm? Modell eines S a r g e s mit Wachsbild eines toten Kindes aus Oberbayern. Es war zur Erinnerung im Elternhause aufgestellt. II. Volksglaube, Volksmedizin, Volksbrauch. Frommer Christenglaube zeigt sich mit altertümlichen Überlieferungen durchsetzt in folgenden Sammlungen: Runder B l e c h r a h m e n mit R e l i q u i e n , in der Mitte das Bild eines Heiligen in Wachs, auf der Rückseite Besprechungs- und Beschwörungsformeln gegen Unwetter und Feuer in lateinischer, griechischer und hebräischer Sprache, Oberbayern. Eiserne K r e u z e , am Bauernhause in Bayern zum Schutze gegen Blitzschlag angebracht. Nach allgemeiner Volksanschauung ist Eisen ein Zaubermittel, besonders gegen Blitzgefahr. D i e W a c h h o l d e r - P e i t s c h e , bei den Leonhardsfahrten in Bayern gebraucht, erinnert an die uralte Bedeutung und Heiligkeit des Strauches. Gedrechselte hölzerne B e h ä l t e r für » h e i l s a m e s ö l , so aus den Gebaineren der Heil. Jungfrauen und Abbtissin Walburga zu Eychstätt fließet in ihren würdigen Gottshauss unter dem Hoch-Altar«. Kleine T o n b i l d e r der Maria von Einsiedeln werden abgeschabt und als Medizin eingenommen, ähnlich wie die E ß b i l d c h e n von Schärding in Oberösterreich, auf welche fromme Zeichen gedruckt sind. Zauberhaft wirksam sollen auch K e r z e n aus geweihtem Wachs gegen Gewittersgefahren sein. Solche Gewitterkerzen von schwarzer Farbe stammen aus Altötting, rote aus Maria Einsiedeln. Zauberkräftig ist vor allem das K r e u z . Daher wird es in Tirol in kleine Brote gedrückt am Tage des heiligen B l a s i u s geweiht und als wirksam gegen Halsweh angesehen. Die T r u d e n m e s s e r zur Abwehr von Hexen aus Bayern sind mit eingeschlagenen Kreuzen versehen. Das heilige K r e u z -
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H o l z aus dem K r . Kottbus schützt unter der Schwelle vergraben Mensch und Tier. Geweihte wohlriechende Kräuter, welche die Bettelmönche den Bauern im Pustertal bringen, werden zerkleinert als P a t e r n p u l v e r bei Unwetter und Unglück ins Herdfeuer geworfen, um Unheil abzuwehren. A m u l e t t e mannigfacher A r t : Kreuzchen aus einem Sargnagel, in Lippe gegen Behexung getragen, L o r e t t o h e m d c h e n , werden Kindern unter die Kissen gelegt, B e n e d i k t u s p f e n n i g aus dem Zillertal, W o l f g a n g s hacke, Sebastianspfeil, Nepomukzunge, Adlers t e i n , »Herzl« aus Filigran, ein Liebesamulett, aus Bayern, S c h r e c k s t e i n e aus Serpentin, im Spreewalde gebräuchlich, K n o c h e n a m u l e t t e (Pentagramm, Halbmond, Feige) aus Portugal. Besonders merkwürdig ein Bleiknopf mit Teufelsdarstellung zum U n s i c h t b a r m a c h e n aus Seedorf bei Lenzen (Mitt. a. d. Mus. f. d. Volkstrachten I, 5, S. 204) und die G e m m e v o n A l s e n , ein mittelalterlicher Fund. Um Krankheit und Behexung des Viehes abzuwehren und den Blitz fernzuhalten, dienten ein P f e r d e s c h ä d e l aus Bonn, N a c h g e b u r t v o m R i n d e , im K r . Stolp am Stalle aufgehängt, Steine mit natürl. Durchlochungen, T r u d e n s t e i n e , die in Österreich am Stallfenster aufgehängt, in Schleife in der Oberlausitz gegen Kopfleiden des Viehes gebraucht werden, fossile S e e i g e l , auch K r ö t e n k r o n e n gen., in der Mark, Pommern, Posen, Schlesien zur Abwehr des Blitzes aufbewahrt, hölzerne T r u d e n f ü ß e aus dem Schwarzwalde. Zu s y m p a t h e t i s c h e n Kuren dienten: B ö t z e t t e l aus Seedorf bei Lenzen a. E., wurde ins Gesangbuch gelegt und am 1. Osterfeiertage in die Kirche mitgenommen, wodurch er Heilkraft erlangte. Darauf steht: Bei zunehmen Mond — Was ich seh vermehre sich — Was ich nicht seh verzehre sich. G i c h t z a h n mit Kette, Oberösterreich. K r ö t e n s t e i n aus Rombitten in Ostpreußen, diente zum Bestreichen von Kuhgeschwülsten. B l u t s t e i n ebendaher. P ä o n i e n s a m e n k ö r n e r zur Beförderung des Zahnens bei Kindern. Pastillen und Gefäße aus 5*
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schlesischer T e r r a s i g i l l a t a (Bolus) dienten als Heilmittel gegen Vergiftung (Mitt. a. d. Ver. d. Kgl. Samml. f. d. Volkskunde III. 4, S. 209). G e w i t t e r s t e i n gegen Seitenstechen aus Burg im Spreewalde. Praehistor. S t e i n h a m m e r ebendaher, von dem abgefeilt und mit Wasser gegen die »kulka« (Mutterplage) eingenommen wurde. S t e i n h a m m e r aus Schlesien, wurde zum B e streichen von Beulen benutzt, und wenn die Kühe rote Milch gaben, melkte man sie durch das Stielloch des Hammers. » T o l l t a f e l « mit verstümmelter Sator arepoFormel aus Jeseritz in Westpr., »Tollholz« mit eingekerbten Zeichen aus Brandenburg, die gegen den Biß toller Hunde verwendet wurden, indem man einen Teig auf ihnen abdrückte und eingab. Für L i e b e s - und F r u c h t b a r k e i t s z a u b e r waren bestimmt: » H e i « und » S e i « , Teile der Pflanze A l l e r m a n n s h a r n i s c h aus einer Greifswalder Apotheke (1904) gegen Unfruchtbarkeit, bösen Blick, Milchzauber usw., mit Kümmel und asa foetida auf der Brust getragen. G l a n z s c h l e i c h e , stincus marinus, pulverisiert als liebeerzeugende Volksarzenei, aus einer Berliner Apotheke (1906). »Hochvater« und » H o c h m u t t e r « , Amulette aus Schnecke und Muschel gegen Kinderlosigkeit, Braunschweig. — O r c h i s w u r z e l gegen kaltes Fieber, Berlin 1879. Sog. K n u d e l m ü h l e aus Lenzen a. d. Elbe, zur Vertreibung von Rheuma, Kopfschmerz usw. Der schmerzhafte Körperteil wird wiederholt bestrichen, massiert. A d e r l a ß i n s t r u m e n t e für Vieh aus Ostpreußen, Bayern und Elsaß. S a l z s c h e i b e aus Frieberting in Oberbayern, als Medizin für krankes Vieh benutzt. Sympathiestein gegen Zahnschmerz aus Seedorf bei Lenzen. P f l a n z e n w u r z e l n aus Bruck a. d. Mur, Steiermark. [ G e b ä r s t u h l aus Württemberg, frei im Saale aufgestellt.] Das beliebte und weit verbreitete sympathetische Volksheilmittel des V e r p f l ö c k e n s oder Verkeilens von Krankheiten ist durch Abschnitte von Bäumen erläutert, welche zu diesem Zwecke benutzt wurden. Großes Holzstück, mit Bohrlöchern aus Österreich, in welche Kupfermünzen, Haare und Wachs zum Verschluß des Loches
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versenkt waren. S t ü c k eines Ebereschenbäumchens, sog. B r a u c h e b a u m aus Z i e g e n h a i n in Hessen. Wenn die B a u m w u n d e überwachsen ist, soll die K r a n k h e i t g e h e i l t sein. A l s G l ü c k b r i n g e r werden die Z u n g e n b e i n e der Forelle a u f b e w a h r t und W i c h t e l m ä n n c h e n ( A l r a u n , schles. G e b i r g e ) in die K l e i d u n g e i n g e n ä h t . Z u m W a h r s a g e n , P r o p h e z e i e n , diente der isländische W a h r s a g e k n o c h e n , v a l a g e n a n n t , das Bleigießen aus eisernem L ö f f e l in der T h o m a s n a c h t ( O b e r ö s t e r r e i c h ) und der sog. B r o t b e c h e r aus Seedorf bei L e n z e n , ein W e i d e n z w e i g m i t becherartigen P i l z b i l d u n g e n , im V o l k s g l a u b e n b e d e u t u n g s v o l l für die J a h r e s e r n t e . In den sog. R a u c h n ä c h t e n der W i n t e r s o n n e n w e n d z e i t w e r d e n in R a u r i s K e r z e n aus K o n i f e r e n h a r z v e r b r a n n t . E i n H o l z l ö f f e l a u s Oberösterreich w a r b e s t i m m t a m Dreikönigstage zum Räuchern benutzt zu werden, u m v o r den bösen W e s e n zu schützen, die n a c h a l t e m V o l k s g l a u b e n in dieser Z e i t ihr W e s e n treiben. A u f das uralte B a u o p f e r d e u t e t ein F u n d einer R a t t e n m u m i e n e b s t einer B l e i m a r k e in einem g e m a u e r t e n H o h l r ä u m e hin, welcher in einem Berliner H a u s e , 1669 erbaut, aufgedeckt wurde. III. Festgeräte und -Gebäcke. [ D i e G e b ä c k e sind i m g e g e n ü b e r s t e h e n d e n S c h r a n k 3 a u f b e w a h r t . ] A u c h in den S a m m l u n g e n dieser G r u p p e z e i g t sich v i e l f a c h eine M i s c h u n g altheidnischer V o l k s ü b e r l i e f e r u n g e n und christlich-religiöser A u s d e u t u n g derselben. T r o t z b e s t ä n d i g e n K a m p f e s der K i r c h e g e g e n diese alten G e b r ä u c h e h a b e n sich ihre R e s t e bis in unsere T a g e erhalten. S o g e n a n n t e F r a u t a f e l , ein B i l d der V e r k ü n d i g u n g Maria, w u r d e in R a u r i s in S a l z b u r g z u r A d v e n t s z e i t als Fruchtbarkeitssymbol umhergetragen. Z w e i L a r v e n aus P e l z und Hörnern, o f f e n b a r T e u f e l s masken, Putenmandl g e n a n n t , bei U m z ü g e n a m S t . N i k o l a u s t a g e bei B e r c h t e s g a d e n in O b e r b a y e r n b e n u t z t . — D e r U m z u g des berittenen heiligen N i k o l a u s g e h t w o h l auf alte F e s t e zu E h r e n des G o t t e s W o d a n zurück. A u f ihn d e u t e t das P f e r d . — Festgebäcke z u m S t . N i k o l a u s t a g e : Mit V o r l i e b e wird der B e g l e i t e r
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des Heiligen, der Knecht Ruprecht als Teufelsfratze gebildet, s. d. sog. K l a s m ä n n e r , K l a s k e r l e aus verschiedenen Ländern. Darstellung des heiligen N i k o l a u s auf einem Schimmel und kleine Nachbildungen von H o l z s c h u h e n , welche die Kinder am Vorabend des Nikolaustages vor die Tür zu stellen pflegen, gefüllt mit Hafer oder Brot für das Pferd des Heiligen, aus Kleve am Niederrhein — Von alters her ist die Mittwinterzeit im germanischen Volksglauben eine heilige Zeit. Deshalb wählte die Kirche auch diese fdr die Feier der Geburt Christi. Die Wiedergeburt des Lichtes und der Stern von Betlehem werfen ihien erfreuenden Schein in die finstere Nacht. Symbol dafür ist der schimmernde Weihnachtsbaum. Eine ältere Form ist die W e i h n a c h t s p y r a m i d e (süddeutsch »Paradeis«) mit Schnitzereien und Leuchtern. Eine solche besitzt die Sammlung aus Schlesien. Ferner W e i h n a c h t s l e u c h t e r als Engelsfigur u. a. aus dem sächsischen Erzgebirge. Geschnitzte W e i h n a c h t s k r i p p e n - F i g u r e n aus Schlesien, Tirol und Bayern. T o n f o r m e n für Krippenfiguren aus Salzburg. Holzund T o n f o r m e n für W e i h n a c h t s g e b ä c k e , besonders Wickelkinder, Darstellungen der heiligen Familie. Nachbildungen von W e i h n a c h t s b a u m - E r s a t z g e r ü s t e n aus dem Friesenmuseum in Wyk auf Föhr. Primitive tragbare Weihnachtskrippe, gen. S c h o p p c h e n , aus Bischofsburg im Ermlande, Ostpreußen. N e u j a h r s g e b ä c k e aus Rombitten, Ostpreußen, zum »Glück greifen« in der Neujahrsnacht, und Tierformen, deren Verspeisung für Mensch und Vieh Glück bringen sollte. 3-Königsgebäck aus dem Kr. Neidenburg. Diese Gebräuche sind Zeugnisse alten Volksglaubens von der Macht böser Dämonen in der finstersten Jahreszeit, den sog. Zwölften, von Weihnachten bis zum Dreikönigstage. Durch Opfer und symbolische Handlungen kann Schaden abgewendet werden. D r e i k ö n i g s t a g g e b ä c k aus dem Schwarzwalde, dreifigurige Darstellung mit Stern. Die gewürzten Kuchen, welche in der Weihnachtszeit
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überall gebacken werden, sind ursprünglich Opfergaben. Daher die mannigfaltigen Formen, welche zum großen Teile Symbole der alten Götter darstellen. Reiter und Hufeisen zielen auf Wodan, Bock und Hahn waren dem Donar geheiligt, während Hirsch und Eber Freys Opfertiere sind. Die Figur des S c h i m m e l r e i t e r s ist weit verbreitet. Sie tritt sowohl zur weihnachtlichen Zeit als auch später in Spinnstubenscherzen und anderen Umzügen in der Zeit der Lenzfeiern ursprünglich wohl als Maske des Wodan auf. (Hier ist die aus Raummangel neben Schrank 1 aufgestellte Figur eines von einem Bauernburschen am Aschermittwoch dargestellten S c h i m m e l r e i t e r s von Niemaschkleba, Kr. Guben, zu vergleichen.) In der Freude über die täglich höher steigende Sonne fanden in der Fastnachtszeit oder auch schon früher allerorts in alten Zeiten Feiern statt, welche mit Umzügen maskierter Vermummter verbunden waren und einesteils auf uralte Fruchtbarkeitsmysterien zurückgehen, andererseits ein Austreiben des Winters oder des Todes in der Natur durch den Lenz und das wiedererwachende Natur leben darstellen. Auf diese alten Bräuche sind die mit allerhand Lärmen verbundenen Umzüge der Kinder und Erwachsenen zurückzuführen. Einige hergehörige Geräte der Sammlung sind hier aufgestellt: » K a r r i d e l « stecken aus Treuenbrietzen, bei Fastnachtsumzügen von gabenheischenden Kindern benutzt, um Bretzel, Pfannkuchen, Bilder, Bänder zu sammeln. R u t e n , mit buntem Papier verziert, aus SchleswigHolstein, am Aschermittwoch gebraucht zum »Asche abkehren«, d. h. Tod- und Winteraustreiben, sog. Lebensrute. S o m m e r t a g s r u t e n aus Liegnitz und sog. S o m m e r b a u m aus Priedemost, Kr. Glogau, die am Sonntag Lätare zur Begrüßung des nahenden Sommers von Kindern umhergetragen werden. Eine im Hintergrunde angebrachte Darstellung zeigt den S o m m e r t a g s f e s t z u g in H e i d e l berg. R u m m e l p o t t aus Itzehoe, bei Fastnachtsumzügen zum Lärmerzeugen benutzt. K n a r r e und K l a p p e r aus Württemberg, Gründonnerstag oder Kar-
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freitag zum Lärmen benutzt; nach kirchlicher Ausdeutung, um die nach Rom geflogenen Glocken in der Karwoche zu vertreten. [Diese Geräte sind bestimmt böse Dämonen zu scheuchen, wie auch die an anderer Stelle der Wandfläche neben Schrank i aufgehängten P e i t s c h e n aus Salzburg zum sog. A p e r s c h n a l z e n demselben Zweck dienen. In der Zeit vom Dreikönigstag bis zum letzten Faschingstage wird in Salzburg und Oberbayern von den Bauernburschen nach bestimmtem Rhythmus geknallt. Sie stehen dann, 6—12 an Zahl, in weitem Kreise. Die Peitsche wird mit beiden Armen geschwungen, und aus einiger Entfernung klingt es wie Gewehrfeuer. Zum »Hexenvertreiben« heißt es, ursprünglich also wohl zum Vertreiben der für die Vegetation schädlichen Dämonen. Unter diesen Peitschen hängt eine H o l z p r i t s c h e , sog. Judasklopfer, aus Tirol, bei Karnevalsscherzen benutzt. In diesem Zusammenhange sei auch die in der Nähe aufgestellte große » R a t s c h e « genannt, ein aus Württemberg stammendes Lärmwerkzeug, das in gleicher Weise wie die oben erwähnte Knarre und Klapper in der Karwoche benutzt wurde. Auch die ebendort an der Wandfläche neben Schrank I aufgehängten ' M a s k e n aus Salzburg und der Schweiz, welche bei den sog. Perchtenläufen, Faustusspielen, Huttierläufen und ähnlichen Umzügen getragen wurden, sollten durch ihr schreckenerregendes Aussehen böse Dämonen vertreiben.] Die österliche Festzeit ist durch folgende symbolische Geräte vertreten: P a l m s t ä b e , - K r a n z und - H e r z , am Palmsonntag den Kindern gegeben, aus Salzburg und Oberbayern. O s t e r e i e r mit einfachen volkstüml. Färbungen durch frische Saat, Zwiebelschale, Kaffee, Malvenblüten, bunten Stoff und Papier, wie es in Ostdeutschland üblich ist. Osterei mit Liebesbrief, Gasteiner Tal. Bemalte und beschriebene O s t e r e i e r aus dem Spreewalde, Schlenzer im Kr. Jüterbog, Ostpreußen, Baden, Mähren, Ungarn, Rußland. Runde hölzerne S c h e i b e , symbolische Darstellung des Sonnenlaufes,
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aus dem Schwarzwalde, beim Verbrennen der Fastnachtsfunken benutzt. Hölzerne O s t e r f e u e r s c h e i b e n aus dem Märamaroser Komitat in Ungarn, die brennend mittels eines Steckens ins Tal geschleudert werden. G e b ä c k e wie Osterhase aus Baden und Salzburg, »Seelenz o p f « aus der Mark Brandenburg. Festgeräte für besondere andere Gelegenheiten: » B u w e s c h e n k e l « , Gebäck aus Mainz, wenn der Rhein vollständig zugefroren ist. Erntefest. Künstlicher E r n t e s t r a u ß aus der Tucheier Gegend, Westpr. E r n t e k r a n z von Schönewalde, Kr. Schweinitz. Gesticktes E r n t e k r a n z t u c h aus der Kirche zu Brietzig im pommer schen Weizacker. [Schöne Erntekrone aus Goslar, ist über der Ausgangstür aufgehängt.] » V i e h k r a n z « vonFiligran mit Glasflüssen und Bändern aus Tirol. Kopfschmuck für den Stier beim Almabtrieb aus Berchtesgaden, Oberbayern, gen. fuitl. Schrank 3. Dieser für N e u e r w e r b u n g e n bestimmte Schauschrank enthält z u r Z e i t Sammlungen von F e s t g e b ä c k e n , welche die Zusammenstellungen des Schrankes 2 ergänzen. Ferner F e s t g e r ä t e f ü r H o c h z e i t u n d T a u f e . Hochzeit und Taufe. B r a u t k r o n e n . Zinnkrug von Neuhardenberg, Kr. Lebus. Darin wurde dem Pastor Hochzeitsbrei geschickt. Die Kanne ging bei den Bauern reihum. G l ä s e r n e r H o c h z e i t s k r u g aus Bayern, mit Band geziert und mit Münzen und kleinen symbol. Wachspüppchen behängt. H o c h z e i t s r a s s e l aus Kurland. B r a u t s c h m u c k aus Helgoland. Silberner E h e r i n g aus der Gegend von Nürnberg. H o c h z e i t s g l a s von 1781, bemalt, aus Wingersheim, Elsaß. Z i n n t e l l e r mit Fuß, für Butter auf dem Hochzeitstisch, aus dem alten Lande. F a y e n c e s c h ü s s e l mit Deckel, zur Aufnahme der Geldgeschenke für die Braut bestimmt, aus Hundham, Oberbayern. A n z e i g e n und E i n l a d u n g e n zu Familienfesten aus kleinbürgerlichen Kreisen im Anfange des 19. Jahrhs. Kleines W i e g e n m o d e l l mit Himmelbett darauf, in dem eine Frau und ein Wickelkind liegt, das Ganze grün bekränzt, Hochzeitsgeschenk aus Braunschweig. P a t e n b r i e f e aus verschiedenen Gebieten. Patenbrief
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mit Wachsengel aus Böhmen. Hölzerne bemalte G o d e n ( P a t e n - ) B ü c h s e für Patengeldgeschenk aus Salzburg. Silberner » B r a m w i n s k o p p « aus Ostfriesland, bei Taufen gebraucht, um daraus Branntwein, der mit Zucker und Rosinen versüßt ist, mit Eßlöffeln zu genießen. Das Gefäß geht am Tisch herum. Volkstümliche Schrift- und Drucksachen. Liebesb r i e f e , 18. Jahrb., fein gemalt und ausgeschnitten aus Wetzikon, Schweiz. R e c h e n b u c h von 1745, sorgfältig geschrieben und ausgemalt, Burg im Spreewalde. B e g l ü c k w ü n s c h u n g e n , I r r g a r t e n (Labyrinth) aus Papier geschnitten und beschrieben. S e g e n , H i m m e l s b r i e f e , L e i d e n s w e g Christi mit Bilderschrift, P l a n e t e n und dgl. Sammlung volkstümlicher P u p p e n aus verschiedenen Ländern. Sammlung von E i n s t e c k k ä m m e n , meist ländlicher Herkunft, größtenteils aus Horn und Schildpatt mit ausgesägtem, gravierten und gepreßten Verzierungen des Griffteiles, sowie mit Metall-, Perlmutter-, Korallenund Glasfluß-Beschlägen aus Nord- und Süddeutschland. H a a r s p a n g e n und N a d e l n aus Silber besonders aus Ostfriesland. Auf dem Schrank 2: Leinen - D e c k e mit Christuszeichen Räder- und Ranken-Ornamenten in Applikationstechnik aus Württemberg. Geschnitztes K r u z i f i x aus Bayern. 2 hölzerne K i r c h e n l e u c h t e r aus Reinickendorf bei Berlin. Vergoldete und bemalte Terrakotte, die h e i l i g e Anna selbdritt. Holzgeschnitzte und bemalte M a d o n n a mit dem vom Kreuze genommenen Erlöser auf dem Schöße. 2 große holzgeschnitzte Heiligenfiguren: Der Abt. St. A n t o n i u s mit der Glocke in der Hand und einem Schwein neben sich (Antonio del porco). E r ist Patron der Haustiere. Die Attribute Glocke und Schwein erinnern an die Sagen, welche erzählen, daß eine Sau eine Glocke aufwühlt, welche alsdann von Kühen, nach vergeblichen Versuchen, sie durch Pferde fortzuschaffen, zu einer Kirche gebracht wird. Die andere Figur stellt den Bischof von Noyon in Frankreich, St.
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E l i g i u s , als Patron der Schlosser und Schmiede dar. Er hat in der einen Hand einen Pferdefuß, den er durch den Hammer in der anderen Hand mit einem Hufeisen belegt und zwar auf einem Amboß. An der Tür: P r o z e s s i o n s s t a n g e n aus Tirol. Schrank 4. F r a u e n - F e s t t r a c h t mit prächtiger Goldhaube und einzelne Trachtenstücke aus der d e u t s c h e n S p r a c h i n s e l G r e s s o n e y in P i e m o n t . Frei aufgestellt in einer Saalecke: Große W e i h n a c h t s k r i p p e , von S. Maj. dem Kaiser zur Aufstellung überwiesen. Die Figuren sind altneapolitanisch, aus dem Anfange des 18. Jahrh. und von künstlerischem Werte, im Stile von Sanmartino, Celebrano und Somma. Die architektonischen Teile, die schwebenden Engel und die Kamelgruppe sind von einem Münchener Künstler neu angefertigt. Unter den Hausmodellen geschnitzte, meist niederdeutsche T r u h e n . Weitere Möbel dieser Art sind in den Vorhallen des Hauses aufgestellt. HOFGEBÄUDE. Bei der Eintrittstür sind einige gotische Möbel und ein gotisierender grüner Kachelofen aus Tirol ferner einzelne T r a c h t e n , Modelle und G e r ä t e aus verschiedenen a u s l ä n d i s c h e n e u r o p ä i s c h e n G e b i e t e n zum Vergleiche aufgestellt. Hindeloopener Stube. Die im Jahre 1898 erworbene Stube stammt aus einem bürgerlichen Hause des westfriesischen Städtchens Hinde-
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Hofgebäude.
loopen an der Zuydersee. Die Bevölkerung dieser einst blühenden holländischen Hansestadt war durch Schiff fahrt und Fischerei wohlhabend und hatte sich mit friesischer Beharrlichkeit einen eigenartigen Stil in Wohnungsausstattung und Trachten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bewahrt. Die Hindeloopener Häuser waren einstöckig mit spitzen Giebeln und in das Binnenhaus, Mittelhaus und Außenhaus geteilt. Wir betreten das nach dem Hofe zu gelegene Außenhaus vom Vorderoder Binnenhause her. Der vordere, durch seitliche Holztäfelungen begrenzte gangartige Raum zeigt links eine Tür, die zur Treppe nach dem Dachraum führt. Zu beiden Seiten dieser Tür befinden sich kleinere Türen für Wandbetten und Wandschränke. Die oberen Türen sind durch fein gedrechselte Sprossen zum Lüften eingerichtet in gleicher Weise wie an der gegenüberliegenden Gangseite die Täfelungen, welche die größeren Wandbetten abschließen. Beim Vortreten in den Nebenraum erblickt man nun rechts die ganze Betteinrichtung. Sie besteht aus zwei Doppeltüren mit reicher, buntfarbiger Bemalung von eigentümlicher Zierlichkeit, in der Hauptsache wohl dem 18. Jahrhundert angehörig. Dieselbe reiche Bemalung erblicken wir auch an den verschiedensten Möbeln der Stube, den Stufentritten zur Ersteigung der Betten, den dreibeinigen Tischen, die zum Umklappen eingerichtet und beiderseits bemalt sind, der Wiege usw. Die Wände sind im übrigen mit Fliesen in Delfter Art bekleidet zum Schutze gegen die Feuchtigkeit des Klimas und gelegentliche Überschwemmungen. Aus demselben Grunde stehen auch manche Möbel auf Untersätzen oder einer Holzstufe, wie z. B. die Wiege. Die den großen Betten gegenüberliegende Wand ist die mit hohen Fenstern in doppelter Reihe übereinander versehene Lichtseite. Die unteren Fenster sind übrigens in jüngerer Zeit hinzugefügt. Zwischen den Fenstern ist ein eigentümlicher Kamin eingerichtet, dessen Rauchfang senkrecht zur Decke ansteigt. Unten liegt eine bemalte Holzstufe;
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darauf steht eine bemalte kleine Bank, auf der wiederum ein viereckiges eisernes Becken sich befindet, in dem.das Torffeuer unterhalten wurde. Die Wand ist mit einer Eisenplatte geschützt. Darüber schwebt ein auswechselbarer eiserner beweglicher Arm, um mit seiner Hülfe einen Kessel über das Herdfeuer zu bringen. Diese Einrichtung ist wohl nur als Sommerherd aufzufassen; im Winter dürfte das Feuer auf dem nur wenig über dem Fußboden erhöhten Herd unter dem Kamin unterhalten worden sein, welcher nun für den Sommerbedarf mit der vorerwähnten Holzstufe bedeckt ist. Zu beiden Seiten des Herdes sind zierlich bemalte Feuerschirme aufgestellt. Außerdem ist auf dem Boden ein eigentümliches Holzgefäß mit einem glasierten tönernen Kohlenbecken darin zum Warmhalten des Wasserkessels zu bemerken. Neben dem Kamin links steht ein bemalter kleiner Schrank mit Pultdeckel, auf dem eine alte holländische Bibel in Folioformat liegt. Darüber ist die Wand von einem kleineren Fenster unterbrochen, welches dem hier vom Stubenviereck abgesperrten kleinen Küchenraume Licht zuzuführen bestimmt ist. Daneben ein prächtiger venetianischer Spiegel mit zwei Lichtarmen aus Glas. Die Tür zum ebenerwähnten Küchenraume ist schräg gestellt. Sie lehnt sich an der anderen Seite an ein kleines Wandbett. In der Nische neben diesem steht auf charakteristischen kleinen bankartigen Untersätzen ein älterer prächtiger, fein- und reichgeschnitzter Eichenschrank ohne Bemalung. Unter ihm ist ein Kupfereimer mit Deckel, dem nordfriesischen »Dovpott« entsprechend, aufgestellt, der zum Warmhalten von Wasser benutzt wurde. Ebenfalls auf Untersätzen ruht eine ältere geschnitzte und unbemalte Truhe an der gegenüberliegenden Wand. Hier befindet sich dann noch ein Wandschränkchen mit Glastür für Silbergerät, ebenfalls aus der älteren Periode des Zimmers, dem 17. Jahrh., dann eine prächtige Wanduhr, ein Spiegel mit Schildpattrahmen und allerhand bemalte und geschnitzte Kleinigkeiten.
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An den übrigen Wänden sind noch verschiedene, der Reinlichkeit dienende Geräte, Kohlenbecken an langen Stielen zur Erwärmung der Betten, Mangelbretter u. a. angehängt. Ein reich bemalter Mangeltisch ist an die Wand gelehnt. Auf den Gesimsen unter der balkengetragenen naturfarbigen Holzdecke blauweiß gemusterte Porzellangeschirre von Delft. Um einen Tisch in der Mitte des Raumes sitzt und steht eine Gruppe von Erwachsenen und Kindern in der alten eigentümlichen Hindeloopener Tracht, bei welcher die reiche Verwendung gemusterter Kattune auffällt, mit Kopfbedeckungen in merkwürdigen Formen aus demselben Stoff bei den weiblichen Mitgliedern. Auf dem Tisch steht Teegeschirr aus feinem Porzellan usw., unter dem Tische hölzerne Kästchen mit durchbrochenen Wänden, in denen sich Tonpfannen mit glühenden Kohlen zur Erwärmung der Füße befinden. Die in dem einen Wandbette liegende Wöchnerin, neben der die Hebamme mit einem Säuglinge im Arme steht, ist durch eine besondere Vorrichtung in den Stand gesetzt, mit einer Schnur die Wiege zu schaukeln und wieder anzuhalten. Ihr zur Hand liegt im Bette ein geschnitzter Stock mit gewundenem Stiel, angeblich zur Vertreibung von Mäusen dienend. In dem hinter der Hindeloopener Stube liegenden kleinen Raum sind einige Bilder mit Darstellungen von alten Trachten des Städtchens und Wohnräumen gleicher Art aufgehängt. Sog. » H a m b u r g e r O f e n « aus blau-weißen Kacheln mit Blumenmustern von der Domäne Waltershof bei Hamburg. Große Sammlung von Wiegestöcken, sog. B e s e m e r oder D e s e m e r , und einige andere Wagen aus verschiedenen Ländern (vgl. Mitt. a. d. Mus. f. deutsche Volkstr. I. 5. 1900 S. 190 ff.).
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Lüneburger Stube. Eß- und Trinkstube mit reicher Wand- und Deckenvertäfelung (nach der über der Stubentür außen aufgestellten Bohle mit zwei Hausmarken aus dem J a h r e 1570), Sandsteinkamin mit Darstellung des heiligen Abendmahles und der Jahreszahl 1628. Reich mit Zinngeschirren ausgestattetes, geschnitztes Büfett in einem kleinen Kabinet links, dessen Tür mit alten Butzenscheiben verglast ist. Über dieser Tür neun sog. Geschenkfensterscheiben mit Bemalung, Sinnsprüchen, Wappen und Namen der Schenker. Mehrere sind datiert, zwei mit 1708, eins führt als Wohnort des Schenkers Ohlstorf (bei Hamburg) an. Solche Fensterscheibchen wurden von Freunden des Bauherrn gestiftet, und zur Feier der Bauvollendung wurden Schmäuse, sog. Fensterbiere, veranstaltet. Die Stube enthält eine Sammlung von deutschen Z u n f t a l t e r t ü m e r n des 18. und 19. Jahrh. Auf dem Tische in der Mitte große Z i n n h u m p e n , die sog. W i l l k o m m e n , und andere K r ü g e aus Zinn und Fayence, aus denen bei den Zusammenkünften getrunken wurde. Ein Z i n n t e l l e r war für den Tabak bestimmt, und ein sog. S c h a f f e r s t a b , das Würdezeichen des Vorsitzenden (Schaffer, Zechmeister), liegt daneben. Bei den feierlichen Sitzungen der Zunftgenossen spielte die L a d e eine Hauptrolle. In ihr wurden die Z u n f t p a p i e r e und die K a s s e , S i e g e l usw. aufbewahrt. Beim Zusammentreten des »Handwerks« öffnete sie der Zechmeister in Gegenwart von 2 Mitmeistern. Alljährlich wurde so die Z u n f t o r d n u n g feierlich verlesen, und auch die sonstigen wichtigeren Verkündungen (z. B . »Freisprechung« der Lehrlinge usw.) geschahen bei geöffneter Lade und brennenden Lichtern. Unter den vorhandenen L a d e n ist die schönste eine solche der F e i l e n h a u e r v o n 1794 (vielleicht aus Nürnberg stammend) mit den aufgemalten Werkstattzeichen und Monogrammen der einzelnen Meister, ferner eine Lade der B ä c k e r aus Nürnberg und eine solche der Z i m m e r e r aus Hirschberg. Über dem Tische und ringsumher hängen Z u n f t z e i c h e n der einzelnen
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Handwerke aus Zinn, Eisen und Holz, z. T. in Glaskästen geschützt, und V e x i e r f l a s c h e n aus Zinn in Form von Handwerksgeräten der Schneider, Küfer und Weber. In der einen Ecke der Rückwand eine Z u n f t f a h n e der Wagner in Horb, Württemberg, und darunter ein F l ö ß e r z u n f t z e i c h e n in Form eines gedrehten großen Weidenringes von Rottenburg-Niedernau in Württemberg. Diese Zunftzeichen waren teils vor den betr. Zunftherbergen am Hause aufgehängt, teils aber auch in den Zunftstuben selber über den Tischen. Einige P r o z e s s i o n s s t a n g e n tragen die Figuren der Zunftheiligen und Schutzpatrone, an deren Namenstagen die Mitglieder vollzählig in der Kirche erscheinen mußten. An den Wänden hängen ferner M e i s t e r t a f e l n , z. B. eine sog. Z u s c h i c k t a f e l einer Harnischmacherzunft (dat. 1748!), und S c h i l d e r mit Zunftemblemen, die bei B e g r ä b n i s s e n v o n Zunft genossen gebraucht wurden. Sodann ist vorhanden ein großes schwarzes B a h r t u c h von 1822 mit grünem Seidenkreuz und heller Stickerei, welche die Embleme der Holzhacker des Georgentaler Forstes in Thüringen zeigt. In einem Glaskasten am linken Fenster sind Z u n f t u r k u n d e n , kleinere S c h a f f er s t ä b e und Z u n f t z e i c h e n , Z u n f t s i e g e l , M e i s t e r s t ü c k e und silberne A n h ä n g e s c h i l d e r für große Willkommen-Pokale ausgestellt.
T a f e l 9.
Nordfriesische Volkstrachten.
Mann von Viöl, Frau von Föhr.
T e x t S. 1 1 .
Tafel 10. Volkstrachten aus dem Pyritzer Weizacker, Pommern.
Text S. 8.
Tafel Ii.
Frauentracht aus
aus
dem
den Vierlanden
Fläming,
bei Hamburg.
Prov. B r a n d e n b u r g . Text S. 25 und
Brauttracht 11.
T a f e l 1 2 . Volkstrachten aus der S c h w a l m in Hessen.
T e x t S. 2 2 .
T a f i e l 1 3 . Frauentracht aus Sachsen-Altenburg. Männertracht, sogen. Hummel' bauer, aus Oberfranken. T e x t S. 2 3 und 39.
Tafel 14.
Frauentracht von D a c h a u , Oberbayern. Oberbayern.
Männertracht v o n T h e i s e n d o r f ,
T e x t S. 3 9 .
T a f e l 1 5 . Katholische Frauentrachten mit Strohhut von K o c h e r s b e r g , Niederelsaß, mit sogen. R e g i n a h a u b e aus dem A l l g ä u , B a y e r n .
T e x t S. 3 2 und 39.
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