Zensur und Zensoren: Medienkontrolle und Propagandapolitik unter sowjetischer Besatzungsherrschaft in Deutschland [Reprint 2015 ed.] 9783050047454, 9783050028507

Noch immer ist über die Arbeit der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) wenig bekannt. Die Aufarbeit

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German Pages 183 [184] Year 1996

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Table of contents :
Inhalt
Einleitung
1 Frontpropaganda und Kaderschulung
2 Der Apparat
2.1 Befehls- und Hierarchiestrukturen der SMAD
2.2 Der politische Kontrollapparat
Der Politische Berater
Der Militärrat
Die Propagandaverwaltung
2.3 Die SMAD als Spiegelbild innersowjetischer Machtverhältnisse
3 Die „Tägliche Rundschau“
3.1 Die Vorgeschichte
Nachrichtenblätter für die deutsche Bevölkerung
„Frontzeitungen für die deutsche Bevölkerung“
Die „Tägliche Rundschau“ - von der Frontzeitung zum offiziellen Organ der SMAD
3.2 Die Redaktion und ihre Redakteure
3.3 Besonderheiten der Berichterstattung
3.4 Aufstieg und Niedergang eines Besatzungsorgans
4 Die deutsche Lizenzpresse
4.1 Parteienzulassung und Presselizenzvergabe
4.2 Die Parteipresse
Die Zeitungen der KPD
Die Presse der SPD
Die Presse der SED
Die CDU-Presse
Die LDPD-Zeitungen
4.3 Die überparteiliche Presse
Abkehr vom Prinzip
Die Sonderrolle der „Berliner Zeitung“
Der „Nacht-Expreß“ und die überparteiliche Presse in der SBZ
5 Die Kontrolle der deutschen Presse
5.1 Die Vorzensur
Zensoren und Zensurvorschriften
Wer wurde zensiert - wer nicht?
Praktizierte Vorzensur
Erwünschte und unerwünschte Presse
5.2 Die Nachzensur
Lockerungen
Die Aufhebung der Vorzensur für die Tagespresse
Praktizierte Nachzensur
5.3 Papierzuteilung und Postkontrolle
5.4 Pressekontrolle durch Nachrichtenkontrolle
Das SNB: Aufbau und Funktionsweise
Auswirkungen des Informationsmonopols
Gründung des „Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes“ (ADN)
5. 5 Pressekontrolle durch Personalpolitik - das Beispiel „Neue Zeit“
5. 6 Der Rundfunk unter sowjetischer Kontrolle
Die Anfänge
Die Überwachung des Rundfunks durch die SMAD
Rolle und Funktion deutscher Lenkungsinstanzen
5.7 Die Deutsche Verwaltung für Volksbildung (DVV)
6 Schlußbetrachtung
7 Quellen und Literatur
8 Abkürzungen
9 Personenregister
10 Sachregister
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 9783050047454, 9783050028507

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Peter Strunk Zensur und Zensoren

edition bildung und Wissenschaft

band 2 herausgegeben von Manfred Heinemann

In Verbindung mit dem Zentrum für Zeitgeschichte von Bildung und Wissenschaft der Universität Hannover

edition bildung und Wissenschaft

Peter Strunk

Zensur und Zensoren Medienkontrolle und Propagandapolitik unter sowjetischer Besatzungsherrschaft in Deutschland

Akademie Verlag

Der Autor dankt Manfred Heinemann und Lutz Wittenberg für die Hilfe bei der Herstellung dieses Bandes.

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Strunk, Peter: Zensur und Zensoren : Medienkontrolle und Propagandapolitik unter sowjetischer Besatzungsherrschaft in Deutschland. / Peter Strunk. - 1. Aufl. - Berlin : Akad. Verl., 1996 (Edition Bildung und Wissenschaft; 2) ISBN 3-05-002850-5 NE: GT

1. Auflage 1996 ©Akademie Verlag GmbH, Berlin 1996 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der VCH-Verlagsgruppe. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Das eingesetzte Papier entspricht der amerikanischen Norm ANSI Z.39.48 - 1984 bzw. der europäischen Norm ISO TC 46. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. All rights reserved (including those of translation into other languages). No part of this book may be reproduced in any form - by photoprinting, microfilm, or any other means - nor transmitted or translated into a machine language without written permission from the publishers. Satz: Universität Hannover, Forschungsstelle EDV Druckvorbereitung: Druckreif + Medientechnik GmbH, Langenhagen Druck: Hahn-Druckerei GmbH & Co, Hannover Bindung: Verlagsbuchbinderei Mikolai GmbH, Berlin Printed in the Federal Republic of Germany

Inhaltsverzeichnis

Einleitung 1

Frontpropaganda und Kaderschulung

2

Der Apparat

2. 1 2. 2

Befehls- und Hierarchiestrukturen der SMAD Der politische Kontrollapparat Der Politische Berater Der Militärrat Die Propagandaverwaltung Die SMAD als Spiegelbild innersowjetischer Machtverhältnisse

2. 3 3 3. 1

3. 2 3. 3 3. 4 4 4. 1 4. 2

4. 3

Die „Tägliche Rundschau" Die Vorgeschichte Nachrichtenblätter für die deutsche Bevölkerung „Frontzeitungen für die deutsche Bevölkerung" Die „Tägliche Rundschau" - von der Frontzeitung zum offiziellen Organ der SMAD Die Redaktion und ihre Redakteure Besonderheiten der Berichterstattung Aufstieg und Niedergang eines Besatzungsorgans Die deutsche Lizenzpresse Parteienzulassung und Presselizenzvergabe Die Parteipresse Die Zeitungen der KPD Die Presse der SPD Die Presse der SED Die CDU-Presse Die LDPD-Zeitungen Die überparteiliche Presse Abkehr vom Prinzip Die Sonderrolle der „Berliner Zeitung" Der „Nacht-Expreß" und die überparteiliche Presse in der SBZ

6

Inhaltsverzeichnis

5 5. 1

5.7

Die Kontrolle der deutschen Presse Die Vorzensur Zensoren und Zensurvorschriften Wer wurde zensiert - wer nicht? Praktizierte Vorzensur Erwünschte und unerwünschte Presse Die Nachzensur Lockerungen Die Aufhebung der Vorzensur für die Tagespresse Praktizierte Nachzensur Papierzuteilung und Postkontrolle Pressekontrolle durch Nachrichtenkontrolle Das SNB: Aufbau und Funktionsweise Auswirkungen des Informationsmonopols Gründung des „Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes" (ADN) Pressekontrolle durch Personalpolitik - das Beispiel „Neue Zeit" Der Rundfunk unter sowjetischer Kontrolle Die Anfänge Die Überwachung des Rundfunks durch die SM AD Rolle und Funktion deutscher Lenkungsinstanzen Die Deutsche Verwaltung für Volksbildung (DVV)

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Schlußbetrachtung

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Quellen und Literatur

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Abkürzungen

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9

Personenregister

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Sachregister

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5.2

5.3 5. 4

5. 5 5.6

Einleitung

Am Ende des Zweiten Weltkrieges verstummten Deutschlands Presse und Rundfunk. Bis zum Schluß hatten sie im Dienst der nationalsozialistischen Propaganda gestanden. Dies war der entscheidende Grund, weshalb die vier Siegennächte den Deutschen zunächst jede publizistische Betätigung verboten. Die ersten Zeitungen, die im besetzten Deutschland erschienen, waren Organe der Siegermächte. Jedoch schon bald vergaben sie Lizenzen an Deutsche. Während die Westalliierten bevorzugt ein überparteiliches Pressewesen aufbauten, steuerte die sowjetische Besatzungsmacht einen anderen Kurs: Bereits im Juni 1945 wurde den politischen Parteien mit deren Zulassung auch die Herausgabe von Presseerzeugnissen gestattet. Die Medienlandschaft im sowjetischen Besatzungsgebiet entwickelte sich fortan in völlig anderen Bahnen. Die Aufarbeitung der Pressegeschichte Deutschlands nach 1945 konzentriert sich in Anbetracht der nach wie vor besseren Quellenlage auf die Entwicklung in den westlichen Besatzungszonen.1 Die Medien des sowjetischen Besatzungsgebietes fanden in der Forschung bisher nur geringe Resonanz. Nach wie vor stammen die ergiebigsten Untersuchungen von Wissenschaftlern beziehungsweise Journalisten, die den Aufbau des Pressewesens im Osten Deutschlands entweder selbst mitgestaltet oder als Zeitzeugen unmittelbar miterlebt haben.2 Die Pressegeschichtsforschung in der Bundesrepublik begann sich erst in den achtziger Jahren in verstärktem Umfang mit der Medienentwicklung in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ) beziehungsweise in der DDR auseinanderzusetzen. 3 Erneuten Auftrieb erhielt sie nach den politischen Umbrüchen 1989/90. Inzwischen liegen auch aus den USA erste detaillierte Untersuchungen vor.4 1

2 3

4

Aus der Vielzahl an Publikationen sind besonders zu erwähnen: Hurwitz, Stunde Null; Koszyk, Pressepolitik; Fischer, Reeducations- und Pressepolitik unter britischem Besatzungsstatus; Ders., Parteien und Presse in Deutschland seit 1945; Schölzel, Die Pressepolitik in der französischen Besatzungszone 1945-1949. Siehe zum Beispiel: Herrmann, Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands; Leithäuser, Journalisten; de Mendelssohn, Zeitungsstadt. Publizistik und Journalismus in der DDR. Siehe auch Geserick, 40 Jahre Presse, Rundfunk und Kommunikationspolitik in der DDR; Koszyk, Pressepolitik, S. 325-354. Grundlegend zur Pressegeschichtsforschung vor 1989: Baerns, Deutsch-deutsche Gedächtnislücken, S. 75f. Pike, The Politics of Culture. In dieser umfangreichen Kulturgeschichte der SBZ geht Pike allerdings auf die Pressezensur nur am Rande ein. Siehe auch: Pike, Cultural Politics in Soviet Occupied Germany 1945-46, S. 91-123; Naimark, Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland und die Frage des Stalinismus, S. 293-307.

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Einleitung

In der DDR fristete die Erforschung der eigenen Pressegeschichte dagegen seit jeher ein stiefmütterliches Dasein. Zwar setzte die Aufarbeitung schon in den fünfziger Jahren ein, diente jedoch in erster Linie der politischen Ausrichtung des journalistischen Nachwuchses. Dementsprechend sind, von verstreut veröffentlichten Erinnerungsaufsätzen abgesehen, nur wenige bemerkenswerte Arbeiten zu diesem Themenkomplex erschienen.5 Hinzu kam, daß Mitte der sechziger Jahre die Pressegeschichtsforschung in der DDR zugunsten einer stärker praxisorientierten Journalistenausbildung zurückgestellt wurde. Erst zehn Jahre später, anläßlich der Feierlichkeiten zum dreißigsten Jahrestag des Kriegsendes, fand sie wieder stärkere Beachtung.6 In den achtziger Jahren waren schließlich Ansätze einer systematischen Aufarbeitung zu erkennen. Es erschien jedoch nur eine Gesamtdarstellung, deren Untersuchungszeitraum 1961 endet.7 Die Pressegeschichtsforschung litt wie die gesamte Zeitgeschichtsforschung in Ost und West unter der äußerst schwierigen Quellenlage. Während der Zugang zu internen Quellen es schon seit langem gestattete, die Besatzungspolitik der Westmächte intensiv bis in Details hinein zu untersuchen, blieb die Forschung hinsichtlich der sowjetischen Deutschlandpolitik lange Zeit auf Vermutungen angewiesen. Ungeachtet dessen ist im Westen Deutschlands die Politik der sowjetischen Besatzungsmacht schon frühzeitig thematisiert worden. Viele der Publikationen westlichen Ursprungs sind jedoch unter dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse des Kalten Krieges entstanden und trugen nicht selten zur ideologischen Mobilisierung in diesem Konflikt bei.8 Je länger die deutsche Spaltung andauerte, desto geringer wurde das Interesse an der sowjetischen Deutschlandpolitik. Die Forschung sah sie in erster Linie als Teil des globalen Ost-West-Konfliktes, um dessen Ursachen sie sich jahrzehntelang stritt. Die zahlreichen westlichen Gesamtdarstellungen zur deutschen Nachkriegsgeschichte gehen in der Regel auf die sowjetische Besatzungspolitik nur kurz ein. Sie konzentrieren sich zumeist darauf, die Hauptlinien sowjetischer Deutschlandpolitik zu interpretieren und mögliche politische Alternativen herauszuarbeiten, wie dies Hans-Peter Schwarz 1967 wegweisend tat.9 Erst seit Beginn der achtziger Jahre stößt die sowjetische Deutschland- und Besatzungspolitik wieder auf größeres Interesse. Dabei fand auch die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) in ihrer Struktur und Funktionsweise Berücksichtigung. Es erschienen die ersten Arbeiten, die sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzten. 10

5

Siehe ζ. B.: Journalistisches Handbuch der DDR; Raue, Im Dienste.

6

Siehe zum Beispiel: Davidovic, Zur Rolle der fortschrittlichen deutschen Presse im Kampf für einen deutschen demokratischen und fortschrittlichen Staat (1945-1949), S. 179-185; Lachemeyer, Die „Tägliche Rundschau" als Spiegel und Förderer der demokratischen deutschen Presse, S. 197-201.

7 8

Raue, Geschichte. Siehe ζ. B.: Meissner, Rußland; Duhnke, Stalinismus in Deutschland.

9 10

Schwarz, V o m Reich, S. 2 1 7 - 2 6 0 . Ähnlich auch: Buttlar, Ziele und Zielkonflikte. Weber, Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland und das Parteiensystem in der SBZ/ DDR, S. 1064-1079; ders., Zum Transformationsprozeß des Parteiensystems in der SBZ/DDR, S. 1 1 50; Staritz, Die Gründung der DDR, S. 4 3 - 4 8 ; McCauley, Deutsche Politik unter sowjetischer Besatzung, S. 291-313; Sanford, From Hitler to Ulbricht; Ra'anan, International Policy Formation; Hahn, Postwar Soviet Politics; Creuzberger, Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland 1 9 4 5 1949; Foitzik, SMAD, S. 9 - 6 9 ; ders., Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland, S. 4 3 - 5 1 ; Strunk, Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland und ihr politischer Kontrollapparat, S. 143-176.

Einleitung

9

In der UdSSR und in der DDR wurde die Vergangenheit wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Dementsprechend erschwerten grundsätzliche Bedenken politischer Natur den Historikern die intensive Auseinandersetzung mit der sowjetischen Politik in Deutschland. Wie sich später herausstellte, war ihnen der Zugang zu den einschlägigen Archivbeständen in der UdSSR versperrt.11 So lagen aus der Sowjetunion nur wenige, überdies äußerst allgemein gehaltene Veröffentlichungen vor. 12 In der DDR entstanden eine Reihe von Arbeiten mit dem Anspruch, die Politik der SMAD zu untersuchen. Sie lieferten aber nur wenige Informationen über den Aufbau und die Arbeitsweise der Militärverwaltung. Dies traf vor allem für ältere Veröffentlichungen zu, die sich mit der sowjetischen Besatzungspolitik ausdrücklich identifizierten.13 Erstaunlicherweise wurde jedoch ausgerechnet von DDR- und UdSSR-Historikern der geringe Kenntnisstand über die sowjetische Besatzungsverwaltung öffentlich beklagt.14 Die Umbrüche 1989 und 1990 konfrontierten die Zeitgeschichtsforschung mit einer völlig veränderten Situation. Erfreulicherweise bedeutete das Ende der DDR nicht das Ende der DDR-Forschung, die sich weiter zu Wort meldet - mit neuen Kenntnissen und neuen Erkenntnissen.15 Gegenwärtig befassen sich zahlreiche nach 1989 teilweise neu entstandene Forschungseinrichtungen auch mit der Tätigkeit der SMAD. 16 Inzwischen liegen deren erste Arbeitsergebnisse vor. Sie runden das Bild der SMAD ab, rücken es jedoch nicht grundsätzlich in ein neues Licht.17 Zwar wird eine abschließende Beurteilung der sowjetischen Besatzungspolitik (und damit auch der Medienkontrolle und Propaganda) ohne Auswertung interner sowjetischer Akten nicht möglich sein, die Hoffnung auf eine Öffnung aller einschlägiger Archive wurde bisher jedoch enttäuscht. Zunächst hatte der russische Präsident Boris Jelzin die Sperre der SMAD-Aktenbestände bis zum Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland im August 1994 verfügt.18 Jedoch auch seit Ablauf dieser Frist bleibt der Zugang zu internen sowjetischen Quellen immer noch erschwert und mit zahlreichen Unwägbarkeiten verbunden.19 Jedenfalls wird in naher Zukunft die Literatur über die Archivsituation in Rußland mindestens ebenso aufmerksame Leser finden wie

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18 19

Badstübner, Wie war es? S. 18. Siehe zum Beispiel Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 177. Eine detaillierte Schilderung über die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates der SMAD ist enthalten in: Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 377 ff. Des weiteren enthalten Informationen über die SMAD: Weiß, Am Morgen; Doernberg, Befreiung. Kölm, Die Befehle des Obersten der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland 1945-1949; Lohse, Die Politik der Sowjetischen Militäradministration. Zur Untersuchung des Aufbaus der SMAD siehe auch: Die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates, S. 31—41; Benser, Die KPD im Jahre der Befreiung; Doernberg, Die Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht beim Aufbau eines neuen Deutschland, S. 94-114; ders., Die Tätigkeit der Sowjetischen Militärverwaltung, S. 37-55. Doernberg, Die Tätigkeit, S. 37; Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 177; Badstübner, Zur Tätigkeit des Alliierten Kontrollrats in Deutschland 1945 bis 1948, S. 581. Spittmann, Das zweite Leben der DDR-Forschung, S. 459f. Einen Überblick bietet: Stephan, Die DDR im Zentrum zeitgeschichtlicher Forschungen, S. 750f. Siehe ζ. B.: Lauffer, Auf dem Wege zur staatlichen Verselbständigung der SBZ, S. 27-55; Bonwetsch/ Bordjugov/ Naimark (Hrsg.): Politiceskaja dejatel'nost Sovestkoj Vennoj Administracii ν Germanii. Siehe auch: Bonwetsch/ Bordjugov, Stalin und die SBZ, S. 280. Hierzu: Weber, Die aktuelle Situation in den Archiven für die Erforschung der DDR-Geschichte, S. 697. Zur Archivsituation: Weber, ebd.; Creuzberger/ Veltmeijer, Forschungsarbeit in Moskauer Archiven, S. 271-279; Wehner, Archivreform bei leeren Kassen, S. 104—124; ders., Geheime Verschlußsache.

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Einleitung

die Ergebnisse der Auswertung selbst. Ungeachtet dessen hält die Flut von Publikationen an, die auf der Grundlage der Auswertung sowjetischen Aktenmaterials korrigierend in die bisherigen Interpretationsmuster der Zeitgeschichtsforschung einzugreifen versucht. Allerdings läßt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt feststellen, daß „die archivalischen Quellen in Rußland und in der ehemaligen DDR in den wichtigen Grundlinien die bisherigen, auf Überlieferungen aus zweiter Hand basierenden und auf der Grundlage westlicher Archivquellen entstandenen Untersuchungen [bestätigen]".20 Auch wenn viele der bisherigen Aussagen über die sowjetische Deutschland- und Besatzungspolitik kaum mehr als „indiziengestützte Plausibilitätsschlüsse [waren], die unter Irrtumsvorbehalt" 21 standen, mußte die Beschäftigung mit diesem Thema keineswegs auf das Niveau der Spekulation sinken, im Gegenteil: Aufgrund der problematischen Quellenlage sah sich die Forschung zu einer besonders intensiven und sorgfältigen Auswertung der vorhandenen Quellen veranlaßt, so daß ihre Ergebnisse auch heute noch bestehen können. Der Zugang zu internen sowjetischen Quellen ist keine unabdingbare Voraussetzung für Analysen zur Deutschland- und Besatzungspolitik der UdSSR. Einer solchen Feststellung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß sich anhand des veröffentlichten Quellenmaterials schon vor 1989 ein verhältnismäßig geschlossenes Bild von Aufbau, Struktur und Funktionsweise der SMAD sowie von ihrer Politik gewinnen ließ. Zu den veröffentlichten Quellen zählen neben vereinzelten internen Akten der Militärverwaltung 22 vor allem die SMAD-Befehle und -Anordnungen. 23 Hinweise zur Tätigkeit der sowjetischen Militärverwaltung finden sich außerdem in Quelleneditionen zur alliierten Besatzung Deutschlands. 24 Wichtige und häufig vernachlässigte Informationslieferanten sind zudem die Presse und andere Periodika aus Zeiten der SBZ beziehungsweise der DDR. Beispielsweise ist das SMAD-Organ „Tägliche Rundschau" in seiner Bedeutung als Instrument sowjetischer Besatzungspolitik wegen ihres vermeintlich geringen Informationswertes und fehlender Kenntnisse über ihren pressegeschichtlichen Hintergrund im Westen bisher kaum wahrgenommen worden. In der DDR wurde die Bedeutung der Zeitung zwar anerkannt25, das Interesse an einer systematischen Ausweitung blieb aber gering. Dementsprechend beschäftigten sich bisher nur wenige Autoren mit dieser zeitweilig auflagenstärksten Zeitung Deutschlands.26 Neben der zeitgenössischen Tagespresse gilt dies in besonderem Maße für Fachzeitschriften, in denen sich nicht selten ehemalige Besatzungsoffiziere über ihre Tätigkeit in Deutschland äußerten.27 Die autobiographi-

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23

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Naimark, Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland und die Frage des Stalinismus, S. 299. Bonwetsch, Deutschlandpolitische Alternativen der Sowjetunion, S. 320-340, insbes. S. 326. Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland; Geschichte des Staates und des Rechts; Dokumente der sowjetischen Militäradministration in Deutschland zum Hoch- und Fachschulwesen 19451949. Hierzu ausführlich: Foitzik, Befehls- und Kommunikationstruktur der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), S. 324-351; ders., Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland, S. 43-51; Inventar der Befehle des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) 1945-1949. Berlin. Quellen und Dokumente 1945-1951. Siehe auch: DDR. Dokumente zur Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik 1945-1985. Barthel, Die sozialistische Tagespresse als Quelle für die Darstellung der Geschichte unserer Republik, S. 879. Reinhardt, Zeitungen und Zeiten; Raue, Im Dienste, S. 11-15; ders., Geschichte, S. 8. Siehe auch: Frei, Presse-, Medien-, Kommunikationsgeschichte, S. 101-114.

Einleitung

11

sehe Literatur, die Aussagen zur SMAD enthält, umfaßt einen umfangreichen Bestand an Memoiren von Zeitzeugen. 28 Dasselbe gilt für die zahlreichen Erinnerungsfragmente ehemaliger SMAD-Angehöriger und SBZ-Politiker. Hierbei handelt es sich häufig um „eine Synthese von Erinnerungen und wissenschaftlicher Monographie" 29 , die oft unbeachtet blieb und deren Quellenwert unterschätzt wurde. An unveröffentlichten Quellen stehen neben Nachlässen von Politikern aus der SBZ die Aktenbestände der westlichen Militärregierungen in Deutschland, vor allem die des Office of Military Government for Germany, United States (OMGUS), zur Verfügung, das die SMAD intensiv beobachtete. Detaillierte Einblicke in die Tätigkeit sowjetischer Besatzungsbehörden vor allem auf dem Gebiet der Medienkontrolle bieten schließlich aber auch manche Bestände westdeutscher Archive. Die vorliegende Untersuchung, die auf einer 1989 vorgelegten Dissertation aufbaut30, befaßt sich mit den institutionellen Grundlagen und der Praxis sowjetischer Medienkontrollpolitik in Deutschland. Dieses Kapitel sowjetischer Besatzungsherrschaft war bisher noch nicht Gegenstand einer systematischen Aufarbeitung. Voraussetzung dafür ist eine Aufarbeitung der Strukturen des politischen Kontrollapparates der SMAD, vor allem der Verwaltung für Propaganda, ihre Propaganda- und Medienkontrollinstrumente. Ziel ist es, Einblicke in ein weitgehend unbeachtetes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte zu vermitteln und damit eine Grundlage für weitere Forschungen zu schaffen.

27

Siehe etwa: Neue Deutsche Presse, Zeitschrift für Presse, Funk und Fernsehen, hrsg. vom Verband der Journalisten der DDR; Beiträge zur Geschichte des Rundfunks.

28

Allen voran: Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 184. Siehe auch: Lemmer, Manches war doch anders; Gradl, Anfang; Leonhard, Die Revolution; Wie kam es zur Bundesrepublik? Der einzige im Westen erschienene Memoirenband eines SMAD-Offiziers stammt vom ehemaligen Leiter der Abteilung Handel und Beschaffung der Berliner Stadtkommandantur, Major Grigorij Klimow: Klimow, Berliner Kreml. Berichte geflohener Mitarbeiter verschiedener SMAD-Abteilungen sind zusammengefaßt in: Soviet Economic Policy in Postwar Germany.

29

So der Klappentext zu: Tulpanow, Deutschland. Siehe auch: Ackermann: Von der Geburt der neuen Staatsmacht, S. 6 6 5 - 6 7 9 ; ders., Der Weg zur Einheit, S. 6 5 - 6 8 ; Befreiung und Neubeginn; S. 6 5 - 8 6 ; ... einer neuen Zeit Beginn, S. 3 5 3 - 3 6 1 .

30

Strunk, Pressekontrolle und Propagandapolitik der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD).

1

Frontpropaganda und Kaderschulung

Die Traditionslinien sowjetischer Propaganda- beziehungsweise Kontrollpolitik führen in die Zeit vor dem deutschen Angriff auf die UdSSR zurück. Ein Großteil der leitenden Politoffiziere hatte ihr Handwerk in der „Hauptverwaltung für Politische Propaganda" der Roten Armee (PURKKA) gelernt. Bereits im Frühjahr 1940 war dort ein Apparat geschaffen worden, der sich mit propagandistischer Arbeit gegenüber einem künftigen Kriegsgegner befaßte. Es handelte sich dabei um die sogenannten 7. Abteilungen in den Politverwaltungen der Roten Armee. Felddienstvorschriften zur Propagandaschulung wurden herausgegeben, ein Informationsdienst „Ausland und ausländische Armeen" eingerichtet und Redaktionen für fremdsprachige Zeitungen aufgebaut. Dem Eingeständnis General Burzews, Leiter aller 7. Abteilungen, zufolge kam die Arbeit „nur schleppend in Gang".1 Nach dem überraschenden deutschen Angriff auf die Sowjetunion am 21. Juni 1941 geriet die Rote Armee rasch in große Bedrängnis. Dennoch (oder gerade deswegen) wurde am 25. Juli 1941 ein Büro für militärpolitische Propaganda eingerichtet, dem man die 7. Abteilungen als „Arbeitsorgan" unterstellte.2 Vom Regiment an aufwärts erhielten sämtliche Einheiten der Roten Armee 7. Abteilungen zugeordnet. Aus den Reihen ihrer Angehörigen kamen nach 1945 ein großer Teil der Mitarbeiter der Informations Verwaltung der SM AD.3 Eine der Schlüsselfiguren im Büro für militärpolitische Propaganda war der Kominternfunktionär Dimitri Manuilski, den man zur Aufsicht der sowjetischen Frontpropaganda in die Politische Hauptverwaltung abkommandiert hatte. 4 Auch nach 1945, als die Politische Hauptverwaltung die Aufsicht über zahlreiche Verwaltungen der SMAD übernahm, machte er dort seinen Einfluß geltend.5

1

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Bis Sommer 1940 hieß sie „Politische Hauptverwaltung der Roten Arbeiter- und Bauernarmee" (PURKKA = Politscheskoje Uprawlenije Rabotschej-Kresjanskoj Armij). Hierzu: Burzew, Einsichten, S. 26f. Ebd., S. 35f. Zum den Aufgaben der 7. Abteilungen siehe auch: Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 429f.; Schröder, Zur sowjetischen Flugblattpropaganda unter den Deutschen, S. 141 f.; Schewtschenko, Die Flugblattpropaganda der Roten Armee, S. 313-323; Heitzer, Die Befreiung durch die Sowjetunion, S. 718. Tulpanow, Der ideologische Kampf gegen den Faschismus, S. 174-199; ders., Deutschland, S. 42; Patent, SMAD unterstützt den Aufbau des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands 1945-1949, (SAPMO/ZPA), EA 1843, Blatt 3; Doernberg, Die Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht, S. 104f. Burzew, Einsichten, S. 101.

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Frontpropaganda

und

Kaderschulung

Die Aktivitäten der 7. Abteilungen beschränkten sich zunächst auf die Verbreitung von Flugblättern, auf Rundfunk- und Lautsprecherpropaganda. Jedoch schon 1941 stellten deutsch sprechende Politoffiziere eine „Front-Illustrierte" zusammen, die über den deutschen Linien abgeworfen wurde. In den Jahren 1941 und 1942 gaben sie außerdem eine Zeitung unter dem Titel „Nachrichten" heraus, die zwei- bis dreimal wöchentlich erschien.6 Im November 1941 fiel schließlich der Entschluß zur Herausgabe mehrerer Zeitungen für die deutschen Kriegsgefangenen, darunter „Das freie Wort". Chefredakteur war der Sohn des Vorsitzenden der Exil-KPD und Offizier der Roten Armee, Arthur Pieck. In der Redaktion arbeiteten neben sowjetischen Politoffizieren und deutschen Emigranten auch einige Kriegsgefangene mit, so zum Beispiel der spätere Chefredakteur der kulturpolitischen Wochenzeitschrift in der DDR, „Sonntag", Bernt von Kügelgen, sowie Günter Kertzscher, von 1949 bis 1955 Chefredakteur der „Berliner Zeitung".7 Trotz aller Anstrengungen blieb die sowjetische Propaganda zunächst erfolglos. Dies änderte sich erst nach der Schlacht um Stalingrad, mit der Ende 1942/Anfang 1943 eine militärische Wende im Zweiten Weltkrieg eingeleitet wurde. Viele der überlebenden Wehrmachtssoldaten zeigten ernste Zweifel an der nationalsozialistischen Kriegsführung. Die Hauptverwaltung der 7. Abteilungen wandte sich nun verstärkt der Arbeit unter den Kriegsgefangenen zu. Mit Einrichtung einer Antifaschule im Lager Oranki (später Krasnogorsk) begann deren systematische politische Umschulung. Im Juli 1943 erfolgte auf sowjetische Initiative die Gründung des „Nationalkomitees .Freies Deutschland'" (NKFD). „Das freie Wort" stellte sein Erscheinen ein, an seine Stelle trat als NKFD-Organ das „Freie Deutschland". Chefredakteur wurde Rudolf Herrnstadt. Er hatte vor dem Krieg als Korrespondent des „Berliner Tageblatts" und als sowjetischer Agent in Warschau gearbeitet, 1936 emigrierte er in die Sowjetunion und gehörte 1943 zu den Mitbegründern des Nationalkomitees. Bei Kriegsende kehrte er nach Deutschland zurück und übernahm im Juli 1945 die Leitung der „Berliner Zeitung".8 Die sowjetische Führung maß sowohl dem NKFD als auch dem im September 1943 gegründeten „Bund deutscher Offiziere" (BDO) einige Bedeutung bei.9 Sie knüpfte an diese beiden Vereinigungen deutscher Soldaten, die sich von Hitler losgesagt hatten, vor allem einen Beitrag zum Sturz des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland. In ihrer Frontpropaganda konzentrierten sich das Nationalkomitee und die sowjetischen Politverwaltungen auf Appelle an die deutschen Soldaten zur Einstellung der Kampfhandlungen und zum Rückzug auf die Reichsgrenzen. Unter den Kriegsgefangenen, die sich dem NKFD angeschlossen hatten, rekrutierte man „Frontbevollmächtigte" und kommandierte sie zur Unterstützung der 7. Abteilungen ab.10 Ihre Einsätze 5

Beispielsweise holte sich Sergej Tulpanow nach seiner Berufung zum Leiter der SMAD-Propagandaverwaltung in Moskau von Manuilski Instruktionen: Tulpanow, Deutschland, S. 58; ders., Gedanken zum Vereinigungsparteitag der SED, S. 623.

6 7

Burzew, Einsichten, S. 57, S. 124. Ebd., S. 64, Raue, Im Dienste, S. 76. Siehe auch: Kügelgen, Die Nacht der Entscheidung, S. 364f. Zu Kertzscher: Buch, Namen und Daten, S. 150; Kegel, Viel Schrott und was daraus wurde, S. 18. Leonhard, Die Revolution, S. 253-259; Petrick, „Freies Deutschland", S. 56-61; Selesnjow, Zur Geschichte der Zeitung „Das freie Wort", S. 951-966. Zu Herrnstadt: Müller-Enbergs, Der Fall Rudolf Herrnstadt, S. 50-55.

8

9 10

Hierzu: Nach Hitler kommen wir, S. 67. Einsiedel, Tagebuch, S. 101-104; Kügelgen, Nacht der Entscheidung, S. 402 ff.; Kehler, Frontbevollmächtigter des NKFD, S. 218-222.

Frontpropaganda

und

Kaderschulung

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stießen jedoch auf keine nennenswerte Resonanz. Der Einbruch in die Kampfmoral der Wehrmacht mißlang.11 Zur Jahreswende 1943/1944 verloren das NKFD und der „Bund deutscher Offiziere" wieder an Bedeutung. Grund dafür waren auch die verbesserten Beziehungen der Sowjetunion zu ihren westlichen Kriegsverbündeten nach Abschluß der Konferenz von Teheran. In der Sowjetunion rechnete man nun nicht mehr mit einem baldigen Sturz Hitlers und setzte daher auf einen militärischen Sieg. Zwar wurden auch weiterhin deutsche Kriegsgefangene zur Frontagitation eingesetzt, ihre Tätigkeit erschöpfte sich aber in Appellen an die deutschen Soldaten zur Einstellung der Kampfhandlungen und zum Übertritt auf die Seite des „Nationalkomitees".12 Anfang Februar 1944 begann die Führung der deutschen Kommunisten im Exil mit ihren Planungen für die Nachkriegszeit. Eine „Arbeitskommission des Zentralkomitees der KPD für politische Probleme" wurde eingerichtet, deren 20 Mitglieder sich mit den Grundfragen der Nachkriegsgestaltung Deutschlands befaßten. 13 Mittelsmann zu den sowjetischen Kommunisten war Georgi Dimitroff, bis 1943 Generalsekretär des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale. Nach deren Auflösung übernahm er die Leitung der Auslandsabteilung („Abteilung für internationale Information") beim ZK der KPdSU. Im Oktober 1944 legte die Exil-KPD ihr „Aktionsprogramm des Blocks der kämpferischen Demokratie" vor. Nach wie vor klammerten sich die deutschen Kommunisten hartnäckig an die Hoffnung auf einen revolutionären Umsturz in ihrer Heimat. Anstelle von Parteineugründungen sollten zunächst alle antifaschistischen Kräfte in einem politischen Sammelbecken, dem „Block der kämpferischen Demokratie", zusammengefaßt werden.14 Zwar maß die KPD-Führung sowohl der Presse als auch dem Rundfunk große Bedeutung für ihre zukünftige politisch-ideologische Arbeit bei, beließ es im Aktionsprogramm vom Oktober 1944 aber nur bei vagen Formulierungen zur Pressearbeit. Erst Anfang 1945 lagen detaillierte Pläne für den Einsatz der Massenmedien vor. Zum Beispiel hatte der spätere Präsident des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands", Heinz Willmann, am 11. Februar 1945 eine Reihe von „Sofortmaßnahmen auf dem Gebiete der ideologischen Aufklärung" ausgearbeitet, in denen auch die Herausgabe einer Zeitung vorgesehen war.15 Auch Rudolf Herrnstadt befaßte sich im Moskauer Exil mit Presseplanungen und legte am 15. Februar 1945 den Entwurf einer Tageszeitung vor.16 Ein Maßnahmenplan für die Arbeit in den besetzten Gebieten vom 18. Februar 1945 beinhaltete schließlich die Herausgabe einer „antifaschistisch-demokratischen Zeitung". Wenig später lagen die ersten Vorschläge zur Besetzung der Redaktion vor.17 Anfang 1945 begann die Führung der 11 12 13 14

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Dieser Tatbestand wurde später auch in der DDR und in der UdSSR eingestanden: Kehler, ebd.; Tulpanow, Der ideologische Kampf gegen den Faschismus, S. 176. So ein Beschluß des NKFD vom 5.1.1944: Leonhard, Die Revolution, S. 263f.; Eildermann, Tagebuchnotizen aus einer antifaschistischen Frontschule der Sowjetarmee, S. 694. „Gruppe Ulbricht" in Berlin April bis Juni 1945, S. 26. SAPMO/ZPA, NL 109/5, Ackermann, Blatt 10. Siehe auch: Ackermann, Von der Geburt der neuen Staatsmacht, S. 665f.; Schöneburg/ Urban, Das Entstehen der antifaschistisch-demokratischen Staatsmacht, S. 701 f.; Laschitza, Kämpferische Demokratie, S. 98-104. Zum Inhalt des Aktionsprogramms: Ders., Über den Inhalt des Programms eines Blocks der kämpferischen Demokratie, S. 1041; ders., Zwei Dokumente der KPD aus den Jahren 1944 und 1945 für das neue, demokratische Deutschland, S. 258-268, hier S. 263. Willmann, Sofortmaßnahmen auf dem Gebiete der ideologischen Aufklärung, S. 226. Laschitza, Kämpferische Demokratie, S. 137, S. 167.

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Exil-KPD einen Kreis ausgewählter Emigranten in Schulungskursen auf ihre Aufgaben im besetzten Deutschland vorzubereiten.18 Den vorläufigen Abschluß der Planungen markierten die vom Politbüro der KPD am 5. April 1945 beschlossenen „Richtlinien für die Arbeit der deutschen Antifaschisten in dem von der Roten Armee besetzten Gebiet".19 Eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Walter Ulbricht, Sekretär des Politbüros der Exil-KPD, hatte sie ausgearbeitet. Darin war unter anderem die Herausgabe einer „Deutschen Volkszeitung" vorgesehen. Als Organ der Stadt- und Ortsverwaltungen sollte das Blatt zur Einstellung der Kampfhandlungen aufrufen und an die Bevölkerung in den okkupierten Gebieten appellieren, das öffentliche Leben wieder in Gang zu setzen und mit dem Wiederaufbau zu beginnen. Es war vorgesehen, die Zeitung zunächst in größeren Städten wie Dresden oder Cottbus dreimal wöchentlich und später täglich mit jeweils vier bis sechs Seiten Umfang drucken zu lassen. Schließlich rechnete die KPD auch damit, in den besetzten Gebieten mobile Sendestationen der Roten Armee einsetzen zu können.20 Die Richtlinien der KPD vom 5. April 1945 trugen einer wesentlich veränderten politischen Situation Rechnung. Am Schluß des Zweiten Weltkrieges mußten die deutschen Kommunisten von ihren bisherigen Planungen Abstand nehmen und ihre politische Arbeit ganz in den Dienst militärischer Anforderungen stellen. Je weiter die Rote Armee vorrückte, desto schärfer wurde der deutsche Widerstand. Hinzu kam, daß sich auf sowjetischer Seite der in Jahren aufgestaute Haß rücksichtslos an der deutschen Zivilbevölkerung entlud. Die grausamen Exzesse, die den Vormarsch der Roten Armee begleiteten, machten aber nahezu alle Aussichten auf einen wirkungsvollen Einsatz der Frontpropaganda zunichte.21 Es sollte noch bis Mitte April dauern, ehe das für Propagandafragen zuständige Politbüromitglied der KPdSU, Alexandrow, mit einem „Prawda"Artikel („Genösse Ehrenburg vereinfacht") einen Kurswechsel einleitete.22 Die neuen politischen Richtlinien konnten von den Befehlshabern aber nur mit Mühe durchgesetzt werden.23 Die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Propagandapolitik waren in der Schlußphase des Krieges für die deutschen Kommunisten nicht günstig. Als Ende April/ Anfang Mai 1945 drei „Initiativgruppen" des KPD-Zentralkomitees unter Walter Ulbricht, Anton Ackermann und Gustav Sobottka nach Deutschland flogen, fanden sie dort eine Bevölkerung vor, die der sowjetischen Siegermacht gegenüber in schroffer Ablehnung, in Verzweiflung oder Lethargie verharrte. 17

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KPD-Maßnahmeplan für die Arbeit in besetzten Gebieten, „Gruppe Ulbricht" in Berlin April bis Juni 1945, S. 209. Zur programmatischen Arbeit der Moskauer KPD-Führung 1941-1945: Nach Hitler kommen wir, S. 119. Winter, An der Seite Wilhelm Piecks, S. 273f. Siehe auch: Koszyk, Pressepolitik für Deutsche, S. 327; Benser, Die KPD im Jahre der Befreiung, S. 16-24. Vollständiger Abdruck in: Nach Hitler kommen wir, S. 380-386. Zur Ausarbeitung der Richtlinien siehe auch: Fiedler/ Nitzsche/ Rothe, Der Weg zur Einheit, S. 128. Willmann, Sofortmaßnahmen auf dem Gebiete der ideologischen Aufklärung, S. 226. Siehe hierzu u.a. die Darstellung des ehemaligen Frontpolitoffiziers der Roten Armee: Kopelew, Aufbewahren für alle Zeit! S. 91 ff. Siehe auch: Einsiedel, Tagebuch, S. 175-179; Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 177-180; Belezki, Die Unterstützung und Hilfe der Sowjetarmee, S. 165; Brühl, Zur Befreiungsmission der Sowjetstreitkräfte, S. 69. Alexandrow, Genösse Ehrenburg vereinfacht, TR, 16.5.1945. Hierzu ausführlich: Keiderling, Als Befreier unsere Herzen zerbrachen, S. 234-243. Bemerkenswert auch die aufschlußreichen östlichen Darstellungen von: Badstübner, Die antifaschistisch-demokratische Umwälzung im Spannungsfeld in und um Deutschland, S. 13, Anmerkung 29; Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 179.

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Die kommunistischen Emigranten und NKFD-Angehörigen fanden kaum Gelegenheit, ihre detaillierten Pläne in die Tat umzusetzen. Die sowjetische Seite hatte sie kurzerhand der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee als Hilfsorgan unterstellt.24 Aber noch immer hofften die deutschen Genossen, die Herausgabe einer überparteilichen Zeitung verwirklichen zu können. Am 20. Mai 1995 legte Walter Ulbricht in einem Telegramm an Georgi Dimitroff erneut einen entsprechenden Plan vor. Danach sollte bei der Abteilung Volksbildung des Berliner Magistrats eine „Berliner Volkszeitung" (Untertitel: „Die Tageszeitung des schaffenden Deutschen") herausgeben werden. Für das Blatt waren ein Umfang von vier Seiten und eine Auflage von 100000 Exemplaren bei sechsmaligem Erscheinen pro Woche vorgesehen. Das Verbreitungsgebiet sollte sich auch auf die Provinz Brandenburg erstrecken. Darüber hinaus schlug Ulbricht vor, die Druckplatten nach Stettin und Dresden zu schicken, um dort unter anderem regionale Ausgaben für Sachsen und Schlesien zu drucken. Ulbricht kalkulierte vier Tage zur Vorbereitung einer ersten Ausgabe, für deren Gestaltung er Dimitroff ebenfalls konkrete Vorschläge unterbreitete.25 Die „Berliner Volkszeitung" erschien jedoch nicht, wie es im Mai 1945 überhaupt keine in deutschem Namen erscheinende Zeitung gab. Mitgliedern der „Gruppe Ulbricht" war es lediglich möglich, den Rundfunk zu reaktivieren: Am 13. Mai 1945 hatten Hans Mahle, der Schriftsteller Fritz Erpenbeck sowie die NKFD-Angehörigen Matthäus Klein und Arthur Mannbar den „Berliner Rundfunk" in Betrieb genommen. Die „Deutsche Volkszeitung" erschien hingegen in der vorgesehenen Form nicht. Erst einen Monat später, am 13. Juni 1945, kam ein gleichnamiges Blatt als Organ der am 11. Juni 1945 wiedergegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) heraus. Die sowjetischen Politoffiziere, die Pressearbeit für die deutsche Bevölkerung zu betreiben hatten, waren anders als ihre britischen und amerikanischen Kollegen nicht auf die Bewältigung des Besatzungsalltags vorbereitet.26 Erst 1944, als sowjetische Truppen bereits in Polen und Rumänien vordrangen, beorderte die Politische Hauptverwaltung der Roten Armee einen ausgewählten Kreis von 25 Politoffizieren nach Moskau, unter ihnen auch Oberst Sergej Tulpanow, der später im besetzten Deutschland eine herausragende Rolle spielen sollte. In seinen Erinnerungen notiert er, daß ihm in Moskau von Dimitri Manuilski, Georgi Dimitroff und dem KPD-Vorsitzenden Wilhelm Pieck „Vorstellungen von den künftigen Aufgaben in den besetzten Gebieten" vermittelt wurden. 27 Nach den Worten Tulpanows verfügten die Politoffiziere der Roten Armee jedoch über keine „Theorie der Besatzungsadministration" 28 Die bevorstehende Besetzung von Teilen Deutschlands durch die Rote Armee bereitete daher nicht nur den Politoffizieren an der Front Kopfzerbrechen. Auch in den höheren Rängen des sowjetischen Außenministeriums sah man sich mit der Frage der Organisation besatzungspolitischer Maßnahmen konfrontiert, für die es bis

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„Gruppe Ulbricht" in Berlin April bis Juni 1945, S. 30, 42. Siehe auch: Nach Hitler kommen wir, S. 116f. Etwas verklärend und beschöningend erinnerten sich zum Beispiel: Ackermann, Von der Geburt der neuen Staatsmacht, S. 674f.; Oelssner, Die Anfänge unserer Parteischulung, S. 154f.; Grünberg, Als Mitglied der Gruppe Sobottka im Einsatz, S. 616-618. Telegramm Walter Ulbrichts an Georgi Dimitroff vom 20. Mai 1945, „Gruppe Ulbricht" in Berlin April bis Juni 1945, S. 359f. Doernberg, Die Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht, S. 104; Heitzer, Die Befreiung durch die Sowjetunion, S. 724. Tulpanow, Deutschland, S. 58. Tulpanow, Die Rolle der SMAD im demokratischen Deutschland, S. 34.

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dahin keine Vorbilder gab. Wladimir Semjonow, der mit der Klärung solcher Fragen beauftragt war, ging weit in die Geschichte zurück und versuchte sich aus der napoleonischen Besatzungszeit in Rußland und Deutschland Anregungen zu verschaffen. 29 In der Rückschau stellten diese konzeptionellen Probleme für Tulpanow kein Problem dar: „Natürlich gab es keine vollständig vorliegende Konzeption, wie man sich das vielleicht heute vorstellt, das heißt eine Konzeption, die all unsere konkreten Schritte, die Art der Hilfe für die wiederaufzubauenden demokratischen Massenorganisationen und Parteien, die Ziele und Modalitäten der Kontrolle, die eigenen praktischen Vorhaben und vieles andere festgelegt hätte. Auf jeden Fall lag eine solche in schriftlicher Form nicht vor. Ich maße mir nicht an, über all meine Vorgesetzten zu urteilen, glaube aber, daß auch sie nicht über eine geschlossene konzeptionelle Vorstellung verfügten. Erst in der politischen Praxis entstand eine solche Konzeption, nahm dabei immer konkretere Formen (und Formulierungen) an. Das ist völlig legitim. Hätte es jedoch keine theoretischen Grundsätze gegeben, von denen man ausgehen konnte und die danach vom Leben bestätigt wurden, wäre ein einheitliches Handeln aller Organe der SMAD und aller ihrer Mitarbeiter vom Marschall bis zum Kommandanten der kleinen Städte im Range eines Leutnants nicht zustande gekommen". 30 Diese „theoretischen Grundsätze" konnten sich jedoch nicht in den Prinzipien der marxistisch-leninistischen Ideologie oder in der vielfach beschworenen „internationalistischen Mission" der Roten Armee erschöpfen. 31 Die Schaffung neuer gesellschaftlicher Strukturen, wie sie die UdSSR in ihrem Besatzungsgebiet Deutschlands anstrebte, bedeutete, daß die unerfahrenen sowjetischen Besatzungsoffiziere in den ersten Monaten nach ihrer Ankunft in Deutschland viele Fragen „tastend" 32 lösen mußten. Zwar waren den meisten Angehörigen der 7. Abteilungen während des Krieges zum Teil die Möglichkeit gegeben, Erfahrungen im Umgang mit Deutschen zu sammeln, aber dennoch blieben für sie die „Besonderheiten der deutschen Lebensweise" Neuland.33 Ähnliche Erfahrungen mußten auch die zurückgekehrten deutschen kommunistischen Emigranten machen, die infolge ihrer langen Abwesenheit mit den Verhältnissen in Deutschland nicht mehr vertraut waren. Dies führte häufig dazu, daß sie und die sowjetischen Politoffiziere in ihrer Arbeit überfordert und dementsprechend verunsichert waren 34

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Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 157f. Tulpanow, Deutschland, S. 23. Doernberg, Die Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht beim Aufbau eines neuen Deutschland, S. 97 Tulpanow, Die Rolle der SMAD im demokratischen Deutschland, S. 45; Doernberg, Die Tätigkeit, S. 104; Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 181; Kölm, Befehle, S. 26. Tulpanow, Vertrauen und Zusammenarbeit, S. 515; ders., Erinnerungen an deutsche Freunde und Genossen, S. 100; Hinweis auch in: SAPMO/ZPA, EA 1842, Erinnerungen S. I. Tulpanow, Blatt 15. Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 178; Informationen und Argumente so wichtig wie Brot, S. lf.; Winter, An der Seite Wilhelm Piecks, S. 117. Siehe auch: Oelssner, Die Anfänge unserer Parteischulung, S. 154.

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Der Apparat

2. 1 Befehls- und Hierarchiestrukturen der SMAD Am 5. Juni 1945 übernahmen die alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkrieges die oberste Regierungsgewalt in Deutschland. Einen Tag später bestätigte der „Rat der Volkskommissare" der UdSSR eine „Anordnung für die Sowjetische Militäradministration über die Verwaltung der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland". 1 Am 9. Juni wurde die Errichtung der S M A D bekanntgegeben. 2 In den folgenden Jahren baute die sowjetische Siegermacht einen gewaltigen Besatzungsapparat auf, dem zum Beispiel 1947 rund 4 0 0 0 0 Personen angehörten und der im Laufe seiner über vierjährigen Existenz immer wieder umorganisiert wurde.3 Formell unterstand die S M A D dem „Staatlichen Komitee für Verteidigung der UdSSR" beziehungsweise ab September 1945 dem Rat der Volkskommissare beziehungsweise dem Ministerrat der UdSSR. 4 Neben der sowjetischen Regierung machten aber auch andere Stellen, wie zum Beispiel die Politische Hauptverwaltung der Roten Armee, das Außenkommissariat, und einzelne Führungspersönlichkeiten ihren Einfluß geltend. 5 An der Spitze der S M A D stand der Oberste Chef. Auf diesen Posten wurde zunächst Marschall Georgi K. Shukow berufen. Im April 1946 löste ihn Armeegeneral (später Marschall) Wassili D. Sokolowski ab. Von März bis November 1949 war Armeegeneral Wassili I. Tschuikow Oberster

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Erklärung in Anbetracht der Niederlage Deutschlands und der Übernahme der obersten Regierungsgewalt hinsichtlich Deutschlands durch die Regierungen des Vereinigten Königreichs, der Vereinigten Staaten von Amerika und der Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken und durch die Provisorische Regierung der Französischen Republik, 5. Juni 1945, Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland 1945, Ergänzungsblatt Nr. 1, S. 7 ff.; Anordnung für die Sowjetische Militäradministration, Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 51. SMAD-Befehl Nr. 1, 9.6.1945, Die Befehle des Obersten Chefs. Sammelheft 1, S. 9. Synopsis of Special Intelligence Summary No. 37, Hq., Eucom, 20.12.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, AGTS/53/3, S. 7. Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 419, nennt 32000 SMAD-Angehörige; Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 211, spricht von 60000. Beide legen sich auf eine Jahreszahl nicht fest. Siehe auch: Doernberg, Die Tätigkeit, S. 41 ff.; Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 405^*11, S. 427f. Tulpanow, Die Rolle der SMAD bei der Demokratisierung Deutschlands, S. 243. In ähnlicher Form fand diese Formulierung auch in der DDR-Staatsrechtslehre Verwendung: Die Errichtung des Arbeiterund Bauernstaates, S. 32. Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 408 und 427; Abrassimow, 300 Meter vom Brandenburger Tor, S. 83; Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 178.

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Der Apparat

Chef der SMAD. Sie befehligten außerdem die „Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland" (GSBD), deren Truppen von den SMAD-Stäben getrennt waren. Während die SMAD-Angehörigen neu eingekleidet wurden und eine Auslandszulage erhielten, blieben den Soldaten und Offizieren der GSBD diese Privilegien versagt.6 Im Juli 1945, nach der Räumung Mitteldeutschlands durch westalliierte Truppen, baute die sowjetische Siegermacht auch in der SBZ Ländermilitärverwaltungen (Länder-SMA) auf, die an Weisungen aus Berlin-Karlshorst gebunden waren.7 Den Ländermilitärverwaltungen waren eine Reihe von Bezirkskommandanturen unterstellt, denen wiederum Kreis- und Ortskommandanturen unterstanden.8 Die Stellung der sowjetischen Kommandantur Berlins entsprach der einer Ländermilitärverwaltung. Der Sektorenkommandant vertrat zugleich die Militärverwaltung in der interalliierten Militärkommandantur der Stadt.9 Dem Obersten Chef der SMAD unterstand eine Reihe von Stellvertretern (zum Beispiel für „Fragen der Zivilverwaltung") beziehungsweise „Gehilfen" (zum Beispiel „für ökonomische Fragen"). 10 Hierzu zählten auch zivile Fachleute, die militärische Ränge erhielten, um sich in der Befehlshierarchie besser durchsetzen zu können. Der Aufbau des Verwaltungsapparates war mit einer ganzen Reihe organisatorischer Schwierigkeiten verbunden. Drei Wochen nach Erlaß des Befehls Nr. 1 verfügte die Besatzungsverwaltung nur über einen personell schwach besetzten Hauptstab in Berlin. In den Ländermilitärverwaltungen sah es kaum besser aus.11 Der Aufbau der SMAD legte auch zahlreiche Schwierigkeiten bei der Kompetenzabgrenzung einzelner Dienststellen offen. Außerdem überschnitten sich die Zuständigkeiten zwischen SMAD und den Stäben der GSBD. Schließlich operierten in der SBZ sowjetische Geheimdienststellen und Demontagekommandos, auf deren Aktivitäten die SMAD keinerlei Einfluß ausübte. Marschall Shukow sah sich im August 1945 schließlich genötigt, es allen deutschen und sowjetischen Stellen zu untersagen, ohne seine ausdrückliche Genehmigung mit der Besatzungsverwaltung in Kontakt zu treten, weil die bisher geübte Praxis zu einer „Anarchie in der Arbeit der Militär-Kommandanturen" geführt habe. 12 Organisatorische Mängel traten im übrigen auch für die unteren Kommandoebenen der Besatzungsverwaltung in Erscheinung. Viele Kommandanten verfügten weder über

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Zur GSBD: SMAD-Befehl Nr. 1, Die Befehle des Obersten Chefs. Sammelheft 1, S. 9; Rudolph, The Agencies of Control, S. 18. Siehe auch: Organization of the Soviet Military Government for Germany Special Intelligence Report, Headquarters Berlin Command, Office of Military Government for Germany (US), 24.9.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, AGTS/53/3, S. 1; Hübner, 40 Jahre Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, S. 245. Siehe auch: Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 178; Fricke, Politik und Justiz, S. 27f.; Klimow, Berliner Kreml, S. 204, S. 210.

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SMAD-Befehl Nr. 5, 9.7.1945, Die Befehle des Obersten Chefs. Sammelheft 1, S. 13f. Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 419; Recent Information from the Russian Zone of occupation, 8.8.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 3/372-1/3, S. 7. Siehe auch: Foitzik, Befehls- und Kommunikationstruktur der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD), S. 331. Klimow, Berliner Kreml, S. 210; Fijalkowski/ Haucke/ Holst/ Mintzel, Berlin - Hauptstadtanspruch und Westintegration, S. 108-120. Anordnung für die Sowjetische Militäradministration, 6.6.1945, Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 53. Siehe auch: Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 407. Doernberg, Befreiung, S. 166; Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 406. SMAD-Befehl Nr. 33, 22.8.1945, LAZ, Nr. 3929. Die organisatorischen Schwierigkeiten werden indirekt auch von Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 405^108, eingestanden.

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Der politische Kontrollapparat

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Orts- und Sprachkenntnisse noch über Verwaltungserfahrung. Erst allmählich wurden sie durch geschulte Offiziere ersetzt. 13 Die Ausübung der obersten Gewalt durch die S M A D erfolgte durch den Erlaß von Befehlen mit umfangreichen Ausführungsbestimmungen. Hinzu kamen unzählige Anordnungen, Instruktionen und sonstige Anweisungen, von denen nur wenige in der Tagespresse oder in deutschen Verordnungsblättern veröffentlicht wurden. 14 Nach Auflösung der S M A D und Gründung der Sowjetische Kontrollkommission (SKK) im Jahr 1949 blieben die meisten Befehle in Kraft.15 Erst im August 1954 wurden auf Beschluß der sowjetischen Regierung alle Befehle und Anordnungen aus der Zeit von 1945 bis 1953 aufgehoben, sofern sie, wie es hieß, „das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben" betrafen. 16 Die Lenkung des politischen Lebens in der SBZ erfolgte in der Regel nicht durch veröffentlichte Befehle. Vermutlich wollte die sowjetische Militärverwaltung den Eindruck des offenen Eingriffs in deutsche Belange vermeiden. Eine ähnliche Beobachtung läßt sich auch im Hinblick auf die Lenkung und Kontrolle der Informationsmedien feststellen. So sind zwischen 1945 und 1949 nur insgesamt 42 Befehle erlassen worden, die sich mit Fragen der Presse, Propaganda und Kunst befassen. 17

2. 2 Der politische Kontrollapparat Der Politische Berater Die Lenkung und Kontrolle des politischen Lebens im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands wurde zunächst zwei Instanzen übertragen: dem Stellvertreter des Obersten Chefs für Fragen der Zivilverwaltung und dem Politischen Berater. Zivilstellvertreter war Iwan Alexandro-

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Recent Information from the Russian Zone of Occupation, 8.8.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 3/372-1/3, S. 7. Siehe zum Beispiel: Die Befehle des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland. Sammelheft 1, Berlin 1946; Die Befehle des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland. Sammelheft 2, Berlin 1946; Verordnungsblatt für die Provinz Sachsen 1945 - August 1947 (Ab August 1947: Gesetzblatt des Landes Sachsen-Anhalt) und Zentralverwaltungsblatt, hrsg. namens aller Zentralverwaltungen von der Deutschen Justizverwaltung der sowjetischen Besatzungszone in Deutschland, Berlin 1947 ff. Nach einer Zählung, die das Autorenkollektiv unter Leitung des DDR-Rechtshistorikers Karl-Heinz Schöneburg vornahm, waren es 1 134: Die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates, S. 34. Siehe hierzu auch: Schreiben von Oberstleutnant Harry H. Pretty an den Deputy Director of Intelligence, 29.12.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, AGTS-53/3; Foitzik, Befehls- und Kommunikationstruktur, S. 326, S. 336f. Zur Übergabe der SMAD an die SKK: Erklärung des Vorsitzenden der Sowjetischen Kontrollkommission in Deutschland (SKK), Armeegeneral Wassili I. Tschuikow, zur Bildung der SKK vom 11. November 1949, Beziehungen DDR - UdSSR 1949-1955, S. 142 ff. Siehe auch: „Besprechung am 10.11.1949 um 8 Uhr abends im Hause", Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen zur Deutschlandpolitik, S. 315f.; Otto, Deutscher Handlungspielraum und sowjetischer Einfluß, S. 138-144. Beziehungen DDR - UdSSR 1949 bis 1955, S. 703. Siehe auch Bericht in: Neue Zeit, 8.8.1954. Foitzik, Befehls- und Kommunikationstruktur, S. 339.

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Der Apparat

witsch Serow, Generaloberst der Staatssicherheit, erster Stellvertreter des sowjetischen Geheimdienstchefs Lawrentij Berija und persönlicher Vertrauter Stalins.18 Als ranghöchster Vertreter des sowjetischen Innenministeriums (NKWD beziehungsweise MWD) beziehungsweise des Staatssicherheitsdienstes (NKGB beziehungsweise NKGB/MGB) erstreckte sich seine Zuständigkeit sowohl auf die SMAD als auch die GSBD. 19 Von seinem Sitz in Potsdam aus lenkte er einen weitverzweigten Apparat mit rund 20000 Angehörigen, der völlig autonom operierte und seinerseits Eingriffe in das politische Leben vornahm, ohne diese mit der SMAD abzustimmen.20 Der Apparat des Politischen Beraters war dagegen eine Domäne des sowjetischen Außenministeriums. Er verkörperte das zivile Kontrollorgan der SMAD-Spitze in außenpolitischen Fragen, war Bindeglied zur sowjetischen Führung und zugleich Lenkungs- und Aufsichtsorgan für die politischen Aktivitäten der Deutschen.21 Als erster Politischer Berater wurde der stellvertretende Außenminister Andrej Wyschinskij, einst berüchtigter Ankläger in den sowjetischen Schauprozessen der dreißiger Jahre, nach Berlin entsandt 22 Ihm folgte Andrej Smirnow, früherer Pressereferent an der sowjetischen Botschaft in Berlin. Bei Kriegsende begleitete er Marschall Shukow als außenpolitischer Berater nach Berlin und blieb dort bis Jahresende.23 Ihm folgte Arkadij Sobolew, ein Karrierediplomat, der vor dem Krieg als Botschafter in Bulgarien und später an der sowjetischen Botschaft in London eingesetzt war.24 Als Marschall Shukow im März 1946 Berlin verließ, räumte auch Sobolew seinen Posten. Nachfolger wurde sein bisheriger Stellvertreter Wladimir Semjonow. Der damals 35-jährige Diplomat war 1939 von Außenkommissar Molotow entdeckt worden. 25 Sein erster Auslandseinsatz führte ihn nach Litauen, das sich die UdSSR 1940 einverleibte. Wenig später, im September 1940, schickte ihn Molotow nach Berlin. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion wurde er nach Moskau evakuiert, wo er im Außenministerium die III. Europäische Abteilung (zuständig vor allem für Deutschland) leitete. Im Frühsommer 1942 ging er an die Botschaft nach Stockholm. Dort hatte er zwei Aufgaben zu erfüllen: die Beobachtung der Lage in Deutschland und die Sondierung von Möglichkeiten, mit den Verbündeten des Deutschen Reiches Frieden zu schließen.26 Kurz vor Kriegsende holte ihn

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SMAD-Befehl Nr. 1, 9.6.1945, Die Befehle des Obersten Chefs. Sammelheft 1, S. 9. Siehe auch: Rudolph, The Agencies of Control, S. 33; Grishin, The Saxony Uranian Mining Corporation, S. 128; Leonhard, Die Revolution, S. 327; Foitzik, SMAD, S. 50.

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Synopsis of Special Intelligence Summary No. 37, Hq. Eucom, 20.7.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, AGTS/53/3. Bericht Int. Div. Eucom, 31.5.1948, BÄK, OMGUS, AGTS/44/1. Siehe auch: Intelligence-Bericht, 18.10.1948, IfZ-Archiv, OMGUS, 7/22- 2/28; Government and Administration in Soviet Zone of Germany, 20.5.1949, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/372-1/2, S. 6; Nettl, The Eastern Zone and Soviet Policy in Germany 1945-1950, S. 67f. Anordnung für die Sowjetische Militäradministration, 6.6.1945, Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 52; Bewegte Jahre sowjetischer Diplomatie, S. 32. Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 419; Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 214. Current Political Intelligence, Memorandum Nr. 73, 21.12.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, Polad/747/29; Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 86; Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 353. Später, von 1957 bis 1966, war Smirnow Botschafter der UdSSR in Bonn. Schaubild der ISD, Herbst 1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/243-2/17. Siehe auch: Tulpanow, Deutschland, S. 16, 19, und 81. Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 48f. Siehe auch: Meißner, Rußland, S. 81; Lauffer, Auf dem Wege zur staatlichen Verselbständigung der SBZ, S. 30.

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Kontrollapparat

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Molotow wieder nach Moskau und ernannte ihn zu einem seiner Berater. Wenig später, am 11. April 1945, schickte ihn Stalin als „Leiter einer Sondergruppe der Regierung zu Marschall Konjew, dem Oberbefehlshaber der Ersten Ukrainischen Front". Semjonow bekleidete dort dieselbe Funktion wie Smirnow bei Shukows 1. Belorussischer Front. Am 10. Mai 1945 tauchte Semjonow erstmals in Berlin auf, um an einer Beratung mit dem Außenhandelskommissar Anastas Mikojan teilzunehmen, der in die deutsche Hauptstadt gekommen war, um Maßnahmen zur Lebensmittelversorgung einzuleiten. Semjonow blieb in Berlin und wurde nach Gründung der SMAD zum Leiter der politischen Abteilung und zum Stellvertreter des Politischen Beraters der Militärverwaltung ernannt. Wenig später führte er bereits erste Gespräche mit deutschen Politikern.27 Zum Stab des Politischen Beraters gehörten ursprünglich die politischen Abteilung, die Abteilung für Volksbildung und die Rechtsabteilung. Allerdings stellte sich schon während der Aufbauphase der Militärverwaltung heraus, daß er damit überfordert war. Man „verfeinerte" daher die „Strukturen der SMAD", wie Semjonow etwas verschämt die komplette Neuorganisation des Apparates umschreibt. 28 So wurde „die operative Arbeit in der SMAD dem Leiter der Politabteilung der Fünften Stoßarmee, General F. J. Bokow", übertragen und die Rechtsabteilung in den Stab General Serows integriert. Auch die Volksbildungsabteilung unter der Leitung von Generalleutnant Pjotr Solotuchin blieb nicht lange im Stab des Politischen Beraters. Solotuchin war schon kurze Zeit nach seinem Amtsantritt im August 1945 mit seinem Vorgesetzten in Streit geraten. Das Volksbildungsressorts soll daraufhin dem Politischen Berater zeitweilig entzogen und dem SMAD-Militärrat direkt unterstellt worden sein 29 Trotz dieser Kompetenzbeschränkungen blieb der Politische Berater eine einflußreiche Institution, deren Vorlagen zur Deutschlandpolitik Entscheidungsgrundlage für die Moskauer Parteiund Staatsführung waren. Auch gelang es ihm, im Laufe der Zeit seinen Einfluß innerhalb der SMAD soweit auszubauen und sich schließlich eine führende Stellung innerhalb des Besatzungsapparates zu verschaffen. 30 Der Militärrat Militärräte waren politische Kontrollorgane. Es gab sie in allen größeren Einheiten der Roten Armee. Für die SMAD waren sie ursprünglich nicht vorgesehen, Ende Juni 1945 erhielt aber auch die Militärverwaltung ein solches Organ.31 In der GSBD existierte ebenfalls ein Militärrat, dessen Mitglieder gelegentlich als Mitunterzeichner von SMAD-Befehlen auftraten.32 Seit dem Frühjahr 1946 sind auch zahlreiche SMAD-Befehle von einem „Mitglied des Militärrates der 26 27

Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 56-81, S. 82 ff. Ebd.,S. 165f.,S. 195, S. 218; Bewegte Jahre sowjetischer Diplomatie, S. 32.; Ackermann, Von der Geburt der neuen Staatsmacht, S. 667; Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 41f. Jakob Kaiser berichtet von einer Großveranstaltung im Berliner Rundfunkhaus an der Masurenallee am 30. Juni 1945, auf der er „erstmals den diplomatischen Berater Marschall Shukows, Herrn Semjonow, traf: Bericht Jakob Kaisers über die Wiederzulassung von Gewerkschaften, BÄK, NL 18 Jakob Kaiser, Nr. 126.

28

Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 222. Siehe auch: Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 418, S. 428. Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 418f. Siehe auch: Klimow, Berliner Kreml, S. 206. Wilfried Loth, Einleitung, S. 20.

29 30

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Der

Apparat

Gruppe der sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland für die SMAD" mitunterzeichnet worden. 33 Es ist daher zu vermuten, daß es für SMAD und GSBD nur einen Militärrat gab. Die Einrichtung des Militärrates erfolgte zu dem Zeitpunkt, an dem General Bokow auf Weisung Stalins den „operativen" Teil der Lenkung und Kontrolle des deutschen politischen Lebens übernahm. 34 Nahezu alle von der SMAD erlassenen Befehle trugen auch seine Unterschrift. Sobald deutsche Politiker mit der Spitze der Militärverwaltung zu verhandeln hatten, trafen sie zumeist mit Marschall Shukows „Frühstücksgeneral" (so der CDU-Politiker Ernst Lemmer in Verkennung der Lage) zusammen. 35 Bokow sprach zwar weder deutsch, noch kannte er Deutschland, versuchte aber, seine mentalitäts- und landeskundlichen Defizite durch Fleiß und Einsatz zu kompensieren. 36 Unter seiner Verantwortung wurden zahlreiche Weichenstellungen vorgenommen, so zum Beispiel die Bodenreform und die Zwangsvereinigung von SPD und KPD. Der politische General zählte zu den Besatzungsoffizieren, deren Arbeit auf eine gesellschaftliche Umwälzung im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands zielte. Damit stand er mit Oberst Tulpanow, dem Leiter der SMAD-Informationsverwaltung, in Einklang. Doch im Gegensatz zu dessen Karriere endete Bokows Aufstieg bereits im Herbst 1946, als die SED bei der Wahl in Berlin trotz massiver Unterstützung durch die SMAD ein Debakel erlebte, für das man in Moskau vor allem Bokow und Tulpanow verantwortlich machte 37 Beide wurden nach Moskau befohlen. Während es Tulpanow gelang, seinen Posten - wenn auch mit reduzierter Kompetenz - zu behalten, trat an Bokows Stelle Ende November 1946 Generalleutnant Makarow.38 Bereits im Januar 1947 übernahm er jedoch als Stellvertreter Marschall Sokolowskijs für politische Fragen eine neue Aufgabe. 39 Die Schaffung dieses Postens war von Lawrentij Berija als Konsequenz aus der

31

32 33 34

35 36 37

Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 406f. Zur Rolle und Funktion der Militärräte siehe: Verordnung über die Schaffung von Militärräten vom 10.5.1937, Die Sowjetunion, S. 305; Korabljow/ Anfilow/ Mazulenko, Kurzer Abriß der Geschichte der Streitkräfte der UdSSR, S. 135; Zu den Aufgaben der „Militärräte" siehe auch: Boitin, Die Wesenszüge der sowjetischen Strategie in der Endphase des Großen Vaterländischen Krieges, S. 73f. Siehe u.a.: Aus dem Stab der SMV, 25.9.1945, Befehle 1945. Sammelheft 1, S. 39 und SMAD-Befehl Nr. 11, 11.1.1946, VOB1 PS, 2 (1946), S. 22. Siehe zum Beispiel: SMAD-Befehl Nr. 208, 17.7.1946, Handel/ Köhler, Dokumente der sowjetischen Militäradministration, S. 47f. Vielfach wird die Auffassung vertreten, Bokow sei Vorsitzender des SMAD-Militärrates gewesen: Memorandum der amerikanischen Miltärregierung, 6.1.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, AGTS/14/2; Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 222 - 2 2 4 . Zur Funktion Bokows siehe auch: Winter, An der Seite Wilhelm Piecks in den ersten Monaten des Neubeginns, in: Vereint sind wir alles, S. 127. Zu den weiteren Mitgliedern zählten die Generäle Wassili Jemeljanowitsch Makarow, I. M. Ponomarew (19461949) und zeitweilig Wassili Iwanowitsch Kasakow (1945). Zu Ponomarev: SMAD-Befehl Nr. 361, 27.12.1946, GBl der Provinz Sachsen-Anhalt, 1 (1947), Nr. 1, S. 5; Bericht des Office of the Director of Intelligence, 22.7.1948, BÄK, OMGUS, AGTS/44/1 (3). Siehe auch: SBZ-Handbuch, S. 997. Zu Kasakow: ebd., S. 934f. Lemmer, Manches war doch anders, S. 260. Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 224. Combined Intelligence Survey No. 4 von Oberstleutnant John P. Merrill, 22.1.1947, BAK, OMGUS, (Office of the Director of Intelligence) 7/24-3/1-5. Einer der letzten von Bokow als Kriegsratsmitglied unterzeichneten Befehle trug die Nr. 318, 14.11.1946: Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 334. Hierzu auch: Lauffer, Auf dem Wege zur staatlichen Verselbständigung der SBZ, S. 34f.

Der politische

Kontrollapparat

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SED-Wahlniederlage bei dessen Aufenthalt in Berlin angeordnet worden. Der Militärrat trat fortan als Kontrollinstrument des deutschen politischen Lebens in den Hintergrund; die SMAD-Befehle trugen seither nicht mehr die Unterschrift eines Mitgliedes dieses Gremiums. 40 Wie die Amerikaner außerdem in Erfahrung brachten, hatte Berija während seines Berlinaufenthaltes Sokolowskij die Schaffung einer Art Politbüro befohlen, "to regain for Russia the good will of the German population and of the Allies. It was to establish better relations with the 'bourgeois' parties, supervise all Soviet military and political units in Germany and correct and punish all offenses including those of the M V D . The new agency, to be staffed chiefly by civilians, would also inaugurate a course of moderation with respect to both economic and political measures". 41 In engem Zusammenhang mit dieser Absicht stand auch die Entsendung General Georgiews nach Berlin. Hierbei handelte es sich um ein Pseudonym, hinter dem sich General Leonid A. Malinin verborgen haben s o l l 4 2 Man räumte ihm die Möglichkeit ein, Anliegen deutscher Politiker unter Umgehung der SMAD-Zentrale direkt in Moskau zur Sprache zu bringen. Darüber hinaus sollte er eine Annäherung zwischen den beiden bürgerlichen Parteien CDU und LDPD und der SMAD erreichen und in seiner Eigenschaft als „leading representative" des sowjetischen Außenministers Molotow ein Gegengewicht zu der besatzungspolitischen Linie Bokows und Tulpanows aufbauen 4 3 Georgiew war mit diesen Aufgaben offenbar jedoch überfordert. Im März 1948 wurde er abgelöst und verschwand spurlos. Seine Nachfolge trat Legationsrat Michail Gribanow an, seit 1946 Stellvertreter Semjonows. Im Juli 1948 löste man auch Makarow durch den politisch kaum profilierten General A. G. Russkich ab. 44

38

Burzew, Einsichten, S. 98. Siehe auch: Memorandum der amerikanischen Militärregierung, 6.1.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, A G T S / 1 4 / 2 . Makarow stand während des Krieges im Rang eines Divisionskommissars an der Spitze der Politischen Verwaltung der sowjetischen Westfront. Im Mai 1945 begleitete er Mikojan nach Berlin. Einer der ersten von Makarow als Mitglied des Militärrates unterzeichneten SMAD-Befehl trägt die Nr. 332, 27.11.1946, Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 347.

39

Ein sicheres Indiz für die Amtsübernahme war die Tatsache, daß ab Januar 1947 beispielsweise Wilhelm Pieck nicht nur mit Oberst Tulpanow, sondern auch mit General Makarow Pressefragen erörterte. Siehe zum Beispiel: Besprechung beim Marschall [Sokolowskij] am 11.1.1947 um 4 Uhr, SAPMO/ ZPA, NL 36/734, Wilhelm Pieck, Blatt 262.

40

Der letzte von einem Mitglied des Militärrates unterzeichnete Befehl ist SMAD-Befehl Nr. 2 , 4 . 1 . 1 9 4 7 , Gesamtdeutsches Institut, Berlin, Archiv.

41

Special Intelligence Summary 8.3.1947, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence 3 / 4 2 9 -

42

Dieser Überzeugung ist Foitzik, SMAD, S. 22.

43

Georgiew war nach Erkenntnissen eines amerikanischen Berichts bereits am 16. September 1946 in

3/1.

Berlin eingetroffen: Combined Int. Survey No. 4 von Oberstleutnant John P. Merrill, 22.1.1947, BÄK, OMGUS, (Office of the Director of Intelligence) 7 / 2 4 - 3 / 1 - 5 . Vgl. auch Special Intelligence Summary. Soviet Russia in Germany, 8.3.1947 (unterzeichnet von Peter P. Rhodes, Director of Intelligence), BAK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence 3 / 4 2 9 - 3 / 1 . 44

Bericht der amerikanischen Militärregierung, 12.5.1948, BAK, OMGUS, A G T S / 4 4 / 1 (3). Siehe auch: Bericht des Office of the Director of Intelligence, 22.7.1948, ebd.

26

Der Apparat

Die Propagandaverwaltung Im Oktober 1945 wurde zur Lenkung und Kontrolle des politischen und kulturellen Geschehens im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands eine dritte Institution geschaffen: die „Verwaltung für Propaganda". Seit 1947 trug sie den unverfänglichen Namen „Verwaltung für Information", zuweilen auch die Bezeichnung „Amt für Information".45 Sie erreichte einen hohen Bekanntheitsgrad, den sie vor allem ihrem Leiter, Sergej Iwanowitsch Tulpanow, jenem „breitschultrige[n] Oberst mit dem mächtigen kahlrasierten Tatarenschädel" (Alfred Kantorowiczj®6, verdankte.47 Tulpanow machte als Wissenschaftler und Soldat Karriere. Er wurde am 3. Oktober 1901 im Gebiet Pskowschtschina (Pleskau) nahe der estnischen Grenze geboren.48 Im Alter von 18 Jahren nahm er auf Seiten der Roten Armee am Bürgerkrieg teil. 1929 folgte ein Lehrgang an der Leningrader Militärakademie, dem sich ein Hochschulstudium an der Leningrader Pädagogischen Hochschule und 1936 die Promotion zum Wirtschaftswissenschaftler anschlossen.49 Zwischenzeitlich soll er sich an der Universität Heidelberg aufgehalten haben, wofür als einziger Beleg seine ausgezeichneten Deutschkenntnisse sprachen. Dies war nichts Ungewöhnliches, denn auch viele andere sowjetische Offiziere verblüfften mit ihren Sprachkenntnissen.50 Im Juni 1941, zum Zeitpunkt des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion, war Tulpanow als Dozent an der Leningrader Universität tätig.51 Er wurde eingezogen und als Regimentskommissar zur Stalingrader Front (Heeresgruppe) abkommandiert.52 Als Leiter der 7. Abteilung verhörte er kriegsgefangene deutsche Soldaten und versuchte, sie für die Frontpropaganda zu gewinnen.53 Heinrich Graf von Einsiedel erinnert sich daran, bereits wenige Tage nach seiner Gefangennahme von Tulpanow vernommen und zur Unterschrift unter ein Flugblatt überredet worden zu sein. Tulpanow berichtet in seinen Erinnerungen ebenfalls von diesem Verhör.54 Während der 45

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Zum Namen „Propaganda-Leitung" siehe: Abdruck der Lizenzurkunde für die Berliner Zeitung, fotographische Wiedergabe in: Kegel, In den Stürmen, S. 448f. Zur Umbenennung: Inter-office-Memorandum, September 1947, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/239- 1/15. Siehe auch: Doernberg, Die Tätigkeit, S. 101; ders., Hilfe, S. 101; Zeit des Neubeginns, S. 60; Tulpanow, Deutschland, S. 116. Zur Bezeichnung „Informationsamt": Davidovic, Zur Rolle der fortschrittlichen Presse, S. 181f. Kantorowicz, Deutsches Tagebuch, Bd. 1, S. 282. Hierzu übereinstimmend: Doernberg, Nachwort, S. 158; Lemmer, Manches war doch anders, S. 239; Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 184; Weber, Zum Transformationsprozeß, S. 21. Siehe auch: Koch, Zum Tode von Sergej I. Tjulpanov, S. 341; S. I. Tjulpanov zum Gedenken, S. 532. Heinze u.a., Professor Dr. Dr. h. c. S. I. Tulpanow - 70 Jahre, S. 81. Tulpanow, Erinnerungen, S. 95f.; Zum 30. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus, S.641; Heinze u. a., Professor Dr. Dr. h. c. S. I. Tulpanow - 70 Jahre, S. 81; H. R., S. I. Tjulpanov 80 Jahre, S. 945. Kehler, Einblicke, S. 143. Über den Aufenthalt Tulpanows in Heidelberg berichten u. a.: Friedensburg, Es ging um Deutschlands Einheit. S. 109f.; Lemmer, Manches war doch anders, S. 239. Siehe auch: Die Zeit unmittelbar vor der Parteitagung vom 5.-8. September in Berlin, Niederschrift von Elfriede Kaiser-Nebgen über eine Unterredung Jakob Kaisers mit Marschall Sokolowskij und Oberst Tulpanow im Vorfeld des 2. CDU-Parteitages (5. -8.9.1947), o. D., BÄK, NL 18 Jakob Kaiser, Nr. 116, S. 3. H. R., S. I. Tjulpanov 80 Jahre, S. 945. Tulpanow, Erinnerungen, S. 43f.; S. 97 und Burzew, Einsichten, S. 124. Heinze u. a., Professor Dr. h.c. S. I. Tulpanow - 70 Jahre, S. 81. Einsiedel, Tagebuch, S. 54; Tulpanow, Erinnerungen, S. 24-27.

Der politische

Kontrollapparat

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Schlacht um Stalingrad arbeitete der Oberst eng mit Erich Weinert, dem späteren Präsidenten des „Nationalkomitees .Freies Deutschland'" (NKFD), mit Walter Ulbricht, Wilhelm Pieck sowie den Schriftstellern Willi Bredel und Johannes R. Becher zusammen.55 Von 1943 bis Kriegsende leitete Tulpanow die 7. Abteilung der Politverwaltung der 4. Ukrainischen Front56, wo er regelmäßig mit Angehörigen des NKFD zusammenkam. Am 8. Mai 1945 befand er sich in Prag, Anfang Juni in Berlin. 57 Welche Aufgaben er dort übernahm, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Peter de Mendelssohn glaubt, er sei einer der ersten Chefredakteure der „Täglichen Rundschau" gewesen. 58 Tulpanow selbst berichtet dagegen nur, daß er zunächst bei der Politverwaltung der 1. Belorussischen Front eingesetzt war.59 Im Oktober 1945 wurde Tulpanow zum Leiter der Verwaltung für Propaganda der SM AD ernannt, deren Einrichtung zunächst ebensowenig vorgesehen war wie die des Militärrates. Die Aufgaben beider Institutionen übernahm ursprünglich die politische Abteilung im Stab des Politischen Beraters. Als dessen Aufgabenbereich im August 1945 neu definiert wurde, regte der Militärrat im Einvernehmen mit der politischen Hauptverwaltung der Roten Armee die Einrichtung einer Propagandaverwaltung an. 60 Deren Aufbau zog sich bis in das Jahr 1946 hinein. So wurde die von Major Alexander Dymschitz geleitete Abteilung für „Literatur, Musik und bildende Kunst" im November 1945 eingerichtet.61 Die Aufteilung der Kompetenzen zwischen Volksbildungsverwaltung und der Propagandabehörde dauerte ebenfalls bis in das Jahr 1946 hinein.62 Auch konnte der Aufbau der Propagandaabteilungen in den Ländermilitärverwaltungen erst 1946 abgeschlossen werden. 63 Der Abschluß des Aufbaus der Propagandaverwaltung fiel mit dem Wechsel an der SMAD-Spitze im März 1946 zusammen. Als Wladimir Semjonow zum Politischen Berater aufstieg, spielte er für die Medienkontrolle keine unmittelbare Rolle mehr. Diese Aufgabe übernahm Tulpanows Propagandaverwaltung, die ihre Befehle nun direkt vom Obersten Chef und - zumindest bis Ende 1946 - vom SMAD-Militärrat erhielt.64 Tulpanow verfügte inzwischen mit über 150 leitenden Offizieren „kadermäßig" über die am stärksten besetzte SMAD-Behörde. 65 Sie setzte sich aus Abteilungen bzw. Referaten für Presse, Rundfunk, Zensur, Information, Parteien und gesellschaftliche Organe, Gewerkschaften, Literatur, Musik und bildende Kunst, Jugendarbeit, Ver-

55 56 57 58 59 60 61

Tulpanow, Erinnerungen, S. 43, S. 73; ders., Tulpanow, Deutschland, S. 17. Zu Tulpanows Tätigkeit an der bei der 7. Abteilung der 4. Ukrainischen Front: S. I. Tjulpanov zum Gedenken, S. 532; Handel, Zum internationalistischen Wirken, S. 354; Einsiedel, Tagebuch, S. 8 6 - 8 9 . Tulpanow, Erinnerungen, S. 73. Dies behaupten u.a.: de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 510; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 226. Tulpanow, Deutschland, S. 14, S. 76. Ebd., S. 58. Siehe auch: Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 224. Moldowski u.a., Alexander Lwowitsch Dymschitz, S. 20f.; Dymschitz, Ein unvergeßlicher Frühling, S. 138; ders., Ein unvergeßlicher Frühling; 1970, S. 291; Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 429; Kantorowicz, Deutsches Tagebuch, Bd. 1, S. 283.

62

Köhler, Die Zusammenarbeit der SED mit der S M A D , S. 56; Handel, Zum internationalistischen Wirken von S. I. Tjulpanov, S. 353, S. 367; Tulpanow, Deutschland, S. 2 8 0 - 2 8 2 .

63

Tulpanow, Deutschland, S. 40, S. 43f., S. 73. Vgl. auch: Waks, Proletarischer Internationalismus in Aktion, S. 234f. Zur Tätigkeit der Kulturabteilung der Informations Verwaltung der S M A in Sachsen Anhalt äußert sich deren ehemaliger Leiter Wladimir Gall, Mein Weg nach Halle, S. 119 ff. Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 427. Siehe auch: Tulpanow, Deutschland, S. 57f. Handel, Zum internationalistischen Wirken, S. 361.

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Der Apparat

bindungen (Kontaktpflege zu deutschen Dienststellen), Frauen- und Kirchenfragen zusammen. 66 Auch der Verlag der „Täglichen Rundschau", der SWA-Verlag in Leipzig, das „Haus der Kultur der Sowjetunion" und den Künstlerklub „Möwe", der, benannt nach einem Schauspiel Anton Tschechows, als Begegnungsstätte zwischen sowjetischen Besatzungsoffizieren und deutschen Intellektuellen diente, unterlagen der Aufsicht der Informationsverwaltung 67 Diese hatte schließlich 1947 maßgeblichen Anteil an der Gründung der „Zentralen Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion". Die Mitgliedschaft nicht weniger Angehöriger der Informationsverwaltung gehörte zu deren dienstlichen Verpflichtungen 68 . Außerdem verfügte die Informationsverwaltung in Königs Wusterhausen bei Berlin über ein Schulungszentrum („Antifaschule"), in dem von Ende Januar 1946 bis 1948 neben Offizieren der sowjetischen Besatzungsmacht vor allem deutsche Kader auf leitende Funktionen in der Politik und Verwaltung vorbereitet wurden. 69 Zu den leitenden Offizieren der Informationsverwaltung zählten Tulpanows Stellvertreter Oberstleutnant A. S. Sdorow, Major Wallach, Oberstleutnant G. P. Slawin und Oberst Abramow, der 1949 Tulpanow ablöste 70 . Tulpanows Adjutant, Hauptmann Α. A. Morosow, leitete einen sogenannten kleinen Stab, der die Tätigkeit der Propagandaabteilungen in den Ländern und Provinzen sowie die Arbeit der in den Kreis- und Ortskommandanturen eingesetzten Instrukteure koordinierte. Sie alle kamen in Berlin zu regelmäßigen Arbeitsbesprechungen zusammen 71 . Die Offiziere der Propagandaverwaltung genossen das Privileg, in Zivilkleidung auftreten zu können. Dies hatte Oberst Tulpanow bei Marschall Shukow gegen den Willen von zahlreichen Truppenoffizieren durchgesetzt. Private Kontakte mit Deutschen wurden dagegen nicht gerne gesehen. 72

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Über die genaue Zahl der Abteilungen bestehen nach wie vor unterschiedliche Auffassungen: Dietrich, „... wie eine kleine Oktoberrevolution...", S. 219, zählt beispielsweise zehn. Siehe auch: Hinweis auf eine Befragung Professor Niktins in: Köhler, Die Behandlung Berlins, S. 246. Beschluß Nr. 2498 des Ministerrates der UdSSR über die Eröffnung des Hauses der Kultur der Sowjetunion in Berlin, 17.11.1946, Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 336; Walerij A. Poltawzew, Über die politische und kulturelle Arbeit im „Haus der Kultur der Sowjetunion" in Berlin, 1947/48, SAPMO/ZPA, EA 1840; Waleri A. Poltawzew, Blatt 3 und 4; Curt Trepte, Über den Beginn einer vielseitigen kulturellen Tätigkeit in den Jahren 1946-1949, SAPMO/ZPA, EA 1844. Zur Zulassung der „Zentralen Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion": Schreiben der Interalliierten Kommandantur Berlin, 29.11.47, LAZ Nr. 5897. Siehe auch: Hartmann/ Eggeling, Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, S. 25; Dralle, Organisierte Freundschaft, S. 8587. Berner, Mit der Roten Armee nach Berlin, S. 329ff.; dies., Über die Arbeit einer Antifaschule an der Front, S. 43^4-9, S. 113. Zur Auflösung der Antifaschule siehe Schreiben des Parteivorstandes der SED an den stellvertretenden Chef der SMAD, Herrn Generalleutnant Dratwin, 4.5.1949, SAPMO/ZPA, NL 215/114, Fred Oelssner, Blatt 72. Zu Sdorow: Englische Übersetzung eines Schreibens Sdorows an den Chef der Information Control Division der amerikanischen Militärregierung (ICD), Oberst Gordon E. Textor, 2.3.1948, BÄK, OMGUS, 5/266-3/21; Burzew, Einsichten, S. 127. Zu Slawin: Tulpanow, Deutschland, S. 242. Zu Abramow: Schreiben des Chefs der ICD, Oberst Gordon E. Textor, an Tulpanow, 21.5.1948, BÄK, OMGUS, ISD 5/243-1/6; englische Übersetzung eines Schreibens von Abramow an Oberst Gordon E. Textor, Chef der ICD, 20.5.1948, ebd. Zu Wallach: Kantorowicz, Deutsches Tagebuch, Bd. II, S. 361. Tulpanow, Deutschland, S. 43, S. 23; ders., Die Rolle der SMAD im demokratischen Deutschland, S. 48. Tulpanow, Deutschland, S. 47f.

Der politische

Kontrollapparat

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Die Machtfülle Tulpanows hatten deutsche Politiker schon Ende 1945 zu spüren bekommen, als dieser beispielsweise die Absetzung der CDU-Parteivorsitzenden, Andreas Hermes und Walther Schreiber, betrieb. Ende 1947 erzwang er einen erneuten Wechsel an der CDU-Spitze. An der Kampagne zur Verschmelzung von SPD und KPD zur SED war er ebenfalls maßgeblich beteiligt. So richtete die Informationsverwaltung einen speziellen Stab ein, der sich mit der Beobachtung und Lenkung des Vereinigungsprozesses befaßte und hierüber täglich Meldungen sammelte und auswertete. 73 Als sich die Parteiführungen von SPD und KPD im Dezember 1945 auf die Vereinigung beider Parteien verständigten, war dies für die SMAD das Signal zur offenen Parteinahme zugunsten der Befürworter dieses Beschlusses.74 Die Feststellung Stefan Doernbergs und anderer DDR-Historiker, wonach Tulpanow „funktionsbedingt" eine „Schlüsselrolle bei der Verwirklichung sozialistischer Okkupationspolitik" einnahm, steht außer Zweifel. 75 Hinzu kam, daß er Mitglied des KPdSU-Parteiaktivs, des „harten Kerns" der KPdSU-Parteiorganisation in der SMAD, war, der für die Durchsetzung der politischen Generallinie der Partei in den Stäben der Militärverwaltung sorgte.76 Schließlich gehörte der „glühende Propagandist des Marxismus-Leninismus" (Stefan Doernberg)77 zu denjenigen Repräsentanten der SMAD, die in scharfer Form die Politik der Westmächte kritisierten. Ein Bericht der amerikanischen Militärregierung charakterisierte ihn treffend: "It is Colonel Tulpanow who expounded at greatest length the theory that the Western powers had no right to be in Berlin but were there only as guests of the Soviet Zone, which had established its claim to the city by occupying it; and it is he who proclaims on all occasions the superiority of Soviet culture in comparison with the anemic cultural efforts of Western countries".78 In seinen politischen Grundüberzeugungen stand Tulpanow dem sowjetischen Politbüromitglied Andrej Shdanows nahe.79 Sein engster deutscher Verbündeter war Walter Ulbricht, dessen Denken sich ebenfalls ganz in den Kategorien des Klassenkampfes bewegte. 80

73

Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 81; Tulpanow, Gedanken über den Vereinigungsparteitag, S. 621. Siehe auch: Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 274.

74

Tulpanow, Die Rolle der S M A D im demokratischen Deutschland, S. 48; ders., Gedanken zum Vereinigungsparteitag, S. 620. Siehe auch: Benser/ Ksenofontov, Die Befreiung durch die Sowjetunion, S. 168.

75

Doernberg, Nachwort, S. 158. Siehe auch: Lemmer, Manches war doch anders, S. 239. Vgl. auch die Einschätzungen bei: Handel, Zum internationalistischen Wirken, S. 361; Weber, Zum Transformationsprozeß, S. 21; Koch, Zum Tode von Sergej I. Tjulpanov, S. 341; S. I. Tjulpanov zum Gedenken, S. 532; Kölm, Befehle, S. 133f.; Fiedler, Zur Zusammenarbeit von Vertretern der S M A D und der deutschen Arbeiterklasse, S. 115.

76

Hinweise in: Tulpanow, Deutschland, S. 28f.; Rede Tulpanows vor dem Parteiaktiv der S M A D am 29.2.1948 aus Anlaß des 100. Jahrestages des Kommunistischen Manifestes, Berichte in: TR, 2.3.1948 und in: Die Neue Zeitung, 18.12.1948. In der Forschung scheint noch keine Einigung darüber zu bestehen, welche Funkion Tulpanow im Parteiaktiv ausübte. Die vielfach geäußerte Vermutung, er sei Leiter des Aktivs gewesen, scheint sich nicht zu bestätigen. Hierzu: Naimark, Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland, S. 304.

77 78

Doernberg, Befreiung, S. 201. Government and Administration in Soviet Zone of Germany, 20.5.1949, IfZ-Archiv, OMGUS, 5 / 3 7 2 1/2, S. 7. So zuletzt: Loth, Stalins ungeliebtes Kind, S. 130f.

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Der Apparat

Trotz aller Machtfülle stand die Karriere Tulpanows nicht immer auf sicherem Fundament: Ein erstes Mal geriet sie 1946/47 ins Wanken, als er nach den Oktoberwahlen zusammen mit General Bokow für das schlechte Abschneiden der SED verantwortlich gemacht wurde. Tulpanow mußte einen Teil seiner Kompetenzen auf parteipolitischem Gebiet an die Generäle Makarow beziehungsweise Georgiew (Malinin) abgeben.81 Im Jahr 1948 kamen erneut Gerüchte auf, wonach seine Machtstellung erschüttert sei. Die Auseinandersetzungen des Kalten Krieges zwischen Ost und West nahmen an Schärfe zu, entsprechend verschlechterte sich das politische Klima in Deutschland. Tulpanow nutzte die Gelegenheit und drängte Anfang des Jahres darauf, die Besatzungszone in einen Staat nach bolschewistischem Vorbild umzugestalten.82 Er handelte jedoch ohne Rückendeckung und provozierte so einen Konflikt mit Semjonow, der auf die Einhaltung der außenpolitischen Räson zu achten hatte. Der Politische Berater stellte den Oberst zur Rede, sagte ihm „gehörig die Meinung und hob vor allem hervor, derartige Erklärungen dürften auf keinen Fall ohne vorherige Sanktionierung durch das ZK der KPdSU (B) abgegeben werden.'* 3 Es war dies nicht die erste Auseinandersetzung zwischen beiden. Während Tulpanow als ein in der Form zwar konzilianter, in der Sache aber kompromißloser Verfechter einer harten, am kommunistischen Gesellschaftsideal ausgerichteten Politik auftrat, galt der Politische Berater als ein an Deutschland interessierter Politiker, der hinsichtlich des weiteren Schicksals des besiegten Kriegsgegners eine eher moderate Haltung einnahm. Dies war schon zeitgenössischen Beobachtern aufgefallen. Sie schlossen daraus nicht zu Unrecht auf eine Rivalität zwischen diesen beiden Exponenten sowjetischer Besatzungspolitik. 84 Obwohl Tulpanows Verhalten seinen Vorgesetzten laufend Anlaß zur Kritik gab, blieb dies für ihn bis Mitte 1948 ohne nennenswerte Folgen.85 Erst als er im Vorfeld der Berliner Blockade seine Rhetorik noch verschärfte, kamen die ersten Gerüchte auf, nach denen der Oberst von seinem Posten abberufen werden sollte.86 Auch der plötzliche Tod Andrej Shdanows am 31. August 1948 wurde mit einem Karriereknick in Zusammenhang gebracht.87 Doch vorerst geschah nichts. 80

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Loth, ebd., S. 129; Naimark, Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland, S. 302. Tulpanow selbst bezeugt seine Hochachtung für Ulbricht: Tulpanow, Deutschland, S. 74. Dies bestätigt und beklagt Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 273f., S. 279. Zur Unterstellung Tulpanows unter Georgiew: Intelligence Report (OMGBS), 20.3.1948, unterzeichnet von Oberstleutnant Harry H. Pretty, IfZ-Archiv, OMGUS, 7/22-2/27. Makarow als Tulpanows Vorgesetzter: Harry H. Pretty an den stellvertretenden Chief of Intelligence, 13.10.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, AGTS 53/3. Leonhard, Die Revolution, S. 429^*31. Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 262. Zum Streit Semjonow - Tulpanow siehe auch: Alsop, Chink in the Curtain, 1.3.1949; ders., What did Truman mean? 5.1.1949; Telegraf, 5. 10.1949; Die Neue Zeitung, 27.1.1949. Alsop, ebd.; Balfour, Four Power Control, S. 44f.; Friedensburg, Es ging um Deutschlands Einheit, S. 286; Meissner, Rußland, S. 82; Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 310, S. 365; Lemmer, S. 240, S. 243 sowie S. 316f. Wiederbelebung dieser Einschätzungen durch Loth, Einführung, S. 45. Vgl. auch: Otto, Sowjetische Deutschlandpolitik 1952/53, S. 949. Naimark, Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland, S. 302. So vermutete im Juli 1948 die amerikanische „Neue Zeitung", daß Tulpanow, der sich zur damaligen Zeit in Karlsbad aufhielt, vermutlich nicht wieder nach Berlin zurückkehren werde. Als Grund nannte die Zeitung die Störaktion am Berliner Stadthaus vom 23. Juni 1948, die in der SMAD als Fehlschlag gewertet wurde und der SED geschadet habe: Die Neue Zeitung, 24.7.1948.

Der politische Kontrollapparat

31

Erst Anfang 1949, als Wladimir Semjonow in den Rang eines Botschafters befördert wurde - ein Indiz für die Schaffung einer neuen staatlichen Ordnung in der SBZ?8 häuften sich die Anzeichen für eine bevorstehende Ablösung Tulpanows. So hielt er am 25. Januar auf der 1. Parteikonferenz der SED eine Rede, in der er sich wiederum in scharfer Form gegen die Politik der Westmächte wandte. Eine Übertragung im „Berliner Rundfunk" wurde bereits nach vier Minuten abgesetzt. Die „Berliner Zeitung", die den Wortlaut abdrucken wollte, mußte die Rotationsmaschinen anhalten und die bereits gedruckte Auflage einstampfen. Die Medien der SBZ und Ost-Berlins erhielten Order, die Rede zu verschweigen. 89 Tulpanow war aber noch immer nicht am Ende seiner Karriere: Im Mai 1949 wurde er sogar noch zum Generalmajor befördert. Für die zahlreichen Gratulationen bedankte er sich großzügig in der „Täglichen Rundschau". 90 Am 20. Mai 1949 stellte man in der amerikanischen Militärregierung fest, daß Tulpanows „influence at the time of writing seems to be under a partial but by no means total eclipse.' 01 Danach wurde es jedoch still um den General. Tulpanow orakelte später in einem Interview: „Nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik entwickelten sich aus den einzelnen Bereichen meiner Verwaltung die entsprechenden Abteilungen der Ministerien; später hat sich dann manches entsprechend den neuen Bedingungen verändert"92. Die Informationsverwaltung habe im März 1950 ihre Tätigkeit eingestellt, und er sei in die UdSSR zurückkehrt.93 Tatsächlich trugen sich die Dinge etwas anders zu. So wurde die Informationsverwaltung in der SKK keineswegs aufgelöst. 94 Außerdem blieb Tulpanow nicht bis 1950 in Berlin, sondern kehrte bereits Ende Juli/ Anfang August 1949 in die Sowjetunion zurück. 95 Wie inzwischen bekannt wurde, geschah dies „auf der Grundlage fingierter Korruptionsvorwürfe und der Beschuldigung, konterrevolutionäre

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Konrad: Ohne Tulpanow lief in der Ostzone nichts. TR, 6.1.1949. Vgl. auch: Bericht der amerikanischen Militärregierung: Government and Administration in Soviet Zone of Germany, 20.5.1949, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/372-1/2, S. 7. Vgl. auch: Handel, Zum internationalistischen Wirken, S. 360. Siehe auch: Dahlem, Mit Wilhelm Pieck im Flugzeug zurück nach Deutschland, S. 47. Die Neue Zeitung, 27./28.1.1949; Der Sozialdemokrat, 26./27.1.1949; Der Abend, 26.1.1949; Der Tagesspiegel, 28.1.1949. TR, 24.5.1949. Government and Administration in Soviet Zone of Germany, vom 20.5.1949, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/ 372-1/2, S. 7. Vgl. hierzu auch: Loth, Stalins ungeliebtes Kind, S. 150. Zeit des Neubeginns, S. 46. Ebd., S. 60. Vgl. auch: Zum 30. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus, S. 642; Kuczynski, Mein Freund Sergej Iwanowitsch Tulpanow, S. 956-961, insbes. S. 956f.; Heinze, u. a., Professor Dr. Dr. h. c. S. I. Tulpanow - 70 Jahre, S. 82. Demgegenüber schreibt Handel, Tulpanow sei Ende 1949 in die UdSSR zurückgekehrt: Handel, Zum internationalistischen Wirken, S. 353. Siehe Hinweis in: Besprechung am 8.6.1950, 8 Uhr abends mit Tschui[kow], Sem[jonow], Semitsch[astnow], Kowal, Bykow, Malchow, ich [Pieck], Otto [Grotewohl], Walter [Ulbricht], Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 348. Am 5.10.1949 meldete die „Tägliche Rundschau", daß Tulpanow bereits vor einiger Zeit in die UdSSR zurückgekehrt sei. Im „Telegraf heißt es, man habe ihn wenige Tage vor Gründung der DDR abberufen und in die Sowjetunion zurückbeordert: Telegraf, 5.10.1949. Angeblich gab er am 29.9.1949 seine letzte Pressekonferenz in Berlin: Der Abend, 5.10.1949. Bereits einen Tag zuvor war dies allerdings vom SNB dementiert worden. Gleichzeitig verbreitete der SNB die zutreffende Meldung, wonach Tulpanow vor längerer Zeit nach Moskau versetzt und dort mit anderen Aufgaben betraut worden sei: TR, 5.10.1949; Die Neue Zeitung, 5.10.1949; Telegraf, 5.10.1949.

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Der Apparat

Handlungen durch Mitglieder seiner Familie zu dulden." Dies genügte, um Tulpanow abzusetzen. 96 Nach seiner Rückkehr in die Sowjetunion teilte Tulpanow das Schicksal vieler Politoffiziere, die man für ihr Engagement („Sturm- und Drangperiode" 97 ) in Deutschland damit bestrafte, daß man sie der Vergessenheit anheimfallen ließ. Einigen sollen jahrzehntelang nicht einmal Reisen in die DDR oder nach Ostberlin genehmigt worden sein.98 Das stalinistische System verübelte ihnen ausgerechnet das, was sie in Deutschland tun mußten: selbständig denken, handeln und in Kontakt mit der westlichen Welt stehen. Tulpanow wurde als stellvertretender Leiter des Lehrstuhls für Politische Ökonomie an die Marine-Militärakademie Woroschilow in Leningrad abgeschoben. 99 Nach seiner Entlassung aus der Armee im Jahr 1956 kam er als Professor und Prorektor an die Leningrader Shdanow-Universität, an der er die Lehrstühle für „Ökonomik des modernen Kapitalismus" sowie für die „Ökonomie der Entwicklungsländer" aufbaute. 100 Tulpanow, der am 16. Februar 1984 starb, hatte später allerdings mehrmals die Schauplätze seines Wirkens in Deutschland besuchen können.101 In der DDR überhäufte man ihn dabei mit Ehrungen, so zum Beispiel 1961 mit der Ehrendoktorwürde der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Bereits ein Jahr zuvor hatte er den „Vaterländischen Verdienstorden in Gold" erhalten, 1976 folgte der „Stern der Völkerfreundschaft" 102 . Seinen ideologischen Grundpositionen blieb er bis zuletzt treu, wovon 1969 auch ein Auftritt im Westteil Berlins zeugt.103

2. 3 Die SMAD als Spiegelbild innersowjetischer Machtverhältnisse Aufbau und Struktur des politischen Kontrollapparates der SMAD werfen eine Reihe von Fragen auf, deren Beantwortung nach wie vor schwierig ist. Sie berühren innersowjetische Machtstrukturen, worüber inzwischen nicht nur im Westen, sondern auch in Rußland nach Kräften spekuliert wird. Bisher schien es, als gründeten alle Versuche, den Hintergrund verschiedener deutschlandpolitischer Linien aufzuhellen, nur auf Vermutungen. Diese wurden zuweilen mit einer bemerkenswerten Hartnäckigkeit vertreten und sind so alt wie die SMAD selbst. Schon 1947 glaub96 97 98 99 100

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Naimark, Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland, S. 302. Sturm und Drang sind in meinem Herzen verankert. Professor Sergej Tulpanow 80, Sonntag, 4.10.1981; Tulpanow, Ich bin sicher, daß unsere Freundschaft fest sein wird. Diese Beobachtung macht: Bernhardt, Die Bedeutung sowjetischer Kulturoffiziere bis 1947, S. 42. In dieser Zeit soll er in der DDR politisch angegriffen worden sein. Dies jedenfalls deutet der DDRGesellschafswissenschaftler Kuczynski an: Mein Freund Sergej Iwanowitsch Tulpanow, S. 956f. Heinze, u. a., Professor Dr. Dr. h.c. S. I. Tulpanow - 70 Jahre, S. 82. In der DDR wurden u. a. auch wirtschaftswissenschaftliche Werke Tulpanows veröffentlicht: Tulpanow, Politische Ökonomie und ihre Anwendung in den Entwicklungsländern; ders., Aktuelle Probleme der Politischen Ökonomie des heutigen Kapitalismus. Zur Berufung an die Leningrader Universität im Jahre 1956 und den Aufbau des Lehrstuhls für die Wirtschaft und die Politik des modernen Kapitalismus sowie für die Ökonomie der Entwicklungsländer: Sonntag, 16.3.1975. Tulpanow, Erinnerungen, Abb. S. 81. Zu Tulpanows Tod: Neues Deutschland, 17.2.1984. Schon 1952 gingen Gerüchte vom Tod Tulpanows um: Infopress, 15.1.1952, S. lf.; Der Tagesspiegel, 13.1.1952. H. R., S. I. Tjulpanov 80 Jahre, S. 945. Tulpanow war auch stellvertretender Vorsitzender der sowjetischen Gesellschaft für Freundschaft mit der DDR. Vgl. hierzu Hinweis in: Sonntag, 16.3.1975. Former Aid Visits Berlin, New York Times, 7.12.1969.

SMAD als

Spiegelbild

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te man auf amerikanischer Seite feststellen zu müssen, „that strong forces in Moscow who are jockeying for power in the Soviet Hierarchy are using Germany as a battleground".104 Und jüngst bemerkte hierzu der Historiker Wilfried Loth, daß es „durchaus sinnvoll [sei], nach Personenund Interessenverbänden im Machtzentrum des Sowjetimperiums zu fahnden, die den außenund innenpolitischen Kurs beeinflußten." 105 Jedoch nicht nur rivalisierende Gruppierungen im sowjetischen Machtzentrum hinterließen in der sowjetischen Außenpolitik ein uneinheitliches Bild. Auch Stalin selbst, der, wie wir heute wissen, seine Deutschlandpolitik bis ins Detail hinein „eigenhändig" (Loth) betrieb, galt als Unsicherheitsfaktor, weil er alles selbst entscheiden wollte, aber schlecht informiert war.106 Bereits 1953 stellte Boris Meissner die These auf, wonach in der UdSSR bei Kriegsende drei außenpolitische Strategien vertreten wurden, die voneinander erheblich abwichen und sich unmittelbar in der sowjetischen Deutschlandpolitik niederschlugen. Nach seiner Auffassung konnte sich 1945 zunächst die pragmatische, auf wirtschaftliche Gesichtspunkte konzentrierte Politik des stellvertretenden Vorsitzenden des Rates der Volkskommissare und Außenhandelskommisars Anastas Mikojan durchsetzen. Seine Lagebeurteilung soll 1945 zum Entwurf eines wirklichkeitsnahen und elastischen Besatzungsprogramms geführt haben. Meissner behauptet ferner, Mikojan habe in enger Verbindung zu Außenkommissar Molotow gestanden. Als Folge des Mikojan-Besuches sei es dem Außenkommissariat gelungen, sich innerhalb der BesatzungsVerwaltung eine entscheidende Machtposition zu sichern. Die enge Zusammenarbeit mit den Westalliierten machte es erforderlich, daß den Militärs in außenpolitischen Fragen versierte Fachleute und Diplomaten zur Seite gestellt wurden. Als sichtbares Zeichen der Bedeutung des Außenministeriums wurde die Berufung des erfahrenen Diplomaten Arkadij A. Sobolew zum Politischen Berater Marschall Georgi K. Shukows nach Berlin gewertet.107 Gleichzeitig soll es jedoch auch den Gegnern dieser politischen Linie, Georgi Malenkow und Lawrentij Berija, gelungen sein, ihren Einfluß in der Deutschlandpolitik auszubauen und mit der Position Mikojans auszubalancieren. 108 Zu den Repräsentanten der Gruppe Malenkow-Berija im Apparat der sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland zählt Meissner vor allem General Serow (als Chef der SMAD-Innenverwaltung) und Wladimir Semjonow, was dieser in seinen Erinnerungen jedoch energisch abstreitet.109 Malenkow, seit 1939 ZK-Sekretär der KPdSU, hatte während des Krieges den Partei· und Regierungsapparat der UdSSR geleitet. Seit Herbst 1944 stand er auch dem „Komitee für Wiederaufbau in den von der Besetzung befreiten Gebieten" vor.110 Nach Ansicht eines ehemaligen SM AD-Angehörigen konnte sich Malenkows Konzept spätestens im Herbst 1945 innerhalb der sowjetischen Führung durchsetzen.111 Ein wichtiger Grund dafür wird unter anderem in grundsätzlichen außenpolitischen Erwägungen gesehen: Während Molotow eine eher „unein-

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Combined Intelligence Survey No. 4, angefertigt von Oberstleutnant John P. Merrill, 22.1.1947, BÄK, OMGUS, 7 / 2 4 - 3 / 1 - 5 . Loth, Einleitung, Pieck - Aufzeichnungen, S. 21.

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Ebd., S. 21. Ähnlich auch: Byrnes, Speaking Frankly, S. 281. Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 178; Klaus Scheel, Einleitung, S. 28., S. 26. Meissner, Rußland, S. 59, S. 81; Balfour, Four Power Control, S. 44; Krippendorff, Die Liberal-Demokratische Partei, S. 18.

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Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 214, 290; Meissner, Rußland, S. 81f.; Ra'anan, International Policy Formation, S. 32, S. 90.

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Meissner, ebd., S. 81.

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Der Apparat

heitliche" Haltung gegenüber Deutschland nachgesagt wird, war das deutschlandpolitische Konzept Malenkows und Berijas verhältnismäßig einfach: Die UdSSR sollte sich in erster Linie des wirtschaftlichen Potentials bedienen und im übrigen eine eher moderate, gesellschaftspolitisch wenig ambitionierte Politik vertreten. Sie waren sich nicht sicher, ob es der Sowjetunion auf Dauer gelingen werde, ihr Besatzungsgebiet in Deutschland zu halten. Es müsse damit gerechnet werden, daß eines Tages die sowjetische Besatzungszone von den bevölkerungsreicheren und wirtschaftlich stärkeren Westzonen absorbiert werde. Eine schnelle Ausbeutung der SBZ zum Zwecke der sowjetischen Bedarfsdeckung hatte daher Priorität." 2 Die Demontagepraxis fand aber keine einhellige Zustimmung. Sie kam einer wahllosen Plünderung der SBZ gleich, ohne der Sowjetunion Nutzen zu bringen. Als Folge trat schon im Herbst 1945 ein bemerkenswerter Wechsel in der SMAD-Führung ein, als der farblose Leiter des SMAD-Wirtschaftskontrollapparates, General Schabalin, auf Wunsch Shukows von Konstantin Kowal, einem Fachmann, abgelöst wurde. Kowal setzte sich sofort für ein Ende der bisherigen Demontagepraxis ein. Dabei konnte er sich der Unterstützung vieler SMAD-Offiziere sicher sein, deren vornehmliches Interesse eine funktionierende Besatzungszone war und die vor Ort daher oft im Konflikt mit den Demontagekommandos standen. 113 Das Fiasko der Demontagepolitik ermöglichte es schließlich einer dritten Gruppe im Moskauer Machtzentrum, Einfluß auf die Gestaltung der sowjetischen Besatzungs- und Deutschlandpolitik zu gewinnen. An ihrer Spitze stand der Leningrader Parteisekretär der KPdSU, Andrej Shdanow, ein Ideologe, der seit 1939 dem Politbüro seiner Partei angehörte. Während des Krieges war er mit der Verteidigung des belagerten Leningrad beauftragt und verlor dadurch an Einfluß im Moskauer Machtzentrum. Nach 1945 baute er seine Position wieder aus, wobei ihm Malenkow im Weg stand. Shdanow lehnte Malenkows Demontagepolitik ab und favorisierte eine rasche Umgestaltung der SBZ nach sowjetischem Vorbild." 4 Innerhalb der Militäradministration sicherte er sich bereits im April 1946 eine bedeutende Machtpostion, als Marschall Shukow abgelöst und abgeschoben wurde. Bis dahin hatte der Marschall die Besatzungspolitik in Deutschland entscheidend mitbestimmen können. Seine politische Linie war verhältnismäßig pragmatisch und vom Denken in militärischen Kategorien bestimmt. Sie konzentrierte sich auf eine ökonomische Rekonstruktion der SBZ und eine dauerhafte Bindung an die Sowjetunion. Außerdem legte Shukow Wert auf eine Fortsetzung der Waffenbrüderschaft mit den Westmächten." 5 Von Shdanows aggressivem politischem Kurs war er wenig angetan, vor allem, weil er fürchtete, der Leningrader Parteisekretär könne zu großen Einfluß auf das sowjetische Militär gewinnen." 6 Die Ablösung Shukows erfolgte zu einer Zeit, in der das Militär nach dem „Großen Vaterländischen Krieg" wieder der vollständigen Kontrolle durch die KPdSU unterstellt wurde. An die Stelle Shukows trat General Sokolowskij, ein Offizier, der das Vertrauen der Partei- und Staatsführung in Moskau genoß. 117

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Rudolph, The Agencies of Control, S. 19; Schwarz, Vom Reich, S. 267; Balfour, Four Power Control, S. 44; Meissner, Die sowjetische Deutschlandpolitik, S. 450f. Rudolph, The Execution of Policy 1945-47, S. 43; Schwarz, Vom Reich, S. 267. Lauffer, Auf dem Wege zur staatlichen Verselbständigung der SBZ, S. 34. Ebd., S. 44; Ra'anan, International Policy Formation, S. 89; Meissner, Rußland, S. 82. Hahn, Postwar Soviet Politics, S. 9. Diese These wird auch gestützt von: Meissner, Die sowjetische Deutschlandpolitik, S. 451. Smith, Germany Beyond the Wall,1969, S. 205. Hahn, Postwar Soviet Politics, S. 39; Meissner, Rußland, S. 81; Klimow, Berliner Kreml, S. 205.

SMAD als

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Von April 1946 bis 1948 wurde der politische Kurs der SMAD im wesentlichen von drei politischen Linien bestimmt: Während Malenkow und Berija offenbar ihren Einfluß über den Apparat des Geheimdienstes ausübten, vertrat Oberst Tulpanow die aggressive Linie Shdanows, der sich bis zum Jahresende in der Gunst Stalins angeblich durchgesetzt hatte.118 Das sowjetische Außenministerium konnte zwar eine Zwischenposition vertreten, verfügte aber nicht über die geeigneten Machtinstrumente zu deren Durchsetzung." 9 Der Politische Berater hatte nicht erst mit der Ablösung Sobolews, sondern schon 1945 während des Aufbaus der SMAD viel Einfluß verloren, nachdem sich herausgestellt hatte, daß er mit der Lenkung und Kontrolle des politischen Lebens in der SBZ neben seinen außenpolitischen Aufgaben überfordert war. Aus diesem Grund wurden der Militärrat eingeschaltet und zusätzlich die Propagandaverwaltung geschaffen. Der Politischer Berater beschränkte sich nur noch auf den internationalen Aspekten der deutschen Frage und auf die Mitarbeit in den Gremien des Alliierten Kontrollrates120. Die bedeutende Position Tulpanows hatte nicht nur mit dessen Verbindungen zu Shdanow, sondern auch mit dem Aufgabenfeld der Verwaltung für Propaganda zu tun, das ihm und seinen Mitarbeitern große Handlungsspielräume gewährte und ihn in seiner Funktion lange Zeit unentbehrlich machte. Sein Auftreten, seine exponierte Position und vor allem seine scharfe Rhetorik verleiten jedoch dazu, ihn zu überschätzen. Seine Machtfülle war zu keinem Zeitpunkt so groß, daß er beispielsweise über die Vereinigung von SPD und KPD zur SED allein hätte entscheiden können. Auch wenn er, wie wir wissen, maßgeblicher Betreiber einer Bolschewisierung der SBZ war, verlangte das politische System der UdSSR stets, daß auch weniger wichtige Entscheidungen von höchster Stelle getroffen wurden. Auch für Tulpanow gab es Vorgesetzte, denen gegenüber er Rechenschaft ablegen mußte. Allerdings deutet einiges darauf hin, daß er seine exponierte Stellung in der SMAD dazu ausnutzte, um selbst Besatzungspolitik zu gestalten und dabei Rückhalt durch Andrej Shdanow erfuhr. Dessen plötzlicher Tod beendete Tulpanows Karriere allmählich. Es dauerte jedoch noch ein Jahr, ehe er seinen Posten in Berlin räumte, um als Hochschullehrer in die UdSSR zurückzukehren.

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Zu den Beziehungen Shdanow - Tulpanow: Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 178; Balfour, Four Power Control, S. 44; Ra'anan, International Policy Formation, S. 85, S. 87f.; Smith, Germany Beyond the Wall, S. 205; Meissner, Rußland, S. 81f.; Krisch, German Politics under Soviet Occupation, S. 26. Zum Verhältnis Shdanow - Stalin siehe: Hahn, Postwar Soviet Politics, S. 12, S. 20; Loth, Stalins ungeliebtes Kind, S. 130f.

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Meissner, Rußland, S. 82. Hierzu: Abrassimow, 300 Meter vom Brandenburger Tor, S. 83. Siehe auch: Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 218f.

3

Die „Tägliche Rundschau"

3. 1 Die Vorgeschichte Die Herausgabe von Zeitungen gehörte zur Besatzungspolitik aller vier Siegermächte. Die Amerikaner ließen zunächst Heeresgruppenzeitungen erscheinen. Vom 8. August bis zum 11. November 1945 gaben sie in Berlin die „Allgemeine Zeitung" heraus. Am 17. Oktober 1945 folgte in München „Die Neue Zeitung", die bis 1955 erschien.1 Auch die britische Besatzungsmacht schuf sich am 2. April 1946 mit der Zeitung „Die Welt" ein eigenes Sprachrohr, das 1953 an einen deutschen Verlag veräußert wurde. In der französischen Besatzungszone gab es seit 1945 die „Nouvelles de France". Sie waren zunächst für die eigenen Besatzungstruppen bestimmt und erschienen nur in französischer Sprache. Seit dem 1. Januar 1947 kam auch eine zweisprachige Ausgabe heraus. Während sich die Franzosen schon 1949 vom deutschen Zeitungsmarkt zurückzogen, beendeten die Briten und Amerikaner ihr Engagement 1953 beziehungsweise Anfang 1955. In der Sowjetischen Besatzungszone erschien seit dem 15. Mai 1945 mit der „Täglichen Rundschau" die erste reguläre Tageszeitung nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches". Das Blatt war anfänglich als Frontzeitung der Roten Armee konzipiert, avancierte am 4. Juli 1945 zum offiziellen Organ der SMAD und wurde nach Gründung der DDR im November 1949 von der „Sowjetischen Kontrollkommission" (SKK) übernommen. Von Mai 1953 bis zu ihrer Einstellung am 30. Juni 1955 diente es dem sowjetischen Hochkommissariat in Deutschland als Hausorgan. Von allen Besatzungsblättern erschien die „Tägliche Rundschau" am längsten. Nachrichtenblätter für die deutsche Bevölkerung Die „Tägliche Rundschau" hatte keine Tradition. Ihre Vorgeschichte war kurz. Sie reicht in die Schlußphase des Zweiten Weltkrieges zurück, eine Zeit, in der die Rote Armee ihre Propagandaarbeit beträchtlich steigerte. Unzählige Flugblätter wurden verteilt, durch größere Städte fuhren Lautsprecherwagen. Vereinzelt kam es auch zum Einsatz mobiler Rundfunkstationen. Doch anders als es sich die KPD-Führung im Moskauer Exil vorgestellt hatte, blieben alle diese Aktivitäten der Roten Armee vorbehalten.2 Zur Herausgabe von Zeitungen fehlten zunächst fast alle 1

2

Hurwitz, Stunde Null, S. 45-117; ders., Eintracht, S. 223; Matz, Die Zeitungen der US-Armee für die deutsche Bevölkerung 1944-1946; Hartenian, The Role of Media in Democratizing Germany, S. 145190. Doernberg, Befreiung, S. 69f.; Weiß, Am Morgen, S. 32; Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 379-381.

Die

Vorgeschichte

37

Voraussetzungen: Die meisten deutschen Druckereibetriebe waren entweder zerstört, stark beschädigt oder unmittelbar nach dem Einmarsch der Roten Armee demontiert worden. Infolge des Zusammenbruchs der Stromversorgung funktionierten weder Telefon- noch Fernschreibverbindungen. Hinzu kam, daß auch die meisten Verkehrswege unterbrochen waren. Wenn überhaupt, konnten Zeitungen nur in eng begrenzten Gebieten verteilt werden. Ungeachtet dieser widrigen Umstände tauchten in den letzten Apriltagen des Jahres 1945 die ersten „Nachrichtenblätter für die deutsche Bevölkerung" auf, die sich in ihrem äußeren Erscheinungsbild bereits an regulären Zeitung orientierten. Entstehungsgeschichte, Erscheinungsdauer und Verbreitung dieser Blätter lassen sich nur in Einzelfällen rekonstruieren.3 Sie wurden nicht nur auf Front- beziehungsweise Armeegruppenebene, sondern auch in kleinere Einheiten redigiert. Beispielsweise gab die Politverwaltung der 8. Gardearmee im Raum Zossen Ende April 1945 eine Frontzeitung unter dem Titel „Nachrichten" heraus.4 Zu ihren Mitarbeitern zählte auch der junge Deutsche Stefan Doernberg, der mit seinen Eltern 1935 in die UdSSR emigriert und 1941 zur Roten Armee eingezogen worden war, um im Range eines Leutnants als Politoffizier an der Eroberung Berlins teilzunehmen. Anschließend war er für kurze Zeit als Adjutant des SMAChefs General Skosyrews in Mecklenburg eingesetzt, wo er auch das KPD-Organ „Volkszeitung" zensierte, ehe er in die Redaktion der „Täglichen Rundschau" nach Berlin wechselte.5 Die „Nachrichtenblätter" waren teils einseitig im DIN A-2 Format gedruckt, um an Litfaßsäulen oder an Häuserwänden angeschlagen zu werden, teils handelte es sich um beidseitig bedruckte Ausgaben in kleineren Formaten, die wie Flugblätter verteilt wurden. Schätzungen schwanken zwischen Auflagen von 10000 und 200000 Exemplaren pro Ausgabe. 6 Am 14. Mai 1945 meldete die 1. Belorussischen Front an die Politische Hauptverwaltung der Roten Armee zur Lage in Berlin, daß ein Informationsblatt mit einer Auflage von 300000 Exemplaren erschienen sei. 5 000 Exemplare davon habe man als Plakate verbreitet.7 Auch über die Erscheinungsdauer der „Nachrichtenblätter" liegen nur vage Angaben vor.8 Jedoch auch nachdem im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands bereits reguläre Zeitungen erschienen, wollte die sowjetische Besatzungsmacht noch nicht auf die „Nachrichtenblätter" verzichten. Viele erschienen daher noch bis Mitte Mai 1945 und in dem anfänglich von britischen und amerikanischen Truppen besetzten Teil der SBZ sogar noch bis Mitte Juli 1945.9 Die „Nachrichtenblätter" veröffentlichten neben Befehlen und Anordnungen der sowjetischen Besatzungsmacht Meldungen des für die Kriegsberichterstattung zuständigen „Sowjetischen In3 4 5 6 7 8

9

Scheel, Das „Nachrichtenblatt für die deutsche Bevölkerung", S. 6 9 2 - 7 1 0 . Doernberg, Befreiung, S. 90. Siehe auch: Scheel, Das „Nachrichtenblatt für die deutsche Bevölkerung", S. 694f. Doernberg, Befreiung, S. 160-166. Nachrichtenblatt für die deutsche Bevölkerung, 6.5.1945, LAZ, Nr. 2897; Scheel, Einleitung, S. 28. Meldung der 1. Belorussischen Front an die Politische Hauptverwaltung der Roten Armee zur Lage in Berlin am 14. Mai 1945, Die Befreiung Berlins 1945. S. 229, Dok. Nr. 202. Hierzu zum Beispiel: Raue, Im Dienste, S. 79; Die ersten Schritte in den Jahren 1945 und 1946, Theorie und Praxis, Beilage zur NDP, 33 (1979), Nr. 2, S. 15; Gerigk, Zwei Jahre danach, S. 2f.; Leithäuser, Journalisten, S. 10. Siehe zum Beispiel: Nachrichtenblatt für die deutsche Bevölkerung, Nr. 20,13.5.1945, LA Berlin, Rep. 240, Acc. 1532, Nr. 22. Scheel, Das „Nachrichtenblatt für die deutsche Bevölkerung', S. 7 0 0 - 7 1 0 ; Doernberg, Befreiung, S. U l f .

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Die „Tägliche

Rundschau"

formationsbüros" (Sowinformbüro) aus Moskau und der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS (Telegrafnoje Agenstwo Sowjetskowo Sojusa). Den Politoffizieren bereitete es oft Schwierigkeiten, genügend Nachrichten für ihre Flugblatt-Zeitungen zu sammeln. Häufig stand ihnen neben abgehörten Rundfunksendungen nur die sowjetische Parteizeitung „Prawda" zur Verfügung, aus der sie Beiträge ins Deutsche übertrugen.10 Doch ungeachtet ihres geringen Informationswertes fanden die „Nachrichtenblätter" reißenden Absatz, zählten sie doch zu den wenigen Informationsquellen für die deutsche Zivilbevölkerung. Eine spürbare Verbesserung in der Versorgung mit Nachrichten trat erst ein, als Ende April/Anfang Mai 1945 im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands vorübergehend vier „Frontzeitungen" erschienen. „Frontzeitungen für die deutsche Bevölkerung" Bereits in der Schlußphase des Krieges plante die Hauptverwaltung für politische Propaganda die Herausgabe von zwei überregionalen Zeitungen: je eine für Preußen und Schlesien, das damals noch zur sowjetischen Besatzungszone zählte.11 Die Blätter erschienen jedoch nicht. Statt dessen befahl die politische Hauptverwaltung am 1. Mai 1945 die Herausgabe vier sogenannter Frontzeitungen, von denen zwei für Berlin vorgesehen waren.12 Es handelte sich dabei um die „Tägliche Rundschau" und die „Berliner Zeitung", deren erste Ausgaben am 15. beziehungsweise 21. Mai 1945 erschienen. Beide Blätter nahmen in der Presselandschaft des sowjetischen Besatzungsgebietes eine Sonderrolle ein. Der Entschluß, in Berlin zwei Zeitungen erscheinen zu lassen, entsprach der besonderen Rolle der deutschen Reichshauptstadt in den politischen Planungen der sowjetischen Besatzungsmacht. Im September 1944 hatten die USA, Großbritannien und die UdSSR beschlossen, Berlin gemeinsam zu besetzten und zu verwalten. Im Mai 1945 stand die Stadt zunächst unter sowjetischer Besatzung. Es vergingen noch zwei Monate, ehe Anfang Juli 1945 die ersten amerikanischen und britischen Einheiten einrückten. Die sowjetische Seite nutzte ihre zeitweilige Alleinherrschaft, um sich politische Vorteile zu verschaffen. Hierzu zählte beispielsweise die Einsetzung eines neuen Magistrats, die Herausgabe von Zeitungen sowie die Wiederzulassung von Parteien und Gewerkschaften. All dies geschah in der Erwartung, daß Berlin auch in Zukunft eine große Ausstrahlungskraft auf die politische Entwicklung aller Besatzungszonen Deutschlands haben werde. Neben der „Täglichen Rundschau" und der „Berliner Zeitung" erschien am 22. Mai 1945 in Dresden die erste Ausgabe der „Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung". Herausgeber war die Politverwaltung der 1. Ukrainischen Front. Sie hatte sechs Ausgaben pro Woche und bei ei10 11

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Doernberg, Befreiung, S. 111 f., S. 113. Dies konnte Wilhelm Pieck von dem Mitarbeiter des KPdSU-Zentralkomitees, Panuschkin, erfahren: Vorbereitung Piecks auf ein Gespräch mit Georgi Dimitroff, 19.2.1945, „Gruppe Ulbricht" in Berlin April bis Juni 1945, S. 227. Hinweise auf diesen nicht veröffentlichten Befehl geben: Weiß, Am Morgen, S. 38; Wolfgang Lohse, Die Politik der Sowjetischen Militäradministration, S. 23; Wehner, Dresden in den ersten Jahren des revolutionären Umwälzungsprozesses, S. 37. Nach Angaben Erich Kubys wurde der Beschluß zur Herausgabe von zwei Zeitungen für Berlin von der Delegation des sowjetischen Außenhandelskommissars Anastas Mikojan bei dessen Besuch in Berlin Anfang Mai 1945 gefaßt: Kuby, Die Russen in Berlin, S. 358.

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nem durchschnittlichen Umfang von vier Seiten eine Auflage von rund 100000 Exemplaren. Das Blatt wurde in einer erbeuteten deutschen Felddruckerei bei Pirna gedruckt und in Dresden und dessen näherer Umgebung verteilt. Anfang Juli 1945 gelangte ein Teil der Auflage auch in das von amerikanischen Truppen geräumte Leipzig.13 Chefredakteur war der 35jährige Major Wladimir Andrejewitsch Ruban, Sohn eines Landarztes aus der Ukraine, der nach dem Literaturstudium 1941 als Politoffizier zur Roten Armee kam. Während des Krieges diente er als stellvertretender Leiter einer 7. Abteilung der Politverwaltung der 1. Ukrainischen Front unter Oberst Alexander W. Kirsanow, dem späteren Chefredakteur der „Täglichen Rundschau". Bei Kriegsende befand sich Ruban in Dresden, wo man ihm der Befehl zur Herausgabe der „Tageszeitung" erteilte.14 In seiner Redaktion waren insgesamt rund 20 Mitarbeiter beschäftigt - außer sowjetischen Politoffizieren auch fünf Deutsche, darunter Fred Oelssner, später Leiter der Agitpropabteilung des ZK der KPD, Theodor Schulze-Waiden, früher Chefredakteur der „Dresdener Neuesten Nachrichten" sowie der Schriftsteller Gustav Leuteritz. Die beiden Letztgenannten gingen später zur „Täglichen Rundschau". 15 Im Kommandobereich der 2. Belorussischen Front erschien seit dem 20. Mai 1945 die „Deutsche Zeitung - Frontzeitung für die deutsche Bevölkerung". 16 Sitz ihrer Redaktion war zunächst Stettin, über dessen Zugehörigkeit zu Deutschland oder Polen noch nicht entschieden war. Nach Stettin wurde auch die KPD-„Initiativgruppe" unter Gustav Sobottka eingeflogen, der unter anderen Karl Raab (Deckname: Arthur Fiedler) angehörte. Kurze Zeit nach seiner Ankunft nahm er Kontakt mit dem sowjetischen Major Wladimir Mulin von der Politverwaltung der 2. Belorussischen Front auf. Mulin, der später Leiter der Rundfunkabteilung in der SMAD-Informationsverwaltung werden sollte, und Raab erhielten „Anweisung, eine Zeitung für den nördlichen Bezirk unter dem Titel,Deutsche Zeitung' herauszugeben". 17 Das Verbreitungsgebiet reichte von Stettin bis Wittenberge und entsprach damit dem Einsatzgebiet der „Gruppe Sobottka". Da man in Stettin vorerst keine geeignete Druckerei fand, wurde die Zeitung in Greifswald hergestellt und mit Flugzeugen verteilt.18 Chefredakteur des Blattes war Oberstleutnant Michail Petrowitsch Sokolow, ein Politoffizier der 2. Belorussischen Front. Bei Kriegsende wurde er nach Stettin abkommandiert. 19 Im Spätsommer 1945 übernahm er die Leitung des SMAD-Verlages (S WA-Verlag) und von 1951 bis 1955 den Posten des Chefredakteurs der „Täglichen Rundschau". 20 Zu sei-

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Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 13-31; Raue, Im Dienste, S. 164, Anmerkung 30; Bruhn, Die Bedeutung der „Täglichen Rundschau" für die Herausbildung partei- und volksverbundener Journalistenpersönlichkeiten, S. 11. Ruban, Die Arbeit der Zeitung „Tägliche Rundschau" für Freundschaft zwischen dem sowjetischen und dem deutschen Volk, S. 20. Zu Rubans Tätigkeit während des Zweiten Weltkrieges: Kügelgen, Nacht der Entscheidung, S. 404, S. 426. Nach seiner Rückkehr in die Sowjetunion wurde Ruban 1951 Professor für Publizistik in Kiew: Bednarsch, Zum Wirken Prof. W. A. Rubans in Leipzig, S. 335f. Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 18; Raue, Im Dienste, S. 79. Raue, Die „Tägliche Rundschau", S. 177, Anmerkung 9. Hinweis auch in: Badstübner/ Loth, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen zur Deutschlandpolitik 1945-1953, S. 52. Aus den Erinnerungen des Genossen Karl Raab, SAPMO/ZPA, EA 1233/1 Karl Raab, Blatt 34 und 36. Ebd., Blatt 37. Siehe auch: Informationen und Argumente so wichtig wie Brot. S. 1-2; Krahn, Quellen der Aktionseinheit, S. 71-78; Voßke, Zur Tätigkeit der Initiativgruppen des ZK der KPD in Mecklenburg/ Vorpommern, S. 195. Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen ... (1977), SAPMO/ZPA, EA 1837, Michail Petrowitsch Sokolow, Blatt 2.

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nen deutschen Mitarbeitern zählte Karl Krahn, der 1949 zum Leiter der außenpolitischen Abteilung des SED-Zentralorgans „Neues Deutschland" aufstieg, und Bernhard Bechler, der spätere Innenminister von Brandenburg.21 Bereits Anfang Juni 1945 beschloß die sowjetische Seite, nur noch eine Tageszeitung - nämlich die „Tägliche Rundschau" - in eigener Regie herauszugeben. Diese Entscheidung stand im Zusammenhang mit der Bildung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). Bereits einen Tag später wurden durch Befehl Nr. 2 der SMAD nicht nur wieder deutsche Parteien und Gewerkschaften zugelassen, sondern diesen auch die Herausgabe eigener Presseerzeugnisse gestattet. Damit war das Intermezzo der „Frontzeitungen" beendet. Bereits am 10. Juni 1945 stellte die „Deutsche Zeitung" ihr Erscheinen wieder ein. Die Angehörigen der „Gruppe Sobottka" gingen nach Waren (Müntz), der Stab der sowjetischen Redakteure wurde nach Liegnitz in Schlesien verlegt und ließ die Zeitung dort eine Zeitlang weiter erscheinen.22 Wie schon erwähnt, wurde die „Berliner Zeitung" am 21. Juni dem Magistrat der Stadt übergeben. Als letzte der „Frontzeitungen" stellte am 1. August 1945 die Dresdener „Tageszeitung" ihr Erscheinen ein. Die Redaktion, darunter auch die meisten deutschen Mitarbeiter, ging anschließend nach Berlin zur „Täglichen Rundschau". Auch Chefredakteur Ruban wechselte in die Redaktion des SMAD-Organs und blieb dort bis 1947 Stellvertreter Kirsanows 23 Die „Tägliche Rundschau" - von der Frontzeitung zum offiziellen Organ der S M A D Nach Erlaß des PURKKA-Befehls zur Herausgabe von zwei Frontzeitungen für Berlin ordnete General Galadschew, Chef der Politverwaltung der 1. Belorussischen Front, die Vorbereitungen zur Herausgabe beider Blätter an. Die Redaktionen etablierten sich am Sitz der Politverwaltung an der Rohrwallallee in Karolinenhof (Stadtbezirk Köpenick).24 Für die Drucklegung kam die vorgesehene Druckerei des „Völkischen Beobachters" im Berliner Zeitungsviertel wegen schwerer Beschädigungen allerdings nicht in Frage. Der sowjetische Stadtkommandant, General Bersarin, ließ daraufhin kurzfristig den kleinen Druckereibetrieb Meusel in der Kreuzberger Urbanstraße herrichten. In der Nacht zum 15. Mai 1945 wurde dort die erste Ausgabe der „Täglichen 20 21 22

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Sokolow, Im Geist der deutsch-sowjetischen Freundschaft, S. 40; Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen ... (1977), SAPMO/ZPA, EA 1837, Michail Petrowitsch Sokolow, Blatt 25-30. Informationen und Argumente so wichtig wie Brot, S. 1; Krahn, Quellen der Aktionseinheit, S. 71-78; Voske, Zur Tätigkeit der Initiativgruppen, S. 195. Zur Verlegung nach Waren: Aus den Erinnerungen des Genossen Karl Raab, Blatt 38f. Zu Liegnitz: Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen ... (1977), Blatt 2; Informationen und Argumente so wichtig wie Brot, S. 6. Zur Einstellung der Deutschen Zeitung siehe: Bruhn, Die Bedeutung der „Täglichen Rundschau", S. 11. Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 29; Ruban, Frühling in Dresden, S. 2f. Zum Umzug nach Berlin: Memorandum des Pressekontrolloffiziers Peter de Mendelssohn über die Situation der Berliner Presse, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 2; Schilderung der deutschen Mitarbeiterin Ingeborg Kretzschmar, Meine kostbarste Universität, S. 25 ff. Ruban verließ 1947 die Redaktion, seine Nachfolger waren Arkadi Kwassow, Georgi F. Pschenzyn, Daniel Parchomenko; A. W. Ratschkow. Tschubinski, „Kultur euer aller Sache", S. 40. Doernberg, Befreiung, S. 90.

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Rundschau" hergestellt.25 Die Redaktion blieb zunächst in Karolinenhof, sie zog erst am 6. Juni 1945 in die Göhrener Straße im Stadtbezirk Prenzlauer Berg um.26 Im Juli 1945, kurz vor Übernahme Kreuzbergs durch die Amerikaner, wurde die Druckerei demontiert und in den sowjetischen Sektor gebracht.27 Inzwischen hatten sowjetische Soldaten aus den Trümmern des Verlagsgebäudes der Druckerei Müller & Sohn eine Druckmaschine geborgen und instand gesetzt, auf der die „Tägliche Rundschau" bis zum 14. August gedruckt wurde. Anschließend stellte man die Zeitung auf den leistungsfähigeren Druckmaschinen des ehemaligen NSDAP-Organs her, die bisher das CDU-Organ „Neue Zeit" benutzte.28 Zugleich wurde die in Fraktur gesetzte Titelgraphik durch ein modernes Schriftbild ersetzt. Die Übernahme des Großformates vom „Völkischen Beobachter" störte die sowjetischen Herausgeber nicht weiter. Auch die amerikanische „Neue Zeitung" erschien in München in diesem Format. Die Amerikaner bedienten sich dort ebenfalls moderner Druckmaschinen, auf denen einst das NSDAP-Organ hergestellt worden war. 29 In den ersten Tagen ihres Erscheinens präsentierte sich die „Tägliche Rundschau" als Organ einer sowjetischen Militärdienststelle, wie aus ihren wechselnden Untertiteln („Frontzeitung für die deutsche Bevölkerung" und „Tageszeitung des Kommandos der Roten Armee für die deutsche Bevölkerung") unschwer zu erkennen war. Die direkten Hinweise auf die Besatzungsmacht sollten aber bald verschwinden. Vom 19. Juni 1945 bis Ende 1946 lautete der Untertitel schlicht „Zeitung für die deutsche Bevölkerung". Seit dem 1. Januar 1947 bis zum Tag der Einstellung am 30. Juni 1955 nannte sich die „Tägliche Rundschau" nur noch „Zeitung für Politik, Wirtschaft und Kultur". Zwar hatte es in Berlin schon einmal eine „Tägliche Rundschau" gegeben, die 1881 gegründet, Ende der zwanziger Jahre der Deutschen Volkspartei (DVP) unter Gustav Stresemann zeitweilig als Parteiblatt gedient hatte. 30 Es dürfte aber kaum im sowjetischen Interesse gelegen haben, durch die Wahl dieses Namens an die deutsche Pressetradition der Zeit vor 1933 anzuknüpfen. Von Anfang an erschien die „Tägliche Rundschau" an sechs Tagen in der Woche. Einer Berliner Pressetradition folgend, wurde die Zeitung an Montagen nicht herausgegeben. Im Umfang unterschied sich die Zeitung mit durchschnittlich vier Seiten pro Werktagsausgabe zunächst nicht von anderen deutschen Zeitungen. Im August 1945 unternahm die Redaktion einen ersten Versuch, an Werktagen eine sechsseitige und an Wochenenden eine achtseitige Ausgabe herauszubringen. 25

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Kirsanow, Die erste BZ, S. 18; Weiß, Am Morgen, S. 38—41; ders., Ich war wieder Journalist, S. 557; de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 507; Kuby, Die Russen in Berlin, S. 358; Leithäuser, Journalisten, S. 13; Nebenzahl, Mein Leben, S. 45. Siehe auch: Nitz, Als die erste „Tägliche Rundschau" erschien. Die Druckerei Meusel hatte während des Zweiten Weltkrieges die Zeitung Berliner Süden hergestellt: de Mendelssohn, ebd.; Kuby, ebd., S. 359. TR, 6.6.1945; Weiß, Ich war wieder Journalist, S. 557f. Siehe auch: Die Befreiung Berlins, S. 240, Dok. 219; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 35. Im März 1946 zog die Redaktion nach Friedrichshain um: TR, 15.3.1946. Auskunft von Frau Meusel, 14.10.1982. Siehe auch: Kuby, Die Russen in Berlin, S. 358. De Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 507f.; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 38. TR, 14.8.1945. Siehe auch: Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/ 238-3/16, S. 1 f.; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 32f. Adam, Geschichte der „Täglichen Rundschau"; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 104f.; de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 508.

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Dieses Vorhaben mußte jedoch nach kurzer Zeit wieder abgebrochen werden. Auch das Organ der sowjetischen Militärverwaltung litt unter der Papierknappheit. So überstieg die Auflage der ersten Ausgaben der „Täglichen Rundschau" kaum 150000 Exemplare. Selbst diese Zahl ist vermutlich noch zu hoch angesetzt.31 Zwar hatte die Rote Armee in Mitteldeutschland große Papiervorräte erbeuten können, wegen erheblicher Transportprobleme konnten diese aber nicht rechtzeitig herbeigeschafft werden. 32 Erst Mitte September 1945 wurde die Auflage auf rund 400000 Exemplare erhöht. 33 Zu diesem Zeitpunkt verfügte der Verlag der Zeitung über ausreichende Papiervorräte und leistungsfähige Druckmaschinen. Ein weiterer wichtiger Grund, der zur Steigerung der Auflage führte, war die wachsende Konkurrenz der Zeitungen aus den Berliner Westsektoren.34 1946 konnte schließlich auch der Umfang der „Täglichen Rundschau" erweitert werden: Ab 7. Februar erschien sie an Werktagen erstmals mit einer sechsseitigen und ab dem 17. Juli an Sonntagen mit einer achtseitigen Ausgabe. Den Sonntagsausgaben wurde außerdem zeitweilig eine auf Glanzpapier gedruckte „Bild-Rundschau" beigelegt.35 Die „Tägliche Rundschau" erschien in einem eigens hierfür gegründeten Verlag. Anfang Mai 1946 kam dort unter dem Titel „Neue Welt" auch eine theoretische Halbmonatsschrift in einer Auflage von 10000 und später 50000 Exemplaren heraus. 36 Sie wurde von den Redakteuren der „Täglichen Rundschau" redigiert. Chefredakteur war zunächst Oberst Kirsanow, 1948 übernahm Oberleutnant I. E. Feldmann diesen Posten. Dem Redaktionskollegium gehörte von 1948 bis 1949 auch Oberst Tulpanow an. Seit dem 1. Juni 1946 gab der Verlag außerdem eine Wochenzeitschrift, die „Illustrierte Rundschau" (bis 1. 11. 1954), heraus.37 Die Zeitschrift wurde im Kupfertiefdruckverfahren hergestellt und bei einem Umfang von 30 Seiten in einer Auflage von 100000 bis 200000 Exemplaren verbreitet.38 Darüber hinaus erschien seit 1948 eine „Romanzeitung", die literarische Werke in Zeitungsform verbreitete. Schließlich besorgte der Verlag 31

Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 2. Günter Raue nennt eine Anfangsauflage von 150000 bis 200000 Exemplaren: Raue, Im Dienste, S. 76; Günter Kertzscher gibt 100000 an: 30 Jahre Befreiung vom Hitlerfaschismus, S. 4. Fischer, Reeducations- und Pressepolitik, S. 34, nennt 800000 Exemplare.

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De Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 507; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 39; 30 Jahre Befreiung vom Hitlerfaschismus, S. 4. Special Interrogation Report: Current Political Intelligence on Berlin, obtained from Ernst Lemmer, 7.9.1945, BAK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 6. Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 2. Diese Angabe wurde im wesentlichen auch von östlicher Seite bestätigt: 30 Jahre Befreiung vom Hitlerfaschismus, S. 4; Raue, Im Dienste, S. 76.

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TR, 11.8.1946. Schreiben von Fred B. Bleistein (US-Civ.), Chef der Publication Section an Chef ICD/ OMGUS Schreiben der Publication Section, OMGBS, 10.6.1946, LA Berlin, Rep. 240 (OMGBS), 4/137-2/1. Zur Auflage der Neuen Welt, die vom 2. Mai 1946 bis Dezember 1954 erschien: Raue, Im Dienste, S. 193. TR, 1.5.1946; Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen ... (1977), SAPMO/ZPA, EA 1837, Michail Petrowitsch Sokolow, Blatt 25. Siehe auch: Reinhardt, Die neue Illustrierte Rundschau, TR, 30.6.1946; Bruhn, Die Bedeutung der „Täglichen Rundschau", S . l l . Die Auflage belief sich im ersten Quartal 1948 pro Ausgabe auf 250000 Exemplare: Papierbedarf und Auflagen der Parteizeitungen, erstes Quartal 1948, SAPMO/ZPA, IV 2/9 02/64, Agitation, Blatt 52 und 53. Sie auch: Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 22.

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während der gesamten Zeit seiner Tätigkeit auch die Edition zahlreicher Einzelbroschüren, die zumeist kommentierte SMAD-Befehle, Reden, Interviews und Stellungnahmen sowjetischer Parteifunktionäre enthielten.

3. 2 Die Redaktion und ihre Redakteure Die „Tägliche Rundschau" erschien anfänglich ohne Impressum. In der Ausgabe vom 30. Mai 1945 wurde erstmals der Name des Chefredakteurs genannt. Vom 27. Februar 1946 an folgten die Adressen von Redaktionsvertretungen in Dresden, Weimar, Halle an der Saale, Potsdam und Schwerin. 39 Bei diesen spärlichen Angaben blieb es bis zum Schluß. Die Redaktion der „Täglichen Rundschau" hielt sich im Hintergrund. Ihre wichtigsten Posten waren mit Politoffizieren der Roten Armee besetzt. Während des Krieges dienten sie in den 7. Abteilungen der Frontpolitverwaltungen. Viele von ihnen besaßen Hochschulbildung, und einige sprachen ausgezeichnet deutsch. Aber nur wenige verfügten über journalistische Erfahrungen. 40 Als Redakteure des offiziellen Organs der sowjetischen Besatzungsmacht unterstanden sie der von Oberst Tulpanow geführten Propaganda- beziehungsweise Informationsverwaltung, für die sie auch als „Lektoren" und Zensoren arbeiteten.41 Zwischen 1945 und 1955 leiteten insgesamt vier Chefredakteure die „Tägliche Rundschau". Der erste, Oberst M. Sokolow trat während seiner kurzen Amtszeit kaum in Erscheinung.42 Sein Nachfolger, Oberst Alexander Wladimirowitsch Kirsanow, erreichte dagegen eine gewisse Prominenz. Offenbar kannte er Berlin. Von November 1932 bis Mai 1933 soll er sich in der Stadt aufgehalten haben, zwischen 1936 und 1939 folgte ein zweiter Aufenthalt als TASS-Korrespondent. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion ging Kirsanow zur Hauptverwaltung der 7. Abteilungen der Roten Armee in Moskau. Sie setzte ihn in den Jahren 1942 bis 1945 als Bataillonskommissar bei der 1. Ukrainischen und bei der 3. Belorussischen Front als Leiter der 7. Abteilung ein 43 Zu seinen Untergebenen gehörten auch Offiziere, die nach 1945 für die „Tägliche Rundschau" arbeiteten, darunter die stellvertretenden Chefredakteure Wladimir A. Ruban und Nikolai N. Bernikow. 44 Am 18. Mai 1945 wurde Kirsanow zur Herausgabe der „Berliner Zeitung" nach Deutschland befohlen, befaßte sich jedoch bis Anfang Juli 1945 hauptsächlich mit dem Aufbau einer Nachrichtenagentur, aus der das Sowjetische Nachrichtenbüro (SNB) hervor-

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TR, 27.2.1946. In späteren Jahren kamen noch Redaktionsvertretungen Erfurt, Frankfurt an der Oder, Magdeburg, Rostock und Leipzig hinzu: TR, 17.8.1953. Siehe auch: Raue, Im Dienste, S. 131. Tschubinski, Die TR - eine Schule journalistischer Kader, S. 22. Tulpanow, Deutschland, S. 58; ders., Erinnerungen, S. 10, S. 81; Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 429; Einsiedel, Tagebuch, S. 200f.; Doernberg, Befreiung, S. 200; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 33; Abusch, Aus den ersten Jahren unserer Kulturrevolution, S. 48; Patent, Im Kampf um die neue Weltanschauung, S. 353-363; Kantorowicz, Deutsches Tagebuch, Bd. 1, S. 287. Es wird häufig vermutet, daß es sich bei diesem Namen um ein Pseudonym handelte, hinter dem sich Oberst Tulpanow verborgen haben soll: de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 51 lf.; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 226. Dies trifft offenbar aber nicht zu. Ebensowenig war er mit Oberstleutnant Sokolow identisch, der 1951 die Leitung der Redaktion übernahm. Burzew, Einsichten, S. 25, S. 32, S. 62; Kügelgen, Nacht der Entscheidung, S. 408f.

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ging. Ende Juli übernahm er die Chefredaktion der „Täglichen Rundschau". Obwohl Kirsanow sich mehrere Jahre in Deutschland aufgehalten hatte, waren seine Sprachkenntnisse nicht besonders gut. Als Chefredakteur der „Täglichen Rundschau" ließ er sich seine Beiträge ins Deutsche übersetzen.45 Seine Kommentare zeichnete er mit „N. Orlow". Das Pseudonym überdauerte Kirsanows Amtszeit und wurde offenbar auch von anderen prominenten sowjetischen Autoren benutzt. Ähnliches galt übrigens auch für andere Pseudonyme wie „Nesterow" und „O. Schmidt". 46 Zur Persönlichkeit Kirsanows liegen sehr unterschiedliche Einschätzungen vor. Bemt von Kügelgen, der sich in sowjetischer Kriegsgefangenschaft dem NKFD angeschlossen hatte und zeitweilig der 7. Abteilung Kirsanows zugeteilt war, zeigt sich vom ersten Zusammentreffen mit dem Oberst tief beeindruckt: „Kluge Augen sehen uns entgegen. Die Gesichtszüge weisen auf Energie und hochentwickelten Intellekt. Ein ständiges Grübeln und Denken deutet sich in seinem Minenspiel an. Das Wesen eines Wissenschaftlers und eines Offiziers von hoher Verantwortung vereinen sich zu einem Persönlichkeitsbild, das eine starke Wirkung auf mich ausübt".47 Bei Heinrich Graf von Einsiedel, von 1947 bis Ende 1948 Mitarbeiter der „Täglichen Rundschau", liest sich das etwas anders: „Seine Ursprünglichkeit, Einfachheit und Breite können ebenso begeistern, wie das finstere Lauern, das sich immer hinter seiner bärigen Vertrautheit und hinter seinen kleinen flinken Augen zu verbergen scheint, Furcht einflößt". 48 Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" schreibt unter der Überschrift „Anstalt für Gemütskranke", Kirsanow sei Agent des MGB gewesen und habe eine ganze Reihe seiner Untergebenen dem gefürchteten Staatssicherheitsdienst ausgeliefert 49 Ende 1948 erschütterte die Flucht einer Reihe deutscher Mitarbeiter Kirsanows Position, 1949 mußte er seinen Berliner Posten räumen, was in der westlichen Presse zu zahlreichen Spekulationen führte: So seien ihm neben der Erfolglosigkeit der „Täglichen Rundschau" politische Verfehlungen seiner Untergebenen vorgeworfen worden. Aber auch nach seiner Absetzung hielt sich Kirsanow in Berlin auf, auch wurde sein Name noch bis zum 24. August 1950 im Impressum der „Täglichen Rundschau" genannt. Wenig später soll er während der Herbstmesse in Leipzig verhaftet und in die UdSSR gebracht worden sein50, wurde aber bald

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Kügelgen, ebd.; Kirsanow, Grundprinzipien, die das Profil der Täglichen Rundschau prägten, S. 5. Bernikow war von 1950 bis 1955 stellvertretender Chefredakteur: Zeitungsverlag, 49 (1952), Nr. 10, S. 255; Bernikow, Die Arbeit war nicht vergeblich, S. 20; ders., Damals Novum - heute Gewohnheit, S. 14; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 72f. .

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Kirsanow, Wie es damals war. Erinnerungen zum 20. Jahrestag der DDR, S. 37; General, Mein erster Tag begann abends um zehn; Anstalt für Gemütskranke, S. 12. Zu Kirsanows Sprachkenntnissen: Schreiben des Leiters des Union-Verlages, Hermann Katzenberger, an Andreas Hermes, 15.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3.

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SPD-Pressedienst, 2.7.1955: Das letzte Besatzungsblatt verschwand, Fundort: AdsD, SPD-PV-Ostbüro 02699 0287 A I. Siehe auch: Bericht des SPD-Ostbüros, 8.4.1953, AdsD, SPD-PV-02700, Ostbüro 0287 A II; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 99; Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 255. Kügelgen, Nacht der Entscheidung, S. 408. Einsiedel, Tagebuch, S. 209. Anstalt für Gemütskranke, S. 12f. Der Tagesspiegel, 22.6.1949; Die Neue Zeitung, 11.7.1950. Zur Verhaftung Kirsanows: Die Neue Zeitung, 15. 8.1950. Vgl. die abweichende Darstellung in: Redaktion Tägliche Rundschau, o. D. (31.1.1953), AdsD, SPD-PV-02700, Ostbüro 0287 A II. Siehe auch Mitschrift HsB, 13.5.1955, AdsD, ebd.

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wieder rehabilitiert und arbeitete von 1951 bis 1956 an der Frunse-Militärakademie, ab 1957 als wissenschaftlicher Oberassistent und später als Professor am Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Akademie der Wissenschaften der UdSSR.51 Er schrieb einige Beiträge zur Geschichte der „Täglichen Rundschau" und besuchte mit seinem einstigen Vorgesetzten Tulpanow mehrere Male die DDR. 52 Die Nachfolge Kirsanows trat am 2. September 1950 Oberstleutnant W. Nemtschinow an, der bereits seit 1945 zur Redaktion gehörte, aber seiner Aufgabe nicht gewachsen war, wofür es offenbar gesundheitliche Gründe gab. Seiner Absetzung folgte jedenfalls keine Verhaftung, er blieb Chefredakteur der „Illustrierten Rundschau". 53 Sein Nachfolger bei der „Täglichen Rundschau" wurde Oberstleutnant Michail Petrowitsch Sokolow. Im Sommer des Jahres 1945 war er nach Berlin befohlen worden, den Druck neuer deutscher Schulbücher zu organisieren.54 Zugleich vermittelte er Aufträge aus der Sowjetunion an deutsche Druckereien. Anläßlich eines Besuches der Leiter sowjetischer Staatsverlage wurde die Idee geboren, einen sowjetischen Verlag in Deutschland zur Herausgabe von Büchern für die Sowjetunion - als Reparationsleistung - und zur Edition von Schriften der marxistisch-leninistischen Theorie sowie die Besorgung von Übersetzungen russischer Literatur für den deutschen Markt aufzubauen. 55 Im Herbst 1945 gründete die SMAD dann den „SWA-Verlag", bei dessen Namensgebung das russische Kürzel für die sowjetische Militäradministration (Sowjetskaja Wojennaja Administratija - SWA) Pate stand, das man in „Sozialismus - Wissenschaft - Aufklärung" umwandelte. 56 Sitz des SWA-Verlages war Berlin, im Frühsommer 1946 zog er nach Leipzig um.57 Zwar hatte Sokolow maßgeblich am Aufbau des Verlages mitgeholfen, übernahm aber nicht dessen Leitung. Die Herausgabe deutschsprachiger Titel besorgten drei sowjetische Offiziere und einige junge deutsche Mitarbeiter, erst später wurde zusätzlich eine deutsche Redaktion gebildet.58 Zwischen 1946 und 1949 gab der „SWA-Verlag" nach Angaben seines damaligen Leiters insgesamt 202 Buchtitel und Broschüren heraus, deren Auflagen jeweils zwischen 30000 und 100000 Exemplaren lagen. 51

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Kirsanow, Wie es damals war, S. 36; Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 432; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 149. Als Wissenschaftler trat er unter anderem mit einer Veröffentlichung über die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Westeuropa und den USA nach dem Zweiten Weltkrieg hervor: Kirsanow, Die USA und Westeuropa. Siehe Berichte in: Neue Zeit, 28.3.1965; Tulpanow, Erinnerungen, S. 80. Vgl. auch: Kirsanow, Vor 20 Jahren. Aussage von Rudolf Reinhardt in einem Gespräch mit dem Verfasser am 18. Mai 1989. Siehe auch: Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 34; Sowjetische Offiziere und deutsches Personal der „Täglichen Rundschau, Fundort: AdsD, SPD-PV-Ostbüro 02699 0287 A; Redaktion der Täglichen Rundschau, o. D. (31.1.1953), AdsD, SPD-PV-02700, Ostbüro 0287 A II und Berichte in: Die Neue Zeitung, 9.4.1950; Der Abend, 2.7.1951. Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen ... (1977), Blatt 3. Siehe auch: Zazworka, Hand in Hand mit den deutschen Antifaschisten der ersten Stunde. Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen ... (1977), Blatt 4; ders., Verlag der Freundschaft, S. 473. SWA = Sowietskaja Voiennaja Administratija. Hierzu: Sokolow, Herzlichen Glückwunsch, S. 15; ders., Verlag der Freundschaft, S. 22. Sokolow, Herzlichen Glückwunsch, S. 15. Zur Tätigkeit des SWA-Verlages vgl. auch die Erinnerungen des ehemaligen Mitarbeiters Klementiew, Welle Moskau-Berlin, S. 338 ff. Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen..., Blatt 10; Sokolow, Herzlichen Glückwunsch, S. 15; ders., Bücher aus Leipzig, S. 469.

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Die „Tägliche

Rundschau"

Von einer Ausnahme abgesehen, handelte es sich dabei um Übersetzungen aus dem Russischen. Einzige Ausnahme war ein Buch mit dem Titel „Kriegsgefangene in der Sowjetunion". Es hatte eine Auflage von ca. 130 000 Exemplaren und enthielt 324 Beiträge deutscher Kriegsgefangener. 59 Nach Überführung der SM AD in die SKK im Oktober 1949 stellte der S WA-Verlag seine Tätigkeit ein. Während seine Einrichtung an deutsche Verlage übergeben wurde, wechselte der größte Teil des Personals, darunter die zahlreichen deutschen Mitarbeiter, in die Redaktionen der „Täglichen Rundschau" und des „Neuen Deutschland". 60 Sokolow kehrte in die Sowjetunion zurück, kam aber 1951 wieder nach Berlin. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern schied er bei der „Täglichen Rundschau" in Ehren aus dem Amt. Nach seiner Rückkehr in die UdSSR war er bei der Auslandsabteilung des sowjetischen Militärorgans „Roter Stern" beschäftigt.61 Zu den stellvertretenden Chefredakteuren der „Täglichen Rundschau" liegen nur wenige Informationen vor. Dies trifft zum Beispiel für Major Dr. F. N. Schemjakin zu, der als einer der wenigen sowjetischen Mitarbeiter seine Beiträge in der Regel mit vollem Namen zeichnete. In erster Linie schrieb er für das Feuilleton, verfaßte aber auch politische Kommentare 62 Redaktionssekretär (Chef vom Dienst) war der Leningrader Journalist und Schriftsteller Grigorij Lwowitsch Weiß (eigentlich: Weißpapier). Seine deutschen Mitarbeiter schilderten ihn zwar als einen Menschen mit explosivem Charakter, lobten aber auch sein journalistisches Können, durch das er sich von vielen seiner Kollegen abhob.63 Vor seiner Ernennung zum Chef vom Dienst leitete er die Abteilung für Auslandsinformation der „Täglichen Rundschau", befaßte sich später in teilweise namentlich gekennzeichneten Beiträgen aber vornehmlich mit innenpolitischen Themen. 64 1949 soll er wegen seiner kritischen Haltung zur sowjetischen Deutschlandpolitik abgesetzt und verhaftet worden sein. Jedoch auch er wurde rehabilitiert und machte sich später unter anderem als Kinderbuchautor einen Namen 65 Als die „Tägliche Rundschau" am 15. Mai 1945 erstmals erschien, setzte sich die Redaktion nur aus einer Abteilung für Politik und Lokales zusammen. Schon im August 1945 kamen Abteilungen für Außenpolitik, Innenpolitik, Wirtschaft, Kultur, Leserbriefe sowie eine Nachrichtenabteilung hinzu. Für die außenpolitische Berichterstattung war Hauptmann Grigorij Weiß zuständig. Er wurde von V. S. Pestow abgelöst, der später zum stellvertretenden Chefredakteur aufstieg. Nach Einstellung der „Täglichen Rundschau" kehrte er in die UdSSR zurück, um in Alma Ata die deutschsprachige Zeitung „Neues Leben" zu redigieren.66 Die außenpolitische Abteilung lei59 60 61

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Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen..., Blatt 16. Sokolow, Verlag der Freundschaft, S. 22. Zazworka, Hand in Hand mit den deutschen Aktivisten der ersten Stunde. Anläßlich des zehnjährigen Bestehens der Täglichen Rundschau wurde Sokolow mit der „Vaterländischen Verdienstorden" der DDR ausgezeichnet: TR, 15.5.1955; Neues Deutschland, 15.5.1955. Die Befreiung Berlins, S. 240, Dok. 219; Kantorowicz, Deutsches Tagebuch, Bd. 1, S. 296, S. 325; Rössger-Jung, Es genügt nicht, gegen etwas zu sein, S. 31; Raue, Im Dienste, S. 115; Nitz, Als die erste „Tägliche Rundschau" erschien; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 93. Zu Schemjakins Rolle im Zweiten Weltkrieg siehe Hinweis in: Kehler, Einblicke, S. 208. Theek, Vorwort, S. 7f.; Einsiedel, Tagebuch, S. 205. Weiß, Ich war wieder Journalist, S. 560. Die Welt, 23.6.1949; Theek, Vorwort, S. 15; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 77. Reinhardt, ebd., S. 149. Siehe auch: Die Neue Zeitung, 18.11.1951. Zu Pestow: Zeitungsverlag, 49 (1952), Nr. 10, S. 255; Theek, Vorwort, S. 15.

Die Redaktion und ihre

Redakteure

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tete zeitweilig Leutnant Stefan Doernberg.67 Das Ressort „Innenpolitik" unterstand Hauptmann Bernstein. Wie viele seiner jüdischen Kollegen wurde auch er 1949 abberufen und verhaftet.68 Leiter der Wirtschaftsabteilung war der deutschstämmige Oberleutnant Sascha Neudorf.69 Die Leitung der Kulturredaktion hatte im Mai 1945 der Leningrader Literaturwissenschaftler Alexander Dymschitz übernommen. Im November 1945 holte ihn Oberst Tulpanow in die Propagandaverwaltung der SMAD, in der er die Kulturabteilung übernahm. 70 Seinen Platz in der Redaktion des SMAD-Organs übernahm Oberstleutnant Roman Pereswetow. Als dieser ebenfalls 1949 verhaftet wurde, wertete man dies in der westlichen Presse als einen großen Verlust für die Zeitung, denn neben Grigorij Weiß zählte er zu den wenigen professionellen Journalisten und sprach außerdem ausgezeichnet Deutsch.71 Nachfolger Pereswetows wurde der aus Georgien stammende Major Grigorij Bergelson, der bis dahin die Leserbriefabteilung der Zeitung geleitet hatte.72 Die Lokalredaktion leitete bis 1949 Oberstleutnant W. Rosenfeld, der als Deutschlandkenner bezeichnet wurde und seine Beiträge häufig unter dem Namen „W. Rosen" veröffentlichte. 73 Die Nachrichtenredaktion unterstand dem deutschstämmigen Major Sigismund Epstein.74 Im September 1945 richtete man außerdem eine „Abteilung für die Propaganda der Sowjetunion" ein, die Hauptmann B. F. Silbermann, zugleich stellvertretender Chefredakteur der „Illustrierten Rundschau" und Redakteur der „Neuen Welt", leitete.75 Später folgten die Ressorts für „Wissenschaft", „Parteileben" und „Sport".76 Im Jahre 1948 wurde ferner eine Abteilung für die Betreuung der sogenannten Volkskorrespondenten (freie Mitarbeiter) eingerichtet.77 Zur Verbreitung des Marxismus-Leninismus baute man außerdem unter der Leitung von I. P. Iwanow eine Abteilung „Theorie und Propaganda" auf.78 Nach Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 teilte man die Redaktionsabteilung „Innenpolitik"

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Theek, Vorwort, S. 5. Doernberg selbst spricht in seinen Erinnerungen allerdings nur davon, sich mehrere Jahre in der Redaktion der Täglichen Rundschau mit außenpolitischen Fragen befaßt zu haben: Doernberg, Befreiung, S. 202f. Dies berichtet: Der Tagesspiegel, 22.6.1949. Vgl. auch: Anstalt für Gemütskranke, S. 13; Einsiedel, Tagebuch, S. 207. Neudorf war bis 1949 Leiter der Wirtschaftsabteilung der Täglichen Rundschau und ist dann verhaftet worden: Der Tagesspiegel, 22.6.1949; Die Welt, 23.6.1949. Näheres zur Person auch in: Theek, Vorwort, S. 9; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 79. Nachfolger Neudorfs im Wirtschaftsressort war A. W. Ratschkow: Telegraf, 14.11. 1951. Sonntag, 14.3.1985. Eines der ersten ganzseitigen Feuilletons erschien in: TR, 16. 9.1945. Ein Verzeichnis der Beiträge von Dymschitz in der Täglichen Rundschau ist enthalten in: Dymschitz. Wissenschaftler, Soldat, Internationalist, S. 252-255. Weiß, Am Morgen, S. 83, S. 93. Zur Verhaftung Pereswetows: Der Tagesspiegel, 22.6.1949; Die Welt, 23.6.1949; Anstalt für Gemütskranke, Der Spiegel, 11.5.1950. Weiß, Am Morgen, S. 207; Kantorowicz, Deutsches Tagebuch, Bd. 1, S. 296, S. 582. Nachfolger Bergelsons als Leiter der Leserbriefabteilung wurde Major Bloch, im Zivilberuf Jurist, aus Leningrad: Anstalt für Gemütskranke, S. 13. Als weitere Leiter der Kulturabteilung traten von 1949 bis 1955 Wadim Tschubinski und Nikolai N. Bernikow in Erscheinung: Tschubinski, Erinnerungen an die „Tägliche Rundschau", S. 9f.; ders., „Kultur euer aller Sache", S. 40. Kuby, Die Russen in Berlin, S. 360. Zum Pseudonym „W. Rosen": TR, 6.2.1946. Auch von Rosenfeld wird berichtet, daß er Opfer einer Säuberung geworden sei: Der Telegraf, 18.1.1949, Die Welt, 12.1.1949; Der Tagesspiegel, 22.6.1949; Die Neue Zeitung, 15.7.1950. Kügelgen, Nacht der Entscheidung, S. 427. Epstein wurde wie viele seiner jüdischen Kollegen 1949 verhaftet: Die Welt, 23.6.1949.

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Die „Tägliche

Rundschau"

in Abteilungen für die Berichterstattung aus der DDR und für die Behandlung gesamtdeutscher Themen auf. An den Vorbereitungen zur Herausgabe der „Täglichen Rundschau" beteiligten sich nur sowjetische Offiziere, denen es große Schwierigkeiten bereitete, Kontakte zur Bevölkerung zu knüpfen und Zugang zu deren Mentalität zu finden. 79 Grigorij Weiß bemerkt dazu: „Eine richtige Redaktion mußte organisiert werden, und folglich brauchten wir qualifizierte Journalisten, Meister des Wortes. Wir brauchten deutsche Mitarbeiter". 80 General Galadschew wandte sich daher an Walter Ulbricht, der am 9. Mai eine Reihe von Genossen aus Moskau anforderte. Am 12. Mai teilte er mit, daß Fritz Apelt, Grete Lode, Fritz Gäber und Arthur Mannbar für die Mitarbeit zur Verfügung stünden. Die deutsch-sowjetische Zusammenarbeit kam aber nicht zustande, die Angeforderten wurden für andere Aufgaben benötigt.81 Es gelang aber, einen besonders Qualifizierten zu gewinnen: Rudolf Herrnstadt. Er war als Mitglied der KPD-"Initiativgruppe" unter Gustav Sobottka am 6. Mai 1945 nach Stettin entsandt worden, reiste aber schon wenige Tage später nach Berlin weiter, wo er zum Stab General Galadschews stieß und sich am Aufbau der „Täglichen Rundschau" beteiligte.82 Nachdem deren erste Nummer erschienen war, wandte er sich dem zweiten sowjetischen Zeitungsprojekt, der „Berliner Zeitung", zu. Nach Herrnstadt stießen allmählich weitere Deutsche zur „Täglichen Rundschau", wie zum Beispiel Rudi Scholz, Werner Mußler und Fritz Sigl.83 Die Redaktion verteilte außerdem Handzettel mit Aufrufen zur Mitarbeit. Daraufhin meldeten sich zahlreiche Personen.84 Zur Anwerbung diente auch ein von der Redaktion am 27. Mai 1945 organisiertes Treffen im Berliner Bezirk Wilmersdorf, zu dem über 200 deutsche Journalisten und Schriftsteller erschienen. Während die Mehrheit der Anwesenden mit Skepsis und Zurückhaltung auf die Erläuterungen der sowjetischen Politoffiziere reagierte, nutzten einige von ihnen die Gelegenheit, erste Kontakte zu ihrem künftigen Arbeitgeber zu knüpfen. 85 Die sowjetischen Offiziere waren bei der Auswahl neuer Mitarbeiter nicht sehr wählerisch. Wie Erich Kuby feststellt, schöpfte der „neue Berliner Journa75

Raue, Im Dienste, S. 130; Einsiedel, Tagebuch, S. 208. Zur Rolle als stellvertretender Chefredakteur der „Illustrierten Rundschau": Illustrierte Rundschau, Nr. 21/1947. Zur „Neuen Welt": Neue Welt, 1 (1946), H. 10, S. 144. Silbermann soll 1949 ebenfalls einer Säuberung der Redaktion zum Opfer gefallen sein: Der Tagesspiegel, 22.6.1949. Nachfolger Silbermanns als Leiter der Abteilung „Sowjetunion" der Offizier Kabanow: Zeitungsverlag, 49 (1952), Nr. 10, S. 255.

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ZV und ZV, 51 (1954), Nr. 8, S. 277. Die regelmäßige Sportberichterstattung wurde im Mai 1946 aufgenommen. Gelegentlich wurde auch eine Unterhaltungsseite veröffentlicht. Siehe zum Beispiel: TR, 12.8.1945.

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Der Tagesspiegel, 22.1.1949; Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 36. Zeitungsverlag, 49 (1952), Nr. 10, S. 255. Dies hatte Major Epstein im September 1945 dem amerikanischen Presseoffizier Peter de Mendelssohn bestätigt: Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 2. Weiß, Ich war wieder Journalist, S. 559. Brief Ulbrichts an Dimitroff, 9.5.1945, Dokument 052, „Gruppe Ulbricht" in Berlin April bis Juni 1945, S. 323; Ulbricht an General S. F. Galadschew, 12.5.1945, ebd., S. 328. Kindler, Zum Abschied ein Fest, S. 305. Siehe auch: Müller Enbergs, Der Fall Rudolf Herrnstadt, S. 65, 68f.; Rudolf Herrnstadt - Biographische Notiz, S. 283f. Zu den journalistische Fähigkeiten Herrnstadts siehe auch: Boveri, Tage des Überlebens, S. 268. Zur weiteren Entwicklung der „Berliner Zeitung": Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 228f.; de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 512f.; Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 80f.

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Die Redaktion

und ihre

Redakteure

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lismus aus dem Reservoir des Tausendjährigen Reiches - ein anderes gab es nicht".86 Eine antifaschistische Haltung und journalistisches Interesse waren die einzigen Voraussetzungen, die ein Interessent mitbringen mußte. Hiervon hatte Mitte September 1945 auch der amerikanische Presseoffizier Peter de Mendelssohn erfahren. Nach einem Gespräch mit Major Epstein, notierte er sich, es sei „immaterial to the Soviet authorities what their party affiliations were".87 Nicht einmal die frühere Mitgliedschaft in der NSDAP hinderte einen Redakteur daran, zum Ressortleiter des SMAD-Organs aufzusteigen. Dies war zum Beispiel bei Hans Walter Aust der Fall, der seit Ende Mai 1945 bei der „Täglichen Rundschau" arbeitete. Während der Zeit des „Dritten Reiches" hatte er zeitweilig die Fachzeitschrift „Der Volkswirt" geleitet. 1955 bekleidete er den Posten des stellvertretenden Leiters des Wirtschaftsressorts. Nach Einstellung der „Täglichen Rundschau" übernahm er die Chefredaktion der DDR-Zeitschrift „Deutsche Außenpolitik".88 Eine ähnlich interessante Karriere durchlief auch Theodor Schulze-Waiden. Er war von 1933 bis 1945 Chefredakteur der „Dresdener Neuesten Nachrichten" und hatte sich - allerdings vergeblich - um die Aufnahme in die NSDAP beworben. Seine journalistische Nachkriegslaufbahn begann er 1945 bei der „Tageszeitung für die deutsche Bevölkerung" in Dresden. Nach Einstellung der Zeitung im August 1945 zog er mit dem Redaktionsstab nach Berlin zur „Täglichen Rundschau" um und stieg dort bis zum Leiter des Ressorts „Innenpolitik" auf. Nach Einstellung der Zeitung trat er unter anderem als Kommentator des „Berliner Rundfunks" in Erscheinung.89 Weitere bekannte deutsche Mitarbeiter waren unter anderen Otto Distler. Anfang der fünfziger Jahre wurde er Chef vom Dienst der Zeitung, soll jedoch später wieder degradiert worden sein.90 Auch der Schriftsteller Gustav Leuteritz, früher Redakteur der Dresdener SPD-Zeitung „Volksstimme", hatte bei der „Täglichen Rundschau" Beschäftigung gefunden und stieg dort bis zum Leiter der Kulturabteilung auf. 1952 wurde er aus unbekannten Gründen vom sowjetischen Geheimdienst verhaftet und ist seither spurlos verschwunden.91 Einen anderen Verlauf nahm die Karriere

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30 Jahre Befreiung vom Hitlerfaschismus, S. 4. Von den genannten deutschen Mitarbeitern sind vor allem Wemer Mußler und Fritz Sigl häufiger als Autoren in Erscheinung getreten. Mußler (später Leiter des Akademie Verlages in der DDR) hatte sich in sowjetischer Gefangenschaft dem N K F D angeschlossen und war u.a. als Frontbeauftragter im Bereich der 1. Belorussischen Front eingesetzt: Kehler, Einblicke, S. 211. In der TR-Redaktion gehörte er der Abteilung „Propaganda der Sowjetunion" an und stellte regelmäßig die Presseschau „Die Sowjetunion in der vergangenen Woche" zusammen.

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Kuby, Die Russen in Berlin, S. 359f. Zu Ilse Jung (später: Rössger-Jung): Ilse Jung, Neubeginn des kulturellen Lebens, S. 14. Ilse Jung arbeitete später bei der DDR-Fernsehprogrammzeitschrift FF-dabei: Theorie und Praxis, 3 (1975), Nr. 6, S. 3. Über ihre Kontakte zur Redaktion der Täglichen Rundschau berichten u. a.: Aust, Wie herrlich anzufangen, S. 13; Schulze-Waiden, Wie das deutsch-sowjetische Kollektiv wuchs, S. 15.

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TR, 2.6.1945; Berliner Zeitung, 2.6.1945; Weiß, A m Morgen, S. 7 1 - 7 4 ; Leithäuser, Journalisten, S. 15.

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Kuby, Die Russen in Berlin, S. 361.

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Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 2. NDP, 29 (1975), Nr. 11, S. 30.

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Schulze-Waiden: Die „Tägliche Rundschau", S. 94; Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen ... (1977), SAPMO/ZPA, EA 1837, Michail Petrowitsch Sokolow, Blatt 25. SBZ-Biographie, 3. Aufl., 1964, S. 31; Zeitungsverlag, 49 (1952), Nr. 10, 15.7.1952, S. 255; Tschubinski, Die „Tägliche Rundschau", S. 22; Raue, Geschichte, S. 41.

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Weißpapier, Von der Front in die Zeitungsredaktion, S. 7; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 226f.; Zeitungsverlag, 49 (1952), Nr. 10, S. 255.

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Die „Tägliche

Rundschau"

von Karl Adalbert von Wülcknitz. Der ehemalige Chefredakteur der Hallenser „Saale-Zeitung" war 1945 von der amerikanischen Besatzungsmacht als Chef vom Dienst für den „Tagesspiegel" ausgesucht worden. Im Herbst 1946 wechselte er zur „Täglichen Rundschau" und floh 1953 wieder in den Westen. 92 Andere deutsche Mitarbeiter setzten dagegen ihre berufliche Laufbahn beim SMAD-Organ fort, wie Ingeborg Kretzschmar, Wolfgang Durian, Ilse Jung, Horst Lommer und der Schriftsteller Karl Grünberg, einst Redakteur des KPD-Zentralorgans „Rote Fahne".93 Darüber hinaus hatte eine Reihe führender Journalisten der DDR als Volontäre bei der „Täglichen Rundschau" begonnen, darunter Johnny Marhold und Peter Theek, die später Chefredakteure des „Berliner Rundfunks" beziehungsweise der „Weltbühne" wurden.94 Zu den prominentesten Autoren des Feuilletons zählten Wolfgang Harich, der 1945 zunächst bei dem mit französischer Lizenz in Berlin erscheinenden „Kurier" arbeitete. Nachdem ihm die britische Besatzungsmacht die Herausgabe der Zeitung „Die Brücke" verweigert hatte, wechselte er im Sommer 1946 zur „Täglichen Rundschau". 95 Zu den zahlreichen freien Mitarbeitern, die für das SMAD-Organ tätig waren, gehörten nicht wenige bekannte Persönlichkeiten. Im Sommer 1945 hatten sowjetische Redakteure den Schriftsteller Hans Fallada in der Nähe Berlins aufgesucht und ihn für die Mitarbeit an ihrer Zeitung gewinnen können. So druckte die „Tägliche Rundschau" in ihrer Weihnachtsausgabe 1945 einige seiner Gedichte ab. 1946 folgte die Veröffentlichung mehrerer Erzählungen. Neben Fallada, der bis zu seinem Tode im Jahre 1947 Mitarbeiter der Zeitung blieb?6, zählte auch Bernhard Kellermann, Autor des utopischen Romans „Der Tunnel", zu den freien Mitarbeitern. Bereits im Juni 1945 hatte er für die „Tägliche Rundschau" einen ersten Beitrag für eine Artikelserie verfaßt, in der auch Theodor Plivier und der Physiker Robert Havemann zu Fragen des politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbaus Deutschlands Stellung nahmen. Die Serie wurde 1946 unter dem Titel „Was sollen wir tun?" als Broschüre veröffentlicht. 97 Aus Pliviers Feder stammte das Geleitwort der Zeitung für das Jahr 1946. Wenig später rezensierte die Zeitung seinen im sowjetischen Exil entstandenen Roman „Stalingrad" 98 Die Liste bekannter Namen ließe sich beliebig fortsetzen: Zu ihnen zählten der Schriftsteller und Theaterkritiker Fritz Erpenbeck und dessen Ehefrau,

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Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 82-84; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 227; Zeitungsverlag, 49 (1952), Nr. 10, S. 255. Leuteritz zeichnete seine Beiträge meist mit Kürzeln wie „Gulitz" oder „Ltz": TR, 9.10.1945; TR, 19.10.1945. Recommended Licensees for German Newspaper in U.S. Sector Berlin (undatiert, vermutlich Anfang September 1945), IfZ-Archiv, OMGUS, 5/240-2/9; Bericht vom Februar 1953, AdsD, SPD-PV-02700, Ostbüro 0287 A II. Siehe auch: Die Neue Zeitung, 6.3.1953; Richert, Agitation und Propaganda, S. 99. Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 84. Siehe auch: Kretzschmar, Meine kostbarste Universität, S. 25; Weiß, Am Morgen, S. 207; Tulpanow, Erinnerungen, S. 77; TR, 22.12. 1948, Beilage, S. 1. Marhold war von 1950-1955 Volontär bei der Täglichen Rundschau: 30 Jahre Befreiung vom Hitlerfaschismus, S. 17. Peter Theek hatte 1947 als Volontär angefangen, 1952 leitete er die Lokalredaktion: Theek, Vorwort, S. 6; Zeitungsverlag, 49 (1952), Nr. 10, S. 255; Buch, Namen und Daten, S. 314; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 150. Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 155f.; Hurwitz, Stunde Null, S. 312. Harich war für die Tägliche Rundschau bis 1950 tätig. Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 78f.; Weiß, Am Morgen, S. 89-114. Vgl. auch: TR, 24./ 25.12.1945, TR, 16. 6.1946, TR, 14.7.1946; TR, 30.8.1946. Was sollen wir tun? Zu Kellermann: Weiß, A m Morgen, S. 76 ff. Geleitwort Theodor Pliviers in: TR, 1.1.1946. Zur Rezension des Romans: TR, 14.1.1946.

Die Redaktion und ihre Redakteure

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die Schriftstellerin Hedda Zinner." Beiträge wurden auch von Alexander Abusch, Willi Bredel oder Friedrich Wolf, aber auch von dem Publizisten Walter G. Oschilewski, dem Schauspieler Gustaf Gründgens und dem Schriftsteller Wolfgang Weyrauch geschrieben.100 In den ersten Monaten ihres Erscheinens beschäftigte die „Tägliche Rundschau" 18 deutsche und über 120 sowjetische Mitarbeiter. 1947 standen 70 sowjetischen Redakteuren bereits 250 deutsche Mitarbeiter gegenüber. 101 1955 hatte sich dieses Verhältnis grundlegend gewandelt: Neben zwölf leitenden sowjetischen Redakteuren setzte sich die Redaktion aus 40 deutschen Mitarbeitern zusammen. 102 Nach Aussage eines ehemaligen sowjetischen Redakteurs sollen sowjetische und deutsche Mitarbeiter schon in den Jahren 1945 und 1946 gleichberechtigt zusammengearbeitet haben. 103 Bis zur Einstellung der Zeitung spielten jedoch die sowjetischen Offiziere die tonangebende Rolle. Dies schließt aber nicht aus, daß der Rat der deutschen Mitarbeiter gefragt war. Zumindest von 1947 an erfuhren sie eine gewisse Aufwertung, als man neben dem sowjetischen einen deutschen Redaktionsstab aufbaute. 104 Von 1949 an erhielten die deutschen Redakteure auch die Chance, zu Ressortchefs aufzusteigen. 1950 wurden die Redaktionsfilialen in der SBZ deutscher Leitung übergeben. 105 Als die „Tägliche Rundschau" 1955 ihr zehnjähriges Bestehen feierte, befand sich unter den von der DDR-Regierung mit Orden geehrten Redakteuren auch der stellvertretende Chefredakteur Theo Grandy. 106 Zum Verhältnis zwischen sowjetischen und deutschen Mitarbeitern des SMAD-Organs liegen erst für die Zeit nach 1946 verwertbare Aussagen vor. Danach soll es bald zu Spannungen innerhalb der Redaktion gekommen sein. Die Ursache hierfür lag wohl in erster Linie darin, daß die sowjetischen Redakteure unter erheblichem politischem Druck standen. Die verschärften Spannungen zwischen Ost und West machten sich auch in der Redaktion des SMAD-Organs bemerk99 100

Zu Erpenbeck: TR, 20.8. 1946. Zu Hedda Zinner: TR, 19.9.1945. Zu Abusch: TR, 23.9.1945; Bredel: TR, 23.9.1945; Friedrich Wolf: TR, 30.9.1945, 5.12.1945; Walter G. Oschilewski: TR, 9.9.1945; Gustaf Gründgens: TR, 30.4.1946; TR, 30. 4.1946; Wolfgang Weyrauch: TR, 21.5.1946.

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Tschubinski, „Kultur euer aller Sache", S. 40; Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 21. Siehe auch: Raue, Im Dienste, S. 132-134. Heinrich Bruhn nennt für das Jahr 1947 70 sowjetische und 250 deutsche Mitarbeiter: Bruhn, Die Bedeutung der „Täglichen Rundschau", S. 11. Für das Jahr 1949 nennt Tschubinski ein Verhältnis 7:1 zwischen Deutschen und sowjetische Offizieren: Tschubinski, ebd.

102

Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 35. Nach Angaben eines Pressefachorgans waren bei der Täglichen Rundschau im Jahre 1953 15 sowjetische und 64 deutsche Redakteure beschäftigt: ZV und ZV, 50 (1953), Nr. 8, S. 277. 1954 sollen bei der Täglichen Rundschau 20 sowjetische und 70 deutsche Mitarbeiter beschäftigt gewesen sein: Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 21. Vgl. auch: Der Redaktions- und Mitarbeiterstab der „Täglichen Rundschau", Zeitungsverlag, 49 (1952), Nr. 10, S. 255. Tschubinski, Die „Tägliche Rundschau", S. 23. Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 21. Ebd., S. 21; Raue, Im Dienste, S. 130-132. Theo Grandy war nach seiner Gefangennahme 1943 dem NKFD beigetreten und hatte bei dessen Organ Freies Deutschland mitgearbeitet: Petrik, „Freies Deutschland", S. 41. Vgl. auch: Kügelgen, Nacht der Entscheidung, S. 174. Anläßlich des zehnjährigen Bestehens der Täglichen Rundschau wurde Grandy am 15. 5. 1955 mit dem „Vaterländischen Verdienstorden in Bronze" der DDR ausgezeichnet: TR, 15.5.1955.

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Die „Tägliche

Rundschau"

bar. So glaubte Heinrich Graf von Einsiedel feststellen zu können, daß die Politoffiziere durch ihren Aufenthalt in Berlin generell westlicher Tendenzen verdächtigt wurden. 107 Zu Konflikten kam es auch, weil die meisten deutschen Mitarbeiter, sofern sie journalistische Erfahrungen mitbrachten, in der deutschen Pressetradition verwurzelt waren. Dagegen versuchten die sowjetischen Redakteure schon frühzeitig in der Redaktion Arbeitsmethoden durchzusetzen, wie sie in der Presse der UdSSR üblich waren. Hierzu zählte unter anderem die Einführung der „Letutschka", einer Redaktionskonferenz, die in der Hauptsache ein wenig geschätztes Forum der Selbstkritik war. 108 Viele der deutschen Mitarbeiter sahen sich schließlich dazu veranlaßt, ihre Mitarbeit aufzukündigen und sich in die Berliner Westsektoren abzusetzen, weil die dort immer zahlreicher erscheinenden Zeitungen ein attraktiveres Arbeitsfeld boten. 109

3. 3 Besonderheiten der Berichterstattung Die „Tägliche Rundschau" war das Verlautbarungsorgan der SMAD, zumal diese über kein eigenes Amtsblatt verfügte. Sie veröffentlichte nicht nur zahlreiche Befehle und Anordnungen der Besatzungsmacht, sondern auch Anordnungen des Alliierten Kontrollrats in Deutschland beziehungsweise der alliierten Kommandantur in Berlin. Allerdings war die Redaktion schon bald bemüht, den offiziellen Charakter der Zeitung in den Hintergrund treten zu lassen, indem sie die Veröffentlichung von Anordnungen der Besatzungsmacht in den redaktionellen Teil der Zeitung verlegte. Als Sprachrohr der Besatzungsmacht bemühte sich die „Tägliche Rundschau" besonders, die Sowjetunion und ihr Gesellschaftsmodell zu popularisieren. Die häufigen und zumeist seitenfüllenden Berichte über die UdSSR stammten in der Regel vom Artikeldienst des Sowjetischen Nachrichtenbüros (SNB), der Nachrichtenagentur der SMAD. Darüber hinaus wurden auch zahlreiche Beiträge direkt aus der Sowjetunion, hauptsächlich von den Partei- und Regierungsblättern „Prawda" und „Iswestija", vom „Moskauer Rundfunk", vom Armeeorgan „Krasnaja Swesda" und der außenpolitischen Zeitschrift „Neue Zeit" übernommen. Zu besonderen Anlässen, wie beispielsweise den Jahrestagen der Oktoberrevolution, wurde der Umfang einzelner Ausgaben auf bis zu 16 Seiten erhöht. Wichtige Ereignisse nahmen manchmal komplette Ausgaben in Anspruch. 1 10 Die Berichterstattung über die Sowjetunion wirkte vor allem wegen ihrer penetranten Aufmachung auf die Leser wenig anziehend. Sie war kaum geeignet, Interesse und Zuneigung für die Sowjetunion zu wecken. Dies traf vor allem für Berichte zu, die den Anspruch der „inter-

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Einsiedel, Tagebuch, S. 232. Diese Auffassung wird vom ehemaligen Redakteur der Täglichen Rundschau, Rudolf Reinhardt, nicht geteilt: Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 86. Zu den innerredaktionellen Spannungen aus östlicher Sicht: Raue, Im Dienste, S. 117; Tschubinski, Die „Tägliche Rundschau", S. 22.

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Weiß, Ich war wieder Journalist, S. 561; Kuby, Die Russen in Berlin, S. 360. Scholz, Ein Jahr Telegraf, S. 59; Leithäuser, Journalisten, S. 35; Richert, Agitation und Propaganda, S. 88. Vgl. zum Beispiel: TR, 22.6.1945. Diese Ausgabe befaßte sich fast ausschließlich mit dem Jahrestag des deutschen Angriffs auf die UdSSR. Die Ausgabe der Täglichen Rundschau vom 7.11.1945 widmet 15 Seiten der Oktoberrevolution, TR, 7.11.1945.

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nationalistischen Mission" der Roten Armee unterstreichen sollten. So glaubte die „Tägliche Rundschau" zum Beispiel in einem Leitartikel am 8. Juni 1945 rückblickend feststellen zu können, daß sich die deutsche Bevölkerung vom „ritterlichen Benehmen" der Rotarmisten habe überzeugen können. Außerdem war man auf Seiten des sowjetischen Propagandaapparates davon überzeugt, die deutsche Bevölkerung auch weiterhin über die Rolle der Deputierten des Obersten Sowjet, über die Verleihung der Stalinpreise, über sowjetische Sporterfolge im Ausland und über den 28. Jahrestag der Gründung der Roten Armee informieren zu müssen. 111 Eine solche Form der Propaganda resultierte offensichtlich aus der Unerfahrenheit und Verunsicherung der sowjetischen Redakteure. Sie mußten mit Informationsmaterial arbeiten, das in erster Linie für die Bevölkerung der UdSSR bestimmt war. Beim Thema Sowjetunion wurden die Richtlinien der Propagandapolitik ausschließlich von höheren sowjetischen Stellen wie der Abteilung für Agitation und Propaganda beim ZK der KPdSU, dem „Sowinformbüro" oder TASS vorgegeben. Eine eigenständige Berichterstattung, mit der man dem deutschen Lesergeschmack hätte entgegen kommen können, war dem Ressort „Sowjetunion" nicht gestattet. In krassem Gegensatz dazu stand das Feuilleton. Dabei spielte gewiß die Bewunderung sowjetischer Besatzungsoffiziere für die deutsche Kultur eine Rolle. Vor allem aber wollte man nach zwölf Jahren nationalsozialistischer Herrschaft in Deutschland vermeiden, das kulturelle Leben sofort wieder Restriktionen zu unterwerfen. Der relativ große Freiraum, den Künstler und Schriftsteller in der SBZ genossen, war Ausdruck des Bemühens, die Deutschen zur Mitarbeit an den geplanten gesellschaftlichen Umgestaltungen zu gewinnen und sie nicht von vornherein in die Opposition zu treiben. Dementsprechend genoß die „Tägliche Rundschau" in ihrer kulturellen Berichterstattung bis 1948 einen relativ großen journalistischen Freiraum. Das Feuilleton hob sich auffallend von der übrigen Berichterstattung ab. Seine hohe Qualität trug in erheblichem Maße zur Imagepflege der SMAD bei. Die Kulturredaktion verstand es, durch eine Reihe spektakulärer Aktionen die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken: Beispielsweise hatten Anfang Oktober 1945 Alexander Dymschitz und Hauptmann Grigorij Weiß gemeinsam mit dem deutschen Mitarbeiter Gustav Leuteritz und dem Schriftsteller Johannes R. Becher den greisen Gerhart Hauptmann auf dessen Gut im schlesischen Agnetendorf aufgesucht. Die „Tägliche Rundschau" berichtete darüber in großer Aufmachung." 2 Als Gerhart Hauptmann am 6. Juni 1946 starb, brachte die Zeitung eine Sonderbeilage heraus, in der unter anderem Oberst Tulpanow einen Nachruf veröffentlichte." 3 Ein großes Echo erzielten die Redakteure außerdem mit einem im November 1945 veranstalteten Literaturpreisausschreiben, dessen Jury unter dem Vorsitz Johannes R. Bechers tagte. Ihr gehörten der Leiter der SMAD-Kulturabteilung, Alexander Dymschitz, sowie die Schriftsteller Bernhard Kellermann und Friedrich Wolf an. Die mehr als 10000 Einsendungen übertrafen alle Erwartungen." 4 Ihre Auswertung zog sich bis zum August 1946 hin. Schon am 9. Januar 1946 sorgte die Redaktion durch eine Vorveröffentlichung dafür, daß dieses Preisausschreiben zu einem Stück deutscher Nachkriegsliteraturgeschichte wurde. Rudolf Hagelstanges Sonettreihe

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TR, 17.1.1946; TR, 21.2.1946; TR, 23.2.1946, S. 1-6. TR, 11.10.1945. Siehe auch: Weiß, Am Morgen, S. 185; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 55-60. TR, 30.7.1946. Vgl. auch TR, 15.11.1945. TR, 30. 11.1945; TR, 8.12.1945; TR, 17.1.1946; TR, 4.8.1946. Zu den Hintergründen: Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 76f.; Weiß, Am Morgen, S. 119.

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Die „Tägliche

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„Venezianisches Credo" hatte die Juroren offenbar so sehr beeindruckt, daß sie sogleich Auszüge veröffentlichten und den Verfasser besonders würdigten.115 Hagelstange verdankte seinen literarischen Durchbruch dem SMAD-Organ. Erwähnung sollte schließlich noch finden, daß sich unter den Preisträger auch der spätere DDR-Gesellschaftswissenschaftler Jürgen Kuczynski befand, dem ein dritter Preis für seine Erzählung „Der Mann, der seine linke Hand verbrannte" zuerkannt wurde. 116 Eine unangefochtene Spitzenstellung in der SBZ-Presselandschaft nahm die „Tägliche Rundschau" mit ihrer Auslandsberichterstattung ein. Das Blatt zählte neben seinem amerikanischen Pendant „Neue Zeitung" zu den einzigen Organen, die in den ersten beiden Nachkriegsjahren im besetzten Deutschland ihren Lesern einen größeren Einblick in das weltpolitische Geschehen vermittelten. 117 Nach zwölfjähriger Isolation war unter der deutschen Bevölkerung der Hunger nach Auslandsinformationen groß. Während der sowjetisch lizenzierten deutschen Presse in der Auslandsberichterstattung enge Grenzen gesetzt waren, nutzte die „Tägliche Rundschau" auf diesem Feld ihre privilegierte Stellung aus. Dabei kam ihr vor allem die Nutzung von Auslandsquellen zugute: Sie war nicht nur bevorzugter Abnehmer der Meldungen des Sowjetischen Nachrichtenbüros (SNB), sondern durfte das außenpolitische Geschehen in weitaus größerem Umfang kommentieren, als dies die Zensur der deutschen Presse gestattete. In den Jahren 1945 und 1946 verstand es die Redaktion außerdem, ihre Auslandsberichterstattung auf geschickte Weise zu präsentieren. Anders als in sowjetischen Blättern, in denen Meldungen, Berichte und Kommentare zu außenpolitischen Fragen meist im Innenteil abgedruckt waren, piazierte man diese in der „Täglichen Rundschau" auf den ersten beiden Seiten." 8 Hierbei wird besonders augenscheinlich, daß man auf eine Übernahme des sowjetischen Pressevorbildes bewußt verzichtet hatte. In einer wenig beneidenswerten Situation befand sich die Redaktion der „Tägliche Rundschau" dagegen auf dem Gebiet der innenpolitischen Berichterstattung. In den ersten Monaten seines Erscheinens war das SMAD-Organ kaum mehr als eine Berliner Lokalzeitung. Erst nachdem die Verkehrs- und Telefonverbindungen wieder funktionierten, konnte Anfang Juli 1945 die regelmäßige Berichterstattung aus dem sowjetischen Besatzungsgebiet durch eigene Korrespondenten aufgenommen werden. Bis dahin hatte sich die Zeitung auf sowjetische Kriegsberichterstatter stützen müssen. Die Nachrichtenversorgung aus den Ländern und Provinzen der SBZ wurde von Ende Februar 1946 an erleichtert, als man Redaktionsvertretungen in Halle an der Saale, Weimar, Dresden, Potsdam und Schwerin eröffnete. Ähnlich dürftig war die anfängliche Berichterstattung über die westlichen Besatzungszonen. Bis Ende Juli 1945 konnten die Leser der „Täglichen Rundschau" hierüber keine Meldungen entnehmen. 119 Ursache waren in erster Linie die zerstörten Nachrichtenverbindungen und die Abriege115 116 117 118 119

Der Dichter Rudolf Hagelstange, TR, 3.2.1946. Siehe auch: Richert, Agitation und Propaganda, S. 92. TR, 4.8.1946; Kuczynski, Dialog mit meinem Urenkel, S. 71. Davison, An Analysis of the Soviet-Controlled Berlin Press, S. 40-58. Siehe hierzu den entsprechenden Hinweis in: Die Neue Zeitung, 26.5.1947. Hierzu die Darstellung von: van Thiel, Entstehung und Entwicklung des Parteiensystems der DDR 1945-1949 im Spiegel der Pravda, S. 7f., S. 1 lf. Vgl. die ersten Meldungen über die Westzonen: TR, 31.7. 1945. Die regelmäßigen Berichterstattung über die westlichen Besatzungszonen in der Rubrik „Innerdeutsche Nachrichten" erfolgte ab Dezember 1945: TR, 12.12.1945.

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lung der einzelnen Besatzungszonen durch die Siegermächte. In der Berichterstattung der „Täglichen Rundschau" führte dies beispielsweise zu folgender Kuriosität: So veröffentlichte die Zeitung in ihrer Ausgabe vom 18. August 1945 unter der Rubrik „Aus aller Welt" eine Meldung über die Zulassung politischer Parteien in der britischen Besatzungszone Deutschlands.120 Die Berichterstattung über die Verhältnisse in den westlichen Zonen blieb auch in den folgenden Monaten insgesamt recht spärlich. Sie beschränkte sich in der Regel auf die kommentarlose Wiedergabe von Agenturmeldungen, die das SNB verbreitet hatte. Eine regelmäßige Berichterstattung aus den Westzonen wurde erst im Dezember 1945 aufgenommen. Dagegen legte die „Tägliche Rundschau" während der ersten Wochen ihres Erscheinens auf die Betonung der Eintracht der alliierten Besatzungsmächte besonderen Wert. Dabei wurde immer wieder festgestellt, daß es der nationalsozialistischen Führung Deutschlands in der Schlußphase des Krieges nicht gelungen sei, einen Bruch in der Koalition der Siegermächte herbeizuführen. Das SMAD-Organ versäumte es nicht, in fast jeder Ausgabe die „unverbrüchliche Einigkeit" oder die Atmosphäre „völligen gegenseitigen Verständnisses" hervorzuheben.121 Zugleich begann die „Tägliche Rundschau" jedoch, zunächst verhaltene Kritik an der Politik der westlichen Besatzungsmächte sowie an den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen in den westlichen Besatzungszonen zu üben. Schon aus den ersten Meldungen, die sich mit den Westzonen befaßten, waren kritische Untertöne zu hören. Als typische Beispiele sind zwei Artikelserien anzusehen, welche die „Tägliche Rundschau" im Januar und Februar sowie im März und April 1946 veröffentlichte. Zuvor hatte der Leiter der Feuilletonredaktion, Oberstleutnant Roman Pereswetow, gemeinsam mit einer Gruppe von Mitarbeitern der „Täglichen Rundschau" und Korrespondenten der Roten Armee eine Rundreise durch die amerikanische Besatzungszone Deutschlands unternommen. Seine Reiseeindrücke wurden in den Westzonen mit großer Aufmerksamkeit registriert. Man erblickte darin wegen mancher kritischer Untertöne auch einen Gradmesser für den Stand der Beziehungen zwischen den Alliierten.122 Die Wirtschaftsberichterstattung mußte sich anfänglich noch den Platz mit anderen Abteilungen wie Feuilleton und der Rubrik „Wissenschaft und Technik" teilen.123 Am 13. September 1945 erschien erstmals eine feste Rubrik unter dem Titel „Arbeit und Soziales". Die Themenschwerpunkte des Wirtschaftsteils lagen in den Bereichen Wiederaufbau und Sicherstellung der Ernährung. In zahlreichen Rubriken sollte der Leser teils in ausführlichen Berichten, teils in kurzen Spitzmeldungen nicht nur über die Aufbauleistung in der SBZ informiert, sondern auch zum Wiederaufbau motiviert werden. In der Rolle des „kollektiven Propagandisten" war der Redaktion bei der alltäglichen Arbeit auf diesem Feld offenbar ein verhältnismäßig großer Spielraum belassen worden. Dies traf zum Teil auch für die Kampagne zur Bodenreform in der SBZ zu, in die sich die „Tägliche Rundschau" Anfang September 1945 einschaltete.124 Sie tat dies jedoch nicht

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TR, 18.8.1945. TR, 29.5.1945. Roman Pereswetows Berichte wurden veröffentlicht unter dem Titel: Reiseeindrücke aus Süddeutschland. Vgl. zum Beispiel: TR, 31.1.1946. Im März 1946 veröffentlichte der stellvertretende Chefredakteur der Täglichen Rundschau, Wladimir A. Ruban, eine Artikelserie über eine Reise durch die britische Besatzungszone: TR, 28.3.1946. Die Rubrik „Arbeit und Wirtschaft" erschien bis Oktober 1946 und wurde von der Rubrik „Wirtschaftschronik" abgelöst: TR, 2.10. 1946. Die Rubrik „Wissenschaft und Technik" erschien seit dem 19.9.1945. Seit März 1946 kam die Rubrik „Wissenschaft und Forschung" hinzu: TR, 23.3.1946.

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in der Ausführlichkeit wie manche anderen deutschen Zeitungen. Das für die Sowjetunion so überaus wichtige Thema der deutschen Reparationsleistungen wurde dagegen in der „Täglichen Rundschau" nur am Rande abgehandelt. Die sowjetische Propaganda hielt es für angebracht, diesen sensiblen Bereich in ihrer Berichterstattung auszuklammern.

3. 4 Aufstieg und Niedergang eines Besatzungsorgans Eine Zeitung wie die „Tägliche Rundschau" konnte sich auf keine pressegeschichtliche Tradition berufen. Ihre Aufgabe war neu. Ungeachtet widersprechender Vorstellungen über die Zukunft Deutschlands verfolgten die Besatzungsmächte durch die Herausgabe eigener Zeitungen ähnliche Ziele. Sie benutzten die Presse als Instrument der Umerziehung der Deutschen, zur Werbung für ihre Besatzungspolitik und zur Popularisierung ihrer Gesellschaftsordnungen. Der DDRPressehistoriker Günter Raue, der sich intensiv mit der „Täglichen Rundschau" beschäftigte, bezeichnete das Blatt dementsprechend als das „Kernstück der sowjetischen Pressepolitik im besetzten Deutschland". 125 Das theoretische Fundament der Pressearbeit in den einst sowjetisch dominierten sozialistischen Ländern war dünn. Wladimir Lenin hatte der Presse in seinem 1901 veröffentlichten Aufsatz „Womit beginnen?" beim Aufbau der sozialistischen Gesellschaftsordnung die Aufgabe des „kollektiven Agitators", des „kollektiven Propagandisten" und des „kollektiven Organisators" zugedacht. 126 Er verglich darin die Zeitung mit einem Baugerüst, das die Konturen des neuen Gebäudes beziehungsweise der neuen Gesellschaftsordnung erkennen läßt. In der Rolle des Agitators hatte die Presse politische Überzeugungs- und Erziehungsarbeit im Dienst der marxistisch-leninistischen Weltanschauung zu leisten und als Propagandist für die systematische Verbreitung und Erläuterung des ideologischen Gedankengutes zu sorgen. Schließlich fiel ihr als Organisator die Aufgabe zu, für die praktische Umsetzung der Ideen und die direkte Anleitung zum Handeln zu sorgen. Josef Stalin war es, der später für die Presse den Begriff des „Transmissionsriemens" zur Übertragung des Willens der kommunistischen Partei prägte.127 Nach leninistischer und stalinistischer Vorstellung sollte die Presse „die Massen nicht nur beeinflussen, ihr Denken und Empfinden gestalten, sondern darüber hinaus: sie zu dem von der Partei gewünschten Handeln, zu konkreten Aktionen bewegen" (Ernst Richert).128 Das SMAD-Organ hatte sich am 15. Mai 1945 seinen Lesern mit einer Absichtserklärung vorgestellt, die leninistischen Pressevorstellungen entsprach: „Die Aufgabe unserer Zeitung besteht darin, dem deutschen Volk die Wahrheit über die Rote Armee und die Sowjetunion nahezubringen, den Deutschen zu helfen, in der gegenwärtigen Lage die richtige Orientierung zu finden, mit den Überbleibseln der Hitlerschen Barbarei aufzuräumen und alle Kräfte zur schnellsten Wiederherstellung eines normalen Lebens anzuspannen". 129 Diese programmatische Aussage wurde 124 125 126 127 128

Ein grundlegender Leitartikel zur Bodenreform wurde veröffentlicht in: TR, 14.9.1945. Noch im selben Monat richtete die Zeitung eine Rubrik „Bodenreform-Chronik" ein: TR, 27.9. 1945. Raue, Geschichte, S. 43. Lenin, Womit beginnen? S. 11. Siehe auch: Ders., Ursprünglicher Entwurf des Artikels „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht", S. 194. Stalin, Die Presse - kollektiver Organisator, S. 11. Richert, Agitation und Propaganda, S. 118-126, S. 140.

Aufstieg und

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von Chefredakteur M. Sokolow am 27. Mai 1945 anläßlich eines Treffens mit rund 200 deutschen Journalisten und Schriftstellern wiederholt.130 Die „Tägliche Rundschau" sollte zunächst zur Aufwertung des sowjetischen Ansehens unter der deutschen Bevölkerung, zur Vergangenheitsbewältigung und zur Bereitschaft zum Wiederaufbau beitragen. Grigorij Weiß vergleicht das SMAD-Organ mit einem „Luftlandetrupp", der „mitten unter die deutsche Bevölkerung geworfen" und damit zu einem „wichtigen Brückenkopf bei der Werbung um die Gunst der Deutschen geworden sei.131 Ähnlich äußerte sich auch der frühere Chefredakteur der „Täglichen Rundschau" Alexander Kirsanow: Es sei bei der Pressearbeit darum gegangen, falsche Vorstellungen der Deutschen von der Sowjetunion zu korrigieren. Man habe es als vordringliche Aufgabe angesehen, den Deutschen deutlich zu machen, daß die UdSSR sie nicht unterjochen und ihnen keine fremden Meinungen aufzwingen wolle.132 Vor allem in der Zeitspanne zwischen 1945 und 1947 wurde die „Tägliche Rundschau" noch nicht ausdrücklich als „kollektiver Organisator" eingesetzt. Sie kopierte nicht unbedingt das sowjetische Pressevorbild, sondern konzentrierte sich auf eine Popularisierung der Sowjetunion und versuchte den Antifaschismus der Deutschen zur „Infiltration der marxistisch-leninistischen Ideologie" (Barbara Baerns) auszunutzen.133 Dabei ließ die „Tägliche Rundschau" erkennen, daß den sowjetischen Redakteuren in dieser Zeit durchaus die Möglichkeit gegeben war, ihrer Zeitung in Ansätzen ein individuelles Profil zu geben. Zeitweilig gelang es den sowjetischen Politoffizieren sogar, eine Zeitung herauszugeben, die sich auf den ersten Blick nicht von den übrigen Blättern in Deutschland unterschied. Diese Tatsache beruhte auf einer Reihe von Besonderheiten der sowjetischen Pressepolitik in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Man hatte die Redaktion der „Täglichen Rundschau" mit Politoffizieren besetzt, die bereits während des Krieges Erfahrungen im Umgang mit deutschen Kriegsgefangenen hatten sammeln können und somit über das propagandistische Rüstzeug verfügten, das nicht nur für den innersowjetischen Bedarf zugeschnitten war. Peter de Mendelssohn stellte hierzu schon im September 1945 fest, daß "the TAEGLICHE RUNDSCHAU has developed from its modest and rather crude beginnings to a competent, well-made, informative and interesting newspaper. Although its contents are almost exclusively concerned with the Soviet Union, and it suffers therefore from one-sideness of approach, it contains a great deal of excellent reading matter, and it is written throughout in good, clear German". 134 Die „Tägliche Rundschau" profitierte wie alle Zeitungen im Nachkriegsdeutschland selbstverständlich vom Informationshunger der Bevölkerung. Zeitungen fanden ungeachtet ihrer Herkunft oder inhaltlichen Qualität reißenden Absatz. Sie waren frei verkäuflich und wegen des enormen Geldüberhanges extrem billig. Papier war ein begehrter Artikel des täglichen Bedarfs. Es war durchaus üblich, sich mehrere Zeitungen zu kaufen oder zu abonnieren.135 Bis zur Währungsreform 1948 konnte die „Tägliche Rundschau" wie keine andere Zeitung in Deutschland expandieren. Mit massiver materieller Unterstützung durch die SMAD, aber auch durch Bemü129 130 131 132 133 134 135

TR, 15.5.1945. TR, 29.5.1945. Weiß, Am Morgen, S. 41. Kirsanow, Grundprinzipien, die das Profil der „Täglichen Rundschau" prägten, S. 6 - 8 . Baerns, Ost und West, S. 40, S. 45. Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 3. Siehe hierzu: Leithäuser, Journalisten, S. 27; Scholz, Fünf Jahre Telegraf, S. 8f. Ferner Berichte in: Telegraf, 4.9.1948; Die Neue Zeitung, 25.10.1950.

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hungen der Redaktion sicherte sie sich einen beachtlichen Vorsprung vor der gesamten deutschen Lizenzpresse im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich über alle vier Besatzungszonen und die vier Sektoren der Reichshauptstadt. Die Auflage erreichte bereits im Dezember 1945 600000 bis 750000 und im März 1946 800 000, 136 1947 schwankten sie zwischen 800000 und 950000 Exemplaren. 137 In den einschlägigen Pressehandbüchern und Zeitungsverzeichnissen, die seit 1947 in Deutschland wieder erschienen, sind nur bis 1948 genaue Zahlen über die Auflage des SMAD-Organs und der übrigen sowjetisch lizenzierten deutschen Presse enthalten. Von sowjetischer Seite waren danach offenbar keine Angaben mehr zu erhalten. Die „Tägliche Rundschau" veröffentlichte selbst nur ein einziges Mal Angaben zur ihrer Auflage. Anläßlich des dreijährigen Bestehens der Zeitung meldete sie am 15. Mai 1948, daß seit Mai 1945 mehr als 725 Millionen Exemplare gedruckt worden seien. Unter Berücksichtigung des vorliegenden Zahlenmaterials kann daraus geschlossen werden, daß 1948 die Millionengrenze überschritten wurde. 138 Damit hatte sich die „Tägliche Rundschau" zur auflagenstärksten Tageszeitung in Deutschland entwickelt. Zwar kam die amerikanische „Neue Zeitung" ebenfalls in Millionenauflage heraus, sie erschien bis Herbst 1947 jedoch nur zwei Mal wöchentlich. 139 Die Redaktion der „Täglichen Rundschau" war sich ihrer besonderen Rolle durchaus bewußt: Werner Mußler schrieb in der Ausgabe vom 5. Mai 1946: „Würde man in Berlin oder auch in den westlichen Ländern eine Zeitung in sowjetischem Stil herausgeben, so würde sie vermutlich keinen großen Absatz finden." Weiter heißt es: „Dies ist nicht so sehr daraus zu erklären, daß die sowjetischen Journalisten anders geartet wären, als vielmehr aus einem abweichenden Geschmack der Leserschaft", die durch „die Revolution und die sozialistische Aufbauperiode" hindurchgegangen und erzogen worden sei. Genau dies traf für die Bevölkerung der sowjetischen Besatzungszone nicht zu. Wie es scheint, wollte die Redaktion der „Täglichen Rundschau" diesem Umstand auch Rechnung tragen. Die Weisung an die Redakteure der „Täglichen Rundschau", sich bei ihrer Arbeit in der Hauptsache auf propagandistische Aufgaben zu beschränken, besaß auch noch ein Jahr nach dem erstmaligen Erscheinen der Zeitung Gültigkeit. Der Wandlung vom „kollektiven Propagandisten" zum „kollektiven Organisator" vollzog sich langsam. Vereinzelt hatte die Zeitung schon im Jahre 1945 diese Rolle übernommen, indem sie zum Beispiel in ihrer Ausgabe vom 27. September 1945 gegen den Chefredakteur des CDU-Organs „Neue Zeit", Emil Dovifat, polemisierte, worauf dieser wenig später seinen Posten räumen mußte. Auch in der Beurteilung von Grundsatzfragen, die das Pressewesen betrafen, legte die „Tägliche Rundschau" von Anfang an die sowjetischen Vorstellungen als Maßstab zugrunde. Schon im Herbst 1945

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Siehe hierzu: Bruhn, Die Bedeutung der „Täglichen Rundschau", S. 11; Streng vertrauliche Mitteilung über die Auflagenhöhe der Berliner Zeitungen (in deutscher Sprache), 9.10.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16; Press Run Figures of Berlin Daily Newspapers, 30.5.1947, BÄK, OMGUS, 5/2381/16. Scholz, Ein Jahr Telegraf, S. 27; Berliner Werbedienst, S. 44f.; Der Leitfaden für Presse und Werbung, S. 8.; Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 432; Raue, Im Dienste, S. 76. TR, 15.5.1948. Einem Bericht des SPD-Ostbüros vom 8.3.1954 zufolge betrug die Auflage Anfang 1948 nur 450000 Exemplare, AdsD, SPD-PV-02700, Ostbüro 0287 A II. Schreiben des Adjutant General, Oberstleutnant Garde, an den Direktor OMGBS (Howley), 27.2.1947, LA Berlin, Rep. 240, OMGBS, 4/135-1/14; Harold Zink, The United States in Germany 1944-1955, S. 238.

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fällte sie über westlich lizenzierte Zeitungen deutlich negative Urteile und bezeichnete beispielsweise den im amerikanischen Sektor Berlins erscheinenden „Tagesspiegel" in abfälliger Weise als „private" Zeitung. Diese indirekte Form der Kritik wurde später mehrfach wiederholt.140 Des weiteren warf die „Tägliche Rundschau" westlichen Blättern oberflächliche Berichterstattung vor und kritisierte, daß „durch den Abdruck aller möglichen Sensationseinfälle, die sich meistenteils als völlig falsch erweisen", Popularität gewonnen werden sollte.141 Am 5. Mai 1946, dem „Tag der sowjetischen Presse", feierte man auch in der „Täglichen Rundschau" den 34. Geburtstag des Parteiorgans „Prawda". Wladimir A. Ruban, stellvertretender Chefredakteur, machte aus diesem Anlaß seine Leser ausführlich mit den Prinzipien der leninistischen Presseauffassung bekannt. 142 Er unterließ es jedoch, die sowjetische Presse als Vorbild für die deutschen Zeitungen darzustellen. Auch der Leitartikel, den die Zeitung in ihrer Jubiläumsausgabe vom 15. Mai 1946 veröffentlichte, stellt die Aufgabe der Zeitung als „kollektiver Propagandist" noch in den Vordergrund. Das SMAD-Organ deutete jedoch schon an, daß es sich als „kollektiver Organisator" betätigen müsse: „Aber nur widerzuspiegeln, nur zu berichten oder zu informieren, das war niemals die Devise der ,Täglichen Rundschau'. Und wer sich die Mühe nimmt [!], sämtliche Nummern der Zeitung dieses abgelaufenen Jahres durchzusehen, wird sich davon überzeugen, daß wir keine leidenschaftslosen Beobachter, keine neutralen Registrierer der Ereignisse waren. Von Fall zu Fall war die Zeitung bestrebt, im Namen der sowjetischen Besatzungsbehörde der Bevölkerung den Weg zu weisen, den sie zu gehen hatte".143 Am 6. Oktober 1946 veröffentlichte die „Tägliche Rundschau" unter dem Titel „Die Kraft des Zeitungswortes" einen Leitartikel. Der Autor legte darin mit unmißverständlichen Worten die Funktion einer Zeitung fest: „Wenn aber der moderne Mensch nicht ohne Zeitungsinformationen leben kann, so heißt das nicht, daß die Zeitung als solche nur informatorische Funktionen erfüllt. Ihre Bedeutung ist weit größer: sie ist eine Erzieherin. Ob eine gute oder eine schlechte, eine nützliche oder schädliche, das hängt schon von den Zielen ihrer Verleger und Verfasser ab. In jedem Falle jedoch wirkt sie erzieherisch." 144 Der Wandel der „Täglichen Rundschau" vom Propagandisten zum Erzieher beziehungsweise Organisator wurde 1947 vollzogen. Er fiel in eine Zeit verschärfter Spannungen zwischen Ost und West, die in jenem Jahr zum offenen Ausbruch des Kalten Krieges führten. Nicht zu Unrecht stellt in diesem Zusammenhang der DDR-Pressehistoriker Günter Raue fest, daß der Funktionswandel der Medien im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands noch vor „dem Übergang zur sozialistischen Revolution möglich und notwendig" gewesen sei. Die „Tägliche Rundschau" habe dabei die Doppelfunktion als Vorbild für den „neuen deutschen Journalismus" und des „klug gehandhabte[n] Instrumentes zur Durchsetzung der auf die demokratische Umwälzung ge140 141

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Orlow, Zerrspiegel oder Tagesspiegel, TR, 13.10.1945; Schemjakin, Reaktionäre vom „Tagesspiegel" außer Rand und Band, TR, 30.11.1945. So N. Orlow (Alexander Kirsanow) in seiner Kolumne über den französisch lizenzierten Kurier: Im Spiegel des Tages, TR, 9.1.1946. Zur Kritik an der oberflächlichen Berichterstattung in westlichen Medien: Wichtige Voraussetzung über einen stabilen Frieden, Abdruck eines Artikel aus der deutschsprachigen sowjetischen Zeitschrift Neue Zeit, TR, 22.12. 1945. Ruban, Das Gewissen der Welt, TR, 5.5.1946. Berg, Ein Jahr „Tägliche Rundschau", TR, 15.5.1946. W. P., Die Kraft des Zeitungswortes, TR, 6.10.1946.

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Die „Tägliche

Rundschau"

richteten Linie" übernommen. 145 So forderte ein Kommentar in der Ausgabe vom 27. September 1947: „Es ist an der Zeit, daß die Presse aufhört, nur ein Agitator und Kommentator der Ereignisse in der internationalen Arena zu sein. Die Presse kann und soll in der sowjetischen Besatzungszone zu einem mächtigen „kollektiven Organisator" des Arbeitswillens in der ganzen Zone, zu einem machtvollen Werkzeug der Kritik und der Selbstkritik bei allen Mängeln im öffentlichen Leben und in der Produktion werden". 146 Eine ähnliche Absicht verriet auch ein Redemanuskript vom September 1947, das möglicherweise von Oberst Tulpanow stammte: „Dabei gibt es in der Arbeit der Presse Mängel, die wir bis jetzt noch nicht überwinden konnten. Das ist die Zerrissenheit zwischen der Politik und der Wirtschaft, zwischen abstrakten Feststellungen und Parolen unserer Propaganda und den konkreten und reellen Bedürfnissen des wirtschaftlichen und politischen Lebens. An dieser Krankheit leidet die Presse der SED und auch die ,Tägliche Rundschau'. Man muß endlich diese Sache ändern ... Die Presse muß aufhören, nur ein abstrakter Propagandist zu sein, sie muß auch zum kollektiven Organisator der Massen bei der Überwindung der Schwierigkeiten ... werden." 147 Fast zeitgleich begann die „Tägliche Rundschau" systematisch Elemente sowjetischer Zeitungsgestaltung zu übernehmen und änderte dementsprechend die Schwerpunkte ihrer Berichterstattung. So waren von Oktober 1947 an auf der ersten Seite neue Rubriken wie „Ehrengalerie des Aufbaus" und „Motoren des Aufbaus" piaziert worden.148 Die „Tägliche Rundschau" hatte sich zum „ernsten Organ ökonomischer Erziehung der Volksmassen" (Lenin) entwickelt. 149 Anspruch und Wirklichkeit standen jedoch nicht im Einklang. Der Zeitung haftete stets das Odium eines Besatzungsblattes an, und Besatzungsblätter standen bei den Deutschen nicht in besonders hohem Ansehen. Diese Erfahrung mußten auch die Herausgeber der amerikanischen „Neuen Zeitung" machen. Sobald es wieder genügend deutsche Zeitungen gab, wurden diese bevorzugt gelesen. In Umfragen der amerikanische Besatzungsmacht, die Harold Hurwitz auswertete, rangierte die „Tägliche Rundschau" bereits Anfang 1946 am unteren Ende der Beliebtheitsskala aller Berliner Blätter. 150 Die inhaltliche Anpassung an das sowjetische Pressevorbild war kaum geeignet, das Ansehen des SMAD-Organs zu steigern. Für die Informationsverwaltung der SMAD spielte das Leserinteresse letzten Endes nur eine untergeordnete Rolle. Sie versuchte der sinkenden Popularität ihres Presseorgans dadurch zu begegnen, daß sie die Auflage künstlich hochhielt. Bis zur Währungsreform im Juni 1948 war dieses Verfahren auch finanzierbar. Danach mußte auch die SMAD den neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem veränderten Käuferverhalten Rechnung tragen und sah sich zu ernsten Sparmaßnahmen veranlaßt. Bereits im Februar 1949 war die Auflage an Wochentagen auf 850000 Exemplare zurückgegangen. 151

145 146 147 148 149 150 151

Raue, Die „Tägliche Rundschau", S. 176; ders., Im Dienste, S. 83, 87; ders., Demokratische Erziehung durch die Zeitung, S. 152. Warum sowjetische Zeitungen über die Arbeit schreiben? TR, 27.9.1947. Undatiertes Redemanuskript (Ende August/ Anfang September [1947]), Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 171. Zum Ursprung: ebd., S. 161. TR, 30.10.1947. Lenin, Ursprünglicher Entwurf des Artikels „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht", S. 192. Hurwitz, Eintracht, S. 104. Die Beliebtheit der Täglichen Rundschau sank 1948 auf ein Prozent: Hurwitz, Stunde Null, S. 347. Der Abend, 22.2.1949. Am 2.3.1949 meldet dieselbe Zeitung, daß die Tägliche Rundschau nur noch in einer Auflage von 400000 Exemplaren hergestellt werde.

Aufstieg und

Niedergang

61

Im Dezember desselben Jahres lag sie bei 700 000 Exemplaren. 152 Nach Gründung der DDR ging das Gerücht um, die Sowjetische Kontrollkommission (SKK) plane die Einstellung der Zeitung. 153 Vermutungen dieser Art waren nicht unberechtigt. Inzwischen hatte die Parteipresse der SED die Aufgaben der „Täglichen Rundschau" zu weiten Teilen übernommen. Auf sowjetischer Seite jedoch wollte man auf die weitere Herausgabe eines Hausorgans in Deutschland vorerst nicht verzichten und versuchte sogar in direkte Konkurrenz zur SED-Presse, vor allem zum „Neuen Deutschland", zu treten. Während sich die Einheitssozialisten darüber bitter beklagten, litt umgekehrt das SMAD-Organ unter der wachsenden Konkurrenz des SED-Organs. 154 In der Praxis konnte die „Tägliche Rundschau" die hohen Erwartungen, die in sie gesetzt wurden, nicht erfüllen. Die verantwortlichen Stellen in der SKK erkannten dies zwar, zeigten aber keine Bereitschaft, dem negativen Image ihres Organs durch äußerliche und inhaltliche Veränderungen der Zeitung entgegenzuwirken. Schenkt man westlichen Presseberichten Glauben, sollte die „Tägliche Rundschau" noch mehr, als dies bisher der Fall war, dem Vorbild des sowjetischen Presseideals angepaßt werden. So veranlaßte der Politische Berater der SKK, Wladimir Semjonow, zwischen 1949 und 1951 mehrere Säuberungen in der Redaktion. Zu den Opfern der Absetzungen, Degradierungen und Verhaftungen zählten Chefredakteur Kirsanow und zahlreiche zumeist jüdische - Redakteure. Diese Maßnahmen führten jedoch nicht zu dem gewünschten Erfolg. Die Auflage der „Täglichen Rundschau" ging weiter zurück. So lag sie Ende September 1951 bei knapp 288000 Exemplaren. 155 1952 sank sie auf 200000 und schließlich 1954 auf 170000 Exemplare. 156 Daran konnte auch die kurzzeitige Herausgabe einer Montagsausgabe („Rundschau am Montag") nichts ändern.157 Auch scheiterten Versuche, die „Tägliche Rundschau" in eine DDR-Regierungszeitung mit außenpolitischen Themenschwerpunkten nach dem Vorbild der sowjetischen „Iswestija" umzuwandeln oder sie zum Organ der „Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft" zu machen. In der SKK erwog man daher, die Zeitung Ende Juli 1953 einzustellen. „Die Akten für die Übergabe der Betriebe waren unterzeichnet, die Abonnentenkartei war dem Verlag „Neues Deutschland" übergeben worden, und die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft richtete ein Abschiedsbankett aus", erinnerte sich Chefredakteur Sokolow. 158 Der Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 führte dazu, daß der Beschluß wieder rückgängig gemacht wurde. 159 So konnte die „Tägliche Rundschau" am 16. Mai 1955 noch ihr

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Schreiben des Acting Chief, Press & Publication, Marion S. Coleman, an den Chef des ISB, Kenneth Τ. Dows, 17.8.1949, LA Berlin, Rep. 240 (OMGBS) 4/11-2/29.

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Zu entsprechenden Gerüchten: Telegraf, 30.12.1949. Siehe hierzu: Besprechung mit dem Redaktionskollegium des „Neuen Deutschland" am 23.1.1950 9.30 Uhr, SAPMO/ZPA, NL 36/671 Wilhelm Pieck, Blatt 14; Bericht des SPD-Ostbüros, 8.4.1953, AdsD, SPD-PV-02700, Ostbüro 0287 A II. Aufstellung über den Versand der Täglichen Rundschau, Nr. 227,29.9.1951, Fundort: AdsD, SPD-PVOstbüro 02 699 0287 A. Angabe lt. ZV und ZV, 5 0 (1953), Nr. 8, S. 277; ZV und ZV, 50 (1953), Nr. 8, S. 277; Richert, Agitation und Propaganda, S. 100; Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 20. Nach Schätzung der SPD lag sie Ende September 1954 bei 2 4 0 0 0 0 Exemplaren, SPD-Pressemitteilungen und Informationen, 10.12.1954, AdsD, SPD-PV-Ostbüro 02699 0287 A I.

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157

TR, 14.1.1951. Zur Einstellung der Montagsausgabe: Die Neue Zeitung, 11.3.1952. Eine Spätdruckausgabe, die seit Mitte 1947 in einer Auflage von zuletzt 25 000 Exemplaren erschien, wurde bereits im Februar 1953 wieder eingestellt: Raue, Im Dienste, S. 131; Die „Tägliche Rundschau". Eine Durchleuchtung des sowjetamtlichen Organs für die DDR, ZV und ZV, 50 (1953), Nr. 8, S. 277.

62

Die „Tägliche Rundschau"

zehnjähriges Jubiläum feiern. Wenig später, am 8. Juni, wurde ihre endgültige Einstellung bekanntgegeben. Die letzte Ausgabe erschien am 30. Juni - mit 150000 Exemplaren in derselben Auflagenhöhe wie am 15. Mai 1945. 160

158 159

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Sokolow, Flugblätter, Bücher, Zeitungen ... (1977), SAPMO/ZPA, EA 1837, Michail Petrowitsch Sokolow, Blatt 27. Ebd.; Reinhardt, Zeitungen und Zeiten, S. 144. Siehe auch: TR, 30.7.1953; Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 20. Zu den Plänen, aus der Täglichen Rundschau ein Regierungsorgan der DDR zu machen: Die Neue Zeitung, 26.7.1952. Zur Absicht, sie in ein Organ der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft umzuwandeln: Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 20. Der Spiegel, 26.1.1955, S. 23. Zur Einstellung der Zeitung: TR, 8.6.1955.

4

Die deutsche Lizenzpresse

4. 1 Parteienzulassung und Presselizenzvergabe Als eine ihrer ersten pressepolitischen Maßnahmen verbot die sowjetische Besatzungsmacht den Deutschen jede publizistische Betätigung. Zusätzlich ordnete beispielsweise General Bersarin, erster sowjetischer Stadtkommandant Berlins, am 28. April 1945 die Schließung sämtlicher Druckereibetriebe, die Ablieferung aller Vervielfältigungsapparate, Schreibmaschinen und Rundfunkempfänger an. 1 Ähnliche Befehle wurden auch anderenorts erlassen und in der Regel streng überwacht, wie ein Vorfall aus dem Berliner Stadtbezirk Schöneberg bezeugt. Ende Mai 1945 gab dort die Bezirksverwaltung einen „Pressedienst" heraus, der auch Nachrichten enthielt. Das hektographierte Blatt mußte sein Erscheinen kurzerhand einstellen. 2 Als am 6. Juli 1945 in der Abteilung für Volksbildung beim Berliner Magistrat ein Pressereferat eingerichtet wurde, bestand dessen erste Amtshandlung darin, in einem Rundschreiben darauf hinzuweisen, daß die Genehmigung zur Herausgabe von Zeitungen „allein von den zentralen Besatzungsbehörden" vorgenommen werden dürfe. 3 Die westlichen Besatzungsmächte gingen in ihren Zonen ähnlich vor: Amerikaner und Briten hatten sich bereits am 24. November 1944 auf den Erlaß des Gesetzes 191 geeinigt. Daraufhin wurden 1945 Presse und Rundfunk in Deutschland völlig stillgelegt. 4 Das hierdurch entstandene Vakuum füllten sie mit Nachrichtenblättern, redigiert von amerikanischen und britischen Besatzungsoffizieren. Auch die Franzosen verboten sämtliche deutsche Zeitungen und gaben statt dessen eigene Mitteilungsblätter heraus. 5 Die Verbreitung oder der Empfang von Nachrichten ohne Überwachung und Lenkung wurde unmöglich gemacht. Die Besatzungsmächte bekräftigten diese Absicht in ihrer Deklaration vom 5. Juni 1945, mit der sie die oberste Regierungsgewalt in Deutschland übernahmen. 6

1 2

3 4 5

Befehl Nr. 1 des Chefs der Besatzung der Stadt Berlin, LA Berlin, Rep. 240 Acc. 720, Nr. 1. Pressedienst des Bezirks Berlin-Schöneberg, Nr. 1 vom Mittwoch, den 23.5.1945, LAZ, Nr. 2571. Zum Verbot: Schreiben des Bezirksbürgermeisters von Berlin-Schöneberg [Erich Wendland] an Oberbürgermeister Arthur Werner, 29.5.1945, LAZ, Nr. 2631. Rundschreiben Abteilung für Volksbildung beim Magistrat von Berlin an die Berliner Bezirksbürgermeister vom 14.7.1945: LAZ, Nr. 2224. Siehe auch: LAZ, Nr. 2223. Siehe hierzu: Baerns, Lenkung und Kontrolle beim Neuaufbau des Pressewesens, S. 280-305, besonders S. 285. Koszyk, Pressepolitik, S. 264.

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Die deutsche

Lizenzpresse

Als am 10. Juni 1945 durch den SMAD-Befehl Nr. 2 Parteien und Gewerkschaften im sowjetischen Besatzungsgebiet wieder zugelassen wurden, änderte sich die sowjetische Pressepolitik grundlegend. Zwischen dem 11. Juni und dem 10. Juli 1945 genehmigte die Militärverwaltung vier Parteien: die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), die Christlich-Demokratischen Union Deutschlands (CDU) und die Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD). Sie unterstanden der Kontrolle durch die politische Abteilung der SMAD beziehungsweise ab Herbst 1945 der Verwaltung für Propaganda und deren „Abteilung Parteien und gesellschaftliche Organisationen" unter der Leitung von Oberstleutnant Prokofi Fedorowitsch Nasarow. 7 Zu jeder der zugelassenen Parteien wurden Verbindungsoffiziere entsandt, so zur KPD Oberstleutnant Abram Salomonowitsch Bychowski und zur SPD Major Lew Grigoriewitsch Romm. Nach Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) blieben sie bei der neuen Partei.8 Zur CDU und zur LDPD waren Hauptmann Kratin und Major Golowschiner befohlen worden.9 Marschall Shukow hatte deren Entsendung in der ersten Septemberhälfte 1945 angeordnet. Wie die amerikanische Militärregierung in Berlin nach einer Befragung des CDU-Politikers Ernst Lemmer zu berichten wußte, bestand ihre Aufgabe darin, „to maintain liaison between them and ZHUKOV's headquarters and that they should register all requests and complaints". 10 Oberst Gordon E. Textor, das amerikanische Pendant zu Tulpanow, stellte dazu fest, daß die Verbindungsoffiziere nicht die Aufgabe hatten, sich an der Lenkung der politischen Parteien zu beteiligen.' 1 Mit Erlaß des Befehls Nr. 2 war zugleich das Wiedererstehen eines deutschen Pressewesens im sowjetischen Besatzungsgebiet verbunden, obwohl der Befehl keinerlei Hinweise auf eine mögliche Erteilung von Zeitungslizenzen enthält.12 In dieser Hinsicht unterschied sich die sowjetische Pressepolitik fundamental von der der Westmächte. Vor allem die Amerikaner und Briten 6 7

Art. 9 der Erklärung in Anbetracht der Niederlage Deutschlands, 5. Juni 1945: Amtsblatt des Kontrollrats in Deutschland 1945, Ergänzungsblatt Nr. 1, S. 7 ff. Tulpanow, Deutschland, S. 42, S. 80, Hinweise auf Nasarow sind auch enthalten in: Der Tagesspiegel, 8./9.1. 1948; Der Kurier, 7./8./9.1.1948.

8

Hinweise in: Bericht von Gustav Klingelhöfer an Otto Grotewohl vom 26.11.1945, LA Berlin, N L Klingelhöfer, Rep. 200, Acc. 2435, Nr. 30; Besprechung mit Bichowski [=Bychowski] a m 24.4.1947 um 11 Uhr, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 126. Siehe auch: Kehler, Einblicke, S. 144; Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 55; Seydewitz, Es hat sich gelohnt zu leben. Lebenserinnerungen, Bd. 2, S. 80; Tulpanow, Deutschland, S. 42.; ders., Erinnerungen, S. 136.

9

Zu Kratin: Die Zeit unmittelbar vor der Parteitagung vom 5 . - 8 . September in Berlin, Niederschrift von Elfriede Kaiser-Nebgen über eine Unterredung Jakob Kaisers mit Marschall Sokolowskij und Oberst Tulpanow (September 1947), o. D „ B Ä K , N L 18 Jakob Kaiser, Nr. 116, S. 4. Zu Golowschiner: Aktenvermerk über eine Besprechung zwischen d e m sowjetischen M a j o r Golowschiner, A. Lieutenant und Carl-Hubert Schwennicke zur Frage der Oberbürgermeisterwahl, 21. Juni 1947 (Auszug), Berlin, Quellen und Dokumente, 2. Halbband, S. 959. Siehe auch Hinweis in: Willy Brandt, Richard Löwenthal, Ernst Reuter, S. 380f. Während des Zweiten Weltkrieges war Golowschiners Leiter der 7. Abteilung der 64. Armee: Burzew, Einsichten, S. 137.

10

Befragung von Ernst Lemmer durch das Berlin District Interrogation Center der amerikanischen Militärregierung, 14.9.1945, BÄK, O M G U S , AGTS/14/6. M e m o r a n d u m des Chefs der ICD, Oberst Gordon E. Textor, an General Lucius D. Clay, 29.9.1947, B Ä K , O M G U S , O f f i c e of the Director of Intelligence 5/243-3/16. Vgl. hierzu auch den Hinweis in: Siegfried Suckut, Blockpolitik in der S B Z / D D R , S. 583, Anmerkung 186.

11

Parteienzulassung

und

Presselizenzvergabe

65

waren entschlossen, erst nach einiger Zeit Parteizeitungen wieder zuzulassen.13 Dieser Hinweis auf die Wiederzulassung von Parteiorganen im sowjetischen Besatzungsgebiet war auch nicht nötig. Für die Verknüpfung von Parteienzulassung und Presselizenzvergabe sprechen mehrere Gründe: Die bevorzugte Vergabe von Lizenzen an Parteien und andere gesellschaftliche Organisationen entsprach dem marxistisch-leninistischen Presseverständnis, wonach das „Vorrecht zur Herausgabe von Presseerzeugnissen [...] von der sozialistischen Besatzungsmacht eindeutig den politisch organisierten Kräften eingeräumt" (Günter Raue) wurde.14 Ohne Zeitung, ohne Transmissionsriemen des Parteiwillens, mußte jede politische Arbeit wirkungslos bleiben. Insofern lag es nahe, „die Verhältnisse des eigenen Landes auf die besetzten Gebiete zu übertragen".15 In letzter Konsequenz bedeutete dies, auch den bürgerlichen Parteien die Herausgabe von Zeitungen zu gestatten. Dies wurde übrigens auch von der DDR-Pressegeschichtsforschung so gesehen.16 Die Vergabe von Lizenzen an Parteien band außerdem die deutschen Zeitungen an das politische Programm ihrer Herausgeber. 17 Die SM AD versprach sich davon eine Vereinfachung der Zensur. Sie konnte nicht nur über die Redaktionen, sondern auch über die Parteiorganisationen direkten Einfluß auf die Gestaltung der Zeitungen nehmen. Die Erteilung von Zeitungslizenzen kam schließlich ebenso überraschend wie die Wiederzulassung der Parteien selbst. Hierdurch verschaffte sich die SMAD Vorteile im Wettbewerb mit den Westmächten um die bessere Besatzungspolitik. Es war der sowjetischen Seite nicht entgangen, daß die Westalliierten weder an die Zulassung deutscher Parteien noch an die schnelle Wiederbelebung eines deutschen Parteizeitungswesens dachten. Die Lizenzierung von Parteien und Parteizeitungen durch die SMAD war deshalb für die Westmächte eine Herausforderung, der sie sich vor allem in Berlin mit Blick auf den Erfolg ihrer Besatzungspolitik stellen mußten. In der Praxis war die Zulassung einer Partei nicht automatisch mit der Erlaubnis zur Herausgabe einer Zeitung verknüpft. Vielmehr mußten die deutschen Parteien - von der KPD abgesehen bei ihren Registrierungen im Namen von Parteiorganisationen Lizenzanträge stellen.18 Lizenzurkunden wurden von der sowjetischen Militärverwaltung zunächst nicht ausgestellt; sie beließ es bei mündlichen Genehmigungen. So notierte sich ein Presseoffizier der amerikanischen Militärregierung nach einem Gespräch mit Otto Meier, dem Chefredakteur des SPD-Zentralorgans „Das Volk": „There is no officially laid down procedure in which a license to publish a newspaper is obtained". 19 Richtlinien für ein förmliches Lizenzierungsverfahren wurden erst Anfang August durch SMAD-Befehl Nr. 19 erlassen.20 Grundsätzlich wurden Einzellizenzen erteilt. Die Propa12

13 14 15

16 17

Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 5. Zum Zusammenhang zwischen Parteienzulassung und Presselizenzvergabe: Raue, Geschichte, S. 35; Benser, Die KPD im Jahre der Befreiung, S. 142. Siehe hierzu den Überblick in: Koszyk, „Parteipresse" im Nachkriegsdeutschland, S. 135-145. Raue, Geschichte, S. 35. Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, undatierter Bericht eines deutschen Informanten aus der Zeit vor Aufhebung der Vorzensur in deutscher Sprache, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/31-3/6, S. 1. Zum kommunistischen Presseverständnis siehe auch: Richert, Agitation und Propaganda, S. 78f.; de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 510f.; Herrmann, Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands. Raue, Geschichte, S. 69f. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 14.

66

Die deutsche Lizenzpresse

gandaverwaltung nannte darin die Namen der Lizenzträger und bestimmte Auflage sowie Format der Zeitung. Sie legte also großen Wert darauf, daß einzelne Personen für den Inhalt der Zeitungen verantwortlich gemacht werden konnten. 21 Dieses Verfahren behielt sie bis Anfang 1950 bei. Es galt sowohl für Parteiorgane als auch für sonstige Zeitungs- oder Zeitschriftenlizenzen. 22 Ihre erste Lizenz vergab die neugeschaffene Zensurbehörde auf Anweisung des Militärrates der S M A D am 19. August 1945 an den „Aufbau-Verlag". 23 Zeitungslizenzen wurden erst später vergeben. So berichtet das SPD-Parteivorstandsmitglied Erich W. Gniffke, daß ihm Oberst Tulpanow im Januar 1946 überraschend die Urkunde zur Herausgabe des „Vorwärts" überreichte.24 Am 12. Februar 1946 erteilte Tulpanows Stellvertreter, Oberst Sdorow, Rudolf Herrnstadt und Gerhard Kegel die Genehmigung zur Herausgabe der „Berliner Zeitung", die damals schon seit acht Monaten unter deutscher Regie erschien. 25

4. 2 Die Parteipresse Die Zeitungen der KPD Von den vier zugelassenen Parteien im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands befand sich die KPD selbstverständlich in einer bevorzugten Position. Sie konnte bereits am 13. Juni 1945, nur drei Tage nach Erlaß des Befehls Nr. 2, die erste Ausgabe ihres Organs „Deutsche Volkszeitung" (DVZ) erscheinen lassen. Die Chefredaktion übernahm Paul Wandel, der erst am 10. Juni 1945 aus dem Moskauer Exil in Berlin eingetroffen war. Bereits am 24. Juli schied er wieder aus der Redaktion aus, um im August 1945 die Leitung der Deutschen Zentralverwaltung für Volks-

18

Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 87. Siehe auch: Protokoll Arthur Lieutenants, über eine Besprechung der Parteiführung der LDPD mit dem sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin, Generaloberst Gorbatow, seinem Stellvertreter Generalmajor Barinow, dem Leiter der politischen Abteilung der SMAD, Wladimir Semjonow, und dem Chef der politischen Abteilung der sowjetischen Stadtkommandantur, Gardeoberst Iwan Jelisarow, am 10.7.1945, Ekkehart Krippendorf, Die Gründung, S. 301-303; Schreiben des LDPD-Vorsitzenden Wilhelm Külz vom 6.8.1945, BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 141, Blatt 89.

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Bericht des amerikanischen Presseoffiziers Lt. Gerald M. Konecky, Press Sub Section (OMGBS), Semi-Weekly Report No. 10, 11.7.1945, 740 00119 Control (Germany), Zentralinstitut für Sozialwissenschaftliche Forschung, Freie Universität Berlin. Demgegenüber behauptet Günter Raue, es habe von Anfang an genaue Regeln zur Vergabe von Lizenzen gegeben: Raue, Geschichte, S. 35, S. 228f. SMAD-Befehl Nr. 19 der SMAD, 2.8.1945, TR, 4.8.1945. Zur dieser Praxis siehe auch: Raue, Journalismus im ersten Jahr der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung, S. 325-350, hier S. 326f. Hierauf weisen „Richtlinien für die Tätigkeit der Verlage und die Herausgabe von Druckerzeugnissen" hin, die am 30.3.1948 erlassen wurden, Wiedergabe in: Raue, Geschichte, S. 229. Schreiben der SMAD, Propagandaleitung, Nr. 9, 28.11.1945 (Mitteilung über Zulassung des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands und Zulassung der Aufbau Verlag GmbH), Schulmeister, Zur Entstehung und Gründung des Kulturbundes, S. 156. Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 130. Fotographische Wiedergabe der Lizenzurkunde in: Kegel, In den Stürmen, zwischen S. 448 und S. 449.

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24 25

Die

Parteipresse

67

bildung in der SBZ zu übernehmen. Seine Nachfolger wurden Hans Leitner und, als dieser die Leitung der „Sächsischen Volkszeitung" übernahm, am 25. Juli 1945 Hans Teubner. 26 Der ehemalige Redakteur der „Roten Gewerkschafts-Internationale" war kurz zuvor aus dem Schweizer Exil zurückgekehrt. 27 Die Herausgabe einer „Deutsche Volkszeitung" war fester Bestandteil der politischen Planungen der KPD-Führung im Moskauer Exil. Mehrmals schon hatte die Partei vergeblich versucht, die Zeitung erscheinen zu lassen. Die Herausgabe hing schließlich davon ab, ob und wann es zur Wieder- beziehungsweise Neugründung politischer Parteien im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands kommen würde. Die Entscheidung hierüber fiel kurzfristig: Am 3. Juni 1945 flogen Walter Ulbricht, Anton Ackermann und Gustav Sobottka, die Leiter der drei KPD-"Initiativgruppen", nach Moskau, wo sie am darauffolgenden Tag mit Stalin, Molotow und Shdanow zusammentrafen, um die unmittelbar bevorstehende Wiedergründung der KPD zu besprechen. Erst zu diesem Zeitpunkt stand fest, daß es zur Wiedergründung von Parteien in Deutschland kommen würde. Wenig später kehrten die deutschen Funktionäre mit dem Gründungsaufruf der KPD nach Berlin zurück, den sie am 5. Juni nochmals mit Georgi Dimitroff besprachen. 28 Breiten Raum widmete man am 4. Juni in Moskau auch der Frage der Herausgabe von Presseorganen. So wurde die „Schaffung eines Zentralorgans der Partei und einer Länderzeitung der Partei für Sachsen" sowie einer theoretischen Zeitschrift festgelegt. Auch die „Zusammensetzung der Redaktion für [das] Zentralorgan .Deutsche Volkszeitung'" stand bereits fest. 29 Den Posten des Chefredakteurs sollte Paul Wandel übernehmen, als Redakteure waren Fritz Erpenbeck, Max Keilson, Fred Oelssner und Karl Polack vorgesehen. 30 Aus naheliegenden Gründen stand einer Lizenzerteilung durch die sowjetische Besatzungsmacht nichts im Wege. Die politische Linie, für deren Verbreitung die „Deutsche Volkszeitung" zu sorgen hatte, war zwischen KPdSU und Exil-KPD abgesprochen worden. Somit war die KPD wesentlich besser als andere Parteien auf eine Wiederzulassung in Deutschland vorbereitet. Die Verantwortung für das neue Parteiorgan übernahm Anton Ackermann. Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Moskau am 10. Juni 1945

26

Protokoll Nr. 5 der Sekretariatssitzung am 21. Juli 1945, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, S. 39; Protokoll Nr. 8 der Sekretariatssitzung am 28. Juli 1945, ebd., S. 51. Zu Teubner: Sabine Herbst, Astrid Taubert, Biographische Skizze. Leben und Kampf des Kommunisten Hans Teubner, SAPMO/ZPA, EA 1129/4 (Teubner), Blatt 26.

27

Hans Teubner, 12 Jahre zwischen Zimmerstraße und Zimmerstraße, S. 11; Wandel, Die Partei der Arbeiterklasse war vorbereitet, S. 546.

28

Beratung am 4.6.1945 um 6 Uhr bei Stalin, Molotow, Shdanow, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 50, 51. Siehe auch: Badstübner, Stalin segnete den Aufruf der KPD v o m 11. Juni 1945 ab, Neues Deutschland, 9./10.6.1990; Ackermann, Der Weg zur Einheit, Vereint sind wir alles, S. 81; Die S E D führende Kraft in der antifaschistisch-demokratischen Umwälzung ( 1 9 4 5 - 1 9 4 9 ) , Berlin (Ost) 1984, S. 23; Wandel, Die Partei der Arbeiterklasse war vorbereitet, S. 546; 100 Tage DVZ. Besinnlicher Rückblick, Deutsche Volkszeitung, 6.9.1945.

29

Handschriftliche Notizen von Wilhelm Pieck ebd. Vgl. auch: Leonhard, Die Revolution, S. 344, 3 4 7 3 5 0 sowie S. 352; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 230.

30

Beratung am 4.6.1945 um 6 Uhr bei Stalin, Molotow, Shdanow, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 50, 51. Siehe auch: Nächste zentrale Aufgaben der Parteiführung auf Grund des Aufrufes der KPD - Maschinenschriftliche Ausarbeitung v o m 9. Juni 1945, Nach Hitler kommen wir, S. 387 und 389. Siehe auch: Paul Scholz, Bericht über meinen Anteil am Kampf gegen den Faschismus und beim Aufbau unseres Sozialistischen States, SAPMO/ZPA, EA 2165 (Scholz, Paul), Blatt 10.

68

Die deutsche

Lizenzpresse

begann er, sich mit den Vorbereitungen zur Herausgabe des Blattes zu befassen. In aller Eile war im beschädigten Gebäude der einstigen Zeitung „Völkischer Beobachter" die Redaktion eingerichtet worden, um in der Nacht zum 13. Juni 1945 die erste Nummer zu drucken.31 Später wurde die „Deutsche Volkszeitung" bei der „Täglichen Rundschau" hergestellt - ein fragwürdiges Privileg, wie sich bald herausstellen sollte, denn die Kommunisten durften ihre Zeitung erst nach dem SMAD-Organ drucken. Infolgedessen kam es regelmäßig zu Verzögerungen bei der Auslieferung, was zum Verlust vieler Abonnenten führte. Einem Bericht der DVZ-Verlagsleitung zufolge waren am Morgen des 1. Februar 1946 140000 Exemplare gedruckt worden. Die Auslieferung konnte in Berlin jedoch nicht vor 11 Uhr erfolgen. Ein Großteil der Zeitungen traf erst am darauffolgenden Tag in den Ländern der SBZ ein.32 Zwar wagte es die KPD, sich darüber bei Oberst Tulpanow zu beklagen, jedoch änderte sich an den Mißständen nichts, denn dieselben Beschwerden waren auch noch im Herbst 1946 zu hören.33 Die Auflage der „Deutschen Volkszeitung" lag bei 100000 Exemplaren. 34 Sie entsprach damit den anderen von der SMAD lizenzierten deutschen Zeitungen. Jedoch schon im Juli 1945 beschloß das KPD-Zentralsekretariat eine Verdoppelung der Auflage; allein 90000 Exemplare davon sollten in Berlin verkauft werden.35 Im September 1945 konnte die Zeitung ihre Auflage auf 150000 bis 200000 und einen Monat später sogar auf 350000 Exemplare pro Ausgabe steigern. 36 Mitte September beschloß die KPD-Führung, den Umfang der Freitagsausgabe auf acht Seiten zu erhöhen. 37 Zwei Monate später entschied sie, ihr Zentralorgan im Format der „Täglichen Rundschau" erscheinen zu lassen, und beauftragte Walter Ulbricht, den Verbindungsmann zur Besatzungsmacht, sich darum zu kümmern 3 8 Die Herausgabe von Regionalorganen stand für die KPD-Führung schon im Juni 1945 fest. Wie Wilhelm Pieck notiert hatte, sollte in Dresden

31

Anton Ackermann, Genauer Terminkalender zur Juni-Beratung in Moskau 1945, 11.4.1969, SAPMO/ ZPA, N L 109/5 Anton Ackermann, Blatt 152. Siehe auch: Leonhard, Die Revolution, S. 352; Teubner, 12 Jahre zwischen Zimmerstraße und Zimmerstraße, S. 11. Zur Redaktion: Sabine Herbst, Astrid Taubert, Biographische Skizze. Leben und Kampf des Kommunisten Hans Teubner, SAPMO/ZPA, EA 1129/4 (Teubner), Blatt 26.

32

Verlagsleitung der D V Z an ZK der KPD, z. Hd. Ackermann, 12.2.1946, SAPMO/ZPA, NL 36/670 Wilhelm Pieck, Blatt 19.

33

Protokoll Nr. 47 der Sitzung des Sekretariats am 30. November 1945, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 1, S. 125; Bericht des Verlagsleiters Schmidt, 6.8.1946, SAPMO/ZPA, NL 70/5, Lex Ende, Blatt 3. Siehe auch: L. Ende, Entwurf zu eine Brief der Vorsitzenden an General B.[Bokow] betr. Neues Deutschland, o. D. [Sept. 1946], ebd., Blatt 12.

34 35

Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 5. Protokoll Nr. 2 der Sitzung des Sekretariats am 8. Juli 1945, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 1, S. 36.

36

Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 5. Vgl. auch: Russian Political Policy and German Communism, 15.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, Polad/729/26, S. 7. Ernst Lemmer gab in einer Befragung gegenüber der amerikanischen Militärregierung sogar eine Auflage von 3 0 0 0 0 0 Exemplaren an: Special Interrogation Report, 7.9.1945 (Current Political Intelligence on Berlin, obtained from Ernst Lemmer), BAK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 6. Zur Auflage von 350000: Streng vertrauliche Mitteilung, 9.10. 1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16.

37

Protokoll Nr. 25 der Sitzung des [KPD-] Sekretariats am 13. September 1945, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 1, S. 81. Protokoll Nr. 4 4 der Sitzung des Sekretariats am 15. November 1945, ebd., S. 113.

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eine „Sächsische Volkszeitung" mit wöchentlich sieben Ausgaben und einer Auflage von jeweils 4 0 0 0 0 Exemplaren erscheinen. Für Mecklenburg-Vorpommern war eine „Volkszeitung" mit 2 0 0 0 0 Exemplaren Auflage vorgesehen. Unter demselben Titel sollten Zeitungen für „Großthüringen" (Auflage: 30000 Exemplare) und für den Bezirk Halle-Merseburg (ebenfalls 30000 Exemplare) erscheinen. 39 Bereits am 3. Juli 1945 kam als erstes kommunistisches Provinzorgan die „Thüringer Volkszeitung" (Anfangsauflage: 50000) heraus, zunächst in unregelmäßiger Folge, ab 3. September 1945 in sechs Ausgaben pro Woche. 4 0 Vom 13. Juli 1945 an wurde unter dem Titel „Volkszeitung" auch in Mecklenburg-Vorpommern ein KPD-Organ herausgegeben. 41 Denselben Titel trugen die kommunistischen Zeitungen in Sachsen-Anhalt (seit dem 25. Juli 1945) und in Sachsen („Sächsische Volkszeitung", ab 6. September 1945). 42 Schließlich folgte am 15. September 1945 im Land Brandenburg der „Volkswille" 4 3 Die Landesorgane erreichten binnen kurzem beachtliche Auflagen zwischen 100000 (Mecklenburg) und 250000 Exemplaren (Sachsen-Anhalt). 44 Bereits im August 1945 konnte die Parteispitze üppig gestaltete Beilagen herausgeben. 45 Im Juli 1945 beschloß sie die Herausgabe des theoretischen Organs „Neuer Weg". 46 Mit Billigung der Besatzungsmacht nahm die KPD außerdem schon sehr früh auf die Gestaltung der Organe von Organisationen Einfluß, die sie entweder zu kontrollieren gedachte beziehungsweise denen sie nahestand. Blätter wie die „Freie Gewerkschaft" des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) wurden auf „Anregung" der KPD gegründet und ihre Redaktionen mit Gewährsleuten besetzt. Auflage und Erscheinungsweise unterstanden der laufenden Kontrolle durch die Kommunisten. 47 Sorge bereitete es ihnen jedoch, daß dies in der Öffentlichkeit allzu bekannt werde. Nicht von ungefähr erhielt Fritz Kroh, Verlagsleiter der „Deutsche Volkszeitung", eine „Rüge" erteilt, weil er in der Zeitung „ohne Kenntnis der Redaktion und ohne Befragen des ZK die Auflagenziffern für die Provinzen ... veröffentlicht hatte." 48 Der KPD war es mit Unterstützung der Besatzungsmacht gelungen, in kurzer Zeit in Berlin und in der SBZ ein flächendeckendes Pressewesen aufzubauen. Dennoch zeigte man sich in der Par-

39 40 41 42

SAPMO/ZPA, NL 36/734 Wilhelm Pieck, Blatt 39. Die Thüringer Volkszeitung erschien bis zum 8.4.1946. Zur Entwicklung der Zeitung: Raue, Geschichte, S. 65; Koszyk, Pressepolitik, S. 491. Aus den Erinnerungen des Genossen Karl Raab, SAPMO/ZPA, EA 1233/1 Karl Raab, Blatt 39. Der Beschluß zur Herausgabe der Sächsischen Volkszeitung war schon im Juni 1945 in Moskau gefaßt worden. Siehe: Beratung am 4.6.1945 um 6 Uhr bei Stalin, Molotow, Shdanow, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 51.

43

Die „Volkszeitung" in Sachsen erhielt am 5. Oktober 1945 den Titel „Sächsische Volkszeitung": Raue, Geschichte, S. 65.

44

Protokoll Nr. 18 der Sitzung des [KPD-] Sekretariats am 20. August 1945, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 1, S. 71.

45 46

Protokoll Nr. 41 der Sitzung des Sekretariats am 29.10.1945, ebd., S. 113. Protokoll der Sitzung des Sekretariats am 8. Juli 1945, ebd., S. 36. Siehe auch: Pieck, Aufzeichnungen, S. 51.

47

Protokoll Nr. 41 der Sitzung des Sekretariats am 29.10.1945, ebd., S. 113. Siehe auch Hinweise auf andere Zeitungen in: Protokoll der Sekretariatssitzung am 8.10.1945, ebd., S. 103; Protokoll Nr. 47 der Sitzung des Sekretariats am 30. November 1945, ebd., S. 124f. Protokoll Nr. 11 der [KPD-] Sekretariatssitzung am 1. August 1945, ebd., S. 54.

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teiführung mit den eigenen Presseorganen unzufrieden. Ursache dafür war weniger die sowjetische Zensur, unter der auch die Kommunisten litten, als vielmehr mangelnde Professionalität vieler Parteijoumalisten. Immer wieder sah sich die Parteispitze veranlaßt, mit der „Deutschen Volkszeitung" hart ins Gericht zu gehen. Sehr schnell nämlich hatte man im Spätsommer 1945 die Konkurrenz der westlich lizenzierten Presse in Berlin und Umgebung unangenehm zu spüren bekommen, der die unattraktiven eigenen Blättern nur wenig entgegenzusetzen hatten. Paul Wandel gestand dies Mitte September 1945 in einem vertraulichen Gespräch mit dem amerikanischen Presseoffizier Peter de Mendelssohn unumwunden ein.49 Wenig später, am 28. September 1945, attackierte Fred Oelssner, Leiter der Agitprop-Abteilung des ZK der KPD die eigene Parteipresse: „Unsere Zeitungen heißen alle so großartig Volkszeitungen, sind es aber nicht." Die Konsequenzen, die Oelssner forderte, muteten vor dem Hintergrund des marxistisch-leninistischen Presseverständnisses geradezu konterrevolutionär an: „Die Zeitung darf nicht langweilig sein, sie muß ansprechen, sie muß den Leser packen und fesseln.'*50 Oelssners Forderung, nach der die KPD-Zeitungen keine Funktionärsorgane sein dürfen, war taktischer Natur. Sehr schnell hatten die deutschen Kommunisten wie auch die sowjetischen Redakteure der Besatzungsorgane erkennen müssen, daß sie im Kampf um die Gunst der Deutschen von ihren ursprünglichen Vorstellungen abrücken mußten. Dies erklärt auch die Tatsache, daß keine der nach 1945 im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands erschienenen Tageszeitungen Lenins Idealen entsprach. Allerdings engten die sowjetische Zensur und eigene ideologische Hemmschwellen den Spielraum für eine pragmatische Pressepolitik ein. Oelssners Forderungen waren durchaus ehrlich gemeint, in der journalistischen Praxis fanden sie kaum Niederschlag, auch wenn der „Deutschen Volkszeitung" im November 1945 ein neues, aufgelockertes Erscheinungsbild verordnet wurde. 51 Die Presse der S P D Anders als bei der KPD zog sich die Genehmigung zur Herausgabe von Zeitungen bei den anderen Parteien zum Teil über einige Wochen hin. So hatten die Mitglieder des Zentralausschusses der SPD am 17. Juni 1945 ein Lizenzgesuch an die Militärverwaltung gerichtet und waren schon am 20. Juni über dessen Genehmigung informiert worden. Im Zentralausschuß der SPD einigte man sich anschließend darauf, dem neuen Parteiorgan den Namen „Das Volk" zu geben. Eine Wiederbelebung des „Vorwärts" war am Widerstand der Sowjets gescheitert, das „Volk" durfte nur für die Berliner Landesleitung der Sozialdemokraten sprechen.52 Als Lizenznehmer wurden die Vorstandsmitglieder Max Fechner, Otto Grotewohl und Erich W. Gniffke, als Chefredakteur der frühere SPD-Reichstagsabgeordnete Otto Meier benannt.53 Sein Stellvertreter sollte ursprünglich Engelbert Graf werden, dessen Ernennung scheiterte jedoch am Einspruch der sowje-

49 50

Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 5. Stenographische Niederschrift über die Sekretariats- und Agitprop-Leiter-Sitzung am 28. September 1945, 11 Uhr in Berlin, Wallstraße 76 b, Referat Oelssner, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 2, S. 74f.

51

Protokoll Nr. 47 der Sitzung des Sekretariats am 30. November 1945, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 1, S. 125. Moraw, Die Parole der „Einheit" und die Sozialdemokratie, S. 103. Siehe hierzu auch: Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 88; Hurwitz, Die Anfänge des Widerstands, S. 285.

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tischen Besatzungsmacht. An seine Stelle traten Max Nierich und Paul Ufermann. 5 4 Ihren Sitz hatte die Redaktion im Parteigebäude in der Behrenstraße im sowjetischen Sektor Berlins. Versuche Otto Meiers, die Redaktion in die Westsektoren der Stadt zu verlegen, waren in letzter Minute von der sowjetischen Militärverwaltung unterbunden worden. 5 5 A m 7. Juli 1945 konnte „Das Volk" erstmals erscheinen. Im Unterschied zur „Deutschen Volkszeitung", die im Format der ehemaligen „Deutschen Allgemeinen Zeitung" (DAZ) gedruckt wurde, mußte sich die SPD-Zeitung mit dem kleineren „Berliner Format" begnügen, das heißt, es standen bei vier Seiten Gesamtumfang pro Seite nur vier Textspalten zur Verfügung. Die Startauflage war mit 100 000 Exemplaren in gleicher Höhe wie beim KPD-Organ angesetzt, wurde allerdings später nicht in demselben Maße wie bei der „Deutschen Volkszeitung" erhöht. 56 So lag sie Mitte September 1945 bei 150000, Anfang Januar 1946 bei 2 5 0 0 0 0 Exemplaren. 5 7 Als Begründung für die zeitliche Verzögerung zwischen Lizenzerteilung und Herausgabe der Zeitung „Das Volk" verwies die sowjetische Seite auf den allgemeinen Papiermangel. Erst nachdem die KPD in vier der fünf Länder beziehungsweise Provinzen der SBZ eigene Organe herausgegeben hatte, genehmigte die Besatzungsmacht auch der SPD eigene Parteizeitungen: die „Volksstimm e " (Sachsen, 11.9. 1945), das „Volksblatt" (Sachsen-Anhalt, 6. 9. 1945), „Der Märker" (Brandenburg, 20. 10. 1945), die „Volksstimme" (Mecklenburg, 10. 9. 1945) und die „Tribüne" (Thüringen, 15. 9. 1945). An den genannten Ersterscheinungsdaten läßt sich leicht ablesen, daß die S P D erst mit erheblicher Verspätung auch außerhalb Berlins Zeitungen herausgeben konnte. Die Auflagen der Blätter von K P D und SPD schwankten zwischen 4 0 0 0 0 und 100000. Die Gesamtauflage der SPD-Presse bezifferte der Parteivorsitzende Otto Grotewohl am 14. September 1945 auf 500 000 Exemplare. 5 8 Das war wesentlich weniger, als der KPD zustand. Hinzu kam, daß die Kommunisten auch massive Unterstützung bei der Verbreitung ihrer Organe erhielten. General Pierre Koenig, französischer Militärgouverneur in Deutschland, veranlaßte dies, wie Harold Hurwitz schreibt, zu der ironischen Bemerkung, daß die Sowjets für die KPD zwei Flugzeuge eingesetzt hätten, um die „Deutsche Volkszeitung" zu vertreiben, der SPD-Zeitung „Das Volk" habe dagegen nur ein Auto ohne Reifen zur Verfügung gestanden. 5 9

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Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 88; Scholz, So begann er, S. 54; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 230f. Gniffke, ebd., S. 21, S. 87. Siehe auch: Koszyk, Pressepolitik, S. 488; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 230f. Semi-Weekly Report (OMGBS), Press Sub Section, 11.7.1945, 740 00119 Control (Germany), Zentralinstitut für Sozialwissenschaftliche Forschung, Freie Universität Berlin. Siehe auch Hinweise in: Germer, Von Grotewohl zu Brandt, S. 43; Hurwitz, Stunde Null, S. 307. Erich W. Gniffke schreibt, die Zeitung „Das Volk" sei mit einer Startauflage von nur 50000 Exemplaren erschienen: Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 88. Abweichend hierzu: Germer, Von Grotewohl zu Brandt, S. 43. Nach seinen Angaben soll die Auflage 100000 Exemplare betragen haben. Auch Peter de Mendelssohn gibt diese Zahl an: Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 5. Streng vertrauliche Mitteilung 9.10.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16. Zur Auflagenentwicklung bis September 1945: Otto Grotewohl, Wo stehen wir, wohin gehen wir, S. 30. Nach Angaben Ernst Lemmers lag die Auflage Anfang September 1945 noch bei 100000: Special Interrogation Report, 7.9.1945, BÄK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 6. Zur Auflage vom Januar 1946: Bericht des Polad, 3.1.1946, BÄK, OMGUS, Polad/765/13. Grotewohl, Wo stehen wir, wohin gehen wir, S. 30.

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Die Presse der SED Am 21. und 22. April 1946 fand im Berliner Admiralspalast der Vereinigungsparteitag von SPD und KPD zur SED statt. Bereits seit Februar 1946 gaben beide Parteien die gemeinsame theoretische Zeitschrift „Einheit" als „Monatsschrift zur Vorbereitung der Sozialistischen Einheitspartei" heraus. Nach Gründung der SED führte man sie ab Juni 1946 als theoretisches Organ des Parteivorstandes weiter. Ähnliche Zeitschriften wurden von beiden Parteien auch in den Ländern und Provinzen der SBZ herausgegeben, so beispielsweise die „Sozialistische Einheit" in Sachsen.60 Vor der Verschmelzung von SPD und KPD hatte Oberst Tulpanow der SPD die Lizenz für den „Vorwärts" überreicht. Die erste Ausgabe erschien am 9. April 1946, vorläufig noch als Organ des „Organisationsausschusses Groß-Berlin der SPD und KPD". Nach Gründung der SED in Berlin fungierte er als „Abendzeitung der Reichshauptstadt" beziehungsweise nach einer Intervention der französischen Besatzungsmacht als „Abendzeitung der deutschen Hauptstadt". Der „Vorwärts" stand in direkter Konkurrenz zum französisch lizenzierten „Kurier" und zum sowjetisch kontrollierten „Nacht-Expreß". 61 Herausgeber der Zeitung war die Berliner Landesleitung der Einheitspartei. Die Auflage des Blattes betrug zunächst 140000 Exemplare pro Ausgabe, stieg schon nach wenigen Monaten auf über 300000, ging aber 1947 wieder auf 140000 Exemplare zurück. 62 In der SBZ wurde die Fusion von SPD und KPD zur SED bereits vor dem 22. April 1946 vollzogen. Im Anschluß daran gaben die örtlichen Parteiorganisationen eigene Organe heraus. Sie entstanden durch Zusammenlegung von Redaktionen und Verlagen der SPD- und KPD-Blätter. Den Anfang machte am 9. April 1946 in Erfurt das „Thüringer Volk". Es folgten am 10. April in Schwerin die „Landeszeitung", am 13. April die „Sächsische Zeitung" in Dresden, am 17. April die „Freiheit" in Halle an der Saale, am 18. April die „Märkische Volksstimme" in Potsdam und am 20. April die „Volksstimme" in Chemnitz. 63 Nach Gründung der SED auf Zonenebene stellten auch die Zentralorgane von KPD und SPD ihr Erscheinen ein. Hinsichtlich des Zentralorgans beabsichtigte die Einheitspartei zunächst, die „Deutsche Volkszeitung" zum „Reichsorgan der Partei" zu machen und „Das Volk" zum Abend-

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Hurwitz, Die Anfänge des Widerstands, S. 285 Zur Sozialistischen Einheit, die vom 8.3.1946 bis 12.4.1946 herausgegeben wurde: Koszyk, Pressepolitik, S. 491. Porträts der Berliner Zeitungen, angefertigt von der ISD,15.7.1946 B Ä K , O M G U S , ISD 5/238-1/16, S. 15f.

62

Ebd. Nach Angaben von Arno Scholz betrug die Auflage 1947 etwa 160000 Exemplare pro Ausgabe: Scholz, Ein Jahr Telegraf, S. 27. Nach Informationen der amerikanischen Militärregierung lag sie im Mai 1947 nur noch bei rund 140000 Exemplaren: Press Run Figures of Berlin Daily Newspapers, 30.5.1947, BÄK, O M G U S , 5/238-1/1. N a c h d e m der „Vorwärts" eine Zeitlang als Montagsausgabe des „Neuen Deutschland" herausgegeben worden war, stellte man ihn Ende 1958 ein. Zur Herausgabe des „Vorwärts": M e m o r a n d u m Gerard M. Speyer, Subject: Afternoon Newspapers in Berlin, 24.8.1946, B Ä K , O M G U S , ISD 5/238-1/16.

63

Zur Landeszeitung: Sowjetisch lizenzierte Zeitungen in Berlin, Liste der ISD, 15.3.1947, IfZ-Archiv, O M G U S , 5 / 2 3 9 - 1 / 1 5 . Siehe auch: Koszyk, Pressepolitik, S . 4 9 1 . Zur Mitteldeutschen Tageszeitung: Ebd., S. 490; Sowjetisch lizenzierte Zeitungen in Berlin, Liste der ISD, 15.3.1947, IfZ-Archiv, O M GUS, 5/239- 1/15.

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blatt der Berliner Parteiorganisation abzuwerten.64 Dieser Vorschlag stieß bei den Sozialdemokraten aus naheliegenden Gründen auf wenig Gegenliebe. Sie setzten für das gemeinsame Zentralorgan einen neuen Namen und ein neues Erscheinungsbild durch. Am 11. März 1946 beauftragte die kommunistische Parteiführung den Leiter ihres Pressedienstes, Sepp Schwab, mit dem Aufbau des neuen Zentral organs. Als Verhandlungspartner der SPD war Otto Meier vorgesehen.65 Einen Monat später stand der neue Name fest: „Neues Deutschland". Man bezeichnete ihn als vorläufig, dabei ist es bis heute geblieben.66 Das neue Organ erschien erstmals am 23. April 1946. Herausgeber war die Abteilung Agitation, Presse und Rundfunk des Parteivorstandes.67 Die Chefredaktion übernahmen Max Nierich und Sepp Schwab 68 Der journalistisch wenig erfahrene Schwab wurde schon nach kurzer Zeit abgelöst. Seine Nachfolge trat Lex Ende an, der vor 1933 als Redakteur beim KPD-Organ „Rote Fahne" beschäftigt gewesen war. Am 3. Mai 1949 übernahm Rudolf Herrnstadt von Nierich und Ende den Posten des Chefredakteurs. 69 Das SED-Zentralorgan erschien in sechs Ausgaben pro Woche und hatte an Werktagen einen Umfang von sechs Seiten. Es wurde auf den Druckmaschinen der „Täglichen Rundschau" hergestellt und erschien daher in demselben Format wie einst der nationalsozialistische „Völkische Beobachter". 70 Seit 1947 verfügte das „Neue Deutschland" über eine eigene Setzerei und Drukkerei. Bemerkenswert ist, daß das SED-Organ in den ersten Monaten dramatische Auflageneinbußen hinnehmen mußte. Wilhelm Pieck führte gegenüber General Bokow hierüber wiederholt Klage: Aufgrund fehlenden Papiers, so monierte er beispielsweise, habe das „Neue Deutschland" am 1. Juni 1946 statt mit 400 000 nur mit einer Auflage von 300 000 Exemplaren erscheinen können. Die Folge: Rund 10000 Abonnenten warteten an jenem Tag vergeblich auf ihre Zeitung. Würde man alle Bestellungen berücksichtigen, so Pieck, müßte das Parteiorgan in einer Auflage von 700000 Exemplaren gedruckt werden.71 Als nach den Oktoberwahlen des Jahres 1946 auch dem „Neuen Deutschland" das schlechte Abschneiden der SED in Berlin angelastet wurde, sah 64 65 66 67

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Protokoll Nr. 14/71 der Sitzung des Sekretariats am 23. Februar 1946, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 1, S. 175. Protokoll Nr. 15/72 der Sitzung des Sekretariats am 11. Mai 1946, ebd., S. 185. Protokoll Nr. 21/78 der Sitzung des Sekretariats am 11. Mai 1946, ebd., S. 208. Günter Raue, 40 Jahre SED - 40 Jahre „Neues Deutschland", S. 17. Nach Angaben Raues erhielt das Neue Deutschland die Lizenz Nr. 7 vom 23.4.1946, erteilt durch die Propaganda-Leitung (Presseabteilung der Propagandaverwaltung): Ebd., S. 17. Siehe auch: LAZ, Nr. 5173; Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 23; Scholz, Ein Jahr Telegraf, S. 27; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 233 ff. Porträts der Berliner Zeitungen, angefertigt von der ISD, 15.7.1946, BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16, S. 17f. Vgl. auch: Leonhard, Die Revolution S. 400f.; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 233f. Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 23f. Zu Schwab siehe auch: Richert, Agitation und Propaganda, S. 120. Lex Ende wurde im August 1950 aus der SED ausgeschlossen und zur „Bewährung" in ein Uranbergwerk in das Erzgebirge geschickt, wo er kurze Zeit später starb: Leonhard, Die Revolution, S. 401. Brief der Verlagsleitung des „Neuen Deutschland" an das Zentralsekretariat der SED, 9.10.1946, SAPMO/ZPA, NL 36/670 Wilhelm Pieck, Blatt 72. Siehe auch Besprechung mit Makarow G[eneraleutnant], Tulpanow und Kurotschkin G. L. am 9.1.1947, ebd., S. 98. Nikolai Nikolajewitsch Wolkow war Dolmetscher General Bokows: Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 224. Wilhelm Pieck in einem Brief an Generalleutnant Bockow [Bokow], 20.6.1946, SAPMO/ZPA, NL 36/ 670 Wilhelm Pieck, Blatt 33.

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sich die Verlagsleitung veranlaßt, in einem Brief an die Parteiführung auf die immensen Schwierigkeiten hinzuweisen, die vor allem bei der Herstellung der Zeitung entstanden. Danach war dem Blatt zwar eine Auflage von 500000 Exemplaren zugestanden worden, tatsächlich gedruckt wurden aber nur 400 000 Exemplare. Nicht ohne Brisanz war der Hinweis, daß der Leiter der Druckerei, der sowjetische Hauptmann Windmann, die Auflage des „Neuen Deutschland" von Zeit zu Zeit willkürlich auf 250000 Exemplare senkte. Als Major Wallach, Tulpanows Stellvertreter, davon erfuhr, veranlaßte er, daß die Auflage des „Neuen Deutschland" auf 600000 Exemplare festgesetzt wurde. 72 Am 12. November 1946 beklagte sich Pieck gegenüber SMAD-Offizieren, daß die Gesamtauflage des Blattes in den vergangenen sechs Monaten von 309000 auf 207 000 zurückgegangen sei. In Berlin setzten die Händler statt der anfänglich 60000 sogar nur noch 29 000 Exemplare ab. Hierfür nannte Pieck mehrere Ursachen: Unpünktliche Lieferung, Auflagen (vermutlich durch die Zensur) und Papiermangel. 73 Eine ernstzunehmende Konkurrenz für die „Tägliche Rundschau" wurde das „Neue Deutschland" erst, als die SED-Parteiführung ab Anfang Mai 1949 ihrem Zentralorgan eine Führungsrolle in der Presselandschaft der SBZ beziehungsweise der DDR zuwies.74 Nach dem Vereinigungsparteitag von SPD und KPD zur SED fusionierten auch die Länderorgane beider Parteien. So erschien am 19. Mai 1946 die erste Ausgabe der „Leipziger Volkszeitung". Ihr folgten einen Tag später die „Lausitzer Rundschau" in Bautzen, die „Freie Presse" in Zwickau und die „Volksstimme" in Magdeburg. 75 Alle SED-Provinzzeitungen erschienen in mehreren Regionalausgaben durchschnittlich sechsmal pro Woche. Die Auflage schwankte zwischen 130 000 und 200 000 Exemplaren, wobei es aufgrund mangelnder Papierversorgung zeitweilig zu akuten Engpässen kam. 76 Druck, Vertrieb und Papierbeschaffung der SED-Presse besorgte die „VOB Zentrag, Zentrale Druckerei-, Einkaufs- und Revisionsgesellschaft mbH".77 Dieses mit Abstand größte Presseunternehmen im sowjetischen Besatzungsgebiet war von der KPD am 29. Oktober 1945 gegründet worden. Wenig später, am 30. beziehungsweise 31. Oktober, ordnete die sowjetische Besatzungsmacht durch Erlaß der Befehle Nr. 124 und 126 die Beschlagnahme des gesamten Eigentums an, das „dem deutschen Staat und seinen zentralen und örtlichen Behörden" sowie „den Amtsleitern der nationalsozialistischen Partei, deren führenden Mitgliedern und einflußreichen Anhängern" gehörte.78 Es wurde zunächst den Länder- und Pro-

72

Brief der Verlagsleitung des „Neuen Deutschland" an das Zentralsekretariat der SED, 22.10.1946, SAPMO/ZPA, NL 36/670 Wilhelm Pieck, Blatt 76 und 77.

73 74

Besprechungen vom 12.11.1946 abends in Karlshorst, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 93f. Schreiben von Α. V. Boerner, Deputy Director for Policy, an den Chef der ICD, Oberst Gordon Ε. Textor, 1.12.1948, BÄK, OMGUS, (ISD) 5/243-2/20; LAZ, Nr. 5173. Sowjetisch lizenzierte Zeitungen in Berlin, Liste der ISD, 15.3.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, (ISD) 5/ 239-1/15; Fricke, Monopolisierte Meinungsbildung, S. 162.

75 76

Sowjetisch lizenzierte Zeitungen in Berlin, Liste der ISD; Koszyk, Pressepolitik, S. 489; Max Keilson, Die Presse der Ostzone, S. 14.

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Protokoll Nr. 41 der Sitzung des Sekretariats am 23.10.1945, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 1, S. 110. Siehe auch: Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 127.

78

SMAD-Befehl Nr. 124, 30.10.1945, Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 189; SMAD-Befehl Nr. 126,31.10.1945, ebd., S. 194-196. Hinweise auf pressepolitische Bedeutung beider Befehle in: Davidovic, Zur Rolle der fortschrittlichen Presse, S. 182; Baerns, Lenkung und Kontrolle beim Neuaufbau des Pressewesens, S. 284.

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vinzialverwaltungen der SBZ in treuhänderische Verwaltung übergeben. Diese beiden sehr weit auslegbaren Befehle betrafen unter anderem das Vermögen des ehemaligen Presseimperiums der NSDAP."Zahlreiche Druckereibetriebe und Verlagshäuser wurden daraufhin in staatliche Verwaltung überführt. Da sich die N S D A P nach ihrer Machtergreifung im Jahre 1933 viele Betriebe auf unrechtmäßigem W e g e angeeignet hatte, meldete nun die KPD Anspruch auf 44 ihr früher gehörende Zeitungsbetriebe an. Sie wurden in die „VOB Zentrag" ebenso eingebracht wie nach Gründung der SED die Zeitungsbetriebe der SPD. Die CDU-Presse Der CDU-Gründerkreis um Andreas Hermes, Walther Schreiber, Jakob Kaiser und Ernst Lemmer hatte sich am 19. Mai 1945 erstmals getroffen und bereits sechs Tage später eine Einigung über die Neugründung einer konfessionell nicht gebundenen, bürgerlichen Partei erzielt. 79 Nachdem am 10. Juni 1945 der Befehl zur Wiederzulassung politischer Parteien bekannt geworden war, diskutierte der Kreis vom 19. Juni ein politisches Grundsatzprogramm und legte den Namen der Partei fest. Eine Woche später wurden diese Arbeiten mit der Verabschiedung des Gründungsaufrufes beendet. Die Genehmigung der C D U durch die sowjetische Besatzungsmacht ließ auf sich warten. Auf Seiten von S M A D und KPD nahm man die Aktivitäten der bürgerlichen Politiker mit gewissem Mißtrauen zur Kenntnis, zumal sich dort die Konturen einer Partei abzeichneten, die in dieser Form ursprünglich nicht vorgesehen war. Die Ziele des CDU-Gründerkreises entsprachen nicht den Vorgaben des Gründungsaufrufes der KPD vom 11. Juni 1945, der eine Bildung „des Zentrums und anderer" Parteien angedeutet hatte. 80 Während die S M A D ihre Sondierungen über den CDU-Zulassungsantrag fortsetzte, hatte sich die KPD-Führung schon weitgehend Klarheit über die Formierung der neuen politischen Gruppierungen verschafft. Sie ergriff sofort die Initiative zur Integration in den „Block der antifaschistisch-demokratischen Parteien", dessen Bildung im Gründungsaufruf der Kommunisten ebenfalls angekündigt worden war. Dahinter stand die Absicht, die Tätigkeit der Parteien nicht nur untereinander abzustimmen, sondern es ihnen zugleich unmöglich zu machen, Politik ohne oder gegen die K P D zu betreiben. 81 Die KPD-Führung drängte anschließend auf weitere verbindliche Vereinbarungen, wobei sie andeutete, daß die Bereitschaft zur Mitarbeit im Parteienblock die Voraussetzung für eine Zulassung sei. 82 Der Rahmen f ü r die Arbeit bürgerlicher Parteien war damit abgesteckt. Ein gewisses Unbehagen gegenüber der C D U schien vor allem auf Seiten der S M A D und der KPD aber dennoch weiter zu bestehen. 8 3 Als am 26. Juni der Gründungsaufruf der C D U fertiggestellt war, konnte er zunächst nicht verbreitet werden, denn die Partei verfügte

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Conze, Jakob Kaiser, S. 16. DVZ, 13.6.1945. Nach Auffassung von Peter Hermes rechnete die KPD-Führung nur mit der Gründung einer bürgerlichen Partei: Hermes, Der Neubeginn Berlins im Mai 1945, Manuskript, 19.2.1965, ACDP, NL Emil Dovifat, 1-171-001/3, S. 15. Gradl, Anfang, S. 17. Schreiben von Walter Ulbricht, Anton Ackermann (beide KPD) sowie Otto Grotewohl und Otto Meier (beide SPD) an Andreas Hermes, 23.6.1945: ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-017/2. Vgl. hierzu auch: Conze, Jakob Kaiser, S. 24f. Vgl. hierzu: Hurwitz, Die politische Kultur der Bevölkerung und der Neubeginn konservativer Politik, S. 265f.

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weder über eine Parteizeitung noch lag ihr die Genehmigung zum Druck von Flugblättern und Plakaten vor. So machte Ernst Lemmer in seinem Schreiben an Emil Dovifat vom 2. Juli 1945 darauf aufmerksam, daß der Druck von 250000 Flugblättern für die Christlich-Demokratische Union (CDU) nur erfolgen könne, wenn hierzu eine entsprechende Erlaubnis in russischer Sprache vorliege, aus der außerdem die Zulassung der CDU hervorgehen müsse. 84 So blieb es der von Rudolf Herrnstadt (KPD) redigierten „Berliner Zeitung" vorbehalten, die deutsche Öffentlichkeit am 29. Juni 1945 vom Gründungsaufruf der CDU in Kenntnis zu setzen. Drei Tage zuvor hatte Marschall Shukow den designierten CDU-Parteivorsitzenden Andreas Hermes in Karlshorst empfangen. An dem Gespräch nahm auch Walter Ulbricht teil. Der Marschall zeigte lebhaftes Interesse am Eintritt der CDU in den von der KPD geplanten Parteienblock. Hermes mußte feststellen, daß Shukow die CDU noch keineswegs genehmigt hatte, denn er sagte lediglich eine Prüfung des Gründungsaufrufes der Partei zu. Erst dann wollte er über deren Registrierung entscheiden. Als ihm Hermes erwiderte, der Aufruf sei auf Drängen der KPD bereits veröffentlicht worden, zeigte sich Shukow zufrieden und wünschte der Partei guten Erfolg. 85 In den ersten Julitagen schien sich das Mißtrauen auf Seiten der sowjetischen Besatzungsmacht soweit gelegt zu haben, daß sie zumindest gegen die Zulassung der CDU keine weiteren Einwände mehr vorbrachte. Die Militärverwaltung hatte sich aber offensichtlich doch noch eine Prüfung des Gründungsaufrufes vorbehalten, d. h. sie mußte ihn wahrscheinlich dem Staatlichen Verteidigungskomitee der UdSSR vorlegen - ein zeitraubendes Verfahren, das auch bei weit weniger wichtigen Entscheidungen Anwendung fand. Zu weiteren Verzögerungen kam es nicht mehr. Sonst wäre der Eindruck entstanden, die SMAD wolle außer der KPD und der SPD keine weitere politische Partei genehmigen. SMAD und KPD standen außerdem unter Zeitdruck, denn am 7. Juli hatten sich Briten, Amerikaner, Franzosen und Sowjets auf den 11. Juli 1945 als Termin für das erste Zusammentreffen der Stadtkommandanten in der Interalliierten Militärkommandatur Berlins verständigt. Parteigründungen, Parteienblockbildung und die Vergabe von Presselizenzen wollte die SMAD nach Möglichkeit bis zur Übernahme der Kontrolle der Stadt durch die vier Besatzungsmächte abgeschlossen haben. Anderenfalls mußte sie damit rechnen, daß sich deutsche Politiker an die Westmächte wenden würden, um dort eine Genehmigung ihrer Parteien zu beantragen. Am 10. Juli 1945 - die Übernahme der westlichen Sektoren Berlins durch Briten und Amerikaner hatte bereits begonnen - wurde die Parteiführung der CDU vom stellvertretenden sowjetischen Stadtkommandanten Berlins, Generalmajor Barinow, in „Anwesenheit eines Vertreters des Moskauer Kommissariats für auswärtige Angelegenheiten, Herrn Semjonoff [Semjonow]", empfangen. 8 6 Semjonow teilte den Anwesenden mit, daß die CDU durch die Militärverwaltung zugelassen sei. Zugleich erteilte er die Erlaubnis zum Druck und zur Verbreitung des Gründungs-

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Ernst L e m m e r an Dovifat vom 2.7.1945, ACDP, N L Emil Dovifat, 1-171-001/3. Protokoll der Besprechung General Barinows und Wladimir Semjonows mit Hermes, Steltzer, Kaiser, Lemmer, Dr. Vockel und Dolmetscher, Herrn Tömmler vom 10.7.1945, A C D P , N L Andreas Hermes, 1-090-019/3. Vgl. auch die auf dem Tagebuch von Anna Hermes fußende Darstellung von: Hermes, Der Neubeginn Berlins im Mai 1945, Manuskript, 19. 2.1965, ACDP, NL Emil Dovifat, 1-171-001/3, S. 15-17.

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Protokoll der Besprechung General Barinows und Wladimir Semjonows mit Hermes, Steltzer, Kaiser, Lemmer, Dr. Vockel und Dolmetscher, Herrn Tömmler vom 10.7.1945, A C D P , N L Andreas Hermes, 1-090-019/3.

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aufrufes, w o f ü r von der S M A D Papier und eine Druckerei zur Verfügung gestellt werden sollten. Der C D U wurde außerdem gestattet, im sowjetischen Sektor Berlins Kundgebungen abzuhalten. Schließlich trat Semjonow an die Parteiführer mit der Forderung heran, die Parteizentrale im sowjetischen Sektor der Stadt anzusiedeln. 8 7 Auch Redaktion und Druckerei des Parteiorgans sollten nach Meinung Semjonows im sowjetischen Sektor Berlins liegen. 88 Im Protokoll des Treffens heißt es außerdem, den Vertretern der S M A D sei „viel daran gelegen, daß die Zeitung möglichst bald erscheint." Als Andreas Hermes dazu bemerkte, dies könne in zehn bis vierzehn Tagen der Fall sein, war die sowjetische Seite mit dieser Zeitvorstellung jedoch nicht einverstanden. Statt dessen drängte sie darauf, bereits „in 2 - 3 Tagen zu beginnen". 8 9 Die Vorbereitungen zur Herausgabe eines Parteiorgans waren zu diesem Zeitpunkt bereits in ein konkretes Stadium getreten. Ein erstes Konzept, in dem auch schon der N a m e des Blattes, „Neue Zeit", genannt wurde, hatte Hermann Katzenberger, von 1945 bis 1947 Leiter des Union-Verlages, bereits am 21. Juni 1945 erarbeitet. A m 3. Juli lag ein weiteres schriftlich fixiertes Konzept vor, an dessen Ausarbeitung auch Emil Dovifat, designierter Chefredakteur der „Neuen Zeit", beteiligt war. Danach sollte die Zeitung im U m f a n g von vier Seiten mit j e vier Spalten im kleinen „Berliner Format" erscheinen. Aus betriebswirtschaftlichen Gründen hoffte man auf den Verkauf einer Mindestauflage von 50 000 Exemplaren pro Ausgabe. 9 0 Zwei Tage nach Registrierung der C D U erfolgte die Gründung des Union-Verlages. Die Geschäftsführung übernahm neben Hermann Katzenberger Otto Nuschke. 91 Stellvertreter Emil Dovifats war Wilhelm Gries. Zu den leitenden Redakteuren gehörten Alfred Gerigk, Karl Brammer und Hans Sonnenschein 9 2 Wie von Andreas Hermes in Aussicht gestellt, erschien am 22. Juli die erste N u m m e r der „Neuen Zeit". Die Auflage des vierseitigen Blattes betrug rund 100000 Exemplare und war damit doppelt so hoch wie ursprünglich vorgesehen. 9 3 Die Herstellung erfolgte in einer Druckerei, die der „Neuen Zeit" von der Besatzungsmacht in den Trümmern des MosseHauses im Berliner Stadtzentrum zugewiesen worden war und in der auch andere deutsche Lizenzzeitungen hergestellt wurden 9 4 Die drangvolle Enge führte zuweilen zu grotesken Situationen: So weckten die Umbrüche nicht nur die Neugier der Redakteure anderer Zeitungen, zuweilen kam es auch vor, daß Beiträge beinahe vertauscht wurden. So sah sich der Geschäftsführer des Union-Verlages veranlaßt, in einem Schreiben an Andreas Hermes einen Wechsel der Druk-

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Dieser Forderung kam man seitens der CDU nach: Schreiben des kommissarischen Leiters der Hauptvereinigung der deutschen Gartenbauwirtschaft, Obitz, an Hermes vom 13.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-015/1. Protokoll einer Besprechung Katzenbergers mit Oberstleutnant Koslenko, 15.8.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, I- 090-019/3. Protokoll der Besprechung General Barinows und Wladimir Semjonows mit Hermes, Steltzer, Kaiser, Lemmer, Dr. Vockel und Dolmetscher, Herrn Tömmler vom 10.7.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Vorschläge für die publizistische Linie und den organisatorischen Aufbau einer Tageszeitung der Christlich-Demokratischen Union, 3.7.1945, ACDP, NL Emil Dovifat, 1-171-002/3. Geschäftsbericht des Union-Verlages für das Jahr 1945 vom 16.4.1946, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3, S. 1. Siehe auch: Gradl, Anfang, S. 26. Gradl, ebd. Vgl. auch: Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/2383/16, S. 6f. Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 54.

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kerei vorzuschlagen. 95 Jedoch erst Ende 1945 lag dem Union-Verlag eine entsprechende Erlaubms vor. Q f0S Während die SPD-Zeitung „Das Volk" und vorläufig auch die „Berliner Zeitung" im kleinen „Berliner Format" gedruckt wurden, erschienen die „Neue Zeit" und die „Deutsche Volkszeitung" im größeren Format der ehemaligen „Deutschen Allgemeinen Zeitung" (DAZ). 97 Dies sah man in der KPD-Parteiführung mit großem Unbehagen. So unterbreitete die Verlagsleitung der „Deutschen Volkszeitung" Ende Juli dem Geschäftsführer des Union-Verlages den „Vorschlag", auf das kleinere „Berliner Format" zu wechseln. 98 Auch der sowjetischen Besatzungsmacht schien es nicht zu gefallen, daß das Organ der politischen Konkurrenz in demselben Format wie das KPD-Organ erschien. Ein willkommener Anlaß zur Änderung des Formats der „Neuen Zeit" bot sich schließlich, als das CDU-Organ in seiner Ausgabe vom 4. August 1945 den Text des Potsdamer Protokolls nicht korrekt abdruckte. 99 Daraufhin veranlaßte die sowjetische Zensur, daß die „Neue Zeit" vom 5. August 1945 an nur noch im kleineren „Berliner Format" erscheinen durfte. Zwar hatte der Zensor versprochen, auch das Format der „Deutschen Volkszeitung" werde verkleinert, was jedoch nicht geschah. 100 Die Auflage der „Neuen Zeit" wurde im Gegensatz zu den Blättern von KPD und SPD bis Jahresende 1945/46 nicht erhöht. Im Herbst deutete General Bokow gegenüber Andreas Hermes eine Steigerung auf 200000 Exemplare an. 101 Sie wurde wegen der Auseinandersetzungen zwischen Parteiführung und SM AD jedoch nicht gewährt. Erst Anfang Januar 1946, nach dem erzwungenen Wechsel in der CDU-Parteispitze, genehmigte die SMAD der „Neuen Zeit" eine Auflage von 250000 Exemplaren, bei der es offiziell bis Herbst 1947 blieb. 102 Diese Zahl entsprach keineswegs der tatsächlich gedruckten Auflage, die ständigen Schwankungen unterworfen war. 103

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Es handelte sich dabei um die Druckerei der früheren Winkler-Rienhardtschen Berliner Verlagsanstalt im vormaligen Mossehaus im Berliner Presseviertel: de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S . 5 1 9 f . Z u m Herstellung der Neuen Zeit: Katzenberger an Hermes, 27.7.1945, ACDP, N L Andreas Hermes, 1-090019/3. Zur Situation der Druckereien in Berlin: Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 15f.; K.[Karl] B.[Brammer], Wie die „Neue Zeit" entstand, Neue Zeit, 21.7.1946. Siehe auch: Katzenberger an Hermes, 27.7.1945, ACDP, N L Andreas Hermes, 1-090-019/3; Weiß, A m Morgen, S. 3 8 - 4 1 ; Nebenzahl, Mein Leben, S. 62; Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 88.

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Katzenberger an Hermes, 27.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Bericht über die Prüfung des Jahresabschlusses bei der Union Verlag G m b H , 31.12.1945, A C D P , N L Andreas Hermes 1-090-019/3, S. 3. Geschäftsbericht des Union Verlages, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3, S. 1. Katzenberger an Hermes, 27.7.1945, A C D P , N L Andreas Hermes, 1-090-019/3. Vgl. hierzu auch: Schäfer, Rudolf Pechel und die Deutsche Rundschau, S. 180.

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Neue Zeit, 4.8.1945. Russian Political Policy and German C o m m u n i s m , 15.9.1945, IfZ-Archiv, O M G U S , Polad/729/26, S. 7. Schreiben von Otto Nuschke an Marschall Shukow (Entwurf), 3.12.1945, A C D P , N L Andreas Hermes, 1-090-019/3. Vgl. auch: Schreiben mit Bitte um Auflagenerhöhung von Katzenberger an Hermes, 10.9.1945, ACDP, N L Andreas Hermes, 1-090-019/3. Bericht des Polad, 3.1.1946, BÄK, O M G U S , Polad/765/13; Bericht der ISD, 15.7.1946, B Ä K , O M GUS, 5/238-1/16; Evidence of Soviet Discrimination in Favor of Socialist Unity Party as Against other German Political Parties, Bericht des Polad, 21.8.1946, IfZ-Archiv, O M G U S , Polad/747/33, S. 6.

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Nach Herausgabe des CDU-Parteiorgans „Neue Zeit" war der Optimismus im Union-Verlag zunächst so groß, daß man sich im September 1945 Gedanken über die Herausgabe einer zusätzlichen Wochenausgabe der „Neuen Zeit" machte. 104 Diese war zwar nicht ausdrücklich als Parteiorgan konzipiert, sollte jedoch zur Verbreitung christdemokratischen Gedankengutes dienen. Man hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, nachdem auch in den Westzonen Parteien wieder zugelassen worden waren, diesen jedoch die Herausgabe von Parteiblättern vorerst versagt blieb. So hoffte die CDU, die in den Westzonen bestehende Lücke durch eine sowjetisch lizenzierte Wochenzeitung füllen zu können. Der Umfang des Blattes sollte acht Seiten, die Auflage 200 000 Exemplare betragen. Chefredakteur sollte Wilhelm Gries werden. Zur Herstellung war eine Druckerei im britischen Sektor Berlins vorgesehen. 105 Am Ende konnte dieses Vorhaben nicht verwirklicht werden. Vermutlich ist der Verlagsleitung sehr bald zu verstehen gegeben worden, daß die SMAD der CDU über die Herausgabe der „Neuen Zeit" hinaus vorerst keine weiteren Lizenzen erteilen werde. Sie war auch nicht bereit, einer Auflagenerhöhung für das Zentralorgan zuzustimmen. 106 Diese Absicht wurde besonders deutlich, als es um die Frage der Herausgabe von Länderparteiorganen ging. Im September 1945 stellte die sächsische CDU-Führung bei den zuständigen SMA-Dienststellen in Dresden den Antrag auf Herausgabe einer Zeitung, die, wie das Berliner Parteiorgan, den Titel „Neue Zeit" tragen und mit einer Auflage von 50000 Exemplaren erscheinen sollte. Die Herausgabe dieser Zeitung kam jedoch nicht zustande. Es zeigte sich, daß die untergeordneten sowjetischen Dienststellen in den Ländern auf derartige Vorhaben erst gar nicht reagierten. So hatte die CDU im September 1945 bei der SMA in Thüringen drei Anträge eingereicht, von denen zwei im bürokratischen Apparat der Militärverwaltung verlorengegangen waren. 107 In Anbetracht der Tatsache, daß Anfang Dezember 1945 noch immer keine Provinzzeitung der CDU herausgegeben werden konnte, wandte sich der Lizenzträger des Union-Verlages, Otto Nuschke, an den Parteivorsitzenden Andreas Hermes und bat ihn, bei General Bokow die Frage der Herausgabe von Provinzzeitungen zur Sprache zu bringen. Zum damaligen Zeitpunkt plante die CDU, in Weimar eine „Thüringer Zeitung" mit einer Auflage von 70000, in Dresden ein Organ unter dem Titel „Aufwärts" mit 100000, in Halle an der Saale die „Zeitung für Mitteldeutschland" ebenfalls mit 100000 und in Schwerin ein „Wochenblatt" in einer Auflage von 50000 Exemplaren erscheinen zu lassen. 108 Wie aber schon erwähnt, war die SMAD zum damaligen Zeitpunkt nicht geneigt, weitere Zeitungslizenzen an die Christdemokraten zu vergeben. Denn seit November bahnte sich zwischen der CDU-Führung um Andreas Hermes und Walther Schreiber und der Besatzungsmacht ein Konflikt über die Bodenreform in der SBZ an. So forderten beispielsweise Vertreter

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Zur Auflagenentwicklung siehe insbesondere: Siegfried Suckut, Christlich-Demokratische Union Deutschlands CDU(D), S. 542. Angaben auch in: Gradl, Anfang, S. 26; Scholz, Ein Jahr Telegraf, S. 27. Layout der Wochenausgabe in: Schreiben Katzenbergers an Hermes, 5.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Entwurf eines Antrages auf Herausgabe einer Wochenausgabe der „Neuen Zeit", Anlage zu Schreiben Katzenbergers an Hermes, 22.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Katzenberger an Hermes, 5.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Entwurf eines Antrages der CDU an die SMA in Dresden, o. D.: ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090019/3; Katzenberger an Hermes 14.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes 1-090-019/3. Nuschke an Katzenberger, 3.12.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3.

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der örtlichen SMA-Dienststellen in der Provinz Sachsen am 11. Dezember 1945 den Landesvorstand der Partei zur öffentlichen Stellungnahme gegen Hermes und Schreiber auf. Für den Fall, daß sich die CDU in Sachsen-Anhalt für eine entsprechende Entschließung entscheiden sollte, stellte man die ersehnte Genehmigung zur Herausgabe einer Parteizeitung in Aussicht.109 Nachdem sich der Landes vorstand am 13. Dezember zur Veröffentlichung einer entsprechenden Entschließung durchgerungen hatte, konnte drei Tage später die erste Ausgabe des Landesorgans „Der Neue Weg" erscheinen. Dabei handelte es sich um eine Sondernummer, die den Untertitel „Die Stimme der Christlich-Demokratischen Union in der Provinz Sachsen" trug. Sie soll nicht von Mitgliedern der CDU, sondern von sowjetischen Besatzungsoffizieren gestaltet worden sein. 110 Nach der Absetzung von Hermes und Schreiber am 20. Dezember 1945 erteilte die SMAD der CDU schließlich weitere Zeitungslizenzen. Am Ende jedoch erschien keines der Provinzblätter in der geplanten Form und mit der gewünschten Auflage. Nachdem bereits Mitte Dezember 1945 eine Sondernummer von „Der neue Weg" und in Mecklenburg „Der Demokrat" erscheinen konnten, kam im Januar 1946 noch in Dresden „Die Union" hinzu.111 Ende April erteilte die SMAD die Erlaubnis zur Herausgabe des „Thüringer Tageblattes", das von 1. Mai 1946 an in Weimar erschien. 112 Die fünfte Provinzzeitung („Märkische Union") wurde erst 1948 lizenziert. 113 Mit Ausnahme des „Thüringer Tageblatts", das dreimal wöchentlich herausgegeben wurde, konnten alle diese Zeitungen zum Teil nur zweimal in der Woche erscheinen. Ihre Auflage schwankte im Spätsommer 1946 zwischen 20000 und 35 000 Exemplaren und lag damit weit unter den erhofften Zahlen des CDU-Parteivorstandes. 114 Die LDPD-Zeitungen Als vierte Partei im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands wurde am 10. Juli 1945, zeitgleich mit der CDU, die LDPD registriert. Der Weg zur Gründung dieser Partei ist vergleichsweise problemlos verlaufen. Rückblickend äußerte sich dazu ihr Vorsitzender Wilhelm Külz am 25. Juli 1945: „Wir haben bei den Russen als Besatzungsbehörde das weitgehendste Entgegenkommen gefunden. Unsere Genehmigung stieß auf gar keine Schwierigkeiten" 115 . Auch hinsichtlich des Lizenzierungsverfahrens für das Parteiorgan der LDPD, „Der Morgen", sah Külz 109 110

Aktenvermerk von Bernhard Brommer, Chef des Landesverbandes Provinz Sachsen der CDU, 11.12.1945 über eine Besprechung bei der SMA, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-017/4. Der Neue Weg, 1 (1945) Nr. 1, 22.12.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-017/4. Vgl. auch: Bericht von Sichel, Rucker, Berlin, an Steart, SSU Det., Wiesbaden vom 22.12.45, IfZ-Archiv, OMGUS, AGTS/14/2.

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Notiz Dr. Gravenhorst an Otto von der Gablentz, 11.1.1946, ACDP, NL von der Gablentz, I-155-030/5. Maximilian Müller-Jabusch an Rudolf Pechel, 29.4.1946, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3.

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Fricke, Monopolisierte Meinungsbildung, S. 162; Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 5 - 7 . Zur „Märkischen Union", die seit dem 5.2.1948 erschien: Koszyk, Pressepolitik, S. 489. Zur Auflage: SBZ-Archiv, 5 (1954), Nr. 11, S. 162. Der Demokrat; Die Union erschienen jeweils mit einer Auflage von 2 0 0 0 0 , Koszyk, Pressepolitik, S. 489, S. 491. Zur Auflagenhöhe im Spätsommer 1946: Pressure Used to Influence Zone Elections, Special Report des Office of Director of Intelligence, 15.10.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, 6/372-1/3.

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Schreiben von Külz an Dieckmann, 25.7.1945, BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 140, Blatt 155 und 156.

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keinen Anlaß zur Klage. Am 6. August 1945, drei Tage nachdem in Berlin die erste Nummer der Zeitung erschienen war, schrieb er an einen Parteifreund in Zittau: „Wir haben hier keine Schwierigkeiten bei Genehmigung unserer Zeitung gehabt und arbeiten im allgemeinen mit den Russen in durchaus befriedigender Weise". 116 Die Gründer der LDPD in Berlin, zu denen neben Külz unter anderen Waldemar Koch, Eugen Schiffer und Arthur Lieutenant gehörten, wandten sich am 20. Juni 1945 an die sowjetische Besatzungsmacht, um die Modalitäten der Zulassung ihrer Partei zu erfahren." 7 Die SMAD reagierte jedoch nicht. Am 1. Juli wurde Waldemar Koch plötzlich zu einem Gespräch mit General Bokow nach Karlshorst bestellt. Dort erfuhr er, daß die Registrierung der LDPD unmittelbar bevorstand. 118 Auf Seiten der SMAD und der KPD war man offensichtlich zunächst von der Erwartung ausgegangen, daß sich mehrere bürgerliche Programmparteien bilden, die in Konkurrenz zueinander stehen und damit keine unmittelbare Gefahr für den Führungsanspruch der KPD darstellen.119 Anstelle einer erhofften Wiederbelebung der katholischen Zentrumspartei formierte sich aber mit der CDU eine überkonfessionelle bürgerliche Sammlungsbewegung. Dies bedeutete für die KPD, sich neben der SPD gegen einen zweiten starken politischen Konkurrenten durchsetzen zu müssen. Im Stab des Politischen Beraters der SMAD war man daher von der Gründung einer weiteren bürgerlichen Partei in Konkurrenz zur CDU durchaus angetan. Erwägungen dieser Art beschleunigten die Entscheidung der sowjetischen Besatzungsmacht zugunsten der LDPD. Bereits am 5. Juli 1945 konnten die Liberaldemokraten ihren Gründungsaufruf veröffentlichen, in dem sie betont andere Akzente als die CDU setzten. Aus Anlaß der endgültigen Registrierung der LDPD hatte die SMAD Waldemar Koch, Wilhelm Külz, Eugen Schiffer und Arthur Lieutenant am 10. Juli in die sowjetische Zentralkommandantur Berlins geladen. Dort wurden sie von denselben Offizieren empfangen, die auch der CDU die Zulassung erteilt hatten. Als die Herausgabe eines Parteiorgans zur Sprache kam, erklärte Wladimir Semjonow, man werde den „Antrag auf Genehmigung einer parteieigenen Zeitung prüfen". Nach dem Namen der Zeitung befragt, antwortete Waldemar Koch, man wolle sie „Neues Deutschland" nennen. Als Herausgeber habe man Wilhelm Külz vorgesehen, und die Auflage des Blattes solle sich in einer Höhe von 100000 Exemplaren pro Ausgabe bewegen. Von sowjetischer Seite wurde dies nur zur Kenntnis genommen. Gardeoberst Jelisarow, Chef der politischen Abteilung der Berliner Kommandantur, sagte den anwesenden Deutschen in unverbindlicher Form „weitgehendste Unterstützung" zu.120 116

Schreiben von Wilhelm Külz an Herrn Grosskopf (LDPD Zittau), 6.8.1945 BÄK, N L Wilhelm Külz, Nr. 141, Blatt 89.

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Schreiben von Külz an Dieckmann, 25.7.1945, BÄK, N L Wilhelm Külz, Nr. 140, Blatt 155 und 156; undatierter Entwurf eines Schreibens an den Militärkommandanten des Bezirks Wilmersdorf, betr.: Gründung der Deutschen Demokratischen Partei gemäß Befehl. Nr. 2; BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 140, Blatt/ Seite 31. Zur Vorgeschichte der LDPD: Papke, Bislang unbekanntes Gründungsprotokoll, S. 1179-1185; Krippendorf, Die Gründung, S. 3 0 1 - 3 0 3 ; ders., Die Liberal-Demokratische Partei, S. 33^13.

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Schreiben Dr. Waldemar Kochs an den Berliner Landesverband der LDPD, 5. Juli 1948, Berlin, Quellen und Dokumente, 1. Halbband, S. 9 9 7 - 1 0 0 0 .

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Siehe hierzu auch: Papke, Bislang unbekanntes Gründungsprotokoll, S. 1183. Protokoll Arthur Lieutenants, 10.7.1945, Ekkehart Krippendorf, Die Gründung, S. 3 0 1 - 3 0 3 .

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Die deutsche Lizenzpresse

Anders als bei der C D U hielt sich der Chef der politischen Abteilung der S M A D gegenüber der LDPD-Führung in der Frage eines Presseorgans betont zurückhaltend. Es besteht also durchaus Grund zu der Annahme, daß die S M A D zunächst nur auf die Gründung von KPD, SPD und des Zentrums vorbereitet war. Nach der übereilten Lizenzierung der L D P D mußte zur Genehmigung ihres Parteiorgans erst eine Erlaubnis aus Moskau eingeholt werden. Als Beleg f ü r diesen Vorgang dient ein Schreiben, das Marschall Shukow im Juli 1945 an den stellvertretenden Vorsitzenden des Staatlichen Verteidigungskomitees der UdSSR, Außenkommissar Molotow, richtete. 12 ' Der Oberste Chef der S M A D bat darin um Genehmigung einer Zeitung für die LDPD, die in einer Auflage von 50 000 Exemplaren erscheinen sollte. In diesem Zusammenhang wies der Marschall darauf hin, daß die Herausgabe einer Zeitung der Liberaldemokraten von den beiden KPDFührern Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht befürwortet wurde. Er erinnerte Molotow schließlich daran, daß man Sozial- und Christdemokraten vom Zeitpunkt ihrer Zulassung an die Herausgabe von Parteiorganen gestattet habe. Dieses Schreiben belegt eindrucksvoll den geringen Entscheidungsspielraum selbst höchster SMAD-Offiziere und bestätigt die besondere Rolle, die Spitzenfunktionäre der K P D - allen voran Walter Ulbricht - in der Politik spielten. Sie dienten auch in Pressefragen als eine den Entscheidungen der Besatzungsmacht vorgeschaltete Befürwortungsstelle. Shukows Schreiben läßt weiterhin die Schlußfolgerung zu, daß der S M A D zwar eine Ermächtigung zur Lizenzierung der Zeitungen für die SPD und die C D U vorlagen, aber im Falle der L D P D ein förmliches Genehmigungsverfahren erst eingeleitet werden mußte. Noch während dieses Verfahren lief, wurden innerhalb der LDPD-Führung erste Vorbereitungen für die Herausgabe des „Neuen Deutschland" getroffen. Wilhelm Külz, designierter Herausgeber des Blattes, hatte schon bald präzise Vorstellungen über Redaktion und Verlag der Zeitung entwickelt. Als Chefredakteur war Wilhelm John vorgesehen. 1 2 2 A m 25. Juli 1945 teilte Külz dem Landesvorsitzenden seiner Partei in Sachsen, Johannes Dieckmann, mit, daß man die Redaktion der Zeitung mit acht Redakteuren besetzen wolle. 1 2 3 Als Verleger der Zeitung hatte man Günter Mossner, Mitinhaber der im britischen Sektor Berlins ansässigen „Gebrüder Mossner Verlagsgesellschaft m b H " gewonnen. 1 2 4 Mossner war es auch, der das im amerikanischen Sektor gelegene zerstörte Gebäudes des ehemaligen Scherl-Verlages für die Drucklegung der Zeitung ins Auge faßte, weil, wie Külz bemerkte, sich unter den „Trümmern noch gutlaufende Druckmaschinen" befänden. 1 2 5 Der amerikanische Presseoffizier Peter de Mendelssohn stellte dazu fest, daß Mossner Interesse an einer Wiederbelebung des Scherl-Verlages hatte und deshalb auch bei der amerikanischen Besatzungsmacht vorsprach. Bei dieser Gelegenheit schlug er außerdem vor, die LDPD-Zeitung im amerikanischen Sektor Berlins drucken zu lassen. Dies wurde aus Rücksicht auf die S M A D als Lizenzgeber abgelehnt. 1 2 6 Denn auch für die LDPD-Führung galt, daß mit Erteilung einer sowjetischen Lizenz die Redaktion und die Druckerei des Parteiorgans im sowjeti-

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Shukow an Molotow, Juli 1945, Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 106. Külz an Fräulein Jänicke, 16.7.1945, BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 140, Blatt 107. Schreiben von Külz an Dieckmann, 25.7.1945, BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 140, Blatt 155 und 156. Külz an Fräulein Jänicke, ebd. Zu Mossner: BÄK, NL Külz, Nr. 140, Blatt 107. Hinweise geben auch: Raue, Geschichte, S. 70f.; Koszyk, Pressepolitik, S. 437. Schreiben von Külz an Stadtrat Schatter, Berlin-Friedrichshagen, BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 140, Blatt 157-160, hier Blatt 159. Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 9. Zum Versuch Mossners, das „Neue Deutschland" unter amerikanischer Aufsicht drucken zu lassen, siehe Darstellung von: Hurwitz, Eintracht, S. 94.

Die Parteipresse

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sehen Sektor ansässig sein mußten. Die politische Abteilung bestand allerdings nicht immer darauf. Beispielsweise wandte sich am 7. September 1945 der sowjetische Inspektor für Drucksachen bei der Zentralkommandantur in Berlin, Major Tyutikov, an die amerikanische Militärregierung mit der Bitte, man möge der sowjetisch lizenzierten kulturpolitischen Zeitschrift „Aufbau" die Benutzung einer Druckerei im amerikanischen Sektor gestatten. 127 Die Erteilung einer Lizenz an die Liberaldemokraten ließ weiter auf sich warten, das Staatliche Verteidigungskomitee in Moskau hatte noch nicht entschieden. Wilhelm Külz wurde deshalb am 26. Juli 1945 bei der sowjetischen Zentralkommandantur in der Luisenstraße vorstellig. Dort teilte man ihm jedoch nur mit, die Ausfertigung der Genehmigung durch Marschall Shukow liege noch nicht vor. 1 2 8 Erst vier Tage später erfuhr Eugen Schiffer von General Bokow, daß die Herausgabe der Zeitung nunmehr genehmigt sei. 129 Die Vorbereitungen zur Herausgabe des „Neuen Deutschland", die für den 3. August vorgesehen war, konnten beginnen. Einen Tag bevor die Zeitung erscheinen sollte, ergaben sich plötzlich Schwierigkeiten. Die sowjetische Zensur, der die Fahnen der ersten Ausgabe zur Prüfung vorgelegt wurden, beanstandete plötzlich den Namen der Zeitung. 1 3 0 Nach längeren Verhandlungen hatte sich die Redaktion mit dem Zensor auf den Namen „Neue Tageszeitung" geeinigt. Der Parteivorsitzende Waldemar Koch akzeptierte diesen seiner Meinung nach farblosen Titel jedoch nicht und schlug stattdessen „Der Morgen" vor. Külz, dieser Alternative ebenfalls zugeneigt, versuchte daraufhin noch am 3. August 1945 im Gebäude des Mosse-Verlages, den Zensor zu erreichen, um mit ihm eine Einigung zu erzielen. Als er ihn dort nicht antraf, wandte er sich direkt an die Militärverwaltung. Hier wurde er mit General Bokow verbunden. Dieser lehnte ohne Angabe von Gründen den Namen „Neues Deutschland" ebenfalls ab, akzeptierte dafür aber Külz' Vorschlag, die Zeitung „Der Morgen" zu nennen. 1 3 1 Erst im Anschluß an diese Bestätigung konnte die Drucklegung beginnen. Zuvor hatte man noch in aller Eile einen neuen Zeitungskopf entworfen. „Der Morgen" erschien ebenfalls im kleinen „Berliner Format", seine Auflage betrug jeweils 100000 Exemplare pro Ausgabe und war damit doppelt so hoch wie die von Shukow im Juli genannte Zahl. 1 3 2 Dank der Aktivitäten des Verlegers Mossner konnte die Auflage jedoch bereits in der ersten Oktoberhälfte auf rund 150000 und im Januar 1946 auf 2 5 0 0 0 0 Exemplare gesteigert werden. 1 3 3 Sie wurde weitgehend auf diesem Stand bis zum Jahre 1948 gehalten. Erst danach ging sie auf 9 0 0 0 0 bis 100000 zurück. 1 3 4

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Englische Übersetzung eines Schreibens des Inspektors für Drucksachen bei der sowjetischen Zentralkommandantur Berlin, Major Tyutikov, an Mr. Fred Bleistein, OMGBS, 7.9. 1945, LA Berlin, Rep. 240, OMGBS 4/8-3/4. Aktennotiz Külz, 26.7.1945, BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 141, Blatt 57. Koch an Külz, 1.8.1945, BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 141, Blatt 59. Aktennotiz Külz, 3.8.1945, BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 141, Blatt 61. Ebd. Von den sowjetischen Einwänden gegen den Namen „Neues Deutschland" hatte auch der amerikanische Presseoffizier de Mendelssohn gehört: Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZArchiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 8. Special Interrogation Report, 7.9.1945, BÄK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 6. Streng Vertrauliche Mitteilung, 9.10.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16; Press Run Figures of Berlin Daily Newspapers Figures, 30.5.1947, BÄK, OMGUS, 5/238-1/16; Evidence of Soviet Discrimination in Favor of Socialist Unity Party as Against other German Political Parties, Bericht des Polad, 21.8.1946, IfZ-Archiv, OMGUS, Polad/747/33, S. 6.

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Die deutsche

Lizenzpresse

Wilhelm Külz blieb bis zu seinem Tod am 10. April 1948 Herausgeber der Zeitung „Der Morgen". Chefredakteur war Wilhelm John, der dieses Amt bis Juli 1950 innehatte. 135 Die Redaktion befand sich in der Taubenstraße im Stadtbezirk Mitte. Wie alle sowjetischen Lizenzzeitungen wurde auch „Der Morgen" in einer Druckerei im früheren Mosse-Verlagshaus in der Schützenstraße im Stadtbezirk Mitte gedruckt. Später stellte man die Zeitung auf den Rotationsmaschinen des Verlages der „Täglichen Rundschau" her. 136 Bei der Herausgabe von Länderparteiorganen sahen sich die Liberaldemokraten mit ähnlichen Schwierigkeiten wie die CDU konfrontiert. Zwar lizenzierte die SM AD schon im September 1945 mit der „Thüringischen Landeszeitung" ein erstes LDPD-Landesorgan, dem im Dezember 1945 die „Liberal-Demokratische Zeitung" in Halle an der Saale folgte. Die Genehmigung weiterer Landesorgane machte sie jedoch vom Wohlverhalten der Parteiführung abhängig. Nachdem sich Waldemar Koch, einer der Stellvertreter des Partei Vorsitzenden Külz, im November 1945 in einer Rede kritisch mit der Bodenreform und den Enteignungen in der Industrie auseinandergesetzt hatte, verlangte die Militärverwaltung seinen Rücktritt. Zur Unterstützung ihres Verlangens verbot sie die Verbreitung des LDPD-Organs außerhalb Berlins. 137 Zugleich drohte Oberst Tulpanow damit, die Lizenzierung weiterer LDP-Organe zu untersagen beziehungsweise stellte sie Külz für den Fall in Aussicht, daß Koch seinen Parteiposten aufgäbe. 138 „Diesen Vorteil", so Koch, „glaubte ich der Partei nicht entziehen zu dürfen und bin dann als Vorsitzender unverzüglich zurückgetreten". 139 Der Rücktritt Kochs nützte aber wenig. Erst im Februar 1946 konnte die LDPD in Dresden mit dem „Sächsischen Tageblatt" ein weiteres Parteiblatt herausgeben. Während alle bisher erwähnten Landesorgane in nur zwei bis drei Ausgaben pro Woche erschienen, war es der Anfang März 1946 herausgegebenen „Norddeutschen Zeitung" in Schwerin möglich, als einziges der LDPDOrgane in fünf Ausgaben pro Woche mit einer Auflage von jeweils 20000 Exemplaren zu erscheinen. 140 Hierfür gab es einen einfachen Grund. Die „Norddeutsche Zeitung" wurde wie auch das LDPD-Zentralorgan „Der Morgen" von den Gebrüdern Mossner verlegt. Es schien die sowjetische Besatzungsmacht wenig zu stören, daß sich beide Zeitungen im Besitz von Privatpersonen befanden, die zudem auch Anteile am Verlag des französisch lizenzierten „Kurier" erworben hatten. Mit diesen Besitzverhältnissen gab man sich vermutlich deshalb zufrieden, weil man sich auf diese Weise des Problems der Papierbeschaffung entledigen konnte. Die Gebrüder Mossner blieben bis zum 1. Mai 1950 Verleger der beiden LDPD-Zeitungen. Auf Drängen des

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Bericht des Information Control Branch, O M G B S , 28.2.1947, B Ä K , O M G U S , ISD 5/238-1/16; B o e m e r an Textor, 1.12.1948, BÄK, O M G U S , (ISD) 5/243-2/20; LAZ, Nr. 5173.

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Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 232; Scholz, Ein Jahr Telegraf, S. 27. De Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 519f.; Aktennotiz Külz, 3.8.1945, B Ä K , N L Wilhelm Külz, Nr. 141, Blatt 57; Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 58.

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Bericht des Office of the Director of Intelligence O M G U S , Recent Evidences of Russian Interference in German Political Activity, 5.2.1946, IfZ-Archiv, O M G U S , U S G C C 44-45/6/5, Annex, S. 3. Papke, Bislang unbekanntes Gründungsprotokoll, S. 1184.

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Schreiben Dr. Waldemar Kochs an den Landesverband Berlin der L D P D über die Gründung der LDPD, 5. Juli 1948, Berlin, Quellen und Dokumente, 1. Halbband, S. 999.

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Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 5f. Die Lizenzurkunde für die Norddeutsche Zeitung war von Oberst Tulpanow, d e m Chef der SMAD-Propagandaverwaltung, am 25. Februar 1946 nachträglich ausgestellt worden. Bestimmungen über die Verlagsform enthielt sie nicht. Vgl. Wiedergabe der Lizenzurkunde in: Raue, Geschichte, S. 228f.

Die überparteiliche

Presse

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Politischen Beraters der Sowjetischen Kontrollkommission (SKK), Wladimir Semjonow, wurden beide Blätter gegen eine Abfindung in den Besitz der LDPD überführt. 141

4. 3 Die überparteiliche Presse Abkehr vom Prinzip Die sowjetische Besatzungsmacht vergab zunächst Presselizenzen nur an Parteien und gesellschaftliche Organisationen. Jedoch schon Ende 1945 gestattete sie auch Privatpersonen die Herausgabe von Zeitungen. Diesem Schritt lag offenbar die Einsicht zugrunde, daß die bisherige Entwicklung des Pressewesens vor allem in Berlin nicht zur Zufriedenheit der SMAD verlaufen war. Zwar konnten die Parteiblätter ihre Auflagen durchweg absetzen, aber es war nicht zu übersehen, daß die deutsche Bevölkerung die West-Berliner Zeitungen bevorzugt las. Mit der Herausgabe von „Der Berliner" durch die Briten (2. August 1945), der „Allgemeinen Zeitung" durch die Amerikaner (8. August 1945), mit der Lizenzierung des „Tagesspiegel" (27. September 1945) und des von den Franzosen kontrollierten „Kurier" (12. November 1945) waren in Berlin seit dem Spätsommer 1945 Zeitungen entstanden, die sich in ihrer Konzeption von den Blättern mit sowjetischer Lizenz deutlich unterschieden und denen die SMAD-Propagandaverwaltung qualitativ nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte. Auf die Entfaltung des Pressewesens in den Berliner Westsektoren reagierte die sowjetische Besatzungsmacht mit einem raffinierten Vorschlag: Am 8. August 1945 schlug Major Iwan Filippow in der Alliierten Kommandantur die Herausgabe einer von den Alliierten gemeinsam redigierten Zeitung vor. Gleichzeitig versuchten die Sowjets die Westmächte zur Aufgabe der „Allgemeinen Zeitung" und des „Der Berliner" zu bewegen. Die „Tägliche Rundschau" sollte natürlich weiter erscheinen. Zur Begründung schob die sowjetische Seite vor, das SMAD-Organ werde für das gesamte sowjetische Besatzungsgebiet herausgegeben. 142 Die Westmächte durchschauten das Manöver und brachten die sowjetische Initiative zu Fall. In der Sowjetischen Militäradministration entschloß man sich daraufhin, abweichend vom eigenen Presseverständnis, überparteiliche Zeitungen zu lizenzieren. Von ihnen konnte erwartet werden, daß sie in der Lesergunst besser abschneiden würden als die Parteiblätter.

Die Sonderrolle der „Berliner Zeitung" Am Abend des 18. Mai 1945 erteilte General Galadschew, Chef der Politverwaltung der 1. Belorussischen Front, dem Obristen Alexander W. Kirsanow den Befehl zur Herausgabe der „Berliner Zeitung". Kirsanow war erst wenige Stunden zuvor in Berlin eingetroffen. Zur Unterstützung erhielt er fünf Leutnants zugeteilt, mit denen er sich am nächsten Tag auf die Suche nach einer

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Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 55. Kommunique der 5. Sitzung der Alliierten Kommandantur Berlins, TR, 10.8.1945. Zu den Verhandlungen der Alliierten über die Herausgabe einer gemeinsamen Zeitung: Hurwitz, Stunde Null, S. 305f.; ders., Eintracht, S. 88.

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Lizenzpresse

funktionstüchtigen Druckerei machte. 143 Die journalistische Vorarbeit leistete Rudolf Herrnstadt. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Fritz Erpenbeck sah er sich nach geeigneten Mitarbeitern für den Wiederaufbau eines deutschen Pressewesens um. 144 Wenige Tage später machten sie die Journalisten Helmut Kindler und Gerhard Grindel ausfindig. Kindler, ein früherer Mitarbeiter beim Deutschen Verlag, war kurz vor Kriegsende aus der Wehrmacht desertiert und hielt sich bei Grindel in Berlin versteckt. Die beiden wurden von Herrnstadt zur sowjetischen Stadtkommandantur nach Friedrichsfelde gebracht, wo man sie sicherheitshalber erst einmal einige Tage einsperrte. Wie sich Helmut Kindler später erinnerte, wurden dann beide nach Kreuzberg zur Drukkerei Meusel in die Urbanstraße Nr. 71 gefahren, wo seit dem 15. Mai die „Tägliche Rundschau" erschien. 145 Dort bildete Herrnstadt einen Redaktionsstab, dem außerdem Kirsanow, Oberleutnant Feldmann als Stellvertreter, Grindel, Kindler und einige weitere deutsche Mitarbeiter angehörten. 146 Die Redaktion bezog in unmittelbarer Nähe der Druckerei in einem Hotel ihr erstes Quartier, das sie wenig später in eine alte Feuerwache in die Lindenstraße (Stadtbezirk Kreuzberg) verlegte. 147 Am 21. Mai 1945 erschien mit vier Seiten Umfang und einer Auflage von 100000 Exemplaren die erste Nummer der „Berliner Zeitung". 148 Wie bei der „Täglichen Rundschau" wurden ihre ersten Ausgaben von den Redakteuren selbst beziehungsweise durch Klebekolonnen der Bezirksämter im Stadtgebiet verteilt. 149 Trotz der kurzen Vorbereitungszeit war es Herrnstadt und seinen Mitarbeitern gelungen, eine Zeitung herauszugeben, hinter deren äußerem Erscheinungsbild kaum jemand das Organ einer sowjetischen Militärdienststelle vermutete. Vielmehr vermittelte das Blatt seinen Lesern den Eindruck eines von Deutschen redigierten Lokalblattes. Kirsanow wurde zwar seit dem 31. Mai 1945 im Impressum der Zeitung formell als Chefredakteur genannt, in Wirklichkeit befaßte er sich jedoch mit dem Aufbau einer Nachrichtenagentur. Auch wenn er in der Redaktion der „Berliner Zeitung" kaum in Erscheinung trat, zeichnete er die Beiträge Herrnstadts ab. 150 Grindel und Kindler blieben nur kurze Zeit in der Redaktion. An ihre Stelle traten bald Mitarbeiter, die in der Sowjetunion geschult worden waren. Unter ihnen befand sich der spätere stellvertretende Chefredakteur des Blattes, Gerhard Kegel, der als Legationssekretär des Auswärtigen Amtes im Zweiten Weltkrieg für den sowjetischen Geheimdienst gearbeitet hatte und 1945 zur Roten Armee desertiert war. Neben Kegel traten auch kommunistische Emigran-

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Kirsanow, Die erste BZ, S. 18; Kuby, Die Russen in Berlin, S. 360f. Interview der Forschungsgruppe mit Gerhard Grindel: Der erste Monat. Berlin im Mai 1945, Aus der Materialsammlung für Geschichte der Stadt Berlin unter der Viermächtebesatzung im Auftrag des Senators für Volksbildung und des Presseverbandes Berlin, hrsg. von der Forschungsgruppe für Berliner Nachkriegsgeschichte, Berlin o. J. (15.3.1953), LAZ, Nr. 3067, S. 55f. Siehe auch: Leithäuser, Journalisten, S. 17; Kügelgen, „Berliner Zeitung" - Jahrgang 1945, S. 269; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 277f.

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Der erste Monat, LAZ, Nr. 3067; Kindler, Zum Abschied ein Fest, S. 297, S. 305. Leithäuser, Journalisten, S. 17f. Memorandum Peter de Mendelssohns vom 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 3. Kirsanow, Die erste BZ, S. 18; ders., Wie es damals war, S. 36; ders., Der erste Monat, Berliner Zeitung, 21.5. 1965, Die Befreiung Berlins, S. 240, Dok. 219.

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Grigorij Lwowitsch Weiß, Ich war wieder Journalist, S. 558; Vgl. auch Bericht des Bezirksbürgermeisters von Berlin-Schöneberg (Erich Wendland), 30.5.1945, LAZ, Nr. 2633. Kindler, Zum Abschied ein Fest, S. 319; Kegel, In den Stürmen, S. 490.

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ten und ehemalige NKFD-Angehörige wie Grete Lode, die spätere Schwiegertochter Wilhelm Piecks, sowie Bernt von Kügelgen und Günter Kertzscher in die Redaktion ein. 151 Mitte Juni 1945 faßte die sowjetische Besatzungsmacht den Entschluß, die „Berliner Zeitung" in deutsche Hände zu übertragen. A m 17. Juni kündigte der Berliner Stadtrat für Volksbildung, Otto Winzer (KPD), im Verordnungsblatt die Umwandlung der „Berliner Zeitung" in das „offizielle Publikationsorgan" der Stadt Berlin an. Damit schlüpfte die „Berliner Zeitung" in eine Rolle, die ihr von den deutschen Kommunisten von vornherein zugedacht war. Die Volksbildungs-Abteilung des Berliner Magistrats wurde beauftragt, „für die Herausgabe der ,Berliner Zeitung' und anderer Publikationen des Magistrats einen , Verlag der Stadt Berlin' zu gründen". 1 5 2 A m 22. Juni trat Kirsanow die Chefredaktion an Rudolf Herrnstadt ab. 153 Bei Übergabe der Zeitung in deutsche Hände setzte sich das Betriebsvermögen lediglich aus vier Schreibmaschinen und einigen Möbelstücken zusammen. Guthaben in Höhe von 2 2 7 0 0 0 , - R M verblieben im Besitz der Roten Armee. 1 5 4 Innerhalb kurzer Zeit gelang es Herrnstadt jedoch, den Verlag auf eine gesunde wirtschaftliche Grundlage zu stellen: A m 16. August 1945 zog die Redaktion in die Jägerstraße Nr. 10/11 in den sowjetischen Sektor Berlins um. Wenig später stand ihr auch eine eigene leistungsfähige Druckerei zur Verfügung. V o m 23. August an erschien die „Berliner Zeitung" in größerem Format und mit veränderter Titelgestaltung. Gleichzeitig wurde die Auflage von 1 0 0 0 0 0 auf 1 5 0 0 0 0 Exemplare gesteigert. Anfang September 1945 kamen weitere 5 0 0 0 0 Exemplare hinzu. In der ersten Oktoberhälfte betrug die Auflage schon 3 0 0 0 0 0 Exemplare. Im Laufe des Jahres 1946 stieg sie schließlich auf 400000. 1 5 5 Der Berliner Magistrat stellte im November 1947 rückblickend fest: „Dieses Unternehmen wurde getragen von den günstigen Zeitumständen, und die Geschäfte hatten sich innerhalb kurzer Zeit aus eigener Kraft so günstig entwickelt, daß der Verlag zu einem der bestfundierten Zeitungsunternehmen gerechnet werden konnte". Bereits am 11. Oktober 1945 verfügte die „Berliner Zeitung" über 7 8 6 0 0 0 R M an liquiden Mitteln, bis Jahresende konnte ein Reingewinn von mehr als einer halben Million R M erwirtschaftet werden. 1 5 6 Der wirtschaftliche Erfolg setzte sich auch 1946 fort. Inzwischen wurde ein Teil der Auflage der Zeitung, die zunächst nur im Berliner Stadtgebiet zur Verteilung kam, auch in das Umland geliefert. 1 5 7

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Zur Mitarbeit von Kügelgens bei der Berliner Zeitung: Kügelgen, „Berliner Zeitung" Jahrgang 1945, S. 269; ders., Nacht der Entscheidung, S. 477f. Siehe auch: Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 227f.; Leithäuser, Journalisten, S. 17. Zu Kertzscher: 3 0 Jahre Befreiung v o m Hitlerfaschismus, S. 18.

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Bekanntgabe des Berliner Magistrats v o m 17.6.1945, Verordnungsblatt für Groß-Berlin, hrsg. v o m Magistrat der Stadt Berlin, 1 (1945) Nr. 3, S. 29. Zur Übergabe siehe auch: Kirsanow, Wie es damals war, S. 39.

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Berliner Zeitung, 20.6.1945. Mitteilung - zur Kenntnisnahme - über Feststellung w e g e n der finanziellen Beteiligung an der Berliner Zeitung. (Mitteilung des Magistrats von Berlin, unterz. von Louise Schroeder und Ernst Reuter) 25.11.1947, Berlin, Quellen und Dokumente, 1. Halbband, S. 235.

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Memorandum Peter de Mendelssohns v o m 14.9.1945, IfZ-Archiv, O M G U S , 5 / 2 3 8 - 3 / 1 6 , S. 3; Special Interrogation Report, 7.9.1945, B Ä K , O M G U S , AGTS/14/6, S. 6; Streng Vertrauliche Mitteilung, 9.10.1945, IfZ-Archiv, O M G U S , 5 / 2 3 8 - 3 / 1 6 .

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Mitteilung - zur Kenntnisnahme - über Feststellung wegen der finanziellen Beteiligung an der Berliner Zeitung, 25.11.1947, Berlin, Quellen und Dokumente, 1. Halbband, S. 236.

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Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, O M G U S , 5 / 2 3 8 - 3 / 1 6 , S. 4. Zum Verbreitungsgebiet siehe auch: Kügelgen, „Berliner Zeitung" - Jahrgang 1945, S. 269.

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Die deutsche

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Zwar hatte die sowjetische Besatzungsmacht die „Berliner Zeitung" im Juni 1945 dem Berliner Magistrat übergeben, aber dort gab es keine Stelle zur Kontrolle des Blattes.158 Somit war die Zeitung dem Zugriff der Westmächte entzogen. Die Westalliierten bemängelten daher immer wieder den ungeklärten Status der Zeitung.159 Aufgrund ihres Protestes sah sich die Propagandaverwaltung der SMAD schließlich dazu veranlaßt, am 12. Februar 1946 die Lizenz Nr. 388 an Rudolf Herrnstadt und Gerhard Kegel zu vergeben.160 Zur offiziellen Übergabe der Zeitung an die neuen Lizenzträger kam es allerdings erst später. Nach zwei entsprechenden Meldungen am 13. und 14. März 1946 ließ der Berliner Magistrat am 17. April durch Rundschreiben mitteilen, die Zeitung sei nicht länger Organ des Magistrats.161 Die „Berliner Zeitung" war eine Ausnahmeerscheinung in der sowjetisch kontrollierten Presselandschaft. Schon als Zeitung der Roten Armee unterschied sie sich in Aufmachung und Stil deutlich von den übrigen Blättern und erlangte frühzeitig eine relativ hohe Popularität. Die „Berliner Zeitung" avancierte später zum Organ der Berliner SED-Bezirksleitung, gab sich aber als solches nicht eindeutig zu erkennen. Der „Nacht-Expreß" und die überparteiliche Presse in der SBZ Als am 21. November 1945 die französische Besatzungsmacht mit dem „Kurier" Berlins erste Abendzeitung der Nachkriegszeit lizenzierte, reagierte die SMAD-Propagandaverwaltung prompt und genehmigte ebenfalls eine Abendzeitung, den „Nacht-Expreß". Lizenzträger und Chefredakteur des Blattes, das am 7. Dezember 1945 erstmals erschien, waren der frühere Filmzeitschriftenjournalist Rudolf Kurtz sowie Herbert Kilver, Redakteur bei der „Täglichen Rundschau".162 Am Entstehen des „Nacht-Expreß" hatte der sowjetische Oberleutnant I. E. Feldmann entscheidenden Anteil. Feldmann, der sich bereits am Aufbau der „Berliner Zeitung" beteiligt hatte, war dem „Nacht-Expreß" formell als Zensor zugeteilt. Zugleich trat er im Auftrag der Propagandaverwaltung als Gesellschafter in den „Expreß-Verlag" ein.163 Als er im Spätsommer 1948 wegen angeblicher Spionage verhaftet wurde, übernahm seine Stelle Hauptmann Viktor Saslawski, zuvor Zensor des CDU-Organs „Neue Zeit". Vermutlich garantierte die Beteiligung eines Presseoffiziers den Einfluß der Besatzungsmacht auf die Gestaltung der Abendzeitung bei gleichzeitiger Wahrung des Anscheins der Unabhängigkeit. Ein Indiz, das diese Vermutung bestätigt, ist die Tatsache, daß sich der „Nacht-Expreß" in seiner politischen Berichterstattung zunächst sehr frei bewegen durfte. So konnte sich die Zeitung auch westlicher Agenturmeldungen 158 159 160

Bericht des Information Control Branch, OMGBS vom 28.2.1947, BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16. Hurwitz, Eintracht, S. 84. Vgl. fotographische Wiedergabe der Lizenzurkunde für die Berliner Zeitung vom 12.2.1946: Kegel, In den Stürmen, zwischen S. 448 und S. 449.

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Rundschreiben Nr. 15 der Rechtsabteilung des Magistrats von Berlin vom 17.4.1946, LAZ, Nr. 7783. Siehe auch Berliner Zeitung, 13. und 14.3.1946; Der Berliner. 6.4.1946. Zu den Hintergründen der Übergabe: Hurwitz, Stunde Null, S. 308f.; ders., Eintracht, S. 103.

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Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 82. Kurtz soll 1945 zunächst ebenfalls bei der Täglichen Rundschau beschäftigt gewesen sein: LAZ, Nr. 5173.

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Der erste Monat, LAZ. Nr. 3067, S. 55f.; Die Presse in der sowjetischen Besatzungszone, S. 22; Richert, Agitation und Propaganda, S. 90. Zu Feldmann als Anteilseigner beim „Nacht-Expreß": Der Abend, 7.1.1949.

Die überparteiliche Presse

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bedienen, was - von der „Berliner Zeitung" abgesehen - bei der übrigen Lizenzpresse nicht der Fall war. Doch schon nach wenigen Monaten begann sich das Blatt in seiner politischen Berichterstattung enger an die „Tägliche Rundschau" anzulehnen, verstand es sonst jedoch, sich durch Sensationsmeldungen der Aufmachung eines Boulevardblattes geschickt anzupassen. 1 6 4 In der amerikanischen Militärregierung charakterisierte man den „Nacht-Expreß" im August 1946 als „gossipy, racy and on the surface unpolitical". Nicht ohne Respekt stellte man außerdem fest, „that the majority of its readers are not aware of the fact that it is a Russian-sponsored paper". 165 Insofern war der S M A D ein publizistischer Erfolg gelungen. Dies belegt auch die Auflage des Blattes. Sie lag am Anfang bei 2 5 0 0 0 0 Exemplaren und damit um 5 0 0 0 0 über der des „Kuriers". 1 6 6 Anfang Januar 1946 sank sie zwar auf 200000, konnte aber schon im Herbst desselben Jahres auf 2 5 0 0 0 0 bis 3 0 0 0 0 0 erhöht werden. Noch 1949 lag sie bei deutlich über 2 0 0 0 0 0 Exemplaren. 1 6 7 Der Erfolg des „Nacht-Expreß" veranlaßte die S M A D , zwischen 1946 und 1948 vier weitere Blätter zu genehmigen, deren Lizenzträger Privatpersonen waren. 1 6 8 So erschien seit dem 19. März 1946 in Weimar die „Abendpost" und seit d e m 11. Juni in Potsdam die „Tagespost". Beide Zeitungen wurden mit sechs Ausgaben pro Woche herausgegeben. 1 6 9 1948 folgten schließlich noch die „Altenburger Nachrichten". In Berlin erschien seit dem 3. Februar 1947 mit einer Auflage von zunächst 100000 und später 170000 Exemplaren das Abendblatt „Berlin am Mittag", das sich schnell den Ruf eines antiwestlichen „Revolverblattes" erwarb. 1 7 0 Chefredakteure und Lizenzträger dieser zweiten Berliner Boulevardzeitung mit sowjetischer Lizenz waren Ewald Mendel, Georg Honigmann und Emil Krüger. 171 Dagegen kam die seit dem 7. Mai 1946 erscheinende „Leipziger Zeitung" als Magistratsorgan heraus. Nach Angaben Ernst Richerts, der bei der „Leipziger Zeitung" als Redakteur arbeitete, war zwar die Stadtverwaltung offizieller Herausgeber der Zeitung, 51 Prozent des Kapitals befand sich jedoch in Händen der SED. Die Auflage des Blattes, das in sechs Ausgaben pro Woche erschien, lag bei 2 0 0 0 0 0 bis 2 2 0 0 0 0 Exemplaren und damit um ein vielfaches höher als die von der zuständigen SM Α genehmigten 100000 Exemplare. Chefredakteur des Blattes war Erich Ott, der vor 1933 für verschiedene SPD-Zeitungen in Pommern tätig gewesen war. Er arbeitete zugleich als Pressereferent des Leipziger Oberbürger-

164 165 166 167

168 169 170 171

Porträts der Berliner Zeitungen, angefertigt von der ISD, 15.7.1946 BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16, S. 14. Memorandum von Gerard M. Speyer, Subject: Afternoon Newspapers in Berlin, 24.8.1946, BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16. Siehe auch: Hurwitz, Eintracht, S. 98. Scholz, Ein Jahr Telegraf, S. 27; Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 82; Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 237. Bericht des Polad, 3.1.1946, BÄK, OMGUS, Polad/765/13; Bericht der ISD, 15.7.1946, BÄK, OMGUS, 5/238-1/16. Siehe auch: Press Run Figures of Berlin Daily Newspapers Figures, 30.5.1947, BÄK, OMGUS, 5/238-1/16 und LAZ, Nr. 5173. Zur Vorgeschichte: Richert, Agitation und Propaganda, S. 89-93; Fricke, Monopolisierte Meinungsbildung, S. 162. Einen Überblick bietet: Baerns, Deutsch-deutsche Gedächtnislücken, S. 61-114. Sowjetisch lizenzierte Zeitungen in Berlin, Liste der ISD, 15.3.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, (ISD) 5/ 239-1/15. Zur Abendpost siehe: Römhild, Zur Rolle und Funktion überparteilicher Tageszeitungen. Press Run Figures of Berlin Daily Newspapers Figures, 30.5.1947, BÄK, OMGUS, 5/238-1/16; Boemer an Textor, 1.12.1948, BÄK, OMGUS, (ISD) 5/243-2/20. Lizenz Nr. 150 vom 8.2.1947 an Ewald Mendel, Dr. Georg Honigmann und Direktor Emil Krüger, LAZ, Nr. 5173. Die Auflage betrug 175000 Exemplare: Ebd.

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Lizenzpresse

meisters Erich Zeigner. Wie Richert weiter zu berichten wußte, setzte sich die Redaktion aus einem Kreis von Schriftstellern und Redakteuren zusammen, die sich als ehemalige SPD-Mitglieder durch „demokratisch-sozialistische Gesinnung" ausgezeichnet hätten. 172 Sie versuchten unter dem Schutz des Leipziger Oberbürgermeisters, „einen relativ unabhängigen politischen Kurs zu steuern". Die „Leipziger Zeitung" befand sich in ständiger Auseinandersetzung nicht nur mit der sowjetischen Zensur, sondern auch mit ihrem Kapitaleigner, der SED. Dies schien offenbar auch zu Lasten der Qualität des Blattes zu gehen. Jedenfalls bezeichnete ein Angehöriger der amerikanischen Pressekontrolle die Zeitung nach einem Besuch der Redaktion als ein „handsome colorless second-paper in the city". 173 Die Tatsache, daß es in der SBZ überhaupt zur Gründung überparteilicher Zeitungen kommen konnte, beweist, daß sich die SMAD durchaus flexibel zeigte und zu Experimenten bereit war. Alle diese Zeitungen waren zwischen 1945 und 1947 lizenziert worden. Sieht man einmal vom Berliner Pressemarkt mit seiner westlichen Konkurrenz ab, bestand für die sowjetische Besatzungsmacht keine zwingende Notwendigkeit, nicht-parteigebundene Presseerzeugnisse zuzulassen. Nicht auszuschließen ist, daß es sich dabei um einen rein taktischen Schritt handelte, der vor dem Hintergrund eines Fortbestandes von Elementen einer bürgerlichen Gesellschaftsordnung erfolgte. 174 Der Mut zum Experiment war vermutlich aber auch ein Ergebnis der permanenten Unzufriedenheit der sowjetischen Besatzungsmacht mit der Entwicklung des deutschen Pressewesens. Letzten Endes blieben jedoch die überparteilichen Zeitungen nur eine Episode in der Pressegeschichte der SBZ beziehungsweise der DDR. Es war die SED, die immer stärker darauf drängte, die politische und publizistische Konkurrenz auszuschalten. Schließlich leistete hierzu auch die SMAD einen wichtigen Beitrag, indem sie das Experiment der überparteilichen Blätter zugunsten der seit 1948 geschaffenen Parteiorgane der Nationaldemokratischen Partei (NDPD) („National-Zeitung") und der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD) („Bauern Echo") opferte. Die „National-Zeitung" erschien erstmals am 22. März 1948; das „Bauern-Echo" am 18. Juli 1948. 175 Zuvor gab die Deutsche Zentralverwaltung für Land- und Forstwirtschaft eine Zeitung unter dem Titel „Der freie Bauer" heraus. 176 Mit Ausnahme der „Berliner Zeitung" mußten die überparteilichen Blätter nach und nach ihr Erscheinen wieder einstellen. Den Anfang machte am 16. Januar 1948 die „Leipziger Zeitung". Ende Februar 1948 folgte „Berlin am Mittag". Die SMAD wollte sich dieser Zeitung offenbar schnell entledigen und provozierte den entsprechenden Anlaß: Die Redaktion erhielt Anweisung, „einen Artikel zu schreiben, der im Alliierten Kontrollrat die energischen Proteste und Vorstellungen der westlichen Alliierten auslösen mußte." Wegen Verstoßes gegen die Bestimmungen der Kontrollratsdirektive Nr. 40 wurde das Blatt kurzerhand verboten. 177 Am 30. Oktober 1950

172 173

Richert, Agitation und Propaganda, S. 91, 93f.; Koszyk, Pressepolitik, S. 491. Bericht von Milton S. Pratt, Chief, Press Scrutiny Board; an Chief, Press Branch, 6.3.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/239-1/15.

174 175 176

Dies vermutet: Koszyk, Pressepolitik, S. 331. Boerner an Textor, 1.12.1948, Β AK, OMGUS, (ISD) 5/243-2/20. Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 88f.; Helmschrott, 25 Jahre „Bauern-Echo", Bauern-Echo, 18.7.1973. Zu „Der Freie Bauer": Porträts der Berliner Zeitungen, angefertigt von der ISD, 15.7.1946, BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16, S. 18f.

Die überparteiliche

Presse

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stellten auch die „Altenburger Nachrichten" ihr Erscheinen ein. 1 7 8 D a g e g e n konnten sich die Weimarer „Abendpost" und die Potsdamer „Tagespost" noch bis z u m 31. März 1951, der „Nacht-Expreß" sogar bis z u m 30. April 1953 halten.

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Sopade-Informationsdienst Nr. 499, 18.6.1948, Fundort: AdsD, SPD-PV-Ostbüro, 62698 0287; Der Tagesspiegel, 29.2.1948; Der Telegraf, 20.2.1948; Richert, Agitation und Propaganda, S. 98. Richert, ebd., S. 96f. Zur Einstellung der „Abendpost" und der „Tagespost": Fricke, Monopolisierte Meinungsbildung, S. 162; Koszyk, Pressepolitik, S. 491. Zur Einstellung von Berlin am Mittag (1.3.1949): Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 238f.; LAZ, Nr. 5173.

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Die Kontrolle der deutschen Presse

5. 1 Die Vorzensur Zensoren und Zensurvorschriften Am 2. August 1945 meldete sich die Zensurabteilung der SMAD („Zentrale Zensur") mit dem Erlaß ,,Vorläufige[r] Regeln" zur Genehmigung von Druckerzeugnissen erstmals in der Öffentlichkeit zu Wort. 1 Leiter der Abteilung war Major Iwan Filippow, der auch Schulen, Theater, Kinos und den Rundfunk kontrollierte. 2 Vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Filippow die sowjetische Nachrichtenagentur TASS in Berlin vertreten, 1945 kehrte er in der Uniform eines Politoffiziers nach Berlin zurück. Als „Chef der Zensur" war er zugleich Stellvertreter Wladimir Semjonows. 3 Nach Gründung der Propagandaverwaltung trat Filippow als Zensor nicht weiter in Erscheinung, blieb aber als stellvertretender Politischer Berater weiter im Amt. 4 Mit SMAD-Befehl Nr. 29 („Über die Tätigkeit der Sektion für Propaganda und Zensur der Politischen Abteilung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland") wurde am 18. August 1945 die Zensurbehörde institutionalisiert. 5 Genaue Vorstellungen über den Arbeitsinhalt der neuen Abteilung bestanden offenbar nicht. Als Vertreter der Alliierten am 24. August 1945 im Kontrollrat die Frage der Einrichtung eines Direktorates zur Informationskontrolle berieten, konnte Iwan Filippow seinen westlichen Kollegen keine eigenen Vorstellungen präsentieren.

1

SMAD-Befehl Nr. 19, Die Befehle des Obersten Chefs. Sammelheft 1, S. 16f. Vgl. ferner: Vorläufige Regeln über die Arbeitsordnung der auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands bestehenden und neu eröffneten Druckereien, die sich in der amtlichen Verfügungsgewalt der Magistrate, der örtlichen Selbstverwaltungen oder im Besitz von Privatpersonen befinden, TR, 8.8.1945.

2

Schaubild der ISD, Herbst 1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/243-2/17; Memorandum von General Robert A. McClure, 29.8.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/243-2/17.

3

Memorandum von General Robert A. McClure, 29.8.1945, ebd. Zu Filippow siehe auch: Hermes, Die CDU und die Bodenreform, S. 160; Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 109; Dovifat, Die Presse in unserem Staate mußte beim Nullpunkt neu beginnen. Bericht der amerikanischen Militärregierung, o. D. (vermutlich Juli 1946), BÄK, OMGUS, Polad/765/ 14. Siehe Hinweis in: Foitzik, SMAD, S. 17f., S. 24.; ders., Die sowjetische Militäradministration in Deutschland, S. 46.

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Die

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Vielmehr erwartete er konkrete Vorschläge der Amerikaner, die bereits über eine solche Behörde verfügten. 6 Es deutet also einiges daraufhin, daß sich die sowjetische Seite bei ihrer Medienkontrollpolitik an den Vorstellungen ihrer amerikanischen Kollegen orientierte und entsprechende Anregungen aufnahm, um später eine eigene Propagandaverwaltung aufzubauen. Die Zensurbehörde der SMAD, die sich im Sommer 1945 zunächst nur als Aufsicht der wenigen Presseerzeugnisse in Berlin betätigte, hatte ihren Sitz anfänglich im amerikanischen Sektor der Stadt. Dort teilte sie sich ihr Quartier mit der Redaktion der „Berliner Zeitung" und dem Sowjetischen Nachrichtenbüro (SNB). Am 16. August 1945 bezog sie das ehemalige Hotel Krausenhof in der Krausenstraße im Stadtbezirk Mitte, der zum sowjetischen Sektor Berlins gehörte. 7 Entsprechend der gestiegenen Zahl lizenzierter Presseerzeugnisse wuchs ihr Apparat, der auch in den Ländermilitärverwaltungen Vertretungen errichtete. Nach Übergabe der Zensur in die Kompetenz der Propagandaverwaltung wurde diese dort der Presseabteilung zugeordnet, die sich wiederum in mehrere Unterabteilungen für Verlagswesen, Lizenzvergabe und Pressezensur untergliederte. 8 Leiter der Abteilung war Major David S. Davidovic, 1949 übernahm Oberstleutnant Nasarow dessen Stelle. 9 Als die sowjetische Militärverwaltung in den Monaten Juni und Juli des Jahres 1945 die ersten deutschen Parteizeitungen lizenzierte, lagen weder Vorschriften zur Genehmigung von Presseorganen noch inhaltliche Richtlinien zur Kontrolle vor. Es stand lediglich von vornherein fest, die deutschen Lizenzblätter unter Vorzensur zu stellen. In diesem Zusammenhang wies der Leiter der politischen Abteilung der SMAD, Wladimir Semjonow, am 10. Juli 1945 die Parteiführer der CDU darauf hin, daß grundsätzlich alle Drucksachen, also auch Vervielfältigungen und Hektographien, von der Besatzungsmacht genehmigt werden müßten. Sie unterlägen nach bestehenden „russischen Gesetzen" der Zensur. 10 Die Redakteure der drei zu diesem Zeitpunkt bereits lizenzierten deutschen Zeitungen hatten schon Erfahrungen mit sowjetischen Zensoren sammeln könn e n . " Nach Angaben eines deutschen Informanten der amerikanischen Militärregierung handelte es sich anfänglich um „untergeordnete weibliche Kräfte mit sehr mangelhafter Allgemeinbildung", die ihrer Aufgabe oft nicht gewachsen waren. 12 So wurden der „Neuen Zeit" beispielsweise „drei intelligente Komsomol-Mädchen [zugeteilt], welche jeden Artikel politisch hätten

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11 12

Memorandum McClure, 29.8.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/243-2/17. Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16., S. 3f. Vgl. auch: ders., Zeitungsstadt, S. 518f.; Davidovic, Zur Rolle der fortschrittlichen Presse, S. 182; Kügelgen, „Berliner Zeitung" - Jahrgang 1945,S. 278. Tulpanow, Deutschland, S. 123; ders., Die Rolle der SMAD bei der Demokratisierung Deutschlands, S. 240-252; Doernberg, Die Tätigkeit, S. 104; Drabkin, Zur Tätigkeit, S. 181. Zu Davidovic: Alexander Abusch, Aus den ersten Jahren unserer Kulturrevolution, S. 48; Tulpanow, Gedanken zum Vereinigungsparteitag, S. 623; Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 429. Zu Nasarow als Nachfolger Davidovics siehe Hinweis in: Neue Zürcher Zeitung, 8.10.1949. Davidovic war später am Institut für Geschichte an der Akademie der Wissenschaften der UdSSR tätig: Die Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen, S. 437. Protokoll der Besprechung zwischen Hermes, Steltzer, Kaiser, Lemmer, Dr. Vockel und Dolmetscher, Herrn Tömmler mit dem stellvertretenden sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin, General Barinow, 10. Juni 1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 21. Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 1-5, S. 2.

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der deutschen

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verantworten müssen." Unter dieser Belastung seien „sie manches Mal zusammengebrochen und vor Angst in Weinkrämpfe gefallen". 13 Später traten „an deren Stelle Offiziere, vom Leutnantsbis Hauptmannsrang", die den Zeitungen als Hauszensoren zugeteilt wurden und denen ein „Oberzensor im Majorsrang" vorstand. Auch Offiziere anderer Abteilungen der Informationsverwaltung und der Verwaltung für Volksbildung befaßten sich mit Zensuraufgaben, darunter Oberst Tulpanow und Major Dymschitz. 14 Vielfach wurden die Zensoren schon nach einem halben Jahr ausgewechselt, damit sich zwischen ihnen und den Redaktionen kein Vertrauensverhältnis entwickeln konnte. Darunter litt natürlich die Qualität der Zeitungen. 15 Außerdem beherrschten nicht alle Zensoren die deutsche Sprache. Dementsprechend soll „auch ihre Auffassungsgabe für den Zeitungstext sehr verschieden" gewesen sein. 16 Mancher mußte sich erst die Zusammenhänge eines Beitrages mühselig erklären lassen, was den Zensurvorgang erheblich verzögerte. Erst Anfang August 1945 erließ die sowjetische Besatzungsmacht für das deutsche Lizenzpressewesen Vorschriften, in denen auch das Zensurverfahren Erwähnung fand. Neben dem bereits zitierten Befehl Nr. 19, der sich hauptsächlich mit dem Lizenzierungsverfahren befaßte, 17 legten die ebenfalls am 2. August erlassenen „Vorläufigen Regeln für die Arbeitsordnung der auf dem Territorium der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland bestehenden [...] Druckereien" fest, daß Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Plakate, aber auch Geschäftspapiere und Vordrucke nur mit Zustimmung der sowjetischen Zensur in Druck gehen durften. Der „illegale" Druck von „Schriften und Flugblättern", die sich gegen die Sowjetunion und deren Verbündete richteten, sowie jegliche Propaganda für „Faschismus, Militarismus und Rassenlehre" war selbstverständlich verboten. 18 Mit Befehl Nr. 29 wurde schließlich das Zensurverfahren für das gesamte sowjetische Besatzungsgebiet einheitlich festgelegt. Danach unterlagen alle Formen von Druckschriften, aber auch Theater und Kinos der Lizenzpflicht und Zensur. 19 Auf der Grundlage dieser sehr weit auslegbaren Bestimmungen übte die sowjetische Besatzungsmacht in ihrer Zone siebzehn Monate lang die Vorzensur aus. Weitere Instruktionen, die im Herbst des Jahres 1945 zur Reglementierung des deutschen Pressewesens erlassen wurden und auch Bestimmungen zur Durchführung der Zensur enthielten, beschränkten sich auf Formalitäten. Eine vom sowjetischen Stadtkommandanten Berlins, General D. G. Smirnow, am 15. Dezember 1945 bewilligte „Instruktion über die Arbeitsordnung der Druckereien" legte beispielsweise folgendes fest: „Um die Genehmigung zum Druck der ganzen Auflage von Zeitungen, Bü-

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Aussage Emil Dovifats, zitiert nach: Pieper, Noch nicht aller Tage Abend, S. 79. Gries, Unter sowjetischer Zensur, A C D P , N L Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 21; Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, O M G U S , O f f i c e of the Director of Intelligence, 7/31-3/6, S. 2; Kantorowicz, Deutsches Tagebuch, B d . l , S. 346. Zu Tulpanow als Zensor: Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 67; Kantorowicz, ebd., Bd. 1, S. 295, S. 361.

15

Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone seit 1945. Ihre Entwicklung, Verbreitung und Struktur, Berlin 19.2.1991, S. 2, Fundort: AdsD, SPD-PV-Ostbüro 02699 0287 A. Siehe hierzu auch Bericht in: Spandauer Volksblatt, 8.11.1948.

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Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, B Ä K , O M G U S , Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 2. S M A D - B e f e h l Nr. 19, 2.8.1945, SMAD-Befehle, Sammelheft 1, S. 16f. Vorläufige Regeln über die Arbeitsordnung der auf d e m Territorium der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands bestehenden und neu eröffneten Druckereien, TR, 8.8.1945.

17 18 19

Pike, T h e Politics of Culture, S. 94.

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ehern, Plakaten, Programmen, politischen Flugblättern von verschiedener Art, Flugschriften, Aufrufen, Parteiliteratur usw. zu bekommen, müssen die Besitzer der Druckereien die Korrekturabzüge (erste Exemplare) der Zensur der Sowjetischen Militärverwaltung oder der Zensur der Zentral-Kommandantur druckfertig vorlegen." Drucksachen mußten darüber hinaus kenntlich gemacht werden, so daß sofort ersichtlich war, wer die Zeitung gedruckt und wer sie von sowjetischer Seite zensiert hatte. 20 Inhaltliche Richtlinien gab es dagegen nicht. Sowjetische Zensoren und deutsche Redakteure waren daher bei ihrer Arbeit gleichermaßen verunsichert. 21

W e r wurde zensiert - wer nicht? Deutsche Publikationen - einschließlich der von KPD beziehungsweise SED - unterlagen im sowjetischen Besatzungsgebiet ausnahmslos der Zensur, wobei die Presse von KPD und SED nicht selten schärfer zensiert wurde als bürgerliche Blätter 22 Für die deutschen Kommunisten war dieses Thema zwar kein Tabu, aber man unterdrückte es verschämt 2 3 Die Protokolle des KPD-Zentralsekretariats von 1945/46 verloren darüber kein Wort. In den Akten des SED-Parteiarchivs kommt dieses Thema nur selten zur Sprache. Als es die DDR noch gab, war es dort allenfalls möglich, das Wirken der sowjetischen Zensur in hohen Tönen zu loben: Die tägliche Vorlage der Bürstenabzüge wurde als ein stets notwendiger und natürlich auch lehrreicher Vorgang gesehen, begleitet von angeregten Diskussionen zwischen deutschem Redakteur und sowjetischem Kontrolloffizier. Es grenzt an Zynismus, wenn Günter Kertzscher, 1945 Mitarbeiter der „Berliner Zeitung" und später langjähriger stellvertretender Chefredakteur des „Neuen Deutschland", über seine Erfahrungen mit den sowjetischen Zensoren schreibt, daß sie „eine behutsame Hilfe für unsere neue demokratische Presse bei ihren ersten Schritten" war. „Wir erinnern uns gut daran, wie wir mit den Seitenabzügen täglich zu den sowjetischen Genossen gingen. Das waren politisch erfahrene Menschen, die nicht mit dem Rotstift wüteten, sondern ihre Einwände geduldig begründeten und Zusammenhänge erläuterten, an die wir nicht gedacht hatten. Wir haben dabei viel gelernt. Deshalb sei den sowjetischen Zensoren, die unsere Lehrer und Helfer waren, an dieser Stelle gedankt". 24 Nicht anders klingt es bei seinem Kollegen Bernt von Kügelgen: „Nachts um eins ging es dann [...] mit den abgezogenen Seiten zur sowjetischen Zensurstelle [...] Dort wurde man erwartet. Dort empfingen Freundlichkeit und Heiterkeit den müden Redakteur. Es wurde gelesen. Es wur-

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Instruktion über die Arbeitsordnung der Druckereien im Sowjetischen Sektor der Stadt Berlin, bewilligt am 15.12.1945 durch Generalleutnant Smirnow, LA Berlin, Rep. 240, OMGBS 4 / 8 / - 2 / 1 4 . Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 2; Dovifat, Die Führung des Blattes „Neue Zeit", ο. D„ ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090019/3, S . 4 . Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone seit 1945. Ihre Entwicklung, Verbreitung und Struktur, Berlin 19.2.1991, S. 3, Fundort: AdsD, SPD-PV-Ostbüro 02699 0287 A. Eine eindeutige Bestätigung der Zensur kommunistischer Schriften lieferte Erich Honecker in einem Interview nach seinem Sturz: Ändert/ Herzberg, Der Sturz, S. 136f. Ein weiterer Beleg ist beispielsweise auch ein Schreiben Ulbrichts an Anton Ackermann: Ulbricht an Ackermann und Meier, 20. VII. 1946, SAPMO/ZPA, NL 182/919, Walter Ulbricht, Blatt 22.

23 24

Raue, Im Dienste, S. 56; ders., Geschichte, S. 32 4 3 . Günter Kertzscher, Zum Tag der Befreiung, NDP, 14 (1960), Nr. 5, S. 3.

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Presse

de diskutiert. Es gab diesen und jenen Vorschlag für eine treffendere Schlagzeile. Eine allerletzte und besonders wichtige Meldung wurde einem in die Hand gedrückt, damit sie noch in der Morgenausgabe erscheine. Hier fand man Rat bei unerwarteten Problemen, die der Nachtdienst gebracht hatte, wegen einer Formulierung, einer Schlagzeile, eines Arguments, die einen beim Korrekturlesen unsicher werden ließen. Hier fanden die Redakteure aufmerksame und bereitwillige Gesprächspartner. Sie begegneten keinen Männern des Rotstifts und keinen kühlen Kontrolleuren, sondern Kampfgefährten, die am Entstehen neuer demokratischer Verhältnisse mit einer Hilfsbereitschaft und mit einem Enthusiasmus Anteil nahmen, als ob es um ihre eigene Heimat ginge". 25 Auch Karl Raab, Mitglied der „Gruppe Sobottka" und zeitweilig Redakteur des Mecklenburgischen KPD-Organs „Volkszeitung", weiß von seinem Zensor nur Gutes zu berichten: „... auf jeden Fall war um 23 Uhr abends täglich die Zeitung für den nächsten Morgen fertiggesetzt und umbrochen. Wir konnten dann dem Genossen Stefan Doernberg, damals Leutnant der Sowjetarmee, als Vertreter der Sowjetischen Militär-Administration das erste Exemplar vorlegen. In kürzester Frist genehmigte er die Herausgabe der Zeitung. Er half aber mehr, und zwar Schwierigkeiten mit Papier, Blei, Benzin und Beförderungsmittel[n] zu überwinden". 26 In Wirklichkeit ging auch die Zensur der kommunistischen deutschen Presse keineswegs so reibungslos und harmonisch vonstatten, wie es die zitierten Autoren versuchten glaubhaft zu machen. Ihre Äußerungen stammen noch aus einer Zeit, in der die DDR existierte, ein Staat, der ebenfalls Zensur ausübte. Praktizierte Vorzensur Die Vorzensur war umständlich, zeitraubend und nicht selten grotesk: Am späten Nachmittag mußte dem Zensor der Rohumbruch für den folgenden Tag vorgelegt werden. Diese undankbare Aufgabe übernahmen anfänglich die Chefredakteure selbst, später wurde sie einem Redaktionsmitglied übertragen, das mit dem Zensor auch alle strittigen Texte zu besprechen hatte.27 Die inhaltliche Prüfung der Rohumbrüche, die noch kein aktuelles Nachrichtenmaterial enthielten, zog sich in der Regel bis in die Abendstunden hin. Dabei strich der Zensor nicht nur Wörter, Zeilen und Passagen, sondern auch ganze Artikel. Häufig kam es vor, daß Beiträge zurückgestellt werden mußten, um entweder nachträglich genehmigt oder endgültig verboten zu werden, was manches Mal vier bis sechs Wochen dauerte.28 Erst nachdem der Zensor die Abzüge abgestempelt und abgezeichnet hatte, waren sie zum Druck freigegeben. 29 Kam es zu Streichungen oder zur Zurückstellung von Beiträgen, mußte sofort Ersatz beschafft werden; weiße Flecken durften in

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Kügelgen, „Berliner Zeitung" - Jahrgang 1945, S. 278. Aus den Erinnerungen des Genossen Karl Raab, SAPMO/ZPA, EA 1233/1 Karl Raab, Blatt 123. Emil Dovifat, Die Presse in unserem Staate mußte beim Nullpunkt neu beginnen; Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 25; Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/31-3/6, S. 4.

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Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone seit 1945. Ihre Entwicklung, Verbreitung und Struktur, Berlin 19.2.1991, S. 3. Fundort: AdsD, SPD-PV-Ostbüro 02699 0287 A. Siehe zum Beispiel Andrucke der Neuen Zeit, Ausgaben vom 27.11.1945 und 6.8.1946, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004.

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den Zeitungen natürlich nicht erscheinen. Aus diesem Grund hielten die Redaktionen stets Ersatzartikel bereit, die bereits die Zensur passiert hatten. Der Austausch beanstandeter Artikel ging natürlich zu Lasten der Aktualität. Dies machte sich in besonders drastischer Form im CDU-Organ „Neue Zeit" bemerkbar. Peter de Mendelssohn wußte im September 1945 zu berichten, daß der Zensor im letzten Augenblick 35 bis 40 Prozent des Inhalts einer jeden Ausgabe streiche.30 In einem Bericht der amerikanischen Militärregierung von Anfang Februar 1946 heißt es sogar, rund 50 Prozent aller Leitartikel des Blattes fielen der Zensur zum Opfer. 31 Erst nach Abschluß dieses Zensurvorganges konnte aktuelles Nachrichtenmaterial eingearbeitet werden. Nach einem erneuten Umbruch wurde ein weiterer Bürstenabzug angefertigt und dem Zensor nochmals zur Prüfung vorgelegt. Dessen Interesse konzentrierte sich nun vor allem auf „die Kontrolle der Aufmachung und der Überschriften". Bei der Wiedergabe wichtiger sowjetischer Meldungen, wie zum Beispiel Stellungnahmen führender Parteifunktionäre oder dem Abdruck alliierter Vereinbarungen, wurde der Text Wort für Wort überprüft. 32 Hierbei handelte es sich oftmals um sogenannte Pflichtmeldungen, deren Abdruck den Redaktionen verbindlich vorgeschrieben wurde. Jedoch nicht immer lagen diese Meldungen rechtzeitig vor, so daß es häufig zu Verzögerungen beim Druck kam. Hierzu schrieb Lex Ende, Chefredakteur des „Neuen Deutschland" (ND) an General Bokow: „Eine Ursache für diesen Zustand ist, dass [das] SNB wichtige Nachrichten (Pflichtabdrucke) gewöhnlich sehr spät bringt und die Zensur auch dann noch auf Abdruck im ,ND' besteht, wenn der Schlusstermin für pünktliches Erscheinen schon verstrichen ist."33 Besondere Aufmerksamkeit widmete der Zensor auch den Auslandsmeldungen, die das Sowjetische Nachrichtenbüro (SNB) übermittelt hatte. Bei einigen Zeitungen kam es dabei recht häufig zu Beanstandungen von Überschriften und der Plazierung von Artikeln.34 Manches Mal ließen die Zensoren wenig Vorsicht walten: So druckte die „Neue Zeit" beispielsweise in ihrer Ausgabe vom 4. August 1945 das Potsdamer Protokoll ab. Man hatte den vorliegenden Text jedoch offenbar mit Einverständnis des Zensors jedoch mit einer Einleitung und mit Zwischenüberschriften versehen sowie den Deutschland betreffenden dritten Teil des Protokolls vorangestellt. Daraufhin mußte die Zeitung in ihrer nächsten Ausgabe den Wortlaut des Textes emeut abdrucken - in der von den Alliierten autorisierten Form. Die sowjetische Besatzungsmacht nahm den Verstoß zum Anlaß, die „Neue Zeit" mit drakonischen Strafen zu belegen. Das Blatt durfte nur noch im kleineren „Berliner Format" gedruckt werden, so daß der Redaktion weniger Platz zur Verfügung stand, zumal der Umfang von vier Seiten pro Ausgabe unverändert blieb.35 Eigene Denk-

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34

Memorandum de Mendelssohn, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 6f. Recent Evidences of Russian Interference in German Political Activity, Bericht des Office of the Director of Intelligence OMGUS vom 5.2.1946, IfZ-Archiv, OMGUS, USGCC 44-45/6/5, Annex A, S.3. Ebd. Siehe auch: Richert, Agitation und Propaganda, S. 95f. L. Ende, Entwurf zu eine Brief der Vorsitzenden an General B. [Bokow] betr. Neues Deutschland, o. D. [Sept. 1946] , SAPMO/ZPA, NL 70/5, Lex Ende, Blatt 12. Siehe auch: Pieck an Neues Deutschland, 6.9.1946, SAPMO/ZPA, NL 36/670 Wilhelm Pieck, Blatt 63. Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 3. Demgegenüber schreibt Ernst Richert: „In Fragen der Aufmachung der Zeitungen mischten sich die Presseoffiziere dagegen normalerweise nicht ein": Richert, Agitation und Propaganda, S. 87, Anmerkung 35.

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ansätze, vor allem dann, wenn es um die Politik der Alliierten ging, waren der deutschen Presse nicht unbedingt verboten worden. Jedoch schien die Besatzungsmacht der Parteipresse gegenüber besonders empfindlich zu reagieren. Dies mußte beispielsweise auch die Redaktion des „Neues Deutschland" schmerzlich erfahren: Sie hatte im Oktober 1946 beabsichtigt, einen Beitrag über den Abzug deutscher Spezialisten in das westliche Ausland zu veröffentlichen. Der Aufsatz wurde „restlos gestrichen, mit der Bemerkung, dass wir keine eigene Stellungnahme veröffentlichen sollen".36 Statt dessen mußte das SED-Organ einen Beitrag des Sowjetischen Nachrichtenbüros (SNB) unter dem Titel „Massenausreise deutscher Spezialisten nach den USA und England" übernehmen, der zudem noch mit Verspätung überreicht wurde. Demgegenüber gestatteten die Zensoren jedoch der SED-nahen „Freien Gewerkschaft", einen eigenen Beitrag zu diesem Thema zu veröffentlichen. Alles in allem nahm der Umbruch einer vierseitigen Wochentagsausgabe, für den normalerweise anderthalb Stunden zu veranschlagen waren, bis zu acht Stunden in Anspruch und erforderte einen hohen Personaleinsatz.37 So berichtete der Verlagsleiter des „Neues Deutschland", daß die Bürstenabzüge am 14. August 1946 um 19.30 Uhr zum Zensor gebracht wurden, jedoch erst um 23.00 Uhr dort abgeholt werden konnten. 38 Die Ursache für den Zeitaufwand lag nicht nur darin, daß der Zensor gewöhnlich nicht in der Druckerei zugegen war, sondern auch im permanenten Mißtrauen, das zwischen ihm und der deutschen Redaktion herrschte. Verständigungsschwierigkeiten belasteten das Arbeitsklima zusätzlich. Der Zensor mußte unter Zeitdruck Texte prüfen, deren Inhalt er nicht immer verstand. Denn sobald er eine Zeitungsseite abgezeichnet hatte, übernahm er allein die Verantwortung. Es war durchaus möglich, daß ein Artikel trotz Abzeichnung durch den Zensor das Mißfallen höherer SMAD-Stellen erregte.39 Deshalb wandten sich die sowjetischen Pressekontrolleure nicht selten wegen mehrdeutiger oder umstrittener Artikel an ihren Vorgesetzten, „woraus sich in der Praxis häufig Verzögerungen bis zu mehreren Tagen" ergeben konnten, ehe der beanstandete Beitrag zur Veröffentlichung freigegeben wurde.40 Hierdurch verloren die deutschen Zeitungen natürlich an Aktualität und damit an Attraktivität. Zwischen den sowjetischen Zensoren und den Redaktionen der bürgerlichen Zeitungen herrschte ein besonders gespanntes Verhältnis.41 Auf Seiten der SMAD-Führung schien man mit diesem Zustand nicht besonders glücklich gewesen zu sein. Daher unternahm man im Herbst 1945 einen Versuch, Abhilfe zu schaffen, und schickte Verbindungsoffiziere „zur Unterstützung" in die Redaktionen der deutschen Lizenzzeitungen. 42 Sie nahmen dort ähnliche Aufgaben wahr wie die Verbindungsoffiziere zu den Parteien. Auf deutscher Seite wurde ihre Entsendung zunächst als

35 36 37 38 39 40 41 42

Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 30f. Brief der Chefredaktion des ND an das Zentralsekretariat der SED, 29.10.1946, SAPMO/ZPA, NL 36/ 670 Wilhelm Pieck, Blatt 77. Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 2f. Bericht des Verlagsleiters Schmidt, 6.8.1946, SAPMO/ZPA, NL 70/5, Lex Ende, Blatt 5. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 22f. Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 2. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 24. Siehe: Besprechung am 1.2.1946 in Karlshorst bei Bokow, SAPMO/ZPA, NL 36/734 Wilhelm Pieck, Blatt 160.

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„förderndes Moment [verstanden], weil sich zu ihnen im Laufe der Zeit ein Vertrauensverhältnis entwickelt hat, in dessen Rahmen sie ihre guten Dienste im Verhältnis zur Zensur zur Verfügung stellen". Zwar besaßen sie gegenüber der Zensur keine Weisungsbefugnis, trugen aber dennoch „wirksam zur Überwindung drohender Zensurschwierigkeiten" bei. Andererseits interessierten sie sich auch „laufend für die allgemeine Planung über die Themengestaltung der Leitartikel, übermitteln bestimmte Wünsche für die Aufnahme von Beiträgen zur Förderung einer deutschsowjetischen Annäherung oder für das Aufgreifen bestimmter aussen- und weltpolitischer Themata, an denen auf sowjetischer Seite ein aktuelles Interesse besteht".43 Am Ende stellte sich heraus, daß die Tätigkeit der Verbindungsoffiziere weniger als Gegengewicht zur Zensur gedacht war, sondern vielmehr der zusätzlichen Lenkung des deutschen Pressewesens dienen sollte. Für die Dauer der Vorzensur blieb es allein dem Ermessen der Zensoren überlassen, ob ein Beitrag veröffentlicht werden durfte oder nicht. Die Redaktionen der deutschen Lizenzzeitungen mußten sich auch dem Willen des Zensors beugen, wenn dieser den Abdruck bestimmter von sowjetischer Seite verfaßter Artikel verlangte.44 Die deutschen Redakteure, die noch aus der Zeit des Nationalsozialismus über Erfahrungen im Umgang mit der Zensur verfügten, hatten schnell gelernt, die Sprachschwierigkeiten der sowjetischen Kontrolleure auszunutzen, um zum Beispiel durch mehrdeutige Formulierungen „mehr zu bringen als die strengen Zensurvorschriften zuließen".45 Diese Vorgehensweise führte wiederum dazu, daß es bei Vorlage der Umbrüche zu langwierigen Diskussionen und heftigen Kontroversen mit den Zensuroffizieren kam. Was der Zensor „nicht recht verstand oder nicht recht kannte oder als hintergründig formuliert empfand, wurde gestrichen" 46 Mancher Text ist auf diese Weise „umgebogen oder bis zur Unbrauchbarkeit verstümmelt" worden, was Autoren und Redakteure als besonders schmerzhaft empfanden 47 Auch Beiträge prominenter Persönlichkeiten blieben davon nicht verschont. So stellte Wilhelm Külz am 16. August 1945 in einem Schreiben an Wilhelm John, den Chefredakteur des LDPD-Organs „Der Morgen", fest: „Nachdem bereits in meiner Abhandlung über unechte und echte Demokratie mehrere, den Charakter der Abhandlung beeinträchtigende Streichungen zu verzeichnen waren, sind in dem letzten Aufsatz über Volks- und Menschheitsdienst der Presse Streichungen zu verzeichnen, die den ganzen Sinn der Abhandlung ausschalten. Ich habe die Absicht, mit unserem gemeinsamen Freund Oberst Philipoff [Major Filippow] ein sehr ernstes Wort in aller Freundschaft zu sprechen".48 Natürlich ist es außerordentlich schwierig, Zensureingriffe nachträglich zu identifizieren. Bürstenabzüge sind nur in seltenen Fällen überliefert, so daß sich eine Untersuchung dieses äußerst sensiblen Bereichs sowjetischer Pressepolitik weitgehend auf die Aussagen von Zeitzeugen stützen muß. Die wenigen überlieferten Abzüge bestätigen zum Beispiel im Fall des CDU-Organs 43 44 45 46 47 48

Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 4; Kegel, In den Stürmen, S. 516. Russian Political Policy and German Communism in Berlin and Northeast Germany since VE-DAY, September 15, 1945, ο. V., IfZ-Archiv, OMGUS, Polad/729/26, S. 7. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 24. Ebd., S. 22. Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 4; Gradl, Anfang, S. 26. Wilhelm Külz an den Chefredakteur des „Der Morgen", Wilhelm John, 16.8.1945, BÄK, NL Wilhelm Külz, Nr. 141, Blatt 79.

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„Neue Zeit" die soeben geschilderte Praxis: So wurde in der Ausgabe für den 27. November 1945 der Leitartikel gestrichen. Er setzte sich unter der Überschrift „Der Zwischenzustand" mit dem Stand der Demokratisierung in der sowjetischen Besatzungszone auseinander. Grund für die Streichung war nach Angabe des späteren Chefredakteurs der Zeitung, Wilhelm Gries, die im Leitartikel geäußerte Kritik an der Vorherrschaft der KPD im Berliner Magistrat.49 Beispiele für die Zurückstellung von Beiträgen sind im Bürstenabzug der „Neuen Zeit" für den 9. August 1945 enthalten. Hier wurden auf der zweiten Seite gleich vier Artikel zurückgestellt. Sie beschäftigen sich mit der Schaffung der britischen und der amerikanischen Besatzungszone, mit Flüchtlingsfragen in Schleswig-Holstein und der Anlandung von Fisch an der deutschen Nordseeküste. Schließlich schien dem Zensor ein Beitrag zu mißfallen, der sich mit den Lebensmittelrationen beschäftigte. Hier hatte man einen Artikel aus der „Landeszeitung", SED-Organ in Mecklenburg, aufgegriffen und warf der SED vor, mit „zweierlei Maß" zu messen. In einem Falle beschuldigte man den Leiter des Zentralamtes für Ernährung und Landwirtschaft in der britischen Zone, Hans Schlange-Schöningen, die Lebensmittelrationen herabgesetzt zu haben, obwohl dies bekanntlich ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich der Besatzungsmacht falle. In einem anderen Fall hingegen habe die SED für sich das Verdienst in Anspruch genommen, für die Erhöhung der Lebensmittelrationen in Mecklenburg gesorgt zu haben. Als die „Neue Zeit" am 9. August 1946 erschien, war darin keiner der vier erwähnten Beiträge veröffentlicht. Die hier angeführten Beispiele von Streichungen zeigen, daß die sowjetische Besatzungsmacht auf eine ganze Palette von Themen sehr empfindlich reagierte. Hiervon sind - abgesehen vom Verbot der Kritik an KPD und SED - nur einige genauer bekannt: So hatte die Besatzungsmacht den Rahmen der außenpolitischen Berichterstattung besonders eng gesteckt. In einem Brief an Jakob Kaiser beklagte sich im Februar 1946 Alfred Gerigk, damals Feuilletonchef der „Neuen Zeit", nicht nur „Gründe des mangelnden Raumes", sondern auch „Gründe der Zensur" hätten dazu geführt, daß in der Zeitung nur ein Bruchteil der außenpolitischen Berichterstattung habe veröffentlicht werden können, der zur Unterrichtung der Bevölkerung für notwendig erachtet worden sei.50 In einer ähnlichen Situation befanden sich in den Jahren 1945 und 1946 auch die in den anderen Zonen lizenzierten deutschen Zeitungen. Kommentare zur Außenpolitik von deutscher Seite erschienen allen Besatzungsmächten generell als suspekt, zumal hierbei in der Regel ihre eigene Politik zur Debatte stand. Erst mit Erlaß der Direktive Nr. 40 des Alliierten Kontrollrates am 12. Oktober 1946 wurde der deutschen Lizenzpresse auch die Kommentierung der Politik der Besatzungsmächte erlaubt. Dessenungeachtet verstand es die sowjetische Besatzungsmacht, diese Freiheit in der von ihr kontrollierten Presse erfolgreich zu unterbinden. Ähnlich verhielt es sich in der SBZ mit der Berichterstattung über die drei westlichen Besatzungszonen. Der Besatzungsmacht war an einer allzu breiten Wahrnehmung der dortigen Verhältnisse nicht sonderlich gelegen. Vergleiche, die geeignet erschienen, die politischen und wirtschaftlichen Zustände in der SBZ in ein schlechtes Licht zu rücken, wurden unterbunden. Ein weiterer Themenkreis, auf den die sowjetische Zensur besonders empfindlich reagierte, war die Frage der deutschen Ostgrenze. Als der SPD-Vorsitzende Otto Grotewohl am 14. September 49 50

Vgl. Bürstenabzug der „Neuen Zeit" vom 27.11.1945: ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004. Alfred Gerigk an Jakob Kaiser, 11.2.1946, BÄK, NL 18, Jakob Kaiser, Nr. 92 und Brief der Chefredaktion des „Neuen Deutschland" an das Zentralsekretariat der SED, 29.10.1946, SAPMO/ZPA, NL 36/670 Wilhelm Pieck, Blatt 77/78.

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1945 in einer Rede in Berlin auch dieses Thema anschnitt, mußten die entsprechenden Passagen auf Veranlassung von Oberst Tulpanow gestrichen werden, ehe Auszüge der Rede zur Veröffentlichung im Parteiorgan „Das Volk" freigegeben wurden.51 Wenig später, am 11. November 1945, brachte Grotewohl ebenfalls in einer Rede das gestiegene Selbstbewußtsein seiner Partei dadurch zum Ausdruck, daß er sich nicht nur in der Frage eines Zusammengehens mit der KPD sehr zurückhaltend zeigte, sondern auch deutschen „Lebensraum" in den Gebieten jenseits von Oder und Neiße forderte. An die Öffentlichkeit drang davon nichts, obwohl ein Abdruck der Rede im „Volk" vorgesehen und sogar eine Aufzeichnung für eine Rundfunkübertragung gemacht worden war. Als sich Grotewohls Vertrauter Gustav Klingelhöfer am 19. November beim Berliner Rundfunk nach der Übertragung erkundigen wollte, erklärte ihm der zuständige Redakteur, Markus Wolf, das Manuskript sei von der sowjetischen Zensur noch nicht zurückgegeben worden. Den entscheidenden Grund für das Zurückhalten der Rede erfuhr der SPD-Zentralausschuß während eines Treffens mit der SMAD-Führung am 19. November 1945: General Bokow hielt den Anwesenden vor, daß Grotewohl in seiner Rede behauptet habe, ohne die Gebiete jenseits von Oder und Neiße könne die Ernährungsgrundlage für die deutsche Bevölkerung nicht sichergestellt werden. 52 Die Frage der deutschen Ostgrenze wurde zwar als besonders heikel angesehen, die sowjetische Besatzungsmacht verhielt sich aber nicht konsequent. So wurden beispielsweise im Juni 1946 dem „Neuen Deutschland" und dem „Vorwärts" Ausführungen zu Fragen der deutschen Ostgrenze untersagt, die in anderen Blättern erscheinen durften 5 3 Immer wieder unterlagen die Presseorgane der Kommunisten beziehungsweise Einheitssozialisten nachträglicher Kritik durch die Informationsverwaltung der SMAD. 54 Offenbar reagierte die Besatzungsmacht auf manche Berichte der kommunistischen Presse empfindlicher als bei den bürgerlichen Zeitungen. So kritisierte beispielsweise General Bokow gegenüber Wilhelm Pieck am 23. Januar 1946, daß die „Deutsche Volkszeitung" den Bericht über die hessischen Kommunalwahlen besser auf der zweiten Seite untergebracht hätte. Außerdem vermißte der General einen Bericht über den Jahrestag es Machtantritts von Adolf Hitler.55 Im Vorfeld der Oktoberwahlen 1946 wurde dem „Neuen Deutschland" vorgeworfen, die Stuttgarter Rede des amerikanischen Außenministers Byrnes zu wenig kritisiert zu haben. Des weiteren wurde empfohlen, Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungslage durch Maßnahmen der SMAD stärker zu betonen. Außerdem wünschte die Militärverwaltung schärfere Kritik an der ,,arbeiterfeindliche[n] Politik der SPD" und eine „Entlarvung" der bürgerlichen Parteien. Schließlich notierte sich Pieck: „Den in Umlauf gesetzten Gerüchten, das [!] in der Sowjetunion sich 1,5 Millionen Kriegsgefangene befinden und deren Entlassung von dem Ausfall der Wahl abhängt, brauchen wir nicht entgegen zu treten.' 06

51 52 53 54

55 56

Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 67. Klingelhöfer an Grotewohl, 26.11.1945, LA Berlin, NL. Klingelhöfer, Rep. 200, Acc. 2435, Nr. 30. Siehe: Besprechung bei Bokow am 2.7.1946, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 75. Siehe: Besprechung mit Semjonow vom 28.8.1945, 12 Uhr, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 55; Besprechung mit Wolkow, o. D. [Jan. 1946], ebd., S. 66. Siehe auch die Kritik am „Neuen Weg" im Bericht Tulpanows vom 11.7.1947 um 2 Uhr, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 129. Besprechung am 23.1.1946 in Karlshorst bei Marsch. [General] Bokow, SAPMO/ZPA, NL 36/734 Wilhelm Pieck, Blatt 148 F und Blatt 154. SAPMO/ZPA, NL 36/734 Wilhelm Pieck, Blatt 216f.

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Die soeben aufgeführten Beispiele hinterlassen jedoch nicht den Eindruck, als sei die sowjetische Zensur nach einem starren Schema verfahren. Es gab für die sowjetische Pressepolitik kein Konzept und dementsprechend keinen Richtlinienkatalog für die Zeit der Vorzensur. Die strengen Maßstäbe, an die mancher deutsche Journalist die sowjetischen Zensoren gebunden sah, variierten von Zeitung zu Zeitung und manchmal auch von Ausgabe zu Ausgabe. Es konnte daher ohne weiteres vorkommen, daß ein zur Veröffentlichung in zwei Organen derselben Partei vorgesehener Artikel in einer der Zeitung erscheinen konnte, im anderen Blatt jedoch der Streichung zum Opfer fiel. Ein anschauliches Beispiel für die oft willkürlich gesetzten Maßstäbe der Pressekontrolle lieferte die offenbar sehr eifrige Zensurabteilung der Ländermilitärverwaltung in Mecklenburg, die es besonders auf das Parteiorgan des CDU-Landesverbandes „Demokrat" abgesehen hatte. Im Sommer 1946 nahmen die Eingriffe offenbar ein solches Ausmaß an, daß sich die Redaktion an die Parteiführung in Berlin wandte und eine ganze Liste drastischer Vorfälle einreichte. 57 Danach verbot der Zensor die Berichterstattung über die Wahlen zu den verfassunggebenden Versammlungen in den Ländern der amerikanischen Zone am 30. Juni 1946. Eine Rede, die Jakob Kaiser anläßlich der Leipziger Messe gehalten hatte und die im sächsischen Landesorgan „Union" wörtlich abgedruckt worden war, wurde zusammengestrichen und unter neuem Titel veröffentlicht. Eine Entschließung des Parteivorstandes der CDU zum Volksentscheid über die Enteignung von Kriegsverbrechern in Sachsen durfte ebensowenig veröffentlicht werden wie die Ankündigung von Parteiversammlungen. Selbst der Abdruck von Anzeigen der CDU fiel dem Rotstift zum Opfer. Die Liste schließt mit der resignierenden Feststellung: „Der Zensor gestattet im wesentlichen nur die Herausstellung eines von SNB-Meldungen erfüllten Nachrichtenblattes, das für die Union keinerlei Propagandawert hat." Auch nach Aufhebung der Vorzensur für die Tagespresse sorgten die sowjetischen Pressekontrolleure dafür, daß der „Demokrat" außer parteiinternen Meldungen praktisch nur Meldungen des SNB oder des ADN (Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst) veröffentlichen durfte. 58 Derartige Eingriffe waren in Mecklenburg offensichtlich aber nicht die Ausnahme. So soll nach persönlichen Informationen Ernst Richerts das LDPD-Organ „Norddeutsche Zeitung" hart bedrängt worden sein. Redakteure, die sich den Anweisungen der Zensoren widersetzen, wurden entlassen oder sogar verhaftet. 59 Das rigorose Vorgehen der SMA-Länderbehörden schien im Norden der SBZ an der Tagesordnung zu stehen. Im Jahresbericht des „Office of the Director of Intelligence" der amerikanischen Militärregierung stellte man jedenfalls am 22. Januar 1947 rückblickend fest, daß es eine steigende Zahl von Berichten besonders aus dem nördlichen Deutschland gebe, denen zufolge SMA und MWD den Druck auf Nicht-SED-Mitglieder erhöhten. 60 Jedoch auch in Berlin zeigten sich die Zensoren nicht sehr zurückhaltend. Nicht wenige ihrer Maßnahmen waren unverständlich oder schlicht grotesk: In der Nacht zum 9. September 1945 wurde Emil Dovifat veranlaßt, aus einem Bericht der „Neuen Zeit" über die Opfer des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 alle militärischen Ränge zu streichen, da der Zensor ein Wiederaufleben des deutschen Militarismus fürchtete. 61 Dieselbe Zeitung hatte in einer ihrer ersten Ausga-

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Schreiben an die CDU-Parteiführung, o. D„ ο. V., ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-015/5. Protokoll der Konferenz der Chefredakteure der CDU-Zeitungen in der SBZ am 21. Mai 1947 in Berlin, ACDP, NL Emil Dovifat, 1-171-001/3. Richert, Agitation und Propaganda, S. 88. Combined Int. Survey No. 4, unterzeichnet von Oberstleutnant John P. Merrill, 22.1.1947, BÄK, OMGUS, 7/24-3/1-5.

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ben Ende Juli 1945 einen Artikel unter dem Titel „Revolution in der Damenmode" veröffentlicht, in dem sie modische Improvisationen der Zeit ironisch beschrieb. Dies führte bei der Besatzungsmacht zu todernsten Reaktionen. Die Redakteure wurden vom Zensor belehrt, sie hätten bei Marx und Lenin nachzulesen, was das Wort Revolution tatsächlich bedeute.62 Noch eine Woche später mußte sich Emil Dovifat aus dem Munde des Majors Filippow den Vorwurf anhören, seine Zeitung „streife oft das Lächerliche. Selbst mit den Hüten der Frauen hätten sie jüngst versucht, Politik zu machen". 63

Erwünschte und unerwünschte Presse Die deutsche Lizenzpresse in der SBZ unterlag zwar einer lückenlosen Kontrolle, es gelang der SMAD aber zunächst nicht, die Zensur als politisches Lenkungsinstrument erfolgreich einzusetzen. Die SMAD hatte mit Erlaß des Befehls Nr. 2 am 10. Juni 1945 den Weg zur Entfaltung eines Pressewesens geebnet, für das es in der UdSSR kein Vorbild gab. Dennoch lag es für die sowjetischen Politoffiziere nahe, die gleichen Maßstäbe an die Presse der SBZ anzulegen, die sie aus ihrer Heimat kannten. Das Resultat: willkürliche Streichungen und zum Teil heftige Auseinandersetzungen mit den deutschen Redakteuren. Andreas Hermes sah sich schon im August 1945 veranlaßt, General Bokow daran zu erinnern, daß man sich „nach meiner Überzeugung [...] gewiß nicht der von Ihnen, Herr General, betonten Tatsache verschließen [kann], daß das Organ der Christlich-Demokratischen Union keine kommunistische, sondern eine bürgerliche Zeitung ist". 64 Genau damit hatten die sowjetischen Offiziere ihre Schwierigkeiten. Major Filippow nutzte beispielsweise am 7. August 1945, also wenige Tage nach Erlaß des Befehls Nr. 19, die Gelegenheit, vor den versammelten Chefredakteuren der Berliner Zeitungen mit Emil Dovifat, dem Chefredakteur der „Neuen Zeit" hart ins Gericht zu gehen. Die Zeitung entspreche „am wenigsten den Forderungen, die an ein demokratisches Blatt zu stellen seien". Sie „unterstreiche einseitig die deutschen Schwierigkeiten, bringe aber nichts über die Aufbauarbeit der sowjetrussischen Militärbehörden. Die Zeitung kenne nur Kritik. Sie sei täglich von oben bis unten Kritik, habe Angst vor allem Neuen und zeige nie die positive Seite'". Filippow machte auch kein Hehl daraus, welche Form der Berichterstattung von sowjetischer Seite gewünscht sei: „Demokratische Politik heißt: beim Wiederaufbau nicht kritisch beiseite zu stehen, sondern mitarbeiten und dankbar den Wiederaufbauwillen der sowjetischen Regierung anerkennen." 65 Die Vorwürfe des Chefzensors markierten den Anfang einer langen Auseinandersetzung zwischen der sowjetischen Besatzungsmacht und der Parteiführung der CDU, an deren Ende Emil Dovifat seinen Posten als Chefredakteur räumen mußte. In seinen Angriffen hatte Filippow gleichzeitig erkennen lassen, in welcher Weise sich das deutsche Lizenzpressewesen in der SBZ entwickeln sollte. Die SMAD wünschte sich eine der Sowjetunion gegenüber dankbare und für die Sowjetunion werbende Presse. Kritik an den gegenwärtigen Verhältnissen in der SBZ 61 62 63 64 65

Dovifat an Hermes, 10.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-0129/3. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 30. Emil Dovifat über eine Besprechung beim Chef des „Nachrichtenbüros der Sowjetischen Militärverwaltung", Tugarinow, am 7. August 1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Hermes an einen „russischen General" [Bokow], 23.8.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Dovifat über eine Besprechung beim Chef des „Nachrichtenbüros der Sowjetischen Militärverwaltung", Tugarinow, am 7. August 1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3.

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war unerwünscht. Eine Zeitung im besiegten, zerstörten und besetzten Deutschland hatte sich wenn schon nicht als „kollektiver Organisator", so doch zumindest als „kollektiver Propagandist" - für den Aufbauwillen der deutschen Bevölkerung und der Besatzungsmacht gleichermaßen zu engagieren. Mit allen gesellschaftlichen Kräften hatte sie aus voller Überzeugung an der Herstellung des antifaschistisch-demokratischen Grundkonsenses nach den Vorstellungen von SMAD und KPD mitzuarbeiten. Es hätte den Vorstellungen Filippows nicht widersprochen, würde man den Forderungen noch hinzufügen, daß die deutsche Lizenzpresse in der SBZ auch eine attraktive Presse sein sollte, um somit auch gegen die zu erwartende Konkurrenz westlich lizenzierter Blätter bestehen zu können. Allerdings verstand es die sowjetische Zensur nicht, die bürgerliche Presse in der SBZ in die gewünschte Richtung zu lenken. Sie erreichte mit ihren Methoden eher das Gegenteil. Auch wenn mancher Zensureingriff dem Zeitungsleser nicht auffiel, so blieb der Gesamteindruck, den alle Lizenzblätter vermittelten, hinter den Erwartungen der Leser zurück. Die deutschen Redakteure wurden einerseits von der Leserschaft und andererseits von den Zensoren der Besatzungsmacht bedrängt. Die Zensoren mußten sich sowohl gegenüber den Redakteuren als auch gegenüber ihren Vorgesetzten rechtfertigen. Unter diesen Umständen konnte sich kein attraktives Pressewesen entfalten. Eine Einschwörung der deutschen Lizenzpresse auf die sowjetische Linie ließ sich nicht allein mit Überzeugungskraft bewältigen. Hierzu bedurfte es eines ganzen Maßnahmenpakets, wobei sich mancher administrative Eingriff wie etwa die Senkung der Auflage, Eingriffe in die Personalpolitik oder die Vorauswahl von Nachrichtenmaterial am Ende als wirkungsvoller erweisen sollten als die unmittelbaren Eingriffe der Zensur.

5. 2 Die Nachzensur Lockerungen Die Überwachung der Presse durch die Vorzensur brachte der sowjetischen Besatzungsmacht nicht die gewünschten Resultate. Den Zeitungen mangelte es an Aktualität und Attraktivität. Auf dem Berliner Zeitungsmarkt waren sie den westlich lizenzierten Blättern in der Lesergunst unterlegen. Doch anders als Amerikaner und Briten, die schon 1945 beziehungsweise Anfang 1946 auf eine Vorzensur verzichteten, behielt die sowjetische Besatzungsmacht wie übrigens auch die Franzosen dieses Instrument der Pressekontrolle bis zum Herbst 1946 bei. Zwar betrachtete die SMAD die Vorzensur nur als eine vorübergehende Maßnahme, mit ihrer Abschaffung hatte sie es aber nicht besonders eilig. Die ersten Andeutungen, daß sie eines Tages aufgehoben würde, machte Chefzensor Filippow schon im August 1945.66 Auch im Laufe des Jahres 1946 gab es entsprechende Anzeichen. Sie machten sich unter anderem durch eine entspanntere Haltung der Zensoren bemerkbar. 67 Auf Veränderungen in der sowjetischen Pressepolitik deutete auch der

66 67

Notiz des Feuilletonchefs der „Neuen Zeit", Dr. Wilfen, 23.8.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, I090-019/3. Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 5.

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SMAD-Befehl Nr. 262 vom 2. September 1946 hin. Darin wurde verlangt, daß alle Personen und Unternehmen, die Zeitungen, Zeitschriften, Bücher und „sonstige Druckerzeugnisse" veröffentlichen, „Muster ihrer Produktion" an die Propagandaverwaltung der SMAD abzuliefern hätten.68 Auf diese Weise sollte offenbar gewährleistet werden, daß sich die Militärverwaltung nach Abschaffung der Vorzensur einen lückenlosen Überblick über die Produktion der deutschen Informationsmedien verschaffen und gegebenenfalls Sanktionen gegen Einzelpersonen oder Verlage verhängen konnte. Am 12. Oktober 1946 war die Sowjetunion Mitunterzeichner der alliierten Direktive Nr. 40, durch welche die Arbeit der deutschen Presse eine erhebliche Liberalisierung erfahren sollte. Vom 13. Oktober an war es ihr erlaubt, politische Probleme in Deutschland zu erörtern. Künftig bestand auch die Möglichkeit, die Politik der Besatzungsmächte zu kommentieren und über die Weltereignisse zu berichten, sofern davon die militärische Sicherheit der Alliierten nicht berührt wurde. Dementsprechend blieb unter anderem die Veröffentlichung „nationalistischer, pangermanischer, militaristischer oder faschistischer" Ideen verboten. Untersagt war auch die Verbreitung von Gerüchten, „die das Ziel haben, die Einigkeit zwischen den Alliierten zu stören" und „gegen eine der Besatzungsmächte Mißtrauen oder feindliche Gefühle zu erregen". Außerdem durften „Beschlüsse der Konferenzen der alliierten Mächte über Deutschland" beziehungsweise Beschlüsse des Kontrollrates nicht kritisiert werden. Schließlich verbot die Direktive, „zum Widerstand gegen die von den Oberbefehlshabern in ihren Zonen durchgeführten demokratischen Maßnahmen [...] aufzureizen". 69 Die Alliierten hatten sich wenige Tage vor den ersten Landtagswahlen in der SBZ, die für den 20. Oktober angesetzt waren, auf diese Richtlinien geeinigt. Die Wahlen waren für die sowjetische Propagandapolitik eine Herausforderung besonderer Art. Sie sollten nicht nur zu einer Abstimmung über die politischen Kräfteverhältnisse in der SBZ, sondern auch zu einem Votum für die sowjetische Deutschlandpolitik werden. Träger und Garant der sowjetischen Deutschlandpolitik war die SED, der mit allen Mitteln zu einem überzeugenden Wahlsieg verholfen werden mußte. Ein solcher Wahlausgang stand aber noch keineswegs fest. Bei den Gemeindewahlen im September 1946 hatte die SED nur durch massive sowjetische Unterstützung 57,1 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen können. Grundsätzlich zielte die Propaganda darauf ab, das Ansehen der sowjetischen Deutschlandpolitik bei der Bevölkerung zu heben. Jedoch gab es eine ganze Reihe von Maßnahmen, die diesem Ziel widersprachen. Dies traf vor allem auf die Reparationspolitik zu. Hinzu kam, daß die Kampagne zur Vereinigung von SPD und KPD im April 1946 den Eindruck hinterlassen hatte, daß die Gründung der SED letzten Endes durch sowjetischen Druck zustande gekommen sei. Die Berliner Sozialdemokraten, denen es gelungen war, ihre Unabhängigkeit zu bewahren, verfielen nicht, wie vielleicht erhofft, in politische Bedeutungslosigkeit. Sie entwickelten sich in der Stadt zu einem ernstzunehmenden politischen Konkurrenten für die Einheitssozialisten. Im Länderwahlkampf der SBZ gab es schon Ende September 1946 deutliche Anzeichen, daß die Wähler in der CDU und der LDPD politische Alternativen zur SED sahen. In Berlin konzentrierten sich SED und SMAD auf die Sozialdemokraten als den politischen Hauptgegner, dessen Popularität gerade 68 69

SMAD-Befehl Nr. 262, 2.9.1946, VOB1 PS, 2 (1946), Nr. 37, S. 402. Richtlinie Nr. 40: Grundsätze für das Verhalten der deutschen politischen Persönlichkeiten und die deutsche Presse, 12.10.1946, VOB1 PS, 2 (1946) Nr. 42, S. 459.

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deshalb stieg. Seit Anfang September sah sich die sowjetische Propaganda einer zusätzlichen Herausforderung gegenüber. Als Folge der ergebnislosen Außenministerkonferenz in Paris zeichnete sich eine deutschlandpolitische Neuorientierung der USA ab, die in der Stuttgarter Rede von Außenminister James F. Byrnes am 6. September 1946 Ausdruck fand. Die sowjetisch kontrollierte Presse reagierte mit heftigen Attacken auf die Westmächte. Seit Anfang Oktober richteten die Zeitungen der SED und das SMAD-Organ „Tägliche Rundschau" heftige Angriffe auf die Außen- und Deutschlandpolitik der USA. Die Attacken erreichten nach wenigen Tagen ein solches Ausmaß, daß die amerikanische Informationskontrollbehörde bereits Vorbereitungen für eine Gegenkampagne traf. 70 Zur gleichen Zeit drängte die Sowjetunion jedoch auf das Zustandekommen einer alliierten Vereinbarung, mit der die Kritik in deutschen Zeitungen an der Politik der Besatzungsmächte reglementiert werden sollte.71 In der Literatur wird in diesem Zusammenhang die Ansicht vertreten, daß die SMAD mit ihrem Verhalten im Kontrollrat ein Zeichen alliierter Einigkeit setzen wollte.72 Ihr Interesse, die Funktionsfähigkeit der Viermächteverwaltung auch in Zeiten zunehmender politischer Spannungen zu demonstrieren, war im Herbst 1946 noch erkennbar. Zur Aufklärung der sowjetischen Motive reicht diese Erklärung aber nicht aus. Die sowjetische Besatzungsmacht war in erster Linie daran interessiert, unerwünschte Kritik an der eigenen Besatzungspolitik in der westzonalen Presse zu unterbinden. Sie war fest entschlossen, auch nach Verabschiedung der Direktive Nr. 40 die Kritik an den Westmächten fortzusetzen. Nach dem 12. Oktober setzte die Presse im sowjetischen Besatzungsgebiet ihre Angriffe gegen die Westalliierten daher unvermindert fort. Amerikaner, Briten und Franzosen reagierten darauf in der Regel nur mit Protesten. Die sowjetische Seite schien mit einem solchen Verhalten gerechnet zuhaben. Das Signal zur propagandistischen Gegenoffensive wurde vom amerikanischen Militärgouverneur, General Lucius D. Clay, erst ein Jahr später, am 28. Oktober 1947, gesetzt.73 Die SMAD fühlte sich also nicht verpflichtet, dafür zu sorgen, daß die Bestimmungen der Kontrollratsdirektive Nr. 40 in ihrem Besatzungsgebiet befolgt wurden. Aus der Erlaubnis zur Kommentierung alliierter Politik leitete sie für ihre Presse in erster Linie das Recht ab, die Westmächte zu kritisieren. Außerdem entledigte sie sich der lästigen Pflicht, für derartige Attacken die Verantwortung übernehmen zu müssen, wie ein Schreiben Tulpanows vom Januar 1947 belegt. Der Chef der amerikanischen Informationskontrollbehörde, General Robert McClure, hatte sich bei seinem sowjetischen Kollegen über antiamerikanische Berichte im SMAD-Organ „Tägliche Rundschau" beschwert. Tulpanows lakonische Antwort liest sich in der englischen Übersetzung so: "In dealing with the matter in question I would first like to mention that the Soviet Military Administration in Germany is not directly responsible for certain articles appearing in the German press, because we have discontinued pre-censorship. The Soviet Military Administration is only applying post-censorship over newspapers and when need be impose upon them definite punitive measures". 74

70 71 72 73

Hurwitz, Eintracht, S. 146. Hierzu ausführlich: Hurwitz, ebd., S. 138-147; ders., Stunde Null, S. 326-328. Zur Debatte im Alliierten Kontrollrat: Balfour, Four Power Control, S. 217f.; Clay, Decision in Germany, S. 134f. Dieser Aspekt findet u. a. Berücksichtigung bei: Baerns, Lenkung und Kontrolle beim Neuaufbau des Pressewesens, S. 282; Koszyk, Pressepolitik, S. 36f.; Raue, Im Dienste, S. 43. Pressekonferenz von Lucius D. Clay am 28.10.1947, The Papers of Lucius D. Clay. Germany 19451949, Vol. I, Dok. 280; Schreiben Clays an William Η. Draper, 30.10.1947, ebd., Dok. 281.

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Die Aufhebung der Vorzensur für die Tagespresse Die sowjetische Besatzungsmacht hatte sich Ende November 1946 zur Aufhebung der Vorzensur für die Tagespresse entschlossen. Vermutlich war dieser Schritt von langer Hand vorbereitet, hatte aber auch mit dem für die SM AD wenig schmeichelhaften Ausgang der Oktoberwahlen 1946 einen aktuellen Anlaß. Der SED war es trotz massiver Bevorzugung durch die sowjetische Besatzungsmacht nicht gelungen, in der SBZ die absolute Mehrheit der Wählerstimmen zu erreichen. Die Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung in Berlin, die ebenfalls am 20. Oktober abgehalten wurden, endeten für die Einheitssozialisten mit einem Fiasko. Mit nur 19,8 Prozent der Stimmen belegten sie unter den politischen Kräften nur Rang drei, noch hinter der CDU. Das schlechte Abschneiden der SED, vor allem in Berlin, aber auch das vergleichsweise enttäuschende Abschneiden in den Ländern der SBZ wurde auch der Parteipresse angelastet. Sie sah sie sich in Berlin ohnehin in die Defensive gedrängt.75 Aber auch Kritik an der Qualität der eigenen Presse wurde geübt. Allerdings verloren die führenden Parteijournalisten kein Wort über die Zensur mit deren verheerenden Auswirkungen und über die massiven Benachteiligungen, welche vor allem das „Neues Deutschland" durch die Offiziere der Propagandaverwaltung erfuhr.76 Die Wahlergebnisse waren auch für den Propagandaapparat der SMAD ein Debakel. In Moskau zeigte man sich entschlossen, aus den Ergebnissen personelle Konsequenzen zu ziehen. Davon betroffen waren der SMAD-Militärrat und die Verwaltung für Propaganda, General Bokow und Oberst Tulpanow wurden in die Sowjetunion zurückbeordert. Für Bokow bedeutete dies das Ende seiner Karriere in Deutschland. Tulpanow kehrte dagegen Anfang Januar 1947 nach Berlin zurück und übernahm erneut die Leitung der Verwaltung für Propaganda. Die Kontrolle über die Parteien hatte man ihm aber entzogen. Während der Zeit der Abwesenheit von Bokow und Tulpanow wurden von sowjetischer Seite einige bemerkenswerte Versuche unternommen, der veränderten politischen Lage in der SBZ nach den Oktoberwahlen Rechnung zu tragen. Vor allem strebte man bessere Beziehungen zu den bürgerlichen Parteien und ihren Anhängern an. Dies hatte vermutlich auch Auswirkungen auf die Haltung der SMAD gegenüber der deutschen Lizenzpresse und dürfte daher zur Entscheidung über die Aufhebung der Vorzensur beigetragen haben. Am 27. November 1946 berichtete die „Tägliche Rundschau", daß ab sofort im sowjetischen Besatzungsgebiet die Vorzensur für die Tagespresse aufgehoben sei. Die Meldung, verbreitet vom „Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienst" (ADN), war ganze fünf Zeilen lang. Zwei Tage zuvor hatte Oberstleutnant Koltypin von der Presseabteilung der Propagandaverwaltung die Chefredakteure der sowjetischen Lizenzzeitungen Berlins in den Künstlerklub „Möwe" gebeten. Neben den Chefredakteuren folgten auch die Hauszensoren und die Verbindungsoffiziere der Ein74

Wortlaut der englischen Übersetzung eines Schreibens des Chefs der Verwaltung für Propaganda der S M A D , Oberst S. I. Tulpanow an General Robert McClure, 29.1.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, 5 / 2 6 6 1/21.

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Brief der ND-Redaktion an das Zentralsekretariat der / SED, 23.10.146, S APMO/ZPA, NL 36/670 Wilhelm Pieck, Blatt 78. Ein Beispiel dafür ist ein ausführliches Papier, das der Chefredakteur des „Neues Deutschland", Lex Ende, am 26. Oktober 1946 mit Vorschlägen zur Verbesserung der Pressearbeit verfaßte: Brief der Chefredaktion des N D an das Zentralsekretariat der SED, 29.10.1946, SAPMO/ZPA, NL 36/670 Wilhelm Pieck, Blatt 81 ff.

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ladung. Koltypin spendete den Deutschen zunächst großes Lob. Ihre Zeitungen hätten „gute demokratische Fortschritte" gemacht. Die Propagandaverwaltung wolle daher dem von Presse und Parteien gewünschten Fortfall der Vorzensur entsprechen. Anschließend überreichte er den Chefredakteuren „Richtlinien für die Lizenzinhaber der deutschen periodischen Presse". Sie waren von Oberst Sdorow unterzeichnet, dessen Chef, Tulpanow, in Moskau weilte. In diesem Papier wurde der deutschen Presse ebenfalls Anerkennung gezollt: „In Anbetracht der erfolgreichen Entwicklung der periodisch erscheinenden Presse in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands" sei die sowjetische Militäradministration „erfüllt von dem Wunsche, ihr eine größere Selbständigkeit und Initiative in dem Aufwerfen und der Beleuchtung von Fragen des laufenden politischen Lebens zu gewähren". Mit Wirkung vom 25. November 1946 werde die Vorzensur abgeschafft und durch „eine nachträgliche Kontrolle" ersetzt.77 Anschließend wurde den deutschen Chefredakteuren in diesem Papier ein gewaltiger Katalog von Auflagen präsentiert, der die angekündigte Aufhebung der Vorzensur praktisch wieder aufhob. In Anlehnung an die Forderungen der alliierten Direktive Nr. 40 wurde von der deutschen Presse verlangt, „daß sie die ihr gewährte Freiheit unter Beachtung der Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der militärischen Sicherheit und des Schutzes der Interessen der alliierten Besatzungsmächte nutzt" und „entschieden der nazistischen und der militaristischen Propaganda entgegenwirkt". Es war künftig verboten, „irgendwelche Nachrichten, Meldungen und Artikel" zu verbreiten, die Unruhen, Widerstand, eine „Bedrohung der Besatzungsmächte" oder der „militärischen Sicherheit überhaupt" hervorrufen könnten. Die „Propagierung nationalsozialistischer, faschistischer, pangermanistischer [!], militaristischer Ideen" und von Ideen, die Rassenhaß oder religiösen Haß erzeugen können, wurde ebenso untersagt wie die Veröffentlichung von Angriffen „auf Verordnungen der Militäradministration und ihrer Vertreter", Berichte, die auf eine „Verletzung der Einigkeit zwischen den Verbündeten gerichtet sind" oder eine „feindliche Einstellung des deutschen Volkes gegenüber den Besatzungsmächten verursachen". Schon ein Vergleich der Direktive Nr. 40 mit diesem ersten Teil der SMAD-Richtlinien zeigt, daß die sowjetische Besatzungsmacht den Rahmen für die Arbeit der Lizenzpresse in ihrer Zone wesentlich enger setzte, als dies der Kontrollrat vorgesehen hatte. Am 12. Oktober hatten sich die Vertreter aller vier Mächte darauf verständigt, daß „mit Rücksicht auf die Notwendigkeit, die militärische Sicherheit" zu gewährleisten, Zeitungen deutsche Probleme frei besprechen und „Kommentare über die Politik der Besatzungsmächte in Deutschland" veröffentlichen können. In den Richtlinien der Propagandaverwaltung sind derartige Formulierungen ebensowenig zu finden wie der Hinweis, daß die Veröffentlichung von „objektiven Nachrichten über die Weltereignisse" in Zukunft erlaubt sei. Kommentare und Berichte dieser Art unterwarf die SMAD besonderen Bestimmungen. Sie verpflichtete die Presse, „nur objektive Informationen und wahrheitsgetreue Meldungen zu geben", weshalb nur solche Agenturen benutzt werden durften, „die wahrheitsgetreu berichten, nämlich ADN, SNB und TASS". 78 Dagegen bestand nach Auffassung der sowjetischen Besatzungsmacht die Notwendigkeit, den deutschen Redaktionen Vorschriften zur Beschäftigung von Mitarbeitern zu machen. So durften nur Redakteure eingestellt werden, die

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Richtlinien für die Lizenzinhaber der deutschen periodischen Presse, unterzeichnet vom Chef der Propagandaleitung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland, W. Sdarow [I. Sdorow], 25.11.1946, BÄK, NL Kaiser, 85,1/72. Richtlinien vom 25.11.1946, BÄK, NL Kaiser, 85,1/72.

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„imstande sind, die Errichtung einer gesunden demokratischen gesellschaftlichen Ordnung in Deutschland zu fördern". Aufgrund dieser Bestimmung konnten die Presseoffiziere der SMAD praktisch jederzeit in die Personalpolitik der Lizenzpresse eingreifen. Auch wurde es ihnen erleichtert, Autoren unliebsamer Artikel zur Verantwortung zu ziehen. Die SMAD verlangte außerdem, daß auch die Parteiorgane eine Einzelperson als Lizenzträger benennen mußten, um sie auf diese Weise für den Inhalt der Zeitungen verantwortlich machen zu können.79 Schließlich mußte die Zensur auch in Zukunft über wichtige politische Themen im voraus informiert werden. 80 Zum Abschluß der Richtlinien hatte die Propagandaverwaltung einen Strafkatalog formulieren lassen, der für den Fall von Verletzungen der Zensurbestimmungen zur Anwendung kommen sollte: Er reichte von der Verwarnung an die Adresse der Lizenzinhaber oder der verantwortlichen Redakteure über Geldstrafen für einzelne Autoren, die gesamte Redaktion oder den Lizenzinhaber. In schweren Fällen drohte die Beschlagnahme eines Teils oder der gesamten Auflage, die Herabsetzung des Umfangs oder der Auflage und als letzte Schritte die Wiedereinführung der Vorzensur, die Entziehung der Lizenz oder ein gerichtliches Verfahren.81 Die „Richtlinien für die Lizenzinhaber der deutschen periodischen Presse" waren die ersten schriftlich fixierten Anweisungen, die der deutschen Lizenzpresse in der SBZ und im sowjetischen Sektor Berlins vorgelegt wurden. Die Propagandaverwaltung ließ es dieses Mal jedoch nicht bei einem Schriftstück bewenden, sondern präsentierte den Deutschen einen zusätzlichen „Verpflichtungsschein". Dieser wurde nach Unterzeichnung durch die Chefredakteure aus naheliegenden Gründen einbehalten. Denn anders als in den Richtlinien war darin genau festgelegt worden, wie sich die Lizenzpresse künftig gegenüber der sowjetischen Besatzungsmacht zu verhalten habe. Wilhelm Gries, Chefredakteur der „Neuen Zeit", notierte sich noch am selben Tage die lange Liste der Verbote. Danach war es unter anderem nicht gestattet, „feindliche, provokatorische oder verleumderische Gerüchte über die Sowjetunion, ihre Außen- und Innenpolitik" zu verbreiten. Tendenziöse „Schilderungen der Lage der Besatzungszone", die Anlaß zur „Unzufriedenheit mit den Maßnahmen der Besatzungsmacht" geben könnten, waren ebenso verboten wie die Verbreitung von Meldungen über die Besatzungstruppen, „insbesondere über Standorte, Zustand, Moral, Stärke, Kampfkraft, Bewaffnung und Dislozierungen". „Vorfälle mit sowjetischen Militärpersonen und sowjetischen Bürgern" mußten genauso verschwiegen werden wie Erkenntnisse über deren „Lebensweise". Schließlich war es untersagt, über „Maßnahmen der Demontage und der Reparationsleistung" zu berichten und ohne ausdrückliche Genehmigung der Zensurstellen über die „Produktionskraft und Stärke der Betriebe", die für die Versorgung der Besatzung arbeiteten, zu schreiben.82 Aus Anlaß der Präsentation dieser Bestimmungen hatte Oberstleutnant Koltypin mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß die Freiheit der Presse auch weiterhin begrenzt sei. Von der Erlaubnis, „Kommentare über die Politik der Besatzungsmächte" zu veröffentlichen, blieb auf Anordnung die Sowjetunion ausgenommen. Nach den Worten Koltypins mußten „alle Nachrichten und Verleumdungen" zur sowjetischen Außen- und Deutschlandpolitik vermieden werden. Demgegen79 80 81 82

So wurden nach Aufhebung der Vorzensur beispielsweise Wilhelm Gries und Karl Brammer zu Lizenzträgern der „Neue Zeit" bestimmt: LAZ, Nr. 5173. Schreiben von Wilhelm Gries an Jakob Kaiser vom 26.11.1946, BÄK, NL Kaiser, 85,1/72. Ebd. Ebd.

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über wünschte die SMAD, „daß in der Presse mehr Kritik und Selbstkritik hinsichtlich des inneren deutschen Lebens erfolge". 83 Die neuen Richtlinien, die aus Anlaß der Aufhebung der Vorzensur erlassen wurden, eigneten sich kaum als Grundlage zur Entfaltung größerer „Selbständigkeit und Initiative", wie sie die SMAD forderte. Vielmehr hinterließ die Militärverwaltung den Eindruck, als zeige sie an einer tatsächlichen Aufhebung der Vorzensur überhaupt kein Interesse. Dessenungeachtet lockerte die SMAD in den folgenden Monaten schrittweise die Zensurbestimmungen auch für andere Druckerzeugnisse. So leitete sie am 24. Dezember 1946 durch Befehls Nr. 356 die allmähliche Beteiligung deutscher Stellen an der Lizenzierung von Drucksachen ein. 84 Am 27. Februar 1947 kündigte Oberst Melnikow von der SMAD-Propagandaverwaltung das endgültige Ende der Vorzensur an.85 Lizenzierte Buchverlage brauchten nun nicht mehr für jede Einzelpublikation eine Genehmigung zur Veröffentlichung zu beantragen. Statt dessen wurden sie verpflichtet, ihre Verlagsprogramme vierteljährlich bei der Informationsverwaltung der SMAD einzureichen. Für Zeitungen und Zeitschriften mußten allerdings weiterhin Einzellizenzen beantragt werden. Hier änderte sich an der bisher geübten Praxis nichts. Die formelle Aufhebung der Vorzensur für alle weiteren Druckerzeugnisse erfolgte schließlich am 17. April 1947 durch Befehl Nr. 90. Anstelle des damit aufgehobenen Befehls Nr. 19 vom 2. August 1945 traten Richtlinien zur Regelung der Kontrolle der Verlage, der Druckereien und der Zuständigkeit deutscher Selbstverwaltungsorgane „auf dem Gebiete der Kontrolle der Drucksachen". 86 Während Zeitungen, Zeitschriften, wissenschaftliche und technische Bücher sowie „schöne Literatur" keiner Vorzensur unterlagen, blieb sie für Broschüren mit politischem Inhalt bestehen. Auch Flugblätter, Plakate der Parteien, der Gewerkschaften und öffentlicher Organisationen unterlagen weiterhin der Überprüfung durch den sowjetischen Zensor, ehe sie in Druck gehen konnten.87 Wie auch schon aus Anlaß der Aufhebung der Vorzensur für die Tagespresse legte die SMAD für den Fall von Verstößen gegen ihre Anordnungen einen abgestuften Strafkatalog vor, der von der Verhängung von Geldstrafen bis zum Lizenzentzug und zur gerichtlichen Verfolgung reichte. Die in Befehl Nr. 90 enthaltenen Bestimmungen einschließlich der drei hierzu erlassenen Richtlinien blieben auch nach Umwandlung der SMAD in die Sowjetische Kontrollkommission (SKK) am 11. November 1949 in Kraft. Die SED hatte dieses Thema zwar schon kurze Zeit nach DDR-Gründung auf die Tagesordnung ihrer Besprechungen mit der SKK gesetzt 8 , jedoch erst Anfang Februar 1950 konnte mit dem Politischen Berater Semjonow eine Einigung erzielt werden. Wilhelm Pieck notierte, daß die SKK sich allerdings auch weiterhin das Recht zur „Kontrol-

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Ebd. Befehl Nr. 356 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland über die Verpflichtung zur Einreichung von Mustern ihrer Drucke aller auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands tätigen Verlage, 24.12.1946, Gesetzblatt des Landes Sachsen-Anhalt, 1 (1947), Nr. l , S . 4 f . 41 Verlage und 52 Zeitschriften lizenziert, TR, 28.2.1947. SMAD-Befehl Nr. 90, 17.4.1947, LAZ, Nr. 8540, Gesetzblatt des Landes Sachsen-Anhalt, 1 (1947), Nr. 11, S. 82f. Befehl Nr. 90, 17.4.1947, LAZ, Nr. 8540. Hierzu heißt es einschränkend, daß wissenschaftliche und schöne Literatur, die vom Kulturellen Beirat der Deutschen Verwaltung für Volksbildung genehmigt wurde, keiner Vorzensur unterliegt. Besprechung am 12.12.1949 um 2 Uhr im Schloß, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 319.

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le und Einmischung" vorbehalte.89 Am 27. Februar 1950 wurde dann das Recht zur Lizenzierung von Druckerzeugnissen auf das Amt für Information der DDR-Regierung übertragen.90 Praktizierte Nachzensur In den deutschen Redaktionen sah man dem Ende der Vorzensur schon vor Erlaß der wenig ermutigenden Richtlinien vom 25. November 1946 mit gemischten Gefühlen entgegen.91 Niemand konnte wissen, welche Formen der Pressekontrolle an deren Stelle eingeführt werden sollten. Die zu erwartende Einführung einer Nachzensur barg in jedem Fall die Gefahr, daß sich die Redakteure aus Furcht vor Sanktionen der Besatzungsmacht einer viel schärferen Selbstkontrolle unterwarfen. Derartige Befürchtungen erwiesen sich jedoch zumindest für die Berliner Presse als unbegründet. Dort wurde die Nachzensur recht locker gehandhabt. So erinnerte sich Wilhelm Gries, Chefredakteur des CDU-Blattes „Neue Zeit", daß sich die Arbeitsbedingungen bei der Zeitung seit Ende November 1946 grundsätzlich geändert hätten: „Eine neue ,Neue Zeit' ist da". 92 Die Redakteure konnten sich in ihrer Berichterstattung freimütiger äußern. Hatte der Zensor Beanstandungen zu machen, bestellte er den Chefredakteur in sein Büro in die NormannenStraße im Stadtbezirk Lichtenberg. „Mit kritischen Hinweisen", so Gries, „oder formloser Warnung" war das meist erledigt. „Schriftliche Ermahnungen erreichten die Redaktion nicht."93 Offenbar schien auch der Zensor vom Verzicht auf die Vorzensur erleichtert gewesen zu sein. Er mußte nun nicht mehr die direkte Verantwortung für jeden einzelnen Beitrag übernehmen. Die grundlegend gewandelte Situation der Lizenzpresse dokumentiert auch eine Äußerung des Geschäftsführers des Union-Verlages, Hermann Remele. Dieser teilte den Chefredakteuren der CDU-Zeitungen auf einer Konferenz am 21. Mai 1947 in Berlin mit, daß die „Neue Zeit" jetzt ohne Zensur arbeiten könne. Remele bemerkte allerdings, daß „oftmals Bedenken gegen 5-6 Tage zurückliegende Meldungen und Kommentare seitens der Russen vorgebracht" würden. Diese Bedenken dienten, so Remele, in der Regel als Vorwand, um die Bitte um Auflagenerhöhung der „Neuen Zeit" abzulehnen.94 Die Redaktion der „Neuen Zeit" glaubte nach Aufhebung der Vorzensur in ihrer Berichterstattung einen größeren Spielraum zu haben. Dennoch kam es immer wieder zu Konflikten mit der Besatzungsmacht, die nicht ohne Folgen blieben. Vereinzelt wurden Artikel der „Neuen Zeit" einer Vorzensur unterworfen, auch ohne daß ein Verstoß gegen die im November 1946 erlassenen Richtlinien der Informationsverwaltung vorlag.95 In anderen Fällen ordnete die SMAD eine Reduzierung der Auflage an. Dies geschah beispielsweise nach

89 90

Besprechung mit Sem[jonow] am 13.1.1950, ebd., S. 324f. Weitere Funktionen der Regierung der DDR übertragen, TR 2.3.1950. Schreiben des Vorsitzenden der SKK in Deutschland, Armeegeneral W. I. Tschuikow an den Ministerpräsidenten der DDR, O. Grotewohl, zur Frage der Übertragung der Funktionen der Registrierung von Organisationen und der Lizenzierung von Druckerzeugnissen auf das Ministerium des Innern der DDR, 27.2.1950: Beziehungen DDR - UdSSR, S. 171.

91

Wesen und Praxis der sowjetischen Zensur, BÄK, OMGUS, Office of the Director of Intelligence, 7/ 31-3/6, S. 5. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 84, S. 89. Ähnlich: Richert, Agitation und Propaganda, S. 86f. Gries, ebd., S. 91. Protokoll der Konferenz der Chefredakteure der CDU-Zeitungen in der SBZ am 21. Mai 1947, ACDP, NL Emil Dovifat, 1-171-001/3.

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Veröffentlichung einer Glosse in der „Neuen Zeit" vom 30. Mai 1947, in der Ungleichgewichte in der SBZ-Presselandschaft beklagt wurden.96 Eine Woche lang sollte die „Neue Zeit" in nur 20000 Exemplaren erscheinen. Diese Auflage hätte noch nicht einmal ausgereicht, um alle Parteimitglieder zu beliefern. Erst nach einer Intervention der CDU-Parteiführung wurde diese Strafmaßnahme auf zwei Tage begrenzt.97 Während der Wegfall der Vorzensur für die Redaktion des CDU-Organs in Berlin zu verbesserten Arbeitsbedingungen führte, mußten die Zeitungen in der SBZ auch nach dem 25. November 1946 sehr unterschiedliche Erfahrungen mit den sowjetischen Pressekontrolleuren machen. Auf der bereits erwähnten Konferenz der CDU-Chefredakteure wurde beispielsweise festgestellt, daß das Landesorgan von Mecklenburg, der „Demokrat", im Mai 1947 noch immer unter Vorzensur stand. 98 Dagegen profitierten die SED-Organe in besonderem Maße von der liberalen Pressepolitik der SM AD nach Aufhebung der Vorzensur. Anfang März 1947 berichtete Milton S. Pratt vom Press Scrutiny Board der amerikanischen Militärregierung von einem Gespräch mit Gerhard Dengler, dem Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung": "He sees the Russian Control Officer about once every two weeks, that he is given a completely free hand in the molding of editorial opinion." Erich Ott, Chefredakteur der überparteilichen „Leipziger Zeitung", hatte sich in ähnlicher Form dem Amerikaner gegenüber geäußert. Von einem Angestellten dieses Blattes erhielt Pratt jedoch die gegenteilige Information, daß „every proof sheet is carried to the SMA building before the Leipziger Zeitung appears on the streets." Der amerikanische Presseoffizier kam zu dem Schluß, daß überparteiliche Zeitungen in der SBZ weiterhin der Vorzensur unterliegen.99 Diese Feststellung wurde in einem anderen Bericht der Amerikaner vom 5. Dezember 1947 im wesentlichen bestätigt: So konnten die Redaktionen der Provinzzeitungen ihre Beiträge ohne Eingriffe der Zensur zusammenstellen und den Umbruch vornehmen. Anschließend jedoch mußte ein vollständiger Bürstenabzug den örtlichen Zensuroffizieren vorgelegt werden, die dann nach eigenem Ermessen Beiträge herausstrichen.100 Somit deutet einiges daraufhin, daß die örtlichen SMA-Dienststellen in der SBZ die Zensur offensichtlich sehr unterschiedlich handhabten und im Gegensatz zur deutschen Hauptstadt die Praxis der Vorzensur vielfach fortsetzten. Die liberale Praxis in Berlin dürfte wohl in erster Linie auf die Konkurrenz westlich lizenzierter Zeitungen in Berlin zurückzuführen sein. Ungeachtet dessen mißtraute die Besatzungsmacht der deutschen Presse auch weiterhin und unternahm immer wieder Versuche, Kontrollen als Ersatz für die Vorzensur einzuführen. Die Möglichkeiten der direkten Einflußnahme waren vielfältig.

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Nach Angaben von Wilhelm Gries verlangte der Zensor beispielsweise am 30. April 1947 den Beitrag der „Neuen Zeit" zum 1. Mai zu sehen. Außerdem wurden aus einem Artikel, der anläßlich der Feierlichkeiten zur Oktoberrevolution im November 1947 verfaßt wurde, Passagen gestrichen, Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 93f„ S. 95.

96 97 98

Neue Zeit, 30.5.1947. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 117f. Protokoll der Konferenz der Chefredakteure der CDU-Zeitungen in der SBZ am 21. Mai 1947, ACDP, NL Emil Dovifat, 1-171-001/3. Bericht von Milton S. Pratt, Press Scrutiny Board, an Chief Press Branch vom 6.3.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/239-1/15, S. 2. Ernst Richert, damals Redakteur bei der „Leipziger Zeitung", gibt nicht eindeutig zu erkennen, ob die Zeitung noch der Vorzensur unterlag: Richert, Agitation und Propaganda, S. 93-96.

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So die Formulierung in: Special Intelligence Memorandum vom 5.12.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, 7/ 22-2/28, S. 2.

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Presseoffiziere suchten die Redaktionen auf und erkundigten sich dort über die geplanten Veröffentlichungen oder bestellten die Chefredakteure zum Rapport. In den Druckereien registrierten der SED beziehungsweise der SMAD ergebene Setzer politisch unliebsame Berichte und Kommentare. 101

5. 3 Papierzuteilung und Postkontrolle Die Bedeutung der Verfügungsgewalt über Papier als Zensurinstrument bedarf keiner näheren Erläuterung. Die Kürzung von Papierzuteilungen zur politischen Disziplinierung bekamen alle Parteien zu spüren. Selbst politisch bevorzugte Gruppierungen wie die KPD beziehungsweise die SED blieben davon nicht verschont, denn Papier war knapp und oft von miserabler Qualität. Die SMAD stattete ihre eigenen Organe bevorzugt aus und nahm dabei auf deutsche Bedürfnisse keinerlei Rücksicht. Zwar waren der sowjetischen Siegermacht bei Kriegesende zahlreiche Papierfabriken und große Papiervorräte in die Hände gefallen, diese reichten aber keineswegs aus, die Presse im eigenen Besatzungsgebiet flächendeckend zu versorgen. Im Laufe des Jahres 1946 verschlechterte sich sogar die Versorgungslage, nachdem zahlreiche Papierfabriken und Druckereien der Demontage zum Opfer gefallen waren. Als der strenge Winter 1946/47 zu erheblichen Produktionseinschränkungen in den Papierfabriken führte, mußten alle deutschen Zeitungen Umfang und Auflage reduzieren, so daß zuweilen nur noch ein ausgewählter Kreis von Parteifunktionären mit Presseerzeugnissen versorgt werden konnte.102 Im darauffolgenden Jahr besserte sich die Situation kaum. 103 Auch 1948 befand sich vor allem die Provinzpresse in einer äußerst schwierigen Lage. Die Zuteilung der Papiervorräte besorgte Oberst Tulpanows Stellvertreter Major Wallach.104 Aber auch Offiziere anderer SMAD-Stellen mischten sich in diese Form der Pressekontrolle ein. 105 Die SMAD stellte den Berliner Zentral-Organen zunächst Papier und Druckereien kostenlos zur Verfügung. 106 Im August 1945 teilte der Verlagsleiter der „Täglichen Rundschau", Oberstleutnant Koslenko, den Zeitungen mit, daß die Verteilung und die Abrechnung von Zei101

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Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone seit 1945. Ihre Entwicklung, Verbreitung und Struktur, Berlin 19.2.1991, Fundort: AdsD, SPD-PV-Ostbüro 02699 0287 A; Presserepressalien, o. D., Fundort ebd. Siehe auch: Spandauer Volksblatt, 8.11.1948. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 33; Rundschreiben der Reichsgeschäftstelle der CDU Nr. 19/47, 5.3.1947, ACDP, NL Emil Dovifat, 1-171- 001/3; Rundschreiben des Presseamtes des Magistrats von Berlin vom 8.7.1947 an alle Bezirkspressestellen der Verwaltungsbezirke 1-20, LAZ, Nr. 3967; Bericht des Information Control Branch, OMGBS, 28.2.1947, BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16. Zur Situation der Papierfabriken siehe auch: Besprechung beim Marschall [Sokolowskij] am 11.1.1947 um 4 Uhr, SAPMO/ZPA, N L 36/734 Wilhelm Pieck, Blatt 262. Pressure Used to Influence Zone Elections, Bericht des Office of Director of Intelligence, 15.10.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, 6/372-1/3. Siehe Hinweis in: Besprechung vom 12.11.1946 abends 10 Uhr in Karlshorst, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 94. Siehe: Besprechung mit Wolkow, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 64; Besprechung am 29.5.1946 abends im Parteihaus, ebd., S. 74.

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Die Kontrolle der deutschen

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tungspapier künftig vom Verlag des SMAD-Organs vorgenommen werde.107 Einen Monat später ließ Oberst Kirsanow verlauten, daß die deutschen Zeitungsverlage vom 1. Oktober 1945 an ihr Papier selbst besorgen müßten. 108 Die KPD hatte für diesen Fall vorgesorgt und bereits Anfang August die Einrichtung einer „Abteilung beim ZK für die Druckereien des ZK und der Bezirke und zur Organisierung der Papierbeschaffung" beschlossen. 109 Im Oktober 1945 wurde das KPD-eigene Presseunternehmen Zentrag aufgefordert, mit Papierfabriken Lieferverträge auszuhandeln. 110 Auch anderen deutschen Lizenzblättern war es möglich, die von der SMAD gewährte Auflage zu erhöhen, indem sie sich selbst Papier beschafften, sei es auf legalem oder auf illegalem Wege. Wie schon erwähnt, konnten beispielsweise die Gebrüder Mossner für die LDPD-Zeitungen „Der Morgen" und „Norddeutsche Zeitung" zusätzliches Papier beschaffen und auf diese Weise die Auflage des „Morgen" schon 1946 auf 250000 Exemplare erhöhen.111 Dies waren jedoch Ausnahmen. In der Regel erreichte die tatsächlich gedruckte Auflage nur selten die genehmigte Höhe. So berichtete Otto Meier, Chefredakteur des SPD-Organs „Das Volk", am 8. Februar 1946 davon, daß die SMAD der Zeitung zwar eine Auflage in Höhe von 400000 Exemplaren gestattet hatte, tatsächlich aber nur 250000 Exemplare gedruckt werden konnten. 112 Anfang Juli 1946 beklagte sich außerdem der CDU-Partei Vorsitzende Jakob Kaiser gegenüber Oberst Tulpanow, daß trotz bevorstehender Gemeinde- und Landtagswahlen der CDU nur Zeitungen mit einer Gesamtauflage von 145 000 Exemplaren zur Verfügung stünden, während die SED 3000000 Exemplare täglich druckte. 113 Die eindeutige Bevorzugung der SED im Wahlkampf geht auch aus einer Anweisung der SMA-Industrieabteilung der Provinz Sachsen vom 9. Juli 1946 hervor. Danach sollten zur Unterstützung „deutscher demokratischer Organisationen" zusätzlich 300 t Papier verteilt werden. Davon erhielt die SED 130 t, der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) 40 t und die Freie Deutsche Jugend (FDJ) 20 t. Auf die LDPD und die CDU entfielen lediglich je 20 t. Im Sommer 1946 ordnete die Militärverwaltung außerdem ohne erkennbaren Grund an, daß trotz des bevorstehenden Landtagswahlkampfes die Gesamtauflage der SED-Tagespresse in Sachsen von insgesamt 1,2 Mio. DM auf 650000 Exemplare gesenkt werden solle. 114 Auf der anderen Seite schreckte die SED aber nicht davor zurück, mit Hilfe der SMAD die

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Protokoll der Besprechung zwischen Hermes, Steltzer, Kaiser, Lemmer, Dr. Vockel und Dolmetscher, Herrn Tömmler mit dem stellvertretenden Stadtkommandanten von Berlin, Generalmajor Barinow, in „Anwesenheit eines Vertreters des Moskauer Kommissariats für auswärtige Angelegenheiten, Herrn S e m j o n o f f 1 0 . Juni 1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3.

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Aufzeichnung Hermann Katzenbergers, 15.8.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Aktennotiz über eine Besprechung mit Oberst Kirsanow in der Redaktion der „Täglichen Rundschau", 15.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Protokoll Nr. 11 der Sekretariatssitzung am 1. August 1945, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 1, S. 54. Protokoll Nr. 38 der Sitzung des Sekretariats am 22. Oktober 1945, ebd., S. 107. Porträts der Berliner Zeitungen, angefertigt von der ISD, 15.7.1946 BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16, S. lOf. Siehe auch: Richert, Agitation und Propaganda, S. 85; Hurwitz, Eintracht, S. 94; Koszyk, Pressepolitik, S. 490. Zitiert nach: Moraw, Die Parole der „Einheit" und die Sozialdemokratie, S. 104. Germer beziffert die Auflagenhöhe Anfang 1946 mit 500000: Germer, Von Grotewohl zu Brandt, S. 43. Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 89. Schreiben des SED-Landesvorstandes Sachsen an die SED-Führung in Berlin, 2.7.1946, SAPMO/ZPA, NL 182/919, Walter Ulbricht, Blatt 18.

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Auflage eigener Organe durch drastische Kürzungen bei anderen Blättern zu „finanzieren". So sollte im Vorfeld des 2. SED-Parteitages 1947 die Auflage des „Vorwärts" von 110000 auf 200000 Exemplare erhöht werden. 115 Um dies zu ermöglichen beantragte die Parteiführung unter anderem, die überparteiliche „Leipziger Zeitung" mit der „Leipziger Volkszeitung" zu verschmelzen und die Papierversorgung für die „Evangelische Monatsschrift" ganz zu streichen.116 Ein geregeltes Verfahren zur Papierverteilung gab es nicht.117 Wahrscheinlich wußte nicht einmal die SMAD selbst, wie viel Papier ihr zur Verfügung stand beziehungsweise an die deutschen Presse verteilt werden konnte. Obwohl die Papierzuteilung gezielt als Zensurinstrument eingesetzt wurde, hatten nicht alle Papierkürzungen politische Ursachen. Anders verhielt es sich dagegen mit der Überwachung des Zeitungsversandes beziehungsweise der Postzensur, die einem strengen Reglement unterlagen. Zuständig war hier die SM AD-Verwaltung für Verbindungen in ihrer Eigenschaft als Überwachungsorgan des deutschen Post- und Fernmeldewesens. 118 Auf dem Gebiet der Kontrolle des Postzeitungsversandes arbeiteten die Innen- und Propagandaverwaltung der SMAD eng zusammen, so zum Beispiel bei der Einrichtung des Postzeitungsamtes, das am 1. August 1948 seine Tätigkeit aufnahm. 119 Die Verbreitung von Druckschriften „aller Besatzungszonen Deutschlands und aller ausländischen Zeitungen und Zeitschriften" wurde von diesem Zeitpunkt an nur noch durch diese Institution und die „Organisationen der demokratischen Parteien" gestattet. Soweit nicht ausdrücklich erwähnt, sind alle anderen Pressevertriebsformen kurzerhand untersagt worden. Damit hatte sich die Besatzungsmacht ein sehr wirksames Mittel der Pressekontrolle geschaffen. Für die Überwachung des Befehls sorgte die Verwaltung für Information unter Oberst Tulpanow.

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Besprechung mit Makarow am 8.9.1947 um 8 Uhr, Wilhelm Pieck - Aufzeichnungen, S. 173. Antrag betreffend Papierlieferung für den Vorwärts vom 8.9.1947, ebd., S. 186. Allerdings enthielt der Antrag auch Vorschläge zu massiven Auflagenkürzungen bei einer Reihe von SED-Organen. Dies geht aus einem Gespräch zwischen dem Verlagsleiter der Täglichen Rundschau, Oberstleutnant Koslenko, und dem Geschäftsführer des Union-Verlages, Hermann Katzenberger, hervor: Aufzeichnung Katzenbergers, 15.8.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3.

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SMAD-Befehl Nr. 18, 17.11.1945, Gesamtdeutsches Institut, Berlin, Archiv. Einen Überblick über die Zensur von Post und Telefon durch die S M A D bietet die Übersicht: Systematische Eingriffe sowjetischer oder sowjetisch kontrollierter Stellen in das Berliner Post- und Fernmeldewesen mit 34 Anlagen, erstellt von der Landespostdirektion Berlin, 15.9.1948, LAZ, Nr. 4772.

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Die Einrichtung des Postzeitungsamtes wurde am 9. Juni 1948 durch SMAD-Befehl Nr. 105 angeordnet, ZVOB1, 2 (1948), Nr. 21, S. 2 3 9 - 2 4 0 . Siehe auch: Aktennotiz Otto Meier, betr.: 2. Rücksprache mit Major Alexijew über Einrichtung eines Postzeitungsamtes am 27.5.1948, SAPMO/ZPA, IV 2/9 02/ 64, Blatt 158. Zur Aufnahme des Postversandes von Zeitungen: SMAD-Befehl Nr. 20, 3.12.1945, Gesamtdeutsches Institut, Berlin, Archiv.

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5. 4 Pressekontrolle durch Nachrichtenkontrolle Das SNB: Aufbau und Funktionsweise Seit Sommer 1945 stand der sowjetischen Besatzungsmacht ein wirkungsvolles Instrument zur Verfügung, das sich in der Anwendung als sehr einfach erwies: die Verfügungsgewalt über Auswahl und Verteilung von Informationen. Als die Frontpolitverwaltungen der Roten Armee im Mai 1945 den Auftrag erhielten, Zeitungen für die deutsche Bevölkerung herauszugeben, war dies für sie mit einer völlig neuen Aufgabenstellung verbunden. Zwar bereitete der Absatz von Druckschriften aller Art in den ersten Wochen nach Kriegsende keine Schwierigkeiten, jedoch mußten die Politoffiziere bald erkennen, daß sich ihre Nachrichtenblätter als Werbeträger sowjetischer Besatzungspolitik erst dann eigneten, wenn ihr Erscheinungsbild dem Geschmack und dem Informationsbedürfnis der deutschen Leserschaft entsprach. Nur dann konnte es gelingen, die Zeitungen als wirksames Propagandainstrument einzusetzen. Zu diesem Zweck mußten auch Nachrichten aus dem westlichen Ausland beschafft werden. Die Redaktionen der Frontzeitungen nahmen bei der Informationsbeschaffung wenig Rücksicht. Sie hörten ab, was sich abhören ließ, und dazu gehörten auch westliche Rundfunkstationen.120 Auf Dauer ließ sich diese Praxis aus politischen und rechtlichen Gründen nicht fortsetzen. Das Sowjetische Informationsbüro (Sowinformbüro), die Nachrichtenagentur TASS und der Moskauer Rundfunk, die sich weiterhin anboten, versorgten jedoch in erster Linie die Bevölkerung in der Sowjetunion. Schon deshalb bot es sich an, in Deutschland ein auf die Bedürfnisse der dort lebenden Bevölkerung zugeschnittenes Nachrichtenbüro zu errichten. Die Initiative hierzu ergriff der spätere Chefredakteur der „Täglichen Rundschau", Oberst Alexander W. Kirsanow. Am 18. Mai 1945 war er mit dem Auftrag nach Berlin beordert worden, den Posten des Chefredakteurs der „Berliner Zeitung" zu übernehmen. Jedoch trat er in dieser Eigenschaft kaum in Erscheinung. Die Leitung der Redaktion blieb dem erfahrenen Journalisten Rudolf Herrnstadt überlassen, der offenbar auch den Aufbau eines Nachrichtenbüros durch Kirsanow anregte.121 Bei dieser Arbeit kamen ihm einschlägige Kenntnisse zugute, denn vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Kirsanow im Dienst der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS gestanden. Noch im Mai 1945 richtete der Oberst in den Redaktionsräumen der „Berliner Zeitung" ein Büro ein, das vor allem die Dienste der amerikanischen „Associated Press" (AP) und von „Reuter" aus Großbritannien abhörte. Eine Erlaubnis zur Veröffentlichung dieser Nachrichten holte man bei den betreffenden Agenturen nicht ein. Erst später erhielt die Tätigkeit des Nachrichtenbüros, wie Kirsanow schrieb, eine „solide", das heißt, legale Grundlage.122 Die technische Ausstattung des SNB war anfänglich mehr als bescheiden. Mit requirierten Rundfunkempfängern wurden hauptsächlich westliche Nachrichtendienste und Rundfunkstationen ab120 121

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Hierzu: Aus den Erinnerungen des Genossen Karl Raab, SAPMO/ZPA, EA 1233/1 Karl Raab, Blatt 37. Raue, Die Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht beim Aufbau einer demokratischen deutschen Presse nach der Zerschlagung des Faschismus (1945-1949), S. 76; Der erste Monat, LAZ, Nr. 3067, S. 55f. Siehe auch: Kirsanow, Wie es damals war, S. 37, ders., Die erste BZ, S. 18. Kirsanow, Wie es damals war, S. 37; ders., Die erste BZ, S. 18; ders., Die ersten Schritte der deutschen demokratischen Presse, S. 6. Siehe auch: Zeitungsverlag, 52 (1952), Nr. 5, S. 113; Raue, Im Dienste, S. 67.

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gehört. 123 Dreimal täglich verteilten Boten mit dem Fahrrad die gesammelten Nachrichten - vorläufig noch kostenlos - an die Zeitungsredaktionen in Berlin. Die Aufstellung von Fernschreibern war zum damaligen Zeitpunkt zwar noch nicht möglich, wurde aber ins Auge gefaßt.' 24 Auf die Dienste der Radfahrer konnte man erst 1946 verzichten, nachdem Fernschreibverbindungen installiert worden waren. Die notwendigen Geräte hatte der Militärrat im ehemaligen Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres (OKH) bei Zossen requirieren lassen.125 Ende August 1945 ordnete Marschall Shukow per Befehl Nr. 45 die Verbreitung der SNB-Bulletins über Rundfunk an. Zu diesem Zweck ließ die SM AD von der Firma Telefunken bei Königs Wusterhausen südlich Berlins einen 5-kW-Langwellensender errichten. Im Gebäude des Berliner Rundfunks an der Masurenallee wurde außerdem ein Aufnahmestudio bereitgestellt.126 Als Mitte September 1945 in Leipzig ein zweiter Rundfunksender für die SBZ seinen Sendebetrieb aufnahm, richtete man dort eine besondere Station zum Empfang von Nachrichtensendungen aus Moskau und Berlin ein. 127 Als im Juni wieder deutsche Zeitungen erschienen, erhielt Kirsanows Nachrichtenbüro erweiterte Kompetenzen. Die sowjetische Militärverwaltung wollte sicherstellen, daß nur politisch überprüftes Informationsmaterial zur Verfügung gestellt wurde. Ohne Errichtung eines Nachrichtenfilters, ohne umfassende Kontrolle des Nachrichtenflusses erschien der SMAD eine wirksame Überwachung der deutschen Presse undenkbar. Nach Übergabe der „Berliner Zeitung" an den Berliner Magistrat schied Kirsanow am 22. Juni 1945 als deren Chefredakteur aus, blieb aber bis zu seiner Ernennung zum Chefredakteur des SMAD-Organs „Täglichen Rundschau" am 10. Juli 1945 Leiter des Büros für Auslandsinformation. Da dessen Aufbau offenbar jedoch ohne konkrete Absprache mit seinen vorgesetzten Stellen erfolgt war, hielt es Kirsanow für ratsam, sich am 1. Juli 1945 in einem Schreiben an den Militärrat der SMAD mit dem Vorschlag zu wenden, das Büro in eine Einrichtung der sowjetischen Militärverwaltung umzuwandeln. 128 Der Militärrat reagierte sofort, leitete das Gesuch an das „Sowinformbüro" in Moskau weiter, und schon am 9. Juli 1945 wurde das „Informationsbüro der sowjetischen Militäradministration in Deutschland" („Büro Informacii Sovetskoi Voennoi Administratii ν Germanii") eingerichtet. Dieses trat seit dem 12. Juli 1945 in der Öffentlichkeit zunächst als „Nachrichtenbüro der SMV" in Erscheinung, nannte sich von September 1945 an „Sowjetisches Nachrichtenbüro bei der sowjetischen Militärverwaltung" (SNB). 129 Die unterschiedlichen Bezeichnungen erwecken den Eindruck, daß es sich um verschiedene Informationsdienste der SMAD handelte130, was jedoch nicht der Fall war.

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Kirsanow, Wie es damals war, S. 38. Zur Aufarbeitung von Meldungen westlicher Nachrichtenagenturen: Weghorn, ADN - Nachrichtenagentur oder neues Propagandainstrument? S. 113. Bericht von Emil Dovifat über eine Besprechung beim Chef des „Nachrichtenbüros der Sowjetischen Militärverwaltung", Herrn Tugarinow, am 7. August 1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Nebenzahl, Mein Leben, S. 60. Befehl Nr. 45 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (über die „Versorgung der Provinzialpresse in der Zone des Sowjetischen Militär Besatzungsheeres in Deutschland mit den notwendigen Nachrichten"), 31.8.1945, Gesamtdeutsches Institut, Berlin, Archiv. Siehe auch Hinweis in: Raue, Im Dienste, S. 67. Aus dem Stab der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland über die Ausschaltung der nazistischen und militärischen Literatur, 15.9.1945, Befehle 1945, Sammelheft I, S. 37. Kirsanow, Wie es damals war, S. 39; ders., Die ersten Schritte der deutschen demokratischen Presse, S. 6; 30 Jahre Befreiung vom Hitlerfaschismus, S. 5.

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Die Leitung des SNB trat Kirsanow an I. Tugarinow ab, einen ehemaliger Panzeroffizier der Roten Armee, der selbst kein Deutsch sprach und sich daher stets eines Dolmetschers bedienen mußte. Dagegen wurden seinem Nachfolger Bespalow gute Deutsch- und auch Englischkenntnisse bescheinigt. Der frühere Kominternfunktionär hatte während des Krieges in der 7. Abteilung der PURKKA gearbeitet. Beide waren am 9. Juli von Moskau nach Berlin entsandt worden und standen dort als Zivilisten im Dienst der Militärverwaltung.131 Kirsanow hatte bis dahin insgesamt 56 Bulletins in russischer und 34 in deutscher Sprache zusammenstellen lassen, deren Umfang sich jeweils zwischen zwölf und 40 Schreibmaschinenseiten bewegte. 132 In späteren Jahren wurden täglich bis zu 500 Schreibmaschinenseiten Nachrichtenmaterial aufgenommen, eine Arbeit, welche die Mitarbeiter des SNB in zwei Schichten pro Tag bewältigten. 133 Beispielsweise nahm das SNB am 12. Juli 1945 56 Meldungen auf, 13 stammten aus sowjetischen und 43 aus anderen Quellen, davon allein 22 von der britischen Nachrichtenagentur „Reuter". Zwei Meldungen hatten ihren Ursprung im „Allied Press Service" der amerikanischen Streitkräfte. Einen Bericht hatte das SNB selbst anfertigen lassen. Es handelte sich dabei um ein Interview Karl Hoffmanns, Korrespondent des sowjetischen Armeeorgans „Roter Stern", mit der Parteiführung der SPD. Es wurde in der Ausgabe der „Täglichen Rundschau" vom 13. Juli 1945 unter dem Titel „Die deutsche Sozialdemokratie auf neuen Wegen" in großer Aufmachung auf der zweiten Seite veröffentlicht. Allein dieses Interview machte für diesen Tag rund ein Drittel des Umfanges aller Meldungen aus sowjetischer Quelle aus.134 Selbstverständlich interessierte man sich auch auf westlicher Seite schon 1945 für das neue sowjetische Nachrichtenbüro. Der amerikanische Presseoffizier Peter de Mendelssohn faßte am 19. Juli 1945 seine ersten Eindrücke in einem ausführlichen Bericht zusammen. Mit Blick auf das beim SNB tätige Personal stellte er fest, daß dort vorwiegend Offiziere der Roten Armee und sowjetische Zivilisten arbeiteten, die durchweg gut deutsch sprachen. Bei den wenigen deutschen Mitarbeitern handelte es sich um Stenotypisten oder Boten. Im redaktionellen Bereich seien nur ein oder zwei deutsche Journalisten angestellt gewesen, deren Aufgabe darin bestand, „to polish the German style of the service and to touch it up where necessary".135 Leon Nebenzahl, einst Mitarbeiter des SNB, schildert die Situation anders: Demnach hatten viele der sowjetischen

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SMV = Sowjetische Militärverwaltung. Siehe hierzu: Bericht über die erste Sitzung der Interalliierten Militärkommandantur von Berlin, TR, 12.7.1945. Vgl. auch: de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 518f. und Nebenzahl, Mein Leben, S. 51. Diesen Eindruck vermittelt Foitzik, SMAD, S. 34f. Organization of Soviet Military Government in Germany, 24.9.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, AGTS 53/ 3, Annex I, S. 2. Siehe auch: Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 429^131; Kirsanow, Wie es damals war, S. 39.; 30 Jahre Befreiung vom Hitlerfaschismus, S. 5. Weitere Angaben zu Tugarinow und Bespalow in: Telegramm des Pressekontrolloffiziers Peter de Mendelssohn, 19.7.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/ 238-3/16 und Bericht von Emil Dovifat über eine Besprechung beim Chef des „Nachrichtenbüros der Sowjetischen Militärverwaltung", Herrn Tugarinow, am 7. August 1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3 und in: SBZ-Handbuch, S. 870. Kirsanow, Wie es damals war, S. 39. Nebenzahl, Mein Leben, S. 52, S. 56. Memorandum Peter de Mendelssohns, 19.7.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 1-6. Telegramm des Pressekontrolloffiziers Peter de Mendelssohn, 19.7.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/ 238-3/16.

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SNB-Mitarbeiter bereits während des Krieges bei der Frontpresse journalistische Erfahrungen sammeln können. Ein hoher Anteil besaß zudem Hochschulausbildung, verfügte aber nicht immer über die nötigen Deutschkenntnisse. Wie Nebenzahl außerdem zu berichten weiß, herrschte schon bald ein großer Andrang deutscher Bewerber. Soweit es sich um technisches Personal handelte, seien „die sowjetischen Genossen recht großzügig" gewesen. Man habe auch Bewerber eingestellt, „die in der Nazizeit bei der Presse oder bei Nachrichtenagenturen gearbeitet hatten, sofern sie die erforderlichen fachlichen Qualitäten besaßen - und es gab unter ihnen fachlich hervorragende Kräfte." 136 Die Auswahl dieser Bewerber überließ man bald dem im Oktober 1945 gegründeten Verband der Deutschen Presse (VDP) in Berlin. Dieses Verfahren nahm jedoch oft Monate in Anspruch. Dem stand der große Personalbedarf des SNB im redaktionellen Bereich gegenüber. Dies führte dazu, daß auch auf ungelernte Kräfte zurückgegriffen werden mußte. Die Beschäftigung von Mitarbeitern ohne journalistische Erfahrung war bei der sowjetischen Besatzungsmacht durchaus üblich. Auch bei der „Täglichen Rundschau" zählte in erster Linie die Bereitschaft zur Mitarbeit. Der politische Hintergrund mancher deutscher Redakteure spielte dagegen eine untergeordnete Rolle. Auch beim SNB ebnete die Besatzungsmacht zahlreichen Deutschen den Weg für eine journalistische Karriere in der SBZ und später in der DDR. So hatten 1945 außer Leon Nebenzahl auch Georg Wilhelm Hansen und Max Kahane beim sowjetischen Nachrichtenbüro Arbeit gefunden. Nebenzahl ging im Februar 1950 zur „Presse der Sowjetunion" und wurde Chefredakteur dieses Pressedienstes. Hansen übernahm 1946 die Leitung des „Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes" (ADN), Kahane wurde 1965 Chefkommentator des „Neuen Deutschland" und 1968 der außenpolitischen Wochenzeitschrift „horizont".137 Die Arbeit dieser Mitarbeiter des SNB beschränkte sich offensichtlich nicht nur auf untergeordnete Tätigkeiten. Vielmehr waren sie als Korrespondenten tätig, verfaßten Übersetzungen, Kommentare und außenpolitische Übersichten. Dies geschah jedoch stets unter Aufsicht eines sowjetischen Vorgesetzen, der allein berechtigt war, Meldung freizugeben. 138 Das SNB residierte zunächst in den Räumen der „Berliner Zeitung" in der Kreuzberger Lindenstraße. Anfang August 1945 zog es in den Stadtbezirk Weißensee im sowjetischen Sektor um.139 Dort waren in der Parkstraße eine Reihe von Gebäuden requiriert worden. In dem weitläufigen Areal stand auch ein Klubhaus zur Verfügung, das von der SMAD für ihre Pressekonferenzen genutzt wurde. Es soll westlichen Journalisten und Presseoffizieren der Westalliierten offengestanden haben. 140 Der Status des SNB innerhalb des politischen Kontrollapparates der sowjetischen Militärverwaltung läßt sich nicht eindeutig klären. Im September 1945 bezeichnete Peter de Mendelssohn das SNB nur als einen Ableger der Nachrichtenagentur TASS.141 Dagegen ordnete General Bokow das Büro sowohl dem Sowinformbüro in Moskau als auch dem Militärrat 136 137 138 139 140

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Nebenzahl, Mein Leben, S. 58. Ebd., S. 59, S. 78; Buch, Namen und Daten, S. 143. Zu den deutschen Mitarbeitern beim SNB siehe auch: Koszyk, Pressepolitik, S. 346, S. 349; Raue, Geschichte, S. 113, S. 233. Nebenzahl, Mein Leben, S. 58 und 63. Leon Nebenzahl, In der Revierkommandantur Unter den Linden, SAPMO/ZPA, EA 1643. Nebenzahl, Mein Leben, S. 56. Zum Sitz des SNB: Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 92. Zur Etablierung des SNB: Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 3. Memorandum Peter de Mendelssohns, ebd., S. 9.

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der SMAD zu. Später - der General nennt hier kein Datum - soll das SNB der Verwaltung für Propaganda unterstellt worden sein.142 1946 verwies auch die amerikanische Militärregierung auf die Zuständigkeit der Propagandaverwaltung für das SNB. Darüber hinaus sollen Verbindungen mit der sowjetischen Nachrichtenagentur TASS sowie den Redaktionen des Parteiorgans „Prawda" und der Regierungszeitung „Iswestija" bestanden haben. Außerdem vermutete man wohl nicht zu unrecht einen „channel to Ministry of Propaganda and Interior".143 Nach Angaben Bokows stieß jedoch der Beschluß zur Integration des SNB in die Propagandaverwaltung auf heftigen Widerstand, so daß auf Anweisung des Zentralkomitees (ZK) der KPdSU in Moskau diese Entscheidung wieder rückgängig gemacht wurde.144 Dabei dürfte die Tatsache eine besondere Rolle gespielt haben, daß das SNB nicht nur mit der Verbreitung von Nachrichten beauftragt war. Seine offizielle Bezeichnung als „Informationsbüro" deutet bereits auf weitere Aufgabenbereiche hin. So sammelte es auch Informationen über die Arbeit der sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland und faßte sie in Berichten zusammen, die der Partei-, Staats- und Militärführung in der Sowjetunion zugeleitet wurden. Offensichtlich hatte das SNB Funktionen eines geheimdienstlich operierenden Kontrollorgans zu erfüllen, was ihm innerhalb der Militärverwaltung Autonomie verschaffte. 145 Auswirkungen des Informationsmonopols Neben der Auswahl und Verbreitung ausländischer Agenturmeldungen befaßte sich das SNB mit der Berichterstattung über die westlichen Besatzungszonen Deutschlands. Daneben besorgte es die Veröffentlichung von Befehlen und Anordnungen der SMAD, des Alliierten Kontrollrates und der Alliierten Kommandantur in Berlin. Es belieferte ferner die „Redaktionen mit Materialien über die Sowjetunion (teils der sowjetischen Presse entnommen, teils auf Bestellung zu bestimmten Themen verfaßt)". 146 Später kamen Kommentare und außenpolitische Stellungnahmen hinzu. Dieser sogenannte Artikeldienst trat in der Regel an die Redaktionen der deutschsprachigen Presse zwei- bis dreimal wöchentlich heran. Bevorzugter Abnehmer seiner Berichte war die „Tägliche Rundschau", das offizielle Organ der SMAD. Aber auch in den deutschen Lizenzzeitungen lassen sich immer wieder großaufgemachte Berichte über die UdSSR finden, deren propagandistischer Inhalt sich kaum verbergen ließ. An Stil und Aufmachung konnten geübte Zeitungsleser erkennen, daß es sich dabei häufig um Übersetzungen aus dem Russischen handelte. Zwar waren die Lizenzblätter prinzipiell nicht verpflichtet, derartige Berichte des SNB zu übernehmen, es wurde jedoch auf die deutschen Redaktionen in zunehmendem Maße Druck ausgeübt, um sie zur Übernahme zu bewegen. Dies traf im übrigen auch für außenpolitische Berichte zu, die das SNB aufbereitet hatte. So hatte Peter de Mendelssohn schon im Juli 1945 feststellen können, daß den Herausgebern der Lizenzpresse bestimmte „Empfehlungen" mündlich mitge-

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Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 430. Hierzu: Undatiertes Schaubild zur Struktur der SMAD, angefertigt von der Information Services Division (ISD) der amerikanischen Militärregierung, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/269-1/11. Bokow, Frühjahr des Sieges, S. 430. Siehe hierzu entsprechende Vermutungen in: Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 92; Dr. Fritz Löwenthal, Der neue Geist von Potsdam, Hamburg 1948, S. 223 Nebenzahl, Mein Leben, S. 57. Nebenzahl, Mein Leben, S. 56f.

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teilt würden. 147 Hatte sich eine Zeitungsredaktion zur Übernahme einer SNB-Auslandsmeldung entschieden, bedeutete dies in der Regel, daß sie auch im Wortlaut abgedruckt werden mußte. Ernst Richert, von 1946 bis 1948 Redakteur bei der „Leipziger Zeitung", bemerkt dazu ergänzend: „In weltpolitischen Fragen machten die Auflagen der sowjetischen Zensur die Gestaltung einer eigenen Linie besonders schwierig. Die diesbezüglichen Stellungnahmen führender sowjetischer Politiker mußten grundsätzlich in der Fassung der östlichen Agenturen" wortgetreu wiedergegeben werden, was der Hauszensor peinlich genau überprüfte. 148 Hinzu kam, daß die SNBMeldungen meistens mit erheblicher Verspätung in den Druckereien eintrafen und manchen Drucktermin gefährdeten, vor allem dann, wenn mehrere Blätter in einem Betrieb hergestellt wurden. 149 Eine ständige Ablehnung dieser „Empfehlungen" schien wenig ratsam. So kritisierte beispielsweise Major Filippow im August 1945 Emil Dovifat wegen dessen fortgesetzter Weigerung, Lieferungen des SNB-Artikeldienstes im CDU-Organ „Neuen Zeit" abzudrucken. Dovifats Einwände gegen deren Stil und Aufmachung beeindruckten den Zensor nicht. Seiner Meinung nach handelte es sich bei ihnen nicht um Propaganda, sondern um wertvolle Informationen. 150 Auch General Bokow war mit der „Neuen Zeit" unzufrieden. Dies hatte man Ende August in der amerikanischen Militärregierung durch Ernst Lemmer in Erfahrung bringen können: "So far the General charged, it had mentioned nothing about Russia or Russian cultural achievements."151 Zu welchen Folgen eigene Versuche einer Berichterstattung über die Sowjetunion führen konnten, bezeugte Dovifat selbst. In einer Abhandlung über „Die Führung des Blattes ,Neue Zeit'" stellte er fest, daß man beispielsweise versucht habe, eigene Ausarbeitungen zum neuen Fünfjahresplan der UdSSR zu veröffentlichen. Diese seien jedoch von der Zensur gestrichen worden.152 Daraufhin habe man dem SNB eine Liste mit 25 Themen über die Sowjetunion übermittelt, jedoch keine Antwort erhalten. Nach einer Rücksprache mit dem SNB-Artikeldienst erklärte sich Dovifat schließlich mit der Übernahme von zwei Artikeln pro Woche einverstanden. Als er in diesem Zusammenhang darauf hinwies, daß die „Neue Zeit" in einer Woche sogar drei Artikel über die Sowjetunion veröffentlicht habe, antwortete man ihm, künftig solle die Zeitung pro Woche vier derartige Berichte des SNB im Wortlaut übernehmen. In der Redaktion der „Neuen Zeit" war man also einem Irrtum erlegen und hatte geglaubt, in eigener Regie Berichte über die UdSSR verfassen zu können. Auch Artikel, die zur Korrektur der Vorstellungen vieler Deutscher über die Sowjetunion beitragen sollten, durften offenbar nur in sowjetischen Dienststellen verfaßt werden. Einen direkten Hinweis auf die Übernahme solcher Beiträge gab die „Neue Zeit" in ihrer

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Telegramm des Pressekontrolloffiziers Peter de Mendelssohn, 19.7.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/ 238-3/16. Richert, Agitation und Propaganda, S. 95f. Schreiben der Verlagsleitung des „Neuen Deutschland" an das Zentralsekretariat der SED, 22.10.1946, SAPMO/ZPA, NL 36/670 Wilhelm Pieck, Blatt 77. Siehe hierzu die Überlieferung durch Dr. Wilfen an Andreas Hermes, 23.8.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Major Federick Sternberg, CAC Commanding, Berlin District Interrogation Center, Political Intelligence Report vom 30.8.1945 Survey of Berlin. Based on an Interview with Ernst Lemmer, BAK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 7. Dovifat, Die Führung des Blattes „Neue Zeit", ο. D., NL Andreas Hermes, 1-090-019/3, S. 2f.

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Ausgabe vom 2. November 1945, in der sie aus Anlaß der Feiern zur russischen Oktoberrevolution eine Reihe von Berichten hierüber publizierte.153 Schon vor Aufnahme ihrer Tätigkeit waren sich manche Redakteure bewußt, daß die Verwendung von Agenturmeldungen der Zustimmung des Zensors bedurfte. Aber nur wenige hatten damit gerechnet, daß sie nur über den Umweg des SNB Zugang zu den internationalen Nachrichtenagenturen erhalten sollten. Denn schon kurze Zeit nach Einrichtung des Nachrichtenbüros wurde den deutschen Lizenzzeitungen der Bezug westlichen Agenturmaterials untersagt.154 Außer SNB-Meldungen durften nur noch die Dienste von TASS, des Moskauer oder des Berliner Rundfunks in Anspruch genommen werden. Eine entsprechende Anordnung ist von der sowjetischen Zensur offenbar zunächst nicht erlassen worden. So finden sich in den Monaten Juli, August und vereinzelt auch noch im September Meldungen, deren Quelle die britische Nachrichtenagentur Reuter, der Allied Press Service und Associated Press155 genannt werden. Anschließend beschränkten sich die Quellenangaben ausschließlich auf TASS oder das SNB.156 Die Häufigkeit der TASS-Meldungen führte zu zahlreichen Leseranfragen bei der „Neuen Zeit", die sich nach der Bedeutung dieser Buchstaben erkundigten. Die Zeitung veröffentlichte schließlich im Oktober 1946 einen Bericht über die Agentur.157 Erst am 25. November 1946, bei Aufhebung der Vorzensur, verpflichtete man die Chefredakteure der deutschen Lizenzpresse, außer TASS, SNB und ADN auf keine anderen Nachrichtenagenturen für ihre Berichterstattung zurückzugreifen. 158 Hiervon blieben nur die Redaktionen der „Täglichen Rundschau", der „Berliner Zeitung" und des „Nacht-Expreß" ausgenommen; auch schienen überparteilichen Lizenzblätter in der SBZ sich noch längere Zeit westlicher Nachrichtenagenturen bedienen zu können. 159 Besonders auffällig tat dies der „Nacht-Expreß", der auch regelmäßig Pressestimmen aus dem westlichen Ausland zitierte. Dennoch blieb es auch dieser Zeitung nicht erspart, wie die anderen deutschen Blätter die Dienste des SNB-Artikeldienstes in Anspruch nehmen zu müssen. 160 Das Informationsmonopol, das sich in den Händen der sowjetischen Besatzungsmacht befand, führte zu einer Beeinträchtigung journalistischer Freiheit. Der große Informationshunger - vor allem nach Auslandsnachrichten der in Deutschland nach dem Ende des Krieges herrschte, 153 154

155 156 157 158

159 160

Siehe ζ. B.: Die Sowjetunion - Werden und Wirkung, Neue Zeit, 2.11.1945. Russian Political Policy and German Communism since VE-DAY, 15.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, Polad/729/26; Porträts der Berliner Zeitungen, angefertigt vom ISD, 15.7.1946 BÄK, OMGUS, ISD 5/ 238-1/16, S. 1 lf.; de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 518f.; Nieke, Die Presse in der sowjetischen Besatzungszone, S. 137; Leithäuser, Journalisten, S. 29; Brammer, Freie und unfreie Presse, S. 18. Das Volk, 7., 8. und 16.7.1945; Neue Zeit, 28.7.1945, 19.8., 21.8. und 25.8.1945. Vereinzelt wurde in den SNB-Meldungen noch auf die Originalquelle, wie ζ. B. die britische Nachrichtenagentur Reuter, verwiesen. Siehe hierzu: Neue Zeit, 29.8.1945. Was ist TASS, Neue Zeit, 2.10.1945. Richtlinien für die Lizenzinhaber der deutschen periodischen Presse, unterzeichnet von: Chef der Propagandaleitung [Presseabteilung der Informationsverwaltung] der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland, W. Sdarow [Oberstleutnant I. Sdorow], 22.11.1946, BÄK, NL Jakob Kaiser, 85,1/72. Baerns, Deutsch-deutsche Gedächtnislücken, S. 72. Hierauf deuten u. a. Berichte hin wie: Wiederaufbau der Leningrader Industrie, Nacht-Expreß 16.1.1946 oder der vollständige Abdruck einer Stalinrede: Nacht-Expreß, 11.2.1946. Zur Übernahme von SNB-Meldungen durch den „Nacht-Expreß" vgl. auch: Die Neue Zeitung, 12.12.1947.

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konnte nicht annähernd befriedigt werden. Hilfe von westlicher Seite war nicht zu erwarten: Am 18. September 1945 erklärte der amerikanische Presseoffizier de Mendelssohn gegenüber Emil Dovifat, daß die Nachrichtenbeschaffung bei westlichen Agenturen nicht gestattet werde.161 In den Redaktionen der Lizenzzeitungen versuchte man daher, das Nachrichtenmonopol der SMAD auf andere Weise zu umgehen. Die sowjetische Besatzungsmacht verstand es jedoch in den meisten Fällen, derartige Versuche erfolgreich zu unterbinden. 162 So war schon im Mai 1945 von deutscher Seite ein Versuch unternommen worden, einen eigenen Abhördienst von Auslandsmeldungen einzurichten. Hierüber notierte sich die Journalistin Margret Boveri folgendes in ihr Tagebuch: „Im Mai [1945], als wir alle ohne Strom und Nachrichten waren, hatte Hermes ein Radio mit Batterie. An dem saß eine Sekretärin und hörte englische, amerikanische und russische Sender und tippte das Gehörte mit mehreren Durchschlägen. Die Durchschläge wurden zur Information auch an die Mitarbeiter von Hermes verteilt". Einer dieser Durchschläge mußte in sowjetische Hände geraten sein, denn „Ende Juni wurde Herr Hermes eines Nachts aus dem Bett geholt und vor den Marschall Schukow gebracht. [...] Als erstes legte Schukow dem Hermes ein Exemplar der Radionachrichten vor, [...] Was das sei? - Hermes erklärte. Schukow: Das passe ihm nicht. Es habe in Zukunft zu unterbleiben". 163 In der Redaktion der „Neuen Zeit" unternahm man später auf Initiative Dovifats und Margret Boveris erneut den Versuch, einen eigenen Abhördienst für Auslandsnachrichten einzurichten. Man wollte damit zusätzliche Informationen zu den Meldungen des SNB erhalten. Letztere waren oft in so schlechtem Deutsch verfaßt, daß sie umgeschrieben werden mußten. Damit unterlagen sie aber erneut der Begutachtung durch den Zensor. Auf keinen Fall war es möglich, die abgehörten Informationen direkt zu verwenden. Sie konnten allenfalls in Artikel einfließen oder, wie Margret Boveri berichtet, in Glossen untergebracht werden. 164 Die schlechte Versorgung mit Nachrichtenmaterial und die ständigen Eingriffe der Zensur veranlaßten die CDU-Führung im September 1945, einen eigenen streng vertraulichen Informationsdienst unter dem Titel „Tagesberichte" herauszugeben. Damit wurden wenigstens einem kleinen Führungskreis innerhalb der Partei weiterführende Informationen zum politischen Geschehen vermittelt. Sie hätten in dieser Form im Parteiorgan „Neue Zeit" niemals abgedruckt werden dürfen. Beispielsweise enthielt der „Tagesbericht" vom 27. September 1945 nicht nur „amtliche Mitteilungen der Besatzungsmächte" und Auslandsnachrichten. Er berichtete auch über Attakken der KPD und der SMAD auf den Chefredakteur der „Neuen Zeit", Emil Dovifat. Außerdem setzte er seine Leser darüber in Kenntnis, daß die sowjetische Kommandantur in Potsdam die Registrierung der örtlichen CDU noch immer nicht vorgenommen habe. Wie vorsichtig die Herausgeber dieser Informationen sein mußten, zeigen die Instruktionen, die den Empfängern mitgegeben wurden. Jedes Exemplar war namentlich gekennzeichnet und diente nachdrücklich nur der persönlichen Information. 165 Während es die CDU-Führung in Berlin offenbar schaffte, die „Ta-

161

Besprechung Dovifats mit Peter de Mendelssohn, 18.9.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/ 3. Klaus-Ulrich Benedikt schreibt, Peter de Mendelssohn habe Dovifat noch am 17. September versprochen, ihm Zugang zu westlichem Agenturmaterial zu verschaffen, Benedikt, Emil Dovifat, S. 34.

162 163 164 165

Memorandum Peter de Mendelssohns, 14.9.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/238-3/16, S. 9. Margret Boveri, Tage des Überlebens, S. 258f. Ebd., S. 274. Streng vertraulicher Bericht. Aus der Arbeit der Christlich-Demokratischen Union, Tagesbericht, 27.9.1945, NL Hermes, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3.

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gesberichte" vor der SMAD zu verbergen, gelang dies in einem anderen Fall nicht. Am 16. Oktober 1945 erließ Generalmajor Kotikow, Chef der Zivilverwaltung der SMA der Provinz Sachsen, einen Befehl besonderer Art.166 Darin beschrieb er einen Vorfall, der sich in Wittenberg zugetragen hatte. Zwei Nummern eines Mitteilungsblattes waren vom Vorstand der dortigen CDU in einer Auflage von je 200 Exemplaren herausgegeben worden. Kotikow stellte fest, daß in ihnen „eine direkte Verleumdung gegenüber der Sowjetischen Militäradministration" enthalten sei. Die CDU habe in ihren Mitteilungsblättern unter anderem behauptet, alle Deutschen seien von einem bestimmten Alter an gezwungen, in eine der zugelassenen politischen Parteien einzutreten. Anderenfalls würde die SMA sie als „Faschisten" verfolgen. Kotikow erinnerte daran, daß die Herausgabe von Informationsmaterialien ohne vorherige Erlaubnis der Besatzungsmacht generell verboten sei. In seinem Befehl verhängte er drakonische Strafen. Der Parteivorstand der CDU in Wittenberg wurde für abgesetzt erklärt. In Verhandlungen mit der SMA gelang es der Berliner Parteiführung, die ebenfalls geplante Absetzung des CDU-Oberbürgermeisters zu verhindern. Dieser erhielt lediglich eine Verwarnung. Die heftige Reaktion von Seiten der SMA mußte als deutliche Warnung verstanden werden. Die CDU hatte sich mit der Herausgabe ihres Mitteilungsblattes auf einen äußerst gefährlichen Weg begeben. Es lag nicht nur ein schwerer Verstoß gegen die Bestimmungen des SMAD-Befehls Nr. 19 zur Vergabe von Lizenzen vor. Man hatte zugleich auch das Informationsmonopol der SMAD mißachtet und, was erheblich schwerer wog, den Versuch unternommen, die Besatzungsmacht in Mißkredit zu bringen, was die SMA dazu veranlaßte, ein Exempel zu statuieren. Der Parteivorstand in Berlin schien dies jedoch nicht begriffen zu haben. Dort wurde der „Vorfall von Wittenberg" in erster Linie unter parteipolitischen Gesichtspunkten beurteilt. Man sprach von einer „Ungeschicklichkeit des Geschäftsführers des Wittenberger Ortsverbandes" und stellte mit Genugtuung fest, daß es der KPD nicht gelungen sei, die Situation auszunutzen, um die starke Stellung der CDU in der Stadt zu untergraben. 167

Gründung des „Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes" (ADN) Im Spätsommer 1946 war die Kontrolle über das deutsche Zeitungswesen so weit gesichert, daß die sowjetische Besatzungsmacht die Beschaffung und Verbreitung von Nachrichtenmaterial in deutsche Hände übergeben zu können glaubte und dies der deutschen Seite auch entsprechend signalisierte. Im August 1946 wandten sich daraufhin 14 führende Vertreter der deutschen Lizenzpresse, darunter auch Wilhelm Gries von der „Neuen Zeit", Paul Ufermann vom „Vorwärts" und Max Nierich vom „Neuen Deutschland" in einem Schreiben an Marschall Sokolowskij und baten um die Genehmigung zur Gründung eines „Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes" (ADN). Zur Begründung schrieben sie, die deutschen Zeitungen seien „nach Kräften bemüht, die Neuorientierung des deutschen Volkes im Geiste des Friedens und der Demokratie zu fördern." Zwar werde im Sowjetischen Nachrichtenbüro eine „bedeutende Hilfe" gesehen, jedoch sei der Zeitpunkt gekommen, „auch diesen wichtigen Zweig des Pressewesens in deutsche Hände zu legen und antifaschistisch-demokratischen Journalisten anzuvertrauen." Man versprach dem SMAD-Chef, der ADN werde „jede aus Sensationslust geborene Aufbauschung von Vorgängen

166 167

Befehl Nr. 22 der Sowjetischen Kriegs-Administration Provinz Sachsen, betr.: Herausgabe von Informationsmaterialien der politischen Parteien, 16.10.1945, VOB1 PS, 1 (1945), Nr. 3, 3.11.1945, S. 9. Rundschreiben von Hermann Remele, 9.11.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-015/5.

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und Bestrebungen ablehnen, die der gegenseitigen Verfeindung der Völker dienen könnte." Man habe hier „vor allem die Machenschaften von Kräften der internationalen Reaktion im Auge, die eine neue Kriegshetze gegen die Sowjet-Union und gegen die fortschrittlich-demokratischen Regierungen in Ost- und Zentraleuropa entfalten". 168 Das Schreiben trug bereits deutlich die Handschrift der SED, und die sowjetische Militärverwaltung sah im Sommer 1946 die Kontrolle des deutschen Zeitungswesens als soweit gefestigt an, daß einer deutschen Presseagentur nichts mehr im Wege stand. Am 10. Oktober 1946 wurde der „Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst" (ADN) gegründet. In einer Feierstunde überreichte der stellvertretende Chef des Sowjetischen Nachrichtenbüros (SNB), Bespalow, den Vertretern des ADN die Lizenzurkunde. 169 Erster Geschäftsführer und Chefredakteur der Presseagentur wurde Georg Wilhelm Hansen, zuvor Mitarbeiter beim SNB und später Chefredakteur der „Sächsischen Volkszeitung". Teile des sowjetischen Nachrichtenbüros gingen nach Aussage Leon Nebenzahls „reibungslos" an den ADN über: „Dieser hatte seinen Sitz in dem Gebäude der Deutsch-Asiatischen Bank in der Mittelstraße, das die Genossen vom SNB mit meiner Unterstützung im Mai 1945 ausfindig gemacht und für sich reserviert hatten, bevor sie sich für die Parkstraße in Weißensee entschieden. Der ADN übernahm nach Auflösung des Sowjetischen Nachrichtenbüros im Herbst 1949 die meisten deutschen Mitarbeiter des SNB". 170 Die Besitzverhältnisse beim ADN, der als Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet wurde, lassen ein deutliches Übergewicht der SED-Presse beziehungsweise ihr nahestehender Institutionen erkennen. Sechzehn Anteilseigner hatten je 50000,- RM als Einlage gezeichnet. Neben bekannten Berliner Blättern wie dem „Neuen Deutschland" (SED), der „Berliner Zeitung", der „Neuen Zeit" (CDU) und dem „Der Morgen" (LDPD) waren dies auch einige Länderparteiorgane wie die „Sächsische Zeitung" (SED) aus Dresden und die „Märkische Volksstimme" (SED) aus Potsdam. Außerdem beteiligten sich der „Berliner Rundfunk" und der „Freie Deutsche Gewerkschaftsbund" (FDGB) an diesem Unternehmen.171 Die Redaktion des ADN setzte sich aus sieben „Diensten" zusammen, die für Berlin, die SBZ, die westlichen Besatzungszonen, das Ausland, für Wirtschaft, Kultur und Sport zuständig waren. Hinzu kam eine Spezialabteilung, die deutsches und ausländisches Nachrichtenmaterial ins Russische übersetzte und an TASS beziehungsweise das SNB weiterleitete. Diese wiederum setzte sich aus acht Unterabteilungen (Politik, Wirtschaft, technische Fragen, Wissenschaft, Kultur, Kunst, Sport, soziale Fragen) mit jeweils einem Redakteur, einem Übersetzer und einer Schreibkraft zusammen. 172 Der Personalbestand des ADN wurde ständig erweitert und erreichte bereits Anfang März 1947 400 Mitarbeiter. Vor allem wurden die Redakteure mit monatlich 1500,- RM sehr gut bezahlt. Außerdem erhielten sie die Möglichkeit, in Geschäften der sowjetischen Besatzungsmacht ohne Lebensmittelkarten einzukaufen, ein zur damaligen Zeit besonders großer Ar-

168 169

Auszüge des Schreibens in: Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 92f. Vgl. auch: Kirsanow, Wie es damals war, S. 36. TR, 11.10.1946. Siehe auch: Raue, Die Gründung der SED - entscheidende Zäsur für den Journalismus, S. 105; Kirsanow, Wie es damals war, S. 36.

170 171

Nebenzahl, Mein Leben, S. 76. Auszüge in: Die Presse in der Sowjetischen Besatzungszone, S. 92f. Siehe auch: New Press Service in Russian Zone, Office of the Director of Political Affairs, 6.9.1946, BÄK, OMGUS, Polad/765/17.

172

External Survey Detachment, Intelligence Report, Heidelberg, 10.2.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/ 239-1/15.

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Die Kontrolle der deutschen

Presse

beitsanreiz. Die Kunden des ADN erhielten ihre Nachrichten über Telegraf, Telefon oder Fernschreiber vermittelt. In seiner Arbeitsweise orientierte sich der ADN offensichtlich an der des SNB. Rund 65 Prozent der Auslandsnachrichten sollen auf Anordnung der sowjetischen Besatzungsmacht aus TASS-Meldungen bestanden haben. Sonstige Auslandsnachrichten mußten erst auf Veranlassung der Zensur umgeschrieben werden, ehe sie zur Verteilung kamen.173 Nach Gründung des ADN schränkte das SNB seine Tätigkeit als Agentur zur Verbreitung von Auslandsnachrichten und zur Kontrolle des Nachrichtenflusses ein. Diese Aufgabe wurde nun der deutschen Nachrichtenagentur überlassen, für deren politische Zuverlässigkeit gesorgt war. Der sogenannte Artikeldienst des SNB versorgte aber auch in den folgenden Jahren die deutsche Lizenzpresse mit Meldungen und Berichten aus der Sowjetunion. Daneben führte das SNB auch seine Aufgabe als Pressestelle der SMAD weiter. Ihre Verlautbarungen veröffentlichte die „Tägliche Rundschau" häufig unter der neuen Rubrik „Aus dem Informationsbüro der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland". Eine wichtige Funktion hatte das SNB an den ADN selbstverständlich nicht abgetreten: die Sammlung von Informationen über die SMAD und die politischen Verhältnisse in der SBZ in geheimdienstlichem Auftrag. Nach Aufhebung der Vorzensur für Tageszeitungen in der SBZ am 25. November 1946 wurden innerhalb der SMAD-Führung zugleich Überlegungen angestellt, den Aufgabenbereich des Sowjetischen Nachrichtenbüros neu zu definieren. Anlaß hier war die Unzufriedenheit der Militärverwaltung mit der Entwicklung der deutschen Lizenzpresse in der SBZ. Nach Informationen der amerikanischen Militärregierung hatte Ende Mai 1947 der Stellvertreter des Obersten Chefs für politische Fragen, General Makarow, die Einrichtung eines zusätzlichen Pressebüros angeordnet, das die deutschen Zeitungen mit Informationen und Instruktionen versorgen sollte. Damit hätte es einen Teil der Funktionen der Informationsverwaltung und des sowjetischen Nachrichtenbüros übernommen. In der amerikanischen Militärregierung glaubte man außerdem in Erfahrung gebracht zu haben, daß Oberst Tulpanow vergeblich versucht hatte, dieses Büro in die ihm unterstehende Zensurabteilung einzugliedern. Ob es am Ende überhaupt zur Einrichtung eines solchen Büros kam, ist nicht bekannt. 174 Das SNB wurde zwar im November 1949 noch in die Sowjetische Kontrollkommission (SKK) übernommen, stellte aber schon Ende des Jahres seine Tätigkeit ein. Die Herausgabe von Informationsbulletins über die Sowjetunion („Die Presse in der Sowjetunion") übernahm im Februar 1950 das Amt für Information beziehungsweise 1953 dessen Nachfolger, das Presseamt der DDR-Regierung. 175 Der ADN, 1946 in Form einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet, wurde mit Wirkung vom 1. Mai 1953 in die regierungsamtliche Nachrichtenagentur der DDR umgewandelt. 176 Ein kurzer Vergleich der Situation der Nachrichtenversorgung in den Westzonen und in der SBZ weist eine Reihe interessanter Parallelen auf. So hatte in der amerikanischen Zone am 4. September 1945 die „Deutsche Nachrichten-Agentur" (DANA), die ursprünglich den Namen „German News Service" trug, ihre Arbeit aufgenommen. Die DANA beschäftigte zwar nur wenige Kon173 174 175 176

Memorandum des ISD vom 1.3.1947, IfZ-Archiv, OMGUS, 5/239-1/15. Bericht über eine Konferenz Tulpanows mit Kirsanow und anderen Pressekontrolloffizieren am 30.5.1947, o. D. (1947), IfZ-Archiv, OMGUS, 5/239-1/15. Die Presse der Sowjetunion und der Volksdemokratien, Nr. 1, 17.2.1950. Siehe auch: Nebenzahl, Mein Leben, S. 86. 1. Mai 1953: Verstaatlichung für ADN, ZV und ZV, 50 (1953), Nr. 8, S. 277.

Beispiel „Neue Zeit"

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trolloffiziere, aber diese wachten genau wie ihre sowjetischen Kollegen über die Aufnahme und die Verbreitung des Nachrichtenmaterials. 177 Allerdings war es im Unterschied zur Presse in der SBZ den deutschen Zeitungen in der amerikanische Zone freigestellt, sich der DANA zu bedienen. Als diese im Dezember 1945 mit einigen großen westlichen Agenturen ein Austauschabkommen Schloß, konnte sich die Lizenzpresse auf indirektem Wege ausländisches Nachrichtenmaterial besorgen. Auch war es gestattet, ausländische Rundfunksender abzuhören und Berichte von Emigranten abzudrucken. Im Juni 1946 erhielten die Nachrichtenagenturen „Associated Press" (AP), „United Press International" (UPI) und „International News Service" (INS) die Erlaubnis, ihre Meldungen direkt an deutsche Zeitungen zu verkaufen. Die DANA ging am 26. Oktober 1946 in deutschen Besitz.178 In ähnlicher Weise wurde auch in der britischen Besatzungszone verfahren. Dort hatte sich im Juli und August 1945 unter Leitung der Besatzungsmacht der „German News Service-Deutscher Presse-Dienst" etabliert, Ende Mai 1947 ging daraus der unter deutscher Leitung stehende „Deutsche Presse-Dienst" (DPD) hervor. Die Nachrichtenagentur „Rheina" in der französischen Zone unterstand der direkten Kontrolle durch die Presseabteilung der dortigen Militärregierung. 1946 wurde sie von der in Baden ansässigen „Südena", einer deutschen Agentur unter Aufsicht der Militärregierung, abgelöst.179 Obwohl die Form der Nachrichtenkontrolle aller Besatzungsmächte durchaus Ähnlichkeiten aufweist, darf sie jedoch nicht über die fundamentalen Unterschiede in der Pressepolitik der Westmächte auf der einen und der Sowjetunion auf der anderen Seite hinwegtäuschen. So hatte die SMAD in der SBZ ein Nachrichtenmonopol errichten lassen, das nicht nur Nachrichten filterte, sondern auch zur einheitlichen Ausrichtung aller Zeitungen eingesetzt wurde. Briten und Amerikaner ließen zwar die Arbeit ihrer Nachrichtenagenturen überwachen, gestatteten es jedoch den Lizenzzeitungen, auch andere Dienste in Anspruch zu nehmen.

5. 5 Pressekontrolle durch Personalpolitik - das Beispiel „Neue Zeit" Die sowjetische Besatzungsmacht betrieb in den deutschen Redaktionen Personalpolitik. Besonders hart betroffen war das CDU-Organ „Neue Zeit", das sich schnell den Ruf eines couragierten Oppositionsblattes erworben hatte. Demgegenüber war es weder den Sozial- noch den Liberaldemokraten gelungen, ihre Presse zu einem wirksamen politischen Instrument zu machen. Dies hätte bedeutet, gegenüber der Besatzungsmacht auf Konfrontationskurs zu gehen. Hierzu waren jedoch weder SPD noch LDP willens. Vor allem die sozialdemokratische Presse zeigte wenig politisches Profil. Als sich Ende 1945 Widerstand gegen die geplante Vereinigung mit der KPD regte, fand dieser vor allem in der West-Berliner Presse und dort bevorzugt im bürgerlich orientierten „Tagesspiegel" ein Forum, nicht aber in den eigenen Parteiorganen. Diese ließen es auf eine Machtprobe mit der SMAD erst gar nicht ankommen. Ganz anders verhielt sich dagegen die Redaktion der „Neuen Zeit", die sich nicht scheute, Widerstand zu zeigen, auch wenn sie dabei 177 178 179

Koszyk, Pressepolitik, S. 50. Zu den Anfängen der Nachrichtenagenturen in den Westzonen siehe auch: 40 Jahre dpa, S. 10-13. Hurwitz, Stunde Null, S. 197, S. 199. Koszyk, Pressepolitik, S. 200, S. 269, S. 271.

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Die Kontrolle der deutschen

Presse

nur verlieren konnte. Es gelang jedoch, die Öffentlichkeit davon immer wieder in Kenntnis zu setzen. Diese bescherte der „Neuen Zeit" einen Leserkreis, der über die CDU-Parteigrenzen weit hinausreichte. Am 10. Juli 1945 wurde der Zeitungswissenschaftler Emil Dovifat erster Chefredakteur der „Neuen Zeit". 180 Seine Berufung stieß bei der sowjetischen Besatzungsmacht zunächst auf keine Bedenken. 181 Er war jedoch kaum einen Monat im Amt, als die beiden CDU-Partei vorstandsmitglieder Andreas Hermes und Ernst Lemmer am 17. und 18. August zu General Bokow bestellt wurden. Dieser machte ihnen gegenüber aus seiner Unzufriedenheit mit dem politischen Kurs der „Neuen Zeit" keinen Hehl: Er bezichtigte das Blatt faschistischer Tendenzen und sprach vor allem dem Chefredakteur das Mißtrauen aus. Hermes setzte sich mit Erfolg dafür ein, daß Dovifat weiter im Amt bleiben konnte. Jedenfalls soll ihm Bokow versprochen haben, sich bei Marschall Shukow für den Verbleib Dovifats einzusetzen. 182 Offenbar hatte Shukow bereits zu diesem frühen Zeitpunkt auf eine Ablösung des Chefredakteurs gedrängt. Am 22. August 1945 forderte Major Filippow erneut den Rücktritt Dovifats. Wie ein Redakteur der Zeitung notierte, hatte er „in offiziellster Form" verlangt, daß an die Stelle von Dovifat ein anderer Chefredakteur zu treten habe. Dies sei von Marschall Shukow befohlen worden. Ultimativ verlangte Filippow, daß die Umbesetzung bis zum 25. August vollzogen sein müsse. Anderenfalls werde er sich weigern, die Fahnen der „Neuen Zeit" weiter abzuzeichnen. Der Zensor stellte fest, daß die SMAD mit der „Neuen Zeit" als einziger Zeitung Schwierigkeiten habe. Man sei jedoch daran interessiert, auch mit dem CDU-Organ gut zusammenarbeiten. Insgesamt entstand bei dem Redakteur der Eindruck, daß nur wenig Hoffnung bestehe, Dovifat im Amt zu halten, obwohl zu diesem Zeitpunkt kein förmlicher Befehl Shukows erlassen worden sei.183 Das Ultimatum Filippows veranlaßte Hermes am folgenden Tag, ein Schreiben an einen „russischen General" (wahrscheinlich Bokow) zu richten. Er erinnerte darin an dessen Versprechen, sich bei Shukow für Dovifat einzusetzen. Zu diesem Zeitpunkt hatten weder der Marschall noch der Militärrat eine Entscheidung über Dovifats Zukunft getroffen. 184 Anfang September 1945 schien es, als habe Major Filippow seine Forderung einstweilen zurückgestellt. Die „Neue Zeit" hatte mit der Zensur keine Probleme mehr, wie Ernst Lemmer der amerikanischen Militärregierung zu berichten wußte.185 Die trügerische Ruhe endete jedoch abrupt, 180

Benedikt, Emil Dovifat, S. 33. Im Findbuch des Dovifat-Nachlasses heißt es, Dovifat habe das Amt als Chefredakteur der „Neuen Zeit" am 10. September angetreten. Zuvor soll er Leiter des Hauptreferates „Politische Bildung und Werbung" der Reichsgeschäftsstelle der CDU gewesen sein: ACDP, NL Emil Dovifat, ACDP, 1-171, Findbuch.

181

Vorschläge für die publizistische Linie und den organisatorischen Aufbau einer Tageszeitung der Christlich-Demokratischen Union, 3.7.1945, NL Andreas Hermes, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090019/3, S. 9. Diese Informationen sind einem Bericht der amerikanischen Militärregierung entnommen, der auf einer Befragung Ernst Lemmers beruht: Political Intelligence Report von Major Frederick Sternberg, Berlin District Interrogation Center vom 30.8.1945, BÄK, OMGUS, AGTS/14/6. Zum Treffen vgl. auch: Hermes an Filippow, 25.8.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3.

182

183 184

Notiz des Feuilletonchefs der Neuen Zeit, Dr. Wilfen, 23.8.1945, NL Hermes, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Schreiben von Andreas Hermes an einen russischen General, 23.8.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3; Hermes an Filippow vom 25.8.1945, ebd.

Beispiel

„Neue Zeit"

129

nachdem Dovifat in der „Neuen Zeit" vom 23. September einen Kommentar unter dem Titel „Herzensdemokratie oder Blockwalterton" veröffentlicht hatte, worin er sich mit dem in Berlin noch immer weit verbreiteten Befehlston kritisch auseinandersetzte.186 Am 26. September veröffentlichte daraufhin das KPD-Organ „Deutsche Volkszeitung" eine heftige Attacke auf den Chefredakteur der „Neuen Zeit". Dovifat wurde vorgeworfen, während der Zeit des „Dritten Reiches" als Professor für Zeitungskunde und als „Propagandist im Stabe der nationalsozialistischen Führung beim Stabe der Luftstreitkräfte" gewesen zu sein. Dort habe er „Studenten und Soldaten die hitlerschen, phantastischen Ideen" vermittelt.187 Als Beleg zog der anonyme Verfasser des Kommentars einige Zitate aus einer 1944 veröffentlichten Feldpostausgabe von Dovifats „Zeitungslehre" heran. Am Schluß des Kommentars wurde die Frage gestellt, wie „die Christlich-Demokratische Union, die auf ihrem Banner das Wort,Demokratie' geschrieben habe, in ihren Reihen auf dem verantwortlichen Posten eines Hauptredakteurs einen solchen eifrigen Anhänger Hitlers dulden" könne. Nach dieser Attacke veröffentlichte die „Neue Zeit" - mit Zustimmung der sowjetischen Zensur - eine Entgegnung auf die Vorwürfe der „Deutschen Volkszeitung". Darin dementierte man Dovifats Tätigkeit beim Luftwaffenstab und hob statt dessen sein Engagement für Gegner des NS-Regimes hervor. 188 Am Tag, an dem diese Entgegnung erschien, befaßte sich auch die „Tägliche Rundschau" mit Emil Dovifat. Das SMAD-Organ richtete gegen den Chefredakteur der „Neuen Zeit" noch schärfere Angriffe als die „Deutsche Volkszeitung". Unter dem Titel „Der Kampf gegen Demokratie unter dem Deckmantel einer .Herzensdemokratie'" fuhr die Zeitung schweres Geschütz auf und warf Dovifat vor, er sehe in der Demokratie „eine Gemeinschaftsform, die auf einer Nichtbefolgung von Befehlen und Ungehorsam basiert". In diesem Zusammenhang ging auch die „Tägliche Rundschau" auf Dovifats Tätigkeit während der Zeit des „Dritten Reiches" ein: Es sei noch gar nicht lange her, „da trat Herr Dovifat als .leidenschaftlicher Kämpfer' für die nationalsozialistische Bewegung und den nationalsozialistischen Staat in Erscheinung." Unter Hinweis auf die „Zeitungslehre", machte der Kommentar den Versuch, Dovifat der Unterstützung des NS-Regimes anzuklagen und Konsequenzen zu fordern: „Da er keine Möglichkeit hat, offen mit einer Propaganda für den Faschismus hervorzutreten, so betreibt Herr Dovifat seine faschistische Wühlarbeit unter dem Deckmantel harmloser Orakeleien über eine ,Herzensdemokratie'. Diesen der Demokratie feindlichen Aeußerungen eines unverschämten Hitleristen muß ein Ende gemacht werden. Man kann nur hoffen, daß die Führung der Christlich-Demokratischen Union daraus die entsprechenden Schlüsse zieht."189 Die Vorwürfe der Organe von KPD und SMAD wogen schwer. Deutlicher konnte die Aufforderung zur Entfernung Dovifats vom Posten des Chefredakteurs der „Neuen Zeit" nicht ausfallen. Wie man auf Seiten der Amerikaner erfahren hatte, sah sich die CDU-Führung veranlaßt, eine Kommission einzusetzen, die Dovifats Rolle während der Zeit des „Dritten Reiches" untersuchen sollte. Für den Fall, daß die Vorwürfe zuträfen, war man bereit, Dovifat abzulösen.190 Zu185 186 187 188

Special Interrogation Report, 7.9.1945, BÄK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 6. Neue Zeit, 23.9.1945. Wer ist Herr Emil Dovifat? Deutsche Volkszeitung, 26.9.1945. Entgegnung, Neue Zeit, 27.9.1945.

189 190

TR, 27.9.1945. Diese Information erhielt die amerikanische Militärregierung durch Ernst Lemmer: Special Interrogation Report, angefertigt am 12.10.1945 von Major Frederick Sternberg, BÄK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 3f.

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gleich gelang es der CDU-Führung, die KPD zu größerer Zurückhaltung zu veranlassen.191 Am 12. Oktober 1945 trafen Pieck und Hermes eine Vereinbarung, nach der in Zukunft auf Angriffe gegen führende CDU-Politiker verzichtet werden sollte.192 In der Zwischenzeit hatte jedoch die sowjetische Zensur den Druck auf die CDU-Führung verstärkt. Am 4. Oktober verlangte Major Filippow in einem Schreiben an Hermes erneut die „Beseitigung" Dovifats vom Posten des Chefredakteurs. 193 Der sowjetische Zensor erinnerte Hermes daran, daß bereits Anfang September von höchsten Stellen auf eine Ablösung gedrängt worden sei. Unter Anspielung auf die in der „Deutschen Volkszeitung" und in der „Täglichen Rundschau" veröffentlichten Kommentare stellte Filippow abschließend fest: „Im Zusammenhang mit dem in der Presse erschienenen neuen Material, nach dem Herr Dovifat als ein krasser Verteidiger des Nazismus und als ein Mitarbeiter der Hitlerschen propagandistischen Organe geschildert wird, ist das Verbleiben des Dovifat in der Redaktion der Zeitung ,Neue Zeit' nicht mehr duldbar". Ein Befehl zur Absetzung Dovifats erging jedoch nicht. In seinem Antwortschreiben ließ Hermes noch keine Bereitschaft erkennen, den Chefredakteur des CDU-Organs zu entlassen. Vielmehr verwies er Filippow auf eine Zusammenkunft mit Shukow, bei der „vereinbart" worden sei, Dovifat zunächst im Amt zu belassen. Hermes trat den Vorwürfen der „Deutschen Volkszeitung" und der „Täglichen Rundschau" ein weiteres Mal entgegen. Dovifats Schriften, die während des Dritten Reiches veröffentlicht wurden, hätten sich in Stil und Form der damaligen Zeit anpassen müssen. Er sei deswegen aber keineswegs als ein Mitglied des NS-Propagandaapparates anzusehen.194 Wenige Stunden später jedoch hielt es Hermes für notwendig, die Aussage seines ersten Schreibens zu korrigieren: Er setzte Filippow davon in Kenntnis, daß Shukow in der genannten Unterredung einen Rücktritt Dovifats nicht befohlen, wohl aber „angeraten" habe.195 Kurze Zeit später trafen Andreas Hermes, Jakob Kaiser, Walther Schreiber und Ernst Lemmer zusammen, um über die Ergebnisse der Nachforschungen über Dovifats Vergangenheit zu beraten. Nach Aussage Lemmers entschied man aus zwei Gründen, den Chefredakteur nicht länger auf seinem Posten zu halten. Zum einen sah man ihn aufgrund seiner Veröffentlichungen während der NS-Zeit tatsächlich nicht länger als tragbar an.196 Zum anderen hoffte man durch Wohlverhalten gegenüber der Besatzungsmacht eine Auflagenerhöhung der „Neuen Zeit" herbeizuführen. Denn wie Ernst Lemmer der amerikanischen Militärregierung zu Protokoll gab, hatte Marschall Shukow Anfang Oktober eine Steigerung der Auflage der „Neuen Zeit" von 100000 191

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So wies Andreas Hermes in einem Schreiben an den KPD-Vorsitzenden Wilhelm Pieck am 27. September 1945 die Angriffe der „Deutschen Volkszeitung" zurück. Er bezeichnete sie als eine Verletzung der gegenseitigen Loyalität, die man unter den Parteien vereinbart habe: Hermes an Pieck, 27.9.1945, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Vereinbarung zwischen Hermes und Pieck vom 12.10.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/ 3. Siehe auch Abdruck in: Protokoll Nr. 35 der Sitzung des Sekretariats am 3. Oktober 1945, Dokumente zur Geschichte der kommunistischen Bewegung in Deutschland, Band 1, S. 100. Deutsche Übersetzung eines Schreibens von Filippow an Hermes, 4.10.1945, NL Andreas Hermes, I090-019/3. Antwortschreiben von Hermes an Filippow, 5.10.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Zweites Antwortschreiben von Hermes, 5.10.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Special Interrogation Report, angefertigt am 12.10.1945 von Major Frederick Sternberg, BÄK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 3f. Dovifat hatte zwar keine leitende Tätigkeit im NS-Propagandaapparat ausgeübt, jedoch im Auftrag des Luftwaffenoberbefehlshabers Vortragsreisen unternommen: Benedikt, Emil Dovifat, S. 136-139.

Beispiel „Neue Zeit"

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auf 150000 Exemplare in Aussicht gestellt.197 Am 12. Oktober 1945 teilte Dovifat der CDUFührung seine Rücktrittsabsicht mit.198 Noch einmal nahm er in diesem Zusammenhang zu den Presseattacken Stellung und rechtfertigte seine wissenschaftliche Tätigkeit während der NS-Zeit. Drei Tage später unterrichtete Andreas Hermes General Bokow von der Ablösung Dovifats. Dieser werde am 19. Oktober durch Rudolf Pechel ersetzt.199 Hermes fügte hinzu, man wolle damit „das geringste Hindernis" für eine „vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Besatzungsmächten [...] beseitigen". 200 Die erste Kraftprobe zwischen CDU-Führung und sowjetischer Besatzungsmacht war damit zugunsten der SMAD beendet worden. Dabei fallt besonders auf, daß es am Ende kein Befehl war, der sie entschieden hatte. Die SMAD wollte offenbar nicht schon zu einem so frühen Zeitpunkt auf diese Weise die Entlassung eines politisch unliebsamen Journalisten durchsetzen. Wie es scheint, waren innerhalb der Militärverwaltung, die sich im Herbst 1945 in der Aufbauphase befand, noch keine deutlichen Kompetenzabgrenzungen vorgenommen worden. Während General Bokow bereit zu sein schien, sich bei Marschall Shukow für einen Verbleib Dovifats einzusetzen, drängte der Chefzensor Major Filippow immer wieder auf die Entlassung des Chefredakteurs. Es ist nicht auszuschließen, daß die Absetzung Dovifats von der CDU nur deshalb solange hinausgezögert werden konnte, weil innerhalb des SMAD-Apparates die Zuständigkeiten nicht geklärt waren. Oberst Tulpanow hatte an der Absetzung Dovifats jedenfalls noch keinen Anteil. Hierauf deutet eine Befragung Ernst Lemmers hin, die Ende Oktober von der amerikanischen Militärregierung in Berlin vorgenommen wurde. Der stets auskunftsbereite Lemmer berichtete den Amerikanern davon, daß er kürzlich mit General Bokow zusammengetroffen sei und mit ihm den Fall Dovifats nochmals besprochen habe. Bei diesem Treffen sei außerdem ein „Russian colonel, a professor of economics from Moscow, born in 1902 in Leningrad" anwesend gewesen.201 Den Namen des Obersten konnte Lemmer den Amerikanern nicht nennen. Erst aus seinen 1968 erschienen Memoiren ist zu erfahren, daß es sich dabei um Tulpanow gehandelt hatte.202 Rudolf Pechel besaß eine politisch unbedenkliche Vergangenheit. Der frühere Chefredakteur der literarischen Monatszeitschrift „Deutsche Rundschau" war im April 1942 wegen seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert worden. Nach seiner Befreiung gehörte er 1945 zu den Mitbegründern der CDU. Anfang September 1945 trat er in die Redaktion der „Neuen Zeit" ein. Am 19. Oktober sollte er die Chefredaktion der Zeitung übernehmen. Sein Name tauchte jedoch erst am 13. November erstmals im Impressum auf. Nach einer Befragung Ernst Lemmers notierte man sich bei den Amerikanern, Pechel sei „a militant personality of high political integrity who has a profound hatred for everything Nazism stands for" 203 Pechel sollte jedoch nur kurze Zeit sein Amt behalten. Denn

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Special Interrogation Report, 12.10.1945, ebd., S. 4f. Dovifat an Hermes, 12.10.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Die letzte Erwähnung Dovifats im Impressum der „Neuen Zeit" erfolgte in der Ausgabe vom 20.10.1945. Schreiben Hermes an Bokow vom 15.10.1945, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3; Special Interrogation Report, 23.10. 1945, BÄK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 3. Befragung Ernst Lemmers: Special Interrogation Report, 31.10.1945, BÄK, OMGUS, AGTS/14/6. Lemmer, Manches war doch anders, S. 238f. Special Interrogation Report, 12.10.1945, BÄK, OMGUS, AGTS/14/6, S. 3f. und Lebenslauf Pecheis in: Neue Zeit, 2.9.1945.

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nachdem die SM AD im Oktober 1945 Dovifat zum Rücktritt gezwungen hatte, schickte sie sich im Dezember desselben Jahres an, nun auch die beiden CDU-Vorsitzenden Andreas Hermes und Walther Schreiber aus ihren Ämtern zu entlassen. Zu den Begleitumständen dieser Maßnahme gehörten auch massive Eingriffe der Militärverwaltung in die Gestaltung der „Neuen Zeit". Der Konflikt mit der SMAD erreichte im Spätherbst 1945 seinen Höhepunkt, als sich die CDU-Parteiführung weigerte, der entschädigungslosen Enteignung des Großgrundbesitzes im Zuge der Bodenreform zuzustimmen. 204 Als SPD und KPD im November 1945 den Entwurf eines Aufrufes zur Hilfe für die Neubauern vorlegten, verweigerte die CDU-Führung ihre Unterschrift. Der Aufruf („Stadt und Land müssen unsere Ernährung sichern") wurde in der SBZ-Presse am 11. Dezember 1945 ohne die Unterschrift von Hermes oder Schreiber veröffentlicht. 205 Im Vorfeld der Absetzung der beiden CDU-Vorsitzenden bediente sich die SMAD eines besonders wirkungsvollen und daher bald bewährten Mittels, mit dem sich Druck auf die Parteiführung in Berlin ausüben ließ: Sie mobilisierte die Landesverbände und verstand es dabei geschickt, die Tatsache auszunutzen, daß Anfang Dezember 1945 noch keiner von ihnen eine eigene Zeitung herausgeben konnte 206 So forderten beispielsweise Vertreter der örtlichen SMA-Dienststellen in der Provinz Sachsen am 11. Dezember den Landesvorstand der Partei zur öffentlichen Stellungnahme gegen Hermes und Schreiber auf. Für den Fall, daß sich die CDU in Sachsen-Anhalt für eine entsprechende Entschließung entscheiden sollte, stellte man die ersehnte Genehmigung zur Herausgabe einer eigenen Parteizeitung in Aussicht.207 Nachdem sich der Landesvorstand am 13. Dezember zur Veröffentlichung einer derartigen Entschließung entschieden hatte, konnte drei Tage später die erste Ausgabe des Landesorgans „Der Neue Weg" erscheinen. Am 19. Dezember 1945 hatte sich die SMAD schließlich zur Absetzung von Hermes und Schreiber entschlossen. Aus diesem Anlaß wurden beide Politiker zum SMAD-Militärrat nach Karlshorst bestellt, wo sie anstelle des erwarteten Generals Bokow von Oberst Tulpanow, Chef der neuen Propagandaverwaltung, empfangen wurden. Der Oberst legte ihnen nahe, aus eigenem Antrieb zurückzutreten. Als sie sich weigerten, erklärte er, „dass er für diesen Fall gezwungen sein werde, uns den Befehl der Sowjetischen Militär-Administration zu übermitteln, noch am gleichen Abend aus der Leitung der Partei auszuscheiden." Am Abend des 20. Dezember 1945 teilte er ihnen dann den entsprechenden Befehl Shukows mündlich mit.208 Zur gleichen Zeit wurde der stellvertretende Chefredakteur der „Neuen Zeit", Wilhelm Gries, in die Redaktion des CDU-Organs gerufen, wo ihn zwei sowjetische Offiziere empfingen. Sie legten ihm den fertigen 204 205 206

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Conze, Jakob Kaiser, S. 205. Vgl. auch: Weber, Geschichte der DDR, S. 160-162. Abdruck des Aufrufes in: TR, 11.12.1945. Schreiben des Geschäftsführenden Vorstandes der CDU Thüringen an die Reichsgeschäftstelle, 15.12.1945, ACDP, NL. Andreas Hermes, 1-090-017/4; Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 47. Zur Mobilisierung der Parteigliederungen gegen die CDU-Führung in Berlin: Schreiben des Geschäftsführenden Vorstandes der CDU Thüringens an die Reichsgeschäftsstelle vom 15.12.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-017/4; Mißbilligung der Politik von Hermes durch „aktive Mitglieder" der CDU in Leipzig vom 15.12.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090017/4. Aktenvermerk von Bernhard Brammer, Chef des Landesverbandes Provinz Sachsen der CDU vom 11.12.1945 über eine Besprechung bei der SMA, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-017/4. Schreiben von Andreas Hermes an Walther Schreiber über Treffen mit Tulpanow vom 20.12.1945, NL Andreas Hermes, 1-090-015/1, S. 4f.

Beispiel „Neue Zeit"

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Umbruch der Titelseite für die Ausgabe der „Neuen Zeit" vom 21. Dezember vor. Darin waren drei Berichte enthalten, in denen die Absetzung von Hermes und Schreiber gerechtfertigt wurde. Die Offiziere verlangten, den fertigen Umbruch unverändert zu übernehmen. Nach anfänglichem Widerstand beugte sich Gries der sowjetischen Forderung. 209 Es stellte sich jedoch schnell heraus, daß diese Beiträge nicht von der Redaktion stammten. Jakob Kaiser, der neben Ernst Lemmer die Nachfolge von Hermes und Schreiber angetreten hatte, sah sich daher veranlaßt, noch am 21. Dezember hierzu eine Erklärung abzugeben. Er bezeichnete darin die Darstellung „in der ,Neuen Zeit' über Hergang und Klärung der Krise einschließlich der als parteiamtlich bezeichneten Mitteilung über den Wechsel in der Leitung der Union" in Form und Inhalt als „einseitig, unvollständig [...] und dadurch irreführend". Kaiser machte seine weitere Mitarbeit in der CDUParteiführung von einer Veröffentlichung seiner Klarstellung abhängig, was von der Zensur auch gestattet wurde. 210 In einer weiteren Stellungnahme des Parteivorstandes der CDU vom 5. Januar 1946 wurde darauf verwiesen, daß die Schilderung der Umstände des Rücktritts von Hermes und Schreiber in der „Neuen Zeit" „weder von einem Mitglied der Schriftleitung [...] noch von einer Persönlichkeit des Vorstandes" der CDU stammte.211 Werner Conze bemerkt dazu unter Berufung auf eine mündliche Mitteilung Elfriede Kaiser-Nebgens, der Redaktion der „Neuen Zeit" sei in jenen Dezembertagen „von der sowjetischen Zensur ein Außenseiter namens ,Hom' aufgezwungen worden", aus dessen Feder die Darstellung der Vorgänge stammten.212 Die Erinnerungen von Wilhelm Gries, die sich mit den Folgen der Hermes-Schreiber-Krise recht detailliert befassen, erwähnen eine Person namens Horn jedoch nicht. Dies erhärtet den Verdacht, daß sich hinter diesem Namen ein Autor aus der sowjetischen Militärverwaltung verbarg.213 Die Tatsache, daß die Darstellung der Umstände des Rücktritts von Hermes und Schreiber über die Köpfe der Redaktion hinweg von der SMAD aufgezwungen wurde, war für Pechel Anlaß, über seinen Rücktritt nachzudenken. In einem Schreiben an Jakob Kaiser vom 27. Dezember 1945 machte er sein Verbleiben in der Redaktion von einer weiteren Klarstellung der Vorgänge abhängig. Sie sollte von allen Betroffenen in Parteivorstand und Redaktion gemeinsam verfaßt werden. Anschließend war ein Treffen mit der SMAD-Führung vorgesehen, um dort die Frage der Veröffentlichung zu erörtern 214 Die Unterredung fand am 9. Januar 1946 in Karlshorst statt. Offenbar war aber die SMAD zu keinerlei Zugeständnissen bereit. Pechel zog daraus noch am selben Tag die Konsequenz, teilte Jakob Kaiser seinen Rücktritt mit und reiste wenig später in die britische Besatzungszone ab 215 Nach seiner Rückkehr in die deutsche Hauptstadt erteilten ihm

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Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 48, S. 50. Zu den Berichten vgl. auch: Wechsel in der Leitung der Union, Klärung, Neue Zeit, 21.12.1945; Der Hergang, Neue Zeit, 21.12.1945. Erklärung Jakob Kaisers, 21.12.1945, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3; Peter Hermes, Die Christlich-Demokratische Union und die Bodenreform, S. 93; Nach der Krise, Neue Zeit, 24.12.1945, S. 2; Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 5 lf. Stellungnahme des CDU Landesverbandes Berlin vom 5.1.1946 zum Artikel in der „Neuen Zeit" vom 29.12.1945. Conze, Jakob Kaiser, S. 51 f. Bericht des Deputy Naval Adviser an Office of Director of Political Affairs, OMGUS, 14.1.1946, IfZArchiv, OMGUS, Polad 747/29. Vgl. auch: Telegramm von Sichel, Rucker, Berlin an Stewart, SSU DET, Wiesbaden, 22.12.1945, BÄK, OMGUS, AGTS/14/2. Bericht des Deputy Naval Adviser, ebd. Vgl. auch: Porträts der Berliner Zeitungen, angefertigt vom ISD, 15.7.1946 BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16, S. 1 lf.

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im März 1946 die Briten die Lizenz zur erneuten Herausgabe der „Deutschen Rundschau". Die Zeitschrift erschien in Konkurrenz zum „Aufbau", dem Organ des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. 216 Nach dem Weggang von Rudolf Pechel übernahm dessen Stellvertreter Wilhelm Gries die Chefredaktion der „Neuen Zeit". Seine Ernennung entsprach zwar nicht den Wünschen der Besatzungsmacht, aber dennoch konnte er fast zwei Jahre seinen Posten halten.217 Während dieser Zeit wurde unter anderem die Vorzensur für die Tagespresse aufgehoben. Der „Neuen Zeit" gelang es im Anschluß daran, durch eine offenere Berichterstattung erheblich an Lesergunst zu gewinnen. Gegen Ende des Jahres 1947 kam es zwischen CDU-Parteiführung und sowjetischer Besatzungsmacht zu einer weiteren schweren Krise. Ursachen und Verlauf, die zur Absetzung von Jakob Kaiser und Ernst Lemmer führten, sind hinlänglich bekannt und eingehend erforscht worden, so daß hier keine Notwendigkeit besteht, sie nochmals detailliert zu referieren. 218 Allerdings tritt in den bisherigen Veröffentlichungen das Schicksal der „Neuen Zeit" dabei in den Hintergrund. Dabei wogen die Folgen für das CDU-Organ - und damit auch für die Presselandschaft im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands - nicht minder schwer als der erneut erzwungene Führungswechsel an der Spitze der CDU: Im Dezember 1947 verließ ein Großteil der Mitarbeiter die Redaktion der „Neuen Zeit". Die Spannungen zwischen SMAD und der CDU-Führung hatten sich seit Sommer 1947 erheblich verschärft. So bestritt die CDU nicht nur den politischen Führungsanspruch der SED, sondern stellte auch ihre weitere Zusammenarbeit im Block der antifaschistisch-demokratischen Parteien zur Disposition. Der Konflikt mit der Besatzungsmacht trat in ein entscheidendes Stadium, als die SED im November 1947 den Vorschlag zur Einberufung eines Volkskongresses machte. Sie reagierte damit auf Tendenzen zur Gründung eines Staates in den drei westlichen Besatzungszonen. Der Kongreß war als Initiative zur Schaffung einer gesamtdeutschen Repräsentation konzipiert. Es fehlte ihm allerdings die demokratische Legitimation. Am 2. Dezember lehnte der CDU-Vorstand in Anwesenheit des SMAD-Verbindungsoffiziers Kratin seine Mitarbeit einstimmig ab, stellte den Mitgliedern der Partei die Teilnahme jedoch frei. 219 Für die SMAD war damit das Signal gegeben, den Parteivorstand um Jakob Kaiser und Ernst Lemmer abzulösen und ihn durch kooperationswillige Politiker zu ersetzen. Schon zwei Tage später hatte Oberst Tulpanow das CDU-Vorstandsmitglied Otto Nuschke davon überzeugen können, „daß der Volkskongreß auf der Linie der sowjetischen Außenpolitik liegt".220 Als der Kongreß am 6. Dezember zusammentrat, befanden unter den mehr als 2200 Teilnehmern auch 219 Vertreter Christlich-Demokratischer Parteien aus allen Besatzungszonen Deutschlands.

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Pechel an Kaiser, 9.1.1946, ACDP, NL Andreas Hermes, 1-090-019/3. Porträts der Berliner Zeitungen, angefertigt vom ISD, 15.7.1946, BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16, S. 43. Zum Aufbau, der seit September 1945 mit sowjetischer Lizenz erschien, siehe: Porträts der Berliner Zeitungen, angefertigt vom ISD, 15.7.1946, BÄK, OMGUS, ISD 5/238-1/16, S. 24f. Bericht des Naval Adviser an Office of Director of Political Affairs, OMGUS, 14.1.1946, IfZ-Archiv, OMGUS, Polad/747/29. Zur Absetzung von Hermes und Schreiber sowie von Kaiser und Lemmer: Conze, Jakob Kaiser, S. 4 5 52, S. 201 ff. Vgl. auch: Zeitliche Entwicklung der parteipolitischen Ereignisse um den Volkskongreß, vertraulicher Bericht o. D., BÄK, NL 18 Jakob Kaiser, Nr. 46. Vgl. auch: Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 137-172. Beschluß des CDU-Hauptvorstandes vom 2.12.1947: Berlin, Quellen und Dokumente, 1. Halbband, S. 914.

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Von der Parteiführung der CDU waren unter anderen Otto Nuschke, Luitpold Steidle und Reinhold Lobedanz anwesend, die in den ständigen Kongreßausschuß gewählt wurden. Nuschke ließ sich außerdem in das neunköpfige Leitungsgremium des Kongresses wählen. Die CDU-Mitglieder, die als Einzelpersonen teilnahmen, beschlossen, beim ständigen Ausschuß des Kongresses eine eigene Vertretung einzurichten. Nun stand der SMAD eine Gruppe von CDU-Politikern zu Verfügung, welche die Nachfolge von Kaiser und Lemmer antreten konnten. Wie schon Ende 1945 übte die Militärverwaltung auch 1947 auf die örtlichen Parteigliederungen und Parteizeitungen in der SBZ Druck aus, um sie gegen die Führung in Berlin zu mobilisieren. Am 19. Dezember, auf dem Höhepunkt der Krise, setzte die SMAD auch die „Neue Zeit" unter erheblichen Druck, indem sie ihre Auflage kurzerhand von 75000 auf 50000 Exemplare senkte. Die Redaktion sah sich daraufhin gezwungen, in der Ausgabe vom 20. Dezember ihre Leser davon in Kenntnis zu setzen, daß sie einen Teil der Abonnenten nicht mehr beliefern könne.221 Am 19. Dezember fand in Karlshorst außerdem ein Treffen der Vorsitzenden der CDU-Landesverbände mit dem Chef der SMAD-Informationsverwaltung statt. Oberst Tulpanow erklärte, daß, solange Kaiser und Lemmer im Amt blieben, die Stellung der CDU-Minister in den Länderregierungen gefährdet sei. Die Landes Vorsitzenden waren daraufhin bereit, sich vorläufig von der Zonenleitung ihrer Partei zu trennen. Nach dieser Erklärung stellte der ebenfalls anwesende Major Kratin fest, daß die SMAD künftig nur noch die Landesverbände als höchste Instanz der CDU in der SBZ akzeptieren werde. Kaiser und Lemmer waren isoliert. Die Absetzung der CDU-Parteiführung hatte auch unmittelbare Folgen für das Parteiorgan: Wilhelm Gries wurde als Chefredakteur der „Neuen Zeit" entlassen. Major Kratin teile dies am 19. Dezember 1947 den Landesvorsitzenden der CDU mit. In den Vormittagstunden des darauffolgenden Tages wurden die Vorstandsmitglieder Georg Dertinger und Otto Nuschke von dieser Maßnahme in Kenntnis gesetzt. Der sowjetische Verbindungsoffizier beauftragte Nuschke in dessen Eigenschaft als Lizenzträger des Union-Verlages, einen neuen Chefredakteur zu benennen. Nuschke schlug für dieses Amt den stellvertretenden Chefredakteur, Walter Klein-Reckard, vor 2 2 2 Ehe Wilhelm Gries selbst von seiner Absetzung erfuhr, stellte ihn der Zensor der Zeitung, Hauptmann Viktor Saslawski, ein letztes Mal auf eine Probe. Am späten Abend des 19. Dezember rief er Gries in die Redaktion der „Neuen Zeit". Saslawski hatte, wie Gries auffiel, seine beste Uniform angezogen, was dem folgenden Gespräch einen offiziellen Charakter verlieh.223 Der Offizier verlangte von Gries, daß in der nächsten Ausgabe der „Neuen Zeit" ein vom ADN vorgefertiger Artikel unter der Schlagzeile „USA verletzen das Potsdamer Abkommen" veröffentlicht werden sollte. Als Gries dies ablehnte, befahl ihm Saslawski, den Bericht zu übernehmen. Wie 220

Otto Nuschke gegenüber Wilhelm Gries, zitiert nach: Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 142. Zum Treffen Nuschkes mit Tulpanow vgl. auch: Conze, Jakob Kaiser, S. 192.

221 222

Redaktionelle Mitteilung in: Neue Zeit, 20.12.1947, S. 1. Entwurf einer Presseerklärung von Jakob Kaiser, 20.12.1947, BÄK, NL 18 Jakob Kaiser, Nr. 46. Siehe auch Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 163f. Walter Klein war während der Zeit des Dritten Reiches Berliner Korrespondent der „Leipziger Neuesten Nachrichten", Raue, Im Dienste, S. 180. Nach 1945 übte er zunächst unter Wilhelm Gries das Amt des stellvertretenden Chefredakteurs der „Neuen Zeit" aus: LAZ, Nr. 5173. Zu Klein-Reckard siehe auch SBZHandbuch. S. 948.

223

Gries, ebd., S. 165.

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schon im Dezember 1945 mußte sich Gries dem Willen des Zensors beugen. Als er am nächsten Tag die Parteiführung über den Vorfall berichtete, erfuhr er nicht nur von der Absetzung Kaisers und Lemmers, sondern auch von seiner Entlassung. Er kehrte daraufhin sofort in die Redaktion zurück, wo ihn Hauptmann Saslawski - wieder in Galauniform - erwartete. In feierlichem Ton verlas der Offizier den Befehl zur Absetzung. Als sich Gries nach den Gründen für seine Entlassung erkundigte, antwortete Saslawski schlicht: „Wegen alles".224 Mit Wilhelm Gries verließ noch im Laufe des 20. Dezember ein großer Teil der Mitarbeiter die Redaktion der „Neuen Zeit", darunter auch der stellvertretende Chefredakteur Karl Brammer. Zum Abschied hatte er für die Ausgabe vom 20. Dezember eine Glosse mit dem Titel „Das verlorene Gesicht" verfaßt, in der er unter anderem schrieb: „Der Mann ohne Gesicht ist ein erledigter Mann. Gewiß gibt es Zugeständnisse, die ein Politiker machen kann, es gibt aber auch Zugeständnisse, die dazu führen, daß man sein Gesicht verliert. Das muß jeder wissen, der heute schwere Entscheidungen zu fällen hat. So müssen auch schwere Entscheidungen verstanden werden. Nur wer sich selbst treu bleibt, der darf damit rechnen, daß ihm diese Treue mit Treue vergolten wird". 225 In einem Schreiben an Oberst Tulpanow begründete er anschließend sein Ausscheiden aus der Redaktion damit, daß er es seit Gründung der „Neuen Zeit" stets als seine Aufgabe angesehen habe, „für die Demokratisierung eines einheitlichen Deutschland und die Herbeiführung eines gerechten Friedens mit allen Völkern zu arbeiten". Die Ereignisse der letzten Tage hätten es ihm zu seinem „lebhaften Bedauern unmöglich gemacht, dieses Ziel [...] in dem bisherigen Arbeitskreis verwirklichen zu helfen." Die Eingriffe der SMAD „in die Redaktion und die Gestaltung der Zeitung, die eine objektive Berichterstattung und eine freie Stellungnahme nach aussen und nach innen nicht mehr gestatten", hätten ihn schließlich dazu gezwungen, sein Amt zur Verfügung zu stellen 226 Nach dem 20. Dezember 1947 konnte die „Neue Zeit" wieder mit einer Auflage von 100000 Exemplaren erscheinen. Stil und Aufmachung hatten sich jedoch verändert; die Zeitung war gleichgeschaltet worden. Als Nachlese präsentierte Hauptmann Saslawski am 22. Dezember 1947 dem Rest der Redaktion die sowjetische Version der Vorfälle in den vergangenen Tagen. Der Unmut des Zensors richtete sich gegen den gesamten Kurs, den die „Neue Zeit" seit dem Amtsantritt von Gries gesteuert hatte. Im Protokoll heißt es dazu, daß „die Entziehung der Lizenz für Herrn Gries [...] unter anderem mit den zahlreichen Indiskretionen an westliche Blätter begründet" sei. Seine Gesamthaltung sei undemokratisch gewesen, er habe „mit der,Neuen Zeit' nur einem Flügel der Partei gedient". 227 Gries sei schließlich abgesetzt worden, weil er auf die Richtlinien „gespuckt und gepfiffen" habe. Saslawski spielte damit auf jenen umfänglichen und breit auslegbaren Forderungskatalog an, der aus Anlaß der Aufhebung der Vorzensur am 25. November 1946 von der SMAD-Propagandaverwaltung erlassen worden war. Ein Teil der Redakteure, die im Dezember 1947 die Redaktion der „Neuen Zeit" verlassen hatten, beteiligte sich 1948 an der Gründung der 224 225 226 227

Ebd., S. 165-167. Vgl. auch die Darstellung in der West-Berliner Tagespresse: Der Tagesspiegel, 21.12.1945; Der Kurier, 20.12.1945. Brammer, Das verlorene Gesicht, Neue Zeit, 20.12. 1947. Siehe auch: Conze, Jakob Kaiser, S. 205; Gradl, Anfänge, S. 26. Brammer an Tulpanow, 20.12.1947, BÄK, NL 18 Jakob Kaiser, Nr. 46. Stellungnahme Otto Nuschkes zur Absetzung von Kaiser und Lemmer: Protokoll Redaktionskonferenz vom 22.12.1947, BÄK, NL 18 Jakob Kaiser, Nr. 46. Siehe auch: Gries, Unter sowjetischer Zensur, ACDP, NL Wilhelm Gries, 1-297-004, S. 169-171.

Der Rundfunk unter sowjetischer

Kontrolle

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Zeitung „Der Tag". Ihre erste Ausgabe erschien mit britischer Lizenz am 21. April 1948 in Berlin. Lizenzträger war Jakob Kaiser, Chefredakteur Wilhelm Gries.228

5. 6 Der Rundfunk unter sowjetischer Kontrolle Die Anfänge „Hier spricht Berlin! Hier spricht Berlin. Auf Wellenlänge 356 Meter. Wir beginnen unsere Sendung". 229 Mit diesen Worten begann am 13. Mai 1945 um 20.00 Uhr die Nachkriegsgeschichte des Rundfunks in Deutschland. Der „Berliner Rundfunk" erster und vorerst einziger Rundfunksender im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands nahm seinen Sendebetrieb auf. Mitglieder der KPD-„Initiativgruppe" Walter Ulbrichts, darunter Arthur Mannbar, Fritz Erpenbeck und Matthäus Klein, hatten schon in den ersten Maitagen das nur wenig beschädigte Gebäude des Reichsrundfunks an der Masurenallee im Bezirk Charlottenburg bezogen. Mit sowjetischer Hilfe richteten sie die Aufnahmestudios wieder her. Die Sendungen wurden aufgezeichnet und die Bänder mit dem Auto nach Tegel gefahren, wo ein funktionsfähiger Sender stand.230 Die Ausstrahlung eines Rundfunkprogramms entsprach den Richtlinien, die das KPD-Zentralkomitee im Moskauer Exil verabschiedet hatte. Während es den deutschen Kommunisten nicht möglich war, ihre geplante Zeitung herauszugeben, konnte der Berliner Sender seinen Betrieb sogleich aufnehmen. Die Planungen hierfür waren bereits Ende April 1945 weit gediehen. So hatte Wilhelm Pieck mit Georgi Dimitroff vereinbart, in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Sender in Königs Wusterhausen eine Redaktion einzurichten, deren Leitung Anton Ackermann übernehmen sollte.231 Hierzu kam es jedoch nicht. Statt dessen beauftragte Walter Ulbricht Anfang Mai 1945 Hans Mahle, ein Mitglied seiner „Initiativgruppe", kurzfristig mit dem Aufbau des Rundfunks. 232 Einer der Mitstreiter Mahles, Arthur Mannbar, vertrat in diesem Zusammenhang die Ansicht, man habe sich zur Aufnahme von Rundfunksendungen entschieden, weil an eine Herausgabe von Zeitungen vorerst nicht zu denken war.233 Nach Angaben Wolfgang Leonhards hatten die Gründer des „Berliner Rundfunks" ihre Sendungen ohne Genehmigung des sowjetischen Stadtkommandanten von Berlin begonnen. General Bersarin soll die Erlaubnis zum Betrieb des

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Manuskript von Jakob Kaiser: Betr.: Tageszeitung zur Fortsetzung einer freiheitlichen und fortschrittlichen Politik der legitimen Führung der Christlich-Demokratischen Union für Berlin und die Sowjetzone, BÄK, NL Jakob Kaiser, Nr. 446. Mannbar, Hier spricht Berlin, S. 16. Klein, Hier spricht Berlin! Seite 60; Mahle, Die erste Sendung, S. 1; ders., Zwei Jahre demokratischer Rundfunk, TR, 13.5.1947; Mannbar, Hier spricht Berlin, S. 16; ders., Im Rundfunk erklang Beethovens Neunte. Zur Entstehungsgeschichte des Berliner Rundfunks siehe auch: Kutsch, Rundfunk und Politik im Nachkriegs-Berlin, S. 119. Besprechung Wilhelm Piecks mit Georgi Dimitroff, 29.4. 1945, „Gruppe Ulbricht" in Berlin April bis Juni 1945, S. 284f. Mahle, Aus unveröffentlichten Erinnerungen (1988), „Gruppe Ulbricht" in Berlin April bis Juni 1945, S. 725. Mannbar, Im Rundfunk erklang Beethovens Neunte.

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„Berliner Rundfunks" nachträglich erteilt haben.234 Bis Ende September 1945 war sie die einzige rechtliche Grundlage für den Sendebetrieb. Zwei Tage nach der ersten Rundfunksendung erschienen im sowjetischen Besatzungsgebiet Deutschlands die ersten Zeitungen. Während sie im Auftrag der Politverwaltungen der Roten Armee herausgegeben wurden und in ihren Redaktionen an verantwortlicher Stelle sowjetische Offiziere saßen, blieb der „Berliner Rundfunk" zunächst unbeaufsichtigt. Erst Anfang Juni 1945 entsandte die sowjetische Besatzungsmacht Verbindungs- beziehungsweise Kontrolloffiziere in das Funkhaus an der Masurenallee. In der DDR führt man diesen Tatbestand auf das „große Vertrauen" zurück, das „die Sowjetunion im Gegensatz zu den Westmächten in die antifaschistisch-demokratischen Kräfte des deutschen Volkes setzte". 235 Dies ist insofern zutreffend, als an verantwortlicher Stelle des Senders Mitglieder der Exil-KPD und des „Nationalkomitees ,Freies Deutschland'" standen, die das Vertrauen der Besatzungsmacht genossen. Aber dennoch war es ungewöhnlich, ein so wichtiges Massenmedium, das weit mehr Menschen als die Presse erreichte, über zwei Wochen unbeaufsichtigt zu lassen. Auf sowjetischer Seite gewährte man den Deutschen vermutlich diese Freiheit nur deshalb, weil über das weitere Schicksal des Senders noch nicht entschieden war. In Anbetracht der bevorstehenden Übergabe des Berliner Bezirks Charlottenburg an die britische Besatzungsmacht ging die SMAD offenbar davon aus, daß der „Berliner Rundfunk" künftig mit den Westalliierten gemeinsam betrieben werde 236 Vorsichtshalber hatte man deshalb schon mit der Demontage von Studioeinrichtungen und Sendeanlagen begonnen und nur ein Minimum an technischer Ausstattung zur Aufrechterhaltung des Sendebetriebes im Funkhaus belassen.237 Eine gemeinsame Kontrolle des „Berliner Rundfunks" kam aber nicht zustande 238 Sowohl die amerikanische als auch die britische Besatzungsmacht bauten in ihren Sektoren Berlins eigene Rundfunksender auf. Die Amerikaner hatten im November 1945 zunächst den „Drahtfunk im amerikanischen Sektor" (DIAS) eingerichtet, der nur über einen Teil des Telefonnetzes empfangen werden konnte. Ab 5. September 1946 nahm der „Rundfunk im amerikanischen Sektor" (RIAS) seinen Sendebetrieb auf. Die britische Besatzungsmacht richtete im August 1946 eine Zweigstelle des „Nordwestdeutschen Rundfunks" (NWDR) ein. Der „Berliner Rundfunk" blieb, obwohl im britischen Sektor der Stadt gelegen, unter sowjetischer Kontrolle.239 Für alle Fälle war jedoch am 20. Mai 1946 der SMAD-Befehl Nr. 113 zur Errichtung eines Rundfunkstudios im Ostteil der Stadt erlassen worden. Es wurde in einem früheren Bankgebäude an der Regattastraße im Stadtteil Grünau eingerichtet und war bereits Ende 1946 sendebereit. Vom 1. Mai 1947 an produzierte man dort politische Programme für die Landessender in der SBZ. 240 Die Leitung der Redaktion dieses Dienstes übernahm bis August 1948 Oskar Hoffmann, der sich zuvor mit dem Aufbau der Kaderabteilung bei der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung befaßt hatte. Die Aufsicht über-

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Leonhard, Die Revolution, S. 330. Einer DDR-Publikation zufolge wurde die Erlaubnis zur Aufnahme von Rundfunksendungen von General Bersarin allerdings schon am 10. Mai 1945 erteilt: Autorenkollektiv der Studiotechnik, Der Neubeginn der Rundfunktechnik 1945, S.41. Vgl. auch: Keiderling/ Stulz, Berlin 1945-1968, S. 58.

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Schulz, Unser Rundfunk ist 30, S. 36f. Schmidt, Intendant des demokratischen Rundfunks, S. 5f.; Information Control Summary (ICIS) No. 2, Bericht von General Robert A. McClure, 19.7.1945, IfZ-Archiv, OMGUS, Polad/733/18. Walther, Der Rundfunk in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, S. 11. Hurwitz, Eintracht, S. 84-91; Kutsch, Rundfunk und Politik im Nachkriegs-Berlin, S. 120. Hurwitz, Eintracht, S. 85; Lektorat Rundfunkgeschichte, Chronik des Deutschen Demokratischen Rundfunks 1947-1949, 1972, S. 52.

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nahm Hauptmann (später: Major) Leo Wail aus dem Stab der SMAD-Rundfunkkontrolleure. 241 Einen eigenen Sendebetrieb nahm das Studio erst im Juni 1952 auf. Kurz zuvor, am 6. Juni 1952, hatten britisches Militär und deutsche Polizei das Funkhaus in der Masurenallee umstellen lassen und den weiteren Zugang zum Gebäude verwehrt. Der Sendebetrieb wurde daraufhin endgültig in den sowjetischen Sektor verlegt. 242

Die Überwachung des Rundfunks durch die SMAD Als im Herbst 1945 in der SMAD mit dem Aufbau einer Propagandaverwaltung begonnen wurde, erhielt diese auch eine Rundfunkabteilung. Als Leiter wurde Major Wladimir Mulin eingesetzt, der bis 1949 auf diesem Posten blieb. Anschließend arbeitete er in der Sowjetunion für die Nachrichtenagentur „Nowosti". Mulin, der die SMAD auch im Rundfunkkomitee des Alliierten Kontrollrats vertrat, war enger Mitarbeiter von Oberst Tulpanow, dessen „lenkende Hand" in der Arbeit der Rundfunkabteilung „immer wieder [...] zu spüren" war. 243 Die SMAD-Rundfunkabteilung befand sich am Sitz der Propagandaverwaltung in der Ehrenfelsstraße in Berlin-Karlshorst beziehungsweise ab 1947 in der Normannenstraße im Stadtbezirk Lichtenberg. 244 Sie hatte insgesamt 20 Kontrolloffiziere in das Funkhaus an der Masurenallee entsandt. 245 Ihre Aufgabe bestand darin, den laufenden Sendebetrieb vor Ort zu überwachen und die letzte Entscheidung über die Freigabe von Sendemanuskripten zu treffen. In der DDR wird die Zusammenarbeit der deutschen Redaktionsabteilungen mit den sowjetischen Kontrolloffizieren überschwenglich gelobt: „Eine wertvolle Hilfe [...] bei der Erfüllung unserer politischen und kulturellen Aufgaben leisteten die Anfang Juni 1945 beim Rundfunk eingesetzten sowjetischen Polit- und Kulturoffiziere". 246 Aber auch in westlichen Darstellungen, die sich zum Teil auf Befragungen ehemaliger Mitarbeiter des „Berliner Rundfunks" stützen, kommt man nicht umhin, den Kontrolleuren gute Zeugnisse auszustellen: „Die Sowjets hatten das Prinzip, ausgesprochen intelligente, mit starkem Einfühlungsvermögen begabte Offiziere zu delegieren". 247 Von den Zensoren im Funkhaus fiel Major Wsewlod Rosanow eine herausragende Rolle zu. Rosanow, von Beruf Literaturwissenschaftler, befaßte sich seit 1945 mit Zensuraufgaben beim Rundfunk. 1946 wurde er in die So-

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Zum Aufbau der Rundfunkstudios siehe: Oskar Hoffmann, Erinnerungen an meine politische Arbeit auf dem Gebiet der Kultur nach Juli/ August 1945, SAPMO/ZPA, EA 1797/1, Oskar Hoffmann, S. 8f. Lektorat Rundfunkgeschichte, Chronik des Deutschen Demokratischen Rundfunks 1947-1949, S. 52. Siehe auch: Funkhaus Masurenallee - Radio Berlin, Der Abend, 11.12.1946; Propaganda aus Grünau, Der Abend, 20.2.1948. Hoffmann ebd. Siehe auch ders., Politische Erinnerungen und Erlebnisse, ebd., S. 15. Siehe auch: Klaus Wilczynski, Aus dem Leben des Genossen Oskar Hoffmann, SAPMO/ZPA, EA 2047, S. 1-2. TR, 4.6.1952; Der Kurier, 4.6.1952. Schmidt, Intendant des demokratischen Rundfunks, S. 8, S. 10, Tulpanow, Ich erinnere mich an Seydewitz, S. 77 Seydewitz, Es hat sich gelohnt zu leben, Bd. 2, S. 77. Diese Zahl nennt Heinz Schmidt für die Zeit seiner Intendanz, in der rund 2000 deutsche Beschäftigte beim Rundfunk arbeiteten: Schmidt, Intendant des demokratischen Rundfunks in Westberlin 1947 bis 1949, S. 9. Seydewitz, Es hat sich gelohnt zu leben, Bd. 2, S. 77. Waither, Der Rundfunk in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, S. 19; Richert, Agitation und Propaganda, S. U l f .

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wjetunion zur Schulung geschickt, kehrte aber wieder nach Deutschland zurück, wo er zum leitenden Zensuroffizier beim Berliner Rundfunk aufstieg. Anfang März 1949 löste er Oberstleutnant Alexander Dymschitz als Leiter der Kulturabteilung der Verwaltung für Information ab. In November 1949 soll er schließlich in die Sowjetische Kontrollkommission (SKK) übernommen worden sein, in der er die Presseabteilung leitete. Nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst trat er unter anderem als Übersetzer von deutschen Kinderbüchern ins Russische hervor.248 Das Zensurverfahren im „Berliner Rundfunk" war umständlich: Sendefertige Manuskripte wurden vom deutschen Abteilungsleiter abgezeichnet, der damit auch die Verantwortung für den Inhalt übernahm. Anschließend erfolgte die Prüfung der Texte durch die Intendanz. Die endgültige Freigabe entschied der sowjetische Kontrolloffizier. Dieser soll außerdem jeweils einen Durchschlag einbehalten und zum Zwecke der Nachzensur an die Rundfunkabteilung der Propagandaverwaltung geschickt haben. 249 Die sowjetischen Kontrolleure beim „Berliner Rundfunk" konnten jederzeit in die aktuelle Programmgestaltung eingreifen. Ihre ständige Anwesenheit verunsicherte die deutschen Beschäftigten offenbar so sehr, daß sie die Offiziere bereits an der Erarbeitung der Sendemanuskripte beteiligten 250 Über diese Form der Zusammenarbeit berichtet Wladimir Mulin in seinen Erinnerungen, daß die deutschen Redakteure „uns unsere Aufgabe sehr erleichterten". 251 In den Landesrundfunkanstalten der SBZ, die einer wesentlich schärferen Kontrolle durch die SMA-Behörden unterlagen, herrschte zwischen sowjetischen Zensoren und deutschen Redakteuren ein besonders gespanntes Verhältnis. Dies ist unter anderem einem Bericht der amerikanischen Militärregierung zu entnehmen, der Ende August 1947 angefertigt wurde und sich mit der Situation beim „Mitteldeutschen Rundfunk" in Leipzig befaßt. 252 Darin wird unter anderem festgestellt, daß sowjetische Offiziere „in complete charge of Radio Leipzig" seien. "They are responsible for all administrative, technical, and broadcasting members, and they have the final say on all important problems." Der Intendant, Rudolf Pfützner (SED), sei nichts weiter als eine „puppet of the Russians". Er habe weder das Wissen noch die Fähigkeit, seiner Aufgabe gerecht zu werden. Vorschläge seiner Mitarbeiter würde er entweder ignorieren oder sie an die sowjetischen Offiziere zur Entscheidung weiterreichen. Der Leiter des Zensorenstabes im „Mitteldeutschen Rundfunks", ein sowjetischer Hauptmann, soll kaum Deutsch gesprochen haben. Einige der ihm unterstellten Offiziere galten als engstirnig, uneinsichtig und völlig humorlos. Wie auch am Berliner Sender beteiligten sie sich selbst an der Produktion von Rundfunksendungen vor allem dann, wenn diese sich mit dem Thema Sowjetunion befaßten. Das in Leipzig praktizierte Zensurverfahren ähnelte dem des „Berliner Rundfunks": Die Sendemanuskripte von Mit-

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Seydewitz, Es hat sich gelohnt zu leben, Bd. 2, S. 79-81; Tulpanow, Deutschland, S. 123. Zu Rosanow: Der Abend, 5.3.1949; Gass: Wir schalten uns ein, S. 22. Siehe auch: Oschilewski, Zeitungen in Berlin, S. 233; de Mendelssohn, Zeitungsstadt, S. 510. Die Rundfunkpropaganda in der Sowjetzone, S. 9. So hatte Major Rosanow den Intendanten Seydewitz gebeten, eine Programmänderung zu veranlassen, damit ein im Haus der Kultur der Sowjetunion aufgezeichnetes Konzert gesendet werden könne: Protestschreiben des Leiters der Hauptabteilung Musik beim Berliner Rundfunk vom 2.3.1947, LAZ, Nr. 8420. Zur Beteiligung der Kontrolloffiziere an der Erarbeitung von Sendemanuskripten: Richert, Agitation und Propaganda, S. U l f . Mulin, Wir gaben alles, was wir konnten, S. 6. Ol Virginia Report 76, 25.8.1947, Headquarters 7707 European Command Intelligence Center, BÄK, OMGUS, AGTS/14/4, S. 1-9. Vgl. auch: Richert, Agitation und Propaganda, S. 113f.

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arbeitern, die nicht der SED angehörten, unterlagen der Vorzensur durch die deutschen Abteilungsleiter. Diese legten anschließend die Texte dem sowjetischen Zensor vor. Jedes sendefertige Manuskript mußte auf einem Beiblatt abgezeichnet werden. Ohne Unterschrift des Zensors konnte es nicht gesendet werden. Die Sendungen wurden vom zuständigen Kontrolloffizier mitgehört. Sobald dieser eine Abweichung vom Manuskript feststellte, unterbrach er angeblich das Programm. Wie man in der amerikanischen Militärregierung weiter zu berichten wußte, kam es bei aktuellen Manuskripten häufig vor, daß sie vom Redakteur und vom sowjetischen Zensor in aller Eile abgezeichnet werden mußten. Dabei interessierte den Zensor weniger der Inhalt als vielmehr die Quelle der Nachricht. Handelte es sich dabei um das SNB, den ADN, den „Berliner Rundfunk", TASS oder eine sowjetisch lizenzierte Zeitung, konnte das Manuskript problemlos gesendet werden. Westliche Agenturnachrichten wurden in der Regel zurückgehalten. Es kam jedoch häufig vor, daß eine solche Meldung am folgenden Tag dennoch über den Sender ging, weil sie inzwischen durch das SNB Verbreitung gefunden hatte. Dies hatte zur Folge, daß sich der „Mitteldeutsche Rundfunk" in seiner Berichterstattung häufig um 24 Stunden verspätete. Nach amerikanischer Beobachtung war es nicht möglich, genau festzustellen, an welchen Maßstäben sich die sowjetische Zensur orientierte, weil die Richtlinien aus Berlin häufig variierten. Die Arbeit der sowjetischen Zensoren war entsprechend von Verunsicherung gekennzeichnet. Aus Furcht vor Sanktionen ihrer Vorgesetzten soll es oft vorgekommen sein, daß ein bereits genehmigtes Manuskript noch in letzter Minute wegen eines mehrdeutigen Wortes zurückgezogen wurde. Als Beispiel wird eine Sendung des Osterprogramms von 1947 genannt. Dort soll von „vielen Ostereiern" die Rede gewesen sein. Das Wort „viele" habe durch „schöne" ersetzt werden müssen, weil zu Ostern die deutsche Bevölkerung im Sendegebiet keine Eier hatte kaufen können. Der Bericht läßt deutliche Parallelen zur Situation der Presse in der Zeit der Vorzensur erkennen: Ständig wechselnde Richtlinien der Vorgesetzten führten bei den Zensoren offenbar zu derselben Verunsicherung, wie sie bei den Hauszensoren der deutschen Lizenzpresse in den Jahren 1945 und 1946 zu beobachten war. Die sowjetische Besatzungsmacht hatte zwar beim Rundfunk ein perfektes Kontrollverfahren entwickelt, jedoch war allein damit keineswegs die Gewähr dafür geboten, daß das Rundfunkprogramm in jeder Hinsicht den Zielen sowjetischer Propagandapolitik entsprach. Für den Empfang von Sendungen hatte die SMAD vorerst überhaupt keine Bestimmungen erlassen. Ohnehin war die Zahl der Besitzer von Rundfunkempfängern nach Kriegsende erheblich gesunken. Die sowjetische Besatzungsmacht hielt es erst im September 1945 für angebracht, der deutschen Bevölkerung eine offizielle Genehmigung zum privaten Empfang von Rundfunksendungen zu erteilen. Gegen Ende des Monats wurde eine entsprechende Regelung durch den SMAD-Befehl Nr. 78 getroffen. Nach dem Urteil Sergej Tulpanows maß die SMAD „der Verbreitung wahrheitsgetreuer Informationen über alle Kanäle der mündlichen und schriftlichen Propaganda und besonders über die Rundfunkstation, die sich unter der Kontrolle der SMAD befand [...], erstrangige Bedeutung bei." Nicht ohne Stolz fügte er hinzu, es sei daher kein Zufall gewesen, „daß bereits am 27. September 1945 im Namen des Oberkommandierenden der SMAD der Befehl Nr. 78 über die Organisation und Ordnung von Rundfunksendungen ausgegeben wurde". 253 Diese Anordnung war in Abweichung von den meisten SMAD-Befehlen von Generaloberst Iwan A. Serow unterzeichnet, der als Stellvertreter des Obersten SMAD-Chefs für innere

253 Tulpanow, Erinnerungen, S. 118.

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Angelegenheiten das Post- und Fernmeldewesen in der SBZ beaufsichtigte. 254 Darin wurde der deutschen Bevölkerung unter Einhaltung einer Reihe von Auflagen der Besitz von Rundfunkgeräten wieder gestattet. In Zukunft war es mit Ausnahme ehemaliger NSDAP-Mitglieder jedermann erlaubt, „Empfänger 3. Klasse" zu sein, das heißt Geräte mit einer bis drei Röhren für den örtlichen Empfang zu besitzen und zu betreiben. Geräte mit vier und mehr Röhren blieben Personen vorbehalten, „die nachweislich leitende Stellungen in den deutschen Selbstverwaltungsorganen der Provinzen, Bezirke und Städte" innehatten. Unter diese Kategorie fielen auch leitende Parteifunktionäre und Künstler. Größere Rundfunkempfänger durften außerdem für den Gemeinschaftsempfang in Betrieben, Theatern und Clubs aufgestellt werden.255 Bis zum 1. Januar 1946 sollten überdies von Berlin aus Drahtfunkverbindungen in alle „Provinzhauptorte" verlegt werden. Diese Maßnahme diente der Einrichtung von Drahtfunkanlagen, um so den Ländern und Provinzen, die noch über keinen Landessender verfügten, den Empfang lokaler Rundfunksendungen zu ermöglichen. Nach Erlaß des Befehls Nr. 78 wurde in den Städten der SBZ auch damit begonnen, Großlautsprecher aufzustellen, über die Rundfunkprogramme verbreitet werden konnten. 256 Mit dem Befehl Nr. 78 unternahm die SMAD den zweifelhaften Versuch, den Kreis derjenigen, die Rundfunksendungen aus anderen Zonen oder dem westlichen Ausland empfangen konnten, klein zu halten. Besitzern größerer Rundfunkempfänger wurde sogar geraten, sich ihre Geräte umbauen zu lassen.257 Ende April 1946 hob die SMAD Beschränkungen des Rundfunkempfanges auf bestimmte Hörerkreise wieder auf. Wenig später wurden auch Versuche aufgegeben, eine Kontrolle von Rundfunkempfängern durchzusetzen. 258 Eine Überwachung des technischen Standards von Rundfunkgeräten erwies sich als undurchführbar. Mit einigem technischem Können ließen sich problemlos auch leistungsfähigere Rundfunkempfänger bauen. Außerdem bezeugten die zahlreichen Aufrufe zur Anmeldung der Rundfunkgeräte davon, daß nicht einmal bekannt war, wieviele Empfänger zum damaligen Zeitpunkt in Betrieb gehalten wurden. Die Zahl der Rundfunkhörer läßt sich für die ersten Nachkriegsmonate daher kaum schätzen. Bis Oktober 1945 hatten etwas über eine Million Rundfunkteilnehmer ihr Gerät angemeldet: Ende 1945 stieg die Zahl auf 1307000, 1947 lag sie bei 2320000. 259 Auch das Netz der Sendeanstal-

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Befehl Nr. 78 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland über die rechtzeitige und regelmäßige Versorgung der deutschen Bevölkerung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands mit politischer Information, 27.9.1945, BzGR, 8 (1974), Nr. 4, S. 71f.

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Was man vom Rundfunkempfang wissen muß.VOBl PS, 2 (1946), Nr. 13/14/15/16,27.4.1946, S. 139. Zur Einteilung in Empfängergruppen: SMAD-Befehl Nr. 78, Gesamtdeutsches Institut, Berlin, Archiv. Betr.: Einrichtung von Rundfunk und Drahtfunk, VOB1 PS, 1 (1945), Nr. 3, 3.11.1945, S. 15. Zur Aufstellung von Großlautsprechern vgl. auch: Mosgraber, Zur Entstehung und zur Wirkungsweise des Landessenders Potsdam, S. 392. Was man vom Rundfunkempfang wissen muß, S. 139. SMAD-Befehl Nr. 132, 29.4.1946, BzGR, 8 (1974), Nr. 4, S. 73. Siehe auch: VOB1, PS 2 (1946), Nr. 19, 18.5.1946, S. 181 und ein am 17.6.1946 durch die SMA Sachsen-Anhalt erlassenes Verbot der Verwendung von Wehrmachtsröhren beim Radiobau: Bekanntmachung der Abteilung Post- und Fernmeldewesen der Provinzialverwaltung Sachsen, VOB1 PS, 2 (1946) Nr. 28, 6.7.1946, S. 287. Es wurde am 21. Oktober 1946 wieder aufgehoben: Bekanntmachung durch den Präsidenten des Post- und Fernmeldewesens der Landesverwaltung Sachsen-Anhalt, Ernst Thape, 21.10.1946, VOB1 PS, 2 (1946) Nr. 42, S. 460.

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Raue, Geschichte, S. 81. Raue stützt seine Zahlenangabe auf Unterlagen des Archivs beim Staatlichen Rundfunkkomitee der DDR. Siehe auch: Schulz, Unser Rundfunk ist 30, S. 36.

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ten wurde beträchtlich erweitert. Schon am 15. September 1945 ordnete die SM AD die Inbetriebnahme des „Mitteldeutschen Rundfunks" in Leipzig an.260 Durch Erlaß des Befehls Nr. 78 wurden am 27. September 1945 weitere Rundfunkanstalten für die Länder und Provinzen der SBZ angekündigt. So erhielt der „Berliner Rundfunk" am 25. Dezember 1945 eine zweite Frequenz zugeteilt, über die er sich als „Reichssender" meldete. Neben dem Sender Leipzig, der als Pendant zum „Berliner Rundfunk" gedacht war, nahmen bis Ende 1946 insgesamt vier Landesrundfunkanstalten ihren Sendebetrieb auf. Es handelte sich dabei um Sender in Dresden (7. Dezember 1945), Schwerin (24. Dezember 1945), Weimar (1. Januar 1946) und Potsdam (Mai 1946). Ihnen folgten am 24. Dezember 1946 der Sender Halle sowie einige Regionalstudios, wie zum Beispiel in Magdeburg. 261 Alle Rundfunkanstalten unterstanden formell den Volksbildungsabteilungen der Länder- beziehungsweise Provinzialverwaltungen, wurden jedoch von sowjetischen Kontrolloffizieren überwacht. Rolle und Funktion deutscher Lenkungsinstanzen Am 21. Dezember 1945 teilte Oberst Tulpanow dem Präsidenten der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung (DZVV), Paul Wandel (KPD), mit, daß künftig das gesamte Rundfunkwesen in der SBZ der DZVV unterstehe. 262 Als im März 1946 das erste Statut der Deutschen Volksbildungsverwaltung vorlag, war darin der Abteilung „Kulturelle Aufklärung" die „administrative, personelle, finanzielle, politische und künstlerische Leitung aller Sender der sowjetischen Besatzungszone und Ernennung ihrer Intendanten" zugewiesen worden.263 Die Einrichtung eines Rundfunkreferates („Abteilung Massenpropaganda") zog sich bis Anfang Juni 1946 hin.264 Einige Monate später, am 15. August 1946, wurde diese Abteilung zur Generalintendanz, der Aufsichtsbehörde aller Sender der SBZ, aufgewertet. Zunächst mußte sie sich jedoch noch auf „administrative und koordinierende Hilfsfunktionen" für die SMAD-Propagandaverwaltung beschränken. 265 Erster Generalintendant der SBZ-Rundfunksender wurde im August 1946 Hans Mahle (KPD/SED), ehemaliges Mitglied der „Gruppe Ulbricht" und seit Juni 1945 Intendant des „Berliner Rundfunks". 266 Seine Nachfolge im Berliner Sender trat Max Seydewitz an. Der ge-

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Anordnung, Aus dem Stab der SMV, 15.9.1945, Befehle, Sammelheft I, S. 37; Mosgraber, Zur Entstehung und zur Wirkungsweise des Landessenders Potsdam, S. 392-398. Ebd., S. 393. Zur Aufnahme des Sendebetriebes in Weimar siehe: Schreiben des SMA-Chefs von Thüringen Generalmajor Kolesnitschenko an den Präsidenten der Landesverwaltung, Dr. Rudolf Paul, vom 26.12.1945, worin die Landesverwaltung „in Erfüllung des Befehl des Hauptchefs der SMA" angewiesen wird, einen Landessender Weimar aufzubauen. Auszugsweise in: Raue, Geschichte, S. 79f. Zu Magdeburg: Hühne, Wie wir 1946 in Magdeburg Rundfunk machten, S. 47-54. Zu Weimar: Hoffmann, Sender Weimar meldete sich aus dem zerbombten Hitler-Nest, S. 86f. Auszüge in: Raue, Im Dienste, S. 68f. Hinweise auch in: Mosgraber, Zur Entstehung und zur Wirkungsweise des Landessenders Potsdam, S. 393; Raue, Geschichte, S. 250, Koszyk, Pressepolitik, S. 338f.; Pike, The Politics of Culture, S. 98. Entwurf des Statuts der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, o. D., Geschichte des Staates und des Rechts der DDR, S. 213. Richert, Agitation und Propaganda, S. 111; Walther, Der Rundfunk in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands, S. 13. Schmidt, Intendant des demokratischen Rundfunks, S. 10. Vgl. hierzu auch: Richert, Agitation und Propaganda, S. 111.

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lernte Buchdrucker war 1945 aus dem schwedischen Exil nach Deutschland zurückgekehrt, wo er sich der KPD anschloß. „Konsequent und unermüdlich", lobte Tulpanow, habe er „die Linie des ZK der SED" durchgeführt. 267 Nach Seydewitz' Wahl zum Ministerpräsidenten des Landes Sachsen im Juni 1947 übernahm einen Monat später Heinz Schmidt (SED), bisher Chefredakteur des Senders, den Posten des Intendanten. Schmidt, 1946 aus britischem Exil nach Deutschland zurückkehrt, blieb bis 1949 im Amt. 268 Daneben hatten auch eine Reihe anderer Mitarbeiter des „Berliner Rundfunks" die Zeit des Nationalsozialismus im Ausland überlebt, unter ihnen KarlEduard von Schnitzler. 269 Dennoch litt der „Berliner Rundfunk" unter Personalmangel. Fachlich qualifizierte Journalisten waren oft politisch disqualifiziert. Die personellen Lücken füllten Nachwuchskräfte. Zu ihnen zählte unter anderen Markus (Mischa) Wolf, der seit 1943 als Sprecher beim „Deutschen Volkssender" in Moskau gearbeitet hatte und 1952 seine Karriere beim DDR-Staatssicherheitsdienst fortsetzte. 270 Obwohl der Rundfunk in der SBZ für sich eine Sonderstellung beanspruchen konnte, übte die SMAD dort noch bis Ende 1948/Anfang 1949 die Vorzensur aus, fast zwei Jahre länger als dies bei der Tagespresse der Fall war. Die Befugnis zur Freigabe von Sendemanuskripten war von Tulpanow nur schrittweise der deutschen Intendanz übergeben worden. 271 1948 sollen Sendemanuskripte, die sich nicht mit dem Thema Sowjetunion befaßten, von der Überprüfung durch die Rundfunkkontrolloffiziere ausgenommen und „Hauszensoren" der SED übertragen worden sein.272 Heinz Schmidt, ehemaliger Intendant des „Berliner Rundfunks", behauptete, die Überprüfung der Sendemanuskripte bürgerlicher Politiker sei ihm „schon bald" von Tulpanow übertragen worden. 273 Am Ende jedoch hielt die SMAD durch ihre Informationsverwaltung auch über den Rundfunk die Kontrolle zumindest bis zur Gründung der DDR aufrecht. 274 Demgegenüber hatte die KPD und seit 1946 die SED hauptsächlich durch geschickte Personalpolitik und administrative Anordnungen ihre Position in den Rundfunkhäusern ausbauen können, was natürlich im Einvernehmen mit der sowjetischen Besatzungsmacht geschah. Von Seiten der anderen Parteien sind dagegen kaum Versuche zur Beteiligung an der Kontrolle des Rundfunks unternommen worden.275 Am 10. Oktober 1949 übertrug die SMAD der DDR-Regierung die Kontrolle über das Rundfunkwesen. Der rechtliche Status des Rundfunks blieb bis zur Gründung des Staatlichen Komitees für Rundfunk beim Ministerrat der DDR am 1. September 1952 ungeklärt 276

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Mahle, Die erste Sendung, S. 1; Max Seydewitz, Es hat sich gelohnt zu leben, Bd. 2, S., S. 74—93; Schmidt, Intendant des demokratischen Rundfunks, S. 3-20; Richert, Agitation und Propaganda, 112f. Schmidt war seit August 1946 Chefredakteur beim Berliner Rundfunk: ebd., S. 5. Tulpanow, Ich erinnere mich an Seydewitz, S. 77. Schmidt, Intendant des demokratischen Rundfunks, S. 5. Richert, Agitation und Propaganda, S. 112f. Wolf, Das antifaschistische Deutschland hatte Stimme und Heimat, S. 5-18; Klein, Hier spricht Berlin! S. 61. Schmidt, Intendant des demokratischen Rundfunks, S. 10. Siehe auch: Lektorat Rundfunkgeschichte, Chronik des Deutschen Demokratischen Rundfunks 1947-1949, S. 74; Richert, Agitation und Propaganda, S. 112. Richert, Agitation und Propaganda, S. 112. Zur Einschränkung der Zensur im Jahre 1948: Schulz, Unser Rundfunk ist 30, S. 35-39. Schmidt, Intendant des demokratischen Rundfunks, S. 13. Lektorat Rundfunkgeschichte, Chronik des Deutschen Demokratischen Rundfunks 1947-1949, S. 74. Richert, Agitation und Propaganda, S. 110-116.

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5. 7 Die Deutsche Verwaltung für Volksbildung (DVV) Die Sowjetische Militäradministration sorgte mit Erfolg dafür, daß Presse und politische Literatur in der SBZ bis über das Gründungsdatum der DDR hinaus ausschließlich unter ihrer Kontrolle standen. In der DDR-Geschichtsforschung war dieser Tatbestand zwar nicht verschwiegen, aber in verzerrter Form dargestellt worden. Sie versuchte den Eindruck zu vermitteln, als habe auch in der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung (DZVV) eine Institution zur Beaufsichtigung von Presse und Verlagen bestanden.277 Die DZVV (später Deutsche Verwaltung für Volksbildung - DVV) war nach Erlaß des SMAD-Befehls Nr. 17 vom 27. Juli 1945 im Laufe des August 1945 eingerichtet worden. 278 Nach den Bestimmungen dieses Befehls hatte sie sich mit der „Leitung der Schulen, der Kinderheime und -gärten, der Lehranstalten, der Kunst-, der wissenschaftlichen und kulturbildenden Institutionen" zu befassen. Presse, Rundfunk und das Verlagswesens gehörten zunächst nicht in ihren Zuständigkeitsbereich. Der Aufbau der Verwaltung war „mit der Abteilung Volksbildung der SMAD abgestimmt". 279 Eine direkte Zuordnung der DZVV zur SMAD-Volksbildungsverwaltung kann indes als nicht gesichert gelten. Auch die Verwaltung für Information unter Oberst Tulpanow übte auf die DZVV direkten Einfluß aus. Wahrscheinlich kontrollierten beide Institutionen gemeinsam deren Tätigkeit.280 Wie alle deutschen Zentralverwaltungen in der SBZ war auch die DZVV an die Weisungen der sowjetischen Militärverwaltung gebunden. Die Leitung der Volksbildungsverwaltung hatte Paul Wandel, zuvor Chefredakteur des Zentralorgans der KPD, „Deutsche Volkszeitung", übernommen. Erster Stellvertreter wurde der Sozialdemokrat Erwin Marquardt. Das Amt eines der beiden weiteren Stellvertreter übernahm der Schriftsteller Johannes R. Becher (KPD) und im März 1946 Erich Weinert, ehemaliger Präsident des „Nationalkomitees .Freies Deutschland'" (NKFD).281 Die KPD hatte im Volksbildungsressort von vornherein alle leitenden Positionen einschließlich der des Präsidenten mit Mitgliedern ihrer Partei oder Personen ihres Vertrauens besetzt.

276

Lektorat Rundfunkgeschichte, Chronik des Deutschen Demokratischen Rundfunks 1947-1949, S. 74. Zur Gründung des Staatlichen Komitees für Rundfunk beim Ministerrat der DDR am 1.9.1952: BzGR, 8 (1974), Nr. 4, S. 68; Schmidt, Intendant des demokratischen Rundfunks, S. 10.

277 278

Raue, Geschichte, S. 38. SMAD-Befehl Nr. 17,27.7.1945, Geschichte des Staates und des Rechts (Auszug), S. 69f.; Um ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 100-102. Zum Aufbau der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung siehe auch: Aufzeichnung Gustav Klingelhöfers, LA Berlin, NL. Klingelhöfer, Rep. 200, Acc. 2435, Nr. 23 u. Nr. 24; Wandel, Ein Jahr kultureller Wiederaufbau, TR, 11.5.1946. Die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates, S. 202. Siehe auch: Welsh, Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung (DVV), SBZ-Handbuch, S. 229. Siehe hierzu die redaktionelle Anmerkung zu: Statut der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (o. D.), Entwurf, Geschichte des Staates und des Rechts, S. 211. Zur administrativen Gliederung der DZVV in ihrer ursprünglichen Form: LA Berlin, Rep 200, NL Gustav Klingelhöfer, Acc. 2435, Nr. 23. Zur Leitung der DZVV: Die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates, S. 201. Den Angaben Klingelhöfers zufolge war der zweite Stellvertreter Prof. Dr. MenkeGlückert, LA Berlin, NL. Klingelhöfer, ebd. Zum Amts Wechsel Becher - Weinert siehe: Die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates S. 201, Anmerkung 38. Wandel, Ein Jahr kultureller Wiederaufbau, TR, 11.5.1946.

279 280

281

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Presse

Im September 1945 wurden die Kompetenzen der DVV erweitert.282 Ein Plan zum organisatorischen Aufbau der deutschen Volksbildungsverwaltung sah unter anderem die Einrichtung eines „Hauptamtes" für allgemeine Volksbildung vor, dem ein „Amt für Verlag und Presse" unterstellt werden sollte 283 Die personelle Besetzung des Volksbildungs-"Hauptamtes" beschränkte sich vorläufig nur auf dessen Leiter, Lothar von Ballussek, und drei Referenten. Schon Anfang Oktober 1945 erfolgte eine Umstrukturierung. An die Stelle der „Hauptämter" traten Abteilungen, darunter die für „Kulturelle Aufklärung", zu deren Leiter am 5. November Wilhelm Girnus (KPD) ernannt wurde. Sie gliederte sich unter anderem in Referate für Presse und eigene Druckschriften, Rundfunk sowie Verlagswesen und Bildpropaganda, entwickelte jedoch bis November 1945 keine nennenswerten Aktivitäten. Offenbar bestanden organisatorische Schwierigkeiten, die sich beim überhasteten Aufbau aller Zentralverwaltungen in der SBZ ergaben. Vermutlich war sich die sowjetische Besatzungsmacht auch noch nicht völlig darüber im klaren, welche Kompetenzen sie auf dem Feld der Volksbildung einer deutschen Behörde übertragen wollte. Dies änderte sich am 21. Dezember 1945, als die SMAD der DZVV die Leitung des gesamten Rundfunkwesens in der SBZ übertrug und damit erstmals eine deutsche Stelle an der Medienkontrolle beteiligte. Die Überwachung der Rundfunkprogramme blieb jedoch weiterhin sowjetischen Kontrolloffizieren vorbehalten. Im Jahr 1946 wurde die Abteilung „Kulturelle Aufklärung" erneut umorganisiert. Man unterstellte ihr zusätzliche Referate, unter anderem für Presse, Rundfunk und für das Verlagswesen.284 Im März 1946 lag der Entwurf eines Statuts für die DZVV vor, der zwar von der SMAD nicht bestätigt wurde, jedoch „als interne Grundlage für die Arbeit der Deutschen Verwaltung für Volksbildung" gedient haben soll 285 Das Aufgabengebiet der Abteilung für „Kulturelle Aufklärung" wurde darin mit der Förderung und Kontrolle der „öffentlichen Maßnahmen, die sich mit der demokratischen Erziehung der Bevölkerung befassen", definiert. Die Kontrolle des Pressewesens gehörte jedoch nicht zu ihren Aufgaben, obwohl dies kurze Zeit in Erwägung gezogen worden war. 286 Dies geht aus der Passage über die Kompetenzzuweisung der DZVV auf dem Pressesektor hervor. Darin ist lediglich von einer „Förderung der Presse durch Vermittlung von Informationen", der Herausgabe eines Pressedienstes, Pressekonferenzen, der Herausgabe von Broschüren und der „Entfaltung einer kulturellen Propaganda" die Rede. Dagegen ist die Formulierung in bezug auf den Rundfunk deutlicher: „Administrative, personelle, finanzielle, politische und künstlerische Leitung aller Sender der sowjetischen Besatzungszone und Ernennung ihrer Intendanten". Die Tatsache, daß dieses Statut von der SMAD nicht bestätigt wurde, läßt den Schluß zu, daß die Militärverwaltung auch 1946 noch keine fest umrissenen Vorstellungen über die Formen einer Beteiligung deutscher Stellen an der Medienkontrolle entwickelt hatte. Die Ab282 283 284 285

286

Siehe: Errichtung von deutschen Verwaltungen in der sowjetischen Okkupationszone, Befehle des Obersten Chefs der Sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland, S. 34f. LA Berlin, NL Klingelhöfer, Rep. 200, Acc. 2435, Nr. 23, S. 9. Die Errichtung des Arbeiter- und Bauemstaates, S. 202. So die Formulierung in der redaktionellen Anmerkung zum Statut der Deutschen Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (o. D.), Entwurf, Geschichte des Staates und des Rechts der DDR. Dokumente, 1. Halbband 1945-1949, Berlin (Ost), 1984, S. 211. Auszüge des Statuts in: Geschichte des Staates und des Rechts, S. 211-214. Darüber berichtet: Pike, The Politics of Culture, S. 133.

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lehnung des Statuts der DZVV ist also wahrscheinlich nicht nur auf „mißverständliche Formulierungen" zurückzuführen, wie ein Autorenkollektiv aus der DDR festzustellen glaubte.287 Die Abteilung „Kulturelle Aufklärung" der DZVV verstand sich als Kern eines künftigen deutschen Presseamtes. 288 Im September 1949 ging aus ihr das Amt für Information der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) hervor. Die ausschließliche Kompetenz auf dem Gebiet Pressekontrolle und -lenkung blieb bis Ende Februar 1950 allein der sowjetischen Besatzungsmacht vorbehalten. Im Laufe des Jahres 1946 wurden ihre Rechte der Verwaltung für Volksbildung allmählich erweitert. Beispielsweise überwachte sie die Aussonderung von nationalsozialistischer Literatur aus den öffentlichen Bibliotheken, wie es die SMAD am 8. September 1945 durch Befehl Nr. 039 angeordnet hatte. Im Oktober 1946 erklärte die DZVV ihre alleinige Zuständigkeit in Sachen Bücherverbote. Eine erste Liste auszusondernder Literatur wurde wenig später auf Anweisung der SMAD angefertigt. Sie enthielt 13223 Buchtitel und 1502 Zeitschriften. 289 Allmählich ließ die sowjetische Besatzungsmacht auch zu, daß sich die DZVV an der Auswahl neuer, zur Veröffentlichung vorgesehener Buchtitel beteiligen konnte. Im Entwurf des Statuts der Zentralverwaltung von 1946 war bereits von der „Überprüfung von Anträgen auf Erteilung von Verlagsgenehmigungen" und von einer „Überwachung und Beratung der Buchproduktion" die Rede.290 Im selben Jahr wurde bei der Zentralverwaltung ein „Kultureller Beirat" zur Begutachtung literarischer Manuskripte eingerichtet. Er setzte sich aus 25 Vertretern von Wissenschaft, Literatur, der deutschen Verwaltungen, Parteien und anderer Organisationen zusammen. Den Vorsitz übernahm Erich Weinert, Vizepräsident der DZVV. In einem Gespräch mit Gustav Leuteritz von der „Täglichen Rundschau" erläuterte Weinert Ende Juni 1946 die Aufgaben des von ihm geleiteten Gremiums. Nach seinen Worten übte der Beirat nur beratende Funktionen aus. Weinert bat bei dieser Gelegenheit die Verlage, ihre Programme einzureichen. Es sollten in Anbetracht der Papierknappheit Parallelveröffentlichungen vermieden werden.291 Ein halbes Jahr später machte die SMAD Weinerts Empfehlung zur Pflicht. Nach Aufhebung der Vorzensur für die Tagespresse verordnete die Militärverwaltung am 24. Dezember 1946 durch Befehl Nr. 356, daß künftig alle „Personen, Organisationen und Unternehmungen [...], die Zeitungen, Zeitschriften, Bücher, Broschüren und andere Drucksachen herausgeben", Muster sämtlicher Veröffentlichungen, die seit dem 9. Mai 1945 erschienen sind, unter anderem an die SMAD-Propagandaverwaltung abzuliefern hätten. Darüber hinaus mußten die Verlage in Zukunft zu Monatsbeginn (später quartalsweise) Berichte über ihre geplante Buchproduktion einreichen 292 Mit Befehl Nr. 356 leitete die SMAD nicht nur den Übergang zum Plan287

Die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates, S. 203, Anmerkung 45. Vgl. auch: Geschichte des Staates und des Rechts, S. 211.

288 289

Koszyk, Pressepolitik, S. 338f. Befehl Nr. 039 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland über die Konfiskation nazistischer und militaristischer Literatur, 8.9.1945, U m ein antifaschistisch-demokratisches Deutschland, S. 148f.; Börsenblatt, 113 (1946), Nr. 6, S. 92; Gustav Leuteritz, Klare Scheidung der Geister ist notwendig, TR, 8.9.1945.

290 291

Geschichte des Staates und des Rechts, S. 213 Ltz [Gustav Leuteritz], Planvolle Gestaltung der Kulturarbeit, TR, 26.6.1946. Siehe auch: Zeit des Neubeginns, S. 44.

292

SMAD-Befehl Nr. 356, 24.12.1946, Gesetzblatt des Landes Sachsen-Anhalt, 1 (1947), Nr. 1, S. 4f.

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system in der Verlagsproduktion, sondern auch die allmähliche Beteiligung deutscher Stellen an der Lizenzierung von Drucksachen ein. Obwohl der „Kulturelle Beirat", wie Erich Weinert formulierte, weiterhin als „nichtamtliche" Stelle fungierte, hatte dieser sich unter seinem Vorsitz als erstes deutsches zentrales Koordinations- und Lenkungsorgan für das Verlagswesen in der SBZ etabliert. 293 Als nächster Schritt wurde auf der Grundlage des Befehls Nr. 25 vom 25. Januar 1947 ein „Rat für ideologische Fragen des Verlagswesens" (im Deutschen „Kultureller Beirat" genannt) wahrgenommen. 294 Dieser hatte sich bis dahin nur als eine vorgeschaltete „Befürwortungsstelle" verstanden, die ihre Empfehlungen zur endgültigen Entscheidung an die Militärverwaltung weiterleitete.295 Nun durfte der „Kulturelle Beirat" die Vorhaben lizenzierter Verlage „nach ihrer Dringlichkeit" begutachten und „quartalsmäßig die zur Verfügung stehenden Papiermengen [...] verteilen". 296 Eine Zensurbehörde war er aber dennoch nicht, weil die sowjetische Besatzungsmacht zu keinem Zeitpunkt bereit war, dieses Instrument politischer Kontrolle aus der Hand zu geben. 297 Alle Privilegien, welche die DVV auf dem Gebiet der Medienkontrolle genoß, blieben also von der ausschließlich sowjetischen Entscheidungsbefugnis abhängig. Laut Befehl Nr. 25 sollte sich der „Rat für ideologische Fragen" aus Vertretern „des öffentlichen Lebens, der demokratischen Parteien, der Gewerkschaften, des Kulturbundes, der Freien Deutschen Jugend, des Frauenkomitees, der Hochschulen, der öffentlichen Bibliotheken, des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, der Selbstverwaltung der Bundesländer und Provinzen sowie aus den großen Vertretern der Wissenschaft, Literatur und Kunst" zusammensetzen. 298 Diesen Forderungen entsprechend wurde bis Oktober 1947 eine erneute Reorganisation der „Kulturellen Beirats" vorgenommen. 299 Während das alle Mitglieder umfassende Plenum nur zweimal im Jahr tagte, verrichtete der wöchentlich tagende Hauptausschuß die eigentliche Arbeit.300 Ihm unterstanden sechs Kommissionen, die jeweils für Wissenschaft, Belletristik, Fachbuch, Musik, Kunst und Jugendbuch zuständig waren. Alle eingehenden Manuskripte der Verlage wurden durch eigens bestellte Lektoren begutachtet. Anschließend konnte der Beirat darüber entscheiden, ob die eingereichten Titel als „vordringlich mit Papierbefürwortung", „vordringlich ohne Papierbefürwortung" oder als „nicht vordringlich" einzustufen waren.301 Aus dem ersten Jahresbericht, den der „Kulturelle Beirat" 1948 vorlegte, ist zu entnehmen, daß dessen Hauptausschuß seit Anfang

293 294

295 296 297 298 299

300

Erich Weinert in einer Ansprache vor deutschen Verlegern am 27.2.1947, Börsenblatt, 114 (1947), Nr. 6, S. 77. Hinweise auf den Inhalt des nicht veröffentlichten Befehls Nr. 25 der SMAD sind zu finden in: Die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates, S. 216f.; Kielmayer, Der Kulturelle Beirat und das Verlagswesen, Börsenblatt, 114 (1947) Nr. 34, S. 329f.; Becker, Planmäßige Buchproduktion, Börsenblatt, 114 (1947) Nr. 8, S. 109; ders., Zur Frage einer planmäßigen Buchproduktion, Börsenblatt, 114 (1947), Nr. 22, S. 233. Becker, Planmäßige Buchproduktion, S. 109. Kielmayer, Der Kulturelle Beirat und das Verlagswesen, S. 329f., S. 335f.; Selbstverantwortliche Buchproduktion. Vizepräsident Erich Weinert über die Arbeit des Kulturellen Beirats, TR, 21.3.1947. Vgl. hierzu: Pike, The Politics of Culture, S. 94. Kielmayer, Der kulturelle Beirat, ebd. Die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates, S. 217. Siehe auch: Becker, Zur Frage einer planmäßigen Buchproduktion, S. 233; Kielmayer: Der Kulturelle Beirat und das Verlagswesen, Börsenblatt S. 329. Börsenblatt, 115 (1948), Nr. 6, S. 51.

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1947 insgesamt 3700 Buchtitel begutachtet und der SM AD gegenüber zum Druck empfohlen hatte. 302 Bis zur Übergabe des Lizenzvergaberechts an deutsche Stellen am 27. Februar 1950 hatte der „Kulturelle Beirat" insgesamt 12125 Manuskripte, die von 120 Verlagen eingereicht worden waren, bearbeitet und davon 8737 Manuskripte zur Drucklegung empfohlen. Davon entfielen 35 Prozent unter die Rubrik „Belletristik", 20 Prozent unter „Wissenschaft", 19 Prozent unter „sonstige Fachbücher", 17 Prozent unter „Kunst und Musik" sowie neun Prozent unter „Jugendliteratur". 303 Einen Monat nach Erlaß des Befehls Nr. 25 kündigte die Propagandaverwaltung der SMAD am 27. Februar 1947 die endgültige Aufhebung der Vorzensur für alle Druckschriften an. Aus diesem Anlaß erfuhr der „Kulturelle Beirat" eine weitere Aufwertung. In einer Ansprache vor den deutschen Verlegern sagte Major Michin von der Presseabteilung der SMAD-Informationsverwaltung am 27. Februar 1947: „Wenn die Vorzensur für Bücher- und Zeitschriftenverlage, die heute und früher lizenziert worden sind, aufgehoben wird, so tun wir diesen Schritt selbstverständlich in erster Linie, weil wir im , Kulturellen Beirat' ein Gremium sehen, in dem große Gelehrte und andere namhafte Männer aus dem Geistesleben vertreten sind".304 Fortan entfiel die Genehmigungspflicht für Einzelpublikationen. Wie schon in Befehl Nr. 356 vom 24. Dezember 1946 gefordert, mußten die Verlage vierteljährlich ihre Verlagsprogramme beim „Kulturellen Beirat" und bei der SMAD-Informationsverwaltung einreichen. Die formelle Aufhebung der Vorzensur erfolgte schließlich am 17. April 1947 durch Erlaß des Befehls Nr. 90. Anstelle des damit aufgehobenen Befehls Nr. 19 vom 2. August 1945 traten drei Richtlinien, welche die Kontrolle der Verlage, der Druckereien und die Zuständigkeit deutscher Selbstverwaltungsorgane „auf dem Gebiete der Kontrolle der Drucksachen" regelten. Danach durften in der SBZ nur dann Verlage tätig werden, wenn sie im Besitz einer Lizenz der SMAD waren. Veröffentlichungen mußten in den „ausgestellten Lizenzen vorgesehen und im Verlagsplan bestätigt" sein. Von 1948 an brauchten auch Lizenzgesuche nicht länger direkt an die SMAD-Informationsverwaltung, sondern zunächst an die „deutschen Selbstverwaltungsorgane" gerichtet werden, die sie zur Begutachtung an die SMAD weiterreichten.305 Allerdings betraf diese neue Regelung für Antragsteller für eine Zeitungs- oder Zeitschriftenlizenz nicht zu.306 Im Befehl Nr. 90 wurde ferner festgelegt, daß wissenschaftliche oder schöne Literatur keiner Vorzensur mehr unterliege 307 Ihre Veröffentlichung wurde künftig vom Urteil des „Kulturellen Beirats" abhängig gemacht. Die letzte Entscheidung lag auch weiterhin bei der SMAD. 308 Auf diese Weise behielt die Militäradministration die Aktivitäten des deutschen Buchmarktes im Auge, um gegebenenfalls direkt eingreifen zu können. Der Befehl Nr. 90 legte schließlich fest, welche Art von Drucksachen künftig 301

Kielmayer, Der Kulturelle Beirat, S. 330. Zur personellen Zusammensetzung: Die Errichtung des Arbeiter· und Bauernstaates, S. 217.

302 303 304 305 306

Jahresbericht 1948 des Kulturellen Beirats, Börsenblatt, 115 (1948), Nr. 6, S. 51. Die Errichtung des Arbeiter- und Bauernstaates S. 217. Börsenblatt, 114 (1947), Nr. 6, S. 77. Börsenblatt 115 (1948), Nr. 3, S. 25. Dies betont auch ausdrücklich Artur Kleine in seiner Dissertation: Kleine, Die Hilfe der Sowjetunion für die demokratische Erneuerung der deutschen Kultur in der sowjetischen Besatzungszone von 1 9 4 5 1949, S. 142.

307

Ausführungsbestimmungen zu Befehls Nr. 90: Gesetzblatt des Landes Sachsen-Anhalt, 1 (1947), Nr. 11, S. 82.

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nicht mehr der unmittelbaren Kontrolle der Militärverwaltung unterliegen sollten: Vordrucke, Formulare, Annoncen von Industrieunternehmen, Privatanzeigen und Eintrittskarten konnten von deutschen Selbstverwaltungsorganen genehmigt werden. In regelmäßigen Abständen sollten Drucksachen von den Militärkommandanten überprüft werden.309 Die Ablieferungspflicht und die Vorschrift zur Einreichung von Produktionsplänen stieß bei vielen Verlagen auf wenig Gegenliebe. Angesichts der Papierknappheit in der SBZ erschien die Lenkung der Buchproduktion durch den „Kulturellen Beirat" ihnen zwar einleuchtend, schränkte aber gleichzeitig die verlegerischen Entfaltungsmöglichkeiten erheblich ein. In der folgenden Zeit kam es daher häufig zu Verstößen gegen die Bestimmungen der SMAD. Die Informationsverwaltung mußte die Einhaltung der Bestimmungen und Anordnungen immer wieder mit Bußgeldern durchsetzen.310 So wurde der Verlag „Volk und Wissen" im Oktober 1946 mit einer Geldstrafe von 5000,- RM belegt, weil er ohne Genehmigung eine Wandzeitung herausgegeben hatte.311 1948 mußte ein Hallenser Verlag 10000,- RM Strafe zahlen, weil er ein Buch ohne Befürwortung des „Kulturellen Beirats" veröffentlicht hatte. 312 Geldstrafen wurden auch verhängt, wenn es Verlage versäumten, ihrer Ablieferungspflicht nachzukommen. Am 7. September 1949, einen Monat vor Gründung der DDR, wurde bei der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) eine Hauptverwaltung für Information eingerichtet. Sie hatte zunächst nur die Aufgabe, „die Politik, die Verordnungen, Anordnungen und Beschlüsse der Deutschen Wirtschaftskommission und der anderen deutschen Verwaltungen der Bevölkerung verständlich zu machen". 313 Nach Gründung der DDR wandelte man die Hauptverwaltung in eine offizielle Regierungspressestelle, das Amt für Information, um. Die Bestimmungen des Befehls Nr. 90 blieben jedoch auch nach Umwandlung der SMAD in die Sowjetische Kontrollkommission (SKK) am 11. November 1949 in Kraft. Erst am 27. Februar 1950 teilte der Vorsitzende der SKK, Armeegeneral Tschuikow, dem DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl mit, daß die Lizenzierung von Druckerzeugnissen auf das Amt für Information und die Registrierung politischer Parteien auf das Ministerium des Innern der DDR übertragen werde.314 Die Befehle Nr. 2 aus dem Jahre 1945 und Nr. 90 aus dem Jahre 1947 wurden aufgehoben. Danach erhielt das Amt

308

Becker, Planmäßige Buchproduktion, S. 109. Die Verlagsprogramme mußten bei der Abteilung Verlagswesen der SMAD, Berlin, Normannenstraße 22, quartalsweise eingereicht werden. Siehe hierzu Meldung in: Börsenblatt, 114 (1947), Nr. 21, S. 232. Zur Aufforderung an die Verlage, ihre Produktionspläne bei der Abteilung Verlagswesen der SMAD-Informationsverwaltung anzumelden: Börsenblatt 115 (1948), Nr. 3, S. 25.

309

Richtlinien zum Befehl Nr. 90 der Sowjetischen Militär-Administration in Deutschland vom 17. April 1947 über die Tätigkeit der Druckereien und Vervielfältigungsbetriebe. Hinweis, daß sie in engem Bezug zu den Bestimmungen für die Verlage stehen: Gesetzblatt des Landes Sachsen-Anhalt, 1 (1947), Nr. 11, S. 82f. Mahnungen der Informationsverwaltung zur Einhaltung des Befehls Nr. 356 (1946) in: Börsenblatt, 114 (1947), Nr. 7, S. 108 und Börsenblatt, 115 (1948), Nr. 3, S. 25. Aufforderungen der Informationsverwaltung zur Einhaltung der Befehle Nr. 356 (1946) und Nr. 90 (1947) in: Börsenblatt, 114 (1947), Nr. 21, S. 232; Börsenblatt, 114 (1947), Nr. 30, S. 308; Börsenblatt, 115 (1948), Nr. 7, S. 60. Börsenblatt, 114 (1947), Nr. 30, S. 308. Börsenblatt, 115 (1948), Nr. 3, S. 25; Börsenblatt, 115 (1948), Nr. 7, S. 60. Beschluß über Errichtung einer Hauptverwaltung für Information bei der Deutschen Wirtschaftskommission, 7.9.1949, ZVOB1, 3 (1949), Nr. 81, S. 715. Zu den Aufgaben der neuen Hauptverwaltung siehe auch: TR, 4.10.1949.

310

311 312 313

Deutsche Verwaltung für Volksbildung

151

für Information der DDR diese Funktionen übertragen. 315 Die sowjetische Siegermacht hatte sich somit das Recht zur Erteilung von Presselizenzen und zur Ausübung der Nachzensur über das Gründungsdatum der DDR hinaus vorbehalten. Die Lenkung des Pressewesens wurde erst im Februar 1950 deutschen Stellen vollständig übertragen.

314

315

Schreiben des Vorsitzenden der SKK in Deutschland, Armeegeneral W. I. Tschuikow an den Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl, zur Frage der Übertragung der Funktion der Registrierung von Organisationen und der Lizenzierung von Druckererzeugnissen auf das Ministerium des Innern der DDR, 27.2.1950, Beziehungen DDR - UdSSR. 1949 bis 1955. Dokumentensammlung, 1. Halbband, Berlin (Ost) 1975, S. 171. Vgl. auch: Weitere Funktionen der Regierung der DDR übertragen, TR, 2.3.1950. TR, 2.3.1950. Vgl. auch: Raue, Eine Etappe stürmischer Differenzierung, S. 220.

6

Schlußbetrachtung

Mit dieser Arbeit ist der Versuch unternommen worden, detaillierte Einblicke in die sowjetische Medienkontroll- und Propagandapolitik in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zu gewinnen. Dabei wurde der Nachweis erbracht, daß ungeachtet der nach wie vor schwierigen Quellenlage in zahlreiche Detailbereiche dieses Themenkomplexes vorgedrungen werden kann. Auch mit bekanntem und zum Teil leicht zugänglichem Material - wie zum Beispiel veröffentlichten Befehlen oder Erinnerungsaufsätzen von Zeitzeugen - läßt sich ein geschlossenes Bild vom Aufbau und von der Funktionsweise der SMAD gewinnen. Einblicke in das Innere der SMAD sind die Voraussetzung jeder Untersuchung zur sowjetischen Pressepolitik. Hier steht die Forschung noch am Anfang. Die sowjetische Siegermacht baute nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland einen gewaltigen Besatzungsapparat auf. Sie unterstrich damit ihr vorrangiges Interesse an einer lückenlosen Kontrolle aller Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens - also auch der Presse und des Rundfunks. Die SMAD hinterläßt den Eindruck eines fest geschlossenen, zielgerichtet arbeitenden Apparates, der sich Einblicken von außen weitgehend entzog. Bei näherer Betrachtung stellt sich schnell heraus, daß die SMAD keineswegs zielbewußt und konsequent handelte. Dies lag nicht nur an ihrer bürokratischen Schwerfälligkeit. Die Politoffiziere der Roten Armee, die im Sommer 1945 zur SMAD abkommandiert wurden, waren auf ihren Dienst in Deutschland nicht vorbereitet. Die fehlende „Theorie der Besatzungsadministration" mußte durch praktische Erfahrungen ersetzt werden. Hierbei stellte sich heraus, daß viele Offiziere trotz ihrer oft hohen Motivation bei der Bewältigung des Besatzungsalltags überfordert waren. Außerdem gab es in der sowjetischen Deutschlandpolitik Widersprüche. Die SMAD war ein Spiegelbild innersowjetischer Machtstrukturen, was schon lange bekannt war, jedoch erst jetzt erst mit entsprechenden Quellenbelegen bestätigt werden kann. In besonderem Maße betraf dies den politischen Kontrollapparat. Sein Handeln war von einem ständigen Gegen- und Nebeneinander verschiedener Dienststellen sowie unklarer Kompetenzabgrenzungen bestimmt. Mit Fragen der Überwachung und Lenkung des deutschen politischen Lebens waren neben dem „Stellvertreter des Obersten Chefs für Fragen der Zivilverwaltung" der Militärrat mit General Bokow und die Verwaltung für Propaganda bzw. Information unter Oberst Sergej Tulpanow befaßt. Dagegen gelang es Wladimir Semjonow, dem Politischen Berater, erst allmählich, auf das deutsche politische Leben Einfluß zu nehmen. Während der Militärrat als Kontrollinstanz Ende 1946 in den Hintergrund trat, konnte Tulpanow im Geflecht politischer Überwachungsinstanzen seine Machtstellung ausbauen und lange Zeit behaupten. Eine naheliegende Erklärung hierfür ist die Tatsache, daß sich die Verwaltung für Propaganda aufgrund ihrer Aufgabenstellung zu einem unentbehrlichen Vollstreckungsorgan sowjetischer Besatzungspolitik entwickelt hatte. Wie keine andere SMAD-Dienststelle

Schlußbetrachtung

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stand sie im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Dabei spielte natürlich die Persönlichkeit ihres Leiters eine Rolle; sein Einfluß ist jedoch letzten Endes überschätzt worden. Die Leitung der Verwaltung für Propaganda der SMAD und ihrer Abteilungen hatten zum Teil hochgebildete Politoffiziere und Zivilisten übernommen. Schon aufgrund ihrer oft ausgezeichneten Sprachkenntnisse gelang es ihnen, viele deutsche Gesprächspartner zu beeindrucken. Ihnen wurde ein hohes Improvisationstalent abverlangt. Sie nahmen es als Herausforderung ihres persönlichen Engagements gerne an. Dies wäre in der stalinistischen Sowjetunion undenkbar gewesen, im besetzten Deutschland war es sogar ausdrücklich erwünscht. Das weite Feld der Kultur besaß in den Augen der Besatzungsmacht nicht den hohen Stellenwert wie etwa politische Fragen. Es ließ sich leicht bearbeiten und eignete sich hervorragend zur Imagepflege. Nicht von ungefähr schrieb Wladimir Semjonow dazu in seinen Erinnerungen: „Meine Landsleute und ich, die wir nach dem Kriege in den Organen der sowjetischen Militäradministration in Deutschland arbeiteten, haben diese Jahre in der Regel als die besten unseres Lebens in Erinnerung behalten".1 Ein anschauliches Beispiel für die Entfaltung von Improvisationstalent waren die Vorbereitungen zur Herausgabe der „Täglichen Rundschau", des wichtigsten sowjetischen Propagandainstruments in Deutschland. Mit ihrem frühen Erscheinen setzte die sowjetische Siegermacht ein deutliches Signal. Sie wollte sich im Wettbewerb um die Gunst der Besiegten einen Vorsprung verschaffen. Natürlich stand dieses Bemühen im Kontrast zur Wirklichkeit, was die Propagandisten in Uniform auch erkannten. Trotzdem gaben sie den Wettlauf um die Gunst der deutschen Leserschaft schon zu einem frühen Zeitpunkt auf. Die „Tägliche Rundschau" trat zunächst zwar nicht als Instrument politischer Handlungsanweisung im Sinne des Marxismus-Leninismus in Erscheinung, wollte allerdings als „kollektiver Propagandist" für die Sowjetunion und ihr Gesellschaftsmodell werben. Diese Form der Propaganda unterlag jedoch strengsten Sprachregelungen. Während das Feuilleton der „Täglichen Rundschau" lange Zeit durch seine hohe Qualität bestach, wirkte die politische Berichterstattung plump und abstoßend. Die Folge war, daß die deutschen Lizenzzeitungen und vor allem die Presse aus den Westsektoren Berlins von der deutschen Bevölkerung bevorzugt gelesen wurde. Die Grundlagen einer langfristig angelegten sowjetischen Pressepolitik in Deutschland wurden erst mit Erlaß des Befehls Nr. 2 der SMAD vom 10. Juni 1945 geschaffen. Die sowjetische Siegermacht ebnete in ihrem Besatzungsgebiet einem Zeitungswesen den Weg, das sich zunächst weder am sowjetischen Presseideal orientierte noch an deutsche Pressetraditionen anknüpfte. Bei der sowjetischen Entscheidung, die Zulassung von Parteien mit der Vergabe von Presselizenzen zu verknüpfen, spielte allerdings die Vorstellung von der Presse als „Transmissionsriemen" des Parteiwillens mit Sicherheit eine Rolle. Jedoch Schloß die Zulassung nichtkommunistischer Parteien konsequenterweise auch die Lizenzierung nichtkommunistischer Zeitungen ein. Allerdings stellte die Genehmigung bürgerlicher Zeitungen die sowjetischen Pressekontrolleure vor große Probleme. Natürlich wurden die Zeitungen der KPD - bzw. der SED - eindeutig bevorzugt. Schon aufgrund der materiellen Rahmenbedingungen wurde die Presse von SPD, CDU und LDPD in ihrem Wirkungsgrad erheblich behindert. Noch wirkungsvoller waren die Eingriffe durch die Zensur. Die1

Semjonow, Von Stalin bis Gorbatschow, S. 225.

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Schlußbetrachtung

ses heikle Kapitel sowjetischer Medienpolitik in Deutschland war bisher weitgehend unerforscht. Dabei stellte sich heraus, daß die SMAD zwar die Veröffentlichung sämtlicher Druckerzeugnisse strengsten Kontrollen unterworfen hatte, jedoch bis November 1946 weder willens noch in Lage war, inhaltliche Richtlinien für ihre Zensoren festzulegen. Wie das Beispiel des CDU-Parteiorgans „Neue Zeit" zeigt, waren die Zensoren oft hoffnungslos überfordert und nahmen infolge dessen oft willkürliche Streichungen in den Bürstenabzügen der Zeitungen vor. Die Eingriffe der Zensur waren so massiv, daß sie der Attraktivität der deutschen Lizenzpresse im sowjetischen Besatzungsgebiet schweren Schaden zufügten. Hiervon war, was zunächst überraschend klingen mag, die gesamte Presse, also auch die der KPD beziehungsweise der SED betroffen. Natürlich drängt sich der Verdacht auf, daß die sowjetische Besatzungsmacht bewußt auf jede Form inhaltlicher Richtlinien verzichtet hatte, um so jederzeit und unter jedem Vorwand Streichungen in den deutschen Lizenzblättern zu veranlassen. Auch ist es durchaus naheliegend, daß die Zensur die Attraktivität vor allem der bürgerlichen Presse schaden wollte. Diese Verdachtsmomente treffen jedoch nicht den Kern der Absichten sowjetischer Pressekontrollpolitik. Die hierfür zuständige Propagandaverwaltung war durchaus daran interessiert, daß die von ihr beaufsichtigten Zeitungen in der Lesergunst bestehen konnten. Sie wünschte sich eine der Sowjetunion gegenüber wohlgesonnene und dankbare Presse. Die Zeitungen sollten ungeachtet ihrer politischen Ausrichtung - als „kollektive Propagandisten" Wegbereiter des politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Wiederaufbaus Deutschlands sein. Zugleich jedoch mißtraute sie der von ihr kontrollierten Presse so sehr, daß sie diese einer bis in das Groteske gesteigerten Vorzensur unterwarf und sie damit jeglicher Attraktivität beraubte. Mehr Erfolg hatte die sowjetische Besatzungsmacht dagegen mit der Kontrolle über den Fluß von Nachrichten, wie ihn das Sowjetische Nachrichtenbüro (SNB) vornahm. Diese Form der Beeinflussung des deutschen Pressewesens erwies sich durchweg als wirkungsvoller als die willkürlichen Streichungen der Zensoren. Die Aufhebung der Vorzensur für die Tagespresse im November 1946 ließ dagegen zunächst keine Ansätze zu einer Lockerung ihres bisherigen Kurses in der Pressepolitik erkennen. Zwar wurden den deutschen Zeitungsredaktionen erstmals inhaltliche Richtlinien für ihre Berichterstattung vorgelegt, diese waren jedoch so detailliert, daß den Redaktionen kaum journalistischer Spielraum blieb. Bei der praktischen Anwendung der Nachzensur legte die Propagandaverwaltung dann erstaunlich liberale Maßstäbe an. Hiervon profitierte jedoch nur die sowjetisch lizenzierte Presse in dem unter Viermächteverwaltung stehenden Berlin. Auch nach Aufhebung der Vorzensur blieben das Mißtrauen und die Verunsicherung der sowjetischen Besatzungsmacht gegenüber der deutschen Medienlandschaft bestehen. So behielt sie sich die entscheidenden Mittel zur Ausübung der Pressekontrolle - das Recht zur Ausübung der Nachzensur und zur Erteilung von Presselizenzen - sogar bis über das Griindungsdatum der DDR hinaus vor. Auf anderen Gebieten dagegen zeigte sie sich zwar bereit, Kompetenzen an deutsche Stellen abzutreten, sicherte sich aber auf andere Weise weiterhin vielfältige Möglichkeiten der Einflußnahme. So wurde der 1946 gegründete „Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst" (ADN) verpflichtet, überwiegend sowjetische Quellen zu benutzen. Im „Berliner Rundfunk", der seit Aufnahme seines Betriebes im Mai 1945 deutscher Leitung unterstand, mußten die Manuskripte noch mindestens bis 1948 vom Zensor abgezeichnet werden, ehe sie gesendet werden konnten. In der Buchproduktion und im Zeitschriftenwesens behielt sich die Besatzungsmacht auch nach Einrichtung eines deutschen „Kulturellen Beirats" im Jahre 1946 die Überprüfung von Druckgenehmigungen vor. Schließlich schreckten die verantwortlichen Politoffiziere nicht davor zurück, durch massive

Schlußbetrachtung

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Eingriffe in die Personalpolitik der Zeitungsredaktionen sich unliebsamer Journalisten zu entledigen. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß im Umgang mit den deutschen Medien für die sowjetische Besatzungsmacht die Gewährleistung der Kontrolle eindeutig im Vordergrund stand. Ein Konzept zum Einsatz des politischen Kontrollapparates der SMAD für eine zielbewußte Pressekontrolle und Propagandapolitik gab es nicht. Die Schaffung eines vielfältigen und attraktiven Pressewesens wurde zwar gewünscht, in der alltäglichen Praxis jedoch verhindert.

7

Quellen und Literatur

7. 1 Quellen Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR: Zentrales Parteiarchiv der SED (SAPMO) Nachlässe: NL 36 Wilhelm Pieck NL 182 Walter Ulbricht NL 70 Lex Ende NL 215 Fred Oelßner IV 2/9.02/64 Agitation Erinnerungen: EA 0188/1-2 Wilhelm Eildermann EA 0514 Fritz Kroh EA 1094 Hans Mahle EA 1129 Hans Teubner EA 1233/1 Karl Raab EA 1274, Max Fechner EA 1521 Iwan Andrejewitsch Bejdin EA 1639 Gerhard Körbel EA 1643, Leon Nebenzahl EA 1720 Kurt Liebera EA 1797/1 Oskar Hoffmann EA 1837, Michail Petrowitsch Sokolow EA 1840, Waleri A. Poltawzew EA 1842, S. I. Tulpanow EA 1843, G. I. Patent EA 1844 Curt Trepte EA 1976 Arthur Mannbar EA 2047 Klaus Wilczynski EA 2165 Paul Scholz Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) der Friedrich-Ebert-Stiftung Akten Ostbüro der SPD, 0287 Archiv für Christlich-Demokratische Politik (ACDP), St. Augustin bei Bonn NL Emil Dovifat (1-171) NL Ernst Lemmer (1-280) NL Andreas Hermes (1-090)

Quellen und Literatur

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NL Wilhelm Gries (1-297) NL Otto Heinrich von der Gablentz (1-155) Archiv des Gesamtdeutschen Instituts, Berlin SMAD-Befehle, Sammlung Archiv des Instituts für Zeitgeschichte, München Bestand Mf-260 (OMGUS) (Einzelnachweise in den Anmerkungen) Bundesarchiv Koblenz Nachlaß Jakob Kaiser (NL 18) Wilhelm Külz (NL 42) Bestand Ζ 45 F (OMGUS) (Einzelnachweise in den Anmerkungen) Evangelisches Zentral-Archiv in Berlin EZA, Bestand 4/KB I, 42 Landesarchiv Berlin Rep. 200, Nachlässe (Gustav Klingelhöfer und Otto Suhr) Rep. 240, Zeitgeschichtliche Sammlung (LAZ, OMGBS) Zentralinstitut für Sozialwissenschaftliche Forschung, Freie Universität Berlin 740. 00119 Control Germany (Aktenbestand der amerikanischen Militärregierung)

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Wehner, Helfried, Dresden in den ersten Jahren des revolutionären Umwälzungsprozesses und die Hilfe der Sowjetunion, in: Kampfgenossen-Weggefährten, S 16-92. Wehner, Helfried, Proletarischer Internationalismus und sozialistische Besatzungspolitik. Ein Beitrag zur antifaschistisch-demokratischen Entwicklung im ehemaligen Land Sachsen unter besonderer Berücksichtigung der sozialistischen Besatzungspolitik, Habilitationsschrift der Sektion Philosophie/Geschichte/ Staatsbürgerkunde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg 1969. Wehner, Markus, Archivreform bei leeren Kassen, in: Osteuropa, 44 (1994), H. 2, S. 104-124. Wehner, Markus, Geheime Verschlußsache. Die jüngste Wende der russischen Archivpolitik, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.7.1995. Weinert, Erich, Das Nationalkomitee „Freies Deutschland", Berlin (Ost) 1967. Weiß [eigentl. Weißpapier], Grigorij, Ich war wieder Journalist, in: ... einer neuen Zeit Beginn, S. 557-564. Weiß [eigentl. Weißpapier], Grigorij, Am Morgen nach dem Krieg, Berlin (Ost) o. J. (1980). Weißpapier, Grigorij, Von der Front in die Zeitungsredaktion, in: NDP, 34 (1980), Nr. 5, S. 3. Welsh, Helga Α., Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung (DVV), in: SBZ-Handbuch, S. 229-238. Wie kam es zur Bundesrepublik? Politische Gespräche mit Männern der ersten Stunde, hrsg. von Albert Wucher, Freiburg 1968. Wilke, Manfred, „Es wird zwei Deutschlands geben." Entscheidung über die Zusammensetzung der Kader. Eine Niederschrift Piecks über ein Treffen Stalins mit der KPD-Führung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. 3. 1991. Willmann, Heinz, Sofortmaßnahmen auf dem Gebiete der ideologischen Aufklärung, 11.2. 1945, Laschitza, Kämpferische Demokratie, S. 224—228. Winter, Elly, An der Seite Wilhelm Piecks in den ersten Monaten des Neubeginns, in: Vereint sind wir alles, S. 115-131. Winter, Elly, An der Seite Wilhelm Piecks in den ersten Monate des Neubeginns, Unser Wilhelm. Erinnerungen an Wilhelm Pieck, zusammengestellt und eingeleitet von Heinz Voßke unter Mitarbeit von Elisabeth Ittershagen, Berlin (Ost) 1979, S. 273-292. Wolf, Markus, Das antifaschistische Deutschland hatte Stimme und Heimat. Erinnerungen an die Arbeit des „Deutschen Volkssenders", in: BzGr, 11 (1977), Nr. 2, S. 5-18. Wolf, Markus, Nürnberg bleibt aktuell, in: Erinnerungen sozialistischer Rundfunkpioniere, Berlin (Ost) 1975, S. 52 f.. Zazworka, Gerhard, Hand in Hand mit den deutschen Antifaschisten der ersten Stunde. Michail Sokolow, ehemaliger Chefredakteur der „Täglichen Rundschau" erinnert sich, in: Der Morgen, 23. /24. 3. 1985. Im Zeichen des roten Sterns. Erinnerungen an die Traditionen der deutsch-sowjetischen Freundschaft, Berlin (Ost) 1974. Zeit des Neubeginns, (Gespräch mit Sergej Tulpanow mit Achim Roscher), Neue Deutsche Literatur, 27 (1979), Nr. 9, S. 41-62. Zeittafel zur Geschichte des Journalismus in der DDR 1945-1961, zusammengestellt von Günter Raue unter Mitarbeit von Edeltraut Peschel, Raue, Geschichte des Journalismus in der DDR, S. 244—278. Zink, Harold, The United States in Germany 1944-1955, Princeton 1957.

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Abkürzungen

ACDP ADN AGTS Anm. AdsD BÄK Bd. BZ BzG BzGR CDU DA DBD DVV DZVV EZA FDGB GSBD GSSD IfZ KPD LA Berlin LAZ LDPD MGB MWD NDP NDPD NKFD NKGB NKWD NL o. D. ODI OKH OMBGS OMGUS

Archiv für Christlich-Demokratische Politik Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst Adjutant General Top Secret Anmerkung Archiv der sozialen Demokratie Bundesarchiv Koblenz Band Berliner Zeitung Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung Beiträge zur Geschichte des Rundfunks Christlich Demokratische Union Deutschlands Deutschland Archiv Demokratischen Bauernpartei Deutschlands Deutsche Verwaltung für Volksbildung Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung Evangelisches Zentralarchiv in Berlin Freier Deutscher Gewerkschaftsbund Gruppe der Sowjetischen Besatzungsstreitkräfte in Deutschland Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland Institut für Zeitgeschichte München Kommunistische Partei Deutschlands Landesarchiv Berlin Landesarchiv Berlin, Abt. Zeitgeschichte Liberal-Demokratische Partei Deutschlands Ministerswo gossudarstwennoj besopasnosti - Ministerium für Staatssicherheit MWD Ministerstwo wnutrennich djel - Ministerium für innere Angelegenheiten Neue Deutsche Presse Nationaldemokratischen Partei Deutschlands Nationalkomitee „Freies Deutschland" Narodny Kommissariat gossudarstwennoj besopassnosti - Volkskommissariat für Staatssicherheit Narodny Kommissariat wnutrennich djel - Volkskommissariat für innere Angelegenheiten Nachlaß ohne Datum Office of the Director of Intelligence Oberkommando des Heeres Office of Military Government Berlin Sector Office of Military Government for Germany, United States

176

ο. J. ο. V. PURKKA SAPMO/ZPA SBZ SKK SNB SMAD SPD SWA TASS TR TuP VfZ VOB1 ZfG ZVOB1 ZV und ZV

Abkürzungen

ohne Jahr ohne Verfasser Politscheskoje Uprawlenije Rabotschej-Kresjanskoj Armij - Politische Hauptverwaltung der Roten Arbeiter- und Bauernarmee Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR: Zentrales Parteiarchiv der SED Sowjetische Besatzungszone Deutschlands Sowjetische Kontrollkommission Sowjetisches Nachrichtenbüro Sowjetische Militäradministration in Deutschland Sozialdemokratische Partei Deutschlands Sovietskaja Voiennaja Administratija Telegrafnoje Agenstwo Sowjetskowo Sojusa Tägliche Rundschau Theorie und Praxis. Wissenschaftliche Hefte der Sektion Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte Verordnungsblatt Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Zentralverordnungsblatt Zeitungsverlag und Zeitschriftenverlag

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Personenregister

Abramow 28 Abusch, Alexander 51 Ackermann, Anton 16, 67, 137 Alexandrow, G. F. 16 Apelt, Fritz 48 Aust, Hans Walter 49 Ballussek, Lothar von 146 Barinow, Alexander I. 76 Becher, Johannes 27, 53, 145 Bechler, Bernhard 40 Bergelson, Grigorgij 45 Berija, Lawrentij 22 Bemikow, Nikolai N. 43 Bernstein 47 Bersarin, Nikolai Erastowitsch 63, 137 Bespalow, Α. M. 118, 125 Bloch, 46 Bokow, Fjodor Jefimowitsch 23ff„ 30, 73, 78f„ 81,83,97,101, 103, 107,119ff., 128,131f„ 152 Bovert, Margrt 123 Brammer, Karl 77, 136 Bredel, Willi 27, 51 Burzew, Michail Iwanowitsch 13 Bychowski, Abram Salomonowitsch 64 Byrnes, James Francis 101, 106 Clay, Lucius Dubignon 106 Davidovic, D. S. 93 Dengler, Gerhard 112 Dertinger, Georg 135 Dieckmann, Johannes 82 Dimitroff, Georgi 15, 17, 67, 137 Distler, Otto 49 Doernberg, Stefan 29, 37 Dovifat, Emil 58, 76f„ 102f„ 121 Dratwin, Michael I., 28

Durian, Wolfgang 50 Dymschitz, Alexander Lwowitsch 27, 47, 53, 94, 140 Einsiedel, Heinrich Graf von 26, 44, 52 Ende, Lex 73, 97 Epstein, Sigismund 47, 49 Erpenbeck, Fritz 17, 50, 67, 86, 137 Fallada, Hans 50 Fechner, Max 70 Feldmann, I. E. 42, 86, 88 Fiedler, Arthur (Raab, Karl) 39 Filippow, Iwan F. 83, 92, 99, 103f„ 121, 128, 130 Gäber, Fritz 48 Galadschew 40, 47f, 85 Gall, Wladimir 27 Georgiew (Malinin) 25, 30 Gerigk, Alfred 77, 100 Gimus, Wilhelm 146 Gniffke, Erich W. 66, 70 Graf, Engelbert 70 Grandy, Theo 51 Gribanow, Michael Grigorewitsch 25 Gries, Wilhelm 77, 79, 100, 109, 111, 124, 132ff. Grindel, Gerhard 86 Grotewohl, Otto 70f., lOOf., 150 Grünberg, Karl 50 Gründgens, Gustaf 51 Hagelstange, Rudolf 53 Hansen, Georg Wilhelm 119, 125 Harich, Wolfgang 50 Hauptmann, Gerhart 53 Havemann, Robert 50 Hermes, Andreas 29, 75ff„ 103, 123, 128, 130ff. Herrnstadt, Rudolf 14f„ 48, 66, 73, 76, 86ff„ 116

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Hoffmann, Oskar 138 Honigmann, Georg 89 Iwanow, I. P. 47 Jelisarow, Alexej Iwanowitsch 81 John, Wilhelm 82, 84, 99 Jung, Ilse 50 Kahane, Max 119 Kaiser, Jakob 75, 100, 102, 114, 130, 133f„ 136f. Kasakow, Wassili Iwanowitsch 24 Katzenberger, Hermann 77 Kegel, Gerhard 66, 86, 88 Keilson, Max 67 Kellermann, Bernhard 50, 53 Kertzscher, Günter 14, 87, 95 Kilver, Herbert 88 Kindler, Helmut 86 Kirsanow, Alexander Wladimirowitsch 39f., 42ff„ 57,61, 85ff„ 114, 116ff. Klein, Matthäus 17, 137 Klein, Walter 135 Klingelhöfer, Gustav 101 Koch, Waldemar 81, 83f. Koenig, Pierre 71 Koltypin 107, 109 Koslenko 113 Kotikow, Alexander Georgewitsch 124 Kowal, Konstantin Iwanowitsch 34 Krahn, Karl 40 Kratin, Alexander 64, 134f. Kretzschmar, Ingeborg 50 Kroh, Fritz 69 Krüger, Emil 89 Kuczynski, Jürgen 54 Kügelgen, Bernd von 14,44, 87, 95 Külz, Wilhelm 80, 82ff„ 99 Kurtz, Rudolf 88 Kwassow, Arkadi 40 Leitner, Hans 67 Lemmer, Ernst 24, 63, 75, 121, 126, 130f„ 133ff. Lenin, Wladimir Illitsch 56, 60, 70, 103 Leuteritz, Gustav 39, 49, 53, 147 Lieutenant, Arthur 81 Lobedanz, Reinhold 135 Lode, Grete 48, 87 Lommer, Horst 50

Personenregister

Mahle, Hans 17, 137, 143 Makarow, Wassili Jemeljanowitsch 24, 30, 126 Malenkow, Georgi M. 33f. Malinin, Leonid A. (s. Georgiew) Mannbar, Arthur 17, 48, 137 Manuilski, Dimitri 13, 17 Marhold, Johnny 50 Marquardt, Erwin 145 McClure, Robert A. 106 Meier, Otto 65, 70, 73, 114 Melnikow 110 Mendel, Ewald 89 Mendelssohn, Peter de 27, 49, 57, 70, 82, 97, 118ff„ 123 Michin, W. M. 149 Mikojan, Anastas 23, 33 Molotow, Wjatscheslaw Michailowitsch 22, 25, 33, 67, 82 Morosow, Α. A. 28 Mossner, Günter 82ff„ 114 Mulin, Wladimir 39, 139f. Mußler, Werner 48, 58 Nasarow, Prokofi Fedorowitsch 64, 93 Nebenzahl, Leon 118, 125 Nemtschinow, W. 45 Neudorf, Sascha 47 Nierich, Max 71, 73, 124 Nuschke, Otto 77, 79, 134f. Oelssner, Fred 39, 67, 70 Orlow, N. (Kirsanow, A. W.) 44 Oschilewski, Walter G. 51 Ott, Erich 89, 112 Parchomenko, Daniel 40 Patent, Grigorij Jossofowitsch 13, 43 Pechel, Rudolf 131, 133 Pereswetow, Roman 47, 55 Pestow, V. S. 46 Pfützner, Rudolf 140 Pieck, Arthur 14 Pieck, Wilhelm 17, 27, 68, 73, 82, 87, 101, 110, 130, 137 Plivier, Theodor 50 Polack, Karl 67 Poltawzew, Waleri A. 28 Pratt, Milton S. 112 Pschenzyn, Georgi F. 40

Personenregister

Raab, Karl 39, 96 Ratschkow, A. W. 40,47 Remele, Hermann 111 Richert, Ernst 56, 89f., 102, 121 Romm, Lew Grigoriewitsch 64 Rosanow, Wsewlod 139 Rosenfeld 47 Ruban, Wladimir Andrejewitsch 39f., 43, 59 Russkich, A. G. 25 Saslawski, Viktor 88, 135f. Schabalin, S. I. 34 Schemjakin, F. N. 46, 58 Schiffer, Eugen 81, 83 Schmidt, Heinz 144 Schnitzler, Karl Eduard von 144 Scholz, Rudi 48 Schreiber, Walther 29,75, 79, 130, 132f. Schulze-Waiden, Theodor 39,49 Schwab, Sepp 73 Sdorow, A. S. 28, 66, 108 Semjonow, Wladimir Semjonowitsch 18,22f., 25, 27, 30f„ 33, 61, 76, 77, 81, 85, 92f„ 110, 152f. Serow, Iwan Alexandrowitsch 21, 23, 33, 141 Seydewitz, Max 143 Shdanow, Andrej 29f„ 34f„ 67 Shukow, Georgi Konstantinowitsch 19f., 22, 24, 28, 33f„ 64, 76, 82f„ 117, 128, 130ff. Sigl, Fritz 48 Silbermann, B. F. 47 Skosyrew, Michael Alexandrowitsch 37 Slawin, G. P. 28 Smimow, Andrej Andrejewitsch 22f. Smirnow, D. G. 94 Sobolew, Arkadij Alexandrowitsch 22, 33, 35 Sobottka, Gustav 16, 39, 48, 67 Sokolow, M. 43, 57 Sokolow, Michail Petrowitsch 39, 45f., 61

179

Sokolowskij, Wassili Danilowitsch 19,24,34,124 Solotuchin, Pjotr Wassiliewitsch 23 Sonnenschein, Hans 77 Stalin, Josef Wissarionowitsch 22ff., 33, 35, 56, 67 Steidle, Luitpold 135 Teubner, Hans 67 Textor, Gordon E. 64 Theek, Peter 50 Tschubinski, Wadim 40,47 Tschuikow, Wassili Iwanowitsch 19, 150 Tugarinow, I. 118 Tulpanow, Sergej Iwanowitsch 17f., 24ff., 35, 42f., 45, 47, 53, 60, 64, 66, 68, 72, 74, 84, 94, 101, 106ff„ 113ff., 126, 131f„ 134ff„ 139, 141, 143ff„ 152 Tyutikov 83 Ufermann, Paul 71, 124 Ulbricht, Waither 16, 27, 29,48, 67f., 76, 82, 137 Wail, Leo 139 Wallach 28, 74, 113 Wandel, Paul (Klassner, Paul) 66, 70, 143, 145 Weinert, Erich 27, 145, 147 Weiß (eigentlich Weißpapier), Grigorij Lwowitsch 46, 57 Weyrauch, Wolfgang 51 Willmann, Heinz 15 Windmann 74 Winzer, Otto 87 Wolf, Friedrich 51, 53 Wolf, Markus (Mischa) 101, 144 Wülcknitz, Karl Adalbert von 50 Wyschinskij, Andrej 22 Zeigner, Erich 90

10 Sachregister

Abendpost 89, 91 ADN (Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst) 102, 107f„ 119, 122, 124, 135, 141, 154 Allgemeine Zeitung 36, 85 Allied Press Service 118, 122 Altenburger Nachrichten 89, 91 Amt für Information der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK) 147 Amt für Information der SMAD (s. Propagandaverwaltung der SMAD) „Antifaschule", Königs Wusterhausen 28 AP (Associated Press) 116, 122, 127 Arbeitskommission des Zentralkomitees der KPD für politische Probleme 15 Aufbau-Verlag 66 Aufwärts 79 Bauern-Echo 90 BDO (Bund deutscher Offiziere) 14 Befehle (SMAD) 21, 23 - B e f e h l Nr. 2: 64, 103 - , Befehl Nr. 17: 145 - , Befehl Nr. 19: 94, 124 - , Befehl Nr. 25: 149 - , Befehl Nr. 29: 92, 94 - , Befehl Nr. 39: 147 - B e f e h l Nr. 78: 141f. - , Befehl Nr. 90: 110, 149 - B e f e h l Nr. 113: 136 - , Befehl Nr. 262: 105 - B e f e h l Nr. 356: 110, 147 - , Instruktion über die Arbeitsordnung der Druckereien 94 - , Vorläufige Regeln für die Arbeitsordnung der auf dem Territorium der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland bestehenden Druckereien 94

-.Vorläufige Regeln zur Genehmigung von Druckerzeugnissen 92 Berlin am Mittag 89f. Berliner, Der 85 Berliner Rundfunk 17, 31, 49f., 101, 117, 122, 125, 137f„ 140f„ 143, 154 Berliner Volkszeitung 17 Berliner Zeitung 14, 31, 38,40,43,48, 66, 76, 78, 85ff., 90, 93, 116f., 122, 125 Bild-Rundschau, Beilage zur Täglichen Rundschau 42 Block der kämpferischen Demokratie 15 Bund deutscher Offiziere (BDO) 14 CDU (Christlich-Demokratische Union) 25, 58, 64, 75, 81, 93, 102f„ 105, 107, 112, 114, 123, 127f., 135, 153 DANA (Deutsche Nachrichten-Agentur) 126 DBD (Demokratische Bauernpartei Deutschlands) 90 Demokrat, Der 80, 102, 112 Deutsche Nachrichten-Agentur (DANA) 126 Deutsche Verwaltung für Volksbildung (DVV) 138, 143, 145, 147 Deutsche Volkszeitung 16f., 66ff„ 78, 101, 129f„ 145 Deutsche Wirtschaftskommission (DWK) 147, 150 Deutsche Zeitung - Frontzeitung für die deutsche Bevölkerung 39 Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung (DZVV) 138, 143, 145, 147 Deutscher Presse-Dienst (DPD) 127 DIAS (Drahtfunk im amerikanischen Sektor) 138 DPD (Deutscher Presse-Dienst) 127 Dresdener Neueste Nachrichten 39, 49

Sachregister

DVV (Deutsche Verwaltung für Volksbildung s. DVV) DWK (Deutsche Wirtschaftskommission) 147, 150 DZVV (Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung) 138, 143, 145, 147 Evangelische Monatsschrift 115 Expreß-Verlag 88 FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) 69, 114, 125 FDJ (Freie Deutsche Jugend) 114, 148 freie Bauer, Der 90 Freie Deutsche Jugend (FDJ) 114, 148 Freie Gewerkschaft 69, 98 Freie Presse 74 freie Wort, Das 14 Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB) 69, 114, 125 Freies Deutschland 14 Freiheit 72 Front-Illustrierte 14 German News Service-Deutscher Presse-Dienst 127 „Gruppe Ulbricht" 17 GSBD (Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland) 20, 22f. Haus der Kultur der Sowjetunion 28 Illustrierte Rundschau 42 Informationsbüro der sowjetischen Militäradministration in Deutschland (s. SNB) Informationsverwaltung der SMAD (s. Propagandaverwaltung der SMAD) Initiativgruppen des KPD-Zentralkommitees 16, 39, 48, 67, 137 INS (International News Service) 127 International News Service (INS) 127 Iswestija 52, 61, 120 Kontrollrat, Alliierter 35, 52, 90, 92, 100, 105f„ 108, 120, 139 - , Direktive Nr. 40: 90, 100, 105f„ 108 KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) 17, 24, 29, 35, 66, 70, 95, 101, 105, 127, 153 Krasnaja Swesda 52

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Kulturelle Aufklärung (Abteilung der DZVV bzw. der DVV) 143, 146f. Kultureller Beirat 147ff. Kurier, Der 50, 72, 84f„ 88f. Landesrundfunksender 143 Landeszeitung 72, 100 Landtagswahlen in Berlin und der SBZ vom 20.10.1946 25, 30, 105, 107, 114 Lausitzer Rundschau 74 LDPD (Liberal-Demokratische Partei Deutschlands) 25, 64, 80f„ 105, 114, 127, 153 Leipziger Volkszeitung 74, 112, 115 Leipziger Zeitung 89f., 112, 115, 121 Liberal-Demokratische Zeitung 84 Märker, Der 71 Märkische Union 80 Märkische Volksstimme 72, 125 MGB (Ministerium für Staatssicherheit der UdSSR) 2 2 , 4 4 Militärrat der SMAD 23, 25, 27, 35, 66, 83, 107, 117, 119, 128, 132, 152 Ministerium für innere Angelegenheiten der UdSSR (MWD) 22, 102 Ministerium für Staatssicherheit der UdSSR (MGB) 22, 44 Mitteldeutscher Rundfunk 140f., 143 „Möwe", Künstlerklub 28, 107 Morgen, Der 80, 83f„ 99, 114, 125 Moskauer Rundfunk 52, 116, 122 MWD (Ministerium für innere Angelegenheiten der UdSSR) 22, 102 Nachrichten 14, 37 Nachrichtenblätter für die deutsche Bevölkerung 36f. Nachrichtenbüro der SMV 117 Nacht-Expreß 72, 88f., 91, 122 National-Zeitung 90 Nationalkomitees „Freies Deutschland" (NKFD) 14, 27, 138, 145 NDPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) 90 Neue Weg, Der 80 Neue Welt 42 Neue Zeit 41, 52, 77ff„ 88, 93, 97, 100, 102, 109, U l f . , 121, 123ff„ 154 Neue Zeitung, Die 36, 54, 58 Neuer Weg 69

182

Neues Deutschland 40, 73, 97f., 101, 107, 119, 124f. Neues Deutschland (LDPD) 81 NKFD (Nationalkomitees „Freies Deutschland") 14, 27, 138, 145 NKGB (Volkskommissariat für innere Angelegenheiten) 22 NKWD (Volkskommissariat für Staatssicherheit) 22 Norddeutsche Zeitung 84, 102, 114 Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR) 138 Nouvelles de France 36 NWDR (Nordwestdeutscher Rundfunk) 138 Oberster Chef der SMAD 19f„ 27, 82 Parteienzulassung 63, 65 Politische Hauptverwaltung der Roten Arbeiterund Bauernarmee (PURKKA) 13, 17,40, 118 - , 7. Abteilung 13f., 18, 26, 39, 43, 118 Politischer Berater des Obersten Chefs der SMAD 21ff., 27, 30, 33,35,81,85, 110 - , Abteilung für Volksbildung 23 - , Neuorganisation 23 - , politische Abteilung 23, 27 - , Rechtsabteilung 23 Postzeitungs versand 115 Prawda 16, 38, 52, 59, 120 Presse als „kollektiver Propagandist", „Agitator" oder „Organisator" 55ff., 104, 153f. Presseamt der DDR-Regierung 124 Presselizenzvergabe 63, 65, 76, 85, 151, 153f. Propagandaverwaltung der SMAD 13, 26ff., 31, 35, 43, 47, 64f„ 85, 88, 92ff„ 101, 107ff„ 111, 113, 120, 126, 135f„ 139f„ 143ff„ 147, 149f„ 152ff. PURKKA (Politische Hauptverwaltung der Roten Arbeiter- und Bauernarmee) 13, 17, 40, 118 - , 7. Abteilung 13f., 17, 26, 39, 43, 118 Rat für ideologische Fragen des Verlagswesens der DZVV bzw. der DVV 148 Reuter 116, 118, 122 Rheina 127 RIAS (Rundfunk im amerikanischen Sektor) 138 Richtlinien für die Arbeit der deutschen Antifaschisten in dem von der Roten Armee besetzten Gebiet der KPD 16 Richtlinien für die Lizenzinhaber der deutschen periodischen Presse (der KPD) 108f.

Sachregister

Romanzeitung 42 Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) 138 Sächsische Volkszeitung 67, 69, 125 Sächsische Zeitung 72, 125 Sächsisches Tageblatt 84 SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) 24f„ 29f„ 35, 60f„ 64, 72, 88ff„ 95, 100, 105, 107, 110, 113f„ 125, 134, 144, 153 SKK (Sowjetische Kontrollkommission) 21, 31, 34, 46,61,85, 110, 126, 140, 150 SMA 20, 93 SNB (Sowjetisches Nachrichtenbüro bei der sowjetischen Militärverwaltung) 43, 52, 54, 93, 97, 102, 108, 116ff„ 141, 154 Sofortmaßnahmen auf dem Gebiete der ideologischen Aufklärung (der KPD) 15 Sowinformbüro 38, 53, 116f., 119 Sowjetische Kontrollkommission (SKK) 21, 31, 36, 46,61,85, 110, 126, 140, 150 Sozialistische Einheit 72 SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) 24, 29, 35,64, 70, 72,74, 76, 81,90, 100f„ 105, 118, 127, 153 Staatliches Komitee für Rundfunk beim Ministerrat der DDR 144 Staatliches Komitee für Verteidigung der UdSSR 19 Südena 127 SWA-Verlag 28, 39,45f. Tagespost 89, 91 Tagesspiegel, Der 50, 59, 85, 127 Tageszeitung für die Deutsche Bevölkerung (Dresden) 40, 49 Tägliche Rundschau 11, 27f„ 31, 36, 38, 40, 68, 85f., 88f„ 106f„ 113, 116ff„ 122, 126, 129f„ 147,153 TASS 38,53,92, 108, 116, 119f., 122, 125f„ 141 „Theorie der Besatzungsadministration" 17, 152 Thüringer Tageblatt 80 Thüringer Volk 72 Thüringer Volkszeitung 69 Thüringer Zeitung 79 Thüringische Landeszeitung 84 Tribüne 71 Union, Die 80, 102 Union-Verlag 77, 79 United Press International (UPI) 127

183

Sachregister

Verwaltung für Volksbildung der SMAD 27, 94, 143, 145 VOB Zentrag, Zentrale Druckerei-, Einkaufs- und Revisionsgesellschaft mbH 74f., 114 Volk, Das 65, 70ff., 78, 101, 114 Volksblatt 71 Volkskommissariat für innere Angelegenheiten (NKGB) 22 Volkskommissariat für Staatssicherheit (NKWD) 22 Volksstimme, SED 72, 74 Volksstimme, SPD 49, 71

Volkswille 69 Volkszeitung 69 Vorwärts 66, 70, 72, 101, 115, 124 Welt, Die 36 Weltbühne 50 Wochenblatt 79 Zentrale Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion 28 Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED 24, 29, 35, 72, 74, 105