Zeitschrift für Angewandte Geologie: Band 5, Heft 2 Februar 1959 [Reprint 2021 ed.] 9783112561805, 9783112561799


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German Pages 52 [63] Year 1960

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Zeitschrift für Angewandte Geologie: Band 5, Heft 2 Februar 1959 [Reprint 2021 ed.]
 9783112561805, 9783112561799

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ZEITSCHRIFT FÜR A N QE WANDTE QEOLOQIE HERAUSQEQEBEN VON DER S T A A T L I C H E N Q E O L O Q I S C H E N UND DER Z E N T R A L E N DER D E U T S C H E N

KOMMISSION

V O R RA T S K O M M ISS IO N

DEMOKRATISCHEN

REPUBLIK

AUS DEM I N H A L T Erste Ökonomische Konferenz der Staatlichen Geologischen Kommission am 4. 11. 58 in Leiptig B. Steinbrecher Saalische Bewegungen im Ost» und Nordosthartvorland und ihre Bedeutung für den oberrotliegenden Sedimentationstyklu s G . Schulte * H. Seyfert Der Bromgehalt an der Basis des Leinesteinsaltes und seine Betiehung tur Fatiesdifferentieruttg im Flöt Staßfurt E. Stolle Zur Vorratsberechnung im Kali« und Steinsaltbergbau O. Gehl Seekreide, «in wenig beachteter Rohstoff von Ertlicher Bedeutung für Land« und Bauwirtschaft W . Martens über die Gliederung der Glatialseen G . Chryploff Bemerkungen über die Auswertung der Makrofauna der Unterkreide in der Bohrung Werle 5 R. Hohl Zur Ausbildung der Geologie« Ingenieure

AKADEMIE - VERLAQ • BERLIN

BAND 5 / HEFT ^ F E B R U A R 1959 SEITE «9-p6

INHALT

Seite

Erste ökonomische Konferenz der Staatlichen Geologischen Kommission am 4.11. 58 in Leipzig

. . . .

Tagungsbericht

49 49

Auszöge aus dem Referat des Leiters der Staatlichen Geologischen Kommission.DipI.-Berging.-Geol.

STOLLE

Seite

: Zur Vorratsberechnung im Kali- und Stein-

salzbergbau

69

O. GEHL: Seekreide, ein wenig beachteter Rohstoff von örtlicher Bedeutung für Land- und Bauwirtschaft . . 73

STAMM-

BERGER

50

Aus der Fülle der Diskussionsbeiträge

53

Entschließung der Ersten ökonomischen Konferenz der Staatlichen Geologischen Kommission Werken „Walter Ulbricht"

W. MARTENS: Über die Gliederung der Glazialseen

. . 76

N. M. STRACHOW: Tatsachen und Hypothesen zum Problem der Bildung dolomitischer Gesteine

78

55 G. CHRYPLOFF: Bemerkungen über die Auswertung der

An die Delegierten der Chemie-Konferenz in den Leuna56

B. STEINBRECHER: Saalische Bewegungen im Ost- und Nordostharzvorland und ihre Bedeutung für den oberrotliegenden Sedimentationszyklus

E.

56

G. S C H U L Z E & H. S E Y F E R T : Der Bromgehalt an der Basis des Leinesteinsalzes und seine Beziehung zur Faziesdifferenzierüng im'Flöz Staßfurt 62

Makrofauna der Unterkreide in der Bohrung Werle 5 . 79 R. HOHL : Zur Ausbildung der Geologieingenieure . . .

84

Lesesteine

87

Besprechungen und Referate

88

Nachrichten und Informationen

92

Die ZEITSCHRIFT FÜR ANGEWANDTE GEOLOGIE berichtet ständig ausführlich über folgende Arbeitsgebiete: Geologische Grundlagenforschung und Lagerstättenforschung / Methodik der geologischen Erkundung / Ökonomie und Planung der geologischen Erkundung / Technik der geologischen Erkundung / Geologie und Lagerstättenkunde im Ausland / Bibliographie, Verordnungen, Richtlinien, Konferenzen, Personalnachrichten

Dem Redaktionskollegium gehören an: Prof. Dipl.-Berging. BÜHRIG, Nordhausen — Dr. HECK, Schwerin - Prof. Dr. KAUTZSCH, Berlin Prof. Dr. LANGE, Berlin — Dr. MEINHOLD, Leipzig — Dr. NOSSKE, Leipzig — Prof. Dr. PIETZSCH, Freiberg Dr. R E H , Jena — Prof. Dr. SCHÜLLER, Berlin — Dipl.-Berging.-Geologe STAMMBERGER, Berlin Prof. Dr. WATZNAUER, Karl-Marx-Stadt Chefredakteur: Prof. Dr. ERICH LANGE, Berlin

Die ZEITSCHRIFT FÜR ANGEWANDTE GEOLOGIE ist kein Organ einer engen Fachgruppe. Auf ihren Seiten können alle strittigen Fragen der praktischen Geologie behandelt werden. Die Autoren übernehmen für ihre Aufsätze die übliche Verantwortung

Herausgeber: Staatliche Geologische Kommission und Zentrale Vorratskommission für mineralische Rohstoffe der Deutschen Demokratischen Republik. Chefredakteur: Prof. Dr. Erich Lange, Berlin. Redaktion: Berlin N 4, Invalidenstraße 44. Verlag: Akademie-Verlag GmbH,BerllnW8 Mohrenstrafie 39 (Fernsprecher 200386. Postscheckkonto: Berlin 35021). Bestell- und Verlagsnummer des H e f t e s : 1047/5/2. Die „Zeitschrift ffir angewandte Geologie" erscheint monatlich. Bezugspreis 2, — DM Je Heft. — Satz und Druck: Druckhaus „Maxim Gorkl", Altenburg. Veröffentlicht unter der Lizenznummer ZLN 5008 des Ministeriums für Kultur, Hauptverwaltung Verlagswesen. Karten : M d I der D D R Nr. 4422,4465, 4 6 3 2 / K 11. Prlnted in Germany.

ZEITSCHRIFT FÜR ANQEWANDTE QEOLOQIE

C H E F R E D A K T E U R : P R O F . DR. E. L A N QE

BAND 5 •

FEBRUAR 1959

• HEFT £

Erste ökonomische Konferenz der Staatlichen Geologischen Kommission am 4.11.58 in Leipzig Tagungsbericht Am 4. November 1958 fand in Leipzig die Erste Ökonomische Konferenz der S t a a t l i c h e n Geologischen Kommission, ihrer Institutionen und Betriebe s t a t t . E t w a 350 Arbeiter, Techniker, Wissenschaftler und W i r t s c h a f t s f u n k t i o n ä r e berieten über die H a u p t a u f gaben, die sich in den nächsten J a h r e n für die Staatliche (leologische Kommission beim A u f b a u des Sozialismus ergeben. Auf der Galerie des V e r s a m m l u n g s r a u m e s wurde in kleinen Ausstellungen ein Einblick in die bisherige Arbeit der S t a a t l i c h e n Geologischen Kommission und ihrer Betriebe und ein Uberblick der neuesten Fachl i t e r a t u r geboten. Bei der Eröffnung der Konferenz begrüßte der Leiter der Abteilung Geologische Dienste des Zentralen Geologischen Dienstes, Dipl.-Geol. WAMSER, neben allen anderen Teilnehmern insbesondere den Leiter der Abt. Grundstoffindustrie der S t a a t l i c h e n Plankommission, Minister STEINWAND, den Vertreter des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, KÜHNRIG, den Vertreter der IG B e r g b a u BLEIBAUM sowie die Angehörigen der U n i v e r s i t ä t e n , Hochschulen und anderer m i t der geologischen Arbeit v e r b u n d e n e n Institutionen. Die Grundlage für die Diskussionen des N a c h m i t t a g s bildeten neben den der Konferenz vorausgegangenen Besprechungen die beiden a m V o r m i t t a g gehaltenen Referate. Zuerst sprach Minister STEINWAND über „Die Beschlüsse des V. P a r t e i t a g e s und die Arbeit auf dem Gebiet der Geologie". Der Minister wies vor a l l e m auf die Direktive des V. P a r t e i t a g e s der Sozialistischen Ein-

A b b . 1 . Das Präsidium w ä h r e n d der Verpflichtungsabgabe einer Bohrbrigade des V E B Erdöl und Erdgas

A b b . 2. Ausstellungsstücke des Instituts Mineralogie

für

angewandte

heitspartei Deutschlands hin, den Pro-Kopf-Verbrauch W e s t d e u t s c h l a n d s bis 1961 in der Deutschen Demokratischen R e p u b l i k zu übertreffen. D a r a u s ergibt sich für die Arbeit der S t a a t l i c h e n Geologischen Kommission die große Verpflichtung, die Rohstoffgrundlage unserer Industrie zu sichern und zu verbessern. Besonderer Anstrengungen bedarf es, u m die A u f g a b e des Planes, 1965 eine Eigenförderung von 1 Mill. t Erdöl zu erreichen, zu lösen. Diese Erdölgewinnung h a t i m R a h m e n des i m November 1958 beschlossenen „Chemie-Prog r a m m s " erhöhte B e d e u t u n g erlangt. Der Minister hob hervor, daß die uns gestellten Aufgaben nur gelöst werden können, wenn alle Beteiligten die W i c h t i g k e i t derselben erkennen, persönliche Vorteile zurückstellen und sich mit ganzer K r a f t für die Planerfüllung einsetzen. Anschließend folgte das R e f e r a t des Leiters der Staatlichen Geologischen Kommission, Dipl.-Berging.Geol. STAMMBERGER, „Die Veränderung der S t r u k t u r und Arbeitsweise der S t a a t l i c h e n Geologischen Kom-' mission und M a ß n a h m e n zur Verbesserung der geologischen A r b e i t e n " . K e r n p u n k t der S t r u k t u r v e r ä n d e r u n g bildet die Trennung der staatlichen V e r w a l t u n g s a u f g a b e n auf dem Gebiet der Geologie, die von der S t a a t l i c h e n Geologischen Kommission wahrgenommen werden, von der Durchführung der operativen praktischen und wissenschaftlichen A u f g a b e n , die dem Zentralen Geologischen Dienst obliegen. Dem Zentralen Geologischen Dienst sind die bestehenden Geologischen Dienste in J e n a , Freiberg, Halle, Berlin und Schwerin angegliedert. In diesem Zusammenhang werden als besondere S c h w e r p u n k t e in der geologischen Arbeit neben der

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

Erste Ökonomische Konferenz der Staatl. Geolog. Komm.

50 Suche nach Erdöl die L a g e r s t ä t t e n e r k u n d i m g , die Kartierurig und die Grundlagenforschung v o m Zentralen Geologischen Dienst -wahrgenommen. Wie der Referent betonte, wird sich aber die Strukturv e r ä n d e r u n g nur dann fruchtbringend auf die wissenschaftliche und praktische Arbeit auswirken, wenn eine sinnvolle P l a n u n g und Koordinierung, eine komplexe B e a r b e i t u n g der Probleme erfolgt. Nicht zuletzt wird eine engere Zusammenarbeit m i t den Instituten der Hochschulen notwendig sein, um einerseits die Institute an der L ö s u n g der A u f g a b e n , die der Staatliehen Geologischen K o m m i s s i o n gestellt sind, zu beteiligen und u m andererseits eine der P r a x i s besser gerecht werdende A u s b i l d u n g des wissenschaftlichen Nachwuchses zu gcwährl eisten. Bei der Beurteilung des Erreichten ist in Zukunft von der sogenannten Meter-Ideologie a b z u k o m m e n , d. h. nicht die Meterzahl einer B o h r u n g , sondern das Ergebnis ihrer vielseitigen und gründliehen geologischen Auswertung ist ein Maßstab vollwertiger Arbeit. D a s bedeutet allerdings nicht, daß die Bohrleistung und ihre R e n t a b i l i t ä t nicht wesentlich erhöht werden müssen. Während des Konferenzverlaufes überbrachten zwei Delegationen des V E B E r d ö l und E r d g a s bzw. des V E B Geologische Bohrungen Verpflichtungen der Bohrkumpel zu E h r e n der E r s t e n Ökonomischen Konferenz, die mit s t a r k e m Beifall a u f g e n o m m e n wurden. E s verpflichteten sich.die B r i g a d e n der Bohranlagen 10 und 22 des V E B E r d ö l und E r d g a s , 1958 5000 m zu bohren und 1959 mit den gleichen Geräten unter Anwendung neuer Arbeitsmethoden 6500 Bohrmeter niederzubringen. A n die gleichzeitig in den Leuna-Werken t a g e n d e Chemie-Konferenz wurde ein Grußtelegramm gerichtet. A m N a c h m i t t a g k a m e n während der mehrstündigen Diskussion mehr als 20 Redner zu Wort. A u s f a s t allen Beiträgen ging das ernsthafte Bemühen der Arbeiter, Techniker und Wissenschaftler hervor, die in den R e f e r a t e n und Vorbesprechungen zur Konferenz behandelten Probleme und Vorschläge lösen zu helfen. E s wurde sehr viel K r i t i k geübt, aber f a s t stets wurden auch Vorschläge zur Uberwindung der Schwierigkeiten gemacht.

Leider konnten zahlreiche Diskussionsredner wegen des auftretenden Zeitmangels nicht zu W o r t kommen. Diese B e i t r ä g e wurden jedoch schriftlich eingereicht und werden z u s a m m e n mit den vorgetragenen Anregungen von einer K o m m i s s i o n ausgewertet.

A b b . 3. Minister STEINWAND im Gespräch während K o n f e r e n z p a u s e (Fotos K . ZASTROW)

der

Abschließend darf g e s a g t werden, daß vor allem die rege Teilnahme an der vielseitigen Diskussion, die Aufgeschlossenheit und der E r n s t der Tagungsteilnehmer erkennen ließen, daß die E r s t e Ökonomische Konferenz alle, die sie miterlebt h a b e n , nachhaltig beeindruckt hat und zweifellos zur Verbesserung der Arbeit auf geologischem Gebiet führen wird. Die Entschlossenheit der Versammelten, das zu erreichen, f a n d in der einhellig gebilligten Arbeitsentschließung beredten Ausdruck. R.

BENEK

A u s z ü g e a u s dem R e f e r a t des Leiters der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n , Dipl.-Berging.-Geol. F . S T A M B I B E R G E R T r o t z unserer großen Braunkohlen- und Kalilagerstätten ist die Deutsche Demokratische R e p u b l i k heute im wesentlichen noch ein rohstoffarmes L a n d ; es fehlen Kokskohlen und Eisenerze, Erdöl und Erdgas, ausreichende B u n t m e t a l l v o r r ä t e und vieles andere. D a s Rohstofiproblem der Deutschen Demokratischen R e p u b l i k zu lösen ist eine A u f g a b e , die vor allem uns und erst bei unserem Unvermögen dem Außenhandel gestellt ist. Die Verbesserung der Rohstofflage unserer R e p u b l i k muß unser B e i t r a g zur L ö s u n g der öko-

nomischen H a u p t a u f g a b e n beim A u f b a u des Sozialism u s sein. Allerdings erfordert eine solche Zielsetzung eine wesentliche Änderung in der Methodik unserer A r b e i t : 1. Wir müssen bei der E r k u n d u n g tiefere Stockwerke erfassen. Die von uns noch zu entdeckenden Lagerstätten der Deutschen Demokratischen Republik werden fast ausnahmslos zu jenem T y p gehören, der nicht z u t a g e ausbeißt und den E r k u n d e r vor neue spezifische Schwierigkeiten stellt; 2.. Wir müssen endlich den Mut finden, u n s v o m E r z gebirge, dem Thüringer W a l d und dem H a r z aus ins Vorland, und ins Flachland vorzuwagen. D a s ist zwar in der Vergangenheit schon v o n einzelnen Geologen gefordert, jedoch bisher nur ungenügend beachtet worden. 3. Wir müssen ferner k o m p l e x arbeiten und unbedingt trotz aller Zielstrebigkeit jede Einseitigkeit vermeiden. N u r so erhalten wir wichtige Hinweise und erfüllen unsere geologische Pflicht. *

Zeitschrift für angewandte Geologie ( 1 9 5 9 ) Heft 2

Erste Ökonomische Konferenz der Staatl. Geolog. Komm. S e i t B e s t e h e n der D e u t s c h e n D e m o k r a t i s c h e n R e publik, d. h. seit dem J a h r e 1 9 4 9 bis einschließlich 1 9 5 7 , wurden für geologische E r k u n d u n g und F o r s c h u n g nur im R a h m e n der S t a a t l i c h e n Geologischen K o m mission ü b e r 4 5 6 Millionen DM ausgegeben. I m J a h r e 1 9 5 8 standen uns weitere 9 0 Mio DM zur Verfügung, wobei bis zum Z e i t p u n k t unsrer K o n f e r e n z eine Übererfüllung des P l a n e s v o n etwa 1 0 % erreicht wurde. B i s E n d e des J a h r e s 1 9 5 8 h a t die S t a a t l i c h e Geologische K o m m i s s i o n somit weit ü b e r 5 5 0 Mio DM für ihre U n t e r suchungen v o m S t a a t e r h a l t e n ; im J a h r e 1 9 5 9 werden es 1 0 5 Mio und m e h r DM sein. *

Geologische A r b e i t ist wissenschaftliche Arbeit. Sie b l e i b t wissenschaftliche A r b e i t auch als angewandte Geologie. In diesem Sinne kann die A r b e i t des Geologen m i t der A r b e i t des Arztes verglichen werden. E b e n s o wenig wie die Leistung eines Arztes danach beurteilt werden k a n n , wie groß der Pillen- oder Arzneiverbrauch seiner P a t i e n t e n ist, sowenig k a n n der Gradmesser der geologischen L e i s t u n g in der S t a a t l i c h e n Geologischen K o m m i s s i o n die S u m m e der v e r b r a u c h t e n Mittel, die Anzahl der niedergebrachten B o h r m e t e r , die L ä n g e der Querschläge und E r k u n d u n g s s t r e c k e n , die Zahl der S e i s m o g r a m m e bzw. die Anzahl der M e ß p u n k t e der Geophysiker sein. Unsere A r b e i t ist im wesentlichen intellektuelle A r b e i t , wissenschaftliche A r b e i t im besten Sinne des W o r t e s . Die Leistung der Geologen k a n n daher nur a m E r g e b n i s der A r b e i t gemessen werden, dem E r g e b n i s der Grundlagenforschung, der Anzahl der herausgegebenen bzw. revidierten K a r t e n b l ä t t e r , an den festgestellten und der W i r t s c h a f t übergebenen Lagerstättenvorräten. *

D i e m o d e r n e geologische E r k u n d u n g und F o r s c h u n g setzt zur L ö s u n g der gestellten Aufgaben viele technische H i l f s m i t t e l e i n ; sie ist ä u ß e r s t vielseitig in ihrer M e t h o d i k ; sie mobilisiert zu ihrer D u r c h f ü h r u n g große Arbeitskollektive. Dies findet bei uns seinen Ausdruck in der E x i s t e n z der volkseigenen B e t r i e b e Geologische B o h rungen, E r d ö l und E r d g a s , S c h a c h t b a u und Geophysik. E s ist vielleicht n i c h t überflüssig, bei dieser Gelegenheit zu b e m e r k e n , daß es sich bei dem V E B Geologische B o h r u n g e n u m einen G r o ß b e t r i e b m i t einer Belegschaftss t ä r k e v o n fast 3 4 0 0 Kollegen und bei V E B E r d ö l und E r d g a s u m einen heute schon fast ebenbürtigen B e t r i e b m i t 2 4 0 0 Belegschaftsmitgliedern handelt. Insgesamt sind in den B e t r i e b e n und Institutionen der S t a a t l i c h e n Geologischen K o m m i s s i o n ohne den V E B S c h a c h t b a u r u n d 7 7 0 0 Menschen auf dem G e b i e t der geologischen E r k u n d u n g und F o r s c h u n g t ä t i g . Diese Zahlen charakterisieren zugleich den gewaltigen U m f a n g , den die geologische F o r s c h u n g und E r k u n d u n g in der D D R a n g e n o m m e n h a t . K o l l e k t i v e von 2 0 0 0 bis 3 0 0 0 A r b e i t e r n und Angestellten k ö n n e n j e d o c h n i c h t ohne P l a n und strenge Betriebsorganisation a r b e i t e n . Das f ü h r t e leider in der Vergangenheit dazu, daß Meter, M e ß p u n k t e u. ä. als Abrechnungs- und P l a n einheit das geologische Ziel zuweilen in den Hintergrund drängten. *

W e n n m a n bereit ist, die moderne geologische E r k u n dung als einen Industriezweig besonderer P r ä g u n g anzusehen, m u ß m a n a u c h bereit sein, gewisse industrielle K a t e g o r i e n auf die B e s o n d e r h e i t e n unserer A r b e i t an-

51 zuwenden. D a n n ergibt sich, daß wir n u r wissenschaftlich b e a r b e i t e t e s Material, z. B . wissenschaftlich bea r b e i t e t e B o h r k e r n e , bei uns als vollendete P r o d u k t i o n bezeichnen dürfen, daß u n b e a r b e i t e t e K e r n e , n i c h t i n t e r p r e t i e r t e geologische Profile usw. als unvollendete P r o d u k t i o n n i c h t in die Planerfüllung unserer B e t r i e b e und Dienste eingehen dürfen. Mehr noch. U n t e r diesem Gesichtspunkt können wir als Ausschuß der geologischen A r b e i t b e z e i c h n e n : 1. B o h r u n g e n , die ihr geologisches Ziel nicht erreicht haben, 2. falsche bergmännische A u f f a h r u n g e n , 3. falsche bzw. unkontrollierte B e m u s t e r u n g e n , 4. unvollständige E r g e b n i s b e r i c h t e , 5. unrichtige, v o n der Z V K n i c h t b e s t ä t i g t e V o r r a t s berechnungen. *

E r s t wenn wir zur Ausarbeitung e c h t e r geologischer P r o j e k t e übergehen, k a n n eine wirkliche und echte geologische P l a n u n g erfolgen. Dazu gehören nicht nur die A n s a t z p u n k t e der B o h r u n g e n oder die B o h r m e t e r , sondern alle vorauszusehenden U n t e r s u c h u n g e n und Arbeiten. Mikroskope und Schleifmaschinen müssen ebenso eingeplant werden wie B o h r g e r ä t e und K e r n kisten. Selbstverständlich und n i c h t zuletzt ist die notwendige Zahl und die F a c h r i c h t u n g der B e a r b e i t e r vorzusehen. *

T r o t z der F o r t s c h r i t t e , die unsere B o h r b e t r i e b e , insbesondere der V E B E r d ö l und E r d g a s , hinsichtlich der Leistungen pro G e r ä t und J a h r zweifellos aufzuweisen h a b e n , befriedigt gegenwärtig die Ausnutzung der Anlagen nicht. E i n e Ü b e r p r ü f u n g zeigt, daß die reine B o h r zeit, d. h. die Zeit der Meißelarbeit, m i t ganz geringen A u s n a h m e n u n t e r 3 0 % der Gesamtzeit liegt. D a r a u s k a n n nur eine Schlußfolgerunggezogen werden,nämlich die,daß die Neben- und Hilfsarbeiten und v o r allem die W a r t e - und Stillstandszeiten viel zu hoch sind. E s m u ß offen ausgesprochen werden, daß unsere B e triebe noch keinen wirklichen K a m p f u m die Mobilisierung dieser großen R e s e r v e n führen. D a s geht u. a. aus den Planleistungen für das k o m m e n d e J a h r hervor. Hier h a b e n die A r b e i t e r und Ingenieure des V E B Erdöl und E r d g a s im B o h r f e l d eine wesentliche K o r r e k t u r der vorgeschlagenen P l a n a u f g a b e vorgenommen. Sie verpflichteten sich, m i t der gleichen Anzahl an G e r ä t e n , d. h. m i t der gleichen Anzahl b e s c h ä f t i g t e r B o h r a r b e i t e r , s t a t t 9 0 0 0 0 Meter rund 1 2 5 0 0 0 B o h r m e t e r niederzubringen. Verglichen m i t dem P l a n für 1 9 5 8 ist das eine durchschnittliche Leistungssteigerung v o n rund 4 2 % . Diese zusätzliche Leistung unserer Kollegen v o m V E B E r d ö l und E r d g a s ist m e h r als das, was wir in den J a h r e n 1 9 5 1 , 1 9 5 2 und 1 9 5 3 auf diesem E r kundungssektor realisieren k o n n t e n . *

Gegenwärtig verfügen die I n s t i t u t e und B e t r i e b e der Staatlichen Geologischen Kommission über fast 500 H o c h s c h u l k a d e r der verschiedenen F a c h r i c h t u n g e n und beinahe ebensoviel F a c h s c h u l k a d e r . D a r u n t e r sind zur Zeit 3 3 6 Diplom-Geologen und Diplom-Mineralogen und genau 100 Geologie-Ingenieure. B i s zum J a h r e 1 9 6 5 werden n i c h t weniger als 280 H o c h s c h u l k a d e r und über 3 0 0 F a c h s c h u l a b s o l v e n t e n zu uns stoßen, d a r u n t e r 190 Diplom-Geologen und -Mineralogen und etwas über 100 Geologie-Ingenieure.

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

Erste Ökonomische Konferenz der Staatl. Geolog. Komm.

52 Die H a u p t a u f g a b e der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n ist es, bis z u m J a h r e 1965 die Voraussetzungen für eine für die Volkswirtschaft spürbare eigene Erdöl- und E r d g a s f ö r d e r u n g zu schaffen. Der Erdölbedarf in der Deutschen Demokratischen R e p u b l i k kann mit etwa 10 — 12 Mio t angesetzt werden. Als Vergleich dazu sei die Bundesrepublik angeführt, die rund 26 Mio t importiert und 4 Mio t aus eigener F ö r d e r u n g bereitstellt. Im J a h r e 1965 wird die D D R über die projektierte Erdölleitung aus der Sowjetunion 4,8 Mio t Erdöl erhalten. E t w a 0,2 Mio t wird sie aus anderen L ä n d e r n beziehen. Die Staatliche Plankommission hält es für real und angebracht, uns die A u f g a b e zu stellen, im J a h r e 1965 etwa 1 Mio t Erdöl zu fördern. Wir alle, ohne Ausnahme, sind uns darüber klar, daß d a s eine sehr; sehr schwierige, nur unter allergrößter Anstrengung zu lösende A u f g a b e ist. *

Wir sind fest entschlossen, die modernste Technik im Bohrwesen und in der Geophysik einzuführen und anzuwenden, so z. B . den Anteil des Turbinenbohrens auf 50 — 6 0 % zu steigern, die Anzahl unserer geophysikalischen Meßtrupps u m das 2 1 / a — 3 f a c h e zu vergrößern und ebenfalls die Leistungen unserer übrigen Geräte bedeutend zu erhöhen. Die praktische Arbeit muß auf dem Gebiet der Erdöl- und E r d g a s e r k u n d u n g mit einer systematischen Qualifizierung und Heranbildung von Spezialisten für die Erdölgeologie, das Bohrwesen, die Bohrlochgeophysik und die Bohrlochbearbeitung verbunden werden. *

Auf dem Gebiet der E r d g a s e r k u n d u n g sind wir über jene Anfänge, die bis in das J a h r 1940 zurückreichen, bereits hinausgegangen. Wir haben neue S t r u k t u r e n festgestellt und bereits erste Erfolge errungen. E s kann nicht d a r a n gezweifelt werden, daß bei der geplanten und vorgesehenen Intensivierung unseres E r k u n d u n g s p r o g r a m m s auch auf diesem Gebiet die gesteckten Planziffern bis z u m J a h r e 1965 erreicht werden und eine Eigenförderung erreicht wird, die dem g e s a m t e n gegenwärtigen Bedarf entspricht. Allerdings wird der Zuwachs im E r d g a s b e d a r f der Volkswirtschaft, der keinesfalls gering sein wird, möglicherweise noch ungedeckt bleiben. * Wir werden im R a h m e n der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n z u s a m m e n mit der Industrie im J a h r e 1959 fast 1 0 0 0 0 0 Bohrmeter auf K u p f e r niederbringen, d. h. eine K u p f e r e r k u n d u n g in einem solchen U m f a n g treiben, wie sie bisher die Geschichte Deutschlands nicht kennt. Wir h a b e n die Absicht, diese E r k u n d u n g auch in den folgenden J a h r e n fortzusetzen, u m die notwendigen Voraussetzungen für die Projektierung und d a s Niederbringen neuer Schächte und damit für die Erweiterung der K u p f e r p r o d u k t i o n in der Deutschen Demokratischen Republik zu schaffen. Wir haben in Berlin in Z u s a m m e n a r b e i t mit den Geologischen Diensten erste Vorschläge für einen Perspektivplan der K a r t i e r u n g ausgearbeitet und dabei festgestellt, daß rund 295 Meßtischblätter ü b e r p r ü f t bzw. neu kartiert werden müssen. Darunter sind Neukartierungen v o n etwa 75 — 76 K a r t e n b l ä t t e r n . Wir haben die Absicht, dieses gewaltige P r o g r a m m bis zum J a h r e 1975 zu erfüllen. D a s ist ebenfalls eine sehr schwierige A u f g a b e , vor allem wenn wir uns vergegen-

wärtigen, daß insgesamt etwa 5 0 0 0 0 k m 2 zu kartieren sind, d. h. die H ä l f t e des Gebietes der D D R . Ist diese A u f g a b e überhaupt zu erfüllen? E i n s c h ä t z u n g des Planes v o n Prof. PlETZSCH: „ E i n kühner P l a n , der aber notwendig ist, wenn wir v o r w ä r t s k o m m e n wollen." Stehen auch genügend Mittel zur Verfügung? I m J a h r e 1958 v e r f ü g t e n wir nur über ein Geringes weniger als in den J a h r e n 1951—1957 z u s a m m e n g e n o m m e n . F ü r das J a h r 1959 sind mehr als das Dreifache der S u m m e für 1958 bereitgestellt. Einige Worte zu unseren wissenschaftlichen Abteilungen und unseren Forschungsarbeiten. Wir stellen gegenwärtig auf f a s t allen Gebieten fest, daß wir sehr viel nachholen müssen und daß eigentlich alle Aufgaben vordringlich sind. Unter diesen U m s t ä n d e n ist es wenig sinnvoll, alles anzufassen und nichts zu E n d e zu führen, sondern zweckmäßiger, zu prüfen und zu entscheiden, was vordringlich ist, und das dann auch unter allen Urnständen zu realisieren. E s ist männlicher und ehrlicher, wenn wir unser Unvermögen, alle vor uns stehenden A u f g a b e n auf einmal zu lösen, offen eingestehen, und es k a n n uns nicht als Schwäche angerechnet werden, wenn wir nur das in Angriff nehmen, was wir bewältigenkönnen. Deshalb haben wir unseren Mitarbeitern vorgeschlagen und ihre Z u s t i m m u n g gefunden, in den nächsten 2—3 J a h r e n die Forschungsarbeiten vordringlich auf die aktuellen und Perspektiv-Aufgaben der geologischen E r k u n d u n g auszurichten. Bei aller Ausrichtung auf die gegenwärtigen A u f g a b e n und die A u f g a b e n der nächsten Zukunft dürfen wir aber nicht wie in der Vergan genheit de n Fehler machen, die fernere Zukunft zu vergessen. Daher müssen wir, sobald wir dazu nur irgendwie in der L a g e sind, auch solche Arbeiten durchführen, anregen und fördern, die auf Grund der geschilderten U m s t ä n d e zunächst etwas zurücktreten müssen. *

Wiederholt wurde bemängelt, daß unsere Geologen zuwenig geophysikalische Kenntnisse besitzen und daher nicht in der L a g e sind, zu entscheiden, ob eine von ihnen evtl. vorgeschlagene geophysikalische Untersuchungsmethode ü b e r h a u p t in der L a g e ist, das v o n ihnen erwartete Ergebnis zu bringen. Von den Kollegen des V E B Erdöl und E r d g a s wurde darauf hingewiesen, daß die Ausbildung, die die Geologen und Bohringenieure gegenwärtig auf den Hochschulen erhalten, für ihre künftige Tätigkeit keineswegs ausreicht. E s ist nach Meinung dieser Kollegen notwendig, daß bereits nach Ablegung eines Vordiploms oder eines gewissen Vorstudiums in für die Fachrichtung allgemeinbildenden Fächern eine Spezialisierung der Geologen und Bohringenieure auf ihre zukünftige Tätigkeit erfolgen soll. Oft wird mit dem Hinweis darauf, daß die Hochschulen sog. Allround-Geologen ausbilden wollen, jede Spezialisierung, jedes tiefere Eindringen in bestimmte Spezialgebiete von unseren Professoren abgelehnt. Aber es steht doch fest, daß bereits die Diplom-Arbeit auf den jungen Menschen einen sehr bestimmenden Einfluß ausübt. Nicht selten fühlt er sich, das k a m immer wieder bei Vermittlungsgesprächen mit den zukünftigen Geologen z u m Ausdruck, als Spezialist gerade auf dem besonderen Gebiet, d a s ihm als T h e m a für seine Diplom-Arbeit gegeben worden war. D a r a u s ergeben sich auf einer Seite unberechtigte Forderungen und bei der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n Schwierigkeiten. Deshalb stellt die St. G. K . an unsere Hochschulen die For-

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Hett 2 • Erste Ökonomische Konferenz der Staatl. Geolog. Komm. derung, sich stärker als bisher auf Probleme zu konzentrieren.

praxisverbundene

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Unsere Hochschulen müssen frühzeitig die H a u p t a u f g a b e n der geologischen E r k u n d u n g für die nächsten 10 — 15 J a h r e kennen, d a m i t sie die Lehrpläne und ihre Lektionen entsprechend ausrichten können. Die Universitäten R o s t o c k und Greifswald z. B . müssen wissen, daß in den nächsten 5 — 15 J a h r e n für d a s norddeutsche F l a c h l a n d die E r k u n d u n g auf E r d ö l , K a l i l a g e r s t ä t t e n in erreichbaren Tiefen, sedimentäre Eisenerzlagerstätten u. a. eine vorrangige B e d e u t u n g haben. *

Die S t a a t l i c h e Geologische K o m m i s s i o n k a n n ihre Forschungsarbeiten nach U m f a n g und Q u a l i t ä t vervielfachen, wenn sie zu intensiverer Zusammenarbeit mit den Hochschulen und Instituten übergeht. D a s wird eine unserer H a u p t a u f g a b e n in der kommenden Zeit sein. Neben solchen F o r m e n wie Vertragsforschung müssen wir neue F o r m e n finden, um das gesamte

Aus der Fülle der Diskussionsbeiträge Dr. Kanter, Gotha Die heutige Situation auf dem Sektor des Erdöls und Erdgases in der DDR ist dadurch gekennzeichnet, daß wir Produktionsfelder haben. Wir besitzen zwei Gasfelder in Thüringen, ein Ölfeld im Fallstein. Wir haben einige Aufschlußgebiete und einige Strukturen im Thüringer Becken, davon einige höffige. Außerdem haben wir einige verstreute Öl- und Gasanzeichen in der Republik: die Salzstöcke bei Rüdersdorf und Sperenberg, die Gasvorkommen bei Berlin und im nordwestlichen Teil des Thüringer Beckens. Keines der bisher produzierenden Felder ist auf Grund sozialistischer Überlegung von uns selbst gefunden worden. Sie wurden von uns lediglich durch normales handwerklichesKönnen erweitert. Der V. Parteitag der S E D hat uns zwei wesentliche Aufgaben gestellt: 1. Durch intensivere geologische Untersuchungen und eine beweglichere Auswertung und Ausnutzung moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse zu einer Erhöhung der Produktion und zu einer weiteren Aufschlußtätigkeit zu kommen. 2. Durch Rationalisierung, Kostensenkung und innerbetriebliche Vereinfachung unsere Betriebe möglichst schnell rentabel zu machen. Einige kritische Bemerkungen zu der von uns geleisteten Arbeit: Die bisher durchgeführten geologischen Arbeiten auf dem Sektor Erdöl und Erdgas verliefen hauptsächlich in zwei Richtungen: 1. In der Felderkundung und im Feststellen von Folgebohrungen sowohl unter dem Gesichtspunkt der Erweiterung der Kenntnisse über den Speicher in bezug auf chemische und physikalische Eigenschaften, wie auch hinsichtlich der Fixierung des Lagerstättenregimes. 2. In der Erkundung neuer Strukturen bzw. Horizonte. Es sind dabei zahlreiche Erfolge zu verzeichnen, auf die der Genosse STAMMBERGER bereits hingewiesen hat, nämlich eine Erhöhung der Produktion von Erdöl und Erdgas. Wir entdeckten weiterhin einen neuen produktiven Horizont in Thüringen im Chirotheriensandstein des mittleren Buntsandsteins, der auch ausgebeutet werden kann. Mit der Bohrung Kirchheilingen II wurde ein neues Feld nördlich der Struktur von Langensalza und Mühlhausen in Thüringen entdeckt. In Norddeutschland konnte die Pompeckische Schwelle im Sinne von BENTZ in bezug auf die Erdölführung weit günstiger beurteilt werden. In Norddeutschland wurden jurassische und kretazische Schichten festgestellt, deren Äquivalente in Westdeutschland unter speziellen Bedingungen Erdöl führen. Es sind aber bei der bisherigen Arbeit auch einige beachtliche Mängel zu verzeichnen. Allgemein und prinzipiell ist bei der Verfolgung und im Aufsuchen neuer Strukturen in Thüringen und Norddeutschland sehr weitgehend nach meta-

53 fähige Geologen-Kollektiv der Deutschen Demokratischen Republik bei der L ö s u n g der uns von P a r t e i und Regierung gestellten A u f g a b e n heranzuziehen. *

Die Rolle der Intelligenz in der Deutschen Demokratischen R e p u b l i k ist größer denn je zuvor. Ihr Einfluß auf die g e s a m t e E n t w i c k l u n g ist deshalb so bedeutend, weil sich ihre intellektuellen Anstrengungen koordinieren mit den Anstrengungen des ganzen Volkes, u m in kürzester Zeit ein L e b e n in Frieden und Wohlstand zu erreichen. Der Geologe in der Deutschen Demokratischen R e p u b l i k steht mitten in der Gesellschaft. Sein Leben, seine Arbeit ist echter Dienst a m Volke. Wir führen die besten Traditionen eines GEORGIUS AGRICOLA nach unserem Wahlspruch ,,mente et m a l l e o " fort. Der H a m m e r ist ergänzt worden durch B o h r t u r m und geophysikalische A p p a r a t u r , durch Mikroskop und Geigerzähler. Der große humanistische Geist lebt weiter, er ist lebendig in der älteren Generation und wird wie eine F a h n e v o n der jungen vorangetragen werden bis zum Siege des Sozialismus.

physischen Gesichtspunkten und weniger nach dialektischen gearbeitet worden, nämlich im Verfolgen sog. klassischer Lehrmeinungen oder im rein handwerklichen Aufsuchen vorausbestimmter Horizonte. Wie ging man vor? 1. Das Prinzip der individuellen Erkundung von Lagerstätten bei Strukturen gleichen Typs wird anscheinend nicht recht beachtet. 2. Der geologische Vorlauf einer intensiven Vorerkundung als Grundlage eines weitgesteckten Perspektivplanes fehlt fast vollständig. Die allein durch die Geophysik festgestellte Anzahl von etwa 110 Strukturen in Norddeutschland ist nur ein kleiner Teil der Vorarbeit, genügt aber den Ansprüchen, die man heute an eine wissenschaftliche Vorerkundung stellen muß, keineswegs. 3. Der inneren Unruhe des noch nicht überwundenen Meterwettbewerbs beim Bohren, der noch immer nicht ausgewogenen Beurteilung von Produktionsversuchen innerhalb des technischen Bohrablaufs entspricht eine geradezu sträfliche Vernachlässigung des sachgemäßen Testens auf Ölspuren und Gasanzeichen. Andererseits bemerkt man eine gleiche Unstetigkeit und Hast beim Erkunden einzelner Objekte und Strukturen. 4. Bisher ist keine Lagerstätte klar erkannt und klar umrissen. Man kennt weder ihr Lagerstättenregime endgültig noch ihre Begrenzung. Man kennt weiterhin weder Einzelheiten der Größe und Veränderung der Lagerstättenenergie noch die sie aufbauenden Faktoren. 5. Aus diesen Gründen und unter Berücksichtigung des Umstandes, daß aus der gesamten Gasproduktion Thüringens

Blick in den Konferenzsaal während der Beratung

Zeitschrift für a n g e w a n d t e Geologie (1959) Heft 2

54 noch immer keine exakten Meßwei te vorliegen, sind Methoden der sekundären Behandlung, mit denen heute jeder moderne Betrieb arbeitet, so gut wie unbekannt. So entsprechen unsere heutigen Abbaumethoden dem Stand der Ausbeutung von vor etwa 20 J a h r e n . 6. Die ausdrücklich geforderten Vorratsberechnungen entsprechen aus den gleichen Gründen nicht ganz den Tatsachen. Sie stellen großzügige Annäherungswerte dar, die den Stand des augenblicklichen Wissens widerspiegeln; sie können deshalb nur mit Vorbehalt betrachtet werden. 7. Geophysik, Bohrlochmessung und Laboratorien arbeiten noch viel zu schwerfällig und werden den Erfordernissen des Feldes nicht gerecht. Andererseits aber werden die Meßergebnisse feldgeologisch nur unvollkommen ausgewertet. Ich möchte einige Vorschläge zur Verbesserung der Arbeit machen. Ganz allgemein sind zunächst einige Voraussetzungen zu schaffen, die uns, wenn sie heute schon vorhanden wären, die Arbeit wesentlich erleichterten. Hierzu gehören u. a.: 1. Eine wesentlich engere und detaillierte Zusammenarbeit mit den entsprechenden zentralen Instituten der Länder des Sozialismus. Auf diese Art können wir unmittelbar teilhaben an den Erkenntnissen jahrelanger gewissenhafter Grundlagenforschungen u n d spezieller Lagerstättenerkenntnisse. So können zeitraubende Irrwege und Doppelforschungen vermieden werden. 2. Unsere Zentralstelle des Geofonds muß möglichst schnell Maßnahmen zu einer kompletten Auswertung geologischer Untersuchungsergebnisse, beispielsweise des Zechsteins, an dem die Erdöl-, Kupferschiefer- u n d Kalibetriebe gleicherm a ß e n interessiert sind, treffen. 3. Vom Zentralen Geofonds sollten allen Interessenten Anzahl und alle erforderlichen Details geophysikalischer Untersuchungen auf dem Gebiet der gesamten D D R zugänglich gemacht werden, u m Doppelforschungen zu vermeiden u n d Zeit und Kosten einzusparen. 4. Ein zentrales Bohrarchiv wäre anzulegen. Dies entspricht den Erfordernissen vieler Betriebe, die sich mit Kaustobiolithen u n d Erzen, aber auch mit Hydrogeologie beschäftigen, die bei uns weit mehr beachtet werden sollte, als dies bisher der Fall war. Es ist zu überlegen, ob dem Bohrarchiv zweckmäßig auch ein zentrales Kernarchiv anzugliedern wäre. Soweit einige Anregungen zur notwendigen Intensivierung der geologischen Arbeiten. Wichtig erscheint mir weiterhin: 1. Die E r k u n d u n g des gesamten Gebietes der D D R durch Aufstellen einer umfassenden regionalen geologischen Analyse zur Feststellung großräumiger Ol- und Gasakkumulationszonen. Hierbei m u ß einerseits die Möglichkeit des Absatzes von Erdölmuttergesteinen, andererseits die Möglichkeit der Bildung von Erdöl- und Gaslagerstätten erkundet werden. Zweckmäßig gliedert m a n dieses Gesamtthema in einen Teil „ N o r d d e u t s c h l a n d " und einen Teil „Thüringen und Werragebiet". Für den Teil „ N o r d d e u t s c h l a n d " scheint die genauere Kenntnis der entsprechenden östlichen Nachbargebiete und die geologische Anlehnung an die Volksrepublik Polen und an die Sowjetunion weit wichtiger zu sein als die an Westdeutschland. 2. Die bisher festgestellten und die evtl. neu ermittelten Lagerstätten müssen ihrem Charakter entsprechend als Komplex erforscht, behandelt, getestet und ausgebeutet werden. Dabei entspricht die heute erkennbare Akkumulationszone Thüringen dem L a g e r s t ä t t e n t y p eines Beckens in i n t r a m o n t a n e n Senken. Die Bohrungen in diesem Gebiet müssen sämtliche Speichergesteine der Bcckenfüllung bis zum Kristallin oder bis zum metamorphen Paläozoikum hinab untersuchen. Die Bohrungen in der v e r m u t e t e n norddeutschen Akkumulationszone m ü ß t e n u n t e r allen Umständen neben der Kreide- und J u r a a u f f ü l l u n g der Becken das Paläozoikum in die Untersuchung mit einbeziehen, weil hier der L a g e r s t ä t t e n t y p einer Saumtiefe a m R a n d einer Gebirgskette mit nach Norden langsam ausklingender Tektonik vorliegt. 3. Die vorhandenen Produktionsfelder sind nach eingehender reflexionsseismischer E r k u n d u n g endlich durch Tiefbohrungen klar zu umreißen. Ihr Lagerstättenregime ist genau festzustellen. Dabei sind die Test- und Produktionsmethoden wie auch evtl. Sekundärbehandlung einzelner Lager oder der gesamten Lagerstätten auf den modernsten Stand zu bringen. 4. Auf schlußarbeiten an neuen Objekten werden grundsätzlich erst nach eingehender geologischer u n d geophysi-

Erste Ökonomische Konferenz der Staatl. Geolog. K o m m . kalischer Spezialerkundung begonnen; weitab liegende Einzelbohrungen sind zu vermeiden. 5. Die Produktion k a n n heute schon durch exakte Testarbeiten, durch genaue Beobachtung u n d Auswertung von Druck- und Mengenmessungen und durch moderne „ I n Produktion-Setzung" eines ganzen Feldes erhöht werden. Dazu müssen zweckentsprechende Sekundärmethoden der Produktion parallel laufen. Eine gleichzeitige selektive Förderung einzelner Horizonte ist anzustreben. 6. Das Ölvorkommen Volkenroda ist nicht als abgeschlossen zu betrachten. Den zahlreichen Ölspuren im R a u m Thüringen ist weit mehr Beachtung zu schenken als bisher. Der Fallstein darf nicht als „ U n i k u m " b e t r a c h t e t werden. 7. Salzstöcke sind niemals durch eine Top- u n d eine Flankenbohrung hinreichend erkundet. Kombinierte Reflexions- und Refraktionsseismik zeigt oft bedeutsame Einzelheiten der Salzstockränder. I n jedem Falle müssen hier drei mögliche L a g e r s t ä t t e n t y p e n erforscht werden: „Cap rock", „Super C a p " u n d „Lateral-sands". Das sind einige Vorschläge, die ich hier machen wollte. D i p l . - G e o l . H e ß m a n n , Gotha

Genosse STAMMBERGER h a t in seinen A u s f ü h r u n g e n darüber gesprochen, daß es dem V E B Erdöl und Erdgas gelungen ist, seine Bohrmeterleistung u m fast das Zweifache zu steigern. Wir, d. h. die Geologen, Techniker und übrigen Mitarbeiter des Stützpunktes Gotha, können ebenfalls mit. ersten Erfolgen aufwarten. Uns ist es gelungen, mit einer Tiefbohrung auf der Südflanke des Schlettauer Gewölbes im Thüringer Becken ein neues Vorkommen von Erdgas mit sein1 starken Erdölspuren anzubohren. D a m i t haben wir erstmalig seit Gründung unserer Republik ein völlig neues Vorkommen entdeckt. — Das wollte ich der Konferenz mitteilen. D i p l . - G e o p h y s . Putziger, Leipzig

Wir haben bei der geophysikalischen u n d geologischen E r k u n d u n g immer mehr die Aufgabe, tiefere Stockwerke zu erkunden. Dazu ist es erforderlich, verbesserte Meßmethoden u n d moderne Meßgeräte anzuwenden. Wir bem ü h e n uns im V E B Geophysik, durch moderne Meßgeräte ein größeres Auflösungsvermögen zu erzielen und so die Erk u n d u n g genauer und besser durchführen zu können. Wir müssen in der Z u k u n f t unser besonderes Augenmerk aber auch darauf lenken, sogenannte Fernverfahren, wie ich sie nennen möchte, anzuwenden, u m tiefere Horizonte zu untersuchen. Diese Fernverfahren erfordern einen gewissen Meßaufwand, der über das bisher übliche Maß hinausgeht. Ich möchte das am Beispiel der Aeromagnetik darlegen. Wir sind z. Z. besonders im Hinblick auf die Notwendigkeit einer verstärkten Buntmetallerkundung in den Porphyrit- und Porphyr-Vorkommen der D D R gezwungen, größere Teile regional zu vermessen. Das geschieht z. Z. mit Hilfe der üblichen Methoden durch Einsatz von Meßtrupps mit Feldwaagen und erfordert eine unglaublich hohe Punktzahl. So wird bei dieser engen regionalen Vermessung eine P u n k t dichte von etwa 2000 Meßpunkten pro Meßtischblatt gefordert, u m einen einigermaßen vernünftigen isonoinalen Verlauf zu erzielen. Diese Bearbeitung einer großen Zahl von Meßtischblättern ist eine außerordentlich teure u n d umfangreiche Aufgabe, die viele J a h r e in Anspruch nehmen wird, wenn wir in Z u k u n f t in der alten Weise weiterarbeiten. Es ist daher erforderlich, neue Methoden einzusetzen, die uns durch die international b e k a n n t e n Verfahren der acromagnetischen Messungen, also Messungen v o m Flugzeug aus, auch gegeben sind. Wir haben in der D D R diese Meßgeräte noch nicht im Einsatz, werden aber in der nächsten Zeit dazu übergehen müssen, mit solchen Verfahren zu arbeiten, u m in kurzer Zeit einen guten Überblick über die Erkuridungsräume zu erhalten, u m darüber hinaus auch Geld zu sparen, denn diese Verfahren werden wesentlich wirtschaftlicher sein als die bisher üblichen. Auf die wissenschaftlichen Vorzüge dieses Verfahrens möchte ich jetzt nicht näher eingehen. Ich möchte aber nur sagen, daß die Erfahrungen, die unsere sowjetischen u n d auch tschechoslowakischen Freunde mit diesen Verfahren gesammelt haben und deren Ergebnisse uns bekannt sind, zeigen, daß die Aeromagnetik mit bestem Erfolg und mit besten Ergebnissen eingesetzt worden ist u n d einen vorzüglichen Uberblick über den tektonischen A u f b a u u n d auch über evtl. vorhandene Lagerstätten dieser R ä u m e gegeben hat. Wir werden den Einsatz dieser neuen und u m f a n g

Zeitschrift für angewandte Geologie ( 1 9 5 9 ) Heft 2

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E i s t e Ökonomische Konferenz der S t a a t l . Geolog. K o m m . peicheii Meßverfahren nur d a n n m i t dem entsprechenden N u t z e n v o r n e h m e n können, wenn wir die U n t e r s t ü t z u n g der S t a a t l i c h e n Geologischen Kommission, ihrer Institutionen und der darüber hinaus zuständigen Ministerien erhalten. B e k a n n t l i c h sind mit solchen Messungen v o n der L u f t aus zahlreiche P r o b l e m e verknüpft, die wir als Betrieb nicht lösen können. Unsere ersten Versuche in dieser R i c h t u n g haben gezeigt, welche Schwierigkeitendabei a u f t r e t e n können, die aber unserer Meinung nach teilweise rein bürokratischer N a t u r sind. Prof. Oelsner, Freiberg

Aufgaben der Geologischen K o m m i s s i o n heranzuführen. E s gibt zwei Möglichkeiten, dies zu t u n . Die eine ist die Vertragsforschung. Dabei wird mit dem betreffenden I n s t i t u t ein V e r t r a g abgeschlossen und werden die Mittel zurVerfügung gestellt. Das ist ein ziemlich u m s t ä n d l i c h e r W e g , der aber zur L ö s u n g größerer Teilaufgaben notwendig ist. Kleinere Teilaufgaben lassen sich d a d u r c h erledigen, daß seitens der Geologischen Dienste bzw. des Z G D die Probleme an die einzelnen Hochschulinstitute herangetragen werden, die diese I n s t i t u t e dann im R a h m e n v o n Meldearbeiten und Diplomarbeiten zu lösen versuchen.

Die Aufgaben, die der V. P a r t e i t a g der S E D an die Geologie gestellt h a t , sind sehr groß; aber sie erscheinen nicht unlösbar. E s ist daher notwendig, daß zur L ö s u n g dieser Aufgaben alle K r ä f t e a n g e s p a n n t werden, daß die Aufgaben auf möglichst viele Schultern verteilt werden. Die Aufgaben, die v o r der S t a a t l i c h e n Geologischen Kommission standen, waren schon i m m e r r e c h t groß. Ich h a t t e daher mehrfach den Vorschlag g e m a c h t , die L ö s u n g derselben d a d u r c h zu erleichtern, daß m a n Teilaufgaben an die Hochschulinstitute ü b e r t r ä g t , ohne allerdings einen Erfolg d a m i t erzielt zu haben. Ich habe mich außerordentlich gefreut, daß der Genosse STAMMBERGER in seinem R e f e r a t die Notwendigkeit betonte, die I n s t i t u t e an den Hochschulen in s t ä r k e r e m Maße an die

Ich m ö c h t e daher vorschlagen, daß seitens des Zentralen Geologischen Dienstes bzw. der Geologischen Dienste etwa im I. Quartal jedes J a h r e s eine Konferenz einberufen wird, in der eine Anzahl von T h e m e n undTeilthemen an die Direktoren der einzelnen I n s t i t u t e für Diplomarbeiten verteilt werden. Selbstverständlich sind die V V B ebenfalls an der L ö s u n g der geologischen Probleme interessiert. E s wird daher zweckmäßig sein, schon zur Vertiefung der Arbeit zwischen St. G. K., den Geologischen Diensten und den Vereinigungen Volkseigener Betriebe zu dieser Besprechung V e r t r e t e r der V V B hinzuzuladen. So wird es möglich sein, die Arbeit auf breitere Schultern zu verteilen und zu erreichen, die an die Geologie gestellten Aufgaben zu erfüllen.

Entschließung der Ersten Ökonomischen Konferenz d r Staatlichen Geologischen Kommission am 4. 11. 1 9 5 8 in Leipzig Der V. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands faßte den Beschluß, die Volkswirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik innerhalb weniger J a h r e so zu entwickeln, daß die Überlegenheit, der sozialistischen Gesellschaftsordnung gegenüber der kapitalistischen Wirtschaftsweise in Westdeutschland umfassend bewiesen wird. Die Lösung der ökonomischen Hauptaufgabe mit diesem tiefen politischen und sozialen Inhalt hängt vom Bewußtsein aller Werktätigen in unserem Arbeiter- undBauern-Staat, von der raschen Entwicklung der Arbeitsproduktivität, der Anwendung der neuesten Erkenntnisse der modernen Wissenschaft und nicht zuletzt von der Nutzung der natürlichen Rohstoffe auf dem Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik ab. Auf der Grundlage der Beschlüsse des V. Parteitages verpflichten sich 1. die Mitarbeiter der Staatlichen Geologischen Kommission, bis zum J a h r e 1960 den Geofonds arbeitsfähig auszubauen; 2. die Arbeiter, Techniker, Geophysiker und Geologen des V E B Erdöl und Erdgas alle Anstrengungen zu unternehmen, damit im J a h r e 1965 eine Förderung von 1 Mill.t Erdöl erreicht wird und die Förderung von Erdgas auf 197 Mill. cbm ansteigt. Darüber hinaus verpflichten sie- sich, im J a h r e 1965 mindestens 5 0 % der geplanten Bohrnieter durch den Einsatz von Turbogeräten abzubohiert; 3. die Mitarbeiter des V E B Geophysik, insbesondere für die geologische Erkundung von Erdöl und Erdgas, den notwendigen Vorlauf der geophysikalischen Arbeiten zu sichern; mindestens 5 0 % der wachsenden Kapazitäten für regionale, die übrigen für spezielle Untersuchungen einzusetzen ; durch die Erweiterung der seismischen Trupps von 11 iin J a h r e 1958 auf 26 im J a h r e 1965 und den Ausbau der Abteilung Bohrlochvermessung von 6 Trupps im J a h r e 1958 auf 16 im J a h r e 1965 die Voraussetzungen für die umfassende geologische Erkundung zu schaffen;

4. die Arbeiter und Techniker des V E B Geologische Bohrungen durch die Anwendung der Seifert-Methode und neue Formen des sozialistischen Wettbewerbs die Leistungen bis zum J a h r e 1960 um 2 5 % zu steigern; 5. die Mitarbeiter des Zentralen Geologischen Dienstes entsprechend ihrer Hauptaufgabe in den nächsten Jahren in verstärktem Umfange neue Lagerstätten zu erkunden und geologische Meßtischblätter und Übersichtskarten herauszugeben: a) das Basisbohrprogramm gemeinsam mit dem V E B Erdöl und Erdgas und dem V E B Geophysik systematisch durchzuführen, b) bis 1965 60 geologische .Meßtischblätter und mehrere Übersichtskarten herzustellen, c) die Erkundung der Lagerstätte Spremberg bis 1960 soweit abzuschließen, daß die dann vorliegenden Unterlagen für die Projektierung eines Schachtansatzpunktes ausreichen, d) die Vorerkundung in den Gebieten Plötz und Katzmannsthal bis 1960 so weit abzuschließer, daß die Entscheidung über industrielle Nutzung dieser Vorkommen gefällt werden kann, e) die Erkundungsarbeiten im Revier Brand bis 1960 abzuschließen, f) die laufenden Erkundungsarbeiten auf Braunkohlenlagerstätten im Rahmen des insgesamt verstärkten Erkundungsprogramms zu forcieren und den Vorlauf für die Industrie sicherzustellen, g) die Vorarbeiten für die Erkundung im norddeutschen Flachland so zu betreiben, daß ab 1960 mit der intensiven Erkundung auf Kali- und Eisenerzlagerstätten in Norddeutschland begonnen werden kann, h) entsprechend der ständig steigenden Bautätigkeit Baustoffe in einem Umfang zu erkunden, der den Anforderungen derWirtschaftsräte derBezirke gerecht wird, i) die wissenschaftlichen Arbeitsgruppen in ihrer Tätigkeit vorrangig auf die zweckgebundene Forschung für die Lagerstättenerkundung und Kartierung auszurichten und diese Arbeitsgruppen so auszubauen, daß sie in der Lage sind, alle bei der Erkundung anfallenden Arbeiten zu bewältigen,

Zeitschrift für a n g e w a n d t e Geologie (1959) Hett 2

STEINBRECHER / Saalische Bewegungen im H a r z v o r l a n d

56 k) in den Geologischen Diensten einen engen K o n t a k t zu den W i r t s c h a f t s r ä t e n der Bezirke auf dem Gebiet der Steine und E r d e n , der Ingenieur-, Hydro- und Bodengeologie herzustellen, 1) i m Institut für angewandte Mineralogie vorrangig die Untersuchungen über die Gewinnung von Schwermineralien, insbesondere v o n Zirkon, aus den Kaolinrückständen mit dem Ziel abzuschließen, die wirtschaftliche Gewinnung des betreffenden Schwerminerals zu garantieren. D a r ü b e r hinaus besteht für die Mitarbeiter des Instituts für angewandte Mineralogie die Aufgabe, sich noch .mehr bei der L ö s u n g v o n A u f g a b e n auf dem Sektor der L a g e r s t ä t t e n e r k u n d u n g durch den Z G D einzuschalten; 6. die Mitarbeiter der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n und ihrer nachgeordneten Betriebe und Institutionen, in allen wissenschaftlichen F r a g e n engsten K o n t a k t mit den d a f ü r in F r a g e kommenden Instituten der Hochschulen (Berlin, Freiberg, Greifswald, Rostock, Leipzig, Halle u. a.) und den Instituten der Deutschen A k a d e m i e der Wissenschaften zu halten. Die Forschungsarbeiten der Institute müssen in allen n u r m ö g l i c h e n F o r m e n in die Aufgabenstellung der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n eingearbeitet werden. E s ist A u f g a b e der Abteilung Forschung im Zentralen Geologischen Dienst und darüber hinaus jedes Geologen, die Mittel und Wege zur Zusammenarbeit zu finden; 7. die Mitarbeiter der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n , die Such- und E r k u n d u n g s a r b e i t e n auf Schwarz- und Buntmetalle, K a l i sowie Stein- und Braunkohle mit den zuständigen Leitungen der V V B abzustimmen. E r f a h r u n g e n hinsichtlich der angewendeten

E r k u n d u n g s m e t h o d i k und der dabei erzielten Ergebnisse auszutauschen. Leipzig, den 4. 11. 1958 Die Teilnehmer der E r s t e n Ökonomischen Konferenz der Staatlichen Geologischen Kommission A n die Delegierten der C h e m i e - K o n f e r e n z in den L e u n a Werken „Walter Ulbricht" Die Delegierten der E r s t e n Ökonomischen Konferenz der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n und ihrer Betriebe übermitteln den Teilnehmern der Chemie-Konferenz die herzlichsten K a m p f e s g r ü ß e und wünschen der B e r a t u n g einen vollen Erfolg. Die Entwicklung unserer chemischen Industrie, insbesondere der A u s b a u einer modernen Petrochemie, entsprechend den Beschlüssen des V. P a r t e i t a g e s der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands erfordern eine Intensivierung der Such- und Erkundungsarbeiten auf E r d ö l und E r d g a s . Die Mitarbeiter der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n und ihrer Betriebe stellen sich deshalb das Ziel, 1965 1 Mio t Erdöl und 200 Mio m 3 E r d g a s zu fördern. Die Vorarbeiten zur E r k u n d u n g von K a l i im Norddeutschen R a u m werden bis 1960 abgeschlossen, so daß im Verlauf des I I I . F ü n f j a h r p l a n e s die systematische E r k u n d u n g in diesem Gebiet anlaufen kann. D a s soll unser vorläufiger B e i t r a g für die Durchführung des auf dem V. P a r t e i t a g beschlossenen Chemieprogramms sein. Leipzig, den 4. 11. 1958 Die Teilnehmer der E r s t e n Ökonomischen Konferenz der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n

Saalische Bewegungen im Ost- und Nordostharzvorland und ihre Bedeutung für den oberrotliegenden Sedimentationszyklus BODO STEINBRECHER,

Berlin

INHALT 1. Vorbemerkungen 2. Der präsudetische Tonschieferkomplex von Bernburg-E dderitz 3. Die präsudetischen Gesteine in der Wulfener Mulde, dem Kristallinkomplex von Dessau und dem Paschlebener Gebirgsvorsprung 4. Der oberrotliegende Sedimentationszyklus der Eislebener Schichten 5. Zusammenfassung Literatur

56 56 58 59 Gl 61

1. V o r b e m e r k u n g e n Bei geologischen Erkundungsarbeiten durch Bohrungen in den östlichen Teilen der Subherzynen Mulde haben sich Hinweise über Bedeutung, A u s m a ß und Charakter saalischer Bewegungen ergeben. E s wird der Versuch unternommen, eine Z u s a m m e n f a s s u n g der vorliegenden Ergebnisse und ihre Deutung als vorläufige Mitteilung vorzulegen. D a m i t soll die Entfaltung einer Diskussion über die angeschnittenen Probleme erreicht werden und gleichzeitig sollen Anregungen für die Geologen gegeben werden, die sich mit ähnlichen F r a g e n beschäftigen. E s liegt im Sinne geologischer Forschung, wenn sich das entworfene Bild ändert.

2. D e r präsudetische T o n s c h i e f e r k o m p l e x von Bernburg-Edderitz Im Gebiet B e r n b u r g - E d d e r i t z liegen die oberrotliegenden Eislebener Schichten (S. SCHIEMENZ, 1953, faßt hierunter das Porphyrkonglomerat und den Sandsteinschiefer zusammen), unter Ausfall der Grillenberger, Mansfelder, Wettiner und Hornburger Schichten, diskordant auf präsudetischen Tonschiefern (Abb.1). Südlich der B o h r u n g E d d e r i t z 22 liegen sie auf P e r m o k a r b o n . Die Südgrenze zwischen dem Gebiet, in d e m die Eislebener Schichten präsudetischen Tonschiefern (im folgenden „ B e r n b u r g - E d d e r i t z e r Tonschieferkomplex' 1 genannt) und dem R a u m , in dem sie postsudetischen Gesteinen aufliegen, wird in der Edderitzer Mulde durch die Bohrungen Wörbzig 1, E d d e r i t z 1, 22, 27 und 32 eingeengt. Typisch für die Tonschieferserie 1 ) im R a u m B e r n b u r g E d d e r i t z ist das Schichtenverzeichnis der Untertagebohrung Plömnitz 2 im G r u b e n g e b ä u d e der S c h ä c h t e l ) Die „Tonschiefer" wurden auch als Phyllite angesprochen. Sie besitzen einen leichten serizitischen Glanz auf den Schicht- und Schieferflächen. Man kann sie, dem megaskopischen Befun-l entsprechend, wohl am besten als phyllitische Tonschiefer ansprechen. Der Kürze halber werden sie vorläufig als „Tonschiefer" bezeichnet.

Zeitschrift für a n g e w a n d t e Geologie (1959) Hett 2

STEINBRECHER / Saalische Bewegungen im H a r z v o r l a n d

56 k) in den Geologischen Diensten einen engen K o n t a k t zu den W i r t s c h a f t s r ä t e n der Bezirke auf dem Gebiet der Steine und E r d e n , der Ingenieur-, Hydro- und Bodengeologie herzustellen, 1) i m Institut für angewandte Mineralogie vorrangig die Untersuchungen über die Gewinnung von Schwermineralien, insbesondere v o n Zirkon, aus den Kaolinrückständen mit dem Ziel abzuschließen, die wirtschaftliche Gewinnung des betreffenden Schwerminerals zu garantieren. D a r ü b e r hinaus besteht für die Mitarbeiter des Instituts für angewandte Mineralogie die Aufgabe, sich noch .mehr bei der L ö s u n g v o n A u f g a b e n auf dem Sektor der L a g e r s t ä t t e n e r k u n d u n g durch den Z G D einzuschalten; 6. die Mitarbeiter der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n und ihrer nachgeordneten Betriebe und Institutionen, in allen wissenschaftlichen F r a g e n engsten K o n t a k t mit den d a f ü r in F r a g e kommenden Instituten der Hochschulen (Berlin, Freiberg, Greifswald, Rostock, Leipzig, Halle u. a.) und den Instituten der Deutschen A k a d e m i e der Wissenschaften zu halten. Die Forschungsarbeiten der Institute müssen in allen n u r m ö g l i c h e n F o r m e n in die Aufgabenstellung der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n eingearbeitet werden. E s ist A u f g a b e der Abteilung Forschung im Zentralen Geologischen Dienst und darüber hinaus jedes Geologen, die Mittel und Wege zur Zusammenarbeit zu finden; 7. die Mitarbeiter der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n , die Such- und E r k u n d u n g s a r b e i t e n auf Schwarz- und Buntmetalle, K a l i sowie Stein- und Braunkohle mit den zuständigen Leitungen der V V B abzustimmen. E r f a h r u n g e n hinsichtlich der angewendeten

E r k u n d u n g s m e t h o d i k und der dabei erzielten Ergebnisse auszutauschen. Leipzig, den 4. 11. 1958 Die Teilnehmer der E r s t e n Ökonomischen Konferenz der Staatlichen Geologischen Kommission A n die Delegierten der C h e m i e - K o n f e r e n z in den L e u n a Werken „Walter Ulbricht" Die Delegierten der E r s t e n Ökonomischen Konferenz der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n und ihrer Betriebe übermitteln den Teilnehmern der Chemie-Konferenz die herzlichsten K a m p f e s g r ü ß e und wünschen der B e r a t u n g einen vollen Erfolg. Die Entwicklung unserer chemischen Industrie, insbesondere der A u s b a u einer modernen Petrochemie, entsprechend den Beschlüssen des V. P a r t e i t a g e s der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands erfordern eine Intensivierung der Such- und Erkundungsarbeiten auf E r d ö l und E r d g a s . Die Mitarbeiter der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n und ihrer Betriebe stellen sich deshalb das Ziel, 1965 1 Mio t Erdöl und 200 Mio m 3 E r d g a s zu fördern. Die Vorarbeiten zur E r k u n d u n g von K a l i im Norddeutschen R a u m werden bis 1960 abgeschlossen, so daß im Verlauf des I I I . F ü n f j a h r p l a n e s die systematische E r k u n d u n g in diesem Gebiet anlaufen kann. D a s soll unser vorläufiger B e i t r a g für die Durchführung des auf dem V. P a r t e i t a g beschlossenen Chemieprogramms sein. Leipzig, den 4. 11. 1958 Die Teilnehmer der E r s t e n Ökonomischen Konferenz der Staatlichen Geologischen K o m m i s s i o n

Saalische Bewegungen im Ost- und Nordostharzvorland und ihre Bedeutung für den oberrotliegenden Sedimentationszyklus BODO STEINBRECHER,

Berlin

INHALT 1. Vorbemerkungen 2. Der präsudetische Tonschieferkomplex von Bernburg-E dderitz 3. Die präsudetischen Gesteine in der Wulfener Mulde, dem Kristallinkomplex von Dessau und dem Paschlebener Gebirgsvorsprung 4. Der oberrotliegende Sedimentationszyklus der Eislebener Schichten 5. Zusammenfassung Literatur

56 56 58 59 Gl 61

1. V o r b e m e r k u n g e n Bei geologischen Erkundungsarbeiten durch Bohrungen in den östlichen Teilen der Subherzynen Mulde haben sich Hinweise über Bedeutung, A u s m a ß und Charakter saalischer Bewegungen ergeben. E s wird der Versuch unternommen, eine Z u s a m m e n f a s s u n g der vorliegenden Ergebnisse und ihre Deutung als vorläufige Mitteilung vorzulegen. D a m i t soll die Entfaltung einer Diskussion über die angeschnittenen Probleme erreicht werden und gleichzeitig sollen Anregungen für die Geologen gegeben werden, die sich mit ähnlichen F r a g e n beschäftigen. E s liegt im Sinne geologischer Forschung, wenn sich das entworfene Bild ändert.

2. D e r präsudetische T o n s c h i e f e r k o m p l e x von Bernburg-Edderitz Im Gebiet B e r n b u r g - E d d e r i t z liegen die oberrotliegenden Eislebener Schichten (S. SCHIEMENZ, 1953, faßt hierunter das Porphyrkonglomerat und den Sandsteinschiefer zusammen), unter Ausfall der Grillenberger, Mansfelder, Wettiner und Hornburger Schichten, diskordant auf präsudetischen Tonschiefern (Abb.1). Südlich der B o h r u n g E d d e r i t z 22 liegen sie auf P e r m o k a r b o n . Die Südgrenze zwischen dem Gebiet, in d e m die Eislebener Schichten präsudetischen Tonschiefern (im folgenden „ B e r n b u r g - E d d e r i t z e r Tonschieferkomplex' 1 genannt) und dem R a u m , in dem sie postsudetischen Gesteinen aufliegen, wird in der Edderitzer Mulde durch die Bohrungen Wörbzig 1, E d d e r i t z 1, 22, 27 und 32 eingeengt. Typisch für die Tonschieferserie 1 ) im R a u m B e r n b u r g E d d e r i t z ist das Schichtenverzeichnis der Untertagebohrung Plömnitz 2 im G r u b e n g e b ä u d e der S c h ä c h t e l ) Die „Tonschiefer" wurden auch als Phyllite angesprochen. Sie besitzen einen leichten serizitischen Glanz auf den Schicht- und Schieferflächen. Man kann sie, dem megaskopischen Befun-l entsprechend, wohl am besten als phyllitische Tonschiefer ansprechen. Der Kürze halber werden sie vorläufig als „Tonschiefer" bezeichnet.

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2 STEINBRECHER / Saalische Bewegungen im Harzvorland

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Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2 STEINBRECHER / Saalische Bewegungen im Harzvorland

58 Gekürztes und zusammengefaßtes Schichten Verzeichnis der Untertagebohrung Flömnitz 2

Meter von bis

(nach der Feldaufnahme von E . V . H O Y N I N G E N & B . STEINBRECHER)

Meter von bis

Mächtigkeit m

0-180,54 180,54 ( - 3 5 3 , 2 m NN) -184,00' 3,46

-210,10

26,10

-214,15

4,05

-218,45

4,30

-229,30

10,85

-232,60

3,30

- 245,90

13,30

-247,70

1,80

- 248,00

0,30

- 255,05

7,05

-267,10

12,05

-278,10

11,00

Gesteiusbezeichnung

Stratigraphische . Stellung Zechstein

S a n d s t e i n , grau, gemischtkörnig

S a n d s t e i n , rotbraun, gemischtkörnig S a n d s t e i n , rotbraun, konglomeratisch D i a b a s , dunkelgrüngrau, feinkörnig, Haarrisse steil einfallend, mit Quarz und rotem Lettenmaterial gefüllt T o n s Chief e r , rotbraun, phyllitisch, auf Schichtund Schieferflächen Serizit (seidiger Schimmer), nicht kalkig D i a b a s , dunkelgrüngrau, zahlreiche, 3 0 - 6 0 ° wechselnd einfallende, quarzverheilte Klüfte, nicht durchhaltend. Hangendfläche stufenförmig durch kleine Staffelbrüche im Diabas, z. T. mit unregelmäßig begrenzten Quarzschlieren. T o n s c h i e f e r , rotbraun, wie zuvor, bis 229,30 m jedoch mit kleinen Diabasgängen durchsetzt. Bei 240 m Kalksilikat-Hornfels (A. SCHÜLLER, 1956 a) a m unteren K o n t a k t (Abb. 2) D i a b a s , dunkelgrüngrau, feinkörnig, mit wechselnd einfallenden und steilen, Quarzgefüllten Klüften und Schlieren M y 1 o n i t , toniges Material (Chloritschiefer nach A. SCHÜLLER, 1956 a) mit Diabasbrocken wechselnder Größe — Verwerfung — D i a b a s , dunkelgrüngrau, mit quarzverheilten Klüften T o n s Chief e r , rotbraun, leicht phyllitisch, vereinzeltes Auftreten grauer Lagen parallel zu SiFlächen. Nach unten rotbraune Farbtöne überwechselnd in violett-graubraune T o n s c h i e f e r , rotbraun (bis violettrot), phyllitisch, mit zahlreichen, wechselnd einfallenden Quarzklüften und unregelmäßig begrenzten Quarzschlieren bzw. -knauern. In den untersten Teilen zunehmend mylonitisch

Gebleichte oberrotliegende Sandsteinschiefer Sandsteinschiefer Porphyrkon'glomerat Altpaläozoikum

Mächtigkeit m

-280,70

2,60

-291,55

10,85

291,55 -300,20

8,65

-316,50

16,30

-412,50

96,00

- 415,65

3,15

-415,85

0,20

-431,20

15,35

-431,55

0,35

Stratigraphische Stellung

Gesteinsbezeichnung

Tonschiefermylonit, schmutzigrotbraun Diabas/TonschieferM y l o n i t (starker Kernzerfall, Teufenangaben nach Kernzügen, z. T. Sandfänger proben) T o n s c h i e f e r , rotbraun, phyllitisch (starker Kernzerfall, z. T. Sandfängerproben) T o n s c h i e f e r , rotbraun, übergehend in schwarzgrau, phyllitisch. Nach unten übergehend in dunkelgraue Farben T o n s c h i e f e r , schwarzgrau, phyllitisch, serizitischer Glanz, mit unregelmäßig begrenzten Quarzschlieren T o n s c h i e f e r , schwarzgrau, phyllitisch, verruschelt T o n s c h i e f e r , dunkelgrau, quarzschlierig, in Nähe des liegenden Diabases sehr fest — gefrittet D i a b a s , dunkelgrüngrau, grobes Intersertalgefüge (Abb. 3), mit zahlreichen, wechselnd einfallenden Quarzklüften. Ab 428,50 m große, unregelmäßig begrenzte Quarzschlieren. Ab 430,90 m verquarzter Diabasmylonit M i l c h q u a r z , grauweiß, kavernös, im Wechsel mit grünen und roten Lagen, Einfallen um 60°.

End teufe

Peißen — Plömnitz, südöstlich Bernburg. im folgenden gekürzt wiedergegeben.

Dieses

wird

3. Die präsudetischen Gesteine in der Wulfener Mulde, dem Kristallinkomplex von Dessau und dem Paschlebener Gebirgsvorsprung Dem einheitlichen Bernburg-Edderitzer altpaläozoischen Tonschieferkomplex im Liegenden der Eislebener Schichten stehen östlich davon eine Vielfalt kristalliner Gesteine gegenüber. V o m Paschlebener Gebirgsvorsprung sind glimmerige Quarzite (A. SCHÜLLER, 1956b) bekannt geworden, deren Alter zweifelhaft ist. Von R. HERRMANN (1926) wurden diese bei Kl. Paschleben anstehenden Gesteine ins Unterkarbon gestellt. H. SCHMIDT (1933) sieht in ihnen Äquivalente der Tanner Grauwacke (Wende Oberdevon/Unterkarbon) und E. ZIMMERMANN, F. DAHLGRÜN & G. DIETZ (1936) rechnen sie zu den Harzgeröder Schichten (Obersilur). In den Bohrungen Kothen, Kothen 25 c, 27 c und 33 c wurden unter känozoischem Lockergebirge phyllitische Tonschiefer angetroffen. In der Wulfener Mulde wurde in der Bohrung T 107/6/52 unter Zechstein migmatitisch injizierter, metablastisch verfeldspateter Paragneis 2 ) erbohrt. In der Bohrung T 1 0 7 / 8 E / 5 3 liegt Zechstein auf Granit, dessen Feldspäte epizonal verformt und ") petrographische Ergebnisse A. SCHÜLLERS

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Hett 2 S t k j . n b r e c h e r

59

/ Saalische Bewegungen im Harzvorlanrl

phtoritischem Sermizitgneis der Phyllitzone unterlagert, der aus Muskovit- oder Biotit.gneis entstanden ist 2 ).

4. Der oberrotliegende Sedimentationszyklus der Eislebener Schichten

.Villi. 'J. KalksiliKalliiiii l'els aus der UT-Bolirunfr^l'lömnitz 2 ~ 240 m

Alib. ,'i. Diabas mit lnlersertalgefügc aus der UT-Bohrung Plömnitz 2 ~ 4 2 7 m

dessen Biotit chloritisiert wurde 2 ). In der Bohrung Sclieuder 3 lagert ZechsLein auf Quarzporphyr. In der Altbohrung Trebbichau sind Tonschiefer (?) angetroffen worden, desgleichen in der Bohrung Seheuder 8. Im Raum des Kristallinkomplexes von Dessau (siehe auch J. WEIGELT 1930 und A. SCHÜLLER, 1951 und 1952) wurde in der Bohrung Dessau-Süd 2 unter Tertiär Biotitgranit mit weißlichen und rötlichen Feldspäten und porphyrischer Struktur erbohrt. In der Bohrung Dessau-Süd 3 und in der Altbohrung Haideburg wurde Kupferschiefer angetroffen, die Eislebener Schichten durchsunken und im Liegenden zuoberst feinkörniger, dann grobkörniger Biotitgranit mit vorwiegend milchweißen, untergeordnet rötlichen Feldspäten erbohrt. In der Wasserbohrung Dessau wurde unter Känozoikum Granit angetroffen. In der Bohrung Köchstedt 1 (A. SCHÜLLER 1953) liegt Tertiär auf inetaniorph in Chlorit-llornblendegneis umgewandeltem 1 )iorit und in der Bohrung Mosigkau werden unter QuarzporphyrWettinerSchichten von metagranitischem bzw. meta«ranodioritischem oder dia*) s. Fußnote S. 5-J

Das Porphyrkonglomerat besteht aus grüngraugefleckten, rotbraunen Konglomeraten, die die namengebenden Porphyrgerölle enthalten. Die Herkunft der Gerolle wurde von S. SCHIEMENZ (1953) durch Geröllanalysen bestimmt. Ausgehend vom Vertikalprofil, wie es sich in der Mansfelder Mulde bietet, ist festzustellen, daß aus ihm durch Zurücktreten der groben und gröbsten Fraktionen und gleichmäßigere Korngrößenzusammensetzung der Sandsteinschiefer hervorgeht, lir besteht aus rotbraunen, unregelmäßig, meist, feingeschichteten Sandsteinen. Eine scharfe Grenze zwischen Porphyrkonglomerat und Sandsteinschiefer ist nicht vorhanden. Das Porphyrkonglomerat wird nach N feinkörniger. Hierauf wies E. SCHRÖDER (1934) hin. Seine Auffassung bestätigte sich in allen Fällen. Der Anteil der Sandsteinschieferfazies im Profil wird größer. In den Bohrungen nordöstlich der Ilalle-IIettstedter Gebirgsbrücke ist nur noch ein wenige Meter bis mehrere Dezimeter mächtiges Basalkonglomerat vorhanden. Dieses enthält, soweit es präsudetischen Tonschiefern auflagert, reichlich Tonschiefer des Liegenden. Über die Mächtigkeiten des Porphyrkonglomerats im östlichen Harzvorland bestehen nur ungefähre Vorstellungen. Eine Isopachenkarte der Sandsteinschieferfazies wurde von E. SCHRÖDER (1934) vorgelegt. Heute sind wir in der Lage, die Mächtigkeitsverhältnisse des Sandsteinschiefers auch für den R a u m nördlich der Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke, soweit er durch Bohrungen erfaßt worden ist, darzustellen (Abb. 1). Die Isopachen streichen in der Mansfelder Mulde erzgebirgiscli. Im Bereich der Subherzynen Mulde

•'et,

— C r

Schwerehoch Schweretief tektonische GroBstörungen

Abb. 4. Verlauf der Schwereachsen im Gebiet der Mansfelder und Kdderilzer fluide

Zeltschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

60

STEINBRECHER / Saalische Bewegungen im Harzvorland

treten Abweichungen auf. Leider erlaubt das zur Zeit sehr weitmaschige Aufschlußnetz keine detailliertere Darstellung. *

F ü r die T a t s a c h e , daß im R a u m B e r n b u r g - E d d e r i t z die Eislebener Schichten auf präsudetischen Tonschiefern liegen, gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten: a) Der Bernburg-Edderitzer Tonschieferkomplex war während des ganzen postsudetischen Sedimentationszyklusses vor Ablagerung der Eislebener Schichten Abtragungsgebiet. Dies würde im Sinne der- nordöstlichen F o r t s e t z u n g der Unterharzschwelle sprechen. Im Vergleich zu den im Ostharz anstehenden Gesteinen scheint der Denudationsschnitt höher zu liegen, da die Tonschiefer nur einen geringen Grad der Metamorphose besitzen. E n t w e d e r die Intensität der A b t r a g u n g als F u n k t i o n der Höhendifferenz zwischen Denudationsund S e d i m e n t a t i o n s r a u m war gegenüber dem Ostharz, vielleicht infolge Untertauchens der Sattelachse nach N, geringer, oder der Bernburg-Edderitzer Tonschieferk o m p l e x lag während gewisser Zeiten überhaupt unter dem Sedimentationsniveau. Verbindet m a n die Ausbißlinie des Oberkarbons im Ostharz mit den südlichen Teilen der Edderitzer Mulde, wo die oberkarbone Ausbißlinie gegen den BernburgEdderitzer Tonschieferkomplex i m N gut b e k a n n t ist, ergibt sich, daß die Verbindungslinie aus der erzgebirgischen in die ostnordöstliche R i c h t u n g abbiegt. Diese T ä t s a c h e im Vergleich mit dem Verlauf der Schwereachse k a n n im Sinne H. KÖLBELs (1954) gedeutet werden, der in diesem R a u m eine Horizontalflexur annimmt. Solange eine Beweisführung durch Tiefbohraufschlüsse zwischen Ostharz und dem BernburgEdderitzer Tonschieferkomplex nicht möglich ist, k a n n nicht entschieden werden, ob er ein Teil der nordöstlichen F o r t s e t z u n g der Unterharzschwelle ist. Auch aus der regionalen Schwerekarte der D D R , B l a t t 101, Dessau, 1 : 2 0 0 0 0 0 (Abb. 4) ergeben sich keine Hinweise, daß die Ostharz-Schwereachse in den R a u m B e r n b u r g - E d d e r i t z zielt. Sie knickt bei H e t t s t e d t aus der NO-Richtung nach ONO ab und v e r l ä u f t über die •Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke. b) Der Bernburg-Edderitzer Tonschieferkomplex wurde vor Ablagerung der Eislebener Schichten seiner jungpaläozoischen E i n d e c k u n g b e r a u b t . Auch in den Gebieten, wo sie erhalten blieb, ist eine Winkeldiskordanz zwischen den Eislebener Schichten und dem permokarbonischen Liegenden vorhanden. In der B o h r u n g Wörbzig 1 b e t r ä g t sie 30—35°. Entsprechend den klimatischen Verhältnissen im Rotliegenden unterlagen die anstehenden, altpaläozoischen Tonschiefer einer intensiven Rotverwitterung. In der Untertagebohrung Plömnitz 2 reicht sie bis 90 m hinab. E r s t d a n n vollzieht sich der Umschlag in dunkelgraue F a r b t ö n e . #

I m östlichen Harzvorland liegen die Verhältnisse klarer. Nach den Untersuchungen E . SCHRÖDERS (1934) und E . V. HOYNINGENs (1954) war die Unterharzschwelle im Ostharz während der Ablagerung der Grillenberger, Mansfelder und Hornburger Schichten A b tragungsgebiet. Dies ergibt sich aus der Faziesdifferenzierung und den Schüttungsrichtungen. Die Unterharzschwelle trennte während des Oberkarbons und Unterrotliegenden den Selke- v o m Saaletrog. Diese Verhältnisse blieben auch während der Ablagerung der Eis-

lebener Schichten bewahrt, wenn auch die S c h ü t t u n g von S W und SO her erfolgte (S. SCHIEMENZ 1953). Nördlich der Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke bestand im Gegensatz z u m Ostharz und dem östlichen Vorland z. Z. der Ablagerung der Eislebener Schichten wahrscheinlich keine T r e n n u n g zwischen Selke- und S a a l e t r o g (Abb. 1). E i n altes A b t r a g u n g s g e b i e t , oder ein erst durch saalische Bewegungen über das Sedimentationsniveau gehobener K o m p l e x , wurde durch die Eislebener Schichten erstmalig bzw. erneut eingedeckt, wogegen südlicher erzgebirgisch streichende Senken, die sich in ihrem Verlauf dem der Unterharzschwelle eng anschmiegen, in gewissem U m f a n g auch während der Ablagerung der Eislebener Schichten noch Gültigkeit behielten. Ausdehnung und Senkungsgeschwindigkeit waren dort zur Zeit der Sandsteinsohiefersedimentation jedoch gering. Sie erfolgte nur in den westlichen Teilen der Mansfelder Mulde ( „ S a n d s t e i n s c h i e f e r b e c k e n " E . SCHRÖDERS 1934). In ähnlicher Weise wie die Sandsteinschiefersedimentation blieb auch die des Weißliegenden auf die westlichen Teile der Mansfelder Mulde beschränkt, obgleich der Verbreitungsraum etwas gegenüber der Ostgrenze des Sandsteinschieferbeckens nach O vorgeschoben ist (Abb. 5). Die weißliegenden Dünensandsteine bestehen a u s aufgearbeitetem Sandsteinschiefermaterial (E. SCHRÖDER 1934 und S. SCHIEMENZ 1953). Man darf jedoch d a r a u s nicht schließen, daß es sich u m eine absolut edaphische F a z i e s handelt. Nördlich der HalleHettstedter Gebirgsbrücke ist das Liegende des Zechsteins ebenfalls in Sandsteinschieferfazies entwickelt, jedoch fehlen die weißliegenden Sandsteine. Somit war für die E n t s t e h u n g des Weißliegenden lediglich eine bes t i m m t e paläomorphologische Konstellation Voraussetzung. In der Subherzynen Mulde besteht das Liegende des Kupferschiefers demgegenüber aus einem grüngrauen, unregelmäßig feingeschichteten, z. T. schiefertonartigen Gestein, das wahrscheinlich unter seichter Wasserbedeckung zur Ablagerung k a m , wofür ein gewisser K a l k - oder Dolomitgehalt, das Auftreten v o n Wellenrippeln (Trockenrisse fehlen) und die durchgehende Verbreitung sprechen. Diese tonig-schluffige, s u b a q u a t i s c h entstandene Liegendfazies d ü r f t e das uferferne Äquivalent des Weißliegenden der Mansfelder Mulde darstellen. Sie ist Ausdruck einer allgemeinen, nach N gerichteten, epirogenen K i p p u n g , in deren Folge später die Zechsteiningression erfolgte. Lediglich in den südöstlichen Teilen der Edderitzer und angedeutet auch in der Golbitzer Mulde ist d a s Liegende sandig-konglomeratisch ausgebildet. N a c h N W schließt d a r a n die tonig-schluffige Liegendfazies an. In der sandig-konglomeratischen Liegendfazies des Kupferschiefers im SO-Teil der Edderitzer u n d im NTeil der Mansfelder Mulde konnte A. SCHÜLLER (1955 und 1957) z. T . hydrothermal gebleichte oder vererzte und erzfreie Porphyrgerölle beobachten, wogegen sie nach S zugunsten erzsterilen Detritus kristalliner Ausgangsgesteine sehr zurücktreten. Diese feinklastische S c h ü t t u n g kristalliner Gesteine e n t s t a m m t der Mitteldeutschen Schwelle, die sich bis in den R a u m des Dessauer Kristallinkomplexes hinstreckt (A. SCHÜLLER 1951 und 1957). Die Mitteldeutsche Schwelle verlor an der Wende U n t e r / O b e r k a r b o n ihre B e d e u t u n g a l s paläogeographische Einheit im Sinne eines Hochgebietes. Sie wurde durch rote jungpaläozoische Sedimente

Zeitschritt für angewandte Geologie ( 1 9 5 9 ) Hett 2

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STEINBRECHER / Saalische Bewegungen im Harzvorland

eingedeckt. Im Porphykronglomerat traten erstmalig wieder kristalline Geröllkomponenten auf, die allerdings von S herangeführt wurden (S. SCHIEMENZ,

1953). Dar-

aus ergibt sich: 1. Vor Ablagerung der Eislebener Schichten fanden im S sehr intensive Hebungen statt. 2. Die mehrere 100m mächtige jungpaläozoische Decke über den alten hochmetamorphen Kristallinen der ehemaligen Mitteldeutschen Schwelle wurde entfernt. Dabei sind auch hydrothermal vererzte, oberkarbonische und unterrotliegende Porphyre zerstört worden. 3. Die Hebungen dauerten bis zur Sanderzsedimentation an. Die Hebungen erfolgten im S stärker als im N. Die Eislebener Schichten ergossen sich wie ein SchuttAbb. 5. Verbreitung des Sandsteinschiefers und des Weißliegenden fächer nach N bzw. NO und in der Mansfelder Mulde überschütteten dabei alte, gehobene, präsudetische Gebirgskomplexe, z. B . den von 5. Zusammenfassung Bernburg-Edderitz, von Dessau und in der Wulfener Vor Ablagerung der oberrotliegenden Eislebener Mulde. Infolge einer nach N gerichteten, epirogen beSchichten fanden saalische Bewegungen statt. Prädingten Kippung ingredierte von N das Zechsteinmeer. sudetische Gebirgseinheiten wurden nach UmgeDer marine Vorstoß arbeitete sich der klastischen staltung der varistisch angelegten SedimentationsSchüttung von S her entgegen. Bevor es zur Herausräume ihrer jungpaläozoischen Eindeckung entblößt, bildung euxinischer Verhältnisse kam, bildete sich nördu. a. auch Teile der Mitteldeutschen Schwelle, der lich der Halle-Hettstedter Gebirgsbrücke, über weite Bernburg-Edderitzer Tonschieferkomplex und Teile des Teile der Subherzynen Mulde verbreitet, die subDessauer Kristallinkomplexes. aquatisch entstandene, schluffig-tonige Liegendfazies. Es wurde versucht, den Werdegang dieser EntwickDas östliche Harzvorland wurde zögernder mit in die lung an Hand vorliegender Befunde, mineralogischallgemeine Senkung einbegriffen. In der amphibischen petrographischer Untersuchungen, der sich daraus erFlachküstenregion im Raum der Mansfelder Mulde entgebenden Schlußfolgerungen und geologischer Vorstanden die weißliegenden Dünensandsteine. Erst ein stellungen darzulegen. erneuter Impuls ließ das Zechsteinmeer unter Ablagerung

des Zechsteinkonglomerates in den Thüringischen Raum eindringen, wobei der Vorstoß wahrscheinlich über die am längsten sich in Absenkung befindenden Gebiete der Sandsteinschiefer- und Weißliegend-Senken vollzog, die im Westteil der Mansfelder Mulde lagen und nach S in den R a u m Sangerhausen übergriffen. S. SCHIEMENZ (1953) vermutete, daß diese Bewegungen vor Ablagerung der Eislebener Schichten der Thüringer Phase (II. WEBER 1938) bzw. der Moosbacher Phase (G. RICHTER 1942) und G. PRIMKE (1956) denen der saalischen Phase äquivalent sind. Feststeht lediglich, daß sie die Zeit des varistisch struierten Bauplanes abschlössen und das für die ganze jüngere Erdgeschichte in Mitteleuropa so bedeutsame Germanische Becken — das durch die Verbreitung des Zechsteins deutlich in Erscheinung t r a t — in seinen Grundzügen entstehen ließen. Dieses hochbedeutsame Ereignis wurde durch saalische Bewegungen ausgelöst, die sich bei fortschreitender Forschung wahrscheinlich in mehrere Einzelphasen auflösen werden, von denen die saalische nur eine ist.

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Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

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SCHULZE & SEYFERT / D e r B r o m g e h a l t des L e i n e s t e i n s a l z e s

SCHÜLLER, A.: Die Diorite von Dessau. Ein Beispiel für Ichor-Metamorphose. — Heidelberger Beitr. Min. u. Petr., 8, S. 77 - 9 6 , Heidelberg, 1953. — Mineralogisch-petrographische Untersuchungen der Blei-Zink-Kupferschiefer von Edderitz. 1. Bericht. - Akten der Staatl. Geol. Komm., Berlin, 1955. — Mineralogisch-petrographische Befunde zweier Gesteinsproben aus der Untertagebohrung Plömnitz 2. Schliff 876/55, Teufe 240 m; Schliff 875/55, Teufe 248 m. - Akten d. Staatl. Geol. Komm., Berlin, 1956 a. — Petrographische Stellung der sogenannten Paschlebener Grauwacke. — Geologie, 2, S. 101 - 1 0 3 , Berlin, 1956b.

SCHÜLLER, A. :Mineralogisch-petrographische Untersuchungen der KupferBlei-Zink-schiefer der Mansfelder Mulde. 2. Bericht. — Akten der Staatlichen Geologischen Kommission, Berlin, 1957. WEBER, H.: Die Strukturelemente des nordwestlichen Thüringer Waldes und ihre Entwicklungsgeschichte. — Z. dtsch. Geol. Ges., 90, S. 75 — 87, 1938. WEIGELT, J . : Die regional-geologiSche Bedeutung des Granitmassives von Dessau. — Ber. Naturwiss. Ver. Dessau, H. 2, S. 9—11, Dessau, 1930. ZIMMERMANN, E., F. DAHLGRÜN & G. DIETZ: Geologische Übersichtskarte von Deutschland. 101 Dessau, 1 : 200000. — Preuß. Geol. Landesanst., Berlin, 1936.

Der Bromgehalt an der Basis des Leinesteinsalzes und seine Beziehung zur Faziesdifferenzierung im Flöz Staßfurt GÜNTER SCHULZE & H . SEYFERT, H a l l e / S .

Einleitung Mit steigender Salzkonzentration des Meerwassers wurde das organische Leben im Germanischen Zechsteinbecken unmöglich. Abgesehen von einer Mikroflora, die bisher noch nicht eingehend untersucht worden ist, sind die Salzgesteine dieser Formation praktisch frei von Fossilien. Man war daher gezwungen, nach petrographischen Gesichtspunkten stratigraphisch zu gliedern und konnte die bekannten 4 Großzyklen (Werra-, Staßfurt-, Leine- und Allerzyklus) ausscheiden. Das Unterteilungsprinzip beruht auf der vielfach unvollständigen Abfolge Tongestein —Karbonatgestein — Anhydrit — Steinsalz — Kalimagnesia-Salz. Die Entwicklung vom Karbonatgestein zum Kalimagnesia-Salz entspricht einer zunehmenden Eindampfung der Lauge. Im Verlaufe umfangreicher geologischer Erkundungsarbeiten, die während der vergangenen J a h r e in den Kali- und Steinsalzlagerstätten Sachsen-Anhalts umgingen, machte sich wiederholt eine unzulängliche Feinstratigraphie der Salzgesteine nachteilig bemerkbar. Die herkömmlichen geologischen Methoden zur Bestimmung des stratigraphischen Niveaus (Kartieren von Anhydrit „schnüren" und -bänkenusw.) versagen fast stets in einförmig ausgebildeten Steinsalzlagern, die häufig noch salztektonisch beansprucht sind. In diesem Zusammenhang sei nur das Staßfurtsteinsalz angeführt, das eine scheinbare Mächtigkeit von über 1200 m erreichen kann und keine Leitmerkmale aufweist. Um diesen Mangel zu beheben, lag es nahe, bekannte Gesetzmäßigkeiten der Br-Cl-Isomorphie auszunutzen und die Bromverteilung in den Steinsalzsedimenten zu untersuchen. Schon mehrfach wurde der Bromgehalt der Salzgesteine verwendet, um stratigraphische oder genetische Probleme mariner Salzlagerstätten zu klären. Trotz ursprünglicher Skepsis verschaffte ihre Leistungsfähigkeit der Bromuntersuchung mehr und mehr Eingang in die Salzgeologie. Heute ist eine moderne Salzlagerstättenerkundung ohne den Bromtest nicht mehr vorstellbar. Gesetzmäßigkeiten der Br-Cl-Isomorphie Der Bromgehalt des Meerwassers ist schon seit langem bekannt. Er beträgt im Mittel 0,066°/ 00 . Nach V. M. GOLDSCHMIDT (1954, S. 586) liegt der Ionenradius des Broms (1,96 Ä) in gleicher Größenordnung wie der des Chlors (1,81 Ä). Deshalb kann Brom isomorph in Chloriden mit Ionenbindung auftreten. Grundlegende Arbeiten über die Vertretung von Chlor- durch Bromionen in den Salzgesteinen sind

H. E. BOEKE (1908), E. SCHOBERT (1912), J . D'ANS & R. KÜHN (1940 u. 1944) zu v e r d a n k e n : Beim Eindampfen einer Meerwasserlösung geht das in geringer Menge vorhandene Brom isomorph in alle ausgeschiedenen Chloride ein. Die Aufnahmefähigkeit von NaCl für Br ist in fester Lösung außerordentlich gering und beträgt nur Gewichtsprozent des Bromgehaltes der zugehörigen Mutterlauge. Nach E. SCHOBERT (1912, S. 4 7 - 4 8 ) liefert die Kristallisation des Systems NaCl —NaBr —H 2 0 aus wässeriger Lösung bei 60° C eine lückenlose Mischungsreihe der wasserfreien Salze. Bei 50,67° C geht das wasserfreie NaBr in das wasserhaltige NaBr • 2 H 2 0 über. Es treten nunmehr mit dem kubischen Na(Cl, Br) und dem monoklinen Na (Cl, Br) • 2 H 2 0 zwei verschiedene Mischsalztypen auf. Dadurch entsteht eine Mischungslücke, die mit sinkender Temperatur stetig an Ausdehnung zunimmt. Diese Verhältnisse sind übersichtlich aus einem Gleichgewichtsschema ablesbar (Abb. 1): Mit den Lösungen auf a—b sind die Dihydratmischkristalle der Geraden d—e, neben den Lösungen der Strecke c—b die wasserfreien Mischkristalle auf g—f existenzfähig. Im Dreieck b—e—f befinden sich alle drei Phasen (Lösung, Dihydrat und wasserfreie Mischkristalle) im Gleichgewicht. Bei Temperaturerhöhung dehnt sich die Fläche c—b—f—g aus. Der Bereich a—b — e—d hingegen wird kleiner und ist bei 50,67° C, wo der Punkt / mit h zusammenfällt, nicht mehr vorhanden. Umgekehrt verschwindet durch Temperaturerniedrigung die Fläche c—b—f—g bei 0,15° C, da die Umwandlungstempera luv für NaCl in NaCl • 2H a O bei 0,15° C liegt. Über das Verhalten beider Dihydrate geben Untersuchungen bei —10° C Auskunft. Die Löslichkeitsisothermc für diese Temperatur deutet auf eine begrenzte Mischbarkeit hin. Nach II. E. BOEKE (1908, S. 363ff.) lassen Kristallisationen der Lösungen von K, Mg, Cl mit kleinem Bromgehalt unter gleichzeitiger Sättigung an NaCl keinen merklichen Einfluß des Kaliums für die Bromaufnahme des zuerst ausgeschiedenen kaliumfreien Steinsalzes erkennen. Hingegen ist das Steinsalz für Brom erheblich aufnahmefähiger, wenn große Mg-Gehalte in der Lösung auftreten. Der Faktor steigt dann auf 1/15 Gewichtsprozent der Mutterlauge. Ein Vergleich der Versuche bei 25° C und 45° C zeigt für das Steinsalz keine merkliche Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichte bei kleinem Bromgehalt der Lösung.

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SCHULZE & SEYFERT / D e r B r o m g e h a l t des L e i n e s t e i n s a l z e s

SCHÜLLER, A.: Die Diorite von Dessau. Ein Beispiel für Ichor-Metamorphose. — Heidelberger Beitr. Min. u. Petr., 8, S. 77 - 9 6 , Heidelberg, 1953. — Mineralogisch-petrographische Untersuchungen der Blei-Zink-Kupferschiefer von Edderitz. 1. Bericht. - Akten der Staatl. Geol. Komm., Berlin, 1955. — Mineralogisch-petrographische Befunde zweier Gesteinsproben aus der Untertagebohrung Plömnitz 2. Schliff 876/55, Teufe 240 m; Schliff 875/55, Teufe 248 m. - Akten d. Staatl. Geol. Komm., Berlin, 1956 a. — Petrographische Stellung der sogenannten Paschlebener Grauwacke. — Geologie, 2, S. 101 - 1 0 3 , Berlin, 1956b.

SCHÜLLER, A. :Mineralogisch-petrographische Untersuchungen der KupferBlei-Zink-schiefer der Mansfelder Mulde. 2. Bericht. — Akten der Staatlichen Geologischen Kommission, Berlin, 1957. WEBER, H.: Die Strukturelemente des nordwestlichen Thüringer Waldes und ihre Entwicklungsgeschichte. — Z. dtsch. Geol. Ges., 90, S. 75 — 87, 1938. WEIGELT, J . : Die regional-geologiSche Bedeutung des Granitmassives von Dessau. — Ber. Naturwiss. Ver. Dessau, H. 2, S. 9—11, Dessau, 1930. ZIMMERMANN, E., F. DAHLGRÜN & G. DIETZ: Geologische Übersichtskarte von Deutschland. 101 Dessau, 1 : 200000. — Preuß. Geol. Landesanst., Berlin, 1936.

Der Bromgehalt an der Basis des Leinesteinsalzes und seine Beziehung zur Faziesdifferenzierung im Flöz Staßfurt GÜNTER SCHULZE & H . SEYFERT, H a l l e / S .

Einleitung Mit steigender Salzkonzentration des Meerwassers wurde das organische Leben im Germanischen Zechsteinbecken unmöglich. Abgesehen von einer Mikroflora, die bisher noch nicht eingehend untersucht worden ist, sind die Salzgesteine dieser Formation praktisch frei von Fossilien. Man war daher gezwungen, nach petrographischen Gesichtspunkten stratigraphisch zu gliedern und konnte die bekannten 4 Großzyklen (Werra-, Staßfurt-, Leine- und Allerzyklus) ausscheiden. Das Unterteilungsprinzip beruht auf der vielfach unvollständigen Abfolge Tongestein —Karbonatgestein — Anhydrit — Steinsalz — Kalimagnesia-Salz. Die Entwicklung vom Karbonatgestein zum Kalimagnesia-Salz entspricht einer zunehmenden Eindampfung der Lauge. Im Verlaufe umfangreicher geologischer Erkundungsarbeiten, die während der vergangenen J a h r e in den Kali- und Steinsalzlagerstätten Sachsen-Anhalts umgingen, machte sich wiederholt eine unzulängliche Feinstratigraphie der Salzgesteine nachteilig bemerkbar. Die herkömmlichen geologischen Methoden zur Bestimmung des stratigraphischen Niveaus (Kartieren von Anhydrit „schnüren" und -bänkenusw.) versagen fast stets in einförmig ausgebildeten Steinsalzlagern, die häufig noch salztektonisch beansprucht sind. In diesem Zusammenhang sei nur das Staßfurtsteinsalz angeführt, das eine scheinbare Mächtigkeit von über 1200 m erreichen kann und keine Leitmerkmale aufweist. Um diesen Mangel zu beheben, lag es nahe, bekannte Gesetzmäßigkeiten der Br-Cl-Isomorphie auszunutzen und die Bromverteilung in den Steinsalzsedimenten zu untersuchen. Schon mehrfach wurde der Bromgehalt der Salzgesteine verwendet, um stratigraphische oder genetische Probleme mariner Salzlagerstätten zu klären. Trotz ursprünglicher Skepsis verschaffte ihre Leistungsfähigkeit der Bromuntersuchung mehr und mehr Eingang in die Salzgeologie. Heute ist eine moderne Salzlagerstättenerkundung ohne den Bromtest nicht mehr vorstellbar. Gesetzmäßigkeiten der Br-Cl-Isomorphie Der Bromgehalt des Meerwassers ist schon seit langem bekannt. Er beträgt im Mittel 0,066°/ 00 . Nach V. M. GOLDSCHMIDT (1954, S. 586) liegt der Ionenradius des Broms (1,96 Ä) in gleicher Größenordnung wie der des Chlors (1,81 Ä). Deshalb kann Brom isomorph in Chloriden mit Ionenbindung auftreten. Grundlegende Arbeiten über die Vertretung von Chlor- durch Bromionen in den Salzgesteinen sind

H. E. BOEKE (1908), E. SCHOBERT (1912), J . D'ANS & R. KÜHN (1940 u. 1944) zu v e r d a n k e n : Beim Eindampfen einer Meerwasserlösung geht das in geringer Menge vorhandene Brom isomorph in alle ausgeschiedenen Chloride ein. Die Aufnahmefähigkeit von NaCl für Br ist in fester Lösung außerordentlich gering und beträgt nur Gewichtsprozent des Bromgehaltes der zugehörigen Mutterlauge. Nach E. SCHOBERT (1912, S. 4 7 - 4 8 ) liefert die Kristallisation des Systems NaCl —NaBr —H 2 0 aus wässeriger Lösung bei 60° C eine lückenlose Mischungsreihe der wasserfreien Salze. Bei 50,67° C geht das wasserfreie NaBr in das wasserhaltige NaBr • 2 H 2 0 über. Es treten nunmehr mit dem kubischen Na(Cl, Br) und dem monoklinen Na (Cl, Br) • 2 H 2 0 zwei verschiedene Mischsalztypen auf. Dadurch entsteht eine Mischungslücke, die mit sinkender Temperatur stetig an Ausdehnung zunimmt. Diese Verhältnisse sind übersichtlich aus einem Gleichgewichtsschema ablesbar (Abb. 1): Mit den Lösungen auf a—b sind die Dihydratmischkristalle der Geraden d—e, neben den Lösungen der Strecke c—b die wasserfreien Mischkristalle auf g—f existenzfähig. Im Dreieck b—e—f befinden sich alle drei Phasen (Lösung, Dihydrat und wasserfreie Mischkristalle) im Gleichgewicht. Bei Temperaturerhöhung dehnt sich die Fläche c—b—f—g aus. Der Bereich a—b — e—d hingegen wird kleiner und ist bei 50,67° C, wo der Punkt / mit h zusammenfällt, nicht mehr vorhanden. Umgekehrt verschwindet durch Temperaturerniedrigung die Fläche c—b—f—g bei 0,15° C, da die Umwandlungstempera luv für NaCl in NaCl • 2H a O bei 0,15° C liegt. Über das Verhalten beider Dihydrate geben Untersuchungen bei —10° C Auskunft. Die Löslichkeitsisothermc für diese Temperatur deutet auf eine begrenzte Mischbarkeit hin. Nach II. E. BOEKE (1908, S. 363ff.) lassen Kristallisationen der Lösungen von K, Mg, Cl mit kleinem Bromgehalt unter gleichzeitiger Sättigung an NaCl keinen merklichen Einfluß des Kaliums für die Bromaufnahme des zuerst ausgeschiedenen kaliumfreien Steinsalzes erkennen. Hingegen ist das Steinsalz für Brom erheblich aufnahmefähiger, wenn große Mg-Gehalte in der Lösung auftreten. Der Faktor steigt dann auf 1/15 Gewichtsprozent der Mutterlauge. Ein Vergleich der Versuche bei 25° C und 45° C zeigt für das Steinsalz keine merkliche Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichte bei kleinem Bromgehalt der Lösung.

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2 SCHULZE & S E Y F E R T / D e r B i o m g e h a l t des Leinesteinsalzes

63 D e r B a s a l a n h y d r i t gelangte durch F a l t u n g s v o r g ä n g e häufig in das Niveau der G r u b e n b a u e und k a n n b e i m Anfahren durch S t r e c k e n oder B o h r u n g e n h e f t i g e Gasausbrüche, j a sogar L a u g e n e i n b r ü c h e v e r u r s a c h e n . In einer R e i h e a n d e r e r A r b e i t e n , aus den Salzl a g e r s t ä t t e n des deutschen Zechsteins, auf die hier n i c h t n ä h e r eingegangen werden k a n n , dienen die B r o m g e h a l t e der Stein- bzw. K a l i s a l z e als w e r t v o l l e s K r i t e r i u m im R a h m e n genetischer Betrachtungen: H. E . B O E K E (1908), J . D'ANS & R . KÜHN ( 1 9 4 0 u. 1944), R . KÜHN (1953), U. STORCK (1954), R . KÜHN (1955 a u. 1 9 5 5 b ) , R . KÜHN& A. BAAR (1955), R . KÜHN & I. SCHAACKE (1955).

.MaBr2Hz0

NaBr Abb. 1. Gleichgewichtsschema des Systems NaCl — N a B r — H 2 0 bei 2 5 ° C (nach H . E . B O E K E , 1 9 0 8 , S. 3 6 2 )

E x p e r i m e n t e l l e U n t e r s u c h u n g e n des Einflusses der in n a t ü r l i c h e n L a u g e n v o r h a n d e n e n S u l f a t e a u f die B r o m gehalte sind bisher n i c h t b e k a n n t geworden. Die V e r w e n d b a r k e i t der B r o m m e t h o d e bei der U n t e r suchung stratigraphiseher und genetischer F r a g e n in S a l z l a g e r s t ä t t e n b e r u h t auf der gesetzmäßigen B r o m a u f n a h m e . D a das V e r h ä l t n i s B r : CI im B o d e n k ö r p e r stets kleiner als in der dazugehörigen L a u g e ist, r e i c h e r t sich das B r o m beim K r i s t a l l i s a t i o n s p r o z e ß in der M u t t e r lauge an. D e r B r o m g e h a l t des auskristallisierten gleichartigen Halogenids steigt infolgedessen m i t w a c h s e n d e m E i n dampfungsgrad der Lauge. Kristallisieren verschiedene chloridische Salze aus der gleichen L ö s u n g nebeneinander, dann erfolgt ihre B r o m a u f n a h m e in ganz b e s t i m m t e n Verhältnissen. Gegenüber Steinsalz vermögen K-Mg-Chloride größere B r o m m e n g e n in ihr G i t t e r einzubauen. D e r isomorphe B r o m b e s t a n d t e i l k a n n sich nur ä n d e r n , wenn das betreffende Salz durch zusitzende L a u g e n beeinflußt wird. P r a k t i s c h a n g e w a n d t wurden diese Gesetzmäßigkeiten bisher bei montangeologischen A r b e i t e n im SüdharzK a l i g e b i e t , wo sich a n h a n d des B r o m g e h a l t e s feststellen l ä ß t , in welchem Teil des Staßfurtsteinsalzes ein geologischer Aufschluß s t e h t : A. BAAR ( 1 9 5 4 u. 1955), G. SCHULZE (1955), E . S T O L L E (1956), H . G A E R T N E R (1957 a u. 1 9 5 7 b ) , R . LANGBEIN (1957). E i n e stratigraphische Orientierung war bis dahin in diesem Steinsalzlager n i c h t möglich und ist insbesondere bei Bohraufschlüssen für P r o i i i k o n s t r u k t i o n e n sehr nützlich. Die H a u p t b e d e u t u n g liegt j e d o c h auf dem G e b i e t der G r u b e n s i c h e r h e i t , da der Horizont des Kalisalzlagers v o m gasführenden (und teilweise laugenf ü h r e n d e n ! ) B a s a l a n h y d r i t im S ü d h a r z - K a l i g e b i e t nur durch das im Mittel 50 m m ä c h t i g e S t a ß f u r t s t e i n s a l z g e t r e n n t wird. S t a r k e Abweichungen des gestauten und gezerrten S t a ß f u r t s t e i n s a l z e s v o n den N o r m a l m ä c h t i g keiten sind nichts Ungewöhnliches.

W e i t e r h i n sind einige b e k a n n t e P u b l i k a t i o n e n ausländischer A u t o r e n zu nennen, in denen Untersuchungsergebnisse ü b e r die isomorphe V e r t r e t u n g v o n Cl- durch B r - I o n e n oder über den B r o m g e h a l t in den Salzgesteinen m i t g e t e i l t w e r d e n : J . W . MORATSCHEWSKIJ & A. M. FEDOROWA (1932), N. A. SCHLESINGER & F . P . SORKIN (1935), N. A. SCHLESINGER, F . P . SORKIN & L . W . NOWOSCHENOWA (1938), S. K . TSCHIRKOW (1939), S. K . TSCHIRKOW & M. S. SCHNEE (1939), A. P . WINOGRADOW (1944), J . M. AMOROS (1946), M. L . L I N D B E R G (1946), J . HASLAM, E . C. ALLBERRY & G. MOSES (1950), M. G. WALJASCHKO & T . W . MANDRYKINA (1952), M. G. WALJASCHKO (1956). Untersuchungsergebnisse In einer größeren A r b e i t , deren Veröffentlichung vorgesehen ist, wurden die B r o m g e h a l t e des Steinsalzes der vier Zechsteinzyklen im m i t t e l d e u t s c h e n R a u m erstmalig regional erfaßt. In der geplanten A r b e i t bringen V e r f . ein ausführliches L i t e r a t u r v e r z e i c h n i s . Mit Hilfe geologischer und petrographischer Untersuchungen k o n n t e n dabei neue feinstratigraphische und genetische Ergebnisse erzielt werden, die zu einem anderen Zeitp u n k t noch n ä h e r zu e r ö r t e r n sind. E i n e Ü b e r s i c h t der Schichtenfolge des A r b e i t s gebietes v e r m i t t e l t das Normalprofil des Zechsteins in S a c h s e n - A n h a l t (Tabelle 1 ) : Die B r o m v e r t e i l u n g im S t a ß f u r t - und Leinesteinsalz, die hier allein interessiert, wurde graphisch dargestellt. Die B r o m g e h a l t e sind stets in °/00 angegeben, auf NaCl bezogen und auf der Ordinate a b g e t r a g e n . Sie wurden a n a l y t i s c h b e s t i m m t nach der von J . D'ANS & P . HÖFER (1934) und B . WANDROWSKY (1939) v e r b e s s e r t e n Methode J . I I . VAN DER MEULEN (1931). F ü r s ä m t l i c h e Analysenergebnisse, deren Fehlergrenze bei ^ 0,002°/ 00 Br/NaCl liegt, erfolgte eine K o n t r o l l e durch Doppeloder M e h r f a c h b e s t i m m u n g e n . Das geologische Profil wird von links (liegend) nach r e c h t s (hangend) auf der Abszisse wiedergegeben. Im Zyklus I I zeigt das S t a ß f u r t s t e i n s a l z , das unm i t t e l b a r über dem B a s a l a n h y d r i t ausgeschieden wurde,

Abb. 2. Schachtanlage Aschersleben IV, UT-Bohrung Schwerstedt 2/55, 455 m-Sohle Bromverteilung im Staßfurtsteinsalz

•if

Staflfurtsteinsalz

Zeitschrift für a n g e w a n d t e Geologie ( 1 9 5 9 ) Heft 2

64

SCHULZE & S E Y F E R T / D e r B i o m g e h a l t des L e i n e s t e i n s a l z e s

Tabelle 1

n e s t e r n , wo K r i s t a l l e bis zu Kantenlänge auftreten können.

Zyklus I V (Allerzyklus)

Zechsteinletten Grenzanhydrit Allersteinsalz Pegmatitanhydrit Roter Salzton

Zyklus I I I (Leinezyklus)

Leinesteinsalz Hauptanhydrit Grauer Salzton

Zyklus I I (Staßfurtzyklus)

Decksteinsalz Flöz Staßfurt Staßfurtsteinsalz Basal anhydrit Stinkschiefer

Zyklus I (Werrazyklus)

Oberer Werraanhydrit Werrasteinsalz Unterer Werraanhydrit Zechsteinkalk Kupferschiefer Zechsteinkonglomerat

~ 0,20 m ~10~

3-

~ 40 ~ 25 ~ 5-

> 40 m ~ 1 m 12 m > 100 m 65 m 10m

~ 2 m ~ 0 - 40 m < 1 0 0 - > 500 m ~

2 -

3 m

~

6 -

10 m

- 2 0 -

0 -

' 30- 4-

0-

25 m 8 m 35 m 10 m • 0,4 m 2 m

den niedrigsten B r o m g e h a l t . Das e n t s p r i c h t einer noch relativ geringen S t e i n s a l z k o n z e n t r a t i o n und ist völlig normal. Nach dem H a n g e n d e n wird die Mutterlauge des S t a ß f u r t s t e i n s a l z e s in R i c h t u n g auf das Kalisalz-Flöz S t a ß f u r t s t ä r k e r eingedampft. Die B r o m v e r t e i l u n g s kurve steigt daher nahezu linear an. Sie biegt unter dem Flöz S t a ß f u r t steil nach oben, da der n u n m e h r erhöhte MgClg-Anteil der L ö s u n g eine gesteigerte B r o m a u f n a h m e zur F o l g e h a t . Die h ö c h s t e n B r o m w e r t e des S t a ß f u r t steinsalzes werden u n t e r dem F l ö z S t a ß f u r t e r r e i c h t (vgl. B s p . A b b . 2). D e r V e r l a u f der B r o m v e r t e i l u n g s k u r v e des Staßfurtsteinsalzes b e s t ä t i g t in der P r a x i s in vollem U m f a n g e die t h e o r e t i s c h e K o n z e p t i o n .

Tabelle 2 Zyklus

Steinsalzserie Leinesteinsalz ~ 40 > 100m

Horizont

Teilhorizont

Bemerkungen

Schwaden- und Tonflockensalz bzw. Hangendes Rotes Salz ~ 1 0 - 5 0 m

Nur am Bernburger Sattel eigentliches Anhydritmittelsalz

Anhydritmittelsalz — 0-30 m

Bändersalz

Orangeaugensaiz Übergangsschichten Kristallsalz Liniensalz — 0-50 m

Die u n t e r e n S c h i c h t e n des Leinesteinsalzes sind Gegenstand der nachfolgenden Untersuchungen. E s ist daher zweckmäßig, diese Teilhorizonte in kurzer F o r m zu b e s c h r e i b e n 1 ) :

In der Beschreibung werden nur die gemessenen scheinbaren mittleren Korndurchmesser angegeben, da die in der Literatur (H. F K E U N D , 1955, S. 388) mitgeteilten Korrekturfaktoren zu unterschiedlich sind.

Zentimeter

Das Liniensalz ist weiß und grauweiß g e f ä r b t . E s e n t h ä l t teilweise „ K r i s t a l l s a l z " in Lagen. Die Größe der Steinsalzkristalle bewegt sich, nach den Ergebnissen von 1 4 Dünnschliffuntersuchungen, zwischen 0,2 m m und 10 m m . Allerdings sind, besonders in , , k r i s t a l l s a l z " haltigen L a g e n , auch größere Individuen durchaus häufig anzutreffen. B e v o r z u g t t r e t e n m i t t l e r e K o r n größen zwischen 0 , 3 5 m m und 5 m m auf, so daß gegenü b e r dem Basissalz eine durchschnittliche Größenz u n a h m e registriert werden k a n n . Das Steinsalz wird

I m A n k l a n g an das klassische h a n n o v e r s c h e Profil g e s t a t t e t das Steinsalz des I I I . Zyklus, auch im mitteldeutschen R a u m w e i t v e r b r e i t e t e Horizonte und Teilhorizonte auszuscheiden (Tabelle 2 ) :

Das Basissalz ist orange, bräunlich, rötlich und mitu n t e r weißgrau gefärbt. Die in 14 Dünnschliffen erm i t t e l t e n K o r n d u r c h m e s s e r des Steinsalzes liegen zwischen 0 , 1 m m und 10 m m . Es herrschen Werte von 0 , 3 m m bis 2 , 5 m m vor. Charakteristisch sind zahlreiche schwarze, dunkelgraue oder b r ä u n l i c h e A n h y d r i t l a g e n (max i m a l m e h r als 30 1 deutliche „ S c h n ü r e " ) in geringem Abstand. Dazwischen befinden sich dünne, scharfe und verwaschene t o n i g - a n h y d r i t i s c h e H ä u t c h e n . In H a u p t a n h y d r i t n ä h e , besonders ü b e r H a u p t a n h y d r i t , , k l i p p e n " , findet sich oft eine Umkristallisation zu glasklaren „ K r i s t a l l s a l z " -

mehreren

Notenliniensalz

Mit einem oder mehreren Anhydritmitteln Nur bei Schönebeck und Staßfurt Nur bei Staßfurt Nicht überall ausgebildet

Nicht überall deutlich entwickelt

Liniensalz im engeren Sinne Basissalz

Meist sekundär rötlich

durchzogen von schwarzen, dunkelgrauen und brauneil, scharf und v e r s c h w o m m e n b e g r e n z t e n a n h y d r i t i s c h polyhalitisch-tonigen „ S c h n ü r e n " . B e i einem A b s t a n d v o n 2 c m bis 3 0 c m k a n n die B r e i t e dieser L ä g e n 3 cm S t ä r k e erreichen. Auffällig ist eine h o r i z o n t g e b u n d e n c , notenliniena r t i g e Anordnung der a n h y d r i t i s c h e n F o l i e n im Gebiet des oberen Allertales (Notenliniensalz). Das Kristallsalz ist weiß, weißgrau und farblos (glasklar) und in den hangenden P a r t i e n b r ä u n l i c h , orange lind gelblich getönt. Das Steinsalz ist auffallend rein und

Linien - tjntf Hrìsfo/ìso/z

T

~i—i—r

i — i — i — i — r

X Meter

Abb. 3. Grube Schönebeck, 398,5 m-Sohle. Bromverteilung im Normalprofil des unteren Leinesteinsalzes

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2 SCHULZE & S E Y F E R T / D e r B r o m g e h a l t des L e i n e s t e i n s a l z e s

65 fallen. Anschließend steigen die K u r v e n im Liniensalz wieder nahezu linear a n (vgl. B s p . Abb. 3 u. 4).

Abb. 3a

Diese Verhältnisse widersprechen den E r w a r t u n g e n da im Normalfall die Steinsalzschicht, die zuerst über dem H a u p t a n h y d r i t a b g e l a g e r t wurde, niedrige W e r t e zeigen müßte. E i n e syngenetische D e u t u n g der hohen B r o m g e h a l t e des B a s i s s a l z e s scheidet a u s . Mit der B i l d u n g des Grauen Salztones und H a u p t a n h y d r i t s wurde das Becken v o m offenen Ozean her überflutet. Die bromreiche Mutterlauge des Flözes S t a ß f u r t muß dabei vor der Sedimentation des Basissalzes tiefreichend verdünnt worden sein; denn der H a u p t a n h y d r i t weist nach G. BICHTER-BERNBURG (1955, S. 607) im Liegenden der „ S c h w a r z e n T o n l a g e " eine korrodierte Oberfläche

aosoatmaosoO.OSO. tiW.

Abb. 4 a

0030-

vornehmlich g r o b s p ä t i g ausgebildet. In 23 Dünnschliffen wurden Korngrößen zwischen 0,2 m m u n d 15 m m festgestellt. J e d o c h sind Kristalle bis zu vielen Zentimeter K a n t e n l ä n g e o f t m a l s m e g a s k o p i s c h nachweisbar. Auch in den Schliffen wird die allgemeine Kornvergrößerung deutlich, wenn m a n die Durchschnittsgröße des Kristallsalzes (zwischen 0,8 m m und 10 m m ) vergleichend m i t dem Liniensalz b e t r a c h t e t . Das Gestein liegt z. T. v o l l s t ä n d i g als „ K r i s t a l l s a l z " vor oder enthält zahlreiche „ K r i s t a l l s a l z " s c h i c h t e n und untergeordnet auch -nester. Maximal 5 cm breite, häufig verwaschene, dunkelgraue und bräunliche anhydritisch-polyhalitische L a g e n treten in meist großem A b s t a n d auf. Die Beinheit dieses Teilhorizontes läßt in manchen Gebieten die u n m i t t e l b a r e Verarbeitung zu Speisesalz zu. Allen graphischen Darstellungen der B r o m w e r t e im B a s i s s a l z des Leinezyklus sind auffällig hohe Gehalte über d e m H a u p t a n h y d r i t eigen, die h a n g e n d w ä r t s innerhalb weniger Meter steil auf niedrige Werte ab-

QOO?. O.OOB_ QÜOS. QOM

0.003

auf. Diese Anlösungserscheinungen sind auch im mitteldeutschen R a u m nachweisbar (Abb. 5): Zahlreiche B e o b a c h t u n g e n weisen darauf hin, daß der hohe B r o m g e h a l t über dem H a u p t a n h y d r i t nur epigenetisch bedingt sein kann. Hoch bromhaltige L a u g e n aus dem F l ö z S t a ß f u r t folgten dem Druckgefälle und migrierten vornehmlich auf K l ü f t e n des Grauen Salztones und H a u p t a n h y d r i t s in d a s hangende Leinesteinsalz. Hier fand offenbar ein Cl-BrIonenaustausch s t a t t , der den Steinsalzschichten über dem H a u p t a n h y d r i t sekundär einen höheren Bromgehalt a u f p r ä g t e . Als Beweis dafür sind a n z u f ü h r e n : a) In mehreren Aufschlüssen eines Grubengebäudes lassen sich s t a r k schwankende B r o m g e h a l t e im B a s i s s a l z über dem H a u p t a n h y d r i t feststellen.

Haufhniffitrit -1

r-

20

Abb. 4. Grube Bernburg-Gröna, Steinsalzfeld. Bromverteilung im Normalprofil des unteren Leinesteinsalzes

b) Werden normalerweise niedrig bromhaltige Salze v o m Hauptanhydrit unterlagert, d a n n treten in diesen Salzen höhere B r o m w e r t e auf.

Zeitschritt tfir angewandte Geologie (1959) Heft 2

66

Schulze & Seyfert / Der Bromgehalt des Leinesteinsalzes a 2 - Y «IX Y l Y Sekundärer Bromgehall [°/ 00 Br/NaCI] des Salzgesleins nach demGleichgewicht. Die zugeführte Lauge wurde aus dem liegenden Kalisalzlager abgepreßt und h a t t e einen hohen MgCI 2 -Gehalt. Da sie die löfache Brommenge (Faktor nach it. Kühn, 1955a) des Steinsalzes enthält, mit dem sie sieh im 2 = 15y., p Y y2 = Spezifisches Gewicht der Lauge p = Mächtigkeit der Laugensäule [in] Die zugeführte Lauge stand im Gleichgewicht mit der Steinsalzschicht, die X — d X Meter vom l l a u p l a n h y d r i l entfernt ist. An dieser Stelle hat das St einsalz einen Broniwert von Y - d Y [°/„ 0 Br/NaCI]. Dementsprechend gilt: I»! - 15 i» ( Y - d Y ) Vi

Abb. 5. Grube Schönebeck, 398,") ni-Sohle. A nsehlili aus der 1 larigendpartie des H a u p t a n h y d r i t s : Korrodierte Oberfläche des Anhydrits unter der „Schwarzen Tonlage" (im Bild ganz oben) c) Die bekannte sekundäre Hotfärbung der Steinsalzschichten über dem Hauptanhydrit kann nur durch den Aufstieg wässeriger Lösungen aus dein Liegenden erklärt worden. d) Die Laugenaufstiegswege sind heute noch in zahlreichen Aufschlüssen nachweisbar. Sie liegen als Steinsalz- und (oder) Kalisalzkluftfüllungen im Grauen Salzton und Hauptanhydrit vor. Dieses Kluftsteinsalz zeigt durchweg hohe Bromgehalte. c) Die Möglichkeit eines Cl-Br-Ionenaustausches in der Lagerstätte wurde durch J. D'ANS und Mitarbeiter (R. KÜHN, 1955a, S. 6—7) experimentell belegt. Das System Kristall-Lauge ist dabei bestrebt, sich ins Bromgleichgewicht zu setzen. Diese Vorgänge lassen sich rechnerisch erfassen. E s ist möglich, eine Gleichung abzuleiten, die den Bromgehalt des Leinesteinsalzes in Abhängigkeit von der Entfernung z u m Hauptanhydrit wiedergibt. Im Gegensatz zum Grauen Salzton und Hauptanhydrit, die zur Kluftbildung neigen, konnte, die aufsteigende Lauge i m plastischen Steinsalz nur interkristallin wandern und eine geringe Strömungsgeschwindigkeit erreichen. Demzufolge stand genügend Zeit für d e n Br-Cl-Ionenaustausch zur Verfügung, so daß sich ein Gleichgewicht einstellen konnte. Der Ionenaustausch wurde begünstigt durch die relativ geringen Korngrößen, d i e in d e n unteren Schichten des Leinesteinsalzes auftreten. Betrachtet m a n eine X Meter vom Liegenden entfernte sehr dünne Schicht im Steinsalz, so muß die Brommenge im Steinsalz u n d in der zugeführten Lauge pro Quadratmeter vor und nach dem Br-Cl-Ionenaustausch gleich sein. Daraus ergibt sich die Gleichung: «i + lij = a 2 + b 2 I a t — Broiumenge des Steinsalzes vor Einstellung des Gleich2 gewichtes [kg/m ] b 1 — Brommenge der Lauge vor Einstellung des Gleichgewichtes [kg/m 2 ] a 2 = Brommenge des Steinsalzes nach Einstellung des Gleichgewichtes [kg/m 2 ] 1>2 = Brommenge der Lauge nach Einstellung des Gleichgewichtes [kg/m 2 ] Ist die betrachtete Schicht d X Meter mächtig u n d Yi das spezifische Gewicht von Steinsalz, dann erhält m a n a x aus dem primären Bromgehalt des Salzgesteins nach der Beziehung: a1 = Z d X r i Z = Primärer Bromgehalt [°/ 00 Br/NaCl] des Salzgesteins. E n t sprechendes gilt für den derzeitig vorhandenen Bromgehalt:

Somit erhält die Gleichung 1 die l'orni: Z Yi d X + 15 y2 p (Y - dY) = Y

d X + 15 y2 p Y

II

Bei einem allmählichen progressiven Eindampfungsprozelt, der nicht durch Meerwasserzufuhr gestört wird, steigt der primäre Bromgehalt praktisch linear a n (vgl. Abb. 2). Infolgedessen ist, Z = m X +n in = Anstieg des primären Bromgelialtes

''1

n = Primärer Bromgehalt [% 0 Br/NaCI] unmittelbar über dem H a u p t a n h y d r i t . Berücksichtigt m a n diese Beziehung in Gleichung II, so ist: Yi d X (mX + Ii) + 15 y2 P (Y—d Y) = Y Yi d X + 15 y 2 pY oder III 15 p ^ + Y - m X - n = 0 dX Gleichung I I I stellt eine DilVerentialgleichung dar, deren Lösung

Y2

Yi

y

A iVi U< 1X /" / lì1 / ' 5 p v . _ / /Ti__ m X - 1 - 7 » . . . " J n ' ü p d X .' \Ysl5p Ta1'"»PI

uler X ••[- ii — 15 -

Ti

p i n ce

15 p Y,

IV

ist. Die Integrationskonstante c läßt sich wie folgt bestimmen: Für den Fall X = 0 wird die Gleichung I V : Y = n - 15

Y2

In Gleichung I ist dann

Vi

pin + c

Y

a t — n Yi d X

und

•'i "= P Ya q q = unbekannter primärer Bromgehalt der aufgestiegenen Lauge [%„] , . , Somit berechnet sich Y aus Gleichung I zu VI wenn dX unendlich klein wird. Aus den Gleichungen V und VI ergibt sich 1 72 c --- ----- q -J- 15 p in — 11 lu Yi

VII

so daß man aus den Gleichungen IV und VII Y --= in X -j- n - 15

erhält.

/ 1 \1 5

p m +

-Xy, py< i , - Ta \ 15 f ' Yi ' " " - " ) 6

VIII

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2 SCHULZE & SEYFERT / Der Bromgehalt des Leinesteinsalzes Die Gleichung V I I I stellt die gesuchte Beziehung zwischen dem Bromgehalt des Steinsalzes und der zugeführten Lauge in Abhängigkeit von der Entfernung zum Hauptanhydrit dar. Die theoretisch abgeleiteten Kurven stimmen mit den analytisch ermittelten Bromgehalten nahezu überein (vgl. Abb. 3 u. 4). Unmittelbar über dem Hauptanhydrit liegen die berechneten Werte aller Kurven etwas unter den analytisch bestimmten Bromgehalten. Diese Abweichung ist vermutlich darauf zurückzuführen, daß die Bromkonzentration der zuletzt aufgedrungenen Lauge höhere Werte erreichte als vorher. Um die interessierenden Konstanten in = Anstieg des primären Bromgehaltes [°/ 00 Br/NaCl pro m] n = primärer Bromgehalt unmittelbar über dem Hauptanhydrit [°/00 Br/NaCl] p = Mächtigkeit der Laugensäule [m] q = primärer Bromgehalt der aufgestiegenen Lauge [°/ 00 ] zu bestimmen, geht man am besten wie folgt vor: Die Bromverteilungskurven der Abb. 3 und 4 lassen sich in die Teile A und B gliedern. Die entsprechenden Achsenabschnitte eines beliebigen Punktes dieser Kurvenstücke werden als Y A bzw. Y B bezeichnet. Während für den Teil A die Exponentialfunktion eine wesentliche Rolle spielt, hat sie im Teil B keinen nennenswerten Anteil mehr. Daher gilt für den Kurventeil B mit guter Näherung die Gleichung: Y B = m X + n - 15 p m Somit ist die Steigung dieser Geraden Yb, — Y», Xx x2

P



X

p zu bestimmen, wobei U ein beliebiger Punkt der Geraden sein kann, n und q erhält man entsprechend aus den Gleichungen 15pm^-

Yi

q = 15(YBl +

XI XII

Somit sind sämtliche Konstanten bekannt. Im folgenden soll an einem praktischen Beispiel die Rechnung durchgeführt werden. Benutzt wurden die Werte der Tabelle 3 (zu Abb. 3): Aus dem Kurventeil B (Abb. 3) erhält man nach der Gleichung I X 0,035 »/oo Br/NaCl] = 0,0027 13

J

Y b „ = 0,059 [%„ Br/NaCl] Die Differenzen U ergeben sich zu: Y X YB [m] [% 0 Br/NaCl] [»/o„ Br/NaCl] 0 1 2 3 4 5

0,161 0,102 0,093 0,086 0,082 0,081

0,059 0,062 0,065 0,0675 0,070 0,073

99,2

0,131

25

96,9

0,118

24

99,2

0,115

23

97,7

0,113

22

99,2

0,108

21

98,6

0,103

20

97,1

0,100

19

98,6

0,101

18

98,9

0,102

17

98,9

0,106

16

99,2

0,103

15

98,3

0,106

14

98,9

0,099

96,6

0,092

0,092

12

97,4

0,099

0,090

11

Liniensalz

°/oo

"/oo

Br/NaCl

13

89,8

0,080

0,088

10

96,3

0,089

0,086

9

91,0

0,079

0,083

S

96,6

0,084

0,082

7

98,0

0,078

0,081

6

98,6

0,081

0,081

5

98,3

0,082

0.082

4

98,6

0,086

0,086

3

98,3

0,093

0,092

2

98,3

0,102

0,102

1

95,1

0,161

0,119

0

Hauptanhydrit

Die dazugehörige Kurve zeigt Abb. 3a. Für c wurde abgelesen: c = 0,06 [%„ Br/NaCl]

_ Ti X log e y 2 1 5 (logc — log U)

und

Kristallsalz

Yi

Die ermittelten Differenzen U trägt man auf einfach logarithmischem Papier gegenüber X auf (Bsp. Abb. 3a u. 4a). Durch diese Punkte läßt sich eine Gerade legen. Der Schnittpunkt der Geraden mit der U-Aclise ergibt den Wert c. Es ist dann leicht möglich, aus der Gleichung

0,127 - 0,092 25 12

Br/NaCl

IX

U = ce zu erhalten, subtrahiert man Y B von Y A .

n = YBj +

m über Hauptanhydrit

NaCl

Basissalz

Um nun die Werte für die Exponentialfunktion — X yt 15

Berechnete Werte

Analysenwerte

Stratigraphischer Horizont

Yi

n-15pm-^-

TT

Tabelle 3. Grube Schönebeck, 398,5 m-Sohle Bromverteilung im Normalproiii des unteren Leinesteinsalzes

Ys

Verlängert man das Kurvenstück B bis zum Schnittpunkt mit der Ordinate (X = 0), dann ist YB> =

67

U [»/oo Br/NaCl] 0,102 0,040 0,028 0,018 0,012 0,008

2,1

Da - = = 1 , 6 2 beträgt, ist nach den Gleichungen 7s l.J ) X , X I und X I I 1 • 0,4343 • 1,62 0,4343 • 1,62 P = 15 (0,7782 - 2 - 0,6021 + 2) ""15 • 0,1761 = 0,268 [m] 0 0 5 9 + 15-0,165. 0,00273

n =

=

^ ^

+

^

^

= 0,063 [»/oo Br/NaCl] q = 15 (0,06 + 0,059) = 15 • 0,119 = 1,785 [% 0 Br] Für das zweite Beispiel wurden die Werte der Tabelle 4 benutzt: Aus dieser Tabelle ließen sich folgende Größen für die Konstanten ermitteln (die Differenzen U gehen aus Abb. 4a hervor): m = 0,0019 [»/oo Br/NaCl pro m] n = 0,039 [°/ 00 Br/NaCl] p = 0,215 [m] q = 1,91 [% 0 Br]

Schlußfolgerungen Aus der B r o m v e r t e i l u n g in den liegenden Partien des Leinesteinsalzes k a n n der ursprüngliche B r o m g e h a l t des Steinsalzes ermittelt werden, das unmittelbar über dem H a u p t a n h y d r i t a b g e l a g e r t wurde (n). D a r ü b e r hinaus läßt sich der B r o m g e h a l t der a u s dem Flöz S t a ß f u r t hochgepreßten L a u g e (q) und die Mächtigkeit der zusitzenden L a u g e n s ä u l e (p) feststellen. Von besonderem Interesse ist die aufgestiegene L a u g e n m e n g e , da sie Rückschlüsse auf die Genese der Faziesdifferenzierung im Kalisalzlager gestattet. Bekanntlich treten i m Flöz S t a ß f u r t Carnallitgestein, H a r t s a l z , langbeinitische und anhydritisch-halitische ') nach B . B A U M E R T (1987, S. 1 1 - 1 3 ) .

Zeitschrift lür a n g e w a n d t e Geologie ( 1 9 5 9 ) Hett 2 SCHULZE & S E Y F E R T / Der B r o m g e h a l t des Leinesteinsalzes

68 Vertaubungen über- und (bzw.) nebeneinander auf. Obgleich einige Gesetzmäßigkeiten der Fazieswechsel erkannt wurden (z. B. fehlt der Langbeinitfuß bei carnallitischem Lager usw.), ist es bis heute noch nicht möglich, dem Bergbau mit Sicherheit vorauszusagen, wie das Flöz Staßfurt in unverritzten Feldesteilen entwickelt ist. Das ist nicht zuletzt durch große Meinungsverschiedenheiten bedingt, die über die Entstehung der Fazieswechsel herrschen.

Tabelle 5

Mit Ausnahme posthumer Prozesse im Hut der Lagerstätten lehnt E. FULDA (1924) eine nachträgliche Umwandlung des Kalisalzlagers ab. G. RLCHTERBERNBURG (1955) u n d F . LOTZE (1938) n e h m e n a n , d a ß

die verschiedenen Ausbildungsformen großräumig betrachtet eine primäre Anlage haben. Die Mehrzahl der d e u t s c h e n A u t o r e n (u. a. O. AHLBORN, 1 9 3 4 ; A. BAAR, 1 9 4 4 / 4 5 ; H . BORCHERT, 1 9 5 4 ; U . STORCK, 1937 u.

1954; A. TLNNES, 1928) deutet die Fazieswechsel im Staßfurtlager Mitteldeutsehlands sekundär. Als Ausgangsgestein wird zumeist Carnallitit vorausgesetzt. Durch eindringende Laugen sollen aus dem Carnallitgestein, abhängig von der Menge und dem Sättigungsgrad, MgCl 2 bzw. KCl herausgelöst und Hartsalz oder vertaubtes- Salzgestein entstanden sein. Die Laugendurchtränkung des Kalisalzlagers wird mit Vorliebe in die Zeit orogener Bewegungen verlegt und der Tektonik ein Einfluß auf den Ablauf der Metamorphose sowie die räumliche Anordnung der Umwandlungsprodukte zu-

Aufschluß

Fazies d. liegenden Flözes Staßfurt

Laugensäule [m]

Grube Marie

Hartsalz

0,25

Grube Schönebeck

Carnallitgestein

0,27

Grube Ludwig II (Feld Anhalt)

Carnallitgestein

0,27

Grube Ludwig I I (Feld Preußen)

Carnallitgestein

0,33

Grube Neustaßfurt VI

Carnallitgestein

0,20

OT-Bohrung Nordharz 1

Carnallitgestein

0,41

Grube Bernburg-Gröna

unbekannt

0,22

UT-Bohrung Bernburg-Gröna 1/55

Carnallitgestein und Hartsalz

0,23

UT-Bohrung Bernburg-Gröna 2/55

Carnallitgestein und Hartsalz

0,25

UT-Bohrung Bernburg-Gröna 3/55

Carnallitgestein und Hartsalz

0,47

UT-Bohrung Bernburg-Gröna 6/55

Hartsalz

0,59

(1954)

Mineralien leicht in Temperatur-/Druckbereiche, in denen sie nicht mehr beständig sind. Die Lauge, die erforderlich war, um die Kalisalze umzubilden, wird daher auf eine hydro-thermo-metamorphe Entstehung der liegenden Anhydrite oder auf die Umwandlung kristallwasserhaltiger (Na-)Mg-Sulfate der Ubergangsschichten unter dem Flöz Staßfurt zurückgeführt.

Tabelle 4. Grube Bernburg-Gröna, Steinsalzleld Bromverteilung im Normalprofil des unteren Leinesteinsalzes

Aus der Bromverteilung basaler Schichten des Leinesteinsalzes in 11 Aufschlüssen des Magdeburg-Halberstädter-Beckens resultieren jedoch nur relativ unbedeutende Laugenmengen. Die Bestimmung dieser Werte erfolgte in der gleichen Weise, wie oben an 2 Beispielen ausgeführt wurde. Die Laugensäule, die vornehmlich von Klüften des Hauptanhydrits aus in das hangende Steinsalz eindrang, war in keinem Fall über 0,6 m mächtig (vgl. Tabelle 5):

g e s p r o c h e n . N a c h H . BORCHERT & E . B A I E R

liegen in verschiedenen Anhydriten des deutschen Zechsteins einige Gipspseudomorphosen vor. Aus diesem Grunde nimmt man analog zu rezenten Beispielen vielfach an, alle Anhydritgesteine seien primär als Gips abgeschieden worden. Wird eine Salzlagerstätte von mächtigen Sedimenten bedeckt, dann gelangen gewisse

Stratigraphischer Horizont Linien- und Kristalls alz

Basissalz

Analysenwerte NaCl

0 Br/NaCl

96,6 97,7 95,7 96,3 98,6 96,3 98,3 98,9 97,1 98,9 98,9 97,4 96,6 97,4 98,3 98,0 97,1 98,6 98,0 98,6 98,6 98,6 98,6 98,6 97,7 97,1

0,084 0,083 0,082 0,077 0,081 0,077 0,071 0,068 0,069 0,065 0,062 0,057 0,058 0,061 0,056 0,056 0,059 0,059 0,057 0,053 0,054 0,056 0,079 0,072 0,093 0,145 Hauptanhydrit

Berechnete Werte o100 1 Br/NaCl

0,065 0,063 0,061 0,059 0,058 0,057 0,055 0,054 0,053 0,053 0,054 0,057 0,064 0,075 0,093 0,127

m über Hauptanhydrit 25 24 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8

7 6 5 4 3 2 1 0

Diese äußerst geringen Laugenmengen, die vermutlich als Restlauge aufzufassen sind, können keinen nennenswerten Einfluß auf die Faziesgrenzen des Kalisalzlagers im Untersuchungsraum ausgeübt haben. Das führt zwangsläufig zu dem Schluß, daß die Faziesdifferenzierung des Flözes Staßfurt bereits vor der Sedimentation des Leinesteinsalzes praktisch abgeschlossen gewesen sein muß. Für die Metamorphose der Kalisalzlager kommt daher authigenen Laugen, die von einem geothermalen Schmelzprozeß herrühren, keine Bedeutung zu. Falls sich Astrakanit, Hexahydrat, Epsomit und Kainit überhaupt primär ausgeschieden haben, ist eine syngenetische oder frühdiagenetische Umwandlung zu den heute vorliegenden kristallwasserfreien oder -ärmeren Mineralien Vanthoffit, Löweit, Kieserit, Langbeinit, Sylvin usw. zu fordern. Auch die Annahme, der Werra-, Basal- und Hauptanhydrit Sachsen-Anhalts seien aus primär abgelagerten und geothermal entwässerten Gipsschichten entstanden, kann nicht länger aufrechterhalten werden. Bei einer solchen Umbildung allein des Werraanhydrits im subherzynen Becken hätte pro m 2 eine Wassermenge von ca. 40 m 3 frei werden müssen. Nach H. BORCHERT (1954, S. 132) ist es wahrscheinlich, daß eine Metamorphose der liegenden Gipsschichten in Anhydrit bei über 500 m mächtigem Staßfurtsteinsalz noch während

Zeitschrift lür angewandte Geologie (1959) Helt 2 STOLLE

/ Zur Vorratsberechnung im Salzbergbau

der Ablagerung dieser Steinsalzserie vor sich gegangen ist. Auch das ändert nichts an unserer Feststellung, da bei Schönebeck die Primärmächtigkeit des Staßfurtsteinsalzes 100 m wohl kaum überschritten hat. Die Umwandlung der liegenden Gipsschichten zu Anhydrit + 40 m Wassersäule hätte demzufolge in diesem Gebiet erst nach der Sedimentation des Leinesteinsalzes erfolgen können. Falls der Hauptanhydrit ursprünglich als Gips abgeschieden und später geothermal entwässert worden wäre, hätte er eine Wassersäule von 30 m abgegeben, die bei 30° C ein Profil von über 5 m Steinsalz vollständig aufzulösen vermag. Die Feinprofile der Liegendpartien des Leinesteinsalzes, die in Sachsen-Anhalt häufig gut aufgeschlossen sind, lassen derartige Einflüsse nicht erkennen. Zusammenfassung Die unteren Schichten des Leinesteinsalzes weisen hohe Bromgehalte auf. Das widerspricht den Gesetzmäßigkeiten der Br-Cl-Isomorphie, denen zufolge das Steinsalz, das zuerst ausgeschieden wurde, normalerweise niedrige Bromwerte zeigen müßte. Wie zahlreiche Beobachtungen beweisen, wurde die abweichende Bromverteilung im Steinsalz über dem Hauptanhydrit durch einen Cl-Br-Ionenaustausch mit

69 hoch bromhaltigen Laugen verursacht, die aus dem Flöz Staßfurt in das hangende Leinesteinsalz migrierten. Dieser Vorgang läßt sich rechnerisch erfassen, wobei es gelingt, den ursprünglichen Bromgehalt des Steinsalzes, das unmittelbar über dem Hauptanhydrit abgeschieden wurde, zu ermitteln. Weiterhin kann der Bromgehalt der aufgestiegenen Lauge und die Höhe der zusitzenden Laugensäule angegeben werden. Die Lauge, die vornehmlich von Klüften des Hauptanhydrits aus in das Leinesteinsalz eindrang, war in keinem Lagerstättenbereich Sachsen-Anhalts über 0,6 rn mächtig. Falls kristallwasserreiche Sulfate in den Übergangsschichten oder Kainit im Staßfurtlager überhaupt primär abgeschieden wurden, ist daher die Umbildung zu den heute vorliegenden kristallwasserfreien oder -ärmeren Mineralien bereits im syngenetischen oder frühdiagenetischen Stadium zu fordern. Die Entstehung des Werra-, Basal- und Hauptanhydrits aus geothermal entwässerten Gipsschichten ist für den mitteldeutschen Raum abzulehnen, da in diesem Falle allein der Werraanhydrit bei 40 m Mächtigkeit eine Wassersäule von über 30 m entbunden haben müßte. Im Untersuchungsgebiet haben die Faziesgrenzen des Flözes Staßfurt im wesentlichen bereits vor der Sedimentation des Leinesteinsalzes festgelegen; denn die aus der Bromverteilung ermittelte Laugenmenge konnte MgCl 2 oder K C L nur in unbedeutendem Maße lösen.

Zur Vorratsberechnung im Rali- und Steinsalzbergbau ERNST STOLLE,

Erfurt

Durch die am 5. Dez. 1956 von der „Zentralen Vorratskommission für mineralische Rohstoffe" herausgegebene 1 .Kaliinstruktion erlangte die „Klassifikation der Lagerstättenvorräte fester mineralischer Rohstoffe" Anwendung auf das Mineralgebiet Kali- und Steinsalz. Seitdem wurden im Industriezweig zwei Vorratsberechnungen nach der neuen Klassifikation durchgeführt, nämlich vom Stand 1. 1. 1957 und 1. 1. 1958. Es ist daher möglich, zu der nunmehr in der Praxis erprobten Kaliinstruktion im besonderen und der neuen Klassifikation im allgemeinen kritisch Stellung zu nehmen. Die Instruktion wurde bereits i. J . 1957 veröffentlicht und zudem von V O G E L (1957) referiert, so daß im Rahmen dieser Arbeit auf eine ausführliche Wiedergabe verzichtet werden kann. Es sollen vielmehr ihre besonderen Vorteile behandelt und zweckmäßigerweise abzuändernde Punkte erörtert werden. Bereits in der 1. Kaliinstruktion wurde vermerkt, daß dieselbe „ a u s praktischen Erwägungen in vielen noch einen vorläufigen Charakter t r ä g t " . Mit, vorliegender Arbeit soll ein konstruktiver Beitrag für eine endgültige Fassung der Instruktion geleistet werden. Die früheren Vorratsberechnungen im Kalibergbau U m eine objektive und umfassende Beurteilung der neuen Vorratsklassifikation geben zu können, scheint ein Vergleich mit den Berechnungen der Vorräte früherer J a h r e erforderlich. E s mag überraschen, daß bis z u m Jahre 1952 eine eigentliche Vorratsklassifikation im Kali- und Steinsalzbergbau überhaupt noch nicht existierte. Ursprünglich ermittelte man Vorräte hauptsächlich als Grundlage für die Festlegung der Beteili-

gungsziffer am durchschnittlichen Gesamtabsatz des Kalisyndikats nach allgemein verbindlichen Richtlinien der Kaliprüfungsstelle. Um alle Lageraufschlüsse herum — Strecken, in Gewinnung stehende oder bereits leergeförderte Blöcke und sogar abgeworfene Feldesteile — wurden in 25 m-Streifen nach vorhandenen Bemusterungsunterlagen „sichere (A-) Vorräte" durch einfache Extrapolation berechnet. Schätzungen durften nicht zugrunde gelegt werden. Solche Berechnungen wurden mit größeren, aber nicht einheitlich festgelegten Fläehenabmessungen alljährlich von den Werken im eigenen Interesse wiederholt. Dabei wurden zusätzlich auch „wahrscheinliche (B-) Vorräte" ermittelt. Durch wiederholte Extrapolation von den Aufschlüssen aus erfaßte man sie durch Abrundung der A-Vorrats-Berechnungsflächen meist in Gestalt dreieckiger Flächen im Winkel zwischen A-Blöcken. Ebenfalls nur innerbetrieblich wurden bei den A-Vorräten „sofort greifbare" Mengen gesondert zusammengestellt. Die geringe Bedeutung, die man in früheren Jahren den Vorratsermittlungen beimaß, mag darin begründet gewesen sein, daß die im Vergleich zur Gegenwart allgemein günstigeren Lagerstättenaufschlüsse als weit sicherere Basis für die Abbauplanung angesehen werden konnten. Dieses hat sich in vielen Gruben vor allem seit Kriegsende grundlegend gewandelt. Wesentliche Intensivierung der Gewinnungsarbeiten und die schnellere, sich auch auf weniger günstig entwickelte Feldesteile erstreckende Ausdehnung der Grubenfelder zwangen zu einer sorgfältigeren Ermittlung der Vorräte. Eine zuverlässige Berechnung wurde vor allem auch für das Investitionsgeschehen im Zusammenhang mit Rekon-

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/ Zur Vorratsberechnung im Salzbergbau

der Ablagerung dieser Steinsalzserie vor sich gegangen ist. Auch das ändert nichts an unserer Feststellung, da bei Schönebeck die Primärmächtigkeit des Staßfurtsteinsalzes 100 m wohl kaum überschritten hat. Die Umwandlung der liegenden Gipsschichten zu Anhydrit + 40 m Wassersäule hätte demzufolge in diesem Gebiet erst nach der Sedimentation des Leinesteinsalzes erfolgen können. Falls der Hauptanhydrit ursprünglich als Gips abgeschieden und später geothermal entwässert worden wäre, hätte er eine Wassersäule von 30 m abgegeben, die bei 30° C ein Profil von über 5 m Steinsalz vollständig aufzulösen vermag. Die Feinprofile der Liegendpartien des Leinesteinsalzes, die in Sachsen-Anhalt häufig gut aufgeschlossen sind, lassen derartige Einflüsse nicht erkennen. Zusammenfassung Die unteren Schichten des Leinesteinsalzes weisen hohe Bromgehalte auf. Das widerspricht den Gesetzmäßigkeiten der Br-Cl-Isomorphie, denen zufolge das Steinsalz, das zuerst ausgeschieden wurde, normalerweise niedrige Bromwerte zeigen müßte. Wie zahlreiche Beobachtungen beweisen, wurde die abweichende Bromverteilung im Steinsalz über dem Hauptanhydrit durch einen Cl-Br-Ionenaustausch mit

69 hoch bromhaltigen Laugen verursacht, die aus dem Flöz Staßfurt in das hangende Leinesteinsalz migrierten. Dieser Vorgang läßt sich rechnerisch erfassen, wobei es gelingt, den ursprünglichen Bromgehalt des Steinsalzes, das unmittelbar über dem Hauptanhydrit abgeschieden wurde, zu ermitteln. Weiterhin kann der Bromgehalt der aufgestiegenen Lauge und die Höhe der zusitzenden Laugensäule angegeben werden. Die Lauge, die vornehmlich von Klüften des Hauptanhydrits aus in das Leinesteinsalz eindrang, war in keinem Lagerstättenbereich Sachsen-Anhalts über 0,6 rn mächtig. Falls kristallwasserreiche Sulfate in den Übergangsschichten oder Kainit im Staßfurtlager überhaupt primär abgeschieden wurden, ist daher die Umbildung zu den heute vorliegenden kristallwasserfreien oder -ärmeren Mineralien bereits im syngenetischen oder frühdiagenetischen Stadium zu fordern. Die Entstehung des Werra-, Basal- und Hauptanhydrits aus geothermal entwässerten Gipsschichten ist für den mitteldeutschen Raum abzulehnen, da in diesem Falle allein der Werraanhydrit bei 40 m Mächtigkeit eine Wassersäule von über 30 m entbunden haben müßte. Im Untersuchungsgebiet haben die Faziesgrenzen des Flözes Staßfurt im wesentlichen bereits vor der Sedimentation des Leinesteinsalzes festgelegen; denn die aus der Bromverteilung ermittelte Laugenmenge konnte MgCl 2 oder K C L nur in unbedeutendem Maße lösen.

Zur Vorratsberechnung im Rali- und Steinsalzbergbau ERNST STOLLE,

Erfurt

Durch die am 5. Dez. 1956 von der „Zentralen Vorratskommission für mineralische Rohstoffe" herausgegebene 1 .Kaliinstruktion erlangte die „Klassifikation der Lagerstättenvorräte fester mineralischer Rohstoffe" Anwendung auf das Mineralgebiet Kali- und Steinsalz. Seitdem wurden im Industriezweig zwei Vorratsberechnungen nach der neuen Klassifikation durchgeführt, nämlich vom Stand 1. 1. 1957 und 1. 1. 1958. Es ist daher möglich, zu der nunmehr in der Praxis erprobten Kaliinstruktion im besonderen und der neuen Klassifikation im allgemeinen kritisch Stellung zu nehmen. Die Instruktion wurde bereits i. J . 1957 veröffentlicht und zudem von V O G E L (1957) referiert, so daß im Rahmen dieser Arbeit auf eine ausführliche Wiedergabe verzichtet werden kann. Es sollen vielmehr ihre besonderen Vorteile behandelt und zweckmäßigerweise abzuändernde Punkte erörtert werden. Bereits in der 1. Kaliinstruktion wurde vermerkt, daß dieselbe „ a u s praktischen Erwägungen in vielen noch einen vorläufigen Charakter t r ä g t " . Mit, vorliegender Arbeit soll ein konstruktiver Beitrag für eine endgültige Fassung der Instruktion geleistet werden. Die früheren Vorratsberechnungen im Kalibergbau U m eine objektive und umfassende Beurteilung der neuen Vorratsklassifikation geben zu können, scheint ein Vergleich mit den Berechnungen der Vorräte früherer J a h r e erforderlich. E s mag überraschen, daß bis z u m Jahre 1952 eine eigentliche Vorratsklassifikation im Kali- und Steinsalzbergbau überhaupt noch nicht existierte. Ursprünglich ermittelte man Vorräte hauptsächlich als Grundlage für die Festlegung der Beteili-

gungsziffer am durchschnittlichen Gesamtabsatz des Kalisyndikats nach allgemein verbindlichen Richtlinien der Kaliprüfungsstelle. Um alle Lageraufschlüsse herum — Strecken, in Gewinnung stehende oder bereits leergeförderte Blöcke und sogar abgeworfene Feldesteile — wurden in 25 m-Streifen nach vorhandenen Bemusterungsunterlagen „sichere (A-) Vorräte" durch einfache Extrapolation berechnet. Schätzungen durften nicht zugrunde gelegt werden. Solche Berechnungen wurden mit größeren, aber nicht einheitlich festgelegten Fläehenabmessungen alljährlich von den Werken im eigenen Interesse wiederholt. Dabei wurden zusätzlich auch „wahrscheinliche (B-) Vorräte" ermittelt. Durch wiederholte Extrapolation von den Aufschlüssen aus erfaßte man sie durch Abrundung der A-Vorrats-Berechnungsflächen meist in Gestalt dreieckiger Flächen im Winkel zwischen A-Blöcken. Ebenfalls nur innerbetrieblich wurden bei den A-Vorräten „sofort greifbare" Mengen gesondert zusammengestellt. Die geringe Bedeutung, die man in früheren Jahren den Vorratsermittlungen beimaß, mag darin begründet gewesen sein, daß die im Vergleich zur Gegenwart allgemein günstigeren Lagerstättenaufschlüsse als weit sicherere Basis für die Abbauplanung angesehen werden konnten. Dieses hat sich in vielen Gruben vor allem seit Kriegsende grundlegend gewandelt. Wesentliche Intensivierung der Gewinnungsarbeiten und die schnellere, sich auch auf weniger günstig entwickelte Feldesteile erstreckende Ausdehnung der Grubenfelder zwangen zu einer sorgfältigeren Ermittlung der Vorräte. Eine zuverlässige Berechnung wurde vor allem auch für das Investitionsgeschehen im Zusammenhang mit Rekon-

Zeitschrift für angewandte Geologie (1950) Heft 2

70 struktion und weiterem Ausbau der Werke und ferner für die zentralen Planungsorgane unserer Wirtschaft als unerläßliche Grundlage benötigt. Zugleich mit der i. J. 1952 erfolgten Zusammenfassung aller Kali- und Steinsalzwerke der DDR in einer Hauptverwaltung wurden für den gesamten Industriezweig geltende Instruktionen zur Berechnung von Lagerstättenvorräten herausgegeben. Durch die Einteilung in A- (sichere), B- (wahrscheinliche) undC- (mögliche) Vorräte wurde eine enge Anlehnung an die seit Beginn des Jahrhunderts schon international gebräuchliche, vor allem im Steinkohlen- und Erzbergbau in Anwendung stehende Vorratsklassifikation erzielt. Vorräte aller drei Klassen wurden zu den „Geologischen Vorräten" zusammengefaßt, aus denen nach Abzug der Abbauverluste und Sicherheitspfeiler die „Industriellen Vorräte" hervorgingen. Verändert war die neue Berechnungsweise gegenüber der ursprünglichen, oben skizzierten, nicht im Prinzip, sondern nur hinsichtlich der Abmessungen. Die A-Vorräte sollten für jede Mineralart gesondert im Werrarevier bis 100 m und in den übrigen Kalirevieren bis 50 m um die Aufschlüsse herum auf Grundlage einer Bemusterung berechnet und nachfolgend für rein betriebliche Planung inAj- (sofort greifbare) und A 2 -Vorräte (restlich aufgeschlossene sichere) untergliedert werden. Eingehende Vorschriften über Art und Umfang der verlangten Bemusterung existierten nicht.Für dieAusblockung der sich feldwärtsanschließenden B-Vorräte wurde eine Entfernung von bergmännischen Aufschlüssen und Tiefbohrungen bis 600 m an der Werra und 300 m in den übrigen Revieren als Berechnungsgrundlage für richtig befunden. Es war bald zu erkennen, daß man dabei die Gleichmäßigkeit der Lagerausbildung überschätzt hatte. Man reduzierte i. J. 1954 die Berechnungsgürtel der B-Vorräte auf 400 bzw. 200 m maximale Reichweite von den Aufschlüssen, um zu einer realeren Einschätzung zu gelangen. Die C-Vorräte wurden im Anschluß an die B-Vorräte bis zur Markscheide berechnet. Bei den B- und C-Vorräten mußte man sich wegen Fehlens unmittelbarer Aufschlüsse auf Berechnungsunterlagen der A-Vorräte, auf Untersuchungsbohrungen sowie auf allgemeine geologische Erkenntnisse stützen. Die summarische Berechnung als Kalisalze wurde nach Möglichkeit durch eine nur geschätzte prozentuale Aufgliederung in Hartsalz und Carnallit ergänzt. Angefahrene Vertaubungen oder lokale Auslaugungen wurden, soweit sie in ihrer wahren Verbreitung nicht ausgehalten werden konnten, mit 50 m umgrenzt und gestatteten nur ein feldwärtiges Angrenzen von C-Vorräten. Ein befriedigendes Maß an Sicherheit konnte allein für die durch einfache Extrapolation bestimmten A-Vorräte dank vorsichtig bemessener Berechnungsflächen, . unmittelbarer Aufschlüsse und direkter Bemusterung erzielt werden. Der praktische Wert der Gesamtsumme wurde aber wegen Nichtberücksichtigung der Faktoren Bauwürdigkeit und Gewinnbarkeit stark gemindert. Den ausschließlich durch wiederholte Extrapolation ermittelten und auf keinerlei eigene Untersuchungsergebnisse gestützten BVorräten haftete in sehr vielen Fällen von vornherein ein sehr hypothetischer Charakter an, es sei denn, daß geologisch sehr gut überschaubare Verhältnisse vorlagen. Abschließend sei eine kurze Betrachtung der Möglichkeiten praktischer Auswertung der früheren Vorratsberechnungen gegeben, Ein wirkliches Interesse be-

STOLLE

/ Zur Vorralsberechnung im Salzbergbau

stand auf Seiten des Betriebes und der übergeordneten Instanzen eigentlich nur für die Gesamtsumme der AVorräte, insbesondere der derzeit gewinnbaren. Eine systematische Auswertung der detaillierten Berechnung für Planung und Durchführung des Abbaus erfolgte nur in geringem Maße, da bei der meist schnellen Durchörterung der relativ schmalen A-Vorratsgürtel ein Großteil der jährlichen Förderung bereits den B-Vorräten entnommen werden mußte. Bei diesen waren aber in den meisten Fällen nur die Einzelblockberechnungen mit Angabe der geschätzten Hartsalz- und Carnallitanteile von Interesse, während die Gesamtvorratszahl mit summarischer Kalisalzangabe einen nur bedingt brauchbaren Wert darstellte. Auf Grund dieser widerspruchsvollen Verhältnisse konnte eine exakte Bilanzierung der Vorräte nicht erfolgen. Auf diese durfte aber weder bei betrieblicher noch bei gesamtvolkswirtschaftlicher Planung verzichtet werden. Die Kaliindustrie hat daher die Einführung einer neuen, bessere Erfolge versprechenden Vorratsklassifikation grundsätzlich begrüßt, wenn zunächst auch das Fehlen jeglicher Vergleichsmöglichkeit der neuen Berechnungen mit denen der vorausgegangenen Jahre allgemein bedauert wurde. Die neue Vorratsklassifikation Es haben bei der neuen Klassifizierung die Gesichtspunkte des bergmännischen Aufschlusses, der qualitativen und quantitativen Vorratsfeststellung, der Bauwürdigkeit sowie die Bedingungen des Abbaus und der Verarbeitung in idealer Weise Berücksichtigung gefunden. Die Vielzahl der bei der Vorratseinstufung zu beachtenden Faktoren bedingte die Einführung von insgesamt fünf Vorratsklassen, A 1( A2, B, Cj und C2. Ein Versuch, die altgebräuchlichen Bezeichnungen „sicher", „wahrscheinlich" und „möglich" auf diese Klassen zu übertragen, wäre wegen des ganz neuen Inhaltes derselben müßig. Eine gewisse Mittelstellung, die die neuen Klassen teilweise zwischen den alten einnehmen würden, steht einer Parallelisierung ohnehin im Wege. Allein die Klasse C 2 läßt sich etwa mit der alten C-Klasse gleichsetzen. Wie jene erfaßt sie die Vorräte zwischen Feldesgrenze und den grubenrandlich gelegenen Blöcken höherer Klassen auf Grund von relativ spärlichen Anhaltspunkten. Bei Betrachtung der in der Kaliinstruktion festgelegten Bedingungen für Einstufung der Vorräte in die Vorratsklassen gilt es zu bedenken, daß dieselben auch für ausschließliche Erkundungsobjekte verbindlich sein mußten. Wenn z. B. in Gruben die randlichen Neuauffahrungen nur die Ergänzung der abgebauten Vorräte zum Ziele haben, dann ist die für Klasse Cj bestehende Forderung nach Klärung der hydrogeologischen Verhältnisse in solchen Fällen natürlich nicht von Gültigkeit. Primärer Faktor des Prinzips der Vorratseinstufung ist der Grad bergmännischer Erschließung. Ein-, zwei-, drei- und vierseitige Blockumfahrung sind für die jeweilige Einstufung in die Klasse Cj bzw. B, A 2 und Aj erforderlich; generell sind 300 m als maximale Blockkantenlänge festgelegt. Für die Klassen Ax bis Cj wird eine direkte Bemusterung verlangt. Die Ergebnisse in Abstimmung mit den allgemeinen geologischen Verhältnissen müssen die für die einzelnen Klassen geforderte Sicherheit der Vorratsangabe garantieren. Bei

Zeitschrift für angewandte Geologie (195») Heft 2 STOLLE / Zur Vorratsbereclinung iin Salzbergbau

schwer überschaubaren Verhältnissen, z. B. bei unregelmäßigen Wechseln der Fazies, der Mächtigkeiten oder der Gehalte werden die Vorräte mit Ausnahme der von in die nächstniedere Klasse eingestuft. Da ein gewisser Grad von Unbeständigkeit fast allen Lagerstätten anhaftet, können, außer der vierseitigen Blockumfahrung, die für Klasse A1 gestellten Bedingungen in den seltensten Fällen erfüllt werden. Daher wurde auf Berechnung von A x -Vorräten ganz allgemein verzichtet. Wegen ähnlicher Schwierigkeiten in anderen Mineralgebieten ist u. U. mit einer generellen Abschaffung der Klasse A a zu rechnen. Die außerordentlich großräumige Entwicklung der Salzlagerstätten und der enorme Gesamtumfang alljährlicher Streckenauffahrungen erfordern eine gewisse Großzügigkeit des Bemusterungssystems. So kann für die einzelnen Klassen in methodischer Hinsicht im allgemeinen keine grundsätzlich unterschiedliche Bemusterung durchgeführt werden. Ein quantitativer Unterschied ergibt sich in Abhängigkeit von dem bergmännischen Aufschlußgrad. Einer fortgeschrittneren Strekkenumfahrung der Blöcke entspricht demzufolge eine größere Anzahl von Bemusterungspunkten. Eingehendere Untersuchungen erfolgen zwar bei besonderen Erfordernissen, können an sich aber unmittelbar keine entsprechend höhere Vorratseinstufung bedingen. Wie die Bemusterung, so werden auch die Dokumentation und rißliche Darstellung für die Klassen A 2 , B und Cj im Prinzip gleichartig durchgeführt. In der Kaliinstruktion wird hinsichtlich der bergtechnischen Verhältnisse nur für die Klassen A 2 und B die für den weiteren Aufschluß und den Abbau notwendige Klärung verlangt. Ein gleiches gilt selbstverständlich für die Qualität des Rohstoffs und die Technologie der Verarbeitung. Für die Cj-Vorräte werden in diesen Punkten nur Feststellungen ,,in den Grundzügen für die Lagerstätten als Ganzes" bzw. „auf Grund weniger Aufschlüsse" vorausgesetzt. In den Bergbaubetrieben muß aber gegenwärtig noch ein erheblicher Teil der (^-Vorräte zur Gewinnung mit herangezogen werden. Darum müssen die soeben benannten Forderungen in der Praxis etwas höher gesetzt werden, als es die Instruktion verlangt. Da in der D D R heute eine fast ständige geologische Bearbeitung aller Gruben erfolgt, kann für die Cj-Vorräte in den meisten Fällen eine annähernd brauchbare Einschätzung aller genannten Faktoren vorgenommen werden. Bei der nur einseitig möglichen Untersuchung der Cj-BIöcke scheinen zwar die statthaften Dimensionen etwas zu groß; doch wegen der oben hervorgehobenen Bedeutung derKlasseQ möchte man nach Möglichkeit ein Zusammenfallen der Berechnungs- und der Abbaublöcke erzielen. Dies wird bei den höherenKlassen j a ohnehin gefordert. Grundsätzliche Bedenken sind jedoch gegen die in der Instruktion angegebene Möglichkeit einer C x -Vorratsfestlegung durch Extrapolation um 250 m im Anschluß an nichtextrapolierte Vorratsblöcke höherer Kategorien anzumelden. Eine solche Maßnahme würde bedingen, daß man die C2Vorräte, die „durch Extrapolation im Anschluß an nichtextrapolierte Vorratsblöcke bis zur Markscheide berechnet werden", ihrer wesentlichsten Berechnungsgrundlage beraubt und zum größten Teil an bereits extrapolierte Blöcke angrenzen ließe. Gegen eine solche wiederholte Extrapolation aber wendet sich die ZVK mit Recht (STAMMBERGER, 1957). Außerdem wären solche

71 Berechnungen von Cj-Vorräten durch keinerlei eigene Untersuchungsergebnisse gestützt. Auf solche kann aber bei dieser Klasse keinesfalls verzichtet werden. Dies würde eine Verwässerung ihrer gegenwärtig beachtlichen praktischen Bedeutung nach sich ziehen. Einer Uberprüfung bedarf auch, ob der für Cj-Vorratsausblockung zulässige Abstand zwischen Tiefbohrungen von 800 m nicht auf ausschließlich in Erkundung befindliche Lagerstätten zu beschränken sei. Für Aufschlußarbeiten, die nur die Vorratsergänzung randlich von Abbaufeldern zum Ziele haben, scheinen solche Dimensionen etwas zu groß. Da im allgemeinen für Abbauplanung und Vorratsbilanzierung die Gesamtsumme der A 2 + B + (^-Vorräte zugrunde zu legen ist, wird für innerbetriebliche Zwecke aus dieser Summe der nicht bergmännisch, sondern durch UT- oder OTBohrungen erschlossene Vorrat in jedem Fall zunächst ausgehalten. Die Bauwürdigkeit ist ein entscheidender Faktor bei der Bewertung der Vorräte. Wegen der Abhängigkeit von technisch-wirtschaftlichen Bedingungen ist sie eine entsprechend veränderliche Größe. Durch die gesonderte Berechnung von Bilanz- und Außerbilanzvorräten, ohne daß dabei die Klassen vom Grad der Bauwürdigkeit beeinflußt werden, wird letzterer in idealer Weise Rechnung getragen. Für die mit kleinen Buchstaben a 2 —c 2 zu bezeichnenden Klassen der Außerbilanzvorräte werden hinsichtlich des bergmännischen Aufschlußgrades und der Methodik und Sicherheit der Vorratsermittlungen die gleichen Forderungen wie für die Bilanzvorräte gestellt. Dadurch ist es möglich, bei eventuellen späteren Verschiebungen der Bauwürdigkeitsgrenze ohne nochmalige Neuberechnung eine sofortige Eingliederung der Blöcke in die jeweilige Klasse der Bilanzvorräte vorzunehmen. Der Begriff Bauwürdigkeit hat nicht nur mit den Mächtigkeiten und Gehalten der Lagerstätte etwas zu tun, sondern kann auch mit Problemen lokal oder generell noch ungelöster Gewinnungs- und Verarbeitungsverfahren eng verknüpft sein. Das trifft z. B. für die reichen Carnallitvorkommen in Gruben der Hartsalzwerke des Südharzgebietes zu. Diese Salze wären nach Lösung des Endlaugenproblems und Schaffung fabrikatorischer Verarbeitungsanlagen bei der Vorratsberechnung sofort unter einem ganz anderen Aspekt zu bewerten. Eine Unterscheidungsmöglichkeit solcher Vorkommen von den im eigentlichen Sinne unbauwürdigen Außerbilanzvorräten wurde in einfacher Weise durch Einführung des Begriffes „bedingte Außerbilanzvorräte" geschaffen. Ziel der Industrie muß es bekanntlich sein, auch die Außerbilanzvorräte möglichst weitgehend einer wirtschaftlichen Nutzung zuzuführen. Daß aber dabei grundsätzlich unterschiedliche Maßnahmen durchzuführen sind, ist durch die getroffene Uniergliederung klar dargelegt. In der Instruktion ist die hauptsächlich in späteren Besprechungen mit der Z V K vereinbarte Behandlung der Außerbilanzvorräte nur andeutungsweise fixiert. BeiAusarbeitung genauerer Bestimmungen über ihre Berechnung müßten vor allem für folgende Fälle noch Festlegungen getroffen werden: Carnallitvorräte im Bereich alter und derzeitiger Hartsalzbaufelder; Restfelder, die wegen unzugänglicher Lage im Grubenfeld auf vorläufig unbegrenzte Zeit einer wirtschaftlichenNutzung entzogen sind; C 2 -Vorratsflächen mit fehlenden oder nur sehr mäßigen Tiefbohraufschlüssen; ewige und befristete Sicherheitspfeiler.

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Zur 1. Kaliinstruktion E s sollen aus derselben wegen des unmittelbaren Zusammenhanges mit der soeben erörterten Bauwürdigkeit zuerst „der industrielle Minimalgehalt und der geologische Schwellengehalt für Kali- und Steinsalzlagers t ä t t e n " behandelt werden. Leider hat die von PROKOFJEW (1956) getroffene Feststellung, daß eine einheitliche Auslegung der Begriffe industrieller Minimalgehalt und (geologischer) Schwellengehalt im Erz fehlt, auch für alle Mineralgebiete der D D R Gültigkeit. Nach genanntem Autor muß der industrielle Minimalgehalt als minimaler industrieller Durchschnittsgehalt an nutzbarer Komponente in einer gewissen Rohstoffmenge, der Schwellengehalt dagegen als untere Gehaltsgrenze an nutzbarer Komponente in .den äußersten (Grenz-) Proben definiert werden. Entsprechend ist dies auch in der Kali-Instruktion festgelegt. Schon PROKOFJEW hat aber erkannt, daß die Bestimmung des industriellen Minimalgehaltes und des Schwellengehaltes komplizierte technisch-ökonomische Berechnungen erfordert, die in der S U gewöhnlich von Projektierungsinstituten oder den technischen Verwaltungen der entsprechenden Ministerien durchgeführt werden. B e i uns müssen für dergleichen exakte Ermittlungen erst einmal die geologischen Unterlagen in F o r m von Lagerstättenarchiven geschaffen werden. Die industriellen Minimalgehalte für die verschiedenen Gruben wurden daher nur auf Grund allgemeiner Erfahrungswerte vorläufig festgelegt. Indessen h a t sich erwiesen, daß diese Zahlen eigentlich die geologischen Schwellengehalte darstellen. Sie grenzen nämlich die abbauwürdigen Partien (Bilanzvorräte) gegen nicht ohne weiteres abbauwürdige Partien (Außerbilanzvorräte) ab. Treten letztere nur gelegentlich im Grubenfeld auf und kann durch besonders hochprozentige Salze ein hinreichender Ausgleich geschaffen werden, dann steht ihrer Mitgewinnung nichts im Wege. In solchen Fällen müßte man eigentlich von bedingt, s t a t t nicht bauwürdigenVorräten sprechen. Mit 6 % K 2 0 wurde für die Erfassung von Außerbilanzvorräten eine untere Grenze festgelegt. Unter dem industriellen Minimalgehalt muß etwas abweichend von der in der Instruktion gegebenen Definition vorläufig der für die Gruben beauflagte D u r c h s c h n i t t s - K 2 0 - G e h a l t des Fördergutes verstanden werden, der erst durch generell erfolgende Mischung von Partien mit höherem und niedrigerem Gehalt als Mittelwert entsteht. Mit Veränderung der durchschnittlichen Lagerstättenzusammensetzung oder der technologischen Bedingungen der Verarbeitung wird er entsprechenden Abänderungen unterworfen sein und nachfolgend u. U. auch eine gewisse Neufestlegung des geologischen Schwellengehaltes erforderlich machen. Wenn in der Instruktion gesagt wird, der industrielle Minimalgehalt sei eine von der Industrie gesetzte Grenze, unter welcher eine wirtschaftliche Verarbeitung unmöglich ist, so h a t letzteres nur begrenzte Gültigkeit. E s gibt Werke, wo sich selbst bei höchstmöglicher Festlegung des industriellen Minimalgehaltes eine wirtschaftliche Verarbeitung nicht erzielen l ä ß t ; auf anderen Werken wäre bei der Lagerstätte entsprechend sehr niedriger Festlegung eine Wirtschaftlichkeit des Betriebes immer noch garantiert. Das sind aber Probleme, die im Rahmen der Ökonomie des ganzen Industriezweiges zu betrachten sind. F ü r die begriffs- und zahlenmäßige Festlegung des industriellen Minimalgehaltes und des geologischen Schwellengehaltes aber muß vorläufig weiterhin dieBeschaffenheit derLagerStätten der ausschlaggebende F a k t o r bleiben.

STOLLE / Zur Vorratsberechnung im Salzbergbau Die übrigen Kapitel der Instruktion sollen nur kurz gestreift werden. Sie gehen in erster Linie den Erkundungsgeologen an. Diesem dürften die Ausführungen vor allem des einleitenden, allgemeinen Kapitels während seiner Ausbildung zwar schon hinreichend bekannt geworden sein, sie wurden aber der Vollständigkeit halber mit aufgenommen. Zu der gegebenen stratigraphischen Übersicht des Zechsteins müßte ergänzend b e m e r k t werden, daß diese nur auf die Verhältnissein der D D R abgestimmt ist. In zwei Abschnitten werden die Forderungen der Industrie an Vorräte der Kali- und Steinsalzlagerstätten klar umrissen. Die Einbeziehung von Fragen der Sicherheit, wie mögliche Gas- und Laugengefährdung, in die bei der Vorratserkundung zu treffenden Feststellungen ist sehr zu begrüßen. Von VOGEL werden Angaben über Berücksichtigung von Wechselbeziehungen zwischen Mächtigkeiten und Gehalten sowie von kaliführenden Salzen unter dem Grauen Salzton vermißt. B e i sehr geringmächtigem Lager könnte die Lösung ersterer Frage vielleicht durch Anwendung von Meterprozenten erzielt werden. Solche Fälle waren aber in der Praxis bisher höchst selten gegeben; die Vorratsbewertung konnte dann meist auf dem Wege normaler Bemusterung und Berechnung erfolgen. Der zweite P u n k t wird bei Berechnung von Abbauverlusten berücksichtigt. Zweckmäßiger wäre es allerdings, die gegen das Hangende anzubauende B a n k aus der Berechnung von vornherein herauszulassen. In einem Abschnitt wurde der Versuch unternommen, die Salzlagerstätten der D D R nach F o r m , Struktur, Salztektonik und anderen Gesichtspunkten in mehrere Lagerstättentypen zu gruppieren, nämlich in Werra-, Südharz- und Staßfurter Lagerstätten sowie Salzstöcke des norddeutschen Flachlandes. Zu ihrer Erkundung seien nach Art und Umfang unterschiedliche Maßnahmen durchzuführen. Für die Vorratsberechnung sollen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Diesbezügliche Einzelhinweise sind jedoch nicht gegeben. Allerdings kann darauf auch verzichtet werden, weil alle notwendigen Forderungen für Erkundung und Vorratsberechnung in allgemeinverbindlicher F o r m schon in den anderen Kapiteln der Instruktion zu finden sind. Da zudem auch die Typisierung der Salzlagerstätten in einigen P u n k t e n etwas problematisch ist, scheint ein Verzicht auf den gesamten Abschnitt oder zumindest eine weitgehende Umbearbeitung desselben angebracht. Vielleicht wäre es empfehlenswert, in einem besonderen Abschnitt die Bestimmungen der Kali-Instruktion etwas auf tektonisch sehr stark gestörte Lagerstätten, wie sie z. B . im oberen Allertal vorliegen, abzustimmen. Hier konnte jedenfalls eine völlig befriedigende Anwendung bisher nicht erzielt werden. E i n sehr breiter R a u m ist in der Instruktion den Forderungen zur Methodik der geologischen Erkundung von Salzlagerstätten gewidmet. Die besondere Ausführlichkeit vor allem des Abschnittes über E n t n a h m e und Bearbeitung von Proben ist wohl in erster Linie für ausschließlich in Erkundung stehende Lagerstätten gedacht, da die Forderungen weit über das in Betriebsschächten mögliche und notwendige Maß hinausgehen. Der von STAMMBERGER 1956 erhobenen Forderung: „minimale Ausgaben bei maximalen Ergebnissen" — entsprechend dem sowjetischen Prinzip der geologischen Erkundung — muß auch in unserem Mineralgebiet Gültigkeit verschafft bzw. bewahrt werden.

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GEHL / Seekreide für L a n d - und B a u w i r t s c h a f t

Zusammenfassung Es wurde dargelegt, daß die Art früherer Vorratsberechnungen im Kali- und Steinsalzbergbau den Anforderungen einer modernen Planwirtschaft nicht mehr entspricht. Die Notwendigkeit, auch Lagerstätten geringerer Qualität als in früheren Zeiten mit abzubauen, gibt überdies Veranlassung zu einer sorgfältigeren Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Berechnungen von Salzvorräten. Dafür bietet die von der „Zentralen Vorratskommission für mineralische Rohstoffe" erarbeitete neue Vorratsklassifikation in Verbindung mit einer Instruktion zu ihrer Anwendung au f Kali- und Steinsalzlagerstätten eine sehr geeignete Grundlage. Die Vielzahl der bei der Vorratsbewertung mitbestimmenden Faktoren bedingte die Einführung von insgesamt 5 Vorratsklassen, bei denen ein Vergleich mit den früheren Vorratsklassen nur sehr bedingt möglich ist. Der Bauwürdigkeit wurde durch Unterscheidung von Bilanz- und Außerbilanzvorräten Rechnung getragen. Für diesbezüglich in der Kali-Instruktion noch fehlende Ausführungsbestimmungen wurden eine Reihe zu berücksichtigender Punkte angeführt. Für den industriellen Minimalgehalt und den geologischen Schwellengehalt mußte die Anwendbarkeit im Kali- und Steinsalzbergbau klargestellt werden, da der betr. Abschnitt in der Instruktion den gegebenen Verhältnissen nicht völlig gerecht wird.

Dem Abschnitt über Salzlagerstättentypen ist in der vorliegenden Form noch keine praktische Bedeutung beizumessen. Bei einigen etwas sehr detaillierten Ausführungen und recht weitgehenden Forderungen der Instruktion ist zu bedenken, daß nicht die Belange der betrieblichen Aufschlußarbeiten allein maßgeblich sein dürfen, daß vielmehr die Anwendbarkeit auch auf bisher noch unerforschte Lagerstätten garantiert sein muß. Die seitens der ZVK protokollarisch festgelegten Zusatzbestimmungen und eine zugestandene etwas elastische Handhabung der Instruktion sicherten letzterei' bisher schon eine erfolgreiche Anwendung. Wenn die inzwischen gesammelten Erfahrungen in einer Neubearbeitung ihren Niederschlag finden, dann dürfte der daraus resultierenden 2. Kali-Instruktion ein voller Erfolg von vornherein garantiert sein. Literatur P R O K O F J E W , A. P.: Über industriellen Minimalgehalt und geologischen Schwellengehalt. Z. angew. Geol. Bd. 2 (1956), H. 4, S. 1 6 1 - 1 6 5 . STAMMBERGER, F . : Warum wendet sich die ZVK gegen wiederholte Extrapolation? Z. angew. Geol. Bd. 3 (1957), H. 7, S. 3 2 8 - 3 2 9 . — Uber TJngenauigkeiten und „erlaubte Fehlergrenzen" bei Vorratsberechnungen. Z. angew. Geol. Bd. 2 (1956), H. 4, S. 1 8 0 - 1 8 9 . VOGEL, E . : Instruktion zur Anwendung der „Klassifikation der Lagerstättenvorräte fester mineralischer Rohstoffe" auf Kali- und Steinsalzlagerstätten. Umfassendes Referat und kritische Stellungnahme. Bergbau-Technik 7. J g . (1957), H. 10, S. 531 - 5 3 7 . Klassifikation der Lagerstättenvorräte fester mineralischer Rohstoffe. Z. angew. Geol. Bd. 2 (1956), H. 10, S. 4 4 8 - 4 5 0 . Instruktion zur Anwendung der „Klassifikation der Lagerstättenvorräte fester mineralischer Rohstoffe" auf Kali- und Steinsalzlagerstätten. Z. angew. Geol. Bd. 3 (1957), H. 2/3, S. 1 3 4 - 1 3 9 . Aktenunterlagen der V V B Kali, Erfurt.

Seekreide, ein wenig beachteter Rohstoff von örtlicher Bedeutung für Land- und Bauwirtschaft OTTO G E H L , S c h w e r i n

Für die Steigerung des Rohstoffangebots spielt die Nutzbarmachung örtlicher Reserven aus dem Boden eine entscheidende Rolle. Deren Gewinnung und Verwendung kann aus verschiedenen Gründen bisher vernachlässigt worden sein, die in der Art des Vorkommens, den Eigenschaften des Rohstoffes oder auch der allgemeinen Wirtschaftslage zu suchen sein können. Nicht selten fehlt auch nur der nachdrückliche Hinweis. Die nachfolgenden Ausführungen haben den Zweck, lagerstättenkundliche Gegebenheiten und technologische Daten der Seekreide unter Verwendung früherer Erkundungsergebnisse aus Mecklenburg zusammenzutragen und ihre wirtschaftliche Nutzung zu erörtern. Seekreide und Wiesenkalk, in Süddeutschland Alm genanrft, sind limnische Kalksedimente, die vorzugsweise als nacheiszeitliche Bildungen am Grunde der Gewässer im glazialen Aufschüttungsbereich, vor allen Dingen im Jungmoränengebiet sehr verbreitet sind. Einzelne Vorkommen ähnlicher Art gehören älteren Sedimentfolgen (Pleistozän, Tertiär, Jura) an. Es handelt sich um gräuliche bis gräulichweiße, in lufttrockenem Zustand mehr oder weniger weiße poröse Kalkgesteine, die durch organische Beimengungen vorwiegend pflanzlicher Herkunft unterschiedlich verunreinigt sind. Dadurch entstehen fließende Übergänge zu dunklen Kalkmudden oder kalkigen Gytjen. Die Bildung erfolgt durch Ausscheidung aus den stark kalkhaltigen Grundmoränengewässern, die einerseits unter dem Einfluß assimilierender Pflanzen, anderer-

seits durch Vorgänge wie Belüftung und Temperaturerhöhung des Wassers ausgelöst werden (OHLE, 1937). Einen nicht unerheblichen Anteil stellt auch das intakte oder zerriebene Schalenmaterial der Conchylien (HANSEN, 1950). Das komplexe Bildungsgeschehen in Verbindung mit der sehr unterschiedlichen Entwicklung vom Kalkschlamm zum mehr oder weniger festen Sediment (Diagenese) läßt sehr heterogene Rohstoffe entstehen, deren eindeutige Gliederung unter sedimentpetrographischen Gesichtspunkten noch aussteht. Die Sedimentationsgeschwindigkeit kann unter günstigen Voraussetzungen ein hohes Ausmaß erreichen. So sind z. B. im Schweriner See seit dem Borea), also in ca. 8000 Jahren, örtlich bis zu mehr als 10 m Seekreide entstanden und PASSARGE (1901) berichtet von 14 m Wiesenkalk bei Lychen, FlEBELKORN (1895) sogar von 6—24 m am Thymen-See. Der CaC0 3 -Gehalt schwankt ohne erkennbare Gesetzmäßigkeit innerhalb weiter Grenzen (vgl. Tab.). Reinere Seekreiden (Wiesenkalk), die in bergfeuchtem Zustand gräulichweiß erscheinen, enthalten zwischen 60 und 90%, im Durchschnitt 8 0 % CaC0 3 . Diese Gehalte sind in größerer Beständigkeit offenbar nur in Folgen von größerer Mächtigkeit festzustellen, und. zwar in Übereinstimmung mit Ergebnissen von HESSLAND (1954) über Süßwasserkalksedimente in schwedischen Seen, vor allen Dingen in den mittleren Horizonten mit starker Conchylienführung, wo zuweilen Gehalte über 9 0 % erreicht werden. Neben dem Kalkanteil ist der

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Zusammenfassung Es wurde dargelegt, daß die Art früherer Vorratsberechnungen im Kali- und Steinsalzbergbau den Anforderungen einer modernen Planwirtschaft nicht mehr entspricht. Die Notwendigkeit, auch Lagerstätten geringerer Qualität als in früheren Zeiten mit abzubauen, gibt überdies Veranlassung zu einer sorgfältigeren Vorbereitung, Durchführung und Auswertung der Berechnungen von Salzvorräten. Dafür bietet die von der „Zentralen Vorratskommission für mineralische Rohstoffe" erarbeitete neue Vorratsklassifikation in Verbindung mit einer Instruktion zu ihrer Anwendung au f Kali- und Steinsalzlagerstätten eine sehr geeignete Grundlage. Die Vielzahl der bei der Vorratsbewertung mitbestimmenden Faktoren bedingte die Einführung von insgesamt 5 Vorratsklassen, bei denen ein Vergleich mit den früheren Vorratsklassen nur sehr bedingt möglich ist. Der Bauwürdigkeit wurde durch Unterscheidung von Bilanz- und Außerbilanzvorräten Rechnung getragen. Für diesbezüglich in der Kali-Instruktion noch fehlende Ausführungsbestimmungen wurden eine Reihe zu berücksichtigender Punkte angeführt. Für den industriellen Minimalgehalt und den geologischen Schwellengehalt mußte die Anwendbarkeit im Kali- und Steinsalzbergbau klargestellt werden, da der betr. Abschnitt in der Instruktion den gegebenen Verhältnissen nicht völlig gerecht wird.

Dem Abschnitt über Salzlagerstättentypen ist in der vorliegenden Form noch keine praktische Bedeutung beizumessen. Bei einigen etwas sehr detaillierten Ausführungen und recht weitgehenden Forderungen der Instruktion ist zu bedenken, daß nicht die Belange der betrieblichen Aufschlußarbeiten allein maßgeblich sein dürfen, daß vielmehr die Anwendbarkeit auch auf bisher noch unerforschte Lagerstätten garantiert sein muß. Die seitens der ZVK protokollarisch festgelegten Zusatzbestimmungen und eine zugestandene etwas elastische Handhabung der Instruktion sicherten letzterei' bisher schon eine erfolgreiche Anwendung. Wenn die inzwischen gesammelten Erfahrungen in einer Neubearbeitung ihren Niederschlag finden, dann dürfte der daraus resultierenden 2. Kali-Instruktion ein voller Erfolg von vornherein garantiert sein. Literatur P R O K O F J E W , A. P.: Über industriellen Minimalgehalt und geologischen Schwellengehalt. Z. angew. Geol. Bd. 2 (1956), H. 4, S. 1 6 1 - 1 6 5 . STAMMBERGER, F . : Warum wendet sich die ZVK gegen wiederholte Extrapolation? Z. angew. Geol. Bd. 3 (1957), H. 7, S. 3 2 8 - 3 2 9 . — Uber TJngenauigkeiten und „erlaubte Fehlergrenzen" bei Vorratsberechnungen. Z. angew. Geol. Bd. 2 (1956), H. 4, S. 1 8 0 - 1 8 9 . VOGEL, E . : Instruktion zur Anwendung der „Klassifikation der Lagerstättenvorräte fester mineralischer Rohstoffe" auf Kali- und Steinsalzlagerstätten. Umfassendes Referat und kritische Stellungnahme. Bergbau-Technik 7. J g . (1957), H. 10, S. 531 - 5 3 7 . Klassifikation der Lagerstättenvorräte fester mineralischer Rohstoffe. Z. angew. Geol. Bd. 2 (1956), H. 10, S. 4 4 8 - 4 5 0 . Instruktion zur Anwendung der „Klassifikation der Lagerstättenvorräte fester mineralischer Rohstoffe" auf Kali- und Steinsalzlagerstätten. Z. angew. Geol. Bd. 3 (1957), H. 2/3, S. 1 3 4 - 1 3 9 . Aktenunterlagen der V V B Kali, Erfurt.

Seekreide, ein wenig beachteter Rohstoff von örtlicher Bedeutung für Land- und Bauwirtschaft OTTO G E H L , S c h w e r i n

Für die Steigerung des Rohstoffangebots spielt die Nutzbarmachung örtlicher Reserven aus dem Boden eine entscheidende Rolle. Deren Gewinnung und Verwendung kann aus verschiedenen Gründen bisher vernachlässigt worden sein, die in der Art des Vorkommens, den Eigenschaften des Rohstoffes oder auch der allgemeinen Wirtschaftslage zu suchen sein können. Nicht selten fehlt auch nur der nachdrückliche Hinweis. Die nachfolgenden Ausführungen haben den Zweck, lagerstättenkundliche Gegebenheiten und technologische Daten der Seekreide unter Verwendung früherer Erkundungsergebnisse aus Mecklenburg zusammenzutragen und ihre wirtschaftliche Nutzung zu erörtern. Seekreide und Wiesenkalk, in Süddeutschland Alm genanrft, sind limnische Kalksedimente, die vorzugsweise als nacheiszeitliche Bildungen am Grunde der Gewässer im glazialen Aufschüttungsbereich, vor allen Dingen im Jungmoränengebiet sehr verbreitet sind. Einzelne Vorkommen ähnlicher Art gehören älteren Sedimentfolgen (Pleistozän, Tertiär, Jura) an. Es handelt sich um gräuliche bis gräulichweiße, in lufttrockenem Zustand mehr oder weniger weiße poröse Kalkgesteine, die durch organische Beimengungen vorwiegend pflanzlicher Herkunft unterschiedlich verunreinigt sind. Dadurch entstehen fließende Übergänge zu dunklen Kalkmudden oder kalkigen Gytjen. Die Bildung erfolgt durch Ausscheidung aus den stark kalkhaltigen Grundmoränengewässern, die einerseits unter dem Einfluß assimilierender Pflanzen, anderer-

seits durch Vorgänge wie Belüftung und Temperaturerhöhung des Wassers ausgelöst werden (OHLE, 1937). Einen nicht unerheblichen Anteil stellt auch das intakte oder zerriebene Schalenmaterial der Conchylien (HANSEN, 1950). Das komplexe Bildungsgeschehen in Verbindung mit der sehr unterschiedlichen Entwicklung vom Kalkschlamm zum mehr oder weniger festen Sediment (Diagenese) läßt sehr heterogene Rohstoffe entstehen, deren eindeutige Gliederung unter sedimentpetrographischen Gesichtspunkten noch aussteht. Die Sedimentationsgeschwindigkeit kann unter günstigen Voraussetzungen ein hohes Ausmaß erreichen. So sind z. B. im Schweriner See seit dem Borea), also in ca. 8000 Jahren, örtlich bis zu mehr als 10 m Seekreide entstanden und PASSARGE (1901) berichtet von 14 m Wiesenkalk bei Lychen, FlEBELKORN (1895) sogar von 6—24 m am Thymen-See. Der CaC0 3 -Gehalt schwankt ohne erkennbare Gesetzmäßigkeit innerhalb weiter Grenzen (vgl. Tab.). Reinere Seekreiden (Wiesenkalk), die in bergfeuchtem Zustand gräulichweiß erscheinen, enthalten zwischen 60 und 90%, im Durchschnitt 8 0 % CaC0 3 . Diese Gehalte sind in größerer Beständigkeit offenbar nur in Folgen von größerer Mächtigkeit festzustellen, und. zwar in Übereinstimmung mit Ergebnissen von HESSLAND (1954) über Süßwasserkalksedimente in schwedischen Seen, vor allen Dingen in den mittleren Horizonten mit starker Conchylienführung, wo zuweilen Gehalte über 9 0 % erreicht werden. Neben dem Kalkanteil ist der

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Abb. i . Teschendorfer Moor bei Rostock; Karte der Seekreide und Torfmächtigkeit W a s s e r g e h a l t für die wirtschaftliehe Nutzung von großer selten darin als V i v i a n i t nachgewiesen ist, k o m m e n B e d e u t u n g . E r ist durchweg sehr hoch und s c h w a n k t in der Seekreide nur m i t geringen P r o z e n t e n vor. zwischen 5 0 und 7 0 % . Nur Seekreiden, die infolge v o n F ü r die w i r t s c h a f t l i c h e N u t z u n g sind neben den natürlichen oder künstlichen Veränderungen der hydroselteneren älteren Seekreidevorkommen n u r diejenigen holozänen K a l k s e d i m e n t e geeignet, die bereits diagraphischen Verhältnisse i m B i l d u n g s r a u m oberhalb des genetisch verfestigt sind. Diese subfossilen Seekreiden Wasserspiegels liegen, zeichnen sich nicht nur durch geringere W a s s e r g e h a l t e aus, sondern sind fester und t r e t e n in B e c k e n v o l l k o m m e n v e r l a n d e t e r Seen oder den reiner, weil die ursprünglich vorhandenen organischen v e r l a n d e t e n Teilen derselben, a b e r auch in den T ä l e r n Beimengungen im L a u f e der Zeit stärTabelle Abbautechnische und technologische Daten verschiedener Seekreidevorkommen ker zersetzt worden Wassergehalt Wassergehalt CaC08 Kalksind. D e r Anteil der Teufe in % d. lufttr. in % der bergf. in % d. mächDecke Vorkommen B . Nr. organischen Subin dm Subst. bei Substanz bei Trockenin dm tigkeit 105° getr. 105° getr. subst. in dm stanz s c h w a n k t reziprok z u m K a l k 4 8 -11 40,8 Zarrentin, 72,9 57 6 1,1 gehalt und b e t r ä g t 17 - 2 0 1,9 51,7 86,0 K r . Hagenow 27 - 3 0 59,1 1,2 86,1 in reineren See37 - 4 0 76,2 49,8 1,0 kreiden bis 1 0 % . 47 - 5 0 50,2 1,6 91,7 Die minerogene 57 - 6 0 56,4 83,5 1,7 K o m p o n e n t e wird 60 - 6 3 2,0 55,6 84,0 vorzugsweise v o n 32 18 - 2 7 52,8 Zierker-See88,0 51 S a n d gestellt und 7 22 - 5 8 72,6 Moor, K r . 66,0 d r ü c k t sich in der 15 - 4 8 36 57,5 Neustrelitz 89,3 11 3 Analyse durch ei48 - 7 8 57,0 88,4 nen KieselsäuregeH2 45 - 5 8 2,5 13 Teschendorfer 61,6 35 h a l t aus, der ge149 35 - 5 0 3,0 24 Moor bei 79,0 26 150 wöhnlich kleiner 45 - 5 0 1,3 Rostock 68,0 26 24 152 54 - 6 4 1,5 54 29,0 10 als 1 0 % ist. Die 3,0 155 40 - 7 9 78,3 56 40 Diatomeenschalen 2,3 79 - 9 6 25,1 spielen darin im all2,3 161 30 - 3 8 59,2 gemeinen eine un43 - 5 3 1,5 45,6 30 30 2,0 53 - 5 5 28,1 tergeordnete Rol4,0 164 28 - 3 2 63,9 4 28 le. E i s e n , das in 35 - 4 5 2,0 169 78,2 12 33 limnischen Sedi261 10 - 2 6 67,2 Friedländer 85,1 10 16 m e n t e n als See264 18 - 3 0 67,2 Große Wiese 66,4 27 18 oder Sumpferz auf30 - 4 5 66,5 Gebiet N u. NO 90,0 t r e t e n k a n n , oder 21 - 3 0 Mariawerth 268 71,4 21 81,8 9 • 13 - 2 4 66,2 271 Phosphor,dernicht 89,5 13 11

Z e i t s c h r i f t f ü r a n g e w a n d t e Geologie ( 1 9 6 9 ) H e f t 2'

GEHL / Seekreide für L a n d - und B a u w i r t s c l i a f t

kleinerer F l ü s s e m i t geringem Gefälle unter T o r f auf. Die a m Grunde heutiger Seen im status nascendi befindlichen K a l k s c h l a m m e und deren Verfestigungsp r o d u k t e i m Liegenden der S c h l a m m e , die Seekreide i. e. S., sollen hier wegen der schwierigen E r k u n d u n g und Gewinnung bei den l a g e r s t ä t t e n k u n d l i c h e n B e t r a c h t u n g e n u n b e r ü c k s i c h t i g t bleiben. Die Verlandungsfolge über den S a n d e n und T o n e n , als spätglazialen bzw. frühpostglazialen E i n s c h w e m m u n g e n in den B e c k e n , b e g i n n t allgemein m i t Seekreide. I m L a g e r u n g s v e r b a n d d a m i t t r e t e n Sapropele und G y t t j e n auf, die entweder s c h l a m m i g bzw. gallertig oder, diagenetisch v e r ä n d e r t , b l ä t t r i g - f e s t sind. Den A b s c h l u ß der Folge bilden m e h r oder m i n d e r m ä c h t i g e T o r f s c h i c h t e n , die aus verschiedener P f l a n z e n s u b s t a n z e n t s t a n d e n sind ( S c h i l f t o r f , Seggentorf) und einen unterschiedlichen Zersetzungsgrad aufweisen. U n t e r den m a n n i g f a l t i g e n S e e k r e i d e v o r k o m m e n im J u n g m o r ä n e n g e b i e t Mecklenburgs r e p r ä s e n t i e r t das T e s c l i e n d o r f e r M o o r bei R o s t o c k den T y p eines völlig v e r l a n d e t e n ehemaligen Sees (vgl. A b b . 1). Die Seekreide unterlagert die Torffläche (770 h a ) auf einer F l ä c h e v o n ca. 4 4 0 h a in einer M ä c h t i g k e i t zwischen 0 , 5 und 6 , 2 m. Die größten M ä c h t i g k e i t e n werden vorzugsweise dort erreicht, wo der ehemalige Seegrund a m tiefsten u n t e r der heutigen Oberfläche liegt. Die K r e i d e ist in den H a n g e n d - und L i e g e n d p a r t i e n vielfach m i t F a u l s c h l a m m durchsetzt und erreicht nur geringmächtig größere R e i n h e i t m i t C a C 0 3 - G e h a l t e n u m 7 0 % . Die D e c k s c h i c h t e n sind zwischen 2 6 und 5 4 dm m ä c h t i g und würden selbst bei einer Verwendung des Torfes einen A b b a u der Seekreide sehr erschweren, auf j e d e n F a l l unrentabel machen.

75 ten vorzugsweise Seekreide zu B r a n n t k a l k , dem in der älteren L i t e r a t u r häufig eine gute Q u a l i t ä t nachgesagt wird. So soll das Seekreidelager a m T h y m e n - S e e bei R a v e n s b r ü c k , dessen Ausdehnung FLEBELKORN ( 1 8 9 5 ) m i t 20 h a a n g i b t , einen guten B r a n n t k a l k m i t s t a r k e r B i n d e k r a f t und besonderer E i g n u n g für W a s s e r b a u t e n geliefert h a b e n . Ü b e r h a u p t werden allgemein bei dem aus Seekreide hergestellten B r a n n t k a l k schwache hydraulische E i g e n s c h a f t e n hervorgehoben. Das wird auch neuerdings (1948) in einem G u t a c h t e n des MineralogischPetrographischen I n s t i t u t s R o s t o c k (Dr. NEELS) über g e b r a n n t e Seekreide aus dem B r e i t e n Luzin bei F e l d b e r g z u m Ausdruck g e b r a c h t , wonach der K a l k an der Grenze zwischen W e i ß k a l k ( F e t t k a l k ) und W a s s e r k a l k steht und schwach hydraulisch ist. N a c h einem älteren G u t a c h t e n des Materiälprüfungsamtes B e r l i n , das DIENEMANN (1928), zitiert nach MAGER, a n f ü h r t , wurde bei einer W i e s e n k a l k b r e n n e r e i in V e r b i n d u n g m i t einer K a l k s a n d steinfabrik im damaligen Ostpreußen ein schwach

A m W e s t u f e r des Z i e r k e r S e e s bei Neustrelitz liegt ein S e e k r e i d e v o r k o m m e n (vgl. A b b . 2), das den zweiten, für den A b b a u wesentlich geeigneteren T y p v o n Seek r e i d e l a g e r s t ä t t e n darstellt. Solche V o r k o m m e n sind in M e c k l e n b u r g a m Schweriner See ( R a m p e r Moor, K a l k werder), a m Schaalsee bei Z a r r e n t i n und a m B r e i t e n Luzin bei F e l d b e r g nachgewiesen und u n t e r s u c h t . I m B e r e i c h der v e r l a n d e t e n randlichen P a r t i e n des Zierker Sees ist die K r e i d e auf einer F l ä c h e von ca. 2 3 1 h a nachgewiesen und m u ß noch weit in das offene W a s s e r des Sees hineinreichend v e r m u t e t werden. I m Gegensatz z u m T e s c h e n d o r f e r Moor b e d e c k t der T o r f in einer M ä c h t i g k e i t v o n ü b e r 1 m im R a n d m o o r des Zierker Sees nur eine F l ä c h c v o n 24 ha. D e r weitaus größere Teil der W i e s e n k a l k f l ä c h e weist nur eine D e c k e v o n 0 , 2 bis 0 , 5 m auf. Die Kreide, die durchweg u n m i t t e l b a r dem pleistozänen S a n d aufliegt, h a t in 5 P r o b e n aus 3 B o h rungen einen C a C 0 3 - G e h a l t zwischen 6 1 , 0 und 8 9 , 3 % , i m D u r c h s c h n i t t 7 1 , 9 % ergeben. Der V o r r a t b e t r ä g t ca. 4 , 5 Mio c b m R o h k a l k , was bei der A n n a h m e v o n d u r c h s c h n i t t l i c h 6 0 % W a s s e r und einem N e t t o v o l u m e n gewicht v o n 1 4 0 0 kg/m 3 ca. 2 , 5 Mio t T r o c k e n k a l k entspricht. Ähnlich günstige Voraussetzungen liegen bei einer Teilfläche der W i e s e n k a l k v o r k o m m e n a m S c h w e r i n e r See, dem R a m p e r M o o r , v o r , in dem bei einer K a l k m ä c h t i g k e i t zwischen 4 und 15 m , im D u r c h s c h n i t t 5 m , und einem A b r a u m v o n 0 , 4 m ein V o r r a t v o n 5 Mio c b m b e r e c h n e t w u r d e ( T Ä U B E R , 1 9 5 0 , n a c h GEINITZ), w a s

einer T r o c k e n k a l k m e n g e v o n 2 , 8 Mio t entspricht. Die Seekreide h a t in der Vergangenheit eine vielseitige Verwendung gefunden. Die zahlreichen K a l k ö f e n in Mecklenburg, von denen j e t z t zumeist nur noch die Hinweise in den M e ß t i s c h b l ä t t e r n existieren, v e r a r b e i t e -

Abb. 2. Zierker See- und Kammer-Kanal-Moor bei Neustrelitz. Karte der Seekreide und Torfmächtigkeit. Zeichenerklärung vgl. Abb. 1

Z e i t s c h r i f t für a n g e w a n d t e Geologie ( 1 9 6 9 ) H e i t 2

MARTENS / Über die Gliederung der Glazialseen

76 hydraulischer Kalk gewonnen, welcher, mit Normalsand im Verhältnis 1 : 3 gemischt, in der Druck- und Zugfestigkeit die aus anderem festem Kalkgestein hergestellten Steine sogar übertraf. Zementwerke auf Wiesenkalkbasis haben in Hermsdorf (Septarienton), Zossen und Wilden a m Werbellin-See, aber auch in Wickendorf bei Schwerin und J a t z n i c k (Septarienton) bestanden. An diese Tradition wurde z. T. angeknüpft, als nach 1945 die Branntkalkfabrikation aus Wiesenkalk wieder auflebte. W i e bis nach dem 1. Weltkrieg in dem Zementund Branntkalkwerk Wickendorf bei Schwerin aus dem Wiesenkalk des R a m p e r Moores ein vorzüglicher Baukalk hergestellt wurde (TÄUBER 1950), so verarbeitete man j e t z t denselben Rohstoff über Ziegelpresse und Ringofen in der Ziegelei Lübstorf. Unweit Crivitz brannte um 1948 eine kleinere Baufirma für eigenen Bedarf in Meileröfen aus einem vorzüglichen, offenbar pleistozänen Wiesenkalk monatlich 6 0 1 Kalk. Diese Unternehmen, die offenbar aus dem gesteigerten Bedarf der ersten Nachkriegsjahre entstanden waren, sind mittlerweile zum Erliegen gekommen. In der Landwirtschaft wurde der Rohstoff durch den Bunakalk verdrängt. Auch außerhalb der D D R ist die Seekreide offenbar wenig gefragt. Nach einer freundlichen Mitteilung von Herrn Dr. HECK wird sie in der Volksrepublik Polen bei Wejherowa (Neustadt) zusammen mit Bänderton abgebaut und für die Zementfabrikation verwendet. Außerdem erwähnen WOLFF & HECK (1949) die Nutzung der Seekreide in Rothensande und Gleschendorf bei Eutin. Trotz der geringen Nachfrage lassen es die in den Seekreidevorkommen vorhandenen erheblichen Rohstoffreserven angebracht erscheinen, die geologischen Voraussetzungen für eine Nutzung zu prüfen. Eine sichere Grundlage für die Beurteilung der Abbauwürdigkeit eines derartigen Vorkommens ist das sorgfältige und dichte Abbohren bis auf den Untergrund. Ein großer Teil der Vorkommen muß wegen der durch große Abraummächtigkeit (Torf) verursachten abbautechnischen Schwierigkeiten für eine Nutzung ausgeschieden werden. Eine weitere nicht zu unterschätzende Schwierigkeit stellt der hohe Wassergehalt dar, der nicht nur den Abbau stört (Wasserhaltung), sondern auch bei der Weiterverarbeitung hinderlich ist. E i n Teil des Wassers wird durchweg schnell abgegeben. So berichtet TÄUBER (1950), daß der Rohkalk, der in einer überdachten Halle 2 — 3 m hoch gelagert wird, während der Sommermonate 1 5 — 2 0 % innerhalb von 2 — 3 Wochen abgibt. Auch der so vorgetrocknete K a l k läßt sich aber nur mit Schwierigkeiten auf einer Strang-

presse verziegeln. E s sollten also stets die Lager bevorzugt werden, die teilweise oder ganz über dem Grundwasser liegen. Besondere Sorgfalt muß auf die technologische Untersuchung des Rohstoffes gelegt werden. Die sehr unterschiedliche Qualität des Sediments macht eine enge Probennahme in Abständen von 0,30 m notwendig. F ü r die erste Beurteilung genügt die Bemusterung nach äußeren Merkmalen. Nur so lassen sich diejenigen Lagerstättenteile ausgrenzen, die sich durch eine weitgehend gleiche Qualität auszeichnen. Dabei sind alle Partien mit eingelagerten Faulschlammschichten unberücksichtigt zu lassen. Infolge der kolloidalen Beschaffenheit bildet der Faulschlamm beim Trocknen unter beträchtlichem Schrumpfen feste irreversible Klumpen, wodurch die Streufähigkeit der Seekreide leidet, so daß der Dünger vor dem Aufbringen gemahlen werden muß. Der frische Faulschlamm dagegen kann sich durch schädliche Bestandteile negativ auswirken. Überhaupt sind diejenigen Lagerteile oder ganzen Lager zu bevorzugen, in denen die organischen Bestandteile durch Oxydation weitgehend zersetzt sind. Ganz allgemein zeichnen sich die Kalkablagerungen der Seen gegenüber denen der fließenden Gewässer durch größere Reinheit und Mächtigkeit aus. Die technologischen Untersuchungen sollten sich allgemein auf den Kalkgehalt, bei einem Teil der Proben auf die Gesamtanalyse erstrecken. Über die Korngrößenzusammensetzung liegen bisher nur wenige Ergebnisse vor. Auch laboratoriumsmäßige Untersuchungsergebnisse über die Bindefähigkeit der gebrannten Seekreide fehlen weitgehend. Trotz der erheblichen Mengen an Seekreide, die in einzelnen Gebieten zur Verfügung stehen, erscheint es nach den bisherigen Erfahrungen abwegig, weil unrentabel, darauf Großbetriebe aufbauen zu wollen. Seekreiden sind örtliche Kalkreserven, die ohne größere Investitionen der Volkswirtschaft zugänglich gemacht werden müssen.

Literatur DIENEMANN, W. & B U R R E , 0 . : Die nutzbaren Gesteine Deutschlands 1928. F I E B E L K O R N : Über ein Wiesenkalklager bei Ravensbrück unweit Fürstenberg i. M. Ztschr. f. prakt. Geol. 1895. HANSEN, K . : The geology and bottem depositsof lakeTystrup SoZealand. Danmarks Geologiska Undersagelse. I I . Raekke. 1950. HESSLAND, J . : Calcareous freshwater sediments from northern Bohuslän. Arkiv för Mineralogi och Geologi. Bd. 1, 1954. OHLE, W.: Kalksystematik unserer Binnengewässer und der Kalkgehalt Rügener Bäche. Geologie der Meere und Binnengewässer 1. Bd. 1937. PASSARGE, S.: Die Kalkschlammablagerungen in den Seen von Lychen, Uckermark. Jahrbuch der PreuB. Geol. Landesanstalt Bd. X X I I , 1901. TÄUBER, A.: Betriebserfahrungen mit der Wiesenkalkverarbeitung. Bauplanung und Bautechnik. 1950. WOLFF, W. & HECK, H.-L.: Erdgeschichte und Bodenaufbau SchleswigHolsteins. 1949.

Über die Gliederung der Glazialseen W I L H E L M MARTENS, T e m p l i n

Der Seenreichtum Norddeutschlands im Bereich der letzten Vereisung ist bekannt. Ihre wissenschaftliche Erforschung ist zwar seit langem ein Anliegen der Geologie wie auch der Geographie. Aber ein befriedigendes Ergebnis ist dennoch nicht erzielt worden. Das zeigt schon ein Blick in WOLDSTEDTS grundlegendes W e r k über das Eiszeitalter. Dort erfahren die Seen, auf verschiedene Kapitel verteilt, eine durchaus stiefmütterliche Behandlung. E s bedeutet eine fühlbare Lücke, daß

eine allgemein anerkannte Gliederung der Glazialseen nach genetischen Gesichtspunkten immer noch fehlt. Nun sind letzthin zwei Arbeiten erschienen, in denen dies versucht wird. E s handelt sich um den Aufsatz von II. LLEDTKE, Jungglaziale Seentypen, dargestellt am Beispiel Norddeutschlands, Geographische Berichte, 1958, und den des Verf., Arten und Benennung der Glazialseen, Forschungen und Fortschritte, Bd. 28, 1954, Heft 8. W e n n nun im folgenden die jüngere Arbeit

Z e i t s c h r i f t für a n g e w a n d t e Geologie ( 1 9 6 9 ) H e i t 2

MARTENS / Über die Gliederung der Glazialseen

76 hydraulischer Kalk gewonnen, welcher, mit Normalsand im Verhältnis 1 : 3 gemischt, in der Druck- und Zugfestigkeit die aus anderem festem Kalkgestein hergestellten Steine sogar übertraf. Zementwerke auf Wiesenkalkbasis haben in Hermsdorf (Septarienton), Zossen und Wilden a m Werbellin-See, aber auch in Wickendorf bei Schwerin und J a t z n i c k (Septarienton) bestanden. An diese Tradition wurde z. T. angeknüpft, als nach 1945 die Branntkalkfabrikation aus Wiesenkalk wieder auflebte. W i e bis nach dem 1. Weltkrieg in dem Zementund Branntkalkwerk Wickendorf bei Schwerin aus dem Wiesenkalk des R a m p e r Moores ein vorzüglicher Baukalk hergestellt wurde (TÄUBER 1950), so verarbeitete man j e t z t denselben Rohstoff über Ziegelpresse und Ringofen in der Ziegelei Lübstorf. Unweit Crivitz brannte um 1948 eine kleinere Baufirma für eigenen Bedarf in Meileröfen aus einem vorzüglichen, offenbar pleistozänen Wiesenkalk monatlich 6 0 1 Kalk. Diese Unternehmen, die offenbar aus dem gesteigerten Bedarf der ersten Nachkriegsjahre entstanden waren, sind mittlerweile zum Erliegen gekommen. In der Landwirtschaft wurde der Rohstoff durch den Bunakalk verdrängt. Auch außerhalb der D D R ist die Seekreide offenbar wenig gefragt. Nach einer freundlichen Mitteilung von Herrn Dr. HECK wird sie in der Volksrepublik Polen bei Wejherowa (Neustadt) zusammen mit Bänderton abgebaut und für die Zementfabrikation verwendet. Außerdem erwähnen WOLFF & HECK (1949) die Nutzung der Seekreide in Rothensande und Gleschendorf bei Eutin. Trotz der geringen Nachfrage lassen es die in den Seekreidevorkommen vorhandenen erheblichen Rohstoffreserven angebracht erscheinen, die geologischen Voraussetzungen für eine Nutzung zu prüfen. Eine sichere Grundlage für die Beurteilung der Abbauwürdigkeit eines derartigen Vorkommens ist das sorgfältige und dichte Abbohren bis auf den Untergrund. Ein großer Teil der Vorkommen muß wegen der durch große Abraummächtigkeit (Torf) verursachten abbautechnischen Schwierigkeiten für eine Nutzung ausgeschieden werden. Eine weitere nicht zu unterschätzende Schwierigkeit stellt der hohe Wassergehalt dar, der nicht nur den Abbau stört (Wasserhaltung), sondern auch bei der Weiterverarbeitung hinderlich ist. E i n Teil des Wassers wird durchweg schnell abgegeben. So berichtet TÄUBER (1950), daß der Rohkalk, der in einer überdachten Halle 2 — 3 m hoch gelagert wird, während der Sommermonate 1 5 — 2 0 % innerhalb von 2 — 3 Wochen abgibt. Auch der so vorgetrocknete K a l k läßt sich aber nur mit Schwierigkeiten auf einer Strang-

presse verziegeln. E s sollten also stets die Lager bevorzugt werden, die teilweise oder ganz über dem Grundwasser liegen. Besondere Sorgfalt muß auf die technologische Untersuchung des Rohstoffes gelegt werden. Die sehr unterschiedliche Qualität des Sediments macht eine enge Probennahme in Abständen von 0,30 m notwendig. F ü r die erste Beurteilung genügt die Bemusterung nach äußeren Merkmalen. Nur so lassen sich diejenigen Lagerstättenteile ausgrenzen, die sich durch eine weitgehend gleiche Qualität auszeichnen. Dabei sind alle Partien mit eingelagerten Faulschlammschichten unberücksichtigt zu lassen. Infolge der kolloidalen Beschaffenheit bildet der Faulschlamm beim Trocknen unter beträchtlichem Schrumpfen feste irreversible Klumpen, wodurch die Streufähigkeit der Seekreide leidet, so daß der Dünger vor dem Aufbringen gemahlen werden muß. Der frische Faulschlamm dagegen kann sich durch schädliche Bestandteile negativ auswirken. Überhaupt sind diejenigen Lagerteile oder ganzen Lager zu bevorzugen, in denen die organischen Bestandteile durch Oxydation weitgehend zersetzt sind. Ganz allgemein zeichnen sich die Kalkablagerungen der Seen gegenüber denen der fließenden Gewässer durch größere Reinheit und Mächtigkeit aus. Die technologischen Untersuchungen sollten sich allgemein auf den Kalkgehalt, bei einem Teil der Proben auf die Gesamtanalyse erstrecken. Über die Korngrößenzusammensetzung liegen bisher nur wenige Ergebnisse vor. Auch laboratoriumsmäßige Untersuchungsergebnisse über die Bindefähigkeit der gebrannten Seekreide fehlen weitgehend. Trotz der erheblichen Mengen an Seekreide, die in einzelnen Gebieten zur Verfügung stehen, erscheint es nach den bisherigen Erfahrungen abwegig, weil unrentabel, darauf Großbetriebe aufbauen zu wollen. Seekreiden sind örtliche Kalkreserven, die ohne größere Investitionen der Volkswirtschaft zugänglich gemacht werden müssen.

Literatur DIENEMANN, W. & B U R R E , 0 . : Die nutzbaren Gesteine Deutschlands 1928. F I E B E L K O R N : Über ein Wiesenkalklager bei Ravensbrück unweit Fürstenberg i. M. Ztschr. f. prakt. Geol. 1895. HANSEN, K . : The geology and bottem depositsof lakeTystrup SoZealand. Danmarks Geologiska Undersagelse. I I . Raekke. 1950. HESSLAND, J . : Calcareous freshwater sediments from northern Bohuslän. Arkiv för Mineralogi och Geologi. Bd. 1, 1954. OHLE, W.: Kalksystematik unserer Binnengewässer und der Kalkgehalt Rügener Bäche. Geologie der Meere und Binnengewässer 1. Bd. 1937. PASSARGE, S.: Die Kalkschlammablagerungen in den Seen von Lychen, Uckermark. Jahrbuch der PreuB. Geol. Landesanstalt Bd. X X I I , 1901. TÄUBER, A.: Betriebserfahrungen mit der Wiesenkalkverarbeitung. Bauplanung und Bautechnik. 1950. WOLFF, W. & HECK, H.-L.: Erdgeschichte und Bodenaufbau SchleswigHolsteins. 1949.

Über die Gliederung der Glazialseen W I L H E L M MARTENS, T e m p l i n

Der Seenreichtum Norddeutschlands im Bereich der letzten Vereisung ist bekannt. Ihre wissenschaftliche Erforschung ist zwar seit langem ein Anliegen der Geologie wie auch der Geographie. Aber ein befriedigendes Ergebnis ist dennoch nicht erzielt worden. Das zeigt schon ein Blick in WOLDSTEDTS grundlegendes W e r k über das Eiszeitalter. Dort erfahren die Seen, auf verschiedene Kapitel verteilt, eine durchaus stiefmütterliche Behandlung. E s bedeutet eine fühlbare Lücke, daß

eine allgemein anerkannte Gliederung der Glazialseen nach genetischen Gesichtspunkten immer noch fehlt. Nun sind letzthin zwei Arbeiten erschienen, in denen dies versucht wird. E s handelt sich um den Aufsatz von II. LLEDTKE, Jungglaziale Seentypen, dargestellt am Beispiel Norddeutschlands, Geographische Berichte, 1958, und den des Verf., Arten und Benennung der Glazialseen, Forschungen und Fortschritte, Bd. 28, 1954, Heft 8. W e n n nun im folgenden die jüngere Arbeit

Zeitschritt für angewandte Geologie (1959) Heft 2 MARTENS / Ü b e r die G l i e d e r u n g d e r G l a z i a l s e e n

einer K r i t i k durch den Verf. der älteren unterzogen wird, so läßt sie hoffentlich erkennen, daß sie nur erfolgt, u m der S a c h e zu dienen. Leider stellen sich schon bei der B e h a n d l u n g der Grundmoränenseen durch L l E D T K E Bedenken ein. Sie sollen nach i h m nur selten vorkommen. E s ist richtig, daß sie infolge geringer Tiefe rasch verlanden. Aber da sie als ertrunkene Grundmoränenflächen spät- und postglazial die zahlreichsten waren, sind sie immer noch häufig genug. E s müssen ihnen nämlich die v o n L l E D T K E als Zungenbeckenseen benannten zugerechnet werden. Unter dieser Bezeichnung versteht er nun allerdings etwas ganz anderes als bisher allgemein üblich war. E r kennzeichnet ihren Umriß als „ o f t fast r u n d oder ellipsenförmig", während m a n doch bei Zungen an langgestreckte F o r m e n , also an Rinnenseen denkt. Daher ist die Bezeichnung „ Z u n g e n b e c k e n " schon seit langer Zeit f ü r Förden und Seen wie den Tollense-See reserviert. F ü r letztere Seenart muß nun L l E D T K E notgedrungen einen neuen N a m e n erfinden — eine v o n vornherein mißliche S a c h e ! E r nennt sie „ E i s z u n g e n s e e n " , unterscheidet sie also v o n den so unglücklich gleichklingenden Zungenbeckenseen und schließlich auch noch von einer dritten Gruppe, den „ B r e i t e n R i n n e n s e e n " . D a b e i k a n n kein Zweifel bestehen, daß diese, so gut wie die F ö r d e n und Zungenbeckenseen in unserem Sinne, ihre heutigen F o r m e n im wesentlichen Eiszungen verdanken. L l E D T K E f ü h r t u. a. als Beispiele für B r e i t e Rinnenseen den Cummerower und den Schweriner See an, also Seen, die ebensogut als Zungenbeckenseen in unserem Sinne (seine Eiszungenseen) bezeichnet werden könnten. Ob an ihrem distalen E n d e ein E n d m o r ä n e n b o g e n gelegen ist oder nicht, ist kein Grund für Aussonderung einer besonderen Seengruppe, wie L l E D T K E meint. Tatsächlich finden sich übrigens auch bei vielen v o n ihm angeführten Beispielen a m distalen E n d e E n d m o r ä n e n z ü g e . U n d nun die Schmalen Rinnenseen! Merkwürdigerweise läßt L l E D T K E zwar i m T e x t die E n t s c h e i d u n g über ihre E n t s t e h u n g noch offen (S. 11), gibt aber in der seiner Arbeit beigefügten Tabelle fluviatile Erosion als Ursache an. So zwiespältig also seine Stellungnahme zu dieser F r a g e ist, so entschieden r ü c k t er doch von ihrer E r k l ä r u n g durch B o d e n s p a l t u n g a b , v o n einer H y p o t h e s e , die heute v o n SOLGER u n d dem Verf. vertreten wird. Ohne auf die sehr eigentümlichen Eigenschaften der schmal-tiefen Rinnenseen einzugehen, meint er, den S p a l t e n u r s p r u n g d a m i t a b t u n zu können, daß er auf d a s Fehlen solcher Seen im Vorland des letzten Inlandeises verweist. D a m i t zieht er aber ein Gebiet in B e t r a c h t , in d e m Seen ü b e r h a u p t fehlen, und er k a n n nicht leugnen, daß dort die so wirksame F o r m e r h a l t u n g durch eindringendes E i s entfällt, ganz abgesehen v o n der randlich abnehmenden Mächtigkeit und d a m i t geringeren Druckwirkung des Inlandeises, welche Verf. f ü r wesentlich dabei hält. E s k a n n hier nur auf seine Ausführungen S. 234f. verwiesen werden, wo übrigens, wie es nach L l E D T K E scheinen könnte, nicht etwa an große Eiskeile bei den angenommenen Bodenspaltungen gedacht ist. Wir kehren noch einmal zu den Grundmoränenseen zurück. D o r t unterscheidet m a n gewöhnlich als Unterg r u p p e die E n d m o r ä n e n s t a u s e e n oder kurzweg E n d moränenseen. Sie waren, wie alle Grundmoränenseen, ursprünglich zahlreich, haben aber, wie die Beispiele a m N o r d r a n d der Alpen besonders deutlich zeigen, bei neuen Vorstößen in der Abschmelzperiode oft den

77 hemmenden Endmoränenwall durchbrochen u n d sind ausgelaufen. Seit Wahnschaffe dient der bekannte Grimnitzsee als Musterbeispiel. L l E D T K E lehnt Stauseen ü b e r h a u p t ab. E r meint, ein S t a u müsse ein vorangehendes Fließen hemmen. Uns scheint das zu eng. Denn auch d a s Hindernis k a n n zeitlich vorangehen. Man spricht doch auch allgemein v o n S t a u s e e n , in denen sich die Beckentone absetzten. Wir möchten also diese, wenn auch seltene A b a r t der Grundmoränenseen beibehalten und als Beispiel auch den Grimnitzsee, den R e s t eines größeren Sees, der sich unmittelbar hinter der E n d m o r ä n e im Becken eines Eislobus bildete. Stauseen größten Ausmaßes sind die Kombinationsseen oder Sammelstauseen. Musterbeispiel ist die Müritz. Sie vereinigen in sich verschiedene Seenarten. Die eine Bezeichnung ist unschön, die andere umständlich. Uberlassen wir es der Zeit, welche von beiden sich durchsetzen wird. W a s die Solle betrifft, so herrscht natürlich über ihre Benennung U b e r e i n s t i m m u n g wie seit RÖPKE i. gz. auch über ihre E n t s t e h u n g . Mein Vorschlag, ihre Parallelform in der E n d m o r ä n e oder kuppigen Grundmoräne als Kesselsoll zu bezeichnen, findet die Zus t i m m u n g v o n L l E D T K E . Die Großform eines Soll als Toteissee zu bezeichnen, lehnt L l E D T K E mit R e c h t ab. Denn schließlich sind j a alle Seehohlformen kürzere oder längere Zeit v o n Toteis ausgefüllt gewesen. Der Ausdruck „ E i s r e s t s e e " , den WOLDSTEDT anwendet, sagt a m besten, was gemeint ist, nämlich, daß eine Eisscholle, nicht aber stagnierendes E i s , die Hohlform füllte. L l E D T K E tritt f ü r „ B e c k e n s e e " ein. E r faßt mit dieser Bezeichnung „ a l l e Seen, die in einer Endmoränen-, Sander- oder U r s t r o m t a l l a n d s c h a f t liegen und keine andere Zuordnung e r f a h r e n " , zusammen. E s ist aber doch nicht zu empfehlen, eine G r u p p e a u s solchen Seen zu bilden, deren Diagnose noch aussteht. In der Tabelle, die L l E D T K E seiner Arbeit beifügt, finden sich als Beispiele einige, die m a n den Kombinationsseen oder S a m m e l s t a u s e e n zurechnen möchte, z. B. den Stechlin, dessen Hohlform von heute noch 90 m Tiefe ohne S p a l t u n g k a u m erklärt werden kann. Wir sind also dafür, den Begriff „ B e c k e n s e e " dahin zu erweitern, daß er alle Seen u m f a ß t , welche nicht Rinnenseen sind. Wir folgen damit einem Vorschlag SOLGERS (Die Erde, 1951/52). Uber die seltenen Faltenseen — selten übrigens nur dann, wenn sie gebündelt a u f t r e t e n — herrscht Einigkeit. Sie liegen zwischen Stauchwällen und wurden zuerst v o n Wahnschaffe so genannt. Nicht notwendig aber ist die Verdrängung der Bezeichnung „ E i n s t u r z s e e " durch Auslaugungssee, sofern m a n überh a u p t diese Seenart mit Gripp noch als eine A b a r t der Glazialseen gelten lassen will. Denn tatsächlich handelt G l i e d e r u n g der G l a z i a l s e e n I. B e c k e n s e e n a) G r u n d m o r ä n e n s e e — H a u s - S e e bei Gerswalde a l ) E n d m o r ä n e i i s t a u s e e (Endmoränensee) — GrimnitzSee b) S a m m e l s t a u s e e (Kombinationssee) — Müritz c) Eisrestsee (Toteissee) — B ü r g e r - S e e bei F ü r s t e n b e r g a. H. d) Kesselsöll e) Söll f) Einsturzsee (Auslaugungssee) — Segeberger See i. H . I I . Rinnenseen a) Zungenbeckensee (Fördensee) — Tollense-See b) S p a l t e n s e e (Schmaler Rinneiisee) — S e e n i m G a m e n grund c) F a l t e n s e e — K u h z e r S e e bei T e m p l i n

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

STRACHOW / Zur Bildung dolomitischer Gesteine

78 es sich bei ihrer E n t s t e h u n g u m einen plötzlichen Vorgang. Die Geschichte berichtet von einem solchen bei der Erweiterung des Arendsees, und auch heute noch erleben wir z. B . in Thüringen den E i n s t u r z von Erdfällen über Auslaugungen. Wenn der Verf. in so vielem mit L l E D T K E nicht einig gehen konnte, so b e d a u e r t er das. Aber, wie eingangs

betont, ist gerade auf diesem, Geologen wie Geographen gleicherweise interessierenden Gebiet der Glazialseen eine klare Definition und Gliederung ohne unnötige Neuerungen sehr wünschenswert. E s sei g e s t a t t e t , auch unsererseits einen Gliederungsvorschlag zu machen. Die konkurrierenden Benennungen sind in K l a m m e r n beigefügt. Beispiele kennzeichnen die Entstehungsweise (s. S. 77).

Tatsachen und Hypothesen zum Problem der Bildung dolomitischer Gesteine 1 ' N. M. STRACHOW,

Moskau

D a die F r a g e der Dolomitbildung bekanntlich zu den schwierigsten Problemen der theoretischen Lithologie gehört und besonders den angehenden Wissenschaftlern gewisse Schwierigkeiten bereitet, weil viele widersprüchliche Ansichten existieren, h a t es N\ M. STRACHOW unternommen, d a s in den letzten 10 J a h r e n bekanntgewordene T a t s a c h e n m a t e r i a l zusammenzustellen, welches „ b e i objektiver B e t r a c h t u n g die Grenzen der theoretischen Erörterungen wesentlich einengt und die genetischen F o r s c h u n g e n i n e i n e b e s t i m m t e r e Richtung l e n k t " . N. M. STRACHOW gliedert seinen A u f s a t z in drei Abschnitte. Im ersten Abschnitt werden ausführlich die wesentlichsten T a t s a c h e n behandelt, die sich auf die T y p e n und die faziellen Verhältnisse der Bildung dolomitischer Gesteine beziehen. Der zweite Abschnitt gibt eine Analyse der wichtigsten über die Dolomitbildung veröffentlichten Hypothesen sowie ihre K r i t i k durch den Verfasser. Der dritte Abschnitt ist der Darstellung des v o n N. M. STRACHOW entwickelten S c h e m a s der Dolomitbildung gewidmet, worin alle neueren T a t s a c h e n Berücksichtigung finden Im ersten Abschnitt werden 6 wesentliche P u n k t e angeführt (geologischer und z u m Teil geochemischer N a t u r ) , die bei der Behandlung der Genese der Dolomite zu beachten sind. 1. Die Dolomite entstehen unter sehr verschiedenartigen faziellen Verhältnissen. Gegenwärtig sind limnische Dolomite b e k a n n t , die sich auf Sodaseen und M a g n e s i u m k a r b o n a t führende Seen (Balchaschsee) verteilen; ferner gibt es lagunär (in Salz- und Süßwasserlagunen) entstandene Dolomite; schließlich sind marine Dolomite sowohl in randlichen, halbisolierten Teilen als auch in den zentralen Teilen früherer (paläozoischer) Meeresbecken vorhanden. Abbildung 1, die dem A u f s a t z entnommen wurde, zeigt die Faziesverhältnisse der Dolomitbildung sowie das A u s m a ß der Dolomitbildung im Paläozoikum und in der Gegenwart. 2. T r o t z aller Verschiedenheit der Faziesverhältnisse gibt es nur zwei petrographisch verschiedene Dolomitt y p e n : Schichtdolomite und m e t a s o m a t i s c h e Dolomite. 3. Die Analyse der hydrochemischen Verhältnisse ergibt, daß in den meisten Fällen deutliche Anzeichen einer gewissen Versalzung vorhanden sind und daß in vielen F ä l l e n eine E r h ö h u n g der Alkalireserven und des p H Wertes erfolgte. Die Mineralbildung l ä u f t in der Richt u n g v o m K a l k s p a t z u m Dolomit, bei noch stärkerer Versalzung entstehen K a l k s p a t und Magnesit. Untersuchungen an rezenten Sodaseen zeigten folgendes E r g e b n i s : Bei einer Mineralisation des Wassers 1 ) n a c h : „Nachrichten der A k a d e m i e der Wissenschaften der U d S S R " (russ.), Geologische Reihe, Nr. 6/1958, S . 3 - 2 2 .

< 0 , 1 % fällt nur K a l k s p a t , darüber fällt Dolomit, der bei einer Mineralisation von 0 , 2 — 0 , 3 % 4 0 % der K a r b o nate a u s m a c h t ; bei einer Mineralisation von 1 % stellt d a n n Dolomit 90 — 1 0 0 % des Anteils der K a r b o n a t e . Untersuchungen in rezenten Magnesiumkarbonatseen ergaben, daß bei sehr hoher Mineralisation ( > 1 4 % ) der Dolomit f a s t vollständig verschwindet, es sedimentieren getrennt K a l k s p a t und Magnesit. In den heutigen Meeren entstehen keine Dolomite, sie waren dagegen für viele paläozoische Meere charakteristisch. 4. Die Dolomitbildung ist bei der Versalzung v o n Wasserbecken (auch Meeren) in ariden Zonen ein ganz gesetzmäßiger Vorgang. 5. Die aus der Abbildung zu ersehende s t a r k e Abnahme der Dolomitbildung im Vergleich z u m Paläozoik u m findet u. a. auch darin ihre E r k l ä r u n g , daß in der geologischen Vergangenheit eine stärkere Salzführung des Wassers der Meeresbecken, eine höhere Alkalireserve und ein höherer C 0 2 - G e h a l t des Wassers zu beobachten war. 6. In der Erdgeschichte f a n d eine nicht u m k e h r b a r e Evolution der Dolomitbildung s t a t t . In der Gegenwart, ist eine Reihe dolomitbildender Fazies „ a u s g e s t o r b e n " , insbesondere alle Fazies, die mit den Meeren in ariden Zonen zusammenhängen. Abbildung 2 illustriert die Veränderungen der Mineralparagenese i m Verlauf der Versalzung einer westlich des Urals im K u n g u r gelegenen L a g u n e und somit das in P u n k t 3 des R e f e r a t e s Gesagte. Im zweiten Abschnitt seines A u f s a t z e s verwirft N. M. STRACHOW die Konzeption von M. E . N o i N S K & S. G. WLSCHNJAKOW sowie von G. I. THEODOROWITSCH und legt seine eigene, 1951/52 entwickelte Vorstellung der Dolomitbildung dar. D a n a c h bestehen Kontinentale Wasserbecken der ariden Zone

Sodaseen

Handliche Meerestei/e in der ariden Zone

Zentrale Meerestei/e

In der Im warmen Uagneuum- Kalzium- Versalz. Versah, Süßwasser ariden Klima bei karbonat- karbonat Lagunen rand/iche Lagunen Zone normalen .Seen Seen (versahen) Salzgehalt Meeresteüi I. Gegt nwärtige geoiog/s,De [focht

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Abb. 1. Faziesverhältnisse der Dolomitbildung. Die Schichtdolomite (sedimentären Dolomite) sind durch Rechtecke, die fleckig-linsenartigen metasomatischen Dolomite (sedimentärdiagenetischen Dolomite) sind durch Kreise gekennzeichnet

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

STRACHOW / Zur Bildung dolomitischer Gesteine

78 es sich bei ihrer E n t s t e h u n g u m einen plötzlichen Vorgang. Die Geschichte berichtet von einem solchen bei der Erweiterung des Arendsees, und auch heute noch erleben wir z. B . in Thüringen den E i n s t u r z von Erdfällen über Auslaugungen. Wenn der Verf. in so vielem mit L l E D T K E nicht einig gehen konnte, so b e d a u e r t er das. Aber, wie eingangs

betont, ist gerade auf diesem, Geologen wie Geographen gleicherweise interessierenden Gebiet der Glazialseen eine klare Definition und Gliederung ohne unnötige Neuerungen sehr wünschenswert. E s sei g e s t a t t e t , auch unsererseits einen Gliederungsvorschlag zu machen. Die konkurrierenden Benennungen sind in K l a m m e r n beigefügt. Beispiele kennzeichnen die Entstehungsweise (s. S. 77).

Tatsachen und Hypothesen zum Problem der Bildung dolomitischer Gesteine 1 ' N. M. STRACHOW,

Moskau

D a die F r a g e der Dolomitbildung bekanntlich zu den schwierigsten Problemen der theoretischen Lithologie gehört und besonders den angehenden Wissenschaftlern gewisse Schwierigkeiten bereitet, weil viele widersprüchliche Ansichten existieren, h a t es N\ M. STRACHOW unternommen, d a s in den letzten 10 J a h r e n bekanntgewordene T a t s a c h e n m a t e r i a l zusammenzustellen, welches „ b e i objektiver B e t r a c h t u n g die Grenzen der theoretischen Erörterungen wesentlich einengt und die genetischen F o r s c h u n g e n i n e i n e b e s t i m m t e r e Richtung l e n k t " . N. M. STRACHOW gliedert seinen A u f s a t z in drei Abschnitte. Im ersten Abschnitt werden ausführlich die wesentlichsten T a t s a c h e n behandelt, die sich auf die T y p e n und die faziellen Verhältnisse der Bildung dolomitischer Gesteine beziehen. Der zweite Abschnitt gibt eine Analyse der wichtigsten über die Dolomitbildung veröffentlichten Hypothesen sowie ihre K r i t i k durch den Verfasser. Der dritte Abschnitt ist der Darstellung des v o n N. M. STRACHOW entwickelten S c h e m a s der Dolomitbildung gewidmet, worin alle neueren T a t s a c h e n Berücksichtigung finden Im ersten Abschnitt werden 6 wesentliche P u n k t e angeführt (geologischer und z u m Teil geochemischer N a t u r ) , die bei der Behandlung der Genese der Dolomite zu beachten sind. 1. Die Dolomite entstehen unter sehr verschiedenartigen faziellen Verhältnissen. Gegenwärtig sind limnische Dolomite b e k a n n t , die sich auf Sodaseen und M a g n e s i u m k a r b o n a t führende Seen (Balchaschsee) verteilen; ferner gibt es lagunär (in Salz- und Süßwasserlagunen) entstandene Dolomite; schließlich sind marine Dolomite sowohl in randlichen, halbisolierten Teilen als auch in den zentralen Teilen früherer (paläozoischer) Meeresbecken vorhanden. Abbildung 1, die dem A u f s a t z entnommen wurde, zeigt die Faziesverhältnisse der Dolomitbildung sowie das A u s m a ß der Dolomitbildung im Paläozoikum und in der Gegenwart. 2. T r o t z aller Verschiedenheit der Faziesverhältnisse gibt es nur zwei petrographisch verschiedene Dolomitt y p e n : Schichtdolomite und m e t a s o m a t i s c h e Dolomite. 3. Die Analyse der hydrochemischen Verhältnisse ergibt, daß in den meisten Fällen deutliche Anzeichen einer gewissen Versalzung vorhanden sind und daß in vielen F ä l l e n eine E r h ö h u n g der Alkalireserven und des p H Wertes erfolgte. Die Mineralbildung l ä u f t in der Richt u n g v o m K a l k s p a t z u m Dolomit, bei noch stärkerer Versalzung entstehen K a l k s p a t und Magnesit. Untersuchungen an rezenten Sodaseen zeigten folgendes E r g e b n i s : Bei einer Mineralisation des Wassers 1 ) n a c h : „Nachrichten der A k a d e m i e der Wissenschaften der U d S S R " (russ.), Geologische Reihe, Nr. 6/1958, S . 3 - 2 2 .

< 0 , 1 % fällt nur K a l k s p a t , darüber fällt Dolomit, der bei einer Mineralisation von 0 , 2 — 0 , 3 % 4 0 % der K a r b o nate a u s m a c h t ; bei einer Mineralisation von 1 % stellt d a n n Dolomit 90 — 1 0 0 % des Anteils der K a r b o n a t e . Untersuchungen in rezenten Magnesiumkarbonatseen ergaben, daß bei sehr hoher Mineralisation ( > 1 4 % ) der Dolomit f a s t vollständig verschwindet, es sedimentieren getrennt K a l k s p a t und Magnesit. In den heutigen Meeren entstehen keine Dolomite, sie waren dagegen für viele paläozoische Meere charakteristisch. 4. Die Dolomitbildung ist bei der Versalzung v o n Wasserbecken (auch Meeren) in ariden Zonen ein ganz gesetzmäßiger Vorgang. 5. Die aus der Abbildung zu ersehende s t a r k e Abnahme der Dolomitbildung im Vergleich z u m Paläozoik u m findet u. a. auch darin ihre E r k l ä r u n g , daß in der geologischen Vergangenheit eine stärkere Salzführung des Wassers der Meeresbecken, eine höhere Alkalireserve und ein höherer C 0 2 - G e h a l t des Wassers zu beobachten war. 6. In der Erdgeschichte f a n d eine nicht u m k e h r b a r e Evolution der Dolomitbildung s t a t t . In der Gegenwart, ist eine Reihe dolomitbildender Fazies „ a u s g e s t o r b e n " , insbesondere alle Fazies, die mit den Meeren in ariden Zonen zusammenhängen. Abbildung 2 illustriert die Veränderungen der Mineralparagenese i m Verlauf der Versalzung einer westlich des Urals im K u n g u r gelegenen L a g u n e und somit das in P u n k t 3 des R e f e r a t e s Gesagte. Im zweiten Abschnitt seines A u f s a t z e s verwirft N. M. STRACHOW die Konzeption von M. E . N o i N S K & S. G. WLSCHNJAKOW sowie von G. I. THEODOROWITSCH und legt seine eigene, 1951/52 entwickelte Vorstellung der Dolomitbildung dar. D a n a c h bestehen Kontinentale Wasserbecken der ariden Zone

Sodaseen

Handliche Meerestei/e in der ariden Zone

Zentrale Meerestei/e

In der Im warmen Uagneuum- Kalzium- Versalz. Versah, Süßwasser ariden Klima bei karbonat- karbonat Lagunen rand/iche Lagunen Zone normalen .Seen Seen (versahen) Salzgehalt Meeresteüi I. Gegt nwärtige geoiog/s,De [focht

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Abb. 1. Faziesverhältnisse der Dolomitbildung. Die Schichtdolomite (sedimentären Dolomite) sind durch Rechtecke, die fleckig-linsenartigen metasomatischen Dolomite (sedimentärdiagenetischen Dolomite) sind durch Kreise gekennzeichnet

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

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CHRYPLOFF / M a k r o f a u n a der B o h r u n g W e r l e 5

A b b . 2. V e r ä n d e r u n g e n der Mineralparagonese im Verlauf der V e r s a l z u n g einer westlich des Urals i m K u n g u r gelegenen Lagune Auf der Abzisse — Salzgehalt des W a s s e r s (in % ) ; auf der Ordinate — Int e n s i t ä t der K a l k s p a t - , Dolomit- und Magnesitfällung (nach N. M. S T R A CHOW und A . T. Z W E T K O W )

zwischen Schichtdolomiten und metasomatischen Dolomiten keine prinzipiellen genetischen Unterschiede. In beiden Fällen fiel die dolomitische S u b s t a n z aus dem dicht über dem Meeresboden befindlichen Wasser im S t a d i u m der Sedimentgenese aus. Bei Bildung der Schichtdolomite fehlte allerdings eine Beimengung von K a l k s p a t oder sie war nur in geringfügiger Q u a n t i t ä t vorhanden, während sie bei der E n t s t e h u n g der gefleckten (metasomatischen) Dolomite bedeutend oder sogar sehr groß war. Vorläufig ergab sich aber dessenungeachtet eine gleichmäßige Verteilung der dolomitischen und der C a C 0 3 - S u b s t a n z a m Meeresgrund. Bei der Diagenese erfolgte d a n n eine energische Neuverteilung der dolomitischen Komponente, die sich an bestimmten Stellen konzentrierte und Linsen, Stöcke und andere unregelmäßige K ö r p e r bildete. Im dritten Abschnitt sagt N. M. STRACHOW, daß der Mechanismus der Fällung von Magnesiumver-

bindungen aus dem Wasser im Paläozoikum anders war als heute. Wie bereits gesagt, war die A t m o s p h ä r e damals reicher an C 0 2 und die Alkalireserve dementsprechend höher. Man darf daher annehmen, daß der Gehalt an dolomitischer S u b s t a n z im Meerwasser nahezu an der Sättigungsgrenze lag. Nur im ariden K l i m a war es möglich, daß irgendein Meeresteil die Verbindung mit der Hauptwassermenge verlor und zu versalzen begann. Die dolomitische Substanz erreichte bald den Sättigungsgrad und fiel als feinkörniges primäres Sediment aus. In den weiteren Ausführungen beschäftigt sich der Verfasser noch eingehend mit den Löslichkeitsverhältnissen und der gegenseitigen Reaktion der verschiedenen Komponenten. Die Schichtdolomite entstanden in der beschriebenen Weise; die Genese der metasomatischen Dolomite ist etwas komplizierter. Sie entstanden bei etwas geringerem Salzgehalt des Wassers, als das bei dem „ n o r m a l e n " Dolomiten der Fall war. Dadurch ergab sich eine geringere Dolomitfällung, und der Gehalt im frischen Sediment war entsprechend geringer. Im S t a d i u m der Diagenese setzten dann umfangreiche Stoffwanderungen ein, die zur Anreicherung an bestimmten Stellen führten und den metasomatischen Dolomiten ihr heutiges Gepräge gaben. Diese Dolomite (von STRACHOW auch als sedimentär-diagenetisch bezeichnet) entstanden zum Teil in den randlichen versalzten Zonen der paläozoischen Meere, a m Ubergang von den a m stärksten mineralisierten Teilen zu den Teilen mit normaler Mineralisation. A m verhreitetsten sind jedoch die metasomatischen Dolomite in den zentralen, etwas versalzten Teilen der Karboimieere der Russischen Tafel. Referiert von W .

OESTREICH

Bemerkungen über die Auswertung der Makrofauna der Unterkreide in der Bohrung Werle 5 GREGOR CHRYPLOFF,

Berlin

Schon seit einiger Zeit beschäftigt sich Verf. mit der deutschen Unterkreide und hat währenddessen brauchbares Material, besonders a u s dem Gebiet von Werle, wo die Untere Kreide gut ausgebildet ist, und außerdem a u s den Bohrungen Dabendorf und Schünow südlich von Berlin zusammengestellt. Da Verf. bei seinen Untersuchungen eine umfangreiche und vielseitige Literatur über die Untere Kreide zu R a t e gezogen h a t , ist er in der L a g e , einige Schlüsse zu ziehen. Verf. hat schon in einer früheren Veröffentlichung (CHRYPLOFF 1957b) festgestellt, daß außer einigen anderen Formationen vor allem die deutsche Kreide noch nicht revidiert worden ist. Die hier vorliegende Mitteilung möchte Verf. daher schon als einen Versuch zu einer Revision betrachten, die sich gewöhnlich nach monographischen Erstbearbeitungen als notwendig erweist. Weil m a n zumindest für die deutsche Untere K r e i d e noch keine Neubearbeitung großen Stils in Angriff genommen hatte, so h a t m a n eben in Werle alpine F o r m e n gefunden, die aus Deutschland vordem völlig unbekannt waren. Da Verf. schon wiederholt über diese F r a g e n geschrieben h a t (CHRYPLOFF 1957a und b), soll hier nicht mehr auf diese Dinge eingegangen werden. E s ist k a u m verständlich, daß im westlichen E u r o p a

manche Wissenschaftler die Evolutionstheorie nicht anwenden. E s sieht so aus, als ob einige Paläontologen bisweilen noch die Meinung der Katastrophentheoretiker, beispielsweise d'ORBIGNY, vertreten. E s gibt in der Kreide Tierarten, die schon seit langem im alpinen E u r o p a bekannt sind, aber von einigen Autoren nicht mit denen verglichen werden, die von ihnen im außeralpinen R a u m gefunden worden sind. Diese Autoren entwickeln stattdessen oft neue Arten. Außerdem liegt das Hauptinteresse bei der Wanderung der F a u n a und nicht bei der Entwicklung an Ort und Stelle. E s ist deshalb notwendig, eine Paläog'eographie zu schaffen, die so exakt wie irgend möglich sein muß. Alle diese Dinge sind in Deutschland und auch anderwärts noch nicht weit genug gediehen, da m a n in den meisten Fällen die Paläogeographie entweder überhaupt vernachlässigt oder aber mit allzuviel Phantasie betrieben hat. Über die Wanderung der F a u n a in der Unteren Kreide hat Verf. schon einen A u f s a t z geschrieben (CHRYPLOFF 1958b), der im Augenblick als Arbeitshypothese dienen kann. Die damaligen Ausführungen aber sind sehr allgemein gehalten, da Verf., wie dort schon gesagt, nicht alle Ergebnisse der Bohrungen in Westdeutschland, in Polen und selbst in der D D R erhalten hat.

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

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CHRYPLOFF / M a k r o f a u n a der B o h r u n g W e r l e 5

A b b . 2. V e r ä n d e r u n g e n der Mineralparagonese im Verlauf der V e r s a l z u n g einer westlich des Urals i m K u n g u r gelegenen Lagune Auf der Abzisse — Salzgehalt des W a s s e r s (in % ) ; auf der Ordinate — Int e n s i t ä t der K a l k s p a t - , Dolomit- und Magnesitfällung (nach N. M. S T R A CHOW und A . T. Z W E T K O W )

zwischen Schichtdolomiten und metasomatischen Dolomiten keine prinzipiellen genetischen Unterschiede. In beiden Fällen fiel die dolomitische S u b s t a n z aus dem dicht über dem Meeresboden befindlichen Wasser im S t a d i u m der Sedimentgenese aus. Bei Bildung der Schichtdolomite fehlte allerdings eine Beimengung von K a l k s p a t oder sie war nur in geringfügiger Q u a n t i t ä t vorhanden, während sie bei der E n t s t e h u n g der gefleckten (metasomatischen) Dolomite bedeutend oder sogar sehr groß war. Vorläufig ergab sich aber dessenungeachtet eine gleichmäßige Verteilung der dolomitischen und der C a C 0 3 - S u b s t a n z a m Meeresgrund. Bei der Diagenese erfolgte d a n n eine energische Neuverteilung der dolomitischen Komponente, die sich an bestimmten Stellen konzentrierte und Linsen, Stöcke und andere unregelmäßige K ö r p e r bildete. Im dritten Abschnitt sagt N. M. STRACHOW, daß der Mechanismus der Fällung von Magnesiumver-

bindungen aus dem Wasser im Paläozoikum anders war als heute. Wie bereits gesagt, war die A t m o s p h ä r e damals reicher an C 0 2 und die Alkalireserve dementsprechend höher. Man darf daher annehmen, daß der Gehalt an dolomitischer S u b s t a n z im Meerwasser nahezu an der Sättigungsgrenze lag. Nur im ariden K l i m a war es möglich, daß irgendein Meeresteil die Verbindung mit der Hauptwassermenge verlor und zu versalzen begann. Die dolomitische Substanz erreichte bald den Sättigungsgrad und fiel als feinkörniges primäres Sediment aus. In den weiteren Ausführungen beschäftigt sich der Verfasser noch eingehend mit den Löslichkeitsverhältnissen und der gegenseitigen Reaktion der verschiedenen Komponenten. Die Schichtdolomite entstanden in der beschriebenen Weise; die Genese der metasomatischen Dolomite ist etwas komplizierter. Sie entstanden bei etwas geringerem Salzgehalt des Wassers, als das bei dem „ n o r m a l e n " Dolomiten der Fall war. Dadurch ergab sich eine geringere Dolomitfällung, und der Gehalt im frischen Sediment war entsprechend geringer. Im S t a d i u m der Diagenese setzten dann umfangreiche Stoffwanderungen ein, die zur Anreicherung an bestimmten Stellen führten und den metasomatischen Dolomiten ihr heutiges Gepräge gaben. Diese Dolomite (von STRACHOW auch als sedimentär-diagenetisch bezeichnet) entstanden zum Teil in den randlichen versalzten Zonen der paläozoischen Meere, a m Ubergang von den a m stärksten mineralisierten Teilen zu den Teilen mit normaler Mineralisation. A m verhreitetsten sind jedoch die metasomatischen Dolomite in den zentralen, etwas versalzten Teilen der Karboimieere der Russischen Tafel. Referiert von W .

OESTREICH

Bemerkungen über die Auswertung der Makrofauna der Unterkreide in der Bohrung Werle 5 GREGOR CHRYPLOFF,

Berlin

Schon seit einiger Zeit beschäftigt sich Verf. mit der deutschen Unterkreide und hat währenddessen brauchbares Material, besonders a u s dem Gebiet von Werle, wo die Untere Kreide gut ausgebildet ist, und außerdem a u s den Bohrungen Dabendorf und Schünow südlich von Berlin zusammengestellt. Da Verf. bei seinen Untersuchungen eine umfangreiche und vielseitige Literatur über die Untere Kreide zu R a t e gezogen h a t , ist er in der L a g e , einige Schlüsse zu ziehen. Verf. hat schon in einer früheren Veröffentlichung (CHRYPLOFF 1957b) festgestellt, daß außer einigen anderen Formationen vor allem die deutsche Kreide noch nicht revidiert worden ist. Die hier vorliegende Mitteilung möchte Verf. daher schon als einen Versuch zu einer Revision betrachten, die sich gewöhnlich nach monographischen Erstbearbeitungen als notwendig erweist. Weil m a n zumindest für die deutsche Untere K r e i d e noch keine Neubearbeitung großen Stils in Angriff genommen hatte, so h a t m a n eben in Werle alpine F o r m e n gefunden, die aus Deutschland vordem völlig unbekannt waren. Da Verf. schon wiederholt über diese F r a g e n geschrieben h a t (CHRYPLOFF 1957a und b), soll hier nicht mehr auf diese Dinge eingegangen werden. E s ist k a u m verständlich, daß im westlichen E u r o p a

manche Wissenschaftler die Evolutionstheorie nicht anwenden. E s sieht so aus, als ob einige Paläontologen bisweilen noch die Meinung der Katastrophentheoretiker, beispielsweise d'ORBIGNY, vertreten. E s gibt in der Kreide Tierarten, die schon seit langem im alpinen E u r o p a bekannt sind, aber von einigen Autoren nicht mit denen verglichen werden, die von ihnen im außeralpinen R a u m gefunden worden sind. Diese Autoren entwickeln stattdessen oft neue Arten. Außerdem liegt das Hauptinteresse bei der Wanderung der F a u n a und nicht bei der Entwicklung an Ort und Stelle. E s ist deshalb notwendig, eine Paläog'eographie zu schaffen, die so exakt wie irgend möglich sein muß. Alle diese Dinge sind in Deutschland und auch anderwärts noch nicht weit genug gediehen, da m a n in den meisten Fällen die Paläogeographie entweder überhaupt vernachlässigt oder aber mit allzuviel Phantasie betrieben hat. Über die Wanderung der F a u n a in der Unteren Kreide hat Verf. schon einen A u f s a t z geschrieben (CHRYPLOFF 1958b), der im Augenblick als Arbeitshypothese dienen kann. Die damaligen Ausführungen aber sind sehr allgemein gehalten, da Verf., wie dort schon gesagt, nicht alle Ergebnisse der Bohrungen in Westdeutschland, in Polen und selbst in der D D R erhalten hat.

Zeitschrift für angewandte Geologie ( 1 9 5 9 ) Heft 2

80 Da eine Revision noch fehlt, findet man für die Unterkreide viele Formen angegeben, die in die Mittlere oder Obere Kreide gehören, wofür Verf. einige Beispiele geben wird. Zur Bohrung Werle 5 muß gesagt werden, daß bei den Bohrarbeiten große Kernverluste auftraten. Da die wichtigsten Leitfossilien, die Ammoniten, selten sind, ist es sehr schwierig, die einzelnen Stufen genau festzulegen. Selbst die Mikropaläontologie kann hier wenig helfen. Dennoch ist die Bohrung Werle 5 von besonderem biostratigraphischem Interesse, obwohl sie weiterhin im Vergleich zu den Bohrungen Werle 3, 4 und 4 e , die noch nicht ganz durchgearbeitet sind und später veröffentlicht werden sollen, durch große Faunenarmut gekennzeichnet ist. Diese Faunenarmut erklärt sich aus den Lebensbedingungen, die weiter unten erklärt werden sollen. E s ergeben sich hier einige interessante paläontologische Fragen. 1. Das Vorkommen alpiner Brachiopoden

Von alpinen Brachiopoden konnte z. B . Peregrinella peregrina d'ORB. nachgewiesen werden. E s handelt sich wohl zweifelsohne um diese Art, auch wenn man infolge der Beschädigung des vorliegenden Exemplars die Bestimmung nicht mit hundertprozentigerGewißheit durchführen kann. Interessant ist die Tatsache, daß diese Art in der alpinen Geosynklinale für das-Obere Hauterive charakteristisch ist, während sie in Nordamerika an der Küste des Stillen Ozeans (Kalifornien) im Valendis auftritt. Sie wird in der Bohrung Werle 5 im unteren Hauterive angetroffen. Infolge des Kernverlustes und dadurch, daß die Kerne von anderen Bohrungen erst teilweise untersucht sind, kann Verf. noch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob diese Brachiopoden aus Nordamerika (etwa aus der Gegend von Kalifornien) durch das boreale Becken über Westskandinavien und Mecklenburg in die alpine Zone eingewandert sind. Dem Verfasser scheint das aber jetzt ganz wahrscheinlich (CHRYPLOFF 1958 a). 2 . Das T o r k o m m e n von Pecten orbicularis S O W

Diese Art ist in der Unter- und Oberkreide Englands, Frankreichs, der Schweiz usw. verbreitet und war früher auch in Deutschland unter derselben Bezeichnung bekannt. Um die Jahrhundertwende wurden von A. WOLLEMANN (1896 und 1900) zwei neue Arten unterschieden : Pecten lohmanni und P. germanicus. Hierbei bezeichnet WOLLEMANN zunächst P. lohmanni alsVariet ä t von P. orbicularis-, später rechnet er jedoch diese Varietät zu Pecten germanicus. E s ist unverständlich, wovon WOLLEMANN sich bei dieser Bestimmung und Beurteilung der Fossilien leiten ließ. Wenn man seine neuen Arten in der Tabelle von WOODS mit P. orbicularis SOW. vergleicht, wird es ganz klar, daß zwischen Pecten orbicularis und P. germanicus kein Unterschied besteht. Die Beschreibung bei WOLLEMANN bringt auch keine diagnostischen Unterschiede und kommt eher einer sinnlosen Zersplitterung der Arten gleich, worüber Verf. schon mehrere Male schrieb. Hier macht sich die Schule von KOENENS bemerkbar. WOLLEMANNS Hauptargument besteht darin, daß der echte P. orbicularis aus Upper-greensand ( = Cenoman) stammt. Die Monographie von WOODS über Pecten und andere Mollusken erschien im J a h r e 1902, zwei J a h r e nach der Monographie von WOLLEMANN, der jedoch seine Position nicht änderte. WOODS dagegen betrachtete alles

CHRYPLOFF / Makrofauna der Bohrung Werle 5

vom Standpunkt der Evolution, wobei er oft in das andere E x t r e m verfiel; er faßte die Arten zu sehr zusammen, was jedoch als ein weitaus geringerer Fehler anzusehen ist als eine sinnlose Zersplitterung. Daher hat Verf. überall die Bezeichnung P. orbicularis S o w . gebraucht. 3 . Das Vorkommen von Fholadomyen

Diese Frage soll hier angeschnitten werden, da in Werle eine neue Form aufgefunden wurde, die sich der Größe nach von Ph. minuta de LOR. unterscheidet. Vorläufig besitzt Verf. nur ein gut erhaltenes Exemplar, und da noch mehr Material erwartet wird, scheidet Verf. bis jetzt keine neue Art aus, zumal es sich auch um eine Varietät der Ph. minuta handeln kann. Die übrigen Pholadomyen sind verhältnismäßig schlecht erhalten, und es lohnt sich nicht, sie zu beschreiben. 4 . Das Vorkommen der Aucellinen

Diese Formen, die von POMPECKJ (1901) und A. PAVLOFF (1907) besonders gut ausgearbeitet wurden, sind hauptsächlich in der Mittleren und teilweise in der Oberen Kreide anzutreffen. Ihre Zahl ist verhältnismäßig gering, und sie sind wahrscheinlich aus dem borealen Becken eingewandert. Die am meisten verbreiteten Formen davon sind: A. aptiensis d'ORB. und A. gryphaeoides Sow. In Deutschland war es wieder WOLLEMANN (1908), der neue Arten wie A. major, A. quasi und A. maxima schuf. Dem Verfasser erscheint es jedoch, als ob es sich dabei in Wirklichkeit um A. aptiensis d'ORB, A. gryphaeoides S o w . oder vielleicht um lokale Varietäten dieser zwei Arten und nicht um davon zu trennende eigene Arten handelt. 5 . Das V o r k o m m e n von Rudisten

Verfasser hat in einer vorläufigen Mitteilung über die Untere Kreide Deutschlands (CHRYPLOFF 1957 a) bemerkt, daß man in der Gegend von Werle kleine Rudisten gefunden hat, die schwierig zu präparieren sind. In der Bohrung Werle 8 gab es unzweifelhaft einen Rudisten (Monopleura cf. eurystoma P. et C., Teufe 7 3 3 , 4 5 - 7 3 5 , 7 0 m, 0,50 m v. Kopf), aber es ist sehr schwierig, diesen von einer Ostrea zu unterscheiden, die ebenfalls in Deutschland unbekannt ist [O. bellaunensis CoQ.), und man muß warten, bis man andere Exemplare findet. In der Bohrung Werle 5 ( 8 7 8 , 3 0 - 8 8 6 , 3 0 m, 0,25 m v. Kopf) hat man ebenso zwei sehr zweifelhafte Exemplare gefunden, welche ebenfalls Ostreen sein können. Allein in der Bohrung Werle 4 haben wir schon deutliche Rudisten, aber sie werden erst später diskutiert werden. 6.

Zusammenfassung

Leitende Formen wie einige Ammoniten und Belemniten sind in dieser Bohrung nur in Gestalt sehr seltener und unvollständiger Bruchstücke vertreten; sie können daher, noch dazu, da die Auswertung durch die hohen Kernverluste erschwert wird, nicht viel zur Klärung der Stratigraphie beitragen. Von der oberen Unterkreide (Apt und Alb) sind nur wenige Kernbruchstücke vorhanden, so daß darüber vorläufig nichts gesagt werden kann. Auch die für die Gesamtbetrachtung wichtige Klärung der Paläogeographie wird durch die schon erwähnten großen Kernverluste erschwert. Zwischen der Unterkreide und dem Wealden kennt man infolgedessen keine

Zeitschrift für angewandte Geologie (1969) Heft 2

81

CHRYPLOFF / M a k r o f a u n a der B o h r u n g W e r l e 5

Nachgewiesene Fossilien Aucellina gryphaeoides Sow. (= maxima W O L L . = Inocer. coquandianus d'ORB.; mehrere Exemplare). Lima cf. pulchella ? d ' O R B . ( J u v . , Steinkern). Lima (Limea) cf. pulchella? d ' O R B . ( J u v . , s o n s t im Senon). Ozyteuthis cf. bruns• vicensis v. S T R O M . (Bruchstück).

Gesteine

Feinkörniger, hellg r a u e r , e t w a s sandiger u n d sehr lehmiger Mergel (Argillit)

Stratigraphische Stellung Mittelalb?

Mittelalb?

Mittelgrauer, h a r t e r , MittelBarrlme sandiger u. sehr kalkiger Mergel m. e t w a s Glaukonitschichten. Leda (Nuculana) ma- Mittelgrauer, sehr riae d ' O R B . sandiger Mergel, m i t Leda cf. scapha sehr wenig G l a u k o n i t d'ORB. u. G l i m m e r s p u r e n . ( J u v . u. schlecht erh a l t e n = L. subcanellata? H A R B . ) . Venus dupiniana d'ORB. Pholadomya s p . n o v a ? Mittelgrauer, h a r t e r , ( G r u p p e Ph. pauci- sandiger, sehr kalcosta, i. E u r o p a , äh- kiger Mergel oder nelt der Ph. guittie- besser k a l k i g e r Sandroni P . et. C. s t e i n m . L e h m und Glaukonitspuren. Venus sp. ( J u v . T y p e H a r t e r , m i t t e l g r a u e r , s a n d i g e r Mergel m. V. vendoperana d ' O R B . ) G l a u k o n i t u n d Glimmerspuren. Kalkiger Lavignon (Teilina) S a n d s t e i n v. oben. elementine d ' O R B . (Juv.) Oxyteuthis cf. pugio STOLL. (Juv.). Belemnites sp. D u n k e l g r a u e r , sandi(Bruchstück). ger Mergel m. e t w a s Avicula cf. comue- G l a u k o n i t u n d Glimmerspuren. liana d ' O R B . (Bruchst.). Venus vendoperana d'ORB. (Juv.). B r u c h s t ü c k der Pholodomya sp. n o v a . Pholadomya sp. n o v a (wie oben). Avicula (Pteria) sp. ( J u v . , schlecht erh a l t e n , T y p e A. cornueliana d ' O R B . ) . Lima cf. cottaldinu d ' O R B . (Bruchstück) Axtarte numismalis, d ' O R B . ( V e r d r ü c k t u. schlecht e r h a l t e n ) . Avicula cf. cor nueliana d ' O R B . Lima cf. minuta ? ( r f d f , (schlecht erhalt e n , k a n n a u c h L. exquisita de L O R . sein). Area cf. raulini M i t t e l g r a u e r , sehr d ' O R B . (schlecht er- s a n d i g e r Mergel m . halten). e t w a s G l a u k o n i t u. Glimmer. Pecten cf. orbicula- M i t t e l g r a u e r , h a r t e r , sehr sandiger Mergel ris S O W . ( J u v . ) . m. wenig K a l k u. m. S p u r e n v o n G l a u k o n i t u. Glimmer. Pinna cf. robinaldina M i t t e l g r a u e r , h a r t e r , s a n d i g e r Mergel m. d ' O R B . (Bruchetwas Glaukonit und stück). Glimmer.

OberHauterive.

T e u f e i . M.

Nachgewiesene Fossilien

Gesteine

860,00-868,30 Exogyra cf. etalloni M i t t e l g r a u e r , h a r t e r , 2,55 v. Kopf. P. et. C. (Bruch- sandiger Mengel m. stücke). etwas Glaukonit und Glimmer. Lima sp. ( T y p L. 860,00-868,30 minuta Gif. oder L. 2,65 v. K o p f . exquisita de LOR., schlecht e r h a l t e n ) . Pecten cf. cottaldinus d'ORB. (Bruchstück, Ohren a b g e s c h n i t t e n . couloni 860,00-868,30 Exogyra 2,80 v. K o p f . D E F R . (Bruchstück). 860,00-868,30 Rhynchonella cf. 2,85 v. K o p f . multiformis? ROEM. (schlecht erhalten). 860,00-868,30 Lima cf. minuta % G L F . (schlecht erhalten) . 860,00-868,30 Rhynchonella sp. 3,05 v. Kopf ( T y p R. valangiensis de L O R . sehr schlecht erhalten). 860,00-868,30 Astarte cf. subcostata 3,45 v. Kopf. d ' L O R B . Pinna cf. robinaldina d'ORB. (Bruchstükke). 860,00-868,30 Ammonites sp. (Type 3,65 v. Kopf. Platylenticeras reguläre v. K O E N E N , schlecht e r h a l t e n , verdrückt. Pholadomya s p . n o v a ? ( B r u c h s t ü c k ) . Perna sp. (kleine Form, Bruchstück). 860,00-868,30 Pecten, sp. (Type P . 3,80 v. Kopf. orbicularis SOW.). Astarte numismalis d'ORB. Terebratula sp. i n d e t . (Bruchstück). Lima sp. (schlecht erhalten). 860,00-868,30 Lima sp. (Lima ex3,95 v. Kopf. quisit a? de LOR.), schlecht e r h a l t e n . 860,00-868,30 4,00 v. K o p f .

860,00-868,30 860,00-868,30 4,80 v. K o p f . 860,00-868,30 4,85 v. Kopf.

860,00-868,30 5,10 v. K o p f .

Mittelgrauer, sandiger, sehr kalkiger Mergel mit etwas G l a u k o n i t u. Glimmer.

D u n k e l g r a u e r , sandiger Mergel m. e t w a s G l a u k o n i t u. Glimmer.

D u n k e l g r a u e r , sandiger Mergel ra. e t w a s G l a u k o n i t u . Glimmer. Venus sp. indet. Mittelgrauer, h a r t e r , (schlecht erhalten). sehr sandiger Mergel Pholadomya sp. nova m. S p u r e n v o n Glauk o n i t u. Glimmer. Leda scapha d ' O R B . (=L. maasi? Woll.). Leda cf. marine d'ORB.(Bruchstück). Pholadomya cf. minuta de L O R . (Steht vielleicht zwischen Ph. minuta de L O R . u. Ph. obliqua d ' O R B . doch n e u e Formen). Thracia phillipsi D u n k e i g r a u e r , sandiROEM. ger Mergel ra. Glau-

(schlecht e r h a l t e n ) . k o n i t u. Astarte cf. numisma- s p u r e n . lis d ' O R B . (schlecht erhalten). 860,00-868,30 Lingula c f . truncata 5,15 v. K o p f . S O W . ( J u v . , schlecht erhalten). Thracia phillipsi R O E M . Thracia cf. neocomiensis? d' O R B . (Steinkern, etwas verdrückt).

Glimmer-

Strati graphische Stellung OberH a u t e r ive.

Z e i t s c h r i f t für a n g e w a n d t e G e o l o g i e ( 1 9 5 9 ) H e f t 2

82

CHRYPLOFF / M a k r o f a u n a d e r B o h r u n g W e r l e 5

Nachgewiesene Fossilien

Gesteine

Venus cf. dupiniana Dunkelgrauer, sandid'ORB. d'ORB. ger Mergel ra. Glaukonit und Glimmerspuren. Pholadomya sp .novat (Gruppe Pk. paucicosta ROEM. aus Kimmeridge,schlecht erhalten). Terebratula cf. aubersonensisl (schlecht erhalten). Pictet, / Pecten cf. striatopunctatus ROEM. (schlecht erhalten). Lima cf. cottaldina d' ORB. (schlecht erhalten, kann L. exquisita de LOR. sein). Pecten orbicularis SOW. (Juv.) Thracia cf. phillipsi ROEM. (schlecht erhalten). Panopea cf. cylindrica (Steinkern) P. et. C. Pholadomya sp. (Type Ph. alternans ROEM. Steinkern). Pecten orbicularis SOW. (kleine Form). Janira cf. atawa ROEM. (Fragment) Oxyteuthis pugio (STOLL.) (Fragment). Gervillia cf. forbesiana d'ORB. (ähnelt der G. aviculoides, DEFR.) (Bruchstück, schlecht erhalten). Pecten orbicularis Mittelgrauer, harter SOW. (mehrere klei- sandiger Mergel oder ne Exemplare). besser, sandiger Kalk, schwach lehmig mit Spuren von Glaukonit und Glimmer. Phragmocone von Mittelgrauer, sandiBelemnites jaculum ? ger Mergel m . SpuP H I L , (schlecht er- ren von Glaukonit halten). und Glimmer. Tkracia, cf. robinaldina d'ORB. (Juv.). Leda cf. marine d'ORB. (Juv.). Teilina sp. indet. (schlecht erhalten). Venus sp. (Type V. robinaldina d'ORB., kleines Exemplar). Leda sp. (Bruchst.). Venu s (Cyprimeria) cf. parva? SOW. (schlecht erhalten). Lima cf. royeriana d'ORB.(Bruchstück) Aucella cf. volgensis LAH. (schlecht er halten). Cyprina sp (C. sedgwicki? WAL K E R , Bruchstück) Area sp. (Type A nana LEYM.). Ano mia cf. pseudoradi ata d'ORB. (schlecht

Stratigraphische Stellung OberHauterive

Teufe i. M.

Nachgewiesene Fossilien

Gesteine

Stratigraphische Stellung

erhalten). Serpula cf. füiformis SOW. (Zahlreiche verdrückte Exemplare). Mittelgrauer, harter Ober868,30-878,30 Pecten orbicularis SOW. (kleine Form). sandiger und sehr 1,80 v. Kopf. Ii auteri ve kalkiger Mergel mit Spuren vonGlaukonit und Glimmer. 868,30-878,30 Pinna cf. robinaldina d'ORB. (Bruchstück. 2,25 v. Kopf. Venus cf. vendoperana d'ORB. (Juv.). Trochus sp. (schlecht erhalten). 868,30-878,30 Pecten cf. orbicularis SOW. ( = P. ger2,90 v. Kopf. manicus Woll.). Avicula cf. carteroniana d'ORB.(Bruchstück). 868,30-878,30 Panopea sp. (Type P. neocomiensis LEYM. 3,15 v. Kopf. (Bruchstück). Nucula cf. planala D E S H . (verdrückt). Nucula cf. gurgitis ? P. et. R. (verdrückt). Mittelgrauer, sandi868,30-878,30 Pecten orbicularis SOW. (Kleine For- ger und sehr kalkiger 3,40 v. Kopf. men, 2 Exemplare). Mergel ra. Spuren Pecten striatopuneta- von Glaukonit und tus ROEM. (kleine Glimmer. Formen, schlecht erhalten). A starte numismalis d'ORB. 868,30-878,30 östrea sp. (Steinkern E. elalloni ? P. et. C.). 3,55 v. Kopf. Pecten orbicularis SOW. (Bruchstück). 868,30-878,30 Leda sp. (Gruppe L. 3,80 v. Kopf. mariae d'ORB.) (schlecht erhalten). 868,30-878,30 Gervillia cf. aneeps 5,92 v. Kopf. DESH. (Bruchstükke, aber ähnelt der G.alpina P.et.R.»vielleicht derselben Art). Lima sp. indet. (schlecht erhalten). Astarte cf. substriafa LEYM. (schlecht erhalten). 868,30-878,30 Limaci. longa ROEM. Mittelgrauer, sandiger Mergel mit Spu6,00-6,09v.K. (schlecht erhalten). Thracia cf. phillipsi ren von Glaukonit und Glimmer. (schlecht erhalten). ROEM. 868,30-878,30 Pecten orbicularis 6,65 v. Kopf. SOW. (kleine Formen). Pecten strialopunctatu* ROEM*. (schlecht erhalten). 868,30-878,30 Anomia "sp. (Typ A. Mittelgrauer, harter schwach7,10 v. Kopf. laevigata -SOW., sehr sandiger, kalkiger Mergel mit schlecht erhalten). Schichten von Glaukonit. 868,30-878,30 Peregrinella cf. pere- Mittelgrauer, harter Untergrina (v. Buch) Hauterive. sandiger, s chwach7,65 v . K o p f . d'ORB. ( = P. multi- kalkiger Mergel mit carinata LAM., etwas Schichten von Glauschlecht erhalten). konit. 868,30-878,30 Peregrinella cf. peregrina d'ORB. ( = P. 7,70 v. Kopf. multicarinata LAM., Bruchst.).

Zeitschrift für angewandt« Geologie (1959) H e f t 2

CHRYPLOFF / Makrofauna der Bohrung Werle 5

Nachgewiesene Fossilien

Gesteine

83

Stratigraphische Stellung

Bdemnites sp. (Type Mittelgrauer, harter, Untersehr sandiger und Oxyteuthis jasikovi Hauterive kalkiger Mergel, m. L A H . Bruchstück). Glaukonit und Spuren von Glimmer. Peregrinella cf. pere- Mittelgrauer, harter, grina? d'ORB. ( = P . sehr sandiger und multicarinata LAM. sehr kalkiger Mergel, m. Glaukonit u. SpuBruchstück). Gyropleura sp. (äh- ren v. Glimmer, nelt der 0. valangien• Quarzbohnen. sis P. et. C., sehr schlecht erhalten). Exogyra cf. sinuata SOW. oder ein Rudiat? (schwer zu unterscheiden, schlecht erhalten). Pecten orbicularis SOW. (Bruchstück). Rhynchonellaci. mul- Mittelgrauer, sanditiformis ROEM. ger, sehr kalkiger (3 junge, schlecht er- Mergel m. Glaukonit haltene Exemplare). und Spuren v. GlimUnbestimmbare mer. Bruchstücke von verschiedenen Muscheln Panopen cf. neoco- Mittelgrauer, sandimiensis L E Y M . ger Mergel m. Spuren v. Glaukonit u. Glimmer. Crioceras cf. roemeri Mittelgrauer, sehr N. u. U. (Juv., pyri- sandiger u. sehr kaltisiert, Bruchstück z kiger Mergelm. Glau d. A.radiatusB'RV G.). konit. Trochus sp. indet. (schlecht erhalten u. pyritisiert). Pholadomya sp. (Type Ph. esmarki N I L S , oder atenuata ROEM., Bruchstück, schlecht erhalten). Avicula cf. cornueli- Mittelgrauer, sandi ana d'ORB. (Bruch- ger und sehr kalkistück). Gervillia sp. ger Mergel mit Glau(Type G. tenuicostata konit. P. et. C. Panopea cf. cylindri• ea P. et. C. (ähnelt auch der P. arcuata AG, schlecht erhal ten). Serpula cf. filiformis SOW. (Bruchstück) Cyprina sp. indet. (Bruchstück,schlecht erhalten). Pecten orbicularis SOW. (mehrere Exemplare) Cardita cf. tenuicostata ? SOW. (schlecht erhalten). Leda cf. vibrayana d'ORB. (schlecht erhalten).

Anthonya (Pfychomia) sp. (Steinkern), A starte numismalis d'ORB. (mehrere Exemplare). Dentalium sp. ( D , elipticum ? SOW. Schlecht erhalten, sonst im Gault).

Mittelgrauer, sandiger u. sehr kalkiger Mergel m. Glaukonit.

Nachgewiesene Fossilien 886,30-892,10 0,20 v. Kopf.

886,30-892,10 0,30 v. Kopf.

886,30-892,10 0,40 v. Kopf. 886,30-892,10 2,03 v . K o p f .

Anatina sp. (ähnelt der A. gurgitis P. et. R.). Venus sp. (unbestimmbar). Ammonites sp. (Bruchstück, unbestimmbar). Lima sp. (Type L. longa ROEM., schlecht erhalten). Serpula antiquata SOW. (mehrere Exemplare). Gervilia sp. (Type G. alpina d'ORB., Bruchstück). Leda cf. scapha d'ORB. ( = L. maasi W O L L . , schlecht erhalten). Exogyra cf. couloni Defr. (kleine Form).

886,30-892,10 2,15 v. Kopf.

Stratigraphische Stellung

Gesteine

Siliqua cf. aequilatera HARB. (= Solen dupinianus? d'ORB..

Mittelgrauer, sandiger u. sehr kalkiger Mergel m. etwas Glaukonit und Glimmer.

Unter•Hauterive

2 verschiedene Fazies! Mittelgrauer, sandiger glaukonitischer Mergel, schwach kalkig, und sandiger sehr kalkiger Mergel mit Glaukonitspuren. Mittelgrauer, sandiger Mergel mit Glaukonit und Glimmerspuren.

Übergangsschichten; m a n kann also nur darauf schließen, daß der Z e i t p u n k t der Transgression der U n t e r kreide f r a g l i c h bleiben muß. A n H a n d der erbohrten Sedimente läßt sich erkennen, daß die Schichten der B o h r u n g W e r l e 5 in einer t i e f e n abgeschlossenen kleinen Senke gebildet w u r d e n , besonders i m V e r g l e i c h zu der N a c h b o h r u n g W e r l e 8. D i e

Sedi-

m e n t e sind hier feinkörniger, woraus geschlossen w e r d e n kann, daß die K ü s t e n - und Brandungslinien verhältnism ä ß i g w e i t e n t f e r n t waren. Die A n w e s e n h e i t einer großen 'Menge P y r i t in allen K e r n e n und die a r m e Fauna, die sich größtenteils aus Bruchstücken v o n Fossilien zusammensetzt

und

nur

durch

einzelne,

gut

erhaltene

E x e m p l a r e besser v e r t r e t e n ist, zeigen jedoch, daß das L e b e n in dieser Senke w e g e n Ausscheidung v o n

H2S

spärlich, w e n n nicht gar unmöglich w a r und die Fauna erst nach d e m A b s t e r b e n dorthin gebracht w u r d e oder

Mittelgrauer, sandi-. ger Mergel m. Glaukonit u. Glimmerspuren.

z u f ä l l i g hingeriet und schnell starb. D i e Fossilien sind hier o f t pyritisiert. D i e in dem l e t z t e n A b s c h n i t t

ge-

machten

sie

Bemerkungen

sind nur eine V e r m u t u n g ;

müssen durch w e i t e r e Untersuchungen b e s t ä t i g t w e r d e n .

Literatur

Mittelgrauer, sandiger u. sehr kalkiger Mergel m. Glaukonit u. Spuren v. Glimmer. Mittelgrauer, sandiger Mergel m. Spuren von Glaukonit und Glimmer.

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Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

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HOHL / Zur A u s b i l d u n g der

P A W L O F F , A. : Enchaînement des Aucelles et Aucellines du Crétacé russe. N o u v . Mém. de la Soc. I m p . des N a t . de Moscou, T. X V I I , N. 1, 1907, Moscou. P I C T B T & C A M P I C H E : Terrains crétacés de St. Croix. Mat. pour la paléontologie suisse, V. I V et V. 1864 —1871 Genève. P O M P E C K J : Über Aucellen und aucellenähnliche Formen. N. J a h r b . Beilage B d . X I V , Berlin 1901. R O E M E R , A. F. : Die Versteinerungen des norddeutschen Oolithengebirges mit Nachtrag, 1836 - 1 8 3 9 . — Die Versteinerungen der norddeutschen Kreidegebirge, 1841. W E E R T H : Die F a u n a des Neocomsandsteins im Teutoburger Walde. Pal. Abh. I I , 1, 1884.

Geologieingenieure

W O L L E M A N N : K u r z e Übersicht . . . Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. B d . X L V I I I , 1896. — Die Bivalven und Gaatropoden des deutschen und holländischen Neocoms; Abh. d. K . p r . geol. L a n d e s a n s t a l t , N . F . , H . 31, 1900. — Die F a u n a des mittleren Gault von Algermissen. J a h r b . d. K . p r . geol. L a n d e s a n s t a l t , B d . X X I V , H . 1, 1903. — Die Bivalven und Gastropoden d. norddeutschen Gault (Aptiens et Albiens), idem, B d . X X V I I , H . 2, 1906. — Nachtrag . . . über die Bivalven und Gastropoden d. Unteren K r e i d e Norddeutschlands, idem, B d . X X I X , Teil I I , H . 1, 1908. W O O D S : Monograph of the cretaceous Lamellibranchia of E n g l a n d . P a l . Society, 1899 - 1 9 1 3 , London.

Zur Ausbildung der Geologieingenieure RUDOLF HOHL,

Freiberg/Sa.

Im R a h m e n der Diskussion über die Nachwuchsausbildung steht nicht nur die F r a g e der Diplomgeologen auf der Tagesordnung, sondern ebenso die der Geologieihgenieure. Über die Geologenausbildung an den Universitäten liegt bereits ein A u f s a t z v o m Verf. vor (HOHL 1957). N a c h eigener, wenn auch beschränkter Unterrichtserfahrung an der Bergingenieurschule „ G E O R G I U S A G R I C O L A " in Zwickau, nach Abschluß der diesjährigen Ingenieurprüfungen und auf Grund persönlicher E r f a h r u n g e n bei der Anleitung und Ausbildung v o n Zwickauer Geologieingenieur-Absolventen im täglichen Dienstbetrieb des Geologischen Dienstes soll nunmehr auf Vorschlag der R e d a k t i o n dieser Zeitschrift v o m Verf. im Interesse einer Verbesserung der Ausbildung in fachlicher und methodischer Hinsicht vor einem größeren Kreis Stellung genommen werden. Mit einigen Sätzen haben sich bereits K . PLETZSCH (1956) und J . POMPER (1957) geäußert, ohne näher auf den gesamten F r a g e n k o m p l e x einzugehen. E s ist dies auch deshalb nicht leicht, weil m. E . eine grundlegende Voraussetzung bis heute noch fehlt: e i n k l a r e s B e r u f s b i l d d e s G e o l o g i e i n g e n i e u r s . Weil dieses klare Berufsbild bisher nicht gegeben ist, wird an der einen Stelle von einem Geologieingenieur etwas anderes verlangt als an der anderen, zumal Geologieingenieure nicht nur bei der Staatlichen Geologischen Kommission, ihren Diensten und Betrieben, sondern auch bei der S D A G „ W i s m u t , bei Betrieben unseres volkseigenen B e r g b a u s (Kohle, Salz usw.), beim H a f e n b a u und an anderen Stellen eingesetzt werden, einmal auf dem Gebiet der Mineralerkundung, dann als Betriebsgeologen, als Berater, Gutachter usw. Ganz allgemein dürfte darüber k a u m ein Zweifel bestehen, daß die Fachschüler in Zwickau mit zu viel theoretischem Wissen belastet werden, das sie bei ihren späteren praktischen Aufgaben meist nicht recht verwenden können, während die angewandt-praktische Seite selbst in der Ausbildung zu kurz kommt. Darüber hinaus scheint der Sektor „ E r z " zu stark in den Vordergrund gerückt . Als- seinerzeit in Zwickau Klassen für Geologieingenieure gebildet und Lehrpläne aufgestellt wurden, mangelte es an der nötigen Erfahrung. Man war sich zwar darüber klar, daß mittlere K a d e r mit einer stärker technisch-ökonomischen Richtung herangebildet werden müßten, ohne aber schon ihre Einsatzmöglichkeiten richtig zu sehen. Die ersten auf Grund von Sonderprüfungen ausgebildeten Geologieingenieure kamen a u s der P r a x i s , wo sie bereits viele J a h r e gearbeitet und sich bewährt hatten. Manche hatten auch einige Semester

Hochschulstudium hinter sich, das sie aus verschiedenen Gründen nicht hatten beenden können. Bei den nunmehr auszubildenden Geologieingenieuren waren die Voraussetzungen meist andere. Heute haben wir E r f a h r u n g e n , und diese zwingen zu gewissen Änderungen in der Ausbildung. Wir haben die Pflicht, dafür zu sorgen, daß die an der Fachschule von unserem S t a a t bereitgestellten Mittel so zweckmäßig wie möglich verwendet werden. W a s gestern vielleicht gut und richtig gewesen sein m a g , kann heute durchaus überholt sein. D a s liegt im Wesen der Entwicklung. S o b i t t e i c h , die folgenden Ausführungen nicht als Vorwurf gegenüber der Fachschule, sondern als a u s der P r a x i s s t a m m e n d e kritische Diskussionsgrundlage zu werten. F r a g e n wir zunächst, was ein Geologieingenieur ist und was ihn von einem Diplomgeologen unterscheidet. Dabei können wir von den Berufsbegriffen selbst ausgehen. E i n D i p l o m g e o l o g e i s t e i n G e o l o g e , e i n G e o l o g i e i n g e n i e u r ist d a g e g e n ein I n g e n i e u r . D a r a u s geht hervor, daß ein Geologieingenieur keinesfalls ein Geologe geringerer Qualiiikation ist, sondern etwas anderes. Unter diesen Voraussetzungen dürften auch die K l a g e n mancher Geologieingenieure verstummen, m a n gäbe ihnen als wissenschaftlich qualifizierten K r ä f t e n bei der Staatlichen Geologischen Kommission keine befriedigenden Aufgaben. Die Schuld liegt dann aber nicht bei den verantwortlichen Mitarbeitern der S t G K , sondern bei den Geologieingenieuren selbst. E s wäre widersinnig, aus Geologieingenieuren durch Darbietung einer großen Stoffülle E r s a t z für Diplomgeologen schaffen zu wollen. Eine solche Einstellung geht an der A u f g a b e eines Geologieingenieurs vorbei und ist abzulehnen. Wenn auch der Geologieingenieur dem Diplomgeologen vielfach zuarbeiten wird, h a t er doch besondere und durchaus selbständige Aufgaben, speziell in montangeologischer, technischer und ökonomischer Hinsicht. Seine A u f g a b e wird bei der Erkundung die B e t r e u u n g der operativen Arbeiten, nicht aber die wissenschaftliche Auswertung der A u f n a h m e sein. E i n I n g e n i e u r ist nach dem Sprachgebrauch ein wissenschaftlich gebildeter T e c h n i k e r , ein G e o l o g e aber ein N a t u r w i s s e n s c h a f t l e r , der freilich auch gewisse technische und ökonomische Kenntnisse braucht, u m seine Aufgaben in der Volkswirtschaft der Gegenwart erfüllen zu können. D a s ändert aber nichts an der Tatsache, daß ein Diplomgeologe nicht in erster Linie Techniker ist, im Gegensatz zum Bergingenieur oder Bohringenieur und ebenso im Gegensatz zum Geologieingenieur, den ich als Techniker mit speziell geologischen, aber auch ökonomischen Kenntnissen definieren möchte.

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2

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HOHL / Zur A u s b i l d u n g der

P A W L O F F , A. : Enchaînement des Aucelles et Aucellines du Crétacé russe. N o u v . Mém. de la Soc. I m p . des N a t . de Moscou, T. X V I I , N. 1, 1907, Moscou. P I C T B T & C A M P I C H E : Terrains crétacés de St. Croix. Mat. pour la paléontologie suisse, V. I V et V. 1864 —1871 Genève. P O M P E C K J : Über Aucellen und aucellenähnliche Formen. N. J a h r b . Beilage B d . X I V , Berlin 1901. R O E M E R , A. F. : Die Versteinerungen des norddeutschen Oolithengebirges mit Nachtrag, 1836 - 1 8 3 9 . — Die Versteinerungen der norddeutschen Kreidegebirge, 1841. W E E R T H : Die F a u n a des Neocomsandsteins im Teutoburger Walde. Pal. Abh. I I , 1, 1884.

Geologieingenieure

W O L L E M A N N : K u r z e Übersicht . . . Zeitschr. d. Deutsch. Geol. Ges. B d . X L V I I I , 1896. — Die Bivalven und Gaatropoden des deutschen und holländischen Neocoms; Abh. d. K . p r . geol. L a n d e s a n s t a l t , N . F . , H . 31, 1900. — Die F a u n a des mittleren Gault von Algermissen. J a h r b . d. K . p r . geol. L a n d e s a n s t a l t , B d . X X I V , H . 1, 1903. — Die Bivalven und Gastropoden d. norddeutschen Gault (Aptiens et Albiens), idem, B d . X X V I I , H . 2, 1906. — Nachtrag . . . über die Bivalven und Gastropoden d. Unteren K r e i d e Norddeutschlands, idem, B d . X X I X , Teil I I , H . 1, 1908. W O O D S : Monograph of the cretaceous Lamellibranchia of E n g l a n d . P a l . Society, 1899 - 1 9 1 3 , London.

Zur Ausbildung der Geologieingenieure RUDOLF HOHL,

Freiberg/Sa.

Im R a h m e n der Diskussion über die Nachwuchsausbildung steht nicht nur die F r a g e der Diplomgeologen auf der Tagesordnung, sondern ebenso die der Geologieihgenieure. Über die Geologenausbildung an den Universitäten liegt bereits ein A u f s a t z v o m Verf. vor (HOHL 1957). N a c h eigener, wenn auch beschränkter Unterrichtserfahrung an der Bergingenieurschule „ G E O R G I U S A G R I C O L A " in Zwickau, nach Abschluß der diesjährigen Ingenieurprüfungen und auf Grund persönlicher E r f a h r u n g e n bei der Anleitung und Ausbildung v o n Zwickauer Geologieingenieur-Absolventen im täglichen Dienstbetrieb des Geologischen Dienstes soll nunmehr auf Vorschlag der R e d a k t i o n dieser Zeitschrift v o m Verf. im Interesse einer Verbesserung der Ausbildung in fachlicher und methodischer Hinsicht vor einem größeren Kreis Stellung genommen werden. Mit einigen Sätzen haben sich bereits K . PLETZSCH (1956) und J . POMPER (1957) geäußert, ohne näher auf den gesamten F r a g e n k o m p l e x einzugehen. E s ist dies auch deshalb nicht leicht, weil m. E . eine grundlegende Voraussetzung bis heute noch fehlt: e i n k l a r e s B e r u f s b i l d d e s G e o l o g i e i n g e n i e u r s . Weil dieses klare Berufsbild bisher nicht gegeben ist, wird an der einen Stelle von einem Geologieingenieur etwas anderes verlangt als an der anderen, zumal Geologieingenieure nicht nur bei der Staatlichen Geologischen Kommission, ihren Diensten und Betrieben, sondern auch bei der S D A G „ W i s m u t , bei Betrieben unseres volkseigenen B e r g b a u s (Kohle, Salz usw.), beim H a f e n b a u und an anderen Stellen eingesetzt werden, einmal auf dem Gebiet der Mineralerkundung, dann als Betriebsgeologen, als Berater, Gutachter usw. Ganz allgemein dürfte darüber k a u m ein Zweifel bestehen, daß die Fachschüler in Zwickau mit zu viel theoretischem Wissen belastet werden, das sie bei ihren späteren praktischen Aufgaben meist nicht recht verwenden können, während die angewandt-praktische Seite selbst in der Ausbildung zu kurz kommt. Darüber hinaus scheint der Sektor „ E r z " zu stark in den Vordergrund gerückt . Als- seinerzeit in Zwickau Klassen für Geologieingenieure gebildet und Lehrpläne aufgestellt wurden, mangelte es an der nötigen Erfahrung. Man war sich zwar darüber klar, daß mittlere K a d e r mit einer stärker technisch-ökonomischen Richtung herangebildet werden müßten, ohne aber schon ihre Einsatzmöglichkeiten richtig zu sehen. Die ersten auf Grund von Sonderprüfungen ausgebildeten Geologieingenieure kamen a u s der P r a x i s , wo sie bereits viele J a h r e gearbeitet und sich bewährt hatten. Manche hatten auch einige Semester

Hochschulstudium hinter sich, das sie aus verschiedenen Gründen nicht hatten beenden können. Bei den nunmehr auszubildenden Geologieingenieuren waren die Voraussetzungen meist andere. Heute haben wir E r f a h r u n g e n , und diese zwingen zu gewissen Änderungen in der Ausbildung. Wir haben die Pflicht, dafür zu sorgen, daß die an der Fachschule von unserem S t a a t bereitgestellten Mittel so zweckmäßig wie möglich verwendet werden. W a s gestern vielleicht gut und richtig gewesen sein m a g , kann heute durchaus überholt sein. D a s liegt im Wesen der Entwicklung. S o b i t t e i c h , die folgenden Ausführungen nicht als Vorwurf gegenüber der Fachschule, sondern als a u s der P r a x i s s t a m m e n d e kritische Diskussionsgrundlage zu werten. F r a g e n wir zunächst, was ein Geologieingenieur ist und was ihn von einem Diplomgeologen unterscheidet. Dabei können wir von den Berufsbegriffen selbst ausgehen. E i n D i p l o m g e o l o g e i s t e i n G e o l o g e , e i n G e o l o g i e i n g e n i e u r ist d a g e g e n ein I n g e n i e u r . D a r a u s geht hervor, daß ein Geologieingenieur keinesfalls ein Geologe geringerer Qualiiikation ist, sondern etwas anderes. Unter diesen Voraussetzungen dürften auch die K l a g e n mancher Geologieingenieure verstummen, m a n gäbe ihnen als wissenschaftlich qualifizierten K r ä f t e n bei der Staatlichen Geologischen Kommission keine befriedigenden Aufgaben. Die Schuld liegt dann aber nicht bei den verantwortlichen Mitarbeitern der S t G K , sondern bei den Geologieingenieuren selbst. E s wäre widersinnig, aus Geologieingenieuren durch Darbietung einer großen Stoffülle E r s a t z für Diplomgeologen schaffen zu wollen. Eine solche Einstellung geht an der A u f g a b e eines Geologieingenieurs vorbei und ist abzulehnen. Wenn auch der Geologieingenieur dem Diplomgeologen vielfach zuarbeiten wird, h a t er doch besondere und durchaus selbständige Aufgaben, speziell in montangeologischer, technischer und ökonomischer Hinsicht. Seine A u f g a b e wird bei der Erkundung die B e t r e u u n g der operativen Arbeiten, nicht aber die wissenschaftliche Auswertung der A u f n a h m e sein. E i n I n g e n i e u r ist nach dem Sprachgebrauch ein wissenschaftlich gebildeter T e c h n i k e r , ein G e o l o g e aber ein N a t u r w i s s e n s c h a f t l e r , der freilich auch gewisse technische und ökonomische Kenntnisse braucht, u m seine Aufgaben in der Volkswirtschaft der Gegenwart erfüllen zu können. D a s ändert aber nichts an der Tatsache, daß ein Diplomgeologe nicht in erster Linie Techniker ist, im Gegensatz zum Bergingenieur oder Bohringenieur und ebenso im Gegensatz zum Geologieingenieur, den ich als Techniker mit speziell geologischen, aber auch ökonomischen Kenntnissen definieren möchte.

Zeitschrift für angewandte Geologie ( 1 9 5 9 ) Heft 2

HOHL / Zur Ausbildung der Geologieingenieure

Demzufolge sollte ein Geologieingenieur dem Diplomgeologen in seiner technischen Fertigkeit und seinem technischen Wissen überlegen sein. Daher muß sich der Ausbildungslehrgang an der Fachschule in Zwickau grundsätzlich von dem der Hochschulen für das Studium der Geologie unterscheiden. Die Stoffplane dürfen sich nicht zu eng an die Vorlesungen der Hochschulen oder bekannte Lehrbücher anlehnen, wie z. B. für „Allgemeine Geologie" an K A Y S E R - B R I N K M A N N bzw. für die „Geologie von Deutschland", an DoRNs „Geologie von Mitteleuropa". Die Schwierigkeiten bestehen besonders darin, erfahrene Praktiker als Lehrkräfte einzusetzen. Daß Erkundungsmethodik, Dokumentation, Probenahme und Bemusterung von Geologen der Staatlichen Geologischen Kommission unterrichtet wird, reicht leider nicht aus. Ich sehe die Möglichkeit einer gewissen Änderung der gegenwärtigen Verhältnisse darin, daß die Dozenten der Geowissenschaften während ihrer Ferien, ähnlich wie die Fachschüler, bei den Geologischen Diensten oder Bergbaubetrieben praktizieren, um die von Geologieingenieuren durchzuführenden Arbeiten und Aufgaben an Ort und Stelle kennenzulernen. Vor allem sollte dies auf dem Gebiet der Erkundungsgeologie von Lagerstätten über und unter Tage,"bei bergmännischen und Bohrarbeiten, aber auch auf den Gebieten der Hydrogeologie, Ingenieurgeologie und Bodengeologie erfolgen, damit klar wird, was den Geologieingenieur in der Praxis des Alltags erwartet und was er von der Fachschule mitbringen muß. Natürlich wird ein Jungingenieur nicht voni ersten Tag an vollwertig eingesetzt werden können, sondern er muß erst Erfahrungen sammeln. Dazu dient die Assistentenzeit bei der S t G K , aber er soll nicht nur eine Menge zum Teil überflüssigen Wissens besitzen, sondern auch Verständnis und ein gewisses Maß praktischen Könnens, und das auf verschiedenen Gebieten. E s ist nicht immer möglich, einen Geologieingenieur in jenem Betrieb einzusetzen, von welchem er 3 Jahre zuvor zum Fachschulstudium delegiert wurde. Geologie ist eine Wissenschaft, die man nicht allein im Unterricht, im Laboratorium, in der Sammlung oder aus Büchern lernen kann, sondern in der Natur selbst. Daher gilt es, mehr Übungen im Gelände, an der Bohrstelle, im Schacht und mehr Exkursionen, von allem kleine, halb- oder ganztägige, durchzuführen. Wesentlich ist dabei, daß größere Wegstrecken zu Fuß zurückgelegt werden, damit die Studierenden auch im Gebiet ohne Aufschlüsse lernen zu beobachten. Es wäre völlig verfehlt, bei Exkursionen im Autobus von Aufschluß zu Aufschluß zu fahren. Da bei den Geologieingenieuren die technische Seite stärker betont werden muß, gehört dazu eine reichlichere Befahrung von Erkundungsarbeiten, von Gruben und Steinbrüchen, von Betrieben (Ziegeleien, Betonwerke, grobund feinkeramische Werke, Gießereien usw.), um die Studierenden mit allen auftretenden Fragen weitgehend vertraut zu machen. Im Steinbruch interessiert z. B. nicht nur das Gestein und seine Lagerung, sondern ebenso die Gewinnung und die weitere Verwendung. Es entspricht also nicht dem Zweck der Ausbildung, wenn man z. B . am Rochlitzer Berg einen Bruch im Porphyrtuff besucht, ohne daß die Exkursionsteilnehmer in Rochlitz die Verarbeitung des Gesteins kennenlernen. Gleiches gilt natürlich auch für Ziegeltongruben, Gruben für Schamotteton usw. Die Staatliche Geologische

85 Kommission erkundet z. B . nicht nur eine Tonlagerstätte allgemein, sondern Tone für bestimmte Zwecke. Der Geologieingenieur muß also etwas von den Untersuchungsmethoden, der Bewertung chemischer, physikalischer und brenntechnischer Untersuchungen und von der Technologie der Verarbeitung selbst verstehen. Das alles ist wichtiger und praxisnaher, als wenn er die Schichtenfolge von Algonkium und Altpaläozoikum des Schwarzburger Sattels mit sämtlichen Diskordanzen auswendig lernt. Im Unterricht selbst hüte man sich vor reinen Vorlesungen. Hier erscheint eine seminaristische Arbeit wesentlich, um den Dozenten zu zeigen, wo noch Schwächen bestehen und was nicht verstanden ist. Schriftliche Leistungskontrollen nach Abschluß einzelner Kapitel ermöglichen das kaum allein. Wie kann man nun den praktischen Teil des Unterrichts verbessern? Zunächst muß man bei den Übungen zwischen Außenarbeiten (bei günstiger Witterung) und Innenarbeiten unterscheiden. Bei der glücklichen Lage Zwickaus bieten sich A u ß e n a r b e i t e n im Planitzer Steinbruch, an der Autobahn, an der Mulde an der Cainsdorfer Brücke, in der Kiesgrube Oberrothenbach usw. zahlreich an (maßstabgerechte Aufnahme von Details, Messungen von Kreuzschichtung, Abrollung usw.). Gegebenenfalls könnten auch in den Zwickauer Steinkohlengruben Untertageaufnahmen durchgeführt werden. Wie man in kleinen Aufschlüssen arbeiten kann, zeigt die Abbildung, die im J a h r e 1954 bei Kazimierz an der Weichsel in der V R Polen aufgenommen wurde. 1 ) Die polnischen Fachschülerinnen und Fachschüler hatten mit Bandmaß und Holzwinkeln im Maßstab 1 : 5 0 genaue Profile aufzunehmen, zu zeichnen und schriftlich zu erläutern. Solche Arbeiten müßten nicht nur im festen Gebirge, sondern ebenso im Bereich von tertiären und quartären Lockermassen vorgenommen werden, zumal der größte Teil der D D R oberflächlich aus solchen Ablagerungen und nicht aus festen Gesteinen besteht. Bisher ist die Ansprache von losen Massen in Zwickau ebenso wie das große und volkswirtschaftlich wichtige Gebiet der Lagerstätten der Steine und Erden nur gestreift Herrn Dr. H.-L. H E C K , Schwerin, danke ich für die Überlassung der Aufnahme.

Praktikum polnischer Geologiefachschülerinnen und -fachschüler in einem Steinbruch in kieseligen Mergeln des Maastricht bei Kazimierz an der Weichsel (H.-L.

HECK,

1954)

Zeitschritt für a n g e w a n d t e Geologie (1969) Helt 2

86 worden. Ein Geologieingenieur muß Kenntnisse über Zement, Beton und Zuschlagstoffe besitzen. Er muß wissen, wo die größten Zementwerke der D D R stehen, was sie verarbeiten, welche Anforderungen an Betonzuschlagstoffe gestellt werden, wo man sie sucht, wie man sie erkundet usw. Ahnliches gilt für die zusammen mit der Braunkohle vorkommenden Tone und verschiedenartigen Sande, aber auch für die Kaoline und verwandte Erden, die teilweise wichtige Exportartikel unserer Republik sind. Bei den Übungen im Gelände sollte man wiederholt mit der 2 m-Peilstange arbeiten, zumal man dabei die Ansprache und Beschreibung von Lockermassen üben kann und die Peilstange bei der geologischen Kartierung aber auch in der Ingenieurgeologie eine wichtige Rolle spielt. Auch bei den praktischen I n n e n a r b e i t e n besteht kein Stoffmangel. Abgesehen vom Bestimmen und Beschreiben von Mineralien und Gesteinen, vom Entwurf einfacher Schnitte an Hand der geologischen Spezialkarte oder von Schichtenverzeichnissen usw. sollte der Schwerpunkt auf der Dokumentation von Lagerstätten liegen. Dazu müßten die verschiedenen Anweisungen der S t G K (Kernentnahme und Kernbehandlung, Felddokumentation usw.), die in dieser Zeitschrift abgedruckt sind, genau behandelt werden. Es gilt klarzumachen, wie die Aufnahme von Erkundungsarbeiten vorbereitet wird, worauf es bei der Überwachung und Bearbeitung von Planobjekten ankommt, was die Aufgabe eines Geologieingenieurs ist. Regelmäßig müßte das Beschreiben von Bohrkernen und Bohrproben von losen Massen geübt werden. Material wäre im Einvernehmen mit der S t G K bzw. ihren Diensten zu beschaffen. Dazu sollte ein Zwickauer Dozent oder Assistent laufend mit den Geologischen Diensten Fühlung halten. Bei Exkursionen können durchaus Bohrproben im Rucksack mitgebracht werden. Dabei wird gleich das richtige Verpacken und Etikettieren geübt. Bei den diesjährigen I n g e n i e u r p r ü f u n g e n fiel auf, daß der Unterricht vielfach reichlich Stoff geboten hatte, daß dieser aber von den Fachschülern nicht immer ausreichend verstanden worden war. Es genügt, auf den einzelnen Gebieten die geologischen Grundzüge klarzumachen, ohne auf Einzelheiten einzugehen. E s wurden teilweise Fragen gestellt, die weit über das erforderliche Maß hinausgingen. Andererseits versagten Prüflinge schon bei sehr einfachen Dingen, speziell auf chemischem Gebiet. Es hat keinen Zweck, in der Bodenkunde über „gemischte Gele" u. a. m. zu sprechen, wenn z. B. einfache Vorgänge, wie die Löslichkeit von CaC0 3 in C0 2 -haltigem Wasser, der Nachweis von CaC0 3 mittels Salzsäure und ähnliche Dinge, nicht klar sind. Hier scheint eine engere Zusammenarbeit zwischen den Grundwissenschaften und den geologischen Fachdisziplinen erstrebenswert. Das Verständnis und das Beherrschen einfacher Dinge sind die Voraussetzung für jedes tiefere Eindringen in den Stoff. Gleiches gilt auch für die regionale und historische Geologie, nicht minder für Hydrogeologie und Ingenieurgeologie. E s erscheint z. B. wichtiger, Begriffe der praktischen Hydrogeologie, wie Sinn und Zweck eines Dauerpumpversuches, Grundwasseroberfläche, Grundwasserspiegel, Druckspiegel, Absinken und Absenkung, Beharrungszustand usw.,klarzumachen, als hydrologische Formeln abzuleiten. Auch eine Kenntnis der wichtigsten Pumpenarten gehört zum Grundwissen eines Geologieingenieurs, zumal er in der Praxis

HOHL / Z u r A u s b i l d u n g der G e o l o g i e i n g e n i e u r e

mit der Überwachung und Auswertung hydrogeologischer Bohrungen beschäftigt wird. Wenn geologische Fachausdrücke und Begriffe genannt werden, muß man verlangen, daß der Geologieingenieur weiß, um was es sich handelt, sonst entsteht der Eindruck von überflüssigem, auswendig gelerntem Gedächtniswissen. Oft macht sich dann der Jungingenieur über sein Können ein falsches Bild, das ihm nicht nützt, sondern schadet. Zusammenfassend muß festgestellt werden, daß trotz der anerkennenswerten Mühe und dem großen Fleiß, den die Fachdozenten in Zwickau bei der Ausbildung der zukünftigen Geologieingenieure aufgewendet haben, grundlegende Änderungen im Ausbildungsplan notwendig erscheinen. Primär dürfte die Entwicklung eines klaren Berufsbildes des Geologieingenieurs sein, im Anschluß daran eine Neugestaltung des Lehrplanes, wobei speziell auf die praktisch-geologischen Belange, aber auch auf die technische und ökonomische Seite Rücksicht zu nehmen wäre. Grundsätzlich sollten praktische Fragen im Unterricht und in den Übungen im Vordergrund stehen, der theoretische Stoff könnte weitgehend gekürzt werden. Diese Frage sollte in gemeinsamer Diskussion von Dozenten, S t G K , Staatssekretariat für Hoch- und Fachschulwesen, Betrieben und anderen Stellen überprüft werden. Vielleicht zieht man' auch einige ausreichend erfahrene Geologieingenieure aus der Praxis hinzu. Man könnte dabei zugleich erörtern, ob man nicht doch wieder eine Dreiteilung schaffen sollte, wie sie sich nach des Verf. Erfahrungen bewährt hatte: Diplomgeologe, Geologieingenieur und Geologietechniker, zumal nicht alle Fachschüler ein wirkliches Ingenieurniveau erreicht haben. Nach Fertigstellung des Aufsatzes haben sich insofern begrüßenswerte Änderungen in der Ausbildung der Geologieingenieure ergeben, als seit dem Herbst 1958 die zukünftigen Absolventen der Fachschule jede 6. Woche im praktischen Einsatz bei den Geologischen Diensten, Betrieben u. a. m. verbringen. Mit Beginn des Jahres 1959 wird diese Maßnahme noch dadurch verbessert, daß dieses Praktikum vierteljährlich nur einmal erfolgt und dafür 2 Wochen umfaßt. Da bei diesem Einsatz jeweils ganz bestimmte Aufgaben vorgesehen sind, die während des Studiums bei den einzelnen Praktikanten wechseln (z. B. Untertagekartierung, Aufnahme eines Steinbruches, Aufnahme einer Sand- oder Lehmgrube, Mitarbeit bei ingenieurgeologischen und hydrogeologischen Begutachtungen usw.), wird erreicht, daß in Zukunft schon während des Studiums ein weitgehender Einblick in die mannigfachen Aufgaben der Praxis möglich ist. Außerdem wurde am 24. 11. 58 nach einer Aussprache über das Ausbildungsziel der Geologieingenieure, die von der S t G K Berlin angesetzt wurde und an der Vertreter des Staatssekretariates für Hoch- und Fachschulwesen, der Bergingenieurschule Zwickau und der S t G K beteiligt waren, eine Kommission gebildet, die Vorschläge zum Berufsbild des Geologieingenieurs und über den zukünftigen Lehrplan ausarbeiten und zur Diskussion stellen wird. Literatur HOHL, R.: Zur Frage der Nachwuchsausbildung. - Z. angew. Geol. 1957, S. 108-112. PIETZSCH, K.: Zur Frage der Geologenausbildung. - Ebenda 1956, S. 529-531. POMPER, J . : Beitrag zur Frage der Geologenausbildung. - Ebenda 1957, S. 253/54.

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2 Lesesteine

87

Lesesteine Für geologische Forschungen in Westdeutschland kein Sinn, kein Verständnis, kein Geld Zu dieser S c h l u ß f o l g e r u n g k o m m t der b e k a n n t e deutsche Lagerstättenforscher

west-

H A N S SCHNEIDERHÖHN

in

seinem B e i t r a g „ D i e E n t w i c k l u n g der K e n n t n i s der Erzlagers t ä t t e n im S c h w a r z w a l d " . Die n a c h f o l g e n d e n A u s f ü h r u n g e n SCHNEIDERHÖHNS s p r e c h e n f ü r sich. N a c h d e m er den bisherigen Verlauf der geologischen F o r s c h u n g s a r b e i t e n im S c h w a r z w a l d geschildert h a t , f ä h r t er f o r t : „ V o n 1948 a n bis j e t z t b e a r b e i t e t e d a n n KIRCHHEIMER, z. T. WIMMENAUER, die U r a n l a g e r s t ä t t e n .

E n d e der 40er J a h r e w u r d e d a n n die Organisation der ,Blei-Zink-Monographien' u n t e r d e m P a t r o n a t der G e sellschaft D e u t s c h e r M e t a l l h ü t t e n - u n d Bergleute' geg r ü n d e t . I n ihr sollte ich m i t verschiedenen M i t a r b e i t e r n den Schwarzwald ü b e r n e h m e n . Ich g l a u b t e längere Zeit, das a u c h noch selbst vollenden zu k ö n n e n . Indessen ergaben sich im L a u f e der J a h r e doch verschiedene i m m e r größer w e r d e n d e S c h w i e r i g k e i t e n : Z e r s t ö r u n g des a l t e n I n s t i t u t e s , j a h r e langer Mangel a n R ä u m e n , l a n g s a m e r u n d u n g e n ü g e n d e r Wiederaufbau, Mitarbeitermangel. Es f e h l t e n alle Geldmittel z u r U n t e r s t ü t z u n g der A r b e i t e n im Gelände (für diese l e t z t e n A r b e i t e n der ,Monographie' w u r d e n seitens der Organisation keine U n t e r s t ü t z u n g s g e l d e r m e h r gezahlt). U n d h a u p t s ä c h l i c h : Es w a r e n z w a r die H a u p t gänge i m Schwarzwald b e a r b e i t e t , a b e r es f e h l t e n b u c h stäblich noch H u n d e r t e , die z w a r w i r t s c h a f t l i c h wertlos, a b e r wissenschaftlich f ü r die erschöpfende D a r s t e l l u n g der Metallogenese u n b e d i n g t n o t w e n d i g w a r e n ; v o r allem f e h l t e es, wenigstens zu meiner Zeit, f ü r die B e a r b e i t u n g a n : U n t e r s t ü t z u n g der F e l d a r b e i t e n , G e l d m i t t e l n f ü r flache Schürfe, die Z u g ä n g l i c h m a c h u n g der a l t e n B a u e , das D u r c h k u t t e n der H a l d e n , I n s t r u m e n t e n , Mitteln f ü r s p e k t r o g r a phische U n t e r s u c h u n g e n , die hier besonders wichtig sind, weil zahlreiche S p u r e n m e t a l l e die U n t e r p r o v i n z e n u n t e r scheiden, a n M i t a r b e i t e r n u n d v o r allem a n R a u m f ü r die S a m m l u n g e n u n d z u m A r b e i t e n in d e m wieder a u f g e b a u t e n u n d viel zu k n a p p bewilligten I n s t i t u t . S t a a t l i c h e u n d sonstige m a ß g e b e n d e Stellen h a t t e n f ü r d e r a r t i g e A r b e i t e n keine Mittel. S o m i t ist die S c h w a r z w a l d - M o n o g r a p h i e u n t e r meiner L e i t u n g n i c h t f e r t i g geworden. Einige J ü n g e r e h a l t e n d a r a n fest, a b e r es fehlen noch zu viel E i n z e l a r b e i t e n d a f ü r . Es b l e i b t j e t z t ein F r a g m e n t . Es m u ß sehr viel Geld z u r Verf ü g u n g gestellt w e r d e n . Die ganze S p e k t r o s k o p i e f e h l t . Irgendeinen bergwirtschaftlichen Erfolg k a n n m a n nicht prophezeien, im Gegenteil, es wird, m i t A u s n a h m e vielleicht v o n U r a n in W i t t i c h e n , kein B e r g b a u im Schwarzwald m e h r möglich sein. D a s ist j a ü b e r h a u p t in D e u t s c h l a n d der Fehler, d a ß f ü r solche A r t n a t u r k u n d l i c h e r F o r s c h u n g im L a n d e selbst kein Sinn, k e i n V e r s t ä n d n i s u n d kein Geld da ist, bei keiner Stelle." He. *) Sonderdruck der „Ztschr. d. Deutschen Geol. Gesellschaft", Jg. 1958, Bd. 110, S, 1 7 - 2 1 .

Goldsucher unseres Jahrhunderts A u s H . STEINERTS gleichnamigem W e r k , E c o n - V e r l a g G m b H , Düsseldorf (1957), 75—77, e n t n e h m e n wir folgenden interessanten Abschnitt: „Allerdings k e n n t selbst dieser Mann, S p i t z e n i n s t a n z aller U r a n s u c h e r der V e r e i n i g t e n S t a a t e n , zu diesem Z e i t p u n k t noch n i c h t die Größe der j ü n g s t e n u n d b e d e u t s a m s t e n E n t d e c k u n g eines U r a n f e l d e s in den U S A : des Riesenerzfeldes v o n ,Ambrosia L a k e ' in N e u m e x i k o . E r s t i m Lauf des J a h r e s 1956 erschließt d o r t die E r d ö l f i r m a K e r r MacGee, k u r z , K e r m a c ' , die vielleicht s e l t s a m s t e U r a n l a g e r s t ä t t e der W e l t : ein u r a n g e f ü l l t e s Olfeld. Die E n t d e c k u n g dieses Feldes ist h ö c h s t u n d r a m a t i s c h . Bei der sozusagen t u r n u s m ä ß i g e n U n t e r s u c h u n g aller in d e n B o h r a r c h i v e n der V e r e i n i g t e n S t a a t e n v o r h a n d e n e n B o h r p r o b e n s t o ß e n Geologen April 1955 auf einige P r o b e n a u s einer vergeblichen Ö l b o h r u n g in N e u m e x i k o . Diese B o h r u n g e n h a t t e n a u s g e d e h n t e S c h i c h t e n einer a s p h a l t a r t i g e n b r a u n s c h w a r z e n Masse in S a n d s t e i n s c h i c h t e n e n t d e c k t : Der R e s t eines Ölfeldes, dessen flüssige B e s t a n d t e i l e i r g e n d w a n n

in der Urzeit vor 50 oder 70 J a h r m i l l i o n e n z u r E r d o b e r fläche abgeflossen u n d dessen schwerflüchtige B i t u m e n reste übriggeblieben w a r e n . Die ö l s u c h e n d e n Geologen v o n K e r r MacGee w a r e n auf der richtigen F ä h r t e , als sie einige J a h r e z u v o r ihre R o t a r y - B o h r g e r ä t e in diesem Ölrevier a n setzten. N u r Erdöl, das sie s u c h t e n , w a r n i c h t m e h r v o r h a n d e n u n d das, was v o r h a n d e n war, s u c h t e n u n d e r k a n n t e n sie n i c h t . Bis E n d e 1955 galten d a h e r die B o h l u n g e n i m Tal v o n A m b r o s i a L a k e bei K e r m a c als Fehlinvestition. Bis zu d e m Tag, a n d e m ein Zähler ü b e r einigen dieser P r o b e n u n e r w a r t e t h e f t i g auszuschlagen b e g i n n t : U r a n ! Dieser verh ä r t e t e , ,gealterte', d u r c h Sauerstoff ,oxydierte' u n d nicht einmal f ü r die P r o d u k t i o n v o n S t r a ß e n b a u m a t e r i a l b r a u c h b a r e Asphaltstoff e n t h ä l t das .magische Metall' — u n d zwar, wie sich b a l d herausstellt, in u n g e h e u r e n Mengen. Schon E n d e 1955 e n t f a l t e t K e r m a c eine in der Geschichte der U r a n s u c h e der U S A einmalige A k t i v i t ä t . I n aller Stille werden die E r d ö l b o h r g e r ä t e m i t einem f ü r die B o h r m e i s t e r n e u e m Ziel eingesetzt. 2000 B o h r u n g e n , f ü r r u n d 2 Millionen Dollar w e r d e n in a n d e r t h a l b J a h r e n n i e d e r g e b r a c h t . Einschließlich der O p e r a t i o n e n b e n a c h b a r t e r F i r m e n wird r u n d eine Million Meter g e b o h r t — d u r c h i m m e r neue U r a n e r z schichten. Ü b e r D u t z e n d e v o n Q u a d r a t k i l o m e t e r d e h n t sich i m U n t e r g r u n d ein U r a n f e l d v o n in den U S A u n b e k a n n t e r A u s d e h n u n g , das n u r v o n zwei a n d e r e n U r a n r e v i e r e n der W e l t ( S ü d a f r i k a u n d Blind River) ü b e r t r o f f e n wird. R u n d 40 Millionen T o n n e n Erz m i t einem D u r c h s c h n i t t s g e h a l t v o n 0,3 P r o z e n t sind bis h e u t e d o r t nachgewiesen — u n d noch i m m e r s u r r e n die B o h r g e r ä t e weiter u n d erschließen neue Linsen u n d S c h i c h t e n des seltsamen U r a n e r z e s Coffinit (eine V e r b i n d u n g v o n U r a n m i t H u m u s s ä u r e n ) . M a n c h e sind 10, 20 u n d 30 Meter s t a r k — ein R e i c h t u m , der die U S A wieder auf gleiche F r o n t i m U r a n w e t t r e n n e n m i t d e m Nachbarland Kanada bringen dürfte. Als E n d e 1956 die großen U r a n l ä n d e r des W e s t e n s ihre K a r t e n offen auf d e n Tisch legen u n d J . C. JOHNSON sein L a n d z u m derzeit g r ö ß t e n U r a n l a n d der W e l t e r k l ä r t , ist das p r a k t i s c h ein E r f o l g der E r d ö l f e h l b o h r u n g e n v o n K e r m a c : Allein r u n d 60 P r o z e n t der U r a n r e s e r v e n der Vereinigten S t a a t e n e n t h ä l t das Feld v o n A m b r o s i a L a k e . Der U r a n g e h a l t der dortigen E r z e je T o n n e liegt m e h r f a c h h ö h e r als in den G r o ß f e l d e r n der K o n k u r r e n z l ä n d e r . T r o t z d e m s t e h t es keinesfalls fest, ob die USA d a u e r n d U r a n v o r m a c h t der E r d e bleiben w e r d e n . " Öl regiert die Welt; Geschäft und Politik Der Verfasser des gleichnamigen W e r k e s (J. JOESTEN, R a u c h - V e r l a g , Düsseldorf, 1958) b e t o n t , d a ß das i n t e r n a t i o nale E r d ö l k a r t e l l , der Block der „ G r o ß e n S i e b e n " ( U S A : S t a n d a r d Oil Co., New J e r s e y ; S t a n d a r d Oil Co. of California; S o c o n y V a c u u m Oil Co., I n c . ; Gulf Oil C o r p o r a t i o n ; T h e T e x a s Co.; britisch-holländisch: A n g l o - I r a n i a n Oil Co., L t d . ; R o y a l D u t c h / S h e l l - G r u p p e ) , den G a n g der W e l t w i r t s c h a f t u n d des Weltverkehrs lenkt. „ H u n d e r t J a h r e h a t es g e d a u e r t , bis das Ol diese M a c h t position errang. 1959 wird der 5. W e l t - E r d ö l k o n g r e ß in New Y o r k dieses h u n d e r t j ä h r i g e J u b i l ä u m feiern — vielleicht den H ö h e p u n k t in der Geschichte d e r O l w i r t s c h a f t , den Z e i t p u n k t , in d e m das Ol n e b e n den beiden politischen Blöcken sich zu einer f a s t e b e n b ü r t i g e n , d r i t t e n G r o ß m a c h t ' e r h o b . " I n den U S A erschien das B u c h u n t e r d e m Titel „Oil t o d a y " . Der Verfasser m a c h t p r a k t i s c h e detaillierte A n g a b e n darü b e r , wie die M a g n a t e n des kapitalistischen E r d ö l g e s c h ä f t e s h i n t e r den politischen Kulissen a r b e i t e n . E r beschreibt die einzelnen Konzessionsgebiete u n t e r A n g a b e der V o r r ä t e , der F ö r d e r l e i s t u n g u n d der R a f f i n e r i e k a p a z i t ä t , die E i n f l u ß s p h ä r e n der einzelnen Monopolgesellschaften, d a r u n t e r das „ I m p e r i u m der O l w i r t s c h a f t " , das Esso-Reich, „ i n d e m die S o n n e n i c h t u n t e r g e h t " . V o n JOHN D . ROCKEFELLER e r -

f a h r e n wir, d a ß er „ i m Alter ein M a n n v o n seriösen Ges c h ä f t s g r u n d s ä t z e n geworden w a r " , v o m J u n i o r , d a ß er eigentlich ein a r m e r Millionär ist, v o m Geologen u n d h e u t i g e n G e n e r a l d i r e k t o r d e s E s s o - R e i c h e s EUGENE HOLMAN,

daß

er „ V o r s i t z e n d e r jener halboffiziellen Hilfsorganisationen ist, die es sich u n t e r d e m N a m e n .Crusade for F r e e d o m ' angelegen sein l ä ß t , alle freiheitlichen (gemeint sind regierungsfeindlichen, d. Ref.) B e s t r e b u n g e n h i n t e r d e m Eisernen V o r h a n g

Zeitschrift für angewandte Geologie (1959) Heft 2 88

Besprechungen und Referate

t a t k r ä f t i g zu u n t e r s t ü t z e n u n d die insbesondere das ,Radio Freies E u r o p a ' f i n a n z i e r t . " Das f a s t 550 Seiten u m f a s s e n d e B u c h stellt so ein Konglom e r a t v o n b r a u c h b a r e n w i r t s c h a f t l i c h e n D a t e n , die oft bis Mitte 1958 reichen, m i t H i s t ö r c h e n u n d K l a t s c h dar, die dazu dienen sollen, die imperialistischen E r d ö l m a n a g e r p o p u l ä r zu m a c h e n . So wird z. B. HOLMAN als „einer der s y m p a tischsten Ö l m a g n a t e n A m e r i k a s " beschrieben. I n t e r e s s a n t ist, d a ß der A u t o r eine gegen EISENHOWER, DULLES u n d die a u s T e x a s s t a m m e n d e n E r d ö l m a n a g e r gerichtete politische Tendenz z u m A u s d r u c k b r i n g t . E r sieht „ S c h a t t e n ü b e r d e m W e i ß e n H a u s " , in d e m i m m e r noch der „ e n t g ö t t e r t e EISENHOWER" t h r o n t . „DWIGHT D .

EISEN-

HOWER, der P r ä s i d e n t der Vereinigten S t a a t e n , w ä r e ohne die massive Hilfestellung der Ölindustrie niemals in das Weiße H a u s eingezogen." Die Ölinteressenten v o n Texas h a b e n i h n w ä h l e n lassen, er ist der P r ä s i d e n t der Ölmilliardäre; EISENHOWER k o m m a n d i e r t die N A T O , er selbst wird v o n d e m Ö l m a g n a t e n HOGH ROY CULLEN k o m m a n d i e r t . Zur ElSENHOWER-Doktrin ä u ß e r t sich der Verfasser: „ H i n t e r einer Fülle t ö n e n d e r R e d e n s a r t e n ü b e r den K a m p f gegen d e n i n t e r n a t i o n a l e n K o m m u n i s m u s v e r b i r g t sich nichts anderes als das ängstliche B e s t r e b e n der ÖUeute, ihre I n v e s t i t i o n e n im Mittleren O s t e n zu schützen u n d sich weitere Einflußgebiete zu s i c h e r n . " E s ist die F u r c h t vor der steigenden E r d ö l f ö r d e r u n g der sozialistischen L ä n d e r , die als Gespenst in den k a p i t a l i s t i s c h e n E r d ö l d y n a s t i e n h e r u m g e i s t e r t . Der A u t o r m e i n t d a z u : „ G i b t es eine Macht, die der H e r r s c h a f t der Öl-Manager gef ä h r l i c h werden k ö n n t e P E s gibt sie. Die E r d ö l f ö r d e r u n g des O s t blocks steigt u n a u f h ö r l i c h — l ä n g s t gehört die S o w j e t u n i o n zu den großen Ö l e x p o r t l ä n d e r n der W e l t . . . Der gewaltige A n s t i e g der Mineralölindustrie des Ostblocks l ä ß t erwarten, d a ß die Sowjets in nicht allzu ferner Z u k u n f t die Schleusen des O l e x p o r t s öffnen werden. D e m D r u c k der r o t e n Ölwoge wird die sorgsam f e s t z e m e n t i e r t e P r e i s s t r u k t u r des w e s t lichen Öls n i c h t s t a n d h a l t e n — m i t einem W o r t : h i n t e r d e m Eisernen V o r h a n g wird der v e r n i c h t e n d s t e w i r t s c h a f t l i c h e Angriff v o r b e r e i t e t , der die westliche W e l t gegenwärtig treffen k ö n n t e . Der ü b e r r a s c h e n d e S t a r t des , S p u t n i k ' traf n u r das technische Prestige der U S A — die Gefahr eines weltweiten Ölpreis-Dumpings t r ä f e die w i r t s c h a f t l i c h e n G r u n d l a g e n ihrer politischen Macht. 1 ) I n n e r h a l b weniger J a h r e m u ß sich entscheiden, wie die Ölmaclit Nr. 1 v o n m o r g e n heißen wird." *) Vgl. E. L A N G E : Der Rohölpreis des kapitalistischen Z. angew. Geol. 2/1956, S. 289 - 2 9 0 .

Weltmarktes

Alles in allem ein Buch, das g u t geschrieben ist, das w e r t volle w i r t s c h a f t l i c h e D a t e n vorwiegend a u s den k a p i t a listischen L ä n d e r n b r i n g t , w ä h r e n d die A n g ä b e n a u s den sozialistischen L ä n d e r n l ü c k e n h a f t u n d o f t falsch sind, politisch die kapitalistische Monopol- u n d K a r t e l l w i r t s c h a f t bisweilen s t a r k kritisiert a b e r keinen Ausweg a u s der v e r w o r r e n e n politischen u n d ökonomischen Lage des E r d ö l imperialismus weist. e. Die Zunge „der Parvati" Die a u s d e m B o d e n a u s t r e t e n d e n u n d sich a n der L u f t e n t z ü n d e n d e n E r d g a s e h a b e n seit alters her das A u g e n m e r k der Menschheit auf sich gelenkt. Noch h e u t e l e b e n in I n d i e n u n d Persien etwa 100000 f e u e r a n b e t e n d e P a r s e n , deren V o r f a h r e n u . a. die „ E w i g e n F e u e r " v o n B a k u u n d die riesige, v o n einem h o h e n T u r m u m g e b e n e E r d g a s f ä c k e l i m Tempel v o n Susa a n b e t e t e n . I n j e n e n Gegenden w u r d e n s p ä t e r große E r d ö l l a g e r s t ä t t e n g e f u n d e n , u n d die b r e n n e n d e n E r d g a s e g a b e n f ü r die E r k u n d u n g u n d A u f f i n d u n g ihrer L a g e r s t ä t t e n die e r s t e n wichtigen F i n g e r zeige. A u c h i m N o r d e n I n d i e n s gibt es eine solche heilige Stelle. D o r t liegt i m K a n g r ä - T a l der alte Tempel v o n J a w a l a m u k h i . I n seinem I n n e r n z ü n g e l t eine bläuliche F l a m m e a u s e i n e m Felsenspalt. Zu ihr pilgerten seit A b e r t a u s e n d e n v o n J a h r e n Gläubige, u m sich v o n der „ f e u r i g e n Z u n g e " der G ö t t i n P a r v a t i weissagen zu lassen. D e r gegenwärtige Rohölbedarf I n d i e n s liegt bei 5 Mio j a t o . Bisher f ö r d e r t e m a n E r d ö l n u r in A s s a m ; m a n k o n n t e j e d o c h m i t der dortigen F ö r d e r u n g n u r ein Z e h n t e l des L a n d e s b e d a r f e s decken. Die indischen Geologen h a b e n inzwischen festgestellt, d a ß die bisher nicht e r f o r s c h t e n erdölhöffigen Gebiete m e h r als die doppelte. Größe F r a n k r e i c h s a u s m a c h e n . So h a t n u n eine große geologische S u c h k a m p a g n e i m K a n g r a - T a l begonnen. Die h u n d e r t B r a h m a n e n - F a m i l i e n , die bisher v o n den E i n k ü n f t e n der „heiligen, göttlichen Z u n g e " lebten, w e r d e n sich n u n a l l m ä h l i c h darauf v o r b e r e i t e n müssen, i m L a u f e der Zeit v o n der K ü h f l a d e n f e u e r u n g zu E r d g a s v e r w e n d u n g ü b e r z u g e h e n . Die „ Z u n g e der P a r v a t i " l e h r t u n s zweierlei: E r s t e n s , der Geologe m u ß i m Gelände jede E r s c h e i n u n g b e o b a c h t e n , registrieren u n d analysieren, selbst w e n n sie d u r c h alte, noch so s o n d e r b a r a n m u t e n d e religiöse Ideologien ü b e r t ü n c h t ist, u n d zweitens, was den V o r f a h r e n o f t als heilig erschien, k a n n sich in u n s e r e m industriellen Zeitalter z u m W o h l e der Menschen v o n h e u t e in P r o d u k t i v k r ä f t e u m w a n d e l n , die den L e b e n s s t a n d a r d aller h e b e n werden, e.

Besprechungen und Referate KNEUPER, G.

Brekziengrößen-Analyse, ein Hilfsmittel zur kleintektonisehen Untersuchung von größeren Störungen Neues J a h r b u c h f ü r Geologie u n d Paläontologie, J g . 1958, H . 7, S. 3 2 0 - 3 2 8 B e k a n n t l i c h gibt es eine ganze Anzahl k l e i n t e k t o n i s c h e r U n t e r s u c h u n g s m e t h o d e n , die direkte oder indirekte AusRandstörung i'I&i, i " ' ' I: v/vi / liti bpl V v

sagen ü b e r die B e d e u t u n g der Bewegungsflächen einer S t ö r u n g s z o n e möglich m a c h e n . KNEUPER schildert a m Beispiel des m i t seinen kleintektonisehen S t r u k t u r e n g u t ü b e r s c h a u b a r e n Aufschlusses des J u l i a - C o n s t a n t i n - S p r u n g e s , einer Q u e r s t ö r u n g des R u h r k a r b o n s , wie die A u f l ö s u n g p e t r o g r a p h i s c h ähnlicher Nebengesteine des H a n g e n d e n u n d Liegenden zu einer t e k t o n i s c h e n Brekzie u n m i t t e l b a r Randstörung.

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