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German Pages 52 [61] Year 1960
ZEITSCHRIFT FÜR A N QE WANDTE QEOLOQIE
A U S DEM I N H A L T
Prof. Dr. E. Lange - 70 Jahre alt
HERAUSQEQEBEN VON DER STAATLICHEN Q E O L O Q I S C H E N UND DER ZENTRALEN DER D E U T S C H E N
KOMMISSION
V O R RA TS K O M M ISS IO N
DEMOKRATISCHEN
REPUBLIK
W . Neumann Die Bergwirtschaft in der Demokratischen Republik Vietnam E. Lange Die Rohstofflage in der Gaswirtschaft W . S. WysAemirskij Die Verwendung des Inkohlungsgrades bei den Prognosen für die Olführung J. A. Kossygin ü b e r die Entwicklung der Basisbohrungen in der UdSSR C . Prattka Zur Paragenese der FlußspatSchwerspat-Lagerstätte Hühn/Trusetal am SW-Rand des Thüringer Waldes E. Köhler, A. Thomas k F. Reuter Geräte für ingenieurgeologisdte Erkundungsarbeiten in der Sowjetunion
AKADEMIE - VERLAQ
• BERLIN
BAND 5 / HEFT 1 J A N U A R 195? SEITE 1 - 4 »
INHALT
Seite
Glückauf f ü r 1959!
1
Prof. Dr. E . LANGE — 70 J a h r e alt
2
Seite
G. PRATZKA: Zur Paragenese der Flußspat-SchwerspatLagerstätte Hühn/Trusetal a m S W - R a n d des Thüringer Waldes 27 E. KÖHLER,
W . NEUMANN: Die Bergwirtschaft in der Demokratischen Republik V i e t n a m
3
E . LANGE: Die Rohstofflage der Gaswirtschaft
. . . .
A . THOMAS & F . R E U T E R :
Geräte
16
W . S.WYSCHEMIRSKIJ : Die Verwendung des Inkohlungs. . . .
20
J . A. KOSSYGIN: Über die Entwicklung der Basisbohrungen in der U d S S R
in-
union
34
H . - J . BAUTSCH & A . R I C H T E R : E i n n e u e s G i e ß h a r z
Einbettungsmittel f ü r An- u n d Dünnschliffe grades bei den Prognosen f ü r die Ölführung
für
genieurgeologische Erkundungsarbeiten in der Sowjet-
23
als
. . . .
36
Lesesteine
37
Besprechungen u n d Referate
39
Nachrichten u n d Informationen
45
Die ZEITSCHRIFT FÜR ANGEWANDTE GEOLOGIE berichtet ständig ausführlich über folgende Arbeitsgebiete : Geologische Grundlagenforschung u n d Lagerstättenforschung / Methodik der geologischen E r k u n d u n g / Ökonomie u n d P l a n u n g der geologischen E r k u n d u n g / Technik der geologischen E r k u n d u n g / Geologie u n d Lagerstättenkunde im Ausland / Bibliographie, Verordnungen, Richtlinien, Konferenzen, Personalnachrichten
Dem Redaktionskollegium gehören a n : Prof. Dipl.-Berging. B Ü H R I G , Nordhausen — Dr. H E C K , Schwerin — Prof. Dr. K A U T Z S C H , Berlin Prof. Dr. L A N G E , Berlin -
Dr. M E I N H O L D , Leipzig -
Dr. R E H , J e n a — Prof. Dr. S C H Ü L L E R , Berlin -
Dr. N O S S K E , Leipzig -
Prof. Dr. P I E T Z S C H , Freiberg
Dipl.-Berging.-Geologe S T A M M B E R G E R , Berlin
Prof. Dr. W A T Z N A U E R , Karl-Marx-Stadt Chefredakteur: Prof. Dr. E R I C H L A N G E , Berlin
Die ZEITSCHRIFT FÜR ANGEWANDTE GEOLOGIE ist kein Organ einer engen Fachgruppe. Auf ihren Seiten können alle strittigen Fragen der praktischen Geologie behandelt werden. Die Autoren übernehmen f ü r ihre Aufsätze die übliche V e r a n t w o r t u n g
Herausgeber: Staatliche Geologische Kommission und Zentrale Vorratskommission für mineralische Rohstoffe der Deutschen Demokratischen Republik. Chefredakteur: Prof. Dr. Erich Lange, Berlin. Redaktion: Berlin K 4, Invalidenstraße 44. Verlag: Akademie-Verlag G m b H , BerlinW 8 MohrenstraBe 39 (Fernsprecher 200386, Postscheckkonto: Berlin 35021). Bestell- und Verlagsnummer des Heftes: 1047/5/1. Die „Zeitschrift für angewandte Geologie" erscheint monatlich. Bezugspreis 2, — DM je Heft. — Satz und Druck: Druckhaus „Maxim Gorki", Altenburg. Veröffentlicht unter der Lizenznummer ZLN 5008 des Ministeriums f ü r Kultur, Hauptverwaltung Verlagswesen. K a r t e n : Mdl der D D R Nr. 4422, 4465 / K 11. Printed in Germany.
ZEITSCHRIFT FÜR ANQEWANDTE QEOLOQIE
C H E F R E D A K T E U R ! PROF.DR. 6 . L A N Q E
B A N D 5 • J A N L / A R 1959- H E F T 1
Glückauf für ig 5g! Das Jahr 1Q59 verlangt von uns Geologen der Deutschen Demokratischen Republik die Lösung besonders großer und schwerwiegender Aufgaben. Unser Chemieprogramm, das Ende des vergangenen Jahres im Leuna-Werk durch den 1. Sekretär der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, WALTER ULBRICHT, begründet wurde, setzt voraus, daß die Bodenschätze unserer Republik, die auch zum großen Teil Rohstoffe für eine Vielzahl wichtigster chemischer Industrieprodukte bilden, von den Geologen ermittelt werden, um sie für die Wirtschaft nutzbar zu machen. Stellt auch das Rohöl, das wir in einigen Jahren über eine Fernleitung erhalten werden, eine große Hilfe dar, so fällt uns doch selbst die Aufgabe zu, so schnell wie möglich Erdgas- und Erdöllagerstätten bei uns zu suchen, zu finden und zur beschleunigten Nutzung vorzubereiten. Die Bohrtechnik und die Geophysik, die im letzten Jahre erfreuliche Fortschritte gemacht haben, müssen noch leistungsfähiger werden, so daß wir auch auf diesem Gebiet schnellstens den Weltstand erreichen. Unser Ziel, eine eigene, ins Gewicht fallende Erdöl- und Erdgasproduktion zu erreichen, ist nicht nur eine rein geologische Angelegenheit. Sie ist von großer politischer Tragweite. Jede Tonne Öl, jeder Kubikmeter Erdgas, den wir aus unseren eigenen Gebieten gewinnen, stärkt die Friedenskräfte. An einem guten Erfolg unserer Anstrengungen kann bei der großzügigen sowjetischen Hilfe nicht gezweifelt werden. Es ist zu erwarten, daß die ersten Ergebnisse dieser sich anbahnenden Kollektivarbeit bereits im Laufe des beginnenden Jahres sichtbar werden. Auch die anderen Zweige unserer wissenschaftlichen und praktischen Tätigkeit können sich, nachdem im Jahr 1Q58 eine entscheidende Veränderung in der Struktur der Staatlichen Geologischen Kommission und ihrer Betriebe vollzogen wurde und bisherige, die Vorwärtsentwicklung hemmende Schwierigkeiten beseitigt wurden, günstig weiterentwickeln. Was auf allen unseren Arbeitsgebieten vor allem notwendig ist, ist die Anwendung streng wissenschaftlicher und kollektiver Arbeitsmethoden. Das ist eine Forderung, die die Erste Ökonomische Konferenz der Staatlichen Geologischen Kommission Anfang November 1Q58 erhob.Folgen wir ihr und lösen wir mit Elan, Mut und Optimismus alle vor uns stehenden großeh und kleinen geologischen Aufgaben! Vorwärts zu neuen Erfolgen!
Zeitschrift für angewandte Geologie (1869) Heft 1 Prof. Dr. E . LANGE — 70 J a h r e alt
2
Prof. Dr.
ERICH LANGE - 7 0
Professor Dr. ERICH LANGE, Chefredakteur „Zeitschrift für angewandte
Geologie", begeht
Jahre alt
der
beim damaligen Reichsamt für Bodenforschung
am
gewiesen.
9. Januar 1959 seinen 70. Geburtstag. Er gehört zu den
Nach
dem
Zusammenbruch
des
zu-
faschistischen
bekanntesten Geologen unserer Republik und wird von
Deutschlands widmete sich Professor LANGE mit seinen
Freunden und Kollegen als aufrichtiger Kämpfer für
politischen und wissenschaftlichen Erfahrungen sofort
die sozialistische Gesellschaft geachtet.
dem Wiederaufbau. Ende 1945 wurde er als ordentlicher
Professor LANGE wurde in Berlin geboren. Bereits
Professor für Brennstoffgeologie an die Bergakademie
während der Schulzeit erwachte in ihm die Neigung zu
Freiberg berufen. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit
den Naturwissenschaften. Nach dem Maturum
kämpfte er beharrlich für die geistige Erneuerung der
stu-
dierte er an der damaligen
Bergakademie
Bergakademie
tionsreicher Bildungsstätte
in
Berlin
und promovierte im Jahre
deutscher
1913 an der jetzigen Hum-
Wissenschaft.
boldt-Universität mit einer
als
tradi-
humanistischer
Von 1 9 4 6 - 1 9 4 9 war er
Arbeit über
die
Fauna
Tendaguru-
sischen Landtages. Im Ok-
der
marine
Abgeordneter
des
Säch-
Schichtcn. Danach war er
tober 1946 übernahm Pro-
auf Empfehlung des Geo-
fessor LANGE in
logisch - Paläontologischen
die
Instituts im
Tätigkeit
Kamerun
ehemaligen tätig.
Hier
Berlin
verantwortungsvolle des
Präsiden-
ten der ehemaligen Geo-
konnte Professor LANGE
logischen
durch eingehende
Hier leistete er wahre Pio-
geolo-
Landesanstalt..
gische Studien seine Fach-
nierarbeit.
kenntnisse bereichern. Der
satz ist es zu verdanken,
erste Weltkrieg setzte die-
daß wichtiges geologisches
ser Forschungsarbeit Ende.
Nach
ein
Seinem
Erkundungsmaterial
englischer
Ein-
er-
halten blieb. In mühseli-
Kriegsgefangenschaft ge-
ger Kleinarbeit rettete er
langte er durch Austausch
mit
in die
tern von den Kriegsein-
sich
Schweiz, durch
tätigkeit
wo
er
Gutachter-
einen
Einblick
wenigen
Mitarbei-
wirkungen verschont gein die Alpengeologie ver-
schaffen konnte. Gleich nach Kriegsende trat Professor LANGE in Konstanz dem Spartakusbund bei, wurde dann Mit-
bliebene Dokumente und Belege vor Diebstahl und unberechtigter Auslagerung. Seine Initiative führte dazu, daß bereits Mitte 1947 die geologischen Erkundungsarbeiten wieder aufgenommen werden konnten.
arbeiter der Technischen Staatskommission der U d S S R
E s ist sein besonderes Verdienst, daß er sich für die
in Berlin und ging in dieser Eigenschaft im Jahre 1921
forcierte Erkundung von Erdöl- und Erdgas-Lagerstätten
für ein Jahr nach Moskau zum Gornij-Sowjet. Später
einsetzte. Trotz seines Alters übernahm er 1955 die Chef-
arbeitete er mehrere Jahre als Sachverständiger für
redaktion der „Zeitschrift für angewandte
mineralische Rohstoffe bei der Handelsvertretung der
und entwickelte
U d S S R in Deutschland.
Schwierigkeiten zu einem internationalen Fachorgan.
sie
nach Überwindung
Geologie" mancherlei
1932 wurde Professor LANGE wegen seiner aktiven
Seine Freunde und Mitarbeiter sprechen dem Jubilar,
politischen Betätigung von den Weimarer Behörden in
der sowohl in der Praxis als auch bei der Lösung
Untersuchungshaft genommen. Auch in der Nazizeit
theoretischer Probleme stets in vorderster Reihe zu
führten die Faschisten gegen ihn bis 1935 Ermitt-
finden ist, anläßlich seines Ehrentages ihre herzlichen
lungsverfahren durch, und er erhielt keine Beschäfti-
Glückwünsche aus. Sie wünschen ihm von ganzem Herzen
gung. Erst danach wurde ihm eine Arbeit als Geologe
Gesundheit und noch viele Jahre voller Schaffenskraft.
NEUMANN / Die Bergwirtschaft in der Demokratischen Republik Vietnam
Zeitschrift für angewandte Geologie (1969) Helt 1 3
Die Bergwirtschaft in der Demokratischen Republik Vietnam WERNER NEUMANN, B e r l i n
INHALT Einführung Geotektonik und Lagerstättenbildung Die Lagerstätten und ihre bergwirtschaftliche Bedeutung Geschichte der bergbaulichen Erschließung Ausblick Literatur
3 4 5 14 15 16
Das Gebiet der Demokratischen Republik Vietnam umfaßt seit dem Waffenstillstand von Genf vom 21. 7. 1954 die ehemaligen französischen Protektorate Tongking (heute Bac-bo) und Nordannam (Annam heute Trun-bo) bis zum 17° nördl. Breite. In dem 164103 km 2 großen Gebiet (nach Statesmau's Year-Book 1956) wohnen schätzungsweise 15 Millionen ( ± 10%) Einwohner. Auf 1 km 2 würden theoretisch 91 Menschen wohnen. Von allen Staaten Hinterindiens hat Vietnam die höchste Bevölkerungsdichte, was durch die günstigen Lebensbedingungen in den alluvialen Küstenebenen erklärt wird. Hier dürfte die Besiedelung im Vergleich zum Hinterland noch höher sein. Die Städte Hanoi und Haiphong haben nach einer Schätzung aus dem Jahre 1953 300000 bzw. 217000 Einwohner. Außer Annamiten bewohnen das Land etwa 30 nationale Minderheiten. Französisch-Indochina galt als reiner Agrarstaat. 1942 waren in der Landwirtschaft 8 5 % , in Industrie und Handwerk dagegen nur 3,5% der Bevölkerung beschäftigt. Verfasser war 1956—1957 sechs Monate an der Untersuchung von Verwitterungsphosphaten beteiligt und hat einige Gebiete des Landes bereist. Hieraus entstand die Anregung, die erreichbare Literatur durchzusehen. Im folgenden wird der Stand der Bergwirtschaft in der Kolonialzeit dargestellt, um dem Leser ein grobes Bild zu geben, welche Bedeutung dem Bergbau in der künftigen volkswirtschaftlichen Entwicklung zukommt. Einführung Die bergbauliche Erschließung Vietnams begann etwa um das J a h r 1830, als Chinesen und Einheimische anfingen, die günstig gelegenen Anthrazitlager an der Küste zwischen Hongay und Kebao abzuhauen. An Erzen war Blei bei den Bergvölkern für die J a g d von jeher gesucht und wurde an vielen Orten gewonnen. Aufzeichnungen über diesen alten Bergbau, wie ein Bericht des Königshofes in Hue über die Situation der Gruben in Annam in dem Zeitraum von 1810—1850, enthalten im wesentlichen wenig technische Einzelheiten (BLONDEL 1931). Eine Dokumentation wird erst durch die Franzosen eingeleitet, die an ihre 1862 erworbene Kolonie Cochinchina 1884 Annam und Tongking als Protektorate und 1893 Laos und Kambodscha angliederten. Für die geologische und lagerstättenkundliche Durchforschung der zu Französisch-Indochina zusammengeschlossenen Länder wurde 1895 der Service Géologique de l'Indochine mit dem Sitz in Hanoi
gegründet, dessen geologische Karten 1 : 500000 (Abb. 1) und Veröffentlichungen die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen darstellen. Topographisch wurde Franz.-Indochina in Generalstabsblättern 1 : 100000 erfaßt, in denen die schroffen Kalkmassive durch Schraffen (Karsttopographie), die weniger steilen Berge durch Höhenlinien eingezeichnet wurden (BLONDEL 1929). Bereits im Dezember 1939 hatten die Japaner die Südchina vorgelagerte Insel Hainan besetzt. Auf Grund eines Abkommens mit Vichy-Frankreich über die „gemeinsame Verteidigung Indochinas" erhielt J a p a n ebenfalls Durchmarschrccht durch Thailand. Der japanische Vorstoß hatte strategische Bedeutung (Bedrohung der Burmastraße und der Südflanke Chinas), verfolgte aber auch kriegswirtschaftliche Ziele (Ausbeutung der Zinngebiete Yünnans und Thailands). Der Einfluß J a p a n s währte vom September 1940 bis September 1945. Das japanische Bergbau-Forschungsinstitut in Hanoi arbeitete vor allem an der Erschließung von Eisen-, Chrom-, Nickel- und Wolframvorkommen. Für Prospektionen waren jährlich 0,5 Millionen Yens angesetzt. Die Société de Chrome et de Nickel de l'Indochine ging in japanische Hände über. Eine japanische Gesellschaft finanzierte den Abbau der Apatitlagerstätten bei Lao Kay. Zur Zeit der japanischen Besetzung entstand im März 1941 die „Demokratische Kampffront für die Unabhängigkeit Vietnams" (Viet-Nam Doc L a p Dong Minh Hoi, abgekürzt Viet-Minh), die am 2. 9. 1945 die „Demokratische Republik Vietnam" ausrief. Von der Nachkriegsregierung in Frankreich nicht aner-
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Abb. 1. Einteilung der geologischen Blätter 1:500000 des Service Géol. de l'Indochine mit dem Stand der Arbeiten 1939. Die Staatsgrenze der Demokratischen Republik Vietnam ist neu eingefügt. Schrägschraffur : fertiggestellte Blätter (aus Chron. Min. Col. Nr. 83, 1939)
Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 1 4
NEUMANN
k a n n t , h a t der Viet-Minh bis z u m Waffenstillstand von Genf u m die Unabhängigkeit des Landes gerungen. Durch diesen Widerstandskampf haben die Verkehrswege u n d die bergwirtschaftliche Industrie sehr gelitten. Nach den ersten dringendsten Arbeiten in der Landwirtschaft, dem A u f b a u der zerstörten Bewässerungsanlagen f ü r die Reiskulturen und der Erneuerung des zerstörten Verkehrsnetzes ist die Regierung bestrebt, die bergwirtschaftliche Industrie weiter auszubauen.
Geotektonik und Lagerstättenbildung
/ Die Bergwirtschaft in der Demokratischen Republik Vietnam an und erreicht in der Tertiärzeit einen Nullpunkt. Die E r z a r m u t der postvariszischen Gesteine k a n n allerdings auch darauf beruhen, daß Erosion und marine Abrasion die oberflächlichen Mineralkonzentrationen schon weitgehend zerstört haben. Während auf dem kristallinen Sockel Indosinias in der Hauptsache Gold (Bong Mieu) und Edelsteine gefunden werden, häufen sich im Faltengebiet des Bacbo und nördlichen Trun-bo die Fundorte von Bunt-, Eisen- und Stahlmetallen, mit denen wir uns näher beschäftigen wollen. Auf Tabelle 1 sind die einzelnen Lagerstätten den Formationen oder den tektonischen und magmatischen Perioden der erdgeschichtlichen Entwicklung zugeordnet. Der Versuch s t a m m t von FROMAGET, der dadurch das Problem der Mineralisierung aufzeigen und zu seiner Lösung anregen will.
Über die Bodenschätze des ehemaligen Französischindochina gibt es eine reichhaltige Literatur, die im wesentlichen auf die Angaben des fünfbändigen Werkes „Les ressources minérales de la France d'Outre-Mer" u n d auf die Spezialarbeiten des Service Géologique zurückgeht. Die chronologische Übersicht der Tab. 1 soll durch die FROMAGET (1941a) b e f a ß t sich mit den möglichen Beziehungen zwischen Erzbildung und Tektonik. Seine paläogeographischen Kärtchen der Abb. 3 a—d vertieft und ergänzt werden. Mineralfundpunkte sind am genauesten in interessanten Ausführungen helfen uns, die Lagerstätten den geologischen Blättern 1 : 500000 verzeichnet und auch in der Demokratischen Republik Vietnam, im folgenden kurz in den dazu gehörenden Erläuterungen erwähnt. Die kurz mit „ N o r d v i e t n a m " bezeichnet, richtig zu charak- Abb. 3e—H habe ich nach den Vorlagen von L A V R O V (1941) und F R O M A G E T (1941a) zusammengestellt. Diese beiden terisieren. Arbeiten befassen sich mit den Lagerstätten im ehemaligen Es ist notwendig, einen Blick auf die geotektonische Französisch-Indochina. Aus ihren Karten wird die Häufung der Bodenschätze in „Nordvietnam" gut ersichtlich, worauf S t r u k t u r k a r t e zu werfen (Abb. 2). Hinterindien wird von Verf. zum Verständnis des in den Abb. 3 a—h gewählten Faltensträngen durchzogen, die fächerförmig (Virgation) enger umgrenzten Ausschnittes der Erdoberfläche hinweisen auseinanderlaufen und die aus der Einengung zwischen möchte. dem Nordostsaum von Gondwanaland (Vorderindien, Australien) und dem Südsaum der Sibirischen Masse Seine Verfestigung erreichte das Land durch eine herrühren. Verfaltung in der Obertrias. Bei einer tektonischen Gliederung benutzt m a n die Verteilung von SenkungsDurch die Verfaltung verfestigten (konsolidierten) sich und Hebungszonen in dieser Zeit (siehe K a r t e des geotektonische Einheiten. So ist die Versteifung der Mesozoikums, Abb. 3 b). Südchinesischen Masse (Sinia der Abb. 2) bereits vor dem Jungalgonkium erfolgt. Südlich davon liegt der kriTabelle 1. Ablauf der erdgeschichtlichen Ereignisseim Gebiet der Demokratischen Republik Vietnam stalline Sockel Indosinias, dessen Konsolidierung im junge Ailuv. ette AUuv. Quartär wesentlichen in der varisziHumanen schen Orogenese abgeschlosJungtertiär sen wurde. U m Indosinia ist Alttertiär die E r d k r u s t e in nachvariszischer Zeit noch mobil und Kreide erfährt eine starke VerfalZink t u n g (mouvements majeurs Jura Long Hit JAKOBs) in der Obertrias Chrom Trias Cho Dinh (vorrätische Orogenese). Anlage und F a l t u n g der tertiPerm Zinn. Wolfram ären Geosynklinalen Burmas PJa Quae beschließen die Verfestigung Oberkarbon Quecksilber Hagiang Hinterindiens. Zink, Gold Unterkarbon Ngan Son „ N o r d v i e t n a m " liegt zwischen Sinia und Indosinia, Devon auf das sein politisches TerZink Silur Drang Da ritorium noch übergreift. In Cho Dien Antimon den Lagunen und Becken Ordovizium Moa Lung' der neotriassischen AuffalKambrium t u n g entstand Steinkohle, die z u m größten Teil anthraJungalgonkium Biel, Silber zitisch ausgebildet ist. Tu lé Altatgonkium Aber auch die ErzlagerStätten halten sich nach Archaikum FROMAGET an die Zonen der äußersten Einengung. Die Mineralisation steigt bis zur Faltungen Jnitialc tlagmatite Synorogene Intrusiva Subséquente lAjlkanite Finale VuUcanite variszischen Epoche ständig
Zeltschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 1 NEUMANN / Die Bergwirtschaft in der Demokratischen Republik Vietnam
VMM
5
Aus dem Jungtertiär (Miopliozän) sind Seenablagerungen bekannt, in die örtlich Braunkohlenflöze eingelagert sind. Die Verfestigung Vietnams ist also in der Trias im wesentlichen abgeschlossen, während dieser Zustand in Burma erst im Tertiär erreicht wird.
Die Lagerstätten und ihre bergwirtschaftliche Bedeutung Im Rahmen dieses bergwirtschaftlich ausgerichteten Aufsatzes will ich die Lagerstätten in folgende Gruppen einteilen: A. Kohle, B. Erdöl, C. Eisen- und Stahlmetalle, D. Buntmetalle, E. Leichtmetalle, F. Metalle für Sonderzwecke, G. Edelmetalle, H. Industrieminerale, Steine und Erden. Aus der Beschreibung wird ersichtlich, ob es sich um sedimentäre, alluviale und eluviale oder um magmatische Anreicherungen handelt. Zur besseren Charakterisierung der Kohlengruben, die den Schwerpunkt in der Bergwirtschaft bilden, dient Tab. 2, in der Qualität, Flözausbildung und maximale Kapazität angegeben sind. Senerei/er Verlauft/er Tab. 3 enthält Hinweise über die ReFaltungen Hinterindiens serven. Es muß betont werden, daß diese 500 hm Vorratszahlen auf Schätzungen beruhen und keinen Anspruch auf Genauigkeit und Vollständigkeit erheben. Eine GegenAbb. 2. D a s Territorium der Demokratischen Republik V i e t n a m liegt geoüberstellung der Reserven mit der matektonisch gesehen zwischen dem jungalgonkisch versteiften Sinia u n d ximalen Jahresförderung soll dazu dienen, dem varisziscli verfestigten Indosinia, was f ü r die Lagerstättenbildung die beginnende volkswirtschaftliche Entwesentlich ist. I n die Vorlage STILLES (1943) wurde die Staatsgrenze wicklung einzuschätzen. Außerdem habe eingezeichnet ich aus Statistiken, die bis 1905 zurückreichen, die abgebaute Tonnage bis 1956 summiert. Die Von Süd nach Nord sieht diese Einteilung wie folgt a u s : A n Indosinia-Nord (durch den Buchstaben A markiert), das Zahlen geben demnach die Förderung in 50 Jahren bis nach Vinh a m Song Ca hinaufreicht [wir ü b e r n e h m e n die Kolonialzeit an und sind — wie alle hier erwähnten Darstellung FROMAGETS (1941a), während STILLE (1945) Angaben — auf das politische Territorium der Demo(Abb. 2) den N o r d o s t s a u m von Indosinia weiter südlich gezogen kratischen Republik Vietnam bezogen. hat], folgen mit NW-SE-Streichen die Geosynklinalen des Song
Ca, von S a m Neua u n d v o m Schwarzen Fluß, jeweils get r e n n t durch die Hochgebiete des Plateaus von Pou H u a t (B), des Song Ma (C) u n d abgeschlossen durch das F a n Si P a n Massiv, das in der Paläogeographie der Trias mit Südostchina eine kontinentale Einheit (D) bildet. Dieses Festland wird durch einen nordost gerichteten Meeresarm, nach LangSon ziehend, durchquert. Dasselbe NW-SE-Streichen h a b e n die Geosynklinalen im Mitteldevon (siehe K a r t e des Paläozoikums, Abb. 3a). Auf die breite annamitische Geosynklinale im Süden (durch die Ziffer I bezeichnet) folgen die Tröge des Song Ma (II, als hypothetisch beschrieben), von Yen B a y (III) u n d die h i m a layische Geosynklinale GRABAUS (IV) in Südchina. Die Krustenbewegungen in kaledonisclier, variszischer u n d k i m inerischer Zeit halten sich also im allgemeinen a n dieselben Richtungen.
Nach der Trias hält eine kontinentale Entwicklung init einzelnen Lagunen an, die vor allem in Südlaos und Kambodscha zu mächtigen Ablagerungen von grauem oder rotem Sandstein mit Geröll- und Roterdehorizonten geführt hat. In „Nordvietnam" kommt dieser Sandstein im Zusammenhang mit den Kohlenflözen der Trias vor.
A. Kohle Steinkohle
Der Bodenschatz Nr. 1 ist die Steinkohle. Sie entstand in der lagunären Fazies der Obertrias, die durch die ausklingendenKrustenbewegungen der altkimmerischenOrogenese bestimmt wurde. In Niederlaos sind auch Flöze im Westfal und Stefan bekannt. Die Lage der drei Hauptbecken Quang-Yen, Phan-Me und Phu Nho Quan-Ninh Binh geht aus Abb. 4 hervor. Die zwei nicht überhöhten Nord-Süd-Profile auf Abb. 5 zeigen die Verfaltung der Rätschichten mit den Kohlenflözen quer durch die Bergkette von Dong-Trieu. Der größte Abbau (65%) geht im Becken von QuangYen, unmittelbar an der Küste zwischen Hongay und Kebao, um. Bei Campha sind die Lagerungsverhältnisse und die Mächtigkeit der Flöze so günstig, daß ein großer Tagebau rentabel ist. Die generell Ost-West verlaufenden Schichten sind hier sekundär Nord-Süd verfaltet. Vermutlich schwillt durch diese Sekundär-
Zeitschrift für angewandte Geologie (1958) Heit 1 6
NEUMANN / Die Bergwirtschaft in der Demokratischen Republik Vietnam
Paläozoikum
H59
¡ j p g Meer im tSMJ Mitteldevon IIIHIU Permokorbon im Kam (Obertrios)
Ordovizium, Silur, D e v o n Kambrium Trias
Abb. 3 a Könozoikum
1159
Kristalline, Schiefer, Eruptivgesteine
1158
Basait Basische Gesteine Rhyolite l
| Alluvium |
|-;';-v j Tertiär (Miopliazon) Abb. 3c
| Kristalline,Schiefer
Abb. 3d
Abb. 3a—d. Paläogeographie und Gesteinsverbreitung auf dem Territorium der Demokratischen Republik Vietnam (zusammengestellt nach den VeröS. des Service Géol. de l'Indochine) tektonik das „Große F l ö z " hier auf 80 Meter in einer Gesamtmächtigkeit der Flözfolge von 150 Meter an und fällt mit 45° nach Osten ein. Die meisten Vietnambesucher dürfen diesen Tagebau mit 800000 Tonnen Jahresförderung bestaunen. Das flözführende Gebirge steigt vom Meeresniveau gleich auf 300 Meter an. Von der Höhe bietet sich ein herrlicher Blick auf den südlichen Tagebau (Abb. 6) und auf die Turmkalke (Permokarbon) der vorgelagerten Bucht.
Kein Ökonom kann von" der Natur eine günstigere Lage eines Bodenschatzes verlangen, als er sie hier vorfindet. Nach Abräumung der konglomeratischen Deckhorizonte rutscht das aufgelockerte Gut seiner Schwere folgend in die Beförderungsfahrzeuge, diese bringen es zur Sortiererei und Wäscherei und schließlich aufs Schiff. Etwa 3 0 % der Gesamtförderung erfolgt in Tagebauen. Der Anthrazit fällt in Campha zu 4 0 % als Stückkohle (über 10 mm) und zu 60% als Grus (unter 10 mm) an. Die Stückkohle ist das eigentliche Exportprodukt. Ihre
Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 1 NEUMANN
/ Die Bergwirtschaft in der Demokratischen Republik Vietnam
7
M e t a l l e f. Sonderzwecke 1159 Edelmetalle // a
±\
V/
-259
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•
Autunît
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û Quecksilber
V.
+ Antimon •
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Silberholtiger Bleiglanz
o Gold Abb.':3e E » i e n - u n d S t o h l m e t o l l e 1158
Abb. 3f Buntmetalle
w Wolfram Mn Mongon Cr Chrom
• Eisen Abb. 3 g
Abb. 3 h
Abb. 3e—h. Verteilung der Bodenschätze auf dem Territorium der Demokratischen Republik Vietnam (zusammengestellt nach den Veröff. des Service Géol. de l'Indochine) drei Körnungen wurden vor dem Kriege nach K a n a d a (Steinkohle über 50 mm), nach Frankreich (Knabbein, 30—50 m m und Nußkohle, 10—30 mm) sowie nach China (1938 = 26%) u n d J a p a n (43%) exportiert. Der in allen Gruben reichlich anfallende Grus fand außer im Inland nur noch in J a p a n Absatz. Zu Beginn der 30er J a h r e h a t m a n nämlich begonnen, den Grus in einer Mischung mit japanischer Fettkohle (35—37% flüchtige Bestandteile) zu Briketts und Koks zu verarbeiten. Die Pressen stehen in Hongay u n d CamphaPort, die kleine Kokerei wird in Hongay betrieben.
Die Mischungsverhältnisse w a r e n : Briketts Koks Gruskohle 72,5% 60% Japanische Fettkohle 20% 40% Japanischer Teer 7.5% Von der maximalen Förderung in Höhe von 2344000 Tonnen im J a h r e 1938 h a t Französisch-Indochina etwa 400000 Tonnen, das sind etwa 17%, selbst verbraucht. An Koks u n d Briketts wurden in diesem J a h r e 3500 und 126110 Tonnen produziert. Im Nordwestteil des Beckens von P h a n Me wird auch Fettkohle mit 25—27% fl. B. abgebaut, deren trockene
Zeltschritt lür angewandte Geologie (1969) Helt 1 N e u m a n n / Die Bergwirtschaft in der Demokratischen Republik Vietnam
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Die Staub wanderungen in der Atmosphäre bestätigten zum • ersten Mal das Vorhandensein starker Höhenwinde, der sog. , , J e t - S t r e a m s " , die heute bei der Raketentechnik eine so große Bedeutung haben. Man sollte sich gerade im Zeitalter der Atombomben an die Explosionskatastrophe des K r a k a t a u und an den in die Atmosphäre geschleuderten Staub des Rakata-Berges erinnern. Zum Glück für die Menschheit war dieser Staub nicht radioaktiv. Infolgedessen richtete er bei seinem Niedergang auf die Erdoberfläche keine Schäden an. W e n n jedoch durch Atombombenexplosionen radioaktive Staubmassen den
Zeitschrift liir a n g e w a n d t « G e o l o g i e - ( 1 0 5 9 ) Heft 1
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Abb. 3. Makroauinähme im Durchlicht von zwei Dünnschliffen, a — Einbettung in Canadabalsam. E s ist deutlich ein Auseinanderreißen des Schliffes zu erkennen, b — Einbettung in Gießharz A G 6'6. Das störende Auseinanderreißen ist nicht zu beobachten, selbst der R a n d des Schliffes wird beim Schleifen kaum zerstört
Gemisch zu sieden beginnt. Ein weiterer großer Vorteil ist, daß die Härtung bei Zimmertemperatur in für unsere Verhältnisse meist ausreichend kurzer Zeit (3—4 Tage) abläuft. Es ist daher möglich, Anschliffe von Körnerpräparaten oder lockeren porösen Massen anzufertigen, bei denen bei Temperaturerhöhung — wie sie z. B. bei Einbettung in Canadabalsam oder anderen Harzen nötig ist — Modifikationsumwandlungen oder Gefügeänderungen eintreten würden. Ist es möglich, das Präparat einer Temperaturerhöhung auszusetzen, so kann die Härtung durch Erwärmen beschleunigt werden. So waren Proben vollständig ausgehärtet, nachdem sie 16 Stunden bei 40° C und anschließend 4 Stunden bei 70° C im Trockenschrank aufbewahrt wurden. Zum größten Teil arbeiten wir mit der „Neosupan"Schleif- und Poliermaschine des V E B RathenowerOptische-Werke (ROW), deren Kopf so konstruiert ist, daß jeweils acht Präparate angebracht werden können. Um die Kapazität der Maschine voll auszunutzen, und da wir die Einbettung bei Unterdruck vornehmen, wurde ein Unterdruckgefäß benutzt, in dem gleich mehrere Präparate eingegossen werden können. Die Bakelitringe, die als Halterung der Proben am Schleifkopf dienen, werden in einen Saugnapf getan, in dem durch eine angeschlossene Wasserstrahlpumpe ein Druck von 40 mm Hg-Säule eingestellt wird (s. Abb. 2) 2 ). Das frisch angerührte Gießharz-Härter-Gemisch wird ! ) Eine ähnliche Anordnung beschreiben HAGERMANN, L. NYSTRÖM: Geol. Fören. Förhand., 74 (1952), 2 1 2 - 1 7 .
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bei diesem Unterdruck aus einem durch einen Hahn regulierbaren Trichter in die Ringe eingegossen. Der Trichter ist drehbar, so daß mehrere Ringe nacheinander gefüllt werden können. Das Gießharz verbindet sich fest mit den Bakelitringen. Diese Eigenschaft konnten wir z. B. bei einem sonst gut brauchbaren Gießharz der B A S F (Gießharz P 5 ) nicht beobachten. Hier setzte sich zwischen Harz und Bakelitring feinster Schleif- und Polierschlamm fest, der dann die folgenden Polierprozesse sehr störte. Schwindungserscheinungen am Harz konnten bisher an den angefertigten Präparaten nicht beobachtet werden. Die Ritzhärte und Schleifhärte gleichen ungefähr denen von Calcit, was als günstig zu betrachten ist. Die Lichtbrechung liegt zwischen 1,565 und 1,575. Die gebräuchlichen Immersionsmittel zeigen keine Einwirkungen oder Lösungserscheinungen des Harzes. Auch für die Anfertigung von Dünnschliffen aus sehr lockeren und porösen Massen erwies sich das Harz als geeignet. Die Einbettung wurde in der gleichen Weise vorgenommen wie bei den Anschliffen, wobei statt der Bakelitringe Pappringe o. ä.benutzt wurden. Die bei der Einbettung in Canadabalsam häufig auftretende Erscheinung, daß der Schliff beim Schleifen und auch bei der späteren Aufbewahrung auseinanderreißt, wird dadurch unter anderem verhindert. (Abb. 3). Das noch flüssige Harz ist leider wasserempfindlich, so daß es nicht möglich ist, es auch als Einbettungsmittel nasser Gesteine usw. zu benutzen. Eingehendere Versuche mit solchen Proben sollen noch durchgeführt werden.
Lesesteine D i e L e h r e n des K r a k a t n u
Vor 75 J a h r e n , am 27. 8. 1883, 10.00 Uhr morgens, explodierte die Vulkaninsel Krakatau, die in der Sundastraße zwischen J a v a und Sumatra liegt, und der 870 m hohe Mount R a k a t a platzte auseinander. Die Explosion schleuderte die zu Staub zerblasene Inselmasse bis zu einer Höhe von 50 k m . Die Asche umwanderte in der Stratosphäre den Erdball und war mehrere J a h r e lang vielerorts sichtbar, z. B . in Berlin durchlebhafte Dämmerungserscheinungen nach Sonnenuntergang. Die Explosion löste eine gewaltige Flutwelle aus, der 3f>000 Menschen und 5000 Boote und Schiffe zum Opfer fielen.
Die Staub wanderungen in der Atmosphäre bestätigten zum • ersten Mal das Vorhandensein starker Höhenwinde, der sog. , , J e t - S t r e a m s " , die heute bei der Raketentechnik eine so große Bedeutung haben. Man sollte sich gerade im Zeitalter der Atombomben an die Explosionskatastrophe des K r a k a t a u und an den in die Atmosphäre geschleuderten Staub des Rakata-Berges erinnern. Zum Glück für die Menschheit war dieser Staub nicht radioaktiv. Infolgedessen richtete er bei seinem Niedergang auf die Erdoberfläche keine Schäden an. W e n n jedoch durch Atombombenexplosionen radioaktive Staubmassen den
Zeitschrift für angewandte Geologie (15)5!)) Heft 1 Lcsesteinc gleichen W e g n e h m e n sollten wie vor 75 J a h r e n die v o m K r a k a t a u ausgestoßenen Staubmassen, so würde das bekanntlich keineswegs so harmlos abgehen. Dieses sollte die wichtigste Schlußfolgerung iur die Menschheit im Atomzeitalter aus der Explosion des K r a k a t a u sein u n d sie veranlassen, mit aller Macht gegen unkontrollierbare a t o m a r e Experimente anzukämpfen. Die mineralischen Lagerstätten Afrikas Die geologische Erforschung des afrikanischen Kontinents h a t in den letzten J a h r e n sehr erhebliche Fortschritte gemacht. Einem Aufsatz aus der „Überseerundschau", H a m b u r g , v o m J u n i / J u l i 1958, S. 19, entnehmen wir folgende Einzelheiten, die f ü r die kapitalistische Einstellung gewisser europäischer Kreise, sich in Afrika eine neue Rohstoffbasis zu schaffen, charakteristisch sind: „ I n der großen Auseinandersetzung zwischen Ost u n d W e s t ist dem afrikanischen K o n t i n e n t eine eigenartige, vor 2 J a h r z e h n t e n noch unvorstellbare Rolle zugefallen. W e s t u n d Ost f ü h r e n z. Z. eine umfassende B e s t a n d s a u f n a h m e ihrer Reserven u n d Vorräte a n Rohstoffen, insbesondere a n Bodenschätzen durch. . . . Bei allem W e r t der eigentlichen ,Colonialwaren' f ü r die Weltversorgung h a b e n die bergbaulichen Rohstoffe h e u t e die größere Bedeutung . . . 1. I m gesamten Erdteil wird mit modernsten Meß- u n d Suchrtiethoden nach Bodenschätzen geforscht. Die Untersuchungen erfassen sowohl bisher unerschlossene R ä u m e als auch bisher wenig beachtete Mineralien, die erst mit der neuesten Entwicklung der Technik — z. B. f ü r Aluminiumh ä r t u n g u n d Veredelung f ü r Überschallflugzeuge — interessant wurden. 2. Südlich des Ä q u a t o r s werden einerseits neue Bodenschätze aufgeschlossen, andererseits wird die Veredelung der Roherze durch Ausweitung der Aufbereitungsindustrie fast nur noch a n Ort u n d Stelle vorgenommen. 3. I m R a u m zwischen Ä q u a t o r u n d Sahara-Gürtel sind zahlreiche Vorkommen — allerdings zumeist extensiv — in Ausbeute. Arbeitskräfte sind vorhanden, u n d die Flüsse werden helfen, die Transportnöte zu überwinden. Vor einer weiteren Intensivierung des Bergbaues m u ß jedoch die Energieerschließung stehen. Wasserkraftwerke z. T. größter Leistung sind a n verschiedenen Stellen geplant, im Bau oder — wie jetzt in Ostafrika bei Owen-Falls — in den ersten A u s b a u s t u f e n fertig. 4. I m Gebiet der Sahara wurden in den letzten J a h r e n Bodenschätze größter Bedeutung festgestellt: Eisen- u n d Manganerze allein in der Westsahara von ca. 1 Mrd. t mit sehr hohem Wertstoifgehalt sowie Erdöl a n verschiedenen Stellen des Sahara-Beckenrandes, das eine Mutung auf 2 Mrd. t Erdöl u n d 100 Mrd. m 3 Erdgas zuläßt, seien hier nur erwähnt. Der Mangel a n Energie u n d Arbeitskraft l ä ß t
Abb. 2. Rohstoffbasis Afrikas 1958 hier vorerst nicht a n die Aufschließung denken. So wurden kürzlich sogar die gründlichen Untersuchungen eingestellt, a n deren Fortsetzung sich nach neuesten Meldungen die Montanunion interessiert zeigt. Die hier in Umrissen skizzierte Entwicklung ist gewaltig. Sie trifft auf eine Bevölkerung, die in diesem kritischen Moment inmitten einer U m w e r t u n g aller überkommenen W e r t e steht u n d nach neuen Ordnungen des Zusammenlebens s u c h t . " . . . Die Abbildungen, die wir dem gleichen Aufsatz entnehmen, zeigen deutlich, wie sich v o m Norden, Westen u n d Süden die Erforschung der afrikanischen L a g e r s t ä t t e n nach dem Zent r u m Afrikas hin verschoben h a t . Lediglich die L a g e r s t ä t t e n der großen Wüstengebiete der Sahara sind noch so g u t wie nicht erschlossen. E. Umschichtungen in der kapitalistischen Diamantwirtschaft Aus K a p s t a d t wird gemeldet, daß sich die E r b e n der beiden vor etwa J a h r e s f r i s t f a s t gleichzeitig verstorbenen Diamantkönige
Sir
ERNEST
OPPENHEIMER
und
Dr.
WILLIAMSON zusammengeschlossen h a b e n u n d somit gemeinsam etwa 9 5 % der Diamanterzeugung des kapitalistischen Wirtschaftsbereiches kontrollieren. Inzwischen h a t die Regierung von T a n g a n j i k a mit dem Debeers-Diamantkonzern (OPPENHEIMER) einen V e r t r a g über die beschleunigte A u s b e u t u n g des Mwadui-Diamantvorkommens, das 1941 von WILLIAMSON entdeckt wurde u n d h e u t e als eines der größten D i a m a n t v o r k o m m e n innerhalb des kapitalistischen Wirtschaftsbereiches gilt, abgeschlossen. D a m i t ist die Gewinnung afrikanischer I n d u strie- u n d S c h m u c k d i a m a n t e n n u n m e h r endgültig in einem M a m m u t k o n z e r n vereinigt, der innerhalb seines Wirkungsbereiches keinen e r n s t h a f t e n K o n k u r r e n t e n mehr h a t . Nur in Westafrika, wo in Sierra Leone u n d Ghana die Eingeborenen I n d u s t r i e d i a m a n t e n aus den Seifenlagern der Flüsse gewinnen, blüht noch der einheimische D i a m a n t e n handel, den die dortigen Regierungen nur teilweise erfassen können. Ein großer Teil der von den D i a m a n t s u c h e r n aufgesammelten Steine wird ohne Kontrolle über die Grenzen geschafft. Es gibt Flugplätze, v o n denen diese D i a m a n t e n abgeholt werden, u n d Zollbeamte u n d Grenzkontrolleure, die in dieser „freien W e l t " mit H u b s c h r a u b e r n J a g d auf die Diamantensucher veranstalten. Besonders ausgeprägt war in letzter Zeit dieser D i a m a n t handel v o n Britisch Sierra Leone nach Liberia, von wo aus die R o h d i a m a n t e n per Flugzeug, vorwiegend nach Israel u n d dem Libanon, transportiert wurden. Inzwischen ist ein neuer K o n k u r r e n t auf dem W e l t m a r k t erschienen. Die amerikanische General Electric Corporation bringt seit einiger Zeit synthetische D i a m a n t e n auf den Markt, zwar sehr kleine, etwa in der Größe eines Sandkornes, aber f ü r bestimmte Zwecke den natürlichen absolut gleich-
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Besprechungen u n d Referate wertig. Noch sind sie allerdings mit rd. 4 Dollar je K a r a t (1 K a r a t = 0,205 Gramm) erheblich teurer als die N a t u r steine, deren offizieller Preis 2,80 S pro K a r a t beträgt. Die synthetischen Steine k o m m e n in erster Linie als Schleifmaterial in Frage. 1958 d ü r f t e n insgesamt f a s t 20 Mio K a r a t I n d u s t r i e d i a m a n t e n gefördert werden. Außerdem will die General Electric Corporation bis zu 3 Mio K a r a t synthetische Steine herstellen. Man sieht, wenn diese Nachrichten sich bestätigen werden, daß sich auf dem kapitalistischen W e l t m a r k t f ü r Industried i a m a n t e n ein Uberangebot b e m e r k b a r m a c h e n k a n n . Wie entscheidend Größe u n d Qualität der N a t u r d i a m a n t e n sind, zeigt ein Vergleich zwischen P r o d u k t i o n u n d Umsatz in Südwestafrika u n d Belgisch-Kongo. Von der Gesamtp r o d u k t i o n 1956 — rd. 23,13 Mio K a r a t — entfielen auf Belgisch-Kongo 14,01 Mio, auf Südwestafrika 0,97 Mio. Doch die Kongo-Produktion besteht zu 95 v. H . aus Industriediamanten, die südwestafrikanische aber zu 90 v. H . aus Schmucksteinen. E r r e c h n e t sich f ü r jene ein Durchschnittserlös je K a r a t von u n t e r einem P f u n d , so sind es in Südwestafrika über 17 P f u n d . Mit k n a p p 7 v. H. der Produktion des Kongos k a m Südwestafrika auf 144 v. H . des Erlöses. I m Gesamtdurchschnitt der Welterzeugung eignen sich nur 20 v. H. der geförderten D i a m a n t e n zur Schmuckverarbeitung. Die Situation auf dem kapitalistischen D i a m a n t e n m a r k t wird sicli in Z u k u n f t noch weiter zuspitzen, wenn auf i h m sibirische Industrie- u n d S c h m u c k d i a m a n t e n angeboten werden. E. Perspektive lür Mechernich I m H e f t 2/3, J a h r g a n g 1958 unserer Zeitschrift, S. 144, h a t t e n wir darauf hingewiesen, daß auf Grund eines Gutachtens der P R E U S S A G die größte Bleierzgrube Westdeutschlands, nämlich die „Gewerkschaft Mechernich", stillgelegt werden sollte. Inzwischen h a t die P R E U S S A G , die ein bundeseigener Konzern ist, die Grube stillgelegt u n d sämtliche Arbeiter u n d Angestellte dieses wichtigen Betriebes
entlassen. Die Grube, die etwa 30 k m westlich von Bonn liegt, könnte ca. 2 Mio t Bleirolierz u n d last 25 000 t Bleikonzentrate im J a h r liefern. 1 ) Wie das „Neue D e u t s c h l a n d " kürzlich ¡12. 9. 58) feststellte, basiert das sonderbar erscheinende G u t a c h t e n der P R E U S S A G weder auf ökonomischen noch geologischen Erwägungen. Es wurde von den Militaristen inspiriert u n d die angeblichen Schwierigkeiten wurden nur zur T a r n u n g der eigentlichen Ursache der Stillegung b e n u t z t . Die Grube wurde geschlossen, weil sich ihre Baue im besonderen Maße dazu eignen, einen riesigen U n t e r s t a n d f ü r die Regierung des Atomkanzlers ADENAUER ZU schaffen. Ähnlich wie HITLER sich einen bombensicheren Unterschlupf b a u e n ließ, während H u n d e r t t a u s e n d e deutscher Bürger den angloamerikanischen Bombenangriffen z u m Opfer fielen, wollen sich j e t z t die Herren ADENAUER, STRAUSS u n d Konsorten ein gegen a t o m a r e Strahlungen sicheres F ü h r e r h a u p t q u a r t i e r f ü r den von ihnen selbst heraufbeschworenen Atomkrieg schaffen. Hierzu m u ß t e n als erste Opfer 1200 bis 1300 Werktätige von Mechernich ihren Arbeitsplatz verlassen u n d wurde außerdem die deutsche Bleierzproduktion erheblich gedrosselt. Wir h a t t e n bereits beim Eingang der ersten Nachrichten betont, daß die Vorgänge in Mechernich nicht im gesamtdeutschen Interesse liegen. Durch die inzwischen b e k a n n t gewordenen Enthüllungen des „ N e u e n Deutschlands" wird diese Tatsache noch besonders erhärtet. Die deutsche Wirtschaft b r a u c h t Bleierze u n d die Bleierzkumpel benötigen ihre Grube u n d ihren Arbeitsplatz! Das wäre die normale Perspektive f ü r die größte Bleierzlagcrstätte Deutschlands. Auf die militaristische Perspektive der Mechernicher Bleicrzgi'ube, auf den Bau eines F ü h r e r h a u p t q u a r t i e r s f ü r den herzlosen Atomkanzler, der sein kostbares Leben beizeiten in Sicherheit bringen will, während u m ihn h e r u m Millionen Deutsche den Strablungstod sterben sollen, wird m a n dagegen in beiden Teilen Deutschlands ohne weiteres verzichten können. e. ») Vgl. „Z. f. a. Geol." 2 (1956), S. 257
Besprechungen und Referate KUSNEZOWA, N . P , & V . P . KASARINOW
Geophysikalische Untersuchungen zur Klärung des regionalen geologischen Baus der westsibirischen Tiefebene „Geologija n e f t i " , Moskau 2 (1958) 4, S. 1 1 - 1 6 Die westsibirische Tiefebene ist eines der erdöl- u n d erdgashöffigen Gebiete der Sowjetunion. Sie wird v o m Jenissei, den Bergen des Altai u n d Kasachstans u n d vom Ural begrenzt u n d besitzt einen Flächeninhalt von etwa 3,2 Millionen km 2 . I n dem ganzen Gebiet sind die vorpaläozoischen Schichten von im allgemeinen sehr mächtigen, meso-lcänozoischen Schichten verdeckt. Gegenwärtig herrscht die Vorstellung, daß sich die westsibirische Tiefebene aus drei Stockwerken a u f b a u t . Das untere Stockwerk bilden vorpaläozoische u n d paläozoische Gesteine, die gewöhnlich stark gestört u n d metamorphisiert sind. Das zweite Stockwerk bilden jungpaläozoische (seltener mittelpaläozoische) u n d triassisclie Gesteine, die Senkungsgebiete des ersten Stockwerkes ausfüllen u n d weniger gestört sind. Effusivgesteine t r e t e n verbreitet auf. Auf der ungleichmäßigen Oberfläche des zweiten, stellenweise auch des ersten Stockwerkes lagern mesozoische u n d känozoische Sedimente, die das dritte Stockwerk bilden. Öl- u n d gashöffig sind vor allem die jurassischen u n d altkretazischen Sedimente. Da besonders die nördlichen Teile der westsibirischen Tiefebene s t a r k v e r s u m p f t u n d mit Urwald bedeckt sind, ist die geophysikalische E r k u n d u n g des Gebietes eine H a u p t methode z u r E r f o r s c h u n g des regionalen geologischenAufbaus. Die ganze Tiefebene ist luftmagnetisch im Maßstab 1 zu 1000000 vermessen worden. I n zwei bis drei J a h r e n wird die luftmagnetische A u f n a h m e 1 : 200000 fertiggestellt sein. Wie die Vermessungen zeigen, ist das magnetische Feld über Westsibirien sehr differenziert. Qualitative Auswertungen der magnetischen K a r t e n u n d ihr Vergleich mit dem b e k a n n t e n Bau der umgebenden Gebiete lassen die wesentlichen
Gesetzmäßigkeiten erkennen u n d erlauben E x t r a p o l a t i o n e n auf das Gebiet Westsibiriens. Ergänzende q u a n t i t a t i v e Auswertungen (Tiefenbestimmung, Magnetisierung) f ü h r e n zur K o n s t r u k t i o n von K a r t e n der Tiefenlage u n d horizontalen Ausbreitung der magnetisch wirksamen Gesteine. Die magnetischen Messungen werden durch gravimetrische A u f n a h m e n ergänzt. W ä h r e n d regionale A u f n a h m e n bereits vorliegen, sollen j e t z t vor allem im Norden der Tiefebene (höffigstes Gebiet) durch erhöhte Meßgenauigkeit u n d verfeinerte Auswertung lokale Aufwölbungen a u f g e f u n d e n werden, wobei sich der Einsatz von H u b s c h r a u b e r n nach den vorliegenden E r f a h r u n g e n bewährt h a t . In den meisten Fällen decken sich gravimetrische u n d magnetische Anomalien hinsichtlich Lage u n d Gestalt. A u ß e r d e m gibt sich das Relief des Grundgebirges im Schwerebild zu erkennen. Von elektrischen Verfahren werden a n g e w a n d t : Tiefensondierungen, Dipolsondierungen u n d die tellurische Methode. Tiefen- u n d Dipolsondierungen werden hauptsächlich im Süden angesetzt, wo das Grundgebirge nicht sehr tief liegt (bis 2000 m). Die Tellurilc dient zusammen mit der Dipolsondierung ebenfalls zur Bestimmung der Tiefenlage des Grundgebirges und wird in den Gebieten mit mächtiger Sedimentbedeckung angewandt. Selbstverständlich wird auch die Seismik in großem Maßstab zur K l ä r u n g der S t r u k t u r der Tiefebene eingesetzt. Der dreigliedrige geologische Bau Westsibiriens spiegelt sich in den seismischen Messungen deutlich wider. Das erste Stockwerk ist seismisch homogen; es gibt nur a n seiner Oberk a n t e zu Reflexion oder Refraktion Anlaß. Das zweite Stockwerk ist inhomogen; es können darin reflektierende Horizonte ausgegliedert werden, die den sedimentären Schichten entsprechen. Das dritte Stockwerk ist sehr inhomogen u n d besitzt viele reflektierende Horizonte. Gemäß den geologischen Verhältnissen wird die Seismik in verschiedenen Varianten a n g e w a n d t : Profile (bis 100 k m u n d mehr) werden reflexions- u n d refraktionsseismisch abgeschossen (oft werden beide Verfahren kombiniert), u m
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Besprechungen u n d Referate wertig. Noch sind sie allerdings mit rd. 4 Dollar je K a r a t (1 K a r a t = 0,205 Gramm) erheblich teurer als die N a t u r steine, deren offizieller Preis 2,80 S pro K a r a t beträgt. Die synthetischen Steine k o m m e n in erster Linie als Schleifmaterial in Frage. 1958 d ü r f t e n insgesamt f a s t 20 Mio K a r a t I n d u s t r i e d i a m a n t e n gefördert werden. Außerdem will die General Electric Corporation bis zu 3 Mio K a r a t synthetische Steine herstellen. Man sieht, wenn diese Nachrichten sich bestätigen werden, daß sich auf dem kapitalistischen W e l t m a r k t f ü r Industried i a m a n t e n ein Uberangebot b e m e r k b a r m a c h e n k a n n . Wie entscheidend Größe u n d Qualität der N a t u r d i a m a n t e n sind, zeigt ein Vergleich zwischen P r o d u k t i o n u n d Umsatz in Südwestafrika u n d Belgisch-Kongo. Von der Gesamtp r o d u k t i o n 1956 — rd. 23,13 Mio K a r a t — entfielen auf Belgisch-Kongo 14,01 Mio, auf Südwestafrika 0,97 Mio. Doch die Kongo-Produktion besteht zu 95 v. H . aus Industriediamanten, die südwestafrikanische aber zu 90 v. H . aus Schmucksteinen. E r r e c h n e t sich f ü r jene ein Durchschnittserlös je K a r a t von u n t e r einem P f u n d , so sind es in Südwestafrika über 17 P f u n d . Mit k n a p p 7 v. H. der Produktion des Kongos k a m Südwestafrika auf 144 v. H . des Erlöses. I m Gesamtdurchschnitt der Welterzeugung eignen sich nur 20 v. H. der geförderten D i a m a n t e n zur Schmuckverarbeitung. Die Situation auf dem kapitalistischen D i a m a n t e n m a r k t wird sicli in Z u k u n f t noch weiter zuspitzen, wenn auf i h m sibirische Industrie- u n d S c h m u c k d i a m a n t e n angeboten werden. E. Perspektive lür Mechernich I m H e f t 2/3, J a h r g a n g 1958 unserer Zeitschrift, S. 144, h a t t e n wir darauf hingewiesen, daß auf Grund eines Gutachtens der P R E U S S A G die größte Bleierzgrube Westdeutschlands, nämlich die „Gewerkschaft Mechernich", stillgelegt werden sollte. Inzwischen h a t die P R E U S S A G , die ein bundeseigener Konzern ist, die Grube stillgelegt u n d sämtliche Arbeiter u n d Angestellte dieses wichtigen Betriebes
entlassen. Die Grube, die etwa 30 k m westlich von Bonn liegt, könnte ca. 2 Mio t Bleirolierz u n d last 25 000 t Bleikonzentrate im J a h r liefern. 1 ) Wie das „Neue D e u t s c h l a n d " kürzlich ¡12. 9. 58) feststellte, basiert das sonderbar erscheinende G u t a c h t e n der P R E U S S A G weder auf ökonomischen noch geologischen Erwägungen. Es wurde von den Militaristen inspiriert u n d die angeblichen Schwierigkeiten wurden nur zur T a r n u n g der eigentlichen Ursache der Stillegung b e n u t z t . Die Grube wurde geschlossen, weil sich ihre Baue im besonderen Maße dazu eignen, einen riesigen U n t e r s t a n d f ü r die Regierung des Atomkanzlers ADENAUER ZU schaffen. Ähnlich wie HITLER sich einen bombensicheren Unterschlupf b a u e n ließ, während H u n d e r t t a u s e n d e deutscher Bürger den angloamerikanischen Bombenangriffen z u m Opfer fielen, wollen sich j e t z t die Herren ADENAUER, STRAUSS u n d Konsorten ein gegen a t o m a r e Strahlungen sicheres F ü h r e r h a u p t q u a r t i e r f ü r den von ihnen selbst heraufbeschworenen Atomkrieg schaffen. Hierzu m u ß t e n als erste Opfer 1200 bis 1300 Werktätige von Mechernich ihren Arbeitsplatz verlassen u n d wurde außerdem die deutsche Bleierzproduktion erheblich gedrosselt. Wir h a t t e n bereits beim Eingang der ersten Nachrichten betont, daß die Vorgänge in Mechernich nicht im gesamtdeutschen Interesse liegen. Durch die inzwischen b e k a n n t gewordenen Enthüllungen des „ N e u e n Deutschlands" wird diese Tatsache noch besonders erhärtet. Die deutsche Wirtschaft b r a u c h t Bleierze u n d die Bleierzkumpel benötigen ihre Grube u n d ihren Arbeitsplatz! Das wäre die normale Perspektive f ü r die größte Bleierzlagcrstätte Deutschlands. Auf die militaristische Perspektive der Mechernicher Bleicrzgi'ube, auf den Bau eines F ü h r e r h a u p t q u a r t i e r s f ü r den herzlosen Atomkanzler, der sein kostbares Leben beizeiten in Sicherheit bringen will, während u m ihn h e r u m Millionen Deutsche den Strablungstod sterben sollen, wird m a n dagegen in beiden Teilen Deutschlands ohne weiteres verzichten können. e. ») Vgl. „Z. f. a. Geol." 2 (1956), S. 257
Besprechungen und Referate KUSNEZOWA, N . P , & V . P . KASARINOW
Geophysikalische Untersuchungen zur Klärung des regionalen geologischen Baus der westsibirischen Tiefebene „Geologija n e f t i " , Moskau 2 (1958) 4, S. 1 1 - 1 6 Die westsibirische Tiefebene ist eines der erdöl- u n d erdgashöffigen Gebiete der Sowjetunion. Sie wird v o m Jenissei, den Bergen des Altai u n d Kasachstans u n d vom Ural begrenzt u n d besitzt einen Flächeninhalt von etwa 3,2 Millionen km 2 . I n dem ganzen Gebiet sind die vorpaläozoischen Schichten von im allgemeinen sehr mächtigen, meso-lcänozoischen Schichten verdeckt. Gegenwärtig herrscht die Vorstellung, daß sich die westsibirische Tiefebene aus drei Stockwerken a u f b a u t . Das untere Stockwerk bilden vorpaläozoische u n d paläozoische Gesteine, die gewöhnlich stark gestört u n d metamorphisiert sind. Das zweite Stockwerk bilden jungpaläozoische (seltener mittelpaläozoische) u n d triassisclie Gesteine, die Senkungsgebiete des ersten Stockwerkes ausfüllen u n d weniger gestört sind. Effusivgesteine t r e t e n verbreitet auf. Auf der ungleichmäßigen Oberfläche des zweiten, stellenweise auch des ersten Stockwerkes lagern mesozoische u n d känozoische Sedimente, die das dritte Stockwerk bilden. Öl- u n d gashöffig sind vor allem die jurassischen u n d altkretazischen Sedimente. Da besonders die nördlichen Teile der westsibirischen Tiefebene s t a r k v e r s u m p f t u n d mit Urwald bedeckt sind, ist die geophysikalische E r k u n d u n g des Gebietes eine H a u p t methode z u r E r f o r s c h u n g des regionalen geologischenAufbaus. Die ganze Tiefebene ist luftmagnetisch im Maßstab 1 zu 1000000 vermessen worden. I n zwei bis drei J a h r e n wird die luftmagnetische A u f n a h m e 1 : 200000 fertiggestellt sein. Wie die Vermessungen zeigen, ist das magnetische Feld über Westsibirien sehr differenziert. Qualitative Auswertungen der magnetischen K a r t e n u n d ihr Vergleich mit dem b e k a n n t e n Bau der umgebenden Gebiete lassen die wesentlichen
Gesetzmäßigkeiten erkennen u n d erlauben E x t r a p o l a t i o n e n auf das Gebiet Westsibiriens. Ergänzende q u a n t i t a t i v e Auswertungen (Tiefenbestimmung, Magnetisierung) f ü h r e n zur K o n s t r u k t i o n von K a r t e n der Tiefenlage u n d horizontalen Ausbreitung der magnetisch wirksamen Gesteine. Die magnetischen Messungen werden durch gravimetrische A u f n a h m e n ergänzt. W ä h r e n d regionale A u f n a h m e n bereits vorliegen, sollen j e t z t vor allem im Norden der Tiefebene (höffigstes Gebiet) durch erhöhte Meßgenauigkeit u n d verfeinerte Auswertung lokale Aufwölbungen a u f g e f u n d e n werden, wobei sich der Einsatz von H u b s c h r a u b e r n nach den vorliegenden E r f a h r u n g e n bewährt h a t . In den meisten Fällen decken sich gravimetrische u n d magnetische Anomalien hinsichtlich Lage u n d Gestalt. A u ß e r d e m gibt sich das Relief des Grundgebirges im Schwerebild zu erkennen. Von elektrischen Verfahren werden a n g e w a n d t : Tiefensondierungen, Dipolsondierungen u n d die tellurische Methode. Tiefen- u n d Dipolsondierungen werden hauptsächlich im Süden angesetzt, wo das Grundgebirge nicht sehr tief liegt (bis 2000 m). Die Tellurilc dient zusammen mit der Dipolsondierung ebenfalls zur Bestimmung der Tiefenlage des Grundgebirges und wird in den Gebieten mit mächtiger Sedimentbedeckung angewandt. Selbstverständlich wird auch die Seismik in großem Maßstab zur K l ä r u n g der S t r u k t u r der Tiefebene eingesetzt. Der dreigliedrige geologische Bau Westsibiriens spiegelt sich in den seismischen Messungen deutlich wider. Das erste Stockwerk ist seismisch homogen; es gibt nur a n seiner Oberk a n t e zu Reflexion oder Refraktion Anlaß. Das zweite Stockwerk ist inhomogen; es können darin reflektierende Horizonte ausgegliedert werden, die den sedimentären Schichten entsprechen. Das dritte Stockwerk ist sehr inhomogen u n d besitzt viele reflektierende Horizonte. Gemäß den geologischen Verhältnissen wird die Seismik in verschiedenen Varianten a n g e w a n d t : Profile (bis 100 k m u n d mehr) werden reflexions- u n d refraktionsseismisch abgeschossen (oft werden beide Verfahren kombiniert), u m
Zeitschrift für angewandt« Geologie (1959) Heft 1
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Besprechungen und Referate
die H a u p t h o r i z o n t e zu verfolgen. W e g e n des l a n g s a m e n Meßf o r t s c h r i t t s u n d der schwierigen Geländeverhältnisse wird o f t die seismische S o n d i e r u n g a n g e w a n d t , bei der a n einzelnen isolierten P u n k t e n b e o b a c h t e t wird. Die E n t f e r n u n g der P u n k t e v o n e i n a n d e r b e t r ä g t 5 bis 101cm. Geophone w e r d e n profilmäßig oder f l ä c h e n h a f t n a h e d e m S c h u ß p u n k t aufgestellt. Die w i c h t i g s t e n reflektierenden H o r i z o n t e (z. B. die O b e r k a n t e der Kreide) k ö n n e n e r f a h r u n g s g e m ä ß fehlerfrei korreliert w e r d e n . G e g e n w ä r t i g ist der südliche Teil der Tiefebene h i n r e i c h e n d seismisch e r k u n d e t , so d a ß seine seismische Gliederung v o r g e n o m m e n w e r d e n k a n n . D u r c h z u s a m m e n f a s s e n d e u n d vergleichende A u s w e r t u n g der geophysikalischen, geologischen u n d Bohrergebnisse k a n n ein s t r u k t u r t e k t o n i s c h e s Bild der westsibirischen Tiefebene e n t w o r f e n w e r d e n . Gebiete l a n g d a u e r n d e r A b s e n k u n g u n d S e d i m e n t b i l d u n g k ö n n e n a b g e g r e n z t werden, ebenso Gebiete wechselnder S e n k u n g u n d H e b u n g . Auf G r u n d dieser t e k t o n i s c h e n Gliederung, a n der geophysikalische Messungen b e s o n d e r e n A n t e i l besitzen, k a n n i m Verein m i t paläogeograp h i s c h e n V o r s t e l l u n g e n die R i c h t u n g der weiteren A r b e i t e n z u r E r s c h l i e ß u n g v o n E r d ö l b e s t i m m t w e r d e n . Z u r schnelleren L ö s u n g dieser A u f g a b e m ü s s e n der U m f a n g der regionalen geophysikalischen A u f n a h m e n v e r g r ö ß e r t u n d i h r e Methodik verfeinert werden. K . KÖHLER PRIKEL, G.
Orientierung von Gesteinskernen mit Hilfe ihres remanenten Magnetismus „ E r d o e l Z e i t s c h r i f t , " 7 4 . J g . , J u l i 1958, H e f t 7, S. 1 9 5 - 1 9 9 E s ist eine b e k a n n t e T a t s a c h e , d a ß die geologische Aussagem ö g l i c h k e i t v o m B o h r k e r n h e r wesentlich größer ist, w e n n es gelingt, i h n orientiert zu gewinnen, d. h., w e n n festgestellt w e r d e n k a n n , wie d a s Gestein des K e r n s u r s p r ü n g l i c h i m V e r b a n d gelegen h a t . Seit ca. 40 J a h r e n sind technisch-physikalische V e r f a h r e n g e p r ü f t u n d a n g e w e n d e t w o r d e n , u m dieser wichtigen A u f g a b e zu genügen. D a b e i w u r d e wiederholt auf V e r f a h r e n zurückgegriffen, die d e n r e m a n e n t e n M a g n e t i s m u s der Gesteine b e n u t z e n . H i e r f ü r wird v o r a u s g e s e t z t , d a ß die B o h r kerne hinreichend homogen u n d dem heutigen Erdfeld ents p r e c h e n d m a g n e t i s i e r t sind. E i n e solche E i n r i c h t u n g z u r Messung der a z i m u t a l e n K o m p o n e n t e der M a g n e t i s i e r u n g der B o h r k e r n e ist v o n G. PRIKEL beschrieben w o r d e n . Sie e n t h ä l t i m wesentlichen die A n o r d n u n g , ü b e r die s c h o n H . LEGAT 1 9 5 4 b e r i c h t e t h a t .
Man läßt d e n B o h r k e r n u m seine A c h s e r o t i e r e n u n d m a c h t die in eine n a h e seitlich a n g e o r d n e t e A u f n a h m e spule (40000 W d g . ) i n d u z i e r t e S p a n n u n g n a c h elektronischer V e r s t ä r k u n g m i t t e l s eines K a t h o d e n s t r a h l - O s z i l l o g r a p h e n s i c h t b a r . Diese S p a n n u n g b e t r ä g t e n t s p r e c h e n d der geringen F e l d s t ä r k e n g r ö ß e n o r d n u n g s m ä ß i g 1 0 - i bis 1 0 _ 6 V o l t u n d ist bei hinreichend h o m o g e n e r Magnetisierung a n n ä h e r n d sinusförmig. E i n e a n der r o t i e r e n d e n H a l t e r u n g des B o h r k e r n s a n g e b r a c h t e elektrische M a r k i e r u n g s e i n r i c h t u n g g e s t a t t e t , die a z i m u t a l e R i c h t u n g der Magnetisierung des B o h r k e r n s zu b e s t i m m e n . Sowohl h i e r f ü r als a u c h f ü r d e n elektronischen
V e r s t ä r k e r sind in der P u b l i k a t i o n v o n PRIKEL einige V e r b e s s e r u n g e n angegeben. Bei einem Gehalt a n f e r r o m a g n e t i s c h e m Material v o n m e h r als 0 , 5 % wird v o m A u t o r m i t Sicherheit a n g e n o m m e n , d a ß eine O r i e n t i e r u n g des B o h r k e r n s möglich ist. Die Genauigkeit dieser O r i e n t i e r u n g w i r d nicht angegeben. I n der A r b e i t v o n H . LEGAT, d e r e n E r s c h e i n u n g s o r t 1 ) hier der Vollständigkeit halber m i t a n g e g e b e n w e r d e n soll, b e t r ä g t die Genauigkeit ± 5°. I. MICHAEL, Leipzig ') H. LEGAT: „Orientierung von Bohrkernen mit Hilfe ihres permanenten Magnetismus", Glückauf - Oktober 1954, S. 1414-17. LENTSCH, G. P.
Flözausbildung und Nebengesteinsfazies Pechkohlenrevier
im
oberbayrischen
„ G l ü c k a u f " , H e f t 35/36 v o m 30. 8. 58, Seite 1 1 9 0 - 1 1 9 3 Zu B e g i n n seiner A u s f ü h r u n g e n b e r i c h t e t der A u t o r ü b e r die S t r a t i g r a p h i e der L a g e r s t ä t t e P e i ß e n b e r g / P e i t i n g u n d ü b e r A u f t r e t e n u n d A u s b i l d u n g der Flöze i m h e u t i g e n Bergb a u b e r e i c h . Die v o m h e u t i g e n B e r g b a u aufgeschlossene r d . 500 m m ä c h t i g e Schichtenfolge f ü h r t i m Querschlag mO ( H a u p t q u e r s c h l a g Peißenberg) m e h r als vierzig u n d i n d e m u n g e f ä h r 15 k m weiter westlich gelegenen Qucrschlag w3 (3 W e s t Peiting) r u n d zwanzig Kohle u n d S t i n k s t e i n f ü h r e n d e H o r i z o n t e . A c h t bis z e h n Flöze erreichen eine b a u würdige M ä c h t i g k e i t v o n 0,3 bis 1,0 m Kohle. Keines der j e t z t i m A b b a u befindlichen Flöze ist ü b e r das g e s a m t e G r u b e n feld b a u w ü r d i g . D e n H a u p t b e s t a n d t e i l der Flöze b i l d e t eine äußerlich völlig der Steinkohle gleichende tiefschwarze Glanzkohle. M a t t - u n d Streifenkohle t r e t e n f a s t völlig z u r ü c k . W e i t e r b e r i c h t e t der Verfasser a u s f ü h r l i c h ü b e r d e n s o g e n a n n t e n S t i n k s t e i n , der d o r t ein häufiger u n d c h a r a k t e r i stischer Begleiter der Kohle ist. Auf der F a z i e s k a r t e des P e i ß e n b e r g - P e i t i n g e r K o h l e n reviers ist eine i n t e n s i v e F a z i e s v e r z a h n u n g u n d ein Ü b e r g a n g v o n vorwiegend m a r i n b e e i n f l u ß t e r Fazies i m O s t e n z u v o r h e r r s c h e n d limnisch-terrestrischer Fazies i m W e s t e n zu e r k e n n e n . I n d e m S c h i c h t e n s c h n i t t lassen sich eine u n t e r e Serie i m L i e g e n d e n v o n Flöz 10/11, eine m i t t l e r e Serie zwischen Flöz 10/11 u n d d e m U n t e r e n S a n d u n d eine m i t d e m U n t e r e n S a n d b e g i n n e n d e obere Serie u n t e r s c h e i d e n . I n der t i e f s t e n Serie, die i m O s t e n noch einheitlich in d e r b r a c k i s c h e n g r a u e n Mergelfazies ausgebildet ist, s c h a l t e n sich, v o m L i e g e n d e n b e g i n n e n d u n d i m S t r e i c h e n n a c h W e s t e n weiter ins H a n g e n d e ü b e r g r e i f e n d , Z o n e n der limnisch-terrestrischen b u n t e n Mergelfazies ein. E i n e gleiche E n t w i c k l u n g zeigen die ü b e r d e n P r o d u k t i v e n Cyrenenschichten liegenden Z o n e n des U n t e r e n u n d O b e r e n S a n d e s m i t d e n Zwischen-Cyrenenschichten. N u r die d r i t t e Serie b e h ä l t eine einheitliche brackische g r a u e Mergelfazies. Die F a z i e s ä n d e r u n g der Nebengesteine ist eng m i t der K o h l e n f ü h r u n g v e r b u n d e n . So lassen sich bei der K o h l e n f ü h r u n g die gleichen drei G r u p p e n e r k e n n e n : Die erste G r u p p e u m f a ß t die Flöze i m Liegenden v o n Flöz 10/11. Zwischen d e m Q u e r schlag mO u n d d e m Querschlag m 2 f i n d e t m a n die Mehrzahl der b a u w ü r d i g e n Flöze. W e i t e r westlich w e r d e n sie u n b a u Schachtonlage Peißenberg
,3 rwz/J
Schachfan/affL' Peiting
t
:j
~~
Sondig = martfy 0
fljjT-, | Mergeiig-grau **bra:k:$ch
1
i '
1
Mergelig -bunt = hmn/sch - terrestrisch
S c h i c h t e n s c h n i t t d u r c h das Revier P e i ß e n b e r g / P e i t i n g (nach LENTSCH 1958)
2 '
s/tm
Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Hett 1
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Besprechungen u n d Referate würdig. Zur zweiten Gruppe gehören die Flöze innerhalb der Zwischen-Cyrenenschichten u n d der beiden Sande (Flöz 1 —4). I m Gegensatz zur ersten Gruppe n i m m t ihre Mächtigkeit nach W e s t e n immer mehr zu. Zwischen diesen beiden Flözgruppen liegt die dritte Gruppe. Die zwischen dem Unteren Sand u n d Flöz 10/11 liegenden Flöze dieser Gruppe nehmen eine Mittelstellung ein, denn ihre Ausbildung ändert sich im Streichen nach W e s t e n k a u m . Zusammenfassend k a n n m a n feststellen, daß bauwürdige Flöze a n eine brackische Fazies des Nebengesteins geknüpft sind (Fazies der grauen Cyrenenmergel). Bei zunehmend m a r i n beeinflußtem Gestein v e r t a u b e n die Flöze ebenso wie bei z u n e h m e n d e m Süßwassereinfluß. Abschließend stellt der Verfasser noch B e t r a c h t u n g e n über die Faziesentwicklung u n d Flözausbildung in den noch nicht aufgeschlossenen Teilen des Reviers an.
DRESSEL
OTTE, M . U . , & K . - H . TASCH
Der heutige Stand der angewandten Steinkohlen- und Kokspetrologie „ B e r g b a u - R u n d s c h a u " , Nr. 8, J g . 10/1958, S. 468—476 Die angewandte Steinkohlenpetrologie, eine der jüngsten Hilfswissenschaften f ü r den Steinkohlenbergbau, die Kokereien u n d andere Kohleveredelungsbetriebe, b e f a ß t sich mit dem petrographischen A u f b a u der Kohle u n d versucht, über ihre technische Verwendbarkeit A u s k u n f t zu geben. Die Verfasser berichten über die verschiedenen Lithotypen, die sich in ihrer E n t s t e h u n g , ihrem Aussehen u n d ihrer technischen Verwendbarkeit unterscheiden. Mikroskopische Untersuchungen als Fortsetzung der Makropetrographie sind erforderlich, weil die L i t h o t y p e n aus verschiedenen, n u r mikroskopisch erkennbaren Bestandteilen zusammengesetzt sind. Die Macerale der Steinkohle sind pflanzlichen Ursprungs u n d h a b e n unterschiedliche chemische u n d technologische Eigenschaften. Sie sind als Pflanzenteile deutlich voneinander verschieden u n d k ö n n e n a u ß e r d e m bei gleicher Ausgangssubstanz durch ihren Werdegang (biochemische u n d geologische Inkohlung) verschiedene E n d p r o d u k t e darstellen. Aus einer q u a n t i t a t i v e n Angabe der Mikrolithotypen k a n n m a n auf die Eignung der Kohle zur Verkokung schließen. F ü r eine Kokskohle ist ferner der Anteil der Kohlearten von Bedeutung. Eine weitere Aussagemöglichkeit der Steinkohlenpetrologie bietet sich in der Maceralanalyse an. Häufig wird auch die mikroskopische U n t e r s u c h u n g von Mineralien in der Kohle angewandt. Die Festigkeitseigenschaften eines Kokses sind ein wesentliches Qualitätsmerkmal. U m die Qualität eines schlechten Kokses zu verbessern (bedingt durch einen zu hohen Anteil a n inerten bzw. nicht eingebundenen Kohlenkörnern), k a n n m a n eine selektive Zerkleinerung oder eine Ä n d e r u n g in der Zusammensetzung der Kokskolilenmischung vornehmen. Oft genügt schon eine homogene Mischung aller Bestandteile innerhalb der Kokskohle. Das Fehlen einer einwandfreien u n d einfachen Methode zur B e s t i m m u n g der Rissigkeit im Koks trotz vieler physikalischer u n d mikroskopischer Versuche muß noch als eine spürbare Lücke in den Untersuchungs verfahren b e t r a c h t e t werden.
DRESSEL
Niederlausitz (Untermiozän), Oberlausitz (Untermiozän). Man k a n n in Deutschland vier L a g e r s t ä t t e n t y p e n der Braunkohle unterscheiden. Der Verfasser schildert die Entstehungsbedingungen des epirogenetischen Flöztyps u n d f ü h r t als Kennzeichen ruhige Lagerung bei weiter Verbreitung (bis über 100 km) u n d relativ geringe, weithin gleichbleibende Mächtigkeit (5 — 20 m) an. Hierher gehören die Flöze der Niederlausitz u n d große Flözteile des Halle—Weißenfels—Leipzig— Bornaer Reviers. Bei L a g e r s t ä t t e n des tektogenetisclien Typs ist die Senk u n g ein tektonischer Vorgang im engeren Sinne, also relativ kurzfristig, stark u n d räumlich enger begrenzt. Da es sich meist u m Graben- oder Kesselbrüche handelt, besitzen diese Flöze oft eine große Mächtigkeit (bis über 100 m). Die Unregelmäßigkeit u n d Stärke der tektonischen Senkung f ü h r t zur Einschwemmung klastischen Materials. So f ü h r e n die Flöze von Zittau u n d Berzdorf, die örtlich bis über 100 m Mächtigkeit erreichen, bis etwa 30 Zwischenmittel von Ton u n d Sand, so daß die reine Kohlenmächtigkeit nur 60 bis 70 m erreicht. Weiter berichtet der Verfasser über den Salzabwanderungs- u n d den Auslaugungstyp. Als deutlichstes Beispiel des Salzabwanderungstyps n e n n t er die schmalen, aber langgestreckten Braunkohlenvorkommen von Staßf u r t — E g e l n — H e l m s t e d t . Flöze des Auslaugungstyps erreichen in der D D R 5 —100 m Mächtigkeit, stellen aber relativ eng begrenzte W a n n e n f ü l l u n g e n dar. Weiterhin weist der Verfasser darauf hin, daß einigeBraunkohlenvorkommen als Kombinationen zweier Lagerstättent y p e n aufzufassen sind. Abschließend werden die wichtigsten A r t e n nachträglicher Störung besprochen. DRESSEL GEIGER, H .
Die Flözdeformationen im Südfeld des Tagebaus Franz Mehring und die daraus resultierenden gewinnungs- und aufbereitungstechnischen Probleme „ B e r g b a u t e c h n i k " , 8. Jg., Nr. 6/1958, S. 2 8 6 - 2 9 0 Flözverformungen sind aus den verschiedensten B r a u n kohlenlagerstätten eine schon lange b e k a n n t e Erscheinung. GEIGER beschreibt die Flözdeformationen aus dem Südfeld des Braunkohlentagebaus Franz Mehring bei Senftenberg. Das Südfeld ist ein durch eine Mulde v o m Brückenfeld abf
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