Zur Geschichte der verba denominativa im Altgriechischen, Teil 1: Die verba denominativa auf -áw -éw -ow [Reprint 2019 ed.] 9783111485294, 9783111118604


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German Pages 128 Year 1891

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Vorwort
I. Die verba auf -άω
II. Die verba auf -έω
III. Die verba auf -όω
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Zur Geschichte der verba denominativa im Altgriechischen, Teil 1: Die verba denominativa auf -áw -éw -ow [Reprint 2019 ed.]
 9783111485294, 9783111118604

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ZUR GESCHICHTE DER

WERBA DENOMINATIVA IM ALTGRIECHISCHEN. EBSTEB TEIL. D I E VERBA D E N O M I N A T I V A A U F -diu -¿w -öuu.

VON

DR. PHIL.

LUDWIG SÜTTERLIN.

STRASSBURG. VERLAG VON KARL J. TRÜBNER. 1891.

Seitdem die neuere Sprachwissenschaft sieli eingehender auch mit den prineipien der Sprachgeschichte beschäftigt hat, ist dem einen d e r im sprachleben besonders häutig zur geltung kommenden factoren, der Wirkung der analogie, aucli praktisch grössere aufmerksamkeit gewidmet worden. Man hat Zusammenstellungen gemacht, die den einfluss der analogie im allgemeinen veranschaulichen sollen, und hat bei Untersuchungen fiber einzelfragen zahlreiche formen, die nicht in die durch das lautgesetz veranschaulichte entwicklung passten, durch analogische beeinflussung zu erklären gesucht. Im grossen ganzen behandelten diese Untersuchungen die laut- oder formenlehre. Analogiebildungen sind daher in erster linie auf diesen gebieten festgestellt worden. Die stammbildung ist fast ebenso wie der satzbau in diesem sinne noch wenig durchforscht. Vereinzelt ist zwar öfter ' suffixvertauschung' oder 'suffixübertragung' angenommen, diese annahine aber nur in seltenen fallen näher begründet worden. Dass auch im bereich der Wortbildung analogische beeinflussungen stattfinden, ist an sich vorauszusetzen. Bei genauerer betrachtung könnte man vielleicht zu der frage gedrängt werden, ob gerade auf diesem gebiet des sprachlebens die analogie nicht einen weiteren Spielraum hat als z. b. in der formenlehre. Denn während es sich bei der declination und conjugation im allgemeinen meist um gegenseitige beeinflussung einer immerhin doch beschränkten anzahl überlieferter reihen handelt, kommt bei der stammbildung ausser der wechselseitigen Verknüpfung der schon vorhandenen an sich bereits zahlreichen gruppen die neubildung

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i

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in betracht, die eiue jede einzelne dieser gruppen herausgreifen nnd an sie anknüpfen kann. Die wege, anf denen eine solche anknttpfnng zu stände kommt, können natürlich sehr verschieden sein. Es kann die gruppe als ganzes auf das denken der sprechenden einwirken oder nur wenige oder gar einzelne glieder davon. Das kommt bei der umschöpfung des alten sprachgutes ebenso gewöhnlich vor wie bei der hervorbringung neuer bildungen. Welcher art die einwirkung gewesen ist, muss man im einzeln aufzudecken bestrebt sein. Denn eine nicht nach den üblichen in der spräche waltenden regeln erklärbare form ist ja damit noch nicht erklärt, dass man sie eine analogiebildung nennt. Dass es bei der grossen menge der sich bietenden beziehungen oft sehr schwer ist, die in dem bestimmten fall massgebende auszuwählen, versteht sieh von selbst. Besonders bei der Wortbildung erscheint diese Schwierigkeit gross. Im allgemeinen kann zwar als regel gelten, dass formen, die da« gleiche oder das entgegengesetzte bedeuten, gern aufeinander einwirken. Was aber gerade im einzelfall dem sprechenden als gegensatz oder als bedeutungsverwandt vorgeschwebt hat, ist damit noch nicht ermittelt, zumal da hierbei oft zeitliche, örtliche und persönliche Verhältnisse in betracht zu ziehen sind. Es werden sich daher auch nicht alle wortgebilde als glieder einer gruppe erklären lassen, sondern nicht selten wird man sich bemühen mttssen, für das einzelne eine besondere erklärung aufzustellen. Dass selbst bei dieser individualisierenden art der behandlung nicht jede form ihrem wirklichen ursprung nach erkennbar ist, dass sie manchmal einer anderen gedankenverknttpfung ihre entstehung verdankt als wir annehmen, ist unter den umständen begreiflich. Ueberhaupt kann eine arbeit, wie die vorliegende, nur versuchen darzustellen, welches der gang der sprachlichen entwicklung gewesen sein k o n n t e ; sie darf nicht den ansprach erheben, dass alles wirklich so zugegangen sein mttsse wie sie annimmt. Die bildung der verba denominativa im griechischen hat

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v. d. Pfordten schon behandelt in seiner schrift 'zur geschichtc der griecb. d e n o m i n a t i v a F ü r die litteratnrsprache hat er das reiche material ziemlich vollständig gesammelt. Die verba sind nach der stammbildung der ihnen zu gründe liegenden uomina und zeitlich nach ihrem ersten auftreten in der spräche geschieden. Manchmal kommen freilich irrtümer vor, etwa dadurch, dass ein weit früher als das simplex belegtes compositum übersehen worden oder dass ein z. b. von einem s-stamm abgeleitetes wort sich unter die zu den o-stämmen gehörigen formen verirrt hat oder umgekehrt. Seltener ist der fall, dass ein verbuni zu einem unrichtigen nomen gestellt wurde oder dass, wo das nomen in doppelter gestalt vorhanden war, gerade die für den in betracht kommenden zweck weniger passende als grundwort des denominativums angesetzt wurde. Wenn solche kleine mängel auch schwer ganz zu vermeiden und für die sache selbst von geringerem belang sind, hätte doch wichtigeres nicht auch übergangen werden dürfen. Die inschriftlichen quellen sind, soweit das von ihnen gebotene sprachliche material nicht schon in die Wörterbücher eingang gefunden hat, nicht berücksichtigt. Und doch gewähren diese inschriften ein ganz anderes bild von der griech. denouiinativbildung als die litteraturspraehe. Man erkennt aus ihnen am besten, welche Wörter genieingut des ganzen griechenvolkes und welche bildungsweisen auch dem gemeinen manne geläufig waren. Im ganzen bieten sie viel einfachere, leichter übersehbare Verhältnisse. Die analogie wuchert in der alltagssprache der inschriften nicht in dem masse wie im munde der oft zu kühnen neubildungen gedrängten und teilweise durch neubildungen wirkenden dichter und redner. Ob ein wort bei Aeschylus oder bei Strabon, bei Homer oder Aristoteles, bei Anakrcon oder bei Hippokrates, bei Aristophanes oder in der Septuaginta vorkommt, hat v. d. Pfordten nicht berücksichtigt. Ebenso so wenig hat er unterschieden zwischen formen, die nur einmal bei Homer überliefert sind und andern, die in der ganzen zeit der griech. Sprachentwicklung gang und gäbe waren und sich dutzendemal bei jedem bedeutenderen schriftsteiler belegen lassen.



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Am meisteji empfindet man aber diese äusserlichkeit des verfahrene bei der Unterscheidung und anordnung der verba nach der stammbildung der zu gründe liegenden nomina. Die Zusammenstellung v. d. Pfordtens belehrt zwar genau darüber, welche verba auf -au) z. b. von o - Stämmen abgeleitet sind und umgekehrt, welche verba auf -öuu zu ä-stämmen gehören. Warum aber etwa gerade das einemal das verbum diese endung, das anderemal jene angenommen hat, erfährt man nicht. Im folgenden soll deshalb die bildung der griech. verba denominativa auf erweiterter grundlage von neuem untersucht werden. Es soll nicht nur die littcratursprache berücksichtigt, sondern auch die inschriften — wenigstens soweit sie leichter zugänglich sind — herangezogen werden. Kerner werden nicht nur die zeitlichen und räumlichen unterschiede im leben der einzelnen bildungen, sondern auch die stilgattung, für die sie gerade überliefert sind, soweit das nötig in betracht gezogen werden. Zu untersuchen, wie die mannigfachen verbalableitungen des griechischen sich entwickelt und ausgebreitet haben, soll hauptzweck sein. Natürlich muss jedesmal erst festgestellt werden, welches die lautgesetzliche bildungsweise ist. Diese wird freilich nur kurz geschildert und nach bedürtuis das einschlägige inaterial im anschluss an die Sammlungen v. d. Pfordtens besprochen werden. Daran schliesst sich als wichtigster teil d i e e r k l ä r u n g d e r von d e r l a u t gesetzlichen bildungsart abweichenden formen. Welcher in der spräche vorhandenen neigung oder welcher gedankenVerknüpfung jedes einzelne verbum der art seine entstehung verdankt, soll untersucht und festgestellt werden. Von Wichtigkeit wird dabei überall die festsetzung der zeitlichen grenzen sein, innerhalb deren die schöpferische Wirksamkeit eines bestimmten bildungsgrundsatzes fällt. Denn wir werden mehr als einmal finden, dass auch in der stammbildung die spräche fortwährend in der wähl ihrer mittel wechselt und dass zu einer bestimmten zeit recht lebenskräftige verbalausgänge untergehen und neuen Sprachmitteln weichen müssen.

I.

Die verba auf A.

Di« ableitnngen von femininen a-stämmen.

Die verba auf -diu gehören zu dein ältesten sprachgut des griechischen. Sie entsprechen den lat. bildungen auf -are wie aniinare plantare formare coronarc (v. Paucker Kz 26, ¿(51 ff.) und vergleichen sich wohl auch unmittelbar mit den altindischen verben auf -äyati, den germanischen auf -ö», den slavischen auf -ati und den litauischen auf -oti (Mahlow AEO 42). Wenn ihre ableitung nach der lautlichen seite hin im einzelnen auch noch mancher aufklärung bedarf, kann doch als sieher gelten, dass sie von femininen ä-stämmen ihren ausgang genommen. Dafür spricht vor allem das griechische. 1. Im griechischen sind die zu ä-stämmen weiblichen geschlechts gehörigen verba auf -au) gegenüber den ableitungen von andern stammen entschieden im Ubergewicht. Sieht man, wie v. d. Pfordten s. 10 ff. es tliut, zunächst von den formen auf -idw und -tauj ab, so beläuft sich ihre zahl auf 110; darin finden sich 44 beispiele schon bei Homer, 39 weitere bei den Schriftstellern der klassischen zeit, und 27 gehören der nachklassischen zeit an. Ihnen stehen nur 41 zu nominibus auf -o- und 23 zu verschiedenen anderen Stämmen gehörigen verba gegenüber. Xoch günstiger stellt sich dies Verhältnis, wenn man nur die homerischen falle in betracht zieht. Denn dann kommen auf die eben erwähnten 44 beispiele nur 11 nicht

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von ä-stämmen abgeleitete verba, also gerade etwa ein viertel. Freilich sind von diesen 44 bei Homer vorhandenen von femininen ä-stämmen abgeleiteten verben auf -óu> ánaTáiu nevotváw iiuKáuj Tpuiráu) als nicht beweiskräftig zn streichen. Denn die ihnen angeblich zu grande liegenden nomina finden sich erst in ganz später zeit, |aevoivr| bei den alexandrinischen dichtem, nuicrj bei Apollonias Rhodius und Arkadiiis, orrámi erst bei nachchristlichen Schriftstellern, und TpOna gebraucht vollends der erst im 12. jh. nach Chr. lebende Eustachius. Dass ein noinen jahrhunderte später belegt ist als ein verbum, kann freilich zufall sein; aber mit solchen zufallen darf man bei einer uutersuchung, die das verhältniss der beiden Wortarten zum gegenständ hat, nicht zu viel rechnen. Wenigstens inuss die thatsache zur spräche gebracht werden. ónoffTixáu) muss fallen, weil das nach v. d. Pfordtens ansieht ihm zu gründe liegende, übrigens ?iuch erst spät bezeugte adjectivum ó|iio0Tixií? -es-, nicht ä-stainin ist. Bei épeuváui ist ebenfalls eine gewisse Zurückhaltung geboten; wenn ip«uva auch schon bei Soph. zu lesen ist, wäre es doch möglich, zumal da ein nominalsuftix -va nur in wenigen griech. Wörtern nachzuweisen ist (Brugmann MU 2, 199 a Solmsen Kz 29, 64), dass ¿peuváw ein erst später in die o-conjugation übergetretenes ursprünglich mit einem n-suffix vorselienes verbum ist, zu dem das substaiitivmn nachträglich hinzugeschaffen wäre. Vgl. auch Wackeriiagel Kz 30, 300. Ganz dasselbe lässt sich von irXavóiu (irXavóuuvTai II. 23, 321) behaupten, nur mit dem unterschiede, dass hier das 'nom postverbal' (Bréal mém. de la soc. de linguist. IV 82) nXdvri schon bei Aeschylns und Herodot vorkommt, ßpuxaojiai ist sicher falsch. Abgesehen davon, dass ßpuxn erst bei späteren dichtem wie Apollonia Rhodius und Quintus Smvrnaeus belegt ist, ist das verbum in d e r form überhaupt noch nicht homerisch, sondern es finden sich nur ausserpraesentische bildungen wie ßißpuxev II. 17, 264 ßeßpuxei Od 12, 242; erst Sophokles hat ßpuxao^ai. oí|iáuj "drauf losstürmen' femer gehört doch wohl eher zu TÖ ofya 'stürmischer angriff' (zend aesma Bezzenberger BB 4, 334) als zu fi oinn 'weg, weise', zu dem es v. d.



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-

Pfordten, «der zu o oijioq ' weg, r e i s e z u dem es die alten stellten (Herodian ed. Lentz I 4 4 9 , 9. 5 4 6 , 17).

Ebenso verbindet

man uuxpduu 'blass werden' vielleicht besser mit uuxpoq (II. 3 , 35),

das -«-

oder

es-stamni

sein kann,

als mit u*xpa;

denn

letzteres heisst zunächst (Aristot.) nur 'erdfarbe, o c k e r ' ; bedeutung ' b l ä s s e ' findet sich erst bei späteren.

die

So bleiben

von den bei v. d. Pf. verzeichneten Homerbeispielen nnr übrig: drfopv ' i n

p r i v a t i v u m a n mi-

Xavöoiv (|uriXavöuJVTe5 Od. 18. 143) entstanden \i: zu d|irixavöwv w u r d e d a n n erst von Opp. H a i . 3 , 3 2 8 a^itixavouKTi g e s c h a f f e n , nach

dem

Verhältnis

dmixavöuj(Ti.

biaXivaw

nnxavöwv

aus

formen

entstanden

wie

ÖTTObpdao^ai, w a r (II. 2 2 ,

biop^aiu, ettrebpa. 140

mixavöuim

¿«Xivduj ' dureli

w i s c h e n ' sind von r e d e n s a r t e n XIVUJV

:

nach

das

=

dmixavöwv :

garn gehen,

w i e bia Xiviuv ( o d e r dem

vorbild

A u c h olndu),

von

1, 6 2

ent¿K

gleichbedeutender

¿Eopfidu), ¿Krnibau), v i e l l e i c h t

Od. 24, 5 3 8 Her.

Xivou) auch

wie

die

rede

Q. SM.), k a n n

sich

dem s . 8

1) Ganz ebenso verhält sich dvripioxriKux; Hipp. * der noch nicht

gefrühstückt hat' zu npiorriKui^. Ein praesens dvopiöTdtu (v. d. Pf. s. 16) dafür anzusetzen ist überflüssig.

-

-

nach öpfiauj gerichtet haben, öxdo|iai 'sich wohin begeben' von dem z. b. bei Homer nnr in dieser form vorkommenden Ta öxn liegt in der bedeutung nicht weit ab. Muster ftlr die endnng wurde öpnaomxi. Für TaXavTauj (von TOI TaXavta) ist (TTaöiiduj, neben dem n (TTdÖMn, aber auch Ta (JTaÖjid liegt, massgebend geworden. Ausserdem erinnert TaXavTauj noch an ¿prroXduj und irepdu», insofern als beim handeln und verkaufen auch gewogen wird. (JKOiäuj 'finster sein', und ÜTtoiocpöujffa 'etwas dunkel' (ffKÖToq, iöqpo?) stehen im gegensat/. zu euiuauu |j€ und dessen gegenteil T I P G U J ; ( l a s gleiche gilt von noXidw bei Hesych (ou rroXiqt • oü ynpa^Kei), dem iroXiö«; 'grau' zu gründe liegt; doch könnte, wenn die glosse iroXid • THP01? so richtig überliefert ist, TroXiduj auch eine regelmässige form sein. Bemerkenswert ist übrigens auch die bildung d6aX)4ta), cttparroupidw («TTpatToupia) und die späteren Kapnßapiauj,

jiupjiriKiduj,

bucfevTepidui, buaoupiäui,

K£Xe,

vuicraXumidui, öSuperiuiaw, nobaX^idiu,

übpo9aXniäuu,

duaX'riduj,

Kapbiaai. Zn einem maskulinen stamm auf -iaq gehört TtvtujiaTiauj (nvtufiaTia^). Nach diesen kürzlich

Breal

mustern

ausgeführt

2 0 f.), ¿H€Tiaiu (¿utToq), übpwmduj

(6 übpunjj),

haben hat

sich

gerichtet,

(m*'m. de

wie

auch

la soc. de ling. 7,

Xiötdw (6 Xiöo?), iXtYYidw (6 iXifto?). cp9i(Tidw

(r) qp8icriq), sowie

ßoußwviaw

(6 ßoußuüv), (TitXrividuj (anXrjv); Ttoba-fpiaw (Trobavpa)

ist zwei-

felhaft. Aus späterer zeit stammen ¿Xeqpavnduu (6 eXecpaq), Xeixnviduu (6 Xeixriv), Xtovnauj tb Xtuiv), äiu TpuqpnTidw gebildet. Im anschluss an aTpcmTfidw, ßamXeiaui, njpavviduj lassen sich auch die spätgriechischen d e s i d e r a t i v a a u f -(Tiaw er-

klären.

35

-

Z u Kvr|8uu ' k r a t z e n * g e h ö r t e d a s n o m e n a c t i o i i i s KVTIeuEo^ai: