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German Pages 572 Year 1990
Wörterbuch der Medizinischen Informatik
Wörterbuch der Medizinischen Informatik herausgegeben von
Hans-Jürgen Seelos
w DE
G
Walter de Gruyter · Berlin · New York 1990
Priv.-Doz. Dr. Hans-Jürgen Seelos Lehrbeauftragter für Medizinische Informatik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf R K D GmbH Postfach 32 09 44 D-4000 Düsseldorf 30
CIP-Titelaufnahme
der Deutschen Bibliothek
Wörterbuch der medizinischen Informatik / hrsg. von HansJürgen Seelos. — Berlin ; New York : de Gruyter, 1990 ISBN 3-11-011224-8 NE: Seelos, Hans-Jürgen [Hrsg.]
© Copyright 1990 by Walter de Gruyter & Co., D-1000 Berlin 30 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Verlag hat für die Wiedergabe aller in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen etc.) mit Autoren bzw. Herausgebern große Mühe darauf verwandt, diese Angaben genau entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abzudrucken. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen und dergleichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, daß solche Namen ohne weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um gesetzlich geschützte, eingetragene Warenzeichen, auch wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind. Satz: Arthur Collignon GmbH, Berlin. - Druck: Gerike GmbH, Berlin. Buchbinderische Verarbeitung: D. Mikolai, Berlin. Printed in Germany
Inhaltsübersicht
I
Vorwort
II
Hinweise zur Benutzung
III
Abkürzungen
IV Autoren- und Literaturverzeichnis V
Stichwörter A - Z
VII VIII IX XII 1
I
Vorwort
Die Medizin in ihren institutionalisierten Einrichtungen zur Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit ist eingebettet in ein komplexes Umfeld soziologischer Strukturen. Von daher ist es einerseits verständlich und konsequent, daß auch das Gesundheitssystem von der Informatik, der Wissenschaft von der Informationsverarbeitung und der Gestaltung informationsverarbeitender Systeme, nicht unbeeinflußt bleiben konnte; weder in der passiven Reaktion auf die vorgehenden Veränderungen noch im Hinblick auf die aktive Einbeziehung der Kommunikations- und Informationstechnologie. Daraus folgt andererseits aber auch, daß die effiziente Anwendung der Informatik im Gesundheitssystem vielfaltige Implikationen hat und deshalb einen interdisziplinären methodologischen Ansatz unter Einbeziehung medizinischer, pflegerischer, informatischer, informationsrechtlicher, technischer, baulicher, betriebswirtschaftlicher, soziologischer und gesundheitsökonomischer Aspekte erfordert. Ausdruck des Bestrebens, einen solchen methodologischen Ansatz wissenschaftlich zu unterbauen und durch Ausbildungskonzepte zu konkretisieren, war die Entwicklung einer speziellen anwendungsbereichsspezifischen Informatik — der Medizinischen Informatik. Dem wachsenden Informationsbedarf der Praxis und Wissenschaft folgend und motiviert durch Beiträge zur Theorieentwicklung der Medizinischen Informatik wird mit diesem Wörterbuch der Versuch einer terminologischen Synthese dieses interdisziplinären Fachgebietes im Sinne einer „comprehensive health care informatics" unternommen. Entsprechend dieser Zielvorstellung sind nachfolgend spezifische, bei der Anwendung der Informatik im Gesundheitssystem gebrauchte Begriffe definiert, die, unter Vernachlässigung konkreter einschlägiger Informatiklösungen, durch eine umfassende Analyse der Fachliteratur und Befragung von Experten identifiziert werden konnten. Dankenswerterweise haben sich für die definitorische Bearbeitung der Stichwörter eine Reihe kompetenter Sachkenner aus Wissenschaft, Praxis und Lehre zur Verfügung gestellt. Die vorliegende erste Auflage enthält über 2000 Stichwörter und erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit. Der Leser ist aufgerufen, durch sachkritische Hinweise und Anregungen an der Fortschreibung des Wörterbuches mitzuarbeiten. Allen, die mit Rat und Tat zum Gelingen dieser ersten Ausgabe beigetragen haben, gilt an dieser Stelle mein herzlicher Dank für ihre Mitarbeit. Dem de Gruyter Verlag danke ich für die kooperative Zusammenarbeit und sein Engagement zur Förderung der Medizinischen Informatik. Düsseldorf, im Januar 1990
Hans-Jürgen Seelos VII
II
Hinweise zur Benutzung
Alphabetische Ordnung Die Stichwörter sind alphabetisch sortiert, wobei ä, ö, ü so eingeordnet wird, wie es der Schreibweise ae, oe, ue entspricht; ß wird wie ss behandelt. Bei Stichwörtern, die sich aus Adjektiv und Substantiv zusammensetzen, wird das Adjektiv für die alphabetische Einordnung benutzt. Stichwörter mit numerischen Angaben sind nach ihrer Sprechweise sortiert. Grundsätzlich stehen Stichwörter im Singular; nur für Sammelbezeichnungen wird die Pluralform verwendet. Schreibweise Stichwörter sind im Druck hervorgehoben; verschiedene Bedeutungen gleichgeschriebener Stichwörter durchnumeriert. Verweise Verweise finden sich an der inhaltlich passenden Textstelle, bei allgemeineren Bezügen am Ende des Eintrages (ζ. B. „s. a. SNOMED."). Im fortlaufenden Text erfolgen Verweise durch Angabe des Symbols „*" hinter dem betreffenden Wort (z.B. „Tracer: syn. für Indikatorproblem*."), wobei dieses Wort auch in syntaxbedingten Flexionsformen auftreten kann (z.B. „ . . . enthält das Lexikon die Lexeme* ..."). Setzt sich das Stichwort aus mehreren Wörtern zusammen, steht das „*"-Symbol hinter dem ersten für die alphabetische Reihenfolge relevanten Wort (ζ. B. „Ärztliche* Schweigepflicht"). Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird bei einer Definition nicht auf alle im Wörterbuch definierten, sondern nur auf für den jeweiligen Sachzusammenhang wichtige Stichworteinträge verwiesen. Die in der deutschen Sprache gebräuchliche englische Übersetzung eines Stichwortes wird separat aufgeführt (ζ. B. „Computer: engl, für Datenverarbeitungssystem*."). Quellenangaben Die Autorenschaft der einzelnen Definitionen ist durch ein vierstelliges Namenskürzel, bei zitierten DIN-Vorschriften durch die betreffende „DINNummer" gekennzeichnet. Weitere Angaben können dem Autoren- und Literaturverzeichnis in Kapitel IV entnommen werden.
VIII
III
Abkürzungen
Abb. Abk. Abs. ADV AMG Art. ASiG AVG BBG BDSG Bez. BGA BGB BGBl. BGH BGHZ BPflV BRD BRRG BSeuchG BSHG BT-Drs. BVerfG BVerfGE bzgl. bzw. DÄ d. h. DIN Dt. DVO einschl. engl. etc. f. ff. Ges. GeschlKrG GG
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Abbildung Abkürzung Absatz automatisierte Datenverarbeitung Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln (Arzneimittelgesetz) Artikel Arbeitssicherheitsgesetz Angestelltenversicherungsgesetz Bundesbeamtengesetz Bundesdatenschutzgesetz Bezeichnung Bundesgesundheitsamt Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgesetzblatt Bundesgerichtshof Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen Bundespflegesatzverordnung Bundesrepublik Deutschland Beamtenrechtsrahmengesetz Bundesseuchengesetz Bundessozialhilfegesetz Bundestagsdrucksache Bundesverfassungsgericht Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts bezüglich beziehungsweise Deutsches Ärzteblatt das heißt Deutsches Institut für Normung e. V. Deutsche Durchführungsverordnung einschließlich englisch et cetera für folgende Gesellschaft Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland IX
Abkürzungen
GKV GOÄ GRG GVBl. Gy HDSG HmbKrebsRG i. a. i. d. F. v. i.d.R. i.e.S. i.S. i. V. m. i. w. i.w.S. KRG NW LDSG Min. MTA MuBO Nds.PschKG NJW Nr. PStG RöntgenVO Rev. RVO S. s. s. a. SGB sog. StAnz. StGB StPO syn. Tab. u.a. u. ä. usw. u.U. v. a. vgl. X
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gesetzliche Krankenversicherung Gebührenordnung für Ärzte Gesundheits-Reformgesetz Gesetz- und Verordnungsblatt Gray-Einheit Hessisches Datenschutzgesetz Hamburgisches Krebsregistergesetz im allgemeinen in der Fassung vom in der Regel im engeren Sinn im Sinne in Verbindung mit im weiteren im weiteren Sinn Krebsregistergesetz des Landes Nordrhein-Westfalen Landesdatenschutzgesetz Minuten medizinisch-technischer(e) Assistent(in) Muster-Berufsordnung der Deutschen Ärzte Niedersächsisches Gesetz über Hilfen für psychisch Kranke und Schutzmaßnahmen Neue juristische Wochenschrift Nummer Personenstandsgesetz Röntgenverordnung Revision Reichsversicherungsordnung Seite siehe siehe auch S ozialgesetzbuch sogenannt Staatsanzeiger Strafgesetzbuch Strafprozeßordnung synonym Tabelle unter anderem und ähnliche (s, r) und so weiter unter Umständen vor allem vergleiche
Abkürzungen
engl. World Health Organization; Weltgesundheitsorganisation Weimarer Verfassung vom 11. August 1919 zum Beispiel Ziffer Zivilprozeßordnung zum Teil zur Zeit
XI
IV
Autoren- und Literaturverzeichnis
Herausgeber: Priv.-Doz. Dr. sc. hum., Dipl.-Inform. Med. H.-J. Seelos Lehrbeauftragter für Medizinische Informatik der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf R K D GmbH Postfach 32 09 44, 4000 Düsseldorf 30
Autoren: ADAM
Dr. rer. pol. H. Adam Niedersächsische Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege, Kommunale Abteilung Hannover Wielandstr. 8, 3000 Hannover 1
ANSC
Prof. Dr. med. F. Anschütz em. Direktor der Medizinischen Klinik I der Städtischen Kliniken Darmstadt Seiters weg 23, 6100 Darmstadt
BECK
Univ.-Prof. Dr. med. V. Becker Direktor des Pathologischen Instituts der Universität Erlangen-Nürnberg Krankenhausstr. 8 — 10, 8520 Erlangen
BLOH
Prof. Dr. med. M. Blohmke seinerzeit Lehrstuhl für Arbeits- und Sozialmedizin der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 368, 6900 Heidelberg 1
BOTH
S. Bothung DV-Angestellte Medizinisches Fachrechenzentrum Labordatenverarbeitung, Zentrum Laboratoriumsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover Postfach 61 01 80, 3000 Hannover 61
BREN
Dipl.-Kfm. G. Brenner Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland Herbert-Lewin-Str. 5, 5000 Köln 41
XII
Autoren- und Literaturverzeichnis
BREU
Prof. Dr. rer. nat. J. Breuer Geschäftsführender Schriftführer der Deutschen Gesellschaft für Klinische Chemie e. V. Marienhospital Virchowstr. 135, 4650 Gelsenkirchen 1
BUDD
Dr.-Ing. R. Budde Institut für Systemtechnik (F2), Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH Schloß Birlinghoven, 5205 St. Augustin 1
CHRI
Univ.-Prof. Dr. med. E. Christophers Präsident der Dt. Dermatologischen Gesellschaft Univ.-Hautklinik, Abt. Dermatologie und Venerologie, Klinikum der Christian-Albrechts-Universität Kiel Schittenhelmstr. 7, 2300 Kiel
DGD
Deutsche Gesellschaft für Dokumentation Komitee Terminologie und Sprachfragen (Vorsitzender: K. Laisiepenf, Karlstr. 6, 5357 Swisttal-Buschhoven)
DÖRR
Dr. med. R. Dörr Abt. Innere Medizin I der Medizinischen Fakultät, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen Pauwelsstr., 5100 Aachen
ECKM
Univ.-Prof. Dr.-Ing. R. Eckmiller Abt. Biokybernetik, Institut für Physikalische Biologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Universitätsstr. 1, 4000 Düsseldorf 1
EICH
Prof. Dr. rer. pol. habil. S. Eichhorn Medizinische Fakultät, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Universitätsstr. 1, 4000 Düsseldorf 1) und Institut für Krankenhausbau der TU Berlin, Fachgebiet: Betriebswirtschaftslehre des Gesundheitswesens
EIME
Prof. Dr. med. W. van Eimeren Institut für Medizinische Informatik und Systemforschung, GSF München Ingolstädter Landstr. 1, 8042 Neuherberg
ENDR
Prof. Dr. rer. nat. A. Endres Leiter Software-Technologie IBM Laboratorien Schönaicherstr. 220, 7030 Böblingen XIII
Autoren- und Literaturverzeichnis
ENGE
Dr. rer. pol. R. Engelbrecht Institut für Medizinische Informatik und Systemforschung GSF München Ingolstädter Landstr. 1, 8042 Neuherberg
FERB
Univ.-Prof. Institut für Universität Moorenstr.
FICH
Priv.-Doz. Dr. med. habil. B. Fichtl Walther Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Ludwig-Maximilians-Universität München Nußbaumstr. 26, 8000 München 2
FRIT
Dr. phil. nat. R. Fritz Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information Weißhausstr. 27, 5000 Köln 41
FUHR
Univ.-Prof. Dr. med. W. Fuhrmann Institut für Humangenetik, Medizinisches Zentrum für Klinische Chemie, Klinische Immunologie und Humangenetik, Klinikum der Justus-Liebig-Universität Gießen Schlangenzahl 14, 6300 Gießen
GERC
Univ.-Prof. Dr. med. J. Gerchow Stellv. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin Kennedy-Allee 104, 6000 Frankfurt 70
GIER
Univ.-Prof. Dr. med. W. Giere Abt. für Dokumentation und Datenverarbeitung, Zentrum Med. Informatik (ZInfo), Klinikum der J. W. GoetheUniversität Theodor-Stern-Kai 7, 6000 Frankfurt a. Main 70
GRAU
Dr. med. B. Graubner Abt. Medizinische Informatik, Georg-August-Universität Göttingen Robert-Koch-Str. 40, 3400 Göttingen
GROS
Prof. Dr. med. vet. Dr. med. vet. h. c. D. Großklaus Präsident des Bundesgesundheitsamtes Bundesgesundheitsamt Postfach 33 00 13, 1000 Berlin 33
HART
Prof. Dr. med. G. Härter Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin Mozartstr. 18, 6838 Reilingen
XIV
Dr. phil. Chr. von Ferber Medizinische Soziologie, Heinrich-HeineDüsseldorf 5, 4000 Düsseldorf 1
Autoren- und Literaturverzeichnis
HANS
Univ.-Prof. Dr. rer. pol. K. Hansen Institut für Unternehmensforschung, Universität Hamburg Von-Melle-Park 5, 2000 Hamburg 13
HECK
Univ.-Prof. Dr. med. W. Ch. Hecker Direktor der Kinderchirurgischen Klinik Dr. von Haunersches Kinderspital der Universität München Lindwurmstr. 4, 8000 München 2
HEID
Priv.-Doz. Dr. rer. pol. habil. K. Heidenberger Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Operations Research, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Lange Gasse 20, 8500 Nürnberg 1
HERD
Dipl.-Phys. S. Herda Institut für Systemtechnik (F2), Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH Schloß Birlinghoven, 5205 St. Augustin 1
HERM
Univ.-Prof. Dr. med. P. Hermanek Vorstand der Abteilung für Klinische Pathologie Chirurgische Universitätsklinik Erlangen Maximiliansplatz 1, 8520 Erlangen
HÖHN
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. K.-H. Höhne Institut für Mathematik und Datenverarbeitung in der Medizin, Univ.-Krankenhaus Hamburg-Eppendorf, Universität Hamburg Martinistr. 52, 2000 Hamburg 20
IGEL
Dr. rer. nat., Dipl.-Ing., Dipl.-Inform. B. Igel seinerzeit Lehrstuhl für Datenbank- und Informationssysteme (Informatik VI), Universität Dortmund Postfach 50 05 00, 4600 Dortmund 50
IMMI
Prof. Dr. med. H. Immich Sandkamp 9 d, 2252 St. Peter-Ording
JANS
Univ.-Prof. Dr.-Ing. R. Jansen Abt. Maschinenbau, Fachgebiet Logistik Universität Dortmund, Postfach 5005 00, 4600 Dortmund 50 XV
Autoren- und Literaturverzeichnis
JURE
Dr. rer. pol. G. Juretzka Abt. Medizinische Informatik, Georg-August-Universität Göttingen Robert-Koch-Str. 40, 3400 Göttingen
KEMM
Dipl.-Math. G. Kemmler Institut für Biostatistik und Dokumentation der Universität Innsbruck Schöpfstr. 41, A-6020 Innsbruck
KIES
Dipl.-Math. M. Kieser Schriftführer der Zertifikatskommission „Biometrie in der Medizin" Institut für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 325, 6900 Heidelberg 1
KITT
Univ.-Prof. Dr. med. G. Kittel Abt. für Phoniatrie und Pädaudiologie an der Univ.-HNOKlinik Waldstr. 1, 8520 Erlangen
KLAR
KLEI
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. R. Klar Abt. Medizinische Informatik, Albert-Ludwigs-Universität Stefan-Meier-Str. 26, 7800 Freiburg Univ.-Prof. Dr. med. P. Klein Institut für Medizinische Mikrobiologie, JohannesGutenberg-Universität Mainz Obere Zahlbacher Str. 67, 6500 Mainz
KLUG
Prof. Dr. med. A. Kluge Arzt für Laboratoriumsmedizin, Transfusionsmedizin am Institut für Immunologie der Universität Heidelberg Im Neuenheimer Feld 305, 6900 Heidelberg
KNUT
Dr. med. P. Knuth Arzt für Anästhesiologie, Ärztlicher Geschäftsführer in der Bundesärztekammer Herbert-Lewin-Str. 1, 5000 Köln 41
KOSL
Prof. Dr. med. L. Koslowski em. Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Neuklinikum Schnarrenberg Hoppe-Seyler-Str. 3, 7400 Tübingen 1
KRUC
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. F. Krückeberg Präsident der Gesellschaft für Informatik e. V. Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH Schloß Birlinghoven, 5205 St. Augustin 1
XVI
Autoren- und Literaturverzeichnis
KÜHL
K. Kuhlenkamp Unternehmensberaterin; Alldata Service Münsterstr. 304, 4000 Düsseldorf 30
LANG
Univ.-Prof. Dr. med. H.-J. Lange Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie, Klinikum rechts der Isar, Techn. Universität München Ismaningerstr. 22, 8000 München 80
LEVI
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. habil. P. Levi Institut für Informatik, Technische Universität München Orleansstr. 34, 8000 München 80
LUNG
Univ.-Prof. Dr. med. E. Lungershausen Direktor der Psychiatrischen Klinik mit Poliklinik der Universität Erlangen-Nürnberg Schwabachanlage 6 und 10, 8520 Erlangen
MAAS
Dr.-Ing. K.-E. Maass DFN-Verein Postfach 15 02 09, 1000 Berlin 15
MENN
Univ.-Prof. Dr. med. H. D. Mennel Leiter der Abt. Neuropathologie, Medizinisches Zentrum für Pathologie, Klinikum der Philipps-Universität Marburg Baldingerstr., 3550 Marburg/Lahn
MÖLL
Dr.-Ing. D. P. F. Möller Physiologisches Institut, Johannes-GutenbergUniversität Mainz Saarstr. 21, 6500 Mainz
NAUM
Prof. Dr. med. P. Naumann em. Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf Moorenstr. 5, 4000 Düsseldorf 1
NEUM
Prof. Dr. med. G. Neumann Stadtdirektor a. D. Urachstr. 3, 7000 Stuttgart 1
NIEM
Univ.-Prof. Dr.-Ing. H. Niemann Lehrstuhl für Informatik 5 (Mustererkennung) der Universität Erlangen-Nürnberg Martensstr. 3, 8520 Erlangen
PAGE
Univ.-Prof. Dr.-Ing. B. Page Fachbereich Informatik, Universität Hamburg Rothenbaumchaussee 67/69, 2000 Hamburg 13 XVII
Autoren- und Literaturverzeichnis
PEIL
F. Peil Pflegedienstleiter Städtisches Krankenhaus Gütersloh Reckenberger Str. 19, 4830 Gütersloh 1
POEC
Univ.-Prof. Dr. med. K. Poeck Vorstand der Abt. Neurologie der Medizinischen Fakultät RWTH Aachen Pauwelsstr., 5100 Aachen
PORT
Prof. Dr. rer. nat. A. J. Porth Medizinisches Fachrechenzentrum Labordatenverarbeitung, Zentrum Laboratoriumsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover Postfach 61 01 80, 3000 Hannover 61
PROB
Dr. iur. K. Pröbsting Ministerialrat im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Rheinblickstr. 38, 5342 Rheinbreitbach
PUPP
Dr. rer. nat. F. Puppe Institut für Logik, Komplexität und Deduktionssysteme, Universität Karlsruhe Postfach 69 80, 7500 Karlsruhe 1
REIC
Dipl.-Soz. H. Reichelt Wissenschaftliches Institut der Ortskrankenkassen (WIdO) Kortrijker Str. 1, 5300 Bonn 2
REIS
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. W. Reisig Institut für Informatik der Technischen Universität München Arcisstr. 21, 8000 München 2
RENS
Univ.-Prof. Dr. med. H. Renschier Institut für Didaktik der Medizin der Universität Bonn Sigmund-Freud-Str. 25, 5300 Bonn 1
RICH
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Μ. M. Richter Fachbereich Informatik, Universität Kaiserslautern Postfach 30 49, 6750 Kaiserslautern
RIEF
Dipl.-Kfm. R. Riefenstahl seinerzeit Institut für Krankenhausbau, Fachgebiet: Betriebswirtschaftslehre des Gesundheitswesens, Technische Universität Berlin Straße des 17. Juni 135, 1000 Berlin 12
XVIII
Autoren- und Literaturverzeichnis
RIHA
Dr.-Ing. K. Rihaczek Geschäftsführender Herausgeber der Zeitschrift „Datenschutz und Datensicherung" Fabriciusring 15, 6380 Bad Homburg 1
ROLL
I. Roller seinerzeit Ltd. Lehrkraft der Lehranstalt für Diätassistentinnen der Med. Einrichtungen der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf Moorenstr. 5, 4000 Düsseldorf 1
ROTH
Dr. sc. hum. Μ. Rothemund seinerzeit Institut für Medizinische Informatik und Systemforschung, Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung mbH München Ingolstädter Landstr. 1, 8042 Neuherberg
SAUT
Univ.-Prof. Dr.-Ing. K. Sauter Abt. Medizinische Informatik und Statistik, Klinikum der Universität Kiel Brunswiker Str. 10, 2300 Kiel 1
SCHM
Univ.-Prof. Dr. med. G. Schmitt Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Moorenstr. 5, 4000 Düsseldorf 1
SCHÜ
Dr. med. B. Schürenberg Hals-Nasen-Ohrenarzt Plessenstr. 13, 2380 Schleswig
SEEL
Priv.-Doz. Dr. sc. hum., Dipl.-Inform. Med. H.-J. Seelos Lehrbeauftragter für Medizinische Informatik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf RKD GmbH Postfach 32 09 44, 4000 Düsseldorf 30 Univ.-Prof. Dr. rer. biol. hum., Dipl.-Math. H.-K. Selbmann Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Universität Tübingen Westbahnhofstr. 55, 7400 Tübingen
SELB
SILO
Dr. med. H. Silomon Ltd. Landesmedizinaldirektor a.D. Internist-Sozialmedizin Schölerbergstr. 22 B, 4500 Osnabrück
STEI
Univ.-Prof. Dr. iur. W. Steinmüller Fachbereich Mathematik und Informatik der Universität Bremen Postfach 33 04 40, 2800 Bremen 33 XIX
Autoren- und Literaturverzeichnis
STER
Prof. Dr. med. W. Sterry Abt. Dermatologie und Venerologie der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Univ.-Hautklinik Schittenhelmstr. 7, 2300 Kiel
STRE
M. Streppel Ministerialrat im Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit Heideweg 14, 5300 Bonn 3
SYLL
Dipl.-Math. K.-H. Sylla Institut für Systemtechnik (F2), Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH Schloß Birlinghoven, 5205 St. Augustin 1
TAEG
Hochschulassistent Dr. iur. J. Taeger Institut für Rechtsinformatik (IRI), Universität Hannover Hanomagstr. 8, 3000 Hannover 91
THUL
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. nat. habil. R. Thull Abteilung für Experimentelle Zahnmedizin, Universitätsklinik und Polikliniken für Zahn-, Mundund Kieferkrankheiten, Universität Würzburg Pleicherwall 2, 8700 Würzburg
TRAM
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. H.-J. Trampisch Institut für Med. Informatik und Biomathematik, Med. Einrichtungen der Ruhr-Universität Bochum Universitätsstr. 150, 4630 Bochum
TUSC
Dipl.-Math. G. Tusch Institut für Medizinische Informatik, Medizinische Hochschule Hannover Konstanty-Gutschow-Str. 9, 3000 Hannover 61
UNGE
Prof. Dr. med. E. Ungeheuer Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Katastrophenmedizin Steinbacher Hohl 28, 6000 Frankfurt 90
VOST
Univ.-Prof. Dr. med. K.-H. Vosteen Präsident der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher medizinischer Fachgesellschaften Hals-, Nasen- und Ohrenklinik der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf Moorenstr. 5, 4000 Düsseldorf 1
WALT
Univ.-Prof. Dr. rer. nat. H. Walter Dept. für Humanbiologie, Fachbereich Biologie, Universität Bremen 2800 Bremen 33
XX
Autoren- und Literaturverzeichnis
WEND
Univ.-Prof. Dr. med. S. Wende Institut für Klinische Strahlenkunde, Abt. für Neuroradiologie, Klinikum der Johannes-Gutenberg-Universität Langenbeckstr. 1, 6500 Mainz
WICH
Univ.-Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Η. E. Wichmann Fachbereich Arbeitssicherheit und Umweltmedizin, Bergische Universität — GH Wuppertal Gaußstr. 20, 5600 Wuppertal 1
WING
Univ.-Prof. Dr. med., Dipl.-Math. F. Wingert f Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik, Universität Münster Domagkstr. 9, 4400 Münster
WIRZ
Dipl.-Volkswirt H.-J. Wirzbach Kassenärtzliche Bundesvereinigung Herbert-Lewin-Str. 3, 5000 Köln 41
WOLL
Dr. rer. pol., Dipl.-Kfm. M. Wollnik seinerzeit Organisationsseminar der Universität zu Köln Albertus-Magnus-Platz, 5000 Köln 41
WOLT
Prof. Dr. rer. pol. E. Wolters Fachbereich Bibliothekswesen, Information, Dokumentation, Fachhochschule Hannover Hanomagstr. 8, 3000 Hannover 91
ZÜLL
Dr.-Ing. H. Züllighoven Institut für Systemtechnik (F2), Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH Schloß Birlinghoven, 5205 St. Augustin 1
Literatur:
DEUT
BÄK: Ärztliche Weiterbildungsordnung (Wortlaut nach den Beschlüssen des 90. Deutschen Ärztetages). Deutsches Ärzteblatt 36 (1987) 1 - 1 4 .
DIN
DIN 44300 (Informationsverarbeitung), Ausgabe 3. 72 und Entwurf Beiblatt 2 zu DIN 44300 Ausgabe 10. 85 „Wiedergegeben mit Erlaubnis des DIN Deutsches Institut für Normung e. V. Maßgebend für das Anwenden der Norm ist deren Fassung mit dem neuesten Ausgabedatum, die bei der Beuth-Verlag-GmbH, Burggrafenstr. 6, 1000 Berlin 30, erhältlich ist". XXI
Autoren- und Literaturverzeichnis
DREW, KASS, STRN
Drews, H.-L., Kassel, Η., Strnad, P.: Lexikon Datenschutz und Datensicherung. (München: Siemens 1986).
HANA
Hansen, H. R.: Wirtschaftsinformatik I, 5. Auflage. (Stuttgart: Fischer 1986).
HANB
Hansen, H. R.: Arbeitsbuch Wirtschaftsinformatik I. (Stuttgart: Fischer 1984).
PSCH
Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch mit klinischen Syndromen und Nomina Anatomica, 255. und 256. Auflage (Berlin-New York: de Gruyter 1986 und 1990).
RIEG
Rieger, H.-J.: Lexikon des Arztrechts. (Berlin —New York: de Gruyter 1984).
XXII
A
ABC-Analyse: Analysetechnik zur Erkennung und Bildung von Schwerpunkten bei Massenphänomenen. Die ABC-Analyse vollzieht sich nach folgenden Schritten: Erfassung der zu klassifizierenden Objekte (ζ. B. Artikel) und Herstellung einer absteigenden Rangfolge unter diesen anhand ihres Prozentanteils vom zuvor errechneten Gesamtwert einer Bezugsgröße (ζ. B. Umsatz). Anschließend werden in ein Koordinatensystem für jedes Objekt der kumulierte Prozentwert bzgl. der Gesamtzahl der Objekte eingetragen und die Objekte wertmäßig (nach freiem Ermessen) zu A-, B- und C-Positionen (Klassen) zusammengefaßt (die Α-Position beinhaltet im Beispiel die umsatzstärksten Artikel). Die ABC-Analyse wird vor allem in der Materialwirtschaft zur Festlegung von Dispositionsregeln, Benennung von Sicherheitsbeständen und zur Artikelbereinigung (bei C-Positionen) eingesetzt. [SEEL] Abfragesprache: engl, query language; Sprache zur Wiedergewinnung von Informationen aus einer Datenbank. Typisch für eine Abfragesprache ist, daß der Benutzer keine Kenntnisse der zugrundeliegenden physischen Datenstrukturen oder Kenntnisse herkömmlicher Programmiersprachen wie ζ. B. COBOL oder FORTRAN benötigt. Man unterscheidet prozedurale, d. h. die Kontroll-Logik des Programms einbeziehende, und deskriptive, d. h. nur den Informationsbedarf* beschreibende, Abfragesprachen. [SAUT] Abgangskontrolle: ist nach Nr. 2 der Anlage zu § 6 BDSG eine der von § 6 Abs. 1 BDSG verlangten technischen und organisatorischen Maßnahmen, um die Ausführung der Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes sicherzustellen. Sie zielt im Zusammenwirken mit anderen Maßnahmen nach § 6 Abs. 1 BDSG darauf ab, sowohl „Personen, die bei der Verarbeitung personenbezogener Daten tätig sind", als auch alle anderen Personen, die zu Datenverarbeitungssystemen Zugang haben oder sich Zugang verschafft haben, daran zu hindern, Datenträger* unbefugt zu entfernen. Ziel der Maßnahme ist es einerseits, die unbefugte Kenntnisnahme personenbezogener Daten, ihre Änderung und Löschung zu verhindern; andererseits soll die Abgangskontrolle verhindern, daß die Verfügbarkeit der gespeicherten Daten durch die speichernde Stelle beeinträchtigt wird. Zu den Maßnahmen gehören Kontrollen der Taschen, des Gepäcks und der Garderobe aller Personen beim Abgang, verschließbare Datenträgerarchive und Kontrollen der abgehenden Datenträger. Art und Umfang der zu treffenden Maßnahmen müssen in einem angemessenen Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen. Ob die 1
abhängig
Verhältnismäßigkeit der Maßnahme beachtet wird, ist aus der Sicht des Betroffenen unter Berücksichtigung der Qualität und Sensibilität der Daten, des Verarbeitungszwecks und des Mißbrauchsrisikos zu bestimmen (Angemessenheitsgrundsatz*). Die Landesdatenschutzgesetze enthalten eine entsprechende Regelung. [TAEG] abhängig: in der Statistik die Einschränkung der Variationsbreite für eine
bestimmte Variable. Man unterscheidet: 1. „Real" oder „nach der Erfahrung" abhängig; ζ. B. Körperlänge und Körpergewicht vom Geschlecht. In den Begriffen „Kinderkrankheit" oder „Alterspsychose" steckt bereits die reale Abhängigkeit vom Alter. Wird ein Individuum in der Zeitfolge mehrfach gemessen, so sind diese Messungen real voneinander abhängig. 2. „Stochastische" oder „formal rechnerische" Abhängigkeit ergibt sich aus der Korrelationsanalyse. Eine positive oder negative Korrelation* braucht keine reale Abhängigkeit zu bedeuten. 3. In der Regressionsanalyse* nennt man die y- Variable abhängig. Besser ist die moderne Bezeichnung „Antwort-Variable"; Gegensatz: unabhängig*. [IMMI] Ablaufdiagramm: Darstellungstechnik zur Veranschaulichung komplexer
Aussagen über die Funktionsweise und die dynamischen Eigenschaften (Ablaufstruktur) von Systemen. Ablaufdiagramme sind Blockschaltbilder, die auf den Symbolen der Graphentheorie basieren. Üblicherweise werden Tätigkeiten, Zustände, Bearbeitungsstationen u. ä. als geometrische Figuren (Knoten, Kreise oder Rechtecke), deren zeitliche Abfolge durch Pfeile dargestellt. Zur Verdeutlichung zeitlicher Abhängigkeiten werden ζ. B. in der Netzplantechnik nicht-zyklische Ablaufdiagramme benutzt. In der Informatik werden Ablaufdiagramme mit normierter Symbolik (DIN 66001) u. a. zur Darstellung von Datenflußplänen* und Programmablaufplänen* eingesetzt; s. a. Blockdiagramm. [IGEL, SEEL] Ablauforganisation: s. Organisation.
Ablaufplanung: s. Lineare Programmierung. Ablaufsteuerung: Steuerung eines Prozesses* mit zwangsläufig schrittwei-
sem Ablauf, bei der das Weiterschalten von einem Schritt auf den programmgemäß folgenden in Abhängigkeit von zeit- oder prozeßorientierten Bedingungen erfolgt, ζ. B. die Ausführung eines Programms durch das Betriebssystem* (vgl. DIN 19237). [IGEL, SEEL] Ablehnungsbereich: syn. kritischer Bereich. Der Wertebereich einer Test-
statistik* zerfällt in zwei disjunkte ( = sich ausschließende) Teilmengen, den Annahmebereich und den Ablehnungsbereich. Fällt bei einem statistischen Test der aus den Beobachtungen ermittelte Wert der Teststatistik in den 2
Absentismus Ablehnungsbereich, ist die Nullhypothese* zu verwerfen, fällt er in den Annahmebereich, läßt sich die Nullhypothese nicht verwerfen. [IMMI, K E M M ] Ableitung: in der Medizin das Abgreifen elektrischer Biopotentiale mittels Elektroden zum Nachweis von Potentialdifferenzen an Geweben, Organen; ζ. B. als Elektrokardiographie, Elektroenzephalographie, Elektroretinographie, Elektromyographie. [SEEL] Ableitungssuffix: syn. für Derivationssuffix*. Abnahme: die zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer vereinbarte Prüfung der vom Auftragnehmer erbrachten Leistungen und/oder übergebenen Produkte durch den Auftraggeber anhand des bei Auftragserteilung beschriebenen Auftrags; ζ. B. der Funktionstest (Leistungs- und Zuverlässigkeitsprüfung) einschließlich der Überprüfung der Benutzerdokumentation* nach den Spezifikationen des Pflichtenheftes* bei der Abnahme eines Anwendungssystems*. Die Abnahme ist i. d. R . dem Auftragnehmer schriftlich zu bestätigen. [SEEL] ABNull-System: in der Medizin das zuerst von Landsteiner 1901 entdeckte Blutgruppensystem des Menschen. Die nach den Mendel-Gesetzen vererbten konstanten Antigen-Eigenschaften menschlicher Erythrozyten gestatten eine Einteilung in vier Gruppen: A, B, A B und 0 (ζ. T. mit Untergruppen A t , A 2 , A , B , A 2 B und Varianten, z . B . A x , A X B). Wichtiges System für immunologische, immunchemische, humangenetische und anthropologische Forschung; zusammen mit anderen Zelleigenschaften von Bedeutung bei Bluttransfusion und Transplantation. [SEEL] Abrechnungsprogramm: s. J o b accounting. Abruf betrieb: Betriebsart eines Datenverarbeitungssystems, bei der eine zentrale Instanz (Zentraleinheit*) nach einer festgelegten Vorschrift Daten von Benutzerstationen* abruft (vgl. D I N 4 4 3 0 0 ) . [IGEL, SEEL] Abrufen: in § 2 Abs. 2 Nr. 2 B D S G unter dem Begriff des Übermitteins* aufgeführt. Datentechnisch ist Abrufen ein Lesen von Daten. [SEEL] Abschirmung: sämtliche Mittel und Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, elektronische Geräte (ζ. B. Bildschirme, Mikrocomputer) vor Zerstörung durch die Einwirkung elektromagnetischer Wellen ausreichender Stärke zu schützen und eine ausreichende Abstrahlsicherheit* herzustellen. [SEEL] Absentismus: Bezeichnung für die Häufigkeit des Fehlens am Arbeitsplatz, im allgemeinen Sinn auch Bezeichnung für ein ungeregeltes Arbeitsverhalten. [SEEL] 3
Absolute Häufigkeit
Absolute Häufigkeit: die Anzahl der Beobachtungen mit einer bestimmten
Merkmalsausprägung oder in einer bestimmten Klasse*; s. a. Relative Häufigkeit. [KEMM] Absorption: 1. (physik.) a) Schwächung der Strahlungsintensität von elek-
tromagnetischen Wellen u. ionisierender Strahlung beim Durchgang durch Materie; die Absorption beruht auf Umwandlung der Strahlungsenergie in eine andere Energieform, ζ. B. Wärme, ehem. Energie, Licht anderer Wellenlänge und nimmt mit der Dicke und Dichte des durchstrahlten Mediums zu. Die Absorption bestimmter Wellenlängen des weißen Lichts ist die Ursache der Farben; b) Lösung, d. h. molekulare gleichmäßige Verteilung eines Gases in einer Flüssigkeit oder in einem festen Körper; Zunahme mit der Erhöhung des Drucks, Abnahme mit zunehmender Temperatur. 2. Die Absorption von ionisierender Strahlung (insbes. durch Elemente hoher Ordnungszahl, ζ. B. Blei, Barium, Jod) dient zur röntgenographischen Kontrastdarstellung von Hohlräumen und Weichteilorganen, als Strahlenschutz für Röntgenpersonal oder ζ. B. in Form von Beton bzw. Schweroder Barytbeton zur Erzielung des vorgeschriebenen Strahlenschutzes in Gebäuden, beim Betrieb von Röntgenanlagen, Beschleunigern oder in der Nuklearmedizin. 3. In der Photometrie wird die Absorption monochromatischen Lichts zur Konzentrationsbestimmung von Lösungen angewandt. 4. In der Verdauungsphysiologie wird Absorption international gebraucht für den im deutschen Sprachraum üblichen Begriff Resorption. 5. (serol.) Absättigung eines Antikörpers mit dem homologen gelösten Antigen. 6. (pharmak.) s. Resorption. [PSCH] Abstimminstanz: syn. Beratungsinstanz; Einheit einer Projektorganisa-
tion* mit ausschließlicher Beratungsfunktion; Gegensatz: Entscheidungsinstanz*. [SEEL] Abstrahlsicherheit: Eigenschaft elektronischer Geräte (ζ. B. Bildschirme,
Mikrocomputer), technisch bedingt abgegebene Strahlung (ζ. B. elektromagnetische Wellen) durch besondere technische Voraussetzungen so abzuschirmen, daß eine unbefugte Rekonstruktion von (Ausgabe-)Daten (kompromittierende Abstrahlung) sowie eine gesundheitliche Schädigung des Benutzers verhindert wird; s. a. Abschirmung. [SEEL] Abstrahlung, kompromittierende: s. Abstrahlsicherheit. Abstraktion: Zusammenfassung von Einzelbegriffen unter Berücksichti-
gung spezieller Aspekte; Methode zur Reduktion der Komplexität; Gegensatz: Konkretisierung*. [RICH] 4
Adreßraum
Abstrich: Entnahme von Untersuchungsmaterial von Haut- u. Schleimhautoberflächen zur mikrobiologischen oder zytologischen Diagnostik; vgl. Zytodiagnostik. [PSCH] Absturz: s. Programmabbruch. Abtaster: 1. Funktionseinheit, die ein Eingangssignal zu festgelegten Zeitpunkten erfaßt (Zeitrasterung) und als eine Folge von Einzelsignalen überträgt; s. Analog-Digital-Umsetzer; 2. s. Scanner. [IGEL, S E E L ] Abusus: Mißbrauch; von der Weltgesundheitsorganisation definiert als die Anwendung von Pharmaka ohne medizinische Indikation bzw. in übermäßiger Dosierung. [SEEL] Ad-Hoc-Gruppe: zufällig entstehende und sich rasch wieder auflösende Interaktionsbeziehungen bei Personen; ζ. B. bei Patienten im Wartezimmer einer Arztpraxis. [SEEL] Adresse: in der Informatik ein bestimmtes Wort* zur Kennzeichnung einer Speicherstelle*, eines zusammenhängenden Speicherbereiches oder auch einer Funktionseinheit. Man unterscheidet absolute (direkte), indirekte, indizierte und virtuelle Adressen; s. a. Adressierverfahren. [IGEL, S E E L ] Adressierverfahren: Methoden in der Informatik zur Ermittlung der Adresse* eines Datensatzes bei einem Speicher mit wahlfreiem Zugriff. Man unterscheidet die direkte, die indirekte, die indizierte und die virtuelle Adressierung. Bei der direkten Adressierung ist der Ordnungsbegriff eines Datensatzes numerisch so aufgebaut, daß er unmittelbar als Speicheradresse verwendet werden kann. Bei der indirekten Adressierung wird nach einem festgelegten Suchverfahren (ζ. B. mit Hilfe von B-Bäumen) oder Umrechnungsverfahren (ζ. B. Hash*-Funktion) aus dem Ordnungsbegriff die jeweilige Adresse gewonnen. Bei der indizierten Adressierung wird, ausgehend vom Ordnungsbegriff, über hierarchisch aufgebaute Adreßtabellen die gesuchte Adresse ermittelt. Bei der virtuellen Adressierung erfolgt eine Trennung in programmiertechnische Adressierung und Hardwareadressierung auf einem konkreten Datenverarbeitungssystem. Die Umrechnung wird meist durch eine M M U * unterstützt. [IGEL, S E E L ] Adreßraum: in der Informatik die Menge aller aufgrund des Adreßaufbaus eines Datenverarbeitungssystems formulierbaren Adressen* zur Kennzeichnung einer Speicherstelle* (Maschinenadressen). Man unterscheidet den virtuellen (Software) und den physikalischen (Hardware)Adreßraum. [IGEL, S E E L ] 5
ADU
ADU: Abk. für Analog*-Digital-Umsetzer. ADV: Abk. für Automatisierte* Datenverarbeitung. ADV-System:
Abk. für automatisiertes Datenverarbeitungssystem; s. Datenverarbeitungssystem. A/D-Wandler:
syn. für Analog*-Digital-Umsetzer.
Änderungsdienst: in der Informatik das Ändern von Daten und Programmen infolge einer Veränderung realer Sachverhalte, ursprünglicher Bedingungslagen oder Fehler (Korrekturdienst); i. e. S. das Aktualisieren (updating) und Fortschreiben von Dateien. [IGEL, SEEL] Äquivokation:
s. Entropie.
Ärztehaus:
1. Bezeichnung von Verwaltungsgebäuden der ärztlichen Körperschaften und Verbände (ζ. B. Ärztekammern, Kassenärztliche Vereinigungen und freie ärztliche Verbände). 2. Gelegentlich noch gebräuchliche Bezeichnung von Gebäuden, in denen mehrere Arztpraxen untergebracht sind. Diese Bezeichnung ist aber nach der Rechtsprechung unzulässig. [SEEL] Ärztekammer:
vom Gesetzgeber als Körperschaften des öffentlichen Rechts errichtete Berufsorganisation, der jeder Arzt kraft Gesetzes angehört. Die Ärztekammern (eine in jedem Bundesland, zwei in NordrheinWestfalen) unterliegen staatlicher Aufsicht. Sie sind in der Bundesärztekammer, deren Hauptversammlung der Deutsche Ärztetag ist, zusammengeschlossen. Die Ärztekammern regeln in den Berufsordnungen und im weiteren Standesrecht die Berufsausübung (ζ. B. in bezug auf das Verhalten der Ärzteschaft gegenüber Patienten oder untereinander und im Hinblick auf die pflichtgemäße Fortbildung und die freiwillige Weiterbildung) und überwachen die Einhaltung der Berufspflichten. Verstöße werden auf Antrag der Ärztekammer durch staatliche Berufsgerichte geahndet. [SEEL] Ärztemuster:
Proben von Arzneimitteln, die den Ärzten von den Herstellern unentgeltlich zur Erprobung ihrer Wirksamkeit überlassen und von den Ärzten teils unmittelbar am Patienten angewandt, teils dem Patienten zur Anwendung nach ärztlicher Anweisung mitgegeben werden. Sie sind mit dem Hinweis „unverkäufliches Muster" zu kennzeichnen. [RIEG] Ärztlicher Dienst:
Gesamtheit der mit der medizinischen Versorgung von Patienten beauftragten ärztlichen Mitarbeiter eines Krankenhauses. Hierzu zählen: der leitende Arzt des Krankenhauses bzw. das Kollegium der leitenden Gebietsärzte*, die Fachbereichsleiter, die leitenden (hauptamtlich tätigen) Gebietsärzte (Chefärzte), die als Belegarzt tätigen Gebietsärzte, die Konsiliarärzte sowie Ober- und Assistenzärzte. [RIEF] 6
Ärztliche Schweigepflicht
Ärztlicher Direktor: Arzt, dem die Organisation und Beaufsichtigung des
Krankenhausbetriebes insgesamt in ärztlicher Hinsicht obliegt und der in aller Regel zugleich ärztlicher Leiter einer Fachabteilung im Krankenhaus ist; s. a. Krankenhausdirektorium. [RIEG] Ärztliche Schweigepflicht: Ein Patient muß sich dem Arzt und seinen
Hilfspersonen frei offenbaren können, ohne die unbefugte Weitergabe der häufig sehr sensiblen Patientendaten befürchten zu müssen (vgl. BVerfG, NJW 1972, S. 1124). Diesem Interesse des Patienten trägt die ärztliche Schweigepflicht Rechnung. Das informationelle* Selbstbestimmungsrecht des Patienten — aus traditioneller Sicht auch das Selbstverständnis des Arztes als Vertrauter der Patienten und als Hüter ihrer Geheimnisse — findet seinen Ausdruck in der berufsständischen und gesetzlichen Verpflichtung des Arztes und anderer Medizinalpersonen zur Verschwiegenheit. Die ärztliche Schweigepflicht war als berufsständischer Codex etwa in Indien und Ägypten bereits lange vor unserer Zeitrechnung bekannt. Im Hippokratischen* Eid heißt es: „Was ich aber während der Behandlung höre oder sehe oder auch außerhalb der Behandlung im gewöhnlichen Leben erfahre, das will ich, soweit es außerhalb nicht weitererzählt werden soll, vesc,hweigen, indem ich derartiges für ein Geheimnis ansehe." Die vom 79. Deutschen Ärztetag 1976 verabschiedete Muster-Berufsordnung der deutschen Ärzte (MuBO) — die von den Ärztekammern der Länder aufgrund gesetzlicher Ermächtigung als autonome Satzung erlassen wurde und auf diesem Wege die Ärzte bindet — formuliert die allgemeine berufsethische Überzeugung in § 2. Geheimzuhalten sind alle Informationen aus dem Arzt-Patient-Verhältnis; schon über die Tatsache einer Heilbehandlung ist Verschwiegenheit zu wahren. Auch die bei der Behandlung in Erfahrung gebrachten Geheimnisse Dritter (Erbkrankheiten; Kontaktpersonen etc.) unterliegen der Geheimhaltungspflicht (sog. Drittgeheimnisse). Die Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht durch unbefugte Offenbarung* ist nach § 203 Abs. 1 StGB als Vergehen strafbar. Wird die Schweigepflicht von einem Amtsträger usw. verletzt, besteht Tateinheit mit § 353 b StGB. Nach § 203 Abs. 1 StGB wird bestraft, wer unbefugt ein fremdes Geheimnis, namentlich ein zum persönlichen Lebensbereich gehörendes Geheimnis offenbart, das ihm als Arzt, Zahnarzt, Tierarzt, Apotheker oder Angehörigen eines anderen Heilberufes, der für die Berufsausübung oder die Führung der Berufsbezeichnung eine staatlich geregelte Ausbildung erfordert (Krankenschwestern und -pfleger, Hebammen, MTA, Krankengymnasten, medizinische Bademeister u. ä.; nicht: Heilpraktiker) anvertraut worden oder sonst bekannt geworden ist. In die Verschwiegenheitspflicht einbezogen sind auch die Gehilfen dieser Berufsträger sowie diejenigen Personen, die bei den Schweigepflichtigen zur Vorbereitung auf den Beruf tätig sind (§ 203 Abs. 3 StGB). Zu den Gehilfen gehören etwa auch die mit der Erfassung, Speicherung und Verarbeitung der Patienten7
Ärztliche Schweigepflicht
daten befaßten Angestellten; ζ. B. Medizinische* Informatiker. Die Schweigepflicht besteht auch nach dem Tod des Patienten fort. Die Strafverfolgung setzt nach § 205 StGB einen Strafantrag des in seinem Persönlichkeitsrecht verletzten Patienten — nach seinem Tod der von ihm Bestimmten oder seiner Angehörigen — voraus. Neben § 203 StGB sind die Strafvorschriften des B D S G und der Landesdatenschutzgesetze (s. a. Zwei-Schranken-Prinzip) zu beachten. § 45 Satz 3 B D S G enthält zur Klarstellung den Hinweis, daß die Verpflichtung zur Wahrung des ärztlichen Geheimnisses (§ 203 Abs. 1 StGB) durch die Anwendung des B D S G unberührt bleibt. Der berufsethische und strafrechtliche Persönlichkeitsschutz der Patienten wird ergänzt durch die sozialrechtliche Geheimhaltungspflicht nach § 35 S G B I (Sozialgeheimnis*). Sie gewährt dem Patienten einen subjektivöffentlichrechtlichen Unterlassungsanspruch gegen das unbefugte Offenbaren von Sozialdaten*, die medizinische Daten einschließen. Nach § 76 Abs. 1 S G B X sind die Grundsätze der ärztlichen Schweigepflicht auch von den Sozialleistungsträgern und den anderen in § 35 S G B I genannten Stellen zu beachten (Einschränkung in § 76 Abs. 2 S G B X). Bei Inanspruchnahme von im öffentlichen Dienst tätigen Medizinalpersonen geben die besonderen Amts Verschwiegenheitspflichten (§§ 39 B R R G , 61 B B G ) und die Strafandrohung gegenüber Amtsträgern usw. bei Verletzung von Privatgeheimnissen (§ 353 b StGB) einen weiteren Schutz. Bei einer Offenbarung* innerhalb der Behörde garantieren allerdings nur §§ 203, 353 b S t G B einen effektiven Geheimnisschutz. In einigen Bundesländern sind desweiteren die bereichsspezifischen Datenschutzvorschriften der Landeskrankenhausgesetze und der Krebsregistergesetze* zu beachten. Ob Patientendaten an mitbehandelnde Ärzte weitergegeben werden dürfen, ist umstritten. Nach wohl noch herrschender Meinung ist eine mutmaßliche oder konkludente* Einwilligung des Betroffenen wirksam. Widerspricht der Patient der Weitergabe, ist der Arzt auch mitbehandelnden Kollegen gegenüber zur Verschwiegenheit verpflichtet. Eine von der ausdrücklichen Einwilligung des Betroffenen nicht umfaßte Weitergabe von nicht-anonymisierten Patientendaten für Zwecke der Forschung, etwa zur Aufnahme in ein Krebsregister*, ist unzulässig, solange keine entsprechende gesetzliche Befugnisnorm vorliegt. Entgegen dem Wortlaut von § 2 Nr. 7 MuBO kann der Arzt nicht selbständig darüber befinden, ob das „berechtigte Interesse des Patienten" bei einer Verarbeitung zu Forschungszwecken verletzt würde. Das auch im Arzt-Patient-Verhältnis zu beachtende informationelle Selbstbestimmungsrecht schließt diese Entscheidungsfreiheit des Arztes aus (zur Offenbarung von Sozialdaten zu Forschungszwecken: § 75 S G B X). Verfügungsberechtigt über die dem Arzt oder diesem gemäß § 203 StGB gleichgestellte Personen mitgeteilten bzw. über die vom Arzt erhobenen Patientendaten ist der Patient. Dieser hat nicht nur einen Anspruch auf Geheimhaltung, sondern auch darauf, die sich auf seine Person beziehenden Informationen zu kennen (BGH, NJW 1983, S. 328). Bei Anwendbarkeit des B D S G (dateimäßige Verarbeitung der Daten) hat der Patient zudem 8
Ärztliche Schweigepflicht
Anspruch auf schriftliche Auskunft über die zu seiner Person gespeicherten Daten aus § 26 Abs. 2 BDSG. Die Auskunft muß für die betroffene Person verständlich sein. Fachausdrücke sind erforderlichenfalls zu erklären. Nur unter äußerst engen Voraussetzungen kann die Auskunft über medizinische Daten im Interesse des Ersuchenden verweigert werden, wenn die Auskunft den Heilerfolg ernsthaft gefährden würde (§ 26 Abs. 4 Nr. 3 BDSG, § 7 Abs. 3 Satz 1 Nds. PsychKG; vgl. auch BGH, NJW 1983, S. 330). Der Patient kann außerdem eine Übermittlung der sich auf seine Person beziehenden Daten an von ihm benannte Dritte verlangen. Die Auskunft bzw. Übermittlung kann grundsätzlich nicht unter Hinweis auf die ärztliche Schweigepflicht verweigert werden; die ärztliche Schweigepflicht dient dem Schutz des Persönlichkeitsrechts des Patienten und nicht der ungestörten Berufsausübung oder anderen Interessen des Arztes (vgl. BVerfG, NJW 1972, S. 1123 ff.). Dies gilt auch dann, wenn die Daten gleichzeitig personenbezogene Daten des Arztes enthalten, etwa in Form von Hinweisen auf Diagnoseleistungen, Behandlungsmethoden oder auch ärztliche Kunstfehler. Nur unter sehr engen Voraussetzungen, bei entgegenstehenden überwiegenden rechtlichen Interessen einer dritten Person (§13 Abs. 3 Nr. 4 BDSG), kann im Fall eines mehrfachen Personenbezugs bei Daten aus dem Arzt-Patient-Verhältnis ausnahmsweise eine Beschränkung des Auskunftsanspruchs zum Schutz der rechtlichen Interessen beispielsweise des Arztes (vgl. § 53 Abs. 1 Nr. 3 StPO, § 383 Abs. 1 Nr. 6 ZPO) zulässig sein (BGH, NJW 1983, S. 330). Aufgrund der Tatsache, daß Informationen aus dem Arzt-Patient-Verhältnis zwangsläufig — etwa aufgrund gesetzlicher Informationspflichten oder nach einer Einwilligung — auch an andere Stellen (Apotheke, Kassenärztliche Verrechnungsstelle, Krankenkasse u. a.) gelangen, deren Mitarbeiter nicht in jedem Fall (vgl. aber § 76 SGB X) der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen und die Adressaten gesetzlicher Informationspflichten sind, wurde die ärztliche Schweigepflicht — zu Unrecht — als „Fiktion" bezeichnet. Der Hinweis macht jedoch deutlich, daß die „ärztliche Schweigepflicht" ein Teil des Informationsrechts* (Datenverkehrsrechts) ist, das nur insgesamt das informationelle Selbstbestimmungsrecht des Betroffenen, sei es auch nur in seiner „Rolle" als Patient, sicherzustellen vermag. Bestehen gesetzliche Informationspflichten (ζ. B. §§ 3 ff. BSeuchG; § 1 ff. GeschlechtskrankheitenG; § 16 PStG; § 125 Abs. 3 BSHG; §§ 292 ff. SGB V; nicht: § 1543 d Abs. 1 RVO oder § 60 SGB I), ist der Arzt zur Weitergabe der Patientendaten oder der sog. Drittgeheimnisse befugt. Aufgrund der bereits vom Gesetzgeber vorgenommenen Interessenabwägung tritt die ärztliche Schweigepflicht gegenüber der Informationspflicht zurück. Schwierigkeiten können für den Arzt auftreten, wenn er selbst zwischen dem Patienteninteresse an der Geheimhaltung und den Interessen Dritter an der Offenbarung abwägen muß (ζ. B. bei § 138 StGB). Da das Schutzgut das allgemeine Persönlichkeitsrecht des Patienten ist, haftet der Arzt (und seine Gehilfen, § 831 BGB) bei einer Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht auch zivilrechtlich. Bei Verletzung des allgemei9
Ätiologie
nen Persönlichkeitsrechts gibt § 823 Abs. 1 BGB einen Schadensersatzanspruch. Mögliche weitere Anspruchsgrundlagen können §§ 824, 826 BGB und — bei Vermögensschäden — §§ 249 ff. BGB sein. Zum Schutz vor weiteren Beeinträchtigungen besteht ein Unterlassungsanspruch. [TAEG] Ätiologie: Krankheitsursache. Die traditionelle medizinische Ätiologielehre geht aus von den genetischen Anlagen einerseits und physiko-chemischen, auch psycho-sozialen Einflüssen auf den Organismus (ζ. B. Unfälle, Katastrophen, Infekte, Stress) andererseits. Als Ergebnis der Streßforschung und der Epidemiologie* sind insbesondere bei chronisch-degenerativen Erkrankungen ferner psychische und soziale Faktoren wie Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten, Arbeitszufriedenheit, Rollenkonflikte, Schichtzugehörigkeit, Reaktion auf Leistungsdruck, soziale Desintegration, Lebensereignisse (wie Scheidung, Tod naher Angehöriger) u. ä. als ursächliche Faktoren bei der Krankheitsentstehung zu berücksichtigen. [ANSC] ätiotrop: auf die (Krankheits-)Ursache gerichtet.
[SEEL]
Affektion: Befall durch eine Krankheit.
[PSCH]
Afterloading-Verfahren: sog. Nachladetechnik; Form der intrakavitären Strahlentherapie, bei der zunächst ein leerer Applikator in d. zu bestrahlende Körperhöhle (v. a. Uteruskavum) eingelegt u. das Radionuklid erst anschließend automatisch eingebracht wird. Das Afterloading-Verfahren vermindert die Strahlenbelastung des beteiligten Personals erheblich. [PSCH] Agens: Wirkstoff, wirksames Prinzip; ζ. B. Krankheitserreger, krankheits-
erregende Wirkung.
[SEEL]
Al: Abk. für engl. Artificial Intelligence; s. Künstliche Intelligenz. AiP: Abk. für Arzt* im Praktikum. Akademisches Lehrkrankenhaus: s. Lehrkrankenhaus. Akkommodation: die funktionelle Anpassung eines Organs oder Organis-
mus an die jeweilige Aufgabe; ζ. B. der Vorgang der Brechwerteinstellung des Auges auf eine bestimmte Objektentfernung. [SEEL] Akkumulator: Register* in einem Rechenwerk* zur Ausführung von Re-
chenoperationen, wobei es ursprünglich einen Operanden und nach durchgeführter Operation das Ergebnis enthält (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] 10
Aktuarsmethode
Aktenlose Sachbearbeitung: Form der Sachbearbeitung, bei der die zur
Bearbeitung von Geschäftsvorgängen notwendigen Akten auf elektronischen Speichermedien (peripheren* Speichern) und/oder auf Mikrofilmdateien bereitgestellt werden. [SEEL] Aktion im Gesundheitswesen, konzertierte: s. Konzertierte A k t i o n im
Gesundheitswesen. Aktuarsmethode: heuristisches Verfahren zur direkten Bestimmung einer
Sterbetafel*; von Bedeutung zur Darstellung des Überlebensverhaltens, ζ. B. von Patientengruppen mit einer bestimmten Krankheit zur Bilanz des Behandlungserfolges einer Klinik, oder zur Auswertung von kontrollierten klinischen Studien oder von Kohortenstudien in der Epidemiologie* (s. Studientypen der Epidemiologie). Ziel der Aktuarsmethode ist die Berechnung von Überlebensraten als Schätzwerte für Überlebenswahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit von der Zeit. Diese Schätzwerte werden als Kurve (genauer gesagt als Polygon) mit der Zeit als Abszisse gezeichnet und sind selbstverständlich informativer als die alleinige Verwendung der 5-JahresÜberlebensrate. An die Stelle des Zielereignisses „Tod" können auch andere Zielereignisse treten, ζ. B. Beginn oder Bekanntwerden einer Krankheit, Zeitpunkt der Unbrauchbarkeit eines Werkstückes in der technischen Statistik. Die Aktuarsmethode soll am Beispiel der Berechnung von Überlebensraten von Patientinnen mit Mammakarzinom einer Klinik in einem Zeitraum dargestellt werden. Bei Anwendung der Methode sind folgende Schritte zu vollziehen: 1. Definition der Patientinnenkohorte, ζ. B. alle Patientinnen, deren Behandlung wegen Mammakarzinom im Zeitraum zwischen dem 1.1.1975 und dem 31.12.1984 in der Klinik begonnen hat. 2. Übergang von der Kalenderzeit auf eine individuelle Zeitachse. Neuer Nullpunkt für jede Patientin ist der Zeitpunkt des Behandlungsbeginns. Von diesem Nullpunkt aus wird die Zeit gerechnet: ζ. Β. 1, 2, 3 etc. Jahre nach Behandlungsbeginn. Stellt man die Verläufe der Patientinnen als Striche über einer Kalenderzeitachse dar, dann bedeutet der Übergang zur individuellen Zeitachse ein „Zurückschieben" aller Verläufe hinter die „Startlinie": Behandlungsbeginn. 3. Bei diesem „Zurückschieben" der Fälle hinter die „Startlinie" bleibt es nicht aus, daß z.B. eine Patientin, deren Behandlung am 1.2.1982 begonnen hat und die bis zum Stichtag des Studienendes lebte und in Beobachtung war, nur 2 Jahre und 11 Monate an Beobachtungszeit beitragen kann. Solche Fälle werden „abgeschlossene Teilbeobachtungen" genannt (withdrawals). Daneben gilt es Patientinnen, deren Vitalstatus sich am Stichtag des Studienendes nicht aufklären ließ, die also aus der Beobachtung ausgeschieden sind: „vorzeitig Ausgeschiedene" (lost cases, drop outs). Die Zahl der zu Beginn eines Jahres χ lebenden Fälle lx teilt sich also während der Beobachtungszeit (χ, χ + 1) in vier disjunkte Untergruppen auf, deren Fallzahlen wie folgt bezeichnet werden: a) lx +, = Zahl der 11
Akupunktur
Lebenden zum Zeitpunkt χ + 1, b) dx = Zahl der während des Jahres (x, χ + 1) Gestorbenen, c) wx = Zahl der abgeschlossenen Teilbeobachtungen im Zeitraum von χ bis χ + 1, d) ux = Zahl der von χ bis χ + 1 vorzeitig Ausgeschiedenen. 4. Berechnung eines korrigierten Anfangsstandes: Falls wx und ux gleich 0 sind, bestimmt man die Sterberate für den Zeitraum von χ bis χ + 1 als q x = d x /l x . Falls wx und ux nicht gleich 0 sind, was meist der Fall sein dürfte, macht man die Annahme, daß diese Fälle im Durchschnitt ein halbes Personenjahr* in der Periode (χ, χ + 1) unter Beobachtung waren. Es erfolgt nun der Übergang vom Denken in Fallzahlen zum Denken in Personenjahren. Falls man nur Fälle mit voller Information hätte, d. h. Fälle, die während χ und χ + 1 entweder lebten oder starben, dann hätte man lx Jahre mit voller Information. Da man aber — laut Annahme — ux + wx Fälle mit je einem halben Jahr Beobachtungszeit berücksichtigen muß, zieht man zur Berechnung eines korrigierten Anfangsstandes Γχ die Personenjahre der abgeschlossenen Teilbeobachtungen und der vorzeitig ausgeschiedenen von lx ab, also lx — (ux + wx)/2. 5. Ermittlung der Sterberate qx = d x /l' x . 6. Bestimmung der Überlebensrate px = 1 — q x . 7. Berechnung der kumulierten Überlebenswahrscheinlichkeiten von X 1 = 1 bis i = χ als Π Pi > also pi • p2 · p3 · ... · px nach dem Multiplikationsi=l satz für bedingte Wahrscheinlichkeiten. Die Werte werden dann als Polygon (Kurve) in ein Koordinatensystem mit den Jahren nach Behandlungsbeginn als Abszisse und den kumulierten Überlebenswahrscheinlichkeiten als Ordinate eingezeichnet. Der Aktuarsmethode liegt die Basisannahme zugrunde, daß vorzeitig ausgeschiedene Fälle und solche mit abgeschlossener Teilbeobachtung bei vollständiger Kontrolle zwischen Studienanfang und Studienende dieselbe Überlebenswahrscheinlichkeiten hätten wie die Fälle mit kompletter Information (komplette Information bedeutet: entweder während der gesamten Studiendauer am Leben oder gestorben). Ein anderes häufig verwendetes Verfahren zur Schätzung von Überlebenswahrscheinlichkeiten ist die Methode nach Kaplan-Meier. Ein Signifikanztest für den Kurvenvergleich ist ζ. B. der Log-rank-Test. [LANG] Akupunktur: chines. Originalbezeichnung Zhen Jiu, Nadelstechen u. Räuchern mit Moxa; aus der chines. Medizin stammende Therapiemethode (ca. 20 versch. Techniken) gegen funktionelle Störungen u. Schmerzerkrankungen. Ursprünglich auf einem vorwissenschaftlichen qualitativen Entsprechungssystem aufbauend, ist die Akupunktur heute auf d. Nervensystem (Vegetativum) beziehbar u. in ihrer Wirkung z.T. naturwissenschaftlich erklärbar. Träger der Akupunkturwirkung sind d. bekannten Leitungsbahnen (u. a. periphere Nerven), aber auch das Zentralnervensystem. Die Wirkung der Akupunktur basiert auf den neuralen Beziehungen zw. ober12
Allergologie
flächl. Körperschichten (Haut, Muskeln) u. inneren Organen. Die vorwissenschaftliche Medizin Chinas unterschied 14 Meridiane mit ca. 700 Hauptakupunkturpunkten, die histologisch eine Anhäufung rezeptiver Hautelemente (wie Merkel-Tastscheiben, Meissner-Körperchen u. a.) aufweisen. In der Elektroakkupunktur wird aus Stromstärkendifferenzen im μΑ-Bereich auf den Funktionszustand des Körpers geschlossen. [PSCH] Akustikkoppler: Datenübertragungseinrichtung für das Fernsprechnetz, die den Handapparat eines Fernsprechers benutzt, um die Verbindung zum Übertragungsweg mittels akustischer Schwingungen herzustellen. Verwendete Akustikkoppler müssen von der Deutschen Bundespost zugelassen sein und werden im Gegensatz zum fest angeschlossenen Modem* nicht von der Bundespost vermietet. [IGEL, SEEL] akut: plötzlich auftretend, schnell, heftig verlaufend; Gegensatz: chro-
nisch*.
[PSCH]
Akutkranker: im Gegensatz zum Langzeitkranken (s. Alters- und Lang-
zeitkranke) ein Patient, der kurzfristiger, intensiver ärztlicher und pflegerischer Betreuung bedarf; s. a. Notfallpatient. [SEEL] Akzeptanz: die Bereitschaft von Personen, ein durch technische Mittel oder
ökonomische Maßnahmen angesonnenes Verhalten zu vollziehen; bezogen auf ein Anwendungssystem* die Bereitschaft eines Benutzers, das angebotene Nutzungspotential in vorher definiertem Umfang zur Lösung seiner Aufgaben einzusetzen; s. a. Partizipatives Systemdesign. [SEEL] Algebra, Boolesche: s. Boolesche Algebra. Algorithmus: eine allgemein anwendbare Vorschrift zur Lösung einer Auf-
gabe. Die Beschreibung des Algorithmus muß endlich und jeder beschriebene Schritt elementar durchführbar sein. Konkrete programmiersprachliche oder hardwaremäßige Realisierungen von Algorithmen sind Programme*; s. a. Church'sche These. [IGEL, SEEL] Allergologie: Lehre von der Allergie. Als Allergie bezeichnet man die durch
Kontakt mit immunogenen (antigenen) Substanzen (Allergene) erworbene, gegenüber der Norm abweichende Bereitschaft, nach erneutem Kontakt mit diesem Antigen mit bestimmten krankhaften Erscheinungen zu reagieren. Früher wurde Allergie als Überbegriff über verstärkte Reaktion (Überempfindlichkeit, Hyperergie), abgeschwächte Reaktion (Hypergie) und das völlige Fehlen einer solchen (Anergie) verwendet; heute i. a. syn. für Überempfindlichkeit (ζ. B. allergische Rhinitis nach Zweitkontakt mit Gräserpollen). [PSCH] 13
Allgemeiner Krankenblattkopf
Allgemeiner Krankenblattkopf: dokumentationsgerechtes
Kopfblatt für Krankenblätter* stationärer Patienten aller klinischen Fächer, 1961 vom Arbeitsausschuß Medizin in der Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (später als Deutsche* Gesellschaft für Medizinische Dokumentation, Informatik und Statistik e. V. (GMDS) verselbständigt) als „vorläufige Empfehlung" auf der Grundlage der Ausarbeitung von Gögler, Hosemann, Koller, Müller, Nacke, Schröder und Wagner verabschiedet (Medizinische Dokumentation (Ehrsen) 5 (1961) 64 — 69). Die wesentlichen in dieser Empfehlung vorgeschlagenen Informationsvariablen sind: Laufende Krankenblattnummer, Geschlecht, Mehrlingseigenschaft, Geburtsdatum, Familienname, Vorname (ggf. Mädchenname), Familienstand, Anschrift des Patienten (ständiger Wohnsitz), einweisender Arzt, Kostenträger, Aufnahmedatum, Aufnahmeanlaß, Pflegeklasse, Entlassungsdiagnosen, Entlassungsdatum, Entlassungsart, Krankenhaus. Dieses Kopfblatt sollte Krankenhausärzten einen zuverlässigen Überblick über die wichtigsten soziologischen und medizinischen Daten ihrer Patienten ermöglichen und der Erleichterung von Suchaufgaben und statistischen Zusammenstellungen sowie der Vereinheitlichung der Krankenblattregistratur dienen. Da alle klinischen Fächer hinsichtlich der Daten zur Person, verwaltungstechnischer Angaben und der hauptsächlichen medizinischen Sachverhalte in etwa die gleichen Anforderungen stellen, erschien es folgerichtig, diese Daten nach einheitlichen Regeln in einem auf maschinelle Dokumentationsverfahren (seinerzeit Lochkarte) zugeschnittenen Formblatt zu protokollieren. Der Allgemeine Krankenblattkopf sollte auch die gemeinsame Krankengutauswertung verschiedener Kliniken ermöglichen und bei seiner allgemeinen Verwendung zur Verbesserung der Morbiditätsund Mortalitätsstatistik sowie der Terminologie beitragen. Er war als Minimalprogramm geplant und sollte die Einheitlichkeit ermöglichen, jedoch nicht erzwingen. Diese Einheitlichkeit hat er in der BRD letztlich nicht erreicht. Zwar wurde er, z.T. modifiziert, von zahlreichen (Universitäts-) Kliniken übernommen, doch führte er nicht zur Verständigung auf eine einheitliche medizinische* Basisdokumentation. Außerhalb der BRD hat dieser Vorschlag, der auf Entwicklungen seit den späten 40er Jahren basierte, die Entwicklung der klinischen Dokumentation fruchtbar beeinflußt. Die D D R hat ihn 1968 in modifizierter (vereinfachter) Form für alle stationären Behandlungsfalle obligatorisch eingeführt, und für die im gleichen Jahr begonnene freiwillige VESKA-Dokumentation der schweizerischen Krankenhäuser war er ein wesentliches Vorbild. Schließlich erhielten seine Anstöße im Rahmen der Europäischen Gemeinschaften mit dem endgültigen Vorschlag eines Minimum Basic Data Set (s. medizinische Basisdokumentation) von 1981 eine breite Grundlage. [GRAU] Allgemeinerkrankung: i. Ggs. zur lokalisierten (Erkrankung, die nur ein Organ befällt) eine systemische Erkrankung. [SEEL] 14
Allokation von Gesundheitsleistungen
Allgemeinkrankenhaus: Krankenhaus, das mehrere Fachabteilungen der allgemeinen medizinischen Disziplinen vereint, ohne daß eine bestimmte Fachrichtung im Vordergrund steht; Gegensatz: Fachkrankenhaus*. [RIEF] Allgemeinmedizin: die Akut- und Langzeitbehandlung von kranken Menschen mit körperlichen und seelischen Gesundheitsstörungen und die ärztliche Betreuung von Gesunden, unabhängig von Alter und Geschlecht, unter besonderer Berücksichtigung der Gesamtpersönlichkeit, der Familie und der sozialen Umwelt. [HART] Allgemeinpflege: syn. für Normalpflege*.
Allokation von Gesundheitsleistungen: Angesichts der Begrenztheit der verfügbaren Mittel im Gesundheitswesen, verbunden mit den vielfältigen Bedürfnissen nach einer noch besseren Gesundheitsversorgung, ist über den Einsatz von Produktionsfaktoren (Ressourcen) zur Erstellung von Gesundheitsleistungen* zu entscheiden. Der Abb. sind die verschiedenen Ebenen zu entnehmen, auf denen eine Zuordnung (Allokation) der Ressourcen auf konkurrierende Verwendungszwecke vorzunehmen ist. Im Rahmen einer ersten Allokationsentscheidung sind die knappen Ressourcen auf unterschiedliche Aufgabenbereiche aufzuteilen. Bei gegebener Gesundheitsquote* ist zweitens darüber zu entscheiden, welcher Ressourcenanteil auf die einzelnen Leistungsarten entfällt. Wird beispielhaft die Volkswirtschaftliche Ressourcen
1. Allokationsentscheidung
Bildung
Gesundheit
Wohnung
Verkehr
2. Allokationsentscheidung
vorbeugende/ betreuende Maßnahmen
Behandlung
3. Allokationsentscheidung
Ambulante Behandlung
Stationäre Behändlung
Stationäre Kurbehandlung
Arzneien, Heil- und Hilfsmittel
Zahnersatz
4. Allokationsentscheidung
Psychiatrie/ Neurologie
Chirurgie
Innere Medizin
Gynäkologie/ Geburtshilfe
etc.
Krankheitsfolgeleistungen
etc.
Ausbildung/Forschung
Abb.: Zuordnung der Ressourcen auf konkurrierende Verwendungszwecke 15
Alltagswissen
Behandlung herausgegriffen, besteht die dritte Allokationsentscheidung darin, die Verwendungsstruktur der zur Verfügung stehenden Mittel nach ambulanter und stationärer Behandlung, stationärer Kurbehandlung, Arzneien, Heil- und Hilfsmitteln und Zahnersatz zu bestimmen. Bei einer weiteren Beschränkung auf die stationäre Behandlung ist schließlich über die relative Bedeutung der verschiedenen medizinischen Fächer zu entscheiden (vierte Allokationsentscheidung). Auf die Frage, wie die vorhandenen Mittel einzusetzen sind, gibt es aus Sicht der ökonomischen Theorie eine klare Antwort. Danach ist eine optimale Aufteilung der Produktionsfaktoren dann erreicht, wenn sich die Grenzerträge der verfügbaren Mittel, d. h. die zusätzlichen Erträge infolge einer kleinen mengenmäßigen Änderung der zugewiesenen Ressourcen, in allen Verwendungszwecken ausgleichen. Die Umsetzung dieser theoretischen Feststellung in die gesundheitspolitische Praxis hängt allerdings davon ab, ob es gelingt, die Wirkungen alternativer Mittelverwendungen im Gesundheitswesen auf den Gesundheitsstand der Bevölkerung empirisch zu ermitteln. [ADAM] Alltagswissen:
das Wissen über Tatsachen, welche im alltäglichen Leben im allgemeinen zutreffen. Alltagswissen ist ζ. B., daß ein Stuhl i.d. R. vier Beine hat. Alltagswissen muß nicht in allen Fällen wahr sein und ist im allgemeinen sehr schwer zu formalisieren. [RICH] Alphabet:
ein (in vereinbarter Reihenfolge) geordneter Zeichenvorrat (s. Zeichen); ζ. B. das gewöhnlich aus Buchstaben bestehende Alphabet einer natürlichen Sprache (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Alphabetische Daten: s. D a t e n . alphanumerisch:
sich auf einen Zeichenvorrat (s. Zeichen) beziehend, der mindestens aus den Dezimalziffern (s. Ziffer) und Buchstaben sowie ggf. Sonderzeichen des gewöhnlichen Alphabets besteht (vgl. DIN 44 300); ζ. B. alphanumerische Daten, alphanumerische Tastatur. [IGEL, SEEL] Alphanumerische Daten:
s. Daten.
Altenheim:
Einrichtung für langfristige Unterkunft und Verpflegung älterer Menschen, die in der Regel keinen eigenen Haushalt mehr führen können. [SEEL] Alternativhypothese:
bei einem statistischen Test diejenige der beiden Hypothesen*, die der Studienleiter durch seine Beobachtungen stützen möchte. Beim Vergleich zweier oder mehrerer Stichproben ist dies meist die Hypothese, daß (bzgl. eines bestimmten Merkmals) Unterschiede zwischen den Grundgesamtheiten* bestehen, aus denen die Stichproben stammen; s. a. Nullhypothese, Einseitiger Test. [IMMI, KEMM] 16
Alterspyramide
Alternativmerkmal: Merkmal*, das nur zwei Ausprägungen haben kann; ζ. B. Symptom: vorhanden/nicht vorhanden, Geschlecht: männlich/weiblich. [KEMM] Alterspyramide: graphische Darstellung zum Altersaufbau einer Bevölkerung. Jeder Altersjahrgang wird mit seiner Besetzung am Stichtag in Form eines waagerechten Balkens dargestellt. Üblicherweise werden rechts von der Mittellinie die weiblichen, links die männlichen Personen eingetragen. Die idealisierte Form der Alterspyramide einer Bevölkerung wird durch einen hohen Anteil der jungen Bevölkerungsgruppen und einem mit zuneh-
Weiblich
Männlich A l t e r in
Jahren
100
G e f a l l e n e des 2. W e l t k r i e g s Geburtenausfall im 1. W e l t k r i e g
Geburtenausfall w ä h r e n d der Wirtschaftskrise u m 1932
Geburtenausfall w ä h r e n d der Wirtschaftskrise u m 1932
Geburtenausfall Ende des 2. W e l t k r i e g s
Geburtenausfall |~ Ende des 2. W e l t k r i e g s
500 400 300 200 Tausend j e A l t e r s j a h r
100
0
0
100
200
300 400 500 Tausend je A l t e r s j a h r
Abb.: Alterspyramide am 31. 12. 1986 (Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Stat. Bundesamtes, Wiesbaden).
17
Altersstandardisierung
mendem Alter geringer werdenden Anteil älterer Altersgruppen bestimmt (siehe Abb.). [SEEL] Altersstandardisierung: Wenn man die Mortalitätsziffern von zwei Bevölkerungen oder zwei Kollektiven mit unterschiedlicher Altersstruktur miteinander vergleichen will, muß man dies mit den altersspezifischen Mortalitätsziffern tun. Dieses Vorgehen hat aber den Nachteil, daß man nicht eine kennzeichnende Größe der Mortalität*, sondern eine Vielzahl von Größen vergleichen muß. Bei kleineren Kollektiven können zudem die Fallzahlen in den Altersklassen so klein werden, daß die Aussagen mit einer erheblichen Unsicherheit behaftet sind. Aus diesem Grund besteht das Bedürfnis nach einer zusammenfassenden Darstellung, einer Synthese, wobei die Unterschiede in den Altersstrukturen der zu vergleichenden Bevölkerungen bzw. Kollektive in der Maßzahl ausgeschaltet werden. Dies erreicht man durch die Berechnung altersstandardisierter Mortalitätsziffern. Zu nennen sind die Methode der Standardbevölkerung nach Körösy (direkte Methode) und die Methode der Standardsterblichkeit nach Westergaard (indirekte Methode). Bei der Methode der Standardbevölkerung wird in jeder Altersklasse i der zu vergleichenden Gruppen die altersspezifische Mortalitätsrate (mi) mit der Fallzahl der entsprechenden Altersklasse einer Standardbevölkerung (Nj) multipliziert. Die Produkte werden summiert und durch die Zahl aller Fälle der Standardbevölkerung dividiert (X Nj). Es handelt sich also um eine sog. gewichtete Mittelwertsbildung der m; in jeder der zu vergleichenden Kollektive, wobei die N; als „Gewicht" dienen. Die nach der Methode von Körösy standardisierten Sterblichkeitsziffern werden also nach folgender Formel berechnet: ZNjnii
TnT' Sie besagen, wie die Sterblichkeit in den zu vergleichenden Bevölkerungen oder Kollektiven wäre, wenn sie den Altersaufbau der Standardbevölkerung hätten. Für die Wahl der Standardbevölkerung gibt es verschiedene Vorschläge, ζ. B. die Bevölkerung von Schweden in einem Bezugsjahr. Vielfach wählt man als Standardbevölkerung eine fiktive Bevölkerung, die man durch Mittelung der Fallzahlen der zu vergleichenden Bevölkerungen pro Altersklasse gewinnt oder ζ. B. die sog. SegCsehe „Weltbevölkerung", eine Kunstbevölkerung, deren Altersstruktur der Alterspyramide* der gesamten Welt nachgebildet ist. Sehr häufig benutzt man das Verfahren der Standardisierung, um den zeitabhängigen unterschiedlichen Altersaufbau einer Bevölkerung auszuschalten. In diesem Fall verwendet man als Standardbevölkerung den Altersaufbau derselben Bevölkerung in einem zurückliegenden Jahr, ζ. B. im Jahr 1987 (Jahr der letzten Volkszählung in der Bundesrepublik). 18
Ambulanz
Die Methode der Standardsterblichkeit nach Westergaard besteht darin, für jede Altersklasse i der zu vergleichenden Bevölkerungen oder Kollektive einen Erwartungswert für die Zahl der Sterbefalle zu berechnen (e;). Dazu werden die Fallzahlen bzw. Personenjahre η mit den entsprechenden Mortalitätsraten einer Standardbevölkerung (Mj) multipliziert und aufsummiert. Die Summe der tatsächlich beobachteten Sterbefölle (Xdj) wird dann in jeder der zu vergleichenden Bevölkerungen oder Kollektive zur Summe der Erwartungswerte (£ e i) in Beziehung gesetzt: Idi —— = Standardmortalitätsrate (SMR) Lei Die SMR ist kleiner, gleich oder größer als 1, je nachdem, ob die Zahl der Sterbefälle kleiner, gleich oder größer als die Summe der aufgrund der Sterblichkeitsverhältnisse in der Standardbevölkerung erwarteten Werte ist. Die SMR ist für sich allein schon aussagekräftig. Zur Berechnung der standardisierten Sterbeziffern nach Westergaard wird sie jedoch noch mit der „rohen" Sterbeziffer der Standardbevölkerung multipliziert. Bei der Auswertung epidemiologischer Studien spielen Standardisierungstechniken eine wichtige Rolle. Die Verfahren werden nicht nur zum Ausgleich unterschiedlicher Altersverteilungen angewandt, sondern auch zur Ausschaltung anderer Störfaktoren, wie ungleiche Verteilungen nach Geschlecht, Rauchen etc. An die Stelle der Mortalität können andere Maßzahlen, ζ. B. Inzidenz* und Prävalenz*, treten. [LANG] Alters- und Langzeitkranke: in Abgrenzung zu Akutkranken oder reinen „Pflegefällen" stationär behandlungsbedürftige ältere, multimorbide (s. Multimorbidität) Patienten, die überdurchschnittlich lange im Krankenhaus verweilen und neben pflegerischer vor allem diagnostisch-therapeutischer Betreuung bedürfen. Das vom Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung geförderte Forschungsprojekt „Adäquate Versorgung von Alters- und Langzeitkranken" beschreibt Alters- und Langzeitkranke als stationär zu betreuende, über 65-jährige Patienten mit mehr als 25tägiger Verweildauer und 3 Entlassungsdiagnosen pro stationärem Aufenthalt. [SEEL] ALU: Abk. für engl, arithmetical logical unit (Rechenwerk*). ambulant: Untersuchung, Begutachtung und ggf. auch Behandlung von Patienten, ohne stationäre Aufnahme; Gegensatz: stationär*. [SEEL] Ambulanz: Einrichtung eines Krankenhauses zur ambulanten, d. h. nichtstationären ärztlichen Versorgung. Abgesehen von der Notfallversorgung sind Krankenhäuser in der BRD als Institutionen zur ambulanten Krankenversorgung nicht zugelassen (Ausnahme ζ. B. Physiotherapie*). Zur Deckung von regionalen Versorgungslücken in bestimmten Fachdisziplinen 19
AMG
können am Krankenhaus tätige Gebietsärzte* zur ambulanten Versorgung zugelassen werden und eine „Ambulanz" betreiben. Der sozialversicherte Patient benötigt hierfür die Überweisung von einem niedergelassenen Arzt, der privatversicherte Patient kann sich direkt an die Ambulanz zur Behandlung wenden. [RIEF] AMG: Abk. für Arzneimittelgesetz*. Amnioskopie: Fruchtwasserspiegelung; ambulant durchführbares Verfahren zur Überwachung erhöht gefährdeter Feten in der Spätschwangerschaft und zu Beginn der Geburt (bei intakter Fruchtblase). [PSCH] Amplitudenmodulation: Modulation*, bei der die Amplitude einer Trägerschwingung verändert wird. [IGEL, SEEL] Amtsarzt: Dienstbezeichnung für den Leiter (die Leiterin) eines Gesundheitsamtes*, der (die) neben der ärztlichen Approbation und Promotion den erfolgreichen Besuch einer Akademie für das öffentliche Gesundheitswesen (z. Zt. in Düsseldorf und München) nachweisen muß. [NEUM] anaerob: ohne Vorhandensein bzw. ohne Verbrauch von Sauerstoff. [SEEL] Anästhesie: Unempfindlichkeit gegen Schmerz-, Temperatur-, Berührungsreize; ζ. B. infolge einer Störung des peripheren oder zentralen Nervensystems oder als erwünschtes Ergebnis einer Narkose bzw. Lokalanästhesie. [PSCH] Anästhesiologie: medizinisches Fachgebiet, das die allgemeine und lokale Anästhesie einschließlich deren Vor- und Nachbehandlung, die Aufrechterhaltung der vitalen Funktionen während operativer Eingriffe, die Wiederbelebung und die Intensivmedizin in Zusammenarbeit mit den für das Grundleiden zuständigen Ärzten umfaßt. [DEUT] analog: ähnlich, vergleichbar, entsprechend; Prinzip der Darstellung einer physikalischen Größe durch eine andere; ζ. B. die elektrische Spannung wird durch den Weg eines Zeigers dargestellt (Meßinstrument). [IGEL, SEEL] Analog-Digital-Umsetzer: syn. A/D-Wandler; Abk. ADU; Funktionseinheit, die analoge* Eingangssignale in digitale* Ausgangssignale umsetzt, so daß sie von einem digitalen Datenverarbeitungssystem verarbeitet werden können; Gegensatz: Digital*-Analog-Umsetzer. [IGEL, SEEL] Analoge Daten: s. D a t e n . 20
Analysenstammdaten
Analogiemethode: Ideenfindungstechnik*, bei der aufgrund einer vermuteten Ähnlichkeit zwischen zwei Phänomenen (ζ. B. Prozessen, Systemen) von einem bekannten Phänomen auf das unbekannte geschlossen wird (Analogieschluß); ζ. B. in der Bionik* die Lösung technischer Probleme durch das Studium von Vorbildern aus der Natur. [SEEL] Analogrechner: Datenverarbeitungssystem, bei dem zur Wertdarstellung der Rechengrößen ein analoges* Signal (ζ. B. elektrische Spannung) verwendet wird. Bevorzugte Anwendung bei der Lösung regelungstechnischer Probleme (vgl. Hybridrechner*). [IGEL, SEEL] Analysator: syn. AutoAnalyzer; engl, analyzer; im medizinischen Laboratorium teil- oder vollmechanisierter Automat zur Analyse biologischer* Kenngrößen. Vollmechanisierte Analysatoren (Analysenautomaten) integrieren Probenaufbereitung und Meßwerterstellung bzw. Endwertberechnung. Hierfür sind geeignete Transport- oder Transfersysteme für das Untersuchungsgut notwendig. Typisch für den 1947 von Skeggs entwickelten ersten vollmechanisierten Analysenautomaten (AutoAnalyzer) ist ein kontinuierliches Durchflußverfahren, d. h. Probengut und Reagentien werden — jeweils separiert durch Luftblasen — durch ein kommunizierendes System von Kunststoffschläuchen, Glasröhren und -flaschen transportiert. Analysenautomaten bestimmen aus einer Probe entweder stets nur eine biologische Kenngröße (Einkanalgerät) oder simultan mehrere (Mehrkanalgerät). Bei Mehrkanalanalysenautomaten sind sowohl indiskriminierte* als auch diskriminierte* Analysenprogramme möglich. Geräte mit diskriminierter Arbeitsweise werden auch Selektivanalysatoren genannt. [BOTH, PORT] Analyse, diskriminierte: s. Diskriminierte Analyse. Analyse, indiskriminierte: s. Indiskriminierte Analyse. Analyse, lexikalische: s. Lexikalische Analyse. Analysenautomat: s. Analysator. Analysenparameter: Analyt eines physikalischen, chemischen oder biologischen Systems; ζ. B. eine biologische* Kenngröße. [BOTH, PORT] Analysenstammdaten: die zur Definition einer biologischen* Kenngröße in einem computergestützten Laborinformationssystem notwendigen Informationsvariablen bzw. deren Belegungen. Dazu gehören insbesondere Analysentestcode*, Langbezeichnung (für den Befundbericht), Meßwerteinheit, Resultateinheit*, Referenzbereiche*, Warngrenzen*, Extremwertbereich*, Nachweisgrenze*, Toleranzbereiche und Regeln zur Plausibilitätskontrolle*, Gebührenziffern (ζ. Β. EBM*, GOÄ*, DKG*-NT); ferner Systemparameter 21
Analysentestcode
wie ζ. Β. Reihenfolgenummer (im Befundbericht), Zugehörigkeit zu einer Gruppe von Analysenparametern, Zuordnung zu Positionen auf Anforderungsbelegen, Aufführung auf einer Arbeitsplatzliste*, Eingliederung in eine Resteliste*, Zugehörigkeit zu verschiedenen Statistikgruppen, Vorkommen in Berechnungsformeln sowie Definitionen zur Einordnung des Analysenparameters in die Labororganisation. [BOTH, PORT] Analysentestcode: im medizinischen Laboratorium die mnemotechnische (s. Mnemotechnik) Codierung von biologischen* Kenngrößen; Kurzbezeichnung eines Analysenparameters*. Bewährt hat sich eine Codierung mit ζ. B. einer Länge von bis zu 6 Zeichen, wobei die ersten bis zu 2 Zeichen das (Patienten-)Untersuchungsgut, die verbleibenden Zeichen den Analysenparameter bezeichnen; ζ. B. „SNA" = Natrium (Na)-Gehalt im Serum (S). Dieser Code zeigt deutliche Vorteile (gute Merkbarkeit, einfache Zuordnung oder Ableitung aus der Analysenbezeichnung und dadurch seltene Verwechslung) gegenüber einem in manchen Laboratorien verwendeten Zahlencode. [BOTH, PORT] Analysetechniken: Oberbegriff für unterstützende Techniken zur Systemanalyse*; ζ. B. ABC*-Analyse, Black*-Box-Methode, Dauerbeobachtung*, Dokumentenanalyse*, Fragebogentechnik*, Funktionsanalyse*, Interview*-Methode, Kommunikationsanalyse*, Multimomentaufnahme*, Selbstaufschreibung*. [SEEL] Analyzer: engl, für Analysator*. Anamnese: die durch ein ärztliches Gespräch erfahrbare allgemeine somatische, psychische und soziale Vorgeschichte eines Patienten (Krankenvorgeschichte: Familien-, Eigen- und Sozialanamnese), die spezielle Vorgeschichte des aktuellen Konsultationsanlasses bzw. die Darstellung und zeitliche Entwicklung des aktuellen Beschwerdebildes (Krankheitsvorgeschichte) und den Vorgang der Informationsgewinnung selbst (Anamnestik). [SEEL] Anamnese, standardisierte: s. Standardisierte Anamnese. Anamnestik: Technik der Anamneseerhebung; s. Anamnese. anamnestisch: die Anamnese betreffend.
[ANSC] [SEEL]
Anatomie: Lehre vom Bau der Körperteile; Kunst des Zergliederns. [PSCH] Anbieter: im Gesundheitssystem Personen und Einrichtungen (Medizinbetriebe), die unmittelbar Gesundheitsleistungen* für Verbraucher* erbringen. [ADAM] 22
Angemessenheitsgrundsatz
Anbieterunterstützung: s. Support.
Andrologie: Männer(heil)kunde; beschäftigt sich mit Bau und Funktion der männlichen Geschlechtsorgane, hauptsächlich in bezug auf die Zeugungsfähigkeit und deren Störungen. [PSCH] Anforderungsanalyse: engl, requirements engineering; Prozeß der Analyse und Definition von Anforderungen an ein zu entwickelndes Produkt aus der Sicht der Produktentwicklung; ζ. B. bzgl. eines Anwendungssystems* Aussagen über die gewünschten quantitativen und qualitativen Eigenschaften. Wegen der großen Bedeutung der Anforderungsanalyse für das Endprodukt, der Auswirkungen auf alle nachfolgenden Entwicklungsphasen (s. Systementwicklung) und die Entwicklungskosten bemüht man sich, die Anforderungsanalyse durch geeignete Methoden optimal zu unterstützen. Neben Checklisten* werden Requirements-Sprachen (SADT* (Structured Analysis and Design Technique), PSL (Problem Statement Language), RSL (Requirements Statement Language), Petri*-Netze) verwendet, um in einheitlicher Terminologie und auf definierten Abstraktionsniveaus die Anforderungen und deren Zusammenhänge i. S. eines Produktmodells zu konkretisieren; s. a. Pflichtenheft. [SEEL] Anforderungsbeleg: Formular zur Anforderung von Sach- oder Dienstleistungen; ζ. B. Medikamente, Verbandmaterial, Laborleistungen; Kommunikationsmittel zwischen leistungsanfordernder und -erbringender Stelle. Zu dokumentieren sind neben den angeforderten Leistungen und der anfordernden Stelle die Leistungsstelle, der Anforderungszeitpunkt, ferner bei patientenbezogenen Leistungen (s. Untersuchungsauftrag) die Patientenidentifikation*. Die Ausgestaltung eines Anforderungsbeleges hängt wesentlich von der jeweiligen Organisation ab. Im Gebrauch sind sowohl konventionelle als auch maschinenlesbare Belege (s. Belegleser), auf denen die obengenannten Angaben durch Strichmarkierungen oder Klebeetiketten aufgebracht werden können, was auch zur Vereinfachung der Leistungserfassung für Zwecke der Kosten*- und Leistungsrechnung beiträgt. [BOTH, PORT] Anforderungsbetrieb: in der Informatik eine Betriebsart eines Datenverarbeitungssystems, bei der eine Benutzerstation* von einer zentralen Instanz (Zentraleinheit*) die Übernahme angebotener Daten oder die Abgabe gewünschter Daten fordert (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Angemessenheitsgrundsatz: bezeichnet im Datenschutzrecht das Prinzip, wonach nur diejenigen technischen und organisatorischen Maßnahmen nach § 6 Abs. 1 BDSG (und den entsprechenden Regelungen in den Landesdatenschutzgesetzen) ergriffen werden müssen, die „erforderlich" sind, um die Ausführung der Vorschriften der Datenschutzgesetze zu gewährleisten. Nach § 6 Abs. 1 Satz 2 BDSG (und entsprechend nach Landesrecht) 23
Angiogramm
sind die Maßnahmen nur erforderlich, wenn ihr Aufwand in einem angemessenen Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck steht; s. a. Verhältnismäßigkeitsprinzip. [TAEG] Angiogramm: das bei der Angiographie erstellte Röntgenkontrastbild. [SEEL] Angiographie: röntgenologische Darstellung der Gefäße (Arterien, Venen, Lymphgefäße) nach Injektion eines Kontrastmittels. [PSCH] Angiologie: Lehre von den Blut- und Lymphgefäßen sowie vom Herzen. [PSCH] Angioplastie: Sammelbegriff für Methoden zur Rekanalisierung kurzstrekkiger Stenosen in arteriellen Gefäßen. Als öffnende Instrumente dienen spezielle Katheter. Das Verfahren wurde von Dotter und Judkins 1964 eingeführt. In lokaler Betäubung wird ein geeigneter Zugang geschaffen und ein kurzes, nicht zu flexibles, sich konisch aufweitendes Kunststoffrohr eingesteckt. Durch das Rohrlumen wird ein Draht geschoben, der den nachfolgenden Aufweitungskathetern eine Führung gibt. Porstmann empfahl 1973, die Stenose mit einem Korsett-Katheter zu dehnen. Eingang in die Routine fand das Verfahren mit der Entwicklung eines auf den Durchmesser des Gefäßes und die Länge der Stenose vorgeformten Kunststoffballons durch Grüntzig 1974. Der Katheter wird durch die Verengung vorgeschoben und hiernach mit einer unter Druck stehenden Flüssigkeit (bis zu 10 Atmosphären) aufgeweitet. Der vom Druck unabhängige Außendurchmesser des Ballons verhindert eine Überdehnung oder ein Zerreißen des Gefäßes. Die Beseitigung von Stenosen erfolgte zunächst nur an peripheren Gefäßen, etwa Beinarterienverschlüssen. 1977 wurde das als perkutane transluminale Angioplastie bekannte Verfahren von Grüntzig auf die Herzkranzgefäße angewendet. In der englischsprachigen Literatur wird das Verfahren als „percutaneous transluminal coronary angioplasty", abgekürzt PTCA, bezeichnet. Der der Dilatation zugrundeliegende Mechanismus befindet sich noch in der Diskussion. Nach einem Modell werden die die Stenose bildenden Materialien, Blutbestandteile, Wasser und Cholesterinkristalle durch den aufgeweiteten Ballon in die Gefäßwand gedrückt und verbleiben dort auch nach Deflation des Ballons. In einem anderen Modell kommt es zum Zerreißen der Intima mit teilweiser Ablösung vom Untergewebe. Hierauf kann sich das Gefäß den zirkulatorischen Erfordernissen anpassen. Die primäre Erfolgsquote der PTCA liegt bei 8 0 - 9 0 % ; 7 0 - 8 0 % hiervon bleiben auch im weiteren Verlauf offen. Damit steht das Verfahren selbständig neben dem chirurgischen Eingriff, der „Bypass"-Operation. Hier wird der verschlossene Teil des Herzkranzgefäßes durch ein künstliches Ersatzstück oder ein dem Patienten im venösen System an weniger wichtigem Ort entnommenes, autologes Präparat überbrückt. 24
Anode
Andere im experimentellen Stadium befindliche Methoden der Angioplastie sind die chemische und mechanische Abtragung des stenotischen Materials. Besondere Hoffnungen knüpfen sich an die 1982 von Choy und Lee angegebene Laser-Angioplastie, bei der die stenotische Verengung des Gefäßes mit dem energiereichen Licht eines Helium-, Argon- oder Nd-YAGLasers durch Hitze zerstört wird. Günstigere Ergebnisse werden von dem im UV-Bereich strahlenden Excimer-Laser erwartet. Darüber hinaus werden abrasiv arbeitende, mechanische und thermische Verfahren auf der Basis einer Applikation von Hochfrequenzstrom erprobt. [THUL] Anhaltszahlen:
Zur Bestimmung des Personalbedarfs der meisten Abteilungen und Bereiche im Krankenhaus wurden Anhaltszahlen entwickelt (vgl. Personaldichte). Sie dienen u. a. der einfachen Überprüfung und Vergleichbarkeit des Personals von Krankenhäusern und werden in regelmäßigen Abständen den sich ändernden Gegebenheiten und der Entwicklung des medizinischen, pflegerischen, technischen und verwaltungsmäßigen Fortschritts angepaßt. Anhaltszahlen stellen keine Richtwerte dar und sind den betriebsinternen Gegebenheiten anzupassen. [RIEF] Anker:
in der Informatik ein besonders ausgezeichneter Zeiger*. [IGEL, SEEL]
Anlagen, audiovisuelle:
s. Audiovisuelle Anlagen.
Anlaßkontrolle:
nach § 30 Abs. 3 BDSG können die von der Aufsichtsbehörde mit der Überwachung beauftragten Personen, soweit es zur Erfüllung der ihr übertragenen Aufgaben erforderlich ist, Grundstücke und Geschäftsräume der speichernden* Stelle betreten, Prüfungen und Besichtigungen vornehmen, in geschäftliche Unterlagen Einsicht nehmen. Der Auskunftspflichtige hat diese Maßnahme zu dulden. Solche Kontrollen werden nur aus Anlaß durchgeführt, und zwar dann, wenn ein Betroffener begründet darlegt, daß er bei der Verarbeitung seiner personenbezogenen Daten in seinen Rechten (s. Rechte des Betroffenen) verletzt worden ist (§ 30 Abs. 1 BDSG). Die geschilderten Befugnisse stehen der Aufsichtsbehörde nach § 40 Abs. 2 BDSG auch zur Verfügung im Rahmen ihrer ständigen Aufsicht über die dem 4. Abschnitt Bundesdatenschutzgesetz unterliegenden Stellen (ζ. B. Auskunfteien, Markt- und Meinungsforschungsinstitute, Servicerechenzentren). [DREW, KASS, STRN] Annahmebereich:
s. Ablehnungsbereich.
Anode:
positive Elektrode* eines elektrischen Stromkreises; Gegensatz: Kathode*. [SEEL] 25
Anonymisierung
Anonymisierung: Trennung personenbezogener* Daten von Identifizierungsdaten (ζ. B. Name, Anschrift, Personalnummer), so daß eine natürliche* Person weder bestimmt wird noch durch Bezug auf andere Daten oder äußere Umstände bestimmbar ist. Steht das zur Reidentiflkation eines anonymisierten Datenbestandes erforderliche Zusatzwissen (Identifizierungsdaten) nur dem Datengeber, nicht der auswertenden Stelle zur Verfügung, wird also von diesem treuhänderisch verwaltet, so spricht man vom „Treuhändermodell". [TAEG] Anpassungsfähigkeit: Eigenschaft eines Anwendungssystems*, die es ermöglicht, das System veränderten Rahmenbedingungen (ζ. B. Erweiterung des Mengengerüsts*, Anschluß zusätzlicher Datensichtgeräte) flexibel anpassen zu können. Als Voraussetzung für die Anpassungsfähigkeit gelten modulare, „offene" Systemkonzepte (ζ. B. parametrisierte Anwendungsprogramme*, Netzwerke*); s. a. Customizing. [SEEL] Anschaffungskosten: Teil der Datenverarbeitungskosten, der für die Beschaffung eines Datenverarbeitungs- bzw. Anwendungssystems* anfällt. Hierzu zählen Kosten für Hardware (Kaufpreis der Hardwarekonfiguration, deren Transport und Installation), Software (Kaufpreis oder Lizenzgebühr für System- und Anwendungssoftware, deren Implementierung und eventuelle Anpassung), die Datenübermittlung (Einrichtung zur Datenfernübertragung und zum physischen Datenträgertransport (ζ. B. Transportbehälter, Datenträger)) sowie die notwendige Erstausstattung an Verbrauchsmaterial (Datenträger, Papier, Farbbänder) und Systemzubehör (ζ. B. Benutzerdokumentation*); i.w. auch Mobiliar und Beleuchtungskörper für Bildschirmarbeitsplätze. [SEEL] Anschlag: in der Textverarbeitung gebräuchliche Bezeichnung für das auf einer Tastatur „angeschlagene" Einzelzeichen. Die Zahl der Anschläge/Min. wird oft als Kriterium zur Leistungsbestimmung und Kapazitätsbemessung herangezogen. [SEEL] Anschließungsgenehmigung: Genehmigung zum Anschließen von zugelassenen privaten Geräten an Einrichtungen der Deutschen Bundespost. Die Anschließungsgenehmigung wird vom örtlichen Fernmeldeamt erteilt; s. a. FTZ-Nummer. [IGEL, SEEL] Anschlußheilverfahren: stationäre Heilmaßnahme als Frührehabilitation in einer Rehabilitationsklinik, i.a. durch einen Rentenversicherungsträger unmittelbar an die Behandlung in einem Akutkrankenhaus; ζ. B. bei Herzinfarkt oder nach Einsetzen einer Hüftgelenksendoprothese; Leistung der Rentenversicherungsträger (§10 SGB VI) oder der Krankenkassen (§§ 40 u. 1 1 1 S G B V ) . [SILO] 26
Anthropologie
Anstaltskrankenhaus: Krankenhaus, das neben Unterkunft, Verpflegung
und pflegerischer Betreuung i. Ggs. zum Belegkrankenhaus auch die ärztliche Behandlung durch angestellte Krankenhausärzte erbringt. [RIEF] Anthropologie: Wissenschaft vom Menschen; der Begriff geht auf Aristo-
teles (384 — 322 v.Chr.) zurück und meinte ursprünglich nur die Naturgeschichte des Menschen. In diesem Sinne, also als vergleichende Biologie des Menschen, wird er heute im deutschen Sprachraum verwendet. Wegen der Komplexität des Forschungsgegenstandes Mensch sind jedoch vielfältige Beziehungen zu anderen naturwissenschaftlich-medizinischen (u. a. Anatomie, Physiologie und vor allem Humangenetik*) und kulturwissenschaftlichen Disziplinen (u. a. Vor- und Frühgeschichte, Völkerkunde, Bevölkerungswissenschaft) gegeben, die ebenfalls Forschung am Menschen betreiben. Insofern ist eine strenge Abgrenzung der Anthropologie nicht möglich. Die moderne Anthropologie ist eine biologische Disziplin, die sich in fachlich begründeter enger Kooperation mit den Nachbardisziplinen, vor allem der Humangenetik, und unter Einbeziehung moderner naturwissenschaftlicher Methoden bemüht, ein klares Bild vom Menschen und seiner Stellung in der Natur zu zeichnen. Nach Rudolf Martin (1864 — 1925) steht die „Naturgeschichte der Hominiden in ihrer zeitlichen und räumlichen Ausdehnung" im Mittelpunkt anthropologischer Forschung. Unter diesem Aspekt lassen sich die folgenden wichtigsten Forschungsgebiete der Anthropologie herausstellen: Evolutionsbiologie der Hominiden (Erforschung der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen einschließlich Primatologie = Biologie der fossilen und rezenten nonhumanen Primaten sowie Paläoanthropologie = Wissenschaft von den fossilen Menschenformen); historische Anthropologie (Rekonstruktion der Ethnogenese rezenter Bevölkerungen einschließlich der Biologie vor- und frühgeschichtlicher sowie mittelalterlicher Bevölkerungen); Populationsgenetik (Erforschung der genetischen Variabilität innerhalb der rezenten Spezies Homo sapiens einschließlich der dieser Variabilität zugrundeliegenden Faktoren (Selektion, Isolation, Genfluß, Drift- und Foundereffekte)); Auxologie und Konstitutionsbiologie (Erforschung der individuellen und gruppentypischen (ζ. B. Sozialgruppen, Land- und Stadtbevölkerungen) Variabilität in der postnatalen Entwicklung unter deskriptiven und kausalen Aspekten sowie der Herausbildung der körperbautypologischen Variabilität einschließlich ihrer psychophysischen Charakteristika). Anthropologie betreibt aber nicht nur Grundlagenforschung im o.g. Sinn, sondern ist auch praxisorientiert. Als Beispiele seien genannt: Vaterschaftsbegutachtung (Nachweis der Vaterschaft bzw. Nichtvaterschaft eines Mannes mit Hilfe serologischer und morphologischer einschließlich daktyloskopischer Methoden); Industrieanthropologie (Erarbeitung von Richtwerten für eine optimale Produktion von Verbrauchsgütern und optimale Gestaltung von Arbeitsplätzen auf Grund der Variabilität anthropometrischer und funktioneller Merkmale in der Bevölkerung); angewandte 27
Antibiogramm
Auxologie (Erstellung von Normwerten zur Beurteilung des postnatalen Entwicklungsstandes). [WALT] Antibiogramm: Prüfung der Empfindlichkeit von Krankheitserregern aus dem Untersuchungsmaterial von Patienten gegenüber Antibiotika bzw. Chemotherapeutika für die gezielte antibakterielle Behandlung von Infektionskrankheiten. [NAUM] Antiphlogistika: Mittel mit entzündungshemmender Wirkung.
[PSCH]
Antwortzeit: an einer Benutzerstation* (ζ. B. Datenstation*) die Zeitspanne zwischen dem Ende der Erteilung einer Aufgabenstellung (Absenden eines Jobs*) und dem Vorliegen der vollständigen Antwort darauf (DIN 44 300). Die geforderte Antwortzeit hängt vom Umfang der zu erbringenden Datenverarbeitungsleistung ab; ζ. B. sollten bei der Dialogverarbeitung* die Antwortzeiten für einen Maskenwechsel so bemessen sein, daß der Benutzer dadurch nicht in seinem Arbeitsablauf unterbrochen wird (i. d. R. weniger als drei Sekunden). Das Antwortzeitverhalten ist ein wichtiges Akzeptanzkriterium bei der Dialogverarbeitung. [IGEL, SEEL] Anweisung: in der Informatik eine nach den Regeln einer beliebigen Sprache (imperative Programmiersprache) festgelegte syntaktische Einheit, die in gegebenem oder unterstelltem Zusammenhang wie auch im Sinne dieser Sprache eine Arbeitsvorschrift für ein Datenverarbeitungssystem ist. Eine Anweisung heißt bedingt, wenn sie eine Vorschrift zur Prüfung einer Bedingung enthält; sie heißt elementar, wenn sie sich in der benutzten Sprache nicht mehr in Teile zerlegen läßt, die selbst Anweisungen sind. Anweisungen können nach Art der Arbeitsvorschrift klassifiziert werden. Wichtige Klassen sind ζ. B. die bedingte Anweisung (Verzweigungs-, Wiederholungsanweisung) und die unbedingte Anweisung (Zuweisung, Sprung-, Eingabe-, Ausgabe-, Transportanweisung); vgl. DIN 44 300. [IGEL, SEEL] Anwender: in der Informatik Person(en), die mindestens ein Anwendungssystem* einsetzt (einsetzen); i. e. S. Benutzer*. [SEEL] Anwendersystem: Anwendungssystem*, das nur ablauffähige Anwendungsprogramme* enthält. Systemprogramme* sind nur insoweit vorhanden, als sie zur Ausführung der vorhandenen Anwendungsprogramme notwendig sind. Von daher kann mit einem Anwendersystem keine Programmentwicklung durchgeführt werden. [IGEL, SEEL] Anwendungsbereichsspezifische Informatik: Teilgebiet der Informatik, das die Methoden der Informatik für Anwendungen in den spezifischen Bereichen der Wissenschaft und des täglichen Lebens nutzt. Solche Teilgebiete sind ζ. B. die Medizinische* Informatik, die Rechtsinformatik und die Wirtschaftsinformatik. [KRÜC] 28
Anwesenheitskontrolle
Anwendungsentwicklung: in der Informatik die Entwicklung von Anwendungssystemen*; s. a. Systementwicklung. [SEEL] Anwendungsprogramm: i.G. zum Systemprogramm* der Teil der Software, der die produktive Nutzung eines Datenverarbeitungssystems zur Lösung anwendungsbezogener Aufgaben ermöglicht; ζ. B. ein Programm zur Textverarbeitung. [IGEL, SEEL] Anwendungsprogrammierer(in): Datenverarbeitungsfachkraft
für
die
Entwicklung und Realisierung von Anwendungsprogrammen*. Ihre Tätigkeit umfaßt die Analyse vorgegebener, zu programmierender, anwendungsbezogener Aufgaben, die Entwicklung einer softwaretechnischen Lösung, deren Programmierung, Testung, Dokumentation und Implementierung sowie die Bewertung, Änderung und Optimierung implementierter Anwendungsprogramme. [IGEL, SEEL] Anwendungssoftware: die für die produktive Nutzung eines Datenverarbeitungssystems zur Lösung anwendungsbezogener Aufgaben benötigten Daten und Programme, zusammen mit ihrer Dokumentation (Programmdokumentation*, Benutzerdokumentation*). [IGEL, SEEL] Anwendungsstau: in der Informatik einen Zustand beschreibend, der dadurch charakterisiert ist, daß der Bedarf nach Anwendungssystemen seitens der Benutzer langfristig die verfügbaren personellen und sächlichen Ressourcen für die Anwendungsentwicklung übertrifft. [SEEL] Anwendungssystem: 1. in der (Medizinischen) Informatik ein computergestütztes Informationssystem, das in einem konkreten Anwendungszusammenhang (Bezugssystem) eingesetzt wird; 2. die Protokollschichten 5 — 7 des ISO*-OSI-Referenzmodells. [SEEL] Anwesenheitskontrolle: eine technische und organisatorische Maßnahme i. S. von § 6 BDSG, die in engem Zusammenhang mit der Zugangskontrolle* steht. Mit der Protokollierung der Personen, die Räume betreten oder verlassen, in denen personenbezogene* Daten verarbeitet werden, können Kontrollen präventiv oder im nachhinein unterstützt werden. Durch die Erfassung über Ausweisleser oder andere Techniken (Stimm- oder Bilderkennung, Daktyloskopie) kann die Anwesenheitserfassung und -kontrolle rechnergestützt erfolgen und ein Abgleich mit den Daten der Berechtigten (file matching) vorgenommen werden. Die Anwesenheitskontrolle kann auch mit der persönlichen Identifikation an der Datenstation (Eingabekontrolle*) verbunden werden, mit der sich feststellen läßt, von wem personenbezogene* Daten im Datenverarbeitungssystem verarbeitet worden sind. Art und Umfang der zu treffenden Maßnahmen müssen in einem angemessenen Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen. Ob die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme beachtet wird, ist aus der Sicht des 29
Anzeigegerät
Betroffenen unter Berücksichtigung der Qualität und Sensibilität der Daten, des Verarbeitungszwecks und des Mißbrauchsrisikos zu bestimmen (Angemessenheitsgrundsatz*). [TAEG] Anzeigegerät: Baueinheit zur wahrnehmbaren Darstellung von
Daten (Anzeige). Die Anzeige kann visuell, akustisch oder taktil erfolgen, entsprechend der beiden Prinzipien analog* und digital*. [IGEL, SEEL]
Anzeigepflichtige
Krankheiten:
1. verschiedene Infektionskrankheiten nach dem Bundesseuchengesetz*; 2. best. Berufskrankheiten*. [SEEL] apathogen: nicht krankhaft, nicht krank machend; Gegensatz: pathogen*.
[SEEL] APGAR-Schema: Bezeichnung nach Virginia Apgar, 1909 — 1974; heute mnemotechnisch als Abk. für Atmung, Puls, Grundtonus, Aussehen, Reflexe; Punkteschema zur Vitalitätsbeurteilung von Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt; die Beurteilung soll 1 Minute nach vollständiger Entwicklung (Entbindung) erfolgen. Wiederholung nach 5 Minuten und 10 Minuten. Ein optimal lebensfrisches Kind erhält 9 — 10 Punkte. Weniger als 7 Punkte zeigen einen Depressionszustand des Neugeborenen an; s. Tab. [PSCH] Beurteilungskriterium
Bewertung 0 Punkte
1 Punkt
2 Punkte
Atembewegungen
keine
flach, unregelmäßig
gut, Schreien
Puls
nicht wahrnehmbar
langsam (unter 100)
über 100
Grundtonus (Muskeltonus)
schlaff
wenige Beugungen d. Extremitäten
aktive Bewegung
Aussehen (Kolorit)
blau, blaß
Körper rosa, Extremitäten blau
vollständig rosa
Reflexerregbarkeit
keine Reaktion
Schrei
kräftiger Schrei
Tab.: APGAR-Schema. A posteriori-Wahrscheinlichkeit: Wahrscheinlichkeit*
eines Ereignisses, nachdem entsprechende Beobachtungen vorliegen. Bei dem Ereignis könnte es sich ζ. B. um das Vorliegen einer bestimmten Krankheit bei einer bestimmten Person handeln, bei den Beobachtungen um das Ergebnis eines Schnelltests bei dieser Person. Zur Berechnung der a posteriori-Wahrscheinlichkeit s. Bayes'sche Formel, s. a. A priori-Wahrscheinlichkeit. [KEMM] 30
Arbeitsamtsärztlicher Dienst Apotheke: unter fachlicher Leitung eines Apothekers stehender Gewerbe-
betrieb für die Zubereitung und den Verkauf von Arzneiwaren nach ärztlicher Verschreibung oder im Freiverkauf (Handverkauf). Als Erscheinungsformen der Apotheken unterscheidet man die jedermann zugänglichen öffentlichen Vollapotheken als Normaltyp der Apotheke und Apotheken, die nur einem begrenzten Personenkreis zur Verfügung stehen (ζ. B. Krankenhausapotheken und Bundeswehrapotheken). [RIEG] Apparategemeinschaft: partielle
Organisationsform der Praxisgemeinschaft, die sich auf die gemeinsame Nutzung kostspieliger medizinischtechnischer Einrichtungen einschl. des dazu erforderlichen Fachpersonals beschränkt (ζ. B. Laborgemeinschaft). [SEEL]
Apperzeption: bewußte Erfassung äußerer und innerer Eindrücke.
[PSCH] Applikation: 1. in der Medizin die Verabfolgung eines Arzneimittels; a)
orale Applikation: in Form von Pulver, Tabletten, Saft, Tropfen, Kapseln usw.; b) rektale Applikation: in Form von Zäpfchen, Lösungen usw.; c) parenterale Applikation: in Form von Injektionen, Infusionen, Inhalationen, Aerosol und Stäuben; d) lokale Applikation: in Form von Salben, Pflastern, Umschlägen (Pasten), Medizin(teil)bädern, Spülungen, Gurgelflüssigkeiten; 2. in der Medizinischen Informatik ein (meist branchenspezifisches) Anwendungsprogramm* (ζ. B. „GOÄ-Abrechnung"). [PSCH, SEEL] Approbation: staatliche Erlaubnis zur Ausübung eines akademischen Heil-
berufes (ζ. B. Arzt, Apotheker, Zahnarzt, Tierarzt). Die früher übliche Bezeichnung „Bestallung" wurde aus Gründen der Vereinheitlichung aufgegeben. [RIEG] A priori-Wahrscheinlichkeit: Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses vor dem
Vorliegen von Beobachtungen, die dann genaueren Aufschluß über das Ereignis liefern sollen. Als a priori-Wahrscheinlichkeit, daß eine Person an einer bestimmten Krankheit leidet, könnte ζ. B. die Prävalenz der Krankheit in der Bevölkerung dienen; s. a. Α posteriori-Wahrscheinlichkeit, Bayes'sche Formel. [KEMM] Arbeitsamtsärztlicher Dienst: medizinischer Beratungs- und
Begutachtungsdienst der Arbeitsverwaltung. Beim Arbeitsamtsärztlichen Dienst liegen die Beurteilungsschwerpunkte in der Feststellung der physischen wie psychischen Eignung für eine bestimmte Arbeit, insbesondere bei berufsfördernden Maßnahmen, ζ. B. der Umschulung und bei Fragen der Berufsfindung. Träger des Arbeitsamtsärztlichen Dienstes, der bei den Arbeitsämtern tätig ist, ist die Bundesanstalt für Arbeit. [SILO] 31
Arbeitsbedingte Erkrankungen
Arbeitsbedingte Erkrankungen: auch arbeitsbezogene Erkrankungen; sind im Unterschied zu den Berufskrankheiten* Erkrankungen, zu deren Entstehung und/oder Verlauf nach ärztlicher Erfahrung und aufgrund von epidemiologischen Untersuchungen die Arbeitsbedingungen beitragen. Arbeitsbedingte Erkrankungen manifestieren sich gruppenbezogen (belastungshomogene Arbeitsgruppen) durch eine Exzeßmorbidität im Vergleich mit anderen Arbeitsgruppen oder mit der Wohnbevölkerung. Den arbeitsbedingten Erkrankungen kommt wegen ihrer starken Verbreitung eine große Bedeutung für den Arbeitsschutz zu. [FERB] Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaf-
ten: Abk. AWMF; die AWMF berät über grundsätzliche und fachübergreifende Angelegenheiten und Aufgaben, erarbeitet Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese gegenüber den damit befaßten Institutionen, insbesondere auch im politischen Raum. Neben den — angesichts der zunehmenden Spezialisierung immer dringenderen — Aufgaben der inneren Zusammenarbeit will sie damit die Interessen der medizinischen Wissenschaft verstärkt nach außen zur Geltung bringen. Der AWMF gehören zur Zeit folgende Mitgliedsgesellschaften an: Dt. Ges. f. Allgemeinmedizin, Dt. Ges. f. Anästhesiologie und Intensivmedizin, Vereinigung der Anatomen, Dt. Ges. f. Angiologie, Dt. Ges. f. Anthropologie und Humangenetik, Dt. Ges. f. Arbeitsmedizin, Dt. Ges. f. Biologische Psychiatrie, Dt. Ges. f. Biomedizinische Technik, Dt. Ges. f. Bluttransfusion und Immunhaematologie, Dt. Ges. f. Chirurgie, Dt. Dermatologische Gesellschaft, Dt. EEG-Gesellschaft, Dt. Ges. f. Gefäßchirurgie, Dt. Ges. f. Gerontologie, Dt. Ges. f. Gynäkologie und Geburtshilfe, Dt. Ges. f. HalsNasen-Ohrenheilkunde, Dt. Ges. f. Hygiene und Mikrobiologie, Dt. Ges. f. Ärztliche Hypnose und Autogenes Training, Dt. Ges. f. Infektiologie, Dt. Ges. f. Innere Medizin, Dt. Ges. f. Katastrophenmedizin, Dt. Ges. f. Kinderchirurgie, Dt. Ges. f. Kinderheilkunde, Dt. Ges. f. Klinische Chemie, Dt. Ges. f. Krankenhausgeschichte, Dt. Ges. f. Laboratoriumsmedizin, Dt. Ges. f. Manuelle Medizin, Fachverband Medizingeschichte, Dt. Ges. f. Medizinische Ausbildung, Deutsche* Gesellschaft für Medizinische Dokumentation, Informatik und Statistik, Dt. Ges. f. Medizinische Physik, Dt. Ges. f. Medizinische Psychologie, Dt. Ges. f. Medizinische Psychologie und Psychopathometrie, Dt. Ges. f. Medizinische Soziologie, Dt. Ges. f. Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Dt. Ges. f. Neurochirurgie, Dt. Ges. f. Neurologie, Dt. Ges. f. Neuropädiatrie, Dt. Ges. f. Neuropathologie und -anatomie, Dt. Ges. f. Neuroradiologie, Dt. Ges. f. Nuklearmedizin, Dt. Ophthalmologische Gesellschaft, Dt. Ges. f. Orthopädie und Traumatologic, Dt. Ges. f. Pädiatrische Kardiologie, Dt. Ges. f. Pädiatrische Radiologie, Dt. Ges. f. Pathologie, Dt. Ges. f. Perinatale Medizin, Fachges. d. Ärzte in der Pharmazeutischen Industrie, Dt. Ges. f. Phlebologie und Proktologie, Dt. Ges. f. Phoniatrie und Pädaudiologie, Dt. Ges. f. Physikalische Medizin und Rehabilitation, Dt. Physiologische Gesellschaft, Vereinigung der Plastischen Chirurgen, Dt. Ges. f. Plastische und Wiederher32
Arbeitslosenversicherung stellungschirurgie, Dt. Ges. f. Pneumologie und Tuberkulose, Dt. Ges. f. Psychiatrie und Nervenheilkunde, Dt. Kollegium f. Psychosomatische Medizin, Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie, Dt. Ges. f. Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie, Dt. Ges. f. Rechtsmedizin, Dt. Röntgengesellschaft, Dt. Ges. f. Sozialmedizin, Inst. f. Standardisierung u. Dokumentation i. Med. Laboratorium (INSTAND) e.V., Dt. Ges. f. Suchtforschung und Suchttherapie, Dt. Ges. f. Thorax-, Herzund Gefäßchirurgie, Dt. Ges. f. Unfallheilkunde, Dt. Ges. f. Urologie, Dt. Ges. f. Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten, Dt. Ges. f. Wehrmedizin und Wehrpharmazie, Dt. Ges. f. Wirbelsäulenforschung. Die A W M F wird durch direkten Auftrag der Mitgliedsgesellschaften oder durch deren Delegierte tätig. Greift die A W M F einschlägige Probleme in eigener Initiative auf, so sucht sie Übereinstimmung mit den Mitgliedsgesellschaften. Für die Bearbeitung besonderer Themen werden Kommissionen aus dem Kreise der Delegierten und gegebenenfalls durch Hinzuziehung Sachverständiger aus den Mitgliedsgesellschaften gebildet. Die A W M F ist also mit ihren eigenständigen Aufgaben neben den anderen Arbeitsgemeinschaften wie Bundesärztekammer, Westdeutscher Medizinischer Fakultätentag (WMFT), Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände ( G F B ) und den Einrichtungen der Wissenschaftsförderung ein wichtiger Pfeiler im Rahmen der gesamten medizinischen Organisation. Die A W M F bemüht sich um fruchtbare Zusammenarbeit mit den anderen Einrichtungen sowie den zuständigen politischen Gremien im Interesse des förderlichen Zusammenwirkens und einer leistungs- und zukunftsorientierten Weiterentwicklung der medizinischen Wissenschaften und der ärztlichen Praxis. Der A W M F ist der „Arbeitskreis Ärzte und Juristen" angeschlossen. [VOST] Arbeitsliste: syn. für Arbeitsplatzliste*. Arbeitslosenversicherung: deckt als Zweig der Sozialversicherung Risiken der Arbeitslosigkeit ab und hält dazu Dienst- und Geldleistungen zur Förderung des Arbeitsmarktausgleichs sowie Geldleistungen bei Arbeitslosigkeit bereit. Die wichtigsten Dienst- und Geldleistungen zur Arbeitsförderung sind — Arbeitsberatung und Arbeitsvermittlung, — Berufsberatung und Ausbildungsförderung, — Förderung der Arbeitsaufnahme, — Berufliche Bildung und berufliche Rehabilitation Behinderter, — Allgemeine Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Lohnkostenzuschüsse für ältere Arbeitnehmer, — Kurzarbeitergeld, — Produktive Winterbauförderung. Die wichtigsten Leistungen bei Arbeitslosigkeit sind — Arbeitslosengeld, — Arbeitslosenhilfe (Finanzierung aus Bundesmitteln), — Konkursausfallgeld. 33
Arbeitsmedizin
Die Maßnahmen zur Arbeitsförderung sollen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt ausgleichen und damit Arbeitslosigkeit verhindern oder beenden. Sie haben Vorrang vor den Leistungen bei Arbeitslosigkeit (§ 5 Arbeitsförderungsgesetz). Die Lohnersatzleistungen (ζ. B. Arbeitslosengeld bei Arbeitslosigkeit; Unterhaltsgeld bei Teilnehmern an ganztägigen beruflichen Bildungsmaßnahmen) sind von einer bestimmten Dauer vorheriger beitragspflichtiger Beschäftigung abhängig; andere Leistungen (ζ. B. Berufsberatung und Arbeitsvermittlung) werden jedem Arbeitssuchenden gewährt. Beitragspflichtig sind alle gegen Entgelt oder zu ihrer Ausbildung abhängig beschäftigten Arbeitnehmer, soweit ihr Beschäftigungsverhältnis mindestens 18 Stunden wöchentlich umfaßt. Die Beiträge werden von Arbeitnehmern und ihren Arbeitgebern durch einen für beide gleich hohen Beitragssatz erhoben. Die Finanzierung der Dienst- und Geldleistungen erfolgt aus Beiträgen (ca. 90% der Einnahmen) und Arbeitgeber-Umlagen für die Produktive Winterbauförderung und das Konkursausfallgeld. Bei Haushaltsdefiziten haftet der Bund. Die Dienst- und Geldleistungen werden durch die Bundesanstalt für Arbeit erbracht, die sich in Arbeitsämter, Landesarbeitsämter und die Hauptstelle in Nürnberg gliedert. [PRÖB] Arbeitsmedizin: medizinisches Fachgebiet, das die Wechselbeziehungen
zwischen Arbeit, Beruf und Gesundheit zum Gegenstand hat. Dazu gehört insbesondere die Verhütung von Unfällen sowie die Vorbeugung und Erkennung von Erkrankungen, die durch das Arbeitsgeschehen verursacht werden können, und die Mitwirkung bei der Einleitung der sich aus solchen Unfällen und Erkrankungen ergebenden medizinischen Rehabilitation* sowie bei der Durchführung berufsfördernder Rehabilitation. [DEUT] Arbeitsplatzcomputer: s. Personalcomputer, Workstation. Arbeitsplatzergonomie: Aspekt der Ergonomie, der sich mit der Anpas-
sung des Arbeitsplatzes und seiner Umgebung an die physiologischen Anforderungen des Menschen befaßt; ζ. B. bei Bildschirmarbeitsplätzen die Sitzposition, Licht-, Geräusch- und Temperaturverhältnisse, die Gestaltung von Tastatur und Bildschirm. [SEEL] Arbeitsplatzliste: syn. Arbeitsliste; Auflistung der für einen Arbeitsplatz
zur Bearbeitung vorgegebenen Aufträge zur Unterstützung der Arbeitsplatzorganisation; ζ. B. als Meßplatzliste* im medizinischen Laboratorium. [BOTH, PORT] Arbeitsspeicher: bei einem Datenverarbeitungssystem der Teil des Zen-
tralspeichers*, dessen einzelne Speicherstellen durch Maschinenadressen* angesprochen werden können, d. h. direkt adressierbar sind. Der durch Anwendungsprogramme* adressierbare Teil des Arbeitsspeichers wird oft als Hauptspeicher, der übrige Bereich als Ergänzungsspeicher unterschieden. Der Hauptspeicher nimmt dann den arbeitsspeicherresidenten Teil des Be34
Archiv
triebssystems sowie die zur Ausführung kommenden Programme und die von diesen benötigten Daten auf. Der Ergänzungsspeicher dient ζ. B. zur Ausführung von Diagnoseprogrammen zur Überprüfung und Fehlerlokalisation von Hardwareeinheiten. Gelegentlich wird in der Praxis als Ergänzungsspeicher auch ein direkt adressierbarer Arbeitsspeicherbereich mit großer Kapazität verstanden, der jedoch im Vergleich zum Hauptspeicher relativ lange Zugriffszeiten aufweist. [IGEL, SEEL] Arbeitsteilung: die Zuordnung von Teilen einer Aufgabe auf verschiedene
Aufgaben träger*; ζ. B. Mensch-Aufgabe-Technik-Systeme (s. computergestützte Informationssysteme). Sie macht eine Koordination der verschiedenen Aufgabenträger unumgänglich. [SEEL] Arbeitsunfähigkeit: Abk. AU; AU liegt vor, wenn ein Arbeitnehmer infolge
Krankheit seine ihm vertragsgemäß obliegende, zuletzt ausgeübte Tätigkeit überhaupt nicht mehr, nicht mehr ohne erhebliche Beschwerden oder nicht mehr ohne Gefahr der Verschlimmerung seines Gesundheitszustandes ausüben kann. Dem Nachweis der krankheitsbedingten Arbeitsverhinderung des Arbeitnehmers dient die von einem Arzt ausgestellte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (Abk.: AU-Bescheinigung). [BLOH] Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung: s. Arbeitsunfähigkeit. Arbeitsunfähigkeitsdiagnose: Diagnose, welche die Arbeitsunfähigkeit*
eines Versicherten begründet.
[FERB]
Arbeitsunfall: Verletzung in ursächlichem Zusammenhang mit einem Un-
fallereignis innerhalb der beruflichen Tätigkeit. Der Arbeitnehmer ist für diesen Fall bei der für sein Gewerbe zuständigen Berufsgenossenschaft* kraft Gesetzes pflichtversichert. Der Arbeitgeber ist gegenüber Haftungsforderungen des Arbeitnehmers ebenfalls versichert. Die Rechtsprechung durch die Sozialgerichte hat insbesondere den Begriff der beruflichen Tätigkeit relativ weit ausgelegt. [SILO] Arbeitsvorbereitung: Planung und Steuerung einer Produktion. Im Re-
chenzentrum 1. die Steuerung des Datenverarbeitungsproduktionsprozesses nach den Zielkriterien Termineinhaltung, Durchsatzmaximierung und Betriebsmittelauslastung; 2. die Organisationseinheit, die, meist unterstützt durch spezielle Software (Ablaufsteuerungssysteme), Aufgaben der Arbeitsvorbereitung ausführt. [SEEL] Archiv: Informations- und Dokumentationseinrichtung, die i. d. R. nicht
publizierte, meist einmalig vorhandene Dokumente sammelt, aufbewahrt und wieder zugänglich macht; ζ. B. Krankenblattarchiv, vgl. Datenträgerarchiv. [DGD] 35
Archivierung
Archivierung: Ablage und Verwaltung von auf Datenträgern befindlichen
Daten bzw. Dokumenten im Datenträgerarchiv bzw. Archiv zum Zweck der langfristigen Datenhaltung. [SEEL] Arithmetisches Mittel: Lokalisationsmaß*; das arithmetische Mittel einer
aus η Beobachtungen x t , x2, xn bestehenden Stichprobe ist gegeben durch: _ χ = (x, + x2 + ... + x„)/n. S. a. Maßzahl.
[KEMM]
Array: in der Informatik eine homogene (lineare oder mehrdimensionale)
Ansammlung von Daten.
[IGEL, SEEL]
Arthrographie: Röntgenkontrastdarstellung einer Gelenkhöhle; s. a. Ar-
throskopie.
[PSCH]
Arthroskopie: endoskopische Untersuchung eines Gelenks, meist Kniege-
lenks; ζ. B. zur Abklärung von Meniskusverletzungen; Betrachtung des Gelenkinnenraums in Narkose oder Lokalanästhesie nach Insufflation und Aufblähung des Gelenks mit Gas (ζ. B. C0 2 ). [PSCH] Artificial intelligence: engl, für Künstliche* Intelligenz. Arzneibuch: amtliche Vorschriftensammlung für die Zubereitung, Prüfung
und Aufbewahrung von Arzneimitteln, die in Apotheken hergestellt werden können (sog. offizineile Mittel). In der Bundesrepublik Deutschland sind gültig: Deutsches Arzneibuch (9. Ausgabe), Europäisches Arzneibuch (Pharmacopoea Europea), Homöopathisches Arzneibuch. [PSCH] Arzneimittel: syn. Medikament; nach §2 AMG Stoffe (§3 AMG) oder
Zubereitungen von Stoffen, die dazu bestimmt sind, durch Anwendung am oder im menschlichen Körper, d. h. vorwiegend durch Einwirkung auf den inneren Organismus, die in § 2 Abs. 1 Nrn. 1—5 AMG genannten gesundheitlichen Zwecke zu erfüllen. Von diesen echten Arzneimitteln sind die fiktiven Arzneimittel des § 2 Abs. 2 AMG zu unterscheiden, zu denen u. a. nach § 2 Abs. 2 Nr. 2 AMG chirurgisches Nahtmaterial, Desinfektionsmittel, Diagnostika, Herzschrittmacher und ζ. T. auch Kontaktlinsen gehören. Die Abgrenzung der Arzneimittel von Lebensmitteln, Tabakerzeugnissen, kosmetischen Mitteln, Körperpflegemitteln usw. wird in § 2 Abs. 3 AMG durch Verweisung auf die Begriffsbestimmungen in den jeweils einschlägigen Gesetzen vorgenommen. Arzneimittel unterliegen in Herstellung, Vertrieb, Lagerung, Abgabe und Kontrolle besonderen gesetzlichen Bestimmungen (Arzneimittelgesetz). [RIEG] 36
Arzneimittellisten Arzneimittelgesetz:
Abk. AMG; am 1.1.1978 in Kraft getretenes „Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln" vom 24.8.1976 (BGBL I, S. 2445), zuletzt geändert durch Gesetz vom 24.2.1983 (BGBl. I, S. 169). Das Arzneimittelgesetz enthält Vorschriften für die Herstellung und Prüfung, Zulassung, Kontrolle, Verschreibung und Abgabe von Arzneimitteln* sowie für die Verbraucheraufklärung und (verschuldensunabhängige) Produzentenhaftung. [PSCH] Arzneimittelinformationssystem:
pharmazeutisches Auskunftssystem*, das Informationen über Fertigarzneimittel* bietet. Abgefragt werden können ζ. B. Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen, Dosierungen, Packungsgrößen, Darreichungsformen, Preise und Zusammensetzung einzelner Fertigarzneimittel; ferner Wirkstoffe und Wirkstoffgruppen mit allen Fertigarzneimitteln und Synonymen, die diese Stoffe enthalten, sowie Interaktionen zwischen mehreren Arzneimitteln einer Rezeptur. Dabei können je nach Leistungsumfang des Arzneimittelinformationssystems Wechselwirkungen, auch applikationsabhängig, mit zugehörigen Schwellendosierungen angezeigt, Effekt und Mechanismus erklärt sowie Alternativarzneimittel angegeben werden. Eventuell ist es auch möglich, interaktiv Arzneimittel einer Rezeptur zu substituieren und erneut auf Interaktionen zu prüfen. [ENGE] Arzneimittelkommission:
eine auf freiwilliger Basis vom Krankenhausträger eingesetzte Kommission, deren Aufgabe insbesondere darin besteht, eine zweckmäßige und wirtschaftliche Verordnungsweise von Arzneimitteln* im Krankenhaus unter Wahrung der ärztlichen Verantwortung sicherzustellen (ζ. B. Erarbeitung von Empfehlungen für im Krankenhaus eingesetzte Arzneimittel). Der Arzneimittelkommission gehören im allgemeinen Chef- und Oberärzte sowie der Leiter der Krankenhausapotheke an. [RIEF] Arzneimittellisten:
Preisvergleichs-, Negativ- und Positivlisten, die zur Steuerung der Arzneimittelausgaben in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), insbesondere zur Steigerung der Transparenz auf dem Arzneimittelmarkt, eingesetzt und von denen Auswirkungen auf das ärztliche Verordnungsverhalten erwartet werden. In der Preisvergleichsliste sind nach § 92 Abs. 2 SGB V die Arznei- und Heilmittel so zusammenzustellen, daß dem Arzt ein Preisvergleich und die Auswahl therapiegerechter Verordnungsmengen ermöglicht wird. Der empfehlende Charakter der Preisvergleichsliste wird aufgehoben, wenn in Richtlinien beschlossen wird, welche Arznei- und Hilfsmittel nicht oder nur bei Vorliegen besonderer Voraussetzungen zu Lasten der GKV verordnet werden dürfen (Negativliste). So sind nach § 34 SGB V im Falle geringfügiger Gesundheitsstörungen Arzneimittel zur Anwendung bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten (einschließlich bei diesen Krankheiten anzuwendender Schnupfenmittel, hustendämpfender und hustenlösender Mittel, Schmerzmittel), Mund- und 37
Arzt
Rachentherapeutika (ausgenommen bei Pilzinfektionen), Abführmittel sowie Arzneimittel gegen Reisekrankheit aus der Leistungspflicht der GKV ausgeschlossen. Soweit deren Verordnung auf Privatrezept Bestandteil der kassenärztlichen Versorgung bleibt und vom Versicherten lediglich selbst bezahlt werden muß, wird die Therapiefreiheit des Arztes davon nicht berührt. Allerdings führen Negativlisten nicht zwangsläufig zu Ausgabenreduzierungen in der GKV, wenn eine Substitution auf vergleichbare erstattungsfähige und teurere Arzneimittel erfolgt. In Positivlisten sind demgegenüber alle Medikamente enthalten, deren Verordnung im Hinblick auf die entsprechenden Indikationen vorgeschrieben wird. Eine wettbewerbspolitische Gefahr der Positivliste wird vor allem darin gesehen, daß einzelne Präparate ein mögliches Listenmonopol innerhalb der verschiedenen Indikationsgruppen erhalten; darüber hinaus wird darauf hingewiesen, daß Positivlisten durch die Auswahl von Nachahmerprodukten innovationshemmend wirken könnten. [ADAM] Arzt: Person, die aufgrund der Approbation als Arzt oder aufgrund einer Berufserlaubnis oder als Dienstleistungserbringer zur Ausübung des ärztlichen Berufs unter der Berufsbezeichnung „Arzt" („Ärztin") berechtigt ist (§2 Abs. 5, § 2 a Bundesärzteordnung i.d.F.v. 14.10.1977, BGBl. I, S. 1885). Der Arzt ist auch zur Ausübung der Zahnheilkunde berechtigt (§ 1 Abs. 1 Satz 1 ZHG, Gesetz über die Ausübung der Zahnheilkunde v. 31.03.1952, BGBl. I, S. 221). Die Berufsbezeichnung „Arzt" („Ärztin") ist durch § 132 a Abs. 1 Nr. 2 Strafgesetzbuch i. V. m. § 2 a Bundesärzteordnung geschützt. Die tatsächliche Ausübung des Arztberufes ist nicht Voraussetzung für die Berechtigung zur Führung der Berufsbezeichnung. [RIEG] Arzt im Praktikum: Als Ärztin bzw. Arzt im Praktikum (Abk. AiP) werden nach § 10 der Bundesärzteordnung Medizinstudentinnen und Medizinstudenten bezeichnet, die nach erfolgreichem Abschluß des 3. Abschnitts der ärztlichen Prüfung nach dem 30.06.1988 eine beschränkte Erlaubnis zur Ausübung der Funktion als Arzt in Krankenhäusern oder hierzu ermächtigten Arztpraxen erhalten und unter fortdauernder Aufsicht von approbierten Ärzten (§ 34b der Approbationsordnung) ärztlich tätig werden dürfen. Die Tätigkeit des AiP während 18 Monaten ist Voraussetzung für die Erteilung der Approbation* als Arzt. [PSCH] Arztbrief: Kommunikationsmittel, das der schriftlichen Information zwischen behandelnden und mitbehandelnden und/oder nachbehandelnden Ärzten dient (ζ. B. Krankenhausentlassungsbericht). Er enthält patientenbezogene Angaben zu Anamnese, Befund, Therapie, Diagnose, Epikrise und Prognose. [GIER] Arztbriefschreibung: in der Medizinischen Informatik Abk. für Programmierte* Arztbriefschreibung. 38
Assoziatives Netzwerk
Arztgeheimnis: Verpflichtung des Arztes und des medizinischen Hilfspersonals, über die bei der Berufsausübung zur Kenntnis genommenen persönlichen Angelegenheiten des Patienten oder Dritter Verschwiegenheit zu wahren (s. Ärztliche Schweigepflicht, Patientengeheimnis). Eine Offenbarung* von Patientendaten ist nur zulässig, wenn gesetzliche Informationspflichten des Arztes das informationelle* Selbstbestimmungsrecht des Patienten entsprechend einschränken oder eine Einwilligung des Patienten vorliegt (s. Einwilligung, Informed consent). Die unbefugte Offenbarung ist ein Verstoß gegen die ärztliche Berufsordnung und nach § 203 Abs. 1 StGB und, falls Datenschutzvorschriften* Anwendung finden, nach den Strafvorschriften des Bundes- oder eines Landesdatenschutzgesetzes strafbar (s. Zwei-Schranken-Prinzip). [TAEG] Arztpraxis: Abk. Praxis; Gesamtheit dessen, was die gegenständliche und personelle Grundlage der Tätigkeit des in freier Praxis tätigen Arztes bei der Erfüllung der ihm obliegenden Aufgaben bildet. [RIEG] Arztvertrag: der zwischen Arzt und Patient geschlossene Vertrag (Dienstvertrag i. S. §§611 ff BGB) über die Durchführung einer ärztlichen Untersuchung und/oder Behandlung. Der Inhalt des Arztvertrages bestimmt sich nach Art der Erkrankung und den zur fachgerechten Bemühung um die Heilung indizierten ärztlichen Maßnahmen. Er schließt ferner eine Reihe vertraglicher Nebenpflichten ein (ζ. B. Aufklärungs-, Sorgfalts-, Melde*und Dokumentationspflicht*). [SEEL] Arztwahl, freie: s. Freie Arztwahl. ASCII: Abk. für engl, american standard code of information interchange (amerikanischer Normcode für Nachrichtenaustausch); normierter, weitverbreiteter 7-Bit*-Code, oft durch Hinzunahme eines Prüfbits auf 8 Bit erweitert. Er wird besonders im Bereich der Datenübertragung* zwischen Geräten verschiedener Hersteller verwendet (vgl. EBCDI*-Code). [IGEL, SEEL] aseptisch: keimfrei; Gegensatz: septisch*.
[SEEL]
Assembler: engl, für Assemblierer*. Assemblierer: engl, assembler; Übersetzer*, der in einer maschinenorientierten Programmiersprache abgefaßte Quellanweisungen in Zielanweisungen der zugehörigen Maschinensprache* umwandelt (assembliert). [DIN 44 300] Assoziatives Netzwerk: syn. für Semantisches* Netz. 39
Assoziativspeicher
Assoziativspeicher: ein Speicher*, dessen Speicherelemente (Datenobjekte) durch Angabe ihres Inhalts oder eines Teils davon abrufbar sind. Assoziative (inhaltsbezogene) Speicher unterstützen ζ. B. Suchvorgänge in Datenbanken und Verfahren der Mustererkennung*. [IGEL, SEEL] Asymmetrische Kryptoverfahren: Verfahren zur Kryptierung (Verschlüsselung, Chiffrierung) vertraulicher Daten (Nachrichten) zum Zwecke der Geheimhaltung, wobei der Sender die Daten mit dem Schlüssel des Empfängers (Sendeschlüssel) verschlüsselt und dieser — und nur dieser — sie mit einem dazu korrespondierenden geheimen Empfangsschlüssel entschlüsselt, d. h. den Kryptotext in den Klartext zurücktransformiert. Im Gegensatz zu symmetrischen oder Ein-Schlüssel-Verfahren mit einem einzigen Schlüssel haben asymmetrische Kryptoverfahren zwei Schlüssel. Da die Schlüssel nicht aus dem jeweils anderen abgeleitet werden können, kann einer (Sendeschlüssel) offengelegt und von allen verwendet werden, die eine Nachricht an den Empfänger übermitteln (deshalb auch „Kryptoverfahren mit offenem Schlüssel" (engl, public key cryptosystem) oder „mit allgemein bekanntem Schlüssel"), der andere muß geheimgehalten werden. Falls das asymmetrische Kryptoverfahren kommutativ ist, eignet es sich zur Erzeugung von elektronischen* Unterschriften, wobei die Nachricht mit dem geheimen Schlüssel des Unterschreibenden, des Senders, „entschlüsselt" wird und jeder beliebige Dritte diese so erzeugte elektronische Unterschrift mit Hilfe des öffentlich bekannten Schlüssels des Unterzeichners auf ihre Echtheit überprüfen kann. [HERD] asymptomatisch: in der Medizin ohne Krankheitserscheinungen, ohne Symptome. [PSCH] Asynchronverfahren: ein Verfahren der Datenübertragung*, bei dem der Gleichlauf zwischen Sender und Empfänger (s. Nachrichtenübertragungssystem) für eine Folge von Bits* (i. a. ein Zeichen) durch die Datenendeinrichtungen* hergestellt wird. Kennzeichnend für dieses Verfahren ist, daß die Übertragung jedes Zeichens durch ein Startbit angekündigt und durch ein (oder zwei) jedes Zeichen abschließendes Stopbit beendet wird (engere Bezeichnung: Start-Stop-Verfahren); Gegensatz: Synchronverfahren*. [IGEL, SEEL] ATN: Abk. für engl, „augmented transition network"; gerichteter Graph* mit markierten Knoten und Kanten. Die Knoten bezeichnen Zustände, die Kanten Zustandsübergänge. Die Markierungen der Kanten bezeichnen Bedingungen dafür, daß die Kante beschritten werden darf. Berechnungstheoretisch sind ATNs universell, d. h. gleich mächtig mit Turingmaschinen. Einsatzgebiete sind ζ. B. Spezifikationen von Fragmenten natürlicher Sprachen. [RICH] 40
Aufbauorganisation
Attest: schriftliche Bescheinigung ärztlichen Inhalts. Ein ärztliches Attest liegt vor, wenn das Ergebnis einer ärztlichen Feststellung oder Untersuchung schriftlich niedergelegt wird, gleichgültig ob es sich um die Untersuchung eines einzelnen Organes, die zusammenfassende ärztliche Beurteilung mehrerer Untersuchungsergebnisse oder um die Gesamtbewertung eines Krankheitsbildes handelt. Der Unterschied zum Gutachten besteht darin, daß das Attest eine auf der ärztlichen Fachkunde beruhende Aussage über einen tatsächlichen Zustand darstellt, während im Gutachten darüber hinaus auf der Grundlage tatsächlicher Feststellungen Schlußfolgerungen gezogen werden. [RIEG] Attribut: i. S. des Entity*-relationship-Modells die Beschreibung der Eigenschaften einer Entität; ζ. B. Entität „Person" mit den Attributen Name, Vorname, Geburtsdatum. [IGEL, SEEL] AU: Abk. f. Arbeitsunfähigkeit*. Audiogramm: s. Audiometrie. Audiologie: Wissenschaft vom Hören und den Störungen des Gehörs. [PSCH] Audiometrie: Hördiagnostik mit Hilfe von elektroakustischen Tongeneratoren, die Einzelfrequenzen mit definierter Lautstärke erzeugen (Audiometer). Für die Praxis am wichtigsten ist die Aufzeichnung des Tonschwellenaudiogramms. Bei der Feststellung der Hörschwellenkurve bestimmt man für jeden angebotenen Ton die Lautstärke, die gerade ausreicht, um beim Patienten einen Toneindruck hervorzurufen. Die Werte für die Luftleitung werden über Kopfhörer ermittelt, die für die Knochenleitung mit einem Knochenhörer, der auf den Warzenfortsatz aufgesetzt wird. Im Audiogramm sind auf der Abszisse die Meßfrequenzen (in kHz) und auf der Ordinate die Lautstärke (in dB) aufgetragen. Der Hörverlust wird dabei in dB angegeben. Die Hörschwellenkurven für Luft- und Knochenleitung erlauben, im Vergleich zur Nullinie (Normalschwelle) den Hörverlust abzulesen und diagnostische Aussagen zu machen. Die Hörschwelle für Knochenleitung vermittelt ein Bild der Innenohrleistung, die Schalleitungskurve erlaubt Aussagen über Defekte in der Schallzuleitung (Mittelohrschwerhörigkeit). [PSCH] Audiovisuelle Anlagen: Anlagen, bei denen man gleichzeitig sehen und hören kann; ζ. B. Videoanlagen, Fernsehanlagen und Videokonferenzstudios. [JANS] Aufbauorganisation: s. Organisation. 41
Aufbewahrungsfrist
Aufbewahrungsfrist: Zeitraum für die Archivierung beschriebener Datenträger. Ärztliche Aufzeichnungen (Krankenunterlagen) sind nach der ärztlichen Berufsordnung mindestens 10 Jahre nach Abschluß der Behandlung aufzubewahren, es sei denn, gesetzliche Vorschriften oder die ärztliche Erfahrung gebieten im Einzelfall eine längere Aufbewahrungsfrist (vgl. § 11 Abs. 2 MuBO); als solche sind zu berücksichtigen: — Nach § 43 Abs. 3 der Strahlenschutzverordnung (BGBl. I 1976, S. 2905) sind Aufzeichnungen über die Untersuchung mit radioaktiven Stoffen oder ionisierenden Strahlen 10 Jahre, Aufzeichnungen über die Behandlung mit solchen Stoffen bzw. Strahlen 30 Jahre nach der letzten Untersuchung oder Behandlung aufzubewahren. — §29 Abs. 4 der Röntgenverordnung (BGBl. I 1973, S. 173) bestimmt, daß der Betreiber einer Röntgeneinrichtung Aufzeichnungen über Röntgenbehandlungen 30 Jahre nach der letzten Behandlung, über Röntgenuntersuchungen 10 Jahre nach der letzten Untersuchung, aufzubewahren hat. Diese Aufbewahrungsfristen gelten auch ab 01.01.1988 gemäß § 28 Abs. 4 der Röntgenverordnung vom 08.01.1987 (BGBl. I, S. 114). — Aufzeichnungen über die Behandlung Geschlechtskranker sind nach §10 Abs. 1 Satz 2 GeschlKrG i.V.m. §2 Abs. 3 Zweite DVO zum GeschlKrG 5 Jahre aufzubewahren. — Besondere Aufbewahrungspflichten bestehen weiter gem. C 4 der „Richtlinien für die Bestellung von Durchgangsärzten" i. d. F. vom 01.04.1982, wonach der Durchgangsarzt verpflichtet ist, alle Unterlagen über das Durchgangsarztverfahren einschließlich der Röntgenbilder mindestens 15 Jahre aufzubewahren. — Eine 20jährige Aufbewahrungsfrist für ärztliche Unterlagen über Unfallverletzte gilt bei Zulassung zum berufsgenossenschaftlichen Verletzungsartenverfahren gemäß den „Anforderungen der gesetzlichen Unfallversicherungsträger für die Zulassung von Krankenhäusern zur Behandlung Schwerunfallverletzter (Verletzungsartenverfahren)". — In Nordrhein-Westfalen gelten des weiteren die Richtlinien des Ministers für Wissenschaft und Forschung vom 17.02.1978 - ZA 7-2023.0 wonach im Hochschulbereich Krankengeschichten 30 Jahre aufzubewahren sind (Ziff. 2.2 der Richtlinien). — In Berlin sind gem. § 6 Abs. 1 der „Verordnung über Führung, Inhalt und Aufbewahrung von Krankengeschichten in Krankenhäusern" vom 24.10.1984 (GVB1. für Berlin, S. 1627) Krankengeschichten von im Krankenhaus verstorbenen Erwachsenen 10 Jahre, von im Krankenhaus verstorbenen Minderjährigen 20 Jahre und in allen übrigen Fällen 30 Jahre aufzubewahren. — Der Hessische Minister des Inneren und der Hessische Minister der Finanzen haben mit ihrem gemeinsamen Erlaß vom 10.08.1978 (StAnz., S. 1706) für die Dienststellen des Landes Hessen bestimmt, daß ärztliche Aufzeichnungen einer 10jährigen Aufbewahrungsfrist unterliegen. 42
Aufnahmenummer
Bei gleichzeitiger Geltung unterschiedlicher Aufbewahrungsfristen gilt stets die längere Frist. Im Hinblick auf die Tatsache, daß vertragliche Schadensersatzansprüche des Patienten gem. § 195 BGB nach 30 Jahren verjähren, ist unabhängig von den oben angeführten Spezialregelungen durchweg eine Aufbewahrungsfrist von 30 Jahren für Krankenunterlagen zugrunde zu legen, um in einem evtl. Schadensersatzprozeß aus der sich dann unter Umständen ergebenden Beweislage keine Nachteile befürchten zu müssen (vgl. das Krankenhaus 7 (1986) 317-318). [SEEL] Aufbewahrungsvorschrift:
gesetzliche, satzungsmäßige, vertragliche oder betriebsinterne Vorschrift, um der ordnungsgemäßen Aufbewahrung und den Aufbewahrungsfristen* von Daten gerecht zu werden, aber auch eine Vorschriften, die gesperrte (s. sperren) Daten bzw. Datenträger von jeder weiteren automatisierten Verarbeitung und Nutzung ausschließt. [DREW, KASS, STRN] Auffüllsystem:
Organisationsform der Güterversorgung über einen Verund Entsorgungsstützpunkt, bei der der regelmäßige Tagesdurchschnittsgüterbedarf der einzelnen Verbrauchsstellen ermittelt und ohne Anforderungen diesen zugeschickt wird. Dabei müssen Güter auf den Verbrauchsstellen zwischengelagert werden. Unvorhersehbarer und somit unregelmäßiger Bedarf kann zusätzlich durch Eiltransporte gedeckt werden. [JANS] Aufgabe:
eine für einen Aufgabenträger* operational definierte, i. d. R. aus dem Zielsystem einer Organisation abgeleitete Maßnahme zur Zielerreichung. [SEEL] Aufgabenträger:
in einer Organisation Personen (Individuen oder Gruppen) und Mensch-Technik-Systeme (s. Soziotechnisches System), denen die Erfüllung definierter Aufgaben übertragen ist. [SEEL] Aufgespaltener Krankenhausaufnahmevertrag:
s. Krankenhausaufnah-
mevertrag. Aufnahme: s. Patientenaufnahme. Aufnahmediagnose:
die zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme eines Patienten vom aufnehmenden (Krankenhaus-)Arzt gestellte Diagnose. Sie kann mit der Einweisungsdiagnose* identisch sein. [SEEL] Aufnahmenummer:
zur Identifikation eines Patienten für die Dauer seines (meist stationären) Aufenthaltes in einem Medizinbetrieb fortlaufend (i. d. R. jährlich) vergebene Nummer. Über die Aufnahmenummer ist i. Ggs. zur I*-Zahl keine Zusammenführung (record linkage) von Daten verschiedener Betreuungsepisoden (ζ. B. stationäre Aufenthalte) ein und desselben Patienten möglich, da sie diesen nur für die Dauer eines einzelnen Aufenthaltes identifiziert. [SEEL] 43
Aufsichtsbehörden für den Datenschutz
Aufsichtsbehörden für den Datenschutz: sind für die datenverarbeiten-
den nicht-öffentlichen Stellen (nach §§ 30, 40 BDSG) die nach Landesrecht zuständigen Behörden (Bezirksregierungen, Regierungspräsidenten, Regierungen etc.), für die personenbezogene Daten verarbeitenden Behörden und sonstigen öffentlichen Stellen des Bundes (nach § 19 BDSG) der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, für die landesunmittelbaren Behörden und sonstigen öffentlichen Stellen (nach den Landesdatenschutzgesetzen) die Landesbeauftragten für den Datenschutz (bzw. die Datenschutzkommission). Die öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaften bestellen eigene Datenschutzbeauftragte*. Der Bundesbeauftragte und die Landesbeauftragten kontrollieren aufgrund von Eingaben und von sich aus die Einhaltung der Datenschutzvorschriften (Initiativaufsicht), geben Empfehlungen zu Verbesserungen des Datenschutzes* und führen die Register der automatisch betriebenen Dateien*. Festgestellte Verstöße gegen Datenschutzvorschriften können beanstandet werden (§ 20 BDSG). Die für die Kontrolle der nicht-öffentlichen Stellen zuständigen Aufsichtsbehörden werden erst nach einer Eingabe eines Betroffenen tätig (Anlaßaufsicht). Die Aufsichtsbehörde der nicht-öffentlichen Stellen führt das Register der meldepflichtigen Stellen (§§ 39, 40 BDSG). [TAEG] Auftrag: die an eine Person oder Funktionseinheit (Datenverarbeitungs-
system) gerichtete Anweisung zur Erbringung einer definierten Leistung (Datenverarbeitungsleistung). [SEEL] Auftragsdatenverarbeitung: syn. für Datenverarbeitung* im Auftrag. Auftragskontrolle: ist nach Nr. 8 der Anlage zu § 6 BDSG eine der von
§ 6 Abs. 1 BDSG verlangten technischen und organisatorischen Maßnahmen, um die Ausführung der Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes über die Datenverarbeitung im Auftrag (§§ 8 Abs. 2, 22 Abs. 2, 31 Abs. 2 und 37 BDSG) sicherzustellen. Sie soll gewährleisten, daß personenbezogene* Daten bei der Auftragsdatenverarbeitung nur entsprechend den Weisungen des Auftraggebers, der speichernde Stelle im Sinne des Datenschutzgesetzes bleibt, verarbeitet werden. Es ist beispielsweise sicherzustellen, daß die vorzugsweise schriftlichen Weisungen eindeutig sind, daß die Auftragsdatenverarbeitung nicht von anderen Auftragsbearbeitungen beeinflußt wird und umgekehrt personenbezogene Daten des Auftraggebers anderen Auftraggebern nicht bekannt werden und daß gelöschte Daten auf Datenträgern, die den Bereich des Auftragnehmers verlassen, nicht wiederhergestellt werden können. Art und Umfang der zu treffenden Maßnahmen müssen in einem angemessenen Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen. Ob die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme beachtet wird, ist aus der Sicht des Betroffenen unter Berücksichtigung der Qualität und Sensibilität der Daten, 44
Ausbaufähigkeit
des Verarbeitungszwecks und des Mißbrauchsrisikos zu bestimmen (Angemessenheitsgrundsatz*). Die Landesdatenschutzgesetze enthalten eine entsprechende Regelung. [TAEG] Auftragsnummer: in einem Medizinbetrieb, die für einen Untersuchungsauftrag vergebene Nummer, die den Anforderungsbeleg und das Patientenuntersuchungsgut bzw. das Probengefäß eindeutig identifiziert. Die Auftragsnummer kann durch eine von der Leistungsstelle vergebene Tagesnummer in Verbindung mit dem Auftragseingangsdatum oder eine extern vorgegebene Belegnummer realisiert werden. Eine maschinell lesbare Auftragsnummer (mit Balkencode* oder OCR*-Schrift) erleichtert ζ. B. den computerunterstützten Laborbetrieb. [BOTH, PORT] Auftragssprache: syn. Kommandosprache; engl, job control language, Abk. JCL; in der Informatik zumeist für die Stapelverarbeitung* eine betriebssystemspezifische Programmiersprache, in der einer Instanz, die mindestens aus Datenverarbeitungssystem und Betriebssystem besteht, der Auftrag erteilt wird, ein Programm auszuführen. Sie dient der Verständigung zwischen Benutzer und Betriebssystem. [IGEL, SEEL] Aufwachraum: Überwachungsraum ohne Stationscharakter für Frischoperierte; s. a. Intensiveinheit. [RIEF] Aufwärtskompatibilität: s. Kompatibilität. Aufwandschätzung: Kalkulation von Ressourcen, Terminen und Kosten bei (Organisations-)Projekten; wichtige Grundlage zur Wirtschaftlichkeitsrechnung*. Einilußgrößen für den Projektaufwand sind neben der „Produktivität" der Entwicklungsumgebung die nach den Projektzielen zu erfüllende Quantität und Qualität sowie die einzuhaltende Projektdauer. [SEEL] Aufzeichnungsdichte: Anzahl der Bits*, Bytes*, Zeichen* oder Worte*, die auf einem Datenträger je Längen-, Flächen- oder Raumeinheit untergebracht werden können. [IGEL, SEEL] Augenheilkunde: syn. Ophthalmologie; medizinisches Fachgebiet, das die Erkennung, Behandlung, Prävention und Rehabilitation der anatomischen und funktionellen Veränderungen des Auges und seiner Adnexe, sowie die plastisch-rekonstruktiven Operationen an den Schutzorganen des Auges umfaßt. [DEUT] Ausbaufähigkeit: Eigenschaft eines Anwendungssystems*, im Bedarfsfall aufgrund einer modularen Konstruktionsweise seine Leistungsfähigkeit durch Ergänzung oder Austausch vorhandener Systemkomponenten aus45
Ausbildung
weiten zu können; ζ. B. Erweiterung der Kapazität des Arbeitsspeichers*, Anschluß zusätzlicher Drucker; s. a. Anpassungsfähigkeit. [SEEL] Ausbildung: In dem sich präsentierenden heterogenen Ausbildungsspektrum im Bereich der Medizinischen Informatik sind derzeit vier formalisierte Ausbildungsgänge auf verschiedenen Ebenen unterscheidbar: Medizinischer* Dokumentär, Biowissenschaftlicher* Dokumentär, Diplominformatiker (Fachrichtung Medizin), Diplominformatiker* der Medizin. Als Richtlinie für die postgraduierte Fortbildung und zur Förderung der beruflichen Weiterbildung wurde von der Deutschen* Gesellschaft für Medizinische Dokumentation, Informatik und Statistik (GMDS) und der Gesellschaft* für Informatik (Gl) das Zertifikat* „Medizinischer Informatiker" geschaffen. Ferner besteht für Ärzte die Möglichkeit, über die Landesärztekammer (s. Ärztekammer) die Zusatzbezeichnung* „Medizinische Informatik" zu erwerben. [SEEL] Ausbreitungsmodell: analytisches Modell (ζ. B. Gauß'sches Rauchfahnenmodell, numerisches Simulationsmodell) zur Beschreibung des Ausbreitungsverhaltens von Stoffen (ζ. B. Schadstoffen) oder Energie (Wärme, Schallwellen) in Luft oder Wasser. Ausbreitungsmodelle dienen der „Simulation" von Immissionsbelastungen (s. Immissionskataster) aufgrund von Emissionsdaten (s. Emissionskataster), der Katastrophenvorsorge (Simulation von Störfällen sowie kurzfristige Prognose bei akuten Störfällen) und der Immissionsprognose bei der Standortplanung und Genehmigungsverfahren. [PAGE] Ausfallorganisation: syn. back-up Verfahren; abgestuftes Konzept geplanter organisatorischer und technischer Maßnahmen, die bei einem teilweisen oder vollständigen Ausfall eines Anwendungssystems* zu ergreifen sind, um einen „Notbetrieb" aufrechtzuerhalten; ζ. B. eine zu den Datenerfassungsprogrammen kompatible Belegorganisation, Programme zur Datennacherfassung. [SEEL] Ausfallrate: s. Retrievalqualität. Ausfallsicherung: vorbeugende Maßnahmen zur Erhaltung der Funktionsfähigkeit eines Datenverarbeitungssystems; ζ. B. eigene Stromversorgungsnetze für Datenverarbeitungs-, Klima- und Alarmanlagen, Notstromaggregate, Ausweichanlagen. I. w. S. ist Ausfallsicherung auch in der vom Hersteller gegebenen Technik, die einen weitgehend störungsfreien Ablauf garantiert, zu sehen. [DREW, KASS, STRN] Ausfallzeit: bei einer Funktionseinheit jede Zeitspanne, in der diese keine oder fehlerhafte Leistungen erbringt. [IGEL, SEEL] 46
Auskunftspflicht
Ausgabe: engl, output; 1. syn. für Ausgabedaten*; 2. Übertragung von
Daten aus dem Zentralspeicher* eines Datenverarbeitungssystems auf angeschlossene periphere Einheiten. [IGEL, SEEL] Ausgabedaten: die von einem Datenverarbeitungssystem nach außen ab-
gegebenen Daten.
[IGEL, SEEL]
Ausgabeeinheit: periphere Einheit, mit der Daten aus einem Datenverar-
beitungssystem nach außen abgegeben werden können; ζ. B. Datensichtgerät, Drucker, Plotter. [IGEL, SEEL] Ausgabewerk: eine Funktionseinheit innerhalb eines Datenverarbeitungs-
systems*, die das Übertragen von Daten von der Zentraleinheit* in Ausgabeeinheiten* oder periphere* Speicher steuert und dabei die Daten gegebenenfalls modifiziert (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Auskultation: Abhorchen der im Körper entstehenden Schallzeichen (ζ. B. Atmungsgeräusche bei der Auskultation der Lungen); meist mit einem Stethoskop. [PSCH] Auskunftspflicht: im Datenschutzrecht die Pflicht der datenverarbeitenden
Stelle, dem Ersuchen eines Betroffenen um Auskunft über die zu seiner Person gespeicherten Daten nachzukommen (§§4, 13, 26, 34 BDSG und entsprechende Regelungen in den Landesdatenschutzgesetzen sowie im bereichsspezifischen* Datenschutz); s. a. Auskunftsrecht. Im übrigen besteht eine datenschutzrechtliche Auskunftspflicht der datenverarbeitenden nicht-öffentlichen Stellen gegenüber den nach Landesrecht zuständigen Aufsichtsbehörden, wenn diese die für die Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen Auskünfte verlangen (§§ 30 Abs. 2, 40 Abs. 2 BDSG). Die Auskunft kann nur auf solche Fragen verweigert werden, deren Beantwortung den Auskunftspflichtigen oder einen Angehörigen der Gefahr strafgerichtlicher Verfolgung oder eines Verfahrens nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten aussetzen würde (§ 30 Abs. 2 Satz 2 BDSG). Wer die nach §§ 30, 40 BDSG zu erteilende Auskunft nicht, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig erteilt, begeht eine Ordnungswidrigkeit nach §42 Abs. 1 Nr. 5 BDSG, die mit einer Geldbuße bis zu fünfzigtausend Deutsche Mark geahndet werden kann. Außerhalb des allgemeinen Datenschutzgesetzes bestehen weitere gesetzliche Mitteilungs- und Auskunftspflichten, denen Ärzte, Krankenhäuser und Medizinalpersonen nachzukommen haben. Die Grenzen der Auskunftspflicht ergeben sich im sozialrechtlichen Bereich aus den abschließend geregelten Offenbarungsbefugnissen und dem strafrechtlich geschützten Patientengeheimnis* (§ 203 StGB). [TAEG] 47
Auskunftsrecht
Auskunftsrecht: im Datenschutzrecht das Recht des Betroffenen*, auf Antrag Auskunft über die zu seiner Person gespeicherten Daten zu erhalten (§§4 Nr. 1, 13, 26 und 34 BDSG sowie entsprechende Vorschriften in den Landesdatenschutzgesetzen und besonderen Datenschutzgesetzen). Das Auskunftsrecht ist oftmals die Voraussetzung, um weitere Rechte wie die auf Berichtigung, Sperrung und Löschung wahrzunehmen; s. a. Berichtigungspflicht, Sperrungspflicht, Löschungspflicht. Nach dem Wortlaut der Gesetze bestimmen die öffentlichen Stellen, die personenbezogene Daten verarbeiten, das Verfahren, insbesondere die Form der Auskunftserteilung, nach pflichtgemäßem Ermessen. In der Praxis erfolgt die Auskunftserteilung regelmäßig schriftlich. Auch durch die Gewährung einer Einsichtnahme in schriftliche Unterlagen kann dem Auskunftsrecht entsprochen werden. Wenngleich es teilweise noch gesetzlich vorgesehen ist, daß die Auskunft gebührenpflichtig ist, so sehen doch Verwaltungsvorschriften vor, auf die Gebührenerhebung zu verzichten, um möglicherweise bestehende Barrieren vor der Wahrnehmung des Auskunftsrechts zu beseitigen. Das Auskunftsrecht ist im öffentlichen Bereich nach § 13 Abs. 3 BDSG, nach entsprechenden Regelungen in den Landesdatenschutzgesetzen und bereichsspezifischen* Datenschutzvorschriften erheblichen Einschränkungen, insbesondere im Sicherheitsbereich, unterworfen. Im nicht-öffentlichen Bereich besteht auch ein Anspruch auf Auskunft über die Personen und Stellen, an die bei automatisierter Datenverarbeitung personenbezogene Daten regelmäßig übermittelt werden. In der Regel ist die Auskunft schriftlich zu erteilen; für sie kann ein Entgelt verlangt werden, das aber über die direkt zurechenbaren Kosten der Auskunftserteilung nicht hinausgehen darf. Auch im nicht-öffentlichen Bereich ist das Auskunftsrecht teilweise eingeschränkt (§§ 26 Abs. 4, 34 Abs. 4 BDSG). Soweit die Daten Angaben über gesundheitliche Verhältnisse des Betroffenen beinhalten, insbesondere Angaben, die die Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit des Patienten beeinträchtigen können, sollte die Auskunftserteilung durch einen Arzt oder eine andere durch Vorbildung, Lebens- und Berufserfahrung geeignete und befähigte Person erfolgen; bei Sozialdaten* ist diese Möglichkeit in §25 Abs. 2 SGB X ausdrücklich vorgesehen. Besteht der Betroffene auf Akteneinsicht ohne Vermittlung durch einen Arzt oder eine andere Person, so ist ihm diese zu gewähren (§ 25 Abs. 2 Satz 4 SGB X). [TAEG] Auskunftssystem: computergestütztes Informationssystem zur Wiedergabe der in einer Datenbank gespeicherten Daten, die mit Hilfe einer Abfragesprache* über Datenstationen* von einem definierten Benutzerkreis abgerufen werden können; ζ. B. Vergiftungsdatenbank, Arzneimittelinformationssystem*, Literaturinformationssystem (s. Deutsches Institut für medizinische Dokumentation und Information). 48
Ausweichanlage
Bei überbetrieblich organisierten Auskunftssystemen ist der Zugang über öffentliche Wählnetze (Datexnetz*, Fernsprechnetz) oder auch Bildschirm[SEEL] text* möglich. Auslastung: bei einer Funktionseinheit das Verhältnis von der in einem Zeitraum erbrachten zu der in diesem Zeitraum maximal erbringbaren [IGEL, SEEL] Leistung. Ausreißer: eine Beobachtung*, die weit von den übrigen Beobachtungen einer Stichprobe entfernt liegt. /Ausreißer können durch Meß- oder Übertragungsfehler entstehen, brauchen es aber nicht. In jedem Fall können sie einen ungebührlich starken Einfluß auf gewisse statistische Maßzahlen* und statistische* Tests haben. Ausreißer sollten nicht einfach ignoriert, vielmehr sollte ihren Ursachen nachgegangen werden. [IMMI, KEMM] Ausschlußdiagnostik: die gezielte Anwendung diagnostischer, meist technologischer Verfahren zum Ausschluß eines möglicherweise vorhandenen Krankheitsbildes, deren Normalergebnisse (Nullbefunde) mit der möglicherweise vorhandenen Diagnose nicht vereinbar sind. [ANSC] Ausschreibung: das Einholen von Angeboten für Sach- und/oder Dienstleistungen verschiedener Anbieter durch den Auftraggeber selbst oder von diesem Beauftragte. Neben dem Pflichtenheft* zählen bei der Ausschreibung von Anwendungssystemen* zu den Ausschreibungsunterlagen Informationen über den Auftraggeber (Art, Größe, Struktur, Aufgaben der Organisation), über den zu vergebenden Auftrag sowie über Zweck und Bedingungen der Ausschreibung. An die Ausschreibung schließt sich eine Analyse und Bewertung (s. Bewertungsverfahren) der eingegangenen Angebote auf der Grundlage zuvor definierter und gewichteter Bewertungskriterien (Pflichtenheft) an, die zur objektiven Auswahl des optimalen Angebots führen sollen. [SEEL] Austastung: s. Palpation. Austauschsystem: Organisationsform der Güterversorgung über einen Ver- und Entsorgungsstützpunkt, bei der der regelmäßige Bedarf an Gütern ohne Aufforderung gedeckt wird. Die Güter sind in den Transporthilfsmitteln einsortiert und werden in diesen auf den Verbrauchsstellen gelagert; ein Umladen entfällt, so daß man von einem integrierten Transport- und Lagersystem sprechen könnte. Die Wagen/Behälter werden täglich neu (nach Fahrplan) zu den Verbrauchsstellen verschickt und gegen die dort vorhandenen ausgetauscht. [JANS] Ausweichanlage: syn. Ausweichsystem; ein Datenverarbeitungssystem ausreichender Kapazität (einschl. der System- und Anwendersoftware in geeigneter Version sowie der Anwenderdaten aktuellen Standes) bei einer 49
Ausweichsystem
anderen datenverarbeitenden Stelle (Anwender, Hersteller, Servicerechenzentrum), das bei Ausfall, Beschädigung oder Zerstörung des eigenen Datenverarbeitungssystems genutzt werden kann. [SEEL] Ausweichsystem: syn. für Ausweichanlage*. Ausweisleser: Gerät zur Identifizierung des Ausweisinhabers oder/und zur Feststellung seiner Funktionen und Berechtigungen oder/und zur Eingabe von wiederkehrenden Daten, die zur Person oder Funktion des Ausweisinhabers gehören (ζ. B. Personalnummer, Dienststelle, Adresse). Dem entspricht die Unterscheidung der Verwendung von Ausweislesern zur Zugangskontrolle*, Berechtigungsprüfung (Speicherkontrolle*, Benutzerkontrolle*, Zugriffskontrolle*, Eingabekontrolle* und Transportkontrolle*) und zur direkten Datenerfassung ohne Umweg über die neuerliche manuelle Eingabe wiederkehrender Daten. Ausweisleser sind daher in verschiedenen Ausführungen auf dem Markt; ζ. B. als vorgeschaltete Impulsgeber für Türöffner oder Drehkreuze, andererseits auch als Zusatz zu einer Datenstation, um das Betätigen des Geräts oder gewisser Teilfunktionen der Software oder den Zugriff auf bestimmte Daten abzuprüfen, und schließlich auch als Gleitzeiterfassungs- oder Kasinoabrechnungsgeräte. [DREW, KASS, STRN] Authentication: das Feststellen der Echtheit, das Nachweisen der Authentizität (s. a. elektronische Unterschrift). [HERD] AutoAnalyzer: syn. für Analysator*. Automat: 1. In der Theorie der Automaten (Automatentheorie) ein 6-Tupel Μ = (Ε, S, Ζ, u, g, s), wobei Ε = {et, e2, ... er} das Eingabealphabet, S = {s,, s2, ... sn} die Zustandsmenge, Ζ = {zl5 z2, ... zm} das Ausgabealphabet, u: Ε χ S —> S die Überführungsfunktion, g die Ausgabefunktion und s e S der Anfangszustand ist. Ist die Ausgabefunktion g: Ε χ S - > Z von Eingabezeichen und Zustand abhängig, so spricht man von einem MealyAutomaten. Ist g: S —• Ζ nur vom Zustand abhängig, spricht man von einem Moore-Automaten. Ist g: E—>Z nur von der Eingabe abhängig, spricht man von einem trivialen oder auch Medwedew-Automaten. 2. Ein System zur Verarbeitung von Datenstrukturen unter der Steuerung von Programmen. Automaten können nur verarbeiten, was in Algorithmen* formuliert werden kann (endliche Zustandsmenge). [IGEL, SEEL] automatisch: selbständig; nach Art eines Automaten* arbeitend. [IGEL, SEEL] Automatische Datenverarbeitung: A b k .
ADV;
Sammelbegriff
Automatisierung* von Datenverarbeitungsleistungen. 50
für
die
[IGEL, SEEL]
Automatische
Waren-Transportsysteme
Automatisches Meßnetz: Fernüberwachungssystem, bestehend aus meh-
reren ortsfesten, automatisch arbeitenden Meßstationen zur kontinuierlichen Erfassung und Überwachung des Zustandes der Umwelt (Umweltmonitoring); ζ. B. die Überwachung der Luftqualität in Belastungsgebieten, die Gewässerüberwachung (hinsichtlich hydrologischer Parameter und Wasserqualität), die Umgebungsstrahlung und Luftstaubradioaktivität in der Umgebung von Kernkraftwerken sowie die Lärmüberwachung (ζ. B. an Flugplätzen). Automatische Meßnetze ermöglichen eine sofortige Reaktion bei kritischen Situationen (s. Smogwarndienst) und liefern wichtige Datengrundlagen für um weltpolitische Entscheidungen. Bei der Fernüberwachung (Telemetrie) befindet sich das Meßgerät direkt am Ort der Messung. Die Meßdaten der einzelnen Stellen werden zyklisch von einer zentralen Auswertungsstelle online* abgefragt. Davon zu unterscheiden ist die Fernmessung mit Bestimmung der zu ermittelnden Meßgröße aus der Ferne (indirekte Messung über Strahlungsintensitäten). Im einzelnen besteht ein automatisches Meßnetz aus mehreren ortsfesten, selbständig arbeitenden Meßstationen, die i. d. R. mit einem lokalen Mikrocomputer ausgestattet sind, der die Meßapparaturen kalibriert, steuert, überwacht, Plausibilitätskontrollen durchführt und periodisch aggregierte Werte bildet. Diese werden, meist über das Fernsprechnetz, von einem zentralen Prozeßrechner* zyklisch abgefragt, weiter ausgewertet (Indexberechnungen, Grenzwertkontrollen, zeitliche und räumliche Aggregation der Meßdaten, oft mit graphischer Datenpräsentation) und verfügbar gehalten (ζ. B. Immissionskataster*). Umfangreichere Auswertungen wie ζ. B. umweltepidemiologische Untersuchungen (s. Umweltepidemiologie) in Form von Korrelationen zwischen Immissionsdaten und epidemiologischen Wirkungsdaten müssen i. d. R. auf leistungsfähigeren Datenverarbeitungssysteme ausgeführt werden. [PAGE] Automatische Waren-Transportsysteme:
Abk. AWT-Systeme; MittelTransportsysteme, die sich grundsätzlich in 7 verschiedene Techniken einteilen lassen, die je nach Hersteller aus verschiedenen Horizontal- und Vertikal-Transporteinrichtungen mit unterschiedlichem Raumbedarf zusammengesetzt sind und die sich weiterhin durch konstruktive Details in ihren Geschwindigkeiten, Tragfähigkeiten sowie eingesetzten Steuerungskonzepten und Automatisierungsstufen unterscheiden. Die automatischen Warentransportsysteme teilen sich in automatische Wagen-Transportsysteme, zu denen Hängebahnen (kontinuierlicher Betrieb) für Wagen, Hängebahnanlagen (diskontinuierlicher Betrieb), kombiniert mit Vertikalfördereinrichtungen, Power- and Free-Anlagen, kombiniert mit Aufzügen, Unterflurschleppkettenförderanlagen, kombiniert mit Aufzügen, Flurförderanlagen, kombiniert mit Aufzügen und Vertikalförderanlagen gezählt werden, und in Behälterfördersysteme, bei denen Hängebahnanlagen (kontinuierlicher Betrieb) für Behälter und Behälteranlagen (diskontinuierlicher Betrieb) als Band- und Rollenbahnförderer, kombiniert mit Vertikalförderanlagen, unterschieden werden. [JANS] 51
Automatisiertes
Datenverarbeitungssystem
Automatisiertes Datenverarbeitungssystem:
syn. f ü r
Datenverarbei-
tungssystem. Automatisierte Textverarbeitung: syn. programmierte
Textverarbeitung; Textverarbeitung, die von Textverarbeitungssystemen* unterstützt wird. Typische Aufgabengebiete sind ζ. B. das Erstellen von Serienbriefen (konstanter Text mit wechselnder Anschrift und Anrede), die Bausteinkorrespondenz* und die Rationalisierung der Textbearbeitung. [GIER] Automatisierung: Substitution objektbezogener oder dispositiver Tätigkei-
ten personaler Aufgabenträger* durch Betriebsmitteleinsatz (Automaten*); ζ. B. können gewisse bisher vom Menschen ausgeführte oder auszuführende Datenverarbeitungsleistungen computergestützten Informationssystemen übertragen werden; s. a. Rationalisierung, Robotik. [SEEL] Automatisierungsgrad: Maß für die Aufgabenteilung zwischen personalen
und maschinellen Aufgabenträgern*. Je nach Automatisierungsgrad unterscheidet man ζ. B. teil- oder vollautomatisierte Systeme. [SEEL] Autonomes Datenverarbeitungssystem: aus der Sicht eines Benutzers ein
Datenverarbeitungssystem, das ohne ein Zusammenwirken mit anderen Datenverarbeitungssystemen die Gesamtheit der von ihm gewünschten Datenverarbeitungsleistungen erbringen kann; vgl. Teilautonomes Datenverarbeitungssystem. [IGEL, SEEL] Autoplastik: autoplastischer Ersatz; Verpflanzung von Gewebe oder einem
Organ von einer Körperregion in eine andere; der Spender ist dabei zugleich der Empfänger. [PSCH] Autopsie: syn. für Sektion*. AWMF: Abk. für Arbeitsgemeinschaft* Wissenschaftlicher Medizinischer
Fachgesellschaften. AWT-System: Abk. für Automatisches* Waren-Transportsystem. Axiom: Grundsatz einer Theorie*, der nicht innerhalb der Theorie herge-
leitet werden kann; nicht weiter zu prüfende Annahme, aus der andere Aussagen deduziert werden. [IGEL, SEEL]
52
Β
Backbone-Netz: lokales* Netzwerk zur Verbindung von Teilnetzen; s. a. Netzwerktopologie. [IGEL, SEEL] Backtracking: Verfahren bei der Anwendung von Produktionsregeln*; Zurückgehen in einem Lösungsbaum an einen bestimmten Knoten, von dem aus erneut eine Lösung versucht wird. Backtracking ist von grundlegender Bedeutung ζ. B. in PROLOG*. [RICH] Back-up Verfahren: syn. f ü r Ausfallorganisation*.
Bakterien: einzellige Kleinlebewesen (Mikroorganismen); morphol. Kugeln, Stäbchen und Schrauben mit Zellmembran (Ektoplasma), Zytoplasma (Endoplasma) und Kernäquivalenten; keine Chromosomenkerne; ζ. T. Geißeln und Kapseln. Stoffwechsel autotroph oder heterotroph, aerob oder anaerob; vielfältige Enzymsysteme, daher auf künstlich unbelebten Nährböden züchtbar. Fortpflanzung durch Querteilung nach Längenwachstum (Spaltpilze, Schizomyzeten), ζ. T. Sporenbildung. [PSCH] Bakteriologie: Lehre von den Bakterien*.
[PSCH]
Balkencode: syn. Strichcode, engl, bar code; Code, der Daten als normierte Folge von schwarzen Strichen und weißen Lücken, die in der Anzahl und Breite variieren, verschlüsselt. Sie werden mit Scannern (Beleglesern*) erkannt und vor allem für die Beschriftung von Etiketten oder auch Formularen angewandt. [IGEL, SEEL] Balkendiagramm: Hilfsmittel zur graphischen Darstellung der Dauer und der zeitlichen Anordnung von Vorgängen (Aktivitäten), ζ. B. in einem Projekt. Dabei wird die Dauer jeder Aktivität durch einen waagerechten Balken, bezogen auf eine von links nach rechts laufende horizontale Zeitachse, dargestellt. Die Aktivitäten werden vertikal tabellarisch aufgelistet. Im Gegensatz zum Netzplan* sind jedoch die logischen Abhängigkeiten einzelner Vorgänge nicht direkt und eindeutig ersichtlich. [SEEL] Balneotherapie: Bäderbehandlung.
[PSCH]
Band: s. Magnetband, Magnetbandkassette. 53
Bandbreite
Bandbreite: die Leistungsfähigkeit eines Datenübertragungsweges* als Frequenzbereich (in Hertz). Breitbandige Datenübertragungswege erlauben eine große Menge Daten parallel zu übertragen; s. Breitbandkoaxialkabel. [IGEL, SEEL] Bar code: engl, für Balkencode*. Barcodeleser: s. Belegleser. Basisbandverfahren: s. Breitbandübertragung. Basisdokumentation, medizinische: s. Medizinische Basisdokumentation. Basissystem: Ausschnitt (Teil, Subsystem, Ebene, Bereich) eines Systems*, der durch die funktionale Ausrichtung auf die Erfüllung bestimmter systemspezifischer, für die Existenz eines Systems ausschlaggebender Leistungen (oder Funktionen) charakterisiert ist. Die Definition dessen, was „systemspezifische Leistung" sein soll, sowie die Abgrenzung zu Steuerungsanforderungen erfolgen im Verlauf der Konstitution und Weiterentwicklung des Systems. Die systemspezifischen Leistungen können als Output das System verlassen und anderen Systemen in der Umwelt oder einer systemeigenen Umwelt insgesamt zugute kommen. Es ist jedoch auch möglich, daß das System selbst seine Leistungen absorbiert und zur Selbsterhaltung bzw. Selbstreproduktion verwertet. Bei ausschließlich selbstreproduktiver Verwertung von Systemleistungen spricht man von „operationeller Geschlossenheit". Im Basissystem können sowohl physisch-materielle als auch informationale Prozesse ablaufen. Das Basissystem wird häufig durch die Dominanz einer bestimmten grundlegenden Art von Leistungserstellungsprozessen gekennzeichnet, also ζ. B. als Komplex primär physisch-materieller Prozesse oder als Komplex operativer Informationsprozesse; s. a. Computergestütztes Informationssystem. [WOLL] Basisuntersuchung: eine nach Art, Umfang und Abfolge festgelegte Menge (labortechnischer) diagnostischer Verfahren (routinemäßige Laboruntersuchungen), die trotz ihres indiskriminierten Einsatzes eine hohe Aussagekraft bei pathologischem Ergebnis haben, andererseits bei normalem Ergebnis eine größere Gruppe von Erkrankungen als Ursache des vorliegenden Krankheitsbildes unwahrscheinlich machen. [ANSC] Batch processing: engl, für Stapelverarbeitung*. Baud: Abk. Bd; Einheit der Schrittgeschwindigkeit* in der Datenübertragung*; 1 Baud = 1/sec. [IGEL, SEEL] 54
Bausteinkorrespondenz Baueinheit: ein nach Aufbau oder Zusammensetzung abgrenzbares mate-
rielles Gebilde. Ein System von Baueinheiten kann in einem gegebenen Zusammenhang wieder als eine Baueinheit aufgefaßt werden. Der Baueinheit können eine oder mehrere Funktionseinheiten entsprechen. Empfohlen wird, bei Benennung bestimmter Baueinheiten in Zusammensetzungen vorzugsweise zu gebrauchen (in absteigender Reihenfolge): -anlage, -gerät, -teil. [DIN 44 300] Bauformen von Krankenhäusern: Nach der baulich-funktionellen Struk-
tur des Krankenhausbetriebes werden unterschieden: Horizontal-, Vertikalund Pavillontyp. Beim Horizontaltyp sind die fachdisziplinären Pflegeeinheiten, Untersuchungs- und Behandlungseinrichtungen in einer gemeinsam genutzten Ebene zusammengefaßt. Er ermöglicht durch diese räumliche Zusammenfassung eine fachspezifische Konzentration der medizinisch-pflegerischen Leistungserstellung. Beim Vertikaltyp sind die Untersuchungs- und Behandlungseinrichtungen über den Pflegeeinheiten vertikal gestaffelt (oder eventuell auch daneben als weiterer Bautrakt) angeordnet. Charakteristisch für den Vertikaltyp ist eine interdisziplinäre Arbeitsweise im Untersuchungs-Behandlungsbereich aufgrund des funktionalen Zusammenhangs durch Anordnung dieser Einrichtungen. Eine weitere Variante ist die vornehmlich bei Großkrankenhausbetrieben anzutreffende Pavillon-Bauweise, bei der die medizinisch-pflegerischen Funktionsbereiche einer oder mehrerer Fachdisziplinen in getrennten Baukörpern angeordnet sind. Die betriebstechnischen Leistungsstellen können dabei zentral in einem oder mehreren Gebäuden oder dezentral in den Häusern der einzelnen Disziplinen betrieben werden. [JANS] Baumstruktur: azyklischer Graph*, der nachstehenden Eigenschaften ge-
nügt: — jeder Knoten hat genau einen Vorgänger; — Wurzel heißt der einzige Knoten des Baumes, der keinen Vorgänger hat; — jeder Knoten des Baumes kann selbst wieder Wurzel eines Teilbaumes sein; s. a. Entscheidungsbaum, Netzwerktopologie. [SEEL] Bausteinkorrespondenz: typische Anwendung der automatisierten Text-
verarbeitung, die das Erstellen von Schriftstücken (ζ. B. Arztbriefe) aus in Textverarbeitungssystemen* gespeicherten Textbausteinen* umfaßt. Das Diktat kann so auf die Angabe von Textbausteinnummern und eventuellen Freitextzusätzen reduziert werden. Textsynthese und Brieferstellung (Ausdruck) erfolgen durch das Textverarbeitungssystem*. Durch Kombination von Textbausteinen und Freitext können ζ. B. empfängerindividuelle Briefe zu einem definierten Themengebiet (ζ. B. Einladung eines Patienten zur Tumornachsorge) erstellt werden. [GIER] 55
Bayes'sche Formel
Bayes'sche Formel: Bezeichnet man mit Κ und S zwei Ereignisse (ζ. B. Κ = Krankheit, S = Symptom), mit P(K) die a* priori-Wahrscheinlichkeit für Κ (ζ. Β. die Prävalenz in der Bevölkerung) und mit P(S|K) die Wahrscheinlichkeit, S zu beobachten, falls Κ vorliegt, dann erhält man für die a* posteriori-Wahrscheinlichkeit, daß Κ vorliegt, falls S beobachtet wurde, Ρ v(K | S) =
P(K) · P(S1K) ^ P(K)P(S|K) + P(K)P(S|K)
(Bayes'sche Formel).
Dabei bedeutet Κ das Ereignis „K liegt nicht vor" und P(S | K) die Wahrscheinlichkeit, S zu beobachten, falls Κ nicht vorliegt. [KEMM] Bazillen: stäbchenförmige Schizomyzeten; bilden im Gegensatz zu den Bakertien* Dauerformen, sogenannte Sporen. [PSCH] BCD-Code: Abk. für engl, binary coded decimals; Code, der zur binären Verschlüsselung von Dezimalziffern entwickelt und zur Grundlage des EBCDI*-Code wurde. [IGEL, SEEL] Bd: Abk. für Baud*. BDSG: Abk. für Bundesdatenschutzgesetz*. Bearbeitungszeit: bei einer Funktionseinheit die Summe der Zeitintervalle, während derer sie denselben Auftrag bearbeitet (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Bedienungsfeld: syn. Konsole; Baueinheit in einem Datenverarbeitungssystem, die es dem Bedienungspersonal durch entsprechende Einrichtungen (Schalter, Anzeigen) erlaubt, den Betrieb des Datenverarbeitungssystems oder seiner Teile zu überwachen und zu beeinflussen (ζ. B. Ein-, Aus- und Umschalten des Datenverarbeitungssystems oder seiner Teile); ggf. ist für Wartungszwecke ein besonderes Wartungsfeld vorhanden. Je nach Aus- und Aufbau des Datenverarbeitungssystems können Haupt- und Nebenbedienungsfelder unterschieden werden. Hauptbedienfelder (Masterkonsolen) lassen die Steuerung aller, Nebenbedienfelder nur die gewisser Funktionen zu. [IGEL, SEEL] Bedienungssicherheit: die Eigenschaft eines Anwendungssystems*, eine fehlerhafte Verarbeitung oder einen Programmabbruch infolge Fehlbedienung durch den Benutzer mittels geeigneter Maßnahmen (weitgehend) zu verhindern. [IGEL, SEEL] Bedingte Entropie: s. Entropie. Bedingter Informationsgehalt: s. Informationsgehalt. 56
Begutachtung
Befehl: in der Informatik, bezogen auf eine Funktionseinheit, eine elementare Anweisung*, die von dieser Funktionseinheit unmittelbar oder nach einer Codierung (s. Code) ausgeführt werden kann (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Befehlsregister: in einem Leitwerk* ein Register, das den Befehl enthält, der gerade ausgeführt wird. [IGEL, SEEL] Befehlsvorrat: in der Informatik die Menge der bei einer bestimmten Funktionseinheit (ζ. B. Datenverarbeitungssystem) zulässigen Befehle; ζ. B. die Menge der zulässigen Befehle einer bestimmten maschinenorientierten* Programmiersprache (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Befehlswort: in der Informatik ein Wort*, das von einem Datenverarbeitungssystem als ein Befehl* interpretiert wird (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Befehlszähler: in einem Leitwerk* ein Register, aus dem die Adresse* des nächsten auszuführenden Befehls gewonnen wird (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Befund: in der Medizin die Beschreibung eines Untersuchungsergebnisses (diagnostische Maßnahme); ζ. B. körperlicher Befund als Ergebnis der körperlichen Untersuchung oder in der Labordiagnostik die Zusammenstellung von geprüften und beurteilten Resultaten zu Untersuchungsaufträgen, wobei die zugrundeliegende Fragestellung zur Diagnostik oder Therapie einbezogen ist. [ANSC] Befund, labormedizinischer: s. Labormedizinischer Befund. Befundmusterkontrolle: die Prüfung, ob ein Resultat in den Kontext von anderen Werten zum selben Zeitpunkt der Untersuchungsgutentnahme beim selben Patienten paßt. Die Einbeziehung von Außenkriterien (wie Diagnose, Therapie, Medikation) steigert die Effektivität der Befundmusterkontrolle. Sie ist Teil der Plausibilitätskontrolle*. [BOTH, PORT] Begutachtung: gutachtliche bzw. sachverständige ärztliche Stellungnahme zu einer vorgegebenen sozialrechtlichen Fragestellung (ζ. B. Voraussetzung für eine Verlängerung der Arbeitsunfähigkeit), ferner zur Rechtsfindung im Straf- oder Zivilrecht. Die gutachtliche Beurteilung kann aufgrund eines entsprechenden Aktenstudiums (Begutachtung nach Aktenlage), einer körperlichen Untersuchung oder auf Grund von beidem herbeigeführt werden. Der ärztliche Gutachter betreibt keine Therapie und trifft keine Verwaltungsentscheidung. Das Ergebnis der Begutachtung wird in einem Gutachten zusammengefaßt, welches dem zur Entscheidungsfindung Zuständigen die dazu notwendigen Informationen zur Verfügung stellt. Dieser hat auch zu entscheiden und zu verantworten, inwieweit er dem Gutachten folgt. 57
Behandlung
Zur Abfassung von Gutachten bedarf es einer besonderen gutachterlichen Ausbildung und ärztlichen Erfahrung. So muß der Gutachter besondere Kenntnisse besitzen über Ursachen von Gesundheitsstörungen und ihre Auswirkungen auf das Leistungsvermögen bzw. die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit ebenso wie über die einschlägigen Rechtsbegriffe, besonders innerhalb des Sozialrechts; s. a. Arbeitsamtsärztlicher Dienst, Medizinischer Dienst der Krankenversicherung, Rentenärztlicher Dienst. [SILO] Behandlung: Teil der Krankenversorgung, der ambulante (Arztpraxen, Tageskliniken, Sozialstationen, Einrichtungen des Rettungswesens) und stationäre (ζ. B. Krankenhäuser, Altenheime, Pflegeheime) Gesundheitsleistungen (Diagnostik, Therapie, Pflege) umfaßt. Begrifflich und auch versicherungsrechtlich ist die Behandlung von der Prävention* und der Rehabilitation* insoweit abzugrenzen, als die Prävention die Entstehung behandlungsbedürftiger Krankheiten verhindern soll und die Rehabilitation dann einsetzt, wenn weitere Behandlung nicht mehr zu weiterer Besserung führt, sondern wenn bereits ein chronischer Defektzustand eingetreten ist oder einzutreten droht. [SILO] Behandlung, konservative: s. Konservative Behandlung. Behandlungsfall: durchgehende medizinische Betreuung eines Patienten in einer einzelnen Organisationseinheit eines Medizinbetriebs, ζ. B. in der Fachabteilung eines Krankenhauses oder, falls dieses nicht weiter untergliedert ist, im Krankenhaus insgesamt. [RIEF] Behandlungsfreiheit: Recht des Arztes, 1. frei darüber zu entscheiden, ob
er einen Behandlungsfall übernehmen will; 2. eine übernommene Behandlung nach seiner Methode durchzuführen. [RIEG] Behandlungspflege: Gesamtheit pflegerischer Tätigkeiten, die der Befriedigung der Bedürfnisse nach Behandlung eines Patienten dienen; ζ. B. Ausführung von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen wie Vitalzeichenkontrolle, Bereitstellung von Untersuchungsmaterial, Ausführen von Einreibungen. [PEIL] Behandlungsvertrag: bei Inanspruchnahme ambulanter Leistungen s. Arztvertrag, bei stationärer Behandlung s. (totaler) Krankenhausaufnahmevertrag*. [SEEL] Behinderung: nicht nur vorübergehende, zu einer Minderung der Erwerbs-
fahigkeit von mindestens 10% führende körperliche, geistige oder seelische Beeinträchtigung, unabhängig davon, ob sie angeboren, durch äußere Ereignisse (ζ. B. Unfall, Krieg) erworben oder durch Erkrankung hervorgerufen wurde. Eine Schwerbehinderung liegt nach dem die Schutz- und Fördermaßnahmen für Schwerbehinderte regelnden Schwerbehindertenge58
Belegleser
setz in der Fassung vom 8.10.1979 (BGBl. I, S. 1649) dann vor, wenn infolge der Behinderung die Erwerbsfahigkeit nicht nur vorübergehend um mindestens 50% gemindert ist. [PSCH] Belange, schutzwürdige: s. Schutzwürdige Belange. Belastungs-EKG: Aufzeichnung eines Elektrokardiogramms* vor, während und nach (physik. möglichst genau definierter) körperlicher Belastung; i. d. R. unter Einsatz der Fahrradergometrie. [PSCH] Beleg: manuell oder maschinell beschrifteter Datenträger* in Papierform, der visuell oder visuell und maschinell (s. Belegleser) verarbeitet werden kann; s. a. Datenerfassungsbeleg. [IGEL, SEEL] Belegarzt: Arzt, der den Schwerpunkt seiner Tätigkeit in der ambulanten Versorgung hat und demgemäß auch als zugelassener Kassenarzt* eine Tätigkeit in freier Praxis ausübt. Die Behandlung der Patienten seiner Praxis in Fortsetzung der ambulant begonnenen Behandlung (einschließlich der ihm von anderen niedergelassenen Ärzten überwiesenen oder auch eingewiesenen Patienten) im Krankenhaus unter Inanspruchnahme der hierfür vom Krankenhausträger bereitgestellten Einrichtungen ist von untergeordneter Bedeutung. Er darf daher auch nur — i. d. R. — bis zu 20 Betten, im Ausnahmefall bis zu 25 Betten stationär betreuen. Er erhält seine Vergütung nicht vom Krankenhaus, sondern von anderen Zahlungspflichtigen (ζ. B. Krankenkasse, Patient). Leistungen des Belegarztes sind: seine persönlichen Leistungen, der ärztliche Bereitschaftsdienst für Belegpatienten, die von ihm veranlaßten Leistungen nachgeordneter Ärzte des Krankenhauses, die bei der Behandlung seiner Belegpatienten in demselben Fachgebiet wie der Belegarzt tätig werden, die von ihm veranlaßten Leistungen von Ärzten und ärztlich geleiteten Einrichtungen außerhalb des Krankenhauses. Der Belegarzt hat dem Krankenhaus die Kosten für die Inanspruchnahme des nachgeordneten ärztlichen Dienstes bei der Betreuung der Belegpatienten zu erstatten; s. a. Belegkrankenhaus. [SEEL] Belegarztabschlag: s. Pflegesatzabschlag. Belegkrankenhaus: Krankenhaus, das den Patienten nur Unterkunft, Verpflegung und pflegerische Betreuung anbietet. Die ärztliche Behandlung nehmen Belegärzte* wahr. [RIEF] Belegleser: Funktionseinheit zur maschinellen Datenerfassung von Belegen*. Üblich ist die Gliederung in Klarschriftleser (Belegleser i.e.S.; Formularleser, Blattleser, Streifenleser), die auch für den Menschen lesbare Schriften erkennen, Markierungsleser, die Markierungen (Strich, Kreuz) und ihre Positionen, denen Bedeutungen zugeordnet sind, in definierten 59
Belegorganisation
Feldern des Datenträgers identifizieren, und Barcodeleser, die im Balkencode* codierte Zeichenfelder erkennen. [IGEL, SEEL] Belegorganisation: die Gesamtheit der in einer Organisation* definierten Belege* sowie die Beleggestaltung und Festlegung des Belegflusses. [SEEL] Belegung: syn. Belegungsgrad; Maßzahl zur Bestimmung des Anteils von mit Patienten belegten Betten an den gesamten, planmäßig aufgestellten Betten einer Station, Fachabteilung oder eines Krankenhauses. Sie wird täglich stationsbezogen durch die „Mitternachtsstatistik"* erfaßt und als Kennzahl stations-, abteilungs- und krankenhausbezogen ermittelt. [RIEF] Belegungsgrad: syn. für Belegung*. Benachrichtigungspflicht: Ein von der Verarbeitung seiner personenbezogenen* Daten Betroffener ist zu benachrichtigen, wenn von einer nichtöffentlichen Stelle erstmals zu seiner Person Daten gespeichert (§ 26 Abs. 1 BDSG) oder übermittelt (§ 34 Abs. 1 BDSG) werden. Die Benachrichtigung kann unterbleiben, wenn der Betroffene auf andere Weise Kenntnis über die Speicherung bzw. Übermittlung erlangte, er etwa in die Verarbeitung einwilligte oder aufgrund der besonderen Umstände (Verwendung eines EDV-Formblatts, Bestätigung in Form eines Computer-Ausdrucks) von der automatisierten Verarbeitung ausgehen muß. Von der Benachrichtigungspflicht gibt es nach § 26 Abs. 4 und § 34 Abs. 4 BDSG allerdings noch weitreichendere Ausnahmen. Sie entfällt etwa dann, wenn die personenbezogenen Daten aus allgemein zugänglichen Quellen stammen, die Datenverarbeitung aus Gründen des Wohls des Bundes oder eines Landes oder zur Abwehr einer Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht bekanntgegeben oder wegen der überwiegenden berechtigten Interessen der speichernden Stelle oder aufgrund einer Rechtsvorschrift geheimgehalten werden. Selbst wenn das Bekanntwerden die Geschäftszwecke oder Ziele der speichernden Stelle erheblich gefährden würde, kann von der Benachrichtigung abgesehen werden; dieser Ausnahmegrund setzt jedoch voraus, daß „berechtigte Interessen des Betroffenen nicht entgegenstehen" — was realistischerweise kaum kontrolliert werden kann, wenn der Betroffene selbst nichts von der Tatsache der Speicherung weiß. Wer die gesetzlich erforderliche Benachrichtigung unterläßt, handelt nach § 42 Abs. 1 BDSG ordnungswidrig. Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu fünfzigtausend Deutsche Mark geahndet werden. Einige Landesdatenschutzgesetze und bereichsspezifische Datenschutzgesetze (s. Bereichsspezifischer Datenschutz) sehen vor, daß bei einer Löschung personenbezogener Daten diejenigen Stellen davon benachrichtigt werden, an die Daten regelmäßig übermittelt werden. [TAEG] 60
Benutzerführung
Benchmarktest: in der Informatik die vergleichende empirische Messung des Erfüllungsgrads auswahlbestimmender Leistungskriterien bei verschiedenen Datenverarbeitungssystemen für eine prognostizierte Belastung (si[IGEL, SEEL] mulierte Anwendungsprogramme*). benigne: gutartig; Gegensatz: maligne*.
[PSCH]
Benutzer: in der Informatik Anwender in der Rolle eines unmittelbaren Auftraggebers gegenüber einem Datenverarbeitungssystem; d. h. Datenverarbeitungsfachkräfte (Anwendungsprogrammierer*, Datenbankadministrator*, Datentypist*, Operator*, Systemanalytiker*, Systemprogrammierer*) und Mitarbeiter in Fachabteilungen, deren Arbeit durch Datenverarbeitungssysteme unterstützt wird. Sogenannte Endbenutzer arbeiten ausschließlich mit Anwendersystemen*. [IGEL, SEEL] Benutzerbeteiligung: s. Partizipatives Systemdesign. Benutzerdokumentation: syn. Benutzerhandbuch; schriftliche Zusammenfassung der für ein Anwendersystem* notwendigen Bedienungsvorschriften. Die Benutzerdokumentation sollte u. a. enthalten: eine Beschreibung der organisatorischen und technischen Voraussetzungen für den operationellen Betrieb, eine Funktionsbeschreibung unter Einbeziehung der Benutzeraktionen und Systemreaktionen (einschließlich der Fehlermeldungen) sowie Hinweise zur operationeilen Bedienung des Trägersystems* (insbes. auch im Störfall); s. a. Help-Funktion. [IGEL, SEEL] Benutzerforschung: in der Informatik die systematische Gewinnung von Erkenntnissen mit dem Ziel, aus dem beobachteten Benutzerverhalten bei der Nutzung von Anwendungssystemen* Kriterien für deren Gestaltung herzuleiten. [SEEL] Benutzerfreundlichkeit: die angemessene Beachtung physischer und psychischer Eigenschaften des Benutzers (Benutzerorientierung) bei der Gestaltung von Anwendungssystemen*; ζ. B. im Hinblick auf die Ergonomie* der Benutzerschnittstelle*, des Arbeitsplatzes, der Arbeitsmittel, der Benutzerdokumentation*, der Benutzerführung* und der Antwortzeit*; s. a. Partizipatives Systemdesign. [SEEL] Benutzerführung: in der Informatik ein Gestaltungskriterium für die Mensch-Maschine-Kommunikation bei der Dialogverarbeitung*. Konkret determiniert die Benutzerführung die Sequenz für die im Dialog zu behandelnden Datenfelder. Man unterscheidet programm- und benutzergesteuerte Strategien. Ein wichtiges Qualitätskriterium der Benutzerführung ist die Benutzerfreundlichkeit*; ζ. B. Transparenz und Flexibilität der Dialogsteuerung, Qualität der Menü- und Dialogsequenzen, der Fehlermeldungen, 61
Benutzerhandbuch
Integritätsprüfungen und Bedienungshilfen (Help*-Funktionen), aber auch die operative Spezifikation bei der Menüsteuerung (ζ. B. Manipulation von graphisch repräsentierten Objekten mit Hilfe der Maus*, Verwendung des Lichtstifts*). [IGEL, SEEL] Benutzerhandbuch: syn. für Benutzerdokumentation*. Benutzeridentifikation: syn. für Passwort*. Benutzerkennung: 1. s. Passwort; 2. Eigentumsnachweis, ζ. B. in Dateien. [IGEL, SEEL] Benutzerkontrolle: organisatorische und technische Maßnahme i. S. von § 6 Abs. 1 BDSG, um die Ausführung der Vorschriften des BDSG sicherzustellen. Nach Nr. 4 der Anlage zu § 6 Abs. 1 BDSG zählen zur Benutzerkontrolle alle Maßnahmen, die geeignet sind, die Benutzung von Datenverarbeitungssystemen, aus denen oder in die personenbezogene* Daten durch selbsttätige* Einrichtungen übermittelt werden, durch unbefugte Personen zu verhindern. Unter Benutzung ist jede Einwirkung auf den Datenverarbeitungsprozeß, einschließlich der Kenntnisnahme von Daten, zu verstehen. Die Benutzerkontrolle steht in engem Zusammenhang mit anderen nach § 6 Abs. 1 BDSG erforderlichen Maßnahmen wie etwa der Zugangskontrolle*, der Anwesenheitskontrolle* oder der Zugriffskontrolle*, ist jedoch nicht ausschließlich räumlich auf die Datenverarbeitungsanlage bezogen, sondern verfolgt die Abwehr jeder unbefugten Nutzung an beliebiger Stelle und richtet sich folglich in erster Linie gegen die unbefugte Benutzung bei der Datenübertragung oder Datenfernverarbeitung. Zu den Maßnahmen zählen im einzelnen etwa die Benutzeridentifikation, die Berechtigungsüberprüfung, die Protokollierung der Datenverarbeitung und insbesondere der Mißbrauchsversuche. Art und Umfang der Benutzerkontrolle muß in einem angemessenen Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen. Ob die Verhältnismäßigkeit beachtet wird, ist aus der Sicht des Betroffenen unter Berücksichtigung der Qualität und Sensitivität der Daten, des Verarbeitungszwecks und des Mißbrauchsrisikos zu bestimmen (Angemessenheitsgrundsatz*). [TAEG] Benutzeroberfläche: syn. für Benutzerschnittstelle*. Benutzerorientierung: die Beachtung physischer und psychischer Eigenschaften des Benutzers bei der Gestaltung eines Anwendungssystems*. [SEEL] Benutzerschnittstelle: syn. Benutzeroberfläche; bezogen auf ein Anwendungssystem* die Gesamtheit der zur Kommunikation zwischen Benutzer und Anwendungssystem notwendigen Hard- und Software-Komponenten. 62
Beobachtungsstudie
Eine ergonomisch gestaltete Benutzerschnittstelle (s. Arbeitsplatzergonomie, Softwareergonomie) leistet einen wesentlichen Beitrag zur Akzeptanz eines Anwendungssystems. [SEEL] Benutzerschulung: bezogen auf ein Datenverarbeitungs- bzw. Anwendungssystem* die Gesamtheit der Mittel (Teachware*) und Maßnahmen, deren Zweck die Verbesserung und Erhaltung des Qualifikationspotentials seiner Benutzer ist. Sie kann dementsprechend sowohl operative Aspekte als auch softwareseitige Aus- und Fortbildungsmaßnahmen umfassen. Benutzerschulung kann zentral beim Hersteller oder vor Ort beim Anwender erfolgen. [SEEL] Benutzerstation: nach DIN 44 300 eine Funktionseinheit innerhalb eines Datenverarbeitungssystems, mit deren Hilfe ein Benutzer unmittelbar Informationen mit dem System austauschen kann. Eine Benutzerstation kann Datenstation* nach DIN 44 302 sein. [IGEL, SEEL] Beobachtung: 1. (planmäßige) Erfassung sinnlich wahrnehmbarer Vorgänge und Umstände, wobei der wesentliche Unterschied zu anderen Methoden der Datenerhebung wie Interview* und Experiment* darin zu sehen ist, daß der Beobachter sich weitgehend rezeptiv verhält. 2. In der Statistik meist nicht der Prozeß des Beobachtens, sondern ein beobachteter oder gemessener Einzelwert; ζ. B. der systolische Blutdruck oder das Geschlecht eines einzelnen Patienten. [KEMM, PSCH] Beobachtungseinheit: (meist) syn. Versuchseinheit; kleinste Einheit, bei der die im Rahmen einer statistischen Untersuchung interessierenden Merkmale beobachtet werden können. Sie kann ein Patient, ein Versuchstier, ein Präparat oder auch eine räumlich oder zeitlich aggregierte Einheit (Patienten eines Krankenhauses oder eines Kalenderjahres) sein. In Studien, bei denen am Patienten in zeitlicher Folge wiederholt gemessen wird, sind die Meßwerte die Beobachtungseinheiten. Je nachdem, ob es sich um eine Beobachtungsstudie* oder um einen Versuch* handelt, wird vorzugsweise der Begriff Beobachtungseinheit bzw. Versuchseinheit verwandt. [IMMI, K E M M ] Beobachtungsgleichheit: In einer Studie zum Vergleich zweier Gruppen besteht Beobachtungsgleichheit, falls die Beobachtungen* in der einen Gruppe auf dieselbe Weise gewonnen werden wie in der anderen: mit denselben Meßinstrumenten, durch dasselbe Personal, zur selben Tageszeit ... Fehlende Beobachtungsgleichheit führt zur Verfälschung der Ergebnisse (Bias*). [IMMI, K E M M ] Beobachtungsstudie: eine Studie, in der der Studienleiter nicht selber durch das Zuteilen von Behandlungen auf die Versuchseinheiten* aktiv 63
Beratungsinstanz
eingreift, sondern nur beobachtet; ζ. B. eine Studie, die untersucht, ob eine bestimmte Lungenerkrankung bei Rauchern häufiger auftritt als bei Nichtrauchern. Die „Behandlungen", das Rauchen bzw. Nichtrauchen, lassen sich nicht vom Studienleiter vorschreiben. Beobachtungsstudien haben gegenüber Versuchen* den grundsätzlichen Nachteil, daß man aus einem Zusammenhang zwischen „Behandlung" und Wirkung nie auf eine kausale Verknüpfung schließen kann. [IMMI, KEMM] Beratungsinstanz: syn. f. Abstimminstanz*. Berechnungsprotokoll: in der Labordatenverarbeitung die Zusammenstellung der errechenbaren biologischen* Kenngrößen in einer Liste, beispielsweise als Tagesprotokoll. Sobald für alle zur Berechnung einer Kenngröße notwendigen Parameter ein Ergebnis vorliegt, erfolgt die Berechnung des Resultates über die vorgegebene Formel. Resultat und zugrundeliegende Parameter mit Resultaten werden in das Berechnungsprotokoll aufgenommen, um gegebenenfalls weiteren Kontrollen zugeführt und abgespeichert zu werden (Beispiele biologischer Kenngrößen für das Berechnungsprotokoll: Kreatinin-Clearance, Kreatinin-Abweichung, Ionogrammwert, Elektrolyte in Funktion zum Urin-Tagesausscheidungsvolumen usw.). [BOTH, PORT] Berechnungstag: anrechenbarer Aufenthaltstag eines Patienten im Krankenhaus zur Abrechnung mit der Krankenkasse. Im Gegensatz zum Pflegetag*, der auf die belegten Betten bezogen ist, bezieht sich der Berechnungstag auf die Patienten. Während ein Bett pro Pflegetag nur einmal belegt sein kann, ist beim Berechnungstag eine Abweichung durch einen Patientenwechsel (Entlassung des einen, Aufnahme eines anderen Patienten an einem Tag) um einen Tag möglich. [RIEF] Berechtigung: bezogen auf ein Anwendungssystem* eine Befugnis, die im Gegensatz zur Verpflichtung die Ausübung von bestimmten Systemfunktionen gestattet und nicht fordert. In der Informatik können Berechtigungen entweder objektbezogen (welche Daten dürfen gelesen werden?) oder funktionsbezogen (welche Befehle dürfen ausgeübt, welche Programme geladen werden?) definiert sein. Der Berechtigungsnachweis ist Voraussetzung für den befugten Zugriff zu Datenverarbeitungssystemen, Programmen, Dateien u. ä. oder für den befugten Zutritt zu datenverarbeitenden Stellen, Datenträgerarchiven usw. Die Berechtigungsprüfung kann, sofern sie nicht an einen austauschbaren Funktionsträger gebunden ist (ζ. B. diensthabender Fahrer für den Datentransport), zwingend mit einer Identitätsprüfung (ζ. B. Passwort*, Ausweisleser*) verbunden werden. [DREW, KASS, STRN] Bereich, kritischer: s. Ablehnungsbereich. 64
Berichtigungspflicht
Bereichsspezifischer Datenschutz: Während das Bundesdatenschutzgesetz und die Landesdatenschutzgesetze (sog. allgemeines Datenschutzrecht) grundlegende Vorschriften für den Datenschutz bei den nicht-öffentlichen Stellen und den öffentlichen Stellen des Bundes (BDSG) und den landesunmittelbaren Stellen (LDSG'e) enthalten, enthält der bereichsspezifische Datenschutz besondere, dem allgemeinen Datenschutzrecht vorgehende Regelungen (Subsidiarität). Die Vorschriften über Verarbeitung personenbezogener* Daten können vom Bundes- oder Landesgesetzgeber dann in bereichspezifischen Datenschutzgesetzen oder -Vorschriften geregelt sein, wenn die besondere Sensibilität der Daten, die besondere Verarbeitungsform oder der besondere Zweck die Regelung im Interesse des Betroffenen erforderlich machen. Im öffentlichen Bereich sind wegen des Eingriffscharakters der Datenerhebung und -Verarbeitung (Eingriff in das informationelle* Selbstbestimmungsrecht — Art. 2 Abs. 1 GG) Befugnisnormen erforderlich, die näher regeln, unter welchen Voraussetzungen und zu welchem Zweck personenbezogene Daten verarbeitet werden dürfen. Die Regelungen sollen darüber hinaus Vorschriften enthalten, die den Datenschutz in dem besonders geregelten Bereich verfahrensrechtlich sicherstellen (Speicherungsdauer, Betroffenenrechte, Kontrollinstitutionen etc.). Bereichsspezifische Datenschutzvorschriften finden sich in unterschiedlicher Systematik und Regelungsdichte sowohl im öffentlichen Recht als auch im Privatrecht (ζ. B. über die Wahrung des Sozialgeheimnisses* und über die Offenbarung von Sozialdaten* nach dem Sozialgesetzbuch, über das Steuergeheimnis in der Abgabenordnung, über das Berufsgeheimnis (Patientengeheimnis*) im Strafgesetzbuch, in den Statistikgesetzen, im Personalausweisgesetz, in der Telekommunikationsordnung, in den Mediengesetzen, im Bildschirmtext-Staatsvertrag, in den Krebsregistergesetzen*, in den Meldegesetzen, im Arbeitsrecht und zahlreichen weiteren Vorschriften). § 45 BDSG zählt beispielhaft, also nicht abschließend, vorrangig geltende Regelungen auf. Die bereichsspezifischen Vorschriften gehen dem Bundesbzw. den Landesdatenschutzgesetzen nur soweit vor, wie sie gegenüber dem allgemeinen Datenschutzrecht eine besondere Regelung enthalten. Darüber hinaus bleibt das allgemeine Datenschutzrecht weiter anwendbar. [TAEG] Bereitschaftsdienst: organisierte Bereitstellung personeller Ressourcen zur
stationären und ambulanten medizinischen Versorgung außerhalb der regelmäßigen Arbeitszeit i. S. eines Notfalldienstes. [RIEF] Bereitschaftslabor: syn. für Eilfall*-Labor. Berichtigungspflicht: die Pflicht der speichernden Stelle, personenbezo-
gene* Daten zu berichtigen, wenn sie unrichtig sind (§§ 14 Abs. 1, 27 Abs. 1, 35 Abs. 1 BDSG und entsprechende Vorschriften in den Landesdatenschutzgesetzen, vgl. auch Art. 8 Buchstabe c) des Übereinkommens des 65
Berichtssystem
Europarats zum Schutz des Menschen bei der Automatischen Verarbeitung personenbezogener Daten). Die Pflicht besteht unabhängig von einer entsprechenden Forderung des Betroffenen, die dieser aufgrund seines Berichtigungsrechts aus § 4 Nr. 2 BDSG geltend machen kann. „Unrichtig" sind die Daten dann, wenn die Angabe über die sachlichen oder persönlichen Verhältnisse des Betroffenen (Tatsachen) nicht „wahr" sind, wenn sie unvollständig sind oder in einen falschen Zusammenhang gebracht werden (siehe auch Kontextabhängigkeit), so daß sie zu unrichtigen Schlußfolgerungen Anlaß geben können. Mit der Berichtigungspflicht verknüpft ist die Pflicht der speichernden Stelle, diejenigen Stellen von der Unrichtigkeit der personenbezogenen Daten zu unterrichten, an die diese Daten übermittelt wurden. Diese Pflicht enthält jetzt ausdrücklich § 19 Abs. 5 HDSG. Bestreitet die speichernde Stelle nach einem Berichtigungsverlangen des Betroffenen die Unrichtigkeit der personenbezogenen Daten, so sind die Daten zu sperren, wenn und solange sich weder die Richtigkeit noch die Unrichtigkeit der Daten feststellen läßt. [TAEG] Berichtssystem: ein Anwendungssystem*, das zu definierten oder ereig-
nisabhängigen Zeitpunkten nach einem bestimmten Algorithmus* aus einer definierten Datenbasis Informationen (ζ. B. Kennzahlen) für Benutzer bereitstellt; s. a. Frühwarnsystem. [SEEL] Berufsgenossenschaft: Abk. BG; Selbstverwaltungskörperschaft des öf-
fentlichen Rechts und Träger der gesetzlichen Unfallversicherung*, der die Unternehmer als Mitglieder angehören. Für Betriebe mit gleichen oder ähnlichen Gefahren ist jeweils eine eigene Berufsgenossenschaft zuständig. [BLOH] Berufsgruppenschlüssel: von der Bundesanstalt für Arbeit herausgegebene Klassifikation der Berufsbilder. Der 5stellige Schlüssel erfaßt systematisiert die ausgeübte Tätigkeit (3stellig), die Funktionsbezeichnung für die Stellung im Beruf und die erreichte Ausbildung (je lstellig). [SEEL] Berufskrankheit: spezifische arbeitsbedingte* Erkrankung, die ein Versi-
cherter bei einer der in den §§ 539, 540 und 543 — 545 RVO genannten Tätigkeiten erleidet (§ 551 Abs. 1 RVO). Im Unterschied zu den unspezifischen arbeitsbedingten Erkrankungen sind bei Berufskrankheiten spezifische Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge klinisch-experimentell nachweisbar. Berufskrankheiten müssen als unmittelbare Folge der Berufsausübung angesehen werden und unterscheiden sich von einem Unfall nur dadurch, daß ihre Entstehung nicht einem einmaligen und zeitlich eng begrenzten Ereignis zugeschrieben werden muß, sondern einem lange Zeit einwirkenden schädlichen Einfluß. Als Berufskrankheit anerkannte Krankheiten sind im einzelnen Bestandteil der Berufskrankheiten-Verordnung vom 20.06.1968 66
Beschäftigungstherapie
(BGBl. I, S. 721), geändert mit der Änderungsverordnung vom 08.12.1976 (BGBl. I, S. 3329). Ärztlicherseits besteht bei begründetem Verdacht des Bestehens einer Berufskrankheit eine Meldepflicht gegenüber der für den medizinischen Arbeitsschutz zuständigen Stelle (Berufsgenossenschaft*, Gewerbeärztlicher* Dienst). Die Folgen einer Berufskrankheit werden durch die Unfallversicherung* gedeckt. [BLOH] Berufsunfähigkeit: liegt im Sprachgebrauch der gesetzlichen Rentenversicherung* vor, wenn die Erwerbsfähigkeit eines Versicherten infolge von Krankheit oder anderen Gebrechen oder Schäden seiner körperlichen oder geistigen Kräfte auf weniger als die Hälfte derjenigen eines körperlich oder geistig gesunden Versicherten mit ähnlicher Ausbildung und gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten herabgesunken ist (§ 43. Abs. 2 Satz 1 SGB VI). Dabei ist auf den bisherigen Beruf des Versicherten abzustellen. [BLOH] Berufsverband Medizinischer Informatiker e.V.: Abk.: BVMI (Geschäftsstelle, Postfach 10 13 08, 6900 Heidelberg); eingetragener gemeinnütziger Verein, der berufsständische Belange seiner Mitglieder vertritt. Zu diesem Zweck hat es sich der BVMI zur Aufgabe gemacht, das Berufsbild des Medizinischen* Informatikers der allgemeinen Öffentlichkeit, insbesondere potentiellen Arbeitgebern, bewußt zu machen, berufspolitische Fragen der auf dem Gebiet der Medizinischen* Informatik Tätigen zu behandeln sowie deren berufliche Fort- und Weiterbildung zu fördern. Dies gilt vor allem auch für Förderungen und Weiterbildungsaufgaben zur Erlangung des Zertifikats* „Medizinischer Informatiker". Daneben unterstützt der BVMI den beruflichen Erfahrungsaustausch durch die Bildung von Arbeitsgemeinschaften, bietet den kostenlosen Bezug seines Zentralorgans (u. a. mit Informationen über Stellenangebote und -gesuche) und ermöglicht einen verbilligten Erwerb von Fachliteratur. Der 1983 mit Sitz in Heidelberg gegründete Berufsverband arbeitet eng zusammen mit der Deutschen* Gesellschaft für Medizinische Dokumentation, Informatik und Statistik e. V. (GMDS) und der Gesellschaft* für Informatik e. V. (Gl) sowie den internationalen Verbänden, welchen diese Gesellschaften angehören. [ROTH] Beschäftigungstherapie: syn. Ergotherapie; Anleitung stationärer Patienten zu handwerklichen und künstlerischen Tätigkeiten (Malen, Töpfern, Basteln, Werken, Handarbeiten usw.) durch einen Beschäftigungstherapeuten zur sinnvollen Zeitgestaltung und unter therapeutischer Zielsetzung zur Entwicklung und Förderung eines heilenden Selbstbewußtseins durch Freude und Erfolgserlebnis und zur Unterstützung der Bewegungstherapie. [PSCH] 67
Beschaffung
Beschaffung: im weitesten Sinne sämtliche Maßnahmen, die der Beschaffung von Personal, Kapital, Betriebsmitteln und Werkstoffen dienen. Die Beschaffung i. e. S. umfaßt die Beschaffung von Werkstoffen. Die Aufgaben der Beschaffung lassen sich gliedern in routinemäßige Beschaffung, d. h. die Planung, Durchführung und Kontrolle darüber, was wann, in welcher Menge und wo bestellt werden soll, und strategische Beschaffung; diese umfaßt die am Betriebsziel orientierten Maßnahmen zur Verbesserung der Beschaffungsmarktsituation und der Verhandlungsposition am Beschaffungsmarkt. [HANS] Beschreibende Statistik: syn. deskriptive Statistik; derjenige Teil der Sta-
tistik, der sich damit befaßt, das vorliegende Datenmaterial zusammenzufassen und übersichtlich zu präsentieren, jedoch keine Aussagen über die Grundgesamtheit macht, dem das Datenmaterial entstammt. In der beschreibenden Statistik werden Maßzahlen* sowie graphische Methoden verwendet. [KEMM] Bestandskontrolle: Maßnahme im Bereich der Abgangskontrolle*, die eine
Vollständigkeitsprüfung der Datenträgerbestände umfaßt. In diese Kontrolle sind auch Leerdatenträger sowie (im Rechenzentrum befindliche) Arbeitsdateien (Arbeitsbänder) mit einzubeziehen, da das Kopieren von Bestandsdatenträgern auf Arbeitsbänder und deren unbefugte Mitnahme auszuschließen sind. Bestandskontrollen sind auch bei Endlospapieren* durchzuführen, soweit diese Mißbrauch* oder kriminelle Delikte zulassen oder unterstützen können, ζ. B. Endlosscheckvordrucke. [DREW, KASS, STRN] Bestellpraxis: Arztpraxis, in der zur Verkürzung von Wartezeiten Behandlungstermine an Patienten auf deren Anmeldung hin vergeben werden; s. a. Warteschlangentheorie. [SEEL] Bestimmbare Person: eine natürliche Person, die nicht identifiziert ist,
über die die speichernde Stelle aber selbst in beliebiger Form Zusatzinformationen hat oder über die sie sich Zusatzinformationen (nach herrschender Meinung: rechtmäßig und ohne erheblichen Aufwand) verschaffen kann, mit denen personenbezogene* Daten eindeutig einer bestimmten Person zugeordnet werden können. [TAEG] Bestrahlungsplanung: in Vorbereitung einer Strahlentherapie die zeitlich-
räumliche Ermittlung einer optimalen Dosisverteilung in Abhängigkeit des zu bestrahlenden Tumors (Zielvolumens) und der anzuwendenden Bestrahlungstechnik (ζ. B. Elektronen-Kreis- und Linearbeschleuniger, die Photonen- und Elektronenenergien bis etwa 40 MeV ermöglichen, Cobalt-60oder Caesium-137-Bestrahlung, Radiumtherapie). Hierzu ist zunächst das Zielvolumen festzulegen, das in ein Volumen erster und zweiter Ordnung 68
Betatron
unterteilt werden kann. Während das Zielvolumen erster Ordnung den Tumor bzw. das Tumorbett umfaßt, bezieht das Zielvolumen zweiter Ordnung die regionalen Lymphabflußwege ein, die eine geringere Dosis als der Primärtumor erhalten. Zur Festlegung der Zielvolumina werden Operationsberichte, histopathologische Befundberichte, endoskopische und röntgenmorphologische Befunde, insbesondere Befunde der Computertomographie* und der Kernspinresonanztomographie*, herangezogen. Die technische Durchführung der Bestrahlungsplanung erfolgt mit dem Therapiesimulator, der eine Röntgenbild-Dokumentation der Bestrahlungsfelder unter gleichen geometrischen Bedingungen wie am Bestrahlungsgerät ermöglicht, d. h. mit variablen Feldgrößen und Focus-Zielvolumen-Abständen. Ergänzend hierzu werden üblicherweise 3 — 5 individuelle Körperquerschnitte dieser Region als Computertomogramme hergestellt, in die das Zielvolumen erster und evtl. auch zweiter Ordnung eingetragen wird. Die Dosisoptimierung erfolgt mit Planungsrechnern in zwei oder drei Dimensionen. Hierbei ist das Prinzip der höchsten Dosiskonzentration im Zielvolumen bei bestmöglicher Schonung des umgebenden Normalgewebes zu beachten. Die Zielvolumendosen variieren je nach Tumorart und Volumen zwischen 24 und 74 Gy und die zulässige Dosis im Bereich von Nachbarstrukturen zwischen 12 und 50 Gy. [SCHM] Betäubungsmittelrezept: gesetzlich (Betäubungsmittelgesetz, Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung) vorgeschriebenes dreiteiliges amtliches Formblatt zum Verschreiben von Betäubungsmitteln; die Vordrucke werden, mit einer BGA-internen Arztnummer und dem Ausgabedatum versehen, vom BGA auf Anforderung ausgegeben; Teil I und II werden dem Apotheker vorgelegt (Teil II dient der Abrechnung), Teil III verbleibt beim Arzt; für die Teile I und III gilt eine 3jährige Aufbewahrungspflicht, sie müssen auf Verlangen den zuständigen Behörden vorgelegt werden. Bei der Ausstellung von Betäubungsmittelrezepten sind eine Reihe gesetzlich vorgeschriebener formaler Regeln zu beachten. [PSCH] Betatron: Gerät zur Hochenergie-Strahlentherapie, das Elektronen mit einer Energie bis zu etwa 42 MeV erzeugt; Grundgedanke des Betatron ist eine sogenannte Vielfachbeschleunigung derart, daß die schon beschleunigten Elektronen immer wieder ein elektromagnetisches Beschleunigungsfeld durchlaufen müssen. Man erreicht so Energien (bei med. Gerätetypen) bis zu 42 MeV, obwohl an keiner Stelle des Gerätes elektrische Spannungen von mehr als einigen zehntausend Volt vorkommen. Die beschleunigten Elektronen können direkt zur Elektronentherapie benutzt werden oder finden indirekt über die Therapie mit Röntgenstrahlung Anwendung, die aus einem metallischen Target als Röntgenbremsstrahlung beim Auftreffen energiereicher Elektronen entstehen; s. Abb. [PSCH] 69
Betrieblicher Datenschutzbeauftragter
Betrieblicher Datenschutzbeauftragter: s. Datenschutzbeauftragter. Betriebsart: bzgl. eines Datenverarbeitungssystems* s. Abrufbetrieb, An-
forderungsbetrieb, Mehrprogrammbetrieb, Dialogverarbeitung, Stapelverarbeitung, Realzeitbetrieb; bzgl. einer Funktionseinheit* s. Multiplexbetrieb, Datenübertragung, Synchronverfahren, Asynchronverfahren, Parallelbetrieb, Serieller Betrieb. [IGEL, SEEL] Betriebsarzt: ein vom Arbeitgeber aufgrund des Arbeitssicherheitsgesetzes
(§ 1 ASiG) bestellter Arzt, der die Aufgabe hat, den Arbeitgeber beim Arbeitsschutz und bei der Unfallverhütung zu unterstützen, und der über die hierfür erforderliche arbeitsmedizinische Fachkunde verfügt. Die Organisation des betriebsärztlichen Dienstes fallt in die Zuständigkeit des Unternehmens. Sie kann durch Bestellung eines Betriebsarztes, durch Verpflichtung eines freiberuflichen Arztes oder durch Beteiligung an einem überbetrieblichen Dienst erfolgen (§ 9 Abs. 3 ASiG). [SILO] Betriebsbereitschaft: die uneingeschränkte Einsatzfähigkeit einer Funk-
tionseinheit bzw. eines Anwendungssystems*. Bei Installation eines Anwendungssystems ist die Betriebsbereitschaft vom Auftragnehmer anhand geeigneter Prüfprogramme nachzuweisen und dem Auftraggeber schriftlich mitzuteilen. Der Zeitpunkt der (frühesten, spätesten) Betriebsbereitschaft ist i. d. R. im Pflichtenheft* angegeben. [IGEL, SEEL] 70
Bett
Betrieb, serieller: s. Serieller Betrieb. Betriebsmittel: in der Informatik Elemente eines Datenverarbeitungssystems, die in wechselndem Ausmaß von programmgesteuerten Prozessen belegt werden und deren beschränkte Verfügbarkeit zu Belegungskonflikten führen kann (s. Verklemmung). Typische Betriebsmittel sind ζ. B. Prozessoren*, Puffer*, Speicher*, Dateien* (vgl. DIN 66 200). [IGEL, SEEL] Betriebsmittelverbund: s. Verteiltes Datenverarbeitungssystem. Betriebssystem: Gesamtheit der Systemprogramme* eines Datenverarbeitungssystems, die zusammen mit seinen Eigenschaften die Grundlage seiner möglichen Betriebsarten* bilden und insbesondere die Ausführung von Programmen steuern und überwachen (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Betriebstechnische Leistungsstelle: Leistungsstelle eines (Medizin-)Betriebes, die sich mit der Herstellung, Kommissionierung, Versendung, Analyse, Vernichtung und Wiederaufbereitung von Gütern zur Aufrechterhaltung des (Medizin-)Betriebes befaßt. [JANS] Betroffener: im Sinne von § 2 Abs. 1 BDSG (und den entsprechenden Regelungen in den Landesdatenschutzgesetzen) eine bestimmte oder bestimmbare natürliche* Person (s. a. Bestimmbare Person), zu der Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse verarbeitet werden. Eine Information (datenschutzrechtlich: Datum) kann sich auch auf mehrere Betroffene beziehen. Speichert beispielsweise eine Krankenversicherung die Tatsache der Behandlung eines Versicherten durch einen bestimmten Arzt, so bezieht sich diese Information sowohl auf den Versicherten selbst als auch auf den behandelnden Arzt; beide sind ,Betroffene' und können jeweils eigene Rechte aus dem Datenschutzgesetz im Hinblick auf das Datum „Behandlungsverhältnis" geltend machen. Umstritten ist, wie weit etwa auch die zu einem Patienten gespeicherte Diagnose und Therapie Daten zur Person des Arztes sind und dieser im Hinblick auch auf diese Daten Betroffener ist. Da auch der Arzt ein schutzwürdiges Interesse an diesen Daten haben kann (sie lassen möglicherweise Aussagen über die Qualität seiner Tätigkeit zu, die im Arzthaftungsprozeß relevant sein können), ist der Arzt auch Betroffener im Hinblick auf diese zu seinem Patienten gespeicherten Daten, soweit sie mit dem Arzt in eine Beziehung gebracht werden können. [TAEG] Bett: Maßeinheit für die Kapazität eines Krankenhauses mit Auswirkungen auf Personal, diagnostische und therapeutische Einrichtungen und erforderliche finanzielle Ressourcen. Man unterscheidet zwischen Planbetten und aufgestellten Betten. Die Differenz ist durch zeitweises Schließen oder Sperren von Abteilungen oder einzelnen Betten zu erklären; s. a. Bettendichte. [RIEF] 71
Bettenaufzug
Bettenaufzug: Förderanlage für Personen, deren Türen und Fahrgasträume in ihren Maßen auf den Transport liegender Patienten abgestimmt sind. In der Regel sind diese Aufzüge für den normalen Personentransport gesperrt oder bei gemischter Benutzung mit separaten Rufeinrichtungen für Nottransporte ausgestattet. [JANS] Bettendichte: Verhältnis zwischen den planmäßig aufgestellten Betten* in einer Region (ζ. B. Einzugsgebiet eines Krankenhauses) und deren Bevölkerung. [RIEF] Bevölkerung: Gesamtheit der Einwohner innerhalb eines bestimmten, regional abgegrenzten Bereiches. [BLOH] Bevölkerungsfortschreibung: Zur statistischen Fortschreibung einer Bevölkerungsbewegung (s. a. Demographie) werden, ausgehend vom Bevölkerungsbestand des Vorjahres, Geburten und Einwanderungen addiert und Sterbefälle subtrahiert. [BLOH] Bevölkerungspolitik: alle staatlichen Planungen und Maßnahmen, welche die Größe oder Zusammensetzung einer Bevölkerung beeinflussen. [BLOH] Bewertungsmaßstab, einheitlicher: s. Einheitlicher Bewertungsmaßstab. Bewertungsverfahren: Oberbegriff für Verfahren zur Feststellung der Erwünschtheit (Zielerreichung) geplanter oder realisierter Projekte. „Erwünschtheit" bezieht sich hierbei auf einen Kriterienkatalog, der die von den Beteiligten angestrebten Ziele widerspiegelt. Sind für gewisse Zielgrößen einzuhaltende Mindestwerte vorgegeben, so zählen diese zu den übrigen Nebenbedingungen (auch Randbedingungen), von deren Einhaltung die „Zulässigkeit" eines Projekts abhängt. Ist nur eine quantifizierbare Zielgröße und höchstens eine quantitative Nebenbedingung einzuhalten, so erlauben es die miteinander verwandten Verfahren der Kosten-Nutzen-Analyse im engeren Sinn, der Kosten- Wirksamkeits-Analyse und der klassischen Investitionsrechnung, „beste" Alternativen zu ermitteln. Die Kosten-NutzenAnalyse (i. e. S.) und die klassische Investitionsrechnung monetarisieren sämtliche beteiligten Zielgrößen und stellen durch Vergleich von Aufwendungen und Erträgen die Vorteilhaftigkeit eines Projekts fest. Werden die Aufwendungen monetär, die Erträge jedoch in einer physikalischen Einheit gemessen (ζ. B. Zahl der durch eine Impfung geschützten Personen, Zahl der gewonnenen Lebensjahre, Maximalanrückzeit eines Rettungswagens etc.), so liegt eine Kosten-Wirksamkeits-Analyse vor. Die Kosten-NutzenAnalyse und die Kosten-Wirksamkeits-Analyse werden dem volkswirtschaftlichen Instrumentarium zugerechnet, die Investitionsrechnung dem betriebswirtschaftlichen. Aufwendungen und Erträge fallen häufig zu verschiedenen Terminen an; Diskontierung auf einen gemeinsamen Zeitpunkt berücksichtigt dies in den oben angeführten Verfahren. 72
Bibliographie
Diese Konzepte können qualitativ und quantitativ erweitert werden. Die Kosten-Nutzen-Analyse im weiteren Sinn stellt dem Entscheidungsträger zusätzlich auch die nach weitestmöglicher Quantifizierung verbliebenen „restlichen" Zielgrößen in qualitativer Form zur Entscheidungsvorbereitung zur Verfügung (ζ. B. intangible Kosten). Die mehrdimensionale Entscheidungstheorie* benutzt Nutzenfunktionen mit mehreren Attributen und gelangt auf diesem Weg zu einer Zielfunktion. Sind mehrere Nebenbedingungen zu berücksichtigen und die Ziele nicht explizit zu einer Nutzenfunktion aggregiert, können die Verfahren der Vektoroptimierung, einem Teilgebiet der Mathematischen Programmierung (s. Operations Research), eingesetzt werden, insbesondere wenn interaktive Programmpakete verfügbar sind. Die Nutzwertanalyse kann als unzulässig grobe Version einer mehrdimensionalen Entscheidungstheorie aufgefaßt werden. Sie mißt den Erreichungsgrad von Teilzielen auf Ordinalskalen. Nach einer theoretisch unbefriedigenden Transformation in kardinale Meßwerte aggregiert das Verfahren die gewichteten Erreichungsgrade der Teilziele linear zu einem Gesamtzielerreichungsgrad. Schließlich sind noch die betriebswirtschaftlichen Simultanmodelle der integrierten, komplexen Investitions-, Produktions- und Finanzplanung zu erwähnen. Sie basieren auf der Mathematischen Programmierung. [HEID] Bezugseinheit, dokumentarische: s. Dokumentarische Bezugseinheit. BfD: Abk. für Bundesbeauftragter für den Datenschutz (s. Datenschutzbeauftragter). BG: Abk. f. Berufsgenossenschaft*. BGA: Abk. für Bundesgesundheitsamt*. Bias: syn. Verzerrung; Verfälschung von Schätzungen* oder von Ergebnissen statistischer* Tests durch einen systematischen Fehler. Dieser kann durch fehlende Strukturgleichheit* oder fehlende Beobachtungsgleichheit* hervorgerufen werden. In einer Therapiestudie kann ein Bias ζ. Β. dadurch Zustandekommen, daß die Zusammensetzung der zu vergleichenden Gruppen unterschiedlich ist ( = fehlende Strukturgleichheit, ζ. B. ältere Patienten in der einen, jüngere in der anderen Gruppe) oder daß die Erfolgsbeurteilung durch Personen vorgenommen wird, die gegenüber den einzelnen Behandlungen voreingenommen sind (fehlende Beobachtungsgleichheit). U m einen Bias zu vermeiden, werden Randomisierung* und nach Möglichkeit „Blindtechnik" (s. Blindversuch) eingesetzt. [KEMM] Bibliographie: Nachweis von Literatur zu spezifischen Problemstellungen oder Fachgebieten. In Anlehnung an D I N 1505 ist für die vollständige 73
bidirektional
Zitierung von Literaturstellen folgende Notation gebräuchlich (dabei sind jeweils sämtliche Autoren anzugeben): — Bücher (Autor), (abgekürzter Vorname): (Titel). ((Verlagsort(e)): (Verlag) (Erscheinungsjahr)). — Beiträge in Sammelwerken (Autor), (abgekürzter Vorname): (Titel). In: (Name und abgekürzter Vorname des Herausgebers) (Hrsg.): (Titel des Sammelwerks). (Bandnr., Auflage). ((Verlagsort(e)): (Verlag) (Erscheinungsjahr)) (Seite)-(Seite). — Zeitschriftenaufsätze (Autor), (abgekürzter Vorname): (Titel), (abgekürzter Titel der Zeitschrift) (Bandnr.) ((Erscheinungsjahr)) (Seite) —(Seite). — Vorträge (Autor), (abgekürzter Vorname): (Titel). (Bezeichnung der Veranstaltung), ( O r t ) (Datum). [SEEL] bidirektional: 1. bei einem Kanal* eine Datenübertragung in beiden Richtungen; 2. bei Druckern die Eigenschaft zur Druckwegoptimierung, bezogen auf eine Zeile, vor- und rückwärts zu schreiben. [IGEL, SEEL] Bild: optische Darstellung eines Objektes auf einer Fläche (2D-Darstellung) oder im Raum (3D-Darstellung); s. a. Bildverarbeitung. [SEEL] Bildabtaster: s. Scanner.
Bildelement: Bildpunkt; elementare Einheit, aus der sich ein Bild zusammensetzt. Im zweidimensionalen Fall werden diese „Pixel", im dreidimensionalen Fall „Voxel" genannt. Die Zahl der maximal darstellbaren Pixel je Flächeneinheit ist ein Maß für die Auflösung, ζ. B. bei Druckern oder Bildschirmen. [IGEL, SEEL] Bildgebende Verfahren: Bezeichnung für apparative Untersuchungsverfahren, mit deren Hilfe Strukturen des menschlichen Organismus dargestellt werden können und die v. a. in der Diagnostik krankheitsbedingter morphologischer Veränderungen angewendet werden; ζ. B. Ultraschall- u. Röntgendiagnostik, Thermographie, Xeroradiographie, Szintigraphie, Positronenemissionstomographie, Kernspinresonanztomographie. [PSCH] Bildpunkt: syn. für Bildelement*. Bildschirm: Teil einer Baueinheit zur veränderbaren elektro-optischen Anzeige von Zeichen* und Graphiken; ζ. B. Bildschirme nach dem Prinzip der Kathodenstrahlröhre, Plasmabildschirme* oder LCD*(Liquid Crystal Display)-Bildschirme. [IGEL, SEEL] 74
Bildverarbeitung Bildschirmarbeitsplatz: Arbeitsplatz mit Datensichtgerät, bei dem die Aufgabenbearbeitung mit dem Datensichtgerät und die an demselben verbrachte Arbeitszeit des Aufgabenträgers* bestimmend für seine Tätigkeit sind (vgl. DIN 66 233). [IGEL, SEEL] Bildschirmformular:
s. Maske.
Bildschirmtext:
Abk. BTX; öffentlicher Fernmeldedienst der Deutschen Bundespost, bei dem Teilnehmer elektronisch gespeicherte, textorientierte Informationen abrufen, Datenverarbeitungsleistungen und andere Dienste bestimmter Anbieter in Anspruch nehmen sowie Mitteilungen an von ihnen bestimmte Teilnehmer elektronisch übermitteln können. Hierbei werden öffentliche Fernmeldenetze (Fernsprechnetz, Datex*-P-Netz) zur Übertragung und typischerweise Farbfernsehbildschirme unter Verwendung bestimmter Zusatzeinrichtungen (Decoder*, Modem*) zur Wiedergabe verwendet. Zunehmend wird BTX auch für den innerbetrieblichen Datenaustausch bei räumlicher Trennung verwendet. [HANA, IGEL, SEEL] Bildspeicher: 1. syn. optische* Speicher; 2. Speicher für die Aufbewahrung von Bilddaten, die durch das Abtasten (Scannen) von Bildern erzeugt wurden. [IGEL, SEEL] Bildverarbeitung:
Algorithmen*, die aus bildlichem Material neue Bilder erzeugen, welche die für den Beobachter relevanten Aspekte sichtbar machen (Beispiel: ein auf einem Röntgenbild verwaschen erscheinendes Blutgefäß wird scharf dargestellt). Zu unterscheiden ist sie vom Bildverstehen (Computer-Vision), das sich mit Algorithmen befaßt, die symbolische Beschreibungen aus Bildern erzeugen (Beispiel: „Verengung der linken Nierenarterie"). Auch sollte sie nicht verwechselt werden mit der ComputerGraphik, die sich mit der Erzeugung von Bildern aus formalen Beschreibungen beschäftigt (Beispiel: „Zeichne die seitliche Ansicht eines Kniegelenkes, das 45° gebeugt ist"). Die Motivation, sich bildverarbeitender Methoden in der Medizin zu bedienen, ist vielfältig. Ursprünglich hatte man sich wohl den größten Nutzen vom Einsatz der Bildverarbeitung bei der Automatisierung von Interpretationsvorgängen versprochen, ζ. B. bei der automatischen Erkennung von Krebsherden in der Lunge. Man hat jedoch sehr bald erkannt, daß dies zumindest bei makroskopischen Bildern (CT, MRI, Ultraschall) aufgrund der komplexen Struktur und der hohen Variabilität der menschlichen Organe kaum zu praktikablen Verfahren führte. Diese Situation hat sich bis heute kaum verändert. Man hat zwar mit Methoden der Künstlichen Intelligenz bessere formale Werkzeuge zur Hand, das inhaltliche Problem der Formulierung des zur Interpretation nötigen Wissens ist jedoch das gleiche geblieben. Das derzeit weitaus stärkste Motiv für die Anwendung digitaler Bildverarbeitung ist die Erhöhung der Aussagekraft medizinischer Bilder. Dies 75
Bildverarbeitung
kann geschehen durch Sichtbarmachung relevanter Aspekte wie ζ. B. der Erzeugung von 3D-Ansichten aus Volumendaten oder durch die Anwendung von Algorithmen zur quantitativen Analyse von Bildern, etwa zur Berechnung des Blutflusses in Gefäßen aus Röntgenbildsequenzen. Ein weiteres Ziel, das immer mehr Bedeutung gewinnt, ist die Verminderung des Risikos für die Patienten. Dies kann einmal dadurch geschehen, daß das Risiko der diagnostischen Verfahren selbst reduziert wird, etwa dadurch, daß computer-generierte Gefäßdarstellungen eine geringere Gabe von Kontrastmitteln erfordern. Andererseits kann man aber auch das Risiko therapeutischer Eingriffe reduzieren, indem man sie vorher mit Methoden der 3D-Bildverarbeitung simuliert (etwa in der Chirurgie). Formal versteht man unter digitaler Bildverarbeitung die Überführung einer diskreten Bildfunktion Β (Bildmatrix) in eine neue Bildfunktion B' mit dem Ziel, daß der Benutzer aus dieser, wie bereits erläutert, mehr Nutzen ziehen kann. Obwohl es sich im allgemeinen um zweidimensionale (2D) Bilder handelt, kommen auch drei- oder auch vierdimensionale Bilder (ζ. B. durch Hinzunahme der dritten räumlichen Dimension und/oder der Zeit) vor. Typische Maße für die Kantenlänge der Bilder sind 256, 512 oder 1024 Bildelemente. Im 2D-Fall werden diese „Pixel" (picture elements), im 3D-Fall „Voxel" genannt. Der allgemeine Fall läßt sich also wie folgt beschreiben: Β (χ,γ,ζ,ί)
=> Β'
(x,y,z,t),
wobei 0 < Λ; < Λ'
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Abb.: 3D-Ansicht des Kopfes eines lebenden Probanden, erzeugt aus einer Serie von 128 Kernspin-Tomogrammen. (Die Rohdaten wurden freundlicherweise von der Siemens AG zur Verfügung gestellt). ® 1988 IMDM Hamburg.
Eine weitere Klasse stellen die Verfahren zur Reduktion des Datenvolumens dar. Diese kann einmal zur Datenkompression für eine ökonomische Speicherung und Übertragung von Bildern dienen. Eine Methode hierzu ist die Transformation in einen Raum, in dem sich die Bildinformation in einer kleinen Fläche konzentriert. Ein gängiges Verfahren hierzu ist ζ. B. die Fourier-Transformation. Ein anderes Ziel der Datenreduktion kann es aber auch sein, komplexe Sachverhalte, wie ζ. B. einen schnellen zeitlichen Ablauf, in einem statischen Bild zu visualisieren (Funktionsbildtechnik). Eine ähnliche Anwendung ist die multispektrale Transformation, wie sie ζ. B. bei der Kernspinresonanztomographie* zur Konzentration der Information aus mehreren Parametern in einem einzigen Bild angewandt wird. Eine ganze Gruppe von Verfahren, die in jüngster Zeit immer mehr angewandt wird, sind Verfahren zur 3D-Darstellung aus tomographischen Schnittbildern. Die klassischen medizinischen Abbildungsverfahren hatten ja die Einschränkung, daß sie nur ein zweidimensionales Abbild der dreidimensionalen Wirklichkeit erzeugen. Eine Sequenz räumlich aufeinanderfolgender Schichten, wie sie ζ. B. die Computertomographie* oder die Kernspinresonanztomographie liefert, enthält potentiell die Information 78
Binomialverteilung
über die 3D-Struktur des abgebildeten Objektes. Verfahren der SD-Bildverarbeitung erlauben nun die direkte Darstellung der 3D-Struktur medizinischer Objekte und ihre Erforschung durch Drehen, Schneiden, Durchleuchten etc. (siehe Abb.). [HÖHN] Bildverbesserung: s. Bildverarbeitung. Bildverstehen: s. Bildverarbeitung. binär: die Eigenschaft von Elementen, nur einen von zwei möglichen Zu-
ständen (eines von zwei Binärzeichen* als Wert) annehmen zu können (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Binärbaum: Baumstruktur*, bei der jeder Knoten zwei Nachfolger hat (bzw. haben kann), wobei aber kein Knoten Nachfolger von mehr als einem Knoten sein darf. In der Informatik werden Binärbäume ζ. B. benötigt, um hierarchische Abhängigkeiten in der Speicherungsform zu erhalten oder Suchvorgänge in geketteten Listen zu verbessern. [SEEL] Binärcode: ein Code*, bei dem jedes Zeichen* der Bildmenge ein Wort* aus Binärzeichen* ist (Binärwort). Sofern jedes Wort aus η Binärzeichen besteht, heißt es auch n-Bit-Zeichen. [DIN 44 300] Binärmuster: Folge von Binärzeichen*; häufig werden den einzelnen Stellen des Binärmusters unterschiedliche semantische Bedeutungen zugeordnet, es wird also die Folge der Binärzeichen nicht als eine Binärzahl betrachtet. [IGEL, SEEL] Binärzeichen: jedes Zeichen aus einem Zeichenvorrat von zwei Zeichen.
Als Binärzeichen können beliebige Zeichen benutzt werden (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Binder: engl, linkage editor; Dienstprogramm*, das übersetzte Objektprogrammoduln zu einem ladefähigen Programm bindet. Dabei werden fehlende Programmteile hinzugefügt und externe Adressen* im Anwendungsprogramm* relativ zum Programmanfang ausgerichtet. [IGEL, SEEL]
Binomialverteilung: spezielle Verteilungsfunktion*. Die Wahrscheinlichkeit, daß bei Ν unabhängigen Zufallsexperimenten* das Ereignis Ε x-mal eintritt (x = 0, 1, 2, ..., N), beträgt in der Grundgesamtheit Ρ ( Χ = χ) = ^ ) · ρ " · ( 1
-p)
N
-
wobei vX/~
Ν · ( Ν - 1)· . . . - ( Ν - χ + 1) 1 · 2 · ... · χ 79
Biologische Informatik
ist; ρ ist hierbei die Wahrscheinlichkeit, daß bei einmaliger Durchführung des Zufallsexperiments das Ereignis Ε eintritt. [IMMI, KEMM] Biologische Informatik: Teilgebiet der Medizinischen Informatik, das sich mit der Informationsverarbeitung und der Gestaltung computergestützter Informationssysteme in biologischen* Systemen befaßt. [SEEL] Biologische Kenngröße: syn. biologischer Parameter; Funktionsgröße zur Beschreibung und Beurteilung (Analysenparameter) eines biologischen Systems (Zelle, Gewebe, Organ, Organismus), die mit physikalischen, chemischen oder rechnerischen Verfahren ermittelt wird und als Ausprägung ein qualitatives oder quantitatives Resultat haben kann; ζ. B. Glucose, Hämoglobin, Elektrolyte, Körpergröße, -gewicht und -Oberfläche. [BOTH, PORT] Biologischer Parameter: syn. für Biologische* Kenngröße. Biologisches System: im Gegensatz zu einem soziotechnischen* System ein natürliches System*, dessen Elemente Organismen oder Teilsysteme von Organismen sind. Man unterscheidet populationsbiologische Systeme, die auch evolutionäre und epidemiologische Strukturen einschließen, zellkinetische und zelldynamische Systeme, deren besonderes Merkmal die Reproduktion ist, das als Grundprinzip jedes biologischen Wachstums angesehen werden kann, sowie physiologische Systeme. Biologische Systeme (Organismen) sind in der Medizinischen Informatik Objektsystem* für Simulationsmodelle (s. Simulation) oder für die teilweise Automatisierung von Informationsprozessen bei technischen Therapeutika (s. Biomedizinische Technik), so die Steuerung gewisser Aspekte biologischer Regelkreise (Medikamentendosiersystem*, Herzschrittmacher*). [MÖLL] Biomaterialien: Werkstoffe in Implantaten*, die nicht biologischen Ursprungs sind. Hierzu gehören Metalle, Polymere, Gläser, Glaskeramiken und Keramiken, die sich nach den unterschiedlichsten physikalischen oder biologischen Merkmalen klassifizieren lassen. Geordnet nach elektrischen Eigenschaften handelt es sich um Leiter, Halbleiter und Isolatoren, geordnet nach mechanischen Eigenschaften um dauerwechsellastfeste, elastische und harte Werkstoffe, geordnet nach den biologischen Wirkungen im Körper um korrosionsfeste, degradationsfeste und nichtauslaugbare Werkstoffe, die körperverträglich und im Kreislaufsystem zusätzlich blutverträglich sind. Die Anforderungen an ein Biomaterial sind komplex und werden gegenwärtig noch von keinem Werkstoff insgesamt erfüllt. Die breite Palette unterschiedlichster Anforderungen wird deutlich, wenn Werkstoffe für Gelenksubstitutionen im Haltungs- und Bewegungsapparat, d. h. im orthopädischen Bereich, und Werkstoffe für Gefäß- und Herzklappenprothesen, d. h. im kardiovaskulären Bereich, miteinander verglichen werden. In beiden Bereichen existieren Implantate, die sich als technisch 80
Biomaterialien
ausgereift und in der klinischen Routine bewährt bezeichnen lassen. Dies gilt vor allem für Kurzzeitimplantate, etwa für Platten, Drähte und Schrauben zur Stabilisierung von Knochenbrüchen. Es gilt auch für Langzeitimplantate, etwa orthopädische Gelenkimplantate oder Stimulationselektroden von Herzschrittmachern, die, in großen Gefäßen ins rechte Herz verlegt, keine werkstoffbedingten Komplikationen auslösen. Als nichtleitende Biomaterialien werden Teflon, Polyäthylen, Silikonkautschuk, Aluminiumoxidkeramik sowie Gläser eingesetzt. Halbleitende und leitende Implantatwerkstoffe sind Kohlenstoff und oberflächenbehandelte Polymere, Edelstahl, Kobalt- und Titanlegierungen, Reintitan und Edelmetalle sowie mit unterschiedlichen Verfahren beschichtete Werkstoffe. Abgesehen von speziellen oberflächenbehandelten oder gefüllten Polymeren und einigen Biogläsern sowie dem pyrolytischen Kohlenstoff, handelt es sich bei allen anderen Werkstoffen um Produkte aus technischen Anwendungen. Diese erfüllen in einigen wesentlichen Punkten die an Biomaterialien gestellten Anforderungen und werden daher in Ermangelung optimaler, für den Einsatz im biologischen Milieu entwickelter Werkstoffe in Implantaten benutzt. Ein Beispiel hierfür ist die Mehrphasenlegierung MP-3 5 Ν auf Kobaltbasis, die in elektrischen Zuleitungen von Herzschrittmacherelektroden benutzt wird. Komplikationen mit Biomaterialien treten durch Wechselwirkung des Implantatwerkstoffs mit dem Gewebe oder durch Wechselwirkung des Gewebes mit dem Werkstoff auf. Korrosion, Degradation, Auslaugung und mechanischer Abrieb können neben Fremdkörperreaktionen, Änderungen der Gestaltfestigkeit des Implantats bewirken, die einzeln oder zusammen den klinischen Erfolg gefährden. Biomaterialien wurden über längere Zeit zunächst in der Orthopädie eingesetzt. Polymere, Plexiglas und Polyäthylen dienten als Werkstoff für Hüftgelenksprothesen. Plexiglas ebenso wie das seinerzeit verwendete Polyäthylen eignen sich nicht für die mechanisch hoch belasteten Gelenkflächen, da die in Funktion entstehenden Abriebpartikel starke Fremdkörperreaktionen auslösen. Einige Verbesserungen zeigten die von Moore 1950 eingeführten KopfSchaftprothesen sowie die durch McKee und Farrar entwickelten Totalhüftendoprothesen. Bei letzteren dient dem Metallkopf eine ebenfalls aus Metall bestehende Kunstpfanne als Gegenlager. Erneut auf Polymere griff Charnley zurück. Die Fixierung seiner Gelenke erfolgt durch Einzementierung des Gelenkschaftes und der Gelenkpfanne mit Methyl-Methacrylatzement. Die Metall/Polymerpaarung für Hüftkopf und Pfanne verhalf der Hüftalloarthroplastik zum Durchbruch. Die ersten aus Teflon bestehenden Pfannen erfüllten die Langzeitanforderungen trotz guter Gleiteigenschaften jedoch nicht, da insbesondere Belastungen durch kleine Hüftköpfe den Werkstoff zum Fließen bringen. Auch mit Glimmerbeimischungen und Polyester ließen sich Verbesserungen nicht erreichen. Als Kunststoff der Wahl gilt gegenwärtig hochdichtes Polyäthylen. In klinischem Einsatz befindet sich die 1972 von Boutin in Hüftgelenkprothe81
Biomathematik
sen angewendete Aluminiumoxidkeramik, in klinischer Erprobung noch die 1977 von Weber vorgeschlagenen Kohlenstoffwerkstoffe, die ebenso wie bioaktive Glaskeramiken die Fixierung von Gelenkimplantaten vereinfachen sollen. Die Anforderungen an implantierbare Kunststoffe ändern sich wesentlich beim Einsatz in Funktionssubstitutionen im kardiovaskulären Bereich. Mit Einführung der extrakorporalen Zirkulation vor etwa fünfundzwanzig Jahren eröffnete sich die Möglichkeit, Operationen am offenen Herzen auszuführen und Herzklappen sowie Gefäße durch Implantate zu ersetzen. Anders als bei den orthopädischen Implantaten bestimmt weniger die mechanische Festigkeit als vielmehr die Blutverträglichkeit die Ersetzbarkeit von Kunststoffen. Die aus Polytetrafluoräthylen (Teflon) oder Polyterephtalaten (Dacron) hergestellten Gefäßprothesen bieten bezüglich der Blutverträglichkeit in großlumigen Gefäßen des arteriellen Systems relativ geringe Schwierigkeiten, da die Implantatoberfläche bereits kurze Zeit nach Einbringung durch eine Pseudo-Intima biologisiert wird und die Wechselwirkungszeiten wegen der im Vergleich zum venösen System hohen Blutströmungsgeschwindigkeiten kurz sind. Bei englumigem Gefäßersatz im arteriellen oder beim Gefäßersatz im venösen System sowie bei der Substitution der Herzklappenfunktion gibt es eine Fülle bisher unbefriedigend gelöster Probleme. Obwohl es ähnlich wie bei orthopädischen Implantaten nicht an Versuchen gefehlt hat, die Werkstoffe immer besser an die klinischen Forderungen anzupassen, ist es bisher nicht gelungen, einen in allen Punkten befriedigenden Kunststoff zu finden; der gegenwärtige Stand läßt sich dahingehend zusammenfassen, daß es ein umfassendes Modell über die Wechselwirkung von Blut mit künstlichen Oberflächen nicht gibt. Dies ist auch die Ursache dafür, daß kein ausreichender Labortest vorliegt, um die Eignung eines Kunststoffs, insbesondere dessen Blutverträglichkeit, vor dem Tierversuch zu prüfen. [THUL] Biomathematik: Fachgebiet, das sich mit den Anwendungen der Mathematik im biologisch-medizinischen Bereich beschäftigt. Hierzu gehört insbesondere die Bildung mathematischer Modelle zur Beschreibung biologischer Vorgänge. Trotz Überschneidungen zwischen Biomathematik und Biostatistik (Biometrie*) werden beide Disziplinen meist als eigenständige Fachgebiete behandelt. [KEMM] Biomechanik: Teilgebiet der Biophysik; beschreibt die Wirkungen von Kräften auf Gewebe sowie die mechanischen Eigenschaften von Organkombinationen, Organen oder Teilen davon. Es müssen statische und dynamische Vorgänge unterschieden werden. Erstere zeichnen sich durch ein Gleichgewicht aus, das entsteht, indem sich die Summe der aus der Schwerkraft resultierenden Gewichte und die Summe der von den Muskeln erzeugten Kräfte ebenso wie die Summe resultierender Momente zu null ergänzen. Dynamische Vorgänge liegen vor, wenn die resultierende Kraft 82
Biomechanik
und/oder das resultierende Moment ungleich null sind und das Organ oder das Gewebe eine beschleunigte oder verzögerte Bewegung ausführt. Die Übertragung der Kräfte von den Muskeln auf das Skelettsystem erfolgt durch Sehnen und Bänder. Wenn Kräfte an Hebeln angreifen, erzeugen sie Drehmomente. Hebel können unterschiedlich konfiguriert sein. Im ersten Fall wirken das Gewicht, die Last und die Kraft so auf die Hebelarme, daß sich der Drehpunkt zwischen den Angriffspunkten befindet. Gewicht und Kraft halten das System im Gleichgewicht, wenn die resultierenden Drehmomente gleich groß sind und die gleiche Richtung haben. Beispiel hierfür ist die Stabilisierung des Kopfes im Gleichgewicht, indem das durch die Schwerkraft entstehende Gewicht den Kopf zur Brust hin bewegte, würde die Nackenmuskulatur diese Kraft nicht kompensieren. Im zweiten und dritten Fall wirken das Gewicht und die Kraft am gleichen Hebelarm. Der Drehpunkt liegt außerhalb beider Angriffspunkte, die Kräfte sind entgegengesetzt gerichtet. Der zweite Fall ist beim Stand auf den Fersen realisiert, hier befindet sich der Angriffspunkt der Kraft weiter entfernt vom Drehpunkt als der Angriffspunkt des resultierenden Gewichts. Der gebeugte Unterarm realisiert den dritten Fall, bei dem der Angriffspunkt der Kraft näher am Drehpunkt liegt als der des Gewichts. Das Gleichgewicht läßt sich durch das 1. Newtonsche Gesetz beschreiben, nachdem ein Körper in Ruhe bleibt oder sich mit konstanter Geschwindigkeit bewegt, wenn sich die Summe der Kräfte und die Summe der Momente zu null ergänzen. Weicht die resultierende Kraft geringfügig von null ab, kann im Gleichgewicht mit Reibungskräften eine quasistationäre Bewegung ablaufen. Reibung führt stets zu Energieverlusten, ist jedoch für zahlreiche Bewegungsabläufe unverzichtbar, um diese in ihrem Ablauf zu stabilisieren. Die Bewegung im Gelenk läuft ebenso unter Reibung ab. Die zur Schmierung des Gelenks in einer Kapsel befindliche Flüssigkeit weist die besondere Eigenschaft auf, bei zunehmender Belastung die Zähigkeit (Viskosität) zu steigern und damit ein Reiben der Knorpel aufeinander zu verhindern. Eine Schmierung erfolgt zwischen allen im Körper aufeinander artikulierenden Geweben. Dynamische Bewegungen sind die Folge resultierender Kräfte, die entweder am ganzen Körper oder an Teilen davon angreifen. Gesetzmäßig läßt sich die durch eine Kraft beschleunigte Bewegung durch das 2. Newtonsche Gesetz ausdrücken, nach dem die resultierende Kraft gleich dem Produkt aus der Körpermasse und der auf ihn wirkenden Beschleunigung ist. Beschleunigungen bewirken eine Zunahme oder Abnahme des Gewichts von Körpern, Änderungen des im Körper auftretenden hydrostatischen Druckes, Verformung der elastischen Gewebe und Entmischungsvorgänge von Festkörpern unterschiedlicher Dichte in Flüssigkeiten. Damit können Kräfte Toleranzgrenzen überschreiten, wenn die Muskelkräfte nicht ausreichen, die äußeren Kräfte zu kompensieren; Gewebe dehnen sich und 83
Biomedizinische Technik
zerreißen oder das für die Steuerung zahlreicher Funktionen wichtige Gehirn wird nicht ausreichend mit Blut versorgt. Die für einzelne Gewebe mögliche Differenzierung wird am Aufbau der Knochen deutlich. Haltung und Bewegung des Körpers werden vom Skelett, den Bändern, Sehnen, Muskeln, Gelenken und der Steuerung des Systems bestimmt. Das Skelett als wesentlicher Teil des Haltungs- und Bewegungsapparates trägt das Gewicht des Körpers, schützt eine Vielzahl vitaler Organe, speichert wichtige Chemikalien und Gewebe für deren Produktion und dient im Mittelohr der Schallausbreitung. Wie das Knochengewebe sind auch die Gewebe anderer Organe und Funktionselemente für ihre mechanische Aufgabe im Körper optimiert. Die mechanischen Eigenschaften der Weichgewebe können sich wie beim Knochen altersabhängig verändern. Hinlänglich bekannt sind in diesem Zusammenhang Ablagerungen in Gefäßen und Klappen (Atherosklerose) oder die mit zunehmendem Alter stattfindende Verknöcherung zuvor knorpeliger Strukturen, etwa im Kehlkopf oder im Stützapparat der Speiseröhre. Biomechanik bedeutet auch die Beschreibung der mechanischen Eigenschaften von weichen und harten Geweben und deren Reaktionen auf äußere Kräfte. Bei isotropen, elastischen Stoffen ist die Dehnung der angreifenden Kraft proportional, wobei die Proportionalitätskonstante durch den Kehrwert des Elastizitätsmoduls ausgedrückt wird. Die quer zur Dehnungsrichtung verlaufende Einschnürung erfolgt proportional zu der gewebespezifischen Poissonzahl. Die Kompressibilität eines isotropen Gewebes kennzeichnet der Kehrwert des Kompressionsmoduls. Die Werkstoffkonstanten sind miteinander verknüpft. Da biologische Materialien nur in Ausnahmefällen isotrop sind, werden die harten und weichen anisotropen Gewebe in Elementarzellen zerlegt, die, wenn ausreichend klein, wieder als isotrop angesehen werden können. Die Mechanik solcher in „finite Elemente" zerlegter Gewebe läßt sich unter Zuhilfenahme von Datenverarbeitungssystemen mathematisch beschreiben. Zeiten sind in der Biomechanik vor allem als abgeleitete Größen von Bedeutung. So wird beispielsweise die Herzfrequenz in Herzschlägen pro Minute und die Schrittfrequenz in Schritten pro Minute angegeben. Größere Bedeutung als die gemittelte Frequenz weist die von Aktion zu Aktion gemessene Zeit auf, die, als Kehrwert mit der jeweiligen Grundeinheit multipliziert, für die Herzaktion ζ. B. zur „beat to beat"-Frequenz führt. Längenmessungen am Körper lassen sich an Fotografien oder Röntgenbildern vornehmen. In beiden Verfahren müssen Bildverzerrungen durch Parallaxen bei der Auswertung berücksichtigt werden. Besonders genaue Längenmessungen, insbesondere auch im dreidimensionalen Raum, sind mit der Röntgen-Stereo-Photogrammetrie möglich. [THUL] Biomedizinische Technik:
ein aus den USA nach Europa eingeführtes selbständiges Fachgebiet, das interfakultativ Problemstellungen der klinischen Medizin mit Methoden der Natur- und Ingenieurwissenschaften bearbeitet. 84
Bionik
Die Anwendung von Technik in der Medizin geht bis vor die christliche Zeitrechnung zurück. Dennoch resultieren aus der industriellen Entwicklung nach 1848, wie in allen technischen Disziplinen, Entdeckungen, die die Biomedizinische Technik schnell vorantreiben. 1900 wurden die Röntgenstrahlen entdeckt, die, nach ihrem Entdecker benannt, 1901 mit der Verleihung eines Nobelpreises gewürdigt wurden. Ebenfalls mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde 1924 Einthoven für die Entwicklung des Fadengalvanometers und dessen Einführung in die klinische Medizin zur routinemäßigen EKG-Registrierung. In die gleiche Zeit fallen die ersten Entwicklungen implantierbarer Funktionssubstitutionen, etwa der Ersatz des Hüftgelenks durch eine Prothese* (Biomaterial*), nach dem schon ab 1910 schmerzhafte Gelenkdeformationen durch Einlegen natürlicher Abstandshalter behandelt wurden. Abnutzungs- und Degenerationserscheinungen einzelner Organe nehmen mit allen Konsequenzen, die in der Invalidisierung größerer Bevölkerungsgruppen für die Gesellschaft liegen, ständig zu. Die sich hieraus ableitende Forderung nach wirkungsvollen Behandlungsmethoden mit einer Rehabilitation* des Patienten läßt sich nur durch den gemeinsamen Einsatz klinischer und ingenieurwissenschaftlicher Methoden erreichen. Die zwischen den technischen Disziplinen und der Medizin notwendige Koordination erfordert eine geeignete Kommunikation und eine für beide Seiten verständliche Sprache. Hier mitzuwirken ist eine der wichtigsten Aufgaben der Biomedizinischen Technik. Ihre kreative Methodik liegt in der Anwendung naturwissenschaftlich-technischer Verfahren zur Unterstützung des Arztes bei Diagnose und Therapie von Krankheiten. Zusätzliche Aufgaben ergeben sich in der klinischen* Chemie. Im Vordergrund stehen die Rationalisierung und die Fehlerreduktion bei analytischen Verfahren. Zur Optimierung der Vergleichbarkeit von Analyseergebnissen fällt der Ausbau von Normen und die Qualitätskontrolle sowie die Standardisierung von Methoden, Untersuchungsbedingungen und die Probengewinnung in den Arbeitsbereich der Biomedizinischen Technik. Trotz der überaus großen Fortschritte, die in den zurückliegenden Jahren erreicht wurden und die sich in neuen oder verbesserten technischen Therapeutika darstellen, ist die Gegenwart durch zahlreiche, immer komplexer werdende Aufgaben charakterisiert. [THUL] Biometrie: Wissenschaft von der Theorie und Anwendung statistischer Methoden im medizinisch-biologischen Bereich. Sie umfaßt die statistischen Aspekte der Planung, Durchführung und Auswertung von Versuchen* und Beobachtungsstudien*. [KEMM] Bionik: Fachrichtung, welche sich mit dem Studium lebender Organismen
befaßt, mit dem Ziel, biologische* Systeme technisch nachzubilden. Das Kunstwort Bionik steht für Biologie und Technik. Besondere Bedeutung haben in diesem Zusammenhang Probleme der Informationsverarbeitung und Regelung gewonnen. So wurden beispiels85
Biopsie
weise elektronische Schaltungen für Nervennetzmodelle entwickelt oder Petri*-Netze genutzt zur Simulation von Neuronenverschaltungen und einfachen Lernvorgängen. Die durch Einsatz der Bionik erzielten Erkenntnisse sind nicht nur für die potentielle technische Umsetzung von Interesse, sondern auch für das tiefere Verständnis des untersuchten biologischen Systems und dessen Funktion. Praktische Anwendungen finden Erkenntnisse der Bionik bei der Entwicklung von Assistsystemen zum Ersatz oder zur Unterstützung verlorener oder eingeschränkter Funktionen natürlicher menschlicher Organe, wie ζ. B. Handprothesen oder Herzunterstützungssysteme; s. a. Neuroinformatik. [MÖLL] Biopsie: Entnahme von Gewebe am Lebenden durch Punktion* (Nadel-
biopsie), Probeexzision mit dem Skalpell oder endoskopisch (Zangenbiopsie) zur histologischen und zytologischen Untersuchung. [PSCH] Biorhythmus: zeitlich immanente
biologischen* Systemen.
Struktur (Schwingungsphänomen) in [MÖLL]
Biosensor: Sensor in einem biologischen* System (Organismus), der physiologische Meßgrößen über physikalische oder chemische Prinzipien in elektrische Signale umwandelt. Temperaturmessungen nutzen thermoelektrische, thermokapazitive, thermoresistive, thermochemische und pyroelektrische Effekte oder die temperaturabhängige Ausdehnung. Dehnungen lassen sich basierend auf Dehnungsmeßstreifen sowie auf kapazitiven, induktiven, elektromagnetischen, optischen und piezoelektrischen Wandlern bestimmen. Geschwindigkeiten sind mit Hilfe der magnetischen Induktion, dem Dopplereffekt und Verdünnungsmethoden zu registrieren. Durch Differentiation der elektrischen, geschwindigkeitsproportionalen Ausgangsgröße lassen sich auch Beschleunigungen messen. Kräfte werden piezoelektrisch, magnetorestriktiv oder durch Kompensation detektiert. Schließlich lassen sich Blut- oder Gasflüsse durch Druckdifferenzen, mechanisch, thermisch, elektromagnetisch, durch Ultraschall und durch bestimmte Indikatormethoden erfassen. [THUL]
Biosignal: von biologischen* Systemen (Organismen) mit Sensoren ableitbares Signal. Abhängig vom Ort des Entstehens handelt es sich um kontinuierliche, diskontinuierliche oder stochastische elektrische Potentiale, um mechanisch gleichförmige oder beschleunigte Bewegungen oder um Konzentrationsänderungen chemischer Stoffe (pH-Wert, p0 2 , pC0 2 oder Elektrolyte). Die Abnahme der Biopotentiale erfolgt über Elektroden (EKG, EEG, EMG), nichtelektrische Signale werden vor der Übertragung von Biosensoren* in elektrische Signale umgewandelt. [THUL] Biosignalverarbeitung: Algorithmen* zur computergestützten Erfassung und Analyse von Biosignalen*. Die Analyse kann sowohl direkt aus elektrischen Potentialänderungen als auch nach entsprechender Umwandlung 86
Biotelemetrie
der primären Information durch einen Biosensor* aus mechanischen und chemischen Meßgrößen erfolgen. Prinzipiell ist die Analyse sowohl im Zeitbereich, d. h. die Auswertung einer sich zeitabhängig ändernden Spannungsamplitude, als auch im Frequenzbereich möglich, d. h. die Registrierung der Häufigkeit eines bestimmten Ereignisses in einem definierten Frequenzintervall. Im Zeitbereich dienen der Auswertung die in die physiologische Meßtechnik eingeführten Auto- oder Kreuzkorrelationstechniken, die auf bestimmten mathematischen Formalismen aufbauen. Im Frequenzbereich werden die Informationen als Leistungsspektrum oder Kohärenzfunktion angegeben. Grundlage für die Analyse im Frequenzbereich ist die Fourieranalyse*, die den Übergang vom Zeit- in den Frequenzbereich und umgekehrt mathematisch formuliert. Diesem Verfahren kommt seit Einführung der schnellen Fourier-Transformationstechnik bei digitalen Datenverarbeitungssystemen besondere Bedeutung zu. Digitale Datenverarbeitungssysteme dienen auch der Verarbeitung von Signalen im Zeitbereich, etwa durch die Möglichkeit einer besonders selektiven, digitalen Filterung zur Isolierung der Information von unerwünschtem Hintergrund. Die erforderliche Digitalisierung der zunächst analog, d. h. kontinuierlich, vorliegenden Signale erfolgt unter Einhaltung des Nyquist-Theorems, das die Anzahl der pro Periode aufzunehmenden Momentanwerte festlegt, die notwendig ist, um keine Information zu verlieren. Als erforderliches Minimum an Momentanwerten pro Periode gilt eine Anzahl, die der doppelten im Signal enthaltenen höchsten Frequenz entspricht. [THUL] Biostatistik: meist als Synonym zu Biometrie* verwandt.
[KEMM]
Biosynthese: Aufbau von chemischen Verbindungen in lebenden Zellen.
[PSCH] Biotelemetrie: Übertragung von Biosignalen* von einem Sender auf einen
Empfänger, die räumlich voneinander getrennt sind. Dies kann drahtlos (drahtlose Telemetrie) oder über öffentliche Datennetze (telefonische Telemetrie) erfolgen. Die sinnvolle Auswertung von Biosignalen setzt eine einflußfreie Signalableitung voraus. Ein das Meßergebnis verändernder Einfluß ist der psychologische Streß, der sich wirkungsvoll durch die drahtlose Übertragung der Information vom Meßwertaufnehmer (Biosensor*) zu einem Empfänger reduzieren läßt. Die Methode diente, mit den Geräten der ersten Generation, vor allem der Aufnahme von Phono- und Elektrokardiogrammen. Die Übertragung erfolgt durch Aufprägung des Biosignals auf einen im allgemeinen elektromagnetischen Träger durch Modulation. Neben der Amplitudenmodulation (AM — die Amplitude einer Trägerfrequenz wird durch die Information vergrößert oder verkleinert) findet die Frequenzmodulation (FM — die Trägerfrequenz wird durch die Information erniedrigt oder erhöht) und die Pulsecodemodulation Anwendung (PCM — 87
Bioverfügbarkeit Träger wird durch Information getastet, Träger ist vorhanden oder nicht vorhanden bzw. bewegt sich auf unterschiedlichen Amplitudenniveaus). Neuere Telemetriesysteme mit niedrigem Energieverbrauch und hochintegrierten Schaltkreisen (LSI-(Large Scale Integration) und CMOS-(Complementary Metal Oxide Substrate) Technology) ermöglichen die Herstellung von implantierbaren Sendern, die sowohl in der Diagnostik beim Menschen als auch für die medizinische Grundlagenforschung im Tierversuch Bedeutung erlangten. Die Übertragung von Biosignalen aus dem lebenden Organismus wird benutzt, um die Temperatur, physiologische Drucke sowie ζ. B. den pHund p0 2 -Wert zu verfolgen. Neben der Implantation wird der orale (Heidelberger Kapsel) oder rektale Zugang zum Einbringen des miniaturisierten Senders benutzt. Bei vielen dieser Kleinstsender wird die Frequenz eines Hochfrequenzschwingkreises direkt durch das Biosignal moduliert. Das Problem der Energieversorgung von im Körper arbeitenden Telemetriesendern kann seit Einführung der Primärelemente auf Lithiumbasis als weitgehend gelöst angesehen werden. Daneben läßt sich, falls höhere Leistungen benötigt werden, die Energie transkutan über einen Sender mit nachfolgender Gleichrichtung und Speicherung in wiederaufladbaren Batterien in das Implantat übertragen. Die Kleindistanztelemetrie deckt, bei Sendeenergien von 1 mW, Reichweiten bis etwa 10 m ab. Das Anwendungsgebiet reicht von der Biologie über die Pharmakologie bis zur Physiologie. Das Verfahren wird jedoch auch für die Überwachung von Patienten auf Intensivstationen oder in geburtshilflichen Abteilungen benutzt. Entfernungen bis 500 m überbrückt die Mitteldistanztelemetrie mit Sendeleistungen bis 50 mW für Übertragungsaufgaben in der medizinischen Grundlagenforschung und Biologie sowie für die Überwachung von Rekonvaleszenten und Hochleistungssportlern. Die Großdistanztelemetrie erfüllt Aufgaben in der Übertragung von Biosignalen aus Satelliten oder Ambulanzwagen. Ihre Reichweite richtet sich nach dem Gelände und der Sendeausgangsleistung, die im allgemeinen mehr als 1 Watt beträgt. Die Übertragung komplexer Informationen erfordert eine Datenreduktion vor der Modulation des Trägers. Bei gleichzeitiger Übertragung mehrerer Informationen muß eine Signalaufbereitung wie Verstärkung, Frequenz- und Amplitudenbegrenzung oder die Umformung von Signalen durch Linearisierung, Differentiation u. a. erfolgen. Nach dem Umschalten (Multiplexing) der verschiedenen Kanäle erfolgt die Modulation des Trägers, wobei es sich außer um elektromagnetische Wellen in Sonderfällen auch um Licht-, Wärme- oder Röntgenstrahlen sowie um Ultraschallwellen handeln kann. [THUL] Bioverfügbarkeit: Begriff aus der Pharmakokinetik*. Nach der Definition der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA dient die Bioverfügbarkeit zur Charakterisierung von „Geschwindigkeit und Ausmaß, in dem ein Wirkstoff aus einer Arzneizubereitung resorbiert wird und am Wirkort zur 88
Biowissenschaftlicher Dokumentär
Verfügung steht". Bei intravenöser Gabe ist die Bio Verfügbarkeit definitionsgemäß 100%. Bei oraler Gabe ist die Bioverfügbarkeit ein M a ß dafür, welcher Anteil des Wirkstoffs nach Passage von Darm und Leber im Organismus schließlich zur Verfügung steht. Dieser Anteil wird also nicht nur durch die Resorption, sondern auch durch das Ausmaß der sogenannten „präsystemischen" Metabolisierung bestimmt. Zur Messung der Bioverfügbarkeit macht man sich u. a. das „Prinzip der korrespondierenden Flächen" {Dost) zunutze, nach dem die Fläche unter der Plasmakonzentrations-ZeitKurve (AUC: „area under the curve") proportional zu der in den Organismus gelangenden Wirkstoffmenge ist. [FICH] Biowissenschaftlicher Dokumentär: Absolvent des Studienganges „Biowissenschaftliche Dokumentation". Der Studiengang wurde im Rahmen des Modellversuchs „Konzeption und Entwicklung von Studiengängen im Bereich Bibliothek, Information und Dokumentation" der Bund-LänderKommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung geschaffen und an der Fachhochschule Hannover am Fachbereich Bibliothekswesen, Information, Dokumentation (BID) eingerichtet. Aufgabe des Biowissenschaftlichen Dokumentars ist die Durchführung der Informationsverarbeitung und Dokumentation in der Medizin und anderen Biowissenschaften, wie zum Beispiel Pharmazie, Biochemie, Zoologie, Botanik, sowie in den Agrarwissenschaften. Das vielfaltige Tätigkeitsspektrum umfaßt fünf Bereiche: — Dokumentation im Krankenhaus Erfassen, Sammeln, Ordnen, Codieren und Speichern, Verwalten und gezieltes Wiedergewinnen der im Krankenhaus entstehenden Daten. Dazu gehören insbesondere das Entwerfen von Erhebungsbögen, das Entwickeln und Anwenden von Ordnungssystemen, das Anlegen von Karteien, Registern und Katalogen, das formale und inhaltliche Erschließen von Unterlagen aller Art, das Führen des Krankenblattarchivs, die medizinische Basisdokumentation, die regelmäßige Auswertung von Krankenakten. — Spezialdokumentation Planung, Durchführung und vorbereitende Auswertung besonderer Dokumentationen, ζ. B. zur Arzneimittelprüfung, Umweltuntersuchung, Kostenanalyse im Gesundheitswesen und der Gesundheitsüberwachung der Bevölkerung. — Statistik (Biometrie) Mitwirkung bei der Planung und Aufstellung von Versuchsanordnungen (zum Beispiel bei klinischen Therapiestudien, Tierversuchen), Erfassen des Datenmaterials, Vorbereiten des Auswertungsprozesses, Durchführen statistischer Schätz- und Testverfahren unter weitgehender Verwendung der Datenverarbeitung und Zusammenstellung der Ergebnisse. — Datenverarbeitung Erledigung dokumentarischer und statistischer Aufgaben mit Hilfe der automatisierten Datenverarbeitung, Beteiligung beim Aufbau und Be89
Bit
trieb computergestützter Krankenhausinformationssysteme, Benutzerbetreuung bei computergestützten Dokumentationssystemen. — Literaturdokumentation Erschließung und Bereitstellung von Fachliteratur in den verschiedensten Formen, Durchführung von Recherchen in computergestützten Informationsbanken. Diese Tätigkeiten werden in Krankenhäusern, medizinischen Forschungseinrichtungen, Tumorzentren, Einrichtungen des Umweltschutzes und anderen Institutionen durchgeführt. Im Bereich der Pharmaindustrie werden Aufgaben bei der Arzneimittelregistrierung oder bei der Planung, Begleitung und statistischen Auswertung von Tierversuchen und klinischen Studien im Rahmen der Arzneimittelprüfung übernommen. [WOLT] Bit: 1. Kurzform für Binärzeichen* (engl, binary digit); 2. Dimension für die Anzahl der Binärentscheidungen (Kurzzeichen: bit). Alle logarithmisch definierten Größen der Informationstheorie* wie Informationsgehalt*, Entropie* erhält man in bit, wenn der Logarithmus zur Basis Zwei genommen [IGEL, SEEL] wird (vgl. DIN 44 300). Bit-mapped-Bildschirm: Graphik-Bildschirm, bei dem jedes einzelne Bildelement* getrennt angesteuert werden kann; Gegensatz: Vektorgraphik*Bildschirm. [IGEL, SEEL] bitparallel: s. Datenübertragung, bitseriell: s. Datenübertragung. BKS: in der Medizin Abk. für Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit. Black-Box-Methode: Analysetechnik; Betrachtung eines Systems* als „black box" unter (vorläufiger) Vernachlässigung seiner inneren Struktur und Abläufe zur Reduktion von Komplexität. Das Systemverhalten (Funktion) kann dann anhand der wirkungsspezifischen Input-Output-Relationen analysiert werden. [SEEL] Blank: engl, für Leerzeichen*. Blatt: in der Informatik Knoten einer Baumstruktur*, der keinen Nachfolger hat. [IGEL, SEEL] Blattschreiber: syn. für Konsoldrucker*. Blindversuch: Versuchsanordnung, bei der entweder der Versuchsleiter oder die Versuchsperson die Bedingungen der Versuchsdurchführung nicht kennen. Sie sind beim Doppelblindversuch weder dem Versuchsleiter noch der Versuchsperson bekannt. Beispielsweise wird, um die pharmakodyna90
Blutbank
mischen Faktoren der Arzneimittelwirkung von den psychodynamischen trennen zu können, nicht nur der Patient, sondern auch der Arzt und sein Hilfspersonal im unklaren gelassen, welches Medikament lediglich ein Plazebo* darstellt. [SEEL] Block: eine aus technischen oder funktionellen Gründen zu einer Einheit
zusammengefaßte Folge von Zeichen (vgl. DIN 44 300); ζ. B. das Zusammenfassen (Blocken) mehrerer Datensätze zu einem physischen Satz (Block), um die Speicherkapazität peripherer Speicher sowie die Übertragungsleistung besser auszunutzen. Die Anzahl der in einem Block gespeicherten Datensätze bezeichnet den Blockungsfaktor. [IGEL, SEEL] Blockbetrieb: in der Informatik eine Betriebsart, bei der eine periphere
Einheit eine relativ lange Zeitspanne mit einem Ein-Ausgabekanal zur blockweisen Datenübertragung in Verbindung steht. [IGEL, SEEL] Blockdiagramm: 1. anschauliche Beschreibung der Komponenten eines Systems und der zwischen diesen bestehenden Beziehungen durch miteinander verbundene geometrische Figuren (Sinnbilder), ζ. B. zur Beschreibung einer Systemkonfiguration*, eines Wartesystems (s. Warteschlangentheorie) oder der Aufbaustruktur einer Organisation (Organigramm*); 2. s. Ablaufdiagramm. [SEEL] Blocken: s. Block.
Blockmultiplexbetrieb: s. Blockmultiplexkanal. Blockmultiplexkanal: Ein-Ausgabekanal, über den Daten blockweise zwi-
schen dem Arbeitsspeicher* und verschiedenen schnellen (ζ. B. Magnetplattenspeicher) peripheren Einheiten zeitlich verzahnt übertragen werden (Blockmultiplexbetrieb). [IGEL, SEEL] Blocksatz: Text, der mit ausgeglichenem rechten Rand gesetzt ist (ausgedruckt wurde). Bei Textautomaten* erfolgt der notwendige Ausgleich durch Dehnung der Wortzwischenräume (Einfügen von Leerstellen), i. d. R. unter Verwendung der Proportionalschrift*. [SEEL] Blockungsfaktor: s. Block. Blutbank: syn. Blutzentrale; aus dem Amerikanischen („bloodbank") übernommene Kurzbezeichnung für Bluttransfusionszentrale bzw. Institut/Abteilung für Transfusionsmedizin (Bluttransfusionswesen); staatliche oder kommunale Einrichtungen an bzw. in Zusammenarbeit mit Krankenhäusern zur — Versorgung von Patienten/Empfängern mit Transfusionsblut (Blut zur Übertragung), unter Berücksichtigung der Unschädlichkeit für Blutempfänger wie Blutspender, 91
Blutbank
— Ausführung der speziellen laboratoriumsmedizinischen Vortestung, insbesondere der Verträglichkeitsuntersuchungen, — Konsultation auf dem Gebiet der Transfusionsmedizin. Eine Blutbank umfaßt folgende Funktionsbereiche: — Blutkonservendepot bzw. Blut-Transfusionsdienst zur Auswahl, Ausgabe, Überwachung, Rücknahme von Blutkonserven (im 24-StundenDienst) und Organisation des Nachschubs. Dieser kann vollständig durch einen (fremden) Blutspendedienst*, ζ. B. den regional zuständigen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) erfolgen. Ein Depot-Vertrag kann die Belieferung wie die Abgabe von Blutkonserven an andere als das Träger-Krankenhaus regeln. Eine Deckung des Blutkonservenbedarfs durch Fremdbelieferung und Eigenherstellung (s. u.) wird mit beliebigem Anteil praktiziert. Ein Blutkonservendepot ist sozusagen die Minimaikonfiguration einer Blutbank. — (Eigener) Blutspendedienst, in Kombination mit dem BlutkonservenDepot auch Blutspende- und Transfusionsdienst genannt. Ein Stamm von (Dauer-)Blutspendern hat sich bereit erklärt, sowohl häufiger im Jahr als auch notfalls nachts oder sonn- und feiertags Blut zu spenden. Dafür erhalten diese Blutspender in der Bundesrepublik ein festgesetztes Entgelt (Aufwandsentschädigung). Der Blutspender kann gezielt nach den verschiedensten (Blut-)Merkmalen einbestellt werden. Er kommt in der Regel zum Blutspendedienst (Krankenhaus). Dagegen fahrt ein DRK-Blutspendedienst in der Regel mit mobilen Entnahmeteams zum (Wohn- oder Arbeits-)Ort des Blutspenders, der aufgrund der allgemeinen Werbung hinsichtlich seiner Blutmerkmale nur zufallsverteilt sein kann. Er spendet unentgeltlich. — Labor für Immunhämatologie (Blutgruppenserologie) und spezielle Infekt(sero)diagnostik für Blutspender und -empfänger, häufig ausgedehnt auf Untersuchungen weiterer Patienten und Schwangerer u. a. zur Erkennung und Vermeidung von Transfusionsstörungen, Mutter-KindBlutgruppenunverträglichkeiten, immunologischen Bluterkrankungen. — Weiterverarbeitungslabor für Blutkonserven zur Spezialbehandlung (wie Teilen, Filtern, Waschen, Bestrahlen) unmittelbar vor ihrer Anwendung, daher lokalisiert im Blutkonservendepot/Bluttransfusionsdienst. — Transfusionsmedizinische Beratung des behandelnden Arztes i. S. einer Blutkomponententherapie („Therapie nach Maß"): Der Patient erhält nicht wie früher Vollblutkonserven, sondern nur die bei ihm fehlende Blutkomponente. Dies ergibt bessere Ausnutzung einer Blutspende, optimale Lagerung der einzelnen Komponenten, vermindertes Risiko. Im Zusammenhang mit bisher unbekannten Infektionsmöglichkeiten durch Blutübertragung besteht gesteigerter Informationsbedarf (Datenrückverfolgung: Beim Patienten, welche Blutkonserven er erhalten, umgekehrt beim Spender, welche Konserven er über einen längeren Zeitraum gespendet hat, ggf. bei allen Empfängern). 92
Blutdruck
— Unterstützung der Krankenhäuser im Programm für Eigenblutspenden/ autologen Blutersatz, aktualisiert im Zusammenhang mit AIDS, einer virusbedingten erworbenen Immunschwäche. — Speziallabor für Transplantations-Immunologie zur Austestung von Blutspendern, ggf. erweitert auf Organspender und -empfänger innerhalb eines Klinik-Organtransplantations-Programms in Zusammenarbeit mit „Eurotransplant" zwecks Organaustausch. — Örtlich unterschiedliche Aufgabenerweiterungen besonders ausgebauter Blutbank-Arbeitsbereiche in bezug auf Blutspender oder Blutprodukte führen auch zur entsprechenden direkten Patientenbehandlung: Der vielfältigen Blutkomponentenherstellung kann die Überweisung von Patienten zur ambulanten Bluttransfusion folgen. Apparative Ausrüstung und Erfahrung bei der Gewinnung einzelner Blutkomponenten bei Spendern mittels Zellseparator (Zytopherese) führt zur Behandlung bestimmter Patienten mit dieser Methode zwecks Entfernung erkrankter Blutkomponenten. Die Produktion von Blutderivaten (ζ. B. Gerinnungsfaktoren) und das Vorhandensein entsprechender Gerinnungslabors kann den Aufbau einer Ambulanz für Bluter (Hämophile) zur Behandlung und Anleitung zur Heim-Selbstbehandlung begünstigen. — Bei universitären Einrichtungen Forschung und Lehre (Studenten der Humanmedizin, Zahnmedizin). — Weiterbildung von Ärzten gemäß „Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer", Bereich „Transfusionsmedizin". Die Herstellung von Blutkonserven fällt unter das Arzneimittelgesetz („Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelrechts"/AMG 1976). Es existieren vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer und des Bundesgesundheitsamtes herausgegebene Richtlinien zur Blutgruppenbestimmung und Bluttransfusion, Neufassung 1987 (Köln: Dt. Ärzteverlag 1988). Private Blutbanken auf kommerzieller Basis für Eigenblutspenden und Tiefkühlkonserven sind seit 1987 im Gespräch. Die Tiefkühlkonservierung von roten Blutzellen (Erythrozyten) ist ein technisch ausgereiftes, aber kostenträchtiges Verfahren, das seit Jahrzehnten für die Lagerung von Blutzellen mit sehr seltenem Muster und für Notfalle im Einsatz ist. Die Haltbarkeit beträgt mindestens 10 Jahre. Probleme bei Eigenblutkonserven sind logistischer Art, d. h. diese schnell an einen unvorhersehbaren Ort des Bedarfs zu liefern. [KLUG] Blutbild: syn. Hämogramm, Blutstatus; Nebeneinanderstellung der aus einer Blutprobe durch Zählung ermittelten Erythrozyten-, Leukozyten-, Thrombozyten- und Retikulozytenwerte sowie der durch Auszählung eines Blutausstrichs (Blutbilddifferenzierung) festgestellten Prozentzahlen kernhaltiger Blutkörperchen. Normalwerte für Erwachsene: s. Tab. [PSCH] Blutdruck: in den Blutgefäßen und Herzkammern herrschender Druck, angegeben in kPa (Kilopascal, früher mmHg; 1 m m H g = 0,133 kPa); im eigentlichen Sinn der in einer peripheren Arterie gemessene Druck. 93
Blutdruck
Parameter Erythrozyten Männer Frauen Retikulozyten Thrombozyten Leukozyten stabkernige neutrophile Granulozyten segmentkernige neutrophile Granulozyten eosinophile Granulozyten basophile Granulozyten Lymphozyten Monozyten Hämoglobin (Hb) Männer Frauen Methämoglobin Hämatokrit Männer Frauen Färbekoeffizient (Hb E , MCH) Färbeindex Spez. Gewicht
SI-Einheiten 4 , 6 - 6 , 2 T/1 4 , 2 - 5 , 4 T/1 0,8-1% 150-400 G/1 4 , 8 - 1 0 G/1
alte Einheiten 4 , 6 - 6 , 2 Mill./mm 3 4,2 — 5,4 Mill./mnv5 150 000-400000 /mm 3 4 8 0 0 - 10000/mm 3
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S .Si . Die Vereinigung von VT und VN ist das Vokabular V. V + sei die Menge der Wörter aus Zeichen von V einschließlich des leeren Wortes e. Die transitive Relation => ist eine Abbildung von V + in sich derart, daß aus a => b, b => c folgt a => c; a, b, c e V + . Man sagt, „b ist die Ableitung von a", wenn a => b. Die Menge der mittels => aus Ζ ableitbaren Wörter bildet den Kern der formalen Sprache. Die Menge der Ableitungen a => b bildet die Syntax* (Ableitungsstruktur). [WING] Format:
s. Datenformat.
formatieren:
bei magnetischen Datenträgern* das Schreiben der Kontrollinformation mit Hilfe eines Programms, wodurch unter anderem die Spuren* eingerichtet und die Adressen* bestimmt werden. [IGEL, SEEL] Formatierte Daten:
Daten, für die Struktur und Länge innerhalb eines Datensatzes vorgegeben sind; Gegensatz: unformatierte Daten. [IGEL, SEEL] 202
Fragebogentechnik
Formel, Bayes'sche: s. Bayes'sche Formel. Formular: 1. von einem Aufgabenträger zu ergänzender sachbezogener Vordruck, in den Daten zu vorgegebenen (erfragten) Sachverhalten einzutragen sind; 2. Bildschirmformular (s. Maske). [SEEL] Formularbrief: Vordruck, auf dem die Übermittlung von Informationen durch Ankreuzen vorgedruckter Texte erfolgt. [SEEL] Forrester-Modell: s. Simulation. Forschungsnetz, Deutsches: s. Deutsches Forschungsnetz.
Fotosatz: Setzverfahren zur Herstellung reproduktionsfahiger Vorlagen auf elektrooptischem Weg. Im Gegensatz zum Hard- und Maschinensatz überträgt man beim Fotosatz Zeichen zeilenweise optisch auf Film (oder Fotopapier), der (das) nach der Entwicklung und Fixierung als Reproduktionsvorlage dient. [SEEL] Fourieranalyse: Methode zur Signalanalyse; mittels der Methode der Fourieranalyse ist es möglich, jedes Signal* in eine unendliche Summe von Sinusschwingungen verschiedener Frequenzen zu zerlegen. Ein Signal wird dabei durch die Summe der einzelnen Frequenzanteile um so besser angenähert, je mehr Komponenten berücksichtigt wurden. Die Verteilung der einzelnen Frequenzanteile eines Signals nennt man dessen Spektrum. Ein periodisches Signal hat ein diskretes Spektrum, bei dem als Frequenz nur Vielfache einer Grundfrequenz vertreten sind. Ein aperiodisches Signal dagegen hat ein kontinuierliches Spektrum, in dem alle Frequenzen enthalten sind. Der Gleichspannungsanteil eines Signals ist im Spektrum als Wert bei der Frequenz Null repräsentiert. Schnelle Vorgänge wie ζ. B. Nadelimpulse entsprechen hochfrequenten Anteilen des Spektrums, langsame Vorgänge dagegen den niedrigen Frequenzen. Die Fourieranalyse wird häufig auch zur nichtparametrisehen Identifikation linearer Prozesse mit im allgemeinen stochastisch gestörten determinierten Signalen eingesetzt. Da sie auf der Fouriertransformation basiert, liefert sie demzufolge Aussagen im Frequenzbereich. Die Fouriertransformation kann als Modifikation der Laplace*-Transformation angesehen werden und vice versa. [MÖLL] Fragebogentechnik: Analysetechnik, bei der Personen in Form einer schriftlichen Befragung zu umschriebenen Sachverhalten befragt werden. Der zweckmäßigerweise zielorientiert entwickelte Fragebogen sollte den Informationsbedarf des Fragestellers und das Informationsangebot der Befragten kongruent abbilden. Ferner können unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten genutzt werden, ζ. B. die Verwendung offener Fragen zur freien Beantwortung oder geschlossener Fragen, zu denen vorformu203
Fraktil
lierte Antwortmöglichkeiten angeboten werden, ferner lineare und/oder antwortabhängig verzweigende Fragensequenzen (Branching-Prinzip). Im Gegensatz zur Interview*-Methode wird der Fragebogen vom Befragten selbständig ausgefüllt. Von daher werden an die Gestaltung eines Fragebogens besondere Anforderungen gestellt, ζ. B. kurze, präzise und leicht verständliche Formulierung der Fragen, gute Handhabbarkeit, geringer Umfang. In der Medizinischen* Informatik finden Fragebogen ζ. B. im Rahmen der Systemanalyse zur Feststellung organisatorischer Tatbestände und als Hilfsmittel zur Unterstützung der Anamneseerhebung Verwendung. [SEEL] Fraktil: in der Statistik syn. für Quantil*. Frame: entsteht durch Kombination mehrerer semantischer* Netze. Frames stellen einen sehr allgemeinen und vielfaltig verwendbaren Rahmen für Wissensrepräsentationen* dar. [RICH] Frauenheilkunde: syn. für Gynäkologie*.
Freie Arztwahl: das sich aus Art. 2 Abs. 1 GG ergebende Recht des Patienten, den Arzt seines Vertrauens frei zu wählen. Zulässige Einschränkungen der freien Arztwahl bestehen ζ. B. für Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung darin, daß bei der ambulanten Behandlung die Auswahl nur unter den an der kassenärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzten und ärztlich geleiteten Einrichtungen möglich ist. Ärzte, die nicht an der kassenärztlichen Versorgung teilnehmen, darf der Versicherte nur in Notfällen in Anspruch nehmen. Im stationären Bereich besteht für diese Versicherten freie Wahl nur unter den Vertragskrankenhäusern. Weitere Einschränkungen der freien Arztwahl ergeben sich aus der Quartalsbindung sowie daraus, daß der Versicherte zur Tragung der Mehrkosten verpflichtet ist, wenn er nicht den nächsterreichbaren Kassenarzt* in Anspruch nimmt. Eine rechtliche Einschränkung erfährt die freie Arztwahl ferner in der gesetzlichen Unfallversicherung insoweit, als der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften für die Behandlung der Unfallverletzten die Ärzte und Krankenhäuser bestimmen kann. Hat die Unfallverletzung Arbeitsunfähigkeit zur Folge, hat der Verletzte freie Wahl nur unter den Durchgangsärzten* seines Bezirks. [RIEG] Freie Heilfürsorge: unentgeltliche ärztliche Versorgung bestimmter Gruppen von Angehörigen des öffentlichen Dienstes aufgrund dienstrechtlicher Vorschriften. Zu den heilfürsorgeberechtigten Bundesbediensteten gehören ζ. B. die Soldaten der Bundeswehr und Wehrpflichtige, Angehörige des Bundesgrenzschutzes und Zivildienstleistende. Nach Landesrecht besteht Anspruch auf freie Heilfürsorge für Polizeivollzugsbeamte und Beamte des Einsatzes der Feuerwehr. [RIEG] 204
FTZ-Nummer
Freiheitsgrad: eine Zahl zur genaueren Charakterisierung einiger von der Normalverteilung* abgeleiteter Verteilungen. Im Zusammenhang mit statistischen Tests läßt sich die Anzahl der Freiheitsgrade interpretieren als die Anzahl der unabhängigen Beiträge, die die einzelnen Beobachtungen der Stichprobe zur Verteilung der Teststatistik* leisten. [IMMI, KEMM] Frequenz: Anzahl der Schwingungen je Sekunde bei einem periodisch wiederkehrenden Vorgang, ausgedrückt in Hertz (Hz); 1 Schwingung/s = 1 Hz. [IGEL, SEEL] Frequenzmodulation: Modulation* einer Trägerschwingung, bei der die Augenblicksfrequenz der modulierten Schwingung von der Frequenz der unmodulierten Trägerschwingung um einen Betrag abweicht, der proportional dem Augenblickswert der modulierten Schwingung ist (vgl. DIN 45 021). [IGEL, SEEL] Frequenzmultiplexbetrieb: s. Multiplexbetrieb. Friedman-Test: ein verteilungsfreier* statistischer Test zum Vergleich der Verteilungen mehrerer verbundener* Stichproben in bezug auf deren Lage. [KEMM] Front end processor: engl, für Vorrechner*. Frühwarnsystem: computergestütztes Informationssystem, das kritische Zustände in definierten Beobachtungsbereichen auf der Basis diesbezüglicher Prozeßdaten und geeigneter kontroll- oder prognoseorientierter methodischer Ansätze frühzeitig sichtbar machen soll, um so Handlungsspielräume für Anpassungs- oder Gegenmaßnahmen zu schaffen; ζ. B. bei der Überwachung Schwerkranker (patient monitoring), der medizinischen Qualitätssicherung, des betrieblichen Controlling* oder im Umweltschutz (Smogwarndienst*). [SEEL] F-Test: allgemein jeder statistische* Test, bei dem die Teststatistik* unter der Nullhypothese* F-verteilt (s. F-Verteilung) ist. Der F-Test wird insbesondere bei der Prüfung der einzelnen Hypothesen in der Varianzanalyse* sowie beim Vergleich der Varianzen* zweier normalverteilter Stichproben verwandt. [KEMM] FTZ-Nummer: vom Fernmeldetechnischen Zentralamt der Deutschen Bundespost (Abk. FTZ) erteilte Zulassungsnummer für private technische Einrichtungen, die an posteigene Fernmeldewege oder -einrichtungen angeschlossen werden sollen. Im allgemeinen wird zusätzlich zur FTZ-Nummer eine Anschließungsgenehmigung benötigt. [IGEL, SEEL] 205
Führungsstil, situativer
Führungsstil, situativer: s. Situativer Führungsstil. Füllzeichen: engl, filier; Zeichen, das in gegebenem Zusammenhang aus-
schließlich zum Auffüllen einer Stelle dient und verhindern soll, daß diese Stelle absichtlich oder irrtümlich benutzt wird (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Funktionelle Pflege: Pflegeprinzip*, bei dem die pflegerischen Verrichtun-
gen so unter den personellen Funktionsträgern aufgeteilt werden, daß eine bestimmte Pflegeperson gleichartige Verrichtungen (ζ. B. Blutdruckmessung, Betten, Waschen) an einer größeren Anzahl von Patienten ausführt und dafür Ausführungsverantwortung übernimmt; Gegensatz: Ganzheitliche* Pflege. [PEIL] Funktionsanalyse: Analysetechnik zur Beschreibung der zeitlich-logischen Anordnung (Ablauforganisation) der Funktionen eines Objektsystems*. Danach wird jede Funktion nach folgenden Kriterien beschrieben: — Definition der Funktion, — strukturierte Darstellung des Funktionsablaufs (Struktogramm*), — wichtige, zu beachtende Gegebenheiten (Randbedingungen) und Einflüsse zur Realisation der Funktion, — Informationen, welche zur Realisation der Funktion von außen benötigt werden (Input), — Informationen, welche die Funktion nach außen abgibt (Output), — der Funktion vor- und nachgelagerte andere Funktionen, — zur Realisation der Funktion eingesetzte Hilfsmittel und beteiligte Personen, — erkannte Schwachstellen (Verbesserungsmöglichkeiten). Die hierzu notwendigen Datengrundlagen werden etwa mittels Dauerbeobachtung*, Fragebogentechnik*, Interview*-Methode, Selbstaufschreibung*, Kommunikationsanalyse* gewonnen. [SEEL] Funktionsdiagramm: s. HIPO-Methode. Funktionseinheit: 1. nach DIN 44300 ein nach Aufgabe oder Wirkung
abgrenzbares Gebilde. Ein System* von Funktionseinheiten kann in einem gegebenen Zusammenhang wieder als eine Funktionseinheit aufgefaßt werden. Der Funktionseinheit können eine oder mehrere Baueinheiten* und/ oder Programmbausteine* entsprechen. Empfohlen wird, bei Benennung bestimmter Funktionseinheiten in Zusammensetzung vorzugsweise zu gebrauchen (in absteigender Reihenfolge): -system, -werk, -glied, -element; 2. in der Logikstik* die Zusammenfassung von Leistungsstellen* unter der Zielstellung der Zentralisierung zur Schaffung möglichst großer (betriebstechnischer) Leistungsstellen und der Minimierung entfernungsabhängiger Personal- und Investitionskosten. [DIN 44 300, JANS] 206
Fuzzy Sets
Funktionstaste: bei einer Tastatur eine Taste, mit der eine ihr zugeordnete Funktion eingestellt, ausgelöst oder ausgeführt wird; s. a. PF-Taste. [IGEL, SEEL] Funktionstest: Teil der Abnahme* eines Anwendungssystems*, bei dem geprüft wird, ob alle Systemfunktionen die zugesicherten Eigenschaften erfüllen. [IGEL, SEEL] Funktionstrennung: organisatorische Maßnahme i. S. von §6 Abs. 1 BDSG, um die Ausführung der Vorschriften des BDSG sicherzustellen. Die Funktionstrennung als wichtigste Maßnahme der Organisationskontrolle* nach Nr. 10 der Anlage zu § 6 Abs. 1 Satz 1 BDSG bezeichnet die Aufteilung des Datenverarbeitungsprozesses auf einzelne, unterschiedliche Personen oder Fachabteilungen (Stellen) zur Wahrnehmung zuzuweisender Aufgabenbereiche. Sie verhindert im Zusammenwirken mit anderen technischen und organisatorischen Maßnahmen nach § 6 BDSG die unbefugte Kenntnisnahme oder unzulässige Verarbeitung dadurch, daß einzelne Personen nur einen beschränkten Zugriff auf personenbezogene* Daten haben und innerhalb der speichernden Stelle der Kontrolle der übrigen Beteiligten ausgesetzt sind. Zumindest die Aufgaben der Fachabteilungen sind von denen der Datenverarbeitungsorganisation (Programmierung, Operating, Archivierung) zu trennen. Zugunsten der speichernden Stelle unterstützt die klare funktionelle Trennung die Prüfprozeduren (Revision). Art und Umfang der zu treffenden Maßnahme muß in einem angemessenen Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen. Ob die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme beachtet wird, ist aus der Sicht des Betroffenen unter Berücksichtigung der Qualität und Sensibilität der Daten, des Verarbeitungszwecks und des Mißbrauchsrisikos zu bestimmen (Angemessenheitsgrundsatz*). [TAEG] Funktionsumfang: bei einem Anwendungssystem* Art und Anzahl der automatisierten Aufgaben. [SEEL] Funktionsverbund: s. Verbund. Fuzzylogik: erlaubt statt den klassischen Wahrheitswerten 0 (für „falsch") und 1 (für „wahr") beliebige reelle Zahlen als Wert (meist eingeschränkt auf das reelle Einheitsintervall [0, 1]). [RICH] Fuzzy Sets: die Theorie der Fuzzy Sets wurde Mitte der sechziger Jahre von L. A. Zadeh (Zadeh, L. Α.: Fuzzy Sets. Information & Control 8 (1965) 338 — 353) zunächst als eine einfache Erweiterung der Mengenlehre begründet. Fuzzy Sets (oder auch vage Mengen, fuzzy Mengen) werden häufig zur Modellierung natürlichsprachlicher Konzepte eingesetzt und beruhen auf 207
F-Verteilung
einer Erweiterung des klassischen Mengenbegriffs. Rein mathematisch gesehen wird ein Fuzzy Set durch eine Funktion, die eine Grundmenge in einen vollständigen distributiven Verband (meist das Einheitsintervall mit < = als Operation) abbildet, beschrieben. Die Grundmenge wird als Universum bezeichnet und umfaßt dann alle mit diesem Konzept in Zusammenhang stehenden Grundelemente (ζ. B. Laborwerte). [TUSC] F-Verteilung: eine Zufallsvariable* Ζ heißt F-verteilt mit m Zählerfreiheitsgraden und η Nennerfreiheitsgraden (kurz Ζ ~ Fm> n), falls (Xj + ... + X2m)/m (Y? + ... + Yn)/n ist, wobei X,, ..., X m , Y t , ..., Yn unabhängige standardnormalverteilte (s. Standardnormalverteilung) Zufallsvariablen sind. [KEMM]
208
G
Gammakamera: auch Scintillationskamera genannt, dient der Aufnahme räumlicher und zeitlicher Aktivitätsverteilungen in der nuklearmedizinischen Diagnostik. Die bildliche Darstellung erlaubt wichtige Aussagen über die Funktionsfähigkeit und das aktive Volumen von Organen. Als Strahlenquelle werden radioaktive Isotope in den Körper gebracht. Geeignete Isotope sind beispielsweise J-131 für die Diagnostik von Schilddrüse, Leber und Niere, Tc-99m für die Radiokardiographie und Xe-133 für die Lungenfunktionsdiagnostik. Die vom Strahlungsfeld kommenden Gammaquanten treffen nach Durchgang durch eine Lochblende auf einen Scintillator von etwa 20 — 30 cm Durchmesser. Der Scintillator besteht aus Tallium-dotiertem Natriumjodid, Silber-dotiertem Zinksulfid oder Anthrazen. Die Atome des Dotierungselementes werden zur Emission von Lichtimpulsen angeregt, die mit Hilfe eines Bildverstärkers (Röntgenfernsehen*) oder einer Serie von Sekundärelektronen-Vervielfachern (SEV) in intensitätsabhängige elektrische Signale umgewandelt werden. Die optische Kopplung zwischen Scintillator und dem SEV-Array erfolgt über Lichtleiter. [THUL] Ganzheitliche Pflege: Pflegeprinzip*, bei dem im Gegensatz zur funktionellen* Pflege die pflegerischen Verrichtungen so unter den personellen Funktionsträgern aufgeteilt werden, daß möglichst wenige Pflegepersonen den Patienten pflegerisch betreuen. Danach ist es möglich, den physischen, psychischen, sozialen und spirituellen Bereich des Patienten zu beachten. [PEIL] Ganzseitenbildschirm: Bildschirm, auf dem eine ganze DIN A 4 Seite (mind. 55 Schreibzeilen mit je 80 Zeichen) oder eine komplett gestaltete Seite im Desktop*-Publishing abgebildet werden kann. [IGEL, SEEL] Ganzzahlige Programmierung: Teilgebiet der Mathematischen Programmierung (s. Operations Research). Unter den Stichworten Lineare* und Nichtlineare* Programmierung werden Operations-Research-Modelle vorgestellt, deren Entscheidungsvariablen auch nichtganzzahlige Werte annehmen können. In vielen praktischen Problemen sind jedoch nur ganzzahlige Werte der Entscheidungsvariablen sinnvoll. Ζ. B. ist es häufig nötig, Menschen, Fahrzeuge und andere Maschinen sowie Gebäude gewissen Aktivitäten in ganzzahligen Mengen zuzuteilen. Wenn ein Problem sich nur dadurch von einem Modell der Linearen Programmierung unterscheidet, daß die Variablen ganzzahlig sein müssen, dann spricht man von einem Problem der Ganzzahligen Programmierung. Die vollständige Bezeichnung lautet Ganzzahlige Lineare Programmierung. Sie wird aber nur dann an209
Gap
gewandt, wenn die Problemformalisierung von einem Modell der Ganzzahligen Nichtlinearen Programmierung ausdrücklich abgegrenzt werden soll. Häufig wird nur von einigen Variablen Ganzzahligkeit verlangt, dann spricht man von Gemischtganzzahliger Programmierung. Sind nur „janein"-Entscheidungen zu treffen, nennt man diesen Spezialfall binäre Ganzzahlige Programmierung oder 0/1-Programmierung. Man trifft auf diesen letzten Modelltyp u. a., wenn Entscheidungsbäume* oder die Auswahl konkurrierender Projekte zu modellieren sind. Die bekanntesten Ansätze zur Lösung ganzzahliger Programmierungsprobleme sind: „Branch- and Bound"-Verfahren, die Dynamische* Programmierung, Schnittebenenverfahren sowie Verfahren der impliziten Enumeration. [HEID] Gap: in der Informatik eine Lücke zwischen zwei Blöcken*; ζ. B. bei Magnetbändern*. [IGEL, SEEL] Gastroenterologie: Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Diagnostik und Therapie der Krankheiten der Verdauungsorgane, den gebietsbezogenen Laboratoriumsuntersuchungen, der Ultraschall- und Röntgendiagnostik des Teilgebietes einschließlich des Strahlenschutzes sowie der Endoskopie* und der Indikationsstellung zu operativen Eingriffen, zur Transplantation und Strahlentherapie befaßt. [DEUT] Gateway: Datenstation (Datenverarbeitungssystem) in einem Netzwerk, die eine Kommunikation mit daran angeschalteten weiteren Netzwerken ermöglicht bzw. die hierfür notwendigen Protokoll-, Format- und Codetransformationen durchführt. [IGEL, SEEL] Gatter: eine im gegebenen Zusammenhang nicht weiter teilbare Funktionseinheit zur Speicherung und/oder Verarbeitung von Bits*, die eine Boolesche Funktion realisiert. Je nach Anzahl der auf einem Chip* untergebrachten Gatter unterscheidet man verschiedene Integrationsstufen; ζ. B. VLSI (Abk. für engl, very large scale integration, über 500 Gatter), MSI (Abk. für engl, medium scale integration, etwa bis 100 Gatter). [IGEL, SEEL] Gaußverteilung: syn. für Normalverteilung*.
GB: Abk. für Gigabyte*. Gebietsarzt: Arzt, der eine Gebietsbezeichnung* führt; früher Facharzt.
[SEEL] Gebietsbezeichnung: Erweiterung der Berufsbezeichnung „Arzt", die auf
besondere Kenntnisse ihres Trägers in einem medizinischen (Haupt-)Gebiet hinweist. Gebietsbezeichnungen werden aufgrund der ärztlichen Weiterbildungsverordnung in der Form „Arzt für ..." (ζ. B. Allgemeinmedizin) oder der entsprechenden Kurzbezeichnung („Allgemeinarzt") geführt. [SEEL] 210
Gebißschema: s. Zahnschema. Gebührenordnung für Ärzte: s. G O Ä . Gedruckte Schaltung: s. Platine.
Gefäßchirurgie: Teilgebiet der Chirurgie, das diagnostische, hyperämisierende, resezierende und rekonstruierende Eingriffe am Gefäßsystem umfaßt. [DEUT] Gegenbetrieb: s. Datenübertragung. Gegen- und Wechselsprechanlage: Sprechanlage, bei der durch Umschalten entweder immer nur ein Teilnehmer sprechen kann (Gegensprechanlage) oder mehrere Teilnehmer gleichzeitig sprechen können (Wechselsprechanlage). [JANS] Gemeinschaftspraxis: Organisationsform der Gruppenpraxis*, bei der mindestens zwei Arzte in gemeinsamen Räumen mit gemeinsamer Praxiseinrichtung, Karteiführung und auf gemeinsame Rechnung unter gemeinsamem Namen Patienten behandeln. [SEEL] Generationssterbetafel: s. Sterbetafel. Generator: s. Programmgenerator. Generic name: chemischer Name oder international gebräuchliche, warenrechtlich nicht geschützte Bezeichnung von Arzneistoffen, die als Fertigarzneimittel* im Handel sind. [PSCH] Genese: Entstehung.
[SEEL]
Genetik: s. Humangenetik. Genetische Information: Jedes Individuum verfügt über eine genetische Information, die bei der Propagierung an die Nachkommen weitergegeben wird und den sogenannten Bauplan für alle Nukleinsäuren und Proteine enthält, die für Morphologie und Metabolismus notwendig sind. Meist (bei allen höheren Organismen) ist das genetische Material doppelsträngige DNA (desoxyribonucleic acid). Die Weitergabe der genetischen Information erfolgt dann nach einer identischen Vermehrung (Reduplikation) der DNA; die Realisation der genetischen Information erfolgt in einem gerichteten Prozeß, in welchem zunächst durch Transkription die DNA-Sequenz in eine analoge RNA (ribonucleic acid) umkopiert wird. Die Matrizen-RNA wird als sogenannte Arbeitsvorlage in der Proteinbiosynthese benutzt; die Aminosäuresequenz einer spezifischen Polypeptidkette ist durch die Basen211
Genetischer Code
sequenz in der DNA bzw. in der Matrizen-RNA festgelegt. Dem Translationsprozeß liegt als Übersetzungsschema der genetische* Code zugrunde; mechanistisch erfordert er die Beteiligung verschiedener Faktoren, der Ribosomen und der Transfer-Ribonukleinsäuren. Das generelle Schema der Informationsübertragung wird auch als „Zentrales Dogma der Molekularbiologie" bezeichnet. [PSCH] Genetischer Code: Schema (s. Abb.) der Zuordnung aller möglichen Basentripletts (Codons), die aus den 4 hauptsächlichen Basen der RNA (A, G, C, U) gebildet werden können, zu den 20 für die Proteinbiosynthese gebrauchten Aminosäuren; Schlüssel für die Übertragung der genetischen Information in die Aminosäurensequenz. Der genetische Code wurde experimentell ermittelt; er ist ein nicht überlappender, universeller Code. Der genetische Code ist degeneriert, d. h. einigen Aminosäuren ist mehr als ein U
C
A
G
Phe Phe Leu Leu
Ser Ser Ser Ser
Tyr Tyr Stop Stop
Cys Cys Stop Trp
A G
Leu Leu Leu Leu
Pro Pro Pro Pro
His His Gin Gin
Arg Arg Arg Arg
U C A G
Jle Jle Jle Met
Thr Thr Thr Thr
Asn Asn Lys Lys
Ser Ser Arg Arg
U
Val Val Val Val
Ala Ala Ala Ala
Asp Asp Asp Asp
Gly Gly Gly Gly
2: 1:
3:
ττ
υ c A G U
L ΆA
avj
c
c
A G
Abb.: Genetischer Code (Code-Lexikon) U, C, Α und G sind die Abkürzungen für die RNS-Basen Uracil, Cytosin, Adenin und Guanin; die Ziffern 1, 2 und 3 bezeichnen die Stellung der jeweiligen Base im Triplett; in den Tabellenfeldern stehen die Abkürzungen für die durch das jeweilige Triplett verschlüsselten Aminosäuren, z.B. das Triplett 1. Stelle U, 2. Stelle Α und 3. Stelle A: UAA bedeutet Stop, das Triplett AGG verschlüsselt die Aminosäure Arginin. 212
Gerontologie
Codon zugeordnet; er enthält außerdem ein Signal für den Kettenstart der Proteinsynthese (AUG entspricht Methionin) und drei Signale (Stop) für die Termination. [PSCH] Geometrische Programmierung: s. Nichtlineare Programmierung. Gerätesicherheit: Zur Gewährleistung der Funktionssicherheit medizintechnischer Geräte kommen verschiedene Verordnungen und Vorschriften zur Anwendung. Die Medizingeräteverordnung legt entsprechende Anforderungen an solche Geräte fest. Hierzu gehören eine Herstellerbescheinigung über die Funktionstüchtigkeit des Gerätes, eine Sachverständigenabnahme oder eine Bauartprüfung sowie ein Prüfzeichen und bestimmte, die Funktion des Gerätes beschreibende Unterlagen. Regelschwerpunkte des Gesetzes sind Bauartprüfungen und behördliche Zulassungen für Geräte mit lebenserhaltender Funktion oder intrakardialer Anwendung sowie für implantierbare Herzschrittmacher und sonstige, energetisch betriebene Geräte. Für Geräte, die ihrer Funktionsweise nach gefährlich sind, müssen fachkundiges Bedienungspersonal vorhanden und sicherheitstechnische Kontrollen gewährleistet sein. Die Sicherheit elektromedizinischer Geräte wird in DIN IEC 601 und VDE 0750 geregelt; Teil 1 enthält die Allgemeinen Festlegungen, Teil 2 Besondere Bestimmungen. Der Schutz des Patienten, des Anwenders und Personen seiner Umgebung wird erreicht durch Sicherheitsvorkehrungen im elektromedizinischen Gerät selbst, an Installationen in den medizinisch genutzten Räumen und bei der Anwendung. In den VDE-Bestimmungen wird ausgeführt: „Im allgemeinen darf das Versagen eines einzelnen Bauteils eines Schutzsystems zu keiner Gefährdung führen. Dies kann durch angemessene Konstruktion oder Redundanz oder durch mechanische oder elektrische Schutzvorrichtungen erreicht werden. Es wird vorausgesetzt, daß der Anwender auf einen ersten Fehler entweder durch ein unmißverständliches und klar erkennbares Signal aufmerksam gemacht wird, das das Versagen anzeigt, oder durch eine periodisch durchzuführende Inspektion, durch die das Versagen entdeckt werden kann." Die Geräte sind in die Schutzklassen I —III eingeteilt. Geräte der Schutzklasse I und II, des Typs Β und BF sind für äußere und innere Anwendung am Patienten geeignet, ausgenommen unmittelbare Anwendung am Herzen. Geräte des Typs CF sind hauptsächlich für die direkte Anwendung am Herzen vorgesehen. [THUL] Geriatrie: Lehre von den Krankheiten des alten Menschen, Altersheilkunde (vgl. Gerontologie). [PSCH] Gerontologie: Altersforschung; Lehre vom Altern; umfaßt das gesamte Gebiet des Alterns, d. h. befaßt sich mit dem Menschen in seinen verschiedenen Lebensaltern, einschl. der pathologischen Vorgänge. [PSCH] 213
GERT
GERT: s. Netzplantechnik. Gesamtvergütung: Vergütung, die die Krankenkasse für die gesamte kassenärztliche Versorgung je Quartal nach Maßgabe des Gesamtvertrages* mit befreiender Wirkung an die Kassenärztliche* Vereinigung entrichtet, die sie unter die Kassenärzte* unter Anwendung eines Honorarverteilungsmaßstabs verteilt (§ 85 SGB V.) Entsprechendes gilt für den Bereich der kassenzahnärztlichen Versorgung. [RIEG] Gesamtvertrag: öffentlich-rechtliche Verträge, die zwischen den Kassenärztlichen* Vereinigungen und den Landesverbänden der gesetzlichen Krankenkassen* (§ 83 SGB V) zur Versorgung der Versicherten mit ärztlichen Leistungen abgeschlossen werden. [RIEG] Gesellschaft für Informatik e.V.: Abk. Gl; die Gl (Geschäftsstelle, Postfach 16 69, 5300 Bonn 1) wurde im Jahre 1969 gegründet mit dem Ziel, die Informatik* in Forschung, Lehre und Anwendung zu fördern, und zwar insbesondere durch: — die Veranstaltung von wissenschaftlichen Tagungen, Seminaren, Vorträgen; — die Mitwirkung bei nationalen und internationalen Fachveranstaltungen; — die Förderung von wissenschaftlichen Veröffentlichungen; — die Einrichtung von Fachbereichen, Fachausschüssen und Fachgruppen; — die Zusammenarbeit mit Normenausschüssen; — die Erarbeitung von Stellungnahmen zu Fragen der Informatikausbildung und der Informatikberufe; — die Förderung des Informatikunterrichts auch außerhalb der Hochschulen; — die Unterrichtung der Öffentlichkeit über Fragen der Informatik und der Datenverarbeitung. Organe der Gl sind u. a. die Mitgliederversammlung, der Vorstand und das Präsidium. Träger der wissenschaftlichen Arbeit innerhalb der Gl sind die Fachausschüsse, Fachgruppen und Arbeitskreise, die in Fachbereichen zusammengefaßt werden. Die Gl ist Träger der „Gl Deutsche Informatik-Akademie", einer bundesweiten Organisation zur Durchführung qualifizierter Weiterbildungsveranstaltungen in Informatik. Die Gl vertritt die Bundesrepublik Deutschland in der International Federation for Information Processing (IFIP) und gehört dem Deutschen Verband Technisch-Wissenschaftlicher Vereine (DVT) an. Sie ist neben dem Bund, den Bundesländern sowie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und dem Verein Deutscher Ingenieure Gesellschafter des Fachinformationszentrums Energie, Physik, Mathematik GmbH Karlsruhe, welches das größte naturwissenschaftlich-technische Informations- und Dokumentationszentrum der Bundesrepublik Deutschland ist. Die Gl ist Mitglied der MaxPlanck-Gesellschaft. Gemeinsam mit der Deutschen* Gesellschaft für Me214
Gesundheit
dizinische Dokumentation, Informatik und Statistik e. V. (GMDS) erfolgt die Ausstellung des Zertifikats* „Medizinischer Informatiker". [KRÜC] Gesetzliche Krankenversicherung: Abk. GKV; deckt als Zweig der Sozialversicherung* die Risiken ab, die sich im Krankheitsfall in Form von Behandlungskosten und Einkommensausfall ergeben. Grundlage der Leistungsgewährung bildet das Sachleistungsprinzip*. Als gesetzlich vorgeschriebene Mindestleistungen (Regelleistungen) werden gewährt: Krankenhilfe*, Krankenpflege*, Krankenhauspflege*, Maßnahmen zur Vorsorge und Früherkennung von Krankheiten, Mutterschaftshilfe und Mutterschaftsgeld, sonstige Hilfen bei Fragen der Empfängnisregelung, Sterilisation, Schwangerschaftsabbruch, Sterbegeld und Familienhilfe. Eine subsidiäre Leistungspflicht gilt bei Maßnahmen zur Rehabilitation. Darüber hinaus können die einzelnen Krankenkassen als Träger der GKV durch Satzungsänderungen im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften Mehrleistungen anbieten. Der Kreis der in der GKV versicherten Personen umfaßt die Versicherungspflichtigen (i. S. §§ 5 ff SGB V) und die Versicherungsberechtigten (§ 9 SGB V). Die Finanzierung der GKV erfolgt überwiegend durch die Beiträge der Versicherten und Arbeitgeber; beteiligt sind ferner auch die Träger der Rehabilitation, die Bundesanstalt für Arbeit sowie der Bund. Aufgrund des Umlageverfahrens sind prinzipiell die Beiträge so zu bemessen, daß sie für die Deckung der Ausgaben ausreichen. Die Pflichtbeiträge werden jeweils zur Hälfte vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber gezahlt. Die Höhe der Beiträge ermittelt sich durch Anwendung des Beitragssatzes auf das versicherungspflichtige Arbeitsentgelt als Bemessungsgrundlage bis zur Höhe der dynamisierten Beitragsbemessungsgrenze. Freiwillige Versicherte zahlen ihren Beitrag allein; entsprechend versicherte Angestellte erhalten vom Arbeitgeber einen Zuschuß zum Krankenversicherungsbeitrag. Seit dem Jahr 1983 werden die Beiträge zur Krankenversicherung der Rentner, die zuvor als Pauschalzahlung von den Rentenversicherungsträgern an die GKV geleistet wurden, individuell berechnet. Zum Ausgleich für die Krankenversicherungsbeiträge erhalten die Rentner von der Rentenversicherung einen Beitragszuschuß, der bis zum Jahr 1985 soweit verkürzt wurde, daß die Rentner knapp die Hälfte ihrer Versicherungsbeiträge selbst zahlen. [ADAM] Gestreute Dateiorganisation: s. Dateiorganisation. Gesundheit: 1. I.w. S. ist Gesundheit nach der Definition der WHO der
Zustand völligen körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Wohlbefindens; C. M. Wylie definiert Gesundheit als Zustand vollständiger und andauernder Adaption eines Individuums oder Kollektivs an seine Umgebung (Wylie, C. M.: The Definition and Measurement of Health and Disease. Publ. Health Report 85 (1970) 100-104); 2. i.e.S. kann Gesundheit verstanden werden als das subjektive Empfinden des Fehlens körperlicher, geistiger und seelischer Störungen bzw. Veränderungen; 3. im so215
Gesundheitliche Primärversorgung
zialversicherungsrechtlichen Sinn bedingt Gesundheit die Arbeits- bzw. Erwerbsfähigkeit. [PSCH, SEEL] Gesundheitliche Primärversorgung: bezeichnet die Anlauf- und Einstiegsstelle in die professionelle Versorgung mit medizinischen und gesundheitsbezogenen sozialen Dienstleistungen. Zur gesundheitlichen Primärversorgung gehören die praktischen Ärzte und Allgemeinärzte sowie primärärztlich tätige Gebietsärzte* wie Internisten, Pädiater, Gynäkologen, ferner die Sozialstationen, die psycho-sozialen Dienste, die Informations- und Beratungsstellen für Selbsthilfegruppen. [FERB] Gesundheitsamt: Einrichtung des Öffentlichen* Gesundheitsdienstes auf der unteren Verwaltungsebene (Stadt- oder Landkreis) unter staatlicher oder kommunaler Trägerschaft mit gesetzlich festgelegten Aufgaben. Zum hoheitlichen Bereich gehören die Aufsicht über das Gesundheitswesen, amtsärztliche Begutachtungen und Stellungnahmen, Umwelthygiene, Seuchenbekämpfung, kleine Rechtsmedizin, zum fürsorglichen die Gesundheitshilfe, -Vorsorge und -fürsorge für Kinder und Erwachsene, Rehabilitation, Gesundheitserziehung. Ferner obliegt dem Gesundheitsamt die laufende Beobachtung der gesundheitlichen Verhältnisse im Dienstbezirk. [NEUM] Gesundheitsausgaben: öffentliche und private Aufwendungen für Gesundheitsleistungen* in einem bestimmten Zeitraum. Die Erfassung der Gesundheitsausgaben hängt neben der Abgrenzung des Gesundheitswesens* auch vom verfolgten Untersuchungszweck ab, soweit verschiedene Einteilungen der Gesundheitsausgaben vorgenommen werden können. Zu den wesentlichen Unterscheidungen der Gesundheitsausgaben gehört die Gliederung nach Ausgabenarten (Sach- und Einkommensleistungen, Personal- und Sachausgaben, Zuschüsse), nach Leistungsarten (Vorbeugung und Betreuung, Behandlung, Rehabilitation, Krankheitsfolgekosten, Ausbildung und Forschung) und nach Ausgaben trägem (Gebietskörperschaften, gesetzliche und private Krankenversicherungen, gesetzliche Rentenversicherung, gesetzliche Unfallversicherung, öffentliche und private Arbeitgeber, private Haushalte). Die Bedeutung der Gesundheitsausgaben im Kontext vor allem allokativer und distributiver Fragen der Gesundheitsversorgung aufzuzeigen, ist Gegenstand der Gesundheitsökonomie*. Hinsichtlich der Finanzierung der Gesundheitsausgaben wird seitens des Statistischen Bundesamtes zwischen einer primären und sekundären Finanzierungsebene unterschieden. Zu den primären Finanzierungsträgern zählen die öffentlichen Haushalte, die privaten und öffentlichen Arbeitgeber und die privaten Haushalte, während die gesetzliche und private Krankenversicherung sowie die Renten- und Unfallversicherung den sekundären Finanzierungsträgern zugerechnet werden. Entsprechend treten als übergreifende Finanzierungsformen der Gesundheitsausgaben neben der Erhebung von 216
Gesundheitsindikatoren
Sozialabgaben die Beitragsfinanzierung über risikoorientierte Versicherungsprämien, die Finanzierungsauflagen etwa in Form der Lohnfortzahlung durch die Arbeitgeber, die Steuerfinanzierung ζ. B. im Falle von Krankenhausinvestitionen und die direkte Finanzierung über (Markt-) Preise auf. [ADAM] Gesundheitsdienst, öffentlicher: s. Öffentlicher Gesundheitsdienst. Gesundheitsfürsorge: in Abgrenzung zur Krankenversorgung* Oberbe-
griff für präventivmedizinische Gesundheitsleistungen*; s. Prävention. [SEEL] Gesundheitsindikatoren: Indikatoren, die der Wohlfahrtsmessung und ge-
sellschaftlichen Dauerbeobachtung („Gesundheitsberichterstattung") sowie der Erklärung und Beeinflussung sozialer Entwicklungen dienen. I.e. S. werden darunter Kenngrößen verstanden, die sich auf das übergeordnete gesundheitspolitische Ziel der Sicherung und Erhöhung des Gesundheitsstandes einer Bevölkerung beziehen. Da ein allgemein anerkannter Gesundheitsindex bislang fehlt, werden ersatzweise Angaben zur alters- und geschlechtsspezifischen Lebenserwartung (ζ. B. bei Geburt, mit 30 und mit 60 Jahren) sowie zur Mortalität* (ζ. B. Säuglings-, Müttersterblichkeit) und Morbidität* (ζ. B. Krankheitshäufigkeit nach Krankheitsart, Bevölkerungsgruppen) herangezogen. Die Berücksichtigung der Determinanten des Gesundheitsstandes führt zu Gesundheitsindikatoren i. w. S., deren Ableitung Relevanzvorstellungen über Ziel-Mittel-Zusammenhänge im Gesundheitswesen voraussetzt. Dabei kann zwischen der Versorgung mit Gesundheitsleistungen* und den gesundheitsrelevanten Lebensverhältnissen unterschieden werden. Hinsichtlich der Versorgung mit Gesundheitsleistungen läßt sich das Angebot an Gesundheitseinrichtungen über Indikatoren wie die Arztdichte (ζ. B. Zahl der Ärzte je 10000 Einwohner) oder die Bettendichte (ζ. B. Planbetten in Akut-Krankenhäusern je 1000 Einwohner) erfassen. Zur Charakterisierung der Inanspruchnahme wird vielfach auf die Zahl der Arztkontakte je Patient, die (ambulanten/stationären) Behandlungsfälle je Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung oder auch auf die Verweildauer im Krankenhaus zurückgegriffen. Darüber hinaus enthalten die Gesundheitsindikatoren i. w. S. Informationen zum Versicherungsschutz der Bevölkerung im Krankheitsfall, der Gesundheitsvorsorge einschließlich Früherkennung, der Qualität der medizinischen Versorgung oder der Höhe der Gesundheitsausgaben* und ihrer Finanzierung. Die Indikatoren der gesundheitsrelevanten Lebensverhältnisse betreffen zum einen die individuelle Lebensweise (ζ. B. Ernährung, Alkohol, Nikotin, körperliche Aktivität), zum anderen die Arbeitsplatz- (ζ. B. Arbeitsorganisation, -belastung) und Umweltbedingungen (Lärm, Schadstoffe, Verkehrsunfälle). [ADAM] 217
Gesundheitsleistungen
Gesundheitsleistungen: Inputs zur Förderung, Erhaltung und Wiederher-
stellung der Gesundheit, die von den Verbrauchern nachgefragt und von den Anbietern bereitgestellt bzw. erbracht werden. Gesundheitsleistungen können stärker als Dienstleistungen, als Kollektivgüter oder als Zukunftsgüter charakterisiert werden. Dienstleistungsökonomisch werden Gesundheitsleistungen über das uno*-actu-Prinzip definiert; d. h. sie stellen Güter dar, die weder lager-, noch transportfähig sind, deren Rationalisierbarkeit beschränkt ist und die eine geringe Kapazitätselastizität aufweisen. Schließlich bestehen auf seiten der Verbraucher wegen des direkten Zusammenwirkens mit den Anbietern bei der Leistungserstellung starke persönliche, räumliche und auch zeitliche Präferenzen. Die Betonung des Kollektivgutcharakters von Gesundheitsleistungen stellt auf die Eigenschaften der Nichtrivalität im Konsum und der Nichtanwendbarkeit des Ausschlußprinzips ab. Als Beispiele werden allgemeine Hygienemaßnahmen sowie die Ausrottung von Seuchen angeführt. Schutzimpfungen gegen ansteckende Krankheiten werden im übrigen als typisch für Güter mit externen Effekten angesehen: Mit zunehmender Zahl an Geimpften sinkt die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung Nichtgeimpfter. Im Fall der Gesundheitsleistungen als Zukunftsgüter wird die Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit des Auftretens von Krankheit hervorgehoben. Daher hängt die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen eng mit der Nachfrage nach einem Krankenversicherungsschutz zusammen, da die Versicherung eine Möglichkeit zur Bewältigung dieser Unsicherheit und der damit verbundenen (finanziellen) Risiken bietet. Einer unzureichenden Risikovorsorge aufgrund der Minderschätzung des zukünftigen Bedarfs kann staatlicherseits durch eine Versicherungspflicht entgegengewirkt werden (Meritorische* Güter). [ADAM] Gesundheitsleistungen, Allokation von: s. Allokation von Gesundheits-
leistungen. Gesundheitsökonomie: die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den
Fragen der Anwendung des ökonomischen Prinzips in der Gesundheitswirtschaft; eingegrenzt auf den Bereich der Krankenhauswirtschaft spricht man auch von Krankenhausökonomie. Konkret beschäftigt sich Gesundheitsökonomie mit Fragen der Allokation, Distribution und Stabilisierung, welche die Sicherung und Förderung des Gesundheitsstandes einer Bevölkerung betreffen. Angesichts der Knappheit der verfügbaren Ressourcen (Arbeit, Boden, Kapital) ist unter allokativem Aspekt darüber zu entscheiden, welcher Anteil der vorhandenen Mittel auf den Bereich des Gesundheitswesens* entfällt und wie die Ressourcen zwischen dem präventiven, kurativen und rehabilitativen Bereich aufzuteilen sind. In diesem Zusammenhang ist nicht nur die effiziente Produktion von Gesundheit* (Primäroutput) zu gewährleisten, sondern auch sicherzustellen, daß die Gesundheitsleistungen* (Se218
Gesundheitsquote
kundäroutput) kostenminimal und bedarfsgerecht erstellt und abgegeben werden. Da die Ressourcenallokation über alternative Koordinationsmechanismen (Preise, Wahlen, Verhandlung, Bürokratie) erfolgen kann und erfolgt, sind deren Anreizwirkungen systematisch zu analysieren und sinnvoll aufeinander abzustimmen, um das Verhalten der verschiedenen Funktionsträger im Gesundheitswesen in gewünschter Weise zu beeinflussen. Fragen der Distribution werden angesprochen, wenn unter Hinweis auf das Solidaritätsprinzip* in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) die Wirkungen der GKV auf die Einkommensverteilung untersucht werden. Der stabilitätspolitische Aspekt steht im Vordergrund, wenn etwa die volkswirtschaftlichen Kosten der Arbeitslosigkeit bestimmt werden und dazu die Auswirkungen der konjunkturellen Entwicklung auf den Gesundheitsstand der Bevölkerung einzubeziehen sind. Umgekehrt interessiert nicht nur, welcher Anteil der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung auf die Gesundheitswirtschaft entfällt, sondern auch, welche Bedeutung einer Steigerung des Gesundheitskapitals in einer Volkswirtschaft für das wirtschaftliche Wachstum in den Industrie-, vor allem aber in den Entwicklungsländern zukommt. Zur Bearbeitung der skizzierten Problemstellungen können verschiedene theoretische Ansätze herangezogen werden. Im Mittelpunkt des neoklassischen Ansatzes steht der „Markt" für Gesundheitsleistungen, wobei die Erklärung des Verhaltens von Nachfragern (Verbrauchern*) und Anbietern* prinzipiell auf der Basis des individuellen Nutzen- und Gewinnmaximierungskalküls erfolgt. Trotz zahlreicher Varianten dieses Ansatzes zur Berücksichtigung der Eigenheiten im Gesundheitswesen wird bemängelt, daß die Reduktion des Gesundheitssektors auf einen Markt nicht zuletzt wegen der hier untergeordneten Bedeutung des Preismechanismus zu eng sei. Angesichts der tatsächlichen Gegebenheiten im Gesundheitswesen handele es sich eher um einen „Nicht-Markt" mit anderen Entscheidungs- und Organisationsmechanismen, deren Analyse die Dokumentation aller Kreislaufströme und Bestandsentwicklungen voraussetzt. Demgegenüber werden im Rahmen eines unternehmensmorphologischen Ansatzes einzelne Medizinbetriebe näher untersucht (Medizinbetriebslehre*). Bei aller Verschiedenartigkeit der Ansätze besteht ihr gemeinsames Ziel darin, zur zielgerechten Ausgestaltung und Steuerung des Gesundheitswesens beizutragen. [ADAM] Gesundheitsquote: Anteil der Gesundheitsausgaben* an einer Sozialproduktgröße (Bruttosozialprodukt, Bruttoinlandsprodukt). Sie dient der Kennzeichnung der budgetwirksamen öffentlichen Aktivität im Gesundheitswesen*; gelegentlich finden sich auch andere Größen (Produktionspotential, Sozialbudget, öffentliche Gesamtausgaben laut Finanzstatistik oder volkswirtschaftlicher Gesamtrechnung), auf die die Gesundheitsausgaben bezogen werden. Neben der Auswahl der Bezugsgröße hängt der Wert der Gesundheitsquote auch von der Abgrenzung der Gesundheitsausgaben ab. 219
Gesundheitssektor
Die Aussagekraft der Gesundheitsquote bleibt beschränkt, wenn lediglich die unmittelbaren Gesundheitsausgaben berücksichtigt und die mittelbar gesundheitsorientierten Ausgaben in anderen Bereichen (Umwelt, Bildung, Verkehr) außer acht gelassen werden. Da schließlich die Gesundheitsausgaben wegen der staatlichen Normsetzung nicht mit der öffentlichen Aktivität im Gesundheitswesen gleichzusetzen sind, stellt die Gesundheitsquote kein geeignetes Maß für die Ermittlung der gesundheitswirksamen Staatstätigkeit insgesamt dar. [ADAM] Gesundheitssektor: s. Gesundheitssystem. Gesundheitssystem: soziotechnisches* System, das der Förderung, Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit dient. Unabhängig von der institutionellen Ausgestaltung eines Gesundheitssystems sind unterscheidbar: Verbraucher*, Anbieter*, Träger* und Produzenten* von Gesundheitsleistungen*. Der Aufgabenvielfalt und dem Ablauf des Gesamtbereichs der medizinischen und pflegerischen Versorgung einer Bevölkerung folgend, gliedert sich das Gesundheitssystem in vier Gesundheitssektoren: ambulante medizinische Versorgung, stationäre medizinische Versorgung, soziale* gesundheitliche Hilfe, Öffentlicher* Gesundheitsdienst; s. a. Gesundheitswesen. [ADAM] Gesundheitssystemforschung: engl, health care research; die Erforschung der Versorgung einer Bevölkerung mit Gesundheitsleistungen*, mögen diese von Gesundheits- und Sozialberufen oder von nicht beruflich tätigen Personen, von sog. Laien, erbracht werden. Gegenstand sind vorzugsweise die Organisationsformen des Gesundheitswesens*, die Leistungsinanspruchnahme, die Gesundheitsselbsthilfe, die Effektivität* und die Effizienz* der Leistungen. [FERB] Gesundheitsverhalten: bezeichnet den individuellen Umgang mit den jeweiligen Normen „gesunden Verhaltens"; gesundheitliches Fehlverhalten bezeichnet die Abweichung von den Standards „normaler" Ernährung und Bewegung bzw. eine deutliche Überschreitung tolerierbarer Grenzen im Gebrauch von Genußmitteln und Medikamenten; positives Gesundheitsverhalten dagegen die Umsetzung oder gar Verinnerlichung gesundheitsfördernder Verhaltensnormen. [FERB] Gesundheitsvorsorge: s. Prävention. Gesundheitswesen: 1. institutionell s. Gesundheitssystem; 2. funktionell kann zwischen den Leistungsarten vorbeugende und betreuende Maßnahmen, Behandlung, Krankheitsfolgeleistungen sowie Ausbildung und Forschung unterschieden werden; entsprechend werden alle Institutionen im Zusammenhang mit diesen Leistungsarten zum Gesundheitswesen gezählt 220
Gesundheitswesen, öffentliches
Ebenen Primäre Finanzierung
Sekundäre Finanzierung
Leistungserstellung
Leistungsverbrauch
Öffentliche Haushalte
Gesetzliche Krankenversicherung
Private Haushalte
Arbeitgeber
Gesetzliche Rentenversicherung
Krankenhäuser in öffentlicher/ privater Trägerschaft
Private Haushalte S e k t
ο r e
η
Organisationen ohne Erwerbscharakter
Gesetzliche Unfallversicherung Private Krankenversicherung Versorgungseinrichtungen außerhalb der GRV Private Unfallversicherung
öffentlicher Gesundheitsdienst Sanitätswesen Betrieblicher Gesundheitsdienst Ärzte Zahnärzte Medizinische Hilfsberufe Medizinische Hilfsdienste Medizinische Forschungseinrichtungen Apotheken u. a. Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation
Abb.: Ebenen und Sektoren im Gesundheitswesen in der Abgrenzung des Statistischen Bundesamtes.
(s. Abb.). Neben dieser vom Statistischen Bundesamt gebräuchlichen Abgrenzung des Gesundheitswesens finden ferner einige Leistungsarten Berücksichtigung, die einem erweiterten Gesundheitsbereich zugerechnet werden können. Dazu zählen Maßnahmen im Bereich der Vorbeugung (Erholungspflege und Freizeithilfen im Rahmen der öffentlichen Jugendhilfe, Arbeits-, Strahlenschutz, Reinhaltung von Luft, Wasser und Erde, Lärmund Ungezieferbekämpfung) und Krankheitsfolgeleistungen (vorzeitige Renten an Hinterbliebene, Sterbegelder und sonstige Leistungen im Todesfall, die von privater und gesetzlicher Krankenversicherung und gesetzlicher Unfallversicherung erbracht werden). [ADAM] Gesundheitswesen, öffentliches: s. Öffentliches Gesundheitswesen. 221
Gewebe
Gewebe: die einzelnen Arten der Zell verbände, die gemeinsame Funktion besitzen und die den Körper aufbauen; Binde-, Knorpel-, Knochen-, Epithel-, Muskel-, Nervengewebe; auch Blut. [PSCH] Gewerbeärztlicher Dienst: ärztlicher Beratungs- und Begutachtungsdienst, dem im wesentlichen die ärztliche Beratung und Unterstützung der für den Arbeitsschutz zuständigen Behörden (insbesondere der Gewerbeaufsichtsämter und der Bergaufsichtsbehörden) in allen Fragen des medizinischen Arbeitsschutzes obliegt. Die Organisation des gewerbeärztlichen Dienstes ist in den Bundesländern unterschiedlich. Der Gewerbearzt ist als ärztlicher Landesbeamter teils Fachreferent im Arbeits- und Sozialministerium, teils dem Regierungspräsidenten oder den Gewerbeaufsichtsämtern zugeordnet. In den Ländern mit zentralisiertem gewerbeärztlichen Dienst (ζ. B. in Niedersachsen) führt der Gewerbearzt die Bezeichnung Landesgewerbearzt. [RIEG] Gl: Abk. für Gesellschaft* für Informatik e.V. Gigabyte: Abk. GB; 1 GB = 1 073 741 824 Bytes*.
[IGEL, SEEL]
GKS: Abk. für Graphisches* Kernsystem. GKV: Abk. für Gesetzliche* Krankenversicherung. Glasfaserkabel: syn. Lichtwellenleiter, Lichtleiter; s. Kabel. Gleichverteilung: spezielle Verteilungsfunktion*; eine diskrete* Zufallsvariable, die k verschiedene Werte x1} ..., xk annehmen kann, heißt gleichverteilt, wenn sie jeden der Werte Xj (i = 1, ..., k) mit gleicher Wahrscheinlichkeit 1/k annimmt. Eine stetige* Zufallsvariable heißt gleichverteilt auf dem Intervall [a, b], falls ihre Dichte* in [a, b] konstant gleich l/(a — b) und sonst überall 0 ist. [KEMM] Gleitkommadarstellung: s. Gleitpunktschreibweise. Gleitpunktschreibweise: syn. Gleitkommadarstellung; Schreibweise von Zahlen Ζ durch Zahlenpaare χ und y mit der Bedeutung Ζ = χ • by, wobei b, eine natürliche Zahl größer als Eins, die Basis der Gleitpunktschreibweise ist. Die Zahl χ wird Mantisse, die Zahl y Exponent genannt. Beide werden üblicherweise in Radixschreibweise geschrieben; ζ. Β. Ζ = 0,0002359 = 0,2359 · 10" 3 . [IGEL, SEEL] Globalsteuerung: Im Unterschied zur Globalsteuerung des Wirtschaftsablaufs gemäß Stabilitäts- und Wachstumsgesetz handelt es sich bei der Globalsteuerung im Gesundheitswesen* um einen anderen Ansatz. Mit dem Ziel einer politischen Steuerung der Gesundheitsausgaben* ist Globalsteue222
Globalsteuerung
rung im Gesundheitswesen eher Gesundheitsplanung im Sinne finanzieller wie realer Ressourcenplanung. Deren allgemeine Charakterisierung kann anhand verschiedener Kriterien erfolgen. Hinsichtlich der Verbindlichkeit der Planung steht der imperativen Planung gemäß eines Zentralplanes mit Vorschriften zur Planausführung im Detail die indikative Planung gegenüber, bei der lediglich Empfehlungen hinsichtlich des gewünschten Verhaltens der beteiligten Institutionen und Personen im Gesundheitswesen gegeben werden. Als ökonomische Anknüpfungsgrößen können neben den Ausgaben auch deren Teilkomponenten (Menge, Preis) herangezogen werden. Die Ausgaben lassen sich über Gesamt- und Teilbudgets steuern („Budgetierung"). Mengenregulierungen können auf der Angebotsseite (Bedarfsplanung) und auf der Nachfrageseite (Leistungsausgrenzung) ansetzen. Preise können administriert (Gebührenordnung) bzw. kollektiv ausgehandelt sein. Hinsichtlich der Steuerungsebene ist darüber zu entscheiden, ob die Globalsteuerung institutionell eher zentral oder dezentral anzusiedeln ist. Die Trennung nach einer oberen, mittleren und unteren Steuerungsebene kann zum einen auf die Unterscheidung zwischen Staat (Gebietskörperschaften), Selbstverwaltung (gesetzliche Krankenversicherung, Kassenärztliche Vereinigungen) und einzelnen Wirtschaftlichkeitssubjekten abstellen; zum anderen ist zu beachten, daß auch innerhalb einer Institution (Staat, Selbstverwaltung) verschiedene organisatorische bzw. hierarchische Ebenen existieren. Gegenüber der allgemeinen Kennzeichnung ist die Beschreibung des in der Bundesrepublik Deutschland praktizierten Konzepts der Globalsteuerung im Gesundheitswesen unter Verweis auf §§ 141,142 SGB V vergleichsweise einfach. Danach entwickeln die an der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung Beteiligten mit dem Ziel einer den Stand der medizinischen Wissenschaft berücksichtigenden bedarfsgerechten Versorgung und einer ausgewogenen Verteilung der Belastungen gemeinsam medizinische und wirtschaftliche Orientierungsdaten* und Vorschläge zur Rationalisierung*, Erhöhung der Effektivität* und Effizienz* und stimmen diese untereinander ab (Konzertierte* Aktion im Gesundheitswesen). Durch Empfehlungen über die angemessene Veränderung der Gesamtvergütung* und der Höchstbeträge für Arznei- und Heilmittel sowie zur Wirtschaftlichkeit der Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln und mit zahntechnischen Leistungen sollen die Leistungsausgaben gesteuert werden. Allerdings werden durch die Politik der globalen Ausgabensteuerung die Ursachen für die Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen nicht beseitigt, was zu weiteren Interventionen führt, wenn nicht andere Anreize im Gesundheitssystem gesetzt bzw. Änderungen des Ordnungsrahmens vorgenommen werden. Der im § 141 SGB V angelegten Globalsteuerung fehlen ferner die Möglichkeiten einer Umstrukturierung der Ausgaben nach gesundheitspolitischen Prioritäten, wenn die Inputsteuerung nicht durch eine stärkere Orientierung an Gesundheitszielen substituiert wird. [ADAM] 223
GMDS
GMDS: Abk. für Deutsche* Gesellschaft für Medizinische Dokumentation, Informatik und Statistik e. V. GOÄ: Abk. für „Gebührenordnung für Ärzte"; amtliche Grundlage für die Berechnung der Vergütung für die beruflichen Leistungen der Arzte, soweit nicht durch Bundesgesetz oder aufgrund bundesrechtlicher Vorschriften für kollektivvertraglich vereinbarte Vergütungsregelungen etwas anderes bestimmt ist. Im stationären Bereich ist bei wahlärztlichen Leistungen die G O Ä anzuwenden. Im ambulanten Bereich sind die G O Ä sowie die auf dem E B M (Einheitlicher* Bewertungsmaßstab) basierenden vertraglichen Gebührenordnungen B M Ä (Bewertungsmaßstab-Ärzte) bzw. Ε - G O (Ersatzkassen-Gebührenordnung) Abrechnungsgrundlage. [SEEL] Grading: Unterteilung maligner Tumoren von bestimmtem Typ nach dem Differenzierungs- oder Malignitätsgrads nach heutigen internationalen Vereinbarungen in vier Grade: G l : gut differenziert, G2: mäßig differenziert, G3: schlecht differenziert, G4: undifferenziert. Hierbei werden strukturelle und zytologische Kriterien angewendet. Der Differenzierungsgrad ist Ausdruck unterschiedlicher biologischer Agressivität und für die Prognose* von Bedeutung; vgl. Typing. [HERM] Grammatik, formale: s. Formale Grammatik. Graph: Menge von Punkten (Knoten) und sie verbindende Linien (Kanten). Kanten verbinden entweder zwei Knoten oder einen Knoten mit sich selbst (Schleife). Ist den Kanten ein Richtungssinn zugewiesen, werden sie als gerichtete Kanten oder Pfeile bezeichnet und man spricht von einem gerichteten Graphen. Graphen finden in der Informatik als Darstellungsmittel vielfaltige Verwendung ζ. B. Ablaufdiagramm*, Netzplan*, Petri*-Netz. [SEEL] Graphische Datenverarbeitung: Sammelbezeichnung für Techniken und Anwendungen der automatisierten Datenverarbeitung, bei denen optische Darstellungen von Sachverhalten oder Vorgängen auf einer Fläche (Bilder) ein- oder ausgegeben werden; in Abgrenzung zur Bildverarbeitung* das computergestützte Erzeugen von Bildern* aus formalen Beschreibungen oder vorgefertigten Bildelementen (ζ. B. CAD (s. CA-Techniken), Präsentationsgraphik*, Desktop*-Publishing). Zum Einsatz kommen Bit*-mapped-Bildschirme oder Vektorgraphik*-Bildschirme in Verbindung mit Maus*, Lichtstift* und Scanner* sowie hochauflösende Laserdrucker und Plotter*. [IGEL, SEEL] Graphisches Kernsystem: Abk. G K S ; genormte Softwareschnittstelle zur Programmierung graphischer Anwendungen. [IGEL, SEEL] 224
Gruppenpflege
Gray-Einheit: Kurzzeichen Gy; abgeleitete SI*-Einheit der Energiedosis einer ionisierenden Strahlung, 1 Gy bewirkt die Absorption der Energie 1 Joule (J) in der Masse 1 Kilogramm (kg): 1 Gy = 1 J/kg = 102 Rad (rd). [PSCH] Grobkonzept: s. Phasenkonzept. Großgeräte, medizinisch-technische: s. Medizinisch-technische Großge-
räte. Grundgesamtheit: Eine Stichprobe in der Statistik kann man sich stets als Teilmenge einer großen Menge von Beobachtungseinheiten* denken, der sogenannten Grundgesamtheit. Die Verfahren der schließenden* Statistik beruhen auf der Annahme, daß die Stichprobe zufällig aus der Grundgesamtheit gezogen wurde und somit keine systematische Über- oder Unterrepräsentation bestimmter Teile der Grundgesamtheit besteht. So gehören in einer Studie, deren Teilnehmer aus einer Blutspenderkartei gezogen wurden, strenggenommen nur Blutspender zur Grundgesamtheit. [IMMI, KEMM] Grundlohnsumme: vierteljährlich ermittelter Index zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Krankenkassen. Die Grundlohnsumme errechnet sich aus: (Beitragseinnahmen χ 100)/(Mitgliederzahl χ Beitragssatz). [SEEL] Grundpflege: Gesamtheit pflegerischer Tätigkeiten, die der Befriedigung der Grundbedürfnisse, der Bedürfnisse der psychischen und sozialen Betreuung eines Patienten dienen; ζ. B. Körperpflege, Betten und Lagern, Speisenversorgung. [PEIL] Grundsoftware: Programme, die zum Betrieb eines Anwendungssystems* definierter Konfiguration Voraussetzung sind; hierzu zählen insbesondere die zur Steuerung, Überwachung, Wartung und Diagnose der einzelnen Funktionseinheiten sowie zur Verwaltung und Kontrolle der Programmabläufe erforderlichen Programme des Betriebssystems*. [IGEL, SEEL] Grundversorgung: allgemeine Krankenhausversorgung in den Grunddisziplinen Chirurgie, Innere Medizin und Gynäkologie/Geburtshilfe, ferner in den Spezialdisziplinen Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Ophthalmologie, Intensivmedizin und Anästhesiologie. Dabei wird die Versorgung im Bereich der Gynäkologie/Geburtshilfe, der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Augenheilkunde sowie der Intensivmedizin und Anästhesiologie in der Regel als Neben-, Beleg- oder Konsiliarfach geführt. Ein Krankenhaus der Grundversorgung hat 100 bis 200 Betten. [RIEF] Gruppenpflege: Form der Pflegeorganisation*, bei der ca. 16 — 22 Patienten in einer Einheit nach einem Pflegeprinzip* versorgt werden. Der Pfle225
Gruppenpraxis
gegruppe steht eine Gruppenschwester als Verantwortliche für die qualifizierte Durchführung der Krankenpflege vor. Die bauliche Struktur begünstigt die Bildung von Abteilungen auf einer Ebene. Organisation, Kooperation, Administration, Mitarbeiterführung und Personaleinsatz für mehrere Gruppen (4 Gruppen oder 80 — 100 Betten) sind Aufgaben der Abteilungsschwester. [PEIL] Gruppenpraxis: Oberbegriff für verschiedene Organisationsformen der gemeinsamen ärztlichen Berufsausübung in freier Praxis; ζ. B. Apparategemeinschaft*, Gemeinschaftspraxis*, Praxisgemeinschaft*. [RIEG] Güte eines statistischen Tests: syn. M a c h t , P o w e r ; die Wahrscheinlich-
keit dafür, die Alternativhypothese* anzunehmen, wenn sie gültig ist. Die Güte eines Tests beträgt also 1 — ß, wobei β die Wahrscheinlichkeit* für einen Fehler* 2. Art ist. Ist bei einem statistischen Test die Alternativhypothese nicht durch einen einzigen Wert eines Parameters (θ = Θ*), sondern durch eine Teilmenge Θ ci |R gegeben, so ist die Güte vom jeweiligen Wert θ e Θ abhängig, d. h. sie wird durch eine Funktion g (θ) = Ρ (H t wird angenommen | θ) beschrieben.
[KEMM]
Güterbewegung: in der Logistik* die Menge einzelner Güter, die in einem bestimmten Zeitabschnitt einen betrachteten Transportweg durchlaufen. [JANS] Güter, demeritorische: s. Meritorische Güter. Güter, meritorische: s. Meritorische Güter. Güter, programmierfähige: s. Programmierfähige Güter. Gy: Abk. für Gray*-Einheit. Gynäkologie und Geburtshilfe: medizinisches Fachgebiet, das die Erkennung, Verhütung, konservative und operative Behandlung sowie die Nachsorge der Krankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane einschließlich der Brustdrüsen, die gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsbiologie, die Überwachung normaler und pathologischer Schwangerschaften sowie die Vorbereitung, Durchführung und Nachbehandlung normaler und pathologischer Geburten einschließlich der erforderlichen Operationen umfaßt. [DEUT]
226
Η
Hämatologie: Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Physiologie und Pathophysiologie der Blutbildung, des Blutabbaus, der Blutgerinnung und der Fibrinolyse, der Ätiologie*, Pathogenese*, Symptomatologie, Diagnostik und Therapie der Erkrankungen der blutbildenden Organe, der zirkulierenden Blutzellen einschließlich des lymphatischen und monohistiozytären Systems, der Bluteiweißkörper, der Gerinnungsstörungen und der Erkrankungen des immunologischen Systems sowie der zytostatischen Therapie beschäftigt. [DEUT] Hämogramm: syn. für Blutbild*. Häufigkeit: s. Relative Häufigkeit, Absolute Häufigkeit. Häufigkeitstabelle: Tabelle, in der zu den verschiedenen Ausprägungen
eines Merkmals die dazugehörenden absoluten* und/oder relativen* Häufigkeiten aufgeführt werden. [KEMM] Häufigkeitsverteilung: syn. empirische Verteilung; die Angabe der (relati-
ven oder absoluten) Häufigkeiten, mit denen die einzelnen Ausprägungen eines Merkmals in einer Stichprobe auftreten. [KEMM] Häusliche Krankenpflege: nichtstationäre professionelle pflegerische Ver-
sorgung von Patienten, die bei der Befriedigung von Grundbedürfnissen oder bei notwendigen behandlungspflegerischen Maßnahmen Hilfestellung benötigen. Die ärztliche Versorgung ist dabei durch den Hausarzt gewährleistet. [PEIL] Halbduplexverfahren: s. Datenübertragung. Halbleiter: Werkstoff, dessen elektrische Leitfähigkeit gewöhnlich zwischen
den Leitfähigkeitsbereichen für Metalle und für Isolatoren liegt und bei dem ein Stromtransport durch positive und negative Ladungsträger möglich ist (vgl. DIN 41 852). [IGEL, SEEL] Halbleiterspeicher: Speicher, bei dem die elementaren Informationseinheiten (Bits) als Zustand von bistabilen (0 oder 1) Halbleiterbaugruppen repräsentiert werden. Als Halbleiter* finden dabei u. a. die chemischen Elemente Silizium und Germanium Verwendung. In Form eines integrierten 227
Halbwertzeit
Schaltkreises (s. Integrierte Schaltung) werden heute Standardhalbleiterspeicher in Mega-Bit-Speichergröße angeboten; vgl. Gatter*. [IGEL, SEEL] Halbwertzeit: Prozesse, die nach einer sogenannten Kinetik 1. Ordnung
verlaufen (Geschwindigkeit der Änderung einer Größe proportional zur jeweiligen Größe), lassen sich durch Angabe einer Halbwertzeit charakterisieren. Beim radioaktiven Zerfall ist die Halbwertzeit die Zeitspanne, in der die Aktivität eines Strahlers um die Hälfte abgenommen hat. Auch die Elimination der meisten Pharmaka folgt einer Kinetik 1. Ordnung. Die Eliminationshalbwertzeit (EHWZ) ist die Zeitspanne, in der die im Verteilungsvolumen* vorhandene Konzentration um die Hälfte abnimmt. Für praktische Zwecke kann man davon ausgehen, daß die Elimination eines Pharmakons nach 5 — 7 EHWZ abgeschlossen ist. Durch die EHWZ wird weiter bestimmt, wie lange es bei wiederholter Gabe eines Arzneimittels dauert, bis sich ein Gleichgewicht im Organismus einstellt, und wie lange es nach einer Dosisänderung bis zur Einstellung des neuen Gleichgewichts dauert. Gemäß der Gleichung t1/2 = In 2 • V/CL wird die Größe der EHWZ durch Verteilungsvolumen (V) und (totale) Clearance* (CL) eines Pharmakons bestimmt. [FICH] Hals-Nasen-Ohrenheilkunde: Abk. HNO; medizinisches Fachgebiet; um-
faßt die Erkennung, die konservative und operative Behandlung, die Prävention und Rehabilitation der entzündlichen Erkrankungen, Verletzungen, Frakturen, Fehlbildungen und Formveränderungen des äußeren, mittleren und inneren Ohres, des inneren Gehörganges sowie sämtlicher Erkrankungen der inneren und äußeren Nase und des paranasalen pneumatischen und stützenden Systems, der Weichteile des Gesichtsschädels (der Nasennebenhöhlen, ihrer knöchernen Wandungen und des Jochbeins) sowie der Schädelbasis, des Naso- und Osopharynx einschließlich der Tonsillen, der Zunge und des Zungengrundes, des Mundbodens, der Glandula submandibularis und der Lippen, des Halses, des Hypopharynx und Larynx einschließlich der Halsabschnitte von Trachea und Ösophagus, des Lymphabflußgebietes des Kopfes und Halses, der Glandula parotis und des Nervus facialis innerhalb und außerhalb der Schädelbasis sowie der übrigen Hirnnerven im Bereich des Halses und des Kopfes außerhalb der Schädelbasis, der Hör- und Gleichgewichtsfunktionen und des Geruch- und Geschmacksinnes, einschließlich der Audiologie* sowie der wiederherstellenden und plastischen Operationen des Hals-Nasen-Ohren-Bereiches, die Endoskopie* und endoskopische Therapie der tieferen Luft- und Speisewege und die Mediastinoskopie, die Phoniatrie* und Pädaudiologie und die Logopädie*. [DEUT] Hamming-Abstand: bei zwei Stelle für Stelle verglichenen Zeichenfolgen
gleicher Länge die Anzahl der Stellen unterschiedlichen Inhalts. [IGEL, SEEL] 228
Head Crash Handshaking: das Quittieren der von einem Sender an einen Empfänger übertragenen Nachricht durch diesen. [IGEL, SEEL] Hard copy: der zusätzlich auch über einen Drucker ausgegebene Inhalt
eines Bildschirms.
[IGEL, SEEL]
Hardware: Teil oder Gesamtheit der apparativen Ausstattung eines Datenverarbeitungssystems (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Hardware-Konfiguration: s. Systemkonfiguration. Hardwaretechniker: auch
Hardwarespezialist; Datenverarbeitungsfachkraft für den technischen Kundendienst von Datenverarbeitungssystemen. Dazu zählen ζ. B. die Installation, Umrüstung (ζ. B. Kapazitätsänderung), Wartung, Fehlerdiagnose und Instandsetzung von Datenverarbeitungssystemen. [IGEL, SEEL] Hash-Funktion: ein Algorithmus*, durch den aus einem bekannten alpha-
betischen, numerischen oder alphanumerischen Ordnungsbegriff, der einem Datensatz zugeordnet ist, dessen physische Adresse auf einem Datenträger errechnet werden kann. Dies geschieht durch Angabe einer Hash-Funktion. Dabei können bei dichter Speicherplatzbelegung Doppelbelegungen (Kollisionen) auftreten, die dann über verkettete Datensätze und Mehrfachzugriffe nach verschiedenen Strategien gelöst werden. Eine zu dichte Speicherbelegung beeinflußt die Zugriffsdauer negativ, andererseits führt die Vermeidung von Doppelbelegungen zu einer schlechten Speicherplatzausnutzung. Konkrete Anwendungen nutzen als Kompromiß einen mittelgradig ausgelasteten Speicher. [IGEL, SEEL] Hauptanschluß: Endstelle eines öffentlichen Netzes einschließlich der Anschlußleitung (sog. Amtsleitung) zur Vermittlungs- oder Verteileinrichtung. [IGEL, SEEL] Hauptdiagnose: in Unterscheidung zur Nebendiagnose die Diagnose*, die
ursächlich für die Durchführung einer ambulanten oder stationären Behandlung* ist. Bei mehreren in etwa gleichrangigen Diagnosen ist die Hauptdiagnose vor allem nach Art und Anzahl der erbrachten Einzelleistungen und bei stationärer Behandlung auch nach der Dauer des Aufenthaltes festzulegen; s. a. Diagnosenstatistik. [RIEF] Hauptspeicher: s. Arbeitsspeicher. Hazardrate: s. Zuverlässigkeitstheorie. Head Crash: beim Betrieb eines Magnetplattenspeichers* die unmittelbare
Berührung zwischen Schreib-/Lesekopf und Magnetplatte, die zu einer physischen Zerstörung der Magnetplatte(n) führt. [IGEL, SEEL] 229
Heilfürsorge, freie Heilfürsorge, freie: s. Freie Heilfürsorge.
Heilmaßnahme: s. Heilverfahren. Heilmittel: i. S. der gesetzlichen* Krankenversicherung sächliche Mittel, die
zur Behandlung einer Krankheit eingesetzt und — im Gegensatz zu Arzneimitteln* — überwiegend äußerlich angewendet werden, ohne Arzneimittel zu sein; ζ. B. Maßnahmen der Physiotherapie* (u. a. Massagen, Krankengymnastik), Sprachtherapie, Beschäftigungstherapie. Vom Arzt (insbesondere im Bereich der Physiotherapie, Sprach- und Beschäftigungstherapie) persönlich erbrachte Leistungen fallen nicht unter den Begriff des Heilmittels. [RIEG] Heilverfahren: ursprünglich die stationäre Behandlung bei tuberkulösen
Erkrankungen auf Kosten der Rentenversicherungsträger; die Rentenversicherungsträger wenden jetzt für ihre medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen den Begriff stationäre Heilmaßnahme an. In der gesetzlichen Unfallversicherung wird die Behandlung durch einen Durchgangsarzt* oder einen Arzt mit bestimmter Gebietsbezeichnung* (ζ. B. Behandlung bei einem Augenarzt bei einer Augenverletzung) als berufsgenossenschaftliches Heilverfahren bezeichnet, ebenso die stationäre Behandlung in einer Unfallklinik/-Abteilung. [SILO] Help-Funktion: Funktion bei der Dialogverarbeitung*, bei der dem Benut-
zer Erläuterungen für die Bedienung einer aktuell zur Bearbeitung aufgerufenen Dialogkomponente (s. Maske) oder zum System insgesamt auf dem Bildschirm angezeigt werden (ζ. B. Auskunft über die im betreffenden Systemzustand möglichen Aktivitäten oder vom System nach Art und Format erwartete Eingaben für bestimmte Datenfelder). Für die Aktivierung der Help-Funktion steht häufig eine spezielle Taste (Funktionstaste) auf einer Tastatur oder eine andere einfache Eingabemöglichkeit zur Verfügung. [IGEL, SEEL] Hertz: Kurzzeichen Hz; abgeleitete SI*-Einheit der Frequenz. Anzahl periodischer Vorgänge (Schwingungen) pro Sekunde: 1 · s" 1 = 1 Hz; Vielfache durch Dezimalvorsätze: 1000 Schwingungen pro s = 1000 Hz = 103 Hz - 1 kHz (Kilohertz), 106 Hz = 1 MHz (Megahertz). [PSCH] Herunterladen: s. Download. Herz-Lungen-Maschine: dient dem temporären Ersatz von Herz und
Lunge und bildet die Voraussetzung für zahlreiche Operationen am offenen Herzen. Der erste mit einer Herz-Lungen-Maschine durchgeführte operative Eingriff erfolgte 1953 durch Gibbon. Der Aufbau einer Herz-Lungen-Maschine hat sich bis heute nicht grundlegend verändert. Sie besteht aus einer Blutpumpe, einem Oxygenator zur Sättigung des Blutes mit Sauerstoff, einem Wärmetauscher zur Temperierung des Blutes, Filtern und einem 230
He rzsch rittm acher verbindenen Schlauchsystem. Hinzu kommen elektronische Überwachungsund Steuerungssysteme. Die Blutpumpen sind überwiegend als einstellbare Rollerpumpen mit Vor- und Rücklauf für Flußgeschwindigkeiten bis zu 7 1/min ausgelegt. Der Bluttransport erfolgt durch eine oder mehrere Walzen, die einen Schlauch aus Silikonkautschuk oder Polyurethan umlaufend zusammendrücken und damit das Blut in Dreh- und Flußrichtung verschieben. Überwacht werden Flußgeschwindigkeit und Drehzahl. Das im Oxygenator mit Sauerstoff angereicherte Blut durchströmt einen Wärmetauscher, der das Blut wahlweise auf Körpertemperatur hält oder kühlt, wenn Eingriffe unter abgesenkter Bluttemperatur erfolgen sollen. Die Kühlung dient der Absenkung des Sauerstoffverbrauchs durch Reduktion des Stoffwechsels. Die Absenkung beträgt bei einer Erniedrigung auf 30° etwa 50%. Ein Überwärmschutz verhindert das Ansteigen der Temperatur über 41,5°C hinaus, um einer Koagulation der Plasmaproteine vorzubeugen. Die der Oxygenation nachfolgende Blutfilterung verhindert die Infusion von Gasblasen, Protein- und Fettröpfchen sowie von Thrombozytenaggregaten ins arterielle System. [THUL] Herzperiode: Dauer einer vollständigen Herzaktion, bestehend aus Sy-
stole, Diastole und Ruhepause; s. Abb.
[PSCH]
4
Herzschall
HerzperiodeSystole
— - -«—
Anspannungszeit
Entspannungszeit
Ί
- U Austreibungszeit 0
0,1
0^2
öffnen
0°3
Fullungszeit (X4
schließen
SemilunarKlappen
Diastole—·
0,5
öffnen
0,6
0,7 s
schließen
AtrioventrikularKlappen
Abb.: Zeitliche Unterteilung einer Herzperiode.
Herzschrittmacher: medizintechnisches Therapeutikum (Implantat*), das
elektrische Impulse an das Herz abgibt (künstliches Stimulationssystem). Die Impulsamplitude beträgt beispielsweise 5 V, die Impulsdauer 0,5 ms. Die Herzzelle reagiert mit einer Änderung des Ladungszustandes der Zell231
Heuristik
membran. Über eine lawinenartige Reizausbreitung wird die Herzaktivität und damit die Pumpfunktion ausgelöst (Kontraktion des Herzens). Das Signal zur Auslösung der Kontraktion wird von Zelle zu Zelle im Zwange eines „Alles oder Nichts"-Gesetzes fortgeleitet. Die Implantation ist indiziert, wenn die natürliche Reizentstehung im Sinusknoten, einem Bereich des rechten Vorhofs, oder dessen Fortleitung im Reizleitungssystem, Störungen aufweist. Die Mikroelektronik* ermöglicht elektronische Schaltungen, die die Umsetzung nahezu jedes Stimulationskonzeptes in ein implantierbares Gerät gestatten. Bei tolerierbarem Volumen haben Schrittmacher Betriebszeiten von mehr als 5 Jahren. Die Lebenserwartung von mit Schrittmachern behandelten Patienten und einem gleichaltrigen, gesunden Kollektiv entsprechen sich in etwa. Den wesentlichen Fortschritt in der Elektrotherapie* des Herzens brachten Schaltungskonzepte, die die Funktionsart der Schrittmacher sowie die Parameter der Stimulationsimpulse nach Implantation durch Umstellung (Programmierung) von außen zu ändern gestatten. Der Erhöhung der Zuverlässigkeit dient die von innen nach außen und von außen nach innen mögliche, drahtlose Übertragung von Informationen zur Steuerung und Überwachung des Implantats. Moderne Schrittmacher bestehen aus der Batterie, dem Eingangs- und Ausgangsverstärker zur Verarbeitung von Steuersignalen und Formung der Stimulationsimpulse, einem Steuerwerk und Informationsspeichern sowie dem Telemetriesystem. Stand der Technik sind sogenannte Zweikammerschrittmacher, die im rechten Vorhof und in der rechten Kammer eventuelle Eigenaktionen über die dort positionierten Elektroden aufnehmen und nur beim Nichtvorhandensein der natürlichen Erregung eine künstliche Reizung über die gleichen Elektroden elektrisch auslösen. Beim Ausbleiben der natürlichen Vorhofaktion wird zunächst dieser stimuliert und dann, nach dem physiologischen Ablauf entsprechender Verzögerung, die Kammer, falls eine natürliche Überleitung der im Vorhof ausgelösten Erregung nicht erfolgt. Als wichtige Ergänzung bieten sogenannte frequenzadaptive Systeme beim Fehlen der natürlichen Erregung im Vorhof eine Erweiterung der Elektrotherapie. Die Frequenzanpassung an die körperliche Anstrengung erfolgt über unterschiedliche Biosignale*, die, über einen Biosensor* abgeleitet, eine mehr oder weniger gute Verbindung zur erforderlichen Herzleistung aufweisen. Als Biosignale werden benutzt: das Zeitintervall zwischen Q-Zacke und T-Welle im intrakardialen Elektrokardiogramm*, die Atemfrequenz oder -tiefe, die Körperaktivität selbst, aufgenommen über Muskelgeräusche, der Blut-pH-Wert, die Bluttemperatur, die Sauerstoffsättigung und das Schlagvolumen. [THUL] Heuristik: Hinweise, die zur Problemlösung nützlich sind, aber nicht unbedingt wahr sein müssen. Beispiele sind heuristische Suchverfahren, welche die Komplexität drastisch senken können. [RICH] 232
HF-Therapie
Hexadezimalsystem: Zahlensystem mit der Basis 16, dessen Zeichenvorrat die Zeichen 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, A, B, C, D, Ε und F umfaßt. [IGEL, SEEL] HfD: Hauptanschluß für Direktruf; Endpunkt einer festgeschalteten Verbindung im Direktrufnetz*; die Verbindung heißt Direktrufverbindung oder (ohne Endeinrichtungen) Direktdatenverbindung. [IGEL, SEEL] HF-Therapie: Abk. für Hochfrequenz-Therapie; HF-therapeutische Behandlungsverfahren gehen auf Untersuchungen über die Reizwirkungen elektrischer Wechselströme von Kries und Tesla um 1890 zurück. Die erste Elektrokoagulation fand 1918 statt. Mit Einführung der Vakuumelektronenröhre und damit verbesserter Hochfrequenzgeneratoren trat zur Koagulation das HF-Schneiden und die Diathermie*. Die Entstehung von Wärme in Hochfrequenzfeldern basiert auf dem Stromfluß und/oder der Polarisierbarkeit von Bestandteilen biologischer Gewebe. Als Polarisierung wird die Erzeugung elektrischer Dipole im elektrischen Feld durch Ladungsverschiebung bezeichnet. Der Umfang verschieblicher Ladungen hängt von der frequenzabhängigen Dielektrizitätskonstante und der elektrischen Leitfähigkeit ab. Gewebeerwärmung erfolgt, nach Leitfähigkeit und Dielektrizitätskonstante, durch Leitungs- und/oder Verschiebeströme. Der wirksame Anteil richtet sich nach der Frequenz der HF-Energie und der Art der Energiezuführung. Leitungsströme werden durch frei bewegliche Ladungsträger, d. h. Elektronen, sowie positive und negative Ionen der Körperelektrolyte getragen. Verschiebeströme basieren auf der Auslenkung ortsfester, etwa an Makromoleküle gebundener Ladungsträger aus ihrer Gleichgewichtslage. Beide Anteile am Gesamtstrom haben einerseits elektrische Verluste und damit eine Erwärmung des Gewebes, andererseits eine Dämpfung des elektrischen Feldes ins Gewebeinnere zur Folge. Bei Metallen wird die frequenzabhängig begrenzte Eindringtiefe als Skineffekt bezeichnet. Die elektrische und magnetische Feldstärke E e , m (d) nimmt ins Innere des Gewebes nach einer Exponentialfunktion Ee m (d) ~ E esims exp ( — a(v) d) in Abhängigkeit von der Frequenz ν ab. EeS;ms gibt die Werte an der Gewebeoberfläche an. a(v) steigt mit zunehmender Frequenz an, so daß hochfrequente Signale weniger tief eindringen als niedrigerfrequente. Als Eindringtiefe d e wird diejenige Gewebedicke definiert, für die gilt: d e = l/a(v). Da sich biologische Gewebe in einem weiten Frequenzbereich näherungsweise wie eine Salzlösung mit äquivalenter Leitfähigkeit verhalten, erfolgt durch das HF-Feld bis in den Megahertzbereich hinein eine vollständige Durchdringung. Bei Frequenzen ab f = 100 MHz macht sich die begrenzte Eindringtiefe bemerkbar. Bei Frequenzen mit Werten über f = 2 GHz kann ohne Hinzuziehung von Wärmeleitungseffekten nicht mit einer Tiefenerwärmung gerechnet werden. Die Kurzwellentherapie (f = 27,12 MHz) stellt die älteste zur Zeit gebräuchliche HF-Therapie dar. Für die Übertragung der elektrischen Energie 233
Hierarchiediagramm
auf den Patienten stehen die Behandlung im Kondensatorfeld und die im Spulenfeld zur Verfügung. Bei der Kondensatorfeldmethode befindet sich der zu behandelnde Körperteil im elektrischen Feld von zwei zum Körper hin isolierten Elektroden. Die Anordnung entspricht einem Kondensator mit dem Körpergewebe als verlustbehaftetes Dielektrikum. Leitungs- und Verschiebeströme ermöglichen eine Erwärmung auch in Bereichen geringer elektrischer Leitfähigkeit. Durch Regelung des Elektroden-Haut-Abstandes kann die Verteilung der Temperatur im Gewebe beeinflußt werden. Bei der Spulenfeldmethode befindet sich das zu behandelnde Gewebe im Magnetfeld einer vom Hochfrequenzstrom durchflossenen Spule. Das magnetische Wechselfeld induziert im Gewebe Wirbelströme, die eine Aufheizung durch Stromwärme erzeugen. Im Gegensatz zur Kondensatorfeldmethode entsteht die Wärme im Spulenfeld vorwiegend in elektrisch gut leitender Muskulatur und im Bindegewebe, weniger in Haut und Unterhautfettgewebe. Die Mikrowellentherapie (f = 2450 MHz) wird im Strahlungsfeld appliziert. Die Abstrahlung der durch einen Hohl- oder Koaxleiter herangeführten HF-Energie erfolgt durch einen Dipol mit Reflektor. Die Energie wird im Gewebe absorbiert, in weniger gut leitendem Fett- und Knochengewebe besser als in der Muskulatur. Reflexionen an Gewebegrenzen unterschiedlicher Dielektrizitätskonstante sind ebenso wie die hohe Frequenz der HF-Energie Ursache für die geringe Eindringtiefe. 1959 führte die Genehmigung einer Ultrahochfrequenz für den medizinischen Einsatz zur Einführung der durch Pätzold bereits 1937 vorgeschlagenen Ultrahochfrequenz-Therapie (f = 433,92 MHz). Die gute Tiefenwirkung und günstige Temperaturverteilung im Gewebe haben, der durch einen Muldenapplikator zugeführten Energie, einen breiten Therapiebereich eröffnet. [THUL] Hierarchiediagramm: s. HIPO-Methode. Hilfe, soziale gesundheitliche: s. Soziale gesundheitliche Hilfe. Hilfsmittel: i. S. der gesetzlichen* Krankenversicherung Körperersatzstücke, orthopädische und andere Hilfsmittel, die erforderlich sind, um einer drohenden Behinderung vorzubeugen, den Erfolg der Heilbehandlung zu sichern oder eine körperliche Behinderung auszugleichen, soweit sie nicht als allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens anzusehen sind, sowie Brillen und andere Sehhilfen. [RIEG] HIPO-Methode: Abk. für engl. Hierarchy plus Input, Process and Output; Methode des Programmentwurfs und der Programmdokumentation. Sie wurde etwa 1970 im IBM-Entwicklungslabor in Poughkeepsie, USA, von D. Fishlock, T. Wolfe u. a. konzipiert und erstmals angewandt. 234
HIPO-Methode
1. Eine Inhaltsübersicht
2. Überblick - D i a g r a m m
3. D e t a i l - D i a g r a m m Von 4.0
Input
Process
Output
2.
>
3.
CZ3 Erweiterte
4.
i>
st
5.
Beschreibung
Return
4.1 4.2
Abb.: Visuelle Inhaltsübersicht und Funktionsdiagramme (aus IBM: HIPO Design-Hilfe und Dokumentationstechnik. IBM Form G (12-1296-1)).
eine
235
Hippokratischer Eid
Ziel der HIPO-Methode ist eine hierarchisch-strukturierte und besonders anschauliche Programmdokumentation. Die HIPO-Dokumentation eines Programms besteht aus zwei sich ergänzenden Diagrammtypen. Als erstes wird ein Hierarchie-Diagramm erstellt (siehe Abb.). Das ist eine Darstellung der Gliederung eines Programms in Baumstruktur entsprechend seiner Funktionen und Unterfunktionen. Dieses Diagramm heißt auch „visuelles Inhaltsverzeichnis", da es quasi ein Verzeichnis für die in einem Dokumentationspaket nachfolgenden Funktionsdiagramme (Überblick-, Detaildiagramme) abgibt. Diese Funktionsdiagramme (siehe Abb.) sind eigentlich das markante Element dieser Technik. Sie erzwingen die rein funktionale Betrachtung eines Programms, d. h. die Konzentrierung auf die Beziehung zwischen Einund Ausgabe werten. Ein Funktionsdiagramm besteht aus drei nebeneinander angeordneten, zunächst leeren Feldern, von denen das linke mit Eingabe (input), das mittlere mit Verarbeitung (process) und das rechte mit Ausgabe (output) überschrieben sind. Diese Felder werden benützt, um deutlich getrennt voneinander Eingabeparameter, Verarbeitungsschritte und Ausgabeparameter aufzulisten. Anschließend wird durch Pfeile (=>) die Beziehung zwischen Daten und Verarbeitungsschritten, der Datenfluß, dargestellt. Durch anders gekennzeichnete Pfeile ( + ) wird schließlich noch die Verbindung zwischen Verarbeitungsschritten, d. h. der Kontrollfluß, markiert. Dieser wird jedoch nur soweit angedeutet, als es nötig ist, um das vorliegende Diagramm in das Hierarchiediagramm einzuordnen. Da die Größe der Diagramme fest vorgeben ist (in Deutschland DIN A4), ist die Möglichkeit, pro Diagramm einen beliebigen Umfang an Details darzustellen, eingeschränkt. Dadurch wird der Benutzer gezwungen, die Darstellung in Abstraktionsstufen aufzubrechen, und zwar in der Form, daß er mit einem Übersichtsdiagramm beginnt, dem dann weitere Detaildiagramme zugeordnet sind. Für die Anzahl der Abstraktionsstufen gibt es keine Grenze. Zur Anwendung von HIPO werden in der Regel speziell vorgedruckte Formblätter sowie besondere Zeichenschablonen benutzt. Es gibt auch Programme, die etwa die Produktion von HIPO-Diagrammen mittels Schnelldrucker sowie die Ersteingabe oder Veränderung am Bildschirm erlauben (auszugsweise aus: Endres, Α.: Das aktuelle Schlagwort (HIPOMethode). Informatik-Spektrum 4 (1980) 2 6 5 - 2 6 6 ; mit freundlicher Genehmigung des Springer-Verlages). [ENDR] Hippokratischer Eid: vom griechischen Arzt Hippokrates um 400 v.Chr. niedergeschriebene Eidesformel: „Ich schwöre, Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen anrufend, daß ich nach bestem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Verpflichtung erfüllen werde: den, der mich diese Kunst lehrte, meinen Eltern gleich zu achten, mit ihm den Lebensunterhalt zu teilen und ihn, wenn er an Not leidet, mitzuversorgen; seine Nachkommen meinen Brüdern gleichzustellen und, wenn sie es wünschen, sie diese Kunst zu lehren ohne 236
Homonymie
Entgelt und ohne Vertrag; Ratschlag und Vorlesung und alle übrigen Belehrungen meinen und meines Lehrers Söhnen mitzuteilen, wie auch den Schülern, die nach ärztlichem Brauch durch den Vertrag gebunden und durch den Eid verpflichtet sind, sonst aber niemandem. Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht. Ich werde niemandem, auch nicht auf eine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur dazu raten. Auch werde ich nie einer Frau ein Abtreibungsmittel geben. Heilig und rein werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren. Auch werde ich den Blasenstein nicht operieren, sondern es denen überlassen, deren Gewerbe dies ist. Welche Häuser ich betreten werde, ich will zu Nutz und Frommen der Kranken eintreten, mich enthalten jedes willkürlichen Unrechts und jeder anderen Schädigung, auch aller Werke der Wollust an den Leibern von Frauen und Männern, Freien und Sklaven. Was ich bei der Behandlung sehe und höre oder auch außerhalb der Behandlung im Leben der Menschen, werde ich, soweit man es nicht ausplaudern darf, verschweigen und solches als ein Geheimnis betrachten. Wenn ich nun diesen Eid erfülle und nicht verletze, möge mir im Leben und in der Kunst Erfolg zuteil werden und Ruhm bei allen Menschen bis in ewige Zeiten; wenn ich ihn übertrete und meineidig werde, das Gegenteil." [PSCH] Histogramm: Diagramm zur graphischen Darstellung der Verteilung eines
stetigen* Merkmals oder eines ordinalen* Merkmals mit vielen Ausprägungen. Die Merkmalsausprägungen werden in Klassen eingeteilt und die relative Häufigkeit der einzelnen Klassen wird durch Rechtecke bzw. Säulen mit entsprechend großem Flächeninhalt wiedergegeben (die Säulen werden über der waagerechten „Merkmals-Achse" aufgetragen). [IMMI, KEMM] Histologie: Lehre von den Geweben des Körpers.
[PSCH]
HNO: in der Medizin Abk. für Hals*-Nasen-Ohrenheilkunde. Hochfrequenzchirurgie: s. Diathermie. Hochfrequenz-Therapie: s. HF-Therapie. Höhere Programmiersprache: s.
Problemorientierte
Programmierspra-
che. Homonymie: Eigenschaft eines Lexems*, verschiedene Bedeutungen zu
haben; ζ. B. Schnecke = „Teil des Innenohres" oder „Tier".
[WING] 237
Honorierungssysteme
Honorierungssysteme: im Gesundheitswesen Regelungen für die Vergütung ärztlicher Leistungen; im einzelnen Honorarform, Honorartarif und Η ο no rar verfahren. Die Honorarform betrifft die Wahl der Bemessungsgrundlage zur Ermittlung des ärztlichen Honorars. Durch den Honorartarif wird die Bewertung der im Rahmen der Honorarform gewählten Bemessungsgrundlage vorgenommen. Zu bestimmen sind sowohl die Höhe der Honorarsätze als auch die jeweiligen Preisrelationen. Für die in der Krankenversicherung derzeit überwiegend praktizierte hinzelleistungshonorierung erfolgt dies auf der Grundlage der verschiedenen Gebührenordnungen. Die institutionelle Gestaltung der Honorierung wird durch das Honorarverfahren bestimmt. Bei einstufigen Honorarverfahren erhält der Arzt die Vergütung entweder direkt vom Patienten, der sich gegebenenfalls bei seiner Krankenkasse refinanzieren kann (Kostenerstattungsprinzip*) oder unmittelbar von der Krankenversicherung (Sachleistungsprinzip*). Bei zweistufigen Honorarverfahren ist der Arzt Mitglied einer Honorarverteilungsstelle (Kassenärztliche* Vereinigung). In diesem Fall wird entweder das Honorar durch den Patienten oder eine Gesamtvergütung* durch die Krankenversicherung an diese Institution überwiesen, die dann ihrerseits die Honorierung der einzelnen Ärzte vornimmt. Zweistufige Honorarverfahren erlauben die Anwendung unterschiedlicher Honorarformen auf den beiden Stufen. So kann etwa für die Gesamtvergütung ein Fixum vorgesehen werden, während der Arzt nach Einzelleistungen honoriert wird. Die Kompatibilität der Honorierung zwischen beiden Stufen wird über eine Anpassung der Honorarsätze durch die Honorarverteilungsstelle erreicht. Zu trennen ist zwischen einer Pauschalierung, bei der die Gesamtvergütung für die Honorierung der einzelnen Ärzte stets ausgeschöpft wird, und einer Plafondierung, bei der die Gebührensätze nur mit Überschreiten der Gesamtvergütung durch die Honorarforderungen der Ärzte reduziert werden. [ADAM] Hornlogik: Fragment der Prädikatenlogik*, welches der Programmiersprache P R O L O G * zugrundeliegt. [RICH] Hospitalisation: die Aufnahme eines Patienten in ein Krankenhaus. [SEEL] Host: von engl, host; in einem verteilten* Datenverarbeitungssystem ein Datenverarbeitungssystem, das den Teilnehmern zentrale Verarbeitungsleistungen zur Verfügung stellt bzw. spezielle Aufgaben übernimmt; ζ. B. Datenbankrechner. [IGEL, SEEL] Human factors: Sammelbegriff für soziologische Kriterien, die für die Akzeptanz* oder Ablehnung eines Anwendungssystems* durch den Benutzer maßgeblich sind. [SEEL] 238
Hybridrechner
Humangenetik: Wissenschaft von den Erbgrundlagen und erblichen Unterschieden zwischen Menschen. Die heute allgemein gebräuchliche Bezeichnung Humangenetik ist in Anlehnung an die, ausgehend von England und Amerika, international eingeführte Bezeichnung „Human Genetics" gebildet. Ältere deutsche Namen sind „Menschliche Erblehre" oder „Erbbiologie des Menschen". Die moderne Humangenetik ist zugleich eine Grundlagenwissenschaft und eine angewandte Wissenschaft. Als Grundlagenwissenschaft ist sie engstens mit der allgemeinen Genetik verbunden und befaßt sich mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen der Vererbung beim Menschen und mit allgemeinen Problemen, wie ζ. B. der Mutationsforschung und der Populationsgenetik. Praktische Anwendung findet die Humangenetik in der Abstammungsbegutachtung und in der Medizinischen Genetik, bei der die Erforschung der Erbkrankheiten, die genetische Diagnostik und die genetische Beratung im Vordergrund stehen. Einzelgebiete der Humangenetik werden nach dem Gegenstand (Genetische Beratung, Pränatale Diagnostik, Pharmakogenetik, Neurogenetik, Verhaltensgenetik u. a.) oder nach der Methodik (Klinische und Formale Genetik, Zytogenetik, Biochemische Genetik, Immunogenetik, Molekulargenetik) abgegrenzt. Jede derartige Abgrenzung hat nur beschränkten Wert, da fast alle wichtigen Probleme gebietsübergreifend sind und nur durch Kombination verschiedener Methoden gelöst werden können. Beobachtungen zur Vererbung beim Menschen finden sich schon in den ältesten Schriften (ζ. B. im Talmud und bei Homer) und bei den alten griechischen Ärzten. Eugenische Ideen lassen sich bis zu Plato zurückverfolgen. Als Vorläufer einer modernen medizinischen Genetik können Adams, 1814, und Nasse, 1820, gelten. Die Eugenische Bewegung des ausgehenden 19. und des ersten Teils des 20. Jahrhunderts wurde zuerst von Ideen von Galton, 1865, getragen. Sie fand internationale Verbreitung und führte auch in teilweise entstellter Form zum Mißbrauch. Ihre Grundvorstellungen haben sich mit besserem Verstehen größtenteils als unrichtig erwiesen. Die moderne Humangenetik verfolgt keine derartigen Ziele. Nach der Wiederentdeckung der Mender sehen Arbeiten um die Jahrhundertwende wurden sehr bald auch menschliche Erbleiden nach Mendels Prinzipien erklärt und fanden großes Interesse bei den Ärzten. Neue wichtige Impulse gingen dann von der Entdeckung der biochemischen Grundlagen der Genetik und der Entdeckung von Chromosomenanomalien als Ursache von Entwicklungsstörungen beim Menschen in den 50er Jahren aus. In jüngster Zeit waren die eindrucksvollsten Fortschritte auf dem Gebiet der Molekulargenetik und der Einführung dieser Techniken in die medizinische und pränatale Diagnostik zu verzeichnen. [FUHR] Humanmedizin: s. Medizin.
Hybridrechner: ein Datenverarbeitungssystem, das sowohl über eine digitale* als auch eine analoge* Recheneinheit verfügt, die über eine sog. 239
Hygiene
Kopplungselektronik (u. a. Analog*-Digital-Umsetzer, Digital-AnalogUmsetzer) miteinander verbunden sind. Bevorzugt werden solche Datenverarbeitungssysteme in der Simulationstechnik eingesetzt. [IGEL, SEEL] Hygiene: medizinisches Fachgebiet, das die Erkennung aller exogenen Faktoren, welche die Gesundheit des Einzelnen oder der Bevölkerung beeinflussen, umfaßt und Grundsätze für den Gesundheits- und Umweltschutz entwickelt. Dazu gehört die Erarbeitung und Anwendung von Methoden zur Erkennung, Erfassung, Beurteilung sowie Vermeidung schädlicher Einflüsse. Das Fachgebiet unterstützt die im Krankenhaus, im Öffentlichen Gesundheitswesen und in der Praxis tätigen Ärzte in der Krankenhaushygiene, Umwelthygiene, Epidemiologie*, Sozial- und Individualhygiene. [DEUT] Hypernymie: Eigenschaft eines Lexems*, daß seine Information eine Obermenge der Information eines anderen Lexems ist. [WING] Hyponymie: Eigenschaft eines Lexems*, daß seine Information eine Untermenge der Information eines anderen Lexems ist. [WING] Hypothese: In der Statistik werden die beiden Alternativen, zwischen denen man mittels eines statistischen Tests eine Entscheidung sucht, Hypothesen genannt: Nullhypothese H 0 und Alternativhypothese H,. H 0 und H] lassen sich durch Bedingungen an einen oder mehrere die Verteilung der Grundgesamtheit beschreibende Parameter charakterisieren. So lauten ζ. B. beim Vergleich der Mittelwerte μ 1? μ 2 zweier aus normalverteilten Grundgesamtheiten stammenden Stichproben die Hypothesen H 0 : μι = μ 2
und
Η,: μ, φ μ 2 ;
s. a. Statistischer Test, Nullhypothese, Alternativhypothese, Einseitiger Test. [IMMI, K E M M ] Hypothesenbildung: Prozeß, der in einem Expertensystem* zur Erzeugung von Teilzielen dient. [RICH] Hz: Abk. für Hertz*.
240
I
IC: Abk. für engl, integrated circuit; s. Integrierte Schaltung. ICD: Abk. für engl. International Classification of Diseases; von der WHO herausgegebener Diagnosenschlüssel*. Als „Internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) 1979, 9. Revision" vom Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit in 2 Bänden herausgegeben. Das systematische Verzeichnis enthält eine vierstellig codierte Systematik, den Morphologieschlüssel der Neubildungen und einige Sondersystematiken (ILO*-Systematik, E*-Klassifikation, V*-Klassifikation). Das alphabetische Verzeichnis enthält die Krankheitsbezeichnungen der Systematik und ist um viele Krankheitsbezeichnungen ergänzt, die im deutschen Sprachraum gebräuchlich sind. [WING] IC-P: Abk. für engl. International Classification of Procedures in Medicine (s. Internationale Klassifikation medizinischer Verfahren). Ideenfindungstechniken: Oberbegriff für vorbereitende und unterstützende Techniken zur methodischen Ideenflndung und -Verarbeitung zum Zweck der innovativen Problemlösung; ζ. B. Analogiemethode*, Brainstorming*, CNB*-Methode, Delphi*-Methode, Kärtchentechnik*, Methode* 635, morphologische* Analyse, Pro*- und Kontraspiel, Rollenspiel*, Synektik*, Utopiespiel*. In der Medizinischen Informatik finden Ideenfindungstechniken ζ. B. beim Entwurf von Anwendungssystemen* Anwendung. [SEEL] IDN: Abk. für Integriertes Text- und Datennetz; unter dem Begriff IDN werden bei der Deutschen Bundespost alle Netzelemente zusammengefaßt, die auf digitaler* Grundlage Text- und Datenübermittlung ermöglichen (Telexdienst*, Datexnetz* und Direktrufnetz*). Als besondere Leistungen können u. a. in Anspruch genommen werden: Kurzwahl, Direktruf, Teilnehmerbetriebsklasse, Anschlußkennung, Gebührenübernahme. [IGEL, SEEL] IDV: Abk. für Individuelle* Datenverarbeitung. I.E.: Abk. für 1. Immunitätseinheit; 2. Internationale Einheit; ζ. B. diejenige Menge eines Antibiotikums, die in 1 ml Nährmedium das Wachstum des Testkeims gerade noch zu hemmen vermag. Bei chemisch reinen Substanzen erfolgt Angabe in Gewichtseinheiten (g, mg, ng), unabhängig von Testmethoden (absolute Maßeinheit); Internationale Einheit der Enzymaktivität; 3. Insulineinheit. [PSCH] 241
IFIP
IFIP: Abk. für engl. International Federation for Information Processing. ILO-Systematik: Zusatzklassifikation der ICD* zur Klassifikation von Arbeitsunfällen nach dem Unfallgegenstand. [SEEL] i.m.: Abk. für intramuskulär (in einen Muskel hinein).
[PSCH]
Imaging diagnostics: engl, für bildgebende* Verfahren zur medizinischen Diagnostik. IMIA: Abk. für International* Medical Informatics Association. Immission: die Einwirkung von Emissionen* auf Organismen und Sachgüter mit Schadenswirkung. Zum Schutz gegen Imission wurde das „Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge" erlassen. Kurzform: Bundes-Immissionsschutzgesetz, BImSCHG vom 15.3.1974 (BGBl. I, S. 77,1193), zuletzt geändert durch Gesetz vom 13.8.1980 (BGBl. I, S. 1310). Emission i. S. dieses Gesetzes sind nur die von Anlagen erzeugten und ausgehenden Umwelteinflüsse. [SEEL] Immissionskataster: Datensammlung zur räumlich-zeitlichen Verteilung der Immissionen* eines Gebietes; wichtige Grundlage für die Aufstellung von Luftreinhalteplänen und die industrielle Standortplanung. Immissionskataster können durch Ausbreitungsrechnungen (s. Ausbreitungsmodelle) aus bekannten Emissionen* (s. Emissionskataster) abgeleitet oder durch direkte Messung in Meßnetzen (s. automatische Meßnetze) gewonnen werden. In beiden Fällen werden Daten Verarbeitungssysteme eingesetzt. Besonders relevant sind hierbei Datenbanktechniken und Verfahren der graphischen Datenverarbeitung. [PAGE] immun: 1. (i.e.S.) unempfänglich für die pathogenen Wirkungen von Krankheitserregern; 2. (i. w. S.) befähigt, erhöhte Reaktionsbereitschaft gegen ein bestimmtes Antigen zu zeigen (erworben durch vorausgegangenen Kontakt mit dieser Substanz); mögen die zu erwartenden Folgen für den Organismus von Vorteil (ζ. B. Schutz vor Infektionserregern) oder Nachteil (ζ. B. Überempfindlichkeitsreaktionen) sein. [PSCH] Immunologie: Lehre von den Erkennungs- und Abwehrmechanismen eines Organismus für körperfremde und unter Umständen auch körpereigene Substanzen und Gewebe. [PSCH] Impactdrucker: Drucker, der mit Hilfe mechanischer Einrichtungen das Druckbild erzeugt; ζ. B. Typenhebel-, Kugelkopf-, Typenrad-, Nadeldrukker. [IGEL, SEEL] 242
Indirekte Pflege
Implantate: in der Medizin die zusammenfassende Bezeichnung für all jene Stoffe und Teile, die zur Erfüllung bestimmter Ersatzfunktionen für einen begrenzten Zeitraum oder auf Lebenszeit in den menschlichen Körper eingebracht werden. Im Gegensatz zum Transplantat* bestehen Implantate aus toter Materie. Als Ersatzfunktionen kommen vor allem die Steuerung (ζ. B. Herzschrittmacher*, Medikamentendosiersystem*) bzw. der partielle oder komplette Ersatz von Organfunktionen (Organersatz*) in Betracht; s. a. computergestütztes Informationssystem. [PSCH] Implantation: in der Medizin die Einpflanzung, Einheilung von Fremdteilen in den Körper eines Individuums. [SEEL] Index: in der Informatik 1. Tabelle (Indextabelle) von Ordnungsbegriffen einer Primärdatei und Adressen* der zu diesen Ordnungsbegriffen gehörenden Datensätze (Adreßverweise) bei index-sequentieller Dateiorganisation*; 2. besondere Kennzeichnung von Daten oder Adressen, die variiert werden sollen (Indizierung). [IGEL, SEEL] Indexierung: inhaltliche Beschreibung einer dokumentarischen* Bezugseinheit durch Zuordnung von Deskriptoren* für Zwecke des Retrieval*. [DGD] Indexsequentielle Dateiorganisation: s. Dateiorganisation. Indikation: begründeter Entschluß zu einer bestimmten Handlung; ζ. B. Anwendung eines bestimmten diagnostischen und/oder therapeutischen Verfahrens in einer konkreten medizinischen Betreuungssituation. Im Gegensatz dazu bezeichnet Kontraindikation die Gegenanzeige, d. h. einen Grund, ein Mittel oder ein Verfahren nicht anzuwenden. [ANSC] Indikator: Meßzahl oder ein empirisch beobachtetes Phänomen, das geeignet ist, Aufschluß über das Zustandekommen eines Prozesses oder eines Resultates zu geben. [FERB] Indikatorproblem: syn. Tracer; ζ. B. Krankheitsarten oder problematische Situationen im Bereich von Diagnostik, Therapie und Pflege, die Gegenstand eines Qualitätssicherungsprogramms* sind. [SELB] Indikatorvariable: Zufallsvariable*, die nur die Werte 0 oder 1 annehmen kann. [SEEL] Indirekte Adressierung: s. Adressierverfahren. Indirekte Pflege: pflegerische Tätigkeiten, die in Abwesenheit des Patienten ausgeführt werden (ζ. B. Führen der Pflegedokumentation*, Vorbereitung der Medikation); Gegensatz: Direkte* Pflege. [PEIL] 243
Indiskriminierte Analyse
Indiskriminierte Analyse: Analytik, bei der unabhängig vom Einzelfall eine definierte Menge biologischer* Kenngrößen bestimmt wird; ζ. B. Blutbild, Urinstatus, Blutsenkungsgeschwindigkeit, EKG, Röntgenaufnahme des Thorax; Gegensatz: Diskriminierte* Analyse. [BOTH, PORT] Individualmedizin: geht von der Krankheit eines Einzelmenschen aus und hat zum Ziel, diesen einen Menschen von dieser seiner Krankheit zu heilen. [BLOH] Individualprogramm: in der Informatik im Gegensatz zu einem Standardprogramm* ein eigens für einen speziellen Anwendungsfall erstelltes Programm. Individualprogramme sind i. d. R. nicht portabel. [IGEL, SEEL] Individuelle Datenverarbeitung: Abk. IDV; Form der Datenverarbeitung, die unmittelbar arbeitsplatzspezifische Anwendungsaufgaben unterstützt bzw. bei der dem Benutzer endbenutzerorientierte „Werkzeuge" (ζ. B. Abfragesprachen*, Textverarbeitung*, Präsentationsgraphik*, Tabellenkalkulationsprogramme*) zur Verfügung gestellt werden. [IGEL, SEEL] Individuelle Pflege: Pflegeprinzip*, das darauf abzielt, Art, Umfang und Abfolge der pflegerischen Handlungen auf die spezifischen Einzelbedürfnisse des jeweiligen Patienten abzustimmen. [PEIL] Indizierte Adressierung: s. Adressierverfahren. Indizierte Dateiorganisation: syn. für indexsequentielle tion; s. Dateiorganisation.
Dateiorganisa-
Induktiver Schluß: logische Schlußweise, die ein allgemeines Gesetz aus Einzelbeobachtungen erschließt. Sie müssen nicht unbedingt wahr sein, sind aber ein wichtiges Hilfsmittel bei Hypothesenbildungen* (vgl. deduktiver Schluß). [RICH] infaust: aussichtslos; ζ. B. infauste Prognose*.
[PSCH]
Infektionsindex: syn. für Kontagionsindex*. Inferenz: die Erzeugung neuen Wissens aus bereits vorhandenem.
[RICH]
Inferenzkomponente: Teil eines Expertensystems*, welcher die Inferenz* vornimmt. [RICH] Inferenz, statistische: s. Statistische Inferenz. 244
Information Center
Informatik: Wissenschaft von der Informationsverarbeitung und der Gestaltung informationsverarbeitender Systeme. Die Informatik erforscht die grundsätzlichen Verfahrensweisen der Informationsverarbeitung und die allgemeinen Methoden der Konstruktion von Realisierungen solcher Verfahren in den verschiedensten Bereichen. Ihre Aufgabe ist es, durch Abstraktion und Modellbildung von speziellen Gegebenheiten sowohl der technischen Realisierung existierender Datenverarbeitungssysteme als auch von Besonderheiten spezieller Anwendungen abzusehen und dadurch zu allgemeinen Gesetzen, die der Informationsverarbeitung zugrunde liegen, vorzustoßen. Andererseits hat die Informatik den Charakter einer Ingenieurwissenschaft, deren Aufgabe darin besteht, Standardlösungen für Aufgaben der Praxis zu entwickeln. Die Informatik befaßt sich daher mit — der Struktur, der Wirkungsweise, den Fähigkeiten und den Konstruktionsprinzipien von Informationssystemen, — den Strukturen, Eigenschaften und Beschreibungsmöglichkeiten von Informationen und von Informationsprozessen und — den Möglichkeiten der Strukturierung, Formalisierung und Mathematisierung von Anwendungsgebieten sowie der Modellbildung und Simulation. In ihren Auswirkungen greift die Informatik in ihr Objektsystem* ein und führt zu Veränderungen seiner Ökologie bzw. zur Bildung neuer Relationen und zur Veränderung des Bestehenden. Daher spielen naturgemäß auch Untersuchungen über die Effizienz der Verfahren und über Sinn und Nutzen ihrer Anwendung in der Praxis eine wichtige Rolle. [KRÜC] Informatik, biologische: s. Biologische Informatik. Informatiker: Absolvent des Studienganges Informatik*; s. a. Diplominformatiker der Medizin, Medizinischer Informatiker. [SEEL] Informatik, medizinische: s. Medizinische Informatik. Information: 1. Bedeutung der Darstellung eines Sachverhalts; 2. in der Informationstheorie* nach Shannon die Beseitigung der Ungewißheit (s. Entropie). [IGEL, SEEL] Information Center: Organisationseinheit eines Rechenzentrums* mit der Aufgabe, Benutzer in den Fachabteilungen so weit im Umgang mit der Informationstechnologie vertraut zu machen, daß diese in der Lage sind, mit den angebotenen Anwendungssystemen eigenständig Aufgaben der Informationsbeschaffung, -bearbeitung und Ergebnispräsentation zu bearbeiten. Der Anwenderservice umfaßt demnach die Aus- und Fortbildung sowie Beratung der Benutzer (ζ. B. in der Handhabung von Mikrocomputern und Standardsoftwaretools), die Erledigung von sog. „one-shot tasks" (ζ. Β. Sonderauswertungen) sowie die Bereitstellung von Werkzeugen als „Hilfe zur Selbsthilfe" (ζ. B. Abfragesprachen, Datenmanipulations245
Informationelles Selbstbestimmungsrecht
sprachen, Tabellenkalkulationsprogramme, grammgeneratoren).
Präsentationsgraphik, Pro[SEEL]
Informationelles Selbstbestimmungsrecht:
Das Bundesverfassungsge-
richt hat in seinem Urteil vom 15.12.1983 zum Volkszählungsgesetz 1983 das im GG in Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 verbürgte allgemeine Persönlichkeitsrecht auf einen neuen Gefährdungssachverhalt hin, nämlich den der unbegrenzten Erhebung, Speicherung, Verwendung und Weitergabe personenbezogener* Daten, konkretisiert als Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Dieses Recht gewährleistet die Befugnis des einzelnen, grundsätzlich selbst über die Preisgabe und Verwendung seiner persönlichen Daten zu bestimmen, damit er wissen kann, wer was wann bei welcher Gelegenheit über ihn weiß. Dieses Recht gilt jedoch nicht schrankenlos, etwa im Sinne einer absoluten Herrschaft über die eigenen Daten, sondern unterliegt dann einer Einschränkung, wenn dies durch überwiegende Allgemeininteressen geboten ist und dieser Grundrechtseingriff aufgrund eines verfassungsmäßigen Gesetzes erfolgt, das die Grundsätze der Normenklarheit, der Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit streng beachtet. [TAEG] Information, genetische: s. Genetische Information. Information hiding: Prinzip in der Softwaretechnologie, wonach eine Softwarefunktionseinheit nur die notwendigen Eigenschaften, die man zur Benutzung benötigt, nach außen sichtbar macht. Irrelevante Details, insbesondere Implementierungsdetails, sollen dem Benutzer verborgen bleiben. [IGEL, SEEL] Information, lexikalische: s. Lexikalische Information. Informationsbedarf: die zur Bearbeitung einer bestimmten Aufgabe von einem Aufgabenträger* benötigte Information; meist näher beschrieben nach Art, Menge und Qualität der Informationsvariablen* unter Berücksichtigung von Zeitaspekten. Der subjektive Informationsbedarf beschreibt die notwendige Information aus der Sicht des Aufgabenträgers, der objektive Informationsbedarf aus der Sicht der zu bearbeitenden Aufgabe. [SEEL] Informationsdienste: Gesamtheit der Dienstleistungen einer Informations*- und Dokumentationsstelle. Dazu zählen: Auskunftserteilung, Bearbeitung von Suchanfragen (Recherchen) und die Herausgabe gedruckter Dienste (ζ. B. Bibliographien*, Referatedienst*). [WOLT] Informationseinheit: eine bestimmte Menge zusammenhängender Zeichen oder Daten. Die kleinste logische Informationseinheit ist das Bit*; s. a. Datei, Datensatz, Datenfeld. [IGEL, SEEL] 246
Informationsgehalt, mittlerer wechselseitiger
Informationsfunktion: zusammenfassende Bezeichnung für sämtliche Aufgaben in einer Organisation, die sich mit Information und Kommunikation als wirtschaftliches Gut (Produktionsfaktor) befassen; s. a. Informationsmanagement*. [SEEL] Informationsgehalt: informationstheoretische, in bit von 0 bis 1 gemessene Kenngröße der Reduktion einer Ungewißheit. Der Informationsgehalt J(Xj) eines Ereignisses Xj ist der Logarithmus des Kehrwertes der Wahrscheinlichkeit p(xi) für sein Eintreten: J(xj) = log b (l /p(xO). Der bedingte Informationsgehalt eines Ereignisses xi5 welches vom Eintreten eines anderen Ereignisses yj abhängt, ist der Logarithmus des Kehrwertes der bedingten Wahrscheinlichkeit p(xt | y,) des Ereignisses Xj bei Eintreten von yj : J(Xj|yj) = log b (l/p(Xi | yj)). Der Informationsgehalt J(K;T) eines diagnostischen Tests T, der die Krankheit Κ anzeigen soll, ist die Differenz aus der unbedingten Entropie H(K), die die Ungewißheit über das Vorliegen der Krankheit Κ vor Testdurchführung beschreibt, und der bedingten Entropie H ( K | T ) , die die Ungewißheit über das Vorliegen der Krankheit Κ nach Durchführung des Tests Τ angibt: J(K;T) = H(K) - H(K | T). I.S. der Validierung* diagnostischer Tests ergibt sich mit den dort angegebenen Bezeichnungen Sensitivität* Se, Spezifität* Sp, Prävalenz* P(K) und Youden-Index Y = Se + Sp — 1 sowie mit ld als Logarithmus zur Basis 2 für den Informationsgehalt: J(K;T) = (Sp ld Sp + (1 - Sp) Id (1 - Sp) · (1 - P ( K ) ) + Se ld Se + (1 — Se) ld (1 — Se)) · P(K) - ( S p - Y P ( K ) ) ld ( S p - Y P ( K ) ) (1 - S p + Y P ( K ) ) l d (1 - S p + Y - P ( K ) ) . H(K) = - P(K) ld P ( K ) - (1 - P ( K ) ) ld (1 - P ( K ) ) . H ( K | T ) = - (Sp ld Sp + (1 — Sp) ld (1 - Sp) + ld ( l - P ( K ) ) ) · (1 - P ( K ) ) - (Se ld Se + (1 - Se) ld (1 - Se) + ld ( P ( K ) ) ) · P(K) + ( S p - Y - P ( K ) ) ld ( S p - Υ · Ρ ( Κ ) ) + (1 - S p + Y - P ( K ) ) ld (1 - Sp + Y-P(K)). U = (H(K) — H(K | T) )/H(K) = J(K; T)/H(K) Informationsgehalt und Entropien* sind in der Regel stark prävalenzabhängig, während der Unsicherheitsindex U (uncertainty index, Wirkungsgrad) oder die Redundanz* unter typischen Bedingungen (Se, Sp > 80%) eines diagnostischen Tests in einem sehr breiten Prävalenzbereich konstant bleiben. [KLAR] Informationsgehalt, mittlerer: s. Entropie. Informationsgehalt, mittlerer bedingter: s. Bedingte Entropie. Informationsgehalt, mittlerer wechselseitiger: s. Synentropie (s. Entropie). 247
Informationshaushalt
Informationshaushalt: Menge aller Informationsvariablen*, die (rechtmäßig) Elemente der in einem Informationssystem repräsentierten dynamischen Relationen (Informationsprozesse*) sein können. [SEEL] Informationslogistik: Umfassung aller Vorgänge, die mit der Beschaffung, Lagerung, dem Transport und der Verteilung von Informationen in soziotechnischen* Systemen zu tun haben. [SEEL] Informationsmanagement: das gesamte auf die Informationsfunktion* einer Organisation bezogene Leitungshandeln; d. h. die Planung, Organisation und Kontrolle des Informationseinsatzes (Informationseinsatz-Management), der einzelnen (computergestützten) Informationssysteme (Informationssystem-Management) und der Infrastrukturen für Informationsverarbeitung und Kommunikation (Infrastruktur-Management). [SEEL] Informationsmarkt: zwanglose Form der Visualisierung von Mitteilungen für definierte Zielgruppen; ζ. B. Aushang an einer Anschlagtafel für Benutzer eines Rechenzentrums, Poster-Ausstellungen bei wissenschaftlichen Kongressen. [SEEL] Informationsprozeß: dynamische Relation in einem Informationssystem*, deren Elemente Informationen sind. Mögliche Informationsprozesse sind hierbei die Gesamtheit der Mengen der Eingänge, der (Eigen-)Erhebung, der Verarbeitung (Auswertung, Speicherung, Löschung) und die Übermittlung von Informationen. [SEEL] Informationsrecht: Sammelbegriff für verfassungsrechtliche, verwaltungsrechtliche, privatrechtliche, handelsrechtliche, strafrechtliche und datenschutzrechtliche Vorschriften, die im Zusammenhang mit der rechtlichen Beurteilung der Gestaltung und Anwendung computergestützter Informationssysteme stehen. Informationsrecht ist i. d. S. also nicht ein neues juristisches Teilgebiet. [TAEG] Informationssystem: System* aufeinander bezogener informationsverarbeitender Operationen. Träger der Operationen können biologische (organische), personelle, soziale oder technische Einheiten (Systeme) sein. Die informationsverarbeitenden Operationen können global in Gewinnung oder Erzeugung, Speicherung, Umformung oder Verknüpfung und Transport gegliedert werden. Nach ihrer Stellung im Rahmen der hierarchischen Differenzierung eines Systems kann zwischen operativen (Basissystem*) und dispositiven (Steuerungssystem*) Informationsprozessen unterschieden werden. Grundsätzlich läßt sich jedes nach nicht-informationalen Kriterien definierte System daraufhin analysieren, mit welchem Erkenntnisgewinn es als Informationssystem rekonstruierbar ist. [WOLL] 248
Informed consent Informationssystem, computergestütztes: s. Computergestütztes Informationssystem. Informationssystem, medizinisches computergestütztes: s. sches computergestütztes Informationssystem.
Medizini-
Informationstheorie: um 1948 von Shannon begründete mathematisch (insbesondere wahrscheinlichkeitstheoretisch) fundierte Basis der Informationsverarbeitung und -Übermittlung. Sie ist auf den syntaktischen Bereich der Information* beschränkt (s. a. Syntax). Die grundlegenden Begriffe sind in DIN 44 301 spezifiziert. [IGEL, SEEL] Informations- und Dokumentationsstelle: Abk. IuD-Stelle; Informationsund Dokumentationseinrichtung, die Informationsdienste* für ihre Benutzer erbringt. IuD-Stellen verfügen dazu u. a. über fachbezogene Dokumentationssysteme*, die laufend durch Auswertung einschlägiger Dokumente (ζ. B. Fachliteratur) aktualisiert werden. [WOLT] Informationsvariable: abstrakte Benennung für eine Klasse von Informationen, die Elemente von Informationsprozessen* in einem Informationssystem* sein können. Die (konkreten) Informationen stellen hierbei Belegungen der entsprechenden Informationsvariablen dar; ζ. B. „Hepatitis", „AIDS" als Belegungen der Informationsvariable „Diagnose". [SEEL] Informationsverarbeitungsprozeß: s. Informationsprozeß. Informationsvermittlungsstelle: Informations-* und Dokumentationsstelle, die Anfragen entgegennimmt und unter Nutzung von Dokumentationssystemen* bearbeitet. [WOLT] Informationswiedergewinnung: s. Retrieval. Informationszeiträume: in der Medizinischen Informatik die Definition von Zeiträumen im Leben eines Patienten in bezug auf Aufzeichnungsverfahren oder Anlässe. Krankheiten, Episoden und Ereignisse können überlappen und einen Kontakt mit verschiedenen Medizinbetrieben* und/oder verschiedenen Personen innerhalb dieser bedeuten (siehe Abb.). [SEEL] Informed consent: Fehlt es an einer gesetzlichen Befugnisnorm zur Verarbeitung (ζ. B. Speicherung, Übermittlung) personenbezogener* Daten, muß die Einwilligung* des Betroffenen (bei Nichtgeschäftsfähigen: des gesetzlichen Vertreters; bei Verstorbenen: der Angehörigen) vorliegen. Die Einwilligung ist in der Regel ausdrücklich und schriftlich zu erklären (siehe ζ. B. § 3 Satz 2 BDSG). Sie ist nur dann wirksam, wenn die betroffene Person vorher über den Zweck der Verarbeitung (s. Zweckbindung) so ausführlich informiert wurde, daß sie die Folgen und die möglichen Risiken 249
Infusion Krankheit A Krankheit Β
Krankheit
Krankheit C
Episode
Konzeption •
stationäre Beh.
Geburt ·
Kur
Lungenblutung
stationäre Beh.
Gelbsucht
ambulante Beh.
Operation ·
Ereignis
stationäre Beh.
Urämie
Tod ·
Alter
Abb.: Informationszeiträume im Leben eines Patienten (aus: Wingert, F.: Medizinische Informatik. (Stuttgart: Teubner 1979)).
der Einwilligung übersehen konnte. Eine pauschale „Einwilligung in die Verarbeitung der Daten" oder „in die Übermittlung an Dritte", die dem Betroffenen im einzelnen nicht bekannt sind oder „in die Verarbeitung zu Forschungszwecken" wäre unwirksam. Nur wer über die Tragweite seiner Erklärung informiert ist, kann wirksam in die Verarbeitung der sich auf ihn beziehenden Daten und damit in die Beschränkung seines informationellen* Selbstbestimmungsrechts einwilligen. Der Arzt oder sonstiges medizinisches Personal dürfen personenbezogene Daten demnach grundsätzlich nicht ohne verständige Einwilligung des Patienten speichern und verarbeiten, wobei das Einverständnis nur nach Aufklärung (informed consent) eingeholt werden darf. [TAEG] Infusion: langsames, meist tropfenweises Einfließenlassen größerer Flüssigkeitsmengen (Blut od. Blutersatz, Lösung zur parenteralen Ernährung) v. a. in Venen, selten in Arterien oder unter die Haut. [PSCH] Inhalation: Einatmung; ζ. B. therapeutische Inhalation von Gasen, Dämpfen, zerstäubten Flüssigkeiten, Aerosolen. [SEEL] Inhousenetz: andere Bezeichnung für lokales* Netzwerk.
[IGEL, SEEL]
Initialisieren: in der Informatik 1. das Vorbelegen von Speicherstellen mit bestimmten Inhalten; 2. bzgl. eines magnetisierbaren Datenträgers syn. für formatieren*. [IGEL, SEEL] Injektion: Einspritzung von Flüssigkeiten in oder unter die Haut (i.e. = intracutan, s.c. = subcutan), ins Muskelgewebe (i.m. = intramusculär) oder direkt in die Blutbahn (i.v. = intravenös) zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken. [RIEG] 250
Integrierte Schaltung
Inkonsistenz: Eigenschaft einer Aussagenmenge, einen logischen Widerspruch zu implizieren. [RICH] Inkubationszeit: Zeitraum zwischen der Ansteckung durch einen Krankheitserreger und dem Auftreten der Infektionskrankheit bzw. der ersten Krankheitssymptome. [BLOH] Innere Medizin: medizinisches Fachgebiet, das die Prophylaxe, Erkennung, konservative und intensivmedizinische Behandlung sowie Rehabilitation der Erkrankungen der Atmungsorgane, des Herzens und Kreislaufs, der Verdauungsorgane, der Nieren und ableitenden Harnwege, des Blutes und der blutbildenden Organe, des Stoffwechsels und der inneren Sekretion, der internen allergischen und immunologischen Erkrankungen, der internen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, der Infektionskrankheiten, der Vergiftungen einschließlich der für das höhere Lebensalter typischen Erkrankungen umfaßt. Teilgebiete der Inneren Medizin sind: Endokrinologie*, Gastroenterologie*, Hämatologie*, Kardiologie*, Lungen*- und Bronchialheilkunde, Nephrologie*, Rheumatologie*. [DEUT] Input: engl, für Eingabe*. Inspektion: in der Medizin die äußerliche Untersuchung eines Patienten durch Betrachten. [PSCH] Instandhaltung: Gesamtheit der vorbeugenden, zur Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft einer Funktionseinheit erforderlichen Maßnahmen. [IGEL, SEEL] Instandsetzung: Beseitigung von Störungen an einer Funktionseinheit durch Reparatur und/oder Ersatz. [IGEL, SEEL] Instanz: in der Informatik eine Funktionseinheit, die Aufträge erteilt oder erhält, erhaltene Aufträge ablehnt oder annimmt und angenommene Aufträge ganz oder teilweise selbst ausführt, weitergibt oder bei Unausführbarkeit zurückgibt (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Institut der Ortskrankenkassen, wissenschaftliches: s. liches Institut der Ortskrankenkassen.
Wissenschaft-
Institut für Medizinische Informatik und Systemforschung: s. Institut.
MEDIS-
Integrierte Schaltung: engl, integrated circuit; Abk. IC; Schaltelement in Datenverarbeitungssystemen; eine Anordnung elektronischer Bauelemente wie Transistoren, Dioden, Kondensatoren und Widerstände in hoher Pak251
Integriertes Text- und Datennetz
kungsdichte (>50000 Bauelemente bei very large scale integration, Abk. VLSI) zu Funktionseinheiten für Logik und/oder Speicherfunktionen auf einem Halbleiterkristall (meist aus Silizium) von 10 bis 100 mm 2 Fläche und wenigen Zehntel mm Dicke (sog. Chips). [IGEL, SEEL] Integriertes Text- und Datennetz: s. I D N .
Integrität: s. Datenintegrität. Intelligentes Terminal: programmierbare periphere Einheit, die dauernd oder zeitweise über größere Entfernungen mit Datenverarbeitungssystemen in Verbindung steht, aber nicht fester Bestandteil eines größeren Datenverarbeitungssystems ist. Es verfügt über eine eingebaute Datenfernübertragungseinheit. [IGEL, SEEL] Intelligenz, künstliche: s. Künstliche Intelligenz. Intelligenzverbund: s. Verteiltes Daten Verarbeitungssystem. Intensivbeobachtung: Gesamtheit der klinischen oder apparativen Überwachungsvorgänge, die über die Norm einer Patientenüberwachung hinausgehen (ζ. B. quantitative Steigerung von im klinischen Regelfall üblichen Überwachungsvorgängen und deren qualitative Ausweitung auf zusätzliche Überwachungsparameter). [RIEF] Intensiveinheit: fachgebundene (ζ. B. anästhesiologisch, internistisch, chirurgisch) oder interdisziplinär betriebene Organisationsform der Intensivmedizin. Man unterscheidet: Aufwachraum*, Wachstation*, Intensivstation*. [RIEF] Intensivmedizin: ärztliche Intensivbeobachtung* und Intensivtherapie* Schwerkranker, deren vitale Funktionen in lebensbedrohlicher Weise gestört sind und durch besondere Maßnahmen aufrechterhalten oder wiederhergestellt werden müssen. [RIEF] Intensivpflege: Pflege von Schwerkranken, die überwacht und bei denen jederzeit eine Vielzahl diagnostischer, pflegerischer, medikamentöser und apparativer Maßnahmen angewandt werden. [PEIL] Intensivstation: Betteneinheit für Schwerkranke, deren Vitalfunktionen in lebensbedrohlicher Weise gestört sind und durch besondere Maßnahmen aufrechterhalten oder wiederhergestellt werden müssen; s. a. Intensiveinheit. [RIEF] 252
International Medical Informatics Association
Intensivtherapie: Behandlung, die der Unterstützung oder dem Ersatz unzureichender oder versagender Organfunktionen dient (einschließlich vitaler Massivtherapieformen). [RIEF] Intensivüberwachung: s. Patient monitoring. Interaktionsdiagramm: Graph* zur Beschreibung von Maskensequenzen (s. Maske) bei der Dialogverarbeitung*; s. a. Benutzerführung. [IGEL, SEEL] interaktiv: Bezeichnung für die wechselseitige kommunikative Beeinflussung des Handelns von Elementen eines Systems. [IGEL, SEEL] Interaktive Verarbeitung: in der Informatik eine Betriebsart eines Datenverarbeitungssystems, bei der ein Auftrag nicht vollständig definiert sein muß, bevor mit der Abwicklung begonnen werden kann. Er wird dem Datenverarbeitungssystem vielmehr in Form von einzelnen Schritten (Teilaufträgen) übergeben, die unmittelbar danach ausgeführt werden. Während der Auftragsbearbeitung findet hierzu ein fortlaufender Informationsaustausch zwischen dem Datenverarbeitungssystem und dem Auftraggeber statt. Je nach Auftraggeber ist die Dialogverarbeitung* und die Prozeßdatenverarbeitung (s. Realzeitbetrieb) zu unterscheiden. [IGEL, SEEL] Interdependenz: Wechsel- und gegenseitige Abhängigkeit und Beeinflussung zwischen verschiedenen Größen. [SEEL] Interface: engl, für Schnittstelle*. International Classification of Diseases: s. ICD. Internationale Klassifikation der Krankheiten: s. ICD. Internationale Klassifikation medizinischer Verfahren: engl. International Classification of Procedures in Medicine; Abk. IC-P; von der WHO herausgegebene Ergänzungsklassifikation der ICD*; Vol. 1 „Procedures for Medical Diagnosis. Laboratory Procedures. Preventive Procedures. Surgical Procedures. Other Therapeutic Procedures. Ancillary Procedures"; Vol. 2 „Radiology and Certain other Applications of Physics in Medicine. Drugs, Medicaments and Biological Agents". [SEEL] International Medical Informatics Association: Abk. IMIA (IMIA Headquarters, John Griffin Building, 10 Trench Street, Richmond Hill, Ontario, L4C423 Canada); weltweite wissenschaftliche Vereinigung von ca. 40 nationalen medizininformatorischen Fachgesellschaften im Rahmen der 1960 mit Sitz in Genf gegründeten „International Federation for Information Processing" (IFIP); seit 1979 in Status einer „special interest group". 253
Interne Daten
Die wesentlichen Ziele der IMIA sind die Förderung der Medizinischen* Informatik in Fprschung, Entwicklung und Anwendung insbesondere durch internationale Zusammenarbeit, Wissenstransfer, Unterstützung der Ausund Fortbildung; ζ. B. wissenschaftliche Kongresse i. S. eines „state of the art" (Stockholm (1974), Toronto (1977), Tokyo (1980), Amsterdam (1983), Washington (1986)), „working groups" zu speziellen Themen der Medizinischen Informatik (ζ. B. Ausbildung, Biosignalverarbeitung, Datenschutz und Datensicherheit), „working conferences" zu verschiedenen Themenschwerpunkten (ζ. B. Krankenhausinformationssysteme, Praxiscomputer, Krankenhausstatistiken, Arzneimittelinformationssysteme, EKG-Verarbeitung, Datenschutz, Informatik in der Krankenpflege). Ferner vertritt die IMIA die Interessen der IFIP auf dem Gebiet der Medizinischen Informatik in verschiedenen internationalen Organisationen, ζ. B. WHO (Weltgesundheitsorganisation*), World Medical Association (WMA), und bei internationalen Konferenzen wie ζ. B. Alma Ata WHO/ UNICEF Conference on Primary Health Care. [SEEL] Interne Daten: i. S. von § 1 Abs. 2 Satz 2 BDSG (und den entsprechenden Regelungen in den Landesdatenschutzgesetzen) liegen dann vor, wenn personenbezogene* Daten weder zur Übermittlung an Dritte bestimmt sind noch in automatisierten Verfahren verarbeitet werden. Ausschließlich dann, wenn beide Bedingungen erfüllt sind, braucht die speichernde Stelle nur die technischen und organisatorischen Maßnahmen nach § 6 BDSG (bzw. der entsprechenden Vorschrift des Landesdatenschutzgesetzes) anzuwenden. Die übrigen Vorschriften der Datenschutzgesetze gelten für interne Daten nicht. [TAEG] Internetting: die Verbindung mehrerer Netzwerke* mit Hilfe von Gateways*. [IGEL, SEEL] Interpreter: engl, für Interpretierer*. Interpretierer: engl, interpreter; Systemprogramm*, das Quellanweisungen in einer problemorientierten* Programmiersprache jeweils sofort übersetzt und ausführt, bevor die nächstfolgende Anweisung behandelt (interpretiert) wird. [IGEL, SEEL] Interrupt: engl, für Unterbrechung*. Interventionsstudie: s. Studientypen der Epidemiologie. Interview-Methode: Analysetechnik zur Informationsbeschaffung, bei der durch mündliche Befragung versucht wird, neben Fakten auch Aussagen (ζ. B. über Ziel- und Wertvorstellungen, Bedarfssituationen) von Personen zu erhalten, deren Meinungen in einem bestimmten Zusammenhang von Bedeutung sind. Interviews können frei (zwanglose Unterhaltung) oder 254
Investitionsrechnung
standardisiert (Fragenkatalog mit offenen oder vorgegebenen Antwortmöglichkeiten) durchgeführt werden. [SEEL] Invasive Methoden: Als invasiv werden diagnostische und/oder therapeutische Verfahren bezeichnet, bei denen ärztliches Instrumentarium (i.w. S. auch ionisierende Strahlung) in den Körper eindringt und die dadurch mit einem Risiko für die Gesundheit der Betroffenen verbunden sind. Invasiv ist ζ. B. die Untersuchung des Herzens mit Herzkatheter. [PSCH] Invertierte Darstellung: bei einem Bildschirm die Darstellung von dunklen Zeichen auf hellem Hintergrund und vice versa. [IGEL, SEEL] Invertierte Datei: eine Datei*, für die eine durch Indizes realisierte Sekundärorganisation angelegt wurde. [IGEL, SEEL] Investition: die langfristige Verwendung finanzieller Mittel zur Beschaffung von Sachvermögen, immateriellem Vermögen oder Finanzvermögen. Investitionsentscheidungen lassen sich klassifizieren nach dem Investitionsobjekt (Sachinvestitionen, Finanzinvestitionen, immaterielle Investitionen), der Investitionsfolge (Gründungs- oder Folgeinvestitionen), dem Investitionszweck (Ersatz-, Erweiterungs-, Rationalisierungsinvestitionen). Während beim erwerbswirtschaftlichen Betrieb die Zweckmäßigkeit einer Investition von Kapitaleinsatz, Nutzungsdauer, Kosten, Ertrag und Finanzierungsbedingungen bestimmt wird, entfällt bei den bedarfswirtschaftlich orientierten Investitionsüberlegungen von Medizinbetrieben* der Ertrag. Inhalt von Investitionsentscheidungen ist in diesem Falle ein Vergleich der zu erwartenden Kosten der anstehenden Investitionsalternativen. Die Vorteilhaftigkeit einer Investition ist auch von den Finanzierungsbedingungen abhängig, so daß Investitions- und Finanzierungsentscheidungen grundsätzlich als ein gleichzeitig zu betrachtendes Problem gesehen werden müssen. Zur Lösung interdependenter Investitions- und Finanzierungsplanungen sind insbesondere Verfahren der mathematischen Planungsrechnung vorgeschlagen worden. Mit Hilfe dieser Verfahren kann man auf der Grundlage linearer Optimierung das zweistufige Zuordnungsproblem von Finanzierungs- und Investitionsmöglichkeiten simultan behandeln. Außerdem lassen sich damit durch Nebenbedingungen weitere betriebliche Bereiche in die Betrachtung miteinbeziehen. Zur Optimumbestimmung von Investitions- und Finanzierungsbudgets unter Ungewißheit werden 3 Lösungsansätze vorgeschlagen: Sensitivitätsanalysen, stochastisches lineares Programmieren und das Chance-Constrained-Programming. [HANS] Investitionsrechnung: s. Bewertungsverfahren. 255
In-vitro-Methoden
In-vitro-Methoden: im Reagenzglas oder am isolierten Organ (d. h. außerhalb des Organismus) ausgeführte diagnostische Verfahren oder Prüfungen; Gegensatz: In* vivo. [PSCH] In vivo: an einem lebenden Organismus; besonders gebräuchlich für Untersuchungsmethoden; vgl. In-vitro-Methoden. [PSCH] Inzidenz: syn. Neuerkrankungsziffer; Häufigkeit des Neuauftretens einer bestimmten Krankheit in einer Population in einem standardisierten Zeitraum, ζ. B. in einem Jahr. Die Inzidenzrate ist definiert als Zahl der Personen mit Neuerkrankungen pro Zeiteinheit bezogen auf die Anzahl der untersuchten Personen. Die Inzidenz wird besonders bei Verlaufsuntersuchungen (Längsschnittstudien) benötigt, während bei Querschnittstudien nur die Prävalenz* feststellbar ist. [BLOH, KLAR] Inzidenzrate: s. Inzidenz. I/O: Abk. für engl, input/output; s. Eingabe, Ausgabe, lonendosis: s. Dosis. i.p.: Abk. für intraperitoneal (innerhalb des Bauchfells).
[PSCH]
Irrtumswahrscheinlichkeit: die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers 1. Art, d. h. die Nullhypothese* abzulehnen, obwohl sie zutrifft. Die Irrtumswahrscheinlichkeit wird mit dem Buchstaben α bezeichnet. [KEMM] ISAM: Abk. für engl, indexed sequential access method (indexsequentielle Dateiorganisation); s. Dateiorganisation. ISDN: Abk. für engl, integrated services digital network; universelles dienstintegrierendes digitales Fernmeldenetz, welches sich aus dem digitalisierten Fernsprechnetz entwickelt. Für einen Teilnehmeranschluß (eine Rufnummer) werden über zwei 64-kbit/s-Nutz- und einen 16-kbit/s-Signalisierungskanal eine Vielfalt von Diensten der Sprach-, Daten-, Text- und Festbildkommunikation angeboten (ζ. B. Fernsprechdienst, Teletexdienst*, Telefaxdienst*, Bildschirmtext*). [IGEL, SEEL] ISO: Abk. für engl. International Organization for Standardization. ISO-OSI-Referenzmodell: ein von der ISO (International Organization for Standardization) vorgeschlagenes hierarchisches Schichtenmodell für die Normierung der Kommunikationsarchitektur in offenen Datenübertragungssystemen (OSI = open systems interconnection). Das OSI-Referenzmodell umfaßt sieben Funktionsschichten (layers). Auf den Schichten 1—4 (Transportsystem) wird die Datenkommunikation zwischen zwei Datensta256
I-Zahl tionen, auf den Schichten 5 — 7 (Anwendersystem) die Kommunikation von Anwendungsprozessen definiert. Jede Schicht ist durch die Dienstleistungen, die sie für die nächsthöhere Schicht erbringt (Dienstnorm), und durch die Protokolle* für die Datenkommunikation beschrieben (Protokollnorm). 1: physikalische Schicht (definiert die physikalisch-technischen Eigenschaften der Übertragungsmedien und legt fest, in welcher Form die Informationen übertragen werden sollen); 2: Sicherungsschicht (stellt bei der Übermittlung von Knoten zu Knoten sicher, daß kein Fehler vorliegt, und wiederholt die Information im Fehlerfalle); 3: Vermittlungsschicht (befaßt sich mit der „Verpackung" der Bitfolgen, die transportiert werden sollen, und legt fest, wie sie durch das Netz geleitet und wie sie von einer Verbindung zur nächsten geschickt werden sollen); 4: Transportschicht (stellt Verbindungen her, beschreibt den Weg durch das Netz, kontrolliert vom Sender bis zum Empfänger, daß die Information vollständig angekommen ist); 5: Kommunikationssteuerungsschicht (stellt sicher, daß Dialoge zwischen Systemen in der richtigen Reihenfolge ablaufen); 6: Darstellungsschicht (koordiniert das Formatieren und die Darstellung der Information für den Datentransfer); 7: Anwendungsschicht (koordiniert und steuert die Durchführung von Kommunikationsaufgaben für eine Anwendung). [IGEL, SEEL] Isotopendiagnostik: s. Radionuklide, Nuklearmedizin. Istanalyse: die Anwendung von Analysetechniken zur Gewinnung von Daten zur Istzustandserfassung und -bewertung; ζ. B. bei der Anforderungsanalyse* bzw. Systementwicklung* oder der Auswertung einer Ausschreibung*; vgl. Systemanalyse. [SEEL] luD-Stelle: Abk. für Informations*- und Dokumentationsstelle. i.V.: Abk. für intravenös (in eine(r) Vene).
[PSCH]
I-Zahl: aus Personendaten abgeleitete Identifikationsnummer für einen Patienten; ζ. B. ist die im computergestützten Krankenhausinformationssystem der Medizinischen Hochschule Hannover benutzte I-Zahl 10-stellig (TTMMJJNNSM) und besteht aus den 6 Ziffern des Geburtsdatums (TTMMJJ), 2 Ziffern einer Verschlüsselung des Geburtsnamens (NN), 1 Ziffer für das Geschlecht mit Kennung des Geburtsjahrhunderts (S) und 1 Ziffer (M) als Folgekennzeichnung, wenn schon I-Zahlen gespeichert wurden, die in den ersten 9 Ziffern übereinstimmen. [BOTH, PORT]
257
J
Jacket: Schutzhülle zur Aufbewahrung eines Mikroflche*.
[SEEL]
JCL: Abk. für engl, job control language (Auftragssprache*). Job: Auftrag*, den ein Datenverarbeitungssystem auf Anforderung eines Benutzers übernimmt. [IGEL, SEEL] Job accounting: die maschinelle Aufzeichnung von Daten über die Inanspruchnahme (Dauer, Intensität) von Betriebsmitteln* eines Datenverarbeitungssystems durch Aufträge*; wichtige Grundlage zur Systemoptimierung und zur Abrechnung erbrachter Daten Verarbeitungsleistungen gegenüber den Benutzern. Entsprechende Abrechnungs-(Accounting)Programme sind meist im Betriebssystem enthalten. [IGEL, SEEL] Job control language: engl, für Auftragssprache*.
258
[IGEL, SEEL]
κ Κ: Abkürzung für „Kilo"; in der Informatik für den Faktor 210 ( = 1024). [IGEL, SEEL] Kabel: Leitung für die Übertragung von elektrischen (verdrillte Kupferkabel, Koaxialkabel) oder optischen (Glasfaserkabel) Signalen. Verdrillte Kupferkabel eignen sich für die Übertragung von Signalen bis etwa 100 kHz (ζ. B. Fernsprechnetz). Mit Koaxialkabeln lassen sich Signale bis ca. 400 MHz übertragen (Breitbandübertragung). Ein Koaxialkabel besteht aus zwei koaxial ( = um die gleiche Achse) angeordneten Kupferleitern, d. h. einem isolierten Innenleiter (Signal), einer ihn umgebenden 3 — 5 mm dicken Isolierschicht und einem das Ganze abschirmenden Metallgeflecht als Außenleiter. In Glasfaserkabeln (auch als Lichtleiter, Lichtwellenleiter bezeichnet) erfolgt die Informationsübertragung durch dünne Glasfasern mittels extrem kurzer Laserlichtimpulse (Signale) in hoher Impulsrate (Bandbreite bis zu mehreren GHz). Zusätzlich besteht hier der Vorteil einer galvanischen Trennung der beiden verbundenen Geräte. [IGEL, SEEL] Kärtchentechnik: aus dem Brainstorming* abgewandelte Ideenfindungstechnik*. Die Teilnehmer einer hinsichtlich ihrer problemrelevanten Kenntnisse und Erfahrungen heterogenen Gruppe von 5 bis 12 Personen notieren anonym Ideen zu einem vorgegebenen Problem auf einzelnen Kärtchen („Brainwriting"). Anschließend werden sämtliche Kärtchen systematisiert, visualisiert und mit der Gruppe diskutiert. [SEEL] Kanal: 1. Teil eines Nachrichtenübertragungssystems, der an seinem Eingang Nachrichten aufnehmen und an seinem Ausgang entsprechende Nachrichten abgeben kann. 2. In einem Datenverarbeitungssystem schneller Übertragungsweg zur Verbindung von Funktionseinheiten. Man unterscheidet Daten- und Steuerkanäle bzw. Daten-, Adreß- und Kontrollbus in der Zentraleinheit und Ein-Ausgabekanäle (Bytemultiplexkanäle* und Blockmultiplexkanäle*) für die Datenübertragung zwischen Zentraleinheit und peripheren Einheiten und umgekehrt. [IGEL, SEEL] Kaplan-Meier-Schätzer: bei Merkmalen mit zensierten* Beobachtungen, ζ. B. Überlebenszeiten, die am häufigsten verwandte Methode zur Schätzung* der Wahrscheinlichkeit, daß der Merkmalswert größer oder gleich einem vorgegebenen Wert ist (bei Überlebenszeiten also ζ. B. die Wahrscheinlichkeit, 1 Jahr, 2 Jahre usw. zu überleben). [KEMM] 259
Kardiologie
Kardiologie: Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Ätiologie*, Pathogenese*, Pathophysiologic, Symptomatologie, Diagnostik, Differentialdiagnostik und konservativen Therapie der Herz- und Kreislauferkrankungen, der Ultraschall- und Röntgendiagnostik des Teilgebietes und des Strahlenschutzes sowie der Indikationsstellung zu operativen Eingriffen befaßt. [DEUT] Kardiotechnik: Teilgebiet der Biomedizinischen* Technik, das sich mit der Entwicklung und Anwendung medizintechnischer Verfahren und Produkte zur Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen befaßt. Das tiefere Verständnis der Funktion und Hämodynamik des Herzens basiert auf der Einführung ingenieurwissenschaftlicher Entwicklungen in die Medizin. Beispiele sind miniaturisierte Biosensoren* für die Messung von Temperatur und Druck ebenso wie die Ultraschall-Doppler-Strömungsmessung, die Echokardiographie, kinetische Studien mit Radionukliden als Marker und die Hochgeschwindigkeits-Kinematographie. Das Standardmeßverfahren zur Volumen- und Massebestimmung ist die ohne Eingriff in den Körper anwendbare Echokardiographie; die im Vergleich zu anderen Verfahren noch geringere Ortsauflösung wird sich durch Computerunterstützung verbessern lassen. Neuere Meßverfahren nutzen Datenverarbeitungssysteme, etwa die computergestützte Diagnose und Auswertung des Elektrokardiogramms*, sowie die Computertomographie*, die Kernspinresonanztomographie* und die computergestützte Bildauswertung für Echokardiographie, Szintigraphie* und Angiokardiographie. Weitere diagnostische Fortschritte basieren auf der Möglichkeit, den Sauerstoffverbrauch und die Arbeitskennlinie des Herzens, den Zusammenhang zwischen Druck und Volumen, zu messen. Mit Hilfe des Positronen-Emissions-Tomographen lassen sich der ortsabhängige Stoffwechsel und die Blutversorgung des Herzens aufnehmen. Untersuchungen der Morphologie, einiger funktioneller Parameter und des Blutflusses sind mit der Kernspinresonanztomographie möglich. Für die Aufklärung des Phosphatstoffwechsels wird die Kernspinresonanzspektroskopie* eingesetzt. Therapeutische Hilfen stehen mit Herzschrittmachern*, künstlichen Herzklappen, künstlichen Gefäßen, Herzentlastungssystemen sowie mit dem partiellen und dem weiterhin im experimentellen Stadium befindlichen totalen Ersatz des Herzens zur Verfügung. Insbesondere die im direkten Kontakt mit dem Blut stehenden Funktionssubstitutionen unterliegen ständigen Entwicklungsarbeiten, um die Blutverträglichkeit und Langzeitfunktion weiter zu verbessern. [THUL] Karte: s. Platine. Kartenleser: Eingabeeinheit* für Magnetkarten, früher auch für Lochkarten. [IGEL, SEEL] 260
Katastrophenhandbuch
Kassenärztliche Bundesvereinigung: s. Kassenärztliche Vereinigung. Kassenärztliche Vereinigung:
Abk. KV; öffentlich-rechtlicher Zusam-
menschluß kassenärztlich tätiger Ärzte und Ärztinnen auf Landesebene zur Erfüllung der ihnen durch das Kassenarztrecht übertragenen Aufgaben der kassenärztlichen Versorgung. Diese umfassen u. a. die Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung (Sicherstellungsauftrag), die Gewährleistung gegenüber den Krankenkassen, daß die kassenärztliche Versorgung den gesetzlichen und vertraglichen Erfordernissen entspricht (ζ. B. Wirtschaftlichkeitsprüfung) und die Wahrnehmung der Rechte der Kassenärzte* gegenüber den Krankenkassen (ζ. B. Gesamtvergütung*). Die Kassenärztlichen Vereinigungen sind in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (Abk. KBV) zusammengeschlossen. Die Beziehungen zwischen dem einzelnen Kassenarzt und den Krankenkassen werden durch ein öffentlich-rechtliches Vertragssystem zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung einerseits und den gesetzlichen Krankenkassen und ihren Bundesverbänden andererseits geregelt. Die kassenärztliche Zulassung erfolgt durch paritätisch besetzte Zulassungsgremien der Kassenärztlichen Vereinigung und der Krankenkassenverbände und berechtigt zur Behandlung von Patienten der gesetzlichen* Krankenversicherung auf Krankenschein*. [PSCH] Kassenarzt: i. w. S. ein Arzt, der zur ambulanten ärztlichen Versorgung von Anspruchsberechtigten der gesetzlichen Krankenkassen einschließlich der Ersatzkassen berechtigt ist. [RIEG] Kassenpatient: Patient, der Anspruchsberechtigter (Mitglied oder dessen Angehöriger) der gesetzlichen* Krankenversicherung ist und einen Anspruch auf freie ärztliche Behandlung durch Kassenärzte, bei einer gesetzlich festgelegten Eigenbeteiligung auf Arznei-, Heil- und Hilfsmittel, und auf Krankenhausbehandlung so wie auf weitere Regelleistungen* der GKV hat; berechtigender Behandlungsausweis ist der Krankenschein*. [SEEL] Kasuistik: Beschreibung von Krankheitsfällen.
[PSCH]
Katamnese: Nachbeobachtung mit Beschreibung eines individuellen Krankheitsverlaufs nach abgeschlossener Diagnostik und Therapie, auch um prognostische Erkenntnisse zu erwerben. [ANSC] Katastrophenhandbuch: Zusammenfassung von Organisationsvorschriften für den Katastrophenfall in einem Rechenzentrum, um daraus resultierende Schäden zu begrenzen, zu verringern bzw. um existenznotwendige Verarbeitungsläufe dennoch durchführen zu können. Ein Katastrophenfall liegt vor, wenn, bedingt durch gewisse Vorkommnisse, ein Ausfall von Rechenkapazität eintritt, so daß die notwendige Rechenzeit zur Erbringung der definierten Informations- und Kommunikationsleistungen nicht mehr 261
Katastrophenmedizin
in ausreichendem Umfang oder nicht mehr zur Verfügung steht. Die im Katastrophenhandbuch festgelegten Vorgehensweisen sind den betreffenden Mitarbeitern bekanntzugeben und unangekündigt mit diesen wiederholt einzuüben. [SEEL] Katastrophenmedizin: die auf alle Fachgebiete der Medizin übergreifende
Lehre und Praxis der Rettung, der Sichtung und der Behandlung vieler nahezu gleichzeitig bedrohter Menschen im Katastrophenfall. Unter dem Begriff Katastrophe sind alle jene Ereignisse zusammenzufassen, bei denen die Zahl der Kranken, Verletzten und der anderweitig körperlich oder geistig Geschädigten die Leistungsfähigkeit nicht nur der Ärzte, sondern auch der Hilfskräfte und der materiellen Hilfsquellen weit überschreitet. Die Katastrophe wird meistens durch ein außergewöhnliches Schadensereignis, welches das Leben und die Gesundheit einer großen Anzahl von Menschen schädigt und bedroht, hervorgerufen. Gleichzeitig wird durch erhebliche Beschädigung von Sachwerten die lebensnotwendige Versorgung der Bevölkerung in so ungewöhnlichem Maße gefährdet, daß mit den örtlich zur Verfügung stehenden Mitteln nicht mehr geholfen werden kann. Eine zusätzliche Hilfe von außen ist sowohl für den Menschen wie auch für die Instandsetzung der gestörten Infrastruktur erforderlich. Zu Katastrophen kann es sowohl durch Naturereignisse, Seuchen und technische Unfälle als auch durch direkt oder indirekt von Menschen ausgelöste Schadensereignisse kommen. Die Katastrophenmedizin umfaßt die Anwendung medizinischer Behandlungsverfahren in unmittelbarer, oft sich plötzlich ändernder Abhängigkeit von der Verfügbarkeit qualitativ und quantitativ geeigneter personeller und materieller Hilfen. Die Katastrophenmedizin ist Massenmedizin, die unter Bildung zusätzlicher Stufen ärztlicher Versorgung betrieben werden muß und vorübergehend zur Abkehr von der Individualmedizin zwingt. Sie ist eine erweiterte Notfallmedizin. Notfallmedizin ist keine Katastrophenmedizin, denn die Kenntnisse der organisierten individualistisch ausgerichteten Notfallmedizin, auch unter Einbeziehung der ärztlichen Spezialisierung, reichen nicht aus, um im Katastrophenfall, gleichgültig durch was er ausgelöst ist, erfolgversprechende ärztliche Hilfe zu leisten. Die Deutsche Gesellschaft für Katastrophenmedizin hat es sich daher u. a. zur besonderen Aufgabe gemacht, wissenschaftliche und praktische Belange der Katastrophenmedizin durch interdisziplinäre und gebietsübergreifende Aus-, Weiter- und Fortbildung zu fördern und zu vertiefen. [UNGE] Katheter: röhrenförmiges, starres oder flexibles Instrument zum Einführen
in Hohlorgane, Gefäße bzw. präformierte Körperhöhlen, ζ. B. Blase, Ohrtrompete, Tränenwege, um Inhalt zu entnehmen oder Substanzen einzubringen. [PSCH] 262
Kernspinresonanzspektroskopie
Kathode: negative Elektrode* eines elektrischen Stromkreises; Gegensatz: [SEEL] Anode*. Kaufsache: i. S. der „Besonderen Vertragsbedingungen für den Kauf von EDV-Anlagen und -Geräten" (s. DV-Vertrag) die gemäß dem Pflichtenheft* (als Bestandteil des Kaufvertrages) vom Auftragnehmer an den Auftraggeber zu liefernden Hard- und/oder Softwareprodukte. [IGEL, SEEL] kausal: ursächlich.
[SEEL]
Kausale Therapie: s. Therapie.
KB: Abk. für Kilobyte*. KBV: Abk. für Kassenärztliche Bundesvereinigung (s. Kassenärztliche Vereinigung). KDS: Abk. für klinischer Diagnosenschlüssel (Immich 1966). Historisch bedeutsame zweidimensionale Klassifikation von Diagnosen* nach Topographie* und Nosologie* mit einer hierarchischen fünfstelligen Kodierung. Zusätzlich werden die Codes auf die entsprechenden Codes der ICD* (8. Revision) abgebildet. [WING] Kellerspeicher: engl, stack; ein Speicher, bei dem der Zugriff auf die Speicherstellen nach dem LIFO*-Prinzip erfolgt. [IGEL, SEEL] Kenngröße, biologische: s. Biologische Kenngröße. Kennsatz: in der Informatik ein Datensatz zur Identifizierung eines Datenträgers oder einer Datei; s. a. Kennung. [IGEL, SEEL] Kennung: in der Informatik die Kennzeichnung eines Anschlusses (Anschlußkennung), einer Datenstation (Stations- oder Teilnehmerkennung), eines Benutzers (Passwort*) oder eines Datenträgers (Kennsatz*) zum Zwecke seiner Identifikation. [IGEL, SEEL] Kennwort: s. Passwort.
Kennzahlensystem: hierarchisch verdichtete, meist bereichsorientierte Zusammenfassung von absoluten und Verhältniszahlen, die in konzentrierter Form über einen operationalen, quantifizierbaren, betrieblichen Tatbestand informieren. [RIEF] Kernspinresonanzspektroskopie: dient in der Medizin, wie die Elektronenspinanalyse*, dem Nachweis und der Identifikation von physiologisch wichtigen Atomen sowie der nicht-invasiven Analyse des Stoffwechsels einzelner Organe. Dem Verfahren zugänglich sind nur Isotope mit ungeradem Kernspin. Grundlage ist das von Bloch und Pur cell 1946 entdeckte Prinzip der Kernspinresonanz. 263
Kernspinresonanztomographie
Die zu untersuchende Substanz wird einem starken Magnetfeld ausgesetzt. Das Magnetfeld richtet die im magnetfeldfreien Raum in alle Richtungen statistisch verteilten magnetischen Kernmomente von Atomen parallel oder antiparallel zum Feld aus. Die nach außen in Erscheinung tretende Gesamtmagnetisierung resultiert aus der geringen Zahl von Isotopen, die als Überschuß zu den antiparallelen parallel ausgerichtet sind. Zur eigentlichen Kernspinanregung ist die Einstrahlung elektromagnetischer Energie ins Probenvolumen nötig. Meßsignal ist die Resonanzfrequenz, d. h. die Frequenz des elektromagnetischen Feldes, bei der dem Feld die meiste Energie entzogen wird. Die Resonanzfrequenz ist von der Isotopenart und deren Bindung in die chemische Umgebung beeinflußt. Hieraus ergeben sich als analytische Aussagen die Angabe des Isotops und dessen Konzentration sowie ein Hinweis über dessen Bindung an bzw. Integration in Moleküle der Umgebung. Von den spektroskopisch erfaßten Isotopen sind biochemisch interessant: H-l, C-13 und P-31. Das wichtigste gegenwärtig für klinische Aussagen untersuchte Isotop ist P-31. Die Resonanzfrequenz eines Atomkerns hängt vom angelegten Magnetfeld und einem Abschirmfaktor ab, der wiederum von der Struktur der Umgebung abhängt. Damit entsteht bei konstantem Magnetfeld eine Variation der Resonanzfrequenz, die als „chemische Verschiebung" bezeichnet wird. Da sich Frequenzverschiebungen wesentlich genauer messen lassen als absolute Frequenzwerte, wird die chemische Verschiebung relativ zu einem Referenzsignal angegeben. In einem biologisch gewonnenen P-31Spektrum eignet sich als Referenzsignal das des Kreatininphosphats, da dessen Resonanzfrequenz unabhängig vom intrazellularen pH-Wert ist. Um innerhalb des Körpers eine bestimmte Probe zu lokalisieren, werden sogenannte Oberflächenspulen verwendet. Hierdurch wird das zum Spektrum beitragende Gewebe auf das Volumen einer Halbkugel unterhalb der Oberflächenspule beschränkt. Damit lassen sich an der Körperoberfläche liegende Organe untersuchen. Analysen in der Körpertiefe sind mit der von Cox und Styles entwickelten „Rotating-Frame-Spectroscopy" möglich. Die Ortsauflösung erfolgt durch Anlegen eines Hochfrequenz-Gradienten-Feldes, nicht magnetischer Gradientenfelder. Da bei diesem Verfahren ein Summenspektrum aus dem gesamten, durch die Oberflächenspule beeinflußten Volumen resultiert, müssen die Spektren mit Tiefenzuordnung nachträglich berechnet werden. Voraussetzung hierfür sind mehrere Summenspektren, deren Aufnahmen unterschiedliche Hochfrequenzgradienten zugrunde liegen. [THUL] Kernspinresonanztomographie: engl. Magnetic Resonance Imaging; Abk. MRI; früher Nuclear Magnetic Resonance; Abk. NMR; bildgebendes Verfahren zur Erzeugung von Schnittbildern beliebiger Ebenen durch den menschlichen Körper. Die Bildinformation leitet sich aus dem 1946 durch Bloch und Purcell entdeckten physikalischen Effekt der kernmagnetischen Resonanz ab (Kernspinresonanzspektroskopie*). 264
Kernspinresonanztomographie
Resonanzeffekte lassen sich nur bei Atomkernen anregen, die eine ungerade Kernladungszahl aufweisen, da nur diese einen Drehimpuls (Spin) und damit ein magnetisches Moment zeigen. Der einfachste resonanzfahige Kern ist das Proton, d. h. das ionisierte Wasserstoffatom oder in wäßrigen Flüssigkeiten oder im biologischen Gewebe, das Wasserstoffion. Zur Erzeugung des MRI-Schnittbildes werden die regellos gerichteten magnetischen Momente oder Spins der Protonen in einem starken, präzis konstanten Magnetfeld mit Feldstärken bis zu 3 Tesla parallel bzw. antiparallel ausgerichtet. Hiernach wird zusätzlich ein Hochfrequenzimpuls eingestrahlt, der die magnetischen Kernmomente um einen um so höheren Winkel aus der Feldrichtung auslenkt, je stärker das magnetische Feld und je länger die Impulsdauer ist. Dabei rotieren die Vektoren der magnetischen Momente um die Feldachse ähnlich einem nicht vollständig aufrechtstehenden Spielzeug-Kreisel. Die nach Larmor benannte Präzessionsfrequenz hängt vom magnetischen Feld und vom sogenannten gyromagnetischen Moment ab. Die Larmor-Frequenz beträgt für Protonen in einem Magnetfeld von 1 Tesla 42,578 MHz. Ein 90°-Impuls lenkt die Spins um 90° aus der Feldrichtung aus. Nach Ende des Impulses wird die Sendespule zur Empfangsspule. Das präzedierende Kernmoment induziert in der Spule eine Spannung, die zum Bildaufbau ausgewertet wird. Durch Wechselwirkung der Kerne untereinander laufen die zunächst gleichphasig präzedierenden Momente auseinander (Querrelaxation), d. h. die senkrecht zum Magnetfeld stehende Komponente der Kernmagnetisierung zerfällt; das induzierte Signal schwächt sich mit der Zeitkonstante T 2 ab. Die parallel zum Feld liegende, die Energie des Spinsystems enthaltene Komponente nimmt durch Wechselwirkung mit der jeweiligen Umgebung ab (Längs- oder Spin-Gitter relaxation). Die Energieabnahme und damit die Rückdrehung der Kernmagnetisierung in Richtung des Magnetfeldes erfolgt mit der Zeitkonstante T,. Neben dem Signal aus relaxierenden Kernmomenten gehört zum Schnittbildaufbau die Zuordnung des Signals zum Ort des Entstehens. Hierzu werden senkrecht zu dem streng homogenen Magnetfeld zwei senkrecht zueinander stehende Zusatzfelder überlagert, die von einer Seite zur anderen gleichmäßig zunehmen (lineare Gradientenfelder). Zum Relaxationssignal tragen damit nur solche Kernmomente bei, die sich bei vorgegebenem Hochfrequenzsignal im gleichen Magnetfeld in Resonanz befinden. Die aus dem empfangenen Signal ermittelte Information gehört nicht mehr dem gesamten Volumen, sondern nur einem schmalen, zur Körperachse parallelen Streifen an, dessen Lage mit der Veränderung der Gradientenfelder durch die Schnittbildebene geführt wird. Um bei in drei Raumrichtungen ausgedehnten Objekten zu einer zweidimensionalen Rückprojektion zu kommen, wird während des Hochfrequenzimpulses ein dritter Feldgradient senkrecht zur abbildenden Schicht zugeschaltet. Hierdurch beschränkt sich die Anregung zur Präzession auf solche Kerne, deren Larmor-Frequenz mit der des Hochfrequenz-Anregungsimpulses übereinstimmt. Die Dauer und die Form des Anregungs265
Kernsystem, graphisches
impulses mit der hieraus erklärbaren Frequenzverteilung bestimmt die Dicke und das Profil, die Grundfrequenz des Impulses die örtliche Lage der Schicht bezogen auf die Körperachse. Die Bildinformation wird durch die Protonendichte sowie die Quer- bzw. Längsrelaxationszeiten T 2 und T, bestimmt. Durch Änderung der Repetitionszeit, mit der Anregungsimpulse aufeinanderfolgen, und der Zeit, nach der die Signale nach Ende der Anregung zum Bildaufbau herangezogen werden, läßt sich der Bildcharakter wesentlich beeinflussen. Hieraus leitet sich die Möglichkeit der Gewebedifferenzierung ab. So zeigt beispielsweise tumoröses Gewebe längere Querrelaxationszeiten als normales Vergleichsgewebe. Neben der Rekonstruktion von Schnittbildern der Protonendichte und der Bildbetonung durch Quer- und Längsrelaxation lassen sich auch Blutstrommessungen ohne Eingriff in den Körper vornehmen. Grundlage hierfür ist die Tatsache, daß Kerne in bewegten Flüssigkeiten innerhalb der Meßzeit aus dem Meßfeld heraustransportiert werden und damit im Vergleich zu ruhendem Gewebe zu anderen Bildintensitäten führen. Durch entsprechende Aufnahmetechniken gelingt es auch, Bewegungsabläufe im MRI-tomographischen Film festzuhalten, etwa zur Funktionsdiagnostik des Herzens. Die aufwendigste Komponente des Kernspintomographen ist der Elektromagnet für das homogene Grundfeld. Für Felder bis zu 0,2 Tesla werden normalleitende, für höhere Felder supraleitende Feldwicklungen verwendet. Die Feldinhomogenitäten im Meßvolumen sind geringer als 0,01% und werden durch normalleitende Zusatzspulen erreicht, die bestehende Störfelder aus der Umgebung kompensieren können. Die Gradientenfelder entstehen durch Ring- und Sattelspulen. Die Spitzenleistung des Hochfrequenzimpulses liegt im kW-Bereich. [THUL] Kernsystem, graphisches: s. Graphisches Kernsystem. Kl: Abk. für Künstliche* Intelligenz. Killerphrasen: gelegentlich bei innovativen Projekten* von Beteiligten gemachte Aussagen, welche u. U. auf eine mangelnde Identifikation mit den Projektzielen schließen lassen; ζ. B.: „Das war schon immer so"; „Das haben wir noch nie so gemacht"; „Da kann ja jeder kommen." [SEEL] Kilobyte: Abk. KB; 1 KB = 1024 Bytes*. Kinderchirurgie: medizinisches Fachgebiet, das die Erkennung, operative und intensivmedizinische Behandlung von chirurgischen Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen sowie die entsprechenden Voruntersuchungen, konservativen Behandlungsverfahren und ihre Nachsorge vom Fetus bis zum Abschluß des Wachstumsalters umfaßt. [HECK] 266
Klarschrittleser
Kinderheilkunde: syn. Pädiatrie; medizinisches Fachgebiet, das die Erkennung und Behandlung aller körperlichen und seelischen Erkrankungen des Kindes von der Geburt bis zum Abschluß seiner somatischen Entwicklung einschließlich Prävention, Schutzimpfungen, pädiatrischer Intensivmedizin, Rehabilitation und Fürsorge im Kindesalter umfaßt. [DEUT] Kinder- und Jugendpsychiatrie: medizinisches Fachgebiet, das die Erkennung, nichtoperative Behandlung, Prävention und Rehabilitation bei psychischen, psychosomatischen und neurologischen Erkrankungen oder Störungen der psychischen und sozialen Verhaltensauffälligkeiten im Kindesund Jugendalter sowie die Psychotherapie umfaßt. [DEUT] Kiviat-Graph: spezielle Form eines Polaritätsprofils* zur graphischen Darstellung von Zielerträgen zu verschiedenen Zielkriterien. Auf den um ein Zentrum strahlenförmig angeordneten skalierten Strecken, die den einzelnen Zielkriterien entsprechen, wird jeweils der Grad der Zielerreichung abgetragen. Die Skalierung ist dabei so vorzunehmen, daß der höchste Grad der Zielerreichung durch einen möglichst großen Abstand vom Zentrum dargestellt wird (s. Abb.). [SEEL] Akzeptanz
Abb.: Beispielhafter Kiviat-Graph zur quantitativen Beschreibung der Eigenschaften eines Organisationsprojektes*. (Aus: Seelos, H.-J.: Prinzipien des Projektmanagements im Gesundheitswesen. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1982).
Klarschriftleser: s. Belegleser. 267
Klasse
Klasse: in der beschreibenden* Statistik die Zusammenfassung mehrerer ähnlicher Merkmalsausprägungen zu einer einzigen. Meist handelt es sich dabei um stetige* Merkmale; die Klassen bestehen dann i. a. aus Intervallen. Beispiel: Bildung von Altersklassen, etwa nach Dezennien (0 — 9, 10 — 19, ...). [KEMM] Klassifikation der Krankheiten, internationale: s. I C D . Klassifikation medizinischer Verfahren, internationale: s. I n t e r n a t i o n a l e
Klassifikation medizinischer Verfahren. Klinik: 1. Krankenhaus mit speziellen Einrichtungen für die stationäre
Aufnahme und Behandlung bettlägeriger Patienten. Der Begriff der Klinik ist gegenüber dem des Krankenhauses insofern enger, als das Krankenhaus nicht nur der Behandlung bettlägeriger Patienten dient. Der Sprachgebrauch kennt keine scharfe Trennung zwischen beiden Begriffen; 2. medizinisch übliche Bezeichnung für die gesamte Symptomenkonstellation und den Verlauf einer Krankheit. [RIEG, PSCH] klinisch: zur Klinik* gehörig.
[SEEL]
Klinische Chemie: umfaßt die „Erforschung chemischer Aspekte
des menschlichen Lebens in Gesundheit und Krankheit und die Anwendung chemisch-analytischer Methoden zur Diagnose, Therapiekontrolle und Verhinderung von Krankheit" (International Federation of Clinical Chemistry). Sie teilt sich auf in die Klinische Chemie in der Krankenversorgung, Forschung und Lehre. Die Klinische Chemie in der Krankenversorgung unterstützt den Arzt bei der Prävention, Diagnose und Verlaufskontrolle von Krankheiten und Therapien. In der klinisch-chemischen Forschung werden neben methodenorientierter Forschung pathobiochemische Mechanismen aufgeklärt, welche zur Interpretation der erhobenen Befunde notwendig sind. Bei der methodenorientierten Forschung werden neue Verfahren entwickelt, Methoden der Automation und Datenverarbeitung erarbeitet sowie Standards für die Kalibrierung und Qualitätskontrolle klinisch-chemischer Untersuchungen aufgestellt. Neben der Erstellung von Referenzbereichen* werden patientenorientierte Einflußgrößen, matrix-bedingte Störfaktoren und Feldstudien zur Ermittlung der diagnostischen Wertigkeit neuer Kenngrößen evaluiert (s. Validität). Die Klinische Chemie und Pathobiochemie stellen Prüfungsfächer im 2. Abschnitt des humanmedizinischen Studiums dar. Darüber hinaus werden Klinische Chemiker nach abgeschlossenem Studium in dazu ermächtigten Instituten weitergebildet. Der nach Weiterbildung und Prüfung anerkannte Klinische Chemiker ist als Laborleiter für Krankenhäuser qualifiziert. Kli268
Kommunikationstechnik
nische Chemiker sind an der Ausbildung akademischer Mitarbeiter und technischer Assistenten für Medizin, Biologie und Biochemie beteiligt. [BREU] Klinischer Diagnoseschlüssel: s. K D S . Knowledge engineering: routinemäßige Aufbereitung und Strukturierung
von Wissensinhalten, um sie einer Behandlung durch wissensbasierte* Systeme und Expertensysteme* zugänglich zu machen. [RICH] Koaxialkabel: s. Kabel.
kognitiv: das Erkennen, die Wahrnehmung betreffend.
[PSCH]
Kognitive Modelle: modellieren
Situationen vom menschlichen Standpunkt aus i.S. menschlicher Wahrnehmung und Kenntnis; enger Zusammenhang mit der Psychologie. [RICH] Kohortenstudie: s. Studientypen der Epidemiologie. Kommando: in der Informatik eine Anweisung, mit deren Ausführung
einer Instanz ein Auftrag erteilt wird. Der Auftrag wird unverzüglich und vollständig abgewickelt. Kommandos können in einer Prozedur* enthalten sein, die ihrerseits durch ein Kommando aufgerufen wird (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Kommandosprache: syn. Auftragssprache*.
Kommunikation: Austausch von Informationen zwischen Systemen; ζ. B. zwischen Menschen, Menschen und Datenverarbeitungssystemen oder auch nur zwischen Datenverarbeitungssystemen. [IGEL, SEEL] Kommunikationsanalyse: Analysetechnik,
welche die kommunikativen Beziehungen zwischen einzelnen Elementen (Stellen) eines Systems (Organisation) und/oder zu anderen Systemen (Schnittstellen) hinsichtlich Anlaß, Häufigkeit, Dauer, Inhalt und Art der Übermittlung zum Gegenstand hat. Die Ergebnisse einer Kommunikationsanalyse können als Kommunikationsmatrix oder -netz beschrieben werden. [SEEL] Kommunikationsanlagen, zentrale: s. Zentrale Kommunikationsanlagen. Kommunikationstechnik: Sammelbegriff für technische Einrichtungen, die der Speicherung, der Verarbeitung, der Übertragung, dem Abrufen, der Vervielfältigung, der Ausgabe von Sprache, Daten, Texten und Bildern dienen. Hier ist nicht allein das elektronische Datenverarbeitungssystem zu sehen, sondern auch Fernsprecher, Fernschreiber, Speicherschreibmaschi-
269
Kommunikationsverbund
nen und Textautomaten, Kopierer, Fernkopierer, Geräte der Mikroverfilmung und der dezentralisierten Datenverarbeitung. [IGEL, SEEL] Kommunikationsverbund: s. Verteiltes Daten Verarbeitungssystem. Kompatibilität: in der Informatik die Eigenschaft von Hard- und Softwarekomponenten (ζ. B. Funktionseinheit, Datenträger, Daten, Programme), diese ohne Anpassungsarbeiten oder Änderungen untereinander austauschen oder zu einem System zusammensetzen zu können. Aufwärtskompatibilität liegt vor, wenn der Befehlsvorrat* eines größeren Datenverarbeitungssystems den des kleineren umfaßt. [IGEL, SEEL] Kompetenz: 1. der einem personellen Aufgabenträger zur ordnungsgemäßen Aufgabenerfüllung eingeräumte Handlungsspielraum (Handlungskompetenz); 2. Zuständigkeit (ζ. B. Fachkompetenz). [SEEL] Kompilierer: engl, compiler; Übersetzer*, der in einer problemorientierten* Programmiersprache abgefaßte Quellanweisungen in Zielanweisungen einer maschinenorientierten* Programmiersprache umwandelt (kompiliert); (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Komplementaritätsproblem: s. Nichtlineare Programmierung. Komplikation: in der Medizin das Auftreten eines Ereignisses oder Umstandes, wodurch ein bestehendes Krankheitsbild oder eine diagnostische/ therapeutische Maßnahme ungünstig beeinflußt wird. [SEEL] Kompromittierende Abstrahlung: s. A b s t r a h l s i c h e r h e i t .
Konfidentialität: der Zugang zu geschützten Daten eines Patienten durch einen kleinen Personenkreis von Ärzten oder ärztlichem Hilfspersonal, der die Behandlung des Patienten vornimmt und der ärztlichen* Schweigepflicht unterliegt. [SEEL] Konfidenzintervall: syn. Vertrauensintervall; bei der Schätzung* von (unbekannten) Parametern* in der schließenden* Statistik ist man nicht nur am Schätzwert selber interessiert, sondern auch an einer Aussage darüber, wie weit der wahre Wert des Parameters vom geschätzten Wert entfernt liegen kann. Hierzu werden Konfidenzintervalle (KI) verwendet. Ein (1 — a)-KI für den Parameter θ ist ein Intervall, das mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 — α den unbekannten Wert θ enthält. Typische Werte für 1 - α sind 0,95 (95%-KI), 0,99 (99%-KI). Eine der beiden Intervallgrenzen darf + oo oder — oo sein (einseitiges KI). [KEMM] 270
Konkludente Einwilligung
Konfiguration: 1. in der Informatik s. Systemkonfiguration*; 2. in der Medizin die krankheitstypische äußere Form eines Organs. [IGEL, SEEL] Konfigurationssystem: komplizierter Typ eines Expertensystems*; es muß nicht aus einer vorgegebenen Menge ein Element ausgewählt werden, sondern ein neues Objekt muß synthetisiert werden, was im Prinzip beliebig komplex sein kann. [RICH] Konfirmatorische Statistik: syn. für Schließende* Statistik. Konflikt: tritt bei Expertensystemen* auf, wenn mehrere Produktionsregeln* gleichzeitig anwendbar sind. Die Auswahl der anzuwendenden Regeln wird als Konfliktlösung bezeichnet. [RICH] Konjunktion: s. Boolesche Algebra. Konkludente Einwilligung: Eine „stillschweigende" oder konkludente Einwilligung ist keine „andere Form" der Einwilligung*, sondern als Zulässigkeitsvoraussetzung der Datenverarbeitung vom Gesetzgeber der allgemeinen Datenschutzgesetze ausgeschlossen und für nichtig erklärt worden (§ 125 BGB). Mit der Anbindung der Wirksamkeit der Einwilligung an die formgebundene ausdrückliche Erklärung wird gewährleistet, daß die (mutmaßliche, konkludente, stillschweigende) Einwilligung nicht beliebig ausdehnbar als Offenbarungslegitimation herangezogen wird, ohne daß der Betroffene die Folgen übersieht. Der Betroffene muß wissen, wer welche Informationen zu welchem Zweck erhalten soll. Er muß die Tragweite seiner Zustimmung erkennen können. Ist eine schriftliche Einwilligung möglich und zumutbar, so ist kein Raum für konkludente Einwilligungen (etwas anderes wird gelten müssen, wenn eine Person vorübergehend oder dauernd an einer Willensäußerung geistig oder körperlich gehindert ist). Dies gilt gem. § 67 SGB X auch für die Einwilligung zur Datenweitergabe durch die Sozialleistungsträger und andere Stellen (§ 35 Abs. 1 Satz 2 SGB I). Eine konkludente Einwilligung in die Weitergabe medizinischer personenbezogener* Daten wird von der herrschenden Meinung derzeit noch als wirksam angesehen, soweit der Arzt nur mitbehandelt und dieser die Informationen über den Patienten an den mitbehandelnden Arzt weitergibt. Der Patient kann dieser Weitergabe — wie jeder aufgrund einer zunächst erfolgten Einwilligung zulässigen Datenverarbeitung — widersprechen (vgl. auch §§ 2 Nr. 7 MuBO; 7 Abs. 3 Satz 2, 8 Satz 2 Nds.PsychKG). Eine dennoch erfolgende und gesetzlich nicht gebotene Weitergabe wäre unbefugt und damit eine rechtswidrige Verletzung der ärztlichen* Schweigepflicht (§ 203 StGB, § 41 BDSG). Soweit BDSG und LDSG keine Anwendung finden, weil die personenbezogenen Daten nicht in einer Datei gespeichert und nicht durch automatisierte Verfahren ausgewertet werden, können geringere Anforderungen an eine Einwilligungserklärung denkbar sein. [TAEG] 271
Konkretisierung
Konkretisierung: Ableitung von Einzelbeispielen aus einem allgemeinen
Begriff; Gegensatz: Abstraktion*.
[RICH]
Konnektivität: Merkmal zur Beschreibung der Komplexität eines Systems*;
es wird bestimmt durch Art und Anzahl der Beziehungen im System; s. a. Varietät. [SEEL] Konservative Behandlung: Behandlung ohne Operation, möglichst mit
Erhaltung auch verletzter Teile des Körpers.
[PSCH]
Konsilium: Besprechung von mindestens zwei Ärzten nach vorausgegangener Untersuchung eines Patienten zwecks Stellung der Diagnose oder Festlegung der Therapie; vgl. Mitbehandlung*. [BLOH] Konsistenz: Eigenschaft einer Aussagenmenge, keinen logischen Wider-
spruch zu beinhalten. Im Falle der Prädikatenlogik* gleichbedeutend damit, ein Modell zu haben, in dem die Aussagen (simultan) wahr sind. [RICH] konstant: beständig, stetig, gleichbleibend, unveränderlich.
[PSCH]
Konsoldrucker: syn. Blattschreiber; Drucker, der ein Protokoll der Bedienung eines Datenverarbeitungssystems am Bedienungsfeld* aufzeichnet. [IGEL, SEEL] Konsole: syn. für Bedienungsfeld*; entweder einziger oder besonders aus-
gezeichneter Bedienplatz eines Datenverarbeitungssystems. [IGEL, SEEL] Konstante: bei der Ausführung eines Programms ein Datenfeld*, dessen
Inhalt nicht verändert werden kann. Man unterscheidet Konstante, die im Programm definiert und durch einen Namen adressierbar sind (ζ. B. PI = 3.1415) und Literale, die, ohne adressierbar zu sein, innerhalb einzelner Anweisungen verwendet werden (ζ. B. die Textkonstante: „Medizinische Informatik"). [IGEL, SEEL] Konsultation: Beratung.
[SEEL]
Kontagionsindex: syn. Infektionsindex; (epidemiologische) Größe zur Quantifizierung der Erkrankungswahrscheinlichkeit bei einer Exposition gegenüber einem infektiösen Agens, d. h. die Anzahl der tatsächlich (erkennbar oder nicht erkennbar) Erkrankten bezogen auf 100 nicht-immune Exponierte; wenn der Kontagionsindex den Wert 1 hat, bedeutet das, daß 100% der erstmalig Infizierten erkranken. [PSCH] Kontamination: Verunreinigung, Verschmutzung, Verseuchung; allgemeine
Bezeichnung für die Verunreinigung von Umwelt, Räumen, Gegenständen und Personen mit Schadstoffen, besonders durch Radioaktivität, biologi272
Kontrastmittel
sehe Gifte und chemische Substanzen. 1. Radioaktive K.: oberflächliche Verunreinigung von Gegenständen oder der Haut mit lose anhaftenden oder auf der Oberfläche adsorbierten radioaktiven Substanzen, sofern höchstzulässige Grenzwerte der Radioaktivität überschritten sind. 2. Chemische K.: Verunreinigung von Luft, Wasser, Erdboden durch Rauch, Abgase, industrielle Abwässer, Detergenzien, Pestizide, giftige Abialle u. a. 3. (hyg.-mikrobiol.) Mikrobielle Verunreinigung ζ. B. von Lebensmitteln (durch Salmonellen, Staphylokokken u. a.), bei der Herstellung (primäre K.) oder Zubereitung (sekundäre K.) von Bakteriennährböden, auch der Haut (ζ. B. nach unsachgemäßem Verbandwechsel). 4. (psychiatr.) Wortneubildung durch Verbindung mehrerer Wörter od. Silben; Vorkommen ζ. B. bei Schizophrenie. 5. (pharmaz.) Verunreinigung von Arzneimitteln durch Fremdstoffe i. R. der Herstellung oder Lagerung. [PSCH] Kontextabhängigkeit: Die Sensibilität eines Datums ist nicht allein von der Art der Information selbst abhängig; entscheidend ist ihre Nutzbarkeit und der Verwendungszusammenhang. Die Bedeutung einer Information ist abhängig vom Ursprung der Daten, dem Verarbeitungszweck, der Verknüpfbarkeit mit anderen Daten und dem Empfänger der Information. Aufgrund der Verarbeitungs- und Verknüpfungsmöglichkeiten „kann ein für sich gesehen belangloses Datum einen neuen Stellenwert bekommen; insoweit gibt es unter den Bedingungen der automatischen Datenverarbeitung kein .belangloses' Datum mehr" (BVerfGE 65, 1 [45] - Volkszählung). [TAEG] Kontingenztafel: zweidimensionale tabellarische Darstellung der gemeinsamen Häufigkeitsverteilung zweier diskreter* Merkmale X und Y. Haben X und Y die Ausprägungen Xi, ..., xk bzw. y,, ..., y)5 dann besteht die Tafel aus k Zeilen und 1 Spalten. In der j-ten Position (Spalte) der i-ten Zeile steht die Anzahl der Beobachtungseinheiten*, bei denen zugleich X = Xj und Y = yj ist. Haben X und Y beide nur je zwei Ausprägungen, spricht man von einer Vierfeldertafel. In einer vollständigen Kontingenztafel stehen die Spaltensummen am unteren und die Zeilensummen am rechten Rand. Die Ränder enthalten also die Häufigkeitsverteilungen von X bzw. Y, auch als Randverteilungen von X bzw. Y bzgl. der gemeinsamen Verteilung bezeichnet. [IMMI, KEMM] Kontraindikation: s. Indikation. Kontrast: Stärke des Leucht- und Farbunterschiedes; ζ. B. zwischen Bildschirmzeichen und Hintergrund. In der Regel am Bildschirm verstellbar, um verschiedene Beleuchtungsverhältnisse im Raum auszugleichen. [IGEL, SEEL] Kontrastmittel: bei
bildgebenden* Verfahren zur Verstärkung von Kontrastunterschieden in den Körper von Patienten eingebrachte Mittel; in der Röntgendiagnostik als Aufschwemmung (ζ. B. Bariumsulfat), Lösung 273
Kontrollgruppe
(jodhaltige Kontrastmittel, ζ. B. zur Pyelographie, Salpingographie, Bronchographie), in fester Form oder gasförmig (Luft, Sauerstoff). [SEEL] Kontrollgruppe: soll in einem Versuch*, ζ. B. in einer Therapiestudie, eine Behandlung auf ihre Wirkung untersucht werden, ist es zur Verallgemeinerung der Ergebnisse notwendig, die Behandlung im Vergleich mit einer anderen zu testen, ζ. B. mit einer bewährten Standardbehandlung oder Placebo. Die Gruppe der Versuchseinheiten, die die Vergleichsbehandlung erhält, wird als Kontrollgruppe bezeichnet. [KEMM] Kontrollierte klinische Studie: s. Studientypen der Epidemiologie.
Kontrolltheorie: auch „Theorie der optimalen Steuerungen", Teilgebiet des Operations* Research; befaßt sich allgemein mit Systemen, deren Verhalten durch gewisse Steuervariablen im Zeitablauf beeinflußt (kontrolliert) werden kann. Ziel einer optimalen Kontrolle (Steuerung) ist es, diese Kontrollvariablen so festzulegen, daß ein bestimmtes Ziel in optimaler Weise erreicht wird, d. h. in möglichst kurzer Zeit, mit minimalem Ressourceneinsatz etc. Probleme dieser Art erwachsen im Ingenieurbereich (ζ. B. in der Raumfahrt), in der Ökonomie (ζ. B. in der Wachstumstheorie, der Theorie der Nutzung regenerierbarer Ressourcen und der Logistik*), sowie in der Biologie und Medizin (ζ. B. bei der populationsorientierten Kontrolle übertragbarer Krankheiten). Das Standardmodell hat die folgende Form: Sei χ (t) = (xi (t), x 2 (t), . . . , x n ( t ) ) die mathematische Beschreibung des Systemzustandes zum Zeitpunkt t. Er verändert sich im Zeitablauf gemäß folgendem System gewöhnlicher Differentialgleichungen x' (t) = f ( t , x , u ( t ) ) ; dabei ist u (t) — (ui (t), u 2 (t), . . . , u m ( t ) ) der Vektor von Kontrollvariablen zur Zeit t und f = (fl5 f 2 ,..., fn). Üblicherweise können die Kontrollvariablen u (t) nicht völlig frei gewählt werden, sondern sind auf eine Teilmenge U des IR m beschränkt, d. h. u (t) e U für alle t. U heißt Kontrollregion. Das Kontrollproblem lautet nun, unter den obigen Restriktionen sowie den beiden folgenden Randbedingungen χ (o) = x 0 (Anfangsbedingung) und χ (T) = x T (Endbedingung) für irgendeinen, nicht unbedingt festgelegten Zeitpunkt T, folgende Größe τ zu optimieren: J φ (t, χ (t), u (t)) dt. 0 Zwei grundsätzlich unterschiedliche Lösungsverfahren werden angewandt: (1) Methoden, die das Pontrjaginsche Maximumprinzip benutzen; sie sind 274
Korrelation
mit den Verfahren der Nichtlinearen* Programmierung verwandt; (2) Ansätze, die auf die Dynamische* Programmierung zurückgreifen. [HEID] Kontrollstruktur: reguliert den Ablauf eines Programms oder Systems.
[RICH] Konventionelle Transportsysteme: manuelle oder mechanisierte Hol- und
Bringedienste.
[JANS]
Konvertierung: bezogen auf Daten das Umsetzen von einer gegebenen
Darstellungsform (Format, Code) in eine andere.
[IGEL, SEEL]
Konvexe Programmierung: s. Nichtlineare Programmierung. Konzentrator: Funktionseinheit, die zum Zweck der besseren Leitungsaus-
lastung mehrere Übertragungsleitungen* auf eine oder wenige konzentriert. Ein Konzentrator erhöht die Anschlußkapazität einer Übertragungsleitung und ermöglicht durch Zwischenspeicherung einen Ausgleich der Verkehrslast. [IGEL, SEEL] Konzeptionelles Schema: s. Datenbankschema. Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen: mit dem Krankenversicherungs-Kostendämpfungsgesetz im Jahre 1977 institutionalisiert, um durch gemeinsame Bemühungen der am Gesundheitswesen beteiligten Gruppen die Entwicklung der Gesundheitsausgaben* zu steuern und die Stabilität der Beitragssätze in der gesetzlichen Krankenversicherung zu gewährleisten (einnahmeorientierte Ausgabenpolitik). Gemäß § 141 SGB V hat die Konzertierte Aktion die Aufgabe, auf der Grundlage medizinischer und ökonomischer Orientierungsdaten* Vergütungsempfehlungen für die wichtigsten Bereiche der Gesundheitsversorgung abzugeben sowie Vorschläge zur Rationalisierung, Erhöhung der Effektivität und Effizienz im Gesundheitswesen zu unterbreiten. Die Empfehlungsvereinbarungen betreffen insbesondere die Veränderung der Gesamtvergütung* der Arzte und Zahnärzte und die Höchstbeträge für den Anstieg der Arzneimittelausgaben. Die stationäre Behandlung wurde erst im Jahre 1982 durch das KrankenhausKostendämpfungsgesetz ausdrücklich in die Konzertierte Aktion einbezogen. [ADAM] Kopieren: in der Informatik Daten aus einem Speicher lesen und in einen anderen schreiben, wobei die Ursprungsdaten an ihrem Platz erhalten bleiben und die Zieldaten mit ihnen übereinstimmen (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Korrelation: Zwei quantitative Merkmale Χ, Y heißen (formal rechnerisch) miteinander korreliert, falls ein linearer Zusammenhang zwischen ihnen besteht. Dieser braucht nicht perfekt zu sein (Y = aX + b), vielmehr 275
Korrelationsanalyse
können die einzelnen Werte von X und Y auch stark um eine Gerade herum streuen. Die Stärke und Richtung (positiv, negativ) der Korrelation wird durch den Korrelationskoeffizienten* beschrieben. Die Untersuchung des linearen Zusammenhangs zweier oder mehrerer quantitativer Merkmale unter Verwendung des Korrelationskoeffizienten wird Korrelationsanalyse genannt. [IMMI, KEMM] Korrelationsanalyse: s. Korrelation. Korrelationsdiagramm: syn. Punktwolke; graphische Darstellung des Zusammenhangs bzw. der gemeinsamen Häufigkeitsverteilung zweier quantitativer* Merkmale X und Y. Jede Beobachtung (X = χ, Y = y) wird durch einen Punkt (x, y) in einem kartesischen Koordinatensystem dargestellt. [KEMM] Korrelationskoeffizient: allgemein eine Maßzahl zur Charakterisierung der
Stärke des linearen Zusammenhangs zweier quantitativer Merkmale X und Y. Der Korrelationskoeffizient kann Werte zwischen —1 und + 1 annehmen. Er ist positiv, falls den hohen (niedrigen) Werten des einen Merkmals hohe (niedrige) Werte des anderen entsprechen; im umgekehrten Fall ist er negativ. Falls keinerlei linearer Zusammenhang zwischen X und Y besteht, ist er 0. Es gibt verschiedene als Korrelationskoeffizienten bezeichnete Maßzahlen. Am gebräuchlichsten ist der Pearsonsche Korrelationskoeffizient r. Für eine Stichprobe (xi5 yO, i = 1, ..., n, von Paaren von Beobachtungen ist η Σ (χι - χ) · (yi - y) i=1 I(y.-y)2 i=i η η wobei χ = Σ χ ί / η und y = Σ y J n ist. i=1 i=l Korrelationskoeffizienten sind auch für Zufallsvariablen Χ, Y definiert, ζ. B. der Pearsonsche Korrelationskoeffizient ρ = Cov (X, Y)/|/Var (X) · Var (Y)
yj/ Σi=i( χ , - χ )
2
·
Ein positiver (negativer) Korrelationskoeffizient sagt nichts über einen kausalen Zusammenhang aus; vgl. Varianz, Kovarianz. [IMMI, KEMM] Kosten: s. Kosten- und Leistungsrechnung.
Kostenartenrechnung: s. Kosten- und Leistungsrechnung. Kostenerstattungsprinzip: Prinzip der Leistungsgewährung in der privaten* Krankenversicherung; danach werden dem Versicherten seitens des Versicherers die durch die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen* 276
Kosten- und Leistungsrechnung
entstandenen Kosten entweder vollständig oder je nach Selbstbeteiligung* teilweise erstattet, ohne daß der Versicherer selbst Sorge für die Bereitstellung der notwendigen medizinischen Leistungen trägt. Der wesentliche Vorteil des Kostenerstattungsprinzips wird in der Kostentransparenz für den Versicherten gesehen, dessen Kostenbewußtsein — in Verbindung mit einer Selbstbeteiligung — gestärkt und dadurch ein Moral-hazard-Verhalten (s. Moral Hazard) abgebaut werden soll. Gegensatz: Sachleistungsprinzip*. [ADAM] Kosten-Nutzen-Analyse: s. Bewertungsverfahren.
Kostenrechnung: s. Kosten- und Leistungsrechnung. Kostenstellenrechnung: s. Kosten- und Leistungsrechnung. Kostenträgerrechnung: s. Kosten- und Leistungsrechnung. Kosten- und Leistungsnachweis: Sammlung von standardisierten
For-
mularen, die als Grundlage für Pflegesatzverhandlungen die erbrachten Leistungen und anrechenbaren Kosten (s. Krankenhausfinanzierung) eines Krankenhauses auflistet. Der Kosten- und Leistungsnachweis ist seit dem 01.01.1986 gültig und löst das Selbstkostenblatt als ähnliches Formularwerk ab. Der Kosten- und Leistungsnachweis als Anlage 1 der Bundespflegesatzverordnung enthält: Vorblatt mit Budget, Pflegesätzen und Strukturdaten; Kostennachweis (K) mit den aus der Buchführung abgeleiteten Kosten (Kl), vorauskalkulierbare Kosten (K2), Vorauskalkulation der Abzüge (K 3), Zusammenhang von Budget und Pflegesätzen (K 4), Ermittlung der Pflegesätze (K 5), Ermittlung der Sonderentgelte (K 6); Statistische Daten (S) mit: Belegungsdaten (S 1), Personal des Krankenhauses (S2), Medizinischer Bedarf (S 3), Kennzahlen der Fachabteilungen (S 4), Versorgung (S 5), Erlöse (S 6); Leistungsnachweis (L) mit: Diagnosenstatistik (L1), Leistungsstatistik für medizinische Institutionen (L2), sowie für nichtgeförderte Krankenhäuser die Ergänzungen (Z) für Abschreibungen (Ζ 1), Rückstellungen (Z2), Zinsen für Fremdkapital (Z3), Zinsen für Eigenkapital (Z4) und das vorauskalkulierte zusätzliche Budget und Pflegesätze (Z5). Weiterhin im Anhang 1 der Bundespflegesatzverordnung befindet sich eine umfassende Auflistung der bettenführenden Fachabteilungen. [RIEF] Kosten- und Leistungsrechnung: Inhalt der Kosten- und Leistungsrechnung ist die Zuordnung der Leistungen zu denjenigen Kosten, die durch die Entscheidung, diese Leistungen zu erbringen, verursacht werden. Die Aussagekraft der Ergebnisse einer Kostenrechnung hängt also wesentlich davon ab, inwieweit es gelingt, die Verursachungsbeziehungen zwischen Leistungen und Kosten zu finden. Als Kosten selbst bezeichnet man den in Geldeinheiten bewerteten Güterund Leistungsverzehr zur Erstellung anderer Güter oder Leistungen. Auf277
Kosten- und Leistungsrechnung
gäbe einer Kostenrechnung ist die Erfassung, Verteilung und Zurechnung von Kosten, die bei der betrieblichen Leistungserstellung entstehen. Dabei kann man drei Teilbereiche unterscheiden. Die Kostenartenrechnung bezieht sich auf die Art der Kosten (ζ. B. Personalkosten, Materialkosten), die in einer Periode entstanden sind. Sie behandelt die Fragestellung, welche Kosten insgesamt den Arten nach in welcher Höhe angefallen sind. Mit Hilfe der Kostenstellenrechnung wird ermittelt, in welchen Betriebsbereichen (Kostenstellen) Kosten verursacht worden sind. Sie beantwortet die Frage, wo welche Kosten der Art nach in welcher Höhe angefallen sind. Sie dient u. a. der Überwachung und Kontrolle der Wirtschaftlichkeit in einzelnen Tätigkeits- und Verantwortungsbereichen. Die Kostenträgerrechnung hat die Aufgabe, die Kosten den erstellten Leistungen zuzurechnen. Sie ist eine Stückrechnung, die die Fragestellung behandelt, wofür welche Kosten in welcher Höhe pro Stück angefallen sind. Bei Kostenrechnungen kann man weiter differenzieren nach Fristigkeit und Zeitbezug. Bei einer Ist-Kostenrechnung werden in der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung die in einer Periode tatsächlich angefallenen Kosten erfaßt und verrechnet. Gleicht man zufällige Schwankungen von Kosten mit Hilfe einer Durchschnittsbildung über Preise und Mengen vergangener Perioden aus, erhält man normalisierte Kostenwerte. Man spricht dann von einer Normalkostenrechnung. Bei der Plankostenrechnung bezieht man erwartete Zukunftsentwicklungen von Kostenbestimmungsfaktoren in die Rechnung mit ein. In einer starren Plankostenrechnung werden die Kosten für nur eine bestimmte Planausbringung (-beschäftigung) errechnet. Flexible Plankostenrechnungen berücksichtigen dagegen die Kostenabhängigkeit von verschiedenen Beschäftigungsgraden und ermöglichen dadurch die Bestimmung entsprechender Soll-Kosten. Neben dem Zeitbezug ist der Sachumfang aller verrechneten Kosten charakteristisch für Grundformen der Kostenrechnung. Hier ist zunächst die historisch älteste Form, die Vollkostenr&hnung, zu nennen. Bei ihr werden die in der zurückliegenden Abrechnungsperiode entstandenen Kosten zunächst auf die Kostenstellen verteilt und von dort vollständig auf die einzelnen Kostenträger direkt und indirekt verrechnet. Dabei geht man davon aus, daß für eine wirksame Wirtschaftlichkeitskontrolle alle angefallenen Kosten einer Periode auf die erstellten Leistungen oder Leistungsgruppen und Leistungsstellen zu verteilen sind. Teilkostenrechnungen differenzieren zwischen beschäftigungsunabhängigen (fixen) und beschäftigungsabhängigen (variablen) Kosten, um zu ermöglichen, daß nur jener Teil an Kosten den Kostenstellen bzw. -trägem zugerechnet wird, der durch die Leistungserstellung tatsächlich verursacht worden ist. Ob sich die Kosten entscheidungsfix oder -variabel verhalten, ist vom Planungs- und Entscheidungszeitraum abhängig. Der Anteil fixer Kosten sinkt mit zunehmendem Fristigkeitsgrad. Wählt man einen maximalen Planungshorizont, werden schließlich alle Kosten variabel. 278
Krankenblatt
In Medizinbetrieben*, wo sich die Nachfrage nach Leistungen kurzfristig stark ändern kann, sind Anpassungsrechnungen mit relativ feinen Fristigkeitsgraden notwendig; so beim Auftreten von Engpässen, die Verfahrensabweichungen sowie intensitätsmäßige oder auch kapazitätserhöhende personelle und/oder apparative Anpassungen erfordern. [HANS] Kosten-Wirksamkeits-Analyse: s. Bewertungsverfahren. Kovarianz: Maß für den linearen Zusammenhang zweier Zufallsvariablen X,
Y:
Cov (Χ, Υ) = Ε {(X - E ( X » · (Y - E(Y))}, wobei Ε (...) für den Erwartungswert* steht.
[KEMM]
Kovarianzanalyse: statistisches Verfahren, um bei der Auswertung einer
Studie den Einfluß von (i. a. quantitativen) Störgrößen* auf die Zielgröße* zu berücksichtigen und ggf. zu korrigieren. Dabei wird angenommen, daß der Einfluß der Störgröße(n) linear ist und daß keine Wechselwirkung zwischen Stör- und Prüfgröße(n)* besteht. Einen Bias* bei der Zuteilung der Patienten zu den Behandlungen kann man durch nachträgliche Kovarianzanalyse i. a. höchstens verringern, nicht beheben. [IMMI, KEMM] Krankenakte: syn. für Krankenblatt*. Krankenbetten: Betten, die in ihrem Aufbau speziell an die Anforderungen
des Krankenhauses und an die Bedürfnisse Liegendkranker angepaßt sind (ζ. B. durch Rollen mobil einsetzbar; Vorrichtungen zum Anbringen von Sondereinrichtungen; Verstellbarkeit des Kopf- und Fußteils). [JANS] Krankenblatt: syn. Krankenakte, Krankengeschichte; Teil der Krankenunterlagen* bei stationärer Behandlung, für die der Begriff häufig synonym verwendet wird. I. w. S. auch die Kartei- und Faltkarten der ambulant behandelnden Ärzte; ferner auch die in Datenverarbeitungssystemen gespeicherten Patientendatensätze. Gelegentlich ist auch nur der aktuelle Teil der Krankengeschichte oder ihr standardisierter Teil gemeint. Ärztliche Patientenaufzeichnungen oder Fallbeschreibungen sind seit Jahrtausenden bekannt (Papyrus E. Smith, 1600 v. Chr.) und aus griechischrömischer Zeit vielfach überliefert. Sie unterstützen den Arzt und seine Mitarbeiter bei der aktuellen Behandlung und dienen zusätzlich der (wissenschaftlichen) Dokumentation* als Quelle neuer Erkenntnis. Krankengeschichten wurden bis ins 19. Jahrhundert meist in Buchform (Journale) geschrieben. Mit der Entwicklung der naturwissenschaftlichen Medizin und der Einrichtung großer, in eine wachsende Zahl medizinischer Disziplinen gegliederter Krankenhäuser und der Beteiligung von immer mehr Ärzten und Heilhilfspersonen an der Behandlung eines Patienten wurde die Führung von gehefteten oder losen (wachsenden, „lebendigen") Krankenblättern notwendig, die alle Beteiligten möglichst umfassend über den Patienten 279
Krankenblatt
informieren und die verschiedensten Datenträger (überwiegend Papier) aufnehmen. Das Krankenblatt besteht aus einem mehr oder weniger festen Aktenkörper (in früheren Jahren oft nur ein ζ. T. standardisiertes Umschlagblatt, das Krankenblatt im engeren Sinne) und Abschnitten bzw. einzelnen (Einlege-) Blättern für die verschiedenen Informationskategorien: administrative Patientendaten, Familien- und Eigenanamnese mit sozialer (bzw. biographischer) Anamnese* und aktuellem Beschwerdebild, Verlauf (u. a. Pflegedokumentation*), Befunde* der körperlichen und medizinisch-technischen Untersuchungen (die Befundunterlagen wie Röntgenbilder, EKGs, EEGs usw. sind Bestandteil der Krankenunterlagen*), Berichte über Vorund Mitbehandlungen sowie spezielle Maßnahmen (insbesondere Operationsberichte), am Behandlungsende Epikrise* bzw. Arztbrief und evtl. Dokumentationsblatt für die medizinische* Basisdokumentation. Die hier erkennbare, in der BRD übliche historische Krankenblattordnung („Krankengeschichte") wird im problemorientierten* Krankenblatt, das in den USA verbreitet ist, zugunsten der Definition und des Verlaufs einzelner Symptome, Befunde und Diagnosen („Probleme") aufgegeben. Die Dokumentationsform wurde im Laufe der Entwicklung zunehmend standardisiert, dadurch sollen bestimmte Informationen möglichst vollständig erfaßt und auch an den gleichen Stellen im Krankenblatt aufzufinden sein; für wissenschaftliche Auswertungen sind der so erreichte gleichmäßige Datenumfang und die Vergleichbarkeit eine wesentliche Voraussetzung. Die mit Datenverarbeitungssystemen gebotenen Auswertungsmöglichkeiten haben diese Standardisierung enorm gefördert, die schon 1961 zum Vorschlag eines „Allgemeinen* Krankenblattkopfes" geführt hatte, der sich als einheitliche medizinische* Basisdokumentation in der BRD bisher jedoch nicht allgemeinverbindlich durchgesetzt hat. Während früher jede Behandlungsstelle eigene Krankenblätter hatte, werden sie heute für den stationären und ambulanten Bereich einer Fachabteilung* meist gemeinsam geführt, manchmal auch facherübergreifend für das gesamte Krankenhaus, was datenschutzrechtliche Fragen aufwerfen kann. Der Arzt hat unabhängig vom persönlichen Nutzen der Krankenblattführung eine Dokumentationspflicht*, die vor allem straf- und zivilrechtlich sowie standes- und versicherungsrechtlich begründet ist und insbesondere in Hochschulkliniken auch eine wissenschaftliche Verpflichtung einschließt. Die minimale Aufbewahrungsfrist* für Krankenblätter beträgt in der Regel 10, in bestimmten Fällen (Berufskrankheiten, Strahlenschutz) 30 Jahre. Der Arzt bzw. das Krankenhaus haben ferner dafür zu sorgen, daß Krankenblätter Unbefugten nicht zur Kenntnis kommen (ärztliche* Schweigepflicht, Datenschutz*; Aufbewahrung in Registraturen und Archiven), andererseits hat der Patient ein gewisses Auskunftsrecht* bzw. Einsichtsrecht*, das sich zumindest auf die objektiven Daten des Krankenblattes bezieht und für den Bereich der in automatisierten Verfahren verarbeiteten Patientendaten durch die Datenschutzgesetzgebung geregelt ist. [GRAU] 280
Krankenhausaufnahmevertrag Krankenblattkopf, allgemeiner: s. Allgemeiner Krankenblattkopf.
Krankenblatt, problemorientiertes: s. Problemorientiertes Krankenblatt. Krankengeld: Regelleistung* der gesetzlichen Krankenversicherung im Rahmen der Krankenhilfe*. Sie wird ohne zeitliche Begrenzung gewährt (für dieselbe Krankheit jedoch höchstens 78 Wochen innerhalb von je 3 Jahren), wenn der Versicherte arbeitsunfähig ist (s. Arbeitsunfähigkeit). Bei Fortzahlung des Arbeitsentgeltes ruht der Anspruch (§§44 — 51 SGB V). [SEEL]
Krankengeschichte: syn. für Krankenblatt*. Krankenhaus: Einrichtung, in der durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung Krankheiten, Leiden und Körperschäden festgestellt, geheilt und gelindert werden sollen oder Geburtshilfe geleistet wird und in der die zu versorgenden Personen untergebracht und verpflegt werden können. Im Mittelpunkt des ,kundenpräsenzbedingten Dienstleistungsbetriebes Krankenhaus' steht die vollstationäre Krankenversorgung im Rahmen der Intensiv-, Normal- und Langzeitpflegeeinheiten. Sie umfaßt die ärztliche Behandlung (Diagnostik und Therapie) und pflegerische Betreuung, Unterbringung und Versorgung, dazu bei Bedarf soziale Fürsorge und seelsorgerische Hilfe. Hinzu treten die semistationäre Krankenversorgung (Diagnostik und Therapie im Rahmen von Minimalpflegeeinheiten bei hotelmäßiger Unterbringung von Patienten, die für ihre Grundbedürfnisse selbst sorgen können, ferner Diagnostik und Therapie im Rahmen von Tageskliniken* oder Nachtkliniken*, auch bei nur stundenweisem Aufenthalt), die ambulante Krankenversorgung sowie Lehre und Forschung. Die Lehre erstreckt sich auf die Aus- und Fortbildung von Ärzten, Pflegepersonal und sonstigem Krankenhauspersonal (ζ. B. medizinisch-technische Assistenten, Diätassistenten, Wirtschafts- und Verwaltungspersonal). Medizinische Forschung wird planmäßig nur an Universitäten, medizinischen Hochschulen, medizinischen Akademien, akademischen Lehrkrankenhäusern*, Spezialkliniken und Großkrankenhäusern betrieben. Krankenhäuser lassen sich unterscheiden nach Art der ärztlich-pflegerischen Zielsetzung (Allgemeinkrankenhäuser*, Fachkrankenhäuser*, Sonderkrankenhäuser*), nach Art der ärztlichen Besetzung (Anstaltskrankenhäuser*, Belegkrankenhäuser*), nach Intensität von Behandlung und Pflege (Akutkrankenhäuser, Langzeitkrankenhäuser, Krankenhäuser für Chronischkranke), nach der Versorgungsstufe*, der Trägerschaft (s. Krankenhausträger) und nach der Betriebsform. [RIEF] Krankenhausaufnahmevertrag: Vertrag mit einem
Krankenhausträger* über die Aufnahme zur stationären Behandlung im Krankenhaus, der entweder vom Patienten selbst, von seinem Versicherungsträger für ihn als Drittbegünstigten oder von Angehörigen für ihn abgeschlossen wird. 281
Krankenhausbetriebslehre
Bei der Inanspruchnahme von Krankenhausleistungen kommt regelmäßig ein sogenannter totaler Krankenhausaufnahmevertrag zustande. Durch den Vertrag entstehen ausschließlich Rechtsbeziehungen zum Krankenhausträger. Das Krankenhaus schuldet die ärztlich-pflegerische Behandlung sowie Unterbringung und Verpflegung (allgemeine Krankenhausleistungen). Auch bei der Vereinbarung wahlärztlicher Leistungen schuldet das Krankenhaus gesamtschuldnerisch die zu erbringenden Leistungen, d. h. Arzt und Krankenhausträger haften gesamtschuldnerisch. Bei der Inanspruchnahme belegärztlicher Leistungen kommt sowohl ein Vertragsverhältnis mit dem Krankenhausträger als auch mit dem Belegarzt* zustande (aufgespaltener Krankenhausaufnahmevertrag). In diesem Fall haftet jeder für die von ihm erbrachten Leistungen. [SEEL] Krankenhausbetriebslehre: s. Medizinbetriebslehre.
Krankenhausdirektor: s. Verwaltungsleiter, Krankenhausdirektorium. Krankenhausdirektorium: Krankenhausleitung; Gruppe dispositiv tätiger Personen eines Krankenhauses, deren Aufgabe es ist, alle Einzelleistungen der Diagnostik, Therapie, Pflege sowie Unterbringung und Verpflegung planmäßig zu gestalten und für einen geordneten und reibungslosen Ablauf aller Arbeiten in den diagnostisch-therapeutischen Abteilungen, auf den Pflegeeinheiten und im Versorgungsbereich zu sorgen. Die Mitglieder des Krankenhausdirektoriums sind den Organen des Krankenhausträgers* gemeinsam für eine ordnungsgemäße Betriebsführung verantwortlich. Im Rahmen der Gesamtverantwortung können abgegrenzte Aufgabengebiete den einzelnen Mitgliedern übertragen werden, ohne daß die Gesamtverantwortung berührt wird. Das Krankenhausdirektorium setzt sich i. d. R. zusammen aus: dem Ärztlichen Leiter (oder Ärztlichen* Direktor), der Pflegedienstleitung* und dem Verwaltungsleiter*. Je nach den Richtlinien des Krankenhausträgers werden Entscheidungen einstimmig oder mehrheitlich getroffen (i. d. R. mehrheitlich). [RIEF] Krankenhausentgelte: Regelungen zur Finanzierung von Krankenhausleistungen. Die Ausgestaltung der Entgeltregelungen kann nach Primär- und Sekundärmerkmalen klassifiziert werden; Primärmerkmale: Entgeltbasis (retrospektive Kostenerstattung, prospektive Entgelt verfahren), Abrechnungseinheit ((Pflege-)Behandlungstag, Behandlungsfall, Leistungskomplexe, Einzelleistungen, periodenbezogene Gesamtleistung des Krankenhauses); Sekundärmerkmale: Entgeltkalkulation (Ist-Kosten oder Plankosten, Durchschnitts- oder Normkosten), Gültigkeitsbereich der Entgeltregelung (krankenhausindividuell, Krankenhäuser einer Region bzw. nationale Gültigkeit, Krankenhäuser einer Versorgungsstufe bzw. eines Krankenhaustyps). Durch Kombination von Primär- und Sekundärmerkmalen 282
Krankenhausökonomie
lassen sich eine Vielzahl von Ansätzen zur Entgeltregelung entwickeln (s. a. Diagnoses Related Groups, Fallpauschale, Krankenhausfinanzierung). [RIEF] Krankenhausfinanzierung: Regelungen zur Finanzierung der Investitionsund Betriebskosten eines Krankenhauses. In der BRD erfolgt die Krankenhausflnanzierung nach dem Dualprinzip; d. h. die Investitionskosten (Kosten für die Errichtung, Umbau, Erweiterungsbau der zum Krankenhaus gehörenden Wirtschaftsgüter, ausgenommen Verbrauchsgüter, Kosten der Wiederbeschaffung von Anlagegütern) werden dabei von dem jeweiligen Bundesland finanziert, die Betriebskosten (s. Kosten- und Leistungsnachweis) von den Krankenkassen der behandelten Patienten und von diesen selbst nach einem ausgehandelten Budget über einen hieraus abgeleiteten Pflegesatz*. Ziel der Regelungen ist die wirtschaftliche Sicherung der Krankenhäuser, um eine bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung mit leistungsfähigen, eigenverantwortlich wirtschaftenden Krankenhäusern zu gewährleisten und zu sozial tragbaren Pflegesätzen beizutragen. Die öffentlichen Fördermittel und die Erlöse aus den Pflegesätzen müssen zusammen die vorauskalkulierten Selbstkosten eines sparsam wirtschaftenden und leistungsfähigen Krankenhauses decken. Bei der Bemessung der Pflegesätze sind auch die Kosten und Leistungen vergleichbarer Krankenhäuser zu berücksichtigen (vgl. Fallpauschale, Diagnoses Related Groups). [RIEF] Krankenhaushäufigkeit: Quotient aus der Zahl der Krankenhausfälle (Patienten), die innerhalb eines definierten Zeitraumes (i. d. R. ein Jahr) und aus einer bestimmten Region ein Krankenhaus aufsuchen, und der Einwohnerzahl (in Tausend); wichtige Maßzahl zur Krankenhausplanung*. [RIEF] Krankenhausinformatik: Teilgebiet der Medizinischen Informatik, das aus dem Gesundheitssystem den Anwendungsbereich Krankenhauswesen als Objektsystem ausgrenzt. Krankenhausinformatik befaßt sich demnach mit der Gestaltung computergestützter Informationssysteme für Planung, Bau und Betrieb von Krankenhausanlagen (Krankenhäusern). [SEEL] Krankenhausinformationssystem: 1. Informationssystem* bezogen
auf den Medizinbetrieb Krankenhaus; 2. häufig auch syn. für computergestütztes* Krankenhausinformationssystem. [SEEL] Krankenhausinstitut, Deutsches: s. Deutsches Krankenhausinstitut. Krankenhausleitung: s. Krankenhausdirektorium.
Krankenhausökonomie: s. Gesundheitsökonomie. 283
Krankenhauspflege
Krankenhauspflege: Regelleistung* der gesetzlichen* Krankenversicherung im Rahmen der Krankenhilfe*. Sie umfaßt die Behandlung, Unterbringung und Verpflegung des Patienten in einem Krankenhaus. [SEEL] Krankenhausplanung: Festlegung der vorzuhaltenden Krankenhäuser und Fachabteilungen in bestimmten Planungsregionen für einen bestimmten Planungszeitraum. Es wird dabei versucht, das Angebot an Krankenhäusern dem Bedarf planerisch weitgehend anzupassen. Ziel der Krankenhausplanung ist die Sicherung der bedarfsgerechten Versorgung der Bevölkerung mit eigenverantwortlich wirtschaftenden Krankenhäusern. Als Planungsgrundlage können verschiedene methodische Ansätze zur Bedarfsprognose herangezogen werden: der morbiditätsorientierte, mortalitätsorientierte, angebotsorientierte, ressourcenorientierte oder inanspruchnahmeorientierte Ansatz. Letzterer beinhaltet die Ermittlung, Analyse und Prognose von Bedarfsdeterminanten, die in folgender Formel zusammengefaßt den Bedarf, ausgedrückt in Planbetten, beschreibt: Planbetten = (Einwohnerzahl · Krankenhaushäufigkeit* · Verweildauer*)/ (1000 • Belegung*). [RIEF] Krankenhausträger: Der geschichtlichen Entwicklung des bundesdeutschen Krankenhauswesens folgend werden Krankenhäuser von öffentlichen (ζ. B. einzelne Gebietskörperschaften oder deren Zusammenschlüsse, Sozialversicherungsträger), freigemeinnützigen (ζ. B. Wohlfahrtsverbände, Religionsgemeinschaften) und privaten Trägern betrieben. Der Krankenhausträger übernimmt die Aufgaben des Eigentümers. Die privaten Träger führen ihre Krankenhäuser i. d. R. nach erwerbswirtschaftlichen Kriterien. [RIEF] Krankenhilfe: Regelleistung* der gesetzlichen* Krankenversicherung. Als Krankenhilfe wird gewährt: Krankenpflege* vom Beginn der Krankheit an; Krankengeld*, wenn die Krankheit Arbeitsunfähigkeit* zur Folge hat. [SEEL] Krankenkasse: organisatorisch und finanziell eigenständige öffentlichrechtliche Selbstverwaltungskörperschaft, die Träger der gesetzlichen* Krankenversicherung ist und in Selbstverwaltung unter staatlicher Aufsicht die ihr übertragenen Aufgaben durchführt. Man unterscheidet verschiedene Kassenarten, die nach dem regionalen, betrieblichen und berufsständischen Prinzip organisiert sind. Neben den sogenannten RVO-Kassen ( = Orts-, Betriebs- und Innungskrankenkassen) gibt es die Ersatzkassen*, die Seekasse (Krankenversicherung der Seeleute), die landwirtschaftlichen Krankenkassen und die Bundesknappschaft*. [ADAM] Krankenkost: s. Diät. 284
Krankenversichertenkarte
Krankenpflege: Regelleistung* der gesetzlichen* Krankenversicherung. Sie umfaßt u. a. die ärztliche und zahnärztliche Behandlung, die Versorgung mit Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln, die häusliche Krankenpflege sowie Zuschüsse für zahntechnische Leistungen; s. a. Pflege. [SEEL] Krankenschein: Behandlungsausweis, der für einen bestimmten Zeitraum
(meist ein Quartal) einen Versicherten und seine anspruchsberechtigten Angehörigen berechtigt, ärztliche oder zahnärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen. Gemäß § 291 SGB V wird der Krankenschein spätestens bis zum 1. Januar 1992 durch die Krankenversichertenkarte* ersetzt. [BLOH] Krankenstand: Zahl der an einem Tag ermittelten Personen, welche wegen
Krankheit der Arbeit fernbleiben, bezogen auf die Zahl der Beschäftigten insgesamt. Diese Zahl kann für längere Zeiträume (Monat, Jahr) gemittelt werden. [BLOH] Krankentransportwagen: Spezialfahrzeug, das von Größe und Ausstat-
tung her bestimmt ist, Nichtnotfallpatienten zu transportieren. Hierzu besteht die Norm DIN 75 080. [KNUT] Krankenunterlagen: Gesamtheit aller Daten, die der Arzt und seine Hilfspersonen zur Erfüllung der ärztlichen Aufgabenstellung im Wege der Übermittlung durch den Patienten oder durch eigene Erhebung ermittelt oder selbst erzeugt haben. Hierzu zählen u. a. Krankengeschichten, Arztbriefe, Operationsberichte, Aufzeichnungen medizinisch-technischer Untersuchungen (ζ. B. Röntgenbilder, EKG, Szintigramm). Krankenunterlagen unterliegen wie alle übrigen Patientengeheimnisse* der ärztlichen* Schweigepflicht. Für den Arzt besteht eine Pflicht zur Führung von Krankenunterlagen aufgrund der ärztlichen Dokumentationspflicht*, die auch Inhalt und Form der ärztlichen Aufzeichnungen bestimmt. Für Krankenhäuser ergibt sich eine Dokumentationspflicht aus dem Krankenhausaufnahmevertrag*, wenn das Krankenhaus hiernach auch die ärztliche Behandlung schuldet. Die Dokumentationspflicht des Arztes bzw. des Krankenhauses schließt auch die Pflicht zur Aufbewahrung der im Rahmen der Behandlung angefallenen Krankenunterlagen ein (s. Aufbewahrungspflicht). [RIEG] Kranken versichertenkarte: ersetzt nach § 291 SGB V spätestens bis zum
1. Januar 1992 den Krankenschein*. Die Krankenversichertenkarte ist von dem Versicherten zu unterschreiben. Sie darf nur für den Nachweis der Berechtigung zur Inanspruchnahme von Leistungen im Rahmen der kassenoder vertragsärztlichen Versorgung sowie für die Abrechnung mit den Leistungserbringern verwendet werden. Die Karte gilt nur für die Dauer der Mitgliedschaft bei der ausstellenden Krankenkasse und ist nicht übertragbar. Bei Inanspruchnahme ärztlicher Behandlung bestätigt der Versi285
Krankenversichertennummer
cherte auf dem Abrechnungsschein des Arztes das Bestehen der Mitgliedschaft durch seine Unterschrift. Die Krankenkasse kann die Gültigkeit der Karte befristen. Die Krankenversichertenkarte enthält neben der Unterschrift des Versicherten in einer für eine maschinelle Übertragung auf die für die kassenärztliche Versorgung vorgesehenen Abrechnungsunterlagen und Vordrucke geeigneten Form ausschließlich folgende Angaben: Bezeichnung der ausstellenden Krankenkasse, Familienname und Vorname des Versicherten, Geburtsdatum, Anschrift, Krankenversichertennummer*, Versichertenstatus, Tag des Beginns des Versicherungsschutzes, bei befristeter Gültigkeit der Karte das Datum des Fristablaufs. [SEEL] Krankenversichertennummer: von der Krankenkasse für einen Versicherten verwendete Identifikationsnummer. Bei Vergabe der Nummer für Versicherte nach § 10 SGB V ist sicherzustellen, daß der Bezug zu dem Angehörigen, der Mitglied ist, hergestellt werden kann. Die Rentenversicherungsnummer* darf vom 1. Januar 1992 an nicht mehr als Kranken versichertennummer verwendet werden (§ 290 SGB V). [SEEL] Krankenversicherung: Zur Absicherung des finanziellen Risikos im Krankheitsfall besteht in der Bundesrepublik Deutschland ein gegliedertes System der Krankenversicherung aus gesetzlicher* Krankenversicherung und privater* Krankenversicherung. Während die gesetzliche Krankenversicherung eine Pflichtversicherung für einen vorgegebenen Personenkreis darstellt, übernimmt die private Krankenversicherung den vollen Versicherungsschutz für nicht der gesetzlichen Krankenversicherung angehörenden Personen und gewährt Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung einen ergänzenden Versicherungsschutz. [ADAM] Krankenversicherung, gesetzliche: Krankenversicherung, private:
s. Gesetzliche Krankenversicherung.
s. Private Krankenversicherung.
Kranken Versorgung:
in Abgrenzung zur Gesundheitsfürsorge* Oberbegriff für medizinisch-kurative und pflegerische Gesundheitsleistungen* (Behandlung, Pflege, Rehabilitation). [SEEL] Krankenvorgeschichte: s. Anamnese.
Krankheit: i.w. S. regelwidriger Körper- und Geisteszustand, der behandlungsbedürftig ist (vgl. Gesundheit). [BLOH] Krankheiten, anzeigepflichtige: 286
s. Anzeigepflichtige Krankheiten.
Krebsregister Krankheiten, organische: s. Organische Krankheiten. Krankheitsbild: syn.
Krankheitsentität; einheitliches Erscheinungsbild einer Erkrankung bei gleicher Ursache mit gleichen Symptomen, gleicher Krankheitsentstehung (Pathogenese) und gleicher Therapie. Es handelt sich um eine naturgesetzliche Reaktionsform des menschlichen Organismus auf endogene oder exogene Krankheitsfaktoren. Das Erlernen von Krankheitsbildern ist ein Inhalt des medizinischen Studiums. [ANSC] Krankheitsentität: syn. für Krankheitsbild*. Krankheitsfrüherkennung: s. Prävention.
Krankheitsregister: Einrichtungen, die das Auftreten bzw. den Verlauf definierter Krankheiten in einer Bevölkerung aufgrund einer Meldepflicht*, eines Melderechts oder mit Einwilligung* des Patienten zum Zwecke der medizinischen Forschung und Statistik systematisch und kontinuierlich patienten- oder fallbezogen erfassen (ζ. B. Krebsregister*). [PSCH] Krankheitsverhalten: die Verhaltensweise eines Menschen in bezug auf
Erfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen an sich selbst, denen er Krankheitswert beilegt, auch als Krankheitsbewältigungsverhalten (coping) bezeichnet. [FERB] Krankheitsverlauf: zeitliche Entwicklung eines Krankheitsbildes*; wesent-
liche Grundlage für die Überprüfung bzw. Bestätigung einer richtigen Diagnose und Therapie. [ANSC] Krankheitsvorgeschichte: s. Anamnese. Krebsregister: meist von Tumorzentren* geführtes spezielles Krankheitsregister*, dessen Aufgabe es ist, fortlaufend statistische Daten über das Entstehen, das Auftreten und den Verlauf bösartiger Geschwulsterkrankungen in einer Bevölkerung zu dokumentieren (s. Dokumentation) und für die wissenschaftliche Bearbeitung spezieller Fragestellungen der Krebsforschung bereitzustellen. Man unterscheidet: a) das regionale Gebietsregister, das vorwiegend epidemiologisch-statistischen Zwecken dient; b) das klinische Nachsorgeregister, das die in einem Krankenhaus bzw. in einem Tumorzentrum behandelten Krebskranken i. S. eines Konsiliardienstes erfaßt und für eine zentrale, organisierte und koordinierte Nachsorge* bei diesen Patienten sorgt; c) das patho-anatomische Spezialregister, in dem klinisches und bioptisches Material über jeweils eine bestimmte Tumorform gesammelt wird. Es dient der Diagnosehilfe, insbesondere bei unklaren Fällen und der Arbeit an der Standardisierung der Nomenklatur, der Klassifikation und der Stadieneinteilung*; s. a. TNM-Klassifikation, Krebsregistergesetz. [RIEG, SEEL] 287
Krebsregistergesetz
Krebsregistergesetz: Rechtsgrundlage zur Führung von Krebsregistern*;
zur Zeit als Landesgesetz im Saarland (Saarländisches Gesetz über das Krebsregister - SKRG vom 17.01.1979, Amtsblatt des Saarlandes vom 21.02.1979, S. 105 ff), in Hamburg (Hamburgisches Krebsregistergesetz — HmbKrebsRG vom 27.06.1984, Hambg. Gesetz und Verordnungsblatt I vom 03.07.1984, S. 129 ff) und in Nordrhein-Westfalen (Krebsregistergesetz des Landes Nordrhein-Westfalen - KRG NW vom 12.02.1985, Gesetzund Verordnungsblatt vom 25.02.1985, S. 125 ff) geregelt. In Anlehnung an die Thesen zur Errichtung regionaler Krebsregister der Konferenz der für das Gesundheitswesen zuständigen Minister und Senatoren der Länder (GMK; s. 6. Tätigkeitsbericht des BfD 1984, S. 35ff; s.a. hierzu den Beschluß der Konferenz der Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder im 4. Tätigkeitsbereicht des BfD 1982, S. 48 ff) sehen die landesrechtlichen Regelungen u. a. ein Melderecht vor. Danach sind Ärzte und Zahnärzte berechtigt, im einzelnen definierte personenbezogene Angaben über untersuchte oder behandelte Patienten dem Krebsregister mit deren (schriftlicher nur KRG NW) Einwilligung* zu melden. Die Wirksamkeit der Einwilligung setzt voraus, daß der Patient zuvor über seine Erkrankung, den Zweck der Meldung, die Aufgaben und Ziele des Krebsregisters unterrichtet worden ist (informed* consent). Kann der Patient nicht um seine Einwilligung gebeten werden, weil er wegen der Gefahr einer sonst eintretenden ernsten und nicht behebbaren Gesundheitsverschlechterung über das Vorliegen einer Krebserkrankung nicht unterrichtet worden ist, kann die Meldung auch ausnahmsweise ohne Einwilligung erfolgen (SKRG, HmbKrebsRG, KRG NW), insoweit kein Grund zu der Annahme besteht, daß der Patient die Einwilligung verweigert hätte (HmbKrebsRG, KRG NW). Der Arzt hat die Gründe dafür, daß er die Einwilligung nicht eingeholt hat, aufzuzeichnen (HmbKrebsRG, KRG NW). [SEEL] Kreißsaal: Raum in der geburtshilflichen Fachabteilung eines Krankenhauses, in dem entbunden wird. [PSCH] Krise: in der Medizin die akute Verschlimmerung eines chronischen Leidens (Anfall, Attacke, Schock) oder die plötzliche Störung aus scheinbar völliger Gesundheit. [SEEL] Kritischer Bereich: in der Statistik syn. für Ablehnungsbereich*. Kritischer Wert: s. Statistischer Test. Kruskal-Wallis-Test: verteilungsfreier* statistischer Test zum Vergleich der
Verteilungen mehrerer unverbundener* Stichproben in bezug auf deren Lage. Das entsprechende parametrische Verfahren (Stichproben aus normalverteilten Grundgesamtheiten vorausgesetzt, s. Normalverteilung) ist die einfache Varianzanalyse*. [KEMM] 288
Kurve Kryochirurgie: sog. Kältechirurgie, Kältenekrosierung; medizinische Anwendung der Kryotechnik (Erzeugung tiefer Temperaturen) insbesondere als chirurgische Verfahren; hierbei werden verschiedene biologische Reaktionsformen der Gewebe auf eine Kälteeinwirkung genutzt: 1. die entzündliche Reaktion (Verklebung); 2. der sogenannte Klebeeffekt ζ. B. zur Kryoextraktion der Linse des Auges; 3. der nekrotisierende Effekt (hämorrhagische Koagulationsnekrose) zur Gewebszerstörung und Kryoresektion; 4. der Tiefkühleffekt zur temporären Blutstillung (besonders vorteilhaft bei kryochirurgischen Eingriffen an parenchymatösen Organen). [PSCH] Kryptographische Methode: Methode zur Verschlüsselung, insbesondere gespeicherter und/oder zu übermittelnder Daten, um deren Lesen zu verhindern bzw. ihre Entzifferung Unbefugten zu erschweren; angewandt werden die Substitution und/oder die Vertauschung von Zeichen. [SEEL] Kryptoverfahren, asymmetrische: s. Asymmetrische Kryptoverfahren. Künstliche Intelligenz: Abk. KI; engl, artificial intelligence; Abk. AI; versucht, sog. „intelligente Verhaltensweisen" formal zu verstehen und damit letzten Endes Datenverarbeitungssysteme in die Lage zu versetzen, solche Handlungen vorzunehmen. Eine klare Begriffsbestimmung ist allein so lange nicht möglich, wie der Begriff der Intelligenz selbst unpräzise bleibt. Es bestehen weiter sehr divergierende Meinungen darüber, wie menschliches Denken mit der reinen Verarbeitung von Symbolen gleichgesetzt werden kann. Die KI hat jedoch insofern bedeutende Erfolge aufzuweisen, als viele gedankliche Tätigkeiten, die ursprünglich als „intelligent" eingestuft wurden, heute von Datenverarbeitungssystemen übernommen werden können. Die Fragestellungen der KI haben weiter Anlaß zu vielen Forschungen in der Kognitionspsychologie, der Biologie und der Gehirnforschung gegeben. [RICH] Kumulativbefund: Im Gegensatz zum einfachen Befundbericht, in dem die Resultate der Analyse des Patientenuntersuchungsguts* zusammengestellt sind, werden im kumulativen Befundbericht die Ergebnisse mehrerer Proben mit unterschiedlichen Probenahmezeitpunkten für einen Patienten zusammengefaßt und präsentiert; ζ. B. tagesbezogener Wochenbericht, aktueller Kumulativbericht, kumulativer Gesamtbericht über die Dauer des stationären Aufenthaltes. Diese Art des Befundberichtes ist von großem Vorteil für die Verlaufsbeobachtung, insbesondere im Krankenhaus. [BOTH, PORT] kurativ: heilend, auf Heilung ausgerichtet.
[PSCH]
Kurve: syn. für Pflegedokumentation*. 289
KV KV: Abk. für Kassenärztliche* Vereinigung. Kybernetik: Lehre von der Steuerung und Regelung der Informationsverarbeitung und -Übertragung kybernetischer (dynamischer) Systeme*. Die Gesetzmäßigkeiten der Bewegungsprozesse kybernetischer Systeme wurden unter fünf wesentlichen Aspekten untersucht, die zur Herausbildung folgender Teilgebiete der Kybernetik geführt haben: kybernetische Systemtheorie, kybernetische Informationstheorie, kybernetische Regelungstheorie, kybernetische Spieltheorie und kybernetische Algorithmentheorie. Anwendungsmöglichkeiten für die Kybernetik und ihre Methoden eröffnen sich gegenwärtig in der Automatisierungstechnik zur Analyse und zum Entwurf technischer (automatisierter) Systeme (technische Kybernetik) und in der Analyse biologischer* Systeme (Biokybernetik). Der Einsatz kybernetischer Methoden zur Untersuchung und Verbesserung ökonomischer Systeme führte auf den Begriff ökonomische Kybernetik. Darüber hinaus wird die Kybernetik in der Kommunikationswissenschaft, der Linguistik, der Medizin, der Pädagogik, der Philosophie, der Psychologie, der Soziologie und der Wirtschaftswissenschaft angewandt. [MÖLL]
290
L
Laboratorium, medizinisches: s. Medizinisches L a b o r a t o r i u m . Laboratoriumsmedizin: medizinisches Fachgebiet; umfaßt die Beratung und Unterstützung der in der Vorsorge und in der Krankenbehandlung tätigen Ärzte bei der Erkennung von Krankheiten und ihren Ursachen, bei der Überwachung des Krankheitsverlaufes, bei der Bewertung therapeutischer Maßnahmen durch die Anwendung und Beurteilung morphologischer, chemischer, physikalischer, immunologischer und mikrobiologischer Untersuchungsverfahren von Körpersäften, ihrer morphologischen Bestandteile sowie von abgeschiedenem und ausgeschiedenem Untersuchungsmaterial zur Erkennung physiologischer Eigenschaften und krankhafter Zustände sowie zur Verlaufskontrolle einschließlich der dazu erforderlichen Funktionsprüfungen und diagnostischen Eingriffe. [DEUT] Labordatenverarbeitung: Teilgebiet der Medizinischen Informatik, das
sich mit der Gestaltung und dem Betrieb computergestützter Informationssysteme im medizinischen Laboratorium (computergestützte* Laborinformationssysteme) befaßt. [BOTH, PORT] Laborinformationssystem, computergestütztes:
s. Computergestütztes
Laborinformationssystem. Laborjournal: patientenbezogene Auflistung der Tagesproduktion (Analysenparameter*, Resultate) eines medizinischen Laboratoriums einschließlich der noch ausstehenden Anforderungen. [BOTH, PORT] Laborleistungsstatistik: nach den Ausführungsrichtlinien und Empfehlungen der Bundesärztekammer ist im medizinischen Laboratorium zwischen einer Anforderungsstatistik und einer Aufwandstatistik zu unterscheiden. Während die Anforderungsstatistik die angeforderten und erbrachten Laborleistungen ausweist, umfaßt die Aufwandstatistik zusätzliche Leistungen, die erforderlich sind, um die angeforderten Leistungen zu erbringen (Kalibrationen, Kontrollen, Wiederholungen u. a.). Die Laborleistungsstatistik ist einerseits gegliedert nach Fachgebieten medizinischer Laboratorien, andererseits nach stationären und nichtstationären (ambulante u. a.) Leistungen. Die Zähleinheiten sind an die Leistungsziffern der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) angelehnt. Krankenhäuser mit mehr als 100 Betten sind zur Vorlage einer Laborleistungsstatistik (angeforderte und erbrachte Laborleistungen) im Rahmen des Kosten*- und Leistungsnachweises verpflichtet. [BOTH, PORT] 291
Labormedizinischer Befund
Labormedizinischer Befund: im medizinischen Laboratorium die Zusammenstellung von geprüften und beurteilten Resultaten zu Untersuchungsaufträgen, wobei die zugrundeliegende Fragestellung zur Diagnostik oder Therapie einbezogen ist. [BOTH, PORT] laden: in der Informatik Daten in einen Speicher übernehmen, um sie zur Verarbeitung bereitzustellen; ζ. B. das Übertragen ablauffähiger (d. h. übersetzter und gebundener) Programme von einem peripheren Speicher in den Zentralspeicher durch den Lader, ein spezielles Programm des Betriebssystems*. [IGEL, SEEL] Lader: s. laden. Längsschnittstudie: s. Studientypen der Epidemiologie. Lagemaß: in der Statistik syn. für Lokalisationsmaß*. Lager, dezentrales: s. Dezentrales Lager. Lagerhaltung: Eine betriebliche Lagerhaltung ist notwendig, wenn bestimmte Phasen des Leistungserstellungsprozesses einen Materialbedarf erfordern, der durch die Beschaffung* nicht bedarfssynchron gedeckt werden kann. Daraus ergibt sich als Ziel der Lagerhaltung, das richtige Material in der erforderlichen Menge und Qualität zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zu minimalen Kosten bereitzustellen. Lagerhaltungssysteme können am Anfang einer Leistungserstellung* (Rohmateriallager), inmitten einer Leistungserstellung (Zwischenlager) oder an ihrem Ende (Fertigungswarenlager) bestehen; s. a. Lagerhaltungsmodelle. [HANS] Lagerhaltungsmodelle: Modelle* zur Beschreibung von Lagerhaltungsproblemen, wie sie häufig im privatwirtschaftlichen Sektor anzutreffen sind, aber auch im öffentlichen Bereich gelegentlich auftreten; ζ. B. in einer Blutbank oder in einer Krankenhausapotheke. Lagerhaltung* verursacht unterschiedliche Kosten in Abhängigkeit von Bestellintervallen, Rabatten, gelagerten Mengen und Konsequenzen von Fehlmengen. Deterministische und stochastische Methoden des wissenschaftlich fundierten Lagerhaltungsmanagements erlauben es, optimale Bestellzeitpunkte und -mengen unter Berücksichtigung der prognostizierten Nachfrage (s. Prognosemodelle) zu berechnen. Zur Modellierung werden Ansätze der Linearen* Programmierung und der Nichtlinearen* Programmierung, der Kontrolltheorie*, der Dynamischen* Programmierung und der Theorie der stochastischen* Prozesse verwendet. [HEID] Lagertechnik: Oberbegriff für alle mechanischen Einrichtungen, die dazu dienen, eine Lagerfunktion (ζ. B. Vorratslager, Umschlaglager, Pufferlager) 292
Landesversicherungsanstalt
auszuführen. Darunter fallen die eigentlichen Lagereinrichtungen (ζ. B. Regale) und die Lagerbedienungsgeräte (ζ. B. Gabelstapler). [JANS] LAN: Abk. für engl, local area network; s. Lokales Netzwerk. Landesdatenschutzbeauftragter: s. Datenschutzbeauftragter.
Landesdatenschutzgesetze: Die allgemeinen Landesdatenschutzgesetze enthalten Vorschriften über die Verarbeitung personenbezogener* Daten durch die landesunmittelbaren öffentlichen Stellen (Behörden und sonstige öffentliche Stellen der Bundesländer, der Gemeinden und anderer Gebietskörperschaften und der sonstigen der Aufsicht eines Landes unterstehenden juristischen Personen des öffentlichen Rechts und deren Vereinigungen). Für öffentlich-rechtliche Unternehmen, die am Wettbewerb teilnehmen, gelten aufgrund der Verweisungsvorschriften in den Landesdatenschutzgesetzen nur die Vorschriften über die Datenschutzkontrolle durch die Landesdatenschutzbeauftragten (bzw. Datenschutzkommission in RheinlandPfalz), im übrigen das Bundesdatenschutzgesetz (3./4. Abschnitt). Für Sozialdaten* (§ 35 SGB I) gelten anstelle der Landesdatenschutzgesetze aufgrund § 79 Abs. 3 SGB I einheitlich die materiell-rechtlichen Vorschriften des 2. Abschnitts des Bundesdatenschutzgesetzes; lediglich die Kontrolle wird von den nach Landesrecht zuständigen Stellen ausgeübt. Die Landesdatenschutzgesetze weichen im Interesse eines einheitlichen Datenschutzes nur geringfügig von der Systematik und dem Text des BDSG ab. Eine Ausnahme macht Hessen, wo am 1. Januar 1987 das neue Landesdatenschutzgesetz (HDSG vom 11.11.1986, GVB1. I 1986, S. 309) in Kraft getreten ist, das im Interesse des Betroffenen* wegweisende Vorschriften (nun auch über Datenerhebung, Auskunft auch über Zweck und Rechtsgrundlage der Speicherung, Herkunft der Daten, Akteneinsichtsrecht, Schadensersatzanspruch u. a. m.) enthält. [TAEG] Landesversicherungsanstalt: Abk. LVA; regional gegliederte Selbstverwaltungskörperschaft des öffentlichen Rechts; Träger der Rentenversicherung* der Arbeiter und der selbständigen Handwerker, zuständig für die Zahlung von Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsrenten, von Altersruhegeld und von Hinterbliebenenrenten. Dies schließt ein die Bereitstellung und Verwaltung der dazu erforderlichen Geldmittel. Ebenso ist die LVA Träger der Rehabilitation*. Ferner oblag ihr bis zum 31.12.1988 die Durchführung der Gemeinschaftsaufgaben der Krankenversicherung*. Hierzu gehörten die Durchführung des Vertrauensärztlichen* Dienstes und die vorbeugende Gesundheitspflege. Von den früheren Gemeinschaftsaufgaben hatte sie nur noch bis zum 31.12.1989 die Prüfung der Geschäfts-, Rechnungs- und Betriebsführung der gesetzlichen Krankenkassen* wahrzunehmen. [SILO] 293
Landschaftsinformationssystem
Landschaftsinformationssystem: bereichsübergreifendes Umweltinformationssystem*; unterstützt die Umsetzung des Landschaftsplanes und der Umweltverträglichkeitsprüfung im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes durch die Bereitstellung raumbezogener ökologischer und ökonomischer Daten; ζ. B. Vegetations-, Biotop-, Flächennutzungs-, geologische, hydrologische, klimatische Karten und Literaturhinweise. Darüber hinaus verfügen Landschaftsinformationssysteme über Methoden zur Auswertung und Bewertung von Landschaftsdaten, so für die ökologische Folgenabschätzung von Planungsvorhaben und die Minimierung von Zielkonflikten. Beispielsweise können mit geeigneten Bewertungsverfahren Nutzungskonflikte beschrieben und in Form sog. „Konfliktkarten" visualisiert werden. [PAGE] Langzeit-EKG: kurz für Langzeit-Elektrokardiographie;
kontinuierliche (tagsüber und nachts) Registrierung eines Elektrokardiogramms* über einen längeren Zeitraum (meist 24—48 Std.), ζ. B. unter Anwendung tragbarer batteriebetriebener Aufzeichnungsgeräte bzw. Sendeanlagen in Kombination mit entsprechenden stationären Empfangs- und Aufzeichnungsgeräten. Indikation: insbesondere diagnostische Abklärung und Analyse komplexer (ventrikulärer) Rhythmusstörungen des Herzens unter Berücksichtigung individueller Schwankungen der Arrhythmieneigung im Rahmen der zirkadianen Rhythmik, auch zur therapiebegleitenden Kontrolle. [PSCH] Langzeitkranker: s. Alters- und Langzeitkranke. Langzeitpflege: vollstationäre Versorgung von Patienten (ζ. B. Chronischund Langzeitkranke), die nach Abschluß der Akutphase ihrer Erkrankung einer länger andauernden ärztlichen Behandlung unterschiedlicher Intensität und einer laufenden, intensitätsmäßig variierenden pflegerischen Betreuung bedürfen. Je nach Alter der Patienten kann der Langzeitpilegebereich auch weitgehend geriatrisch (s. Geriatrie) ausgerichtet sein. [PEIL] Laparoskopie: Bauchspiegelung; visuelle Untersuchung der Bauchhöhle mit einem Endoskop* (s. a. Endoskopie). [PSCH] Laparotomie: operative Eröffnung der Bauchhöhle.
[PSCH]
Laplace-Transformation: Funktionaltransformation, bei der dem Laplace-
Integral der Originalfunktion f (t) die komplexe Bildfunktion F (s) zugeordnet ist. Der Zusammenhang zwischen Originalfunktion und Bildfunktion wird durch Korrespondenzen beschrieben, die eine Symbolik aufweisen. Auf der Seite der Originalfunktion befindet sich in dieser Symbolik ein Kreis, auf der Seite der Bildfunktion ein Punkt. Der Laplace-Operator s ist eine komplexe Größe und damit auch die Laplace-transformierte F (s). Für das Rechnen mit der Laplace-Transformation benötigt man im allgemeinen eine Tabelle mit Korrespondenzen. In dieser Korrespondenz294
Laserdrucker
tabelle steht die Bildfunktion in der linken Spalte — man erhält bei der Behandlung einer Aufgabe mit der Laplace-Transformation zunächst die Bildfunktion —, aus der dann die Originalfunktion bestimmt werden muß. Wird auf eine Originalfunktion eine Operation ausgeübt, ζ. B. eine Differentiation, so muß ihr eine Operation mit der Bildfunktion entsprechen. Die Rechenregeln der Laplace-Transformation geben deshalb an, wie sich eine Operation mit der Originalfunktion in eine Operation mit der Bildfunktion übersetzt. Die wichtigsten Rechenregeln der Laplace-Transformation sind die Linearitätsregel, die Ähnlichkeitsregel, die Verschiebungsregel, die Differentiationsregel, die Integrationsregel, die Faltungsregel sowie die Grenzwertsätze über das Verhalten der Original- und Bildfunktion bei Null bzw. unendlich (Anfangswertsatz, Endwertsatz). [MÖLL] Laptop: im Gegensatz zur Desktopversion ein portabler Mikrocomputer*. [SEEL] Laryngoskopie: Kehlkopfspiegelung.
[PSCH]
Laser: Abk. für light amplification by stimulated emission of radiation; Lichtverstärkung; physikalische Einrichtung zur Erzeugung von höchst monochromatischer, kohärenter, (fast) paralleler Lichtstrahlung mit extrem hoher Energiedichte. Grundprinzip: Verstärker für elektromagnetische Wellen aus den Spektralbereichen. Dieser Verstärker wird durch einen Rückkopplungsweg derart gesteuert, daß er selbsterregt dauernd schwingt. Das aktive Glied in einem Laser kann ein Festkörper sein, vorzugsweise ein Kristall, ζ. B. ein Rubin-Laser, oder ein Halbleiter oder ein Gas bzw. Gasgemisch, ζ. B. ein Neon-Helium-Laser. Diese Substanz ist auch allein entscheidend für die Wellenlänge des emittierten Lichts. Laser stehen zur Verfügung im ultravioletten, sichtbaren und ultraroten Spektralbereich; s. a. Laser-Chirurgie. [PSCH] Laser-Chirurgie: chir. Laserverfahren, Anwendung vor allem in der Augenheilkunde, Chirurgie, Neurochirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Urologie und Endoskopie*; mit Laserstrahlen lassen sich Tumoren, ζ. B. im Gesichts- u. Kehlkopfbereich, entfernen (C0 2 -Laser) oder (durch Umwandlung der Lichtenergie in thermische Energie bei der Bestrahlung) gefäßreiche Gewebe bis zu einer Tiefe von ca. einem Millimeter koagulieren (ζ. B. Argon-Laser); Anwendung auch zur Adhäsionskoagulation bei Ablatio retinae oder bei Naevus flammeus. Häufigste Komplikationen sind Hyperpigmentierungen und (v. a. im Oberlippenbereich) Narben (ggf. Keloidbildung). Zur Stillung massiver gastrointestinaler Blutungen ist (wegen größerer Koagulationstiefe) vor allem der Nd-YAG-Laser geeignet. [PSCH] Laserdrucker: s. Drucker. 295
Lastverbund
Lastverbund: s. Verbund, Verteiltes Datenverarbeitungssystem. Latenzzeit: 1. in der Informatik, bezogen auf eine Funktionseinheit*, die Zeitspanne zwischen dem Zeitpunkt, zu dem ein Auftrag, bestimmte Daten abzugeben oder anzunehmen, als ihr erteilt gilt, und dem Zeitpunkt, zu dem die Abgabe bzw. Annahme dieser Daten beginnt. Wartezeiten sind in der Latenzzeit enthalten; ζ. B. die Zeitspanne, die verstreicht, bis der Schreib-/Lesekopf eines Magnetplattenspeichers die gewünschte Spur erreicht hat; 2. in der Medizin der Zeitraum zwischen der Einwirkung einer Schädigung des menschlichen Körpers und dem Auftreten einer Krankheit bzw. eines Symptoms. [BLOH, IGEL, SEEL] Laufwerk: bei Datenverarbeitungssystemen spezielle Funktionseinheit zum Betrieb von Magnetschichtspeichern (periphere Speicher). [IGEL, SEEL] Laufzeit: s. Bearbeitungszeit. LCD: Abk. für engl, liquid crystal display; Flüssigkeits-Kristall-Anzeige. Bauprinzip optischer Anzeigen fast ohne elektrische Verlustleistung. Nachteilig sind die notwendige Fremdbeleuchtung, von der der Kontrast* abhängt, und die derzeit noch relativ träge Zustandsänderung der dargestellten Symbole im Vergleich zur Kathodenstrahlröhre oder LED*-Anzeige. [IGEL, SEEL] LDSG: Abk. für Landesdatenschutzgesetz*. Lebenserwartung: durchschnittliches Sterbealter eines Neugeborenen unter den Bedingungen einer Sterbetafel*. [BLOH] LED: Abk. für engl, light emitting diode; Leuchtdiode, Glimmröhre; Grundbauelement optischer Anzeigen. [IGEL, SEEL] Leerzeichen: engl, blank; ein Schriftzeichen, das keine bildhafte Gestalt hat. [IGEL, SEEL] Lehrkrankenhaus: Krankenhaus außerhalb einer Hochschulklinik, in dem die praktische Ausbildung von Studenten im letzten Jahr des Medizinstudiums durchgeführt wird. Akademische Lehrkrankenhäuser werden von den Hochschulen im Einvernehmen mit den zuständigen Gesundheitsbehörden des Landes bestimmt, insoweit die notwendigen Voraussetzungen bestehen. Die Kosten für den Lehrbetrieb (Personal, Sachmittel, Gebäudenutzung) werden dem akademischen Lehrkrankenhaus vom Ausbildungsträger erstattet und sind nicht im Budget des Krankenhauses enthalten. [RIEF] 296
Leistungserfassung
Lehr- und Forschungseinrichtungen: s. Universitäre Lehr- und schungseinrichtungen .
For-
L1-Statistik: s. Diagnosenstatistik. Leistungsbeschreibung: syn. für Pflichtenheft*.
Leistungsdaten: Kennzahlen über Art und Umfang der erbrachten Leistungen einzelner, abgegrenzter Bereiche (Leistungsstellen*) in einem soziotechnischen* System. [RIEF] Leistungserfassung: die Dokumentation* erbrachter betrieblicher Leistungen für Zwecke der Leistungsdisposition, des Leistungscontrolling, der Leistungsabrechnung und der Kosten*- und Leistungsrechnung. Die Leistungserfassung im Medizinbetrieb* umfaßt sowohl den Prozeß (Einzelleistungen im Bereich von Diagnostik, Therapie, Pflege, Verwaltung, Ver-/Entsorgung) als auch das Ergebnis der gesamtbetrieblichen Tätigkeit, ausgedrückt in produktbezogenen Leistungskategorien. Bei der Erfassung der Einzelleistungen sind zu berücksichtigen: die anfordernde Kostenstelle, die erbrachte Leistung (Art, Menge), das Datum der Leistungserbringung, die Leistungsstelle und der Kostenträger (Patient). Um eine Mehrfacherfassung von Daten und damit verbundene Übertragungsfehler zu vermeiden, sollte die Leistungserfassung schon bei der Leistungsanforderung (ζ. B. Laborauftrag) einsetzen (order—entry). Die Leistungserfassung ist somit ein Nebenprodukt der Leistungsanforderung. Bei der Leistungserbringung ist die angeforderte Leistung zu bestätigen (ζ. B. Eintrag des Laborwertes) oder zu korrigieren (result-reporting). Falls die Leistungsanforderung nicht direkt maschinell erfaßt werden kann (s. Datenerfassung), sollten maschinenlesbare Anforderungsbelege (Markierungsbelege*) benutzt werden. Dabei sind die entsprechenden Datenschutzvorschriften zu beachten (patientenbezogene Leistungserfassung). Die Leistungserfassung bildet die Grundlage für ein Leistungsinformationssystem. Hierzu ist es notwendig, die Leistungen zu bewerten. Dies kann mit Hilfe vorgegebener — gegebenenfalls modifizierter — Tarifwerke (z. B. DKG-NT, GOÄ etc.) oder eines eigenen Katalogs mit internen Verrechnungspreisen geschehen. Für die nicht direkt zuzuordnenden Leistungen (ζ. B. Vorhaltungskosten für Großgeräte, Verwaltungskosten) kann mit Hilfe der Leistungserfassung ein Umrechnungsschlüssel festgelegt werden, so daß auch diese indirekt patientenbezogenen Leistungen den einzelnen direkten Leistungen verursachungsgerecht zugerechnet werden können. Durch Zusammenfassung einzelner patientenbezogener Leistungen zu Gruppen (ζ. B. Diagnosegruppe, Fachabteilungen) können Leistungsprofile erstellt werden. Diese Informationen bieten die Möglichkeit, den Prozeß der Leistungserstellung transparent zu machen, um ihn zu steuern und zu kontrollieren (Leistungscontrolling). [JURE] 297
Leistungserstellung
Leistungserstellung: i.w. S. der planmäßige Einsatz von Gütern
und Dienstleistungen, um andere Güter und Dienstleistungen zu erzeugen. Dazu gehören u. a. die Gewinnung und Aufbereitung von Rohstoffen, die industrielle und handwerkliche Fertigung von Produkten, die Wiedergewinnung einmal gebrauchter Roh- und Abfallstoffe, die Versorgung mit Wasser, Gas und Elektrizität, die Entsorgung, Dienstleistungen der verschiedensten Art (Gesundheitsleistungen*, Bank-, Versicherungs-, Transport- und Beratungsleistungen). Die Leistungserstellung ist demnach die Kombination und Transformation von Produktionsfaktoren zur Erstellung von Dienst- und Sachleistungen. Betriebswirtschaftliche Analysen zur Leistungserstellung behandeln überwiegend die Planung, Lenkung und Kontrolle des Leistungserstellungsprozesses durch den dispositiven Faktor (Geschäfts- oder Unternehmensleitung, Führungskräfte aller Hierarchieebenen). [HANS] Leistungsstelle: nach bestimmten Kriterien gebildeter Teilbereich in einem sozio-technischen* System, der Beiträge zum gesamtbetrieblichen Leistungserstellungsprozeß erbringt; s. a. Betriebstechnische Leistungsstelle, Medizinische Leistungsstelle. [RIEF]
Leistungsverbund: s. Verbund. Leistungsverzeichnis: syn. für Pflichtenheft*. Leiterplatte: syn. für Platine*. Leitung: s. Kabel.
Leitungsvermittlung: syn. Durchschaltevermittlung; Vermittlungsverfahren, bei dem zwischen zwei Teilnehmern (auch Datenendeinrichtungen*) für die Dauer einer Verbindung ein unmittelbarer Übertragungsweg für den Austausch von Daten zur Verfügung gestellt wird, unabhängig davon, ob Daten übertragen werden oder nicht; vgl. Paketvermittlung. [IGEL, SEEL] Leitwerk: syn. Steuerwerk; eine Funktionseinheit innerhalb eines Daten-
verarbeitungssystems, die die Reihenfolge steuert, in der die Befehle eines Programms ausgeführt werden, diese Befehle entschlüsselt und dabei ggf. modifiziert und die für ihre Ausführung erforderlichen digitalen Signale abgibt. Die Befehle können in einem gesonderten Befehlswerk oder Adreßrechenwerk oder auch im allgemeinen Rechenwerk* modifiziert werden. [DIN 44 300] Leporello: harmonikaartig gefaltetes, bedrucktes oder unbedrucktes End-
lospapier*. 298
[SEEL]
Lexikon
Lernen: Lernmodelle spielen in Systemen der Künstlichen* Intelligenz (KISysteme) eine wichtige Rolle. Man unterscheidet u. a. ,Lernen von allgemeinen Gesetzen' (vgl. Induktiver Schluß) und ,Lernen von Beispielen' bzw. ,Lernen durch Analogie'. [RICH] Lernprogramm: ein für den computerunterstützten* Unterricht einsetzbares Anwendungsprogramm*. Man unterscheidet tutorielle Programme (ζ. B. Lernprogramme zur Einübung der Handhabung eines Anwendungssystems*), Trainingsprogramme (ζ. B. Repetitorium zur Medizinischen Informatik) und Simulationsprogramme (ζ. B. zur Behandlung von Phantompatienten). [SEEL] Lesbarkeit: Eigenschaft von Datenträgern, welche die visuelle und/oder maschinelle Erfaßbarkeit durch den Menschen bzw. entsprechenden Eingabeeinheiten von Datenverarbeitungssystemen bezeichnet. [IGEL, SEEL] Lesen: in der Informatik ein Vorgang, bei dem Daten einem Speicher oder einem Datenträger entnommen werden; s. a. Zerstörendes* Lesen. [IGEL, SEEL] Lesen, zerstörendes: s. Zerstörendes Lesen. Lesepistole: s. Belegleser. Letaldosis: s. Dosis. Letalität: zeigt an, wie oft eine Krankheit bei den von ihr befallenden Personen zum Tode führt. Sie betrifft die Zahl der Todesfälle bezogen auf die Erkrankungsfälle, angegeben in Prozent oder Promille. Aus der Letalität folgt bei gleichbleibender Erkrankungshäufigkeit: Letalität = Mortalität*/ Inzidenz*. [BLOH] Lexem: Einheit des Wortschatzes einer Sprache, die die begriffliche Wortbedeutung trägt; selbständiger Eintrag in das Lexikon*. [WING] Lexikalische Analyse: Auffinden der lexikalischen* Information zu einem Wort. [WING] Lexikalische Information: einem Lexem* (ohne Berücksichtigung des Kontextes) zugeordnete Ausprägungen beschreibender Merkmale (syntaktische, semantische Merkmale). Solche Merkmale sind etwa Wortklasse, Numerus oder Oberbegriff. [WING] Lexikon: Gesamtheit der Lexeme* und der ihnen zugeordneten lexikalischen* Information. Bei einem Wortlexikon ist jedes Lexem ein Wort der Sprache. Bei einem phrasenorientierten Lexikon ist jedes Lexem eine Phrase (etwa ,Nervus medianus'). [WING] 299
Lichtgriffel
Lichtgriffel: syn. für Lichtstift*.
Lichtleiter: syn. für Glasfaserkabel; s. Kabel. Lichtrufanlage: s. Schwesternrufanlage.
Lichtstift: syn. Lichtgriffel; elektro-optische, bewegliche Zusatzeinrichtung für ein Datensichtgerät, mit der auf dem Bildschirm zu manipulierende Datenfelder markiert und so programmierte Funktionen ausgelöst werden können. [IGEL, SEEL] Lichtwellenleiter: syn. für Glasfaserkabel; s. Kabel. Life event: Lebensereignis (ζ. B. Heirat, Scheidung, Tod des Ehepartners, Kündigung, Pensionierung), das einschneidende Veränderungen bewirkt und damit Bewältigungsverhalten (coping) herausfordert (lebensveränderndes Ereignis). [FERB] Life-event-Theorie: s. Streßtheorie.
LIFO: Abk. für engl, last in first out; Bedienstrategie bei Wartesystemen (s. Warteschlangentheorie); liegen mehrere Aufträge zur Bearbeitung vor, so wird der jeweils zuletzt eingetroffene Auftrag vorrangig bearbeitet. [SEEL] Likelihood ratio: Verhältnis von bedingten Wahrscheinlichkeiten*. Die likelihood ratio bei einem diagnostischen Testresultat (s. Validierung diagnostischer Tests) ist das Verhältnis der Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des Resultats zur Wahrscheinlichkeit für dessen Fehlen. Es werden ζ. B. die likelihood ratios LRp für das positive und LRn für das negative Testresultat benutzt: LRp = Se/(1 - Sp); LRn = (1 - Se)/Sp, wobei Se die Sensitivität* und Sp die Spezifität* darstellt (s. a. odds). Der Wertebereich der likelihood ratios reicht von Null bis unendlich. [KLAR] Lineare Programmierung: oft abgekürzt als LP; Spezialfall der Mathematischen Programmierung (s. Operations Research); befaßt sich mit der Aufteilung (Allokation) begrenzter Mittel (Ressourcen) auf konkurrierende Aktivitäten in der bestmöglichen (d. h. optimalen) Weise; ζ. B. die Zuteilung von Produktionsmitteln zu Produkten, deren Art und Menge (Produktionsplanung) sowie deren Fertigungsablauf (Ablaufplanung) zu berechnen sind; die Erstellung von Flug- und Fahrplänen; die Güterverteilung von Depots zu Kunden (Transportmodelle); die Planung der landwirtschaftlichen Bodennutzung; die optimale Gestaltung von Präventionsprogrammen; die Erstellung von Bestrahlungsplänen in der Radiologie sowie von Schichtplänen im Pflegebereich eines Krankenhauses etc. Die Lineare Programmierung beschreibt das Problem durch ein mathematisches Modell. Das 300
Linking-Pin-Prinzip
Adjektiv „linear" deutet an, daß alle beteiligten mathematischen Funktionen linear sind. Das Wort „Programmierung" ist hier anders zu verstehen, als es sonst in der Informatik üblich ist. Es ist hier ein Synonym für „Planung". Lineare Programmierung befaßt sich also mit der Planung von Aktivitäten, um ein Ziel mit den verfügbaren zulässigen Alternativen bestmöglich zu erreichen; „zulässig" heißt: unter Einhaltung von Restriktionen (Nebenbedingungen). Mathematisch läßt sich ein LP-Modell in folgender Standardform darstellen: Für die Entscheidungsvariablen x ls ..., xn sind Werte zu finden, die folgende Aufgabe lösen: Maximiere Ζ = ctXi + c2X2 + ... + cnxn unter den Nebenbedingungen anXi + a12x2 + ... + a ln x n < b] a2iXi + a22x2 + ... + a2nx„ < b2
a
mlx1
+ am2X2 + ... +
und
Xi >0,x2> 0, ..., xn > 0. Ζ ist die sogenannte Zielfunktion. Die Xj > O-Bedingungen heißen Nichtnegativitätsbedingungen; i = 1,2, ..., n. Auch für sehr große Lineare Programme 40000 Variablen) gibt es ein bemerkenswert effizientes Lösungsverfahren: die Simplex-Methode. Sie ist heute nicht nur auf Großrechnern, sondern auch auf Mikrocomputern verfügbar. [HEID] Lineare Regression: s. Regressionsanalyse.
Lines of Code: Maßzahl zur Charakterisierung des Umfangs eines Programms; gezählt werden jeweils die Vereinbarungs- und Anweisungszeilen ohne Kommentare. [IGEL, SEEL] Linguistik: Sprachwissenschaft; die klassische Linguistik wird heute ergänzt durch die linguistische Datenverarbeitung („Computerlinguistik"), die zwischen Linguistik und künstlicher* Intelligenz steht. Sie beschäftigt sich mit Verfahren der Informatik* zur Verarbeitung von Sprachen. [WING] Linkage editor: engl, für Binder*. Linking-Pin-Prinzip: Methode zur Dynamisierung einer Projektorganisation* i. S. überlappender Projektgruppen*. Jeder Leiter einer Projektgruppe gehört jeweils zwei Projektgruppen an (s. Abb.): Die eine setzt sich aus ihm und seinen Gruppenmitgliedern (einschließlich seines Vorgesetzten, der aber 301
Abb.: Der Leiter einer Projektgruppe ist zugleich Mitglied einer weiteren Projektgruppe (die Pfeile zeigen die Verbindungsfunktionen an).
nur als „primus inter pares" auftritt) zusammen, in der anderen übt er selbst die Funktion des primus inter pares aus. Neben einer Zunahme der kommunikativen Beziehungen fördert das Linking-Pin-Prinzip auch die gruppenorientierte Entscheidungsfindung. [SEEL] linksbündig:
s. bündig.
Linksherzkathetermeßplatz:
dient zur invasiven Diagnostik (s. invasive Methoden) angeborener und erworbener Herzkrankheiten. In der Regel soll die Frage beantwortet werden, ob eine spezielle Herzerkrankung, ζ. B. ein Herzklappenfehler oder eine Herzkranzgefäßverengung, nach unzulänglicher konservativer Behandlungsmöglichkeit einer herzchirurgischen Therapie zugänglich ist. Beim alleinigen Rechtsherzkathetermeßplatz beschränkt man sich überwiegend auf die Druckregistrierung im kleinen Kreislauf (Lungenstrombahn). An einem Linksherzkathetermeßplatz hingegen werden nicht nur zusätzlich hämodynamische Meßdaten aus der linken Herzkammer und der Hauptschlagader (Aorta) registriert, es können insbesondere alle Herzhöhlen einschließlich der Herzkranzgefäße unter Verwendung von Röntgenkontrastmitteln kinematographisch sichtbar gemacht werden. Von größter Bedeutung sind dabei die Darstellung von linker Herzkammer (Laevographie) und Herzkranzgefäßen (Koronarangiographie). Voraussetzung für die cineangiographische Untersuchungstechnik ist eine möglichst frei zum Patienten bewegliche Röntgenbildverstärkerkette mit angeschlossener 35 mm-Kinokamera. Heutzutage haben sich dabei überwiegend Meßplätze mit sogenannten C-Bögen durchgesetzt, bei denen der Patient auf einem starren Untersuchungstisch liegt und die Röntgenkinematographieeinrichtung in mehreren Ebenen um den Patienten geschwenkt werden kann, um eine überlagerungsfreie, optimale angiographische Darstellung zu erzielen. Nach der Anzahl dieser C-Bögen unterscheidet man monoplane von biplanen Herzkathetermeßplätzen. Letztere bieten die Möglichkeit zur simultanen Darstellung unterschiedlicher Projektionen und erleichtern damit die 3-dimensionale Orientierung im Bereich des Herzens. Je nach Hersteller ist einem Herzkathetermeßplatz eine computergestützte 302
Lithotripter
Registriereinheit zur Erfassung und Bearbeitung der anfallenden hämodynamischen und angiographischen Meßdaten angeschlossen. Seit der Einführung der Katheterdilatation von Koronargefäßverengungen (PTCA = percutane transluminale Coronarangioplastie) Ende der 70er Jahre kann ein Linksherzkathetermeßplatz nicht nur zur präoperativen Diagnostik, sondern unter entsprechenden Voraussetzungen auch zur Behandlung einer anderenfalls nur herzchirurgisch therapierbaren Herzkranzgefäßverengung eingesetzt werden. [DÖRR] Liquor: Flüssigkeit; im Deutschen Arzneibuch Bezeichnung für verschiedene flüssige Arzneimittel, ζ. B. für Lösungen von Aluminium- (Liquor aluminie acetici: essigsaure Tonerde), Kalzium-, Eisensalzen; in der Medizin ferner Liquor amnii (Fruchtwasser), Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rükkenmark-Flüssigkeit). [PSCH] LISP: klassische Programmiersprache* für Programme der Künstlichen* Intelligenz. LISP ist eine listenverarbeitende, im Kern rein funktionale Sprache, welche aber mit imperativen Konzepten wie Anweisungen und Prozeduren angereichert ist. LISP ist häufig zu einer komfortablen Programmierumgebung* ausgebaut, welche dem Benutzer zahlreiche Hilfen wie Interpretierer*, Kompilierer*, Debugger (Testhilfe), Editor* u. ä. zur Verfügung stellt (s. a. LISP-Maschine). [RICH] LISP-Maschine: eine Einbenutzermaschine, auf der man im Prinzip nur in LISP* programmieren kann. Heutige Ausführungen bieten jedoch auch ζ. B. PROLOG* und FORTRAN an. LISP-Maschinen bieten höchsten Komfort bei der Programmentwicklung. [RICH] Liste: in der Informatik eine Datenstruktur, deren Elemente so angeordnet sind, daß jedes Listenelement, mit Ausnahme eines (Listenanfang), einen Vorgänger hat und jedes Element, mit Ausnahme eines (Listenende), einen Nachfolger hat (lineare Liste); i. w. S. eine Ansammlung gleichartiger Elemente, die in einem organisatorischen Zusammenhang stehen. [SEEL] Liste, Rote: s. Rote Liste. Listing: der Ausdruck eines Programmquelltextes.
[IGEL, SEEL]
Literatur zur Medizinischen Informatik: s. Fachzeitschriften, Schriften-
reihen.
[SEEL]
Lithotripter: medizintechnisches Gerät zur Zerstörung von Harnsteinen unterschiedlicher Genese in Stoffwechselorganen mit Hilfe von Stoßwellen, die durch Blitzlicht innerhalb oder durch elektrische Funkenüberschläge außerhalb des Körpers erzeugt werden. Die Stoßwellen werden auf den Harnstein fokussiert, entweder in einer näherungsweise als Ellipsoid ge303
Local Area Network
formten wassergefüllten Wanne oder direkt über einen auf die Haut aufgesetzten Schallstrahler. Im ersten Fall wird der Patient so gelagert, daß der zu zerstörende Stein in einem der zwei Brennpunkte des Ellipsoids angeordnet ist. Im zweiten Brennpunkt wird die Funkenentladung gezündet. Die Stoßwellen konzentrieren sich im Stein und führen unter Röntgenkontrolle zu dessen Zerstörung. Der in Erprobung befindliche Laser-Lithotripter besteht aus einem speziellen Endoskop*, das zusätzlich zu dem Lichtleit- und dem Beobachtungsfaserbündel ein drittes zur Einkopplung des Laserlichts aufweist. Im Gegensatz zu den vorgenannten Methoden lassen sich mit dem Laser* so hohe Energien erzeugen, daß eine Vaporisierung des Steines unabhängig von seiner Konstitution stattfindet. [THUL] Local Area Network: engl, für Lokales* Netzwerk. Lochstreifen: Datenträger in Form eines Papierstreifens, bei dem Daten durch definierte Lochkombinationen codiert dargestellt werden (vgl. DIN 66 218). [IGEL, SEEL] löschen: 1. in der Informatik Daten auf einem Datenträger oder in einem Speicher vernichten. Löschen kann ζ. B. geschehen durch Überschreiben der Daten mit definierten Zeichen oder Versetzen des Datenträgers in einen physikalischen Grundzustand (vgl. DIN 44300); 2. i.S. § 2 Abs. 2 Nr. 4 B D S G „das Unkenntlichmachen gespeicherter Daten, ungeachtet der dabei angewendeten Verfahren". [IGEL, SEEL] Löschung: s. löschen. Löschungspflicht: Gegenüber der datenverarbeitenden Stelle hat der Betroffene nach § 4 Nr. 4 B D S G — wahlweise neben dem Recht auf Sperrung (s. sperren) — das Recht auf Löschung, wenn die Speicherung der personenbezogenen* Daten unzulässig war bzw. geworden ist oder wenn eine ursprünglich erfüllte Voraussetzung für die Speicherung weggefallen ist. Ist die Verarbeitung personenbezogener Daten unzulässig oder unzulässig geworden, so sind die Daten auch ohne Antrag des Betroffenen zu löschen (bei öffentlichen Stellen: Löschung von Amts wegen). Sind die personenbezogenen Daten zur rechtmäßigen Erfüllung der in der Zuständigkeit der speichernden Stelle liegenden Aufgaben nicht (mehr) erforderlich, ist die datenverarbeitende Stelle nach dem Bundesdatenschutzgesetz zur Löschung nur verpflichtet, wenn der Betroffene sie verlangt (§§ 14 Abs. 3 Satz 2, 27 Abs. 3 Satz 2, 35 Abs. 3 B D S G ) . Die Löschungspflichten der landesunmittelbaren Stellen ist in den Landesdatenschutzgesetzen ähnlich wie in § 14 Abs. 3 Satz 2 B D S G geregelt; teilweise ist die Regelung aus der Betroffenensicht enger (Art. 9 Abs. 2, 11, 20 Abs. 4 B a y D S G — wogegen wegen der im Volkszählungsurteil begründeten verfahrensrechtlichen Pflicht, Daten zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu löschen, verfassungsrechtliche Be304
Logik
denken bestehen), weitgehend gleich (§§ 4, 16 Abs. 3 BrDSG; §§6, 13 Abs. 3 LDSG Ba-Wü, §§4, 14 Abs. 3 NDSG, §§4, 17 Abs. 4 DSGNW; § 15 Abs. 3 LDSG Schl.-H., §§ 10, 17 Abs. 3, 4 SDSG, §§ 8, 19 Abs. 3, 4 HDSG) oder weitergehend (§§ 7, 14 Abs. 3 BlnDSG, §§ 6, 15 Abs. 3 HmbDSG, § 13 Abs. 3 LDatG Rh.-Pf.). In einigen Bundesländern haben die landesunmittelbaren Stellen, die das Landesdatenschutzgesetz anwenden, diejenigen Stellen von der Löschung zu unterrichten, an die Daten regelmäßig übermittelt werden. Abweichend von § 14 Abs. 3 Satz 1 BDSG besteht dann, wenn das SGB X (Verwaltungsverfahren) Anwendung findet, bezüglich personenbezogener Sozialdaten* gemäß § 84 SGB X auch schon dann eine Löschungspflicht (ohne Antragserfordernis), wenn die personenbezogenen Daten für die speichernde Stelle zur rechtmäßigen Erfüllung der in ihrer Zuständigkeit liegenden Aufgaben nicht mehr erforderlich sind und kein Grund zu der Annahme besteht, daß durch die Löschung schutzwürdige* Belange des Betroffenen beeinträchtigt werden (ähnlich auch einige weitere bereichsspezifische Datenschutzvorschriften). Die nicht-öffentliche Stelle, die personenbezogene Daten für eigene oder fremde Zwecke verarbeitet, ist gemäß §§ 27 Abs. 3 Satz 3 und 35 Abs. 3 Satz 3 BDSG zur Löschung ferner dann verpflichtet, wenn die Richtigkeit der (zulässig) gespeicherten Daten über gesundheitliche Verhältnisse, strafbare Handlungen, Ordnungswidrigkeiten sowie religiöse oder politische Anschauungen von ihr nicht bewiesen werden kann. Damit bringt der Gesetzgeber das hohe Schutzinteresse bei der Verarbeitung besonders sensitiver Daten eines Betroffenen, etwa eines Patienten, zum Ausdruck. Besondere Löschungspflichten enthalten desweiteren bereichsspezifische Datenschutzregelungen (s. bereichsspezifischer Datenschutz) wie u. a. §§ 12 Abs. 4, 5 und 13 HmbKrebsRG, § 2 Abs. 2 KRG NW. [TAEG] Logbuch: zeitlich fortgeschriebene Dokumentation (Tagebuch) wichtiger Ereignisse beim Betrieb eines Datenverarbeitungssystems (ζ. B. Betriebszeiten, Ausfallzeiten, Systemfehler, verarbeitete Programme). Daneben wird vom Betriebssystem*, ein automatisches Logbuch (Maschinenprotokoll) erzeugt. Es enthält sämtliche Systemmeldungen und Eingaben des Operators (wichtig u. a. für die Wartung und Fehlerbeseitigung) und wird oft automatisch als sog. LOGFILE erzeugt. [IGEL, SEEL] Logik: versucht die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten der exakten Gedankenvorgänge zu analysieren. Die Logik war bereits im alten Griechenland, und hier besonders bei Aristoteles, in bedeutender Höhe entwickelt. Heutiger Hauptschwerpunkt der Forschung ist die sog. philosophische und mathematische Logik. Vor allem die letztere hat durch die exakte Formalisierung logischer Begriffsbildungen die Grundlage dafür geschaffen, die Logik in der Informatik* und in der Künstlichen* Intelligenz einzusetzen. Die Künstliche Intelligenz ist auch schon als die „Ingenieurwissenschaft der Logik" bezeichnet worden. [RICH] 305
Logik, mehrwertige
Logik, mehrwertige: s. Mehrwertige Logik. Logik, nichtmonotone: s. Nichtmonotone Logik. Logik, temporale: s. Temporale Logik. Logisches Programmieren: meist gleichgesetzt mit deklarativem* Programmieren. [RICH] Logische Schaltung: Schaltungsanordnung mit einem oder mehreren Ausgängen. Gleichzeitig werden anliegende binäre* Eingangsgrößen derart miteinander verknüpft, daß am Ausgang ein binäres Signal entsteht, das eine bestimmte Funktion der Eingangssignale darstellt; ζ. B. existieren für die Funktionen der Booleschen* Algebra solche logischen Schaltungen. [IGEL, SEEL] Logistik: Umfassung aller Vorgänge, die mit der Beschaffung, Lagerung, dem Transport und der Verteilung von Stoffen (Gütern), Lebewesen, Informationen und Energien zu tun haben; s. a. Logistische Prozesse, Logistisches System. [JANS] Logistikinformationssystem, computergestütztes: s.
Computergestütztes
Logistikinformationssystem. Logistische Prozesse: alle zeitlich ablaufenden Vorgänge (Bewegungsprozesse), durch die Stoffe (Güter) und Lebewesen mit den dazugehörigen notwendigen Informationen in soziotechnischen* Systemen von einem Anfangs· in einen Endzustand überführt werden, wobei mindestens eine der Systemgrößen Zeit, Ort, Menge, Sorte sich ändert, ohne daß Güter und Lebewesen dabei eine unerwünschte Änderung ihrer Eigenschaften erfahren. [JANS] Logistisches System: System zur Realisierung logistischer* Prozesse. Logistische Systeme können in verschiedenen Ebenen (Ordnungen) eines übergeordneten hierarchisch aufgebauten Systems angeordnet sein; ζ. B. Betriebsstelle, Betriebsbereich, Betrieb, Betriebe im Verbund mit extern zentralisierter Leistungsstelle. [JANS] Logopädie: Stimm- und Sprachtherapie; in Abgrenzung zu der in enger Verbindung stehenden medizinischen Teildisziplin Phoniatrie (s. Phoniatrie und Pädaudiologie) die pädagogische Teildisziplin der Sprachheilkunde bezeichnend. [SEEL] Lokales Netz: s. Lokales Netzwerk. 306
LVA
Lokales Netzwerk: syn. lokales Netz; Abk. LAN für engl, local area network; im Gegensatz zu Fernnetzen* ein auf das Privatgelände eines Anwenders beschränktes Netzwerk zur Kommunikation zwischen mehreren unabhängigen Datenstationen mit hoher Übertragungsgeschwindigkeit und niedriger Fehlerrate. Typische Topologien lokaler Netzwerke sind Stern-, Ring- und Busstrukturen (s. Netzwerktopologie). [IGEL, SEEL] Lokalisationsmaß: syn. Lagemaß; in der Statistik eine Maßzahl*, die die Lage (das Zentrum, den Schwerpunkt) der Verteilung eines quantitativen Merkmals in Stichproben charakterisieren soll. Die gebräuchlichsten Lokalisationsmaße sind das arithmetische* Mittel und der Median*. [KEMM] LP-Modell: s. Lineare Programmierung. Lungen- und Bronchialheilkunde: Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Ätiologie*, Pathogenese*, Pathophysiologic, Symptomatologie, Diagnostik und Therapie der Krankheiten der Lunge, der Bronchien, des Mediastinums und der Pleura einschließlich der Röntgendiagnostik des Teilgebietes und des Strahlenschutzes, der teilgebietsbezogenen endoskopischen Verfahren und der Biopsie* sowie der Indikationsstellung zur weiterführenden Diagnostik und zur operativen und Strahlenbehandlung befaßt. [DEUT] LVA: Abk. für Landesversicherungsanstalt*.
307
Μ
Macht eines statistischen Tests: syn. für Güte* eines statistischen Tests.
Magnetband: Datenträger in Form eines Bandes, bei dem eine oder mehrere magnetisierbare Schichten auf einem nichtmagnetisierbaren Träger aufgebracht sind und bei dem die Information durch Magnetisierung aufgezeichnet wird. [IGEL, SEEL] Magnetbandkassette: Datenträger in Form eines Magnetbandes, das in ein Hartplastikgehäuse eingeschlossen ist. [IGEL, SEEL] Magnetblasenspeicher: nicht flüchtiges Speichermedium, bei dem die Information auf einem magnetisierbaren Material durch Magnetblasen aufgezeichnet wird. [HANB] Magnetkarte: Plastikkarte oder Karton im Scheckkartenformat, die einen Magnetstreifen als Speicher enthält und ggf. zusätzlich lesbare Aufdrucke. Sie kann mit speziellen Eingabeeinheiten (Kartenleser, Ausweisleser*) gelesen werden. [IGEL, SEEL] Magnetplattenspeicher: peripherer* Speicher (Magnetschichtspeicher) mit festen oder auswechselbaren Plattenstapeln für direkten oder sequentiellen Zugriff. [IGEL, SEEL] Magnetschichtspeicher: s. Magnetband, Magnetbandkassette, Magnetplattenspeicher, Diskette. Mailbox-System: Softwaresystem für elektronische* Post. Es ermöglicht in Kommunikationsnetzen das Hinterlegen von Nachrichten in „elektronischen Briefkästen" ( = benutzerspezifisch adressierbare Speicherbereiche) für einen oder mehrere vorgesehene Empfänger, die mittels Datenstation* die eingegangene Post abrufen können. Der Zugang zur Mailbox ist jeweils über Passwörter* gesichert. [IGEL, SEEL] Mail, electronic: engl, für Elektronische* Post. Mainframe: umgangssprachliche amerikanische Bezeichnung für große Datenverarbeitungssysteme* (Großcomputer). [SEEL] 308
Mann-Whitney-Test
Makro: in der Informatik eine vordefinierte Folge von Anweisungen, die zusammen eine bestimmte Funktion ausführen; wird direkt anstelle des Aufrufs in ein Programm eingefügt. Typische Makros sind „read", „write", „print" usw. [IGEL, SEEL] maligne: bösartig; Gegensatz: benigne*.
[PSCH]
Mammographie: röntgenologische Darstellung der weiblichen Brust (Nativaufnahrne) mit einer besonderen Technik; Indikation: pathologischer Tastbefund, blutende oder sezernierende Mamille. Die Mammographie gilt als Suchverfahren bei Angehörigen von Risikogruppen. Zielsetzung: Erfassung des okkulten Mammakarzinoms. Technik: niedriger Spannungsbereich (30 — 35 kV), Verwendung einer Speziairöhre und eines folienlosen Spezialfilms; neuerdings Einsatz einer speziellen Film-Folien-Kombination zur Dosiseinsparung. Röntgensymptomatologie mitunter charakteristisch für benignen bzw. malignen Tumor. In gewissen Fällen ist eine sichere Entscheidung nicht möglich: endgültige Absicherung durch die Histologie* ist in jedem Fall unumgänglich notwendig! Die Ausführung der Mammographie erleichtert die genaue Lokalisation und Objektivierung des Tastbefunds. Aufnahmemethoden: 1. kranio-kaudale Aufnahme; 2. Profilaufnahme der Mamma; 3. Spezialaufnahme der Axilla. Es müssen immer beide Seiten untersucht werden, da die Varianten der physiologischen Mammastruktur sowohl vor als auch nach der Menopause sehr groß sind. [PSCH] Management: 1. institutionell: Träger dispositiver Funktionen, deren Kompetenzen, Aufgaben und gegenseitige Relationen (Aufbauorganisation); 2. funktionell: Gesamtheit der dispositiven Aufgaben (Planung, Entscheidung, Steuerung, Kontrolle). [SEEL] Management Information System: Abk. MIS; ein auf die Unterstützung dispositiver Aufgaben eines sozio-technischen* Systems ausgelegtes Anwendungssystem*. [SEEL] Management Science: s. Operations Research. Mann-Jahr: mittlere Arbeitsleistung einer entsprechend qualifizierten Arbeitskraft; häufig benutzte Recheneinheit zur Aufwands- und Kostenermittlung bei Organisationsprojekten*; entsprechend gibt es Untereinheiten: Mann-Monat, Mann-Tag. [IGEL, SEEL] Mann-Whitney-Test: verteilungsfreier* statistischer Test zum Vergleich der Verteilungen zweier unverbundener* Stichproben in bezug auf deren Lage. Das entsprechende parametrische Verfahren (Stichproben aus normalverteilten Grundgesamtheiten vorausgesetzt) ist der t*-Test für unverbundene Stichproben. [KEMM] 309
Manual
Manual: engl, für Handbuch; ζ. B. die Dokumentation zur Benutzung eines Programms. [IGEL, SEEL] Mapping: unblutige elektrokardiographische Methode zur Größenbestimmung des Herzinfarkts. Nach Klepzig die Aufzeichnung der an zahlreichen Punkten der Körperoberfläche auftretenden Aktionspotentiale eines Herzschlages und die einer Landkarte vergleichbare Anordnung der Kurven. [PSCH] Marke: in der Informatik eine besondere Stelle in einem Text oder einem Programm, zu der bei der automatisierten Textverarbeitung oder bei einer Programmausführung verzweigt werden kann. [IGEL, SEEL] Marker: Markierungssubstanz; biologische Substanz (Protein, Enzym, Hormon), deren Vorhandensein, Auftreten bzw. (vermehrtes) Vorkommen in Geweben oder Körperflüssigkeiten ein unverwechselbares, mittels geeigneter Nachweismethoden erkenn- und bestimmbares physiologisches (ζ. B. Blutgruppen) bzw. auf einen Krankheitszustand hindeutendes (ζ. B. Tumormarker) Strukturkennzeichen darstellt. [PSCH] Markierungsbeleg: manuell auszufüllender, maschinenlesbarer Papierbeleg, der (oft in der Art eines Fragebogens) mit vorgesehenen Antwortfeldern gestaltet ist. Zutreffende Antworten werden durch Striche mit Bleistift (oder anderen schwarz-schreibenden Stiften) markiert; s. a. Belegleser. [IGEL, SEEL] Markierungsleser: s. Belegleser. Markov-Entscheidungsprozeß: s. Stochastischer Prozeß. Markovprozeß: s. Stochastischer Prozeß. Maschenstruktur: s. Netzwerktopologie.
Maschinenadresse: Adresse*, die von einem Datenverarbeitungssystem unmittelbar oder nach Umrechnung vom Zugriff auf eine Speicherstelle* oder auf einen Speicherbereich verwendet wird (vgl. DIN 44 300); s. a. MMU. [IGEL, SEEL] Maschinenbediener: s. Operator.
Maschinenorientierte Programmiersprache: Programmiersprache, deren elementare Anweisungen* die gleiche oder eine ähnliche Struktur wie die Befehle* eines bestimmten Datenverarbeitungssystems haben (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] 310
Maßzahl
Maschinenprogramm: ein Programm, das in Maschinensprache* abgefaßt ist (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Maschinenprotokoll: s. Logbuch. Maschinensprache: maschinenorientierte* Programmiersprache, die nur Befehle* zuläßt, die Befehlswörter* eines bestimmten Datenverarbeitungssystems sind (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Maske: 1. bei vorgegebener Anordnung von Zeichen* eine andere geeignete Anordnung von Zeichen, die als Auswahlmuster dient; Stelle für Stelle entscheidet das dort stehende Zeichen des Auswahlmusters darüber, ob ein an entsprechender Stelle der vorgegebenen Anordnung stehendes Zeichen ausgewählt wird oder nicht (Anordnungen von Zeichen können eindimensional (Folge von Zeichen), aber auch mehrdimensional sein); im allgemeinen Fall kann die vorgegebene Anordnung aus n-Bit-Zeichen und das Auswahlmuster aus m-Bit-Zeichen bestehen (vgl. D I N 44 300); 2. auf einem Bildschirm dargestelltes Formular (Bildschirmformular) zur Anzeige und Eingabe von Daten; nach D I N 66 290 ist das Formular in einen Informations-, Verarbeitungs-, Steuerungs- und Meldungsteil zu gliedern. [IGEL, SEEL] Maskengenerator: Programmgenerator*, der den Aufbau von Bildschirmmasken (s. Maske) unterstützt. [IGEL, SEEL] Maslow-Theorie: Die Bedürfnisse eines Individuums können nach Maslow durch eine Menge hierarchisch strukturierter Defizit- und Wachstumsbedürfnisse beschrieben werden. Zu den Defizitbedürfnissen zählen psychologische, Sicherheits- und soziale Bedürfnisse, zu den Wachstumsbedürfnissen „das Streben, mehr und mehr das zu werden, was man ist, alles zu werden, was man werden kann". Die zentrale Aussage der Theorie von Maslow besteht darin, daß unbefriedigte Bedürfnisse als Motivation wirken, während befriedigte bzw. abgesättigte Bedürfnisse in ihrer Motivationskraft nachlassen. Maslow empfiehlt, dann in der Hierarchie höhere Bedürfnisse zu mobilisieren, damit sie die motivierende Rolle übernehmen (Bottom-upBedürfnisbefriedigung). [SEEL] Maßeinheiten: s. SI-Einheiten. Massenspeicher: peripherer* Speicher, der im Gegensatz zum Zentralspeicher* große Datenbestände aufnehmen kann. [IGEL, SEEL] Maßzahl: in der Statistik allgemein eine Zahl, die die Verteilung eines Merkmals in einer Stichprobe beschreiben soll. Daher variieren Maßzahlen von Stichprobe zu Stichprobe, auch wenn diese aus derselben Grundgesamtheit stammen. Die gebräuchlichsten Maßzahlen sind: arithmetisches* 311
Matchcode
Mittel, (empirischer) Median*, (empirische) Varianz*, (empirische) Standardabweichung*. Um Maßzahlen von Parametern* zu unterscheiden, symbolisiert man sie mit kleinen lateinischen Buchstaben oder einem Dach über einem griechischen Symbol. Maßzahlen sind Funktionen der Stichprobenwerte; s. a. Lokalisationsmaß, Dispersionsmaß. [IMMI] Matchcode: in der Informatik der Wert eines aus mehreren Datenfeldern gebildeten Attributs, der als Suchbegriff für eine Datei verwendet wird; ζ. B. Geburtsdatum, Geschlecht und der Anfangsbuchstabe des Nachnamens zur Identifikation eines Patienten. [IGEL, SEEL] Materialflußtechnik: Teilgebiet der Logistik*, das sich mit Fragen der technischen Entwicklung, Konstruktion und Gestaltung von Materialflußsystemen (bestehend aus Arbeitsmitteln wie Maschinen und/oder Personal, welche in den verschiedenen Anwendersystemen zusammenarbeiten) auseinandersetzt. Es umfaßt die Fördertechnik* (Transporttechnik), Lagertechnik* und Handhabungstechnik. [JANS] Mathematische Programmierung: s. Operations Research. Matrixdrucker: s. Drucker. Matrixprojektorganisation: Form der Projektorganisation*, bei der die Entscheidungskompetenz zwischen dem Projektleiter einerseits und den Linienvorgesetzten der einzelnen Projektgruppenmitglieder andererseits projektbezogen aufgeteilt ist; verbreitete Mischform von reiner* Projektorganisation und Einflußprojektorganisation* (s. Abb.). [SEEL]
Abb.: Matrixprojektorganisation. Die Entscheidungskompetenz wird zwischen Linien- und Projektorganisation aufgeteilt. Ο = Abteilungsleiter
312
Medical audit
Maus: in der Informatik eine bewegliche Zusatzeinrichtung für ein Datensichtgerät zur Steuerung des Cursors* und Auslösung von Funktionen. [IGEL, SEEL] Maximalversorgung: allgemeine und spezielle Krankenhausversorgung in allen Grunddisziplinen und in der Mehrzahl der Spezialdisziplinen (vgl. Zentralversorgung), nach Teilgebieten und Spezialbehandlungen spezialisiert und differenziert, zum Teil auch interdisziplinär. Hinzu treten sämtliche besonderen Dienste und technische Einrichtungen, die eine moderne Diagnostik und Therapie erfordern. Die Bettenzahl eines Krankenhauses der Maximalversorgung liegt bei rund 1000 Betten. Krankenhäuser der Maximalversorgung übernehmen für ihr engeres Einzugsgebiet auch Aufgaben der Zentral- und Regelversorgung*. [RIEF] MB: Abk. für Megabyte*. MDA: Abk. für Medizinische(r) Dokumentationsassistent(in); s. Medizinischer Dokumentär. MdE: Abk. f. Minderung* der Erwerbsfahigkeit. MDK: Abk. für Medizinischer* Dienst der Krankenversicherung. Mealy-Automat: s. Automat. Mechanischer Drucker: s. Impactdrucker.
Median: in der Statistik ein Lokalisationsmaß*; bei Zufallsvariablen ist der Median derjenige Abszissenpunkt, der die Fläche unter der Kurve der Dichte* in zwei gleiche Hälften teilt. Bei Stichproben besteht der Median aus dem mittelsten Wert der nach der Größe geordneten Stichproben werte (X] < x2 < ... < xn): χ =
,
falls η ungerade;
χ = — 1 — — γ - 1 - — f a l l s η gerade. Der Median ist robuster* gegenüber Ausreißern* als das arithmetische* Mittel. [IMMI, KEMM] Medical audit: retrospektive, kritische Beurteilung der eigenen diagnostischen Leistungsfähigkeit, um aus den dadurch erkannten Fehlern Schlüsse für eine Verbesserung zu ziehen. In den USA weitaus verbreiteter als in Europa, sowohl für klinische als auch für pathologisch-anatomische Diagnosen (audit = Rechenschaftslegung). [ANSC] 313
Medical Informatics Association, International
Medical Informatics Association, International: s. International Medical
Informatics Association. Medikament: syn. für Arzneimittel*. Medikamentendosiersystem: in biologischen* Systemen (Organismen) eingesetztes technisches Therapeutikum zur mikrocomputer-gesteuerten Wirkstoffabgabe über längere Zeiträume; es wird entweder extern angewendet oder implantiert. Die Förderung erfolgt über Pumpen, die auf unterschiedlichen Prinzipien beruhen und geeignet sind, kleine Mengen exakt zu dosieren. Wichtigstes Anwendungsgebiet ist die Therapie der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) bei sonst nicht einstellbarer Insulinmedikation durch gesteuerte, im Versuchsstadium auch durch geregelte, Dosierung von Insulin allein oder von Insulin und Glucose in Kombination. Ein anderes Einsatzgebiet ist die Behandlung bösartiger Tumore durch hochdosierte Zytostatika. Geregelte Systeme zum Ersatz der Pankreasfunktion benutzen als Istgröße den aktuellen Glukosespiegel, der über einen Biosensor* erfaßt wird. Die Steuergröße errechnet sich aus einem Vergleich des Istwertes mit dem für den Patienten individuell bestimmten Sollwert. Die aus der Differenz ermittelte Steuergröße kontrolliert das Stellglied, den Insulingeber aus Pumpe und Ventil. Als künstliches Pankreas für den stationären Einsatz stehen solche Systeme bereits zur Verfügung. Tragbare externe Geräte ermöglichen die Insulindosierung nach einem programmierten Tagesprofil, das sich, für den Patienten individuell ermittelt, in einem Programmspeicher befindet und in Verbindung mit einer Uhr abläuft. Nach Miniaturisierung der Komponenten und Entwicklung einer stromsparenden Dosiereinheit ließe sich ein solches System auch implantierbar gestalten. Die optimale Lösung, das Insulin im geschlossenen Regelkreis* zu dosieren, scheitert gegenwärtig an der Schwierigkeit, den Glukosespiegel im Körper mit einem langzeitstabilen Sensor zu bestimmen. Die Regelung von Medikamentendosiersystemen für andere Anwendungen basiert prinzipiell auf ähnlichen Systemen. [THUL] Medikation: Arzneimittelverordnung, Arzneimittelverschreibung; s. Verschreibung. [PSCH] MEDIS-Institut: Institut für Medizinische Informatik und Systemforschung; 1979 aus dem damaligen IMD-Institut für Medizinische Datenverarbeitung hervorgegangen. Das Institut gehört seitdem zur GSF — Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung mbH München, 8042 Neuherberg, einer Großforschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland. Das MEDIS-Institut will in seinen interdiszipinär getragenen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten Wirksamkeit und Effizienz der medizinischen Versorgung verbessern 314
Medizinbetrieb
— durch Systemanalyse im Gesundheitswesen mit epidemologischen, biostatistischen und sozioökonomischen Ansätzen; — durch DV-Lösungen aus den Bereichen Informationssysteme, Bild- und Signalverarbeitung und Künstliche Intelligenz. Diese übergreifenden Zielsetzungen werden vom MEDIS-Institut insbesondere in folgenden Bereichen bearbeitet: — Effektive und effiziente Vorsorge- und Früherkennungsstrategien für die Breitenanwendung (ζ. B. Früherkennung von kardiovaskulären Krankheiten); — Rechnereinsatz als integrierter Teil arztunterstützender Technologien für die Breitenanwendung (ζ. B. automatische Analyse von EKG, EEG, radio- und echographischen Bildern); — Leistungsfähige Informationssysteme (ζ. B. Datenbanken, Künstliche Intelligenz, Arztrechner) und statistische Auswertungssysteme (ζ. B. für statistische Analysen und graphische Darstellungen empirischer Studien); — Verfahren zur Bewertung medizinischer Leistungen (ζ. B. Gesundheitsindikatoren bzw. -indizes); — Methoden zur Analyse des Gesundheitssystems (ζ. B. Modelle zur Planung von GesundheitsVersorgungseinrichtungen). Das MEDIS-Institut mit über 100 Mitarbeitern ist in 8 Arbeitsgruppen gegliedert: Epidemiologie, Sozioökonomie, Informationssysteme, Signalverarbeitung und Prozeßrechentechnik, optische Informationsverarbeitung, Operations Research und Statistik, Auswertungssoftware, Rechenzentrum der GS F. [EIME] Medizin: 1. Wissenschaft von gesunden und kranken Lebewesen, von Ursachen, Erscheinungen und Wirkungen seiner Krankheiten (Pathologie*), deren Erkennung (Diagnose*), Heilung (Therapie*) und Verhütung (Prävention*). Im Gegensatz zur Veterinär- und Phytomedizin (Pflanzenmedizin) orientiert sich die Humanmedizin am Menschen und stellt ihn als Individuum in den Mittelpunkt ihres Handelns. Ihr Ziel ist ausgerichtet auf die Förderung, Erhaltung oder Wiederherstellung der Gesundheit* von Personen (Individualmedizin*) und Personengruppen (Sozialmedizin*), d. h. auf die Gesundheitsfürsorge* und Krankenversorgung* (praktische Medizin) sowie auf die Medizin als Wissenschaft (theoretische Medizin, experimentelle Medizin, klinische Forschung). Die Medizin in ihren institutionalisierten Einrichtungen zur Förderung, Erhaltung und Wiederherstellung repräsentiert das Gesundheitssystem*; 2. Arzneimittel*. [SEEL] Medizinbetrieb: Betrieb, der Gesundheitsleistungen* erbringt; ζ. B. Krankenhaus, Arztpraxis. Die Leistung des Medizinbetriebes (Veränderung des Gesundheitszustandes des Patienten beziehungsweise die Bildung von Gesundheitskapital) resultiert aus der Summe aller erbrachten prozessualen Einzelleistungen im Bereich von Diagnostik, Therapie, Pflege, Verwaltung, 315
Medizinbetriebslehre
Ver-/Entsorgung, d. h. aus dem zielorientierten Zusammenwirken der Produktivfaktoren Sachgüter, Betriebsmittel und Arbeitsleistungen in ihrer jeweiligen medizinbetriebsspeziflschen Ausprägung und Zusammensetzung unter Einbeziehung des Humanfaktors „Patient". Medizinbetriebe zählen zu den „kundenpräsenzbedingten Dienstleistungsbetrieben"; s. a. Anbieter, Medizinbetriebslehre. [ADAM, SEEL] Medizinbetriebslehre: die medizinökonomische Institutionenlehre vom Medizinbetrieb*, bezogen auf den Bereich der Krankenhauswirtschaft in Form der Krankenhausbetriebslehre. Das zentrale wissenschaftliche Anliegen der medizinökonomischen Institutionenlehre vom Medizinbetrieb konzentriert sich auf folgende Forschungsfragen: — Welche medizinischen, paramedizinischen und sonstigen Leistungen werden in der Vielzahl der einzelnen Medizinbetriebe erbracht? Wie ist diese Leistungserstellung organisiert? Was kostet die Leistungserstellung, wie wird sie finanziert? — Sind die für die Medizinbetriebe insgesamt zur Verfügung stehenden personellen und finanziellen Ressourcen optimal allokiert und effizient eingesetzt? — Welche Effekte und Nutzen ergeben sich aus der Produktion im Medizinbetrieb für den einzelnen Menschen und für die Gesellschaft? [EICH] Medizinische Basisdokumentation: standardisierte
patientenbezogene
Dokumentation* ausgewählter Informationsvariablen des Krankenblattes*, die einheitlich für jeden (stationär) behandelten Patienten zu dokumentieren sind. Die erste umfassende Empfehlung in der BRD zur Definition eines derartigen Datensatzes für den stationären Bereich stellte der „Allgemeine* Krankenblattkopf" von 1961 dar. Im Rahmen der Europäischen Gemeinschaften wurde 1981 der Vorschlag eines „Minimalen Basisdatensatzes" (Minimum Basic Data Set) verabschiedet, der inzwischen die anerkannte Grundlage für die weitere Entwicklung darstellt und von vielen europäischen Ländern als Ziel einer (stationären) medizinischen Basisdokumentation akzeptiert ist (Lambert, P. M., Roger, F. H. (Eds.): Hospital statistics in Europe. Amsterdam — New York — Oxford: North Holland 1982). Der minimale Basisdatensatz umfaßt im einzelnen: Krankenhaus-Identifikation, Patientennummer, Geschlecht, Geburtstag (Errechnung des Aufnahmealters), Familienstand, Wohnsitz, Aufnahmedatum, Entlassungsdatum (Berechnung der Verweildauer), Entlassungsart, Hauptdiagnose (nach ICD-9), andere Diagnosen (nach ICD-9), chirurgische und geburtshilfliche Prozeduren, andere wichtige Prozeduren (für Prozeduren gibt es bisher keine international verbindliche Klassifikation); zusätzlich empfohlen werden Fachabteilungs-Identiflkationen und Aufnahmeart (Normalfall/Notfall). In der BRD wurde mit der „Verordnung zur Regelung der Krankenhauspflegesätze (Bundespflegesatzverordnung — BPflV) vom 21.08.1985" 316
Medizinische Expertensysteme
für Krankenhäuser im Geltungsbereich dieser Verordnung ab 1986 eine fachabteilungs- und krankenhausbezogene Diagnosenstatistik* eingeführt, die für jeden stationär behandelten Patienten folgende Merkmale zur Erfassung vorschreibt: Krankenhaus- und Fachabteilungs-Identifikation, Fallidentifikation, Hauptdiagnose (dreistellig nach ICD-9 verschlüsselt), Operationsmerkmal (wegen Hauptdiagnose operiert oder nicht?), Aufnahme· und Entlassungsdatum in der jeweiligen Fachabteilung ( = Berechnung der Verweildauer), Entlassungsart (zur Zusammenfassung von Fachabteilungsaufenthalten), Alter des Patienten am Aufnahmetag (Zuordnung zu einer von 6 Altersgruppen). Basierend auf den o. g. Empfehlungen werden ζ. T. erweiterte und ergänzende spezielle medizinische Dokumentationen (ζ. B. bei Krebsregistern*) geführt. [GRAU] Medizinische Daten: Daten, die den Gesundheitszustand von Patienten beschreiben; ζ. B. Diagnosen*, Befunde*. Neben der Angabe des Patientenbezuges (Patientenidentifikation*) und den primären Qualifikatoren (Konvention oder Angabe über die Art der gespeicherten Information, deren Ausprägung (Wert) und Dimension) sind bei medizinischen Daten zusätzliche Qualifikatoren notwendig, um unterschiedliche Verarbeitungsvorschriften zur Gewinnung verschiedener Informationen aus medizinischen Datensammlungen zu ermöglichen, ζ. B. Zeit, Ort, erfassende Disziplin, Erfasser, Gewinnungsmethode, Problemzuordnung. [SEEL] Medizinische Entscheidungstheorie: Theorie zur Algorithmisierung me-
dizinischer Entscheidungen, formale Abbildung medizinischer Entscheidungsprozesse. Die medizinischen Entscheidungstheorien können in probabilistische Verfahren mit Wahrscheinlichkeitsaussagen und wahrscheinlichkeitstheoretischen Algorithmen einerseits und in deterministische Verfahren mit Bestimmtheitsaussagen und diversen, z.T. auch heuristischen Algorithmen andererseits gegliedert werden. Zur Abwicklung der Algorithmen bedient man sich oft der Methoden der Künstlichen* Intelligenz. Besonders weitverbreitete Methoden der medizinischen Entscheidungstheorie sind einfache probabilistische Verfahren des „Medical Decision Making", die auf der Validierung* diagnostischer Tests beruhen; s. a. Medizinische Methodenlehre, Utility Analysis. [KLAR] Medizinische Expertensysteme: sind Programme zur medizinischen Entscheidungsunterstützung. Ihre Entwicklung begann Anfang der siebziger Jahre in Abgrenzung zu „konventionellen Verfahren" wie der Anwendung des Bayes-Theorems oder klinischen Flußdiagrammen, da mit ihnen die Vielfalt medizinischen Wissens nicht abgebildet und die Problemlösungen kaum verständlich erklärt werden können. Zur Überwindung dieser Schwächen wurde versucht, Techniken von Expertensystemen* zur Simulation* ärztlicher Urteilsbildung einzusetzen. 317
Medizinische Expertensysteme
Die ersten Erfolge waren Mitte der siebziger Jahre die klassischen medizinischen Expertensysteme, die gleichzeitig häufig zitierte Vorzeigebeispiele für Expertensysteme allgemein darstellten: MYCIN zur Diagnose und Antibiotikatherapie von bakteriellen Infektionskrankheiten des Blutes und von Meningitis (Stanford University), CASNET zur Diagnose und Therapie des Glaukoms (Rutgers University), INTERNIST zur Diagnose in der allgemeinen Inneren Medizin (Pittsburgh University) und PIP zur Diagnose von Ödemen und Nierenerkrankungen (MIT). Das Ziel, die ärztliche Urteilsbildung für Entscheidungsräume mit definierten Entscheidungssituationen simulieren zu können, schien nach Evaluationen dieser Systeme in greifbare Nähe zu rücken, da vor allem MYCIN und CASNET in ihren Spezialgebieten eine Experten vergleichbare Problemlösungsfähigkeit erreichten. Trotzdem ist der Sprung in die Praxis mit Ausnahme von hochspezialisierten Systemen wie PUFF zur Interpretation von Lungenfunktionstests (Pacific Medical Center, San Francisco) und einem kommerziell verfügbarem Elektrophorese-Interpretationsprogramm bisher nicht gelungen. Die wichtigsten Gründe dafür sind: 1. Die Systeme sind zu stark spezialisiert, so daß ihr praktischer Nutzen begrenzt ist. So muß man ζ. B. für den Einsatz von MYCIN bereits wissen, daß der Patient eine bakterielle Infektionskrankheit des Blutes hat. Weiterhin können stark spezialisierte Systeme Wechselwirkungen mit anderen Erkrankungen nicht berücksichtigen. Andererseits ist der Aufbau großer Wissensbasen* extrem aufwendig. 2. Die Wissensrepräsentation* ist noch immer zu beschränkt zur Darstellung der Vielfalt medizinischen Wissens. Die bisher erwähnten Systeme stützen sich vor allem auf Erfahrungswissen von Ärzten, das häufig in Produktionsregeln* und Frames* repräsentiert wird. Andere wichtige Wissensformen sind kausales und zeitliches Wissen über die Ursachen und die Entwicklung einer Krankheit. Ansätze zur Repräsentation solchen Wissens finden sich bisher erst in Forschungsprototypen (ζ. B. ABEL zur Diagnose von Störungen des Säure/Basen- und Elektrolyt-Haushalts, MIT). 3. Grundsätzliche Probleme medizinischer Expertensysteme sind der fließende Übergang zum nicht handhabbaren Allgemeinwissen und die Verarbeitung von subsymbolischem (visuellem, akustischem, taktilem) Wissen bei der Symptomerhebung und -auswertung. Aus diesen Gründen ist man nach der anfänglichen Euphorie in den siebziger Jahren bei der Einschätzung des Potentials medizinischer Expertensysteme sehr vorsichtig geworden. Während die Automatisierung der diagnostischen Fähigkeiten des Arztes derzeit unrealistisch erscheint, können medizinische Expertensysteme jedoch als „elektronische Textbücher" das rasch wachsende medizinische Wissen schneller verfügbar machen, Daten von technischen Geräten automatisch interpretieren oder im Routinebetrieb einen Minimalstandard sicherstellen. Ein Beispiel für ein elektronisches Textbuch ist QMR (Quick Medical Reference), eine Weiterentwicklung von INTERNIST, bei dem eine Liste von Symptomen eingegeben und eine nach Wahrscheinlichkeiten geordnete Liste von Diagnosen aus318
Medizinische Informatik
gegeben wird, an die der Arzt denken sollte. Dabei können auch Mehrfachdiagnosen gestellt werden. Beispiele für eine automatische Labordateninterpretation sind die obenerwähnten Systeme PUFF und das Elektrophorese-System. Expertensysteme zur Sicherung eines Minimalstandards setzen eine vollständige Dokumentation der Symptome aus Anamnese, Befund und technischen Untersuchungen, der gestellten Diagnosen und der durchgeführten Therapien in einer medizinischen Datenbank voraus. Ein solches Expertensystem würde die vorhandenen Daten routinemäßig auswerten und nur dann Hinweise geben, wenn es klar suboptimale Entscheidungen erkennt. Bisher gibt es sie nur in sehr eingeschränkten Bereichen, ζ. B. zur Überwachung von Arzneimittelunverträglichkeiten in HELP. [PUPP] Medizinische Informatik: Wissenschaft von der Informationsverarbeitung und der Gestaltung computergestützter* Informationssysteme im Gesundheitssystem (medizinische computergestützte Informationssysteme); Teilgebiet der anwendungsbereichsspezifischen* Informatik, das durch die spezifischen Charakteristiken des Anwendungsbereiches begründet wird (s. Environment). Objektsystem
Objektsystem
Subjektsystem Gesund
he itssy
Subjektsystem stem
Comprehensive Health Care Informatics
Abb.: Das Gesundheitssystem als Ganzes ist Objektsystem der Medizinischen Informatik. (Mod. nach Seelos, H.-J.: Towards the Object of Medical Informatics. Meth. Inform. Med. 24 (1985) 175-176). 319
Medizinische Leistungsstelle
Ziel der Medizinischen Informatik ist es, unter Anwendung formaler Methoden und Konzepte der Informatik* und Einsatz zeitgemäßer Informations- und Kommunikationstechnologien die Gesundheitsfürsorge* und die Krankenversorgung* sowie die medizinische Lehre und Forschung in Aspekten der Informationsverarbeitung zu unterstützen und die fachliche gesundheitsberufsbezogene Aus- und Weiterbildung im Umgang mit der Informationstechnik zu fördern. Der methodische Zugang hierzu basiert auf der anwendungsbereichsspezifischen interdisziplinären Lehre von der Gestaltung (Systementwicklung*) und dem Management (Informationsmanagement*) medizinischer computergestützter Informationssysteme. I. S. einer „comprehensive health care informatics" muß dabei das Gesundheitssystem als Ganzes, d. h. die Gesamtheit der Verbraucher, Anbieter, Träger und Produzenten von Gesundheitsleistungen als Objektsystem der Medizinischen Informatik aufgefaßt werden (s. Abb.). Erkenntnisobjekte der Medizinischen Informatik sind somit biologische und soziotechnische Teilsysteme des Gesundheitssystems, insbesondere diesen inhärente biologische und betriebliche Informationssysteme*. Neben einer allgemeinen Medizinischen Informatik (Theorie der medizinischen Informationsverarbeitung, insbesondere der Gestaltung medizinischer computergestützter Informationssysteme) können anwendungsbereichsspezifische Teilgebiete der Medizinischen Informatik unterschieden werden, die auf spezielle Teilsysteme (ζ. B. Biologische Informatik, Krankenhausinformatik) oder Funktionen (ζ. B. Umweltinformatik, Pflegeinformatik) des Objektsystems ausgerichtet sind. [SEEL] Medizinische Leistungsstelle: Leistungsstelle* in einem Medizinbetrieb,
die sich mit der Diagnostik, Therapie und Pflege von Patienten befaßt. [JANS] Medizinische Methodenlehre:
Anwendungsaspekt der Medizinischen* Informatik, der sich mit der Formalisierung medizinischer Fakten und Vorgänge, insbesondere der Systematisierung der Entscheidungsfindung und der ärztlichen Handlung befaßt. „Operationeil definiert, versteht man unter medizinischer Methodologie: die Formulierung und Definition der Ziele der ärztlichen Handlung, die Evaluation von Untersuchungsverfahren und Methoden der Datensammlung, die Analyse des Informationsgehalts medizinischer Daten, die Analyse und formale Behandlung der medizinischen Entscheidungsfindung und Handlung, die Evaluation des Nutzens und der Risiken der möglichen Entscheidungen und Handlungen, die Formulierung theoretischer Konzepte der kausalen Interdependenzen zwischen Objekten und Prozeß und die effiziente und angepaßte Nutzung der vom Medizinischen Informatiker entwickelten Werkzeuge und Verfahren zu Problemlösungen. Medizinische Methodologie umfaßt mathematisch-analytische Methoden für die unterschiedlichen Zwecke, insbesondere jedoch für Entscheidungsfindung einschließlich der Analyse der hierin eingehenden Fakten in bezug auf ihre 320
Medizinischer Dokumentär
qualitative und quantitative Bedeutung. Dabei ist zu bedenken, daß Forschung in bezug auf Entscheidungsfindung auch experimentelle und prospektive Studien hinsichtlich der Entscheidungsqualität der einzelnen betrachteten Elemente und Variablen umfaßt, hinsichtlich ihrer Aussagekraft für Diagnosestellung, Risikobeurteilung, Prognose und Erfolgsaussichten der verschiedenen in Aussicht genommenen Verfahren." (Reichertz, R L.: Quo vadis, Medizinische Informatik? In: Köhler, C. O., Böhm, K., Thome, R. (Hrsg.): Aktuelle Methoden der Informatik in der Medizin. Landsberg: ecomed 1983). [SEEL] Medizinische Mikrobiologie: s. Mikrobiologie. Medizinischer Dienst der Krankenversicherung: A b k . M D K ; medizini-
scher Gutachterdienst der gesetzlichen* Krankenversicherung, dessen Errichtung durch Überführung beziehungsweise Umwandlung des Vertrauensärztlichen* Dienstes in jedem Bundesland § 278 des Gesetzes zur Strukturreform im Gesundheitswesen (GRG) ab 1.1.1989 vorschreibt. Seine Aufgaben ergeben sich aus § 275 SGB V. Sie entsprechen in erheblichem Umfange denjenigen, die § 369 b RVO dem früheren Vertrauensärztlichen Dienst zuwies, sind aber gegenüber diesen teilweise erweitert, ζ. B. Begutachtung der Notwendigkeit von Schwerpflegebedürftigkeit, medizinische Voraussetzungen für die Durchführung kieferorthopädischer Behandlung u. a. m. Zu den Begutachtungen können in bestimmten Fällen auch NichtÄrzte herangezogen werden. Weitere Einzelheiten bestimmen die „Richtlinien über die Zusammenarbeit der Krankenkassen mit dem MDK". Träger ist nicht mehr, wie beim Vertrauensärztlichen Dienst, die Abteilung Krankenversicherung der Landesversicherungsanstalten*, sondern eine von den Krankenkassen gemeinsam getragene Arbeitsgemeinschaft „Medizinischer Dienst der Krankenversicherung", eine rechtsfähige Körperschaft des öffentlichen Rechts, die von den Landesverbänden der Orts-, Betriebs- und Innungskrankenkassen, den landwirtschaftlichen Krankenkassen und den Verbänden der Ersatzkassen gebildet wird. Gemäß § 282 SGB V hat eine Arbeitsgemeinschaft auf Bundesebene die wirksame Durchführung der Aufgaben und die Zusammenarbeit der einzelnen medizinischen Dienste zu fördern. [SILO] Medizinischer Dokumentär: Fachberuf des Gesundheitswesens (Heilhilfsberuf)· Die Aufgaben des Medizinischen Dokumentars liegen in der Unterstützung der Informationsbeschaffung und -Verarbeitung i. w. S., insbesondere in der Erschließung der in Krankenakten gespeicherten ärztlichen Erfahrung, im Zusammenstellen medizinischer Daten- und Umweltinformationen, in der Mitwirkung bei der Führung medizinischer Register, der Arzneimittelprüfung bis hin zur inhaltlichen Erschließung von Fachliteratur. Die interdisziplinäre (Medizin, Dokumentation, Mathematik, Statistik, Datenverarbeitung, Organisation) und praxisorientierte Ausbildung zum 321
Medizinischer Dokumentationsassistent
Medizinischen Dokumentär dauert einschließlich einem ömonatigen Berufspraktikum insgesamt drei Jahre und setzt Abitur, Fachhochschulreife oder Realschulabschluß und Berufserfahrung voraus. Ausbildungsmöglichkeiten zum medizinischen Dokumentär bestehen derzeit an folgenden Einrichtungen: — Schule für Medizinische Dokumentare und Dokumentations-Assistenten des Vereins für Aus- und Fortbildung nichtärztlicher medizinischer Berufe e.V., Postfach 102 510, 4630 Bochum; — Lehranstalt für Medizinische Dokumentations-Assistenten am Institut für Medizinische Informatik der Universität Gießen, Heinrich-BuffRing 44, 6300 Gießen; — Schule für Medizinische Dokumentation, Deutsche Angestellten Akademie im Bildungswerk der DAG e.V., Ernst-Giller-Straße 20, 3550 Marburg; — Universität Ulm, Schule für Medizinische Dokumentation, Schloßbau 38, 7900 Ulm 10. Ferner besteht in Bochum, Stuttgart (Schule für Medizinische Dokumentations-Assistenten, Berufsausbildungswerk, Gemeinnützige Bildungseinrichtung des DGB, Bezirksgeschäftsstelle Stuttgart, Kleemannstraße 8, 7000 Stuttgart 50) und Ulm die Möglichkeit, sich in einer zweijährigen Ausbildung zum Medizinischen Dokumentationsassistenten (Abk. MDA) zu qualifizieren. Die Standesorganisation, der Deutsche Verband Medizinischer Dokumentare e. V. (Abk. DVMD), ist korporatives Mitglied sowohl im Verein Deutscher Dokumentare als auch in der GMDS (Deutsche* Gesellschaft für Medizinische Dokumentation, Informatik und Statistik e. V.). [SEEL] Medizinischer Dokumentationsassistent: s. Medizinischer Dokumentär. Medizinischer Informatiker: 1. Absolvent der Studienrichtung Medizinische* Informatik (ζ. B. Diplominformatiker* der Medizin); 2. Inhaber des Zertifikats* Medizinischer Informatiker. [SEEL] Medizinischer Strahlenschutz: faßt alle Maßnahmen zusammen, die der Verhütung und Begrenzung unbeabsichtigter Strahleneinwirkung auf den Menschen dienen (s. a. Strahlung). Der Strahlenschutz ist gesetzlich geregelt, so ζ. B. im Atomgesetz, in der Röntgenverordnung (Abk. RöV, Neue Fassung gültig seit 1.1.1988) und in der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) von 1976. Die Verordnungen geben an, unter welchen Bedingungen Strahlen eingesetzt und maximal zulässige Dosen, denen verschiedene Bevölkerungsgruppen ausgesetzt werden dürfen. Bei der Strahlenbelastung wird zwischen Äquivalenz- und Energiedosis unterschieden. Die Äquivalenzdosis bestimmt sich aus einem an der biologischen Wirkung orientierten Strahlungsbewertungsfaktor multipliziert mit der Energiedosis. Die Einheit für die Äquivalenzdosis ist 1 Sievert (Sv), 322
Medizinisches Laboratorium
für die Energiedosis 1 Gray (Gy). Da für Röntgen-, Gamma- und Elektronenstrahlen q = 1 gilt, entsprechen sich hierfür Energie- und Äquivalenzdosis zahlenwertmäßig. Bei Neutronen- und Protonenstrahlen ist q > 1. Die RöV definiert als Strahlenschutzbereiche Kontrollbereiche (maximale Dosis pro Jahr (a) > 1 5 mSv) und betriebliche Überwachungsräume ( > 5 mSv/a). Die Strahlenbelastung für den Patienten ist nach der RöV so gering wie möglich zu halten; über jede medizinische Anwendung von Röntgenstrahlen sind Aufzeichnungen zu machen, aus denen die Strahlendosis hervorgeht. Das Personal muß durch geeignete Räume (Bleiwände) und Schutzmaßnahmen (Bleischürzen) sowie durch die Ausrüstung mit Dosimetern und Regelungen über Betriebsabläufe, die zu einer Minimierung der Strahlenexposition führen, geschützt werden. Die bei der Strahlentherapie und nuklearmedizinischen Diagnostik greifende StrlSchV definiert, wie die RöV, Strahlenschutzbereiche. Es wird unterschieden zwischen Sperrbereich (maximale Dosis pro Stunde > 3 mSv), Kontrollbereich (maximale Dosis pro Jahr > 1 5 mSv), betrieblichen Überwachungsbereichen ( > 5 mSv/a) und außerbetrieblichen Überwachungsbereichen ( > 0 , 3 mSv/a). Wichtigste Strahlenschutzmaßnahme für den Patienten sind die optimale Therapieanwendung und die sachgemäße Durchführung. Zum Strahlenschutz des Personals gehört es, sich nicht im Therapieraum während der Bestrahlung aufzuhalten. Diese Vorsichtsmaßnahme wird apparatetechnisch unterstützt, indem sich die Strahlenquelle bei geöffneter Tür zwischen Therapie- und Schaltraum nicht anschalten läßt. Wesentliche Maßnahmen zur Begrenzung der Strahlenexposition sind Abstand von der Quelle, deren Abschirmung sowie die Beschränkung der Aufenthaltsdauer in strahlenexponierten Räumen. Die gesetzlich zulässige Ganzkörperdosis, der nichtberuflich mit Strahlung umgehende Personen ausgesetzt werden dürfen, beträgt 1,5 mSv, für beruflich exponierte Personen maximal 50 mSv (Kat. B). Die beruflich im Diagnostik- oder Therapiebereich tätigen Personen werden mit zwei unabhängigen Dosimetern überwacht. Die Einhaltung der Vorschriften obliegt Strahlenschutzverantwortlichen, zu deren Aufgaben die Überwachung von beruflich strahlenexponierten Personen durch regelmäßige Messungen der Personendosis, die Durchführung von Strahlenschutzbelehrungen und die Einrichtung und Kontrolle von Strahlenschutzbereichen gehört. [THUL] Medizinisches computergestütztes Informationssystem:
computerge-
stütztes* Informationssystem im Gesundheitssystem; s. a. Medizinische Informatik. [SEEL] Medizinisches Laboratorium: Einrichtung (sozio-technisches System) zur Analytik biologischer* Kenngrößen von Patientenuntersuchungsgut* mit dem Ziel von Diagnose, KrankheitsVerlaufs- und Therapiekontrolle. Ein 323
Medizinisches Rechenzentrum
medizinisches Laboratorium umfaßt eines oder mehrere der Fachgebiete: Klinische* Chemie, Hämatologie* (incl. Gerinnung), Serologie*, Immunologie*, Mikrobiologie*, Histologie*, Zytologie*, Zytogenetik. [BOTH, PORT] Medizinisches Rechenzentrum: Rechenzentrum, das für einen oder mehrere Medizinbetriebe (ζ. B. Krankenhäuser) Datenverarbeitungsleistungen erbringt, ζ. B. Patientendaten verarbeitet. [SEEL] Medizinische Statistik: derjenige Teilbereich der Statistik, der sich mit deren Anwendungen in der Medizin beschäftigt. Hierzu gehören vor allem statistische Methoden zur Planung und Auswertung von Therapiestudien und epidemiologischen Studien (s. Epidemiologie, Studientypen der Epidemiologie). [KEMM] Medizinisch-technische Großgeräte: i. S. der „Richtlinien f ü r d e n
be-
darfsgerechten und wirtschaftlichen Einsatz von medizinisch-technischen Großgeräten (Großgeräte — Richtlinie — Ärzte)" vom 10. Dez. 1985 (Bundesanzeiger vom 27.03.1986, S. 3) sind: 1. Diagnosegeräte: Computer-Tomographen, Emissions-Computer-Tomographen (SPECT = Single-Photon-Emissions-Computertomographen, Gamma-Kameras), Kernspin-Tomographen, Linksherzkatheter-Meßplätze, DSA (digitale Subtraktionsangiographie); 2. Therapiegeräte: Kreisbeschleuniger, Tele-Kobalt-Therapiegeräte, Linearbeschleuniger, Stoßwellenlithotripter (Nierensteinzertrümmerer). Die Liste der medizinisch-technischen Großgeräte wird regelmäßig vom Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen unter Beteiligung der Deutschen Krankenhausgesellschaft überprüft und fortgeschrieben. [SEEL] Medizinorganisation: die strukturierende Gestaltung des medizinischen Leistungsgeschehens innerhalb eines Medizinbetriebes, so auch des Krankenhauses. Dabei impliziert der Ausdruck „strukturierend", daß die einzelnen Bereiche und Teilbereiche des medizinischen Leistungsgeschehens nicht nur additiv miteinander verknüpft sind, sondern immer nur Teile einer Gesamtheit — einer in sich gegliederten Einheit — darstellen. Medizinorganisation als strukturierende Gestaltung des medizinischen Leistungsgeschehens bedeutet demnach Treffen genereller Regelungen, die sowohl für den sachlichen und personellen Aufbau des medizinischen Leistungsgeschehens als auch für den Ablauf aller medizinischen Aktivitäten eine verbindliche Ordnung geben. Auf dem Wege grundsätzlicher und genereller Entscheidungen schafft die Medizinorganisation mithin den Rahmen, innerhalb dessen sich die laufenden diagnostischen und therapeutischen Aktivitäten vollziehen. [EICH] Medizinphysik: Fachgebiet, das sich wie die Biomedizinische* Technik mit der Anwendung naturwissenschaftlicher Gesetzmäßigkeiten der unbelebten 324
Mehrprogrammbetrieb
Natur auf die Diagnostik und Therapie von Krankheiten befaßt. Während sich jedoch die Biomedizinische Technik schwerpunktmäßig mit der Entwicklung von Verfahren beschäftigt, sieht die Medizinphysik die Wirkung physikalischer Behandlungsverfahren und die Optimierung ihres Einsatzes im Vordergrund; ζ. B. die Anwendung ionisierender Strahlen und den medizinischen Strahlenschutz. Die Grenzen zwischen Medizintechnik und Medizinphysik sind fließend, wie sich bei der Entwicklung der bildgebenden Verfahren, insbesondere der Bildverarbeitung, und der Meßverfahren zur Bestimmung von Stoffkonzentrationen und Energiebilanzen des Stoffwechsels zeigen läßt. In der Diagnostik liegt das spezielle Interesse in der kernphysikalischen Meßtechnik. Beispiele für Arbeitsgebiete in der Bildverarbeitung sind die Thermographies die Ultraschalldiagnostik* und die Kernspinresonanztomographie*. Zu den physikalischen Meßverfahren zählen die Elektronenspinanalyse* und die Kernspinresonanzspektroskopie* sowie die Kalorimetrie. [THUL] Medizinsoziologie: ist die auf Probleme der Medizin bezogene Anwendung soziologischer Theorien und empirischer Forschungsmethoden bzw. deren medizinbezogene Weiterentwicklung. Medizinsoziologie ist ein eigenständiges interdisziplinäres und anwendungsorientiertes Forschungs- und Lehrfach der Medizin. Ihre Hauptarbeitsgebiete liegen derzeit in der sozialen* Epidemiologie, in der Gesundheitssystemforschung* (einschließlich des Laiensystems) und in der Gestaltung der Arzt-Patient-Beziehungen. [FERB] Medwedew-Automat: s. Automat. Megabyte: Abk. MB; 1 MB = 1048 576 Bytes*.
[IGEL, SEEL]
Mehrbenutzersystem: syn. für Mehrplatzsystem*. Mehrfeldertafel: Jede Kontingenztafel*, die größer als eine Vierfeldertafel (2 Zeilen, 2 Spalten) ist, wird als Mehrfeldertafel bezeichnet. [KEMM] Mehrkanalgerät: s. Analysator. Mehrplatzsystem: syn. Mehrbenutzersystem, engl, multi-user system; Datenverarbeitungssystem, an dem mehrere Benutzer von verschiedenen Arbeitsplätzen (Datenstationen) aus gleichzeitig arbeiten können. Gegensatz: Einplatzsystem*. [IGEL, SEEL] Mehrprogrammbetrieb: engl, multiprogramming; in der Informatik eine Betriebsart eines Datenverarbeitungssystems, bei der das Betriebssystem für die simultane Ausführung von mehreren Programmen dadurch sorgt, daß die Prozessoren* des Datenverarbeitungssystems im Multiplexbetrieb* 325
Mehrprozessorsystem
arbeiten und die übrigen Betriebsmittel* den Programmen wechselseitig zugeteilt werden (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Mehrprozessorsystem: ein Datenverarbeitungssystem, bei dem ein Zentralspeicher ganz oder teilweise von zwei oder mehr Prozessoren* gemeinsam benutzt wird (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Mehrpunktverbindung: Verbindung mit mehr als zwei Endpunkten (Datenstationen); s. a. Netzwerktopologie. [IGEL, SEEL] Mehrrechnersystem: ein Datenverarbeitungssystem, bei dem eine gemeinsame Funktionseinheit (ζ. B. ein Programm) zwei oder mehr Zentraleinheiten* steuert, von denen jede über mindestens einen Prozessor* allein verfügt (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Mehrwertdienste: Abk. VANS, engl. Value Added Network Services; ein Service, der auf der Basis von Fernmeldediensten Informationsdienstleistungen anbietet, die über das reine Übertragen der Information hinausgehen. Man unterscheidet netz- und anwendungsnahe Dienstleistungen, ζ. B. Netzwerkmanagement für Dritte, Betrieb von X.25-Netzen und deren Vermarktung oder Electronic Mail mit Zusatzdiensten, Verteilung von Daten für Dritte über Satelliten. [SEEL] Mehrwertige Logik: logisches Kalkül, das im Gegensatz zur binären Logik (ζ. B. Boolesche* Algebra) mit mehr als nur den Zuständen „wahr" und „falsch" arbeitet. [IGEL, SEEL] Meilenstein: geplanter Zeitpunkt im Ablauf eines Projektes, zu dem ein definierter Zustand (Fertigstellungsgrad*) erreicht sein soll; i. d. R. am Anfang oder Ende einer Phase*. [SEEL] Meldepflicht: 1. Anzeigepflicht für bestimmte Infektions- bzw. übertragbare Krankheiten; durch Seuchengesetzgebung (s. Bundesseuchengesetz) geregelt. Der Ausdruck Meldepflicht wird auch im Zusammenhang mit anzeigepflichtigen Berufskrankheiten* verwendet; 2. s. Offenbarungspflicht*. [SEEL] Mengengerüst: in der Informatik quantitative Beschreibung von Objekten (ζ. B. Datenbeständen) und Ereignissen (ζ. B. Transaktionen), die bestimmend für die Systemkonfiguration* eines Anwendungssystems* (bezogen auf dessen Nutzungsdauer) sind. [SEEL] Menü: bei der Dialogverarbeitung* eine dem Benutzer auf dem Bildschirm angezeigte Auswahlliste (Maske) für ablauforganisatorisch sinnvoll strukturierte System- bzw. Programmfunktionen. [IGEL, SEEL] 326
Merkmal, nominales Meritorische Güter:
Neben der Versorgung mit spezifisch öffentlichen Gütern gibt es einen weiteren Bereich ökonomischer Bedürfnisbefriedigung durch den Staat, der das Angebot der meritorischen Güter umfaßt. Dabei handelt es sich um Güter, deren prinzipiell mögliche private Bereitstellung, entsprechend den individuellen Präferenzen, zu gesellschaftlich unerwünschten Marktergebnissen führt. Im Falle meritorischer (demeritorischer) Güter, deren Vorteile (Nachteile) die Konsumenten verkennen, kommt es zu einem Güterangebot, das aus übergeordneter Sicht zu gering (hoch) ist. Daher sieht sich der Staat zu einem „verdienstvollen" Eingriff in die Konsumentenpräferenzen veranlaßt, die nach seiner Ansicht verzerrt und entsprechend zu korrigieren sind. Als Beispiel für ein meritorisches Gut sei die Risikovorsorge im Gesundheitswesen angeführt, die wegen der individuellen Minderschätzung des zukünftigen Bedarfs unzureichend ausfallen könnte, würde der Staat nicht selbst das notwendige Angebot sichern. Dies kann über Regelungen zur Versicherungspflicht bis zur Institutionalisierung einer Pflichtversicherung erfolgen. Bei demeritorischen Gütern handelt es sich etwa um Alkoholika oder Tabakwaren, deren Abgabe bzw. Konsum staatlicherseits durch Gebote, Verbote und steuerliche Maßnahmen beeinflußt wird. Das Konzept der meritorischen Güter ist umstritten. Der Verstoß gegen die Konsumentenpräferenzen steht im Widerspruch zum Ansatz des methodologischen Individualismus zur Erklärung der Staatstätigkeit. Darüber hinaus ist unklar, wer über die Bereitstellung meritorischer Güter entscheidet und wann ihr richtiger Umfang erreicht ist. [ADAM] Merkmal:
in der Statistik Oberbegriff für jede Art von Größen, Eigenschaften usw., die an Beobachtungseinheiten* erhoben werden. Beispiele: Geschlecht, Schweregrad einer Krankheit, Blutdruck. Man unterscheidet verschiedene Typen von Merkmalen (vgl. entspr. Stichwort); nachstehend eine Übersicht: [IMMI, KEMM] Merkmalstypen
diskret
nominal
alternative
M.
stetig
ordinal
andere nominale M. "V
qualitative M.
quantitative M.
Merkmal, nominales: s. Nominales Merkmal. 327
Merkmal, ordinales
Merkmal, ordinales: s. Ordinales Merkmal. Merkmal, qualitatives: s. Nominales Merkmal. Merkmal, quantitatives: s. Quantitatives Merkmal. Meßnetz, automatisches: s. Automatisches Meßnetz. Meßplatzliste: im medizinischen Laboratorium eine Arbeitsplatzliste* für einen Meßplatz, welche die angeforderten Untersuchungen von Patientenuntersuchungsgut* (gegebenenfalls mit Vorwerten) und Kontroilösungen in Meßreihen enthält. Wird die Probenidentifikation* indirekt durch eine vom computergestützten Laborinformationssystem vorgeschriebene Probensequenz vorgenommen, ist der Einsatz einer Meßplatzliste unerläßlich; ferner kann aus organisatorischen Gründen auf die Verwendung der Meßplatzliste nicht verzichtet werden, wenn die Zahl der vorhandenen Meßplätze und der Aufsplittfaktor ( = Anzahl der aus einem „Primärgefaß" zu erzeugenden „Sekundärgefaße") auf die einzelnen Meßplätze bei mehr als ca. 8 0 % der Proben größer ist als drei. Bei Ausfall eines online Analysengerätes oder bei Verwendung an einem nicht online angeschlossenen Meßplatz dient die Meßplatzliste auch dem Eintragen der Meßergebnisse. Sie ist somit auch ein Meßplatzprotokoll, das eine anschließende verfahrensbezogene Eingabe der Resultate über Terminal erleichtert (im Gegensatz zu anderen Bereichen in der Medizinischen Informatik wird in der Labordatenverarbeitung die Eingabe über Terminal der offline* Datenübermittlung zugeordnet, da die Meßplatzliste als Datenzwischenträger in den Übermittlungsprozeß eingebunden ist). Die Erfahrungen in einigen computergestützten Laborinformationssystemen haben gezeigt, daß folgender Aufbau für die Meßplatzliste sinnvoll und praktisch ist: am linken Rand des Blattes zeilenweise (in aufsteigender Reihenfolge) die Probenidentifikation (Probennummer), rechts daran anschließend, in Spalten (fest) zugeordnet, die am jeweiligen Laborarbeitsplatz durchgeführten Analysenverfahren. [BOTH, PORT] Meßwert: in der Labordatenverarbeitung das Ergebnis aus einer Messung biologischer* Kenngrößen am Untersuchungsgut. Der Meßwert steht am Ausgang eines Analysenmeßgerätes (Analysators) dem computergestützten Laborinformationssystem zur Weitergabe, ζ. B. durch Übermittlung über eine Datenvorverarbeitungseinheit*, zur Verfügung und liegt dort als Digitalwert (Zahlenwert) oder als Analogwert (in Form einer Meßspannung) vor. Aus diesem Meßwert (auch Rohwert genannt) wird durch Umrechnung das endgültige Analysenresultat (Endwert) erstellt. [BOTH, PORT] Metachronie: s. Syntropie. 328
Mikrochirurgie
Metaregeln: drücken Gesetzmäßigkeiten aus, deren Objekte selbst wieder
Regeln sind; s. a. Produktionsregel.
[RICH]
Methode der kleinsten Quadrate: ein in d e r R e g r e s s i o n s a n a l y s e * , d e r Va-
rianzanalyse* und anderen statistischen Verfahren angewandtes Prinzip zur Schätzung von Parametern* (bei der Regressionsanalyse anschaulich gesehen zur Anpassung von Geraden oder Kurven). Die Parameter werden so geschätzt, daß die Summe der quadrierten Differenzen zwischen den beobachteten Stichprobenwerten und den aufgrund der Modellgleichung „erwarteten" (berechneten) Werten minimal wird. [IMMI, KEMM] Methode, kryptographische: s. Kryptographische Methode. Methodenbanksystem: eine auf spezifische Benutzerbedürfnisse zugeschnittene Sammlung von Methoden, die in Form von Einzelprogrammen oder Programmbausteinen vorliegen können (Methodenbank-Anwendungssystem), sowie verschiedene Komponenten zur Verwaltung und Manipulation dieser Methodenbasis (anwendungsneutrales MethodenbankGrundsystem). [IGEL, SEEL]
Methoden, invasive: s. Invasive Methoden. Methodenlehre, medizinische: s. Medizinische Methodenlehre. Methode 635: aus dem Brainstorming* abgewandelte Ideenfindungstech-
nik* zur systematischen Weiterentwicklung von Ideen. Dazu schreibt jedes Mitglied einer aus 6 Teilnehmern bestehenden Gruppe 3 Ideen zum gestellten Problem auf ein Blatt. Die beschriebenen Blätter werden 5mal reihum weitergegeben und von jedem Teilnehmer um drei weitere Ideen ergänzt, die möglichst auf die aufgezeichneten Ideen Bezug nehmen. [SEEL] Mietleitung: gegen Gebühr überlassener Fernmeldeweg im internationalen
Bereich.
[IGEL, SEEL]
Mikrobiologie: Lehre von den medizinisch bedeutsamen Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Protozoen, Pilzen). Gegenstand der Medizinischen Mikrobiologie sind die Infektionskrankheiten des Menschen. Sie werden unter den Gesichtspunkten der Ätiologie*, der Pathogenese*, der Immunität, der Kausaltherapie und der Epidemiologie* abgehandelt. [KLEI] Mikrochirurgie: chirurgische Operationen unter Zuhilfenahme eines Operationsmikroskops (ζ. B. Gefäß-Anastomose, Nervennaht, Eileiter-Rekanalisation); Mikrogefäßchirurgie. Funktionelle Verbindung kleinster Gefäße im Durchmesser von 1 bis 2 mm und darunter in atraumatischer Nahttechnik unter dem Operationsmikroskop bei 15 — 30facher Vergrößerung mit feinstem Nahtmaterial von 15 bis 25 μιη. Anwendungsgebiete: 329
Mikrocomputer
1. Replantation total und subtotal amputierter Finger, Daumen und Mittelhände, abgetrennter Ohrmuscheln oder abgerissener Kopfhaut bei Skalpierungsverletzungen. 2. Freie Gewebetransplantation bei Defektbildungen nach radikaler Tumorexzision oder bei massiven Verletzungen mit Verpflanzung von Haut- und Fettgewebe, Muskeln oder Knochen. 3. Intrazerebrale Ischämie. [PSCH] Mikrocomputer: kleinstes auf dem Markt angebotenes, frei programmier-
bares Datenverarbeitungssystem, bestehend aus Mikroprozessor* mit Speicher, Schnittstellen für den Anschluß von peripheren Einheiten und Einrichtungen zur Stromversorgung. [IGEL, SEEL] Mikroelektronik: Anwendungsbereich der Elektronik, der sich mit der Mi-
niaturisierung elektronischer Bauelemente zu Schaltkreisen befaßt. Im engeren Sinn beschreibt die Mikroelektronik die Zusammenfassung der Bauelemente auf einem Halbleitersubstrat, im allgemeinen einer Siliziumscheibe (Waver). Anwendungen finden sich in allen Bereichen der Technik, insbesondere in solchen, in denen hohe Zuverlässigkeit, kleines Bauvolumen und lange Betriebszeiten die Anwendung bestimmen. Hierzu gehört, wegen des erforderlichen hohen Sicherheitsstandards, u. a. die Biomedizinische* Technik mit elektronisch gesteuerten Implantaten*, etwa Herzschrittmachern*, Defibrillatoren, Nerven- und Muskelstimulatoren, Stimulatoren zur Erzeugung von Regenerationsreizen für unterschiedliche Körpergewebe und Medikamentendosiersystemen*. [THUL] Mikrofiche: nach DIN (s. DIN-Norm) Mikroplanfilm; Mikrofilmkarte im
Format DIN A 6 mit direkt lesbarer Kopfleiste. Je nach Format, Art und Umfang der Vorlagen werden auf einem Mikrofiche unterschiedliche Zahlen von Mikrobildern der Druck- oder Bildvorlagen untergebracht. [DGD] Mikroinstruktion: mit Hilfe von Mikroinstruktionen werden unter Verwen-
dung eines Mikroprogramms* die einzelnen Befehle eines Maschinenprogramms* realisiert, d. h. abgebildet auf die logischen Funktionseinheiten der verwendeten Hardware. [IGEL, SEEL] Mikroprogramm: zumeist vom Hersteller eines Datenverarbeitungssystems
oder einer anderen Hardwarefunktionseinheit entwickeltes Programm, mit dem die einzelnen Maschinenbefehle auf die Mikroinstruktionen* der Hardware abgebildet werden. [IGEL, SEEL] Mikroprozessor: ein durch integrierte Schaltkreise auf einem Chip reali-
sierter Prozessor* (s. a. Integrierte Schaltung). Als Leistungskriterien werden die Verarbeitungsbreite (die Anzahl der während einer (Takt-)Zeiteinheit verarbeitbaren Bits), die Taktfrequenz (in MHz; 1 MHz = 1 Million Zyklen pro Sekunde) und der Befehlsvorrat* herangezogen. [IGEL, SEEL] 330
Mitarbeiterführung Mikrozensus: laufende Repräsentativstatistik der Bevölkerung und des Erwerbslebens (Stichprobenverfahren). Vier Erhebungen pro Jahr, eine Erhebung erfolgt mit einem Auswahlsatz von 1 % (rund 170000 Haushalte mit etwa 500000 Personen) und weitere drei Erhebungen mit einem Auswahlsatz von 0,1% (rund 17000 Haushalte mit etwa 50000 Personen); s. a. Demographie. [BLOH] Minderung der Erwerbsfähigkeit: Abk. MdE; besser „Grad der Behinderung"; prozentuales Maß für die Auswirkungen eines Mangels an körperlichem, geistigem oder seelischem Vermögen bzw. den Grad einer Behinderung*. [BLOH] Minimalpflege: Pflege semistationär untergebrachter Patienten, die lediglich der pflegerischen Beobachtung oder Anleitung bedürfen. Therapeutische oder diagnostische Einrichtungen des Krankenhauses können von ihnen selbständig aufgesucht werden. [PEIL] Minimum Basic Data Set: s. Medizinische Basisdokumentation. MIPS: Abk. für engl, million instructions per second (dt. Millionen Anweisungen pro Sekunde); Maßeinheit für die Leistung eines Datenverarbeitungssystems. [IGEL, S E E L ] MIS: Abk. für Management* Information System. Mißbrauch: ist ein in § 1 Abs. 1 B D S G (noch) verwendeter Begriff bei der Beschreibung von Aufgabe und Gegenstand des Datenschutzes*. Ihm kommt keine besondere, eigenständige materiellrechtliche Bedeutung zu, da anerkannt ist, daß eine Datenverarbeitung nur unter den von § 3 B D S G (Landesdatenschutzgesetze entsprechend) genannten Voraussetzungen zulässig ist. Mißbrauch wäre danach jede Beeinträchtigung schutzwürdiger* Belange des Betroffenen durch Nichtbeachtung der für die Verarbeitung seiner personenbezogenen* Daten geltenden Regeln. [TAEG] Mitarbeiterbesprechung: terminierte Zusammenkunft von Mitarbeitern (ζ. B. Mitglieder eines Projektteams mit Matrixprojektorganisation*) mit dem Ziel einer gegenseitigen aufgabenbezogenen Kommunikation. [SEEL] Mitarbeiterführung: zielgerichtete dispositive Einflußnahme auf Mitarbeiter. Im einzelnen unterscheidet man: — Führung durch Zielsetzung (management by objectives): Mitwirkung des Mitarbeiters bei der Zielbestimmung. Ziele werden „probeweise" von nächsthöheren Instanzen vorgegeben, vom Mitarbeiter modifiziert oder ergänzt. — Führung bei Ausnahmesituation (management by exception): Die Führung erfolgt im wesentlichen durch eine Selbststeuerung und 331
Mitbehandlung
-kontrolle des Mitarbeiters innerhalb definierter Toleranzgrenzen. Nur out-of-line Situationen (Unregelmäßigkeiten, Zielabweichungen) sollten an die übergeordnete Führungsebene weitergemeldet werden. — Führung durch Information (management by information): Motivation des Mitarbeiters durch Mitteilung aller zur Durchführung und zum Verständnis seiner Arbeit und ihrer Zusammenhänge innerhalb eines Aufgabenkomplexes vorhandenen Informationen. — Führung durch festgelegte Verwaltungs- und Verfahrensanordnungen (management by system): Der Mitarbeiter orientiert sich an Stellen-, Arbeitsplatzbeschreibungen und Organisationshandbüchern bei der Erfüllung der ihm vorgegebenen Aufgaben. — Führung durch Delegation (management by delegation): Aufgaben und entsprechende Kompetenzen werden zur eigenen Entlastung an untergeordnete Mitarbeiter weitergegeben. Allerdings ist die Führungsaufgabe unteilbar und muß als Ganzes erhalten bleiben. — Führung durch Motivation (management by motivation): Anregen der „wirklichen" Motive des jeweils angesprochenen Mitarbeiters durch personenorientierte Motivationsfaktoren. S. a. situativer Führungsstil. [SEEL] Mitbehandlung:
selbständige und eigenverantwortliche diagnostische und therapeutische Tätigkeit eines vom erstbehandelnden Arzt zugezogenen anderen Arztes aufgrund eines selbständigen Arztvertrages* zwischen Patient und mitbehandelndem Arzt (s. a. Überweisung). Die Mitbehandlung ist vom Konsilium*, das lediglich die Diagnose und die Beratschlagung über die Diagnose, aber keine Behandlung (s. Therapie) umfaßt, streng zu unterscheiden. Bei der Zuziehung eines Kollegen gleicher Fachrichtung, dessen Tätigkeit sich auf Diagnose und Beratschlagung beschränkt, liegt regelmäßig ein Konsilium vor, während es sich bei der Einschaltung eines Arztes anderer Fachrichtung meist um eine Mitbehandlung handeln wird. Die Mitbehandlung unterscheidet sich auch von der Auftragsleistung, die gezielt auf die Erbringung genau umgrenzter ärztlicher Leistungen gerichtet ist. [RIEG] Mittel, arithmetisches:
s. Arithmetisches Mittel.
Mittelwert:
syn. für arithmetisches* Mittel; wird auch als Bezeichnung für Lokalisationsmaße* verwandt, die ähnlich gebildet werden wie das arithmetische Mittel, ζ. B. geometrisches Mittel, gewichtetes Mittel. [KEMM] Mitternachtsstatistik: im Krankenhaus die namentliche Auflistung aller stationär aufgenommenen Patienten um ca. 00.00 Uhr auf den einzelnen Stationen. Die Bestände werden i. d. R. nach bereits vorhandenen Listen (Pendelliste*) nur noch überprüft und gegebenenfalls ergänzt oder korrigiert. Sie werden zu stationsbezogenen Belegungsstatistiken aufbereitet,
332
Modalwert wobei die Zugänge in Aufnahme und interne Verlegungen getrennt sowie die Abgänge differenziert nach Entlassungen, internen Verlegungen und Todesfällen ausgewiesen werden. [RIEF] Mittlerer bedingter Informationsgehalt: syn. für bedingte Entropie*. Mittlerer Informationsgehalt: syn. für Entropie*. Mittlerer wechselseitiger Informationsgehalt: syn. für Synentropie (s. Entropie). Mixed Ware: bei einem Datenverarbeitungs- bzw. Anwendungssystem der kombinierte Einsatz von Hard- und/oder Softwarekomponenten verschiedener Hersteller. [IGEL, SEEL] MMU: Abk. für engl, memory management unit; spezielle Hardwarefunktionseinheit, die bei Speicherzugriffen virtuelle* in reale Speicheradressen (s. a. Adresse, Adressierverfahren) umsetzt und damit die Speicherverwaltung in Arbeits- und Hintergrundspeicher unterstützt. [IGEL, SEEL] Mnemotechnik: Unterstützung der Merkfähigkeit durch besondere Lernhilfen; in der Programmierung die Verwendung symbolischer Kurzbezeichnungen bzw. alphanumerischer Verschlüsselungen, die unmittelbar auf die Semantik* der bezeichneten Objekte hinweisen; ζ. B. „DIAG" als Bezeichner der Informationsvariablen* „Diagnose" oder „GEBDAT" für Geburtsdatum. [SEEL] Mobile Datenerfassung: (dezentrale) Datenerfassung* mit netzunabhängigen tragbaren Erfassungsgeräten über Tastatur und/oder Lichtstift* (unter Verwendung von Balkencode*). Als (Zwischen-)Speicher finden Kassettenlaufwerke, Minidisketten oder batteriegepufferte CMOS-Speicher Verwendung. Die Daten können bei Bedarf über das Fernsprechnetz unter Verwendung eines Modems* oder Akustikkopplers* zu einem Datenverarbeitungssystem übermittelt werden. [IGEL, SEEL] Modalklasse: s. Modalwert. Modallogik: Logik*, welche die sogenannten Modaloperatoren „möglich" und „notwendig" enthält. [RICH] Modalwert: syn. Modus; in der Statistik derjenige Wert eines ordinalen* Merkmals, der in einer Stichprobe am häufigsten auftritt. Bei stetigen* Merkmalen läßt sich nach vorangegangener Klasseneinteilung entsprechend eine Modalklasse angeben. Man spricht von bimodalen oder zweigipfligen (trimodalen = dreigipfligen, mehrmodalen = mehrgipfligen) Verteilungen, 333
Modell
wenn ein Modalwert oder eine Modalklasse zweimal (dreimal, mehrmals) auftritt. [IMMI, KEMM] Modell: vereinfachte Abbildung eines Realitätsausschnitts (Objekt, Vor-
gang). Daraus folgt, daß ein Modell nur Aussagen innerhalb der Untermenge von Elementen des Ganzen gestattet, die im Rahmen des Abstraktionsprozesses (Modellbildung) von Bedeutung waren. Die Erkenntnis in Modellen vollzieht sich (nach B. Schneider) in aufeinanderfolgenden semantischen Stufen. Auf der untersten semantischen Stufe steht die materielle Information (Reize und Eindrücke), welche die Objekte und Vorgänge (auch die Mitteilungen anderer Subjekte) ausüben. Die materielle Information weckt im Modellbauer bestimmte Vorstellungen, die ihn zu einem Bild von den Objekten usw. führt (innere Modellbildung). Dieses Bild ist ein Modell der sogenannten ersten semantischen Stufe. Dabei kann unterschieden werden zwischen dem unmittelbaren Bild, welches die materielle Information auslöst (Perzeptionsmodell), und zwischen dem erweiterten Bild, welches durch Assoziation dieser Information mit anderen Informationen und Vorstellungen, durch die Kombination der verschiedenen Bilder und Vorstellungen entsteht (kogitatives Modell). Diese Vorstellungen werden auf der sogenannten zweiten semantischen Stufe ausgesprochen, d. h. in einer intersubjektiv verständlichen Sprache zum Ausdruck gebracht (Kommunikationsmodell). In höheren semantischen Stufen können diese Sprachformen wiederum auf andere Zeichenformen abgebildet werden. Der nächste Schritt besteht darin, daß die Sprache schriftlich fixiert wird. In weiteren Stufen kann man daran denken, die Vorstellungen in formalen* Sprachen, ζ. B. in einer Programmiersprache, auszudrücken, und damit eine Abbildung der Vorstellungen in einem Daten Verarbeitungssystem zu generieren. Die semantischen Stufen der Erkenntnis können auf diese Weise beliebig fortgesetzt werden. Jedoch bedeutet jede Stufe eine Einschränkung des Informationsgehaltes, die aber gleichzeitig mit einer Präzisierung verknüpft ist; ζ. B. ist Sprache einschränkender, aber präziser als Gedankenverbindungen und Empfindungen; Schrift wiederum ist einschränkender, aber präziser als die Fülle der Sprachmöglichkeiten, und eine formale Sprache ist einschränkender, aber präziser als die Umgangssprache. Das bedeutet letztlich, daß Modelle in präzisierten Formen Abbildungen von Gedanken und Sprachkonstrukten sind, die aufgrund der materiellen Information der Gegenstände und Vorstellungen der realen Welt entstanden. [MÖLL] Modelle, kognitive: s. Kognitive Modelle.
Modem: Kunstwort aus Modulator und Demodulator. Datenübertragungseinrichtung an Fernsprech- und Breitbandwegen. [IGEL, SEEL] 334
Moral Hazard Modul: 1. Teil (Baustein) eines modularen Systems*; 2. in der Informatik eine funktionell abgrenzbare Funktionseinheit, die mit anderen je nach Notwendigkeiten zu größeren Funktionseinheiten konfiguriert werden kann. [IGEL, SEHL] Modularisierung:
duln).
die systematische Zerlegung eines Systems* in Teile (Mo[SEEL]
Modulation:
Vorgang, bei dem ein oder mehrere Merkmale einer Trägerschwingung entsprechend dem Verlauf einer modulierenden Schwingung verändert werden; ζ. B. Amplitudenmodulation, Frequenzmodulation. [IGEL, SEEL] Modulkaskadierung: Verbündelung der an ein Datenverarbeitungssystem angeschlossenen Peripheriegeräte (ζ. B. Analysenmeßgeräte, Datenvorverarbeitungseinheiten*, Datensammeleinheiten*) durch Hintereinanderschaltung der zu zentralisierenden Moduln. [BOTH, PORT] Modulo-N-Verfahren:
mathematisches Verfahren zur Bildung einer Prüfziffer; s. Prüfziffernverfahren. [IGEL, SEEL] Modus: in der Statistik syn. für Modalwert*. Molarität: Stoffmengenkonzentration; Angabe in Mol pro Kubikmeter; SIEinheit: mol/m 3 ; mol/1. [SEEL] Monitor: 1.
eine Funktionseinheit zur Überwachung von Abläufen, Zuständen oder Beziehungen in Systemen oder in Teilen davon; ζ. B. ein Programm, das andere Programmteile steuert und koordiniert, oder Hardund Softwaremonitore zur Leistungsmessung von Datenverarbeitungssystemen (s. a. patient monitoring); 2. veraltete Bezeichnung für Bildschirm (vgl. DIN 44 300). [SEEL] Monitoring: Sammelbegriff für überwachende, kontrollierende Tätigkeiten (oder Einrichtungen) unter Benutzung eines Monitors*. [PSCH] Monte-Carlo-Simulation:
s. Simulation.
Moore-Automat: s. Automat. Moral Hazard:
moralisches oder subjektives Risiko; umschreibt eine Verhaltensänderung bei Wirtschaftssubjekten, die unter Versicherungs- oder ähnlichen Systembedingungen andere Entscheidungen treffen als in einer Situation ohne diesen Versicherungsschutz. Die Verhaltensänderung resultiert daraus, daß der Zufallscharakter des zu versichernden Risikos nicht mehr gegeben ist, weil der Versicherte die Eintrittswahrscheinlichkeit des 335
Morbidität
Versicherungsfalls zu seinen Gunsten beeinflussen kann. Der Anreiz dazu besteht insbesondere dann, wenn als Gegenleistung für den Versicherungsbeitrag Ansprüche realisiert werden können, die mit keinen oder nur geringen Grenzkosten für den Versicherten verbunden sind. Sieht man von der beabsichtigten Schadensherbeiführung im Sinne strafrechtlich relevanter Handlungen durch den Versicherten ab, handelt es sich mit Blick auf die Krankenversicherung vielmehr darum, daß die Sorglosigkeit der Versicherten hinsichtlich ihrer Gesundheit mit umfassenderem Versicherungsschutz zunimmt und weniger Anstrengungen unternommen werden, den Schadensfall zu verhüten. Darüber hinaus ist der Krankheitsbegriff nur in Grenzen eindeutig festzulegen, so daß der Versicherte auch auf Zeitpunkt, Art und Umfang der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen Einfluß nehmen kann. Das Moral-Hazard-Verhalten der Versicherten wird häufig mit dem aus der ökonomischen Theorie bekannten „Gefangenen-Dilemma" in Verbindung gebracht, das die Inkompatibilität zwischen individueller und kollektiver Rationalität beschreibt. Obwohl das gemeinsame Ziel aller Versicherten in einer geringen Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen besteht, wird bei einer Umlagefinanzierung über allgemeine Versicherungsbeiträge jeder Versicherte seine Nachfrage möglichst ausdehnen. Dies erklärt sich dadurch, daß das kostenbewußte Verhalten des Einzelnen zu keiner spürbaren Beitragsentlastung führt, wenn alle anderen Versicherten ihre Nachfrage nicht einschränken. Verhalten sich umgekehrt die anderen Versicherten im Kollektivinteresse, werden die Kosten der eigenen Nachfrageerhöhung auf die Versichertengemeinschaft umgelegt und für den Einzelnen umso weniger bemerkbar, je größer ceteris paribus die Zahl der zusammengeschlossenen Versicherten ist. Der Moral-Hazard-Effekt kann sowohl durch den Abbau von Versicherungsleistungen als auch durch Selbstbeteiligungsregelungen (s. Selbstbeteiligung) reduziert werden. [ADAM] Morbidität: Maßzahl der Häufigkeit einer definierten Krankheit in einem bestimmten Zeitraum bezogen auf die Bevölkerung; s. Inzidenz, Prävalenz. [BLOH] Morphem: Wortelement, das nicht in interpretierbare kürzere bedeutungstragende Spracheinheiten zerlegt werden kann (s. Präfix, Suffix). [WING] Morphologie: in der Medizin die Lehre von der äußeren Gestalt von Organen und deren Veränderung, auch von Körperteilen, Hauterscheinungen (Biomorphologie), im Gegensatz zu mikroskopischen, biochemischen, psychologischen oder sonstigen nicht sichtbaren Funktionen. [ANSC] Morphologische Analyse: für gewisse Problemstellungen geeignete Ideenfindungstechnik*, deren Ziel es ist, auf der Basis einer „morphologischen Matrix" mögliche Problemlösungen aufzuzeigen und zu bewerten. In der morphologischen Matrix werden den problem- und lösungsbestimmenden 336
Multiprocessing
Parametern (Zeilen) die möglichen Parameterausprägungen (Spalten) gegenübergestellt und Ausprägungskombinationen abgeleitet, die anschließend zu bewerten sind. [SEEL] Mortalität: Zahl der Todesfälle an einer definierten Krankheit während eines bestimmten Zeitabschnitts bezogen auf die Gesamtbevölkerung oder bestimmte Bevölkerungsgruppen. [BLOH] MPM: s. Netzplantechnik. MRI: Abk. für engl, magnetic resonance imaging (Kernspinresonanztomographie*). Multimomentaufnahme: Stichprobenverfahren, mit dem aus einer Vielzahl von Momentaufnahmen (wiederholtes Protokollieren von Beobachtungen zu definierten Beobachtungselementen und zu unregelmäßigen zufälligen Zeitpunkten) statistisch gesicherte Mengen- oder Zeitangaben abgeleitet werden können; ζ. B. die Zeitdauer für die Durchführung von Tätigkeiten im Rahmen betrieblicher Zeitstudien. [SEEL] Multimorbidität: syn. Polypathie; das gleichzeitige Bestehen mehrerer Krankheiten bei einem Patienten; ζ. B. Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus. [SEEL] Multiplexbetrieb: 1. Zeitmultiplexbetrieb: Betriebsart einer Funktionseinheit, bei der mehrere Aufträge abwechselnd, in Zeitabschnitten verzahnt, abgewickelt werden. Die Zeitabschnitte können von unterschiedlicher Länge sein. Häufig wird diese Betriebsart gewählt, um die Funktionseinheit wirtschaftlicher zu nutzen (vgl. DIN 44 300). 2. Frequenzmultiplexbetrieb: Verfahren der Datenübertragung*, bei dem ein gemeinsamer Datenübertragungsweg in verschiedene Frequenzbänder aufgeteilt wird, um Daten gleichzeitig und völlig unabhängig voneinander übertragen zu können. [IGEL, SEEL] Multiplexer: eine Funktionseinheit, die Nachrichten von Nachrichtenkanälen an andere Nachrichtenkanäle übergibt. Die Anzahl der Eingangskanäle unterscheidet sich meistens von der Anzahl der Ausgangskanäle. Zum Beispiel kann von vielen Nachrichtenkanälen mit geringem Informationsfluß an einen Nachrichtenkanal mit hohem Informationsfluß übergeben werden oder umgekehrt (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Multiplexkanal: s. Bytemultiplexkanal, Blockmultiplexkanal. Multiprocessing: Arbeitsweise eines Datenverarbeitungssystems, das mehr als einen Prozessor* als Betriebsmittel besitzt. [IGEL, SEEL] 337
Multiprogramming
Multiprogramming: engl, für Mehrprogramm betrieb. Multitasking: Übertragung des Prinzips des Mehrprogrammbetriebs* auf komplexe Programme, die in ein Hauptprogramm und einzelne Teilaufgaben (tasks) zerlegt werden. [IGEL, SEEL] Multi-user system: engl, für Mehrplatzsystem*. Multivariate Statistik: derjenige Teil der Statistik, der sich mit der simultanen Auswertung mehrerer Zielgrößen* beschäftigt. Ziele der multivariaten Statistik sind unter anderem die Übertragung der Verfahren der univariaten Statistik (eine Zielgröße) auf die Situation mehrerer Zielgrößen, außerdem die Untersuchung der Korrelationsstruktur zwischen den Zielgrößen in Verbindung mit einer Reduktion der Anzahl der relevanten Variablen (ζ. B. Faktorenanalyse*). [KEMM] Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie: Teilgebiet der Chirurgie; die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie umfaßt die Erkennung, die konservative und chirurgische Behandlung, die Prävention und die Rehabilitation der Erkrankungen, Verletzungen, Frakturen, Fehlbildungen und Formveränderungen, die vom Zahn, vom Zahnhalteapparat, von den Alveolarfortsätzen und vom harten Gaumen ausgehen, ferner den Bereich der beiden Kiefer, einschließlich chirurgischer Kieferorthopädie, des Gaumens, der Lippen, des Naseneingangs (Lippen-Kiefer-Gaumenspalten), des Oberkiefers und des Jochbeins (Reposition und Fixation), des Unterkiefers einschließlich des Kiefergelenkes, der vorderen 2A der Zunge, der Mundhöhlenwandungen, der Glandula submandibularis sowie der Weichteile des Gesichtsschädels, der Glandula parotis, der Lymphknoten, alles im Zusammenhang mit den vorgenannten Erkrankungen, Resektion des Nervus infraorbitalis, alveolaris, mandibularis und lingualis, die Korrekturen des Mundes und des Mundbogens sowie der Biß- und Kaufunktion, die Eingliederung von Resektionsprothesen und anderer prothetischer und orthopädischer Hilfsmittel, die wiederherstellende und plastische Chirurgie der vorstehend aufgeführten Bereiche. [DEUT] Mustererkennung: engl, pattern recognition; beschäftigt sich ganz allgemein mit mathematisch-technischen Aspekten der Perzeption (Wahrnehmung). Es geht dabei nicht um die naturgetreue Nachbildung menschlicher perzeptiver Prozesse, sondern um die maschinelle Simulation perzeptiver Leistungen. Zur Perzeption wird das Bemerken, Auswerten und Interpretieren von Sinneseindrücken visueller, auditiver und taktiler Art gerechnet. Die Objekte der Perzeption werden auch als Muster bezeichnet; praktisch wichtige Beispiele für Muster sind Bilder oder Bildfolgen und Sprache mit den Teildisziplinen der Bildverarbeitung und Spracherkennung. Die Simulation einer perzeptiven Leistung bedeutet, daß zum Beispiel Sprache von einer Maschine, in der Regel von einem Datenverarbeitungssystem, ähnlich 338
Mustererkennung
zuverlässig verstanden werden soll, wie es einem Menschen möglich ist, aber es kommt nicht darauf an, daß dabei die vom Menschen angewendeten (und heute noch weitgehend unbekannten) Verfahren nachvollzogen werden. Formal kommt es bei der Mustererkennung darauf an, ein Sensorsignal in eine symbolische Datenstruktur zu transformieren, die diejenige Information enthält, welche für einen bestimmten Anwendungsfall oder Problemkreis wesentlich ist. Der verwendete Sensor* muß optische, akustische, taktile oder andere Signale in eine Form wandeln, die zur Verarbeitung mit dem Datenverarbeitungssystem geeignet ist. Zunächst wird das ursprüngliche Signal, also zum Beispiel die Lichtintensität einer Szene oder der Schalldruck eines gesprochenen Satzes, durch den Sensor in eine analoge elektrische Spannung gewandelt; für optische bzw. akustische Signale kann dieses mit Fernsehkameras oder Mikrophonen geschehen. Das analoge* Signal wird mit Analog-Digital-Umsetzern in digitale* Daten umgewandelt, die in einem Datenverarbeitungssystem gespeichert und verarbeitet werden können. Ein Muster ergibt also ein bestimmtes Sensorsignal, das rechnerintern als ein-, zwei- oder mehrdimensionale Folge ganzer Zahlen repräsentiert wird. Durch Verfahren der Mustererkennung soll aus dem Sensorsignal die für den Anwender interessante Information extrahiert und symbolisch repräsentiert werden; das gewünschte Verarbeitungsergebnis ist also anwendungsabhängig. Die wichtigsten Anwendungsbereiche der Mustererkennung liegen in der Medizin bei der diagnostischen Beschreibung medizinischer Bilder und Wellenformen, in der Erdfernerkundung bei der Auswertung von Bildern, im industriellen Bereich bei der Qualitätskontrolle und Robotik*, im Bürobereich bei der Dokumentenanalyse mit den Spezialbereichen der Belegleser* und Handschriftleser, in autonom mobilen Systemen sowie in der Sprachverarbeitung bei der Erkennung isoliert gesprochener Wörter und dem Verstehen fließender Rede; dazu kommen zahlreiche Sonderbereiche wie Militär (ζ. B. Luftbildauswertung, Zielverfolgung), Kriminalistik (ζ. B. Gesichter, Sprecher, Fingerabdrücke), Chemie (ζ. B. Massen- und Infrarotspektren) oder Wirtschaftswissenschaften (ζ. B. typische Verbrauchergruppen). Unabhängig von speziellen Anwendungen lassen sich näherungsweise zwei Typen von Aufgabenstellungen in der Mustererkennung unterscheiden. Der eine ist dadurch charakterisiert, daß ein relativ einfaches Muster, unabhängig von anderen benachbarten Mustern, als Ganzes genau einer Klasse zugeordnet wird; dieses wird auch als Klassifikation des Musters bezeichnet. Die Zahl der Klassen ist in der Regel relativ klein und liegt etwa zwischen 10 und 300. Beispiele sind Belegleser, die die 10 Ziffern und einige Sonderzeichen erkennen oder klassifizieren können, sowie die Geräte zur Erkennung isoliert gesprochener Wörter. Die obenerwähnte symbolische Datenstruktur ist hier trivial, da sie nur aus einer ganzen Zahl oder einem ASCII*-Code besteht, der die Bedeutungsklasse bezeichnet. Der andere Typ ist dadurch charakterisiert, daß zu einem relativ komplexen Muster eine 339
Mustererkennung
symbolische Beschreibung generiert wird; dieses wird auch als Analyse des Musters bezeichnet. Die symbolische Beschreibung kann je nach Problemkreis einfachere Bestandteile und deren Relationen, die durch symbolische Namen und erforderlichenfalls numerische Parameter bezeichnet werden, enthalten, und sie kann eine aufgaben spezifische Interpretation der Bedeutung dieser Bestandteile enthalten. Die Beschreibung kann sehr unterschiedlichen Detaillierungs- und Abstraktionsgrad erreichen. Details der Beschreibung können beispielsweise für Bilder alle Bestandteile und deren Relationen umfassen (ζ. B. bei Schaltplänen oder Konstruktionszeichnungen), nur Veränderungen in zeitlich aufeinanderfolgenden Bildern (ζ. B. bei der Überwachung von Gebäudeeingängen) oder nur interessante Objekte und Ereignisse (ζ. B. bei der Luftbildauswertung). Der Abstraktionsgrad kann bei einer bildnahen Beschreibung durch Punkte, Linien, Flächen und Volumina mit Eigenschaften wie Grauwert, Farbe, Textur, Tiefe und Bewegung beginnen; er kann durch symbolische Bezeichnungen vertieft werden (ζ. B. „der Kühler des roten PKW befindet sich direkt hinter dem Kofferraum des gelben PKW" oder „der linke Ventrikel kontrahiert vom ersten bis fünften Bild der Bildfolge um 45% und expandiert dann"); und er kann bis zu einer Interpretation der Bedeutung gehen (ζ. B. „der rote PKW ist auf den gelben aufgefahren" oder „der linke Ventrikel zeigt hypokinetisches Bewegungsverhalten"). Ähnliches gilt für die Analyse von Sprache. Die symbolischen Datenstrukturen sind hier wesentlich komplexer und den Erfordernissen des Problemkreises angepaßt. Die Vorgehensweise bei der Klassifikation besteht im Prinzip darin, daß man in einer Vorverarbeitungsstufe zunächst die Variabilität von Mustern einer Klasse reduziert, dann für die Klasse möglichst charakteristische Merkmale extrahiert und diese schließlich zur Klassifikation benutzt. Für die Klassifikation werden numerische Methoden und Grammatiken eingesetzt. Die Vorgehensweise bei der Analyse ist vielschichtiger und nicht ohne weiteres in einem generellen Schema unterzubringen. Es lassen sich aber einige immer wieder genutzte Prinzipien nennen. Auch hier wird durch eine Vorverarbeitung das Muster zunächst möglichst weitgehend von Störungen und Verzerrungen befreit. Es folgt eine initiale Segmentation in primitive Bestandteile, die insbesondere durch Bereiche nahezu konstanter Signalparameter oder starker Änderungen derselben gekennzeichnet sind (ζ. B. Flächen gleichmäßiger Färbung oder Linien zwischen Farbübergängen in Bildern). Es wird versucht, primitive Bestandteile zu „sinnvollen" Bestandteilen zusammenzufassen (ζ. B. ein Vokal in einem Wort oder das Dach eines Hauses), das sind in der Regel Bestandteile, die auch von einem Menschen als solche wahrgenommen werden. Bereits dieser Schritt erfordert Wissen über Objekte und Ereignisse des Problemkreises, das mit Techniken der Wissensrepräsentation* in einer Wissensbasis* gespeichert ist. Die Bestandteile werden zu größeren Objekten zusammengefaßt, Objektgruppen gebildet und zeitliche Änderungen durch Ereignisse oder Bewegungsabläufe erfaßt. Auch dafür ist Speicherung und Nutzung entsprechenden Wissens erforderlich. Falls es die Aufgabe erfordert, können die Objekte usw. im 340
Mutterpaß
obengenannten Sinne interpretiert werden. Durch das Erfordernis des Erwerbs, der Repräsentation und Nutzung von Wissen ergeben sich Bezüge zu den entsprechenden Gebieten der Künstlichen* Intelligenz. In zunehmendem Maße wird versucht, Systeme zu entwickeln, die das erforderliche Wissen zumindest teilweise automatisch lernen. [NIEM] Mutterpaß: bei der Schwangeren verbleibendes Dokument, in das neben administrativen und medizinischen Basisinformationen über die Mutter der Schwangerschaftsverlauf und die Ergebnisse der Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchungen, der Ablauf der Geburt und Angaben zum Neugeborenen eingetragen werden. [PSCH]
341
Ν
Nachladetechnik: s. Afterloading-Verfahren. Nachricht: die in einem Nachrichtenübertragungssystem* von einem Sender zu einem Empfänger über einen Kanal gerichtete Übermittlung von Zeichen oder kontinuierlichen Funktionen, die aufgrund von bekannten oder unterstellten Vereinbarungen Information darstellen und die im Rahmen der Übermittlung als Einheit betrachtet werden (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Nachrichtenübertragungssystem: System*, bestehend aus Sender, Übertragungskanal und Empfänger. Der Sender stellt aus dem Signal einer Nachrichtenquelle die für die Übertragung im Übertragungskanal geeigneten Signale her. Der Empfanger wandelt die Signale um in die für die Nachrichtensenke geeigneten Signale. Der Übertragungskanal kann ζ. B. aus Drahtleitungen, Funkstrecken, Verstärkern, Modulationsgeräten und Speichern zusammengesetzt sein (vgl. D I N 40146). [IGEL, SEEL] Nachsilbe: syn. für Suffix*. Nachsorge: zwingend notwendige Überprüfung eines Krankheitsverlaufs bezüglich der Diagnose und vor allem der Wirksamkeit der Therapie. [AN SC] Nachtklinik: Einrichtung zur teilstationären Versorgung von Patienten nur in der Nacht; s. a. Tagesklinik. [RIEF] Nachweisgrenze: Zahlenwert, der für ein Analysenverfahren geräte- und methodenspezifisch ermittelt wird. Es ist der Grenzwert, oberhalb dessen man sicher ist, daß die zu messende Substanz im Untersuchungsgut vorhanden ist. Liegt das Ergebnis unterhalb dieses Wertes, so erscheint im labormedizinischen Befundbericht als Resultat die Nachweisgrenze mit einem davorgesetzten „ < "-Zeichen. [BOTH, PORT] Nachweisquote: syn. für Recall*. Nadeldrucker: s. Drucker. Narkose: syn. Anästhesie; ein durch Zufuhr von Narkotika induzierter reversibler Zustand, in dem operative Eingriffe bei erloschenem Bewußtsein (Hypnose, Schlaf) ohne Schmerzempfindung (Analgesie) und Abwehrreaktionen durchgeführt werden können. [PSCH] 342
Nebenwirkung Natalität:
bezeichnet die auf eine Gesamtbevölkerung bezogene Anzahl der Lebendgeborenen im Bezugszeitraum. Die Höhe der Geburtenrate wird von der Altersstruktur einer Bevölkerungsgruppe und der Sexualproportion beeinflußt. Zu unterscheiden von der Natalität ist deshalb die Fertilität*. [BLOH] Natürliche Person:
Die allgemeinen Datenschutzgesetze schützen nur die Daten natürlicher Personen, also lebender Menschen (angesichts einer fehlenden Regelung über den Schutz von Daten Verstorbener in den allgemeinen Datenschutzgesetzen hält die herrschende Meinung eine Anwendung der Datenschutzgesetze auf Verstorbene für ausgeschlossen, wenngleich vollkommen anerkannt ist, daß das allgemeine Persönlichkeitsrecht nicht mit dem Tod endet; die bereichsspezifischen Datenschutzvorschriften im neuen Archivgesetz regeln ausdrücklich auch den Umgang mit personenbezogenen Daten Verstorbener; s. a. bereichsspezifischer Datenschutz). Die allgemeinen Datenschutzgesetze finden demnach auf juristische Personen keine Anwendung (anders: Österreich). Eine Gleichbehandlung mit den auf natürliche Personen bezogenen Daten erfahren im Bereich des Sozialdatenschutzes (s. a. Sozialdaten) im Hinblick auf die im SGB X abschließend geregelten Erlaubnistatbestände für die Offenbarung* die Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, d. h. auch Daten über nicht-natürliche Personen (§§ 67 ff SGB X). [TAEG] Natürlichsprachliche Schnittstelle:
in einem Expertensystem* als komfortables Kommunikationsmittel zwischen System und Benutzer gedacht (s. a. Dialogkomponente). [RICH] Natürlichsprachliches System:
formaler Sprachrahmen eines Expertensystems*, welcher auf einem Fragment der Umgangssprache beruht. [RICH] Nebendiagnose:
die bei ambulanter oder stationärer Behandlung zusätzlich zur Hauptdiagnose* von einem Arzt gestellte Diagnose. [SEEL] Nebenstellenanlagen: Vermittlungseinrichtungen auf privatem Gelände, an die mehrere Teilnehmer-Endeinrichtungen (sog. Nebenstellen) über Nebenstellenanschlußleitungen angeschlossen werden und die durch eine oder mehrere Hauptanschlußleitungen (Amtsleitungen) mit dem öffentlichen Fernsprechnetz verbunden sind. Nach der englischen Bezeichnung „Private (Automatic) Branch Exchange" werden Nebenstellenanlagen auch PABXbzw. PBX-Systeme genannt. [HANA] Nebenwirkung: in der Medizin die Bezeichnung für die unerwünschte Wirkung, die mit der Anwendung eines Arzneimittels oder eines Verfahrens zwangsläufig verbunden ist. [SEEL] 343
Negativliste
Negativliste: s. Arzneimittellisten. Nekropsie: syn. für Sektion*. Nekrose: örtlicher Gewebstod, Absterben von Organen, Organteilen oder Geweben, während die umgebenden Zellen bzw. Organteile weiterleben. [PSCH] Neoplasma: Neubildung; irreversibel und selbständig wachsende Neubil-
dung körpereigenen Gewebes, die auch nach Wegfall auslösender Ursachen ihr Wachstum nicht einstellt. [PSCH] Nephrologie: Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Ätiologie*,
Pathogenese*, Pathophysiologic*, Symptomatologie, Diagnostik und Therapie der Nierenkrankheiten, der Sonographie* und Röntgendiagnostik des Teilgebietes einschließlich des Strahlenschutzes, der Indikationsstellung zu urologischen und gefäßchirurgischen Eingriffen sowie zur Nierentransplantation befaßt. [DEUT] Nettokapazität: bezogen auf einen Speicher die bauartbedingt tatsächlich
nutzbare Kapazität (ζ. B. nach dem Formatieren* bei Magnetdatenträgern*) im Gegensatz zu der i. a. vom Hersteller angegebenen Bruttokapazität des gesamten Speichers. [IGEL, SEEL] Netz: syn. für Netzwerk*. Netz, lokales: s. Lokales Netzwerk. Netzplan: graphische oder auch tabellarische Darstellung von Abläufen
und deren Abhängigkeiten. Man unterscheidet hierbei Vorgänge (zeitfordernde Prozesse mit definierten Anfangs- und Endzeitpunkten) und Ereignisse (Eintreten definierter Zustände im Ablauf, ζ. B. ein Zeitpunkt, zu dem ein Vorgang beginnt oder endet) sowie die zwischen diesen bestehenden Anordnungsbeziehungen; s. a. Netzplantechnik. [HEID] Netzplantechnik: Verfahren zur Analyse, Beschreibung, Planung, Steue-
rung und Überwachung von Abläufen auf der Grundlage von Netzplänen*, wobei Zeit, Kosten, Ressourcen und weitere Einflußgrößen berücksichtigt werden können. Zu den bekanntesten Netzplantechniken gehören PERT (Programm Evaluation and Review Technique), CPM (Critical Path Method), MPM (Metra-Potential-Methode) sowie GERT (Graphic Evaluation and Review Technique). CPM und MPM enthalten ausschließlich deterministische Parameter, PERT und seine Weiterentwicklung GERT erlauben es, auch stochastische Einflüsse zu modellieren. Zu den Planungsgrößen, die von den Netzplantechniken bereitgestellt werden, gehören: früheste und späteste Beginn- und Endzeitpunkte von Tätigkeiten; Puffer, die die zeitliche 344
Netzwerktopologie
Verschiebbarkeit von „nichtkritischen" Tätigkeiten beschreiben; Beschleunigungskosten für „kritische" Tätigkeiten; Sollwerte für die Kostenkontrolle sowie Konsequenzen und Handhabung von Kapazitätsrestriktionen. [HEID] Netz, semantisches: s. Semantisches Netz. Netzwerk: syn. Netz;
1. (gerichteter) Graph* zur Beschreibung komplexer Gebilde, insbesondere der in diesen bestehenden logischen Abhängigkeiten (ζ. B. Datenmodelle*) oder zeitlichen Zusammenhänge (ζ. B. Petri*-Netze, Netzplantechnik*); s. a. Netzwerktheorie. 2. In der Nachrichtentechnik die Gesamtheit der vermittlungs- und übertragungstechnischen Einrichtungen (einschließlich Kabel zur Verbindung von Teilnehmereinrichtungen mit dem Ziel der Nachrichtenübertragung; s. Lokales Netzwerk, Öffentliches Wählnetz. 3. In der Informatik oft als Kurzbezeichnung für ein verteiltes* Datenverarbeitungssystem verwendet; s. a. Netzwerktopologie. [IGEL, SEEL] Netzwerk, assoziatives: s. Semantisches Netz. Netzwerk, lokales: s. Lokales Netzwerk.
Netzwerk, primäres soziales: s. Primäres soziales Netzwerk. Netzwerktheorie: Theorie, die sich mit der Analyse und Synthese von
Netzwerken* befaßt. In der Elektrotechnik seit langem von Bedeutung. Gewisse Konzepte und Werkzeuge der Netzwerktheorie erwiesen sich in den letzten Jahrzehnten auch auf vielen anderen Gebieten als hilfreich; ζ. B. Informations- und Kommunikationstheorie, Transportwesen, Planung und Kontrolle von Forschungs- und Entwicklungsprojekten und von Produktionsplänen sowie die Strukturanalyse von Sprachen, sozialen Gruppen und chemischen Verbindungen. Die Darstellung als Netzwerk ist ein leistungsfähiges Hilfsmittel auch im Bereich des Operations* Research, die hier vor allem in der Sonderform der Netzwerkflußanalyse angewandt wird. Typische Netzwerkprobleme umfassen ζ. B. das Auffinden des kürzesten Weges zwischen zwei Knoten, die Maximierung des Flusses zwischen einer Quelle und einer Senke sowie Projektplanung und Kontrolle mittels Netzplänen (s. Netzplantechnik). [HEID] Netzwerktopologie: die Anordnung der Knoten in einem Netzwerk*; in
der Informatik die Struktur der Datenübertragungswege zur Verbindung miteinander kommunizierender Knoten (Datenstationen*). Es lassen sich Stern-, Baum-, Maschen-, Ring- und Busstrukturen unterscheiden (siehe Abb.). Bei der Sternstruktur laufen alle Übertragungen zwischen einzelnen Knoten des Netzwerkes über einen zentralen Vermittlungsknoten. Bei der Baum345
Neuerkrankungsziffer
Χ Stern
Baum
Masche
Π Ring
Bus
Abb.: Übersicht verschiedener Netzwerktopologien
struktur erfolgt die Kommunikation zwischen zwei Knoten immer über die in der Hierarchie höher liegenden Knoten bis zu dem beiden Unterbäumen gemeinsamen Knoten. Bei der Maschenstruktur ist jeder Knoten mit mindestens zwei, in der Regel jedoch mit mehreren anderen Knoten unmittelbar verbunden. Bei der Ringstruktur ist jeder Knoten mit genau einem Vorgänger und einem Nachfolger direkt verbunden, so daß sich ein geschlossenes System ergibt. Die Nachrichten werden in der vorgegebenen Senderichtung von einem Netzknoten zum nächsten weitergeleitet, wobei diese darüber entscheiden, ob eine Nachricht unverändert oder verändert weiterzuleiten oder vom Ring zu nehmen ist (s. a. Token verfahren). Eine Ringverbindung mit separaten Leitungen wird auch als Schleife bezeichnet. Bei der Busstruktur (Bus*) sind alle Netzknoten an ein gemeinsames durchgehendes Übertragungsmedium angeschlossen, das eine passive Nachrichtenübertragung in beide Richtungen vornimmt. Dadurch kann, im Unterschied zur Ringstruktur, jede Nachricht ohne jegliche Aktionen der nicht betroffenen Netzknoten und ohne Verzögerungszeit durch angeschlossene Knoten sämtliche ihrer Adressaten erreichen (ζ. B. Ethernet-Bus-Struktur). Mögliche Topologien für Fernnetze* sind: Stern-, Ring-, Baum- und Maschenstruktur. Bei lokalen* Netzwerken haben sich die Topologien Stern-, Ring- und Busstruktur durchgesetzt. Ferner dominieren bei lokalen Netzwerken gegenüber den Fernnetzen mit ihren Punkt-zu-Punkt-Verbindungen die Mehrpunkt*-Verbindungen. [IGEL, SEEL] Neuerkrankungsziffer: syn. für Inzidenz*. Neuroanatomie: medizinisches Fachgebiet, das den normalen, sehr komplizierten Bau des zentralen und peripheren Nervensystems beschreibt und untersucht. Dabei ist der Untersuchungsgegenstand der Neuroanatomie je 346
Neuropathologie
nach zugrundeliegender Definition des Nervensystems (anatomisch, entwicklungsgeschichtlich, anatomisch/funktionell oder rein funktionell) unterschiedlich weit gezogen. Die Neuroanatomie ist im Gegensatz zur Neuropathologie* wesentlich stärker mit ihrem Mutterfach, der gesamten Anatomie, verbunden, da die spezifische klinische Aufgabenstellung fehlt. Die Neuroanatomie hat zudem ihre Impulse überwiegend aus wissenschaftlichen Fragestellungen erhalten, während die Neuropathologie am stärksten angetrieben wurde durch konkrete klinische Fragestellungen im Rahmen der Krankenbehandlung. [MENN] Neurochirurgie: medizinisches Fachgebiet, das die Erkennung, operative Behandlung von Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen des zentralen Nervensystems und seiner Hüllen, des peripheren und vegetativen Nervensystems sowie die entsprechenden Voruntersuchungen, konservativen Behandlungsverfahren und ihre Nachsorge umfaßt. [DEUT] Neuroinformatik: interdisziplinäres Forschungsgebiet der Informatik. Die Neuroinformatik analysiert die Prinzipien der Informationsverarbeitung in biologischen Systemen (Nervensystemen) mit dem Ziel, gewisse intelligente Funktionen (ζ. B. Erkennung von Bildern oder Sprachmustern, assoziiertes Lernen und Gedächtnis) technisch zu realisieren. Im Gegensatz zur künstlichen Intelligenz, die intelligente Funktionen auf herkömmlichen Datenverarbeitungssystemen durch spezielle Software abzubilden versucht, strebt die Neuroinformatik nach der Erzeugung intelligenter Funktionen durch spezielle Hardware (neuronale Netze); s. a. Bionik. [ECKM] Neurologie: Lehre von den organischen Nervenkrankheiten. Die Neurologie umfaßt die Erkennung, nichtoperative Behandlung, Prävention*, Rehabilitation* und Begutachtung bei Erkrankungen des zentralen, peripheren und vegetativen Nervensystems sowie der Muskulatur (Myopathien und Myositiden); sie schließt die Beteiligung des Nervensystems sowie der Muskulatur an primär außerhalb des Nervensystems lokalisierten Krankheiten ein. [POEC] Neuropathologie: medizinisches Fachgebiet, das sich mit den pathologischanatomischen Veränderungen am Nervensystem befaßt. Die Neuropathologie bedient sich dabei der morphologischen Untersuchungsmethoden, der Untersuchung mit bloßem Auge und der histologischen Techniken. Dabei hat die Neuropathologie eine Palette von Spezialmethoden entwickelt, die ihr ein charakteristisches Gepräge geben. Wesentliche Untersuchungsgänge sind die Untersuchung postmortalen (Autopsie, s. a. Sektion) und intraoperativ gewonnenen Gewebes (Biopsie*). Die autoptische Untersuchung am Nervensystem dient im Prinzip der „klinischen Qualitätskontrolle". Der Neuropathologe untersucht nach Entnahme des Nervengewebes, ob die neurologische, neurochirurgische oder auch psychiatrische Diagnose richtig gestellt wurde. Er tritt mit dem Kli347
Neuroradiologie
niker in Verbindung und zeigt ihm die entsprechenden Befunde und deren Zusammenhang und die daraus zu ziehenden Schlußfolgerungen. Die zweite Stoßrichtung der autoptischen Untersuchung ist seit alters her die wissenschaftliche Fragestellung. Die bioptische Untersuchung dient demgegenüber der Diagnostik und Therapie. Sie hat Schwerpunkte: die Hauptbeschäftigung des Neuropathologen ist die Tumordiagnostik. Intrakranielle Tumoren werden nach der Operation bioptisch untersucht, dabei wird die Art der Geschwulst bestimmt. Damit ergibt sich auch gleichzeitig eine Prognose und eine für die Kliniker tragbare Grundlage für eine eventuelle Behandlung. Außerdem führt der Neuropathologe die Bandscheibendiagnostik und die Diagnostik am peripheren Nervensystem sowie an der Skelettmuskulatur durch. Insbesondere bei der Skelettmuskulatur erfüllt er ebenfalls eine wichtige Funktion, da er die Art und damit Prognose einer auffälligen Muskelerkrankung feststellen kann. Die Neuropathologie ist somit das erste Grundlagenfach, das zwischen den klinischen „Neurofächern" und der Neurobiologie steht. Dabei ist der Neuropathologe diagnostisch vor allem für den Neurochirurgen und den Neurologen tätig, allerdings sind auch die Verbindungen zur Kinderklinik wichtig. Große und häufige Krankheitsbilder, mit denen der Neuropathologe zu tun hat, sind intrakranielle Tumoren, Entzündungen des Nervensystems, Durchblutungsstörungen und Hirnblutungen (Schlaganfalle) sowie Schädelhirntraumen. Spezifische neurologische Erkrankungen sind die Speicherungsdystrophien, die vor allem im Kindesalter vorkommen und meist genetisch bedingte Enzymopathien sind, sowie Systematrophien, Altersatrophien und Entmarkungserkrankungen (Multiple Sklerose). [MENN] Neuroradiologie: Teilgebiet der Radiologischen* Diagnostik, das die Diagnostik von Erkrankungen und Veränderungen des Nervensystems und seiner Hüllen mit ionisierenden Strahlen und anderen bildgebenden Verfahren und ihre Behandlung durch neuroradiologisch-invasive therapeutische Eingriffe, ζ. B. die Embolisation von Gefäßfisteln und Geschwülsten im Bereich des Gesichtsschädels, des Gehirns und des Spinalkanals, umfaßt. Neben der Angiographie* und der Computertomographie* hat als neue Untersuchungsmethode die Kernspinresonanztomographie* einen weiteren Fortschritt in der Diagnostik cerebraler und spinaler Läsionen gebracht. Künftig werden sich die bildgebenden Verfahren in Richtung computergestützte Röntgendiagnostik weiterentwickeln. Für die Neuroradiologie wird die digitale* Subtraktionsangiographie als morphologische und besonders als dynamische Untersuchungsmethode unverzichtbar sein. Besondere Bedeutung hat aber in Zukunft die interventionelle Neuroradiologie mit der Therapie von extra- und intracraniellen Tumoren und Gefäßmißbildungen und auch von Gefäßverschlüssen. Eine Weiterentwicklung ist auch auf dem Gebiet der Kernspinresonanztomographie über eine Bildgebung hinaus zur Spektroskopie zu erwarten. [WEND] 348
Nichtlineare Programmierung
Nichtflüchtiger Speicher: Speicher*, dessen Inhalt auch bei Abschalten der Versorgungsspannung über einen langen Zeitraum erhalten bleibt (ζ. B. magnetische Speicher, optische* Speicher, Halbleiterspeicher mit Batterie(Akku-)Pufferung); Gegensatz: flüchtiger* Speicher. [IGEL, SEEL] Nichtkonvexe Programmierung: s. Nichtlineare Programmierung.
Nichtlineare Programmierung: Teilgebiet der Mathematischen Programmierung (s. Operations Research). Eine Standardform des allgemeinen nichtlinearen Programmierungsproblems lautet mit x T = (x t , ..., xn): Maximiere f (x) unter den Nebenbedingungen: gi(x) < bj,
für i = 1, 2, ..., m
und χ > 0. f (x) und & (x) sind gegebene Funktionen der η Entscheidungsvariablen. Je nachdem, welche spezielle Form f und g; besitzen, unterscheidet man: — Die unbeschränkte Optimierung, falls keine Nebenbedingungen vorhanden sind. Ist f konkav, erhält man die Lösung, indem man die η partiellen Ableitungen gleich Null setzt; andernfalls muß man auf numerische Suchprozeduren zurückgreifen. — Die Optimierung mit linearen Nebenbedingungen, d. h. die gj (x) sind linear, f (x) jedoch nicht. — Die Quadratische Optimierung als Spezialfall der Optimierung mit li1 nearen Nebenbedingungen: hier ist f(x) = c T x — y x T Q x . Ist f(x) konkav, d. h. ist Q positiv semidefinit, läßt sich das Problem auf ein Lineares Programm zurückführen. — Die Konvexe Programmierung. Hier wird angenommen: f (x) ist konkav, alle gi(x) sind konvex. Eine Reihe spezieller Lösungsverfahren, die jeweils gewisse Vor- und Nachteile besitzen, ist vorhanden. — Die Separable Programmierung ist ein Spezialfall der Konvexen Programmierung; es gilt die zusätzliche Annahme, alle Funktionen seien separabel, d. h. z. B. f (x) ist so darstellbar: f(x) = Σ fHxj)· j=1 Jedes separable Programmierungsproblem kann durch ein lineares Programmierungsproblem beliebig genau approximiert werden. — Die Nichtkonvexe Programmierung umfaßt alle nichtlinearen Programmierungsprobleme, die nicht die Prämissen der Konvexen Programmierung erfüllen. 349
Nichtlineare Regression
— Die Geometrische Programmierung entstammt der Modellierung von Ingenieurproblemen. Zielfunktion und Nebenbedingungen nehmen hier folgende Form an: Ν g(x) =
EciPi(x). i= l
Dabei ist Pj(x) = xV'xf 2 ... x„in
für i = 1, 2, ..., N.
Diese Funktionen sind in der Regel weder konvex noch konkav. Sind jedoch alle Koeffizienten Cj positiv, läßt sich das Problem über die Variablentransformation Xj = e _ y j als Konvexes Programm modellieren. — Die Quotientenprogrammierung. Hier ist f(x) = 7 7 7 , 2 (x)
wobei x T = (x,, ... x n ).
Im Sonderfall der linearen Quotientenprogrammierung sind f j (x), f 2 (x) sowie die gi (x) linear. Ist f t (x) = c T χ + c 0 , f 2 (x) = dT χ + d0, so führt χ 1 die Variablentransformation y = — , t = —: das lineare J d χ + d0 d T x + do Quotientenprogramm unter schwachen Annahmen in ein äquivalentes Lineares Programm über. — D a s Komplementaritätsproblem hat keine Zielfunktion. Für Variablen w T = (w t , ..., w n ) und x T = (x1? ..., x n ) ist für folgendes Nebenbedingungssystem eine Lösung zu finden: w = F(z) wTz = 0 w > 0, ζ > 0. Ist F ( z ) linear, d . h . gilt F ( z ) = q + M z , dann liegt ein lineares Komplementaritätsproblem vor. F ü r diesen wichtigen Spezialfall gibt es effiziente Lösungsalgorithmen, die der Simplex-Methode der Linearen Programmierung ähneln; s. a. Lineare Programmierung. [HEID] Nichtlineare Regression: s. Regressionsanalyse. Nichtmechanischer Drucker: im Gegensatz zu einem Impactdrucker* ein Drucker, der entweder beschichtetes oder lichtempfindliches Spezialpapier verwendet, das auf elektrische, magnetische oder wärmetechnische Reize reagiert, oder der mit elektrostatischen, magnetographischen, Thermotransfer- oder Tintenstrahlverfahren auf Normalpapier druckt; ζ. B. Thermodrucker, Tintenstrahldrucker, Laserdrucker. [IGEL, SEEL] Nichtmonotone Logik: untersucht Schlußweisen, bei denen eine Vermehrung der Prämissen frühere Schlüsse hinfällig machen kann. Klassische deduktive* Schlüsse sind monoton, induktive* Schlüsse i. a. nichtmonoton. [RICH] 350
Nosokomial-lnfektionen
Nichtnumerische Datenverarbeitung: 1. Bezeichnung für den kommerziellen (betriebswirtschaftlichen) Datenverarbeitungsbereich mit zumeist einfachen arithmetischen Berechnungen, aber größerem alphanumerischen* Datentransport (ζ. B. in der Programmiersprache COBOL), im Gegensatz zu der vorwiegend auf die Verarbeitung großer Zahlenmengen ausgerichteten numerischen Datenverarbeitung. 2. Bezeichnung für symbolverarbeitende Techniken, wie sie ζ. B. in der Künstlichen* Intelligenz verwendet werden. [IGEL, SEEL] Nichtparametrischer Test: i. a. als Synonym zu verteilungsfreiem* Test
verwandt.
[KEMM]
Nomenclature of Medicine, Systematized: s. S N O M E D * . Nomenclature of Pathology, Systematized: s. SNOP*. Nomenklatur: systematische Ordnung von Namen zur Bezeichnung von
Objekten.
[SEEL]
Nominales Merkmal: syn. qualitatives Merkmal; ein diskretes* Merkmal, dessen Ausprägungen nicht in sinnvoller Weise geordnet werden können (ζ. B. Blutgruppe: A, B, AB, 0); s. a. Ordinales Merkmal. [KEMM] Normalbereich: s. Referenzbereich. Normalpflege: syn. Allgemeinpflege; umfaßt die vollstationäre Unterbrin-
gung von Patienten, die zwar noch bettlägerig sind, aber nur einer normalen pflegerischen Betreuung sowie einer der Intensität nach variierenden ärztlichen Behandlung bedürfen, und die nicht in der Lage sind, für ihre Grundbedürfnisse in vollem Umfang selbst zu sorgen. [PEIL] Normalkostenrechnung: s. Kosten- und Leistungsrechnung. Normalverteilung: syn. Gaußverteilung; eine von zwei Parametern abhän-
gige stetige Wahrscheinlichkeitsverteilung* mit der Dichte* f(x) = (1 /]/2πα 2 )• e~(x~μ)2/2σ2, mit π = 3,14 ... und e - 2,718 ... Schreibweise: Ν(μ, σ 2 ). Eine Ν(μ, a 2 )-verteilte Zufallsvariable hat den Erwartungswert μ und die Varianz σ 2 . Viele quantitative Merkmale lassen sich angenähert durch eine Normalverteilung beschreiben. Einige wichtige statistische Verfahren (t*-Test, Regressionsanalyse*, Varianzanalyse*) setzen voraus, daß die Beobachtungen aus normalverteilten Grundgesamtheiten stammen. [KEMM] Nosokomial-lnfektionen: Hospitalinfektionen durch obligat und (häufiger)
fakultativ pathogene* Keime, die im Zusammenhang mit diagnostischen, 351
Nosologie
therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen besonders von Problempatienten mit reduzierter immunologischer Abwehr im Krankenhaus erworben werden. [NAUM] Nosologie:
Krankheitslehre; systematische Beschreibung von Krankheiten, deren Ursachen, Entstehung, Erscheinungsformen, Symptome, auch pathologisch-anatomische Abweichungen; Zweig der Pathologie*. [ANSC] Notarzt:
approbierter Arzt mit spezieller Ausbildung und Erfahrung für den Einsatz im Rettungsdienst. Die besondere Ausbildung ist durch den Fachkundenachweis „Arzt im Rettungsdienst" geregelt; s. a. Rettungswesen. [KNUT] Notarzteinsatzfahrzeug: Personenkraftwagen, der zum Antransport des Notarztes* an den Notfallort dient und die medizinisch-technische Ausstattung zur Primärversorgung von Notfallpatienten* mitführt. Ein Transport von Notfallpatienten im Notarzteinsatzfahrzeug ist nicht vorgesehen. Hierzu besteht die Norm DIN 75 079. [KNUT] Notarztwagen:
Rettungstransportwagen*, zusätzlich mit einem Notarzt* besetzt und mit zusätzlichen notfallmedizinischen ärztlichen Geräten ausgerüstet. [KNUT] Notation, polnische: s. Präfix-Schreibweise. Notfallarzt:
approbierter Arzt, der zu sprechstundenfreien Zeiten in Ausführung des Kassenärztlichen Sicherstellungsauftrages gemäß §§ 72 bis 76 SGB V die kassenärztliche Versorgung der Bevölkerung sicherstellt. [KNUT] Notfalldienst:
Sicherstellung der Kassenärztlichen Versorgung zu sprechstundenfreien Zeiten im Rahmen des Kassenärztlichen Sicherstellungsauftrages gemäß §§ 72 bis 76 SGB V. [KNUT] Notfall-Labor: syn. für Eilfall*-Labor. Notfallpatient:
jeder Patient, bei dem sich unabhängig von der auslösenden Ursache eine Störung der vitalen Funktionen (Atmung, Herz-Kreislauf, Wasser-Elektrolyt- und Säuren-Basen-Haushalt) ausbildet oder auch nur zu befürchten bzw. nicht sicher auszuschließen ist, und auch Patienten, bei denen eine akute Erkrankung, ein Trauma oder eine Vergiftung irreversible Organschäden hervorrufen oder zur Folge haben können. [PSCH] Noxe:
352
Schadstoff, schädigendes Agens, krankheitserregende Ursache. [PSCH]
Nutzwertanalyse
Nuklearmedizin: medizinisches Fachgebiet, das die Anwendung radioak-
tiver Substanzen und kernphysikalischer Verfahren in der Medizin zur Funktions- und Lokalisationsdiagnostik sowie offener Radionuklide* in der Therapie und den Strahlenschutz umfaßt. [DEUT] Nullbefund: in Unterscheidung zum nicht erhobenen oder pathologischen
Befund der nichtpathologische Befund (Normalbefund).
[ANSC]
Nullhypothese: bei einem statistischen Test diejenige der beiden Hypothe-
sen*, die der Studienleiter durch seine Beobachtungen widerlegen möchte. Beim Vergleich zweier oder mehrerer Stichproben ist dies meist die Hypothese, daß keine Unterschiede (bzgl. eines bestimmten Merkmals) zwischen den Grundgesamtheiten* bestehen, aus denen die Stichproben stammen; s. a. Alternativhypothese, Einseitiger Test. [KEMM] Nulloperation: Leeranweisung, die zur Speicherfüllung oder Zeitverzöge-
rung in Maschinenprogrammen* eingesetzt wird.
[IGEL, SEEL]
numerisch: sich auf einen Zeichenvorrat beziehend, der aus Ziffern oder
aus Ziffern und Sonderzeichen zur Darstellung von Zahlen besteht. [DIN 44 300] Numerische Daten: s. D a t e n . Nuptialität: wird als relative Häufigkeit auf die Gesamtbevölkerung zur
Mitte des Bezugszeitraumes bezogen und dient zur Beschreibung der Heiratsneigung als demographischem Prozeß, der wesentlichen Einfluß auf die Fertilität* besitzt. [BLOH] Nutzentheorie: s. Entscheidungstheorie.
Nutzer: s. Anwender, Benutzer. Nutzungsdauer: bezüglich einer Funktionseinheit die Zeitspanne, während
derer diese zweckspezifisch (anwendungsbezogen) — ausgenommen der Zeiten für Instandhaltung* und Instandsetzung* — eingesetzt ist. [IGEL, SEEL] nutzungsinvariant: engl, reusable; 1. die Eigenschaft eines im Arbeitsspei-
cher* befindlichen Programms, von mehreren Benutzern nacheinander ohne Neuladen (s. laden) verwendet werden zu können; 2. Bezeichnung für wiederverwendbare Softwarekomponenten im Hinblick auf neue Systementwicklungen. [IGEL, SEEL] Nutzwertanalyse: s. Bewertungsverfahren.
353
ο Obduktion: syn. für Sektion*. Objektivität: Unabhängigkeit einer Beobachtung (Untersuchung, Studie, Messung, Experiment) von der Person des Beobachters. Die Objektivität zählt neben Validität* und Reliabilität* zu den Hauptgütekriterien wissenschaftlichen Arbeitens. Die Objektivität kann durch die Inter-BeobachterReliabilität* quantitativ beschrieben werden. [KLAR] objektorientiert: Ansatz zur Wissensrepräsentation*, welcher sich auch in Programmiersprachen niedergeschlagen hat (Smalltalk, Flavor System). Man hat hierarchisch angeordnete Objekte, denen Instanzvariable zugeordnet sind, deren Werte entweder gesetzt oder durch sog. Methoden berechnet werden können. Der Aufruf der Methoden erfolgt mittels Nachrichten. [RICH] Objektprogramm: Programm, das in Maschinensprache* abgefaßt ist; s. a. Übersetzer. [IGEL, SEEL] Objektsystem: Einwirkungsgegenstand bzgl. der von einem Subjektsystem* hinsichtlich seines Zielsystems* realisierten Aktivitäten; ζ. B. ist das Gesundheitssystem als Objektsystem der Medizinischen* Informatik aufzufassen. [SEEL] Occam: s. Transputer. OCR: Abk. für engl, optical character recognition; s. OCR-Schrift. OCR-Schrift: OCR Abk. für engl, optical character recognition; maschinelloptische Erkennung geschriebener oder gedruckter Zeichen genormter Schriften. Die als stark stilisiert erscheinende OCR-A-Schrift verwendet neben Ziffern und einigen Sonderzeichen nur Großbuchstaben, der sich stärker an der handschriftlichen Druckschrift orientierende Schrifttyp O C R - B auch Kleinbuchstaben; s. a. Belegleser. [IGEL, SEEL] Odds: auch odds-ratio; Wahrscheinlichkeitsquote zugunsten eines Ereignisses. Die odds für ein Ereignis, ζ. B. für das Vorliegen der Krankheit K, ist das Verhältnis von der Wahrscheinlichkeit P(K) für das Vorhandensein von Κ zur Wahrscheinlichkeit 1 — Ρ (Κ) für deren Fehlen: odds = Ρ (Κ)/ (1 — Ρ (Κ)). Im Gegensatz zu den Wahrscheinlichkeiten haben odds einen Wertebereich von Null bis unendlich. Besonders in der Epidemiologie* und 354
Ökosystemmodelle
gelegentlich bei der Validierung* diagnostischer Tests werden neben den obengenannten odds, die vor dem Test bestimmt werden und daher auch prior odds heißen, auch posterior odds als Kenngrößen für die Resultatvalidität (s. Validität, Likelihood* ratio) gebildet; ζ. B.: posterior odds = P(K + | Τ + ) / (1 - Ρ (Κ + I Τ + ) ) = (prior odds) · (LRp), mit LRp = likelihood ratio für das positive Testresultat. [KLAR] Odds-ratio: s. Odds. Öffentlicher Gesundheitsdienst: staatliche oder kommunale Einrichtun-
gen des öffentlichen* Gesundheitswesens. Sie sind abzugrenzen gegen ärztliche Dienste bei der gesetzlichen Rentenversicherung, der gesetzlichen Krankenversicherung, der Versorgungs- bzw. Arbeitsverwaltung sowie den Gewerbeaufsichtsämtern. [NEUM] Öffentliches Gesundheitswesen: Einrichtungen
der öffentlichen Hand (Bund, Länder, Stadt- und Landkreise, Gemeinden, Gemeindeverbände, Sozialversicherungsträger, sonstige Behörden und öffentlich-rechtliche Körperschaften) mit der Aufgabe, den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu ermitteln und zu überwachen, drohende Gefahren zu erkennen und auf deren Beseitigung hinzuwirken sowie die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern oder sonstige gesetzlich zugewiesene Aufgaben außerhalb der kurativen Medizin zu erfüllen. Maßgebend ist die Zielsetzung, nicht die Trägerschaft. [NEUM] Öffentliches Wählnetz: syn. Postnetz; ein für die Nutzung durch jeder-
mann (öffentliches) zur Verfügung gestelltes Netzwerk, bei dem ein Teilnehmer andere in von der Post herausgegebenen Teilnehmerverzeichnissen aufgeführte Teilnehmer anwählen und mit diesen Kommunikationsverbindungen herstellen kann, sofern die Gegenstelle nicht besetzt ist; ζ. B. Fernsprechnetz*, Datexnetz*, Telexdienst*. [IGEL, SEEL] Ökologie: Lehre von den Beziehungen zwischen Menschen, Pflanzen und
Tieren (biotische Ökofaktoren) und Umwelt (abiotische Ökofaktoren wie Klima, Boden usw.) und ihren Wechselwirkungen. Die Ökologie geht davon aus, daß die Beziehungen zwischen Lebensgemeinschaften der lebenden Organismen (Biozönose) und ihrem Lebensraum (Biotop), d. h. die Beziehungen in einem abgegrenzten Ökosystem, vernetzt bzw. nichtlinear und durch Rückkopplungen, Querbeziehungen und Mehrfachwirkungen gekennzeichnet sind. [PSCH] Ökosystemmodelle: computergestützte Simulationsmodelle zur Beschrei-
bung und Erklärung der Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Populationen eines Ökosystems (s. Ökologie, Modell); sie dienen primär zu Forschungszwecken (ζ. B. bei der Erforschung des Waldsterbens), werden 355
OEM
jedoch auch zunehmend in der Umweltplanung zur Wirkungsanalyse alternativer umweltpolitischer Maßnahmen eingesetzt. [PAGE] OEM: Abk. für engl, original equipment manufacturer; ein Hersteller von Hardwareprodukten; im Unterschied zu solchen Anbietern, die Datenverarbeitungssysteme, selbständige Hardwarekomponenten oder auch Zubehörteile von Originalherstellern im Rahmen von OEM-Verträgen beziehen und diese in eigenen Konfigurationen, versehen mit Zusatznutzen in Form spezieller Hardware, Software oder Firmware, unter eigenem Namen vertreiben. [IGEL, SEEL] ösophagogramm: röntgenologische Kontrastdarstellung der Speiseröhre; Bestandteil jeder Röntgen-Untersuchung des Herzens und der großen Gefäße. Lage- und Größenänderungen der Aorta und der Herzhinterwand beeinflussen den Ösophagusverlauf. [PSCH] Offenbarung: Sozialdaten* werden offenbart, wenn sie einer anderen Person oder Stelle, denen die personenbezogenen* Daten nicht bekannt sind, übermittelt oder auf andere Weise zugänglich gemacht werden. Die Offenbarung ist nur zulässig (,befugt'), soweit der Betroffene eingewilligt hat (§ 67 Satz 1 Nr. 1 SGB X) oder soweit eine gesetzliche Offenbarungsbefugnis vorliegt (§ 35 Abs. 2 SGB I, § 67 Satz 1 Nr. 2 SGB X). Die Erklärung über die Einwilligung* hat die Formvorschrift in § 67 Satz 2 SGB X zu beachten. Die gesetzlichen Offenbarungsmöglichkeiten von Sozialdaten sind abschließend im Sozialgesetzbuch in den §§ 68 bis 75 SGB X geregelt. Sozialleistungsträger (siehe § 35 Abs. 1 SGB I) haben zur Wahrung des Arztgeheimnisses*/Patientengeheimnisses* dabei einschränkend zu beachten, daß sie Sozialdaten, die sie von einem Arzt oder von diesem i.S. v. § 203 Abs. 1 StGB gleichgestellten Personen erhalten haben, nur unter den Voraussetzungen offenbaren dürfen, unter denen diese Personen selbst offenbarungsbefugt wären (§ 76 SGB X). Eine Einschränkung der ansonsten befugten Offenbarung kann sich auch bei einer Offenbarung in das Ausland ergeben (§ 77 SGB X). Die Zweckbindung* der offenbarten Daten und das Sozialgeheimnis* sind streng zu beachten (§ 78 SGB X). Die unbefugte Offenbarung wäre ein Verstoß gegen ärztliches Standesrecht und kann nach §§203, 353 b StGB, 41 BDSG strafbar sein. [TAEG] Offenbarungspflicht: In gesetzlich bestimmten Fällen ist der Arzt verpflichtet, geheimnisgeschützte Patientendaten unter Einhaltung der Grenzen der Erforderlichkeit Dritten* zu offenbaren: neben Auskünften im Rahmen der Sozialversicherung zur Prüfung der Leistungspflicht und zur Leistungsabrechnung und neben den im Interesse der Verbrechensverhinderung statuierten Anzeigepflichten (§§ 138, 139 StGB) gehören hierzu ζ. B. die aus gesundheitspolizeilichen Gründen zur Seuchenbekämpfung erlassenen Mel356
Operation
depflichten nach dem Bundesseuchengesetz*, das u. a. eine Liste von meldepflichtigen Verdachts-, Erkrankungs- und/oder Todesfällen für bestimmte Krankheiten enthält, sowie nach dem Geschlechtskrankheitengesetz, das für Erkrankungsfälle an bestimmten Geschlechtskrankheiten eine generelle Meldepflicht ohne Namensnennung, in besonderen Fällen jedoch eine namentliche Meldung begründet; ferner bestehen Meldepflichten nach dem Personenstandsgesetz, dem Berufskrankheitengesetz u. a.; s. a. Ärztliche Schweigepflicht. [PSCH] offline: in der Informatik die Tatsache bezeichnend, daß eine Funktionseinheit oder ein Prozeß nicht in einem unmittelbaren Steuerungszusammenhang mit einem Datenverarbeitungssystem steht, also unabhängig von diesem betrieben wird bzw. abläuft; ζ. B. der von der Zentraleinheit unabhängige Betrieb einer peripheren Einheit; Gegensatz: online*. [SEEL] Oktalsystem: Zahlensystem zur Basis 8. Onkologie: Lehre von den Geschwulstkrankheiten.
[IGEL, SEEL] [PSCH]
online: in der Informatik die Tatsache bezeichnend, daß eine Funktionseinheit oder ein Prozeß in direkter Verbindung (Steuerungszusammenhang) mit einem Datenverarbeitungssystem steht; Gegensatz: offline*. [SEEL] Online-Dokumentation: ein bei der Dialogverarbeitung* maschinell verwaltetes Benutzerhandbuch, das der Benutzer über die Aktivierung der Help*-Funktion einsehen kann. [SEEL] Open-shop-Betrieb: Form der Arbeitsorganisation im Rechenzentrum, bei der nicht nur die Maschinenbediener, sondern alle beteiligten Benutzer (ζ. B. Programmierer, Systemanalytiker) Zugang zum eigentlichen Rechenzentrum (Maschinenraum) haben; Gegensatz: Closed*-shop-Betrieb. [IGEL, SEEL] Op.: in der Medizin Abk. für Operation*. Operation: 1. Abk. Op.; in der Medizin ein zu Heilzwecken vorgenommener, selbständiger ärztlicher diagnostischer und/oder therapeutischer Eingriff in den lebenden menschlichen Organismus und damit in die Körperintegrität des betroffenen Patienten, der i. d. R. im Op.-Saal oder unter Op.Bedingungen vorgenommen wird. Die Operation gilt rechtlich als Körperverletzung. Ihre Rechtmäßigkeit setzt daher eine rechtswirksame Einwilligung des Patienten nach vorangegangener Aufklärung voraus. 2. In der Informatik die Ausführung eines Befehls bzw. einer Anweisung durch ein Datenverarbeitungssystem. [IGEL, SEEL] 357
Operationalisierung
Operationalisierung: Präzisierung von Begriffen, die nicht direkt wahr-
nehmbare Phänomene kennzeichnen, durch die Festlegung von Indikatoren*, die direkt gemessen oder beobachtet werden können; ζ. B. der Fertigstellungsgrad* eines Vorgangs. [SEEL] Operation, plastische: s. Plastische Operation. Operationsbericht: Krankenunterlage*, in der insbesondere Indikations-
stellung, Art des operativen Eingriffs, Verlauf (einschließlich eventueller intraoperativer und postoperativer Besonderheiten) und erreichtes Ziel einer bei einem Patienten durchgeführten Operation beschrieben sind. [SEEL] Operations Research: Abk. OR; wissenschaftliche Disziplin, die sich mit
der Suche nach optimalen Entscheidungen in und der Modellierung von deterministischen oder stochastischen Systemen befaßt, deren Ursprung im realen Leben liegt (s. a. stochastischer Prozeß). Ihre Anwendungsgebiete umfassen u. a. private und öffentliche Unternehmen, die Volkswirtschaft, den Ingenieurbereich und das Gesundheitswesen. Gemeinsames Charakteristikum der Anwendungssituationen ist die Notwendigkeit, begrenzte Ressourcen aufzuteilen. Operations Research liefert hierbei vor allem folgenden Beitrag: — Eine reale Situation wird durch ein mathematisches Modell strukturiert, das nur die für wesentlich gehaltenen Teile abstrahiert, so daß eine Lösung gefunden werden kann, die für die Ziele des Entscheiders (oder Entscheidergremiums) relevant ist. Dies bringt es mit sich, das jeweilige Problem im Kontext des Gesamtsystems zu sehen. — Die Struktur solcher Lösungen wird untersucht und systematische Prozeduren werden entwickelt, um sie aufzufinden. Unter den Handlungsalternativen sind solche als „Lösungen" herauszufinden, die die gegebenen Beschränkungen einhalten, und unter diesen wiederum „Optimallösungen" zu ermitteln, die ein gegebenes Erwünschtheitsmaß maximieren. Die Grenzen zwischen Operations Research und Systemtheorie* einerseits und Management Science andererseits sind fließend. Operations Research kann, insbesondere wenn man die regelkreisorientierten System-DynamicsModelle (s. Simulation) in Betracht zieht, als angewandte, entscheidungsorientierte Systemtheorie begriffen werden. Gelegentlich wurde deshalb vorgeschlagen, den angloamerikanischen Begriff „Operations Research" nicht wie üblich mit „Unternehmensforschung", sondern mit (angewandter) „Systemforschung" zu übersetzen. Während Operations Research fast ausschließlich die Mathematik zur Lösung von Managementproblemen einsetzt, bedient sich Management Science auch weiterer Wissenschaften wie ζ. B. der Verhaltenswissenschaften. Demnach ist Operations Research in etwa zwischen den beiden Disziplinen „Systemtheorie" und „Management Science" einzuordnen. 358
Optische Speicher
Operations-Research-Modelle lassen sich grob durch die beiden Attributspaare „deterministisch-stochastisch" sowie „optimierend-prognostizierend" i. S. einer überlappenden Vierfeldertafel* einordnen. Die Modelle der Mathematischen Programmierung optimieren eine oder mehrere Zielfunktionen unter Nebenbedingungen. Diese haben in den meisten Anwendungen deterministische Koeffizienten. Für den Fall stochastischer Parameter sind geeignete Modellmodifikationen verfügbar. Umfangreiche Teilgebiete der Mathematischen Programmierung sind die Lineare* Programmierung, Nichtlineare* Programmierung, Ganzzahlige* Programmierung und Dynamische* Programmierung, Kontroll theo rie*, Netzwerktheorie* und Spieltheorie*. Steht bei den Modellen der Mathematischen Programmierung der Optimierungsgesichtspunkt im Vordergrund, so dienen im Gegensatz dazu die meisten stochastischen Modelle der Vorhersage zukünftigen Systemverhaltens. Die auch hier vereinzelt auftretenden Optimierungsfragen lassen sich in der Regel algorithmisch nur schwer handhaben. Wichtige Teilgebiete sind die Theorie der stochastischen Prozesse, insbesondere der Markovprozesse und Warteschlangen, sowie die stochastische Lagerhaltungstheorie (s. Lagerhaltungsmodelle), Zuverlässigkeitstheorie*, Entscheidungstheorie*, Prognosemodelle*, sowie die Monte-Carlo-Simulation (s. Simulation). [HEID] Operator: 1. Anlagenbediener, Maschinenbediener; Datenverarbeitungsfachkraft, welcher die Bedienung, Steuerung und Überwachung aller Einheiten eines (großen) Datenverarbeitungssystems aufgrund vorliegender Bedienungsanweisungen und vorgegebener Arbeitsvorschriften obliegt; ζ. B. Bestückung der peripheren Speicher mit den für die Ausführung eines Programms erforderlichen Datenträgern, das Nachlegen von Papier in Druckern, das Sichern von Datenbeständen. 2. In einer mathematischen oder logischen Funktion ein Symbol für eine arithmetische oder boolesche* Verknüpfung. [IGEL, SEEL] Ophthalmologie: syn. für Augenheilkunde*. Optimierung, quadratische: s. Nichtlineare Programmierung. Optische Speicher: Speicher, in dem binär* verschlüsselte Informationen
mit Hilfe eines Laserstrahls aufgezeichnet bzw. abgetastet werden. Ein bekannter Vertreter, der auch in der Konsumelektronik verwendet wird, ist die sogenannte Compact Disk (kurz CD). Auf der Basis dieses Mediums existieren für die automatisierte Datenverarbeitung sogenannte CD-ROMs (read only memory) und CD-WORMs (write once read many). CD-ROMs sind wie die CDs der Konsumelektronik vom Hersteller mit Informationen versehen worden und werden beim Anwender nur noch gelesen. Verwendung finden CD-ROMs mit Speicherkapazitäten im Gigabyte*-Bereich für große Datenbestände, ζ. B. rechnerlesbare Lexika usw. CD-WORMs sind 359
Opto-Koppler
vom Prinzip her mit den CD-ROMs vergleichbar, erlauben jedoch mit Hilfe eines speziellen Aufzeichnungsgerätes auch ein einmaliges Beschreiben mit Information beim Anwender. Sie werden aufgrund ihrer Speicherkapazität zur Archivierung großer anwenderspezifischer Datenbestände, ζ. B. digitale Bilddaten, eingesetzt. [IGEL, SEEL] Opto-Koppler: Funktionseinheit, die optische Signale in elektrische umwandelt und vice versa; wird benötigt ζ. B. zur Übertragung über Glasfaserkabel. [IGEL, SEEL] OR: Abk. für Operations* Research. Ordinales Merkmal: ein diskretes* Merkmal, dessen Ausprägungen in sinnvoller Weise geordnet werden können oder bereits geordnet sind, ζ. B. Schweregrad einer Krankheit, Anzahl der befallenen Lymphknoten usw. [KEMM] Organ: aus Zellen und Geweben zusammengesetzte Teile des Körpers, die eine Einheit mit bestimmten Funktionen bilden. [PSCH] Organersatz: Einige Körperorgane lassen sich teilweise oder vollständig durch künstliche ersetzen. Der Organersatz erfolgt entweder durch außerhalb des Körpers angeordnete Einheiten oder für einige Anwendungen durch Implantate*. Routinemäßig implantiert werden elektrische Herzschrittmacher* zum Ersatz des Reizbildungszentrums im Herzen, künstliche Herzklappen und Prothesen* für Gelenke, insbesondere für das Hüft- und Kniegelenk. Außerhalb des Körpers werden die künstliche Niere und der Oxigenator (Herz*-Lungen-Maschine) angewandt. In experimenteller Erprobung befinden sich Organsubstitutionen der Haut, der Leber und des Herzens. Einen mit der Anwendung des Herzschrittmachers vergleichbaren therapeutischen Erfolg haben die Implantation künstlicher Herzklappen und künstlicher Hüftgelenke. Trotz erheblicher Verbesserungen in Konstruktion und Werkstoffauswahl erfüllen die verfügbaren orthopädischen und kardiovaskulären Prothesen nicht alle geforderten Eigenschaften. Künstliche Hüftgelenke zeigen, unabhängig davon, ob ohne oder mit Zement eingebracht, eine relativ hohe Lockerungsrate. Künstliche Herzklappen sind noch immer bezüglich der Blutverträglichkeit des Werkstoffs (Biomaterialien*) verbesserungswürdig. Daneben müssen die Hämolyserate und der Druckabfall im offenen sowie die Leckrate im geschlossenen Zustand verringert werden. Anstrebenswert sind hierzu ein zentraler Fluß und ein flexibler Klappenring. Die künstliche Niere ist aus der Therapie der temporären und chronischen Niereninsuffizienz nicht wegzudenken. Bis zur Transplantation eines Spenderorgans ist die lebensnotwendige Ausscheidung von Wasser und anderer harnpflichtiger Substanzen wie Harnsäure und Kreatinin nur durch die 360
Organersatz
Anwendung der künstlichen Blutwäsche möglich. Obwohl sich die unterschiedlichsten Verfahren in experimenteller Erprobung befinden, funktionieren die routinemäßig eingesetzten künstlichen Nieren nahezu ausschließlich auf dem Filterprinzip. Das zu reinigende Blut wird durch Kapillaren geführt, die mit der Waschflüssigkeit im Kontakt stehen. Entfernt werden alle Substanzen, deren Moleküldurchmesser kleiner als die Membranporen sind. Großmolekulare Substanzen, insbesondere die Blutproteine, werden zurückgehalten. Die Elektrolytkonzentration des Blutes wird durch eine isotonische Waschflüssigkeit im physiologischen Gleichgewicht gehalten. Die Entwässerung erfolgt über einen Druckgradienten mit einem Überdruck im Kapillarsystem. Als Vorstufe zum totalen Herzersatz sind die verschiedenen Verfahren der Kreislaufunterstützung anzusehen, mit denen sich eine temporäre Entlastung erreichen läßt. Die Entwicklung eines implantierbaren künstlichen Herzens erfordert die Lösung unterschiedlicher Probleme, von denen als wichtigste, wie beim Klappenersatz, die Blutverträglichkeit und Dauerwechsellastfestigkeit des Werkstoffs hervorzuheben sind. Daneben erfordern Antrieb und Energieversorgung eine weitere Miniaturisierung. Vergleichsweise routinemäßig werden künstliche Gefäße im arteriellen System des Kreislaufs eingesetzt. Als Werkstoffe dienen heterologe Gewebe und Polymere. Gute Erfolge lassen sich mit gewebten oder gestrickten Prothesen erreichen, solange hohe Strömungsgeschwindigkeiten, etwa im arteriellen System, eine Thrombenentstehung nicht zulassen. Als Werkstoffe werden überwiegend Dacron (Polyterephthalat) und Teflon (Polytetrafluoräthylen) isotrop und anisotrop eingesetzt. Entwicklungsziel bleiben Prothesen, deren verbesserte Blutverträglichkeit eine Implantation im venösen oder im englumigen arteriellen System zuließe. In Entwicklung befinden sich Organsubstitutionen für Pankreas und Leber. Entwicklungsziel ist ein implantierbares künstliches Pankreas, das die Insulindosierung (Medikamentendosiersystem*) im geschlossenen Regelkreis ausführt und den Glukosespiegel im physiologischen Wertebereich hält. Die Entwicklung einer künstlichen Leber gestaltet sich insofern schwieriger, als die Entstehung der hepatischen Enzephalopathie (Schädigung des Gehirns) noch ungeklärt ist, so daß sich die Krankheit einer gezielten Behandlung weitgehend entzieht. Eine unspezifische Entgiftung erfolgt mit Hilfe extrakorporaler Geräte, deren Funktionsprinzip dem künstlicher Nieren entspricht. Neben den Versuchen, die Leberfunktion im Sinne eines künstlichen Organs zu ersetzen, liegen Ansätze vor, die Entgiftung unter Zuhilfenahme heterologen Lebergewebes durchzuführen, das zur Verhinderung des direkten Blutkontaktes um Kapillarmembranen angeordnet wird. Über die genannten Organe hinaus befinden sich einige andere Funktionssubstitutionen im Arbeitsprogramm der Biomedizinischen* Technik. Wie schnell sich in diesem Zusammenhang Erfolge einstellen, wird nicht 361
Organigramm
zuletzt von der Koordination der natur- und ingenieurwissenschaftlichen Erkenntnisse abhängen. [THUL] Organigramm: meist vertikal oder horizontal angeordnetes Diagramm (Baumstruktur*) zur Beschreibung der aufbauorganisatorischen Gliederung einer Organisation*. Zur Differenzierung der verschiedenen Struktureinheiten (ζ. B. Leitungs-, Ausführungs-, Stabsstelle) finden unterschiedliche Symbole (Rechteck, Dreieck, Kreis) Verwendung. [SEEL] Organisation: dauerhafte Festlegungen bezüglich der in einem sozialen* oder sozio-technischen* System geforderten und/oder zulässigen personellen Verhaltensweisen einschließlich verhaltensrelevanter Orientierungsmuster. Grundlegend ist die Unterscheidung in Aufbau- und Ablauforganisation; d. h. Regeln, die einerseits die hierarchische Stufung (Abgrenzung von Basisund Steuerungsebenen, Differenzierung der Steuerungsebenen) und die funktionale Spezialisierung, andererseits die Systemprozesse und ihre verfahrensmäßigen Vollzugsmerkmale festlegen. Dieser Unterscheidung überlagern sich Ansätze zu einer dimensionalen Beschreibung von Organisation nicht nur anhand nominal-qualitativer, sondern auch quantitativ abstufbarer Kriterien (Spezialisierungsgrad, Ausmaß der Entscheidungszentralisation, Ablaufprogrammierung, Formalisierung der Regelungen, „Höhe" i. S. der Länge der Instanzenzüge, „Breite" i. S. der Anzahl der auf einer bestimmten Hierarchiestufe nebengeordneten strukturellen Subsysteme oder des Umfanges der Leitungsspannen). Soweit Organisation bewußt, gezielt und offiziell vorgegeben wird (formale Organisation), tritt sie in den Dienst einer verbesserten Funktionserfüllung (Aufgabenrationalisierung, Vorbereitung der Aufgabenbewältigung). Jedoch entstehen organisatorische Regelungen nicht nur aufgrund offizieller Verfügungen, sondern bilden sich auch allmählich in der „Geschichte" eines Systems heraus (emergente Organisation). Solche „gewachsenen" Ordnungen stehen weder an verhaltensdeterminierender Kraft noch an wünschenswerten Effekten hinsichtlich der Aufgabenbewältigung notwendig hinter offiziellen Bestimmungen zurück. In technischen Systemen bestehen funktionale Äquivalente zur Organisation in Form konstruktiv realisierter Anordnungen und Verbindungen oder vorgegebener Programme (Software). In biologischen Systemen ergeben sich organisationsähnliche Fixierungen etwa aus dem physischen Aufbau und biochemischen Reaktionstendenzen. [WOLL] Organisationsergonomie: Aspekt der Ergonomie*, der sich mit der Aufgabenteilung zwischen Benutzer und Datenverarbeitungssystem sowie mit der Aufgabenverteilung insgesamt (ζ. B. Strukturierung der Arbeitsabläufe unter Berücksichtigung installierter Bildschirmarbeitsplätze) im sozio-technischen* System befaßt. [SEEL] 362
Organische Krankheiten
Organisationshandbuch: schriftliche Zusammenfassung aller in einer Organisation* gültigen aufbau- und ablauforganisatorischen Regelungen. [SEEL] Organisationskontrolle: ist nach Nr. 10 der Anlage zu § 6 B D S G eine der von § 6 Abs. 1 B D S G verlangten technischen und organisatorischen Maßnahmen, um die Ausführung der Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes sicherzustellen. Die Organisationskontrolle ergänzt einerseits die konkreten Anforderungen der Nr. 1—9, soll andererseits auch im umfassenden, lückenschließenden Sinn die Einhaltung der Datenschutzvorschriften gewährleisten. Maßnahmen nach Nr. 10 sind in allen Bereichen zu treffen, die sich auf die Datenverarbeitungsprozesse auswirken können. Sie reichen von baulichen, technischen und organisatorischen Planungen in bezug auf die Verarbeitung personenbezogener* Daten bis zur Sicherstellung der Wirksamkeit interner und externer Kontrollen durch Datenschutzbeauftragte*, Revision oder Aufsichtsbehörde. Schwerpunkte sind u. a. die Rechenzentrumsorganisation, die Datenträger- und Datenerfassungsorganisation, die Organisation der Arbeitsvorbereitung und die Funktionstrennung*. Verlangt wird der Einsatz aller Möglichkeiten der modernen Organisation, um einen unbefugten und unerwünschten Gebrauch personenbezogener Daten (Mißbrauch*) bei ihrer Verarbeitung zu verhindern. Art und Umfang der zu treffenden Maßnahmen müssen in einem angemessenen Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen. Ob die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme beachtet wird, ist aus der Sicht des Betroffenen unter Berücksichtigung der Qualität und Sensibilität der Daten, des Verarbeitungszwecks und des Mißbrauchsrisikos zu bestimmen (Angemessenheitsgrundsatz*). Die Landesdatenschutzgesetze enthalten eine entsprechende Regelung. [TAEG] Organisationsmittel: Sachmittel zur Unterstützung der (ζ. B. Checklisten, Formulare, Organisationshandbücher).
Organisation* [SEEL]
Organisationsprojekt: Projekt, das die Entwicklung eines computergestützten Informationssystems (Anwendungssystem) für ein sozio-technisches* System zum Ziel hat. Derartige Projekte sind, wenn es sich nicht um reine Realisationsprojekte (Multiplikation einer bereits vorhandenen Problemlösung) handelt, i. d. R. innovativ, komplex und meist sehr umfangreich. [SEEL] Organische Krankheiten: Krankheiten, die auf anatomische Veränderungen des erkrankten Teils beruhen, im Gegensatz zu den funktionellen Krankheiten, die in der Störung der Funktion eines Organs bestehen. [PSCH] 363
Organismus
Organismus: Zusammenwirken vielfaltiger komplexer Einzelfunktionen der Zellen und Gewebe — Stoffwechsel, Reproduktion, Wachstum, Regeneration, Kontraktion, Sekretion, Dilatation, Erregbarkeit, Reizleitung u. a. m. — innerhalb eines gesetzmäßig geordneten sinnvollen Gesamtverhaltens. Dabei vereinigen sich mehrere Gewebe zu einem Organ, das mit einer gesetzmäßig aufgebauten Form eine bestimmte Funktion verbindet. Organe mit gleichgerichteter Funktion werden zu Organsystemen zusammengefaßt. Das sinnvoll geordnete Zusammenwirken aller Organsysteme vollzieht sich innerhalb eines Organismus. [MÖLL] Organspenderausweis: formloses schriftliches Dokument für die Bereitschaft seines Inhabers, im Falle seines Ablebens Organe seines Körpers für eine Transplantation zur Verfügung zu stellen. [SEEL] Orgware: 1. Sammelbegriff für organisatorische Konzepte, Methoden, Regelungen und Werkzeuge zur Gestaltung und Einführung computergestützter Informationssysteme; ζ. B. Checkliste*, Datenkatalog*, Phasenkonzept*, Organisationshandbuch*. 2. Irrtümlich auch syn. für support*. [IGEL, SEEL] Orientierungsdaten: Im Rahmen einer ersten Sichtweise, die an der praktizierten Strategie der Globalsteuerung* anknüpft, handelt es sich bei Orientierungsdaten um Größen, die gemäß § 141 S G B V zur Ermittlung der Gesamtvergütung* und der Ausgabenveränderung in den anderen Versorgungsbereichen heranzuziehen sind. Als zentrales wirtschaftliches Orientierungsdatum der einnahmenorientierten Ausgabenpolitik gilt die Grundlohnsumme der Versicherten; darüber hinaus sind nach § 85 Abs. 3 S G B V weitere Faktoren wie die Praxiskosten oder die für kassenärztliche Tätigkeit aufzuwendende Arbeitszeit zu beachten. Entsprechend erstrecken sich die medizinischen Größen auf die Mortalitäts- und Morbiditätsentwicklung der Bevölkerung und auf den Umfang und auf die Qualität der Gesundheitsversorgung. I. w. S. umfassen Orientierungsdaten allgemein Informationen zur Diagnose des Status quo in der gesundheitlichen Versorgung und zur Prognose zukünftiger Entwicklungen unter medizinischem und wirtschaftlichem Aspekt mit dem Ziel, gesundheitspolitische Prioritäten zu setzen und Fehlentwicklungen rechtzeitig entgegenzuwirken. Orientierungsdaten sind daher essentieller Bestandteil einer rationalen Gesundheitspolitik, die als Soll-IstVergleich angelegt ist und ohne Analyse des Ziel-Mittel-Zusammenhangs im Gesundheitswesen nicht auskommt; s. a. Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen. [ADAM] Orthese: in der Medizin ein Hilfsmittel zum aufrechten Gang oder zur Fortbewegung. Anders als die Prothese* wird die Orthese nicht mit Teilen des menschlichen Körpers direkt verbunden; ζ. B. Gehhilfen, Rollstühle. [THUL] 364
Oximetrie
Orthopädie: medizinisches Fachgebiet, das die Erkennung, Behandlung, Prävention und Rehabilitation von angeborenen und erworbenen Formveränderungen und Funktionsstörungen, Erkrankungen und Verletzungen der Stütz- und Bewegungsorgane umfaßt. [DEUT] OSl-Referenzmodell: s. ISO*-OSI-Referenzmodell. Output: engl, für Ausgabe*. Overhead: bezogen auf eine Funktionseinheit die von ihr aufzuwendende Leistung für interne Verwaltungs- oder Organisationstätigkeit; ζ. B. der Overhead bei einer Zentraleinheit*. [IGEL, SEEL] Overlay: engl, für Überlagerung*. Oximetrie: Konzentrationsmessung von Gasen der Ventilation unter Nutzung ihrer physikalischen, chemischen und elektrochemischen Eigenschaften; ζ. B. in der klinischen Diagnostik und Überwachung neben Kohlendioxid, Stickstoff und den Narkosegasen vor allem die Konzentrationsbestimmung des gelösten Sauerstoffs in Körperflüssigkeiten sowie die Sauerstoffkonzentration im Atemkreislauf. [THUL]
365
Ρ
PABX-System: Ρ Α Β Χ Abk. für engl, private automatic branch exchange; s. Nebenstellenanlagen. PACS: Abk. für engl. Picture Archiving and Communication Systems in Medicine; computergestützte Informationssysteme, die neben alphanumerischen* Daten auch Bilder*, insbesondere in der radiologischen Diagnostik, verwalten. Als Ziel dieser Entwicklung wird die sogenannte „filmlose" radiologische Abteilung genannt, in der Bilder nur noch digital* gespeichert und übertragen werden. Die technischen Voraussetzungen sind hierfür weitgehend gegeben: Glasfaserkabel erlauben die hinreichend schnelle Übertragung von mindestens einem MByte/sec., optische* Speicher erreichen in ihrer Speicherkapazität die notwendige Größenordnung, wenn man für ein Krankenhaus eine Datenmenge von 0,5 GBytes pro Bett und Jahr zugrunde legt. Dagegen sind die Probleme der Datenorganisation und insbesondere der Mensch-Computer-Kommunikation weitgehend ungelöst. Deshalb gibt es bisher nur Pilotsysteme für Teilbereiche der radiologischen Diagnostik. [HÖHN] Pädaudiologie: s. Phoniatrie und Pädaudiologie. Pädiatrie: syn. für Kinderheilkunde*. Paging-Verfahren: s. Seitenaustauschverfahren. Paket: 1. eine in der Datenübertragung* vorgeschriebene größte Anzahl von Bits*, die als Einheit behandelt wird und Steuerbefehle zur Übermittlung enthält; s. a. Paketvermittlung; 2. Bezeichnung für mehrere zusammengehörige Programme (Softwarepaket). [IGEL, SEEL] Paketvermittlung: Vermittlungsverfahren, bei dem zwischen den Teilnehmeranschlüssen virtuelle* (logische) Verbindungen hergestellt und über diese Daten in Form von genormten und mit Adressen* versehenen Paketen* übertragen werden; s. a. DATEX*-Netz. Auf einer Leitung können gleichzeitig mehrere verschiedene virtuelle Verbindungen bestehen; vgl. Leitungsvermittlung. [IGEL, SEEL] Palliative Behandlung: lindernde Behandlung im Gegensatz zu heilender. [PSCH] 366
Paritätsprüfung
Palpation: diagnostische Tastuntersuchung der Körperoberfläche (ζ. B. der weiblichen Brust) oder zugänglicher Körperhöhlen (ζ. B. Enddarm, Scheide, Gebärmutter); „Austastung". [SEEL] Panel-Befragung:
Untersuchungsmethode der empirischen Sozialforschung, bei der mit gleichbleibenden Variablen eine konstante Anzahl von Personen oder Gruppen zu verschiedenen Zeitpunkten befragt werden, um herauszufinden, ob sich ihre Einstellungen, Verhaltensweisen etc. geändert haben. [SEEL] Parallelbetrieb:
Betriebsart eines Datenverarbeitungssystems, bei dem mehrere Funktionseinheiten gleichzeitig an mehreren (unabhängigen) Aufträgen oder Teilaufträgen desselben Auftrags arbeiten (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Parameter: in der Statistik Konstante, welche die Verteilung eines Merkmals (bzw. der es beschreibenden Zufallsvariablen*) in der Grundgesamtheit charakterisiert. Man symbolisiert sie mit kleinen griechischen oder großen lateinischen Buchstaben, um den Unterschied zu (Stichproben-)Maßzahlen* hervorzuheben. Beispielsweise wird die Normalverteilung durch die beiden Parameter Erwartungswert* μ und Varianz* σ 2 charakterisiert. [IMMI] Parameter, biologischer: Parameterfreier Test:
s. Biologische Kenngröße.
syn. für Verteilungsfreier* Test.
Parametrischer Test:
syn. verteilungsabhängiger Test; ein statistischer Test, bei dem die Verteilung der Teststatistik* unter der Nullhypothese* H 0 durch endlich viele Parameter* festgelegt ist. Beispiele: t*-Test, F*-Test, Chiquadrat*-Test. [KEMM] Paritätsbit:
zusätzliches Bit (Binärzeichen*) zu einem Bitmuster (Folge von Bits), das der Erkennung von Übertragungsfehlern dient. Es wird automatisch so gesetzt, daß die Anzahl binärer Einsen im Bitmuster und Paritätsbit zusammen je nach Vereinbarung eine gerade oder ungerade Anzahl binärer Einsen bilden. Bei der Paritätsprüfung* wird ein beim Bitmuster vorhandenes Paritätsbit mit einem nach gleichem Verfahren neu gebildeten verglichen. Bei Nichtübereinstimmung liegt ein Paritätsfehler vor. [IGEL, SEEL] Paritätsprüfung:
Prüfung einer Folge von Binärzeichen* (Bits) entweder auf gerade oder auf ungerade Anzahl von Bits eines vorgegebenen Wertes. Die Paritätsprüfung setzt einen redundanten Code mit geradem Hamming*Abstand voraus und dient zur Erkennung von Fehlern (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] 367
Partizipatives Systemdesign
Partizipatives Systemdesign: Gestaltungsprinzip bei der Realisierung von
Anwendungssystemen*, den künftigen Benutzer am Entwicklungsprozeß zu beteiligen, um insbesondere die Akzeptanz* zu fördern; s. a. Prototyping. [IGEL, SEEL] Passwort: syn. Benutzeridentifikation; Code zur Überprüfung der Berechtigung für Zugriffe auf geschützte Objekte (ζ. B. Dateien, Programme, Funktionseinheiten), der an Benutzer eines Datenverarbeitungssystems vergeben wird und mit dem er sich dem Datenverarbeitungssystem gegenüber identifizieren muß, bevor er dessen Leistungen in dem ihm zugewiesenen Rahmen in Anspruch nehmen kann. Passwörter sind aus Sicherheitsgründen des öfteren zu ändern; die organisatorische Regelung zur Vergabe, Sperrung und Änderung ist vorzugeben. Kontrollen und Prüfungen sind vorzusehen, um unberechtigte Zugriffe, aber auch Zugriffsversuche, so früh wie möglich zu erkennen. Solche Zugriffe sind nicht nur zu verhindern, sondern es sind auch Konsequenzen aus dem Tatbestand des unberechtigten Zugriffs oder Zugriffsversuchs zu ziehen und Hinweise auf Schwachstellen im Gesamtsicherungskonzept der getroffenen technischen und organisatorischen Maßnahmen zu verfolgen; s. a. Zugriffskontrolle. [SEEL] Pathem: nach F. Hartmann Elementarereignis eines pathogenetischen Pro-
zesses; ζ. B. Eisenmangel bei hypochromer Anämie.
[SEEL]
pathogen: krankheitserregend, krankmachend.
[PSCH]
Pathogenese: Entstehung eines Krankheitsbildes; meist wissenschaftlich
begründet.
[ANSC]
Pathogramm: patientenbezogene, systematisierte, chronologische Beschreibung von Krankheitsverläufen zu Vergleichs- und Kontrollzwecken; spezielle Form der Verlaufsdokumentation. [SEEL] Pathologie: Lehre von den Krankheiten bzw. deren Ätiologie*, formaler
(pathologische Anatomie) und funktionaler (Pathophysiologic) Pathogenese* und klinischen Erscheinungen (Symptomatologie und Nosologie*). Die Pathologische Anatomie bedient sich vorwiegend der morphologischen Methodik, benutzt aber zur Charakterisierung der pathologischen Vorgänge auch klinische, bakteriologische, biochemische, biophysikalische, immunologische, gentechnische etc. Verfahren, also alle Methoden, die zur Aufklärung der Krankheitsprozesse dienen könnten. Die histopathologische Diagnostik wird durch weitere Methoden, insbesondere der Histochemie, der ultrastrukturellen Darstellung, der Immunzytochemie und Histophysik (Polarisation) und der Fluoreszenzmikroskopie ergänzt und erweitert. Die Allgemeine Pathologie bezeichnet, lehrt und erforscht die regelhaften Krankheitsmechanismen wie Entzündung, Kreislaufstörung, Stoffwechselstörung, Tumorlehre etc. Sie liefert gewissermaßen die „Grammatik", wäh368
Pathophysiologie
rend die Spezielle Pathologie das Vokabularium der Krankheit aufzeigt. Die Allgemeine Pathologie beschreibt das pathogenetische Prinzip, die Instrumente der Schädigung, die allgemeine Ätiologie, die Schadensvorgänge, die Abwehrmechanismen, die organischen Kompensationen und die oft dauerhaften Adaptationen an diese „Physiologie mit Hindernissen". Sie umfaßt ferner die Grundlage der HeilungsVorgänge. Die Kenntnis dieser Vorgänge der Krankheitsursachen und der Krankheitswege ermöglicht eine Prognose ebenso wie eine Prävention. Die Experimentelle Pathologie dient der Kenntnis eines Krankheitsvorganges, zeigt dessen Ablauf und nützt dem klinischen Verständnis eines Therapieansatzes. Das Experiment stellt eine gezielte Frage und ist um so aussagefähiger, je ausführlicher die Krankheitsprozesse analysiert werden können. Im Experiment vermag die Pathologie Krankheitsprozesse zu analysieren und ihre Ätiologie und Pathogenese als Teilstücke pathologischer Vorgänge deutlich zu machen. Damit können therapeutische Grundprinzipien herausgearbeitet werden. Die Spezielle Pathologie bedeutet Anwendung der allgemeinpathologischen Instrumente des Krankheitsgeschehens. Sie ist eine auf spezielle Organe angewandte Allgemeine Pathologie (Organpathologie) und bildet zugleich den Fundus, aus dem die Allgemeine Pathologie ihre Regeln ableitet. Besonders zeichnet sich die Spezielle Pathologie durch die Möglichkeit zur Systematik aus (Taxonomie der Krankheit). Dies ist im Studium der Medizin einzigartig, da eine systematische Krankheitslehre nur und ausschließlich in der Pathologie möglich ist (die Klinik kann im Unterricht nicht systematisch sein, weil sie angewiesen ist auf das, was der Krankensaal bietet). Die Klinik besitzt eine spezialisierte Pathologie, ζ. B. die Spezielle Pathologie der Hals-Nasen-Ohrenärzte, der Orthopäden, der Inneren Mediziner. Die Systematische Organpathologie beschäftigt sich wie die Klinische Pathologie mit der Differentialdiagnose, mit dem Symptom, vor allem aber mit den Ursachen der Erkrankung. Daher besitzt die Spezielle Pathologie eine enge Beziehung zur Klinik, zur Symptomlehre, zur Symptomatik, zur Differentialdiagnose. Die Theoretische Pathologie beinhaltet die biologischanthropologischen, naturhistorischen und geistesgeschichtlichen Hintergründe der Krankheitslehre, eine in der jeweiligen Zeit eingebundene Krankheitsauffassung. Sie behandelt den Wandel der Krankheitseinsicht und -auffassung wie auch den Gestaltwandel der Krankheit in der Zeit und den Panoramawandel der Krankheiten. [BECK] pathologisch: krankhaft.
[PSCH]
Pathophysiologie: Lehre von den krankhaften Lebensvorgängen und gestörten Funktionen im menschlichen Organismus; die Pathophysiologie beschäftigt sich vor allem mit molekularbiologischen Untersuchungen innerhalb der Zellen zur Erklärung pathologischer Abweichungen von physiologischen und biochemischen Vorgängen. [PSCH] 369
Patient Patient: Rat- und Hilfesuchender, der sich in ärztliche/medizinische Behandlung begibt. In der Arzt-Patient-Beziehung spielt der Patient die komplementäre Rolle zur Arztrolle. [FERB] Patientenablaufkarte: Technik zur Darstellung und Analyse von Patien-
tenflüssen in Wartesystemen (s. Warteschlangentheorie). Der Patientenablaufkarte liegt ein dreidimensionaler Vektorraum mit den Dimensionen Aktionsobjekt (Patient), Aktionszeit (Bedienzeit), Aktionsort (Leistungsstelle) zugrunde, in den die Ergebnisse empirischer aktionsobjektbezogener Messungen abgebildet werden (s. Abb.). Durch Längsschnittbetrachtung kann der Durchlauf einzelner Aktionsobjekte verfolgt werden; Querschnittsbetrachtungen identifizieren zu jedem gewünschten Zeitpunkt die aktiven Leistungsstellen und die Anzahl der auf Bedienung wartenden Aktionsobjekte einschließlich der betreffenden Leistungsstelle. [SEEL] Patientenablaufsteuerung: engl, patient scheduling; Organisation patientenbezogener Betriebsabläufe in Medizinbetrieben mit dem Ziel der Minimierung von Wartezeiten für Patienten bei bestmöglicher Auslastung der Leistungsstellen. Methodologische Ansätze hierzu bieten ζ. B. die Methoden der Warteschlangentheorie* und Netzplantechnik* oder auch die Simulation* entsprechender Wartesysteme. [SEEL] Patientenaufnahme: 1. Organisationseinheit in einem Medizinbetrieb, die insbesondere zur Abrechnung und Dokumentation notwendige administrative Leistungen bei der Aufnahme und Entlassung von Patienten erbringt. 2. Gesamtheit der Vorgänge, die mit der Aufnahme eines Patienten in einen Medizinbetrieb verbunden sind; ζ. B. Identifikation des Patienten, Erfassung oder Änderung seiner Stammdaten, die Bereitstellung von Organisationsmitteln (Etiketten, Formulare), Heraussuchen evtl. bereits vorhandener Patientenunterlagen (Krankenunterlagen*). [SEEL] Patientenaufrufanlagen: Sprech- und Lautsprecheranlagen, durch die Pa-
tienten aufgerufen werden können.
[JANS]
Patientendaten: alle Einzelangaben über persönliche oder sächliche Ver-
hältnisse bestimmter oder bestimmbarer Patienten eines Medizinbetriebes. Als Patientendaten gelten auch personenbezogene Daten von Angehörigen oder anderen Bezugspersonen des Patienten sowie sonstiger Dritter, die dem Arzt im Zusammenhang mit der Behandlung bekannt werden. [SEEL] Patientengeheimnis: Der Begriff bezeichnet das aus dem grundrechtlich geschützten informationellen* Selbstbestimmungsrecht abgeleitete Recht einer Person, selbst zu entscheiden, wer bei welcher Gelegenheit zu welchem Zweck welche Daten speichern darf, die sich auf seine Rolle als Patient beziehen. Das Patientengeheimnis ist absolut zu wahren, es sei denn, der 370
Patientengeheimnis PAT1ENTENNUKMEH 1 2 3 4 5 ZEIT I 123456789012345678901234567890123 456 7890123 45678901234 567 7.55 7.56 7 .57 7.58 7.59 8.00 8.01
8.02
8.03 8.04 8.05 8.06
8.07
8.08
8.09
8.10
8.11 8.12
8.13 8.14 8.15 8.16
8.17
8 .18 8 . 1 9
8.20
8.21
8.22
8.23 8.24 8.25 8.26
8.27 8.28
8.29 8.30 8.31 8.32 8. 33 8.34 8.35 8.36 8 .37 8.38 8 .39 8.40 8.41 8.42 8.43 8.44 8.45 8 .46 8.47 8.48 8.49 8.50 " S1
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Quer sehn tt
Abb.: Muster einer Patientenablaufkarte (Ausschnitt) 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, A , L, R, W, Χ , Υ, Ζ = Leistungsstellen * = Ankunft im Wartesystem ( = Wartezone vor der zuerst durchlaufenen Leistungsstelle) Ο = Wartezeit 371
Patientenidentifikation
Patient hat in die Offenbarung* des Geheimnisses in einem von ihm im einzelnen festzulegenden Rahmen eingewilligt (s. Einwilligung). Darüber hinaus kann dieses absolute Verfügungsrecht des Betroffenen nur durch Gesetz (im materiellen Sinn) eingeschränkt werden (ζ. B. BSeuchG, GeschlKrG, PsychKG, Arbeitssicherheitsgesetz, Bundessozialhilfegesetz, RöntgenVO, StGB). Das Patientengeheimnis ist zivilrechtlich (§ 823 Abs. 1 BGB), datenschutzrechtlich (soweit die Patientendaten dateimäßig verarbeitet werden) und strafrechtlich (§§ 203, 353 b StGB, § 41 BDSG) - wie die sonstigen Privatgeheimnisse — geschützt. Im Bereich der Sozialverwaltung erfährt das Patientengeheimnis eine Konkretisierung als Sozialgeheimnis* (§ 35 SGB I, § 76 SGB X). [TAEG] Patientenidentifikation: numerischer oder alphanumerischer Schlüsselbegriff, der eindeutig einen Patienten temporär (s. Aufnahmenummer) oder bleibend (s. I-Zahl) in einem Medizinbetrieb identifiziert. Dadurch ist eine zweifelsfreie Zuordnung von Daten zu einem bestimmten Patienten sowie ein Zusammenführen der zu diesem Patienten gehörenden Informationen aus unterschiedlichen Informationsbereichen (med. Disziplinen) möglich; s. a. Krankenversichertennummer, Rentenversicherungsnummer. [BOTH, PORT] Patientenkarriere: individuelle Abfolge chronischer Krankheitsverläufe bei einem Patienten; sie ist eine formalisierte Krankengeschichte (s. Krankenblatt). Eine Patientenkarriere setzt sich demnach insbesondere aus diagnostischen und therapeutischen Informationen zusammen, die anläßlich verschiedenster Episoden (ζ. B. Kur, Hospitalisation) in unterschiedlichen Bezugssystemen (Medizinbetrieben) entstehen. Die Patientenkarriere dokumentiert zugleich das Bewältigungsverhalten des Patienten (Arztwahl, Arbeitsunfähigkeit, stationäre Heilmaßnahme, Medikation). [FERB] Patientenstammdaten: die im computergestützten Informationssystem eines Medizinbetriebes (ζ. B. computergestütztes Krankenhausinformationssystem, Praxiscomputer, computergestütztes Laborinformationssystem) für einen Patienten gespeicherten bzw. vorgehaltenen Stammdaten*; ζ. B. Patientenidentifikation*, Geschlecht, Geburtsdatum, Familienname, Geburtsname, Vorname, Anschrift. [BOTH, PORT] Patientenüberwachung: s. Patient monitoring. Patientenuntersuchungsgut: für diagnostische Zwecke gewonnene Probe biologischen Materials (ζ. B. Blut, Plasma, Serum, Liquor, Auswurf (Sputum), Stuhl (Faeces), Abstrich, Gewebe) eines Patienten. [BOTH, PORT] Patientenverhalten: erwartungsgemäßes (Rollen-)Verhalten des Patienten. Rollenkonformes Verhalten wird auch als Compliance* bezeichnet. [FERB] 372
PBX-System Patient monitoring: Methoden zur Überwachung von Patienten zur Kon-
trolle des Behandlungserfolgs und zur Abwendung eventueller Gefahren nach Therapiemaßnahmen; i. e. S. die Kontrolle von Vitalfunktionen schwerstkranker Patienten während der Operation und auf Stationen mit intensivmedizinischen Anwendungen (Intensiveinheiten*). Über Monitore erfolgende Überwachungen finden darüber hinaus in der Aufnahme- und Notfallmedizin, in der Funktionsdiagnostik und in der Geburtshilfe Anwendung. In der Intensivstation wird die zur Überwachung am Patientenbett eingesetzte Einheit durch eine Überwachungszentrale ergänzt, an die die Einheiten mehrerer Patienten angeschlossen sind. Monitore (Überwachungsgeräte) bestehen aus einem elektronischen Verstärker, der die elektrischen Signale von Meßwertaufnehmern oder -Wandlern (Biosensoren*) auf eine zur grafischen oder bildlichen Darstellung erforderliche Höhe anhebt. Es folgen die Verarbeitungs- und Auswertstufe (Datenverarbeitungssystem), das Sichtgerät und, je nach Anwendung, mehrere Anzeigeeinheiten. Die Monitore können unter Einbeziehung zusätzlicher Registriergeräte, Bildspeicher oder Hardcopyeinheiten zu Patientenüberwachungssystemen zusammengeschlossen sein. Die wichtigste von der Patientenüberwachungseinheit erfaßte Meßgröße ist die Herzaktivität, die als Elektrokardiogramm (EKG) zusammen mit der errechneten Herzfrequenz dargestellt wird. Erweiterungen bilden ein Blutdruckmonitor zur Darstellung invasiv gemessener Blutdruckwerte. Bei Patienten mit Herzschrittmachern erfolgt zusätzlich die Bestimmung der Stimulationsfrequenz aus Messungen der peripheren Pulsfrequenz oder durch eine elektronische Auswertung aus dem EKG. Anforderungsabhängig können zusätzliche Größen mit separaten Geräten überwacht werden: Temperatur, Atemfrequenz bei Gefahr eines Atemstillstands, Blutgase und Arrhythmien. Die Überwachungszentrale auf Stationen mit Intensivmedizin wird innerhalb eines Schwesternarbeitsplatzes eingerichtet. Im einfachsten Fall werden die an den Patienteneinheiten auflaufenden Alarme an die Zentrale weitergeleitet. Standardmäßig sind jedoch zusätzliche Mehrkanalmonitore zur Überwachung der EKGs mehrerer Patienten vorhanden, üblicherweise ein Vierkanalgerät mit Patientenanwahleinheit und automatischer Umschaltung auf das alarmgebende Bett. Ergänzend ausgebaute Zentralen haben darüber hinaus Einrichtungen zur Aufzeichnung von Trends einzelner Meßgrößen und Möglichkeiten zur Trendanalyse. [THUL] Patient scheduling: engl, für Patientenablaufsteuerung*. Pattern recognition: engl, für Mustererkennung*. PBX-System: PBX Abk. für engl, private branch exchange; s. Nebenstel-
lenanlagen. 373
PC PC: Abk. für Personalcomputer*. ΡΕ: in der Medizin Abk. für Probeexzision*. Peak: engl. Spitze, Gipfel; Ausdruck für ein Maximum, eine Spitze, einen Gipfel innerhalb eines Kurvenzuges; ζ. B. eines Energiespektrums bei elektrophoretischen Analyseverfahren. [PSCH] Pearson'scher Korrelationskoeffizient: s. Korrelationskoeffizient.
Pendelliste: Liste zur zentralen Ermittlung eines aktuellen Bestandes. Sie wird einzelnen (dezentralen) Leistungsstellen* übergeben, von diesen durch Fortschreibung der Zu- und Abgänge auf dem aktuellen Stand gehalten bzw. gebracht und wieder an den Absender zurückgegeben. Eine Pendelliste kann für verschiedene Zwecke eingesetzt werden; ζ. B. Mitternachtsstatistik*, Fortschreibung eines Lagerbestandes. [RIEF] Performance: Verarbeitungsleistung; Kriterien zur Beurteilung der Performance eines Datenverarbeitungssystems sind ζ. B. MIPS*, Antwortzeit*, Durchsatz*. [IGEL, SEEL] Periodentafel: s. Sterbetafel. Periphere Einheit: bei einem Datenverarbeitungssystem jede an die Zentraleinheit angeschlossene Funktionseinheit (Eingabeeinheit, Ausgabeeinheit, peripherer Speicher). Die Gesamtheit dieser Funktionseinheiten wird als Peripherie bezeichnet. [IGEL, SEEL] Peripherer Speicher: syn. externer Speicher; bei einem Datenverarbeitungssystem jeder Speicher, der nicht Zentralspeicher* ist; ζ. B. Magnetplattenspeicher*. [IGEL, SEEL] Peripherie: s. Periphere Einheit. Perkussion: Beklopfen der Körperoberfläche, um aus den Verschiedenheiten des Schalls (siehe Abb.) auf die darunterliegenden Teile zu schließen. [PSCH] Personalbedarf: qualitative und quantitative Darstellung der zur Lösung einer Aufgabe erforderlichen Personen. [SEEL] Personalcomputer: von engl, personal computer („persönlicher" Computer); Abk. PC; ein als Arbeitsplatzcomputer bzw. als Einplatzsystem genutzter Mikrocomputer*, ausgestattet mit einem Datensichtgerät, einem Drucker, einem oder mehreren peripheren Speichern (i. d. R. Diskettenein374
Personenbezogene Daten Dämpfung (Schenkelschall) Lungenschall
relative Herzdämpfung absolute Herzdämpfung
Leberdämpfung tympanitischer Schall
Milzdämpfung Dämpfung (Schenkelschall)
Abb.: Perkussion. Topographie verschiedener Schallqualitäten.
heit u/o Festplattenlaufwerk, manchmal Kassettengerät); ferner Betriebssystem (ζ. B. MS-DOS, CP/M, UNIX), Editor*, Kompilierer* und/oder Interpretierer* sowie diverse Standardprogramme. [IGEL, SEEL] Personaldichte: Kennzahl (ζ. B. Arztdichte), die das Verhältnis der Anzahl von Personen einer homogenen Personen-/Berufsgruppe (ζ. B. Ärzte) zu einer Bezugsgröße (ζ. B. Krankenhausbetten, Einwohner) beschreibt; s. a. Kennzahlensystem. [RIEF] Personalwirtschaft: sämtliche Maßnahmen, die zur Gewinnung, Erhaltung und Steigerung der Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter eines Unternehmens dienen. Ziele und Maßnahmen im Bereich der Personalwirtschaft lassen sich unter zwei Aspekten betrachten: einmal die Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Unternehmens (wirtschaftliche Ziele), zum anderen die Befriedigung der individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter (soziale Ziele). Zur Erfüllung personalwirtschaftlicher Ziele dienen eine Vielzahl von Maßnahmen und Instrumenten; ζ. B. Arbeitsplatzgestaltung (Ergonomie*), Stellenbeschreibung, Arbeitsentgelte, Personalplanung, der in den personalintensiven Medizinbetrieben eine besondere Bedeutung zukommt. [HANS] Person, bestimmbare: s. Bestimmbare Person. Personenbezogene Daten: sind alle Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen* Person (Betroffener; § 2 Abs. 1 BDSG/entsprechend in den Landesdatenschutzgesetzen). Dabei sind Einzelangaben Daten, die einen in der Person des Betroffenen liegenden oder auf den Betroffenen bezogenen Sachverhalt 375
Personenjahre
beschreiben (ζ. Β. Adresse, Familienstand, Geburtsdatum, Diagnose, Behandlungsdauer, Name der Krankenversicherung) sowie alle sich auf den Betroffenen beziehenden Zusatzinformationen und Identifikationsmerkmale wie etwa Personalnummer oder Sozialversicherungsnummer. Personenbezogene Daten sind auch die personenbeziehbaren Daten, also alle Informationen, die mit Hilfe vorhandenen oder verschaffbaren Zusatzwissens auf eine natürliche Person bezogen werden können. [TAEG] Personenjahre: Das Konzept der Personenjahre wird bei der Definition von Maßzahlen zur Erfassung von Risiken in der Statistik angewandt. Bei einer solchen Maßzahl steht im Zähler die Zahl der in einem bestimmten Zeitraum vom Risikoereignis Betroffenen, ζ. B. die Zahl der Gestorbenen oder die Zahl der Neuerkrankten, im Nenner die Summe der Personenjahre unter Risiko. Der Begriff Personenjahr trägt dem Gesichtspunkt Rechnung, daß eine Person in einem längeren Zeitraum eher von einem Ereignis tangiert werden kann als in einem kurzen Zeitraum. Zwei Personenjahre können ζ. B. von einer Person, die zwei Jahre unter Risiko war, oder von zwei Personen, die je ein Jahr unter Risiko standen, geliefert werden. Als Näherungswert für den Nenner wird in der Bevölkerungsstatistik meist der Bestand in der Mitte des Beobachtungszeitraums, ζ. B. zur Jahresmitte, verwendet. [LANG] Personensuchanlagen: Anlagen, die zu den zentralen* Kommunikationsanlagen gehören, ζ. B. der sogenannte „Piepser". [JANS] Person, natürliche: PERT:
s. Natürliche Person.
s. Netzplantechnik.
Perzentil:
s. Quantil.
Perzeption: Petri-Netze:
Wahrnehmung.
[SEEL]
Graphen* mit zwei Arten von Knoten. Petri-Netze stellen ein Beschreibungsmittel dar, um komplexe organisatorische Strukturen präzise zu entwickeln, darzustellen und zu analysieren. Sie haben sich besonders dort bewährt, wo geregelte Vorgänge ablaufen. In ihrer Begriffsbildung sind sie einerseits allgemein genug, um Vorgänge zu modellieren, die auch außerhalb von Datenverarbeitungssystemen ablaufen. Andererseits erhalten Begriffe wie „Bedingung" und „Ereignis" eine die Intuition präzisierende Bedeutung, die realitätsgetreues Modellieren mit formaler Analysierbarkeit kombiniert. Als ein Beispiel für die Anwendung von Petri-Netzen sei ausschnittsweise die Organisation der Tumornachsorge durch den Hausarzt angeführt. Abb. 1 zeigt schematisch, welche Instanzen in diesem Rahmen tätig werden: die Klinik, der Hausarzt, das Tumorzentrum und der Patient selbst. Diese 376
Petri-Netze
Abb. 1:
Petri-Netze. Schematische Darstellung der Krebs-Nachsorge
Instanzen sind die aktiven Komponenten des Systems; sie werden rechteckig dargestellt und als Transitionen des Petri-Netzes bezeichnet. Ihre nach außen sichtbaren Tätigkeiten bestehen darin, Patienten aus der Klinik zu entlassen, Arztbriefe, Nachsorgepässe und Patienteneinbestellungen zu versenden, Dokumentationsbögen auszufüllen und zu verarbeiten. Für die daran beteiligten, eher passiven Komponenten sind kreisförmige Darstellungen vorgesehen, die als Stellen bezeichnet werden. Stellen und Transitionen sind durch Pfeile verbunden. Sie kennzeichnen die Richtung von Ursache und Wirkung und den Fluß dynamisch veränderlicher Objekte. In Abb. 2 wird die Instanz des Hausarztes nach den genannten Prinzipien verfeinert dargestellt. Der entscheidende Vorteil von Petri-Netzen besteht darin, nicht nur (aktive und passive) Komponenten separieren, sondern dynamisches Verhalten durch bloße Ergänzungen präzise formulieren zu können. Dazu wird zunächst angegeben, welche dynamisch veränderlichen Objekte aktuell welchen Stellen zuzurechnen sind. In Abb. 3 sind beispielsweise für die drei Patienten P l5 P2, P3 Akten A t , A 2 bzw. A 3 und Nachsorgepässe N,, N 2 und N 3 angelegt worden. Patient P t steht (mit seinem Nachsorgepaß und seiner Einbestellung) zur Behandlung an; P 2 ist einbestellt, aber noch nicht beim Arzt erschienen. So werden eine Reihe von Bedingungen formuliert, die im vorliegenden Fall erfüllt sind. Die Transition „behandeln" kann nun schalten, wobei als Resultat die Konfiguration 377
Petri-Netze
Abb. 2:
Petri-Netze. Einzelne Tätigkeiten des Hausarztes
in Abb. 4 entsteht. Dieses Schalten beschreibt ein Ereignis im dargestellten System. Formal wird dies im Petri-Netz definiert, indem in den Pfeilinschriften der variable Index i durch den konstanten Index 1 ersetzt wird und dann die Objekte in der entsprechenden Weise „durch die Transition fließen". Unabhängig von der Transition „behandeln" kann in Abb. 3 auch „Tätigkeiten der Patienten" für den Patienten P2 schalten. Danach steht P2 zur Behandlung an. Auf die geschilderte Weise decken Petri-Netze das gesamte Spektrum von ersten, informellen Formulierungen von SystemIdeen bis hin zu formalen Spezifikationen einzelner dynamischer Übergänge ab. Am geschilderten Beispiel ist erkennbar, wie durch weiteres Verfeinern die Anforderungen an einen Praxis-Rechner für den Hausarzt oder der 378
Petri-Netze
Abb. 3:
Petri-Netze. Formale Darstellung dynamischer Vorgänge
automatisierte Datenaustausch zwischen Klinik, Hausarzt und Tumorzentrum spezifiziert werden können. Indem man verfeinert, Ausschnitte bildet sowie Aspekte und Rollen heraushebt, können die spezifischen Aufgaben jedes am Gesamtgeschehen Beteiligten genau und vollständig beschrieben und die für ihn überflüssigen Komponenten ausgeblendet werden. Ihre unmittelbar einsichtige Technik macht Petri-Netze zu einem idealen Verständigungsmittel auch für den Nicht-Informatiker. Große Netzmodelle lassen sich nur maschinell erstellen und bearbeiten. Dafür steht eine Reihe von Software-Paketen zur Verfügung. [REIS] 379
Abb. 4:
Petri-Netze. Konfiguration nach Behandlung des Patienten Pt
Pflege: Gesamtheit pflegerischer Tätigkeiten, die der Grundpflege* und Behandlungspflege* eines Patienten dienen; ferner zählen dazu alle damit arbeitsorganisatorisch untrennbar verbundenen administrativen (ζ. B. Schreibarbeiten, Transport- und Botendienste) und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. [PEIL] Pflegedienst: Gesamtheit der personellen und materiellen Mittel und Maßnahmen zur Sicherstellung der pflegerischen, nichtärztlichen Betreuung von Patienten im Krankenhaus (s. a. Pflegedienstleitung). [PEIL] Pflegedienstleitung: disziplinarischer und fachlicher Vorgesetzter der Beschäftigten des Pflegedienstes im Krankenhaus. Die Pflegedienstleitung vertritt die Belange des Pflegedienstes im Krankenhausdirektorium*.
Pflegekategorie
Pflege, direkte: s. Direkte Pflege. Pflegedokumentation: syn. „Kurve"; schriftliche patientenbezogene Verlaufsdarstellung pflegerischer Maßnahmen. Die Pflegedokumentation ist ein Instrument zur Anwendung des Pflegeprozesses* und dient auch dem Nachweis des Umfangs und der Effektivität pflegerischer Maßnahmen. [PEIL] Pflegeeinheit: syn. Station; Struktureinheit einer bettenführenden Fachabteilung für die stationäre Unterbringung von Patienten, unabhängig von der Ausgestaltung der Pflegeorganisation*. Für gewisse Erkrankungen bzw. die damit verbundenen besonderen grund- und behandlungspflegerischen Maßnahmen können spezielle Pflegeeinheiten bereitgestellt werden (ζ. B. für die Dialyse oder die Behandlung von Patienten mit Infektionskrankheiten). [PEIL] Pflege, funktionelle: s. Funktionelle Pflege. Pflege, ganzheitliche: s. Ganzheitliche Pflege. Pflege, indirekte: s. Indirekte Pflege. Pflege, individuelle: s. Individuelle Pflege. Pflegeforschung: Analyse der Effektivität pflegerischen Handelns einschließlich der dieses Handeln unmittelbar beeinflussenden Faktoren und übrigen Prozesse mit dem Ziel der methodischen Wissensvermehrung in der Krankenpflegepraxis. [PEIL] Pflegeinformatik: Teilgebiet der Medizinischen Informatik, das sich mit der Gestaltung computergestützter Informationssysteme zur Unterstützung der Pflege* befaßt. [SEEL] Pflegeintensität: Bewertung der in einer definierten Zeitspanne für einen Patienten insgesamt notwendigen oder für spezifische Einzelmaßnahmen erforderlichen pflegerischen (einschl. der administrativen) Leistungen nach Inanspruchnahme der personellen und sachlichen Ressourcen; s. a. Pflegekategorie. [PEIL] Pflegekategorie: Klasse zur Einstufung von Patienten nach Art und Umfang ihrer Pflegebedürftigkeit bzw. ihres Zustandes (vgl. Pflegeintensität). Die Klassifikation von Patienten nach Pflegekategorien dient als Grundlage für die Formulierung von Pflegezielen, die Planung von Pflegemaßnahmen, die Ermittlung von Art und Umfang des Arbeitszeitaufwandes zu ihrer Ausführung sowie des daraus abgeleiteten Personalbedarfs und -einsatzes und für die Beurteilung des Pflegeprozesses im Hinblick auf die Einhaltung eines vorgegebenen Standards der Pflegequalität. Für die Patientenklassifikation anhand des Pflegeaufwandes insgesamt wurden ζ. B. vom Deut381
Pflegeorganisation
sehen Krankenhausinstitut, Düsseldorf, im Rahmen des Forschungsvorhabens „Qualitätssicherung pflegerischer Arbeit im Krankenhaus" folgende Kategorien entwickelt: — Pflegekategorie I: Patienten, die in der Lage sind, ohne pflegerische Hilfestellung, 1. sich selbst zu waschen, 2. selbst zu essen und zu trinken, 3. selbst die Toilette aufzusuchen, 4. selbst den Untersuchungs- und Behandlungsbereich aufzusuchen, 5. Rufanlage, Licht, Radio selbst zu bedienen. Nur Patienten, die zu allen fünf Verrichtungen ohne pflegerische Hilfestellung in der Lage sind, werden in Pflegekategorie I eingestuft. — Pflegekategorie II: Patienten, die in der Lage sind, 1. sich im Bett selbst oder am Waschbecken mit Unterstützung zu waschen, 2. Essen und Trinken nach Vorbereitung (Brote streichen, Fleisch zerteilen) selbständig einzunehmen, 3. sich für die Benutzung des Steckbeckens selbst zu melden, 4. sich zeitlich und örtlich zu orientieren, 5. Rufanlage, Licht und Radio selbst zu bedienen. Nur Patienten, die zu allen fünf Verrichtungen in der Lage sind, werden in Pflegekategorie II eingestuft. — Pflegekategorie III: Patienten, die eine oder mehrere Bedingungen der Pflegekategorie II nicht erfüllen. Daneben sind Punktwertschemata im Gebrauch, die anhand gewichteter Eigenschaften des Patienten (ζ. B. Alter, bewußtlos, sprachbehindert) und gewisser pflegerischer Einzelleistungen (ζ. B. Operationsvorbereitung, Monitorüberwachung, Verbandwechsel) eine Klassifikation der Pflegebedürftigkeit ermöglichen (z. B. Exchaquet, N. F., Züblin, L.: Wegleitung zur Berechnung des Pflegepersonalbedarfs für Krankenstationen in Allgemeinspitälern, hrsg. von der Studie über das Pflegewesen in der Schweiz, Choisystr. 1, CH-3008 Bern). [PEIL] Pflegeorganisation: Organisationsform der stationären Krankenpflege in Abhängigkeit der zu betreuenden Pflegeeinheiten*. Man unterscheidet: Stationspflege*, Gruppenpflege* und Zimmerpflege*. [PEIL] Pflegeprinzip: Festlegung eines Konzeptes der pflegerischen Verrichtungen in Bezug zum Patienten. Man unterscheidet: funktionelle* Pflege, ganzheitliche* Pflege und individuelle* Pflege. [PEIL] Pflegeprozeß: methodisches Vorgehen zur Planung und Steuerung der pflegerischen Maßnahmen. Der Pflegeprozeß umfaßt im einzelnen sechs Verfahrensschritte: Informationssammlung (Pflegeanamnese), Erkennen von Bedürfnissen und Möglichkeiten des Patienten, Festlegung des Pfle382
Pflichtenheft
geziels, Planung der Pflegemaßnahmen, Durchführung der pflegerischen Verrichtungen und Beurteilung ihrer Wirkung auf den Patienten. [PEIL] Pflegesatz: Abrechnungseinheit für stationäre und teilstationäre Krankenhausleistungen. Nach dem gegenwärtigen Finanzierungssystem der bundesdeutschen Krankenhausfinanzierung* wird der Pflegesatz ermittelt, indem die Summe aller in dem nächsten Pflegesatzzeitraum erwarteten (kalkulierten) Kosten eines Krankenhauses (Selbstkosten) mit den Krankenkassen verhandelt werden. Die Finanzierung der Leistungen erfolgt über ein den Kosten entsprechendes Budget, das, dividiert durch die Anzahl der erwarteten Pflegetage* pro Tag, einen Pflegesatz als Abrechnungseinheit auf das Budget ergibt. Dieser Pflegesatz ist auf der Grundlage von exakter Ermittlung oder wirklichkeitsnaher Schätzung in die drei Teilpflegesätze für: 1. Unterkunft und Verpflegung, 2. Pflege, 3. ärztliche Versorgung und sonstige medizinische Versorgung aufzuteilen und jedem Patienten (nach § 12 BPflV) bekanntzugeben. Anstelle des allgemeinen Pflegesatzes können auch besondere Pflegesätze, insbesondere für einzelne Abteilungen oder besondere Einrichtungen des Krankenhauses, vereinbart werden (ζ. B. Dialyse, Nachsorge, Behandlung von Querschnittsgelähmten und Schwerbrand verletzten). Ferner können, neben den allgemeinen und besonderen Pflegesätzen außerhalb des Budgets, für besonders teuere Leistungen auf der Grundlage der vorauskalkulierten Selbstkosten, Sonderentgelte vereinbart werden (ζ. B. Organtransplantationen, Implantationen energetisch betriebener Geräte, Behandlung mit dem Nierenlithotripter). [RIEF] Pflegesatzabschlag: der Anteil, um den der allgemeine Pflegesatz* bei gesondert berechenbarer ärztlicher Behandlung durch Belegärzte* (Belegarztabschlag) oder durch liquidationsberechtigte leitende Krankenhausärzte (Wahlarztabschlag) reduziert wird. Der Pflegesatzabschlag beträgt bundeseinheitlich 5 % des allgemeinen Pflegesatzes (vgl. § 8 BPflV v. 21. August 1985). [SEEL] Pflegetag: Abrechnungseinheit für stationäre und teilstationäre Krankenhausleistungen, die sich aus einer Reihe verschiedenartiger Teilleistungen zusammensetzt, deren Art und Umfang mit der unterschiedlichen Inanspruchnahme der Leistungsstellen im Behandlungs-, Pflege- und Versorgungsbereich wechseln. Als Leistungseinheit nur sehr bedingt Ausdruck der tatsächlich erbrachten Leistungen. [RIEF] Pflichtenheft: syn. Leistungsbeschreibung, Leistungsverzeichnis; Definition von Anforderungen an ein zu entwickelndes Produkt aus der Sicht des Auftraggebers; ζ. B. bzgl. eines Anwendungssystems* Aussagen über die gewünschten quantitativen und qualitativen Eigenschaften (Leistungskriterien) aus der Sicht des Anwenders; s. a. Anforderungsanalyse. [SEEL] 383
Pförtnerliste
Pförtnerliste: alphabetische und/oder nach Fachabteilungen/Pflegeeinheiten gegliederte Liste aller zum Erstellungszeitpunkt in einem Krankenhaus stationär aufgenommenen Patienten unter Angabe ihrer Aufnahmenummer, ihres Aufnahme-, auch Verlegungs- bzw. Entlassungsdatums und ihrer Zimmernummer sowie der Rufnummer eines evtl. vorhandenen Zimmertelefons. Sie dient der Pforte eines Krankenhauses zur Auskunftserteilung. [RIEF] PF-Taste: Abk. für programmierbare Funktionstaste; Funktionstaste zur Auslösung definierter (programmierter) Funktionen bei der Dialogverarbeitung*, ζ. B. als Help-Funktion. [SEEL] Phänomenologie: syn. für Symptomatologie*. Pharmakodynamik: Lehre über den Einfluß von Arzneistoffen auf den Organismus (einschließlich Dosis-Wirkung-Beziehungen, Wirkungsmechanismus, Nebenwirkungen, Toxikologie); Teilgebiet der Pharmakologie. [PSCH] Pharmakokinetik: (griech. kinein bewegen); Teilgebiet der Pharmakologie, das sich mit dem Einfluß des Organismus auf Arzneistoffe befaßt. Der zeitliche Verlauf der Konzentrationen eines Pharmakons im Organismus wird durch das Zusammenspiel von Resorption, Verteilung, Metabolisierung und Ausscheidung bestimmt. Für die meisten Pharmaka besteht eine Beziehung zwischen ihrer Konzentration am Wirkort („Rezeptor") und ihrer Wirkung. Da die Konzentration am Wirkort aber meist nicht bestimmt werden kann, stützt sich die Pharmakokinetik in der klinischen Praxis vor allem auf Messungen der Pharmakonkonzentration in Plasma, Blut und Exkreta (Urin, Faeces). Mit Hilfe von pharmakokinetischen Modellen lassen sich Dosierungsschemata erarbeiten und verschiedene Probleme bei der Anwendung von Pharmaka (Arzneimittelwechselwirkungen, Dosierung bei Krankheiten, im Alter, bei Kindern usw.) analysieren (vgl. auch Bioverfügbarkeit, Clearance, Halbwertzeit, Verteilungsvolumen). [FICH] Pharmakologie: Lehre von den Wechselwirkungen zwischen Arzneistoffen und Organismus; Unterteilung in Pharmakodynamik* und Pharmakokinetik*. [PSCH] Pharmakon: syn. für Arzneistoff; s. a. Arzneimittel.
[FICH]
Pharmazie: Wissenschaft der Arzneimittelherstellung.
[PSCH]
Phase: 1. zeitlich und funktionell abgrenzbarer Zeitabschnitt eines Problemlösungsprozesses*, meist konkretisiert durch vorgegebene Teilziele des Problemlösungsprozesses bzw. phasenbezogene Aufgaben (s. a. Phasenkonzept); 2. in der Informatik ein voll ablauffähiges Objektprogramm*; 3. in der Medizin s. Stadium. [SEEL] 384
Phasenkonzept
Phasenkonzept: Traditionell werden Organisationsprojekte* nach vorgegebenen Strategien in den Phasen des sog. Systemlebenszyklus abgewickelt. Dabei werden verschiedene Tätigkeiten der Systementwicklung* (Problemlösungsprozeß*) auf getrennte Phasen mit festgelegten Teilergebnissen konzentriert, die in kontrollierter Weise aufeinanderfolgen (siehe Abb.). Ausgehend von der Projektidee, die den eigentlichen Anstoß zur Projektabwicklung darstellt, ist zunächst ein Projektantrag zu erarbeiten. Ggf. wird dazu eine grobe punktuelle Voruntersuchung durchgeführt, um eine Vorstellung über die konkrete Aufgabenstellung, das Planungsfeld, sein Environment, die Durchführbarkeit und den Umfang des geplanten Organisationsprojektes zu gewinnen. Wird der Projektantrag von der für das Organisationsprojekt verantwortlichen Entscheidungsinstanz* positiv entschieden, so sind die personellen, technischen und organisatorischen Voraussetzungen für die eigentliche Projektdurchführung zu schaffen (Initialisierungsphase). Gegenstand der Analysephase ist die Konkretisierung der im Projektantrag formulierten Ziele, die Analyse der Aufgabenstellung sowie des Planungsfeldes (Anwendungsbereiches). Die Gegenüberstellung der im IstZustand erfüllten und der gewünschten Eigenschaften der Problemlösung (Anwendungssystem) führt zur Anforderungsdefinition (requirements specification). Diesbezügliche Aussagen werden im „Grobkonzept" zusammengefaßt, das anschließend von der Entscheidungsinstanz beurteilt wird. Sie befindet über den Abbruch des Organisationsprojektes, die Wiederholung der Analysephase oder die Konkretisierung des beschriebenen Modells der Problemlösung (Definitionsphase). Das Resultat ist eine gewöhnlich nicht ausführbare Beschreibung, die Systemspezifikation oder Leistungsbeschreibung. Wird nach Abschluß der Definitionsphase von der Entscheidungsinstanz die Genehmigung zur Durchführung der nächsten Phase erteilt, erfolgt die Realisierung der Problemlösung (Anwendungssystem). Sie ist dann — vorbehaltlich der Genehmigung durch die Entscheidungsinstanz — im Anwendungsbereich unter Realisation geeigneter Einführungsstrategien (Schulung etc.) zu implementieren (Einführungsphase). Ggf. kann auch eine punktuelle Revision der Problemlösung i. S. einer „Nachbesserung" erforderlich werden. Auch nach der Einführungsphase entscheidet wiederum die Entscheidungsinstanz über den weiteren Projektablauf, indem die Problemlösung (Anwendungssystem) zur Benutzung freigegeben oder bestimmte Teile der Einführung wiederholt werden, weil ζ. B. umfangreichere Modifikationen notwendig sind. Erst in der Benutzungsphase zeigt sich, ob die Problemlösung (Anwendungssystem) den gestellten Anforderungen genügt. Im Hinblick darauf kommt dem Sammeln und Auswerten aller Erfahrungen bei der Nutzung des Anwendungssystems zentrale Bedeutung zu. Auf dieser Entscheidungsgrundlage ist dann darüber zu befinden, ob die Problemlösung (Anwendungssystem) noch weiter benutzt, modifiziert oder außer Dienst gesetzt und ggf. im Hinblick auf den weiteren Einsatz bereitgehalten werden soll. 385
Phasenkonzept
Abb.: Phasengliederung und Meilensteinberichte für die Abwicklung von Organisationsprojekten im Gesundheitswesen (aus: Seelos, H.-J.: Prinzipien des Projektmanagements im Gesundheitswesen. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1982). Symbolik: a = Phase planen, b = Phase überwachen, c = Information und Entscheidung. 386
Phoniatrie und Pädaudiologie
Der Problemlösungsprozeß endet mit der Abnahme der Problemlösung (Anwendungssystem) durch den Auftraggeber (einschließlich der Übergabe der Systemdokumentation) und der Auflösung der Projektorganisation* (Abschlußphase). [SEEL] Phasenschema: s. Phasenkonzept. Phlebographie: syn. Venographie; Form der Vasographie, röntg. Darstellung von Venen durch Kontrastmittelinjektion. Das sich ergebende Röntgenbild heißt Phlebogramm. [PSCH] Phoniatrie und Pädaudiologie: Teilgebiet der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, das sich mit Stimm-, Sprech-, Sprach- und kindlichen Hörstörungen befaßt. Stimmstörungen betreffen sämtliche funktionell, organisch und psychisch bedingten Beeinträchtigungen der stimmlichen Leistungsfähigkeit unter Einschluß der stimmlichen Rehabilitation* nach Laryngektomie oder Kehlkopfteilresektion. Auch operative Eingriffe zur Wiederherstellung der Stimmfunktion, wie ζ. B. Stimmlippenunterfütterungen nach Nervenlähmungen werden vielerorts von Phoniatern durchgeführt. Zum Komplex des gestörten Sprechens gehören sämtliche Krankheiten, die die Innervation der Artikulations- und Phonationsmuskulatur oder deren Funktion betreffen. Neurologische Erkrankungen wie sämtliche Affektionen des Hirnstammes und der suprabulbären Strukturen (Bulbär- und Suprabulbärparalysen, Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose, Syringobulbie etc.) führen zu den An- oder Dysarthrien bzw. -arthrophonien, während periphere Nervenlähmungen oder direkte Schädigungen der Artikulationsorgane als Dysglossien bezeichnet werden. Es ergeben sich enge Beziehungen zur Neurologie und zur Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten bedürfen ebenfalls phoniatrischer Betreuung. Sprachstörungen betreffen die Sprachentwicklungsstörung des Kindes sowie die Aphasien. Auch psychische Krankheitsbilder wie Mutismus und Autismus sind hier zu nennen. Da es dem Kinde nicht möglich ist, Sprache ohne intaktes Hörvermögen zu erlernen, ergibt sich die Zusammenfassung kindlicher Hörstörungen mit den o. g. Krankheiten von selbst. Aufgabe der Phoniatrie und Pädaudiologie ist es, so früh wie möglich das Ausmaß der Hörminderung exakt zu diagnostizieren und die erforderliche Therapie einzuleiten, führen doch Versäumnisse auf diesem Gebiet zu nicht wiedergutzumachenden Schäden, da die sog. sensitive Phase des auditiven Spracherwerbs spätestens nach dem 36. Lebensmonat abgeschlossen ist. Angestrebt wird bei konnatalen Hörschäden eine adäquate Therapie, wie ζ. B. Hörgeräteversorgung. Möglichst früh sollte ein Hör-Sprach-Training erfolgen. 387
Phonogramm
Phoniatern obliegt auch die Leitung der Staatlichen Berufsfachschulen für Logopädie sowie die landesärztliche Tätigkeit für Hör- und Sprachgeschädigte. Voraussetzung für die Anerkennung zum Phoniater ist die Gebietsarztbezeichnung sowie eine zweijährige Weiterbildung in einer hierzu ermächtigten Abteilung, wobei ein Jahr auf die Weiterbildung im Fach HalsNasen-Ohren-Heilkunde anrechenbar ist. Hiervon zu trennen ist die Zusatzbezeichnung „Stimm- und Sprachstörungen", die von Ärzten jeder Fachrichtung erworben werden kann. [KITT, SCHÜ] Phonogramm: Schallschreibung über Herz, großen Gefäßen, arteriovenösen Fisteln, stark durchbluteten Organen (Schwirren der Schilddrüse bei Hyperthyreose) u. a.; zur Bestimmung der zeitlichen Zuordnung zur Herzaktion (Phonokardiogramm) meist kombiniert mit einem Elektrokardiogramm*. [PSCH] Physikalische Therapie: syn. für Physiotherapie*. Physiologie: Lehre von den normalen Lebensvorgängen.
[PSCH]
Physiologische Chemie: Lehre von den chemischen Vorgängen im gesunden und kranken Organismus. [DEUT] Physiotherapie: syn. physik. Therapie; Behandlung gestörter physiologischer Funktionen mit physikalischen, naturgegebenen Mitteln: Wasser (Hydrotherapie), Wärme u. Kälte (Thermotherapie), Licht (Phototherapie), Luft (Klimatherapie), mit statisch-mechan. (Massage) u. dynamischen Kräften (Krankengymnastik, Ergotherapie), Heilquellen (Balneotherapie), Elektrizität (Elektrotherapie). [SEEL] Physisches Schema: s. Datenbankschema. Piktogramm: Darstellung von Sachverhalten durch allgemein verständliche und in ihrer Bedeutung definierte Bildsymbole; ζ. B. zur Kennzeichnung von Bedienungselementen oder statistischen Beschreibung von Mengenphänomenen. [SEEL] Pitch: in der Textverarbeitung gebräuchliches Maß für den Zeichenabstand (Schritteilung); üblich sind ζ. B. 10, 12 und 15 Zch./Zoll. [SEEL] Pixel: s. Bildelement. PKV: Abk. für Private* Krankenversicherung. 388
Plausibilitätskontrolle
Placebo: ein objektiv wirkungsloses Mittel, dessen subjektiv erfahrene Wirksamkeit auf Zuschreibung beruht. Placebos werden zur Diagnostik und Therapie im Rahmen der Heilbehandlung (insbesondere in der Psychiatrie) eingesetzt; in der Arzneimittelprüfung wird ein Verum (eine objektiv wirksame Substanz) gegen ein Placebo geprüft. Dies kann in einem einfachen Blindversuch* oder in einem sog. Doppelblindversuch geschehen. [FERB] Plankostenrechnung: s. Kosten- und Leistungsrechnung. Planungssystem: wichtiges Anwendungsgebiet von Expertensystemen*; liegt in der Schwierigkeit zwischen einem Diagnosesystem* und einem Konfigurationssystem*. [RICH] Plasmabildschirm: extrem flacher Bildschirm mit hoher Auflösung und Stabilität der Anzeige, bei dem zur Darstellung eines Bildelements* durch dünne Glaswände begrenztes Edelgas mittels Elektroden an einer definierten Stelle zum Leuchten gebracht wird. [IGEL, SEEL] Plastikkarte: Datenträger im Scheckkartenformat, der über ein individuelles Bezugsobjekt maschinell lesbare und ggf. auch (evtl. nur auszugsweise) visuell erfaßbare Informationen enthält. Als Speicher finden Magnetstreifen (Magnetkarte) oder Chips (s. Chipkarte) Verwendung. [IGEL, SEEL] Plastische Chirurgie: Teilgebiet der Chirurgie, das konstruktive, rekonstruktive, anaplastische und operative Eingriffe umfaßt, welche die sichtbare Form oder die sichtbare Funktion wiederherstellen oder verbessern. [DEUT] Plastische Operation: Wiederherstellung oder Verbesserung von Formen oder Funktionen des menschlichen Körpers durch Resektion*, Transplantation* oder Implantation*. [SEEL] Platine: syn. Karte; oft in der Größe standardisierte, steckbare Baueinheit eines Datenverarbeitungssystems, die der Verschaltung mehrerer elektronischer Bauelemente (u. a. integrierte* Schaltung) in einer Ebene dient; ζ. B. zur Erweiterung der Zentralspeicherkapazität eines Mikrocomputers. [IGEL, SEEL] Platte: s. Magnetplattenspeicher. Plausibilitätskontrolle: in der Medizin die Überprüfung von Resultaten und Resultatblöcken in Bezug zu anderen, parallel oder schon früher erstellten Befunden (Befundmusterkontrolle*, Trendkontrolle*) sowie anhand von Grenzwerttabellen oder nach empirischen Regeln (Extremwertkontrolle, Regelprüfung). Die jeweiligen Entscheidungsgrenzen können nach sachlogischen Gesichtspunkten vorgegeben oder mit Hilfe explorativer Datenanalysen statistisch ermittelt werden. [BOTH, PORT] 389
Plotter Plotter: Ausgabeeinheit* zur Darstellung von Ausgabedaten in Form von
Kurven oder Einzelpunkten; wird meist verwendet für die Ausgabe graphischer Information; ζ. B. bei CAD (CA*-Techniken). [IGEL, SEEL] Pneumonologie: sprachl. korrekt für Pulmologie, Pulmonologie, Pneumologie; Lehre von den Erkrankungen der Atmungsorgane; s. a. Lungenund Bronchialheilkunde. [PSCH] Polaritätsprofil: Darstellungstechnik* zur Visualisierung ordinaler Merkmalsausprägungen; ζ. B. der Erfüllungsgrad definierter Anforderungskriterien bei der Auswahl von Datenverarbeitungssystemen. Werden die Strekken, welche zur Abbildung der Merkmalsausprägungen dienen, nicht waagerecht den einzelnen Merkmalen gegenübergestellt (siehe Abb.), sondern strahlenförmig um ein Zentrum angeordnet, spricht man von einem Kiviat*Graphen. [SEEL]
Polnische Notation: syn. f ü r Präfix*-Schreibweise. Polnische Notation, umgekehrte: s. P o s t f i x - S c h r e i b w e i s e . Polymorphe Typen: in der Informatik ein typentheoretischer Ansatz, in
dem auch Variable für Typen vorgesehen sind. Dies erlaubt ζ. B. die Definition rekursiver Typen. [RICH] Polypathie: syn. für Multimorbidität*. Population: Gesamtheit von Individuen (i. w. S. auch von Tieren oder
Mikroorganismen), die sich hinsichtlich bestimmter Kriterien gleichen. Bezugsgröße ζ. B. für Studien in der Epidemiologie*. [PSCH] Pop-Up-Menü: spezielle Form der Benutzerführung*, bei der Menüs* nach der Fenstertechnik* organisiert sind, um die dem Benutzer angebotene Information zu reduzieren. Das vollständige Menü erscheint erst dann in einem Fenster, wenn der Benutzer dessen Repräsentanten (Text oder graphisches Symbol) mit Hilfe einer Maus* aktiviert hat. [SEEL] Port: 1. allg. Anschlußstelle einer Funktionseinheit zur Außenwelt für den Datenaustausch; 2. bei Mikroprozessoren* die Schnittstelle zwischen dem internen und externen Bus*. [IGEL, SEEL]
Portabilität: syn. für Übertragbarkeit*. Portfolioanalyse: Die Portfolioanalyse gibt es auf zwei betrieblichen Ebe-
nen, der operativen und der strategischen. In ihrer operativen Variante ermittelt sie die optimale Mischung mehrerer Investitionsmöglichkeiten beim Aufbau eines Wertpapierportfolios. Ein Wertpapierportfolio wird in folgenden drei Schritten aufgebaut: 390
Portfolioanalyse
Rechtfertigungsfaktoren für den EDV-Einsatz Rationalisierung im Praxisablauf Verbesserte Dokumentation Zeitgewinn beim Arzt Verminderung des Verwaltungsaufwandes beim Arzt Unterstützung bei der Abrechnung Verminderung des Verwaltungsaufwandes beim Personal Hilfe und Kontrolle bei der Rezeptschreibung Erhöhung des Informationsgehaltes für den Arzt Verbesserte Kommunikationshilfe Erhöhung der Arbeitsqualität beim Arzt Wirtschaftlichkeit (Rentabilität) Schnelle, gezielte Auskunftsbereitschaft Erleichterung, Verbesserung bei der Datenerfassung Auskunft über Patientendaten von anderen Institutionen (ζ. B. Krankenhaus, andere Arztpraxen) Erhöhung der Arbeitsqualität beim Personal Personaleinsparung Verfügbarkeit von Schlüsselsystemen für Diagnose, Befund, Therapie Qualitätsverbesserung Unterstützung bei Therapievorschlägen Sichere Rückinformation bei Datenaustausch in externen Systemen Unterstützung bei Diagnosestellung Unterstützung bei komplexer, differenzierter Informationsauswertung Auskunft über spezielle Behandlungsmöglichkeiten (ζ. B. Notfälle, Vergiftungen) Vereinheitlichung der Gebührensätze Erhöhung des Patientendurchsatzes
Prioritätsskala (1: niedrig — 9: hoch) 1 2 3 4 5 6 7 8 I1
I1 I 1
I1
* ψ Φ Ψ Ψ w I Λ 1 · 1 · 1
1 1
1 1I
I
• » m ·
· 1 — 1ι W ιI Iι 1 ιI Iι I 1
1ι I1 1
•· Λ · —-
I1 I1 1ι
I1
I I 1 1
9
» I1
I1 1 1
V
I1
V
ιI I1
1 I1
η I1 ι m 1 · 1 ·
ιI
I1 Iι Τ
Abb. Polaritätsprofil: Motive für den EDV-Einsatz in der Arztpraxis. Dargestellt sind die Minimalwerte, Maximalwerte (Balken) und die Medianwerte (Punkte); (aus: P. L. Reichertz et al.: Praxiscomputer im Routinetest — Begleituntersuchung eines Feldversuches. Köln: Deutscher Ärzteverlag 1980).
1. Beurteilung jeder Einzelanlage bezüglich Erwartungswert und Varianz der Rendite, 2. Bestimmung der Kovarianzen der Einzelinvestitionen, 3. Auswahl der für das Portfolio optimalen Einzelanlagen (Investitionsprogramm) anhand der Kriterien „Renditemaximierung" und „Risikominimierung". Auf strategischer Ebene unterstützt die Portfolioanalyse ebenfalls die Auswahl einer möglichst vorteilhaften Mischung einzelner Investitionen. 391
Positionierzeit
Planungseinheiten (Portfolioelemente) sind hier jedoch nicht Wertpapiere, sondern strategische Geschäftseinheiten. Die meisten strategischen Portfoliomethoden benutzen einen zweidimensionalen Beurteilungsraum in Form einer Matrix. Die strategischen Geschäftseinheiten werden in diese Matrizen eingezeichnet und für die Ermittlung von „Normstrategien" analysiert. [HEID] Positionierzeit: in der Informatik die Zeitspanne, die benötigt wird, um die Schreib- oder Leseeinrichtung eines Speichers und die benötigten Daten in die für das Schreiben oder Lesen notwendige Lage zueinander zu bringen; ζ. B. die Zeitspanne, die benötigt wird, um einen Lesekopf auf die gewünschte Spur einer Magnetplatte zu bringen (Suchzeit), zuzüglich der Zeitspanne (Latenzzeit), die verstreicht, bis die benötigten Daten am Lesekopf zugänglich werden (abhängig von der Umdrehungszeit) (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL]
Positionsmarke: s. Cursor. Positivlisten: s. Arzneimittellisten. post: nach (zeitlich); ζ. B. postpartal (nach der Geburt), postoperativ (nach
der Operation).
[SEEL]
Post, elektronische: s. Elektronische Post. Posterior odds: s. Odds. Postfix-Schreibweise: syn. Umgekehrte Polnische Notation; Abk. UPN; klammerfreie Schreibweise von Formeln, bei der das Funktionssymbol f1? anders als bei der gewöhnlich benutzten Infix-Schreibweise (ζ. B. A f t B), stets den Variablen nachgestellt wird (ζ. B. ABfi); umgekehrte Präfix*Schreibweise. [IGEL, SEEL]
Postnetz: syn. für Öffentliches* Wählnetz. Potential, evoziertes: s. Evoziertes Potential. Power: syn. für Güte* eines statistischen Tests.
prä: vor (räumlich und zeitlich); ζ. B. präklinisch (vorklinisch; Zustand vor Auftreten eindeutiger leicht erfaßbarer klinischer Symptome), prämortal (vor dem Tod). [SEEL] Prädikatenlogik: Wissensrepräsentationssprache (s. Wissensrepräsentation) der mathematischen Logik*. Unterscheidet zwischen der Prädikatenlogik der ersten und höheren Stufen. In der ersten Stufe dürfen sich 392
Prävalenz
Aussagen der Art „alle x" nur auf Elemente χ des betrachteten Systems beziehen, nicht aber auf Teilmengen. Die Prädikatenlogik ist mathematisch sehr gut untersucht. [RICH] Prädiktive Werte:
s. Validierung diagnostischer Tests.
Präfix:
syn. Vorsilbe; Morphem*, das vor einen Wortstamm gesetzt wird, um ein neues Wort zu bilden (ζ. B. asymptomatisch). [WING] Präfix-Schreibweise:
syn. polnische Notation; klammerfreie Schreibweise von Formeln, bei der das Funktionssymbol f1? anders als bei der gewöhnlich benutzten Infix-Schreibweise (ζ. B. A f, B), stets den Variablen vorangestellt wird (ζ. B. f, Α Β). [IGEL, SEEL] Prämedikation:
sisten.
medikamentöse Narkosevorbereitung durch den Anästhe[PSCH]
Pränataldiagnostik:
Untersuchung des werdenden Kindes vor der Geburt; verschiedene Methoden und Indikationen: 1. Ultraschalldiagnostik*; Routineverfahren, wird i. d. R. mindestens zweimal während jeder Schwangerschaft genutzt. Sie gestattet neben dem Nachweis einer Schwangerschaft die Lokalisation der Plazenta, Bestimmung der Kindsgröße und -form einschließlich von Mehrlingen sowie in gewissen Grenzen auch die Beurteilung von einzelnen Organen (Fehlbildungen). 2. Besichtigung des Fruchtwassers mittels Amnioskopie* bzw. Gewinnung von Amnionflüssigkeit und kindlichen Zellen im Fruchtwasser mittels Amniozentese zur Fruchtwasserdiagnostik mit folgenden Hauptindikationen in der Frühschwangerschaft: Vorliegen eines genetischen Defektes bei den Eltern bzw. deren Verwandten; frühere Geburt eines Kindes mit Chromosomen-Anomalie, Erbleiden oder schweren angeborenen Stoffwechselanomalien, denen ein in allen Zellen nachweisbarer Enzymdefekt zugrunde liegt; mütterliches Alter über 40 Jahre (umstritten). In der Spätschwangerschaft: Ausschluß eines Morbus haemolyticus, Verdacht auf Plazentainsuffizienz. [PSCH] Präsentationsgraphik: Anwendungsprogramme* zur bildlichen Darstellung numerischer Daten (Computer*-Graphik); ζ. B. Linien-, Balken- und Kreisdiagramme. Zur Ausgabe sind grafikfahige Datensichtgeräte und Drucker notwendig. [SEEL] Prävalenz: Zahl der Träger eines bestimmten diagnostisch relevanten Merkmals oder einer Krankheit in der Bevölkerung oder in einem Untersuchungskollektiv zu einem bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) oder in einer bestimmten Zeitperiode (Periodenprävalenz). Die Prävalenzrate ist definiert als die Häufigkeit des Merkmals oder die Zahl der Erkrankten zu gegebener Zeit im Verhältnis zur Anzahl der untersuchten Personen. Die Prävalenz Ρ einer Krankheit Κ wird i. S. der Validierung* diagnostischer 393
Prävalenzrate
Tests aus der Relation Gesamtzahl der Kranken dividiert durch die Gesamtzahl der Untersuchten geschätzt. Viele Kenngrößen der Resultatvalidität diagnostischer Tests sind prävalenzabhängig (ζ. B. prädiktive Werte, Effektivität*, Informationsgehalt*). Ein diagnostischer Test mit konstanter Sensitivität* und Spezifität* kann ζ. B. bei mittleren und hohen Prävalenzen gute Krankheitssuchresultate liefern, bei niedrigen Prävalenzen (ζ. B. im Screening) aber völlig ungeeignet sein. Bei zeitlich gleichmäßig verteilten Neuerkrankungen ist die Punktprävalenz annähernd das Produkt aus Inzidenz* und mittlerer Krankheitsdauer. [BLOH, K L A R ] Prävalenzrate: s. Prävalenz. Prävention: die Gesamtheit aller medizinischen und sozialen Maßnahmen, die darauf ausgerichtet sind, die Gesundheit zu fördern, Krankheiten und Unfälle sowie deren Folgen zu verhüten und das Fortschreiten von Krankheiten zu verhindern oder zu verlangsamen. Man unterscheidet zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Prävention. Der Begriff Gesundheitsvorsorge (primäre Prävention) umschreibt die vorbeugende Gesundheitspflege, d. h. die Verhütung von Krankheiten. Beispiele hierfür sind gesetzliche Auflagen (Umweltschutz, Humanisierung der Arbeitswelt, Lebensmittelüberwachung, Impfungen), aber auch Maßnahmen der Gesundheitserziehung in Form programmatischer Ansprachen bestimmter Zielgruppen (ζ. B. Anti-Raucher-Kampagne, Bewegungstraining), die zu einem verstärkten aktiven Gesundheitsbewußtsein des einzelnen und damit zur Etablierung und Stabilisierung gesundheitsförderlicher Verhaltensweisen führen sollen. Während die Gesundheitsvorsorge darauf abzielt, dem Eintreten von Krankheiten vorzubeugen, sollen im Rahmen der Krankheitsfrüherkennung (sekundäre Prävention) mittels sogenannter Screening*-Tests aus einer „gesunden" Population die Fälle mit Frühsymptomen oder Neigungen zu bestimmten Erkrankungen zum Zwecke der Einleitung rechtzeitiger Behandlung herausgefiltert werden; ζ. B. Untersuchungen der Mutterschaftsvorsorge zur Erkennung von Risikoschwangerschaften und -geburten (§§ 179 Abs. 1 Ziff. 3 und 196 RVO); versicherte Kinder haben bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres Anspruch auf 9 Untersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten, die ihre körperliche und geistige Entwicklung in nicht geringfügigem Maße gefährden (§ 26 S G B V); Untersuchungen zur Früherkennung von Krebserkrankungen einmaljährlich bei Männern ab dem 45. und bei Frauen ab dem 20. Lebensjahr (insbesondere zur Früherkennung von Krebs der Haut, des äußeren Genitales, der Prostata und des Rektum/Kolon bei Männern, der Haut, der Mammae, des äußeren und inneren Genitale und des Rektum/Kolon bei Frauen (§ 25 Abs. 2 S G B V). Versicherte, die das 35. Lebensjahr vollendet haben, haben jedes 2. Jahr Anspruch auf eine ärztliche Gesundheitsuntersuchung zur Früherkennung von Krankheiten, insbesondere zur Früherkennung von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie der Zuckerkrankheit (§ 25 Abs. 1 S G B V). Die tertiäre Prävention hat zum Ziel, bei 394
Praxiscomputer
bestehender Krankheit ein Fortschreiten bzw. eine Rezidivbildung (ζ. B. Tumor) zu verhüten; insoweit überschneiden sich hier tertiäre Prävention und Rehabilitation* (ζ. B. Verhütung, ggf. bei deren Mißerfolg Behandlung eines Dekubitalgeschwürs des Querschnittsgelähmten). [SILO] Präzision: 1. syn. Relevanzquote; Genauigkeitsmaß zur Beschreibung der Güte eines Retrievals* (s. Retrievalqualität). Die Präzision ist das Verhältnis der Anzahl der per Retrieval gefundenen und auch relevanten Dokumente zur Gesamtzahl der gefundenen Dokumente (Sätze) einer Dokumentation (Datenbank). Sie ist im Zusammenhang mit mindestens einer weiteren Kenngröße der Retrievalqualität, i. d. R. dem Recall*, zu beurteilen. 2. Im medizinischen Laboratorium Maß für die Fehlerbreite (Streuung) einer Meßmethode; s. a. Präzisionskontrolle. [KLAR, BOTH, PORT] Präzisionskontrolle: Maßnahme zur Qualitätssicherung* im medizinischen Laboratorium, bei der in jeder Meßserie geprüft wird, ob die für die Präzision* zugelassenen Toleranzen eingehalten werden. Anhand von Vorläufen an einem beliebigen Kontrollmaterial bestimmt man Mittelwert* (XQ) und Standardabweichung* (S) der zu überprüfenden Meßgröße. Die dann im Routinebetrieb an demselben Kontrollmaterial gemessenen Resultate (R) lassen auf eine „in Kontrolle befindliche" Methode schließen, wenn gilt: XQ — 2 · S < R < XQ + 2 · S; eine Warnung erfolgt, wenn diese Relation nicht eingehalten ist. Eine Methode wird als „außer Kontrolle" angenommen, wenn R < XQ — 3 · S oder R > XQ + 3 • S ist. [BOTH, PORT] Pragmatik: als linguistisches Teilgebiet (s. Linguistik) Lehre von der Beziehung zwischen der Bedeutung sprachlicher Einheiten und dem Benutzer dieser Sprache. [WING] pragmatisch: 1. handlungs-, sachbezogen; 2. die Pragmatik* betreffend. [SEEL] Praxis: in der Medizin Abk. für Arztpraxis*. Praxiscomputer: Anwendungssystem*, das durch die teilweise digitaltechnische Automatisierung der im Informationssystem einer Arztpraxis realisierten operativen und/oder dispositiven Informationsprozesse entsteht. Entsprechend der unterschiedlichen realtechnischen Ausprägung der Systemarchitektur (Automationsspektrum, eingesetztes Datenverarbeitungssystem) kann nach zunehmendem Automationsgrad nachstehende Kategorisierung des kommerziellen Angebots von Praxiscomputern angegeben werden: — Abrechnungssystem (Mikrocomputer-Einplatzsystem): mit den Funktionen Stammdatenerfassung, Leistungs-/Diagnosedokumentation, Krankenkassenabrechnung, Privatliquidation, Leistungsstatistik, Mahnwesen, Formularwesen, Textverarbeitung. 395
Praxisgemeinschaft
Eine computergestützte kassenärztliche Abrechnung setzt die Genehmigung durch die zuständige Kassenärztliche Vereinigung nach positiver Begutachtung des verwendeten Abrechnungssystems durch die EDVPrüfstelle der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (5000 Köln 40, Ottostr. 1) voraus. — Praxisadministrationssystem (Mikrocomputer-Mehrplatzsystem): neben den o. g. Funktionen des Abrechnungssystems werden zusätzlich die Funktionen Patientenverwaltung, Finanzbuchhaltung, Medikamentenverwaltung, Terminplanung, Wartezimmerorganisation, Medizinische Dokumentation, Arztbriefschreibung unterstützt; ferner Schnittstellen zum online-Anschluß von Laborgeräten, BTX-Anschluß. — Praxisinformationssystem (Mehrplatzlösung auf Datenverarbeitungssystemen der mittleren Datentechnik): neben erweiterten administrativen Funktionen des Praxisadministrationssystems (Materialbuchhaltung, „elektronische Karteikarte") werden Funktionen zur medizinischen Entscheidungsfindung (Diagnoseunterstützung, Therapiegestaltung und -planung, insbes. Arzneimittelunverträglichkeit), zur Überwachung der Arzneimittelverordnung, der Risikoüberwachung und der langfristigen Profildokumentation angeboten. [SEEL] Praxisgemeinschaft: Organisationsform der Gruppenpraxis* zur gemeinsamen Nutzung räumlicher, apparativer und/oder personeller Ressourcen bei sonst selbständiger Praxisführung (s. a. Apparategemeinschaft). [SEEL] Preisvergleichsliste: s. Arzneimittellisten. Prellen: unerwünschte Eigenschaft einer Tastatur; durch längeres Drücken einer Taste wird mehrfach das entsprechende Signal abgegeben. [IGEL, S E E L ] Primäre Prävention: s. Prävention. Primäres soziales Netzwerk: in der medizinsoziologischen Forschung die Gesamtheit der sozialen Beziehungen zwischen einer Person und Bezugspersonen des Alltags, die im Bedarfsfall psycho-soziale Unterstützung (social support) vermitteln. Zu den Bezugspersonen gehören (Ehe-)Partner, Familienangehörige, Freunde, Nachbarn, Kollegen, aber auch Hausärzte, Gemeindeschwestern, Sozialarbeiter. Soziale Netzwerke bilden sich im Laufe des Lebens, können aber auch bewußt geknüpft werden (social networking). [FERB] Primärversorgung, gesundheitliche: gung. 396
s. Gesundheitliche Primärversor-
Private Krankenversicherung
Primary health care team: eine vom Britischen Nationalen Gesundheitsdienst NHS entwickelte Organisationsform, die eine umfassende Versorgung in der ersten Linie (Primärversorgung) leistet. Ein Primary Health Care Team ist ein multiprofessionelles Team, zu dessen Mindestbesetzung gehören: ein Allgemeinpraktiker, eine Krankenschwester, eine Gemeindeschwester, eine psychiatrische Krankenschwester, ein Sozialarbeiter, eine im öffentlichen Gesundheitswesen ausgebildete Krankenschwester (Health Visitor, häufig eine Hebamme) und eine Sprechstundenhilfe. [FERB] Principle of longest match: Begriff aus der C o m p u t e r l i n g u i s t i k (s. Lin-
guistik). Bei der Analyse eines Textes anhand eines phrasenorientierten Lexikons* wird das Lexem* als Teil des Textes identifiziert, das selbst nicht Teil eines anderen Lexems ist, das in diesem Text enthalten ist. Bei der Analyse eines zusammengesetzten Wortes anhand eines Morphemlexikons wird das Morphem* als Teil des Wortes identifiziert, das selbst nicht Teil eines längeren Morphems in diesem Wort ist. Enthält das Lexikon die Lexeme ,Nervus', ,Nervus medianus', ..., dann wird bei der Analyse von „Läsion des Nervus medianus" nach diesem Prinzip nicht ,Nervus', sondern ,Nervus medianus' als im Text enthaltenes Lexem identifiziert. [WING] Priorität: Merkmal, das die Dringlichkeit der Bearbeitung eines Auftrags durch eine Instanz* zum Ausdruck bringt und zur Organisation der Bearbeitungs- bzw. Bedienstrategie herangezogen wird; ζ. B. die Betriebsmittelverwaltung beim Mehrprogrammbetrieb*, die Bedienung von Patienten in Leistungsstellen eines Medizinbetriebes. Üblicherweise wird ein Auftrag höherer Priorität in der Bearbeitung einem Auftrag mit niedriger Priorität vorgezogen. Dabei kann ggf. auch die aktuelle Bearbeitung eines Auftrags mit niederer Priorität unterbrochen werden, sofern ein Auftrag mit höherer Priorität zur Bearbeitung ansteht. Aus der Sicht der Instanz (Leistungsstelle) können Prioritäten extern (ζ. B. Notfälle werden vorrangig behandelt) oder intern (ζ. B. die Aufträge mit kurzer Bearbeitungszeit erhalten höhere Priorität) definiert werden. [IGEL, SEEL] Prior odds: s. O d d s .
Privatärztliche Verrechnungsstelle: Abk. PVS; Verein bürgerlichen Rechts mit freiwilliger Mitgliedschaft. Aufgabe der privatärztlichen Verrechnungsstelle ist die Einziehung von Honorarforderungen aus der privatärztlichen Tätigkeit ihrer ausschließlich ärztlichen Mitglieder. [SEEL] Private Krankenversicherung: Abk. PKV; Versicherung zur Absicherung finanzieller Risiken im Krankheitsfall, der insbesondere die nicht in der gesetzlichen* Krankenversicherung (Abk. GKV) versicherungspflichtigen Personen beitreten können; ferner Beamte, die sich in Abhängigkeit von den ihnen gewährten Beihilfen ihres Dienstherrn in der Regel privat versi397
Proband
ehern, um eine vollständige Krankheitskostendeckung zu erreichen. Darüber hinaus gibt es weitere privat krankenversicherte Personen wie etwa die Familienangehörigen, soweit sie von der beitragsfreien Mitversicherung in der G K V ausgeschlossen sind, oder von der Versicherungspflicht in der G K V befreite Studenten und Wehrpflichtige. Träger der PKV in der Bundesrepublik Deutschland sind trotz noch zahlreicher kleinerer, regional begrenzter Krankenversicherungsvereine, die lediglich Zusatzversicherungen anbieten, faktisch ausschließlich die im Verband der privaten Krankenversicherung e. V. zusammengeschlossenen Unternehmen, die, gemessen am Beitragsvolumen, über 99 v. H. des privaten Krankenversicherungsmarktes repräsentieren. Die Leistungsgewährung in der PKV erfolgt, im Gegensatz zum Sachleistungsprinzip* in der GKV, nach dem Kostenerstattungsprinzip*, demzufolge der Versicherte die Rechnungen für die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen zwecks Ersatz der Kosten an seine private Krankenversicherung weiterleitet. Durch die starke Differenzierung des Leistungsangebots nach unterschiedlichen Versicherungsarten und -formen bietet die PKV die Möglichkeit eines individuell gestaltbaren Versicherungsschutzes. Im Rahmen der Krankheitskostenversicherung werden die Aufwendungen für ambulante und stationäre Behandlung sowie für Arznei-, Heil- und Hilfsmittel ersetzt. Neben der Krankheitskosten-Vollversicherung werden Krankheitskosten-Zusatzversicherungen angeboten, die GKV-Versicherten die Kosten der privatärztlichen Behandlung und eine bessere Unterbringung (Ein- oder Zweibettzimmer im Krankenhaus) finanzieren. Ferner können Teilversicherungen nur für ein bestimmtes Risiko abgeschlossen werden. Grundlage der Prämienkalkulation in der PKV bildet das versicherungstechnische Äquivalenzprinzip. Die Beiträge richten sich nach dem individuellen Risiko, das durch das Eintrittsalter, das Geschlecht und durch den Gesundheitszustand des Versicherten bestimmt wird. Darüber hinaus hängt die Höhe des Versicherungsbeitrags vom gewählten Tarif ab. Da jeder Versicherte einen risikoorientierten Beitrag entrichten muß, findet eine über den versicherungstechnischen Risikoausgleich hinausgehende interpersonelle Einkommensumverteilung in der PKV nicht statt. Allerdings gibt es eine intertemporale Umverteilung. Weil der einmal festgesetzte Beitrag aufgrund zunehmenden Alters des Versicherten nicht angehoben werden darf, wird das steigende Krankheitsrisiko bei der Erstprämienkalkulation über eine Alterungsrücklage im Beitrag berücksichtigt, die mit der Zeit aufgelöst wird. [ADAM] Proband: Versuchsperson, ζ. B. als Beobachtungseinheit in einer klinischen Studie. [SEEL] Probeexzision: Abk. PE; in der Medizin das Herausschneiden eines (Geschwulst-)Gewebestückchens für (histologische) Untersuchungen; vgl. Biopsie. [PSCH] 398
Problemlösungsprozeß
Probeinstallation: syn. Testinstallation; die Gesamtheit der einem Anwender zeitlich befristet von einem Anbieter zu eigenen Testzwecken überlassenen Hard- und/oder Softwareprodukte. Ziel einer Probeinstallation ist es, insbesondere die Funktionsfahigkeit der angebotenen Produkte unter künftigen Einsatzbedingungen nachzuweisen. [IGEL, S E E L ] Probenidentifikation: Herstellung eines unverwechselbaren Zusammenhangs von Patienten-, Proben- und Resultatdaten. Der Zuordnung von Resultat und Probe kommt in einem computergestützten Laborinformationssystem besondere Bedeutung zu. Man unterscheidet die permanente, direkte und indirekte Probenidentifikation. Bei der permanenten (auch positiv genannten) Probenidentifikation steht ein maschinell verarbeitbarer Identifikationsträger von der Probenahme bis zur Erstellung der angeforderten Analysenresultate mit dem Probengefaß in unmittelbarer Verbindung. Konsequent ist dieses Verfahren im Routinebetrieb kaum anwendbar, da die Identifikationskette oft erst bei der Laborannahme beginnt oder das Primärprobengefaß nicht bis zur Messung verwendbar ist (Aufsplittung, Dekantierung) oder bei der Zentrifugation Probengefäß und Identifikationsträger getrennt werden oder eine direkte Identifikationslesung parallel zur Messung nicht erfolgen kann (ζ. B. wegen unvertretbar hoher Kosten). Die direkte Probenidentifikation stellt sicher, daß eine maschinenlesbare Identifikationsnummer (die meist an der Probenannahme vergeben wurde) parallel zur Messung gelesen und mit dem Resultat in einem Datensatz der Datensammeleinheit übermittelt wird. Die indirekte Probenidentifikation verzichtet vollständig auf eine maschinenlesbare Identifikation. Die Zuordnung des Meßergebnisses zur Identifikation der Probe erfolgt entweder in der Datenvorverarbeitungseinheit, wobei ein identifizierter Datensatz zum Datenverarbeitungssystem übertragen wird, oder erst durch nachträgliche Listenzuordnung im Datenverarbeitungssystem selbst. [BOTH, PORT] Problemlösungsprozeß: zielorientiertes Geschehen zwischen einem vorher festgelegten Anfangs- und Abschlußzeitpunkt, das zur Erreichung vorgegebener Ziele (die Lösung eines Problems i. w. S.) einen geplanten und gesteuerten Arbeitseinsatz erfordert und dabei Kapazitäten von Personal und Einrichtungen belegt sowie Zeit, Sach- und Finanzmittel verbraucht. Dabei sind von den zur Organisation der Problemlösungserarbeitung notwendigen planenden, überwachenden und steuernden Maßnahmen (Projektmanagement*) diejenigen Aktivitäten zu unterscheiden, welche auf die fachliche Erarbeitung der Problemlösung ausgerichtet sind (ζ. B. Entwicklung eines Anwendungssystems). Für die Abwicklung des Problemlösungsprozesses muß i. d. R. eine spezifische Organisationsform, die Projektorganisation*, bereitgestellt werden. [SEEL] 399
Problemorientierte Programmiersprache
Problemorientierte Programmiersprache: syn. höhere Programmiersprache; Programmiersprache, die dazu dient, Programme aus einem bestimmten Anwendungsbereich unabhängig von einem bestimmten Datenverarbeitungssystem abzufassen, und die diesem Anwendungsbereich besonders angemessen ist (ζ. B. ALGOL, C, COBOL, FORTAN, LISP, PASCAL, PL/I, PROLOG) (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Problemorientiertes Krankenblatt: streng strukturierte Methodik der Krankenblattführung, die 1956 in den USA von L. L. Weed entwickelt worden ist, um für die klinisch-ärztliche Arbeit, die Qualitäts- und Kostenkontrolle und die medizinisch-wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung eine geeignete Dokumentation zu schaffen (Weed, L. L.: Das problemorientierte Krankenblatt. Stuttgart — New York: Schattauer 1978, Originalausgabe 1971). Ein logisch und rationell angelegtes problemorientiertes Krankenblatt hat nach Weed vier Grundelemente zu berücksichtigen: a) Erfassung der Datenbasis (Vorgeschichte, klinische Untersuchung, Laborwerte bei Aufnahme); b) Formulierung aller Probleme (numerierte Problemliste, die im Laufe der Behandlung gegebenenfalls erweitert wird); c) geplante Maßnahmen für jedes Problem („Initialplan": Zusammentragen weiterer Daten, Behandlungsplanung, Aufklärung des Patienten); d) Verarbeitung jedes einzelnen Problems (problembezogen, numerierte Verlaufsnotizen: beschreibende Eintragungen, Verlaufsbogen mit problemorientierter Darstellung der komplexen Daten-Zeit-Abhängigkeit als dynamisches Kernstück des Krankenblattes, Abschlußbericht). Weed forderte eine explizite Ausdrucksweise in der Dokumentation, ein Festlegen und Strukturieren, damit die Qualität des ärztlichen Erkennens und die Klarheit des diagnostischen und therapeutischen Denkens bewahrt und vermehrt wird und andere Ärzte (Mit- und Nachbehandler, Forscher) darauf aufbauen können. Die Differenzierung der behandlungsbedürftigen Symptome, Befunde und Diagnosen eines Patienten in einzelne Probleme und deren getrennte Dokumentation ist aufwendiger als die herkömmliche Führung von Krankenblättern* und bedarf deshalb neben einer entsprechenden Schulung einer stärkeren Kontrolle und Selbstdisziplin. Auch besteht die Gefahr, daß ein anfangs nicht erkanntes „Problem" später nicht gebührend berücksichtigt wird. [GRAU] Prodromalstadium: Vorläuferstadium; ζ. B. einer Krankheit.
[PSCH]
Produktionsplanung: s. Lineare Programmierung. Produktionsregel: wichtiges Mittel zur Wissensrepräsentation*. Eine Produktionsregel besteht aus einem Bedingungsteil und einem Aktionsteil. Bei 400
Prognosemodelle
Aufruf der Regel wird der Bedingungsteil überprüft, falls die Bedingung zutrifft, wird der Aktionsteil ausgeführt. [RICH] Produktionsregelinterpreter: setzt die Produktionsregel* in eine andere Programmiersprache um. Dabei müssen u. a. die Probleme der Konfliktlösung und der effizienten Regelauswahl beachtet werden. [RICH] Produzenten: im Gesundheitssystem Einrichtungen, die mittelbar die Erbringung von Gesundheitsleistungen* unterstützen; ζ. B. medizinische Investitions- und Bedarfsgüterindustrie, Ausbildungsstätten für Gesundheitsfachberufe. [ADAM] Prognose: in der Medizin die Vorhersage über den Verlauf von Krankheiten. Individuelle Prognose oft äußerst schwierig, da aus der ärztlichen Erfahrung nicht ohne weiteres auf den Einzelverlauf übertragbar; wissenschaftlich nur durch Beobachtung definierter Patientengruppen auf statistischer Grundlage möglich; kurzfristige Prognose zuverlässiger (quoad vitam). [ANSC] Prognosemodelle: Modelle*, die möglichst „genau" zukünftige Entwicklungen vorherzusagen versuchen. Sie sind Teil einer rationalen Entscheidungsvorbereitung (Operations* Research, Statistik). Prognosen finden sich ζ. B. im betrieblichen Bereich als Absatzprognosen; im gesamtwirtschaftlichen Bereich als Konjunktur- und Bevölkerungsprognosen; in der Meteorologie als Wetterprognosen (von Bedeutung für Entscheidungen in der Schiff-, Luft- und Raumfahrt sowie in der Landwirtschaft); im klinischen Bereich als Krankheitsverlaufsprognosen; in der Krankenhausplanung als Inanspruchnahmeprognosen etc. Man unterscheidet drei Arten von Prognosemodellen: qualitative Methoden, Zeitreihenanalysen und kausale Modelle. a) Qualitative Methoden haben im Gegensatz zu den beiden anderen, quantitativen Verfahrensgruppen mehr subjektiven Charakter. Die vorherzusagende Größe wird hier in einer oder mehreren, offenen oder geheimen Befragungsrunden von mehreren Experten geschätzt (DelphiMethode). b) Eine Zeitreihe kann als eine Realisierung eines reellwertigen stochastischen* Prozesses gesehen werden und zwar über eine vorgegebene Zeitperiode, die üblicherweise in gleichgroße Intervalle aufgeteilt ist. Unter der Annahme, die Prozeßdaten der Vergangenheit seien als Indikatoren auch für zukünftiges Systemverhalten relevant, versucht man in der Zeitreihenanalyse ein mathematisches Modell dieses stochastischen Prozesses zu konstruieren. Man möchte also eine Beziehung der Form Y t = f ( Y t - i , Y.-2,
Yi) + et
finden, f erfaßt den funktionellen Zusammenhang zwischen der Zufallsvariablen Y t und ihrer Vorgeschichte. et ist der Zufallsfehler. Bekannte 401
Programm
Techniken sind das Box-Jenkins-Verfahren sowie seine Vorläufer und Spezialfälle „Exponentielle Glättung" und „Methode der gleitenden Durchschnitte". c) Kausale Modelle setzen die zu prognostizierende Größe nicht nur zu ihren eigenen Vergangenheitswerten in Beziehung, sondern darüber hinaus zu weiteren exogenen Einflußfaktoren, den sog. erklärenden Variablen. Gesucht ist also eine Regressionsbeziehung der Form Y t = g (X,, ..., X k ) + e t . Xi (i = 1, ..., k) sind die erklärenden Variablen. Einige der X ; 's können Vergangenheitswerte der Prognosegröße sein, d. h. Xm = Y t _] für gewisse Indizes m und 1. [HEID] Programm: 1. konkrete programmiersprachliche oder hardwaremäßige Realisierungen von Algorithmen*; nach DIN 44 300 eine zur Lösung einer Aufgabe vollständige Anweisung* an ein Datenverarbeitungssystem. 2. Komplex von Tätigkeitsvorhaben (Projekten) einer Organisation (ζ. B. staatliche Institution) zur Erreichung eines bestimmten Programmzwecks. Der Programmzweck wird innerhalb des Zielsystems der Organisation durch das zugehörige Zielprogramm beschrieben. [IGEL, SEEL] Programmabbruch: das Unterbrechen bzw. vorzeitige Beenden („Absturz") eines laufenden Programms*. Ursächlich hierfür können sein: Hardware-, Programm-, Datenfehler, auch der Abbruch durch den Benutzer selbst; s. a. Wiederanlauf. [IGEL, SEEL] Programmablauf: die Gesamtheit der Teilvorgänge einschließlich der zwischen diesen definierten zeitlichen Bezüge, aus denen sich die (folgerichtige) Ausführung eines Programms* zusammensetzt. [IGEL, SEEL] Programmablaufplan: graphische Darstellung des Programmablaufs*. Vorwiegend im Bereich der imperativen Programmiersprachen* genutzt, finden dabei Struktogramme* und Flußdiagramme mit genormten Symbolen Verwendung. Beiden gemeinsames Kennzeichen ist der sukzessive Programmaufbau aus elementaren Einheiten, wobei für jedes Grundelement der imperativen Sprache ein eigenes Darstellungsmittel existiert. [IGEL, SEEL] Programmbaustein: ein nach Aufbau oder Zusammensetzung abgrenzbares programmtechnisches Gebilde (Programm). Ein System von Programmbausteinen kann in einem gegebenen Zusammenhang wieder als ein Programmbaustein aufgefaßt werden. Den Programmbausteinen können eine oder mehrere Funktionseinheiten entsprechen. [DIN 44 300] Programmbibliothek: Sammlung von Programmbausteinen* in Quelloder Maschinensprache (Programmdatei). [IGEL, SEEL] 402
Programmiersprache
Programmdokumentation: Zusammenstellung der für die Implementierung, Wartung und Weiterentwicklung eines Programms notwendigen Informationen. Hierzu gehören im wesentlichen: die Problembeschreibung (Programmvorgabe), die Darstellung der technischen Voraussetzungen für den Ablauf des Programms, die Beschreibung des Lösungsalgorithmus (Programmablaufplan, Dialogsteuerung, Systemfunktionen), der Datenbasis (ζ. B. Eingabedaten, Ausgabedaten, Dateibeschreibung), der Softwareschnittstellen, Übersetzungsliste, Testprotokolle, Quellprogramme, Bedienungshinweise. Die zur Benutzerschulung und für den praktischen Einsatz notwendigen Aspekte eines Programms sind Bestandteil der Benutzerdokumentation*. [IGEL, SEEL] Programmgenerator: syn. Generator; Programm, das in einer bestimmten Programmiersprache abgefaßte Programme oder Folgen von Anweisungen oder andere Daten erzeugt (generiert); ζ. B. Entscheidungstabellenvorübersetzer, List- und Auswertungsprogrammgeneratoren, Vorübersetzer (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Programmieren: Tätigkeit, welche die Erstellung eines oder mehrerer Pro-
gramme bezeichnet. Man unterscheidet Systemprogrammierung (s. Systemprogramm) und Anwendungsprogrammierung (s. Anwendungsprogramm). [IGEL, SEEL] Programmieren, deklaratives: s. Deklaratives Programmieren.
Programmieren, logisches: s. Logisches Programmieren. Programmierer: s. Anwendungsprogrammierer, Systemprogrammierer.
Programmierbare Funktionstaste: s. PF-Taste. Programmierfähige Güter: Güter mit weitgehend konstant bleibenden, bestimmbaren Mengen, mit konstantem Verteilrhythmus, mit einer weitgehend konstanten Auswahl und Art der zu versorgenden Leistungsstellen sowie mit weitgehend gleichbleibenden gutspezifischen Transportbedingungen. [JANS] Programmiersprache: eine zur Formulierung von Algorithmen* bzw. zum
Abfassen von Programmen geschaffene formale* Sprache. Für die verschiedenen Anwendungsbereiche existieren maschinenorientierte* und problemorientierte* Programmiersprachen, die man in folgende, sich teilweise überlappende Kategorien einteilen kann: imperative Sprachen (u. a. ASSEMBLER, BASIC, COBOL, C, FORTRAN, ALGOL, PASCAL, MODULA, SIMULA), funktionale Sprachen (z. B. LISP), logische Sprachen (ζ. B. PROLOG), objektorientierte Sprachen (ζ. B. SMALLTALK), Datenbanksprachen (ζ. B. SQL). [IGEL, SEEL] 403
Programmiersprache, maschinenorientierte
Programmiersprache, maschinenorientierte: s. Maschinenorientierte Programmiersprache . Programmiersprache, problemorientierte: grammiersprache .
s. Problemorientierte Pro-
Programmiersystem: ein Datenverarbeitungssystem A, eine oder mehrere Programmiersprachen und alle Programme, die dazu dienen, Programme in diesen Programmiersprachen abzufassen, sie zu dokumentieren und in eine Form zu bringen, in der sie durch ein Datenverarbeitungssystem Β ausführbar sind; Datenverarbeitungssystem Α und Β können identisch sein. [DIN 44300] Programmierte Arztbriefschreibung: Abk. Arztbriefschreibung; Anwendung der automatisierten* Textverarbeitung (insbesondere Bausteinkorrespondenz*) zur Erstellung von schriftlichen ärztlichen Mitteilungen über einen Patienten (ζ. B. Arztbrief, Befundbericht, Operationsbericht, Gutachten). Wegen der Notwendigkeit zur Standardisierung (Bereitstellung von Textbausteinen*) nicht gleichermaßen für alle medizinischen Fachdisziplinen geeignet (ζ. B. Psychiatrie). [GIER] Programmierte Textverarbeitung: syn. für Automatisierte* Textverarbeitung. Programmierte Unterweisung: Abk. PU; Lehr- und Lernverfahren, bei dem ein nach logischen und didaktischen Gesichtspunkten aufbereiteter Lernstoff in leicht verständlichen Unterlagen dem Lernenden angeboten wird; s. a. Computerunterstützter Unterricht. [IGEL, S E E L ] Programmierumgebung: in der Informatik die Anreicherung einer Programmiersprache, welche schnelle und bequeme Entwicklung von Programmen ermöglicht. Dazu gehören u. a. Kompilierer*, Interpretierer*, Editor* und Testhilfen (Debugger). [RICH] Programmierung, dynamische: s. Dynamische Programmierung. Programmierung, ganzzahlige: s. Ganzzahlige Programmierung. Programmierung, geometrische: s. Nichtlineare Programmierung. Programmierung, konvexe: s. Nichtlineare Programmierung. Programmierung, lineare: s. Lineare Programmierung. Programmierung, mathematische: s. Operations Research. 404
Projektorganisation
Programmierung, nichtkonvexe: s. Nichtlineare Programmierung. Programmierung, nichtlineare: s. Nichtlineare Programmierung. Programmierung, separable: s. Nichtlineare Programmierung. Programmierung, strukturierte: s. Strukturierte Programmierung. Progressivpflege: strukturelle Zuordnung von Patienten zu Pflegeeinheiten* in Abhängigkeit ihres pflegerischen Aufwandes. Man unterscheidet: Intensivpflege*, Normalpflege*, Langzeitpflege* und Minimalpflege*. [PEIL] Projekt: ein nach methodischen Regeln (s. Phasenkonzept) im Rahmen einer Projektorganisation* ablaufender Problemlösungsprozeß*. [SEEL] Projektdokumentation: Gesamtheit der bei der Durchführung eines Projektes anfallenden Dokumente. Dementsprechend umfaßt die Projektdokumentation Dokumente, die sich auf die Problemlösung (ζ. B. Systemdokumentation bei Organisationsprojekten*) und auf die Abwicklung des Problemlösungsprozesses (ζ. B. Verträge, Terminpläne, Projektberichte) beziehen. [SEEL] Projektgruppe: syn. Projektteam; Gruppe von Personen, die mit der Durchführung eines Projektes beauftragt ist und von einem Projektleiter geführt wird (s. hierzu Projektorganisation). Organisationsprojekte* im Gesundheitswesen werden i. d. R. von einer interdisziplinär besetzten Projektgruppe realisiert. [SEEL] Projektleiter: Person, die für die Planung, Steuerung und Überwachung eines Projektes, insbesondere seiner Ziele, Termine und Ressourcen, verantwortlich ist. [SEEL] Projektmanagement: Gesamtheit der Maßnahmen, Techniken und Mittel zur Planung, Steuerung und Überwachung eines Projektes. [SEEL] Projektorganisation: Gesamtheit der an der Abwicklung eines Organisationsprojektes* beteiligten Organisationseinheiten (ζ. B. Projektleiter*, Projektgruppe*, Projektträger*, Abstimminstanz*, Entscheidungsinstanz*, Anwender*) einschließlich der notwendigen aufbau- und ablauforganisatorischen Strukturen. In Abhängigkeit der formalen Aufteilung der Weisungsund Entscheidungskompetenz des Projektleiters werden unterschieden: reine* Projektorganisation, Einflußprojektorganisation*, Matrixprojektorganisation*. [SEEL] 405
Projektorganisation, reine
Projektorganisation, reine: s. Reine Projektorganisation. Projektteam: syn. für Projektgruppe*. Projektträger: Organisationseinheit, welche die Projektzuständigkeit, d. h. unmittelbare Anordnungs- und Weisungsbefugnis gegenüber der projektausführenden Instanz, besitzt. [SEEL] Proktologie: Lehre von den Mastdarmkrankheiten.
[PSCH]
PROLOG: deklarative Programmiersprache (s. Deklaratives Programmieren). In PROLOG unterscheidet man Fakten, Regeln und Ziele. Bei der Abarbeitung eines PROLOG-Programms wird versucht, das Ziel aus den Fakten mittels der Regeln zu beweisen. Logische Grundlage ist die Hornlogik, ein Fragment der Prädikatenlogik*. [RICH] PROM: Abk. für engl, programmable read-only memory: programmierbarer Nur-Lese-Speicher; feldprogrammierbarer Festspeicher, bei dem der Speicherinhalt jedes Elements nur einmal verändert werden kann (vgl. DIN 44476). [IGEL, SEEL] Prophylaxe: Vorbeugung, Verhütung von Krankheiten.
[PSCH]
Proportionalschrift: in der Textverarbeitung variabler, den Buchstabengrößen entsprechender Schreibschritt. [SEEL] Prospektive Studie: s. Studientypen der Epidemiologie. Prothese: technische Vorrichtung für den Ersatz einer verlorengegangenen Funktion des menschlichen Körpers. Wenngleich unter diesen Begriff sowohl der Ersatz einer Extremität durch eine künstliche Gliedmaße als auch der Ersatz des Reizleitungssystems durch einen künstlichen Herzschrittmacher fällt, gilt als Prothese im engeren Sinn das äußerlich applizierte „Ersatzteil". Prothesen versuchen über die Ersatz- oder kosmetische Funktion hinaus eine Funktionssteuerung durch Einführung von Schnittstellen (interfaces) zu neuromuskulären Steuerungszentren des Körpers zu erreichen. Zu überwindende Schwierigkeiten sind hierbei die Findung geeigneter Biomaterialien* und geeigneter Sensoren*. Hinzu kommen Hautdurchführungen, deren Realisierung besondere Schwierigkeiten aufwirft. [THUL] Protokoll: 1. Regeln, denen die Kommunikation in einem Datenübertragungssystem* unterworfen ist; man unterscheidet Regeln des Datenaustausches zwischen Datenübertragungseinrichtung* und Datenendeinrichtung* (Transportprotokolle) und darauf aufbauende höhere Protokolle für die Steuerung von logischen Verbindungen zwischen den Prozessen der Daten406
Prototyping
bereitstellung und der Anpassung der verschiedenen Steuermechanismen; s. a. ISO-OSI-Referenzmodell. 2. Aufzeichnung der bei einem Datenverarbeitungssystem ablaufenden Prozesse (Konsolprotokoll). [IGEL, SEEL] Prototyping: Verfahren der Systementwicklung*, bei dem frühzeitig Versionen (d. h. Prototypen) des späteren Anwendungssystems* konstruiert und experimentell erprobt werden. Merkmale von Prototypen sind: — Ein Prototyp ist ein ablauffähiges Modell des späteren Anwendungssystems. Bei seiner Konstruktion werden ausgewählte Aspekte realisiert. — Prototypen werden von Systementwicklern und Benutzern praktisch erprobt und bewertet. Dies geschieht je nach Entwicklungsreife des Prototypen im Anwendungsfeld oder in einer experimentellen Umgebung. — Prototypen sind Diskussionsgegenstand für die an der Entwicklung beteiligten Gruppen (Benutzer, Management, Entwickler, etc.). — Jeder Prototyp dient als Spezifikation des dynamischen Verhaltens für den nächsten Prototyp oder das Anwendungssystem. Im Rahmen professioneller Softwareproduktion ist es unerläßlich, weitere schriftliche Entwicklungsdokumente zu erstellen. Durch Prototyping können unterschiedliche Aktivitäten bei der Systementwicklung unterstützt werden (vgl. Abb.):
Abb.:
Prototyping bei der Systementwicklung 407
Prototyping
— Während der Anforderungsanalyse gibt Prototyping den Anwendern und Benutzern eine anschauliche Vorstellung über die angestrebte Problemlösung und unterstützt dadurch die Bewertung des Modells des Informationssystems. — Prototyping ergänzt den Software-Entwurf um eine ablauffähige Spezifikation. Dabei wird der Prototyp zu einem „Labormodell", das die technische Machbarkeit und den Aufwand der angestrebten SoftwareLösung einschätzbar macht. — Das Experimentieren mit Prototypen unterstützt die organisatorische Installation des Systems, da die Benutzer lernen, das System zu bedienen und Auswirkungen seines Einsatzes auf die eigene Arbeitssituation abschätzen können. Verschiedene Arten des Prototyping lassen sich entsprechend den unterschiedlichen Situationen benennen, in denen der Bau von Prototypen sinnvoll ist. Daraus ergeben sich auch Konsequenzen für die Gestaltung der Prototypen und die Unterstützung durch Werkzeuge. Exploratives Prototyping zielt auf die Klärung der Anforderungen der Benutzer und des Managements an das zukünftige System. Dabei stehen veränderte Arbeitsinhalte ebenso zur Diskussion wie Art und Umfang der DV-Unterstützung. Um möglichst viele unterschiedliche Lösungskonzepte bewerten zu können, müssen Prototypen einfach und schnell erstellt werden. Oft werden deshalb nur Benutzeroberflächen oder einzelne Systemfunktionen modelliert. Dazu eignen sich u. a. Maskengeneratoren, die Verwendung vorgefertigter Bausteine oder entsprechende Hochsprachen von Datenbanksystemen. Experimentelles Prototyping betont die technische Umsetzung eines Entwicklungsziels. Einerseits sollen die Benutzer ihre Vorstellungen von der DV-Lösung experimentell detaillieren, andererseits können die Entwickler Machbarkeit und Angemessenheit des gewählten Entwurfs überprüfen. Dazu wird meist die Benutzeroberfläche um funktionale Moduln ergänzt, die allerdings selten bis ins Detail durchkonstruiert werden (d. h. ohne Optimierungen, Fehlerroutinen usw.). Unterstützende Werkzeuge sind in vielen Datenbanksystemen vorhanden; daneben gibt es spezielle Hochsprachen, in denen Dialoge oder Programmskelette modelliert und dann durch Moduln in einer konventionellen Programmiersprache (ζ. B. COBOL, PL/I) ergänzt werden können. Auch Programmgeneratoren werden hier erfolgreich eingesetzt. Evolutionäres Prototyping muß im Rahmen einer evolutionären Entwicklungsstrategie (s. Evolutionäre Systementwicklung) gesehen werden. Hier wird nicht nur ein einzelner Entwicklungszyklus von der Anforderungsanalyse bis zum Einsatz betrachtet, sondern Prototyping wird zum kontinuierlichen Verfahren, um ein Anwendungssystem an sich rasch ändernde Anforderungen anzupassen. Dies legt nahe, den Unterschied zwischen Prototyp und Zielsystem aufzuheben. Solche Anwendungssysteme werden meist hoch modular entworfen, um in einem „Wachstumsprozeß" die Kombination mit neuen Teilen und den Austausch veralteter Elemente zu erleichtern. 408
Prozeßqualität
Technisch wird dies möglich durch den Einsatz von Programmierumgebungen und sog. Very High Level Languages, mit deren Hilfe Anwendungssysteme schnell konstruiert und modifiziert werden können. Hochentwikkelte Arbeitsplatzrechner stellen eine entsprechende Rechnerleistung und Basisfunktionen für die effiziente interaktive und grafikorientierte Benutzung zur Verfügung. [BUDD, KÜHL, SYLL, ZÜLL] Pro- und Kontraspiel: Ideenfindungstechnik* zur
Überprüfung ausgewählter Lösungsalternativen zu einem Problem und Unterstützung der Entscheidungsfindung. Meinungsaustausch der Pro- und Kontra-Vertreter, die nach 10 Minuten ihre Rollen tauschen, d. h. die Kontra-Vertreter argumentieren dann für Pro und umgekehrt. Anschließend werden die protokollierten Aussagen in einer Gruppendiskussion vertieft. [SEEL] Prozedur: Programmbaustein*, der aus einer zur Lösung einer Aufgabe
vollständigen Anweisung besteht, aber nicht notwendig alle Vereinbarungen* über Namen für Argumente und Ergebnisse enthält. Eine Prozedur kann innerhalb des Gültigkeitsbereiches der Prozedurvereinbarung an beliebiger Stelle und beliebig oft durch Prozeduranweisungen aufgerufen werden. Die beim Aufruf anzugebenden Ein- und Ausgabegrößen müssen jedoch innerhalb der Prozedur vereinbart werden; sie werden formale Prozedurparameter, die ihnen entsprechenden Größen in der Rufanweisung oder im rufenden Ausdruck aktuelle Prozedurparameter genannt. Makros* und Unterprogramme* sind Prozeduren (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Prozeß: 1. eine Gesamtheit von aufeinander einwirkenden Teilvorgängen
in einem System, durch die Materie, Energie und/oder Information transportiert, umgeformt oder gespeichert wird; ζ. B. Krankheit bezogen auf einen Organismus. Prozesse können deterministisch oder stochastisch sein (vgl. DIN 66201); 2. in einem Datenverarbeitungssystem die Gesamtheit der Vorgänge, die an der jeweiligen Ausführung eines Programms beteiligt sind (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Prozeßdaten: Daten eines realen Prozesses*.
[IGEL, SEEL]
Prozeßdatenverarbeitung: s. Realzeitbetrieb. Prozesse, logistische: s. Logistische Prozesse. Prozessor: Funktionseinheit innerhalb eines Datenverarbeitungssystems,
die Rechenwerk* und Leitwerk* umfaßt (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Prozeßqualität: beschreibt die Eigenschaften aller medizinischen Tätigkeiten, die innerhalb und zwischen den Anbietern und Verbrauchern von Gesundheitsleistungen* ablaufen (s. a. Qualität). [SELB] 409
Prozeßrechner
Prozeßrechner: ein an einen physikalischen Prozeß zur Überwachung, Steuerung und/oder Regelung direkt gekoppeltes Datenverarbeitungssystem. Prozeßrechner verfügen meist über Digital*-Analog-Umsetzer und Analog*-Digital-Umsetzer und arbeiten im Realzeitbetrieb*. [IGEL, SEEL] Prozeß, stochastischer: s. Stochastischer Prozeß.
Prüfgröße: 1. in der Statistik ein Merkmal, dessen Einfluß auf die Zielgröße* untersucht werden soll, also in einer Therapiestudie das Merkmal Therapie, in einer Dosisfindungsstudie das Merkmal Dosis usw.; 2. veralteter Begriff für Teststatistik*; um Verwechslungen mit 1. vorzubeugen, sollte er in diesem Zusammenhang vermieden werden. [KEMM] Prüfpunkt: in der Informatik Stelle im Programm, an der während der Programmausführung eine ausreichende Menge von Prüfpunktdaten aufgezeichnet wird, um zu einem späteren Zeitpunkt an dieser Stelle die Ausführung des Programms wieder aufnehmen zu können; s. a. Wiederanlauf. [IGEL, SEEL] Prüfverteilung: Verteilung der Teststatistik*; s. a. Statistischer Test. [KEMM] Prüfziffernverfahren: häufig bei numerischen Schlüsseln* angewandtes Verfahren zur Erkennung von Fehlern bei der Datenerfassung. Dazu wird eine redundant dem Schlüssel hinzugefügte PrüfzifTer, die mit dessen Wert in einem definierten mathematischen Zusammenhang steht, nach der Erfassung des Schlüssels mit dem Ergebnis einer nach gleichem Algorithmus* (ζ. B. Modulo-N-Verfahren, Quersummenbildung, Divisionsrest-Verfahren) berechneten Prüfziffer verglichen. Weichen beide Prüfziffern voneinander ab, so liegt ein Eingabefehler vor. [IGEL, SEEL] Pseudocode: in der Informatik ein Hilfsmittel zur groben, formalisierten Beschreibung einer Softwarespezifikation, bestehend aus formal-sprachlichen (ζ. B. Konstrukte der strukturierten Programmierung) und natürlichsprachlichen Elementen. [IGEL, SEEL] Psychiatrie: medizinisches Fachgebiet, das die Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation psychischer Erkrankungen oder Störungen umfaßt. Es bedient sich im Bereich der Therapie dabei sowohl psychotherapeutischer, pharmakotherapeutischer wie soziotherapeutischer Behandlungsmethoden. [LUNG] Psychologie: Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen in bezug auf Personen, Ereignisse und Objekte der Umwelt. [PSCH] 410
p-Wert
Psychosomatik: Bezeichnung für die Relation von Körper und Seele {Heinroth, 1818). Im klinischen Sprachgebrauch Bezeichnung für eine Krankheitslehre, die psychische Einflüsse auf somatische Vorgänge, ζ. B. die Entstehung von Asthma bronchiale, Colitis ulcerosa, Ulcus pepticum u. a. Erkrankungen, berücksichtigt. I.w. S. können alle psychogenen Erkrankungen, die zu somatischen Symptomen und pathologisch-anatomischen Veränderungen führen, als psychosomatische Krankheiten verstanden werden. [PSCH] Psychotherapie: allgemeine Bezeichnung für alle Formen der psychologischen Behandlung von psychischen Störungen; Formen: ζ. B. autogenes Training, Biofeedback, Entspannungstherapie, Familientherapie, Gesprächstherapie, Gruppenpsychotherapie, Gestalttherapie, Hypnose, Bewegungstherapie, Musiktherapie, katathymes Bilderleben, Logotherapie, Psychoanalyse, Sexualtherapie, Verhaltenstherapie. [PSCH] PTCA: Abk. für engl, percutaneous transluminal coronary angioplasty; perkutane transluminale Angioplastie*. pTNM-Klassifikation: s. TNM-Klassifikation. PU: Abk. für Programmierte* Unterweisung. Pufferspeicher: Speicher, der vorübergehend Daten aufnimmt, die von einer Funktionseinheit zu einer anderen übertragen werden; wird vor allem zur Synchronisation von Funktionseinheiten mit unterschiedlicher Verarbeitungsgeschwindigkeit angewandt (vgl. DIN 44 300); s. a. Cache. [IGEL, SEEL] Punktat: s. Punktion.
Punktion: Einstich einer Hohlnadel (Kanüle) oder eines Trokars ggf. unter Ultraschall oder Röntgenkontrolle in Blutgefäße oder (Hohl-)Organe. Angewendet 1. zur therapeutischen bzw. diagnostischen Entnahme von Körperflüssigkeiten oder Gewebe; das gewonnene Material wird als Punktat bezeichnet; 2. zur Einbringung von Diagnostika (ζ. B. Kontrastmittel) oder Therapeutika. [PSCH] Punktwolke: in der Statistik syn. für Korrelationsdiagramm*. Punkt-zu-Punkt-Verbindung: s. Netzwerktopologie.
PVS: Abk. für Privatärztliche Verrechnungsstelle. p-Wert: Der p-Wert ermöglicht eine präzisere Beschreibung des Ergebnisses eines statistischen* Tests als die alleinige Angabe der Testentscheidung (für 411
ρ-Wert oder gegen die Nullhypothese* H 0 ). Er gibt die Wahrscheinlichkeit an, bei Entscheidung für die Alternativhypothese* H, einen Fehler 1. Art zu machen, also H, anzunehmen, obwohl H 0 zutrifft. Wurde vor Durchführung des Tests die Wahrscheinlichkeit für einen Fehler 1. Art mit α festgelegt, so ist H, anzunehmen, falls ρ < α ist, andernfalls H 0 . [KEMM]
412
Q
Quadratische Optimierung: s. Nichtlineare Programmierung. Qualität: Im medizinischen Versorgungsbereich umfaßt dieser Begriff die Gesamtheit aller Eigenschaften, die zur Beschreibung und Beurteilung der medizinischen Versorgungsziele und der dazu getroffenen Maßnahmen geeignet sind. Inhaltlich ist der Qualitätsbegriff bestimmt durch die von Donabedian eingeführte Trilogie von Strukturqualität*, Prozeßqualität* und Ergebnisqualität* und die Aspekte (Effektivität, Relevanz, Angemessenheit, Effizienz und Adäquanz), auf die sich die medizinische Versorgung abbilden läßt. [SELB] Qualitätskontrolle: fortlaufende Überwachung der Qualität von in Massen produzierten Gütern und erbrachten Dienstleitungen; ζ. B. die im Eichgesetz sowie in Richtlinien der Bundesärztekammer und ihren Ausführungsbestimmungen geregelte Qualitätskontrolle im medizinischen Laboratorium (Richtigkeitskontrolle*, Präzisionskontrolle*, Ringversuche*). Die Qualitätskontrolle ist eine wesentliche Maßnahme zur Qualitätssicherung*. Im englischen Sprachraum umfaßt der Begriff „control" neben der Überwachung auch Maßnahmen zur Sicherung und Verbesserung der Qualität. [BOTH, PORT, SELB] Qualitätssicherung: Gesamtheit der organisatorischen, technischen und normativen Maßnahmen, die geeignet sind, die Qualität der medizinischen Versorgung von Individuen und Bevölkerungsgruppen hinsichtlich der in sie gesetzten Erwartungen nicht nur zu sichern und zu verbessern, sondern auch der Weiterentwicklung medizinischen Wissens anzupassen. [SELB] Qualitätssicherungsaktivität: s. Qualitätssicherungsprogramm. Qualitätssicherungsprogramm: organisierte Maßnahme zur Qualitätssicherung* der medizinischen Versorgung, die sich aus einzelnen Qualitätssicherungsaktivitäten zusammensetzt: 1. Definition des Indikatorproblems*. 2. Definition der Kriterien zur operationalen Festlegung des Qualitätsbegriffes für das definierte Indikatorproblem. Kriterien sind operationalisierte Untermengen aller Eigenschaften medizinischen Handelns. Ihre Auswahl erfolgt zum einen nach den interessierenden Dimensionen und Aspekten der Qualität, zum anderen nach ihrer Beobachtbarkeit und Reliabilität (ζ. B. Auftreten von Wundheilungsstörungen). 413
Qualitatives Merkmal
3. Definition von Standards bzw. des Qualitätsanforderungsprofils. Standards sind Vorgaben zur Qualitätsbeurteilung, die entweder von führenden Experten der entsprechenden Fachdisziplin formuliert oder im Rahmen multizentrischer Studien ermittelt wurden und durch entsprechende Norm-, Auffälligkeits- oder Toleranzbereiche konkretisiert sind (ζ. B. Rate der Wundheilungsstörungen zwischen 0 und 15%). 4. Qualitätsdokumentation zum Indikatorproblem (gezielte Beobachtung des medizinischen Handelns mit anschließender standardisierter Dokumentation). 5. Durchführung des QualitätsVergleichs. Zeigen sich beim Vergleich der Qualitätsdokumentation mit dem Qualitätsanforderungsprofil Auffälligkeiten, die außerhalb der Toleranzbereiche liegen, bedarf es weitergehender Analysen bis hin zu Einzelfallanalysen. Sie zeigen, ob und inwieweit im Einzelfall tatsächlich Qualitätsschwachstellen vorhanden waren bzw. sind. 6. Erarbeitung von Strategien zur Qualitätsverbesserung, falls Qualitätsschwachstellen erkannt wurden. 7. Evaluation der in die Praxis umgesetzten Strategien zur Qualitätsverbesserung. 8. Entscheidung über das weitere Vorgehen mit eventuell notwendigem Rück verzweigen zu den vorausgegangenen Schritten. Die Aktivitäten 1—4 können auch als Beurteilungsphase, die Aktivitäten 5 — 8 als Interventionsphase betrachtet werden. [SELB] Qualitatives Merkmal: syn. für Nominales* Merkmal. Quantifizierung: logischer Begriff, der die Formulierung globaler Aussagen gestattet, ζ. B. „Für alle χ gilt die Behauptung P" oder „Es gibt ein x, für das Ρ gilt". [RICH] Quantil: syn. Fraktil; Quantile xq sind Maßzahlen* zur Beschreibung der Häufigkeitsverteilung eines quantitativen* Merkmals. Sie sind für jedes qe (0,1) definiert. xq hat die Eigenschaft, daß der Anteil der Stichprobenwerte, die kleiner oder gleich xq sind, mindestens q (bzw. 100q%), und der Anteil der Stichprobenwerte, die größer oder gleich xq sind, mindestens 1 — q (bzw. 100 • (1 — q)%) beträgt. Insbesondere ist x0)5 gleich dem Median*. Das Quantil xq wird auch als (lOOq)-tes Perzentil bezeichnet; der Median ist ζ. B. gleich dem 50. Perzentil. [KEMM] Quantitatives Merkmal: Merkmal*, dessen Ausprägungen der Größe nach geordnet sind oder (in sinnvoller Weise) geordnet werden können; das sind alle stetigen* und ordinalen* Merkmale. [KEMM] Quellprogramm: Programm, das nicht in der Maschinensprache* abgefaßt ist, sondern in einer dem Anwender verständlicheren Programmiersprache; s. a. Übersetzer. [IGEL, SEEL] 414
Quotientenprogrammierung
Querschnittsstudie: s. Studientypen der Epidemiologie. Querschnittstafel: s. Sterbetafel. Query language: engl, für Abfragesprache*. Quittung: in der Informatik ein Signal, das eine Funktionseinheit anfordert, um ζ. B. einen Prozeß fortzusetzen. [IGEL, SEEL] Quotientenprogrammierung: s. Nichtlineare Programmierung.
415
R
Radiatio: in der Medizin Bestrahlung; ζ. Β. mit Röntgenstrahlen; s. Strahlung*. [PSCH] Radioimmunologische Verfahren: Verfahren zur quantitativen Analyse bestimmter Substanzen in (entnommenen) Körperflüssigkeiten (ζ. B. Radioimmuno-Assay, Radio-Immunelektrophorese) bzw. zur Darstellung antigener Substanzen (ζ. B. Radioimmunoszintigraphie) durch Zusatz radioaktiv markierter Stoffe. Genutzt wird das immunologische Prinzip, daß Antikörper nur diejenigen Antigene binden, gegen die sie gerichtet sind (Antigen-Antikörper-Reaktion). [PSCH] Radiologische Diagnostik: medizinisches Fachgebiet, das die Erkennung von Erkrankungen mit Hilfe ionisierender Strahlen und kernphysikalischer Verfahren sowie den Strahlenschutz mit seinen physikalischen, biologischen und medizinischen Grundlagen umfaßt. [DEUT] Radionuklide: radioaktive Nuklide, für deren radioaktiven Spontanzerfall zunächst 3 physikalische Kennwerte wichtig sind: Art der emittierten Strahlung (od. Strahlungen), Energie dieser Strahlung(en) und Halbwertzeit(en) des Zerfalls. Der Herkunft nach unterscheidet man natürliche und künstliche Radionuklide. Radioisotope fallen nach der physikalischen Definition auch in die Gruppe der Radionuklide bzw. sind mit diesen identisch. Umgangssprachlich werden daher (auch in der Medizin) beide Begriffe nebeneinander verwendet. Medizinische Anwendungsbereiche: 1. Therapie: Hierfür werden natürliche und künstliche Radionuklide verwendet. Als Bestrahlungsmethoden werden angewandt: a) metabolische Anreicherung eines gewebeaffinen sog. offenen Radionuklides in geeigneter pharmakologischer Form, ζ. B. Jod 131 bei Schilddrüsenerkrankungen, Phosphor-32 bei Polyzythämie; b) interstitielle temporäre (oder dauernde) Implantation bzw. Kontaktbehandlung mit sogenannten geschlossenen Radionukliden, deren älteste und klassische Methode die Therapie mit Radiumnadeln beim Karzinom des weiblichen Genitals ist, ferner Anwendung bei Zungentumor oder die Hypophysenausschaltung mit Goldseeds (Gold-198); c) Teletherapieverfahren (Hochenergie-Strahlentherapie) mit Kobalt-60 und Cäsium137. In der gynäkologischen Strahlentherapie hat sich die Kombination Radiumtherapie mit perkutaner Kobalt-Telebestrahlung besonders bewährt. 2. Diagnostik: Sie ist durch die Bereitstellung der vielen künstlich aktiven Radionuklide in Verbindung mit der entsprechenden Radiopharmakologie möglich geworden. Der wesentliche Vorteil dieser Isotopendiagnostik gegenüber der Röntgendiagnostik besteht darin, daß physiologisch416
Rang
funktionale Darstellungen sehr leicht und nichtinvasiv möglich sind, wodurch einerseits eine Selbständigkeit dieser Disziplin erreicht wurde, andererseits ihre Bedeutung als differentialdiagnostisches Verfahren zugenommen hat. 3. Labordiagnostik: Radionuklide ermöglichen eine Reihe von anderweitig nur schwierig durchführbaren und ergebnissicheren Labormeßverfahren, ζ. B. Bestimmung der Erythrozytenlebenszeit mit Chrom-51 oder Eisenstoffwechselstudien mit Eisen-59. Neuerdings ist die kontinuierliche Verschiebung der Schilddrüsenfunktionsmessung vom Verfahren in*-vivo zur in*-vitro-Methode (Radioimmuno-Assay) bemerkenswert. [PSCH] Radixschreibweise: Stellenschreibweise*, bei welcher der Betrag jeder Ziffer als Produkt aus dem Zahlenwert der Ziffer und der der Stelle entsprechenden Potenz einer bestimmten Grundzahl B, der Basis der Zahlendarstellung, gebildet wird. Je nach dem Zahlen wert der Basis Β spricht man von einem Dualsystem (B = 2), Oktalsystem (B = 8), Dezimalsystem (B = 10), Duodezimalsystem (B = 12), Hexadezimalsystem (B = 16) (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] RAM: Abk. für engl, random-access memory; Speicher, bei dem der Zugang zu jeder Informationseinheit* in jeder gewünschten Reihenfolge möglich ist (vgl. DIN 44476). [IGEL, SEEL] Random Access: engl, wahlfreier Zugriff; Zugriff in beliebiger Reihenfolge; s. a. RAM. [IGEL, SEEL] Randomisierte Studie: s. Studientypen der Epidemiologie. Randomisierung: in der Statistik die zufällige Zuteilung von Beobachtungseinheiten* auf zwei oder mehr Gruppen (ζ. B. Therapien, Käfige). Die Randomisierung dient dazu, eine angenähert gleiche Verteilung der Störgrößen* in den einzelnen Gruppen zu erreichen und damit einen Bias* weitgehend zu vermeiden. Bei der Randomisierung muß jede Beobachtungseinheit dieselbe Chance haben, einer bestimmten Gruppe zugeteilt zu werden. Das einfachste und i. a. beste Randomisierungsverfahren ist die uneingeschränkte einfache Randomisation mit Hilfe von gleichverteilten (s. Gleichverteilung) Zufallszahlen*. Randomisierung in Blöcken von η = 4, 6 oder 8 kann einen Bias bei der Zuteilung nicht immer verhindern; Randomisationsverfahren, welche eine Balancierung innerhalb von Schichten erzwingen, ebenfalls nicht. [IMMI, KEMM] Randverteilung: s. Kontingenztafel. Rang: in der Statistik diejenige Stelle, die eine Beobachtung in einer Stichprobe einnimmt, nachdem diese der Größe nach geordnet wurde: der kleinste beobachtete Wert erhält Rang 1, der zweitkleinste Rang 2 usw. 417
Rangsummentest
Wegen der Pseudo-Stetigkeit vieler Meßwerte (vgl. stetig) können bei der Rangbildung Bindungen auftreten, wie im folgenden Beispiel gezeigt: 130
130
140
150
150
150.
Dann teilt man den Beobachtungen sogenannte Mittelränge zu, d. h. anstelle der Zuteilung 1
2
3
4
5 6
1,5
3
5
wählt man 1,5
5
5,
wobei sich 1,5 als (1 + 2)/2 und 5 als (4 + 5 + 6)/3 ergibt. [IMMI, KEMM] Rangsummentest: Oberbegriff für diejenigen statistischen Tests, die an-
stelle der beobachteten Werte den jeweiligen Rang* verwenden, der diesen Werten zukommt. Rangsummentests gehören zu den verteilungsfreien* Tests. Beispiel: Mann*-Whitney-Test, Wilcoxon*-Test. [IMMI, KEMM] RAS: in der Datensicherung* verwendete Abkürzung aus den Begriffen Reliability (Zuverlässigkeit), Availability (Verfügbarkeit*) und Serviceability (Wartbarkeit*). [SEEL] Raster: Aufteilung einer Fläche in einzelne (Bild-)Punkte, die durch die
Schnittstellen waagrechter und senkrechter Linien gebildet werden. [SEEL] Ratingmethode: Erhebungsmethode, bei der Antworten zu vorgegebenen
Fragen vom Befragten auf einer Ratingskala (nominale oder ordinale Skala) eingetragen werden können; s. a. Polaritätsprofil. [SEEL] Rationalisierung: Maßnahmen zur methodischen Verbesserung des Kosten-Leistungsverhältnisses von produzierten Sachgütern und Dienstleistungen. Dabei werden die produktiven Faktoren Arbeit, Betriebsmittel und Stoffe neu kombiniert, so daß der gewünschte Rationalisierungseffekt eintritt. Mit Hilfe der Informationstechnologie lassen sich sowohl operative als auch dispositive Tätigkeiten durch Betriebsmitteleinsatz (Automaten) ganz oder teilweise substituieren. [SEEL] Rauschen: ein statistisch gleichmäßiges Signal, das durch Überlagerung
von vielen verschiedenen Störsignalen, die in der Gesamtheit andauern, in ihrer Zusammensetzung aber zu jedem Zeitpunkt zufällig ist, entsteht. [IGEL, SEEL] Reaktionszeit: Zeitspanne zwischen der Erteilung eines Auftrages an eine Funktionseinheit und dem Beginn seiner Ausführung (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL]
418
Rechenzentrum
Real-Größe: rationale oder gebrochene Zahl.
[IGEL, SEEL]
Real-time processing: engl, für Realzeitbetrieb. Realzeitbetrieb: syn. Realzeitverarbeitung; engl, real-time processing; Betriebsart* eines Datenverarbeitungssystems, bei der Programme zur Verarbeitung anfallender Daten (Prozeßdaten) derart ständig ablaufbereit sind, daß die Verarbeitungsergebnisse innerhalb einer vorgegebenen Zeitspanne verfügbar sind und u. U. direkt (über entsprechende Hardware) auf einen Prozeß* einwirken (Prozeßdatenverarbeitung). [IGEL, SEEL] Reaizeitverarbeitung: syn. für Realzeitbetrieb*. Reanimation: sog. Wiederbelebung; in der Medizin Maßnahmen, die geeignet sind, die Sauerstoffversorgung des Zentralnervensystems aufrechtzuerhalten bei Atemstillstand und Herzstillstand; ζ. B. Beatmung, Herzmassage, Defibrillation (elektrische oder mechanische Methode zur Beseitigung des Kammerflimmerns). [PSCH] Recall: syn. Nachweisquote; Vollständigkeitsmaß zur Beschreibung der Güte eines Retrievals* (s. Retrievalqualität). Der Recall ist das Verhältnis der Anzahl der per Retrieval gefundenen und auch relevanten Dokumente zur Gesamtzahl der relevanten Dokumente (Sätze) einer Dokumentation (Datenbank). Er ist im Zusammenhang mit mindestens einer weiteren Kenngröße der Retrievalqualität, i. d. R. der Präzision*, zu beurteilen. [KLAR] Rechenanlage: syn. für Datenverarbeitungssystem*. Rechensystem: syn. für Datenverarbeitungssystem*. Rechenwerk: engl, arithmetical logical unit, Abk. ALU; eine Funktionseinheit innerhalb eines Datenverarbeitungssystems, die Rechenoperationen ausführt. Hierzu zählen neben den arithmetischen Operationen auch boolesche* Verknüpfungen, Vergleiche, Umformungs-, Verschiebe- und Rundungsoperationen und andere (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Rechenzeit: bezogen auf ein Datenverarbeitungssystem die Zeitspanne, in der ein Programm die Zentraleinheit belegt. Die Rechenzeit kann mit dem Job*-accounting ermittelt werden. [IGEL, SEEL] Rechenzentrum: Abk. RZ; ein Betrieb, der nach Qualität, Zeit und Menge definierte Datenverarbeitungsleistungen für einen oder mehrere Auftraggeber erbringt, ferner Anwendungsentwicklung, Organisationsberatung, Schulung, Vertrieb von Hard- und Softwareprodukten (s. a. Datenzentrale, Information Center, Servicerechenzentrum). I. e. S. eine Organisationsein419
Rechenzentrum, medizinisches
heit, in der Datenverarbeitungssysteme (Maschinenraum) und die dazugehörige Infrastruktur (ζ. B. Arbeitsvorbereitung, Netzwerküberwachung, Datenträgerarchiv, Lager, Versand) untergebracht sind. [SEEL] Rechenzentrum, medizinisches: s. Medizinisches Rechenzentrum.
Recherche: Suchvorgang in verschiedenen (i. d. R. allen erreichbaren) Datenbeständen. Recherchen zählen zu den Dienstleistungen von Informations*- und Dokumentationsstellen und sind i.d. R. entgeltpflichtig; vgl. Retrieval. [DGD] Rechner: syn. für Datenverarbeitungssystem*. Rechnernetz: syn. für Verteiltes* Datenverarbeitungssystem. Rechnerverbund: s. Verteiltes Datenverarbeitungssystem. Rechte des Betroffenen: im B D S G festgelegte Rechte, die ein Betroffener* hinsichtlich der personenbezogenen* Daten zu seiner eigenen Person der speichernden Stelle gegenüber hat ( § 4 B D S G ) : 1. Auskunftsrecht*, 2. Recht zur Berichtigung unrichtiger Daten (s. Berichtigungspflicht), 3. Recht auf Sperrung von Daten (s. Sperrpflicht), 4. Recht auf Löschung von Daten (s. Löschungspflicht). [SEEL] rechtsbündig: s. bündig. Rechtsmedizin: medizinisches Fachgebiet, das sich mit Rechtsfragen der ärztlichen Berufsausübung beschäftigt sowie die Anwendung und Beurteilung medizinischer und medizinisch-naturwissenschaftlicher Kenntnisse umfaßt. [GERC] Record linkage: das Zusammenführen logisch zusammenhängender Informationseinheiten aufgrund eines einheitlichen Ordnungskriteriums; ζ. B. der Behandlungsdaten verschiedener stationärer Aufenthalte ein und desselben Patienten. [SEEL] Redundanz: 1. in der Informatik das funktionsbereite Vorhandensein von mehr als für die vorgesehene Funktion notwendigen technischen Mitteln (ζ. B. das mehrmalige Vorhandensein derselben Information in einem Datenbestand); vgl. DIN 40042. 2. In der Nachrichtentechnik der Anteil einer Nachricht, der über das für richtiges Erkennen Notwendige hinausgeht. Er ist nicht immer für sich abtrennbar; vgl. DIN 44 330. 3. In der Informationstheorie die Differenz zwischen Entscheidungsgehalt* H 0 und Entropie* H: R = H 0 - H; vgl. DIN 44301. Die relative 420
Regelkreis
Redundanz bezeichnet die auf den Entscheidungsgehalt bezogene Redundanz: r = R/Ho = (H 0 - H)/H 0 . [SEEL] reentrant: engl, für eintrittsinvariant*. Referatedienst: schriftlicher, periodischer Nachweis von Literatur (ζ. B.
Neuerscheinungen zu einem Fachgebiet), die meist durch Kurzreferate näher beschrieben und durch Register (ζ. B. Sach-, Orts-, Namensregister) nach verschiedenen inhaltlichen Kriterien erschlossen werden kann; Dienstleistung einer Informations*- und Dokumentationsstelle oder eines Fachinformationszentrums*. [WOLT] Referenzbereich: Wertebereich, welcher der Einordnung und Bewertung
des Resultats einer biologischen* Kenngröße hinsichtlich bestimmter Fragestellungen in Diagnostik, Therapie und Medikation dient; ζ. B. die Kennzeichnung der Wertlage eines Resultats, bezogen auf den zugehörigen Referenzbereich, als wesentliches Befundungsmerkmal. Hinsichtlich der Abgrenzung zwischen „normaler" oder „pathologischer" Wertlage spricht man auch vom „Normalbereich", der i. a. nichts mit einer Normalverteilung der biologischen Kenngröße zu tun hat, was bisweilen fälschlicherweise angenommen wird. Referenzbereiche können von sehr unterschiedlichen Gegebenheiten abhängen; ζ. B. Alter, Geschlecht, Schwangerschaft, Ernährungszustand (ζ. B. nüchtern für Serumbestimmungen, fleischfreie Kost für den Nachweis von okkultem Blut im Stuhl). [BOTH, PORT] Referenzmethode: exakt beschriebene Methode, die nachweislich ausreichend präzise und richtige Resultate gewährleistet, um als Maßstab für die Bewertung (Bestimmung von Reliabilität*, Validität*, Kosten) anderer Methoden benutzt zu werden. [BOTH, PORT]
Regel: s. Produktionsregel. Regelkreis: geschlossenes System* zur Festwert- oder Folgeregelung, das aus Meßeinrichtungen, Regler, Regelstrecke und Stellglied besteht (s. Abb.). Betrachtet man einen Regelkreis, dessen Ausgang einen gewünschten zeitlichen Verlauf aufweist, dann ist Regelung ein Vorgang, bei dem das Signal des Ausgangs fortlaufend durch eine Meßeinrichtung erfaßt wird (Messung) und mit einer anderen Größe verglichen wird, wobei abhängig vom Ergebnis dieses Vergleiches ein Stellglied, dessen Signal die Stellgröße ist, im Sinne der Abweichung beeinflußt wird. Das Signal, die zu regelnde Größe, wird als Regelgröße bezeichnet. Das Signal, welches verstellbar ist, wird als Stellgröße bezeichnet. Die Aufgabe der Regelung besteht darin, die vom Meßglied erfaßte Regelgröße y(T) unabhängig von äußeren Störungen z(T) entweder auf einem konstanten Sollwert w(T) gleich konstant zu halten (Festwertregelung) oder y(T) einem veränderlichen Sollwert w(T) ungleich konstant (Führungsgröße) nachzuführen (Folgeregelung). Diese Aufgabe 421
Regelleistungen ^Führungsgröße
w(T)
Übertragung des Ist-Werts (jeweiligen Meßwerts) der Regelgröße
Regler
Übertragung der Stellgröße
Mef3einrichtung für die zu regelnde Größe: Fühler
Korrekturmechanismus Stellglied
Außeneinflüsse auf die Regelgröße: Störgröße ζ (T)
Konstant zu haltender Zustand oder Vorgang: Regelgröße y ( T )
Abb.:
Regelkreis.
wird durch den Regler ausgeführt. Der Regler verarbeitet die Differenz zwischen Sollwert w(T) und Istwert y(T) der Regelgröße entsprechend seiner Funktionsweise (ζ. B. proportional, integral) und erzeugt ein Signal, welches über das Stellglied als Stellgröße auf die Regelstrecke einwirkt und ζ. B. im Falle der Störgrößenregelung dem Störsignal z(T) entgegenwirkt. Die Reglerfunktion besteht nun darin, eine eingetretene Regelabweichung möglichst schnell zu beseitigen oder zumindest sehr klein zu halten. Für eine Regelung ist typisch, daß die Regelgröße stets mit negativem Vorzeichen zum Regler zurückgeführt wird. Man nennt diesen Vorgang auch Rückkopplung bzw. Gegenkopplung. Erfolgt eine Rückführung mit positivem Vorzeichen, so handelt es sich um ein Verstärkungsprinzip. Die positive Rückkopplung heißt auch Mitkopplung. An einen Regelkreis werden gewöhnlich folgende Anforderungen gestellt: Der Regelkreis muß stabil sein. Störgrößen z(T) sollen einen möglichst geringen Einfluß auf die Regelgröße y(T) haben. Die Regelgröße y(T) soll einer zeitlich sich ändernden Führungsgröße w(T) möglichst genau und schnell folgen. Der Regelkreis soll möglichst unempfindlich gegenüber nicht zu großen Parameteränderungen sein (s. Robustheit). [MOLL] Regelleistungen: Sammelbegriff für Leistungen der gesetzlichen* Krankenversicherung, die nach § 11 SGB V Gegenstand der Versicherung sind (Maßnahmen zur Früherkennung von Krankheiten, Krankenhilfe, Mutterschaftshilfe, sonstige Hilfen, Sterbegeld, Familienhilfe). [SEEL] Regelversorgung: allgemeine Krankenhausversorgung in den Grunddisziplinen Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie/Geburtshilfe und Pädia422
Rehabilitation
trie, ferner in den Spezialdisziplinen Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Augenheilkunde, Geriatrie, Intensivmedizin und Anästhesiologie. Hinzu treten besondere Dienste und technische Einrichtungen wie fachärztliche Strahlendiagnostik und Apotheke. Dabei kann die Versorgung in den Spezialdisziplinen Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Augenheilkunde auch als Neben-, Beleg- oder Konsiliarfach geführt werden. Die Bettenzahl eines Krankenhauses der differenzierten Regelversorgung (einschließlich Pädiatrie) sollte rund 400 Betten betragen, die der normalen Regelversorgung (ohne Pädiatrie) rund 330 Betten. [RIEF] Regel wissen: in Form von Produktionsregeln* repräsentiertes Wissen.
[RICH] Register: als Teil einer Funktionseinheit ein schnell arbeitender Speicher für ein Wort* und ggf. Teile der mit diesem Speicher zusammenwirkenden Schaltwerke zur möglichst wirkungsvollen Unterstützung der Aufgaben der Funktionseinheit; ζ. B. Adreß-, Index-, Befehlsregister (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Regression: s. Regressionsanalyse. Regressionsanalyse: meist syn. Regression; statistisches Verfahren zur Untersuchung des Einflusses eines oder mehrerer (unabhängiger*) quantitativer* Merkmale auf ein (abhängiges*) stetiges* Merkmal. Man unterscheidet zwischen linearer und nichtlinearer Regressionsanalyse, innerhalb der linearen Regressionsanalyse wiederum zwischen einfacher und multipler. Bei der einfachen linearen Regression wird zu einer Stichprobe von Beobachtungspaaren (x,, y t ), ..., (xn, yn) diejenige Gerade gesucht, die die Punkte (xi? yO für i = 1, ..., η am besten approximiert, wobei meistens nach der Methode* der kleinsten Quadrate vorgegangen wird. Diese Regressionsgerade kann unter anderem zur Vorhersage des durchschnittlichen yWerts bei gegebenem x-Wert verwandt werden. Bei der multiplen linearen Regression wird der gleichzeitige lineare Einfluß mehrerer unabhängiger Merkmale x f , x2, ..., Xk auf das abhängige Merkmal Y untersucht:
Υ
=
ßo +
βιΧι
+
ß2x2 +
...
+
ßkXk
+ Versuchsfehler*.
Die nichtlineare Regressionsanalyse beschäftigt sich mit der Anpassung von Kurven (genauer: mit dem Fall, daß Y nicht linear von den Parametern ß0, ß,, ..., ßk abhängt). [KEMM] Regressionsgerade: s. Regressionsanalyse. Rehabilitation: Teil der Krankenversorgung, der die koordinierte Anwen-
dung von medizinischen, beruflichen und sozialen Maßnahmen zur möglichst weitgehenden Wiederherstellung des Zustandes vor Eintritt einer fortschreitenden, also mit Defektbildung einhergehenden Krankheit, d. h. 423
Reichsversicherungsordnung
(Wieder-)Eingliederung eines Geschädigten in das berufliche und gesellschaftliche Leben umfaßt. Die medizinische Rehabilitation konzentriert sich auf die Therapie verbliebener und die Wiederherstellung verlorengegangener Funktionen des Patienten im somatischen und seelisch-geistigen Bereich; ζ. B. Sprachtherapie zur Behandlung von Aphasie bei Apoplexie, Versorgung mit Prothese nach Beinamputation, danach Gehschule. Die berufliche Rehabilitation umfaßt alle Maßnahmen, die der Erreichung des Zieles der beruflichen (Wieder-)Eingliederung des Geschädigten direkt dienen; ζ. B. Umschulung eines Maurers auf den Beruf eines technischen Zeichners nach Herzinfarkt. Die soziale Rehabilitation zielt nicht nur auf eine soziale Wiederanpassung des Geschädigten ab, sondern versteht Rehabilitation als Hilfe zu einer neuen Lebensführung; ζ. B. Verlegung eines alleinstehenden gelähmten Behinderten aus seiner Wohnung in ein Wohnheim, Übergangsheime für chronisch psychisch Kranke. Zuständig für Rehabilitation (Rehabilitationsträger) sind die Rentenversicherungsträger (§10 SGB VI), die Krankenkassen (§§ 40 u. 111 SGB V), die Berufsgenossenschaften und die Arbeitsämter, die dabei zur Zusammenarbeit verpflichtet sind (§ 5 Rehabilitationsangleichungsgesetz). Entsprechend der Einteilung der Rehabilitationsmedizin ergibt sich die Notwendigkeit, verschiedene Einrichtungen für die Durchführung von Rehabilitationsmaßnahmen bereitzustellen: Rehabilitationskrankenhäuser, Berufsförderungswerke, Berufsbildungswerke, Sonderschulen, beschützende Werkstätten. [SILO] Reichsversicherungsordnung: Abk. RVO; regelt die öffentlich-rechtlichen Versicherungszweige Krankenversicherung*, Unfallversicherung* und Rentenversicherung* der Arbeiter. Sie wurde am 19.7.1911 (RGBl. S. 509) verkündet, zwischenzeitlich häufig ergänzt und geändert. Die RVO ist in sechs Bücher gegliedert: Gemeinsame Vorschriften, Krankenversicherung, Unfallversicherung, Rentenversicherung der Arbeiter, Beziehungen der Versicherungsträger zueinander und zu anderen Verpflichteten, Verfahren. [SEEL] Reihenuntersuchung: medizinische Untersuchung von Personengruppen nach einheitlich festgelegten Untersuchungsmerkmalen und einheitlichen Methoden auf bestimmte Beurteilungskriterien hin, ζ. B. zur Früherkennung von Krankheiten oder zur Prüfung der Tauglichkeit für eine bestimmte Tätigkeit. [SEEL] Reine Projektorganisation: Form der Projektorganisation*, bei der im Gegensatz zur Matrixorganisation* alle Mitglieder einer Projektgruppe nur der Weisungs- oder Entscheidungsbefugnis des Projektleiters unterstehen [SEEL] (s. a. Einflußprojektorganisation). 424
Rektoskopie
Abb.: Reine Projektorganisation. Die Entscheidungskompetenz ist vollständig dem Projektleiter zugeordnet.
Reizstrom:
Reizströme sind geeignet, eine fehlende oder unvollständige nervöse Erregung von Zellen durch Auslösung von Aktionspotentialen an erregbaren Zellmembranen zu ersetzen. Voraussetzung hierfür ist ein elektrisches Strömungsfeld, das durch Elektroden* angelegt wird. Besonders übersichtlich stellt sich die elektrische Auslösung der Herzaktion dar, da sie nach dem Prinzip „alles oder nichts" abläuft; die Erregung einer einzigen Zelle genügt, um den Reiz auf den ganzen Muskel lawinenartig zu übertragen (Herzschrittmacher). Die elektrische Reizung eines Muskels erfolgt direkt oder indirekt über eine Membran des motorischen Innervationssystems. Bei funktionsfähigen motorischen Einheiten wird stets stromsparend indirekt gereizt. Die Stromwirkung ist an der negativen Elektrode (Kathode) stärker ausgeprägt als an der positiven (Anode). Die monodirektionale Reizung erfolgt daher stets an der Kathode, die, um die Wirkung durch eine hohe Stromdichte zu verstärken, kleinflächig ausgelegt wird. Die Reizwirkung an der großflächig gestalteten Anode läßt sich bei geringer Stromdichte vernachlässigen. Der elektrische Strom verschiebt Ionen. Um Nichtgleichgewichtskonzentrationen klein zu halten, wird das Strömungsfeld so klein wie möglich gehalten. Wegen der im einzelnen unbekannten Vorgänge an der Phasengrenze zur Membran werden für jeden Patienten individuelle, bestwirksame Impulsformen und -amplituden empirisch ermittelt. Dies gilt vor allem für die funktionelle Elektrostimulation*. [THUL] Rektoskopie:
Spiegeluntersuchung des Mastdarms und eventuell des Sigmas mit einzuführendem Rektoskop, wobei durch Gummischlauch das vorliegende Darmstück kuppeiförmig aufgeblasen wird (Rekto-Sigmoidoskopie). Die Rektoskopie ist die wichtigste Untersuchungsmethode zur Früherkennung des Rektumkarzinoms. [PSCH] 425
rekursiv
rekursiv: Eigenschaft eines Programms* oder einer Prozedur*, sich selbst unmittelbar oder mittelbar aufrufen zu können. [DIN 44 300] Relationales Datenmodell: s. D a t e n m o d e l l e .
Relative Häufigkeit: der Anteil der Beobachtungen mit einer bestimmten Merkmalsausprägung oder in einer bestimmten Klasse, bezogen auf alle Beobachtungen; vgl. Absolute Häufigkeit. [KEMM] Relative Redundanz: s. R e d u n d a n z .
Relatives Risiko: Verhältnis der relativen Krankheitshäufigkeit bei exponierten Personen (s. Exposition) im Vergleich zur relativen Krankheitshäufigkeit bei Nichtexponierten. Das relative Risiko gibt an, um wieviel häufiger (oder seltener) die exponierte Gruppe von der Krankheit befallen wird als die nichtexponierte Gruppe. [BLOH] Release: eine bestimmte Fassung einer zur Anwendung freigegebenen Software-Version. Zur Unterscheidung verbesserter und evtl. fehlerbereinigter, oder auch funktional erweiterter Programmstände werden die Versionen durchnumeriert. [IGEL, SEEL] Relevanzquote: syn. für Präzision*. Reliabilität: Zuverlässigkeit, Reproduzierbarkeit, Genauigkeit, Grad der Übereinstimmung bei Wiederholungsbeobachtung. Bei quantitativen Tests (Messungen, Beobachtungen) in der klinischen Chemie sind varianzbezogene Reliabilitäts- oder Genauigkeitsmaße üblich wie σ 2 , σ 2 /η usw. In der psychologieorientierten klassischen Fehler- und Testtheorie werden als Reliabilitätsmaße Korrelationskoeffizienten* und ähnliche Größen wie 11(2 σ 2 ) gebraucht. Bei qualitativen diagnostischen Tests und zur Reliabilitätsbeurteilung qualitativer Merkmale (ζ. B. Diagnosen) werden Kontingenz- oder Konkordanzmaße wie Pearson's chi-quadrat-bezogenes CC, Cohen's kappa oder eine dem Validitätsmaß k (s. Validierung diagnostischer Tests) analoge Größe benutzt, die den Anteil der beobachteten Übereinstimmungen beschreibt. Es sind auch einfach Prozentangaben möglich. Besonders häufig wird bei qualitativen medizinischen Merkmalen wie Diagnosen kappa als Reliabilitätsmaß angegeben. Es berücksichtigt den per Zufall zu erwartenden Anteil der Übereinstimmungen e; kappa = (k — e)/(l — e). kappa variiert ähnlich wie ein Korrelationskoeffizient von —1, d. h. gegenteilige Übereinstimmung, über Null, d. h. keine Gemeinsamkeit, bis zu + 1 , d. h. völlige Übereinstimmung. Bei allen Reliabilitätsmessungen sollte nachvollziehbar beschrieben werden, wie die zu vergleichenden Merkmale klassiert sind und beurteilt werden, da viele Größen wie CC, k, kappa von der Häufigkeit der Merkmalsausprägungen im Untersuchungskollektiv, also 426
Rentenversicherung
ζ. Β. bei Diagnosen von der Prävalenz*, abhängen. Eine Reliabilität medizinischer Merkmale (anamnestische Angaben, Befunde, Diagnosen usw.) kann aus einem Vergleich mit verschiedenen Untersuchern (inter-Beobachter-Reliabilität) oder bei gleichen Untersuchern (intra-Beobachter-Reliabilität) bestimmt werden und sollte möglichst immer blind und bedingt unabhängig am selben Beobachtungskollektiv ermittelt werden. Sollen Ergebnisse einer Reliabilitätsmessung auf andere Situationen übertragen werden, so ist das nur bei hinreichender Strukturgleichheit (ζ. B. Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen) und Beobachtungsgleichheit (ζ. B. Meßverfahren, Schulungsgrad der Untersucher, Terminologie) möglich. Eine gute Reliabilität ist notwendige Voraussetzung für eine hohe Validität*, die in der Regel mehr interessiert, aber schwieriger zu messen ist. [KLAR] Remote Job Entry: s. Stapelfernverarbeitung. Rentenärztlicher Dienst: medizinischer Beratungs- und Begutachtungsdienst der gesetzlichen Rentenversicherung*. Er prüft aus medizinischer Sicht, ob die Voraussetzungen für eine Rehabilitationsmaßnahme oder für die Gewährung einer Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsrente vorliegen. Rehabilitationsmaßnahmen gehen Rentenleistungen vor. [SILO] Rentenversicherung:
Die Rentenversicherung umfaßt die Arbeiterrenten-, Angestellten- und die knappschaftliche Rentenversicherung, die neben der Rentenversicherung der Handwerker und der Alterssicherung der Landwirte zusammen mit den Zusatzversorgungen und der Beamtenversorgung die Funktion „Alter und Hinterbliebene" im Sozialbudget bilden. Die Rentenversicherung ist eine Pflichtversicherung, in der alle wirtschaftlich unselbständigen Arbeitnehmer, die gegen Entgelt oder als Lehrling oder sonst zu ihrer Berufsausbildung auch ohne Entgelt beschäftigt werden, versicherungspflichtig sind. Im Unterschied zur gesetzlichen* Krankenversicherung besteht die Versicherungspflicht unabhängig von der Höhe des Einkommens der Beschäftigten. Die Rentenversicherung gewährt Renten an die Versicherten und ihre Familien im Fall von Invalidität, Alter oder Tod. Voraussetzung für die Rentenzahlung ist der Eintritt des Versicherungsfalls und die Erfüllung der Wartezeit. Die Höhe der Rente bestimmt sich gemäß der Rentenformel, in die vier Faktoren eingehen: die persönliche Bemessungsgrundlage, die Zahl der anrechnungsfähigen Versicherungsjahre, die allgemeine Bemessungsgrundlage und der nach Rentenart unterschiedliche Steigerungssatz je anrechnungsfähigem Versicherungsjahr. Die Hinterbliebenenrenten leiten sich von den Versichertenrenten ab. Aufgrund der jährlichen Veränderung der allgemeinen Bemessungsgrundlage ist es notwendig, die einmal bewilligten Renten (Bestandsrenten) der Entwicklung der Zugangsrenten anzupassen; dies geschieht nicht automatisch, dazu bedarf es stets eines Rentenanpassungsgesetzes. Nach dem Grundsatz „Rehabilitation geht vor Rente" wer427
Rentenversicherungsnummer
den ebenfalls medizinische, berufsfördernde und ergänzende Leistungen zwecks Erhaltung, Besserung und Wiederherstellung der Erwerbsfahigkeit der Versicherten gewährt. Die Finanzierung der Rentenversicherung erfolgt über Beiträge, die von den Versicherten und den Arbeitgebern aufgebracht werden; der Bund leistet zu den Ausgaben einen Zuschuß. Kennzeichen des Finanzierungssystems der Rentenversicherungen sind das Umlageverfahren und der Generationenvertrag. Nach dem Umlageverfahren werden die aufgebrachten Mittel unmittelbar wieder für die gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen ausgegeben, ohne daß eine Kapitalansammlung erfolgt (Anwartschaftsdeckung). Inhalt des nicht schriftlich festgelegten Generationenvertrages ist die Verpflichtung der heutigen Generation zur Beitragszahlung in der Erwartung, daß deren Alterssicherung von der nachfolgenden Generation in gleicher Weise finanziert wird. Träger der Rentenversicherung sind die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, die Landesversicherungsanstalten und die Sonderanstalten (Bundesbahn-Versicherungsanstalt, Seekasse). Träger der knappschaftlichen Rentenversicherung ist die Bundesknappschaft. [ADAM] Rentenversicherungsnummer: ζ. T. nach externen Gesichtspunkten, ζ. T. aus Personendaten abgeleitete 12stellige Kennziffer zur Identifikation eines Versicherten der gesetzlichen Rentenversicherung (§ 147 SGB VI). Sie besteht (von links nach rechts) aus zwei Ziffern für die Vergabeanstalt, 6 Ziffern des Geburtsdatums, den Anfangsbuchstaben des Geburtsnamens als einzige Alphabetstelle, zwei Ziffern für die Seriennummer und Geschlecht (00 bis 49 Männer, 50 bis 99 Frauen) sowie eine einstellige Prüfziffer modulo 10; vgl. Krankenversichertennummer, s. a. I-Zahl. [SEEL] Requirements engineering: engl, für Anforderungsanalyse*.
Resektion: in der Medizin die Ausschneidung eines Organs, teilweise Entfernung von kranken Organteilen. [PSCH] resident: bei Programmen* die Eigenschaft, (ständig) im Zentralspeicher zu sein. [IGEL, SEEL] Resistenz: 1. ererbter, unspezifischer Schutz (sogenannte natürliche Immunität) gegenüber Infektionen (Seuchenfestigkeit) oder Giften; 2. Resistenz gegen Antibiotika bzw. Chemotherapeutika. Widerstandsfähigkeit von Bakterien gegen therapeutisch im Gewebe bzw. in Körperflüssigkeiten erreichbare Konzentration des antibakteriellen Mittels. [PSCH] Resorption: Aufsaugung; 1. Aufnahme von Stoffen durch die Haut oder Schleimhaut in die Blut- und Lymphbahn; zur Resorption ist befähigt der Magen-Darm-Kanal (Einverleibung der Nahrungsstoffe), die Wände der serösen Höhlen (Aufsaugung von Exsudaten), das Unterhautzellgewebe 428
Resultatliste
(Aufsaugung subkutan injizierter Arzneimittel), die Haut u. a.; 2. (pharmak.) Aufnahme von (Arznei-)Substanzen in den Blutkreislauf nach Transport durch bestimmte Barrieren (ζ. B. Lipid-Eiweißmembranen) des Resorptionsorgans. [PSCH] Resultateinheit: größtmögliche Zehnerpotenz zur Darstellung relevanter methodischer und biologischer Resultatunterschiede bei einer biologischen* Kenngröße; ζ. B. bei den Serumuntersuchungen Natrium = 1 mmol/1, Kalium = 0,1 mmol/1, Calcium = 0,01 mmol/1, GOT = 1 U/1, Cholinesterase = 10 U/1. Die konsequente Verwendung von Resultateinheiten dient einer platzsparenden Darstellung und der Vermeidung von Pseudogenauigkeiten in Befundberichten. [BOTH, PORT] Resteliste: im medizinischen Laboratorium die Auflistung unerledigter Analysenanforderungen. Sie kann bei computergestützten Laborinformationssystemen nach verschiedenen Kriterien ausgegeben werden; ζ. B. für das gesamte Laboratorium, einzelne Teilbereiche, Labormeßplätze und biologische* Kenngrößen, jeweils frei wählbar über ein anzugebendes Zeitintervall oder einen vorgebbaren Probennummernbereich. [BOTH, PORT] Resultatformat: in der Labordatenverarbeitung eine festgelegte Form oder
Ordnung innerhalb einer Zeichenkette für Eingabe, Speicherung und Ausgabe qualitativer und quantitativer Resultatdaten, gegebenenfalls mit ergänzenden Befundungstexten. Das Resultatformat bei quantitativen Resultaten biologischer* Kenngrößen beinhaltet insbesondere die Resultateinheit*. [BOTH, PORT] Resultatfreigabe: in der Labordatenverarbeitung die (programmgestützte)
Freigabe aller Resultat-, Proben- und Patientendaten für weitere Verarbeitungsprozeduren (insbesondere die Befundübermittlung an den anfordernden Arzt) nach Kontrolle der Analysenmeßergebnisse durch das technische Personal und die Befundung durch den verantwortlichen Laborarzt. [BOTH, PORT] Resultatliste: in der Labordatenverarbeitung eine Liste mit allen Meßer-
gebnissen von Patientenuntersuchungsgut, Kontrollösungen usw. für einen Labormeßplatz, ein Analysengerät oder eine andere (gegebenenfalls offline* eingegebene) Meßergebnisgruppe. Sie enthält die Probenidentifikation* mit den zugehörigen Analysenresultaten, gegebenenfalls ergänzt durch Vorwerte, die Auswertung der Qualitätskontrollresultate und Plausibilitätshinweise. Die Daten in einer Resultatliste sind im Datenverarbeitungssystem für weitere Bearbeitungsschritte zwischengespeichert und werden bis zur Resultatfreigabe* der anfordernden Stelle noch nicht (oder höchstens unter Vorbehalt) zur Verfügung gestellt. [BOTH, PORT] 429
Resultatvalidität
Resultatvalidität: s. Validierung diagnostischer Tests. Retrieval: Suchvorgang, bei dem aus einem bestimmten Datenbestand eines Dokumentationssystems* diejenigen Dokumentationseinheiten* selektiert werden, die mit einem vorgegebenen Suchprofil (Boolescher Ausdruck aus Deskriptoren*) übereinstimmen; vgl. Recherche. [DGD] Retrievalqualität: beschreibt die Güte von Indexierungs- und Informations· Wiedergewinnungsverfahren besonders bei unformatierten, freien Texten. In der Medizinischen Informatik wird eine hohe Retrievalqualität ζ. B. bei der Analyse von Befundtexten, Arztbriefen, Epikrisen und anamnestischen Erhebungen sowie bei Recherchen* in medizinischen Literaturdokumentationssystemen (s. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information) gewünscht. Als Gütemaße der Retrievalqualität sind besonders die Kenngrößen Recall* (Vollständigkeitsmaß) und Präzision* (Genauigkeitsmaß) gebräuchlich, gelegentlich wird auch die Ausfallrate angegeben. Diese Qualitätsmaße werden aus den absoluten Häufigkeiten a bis d einer Vierfeldertafel (s. Kontingenztafel) bestimmt, die die binäre Selektionsvariable „Dokument in Datenbank gefunden: ja/nein" mit der binären Relevanzvariablen „Dokument einschlägig: ja/nein" kreuzklassifizierend verknüpft (s. Abb. 1). Dokument gefunden? Dokument\^^ (Selekt.) einschlägig? (Relevanz)
ja
nein
ja
a
b
nein
c
d
Recall = Präzision = Ausfallrate =
a/(a + b) a/(a + c) c/(c + d)
Abb. 1: Qualitätsmaße zur Bestimmung der Retrievalqualität.
Werden Relevanz und Selektion als Zufallsvariable aufgefaßt, können Recall und Präzision als bedingte Wahrscheinlichkeiten betrachtet werden, die aus den Häufigkeiten der o. g. Vierfeldertafel zu schätzen sind; es kann 430
Rettu ngshubschrauber
dann mit den üblichen probabilistischen Verfahren (Bayes'sche* Formel, Informationstheorie usw.) weitergearbeitet werden. Wird die Retrievalqualität analog zur Validierung* diagnostischer Tests bestimmt, entspricht der Datenbankrecherche das Suchen nach einer Krankheit mit einem diagnostischen Test und der Relevanzprüfung die Kontrolle auf tatsächliches Vorliegen der Krankheit. Dann ist der Recall als Sensitivität* und die Präzision als prädiktiver Wert des positiven Resultates aufzufassen. Die Präzision ist in der Regel einfach zu ermitteln, da nur die gefundenen Dokumente auf Relevanz untersucht werden müssen. Zur Berechnung des Recall muß b, also die Anzahl der nicht gefundenen, aber relevanten Dokumente, bestimmt werden, was bei den in praxi sehr großen Datenbanken zu enormen Problemen führen kann, da jeder Datenbanksatz (jedes Dokument) auf Relevanz zu prüfen ist. Zur Lösung dieses Problems bieten sich Stichprobenverfahren, Relevance Feedback, das Suchen nach markierten Source Documents und Seed Documents oder differenzierte Selektionsstrategien an. In der Praxis ist bei wachsenden Datenbanken mit sinkendem Recall und konstant hoher Präzision zu rechnen. In der Regel ist auch eine Maßnahme zur Steigerung des Recall (ζ. Β. durch breitere Selektionsabfragen, mehr Oder-Verknüpfungen der Deskriptoren, grobstrukturierte und kleine Schlüssel) mit einer verringerten Präzision verbunden. Umgekehrt führt eine Präzisionssteigerung meistens zu sinkendem Recall. Dieses gegenläufige Verhalten dieser beiden Qualitätsmaße wird oft als Recall-Präzision-Plot graphisch dargestellt (s. Abb. 2). [KLAR] 1,0
_ °· 5 α υ
dl α:
0
0,5 Präzision
1,0 »
Abb. 2: Exemplarische Darstellung von Recall und Präzision zur Beschreibung der Retrievalqualität.
Retrospektive Studie: s. Studientypen der Epidemiologie. Rettungshubschrauber: Hubschrauber mit besonderer medizinisch-technischer Ausrüstung, besetzt mit Pilot, Notarzt* und Rettungssanitäter. Der 431
Rettungstransportwagen
Rettungshubschrauber dient der schnellen, straßenverkehrsunabhängigen Heranführung notfallmedizinisch geschulten Personals an eine Notfallstelle zur primären Versorgung von Notfallpatienten*. Mit dem Rettungshubschrauber kann bei medizinischer Notwendigkeit der Lufttransport des Notfallpatienten durchgeführt werden. Hierzu besteht die Norm DIN 13 230. [KNUT] Rettungstransportwagen: motorbetriebenes Spezialfahrzeug, das von der Größe und Ausstattung zur Herstellung und Aufrechterhaltung der Transportfähigkeit von Notfallpatienten* geeignet ist. Hierzu besteht die Norm DIN 75080. [KNUT] Rettungswache: Einrichtung des Rettungsdienstes, in der durchgehend oder zeitlich begrenzt Einsatzkräfte und Einsatzmittel bereitgehalten werden. In der Regel ist die Rettungswache mit mindestens einem Rettungstransportwagen* und einem Krankentransportwagen* ausgestattet. [KNUT] Rettungswesen: organisierte präklinische medizinische Hilfe für den Notfall durch Bereithalten und Einsatz von Rettungstransportmitteln mit notfallmedizinisch geschultem ärztlichem und para-medizinischem Personal und der Anwendung notfallmedizinischer Behandlungsverfahren. Gemäß Art. 70, 72 und 74 des Grundgesetzes ist das Rettungswesen im Rahmen der konkurrierenden Gesetzgebung Angelegenheit der Bundesländer. In Ausführung dieser Aufgaben haben die Bundesländer in unterschiedlicher Weise rechtliche Regelungen zur Durchführung des Rettungswesens getroffen. Verabschiedet wurden Gesetze über den Rettungsdienst, Richtlinien für den Rettungsdienst, Regelungen in Feuerwehrgesetzen, Vereinbarungen über den Ausbau und die Durchführung des Krankentransportes und Rettungsdienstes. Träger des Rettungsdienstes ist das Bundesland, das in der Regel diese Aufgabe an die Kreise oder kreisfreien Städte zur Auftragsverwaltung weitergibt. Die rechtliche Grundlage des Notarztdienstes ist derzeit strittig. In den Rettungsdienstgesetzen, den Richtlinien für den Rettungsdienst oder den Feuerwehrgesetzen sowie den Vereinbarungen über den Krankentransport und Rettungsdienst findet sich keine verpflichtende Regelung des Notarztdienstes. Einzelne Hinweise auf die Heranziehung von Krankenhausärzten zum Rettungsdienst in Rettungsdienstgesetzen könnten im Widerspruch zum SGB V stehen. Der Notarztdienst könnte als ambulante ärztliche Tätigkeit Bestandteil des im SGB V normierten Sicherstellungsauftrages der Kassenärztlichen Vereinigung sein. Ziel des Rettungswesens ist es, durch die Anwendung lebensrettender Sofortmaßnahmen eine Senkung der Sterblichkeit von Notfallpatienten* am Notfallort und auf dem Transport sowie eine Minderung von Folgeschäden zu erreichen. In Rettungswachen* und an Krankenhäusern werden Rettungstransportwagen* und Notarztwagen* vorgehalten. Diese sind mit 432
Rheographie
Rettungssanitätern und Notärzten* besetzt. Als weitere Aufgabe des Rettungsdienstes wird mit Krankentransportwagen der Transport von Nichtnotfallpatienten durchgeführt. Darüber hinaus besteht ein flächendeckendes Netz von Rettungshubschraubern* für direkte Notfalleinsätze ( = Primäreinsatz) und für Patientenverlegungen von Krankenhäusern niedriger zu Krankenhäusern höherer Versorgungsstufe ( = Sekundäreinsatz). In neuester Zeit etabliert sich ein Ambulanzhubschraubernetz, mit dessen Hilfe Patienten von Krankenhaus zu Krankenhaus verlegt werden. Es werden keine Primäreinsätze mit Ambulanzhubschraubern durchgeführt. [KNUT] Review: bei der Durchführung von Projekten angewandte Form der Mitarbeiterbesprechung. Die Mitglieder der Projektgruppe präsentieren und diskutieren ihre einzelnen Arbeitsergebnisse, um insbesondere den Informationsaustausch zu fördern und die Problembearbeitung zu koordinieren. Reviews begünstigen auch die Qualitätskontrolle. Reviews können periodisch oder als Meilenstein*-Reviews geplant werden. Bei der besonderen Form des Structured Walk Through werden nach jeder (Entwurfs-)Phase die Arbeitsergebnisse vom Projektleiter selbst oder unter Beteiligung von Experten in strukturierter Form begutachtet. Die hierfür notwendigen Prüf- und Diskussionspunkte werden bereits bei der Projektplanung, also vor jeder (Entwurfs-)phase, festgelegt. [SEEL] Revision: Prüfung definierter Ergebnisse (ζ. B. Jahresabschluß), Prozesse (ζ. B. automatisierte Datenverarbeitung) oder Systeme (ζ. B. Anwendungssysteme) durch (prozeß-)unabhängige Personen innerhalb (interne Revision) oder außerhalb (externe Revision) eines Unternehmens. Die Revision von Anwendungssystemen umfaßt die Prüfung der ordnungsgemäßen Datenverarbeitung i. w. S.; meist unter Verwendung hierarchisch strukturierter Checklisten und spezieller Anwendungsprogramme (Prüfprogramme). [SEEL] Rezept: syn. für Verschreibung*.
Rezidiv: Rückfall, Wiederauftreten einer Krankheit nach Abheilung; ζ. B. Rezidiv einer Infektion (Wiederinfektion mit dem gleichen Keim oder Wiederaufflammen einer latenten Infektion) oder Tumorrezidiv (Wiederauftreten eines Tumors mit gleicher Histologie am gleichen Ort oder im gleichen Organ nach vorausgegangener radikaler Behandlung). [PSCH] Rheographie: Untersuchungsmethode bei peripheren Gefaßprozessen; es werden pulsatorische Schwankungen registriert, und zwar bei der Rheographie die des Durchflußvolumens im erfaßten Gefäßgebiet, im Gegensatz zur Oszillographie, die Druckschwankungen der größeren Arterien erfaßt. 433
Rheumatologie
Die Rheographie ermöglicht die Diagnose von arteriellen Strombahnhindernissen, sagt jedoch über die Durchblutung (Kollateralen!) nicht viel aus. [PSCH] Rheumatologie: Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Diagnostik, der Sonographie und Röntgendiagnostik des Teilgebietes einschließlich des Strahlenschutzes, der konservativen Therapie bei entzündlichen rheumatischen Erkrankungen sowie der physikalischen Therapie, der Nachbehandlung und Rehabilitation befaßt. [DEUT] Richtigkeitskontrolle: Maßnahme zur Qualitätskontrolle* im medizinischen Laboratorium. Mit der Routinemethode werden Untersuchungen an definierten Referenzmaterialien durchgeführt und diese Resultate mit den zuvor mit einer Referenzmethode* ermittelten Sollwerten verglichen. Je nach Untersuchungsmethode sind dabei bis zu 5%, 10% oder 20% Abweichung vom gemessenen zum Sollwert zugelassen. [BOTH, PORT] Ringstruktur: s. Netzwerktopologie. Ringversuch: Maßnahme der Qualitätssicherung im medizinischen Laboratorium durch externe Qualitätskontrolle*; die Qualität der Analysenmethoden wird anhand von zugesandten Kontrollmaterialien überprüft. Die Durchführung von Ringversuchen obliegt den Kassenärztlichen Vereinigungen. Die erfolgreiche Teilnahme an den vorgeschriebenen Ringversuchen ist Voraussetzung für die Abrechnungsfahigkeit der Laborleistungen bei den Krankenkassen. [BOTH, PORT] RISC: Abk. für engl, reduced instruction set computer; Anfang der 80er Jahre vorgeschlagenes Prozessorkonzept. Mit dem Ziel, den Durchsatz (MIPS*) zu steigern, wurde bei herkömmlichen Prozessoren* (nun als CISC (complex instruction set computer) bezeichnet) der Befehlsvorrat* um komplexe, aber wenig genutzte Befehle bereinigt. Diese Befehle sind überwiegend nicht mikroprogrammiert, sondern fest verdrahtet. [IGEL, SEEL] Risikofaktor: definierbare Noxe*, durch deren Wirksamkeit Krankheit entsteht, indem sie allein oder gemeinsam mit anderen Risikofaktoren wirkt. [BLOH] Risiko, relatives: s. Relatives Risiko. Risikosystem: computergestütztes Informationssystem, dessen Elemente oder Relationen besondere Gefahren für abgebildete Betroffene birgt. Derartige Elemente können ζ. B. sein: Daten (sensitive Datenkategorien in gefährdenden Kontexten), Programme (ζ. B. zur Synthese von Giften) und Umweltrelationen (besonders bei „multifunktionalen" Systemen, die sehr verschiedenartigen Interessen dienen oder zu besonders mächtigen oder unkontrollierten Teilsystemen der Gesellschaft in Beziehung stehen). [STEI] 434
Roboter
RJE: Abk. für Remote Job Entry; engl, für Stapelfernverarbeitung*. R-Klassifikation: Residualtumor-Klassifikation, gibt an, ob nach Behandlung eines malignen Tumors noch Tumorgewebe zurückbleibt: RO: kein Residualtumor, Rl: mikroskopischer Residualtumor, R2: makroskopischer Residualtumor. Im allgemeinen ist eine Heilung nur bei RO möglich; s. a. TNM-Klassifikation. [HERM] Roboter: im konventionellen Sinne ein wiederprogrammierbarer, multifunktionaler Manipulator, der Material, Teile, Werkzeuge oder spezielle Geräte mit Hilfe von programmierbaren Bewegungen transportiert, um zahlreiche Aufgaben durchzuführen. Roboter der ersten Generation (bis ca. 1975) besaßen nur motorische Fähigkeiten, d. h. sie konnten nur feste Haltepunkte anfahren und wurden mittels einer „teach-box" programmiert. Sie benutzten keine Sensoren, und ihre Umgebung mußte aufgabenspezifisch präpariert werden. Roboter der zweiten Generation (bis ca. 1985) verfügen über zusätzliche sensorische Fähigkeiten und sind dadurch ausgezeichnet, daß damit begonnen wurde, Motorik und Sensorik zu einer eigenständig handelnden Einheit zu verbinden. Hierdurch war es möglich, Roboter auch in nicht speziell präparierten Umgebungen (ζ. B. unter Wasser, im Bergbau) mit Vorteil einzusetzen. Die zukünftige dritte Generation von Robotern soll — in einer sich ändernden und mit Unsicherheiten behafteten Umwelt selbständig planen und die Ausführung der jeweiligen Planschritte selbst überwachen können (Fähigkeit zur Unsicherheitsbewältigung), — sich durch Anpassung an die Umwelt adaptiv bei der Durchführung ähnlicher Aufgabenstellungen verhalten (Fähigkeit zur Aufgabenanpassung), — die Fähigkeit zur Unsicherheitsbewältigung und/oder die Fähigkeit zur Aufgabenanpassung lernen können. Zur Erlangung dieser Autonomiestufen muß ein Roboter der dritten Generation (a) zur Kommunikation mit der Umwelt iahig sein, (b) sowohl die Umgebung als auch die Aufgabe durch den Gebrauch von verschiedenartigem Wissen (Modelle) verstehen können und (c), falls notwendig, mobil sein. Die interne Strukturierung eines solchen selbstreferentiellen Roboters wird daher im wesentlichen aus vier Blöcken aufgebaut. Es sind dies die Sensorik und ihre Verarbeitung (Fusion mehrfacher Sensordaten), die Modellierung (Welt, Aufgabe), die Planung und die Exekutive. Von daher erweist sich die eingangs gegebene Definition eines Roboters für die dritte Generation als nicht adäquat. Eine geeignetere Definition wäre daher die folgende: Ein Roboter ist eine mit Sensoren ausgerüstete Maschine, die mit einem oder mehreren Manipulatoren (oder anderen Werkzeugen) ausgestattet ist und die, falls die Aufgabenstellung es erfordert, auch mobil sein kann. Er kann eine Klasse von definierten Aufgaben 435
Robotik
(Aufgabenanpassung) unter Bedingungen, die nicht a priori bekannt sind (Unsicherheitsbewältigung), selbständig lösen. Die hierfür notwendigen Planungs-, Ausführungs- und Überwachungsschritte können unter Eigenregie gelernt werden. [LEVI] Robotik: Wissenschaft vom Entwurf, dem Aufbau und dem Einsatz von Robotern*. Sie unterscheidet entsprechend ihrem Gestaltungsobjekt drei klassische Bereiche bzw. Forschungsgebiete: Mechanik (Kinematik, Dynamik, Lokomotion), Sensorik (Multisensorik, Ikonik, Symbolik, SignalSymbol-Transformation, Weltmodell) und Steuerung (Planung, Aufgabenzerlegung, Problemlösung, Programmierung, Schlußfolgern, Überwachung). In der Medizin gewinnt die Robotik bei der prothetischen Versorgung zunehmende Bedeutung. [LEVI] robust: bei statistischen Verfahren oder Maßzahlen* die Eigenschaft, unempfindlich zu sein gegenüber Abweichungen von getroffenen Annahmen, ζ. B. Annahmen über Verteilungen. Beispielsweise ist der Median* robuster gegenüber Ausreißern* als das arithmetische* Mittel. [KEMM] ROC-Kurve: ROC Abk. für engl, receiver operating characteristic, aus der Nachrichtentechnik stammende Kennlinie zur graphischen Charakterisierung der Beziehung zwischen Sensitivität* und Spezifität* bei der Validierung* (quantitativer) diagnostischer Tests. Die anschauliche, meistens parameterfreie Konstruktion einer ROC-Kurve geht von einem Histogramm* aus, bei dem die durch den Test zu unterscheidenden Kollektive der tatsächlich an der Krankheit Κ Erkrankten („Kranke") und der die Krankheit nicht aufweisenden Fallzahlen („Gesunde") als Funktion der quantitativen Testgröße χ (ζ. Β. Titerhöhe eines Tumormarkers) aufgetragen werden (s. Abb.). Im Überlagerungsbereich der beiden Kollektive wird für jede Klassengrenze a; (in der Abbildung also ai bis a5), die als Trennpunkt zwischen negativem und positivem Testresultat betrachtet wird, die Vierfelder(entscheidungs)tafel zur Validierung diagnostischer Tests aufgebaut. Für jeden Trennpunkt wird das Wertepaar der Sensitivität Se und Spezifität Sp berechnet. Werden für alle Trennpunkte Se als Funktion von Sp graphisch dargestellt, so ergibt sich die ROC-Kurve, wobei üblicherweise auf der Abszisse die Spezifität in Gegenrichtung aufgetragen wird. ROC-Kurven dienen der explorativen Suche nach guten Trennpunkten und dem anschaulichen Vergleich verschiedener diagnostischer Tests. Je besser ein Test, umso stärker hebt sich dessen ROC-Kurve von der Diagonalen ab. ROC-Kurven können auch parametrisch aus den Wahrscheinlichkeitsdichten konstruiert und analysiert werden. [KLAR] 436
Röntgenfernsehen
Vierfeldertafel
Histogramm Kranke neg.
345
pos. Gesunde
300
für
pos.
neg.
a 135
b 165
300
c 14
d 686
700
149
851
315
200
Se: = f | = 0 . 4 5 165
150
131 105
100
Sp: = - § § = 0.98
56
Gesunde
D3
/
50 20
10 £223
© © © Sensitivität: Spezifität:
Testgröße
0
100
90
70
45
30
°U
30
75
90
98
100
%
ROC-Kurve
/ " Pessimist. Überdiagnose"
60 40 20 — Spezifität ( % )
Abb.:
Konstruktion einer ROC-Kurve
Röntgen-Computertomographie: syn. für Computertomographie*.
Röntgenfernsehen: Verfahren zur elektronischen Darstellung von Röntgenbildern; das Strahlenbild wird mit Hilfe von Bildverstärker, Optik, Fernsehkamera und Fernsehmonitor nahezu ohne Informationsverlust in das sichtbare Röntgenbild übersetzt; der Bildverstärker wandelt die Röntgenstrahlung in sichtbares Licht um. Das optische Bild wird durch ein Linsensystem auf die Fernsehröhre abgebildet und auf dem Fernsehschirm 437
Röntgen-Paß
elektronisch verstärkt dargestellt. Die Zwischenoptik ermöglicht es über die Abbildung auf die Fernsehröhre hinaus, eine Filmkamera oder einen Fotoapparat zu adaptieren. Die Einschaltung der Elektronik brachte nicht nur bessere Bilder, sondern erlaubte es darüber hinaus, zusätzliche Techniken wie die Bildspeicherung, das Subtraktionsverfahren und die Computertomographie* einzuführen. [THUL] Röntgen-Paß: gemäß § 28 Abs. 3 der „Verordnung über den Schutz vor
Schäden durch Röntgenstrahlen (Röntgenverordnung — RöV)" vom 08.01.1987 (BGBl. I vom 14.01.1987, S. 122 ff) ein vom Patienten freiwillig geführtes (über die Krankenkassen erhältliches) Röntgennachweisheft Eingetragen werden das Untersuchungsdatum, die untersuchte Körperregion sowie die Adresse (Stempel) und Unterschrift des die röntgenologische Untersuchung durchführenden Arztes. [SEEL] Röntgentechnik: entwickelte sich im Anschluß an die Entdeckung der
Röntgenstrahlung durch Röntgen, der 1901 mit dem ersten Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde. Nach der zunächst ausschließlich benutzten Durchleuchtung mit der Möglichkeit, das Bild auf einem Fotonegativ festzuhalten, brachte der Röntgenbildverstärker, der den Leuchtschirm ersetzte, eine wesentlich geringere Strahlungsbelastung für Patient und Arzt. Es verbesserten sich ferner Sehschärfe und Wahrnehmungsgeschwindigkeit. Nachteil des Bildverstärkers war das kleine, seitenverkehrte Bild, das eine zusätzliche Betrachtungsoptik zur Vergrößerung und Umkehrung erforderte. Die Ausnutzung aller Vorteile ergab sich erst nach Einführung des Röntgenfernsehens*, bei dem das Bild des Bildverstärkers auf ein Sichtgerät übertragen werden kann. [THUL] Rohrpostanlagen: Transportsysteme, bei denen das zu transportierende
Gut in verschiedenartige Rohrpostbüchsen eingelegt wird und durch Luftunter- oder Luftüberdruck in Fahrrohrleitungen befördert wird. Grundsätzlich können Rohrpostbüchsen von oben, unten oder waagerecht empfangen und nach oben, unten oder waagerecht abgesendet werden. Es gibt Einrohranlagen und Doppelrohranlagen. [JANS] Rollenspiel: bei bestehenden oder vermuteten Konfliktsituationen angewandte Ideenfindungstechnik*. Sie hat zum Ziel, Spannungen innerhalb einer Gruppe sowie zwischen möglichen Konfliktpartnern aufzudecken und neue geeignete Verhaltensweisen (ζ. B. Überzeugungsstrategien) zu entwikkeln. Dazu werden aus einer Gruppe von max. 30 Personen verschiedene Rollenspieler ausgewählt, die vor der Gruppe von ihr benannte Konfliktsituationen „durchspielen". Die in der Konfliktdiskussion vorgebrachten Argumente werden protokolliert und nach dem Rollenspiel von der Gruppe ausgewertet (ζ. B. die unangenehmsten Argumente, die besten Vorschläge). [SEEL] 438
RZ
Rolle, soziale: s. Soziale Rolle.
ROM: Abk. für engl, read only memory; syn. Festspeicher, Nur-LeseSpeicher; Speicher, dessen Inhalt betriebsmäßig nicht geändert werden kann (vgl. DIN 44476). [IGEL, SEEL] Rooming-in: gemeinsame stationäre Unterbringung von Neugeborenen und Müttern im selben Raum, verbunden mit einer entsprechenden Ausstattung in Form von fahrbaren Betten für die Neugeborenen und Wickeltischen. [RIEF] Rote Liste: seit 1935 periodisch erscheinendes, nach Indikationsgruppen gegliedertes Verzeichnis der von den Mitgliedern des Bundesverbandes der pharmazeutischen Industrie hergestellten Fertigarzneimittel (einschließlich Preisen, Kontraindikationen und Anwendungsbeschränkungen). [SEEL] RR: Abk. für mit dem Riva-Rocci-Apparat gemessene Blutdruckwerte; s. a. Blutdruck. [PSCH] Rückkopplung: engl, feedback; Sachverhalt, daß der Ausgang eines Systems* einen Eingang dieses Systems beeinflußt. Es entsteht dabei ein geschlossener Wirkungskreis (ζ. B. Regelkreis*). [IGEL, SEEL] Rückmeldung: bezogen auf ein Datenverarbeitungssystem die Meldung an den Benutzer über das Ausführen einer Aktion. Man unterscheidet die akustische (auditive Rückmeldung) und die über den Tastsinn aufgenommene (taktile) Rückmeldung; ζ. B. ein akustisches Signal beim Bildschirmgerät, der Anschlag einer Taste bei einer Tastatur. [IGEL, SEEL] Rückwärtsanwendung: Anwendung von Produktionsregeln*; man versucht, von einem gewünschten Resultat her rückwärts auf die zu erfüllenden Bedingungen zu schließen; Gegensatz: Vorwärtsanwendung*. [RICH] Rundungsfehler: Fehler*, der unmittelbar beim Runden entsteht. [IGEL, SEEL] RVO: Abk. für Reichs Versicherungsordnung*. RVO-Kassen: s. Krankenkasse. RZ: Abk. für Rechenzentrum.
439
Sachbearbeitung, aktenlose: s. Aktenlose Sachbearbeitung. Sachleistungsprinzip: Prinzip der Leistungsgewährung in der gesetzlichen* Krankenversicherung, demzufolge die Krankenkassen im Gegensatz zum Kostenerstattungsprinzip den Versicherten die Leistungen zur Wiederherstellung und Erhaltung der Gesundheit grundsätzlich in F o r m von „Naturalleistungen" zu gewähren haben. Neben den Sachleistungen im engeren Sinn (Arzneimittel, Heil- und Hilfsmittel) gehören in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) dazu auch die ärztlichen und pflegerischen Leistungen. Darüber hinaus bestehen die Leistungen der GKV aus den Einkommensersatz- bzw. Barleistungen. D a der Versicherer den Versicherten die notwendigen Leistungen beschaffen muß, ist die Sicherung eines bedarfsgerechten Angebots an Gesundheitsleistungen zwingend erforderlich. In der ursprünglichen F o r m des Sachleistungsprinzips schließt der Versicherer mit den verschiedenen Leistungserbringern Verträge ab, in denen die Bereitstellung der medizinischen Leistungen an die Versicherten vereinbart wird. Daß tatsächlich etwa in der kassenärztlichen Versorgung anstelle der Kassenärzte* die Kassenärztlichen* Vereinigungen als Verhandlungspartner der Krankenkassen treten, ist im System der GKV Resultat der Ausgestaltung des Sachleistungsprinzips durch die Reichsversicherungsordnung*, ohne essentieller Bestandteil dieses Prinzips der Leistungsgewährung zu sein. [ADAM] SADT: Abk. für engl, structured analysis and design technique; 1974/75 von der Firma SofTech Inc. entwickeltes graphisch-verbales Beschreibungsmittel, das, basierend auf der Top-down-Strategie, zur Definition von Anforderungen an Systeme und zur Systemstrukturierung eingesetzt wird. SADT unterstützt die Modellierung von durch Aufgabenträger zu realisierenden Aktivitäten (Aktivitätenmodell) und Daten (Datenmodell). [IGEL, SEEL] SAM: Abk. für engl, sequential access method (sequentielle Dateiorganisation); s. Dateiorganisation. Sammelbefund: labormedizinischer Befundbericht aller bis zum Ausdruckzeitpunkt erstellten Analysenergebnisse des aktuellen Tages für alle Patienten einer anfordernden Stelle (Einsender). Der Sammelbefund ist i. a. nicht kumulativ; er kann ferner, je nach Abarbeitungsgrad im medizinischen Laboratorium, noch offene Positionen enthalten. [BOTH, PORT] 440
Say'sches Theorem
Sanatorium: „eine unter (fach-)ärztlicher Leitung stehende klimatisch günstig gelegene, meist einer speziellen Zielrichtung gemäß ausgestattete stationäre Einrichtung zur Behandlung und Betreuung genesender und/oder chronisch Kranker, bei denen kein Krankenhausaufenthalt (mehr) erforderlich ist. Die Patienten werden dort durch spezielle Heilanwendungen, ζ. B. Ernährungs- und physikalische Therapie, behandelt, wobei ihre Herauslösung aus der gewohnten Umwelt als wichtiger Heilfaktor hinzukommt" (BGH, NJW 1983, S. 2088). [SEEL] Satellitensystem: Organisationsform der verteilten Datenverarbeitung (Rechnerverbund), bei der ein oder mehrere kleine Datenverarbeitungssysteme („Satelliten") mit einem zentralen Datenverarbeitungssystem verbunden sind. Die Satelliten arbeiten teils selbständig (ζ. B. Datenerfassung und Datenverdichtung), teils im Verbund mit dem zentralen Datenverarbeitungssystem; s. a. Verteiltes Datenverarbeitungssystem. [IGEL, SEEL] Satz: 1. eine bewiesene wichtige Aussage in einer Theorie; 2. s. Datensatz; 3. Element einer formalen* Sprache. [IGEL, SEEL] Satz variabler Länge: im Gegensatz zu einem Satz fester Länge ein Datensatz* in einer Datei*, in der die einzelnen Datensätze unterschiedliche Länge (Anzahl der Zeichen) haben können. [IGEL, SEEL] Say'sches Theorem: Lehrsatz der angebotsinduzierten Nachfrage im Gesundheitswesen; damit wird der Sachverhalt umschrieben, daß das medizinische Versorgungsangebot sich selbst die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen* schaffen kann. Die ursprünglich für den stationären Sektor aufgestellte These bezog sich auf die Feststellung einer Zunahme der Krankenhaustage pro Kopf der Wohnbevölkerung bzw. einer verlängerten Krankenhausverweildauer bei einem Anstieg der Bettendichte („Say's Law of Hospital Beds"). In jüngerer Zeit wird die These der angebotsinduzierten Nachfrage auch auf den ambulanten Bereich übertragen. Danach könnten niedergelassene Ärzte von sich aus die Nachfrage nach den von ihnen angebotenen Leistungen systematisch beeinflussen. Aufgrund der weitgehenden Unkenntnis über die Produktionsfunktion für Gesundheit überträgt der Patient seine Nachfrageentscheidungen auf den Arzt in der Erwartung, daß dieser so handelt, wie der Patient handeln würde, hätte er die dazu notwendigen Informationen. Auf den Arzt trifft daher eine „Primärnachfrage", die erst von ihm als Agent bzw. Beauftragtem des Patienten in eine „Sekundärnachfrage" nach Einzelleistungen transformiert werden muß. Sofern der Arzt als Anbieter von Gesundheitsleistungen eigene Interessen im Rahmen dieser Stellvertretertätigkeit durchsetzt und eine Abweichung von den Präferenzen der Patienten bewirkt, kommt es zu einer angebotsinduzierten Nachfrage. Anknüpfungspunkt der empirischen Auseinandersetzung mit dem Say'schen Theorem im Gesundheitswesen bildet der beobachtbare positive 441
Scan
statistische Zusammenhang zwischen den medizinischen Leistungs- und Angebotsgrößen. Zur Begründung dieser Korrelation ist allerdings zwischen mehreren Erklärungsansätzen zu unterscheiden, die gegenüber der These der angebotsinduzierten Nachfrage zu kontrollieren sind. Dazu zählt die Möglichkeit eines Zeitpreiseffektes, wenn im Zuge sinkender Zeitkosten für die Patienten die Pro-Kopf-Inanspruchnahme medizinischer Leistungen ansteigt. Eine Erhöhung der Pro-Kopf-Inanspruchnahme könnte auch im Fall eines Nachfrageüberhangs nach Gesundheitsleistungen auftreten, der mit einem größeren Versorgungsangebot teilweise oder vollständig abgebaut wird. [ADAM] Scan: s. Scanner. Scanner: i. w. S. allg. für Abtastgerät; 1. in der Informatik eine Funktionseinheit, die in einem Bild enthaltene Information in Binärmuster* umwandelt (Bildabtaster); 2. in der Medizin eine bildgebende Apparatur in der nuklearmedizinischen Diagnostik (Szintigraphie*), die die Aktivitätsverteilung inkorporierter kurzlebiger, γ-strahlender Radionuklide durch Abtastung der Körperoberfläche mit Hilfe eines Szintillationszählers mißt und im Scan als Szintigramm registriert (Szintiscanner). Der Wortteil Scanner bezieht sich auf den mäanderförmigen (mitunter auch sägezahnförmigen) mechanischen Abtast- und/oder Bilddarstellungsvorgang. Der Scanner besteht aus einem Szintillationszähler und einem über eine Meßwertverarbeitung oder ein Strahlungsmeßgerät direkt gesteuerten Schreibwerk. Beide sind gekoppelt über eine entsprechende Mechanik, und diese gemeinsame Mechanik führt die mäanderförmige Abtastung durch. Der Abtastvorgang erfordert je nach Größe des Meßfeldes eine Zeit im Bereich von 5 — 20 Minuten. Daher kann der Scanner nicht für schneller ablaufende Funktionen eingesetzt werden. Der Schreibvorgang, die Bilderzeugung, erfolgt durch mechanisches Drucken von kleinen Strichen, deren Dichte proportional der örtlich abgetasteten Aktivitätsdichte ist. Der Scan, d. h. das Bild, entsteht als Schwarzweiß- oder als Color-Scan; als Sonderfall auch als Photoscan auf einem Film. [IGEL, SEEL, PSCH] Scanning: systematisches Abtasten eines Informationsträgers durch einen Scanner*. [SEEL] Schätzer: s. Schätzung. Schätzung: Die Schätzung von Parametern* ist ein Hauptziel der schließenden* Statistik. Da Parameter Eigenschaften der Grundgesamtheit beschreiben, während i. a. nur für eine Stichprobe Beobachtungen vorliegen, kann man nur Schätzwerte für die Parameter ermitteln. Eine Funktion, die als Eingangsgröße die Stichprobenwerte und als Ausgangsgröße einen Schätzwert für einen bestimmten Parameter hat, wird als Schätzer oder 442
Schließende Statistik
Schätzfunktion dieses Parameters bezeichnet. Eine Angabe über die Genauigkeit einer Schätzung läßt sich mittels eines Konfidenzintervalls* machen. [IMMI, KEMM] Schaltung, gedruckte: s. Platine. Schaltung, integrierte: s. Integrierte Schaltung. Schaltung, logische: s. Logische Schaltung. Scheduler: in der Informatik eine Softwarefunktionseinheit, die das Mul-
tiprocessing* und die Vergabe von Betriebsmitteln* regelt. [IGEL, SEEL] Schellong-Test: nach dem Internisten Friedrich Schellong (1891 — 1953)
benannte hämo-dynamische Funktionsprüfung zur Diagnostik von hypotonen und hypodynamischen Formen von Kreislaufregulationsstörungen; bestimmt werden die Veränderungen der Pulsfrequenz, des Blutdrucks sowie des Verhaltens der QRS-Dauer im EKG in Ruhe, bei orthostatischer Belastung (Orthostaseversuch, Schellong-Stehtest) und bei Kniebeugenbelastung. [PSCH] Schema, externes: s. Datenbankschema. Schema, konzeptionelles: s. Datenbankschema. Schema, physisches: s. Datenbankschema. Schichtenmodell: s. ISO-OSI-Referenzmodell. Schichtspezifität: die Zugehörigkeit von Merkmalen und Verhaltensweisen
zu einer bestimmten sozialen Schicht (s. Soziale Schichtung), ζ. B. schichtspezifische Inanspruchnahme von Sozialleistungen. [FERB] Schichtung, soziale: s. Soziale Schichtung. Schleife: in einem Programmablauf* das wiederholte Durchlaufen von Teil Vorgängen unter Berücksichtigung eines Abbruchkriteriums. [IGEL, SEEL] Schleifenstruktur: s. Netzwerktopologie. Schließende Statistik: syn. konfirmatorische Statistik; derjenige Teil der
Statistik, der sich mit (induktiven) Schlußfolgerungen von einer Stichprobe auf die zugrundeliegende Grundgesamtheit beschäftigt. Die Verfahren der schließenden Statistik gliedern sich auf in statistische* Tests und Schätzverfahren (s. Schätzung). [KEMM] 443
Schlüssel
Schlüssel: Attribut ( = Merkmal) eines Objektes, das dieses eindeutig beschreibt. In der Datenspeicherung Bestandteil eines Datensatzes*, der aus einem oder mehreren Datenfeldern* besteht und über den dieser Datensatz aufgefunden werden kann. [HANB] Schlüsselschalter: Schalter an einer Funktionseinheit, der nur mit Hilfe eines Schlüssels betätigt werden kann. Ein solcher Schalter an Tastaturen sperrt ζ. B. alle Tasten und unterbindet damit eine unbefugte Dateneingabe. [IGEL, SEEL] Schluß, deduktiver: s. Deduktiver Schluß. Schluß, induktiver: s. Induktiver Schluß. Schneller Block: syn. für Eilroutine*.
Schnellschnittdiagnostik: histologische Untersuchung von Gewebsproben unmittelbar nach Entnahme noch während der Operation; das operative Vorgehen wird vom histologischen Befund abhängig gemacht und nicht von der unsicheren makroskopischen Beurteilung. [PSCH] Schnelltest-Verfahren: umgangssprachlich Trockenchemie; einfaches, Zeit und Material sparendes, qualitatives und semiquantitatives chemisches Analyseverfahren, bei dem die Reagenzien in trockener Form auf einem Träger (Teststreifen) aufgebracht sind; der Teststreifen wird in die Analysesubstanz getaucht bzw. mit ihr benetzt. [PSCH] Schnittstelle: engl, interface; gedachter oder tatsächlicher Übergang an der Grenze zwischen zwei voneinander abgrenzbaren interagierenden Elementen (ζ. B. Funktionseinheiten) mit den vereinbarten Beziehungsregeln; ζ. B. für die Übergabe von Daten (vgl. DIN 44 300); s. a. Benutzerschnittstelle. [IGEL, SEEL] Schnittstelle, natürlichsprachliche: s. Natürlichsprachliche Schnittstelle. Schreibdichte: s. Aufzeichnungsdichte. Schreiben: in der Informatik Daten einem Speicher oder einem Datenträger zur Aufbewahrung übergeben. [DIN 44 300] Schreibfeld: von vorhandenen oder gedachten Linien begrenzte Fläche eines Formulars, die für die Eintragung von Zeichen reserviert ist. [SEEL] Schreibmarke: s. Cursor. 444
Schutzwürdige Belange
Schreibschutz: mechanische Vorrichtung bei einem Magnetschichtspeicher, die das Schreiben auf diesen (und damit ein Zerstören darauf bereits gespeicherter Daten) verhindert; ζ. B. Schreibring bei Magnetbändern. [IGEL, SEEL] Schriftenreihen zur Medizinischen Informatik: ζ. B. — „Computers and Medicine", Hrsg.: Bruce I. Blum (New York, Berlin, Heidelberg, London, Paris, Tokyo: Springer); — „Lecture Notes in Medical Informatics", Hrsg.: Ο. Rienhoff, D. Α. B. Lindberg (Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo: Springer); — „Medizinische Informatik und Statistik", Hrsg.: K. Uberla, O. Rienhoff, N. Victor (Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo: Springer); — „Schriftenreihe der Deutschen* Gesellschaft für Medizinische Dokumentation, Informatik und Statistik e. V.", Hrsg.: G. Wagner (Stuttgart, New York: Schattauer); — „Schriftenreihe zur Informationsverarbeitung im Gesundheitswesen", Hrsg.: C. O. Köhler (Landsberg: ecomed). [SEEL] Schriftzeichen: Element einer nach Umfang und Konstruktion vereinbarten Schrift, das ein Zeichen* dieser Schrift repräsentiert (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Schrittgeschwindigkeit: Frequenz, mit der die informationstragenden Signale auf einem Übertragungsweg übermittelt werden. Einheit der Schrittgeschwindigkeit: Baud (1 Baud = 1/s); Abk. Bd. [IGEL, SEEL] Schulung: s. Benutzerschulung. Schutzimpfung: vorbeugende Immunisierung gegen epidemisch auftretende Infektionskrankheiten durch Einimpfen inaktiver lebender oder abgetöteter Erreger (aktive Schutzimpfung) oder durch Injektion von abgeschwächtem Serum immunisierter Tiere (passive Schutzimpfung). [RIEG] Schutzwürdige Belange: unbestimmter Rechtsbegriff des Datenschutzrechts (§§ 1 Abs. 1,11 Satz 1, 14 Abs. 3, 23, 24 Abs. 1 und 2, 25, 27 Abs. 3, 32 Abs. 1 und 3, 33, 35 Abs. 3 BDSG und Landesdatenschutzgesetze). Die schutzwürdigen Belange eines Betroffenen bei der Verarbeitung seiner personenbezogenen* Daten ergeben sich aus dem grundrechtlich durch das informationelle Selbstbestimmungsrecht gewährleistete Recht des einzelnen auf Schutz seiner Persönlichkeit; danach kann der Betroffene grundsätzlich selbst entscheiden, wer was wann zu welcher Gelegenheit und zu welchem Zweck über ihn weiß. Dieses Recht ist nicht schrankenlos gewährt und kann gegenüber den rechtlichen Interessen einer speichernden Stelle oder den Interessen der Allgemeinheit konträr sein; im Einzelfall ist dann eine Güterabwägung unter Berücksichtigung der Datenart, der Verarbeitungsform und des Verarbeitungszwecks vorzunehmen. Die Erwägungen aus der 445
Schwachstelle Interessenlage des Betroffenen lassen sich als seine „schutzwürdigen Belange" zusammenfassen. Ob die Belange des Betroffenen schutzwürdig sind, ist dabei nach objektiven Kriterien festzustellen. Die schutzwürdigen Belange des Betroffenen sind vor der Datenverarbeitung zu berücksichtigen; sie müssen keineswegs erst nachträglich vom Betroffenen zur Wahrung seiner rechtlichen Interessen geltend gemacht werden. [TAEG] Schwachstelle: bei einem System das erkannte unerwünschte Abweichen einer Systemeigenschaft von einem definierten Standard (Sollzustand). [SEEL] Schweigepflicht: s. Ärztliche Schweigepflicht. Schwesternrufanlage: sog. Lichtrufanlage, bei der Patienten durch Knopfdruck einen Notruf auslösen können, der bei einer zentralen Stelle eingeht. Die Zentrale wiederum verständigt dann die diensthabende Pflegekraft. Zusätzlich wird der Notruf sichtbar durch Notruflampen an Krankenzimmern usw. [JANS] Science Citation Index: Zitierungsregister, das geordnet nach bereits erschienenen Publikationen (Quellen) diejenigen neu erschienenen Publikationen nachweist, in denen diese zitiert werden. [SEEL] Screening-Test: diagnostische Filteruntersuchung, Siebtest, Vortest; Methode zur Krankheitsfrüherkennung. Mit einem Screening-Test soll nicht unbedingt die endgültige Diagnose gestellt werden, sondern es sollen in einem großen Kollektiv (ζ. B. Gesamtbevölkerung, alle Neugeborenen, alle Männer älter als 35 Jahre) die Verdachtsfalle für eine bestimmte Krankheit herausgefiltert werden, um sie in Folgeuntersuchungen genauer (spezifischer und sensitiver) abzuklären. Screeningtests sollen preiswert, risikoarm und einfach praktizierbar sein, aber höchste Sensitivität* und Spezifität* aufweisen, um bei den i. d. R. sehr niedrigen Prävalenzen*, die in der Screenings! tuation oft unter 0,1% liegen, hohe prädiktive Werte (s. Validierung diagnostischer Tests) zu liefern. Wenn ζ. B. Sensitivität und Spezifität bei 9 9 % liegen und die Prävalenz 0,1% beträgt, ist der prädiktive Wert des positiven Resultates nur 9 % , d. h. 9 1 % der positiven Fälle eines solchen Screening-Tests sind falsch-positiv. Typische Screeningtests sind ζ. B. die TBC-Reihenuntersuchung und der Phenylketonurie-Test bei Neugeborenen; s. a. Prävention. [KLAR] Scrolling: bei einem Datensichtgerät das zeilen- oder spaltenweise Verschieben („Rollen") des Bildschirminhalts. [IGEL, SEEL] SDI: in der Dokumentationswissenschaft Abk. für selective dissemination of information; periodische Recherche* in Dokumentationssystemen* und 446
Sektor
Verbreitung ihrer Ergebnisse an einen Benutzer nach einer einmal als Suchprofil formulierten Fragestellung dieses Benutzers. [DGD] Sedezimalsystem: syn. für Hexadezimalsystem*. Segment: 1. Informationseinheit, die aus einem oder mehreren logisch zusammengehörenden Datenfeldern* besteht; s. a. Datensatz; 2. Teil eines Programms, der ausgeführt werden kann, ohne daß sich das gesamte Programm im Zentralspeicher befinden muß. [IGEL, SEEL] Seite: in der Informatik ein Block* von Daten, der bei einem Zugriff auf einen virtuellen* Speicher zwischen Hauptspeicher und einem peripheren Speicher übertragen werden kann; s. Seitenaustausch verfahren. [IGEL, SEEL] Seitenaustauschverfahren: syn. Paging-Verfahren; im Gegensatz zur Überlagerungs*-Technik werden damit ebenfalls große Programme auf Datenverarbeitungssystemen mit nicht ausreichendem Hauptspeicher oder Multiprocessing*-Betriebssystemen ausgeführt. Die gerade benötigte Seite* wird, falls sie nicht im Hauptspeicher ist, aus dem Hintergrundspeicher in den Hauptspeicher eingelagert und nach bestimmten Algorithmen eine andere Seite dafür ausgelagert. [IGEL, SEEL] Sektion: 1. Operationstechnik in der Geburtshilfe (sectio caesarea); 2. syn. Obduktion, Autopsie, Nekropsie; die lege artis durchgeführte pathologischanatomische Leichenöffnung als a) gesetzlich vorgeschriebene Sektion: bei Verdacht auf einen unnatürlichen Tod auf richterliche Veranlassung im Beisein eines Richters und zweier Ärzte, von denen einer Gerichtsmediziner sein muß (§§ 87 ff StPO), zur Feststellung infektiöser Krankheiten aus seuchenpolizeilichen Gründen (§ 32 BSeuchG) und zur Erteilung der Genehmigung zur Feuerbestattung; b) gesetzlich nicht geregelte Sektion: insbesondere als klinische Sektion zur Feststellung von Todesursachen und Krankheitszusammenhängen, zur Überprüfung der ärztlichen Behandlung oder als Sektion im Rahmen der Unfallversicherung zur Klärung des Zusammenhangs zwischen Tod und Unfallereignis, als Sektion zu Forschungszwecken und als anatomische Sektion im Rahmen von Lehre und Ausbildung. Soweit eine Sektion nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, darf die Leichenöffnung nur mit zu Lebzeiten gegebener Einwilligung des Verstorbenen bzw. bei fehlender Willensäußerung mit Einwilligung des nächsten Angehörigen durchgeführt werden; eine zu Lebzeiten getroffene Entscheidung des Verstorbenen geht dem Willen der Angehörigen grundsätzlich vor. [PSCH] Sektor: in der Informatik der Abschnitt einer Spur auf einer Diskette, Magnetplatte (Magnetplattenspeicher) oder sonstigen externen Speichermedien, auf den bei der Verarbeitung direkt zugegriffen werden kann. [IGEL, SEEL] 447
Sekundäre Prävention
Sekundäre Prävention: s. Prävention. Selbstaufschreibung: Analysetechnik, bei der im Gegensatz zur Dauerbeobachtung* Informationen über Tätigkeiten und Arbeitsabläufe durch die Beschäftigten des Planungsfeldes (Objektsystem) selbst schriftlich auf vorbereiteten Vordrucken oder Formularen über einen längeren Zeitraum dokumentiert werden. [SEEL] Selbstbestimmungsrecht, informationelles: s. Informationelles Selbstbestimmungsrecht. Selbstbeteiligung: im Gesundheitswesen die direkte finanzielle Beteiligung der Versicherten an den Kosten der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen. Weitergehend werden gelegentlich auch (zweckgebundene) Preiszuschläge anläßlich der Produktion und des Konsums gesundheitsgefährdender Produkte sowie Mengenregulierungen in Form eines selektiven Leistungsausschlusses aus dem Versicherungsschutz zur Selbstbeteiligung gerechnet. Zu den Zielen, deren Erreichung mit einer Selbstbeteiligung angestrebt wird, gehört unter ordnungspolitischem Aspekt die Stärkung der Eigenverantwortung und die Erhöhung des individuellen Freiheitsspielraumes des Versicherten. Darüber hinaus besteht insbesondere die prozeßpolitische Absicht, über eine preisliche Steuerung unmittelbar des Patienten- und mittelbar des Arztverhaltens die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen zu beeinflussen. Gleichwohl ist zu beachten, daß bei einer Selbstbeteiligung einkommensschwache Gruppen finanziell nicht zu stark belastet werden und es zu keiner Verschlechterung des Gesundheitsstandes der Bevölkerung kommt. Die Ausgestaltungsmöglichkeiten einer Selbstbeteiligung reichen von Beitragsdifferenzierungen, wie etwa im Falle einer Beitragsrückerstattung bei Nichtinanspruchnahme medizinischer Leistungen, bis zu Selbstbehaltsformen, bei denen sich der finanzielle Eigenanteil des Patienten gerade nach dem Umfang der Leistungsinanspruchnahme richtet. Die Selbstbeteiligung kann danach differenziert werden, ob es sich um eine allgemeine Regelung für alle Versicherten handelt oder ob Wahltarife für bestimmte Personenkreise nach Leistungsarten und in Abhängigkeit von der Beteiligungshöhe zugelassen sind. Ferner ist zwischen einer absoluten und prozentualen Selbstbeteiligung zu unterscheiden. Beim absoluten Selbstbehalt wird vom Versicherten ein fester vorher vereinbarter Betrag der Kosten übernommen, während er bei der prozentualen Selbstbeteiligung einen bestimmten Prozentsatz der Krankheitskosten (mit/ohne Höchstbetrag) bezahlt. [ADAM] Selbsteinweisung: die ohne Einweisung eines niedergelassenen Arztes durch das Krankenhaus bzw. durch seine angestellten Ärzte oder durch im 448
Semiologie
Krankenhaus tätige Belegärzte veranlaßte stationäre Behandlung solcher Patienten, die der stationären Krankenhausbehandlung nicht bedürfen. [RIEG] Selbsttätige Einrichtung: i. S. des B D S G (s. Benutzerkontrolle, Zugriffskontrolle, Übermittlungskontrolle) Geräte oder Kombinationen von Geräten und Software, mit deren Hilfe auf Daten in Datenverarbeitungssystemen zugegriffen werden kann, ohne daß der Datentransport zwischen Datenverarbeitungssystem und (End)Gerät gesondert angestoßen werden muß. Dieser Transport gehört zu den Funktionen und der Zweckbestimmung solcher Geräte. Sie befinden sich in der Regel außerhalb des eigentlichen Rechenzentrums und sind über Datenleitungen mit dem Datenverarbeitungssystem verbunden; ζ. B. Datensichtgeräte, Fernschreiber, Magnetband- oder Disketteneinheiten, aber auch ein Datenverarbeitungssystem, das in einem Rechnernetz Daten aus einem anderen Datenverarbeitungssystem per Programm übernehmen kann. [DREW, KASS, STRN] Selektivanalysator: s. Analysator. Selektorkanai: Kanal* für Blockbetrieb*.
[IGEL, SEEL]
Semantik: Teilgebiet der Linguistik*, das sich mit der Bedeutung sprachlicher Einheiten beschäftigt. [WING] Semantisches Netz: syn. assoziatives Netzwerk; graphische Veranschaulichung binärer Prädikate. An den Knoten stehen Objekte, und die Kanten sind mit den Relationen beschriftet, die zwischen den Objekten gelten; s. a. Netzwerk, Netzwerktopologie. [RICH] Semaphor: in der Informatik ein Datentyp*, der als Wertebereich die natürlichen Zahlen (einschließlich der Null) und als zulässige Operationen die P- und V-Operationen hat. Mit einem solchen Semaphor werden Synchronisationen zwischen Prozessen* wahrgenommen. Versucht ein Prozeß eine zu synchronisierende Funktion auszuführen, muß er zunächst den entsprechenden Semaphor passieren. Diese P-Operation zählt den Semaphor um 1 herunter. Würde der Wert dabei 0 unterschreiten, wird der aufrufende Prozeß unterbrochen und in eine Warteschlange eingereiht, bis ein anderer Prozeß den Semaphor erhöht. Dies geschieht nach dem Verlassen der zu synchronisierenden Funktion mittels der V-Operation. Der initiale Wert des Semaphore entspricht also der Anzahl der maximal gleichzeitig aktiven Prozesse in dem zu synchronisierenden Abschnitt. [IGEL, SEEL] Semi-Markov-Prozeß: s. Stochastischer Prozeß. Semiologie: syn. für Symptomatologie*. 449
Semiotik Semiotik: 1. in der Medizin die Lehre von den Krankheitszeichen (Sympto-
matologie); 2. in der Linguistik* die Lehre von den Zeichen* bzw. deren Syntax*, Semantik* und Pragmatik*. [PSCH, SEEL] Semistationäre Versorgung: stationäre Versorgung von Patienten, die je-
weils nur auf den Tag oder die Nacht bezogen ist. Dazu werden u. a. Tagesoder Nachtkliniken eingerichtet. [RIEF] Sender: s. Nachrichtenübertragungssystem. Sensitivität: Empfindlichkeit eines diagnostischen Tests; 1. i. S. der Vali-
dierung* diagnostischer Tests ein Validitätsmaß, das angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Fälle, die tatsächlich die Krankheit Κ haben, auch ein positives Testresultat aufweisen. Die so als bedingte Wahrscheinlichkeit definierte diagnostische Sensitivität wird aus den absoluten Häufigkeiten der Vierfelder(entscheidungs)tafel der Validierung diagnostischer Tests geschätzt; vgl. Spezifität, ROC-Kurve. 2. Die analytische Sensitivität einer labormedizinischen Untersuchungsmethode beschreibt deren technische Nachweisgrenzen*; ζ. B. durch minimal notwendige Konzentrationen, maximal akzeptable Verunreinigung usw. [KLAR] Sensitivitätsanalyse: 1. Analyse eines Systems (ζ. B.
Anwendungssystems*) hinsichtlich seiner Reaktion auf Störungen oder den Ausfall von Teilen oder Beziehungen; s. a. Zuverlässigkeitstheorie. 2. In der medizinischen* Entscheidungstheorie die Variation der Kenngrößen zur Validierung* diagnostischer Tests, um die Empfindlichkeit der Entscheidung zu prüfen. Hilfsmittel sind hier ζ. B. diagnostische Entscheidungsbäume* und die ROC*-Kurve. [KLAR, SEEL] Sensor: Funktionseinheit, die physikalische Meßgrößen erfaßt und in di-
gitale* oder analoge* Signale umsetzt; s. a. Biosensor.
[THUL]
Separable Programmierung: s. Nichtlineare Programmierung. septisch: nicht keimfrei; Gegensatz: aseptisch*.
[SEEL]
sequentiell: bei mehreren Prozessen* den Sachverhalt beschreibend, daß
die Prozesse nacheinander ablaufen, wobei sie sich in keinem Zeitintervall auch nur paarweise überlappen dürfen (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Sequentielle Dateiorganisation: s. Dateiorganisation. Serieller Betrieb: Betriebsart einer Funktionseinheit, bei der die Aufträge
sequentiell* abgewickelt werden (vgl. DIN 44300). 450
[IGEL, SEEL]
Sl-Einheiten
Serologie: Lehre von den immunologischen Eigenschaften der Blutflüssigkeit, deren Grundlage durch die Antigen-Antikörper-Reaktion gegeben ist; i. w. S. Lehre von den physikalisch-chemischen Eigenschaften und Veränderungen der Körperflüssigkeiten. [PSCH] Serum: der von Blutkörperchen und Fibrin befreite, nicht mehr gerinnbare, leicht gelb(Bilirubin-)gefärbte, wäßrige Bestandteil des Blutes (und des Liquors*); Träger wichtiger biologischer Eigenschaften. [PSCH] Server: in einem lokalen* Netzwerk eingesetztes dediziertes* Datenverarbeitungssystem (Spezialrechner), dessen Leistung allen Datenstationen zur Verfügung steht, die an das Netzwerk angeschlossen sind; ζ. B. File Server für die Dateiverwaltung, Kommunikationsserver (Gateway*) für die Kommunikation mit anderen Netzwerken. [IGEL, S E E L ] Servicerechenzentrum: rechtlich selbständiges Rechenzentrum*, dessen teilweiser oder einziger Geschäftszweck in der Datenverarbeitung im Auftrag besteht. [SEEL] Sets, fuzzy: s. Fuzzy sets. SGB: Abk. für Sozialgesetzbuch*. Sicherheitsanalyse: die Überprüfung aller Maßnahmen und Vorkehrungen im personellen, organisatorischen, technischen und baulichen Bereich, um eine Person, ein Verfahren, eine Sache oder einen Raum vor Gefahren zu bewahren, meist unter Verwendung entsprechender Checklisten*; ζ. B. in der Medizinischen Informatik die Einhaltung der technischen und organisatorischen Maßnahmen nach § 6 B D S G oder die Ausfallsicherheit realisierter oder geplanter Anwendungssysteme; s. a. Sensitivitätsanalyse. [SEEL] Sicherungsdatei: Datei, die der Sicherung von Datenbeständen dient, um im Falle von Verlust, Zerstörung oder unvorhergesehenem Abbruch der Verarbeitung eine Rekonstruktion der Daten jederzeit möglich zu machen. [DREW, KASS, S T R N ] Sichtgerät: Ausgabegerät, das der vorübergehenden Visualisierung von Daten für einen Benutzer dient; ζ. B. Ziffernanzeige, Datensichtgerät (vgl. D I N 44300). [IGEL, S E E L ] Sl-Einheiten: international anerkanntes System der Meßgrößen und Einheiten (Systeme international d'Unites), das auf der Basis des metrischen Systems entwickelt und 1960 von der Conference Generale des Poids et Mesures ( C G P M ) beschlossen wurde. Rechtsgrundlagen für die Anwendung des SI-Systems in der Bundesrepublik Deutschland sind das Gesetz über Einheiten im Meßwesen vom 2. 7.1969 (BGBl. I, S. 709) und die 451
Signal
hierzu ergangene Ausführungsverordnung vom 26.6.1970 (BGBl. I, S. 981) mit späteren Änderungen. Grundeinheiten des SI-Systems sind: Länge (Meter = m), Masse (Kilogramm = kg), Zeit (Sekunde = s), Stromstärke (Ampere = A), thermodynamische Temperatur (Kelvin = K), Stoffmenge (Mol = mol), Lichtstärke (Candela = cd). Auf der Grundlage dieser Basiseinheiten werden weitere Einheiten gebildet, die sich als mit einem festen Zahlenfaktor multiplizierte Produkte aus Potenzen der Basiseinheiten ableiten lassen. Davon sind für die Medizin ζ. B. von Bedeutung: Energiedosis (Gray = Gy), Ionendosis (Coulomb/Kilogramm = C/kg), Brechkraft optischer Systeme (Dioptrie = dpt), Aktivität einer radioaktiven Substanz (Becquerel = Bq), Druck, mechanische Spannung (Pascal = Pa), Energie, Arbeit, Wärmemenge (Joule = J), Stoffmengenkonzentration (Mol durch Kubikmeter = mol/m 3 ). In der Medizin ist die Anwendung der SI-Einheiten, soweit es die Lehre und Gutachtertätigkeit betrifft, verbindlich vorgeschrieben. [SEEL] Signal: Darstellung von Nachrichten oder Daten durch eine bestimmte physikalische Größe (ζ. B. elektrische Spannungen, Ströme oder Feldstärken); (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Signatur: Notation, die den Standort eines Dokuments innerhalb eines
Dokumentenbestandes nachweist.
[WOLT]
Signifikanz: Wird bei einem statistischen* Test die Nullhypothese* zugun-
sten der Alternativhypothese* verworfen, so heißt das Testergebnis statistisch signifikant. Wurde dabei eine maximale Wahrscheinlichkeit von α für einen Fehler* 1. Art festgelegt, spricht man von α als dem Signifikanzniveau. [KEMM] Signifikanzniveau: s. Signifikanz. Simplex-Methode: s. Lineare Programmierung. Simplexverfahren: s. Datenübertragung. Simulation: das Nachahmen von Abläufen realer oder imaginärer Systeme
mit Hilfe von physikalischen oder formalen Modellen (Simulationsmodellen) zum Zweck des Systemstudiums (Analyse, Synthese), des Systementwurfs, der Systemoptimierung oder der Schulung der Systembeherrschung. Physikalische Simulationsmodelle werden ζ. B. durch Windkanalmodelle, Flugsimulatoren, künstliche Organmodelle repräsentiert. Formale Simulationsmodelle sind Beschreibungen der einzelnen Komponenten, der Wirkzusammenhänge und Ablaufregeln des betrachteten Systems. I. d. R. wird das betrachtete Gesamtsystem zunächst in einzelne Systemkomponenten gegliedert und deren Reaktionsmechanismen nachgebildet. Diese Komponenten und ihre Wechselbeziehungen lassen sich dann stufenweise zu grö452
Situativer Führungsstil
ßeren Einheiten zusammenfügen. Schließlich entsteht ein Modell des Gesamtsystems, ζ. B. eines Datenverarbeitungssystems, eines Krankenhauses, eines Organismus, eines ökologischen Systems etc. Es kann dann mit Hilfe spezieller Programmgeneratoren*, ζ. B. DYNAMO (deterministisch), SIMULA, GPSS-FORTRAN, SLAM, SIMSCRIPT, durch Programme dargestellt und auf Datenverarbeitungssystemen simuliert werden (digitale Systemsimulation). In der Medizin werden Simulationsmodelle für verschiedenste Anwendungsbereiche eingesetzt: Pharmakokinetik (ζ. B. Prognose der Reaktion des menschlichen Organismus auf unterschiedliche Dosisverteilungen von Medikamenten), Molekularbiologie (ζ. B. Manipulation molekulargenetischer Prozesse), Physiologie (ζ. B. Analyse von Regelsystemen und Funktionsabläufen physiologischer Systeme), Onkologie (Wachstum biologischer Zellsysteme), Entscheidungsmodelle zur Diagnostik und Therapie (ζ. B. Dosierungsschemata) sowie zur Unterstützung der medizinischen Ausbildung. Im Gegensatz zu den optimierenden Modellen des Operations* Research erlaubt es die Simulation nicht, eine beste Systemkonfiguration oder -fahrweise analytisch exakt zu ermitteln; sie wird vielmehr näherungsweise durch Experimentieren mit den Modellparametern oder -variablen gefunden. Komplexe, zeitdiskrete Modelle vermaschter Regelkreissysteme mit deterministischen Parametern heißen System-Dynamics-Modelle oder ForresterModelle. Sie fanden bei den Weltmodellen des Clubs of Rome Verwendung. Sind die Modellparameter oder -variablen nur in Form von Wahrscheinlichkeitsverteilungen bekannt, spricht man von stochastischer oder MonteCarlo-Simulation. In diesem Fall wird das Systemverhalten für viele Realisationen der beteiligten Zufallsvariablen protokolliert und versucht, die Werte von Systemkenngrößen mit Hilfe der Stichprobentheorie abzuschätzen. [HEID] Simulator:
ein Programm, das die Gesetze eines Prozesses* auf einem Datenverarbeitungssystem nachbildet und damit das System als Modell auffassen läßt (vgl. DIN 44 300); vgl. Emulator. [IGEL, SEEL]
Single user system:
engl, für Einplatzsystem*.
Situativer Führungsstil: Zusammenwirken von aufgaben- und/oder mit-
arbeiterbezogenem Führungsverhalten, welches in seiner Akzentuierung vom aufgabenrelevanten Reifegrad des Mitarbeiters (oder der Gruppe) und in seinem Einwirkungsgrad von der jeweiligen „Macht-Basis" (ζ. B. Belobungs-, Bestrafungs- und Fachmacht) des Führenden abhängig ist. Als Reifegrad wird hierbei die Führungsbedürftigkeit, die Ausbildung und Erfahrung des einzelnen (oder einer Gruppe) in bezug auf eine bestimmte Aufgabe, Funktion oder Ziel, das die Führungskraft erreichen will, verstanden. Im Vordergrund des aufgabenbezogenen Führungsverhaltens steht die Anweisung an den Mitarbeiter, was er wann, wo und wie zu tun hat. Demgegenüber bezeichnet mitarbeiterbezogenes Führungsverhalten den 453
Sitzung
Grad der sozioemotionalen Unterstützung des Mitarbeiters bei der Erledigung der ihm gestellten Aufgabe durch den Führenden. Beide Formen werden je nach individuellem Reifegrad des Mitarbeiters mehr oder weniger akzentuiert, so daß zwei Extreme unterscheid bar sind: stark aufgabenbezogen/wenig mitarbeiterbezogen („imperativ"), wenig aufgabenbezogen/stark mitarbeiterbezogen („kooperativ"). [SEEL] Sitzung: bei der Dialogverarbeitung* der Zeitraum zwischen dem Anmelden („Logon") und Abmelden ( „ L o g o f f ) eines Benutzers über die Datenstation. [IGEL, SEEL] SJF: Abk. für engl, shortest job first; Bedienstrategie bei Wartesystemen (s. Warteschlangentheorie); liegen mehrere Aufträge zur Bearbeitung vor, so wird jeweils der Auftrag mit der kürzesten Bedienzeit zur Bearbeitung ausgewählt. [SEEL] Slot: bei einem Datenverarbeitungssystem ein Steckplatz für eine Soft- oder Hardwarefunktionseinheit (Steckbaugruppe*). [IGEL, SEEL] Smalltalk: Objektorientierte* Programmiersprache.
[RICH]
Smogwarndienst: Frühwarnsystem* auf der Basis eines automatischen* Meßnetzes zur kontinuierlichen Überwachung der Luftqualität in Belastungsgebieten (Gebiete, in denen Luftverunreinigungen auftreten oder zu erwarten sind, die in besonderem Maße schädliche Umwelteinwirkungen hervorrufen können), insbesondere hinsichtlich einer starken Anreicherung von Luftverunreinigungen (Smog). Dazu werden nach dem Prinzip der telemetrischen Immissionsmessung sowohl Schadstoffe (ζ. B. Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Stickoxide, Kohlenwasserstoffe, Staub, Ozon) als auch meteorologische Parameter (ζ. B. Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Strahlung und Niederschlag) dezentral erfaßt und zentral ausgewertet (s. a. Immissionskataster). In sog. Smog-Verordnungen (Verordnung zur Verhinderung schädlicher Umwelteinwirkungen bei austauscharmen (Inversions-)Wetterlagen) ist geregelt, wann eine austauscharme Wetterlage vorliegt und, entsprechend der Höhe der an bestimmten Meßstationen eines Luft-Meßnetzes (SmogStationen) gemessenen Schadstoffkonzentrationen, eine der drei Stufen (Vorwarnstufe, Alarmstufe 1, Alarmstufe 2) des Smogalarms mit abgestuften Maßnahmen (wie Einschränkung bzw. Einstellung des Kfz-Verkehrs und/oder des Betriebes genehmigungspflichtiger Anlagen) bekanntzugeben ist. [PAGE] SNOMED: Abk. für engl. Systematized Nomenclature of Medicine; eine vom College of American Pathologists herausgegebene 7-dimensionale kategorisierte Nomenklatur der Medizin. Die Nomenklatur enthält die Dimensionen Topographie*, Morphologie*, Ätiologie*, Funktion, Krankheit, 454
Softwareergonomie
Prozedur und Beruf. Die Lexeme* sind Termini der medizinischen Sprache, die innerhalb jeder Dimension hierarchisch geordnet sind. Sie werden durch einen bis zu 5stelligen hierarchisch strukturierten duodezimalen Code repräsentiert, dem ein Buchstabe als Kennzeichen der Dimension vorangesetzt wird. Der Gesamtumfang der Originalausgabe beträgt etwa 45 000 Lexeme. Der Umfang der deutschen Ausgabe („Systematisierte Nomenklatur der Medizin") liegt bei rund 85 000 Lexemen. [WING] SNOP: Abk. für engl. Systematized Nomenclature of Pathology; eine vom
College of American Pathologists 1965 herausgegebene 4-dimensionale kategorisierte Nomenklatur der Pathologie*. Die Nomenklatur enthält die Dimensionen Topographie*, Morphologie*, Ätiologie* und Funktion. Die Lexeme* sind Termini der Sprache des Pathologen, die innerhalb jeder Dimension hierarchisch geordnet sind. Sie werden durch einen bis zu 4stelligen hierarchisch strukturierten duodezimalen Code repräsentiert, dem ein Buchstabe als Kennzeichen der Dimension vorangesetzt wird. Der Gesamtumfang ist etwa 15 000 Lexeme. Eine inoffizielle deutsche Übersetzung ist im Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik der Universität Münster erschienen. [WING] Social support: engl, für psycho-soziale Unterstützung; Sammelbegriff für
die einer Person angebotenen Hilfen, die im Falle einer Krise (life* event) deren Bewältigung erleichtern und fördern sollen. Social support kann in vielfacher Hinsicht gegeben werden: in emotionaler Zuwendung, in vertrauenswürdiger Information, in der Stützung des Selbstwertgefühls, in der Gewährung und Vermittlung neuer zwischenmenschlicher Kontakte sowie in persönlichen und materiellen Hilfen. [FERB] Social-support-Konzept: s. Streßtheorie. Software: Gesamtheit oder Teil der Programme für Datenverarbeitungs-
systeme. Man unterscheidet die zum Betrieb des Daten Verarbeitungssystems erforderliche Systemsoftware* und die auf die Anforderungen des Anwenders abgestimmte Anwendungssoftware*. Die zugehörige Programmdokumentation* ist Bestandteil der Software. [IGEL, SEEL] Software Engineering: die Anwendung allgemein anerkannter Prinzipien,
Methoden und Techniken bei der Entwicklung neuer, der Wartung und Weiterentwicklung bestehender Software, dem Management des Softwareentwicklungsprozesses und der Qualitätssicherung von Softwareprodukten; ζ. B. die Prinzipien der strukturierten* Programmierung, des SoftwareLebenszyklus (s. Systementwicklung), des Prototyping*. [IGEL, SEEL] Softwareergonomie: Aspekt der Ergonomie*, der sich mit der Anpassung
der Kommunikationsstruktur und Benutzerschnittstelle* von Anwendungs455
Softwarehaus
systemen an die kognitiven und visuellen Anforderungen des Benutzers befaßt; ζ. B. Maskengestaltung, Dialogführung, Datenpräsentation. [SEEL] Softwarehaus: Dienstleistungsunternehmen, das Software im Auftrag oder als Selbstanbieter entwickelt, implementiert und wartet. [IGEL, SEEL] Softwarelizenz: das einem Anwender eingeräumte Recht zur Nutzung definierter Software. Konkrete Einzelheiten sind in einem Softwarelizenzvertrag zu vereinbaren. [IGEL, SEEL] Softwarequalität: nach DIN 55 350 die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen von Software oder des Software-Entwicklungsprozesses, die sich auf die Eignung zur Erfüllung gegebener Erfordernisse beziehen. In der Literatur werden für Softwareprodukte folgende Qualitätsmerkmale angeführt: Änderbarkeit, Allgemeingültigkeit, Effektivität, Fehlertoleranz, Funktionsabdeckung, Handhabbarkeit, Konsistenz, Korrektheit, Modularität, Nachvollziehbarkeit, Sicherheit, Testbarkeit, Vollständigkeit, Übertragbarkeit. [IGEL, SEEL] Softwaretools: Softwarewerkzeuge; automatisierte Hilfen für die Softwareentwicklung und -Wartung; integrierte Entwicklungssysteme stellen für jede Phase der Systementwicklung* geeignete Methoden mit den entsprechenden Werkzeugen zur Verfügung; s. a. Programmierumgebung, Software-Engineering. [IGEL, SEEL] Solidaritätsprinzip: bezeichnet die Tatsache, nach der die Mitglieder einer Versichertengemeinschaft im Versicherungsfall solidarisch füreinander einstehen; ζ. B. besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung darin, daß für die gesetzliche Krankenversicherung der über den versicherungstechnischen Risikoausgleich einer Individualversicherung hinausgehende Gedanke des sozialen Ausgleichs konstitutiv ist; d. h. Erhebung einkommensproportionaler Versicherungsbeiträge (bis zur Beitragsbemessungsgrenze); einkommensunabhängige Gewährung von Leistungen, insbesondere Sachleistungen; beitragsfreie Mitversicherung der Familienangehörigen. [ADAM] somatisch: körperlich.
[SEEL]
somatogen: körperlich bedingt.
[SEEL]
Sonderkrankenhaus: Allgemein- oder Fachkrankenhaus, das Sonderaufgaben wahrnimmt. Es dient entweder der Aufnahme bestimmter Personengruppen oder einer besonderen Unterbringung der Patienten oder der Durchführung besonderer Versorgungsmaßnahmen oder Behandlungsverfahren; ζ. B. Gefängnis-Krankenhaus, Suchtkrankenhaus, TuberkuloseKrankenhaus, Rehabilitationskrankenhaus, Sanatorium. [RIEF] 456
Soziale gesundheitliche Hilfe
Sonderzeichen: Zeichen*, die nicht Buchstaben, Leerzeichen oder Ziffern
sind; ζ. B. arithmetische Operationszeichen, Interpunktionszeichen, gewisse Steuerzeichen. [IGEL, SEEL] Sonographie: in der medizinischen Literatur häufig synonym mit Ultra-
schalldiagnostik*; im allgemeinen jedoch umfassender, etwa als Anwendung bei der Werkstoffprüfung, der Rohstoffexploration, der Unterwasserortung usw. [THUL] Sortieren: eine Menge von Informationseinheiten in eine vorgegebene Ord-
nung bringen.
[IGEL, SEEL]
Sortierprogramm: Dienstprogramm zur Sortierung von Datensätzen nach
vom Benutzer festgelegten Kriterien. Im allgemeinen ist Vollsortieren, Auswahlsortieren und Adreßlistensortieren möglich. [HANB] Sozialärztliche Dienste: ärztliche Dienste zur Begutachtung und Beratung
in Einzel- und Grundsatzfragen für Sozialversicherungs- und Sozialleistungsträger: Rentenärztlicher* Dienst, Medizinischer* Dienst der Krankenversicherung, Öffentlicher* Gesundheitsdienst, Arbeitsamtsärztlicher* Dienst, Versorgungsärztlicher* Dienst; s. a. Sozialmedizinischer Dienst. [SILO] Sozialdaten: alle Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhält-
nisse einer Person, die den Sozialleistungsträgern und anderen Stellen (vgl. § 35 Abs. 1 Satz 2 SGB I) bekannt werden. Den personenbezogenen* Daten werden auch unternehmensbezogene Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse gleichgestellt (§35 Abs. 4 SGB I). Den Schutz der Sozialdaten gewährleistet § 35 SGB I (Sozialgeheimnis*). Die Offenbarung* von Sozialdaten ist ausschließlich unter den Voraussetzungen der §§67 — 77 SGB X zulässig. [TAEG] Soziale Epidemiologie: die Untersuchung der Verteilung von Krankhei-
ten, ihrer Bestimmungsgründe und Folgen in der Bevölkerung unter soziologischen Gesichtspunkten. Hierzu gehören die Merkmale der gesellschaftlichen Gliederung der Bevölkerung (soziodemographische, sozioökonomische und sozialökologische Merkmale) ebenso wie mikrosoziale Strukturen (primäre* soziale Netzwerke) und Bewältigungsverhalten (coping). [FERB] Soziale gesundheitliche Hilfe: zentrales Leistungsangebot von Einrich-
tungen (Sozialstationen) der ambulanten Pflege für einen bestimmten örtlichen Einzugsbereich, wobei der Einsatz der Pflegekräfte von der Sozialstation aus erfolgt, während die eigentliche pflegerische Tätigkeit in der Regel im häuslichen Kreis der zu betreuenden Person stattfindet. Aufgabe der Sozialstationen ist es, der Bevölkerung des Betreuungsbereiches ein umfassendes Angebot auf den Gebieten der Kranken-, Alten-, Familien457
Soziale Rolle
und Hauspflege zu unterbreiten. Auf dem Sektor der Krankenpflege kommt der Einsatz von Sozialstationen insbesondere dann in Betracht, wenn Krankenhauspflege geboten, aber nicht ausführbar ist, oder wenn Krankenhauspflege dadurch nicht erforderlich wird, ferner zur Sicherung der ärztlichen Behandlung durch sog. Grundpflege* (§ 37 SGB V), sowie zur Unterstützung der häuslichen Pflege durch Angehörige, Nachbarn und Freunde bei Schwerpflegebedürftigkeit (§§ 53 — 57 SGB V). Außerdem sollen die Sozialstationen — teilweise mit ehrenamtlichen Helfern — Ratsuchende in sozialen Fragen darüber unterrichten, welche Stellen für die Gewährung weiterer Auskünfte und Hilfen im sozialen Bereich zuständig sind. Träger der Sozialstationen, die keine ärztlichen Leistungen erbringen dürfen, sind die Verbände der freien Wohlfahrtspflege, die Kirchen und die Gemeinden. Absprachen über die Kostenerstattung werden zwischen den Trägern der Sozialstationen und den Krankenkassen getroffen. [SILO] Soziale Rolle: bezeichnet zusammenfassend die Verhaltenserwartungen, die sich an den Inhaber einer sozialen Position richten. Soziale Positionen entstehen mit Organisationen* und sozialen* Systemen, die mit der funktionsspezifischen Besetzung der Positionen die Erfüllung ihrer Aufgaben sichern (ζ. B. Krankenschwester oder Stationsarzt in einem Krankenhaus, Kassenarzt im System der Kassenärztlichen Versorgung, aber auch Vater, Mutter, Kinder in der Familie). Eine soziale Position ist immer dann gegeben, wenn eine Wiederbesetzung als zwingend angesehen wird. Alleinerziehende können sich ζ. B. durch den bewußten Verzicht auf die zweite Elternrolle auszeichnen. Die analytische Beschreibung sozialer Rollen kann bei der Funktion ansetzen, die eine Rolle in einer Organisation oder in einem Sozialsystem erfüllt (strukturell-funktionale Theorie), oder bei der konkreten Ausgestaltung der Rolle durch den jeweiligen Positionsinhaber im Verkehr mit Personen, die Erwartungen an ihn richten (symbolischer Interaktionismus). [FERB] Sozialer Wandel: die Veränderung gesellschaftlicher Strukturen; ζ. B. der sozialen* Schichtung, der Familie, der Siedlungsformen. Seine Ursachen können in wissenschaftlich-technischen, ökonomischen, politischen und kulturellen, aber auch in gesellschaftlichen Bedingungslagen liegen; ζ. B. strukturelle Konflikte, Bildungsreform, Medikalisierung. Die Gesellschaft der Neuzeit zeichnet ein endogener, d. h. aus den gesellschaftlichen Verhältnissen selbst erzeugter sozialer Wandel aus (wissenschaftlich-technischer Fortschritt, Produktivitätssteigerung, Demokratie). [FERB] Soziale Schichtung: als soziale Schichten werden in einer arbeitsteiligen Gesellschaft Bevölkerungsteile bezeichnet, die sich einander als zugehörig ansehen und sich von anderen Bevölkerungsteilen distanzieren, ohne formell organisiert zu sein. Die Zusammengehörigkeit gründet sich auf das Bewußtsein der gleichen Lebenslage und auf gemeinsame Überzeugungen. Die Distanz der sozialen Schichten geht zum einen aus Beschränkungen der 458
Sozialgeheimnis
(Leistungs-)Konkurrenz wie Vermögenskonzentration, Professionalisierung und berufliche Monopole, Zugang zum Bildungssystem hervor; zum andern distanziert die ungleiche Verteilung der (Leistungs-)Erfolge (Einkommen, soziales Ansehen) die Schichten voneinander: Einkommensschichtung, Schichtung nach Berufsprestige. Das System der sozialen Schichtung wird durch die Sozialisation verinnerlicht: als der durch die Geburt zugeschriebene Status in der primären Sozialisation, als der durch eigene Leistung erworbene Status durch die berufliche Sozialisation. Die Soziologie unterscheidet grob zwischen (Unter-)Grundschicht, Mittelschicht und Oberschicht, die sich nach gesellschaftlichem Ansehen und nach Einkommenslage jeweils nach oben und unten differenzieren. Das System der sozialen Schichtung wandelt sich mit dem Übergang von der Industrie- in eine postindustrielle Dienstleistungsgesellschaft, also mit dem Rückgang der in der Industrie Beschäftigten und der entsprechenden Zunahme der Dienstleistungsberufe. [FERB] Soziales System: wird soziologisch in analytischer und in einer umgangssprachlichen gegenständlichen Weise verwendet. Man spricht ζ. B. vom Bildungs-, Gesundheits- oder Laiensystem etc. und meint damit einen in sich geordneten und nach außen abgegrenzten gesellschaftlichen Zusammenhang, ohne damit bereits eine Aussage über seine Binnenstruktur zu machen. Für theoretisch-analytische Aussagen steht die Struktur eines Sozialsystems, gleich welchen gegenständlichen gesellschaftlichen Zusammenhang es betrifft, im Zentrum des Erkenntnisinteresses: Welche Bedingungen müssen für die Entstehung und für die Dauer eines Sozialen Systems gegeben sein? Nach Talcott Parsons und Niklas Luhmann konstituieren sich Soziale Systeme über vier elementare Dimensionen: Es muß eine Entscheidung über gesellschaftliche Werte getroffen sein (Sinnhaftigkeit eines Sozialen Systems), ζ. B. Gesundheitssicherung oder Bildungsvermittlung. Es müssen konkrete Ziele gesetzt sein, durch die die Erfüllung der gesellschaftlichen Werte erreicht werden soll; ζ. B. Behandlung von Krankheiten oder das Erreichen von bestimmten Bildungsabschlüssen. Für die Zielerreichung müssen geeignete Mittel auf Dauer bereitgestellt werden; ζ. B. Manpower, Technik, Finanzmittel, Information. Und schließlich muß für die aktuelle Information und Selbstbehauptung des Systems in einer sich wandelnden Umwelt die Steuerung gesichert sein; jedes Soziale System muß über eine „politische Instanz" verfügen, die die Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen leistet und die Binnenstabilität gewährleistet. [FERB] Sozialgeheimnis: Der Gesetzgeber hat die Geheimhaltungsvorschrift im Sozialgesetzbuch* mit dem Ziel an das BDSG angepaßt, „daß niemand dadurch, daß er der Sozialversicherung angehört oder sonst Ansprüche auf Sozialleistung hat, mehr als andere Bürger der Preisgabe seiner personenbezogenen* Daten ausgesetzt werden d a r f (BT-Drs. 8/4022, S. 80). 459
Sozialgesetzbuch
Nach § 35 SGB I hat jeder „Anspruch darauf, daß Einzelangaben über seine persönlichen und sachlichen Verhältnisse (personenbezogene Daten) von den Leistungsträgern als Sozialgeheimnis gewahrt und nicht unbefugt offenbart werden" (s. Offenbarung). Neben den Sozialleistungsträgern verpflichtet § 35 SGB I auch die Verbände und Arbeitsgemeinschaften der Leistungsträger, die im Sozialgesetzbuch genannten öffentlich-rechtlichen Vereinigungen, die Künstlersozialkasse, die Deutsche Bundespost, soweit sie mit der Berechnung oder Auszahlung von Sozialleistungen betraut ist, und die aufsichts-, rechnungsprüfungs- oder weisungsberechtigten Behörden zur Wahrung des Sozialgeheimnisses. Außerdem werden mit § 78 SGB X auch diejenigen Personen und Stellen zur Geheimhaltung verpflichtet, an die Sozialdaten* befugt übermittelt werden. Der Schutz personenbezogener Daten durch das Sozialgeheimnis ist weitergehend als der Schutz durch das BDSG. Das Sozialgeheimnis setzt eine dateimäßige Verarbeitung oder das Vorliegen eines faktischen Geheimnisses nicht voraus, sondern schützt alle Einzelangaben über die persönlichen oder sachlichen Verhältnisse einer Person. Die Offenbarungsbefugnisse sind abschließend im Zehnten Buch des Sozialgesetzbuchs (§§ 67 ff SGB X) aufgeführt. § 35 Abs. 3 SGB I unterstreicht, daß über die im SGB X normierten Offenbarungstatbestände hinausgehende Offenbarungen unzulässig sind. Die Anwendbarkeit der allgemeinen Datenschutzgesetze (BDSG, Landesdatenschutzgesetze) neben der bereichsspezifischen Datenschutzregelung im Sozialgesetzbuch regelt § 79 SGB X. Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse werden den personenbezogenen Sozialdaten gleichgestellt (§ 35 Abs. 4 SGB I). [TAEG] Sozialgesetzbuch: Abk. SGB; von den 10 beabsichtigten Büchern dieser umfassenden Kodifikation des Sozialrechts, das z. Zt. in zahlreiche Einzelgesetze zersplittert ist, sind realisiert: SGB I Allgemeiner Teil (11.12.1975 BGBl. I, S. 3015), SGB IV 1. Kapitel: Gemeinsame Vorschriften für die Sozialversicherung (23.12.1976 BGBl. I, S. 3845), SGB V Gesetzliche Krankenversicherung (20.12.1988 BGBl. I, S. 2477) und SGB X Verwaltungsverfahren 1. und 2. Kapitel (18.8.1980 BGBl. I, S. 1469) und 3. Kapitel (4.11.1982 BGBl. I, S. 1450); die übrigen Bücher werden enthalten: II. Buch: Ausbildungsförderung, III. Buch: Arbeitsförderung, VI. Buch: Wohngeld, VII. Buch: Kindergeld, VIII. Buch: Jugendhilfe (dazu Gesetzentwurf der Bundesregierung, BT-Drucks. 8/2571) und IX. Buch: Sozialhilfe. [PSCH] Sozialhilfe:
Teil des Systems der sozialen Sicherung — sogenanntes „letztes Netz". Rechtsgrundlage ist das Bundessozialhilfegesetz (BSHG) von 1961. Aufgabe der Sozialhilfe ist es, meist in Ergänzung verfügbarer Selbsthilfemittel und -möglichkeiten (Einkommen und Vermögen) und nachrangig zu den Leistungen anderer, besonders Unterhaltspflichtiger und anderer So460
Sozialmedizinischer Dienst
zialleistungsträger, jedermann eine menschenwürdige Lebensführung zu ermöglichen. Die Finanzierung der Sozialhilfe erfolgt aus allgemeinem Steueraufkommen. Zuständig sind als örtliche Träger der Sozialhilfe die kreisfreien Städte und Landkreise sowie die von den Ländern bestimmten überörtlichen Träger, letztere vor allem für die Hilfe in Anstalten, Heimen und ähnlichen Einrichtungen. Art und Umfang der Sozialhilfe richten sich nach den Besonderheiten des Einzelfalles (Individualisierungsprinzip). Auf Sozialhilfe besteht bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen grundsätzlich ein Rechtsanspruch. Als Form der Hilfe kommen Geldleistungen, Sachleistungen und persönliche Hilfe (Beratung u. ä.) in Betracht. Angemessenen Wünschen des Hilfesuchenden hinsichtlich der Gestaltung der Hilfe soll nach Möglichkeit entsprochen werden. Von seiner Zielsetzung her versteht sich Sozialhilfe vor allem als Hilfe zur Selbsthilfe. Das BSHG unterscheidet zwei große Leistungsbereiche: 1. Hilfe zum Lebensunterhalt. Sie soll den allgemeinen notwendigen Lebensbedarf an Ernährung, Unterkunft, Heizung, Körperpflege, persönlichen Bedürfnissen des täglichen Lebens usw. sicherstellen. 2. Hilfe in besonderen Lebenslagen wie ζ. B. Krankheit, Schwangerschaft, Behinderung, Pflegebedürftigkeit. Die Leistungen der Krankenhilfe* und der vorbeugenden Gesundheitshilfe sollen in der Regel denen der gesetzlichen Krankenversicherung entsprechen. Die Eingliederungshilfe für Behinderte umfaßt Leistungen zur medizinischen, beruflichen und allgemeinen gesellschaftlichen Rehabilitation und geht damit über den Leistungsrahmen anderer Rehabilitationsträger hinaus. Die Hilfe zur Pflege besteht entweder in der Kostenübernahme für notwendige Anstaltspflege oder — bei häuslicher Pflege — im Ersatz der pflegebedingten Aufwendungen. Bei häuslicher Pflege erheblichen Umfangs wird als Aufwendungspauschale ein Pflegegeld in unterschiedlicher Höhe gezahlt. Während bei der Hilfe zum Lebensunterhalt vom Hilfesuchenden grundsätzlich voller Einkommens- und Vermögenseinsatz verlangt wird, wird Hilfe in besonderen Lebenslagen nach Maßgabe von Einkommensgrenzen gewährt; Vermögenseinsatz grundsätzlich wie bei der Hilfe zum Lebensunterhalt, wobei bestimmte Vermögensteile vom Einsatz und von der vorherigen Verwertung ausgenommen sind. [STRE] Sozialmedizin: Teilgebiet der Medizin, dessen Gegenstand die spezifische Wechselwirkung zwischen Krankheit (bzw. Gesundheit) und Gesellschaft in beiderlei Richtung ist. Sie hat die Ätiologie* der Krankheiten, insbesondere gesellschaftlicher Natur, mit epidemiologischen Methoden (s. Epidemiologie) aufzuklären. Sie hat ferner die gesellschaftliche Rückwirkung des Phänomens Krankheit, insbesondere in ökonomischer Hinsicht, zu durchleuchten. [BLOH] Sozialmedizinischer Dienst: durch Zusammenlegung der ärztlichen Dienste der Sozialversicherungs- und Sozialleistungsträger, nämlich Krankenversicherung, Rentenversicherung, Arbeitsverwaltung, Sozialhilfe und Ver461
Sozialprodukt
sorgungsverwaltung zu schaffender gemeinsamer und superkompetenter Ärztlicher Gutachterdienst unter der Trägerschaft eines noch zu bildenden Trägers. Aufgrund bestehender Rechtsprobleme gibt es einen solchen Dienst in der Bundesrepublik Deutschland nicht. Nicht zu verwechseln mit sog. sozialärztlichen Diensten, nämlich den Gutachterdiensten der einzelnen Sozialversicherungs- bzw. Sozialleistungsträger (ζ. B. Versorgungsärztlicher* Dienst, Medizinischer* Dienst der Krankenversicherung). [SILO] Sozialprodukt: Summe aller während eines bestimmten Zeitraumes innerhalb einer Volkswirtschaft von Inländern hergestellten Sachgüter und auch der erbrachten Dienstleistungen, ausgedrückt in Geldwert. [SEEL] Sozialstation: s. Soziale gesundheitliche Hilfe. Sozialversicherung: Bezeichnung für Leistungen des Staates, um bestimmte Bevölkerungsgruppen vor Nachteilen zu schützen, die durch Krankheit, Mutterschaft, Berufs- und Erwerbsunfähigkeit, Unfall, Alter und Tod eintreten können. Unter dem Begriff Sozialversicherung werden eingeordnet die Krankenversicherung*, Rentenversicherung*, Arbeitslosenversicherung*. [BLOH] Soziologie: die empirische Erforschung der gesellschaftlichen Bedingungen menschlichen Zusammenlebens (empirische Sozialforschung) und die wissenschaftliche Begründung theoretischer Aussagen über die Gesellschaft und die Formen der Vergesellschaftung. Da alle Erscheinungsformen menschlichen Zusammenlebens auf spezifische gesellschaftliche Bedingungen verweisen, unter denen sie entstanden sind, die zu ihrer Dauer, aber auch zu ihrem Wandel sowie zu ihrem Untergang beitragen, gibt es eine entsprechende Vielzahl von Spezialgebieten der Soziologie: Medizinsoziologie*, Berufssoziologie, Kultursoziologie, Wirtschaftssoziologie, Rechtssoziologie, Religionssoziologie usw. [FERB] Sozio-technisches System: System*, das aus einer abgrenzbaren Menge aufeinander bezogener Operationen von sozialen Einheiten und technischen Einrichtungen besteht (ζ. B. Medizinbetrieb*). Die Beziehungsintensität der Operationen bestimmt den Integrationsgrad des sozio-technischen Systems. Als soziale Einheiten kommen Einzelpersonen, aber auch Gruppen oder größere Kollektive in Frage. Als technische Einrichtungen können alle technischen Aggregate (Geräte) fungieren, in denen eine konstruktiv angelegte oder programmgesteuerte Folge von Zustandsübergängen möglich ist; typischerweise wird an mehr oder weniger selbsttätige Maschinen gedacht. Soziale Einheiten sind stets nur partiell in ein sozio-technisches System einbezogen (Prinzip der Partialinklusion). Technische Einrichtungen können demgegenüber auch vollständig und ausschließlich in einem bestimmten Systemzusammenhang stehen. 462
Speicherhierarchie
Die Abgrenzung sozio-technischer Systeme erfolgt nach Maßgabe bestimmter Sinngehalte des Zusammenwirkens der personellen und maschinellen Operationen. Soweit dabei spezifische Zwecke zugrundeliegen, bildet das sozio-technische System einen operativen Funktionszusammenhang. Die Grenzziehung, durch die das sozio-technische System konstituiert wird, trennt es von einer im allgemeinen operativ relevanten Umgebung (Umwelt). Mit dieser Umgebung kann das System Austauschbeziehungen materieller, energetischer und informationaler Art unterhalten. Sozio-technische Systeme erlangen ihre besondere Eigenart gegenüber sozialen und technischen Systemen vor allem durch die Verschiedenartigkeit der Aktionsträger. Soziale und technische Einheiten unterscheiden sich nicht nur im Hinblick auf ihre Funktionspotentiale und Funktionsbereitschaft, sondern es bestehen auch grundlegende Unterschiede in der Bestimmbarkeit der Leistungsabgabe. Deshalb findet man sich bei der Gestaltung soziotechnischer Systeme simultan mit technisch-konstruktiven und sozial-beeinflussenden Fragestellungen konfrontiert. Diese stehen oft in einem Verhältnis wechselseitiger Durchdringung. Auch bedarf das sozio-technische System im Gegensatz zu rein technischen Systemen einer permanenten bzw. immer wieder neuen Aktivierung und Ausrichtung, die über eine konstruktiv angelegte Regelung hinausgeht und wesentlich durch Führung und Organisation* realisiert wird. Aufgrund der speziellen Problematik der Zusammenführung personeller und maschineller Leistungen ist bei der Gestaltung gerade den Berührungspunkten zwischen personellen und maschinellen Aktionsträgern (Schnittstellen) besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die auf die jeweiligen Leistungspotentiale abgestimmte Verteilung von Funktionen zwischen den verschiedenartigen Funktionsträgern, die wechselseitige Bindung oder Entkopplung sowie die geeignete Ausarbeitung der „Benutzeroberfläche" der technischen Aggregate bilden die wesentlichsten Probleme bei der Festlegung sozio-technischer Systeme. [WOLL] Spannweite: Dispersionsmaß*; die Differenz zwischen dem größten und dem kleinsten beobachteten Wert eines quantitativen* Merkmals in einer Stichprobe. [KEMM] Speicher: eine Funktionseinheit, die Daten aufnimmt, aufbewahrt und abgibt; s. Zentralspeicher, Peripherer Speicher (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Speicherabzug: syn. für Dump*. Speicher, externer: s. Peripherer Speicher. Speicher, flüchtiger: s. Flüchtiger Speicher. Speicherhierarchie: bei einem Datenverarbeitungssystem eine hierarchische Rangordnung der einzelnen Speicher von schnellen, teueren, kapazi463
Speicherkontrolle
tätsmäßig kleinen zu langsamen, billigen, kapazitätsmäßig großen Speichern. [IGEL, SEEL] Speicherkontrolle: ist nach Nr. 3 der Anlage zu § 6 BDSG eine der von § 6 Abs. 1 BDSG verlangten technischen und organisatorischen Maßnahmen, um die Ausführung der Vorschriften des Bundesdatenschutzgesetzes sicherzustellen. Sie soll die unbefugte Eingabe in den Speicher sowie die unbefugte Kenntnisnahme, Veränderung oder Löschung gespeicherter personenbezogener* Daten verhindern. Zu den vorzunehmenden Maßnahmen gehören beispielsweise organisatorische Festlegungen der Zugangsberechtigung und der Befugnis zur Eingabe, Kenntnisnahme, Veränderung und Löschung, die technischen und organisatorischen Verfahren zu ihrer Gewährleistung sowie die Protokollierung der Datenverarbeitung. Die Maßnahmen sollen nicht nur menschliches Fehlverhalten durch ex-post-Maßnahmen und ex-ante-Kontrollen unterbinden, sondern auch die Beeinträchtigung durch zufällige oder aufgrund höherer Gewalt zu gewärtigender Veränderungen oder Löschungen verhindern. Art und Umfang der zu treffenden Maßnahmen müssen in einem angemessenen Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen. Ob die Verhältnismäßigkeit der Maßnahme beachtet wird, ist aus der Sicht des Betroffenen unter Berücksichtigung der Qualität und Sensibilität der Daten, des Verarbeitungszwecks und des Mißbrauchsrisikos zu bestimmen (Angemessenheitsgrundsatz*). Die Landesdatenschutzgesetze enthalten eine entsprechende Regelung. [TAEG] Speichermedium: s. Datenträger. Speicher mit seriellem Zugriff: Speicher, bei dem der Zugang zu einzelnen Elementen nur nach einer vorgegebenen Reihenfolge (sequentiell) möglich ist. [IGEL, SEEL] speichern: 1. Daten in einem Speicher aufbewahren; 2. i. S. § 2 Abs. 2 Nr. 1 BDSG „das Erfassen, Aufnehmen oder Aufbewahren von Daten auf einem Datenträger zum Zweck ihrer weiteren Verwendung, ungeachtet der dabei abgewendeten Verfahren". [SEEL] Speichernde Stelle: Die „speichernde Stelle" ist insofern Normadressat des Bundesdatenschutzgesetzes und der Landesdatenschutzgesetze, als sich auf sie die datenschutzrechtlichen Rechte (Speicherung, Verarbeitung, Übermittlung, Verwendung) und Pflichten (Auskunft, Berichtigung, Sperrung und Löschung) beziehen. Nach der Legaldefmition in § 2 Abs. 3 Nr. 1 BDSG ist „speichernde Stelle" jede der in § 1 Abs. 2 Satz 1 BDSG genannten Personen oder Stellen, die für sich selbst speichert oder durch andere speichern läßt. Im öffentlichen Bereich wird nicht auf den rechtlichen Träger der öffentlichen Verwaltung abgestellt, sondern — wesentlich enger — auf die 464
Spektralanalyse
jeweilige, eine bestimmte sachliche, funktionale oder regionale Aufgabe wahrnehmende Behörde oder Stelle. Im nicht-öffentlichen Bereich bezeichnet „speichernde Stelle" die natürliche oder juristische Person des Privatrechts, die personenbezogene* Daten für sich selbst speichert oder durch andere speichern läßt. Enge rechtliche und wirtschaftliche Beziehungen (etwa in einem Konzern oder im Verhältnis einer Krankenhausgesellschaft zu einem rechtlich selbständigen Labor) rechtfertigen keine ausdehnende Auslegung des Begriffes auf die verbundene, aber rechtlich selbständige Stelle. Dieser aufgabenbezogene Behörden- bzw. Stellenbegriff im öffentlichen Bereich und der an der rechtlichen Selbständigkeit anknüpfende Stellenbegriff im nicht-öffentlichen Bereich sind besonders relevant bei der Frage, ob die Übermittlung personenbezogener Daten durch die „speichernde Stelle" zulässig ist (§2 Abs. 2 Nr. 2 BDSG). Die enge Auslegung des Begriffs verhindert einen vom Betroffenen nicht mehr kontrollierbaren freien Datenfluß innerhalb großer Organisationen. Bedient sich eine Person oder Stelle eines anderen zur Datenverarbeitung (s. Datenverarbeitung im Auftrag), so ist sie auch selbst „speichernde Stelle". Sie bleibt damit für die Rechtmäßigkeit der Datenverarbeitung verantwortlich. [TAEG] Speicher, nichtflüchtiger: s. Nichtflüchtiger Speicher. Speicher, optische: s. Optische Speicher. Speicher, peripherer: s. Peripherer Speicher. Speicherschutz: in der Informatik Vorkehrungen gegen Lesen aus oder
gegen Schreiben in geschützte Speicherbereiche (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Speicherstelle: Teil eines Speichers zur Aufnahme eines einzigen Zeichens
(vgl. DIN 44300).
[IGEL, SEEL]
Speicher, temporärer: s. Temporärer Speicher. Speicherung: s. speichern. Speicher, virtueller: s. Virtueller Speicher. Spektralanalyse: Methode der Signalanalyse; sie beruht auf dem Prinzip,
daß jedes deterministische zeitabhängige Signal* als Überlagerung von sinusförmigen Teilschwingungen betrachtet werden kann. Auf diese Weise lassen sich periodische Zeitfunktionen durch trigonometrische Reihen von Sinus- und Kosinus-Schwingungen darstellen. Für die Behandlung stochastischer Funktionen im Spektralbereich muß man mit Funktionen arbeiten, die sich aus harmonischen Schwingungen zusammensetzen, deren Ampli465
sperren
tuden oder Phasenwinkel der einzelnen Schwingungen jedoch stochastisch sind. Jedes Signal kann so durch relativ wenige Kenngrößen vollständig beschrieben werden. Die wichtigsten Gesichtspunkte bei der Spektralanalyse sind der Frequenzbereich, in dem die Messung des Spektrums gewünscht ist, und die spektrale Auflösung. [MÖLL] sperren: i. S. § 14 Abs. 2 Satz 3 BDSG das Kennzeichnen personenbezogener* Daten mit Vermerken, die bewirken, daß diese Daten nicht mehr verarbeitet, insbesondere übermittelt oder sonst genutzt werden; s. Sperrpflicht. [SEEL] Sperrfrist: Auf magnetischen Datenträgern werden Sperrfristen in Form von Freigabedaten oder von Nichtfreigabefristen in Tagen angegeben, um ein Überschreiben oder Löschen nicht freigegebener Daten zu verhindern. Diese Sperrfristen sind entweder durch die Verarbeitungsverfahren oder durch gesetzliche Vorschriften bestimmt. Sperrfristen sind durch das Datenträgerarchiv bzw. durch die Arbeitsvorbereitung* u. U. mit einem automatischen Dateiverwaltungssystem zu überwachen. Gesperrte Datenträger sind als aktueller oder für die Sicherung noch erforderlicher Bestand bis zum Ablaufen der Sperrfrist den üblichen Sicherungsmaßnahmen zu unterwerfen; vgl. im Gegensatz dazu unbefristet gesperrte Daten i. S. des B D S G (s. sperren, Sperrpflicht). [DREW, KASS, STRN] Sperrpflicht: i. S. §§14 Abs. 2, 27 Abs. 2 und 35 Abs. 2 B D S G und entsprechender Vorschriften der Landesdatenschutzgesetze die Pflicht der speichernden Stelle zur Sperrung personenbezogener* Daten (d. h. sie von jeder weiteren Verarbeitung und sonstigen Nutzung grundsätzlich auszunehmen und mit einem entsprechenden Sperrvermerk zu versehen), wenn ein Betroffener ihre Richtigkeit bestreitet und sich weder ihre Richtigkeit noch Unrichtigkeit feststellen läßt. Durch Sperrvermerke gekennzeichnete Datensätze dürfen danach grundsätzlich nicht mehr verarbeitet, insbesondere übermittelt oder sonst genutzt werden. [SEEL] Sperrung: s. sperren. Spezialitäten: Fertigarzneimittel*, die unter einem herstellerspezifischen Namen in den Handel kommen, häufig Kombinationspräparate; vgl. Generic name. [PSCH] Spezifität: i. S. der Validierung* diagnostischer Tests ein Validitätsmaß, das die Wahrscheinlichkeit angibt, mit der bei tatsächlichem NichtVorliegen der Krankheit Κ ein negatives Testresultat zu erwarten ist. Die so als bedingte Wahrscheinlichkeit definierte Spezifität wird aus den absoluten Häufigkeiten der Vierfelder(entscheidungs)tafel der Validierung diagnostischer Tests geschätzt; vgl. Sensitivität, ROC-Kurve. [KLAR] 466
Spool
Spieltheorie: auch als „Theorie der Spiele" bezeichnet; Teilgebiet des Operations* Research, dessen Ziel die mathematische Ableitung von Empfehlungen für ein optimales Entscheidungsverhalten (Spielstrategie) bei Konflikt· und Konkurrenzsituationen ist. „Spielen" nur zwei Gegner und gewinnt der eine, was der andere verliert, so handelt es sich um ein „ZweiPersonen-Nullsummenspiel", die einfachste Form eines Spiels. Optimale Strategien können hier mit Hilfe der Linearen* Programmierung berechnet werden. Werden die (positiven oder negativen) „Auszahlungen" an die Spieler in unterschiedlichen Einheiten gemessen oder saldieren sich Gewinn und Verlust der beiden Gegner nicht zu null, so liegt ein „Zwei-PersonenNichtnullsummenspiel" vor. Sind mehr als zwei Parteien beteiligt, spricht man von „n-Personen-Spielen". Nicht-Nullsummenspiele werden ferner danach unterschieden, in welchem Maße die Kontrahenten kooperieren: nichtkooperative bzw. kooperative Spieler markieren die beiden Extremsituationen. Die Spieltheorie unterscheidet sich von der Entscheidungstheorie*, indem sie von einem (oder mehreren) rational handelnden Gegenspieler(n) ausgeht, während die Entscheidungstheorie die Natur als stochastisch (zufallsabhängig), nicht zielorientiert agierenden „Kontrahenten" betrachtet. [HEID] Spike: engl. Spitze, Kurvenzacke; ζ. B. Spike(-and)-wave-Komplexe im Elektroenzephalogramm*. [SEEL] Spirometrie: Messung und graphische Darstellung (Spirogramm) der Atmung zur Lungenfunktionsprüfung (s. Abb.). [PSCH] Totalkapazität
%
100 80
60 40 20
Spirometrie: Gesunder Proband (links) und Patient mit Atemwegsobstruktion (rechts); VK: Vitalkapazität; FRK: funktionelle Residualkapazität; FEV, 0 : Ein-Sekunden-Kapazität; FVK: forcierte Vitalkapazität.
Spool: Abk. für engl, simultaneous peripheral operations online; zur Erhöhung der Performance* eines Datenverarbeitungssystems werden beim Mehrprogrammbetrieb* die Ein- und Ausgabedaten in temporären Dateien zwischengespeichert. Dadurch können Wartezeiten auf langsame Ein-/Ausgabe-Geräte vermieden werden. Die Anforderung und Zuteilung der Be467
Sprachausgabe
triebsmittel* für die Ein-/Ausgabe in/von Spool-Dateien übernimmt das Betriebssystem*. [IGEL, SEEL] Sprachausgabe: phonetische Ausgabe von Daten aus einem Datenverarbeitungssystem. Der Speicher enthält in digitaler Form verschlüsselte Schwingungswerte von Lauten oder Lautelementen, die entsprechend kombiniert oder wieder in Schwingungen umgesetzt die synthetische Darstellung von gesprochenen Wörtern ermöglichen. [IGEL, SEEL] Sprachen: s. Formale Sprache, Programmiersprache. Spreadsheet program: engl, für Tabellenkalkulationsprogramm*. Spur: bei einem Datenträger der durch die Relativbewegung zwischen einer einzelnen festen oder positionierten Schreib- oder Leseeinrichtung und dem Datenträger überstrichene oder überstreichbare Bereich. Bei Lochstreifen und Magnetbändern verlaufen die Spuren als parallele gerade Linien; bei Magnetplattenspeichern und Disketten sind Spuren konzentrische Kreise. Dementsprechend werden die Bits* parallel (bitparallel, ζ. B. Magnetband) oder seriell (bitseriell, ζ. B. Diskette) aufgezeichnet (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] SQL: Abk. für engl, structured query language; s. Abfragesprache. Stack: engl, für Kellerspeicher*. Stadieneinteilung: auf der TNM*-Klassifikation beruhende Einteilung maligner Tumoren im allgemeinen in 4—5 Stadien mit unterschiedlicher Prognose. Die Stadien bestimmen sich in der Regel nach den TNM- (klinische Stadien) bzw. pTNM-Kategorien (pathologische Stadien). Bei manchen Organen werden bei der Stadieneinteilung auch andere Faktoren berücksichtigt, ζ. B. histologischer Typ, histologischer Differenzierungsgrad oder Lebensalter. [HERM] Stadium: Zeitraum, Entwicklungsabschnitt, -stufe; ζ. B. einer Krankheit, s. a. Stadieneinteilung. [HERM] Stammdaten: zustandsorientierte Daten, die der Identifizierung und Charakterisierung von Objekten dienen und die unverändert über einen längeren Zeitraum hinweg zur Verfügung stehen bzw. in computergestützten Informationssystemen gespeichert werden; ζ. B. bei der Patientenaufnahme erhobene Daten (Name, Vorname, Geburtsdatum, Anschrift, Geschlecht) zur Person des Patienten (Patientenstammdaten). [SEEL] Stand-alone-System: Datenverarbeitungssystem (ζ. B. Personalcomputer), das als Ein- oder Mehrplatzsystem ohne Anbindung an andere Datenverarbeitungssysteme betrieben wird. [IGEL, SEEL] 468
Standardnormalverteilung
Standardabweichung: allgemein die positive Wurzel aus der Varianz*; syn.
empirische Standardabweichung; ein Dispersionsmaß* zur Beschreibung der Verteilung eines Merkmals in einer Stichprobe, das folgendermaßen aus den Beobachtungen x t , x2, ..., xn und deren arithmetischem Mittel χ gebildet wird: s = J t
(*i - *)7(n ~ Ι)·
Die Standardabweichung ist anschaulicher und daher zur Beschreibung eines Merkmals i. a. geeigneter als dessen Varianz, da sie in derselben Maßeinheit (ζ. B. kg, cm) wie das Merkmal angegeben wird. Für die Zufallsvariable X ist die Standardabweichung definiert als σ = 1/E{(X - E(X))2}; vgl. Varianz, Erwartungswert.
[IMMI, KEMM]
Standardfehler: Maß für die Genauigkeit, mit der das arithmetische* Mit-
tel χ einer Stichprobe den unbekannten Mittelwert μ der Grundgesamtheit schätzt. Für eine Stichprobe vom Umfang η ist der Standardfehler definiert als s/J/n, wobei s die Standardabweichung* ist. Für große η (η etwa ^ 20) ist (x - 2s/]/n, χ + 2s/J/n) in guter Näherung ein 95%-Konfidenzintervall* für μ.
[KEMM]
Standardisierte Anamnese: ergänzend zum ärztlichen Gespräch (s. Ana-
mnese) angewandte Techniken zur Erhebung anamnestischer Daten (Routinesachverhalte), die den Befragungsablauf an eine vorgegebene Reihenfolge festgelegter Sachverhalte binden. Sie zeichnen sich aus durch die Verwendung definierter (geschlossener) Anamnesefragen und vom Befragten auszuwählende Antworten. Verbreitet sind ζ. B. Checklisten für den Arzt und vom Patienten mit und ohne Computerunterstützung auszufüllende Fragebogen; s. a. Computer-Exploration. [SEEL] Standardmortalitätsrate: s. Altersstandardisierung. Standardnormalverteilung: aus der Menge aller Normalverteilungen* die-
jenige, die den Erwartungswert μ = 0 und die Varianz σ 2 = 1 hat; Bezeichnung: N(0,1). Die Quantile* der Standardnormalverteilung liegen tabelliert vor. Folgt eine Zufallsvariable* X einer beliebigen Normalverteilung Ν (μ, σ2), so ist Ζ = (X — μ)/σ standardnormalverteilt; daher sind die Tabellen der N(0,1)-Verteilung auch auf Ν(μ, σ2)-verteilte Zufallsvariablen anwendbar. [KEMM] 469
Standardprogramm
Standardprogramm: einsatzfähige, auf Allgemeingültigkeit und mehrfache Nutzung hin ausgelegte Programme. Standardprogramme werden für häufig wiederkehrende, bei einer Vielzahl von Anwendern in gleichartiger bzw. ähnlicher Form gegebene Aufgabenstellungen angeboten; ζ. B. branchenspezifische Anwendungssoftware*, auch branchenunabhängige Software wie Systemsoftware*, Softwaretools*. [IGEL, SEEL] Standleitung: syn. für Standverbindung*. Standverbindung: syn. Standleitung; festgeschalteter Datenübertragungs-
weg* zwischen zwei Datenendeinrichtungen*; umgangssprachliche Bezeichnung für Direktrufverbindung (Direktrufnetz*) oder Wählverbindung*. [IGEL, SEEL] Stapelbetrieb: syn. für Stapelverarbeitung*. Stapelfernverarbeitung: syn. RJE-Betrieb (RJE Abk. für engl, remote job
entry) bzw. CRJE-Betrieb (CRJE Abk. für engl, conversational remote job entry) bei dialogmäßiger Auftragserteilung; Stapelverarbeitung* in einem Mehrplatzsystem*, wobei Benutzerstationen als Teil eines Datenübermittlungssystems die auftragserteilenden Instanzen sind (vgl. DIN 44 300). [IGEL, SEEL] Stapelverarbeitung: syn. Stapelbetrieb; engl, batch processing; Betriebsart
eines Datenverarbeitungssystems, bei dem ein Auftrag vollständig beschrieben und als Ganzes erteilt sein muß, bevor mit seiner Abwicklung begonnen werden kann. Der Benutzer kann eine begonnene Abwicklung, außer durch Abbrechen, nicht mehr beeinflussen (vgl. DIN 44300). [IGEL, SEEL] Start-Stop-Verfahren: s. Asynchronverfahren. Station: syn. für Pflegeeinheit*. stationär: örtlich, still stehend, bleibend; in der Medizin die Versorgung
eines Patienten in einer Pflegeeinheit*.
[SEEL]
Stationspflege: Form der Pflegeorganisation*, bei der ca. 20 — 35 Patienten
nach einer vorgegebenen baulichen Struktur und hierarchischen Aufbauorganisation auf einer Pflegeeinheit* nach einem Pflegeprinzip* versorgt werden. Der Pflegeeinheit steht eine Stationsschwester vor, die für die qualifizierte Durchführung der Krankenpflege, für Organisation, Koordination, Administration, Mitarbeiterführung und Personaleinsatz verantwortlich ist. [PEIL] Statistik: 1. die zahlenmäßige Erfassung und Präsentation von meist an
vielen Einzelobjekten (Beobachtungseinheiten*) gemachten Beobachtun470
Statistischer Test
gen; ζ. B. Bevölkerungsstatistik, Krankenstatistik, Statistik meteorologischer Beobachtungen. 2. Wissenschaft, die sich mit Fragestellungen befaßt, die direkt oder indirekt mit dem induktiven Schließen von einer Stichprobe* auf die Grundgesamtheit* zu tun haben. Die Statistik beschränkt sich dabei auf diejenigen Aspekte, die sich mit mathematischen Hilfsmitteln beschreiben lassen. In der Praxis dient die Statistik als Hilfsmittel zur Planung und Auswertung von Versuchen und Beobachtungsstudien. Sie kommt praktisch in allen Disziplinen zum Einsatz, in denen mit quantitativen Methoden gearbeitet wird (Naturwissenschaften, Medizin, Ökonomie, Sozialwissenschaften ...). 3. Synonym für Teststatistik*. [KEMM] Statistik, beschreibende: s. Beschreibende Statistik. Statistik, deskriptive: s. Beschreibende Statistik. Statistik, konfirmatorische: s. Schließende Statistik. Statistik, medizinische: s. Medizinische Statistik. Statistik, schließende: s. Schließende Statistik. Statistische Inferenz: spezielle Form von induktiven* Schlüssen. Aus vorgegebenem Beobachtungsmaterial wird mittels statistischer Gesetzmäßigkeiten auf allgemeine Gesetze geschlossen. [RICH] Statistischer Test: Verfahren der schließenden* Statistik mit dem Ziel, zu einer Entscheidung zwischen zwei einander ausschließenden Hypothesen zu gelangen (ζ. B. „Medikament Α senkt den Blutdruck im Durchschnitt nicht mehr als Medikament B" vs. „A senkt den Blutdruck im Durchschnitt mehr als B"). Das Vorgehen bei einem statistischen Test ist wie folgt: (1) Aufstellen der Nullhypothese* H 0 und der Alternativhypothese* H,; (2) Vorgabe des Signifikanzniveaus, d. h. der maximal tolerablen Wahrscheinlichkeit für ein falschliches Verwerfen von H 0 (Irrtumswahrscheinlichkeit, s. a. Fehler 1. Art); (3) Auswahl eines für das Problem geeigneten Testverfahrens. In diesem Verfahren wird eine sogenannte Teststatistik* berechnet, eine Funktion der Beobachtungen, die i. a. kleine Werte annimmt, wenn die Beobachtungen gut mit H 0 übereinstimmen, und große, wenn dies nicht der Fall ist; (4) Entscheidung für H 0 (H 0 läßt sich nicht verwerfen) oder für H ( , je nachdem, ob der Wert der Teststatistik den sogenannten kritischen Wert unter- oder überschreitet. Letzterer wird so festgelegt, daß unter H 0 nur mit einer Wahrscheinlichkeit von höchstens α eine (Fehl-)Entscheidung für Hi getroffen wird. Für die meisten Testprobleme werden heute die Schritte (3) und (4) durch statistische Programmpakete unterstützt. Die Wahl eines dem jeweiligen 471
Steckbaugruppe
Problem angemessenen Testverfahrens muß aber der Benutzer selbst vornehmen. [IMMI, KEMM] Steckbaugruppe: Bezeichnung für eine Hardware-Funktionseinheit, die zur Erweiterung der Eigenschaften ζ. B. eines Datenverarbeitungssystems in vorgegebene Steckplätze (sogenannte Slots*) eingesetzt wird. [IGEL, SEEL] Stelle: 1. nach DIN 44 300 die einem Zeichen innerhalb einer Folge von Zeichen zukommende Lage; 2. in einer Organisation* das kleinste Strukturelement, bestehend aus Aufgabenkomplexen (s. Aufgabe) für einen gedachten Aufgabenträger; i. d. R. näher spezifiziert in einer Stellenbeschreibung*. [SEEL] Stelle, datenverarbeitende: s. Datenverarbeitende Stelle.
Stellenbeschreibung: die schriftliche Beschreibung der Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten eines personalen Aufgabenträgers im Rahmen einer gegebenen Organisation*. [SEEL] Stellenschreibweise: eine Darstellungsart für Zahlen, bei welcher der Beitrag jeder Ziffer von ihrer Stelle und ihrem Zahlenwert abhängt. Die häufigste Stellenschreibweise ist die Radixschreibweise*. [DIN 44300] Stelle, speichernde: s. Speichernde Stelle.
Sterbetafel: nach G. Feichtinger ein „Protokoll der Lebensgeschichte eines (tatsächlichen oder hypothetisch konstruierten) Geburtsjahrganges (einer Kohorte) von Personen. Infolge der Sterblichkeit verliert die Kohorte in jedem Altersjahr einen gewissen Anteil ihrer Mitglieder, und es ist gerade das allmähliche Hinschmelzen des Ausgangsbestandes, das in der Sterbetafel registriert wird." Die mit Hilfe der direkten Methodik gewonnene Generationssterbetafel beschreibt das Überlebensgeschehen einer realen Kohorte, d. h. eines Geburtsjahrganges, wie es sich tatsächlich ereignet hat. Die Generationssterbetafel kann erst dann vollständig aufgestellt werden, wenn alle Kohortenmitglieder gestorben sind. Eine solche Tafel gibt also Auskunft, wie ein vor ca. 100 Jahren geborener Jahrgang überlebt hat. Das Ergebnis ist von historischem, jedoch nicht von aktuellem prädiktivem Wert. Die amtliche Statistik in der Bundesrepublik Deutschland und in anderen Industrieländern bedient sich daher der indirekten Methode und konstruiert sog. Perioden- oder Querschnittstafeln (Sterbetafel im engeren Sinn). Die direkte Methode hat trotzdem ihre eigenständige Bedeutung in der Medizin, ζ. B. zur Darstellung des Überlebensverhaltens von Patientengruppen mit einer bestimmten Krankheit, jedoch mit unterschiedlicher Therapie, in der Epidemiologie*, ζ. B. zur Auswertung von sog. Kohorten472
stetig
Studien (s. Studientypen der Epidemiologie), oder in der technischen Statistik, ζ. B. Brenndauer von Glühbirnen. Varianten der direkten Methode sind ζ. B. u. a. die Aktuarsmethode* oder das Verfahren nach KaplanMeier. Die Perioden- oder Querschnittstafel gibt Antwort auf die Frage: Wie würde sich die gegenwärtige Sterblichkeit auf das Überlebensverhalten einer fiktiven Kohorte auswirken? Dazu werden die in einem Kalenderjahr ermittelten Sterberaten mx pro Altersjahr: χ = 0, 1, 2, ..., 100 und mehr vollendeter Altersjahre in Sterbewahrscheinlichkeiten q x umgerechnet, ζ. B. mittels der Formel qx = m x /(l + 'Λ mx) approximiert. Meist nimmt man zur genaueren Bestimmung von mx den Durchschnitt von drei nebeneinanderliegenden Kalenderjahren, von denen das mittlere nach Möglichkeit ein Volkszählungsjahr war. Es handelt sich also streng genommen nicht um einen Querschnitt, sondern um 101 kleine Längsschnitte von je drei Jahren. Die qx werden nun auf eine hypothetische, d. h. in der Wirklichkeit nicht existierende Kohorte von 10 = 100000 Personen bezogen, so als ob man deren Überlebensschicksal bis zum Tod des letzten Kohortenmitgliedes beobachtet hätte. Die Zahl 100000 ist mit der Zahl 100 bei Prozent oder mit der Zahl 1000 bei Promilleangaben vergleichbar. Alle anderen Größen der Sterbetafel werden nun aus den qx und der fiktiven Zahl 100000 errechnet: lx = Zahl der Lebenden zu Beginn des Altersjahres von χ bis χ + 1, dx = Zahl der Gestorbenen zwischen dem Alter χ und χ + 1, px = 1 — qx, d. h. die Überlebenswahrscheinlichkeit vom Alter χ bis χ + 1, Lx = Summe der zwischen dem Alter χ und χ + 1 durchlebten Personenjahre* unter der Voraussetzung, daß die Todesfälle im Altersintervall (χ, χ + 1) gleichmäßig verteilt sind. Tx = vom vollendeten Alter χ noch zu durchlebende Jahre und ex = Tx/lx = durchschnittliche Lebenserwartung im Alter von χ vollendeten Jahren oder durchschnittliche Lebensdauer oder durchschnittliches Sterbealter. e0 beträgt laut Statistischem Jahrbuch 1986 für die Bundesrepublik Deutschland bezogen auf die Jahre 1982/84 für Männer 70,84 Jahre und für Frauen 77,47 Jahre. Die Lebenserwartungen sind aufgrund der tatsächlichen Sterblichkeit in den Jahren 1982/84 prognostiziert, wobei angenommen wird, daß diese in Zukunft zeitlich konstant bleibt. Eine komplette Sterbetafel enthält Angaben für jedes einzelne Altersjahr, eine abgekürzte Sterbetafel für Intervalle von 5 oder 10 Jahren. [LANG] Sternstruktur:
s. Netzwerktopologie.
stetig:
1. stetiges Merkmal, stetige Zufallsvariable: ein Merkmal* (bzw. eine Zufallsvariable*) heißt stetig, falls es (sie) jede reelle Zahl oder jede Zahl aus einem Intervall als Wert annehmen kann. Diese Definition hat bei der Genauigkeit unserer Meßgeräte häufig nur theoretische Bedeutung. So mag die Körperlänge eines Mannes 1,879637 m betragen, wird aber nur in cm-Genauigkeit angegeben (1,88). Die meisten statistischen Methoden verarbeiten diese „pseudostetigen" Daten so, als ob sie wirklich stetig wären. 473
Steuereinheit
2. Stetige Verteilung: die Wahrscheinlichkeitsverteilung* einer Zufallsvariablen X heißt stetig, falls X eine stetige Zufallsvariable ist. [IMMI, KEMM] Steuereinheit: engl, controller; Funktionseinheit (Mikroprozessor*) bei
Datenverarbeitungssystemen, die den Datentransfer zwischen peripheren Einheiten und der Zentraleinheit reglementiert und überwacht; sie übernimmt teilweise auch Verarbeitungsfunktionen (ζ. B. Zwischenspeicherung). Die Steuereinheit wird entweder als gesonderte Einheit mit der (oder den) peripheren Einheit(en) gekoppelt, oder sie ist unmittelbar in eine solche eingebaut. [IGEL, SEEL] Steuerkonsole: syn. für Bedienungsfeld*. Steuerungssystem: Ausschnitt (Teil, Subsystem, Ebene, Bereich) eines Sy-
stems*, der durch die funktionale Ausrichtung auf die Steuerung von Systemprozessen oder -abläufen charakterisiert ist. Das Steuerungssystem beinhaltet steuernde Operationen bzw. Prozesse, die oft als „Mechanismen" bezeichnet werden. Steuerungssysteme höherer Ordnung können zur Steuerung von Steuerungssystemen niedrigerer Ordnung eingesetzt werden. Werden auf verschiedenen Steuerungsebenen gleiche Mechanismen benutzt und somit Mechanismen auf sich selbst angewendet, entstehen reflexive Mechanismen. Die Steuerung ermöglicht, orientiert und treibt die eigentliche Funktionserfüllung, die vom Basissystem* geleistet wird. Bei sozialen und sozio-technischen* Systemen kommen als Elemente des Steuerungssystems insbesondere Entscheidungen in Frage. Entscheidungssysteme* lassen sich deshalb als eine Spezialisierung von Steuerungssystemen bei solchen Systemen begreifen, in denen menschliche Handlungen eine wesentliche Rolle spielen und die Systemintegration durch Sinnbeziehungen bewerkstelligt wird. Das Pendant von Entscheidungen in biologischen* Systemen sind Steuerungsimpulse (Signale). Die Arbeitsweise von Steuerungssystemen läßt sich weitgehend als Informationsverarbeitung darstellen. Das Grundmuster dieser Informationsverarbeitung besteht darin, Repräsentationen des Basissystems* und seines Umweltverhältnisses zu erzeugen und in Abhängigkeit davon — z. B. i. S. eines Regelkreises* — aus möglichen Steuerungsimpulsen diejenigen auszuwählen, mit denen definierte Zielzustände am besten erreicht oder positiv bewertete Folgen von Zustandsübergängen am stärksten gefördert werden. Der dieses Grundmuster prägende Vorgang der Auswahl von Steuerungsalternativen wird durch die Kennzeichnung als „dispositive Informationsprozesse" wiedergegeben. Steuerungssysteme werden deshalb oft als Komplexe dispositiver Informationsprozesse verstanden. [WOLL] Steuerwerk: syn. für Leitwerk*. 474
Stochastischer ProzeB
Steuerzeichen: Zeichen*, das die Übertragung oder die Verarbeitung von
Zeichen beeinflußt (vgl. DIN 44 300).
[IGEL, SEEL]
Stichprobe: grundsätzlich jede ausgewählte Teilmenge der Grundgesamt-
heit*. Da von einer Stichprobe induktiv auf die Grundgesamtheit geschlossen werden soll (schließende* Statistik), sollte die Stichprobe repräsentativ für die Grundgesamtheit sein. Es gibt jedoch keine Auswahlmethode, die dies garantiert. Sofern die Stichprobe nicht zu klein ist, erhält man aber i. a. durch zufälliges Ziehen eine in etwa repräsentative Stichprobe (vgl. Zufallsstichprobe). [IMMI, KEMM] Stichprobenumfang: syn. Fallzahl; Anzahl der Versuchseinheiten (Patien-
ten, Versuchstiere etc.) in einer Stichprobe. Die Festlegung des adäquaten Stichprobenumfänge für eine gegebene Fragestellung ist eine wichtige Aufgabe der Versuchsplanung*. [KEMM] Stichproben, unabhängige: s. Unverbundene Stichproben. Stichproben, unverbundene: s. Unverbundene Stichproben. Stichproben, verbundene: s. Verbundene Stichproben.
Stimmerkennung: Verfahren zur Identifizierung von Personen aufgrund ihrer Stimme. Diese Art der Identifikation wandelt das analoge* Sprachsignal in digitale* Information um. Dabei wird zunächst das akustische Signal mit Hilfe einer Filterbank in einzelne Frequenzbereiche zerlegt, aus denen dann in definierten Zeitsegmenten Merkmale gewonnen werden; sie beschreiben akustische und phonetische Eigenschaften des Signals und werden zeitnormiert als Bitmuster* abgelegt. Dadurch werden unterschiedliche Sprechgeschwindigkeiten ausgeglichen. Die Klassifizierung erfolgt durch die Zuweisung des Signals zu einem bestimmten Wort und dem Vergleich seines Musters mit den Bitwerten eines definierten, vorgegebenen Wortschatzes. [DREW, KASS, STRN] stochastisch: s. Stochastischer Prozeß. Stochastischer Prozeß: eine Folge von Zufallsvariablen {Xt}, wobei der
Index t eine gegebene Menge Τ durchläuft. Τ ist oft die Menge der nichtnegativen reellen (IR + ) oder der natürlichen Zahlen (IN0). Ist Τ diskret, spricht man von stochastischen Ketten. Xt stellt eine Meßgröße zur Zeit t dar, die sich im Zeitablauf verändern kann; ζ. B. den täglichen bzw. wöchentlichen Lagerbestand von Blutkonserven, den Patientenzugang in einer Unfallklinik innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls, die Zahl der Notrufe in einer Rettungsleitstelle in Abhängigkeit von der Tageszeit etc. Die im Bereich des Operations* Research bedeutsamsten stochastischen Prozesse sind die Markov- und Semi-Markov-Prozesse sowie die Warte475
Störfaktor
schlangen. Eine stochastische Kette hat die Markoveigenschaft (Markovkette), wenn gilt P(Xt+i = j|Xt •• i, Xt-, — k t _ l5 ..., X t = ki, Xo - k0) = P(X t +i = j|X, = i) für t = 0, 1, ... und jede Folge j, i, k t _!, ..., k,, k0. Die Markoveigenschaft kann so interpretiert werden: Die Wahrscheinlichkeit jedes zukünftigen Ereignisses hängt bei gegebener Vorgeschichte nur vom gegenwärtigen Zustand ab. Der Prozeß ist also „gedächtnislos". Die Größe Ρ (Xt + i = j|X t = i) heißt Ubergangswahrscheinlichkeit. Werden die Zeitpunkte, an denen der Prozeß seinen Zustand wechselt, durch eine Zufallsvariable beschrieben und ist der bedingte Prozeß dann bei gegebenen Übergangszeitpunkten markovsch, so liegt ein Semi-Markov-Prozeß vor. Hängen die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Übergänge bzw. Übergangszeitpunkte von Entscheidungsvariablen ab, so spricht man von Markov- bzw. Semi-Markov-Entscheidungsprozessen. Sie sind eng verwandt mit Modellen der stochastischen Kontrolltheorie*. Vor allem im Gesundheitsbereich findet sich eine Vielzahl von Anwendungsbeispielen für Markovketten. Unter ihnen kommt den Modellen des Krankheitsverlaufs eine besondere Bedeutung zu. [HEID] Störfaktor: in der Statistik syn. für Störgröße*. Störgröße: syn. Störfaktor; in der Statistik ein Merkmal, das einen Einfluß auf die Zielgröße* haben kann, jedoch nicht oder nicht unmittelbar Gegenstand der Untersuchung ist. Störgrößen können ein Ergebnis vortäuschen oder verschleiern; vgl. Faktor. [IMMI, KEMM] Strahlenschutz: s. Medizinischer Strahlenschutz. Strahlentherapie: 1. medizinisches Fachgebiet, das die Strahlenbehandlung, einschließlich derjenigen mit strahlensensibilisierenden Substanzen, mit Schwerpunkt in der Onkologie* sowie den Strahlen schütz mit seinen physikalischen, biologischen und medizinischen Grundlagen umfaßt; 2. die Anwendung von Strahlung* zum Zweck der medizinischen Behandlung; s. a. Bestrahlungsplanung. [DEUT] Strahlung: Sammelbegriff für diejenige Erscheinungsform der Energie, die dadurch besonders gekennzeichnet ist, daß sie sich sowohl frei in Raum und Zeit als auch im leeren oder materieerfüllten Raum ausbreitet. Es sind folgende Formen der Strahlung zu unterscheiden: 1. materiefreie Strahlung: ζ. B. alle Arten elektromagnetischer Wellen wie Hochfrequenzwellen, Lichtoder Röntgenstrahlen, Gammastrahlen; 2. materielle oder korpuskulare Strahlung: ζ. B. Alpha-, Beta- (oder Elektronenstrahlung), Neutronenstrahlung; 3. materiegebundene Strahlung: ζ. B. Schall-Strahlung (mit Druckwellen in Materie!). Strahlung wird in der Medizin in vielfaltiger Form angewendet. Dabei spielt immer die Wechselwirkung von Strahlung mit 476
Streßtheorien
Materie die entscheidende Rolle. Im einfacheren Fall bedeutet die Absorption von Strahlung eine Energiezuführung, die letztlich Wärme erzeugt. Im wesentlich kritischeren Fall erzeugt die Strahlung Isolierung, d. h. Änderungen am Molekül, die folgenschwer sein können. Im einzelnen haben für die Medizin spezielle Bedeutung: 1. Wellenstrahlung: UV-(Ultraviolett)Licht, UR-(Ultrarot)Licht, Laser-Licht; Röntgenstrahlen, Gammastrahlen; Hochfrequenzwellen. 2. Korpuskularstrahlen: Elektronen (Protonen), Neutronen, Pi-Mesonen (in der Strahlentherapie*). 3. Schallstrahlen: ζ. B. als Ultraschall (sowohl in der Diagnostik als Ultraschall-Echoverfahren als auch in der Therapie); s. a. Ultraschalldiagnostik. [PSCH] Streamer: spezielles Magnetband, mit dem Daten auf Magnetbandkasset-
ten gesichert werden können.
[IGEL, SEEL]
Streßtheorien: Das ursprüngliche Streß-Konzept von Selye, welches besagt, daß der Organismus sich an Umweltreize, gleich ob physikalischer oder psychosozialer Art, mit Hilfe des allgemeinen Adaptationssyndroms anpaßt, wird den erweiterten Forschungsbedürfnissen einer Vielzahl beteiligter Disziplinen nicht länger gerecht. An seine Stelle rückt daher das Belastungs-(stress)/Beanspruchungskonzept (strain). Es gestattet, spezifische Belastungen physikalischer, chemischer, psychosozialer Art zu spezifischen Beanspruchungen (ζ. B. Stoffwechsel, Blutdruck, Selbstwahrnehmung) in Beziehung zu setzen. Maße für Belastungen und Beanspruchungen können im Kontext der Wissensdisziplinen operational definiert werden, auch ist Spielraum für multi- und interdisziplinäre Zusammenarbeit; ζ. B. von Biochemikern mit Medizinsoziologen. In gleicher Weise können die theoretischen Modellvorstellungen, die die Operationalisierung von Belastungs- und Beanspruchungsmaßnahmen begründen und anleiten, nach den jeweiligen Forschungszielen variabel gestaltet werden. In der medizinsoziologischen Forschung spielen zwei Konzepte eine prominente Rolle: die life-event-Theorie und das social-support-Konzept. Die life-event-Theorie, die life* events (sogen, lebensverändernde Ereignisse) in standardisierter Form erfaßt, operationalisiert die psychosozialen Belastungen. Der life event score als Maß für psychosoziale Belastungen stellt die unabhängige Variable dar, auf die als abhängig angenommene Variablen (ζ. B. Erkrankungen, gleich welcher Art) bezogen werden. Das socialsupport-Konzept erweitert das der life-event-Theorie und ähnlichen Theorien zugrundeliegende Modell einer einfachen Beziehung zwischen den als unabhängig gesetzten Belastungen und den als abhängig untersuchten Beanspruchungen um die intervenierende Variable des social* support. Hoher social support verringert die Wirkung der Belastungen und führt zu verminderter Beanspruchung, geringer social support verstärkt u. U. die Wirkung der Belastungen und erhöht die Beanspruchung. Die Berücksichtigung des social support „erklärt" daher im einfachen Belastungs-/Beanspruchungsmodell auftretende paradoxe Ergebnisse, ζ. B. daß geringe Belastungen mit hohen Beanspruchungen und umgekehrt auftreten. [FERB] 477
Streuentropie Streuentropie: Streuungsmaß: Strichcode: String:
s. Entropie. in der Statistik syn. für Dispersionsmaß*.
syn. für Balkencode*.
engl, für Zeichenkette*.
Stromlaufplan:
Bezeichnung für einen elektrischen oder elektronischen Schaltplan, aus dem die Verbindung einzelner Bauelemente und Baugruppen hervorgeht. [IGEL, SEEL] Structured Walk Through:
s. Review.
Struktogramm:
eine von Nassi-Shneiderman eingeführte grafische Darstellungstechnik zur Darstellung von Programmabläufen (Programmablaufplan*). Verwendet wird eine Symbolik (s. Abb.), die sich an den Regeln der strukturierten* Programmierung orientiert. [IGEL, SEEL] Anweisung 1
\
Bedingung
T\ κ
Anweisung 2
ThenBlock
case Beding.
/
F
JA υ Ο x> 3
ElseBlock
Sequenz (Strukturblock)
If-then-elseVerzweigung
D o ...
Ο
Ο Χ)
X!
3
3 Ü 3 u
(1 — Ρ (Κ)) bei negativem Testresultat sein. Von den weiteren sonstigen prävalenzabhängigen Kenngrößen der Resultatvalidität sei hier noch die Effektivität k, geschätzt durch (a + d)/n, erwähnt; ferner wird auf den Informationsgehalt* verwiesen. Eine weitergehende Bewertung oder Nutzenbetrachtung der Resultate diagnostischer Tests bietet die Utility* Analysis. [KLAR] Validität: Richtigkeit, Gültigkeit, Grad der Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Validitätsmaße für diagnostische Tests s. Validierung diagnostischer Tests; für Retrievalsysteme, Datenbanken und Dokumentationen s. Retrievalqualität. [KLAR] VANS: Abk. für engl, value added network services; s. Mehrwertdienste. Variable: in der Statistik ein Symbol, das innerhalb eines definierten Zahlenbereichs jeden beliebigen Wert annehmen kann. In der statistischen Umgangssprache werden Zufallsvariablen* häufig kurz „Variablen" genannt. [IMMI, KEMM] Varianz: syn. empirische Varianz; ein Dispersionsmaß* zur Beschreibung der Verteilung eines Merkmals* in einer Stichprobe*. Sind x t , x2, ... x„ die Stichprobenwerte und ist χ deren arithmetisches* Mittel, so ist die Varianz s2 gegeben durch S2 = Σ (Xi - x)2/(n - 1). i=1 Für eine Zufallsvariable* X ist die Varianz definiert als Var X = Ε {(X - E(X)) 2 } wobei der Buchstabe Ε für den Erwartungswert* steht.
[KEMM]
Varianzanalyse: statistisches Verfahren, bei dem die Abhängigkeit eines quantitativen* Merkmals von einem (einfache Varianzanalyse) oder mehreren (mehrfache Varianzanalyse) diskreten*, i. a. nominalen Merkmal(en) untersucht wird. Letztere werden auch Faktoren genannt. Aufgaben der Varianzanalyse sind das Testen von Hypothesen bzgl. des Einflusses der Faktoren und eventuell bzgl. der Existenz von Wechselwirkungen* zwischen den Faktoren, außerdem die Schätzung* der Stärke des Einflusses der einzelnen Faktoren. [KEMM] 520
Veränderung
Varietät: Merkmal zur Beschreibung der Komplexität eines Systems; es
wird bestimmt durch Art und Anzahl der Elemente im System; s. a. Konnektivität. [SEEL] Vasographie: Rö.-Kontrastdarstellung der Gefäße des menschlichen Kör-
pers nach Kontrastmittelinjektion; vgl. Phlebographie.
[PSCH]
Vektorgraphik-Bildschirm: Bildschirm, bei dem graphische Symbole unter
Angabe von Start- und Endkoordinaten durch erzeugte Linienzüge dargestellt werden; Gegensatz: Bit*-mapped-Bildschirm. [IGEL, SEEL] Venerologie: Wissenschaft von den sexuell übertragbaren Krankheiten.
Traditionsgemäß beschäftigt sich der Dermatologe (s. Dermatologie) mit diesen Krankheitsbildern, da nahezu alle sexuell übertragbaren Erkrankungen mit Hautveränderungen einhergehen und anhand dieser bereits diagnostiziert und einer effektiven Behandlung zugeführt werden können. Klassische Geschlechtskrankheiten (venerische Erkrankungen) sind die Syphilis (Lues), Gonorrhoe (Tripper), Ulcus molle, Lymphogranuloma inguinale sowie Granuloma venereum. Doch auch weitere sexuell übertragbare Erkrankungen wie etwa die Scabies (Krätze), Filzläuse oder Pilzerkrankungen machen sich durch Hautveränderungen bemerkbar und werden daher vom Dermatovenerologen behandelt. Auch das in jüngster Zeit aufgetretene, sexuell übertragbare erworbene Immundefektsyndrom (AIDS) manifestiert sich initial häufig an der Haut und geht in den Spätstadien mit dermatologischen Veränderungen einher. Die Venerologie schien noch vor 20 Jahren an Bedeutung zu verlieren, als durch Einsatz von Antibiotika viele venerische Erkrankungen heilbar wurden. Durch die sexuelle Liberation kam es jedoch aufgrund mangelnder Vorsichtsmaßnahmen zu einem erneuten rasanten Anstieg von venerischen Erkrankungen, der der Venerologie ihren alten Stellenwert zurückgab. Dieser wird durch die AIDS-Epidemie weiter unterstrichen und betont die Wichtigkeit einer frühzeitigen Diagnosestellung durch die dermatologischen Leitveränderungen bei sexuell übertragbaren Krankheiten. [CHRI, STER] Venn-Diagramm: ein nach J. Venn benanntes Diagramm zur graphischen
Veranschaulichung von Beziehungen zwischen Mengen (s. Abb.).
[SEEL]
Venographie: syn. für Phlebographie*. verändern: i. S. von § 2 Abs. 2 Nr. 3 BDSG „das inhaltliche Umgestalten
gespeicherter Daten ungeachtet der dabei angewendeten Verfahren". [SEEL] Veränderung: s. verändern. 521
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