Winke für die Schachstrategie [Reprint 2022 ed.] 9783112690444


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German Pages 60 [64] Year 1928

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Table of contents :
Inhaltsübersicht
Eine wirksame Eröffnungsidee. (Der Nachstoß im allgemeinen und der Nachstoß e6—e5 im besonderen.)
Lehrreiche Mittelspielmanöver
I. Zernierung
II. Fesselung
III. Linienöffnung
IV. Drohung
V. Ablenkung
VI. Sprengen des Vorpostens
VII. Schwächung der Punkte
VIII. Abtausch
Der ominöse Damenläufer von Schwarz
Das Abschätzen der Stellung. (Einige Winke.)
Das göttliche Opfer
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Winke für die Schachstrategie [Reprint 2022 ed.]
 9783112690444

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V E I T S K L E I N E S C HAC H B Ü C H E R EI HERAUSGEGEBEN

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VON

Dr. F.

PALITZSCH

B A N D 10

-

--

WINKE FÜR DIE SCHACHSTRATEGIE VON

DR. S. G . T A R T A K O W E R

MIT

18

D I A G R A M M E N

B E R L I N UND LEIPZIG 1927 W A L T E R

D E G R T J Y T E R & CO.

VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG - J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG - GEORG REIMER - KARL J. TRÜBNER - VEIT & COMP.

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremden Sprachen, vorbehalten. Copyright 1927 by W a l t e r de G r u y t e r & Co., Berlin und Leipzig.

Druck von Metzger 4 Wittig in Leipzig.

Inhaltsübersicht. E i n e w i r k s a m e E r ö f f n u n g s i d e e . (Der N a c h s t o ß e6—e5.) Lehrreiche Mittelspielmanöver I. Z e r n i e r u n g II. Fesselang III. Linienöffnung IV. D r o h u n g V. A b l e n k u n g VI. S p r e n g e n des V o r p o s t e n s V I I . S c h w ä c h u n g der P u n k t e V I I I . Abtausch Der ominöse D a m e n l ä u f e r von Schwarz D a s A b s c h ä t z e n d e r S t e l l u n g . (Einige Winke.) Das göttliche Opfer

. . .

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Eine wirksame Eröffnungsidee. (Der Nachstoß im allgemeinen und der Nachstoß e6—e5 im besonderen.) Man sollte sich weniger mit der Memorierung von V a r i a n t e n , sondern viel intensiver mit dem eine jede Eröffnung erfüllenden G e i s t e befassen. So ist, zum Beispiel, die leitende Idee des Damengambits (1. d4, d5 2. c4) Einleitung des Druckes auf der c-Linie, was auch oft entweder durch den Blockadezug c4—c5 oder aber noch augenfälliger durch die Öffnung der besagten Linie mittels c4--d5: zum Ausdruck kommt; während andererseits allerlei Stratageme, wie P i l l s b u r y s Ausfall Sf3—e5 oder A l j e c h i n s Umgruppierungsmanöver Sc3—e4 —g3 letzten Endes nur einen Uberrumplungscharakter tragen! In der spanischen Abtauschvariante (1. e4, eö 2. Sf3, Sc6 3. Lb5, a6 4. Lc6:, de 5. d4!) ist es hinwiederum der Mehrbauer am Königsflügel, in welchen Weiß seine Haupthoffnungen setzen darf, was auch Dr. L a s k e r in einigen tief durchdachten Partien (so z. B. in seiner ersten Matchpartie gegen Dr. T a r r a s c h ) glänzend demonstrierte. Noch mehr als für Weiß, ist es für den Nachziehenden von größter Wichtigkeit, den strategischen Faden nicht zu verlieren, wenn er die schwierige Aufgabe der Abschüttelung des Eröffnungsdruckes erfolgreich durchführen will. Letzteres gelingt ihm meistens nur a l l m ä h l i c h , außer wenn er gleich anfangs alle Brücken hinter sich verbrennt und zu irgendeinem gewaltsamen Gegengambit, wie z. B. Falkbeergambit (1. e4. e5 2. f4, d5), Froms Gambit (1. f4, e5), Albins Gegengambit (1. d4, d5 2. c4, e5) oder gar Budapester Gambit (1. d4, Sf6 2. c4, e5), Zuflucht nimmt. Da jedoch fast alle diese Gegenangriffe als bezähmt gelten, werden sie von geschulten Meistern gemieden und durch die Strategie eines gut vorbereiteten B e f r e i u n g s s t o ß e s ersetzt. In diesem Sinne gilt zum Beispiel bei den meisten offenen Partien (1. e4, e5) der Erfahrungssatz, daß die Eröffnungsschwierigkeiten von Schwarz erst dann als überwunden betrachtet werden dürfen, sobald er zum raumgewinnenden Zuge d7—d5, bzw. d6—dö gelangt. Bei den halboffenen, sowie geschlossenen Eröffnungen sind

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Eine wirksame Eröffnungsidee.

es aber vor allem die Nachstöße c6—c5 oder e6—e5, die dem Nachziehenden im Falle des Erreichens gute Früchte versprechen. Vom letzterwähnten Nachstoß im Zentrum e6—e5 wollen wir hier etwas ausführlicher sprechen und vor allem betonen, daß während für Weiß der Vorstoß e3—c4 hauptsächlich aggressive Tendenzen (wie öffnen der Kampfmitte, Freimachen der e-Linie usw.) bedeutet, sich Schwarz bei e6—e5 sehr oft zunächst mit viel bescheideneren Zielen (wie z. B . Entkapselung des ominösen Damenläufers: Lc8, Erzwingung der Vereinfachung d4—e5:, bzw. Absperrung d4—d5 usw.) begnügen und die eventuelle bloße Ausgleichung der Chancen als genügendes Resultat betrachten muß. Nach diesen einleitenden Bemerkungen gehen wir gleich zur praktischen Beleuchtung unseres Themas über. Sehr in Mode ist seit London 1922 die sog. slawische Verteidigung des Damengambits: 1. d4, d5 2. c4, c6. Dann folgt etwa: 3. Sf3, Sf6 4. e3, e6 (Die vorlaute Entwicklung 4 Lf5 hat sich nicht bewährt.) 5. Sbd2 ( C a p a b l a n c a s Springerverwendungsidee, die speziell hier zweckmäßig erscheint, nachdem Schwarz ohnehin mit seinem zweiten Zuge den Punkt d5 präventiv befestigt hat und daher eine der Haupttendenzen der Schablonenentwicklung Sc3, nämlich der Druck auf den Punkt d5, wegfällt. Der Textzug erlaubt hingegen, das kritische Feld c4 scharf zu beobachten, während eben auf das früher allein übliche 5. Sc3 die sog. Meraner Variante: 5 Sbd7 6. Ld3, de 7. Lc4:, b5 8. Ld3, a6 usw. immer mehr an Anhängern gewinnt.) 5 Sbd7 (Bei weitem noch nicht ganz geklärt ist 5 c5, wie V i d m a r gegen A l j e c h i n in Semmering 1926 spielte.) 6. Ld3, Ld6 (Jedenfalls unternehmender als Le7.) 7. 0—0 (Methodischer als sofort 7. e4.) 7 0—0 8. e4 (Das Geplänkel beginnt. — Siehe Diagramm.).

Eine wirksame Eröffmingsidee.

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8 e5 (Da haben wir's: Schwarz versucht der drohenden Gabel e4—e5 mit dem aufrüttelnden Textzuge zu begegnen. Die auf der Symmetrie aufgebaute Bauernspannung im Zentrum ist jedenfalls sehr pikant! — Wenig günstig ist bekanntlich das freiwillige Aufgeben des Bodens im Zentrum mittels 8 de 9. Se4:, Se4: 10. Le4: usw.) In einer Partie V i d m a r — G i l g des Semmeringer Turniers 1926 folgte nun : 9. c4—d5: (In einer anderen Partie desselben Turniers R é t i — V i d m a r geschah 9. ed, ed! 10. de, bc 11. Se4 [11. Sd4:, Sc5 drohend eventuell L h 2 f ] 11. Le7 12. Tel [12. Sd4:, Seö 13. Lc2, Df6 mit Gegenspiel] 12 c5 und der gedeckte Freibauer von Schwarz wurde später zum Pfand des Sieges.) 9 c6—d5:? (Hier geht Schwarz fehl. Richtig war ebenfalls, wie oben, 9 ed! mit Gegenspiel, z. B. 10. Sc4, Lc5, bzw. 10. Sd4:, Sc5, bzw. 10. de, bc 11. Sd4:, Sc5 usw. — Man sieht, wie die K o n s e q u e n z in der D u r c h f ü h r u n g die Hauptbedingung des Erfolges ist! — Nun geht es aber fast wie nach Noten.) 10. e4—d5:, e5—d4: (Zu spät!) 11. Sd2—e4! (Weiß kommt zuerst zum Mahlen.) 11 Dd8—b6 (Nach 11 Se4: 12. Le4: würde der Bauer d4 verloren gehen. In einer früheren Partie desselben Turniers: T a r t a k o w e r — R o s s e l l i del T u r c o , geschah daher unbefangen 11 Seö 12. Lg5, Lg4, worauf jedoch 13. Lf6:!, gf [13 Lf3: 14. gf!, gf 15. Le2 mit Bauerngewinn.] 14. Le2 usw. jede weitere Symmetrie ausschaltete und dem Weißen einen Mehrbauer einbrachte. — Da versammelten sich mehrere Meister und glaubten nach langen Untersuchungen, im Textzug eine wichtige Verstärkung für Schwarz gefunden zu haben, was jedoch Dr. V i d m a r mit einigen wuchtigen Streichen zunichte macht): 12. Se4—d6:, Db6—d6: 13. Sf3—d4: (Nun droht je nachdem 14. Sb5 oder 14. Sf5.) 13 Sf6—dö: 14. Sd4—fö, Dd6—f6 (Jedenfalls verfehlt, da dem eigenen Königsspringer das wichtige Rückzugsfeld f6 geraubt wird. — Freilich ist die Lage von Schwarz bereits kritisch und würde unter anderem auf 14 Db6 der Donnerzug 15. Lh6ü entscheiden, z. B. 15 gh 16. Dg4f, Dg6 17. S h 6 f , Kg7 18. Lg6:, fg 19. Dgö!, S7f6 20 h3 usw.) 15. Ddl—h5! (Erzwingt durch die Drohung 16. Se7f den Gewinn eines Bauern.) 15 h7—h6 16. Sf5—h6f, g7—h6: 17. Dhö—dö:, Sd7—e5 18. Ld3—c2, Df6—g7 (Oder etwa 18 Td8 19. De4.) 19. Lei—h6:!, Dg7—h6: 20. Dd5—e5:, Lc8—e6 21. Tael und Schwarz gab auf.

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Eine wirksame Eröffnungsidee.

Wie man sieht, hat sich Schwarz beim 9. Zuge den von ihm selbst so selbstbewußt heraufgeschworenen Verwicklungen nicht gewachsen gezeigt. Eine ganz andere Konsequenz weist folgende Prachtpartie auf, in welcher einem der gefährlichsten Angriffsmanöver des Damengambits die Spitze abgebrochen wird. P . P . M i c h e l l — A . R . B . T h o m a s (Gespielt im britischen Nationalturnier zu Edinburgh 1926). 1. d4, d5 2. c4, e6 3. Sc3, Sf6 4. Lg5, Le7 5. e3, Sbd7 6. Sf3, 0—0 7. Tel, c6 (Hiermit ist die Normalstellung des orthodoxen Damengambits erreicht und ist nun u. E. 8. a3 die allerzweckmäßigste Fortsetzung für Weiß.) 8. Ld3, de (Im Zusammenhang mit dem nächsten Springerzug die bekannte C a p a b l a n c a s c h e Entfesselungsidee.) 9. Lc4:, Sd5 10. Le7: (Schärfer ist J a n o w s k i s Zug 10. h4.) 10 De7: 11. Se4 (AI je c h i n s Rezept, während die nächste Riposte einer Anregung Dr. L a s k e r s zu verdanken ist. — Siehe Diagramm.) 4. M

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11 e5 (Jetzt oder nie! Nicht ganz befriedigend ist bekanntlich sowohl der Vereinfachungsversuch 11 Db4f, als auch das kavalleristische Zwischengefecht: 11 S5f6 12. Sg3 usw.) 12. d4—e5:, Sd7—e5: 13. Lc4—d5: (Am einfachsten geschah statt dessen in einer Partie M ü l l e r — C o l l e , Bartfeld 1926: 13. Se5:, De5: 14. Ld5:, cd 15. Sc.3, womit Weiß die Belagerung des berüchtigten isolierten Bd5 inszeniert. Immerhin folgt dann 15 Le6 nebst Tfd8 und dürfte die Stellung von Schwarz vollkommen verteidigungsfähig sein, was schließlich für den Nachziehenden in dieser schwierigen Eröffnung eine moralische Genugtuung ergibt!)

Eine wirksame Eröffnungsidee.

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13 c6—d5: 14. Se4~ c3, L c 8 - g4! (Mit großartiger Verve gespielt. D e r Le8 w i r d l e b e n d i g und es ist lehrreich, wie sich die üblichen Fesselungsrollen plötzlich gewechselt haben!) 15. Sc3—d5: (Wird widerlegt, doch bleibt Schwarz auch nach etwa 15. Dd5:, Lf3: 16. gf, Tfd8 usw. im Vorteil.) 1 5 . . . . . De7—d6 16. 0—0, Ta8—d8 17. Sd5—f4, Dd6—h6! 18. Ddl—e2, Lg4—f3: 19. g2—f3:, g7— g5! (Der Gnadenstoß. Wenn sofort 19 Td2, so immerhin 2 0 / D b 5 , Sf3f 21. Kg2 usw.) 20. Sf4—g2, Td8—d2ü und Weiß gab auf. Sehr aufschlußreich ist es ferner, zu untersuchen, wie die großen Schachstrategen B o g o l j u b o w und Dr. L a s k e r , gegen die tückische Zukertort-Réti-Eroffnung (1. Sf3, d5 2. c4 bzw. auch 1 Sf6 2. c4) reagieren. Während ihnen das schroffe Gegensystem, also etwa 1. Sf3, Sf6 2. c4, d6 3. g3, e5 usw. als nicht genug sicher erscheint, trachten sie vor allem den strategischen Knotenpunkt d5 in ihren Besitz zu nehmen, schon um den fianchettierten Königsläufer von Weiß (Lg2) in seiner Fern Wirkung einzuschränken. Daher geschieht auf 1. Sf3 vor allem die Antwort 1 d5! Ganz naheliegend ist es nun aber, daß sie diesen Punkt d5 nicht nur ergreifen, sondern auch nach Möglichkeit zu befestigen trachten, was eben weitere Bauernzüge c6 und e6 veranlaßt, wobei freilich B o g o l j u b o w seinen Lc8 seelenruhig zu Hause läßt, Dr. L a s k e r aber in seinem Tatendrange vorerst noch seinen Damenläufer ins Freie zieht (Lc8—f5). Erst nach vielen weiteren Vorbereitungen und Sicherungen wie Sbd7, Ld6, Te8 usw. entschließt sich dann der Nachziehende, mittels des Nachstoßes e6—e5 das früher so beliebt gewesene, nunmehr aber als gefährlich erkannte T e r r a i n i m Z e n t r u m zu erobern. Als praktische Beispiele für alle diese Erwägungen seien zwei Partieanfänge angeführt, wobei nach dem vorhergesagten die Eröffnungszüge nicht mehr als trockene Buchvarianten, sondern als belebte Glieder einer logischen Gedankenkette vorkommen dürfen! a) R é t i — D r . L a s k e r , New York 1924: 1. Sf3, d5 2. c4, c6 3. b3, Lf5 („Der Weg ins Freie!" Im späteren Moskauer Großturnier 1925 wurde von B o g o l j u b o w und C a p a b l a n c a gar 3 Lg4 probiert.) 4. g3, Sf6 5. Lg2, Sbd7 6. Lb2, e6 7. 0—0, Ld6 8. d3, 0—0 9. Sbd2 (Ausgreifender wäre wohl 9. Sc3) und nun ging bereits der germanische Schachphilosoph mit dem wohlvorbereiteten Kraftzuge

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Eine wirksame Eröffnungsidee.

9 e6—e5 vor, wobei es ihm im weiteren Verlauf gelang, diesen „Brückenkopf" immer stärker auszubauen. b) R é t i — B o g o l j u b o w , New York 1924: 1. Sf3, d5 2. c4, e6 3. g3, Sf6 4. Lg2, Ld6 („Das New Yorker Entwickelungssystem", das außerdem noch in den dortigen Partien R é t i — Y a t e s sowie A l j e c h i n — B o g o l j u b o w angewandt wurde.) 5. b3, 0—0 6. 0—0, Te8 7. Lb2, Sbd7 8. d4 (Spät, aber doch!) 8 c6 9. Sbd2 und nun haben Autoritäten wie R u b i n s t e i n u. a. statt des geschehenen Abwickelungszuges 9 Se4, bereits gleich den Vorstoß 9 e5 empfohlen. Hiermit sehen wir, daß der uns interessierende Vorstoß e6—e5 sowohl im normalen Damenbauernspiel, als auch gegen die ultramoderne, zentrumsscheue Partieanlage sich vollauf bewährt. Sogar übrigens auch mit vorübergehendem Bauernverlust verbunden, bedeutet der Nachstoß e6—e5 eine vielversprechende Möglichkeit, aus der Reservestellung herauszutreten und sich dafür einer verbissenen Gegenoffensive zu bemächtigen. Sehr prägnant ist in dieser Beziehung folgende Partie: J. R a b i n o w i t s c h — T a r t a k o w e r (Gespielt im Großturnier zu Moskau 1925). 1. d4, d5 2. c4, e6 3. Sc3, Sf6 4. Lg5, Sbd7 (Im Zusammenhang mit den beiden nächsten Zügen, P i l l s b u r y s geniale Konzeption, die auf dem feindlichen Damenflügel Unruhe stiften will.) 5. e3, c6 6. Sf3, Da5 7. cd (Daß auch die frühere Hauptvariante: 7. Sd2 nach etwa 7 Lb4 8. Dc2, 0—0! Le2, e5! die Emanzipierung des schwarzen Spieles nicht zu verhindern vermag, dies ist dank B o g o l j u b o w s Forschungen bekannt. So folgte z . B . in der berühmten Mährisch-Ostrauer Partie G r ü n f e l d — B o g o l j u b o w : 10. de, Se4! 11. Se4:, de 12. 0—0, Lc3: 13. bc, Se5: 14. De4:, f6 14. Lf4? [Besser jedenfalls 15. Lh4.] 15 Lföü 16. Dd4, Tad8 mit überraschendem Fang der weißen Dame!) 7 Sd5:! (Dies und natürlich nicht 7 ed, bildet die l o g i s c h e Vervollständigung der von Schwarz mit dessen vorigem Damenzug inszenierten Entfesselungsaktion.) 8. Db3, Lb4 9. Tel (Soweit scheint Weiß den gegnerischen Figurenanprall bemeistert zu haben, doch fährt nun Schwarz mit einer ganz neuen Maschinengewehrabteilung auf. — Siehe nachstehendes Diagramm.). 9 e5! (Erobert wichtige strategische Linien und Punkte. Der Zug wurde von jugoslawischen Meistern V u k o v i c , Dr. A s z t a l o s und Dr. V i d m a r auf Grund geistreicher Analysen erforscht und durch die vorliegende Partie der Turnierpraxis einverleibt.)

Eine wirksame Eröffnungsidee.

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10. a2—a3 (Auf 10. de würde 10 Sc5 nebst Sa4 den Druck von Schwarz beinahe schon entscheidend verstärken. Zugunsten von

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Schwarz verläuft auch 10. Lc4, S7b6 usw., sowie 10. Ld3, h6! 11. Lh4, ed 12. ed. Sf4 usw. Sehr verdächtig sieht schließlich die Annahme des Bauernopfers mittels Se5:, Se5: 11. de wegen des groben Zuges 11. Le6 aus. In der Partie J a n o w s k i — T a r r a s c h von Semmering 1926 folgte nun 12. a3, Lc3f 13. bc, 0—0! 14. Db2 [Noch am besten.], woraufhin statt des gekünstelten 14 f6 einfach 14 Sb6 allerlei unbequeme Drohungen für Weiß entwickeln könnte.) 10 . . . . Lb4—c3f 11. b2—c3:, e5—d4: (Wenn 11 h6, um vorerst den Lg5 von der Diagonale cl—h6 abzulenken, so folgt der unangenehme Zwischenzug 12. e4!) 12. e3—d4: (Auf 12. Sd4: kann, wenn nichts anderes, 12 Sc3: mit Bauerngewinn folgen. Nun aber kommt die L i n i e n ö f f n u n g dem Nachziehenden zugute.) 12 0—0 13. L f l — d 3 (Nicht viel besser wäre 13. Le2, Te8 14. Tc2, Sf8!, womit die weiße Rochade wegen Sc3: noch immer verhindert bleibt.) 13 Tf8—e8| 14. K e l — d l (Vielleicht bot 14. K f l etwas bessere Yerteidigungschancen.) 14 Sd7—f8 (Ein Deckungs- und Angriffszug zugleich. Es droht bereits Lg4.) 15. Lg5—d2, Da5—c7! (Weicht vor der Drohung 16. c4 mutig zurück.) 16. Sf3—e5, Lc8—e6 17. c3—c4, Sd5—b6 18. Thl—el, c6—c5! (Nimmt den richtigen Augenblick wahr, um die weiße Bauernphalanx zu zersprengen.) 19. d4—d5, Le6—d5:! (Ein Scheinopfer.) 20. c4—d5:, Te8—e5:, 21. Tel—e5:, Dc7—e5: 22. Tel—c5:, Ta8—d8 (Die entscheidende Frontalattacke.) 23. Ld2—a5, Sf8—d7 (Reserven heran! Ohne Wirkung wäre hingegen 23 Dd4 24. Lb6:, ab 25. Tb5, sowie 23 Td5: 24. Td5:! usw. und mehr als fraglich 23 Se6!? 24. de!, Dc5: 25. eff, Kh8 26. Lb4.)

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Eine wirksame Eröffnungsidee.

24. Tc5—c2 (Oder auch 24. Lb6:, Sc5:! 25. Lc5:, Dd5:! usw. mit schließlichem Qualitätsgewinn für Schwarz.) 24 De5—alf! 25. Kdl—d2 (Oder 25. Tel, Dd4, allerlei drohend.) 25 Td8—e8! 26. Ld3—e2 (Es drohte ja nur Del.) 26 Sd7—c5! (Der Gnadenstoß.) 27. Tc2—c5: (Oder 27. Db4, Se4f. Schön wäre noch 27. Db2, Sc4fü 28. Lc4:, Del.) 27 Dal—d4f 28. Db3—d3, Dd4—c5: und Weiß gab auf (Da außer der Qualität auch Bauernmaterial verloren gehen muß.). Kurz gesagt: Auch für den Nachziehenden sind Ressourcen immer da, und es handelt sich nur darum, dieselben ausfindig zu machen. Eine sehr tief begründete K a m p f i d e e zauberte zum Beispiel der große L a s k e r aus der landläufigen indischen Verteidigung in seiner Mährisch-Ostrauer Nachzugspartie gegen P o k o r n y hervor. Nach den wohlbekannten Zügen: 1. d4, Sf6 2. c4, e6 3. Sf3, Lb4f ( B o g o l j u b o w s Variante) 4. Ld2, Ld2f 5. Sbd2: (Solider mag 5. Dd2: nebst Sc3 sein, doch ergibt die Textwendung ein phantasievolleres Gefecht.) 5 0—0 (Im Zusammenhang mit dem nächsten Bauernzuge eine viel kompaktere Entwicklungsmethode, als etwa mit 5 d5 eine Art nachträgliches Damengambit herbeizuführen, wobei jedoch die S c h w ä c h e d e r s c h w a r z e n F e l d e r von Schwarz sich fühlbar machen dürfte.) 6. e4, d6 7. Dc2, Sc6 8. Tdl, De7! 9. Le2 ging der Exweltmeister zur Gegeninitiative über, indem er mit 9 e5 1. seinem 6. Zuge eine l o g i s c h e Vervollständigung beifügte und eine felsenfeste Bauernkette (c7, d6, e5) aufbaute; 2. nicht nur die Läuferdiagonale c8—h3 und in weiterer Folge (nämlich nach 10. d5, Sd8 11. h3, Sh5! usw.) die f-Linie freimachte, sondern überhaupt die bisher geschlossene Partie in einen o f f e n e n Kampf verwandelte und hiermit 3. das Repertoire der (neu-) indischen Verteidigung um eine wertvolle Nuance bereicherte. Sein Sieg war glanzvoll, doch wird man durch Schaden klug und daher geschah zum Beispiel in einer späteren Partie P. J o h n e r — M a t t i s o n zu Debreczen 1925, statt des etwas farblosen 7. Zuges von Weiß (7. Dc2), viel schärfer 7. Ld3, De 7 8. e5; womit eben Weiß das L a s k e r s c h e Strategem (e6—e5) ausschaltete, dafür aber freilich nach 8 Sfd7 9. Dc2, h6 10. Dc3, Td8 11. 0—0—0 nur auf diese sehr zweischneidige Weise die Schwäche seines vorgeschobenen Punktes e5 maskieren konnte.

Lehrreiche Mittelspielmanöver.

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Aus diesem Grunde ist vielleicht schon der 6. Zug von Weiß (6. e4) als etwas verwegen zu bezeichnen, und ziehen daher manche Kenner die ruhigere Anlage mittels 6. e3 vor. Hieraus ersehen wir übrigens, wie sich in ein und derselben Partieanlage, ja gar in ein und derselben Partie verschiedene Ideen ineinander o r g a n i s c h verweben lassen und wie überhaupt h e t e r o g e n s t e E r ö f f n u n g e n allerlei verwandte Merkmale aufweisen, so daß sogar die beliebte Haupteinteilung: „offene" bzw. „geschlossene" Partie sich eigentlich als ziemlich willkürlich entpuppt! Möge jedenfalls unsere kleine Zusammenstellung dazu beitragen, dem geehrten Leser bei der Durchforschung sowie Klassifizierung auch zahlreicher anderer Eröffnungsideen behilflich zu sein!

Lehrreiche Mittelspielmanöver. Was ist denn überhaupt ein Schachmanöver ? Dem genialen Draufgänger M o r p h y dürfte folgende Antwort am treffendsten erscheinen : , , Y e r l a n g s a m u n g des S i e g e s z i e l e s " , während dem methodischen Schachdenker S t e i n i t z gerade die gegensätzliche Definition zusagen würde: „ Z i e l b e w u ß t e V e r w i r k l i c h u n g des s t r a t e g i s c h e n G e s a m t fadens der P a r t i e " . Der Popularisator Dr. T a r r a s c h könnte etwa antworten: „ V o r d a s K o m b i n i e r e n h a b e n die G ö t t e r d a s M a n ö v r i e r e n gesetzt", während dem Kämpfer Dr. L a s k e r die Erwägung vorschweben könnte : „ D e r F u n k e der K o m b i n a t i o n k a n n nur durch das Geheimnis des Manövers e n t z ü n d e t w e r d e n " . Für den Hypermodernen R é t i könnte folgender Satz gelten: „ F ü r u n s J u n g e h a t das M a t t n u r als M a n ö v e r E x i s t e n z berechtigung", während der skeptische Aphorismenmacher T a r t a k o w e r irgendwo in seinen gesammelten Werken sagt: „ D a s Manöver ist eine nicht nur möglich, sondern auch logisch gewordene U n m ö g l i c h k e i t " .

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Lehrreiche Mittelspielmanöver.

Wenn wir nun aus all diesen Gesichtspunkten die Wahrheitswurzel ziehen würden, so könnten wir sagen: Während der Schachzug als solcher den Zeitbegriff ins Schachliche übersetzt, liegt jedem Schachmanöver vor allem ein I d e e n gang zugrunde, um dann womöglich in einer Opferkombination die Prinzipien der M a s s e umzuwerfen. Im Nachstehenden sollen nun einige kurze und prägnante Partien unter dem Gesichtspunkte der von ihnen aufgerollten Ideen untersucht werden. I. Zernierung. Es ist im Schach so häßlich eingerichtet, daß zum Gewinn G e w i n n e n wird verlangt! Nur wer ein Plus an Etlichem erlangt — an Kraft, an Zeit, an Raum, an Masse prangt — darf hoffen, daß den Gegner er vernichtet. Dieses „Plus an Etlichem" (oder wie man es so gerne benennt: das Stellungsübergewicht) kann also entweder in Kraft (Erlangung der Initiative), oder in Zeit (Gewinnen von einigen Entwickelungsbzw. Annäherungstempi), oder in Masse (Erobern eines Bauern bzw. gar eines Offiziers), oder endlich — und vielleicht am tiefsten von allen! — in Raum bestehen, was auch hei den sogenannten „Blockadepartien" sehr imposant zum Ausdruck kommt. Nach 1. e4, e6 2. d4, d5 3. e5 oder gar 1. e4, e6 2. e5 ist der Gegner bereits eingeengt, und die ganze Frage besteht nur darin, ob es ihm gelingen wird, durch Gegenmaßnahmen (wie c7—c5, f7 —fß usw.) dieses so frühzeitig aufgezwungene Joch abzuschütteln. Und die praktischen Erfahrungen zeigen, daß ihm dies gelingen kann. Nachhaltiger ist daher eine erst im weiteren Stadium der Eröffnung bzw. des Mittelspieles vorgenommene Zernierung, wobei man gewöhnlich sein Hauptaugenmerk der Brettmitte widmet und Vorstöße wie e4—e5 oder auch oft c4—c5 anstrebt. Daß jedoch dieses hehre Ziel der Zernierung mit ungeschwächter Wirksamkeit auch vom Flügel aus erreicht werden kann, zeigt folgende „Blockadepartie in Miniatur": Dr. T a r t a k o w e r Mieses (Großturnier zu Baden-Baden 1925) 1. d2—d4 f7—f5 2. e2—e4 f5—e4: 3. Sbl—c3 Sg8—f6 4. g2—g4

Lehrreiche Mitteisp ielmanöver.

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Apart und sehr tückisch. Üblich ist nur 4. Lg5. 4 d7—d5 Um seine Bauernbeute nunmehr zu behalten. Als die beste Verteidigung gegen den feindlichen „Bajonettangriff" ist wohl 4 h6 anzusehen. 5. g4—g5 Eintreiben des Blockadekeiles! 5 Sf6—g8 6. f2—f 3! Sprengung des feindlichen Vorpostens! (Siehe unten sub VI.) 6 e4—f3: 7. Ddl—f3: e7—e6 8. Lfl—d3 g7—g6 9. Sgl—e2 Dd8—e7 10. Lei—f4! Rechte Verwendung zur rechten Zeit! Hingegen hätte sich Schwarz nach dem schablonenhaften 10.0—0, c6! 11. Lf4, Lg7 usw. hinreichend verteidigen können. 10 c7—c6 11. Lf4—e5 Hiermit wird, wie der nächste Zug zeigt, noch der wichtige Punkt; d6 erobert. 11 Lf8—g7 12. Df3—g3! Sb8—a6 Natürlich nicht 12 Le5: 13. De5: und Schwarz muß eine Figur einbüßen. Es geht aber leider auch nicht 12 Sd7 wegen 13. Ld6, Dd8 14. Tfl, da hierauf 14 Se7 15. Lc7 für Schwarz fatal wäre. 13. 0—0! Lc8—d7 Nun folgt ein drastischer Schluß. 14. Le5—d6 De7—d8 15. Dg3—f4 Schwarz gibt auf, denn die doppelte Mattdrohung (auf f7 bzw. f8) kann nur durch Hergabe einer Figur verhindert werden.

II. Fesselung. Dies ist eigentlich auch eine Art Zernierung, und zwar ist sie als eine k i n e t i s c h e Einengung feindlicher Streitkräfte anzusehen, wobei es von der Gegenseite aus an Entfesselungs-, bzw. Entlastungsversuchen nie fehlen darf! Ein amüsantes Beispiel für eine „ewige Fesselung", die auch

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deshalb trotz einer glatten Minusfigur das Remis ermöglichte, zeigt folgende Partie: N. D e m b o E. R a t n e r (Gespielt im Meisterschaftsturnier in Paris 1926) 1. e2—e4 Sg8—f6 2. e4—e5 Sf6—d5 3. Sbl—c-3 e7—e6 Er will das Terrain im Zentrum nicht aufgeben. 4. Sgl—f3 Lf8—e7 5. Sc3—d5: e6—dö: 6. d2—d4 0—0 7. L f l — d 3 d7—d6 Die bekannte Unterminierung des vorgeschobenen Punktes von Weiß. 8. 0—0 Lc8—g4 Die erste Fesselungsaktion. 9. h2—h3 Lg4—h5 10. T f l — e l Sb8—c6 Verstärkung des Druckes auf e5. ~ 11. c2—c3 Tf8—e8 12. Lei—f4 d6—e5: Schwarz mußte endlich losschlagen, da sonst 13. ed, Ld6: 14. T e 8 f De8: - 15. Ld6:, cd mit Entwertung seiner Mittelbauern drohte. 13. d4—e5: Lh5—f3: 14. D d l — f3: Le7—g5 15. T a l — d l Lg5—f4: 16. Df3—f4: Dd8—e7 Wie man sieht, waren alle zehn letzten Züge von Schwarz von einer einheitlichen Idee, und zwar: Eroberung des Punktes (bzw. Bauern) e5, getragen. Nun versucht aber auch der Gegner, zum Worte zu kommen: 17. Df4—g3! Um womöglich 18. f4 folgen zu lassen. 17 Sc6—e5: J e t z t oder nie! Es folgen nunmehr scharfe Verwicklungen. 18. Tel—e3! Noch nicht sofort 18. f4 wegen des Zwischenschachs 18 Dc5f. Nach dem Textzuge ist aber Materialverlust für Schwarz unvermeidlich, da z. B. 18 Dd6 wegen 19. Tdel, f6 20. f4 usw. ruinös wäre. 18 f7—f6 19. f2—f4 De7—c5!

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Lehrreiche Mittelspielnianöver.

20. f4—e5: Te8—e5: 21. Tdl—ol Ta8—e8 22. Kgl—f2 g 7— g5! Sichert das Remis! 23. b2—b4 Dc5—b6 24. Dg3—f3 Kg8—g7 25. g2—g4 Te8—e7 26. a2—a4 a 7 - a6 27. Tel—e2 Als Remis abgebrochen, da Weiß mit allen seinen Figuren an den gefesselten Te3 ständig gebunden bleibt. Dies beim vollen Brett herbeizuführen, ist wohl eine große Seltenheit. — Als Seitenstück mag folgendes E n d s p i e l S c h e m a angeführt werden, wo sogar das Übergewicht von Turm und Qualität nichts auszurichten vermag! (Siehe nachstehendes Diagramm.) Fesselungsstudie. (Autor unbekannt)

Remis!

III. Linienöffnung. Also statt den Gegner grausam in seiner Freiheit zu behindern, sich selbst mit großzügiger Geste neue Expansionsmöglichkeiten schaffen! Eine gewaltige Waffe in der Rüstkammer des Schachkampfes bildet hierbei das A u f r o l l e n d e r f - L i n i e , was auch in der nachstehenden Partie drastisch demonstriert wird. Mattison Kos t i t s c h (Meisterturnier zu Bartfeld 1926) 1. e2—e.4 e7—c5 2. Sgl—f3 Sb8—c6 Kleine Schachbücherei. Nr. 10.

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3. Sbl—c3 Sg8—fß 4. Li 1 - b 5 Lf8—b4 5. 0 0 0—0 6. d2—d3 d7—d6 7. L e i - g5 Sc6-e7 Die Modeverteidigung gegen das gefürchtete VieispringerspieL 8. Lb5— c4 Ein Präventivrückzug! Als das Beste wird jedoch der Präventivvorstoß 8. Sh4 betrachtet, um dann auf 8 Sg6 mit 9. Sg6:. hg 10. f4 usw. gleich vehement zu werden. 8 c7—c6 In einer Matchpartie J a n o w s k i - Dr. L a s k c r , Paris 1909. geschah 8 Lc3: 9. bc, Sg6 10. Sh4, Sf4! 11. Lf4:, ef 12. Sf3, Lg4 usw. mit initiativem Spiel für Schwarz. 9. Sc3—e2 Wieder wäre 9. Sh4 mehr an der Tagesordnung. 9 Se7—g6 Als logische Ergänzung des vorigen Zuges käme hier auch der Vorstoß im Zentrum 9 d5 stark in Betracht. 10. c2-c3 Lb4—a5 11. Sf3—h4 Sg6—h4: Auch jetzt wäre 11 d5! das schärfere Verfahren, um sieh ein standesgemäßes Gegenspiel zu sichern. .12. L g 5 - h 4 : h7—h6 Schwarz hofft mit gelegentlichem g7—g5 einen nicht ungefährlichen Ausfall aus seiner Königsfestung vorzunehmen, doch wird diese Konzeption schlagend widerlegt. Noch immer war 12 d5 angezeigt, obwohl Weiß darauf nunmehr mit 13. Lf6:!, gf 14. ed!, cd 15. Lb3 nebst f4 usw. einen vorgezeichneten Angriffsweg betreten könnte. 13. f2—f4ü Er fürchtet sich vor keinen Gespenstern! 13 e5—f4: 14. Se2—f4: b7—b5 Eine Flügeldemonstration! — Eine arithmetische Verrechnung wäre hier 14 Lg4? 15. Lf6:. Ldl: 16. Ld8: mit einer Mehrfigur für Weiß, die Hauptvariante bestand aber in der Gabel 14 g5, worauf das verlockende 15. Sg6, Te8 16. Tf6:, Df6: 17. Dh5 wegen 17 Kg7 18. Tfl, D f l f ! 19. Kfl:, fg usw. zuungunsten von Weiß enden würde, hingegen das feine Angriffsmanöver 15. Sh5!, Sh7 (15 SL5:? 16. Dh5:, gh 17. D g 6 | und gewinnt) 16. Lg3, Le6 17. Le6:, fe 18. Dg4, De7 19. e5!, d5 20. h4! mit der Drohung 21. hg, hg 22. Sf6f vom Nachziehenden kaum pariert werden könnte.

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15. Lc4— b3 Dd8—-b6f 16. d3—c!4! Lc8— g4 Schwarz verstrickt sich nur mit seinen Figuren in der Gefahrenzone des Kampfes. Bessere Aussichten auf Verteidigung bot vielleicht der Entschluß, mit 16. Se4: 17. Sg6, d5! 18. Sf8:, Kf8: nebst eventuell Le6 seine Stellung unter Hergabe der Qualität einigermaßen zu befestigen. 17. D d l — d 3 g7--g5 Ein Verzweiflungsversuch in der Erkenntnis, daß ruhige Züge, wie z. B. 17 Tfe8 18. Lf6:. gf 19. Dg3 usw, bzw. 17 Sh7 18. Sg6 usw., bzw. 17 Kh8 18. Lf6:, gf 19.1.3!, Ld7 20. Sh5 usw. nichts taugen. 18. S f 4 - g6 Dringt ein. Ein anderer Entscheidungszug wäre freilich auch 18. e5. 18 Sf6- e4: 19. Dd3- e4: Schwarz gibt auf. 1 IV. Drohung. Als Manöver betrachtet, bildet sie jene geheimnisvolle Macht, die der Umwandlung der Kraft in die Masse, des Raumes in die Zeit, des Kombinatorischen ins Positionelle Vorschub leistet. Besonders tückisch sind hierbei die Scheindrohungen, besonders drastisch aber die Doppeldrohungen, wie dies zum Beispiel in dem nachstehenden Miniaturkampf den feindlichen Widerstand augenblicklich bricht. Cana1 Saccon i (Meisterturnier zu Meran 1926) 1. e2—e4 e7—e6 2. d2—d4 d7 -do 3. Sbl- c-3 Lf8 b4 Eine Modeverteidigung, die den Ausgleich anstrebt. 4. e4- d5:! e6- d5: 5. L f l d3 Sg8 - e7 Um mit 6 Lf5 fortsetzen zu können, was jedoch der folgende! Phantasiezug von Weiß gründlich vereitelt. 6. Ddl—h5 Des peruanischen Jungmeisters geistiges Eigentum. Die Theorieprosa setzt hier mit 6. Sge2 oder höchstens mit 6. Df3 fort. 6 Dd8—d7? 2*

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Unbeholfenheitsstrategie. Verdächtig sieht zwar 6 g6 aus, was nach 7. De5, 0 — 0 8. Lh6, Í6 9. Df4 usw. weitere Schwächungcn des schwarzen Königsflügels herbeiführen würde; am zweckmäßigsten dürfte jedoch die kaltblütige Verteidigung 6 c6 nebst Sb8—d7—f6 sein. 7. h2—h3! Verhindert die Gegenabsicht 7 Dg4 und ist also gewissermaßen auch als ein ,.Zernierungszug im engeren Sinne" zu betrachten. 1 7. .... g7-g6 Hiermit hat Weiß das Lochfeld f6 erzwungen! 8. Dh5—f3 Se7— f5 9. S g l — e 2 S I S - c6 E r trachtet den Gegner durch den konsequenten Angriff auf den Bauern d4 weiter zu beunruhigen, denn auf etwa 9 c6 würde bereits der Delogierungszug 10. g4 erfolgen. 10. 0-0! 0-0 Noch ging 10 Scd4: 11. Sd4:, Sd4: wegen 12. Df6 nicht. Nun kommt aber Weiß zuerst zum Mahlen: 11. S c 3 - d ñ : Scfi— d4:(?) Verliert rasch, doch war auch mit keinem anderen Zuge der Bauernverlust zu kompensieren, da die Drohung 12. S f 6 f lähmend wirkt, z . B . 11 Le7 12. 115:, gf 13. Lf4, Ld8 14. Lc7:! usw. 12. S e 2 - d 4 : SÍ5— d4: 13. Df3—e4! Welch ein Schrecken! Die D o p p e l d r o h u n g 14. S f 6 t sowie 14. Dd4: sollte den Gegner zum sofortigen Aufgeben veranlassen doch begeht er den positionellen Fehler, noch einige weitere Schattenzüge zu machen: 13 Dd7- c6 14. De4— d4: Eigentlich wieder mit einer Doppeldrohung: Figurengewinn durch 15. Sb4:, bzw. Mattangriff durch Sf6f. Schwarz wählt das Letztere: Lb4— c5 14 15. Sd5—f6f Kg8—h8 16. Dd4—h4 h7—h5 17. Dh4—g5 Aufsegeben. V. Ablenkung. Also die t a k t i s c h e Auswirkung des Einengungsgedankens, indem irgendeiner gegnerischen Figur nicht die Handelsfreiheit im allgemeinen, sondern nur in bezug auf einen bestimmten Kampf-

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rayon entzogen wird. Während nämlich eine solche Ausschaltung durch völlige Lahmlegung meistens einen zu großen Aufwand an Kräften verlangt und ferner auch die Sterilisierung durch Abtausch gewöhnlich die Hergabe einer gleichwertigen Kampfeinheit bedingt — stellt sich das Erreichen des angestrebten Zweckes durch irgendein Ablenkungsmanöver als ein viel ökonomischeres Verfahren dar. Mag dabei manchmal die Ablenkung sogar durch ein Damenopfer herbeigeführt werden, so besitzt eben die Dame im betreffenden Falle weniger taktischen Wert, als eine andere Figur. Nachstehend ein schönes Beispiel hierzu: P.

Emanuel

Rubinstein

(Freipartie, gespielt in Krakau 1924) 1. e2—e4 e7 -e5 2. f2—f4 Lf8—c5 3. S g l —f3 d7- d6 4. L f l — c 4 S g 8 - f6 5. D d l — e 2 Sb8—c6 Ignoriert die Bauerngewinndrohung. Am zweckmäßigsten ist wohl 5 De7. 6. f4—e5: d6—e5: 7. L c 4 - f 7 f ! Ke8—e7! 8. L f 7 — b 3 Nach diesem Rückzüge kommt Schwarz kraftvoll zum Worte. Geboten war daher noch kaltblütig 8. c3!, z. B . 8 Lb6 9. L b 3 oder 8 Sg4 9. d4! Sc6—d4! 8 9. Sf3—d4: Dd8—d4: 10. d2—d3 E r muß j a den angegriffenen Bauern e4 schützen. 10 L c 8 - g4 Der Vorbote der Ablenkungsaktion. 11. De2—d2 Ta8—d8! Eine tückische Linienbesetzung! Nun war wohl für Weiß 11. S c 3 geboten, doch ahnt er noch nichts Böses und zieht: 12. h2—h3? Hierauf folgt unter Donner, Blitz und Hagel: 12 Sf6—e4:ü 13. d3 e4: Dd4 - f2fü Ein problemartiges Ablenkungsopfer. Partiegemäß genügte freilich auch 13 De4f. 14. Dd2— f2; Td8—dl

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Es war eine konzentrisch durchgeführte Mattaktion. Ein Spieler, der der Vornamen des großen L a s k e r und den Familiennamen des großen A k i b a führt, ist freilich zu brillanten Leistungen prädestiniert! VI. Sprengen des Vorpostens. Gewalt mit Gewalt zurückweisen oder mit Feinheit bekämpfen ? — Im Schachkampf verspricht letzteres besseren Erfolg. Je bedrohlicher feindliche Angriffsbauten aussehen, desto versteckter soll ihre Entkräftung ins Werk gesetzt werden. Wie imposant sieht zum Beispiel im angenommenen Damengambit nach 1. d4, dö 2. c4, de 3. Sf3, Sf6 4. e3, b5 die Bauernkette von Schwarz aus, und doch wird sie bekanntlich durch 5. a4, c6 6. Tb3! usw. so gründlich zerstört, daß sogar die ganze Variante als ungünstig für Schwarz erkannt wurde. — - Dies bei einer noch viel schwierigeren Form des Kampfes nachzuweisen, gelang dem Anziehenden in der nachstehenden Partie: Dr. T a r t a k o w e r Spielmann (Großturnier zu Moskau 1925) 1. Sgl f3 d7—-d5 2. c2 c4 d 5 - c4: 3. S b l - a3 e7—e5 Schon mit der Tendenz, seine Bauernübermacht am Damenflügel zu erhalten (4. Sc4:?, e4). 4. Sf3- e5:! L f 8 - a3: 5. Ddl—-a4f b7- b5 Dies ist die Pointe des ganzen Verteidigungssystems von Schwarz, denn der Anziehende darf sich jetzt nicht auf die Variante 6. Dbö^, cb 7. Sc6:, Sc6: 8. Dc6:, Ld7 9. De4|, Le7! usw. wegen Figurenverlust stürzen. 6. Da4 a3: Lc8 b7 Auf 6 Dd5 ist 7. Df3 eine sinnreiche Entgegnung. 7. e2—e3! Der wichtigste Zug in der ganzen Partie, indem die Sprengung der feindlichen Bauernkette systematisch vorbereitet wird. Verfrüht wäre 7. b3, was nach 7 cb den Präsenzstand der weißen Bauern am Damenflügel noch mehr vermindern würde, während jetzt womöglich 8. d3 beabsichtigt wird. — Zwecklos wären im übrigen Damenmanöver 7. Db4, Dd5! bzw. 7. Dg3, Df6 8. d4, Se7 usw. 7 Dd8—d6 Diese Endspieltendenz sieht sehr löblich aus.

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8. Da3 d6: c7-d6: 9. Se5—f3 Sb8—-c6 10. b2--b3! Nun wird's ernst. Ungünstig für Schwarz wäre jetzt die Abwickelung 10 cb 11. Lb5:!, ba 12. Lb2, f6 13. 0—0! usw. und auch der Uberfall 10 Sb4 würde nach 11. Sd4 ins Leere stoßen, während der weiße Springer in einer beherrschenden Zentralstellung verbleibt. 10 d6— d5 11. b3 — c4:! Nur dank dieser paradoxalen Wendung, die den gegnerischen Bauernwald scheinbar verstärkt, kann Weiß seine schwierige Aufgabe durchführen. Verfehlt wäre 11. d3, c3! usw.. fraglich 11. a4, Sa5! und verfrüht 11. Lb2, da hiermit in einer Variante die b-Linie verstellt wird. 11 d5—c4: Auf 11 bc folgt mit Tempo 12. Tbl, La6 13. La3, Sge7 14. Le2 nebst 0—0 mit Beherrschung aller strategischen Zugstraßen, Linien und Punkte für Weiß. Schwarz muß also weiter versuchen, seinen Damenflügel zum Haupttrumpf des Kampfes zu gestalten. 12. a2 a4! Vergrößert den Wirkungskreis der weißen Sprengungsstrategie, wobei wieder eine Schwäche im feindlichen Lager geschaffen wird. Nichts ergab hingegen 12. Lb2, Sf6 13. d3, cd 14. Ld3:, a6 usw. mit Konsolidierung, bzw. 12. Tbl, La6!, bzw. 12. d3, c3 mit Gegenspiel. 12 Lb7—a6 Wenn 12 a6, so nunmehr 13. Tbl! mit der Doppeldrohung, durch 14. ab oder 14. Lc4: einen Bauern zu gewinnen. 13. Lei—b2 In diesem Stadium ein wichtiger Zwischenzug, der mit Tempo den entscheidenden Durchbruch d2—d3 vorbereitet, ohne den Gegenzug c4—c3 befürchten zu müssen. 13 f7- f6 Gesünder sieht jedenfalls der Entwickelungszug 13 Sf6 aus, worauf, wie gesagt, gleichfalls 14. d3! folgen würde. 14. d2—d3! Der Schlüsselzug. 14 c4—d3: Zwecklos wäre neuerlich J4 Sb4 wegen 15. Sd4. 15. L f l - d3: Sc6—b4 Nachdem die Bauernschlacht zugunsten von Weiß geendet hat, versucht der Nachziehende, sich durch Herbeiführung eines Figuren-

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geplänkeis zu retten. Auf 15 Tb8 würde 16. Sd4! mit baldiger Erdrückung des Punktes b5 folgen. 16. Ld3—e4 Ta8—c8 Jedenfalls etwas unternehmender als 16 0- 0—0 oder 16 Tb8. 17. Sf3—d4! Die Drohung ist stärker als die Ausführung. Nach 17. ab, Lbö: 18. Ta7:, Ld3! würde gar der Nachziehende die Angriffsrolle übernehmen. 17 b5—a4: 18. Tal—a4: Sb4—d3| 19. Le4—d3: Selbstredend nicht 19. Kd2? wegen 19 Sc5. 19 La6—d3: 20. Ta4— a7: Noch schärfer als zunächst 20. Kd2. Schwarz hat zwar eine große Vereinfachung der Stellung erzielt (Ungleiche Läufer!), doch gelingt es dem Anziehenden, ein Mattnetz zu komponieren. 20 Sg8—c7 Auf 20 Tb8 folgt am präzisesten 21. Kd2!, z . B . 21 Tb2f 22. Kd3:, Tf2: 23. Tbl und Schwarz darf aufgeben. 21. Lb2—a3! Entscheidend. Weiß fordert selbst den Springerabtausch und dies mit gutem Recht! 21 Se7—f5 Jedenfalls weder 21 Sc6 22. Sc6:, Tc6: 23. Ta8|, noch 21 Sd5 22. Se6. 22. Sd4—f5:! Ein Mattphantom wäre bloß 22. Se6 (drohend 23. g4) wegen der Zwischenparade 22 Lc4!. 22 Ld3--- f5: 23. 0—0! Sehl- grausam. Nun droht 24. Te7|, Kf8 25. Te5f bzw. 24 Kd8 25. T d l f . Viel weniger zwingend wäre die Zugumstellung 23. Te7f, Kd8 24. 0—0 wegen 24 . . . . Tc7. 23 Tc8—c3 Eine verzweifelte Gegenmaßnahme, die den Gegner mit der Qualitätshergabe abzufinden trachtet. Die „Hauptvariante" des Verlustes bestand freilich in 23 Ld7 24. Tdl, Td8 25. Lb4 mit der Drohung La5. 24. T f l — d l ! Droht Matt in zwei Zügen. Die konzentrische Arbeit des Ta7

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(Siebente Reihe!), Tdl (Offene Linie!) und La3 (Freidiagonale!) ist sehr lehrreich. 24 Tc3—a3: 25. Ti)7—a3: 0-0 Eine späte Rochade, die zugleich als letzter Seufzer in dieser Partie fungiert. 26. f2—f3 Aufgegeben.

VII. Schwächung der Punkte. Während die frühere Schachstrategie insbesondere nur mit realen Werten rechnete und also etwa nur von schwachen Bauern oder vom entblößten König sprach, wird neuerdings der inneren Elastizität des Kampfes sehr große Bedeutung zugemessen und daher auf die Schwächung der Punkte, Felder, Diagonalen, Linien, Ecken, Zwischenräume u. dgl. sehr viel Bedacht genommen. „Alle für einen, einer für alle!", dies gilt nunmehr für sämtliche 64 Punkte des Schachbrettes, wobei insbesondere der feinvibrierende Zusammenhang aller schwarzen, bzw. weißen Felder untereinander voll anerkannt wird. „Gegen die Schwächung kämpfen selbst die Götter vergebens." So könnte man ausrufen, wenn man ansieht, mit welcher Gedankenfülle und Konsequenz die modernen Meister allerlei Störungen im feindlichen Kampflager herbeizuführen trachten! Zu diesem sehr umfangreichen und wichtigen Kapitel der Schachstrategie mag folgende Partie einen wertvollen Beitrag liefern: Dr. A l j e c h i n Dr. S e i t z (Weihnachtsturnier zu Hastings 1925) 1. d2—d4 Sg8—f6 2. c2—c4 e7—e5 3. d4—e5: S f 6 - g4 4. c2— e4 Sg4—e5: Der Zwischenzug 4 h5 hat sich nicht bewährt. 5. f2—f4 Se5—c6 Wird neuerdings dem anderen Rückzüge: 5 Sg6 bevorzugt. Lb4|. Am solidsten ist jedoch das Zwischenschach 5 6. Lei—e3 Eine andere Spielart ist 6. Sf3, Lc5. Der Textzug will eben die Verwendung des feindlichen Königsläufers auf der entblößten Diagonale a7—gl verhindern. Auf 6. a3 bildet wohl 6 a5 die logischste Entgegnung.

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6 Lf8—Mt Beliebt. In Betracht kommt jedoch auch das Entgegenstemmen des Läufers, mittels 6 Sa6 nebst Lc5. 7. S b l - c3 Dd8 e7 Mit ausgesprochen aggressiver Tendenz, die jedoch nach den Erfahrungen des theoretischen Turniers zu Budapest 1926 durch die Einschaltung der Züge 7 D h 4 t ! 8. g3, De7 noch eine wichtige Verstärkung gefunden hätte! 8. L f l — d o E s wurde auch die Verteidigung des angegriffenen Bauern e4 mittels 8. I)c-2 versucht, worauf aber erst recht 8 f5! folgen kann. 8 f7— f5 Vorsichtigere Naturen spielen freilich 8 d6. 9. D d l — h ö f ! Gewöhnlich setzte man hier mit unmittelbarem 9. D i 3 fort, doch bedeutet das Textmanöver eine gewaltige Verbesserung der ganzen Variante für Weiß. Das, was vom Gegner bei seinem 7. Zuge unterlassen wurde, wird hier vom Anziehenden mit schöpferischer K r a f t durchgeführt! 9 g7— g6 Erzwungen. 10. Dh5 f3 Durch das Zwischenschach hat Weiß nicht nur etwa die Schwäche des Punktes f6 (Wie in der sub I V . zitierten Partie C a n a l — S a c c o n i . ) , sondern überhaupt die Bloßlegung des ganzen Diagonalabschnittes d4 h8 erzielt, was sich später für Schwarz bitter rächen wird. 10 fö—e4: 11. Ld3 e4: Lb4—c3f Sonst spielt Weiß 12. Sge2 und vermeidet auch diese Bauernschwächung in seiner Stellung. 12. b2—c3: 0—0 Entwickelung statt Verwickelung, also ärgste Schablone! Viel konsequenter wäre die Inszenierung des Gegenspiels mittels 12 Sa5, z. B. 13. Ld4, Tf8 bzw. 13. Ld3, 0—0. 13. L e 4 — d 5 | Nimmt einen großen Feldbereich im feindlichen Kampflager mit Beschlag. 13 Kg8—h8 14. S g l h3! d7—d6 Ein Irrlicht wäre 14 Se5 wegen 15. Ld4!, d6 16. 0 — 0 (16. De2, c5) 16 c5 17. fe!, Tf3: 18. e d | und Weiß gewinnt. 15.

0—0

Lc8—h3:

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In seiner schwierigen Lage strebt er hier lind im nächsten Zuge krampfhaft nach Abtausch. Zweckmäßiger wäre jedoch 15 Le6. 16. Df3—-h3: Dc7— d7 17. f4 - f5ü Ein echt A I j e c h i n s c h e r Dynamozug! Der Damentausch wird unter gleichzeitiger Aufrüttelung der Kampfzone vermieden, was alles nur auf Kosten eines einzigen winzigen Bauern erzielt wird. Man beachte dabei, wie der unglückselige 9. Zwangszug von Schwarz die „Anrempelungsmarke" für den Textvorstoß ergeben hat! 17 g6—f5: Oder aber 17 Tf5: 18. Tf5:, Df5: 19. T f l ! (Die Zwischenpointe.) 19 Dh3: 20. Tf8f, Kg7 21. Tf7f!, K h 8 22. gh und Schwarz ist wehrlos, z. B . 22 Sa6 23. Lg5 bzw. 22 Se5 23. Tc7:. 18. T a l - b l Die stille Pointe. Nach 18 b6 würde Schwarz auch am Damenflügel gelähmt stehen und Weiß könnte dann mit etwa Dh6 seelenruhig zu Sanktionen schreiten. Daher sucht Schwarz in einem Gewaltstoß sein Heil: f5- f4 18 19. Le3- f4:! Viel zwingender und eleganter als 19. Tb7:. 19 Dd7-h3: 20. Lf4—e5f und Schwarz gab auf, um ja nicht nach 20 de 21. T f 8 f , Kg7 22. Tg8|, Kh6 23. gh usw. noch weiter gequält zu werden.

VIII. Abtausch. Auch dies kann, als Manöver betrachtet, seiner prosaischen Anspruchslosigkeit entrissen und dem höheren Siegesziel zugeführt werden. Ein schönes Beispiel liefert folgende Partie: Sämisch

Koltanowski

(Meisterturnier zu Spa 1926) 1. 2. 3. 4. 5. Eine vom Führer die dem altindischen

d2— d4 Sg8— f6 c2-c4 g7— g6 Sbl—c3 Lf8-g7 e2—e4 d 7 - d6 f2 f3 der weißen Steine selbst herrührende Neuerung, Kampfgewoge eine streng-positionelle Färbung

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Lehrreiche Mittelspielnianöver.

zu geben trachtet! Tatsächlich hat zum Beispiel die vehemente Spielart 5. f4 („Indisches Vierbauernspiel") ihre Versprechungen nicht gehalten, die Seitenentwicklung 5. g3 manche Schattenseiten aufgewiesen und auch das scharfe Figurenspiel mittels 5. Sf3, 5. Le2 oder gar 5. Ld3 zu kraftvollem Gegenspiel Anlaß gegeben. Am allerbesten ist aber vielleicht 5. h3. 5 Sb8- - (17 . Lei c3 0 0 7. Ddl- d2 c7— c5 Der beliebte und wohl auch logisch begründete Vorstoß gegen das Grundfeld d4, dem jedoch Weiß gerade dank seinem 5. Zuge mit kühler Gelassenheit entgegensehen darf. 8. Sgl— e2! c5— d4: Ein abwartender Zug wie 8 b6 würde schwächend wirken. 9. Se2— d4: Nun sind wir auf Umwegen zu einer als sehr gut erkannten Behandlungsart gegen das sizilianische Fianchetto gelangt. — Eine Eröffnungsanlage in eine andere übergehen zu lassen, ist überhaupt beliebtes Tätigkeitsfeld für den Spürsinn moderner Meister! Sf6— e8 9 10. Lfl—e2 Sd7--e5 11. 0-0 Se5—c6 Schwarz nimmt in Ermangelung sichtbarer Ziele allerlei Umgruppierungen vor. 12. T f l — d l f7--f5 Und nun wird Schwarz, um irgendwie tätig zu sein, sogar gewalttätig! Hiermit hat sich die abwartende, fest betonierte Spielweise von Weiß sehr gut bewährt. 13. c4—f5: g6—f5: 14. Tal—cl Kg8—h8 15. Sd4—b3 Lc8—c6 16. Sc3- d5 Weiß macht lauter gute, von der Stellung diktierte ,,Positionszüge". 16 Le6—f7 17. Le3—h6 e7—e6 Der Dominierungsspringer kann nur auf Kosten der Bauernschwächung (auf d6) verjagt werden. 18. Lh6—g7f Se8—g7: 19. Sd5—c3 Dd8—b6f Immerhin eine Gegenaktion. 20. K g l — h l Ta8—d8 21. Dd2—g5 Sg7—e8

Lehrreiche Mittelspielmanöver.

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Um mit 22

Tc8 fortsetzen zu können. 22. c4—c,5! Schlägt bereits einen für Weiß sehr günstigen Abtausch vor: 22 de 23. Td8: (auch 23. Sa4 hat sehr viel für sich) 23 Dd8: 24. Dd8:, Sd8: 25. Sc5: und Weiß arbeitet mit allen seinen Streitkräften am Damenflügel, während die gegnerischen Figuren auf der anderen Seite sehr unbeholfen dastehen. 22 Db6—b4 23. S c 3 - b 5 ! Tf8—g8 In der Hoffnung, etwas Terrain zurückzuerobern, nun folgt aber, statt irgendeines Damenrückzuges, eine grandiose Konzeption von Weiß: 24. D g 5 - d 8 : ü Sc6—d8: 25. Tdl —d4 Dame für Dame, Zahn für Zahn! 25 Db4—d4: 26. Sb3—d4: d 6 - c 5 : (?) Durch den eleganten Abtausch der Hauptfiguren hat Weiß wirksame Beobachtungspunkte erobert. Die Simultanbedrohung der Bauern a7 und d6 ist sehr peinlich, doch ermöglicht der Textzug außerdem noch das entscheidende Eindringen des feindlichen Turmes. Eine herzhaftere Verteidigung bot wohl 26 d5. 27. Sa7: f4 nebst e5, um doch irgendwie zu Gegenchancen zu gelangen. 27. T e l — c 5 : a7—a6 28. Tc5—c8ü Das Wunder des Einfachen: Dies ist die höchste Kunst im Schach! — Schwarz muß nun entweder (nach 28 ab 29. Td8:, b4 30. Td7 usw., bzw. 28 Sc6 29. Sc6:, bc 30. Sd4 usw.) Bauerneinbußen erleiden, oder aber, wie im Text, die Kontrolle über den strategischen Punkt d6 aufgeben: 28 Sc8— g7 29. S b 5 - d 6 e6—c5 (?) Zu optimistisch. E r hofft j a auf 30. Sd4—f5:??, S.f5: 31. Sf5:, Le6 mit Gewinn. — Indes wäre die Stellung von Schwarz auch nach etwa 29 Lg6 £0. f4 bzw. 29 Lh5 30. a4! nebst Tb8 unhaltbar, da materielle Verluste unvermeidlich sind. 30. Tc8- d8: Schwarz gibt auf.

Hiermit haben wir zwar nur einige wenige Spannungsmomente des Schachkampfes beleuchtet, doch drängen sich als klare Ergebnisse folgende Erwägungen auf: 1. Daß die Züge nicht nur für sich allein wirken, sondern auch

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Der ominöse Damenläufer von Schwarz.

durch ihren Zusammenhang eine geheimnisvolle K r a f t ausströmen — dies macht die H a u p t i d e e des Schachkampfes aus. 2. Ein Manöver ist keiner landläufigen Logik unterworfen, sondern schafft vielmehr sehr oft seine eigene „Logik der Ereignisse". 3. E i n Manöver verspricht insbesondere nur dann Erfolg, wenn bei dessen D u r c h f ü h r u n g Widerstände der Zeit (Tempogewinn!), des Raumes (Gegenmanöver!) oder der Masse (Inerte K r a f t der Stellung!) zu besiegen seien. 4. J e schärfer die leitende Tdee, desto sanfter dus ausführende Manöver! 5. Wer k ä m p f t , manövriert.

Der ominöse Damenläufer von Schwarz. Man lernt hauptsächlich durch Fehler. Es ist daher nichts ärgerlicher, als eine Schachpartie zu verlieren, ohne herausfinden zu können, a n welcher Stelle und durch welchen Urteilsmangel der Grundstein zum Verlust der Partie gelegt wurde. Denn andererseits die einmal heraufbeschworene Gefahr, bzw. den einmal begangenen Fehler erkennen, heißt beinahe denselben f ü r die Z u k u n f t abhelfen zu können. Verfolgen wir nun auf Grund verschiedener Eröffnungsanlagen jene verzweifelten Entwickelungsversuclie, die der Nachziehende seinem störrischen Damenläufer zuteil w7erden ließ, um jedesmal um eine E r f a h r u n g reicher zu werden! A. Notgedrungene Umgruppierungen hinter der F r o n t : Lc8—d7 — e8. Eine Zernierungspartie ersten Ranges: G r ü n f e l d — L o k v o n c (Gespielt im Trebitsch-Turnier zu Wien 1926). 1. d2—d4, d7— d5 2. c 2 - c 4 , e7—06 3. Sgl—f3, Sg8- f6 4. Sbl—c.3, Sb8—d7 5. Lei—g5, L f 8 - e 7 6. c2- e3, 0 0 7. T a l - c l , c7 cf>. N u n haben wir die sogenannte ,,Normalstellung" des orthodox verteidigten Damengambits erreicht, in welcher Schwarz ganz unmerklich eine große Last auf sich genommen h a t : Sein Lc8 ist nicht nur noch ganz unentwickelt, sondern auch (durch die eigenen Bauern e6 und c6) auf lange Zeit vergittert. 8. L f l - d 3 , d 5 - - c 4 : 9. Ld3--c4:, Sf6— d5. Dies ist ein bekanntes, auch von C a p a b l a n c a öfters angewandtes Entlastungssystem, das mindestens ein anderes Übel - die lästige Fesselung des Sf6 - aus der Welt schaffen will. 10. Lg5—e7:, Dd8- e7: 11. Sc3- e4. Ein vom genialen A l j e c h i n erdachtes Umgruppierungsverfahren, womit auch bereits die Verhinderung feindlicher Befreiungsmanöver (cß- c5 oder e6- e5) ener-

Der ominöse Damenläufer von Schwarz.

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gisch betrieben wird. Weniger nachhaltig ist aus diesem Grunde 11. 0—0. 11 Sd5—f6. Auch die Vereinfachung nach 11 Db4f 12. Dd2, Dd2f 13. Kd2: läßt eine reelle Überlegenheit des weißen Spieles erkennen. Als ungünstig wurden viele anderen Entgegnungen von Schwarz (wie z . B . 11 Sd7—f6 oder 11 Sd7—b6) erkannt, so daß der Textzug verhältnismäßig noch die besten Ausgleichschancen bieten dürfte (siehe nächste Anmerkung). 12. Se4—-g3, Tf8—d8. Jetzt dürfte aber 12 Db4f 13. Dd2, Dd2 ! f 14. Kd2:, Td8, am Platze sein, da die nunmehr aufgetauchte Befreiungsdrohung 15 c5 etwas Gegenspiel ermöglicht (z.B. 15. Ld3, e5ü 16. de, Sg4 usw. Am besten erwidert daher Weiß 15. Ke2!, z . B . 15 c-5 16. Thdl!, cd 17. Sd4: usw. mit etwas freierem Spiel.) 13. 0—0, Sd7 f8. Dieses Verteidigungsverfahren erweist sich bald als zu passiv. 14. Ddl—e2, Sf8—g6 15. T f l — d l . Verhindert nunmehr konsequent den Durchbruch e6—e5. Lc8—d7. Das ganze Streben dieser armseligen Figur 15 wird darin bestehen, mindestens anderen Figuren nicht im Wege zu stehen (19 Le8). 16. e3—e4!. Weiß geht hingegen ganz energisch im Zentrum vor. Ta8—c8. Fatal wäre noch immer 16 e5 wegen 16 17. Sf5. 17. e4- e5. Dieses Überschreiten der Demarkationslinie und Schaffen eines Vorpostens auf e5 diktiert alle weiteren Ereignisse. Der Gegner wird immer mehr blockiert. 17 Sf6—d5 18. Sg3—e4, Tc8- c7. Er wartet ruhig ab. Ein Sanguiniker würde sich jedenfalls mit 18 f5 19. ef, gf usw. gewaltsam zu befreien trachten. 19. g2—g3, Ld7— e8 20. Se4—d6. Ein „eingebauter" Springer. 20 Sd5—b6 21. Lc4—b3, S b 6 - c 8 22. Sd6—e4. Dieser Eindringling wurde zwar von d6 verjagt, jedoch nur auf Kosten einer außerordentlich krampfhaften Lage aller schwarzen Figuren, welcher Umstand sich auch bald rächen muß. 22 Sg6—f8 23. Sf3—h4. Einleitung des Schlußangriffs. 23 Kg8—h8 24. f 2 - f4!, Sc8—b6 25. f4—f5. Der Logiker G r ü n f e l d spielt dies alles mit großer Wucht. 25 e6—f5: 26. Sh4—f5:, De7- d7 27. Tdl f l , Sf8—e6 28. De2—g4. Er droht nun 29. Sc5. 28 g7—g6 29. Se4- fö!. Ein schöner Zwischenzug. Wie man sieht, schadet der Damenläufer von Schwarz seiner Partei mehr, als er nutzt.

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Der ominöse Damenläufer von Schwarz.

29 Dd7—c8 30. Sf5—d6, D c 8 - b 8 31. Dg4—h4, h7—h5 32. Lb3—e6:, f7—e6: 33. Dh4—g5, Schwarz gibt auf. B. A u s f a l l ins weite Land: Lc8—g4—h5—g6. artiger Sieg weißer Farben: A l j e c h i n — G r ü n f e l d . Großturnier zu Semmering 1926).

Ein lawinen(Gespielt im"

I. d2—d4, d7—d5 2. c2- c4, d 5 - c 4 : 3. Sgl—f3, Lc8—g4. Voilà! Der Läufer ist der Zwangsjacke satt, und doch wird ihm bald eine solche neuerdings aufgelegt. 4. Sf3—e5! Rascheste Entfesselung. Nach etwa 4. e3, e6 5. Lc4:, Sd7! (Wichtiger als 5 Sf6, um gegen den Ausfall 6. Db3 gewappnet zu sein.) 6. Db3 (Er will die Verlassenheit des Bb7 unterstreichen.) 6. . . . . Lf3: 7. gf, Sb6! 8. Le2, Sf6 usw. wäre Schwarz zu einer gediegenen Entwickelung seiner Streitkräfte gelangt. 4 Lg4—h5 5. Sbl—c3!. Kaltblütige Vollendung der Vorbereitungen für den günstigen Rückgewinn des Gambitbauern, während nervöse Fortsetzungen wie 5. Sc4: oder 5. Da4f, c6 6. Dc4: oder auch 5. g4, f6! nichts Erstrebenswertes für Weiß ergeben. 5 e7—e6. Sorglose Schablone. Wie die unmittelbare Folge zeigt, war es hier am zweckmäßigsten, mit 5 Sd7 den feindlichen Vorpostenspringer zur sofortigen Erklärung zu veranlassen. 6. g2—g4. Eine überraschende Flügeldemonstration. Der Kampf wird gleich sehr akut. Lh5—g6 7. h2—h4!, f7—f6. Notwendige Zwischen6 maßnahme. 8. Ddl—a4f, c7—c6 9. Se5—g6:, h7—g6: 10. Da4—c4:, Ke8—f7. Schwarz muß aus der Not eine Tugend zu machen versuchen. I I . e2—e4. Nun beherrscht Weiß das ganze Kampfterrain und siegt bald in großem Stile. 11 Sb8—d7 12. Lei—e3, Dd8—a5 13. a2—a3, Sg8—e7 14. f2—f4. Ein imposanter Bauernwall. Jeder dieser Helden strebt danach, die Demarkationslinie zu überschreiten. ]4 Ta8—e8 ]5. 0—0—0!, Se7—c8 16. f4—f5. Bricht los. 16 Sc8— d6 17. Dc4—a2, g6—g5 18. h4—h5, b7—b5 19. e4—e5!. Ein kraftgenialer Zug. 19 f6—e5: 20. L f l - d 3 ! . Mit der Drohung des Qualitätsgewinnes durch 21. fef, Te6: 22. Lf5. 20 e5—e4 21. Sc3—e4:, Sd6—e4: 22. Ld3— e4:, Sd7—f6 23. f5—eöf, Te8—e6: 24. Le4—g6f. Nun verschmäht er gar den Qualitätsgewinn (24. Lf5, Sd5 25. L e 6 f , Ke6: 26. Lg5:, Ld6 mit etwas Konsolidierung) und strebt nach direktem Mattsieg. 24 Kf7—e7 25. L e 3 - g 5 : , fc5-b4 20. Lg6—f5, Tc6—e2 27. Thi—el !.

Der Ominöse Daiiienliiufer von Schwarz.

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Schwarz gibt auf. (Augenscheinlich würde nun 27 Tel: 28. T e l f , K d 8 29. Df7 zur undeckbaren Katastrophe führen. — Zu versuchen war freilich noch als ein Notauskunftmittel 27 Dd3: Db5 28. a4, Da6, um auf 29. Ld3 mit dem Damenopfer 29 30. Td3:, Tel 1 ) 1 usw. einen verzweifelten Widerstand zu organisieren. Weiß antwortet jedoch viel präziser 29. L h 4 und erzwingt durch die nunmehrige Drohung 30. T e 2 f , De2: 31. T e l das Waffenstrecken.) C. E i n ebenso fataler Freiheitsdrang: Lc8—f5—g6. Wuchtige Gewinnführung: B o g o l j u b o w — G o t t h i l f (Gespielt im Großturnier zu Moskau 1925). 1. S g l — f 3 , Sg8—f6 2. c2—c4, c7—c6 3. d2—d4, d7—d5. Mit Zugumstellung hat sich nun die sogenannte „slawische" Verteidigung des Damengambits ergeben. 4. e2—e3, Lc8—f5. Galt lange Zeit als ein vollkommen zulässiges Unternehmen, bis insbesondere die vorliegende Partie seine Schattenseiten drastisch aufgedeckt hat. 5. c4—d5:!. Um den feindlichen H a l t i m Z e n t r u m zu unterminieren, wodurch weitere Flügelaktionen möglich werden. — Ein anderes, ebenfalls als sehr gut erkanntes System besteht darin, zunächst mit 5. Sc3, e6 ganz ruhig fortzufahren, dann mit 6. Ld3, Ld3: 7. Dd3: den feindlichen Damenläufer durch Hergabe einer gleichwertigen Figur auszuschalten, um in weiterer Folge nach etwa 7 Sbd7 8. 0 — 0 , Ld6 9. e4!, de 10. Se4:, Se4: 11. De4: wichtiges Terrain im Zentrum zu erobern. In einer gediegenen Partie G r ü n f e l d — t e K o l s t e , Baden-Baden 1925, folgte nun 11 0—0 12. Lg5! (Ein fein pointiertes Manöver, während sofortiges 12. Ld2 in der V I I I . Matchpartie L a s k e r — C a p a b l a n c a , Habana 1921, den Befreiungsausfall 12 Dd8—f6—g6 mit baldigem Damentausch und Remisschluß zuließ! Man sieht also, daß auch Weltmeisterzüge verbesserungsfähig sind!) 12 Le7 13. Ld2, Dc7 14. T f e l ! (Um jetzt oder später auf den Befreiungsversuch c6—c5 mit dem Kraftstoß d4—d5! antworten zu können und hierdurch jede Erleichterung der gegnerischen Stellung dauernd zu unterbinden.) 14 Sf6 15. De2, Tfe8 16. Lc3! usw. mit endgültigem Positionsvorteil für Weiß. 5 c6—d5:. Sehr verdächtig sehen jedenfalls beide anderen Entgegnungen: 5 Sd5: bzw. 5 L b l aus. 6. S b l — c 3 . Auch hier hat Weiß noch eine andere Möglichkeit zu einem mindestens ideellen Vorteil zu gelangen: Durch den Damenausfall 6. D b 3 wird erfahrungsgemäß der bescheidene Rückzug G L c 8 als das Beste erzwungen. In einer Partie A l j e c h i n — C a p a b l a n c a , New York 1924, folgte nun 7. Sf3, ef> und hier hätte statt Kleine Schachbücheroi.

Nr. 10.

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Der ominöse Damenläufer von Schwarz.

des geschehenen 8. Ld3 bekanntlich 8. Se5! nebst f4 den weißen Eröffnungsdruck fühlbar verstärken können. 6 e7—e6. Statt dieses sorglosen (freilich sehr naheliegenden!) „Entwickelungszuges" war wohl 6 Sc6 am Platze, um folgenden Kraftsprung zu neutralisieren. 7. Sf3—e5!. Ultramoderne Eröffnungsdynamik! Weiß droht nun allerlei. 7 Sb8 —d7. Oder zum Beispiel 7 h6 8. Lböf, Sbd7 9. g4, Lh7 10. Df3! (droht 11. L d 7 f ) , Lg8 mit sehr unbeholfener Stellung für Schwarz. Etwas besser als der Textzug war jedoch neuerdings 7 Sc6. Nun geht schon alles im Sturm: 8. g2—g4ü, Lf5—g6. Ungünstig für Schwarz ist auch 8. Se5: 9. gf!, Sc6 (oder anders) 10. fe, fe 11. Lh3 usw. mit Aufrüttelungszielen für Weiß. 9. h2—h4. Man sieht nun klar, auf welche Weise der Anziehende aus dem vierten Zuge des Gegners Kapital zu schlagen erhofft. 9 h7—h6. Herzhafter wäre jedenfalls 9 h5, denn nun wird Schwarz auf unerbittliche Art blockiert. 10. Se5—g6:, f 7 - g6: 11. Lf 1 - d3, Ke8- f7 12. D d l - c2! S f 6 - g4:. Eine Notauskunft. 13. Ld3—g6f, Kf7—g8. Soweit hätte Schwarz anscheinend das Ärgste überstanden, nun tritt aber das „Kombinationswunder" in Aktion: 14. Sc3—d5:ü. Prachtvoll gespielt. Die Figur wird übrigens gleich wieder dank verschiedenen Mattdrohungen zurückerobert. e6—d5: 15. Dc2—f5. Denn es droht nun Df7 oder De6 14 oder Dd5: Matt. 15 Lf8—b4f 16. Kel—e2, Dd8—f6 17. Df5^ g4:, Sd7—f8 18. Lg6—d3, Sf8—e6 19. Dg4—f5!. Nüchtern und stark gespielt, was nach bisheriger, effektvoller Angriffsführung um so imponierender wirkt. Weiß entschließt sich, mit dem Textzuge den D a m e n t a u s c h selbst zu erzwingen, da er den ganzen weiteren Gewinnweg k l a r vor Augen hat. 19 Df6—f5: 20. Ld3—f5:, Kg8—f7 21. Lei—d2!, Lb4—d2: 22. Ke2—d2:, g7—g6 23. Lf5—c2!. Wir werden bald sehen, daß dieser Läufer von ungeheurer Vitalität ist, worauf eben Weiß bei seinen Vereinfachungsaktionen alle Hoffnungen setzte. 23 g6—g5 24. Lc2—b3, Ta8—d8 25. h4—g5:, S e 6 - g5:. Wegen des sonstigen Verlustes eines zweiten Bauern erzwungen. Nun konzentriert aber der Anziehende seinen artilleristischen Druck gegen den rückständigen Bh6. 26. Thl- -h5, Kf7—g6 27. T a l — h l , T d 8 - d 6 28. L b 3 - c 2 f , Kg6 -g7 29. Thl—gl. Mit der unsanften Drohung 30. f4. Dagegen

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ist eben kein K r a u t gewachsen, da 29. . . . Kf7 sich wegen 30. Tggö: verbietet. Schwarz versucht n u n daher noch eine Verzweiflungsfalle: 29 Td6—g6 30. Kd2 d l . Freilich nicht sofort 30. Lg6:? wegen 30 Sf3f nebst Sgl: mit halber Rettung. Nun aber bleibt f ü r Schwarz nur noch ein Entschluß übrig; Aufgegeben! D. Zerfahrenes Irren: Lc8 f5 bl:. Eine pikante Überrumplungspartie : S a p i r a — R o m i h . (Gespielt im Meisterturnier zu Spa 1926. 1. Sgl—f3, d7 d5 2. tl2—d4, Lc8—f5. Gilt als frühzeitig. 3. c 2 - c 4 , L f 5 - b l : . U n d nun ist jedenfalls die unbefangene Entwicklung 3 Sf6 vorzuziehen (nicht aber 3 e6, u m auf den zu gewärtigenden Ausfall 4. D b 3 den kaltblütigen Rückzug 4 Lc8 in Reserve zu haben). 4. T a l — b l : , c7—c6 5. c4—c5. Eine kühne Zernierungsidee, der Schwarz mit seiner folgenden Fianchettoentwickelung nur Vorschub leistet. 5 g7—g6 6. L e i - -f4, L f 8 - g7 7. e2 e3, S b 8 - d 7 8. b2 -b4, a7—a6 9. Lfl—e2, f7—f6. Ein mit Rücksicht auf die unbeholfene Stellung des schwarzen Königsflügels ziemlich gewagtes Unternehmen. 10. g2—g4. Diesem so paradoxal aussehenden Vorstoß liegt ein tiefer Gedankengang zugrunde, so vor allem die Seitenaufrollung 10 g5 11. Lg3, h5 usw. zu verhindern. 10 e 7 - - c 5 11. Lf4 —g3, Sg8 h6. Besser war wohl 11 Se7. 12. d4—e5:, f6—e5:. Konsequent und schlecht. Geboten war die Verstärkung des Figurenkampfes durch 12 Se5:. 13. Lg3—h4!. Delogierung der feindlichen Dame. (Dabei leistet der 10. Zug von Weiß gute Dienste, da er die Entgegnung 13 Lf6? wegen 14. g5 unmöglich macht.) 13 Dd8—c8 14. e3 e4ü. Bruch der Mittellage. 14 d5—e4:. Oder aber 14 d4 15. Db3! mit d i a g o n a l e m Aufrollen der schwarzen Königsstellung. Nach dem Textzug folgt freilich ein noch entscheidenderer v e r t i k a l e r Einbruch von Weiß: 15. Ddl—d6!, S h 6 - g8 16. Dd6— e6f, Ke8 f8 17. Le2—c4, Dc8 - e 8 18. De6 d 6 f , Sg8—e7 19. Sf3- g5, Sd7 f6 20. Sg5 c6f, Kf8 f7 21. Se6— g7f u n d Schwarz gab auf.

Nach all diesen schrecklichen Beispielen wollen wir nun der schwarzen Partei einige Trostworte spenden. W e r s i c h m i t w e n i g e m b e g n ü g t , k a n n v i e l e s e r r e i c h e n . Betrachten wir das Beispiel 3*

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Der ominöse Damenläufer von Schwarz.

des Weltmeisters. In vielen Partien, wo er die schwierige Verteidigung des orthodoxen Damengambits durchzuführen hatte (so insbesondere in der berühmten X. Matchpartie gegen L a s k e r , Habana 1921), gelangte C a p a b l a n c a zur befriedigenden Gestaltung seines Spieles, indem er Lc8—d7 und dann (nach c7—c5) das Seitenmanöver Ld7—b5 anwandte, wobei er im Zusammenhang mit dieser Idee auf der c-Linie überhaupt die Gegeninitiative zu entwickeln trachtete. So verlief z. B. auch das Eröffnungsstadium einer seiner Nachzugspartien von New York 1927: Vidmar

Capablanca (IX. Runde)

1. d2—d4 Sg8—f6 2. Sgl—f3 e7—e6 3. c2—c4 d7—d5 Plötzlicher Ubergang von der indischen Magie zum europäischen Realismus. Für Weiß gilt nun 4. Lg5 als das Energischeste, doch zieht Dr. V i d m a r vor, sich zunächst reservieit zu verhalten. 4. c2—e3 Sb8—d7 5. Lfl—d3 d5—c4: Das nachträglich angenommene Damengambit, wobei ein Dogmatiker, wie C a p a b l a n c a das eroberte Entwickelungstempo (Lfl —d3—c4:) auf sein Gutkonto buchen möchte. 6. Ld3—c4: c 7 - c5 7. 0—0 Sd7—b6 Dies im Zusammenhang mit allen nächsten Zügen ist nur Fortsetzung der dogmatischen Idee, seinerseits den Verlust des ideellen Tempos: Lf8—e7—c5: nicht zuzulassen und sich daher zunächst auf die Entwicklung des Damenflügels zu konzentrieren. 8. Lc4—d3 Lc8—d7 9. Sbl—c3 Ta8—c8 10. Ddl—e2 c5—d4: 11. Sf3—d4: Selbstredend würde 11. ed zwar schärferes Spiel ergeben, hierfür aber die bekannte Bauernschwäche auf d4 in Kauf nehmen. 1.1 Lf8—b4 Logische Ergänzung des 9. Zuges von Schwarz: Druck auf c3. Weiß versucht nun durch das geistreiche Scheinopfer des kritischen Bauern zur Initiative zu gelangen: 12. e3—e4 e6—e5!

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13. Sd4—c2 Lb4—c3: 14. b2—c3: 0—0! 15. Sc2—e3! Sb6—a4 Noch immer verderblich wäre freilich 15 Tc3:? wegen 16. Lb2. 16. c3—c4 Sa4 - c5 17. Se3—d5 Sf6—d5:! Der weiße Freibauer auf d5 wird wohl gestoppt werden können, während der weiße „Freispringer" auf d5 als eine ewige Einbruchsdrohung dastehen würde. 18. c4—d5: Dd8—a5 Man sieht, wie logisch sich das Gegenspiel von Schwarz auf der Damenseite formiert hat, wobei sich auch sein Damenläufer von d7 aus mit würdiger Bescheidenheit am Kampfe beteiligt. Jetzt droht es z. B. 18 Sd3: 19. Dd3:, Lb5, mit Qualitätsgewinn. 19. T f l — d l Sc5—d3: Mit Rücksicht auf seinen günstigen Turnierstand begnügt sich hier C a p a b l a n c a mit der friedlichsten Wendung, indem er ungleichfarbige Läufer herbeiführt. Statt dessen hätte er jedoch mit 19 La4! reellen Stellungsvorteil erlangen (z. B. 20. Lc2, Dc3! bzw. 20. Td2, Sd3: 21. Dd3:, Tc3 usw.) und hiermit auch dem sonst verpönten Damenläufer zu einem schönen Erfolg verhelfen können, da eigentlich er das entscheidende Wort mitreden würde! Nach dem Textzuge nahm die Partie einen raschen Remisschluß: 20. De2—d3: Da5—c3 21. Lei—e3 Dc3—d3: 22. Tdl—d3: a7- a5 23. a2—a4 Tc8—c4 24. f2—f3 Remis.

Hiermit sehen wir, daß es keine „absolute Schwäche" gibt, und überhaupt darf man nie vergessen, daß d a s V o r h a n d e n e w i r k t oder zum mindesten stets wirken kann, und es handelt sich ja nur darum, die Zusammenhänge dieses Wirkens nicht aus den Augen zu verlieren.

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Das Abschätzen der Stellung.

Das Abschätzen der Stellung. (Einige Winke.) Zweifellos bestellt in der richtigen Beurteilung der Stellung eine wichtige Vorbedingung des Erfolges, wie denn überhaupt der ausschlaggebende Faktor der Spielkraft, denn mit jenem vielsagenden Begriff hängt ja auch das Abschätzen der Chancen, Vorausahnen der Ereignisse, Entwerfen eines gültigen Planes, sowie Entschleiern aller der betreffenden Stellung eigenen Kombinationstücken zusammen! Es haben dalier bereits zahlreiche Autoren (wie z. B. S n o s k o B o r o w s k i , Dr. L a s k o r und andere) diesen Stoff zu beleuchten getrachtet, indem sie verschiedene, dabei in Betracht kommende Abschätzungselemente untersuchten. Nur zu sehr klebt man jedoch bisher an rein m e c h a n i s c h e n oder aber an rein l o g i s c h e n Voraussetzungen des Erfolges, die da sind: Präsenzstand der Streitkräfte, absolute Kraft der Figuren, Vorsprung an Entwicklung, Massieren des Angriffsmaterials, Vorhandensein chronischer Schwächen, augenfälliges Zusammenwirken der Figuren und andere schablonenhafte Merkmale einer erfolgverheißenden Kampfidee. Demgegenüber hoffen wir mit nachstehenden Ausführungen dem Ganzen ein neues --- sozusagen, psychologisches! — Gesicht zu verleihen. Einleitend stellen wir dabei fest, daß es für jeden, also auch für den stärksten Spieler eine große Erleichterung wäre, zu wissen, ]. ob man objektiv besser oder schlechter steht; 2. ob man auf Gewinn spielen oder sich mit Remis zufrieden geben soll, und im Zusammenhang hiermit, 3. ob man rücksichtslosen Angriff oder umsichtige Verteidigung einleiten soll. Hierdurch rollt jedoch die ganze Frage unmerklich ins subjektive Fahrwasser hinüber, wobei ausschlaggebend wird, daß das eigentliche Schachziel nicht in der Erforschung der Wahrheit, sondern in der Erlangung des Sieges liegt. Statt also unlösbaren und abgrundtiefen Rätseln nachzujagen, taucht in der Strategie des Schachkampfes das VVi 11 enpostulat auf, wonach: 1. das objektive Besser — oder Schlechterstehen irrelevant wird; 2. nicht der Spieler von der Stellung abhängig erklärt wird, sondern nach Möglichkeit umgekehrt die Geschicke der Stellung durch die Geschicklichkeit des Spielers umgemodelt wrerden; 3. und überhaupt, nur auf diese Weise der Schachkampf verstanden und angestrebt wird, statt sich dem dumpfen Schachdeterminismus zu ergeben. Verfolgen wir nun obige Grundsätze an der Hand einiger, dem praktischen Schach entnommener Beispiele.

Das Abschätzen der Stellung.

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Nr. 1. E r lenkt den Kampf in ein ganz neues Geleise ein. Schwarz:

Janowski.

Aus dem Großturnier zu Semmering 1926. Stellung nach dem 34. Zuge von Schwarz.

mm

Weiß:

Spielmann.

I n dieser ungeklärten Stellung zaubert der Führer der Weißen eine ebenso brillante, wie originelle Kombination hervor:

(Excelsior!)

35. 36. 37.

b4—c5:! c5—b6:! b6—b7!

Td6—d5 Tc8—c4:

37 Tc4—cl: Es ist einleuchtend, daß sowohl 37 Db7: als auch 37 Te5: für Schwarz verderblich wären. 38. b7—b8Df Td5—d8 Nun erst sind wir über das vom Anziehenden bei seinem 35. Zuge erstrebte Ziel im Klaren: Es reizte ihn, mitten im Mittelspiel den Kampf z w e i e r D a m e n gegen D + 2 T herbeizuführen, was nur äußerst selten vorkommt und der Geistesgegenwart weitesten Spielraum läßt. Es folgte: 39. Db8—b6 Kg8-f7 Der König übt Selbsthilfe. 40. a4—a5 Tel—c8 Die TurmbaSis von Schwarz wird wohlweislich verstärkt. 41. f4—f5! Weiß nimmt indessen seine praktischen Chancen wahr, indem für seine beiden Amazonen Luft und Kaum geschaffen wird. 41

42. a4--a5 Der Haupttrumpf. 42 43. D e o - 1 4

g6—f5:

Td8—d5 Td5—d7

Das Abschätzen der Stellung.

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44. Üb6—b3 Die Diagonalwirkung. 44. .... Kf7—c8? Nach diesem freiwilligen Rückzug, der die Drohung 45. Df5f in primitiver Weise deckt, gelangen die feindlichen Damen alsbald zur Dominierung. Geboten war 44 Df6 mit unklarem Kampfe. 45. Df4—e5 Td7—d5 Oder 45 Dd6 46. Dd6:!, Td6: 47. a7, Ta8 48. Db7, Tdd8 49. Dh7: und gewinnt. 46. De5—li8f (Der Einbruch.) 46 Ke8—d7 Audi nach 46 Kf7 47. D h 7 f nebst D e 7 f und Db7f, bzw. nach 46 Df8 47. D f 8 f , Kf8: 48. Db7, Tdd8 49. Dh7: usw. wäre Schwarz glatt verloren. 47. Db3—b7f Tc8—c7 48. Dh8—c8f! Kd7—d6 49. Db7—b6f Aufgegeben. Alles in allem, ein prickelndes Beispiel einer im Zeichen des selbständigen Willens vorgenommenen Stellungsbeurteilung. Wenn wir übrigens das vorstehende Finale auf seine mechanischen Zusammenhänge hin untersuchen, so sehen wir, daß man beim 34. Zuge nur auf gradliniges Zusammenspiel der Figuren gefaßt sein durfte, während Weiß in schöpferischer Weise schräge Kampfmomente hineinbrachte (44. Db3!), was den Gegner verwirrte und dessen raschen Zusammenbruch bewirkte. Nr. 2. Auch mit reduziertem Kampfmaterial läßt sich das ganze Brett beherrschen! schwarz:

Tartakower.

HP? kl

k k k

I m

Aus dem Großturnier zu Semmering 1926.

imm • 'W-I ¡n 1 M Weiß:

k

Grünfeld,

Stellung nach dem 21. Zuge von Schwarz.

Das Abschätzen der Stellung.

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Hier leimte Schwarz das gegnerische Remisangebot ab, wobei die schier unglaubliche Leichtigkeit, mit der er den Gewinn erzwang, die Richtigkeit seiner Auffassung bewies. Tatsächlich befinden sich seine Figuren viel mehr „im Spiel", wobei auch seine Bauernübermacht am Damenflügel dröhnend dreinschaut, was ja auch im weiteren Partieverlauf immer deutlicher wurde. Es folgte: 22. T f l — d l g7—g6 Nun droht 23 T d l f 24. Ddl:, Db2:, was den Gegner zum folgenden Abtausch veranlaßt, wobei dann Schwarz im Besitz der einzigen offenen Linie verbleibt. 23. Tdl—d5: De5—d5: 24. a2—a3 c7—c5 Die Bauernlawine setzt an. 25. h2—h3 b7-b5 26. Dc2—c3 c5—c4 Blockierung des rückständigen Bauern b2. Die Krise naht. 27. f2—f4 Dieser Auflehnungsgedanke, der die Bauernübermacht von Weiß am Königsflügel mobilisieren möchte, erweist sich bald als kompromittierend, da hierbei die Herrschaft über den hochstrategischen Punkt e4 verlorengeht. Günstigere Verteidigungsaussichten bot daher der Aufbau 27. f3 nebst e4. 27 Dd5—e4! Die Zentral-Dame! 28. Kgl—f2 a7—a5! Diesem mutigen Vorrücken mitten im feindlichen Kreuzfeuer liegt die Erkenntnis zugrunde, daß der Austausch der Bauerneinheiten: 29. Da5:, Dc2f nebst Db2:, nur für Schwarz förderlich wäre. 29. g2—g4 1x7—li6! Um zunächst noch eine weitere Aufrüttelung des feindlichen Königsflügels zu provozieren: 30. h3—h4 De4—hl Entscheidende Damendiversion! 31. Kf2—g3 Dhl—gif 32. Kg3—f3 Dgl—1)2 33. g4—g5 h6 -h5 Der Todesstoß. 34. Kf3—e4 Dh2—h4: 35. Dc3—a5: Dh4 l i l f 36. Ke4—e5 Dlil-cß! Deckt sämtliche kritischen Punkte. 37. Da5—a7 h5—h4 Wie man sieht, hat sich das Schlachtbild in den letzten zehn

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Das Abschätzen der Stellung.

Zilien ganz verändert, indem nicht der Damenflügel von Schwarz, sondern plötzlich sein äußerster Königsflügelbauer zum Haupttrumpl wurde: Magnetische Übertragung des Stellungsdruckes! 38. f4— f5 (Ein Gegenversuch.) 38 g6—f5:! 39. Ke5 f5: Dc6—f3f 40. Kf5—e5 Ii4-h3 41. Ke5—d4 Df3—g4f und Weiß gab angesichts der unausbleiblichen Dezimierung seiner Bauernarmee auf. Nr. 3. Befehl an die Kerntruppen: „Die feindliche Königsfestung ist zu erstürmen." Schwarz: R é t i .

Aus dem Internationalturnier zu Budapest 1926. Stellung nach dem 33. Zuge von Schwarz.

Weiß: M o n t i c e l l i .

Auch hier gelingt es dem Anziehenden, trotz geringen Materials, mit Hilfe zweier unscheinbarer Bauernopferangebote, einen regelrechten Königssturm durchzuführen: 34. e4—e5! (Der Einbruch.) 34 Df6—e7 Er läßt den feindlichen Willen durchkommen, da er offenbar die Wucht des kommenden Angriffs unterschätzt und seinerseits positioneile Vorteile anstrebt (Freibauer d5). Nicht ganz befriedigend wäre übrigens an der Textstelle auch der Vereinfachungsversuch 34 Dg6 und verhältnismäßig am besten war daher 34 de, denn obwohl nach 35. Se5: die Artillerie von Weiß eine starke Wirkung ausübt, dafür jedoch seine Kavallerie (auf e5) ohne rechte Zukunftsverwendung dasteht.

Das Abschätzen der Stellung.

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35. Sd 3 - f4! (Kin Si'itenritt!) 35 d6 (15 Nun geht 35 de nicht mehr wegen des Umzingelungsmanövers 36. Sh5, l)f8 (36 g6 37. Td7) 37. Sf6f, Kh8 38. Sd7, Dd8 (oder 38 De7 39. Sb6 mit Qualitätsgewinn für Weiß) 39. Se5:, Df6 40. Sd7 (40. Td7, Sd8 bzw. 40. Dg5, Tc7) 40 Dd8 (40 De3 41. Sb6, Td8 42. Sa8:, Td2: 43. Db8f nebst Matt) 41. Sc5, Db6 42. Sb7:, Db7: 43. Td7, Db8 44. Tf7: mit Erschütterung. 36. Sf4— h5 De7—f8 37. Td2— d4! Ta8- a2: 38. T d 4 - g 4 Ein mit großer Hingebung ausgeführtes Rechtsschwenken der Gebirgsartillerie, nachdem ihr auf der d-Linie die Schußwirkung verlegt wurde. Der Textzug erzwingt die Schwächung g7—g6, worauf dann die feindliche Rochadestellung in wenigen Zügen zusammenbricht. - Weniger präzise wäre hier übrigens 38. Sg7:. 38 g7- g6 39. Sh5—f6f Kg8—g7 Oder auch 39 Kh8 40. Th4, li6 41. Dg5! mit Katastrophe. 40. Tg4—h4 h7—h6 Zum Verlust führte selbstredend auch 40 Dh8. Nun folgt aber noch ein sehr schöner Schlußeffekt: 41. Th4— h6:! Df8-c5 42. T h 6 ~ h 7 f Aufgegeben.

Nr. 4. Eine problemmäßig aufgebaute Frontalattacke. Schwarz: A l j e c h i n .

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Rf II Weiß:

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Rubinsteiu,

'y Aus dem Internationalt urnier zu Dresden 1926. Stellung nach dem 17. Zuge von Schwarz.

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Das Absehätzen der Stellung.

Weiß ahnt noch nichts Böses und spielt auf Konsolidierung: 18. Ddl— d2 g5—f4: 19. Tfl—f4: Nun öffnen sich allmählich seine Augen: Er darf nicht 19. ef antworten wegen 19 e3ü 20. Dd4 (20. De3:, d4!) 20 Dh4 usw. mit Einbruch. Nach dem Textzuge ist aber die weiße Bauernkette im Zentrum zersprengt und der vorgeschobene Bauer e5, statt eines Stützpunktes, zu einer dauernden Schwäche geworden. 19 Dd8—g5 20. Le2—fl Dg5—g3! Um (dank der Drohung 21 Dh3:) die gegnerische Königsstellung zu verschlechtern. 21. K g l — h l Dg3—g7! 22. Dd2—d4 Lb7—a6! 23. Tfl—f2 Dg7—g3! Jetzt sieht man, daß dank dem feinen 20. Zuge das Textmanöver ohne Tempoverlust geschehen kann: G e h e i m f a d e n z w i s c h e n Masse und Zeit! 24. Tf2--c2 Laß f l : 25. Tal -fl: Ta8—