Wien 1448: Steuerwesen und Wohnverhältnisse in einer spätmittelalterlichen Stadt [1 ed.] 9783205231943, 9783205231929


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Wien 1448: Steuerwesen und Wohnverhältnisse in einer spätmittelalterlichen Stadt [1 ed.]
 9783205231943, 9783205231929

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Thomas Ertl

Wien 1448 Steuerwesen und Wohnverhältnisse in einer spätmittelalterlichen Stadt

Thomas Ertl

Wien 1448 Steuerwesen und Wohnverhältnisse in einer spätmittelalterlichen Stadt

Böhlau Verlag wien köln weimar

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; ­detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abruf bar. Umschlagabbildung  : Die Flucht nach Ägypten, Schottenaltar Wien, Ausschnitt. Foto: Wien, Schottenstift, P. Christoph Merth © 2020 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Korrektorat  : Philipp Knüpffer, Frankfurt/Main Einbandgestaltung  : Michael Haderer, Wien Satz  : Michael Rauscher, Wien Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-23194-3

Inhalt

Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

  7

Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

  9

Das Verzeichnis von 1448. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

 16

Historischer Kontext und Funktion.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

 21

Bevölkerung und Organisation des Steuerwesens.. . . . . . . . . . . . .

 44

Das Widmerviertel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

 79

Soziales und berufliches Profil eines Stadtviertels. . . . . . . . . . . . . .

102

Die soziale und wirtschaftliche Position von Frauen.. . . . . . . . . . . .

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Wohnverhältnisse im Widmerviertel und darüber hinaus.. . . . . . . . .

140

Zusammenfassung und Ausblick.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

176

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition. . . . . . . . .

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Anhang 2  : Verzeichnis der Straßen und Gebäude im Verzeichnis der Haushalte von 1448 sowie in den Steueranschlägen von 1526 und 1527. . .

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Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer. . . . . . .

214

Anhang 4  : Die ältesten überlieferten Steueranschläge des Widmerviertels. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

226

Maßeinheiten.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

229

Abkürzungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

231

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Inhalt

Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

232

Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

251

Personen-, Sach- und Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort

Dieses Buch ist das Ergebnis eines glücklichen Quellenfundes und einer interdisziplinären Teamarbeit. Bereits seit einigen Jahren wurde am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Wien an einer Erschließung und Auswertung der mittelalterlichen Wiener Grundbücher gearbeitet. Einen Überblick über den Forschungsstand haben Thomas Haffner und ich in der Studie The Property Market of Late Medieval Vienna zusammengestellt. Während dieser Beschäftigung stießen wir erstmals auf das Verzeichnis der Wiener Haushalte im Widmerviertel von 1448. Im Wintersemester 2016 erstellte Georg Nimmer­ fall im Rahmen einer Seminararbeit eine Transkription und Beschreibung dieser Personenliste. Die weitere Beschäftigung mit der Quelle zeigte, dass das Verzeichnis interessante sozialgeschichtliche und topographische Informationen zum spätmittelalterlichen Wien enthält. Um dieses älteste Amtsbuch aus dem Umfeld der Wiener Steuerbehörden in einen breiteren Kontext stellen zu können, transkribierte Michael Adelsberger den Wiener Steueranschlag aus dem Jahr 1526 und Teile des Anschlags von 1527. Richard Weinbergmair besorgte eine Teiledition der Grundbücher (Kaufbuch D und Satzbuch CD) von 1438 bis 1448 und machte es dadurch möglich, die Immobilientransaktionen der im Verzeichnis der Haushalte genannten Personen im Jahrzehnt vor 1448 genauer zu verfolgen. Bei der Erschließung, Sichtung und digitalen Bearbeitung weiterer Quellen zur Wiener Stadtgeschichte waren Korbinian Grünwald und Andreas Moitzi behilflich. Erst die Zusammenarbeit mit den MitarbeiterInnen der Wiener Stadtarchäo­ logie verlieh dem schriftlichen Material plastische Anschaulichkeit. Martin Mosser, Stadtarchäologie und GIS-Experte, war verantwortlich für die digitale Auswertung der Daten und ihre Veranschaulichung mit Hilfe von Karten. Heike Krause steuerte mit Expertise und Nachdrücklichkeit unsere ­stadtarchäologischen Erkundungen und war die lenkende Kraft bei der topographischen Strukturierung der Widmervorstadt. Den Weg zur Stadtarchäologie geöffnet hat mir Paul Mitchell. Als Bauforscher und Archäologe schärfte er meinen Blick für die meist überbauten Überreste des mittelalterlichen Wien. Auf unseren Streifzügen durch die Stadt und ihre Keller wurde deutlich, dass eine Studie zu den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen des spätmittelalterlichen Wien die interdisziplinäre Zusammenarbeit voraussetzt. Unsere gemeinsamen Forschungen konnten wir erstmals im November 2017 im Rahmen der Wiener Tagungsreihe CHNT

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Vorwort

unter dem Titel Bringing Neighbourhoods to Life in Medieval Vienna präsentieren und publizieren. Mitarbeiterinnen und Kolleginnen an der Universität Wien und im Wiener Stadt- und Landesarchiv erleichterten die Arbeit auf vielfältige Weise. Christoph Sonnlechner (WStLA) war stets ein sachkundiger und hilfsbereiter Ansprechpartner. Markus Gneiß schuf mit seiner Edition des Wiener Handwerksordnungsbuchs eine verbesserte textliche Grundlage für die Beschäftigung mit der Wiener Stadtgeschichte des 15.  Jahrhunderts. Seiner Durchsicht des Manuskriptes verdanke ich viele Hinweise. Hannah Potthoff war die erste kritische Leserin des Textes und verbesserte ihn an vielen Stellen. Sie erstellte auch das Register. Dem Böhlau Verlag danke ich für die sorgsame Vorbereitung der Drucklegung. Es war also in der Tat ein interdisziplinäres Team, das in unterschiedlichen Phasen bei der Genese dieser Quellenstudie mitgewirkt hat. Am Ende hatte ich das Vergnügen, die vielen Teilaspekte und Anregungen zu einem Ganzen zusammenzufügen. Berlin, im Herbst 2019

Einleitung

Die Stadt ist seit dem 19. Jahrhundert ein zentrales Thema der mittelalterlichen Geschichtsforschung.1 Aus vielen unterschiedlichen Perspektiven wurden die politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Wandlungsprozesse der europäischen Städte des Mittelalters analysiert und beschrieben. Auch die städtische Verwaltungsgeschichte ist ein klassisches Thema der Geschichtsforschung.2 Die Ergebnisse in diesem Feld belegen unter anderem, dass sich die städtische Verwaltung während des späten Mittelalters stark ausdifferenzierte und in wachsenden Maße auf Schriftlichkeit stützte.3 Insbesondere im wirtschaft­lichen Bereich nahm die Verschriftlichung der Finanzverwaltung sowie der einzelnen Gütertransaktionen dramatisch zu.4 Obwohl ein Großteil dieser Urkunden, Akten und Handschriften verloren ging, erlaubt die veränderte Quellenlage häufig eine detailreiche Darstellung von administrativen, finanzpolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Europas Städten des späten Mittelalters. Von diesen Erkenntnissen profitierte auch die städtische Sozialgeschichte. Denn die politische, administrative und wirtschaftliche Ordnung der urbanen Gesellschaften bildete den normativen und praktischen Rahmen für die sozialen Entwicklungen innerhalb der Stadtmauern. Im weiten Feld der städtischen Sozialgeschichte haben seit einigen Jahrzehn­ ten Untersuchungen zum Zusammenhang von Wohnen und Arbeiten in der spätmittelalterlichen Stadt ein verstärktes Interesse gefunden.5 Studien zu diesem Thema gingen häufig von Steuerlisten und anderen Schriftstücken der städtischen Verwaltung aus, um Hausbesitz, Arbeitsstätten sowie Wohn- und Vermögensverhältnisse zu beleuchten.6 Auch sozialtopographische Gesichtspunkte und der strukturelle Wandel am Ausgang des Mittelalters spielten dabei mitunter eine wichtige Rolle.7 1 2 3 4

Isenmann 2012. Isenmann 2017. Dilcher 2010  ; Hünecke 2016. Kirchgässner 1964b  ; Goethals 2015. Zur Transaktionsfrequenz von Immobilien in Lübeck vgl. Hammel 1990, S. 123–127. 5 Steenweg 1994  ; Fehse 2005. 6 Rüthing 1986b. 7 Verscharen 1985  ; Schoch 1997  ; Wozniak 2013, bes. S. 47–49. Zur begrifflichen Differenzierung einer »sozialräumlichen Betrachtungsweise«, die sich nur auf summarische Lokalisierungen stüt-

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Einleitung

Diese Beobachtungen zur Stadtgeschichte im Allgemeinen und den städtischen Wohn- und Arbeitsverhältnissen im Besonderen gelten auch für das mittelalterliche und frühneuzeitliche Wien. Seit dem 18.  Jahrhundert untersuchten Historiker unterschiedlichste Aspekte der Stadtgeschichte und edierten die wichtigsten Quellen.8 Die Urkunden- und Aktensammlung, die die Stadt Wien zwischen 1440 und 1465 führte, wurde in zwei Teilen publiziert. Adam F. Kollar veröffentlichte 1762 den ersten Teil, der die Jahre 1140–1453 umfasste und heute verloren ist.9 Der zweite Teil wurde von Hartmann J. Zeibig unter dem Titel Copey-Buch der gemainen Stat Wien 1853 ediert.10 Johann Adolf Tomaschek publizierte im Jahr 1877 die Rechtsquellen der Stadt vom hohen Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert.11 Die wichtigsten Rechtsquellen wurden von Peter Csendes erneut und modernen Ansprüchen entsprechend ediert.12 In einem vielbändigen Werk veröffentlichte der Verein für Geschichte der Stadt Wien zwischen 1895 und 1937 die Urkunden aus Wiener und anderen Archiven sowie die Grundbücher des 14.  Jahrhunderts.13 Den beständigen Fortgang der Editionsarbeit belegte zuletzt die Edition des Wiener Handwerksordnungsbuchs durch Markus Gneiß im Jahr 2017.14 Auf diese Quellengrundlage gestützt, erschienen seit mehr als 150 Jahren Detailstudien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der mittelalterlichen Stadt Wien, von denen viele auf den folgenden Seiten zitiert werden. Eine Synthese des Forschungsstandes zur Geschichte Wiens von den Anfängen der Stadtgeschichte bis zur Gegenwart in drei Bänden entstand unter der Leitung von Peter Csendes und Ferdinand Opll.15 Auch Verwaltung und Sozialstruktur Wiens im späten Mittelalter fanden die Beachtung der Forschung. Karl Schalk publizierte 1915 einen wichtigen Beitrag zu den Wiener Handwerkern und zur Bevölkerungszahl der Stadt im Jahr 1462.16 Die Erforschung der städtischen Finanzverwaltung wurde 1929 von Otto Brunner auf völlig neue Grundlagen gestellt.17 Sein Buch ist noch zen kann, von einer »sozialtopographischen Betrachtungsweise«, die auf einer exakten Lokalisierung beruht, vgl. Denecke 2005.   8 Starzer 1905/1907.   9 Kollar 1762. 10 Copeybuch. 11 Tomaschek 1879. 12 Csendes 1986. 13 QGSW. Zu den Grundbüchern vgl. Lohrmann 1986. 14 HWOB. 15 Csendes/Opll 2001–2006. 16 Schalk 1915. 17 Brunner 1929.

Einleitung 

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heute das Standardwerk und der Ausgangspunkt jeder weiteren Beschäftigung mit dem Thema. Auf diesen Vorarbeiten aufbauend analysierten Leopold Sailer und Richard Perger den sozialen Hintergrund der Wiener Ratsbürger im 14. beziehungsweise 15.  Jahrhundert.18 Die von Karl Schalk edierten städtischen Anleihen aus den Jahren 1435 und 1466/67 nahm Ferdinand Opll zum Ausgangspunkt seiner prosopographischen Studie zur sozialen Struktur Wiens in der Mitte des 15. Jahrhunderts.19 Diese Studie ist zugleich der wichtigste Versuch aus neuerer Zeit, die Sozialstruktur und Sozialtopographie Wiens vor 1500 darzustellen. Das Ausbleiben weiterer Bemühungen lag vermutlich nicht so sehr am fehlenden Interesse, sondern an einem Mangel an aussagekräftigen und in Editionen leicht zugänglichen Quellen begründet. Ein dramatischer Wandel vollzieht sich in der Quellenlage zur Geschichte Wiens ab dem 16.  Jahrhundert. Zum einen sind aus diesem Jahrhundert die ältesten Wiener Steuerbücher überliefert.20 Die Stadt besaß Steuerbücher nachweislich seit dem 14. Jahrhundert, allerdings blieb keines dieser mittelalterlichen Bücher erhalten.21 Die frühneuzeitlichen Steuerbücher wurden zwar bisher nicht ediert, jedoch für Studien zur Wiener Sozialgeschichte des 16. bis 18. Jahrhunderts bereits herangezogen. Zum anderen reichen die Hofquartierbücher bis zum Jahr 1563 zurück. Im Rahmen des Hofquartierwesens verpflichtete der Kaiser die Besitzer von steuerpflichtigen bürgerlichen Häusern, einen Teil ihrer Zimmer als Wohnräume an sein hofquartierfähiges Gefolge abzutreten. Auf der Grundlage von älteren Arbeiten verfasste Elisabeth Lichtenberger eine umfassende Analyse der ältesten Hofquartierbücher und machte so den sozialen, wirtschaftlichen und baulichen Wandel der Stadt Wien von der »mittelalterlichen Bürgerstadt« zur »barocken Residenzstadt« sichtbar.22 In dieser Studie wurden sowohl die Eigentümerstruktur als auch die Wohnverhältnisse in Wien in detail­ lierter Weise untersucht. Die Geschichte der Wiener Häuser und ihrer Bewohner wurde daher bisher vor allem für das neuzeitliche Wien untersucht.23 Im Jahr 1701 veröffentlichte der Briefträger Johann Jordan sein Postbuch »Schatz, Schutz und Schantz«.24 Jordan stellte sich die Aufgabe, die Gassen und Häuser der Hauptstadt in genauer 18 Sailer 1931  ; Perger 1988a. 19 Opll 1993a. 20 Baltzarek 1971. Vgl. dazu Anhang 4. 21 Baltzarek 1971, S. 209–228. 22 Lichtenberger 1977. 23 Tantner 2007a  ; Mattl-Wurm 2011. 24 Jordan 1701. Zum Werk vgl. Buchberger 2011, S. 71.

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Einleitung

Ordnung und Zahl aufzulisten, da dies bisher noch niemand unternommen habe. Sein Briefträgeramt bringe es nämlich mit sich, dieselbe Stadt mit unauffhörlichem Fleiß und unverdrossener Mühe durchzulauffen und zu besuchen, verhoffend denen jenigen, welche fast täglich zu mir schicken und kommen, umb nachzufragen, wo respective einer oder anderer einlogiert seye, dardurch nicht geringe Information und Vergnügen zu geben.25 Auf diesen ältesten Häuserschematismus folgten im 18. und 19. Jahrhundert weitere, teilweise mit Plänen versehene Verzeichnisse für die Stadt und die Vorstädte.26 Karl August Schimmer verfasste 1849 eine »Ausführliche Häuserchronik der inneren Stadt«.27 Einleitend betonte der Autor, ein wesentliches Gebrechen für ein so weit aussehendes Unternehmen […] ist der Abgang völlig genauer alter Pläne der Stadt Wien, da der bisher bekannte älteste davon, jener des Bonifaz Wolmuet vom Jahr 1547, wenn er auch die Situation jedes einzelnen Hauses u.s.w. genau gibt, doch nur an sehr wenigen Stellen die Besitzer der einzelnen Häuser eingezeichnet hat.28 Mit dieser letzten Beobachtung hat Schimmer recht, denn es gibt tatsächlich keine mittelalterlichen, topographisch einigermaßen akkuraten Stadtpläne. Inzwischen hat die Forschung zudem gezeigt, dass Bonifaz Wolmuet auch die »Situation jedes einzelnen Hauses« sowie die Größe der Parzellen keineswegs immer korrekt wiedergegeben hat.29 Den heutigen Forschungsstand repräsentiert das Werk »Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur« von Paul Harrer-Lucienfeld, das sieben Teile in insgesamt 17 Bänden samt Register umfasst und dessen zweite, wissenschaftlich erweiterte Fassung als Manuskript im Wiener Stadt- und Landesarchiv vorliegt und inzwischen auch online zugänglich ist.30 In jahrzehntelangem Studium wertete Harrer-Lucienfeld zwischen 1933 und 1958 die Wiener Grundbücher und andere Quellen aus und schuf so eine bleibende Grundlage für sozial- und baugeschichtliche Forschungen.31 Sein Werk reicht zwar bis in die Anfänge des Grundbuchwesens im späten Mittelalter zurück, weist für diese Epoche aller­ dings beträchtliche Lücken auf. Es handelt sich dabei zudem eher um eine schwer zugängliche Materialsammlung als um eine zusammenfassende Darstellung der soziotopographischen Verhältnisse.

25 Jordan 1701, S. 5. 26 Leutgeb 2011  ; Buchberger 2011. 27 Schimmer 1849. 28 Ebd., S. IV. 29 Opll 1983. 30 Harrer-Lucienfeld 1952. 31 Zum heuristischen Wert von Häuserkarteien vgl. Specker 1985.

Einleitung 

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Die Wiener Stadtarchäologie und Bauforschung hat den historischen Wissensstand zur Wiener Haus- und Baugeschichte in den letzten Jahrzehnten beträchtlich erweitert.32 Die mittelalterliche Bausubstanz und Straßenführung, häufig verdeckt unter barocken und gründerzeitlichen Erneuerungen, wurde innerhalb und außerhalb der Innenstadt freigelegt und dokumentiert.33 Auf diese Weise konnten wichtige Erkenntnisse über Straßen, Kanäle und andere mittelalterliche Bauten sowie über die Wohn- und Lebensverhältnisse gewonnen werden.34 Auf diesen Grundlagen will die vorliegende Untersuchung einen Beitrag zur Wiener Sozialstruktur und Sozialtopographie sowie zu den Wohn- und Lebensverhältnissen des 15. Jahrhunderts leisten. An Studien zu anderen Städten, die zum Vergleich herangezogen werden können und ebenfalls häufig auf einer Analyse von Steuerquellen beruhen, fehlt es nicht.35 An neuerer Forschung ist beispielsweise Thomas Wozniaks Arbeit über Quedlinburg im 14. und 16. Jahrhundert zu nennen.36 Den konkreten Anlass für das vorliegende Vorhaben bildete die Beschäfti­ gung mit einer Handschrift aus der Österreichischen Nationalbibliothek, in der ein Verzeichnis der Haushaltsvorstände des Widmerviertels, eines von vier Wiener Stadtvierteln, aus dem Jahr 1448 überliefert ist. Zwar ist die Quelle der Wiener Stadtgeschichtsforschung seit dem 19. Jahrhundert bekannt, doch wurde sie noch niemals gezielt ausgewertet. Otto Brunner bezeichnete die Liste als »Amtsschrift der Steuerherren« und als solche gilt sie seitdem.37 Die vorliegende Analyse der Quelle verfolgt zwei Ziele  : Einerseits soll die Funktion des Verzeichnisses im historischen Kontext erörtert werden. Andererseits soll das Namensmaterial untersucht werden, um steuergeschichtliche, sozialgeschichtliche und städtebauliche Entwicklungen zu diskutieren.38 Um diese Ziele zu erreichen, wird das Verzeichnis von 1448 erstmals prosopographisch ausgewertet und durch Informationen aus anderen Quellen ergänzt. Dieses Vorgehen wurde bereits in Studien zu anderen Städten erprobt.39 Wie in diesen Fällen 32 Ladenbauer-Orel 1973  ; Gaisbauer/Mitchell/Schön 2003  ; Mosser 2013  ; Krause 2013  ; Mosser 2016  ; Krause 2016  ; Krause 2018. 33 Mosser/Sakl-Oberthaler 2016. 34 Vgl. dazu unten S. 140 ff. 35 Kirchgässner 1964a  ; Verscharen 1985  ; Portmann 1986  ; Forneck 1999. 36 Wozniak 2013. 37 Brunner 1929. 38 Zum Problem der Interpretation von Familiennamen (als Berufsbezeichnungen) vgl. Opll 1993a, S. 18 und 20  ; Fehse 2005, S. 42–48. Allgemein hierzu Rüthing 1986a. 39 Schoch 1997.

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Einleitung

zeigte sich auch im Falle der Liste von 1448, dass personengeschichtliche Quellen zur städtischen Geschichte besonders ertragreich im Rahmen einer breiten Quellenanalyse sowie in interdisziplinärer Zusammenarbeit interpretiert werden können.40 Unter den weiteren schriftlichen Quellen spielen Urkunden, die Wiener Stadtbücher sowie Grundbücher die wichtigste Rolle.41 In österreichischen und ausländischen Archiven sowie im Wiener Stadt- und Landesarchiv liegen über 20.000 Urkunden, die aus der Zeit vor 1529 stammen. Der Großteil dieser Urkunden wurde in Form von Regesten erschlossen und ist in Abbildungen auf der Internetplattform monasterium.net zugänglich. Die Urkunden enthalten Nachrichten zu allen politischen, rechtlichen und sozialen Belangen der Wiener Stadtgeschichte. Die Wiener Stadtbücher oder »Geschäftsbücher« enthalten Testamente, Verwandtschaftsnachweise und andere rechtliche Dokumente aus den Jahren 1395 bis 1430. Sie liegen inzwischen bis zum Jahr 1421 ediert vor und liefern eine große Fülle von Nachrichten zu den Lebens- und Wohnbedingungen im spätmittelalterlichen Wien. Die Wiener Grundbücher des Mittelalters sind nur teilweise ediert  : Während die ältesten Grundbücher, welche die Jahr 1368 bis 1388 umfassen, in Regestenform ediert wurden,42 sind die Grundbücher für die nächsten Jahrzehnte bis 1420 teilweise verloren und die Grundbücher ab 1420 noch nicht ediert. Eine Edition des Satzbuches CD wurde kürzlich abgeschlossen und ist online zugänglich,43 die Edition weiterer Grundbücher wird vorbereitet. Die reichhaltigen Informationen der Grundbücher sind daher zumindest teilweise erschlossen und in Editionen zugänglich gemacht. Das Verzeichnis von 1448 beinhaltet eine Liste der Häuser und Haushaltsvorstände des Widmerviertels. Dieses Stadtviertel steht dementsprechend im Mittelpunkt der Untersuchung. Auf einer möglichst breiten Q ­ uellengrundlage wird auf den folgenden Seiten versucht, ein sozialtopographisches Profil des Widmer­ viertels zu entwerfen. Zugleich werden aber viele Nachrichten zu den drei anderen Stadtvierteln ergänzend herangezogen. Das Ergebnis ist eine S ­ tudie, die sich zwar auf einen Stadtteil konzentriert und hier ihren Ausgangspunkt hat, die aber dennoch die Lebensverhältnisse im gesamten spätmittelalterlichen Wien beschreiben will. 40 Falk/Hammel 1986. 41 Zum Wert seriellen Quellen für die spätmittelalterliche Stadtgeschichte vgl. Wozniak 2013, S. 15– 26. 42 QGSW 3/1–2. 43 Ertl 2019.

Einleitung 

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Der Gang der Untersuchung beginnt bei einer quellenkundlichen Beschreibung des Haushaltsverzeichnisses von 1448. Das Manuskript wurde im Auftrag der Wiener Stadtregierung angefertigt und diente vermutlich gemeinsam mit anderen administrativen Quellen der Erfassung der Bürgergemeinde und ihrer Besteuerung. Der verwaltungsgeschichtliche Kontext wird daher in einem eigenen Abschnitt erörtert und bietet zugleich die Grundlage, um die demographische Entwicklung der Stadt Wien im 15. Jahrhundert sowie die Organisation des städtischen Steuerwesens darzustellen. Nach diesen Ausführungen zur Wiener Verwaltungs- und Sozialgeschichte richtet sich der Blick auf die sozialtopographischen Verhältnisse im Widmerviertel. Zunächst wird die Entstehung der Wiener Stadtviertel und die Struktur des Widmerviertels vorgestellt. Im Zentrum stehen dabei die sozialen Strukturen, die gewerblichen Tätigkeiten im Viertel sowie die Bedeutung der Pfarre St. Michael für die Bewohner des Viertels. Die daran anschließende Analyse des Häuserverzeichnisses von 1448 dient dazu, die sozialen und beruflichen Verhältnisse im Widmerviertel im Detail zu erfassen. Dabei geht es einerseits um die soziale Hierarchie vom Stadtrat bis zum Tagelöhner, andererseits um die soziale Stellung von Frauen und Ehepaaren und schließlich um die örtliche Verteilung der verschiedenen Berufsgruppen. Die Wohnverhältnisse im Widmerviertel und darüber hinaus stehen im Zentrum des letzten Kapitels. Dabei wird versucht, die Wohnbedingungen der unterschiedlichen sozialen Schichten sowie die Ausstattung der Häuser möglichst anschaulich wiederzugeben. Nach einer Zusammenfassung werden in mehreren Anhängen das Verzeichnis der Haushalte von 1448 ediert und zentrale Ergebnisse der Quellenauswertung dokumentiert.

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Das Verzeichnis von 1448

Die Handschrift Cod. 13.959 der Österreichischen Nationalbibliothek enthält ein zehn Folien umfassendes Verzeichnis von Hausbesitzern und Inwohnern eines Wiener Stadtviertels (Abb. 1).44 Überschrieben ist das Verzeichnis auf Folio 1r mit Lignorum Anno xlviiio und verweist damit auf das Jahr 1448 und das Widmerviertel, das seinen lateinischen Namen von der Porta Lignorum (lat. lignum = althochdt. wit = Holz) ableitet und an den Holz(kohlen)markt (Witmarkt) in Tornähe erinnert. Eine inhaltliche Beschreibung der Handschrift aus dem 19. Jahrhundert befindet sich auf der vorderen Umschlagseite  : Verzeichnis der Häuser in der Umgebung des Holzthores zu Wien aus dem Jahre 1448, der k. k. Hof­bibliothek verehrt von Theodor Georg von Karajan, Wien, den 17. Oktober 1853. Wie die Handschrift in den Besitz des bekannten Wiener Gelehrten gelangt war, ist unbekannt.45 Im Handschriftenverzeichnis lautet der Titel  : Album germanicum domuum earumque possessorum et inquilinorum quartae partis quondam urbis Vindobonensis. Dieser lateinische Titel gibt den Inhalt der Handschrift gut wieder  : »Deutsch(sprachig)es Verzeichnis der Häuser sowie ihrer Besitzer und Bewohner eines Stadtviertels der Stadt Wien.« Die Handschrift hat ein Schmalfolio-Format von 14 cm in der Breite und 40,5  cm in der Höhe bei einem Schriftspiegel von circa 10 × 36 cm. Der verwendete Papierbogen hatte also ein Format von 28 × 40,5 cm und gehörte damit zu dem kleinen, im 15. Jahrhundert weit verbreiteten Typ des Kanzleifolio. Möglicherweise war das Papier vor der Verwendung beschnitten worden, da das Kanzleifolio-Format üblicherweise ein Format von 32 × 45 cm hatte.46 Das Papier ist dick und grob, lässt an vielen Stellen die Faserung erkennen und enthält keine Wasserzeichen.47 Folio 1 und 10 dienten ursprünglich als Schutzumschlag. Dazwischen befindet sich ein Quaternio, eine Lage von vier Folien oder Doppelblättern. Die Bindung zwischen Folio 5v und 6r ist gut zu sehen. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wurden die Lage und ihr papierener Schutzumschlag mit ei44 Unterkircher 1971, S. 154. Zum Begriff »Inwohner« vgl. unten S. 49. 45 Zu Theodor Georg von Karajan, Custos der Hofbibliothek, Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Universität Wien, Mitglied des Frankfurter Parlaments und des österreichischen Herrenhauses, vgl. Czeike 1973, S. 57f. 46 Needham 1994, S. 125 und 127–129. 47 Zur Analyse von »Kanzleipapier« im 15. Jh. im Allgemeinen und anhand der Ravensburger Steuerbücher im Speziellen vgl. Schultz/Follmer 2015.

Das Verzeichnis von 1448 

Abb. 1: ÖNB Cod. 13.959: Das Verzeichnis der Haushalte im Widmerviertel von 1448, fol. 5v und 6r (Lagenmitte).

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Das Verzeichnis von 1448

nem festen Einband ausgestattet. Ursprünglich war die Lage umfangreicher. Aus der Lagenmitte gingen zu einem unbekannten Zeitpunkt mehrere Doppelblätter verloren.48 Von Folio 2r bis 10r werden die Namen von Hauseigentümern in einer Spalte angeführt, jeweils gefolgt von den in diesen Häusern zur Miete wohnenden Inwohnern. Die Liste folgt straßenweise einer topographischen Ordnung, die durch Rubriken kenntlich gemacht wird (vgl. Abb. 1, rechts, fol. 6r  : Weiden­ strass, Pierhaus und Ex opposito).49 Zur topographischen Orientierung dienen Straßennamen und bekannte Gebäude. Ex opposito und E converso bedeuten, dass die Zählung auf der anderen Straßenseite und in die entgegengesetzte Richtung fortgesetzt wurde. Weitere Angaben fehlen. Bis zur Lagenmitte auf Folio 5v füllte der Schreiber die leeren Zeilen nach den Personennamen mit einer horizontalen Linie, die mit einem Haken abschloss. Die Handschrift war ursprünglich in der Mitte horizontal gefaltet und in diesem Format von 20,25 × 14 cm auf bewahrt worden. Die Faltung hat an den meisten Blättern eine dunkle Färbung hinterlassen, auf den äußeren Blättern (fol. 1, 2, 8–10) zusätzlich Lochschäden. Folio 1 und 10 wurden restauriert und ergänzt. Geschrieben wurde die Liste vermutlich von einer Hand in einer gut lesbaren spätmittelalterlichen Kanzleischrift. Gegen Ende des Textes wird die Schrift etwas kleiner, so dass die Zeilenanzahl zunimmt (fol. 4r  : 48 Zeilen mit einer Überschrift  ; fol. 7v  : 50 Zeilen mit einer Überschrift). Auch der horizontale Schriftspiegel wird gegen Ende des Textes unregelmäßiger. Von der Stadtgeschichtsforschung wurde die Liste bisher nicht untersucht.50 Eine von Ferdinand Opll erwähnte »Kartei der Namen des Steueranschlags im Widmerviertel von 1448 im WStLA« ist derzeit nicht auffindbar.51 Die Funktion der Liste scheint geklärt zu sein, nachdem Otto Brunner in seiner grundlegenden Monographie zu den Finanzen der Stadt Wien im Mittelalter den Text auf folgende Weise beschrieb  : »Von den Amtsschriften der Steuerherren ist uns aus der Zeit vor 1500 nur ein einziges Stück erhalten, das ihnen mit einiger Wahrscheinlichkeit zugeschrieben werden kann, ein Verzeichnis der Einwohner des Widmerviertels von 1448, das nach Straßen geordnet ein Namensverzeichnis ohne weiteren Hinweis auf die Steuerleistungen gibt. Dass es sich um ein Steuerbuch handelt, geht aus der mit den späteren Steuerbüchern 48 Vgl. dazu unten 73. 49 Zur topographischen Anordnung in Häuserverzeichnissen vgl. Wozniak 2013, S. 59. 50 Opll 1993a, S. 8. 51 Ebd., S. 17.

Das Verzeichnis von 1448 

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übereinstimmenden Anordnung, die Haus für Haus die Bewohner verzeichnet, hervor.«52 Aus mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Quellen ist bekannt, dass der Wiener Rat spätestens seit der zweiten Hälfte des 14.  Jahrhunderts zur Erhe­ bung der Stadtsteuer, auch Schatzsteuer (schaczsteur) genannt, sogenannte Steueranschläge anlegen ließ.53 Diese Verzeichnisse erfassten alle Steuerpflichtigen mit ihren jeweiligen Steuerlasten. Zu ihrer Abfassung ordneten die Steuereinnehmer die Haushaltsvorstände der ihnen zugeordneten Stadtviertel nach einem immer gleichen Schema und setzten die individuellen Steuerlasten fest, die auf einer Selbsteinschätzung der Bewohner beruhten.54 Die frühesten Hinweise auf die Vermögenssteuer, die auf dem Immobilienbesitz beruhte, stammen aus dem Jahr 1376 und sind im ältesten Rechnungsbuch der Stadt überliefert.55 Der geschätzte Wert des zu versteuernden Vermögens setzte sich vermutlich aus Gebäudewert und Grundstückswert zusammen.56 In einer vermutlich aus dem Jahr 1400 stammenden Liste von Ausgaben, die ein Vormund für sein Mündel geleistet hat, ist die Rede von der schaczstewr vom haus in Höhe von 2 Pfund im ersten Jahr der Vormundschaft und 10 Schilling im zweiten Jahr.57 Im selben Jahr legte der Stadtrat in einem anderen Fall die Aufgaben eines Vormunds fest und erwähnte dabei unter anderem die Pflicht, jerleich sein güter zu verstewrn, was gewondleicher stewr ist, […] in herfert zu senden und besunder ansleg.58 Mehrfach wird die mittelalterliche Stadtsteuer auch in frühneuzeitlichen Quellen erwähnt  : In einem 1655 verfassten »Extract aus denen alten steuer anschlägen, die bürgerlichen und andere häuser auf der Widen 52 Brunner 1929. Zur Quellengattung »Steuerbuch« vgl. die Definition bei Vogeler 2003, S.  171  : »Schriftstücke […], die sich inhaltlich mit der Landsteuer beschäftigen und eine Komposition aus Einzeleinträgen in einer über mehrere Seiten hinwegreichenden äußeren Einheit sind, wie z. B. dem Heft aus mehreren Bögen, dem Buch aus mehreren Lagen, aber auch der nicht als Einzelblatt benutzbaren Rollen.« 53 Zur Überlieferung der Wiener Steuerbücher vgl. Baltzarek 1971, S. 207–233. Zum Rechnungswesen Wiens und der übrigen österreichischen Städte im späten Mittelalter und den damit verbundenen schriftlichen Quellen vgl. Rausch 1965. 54 Zu den mit der Selbsteinschätzung verbundenen Problemen vgl. unten 67 f. Das Prinzip der Selbsteinschätzung war mangels administrativer Alternativen auch in anderen Städten üblich  : vgl. Verscharen 1985, S. 21, Fehse 2005, S. 27 und S. 51–54. 55 Vgl. dazu unten S. 34. 56 Fehse 2005, S. 58–63. 57 Stadtbücher Nr. 534. 58 Stadtbücher Nr. 537. Zu den »besonderen Anschlägen«, zu Abgaben für Heerfahrten und anderen außerordentlichen Steuern vgl. unten S. 36 f.

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betreffend« wird aus den inzwischen verlorenen Steuerbüchern von 1383, 1387 und 1389 sowie aus mehreren Steuerbüchern aus dem 15. Jahrhundert zitiert.59 Zum Jahr 1441 enthält diese neuzeitliche Aufzählung beispielsweise vier Namen  : domus Jacob Gaugenperger  ; domus Hanns von Eslohrn  ; domus Hanns Würkh­ ler  ; Item in der Neuluckhen.60 Diese Anordnung der Namen in Verbindung mit dem Begriff domus (Haus) legt nahe, dass der Schreiber mittelalterliche Vorlagen benutzt hat. In diesem Fall waren es wohl Steueranschläge, die die Bewohner des Kärntnerviertels und der dazugehörigen Vorstadt betrafen.61 Auf dieselben Quellen stützte sich Ludwig Fischer 1772 für seine umfangreiche Materialsammlung zur Stadtgeschichte. Er wertete mehrere Anschlagbücher aus dem 15. Jahrhundert aus, die er Libri contributionum Officii Steurae oder Anschlagbücher Officii Steurae nannte.62 Otto Brunner könnte also mit seiner Annahme recht haben, dass das Häuser­ verzeichnis von 1448 die älteste erhaltene »Amtsschrift der Steuerherren« für das Widmerviertel darstellt. Das Fehlen von Angaben zur individuellen Steuer­ last scheint dem allerdings zu widersprechen. Welchen Nutzen hatte eine Aufzählung der Bewohner ohne Nennung ihrer jeweiligen Steuerschuld für die Steuerherren  ?

59 WStLA, Lagerbuchsakten, Fasz. 12. 60 Ebd. fol. 1–3. Zur Neulucke in der Wiedner Vorstadt vor dem Kärntnertor vgl. Krejci 1979, S. 32. In den Grundbüchern findet sich eine domus sita ante portam Lignorum in Newlukchen bereits zum Jahr 1376. Vgl. QGSW 3/3 Nr. 3271. 61 Zur Erstellung der Steueranschläge durch die Steueranschlagkommission vgl. Baltzarek 1971, S. 121. 62 Fischer 1772, Bd. 1, S. 18 und 217  ; Bd. 2, S. 130.

Historischer Kontext und Funktion

Die Erstellung der Liste von 1448 fällt in eine Zeit, in der die administrative und militärische Organisation der Stadt über die Stadtmauern hinaus ­ausgedehnt wurde. Innerhalb der Mauern waren die Stadtviertel die wichtigsten Verwaltungs­ einheiten.63 Ihre Entstehung reicht in das frühe 13. Jahrhundert zurück. Damals war das hochmittelalterliche Stadtgebiet erheblich erweitert und mit einer neuen Stadtmauer umgeben worden.64 Ihre Namen erhielten die Viertel von den Haupttoren  : Stubenviertel (Stubentor), Kärntnerviertel (Kärntnertor), Schotten­ viertel (Schottentor) und Widmerviertel (Widmertor). Stadtverwaltung und Selbstorgani­sation der städtischen Gemeinschaft vollzogen sich größtenteils auf der Ebene dieser Einheiten – sowohl im Mittelalter als auch in der Frühen Neuzeit. Die Viertel waren Sprengel für das militärische Aufgebot, die Steuereinhebung, die Brandbekämpfung, den Wachdienst in den Straßen und auf der Stadtmauer sowie die Verkündung von Verlautbarungen der Stadtregierung.65 Außerhalb der Stadtmauern hatten sich seit dem 13. Jahrhundert Vorstädte gebildet.66 Zunächst handelte es sich um kleine, unverbundene Siedlungskerne entlang der Hauptverkehrsachsen,67 deren Ausdehnung und innere Struktur sich nicht mehr exakt bestimmen lässt.68 Diese suburbia gehörten zum Burgfried, dem Rechtsbereich der Stadt.69 Im 14. und 15. Jahrhundert wuchsen die Vorstädte weiter, sodass am Ende des Mittelalters etwa ein Drittel der Stadtbevölkerung in den Vorstädten lebte. Unter den mittelalterlichen Geschichtsschreibern fanden die Vorstädte wenig Beachtung, einzig der am ungarischen Königshof arbeitende Antonio Bonfini († 1503) würdigte in seiner Beschreibung der Stadt Wien von 1480 die urbane Expansion über die Stadtmauern hinaus  : Seiner Meinung nach gehörte Wien zu den »schönsten Städten der Barbaren« und lag »wie ein Palast inmitten der sie umgebenden Vorstädte«, denn »Wiens ganzes Gebiet ist ein ungeheurer, herrlicher Garten«.70 63 Zu mittelalterlichen Stadtvierteln als Forschungsthema vgl. Schultze 1956. 64 Zur städtischen Entwicklung im hohen und späten Mittelalter vgl. Lichtenberger 1977. 65 Enderlin 2014. 66 Csendes 2001. 67 Klaar 1971, S. 39. 68 Lichtenberger 1977, S. 32. 69 Zum Verhältnis von Städten und Vorstädten im späten Mittelalter vgl. Maschke/Sydow 1969. 70 Müller 1907, S. 691–696.

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Um 1430 hatten die Vorstädte eine Bebauungsdichte erreicht, die administrative Maßnahmen des Stadtrates erforderlich machte. Ihr Ziel war eine stärkere Einbindung der Vorstädte in die zivile und militärische Administration der Stadt.71 Im Jahr 1432 erließen Bürgermeister und Rat eine Ordnung für die vereideten Vierer in den Vorstädten. Dieses Gremium war eine Art von Bau-, Weg-, Feld-, Grenz- und Feuerpolizei. Das Kollegium wurde jährlich von den Einwohnern der Vorstädte gewählt und kontrollierte die Sicherheit der Feuerstätten, aber auch die Ausbesserung von baulichen Unzulänglichkeiten. Es urteilte zudem in zivilrechtlichen Streitsachen zwischen Bewohnern der Vorstädte und stellte in diesen juristischen Angelegenheiten auch Urkunden aus.72 Die Beschreibung der Vierer als Körperschaft, die ir Gerechtigkait thuet, als das von alter ist herkhumen belegt, dass die Verwaltung der Vorstädte bereits vor 1432 von der Stadt organisiert worden war.73 Ein Verzeichnis der Viertelhauptleute, in der ebenfalls das Amt der Vierer angeführt wird, erstellte ein Schreiber bereits in einem Eintrag des Jahres 1405 im Wiener Stadtbuch.74 In den folgenden Jahrzehnten wurden die Vorstädte in die Verteidigung der Stadt einbezogen.75 Den administrativen Rahmen dazu schuf die Stadt 1444, als sie die Vorstädte zu militärischen Schutzzwecken in vier Ämter gliederte. In dieser topographischen Einteilung wurden die Vorstadtzonen jeweils einem Vieramt zugeordnet und die Bewohner verpflichtet, gemeinsam die städtischen Lasten und Pflichten zu tragen  : Sie sullen in dasselb vìrambt gehòrn und in ­zirken, wachtten, schùtzen, raisen miteinander leiden.76 Die Stadtviertel waren damit zur zentralen Verwaltungseinheit innerhalb der Stadt geworden. Das schlug sich nicht zuletzt auch im Steuerwesen nieder, das ebenfalls nach Stadtvierteln organisiert war.77

71 Opll 1998, S. 148–154. 72 QGSW 2/2 Nr. 2807 (1441)  : Eine Streitsache in der Vorstadt gegenüber dem Rotenturmtor (gegen Rotenturn über im Werd), entschieden von den gesworn vierer. Zu den Vierern als Exekutoren eines Gerichtsurteils vgl. QGSW 2/2 Nr. 2946 (1443). 73 Tomaschek 1879, S. 37  ; Czeike 1962, S. 30. 74 Stadtbücher Nr. 1225. 75 Bereits Aeneas Silvius Piccolomini schreibt in seiner Historia Austrialis, entstanden zwischen 1451 und 1458, davon  : Wien »hat überaus große und umfangreiche Vorstädte, die von Gräben und Wällen umgeben sind«. Vgl. Piccolomini 2005, S. 17. 76 Tomaschek, 1879 142 S. 52  ; HWOB Nr. 233, S. 380–382. Zur Steuerhoheit der Stadt innerhalb des Burgfriedens vgl. Baltzarek 1971, S. 26. 77 Von den acht von der Stadt bezahlten Steuerdienern waren jeweils zwei einem Stadtviertel zugeteilt. Vgl. Baltzarek 1971, S. 141.

Historischer Kontext und Funktion 

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Abb. 2: Schema der Vorstadtbefestigungen um 1480 nach den Angaben in den städtischen Kammeramtsrechnungen. 1 Scheiblingturm in der Vorstadt Scheffstraße 2 Tor nach Althunaw (nächst der Späteren Weiß­gärbervorstadt 3 Bastei hinter Niklas Munich 4 Bollwerk bei Ruepp Fuener, unweit von St. Wolfgang 5 Bollwerk und Brustwehr auf der Stubenbrücke, nebst Tor »Aufn mist« 6 Bollwerk bei des Permanns Turm 7 Bollwerk und Tor beim Pauker in der Hirschpeunt 8 Tor in der Gartengasse 9 Turm bei St. Niklas 10 Stiegerbollwerk und -tor 11, 12 Bollwerke im Gereut bei der Pirnigerinmühle und Wislermühle 13 Die befestigte Bürgespitalmühle 14 Bollwerk beim Heubrücklein 15 Brückenturm beim Bürgerspital 16 Bollwerk und Brustwehr auf der Steinernen Brücke 17 Bollwerk bei St. Anton 18 Laslaturm, unweit des Heiligengeistspitals 19 Bollwerk bei des Gilg Häusel 20 Bollwerk und Tor am Fraueneck 21 Bollwerk bei den Siebenherbergen 22 Bastei hinter des Ruelands Ziegelstadel 23 Bastei beim St.-Theobaldkloster (unweit davon St. Martin) 24 Turm bei St. Theobald 25 Bastei beim Ziegelstadel des Hubschreibers 26 St.-Ulrichstor 27 Bollwerk am Petlbühel 28 Bastei auf der Neustift 29, 30 Alser und Neuburger Tor mit Bollwerk (später ersetzt durch den St.-Jörgenturm an der Straßengabelung) 31 Bollwerk beim »Denkchlein«, unweit des St. Magdalenenklosters 32 Tor beim Neideck 33 Bollwerk beim Roßfreihof 34 »Neues Bollwerk« im Oberen Werd, unweit der St. Johanneskapelle 35 Tor zu den Kleubhöfen 36 Bastei bei den Fischern nächst der Donau

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Zeitgleich wurde in die Verteidigung der Vorstädte investiert. Es entstand eine Verteidigungslinie aus Zäunen, Palisaden und Gräben, verstärkt durch gemauerte Tore und Türme. Bereits 1434 beschlossen Stadtrat und Genannte,78 dass wegen gefährlicher Söldnertruppen in der näheren Umgebung in der Vorstadt Zäune errichtet und Gräben vor dem Werdertor und vor dem Stubentor hinter dem Kloster St. Niklas ausgehoben werden sollen.79 Die Befestigung verlief in unregelmäßiger Linie 200 bis 800 Meter vor der Stadtmauer zunächst zwischen Mauer und Wienfluss bis zum Karlsplatz, führte vom Karlsplatz bis St. Theobald (Mariahilfer Str. 27), von dort zur Ulrichskirche (St.-Ulrichs-Platz), über die Hörlgasse zum Schlickplatz vor dem Schottentor.80 Die Siedlungskerne entlang der Landstraßer Hauptstraße nach Osten und der Wiedner Hauptstraße nach Süden wurden mit zusätzlichen Befestigungsanlagen gesichert (Abb. 2). Befestigung und Bebauung der Vorstadt lässt sich in den Jahrzehnten nach 1448 auf zwei bildlichen Darstellungen annähernd erkennen. Eine um 1460 vermutlich in Wien oder Wiener Neustadt angefertigte Abschrift der Concordiae caritatis des Ulrich von Lilienfeld enthält eine südlich von Wien angesiedelte Emmaus-­Szene (Lk 24,13–32).81 Christus mit Kreuzfahne in der Hand weist den beiden Jüngern den Weg in die mit »Emaus« überschriebene Stadt, die anhand ihrer architektonischen Merkmale als Wien identifiziert werden kann (Abb. 4).82 Nicht gepflasterte Wege führen von der Figurengruppe an der noch heute in veränderter Gestalt erhaltenen gotischen Bildsäule »Spinnerin am Kreuz« vorbei zum Torturm der Vorstadtbefestigung. Dabei handelt es sich um den nach König Ladislaus Postumus benannten, ab 1449 errichteten Laßla-Turm. Dahinter zu sehen ist das Kärntnertor als Teil der Stadtmauer, die nach Osten zur Donau hin noch weitere Türme aufweist. Innerhalb der Stadt sind einige Kirchengebäude erkennbar.83 Im Zentrum thront der Turm der Stephanskirche über der Stadt. Die Vorstadtbefestigung erscheint in dem Medaillon als gleichmäßiges, mehrere Meter hohes Mauerwerk. An dessen Abschluss ist im Osten in Donaunähe ein weiterer Turm erkennbar. Vermutlich handelt es sich um den Torturm von 78 Zu den »Genannten« vgl. unten bei Anm. 493. 79 Copeybuch, S. 4  : Item, die Zewn zu zerichten allenthalben in der vorstatt. […] Item […] des man die vorstat vor Stubentor hinter sand Niclas kloster herein werts machen sol mit groben nach dem pesten, als daczu gehört. […] Item, den graben vor Werdertor sol man auch volfürn. Zum Graben bei St. Niklas vgl. unten S. 25 f. und Abb. 3. 80 Csendes 2001a, S. 79f.; Perger 2001, S. 201–203. 81 Opll/Roland 2006. 82 Ebd., S. 68, Abb. 35. 83 Zur Identifizierung der Kirchengebäude in Stadt und Vorstadt vgl. ebd., S. 69–73.

Historischer Kontext und Funktion 

Abb. 3a: Spätmittel­alterlicher Sohlgraben der Vorstadt St. Niklas vor dem Stubentor ­(Rasumofskygasse 29–31). Der Graben wurde 2014/15 freigelegt. Abb. 3b: Vorstadt St. Niklas mit Befestigung sowie der Position des ausgegrabenen Sohlgrabens (braun markiert).

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St. Niklas. Die Bebauung in der Vorstadt beginnt mit einem gewissen Abstand von der Stadtmauer, unterscheidet sich aber ansonsten nicht von der innerstädtischen Architektur. Dicht stehen die Gebäude nebeneinander, gegliedert durch die Kirchen mit ihren Türmen. Zweifellos gibt der Maler die Einzelheiten der Stadt und ihrer Befestigungsanlagen nicht realitätsgetreu wieder. Sein Ziel scheint es vielmehr gewesen zu sein, den Idealtypus einer dicht bebauten und gut befestigten Stadt mit Wiener Versatzstücken anzureichern und so die biblische Szene in eine vertraute, aber idealisierte Umgebung zu versetzen. Dennoch wurde der Charakter der Vorstadt insgesamt gut getroffen  : Mitte des 15.  Jahrhunderts standen in dem Vorstadtgürtel um Wien zahlreiche Wohnhäuser und kirchliche Gebäude, umgeben von einer Verteidigungsanlage, die als wichtigste bauliche Elemente mehrere Türme und Tortürme enthielt. Etwa zehn Jahre später wurde die Vorstadt vor dem Kärntnertor zum zweiten Mal Teil des Hintergrundes in einem Bild religiösen Inhalts. Diesmal handelte es sich um die biblische Erzählung der Flucht nach Ägypten, die der Meister des Schottenaltars vor eine Wiener Stadtansicht platzierte (Abb. 5). Wie im Medaillon der Concordiae caritatis präsentierte der Schottenmeister die Stadt Wien als gut befestigte, mit zahlreichen Kirchtürmen verzierte und vom Stephansturm dominierte mittelalterliche Idealstadt. Auch die Darstellung der Vorstadt entspricht nicht der historischen Realität, sondern kombiniert markante bauliche Strukturen der Vorstadt aus unterschiedlichen Perspektiven.84 Die Darstellung der Vorstadtbefestigung als ein durch mehrere Bollwerke verstärkter Palisadenzaun auf einem Wall stimmt überein mit den schriftlichen Zeugnissen. Erneut wird die Vorstadt als ein stellenweise dicht bebautes Areal wiedergegeben. Links und rechts von der Wiedner Hauptstraße sind das Heiligengeistspital sowie die Antoniuskirche und das Bürgerspital vor dem Kärntnertor zu sehen. Die freie Fläche unmittelbar hinter der Vorstadtbefestigung entspricht nicht der historischen Bebauung, sondern ist ein kompositorisches Element, um den Blick des Betrachters in die Stadt zu führen.85 Aus beiden bildlichen Darstellungen wird deutlich, dass die Wiener Vorstadt Mitte des 15. Jahrhunderts stellenweise dicht bebaut und von einer durchgehenden Verteidigungslinie umgeben war. Die Darstellungen nach der Türkenbelagerung 1529 vermitteln dagegen ein anderes Bild. Auf dem Rundplan Wiens von Niklas Meldemann aus dem Jahr 1530, der die kriegerischen Ereignisse der Türkenbelagerung 1529 zum Inhalt 84 Krejci 1979. 85 Ebd. S. 32.

Historischer Kontext und Funktion 

Abb. 4: Christus und die beiden Jünger vor Emmaus/ Wien aus Ulrich von Lilienfeld, Concordiae caritatis (Ausschnitt). Abb. 5: Meister des Wiener Schottenaltars, Flucht der heiligen Familie nach Ägypten (Ausschnitt).

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Historischer Kontext und Funktion

hat, blickt der Betrachter gleichsam vom Turm der Stephanskirche auf die Vorgänge rund um die Belagerung der Stadt. Dem Künstler ging es nicht um eine topographisch genaue Darstellung, sondern um eine Dramatisierung des Geschehens. Im Stadtinneren sind marschierende Truppen und verschiedene Szenen zur Kriegsvorbereitung zwischen einigen markanten Gebäuden, meist Kirchen, zu sehen. Hervorgehoben sind die Hofburg und vor allem die umkämpften Befestigungsanlagen. Im Umfeld der Stadt sind zahlreiche Kriegshandlungen zu sehen. Die Wiener Vorstädte wurden zwar als befestigter Bereich, jedoch als ländliche Zone mit einigen wenigen Straßenzügen dargestellt.86 Im Ausschnitt in Abb. 6 blickt der Betrachter auf die Widmervorstadt. Jenseits der Stadtmauern ist in der Bildmitte der Abhang zum Wienfluss hin zu erkennen. Vom Widmertor führt eine Straße, flankiert von einer Häuserzeile, stadtauswärts. Im Hintergrund wird die Vorstadt durch eine Toranlage begrenzt. Unmittelbar neben dem Tor ist die Kirche St. Theobald zu sehen. Ansonsten dominieren Bäume und Felder die Vorstadt. Tatsächlich waren die Vorstädte vor 1529 nicht durchgehend und gleichmäßig besiedelt. Da jedoch zwischen 20 und 30 Prozent der Wiener Bevölkerung in den Vorstädten lebte, ist von einer Dominanz von Wohn- und Arbeitsflächen auszugehen. Die Rundansicht aus 1530 vermittelt daher ein anachronistisches Idealbild einer von ihrem Umfeld architektonisch klar abgegrenzten Stadt. Im 15. Jahrhundert gehörten die Vorstädte jedoch zweifellos zu dieser urbanisierten Zone. Im Jahr 1530 waren sie allerdings zum größten Teil zerstört und abgetragen. Niklas Meldemann nahm mit seinem Plan die städtebaulichen Maßnahmen nach 1529 quasi vorweg und ebnete die Vorstädte ein, um Platz für seine Kampfszenen zu schaffen. Diese Sichtweise auf die Vorstädte als ländlicher Raum setzte sich im 16. Jahrhundert gänzlich durch. Ein prominentes Beispiel dafür ist der Vorstadtbereich im Plan des Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1547.87 Auf diesem Stadtplan sind bereits die nach 1529 errichteten Stadtmauern und Basteien zu erkennen.88 Von der Vorstadtbebauung fehlt inzwischen beinahe jede Spur. Übrig geblieben sind wenige Kirchen und andere Gebäude. Der Rest wird von landwirtschaftlichen Flächen und aus der Stadt führenden Straßen dominiert. Mitte des 16. Jahrhun­ derts waren die mittelalterlichen Wiener Vorstädte nur noch verschüttete Geschichte. Wie sich die Vorstadtbebauung zwischen dem ausgehenden 15. und dem ausgehenden 17.  Jahrhundert verändert hat, zeigt eine Lithographie von 86 Opll 2004  ; Czeike 2010  ; Öhlinger 2017, S. 136f. 87 Zum Stadtplan des Bonifaz Wolmuet siehe oben S. 12. 88 Krause 2017.

Historischer Kontext und Funktion 

Abb. 6: Der Rundplan Wiens von Niklas Meldemann aus dem Jahr 1530. Ausschnitt: Blick auf die Widmervorstadt.

Abb. 7: Plan des Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1547. Ausschnitt: Widmervorstadt.

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Abb. 8: Blick von Süden auf die Stadt von der Wiedner Hauptstraße im Jahr 1683.

Wilhelm Kisch (Abb. 8). Der Blickwinkel entspricht den mittelalterlichen Stadtansichten vom Süden her auf den Concordiae caritatis (Abb. 4) und dem Schottenaltar (Abb. 5). Die stadtnahen Vorstädte sind inzwischen dem nicht verbauten Glacis gewichen, das Spaziergänger zum Flanieren nutzen. Die neuzeitliche Vorstadtbebauung setzte außerhalb dieses Bereichs an und bedeutete damit einen baulichen Neubeginn. Mitte des 15. Jahrhunderts war der Ausbau der Vorstadt dagegen in ­vollem Gange. Um den Bau der spätmittelalterlichen Vorstadtbefestigung drehte sich beispielsweise ein Streit zwischen dem Bischof von Passau und Bürgern der Stadt. Im Jahr 1447 beschwerte sich der Bischof beim Stadtrat, dass Bürger in seinem Garten vor dem Werdertor im Nordosten der Stadt einen Graben aushöben, dabei seine Obstbäume fällten und widerrechtlich Holz aus seinem Wald entnähmen.89 Tatsächlich haben archäologische Ausgrabungen erwiesen, dass es sich bei dem Vorstadtgraben zumindest in manchen Abschnitten um ein mächtiges Bauwerk gehandelt hat. In den Jahren 2014/15 wurde ein Teil des Grabens freigelegt, der die Wiener Vorstadt St. Niklas und das gleichnamige 89 QGSW 2/2 Nr. 3210. Vgl. dazu Opll 1986, S. 45. Zu einer Privilegierung des Schottenklosters wegen erlittener Schäden durch den Bau des Vorstadtgrabens vgl. QGSW 2/2 Nr. 3219 und 3226. Zum gefundenen Kompromiss vom 22. Februar 1448 vgl. QGSW 2/2 Nr. 3241.

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Kloster umgab (Abb. 3).90 Der Sohlgraben war 20 Meter breit und circa 3 Meter tief. Die Seitenwände hatten einen Winkel von 40 bis 45 Grad, so dass die ebene Bodenfläche mehr als 13 Meter breit war. Vermutlich ergänzte ein Erdwall mit Palisaden den Graben auf der Innenseite, dieser ist allerdings archäologisch nicht nachzuweisen.91 Bei der Anlage des Grabens wurden bereits bestehende Bauten zerstört.92 Die städtischen Rechnungsbücher belegen, dass seit der Jahrhundertmitte verstärkt finanzielle Mittel in den Ausbau der Bollwerke und Türme flossen.93 Bereits im Rechnungsjahr beglich die Stadt Rechnungen für Baumaßnahmen bei St. Niklas und in der Widmervorstadt.94 Beispielsweise wurde die Befestigung (zawn) in der Widmervorstadt oberhalb des Tors beim Fraueneck sowie bei der Wehr oder dem Damm (wür), beim Garten eines gewissen Ruland gelegen, erneuert.95 Im Verzeichnis der Haushalte von 1448 ist Wolfgang Ruland als Eigentümer von zwei Häusern in der Katerlucke nachgewiesen. König Ladislaus schenkte der Stadt im Jahr 1453 zusätzlich die Mauteinnahmen von Stadlau für die Befestigung der Vorstädte.96 Wie bereits erwähnt wurde der Turm in der Befestigung der Kärntnervorstadt diesem König zu Ehren Laßla-Turm genannt. Die fortifikatorischen Maßnahmen setzten sich in den nächsten Jahrzehnten weiter fort. Vor 1529 umrundeten Befestigungen also die gesamte Vorstadt. Zu Verteidigungszwecken wurden die Wiener Vorstädte vor der ersten Türkenbelagerung 1529 geräumt, angezündet und demoliert.97 Bereits 1530 begannen sie in Vergessenheit zu geraten. In der Phase der urbanen Expansion und dem fortifikatorischen Ausbau der Vorstädte entstand die Personenliste von 1448. In dem Verzeichnis wurden in einer Spalte Hauseigentümer nach einem vorangestellten do(mus) sowie Inwohner nach einem vorgestellten ib(idem) aufgereiht. Die Nennung der Namen von Haushaltsvorständen ohne weitere Angabe zu ihrer Steuerpflicht legt nahe, die 90 Vgl. dazu oben S. 25. 91 Adler-Wölfl/Mosser 2015, S. 42f. 92 Adler-Wölfl/Mosser 2015, S. 39 und 41. 93 Brunner 1929, S.  378. Zu Reparaturen an den zewn, polwerch, slegtorr, hewser, bruenn, brugken, moring, schrankhen und ander notdurft in der statt und vor der statt in den Jahren 1469/70 vgl. Schalk 1915, S. 343. 94 Kammeramtsrechnung 1449, fol. 74v–91r. 95 Ebd., fol. 88r. 96 Tomaschek 1879, S. 81–83, hier 82  : […] zu irm und der stat nutz und sunder die zeun, polwerch, turn, tor und greben, damit sie die vorstet ingefangen habent, davon pessern sullen und mugen. 97 Lichtenberger 1977, S. 32  ; Krause 2017, S. 148. Zur Verstärkung der Befestigung in dieser Zeit vgl. ebd., S. 148.

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Liste als Haushalts-, Herdstätten- oder Feuerstättenverzeichnis zu b ­ ezeichnen.98 Verzeichnisse von Feuerstätten sind in der europäischen Geschichte seit dem hohen Mittelalter bekannt.99 In einem frühen und prominenten Beispiel ließ die Stadt Pistoia alle fochi (Feuerstätten) der Stadt und des districtus nach quartieri auflisten. Ziel des Verzeichnisses war die gleichmäßige Verteilung der Steuerlast.100 In Italien, aber auch in Frankreich,101 auf der iberischen Halbinsel und in weiten Teilen der Niederlande blieben Feuerstättenverzeichnisse in den folgenden Jahrhunderten ein wichtiges Hilfsmittel der Steuererhebung.102 Im deutschsprachigen Raum war das Verzeichnis von Herdstätten oder Haushalten für steuerliche Zwecke im späten Mittelalter dagegen weniger stark verbreitet.103 Steuerlasten wurden in den deutschen Ländern in der Regel nicht pauschal auf Haushalte verteilt,104 sondern als proportionale Einkommen- und Vermögenssteuern erhoben.105 Erst seit dem 15. Jahrhundert scheint die Zählung von Haushalten zumindest in manchen Regionen üblich geworden zu sein.106 Die älteste, die gesamte Stadt umfassende Steuerliste Marburgs aus dem Jahr 1447 führte beispielsweise sowohl eine proportionale Vermögenssteuer als auch einen pro Kopf zu zahlenden Feuer­ schilling auf.107 In St. Gallen wurde um das Jahr 1470 ein Häuserverzeichnis angelegt. Es weist große Ähnlichkeiten mit dem Wiener Verzeichnis von 1448 auf, nennt jedoch ausschließlich die Hauseigentümer und nicht die Mieter.108 Zwischen 1480 und 1550 wurde ein Häuserverzeichnis in Quedlinburg geführt, das auf ein älteres Hauptbuch verweist.109

 98 Higounet-Nadal 1984, S.  247  : »Die Feuerstelle (in Périgueux) ist also eine Steuereinheit, sie bezieht sich auf die Gemeinschaft der Personen, die um denselben Herd leben und am selben Tisch essen und zwar unter der Autorität oder dem Schutz des Familienoberhaupts.«  99 Adalbert 1963, S. 30–35. 100 Santoli 1956. 101 Du Bois 2002, S. 673–702. 102 Arnould 1976/1985. Für Trient und Südtirol vgl. Kogler 1901, S. 674f. 103 Vogeler 2003, S. 181. 104 Zu Terminologie (Herdschilling, Herdzins, Feuergeld, Herdstattpfennig, Rauchzins) und zu dieser pauschalierten Steuerform als Frühform des städtischen Steuerwesens vgl. Schuler 1989a, Sp. 2150  ; Lill 2012, S. 959. 105 Lanzinner 2012, S. 272f. Siehe allerdings unten S. 45. 106 Schuler 1989b. 107 Verscharen 1985, S. 21. Zur variierenden Höhe des Feuerschillings vgl. ebd., S. 28. 108 Gonzenbach 1869. 109 Wozniak 2013, S. 30.

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Die spätmittelalterlichen Steuerbücher in den deutschen Territorien setzten sich gewöhnlich aus Personennamen und Angaben zur Steuerlast zusammen.110 Dies gilt auch für den österreichischen Raum. Bereits in den beiden Steuerregistern aus Imst, die aus dem ausgehenden 13.  Jahrhundert stammen und die ältesten überlieferten Quellen dieser Art aus Tirol darstellen, wurde neben den Steuerträgern die Höhe der Beträge genannt.111 Eine Steuerliste des Landgerichtes Sterzing von 1299 ist auf gleiche Art gegliedert.112 Demselben Muster folgen auch einige Steueranschläge des Widmerviertels aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, die einzigen überlieferten Anschläge vor dem 17. Jahrhundert.113 Die Einträge sind zwar wie das Verzeichnis der Haushalte von 1448 straßenweise geordnet und reihen Hausbesitzer und Inwohner aneinander. Sie enthalten jedoch neben den Personennamen immer auch Daten zur Steuerschuld. Die ersten Einträge des Steueranschlags im Widmerviertel von 1526 lauten  : Domus Veit Ochssenkhopff schneider haus Ist angeschlagen vmb funffzig phundt phennig, auff das ttl 12 d geschlagen ft 2 ttl 4 ß. Mer hat er iiɉ ternarii wein, auff j ternarius geschlagen j ß 18 d, ft 4 ß d. So ist im auff sein handwerch, das Er mit flickhen treybt, angeschlagen j ttl 4 ß d // Summa seins Anshlag ft 4 ttl 4 ß d. Ibidem Wolfgang Widman Inwoner daselbs Ist angeslagen 4 ß d, ft 4 ß d.114

Aus dem Eintrag wird deutlich, dass die ordentliche Wiener Stadtsteuer ein komplexes Gebilde war, das sich – spätestens seit dem frühen 16. Jahrhundert – aus einer Immobiliensteuer, der Besteuerung des Ertrages aus dem Gewerbe sowie Handel, insbesondere der Einfuhr von Wein, sowie einer Mindeststeuer für Personen, die weder liegendes Gut besaßen noch Handel oder Gewerbe aus-

110 Zur Anlage der Vermögenssteuer in Dortmund vgl. Fehse 2005, S. 22. Zu Quedlinburg vgl. Wozniak 2013, S. 32–34. 111 Kogler 1901, S. 463–465. 112 Ebd., S. 515. 113 Baltzarek 1971, S. 221. 114 WStLA Steueramt, 1.1.3.1.B4.10, fol. 1r. Zum Steueranschlag von 1526 und anderen Steueranschlägen aus dem 16. Jh. vgl. unten Anhang 4.

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übten, zusammensetzte.115 Diese Praxis hatte Vorbildwirkung auch für andere Städte in Österreich.116 Ähnlich waren die Verhältnisse bereits im 14. Jahrhundert. Im ältesten Rechnungsbuch der Stadt legten die Steuereinnehmer des Jahres 1376 folgende Steuerquoten fest  : »Von einem Pfund (Vermögen) w ­ erden sechs Pfennige gegeben (2,5%). Von einem Fuder (32 Eimer à 56,59 Liter) gekauften Weins ein Pfund. Von einem Dreiling (24 Eimer) gekauften Weins sechs Schillinge.117 Von einem Fuder selbst angebauten Weins ein halbes Pfund. Von einem Dreiling selbst angebauten Weins drei Schillinge«.118 Die Steuer auf Wein scheint höher gewesen zu sein als die auf Vermögen.119 Bei dieser Aufzählung fehlt im Vergleich mit dem 16.  Jahrhundert lediglich die Steuer aus gewerblichem Einkommen.120 Im Verzeichnis von 1448 war eine komplexe Veranlagung dieser Art offensichtlich nicht geplant. Das Schmalfolioformat bot nur für eine Spalte Platz. Als Grundlage für die Einhebung der Vermögens-, Wein- und Gewerbesteuer war dieses Verzeichnis nicht geeignet. Allerdings wäre es vorstellbar, dass das Haushaltsverzeichnis als Hilfsmittel für das Steueramt entstand.121 Die Festsetzung der individuellen Belastung erfolgte im Rahmen eines regelmäßig neu erstellten Steueranschlags. Voraussetzung dafür war die Erfassung aller Bewohner eines Stadtviertels. Ein Verzeichnis der Haushalte könnte als Grundlage für die Abfassung eines solchen Steueranschlages gedient haben. Da Haushaltsverzeichnisse dieser Art jedoch auch für das 17. Jahrhundert, als die Überlieferung von Steueranschlägen dichter wurde, nicht erhalten sind, scheint ihre Verwendung nicht zu den Gepflogenheiten des Wiener Steueramtes gezählt zu haben. Vermutlich ist der Grund für die Abfassung des Feuerstättenverzeichnisses daher in den besonderen Umständen der Entstehungszeit und der Komplexität 115 Brunner 1929, S. 85f.; Baltzarek 1971, S. 55. Zur Ausdifferenzierung des Steuerwesens im späten Mittelalter vgl. Vogeler 2003, S. 204–207. Zur Steuerbefreiung von kirchlichen Einrichtungen vgl. unten S. 45. 116 Landsteiner 1985, S. 203. 117 Zur Festsetzung der Maße durch Landesfürst und Stadtregierung vgl. Tomaschek 1879, S. 16. 118 ÖNB Cod. 14234, fol. 23r  : De libris donator sex denarii. Item de karrata vini empta unam libram denarii. De ternario vini empta sex solidi. Item de karrata vini culta mediam libram. Item de ternario vini culto tres solidi. Vgl. dazu Brunner 1929, S. 86. Dieselben Tarife galten 1408 für eine außerordentliche Steuer zur Schuldenrückzahlung. Vgl. Ebendorfer 1967, S. 340. – Zum Wiener Pfennig und Geldwesen vgl. Alram 1994, S. 53–73. 119 Vgl. dazu S. 125. 120 Zur Besteuerung gewerblicher Einkünfte bereits im 14.  Jh. vgl. Baltzarek 1971, S.  70. Zur schwierigen Festsetzung des Ertrags vgl. ebd., S. 71–75. 121 Zum Steueramt und seinem Personal vgl. Baltzarek 1971, S. 110–120 und S. 132–155.

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des damaligen Steuersystems der Stadt Wien zu suchen. Seit den 30er Jahren des 15.  Jahrhunderts bemühte sich die Stadtregierung darum, die Administration der Stadtviertel und der Vorstädte zu regeln und miteinander zu verschränken. Organisatorisch bildeten die Vorstädte zwar weiterhin selbständige Einheiten, deren Bürger einem Vieramt zugeordnet waren. Dennoch entstand nicht nur für Steuerzwecke eine administrative Anbindung der Vorstädte an die Stadt und ihre Viertel. Besonders deutlich wird dies in der Ordnung von des Feuers und anderr Notdurft wegen, welche die Stadt 1454 erließ.122 Die Ordnung galt ausdrücklich sowohl für die Innenstadt als auch für die Vorstädte. Geregelt wurden vor allem die Feuerprävention und das Verhalten im Brandfall.123 Daneben enthält der Erlass auch Bestimmungen zur Verteidigung der Stadt, die vorrangig Befestigungsanlagen betrafen, nämlich Tore und Zugbrücken sowie die Vorstadtbefestigungen. Für die Ausbesserung des Stadtgrabens wurde eine pauschale Kopfsteuer ausgeschrieben  : Item, es ist verlassen  : das ain jeder wirt und inman von imselbs, seiner hausfraun, dienern und dienerinn, die gelt verdienen mugen, jeglichs VII den. geben sol, damit man den graben vor Stubentor, und ander Grëben umb die Statt ordentlich machen und zurichten muge. Und darczu sint geordent, die das gelt innemen sullen.124 Es folgen vier ernannte Einnehmer für jedes Viertel. Für das Widmerviertel sind das  : Prumtaler, Sambss, Inglsteter, Egenburger.125 Das Geld ging vermutlich unter anderem an die Grabenhüter, also städtische Beamte, die seit dem Ende des 14. Jahrhunderts nachweisbar sind.126 Mehrere Punkte dieses Textes sind interessant  : Erneut wird deutlich, dass die Stadt in der Mitte des 15. Jahrhunderts intensiv bemüht war, die Verteidigungs­ anlagen zu verbessern.127 Die Bürgergemeinde beteiligte sich daran auch durch testamentarische Stiftungen, von denen die meisten an die Kirche und karitative Einrichtungen gingen, manche aber auch in den Erhalt der Befestigungsanlagen und Brücken.128 Die administrative Ordnung der Vorstädte diente nicht zuletzt 122 Copeybuch, S.  6–9  ; Tomaschek, 1879, S.  85–87. Zu Feuervorschriften in anderen österreichischen Städten des 15. Jh. vgl. Dimt 1984, S. 70–71. 123 Müller 1907, S. 703–704  ; Czeike 1962  ; Opll 1998, S. 145  ; Pils 1999, S. 177f. 124 Copeybuch, S. 8. 125 Wilhelm Sambs war 1453 Rat und Kämmerer der Stadt. Vgl. QGSW 2/2 Nr. 3442. 126 Vgl. Stadtbücher Nr. 93 S. 76 (Testament von Jans Taglein, der Grabenhüter). 127 Zu Stadtmauer und Stadtgraben vgl. Krause 2013, S. 79–88. 128 Stadtbücher Nr. 203  : […] ayn phunt zu der prukk vor Stubentor ze Wienn. Nr. 249  : […] zu der prukch vor Stubentor ze Wien einen pawngarten gelegen daselbens vor Stubentor ze Wienn. Ähnlich auch Nr. 369, 370, 463, 616 und 802. In Nr. 2026 (1413) wird bestimmt  : […] zu der pruck vor Stubentor, wann man die anhebt zu pawen, funf phund phenning. Das Testament (Nr. 616) der

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diesem Ziel. Verantwortlich für die Umsetzung dieser Bemühungen war die Bürgerschaft. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurden die militärischen ­Aufgaben – wie auch in anderen Städten129 – zunehmend einer besoldeten Truppe übertragen.130 Doch in der Jahrhundertmitte lag die Hauptlast noch bei den Bürgern selbst. Sämtliche männliche Bewohner, die über Vermögen oder Einkommen verfügten, hatten ihren Beitrag zu leisten. Die in der Ordnung von 1454 als wirt und inman bezeichneten Personen entsprachen den Hauseigentümern und Inwohnern des Feuerstättenverzeichnisses von 1448. Der Beitrag zur Ausbesserung des Stadtgrabens wurde als Kopfsteuer auf alle Einwohner umgelegt, sofern sie nicht mittellos und ohne Einkünfte waren. Zu bezahlen war die Kopfsteuer stellvertretend von den männlichen Haushaltsvorständen. Die Kopfpauschale betrug sieben Pfennige und entsprach damit etwa einem Drittel des Tageslohnes eines Bauhandwerkermeisters.131 Die 1454 ausgeschriebene Steuer gehörte zu den außerordentlichen Steuern, von denen es in Wien mehrere Formen gab, unter anderem Zwangsanleihen, Robotsteuern, Sonderabgaben an den Landesherren und Kriegssteuern.132 Inbesondere seit dem Regierungsantritt König Friedrichs III. im Jahr 1440 wurde auf mehreren Landtagen über außerordentliche Steuern verhandelt und dabei auch über die Frage der Verteilung auf die vier Landstände gestritten. Die Städte bildeten den vierten Stand und Wien trug in der Regel die Hälfte des städtischen Anteils.133 Zu diesen außerordentlichen Steuern gehörte auch die 1454 erlassene Abgabe. Über die Einhebung der außerordentlichen Kriegssteuern ist wenig bekannt, da in den städtischen Rechnungen nur die Gesamtsummen, nicht aber die Katharina, Witwe des Martin Haymlein, macht deutlich, dass es vor allem Bewohner des Viertels waren, die für Brücken im Viertel stifteten. Katharina hatte in der Vorstadt vor dem Stubentor gelebt, das dortige Kloster St. Niklas in ihrem Testament bedacht und für den Erhalt der prukk vor Stubentor sechs Pfund hinterlassen. Katharina Zimmermann in der Lanntstrass verfügte in ihrem Testament 1417, dass ihr Viertel Weingarten für die Bauarbeiten an der Brücke vor dem Stubentor bay der Lanntstrazz verwendet werden sollte (Stadtbücher Nr. 2432). Weshalb beinahe ausschließlich die Brücke vor dem Stubentor mit testamentarischen Schenkungen begünstigt wurde, ist unklar. Gemeint ist mit dieser Brück wohl nicht die Brücke am Stadttor, sondern die Brücke über den Fluss Wien. Zu den freiwilligen Gaben der Bürger zugunsten der Stadt vgl. Brunner 1929, S. 166–168. Zu den städtischen Ausgaben für die Befestigung der Stadt vgl. ebd., S. 361–366. 129 Isenmann 2012, S. 148–152  ; Fouquet 1989, S. 43f. 130 Baltzarek 1971, S. 17f.; Hummelberger 1977, S. 191–206  ; Fischer 2004 131 Brunner 1929, S. 30. 132 Ebendorfer 1967, S. 340  ; Brunner, 1929, S. 90–106. Zu Darlehen an Albrecht V. vgl. Elbel/Ziegler 2016, S. 253f. Allgemein zu städtischen Darlehen an den Landesfürsten vgl. unten S. 104. 133 Kollar 1762, Sp. 991–1211.

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Verteilung der Lasten und deren Einhebung festgehalten wurden.134 Otto Brunner vertrat die Ansicht, dass es sich um Zuschläge zur Vermögensteuer gehandelt habe, da sie oft von den Steuerherren der ordentlichen Vermögensteuer erhoben wurden.135 Allerdings – so stellte Brunner ebenfalls fest – waren in anderen Fällen die Viertelhauptleute, die militärischen Kommandanten der Stadtviertel, für die Einhebung der Kriegssteuer zuständig. Auch im Jahr 1454 wurde die Einhebung nicht von den offiziellen Steuereinnehmern, den Steueramtsverwandten und Steuerdienern, sondern von Abgeordneten der Viertel durchgeführt. Die Grabensteuer von 1454 liefert zudem den Beleg dafür, dass außerordentliche Steuern als pauschale Kopfsteuern auf die Bewohner der Stadt umgelegt werden konnten. Ob dies immer, häufig oder nur im Ausnahmefall geschah, ist nicht erkennbar.136 Immerhin scheint bereits 1434 ein ähnliches Verfahren gewählt worden zu sein, um die Wehrfähigkeit der Bürgerwehr zu verbessern. Damals setzte die Stadt fest, dass ein allgemeiner Steueranschlag auf alle Bewohner gelegt werden sollte, um die bürgerlichen Hauptleute mit Reitern und Fußvolk auszustatten.137 Kriegssteuern dieser Art wurden vor allem seit den Hussitenkriegen ab den 1420er Jahren häufig eingefordert – sowohl vom Landesherren als auch von der Stadt selbst.138 Überliefert ist beispielsweise eine Urkunde, in der Herzog Albrecht V., der spätere König, 1436 eine außerordentliche Kriegssteuer von den österreichischen Ständen fordert und die Höhe für die Stadt Wien mit 6000 Gulden festsetzt.139 In der Regel hatten die Bewohner Wiens, die keinen Kriegsdienst leisteten, bestimmte Pauschalsummen zu bezahlen, die auf die Bürgergemeinde allgemein oder auf verschiedene soziale Gruppen umgelegt wurden. Eine solche Binnengliederung wurde beispielsweise im Jahr 1438 anlässlich des böhmischen Kriegszuges König Albrechts II. durchgeführt und im städtischen Rechnungsbuch dokumentiert  :140

134 Brunner 1929, S. 91–93. 135 Ebd., S. 93. 136 Zum Leibwochenpfennig und anderen Kopfsteuern ab der Mitte des 16. Jh. vgl. Baltzarek 1971, S. 23. 137 Copeybuch, S. 5  : Item, dass sich die Mugundisten Purger mit Rossvolkch und fusvolkch desterpaser angreiffen sullen, darumb soll ain gemainer anslag auf menigklich geschehen. 138 Brunner 1929. S. 90–94. 139 QGSW 2/2 Nr. 2561. Zu den außerordentlichen Steuern unter Albrecht vgl. Elbel/Ziegler 2016, S. 242–245. 140 Brunner 1929, S. 91.

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Von ersten ist von den wittiben gevallen Von den ungevogten kindern

191 tl 7 s 30 d 226 tl 7 s 6d

Von etlihen purgern, die sich gewilligt habend gelt für schüczen ze geben

726 tl

So bringet der anslag von den leuten, die an der muster nicht funden sind

116 tl 3 s 20 d

Auch haben wir eingenomen aus dem andern anslag, der hie geschehen ist auf etlich person, die in dem ersten anslag überhebt sein worden

13 tl 8 s 20 d

Tabelle 1  : Einnahmen für den Kriegszug König Albrechts II. im Jahr 1438.

Die Stadt legte ihren Anteil an der Finanzierung des böhmischen Feldzuges also auf verschiedene Gruppe um  : Die Hauptsumme trugen die Bürger, die sich vom Kriegsdienst freikauften. Daneben waren es die Witwen, die m ­ inderjährigen Kinder sowie jene Personen, die zum Kriegsdienst nicht verpflichtet waren – vermutlich aufgrund ihres Alters oder körperlicher Gebrechen. Wie die Verteilung innerhalb der Gruppen erfolgte, ist nicht überliefert. Vielleicht waren es pauschale Beträge. Darauf deutet zumindest der Bericht des Michael Beheim zum Jahr 1463 hin, in dem ebenfalls die Steuerpflicht von Frauen und Kindern genannt wird. In seiner polemischen Chronik über kriegerische Ereignisse in Wien in den Jahren 1462 bis 1464 erwähnte der kaisertreue Reimdichter Michael Beheim zum Jahr 1463 die städtischen Steuern und wies dabei auf unterschiedliche Steuerformen hin, wenn er schrieb  : Dez ersten yegliche persan, / iung vnd alt, kinder, frawen, man / must ainen graschen geben auss, / der nach ain guldin yeglichs hauss, / vnd dar nach must zu gelde / yeglichs iach auff dem uelde. / Aker, wisen, weingart und aw / ainen guldin geben alsa.141 Nach Michael Beheims Angaben musste jeder Bewohner der Stadt in dieser Krisenzeit einen Groschen an außerordentlicher Steuer geben. Zudem entfiel auf jedes Haus ein Gulden. Derselbe Betrag wurde schließlich auch für jedes Joch Agrarfläche fällig. Ob diese Angaben im Detail stimmen, wissen wir nicht, denn Beheims Beträge weichen von der Feuerordnung 1454 ab. Hier war die Rede von 7 Pfennigen pro Person, bei Beheim ist es ein Groschen. In der anonymen Historia rerum Austriacarum wird zum Jahr 1462 berichtet, dass die Bürger der Stadt übereingekommen seien, als proportionale Vermögenssteuer von einem Pfund 3 Pfennige (= 1,25 %) zu geben.142 Beheims Angaben mögen daher wenig zuverlässig sein. Allerdings belegen sie, dass gut unterrichtete Chronisten wie er offenbar von unterschiedlichen Steuerformen 141 Beheim 1843, S. 282 Zeile 11–16. Zum Dichter und seiner Beziehung zu Wien vgl. Schalk 1915, S. 300–306  ; Thum 1989, S. 203–223. 142 Rauch 1794, S. 77  ; Tomaschek 1879, S. 102.

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Abb. 9: Die Steuereinnehmer des Jahres 1452 bestätigen in einer dreifach besiegelten Urkunde den Erhalt einer angeschlagenen Steuer in der Höhe von 750 Pfund.

und dabei auch von pauschalierten Steuern auf Personen, Häusern, Haushalten und Agrarflächen Kenntnis hatten.143 Dies gilt auch für Beheims Bemerkungen zu einer pauschalen Besteuerung von Häusern und landwirtschaftlichen Flächen von jeweils einem Gulden pro Einheit und Joch. In einer dreifach besiegelten Urkunde vom 12. August 1452 bestätigten die drei Steuereinnehmer dieses Jahres, Probst Niklas von St. Doro­ thea, Christoff Potinger und Hans Angerfelder, dass sie vom Stadtkämmerer Christian Wissinger an einem anslag der heuser der egenanten stat von jedem [Haus] ein halbes Pfund erhalten haben. Die Einnahmen des Anschlags werden mit 750 Pfund angegeben (Abb. 9).144 Häuser wurden in Wien also mitunter auch pauschal veranschlagt, allerdings lag die Steuerquote nicht so hoch, wie dies der Dichter Beheim angab. Aus der Urkunde, mit der die Steuereinnehmer die Übergabe der Einnahmen quittierten, geht zudem nicht hervor, ob tatsächlich nur Häuser oder auch landwirtschaftliche Flächen herangezogen wurden. Handelte es sich ausschließlich um Wohnhäuser, so musste deren Anzahl im Jahr 1452 mindestens 1500 betragen haben. 143 Thomas Ebendorfer berichtet von der Einquartierung von Söldnern, die Herzog Leopold vor seinem Tod 1411 auf jedes Haus in Wien gelegt hatte. Vgl. Ebendorfer 1967, S. 351  : […] quod unicuique domui civium Wiennensium singularem deputaverit stipendiarium. 144 QGSW 2/2 Nr. 3473.

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Für die Einhebung einer pauschalierten Kopfsteuer wie jener von 1454 war es für die Steuereinnehmer nützlich, über Einwohnerlisten zu verfügen.145 Eine solche Liste musste alle wirt und inman (Hauseigentümer und Inwohner) der jeweiligen Stadtviertel enthalten. Die Haushaltsvorstände waren bei der Erhebung der Steuer dafür verantwortlich, die weiteren nicht-mittellosen und daher steuerpflichtigen Personen in ihrem Haushalt oder auf ihren Parzellen anzugeben.146 Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden außerordentliche Kriegssteuern dieser Art aufgrund der instabilen politischen Verhältnisse immer häufiger. Eine administrative Antwort auf diese Herausforderung war anscheinend die Erstellung von Feuerstättenverzeichnissen. Das einzige überlieferte Exemplar ist das Verzeichnis der Haushalte des Widmerviertels aus dem Jahr 1448. Es handelt sich daher nicht um das älteste Exemplar der seit dem 16. Jahrhundert überlieferten Steueranschläge, sondern um ein Hilfsmittel zur Einhebung von außerordentlichen Steuern, die als Kopfsteuern eingehoben wurden.147 Sicherlich existierten viele Listen dieser Art, denn die Bewohner Wiens wechselten wie diejenigen anderer westeuropäischer Städte im späten Mittelalter häufig ihre Wohnstätte. Dies machte die regelmäßige Aktualisierung der Listen notwendig.148 Die äußere Form des Wiener Haushaltsverzeichnisses war nicht außergewöhnlich. Dies belegt ein Vergleich mit dem Meraner Feuerstättenverzeichnis aus dem Jahr 1447 (Abb. 10). Beide Verzeichnisse weisen nicht nur ein ähnliches Format sowie eine vergleichbare, nach Vierteln und Straßen gegliederte Auflistung der Stadtbewohner auf. Beide Verzeichnisse waren zudem ursprünglich gefaltet aufbewahrt worden und wurden erst nachträglich gebunden und mit einem festen Einband versehen. Das Meraner Verzeichnis ist besiegelt und weist auf der gefalteten Außenseite eine Inhaltsangabe auf.149 Im Unterschied zum Wiener Verzeichnis wurden in Meran nur Hausbesitzer genannt und mit Steuer­ summen versehen. 145 Zum »Vorschoß« als Kopfsteuer auch für Personen ohne immobiles Vermögen in Dortmund vgl. Fehse 2005, S. 26. Zur Mindeststeuer in St. Gallen vgl. Schoch 1997, S. 100f. 146 Zu den Wohnbedingungen der Inwohner vgl. unten S. 44 ff. 147 Fehlerhaft daher auch die Bezeichnung »Anschlagbuch von 1448« bei Baltzarek 1971, S.  221 Anm. 298. 148 Zur hohen Umschlaggeschwindigkeit städtischer Liegenschaften im späten Mittelalter vgl. Hammel 1988, S. 55f. 149 Meraner Feuerstättenverzeichnis (TLA Handschrift 3870), Vorblatt  : Vermerckt alle fewrstett der stat Meran, die durch den richter mit sambt vieren der purger, die darumb zu got und den heyligen geschworen haben, aygentlich abgezelt sind und bringent in ainer summ zwayhundert und funffunddreyssig. Versigelt mit des Konnraten Nosen kellner zu Tirol aufgedruckten insigel. Beschehen an sannd Jorgen tag anno etc. xlviimo.

Historischer Kontext und Funktion 

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Abb. 10a: Das Verzeichnis der Haushalte im Widmerviertel von 1448, fol. 2r. Abb. 10b: Das Meraner Feuerstättenverzeichnis von 1447, fol. 3r.

Das Steuerwesen der Stadt Wien war im Spätmittelalter offensichtlich noch komplexer als von Otto Brunner angenommen. Davon zeugen zudem auch die losen, undatierten Blätter, die von den Steuerbehörden angelegt und ursprünglich gemeinsam mit den Stadtrechnungen verwahrt wurden. In diesen häufig nur wenige Seiten umfassenden Dokumenten wurden Steuerschulden von Bürgern, Darlehen der Stadt, Fristverlängerungen, Aufträge zur Rechnungslegung und andere Angelegenheiten notiert.150

150 Schalk 1915, S. 307f. (Beilagen der Kammeramtsrechnung 1462) und S. 344–346 (Beilagen der Kammeramtsrechnung 1462–1466).

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Die Kombination von pauschaler Kopfsteuer und proportionaler Vermögens­ steuer existierte auch in anderen Städten und Territorien151 sowie auf Reichs­ ebene.152 Im Hochstift Würzburg wurden in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahr­hunderts verschiedene Steuern eingehoben, unter anderem Vermögenssteuern und Verbrauchssteuern. Im Jahr 1446 kamen Bischof und Domkapitel mit der Stadt Würzburg überein, innerhalb der Stadt eine stewr, nemlich des herdstatt guldin auszuschreiben. Eine solche Haushaltssteuer, später Rauchpfund genannt, erlebte in den folgenden Jahrhunderten in Würzburg eine regelrechte Blütezeit.153 Eine Herdstellensteuer gab es ab der Mitte des 15.  Jahrhunderts auch in Vorderösterreich. 1455 beschlossen die Stände eine gemaine lanndtschatzung, nemlich uff jettlich herdstatt zwen guldin. Neben Vermögenssteuern, Kriegssteuern und Verbrauchssteuern wie dem Ungeld spielte die Herdstellensteuer in Vorderösterreich in der zweiten Hälfte des 15. sowie im 16.  Jahrhundert ­immer wieder eine Rolle.154 In den Tiroler Städten waren Steuern pro Haushalt als außerordentliche Steuern ebenfalls bekannt. Als die Stadt Hall 1468 eine »Grabensteuer« auf ihre Einwohner umlegte, musste jeder Haushalt 5 ­Kreuzer bezahlen.155 Außerordentliche Steuern wurden auch in Meran gleichmäßig auf die Feuerstätten verteilt und es wurden zu diesem Zweck auch Steuerlisten verfasst.156 Im Jahr 1447 legten der Stadtrichter und vier vereidigte Bürger ein entsprechendes Feuerstättenverzeichnis mit folgendem Titel an  : Vermerckt alle feurstett der stat Meran, die durch den richter mitsambt viern der purger, die darumb zu Got und den Heylign gesworn haben, aygentlich abgezelt sind.157 Unter Eid hatten der Meraner Stadtrichter und vier Bürger die Feuerstätten der Stadt abgezählt und dokumentiert. In der Steiermark wurden neben den ordentlichen Vermögens- und Realsteuern 1469 auch außerordentliche Steuern für militärische Zwecke als Kopfsteuern eingenommen. Die Leibsteuer des Jahres 1470 ordnete dabei den sozialen Ständen verschiedene Tarife zu.158 151 Isenmann 2012, S. 172. Zu Herdsteuern als »Grundsteuern, Vorschoß, Giebelpfennig, Bürgerund Schirmgeld« in spätmittelalterlichen Städten vgl. Schuler, 1989b, Sp. 2150. 152 Zur Hussitensteuer 1427 als einer Kombination von einer stufenweise angehobenen Kopfsteuer bei den Untertanen und als Einkünfte- oder Vermögenssteuer bei Standespersonen vgl. Lanzinner 2012, S. 270 und 273. 153 Schubert 1967, S. 59–60. 154 Speck 1994, S. 342–349 (Zitat S. 345). 155 Zeindl 2009, S. 67. 156 Ebd., S. 85–87. 157 Ebd., S. 87. 158 Mensi 1910, S. 41–42. Eine ähnliche Form hatte der Gemeine Pfennig 1495 auf Reichsebene, dessen persönlicher Steuersatz ebenfalls nach Vermögen gestaffelt war. Vgl. dazu Lanzinner 2012, S. 274.

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In den an Österreich angrenzenden deutschen Territorien waren Steuern auf der Grundlage von Feuerstätten Mitte des 15. Jahrhunderts also eine verbreitete Steuerform.159 Im Gutachten für eine neue Steuerordnung, das die Stadt Wien im Jahr 1526 König Ferdinand I. vorlegte,160 war dann ebenfalls an prominenter Stelle von einer Kopfsteuer die Rede  : Alle Einwohner der Stadt sollten eine Kopfsteuer von vier solidi (120 Pfennig) als »Vorsteuer« geben, es sein burger oder nit, reich oder arm, behaust oder nit, in was heusern die wonen, so hie ir narung suechen und aignen rauch, zimer oder wonung haben.161 Falls sie im Zuge der Steuereinhebung Vermögen zu versteuern hätten, sollte diese Vorauszahlung angerechnet werden.162 Die pauschale Vorsteuer wurde im 16. Jahrhundert auch tatsächlich als Steuer eingehoben. Die Einhebung einer außerordentlichen Kopfsteuer für militärische Zwecke in Wien im 15.  Jahrhundert ist also wenig überraschend. Auch die Verwendung als »Grabensteuer« und die Anlage eines Haushaltsverzeichnisses waren in dieser Zeit kein Einzelfall. Das Zählen von Köpfen für militärische Zwecke, in diesem Fall wegen der Hussitengefahr, war in Österreich übrigens bereits 27 Jahre vor der Steuerliste 1448 praktiziert worden – zumindest nach der kleinen Klosterneuburger Chronik. Der anonyme Chronist berichtet zum Jahr 1421, dass Herzog Albrecht  V. die gesamte männliche Bevölkerung zwischen 16 und 70 Jahren sowie alle vorhandenen Waffen und Harnische habe zählen lassen.163

159 Kopfsteuern gab es auch in Sterzing  : Zani 1981, S. 618 mit Anm. 1–2. 160 Brunner 1929, S. 460–462 (Beilage 5). 161 Diese »Vorsteuer« oder »Mitleidenssteuer« betrug wöchentlich damit fünf Heller (2,5 d) und war – wie im Gutachten ausgeführt wurde – eine kleine Summe, entsprach sie doch nur einem Drittel dessen, was man für Brot ausgeben müsse. Vgl. Baltzarek 1971, S. 79. Nach dieser Rechnung gab ein Haushalt pro Woche 7,5 d für Brot aus oder 12 s. pro Jahr. 162 Brunner1929, S. 85. 163 Zeibig 1851, S. 20  : Anno 1421 liess herczog Albrecht all menschenpildt edl und unedl beschreiben, die manen, welicher über 16 jar was und welicher under 70 jar was, und all härnisch und waffen musst man uberall im landt gehn hoff geschribene senden. Vgl. dazu Opll 1995, S. 124.

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Bevölkerung und Organisation des Steuerwesens

Feuerstättenverzeichnisse dienten im späten Mittelalter vor allem in Italien und dem westlichen Europa als Hilfsmittel zur Steuereinhebung. Die Quellengattung wurde daher vorrangig in diesen Ländern von der historischen Forschung untersucht. Dabei ging es einerseits um das Steuerwesen an sich, andererseits dienten Verzeichnisse dieser Art als Quellen für demographische164, geographische, namenkundliche165 und institutionengeschichtliche Fragestellungen.166 Für das Wiener Verzeichnis der Haushalte von 1448 fehlen Untersuchungen dieser Art.167 Im Folgenden sollen daher einige mögliche Auswertungsmöglichkeiten vorgestellt werden.168 Das Feuerstättenverzeichnis von 1448 bezog sich ausschließlich auf das Widmerviertel, daher beschränken sich die folgenden Überlegungen vorrangig auf dieses Stadtviertel. Mit Sicherheit gab es ähnliche Verzeichnisse für die anderen Stadtviertel, die jedoch verloren gingen. Das Verhältnis von Stadtbewohnern mit Immobilieneigentum zu denjenigen ohne Immobilieneigentum steht am Beginn der Untersuchung.169 Im Verzeichnis der Haushalte werden die Hauseigentümer durch die Voranstellung von domus (Haus) kenntlich gemacht,170 die Inwohner, die in denselben Häusern oder auf denselben Parzellen allein oder mit ihren Familien lebten, durch ein vorangestelltes ibidem (ebenda). Im Verzeichnis werden 789 Haushaltsvorstände genannt, die sich auf folgende Weise auf Stadt/Vorstadt und Hauseigentümer/Inwohner verteilen  : Hauseigentümer

Inwohner

Summe

130 (16 %)

244 (31 %)

374   (47 %)

Vorstadt

275 (35 %)

140 (18 %)

415   (53 %)

Gesamt

405 (51 %)

384 (49 %)

789 (100 %)

Innere Stadt

Tabelle 2  : Hauseigentümer und Inwohner in der Stadt und den Vorstädten. 164 Bautier 1959  ; Nortier 1976, S. 271–273. 165 Kremer 2012. 166 Vogeler 2003, S. 188. 167 Zu den verschiedenen Auswertungsmöglichkeiten und ihren Problemen vgl. Kirchgässner 1979. 168 Zur Auswertung von städtischen Steuerlisten für sozialtopographische Studien vgl. Verscharen 1985, S. 21  ; Zeindl 2009, S. 89–130. 169 Zum Zusammenhang von Grundbuchamt und Steueramt vgl. Baltzarek 1971, S. 129f. 170 Zu domus als Bezeichung für Grund und Boden sowie alle darauf errichteten Gebäude vgl. Hammel 1990, S. 116.

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Steuerpflichtig waren in Wien seit dem 14. Jahrhundert alle Haushaltsvorstände, solche mit oder ohne Bürgerrecht, mit oder ohne Immobilienbesitz.171 Im Jahr 1391 hatte Herzog Albrecht  III. diesen Grundsatz in einer Urkunde bestätigt und allen und yeklichen ingesezzen und inwonern unserr egenanten stat zu Wienn geboten, daz sie nu furbaz unsern burgern gemainleich daselbs in der sach gehorsam und gevolgig sein und mit in in iren stewren und andern gewonleich notdurften leyden.172 Ausgenommen vom »Mitleiden mit der Stadt«173 waren dagegen mehrere privilegierte Gruppen, zu denen der Adel,174 das Hofgesinde, der Klerus, die Universitätsangehörigen und die Juden zählten.175 Auch diese von der Stadtsteuer befreiten Personen und Institutionen bezahlten jedoch häufig beim Erwerb von Grundbesitz in der Stadt eine Abfindungssumme für ihre Exemption vom »Mitleiden«.176 Nachdem Michael Klingenstein, Pfarrer in Brobstorff, in Wien im Jahr 1450 ein Haus für 82 Pfund erworben hatte, verpflichtete er sich, jährlich für alle steur, mitleidung und anvordrung 3 Pfund zu bezahlen.177 Bei kirchlichen Hauseigentümern wurden häufig Sondervereinbarungen dieser Art getroffen, beispielsweise im Jahr 1444, als sich der Kaplan einer Messstiftung in der Kirche Maria am Gestade dazu verpflichtete, für ein gestiftetes Haus jährlich für alle statsteuer und ander mitleidung ein Pfund zu bezahlen.178 Ähnlich wurde im Jahr 1450 mit einem Haus verfahren, welches das Kapitel von St. Stephan erhielt. Mit dem Stadtrat wurde festgelegt, dass durch eine einmalige Zahlung von 50 Pfund das Haus in Zukunft steuerfrei sein sollte. Ausgenommen von der Regelung waren allerdings die im Haus eingemieteten Gewerbe- und Handels­ treibenden.179 Ähnliche Privilegien genossen Häuser im Besitz der Universität.180 Von der Stadt gefördert wurde schließlich auch das Handwerk. Im Jahr 1443 erwarb die Stadt ein Haus auf dem Rennweg und überließ es der Zunft der Barchentweber, die dafür keine Miete zu zahlen hatte, sich allerdings zu einer jährlichen Abgabe von 3 Pfund bereit erklärte.181 Nicht zuletzt aufgrund dieser in der Stadt verstreuten Sonderrechte war es für die Stadt daher wichtig, sich 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181

Baltzarek 1971, S. 33. Csendes 1986, S. 197. Zum Begriff »Mitleiden« vgl. Baltzarek 1971, S. 77–79. Baltzarek 1971, S. 33f.; Perger 1990. Baltzarek 1971, S. 36–42. Ebd., S. 40f. QGSW 2/2 Nr. 3410 (1450). QGSW 2/2 Nr. 2965 (1444). QGSW 2/2 Nr. 3415 (1450). QGSW 2/2 Nr. 3619 (1455). QGSW 2/2 Nr. 2926 (1443).

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regelmäßig einen aktuellen Überblick über die Gemeinschaft der Steuerträger zu verschaffen. Dies war auch zu Beginn des 16. Jahrhunderts nicht anders. Als der Stadtrat dem Landesfürsten 1526 einen Vorschlag zur Neuregelung der Stadtsteuer vorlegte, behandelte er auch dieses Thema  : Zu erfragen aber solh person [sc. Inwohner] mag dise ordnung gehalten werden, alsofft der burger sein steur oder ansleg in die steur bringt oder aber seine gueter wie hernach begriffen schaczt, soll er durch die steurhandler oder verordent gefragt werden, was und wievil er der inleut hat, auch was ir tuen und aufenthaltung sei, so er aber mer als ain haus hat und dasselbig aim andern verlassen, der auch inleut zu im genomen, sollen die steurhendler auch wie oben vermelt mit demselben handeln und über solhes alles sollen die steuerdiener sonderlich in aufschreibung der wein, auch alsoft man von haus zu haus die rauchfank, es sei in burgers, herrn, adels oder briesters heuser, beschaut oder den herren zu andern zeiten, die zu ersuchen fur gut angesehen wirdt, iren muglichen vleiss die zu erindern furkeren.182

Das »Erfragen der Inwohner« sollte pragmatisch ablaufen  : Jeder behauste Bürger war verpflichtet, seine Steuerschulden an festgesetzten Tagen zu den Steuereinnehmern ins Rathaus zu bringen oder vor der Behörde sein Vermögen einzuschätzen.183 Bei dieser Gelegenheit musste er angeben, wie viele Inwohner bei ihm wohnten und welcher Tätigkeit sie nachgingen. Dieser Vorschlag aus dem Jahr 1526 dokumentierte vermutlich eine Praxis, die bereits im 15. Jahrhundert üblich war und möglicherweise die Grundlage für die Erstellung von Feuerstättenverzeichnissen gebildet hatte.184 Die Meldung von nicht registrierten Inwohnern und Zugezogenen gehörte auch zu den Pflichten der städtischen Steuerknechte. Bereits 1438/39 beinhaltete ihr Amtseid folgende Passage  : Und ob ir wein oder inlewt vindt, die nicht geschriben oder angeben wèrn worden, das ir die zu steten denselben stewrherren wellet anbringen und das zu wissen tùn, und desgeleichs ob icht frombd lewt sich hertzogen hieten oder noch hertzugen und auch nicht geschriben wèrn, das ir die den egenan(ten) stewrherren auch wellet anpringen getrewlich und an alles gever.185 Die Kenntnis der steuerpflichtigen Einwohner, insbesondere der sich vermutlich durch räumliche Mobilität auszeichnenden Inwohner und 182 Brunner 1929, S. 460–462. 183 Zur Praxis der Steuererhebung vgl. Baltzarek 1971, S. 187–204. 184 Müller 1907, S. 715  ; Baltzarek 1971, S. 142. 185 HWOB Nr. 14, S. 185. Zu ähnlichen Vorgaben an die Steuerdiener 1574 vgl. Baltzarek 1971, S. 86.

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aller neu zugezogenen Personen, wollte die Stadt auf unterschiedlichen Wegen bereits seit dem frühen 15. Jahrhundert nachweislich sicherstellen.186 Die Mobilität der Inwohner veranlasste Bürgermeister und Rat 1417, die gerichtlichen Ladungstermine für diese unbehausten Bewohner der Stadt zu reduzieren. Während Personen, die aigen haws habent, erst nach der dritten Ladung vor Gericht erscheinen mussten, galt dies nicht für Inwohner, die hie nicht aigen haws, sunder nur jarhofczins gegeben habent. Sie mussten bereits nach der ersten Ladung vor Gericht erscheinen. Damit sollte vermieden werden, dass sich ein vorgeladener Inwohner wie bisher einfach nach der dritten Ladung dem Urteil durch Flucht entzog  : mit leib und mit guet von hynnen gefuget.187 Das Feuerstättenverzeichnis von 1448 umfasst 789 Haushalte, davon 405 Hauseigentümer und 384 Inwohner (Tabelle 2). Das entspricht einem Verhältnis von circa 51  : 49 zwischen Eigentümern und den Inwohner oder Inleut genannten Mietern188 – für Frauen wurde der entsprechende Begriff Infrau benutzt.189 Bisherige Schätzungen gehen für Wien in der Mitte des 15. Jahrhunderts von einer Gesamtbevölkerung von 20.000 bis 25.000 Bewohner aus, davon circa 10.000 Bürger und 5500 Inwohner.190 Bei vermuteten Haushaltsgrößen von durchschnittlich fünf Personen ergibt dies 2000 bürgerliche Haushaltsvorstände mit Hauseigentum und 1100 Inwohner, die mit ihren Familien zur Miete wohnten.191 Das Verhältnis zwischen beiden Gruppen beträgt in den demographischen Schätzungen zur Wiener Gesamtbevölkerung also etwa 65  : 35. Die große Differenz zum Verzeichnis von 1448 ist auffällig. Entweder war der Anteil der Inwohner im Widmerviertel beträchtlich höher als in anderen Stadtvierteln oder die bisherige Forschung hat ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung unterschätzt. Zu korrigieren ist zudem die bisher vertretene Ansicht, dass sich »das Miethauswesen im 16. Jahrhundert erst in den Anfängen befand«192. Diese Interpretation beruht vorrangig auf der Auswertung der Wiener Hofquartierbücher, die ab 1563 vorliegen und die Zahl der Mietparteien in Wien erstmals exakt aus186 Zur Steuerpflicht auch der Hintersassen in St. Gallen vgl. Schoch 1997, S. 42 und S. 85. 187 Tomaschek 1879, S. 23  ; Csendes 1986, S. 205. 188 Auch andere Begriffe kommen vor, beispielsweise hofherr für einen Mieter, den Kunigunde, Witwe des Jörg Reneis, im Jahr 1418 in ihrem Testament von dem ausstehenden Hofzins und anderen Schuldig befreite. Vgl. Stadtbücher Nr. 2641. 189 Stadtbücher Nr. 3093 (1421)  : Elsbeth, Witwe des Andreas, Simon Prawneisen infraw. 190 Perger 2001, S.  208. Zu einer abweichenden Binnendifferenzierung vgl. Schalk 1915, S.  342  ; Lichtenberger 1977, S. 34. 191 Vgl. ebd. Nach der Häusersteuer von 1452 gab es in Wien mindestens 1500 Häuser. Vgl. dazu oben S. 39. Zu Schätzungen der Forschung vgl. unten S. 77. 192 Lichtenberger 1977, S. 53.

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weisen. Es ist also der zunehmende Residenzcharakter der Stadt und – in diesem Fall – die damit verbundene Pflicht der Bürger, Hofleute als Mieter aufzunehmen, welche zu einer irrigen Einschätzung der spätmittelalterlichen Verhältnisse führte.193 Die Liste von 1448 macht deutlich, dass ein bürgerliches Mietwesen bereits über hundert Jahre vor der Anlage der Hofquartierbücher weit verbreitet war.194 Zwar sind schriftliche Mietverträge auch im 15.  Jahrhundert noch selten, doch wird die Miete bereits im Wiener Stadtrechtsbuch behandelt.195 Vermutlich wurden Mietverträge vor dem 15. Jahrhundert in der Regel mündlich geschlossen. Im Vergleich mit anderen Städten im Römisch-Deutschen Reich ist die Existenz eines spätmittelalterlichen Mietmarktes in Wien nicht weiter verwunderlich. In Lübeck beispielweise ist der Mieter eines Hauses bereits im ältesten Stadtrecht von 1227 »eine Selbstverständlichkeit«.196 In Dortmund lebten um 1400 sogar 70 Prozent der Haushalte zur Miete.197 Die Wiener Wohnverhältnisse lassen sich jedoch nicht gänzlich mit den Kategorien eines modernen Mietmarktes fassen. Neben Eigentümern und Mietern gab es in Wien und anderen spätmittelalterlichen Städten zahlreiche Personen, die bei nicht verwandten Familien wohnten, ohne aber Mieter im modernen Sinn zu sein. Einerseits handelte es sich dabei um minderjährige Kinder, die im Haus eines Vormundes lebten, der für die Erziehung und Ausstattung der Kinder auch entschädigt wurde, meist durch das Erbe der verstorbenen Eltern. Andererseits lebten weibliche und männliche Diener, Knechte und Angestellte häufig im Haus ihres Arbeitgebers – und mussten sich dabei wie Christian, der Diener des Hans Zink, mit einer Kammer begnügen.198 Kost und Logis bildeten einen Teil ihres Lohnes, so dass auch dieses Vertragsverhältnis nicht als Miete im modernen Sinn interpretiert werden kann. Zuletzt erhielten Personen in Testamenten oder anderen Verfügungen gelegentlich ein Nutzungsrecht an einem Hausteil oder einem Zimmer, an dem sie dann bis zu ihrem Tod Wohnrechte besaßen. Diese Vorstellung vom Zusammenleben verschiedener sozialer Gruppen im »Ganzen Haus« dominierte die ältere Forschung, in der Mietverhältnisse kaum

193 Zum höfischen Element der Stadtgeschichte vgl. bereits Müller 1907, S. 631–666. 194 Zum Ausmaß des bürgerlichen Miethauswesens ab 1563 vgl. Lichtenberger 1977, S. 51–66 und ebd., Karte 2. 195 Csendes 1986, Nr. 20, 29, 30 und 50. 196 Hammel 1990, S. 110f. Generell zur Bedeutung der Erbleihe vgl. Signori 2011a, S. 6–10. 197 Fehse 2005, S. 267. In Greifswald waren es zur selben Zeit über 50 Prozent  : Vgl. Igel 2005, S. 235 und 238. 198 Stadtbücher Nr. 2996 (1420).

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berücksichtigt wurden.199 In der neueren Forschung hat sich jedoch gezeigt, dass die Vorstellung von einer vormodernen häuslichen Wohn-, Arbeits- und Konsumationseinheit von Familien, Gesinde und Gesellen unter der Herrschaft eines Hausvaters die städtischen Verhältnisse im späten Mittelalter nur bedingt abbildet.200 Entsprechend hat sich das Interesse mehr und mehr dem städtischen Mietmarkt zugewandt.201 Ein weiteres methodisches Problem beim Studium der Wiener Verhältnisse liegt in der sozialen und rechtlichen Unterscheidung von Bürgern und Inwohnern. Richard Perger definiert die Inwohner so  : »Zu den Inwohnern zählten alle Stadtbewohner, die keine Bürger waren und auch keiner anderen Gruppe angehörten. Das Bürgerrecht war ihnen deshalb verwehrt, weil ihr Einkommen zur Entrichtung der städtischen Steuern und Abgaben nicht ausreichte  ; demgemäß genossen sie auch nicht das aktive und passive Wahlrecht für die politischen Gremien.«202 Diese Definition ist jedoch nicht ganz korrekt, denn – wie bereits erwähnt – waren die Inwohner steuerpflichtig, sowohl im Falle von Pauschalbeträgen bei außerordentlichen Steuern als auch bei der regelmäßigen Stadtsteuer. Die Stadtverwaltung war sogar besonders intensiv darum bemüht, die Steuerleistung der Inwohner sicherzustellen. Die Unterscheidung von Bürgern und Inwohnern wird auch in den städtischen Amtsschriften nicht immer konsequent durchgeführt.203 Die Urkundenabschriften im Wiener Copey- oder Registraturbuch belegen das eindrücklich. So wird Mitte des 15.  Jahrhunderts gelegentlich unterschieden zwischen Wirten und Innlewten, das heißt zwischen Hausbesitzern und Mietern. An anderer Stelle standen jedoch die Purger den Inwonern gegenüber. Während im ersten Fall offenbar die Wohn- und Eigentumsverhältnisse im Vordergrund standen, war es im zweiten Fall der rechtliche Status. Wiederum anders wurde der Begriff in einer Verordnung von 1463 verwendet  : In diesem Text wurde allen Bewohnern verboten, bewaffnet oder mit anderer verpottner wer, weder bey tag, noch nacht mit frevel auf der gassen nicht geen den Inwonern hie zeschaden.204 Der Inwohner war hier ganz allgemein der Einwohner. In dieser Bedeutung wird der Inwoner dem Gast, also dem Fremden, gegenübergestellt – oder beklagt, dass so mancher 199 Dirlmeier 1978, S. 239f. 200 Zum Konzept und seiner Kritik vgl. Brunner 1950/1968, S. 103–127  ; Groebner 1995, S. 69–80  ; Weiss 2001. 201 Dirlmeier 1978, S. 240  ; Denecke 1988, S. 129. 202 Perger 2001, S. 210. 203 Opll 1998, S. 139. 204 Copeybuch, S. 190, 254 und 356 (Zitat).

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Student in der Stadt kawm drey phenning her bringt, der vil von den Inwonern der Stat hie genert werd.205 Aufzählungen der Stadtbewohner sind ebenfalls vage  : einmal ist die Rede von allen vnd yeglichen, Armen vnd Reichen, Burgern, Mitbürgern vnd Inwonern der Stat Wienn. An anderer Stelle heißt es dagegen  : Purger, Kaufman, Handwerher vnd ander Inwoner der Stat.206 Als die habsburgischen Herzöge im Jahr 1396 die Wahl von Bürgermeister und Rat neu ordneten, setzten sie fest, dass im Rat jeweils sechs erbpurger, kaufleute und gemayne erber hantwercher sitzen sollten.207 Das Bürgertum bildete also selbst keine homogene Schicht.208 Auch Frauen wurden als Bürgerin (purgerin)209 oder Mitbürgerin (mitburgerin) bezeichnet,210 obwohl nur Männer das Bürgerrecht erwerben konnten. Bei anderer Gelegenheit rühmt die Stadt dagegen einen Mitbürger, der mit weib vnd kind hewsslich hie siezet, vnd mit der Stat stewrt vnd sein handl vnd gewerb treibt, als ain ander mitburger.211 Rechtliches Unterscheidungskriterium blieb der Bürgerbrief, durch den die Verleihung des Bürgerrechts dokumentiert wurde und den die Bürger bei verschiedenen Gelegenheiten vorweisen mussten, um in den Genuss bürgerlicher Privilegien zu gelangen.212 Die zeitgenössische Terminologie war offenkundig unpräzise. Die Vielgestaltigkeit der Verhältnisse wurde auch im Steuervorschlag deutlich, den die Stadt 1526 dem Landesherrn vorlegte. In diesem Dokument wird der Kreis der Steuerpflichtigen auf folgende Weise umschrieben  : es sein burger oder nit, reich oder arm, behaust oder nit, in was heusern die wonen, so hie ir narung suechen und aignen rauch, zimer oder wonung haben.213 Es gab offenbar reiche und arme Bürger, Bürger mit und ohne Immobilienbesitz  ; wohnhaft waren sie im eigenen Haus, in einer Wohnung oder gar nur in einem Zimmer,214 wie etwa der Bürger Paul Ryemer, 205 Copeybuch, S. 354 und 289 (Student). Zur Bezeichnung von Mieterinnen als infrawn vgl. Stadtbücher Nr. 2660 (1419), Nr. 2731 (1419) und unten S. 47 und 164. 206 Copeybuch, S. 289 und 165. 207 Zur Geschichte des städtischen Rats vgl. Opll 1998, S. 140–142. 208 Csendes 1986, S. 199. 209 Stadtbücher 2828 (1419). 210 QGSW 2/2 Nr. 2999 (1444)  : Elspeth, Niclasen Plumentrits, des schuster wittiben, mitburgerin zu Wienn. 211 Copeybuch, S. 27 und 28 (Frau). 212 Zum Text der Bürgerbriefe (burgerbrief) vgl. HWOB Nr. 16 und 17, S. 186f. Zur Verwendung der Bürgerbriefe vgl. unten S. 123. 213 Brunner 1929, S. 460–462 (Beilage 5). 214 Im Stadtrecht 1526 werden Ehrbarkeit, Bürgereid und Bürgeraufnahmegebühr als Voraussetzung für das Bürgerrecht genannt – und zwar für einen Bürger, er sei behaust oder unbehaust. Vgl. Tomaschek 1879, S. 151 (»Aufnemung der burger«).

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dem sein Bruder Nikolaus in seinem Testament im Jahr 1396 einen gmach in seinem haws hinterlassen hatte.215 Ähnlich wohnte Elsbeth, die Witwe des Nikolaus des Großen Helmsmyd. Sie hinterließ im Jahr 1399 ihrem Bruder und ihrer Muhme Dorothea einige Habseligkeiten, die sich in ihrer Kammer befanden.216 Ein Jahr später vermachte Peter Vaschanch seiner Ehefrau ein Zimmer (gemach), dessen Lage in einem Haus bei der Kirche St. Johann näher beschrieben wurde  : Es befand sich unterhalb der Küche und über der Gasse, grenzte an einer Ecke an die Stube sowie an den Hof gegenüber von St. Johann.217 Auch Handwerksgesellen waren in manchen Fällen anscheinend berechtigt, das Bürgerrecht zu erwerben.218 Dieselbe Vielfalt kennzeichnete auch die Lebensverhältnisse der Inwohner  : Sie wohnten entweder in Häusern, die Bürgern, der Geistlichkeit oder dem Adel gehörten, oder aber in Zimmern, Kammern und anderen Gemächern – so das Stadtrecht 1526.219 Allerdings nennt derselbe Text auch Inwohner mit Immobilienbesitz220 sowie solche, die Weingärten besaßen und ihren Wein bei der Einfuhr in die Stadt wie die Bürger zu versteuern hatten.221 Terminologie und Lebensverhältnisse waren offenkundig vielgestaltig. Es gab jedoch auch Momente, in denen auf eine präzise Begriffsbestimmung Wert gelegt wurde – so beispielsweise vor Gericht  : 1452 hatte das Stadtgericht über eine Klage Ulrich Völkls, Hausbesitzer im Widmerviertel, gegen seine Schwägerin Agnes Lanckmann und deren Mutter zu entscheiden. Völkl forderte die Begleichung einer Geldschuld, die der verstorbene Bruder von Agnes bei ihm hatte. Um die Integrität seiner Person zu unterstreichen und jene seiner Gegnerin zu unterminieren, führte Völkl aus, dass er ein treuer Bürger und immer willens gewesen sei, mit der Stadt zu leiden in steuer und anslegen, während seine Schwägerin und deren Mutter in keiner Weise mit der Stadt »geliten« hätten, abgesehen von der Weinsteuer  : Angesehn das er unser gesworner mitburger und allczeit willig gewesen, auch yecz und hinfür willig wer, mit der stat zu leiden in steuer und anslegen als ander unser mitburger nach seinem vermügen. […] Es hiet 215 Stadtbücher Nr. 35 (1396). 216 Stadtbücher Nr. 406 (1399). 217 Stadtbücher Nr. 549 (1400). 218 QGSW 2/2 Nr. 2755 (1440)  : Hanns Mauttinger und seine zwei Gesellen Andre Zechentner und Hans Mauttinger, ettwenn all drei burger zu Wienn. 219 Tomaschek 1879, S. 151 (»Inwoner«). 220 Brunner 1929, S. 461  : So aber der inwoner (ohne Bürgerrecht  ?) anligunde guter (heuser, weingärten, wisen, äcker und dergleichen) hat … 221 Tomaschek 1879, S. 149 (»Steuerpersonen«).

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auch die Lankmaninn und die Smidingerin mit der stat nye geliten weder in steurn noch in anslegen noch auch in kainen wegen, wan von den weinn, […] die hiet si müssen versteurn, […] sust hiet si auch noch nichcz geben, wern die wein nicht gewesen.222 Während vor Gericht Bürgerstatus und Bürgerpflichten definiert und für die Argumentation benutzt wurden, war der politische und administrative Sprachgebrauch ansonsten weniger eindeutig. Es ist daher kaum möglich, Bürger und Inwohner als zwei klar getrennte Gruppen zu betrachten.223 Aus pragmatischer Sicht bietet es sich an, die Bürger als Hausbesitzer und die Inwohner (im engeren Sinn) als Mieter zu definieren. Ob allerdings alle Hausbesitzer das Bürgerrecht besaßen und alle Mieter davon ausgeschlossen waren, muss offenbleiben. Insbesondere letzteres war vermutlich nicht der Fall. Die Pflichten der Stadt gegenüber waren für beide Gruppen ähnlich. Bürger mit Bürgerrecht mussten eine Gebühr für die Erlangung des Bürgerrechtes bezahlen und besaßen damit auch das aktive und passive Wahlrecht für politische Ämter in der Stadt. Beides war Inwohnern ohne Bürgerrecht verwehrt. Sowohl Bürger als auch Inwohner mussten jedoch »mit der Stadt leiden«, das heißt sie mussten alle finanziellen, militärischen und administrativen Pflichten mittragen, welche die Gemeindemitglieder gemeinsam zu schultern hatten. Zudem scheinen die militärischen und steuerlichen Pflichten eines Stadtbewohners mitunter ausdrücklich an den Hausbesitz und nicht an den rechtlichen Status als Bürger gebunden gewesen zu sein.224 Umgekehrt setzte Hausbesitz die Verheiratung und den Zuzug in die Stadt innerhalb eines Jahres voraus.225 Vom Erbe des Bürgerrechtes ist in diesem Zusammenhang dagegen nicht die Rede.226 Wer Immobilienbesitz in der Stadt erbte, allerdings nicht hier ansässig war und auch nicht nach Wien ziehen wollte, musste diese Güter daher innerhalb einer bestimmten Frist an jemanden verkaufen, der mit der stat zu Wienn davon leiden sol.227 222 Demelius 1980, S. 203. 223 Zu »Inwohnern mit Bürgerrecht« vgl. Baltzarek 1971, S. 33. 224 QGSW 2/2 Nr. 3078 (1445)  : Der Büchsenmeister Hanns Han gelobt, wegen des von ihm erworbenen Hauses in raisen, steurn, wachten, zirken, anslegen und allen andern der stat notdurften mit der Stadt zu leiden. 225 QGSW 2/2 Nr. 2988 (144), 3182 und 3186 (1446). Ähnlich QGSW 2/2 Nr. 2599 (1437) und 3394 (1452). 226 Eine Ausnahme ist QGSW 2/2 Nr. 2697 (1439). Der Käufer eines Hauses in Wien verpflichtet sich, das Haus zu beziehen und mit der Stadt zu leiden und wird von Bürgermeister und Rat als Mitbürger aufgenommen. 227 QGSW 2/2 Nr. 3315 (1449). Ähnlich wurde in Dortmund Hausbesitz mit Bürgerpflichten verbunden. Vgl. Fehse 2005, S. 95–97. Zu St. Gallen vgl. Schoch 1997, S. 61.

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Das Loyalitätsverhältnis der Bürger gegenüber der Stadt artikulierte sich im Bürgereid. Wer das Bürgerrecht erlangte, musste schwören, dem Stadtherrn und der Stadt mit ganzen Kräften zu dienen, Schaden abzuwenden und sich nicht mit Fremden zu verbünden oder deren kaufmännische Aktivitäten in der Stadt zu fördern.228 Inwohner leisteten zwar nicht diesen Eid, das änderte jedoch nichts daran, dass diese Gebote auch für sie galten. Der unscharfen Terminologie entsprach daher eine schwer einzuschätzende konkrete Bedeutung des Bürgerrechts für den einzelnen Bewohner der Stadt, insbesondere, wenn dieser nicht zur Oberschicht, die politische Ämter ausübte, oder zur Unterschicht, die mittelund stimmenlos war, gehörte. Die städtische Einbürgerungspolitik scheint diese Unklarheiten in Kauf genommen oder sogar gefördert zu haben.229 Die Feuerstättenliste ermöglicht also keine genaue Einschätzung des Anteils der Bürger mit Bürgerrecht an der gesamten Einwohnerschaft. Die Verhältnisse in oberdeutschen Städten des 15.  Jahrhunderts waren in dieser Hinsicht variantenreich. Während Augsburg die Nichtbürger teils unter Strafandrohung zur Einbürgerung drängte, war das Bürgerrecht im schweizerischen Fribourg keine Voraussetzung für die Berufsausübung und der Anteil der Nichtbürger lag Mitte des 15. Jahrhunderts vermutlich über 50 Prozent.230 In der Forschung zum mittelalterlichen Wien wurden Inwohner bisher häufig als Nichtbürger betrachtet und auf dieser Grundlage wenig verlässliche Zahlenangaben zu Bewohnern mit und ohne Bürgerrecht gemacht. Ob eine genauere Einschätzung in Zukunft möglich sein wird, muss sich erst zeigen. Vielleicht bietet eine genauere Auswer­ tung der Bürgeraufnahmegebühren (Bürgerrechtstaxen) einen Weg hierzu.231 Recht zu geben ist Richard Perger sicherlich hinsichtlich seiner Bemerkungen zur sozialen Schichtung der Inwohner. Diese war äußerst vielfältig und reichte von niederen Amtsträgern in städtischen und landesfürstlichen Diensten bis hinunter zu Tagelöhnern im Bauwesen und in der Landwirtschaft. Zahlreich vertreten waren unter den Inwohnern sicherlich Lehrlinge und Gesellen in Hand-

228 HWOB Nr. 3, S. 180 (»Treueid aller, die das Bürgerrecht gewinnen«, auf König Friedrich IV., nach 1440 Februar). Vgl. HWOB Nr. 13 und 15, S. 185f. Bereits Ende des 14. Jh. hatte der Bürgereid diese Form. Vgl. dazu den ersten Eintrag in den überlieferten Wiener Stadtbüchern aus dem Jahr 1395  : Stadtbücher Nr. 1 S. 27. 229 Zum Dilemma der städtischen Einbürgerungspolitik zwischen Förderung einer exklusiven Bürgerschaft und einer möglichst großen, rechtlich nivellierten Stadtgemeinschaft vgl. Isenmann 2002, S. 214. 230 Fumasoli 2019, S. 420. 231 Brunner 1929, S. 131–133  ; Rigele 1990  ; Scheutz 2016.

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werksbetrieben sowie Knechte und Mägde.232 Ein Blick auf die Steuerliste von 1448 macht jedoch deutlich, dass Pergers Definition zu eng und zu pessimistisch ausfällt. Ein beträchtlicher Anteil der Inwohner  – im Sinne von unbehausten Einwohnern, nicht im Sinne von Einwohnern ohne Bürgerrecht – war in handwerklichen Berufen tätig und dabei sicherlich häufig nicht als Geselle, sondern als selbständiger Handwerker und Zunftmitglied. Dass einige von ihnen dabei als Störer, das heißt als zunftlose Handwerker, tätig waren, ist nicht auszuschließen. Seit dem ausgehenden 14.  Jahrhundert beklagten Wiener Handwerkermeister, dass Handwerker, sowohl Meister als auch Gesellen, in der Stadt tätig waren, ohne mit der Stadt zu »leiden«. Im Jahr 1442 verpflichteten sich die Schneidergesellen, auf keinen Fall für einen Störer zu arbeiten oder mit einem solchen irgendwelche Absprachen zu treffen.233 Im Jahr 1455 entschieden Bürgermeister und Rat der Stadt einen Streit zwischen den Wiener Zimmerleuten und dem Zimmermann Jörg, der Gast war und kein Bürgerrecht besaß. Dieser Jörg habe grossen merklichen paw hie underwunden und damit die Wiener Zimmerleute geschädigt, so klagten die Wiener Zunftgenossen. Bürgermeister und Rat erlaubten dem Beklagten in ihrem Urteil, seine Tätigkeit für den Ratsherr und Stadtkämmerer Christian Wissinger zu vollenden, doch sollte ihm und anderen »Gästen« die Ausübung des Handwerks ohne Bürgerrecht und Handwerkserlaubnis verboten sein.234 Möglicherweise gab es unter den Wiener Inwohnern einige, die handwerkliche Fertigkeiten besaßen und diese ohne Bürgerrecht und Meisterbrief in der Stadt anboten. Der Anteil der Inwohner war innerhalb der Stadtmauern (35  : 65) wesentlich höher als außerhalb. Das ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass Häuser und Parzellen in den Vorstädten kleiner waren und wenig Platz boten für die Aufnahme von Mietern im eigenen Haus oder einem weiteren Gebäude auf der Parzelle.235 Zudem muss beachtet werden, dass das Wohnen zur Miete in spätmittelalterlichen Städten nicht grundsätzlich als Zeichen für Armut betrachtet wurde.236 Auch die 232 Perger 2001, S. 210. 233 Zu Störern in Wien vgl. HWOB S. 151. 234 HWOB Nr. 238, S. 387  : […] Cristan dem Wissinger sein paw, so er von im bestanden und angefengt hat, ausrichten sull und furbaser sullen er noch ander gesst kainerlay zimerberch hie nicht mer besteen noch arbaiten, sy haben denn burgerrecht und irs hantwerchs gerechtikait hie gewunnen nach innhaldung irr ordnung. 235 Zu einem stärkeren Mietanteil in schlechteren Wohnlagen Dortmunds vgl. dagegen Fehse 2005, S. 265–267. Zu kleineren Häusern und geringerer Behausungsdichte in den Vorstädten St. Gallens vgl. Schoch 1997, S. 157–159. 236 Ellermeyer 1980a, S. 74  ; Fehse 2005, S. 12f.

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kaufmännische oder handwerkliche Oberschicht lebte teilweise – vorübergehend oder dauerhaft  – in Mietwohnungen oder Miethäusern,237 insbesondere vermutlich in zentralen und angesehenen Wohngegenden. Über die konkreten Wohnbedingungen der Wiener Inwohner wird in den spätmittelalterlichen Quellen kaum etwas berichtet. Auch über die Höhe der Miete, des sogenannten Hofzinses, wird in den Grund­büchern und anderen Quellen in der Regel geschwiegen.238 Aus gelegentlichen Hinweisen in Testamenten und Urkunden erfahren wir, dass die M ­ ieten – den Mietobjekten entsprechend – stark schwankten und von Beträgen von eini­ gen Pfennigen bis zu hohen Mieten von beispielsweise 20 Pfund reichten.239 Aus dem Jahr 1403 ist ein Mietvertrag erhalten, weil er in das Wiener Stadtbuch eingetragen wurde  : Zwei Häuser in der Spenglergasse, einem Teil der heutigen Tuchlauben, im Widmerviertel, wurden ab 29. September (von sand Michels tag) 1403 für einen Jahreszins (hofsczins) von 22 Pfund vermietet.240 Hanns Litschauer bezog im Jahr 1447 mit seiner Frau und seinem Sohn ein Haus in der Nähe der Universität und verpflichtete sich dafür, dem Kaplan Peter von Reschpicz als Eigentümer jährlich 5,5 Pfund zu bezahlen.241 Im selben Jahr beziehen Bertelme Zech und seine Ehefrau Christen ein Haus, genannt underm Swipogen, mitsamt dem Keller für einen jährlichen Hofzins von 12 Pfund.242 Für die im Jahr 1443 abgeschlossene lebenslange Pacht der Badestube vor dem Werdertor am Eck in der Fischergasse hatte die Familie Peter Schroll von Pirchenwart jährlich 18 Pfund zu bezahlen.243 In allen drei Fällen handelte es sich um Gebäude, die für die Abhaltung von Seelenmessen an Altäre gestiftet worden waren. Als der Ratsbürger Christoph Ötzesdorfer, der am Fleischmarkt wohnte, gemeinsam mit seiner Ehefrau Dorothee im Jahr 1442 von dem Kaplan Mert von Wels eine 237 Zum Zusammenleben mehrerer Familien in einem Haus vgl. Ellermeyer 1980a, S. 74 Anm. 71. 238 Zu Mietpreisen in Dortmund vgl. Fehse 2005, S. 277–285. 239 Vgl. Stadtbücher Nr. 262 (1398)  : In ihrem Testament erwähnt Christina Swainpekchinn Schulden bei ihrem Vermieter  : Item irm wirt 14 sol. d. ze hofczins. Möglicherweise war dies die Jahresmiete. Im selben Jahre bezahlte Andreas Parhander für einen Stall, der bei seinem Haus im Tiefen Graben lag, einen Zins von 60 d. Vgl. Stadtbücher Nr. 283. Im Jahr 1399 bezahlte ein Vormund einem minderjährigen Erben für den Nießbrauch zweier Häuser jerleich zu hofczins 20 Pfund. Vgl. ebd. Nr. 402. Zu einem Hofzins von 9 Pfund im Jahr 1405 vgl. Stadtbücher Nr. 1075. 240 Stadtbücher Nr. 899. 241 QGSW 2/2 Nr. 3214. 242 QGSW 2/2 Nr. 3221. 243 QGSW 2/2 Nr. 2935. In dem Pachtvertrag wurde auch das Inventar eine Badestube aufgezählt  : mit ganczen glesern, sliemen, öffen, innen und aussen kesseln, hefen, prunnemern und keten und andern stukchen, so dazu gehorten.

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Fleischbank am Lichtensteg neben seiner eigenen mietete, betrug der Hofzins dafür jährlich 2 Pfund. Zudem mussten die Mieter dem Kaplan einen guten lungl­praten reichen.244 Mancher Mieter mit finanziellen Problemen blieb die Miete schuldig245  – auch über den Tod hinaus wie die Testamente zeigen.246 In anderen Fällen diente der Hofzins als Instrument der Schuldenbegleichung. Ein interessanter Vertrag wurde im Jahr 1444 zwischen Elisabeth, der Witwe des Niklas Plumentritt, und Kunz Müllner geschlossen.247 Elisabeth und Kunz besaßen jeweils eine Haushälfte, die nebeneinander bei der Kirche St. Michael lagen. Noch zu Lebzeiten hatte Kunz dem verstorbenen Niklas und Elisabeth Plumentritt insgesamt 39 Pfund 3 Schillinge und 20 Pfennige geliehen. Da Elisabeth diese Summe nicht zurückzahlen konnte, musste sie ihm ihr Haus, in dem sie mit ihren Kindern wohnte, überlassen, damit der Gläubiger Mieteinnahmen erzielen und sein Kapital zurückerlangen konnte. Für das erste Jahr wurde allerdings festgesetzt, dass Elisabeth selbst in dem Haus wohnen und dafür 9 Pfund Hofzins bezahlen sollte. Der Hofzins war an drei Terminen im Jahr fällig und verringerte dadurch jeweils den Schuldenstand. Die Urkunde wurde nicht besiegelt und daher ist unklar, ob der Vertrag zustande kam. Offenkundig ist jedoch, dass Mietzahlungen als Finanzierungsinstrumente benutzt wurden. Gezahlt wurde die Jahresmiete gewöhnlich an mehreren Terminen – beispielsweise in zwei Teilen, am Georgstag (23. April) und am Michaelitag (29. September)248 oder an drei Terminen zu Weihnachten und den beiden genannten Festtagen wie in der oben genannten Urkunde. Als zum Beispiel Perthold Lanng im Jahr 1401 den Peilerturm, der an sein Wohnhaus grenzte, von der Stadt mietete, wurden als Zahltermine der Georgstag und der Michaelitag festgelegt  ; hinzu 244 QGSW 2/2 Nr. 2880. 245 Stadtbücher Nr. 2866 (1419)  : versessener Hofzins. 246 Vgl. die vorige Anm. Martin Reydekker hatte nach seinem Tod Schulden bei verschiedenen Personen sowie von einem keler ze hofsczins 12 sol. (Stadtbücher Nr. 657). Katharina Smausserin schuldete bei ihrem Tod ihrem Vermieter 20 Pfund Hofzins (Stadtbücher Nr. 790). Hermann von Murrsteten hatte nach seinem Tod viele Schulden, u.a. schuldete er Hofzins in Höhe von 14 Pfund mynner 40 d. Vgl. Stadtbücher Nr. 947. In Testament des Ortolf Eberlein werden die Schulden eines Mieters erwähnt  : Von erst sein ynmann zwelif schilling genant Larencz und 74 d. Vgl. Stadtbücher Nr. 1017. Anna, Witwe des Simon Syndram, übertrug in ihrem Testament ihrem Mieter Mertten (Mertten, irm ynmann) Kleidung für 10 Pfund. Vgl. Stadtbücher Nr. 1211 (1405). Ähnliche Hinweise auch in Stadtbücher Nr. 508 (1400), 1543 (1409), 1544 (1409) und 2740 (1419). 247 QGSW 2/2 Nr. 2880 (2. Juli 1444). 248 Stadtbücher Nr. 508 (1400)  : … hofczins, den zu sand Jorgen tag und den zu sand Michels tag.

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kam als dritter Termin der 24. Dezember (Weihnachten).249 Die Instandhaltung des Mietobjekts scheint dagegen zumindest teilweise auch in der Verantwortung des Vermieters gelegen zu haben.250 Über die Teilung der Verantwortung und andere Details wird in einem der selten erhaltenen Mietverträge (Leihevertrag zu Hofrecht) aus dem Jahr 1401 zwischen dem Büßerinnenkloster zu St. Hieronymus und Frau Alhayt, Witwe Ottos des Paders, und deren Sohn Nikolas berichtet  : Mietobjekt war die Badestube »Die Perliebin« am Haarmarkt. Die Pächter der Badestube verpflichteten sich zur Zahlung eines jährlichen Hofzinses von 24 Pfund und zur Instandhaltung des Gebäudes. Sollte ein Brand innerhalb des Bades ausbrechen, hafteten die Pächter für die Schäden. Bei einer Schädigung durch einen Brand, der außerhalb der Badestube ausbräche, hafteten Eigentümer und Pächter gleichermaßen. Das Mietverhältnis erlosch mit dem Tod der Pächter und war nicht übertragbar. Dokumentiert wurde dieses Mietverhältnis nur, weil der ursprüngliche Vertrag verloren gegangen war und eine Neufassung auf Wunsch mindestens einer Vertragspartei ins Stadtbuch eingetragen wurde.251 Mietverhältnisse im spätmittelalterlichen Wien waren vielgestaltig und beruhten sicherlich auf mündlichen oder schriftlichen Absprachen, ohne dass wir in den Grundbüchern, Testamenten, Urkunden oder Steuerlisten von den Mietbedingungen erfahren. Eine Ausnahme bildet das Testament des Nikolaus von Hunczing, der Verwalter von drei Altären in den Kirchen St. Stephan und St. Michael war und in seinem Testament aus dem Jahr 1409 auch Details seines »Mietvertrages« wiedergab. Demnach wohnte er seit Allerheiligen (1. November) 1401 bei seinem wirt Jorg dem Stewdlein, einem Fassbinder. Im Haus seines Vermieters bewohnte Nikolaus eine Kammer, hatte allerdings zusätzlich auch Recht auf Verpflegung (an seinen tischs und schussel geessen hab). Ausdrücklich wird erwähnt, dass Nikolaus von Zeit zu Zeit auch semel über den tisch erhalten sollte. Der Hofzins für Kost und Logis betrug jährlich 12 Pfund. Bezahlt wurde die Miete unregelmäßig und in unterschiedlicher Weise  : Geldbeträge in verschiedener Höhe und Währung wurden vom Mieter selbst oder von einem seiner Schuldner beglichen. Daneben zahlte Nikolaus mit Naturalien, insbesondere mit Handelswaren aus Venedig und unterschiedlich großen Mengen an Wein.252 Auch wenn dieses Mietverhältnis nicht repräsentativ für den Wiener Mietmarkt 249 Stadtbücher Nr. 705  : Der Jahreszins betrug zwei Pfund, aufgeteilt in drei Raten von 5 s. 10 d. 250 Stadtbücher Nr. 579 (1400)  : Si sol auch daz haws von dem hofczins pessern, wenn des notdurfft ist. 251 Stadtbücher Nr. 679. Im Jahr 1405 wurde ein Mietvertrag aufgehoben, weil die Besitzerin die Badestube angeblich nicht richtig erhalten habe. Vgl. dazu Harrer-Lucienfeld 1952-57, S. 610–615. 252 Stadtbücher Nr. 1557.

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des 15.  Jahrhunderts gewesen sein mag, so zeigt sich doch, dass die Mietverhältnisse sehr vielgestaltig sein konnten und sich nicht nur auf die Überlassung von Wohnraum gegen eine Geldleistung beschränkten. Ganz abgesehen davon wirft das Testament des Nikolaus von Hunczing ein interessantes Licht auf die wirtschaftlichen Tätigkeiten des Wiener Klerus im späten Mittelalter. Die wenigen vorhandenen Informationen zu den tatsächlichen Wohnbedingungen stammen größtenteils aus Texten, die um 1500 verfasst wurden. In einer Handwerksordnung für Kohler und Kohlenträger aus dem Jahr 1519 wurden die Kohlenträger aufgefordert, schadhafte Rauchfänge dem wirt oder inwonner des hauß anzuzeigen.253 Dieser Wortlaut könnte bedeuten, dass Inwohner entweder mit ihren Vermietern (den wirten) oder aber in eigenen Häusern wohnen konnten.254 Bereits die Feuerordnung von 1458 scheint darauf zu verweisen, dass Inwohner ohne den Eigentümer alleine mit ihren Familien ein Haus bewohnten. In dieser Ordnung wird nämlich untersagt, dass Gastwirte, Bürger oder Inwohner ohne eine Erlaubnis vom Bürgermeister Gäste beherbergen.255 In anderen Fällen lebten sie mit dem Hauseigentümer unter einem Dach. Ein früher Hinweis aus dem Jahr 1401 stammt aus dem Testament der Krämerin Kunigunde Schreyberinn. Sie hinterließ dem Jakob Tunawer in der Scheffstraße, bey dem sy zu herberg gewesen ist, einen Mantel, einen Pelz, weitere Kleidungsstücke sowie Möbel.256 Diese Tatsache und die Einsetzung des Jakob zum Testamentsvollstrecker machen deutlich, dass in diesem Fall Mieterin und Vermieter nicht nur unter einem Dach zusammenlebten, sondern auch über ein Vertrauensverhältnis verfügten.257 Auch die unverheiratete Frau Gisela hinterließ ihrer Vermieterin (wirtin) einen silbernen Gürtel für die müe, die sy mit ir gehabt hat.258 Ähnlich lag der Fall des Nikolaus Weygendorffer. Er hinterließ in seinem Testament von 1402 seinem Bruder acht Mark. Das Geld sollte dieser sich vom Vermieter seines verstorbenen Bruders holen, und zwar aus einer Kiste, die im Kinderzimmer seines Vermieters stand. Auch hier ist von einer engen persönlichen Beziehung zwischen 253 HWOB Nr. 346, S. 528. 254 Der Begriff wirt hatte mehrere Bedeutungen  : Ehemann, Vermieter oder auch Hausverwalter. In diesem letzteren Sinn schrieb Herzog Albrecht VI. über den von ihm eingesetzten wirt in seinem Haus zu Prag, in dem er furbaser seine herberg zu haben maine. Vgl. QGSW 2/2 Nr. 2820 (1441). 255 Tomaschek 1879, S. 91. 256 Stadtbücher 730. 257 Zum Testamentsvollstrecker wird im Testament der Albrechtinn Kerczenmacherinn auch ein Vermieter ernannt. Vgl. Stadtbücher Nr. 1067 (1405). 258 Stadtbücher 867. Auch Anna Kerczenmacherin hinterließ im Jahr 1408 ihrer Vermieterin (irer wirtin der Herlin in des Liechtenekker haus) 2 Pfund. Deren Ehemann Herl, diezeit des Liechtenekker wirt, war einer der Zeugen des Testaments. Vgl. Stadtbücher 1457.

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Mieter und Eigentümer auszugehen.259 Katharina Smausserin bestimmte 1402 ihren Vermieter, lieber wirt genannt, zu ihrem Testamensvollstrecker, als ich im des vor aller menichleich getraw, als er von got lon darumb wel emphahen.260 Kunigunde, die Witwe des Ulrich Felckh, erließ in ihrem Testament ihren zwei Mieterinnen, der Jekkling und der Petrinn, den ausständigen Hofzins.261 Christian, Pfarrer bei St. Johann zu Petronell, hinterließ seinen Besitz seinem Vermieter (wirt) Hans von Friesach, und bat ihn, sein Totengedenken zu pflegen, da er ihm wie seinem eigenen Vater vertraue, wenn er im pey seinen lebtegen gütleich het getan als sein aygner vater.262 Das enge Verhältnis zwischen Vermieter und Mieter zeigt sich in diesen Einzelfällen und generell in der Tatsache, dass der Vermieter und die Vermieterin in den Urkunden und Testamenten als wirt und wirtin bezeichnet werden, mit einem Begriff also, der gewöhnlich für den Ehemann und gelegentlich auch für die Ehefrau benutzt wurde.263 Es gab allerdings auch andere Fälle, in denen neue Hauseigentümer die bisherigen Bewohner eines Hauses so schnell wie möglich loswerden wollten. Nachdem Ulrich von Eyczing in einem Gerichtsverfahren vor dem König drei Hausteile in der Nähe der Salvatorkirche (Ottenhaimkirche) im alten Rathaus gegen Barbara Hölczlin von Eistorff und Elisabeth, Ehefrau des Jan Busko, erstritten hatte,264 erhielt er einen Brief von seinem Verwalter in der Stadt mit der Mitteilung, dass er nunmehr berechtigt sei, jemant in demselben haus, der im nicht fueglich sei, heraus zu tun oder im urlaub zu geben.265 Gesagt, getan  : Drei Tage später schrieb der neue Eigentümer dem Stadtrat und bat, als Grundherrn die Hölczlin zur Räumung der von ihr besetzten Gemächer zu veranlassen, da er »an der Gewere« geschrieben sei, das heißt, dass er als rechtmäßiger Eigentümer in das Grundbuch eingetragen worden sei und die Stadtsteuer ordnungsgemäß bezahl habe.266 Zwei Wochen später schickte Ulrich von Eyczing seine eigenen Leute, um die unliebsame Bewohnerin, die selbst von Adel war und sich deshalb dem Stadtgericht nicht beugen wollte, zur Räumung des Hauses 259 Stadtbücher 777. 260 Stadtbücher 790. 261 Stadtbücher 923. 262 Stadtbücher 3035 (1420). 263 Zur Ehefrau als wirtin vgl. Stadtbücher Nr. 277 (ich Dorothe, Hannsen des Hawsoldes wirtin). Zum Vermieter als wirt vgl. neben den obigen Belegen auch Stadtbücher Nr. 1105. Zur wirtin als Vermieterin vgl. ebd. Nr. 2740 (1419). 264 QGSW 2/2 Nr. 3270 und 3314 (19. August 1448 und 21. Juli 1449). 265 QGSW 2/2 Nr. 3316 (24. Juli 1449). 266 QGSW 2/2 Nr. 3317 (27. Juli 1449).

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zu zwingen.267 Über die Haltung der Bewohner der Adelshäuser, die rechtliche Immunität für sich in Anspruch nahmen, hatte sich die Stadt bereits 1441 beim König beschwert und festgestellt  : So reitent ettlich hier in den Herrn Heuser aus und ein und trostent sich, ewr Statgericht hab darein nicht zu greyffen. … So wurde vil Ubels daraus gen und nyement sicher sein.268 Nicht nur Vertrauen und Zuneigung bestimmte auch den Fall der E ­ lisabeth, Witwe des Ulrich Sel. Der Wiener Bürger Peter Engelhartstetter, der im Widmerviertel in der Steindelgasse 6 wohnhaft war, hatte die vermutlich ältere Dame in seinem Haus aufgenommen und gepflegt. Nach ihrem Tod legte Peter nun allerdings ein Testament vor, das Elisabeth angeblich zu seinen Gunsten angefertigt hatte. Die Verwandten der Elisabeth bezeichneten dieses ­Testament als ungeordents und frömbds geschäfft und klagten dagegen. Einige Wochen später erging ein zweites Schreiben des Königs in der Sache, weil die Familie Engelhartstetter die Güter der Elisabeth angeblich bereits an sich genommen hatten.269 Wie der Streitfall ausging, ist nicht überliefert. Er zeigt jedoch, dass Erbschaftsangelegenheiten auch im 15. Jahrhundert häufig strittig waren. In der Ordnung der Tischlergesellen aus dem Jahr 1495 wurde festgelegt, dass ein Geselle, der sich in ains vater haus gegen vater oder muter oder ir inwoner unzùchtigclichen halten würde, bestraft werden sollte.270 Im bereits zitierten Steuer­ vorschlag von 1526 wurden die Bürger aufgefordert, die Inwohner, die sie in ihre Häuser aufgenommen hatten, bekannt zu geben.271 Auch in diesen Fällen wurde also davon ausgegangen, dass Inwohner unter einem Dach mit Bürgerfamilien lebten. Zudem scheint der Steuervorschlag den rechtlichen Unterschied zwischen beiden Gruppen zu betonen  : Bürger als Hausbesitzer mit Bürgerrecht  ; Inwohner als Mieter ohne Bürgerrecht.272 Genauere Angaben zu den Wohnverhältnissen der Inwohner fehlen.273 Sie waren vermutlich ebenso vielfältig wie der soziale Hintergrund der Inwohner. Aus der Feuerstättenliste 1448 wird lediglich die Anzahl der Inwohner pro Liegenschaft oder Parzelle angegeben (Tab. 2 und Abb. 11).

267 QGSW 2/2 Nr. 3320 (4. August 1449). Im Jahr 1452 schließlich verkaufte Ulrich von Eyczing das Haus an Oswalt Reicholf. Vgl. QGSW 2/2 Nr. 3483. 268 Kollar 1762, Sp. 868. 269 QGSW 2/2 Nr. 3383 (20. Mai 1450) und 3387 (29. Juni 1450). 270 HWOB Nr. 316, S. 481. 271 Vgl. oben S. 46. 272 Vgl. dazu oben S. 49. 273 Vgl. dazu oben 44 ff.

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Abb. 11  : Anteil von Hauseigentümern und Mietern im Widmerviertel innerhalb der Stadt­ mauern und in der Widmervorstadt.

Abbildung 11 und Tabelle 3 zeigen, dass die Anzahl der Inwohner pro Grundstücksparzelle erheblich schwankte. Während in der Stadt die Mehrzahl der Hauseigentümer eine oder mehrere Familien als Mieter hatte (34  : 95), war dies in der Vorstadt nicht der Fall. In der überwiegenden Anzahl der Häuser lebte dort nur der Hauseigentümer mit seiner Familie (168  : 107). Der Vergleich ergibt eine durchschnittliche Mieteranzahl von beinahe zwei pro Parzelle in der Stadt und einem Mieter in jeder zweiten Parzelle in der Vorstadt. Ein bis drei Mietparteien pro Parzelle waren sowohl in der Innenstadt als auch in der Vorstadt besonders häufig anzutreffen. Während jedoch in der Vorstadt die Parzellen mit einem Inwohner klar überwogen, lebten in der Stadt auch häufig drei Inwohner

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auf einer Parzelle. Parzellen mit einer großen Anzahl von Inwohnern finden sich fast ausschließlich in der Stadt. Dazu gehören Parzellen mit fünf und mehr Inwohnern. Einen besonderen Fall bildet das Haus von Friedrich Elsendorfer (Am Hof 9) mit 16 Inwohnern. Friedrich und Margret Elsendorfer hatten das Haus im Jahr 1444 für 500 Pfund erworben (Abb. 12). Laut Grundbucheintrag lag das Haus zwischen Fleischhof (Am Hof 10, Ecke Färbergasse, später befand sich hier das Bürgerliche Zeughaus, heute die Berufsfeuerwehr) und Kasten (Am Hof 9, Getreidespeicher, erstmals 1422 erwähnt) und grenzte auf der Rückseite an den Tiefen Graben.274 Auf dem Grundstück befanden sich ein Stall und ein Garten.275 Auf dem Plan von Bonifaz Wolmuet von 1547 sind Zeughaus (Zeugstadel) und Nasser Stadel (Löschwasserspeicher an der Stelle des Getreidekastens) zu sehen. Dazwischen befindet sich das Grundstück, das hundert Jahre zuvor der Familie Elsendorfer gehört hatte. Der Plan belegt einerseits die beachtliche Größe der Parzelle sowie die Ungenauigkeit des Wolmuet-Plans, auf dem Parzellenanzahl und -einteilung nicht den realen Gegebenheiten entsprachen. Anzahl Inwohner

Hausparzellen Stadt

Hausparzellen Vorstadt

Summe

0

34

168

202

1

38

 87

125

2

19

 11

 30

3

23

  5

 28

4

 4

  3

  7

5

 4

  1

  5

>5

 7

  0

  7

Durchschnitt

1,87

0,51

0,95

Tabelle 3  : Anzahl der Inwohner pro Hausparzelle in der Stadt und den Vorstädten.

274 Zu dieser Straße vgl. Perger 1991, S. 144. 275 Gewerbuch D 144r  : … gelegen am Hof mit dem vordern tail zenagst dem kassten und mit dem hindern tail zenagst dem Fleischhof und stosst auch mit ainer seitten mitsambt dem stall und garten dapey in den Teuffengraben. Als das von maister Steffan von Egenburg, lerer der heiligen schrifft, korherr dacz Sand Steffan, Ulreichen Kérner und Jacoben Réchwein, des vorgnanten Schrots seligen geschefftherren umb funfhundert pfund pfenig mit kauff an sy komen ist. Wohl um den Kauf zu finanzieren, nahmen die Käufer einige Tage später einen Kredit von 300 Pfund auf und setzten das Haus dafür als Sicherheit ein. Vgl. Satzbuch CD, fol. 114v.

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Abb. 12  : Plan des Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1547  : Ausschnitt von Am Hof bis Tiefer ­Graben. Die ehemalige Parzelle von Friedrich und Margret Elsendorfer ist rot umrahmt.

Die Reihenfolge der Häuser im Verzeichnis folgte einer fest umschriebenen Route durch das Viertel. Dieselbe Reihenfolge lag auch dem Steueranschlag von 1526 zugrunde. Das war für die Steuerdiener wichtig, denn nach Festsetzung der individuellen Steuerbelastung verteilten sie Steuerzettel an die Steuerpflichtigen. Bei der Verteilung dieser Zettel folgten sie der angegebenen Route durch das Stadtviertel, für das sie verantwortlich waren.276 Die Geschichte der späteren Hausnummerierung, die in Europas Städten in der Frühen Neuzeit einsetzt, hat möglicherweise eine ihrer Wurzeln in dieser topographischen Anordnung der Häuser und ihrer Bewohner zu steueradministrativen Zwecken.277 Hier zeigen sich zugleich die frühesten Bemühungen, die Häuser der Stadt identifizierbar zu machen. Dies geschah einerseits mithilfe von Hausnamen, die auch in Wien verbreitet waren,278 allerdings nicht mit der Regelmäßigkeit, wie

276 Baltzarek 1971, S. 142f. 277 Pronteau 1966, S. 61–69  ; Tantner 2007b, S. 7. 278 Kühnel 1976, S. 33. Zu Hausnamen in spätmittelalterlichen Städten vgl. Weber 2004  ; Signori 2013.

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dies seit dem 14. Jahrhundert beispielsweise in Köln der Fall war.279 Ihre ­Namen erhielten die Häuser meist nach Personen und Familien oder aufgrund ihrer Lage, wie die folgenden Beispiele aus der Mitte des 15. Jahrhunderts zeigen  : genant des Hölczeinpekchen haus, die Alt Kanzlei, des Straiher haus, der Redeundlin haus, Rotenkreuz, Weihenburg.280 In den Urkunden wurden diese Namen a­ llerdings ohne erkennbares System erwähnt, so dass es nicht möglich ist, das Verhältnis von Häusern mit zu Häusern ohne Namen zu quantifizieren. Für eine Zeit, in der Kommunikation über die Ferne hauptsächlich in Form von Briefen abgewickelt wurde, waren weitere Anhaltspunkte hilfreich und in den wachsenden Städten auch nötig.281 Einfach war die Sache, wenn ein Brief an den Bürgermeister und Rat der Stadt Wien gerichtet war. In diesem Fall genügte die Adressangabe »An den Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Wien« und jeder Bote fand den Weg ins städtische Rathaus. Größer war die Herausforderung, wenn ein Brief an eine Privatperson gerichtet war. Auf diese Schwierigkeit reagierte der bereits oben erwähnte Briefträger Johann Jordan im Jahr 1701 und verfasste ein Büchlein mit den Gassen und Häusern der Stadt.282 Im 15. Jahrhundert gab es noch kein Hilfsmittel dieser Art und dennoch gelangten Briefe an den richtigen Empfänger. Wie dies geschah, kann ein Überlieferungszufall gut veranschaulichen. Aus dem Jahr 1441 sind drei Briefe an Wiener Adressen im Wiener Stadt- und Landesarchiv erhalten. Zwei dieser Schreiben stammen von Bewohnern der Stadt Wien, die sich im königlichen Kriegsdienst einer Söldnertruppe angeschlossen hatten und sich in der soeben eroberten Stadt Fürstenfeld in der südöstlichen Steiermark befanden. Der dritte Brief wurde vom König selbst verfasst, der sich zu dieser Zeit in Graz aufhielt (Abb. 13).283 Den erste Brief schrieb Ulrich Cheschinger an seine Ehefrau in Wien und addressierte in auf folgende Weise  : Meiner lieben hausfraun Elsen in der Friedrichin von Darffen zuhaus pei denn Roren zu Wienn, da der Steffan Stainprechcr, gurtler, in ist, meiner lieben hausfraun.284 Sowohl Friedrich von Dorffen/Dorfner als auch die Standortbezeichnung (bei dem Badehaus) »Zu den Röhren« sind aus dem Verzeichnis der Haushalte von 1448 bekannt. In diesem Jahr war Friedrich allerdings bereits verstorben und als Hauseigentümerin wurde seine 279 Vogts 1966, S. 142–145 und S. 809–819 (Liste der überlieferten Hausnamen). 280 QGSW 2/2 Nr. 2505, 2597, 2737, 2962, 3174, 3548, 3549. Ein etwas älteres Beispiel ist Stadtbücher Nr. 2897 (1420)  : Zu der Raten Tür (»Zu der Roten Tür«). 281 Bérenger 2008. 282 Siehe oben S. 11 ff. 283 QGSW 2/2 Nr. 2815–2818. 284 QGSW 2/2 Nr. 2815 (Fürstenfeld, 14. August 1441).

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Abb. 13  : Drei Briefe aus dem Jahr 1441 von Ulrich Cheschinger und Chuncz Voller an ihre ­Ehefrauen und von König Friedrich III. an den Bürgermeister, den Richter und den Rat der Stadt Wien.

Witwe geführt (relicta Fridreichin von Dorffen). In seiner Adressierung nannte der Briefschreiber neben dem Hauseigentümer auch den Hausbewohner Stefan Steinbrecher.285 Vermutlich lebte also nicht die Familie Dorfner, sondern der Gürtler Michael Steinbrecher mit seiner Familie als Mieter in dem Haus. Den zweiten Brief schickte ein gewisser Chuncz Voller an seine Ehefrau. Die Adresse lautete  : Der erbern fraun Chuncz Vollerin an dem Fraunflechk zu ­Wien.286 Auch dieses Schreiben ging an eine Adresse im Widmerviertel, diesmal allerdings in der Vorstadt. Genannt werden weder Hauseigentümer noch Mieter, sondern eine Ortsbezeichnung. Beim Frauenflecken oder Fraueneck handelte es sich um eine Gegend in der Laimgrube, nicht weit von der Kirche St. Theobald am Abhang zum Wienfluss gelegen. Der Name nimmt Bezug 285 Eine solche Identifizierung war auch in anderen Quellen üblich  : In einem Testament aus dem Jahr 1419 (Stadtbücher 1419) wird zur Identifizierung einer Frau Rock auch ihr Vermieter genannt  : Item Rokchinn in des maister Kolman haws. 286 QGSW 2/2 Nr. 2816 (Fürstenfeld, 14. August 1441).

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auf die beiden Frauenhäuser, die sich hier befanden.287 Der dritte Brief wurde von König Friedrich III., dem die Briefe seiner beiden Soldaten in die Hände gefallen waren, von Graz nach Wien geschickt.288 Als Adresse genügte hier  : Den erbern weisen unsern lieben getrewn n dem Burgermaister, dem Richter und Rate ze Wienn. Gerichtet war der Brief an den amtierenden, aber nicht namentlich genannten Bürgermeister als Vertreter der Stadt, daher das n an Stelle des Namens des Bürgermeisters.289 Mit diesen mehr oder weniger umfangreichen Adressierungen fanden Briefboten ihren Weg zu den richtigen Empfängern in der Stadt Wien. Auf eine topographische Orientierung zielten auch die städtischen Häuserverzeichnisse und Steuerlisten ab. Sowohl das Verzeichnis der Haushalte von 1448 als auch der Steueranschlag von 1526 folgten derselben Ordnung (Abb. 14). Der Weg durch das Widmerviertel begann in der Färbergasse, umrundete den Judenplatz und kehrte über die Tuchlauben und den Hohen Markt zum Tiefen Graben zurück. Im Steueranschlag 1526 führte der weitere Weg über den Graben und seine Seitenstraßen zum Rossmarkt und der Kärntnerstraße. Dieser Teil fehlt im Verzeichnis von 1448. Anschließend wird in beiden Listen die Widmervorstadt behandelt, die 1448 und 1526 auf einer ähnlichen Route und in ähnlichem Umfang durchschritten wird. Dieser Ablauf hatte sich im Innenstadtbereich vermutlich nach der Vernichtung der jüdischen Gemeinde und der Übergabe der jüdischen Häuser an christliche Bürger nach 1421 herausgebildet. Die Route scheint auch nach 1526 für steuerliche und andere administrative Zwecke in Benutzung geblieben zu sein. Der Weg durch das Widmerviertel belegt nicht nur die Dauerhaftigkeit von eingespielten Routinen, sondern charakterisiert auch die Topographie des Viertels. Innerhalb der Stadtmauern berührt die Strecke alle bürgerlichen Wohnzonen. Die immer ähnliche Anordnung der Steuerzahler in den Steuerdokumenten erleichterte die Verwaltung der Steuereinhebung.290 Über die Praxis dieser Einhebung im 15. Jahrhundert ist wenig bekannt. Immerhin gibt es einige Indizien, die folgendes Vorgehen nahelegen  : Die neue ordentliche oder außerordentliche Steuer wurde im Stadtrat beschlossen und anschließend in den einzelnen Stadt287 Opll 1986, S. 52. 288 QGSW 2/2 Nr. 2818 (Graz, 16. August 1441). 289 Auf dem Siegelpapier befindet sich der Betreff des Briefs  : Von Kuntzen Voller und des Keschinger wegen die petz zu Furstenfeld sind etc. 290 Zu den ebenfalls nach Stadtvierteln getrennten und räumlich geordneten Steuerbüchern in Dortmund vgl. Fehse 2005, S. 21f.

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Abb. 14  : Der Weg der Steuereinnehmer im Steueranschlag von 1526 durch das Widmerviertel innerhalb der Stadtmauer. Der Weg bis zum Peilertor entspricht dem Verzeichnis der Haushalte von 1448.

vierteln verkündet und öffentlich angeschlagen.291 Entsprechend den Vorgaben wurden pauschale Steuerlasten für Bürger und Haushalte gefordert oder proportionale Vermögens- und Einkommensteuern. Diese beruhten bis ins ausgehende 16. Jahrhundert auf individueller Selbsteinschätzung.292 Wie nicht anders 291 Analoges Vorgehen ist auch bei der Bekanntmachung von Ordnungen zu beobachten  : Zum Beispiel dürften das Verbot der Weinmeister und die Ordnung des Getreidekaufs gemeinsam öffentlich verkündet worden sein, siehe HWOB Nr. 286 und 288, S. 437–441 (jeweils die dortigen Anmerkungen mit Verweis auf das Copeybuch). 292 Baltzarek 1971, S. 58 und 160.

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zu erwarten, war dieses Vorgehen gelegentlich Ursache von gegenseitigen Verdächtigungen, Denunziationen und Unfrieden unter den Steuerzahlern.293 Wer machte korrekte Angaben und wer entzog sich möglicherweise seinen Pflichten zum Mitleiden  ?294 Anläßlich der Erhebung einer außerordentlichen Steuer im Jahr 1442 hatte die Städtekurie auf dem Landtag von Krems folgendes Vorgehen beschlossen  : Da es in den Städten zahlreiche Bewohner gab, die ihr Einkommen durch ein Gewerbe erzielten, jedoch keine Immobilien besaßen, sollte eine Person bestimmt werden, um die Steuerhöhe für die Gewerbeeinnahmen festzusetzen, damit kainer für den andern wurd ubergriffen, sunder ain yeder nach seinen staten zu hilff kem.295 Anschaulich berichtet Michael Beheim von der angeheizten Stimmung in solchen Momenten  : Von des herczagen scheczung

Von der Schätzung des Herzogs

Niemen dem andern trawen kund, es wer frvnd, uater, muter vnd bruder, swester, weib oder kind, gesellen, kneht, dirn, hauss gesind, wann doch an kainer stete so klains nit wart gerete. Es war von stund an furgebraht und auch uerraten an der aht, ains sah daz ander an mit schell, reht alz dy teufel in der hell gingen sy gen ain ander, ye ains uerriet das ander.296

Niemand konnte dem anderen trauen, es wäre Freund, Vater, Mutter und Bruder, Schwester, Ehefrau oder Kind, Gesellen, Knecht, Magd, Hausgesinde, war doch an keinem Ort das Gerede allzu klein. Es wurden von da an Angaben gemacht und auch Mitbürger verraten in die Acht, jeder betrachtete den anderen mit Argwohn, genau wie die Teufel in der Hölle gingen sie gegeneinander vor, ein jeder verriet den anderen.

Die Steuereinhebung blieb auch in den folgenden Jahrzehnten eine schwierige Angelegenheit, die zu Beschwerden und Ärger führte.297 In mehreren Artikeln versuchte der Landesherr im Stadtrecht von 1516 dafür zu sorgen, dass jeder nach seinem vermugen ein gleich mitleiden trage oder aber Beschwerde einlegen konnte,

293 Zu Reformbemühungen bereits im 14. Jh. vgl. Brunner 1929, S. 84. Im Steuergutachten von 1526 wurde vorgeschlagen, dass jede Immobilientransaktion dem Steueramt mitgeteilt werden sollte. Vgl. Brunner 1929, S. 462. 294 Zur Geheimhaltung der Gewerbesteuern gegenüber dritten Personen, weil man »Beschwerden und Zwietracht unter den Bürgern befürchtete«, vgl. Baltzarek 1971, S. 72. 295 Kollar 1762, Sp. 1079. 296 Beheim 1843, S. 281. 297 Über multum murmur und disturbium (Gemurre und Unruhe) über eine neu ausgeschriebene Steuer der Stadt im Jahr 1408 berichtet Thomas Ebendorfer. Vgl. Ebendorfer 1967, S. 340.

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wenn ime mer als seinem nachbarn oder ainem andern burger in dem reichtumb, gewerb oder handwerch seines gleichen angeslagen worden wäre.298 Seit dem 15. Jahrhundert bemühten sich die Wiener Bürger in besonderen Fällen auch um eine Minderung der eigenen Steuerleistung. Dieser Weg wurde nachweislich bereits 1439 beschritten  – sogar mit Einschaltung des Königs. Im Frühjahr dieses Jahres beklagte sich die Witwe des Meister Christian bei St. Michael beim König, dass die Stadt Wien von ihr Steuern forderte von gut, das si nicht innhat. Im Auftrag des Königs erging in der Sache ein Brief an die Stadt mit der Aufforderung, die Witwe, die willig sei von dem, das si innhat, allweg gewöndleich steur zu geben, nicht weiter ungerecht zu beschweren.299 In den Steueranschlägen des Widmerviertels aus dem 16. Jahrhundert wurde mehreren Stadtbewohnern eine Minderung ihrer Steuer gewährt. Gründe dafür waren in der Regel Krankheit, Feuer oder Armut.300 Die konkrete Einhebung erfolgte zu festgesetzten Terminen, in der Regel nach dem Ende der Weinlese am 11. November,301 an denen die Steuerzahler ihre Steuerlast im Rathaus abzuliefern hatten.302 Anlässlich einer außerordentlichen Stadtsteuer im Jahr 1462 berichtet der anonyme Autor der Historia rerum Austriacarum darüber  : Und zu sölhem Gellt ist gesetzt warden in dem Ratthaws ein Truhen mit süben Slossen. Und sind aus dem Ratt zwen, aus den Genanten und der Gemain vier erwellt warden zu derselben truhen, die sölh Gelt von einem yeden sullen innemen und schütten in die Truhen und das wider aufgeben zw Nottürfft der Statt. Und zu der Truhen sind gewesen sechs Slüssel, der yeder ainen gehabt hatt, und den sübenten Slüssl hat gehabt der Purgermaister.303 Aus dieser Darstellung wird deutlich, dass das Steuergeld von bestellten Steuereinnehmern – in diesem Fall zwei Ratsmitgliedern, zwei Genannten und zwei Mitgliedern der restlichen Bürgergemeinde  – eingehoben wurde.304 Sie empfingen die einzelnen Steuerzahler im Rathaus und deponierten das abgelieferte Geld in einer Truhe, zu der beide neben dem Bürgermeister jeweils einen Schlüs-

298 Tomaschek 1879, S. 149f. (Steur und ansleg und Beswärung der steur). 299 QGSW 2/2 Nr. 2694. 300 Zur Steuerminderung in St. Gallen vgl. Schoch 1997, S. 137–140. 301 Brunner 1929, S. 87. 302 Zur Steuereinhebung vgl. allgemein ebd., S. 56–61. 303 Rauch 1794, S. 77. 304 Zu den innemer der statsteur und der Abrechnung mit dem Stadtrat im Jahr 1450 vgl. QGSW 2/2 Nr. 3353.

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sel hatten.305 Unterstützt wurden sie von Steuerknechten.306 Sicher annehmen können wir zudem, dass die Begleichung der Steuerschuld in einem Steuerbuch dokumentiert wurde. Die Übergabe der Stadtsteuer an den Stadtherren, vertreten meist durch den Hubmeister,307 erfolgte schließlich durch Beauftragte der Stadt. Im Jahr 1445 waren dies die beiden Stadtkämmerer Ulrich Kerner und Niklas Ernst, die am 6. April am Königshof die Steuer für die beiden vergangenen Jahre von Weihnachten 1443 bis Weihnachten 1444 übergaben. Bezahlt wurden allerdings nur 74 Pfund 58 Pfennige, die die Kämmerer gegen Quittung den kaiserlichen Beamten aushändigten.308 Der größte Teil der Stadtsteuer war offensichtlich bereits vor der Rechnungslegung durch Schuldverschreibungen und andere Zahlungsanwei­sun­gen verausgabt worden.309 Die Steueranschläge des 15.  Jahrhunderts sind wie erwähnt nicht erhalten. Die Erhebung der Stadtsteuer und die Höhe der Einnahmen wurden jedoch in den Kammeramtsrechnungen notiert. Im städtischen Rechnungsbuch des Jahres 1449 heißt es beispielsweise  : Innemen von den Stewrherren die gewöndlich steur, so hewr daz xlviiii. Jar gevallen ist von dem pfund viii d mit allem, so darauf gangen ist, und mit den pfanten, die sy uns an beraits gelts stat damit ubergeben habent, an die abpruch und betzalung der hofczedl, die hewr nicht abgeraitt ist, ut quitt. Facit vii m ccc lxxxvii t lx d.310 Die Stadtsteuer erbrachte in diesem Jahr also 7387 Pfund und 60 Pfennige. Inkludiert wurden auch die Pfandgegenstände, die von jenen Bewohnern übergeben wurden, die das Geld für die Steuer nicht aufbringen konnten.311 Der Satz der Stadtsteuer auf Vermögen und Gewerbeeinnahmen, allerdings ohne die zusätzlich erhobene Weinsteuer, betrug in diesem Jahr 8 Pfennige vom Pfund, das heißt 3,33 Prozent.312 Laut Steuerschätzung betrug das steuerpflichtige Vermögen der Wiener daher im Jahr 1449 insgesamt 222.617,5 305 306 307 308 309

Brunner 1929, S. 97. Ebd., S. 57. QGSW 2/2 Nr. 2917 (9. Mai 1443). QGSW 2/2 Nr. 3070. Vgl. z. B. QGSW 2/2 Nr. 3160 zum Jahr 1446  : Bezahlung von Schulden des Landesherrn durch Abzug von der Stadtsteuer. Ähnlich im Jahr 1451. Vgl. QGSW 2/2 Nr. 3436. Zur vorzeitigen Übergabe der Stadtsteuer vgl. QGSW 2/2 Nr. 2917 (1443). 310 WStLA Oberkammeramt B1/1, 1449, Band 10, fol. 11r. 311 Vgl. dazu S. 71 f. 312 Im Jahr 1445 hatte die Stadtsteuer einen Steuersatz von 4 Pfennigen vom Pfund (1,66 %). Die Einnahmen betrugen in diesem Jahr 5967,75 Pfund. Vgl. Kammeramtsrechnung 1445, fol. 18v. In Dortmund betrug die Vermögenssteuer um 1400 zwischen 0,35 und 5 Prozent. Vgl. Fehse 2005, S. 25–27.

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Pfund. Die Steuerquote schwankte aufgrund der unterschiedlichen finanziellen Bedürfnisse. Bei der Festsetzung einer außerordentlichen Steuer im Jahr 1442 boten Wien und die anderen Städte Österreichs beispielsweise eine Besteuerung ihrer Bewohner von 4 Pfennigen vom Pfund an (= 1,66 %).313 Die weiteren Verhandlungen führten jedoch dazu, dass sich die Stände auf Pauschalsummen verständigten. Der Anteil der Städte betrug 16.000 Gulden, wovon Wien 8000 Gulden übernahm.314 Beim damaligen Umrechnungskurs entsprach dies 7000 Pfund.315 Die außerordentliche Steuer war also etwa gleich hoch wie die jährliche Stadtsteuer. Der jährlichen Steuerpflicht konnte nicht jeder Bürger nachkommen. Bei finanziellen Engpässen gewährte die Stadt eine Stundung der Schulden und führte diese als Remanenzen in den Rechnungsbüchern.316 Es kam allerdings auch vor, dass Verwandte oder Freunde die Steuer für einen mittellosen Mitbürger übernahmen. So führte der Bürger Ulrich Völkl in einem Gerichtsverfahren 1452 beispielsweise an, dass er im Jahr 1447 die Steuer von 10 Pfund für ­seinen Schwiegervater gezahlt und nicht wiederbekommen habe.317 Im Jahr 1481 klagte dagegen Ursula Kremser gegen ihre Mutter und deren neuen Ehemann und beschuldigte sie, die väterlichen Güter vernachlässigt und ihre Steuern nicht bezahlt zu haben, so dass die Güter verödet wären und die steur, geltschult unnd anschleg sich angehäuft hätten. In ihrer Antwort behauptete die Mutter, es ginge die Tochter nichts an, wie sie mit ihren Häusern und Gütern handelte und ob sie stewr unnd ansleg bezalln oder nit.318 Steuern waren auch im 15. Jahrhundert ein Streitthema, zwischen den Bürgern allgemein und zwischen Familienmitgliedern im Besonderen. In der Kammeramtsrechnung des Jahres 1449 wurden Steuerrückstände aus den beiden vergangenen Jahren notiert. 30 Bürger, die ihre Steuern nicht bezahlen konnten, mussten der Stadt ein Pfand als Sicherheit übergeben.319 Die entsprechende Liste umfasst 30 Personen, davon 20 Männer und eine Witwe. Als Pfand übergaben die Schuldner vor allem Schüsseln, Becher und Schalen, die 313 314 315 316

Kollar 1762, Sp. 1088. Kollar 1762, Sp. 1111. Brunner 1929, S. 25. Baltzarek 1971, S. 291. Zu Steuerschulden vgl. auch Stadtbücher Nr. 3083 (1420)  : Konrad Ewigtrünkch schuldet bei seinem Tod einen halben Pfund Schatzsteuer. 317 Demelius 1980, S. 201  : Item derselb maister Hanns Himel wer im schuldig zehen phunt phing, die er den steuerherren für in het geben des sibenundvircigisten jars. 318 Ebd., S. 305. 319 Zur Übergabe von Pfändern bei Steuerschulden vgl. ebd., S. 293 und 346.

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aus Silber oder vergoldet waren und deren Wert geschätzt und ebenfalls notiert wurde.320 Durchschnittlich hatten die Pfänder einen Wert von circa 7 Pfund. Bei zwei Schuldnern musste sich die Stadt mit jeweils einem Rosenkranz (Paternoster) im Wert von einem Pfund zufriedengeben, während die Silberschüssel des Peter Kuglhactstetter auf 24 Pfund geschätzt wurde. Diese Summe überstieg das Jahresgehalt eines Trompeters in städtischen Diensten.321 Steuerschuldner und Pfand

Wert

Gegenstand Pfund

1

Item ain silbreine schussl von Petern Kuglhactstetter

xxiiii t d

Schüssel

2

Item Fridreich Arnolt kursner ain silberpecher

viii t d

Becher

3

Item Oswalt Reicholf i hefftl mit i gulden unngl

xv t d

Spange, Ungl

24 8 15

4

Item Peter Ebinger tuchscherer i silberpecher

iiii t d

Becher

4

5

Item Mertt Apphl goltsmid ain hefftl

viiii t d

Spange

9

6

Item Hanns Mawrperger munsser i galleine paternoster i t d

Paternoster

1

7

Item Niclas Oppler kramer ain silberpecher

iiii t d

Becher

4

8

Item Relicta Speiserin ain silbreine krewsl

ii t d

Harnisch

2

9

Item Peter Trawndorff ain unngl

lxxx d

Ungl

Anno xlviii 10

Item Jorg koler ain vergulten koph

xv t d

Krug

15

11

Item Albrecht Nürenberger i mundlaten pecher

xtd

Becher

10

12

Item Ulreich Fochter ain silberpecher

vi t d

Becher

6

13

Item Steffan Reuschl ain silberpecher

vtd

Becher

5

14

Item Jorg Waldner kursner ain silberpecher

iiii t d

Becher

4

15

Item Peter ungelter i pecher vergult

iiii t d

Becher

4

16

Item Leuppolt Partenwucher i pecher

xi s d

Becher

1,375

17

Item Neitperger sneider ain silbreine schal

ii t d

Schale

2

18

Item Hans Krewter fur des Stadler kinder ain silbergurtel auf ein rem

iii t d

Gürtel

3

19

Item Andre Straspurger ain fledreine kophl ain Gacalleine paternoster, ain pawm porten mit silber beslagen

viii t vi s d

Krug, Pater­ noster, Band

20

Item Linhart Lehenholczer ain knaw gurtl

vtd

Gürtel

21

Item Mathes Voburger ain plaben porten mit silber beslagen vergult und i roten porten

xii t d

Band

8,75 5 12

320 Kammeramtsrechnung 1449, fol. 4r–5r. Vgl. dazu auch die ähnlichen Angaben in Kammeramtsrechnung 1445, fol. 3v–6r. 321 Vgl. dazu unten Anm. 529.

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Steuerschuldner und Pfand

Wert

Gegenstand Pfund

22

Item Jost plattner ain silbergurtl

iiii t d

Gürtel

4

23

Item Hanns vom Graben kramer i silbergurtl

viii t d

Gürtel

8

24

Item Jorg Herl tar. i gralleine paternoster

itd

Paternoster

25

Item Jorg Schuchler i vergulten koph

xxv t d

Krug

26

Item Nider Hofer i mundlaten pecher

v t lx d

Becher

5 3,33

1 25

fol. 5r 27

Item Symon Semelrosth ain vergulte schal

iii t lxxx d

Schale

28

Item Hanns pair tuchpraitter ain pecher

iii t d

Becher

3

29

Item Hanns Hemerl ain porten mit silberbeslagen vergult und ain kugl

iiii t d

Band, Kapuzenmantel

4

30

Item Larentz Swab ain roten porten beslagen

vtd

Band

5

Summe

201,45

Tabelle 4  : Die wegen Steuerschulden hinterlegten Pfänder der Wiener Bürger in den Jahren 1448 und 1449.

Das Verzeichnis der Haushalte von 1448 ist nicht vollständig überliefert. Ein Vergleich mit dem Steueranschlag von 1526 zeigt, dass zwar die Widmer Vorstadt vollständig erfasst wurde, die Innenstadt dagegen nur etwa zur Hälfte. Alle Straßen ab dem Peilertor, die Graben und Tuchlauben voneinander abgrenzte, fehlen.322 Die Erklärung dafür liegt sehr wahrscheinlich im Verlust einiger Blätter aus der Lagenmitte. Der kodikologische Befund hatte ergeben, dass die Steuerliste aus einer Quaternio-Lage besteht.323 Nun endet Folio 5v topographisch kurz vor dem Peilertor, während Folio 6r nach zwei Personennamen mit der in der Vorstadt gelegenen Weidenstraße einsetzt. Diese beiden Folien bilden die Lagenmitte. Vermutlich bestand die Steuerliste ursprünglich aus einer umfangreicheren Lage, wobei einige Blätter aus der Lagenmitte verloren gingen. Die Aufbewahrung der Steuerliste erfolgte zunächst in gefalteter und nicht gebundener Form. Erst nachdem einige Folien zu einem unbekannten Zeitpunkt verloren gegangen waren, erfolgte die Bindung der übrig gebliebenen Lage, die zudem mit einem Einband versehen wurde. Die beiden auf Folio 6r oben ge322 Zum 1732 abgetragenen Peilertor, das auf römischen Fundamenten ruht und die südliche Grenze zwischen Römerstadt und mittelalterlicher Stadterweiterung markiert, vgl. Lichtenberger, 1977, S. 19 und 21  ; Perger 1991, S. 102. 323 Vgl. oben S. 18.

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nannten Personen (domus kunrat kleusl sneider pse  ; ibidem wenneich sein aidem) wohnten gemäß der Anordnung im Steueranschlag von 1526 Vor Widmerthor kurz vor der Weidenstraße (vgl. Anhang 4). Im Steueranschlag 1526 umfasst der Teil bis zum Peilertor 64 Folien (fol. 3– 67) und der Teil ab dem Peilertor bis zum Ende der Innenstadt 37 Folien (fol. 68–142). Dies deutet darauf hin, dass die Feuerstättenliste circa die Hälfte der Häuser und Haushalte im Widmerviertel innerhalb der Stadtmauern umfasst. Interessant ist die Veränderung der Wohnverhältnisse bis zum Peilertor zwischen 1448 und 1526. Während die Steuerliste hier 130 Hauseigentümer und 244 Mieter listet, waren es 78 Jahre später 142 Hauseigentümer und 179 Mieter. Insgesamt ging die Zahl der steuerpflichtigen Haushaltsvorstände von 374 auf 321 zurück. Bedeutet dies eine Verringerung der Bevölkerung Wiens in diesem Teil der Stadt  ? Da wir die demographischen Konsequenzen des sich verschiebenden Verhältnisses von Eigentümern zu Mietern nicht kennen, ist diese Frage kaum zu beantworten. Falls im Widmerviertel jenseits des Peilertors eine ähnliche Entwicklung stattgefunden hat, würde das bei 382 Haushalten im Jahr 1526 bedeuten, dass in diesem Teil des Stadtviertels 1448 bei einem hohen Anteil von Mietern circa 445 Haushalte gewohnt hätten. Geschätzt lebten im Widmerviertel im Jahr 1448 daher 1235 steuerpflichtige Haushalte – 819 in der Innenstadt und 416 in der Vorstadt. Bei einer von der Forschung häufig angenommenen Haushaltsgröße von fünf Personen wäre dies eine Bevölkerung im Widmerviertel von 6.175 Personen in steuerpflichtigen Haushalten.324 Da die Daten zu verwandten und nicht-verwandten Haushaltsangehörigen jedoch nicht nur in Wien fehlen, ist eine exakte Berechnung von mittelalterlichen Haushaltsgrößen nicht möglich. In der Feuerordnung von 1454 werden hausfraun, dienern und dienerinn als steuerpflichtig genannt, ihre Namen und Anzahl wurden jedoch nirgends protokolliert. Eine Berechnung der Gesamtbevölkerung auf Grundlage von Haushalten ist daher problematisch, soll hier jedoch als Orientierungspunkt dienen.325 In den bisherigen demographischen Studien zum mittelalterlichen Wien wird vermutet, dass im 15. Jahrhundert bei einer Gesamtzahl von 20.000 bis 25.000 Einwohnern 15.500 Bürger und Inwohner samt Familie in Wien lebten.326 Angenommen, die Bevölkerungszahl des Widmerviertels wich nicht stark von jener 324 Zur Problematik der Haushaltsgrößenberechnung vgl. Ammann 1956, S. 503f.; Wunder 1980, S. 32  ; Verscharen 1985, S. 20  ; Schoch 1997, S. 35–40  ; Zeindl 2009, S. 22–24. 325 Rödel 1990, S. 15–24. 326 Vgl. Anm. 190. Zu den Phantasiezahlen der mittelalterlichen Chronisten vgl. Schalk 1915, S. 338.

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der anderen Viertel ab, so würde eine Vervierfachung der Bevölkerungszahl des Widmerviertels von 6175 Personen eine Gesamtzahl von 24.700 Personen ergeben.327 Diese spekulativen Berechnungen haben nur einen begrenzten Wert. Sie belegen in unserem Fall, dass die Anwendung der üblichen Reduktionsfaktoren  – fünf Personen pro Haushalt  – zu Ergebnissen führt, die über den bisherigen Schätzungen liegen. Es erscheint wahrscheinlich, dass die Annahme von durchschnittlichen Haushaltsgrößen von fünf Personen zu hoch gegriffen ist. Insbesondere die Inwohner hatten möglicherweise kleinere Haushalte oder lebten alleine. Eigentümer

Inwohner

1448 bis Peilertor

130

244

1448 ab Peilertor

?

?

1448 Vorstadt

275

141

1448 Summe

?

?

1526 bis Peilertor

142

179

  321

1526 ab Peilertor

183

199

  382

1526 Innenstadt

Summe   374   445 (geschätzt)   416 1.235 (geschätzt)

  703

1526 Vorstadt bis Katerlucke

 84

 79

1526 Vorstadt ab Katerlucke

?

?

  147 (geschätzt)

409

457

1.013 (geschätzt)

1526 Vorstadt 1526 Summe

  163   310

Tabelle 5  : Hauseigentümer und Inwohner in der Stadt und den Vorstädten 1448 und 1526.

Problematisch an den Zahlen in Tabelle 5 ist der Rückgang der Vorstadthaushalte zwischen 1448 und 1526. Das Feuerstättenverzeichnis listet für 1448 in der Vorstadt 416 Haushalte auf 275 Parzellen. Bei einer Haushaltsgröße von fünf Personen wären dies 2.080 Personen. Nach der oben erwähnten Schätzung lebten zum selben Zeitpunkt in der Innenstadt 4.195 Personen in 819 steuerpflichtigen Haushalten. Dies entspricht einem Verhältnis der Haushaltszahlen von Innenstadt zu Vorstadt von 819  :416 (= circa 66  :34). Ein Drittel der Bevölkerung lebte somit in der Vorstadt – zumindest im Widmerviertel. Karl Schalk setzte in seiner Untersuchung zu den demographischen Verhältnissen in Wien die Verteilung der Wohnsitze der Genannten im Jahr 1475 in Innenstadt und Vorstadt mit 327 Zur Berechnung der Gesamtbevölkerung Hamburgs aufgrund von Angaben zu Haushaltsvorständen eines Kirchspiels vgl. Rödel 1990, S. 19.

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der allgemeinen Bevölkerungsverteilung gleich und kam so zu einer Verteilung von 83 Prozent in der Innenstadt und 17 Prozent in der Vorstadt.328 Vermutlich lag der Bevölkerungsanteil in der Vorstadt tatsächlich unter 34 Prozent, da der Anteil von armen und familienlosen Handwerkern und Tagelöhnern dort größer war als innerhalb der Stadtmauern. Die Wohnorte der Genannten bilden jedoch eine problematische Grundlage für eine Schätzung der Vorstadtbevölkerung und verfälschen das Ergebnis zugunsten der Innenstadt. Es bleibt jedoch das Problem, dass im Steueranschlag von 1526 nur noch 163 Haushalte in der Widmer Vorstadt erwähnt werden (Tabelle 3). Wie ist d ­ ieser starke Rückgang zu erklären  ? Verschiedene Erklärungsmöglichkeiten bieten sich an  : Feuer vernichtete im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts mehrmals Teile der Stadt. Besonders dramatisch waren die Auswirkungen eines Brandes im Jahr 1525.329 Schäden verursachte jedoch auch ein Feuer im Jahr 1512. Zumindest bezeugt dies der Bericht eines venezianischen Gesandten, den Marino Sanuto in seinen Diarii überliefert. Von Mai bis Juli hätte Feuer viele Städte in Österreich zerstört. Auch in Wien seien 300 Häuser betroffen gewesen. Der Schaden sei so groß gewesen, weil alle Häuser aus Holz gewesen seien (qual però tutte sono di legname).330 Diese Zahlenangaben sind nicht überprüfbar. Die Holzbauweise war in Wiens Innenstadt im 15. Jahrhundert nicht mehr üblich.331 Wie in anderen Städten nördlich der Alpen hatte eine Bauweise aus Fachwerk, Ziegel oder massivem Steinbau die feuergefährdete Holzbauweise ersetzt.332 In den Vorstädten könnten jedoch tatsächlich noch viele kleine Häuser und Buden aus Holz gestanden haben. Vielleicht führte dies zu einer Reduzierung der Vorstadtbevölkerung im Bereich der Widmer Vorstadt in den Jahren vor 1526. Naheliegender ist allerdings eine andere Möglichkeit  : Der Steueranschlag 1526 war ebenso lückenhaft wie die Feuerstättenliste 1448. Während in der Liste 1448 ein Teil der Innenstadt fehlte, enthält der Anschlag 1526 nicht die gesamte Vorstadt. Beide Verzeichnisse umfassen etwa zehn topographische Ein328 Schalk 1915, S. 343f. 329 Pils 1999, S. 180f. 330 Sanuto 1887, S. 13  : Che da mazo, zugno e luio è sta brusà in l’Austria di le cità zercha 200, qual però tutte sono di legname. […] Possa fo la prima, ch’è di uno episcopo, di caxe 600, Morbech tutto di caxe 300, San Ipolito cità grande come Trevixo tutta, Viena terra grossa da 300 caxe. Erwähnt bei Schalk 1915, S. 344. 331 Kühnel 1976, S. 29  ; Kühnel 1984, S. 38–41. Zu den soliden und gemauerten Häusern der Bürger in der Stadtbeschreibung des Aenea Silvius Piccolomini (Piccolomini 2009, S. 19), vgl. Opll 1995, S. 133–136, bes. S. 134. Zum Text vgl. Nuovo 1991. 332 Vogts 1966, S. 137–141.

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heiten in ähnlicher Reihenfolge. Mit der Katerlucke endet der Steueranschlag, doch das Verzeichnis der Haushalte enthält noch weitere Namen von Straßen und Siedlungskernen. Von den 416 Haushalten in der Liste von 1448 befanden sich 139 im Bereich bis zur Katerlucke und 244 Haushalte nach der Katerlucke. Der Anteil der Vorstadthaushalte bis zur Katerlucke ist allerdings etwas größer, da die Liste von 1448 erst mit der Weidenstraße einsetzt und Vor Widmerthor und Estuarium (Badestube) Egenburger Erben fehlen. Im ebenfalls nicht e­ dierten Steueranschlag von 1527, der in vielen Teilen weniger ausführlich ist als der Anschlag aus dem Jahr zuvor, werden jene Straßen und Siedlungskerne jedoch wieder genannt, größtenteils in der Reihenfolge von 1448.333 Wir können daher annehmen, dass die Bevölkerung in der Widmer Vorstadt im Jahr 1526 wesentlich mehr Personen und Parzellen umfasste als im Steueranschlag angegeben. Die Anzahl der Haushalte war vermutlich 90 Prozent höher als im Anschlag verzeichnet. Das wären dann nicht 163, sondern 310 Haushalte. Auf Grundlage der überlieferten Grundbücher der Stadt und einiger geistlicher Institutionen kam die Forschung zu der Einschätzung, dass es im 15. Jahrhundert in der Stadt rund 1300 und in der Vorstadt etwa 900 bewohnte Gebäude gegeben haben müsse.334 Nach dieser Schätzung standen beinahe 40 Prozent aller bewohnten Häuser in der Vorstadt. Damit stimmen die Verhältnisse im Widmerviertel ziemlich gut überein – mit (geschätzt) 819 (66 %) Häusern in der Stadt und 416 (34 %) in der Vorstadt. Allerdings waren die Häuser und Haushalte in der Innenstadt mit Sicherheit größer als in der Vorstadt. Zudem sind die adeligen Residenzen und die Kirchengebäude im Widmerviertel innerhalb der Stadtmauer, die in der Liste von 1448 nicht enthalten sind, ebenfalls nicht berücksichtigt. Deren Einbeziehung würde den Anteil der innerstädtischen Haushalte um einige Prozentpunkte erhöhen, vielleicht auf 70 Prozent. Der Vergleich der Steuerlisten legt nahe, dass Wien zwischen 1448 und 1526 einen Bevölkerungsrückgang von circa 18 Prozent erlebte. Dies setzt jedoch voraus, dass die Zahlen für das Widmerviertel korrekt und repräsentativ für die ganze Stadt sind. Beides ist zweifelhaft. Wir wissen zu wenig über sich verän­ dernde Haushaltsgrößen und demographische Verschiebungen zwischen den Stadtvierteln, um sichere Aussagen treffen zu können. In einer Bittschrift an König Maximilian beklagte sich die Stadt 1494 unter anderem, dass die Stadt aufgrund der Kriegswirren sehr gelitten habe und an sesshaften leuten und bur-

333 Siehe unten Anhang 2. 334 Perger 2001, S. 206.

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Bevölkerung und Organisation des Steuerwesens

geren abgenomen hat.335 Ob dies tatsächlich der Fall war oder nur als Argument für eine Verminderung der Stadtsteuer diente, ist ungewiss. Allerdings können wir wohl davon ausgehen, dass Wien in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts keinen auffallenden demographischen Zuwachs erlebte.336 Dies würde zudem der wirtschaftlichen Krise in weiten Teilen Europas im 15. Jahrhundert entsprechen,337 vor allem aber der demographischen Stagnation auch anderer sogenannter Transithandelsstädte.338 Erwiesen ist lediglich, dass die Bevölkerungszusammensetzung Wiens im späten Mittelalter raschen Wandlungen unterworfen war. In den sechs Jahren zwischen 1462 und 1470 erwarben beispielsweise 323 Personen das Bürgerrecht, im jährlichen Durchschnitt beinahe 54 Personen, die sich als Neubürger mit ihren Familien in Wien niederließen oder von Inwohnern zu Bürgern wurden.339 Von den Wiener Ratsbürgern des 15. Jahrhunderts war lediglich ein Drittel in Wien aufgewachsen. Teilweise gehörte diese Oberschicht dem Ritterstand und damit dem niederen Adel an, der seine Residenzen gewöhnlich außerhalb der Städte hatte.340 Das demographische Wachstum in Wien erfolgte wie in anderen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten auch hauptsächlich durch Zuzug.341 Diese große Mobilität der Bevölkerung stellt eine zusätzliche Schwierigkeit für den Versuch dar, die exakten Bevölkerungszahlen für Wien zu bestimmen. Insgesamt wird man jedoch vermuten dürfen, dass die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts in Wien keine Phase des demographischen Aufschwungs darstellte, möglicherweise sogar das Gegenteil.

335 Tomaschek 1879, S. 116. 336 Zum wirtschaftlichen Niedergang Wiens in dieser Zeit vgl. Lichtenberger 1977, S. 40f. 337 Rösener 2012. Zu den Auswirkungen der spätmittelalterlichen Krisen auf den Lübecker Immobilienmarkt vgl. Hammel 1988, S. 68 und 74f. 338 Fumasoli 2017, S. 262. 339 Schalk 1915, S. 332f. 340 Czeike 1950, S. 23. 341 Zum Thema vgl. einführend Schwinges 2002.

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Das Widmerviertel nahm im 13. Jahrhundert erkennbare Formen als eigenständiges Stadtviertel an.342 Erstmals graphisch dargestellt wurde es gemeinsam mit den anderen Stadtvierteln im Jahr 1730 auf dem Stadtplan des Kupferstechers Thomas Meßner und des Druckers Johannes Baptist Prasser (Abb. 15). Diese Karte aus dem frühen 18.  Jahrhundert macht Lage und Struktur des Viertels deutlich. Der Straßenverlauf in der Stadt entspricht in weiten Teilen noch den spätmittelalterlichen Verhältnissen. Die mittelalterliche Stadtmauer wich ­jedoch einer frühneuzeitlichen Befestigungsanlage mit ausladenden Basteien. Der Bereich vor der Stadtmauer, in dem sich bis zur ersten Türkenbelagerung 1529 die Vorstädte befanden, wurde eingeebnet und zu Verteidigungszwecken nicht bebaut. Seit dem Abriss der Stadtmauer befindet sich auf der ihr vorlagerten Fläche die Ringstraße, die den historischen Stadtkern umrundet. Baulich schloss die Vorstadt wohl unmittelbar an die Stadt an. Dafür sprechen schriftliche und archäologische Indizien  : Im Wiener Stadtbuch wurde im Jahr 1414 beispielsweise eine Gerichtsbevollmächtigung eingetragen. Streitgegenstand war die Hypothek (Satzdarlehen) auf einem Haus auf dem Graben vor Widmertor zu Wienn.343 Im Jahr 1438 befahl der Stadtrat den Abriss mehrerer Häuser und Gärten, die der stat und dem graben (vor dem Schottentor) zu nahent und zu irrung gelegen sind.344 Im Jahr 1449 hatte Sigmund Freithofl von der Stadt ein Haus auf dem Graben vor Widmertor gemietet und musste dafür jährlich 24 Pfennige, also 0,1 Pfund bezahlen.345 Im Jahr 1497 wechselte ein Haus seinen Besitzer, in der vörstat vor Widmer tör zu Wienn, auf dem statgrabn, nebn dem pierhaus, zu nagst der gassen, als man in die Weydenstraß geet, gegen Sannd Augustins gotshaus thurn über gelegen.346 Die Augustinerkirche lag innerhalb der Stadt nahe an der Stadtmauer, circa 200 Meter vom Widmertor entfernt. Die Verwendung des Turms dieser Kirche als Orientierungspunkt legt nahe, dass sich das betreffende Haus in unmittelbarer Nähe und Sichtkontakt zum Turm befand. Wir dürfen daher annehmen, dass die Weidenstraße und das in dieser Straße 342 Zum Stadtviertel als »lokale Basis der Lebenswelt« vgl. Jütte 1991, S. 237. Zum spätmittelalterlichen Stadtviertel als Forschungsgegenstand vgl. Rogge 1996. 343 Stadtbücher Nr. 2073. 344 QGSW 2/2 Nr. 2643  ; Csendes 1986, Nr. 56. 345 Kammeramtsrechnung 1449, fol. 19r. 346 QGSW 2/4 Nr. 5590.

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Abb. 15a  : Vierteleinteilung der Stadt Wien um 1730  : Widmerviertel in grün. Abb. 15b  : Ausschnitt aus der Karte mit dem Widmerviertel.

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Abb. 16  : Hans Lautensacks Langansicht Wiens mit den Vorstädten von 1558 (Ausschnitt). Zu sehen sind markante Gebäude der Stadt (Hofburg, St. Michael und die Augustinerkirche), die nach 1529 neu angelegte Vorstadt vor dem Widmertor und das unbebaute Glacis dazwischen.

gelegene Bierhaus sowie die angeführte Seitengasse wenige Meter vor der Stadtmauer lagen. Die Weidenstraße reichte zudem in die Kärntnervorstadt hinein,347 zumindest im Jahr 1399 befand sich in der Straße innerhalb der Widmervorstadt auch ein Ziegelstadel.348 Die Formulierung auf dem statgrabn scheint diese unmittelbare Nähe zur Befestigungsanlage zusätzlich zu bestätigen und steht möglicherweise im Zusammenhang mit Erdwällen gegen Feuerwaffen, die außerhalb der Stadtmauer angelegt worden waren. »Auf dem Stadtgraben« wäre in diesem Sinne also nicht im tiefergelegenen Stadtgraben, sondern auf einem höhergelegenen Erdwall vor dem eigentlichen Graben.349 Nach der Türkenbelagerung von 1529 begann der Ausbau Wiens zur neuzeitlichen Festungsstadt. Eine der ersten Maßnahmen war der Bau der Bastei vor dem Burgtor (Widmertor).350 1531 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Zur Vorbereitung des Terrains mussten die vermutlich nur noch in Resten und Fundamenten vorhandenen Häuser in der Vorstadt gänzlich abgebrochen werden.351 Da 347 348 349 350 351

Stadtbücher Nr. 171  : in der Weydenstrazz vor Kernertor ze Wien. Stadtbücher Nr. 457. Krause 2017, S. 147 und S149. Zum neuzeitlichen Burgtor vgl. Perger 1991, S. 32. Krause 2017, S. 151.

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Abb. 17  : Blick von der Innenstadt auf das Josefstädter Glacis. In der Bildmitte das Militär­geo­ graphische Institut. Ab 1872 wurde auf dem Glacis das Wiener Rathaus errichtet.

die frühneuzeitlichen Basteien circa 30 Meter über die ursprüngliche Stadtmauer hinausreichten, können diese Abrissmaßnahmen als ein weiteres Indiz dafür gelten, dass die Vorstadtbebauung nur wenige Meter vor der Stadtmauer begonnen hatte. Bis ins 19. Jahrhundert blieb das Glacis vor der Stadtmauer unbebaut. Die Breite des Glacis wurde 1531 mit 50 Klaftern (95 Meter) festgelegt und erweiterte sich im 17. Jahrhundert auf 200 Klafter (380 Meter).352 Das Widmerviertel war im späten Mittelalter ein heterogener Stadtteil.353 Im Nordosten auf dem Platz Am Hof befand sich das erste politische ­Zentrum der Herzöge und Stadtherren aus dem Haus der Babenberger.354 Im Laufe des 13.  Jahrhunderts wurde die Stadtburg an den westlichen Rand des Widmerviertels verlegt. Die ab dem zweiten Viertel des 13.  Jahrhunderts errichtete Burg bildet heute den architektonischen Kern der Wiener Hofburg.355 Nach der 352 Perger 1991, S. 52. 353 Zum Stadtviertel als Fokus sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Forschung vgl. Greving 1904  ; Herborn 1975. 354 Perger 1991, S. 11–13. 355 Schwarz 2015.

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Abb. 18  : Verzeichnis der Jahresmiete, die die Tuchhändler (Gewentlerin) im Jahr 1449 für ihre Verkaufsstände am Platz Am Hof an die Stadt bezahlten.

Verlagerung des politischen Zentrums wurde der Platz am Hof zu einem rege besuchten Marktplatz. In den Kammeramtsrechnungen aus dem Jahr 1449 notierte die Stadt ihre Einnahmen aus den Gewerbemieten. Demnach gab es in diesem Jahr auf dem Platz 14 Verkaufsstände von Kleinhändlern (kremen), die zwischen 0,25 und 2 Pfund Jahreszins an die Stadt bezahlten. Daneben stellten auf dem Platz 14 Tuchhändler (Gewentlerin) ihre Textilien und Kleidungsstücke zur Schau. Ihr Zins betrug jährlich 0,5 Pfund. Am Hof hatten auch drei Prühler (prühlerin) ihre Verkaufsstände, für die sie jeweils 0,75 Pfund bezahlten. Den höchsten Jahreszins von 4 Pfund bezahlten die Betreiber von vier Kochhütten, die für das leibliche Wohl der Marktbesucher sorgten.356 Insgesamt gab es am Hof im Jahr 1449 also dauerhaft über 30 Verkaufsbuden. Die große Bandbreite der Mieten deutet darauf hin, dass die Händler unterschiedlich hohe Einnahmen erzielten oder unterschiedlich große Verkaufsstände hatten. In der Nähe des ersten babenbergischen Herrschaftssitzes ließ sich die jüdische Gemeinde nieder. In den Jahren vor 1421 bewohnte die circa 700 Personen 356 Kammeramtsrechnung 1449, fol. 15r–16r. Zu den Verhältnissen im Jahr 1445 vgl. Kammeramtsrechnung 1445, fol. 15v–16v.

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umfassende Gemeinde die Straßen um den Judenplatz.357 Das jüdische Viertel war von den umliegenden christlichen Zonen durch Tore abgeschirmt. Auf Initiative Herzogs Albrecht V. wurde die jüdische Gemeinde 1410/21 vertrieben und ermordet.358 Etwa 70 Immobilien gelangten in den folgenden Jahren an christliche Eigentümer. Im Südosten berührte das Widmerviertel den Hohen Markt, das wirtschaftliche Zentrum der Stadt.359 Die westlich anschließenden Straßen um Tuchlauben und Graben waren ebenfalls Straßenzüge mit umfangreicher gewerblicher und kommerzieller Aktivität. Textilien, Waffen und Nahrungsmittel wie z. B. Brot spielten dabei eine wichtige Rolle. Im Süden reichte das Viertel bis zum Stephansplatz und wurde nach Westen hin von der Kärntnerstraße begrenzt. Im westlichen Bereich, nördlich und südlich der Burg des Stadtherrn an der Herrengasse entlang, hatten sich vorrangig adelige Familien niedergelassen.360 Auch zahlreiche Kirchen und Klöster befanden sich im Viertel  : Zu den monastischen Gemeinschaften zählten die Karmeliter am Hof, die Minoriten, die Klarissen und die Augustiner-Chorherren in der Dorotheerkirche. Die Kartäuser von Mauerbach hatten eine Niederlassung in den Tuchlauben. Weitere Kirchen waren die Peterskirche, die Kirche St. Michael sowie die Pankrazkapelle (Am Hof 3–4). Die Kirchen St. Theobald und St. Ulrich lagen in der Widmer Vorstadt, ebenso das Hospital St. Martin.361 Die Pfarrsprengel orientierten sich nicht an der administrativen Vierteleinteilung.362 Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts gab es in Wien die drei Pfarrkirchen St. Stephan, St. Michael und die Kirche des Schottenklosters. Die Hauptkirche St. Stephan war 1137 gegründet worden und war bis ins 13. Jahrhundert hinein die einzige städtische Pfarre.363 Zu dem großen Pfarrsprengel dieser Kirche gehörten auch einige Kapellen außerhalb der Stadt. Bei der Betreuung der Pfarrgemeinde wurde der Pfarrer von St. Stephan seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts von einer achtköpfigen Gemeinschaft von Priestern, der sogenannten 357 Zur Geschichte des Platzes und der Judenstadt vgl. Perger 1991, S. 71f. 358 Zur Wiener Gesera und ihrer Vorgeschichte vgl. Elbel/ Ziegler 2016. 359 Zum Hohen Markt vgl. Perger 1991, S. 66. 360 Ebd., S. 61. 361 Perger, 1989. Im Jahr 1401 macht Priester Ruprecht, der Kaplan von Sant Merten vor Widmertor ze Wien sein Testament. Vgl. Stadtbücher Nr. 647. Im Jahr 1416 war Hertneid Kaplan von St. Martin. Vgl. Stadtbücher Nr. 2352. 1420 war Thomas Haug der Pfarrer von St. Martin. Vgl. Ebd. Nr. 2925. 362 Zum Verhältnis von Stadtviertel und Pfarrgemeinde vgl. Jütte 991, S. 242. 363 Pohanka 1997.

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Churpriesterschaft, sowie weiteren Vikaren unterstützt.364 St. Stephans Status als landesfürstliche Stiftung und bürgerliche Pfarrkirche blieb das gesamte Mittelalter über erhalten.365 Innerhalb des städtischen Pfarrsprengels entstanden im Zuge der Siedlungsverdichtung zwei weitere Pfarren. St. Michael wurde im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts erstmals als parochialis ecclesia bezeichnet.366 Der Pfarrsprengel lag zwischen der Burg an der Stadtmauer und dem innerstädtischen Graben.367 Die Straßen des Widmerviertels zwischen Widmertor und Graben waren also Teil dieser Pfarre. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde die geistliche Zuständigkeit für den Hofstaat auf den Pfarrer der Burgkapelle übertragen. Die 1296 erstmals urkundlich erwähnte Kapelle befand sich im Südturm der Burg. Um 1400 wurde die Burgkapelle noch von den Priestern aus St. Michael gemeinsam mit dieser Pfarrkirche betreut.368 Die Vorstadt des Widmerviertels gehörte vermutlich vollständig zur Pfarre der Michaelerkirche. Die Pfarre der Schottenkirche berührte das Widmerviertel nur im Tiefen Graben. Die Michaelerkirche mit ihrem Friedhof war in mehrerlei Hinsicht sakrales Zentrum des Viertels.369 An über 20 Altären wurden zu verschiedenen Anlässen und Zeitpunkten Messen gefeiert, die zu einem beträchtlichen Teil von vermögenden Bürgern gestiftet worden waren.370 So bedachte etwa der Bürger Marx Godinger in seinem Testament acht Kirchen mit Legaten, darunter auch die größten Kirchen der Stadt, die zugleich die häufigsten Empfänger von Stiftungen waren. Seine Hauptstiftung gingen jedoch an St. Michael  : Während für St.  Stephan und die Zisterzienser jeweils ein Pfund und für das Bürgerspital sechs Pfund vorgesehen wurden, erhielt St. Michael über 73 Pfund. In dieser Kirche wollte Marx Godinger auch begraben werden.371 Diese Nähe zu St. Michael lässt vermuten, dass der Stifter innerhalb dieser Pfarre seinen Wohnsitz hatte.372 Die Pfarrgemeinde sorgte nicht nur mit Stiftungen von Jahrtagen und Seelenmessen, die zum Heil und zur Erlösung eines Verstorbenen aus dem Fe364 Weißensteiner 2010  ; Weinbergmair 2016. 365 Kohn 2006. 366 Weißensteiner 1988. 367 Ebd., S. 37. 368 Vgl. Stadtbücher Nr. 86 (Priester Peter Man, Pfarrer von St. Michael, Kaplan der Niklaskapelle in St. Michael und Vorsteher der Burgkapelle). 369 Zur Baugeschichte vgl. Perger, 1988c. 370 Ebd., S. 82–91. Zu einzelnen Messstiftungen seit dem 14. Jh. vgl. Weißensteiner 1988, S. 40f. 371 Stadtbücher Nr. 2386. 372 Zur Bestattung am Friedhof der eigenen Pfarre vgl. beispielsweise die Bestimmung im Testament des Erhard Hoffchirchner  : Item ich schaff, daz man mich erberleich bestatten sel bey meiner pharr dacz Sandt Stephan (Stadtbücher Nr. 579).

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gefeuer zelebriert wurden, für die eigene Pfarrkirche, sondern investierte auch in deren bauliche Erhaltung und in die Ausstattung des Kirchenraums. Besonders umfangreich war das Testament des Ulrich Glockengießer aus dem Jahr 1416  : Er vermachte der Kirche Geld für ein Glasfenster im neuen Chor, einen vergoldeten Becher, aus dem eine Monstranz gefertigt werden sollte, sowie eine neue Glocke mit einem Gewicht von acht Zentnern.373 Viele dieser Stiftungen waren auf Dauer angelegt. Zu diesem Zweck existierte in Wien das sogenannte Burgrecht.374 Es handelte sich dabei um ein »Geldgeschäft, bei dem der Geldgeber (Gläubiger) dem Geldnehmer (Schuldner) auf dessen Liegenschaft (Haus, Weingarten u. a.) eine gewisse Geldsumme zur Verfügung stellt und dafür von ihm als Vergütung eine laufende Rente erhält. Vom Satzdarlehen (Hypothek) unterschied sich das Burgrecht vor allem dadurch, dass es ›ewig‹ war, also weder vom Gläubiger noch vom Schuldner gekündigt werden konnte. Eine Möglichkeit der Ablöse bestand nur in der Form der Übertragung auf eine andere Liegenschaft.«375 Es handelte sich beim Burgrecht also um eine nicht ablösbare Reallast, die dauerhaft mit einem bestimmten Haus verbunden war. Die Höhe der Burgrechtsrente betrug meist zwischen 8 und 12,5 Prozent vom geliehenen Kapital. Für kirchliche und karitative Institutionen bot sie die Möglichkeit, Kapital anzulegen und dafür regelmäßige Renten zu beziehen, die Voraussetzung dafür, dass Messstiftungen und Jahrestage sowie die Krankenund Altenpflege dauerhaft durchgeführt werden konnten.376 Eine Änderung trat jedoch unter Rudolf IV. ein. Der Herzog hatte im Jahr 1360 gesetzlich angeordnet, dass Burgrechtsrenten durch die einmalige Zahlung eines achtfachen Jahres­ zinses abgelöst werden konnten.377 Der Rückkauf der Burgrechte ist in vielen Urkunden im 15. Jahrhundert dokumentiert.378 Damit hatte sich das Burgrecht dem Satzrecht angenähert. Diese zweite Darlehensform war eine zeitlich befristete Geldleihe, für die als Sicherheit ebenfalls Immobilien eingesetzt wurden. Trotz der Ablösbarkeit des 373 Stadtbücher Nr. 2355. 374 Czeike 1952/53. 375 Ebd., S. 115. 376 Zur wirtschaftlichen und sozialen Dimension des städtischen Immobilienmarktes vgl. Signori 2011b. 377 Czeike 1950, S. 30  ; Csendes 1986, Nr. 24. Rudolf IV. erließ dieses Gesetz auf für andere Städte in Österreich. Zu Krems vgl. QGSW 1/8 Nr. 15939 (20. August 1360). Diese Ablösbarkeit der »ewigen Renten« war auch von anderen Stadtregierungen im Reich verfügt worden. Vgl. Fehse 2005, S. 92f. (Dortmund 1346)  ; Hammel 1990, S. 115 (Lübeck 1276). 378 QGSW 2/2 Nr. 2927 (1443).

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Burgrechts waren jedoch auch in der Mitte des 15.  Jahrhunderts Immobilien häufig noch durch mehrere Burgrechtsrenten belastet.379 Die hohe Belastung des städtischen Immobilienbesitzes war allerdings auch in anderen Städten üblich.380 Ein Beispiel ist die Aufnahme einer Hypothek durch Kolman Wulderstorffer und seine Ehefrau Kathreyn. Sie versetzten im Jahr 1452 ihr Haus am Hohen Markt und erhielten dafür ein Darlehen von 126 Pfund. In dem Darlehensvertrag wurde allerdings darauf hingewiesen, dass das Haus bereits mehrfach mit Burgrechten belastet war  : Jährlich erhielt der Kirchenmeister von St. Michael 6 Pfund, um Seelgerät und Jahrtag für Leopold Prümer zelebrieren zu lassen, und drei Pfund für zwei weitere Jahrtage (für die verstorbenen Bürger Jörg Guttauer und Niklas Kreser). Das Haus war also dauerhaft mit Stiftungen zum Seelenheil von Personen belastet, mit denen der aktuelle Hauseigentümer gar nichts mehr zu tun hatte.381 Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gingen die Burg­ rechte zugunsten der Satzdarlehen deutlich zurück.382 Um alle diese Pflichten erfüllen zu können, war an der Kirche St. Michael eine ganze Reihe von Geistlichen beschäftigt. In seinem Testament aus dem Jahr 1407 bedachte beispielsweise ein Erblasser seinen Beichtvater in St. Michael, zwei andere Hilfspriester (Gesellpriester), den Pfarrer sowie den Frühmessherr (frümesser).383 Die Messstiftungen wurden in St. Michael wie auch an anderen Wiener Kirchen von Kaplänen abgehalten. Vom Personal in St. Michael sowie den Herausforderungen der Kirchenleitung erfahren wir einige Details aus einem Brief Aeneas Silvius Piccolominis aus dem Jahr 1444 an den kaiserlichen Kanzler Kaspar Schlick. In dem Schreiben verwendete sich Piccolomini für den Vikar von St. Michael, Priester Simon aus Meißen. Im Gegensatz zum rector der Kirche (gemeint ist wohl der Kirchenmeister), habe dieser Simon das Kirchen­ gebäude renoviert und sich um die kirchlichen Weingärten gekümmert. Von den 379 König Ladislaus erläuterte 1453 die von Rudolf  IV. eingeführte Burgrechtsablöse. Vgl. dazu Csen­des 1986, S. 232–234. 380 Die mittlere Belastung des Dortmunder Immobilienbesitzes betrug um 1400 54 Prozent vom Immobilienwert. Vgl. Fehse 2005, S. 118. 381 Satzbuch CD, fol. 61r [1453 IV 20]. Zur Bedeutung der Jahrtage vgl. Lentze 1950, S. 350–364. 382 Czeike 1952/53, S. 123. 383 Stadtbücher Nr. 1399. Zudem stiftete der Erblasser Heinrich Unbeschaiden 10 Pfund für das Kirchengebäude, 20 Pfund und zwei Kelche für den Chor sowie für den Fronleichnamsaltar. Zuletzt sollte jedes Jahr ein Pfund an die Kirche gezahlt werden, damit in 30 Seelenmessen regelmäßig des Verstorbenen gedacht werde. Aus dem Testament seiner Ehefrau Margarethe aus demselben Jahr wird deutlich, dass die beiden in einem Haus in der Laimgrube in der Widmervorstadt gelebt hatten. Margarethe hinterließ wie ihr Mann der Geistlichkeit von St. Michael einen Teil ihres Vermögens. Vgl. Stadtbücher Nr. 1413.

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Kircheneinnahmen gingen jährlich 80 Pfund an St. Stephan und die circa 40 verbleibenden Pfund an den Vikar, der davon jedoch vier Kapläne sowie drei weitere Kirchendiener (einen Chormeister, einen Kleriker und einen ­Prokurator) zu bezahlen und sich selbst zu ernähren habe. Für die Investitionen, die der Priester Simon in die Weingärten zu tätigen bereit sei, bitte Piccolomini Kanzler Schlick um eine dauerhafte Anstellung des genannten Vikars.384 Das Schreiben macht unter anderem deutlich, dass der Weinbau eine wichtige Einnahmequelle für die Kirche darstellte und dass der Pfarrer für die Einnahmen der Kirche und die Bezahlung des Kirchenpersonals verantwortlich war. Bis zum 16. Jahrhundert diente der Friedhof (Freithof ) St. Michael als die wichtigste Begräbnisstätte des Pfarrsprengels.385 Durch eine Mauer war dieser von Kohlmarkt, Michaelerplatz, Reitschulgasse und Habsburgergasse abgegrenzt.386 Auf dem Friedhof selbst standen ein Lindenbaum, ein Karner sowie mehrere Bildwerke. Er war gleichermaßen ein Ort der Trauer wie der Geselligkeit. Über die Grabsteine der Wiener Bewohner, die sich hier begraben ließen, ist so gut wie nichts bekannt. Nach der Auflösung des Friedhofs in der Frühen Neuzeit verschwanden auch die Grabsteine. Aus den Testamenten der Wiener Bürger wissen wir allerdings, dass sich die Menschen um ihr Begräbnis und gelegentlich auch um ihren Grabstein sorgten. Margarethe, die gemeinsam mit ihrem Mann Heinrich Unbeschaiden in der Widmervorstadt in der Laimgrube gewohnt hatte, bestimmte in ihrem Testament, dass über ihrem Grab am Friedhof St. Michael ein Steinbild der Barmherzigkeit stehen sollte, versehen mit dem Bildnis der heiligen Maria sowie des heiligen Thomas und des heiligen Bartholomäus.387 Vermutlich stand auf dem Friedhof von St. Michael und auf den anderen Wiener Friedhöfen neben Gräbern mit einfachen Kreuzen eine große Anzahl von steinernen Grabdenkmälern. Bereits am Rande des Friedhofs begann das gesellige und kommerzielle Stadtleben  : Entlang der Friedhofsmauern hatte Fleischhacker ihre Fleischbänke. Einige von ihnen zahlten regelmäßige Renten an St. Michael.388 Nicht nur einzelne Stifter hatten ihre Altäre in der Kirche. Daneben waren es mehrere Bruderschaften, die hier einen Altar und ein spirituelles Zentrum hat384 Ebd. Nr. 130 und 131. 385 1405 bestimmte Ulrich Pechrer 10 Pfund aus seinem Nachlass für sein Begräbnis und das Begräbnis seiner Eltern bei St. Michael. Vgl. Stadtbücher Nr. 1061. Zum Begräbnisrecht als Recht der Pfarre vgl. Lentze 1950, S. 334. 386 Zur Geschichte des Michaelerplatzes vgl. Krause 2007. 387 Stadtbücher Nr. 1413. 388 Perger 1988c, S. 93.

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ten. Neben den Handwerkerzünften der Musiker, Hauer und Bäckergesellen mit ihrer Liebfrauenbruderschaft war die Michaelerkirche auch Sitz einer Gottleichnamsbruderschaft oder Corpus-Christi-Bruderschaft, die allgemein zugänglich war. Sie wurde von den Bewohnern des Viertels mit Stiftungen bedacht389 und hatte unter anderem die vornehme Aufgabe, die jährliche Fronleichnamsprozession zu organisieren. Ihre Zechenmeister gehörten zur bürgerlichen Oberschicht und waren häufig auch Mitglieder des Stadtrates. Prominentestes Mitglied war seit etwa 1445 der spätere Kaiser Friedrich III.390 Friedrich hatte im Jahr 1445 zudem eine Stiftung zugunsten der Priester von St. Stephan und St. Michael eingerichtet  : Jährlich sollten die Priester der beiden Kirchen 54 Pfund aus der Stadtsteuer erhalten, damit sie mit dem Heiligen Sakrament in ihrem jeweiligen Pfarrsprengel in der Stadt und in der Vorstadt die Kranken besuchen konnten.391 Auch auf diese Weise wurde der spirituelle Zusammenhalt innerhalb der Pfarren gestärkt. Die Kirchengemeinde kam in St. Michael nicht nur zur Feier der H ­ eiligen Messe oder zu Festen des Kirchenjahres zusammen, sondern erlebte auf dem Vorplatz sowie auf dem Friedhof der Kirche auch Schauspiele religiösen I­ nhalts.392 In den Kirchenmeisteramtsrechnungen wurden die architektonischen Vorbereitungen dafür dokumentiert. So bezahlte der Kirchenmeister, der für die Verwaltung des Kirchenvermögens zuständig war, im Jahr 1433 den ­W iener Zimmerleuten einen Betrag für Holz und Laden zu der Pün (Bühne) auf dem Freithoff an Karfreitag […] davon zu zimmern.393 Vermutlich handelte es sich um ein Passionsspiel, wie es auch von der Fronleichnamsbruderschaft von St. Stephan organisiert ­wurde.394 Ähnliche Aufwendungen aus der Kasse des Kirchenmeisters von St. Michael folgten in den nächsten Jahren. Ihren Wohnsitz hatten diese Kirchenmeister vermutlich im Widmerviertel. Für Konrad von Waidhoven, Kirchenmeister im Jahr 1408, ist dies belegt  : In seinem Testament aus diesem Jahr überließ er einerseits seiner Kirche St. Michael einen Weingarten und die Außenstände aus seiner Kirchenmeistertätigkeit, andererseits vermachte er sein Wohnhaus in der Bräunerstraße (Preydenstrazz) und sein zweites Haus in der Laimgrube bei St. Theobald seiner Ehefrau. Begünstigt wurden in seinem Tes389 Stadtbücher Nr. 258  : … drew phunt phenning hincz Sandt Michel, ayn phunt in goczleichnams zech und die zway zu der chirchen und den herren. Vgl. auch ebd. Nr. 456 und 957. 390 Perger 1988b, S. 29. 391 QGSW 2/2 Nr. 3124 und 3125. 392 Opll 1998, S. 126. 393 Perger 1988b, S. 32. 394 HWOB Nr. 323, 491f. (mit Literaturhinweisen).

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tament zudem eine Dienerin und ein Knecht sowie zwei kranke Frauen, die in St. Martin lebten. Der Kirchenmeister war also ein gut situiertes Mitglied der Pfarrgemeinde  ; er verfügte über mehrere Häuser im Stadtviertel, übte das Kirchenmeisteramt auf eigene Rechnung und Risiko aus, beschäftigte Dienstpersonal und unterstützte karitative Einrichtungen in »seinem« Viertel.395 Zuletzt zeigte sich die Zugehörigkeit zum Kirchspiel St. Michael nicht nur durch Stiftungen und den Besuch der Messen und Schauspiele, sondern auch durch das Totengedenken und den damit verbundenen Eintrag in das Totenbuch von St. Michael. Solche Totenbücher wurden auch von anderen Kirchen in Wien und darüber hinaus geführt.396 Es handelte sich dabei um Totenkalen­ der (Nekrologe), in denen das Sterbedatum der Stifter eingetragen wurde, um ihrer am Jahrtag zu gedenken. Zusätzlich wurden in diesen Büchern auch Aufzeichnungen über Stiftungen, Einkünfte und ähnliches festgehalten.397 Das Totenbuch von St. Michael ist  – wie jene der anderen Wiener Kirchen  – nicht erhalten, doch belegen indirekte Zeugnisse seine ehemalige Existenz. Michael Höll und seine Ehefrau übertragen der Kirche beispielsweise im Jahr 1395 ein Pfund Pfennige (= 240 Pfennige), damit man si in das totenpuch schreib.398 Drei Jahre später hinterließ Tyna, die Witwe des Heinzmann an dem Kohlmarkt, dem Pfarrer von St. Michael und seinen drei Gesellpriestern vier Pfund, damit man sie in das Totenbuch schreibe und ihrer Seele gedenke.399 Vermutlich ließ sich ein beträchtlicher Teil der frommen Pfarrgemeinde in diesem Buch verewigen.400 Die Totenbücher waren damit ein sichtbares Zeichen der Verbundenheit der Stadtbewohner mit ihrem Stadtviertel und ihrem Kirchspiel. Die Verbundenheit mit dem eigenen Viertel zeigte sich auch sonst durch das Stiftungsverhalten.401 Die Bewohner der Stadt vermachten in ihren Testamenten den kirchlichen und karitativen Einrichtungen Geldbeträge, Messstiftungen etc. In und um Wien wurden mehr als 50 derartige Institutionen testamentarisch begünstigt. Dieser starken Streuung der Vermächtnisse steht andererseits eine Vorliebe für drei Einrichtungen gegenüber  : Die Stephanskirche, das Bürgerspital und 395 Stadtbücher 1508. 396 Fuchs 1910  ; Lentze 1950, S. 333. 397 Weinbergmair 2016, S. 105–107. 398 Stadtbücher Nr. 37. 399 Stadtbücher Nr. 343. Der Pfarrer von St. Michael und seine drei Gesellpriester werden auch in einem Testament aus dem Jahr 1417 bedacht. Vgl. Stadtbücher Nr. 2386. 400 Stadtbücher Nr. 468  : Ulrich Schneider, wohnhaft am Kohlmarkt, stiftet einen Jahrtag in St. Michael und bedenkt auch den Priester der Kirche. 401 Mark 1976, S. 95.

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die Klöster der Zisterzienser und Zisterzienserinnen in und um Wien – gleichsam als Inbegriff der drei Interessenssphären Hof, Stadt und Kloster.402 Dennoch zeigt das Stiftungsverhalten der Wiener Bürger auch eine starke Konzentration auf die eigene Pfarre und soziale Einrichtungen im eigenen Wohnviertel. Die Bewohner des Widmerviertels bildeten dabei keine Ausnahme  : Katharina, die Witwe des Hans Stigelmayr, lebte in einem Haus in der Laimgrube vor dem Widmertor und machte im November 1401 ihr Testament. Sie stiftete ihr Haus und ihr gesamtes Vermögen für eine »ewige Frühmesse«, die auf dem mittleren Altar zu Ehren der heiligen Helena in der Kirche St. Martin vor dem Widmertor abgehalten werden sollte. Ihren Weingarten übertrug sie der Fronleichnamsbruderschaft in der Kirche St. Michael zum eigenen Seelenheil und zum Seelenheil ihres verstorbenen Ehemannes, ihrer Vorfahren und aller Gläubigen.403 Das Totengedenken führte dazu, dass das ganze Jahr über Jahrtage und Seelenmessen für verstorbene Mitglieder der Pfarrgemeinde abgehalten wurden. Wie bereits erwähnt ließen sich die Bewohner des Widmerviertels in den Friedhöfen des Viertels begraben und kümmerten sich teilweise sogar selbst um ihre Grabsteine. Die Begräbnisse und Totenfeiern waren ebenfalls feierliche Anlässe, für die die Wiener Bürger in ihren Testamenten vorsorgten und häufig auch Beträge zwischen einem und vier Pfund vorsahen.404 Mit diesem Geld wurden Totengräber, Gedenkstein oder Holzkreuz und das Begräbnis bezahlt. Als Preyd Underkeuffin, die in der Widmervorstadt lebte, 1411 ihren Tod kommen sah, traf sie genaue Anweisungen für ihr Begräbnis  : Nach ihrem Tod sollten die Geistlichen von St. Michael in der Nacht eine Vigilie (Totenoffizium) singen und am Morgen ein Seelamt (Requiem) abhalten. Zusätzlich sollten sieben Seelenmessen und die üblichen Gottesdienste mit Glockengeläut stattfinden. An ihrem Todestag sollte jedes Jahr ein Jahrtag abgehalten werden.405 In der Pfarrkirche St. Michael traf sich auch der männliche Nachwuchs des Viertels, zumindest die Kinder und Jugendlichen aus jenen Familien, die ihre Kinder in eine lateinische Kirchenschule schicken wollten und konnten. Als der Stadtrat im Jahr 1446 eine Ordnung der Schule zu St. Stephan erließ, wurde unter anderem festgesetzt, dass es in der Stadt wie von alters her vier Schulen geben sollte. Jede dieser Schulen war mit einer kirchlichen oder karitativen Institution 402 Fröschl 2012, S. 8. 403 Stadtbücher Nr. 760. Derselbe Altar erhielt 1412 eine weitere wöchentliche Messstiftung. Vgl. Stadtbücher 1922. 404 Vgl. etwa Stadtbücher Nr. 777, 926, 944, 1023, 1210, 1338, 1707. 405 Stadtbücher Nr. 1793. Für ganz ähnliche Vorkehrungen für ein Begräbnis vgl. ebd. Nr. 2271 (1416). Zu den Begräbnisfeierlichkeiten im spätmittelalterlichen Wien vgl. Lentze 1950.

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verbunden  : St. Stephan, die Schottenkirche, das Bürgerspital und eben St. Michael.406 Eingeteilt wurde die Schule zu St. Stephan und wohl auch die anderen in drei Altersklassen, wobei die jüngsten Schüler zunächst lesen und schreiben sowie Latein lernen sollten. Im Widmerviertel hatten sich seit dem 14.  Jahrhundert auch adelige Familien niedergelassen. Entlang der Hochstraße (Herrengasse) zwischen Schottentor und Kärntnertor in Nachbarschaft der landesfürstlichen Hofburg entstand ein Quartier mit zahlreichen adeligen Häusern, die der städtischen Steuerpflicht nicht unterworfen waren. Die wachsende Zahl adeliger Häuser war der Stadt daher ein Dorn im Auge. Umstritten waren insbesondere die Umwandlungen eines bürgerlichen und steuerpflichtigen Hauses in ein steuerbefreites Haus. Zum Erwerb von bürgerlichen Häusern durch adelige Ritter und Herren kam es bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts407 – und nicht nur im Adelsviertel um die Hofburg  : Im August 1447 erwarb Kaspar, Herr von Weißkirchen und Burggraf von Eger, ein Haus in der Wiltwercherstraße (Wipplingerstraße) von Anna, Witwe von Niklas Zink, und erhielt dafür vom Stadtrat eine Befreiung von aller mitleidung von dem hause.408 Graf Johann von Schaunburg erwarb 1450 ein Haus außerhalb der Widem vor dem Kärntnertor, verpflichtete sich allerdings, mit der Stadt zu leiden und in diesem Vorstadthaus keinen Handel treiben zu lassen.409 Ein adeliger Status befreite also nicht in allen Fällen von der Stadtsteuer. Von der Konsequenz erfahren wir beispielsweise aus einem Steueranschlag aus dem Jahr 1543  : Herr Diego, rö. Kais. Maj. Edl Khnaben Hoffmaister, von seinen Haus bey der Himmporten, so vormals des Veit Andern gewesen, sagt es sei ein Herrn Haus und steurfrey, will nichts geben.410 Im Jahr 1550 einigte sich die Stadt mit Vertretern der drei oberen Stände darauf, dass alle Häuser steuerpflichtig sein sollten, die bisher der städtischen Gerichtsbarkeit unterworfen waren. Dagegen sollten die 120 zu diesem Zeitpunkt steuerbefreiten Häuser als Herrenhäuser oder Freihäuser auch in Zukunft keine Steuer bezahlen müssen.411 Es handelte sich dabei um 90 adelige und 30 geistliche Objekte. Trotz dieser Regelung nahm die Anzahl der steuerbefreiten Häuser von Adel, Hofbeamten und Klerus in den 406 Csendes 1986, S. 223–231. 407 QGSW 2/2 Nr. 3097 zum Jahr 1445  : Ulrich Würffel verkauft Hausteile an den edeln vessten ritter hern Fridrichen vom Graben. 408 QGSW 2/2 Nr. 3223. Zur Straße vgl. Perger 1991, S. 158f. 409 QGSW 2/2 Nr. 3417. 410 Baltzarek 1971, S. 41 Anm. 110. 411 Tomaschek 1879, S. 110ff.; Baltzarek 1971, S. 42  ; Winner 1957. Zum Zuzug des Adels ab dem 16. Jh. vgl. Perger 1990, S. 242.

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folgenden Jahrhunderten weiter zu und stieg auf 582 in der Mitte des 17. Jahrhunderts.412 Im Jahr 1448 war ihre Zahl noch weit geringer und lag vermutlich zwischen 70 und 100 Häusern. Im Vertrag über die Freihäuser aus dem Jahr 1550 wurden 30 steuerbefreite Häuser im Widmerviertel genannt. Ihre Lage konzentrierte sich vorrangig auf die Straßen zwischen Graben und Hofburg. Dieses Areal befand sich in unmittelbarer Nähe zum Landesfürsten. Der Aufbau des Herrenviertels südlich des Grabens führte zu einer Verdrängung älterer gewerblicher Niederlassungen. Darauf deuten die ursprünglichen Gassenbezeichnungen  : Der südliche Teil der Dorotheergasse erscheint in Urkunden bis zum 15. Jahrhundert als Färbergasse, Teile der Bräunerstraße hießen Radgasse, die nördliche Spiegelgasse war die Laderstraße und die Schenkenstraße hieß Mäntlerstraße.413 Eine klare räumliche Trennung zum Bürgerviertel auf der Höhe des Grabens fehlte. Kennzeichnend für das Adelsviertel waren große rechteckige Parzellen, die von einer Straßenfront bis zur Parallelstraße dahinter reichten. Die soziale Struktur der Wiener Stadtviertel war auch für die Militärorgani­ sation von Bedeutung. Im Jahr 1454 organisierte die Stadt beispielsweise ein Bürgeraufgebot zur Verteidigung der Stadt gegen einen die Gegend unsicher machenden Söldnerführer.414 Noch lag die militärische Sicherung der Stadt und des Landes in Händen der Bürger und Bewohner selbst.415 Da jedoch auch die kaiserlichen Truppen teilweise von professionellen Kriegsunternehmern geführt wurden, die in den von ihnen eroberten Gebieten Beute machen wollten, war der Unterschied zwischen Mitgliedern der städtischen Miliz und Kriegssöldnern vermutlich gar nicht so groß.416 Am 4. Mai 1446 befahl König Friedrich der Stadt, in möglichst großer Anzahl und in bester Ausrüstung ze rossen und zu fussen, mit deichselwegen, speis, püchsen, harnasch, armbrusten, hauen, schaufeln, krampen und allen andern notdurften am 8. Juni zu ihm nach Bruck an der Leitha 412 Baltzarek 1971, S. 43. 413 Lichtenberger 1977, S. 31. Zu diesen Straßen und ihren historischen Namen vgl. Perger 1991, S. 20, 27, 39 und 135. 414 Copeybuch, S. 9–11  ; Opll 1993a, S. 25f. 415 Entsprechend forderte König Friedrich IV. im Jahr 1444 die Stadt Wien auf, ihm ohne Verzug volkh, so viel sie aufbringen könne, in bester Ausrüstung zuzusenden, um seinen Feinden gegenübertreten zu können. Vgl. QGSW 2/2 Nr. 3036. Ähnlich Nr. 3099 zum Jahr 1445. So viele Leute wie möglich, mit harnasch, wer, wegen, pherdten und andern notdurfften sollten sich den kaiserlichen Truppen anschließen. 416 Zu den Herausforderungen des Lebens im Feld vgl. die Briefe von zwei Wienern im Kriegsdienst (QGSW 2/2 Nr. 2815–2818). Siehe dazu auch unten S. 64 f.

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zu kommen, um gegen die Ungarn zu ziehen.417 Im gleichen Jahr hatte die Stadt eingewilligt, 30 Söldner auszurüsten.418 In einem 1454, also im Jahr des oben genannten Bürgeraufgebotes veröffentlichten Aufruf ermahnte die Stadt ihre Bewohner, bereit zu sein, um zu Pferd, zu Fuß oder auf Wagen, geharnischt und gerüstet, mit der Stadt in den Krieg zu ziehen. Damit sich kein Bewohner dieser Pflicht entziehen konnte, wurden. jeder Hauseigentümer zusätzlich aufgefordert sicherzustellen, dass alle Personen, die er behaws oder beherbergt, sich ihren militärischen Aufgaben stellten.419 Das Verzeichnis liefert zudem Hinweise auf die unterschiedliche Einwohnerstruktur der Viertel. Das militärische Aufgebot enthielt zwei Abschnitte. Zunächst wurden 50 vermögende Bürger genannt, die ros vermugen, die also verpflichtet waren, Pferde zu stellen und als Reiter Dienst zu tun. Diese Elite des Bürgertums verteilte sich auf folgende Weise auf die Viertel  :420 Kärntnerviertel  : 14

Stubenviertel  : 23

Schottenviertel  : 6

Widmerviertel  : 11

Tabelle 6  : Anzahl der Bürger pro Stadtviertel, die aufgrund ihres Vermögens einen Reiter für das Bürgeraufgebot von 1454 leisten mussten.

Die bürgerliche Elite hatte ihre eigenen Siedlungsschwerpunkte. Die größte Anzahl vermögender Kaufleute und Hausbesitzer lebte im Stubenviertel, das traditionell als das Zentrum des kaufmännischen Lebens galt. Nur wenige Vertreter der bürgerlichen Elite hatten sich im Schottenviertel niedergelassen, da dieses Viertel vom Schottenkloster dominiert wurde und abseits der zentralen Marktplätze der Stadt lag. Räumlich und strukturell zwischen diesen beiden Vierteln lagen das Kärntner- und das Widmerviertel. In beiden Vierteln waren neben Handwerkern auch reiche Kaufleute und Bürger mit Immobilienbesitz präsent. 417 QGSW 2/2 Nr. 3153. 418 Kollar 1762, Sp. 1265. 419 Copeybuch, S. 12  : … das ir denn auff vnd bereitt seitt, zerossen vnd zefuessen vnd mit wegen, geharnascht, wolgeczeugt, so sterkist ir mugt, vnd mit sambt andern ziehet, dahin man ew vordern wirdet. … Es sol auch ein jeder wissen, wen er behaws oder beherbergt, des er den oder die wiss zu versprechen. 420 Copeybuch, S. 10. Die Gesamtzahl 54 ergibt sich daraus, dass vier berittene Bürger als Hauptleute das Fußvolk anführten und nicht zu den 50 gestellten Pferden gezählt wurden. Vgl. Schalk 1915, S. 309.

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Im Aufgebot von 1454 folgte auf die von Karl Schalk als Patrizier bezeichnete bürgerliche Spitzengruppe ein nach Vierteln gegliedertes Verzeichnis der Zünfte und der von ihnen zu stellenden Fußsoldaten  :421 Kärntnerviertel

17 Zünfte mit 174 Mann

Schottenviertel

12 Zünfte mit 154 Mann

Stubenviertel

10 Zünfte mit 218 Mann

Widmerviertel

16 Zünfte mit 204 Mann

Tabelle 7  : Verzeichnis der nach Stadtvierteln eingeteilten Zünfte und der von ihnen für das Bürgeraufgebot von 1454 zu stellenden Fußsoldaten.

Der Stadtrat hatte sein militärisches Aufgebot in purger und hantwercher unterteilt und die Handwerkerzünfte verpflichtet, 1000 Fußsoldaten zu stellen  : Von ersten, so ist beredt, das man volkch sol anslahen zu ainem vbrigen aufsein auf die hantwercher M. zefuessen, vnd darczu wegen, die sol man speisen von der Stat, vnd die solden.422 Nach der Aufgebotsliste wurden jedoch tatsächlich nur 750 Handwerker zum Militärdienst einberufen, möglicherweise weil nicht alle der circa 130 in der Stadt vorhandenen Zünfte beteiligt waren.423 Das Widmerviertel präsentiert sich dabei gemeinsam mit dem Kärntnerviertel als Stadtteil mit besonders vielen beteiligten Zünften. Falls die Anzahl der jeweils zu stellenden Fußsoldaten mit Größe, Ansehen und Reichtum der Zünfte zusammenhängt, ergibt sich erneut eine Spitzenposition des Stubenviertels. An zweiter Stelle folgt hier allerdings bereits das Widmerviertel, das daher als wichtiges Handwerkerviertel mit vielen und einflussreichen Gewerben gelten darf. Bereits im Jahr 1418 war das Widmerviertel ein Stadtteil mit wichtigen Marktplätzen und lebhaftem Gewerbeleben. In diesem Jahr stellte der Stadtrat ein städtisches Einkünfteverzeichnis (Gültenbuch) zusammen, in dem neben Mauten und Mieten auch gewerbliche Abgaben genannt wurden.424 Das Gültenbuch wurde in den folgenden Jahrzehnten immer wieder ergänzt und aktualisiert.425 In das Widmerviertel fallen dabei folgenden Abgaben  : 421 Ebd. 422 Copeybuch, S. 10. 423 Schalk 1915, S. 339. 424 Camesina 1854, S. 395–400 und 437–444 (Edition)  ; Brunner 1929, S. 65f. 425 Eine zeitliche Interpretation des Gültenbuch in seiner edierten Form ist problematisch, weil die späteren Ergänzungen und Veränderungen in der Edition nicht kenntlich gemacht wurden. Vgl. dazu ebd., S. 65.

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Bezeichnung

Anzahl

Moderne Bezeichnung

Vischmarkcht am Hof

Fischmarkt am Hof

Herring platz bey den Weissen Bridern

Heringsmarkt bei den Karmelitern (Am Hof )

Fleischpenkch am graben

Fleischbänke am Graben

Die fragnerinn vnd chrewttrerin am Graben

Verkaufsstände für Lebensmittel und Kräuter am Graben

Die protpenkch am graben

40

Brotbänke am Graben

Keserynn vnd hünerrin an sand peters freythof

Käse- und Hühnerhandel am Petersplatz

Metzengadem an dem newnmarkcht

Amtssitz des Metzenleihers am Neuen Markt426

Chremer an sand peters freythof

25

Krämer am Petersplatz (15 davon Frauen)

Gwentler·hütten am hof

29

Läden für Kleidung Am Hof

Chremen pey den weyssen bruedern

8

Krämer bei den Karmelitern (Am Hof )

Gwantthütten und Hawbhütten in dem Jarmarkch an dem Hof

Verkauf von Kleidung und Hüten am Jahrmarkt Am Hof

Kochhütten daselbs am Hof in dem lesen

Kochhütten während der Weinlese Am Hof

Tabelle 8  : Das städtische Einkünfteverzeichnis (Gültenbuch) von 1418 mit den gewerblichen Mieten im Widmerviertel.

Das Einnahmeverzeichnis belegt, dass sich das Widmerviertel am Beginn des 15.  Jahrhunderts durch ein reges Marktleben auszeichnete. Dreißig Jahre später hatte sich dies sicherlich nicht geändert, allerdings können die Zahlen des Gültenbuchs nicht einfach für die späteren Verhältnisse übernommen werden.427 Die bereits 1418 herausragenden Orte kommerzieller Tätigkeit im Viertel, nämlich Graben, Am Hof, Petersplatz und Neuer Markt, hatten ihre Bedeutung in den folgenden Jahrzehnten nicht verloren. Hinzu kamen der Judenplatz, aus dem die Juden 1420/21 vertrieben worden waren, die Tuchlauben mit den Tuchhändlern und Tuchschneidern sowie der Rossmarkt (zwischen Augustinerkloster und Kärntnertor) und der Schweinemarkt (Lobkowitzplatz). 426 Der Metzenleiher verlieh gegen Gebühr genormte und städtisch kontrollierte Messgefäße (Metzen = 42,28 Liter) an Getreide- und Mehlhändler. Das Haus am Neuen Markt neben dem Metzengadem verfügte über eine neue Mehlgrube, war also ebenfalls mit dem Mehlhandel verbunden. Vgl. QGSW 2/2 Nr. 3128 und 3130  ; Opll 1998, S. 144. 427 Vgl. oben Anm. 424.

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Die meisten dieser Plätze behielten ihre wirtschaftliche Bedeutung über das 15.  Jahrhundert hinaus. Wolfgang Schmelzl, Schulmeister des Schottenstifts, beschrieb beispielsweise den Petersfreithof in der Mitte des 16.  Jahrhunderts folgendermaßen  : Kham auff sanct Peters Freyrhthoff dar  ; Da steht ein altes Tempelhauss, / Ein Baum wechst zu dem Thurm heraus, Durch Wunderstuck gar wunderlich, / An dem gemewer ober sich. Da findt ainer auch, was (ihm) gefelt, / Dreyssig wägen mit ayer ich zelt, Desgleichen jung vnd alte Hüner, / Gänss, änten, gut fayst Kapauner, Der fand ich bei acht wägen vol, / Was man zur notturft haben soll, Von rüben Krehn, Kraut, petersil, / Salat das ganz jar findt man vil, all Ding ist in eim rechten Khauff  !428

Wie schon zu Beginn des 15.  Jahrhunderts boten auf dem Petersplatz auch hundert Jahre später vor allem Lebensmittelhändler und -händlerinnen ihre Waren an. Daneben befanden sich in den Häusern am Platz Werkstätten, die verschiedenen Gewerben angehörten (Töpferei, Steinmetzhütte, Wachshaus).429 Beim Petersfreithof stand auch eine Metschenke, die Jakob Süß im Jahr 1419 testamentarisch seinen Kindern hinterließ.430 Das Sieden und der Ausschank des Mets, ein gegorener Trank aus Honig und Wasser mit leicht berauschender Wirkung, sollte zunächst die älteste Tochter übernehmen. Auch für seine Ehefrau und Mutter der genannten Kinder sollte Platz im Haus sein  ; sie sollte das obere kleine Stübchen und die benachbarte Kammer sowie die beiden Kammern gegenüber erhalten. Die Metschenke war also gleichzeitig Wirtshaus, Metsiedestätte mit Lagermöglichkeit im Keller und Wohnhaus der Familie. Die Architektur der Wiener Innenstadt war stark durch die kommerzielle Tätigkeit ihrer Bewohner geprägt. Dies zeigt sich im 14. und 15. Jahrhundert aufgrund der überlieferten schriftlichen und archäologischen Quellen besonders deutlich. Im Jahr 1411/12 beauftragte beispielsweise der Wiener Bürger Wolffhart der Schermiczer den Maurer Meister Heinrich von Muenichen und den Zimmermann Meister Thoman den Feuchter mit dem Bau von zwei Häusern beim Peilertor. Auf der Straßenseite der Häuser waren dreizehn Kramläden vorgesehen. Über diesen Läden befanden sich im Obergeschoss drei getä428 Perger 1991, S. 103. 429 Wiesinger 1876, S. 89. 430 Stadtbücher Nr. 2688.

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felte Stuben. Der Keller unter beiden Gebäuden ruhte auf sechs Pfeilern.431 Der Kaufmann und Bauherr Wolffhart der Schermiczer investierte offensichtlich in Immobilien, die er nur zum Teil selbst bewohnte und die durch die Vermietung einer stattlichen Anzahl von kleinen Läden Mieteinnahmen erbringen sollten.432 Viele Wiener Häuser dienten nicht nur als Wohnung, Werkstatt und Lager, sondern besaßen auch Verkaufsräume innerhalb der Gebäude oder ihrer Vorbauten, die als Verkaufsflächen genutzt wurden. Die Nutzung von Kellerräumen und Lauben zeigte sich in Wien besonders deutlich in den Tuchlauben, eine Straße im Widmerviertel zwischen Hohem Markt und Peilertor, in der vor allem Tuchhändler und Tuchschneider ansässig waren.433 Der Straßenname »Unter den Lauben« lässt sich erstmals 1293 nachweisen. Die Lauben ­bildeten ebenerdige Arkadengänge, von denen aus die sogenannten Gewandkeller zugänglich waren. Bereits Wilhelm Kisch erwähnte in seinem Werk über die Straßen und Plätze Wiens aus dem Jahr 1883 die Gewandkeller, Lauben und Laubenherren und bezeichnete die Gewandkeller als »unterirdische Verkaufslocale für Kleider«.434 Die »Unter den Lauben« lebenden Kaufleute waren eine Vereinigung von circa 30 Personen, die durch landesfürstliches Privileg das Monopol auf den Einzelhandel mit Tuch besaßen. Bis ins beginnende 16.  Jahrhundert wurden ihre Privilegien durch die Landesherren immer wieder bestätigt. Verbrieft wurde den Tuchhändlern unter anderem, dass die Ausübung des Gewerbes nur an einem Standort unter den Lauben ausgeübt werden durfte und dass das Laubenrecht nur durch Erbschaft oder Heirat, aber nicht durch Kauf weitergegeben werden konnte. Im Jahr 1441 verkaufte Hans Zingk, Pfleger von Purkersdorf, sein ererbtes Laubenrecht in Wien allerdings an Jorgen Kellner und seine Erben mit allen Rechten […] und auch mit aller Handlung, so mit Recht oder von Gewohnheit dazugehöret.435 Ein solcher Verkauf widersprach der erwähnten Privilegierung und blieb auch im 15. Jahrhundert umstritten. Die Bürger und Kaufleute zu Wien, die das laubenrecht habent und handelnt, beschwerten sich beispielsweise 1451 bei Friedrich III. darüber, dass zwei Wiener Bürger das Laubenrecht von ettlichen, 431 QGSW 2/1 Nr. 1902–1903  ; 2/2 1910. 432 Kühnel 1984, S. 41. 433 Perger 1991, S.  145 (mit genauer Lokalisierung zwischen Hohem Markt und Kleeblattgasse). Zur mittelalterlichen Laubenarchitektur vgl. Dimt 1984, S. 73–74. 434 Kisch 1883, S. 29f. 435 Wiener Stadt- und Landesarchiv/Archivbestände Bürgerspital-Urkunden 1264–1843, Nr. 577, 1441 VI 06.

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Abb. 19  : Ein Tuchhändler und sein Verkaufstisch vor einem Gewölbe, aus dem Mathematik-Lehrbuch des Heinrich Grammateus. Grammateus widmete sein Werk dem Wiener Ratsherrn Hans Tscherte, der 1512 ein Haus in den Tuchlauben erwarb.

die des gerechtikait vermainten ze haben, gekaufft hetten. Die Klage war erfolgreich und die Käufer mussten von ihrem Kauf zurücktreten.436 Die Laubenherren gehörten zu den reichsten Bürgern der Stadt und bekleideten häufig auch politische Ämter. Für das 14. Jahrhundert wurden 18 ratsbürgerliche Familien als Besitzer von 31 Gewandkellern ermittelt. Von diesen befanden sich 17 nachweislich in den Tuchlauben und weitere sechs in angrenzenden Straßen.437 Einer dieser Laubenherren, der auch dem Stadtrat angehörte, war Heinrich I. Chrannest (urkundlich nachweisbar 1288–1322), dessen Siegel folgende Umschrift trug  : s.hairlmanu.sartoris.d’.wiena.438 Auch im 15.  Jahrhundert waren mindestens zwölf Ratsherren zeitgleich Besitzer einer Tuch­laube.439 Aus den Wiener Grundbüchern geht zudem hervor, dass die Eigentümer der Gewandkeller in mehreren Fällen nicht zugleich die Eigentümer der Häuser 436 WStLA, Hauptarchiv Urkunden 1177–1526, Nr. 3443 bis, 1451 VII 17. 437 Sailer 1931, S. 59f. und S. 74f. 438 QGSW 2/1, S. 462 (Verzeichnis der Siegler). 439 Perger 1988a, S. 176–260.

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gewesen sind.440 Die Weitergabe der Ladenräume erfolgte also losgelöst von den Wohnimmobilien. Die Tuchlauben endeten am Peilertor am Beginn des Grabens. Dieser war der geographische Mittelpunkt des bürgerlichen Widmerviertels und verband gleichsam als Achse die innerstädtischen Teile des Viertels miteinander.441 Der Graben war auch einer der städtischen Sammelplätze im Krisenfall.442 So bestimmte etwa die Feuerordnung von 1458, dass sich die Bürger, Handwerker, Inwohner und ihre Knechte im Widmerviertel bei Ausbruch eines Feuers auf dem Graben um ihre Viertelhauptleute versammeln sollten. Die Aufforderung zur Versammlung wurde von den städtischen Trompetern verkündet.443 Vermutlich waren auch die Türmer beteiligt, die für St. Stephan beispielsweise seit 1444 nachweisbar sind. Erst seit 1522 existierte ein von der Stadt organisierter und bezahlter Feuerwachdienst, der aus vier »Feuerrufern« bestand.444 Die Versammlungsorte der anderen Stadtviertel waren das Lugeck (Stubenviertel), der Neue Markt (Kärntnerviertel) und Am Hof (Schottenviertel).445 Der Graben war auch gesellschaftlicher Mittelpunkt des Viertels. Hier ­hatten vermögende Bürger ihre Häuser, in denen sich die gesellschaftliche Elite traf und ihre Feste feierte.446 Selbst der Landesherr und die Stadtregierung nutzten die stattlichen Bürgerhäuser für ihre Feierlichkeiten und als Unterkunft.447 Ein belieb­ter Ort für gesellschaftliche Veranstaltungen waren die beiden Häuser am Graben Nr. 12 und 13 des Apothekers Vinzenz Hackenberger, die neben dem Haus des Stadtrates Konrad Rottinger lagen.448 In dem vornehmen Haus, in dem sich auch Hackenbergers Apotheke befand,449 trafen sich immer wieder illustre Gäste.450 So lud beispielsweise König Ladislaus 1456 zum Fastnachtstanz mit den fraun in dieses Haus. Im selben Jahr fand ein Tanz mit Frauen statt, zu dem Herzog Sigismund von Tirol anlässlich eines Turniers geladen hatte. Zwei Jahre später war es Kaiserin Eleonore, die einen Tanz mit den burgerin im Haus des Apothekers 440 Latzke 1934, S. 65. 441 Perger 1991, S. 54f. 442 Müller 1907, S. 715. 443 Kollar 1762, Sp. 1030. 444 Pils 1991, S. 179. 445 Tomaschek 1879, S. 91. 446 Müller 1907, S. 680–682. Auch Sitzungen des Rats fanden in den Bürgerhäusern statt. Das wird ersichtlich aus einem Verbot dieser Gewohnheit durch Friedrich III. im Jahr 1468. Vgl. ebd., S. 106. 447 Müller 1907, S. 684. 448 Pemmer 1956, S. 118  ; Harrer-Lucienfeld 1952-57, S. 63. 449 Schwarz 1917, S. 59ff.; Czeike 2010, S. 499–528. 450 Kühnel 1976, S. 40.

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veranstaltete. Die Kosten für diese Feierlichkeiten  – vor allem für Beleuchtung und Bewirtung (wein, weinsuppe, weinper, pherseich, semel, confect etc.) – trug die Stadt.451 Vinzenz Hackenberger besaß weitere Häuser in Wien, unter anderen ein Haus in der Widmervorstadt in der Nähe des Bierhauses in der Weidenstraße. Auf dem Graben stand auch einer der ältesten öffentlichen Brunnen der Stadt. Seine vier Zuflussrohre endeten in Löwenköpfen und an seiner Spitze war er mit einer Figur des heiligen Florian bekrönt.452 Über den Graben zogen auch die Fron­leichnamsprozessionen,453 die einen jährlichen Höhepunkt im kirchlichen Festkalender und in der städtischen Selbstdarstellung bildeten.454 Dies war Mitte des 15.  Jahrhunderts ebenso der Fall wie hundert Jahre später. Die kirchliche Grundlage dafür bildete ein Ablass, den Papst Bonifaz IX. im Jahr 1399 erlassen hatte  : Alle Personen, die Fronleichnams tag andechtigklich seind bei dem umbgang […], der zu allen kirchen und Clostern in der Stat Wienn an allen hochzeitlichen tegen des gantzen jars gegeben ist, sollten einen speziellen Ablass erhalten.455 Hinter Priestern und Mönchen, die die Reliquien trugen, marschierten die unterschiedlichen Handwerkszünfte und die Universitätsangehörigen. Die genaue Anordnung der Prozession war immer wieder strittig, insbesondere seit 1440 kam es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.456 Die Reihung der 61 Wiener Handwerkszünfte wurde 1463 in einer eigenen Fronleichnamsprozessionsordnung geregelt.457 Nicht zufällig ereignete sich die aus katholischer Sicht empörende Störung der feierlichen Prozession im Jahr 1549 auf dem Graben. Ein Bäckerlehrling stürzte sich auf den zelebrierenden Priester und schleuderte die Monstranz samt Hostie zu Boden. Dabei schrie er angeblich  : Das euch Gott schennt, was thut ir eurem Gott fir ain Er, auf das Ir inn also herumtragt in dem Koth.458 Dieser Skandal führte zur Hinrichtung des Übeltäters und wurde zum Symbol der konfessionellen Spannungen in der Stadt. Insgesamt waren diese Feste und Rituale ein fester Bestandteil des städtischen Lebens. Sie strukturierten das Kalenderjahr in zeitlicher Hinsicht und die Stadtgemeinschaft in sozialer Hinsicht.459 451 Brunner 1929, S. 264 mit Anm. 1. 452 Kühnel 1976, S. 33. 453 Goda 2014  ; HWOB, S. 113f. 454 Rubin 1992. 455 Goda 2014, S. 20. 456 Opll 1998, S. 126–131  ; Goda 2014, S. 41. 457 HWOB S. 114 und Nr. 358, S. 542. 458 Scheutz 2006, S. 181. 459 Opll 1998, S. 121–138. Zur Bedeutung von Zeremonien und Festen in der spätmittelalterlichen Stadt vgl. Hanawalt 2017.

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Soziales und berufliches Profil eines Stadtviertels

In der Feuerstättenliste von 1448 werden nur steuerpflichtige Bürger genannt. Adel, Klerus und andere steuerbefreite Gruppen bleiben unerwähnt. Auch die Bürgerschaft selbst war allerdings hierarchisch gegliedert. An ihrer Spitze stand der Stadtrat, der sich aus Bürgermeister und Stadtrichter sowie 18 Mitgliedern zusammensetzte.460 Bereits 1221 wurde diesem Gremium »die Verwaltung des Marktwesens und von allem, was der Stadt zu Nutzen und Ehre gereicht,« übertragen.461 Mehrmals in der Woche traf sich der Rat zu Sitzungen, bei denen jedes Mitglied stimmberechtigt war. An diesen Sitzungen nahm auch der vom Herzog ernannte und dessen Interessen vertretende Stadtanwalt teil, ebenso der Stadtschreiber, der das Protokoll führte. Der Stadtrat tagte seit dem frühen 14.  Jahrhundert im »Alten Rathaus«, einem Gebäudekomplex zwischen Salva­ torgasse und Wipplingerstraße, wobei die Häuser an der Wipplingerstraße erst nach Ermordung und Vertreibung der jüdischen Gemeinde baulich in das Rathaus integriert wurden.462 Nur vermögende Bürger waren Mitglieder des Stadtrates, denn die Ausübung des Amtes setzte  – wie bei politischen Funktionen im Mittelalter üblich  – einen erheblichen Zeitaufwand und damit Abkömmlichkeit vom eigenen Beruf voraus. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts dominierten im Rat Kaufleute und Erbbürger, die von den Renten ihres Grundbesitzes in der Stadt lebten.463 Damit im Stadtrat auch die breite Handwerkerschicht repräsentiert war, regelte der Landesherr am Ende des 14. Jahrhunderts die Mandatsvergabe neu  : Kaufleute, Erbbürger und Handwerker sollten jeweils sechs Ratssitze erhalten und so paritätisch im Rat vertreten sein. Eine solche Neuordnung des städtischen Rates fand zur selben Zeit auch in anderen Städten statt.464 Die Handwerker, die 80 Prozent der männlichen erwachsenen Bürgerschaft stellten, nahmen die ihnen zustehende Mandatsanzahl im 15. Jahrhundert jedoch nur selten wahr.465 Offen460 Zu den Bürgermeistern vgl. Aspernig/Czeike 1980. 461 Perger 2001, S. 212 (Zitat aus dem Stadtrechtsprivileg von 1221). 462 Brauneis 1972  ; Brauneis 1974. 463 Zur Bedeutung von Grundbesitz als »Vorbedingung« für innovatives wirtschaftliches Handel vgl. Hammel, 1990, S. 113. 464 Fehse 2005, S. 82  : Auch in Dortmund waren sechs von 18 Sitzen im Rat Handwerkern vorbehalten. 465 Perger 1983.

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sichtlich erschien vielen die Ausübung des politischen Mandates zu kostspielig. Das zeigte sich auch daran, dass nur Vertreter der wohlhabendsten Handwerkszweige wie Goldschmiede oder Fleischhauer im Rat aktiv wurden.466 Erst im Stadtrecht von 1526 wurde ausdrücklich vorgeschrieben, dass die Ratsmitglieder behaust burger sein mussten. Hausbesitz war vermutlich schon zuvor ein Kriterium für die Ratsfähigkeit gewesen, und viele Handwerksmeister besaßen eigene Häuser.467 Zur rechtlichen Voraussetzung für die Ratsfähigkeit wurde dies allerdings erst unter Erzherzog Ferdinand I.468 Das Verzeichnis von 1448 enthält 741 männliche Haushaltsvorstände.469 Von diesen hatten 30 Männer ein oder mehrere Jahre dem Stadtrat angehört, bei vier weiteren männlichen Personen ist das aufgrund einer möglichen Namensgleichheit nicht sicher. Alle diese 30 bis 34 Ratsmitglieder wohnten im Jahr 1448 im eigenen Haus, wie dies die Ratsordnung vorsah. Zusätzlich wurden in der Liste von 1448 zwei Häuser genannt, in denen Witwen von ehemaligen Ratsmitgliedern lebten. 12 bis 15 Haushaltsvorstände, die Mitglieder des Stadtrates gewesen waren, lebten im Jahr 1448 in der Vorstadt. Dies ist beinahe die Hälfte aller im Rat nachweisbaren Männer und deutet darauf hin, dass eine nicht unbeträchtliche Anzahl politischer Amtsträger in der Vorstadt lebte. Nur für vier von ihnen lässt sich ein Handwerk oder eine andere berufliche Tätigkeit nachweisen (zwei Weinhauer, ein Fassbinder, ein Trompeter). Auch unter den Ratsbürgern innerhalb der Stadt waren die Handwerker in der Minderzahl  : Unter den 18 oder 19 Ratsbürgern befanden sich zwei Kürschner und ein Messerschmied. In zwei weiteren Fällen sind Berufsbezeichnungen genannt, die auf hohe städtische Ämter verweisen  : Hans Ravensburger war städtischer Urteilsschreiber und Jakob Rothwein (Rechwein) war Anwalt in der Münze. Diese geringe Anzahl von Berufsnennungen kann teilweise darauf beruhen, dass Berufsangaben nicht vollständig eingetragen wurden. Allerdings bestätigt der Befund die oben erwähnte Vermutung, dass Handwerker des Widmerviertels – wie jene der anderen Viertel – auch in den mittleren Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts im Stadtrat unterrepräsentiert waren.470

466 Zum Stadtrat vgl. Perger 1988a  ; Perger 2001, S. 213f. 467 Zu Grundbesitz und politischer Partizipation vgl. Hammel 1990, S. 109–111. 468 Tomaschek 1879, S. 139  : Handwerker wurden nun auch wieder ausgeschlossen, denn die Ratsmitglieder sollen behauste Bürger sein, die sich allein der burgerlichen handlungen und nit handwerchtreibens betragen. 469 Zu den Witwen vgl. unten S. 130. 470 Zu den Ratsherren als Mitglieder der Oberschicht in St. Gallen vgl. Schoch 1997, S. 126–134.

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Die Kapitalkraft der Ratsmitglieder zeigt sich unter anderem in ihrer Teilnahme am städtischen Anleihenmarkt. Diese Anleihen waren seit dem 14. Jahrhundert zu einem wichtigen Finanzinstrument von Landesfürsten und Städten im Reich und darüber hinaus geworden und dienten der Kreditaufnahme bei den eigenen Bürgern oder bei Bürgern anderer Städte.471 Im Wien des 15. Jahrhunderts nahm die Stadt Anleihen besonders bei vermögenden Bürgerfamilien auf. Kredite zwischen Privatpersonen wurden in der Regel mit circa 5 Prozent ver­ zinst und konnten daher für die Gläubiger eine sinnvolle Investition darstellen. Es kam jedoch auch vor, dass das gewünschte Kapital nur durch eine Zwangsverpflichtung der Bürger aufgebracht werden konnte.472 Diese Zwangsanleihen wurden nicht verzinst. Zurückbezahlt wurden die Anleihen häufig mithilfe der Stadtsteuer oder mittels außerordentlicher Steuern,473 in der Regel nach einigen Jahren, manchmal aber auch erst nach Jahrzehnten.474 Im Jahr 1435 finanzierte die Stadt zwei Darlehen an Kaiser Sigismund, die dieser mit der Verpfändung von Silbergeschirr (silberassach) abgesichert hatte, mit einer solchen Anleihe.475 An diesen Anleihen waren 277 Wiener Bürger als Gläubiger beteiligt. Von den 30 bis 34 Mitgliedern des Rates, die 1448 im Widmerviertel lebten, zählten 14 bereits 1435 zu jener vermögensstarken Elite, die dem Kaiser Kredit gewährte.476 Der hohe Anteil an Anleihegläubigern unter den Ratsbürgern belegt, dass diese Gruppe zu den besonders vermögenden Gruppen in der Stadt gehörte.

471 Gilomen 2003. 472 König Albrecht II. beklagte sich im Juni 1438 beim Stadtrat von Wien darüber, dass die Wiener Bürger seiner Anleihe mit Widerstand begegneten  : … wie sich ettlich burger ze Wienn zu dem anlehen, das er jetzt begehrt habe, nicht wellen willigen, sunder da wider seczen. Da sie in dieser Sache bis jetzt nichts gethan haben, spricht er ihnen sein Missfallen aus und befiehlt ihnen, die Widerspenstigen zum Gehorsam zu bringen und zur Bezahlung des Anschlages zu verhalten. Vgl. QGStW 2/2 Nr. 2649. Zu der loblichen freud […] mit freudenfeuern und herrlichen processen in der stat, mit der in Wien die Krönung Albrechts V. zum römischen und böhmischen König gefeiert wurden, vgl. Brunner 1929, S. 262 mit Anm. 3  ; Opll 1993a, S. 16. 473 Zur Zurückzahlung der Anleihen von 1435 mittels der Stadtsteuer vgl. ebd., S. 11f. 474 Copeybuch, S. 166 (1458)  : Alle Gläubiger wurden dazu aufgefordert, ihre Schuldscheine (verschreibung und schuld), die auf die Könige Albrecht und Ladislaus ausgestellt worden waren, innerhalb einer bestimmten Frist vorzulegen. 475 Brunner 1929, S. 455–458  ; Opll 1993a, S. 9. Zur Bedeutung der Städte für Sigismunds Politik vgl. Heinig 1983, S.  106. Zu späteren Verhandlungen um die Auslösung vgl. QGSW 2/2 Nr. 2739–2741. Auch Friedrich III. benutzte den königlichen Schatz als Sicherstellung für Kredite. Vgl. Kollar 1762, Sp. 908–910 und 981. 476 Die zweite Anleihe diente vermutlich der Begleichung der Aufenthaltskosten in der Stadt. Vgl. Opll 1993a, S. 14.

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Eine weitere Anleihe, deren Gläubiger namentlich bekannt sind, erging im Jahr 1465/66.477 Aufgrund der langen Zeitspanne von 30 Jahren, die zwischen den Anleihen lag, gab es keine Schnittmenge zwischen den beteiligten Personen. Lediglich Matthias Wisler und der Hauer Hanns Welser waren bei beiden Anleihen involviert. Neben diesen beiden Personen waren bei der Geldaufnahme 1465/66 sieben weitere Männer beteiligt, die auch im Rat saßen und 1448 als Steuerzahler im Widmerviertel lebten. Von den 30 bis 34 Ratsbürgern im Widmerviertel im Jahr 1448 hatten also insgesamt 23 ihrer Stadt 1435 oder 1465/66 Geld geliehen. Die ältere, um 1400 geborene Generation von Ratsbürgern hatte sich 1435 engagiert, die jüngere, um 1430 geborene Generation im Jahr 1465/66. Die Ratsbürger bildeten eine vielfach miteinander vernetzte soziale ­Gruppe.478 Nicht zufällig hatten die Stadtherren in ihrer Ratswahlordnung von 1396 gefordert, dass in Zukunft im Rat nicht mehr Schwager, Schwiegersöhne, Brüder, Vettern, reiche Kaufleute, reiche Erbbürger oder reiche Handwerker zusammensitzen sollten.479 Beruflich dominierten unter den Ratsbürgern die Erbbürger,480 die von ihren Immobilienrenten lebten, sowie Kaufleute und Hausgenossen, die im Münzgeschäft tätig waren. Die bürgerliche Oberschicht war allerdings daneben auch teilweise im Dienst des Landesherren tätig, besaß Weingärten vor der Stadt oder verpachtete Kramläden und Fleischbänke.481 In der Liste von 1448 wurden allerdings nur Handwerksberufe genannt, so dass bei den meisten Ratsbürgern eine Berufsbezeichnung fehlte. Daneben gehörten auch Handwerksmeister aus den besonders ertragreichen und vornehmen Handwerkerzünften zum städtischen Rat. Dies waren zum Beispiel Goldschmiede, Fleischhauer, Apotheker und manche Krämer.482 Insgesamt bildeten die Ratsbürger eine mobile soziale Gruppe, die sich über Vermögen und sozialen Status definierte, aber nicht scharf von den Handwerkern getrennt war und sich durch die Aufnahme neuer Mitglieder permanent wandelte.483 Die soziale und wirtschaftliche Stellung der Ratsbürgerfamilien zeigt sich auch an deren Immobiliengeschäften und soll hier kurz anhand der Familie 477 Schalk 1910  ; Opll 1993a, S. 9f. 478 Zur gemeinsamen Teilnahme der Wiener bürgerlichen Elite an den Anleihen 1435 und 1465/66 vgl. Opll 1993a, S. 20f. 479 Csendes 1986, S. 199–200, hier 200  : Daz furbazzer icht mehr in dem rat beyeinander siczen sweher, aydem, gebrüder, vettern oder lötig kaufleutt oder lötig reich oder lötig erbpurger oder lötig hantwercher. 480 Zu den Erbbürgern vgl. Lichtenberger 1977, S. 35. 481 Ebd., S. 34f. 482 Zu den Berufen der Wiener Oberschicht vgl. Opll 1993a, S. 23f. 483 Lichtenberger 1977, S. 34.

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Auer (Awer) illustriert werden.484 Stephan Auer war Mitglied des Stadtrates und Spitalmeister des Wiener Bürgerspitals und gehörte damit zur städtischen Elite. 1440 erwarb er gemeinsam mit seiner Frau Margarethe für 150 Pfund ein Haus in den Tuchlauben. 1442 wurde das Haus wieder an die ehemalige Eigentümerin zurückverkauft, im selben Jahr kauften Stephan Auer und seine Frau für 300 Pfund ein Haus in der Kärntnerstraße. Zwei Jahre später verkauften sie auch dieses Haus wieder und erstanden stattdessen ein Haus am Graben für die stattliche Summe von 900 Pfund. Die Immobiliengeschäfte der Auer führten einerseits zu regen Geschäftsbeziehungen innerhalb des gehobenen Bürgertums, andererseits illustrieren sie den wirtschaftlichen Aufstieg Stephan Auers. Mit dem Haus am Graben hatte sich das Ehepaar inmitten von Kaufleuten und vermögenden Handwerksmeistern niedergelassen. Eine Hälfte des Hauses am Graben gelangte nach dem Tod der Margarethe an den gemeinsamen Sohn Andreas. Während die Immobiliengeschäfte des Vaters von Aufstieg und sozialer Verflechtung zeugen, offenbaren die Immobilien- und Finanzgeschäfte des Sohnes zwar ebenso die enge Kooperation innerhalb der bürgerlichen Elite, allerdings auch wirtschaftliche Engpässe und sozialen Nieder­ gang.485 1451 nahm Andreas Auer erstmals eine Hypothek von 200 Pfund auf und belastete damit seine Hälfte des Hauses am Graben. Eine zweite Hypothek folgte im Jahr 1454, diesmal war sein Vater Stephan der Gläubiger für 250 Pfund. 1455 überließ der Sohn seinem Vater das Haus für fünf Jahre und behielt sich lediglich die Nutzung eines Gewölbes vor. Dafür zahlte der Vater seinem Sohn eine jährliche Miete (Hofzins) von 20 Pfund. Zwei Jahre später wird die nächste Hypothek auf die Haushälfte gelegt, diesmal in Höhe von 100 Pfund. Weitere folgen in den nächsten Jahren. Insgesamt benötigte Andreas Auer in den 15 Jahren ab 1451 elf Darlehen. Als Sicherheit diente ihm die Haushälfte, die er von seiner Mutter geerbt hatte, die er jedoch seinem Vater gegen Mietzahlung überlassen musste. Andreas Auer scheint ständig in Geldnot und auf der Suche nach neuen Geldgebern gewesen zu sein. Seine Geldgeschäfte belegen allerdings auch, dass Immobilien als Kreditsicherung für den Wiener Finanzmarkt eine zentrale Bedeutung besaßen.486 Immobilien wurden nicht nur von Bürgern zur Kreditabsicherung oder Schuldenrückzahlung verwendet, sondern auch vom Landesherren  : Im Jahr 1441 übertrug König Friedrich III. seinem Gläubiger Ulrich von 484 Vgl. dazu Anhang 3. 485 Zu Immobiliengeschäften als Indikator für wirtschaftlichen Erfolg oder Misserfolg vgl. Hammel 1990, S. 118–121. 486 Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 243–244  ; Irsigler 2008.

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Eyczing mehrere Häuser in Wien, unter anderem das Haus im Widmerviertel auf sand Peters freithof hier zu Wien, das weilent Berchtolden von Manngen gewesen ist sowie den Stadl vor Schotten Tor gelegen, der Oswalden des Oberndorffer gewesen ist.487 Die hervorgehobene Stellung der Ratsmitglieder zeigte sich auch an ihrer Kleidung. Wie in anderen Städten des späten Mittelalters wurde auch in Wien die soziale Hierarchie durch eine Kleiderordnung gesetzlich normiert.488 Die einzige mittelalterliche Wiener Kleiderordnung ist allerdings nicht datiert und nur durch eine neuzeitliche Abschrift überliefert.489 Vermutlich stammt sie aus dem 15. Jahrhundert. Im ersten Artikel dieser Ordnung heißt es  : Ein jeder Bürger, welcher des Raths ist oder Rath wird oder des Raths gewesen ist, möge auf das höchste seine Kleidung mit Marder oder Zobel verbrämen, und auf dem Haupte einen Hut oder eine Haube mit Marder oder Zobel tragen dürfen. […] Auch soll er kein seidenes Gewand tragen, ausgenommen Seidenzeug zu Joppen und zu Ermeln.490 Im weiteren Text dienen vor allem die erwähnten Pelze und Seidenstoffe als Distinktionsmerkmale zwischen den sozialen Schichten. Diese Hierarchisierung der Bewohner Wiens orientierte sich nicht am Bürgerrecht, sondern an sozial-ständischen Kriterien.491 Die in der Kleiderordnung genannten Gruppen umfassen neben den Ratsbürgern die Erbbürger und Kaufleute, die Handwerker und als letzte Gruppe die Diener und Knechte, Bürgerdiener und Handwerkdiener (Gesellen).492 So war jeder Wiener war aufgrund seiner Kleidung sofort als Mitglied einer bestimmten sozialen Gruppe erkennbar – zumindest in der gesetzgeberischen Theorie. Doch zurück zur städtischen Verwaltung. Gewählt wurde der Stadtrat von den Genannten.493 Zu diesem Gremium zählten ursprünglich 100, seit 1340 200 Bürger, die über Vermögen und Ansehen verfügten und auch andere Ver­ waltungs­aufgaben übernahmen494  – beispielsweise als Beisitzer im städtischen Gericht oder als Zeugen bei wichtigen Rechtsgeschäften. Gemeinsam mit den Stadträten vertraten sie die Stadt auch auf Landtagen oder erfüllten diplomatische Aufgaben.495 Die Wahl zum Genannten erfolgte durch den Stadtrat und 487 Kollar 1762, Sp. 962. Zum Streit über die Wiener Häuser des Sigmund von Eyczing vgl. ebd., Sp. 973. 488 Bulst 1988. 489 Hampel-Kallbrunner 1962, S. 34–44 und 73–76 (Edition). 490 Ebd., S. 73. 491 Mitterauer 1976. 492 Zur »Ordnung der Frauen« vgl. Hampel-Kallbrunner 1962, S. 74–76. 493 Perger 1988a, S. 18 ff. 494 Zu Reichtum als Ausweis von Tüchtigkeit und Qualifikation vgl. Ellermeyer 1980b, S. 140. 495 Kollar 1762, Sp. 991 (Besuch des Landtages im Jahr 1441).

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auf Lebenszeit. Aus ihrem Kreis wählten die Genannten einen Ausschuss von 40 Mitgliedern, der den Stadtrat in besonders wichtigen Angelegenheiten beriet. Bis 1408 hieß dieser Ausschuss Äußerer Rat, ab diesem Zeitpunkt sprach man von den Genannten (im engeren Sinn). In einem Schreiben an den König aus dem Jahr 1443 definierte die Stadt Struktur und Funktion des Gremiums  : Gesaczt ist, das man sull haben cc man oder mehr, der getrewisten und der weisisten aus allen strassen und der namen sollen sein geschriben, und ob der ainn stirbt, so sol ein anderr ze hant mit gemainn Rat an desselben stat werden erwellt. […] Es sind auch die genanten sunderlich genadt, […] das sy alle iar ein Burgermaister und ainn Rat zu erwellen haben.496 Zudem wurde in diesem Brief festgehalten, dass alle wirtschaftlichen Transaktionen mit einem Wert von über 300 Pfund in Anwesenheit von zwei Genannten zu erfolgen hätten. Alle Stadtviertel waren gemeinsam mit ihren jeweiligen Vorstädten vertreten. Es sind allerdings nur wenige Genanntenlisten aus dem Mittelalter überliefert, so dass unsere Kenntnis der Mitglieder des Gremiums keineswegs vollständig ist. Eine solche Genanntenliste ist aus dem Jahr 1459 überliefert. Sie enthält 23 Personen, die auch im Verzeichnis 1448 enthalten sind. Von diesen 23 Genannten wohnten 21 in eigenen Häusern, lediglich zwei Genannte zur Miete. Diese starke Dominanz macht deutlich, dass auch in Wien Grundeigentum als Bedingung sozialen Handelns interpretiert werden kann. Zwar war der Besitz eines eigenen Hauses nicht rechtliche Voraussetzung für den Aufstieg in die politische, soziale und wirtschaftliche Elite der Stadt, doch scheint der Erwerb eines eigenen Hauses diesen Aufstieg in der Regel begleitet zu haben.497 Die Verteilung zwischen Innenstadt und Vorstadt war ziemlich ausgeglichen  : Zwölf Genannte lebten innerhalb der Stadtmauer, elf außerhalb. Viele der Genannten des Widmerviertels wurden auch in anderen Funktionen erwähnt. Zwischen der Erstellung der Steuerliste im Jahr 1448 und der Genanntenliste von 1459 liegen elf Jahre. Es ist aus diesem Grund wenig verwunderlich, dass nur 23 Genannte des Jahres 1459 im Verzeichnis von 1448 auftauchen. Die soziale Struktur Wiens war geprägt durch die städtische Wirtschaft. Im späten Mittelalter war Wien vorrangig eine Handels- und Handwerkerstadt.498 Die Residenzfunktion spielte noch nicht jene Rolle, die sie in späteren Jahrhunderten hatte. Auch die oben erwähnten politischen Amtsträger waren in der Regel im städtischen Wirtschaftsleben aktiv, zumeist als Kaufleute und gelegentlich 496 Kollar 1762, Sp. 1127. 497 Ellermeyer 1980a, S. 72. 498 HWOB, S. 17–39.

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auch als Handwerksmeister. Für die Wiener Sozialtopographie spielte die berufliche Struktur der Bürgerschaft eine wichtige Rolle. In allen mittelalterlichen Städten Europas lebten Personen einer bestimmten Berufsgruppe häufig auch örtlich zusammen. Das hatte einerseits mit der Ansiedlung an einem für ein Gewerbe vorteilhaften Ort zu tun – etwa die Fischer an der Donau – oder mit dem Sozialprestige eines Berufsstandes – etwa die Tuchhändler an den zentralen Marktplätzen einer Stadt.499 Dieses Prinzip galt auch für Wien. Dieses Zusammenleben der Berufsgenossen zeigt sich gelegentlich auch in den städtischen Urkunden. Die beiden Joppner (Mantelhersteller) Hanns Hamann und Hanns Kaltenstein gaben beispielsweise 1417 ein Leumundszeugnis für Kunz Weiss, ebenfalls Joppner. In dem kurzen Text beeideten die beiden Joppner, dass Kunz Weiss früher ihr Angestellter und bei ihnen wohnhaft gewesen sei. Er habe sich stets ehrenhaft verhalten, weshalb sie ihm ern, frunkchait und alles gut attestierten.500 Das Leumundszeugnis war vermutlich eine Voraussetzung dafür, dass Kunz Weiss die Handwerksmeisterwürde erlangen konnte. Der Text macht aber zudem deutlich, dass die zwei vermutlich nicht verwandten Joppner in einem Haus mit ihren Familien zusammenlebten und darüber hinaus auch noch Diener oder Gesellen beherbergten.501 Im Wiener Handwerksordnungsbuch wird die räumliche Dimension des Gewerbes zusätzlich betont, denn im Jahr 1447 beschloss der Stadtrat, dass die Joppner von nun an auch Nestelkittel machen dürften und diese Am Hof und vor der Stephanskirche auf dem Gewandmarkt auf der Brandstatt feilbieten sollten, wenn auch nicht anderswo.502 Das Zusammenleben war freiwillig, die Ausübung des Gewerbes im öffentlich Raum dagegen von der Stadt reguliert. Diese räumliche Nähe der Berufsgenossen erzeugte auch Interaktion, die über den täglichen Beruf hinausging. Dies wird in Urkunden und Testamenten ersichtlich, etwa wenn mehrere Vertreter eines Berufes gemeinsam Rechtshandlungen durchführten oder bezeugten. Ein typisches Beispiel hierfür ist ein am 16. April 1420 in das Stadtbuch eingetragener Text. An diesem Tag erschien Kunigunde vor dem Rat der Stadt. Sie war die Witwe des Bartholomäus Schuster und davor mit Nikolaus Schuster verheiratet gewesen. Vor dem Rat legte sie dar, dass alle ihre Kinder aus erster Ehe verstorben waren. Bezeugt wurde dies unter anderem durch einen gewissen Thomas, den Schuster.503 499 Zur Gewerbetopographie in St. Gallen vgl. Schoch 1997, S. 197–214. 500 Stadtbücher Nr. 2468. 501 Zu den Joppnern vgl. HWOB Nr. 234 und 248. 502 HWOB Nr. 248. 503 Stadtbücher Nr. 2961.

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Das Leben der Kunigunde war – das macht dieser kurze Eintrag ins Stadtbuch deutlich – geprägt von Schustern  : in ihren Ehen, ihren Rechtshandlungen und vermutlich auch in ihren sonstigen sozialen Kontakten. Das Verzeichnis der Haushalte von 1448 enthält zwar nur etwa bei einem Drittel der genannten Personen eine Berufsangabe, aber die Angaben erlauben dennoch einige Schlussfolgerungen. Zunächst zeigt sich, dass in einigen Häusern im Widmerviertel Personen mit unterschiedlichem beruflichen Tätigkeiten unter einem Dach lebten. Im Haus des Freisinger Trogler etwa wohnten als Mieter ein Schuster, ein Richterknecht, ein Hauer und eine Kohlenhändlerin. Peter Hirss Wurtzer hatte in sein Haus am Judenplatz ebenfalls Mieter mit unterschiedlichen Berufen aufgenommen. Während von zwei Witwen keine Angaben überliefert sind, arbeiteten die männlichen Mieter als Filzhutmacher, Tändler, Krämer, Fellschaber und Eisner. Wie diese Mietverhältnisse über Berufsgrenzen hinweg zustande kamen, ist nicht erkennbar. Wenn nicht die berufliche Zugehörigkeit den Ausschlag gegeben hatte, spielten vielleicht persönliche Beziehungen oder ökonomische Überlegungen eine Rolle. Es fehlt allerdings an Quellen, um die Eigentümlichkeiten des mittelalterlichen Wiener Mietmarktes wirklich zu verstehen. Insgesamt deutet die Analyse des Feuerstättenverzeichnisses darauf hin, dass in den großen Bürgerhäusern in der Innenstadt Mieter mit unterschiedlichen Berufen lebten, die ihren Beruf nicht alle in diesen Wohnhäusern ausübten.504 Das Leben als Mieter war daher von räumlicher Mobilität zwischen Wohnort und Arbeitsplatz geprägt.505 Diese Mobilität der Miet- und Arbeitsverhältnisse wurde auch dadurch gefördert, dass unterschiedliche Handwerksberufe in der Nutzung eines Hauses aufeinander folgten.506 Werkstätten konnten offensichtlich von verwandten Gewerben genutzt werden oder sie wurden für neue Anforderungen adaptiert. Es gab allerdings auch zahlreiche Häuser, in denen Personen mit ähnlichen Berufen unter einem Dach lebten. Das gilt beispielsweise für das Haus des Wentzlab, der Zimmermann war. Bei ihm wohnten ein Maurer, ein Steinmetz, ein weiterer Zimmermann sowie ein Schneider zur Miete. Bis auf den Schneider gehörten alle Hausgenossen dem Baugewerbe an. Ähnlich lag der Fall bei Erhart ­Peutler, der selbst wahrscheinlich als Beutler (lederverarbeitendes Gewerbe) tätig war und einen weiteren Beutler sowie einen Tändler in sein Haus aufgenommen hatte. Beispiele dieser Art gibt es viele  : Auch beim Kürschner Berchtold Eiermann lebte ein 504 Zur örtlichen Trennung von Haus und Produktion vgl. Mitterauer 1984, S. 29. 505 Schmidt/Dirlmeier 1998, S.  244. Zur (erzwungenen) Mobilität von Mietern in Dortmund vgl. Fehse 2005, S. 299–308. Zur Mobilität der Unterschichten in St. Gallen vgl. Schoch 1997, S. 263f. 506 Zu Dortmund mit Literatur zu anderen Städten vgl. Fehse 2005, S. 232–242.

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gewisser Hans Premer, dessen Beruf wir nicht kennen, sowie ein zweiter Kürschner namens Hans Langer. Im Haus des Hans Hintperger wohnten zwei Mieter, beide waren Steinmetze. Mehrere Krämer waren Mieter bei Andreas Nusner. Veit Hintzinger beherbergte zwei Spinnerinnen. Stephan Tenk war Kürschner, sein Mieter ebenfalls. Unter dem Dach des Hofschneiders Mathes Vogel lebte ein Tuchscherer. Von den Mietern, die bei Hans Gerss wohnten, waren drei als Gürtler ausgewiesen. Auch in einem Haus von Wernhart Fuchsberger waren drei Gürtler ansässig. Fünf Messerer waren Mieter bei Schrot zum Eysnemgatern. Der Käufel (Zwischenhändler) Wolfgang Pilsner hatte zwei weitere Käufel in seinem Haus. Drei Kohlenträger (Rauchfangkehrer) wohnten bei Caspar Pilgreim. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen, doch genügen die bisherigen Hinweise, um deutlich zu machen, dass in der Mehrzahl der Mietshäuser Personen zusammenlebten, die einen ähnlichen Beruf ausübten. Dies betrifft in erster Linie Männer, weil Frauen in der Regel nur als Witwen ohne Berufsbezeichnung genannt wurden. Das Bild des Zusammenlebens von Berufsgenossen, wie es aus dem Verzeichnis der Haushalte von 1448 erkennbar wird, lässt sich auch in Testamenten und urkundlichen Quellen belegen. Der Schmied Stephan Scherschmied beispielsweise hinterließ 1421 seiner Ehefrau Agnes sein Haus zum lebenslangen Nießbrauch, allerdings mit folgenden Einschränkungen  : Die Schmiedewerkstatt im Haus sollte an seinen Bruder Wolfhart Koch gehen, der ebenfalls Scherschmied war. Wolfhart wohnte offensichtlich im Haus, denn er sollte eine zweite Kammer gegenüber seiner eigenen erhalten sowie aynn winckel in der stuben zenechst der tür. Die Kammer unter dem Dach bestimmte der Erblasser für seine Patin die Schlossin (geuatterin die Slosslinn), die auch ein gemach in der Stube beim Ofen erhielt.507 Ähnliche Sachverhalte wurden in zwei Urkunden aus dem Jahr 1446 geregelt  : Der Lederer Lienhart lieh sich in diesem Jahr 82 ungarische Gulden. Er tat dies allerdings nicht alleine, sondern gemeinsam mit seiner Ehefrau und mit Barbara, der Witwe des Lederers Albrecht, die ebenfalls in seinem Haus wohnte.508 Diese Barbara war Lienharts Schwester, wie aus einer zweiten Urkunde ersichtlich ist.509 Der Goldschmied Hans Eisenkeck verkaufte sein Haus, gelegen am Graben undern Slossern, für 190 Pfund dem Schlosser Fritz im Hof und dessen Ehefrau.510 Fälle dieser Art finden sich in großer Fülle im Wiener Urkundenmaterial. Für unsere Zwecke mögen die beiden Beispiele genügen, um zu verdeutlichen, dass 507 Stadtbücher Nr. 3187 (1421). 508 QGSW 2/2 Nr. 3137. 509 QGSW 2/2 Nr. 3155. 510 QGSW 2/2 Nr. 3172.

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die Bewohner Wiens ihre räumliche und soziale Lebenswelt in beträchtlichem Maße innerhalb ihrer Berufsgruppe verbrachten.511 Familien mit ähnlichem beruflichem Hintergrund pflegten Heiratsbeziehungen, lebten zusammen und unternahmen gemeinsame Geschäfte. Diese räumliche Konzentration der Berufsgruppen bezog sich nicht allein auf das Haus als gemeinsamen Wohnort, sondern auch auf Straßen und Zonen innerhalb der Stadt.512 Bei den meisten Hausbesitzern in der inneren Stadt fehlen im Feuerstättenverzeichnis Angaben zum Beruf. Das ist nicht überraschend, denn die Personenliste enthält ausschließlich handwerkliche Berufsbezeichnungen wie Schuster und Tuchscherer sowie kommerzielle Tätigkeiten mit geringem Sozialprestige wie Käufel und Kohlenhändler. Die vermögenden Erbbürger sowie die Kaufleute, die in großem Stil Import- und Exportgeschäfte betrieben, wurden dagegen ohne Berufsbezeichnung gelistet. Bei ihnen handelt es sich um die Besitzer der großen Bürgerhäuser in guten Lagen um die Plätze Am Hof und den Judenplatz sowie in den Tuchlauben, also jene Gegenden der Stadt, die im überlieferten Fragment des Feuerstättenverzeichnisses überliefert sind. Dies erklärt die relative geringe Anzahl an Berufsbezeichnungen in der Innenstadt, während in der Widmervorstadt viel häufiger der Beruf der Hauseigentümer angegeben ist (Abb. 20). In der Vorstadt lebten eben vorrangig kleine Handwerker und nicht große Kaufleute. Genannt werden im Verzeichnis 73 unterschiedliche Berufsgruppen. Die im Widmerviertel am häufigsten auftretenden Berufsgruppen mit jeweils mehr als zehn Nennungen sind die folgenden  : Berufsbezeichnung Hauer

Anzahl der Nennungen 72

Ladner (Brotverkäufer)

21

Kürschner

18

Messerer

17

Gürtler

16

Schneider

16

Zimmermann

15

Fassbinder

10

Schuster

10

Tabelle 9  : Die mitgliederstärksten Berufsgruppen im Widmerviertel im Jahr 1448.

511 Maschke 1980  ; Hanawalt 2017, S. 106–156. 512 Cramer 1984. Zur beruflichen Konzentration in Dortmund vgl. Fehse 2005, S. 206–215.

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Abb. 20  : Die Verteilung von Steuerzahlern und Berufen im Widmerviertel 1448.

Die dominierenden Gewerbe im Widmerviertel gehörten dem Textilgewerbe, dem Nahrungsmittelgewerbe sowie dem Baugewerbe an. Es sind die gleichen Berufsfelder, die ganz allgemein das spätmittelalterliche Handwerk in Europas Städten dominierten. Das Widmerviertel unterschied sich in dieser Hinsicht vermutlich wenig von den anderen Stadtvierteln Wiens. Allerdings gab es auch Widmer Besonderheiten. Auf die besondere Stellung der Hauer wird unten eingegangen.513 Abgesehen von den Berufen, die mit dem Weinbau in Verbindung standen (Hauer, Fassbinder), waren es Handwerker im Textilgewerbe (Kürschner, 513 Vgl. unten XXX.

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Gürtler, Schneider, Schuster), die den gewerblichen Charakter des Stadtviertels prägten. Wohnhaft waren die Vertreter der verschiedenen Textilgewerbe in der inneren Stadt, vorrangig um den Judenplatz und in den Tuchlauben. Genauere Angaben zur Verteilung der Berufsgruppen und ihrer Vermögenslage liefern erst die Steueranschläge des 16.  Jahrhunderts. Unter den frühen Anschlägen vor 1529 ist vor allem der Anschlag von 1526 in dieser Hinsicht aussagekräftig. Auf Grundlage dieser Quelle hat Dominik Schiesser das gewerbliche Profil des Widmerviertels untersucht und ist bezüglich des Textilgewerbes zu folgenden Ergebnissen gekommen  :514 Die 26 genannten Schneider wohnten fast ausschließlich innerhalb der Stadtmauern mit Schwerpunkten in der Wipplingerstraße und in der Schultergasse. Ihre durchschnittliche Besteuerung lag im Spitzenfeld der Handwerkergruppen. In der Schultergasse befand sich auch ein Zentrum der Schuster. Ihre durchschnittliche Steuersumme glich jener der Schneider. Die Kürschner hatten ihren Sitz am Hohen Markt und innerhalb des Widmerviertels vorrangig in der Wipplingerstraße, in der sieben Kürschner wohnten. Ihre Besteuerung weist auch dieses Textilgewerbe als exklusives Handwerk aus. Insgesamt lässt sich feststellen, dass beinahe das gesamte Textilgewerbe zu den reichsten Berufsgruppen zählte.515 Schneider, Gewander, Hutmacher, Tuchscherer, Kürschner und Färber gehörten alle zu den 20 höchstbesteuerten Tätigkeiten. Aus diesen wenigen Hinweisen zur topographischen Gewerbeverteilung und Einkommenslage der Textilgewerbe 1526 wird deutlich, dass die wesentlichen Elemente der frühneuzeitlichen Gewerbestruktur Wiens bereits in der Mitte des 15. Jahrhunderts ausgebildet waren.516 Illustriert wird die räumliche Konzentration der verschiedenen Handwerksgruppen auch durch die mittelalterlichen Straßennamen, die seit dem 13. Jahrhundert urkundlich und seit der Frühen Neuzeit auf Plänen nachweisbar sind.517 Viele dieser mittelalterliche Namen wurden über Jahrhunderte hinweg benutzt und sind teilweise bis heute erhalten geblieben. Im Widmerviertel gehören zu diesen noch im Gebrauch befindlichen sprechenden Namen beispielsweise die Tuchlauben, die Bognerstraße, die Naglergasse und der Neue Markt. Die Färbergasse oder Unter Schlossern waren Straßennamen, die ebenfalls auf eine Handwerkstätigkeit hindeuten, aber später anderen Bezeichnungen wichen. Zuletzt 514 Vgl. dazu unten Anm. 548. 515 Zur Vermögensstruktur des Dortmunder Handwerks in der Borbauerschaft (mit den Fleischhauern und Krämern an der Spitze) vgl. Fehse 2005, S. 215–217. 516 Zu Textilgewerbe, Mode und Kleiderluxus im spätmittelalterlichen Wien vgl. Kühnel 1976, S. 38–39. 517 Csendes/Mayer 1987  ; Perger 1991.

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gab es auch handwerkliche und kaufmännische Konzentrationen wie jene der Fleischhauer auf dem Lichtensteg oder der Brothändler auf dem Graben, ohne dass die jeweiligen Straßen oder Straßenabschnitte nach diesen Berufsgruppen benannt wurden.518 Besonders deutlich zeigt sich die räumliche Konzentration der Berufsgruppen in der Widmervorstadt. In der bisherigen Forschung galt die Widmervorstadt als Wohnort des Hofgesindes und der Hofhandwerker.519 Diese Vermutung ist plausibel aufgrund der räumlichen Nähe zur habsburgischen Stadtburg beim Widmertor, beruht allerdings auf einer schmalen empirischen Grundlage. Eines der wenigen Beispiele für die Ansiedlung von Hofbediensteten in der Vorstadt vor dem Widmertor ist der Kauf eines Hauses für den herzoglichen Barbier Philipp, den König Albrecht II. 1439 abwickelte und in das Stadtbuch eintragen ließ.520 In der Kremserstraße vor dem Widmertor lebte auch der königliche Koch Hans Bayr, für den Friedrich III. im Jahr 1441 um Steuerfreiheit bat.521 Ausgangspunkt der Charakterisierung der Widmervorstadt als Gesindeviertel scheint die neuzeitliche Entwicklung Wiens zur Residenzstadt gewesen zu sein.522 Sowohl die Hofburg als auch der Hofstaat wuchsen über die bescheidenen mittelalterlichen Ursprünge hinaus und begannen die Stadt mehr und mehr zu dominieren. Vermutlich war es diese zunehmende Ausrichtung der Stadt auf den Hof hin, die einen Urkundenfälscher des 17. oder 18. Jahrhunderts dazu veranlasste, die Entstehung von St. Michael, der Hauptkirche des Widmerviertels, mit dem Hof in Zusammenhang zu bringen. In dieser Urkunde, die erstmals Leopold Fischer in seiner Notitia Veteris Urbis Vindobonae (1772) überliefert, steht über den Gründungsakt durch Herzog Leopold VI. im Jahr 1221 Folgendes geschrieben  : Wir Leupolt herczog zu Ostreich und ze Steyr tun chunt manigleich mit disem brief, daz wir in eren got, unser vraun Marie und sand Michel angeli baut ain chirchen dacz Wienne zu nachst unser neu burg, und schaffen ze derselben chirchen hintz sand Michel ain pfarrer, dacz wir dez hawß ze ain pfarrhof hinden der selbn chirchen baut han zu sun und ze suner pharrer nakhommen wonung, und schaffen daz den selb pharrer gehör ze pharr al unser dienner 518 Zum Lichtensteg vgl. ebd., S. 47. 519 Lichtenberger 1977, S. 33  : »Vor dem Widmertor (Burgtor) in Richtung auf St. Ulrich entwickelten sich Vorsiedlungen von Hofgesinde und Hofhandwerkern. Damit war ein erster Anfang für die Hinausdrängung der nichtbürgerlichen Handwerker aus der Stadt gemacht und ein für die neuzeitliche Entwicklung Wiens wesentlicher Vorgang räumlich determiniert.« 520 QGSW 2/2 Nr. 2706. 521 QGSW 2/2 Nr. 2819. 522 Vgl. die vorige Anm.

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und all unser gsünd, die in unser burg wonnen, und all die burger und all die dienstleut, di umher baut han und virist baun.523

Neben einigen formalen Kriterien erweist vor allem die pfarrliche Zuständigkeit der angeblich neu gegründeten Pfarrkirche für die Diener und das Gesinde des Landesfürsten die Urkunde als Fälschung einer Zeit, in der Wien zur Residenzstadt geworden war. Diese Entwicklung erfolgte in Schüben, vollzog sich aber vor allem nach der ersten Türkenbelagerung 1529 sowie nach der Regierungsübernahme König Ferdinands II. am Beginn des 17. Jahrhunderts.524 Ab dieser Zeit lag es nahe, das Widmerviertel um die Hofburg, insbesondere die Vorstadt vor dem Burgtor, als Stadtteil des Hofstaates und des Hofgesindes zu betrachten. Den Verhältnissen im 15.  Jahrhundert entsprach dies allerdings nicht, da die Landesfürsten ihre Residenzen noch häufig wechselten und der Hofstaat dementsprechend klein und mobil war. Zudem ist gerade das Hofgesinde in der Liste von 1448 möglicherweise gar nicht enthalten. Herzog Albrecht III. hatte sein Hofgesinde 1389 von den städtischen Steuerpflichten befreit.525 Zwar legt die Anzahl der Vorstadthäuser im Widmerviertel nahe, dass alle Haushalte erfasst wurden, doch auch dies ist bloß eine Vermutung. Bestärkt wird diese Annahme durch zehn Trompeter – neun Hausbesitzer und ein Mieter, die in der Vorstadt wohnten. 1462 spielten fünf Trompeter in der Wiener Hofmusikkapelle und gehörten dadurch vermutlich zu den Hofbediensteten.526 Die Nennung der Trompeter könnte darauf hindeuten, dass auch steuerbefreites Hofgesinde in die Liste von 1448 aufgenommen wurde.527 Allerdings handelte es sich bei den Trompetern vermutlich um städtische Funktionsträger. In den Kammeramtsrechnungen des Jahres 1451 wird beispielsweise der Sold für einen Trompeter und die Witwe eines Trompeters erwähnt. Unter der Überschrift »Ausgaben für Sold an genannte Personen« lauten die Einträge  : Des prewssen Trometter witiben fur irs manns hofgwant 2,5 t d und zu pesserung 1 t. Dem peugker Trometter fur sein hofgewant 2,5 t d vnd zu pesserung 1 t d.528 Laut Feuerstättenliste von 1448 lebte der Trompeter Mathes Preuss

523 Fischer 1772, S. 115–117  ; Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich Nr. 238, S. 65f.; Weißensteiner 1988, S. 35. 524 Lichtenberger 1977, S. 42–142. 525 Tomaschek 1877, Nr. 100. 526 Malecek 1957/58, S. 63f. 527 Zu den steuerbefreiten Hofhandwerkern vgl. Baltzarek 1971, S. 50f. 528 Kammeramtsrechnung 1451, fol. 56r.

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damals noch.529 Ein Trompeter Peugk wurde im Jahr 1448 nicht erwähnt.530 Bemerkenswerterweise zahlte die Stadtregierung der Witwe des verstorbenen Trompeters weiterhin jährlich 3,5 Pfund.531 Die städtische Bezahlung der Trompeter wird man vermutlich als Indiz dafür deuten können, dass die verschiedenen Funktionsträger in Wien im 15. Jahrhundert hauptsächlich von der Stadtregierung und noch nicht vom habsburgischen Landesherrn bezahlt wurden. Dies wird durch einen weiteren Einkauf im Jahr 1451 unterstützt  : Die Stadt erwarb nämlich zwei silberne Schilde mit dem Stadtwappen für die Trompeter.532 Die hohe Anzahl an Musikern in der Widmer Vorstadt – zu den Trompetern kamen noch drei Lautenspieler – hatte neben den geringeren Häuserpreisen als in der Innenstadt vielleicht auch mit der Nähe zur Michaelerkirche zu tun.533 Seit 1377 waren die Wiener Musiker nachweislich in dieser Kirche zu einer Bruderschaft zusammengeschlossen, die nach ihrem Schutzheiligen St.  Nikolaus-­ Bruderschaft hieß.534 Allerdings wurde die Bruderschaft auch Pfeiferzeche, Bruderschaft der Spielleute, Trumetterzeche oder Lautenschlagerzeche genannt, was die Teilnahme der unterschiedlichen Musikbranchen belegt. Die Zechenmeister kamen Mitte des 15.  Jahrhunderts aus der Widmer Vorstadt  : Der Trompeter Mert (Mert Trumetter), der Trompeter Jörg ( Jorgen Trumetter) und der Musikant Peter von Pettau (Peter von Pettaw Pheiffer) hatten alle ihren Wohnsitz vor dem Widmertor in der Neulucke.535 Sie standen der Bruderschaft in den Jahren 1442 und 1445 vor. Zugleich waren sie als Wiener Spielgrafen nicht nur Zechen529 Auch 1445 stand er im Sold der Stadt und erhielt ein Jahresgehalt von 20 Pfund. Vgl. Kammeramtsrechnung 1445, fol. 34v. 530 Allerdings wird er in den Kammeramtsrechnungen des Jahres 1449 unter der Rubrik »Zins und Dinst von Hewsern« genannt  : Item Hanns Pengker trumetter von aim haus xlv d. Vgl. Kammeramtsrechnung 1449, fol. 19r. Hanns Pengker war auch im Jahr 1445 städtischer Trompeter und bezog ein Jahresgehalt von 20 Pfund. Vgl. Kammeramtsrechnung 1445, fol. 34v. 531 Dies war allerdings kein Gehalt für eine volle Anstellung. Die Turmwächter von St. Stephan erhielten im selben Jahr beispielsweise 39 Pfund Jahreslohn. Vgl. ebd. Der Jahressold für einen städtischen Trompeter betrug 1449 20 Pfund und zusätzlich 3 Pfund 24 Pfennige für Dienstkleidung (Hofgewand). Vgl. ebd., fol. 34r. 532 Kammeramtsrechnung 1451, fol. 158v  : 2 silbrein Schilt mit der Stat wappen die habent die Trometter inne. 533 Perger 1986/87. 534 Perger 1988a, S. 29f. 535 Die Bezeichnung »Neulucke vor dem Widmertor« ist bereits im ältesten Stadtbuch in einem Eintrag zum Jahr 1395 nachgewiesen. Vgl. Stadtbücher Nr. 22. Zum Jahr 1040 vgl. Bd. 2 Nr. 957. Eine Neulucke gab es auch vor dem Kärntnertor. Pfeifer (Flötenspieler oder Musikanten) waren in der Widmervorstadt bereits seit Jahrzehnten ansässig. Vgl. Stadtbücher Nr. 2687 (1419)  : Andreas von Linz, pfeifer.

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meister, sondern zugleich für den gesamten österreichischen Landessprengel für Spielleute zuständig.536 Vielleicht mag man sich das Zusammenleben der Vorstadtmusiker so idyllisch ausmalen, wie Anton Malecek das getan hat  : »Die Fudluke war somit wie die benachbarte Neuluke ein ausgesprochenes Musikerviertel vor dem Widmer und Kärntnertor, in denen sie zwar eng, aber friedlich nebeneinander wohnten. Ein kleiner Flecken Erde mit einem bunt zusammengewürfelten, aber stets munteren Völklein in kleinen Häuschen mit engen Gärten, in denen sie sorglos auf ihre künstlerische Berufung in der Stadt warteten und in denen es oft recht laut zugegangen sein muss, dem sie aber oft auch als höfische Musiker die Treue hielten.«537 Malecek machte zudem deutlich, dass die Musiker in erster Linie nicht als Hofbedienstete, sondern als freie Unternehmer für die bürgerliche Gemeinde tätig waren. Nicht zu vergessen ist dabei allerdings der oben erwähnte Dienst für die Stadt. Die Berufe der Vorstadtbewohner, die in der Liste von 1448 genannt werden, deuten nicht auf eine Nähe zum Hof hin. Unter den 416 Haushaltsvorständen in der Vorstadt kennen wir von 161 Personen mit großer Wahrscheinlichkeit den Beruf. Eine Berufszuordnung ist nicht in allen Fällen möglich, da sich Familiennamen und Berufsbezeichnung nicht immer auseinanderhalten lassen. Bei den genannten 161 Personen handelt es sich sehr wahrscheinlich um Berufsbezeichnungen, weil z. B. neben dem Beruf ein Familienname angegeben ist – wie z. B. bei Hanns Schustl Lauttenslegl (Hans Schustl, Lautenspieler) oder Hanns Lintzer letzelter (Hans Lintzer, Lebzelter/Lebkuchenbäcker).538 Tätig waren die genannten Handwerker in 40 unterschiedlichen Berufsfeldern, die vom Apothe­ ker bis zum Zimmermann reichten. In Wien existierten zu dieser Zeit insgesamt etwa 120 unterschiedliche handwerkliche Berufe, die jeweils in Zünften zusammengeschlossen waren. Vertreter von mindestens einem Drittel aller in der Stadt ausgeübten Gewerbe waren in der Widmer Vorstadt ansässig. Diese Zahlen belegen, dass sich die Bewohner der Vorstadt vor dem Widmertor durch ein differenziertes berufliches Profil auszeichneten. Unter den vielen Berufen in der Widmer Vorstadt ragten die Weinhauer hervor.539 Sie waren zuständig für die gesamten Arbeiten am Weinberg, vom Schnitt der Reben im Frühjahr bis zur letzten Bodenbearbeitung nach der Lese im Herbst. 536 Perger 1988b, S. 30. 537 Ebd., S. 80 Anm. 30. 538 Lebkuchenbäcker gab es bereits 1402 in der Weidenstraße. Vgl. Stadtbücher Nr. 781. 539 Brunner 1929, S. 214.

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Gewöhnlich arbeiteten die Hauer oder Hauerknechte gegen »Baulohn« für einen Weingartenbesitzer, den »Bauherrn«, auf der Basis von Jahresverträgen und Tageslöhnen.540 Sie waren Lohnarbeiter mit unsicheren und unsteten Lebensbedingungen.541 Im Stadtrecht von 1526 wurden sie zu den Tagelöhnern gezählt.542 Ihr Lohn belief sich zwischen 1420 und dem Beginn des 16. Jahrhunderts laut Klosterneuburger Quellen auf einen Tageslohn von 8 bis 10 Pfennigen,543 das ist etwa ein Drittel eines damals üblichen Handwerksmeistertagelohns von 24 Pfennigen. Da die Mehrzahl der Hauer zur Miete wohnte und die herzogliche Weingartenordnung von 1400 den Weinbau nur Hausbesitzern erlaubte,544 was bei den meisten Hauern nicht der Fall war, besaßen sie dementsprechend in der Regel keine eigenen Weingärten.545 Von den 161 Personen mit Berufsangabe übten 71 den Beruf des Hauers aus. Es sind dies 44 Prozent der erwähnten Berufsangaben und 17 Prozent ­aller Haushaltsvorsteher. Ihre Dominanz ist in der Vorstadt unmittelbar vor der Stadtmauer (Vor dem Widmertor, Weidenstraße, Bierhaus in der Weidenstraße) bereits zu spüren und nimmt mit der Entfernung von der Stadt noch weiter zu. In der Laimgrube und den angrenzenden Lucken (Ofenlucke, Katerlucke) stellten die Hauer die Mehrheit unter den bekannten Berufstätigen (Abb. 20). Obwohl der Anteil der Mieter in der Vorstadt geringer war als in der Innenstadt, lebte die Mehrzahl der Hauer nicht im eigenen Haus  : 44 Hauer waren Mieter, nicht selten bei anderen Hauern, die ein Haus besaßen. Wir können daraus schließen, dass es nur wenigen Hauern gelang, ein kleines Vermögen anzusparen, das für den Kauf eines Hauses in der Vorstadt ausreichte. Im Fall des Hauers Hans Prunner, der in der Katerlucke in der Widmervorstadt lebte, führte der Weg sogar in die andere Richtung. Im Jahr 1446 konnte er seine Schulden von 16 Pfund bei dem Ehepaar Lienhart und Dorothe Ulmer nicht mehr bezahlen, was durch die beiden ebenfalls in der Katerlucke nebeneinander wohnhaften Wilhelm Sawslaher und Ulrich Koler, ebenfalls Hauer, bezeugt wurde.546 Hans Prunner verlor sein Haus und war im Jahr 1448 Mieter im Haus des Wilhelm Sawslaher. 540 Perger 1996, S. 211f.; Landsteiner 1996, S. 32. 541 Feldbauer 1975  ; Feigl 1979. 542 Tomaschek 1879, S. 151 (»Tagwercher«). 543 Landsteiner 1985, S. 225. 544 Tomaschek 1879, Nr. 107  ; Landsteiner 1985, S. 218. 545 Feldbauer 1975, S. 234  ; Feigl 1979, S. 129  ; Landsteiner 1985, S. 215. Zur Wohnsituation der Hauer vgl. unten S. 126. 546 QGSW 2/2 Nr. 3187.

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Viele Hauerknechte waren offenbar unverheiratet. Diese Vermutung liegt nahe, da diese ledig hauerknecht immer wieder in Urkunden des 15. und 16. Jahrhunderts genannt werden – beispielsweise im Stadtrecht von 1526, in dem den Weinzierlen und den ledigen Hauerknechten verboten wurde, eine greften und weingartsatz anzulegen.547 Die Dominanz der Hauer unter der Bevölkerung der Widmervorstadt blieb bis zur Türkenbelagerung unverändert. Dies belegt der Steueranschlag aus dem Jahr 1526 deutlich  : damals lebten unter den 163 Haushalten in der Vorstadt 69 Hauer, das sind 42 Prozent aller berufstätigen Haushaltsvorstände.548 Die große Zahl der Hauer in der Widmer Vorstadt hat mit der Bedeutung des Weinanbaus für die Stadt Wien zu tun.549 Seit dem hohen Mittelalter waren Weinbau und Weinhandel die wichtigsten Gewerbe in der Stadt Wien. Auch im Steueranschlag des Widmerviertels von 1526 spiegelt sich die Bedeutung des Weinanbaus deutlich wider  : Von den 843 erfassten Haushalten versteuerten ungefähr 30 Prozent aller Haushalte und beinahe die Hälfte aller Hausbesitzer eigenen Wein – entweder für den Eigenkonsum oder zum Weiterverkauf. Die versteuerte Weinmenge hatte durchschnittlich ein Volumen von 67,59 Hektoliter und erreichte eine Steuerhöhe von 239 Pfennig (ca. 1 Pfund).550 Die allgemeine Bedeutung der Weinkultur zeigt sich auch daran, dass das Stubenviertel möglicherweise seinen Namen von den in diesem Viertel zahlreich vorhandenen Weinstuben erhalten hat. Einen Teil der Ernte konsumierten die Wiener selbst  : Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch lag bei 0,8 bis 1 Liter pro Tag – bei einem Preis von circa 5 bis 15 Pfennigen pro Liter.551 Zu seiner notdurfft ersuchte der Kämmerer von Herzog Albrecht VI. die Stadt Wien im Jahr 1441, in seinem Keller vier Dreiling Wein in kleinen Fässern lagern zu dürfen – das war ein ordentlicher Vorrat von immerhin 5432 Liter (vier mal 24 Eimer à 56,59 Liter).552 547 Tomaschek 1879, S. 136f. 548 Zahlen nach Dominik Schiesser, der den Steueranschlag für eine Seminararbeit an der Universität Wien im Wintersemester 2017 ausgewertet hat. Eine digitale Edition des Steueranschlags befindet sich in Vorbereitung. Die durchschnittliche Besteuerung der Hauertätigkeit betrug 327 Pfennige und belegt, dass die Hauer 1526 zu den ärmeren Gewerben gehörten. Dafür spricht auch, dass von 91 Hauern nur 32 Hausbesitzer waren und der Rest zur Miete lebte. 549 Einführend zum Thema vgl. Brunner 1929, S. 214–218  ; Perger 1996, S. 207–219. 550 Zur Wiener Weinsteuer vgl. Ertl 2020. 551 Pribram 1938, S. 308  : Achtering zu 8 Pfennig  ; Perger 1996, S. 216  : Liter zu 3–15 d. Landsteiner 1985, S. 226  : Liter zu 1,2 d. Zur Volatilität des Weinpreises im 15. und 16. Jh. vgl. Pribram 1939, S. 143–145 und 308. 552 QGSW 2/2 Nr. 2780 (1441).

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Getrunken wurde vor allem »junger Wein«, der kurz nach der Ernte zum Verkauf gelangte. Im Gegensatz zum modernen Weinkonsum verlor der Wein des Vorjahres nach der neuen Ernte rasch seinen Wert und wurde zu Billigstpreisen verschleudert oder an die Armen verschenkt.553 Durch das seit 1365 eingehobene Ungeld, eine indirekte Getränkesteuer, partizipierte auch der Landesfürst am Wiener Weinkonsum.554 Zusätzlich bezog der Landesfürst Mauteinnahmen für jenen Wein, der an der Mautstelle am Rotenturmtor verzollt wurde, um anschließend über die Donau exportiert zu werden. Das landesfürstliche Mautbuch für die Zeit von März 1445 bis Juni 1447 blieb erhalten und belegt, dass in dieser Zeitspanne 8794 Fuder (32 Eimer à 56,59 Liter), 5017 Dreilinge (24 Eimer) und 20 Eimer verzollt und exportiert wurden.555 Das entsprach 401.836 Eimern oder circa 230.00 Hektolitern in etwa zweieinhalb Jahren.556 Ähnlich große Weinmengen, nämlich 140.000 Hektoliter Wein, lagerten laut Wein- und Moststeuerbeschreibung von 1461 im Herbst dieses Jahres in den Wiener Kellern.557 Die Weinmenge, die 1445–1447 versteuert wurde, hatte einen Gesamtwert von circa 325.000 Pfund.558 Die Einnahmen des Landesfürsten aus den Mautgebühren für diese zweieinhalb Jahre betrugen 9103 Pfund 6 Schillinge 12 Pfennige und war damit höher als die jährliche Stadtsteuer von jährlich 2000 Pfund.559 Dies macht die finanzielle Bedeutung des Weinhandels deutlich und erklärt, weshalb die Wiener am 13. Oktober 1483 bereit waren, den ungarischen Belagerern 3000 ungarische Pfund für eine siebenwöchige Waffenruhe zu bezahlen, um die Weinernte einzubringen.560 Die Wiener waren am Weinhandel über die Donau nicht aktiv beteiligt, sondern überließen dieses Geschäft Kaufleuten vor allem aus Niederösterreich und Bayern.561 Die Bewohner der Stadt  – neben den Bürgern auch einige privile553 Sandgruber 1996, S. 3. 554 Zur städtischen und landesfürstlichen Regelung des Weinbaus und zum Schutz des Wiener Wein­marktes vgl. Brunner 1929, S. 216f. 555 Frieß/Seidl 1925, S. 14. Zum Weinhandel über die Donau vgl. Landsteiner 1985, S. 212. 556 Zu Weinkonsum in Wien im 16. und 17. Jh. vgl. Landsteiner 2003, S. 145. 557 Copeybuch S. 284f. 558 Der Weinpreis von 26 Pfund für ein Fuder basiert auf einer Angabe im Mautbuch  : Item Hannsen dem Pirger umb ain fueder wein den er uns zu speysung unsers hoffs gegeben hat xxvi tl d. Eine andere Angabe von 10 Pfund pro Fuder findet sich im Testament des Nikolaus von Tewffentaler von Rorbach, allerdings aus dem Jahr 1396. Vgl. Stadtbücher Nr. 424. 559 Die Höhe der Weinmaut betrug also knapp 3 Prozent des Verkaufswertes in Wien. Für ein Fuder (26 Pfund) fielen also circa 190 Pfennige Mautgebühr an. 560 Opll 1995, S. 209. 561 Mayer 1909, S. 71  ; Frieß/Seidl 1925, S. 14f.; Landsteiner 1985, S. 212.

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gierte Kirchen und Klöster562 – waren jedoch im Weinanbau engagiert und besaßen zahlreiche Weingärten im Umfeld der Stadt.563 Im Jahr 1447 erlaubte die Stadt beispielsweise dem Schottenstift, für einen Zeitraum von zwölf Jahren jährlich 70 Fuder Wein frei in die Stadt zu führen, davon jährlich 32 Fuder im Klosterkeller öffentlich auszuschenken und den Rest selbst zu verbrauchen oder an Gäste zu verkaufen, jedoch ohne Kugel-, Kegel- oder Würfelspiel dabei zu dulden. Bezeichnenderweise wurde diese Privilegierung unter anderem damit begründet, dass das Kloster durch die Anlage des Vorstadtgrabens in seinem Besitz geschmälert worden sei.564 Die meisten Weingartenbesitzer waren Bürger. Kleine ­Weingartenparzellen konnten sich jedoch auch im Besitz von nicht-bürgerlichen Knechten und Dienerinnen befinden.565 Der Handel mit den Weingärten erzielte regelmäßig hohe Umsätze, vor allem auch deshalb, weil die Weingärten häufig in kleine Parzellen von einem Viertel, Achtel oder Sechzehntel Joch aufgeteilt wurden, so dass die Güter auch für wenig vermögende Bürger erschwinglich waren. Im Jahr 1406 wurde beispielsweise ein Sechzehntel Joch Weingarten für 4 Pfund verkauft.566 Da im österreichischen Weinbau das Joch rund 11.520 Quadratmeter umfasste,567 hatte diese Parzelle eine Größe von 720 Quadratmetern, also etwa eine Fläche von 20 mal 31 Metern. Weingärten wurden nicht nur verkauft, sondern auch für mehrere Jahre verpachtet.568 Schon seit dem Beginn des 15. Jahrhun562 Zu den Kirchen und ihren Weineinfuhr- und Ausschankprivilegien vgl. Brunner 1929, S. 82 mit Anm. 3  ; Baltzarek 1971, S. 54  ; Perger 1996, S. 215  ; Grass 1975. Nur Neuregelung »Der geistlichen weinschenke« im Stadtrecht 1526 vgl. Tomaschek 1879, S. 137f. 563 Brunner 1920, S. 10 und 214f.; Lichtenberger 1977, S. 37–40  ; Feldbauer 1975, S. 234  ; Landsteiner 1985, S.  211  : »Weinbau und Weinhandel waren die bedeutendsten Wirtschaftszweige Niederösterreichs und der Stadt Wien zwischen dem 14. und der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert.« 564 QGSW 2/2 Nr. 3213. Vgl. dazu Grass 1975, S. 74. Zum Vorstadtgraben vgl. S. 30 ff. 565 Stadtbücher Nr. 444 (1399)  : Der Wagenknecht Heinrich verfügt testamentarisch über ein Achtel Weingarten  ; ebd. Nr. 1543 (1409)  : Lucia Newczegerin hinterlässt N. der Lotschin, meiner dirn, einen Weingarten  ; ebd. Nr. 2731 (1419)  : Ein Achtel Weingarten an Dienerin (dieren der Margreten)  ; ebd. Nr. 2996 (1420)  : Christian, der Diener des Hans Zink, hinterlässt ein weingertel. 566 Stadtbücher 1294. 567 Schalk 1895. 568 Stadtbücher Nr. 1155 (1405)  : Verpachtung von drei Weingärten für sechs Jahre für einen jährlichen Pachtzins von einmal 5 Solidi und zweimal jeweils einem Pfund  ; Stadtbücher Nr. 1564 (1409)  : Verpachtung von zwei Weingärten für zehn Jahre für einen jährlichen Pachtzins von 6 Pfund. Ähnlich Bd. 3, Nr. 1615. QGSW 2/2 Nr. 3088 zum Jahr 1445  : Konrad und Dorthea Phuntimaschen pachten auf Lebenszeit einen Weingarten von 1,5 Joch für einen Jahresdienst von 3 Pfund. Ähnlich QGSW 2/2 Nr. 3131 zum Jahr 1445. Die Pacht eines Weingartens konnte

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derts gelangten Weingärten testamentarisch an nicht bürgerliche Angestellte und Knechte.569 Nicht immer jedoch gelang die Einhebung der Pacht. So klagte etwa Ulrich Drosendorfer, der Amtmann der Kartause Mauerbach, der in der Widmervorstadt wohnte, vor dem Stadtgericht im Jahr 1439, weil mehrere Weingartenpächter ihren Zins über mehrere Jahre hinweg nicht gezahlt hatten. Mit der Beschau der Weingärten, die teilweise vernachlässigt wurden oder gar öd und in urpau liegen, wurden die geschworenen Vierer vor Widmertor (Hans Vastenwirt, Hans Röster, Hans Miesenperger und Simon Widmer) beauftragt. Nachdem diese die Aussagen des Amtsmannes bestätigt hatten, wurden die Weingärten eingezogen und der Kartause zur weiteren Verfügung überantwortet.570 Über die Berechtigung zur Weineinfuhr in die Stadt hieß es in der Wein­lese­ ordnung der Stadt aus dem Jahr 1461  : Von ersten von Mosten herein zelas­sen ist beredt, das ain yeder, der mit der Stat leydet vnd Burger Recht hat, most mag herein fürn, es sey pawmost oder kaufmost, doch daz die an gewondlichen Steten gewachsen sein.571 Der Import von ungarischem und anderem ausländischen Wein war grund­ sätzlich verboten und die Einhaltung dieses Vermarktungsmonopols wurde auch immer wieder durch den Landesherrn von der Stadt eingefordert.572 Nach der Vorlage ihrer Bürgerbriefe erhielten die Bürger Passierscheine (zedln) fur die Einfuhr ihrer eigenen Weine.573 In den kommerziellen und testamentarischen Transaktionen der Wiener Bürger spielten Weingärten daher seit dem 14.  Jahrhundert eine herausragende Rolle. So groß war die Anzahl der Weingärten um Wien, dass die Landesfürsten sich seit dem frühen 15. Jahrhundert veranlasst sahen, die Anlage neuer Weingärten zu verbieten, damit »der Wein nicht zu billig und das Getreide nicht zu teuer wurde«.574 Der Weinanbau diente dem eigenen Konsum sowie dem Ausschank oder Weiterverkauf in der Stadt. Zahlreiche Bürger und Kirchen nahmen das Recht wahr, den eigenen Wein zum auch aus einem Anteil an der Ernte bestehen. So QGSW 2/2 3331 zum Jahr 1449  : Die jährliche Abgabe beträgt ein Drittel des geernteten Mosts. QGSW 2/2 3443 zum Jahr 1451  : jährliche Leistung des vierten Eimers Most bei der press. Auch die Stadt verpachtete Weingärten. Vgl. Kammeramtsrechnung 1445, fol. 7v  : Oswalt Reicholf bezahlt für einen Weingarten in Grinzing eine Jahrespacht von 7 Pfund. 569 Stadtbücher Nr. 746 (1402)  : Ich schaff meinem knecht Henslein dem grossern mein virtayl weingartens genant der Fledrein. 570 QGSW 1/7 Nr. 14859 (27. Dezember 1439). 571 Copeybuch, S. 271f. Zum Wiener Anbaugebiet vgl. Landsteiner 2003, S. 142. 572 Kollar 1762, Sp. 1349 und 1373. 573 Baltzarek 1971, S. 81. Zu Bürgerbriefen (burgerbrief) vgl. HWOB Nr. 16 und 17. 574 Mayer 1909, S. 118.

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Verkauf anzubieten. Aeneas Silvius Piccolomini bemerkte in seiner Historia Austrialis 1438 dazu  : »Sehr verbreitet ist der Hausverkauf des Weins, sodass fast alle Bürger Weinschenken in ihren Häusern haben, wo auch aufgekocht wird und wo Säufer und Dirnen zusammenkommen.«575 Erlaubt war der private Weinaus­ schank sowohl Hauseigentümern als auch Bürgern, die in Häusern zur Miete wohnten und jarhofsczins zahlten.576 Klagen über unsittliches Verhalten in den Weinstuben gab es bereits zu ­Beginn des 15.  Jahrhunderts. Die Häuser der ehrbaren Wiener Biedermänner (erbern pidermans haws) verwandelten sich in öffentliche Freudenhäuser (offens frawn­haus), so manch einer werde dort zu einem Ehebrecher, einem Spieler, Sünder und Bösewicht und verkaufe seine Ehefrau und sein Kind, die er doch zuvor lieb gehabt habe.577 Antonio Bonfini, der Historiograph des ungarischen Königs Mathias, schilderte 1480 die Wiener Trinksitten kritisch  : »Jeder mag in seinem Haus Gastgeb sein ohne Unehre  ; ja jener gilt vorzugsweise für reich und adelig, dem alles nötige auf eigenem Grunde wächst, denn das Land hat herrlich Weinbau und das Volk trinkt ihn gern, vermehrt sich fleißig und liebt alle Genüsse des Lebens. Daher übt an Festtagen der Wein solch blinde Macht, dass Zank und blutige Schlägereien dabei ganz gewöhnlich sind und es nicht allein bei Nacht, sondern auch unter Tags eine missliche Sache ist, unbewehrt herumzugehen. Das im Verlauf des ganzen Jahres durch Mühe und Arbeit Verdiente wird in der Fastnachtzeit lustig lebendig dem Bacchus geopfert.«578 Die Einfuhr von Wein in die Stadt war steuerpflichtig.579 Zur Einhebung der Maut waren am Widmertor und an den anderen Stadttoren Mautbeamte tätig.580 Im Jahr 1451 bezahlte die Stadt beispielsweise den herren, die an den Torrn vnd in den vorsteten … mit sambt den knechtten das Weinschreiben besorgen, also die eingeführten Weinmengen notierten, 50 Pfund.581 Um einen sicheren Transport des kostbaren Gutes in die Stadt zu gewährleisten, bezahlte die Stadt während der Lesezeit 390 Pfund an 65 Reiter (soldner zu rossen), die für einen

575 Piccolomini 2005, S.  25–27  ; Opll 1995, S.  135. Zur bürgerlichen Weinausschank vgl. Perger 1996, S. 214. 576 Stadtbücher Nr. 859. 577 Stadtbücher Nr. 862. Vgl. dazu HWOB Nr. 166f. 578 Tschulk 1982, S. 35. 579 Csendes 1986, Nr. 37 (Besteuerung und Steuertarife durch Herzog Albrecht  III. 1374). Zur Einhebung der Steuer vgl. Brunner 1929, S. 57f.; Baltzarek 1971, S. 82–85. 580 Zu Gilig Steriff, mautter bei Widmertor, im Jahr 1449 vgl. QGSW 2/2 Nr. 3335. 581 Kammeramtsrechnung 1451, 55v.

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Monat die Straßen in die Stadt zu bewachen hatten.582 Zudem bat die Stadt den Landesherren, dass während der Lesezeit keine Bürger die Stadt für militärische Unternehmungen verlassen sollten.583 Bereits im ältesten Kanzleibuch der Stadt wurde im Jahr 1376 neben der Vermögenssteuer eine differenzierte Steuer für gekauften und selbst angebauten Wein genannt, die in Fuder und Dreiling verrechnet wurde.584 Damals hatten die Wiener für selbstangebauten Wein eine Steuer von 120 Pfennigen pro Fuder zu bezahlen. Im Jahr 1461 war eine Steuer in derselben Höhe fällig.585 Im Jahr 1526 fielen pro Dreiling 48 Pfennige an, das sind 64 Pfennige pro Fuder.586 Die Weinsteuer hatte sich nominal zwischen 1461 und 1526 also beinahe halbiert.587 Bezahlt werden mussten auch die Fasszieher, die den Wein von den Weingärten in die Keller der Stadt transportierten.588 In der Ordnung der Fasszieher aus dem Jahr 1412 waren die Tarife festgelegt worden. Wer seinen Fuder Wein auf einen Wagen heben (18 Pfennige) und in die Stadt (18 Pfennige) und schließlich in seinen Keller (28 Pfennige) transportieren ließ, musste insgesamt 64 Pfennige bezahlen. War der Keller allerdings besonders tief, erhöhte sich die Gebühr um zwei Pfennige pro Stufe. Das Umladen der Fässer vom Wagen auf ein Schiff kostete ebenfalls 18 Pfennige.589 König Ladislaus ermahnte die für Lohn tätigen Fasszieher im Jahr 1453, nur geeichte Fässer in den üblichen Größen (Fuder, Dreiling, halbes Fuder und halber Dreiling) zu verwenden.590 Während der jährlichen Weinernte, die vier bis sieben Wochen dauerte und vor dem 11. November abgeschlossen sein sollte, wurden die Trauben vor Ort zerstampft.591 Die Maische wurde anschließend in Wagenladungen in die Stadt gebracht und in Holzfässern in den Weinkellern gelagert.592 Diese Fässer tru582 Vgl. Kammeramtsrechnung 1449, fol. 35v. 583 Kollar 1762, Sp. 1318. 584 Vgl. oben S. 34. 585 Copeybuch S. 274. 586 Vgl. oben S. 33. 587 Perger 1996, S. 214. Zu weiteren Weinsteuerquoten vgl. Brunner 1929, S. 97. 588 Der Fasszieher Konrad Dändel hinterlässt in seinem Testament 1418 ein Haus, mehrere Weingärten, Bargeld und einiges an Fahrhabe. Zumindest dieser Fasszieher, der auch eine Dienerin hatte, die im Haus wohnte, war nicht unvermögend. Vgl. Stadtbücher Nr. 2543 und 2544. 589 Stadtbücher Nr. 1920  ; HWOB Nr. 202. 590 QGSW 2/2 Nr. 3531 (1453). 591 Perger 1996, S. 212. 592 Bis nach Brünn, Znoim, Olmüncz und in das land Österreich schickte die Stadt 1452 Boten, um Fuhrleute für die Weinlese anzuwerben. Vgl. Quellen 2, 2 3162, 3531  ; Brunner 1929, S.  215 Anm. 3.

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gen vermutlich eine Markierung593 und hatten häufig ein Volumen von zwei bis zwölf Eimer.594 Das Weinanbaugebiet reichte von den Hängen des Wienerwalds im Südwesten, Westen und Norden der Stadt bis in die Vorstädte hinein.595 Am Anfang des 15. Jahrhunderts gab es sogar noch Weingärten innerhalb der Stadtmauern, so hinterließ beispielsweise Ulrich Een im Jahr 1404 einen Weingarten im Tiefen Graben (in dem Teuffengraben).596 Die bauliche Verdichtung der Vorstädte erfolgte im 14. und 15. ­Jahrhundert in beträchtlichem Ausmaß auf ehemaligem Weinanbaugebiet. Wie viele Weingärten innerhalb der Vorstadtbefestigung im Jahr 1448 noch vorhanden waren, lässt sich nicht genau bestimmen. Viele Hauer hatten sich sowohl wegen der preisgünstigen Wohnmöglichkeiten als auch wegen der Nähe zu ihren Arbeitsplätzen in der Widmervorstadt niedergelassen. Das war für die tägliche Arbeit nicht unerheblich, hatte Albrecht  II. doch bereits 1352 aufgrund besonderer Bitte (pesunder pet) gestattet, dass die Arbeiter nach alter Gewohnheit die Mittagspause zu Hause verbringen durften.597 Zudem lagen die »Mietstätten«, das waren die Sammelstellen für arbeitssuchende Hauer, vor den Stadttoren in den Vorstädten.598 Hier trafen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer, um ad hoc Arbeitsverhältnisse zu vereinbaren. Die Weinhauer waren nicht die einzigen Personen, die in der Widmervorstadt lebten und im Weingeschäft tätig waren. Zumindest sieben Fassbinder und Fasszieher, drei Fuhrleute, zwei Leitgeb (Schankwirte) und zwei Weinmeister (mobile Wirte)599 lebten ebenfalls hier. Alle 14 wohnten als Mieter und besaßen daher vermutlich kein eigenes Vermögen. Zusammen mit den oben genannten Hauern erhöht sich damit der Anteil der Personen mit einer Nähe zum Weingeschäft auf 85 von 161. Mehr als die Hälfte aller beruflich fassbaren Hausbesitzer oder Mieter in der Widmer Vorstadt arbeitete im Weinanbau oder im Weinhandel und dessen Zuliefergewerben. Die Widmervorstadt war also nicht die 593 Falk 2003. 594 Pribram 1938, S. 144. Vgl. allgemein Ziegler 1977. Zu Fuder und Dreiling als Fassgrößen vgl. ebd., S. 322–326  ; Robben 2008. 595 Landsteiner 2003, S. 142. 596 Stadtbücher Nr. 925. 597 Tomaschek 1877, Nr. 48  : … daz man des mittentags ingeen sol an allen den steten, da es von alter gewoenleich ist gewesen. Vgl. Landsteiner 1985, S. 228. 598 Landsteiner 1985, S. 218  ; Perger 1996, S. 212. Zu den Mietstätten vgl. Tomaschek 1879, Nr. 107, S. 6. 599 Zum Weinmeister vgl. Perger 1996, S.  214. Vgl. neuerdings auch die Ordnungen im HWOB sowie ebd., S. 165–169 (Einleitung).

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Vorstadt des Hofgesindes, sondern die Vorstadt jener Handwerker, Tagelöhner und Arbeiter, die im Weinbau tätig waren.600 Die Bewohner in diesem Stadtteil besaßen daher vermutlich auch eigene Weinpressen und andere Geräte zur Weinproduktion. Als Hermann Leuffel im Jahr 1413 sein Testament machte, übertrug er sein Haus in der Weidenstraße mitsamt dem dazugehörigen Stadel und der Weinpresse an seinen Sohn. Sein Geld hatte Hermann Leuffel unter anderem mit Wein verdient  ; dies belegen die vier Viertel Weingarten, die er seiner Ehefrau und seinem Sohn vermachte. Hermann Leuffels Geschäftstätigkeit muss erfolgreich gewesen sein, denn seine Frau erhielt zudem zwei Häuser in der Hutterstraße, nicht weit von der Weidenstraße gelegen, ebenfalls in der Widmervorstadt. Auch sein Seelenheil vergaß Hermann nicht und vermachte der Kirche St. Michael ein Pfund.601 Die Nähe zu St. Michael hatte nicht nur eine räumliche und pfarrrechtliche Dimension. Die Hauer in der Widmer Vorstadt waren durch die St.-Michaels-­ Bruderschaft der Hauer eng mit ihrer Pfarrkirche verbunden.602 Patron der Bruderschaft war der Heilige Michael und als Versammlungsort diente der Hochaltar der Kirche.

600 Zur Widmer Vorstadt als »Weinbauvorstadt« im 16.  Jh. vgl. Landsteiner 2003, S.  143. Zum »Unterschichtencharakter« der Vorstädte in St. Gallen vgl. Schoch 1997, S. 187f. 601 Stadtbücher Nr. 2065. 602 Perger 1988b, S. 30f. Zu dieser und den drei weiteren Hauerzechen in Wien vgl. Perger 1996, S. 212. Zu den Hauerzechen in Niederösterreich vgl. Landsteiner 1985, S. 220f.

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Die meisten Wiener Bürger und Bürgerinnen waren verheiratet. 1461 hatte der Stadtrat gesetzlich festgelegt, dass kein lediger Knecht das Bürgerrecht erhalten sollte. Erst die Heirat sollte den Erwerb des Bürgerrechts ermöglichen.603 In der Ordnung der Riemer und anderer Handwerkszünfte wurde festgesetzt, dass jeder neue Handwerksmeister verheiratet sein musste und für ein halbes Pfund das Bürgerrecht erwerben musste.604 Wie in anderen Städten im späten Mittelalter scheint der Wiener Heiratsmarkt sehr dynamisch gewesen zu sein, nicht zuletzt weil einerseits Eltern die Ehen ihrer Kinder arrangierten und andererseits Witwer und Witwen häufig eine weitere Ehe eingingen. Heiratsabsprachen gingen sogar so weit, dass eine verwitwete Mutter ihre minderjährige Tochter testamentarisch einem Vormund übergab und diesen inständig darum bat (fleysichleich gebeten), ihre Tochter bei Erreichen des heiratsfähigen Alters (vogtper) zu heiraten.605 Zahlreicher noch sind die Quellen zur raschen Wiederverheiratung. Der Bürger Klaus Schuster bestimmte hierzu in einem Testament von 1397, dass seine Ehefrau nach seinem Tod 10 Pfund erhalten sollte, ob die fraw furbas einen erbern chnecht nem nach der geschefftherren rat.606 Die Witwe wurde für eine neuerliche Heirat belohnt und entsprach damit zudem dem Rat der städtischen Testamentszeugen. Aeneas Silvius Piccolomini machte sich in seiner Historia Austrialis lustig über den Wiener Heiratsmarkt  : »Reiche, aber schon vom Alter gebeugte Kaufleute heiraten Mädchen und lassen diese als Witwen zurück, wenn sie nicht mehr lange danach leben. Diese heiraten dann schon etwas größere Jünglinge, und wenn jene auch ihre Frauen überleben, suchen sie die Ehe mit jungen Mädchen. Sich auf diese Weise im Kreis drehend, bleiben die Ehen der Reichen zum großen Teil unfruchtbar.«607 Um armen Mitbürgerinnen eine Heirat zu ermöglichen, stifteten die Bürger und Bürgerinnen in ihren Testamenten immer wieder Geldbeträge. Im Jahr 1440 hinterließ etwa Erhard Hoffchirchner zehen armen junchfrawen, die erber lewt 603 Copeybuch, S. 275 (1461)  : Item das kain lediger knecht mer sol aufgenomen werden zu purger, er hab dann vor ain elich weib genomen. 604 Stadtbücher Nr. 2012. 605 Stadtbücher Nr. 1936. 606 Vgl. Stadtbücher Nr. 127. 607 Piccolomini 2005, S. 27.

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chind sein, ye ainer 5 tl., damit sie einen frommen Mann oder Knecht ehelichen konnten (zu einem frumen mann oder chnecht).608 Margarethe Steinsdorfferinn hinterließ bereits 1404 ihrer Muhme Margarethe 10 Pfund zur Ausstattung bei der Eheschließung (wenn man sey zu der e bestattet).609 Nikolaus Rot verfügte in seinem Testament im Jahr 1405, dass seine Enkelin Kathrein 20 Pfund anlässlich ihrer Volljährigkeit erhalten sollte – zur Ausstattung für die Ehe oder einen Eintritt ins Kloster.610 Kunigunde, die Witwe des Zyrfas Kraucker, hinterließ 45 Pfund, damit zwei junge Frauen ihrer Verwandtschaft und fünf weitere »Jungfrauen« für die Hochzeit ausgestattet werden könnten.611 Hausbesitz war dagegen keine Voraussetzung für die Erlangung des Status eines Bürgers im Rechtssinn. Das lässt vermuten, dass zwar nicht jeder Bürger im rechtlichen Sinne eine eigene Hausparzelle sein Eigentum nennen konnte, dass aber umgekehrt die Hausparzelleneigentümer in der Regel auch Bürger waren. Dies führt zurück zu der Annahme, dass die Wiener Hausbesitzer gewöhnlich verheiratet waren und das Bürgerrecht besaßen. In den Wiener Steuerlisten wurden allerdings immer nur die männlichen Haushaltsvorsteher genannt, so auch 1448. Über die Existenz der Ehefrauen, ihre Namen und Lebensdaten berichten die Steuerbücher unter gewöhnlichen Umständen nichts. Dies änderte sich erst mit dem Tod der Ehemänner. Nach dem Tod eines Ehemannes stand die Witwe dem Haushalt vor und wurde im Feuerstättenverzeichnis als solche auch genannt. Die Form, in welcher die verwitweten Frauen in der Liste bezeichnet wurden, macht ihre enge Zuordnung zum verstorbenen Ehemann aus der Sicht der städtischen Administration deutlich  :612 Die Witwe des Ulreich Ebmer wird als relicta Ulreich Ebmerin, die Witwe des Niclas Zingk als relicta Niclasin Zingkin bezeichnet. Nur in wenigen Fällen wurde der Vorname der Frau genannt, wie zum Beispiel bei relicta Anna Walkarterin.613 Diese Art der Benennung von Frauen ist ungewöhnlich und hat 608 Stadtbücher Nr. 579. Ähnlich Bd. 2, Nr. 646, 761 und 791. 609 Stadtbücher Nr. 1150. Ähnlich Nr. 2864 (1419)  : Hausarme Jungfrauen sollen mit jeweils 5 Pfund ausgestattet werden, die mannen wellen nemen. 610 Stadtbücher Nr. 1209  : Darnach schaff ich junkchfrawn Kathrein, meinem enynkchlein … zwainczig phunt, die man ir geben soll, wenn si vogtper wirt, in ein chloster oder zu einem mann, damit man sey bestatt. 611 Stadtbücher Nr. 1772. 612 Zur »anthroponymie des femmes« als »l’image du mode d’insertion de chaque femme dans la famille et la société« vgl. Bourin/Chareille 2014, S. 230–233. Zur Namensgebung im 15. Jh. vgl. einführend Signori 2000. 613 Zur Benennung von Frauen im späten Mittelalter vgl. Rolker 2009  ; Rolker 2011.

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mit der Funktion der Personenliste zu tun.614 In anderen spätmittelalterlichen Quellengattungen wie Testamenten und Urkunden wurden Frauen normalerweise auf eine der drei folgenden Weisen bezeichnet  : mit ihrem Vornamen, dem Familiennamen ihrer Ursprungsfamilie oder dem Familiennamen des Ehemannes.615 Diese drei Möglichkeiten konnten auf unterschiedliche Weise kombiniert werden. In den Wiener Grundbüchern des 15. Jahrhunderts wurden Frauen beispielsweise immer mit Vornamen und Namen des Ehemannes genannt  : Anna Andres des Selphar selign witib, Anna Hainreichs des goltsmids hausfraw, Anna maister Petern Volczian lerer in der Erczney hausfraw, Agnes Hannsen des Meichsner seligen witib, Albrecht von Meichsn der koch und Affra sein hausfraw.616 Die oben genannte Witwe des Niclas Zingk heißt im Grundbuch entsprechend nicht relicta Niclasin Zingkin, sondern Anna Niclasen des Zingken seligen witib.617 Die Nennung in der Wiener Liste von 1448 betont die Zuordnung zum männlichen Haushaltsvorstand und die Kontinuität von dessen Steuerpflichten. Im Jahr 1448 waren es 49 Witwen, die allein oder mit ihren Kindern einen Haushalt führten. Sie machten damit etwas mehr als 6 Prozent aller erwähnten Haushalte aus.618 Beinahe die Hälfte der genannten Witwen, nämlich 22, waren Hausbesitzerinnen. Die Rechtsverhältnisse in Wien ermöglichten es Frauen wie in anderen Städten des Römisch-Deutschen Reichs, selbständiges Eigentum zu besitzen. Sie konnten wie Männer über Häuser, Grundstücke und mobiles Vermögen verfügen und waren rechtlich handlungsfähig.619 Ehegatten und Familieninteressen waren durch das Ehegüter- und das Erbrecht, aber auch durch das Vertragsrecht, das eine Zustimmung der Erben bei Dispositionen über ererbtes Gut vorsah, abgesichert.620 Zwar erhielt eine Ehefrau nach Wiener Erbrecht beim Ableben des Ehemannes nicht automatisch das volle Eigentum am Immobilienvermögen des Verstorbenen, sondern häufig nur die Nutzung auf Lebenszeit (Leibzuchtrecht),621 außer die eheliche Gütergemeinschaft war »auf Überleben« vereinbart 614 Rolker 2009, S. 20f. 615 Rolker 2011, S. 54. Zur »Mehrnamigkeit« vgl. Rolker 2009, S. 22–29. 616 Gewerbuch D fol. 3r–4r. (zum Jahr 1439). 617 Ebd. fol 4r. (zum Jahr 1440). Zum Zusammenhang von »Namensführung und Vermögensfragen« vgl. Rolker 2009, S. 31–34. 618 Bei der Nennung der Barbara Naterin deutet die Form des Familiennamens darauf hin, dass es sich ebenfalls um eine Witwe handelt, obwohl sie nicht als relicta bezeichnet wurde. 619 Lentze, 1953, S. 170  ; Lohrmann 2001, S. 261f  ; Stadtrechtsprivileg Herzog Albrechts II., 1340 Juli 24, Wien, Art. 51, in  : Csendes 1986, S. 117f. 620 Demelius 1970  ; Floßmann 1983, S. 325. 621 Lentze 1953, S.  161 und S.  168. Zur Entwicklung in anderen Städten vgl. Ellermeyer 1980a, S. 72 mit Anm. 35.; Signori 2011b, S. 109f.

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worden.622 Doch aus der Perspektive der städtischen Steuereinnehmer scheint es keinen Unterschied gemacht zu haben, ob Witwen eine Hausparzelle als Eigentümerin oder zum Nießbrauch bis zum Erbantritt der erbberechtigten Kinder oder Verwandten innehatten.623 Zudem wich die Rechtspraxis im Bereich des ehelichen Güterrechts offenbar in vielen Fällen von der Rechtsnorm ab.624 Neuere Untersuchungen zum Immobilienmarkt belegten, dass Transaktionen am Liegenschaftsmarkt auch mit dem Lebenszyklus der Marktteilnehmer zusammenhingen und der Wohlstandssicherung von Ehegemeinschaften und Familien dienten.625 Immobilien und Landbesitz waren im späten Mittelalter eine der wenigen Möglichkeiten, Kapital dauerhaft zu halten und somit für Krankheitsfälle und das Alter vorzusorgen.626 So hinterließ etwa Lucia, die Gattin des Stephan Rerbanger, ihrem Ehemann testamentarisch zwei Weingärten und fügte hinzu  : Wenn Stephan nicht wieder heiratete, möge er sich davon ernähren. Falls er aber in Armut geraten sollte, könne er sie verkaufen und sich vom Erlös bescheiden ernähren. Falls er die beiden Weingärten aber behielte, sollten sie nach seinem Tod an ihre gemeinsamen Kinder fallen.627 Im Falle von Alter und Krankheit konnte die Familie das vorhandene Eigentum – Häuser, Land und Fahrhabe – auch einem Verwalter übertragen und ein handlungsunfähiges Mitglied der Familie auf diese Weise entmündigen und versorgen.628 Während in der Mehrzahl der Fälle für Ehepartner und Kinder vorgesorgt wurde, versuchten die Wiener Bürger in ihren Testamenten häufig auch den Lebensabend ihrer Eltern zu sichern. So hatte etwa der Priester Christian 1402 für seine Mutter Kunigunde ein Haus gekauft, in dem sie bis zu ihrem Tod von Thomas von Kamerstorff gepflegt wurde. Nachdem sie mer denn ein ganczes jar an einer stat gelegen ist und starb, erbte der Pfleger das Haus.629 Philipp Pader trug in einem Testament aus dem Jahr 1405 seiner 622 Margarethe, die Witwe des Zacharias Maurer, ließ dies 1416 ausdrücklich protokollieren  : Anlässlich ihrer Heirat habe ihr Ehemann verkündet  : Was ich hab, das ist allessampt dein und main das auch nyemands anders. Vgl. Stadtbücher Nr. 2306. 623 Lentze 1953, S. 162–165. 624 Signori 2011b, S. 66. 625 Signori 2015, S. 91f. 626 Ellermeyer 1980a, S. 72 mit Anm. 33  ; Keene 1989, S. 221f.; Hammel 1988, S. 49f. 627 Stadtbücher Nr. 2024. 628 Stadtbücher Nr. 2454  : Zwei Schwestern lassen im Jahr 1417 eine Vermögensaufstellung der Güter ihres erkrankten Bruders machen und anschließend diese einem Sachwalter zur Vermögensveraltung übergeben. 629 Stadtbücher Nr. 748.

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Ehefrau Agnes auf, seine Mutter Kunigunde in ihrem Haus aufzunehmen und bis zu ihrem Tod dort wohnen zu lassen.630 In den 49 Nennungen von Witwen in der Liste von 1448 war durch den Tod des Ehepartners eine wirtschaftliche Risikosituation eingetreten, die durch den Hausbesitz der verwitweten Ehefrau abgemildert werden konnte.631 Diese sorgende Vorausschau veranlasste beispielsweise den Wiener Bürger Hainreich von Straspurg 1428 seine Ehefrau Agnes zur alleinigen Erbin zu bestimmen und ihr die Sorge über die gemeinsamen minderjährigen Kinder zu übertragen  : Item und was uber das vorgenant mein geschefft uberbeleibt, es sey erbgut oder varundgut, was das genant oder wo das gelegen ist, nichts ausgenommen, das schaff ich alles der obgenannten meiner hausfrawen Agnesen ledikleich, davon sol sy unser beider kinder, den benanten Hainreichen und Margrethen, betrewn und versargen, als si in des von müterleicher trew wegen pflichtig und schuldig ist zu tün.632 Eine solche Vorsorge für den Ehepartner war im 15. Jahrhundert kein Einzel­ fall, weder in Wien noch anderswo.633 Die Wiener Stadtbücher, die von 1395 bis 1430 überliefert sind, und mehrere Tausend Testamente enthalten, überliefern viele Bestimmungen dieser Art.634 Über die Wiener Gepflogenheiten bemerkte Piccolomini in seiner Historia Austrialis  : »Es herrscht das Recht, dass dem nachgelassenen Ehegatten die Hälfte der Güter des Verstorbenen zufällt. Über das Erbe kann frei verfügt werden, der Mann kann der Frau, diese dem Mann testamentarische Zuwendungen machen«.635 Die Ehe wurde im späten Mittelalter gleichermaßen als kirchliches Sakrament, Bund zur Fortpflanzung und Kindererziehung sowie zunehmend auch als Güter- und Vorsorgegemeinschaft betrachtet.636 Allerdings 630 Stadtbücher Nr. 1233. 631 Zu testamentarischen Sonderregelungen, die Wiederverheiratung betreffend, vgl. Lentze, Testamentsrecht 166f. Haunold Schuler bestimmte in seinem Testament im Jahr 1405 beispielsweise, dass eine hinterbliebene Ehefrau bis zu ihrer Wiederverheiratung bei ihren Kindern wohnen und von ihnen versorgt werden solle. Vgl. Stadtbücher Nr. 1226. 632 Lentze 1953, S. 173. Vgl. dazu auch Ellermeyer 1980a, S. 72 mit Anm. 34. Ähnlich auch Stadtbücher Nr. 361 (1399)  : daz die vorgenant sein hawsfraw Margret seine kinder sol ynnehaben und nern, als si in des von muterleich trewn gepunden sey. 633 Signori 2008. 634 Vgl. Stadtbücher Nr. 126  : … und schaff und enphilich der egenanten meiner hausfraun denselben Seyfriden, meinen sun, also das sy den mit leyb und mit gut ynnhaben, ziechen und verwesen sol, uncz das er zu seinen beschaiden jarn kumbt und sich selber verwesen mag, und sullen auch baide miteinander ungetailt beleiben, dieweil si lebent. Bd. 1, Nr. 274 (Übertragung auf die Ehefrau zu Lebzeiten). 635 Piccolomini 2005, S. 27. Vgl. dazu Opll 1995, S. 135. Zu spätmittelalterlichen Eheabsprachen und -verträgen vgl. Signori 2011b, S. 68–99. 636 Signori 2011b, S. 50–56.

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führten die komplexen Rechts- und Verwandtschaftsverhältnisse auch regelmäßig zu Gerichtsprozessen. Vor dem Wiener Stadtgericht waren im 14. und 15. Jahrhundert Erbangelegenheiten zwischen Familienmitgliedern der häufigste Streitgegenstand.637 Witwen, Ehefrauen, Töchter und Stieftöchter waren dabei sowohl als Kläger als auch als Beklagte beteiligt. Das Verhältnis zwischen unbehausten und behausten Witwen betrug 27  : 22 (45 % behauste), in der Widmervorstadt sogar 17  : 11 (61 % behauste) und entspricht daher insgesamt ziemlich genau dem Verhältnis von Eigentümern und Mietern. In der Vorstadt war der Anteil der Witwen, die ein eigenes Haus besaßen, dagegen überdurchschnittlich hoch. Vielleicht liegt hier eine Verzerrung durch die geringe Menge der vorhandenen Daten vor. Eine inhaltliche Erklärung könnte allerdings sein, dass der Anteil der ledigen Männer ohne Familie in der Vorstadt größer war. Bei deren Tod gingen die Häuser an männliche Erben über. Nur die wohlhabenderen männlichen Bewohner der Vorstadt, die zugleich auch Hauseigentümer waren, konnten sich verheiraten und ihre Häuser ihren Ehefrauen hinterlassen. Der Prozentsatz der hausbesitzenden Ehepaare war daher besonders hoch. Wir können davon ausgehen, dass viele Witwen die Familiengeschäfte weiterführten – in den meisten Fällen vermutlich bis zur Volljährigkeit der Kinder oder bis zur Wiederverheiratung.638 Im Verzeichnis von 1448 verteilten sich die Witwen auf alle Bereiche des Widmerviertels und auf eine große Bandbreite von Berufsgruppen. Bemerkenswerterweise ist der Hauptberuf der Widmer Vorstadt allerdings kaum vertreten  : Die Witwe eines Hauers namens Kutter (relicta Kuttnerin hauerin) ist die einzige Witwe, die mit einem Mitglied dieses Berufsstandes verheiratet gewesen war. Es liegt deshalb nahe anzunehmen, dass ein großer Anteil der Hauer nicht verheiratet war.639 Dies erklärt vermutlich den ungewöhnlich hohen Anteil von behausten Witwen in der Vorstadt. Um die soziale und wirtschaftliche Stellung von Frauen im spätmittelalterlichen Wien zu beschreiben, reicht das Verzeichnis der Haushalte als Quelle nicht aus. Insbesondere der Blick in die Wiener Stadtbücher aus dem beginnenden 15. Jahrhundert hilft hier weiter. Dabei zeigt sich, dass sich die Rolle von Frauen besonders gut über ihre Identifizierung in den Quellen diskutieren lässt. Wie oben erwähnt, trugen Frauen gewöhnlich den Namen des Vaters oder Ehemannes. Alle Abweichungen von diesem Schema sind interessante H ­ inweise auf die soziale oder vermögensrechtliche Stellung von Frauen. So konnten Frauen 637 Demelius 1980, S. 18–24 (Verzeichnis der Urkunden). 638 Zur Berufsausübung von Ehefrauen und Witwen im mittelalterlichen Wien vgl. Opll 1993a, S. 18. 639 Zu den Weinhauern in der Widmervorstadt vgl. oben S. 118 ff.

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beispielsweise mit dem Namen ihres Vaters und ihres Ehemannes oder mit dem Namen des verstorbenen und des neuen Ehemannes bezeichnet werden. Anna, Ehefrau von Ulrich Dyetram und Tochter von Hanns Pittreich, genannt der Hemkeyn, übertrug im Jahr 1401 in ihrem Testament ihr Eigentum auf ihren Ehemann. Ausdrücklich inkludiert waren dabei die Güter, die sie von ihrem Vater geerbt hatte.640 Erbangelegenheiten beschäftigten auch Elisabeth, Witwe des Hanns Kramer und Tochter von Friedrich, dem Wirt im Göttweiger Hof, und seiner Ehefrau Agnes im Jahr 1399.641 Kompliziert war diese Causa, weil vier weitere Parteien vor Gericht ihre Erbansprüche anmeldeten  : zwei Schwestern der Elisabeth mit ihren Familien, ein Sohn aus einer anderen Ehe sowie der Bruder dieser zweiten Ehefrau. Bei allen beteiligten Personen wurde durch ihre Namen die Verbindung zum Erblasser betont. Ähnliche Fälle werden auch in den Grundbüchern überliefert. In einem Vertrag aus dem Jahr 1384 verkaufte Elisabeth, Witwe des Leben des Tuchbereiters, die nun mit Leben dem Goldschlager verheiratet war, gemeinsam mit ihrer Tochter Elisabeth aus der Ehe mit ihrem ersten Mann einen Ramhof.642 Diese Beispiele machen den Zusammenhang von Namensführung und Vermögensfra­ gen deutlich. Zwei Familiennamen dokumentierten die Bindung der Frauen an zwei Familienverbände und die damit verbundenen vermögensrechtlichen Ansprüche. Erhoben wurden diese Ansprüche teilweise von den Frauen selbst, teilweise von ihren Ehemännern. Die Mehrnamigkeit ist nicht die einzige Möglichkeit, Frauen als selbständige Eigentümerinnen oder Akteurinnen auszuweisen. Daneben gab es auch Frauen in Wien, die nicht als Ehefrauen oder Töchter, sondern durch ihren Beruf oder ein Beiwort identifiziert wurden. Auch diese Namenspraxis scheint in vielen Fällen eine gewisse wirtschaftliche Unabhängigkeit zu illustrieren. Elisabeth Örtlinn machte zwar ein Testament zugunsten ihres Ehemannes Konrad Schenk, doch werden in dem Text hauptsächlich ihre Verbindlichkeiten aufgelistet  : Beträge zwischen 2 und 20 Pfund gehen an Wiener Geschäftsleute. Weitere Gläubiger über ihren Tod hinaus waren ein Kaplan, ein Jude, eine Krämerin und eine Person aus dem Umland. In ihrer Ehe mit Konrad Schenk scheint Elisabeth Örtlinn ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit bewahrt zu haben  – und als Zeichen dafür möglicherweise auch ihren Namen.643 640 Stadtbücher Nr. 661. 641 Stadtbücher Nr. 384. 642 QGSW 3/1 Nr. 1661. 643 Stadtbücher Nr. 170.

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Geschäftsfrauen waren auch Kunigunde auf der Neuen Melgrub und Margarethe Vestenhaimerin, genannt die Polanerinn, Bürgerin der Stadt Krems. Kunigunde auf der Neuen Mehlgrube nannte sich nach dem städtischen Mehldepot und war wohl im Mehlgeschäft tätig. Verheiratet war sie mit Nikolaus Kamrèr, der allerdings zum Zeitpunkt ihres Testaments 1402 bereits verstorben war. In ihren letzten Verfügungen gab Kunigunde Geld und Kleidungsstücke an Kirchen, die Stadt sowie acht nicht verwandte Personen, die ihr nahe standen, darunter auch ihre Dienerin Anna.644 Wesentlich umfangreicher war das Testament der Margarethe Vestenhaimerin. Margarethe war eine Geschäftsfrau mit vielen Kontakten  : Sie hatte ein Haus in Wien, aber auch Besitz in Bratislava (Pressburg) und Beziehungen nach Krems. Zu ihrem Besitz gehörten ein weißes Pferd, mindestens fünf Betten und umfangreiches Hausgerät. Aufgenommen wurde in das Testament auch eine Liste der Schulden und Außenstände, die belegen, dass Margarethe im Kleiderhandel tätig gewesen ist.645 Möglicherweise mehr von Selbständigkeit als von Geschäftstätigkeit zeugt das Testament der Agnes Verberinn. Sie wird in dem Text Agnes die Verberinn selige vor Kernertor genannt und hinterließ ihre Weingärten, die sie von ihren Eltern geerbt hatte, ihrem jüngeren Sohn Andren. Nur bei dessen frühzeitigem Tod sollte ihr Ehemann Andre den Nießbrauch der Weingärten erhalten. Nach dem Tod des Ehemanns sollen sie an ihren älteren Sohn Heinrich fallen. Dieser war Pfarrer und stammte vermutlich aus einer früheren Ehe der Agnes. Im Mittelpunkt ihrer Verfügungen stand ihr Sohn Andren, während ihr Ehemann im Hintergrund stand. Ob der Name Verberinn auf einen der Ehemänner zurückgeht oder eine Berufsbezeichnung darstellt, bleibt dagegen unklar.646 Eine rege Geschäftstätigkeit von Frauen lässt sich auch in Einträgen der Grundbücher feststellen. Bereits 1350 gab Jutta von Kozendorf mit Zustimmung ihres Ehemannes Trietlip und ihrer Kinder dem Schottenkloster eine Wiese bei Dombach, genannt Guntsenswiese, um für ihre verstorbene Tochter Jutta die Erlangung des Seelenheils zu befördern.647 Die Wiederverheiratung von Witwern und Witwen war allgemein üblich. Manchmal scheint die Suche nach einem neuen Partner mit erstaunlicher Geschwindigkeit erfolgt zu sein. So erschien beispielsweise Kathrin im Jahr 1399 vor Gericht, um das Testament ihres verstorbenen Mannes Nikolaus Mayr mit644 Stadtbücher Nr. 820. 645 Stadtbücher Nr. 863. 646 Stadtbücher Nr. 2473. 647 QGSW 1/1 Nr. 370.

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zuteilen und vollstrecken zu lassen.648 Vermutlich tat sie dies wenige Monate, auf jeden Fall innerhalb eines Jahres nach dem Tod ihres Ehemannes, da dies die von der Stadt Wien vorgeschriebene Frist war.649 In dem vor dem Stadtrat protokollierten Testament lautete die Bezeichnung der Katrin so  : fraw Kathrein, weilnt Niclas seligen wittib des Mayrs, die nu Symann den Gewmann eleichen genommen hat. Kathrin hatte also bereits wenige Monate nach dem Tod ihres Mannes, noch bevor dessen Testament protokolliert worden war, wieder geheiratet. Ledig blieben Männer und Frauen selten. Wer als Lediger sein Testament machten musste, hatte möglicherweise einfach zu wenig Zeit gehabt, seine Heiratspläne umzusetzen. Dieses Schicksal ereilte Nikolaus Füchsel im Jahr 1410, der sein Haus und sein Vermögen der Anna, Witwe des Simon Vifianz hinterließ. Diese Anna, an anderer Stelle im Text kurz Vivianczin genannt, bezeichnete der Erblasser als »seine versprochene Ehefrau« (seine versprochen wyrtinn). Nikolaus und die Witwe Anna hatten offensichtlich Heiratspläne, als den künftigen Bräutigam vorschnell der Tod ereilte.650 Die häufige Wiederverheiratung führte dazu, dass viele Eheleute den Unterhalt und die Erziehung von nicht leiblichen Kindern übernahmen.651 Das lief nicht immer problemlos ab, und das wussten auch die Erblasser. Nicht jeder von ihnen war zuversichtlich, dass seine Kinder nach einer neuen Heirat des überlebenden Ehepartners gut versorgt werden. Hans Ungrün etwa hinterließ zwei Kinder in der Obhut seiner Ehefrau, fügte jedoch einschränkend hinzu  : Falls sie jedoch einen neuen Ehemann nehmen würde und die Kinder nicht gut versorgt würden, sollten diese in die Obhut der Testamentsvollstrecker übergeben werden.652 Diese Patchworksituation verschärfte ein Problem, das generell in einer nur rudimentär auf schriftlicher Datensammlung basierten Verwaltung auftrat   : Zur Benennung einer Person bedurfte es keiner exakten Bezeichnung, weil die Menschen einer Generation sich gewöhnlich persönlich kannten. Über die Generationen hinweg ging dieses Wissen von den Verwandtschaftsverhältnissen jedoch verloren. Die Konsequenz waren unzählige schriftliche Auskünfte über Verwandtschaftsverhältnisse (»Verwandtschaftsweisungen«) in den ­W iener Stadtbüchern. In diesen Weisungen ließen einzelne Personen öffentlich ihre Ver­ wandt­ schaftsverhältnisse feststellen. So ließen beispielsweise Kunigunde, 648 Stadtbücher Nr. 338. 649 Stadtbücher Nr. 339. 650 Nach dem Tod der Anna fiel das Haus 1450 an das Kapitel von St. Stephan. Vgl. QGSW 2/2 Nr. 3415. 651 Mitterauer 1984, S. 20. 652 Stadtbücher Nr. 1933.

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Ehe­frau des Heinrich Zuzzerman, und Anna, die Witwe von Ulrich von Waidhofen, öffentlich beurkunden, dass sie Geschwister waren.653 Um Erbansprüche über die Generationen hinweg wahren zu können, war es offensichtlich in vielen Fällen notwendig, die genauen Verwandtschaftsverhätnisse zu klären. Während die Klärung von Verwandtschaftsverhältnissen beide Geschlechter betraf, ist die prominente Rolle von Frauen als Begünstigte eine Besonderheit in von Frauen ausgestellten Testamenten. Frauen kümmerten sich um Frauen und lebten zumindest teilweise in von Frauen dominierten Netzwerken. Ein typisches Beispiel ist neben dem oben zitierten Testament der Kundigunde das Testament der Dorothe, Witwe des Niklas Galwaicz, aus dem Jahr 1407.654 Das Vermögen der Dorothe bestand aus 98 Gulden, die sie bei einer Nonne des Maria-Magdalena-Klosters hinterlegt hatte, einem Weingarten sowie einigen Kleidungsstücken. In ihrem Testament teilte die Erblasserin ihr Geldvermögen unter ihrer Schwester und deren Tochter Else, einer gewissen Torlein und deren Tochter sowie ihrer Tochter Ursula, die ebenfalls Nonne im Maria-Magdalena-Kloster war, auf. Den Weingarten sollten dagegen zu gleichen Teilen ihre Töchter Ursula und Lucia erhalten. Ihre Kleidungsstücke vermachte Dorothe denselben Frauen. Männer kommen in diesem Testament nur am Rande vor. Der Text ist ein Indiz dafür, dass Frauen innerhalb der Wiener Bürgergemeinde eine besondere Nähe zu anderen Frauen und eine Art von Frauennetzwerk unterhielten. Trotz der Allgegenwart der Ehe gab es auch andere Beziehungsformen. Die Witwe Elisabeth überließ ihr Vermögen dem ehrbaren Mann Seidrid dem Münzer in der Scheffstraße. Sie tat dies aufgrund der aufrichtigen Liebe und der treuen Haltung, die Seidrid ihr gegenüber täglich bewiesen habe. Zudem würde er sie mit Kost und Unterkunft bis an ihr Lebensende versorgen. War dies eine Liebesbeziehung oder eine Betreuung im Alter  ?655 Noch deutlicher lag vielleicht der Fall des Nikolaus Heuler. In seinem Testament bestimmte er 20 Pfund für einen Knaben namens Nikolaus.656 Zusätzlich sollte dessen Mutter 10 Pfund erhalten sowie seinen besten Mantel und den Schmuck aus seiner Lade. Seine Immobilien vermachte er dagegen seiner Ehefrau. Offensichtlich war Nikolaus Heuler dem Knaben und seiner Mutter innig verbunden. War der kleine Nikolaus ein Sohn aus einer außerehelichen Beziehung mit einer Frau, die der Erblasser noch im Testament mit persönlichen Wertgegenständen bedachte  ? 653 Stadtbücher Nr. 32. 654 Stadtbücher Nr. 1395. 655 Stadtbücher Nr. 1187. 656 Stadtbücher Nr. 1813. Ähnlich Stadtbücher Nr. 1366 und 1469.

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Emotionen in der Ehe wurden gelegentlich auch Thema in den Testamenten. Häufig überwogen die negativen und führten zu Streit und Zank, die sich auch in den Testamenten widerspiegeln konnten. Ex negativo könnte man vermuten, dass die Ehe nicht glücklich war, wenn ein Ehepartner den anderen im Testament nicht begünstigte. Dies ist allerdings spekulativ, weil testamentarische Bestimmungen auch außerhalb des Testaments getroffen werden konnten. Als Eberhard Plattner sein Testament machte und nur seine Kinder zu Erben bestimmte, ermahnten die Testamentsvollstrecker ihn, doch auch seine übrigen Verwandten nicht zu vergessen. Eberhard blieb bei seiner Meinung, vermutlich aufgrund eines schlechten Verhältnissens zum erweiterten Familienkreis.657 Wenn der Ehepartner von Sinnen war, wie dies ebenfalls dokumentiert wurde, so ergaben sich dadurch zweifellos Probleme im Zusammenleben, ohne dass dies jedoch zu Streit führen musste.658 Von wirklichen Auseinandersetzungen erzählen die Testamente nur in wenigen Fällen. Eine gewisse Katharina beispielsweise hatte in zweiter Ehe Blasien von Swerfurb geheiratet und änderte ihr Testament zugunsten ihres Ehemannes. Dies – so heißt es im städtischen Protokoll – sei jedoch durch Schläge erzwungen worden.659 In anderen Fällen ließ ein Sohn seine Mutter enterben, weil sich diese nicht ausreichend um den Besitz kümmere  ; ein Mann durfte einen Weingarten verkaufen, weil die Ehefrau seit vier Jahren nicht in Wien gewesen war  ; ein Ehepaar legte einen Streit bei und versprach, in Zukunft miteinander friedlich und freundschaftlich zu leben.660 Eine Interpretation der Benennung von Frauen in den Wiener Quellen um 1400 führt zu Ergebnissen, die auch in Studien zu Frauennamen in anderen spätmittelalterlichen Städten gemacht wurden.661 Christof Rolker hat in mehreren Untersuchungen zu schweizerischen und süddeutschen Städten darauf hingewiesen, dass Namensführung und Vermögensfragen eng zusammenhängen. Wie in Wien wurden eigentumsrechtliche Ansprüche von Frauen durch Namen sichtbar gemacht, etwa Namen der Herkunftsfamilien oder des verstorbenen Ehemannes. Die Benutzung des eigenen Namens war in Konstanz oder Basel – so Rolker – nicht nur Ausdruck, sondern auch Mittel zur Gestaltung der eigenen Identität, insbesondere der eigenen wirtschaftlichen Position. Das Gleiche galt auch für Wien.662 657 Stadtbücher Nr. 491. 658 Stadtbücher Nr. 592 und 610. 659 Stadtbücher Nr. 485. 660 Stadtbücher Nr. 542, 788, 1559. 661 Vgl. allgemein Rippmann/Simon-Muscheid 1991. 662 Zu ähnlichen Beobachtungen für Dortmund vgl. Fehse 2005, S. 46–48.

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Ellen E. Kittell belegte in einer Untersuchung von Zusätzen bei Frauennamen im mittelalterlichen Douai in Nordfrankreich ebenfalls den Zusammenhang von Personennamen und Identität.663 Frauen in Douai benutzten nicht nur den Namen ihres Vaters oder Ehemannes, um sich zu identifizieren, sondern auch Namen «by occupation, their citizenship status, by place of provenance or residence or – when she is clearly the primary agent – by no further identifying phrases at all.«664 Dieser Namensvielfalt entsprach eine Vielfalt von weiblichen Handlungsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen der städtischen Wirtschaft. Im Vergleich zu Douai scheinen in Wien die »practices of identifying women« und so auch ihr wirtschaftlicher Handlungsspielraum etwas weniger umfangreich gewesen zu sein. Douai bot Frauen im späten Mittelalter offensichtlich mehr und bessere Möglichkeiten zum selbständigen Handeln. Ob dies an den wirtschaftlichen Strukturen der Stadt oder an kulturellen Faktoren lag, ist schwer zu entscheiden. Die soziale und wirtschaftliche Position von Frauen im spätmittelalterlichen Europa wurde in den letzten 50 Jahren aus vielen Perspektiven untersucht.665 Diese Diskussion hat bei einer grundlegenden Frage noch zu keiner einhelligen Meinung geführt  : Hat sich die Stellung der Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft ab dem 11. Jahrhundert verschlechtert oder verbessert  ? Lässt sich zwischen 1000 und 1500 nach Christus eine Statusverschlechterung von Frauen feststellen, die sich mit den Krisen des 14. Jahrhunderts weiter intensivierte  ?666 Oder brachten der wirtschaftliche Aufschwung des hohen Mittelalters und die goldene Zeit der Lohnarbeit nach 1348 neue Möglichkeiten und Chancen für Frauen mit sich  ? Inzwischen hat eine Differenzierung der Diskussion stattgefunden  : Während bei Frauen in adeligen und bäuerlichen Haushalten möglicherweise tatsächlich eine Verringerung von Entfaltungsmöglichkeiten festzustellen ist, scheint dies in städtischen Gesellschaften – vor allem größeren urbanen Zentren667 – nicht der Fall gewesen zu sein.668 Trotz aller regionalen Unterschiede scheinen Studien zu Frauennamen in spätmittelalterlichen Städten diese These zu bekräftigen. Dies gilt auch für das Beispiel Wien.

663 Kittell 1999. 664 Ebd., S. 216. 665 Reyerson 1986. 666 Ebd., S. 117. 667 Zu Einschränkungen in Dörfern und kleineren Städten vgl. Kowaleski 1986. 668 Brown/Goodman 1980.

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Wohnverhältnisse im Widmerviertel und darüber hinaus

Die Wohnverhältnisse in spätmittelalterlichen Städten sind ein seit dem 19. Jahrhundert betriebenes interdisziplinäres Forschungsfeld der Geschichtswis­ sen­ schaft, Kunstgeschichte und Archäologie.669 Einige ältere Standardwerke sind für die Forschung noch heute von Bedeutung, da sie reiche Materialsammlun­ gen darstellen und in vielen Einzelbeobachtungen weiterhin den aktuellen Forschungstand widerspiegeln.670 In den letzten Jahrzehnten sind zahlreiche ­Studien erschienen, die sich bestimmten Städten, Regionen, bestimmten sozia­ len Gruppen oder baulichen Elementen widmen.671 Die Perspektive hat sich dabei sowohl methodisch als auch räumlich stark erweitert.672 Die Wohnverhältnisse im mittelalterlichen Wien wurden bislang wenig untersucht, die wichtigsten Beiträge zum Thema stammen von der Stadtarchäologie. Allgemein waren die mittelalterlichen Wohnverhältnisse wenig komfortabel. Das war auch in Wien der Fall und begann unmittelbar vor den eigenen vier Wänden im öffentlichen Raum, der geprägt war von Gestank, Lärm und Unrat. Für den Gestank sorgten Haushalte und Handwerksbetriebe mit ihren Abfällen sowie die wenig effizienten Möglichkeiten der Abwasser- und Fäkalienbeseitigung. Gewerben – beispielsweise den Hutmachern 1461 – wurde verboten, ihre verunreinigten Abwässer einfach auf Straßen und Plätze auszugießen.673 Das Gegenteil war offensichtlich häufig der Fall. Innerhalb der Stadt gab es zwei Wasserläufe, die zur Entsorgung genutzt wurden  : Der Alserbach durch den Tiefen Graben und die im 14. Jahrhundert eingewölbte Möring durch Kramergasse und Rotgasse, parallel zur Rotenturmstraße. Entlang der Möring lag ein Teil der Wiener Fleischbänke, deren Inhaber ihre Abfälle vermutlich in dem kleinen Bach entsorgten und auf der erstmals 1326 genannten schlachpruck (Schlagbrücke) in der Kramergasse ihre Tiere schlachteten.674 Beide Bäche flossen in die 669 Zur französischen Erforschung von Wohnbauten im 19. Jh. vgl. Halbach 1984, S. 12–16. 670 Vogts 1966. 671 Halbach 1984  ; Broscheit 1994  ; Schnieringer 1996  ; Fehse 2005  ; Wolf-Quadflieg 2004  ; Nolte 2009. 672 Zu Byzanz vgl. beispielsweise Dark 2004  ; Sigalos 2003. Zum Nahen Osten vgl. Luz 2004. 673 Kühnel 1976, S. 32. Allgemein zum Thema vgl. Dirlmeier 1986. 674 Zur Entwicklung der Wiener Fleischindustrie seit dem Mittelalter vgl. den Eintrag »Fleischhacker« in Wien Geschichte Wiki, online unter  : https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Fleischha cker, zuletzt geprüft am 19.09.2019.

Wohnverhältnisse im Widmerviertel und darüber hinaus 

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Donau, die für die Wiener Verkehrsweg, Wasserspender, Abwasserkanal und Nahrungslieferant zugleich war. Seit dem Jahr 1439 überspannten mehrere Brücken die Donau, wobei die Schlagbrücke (heutige Schwedenbrücke) weiterhin mit dem Fleischergewerbe verbunden war. Wichtig für die Stadt war auch der Wien-Fluss, der entlang der südlichen Stadtmauer in die Donau floss, auf mehreren Brücken überquert werden konnte und dessen Wasser zum Antrieb der Wasserräder von Mühlen genutzt wurde.675 Die Brücken der Stadt erforderten ständige Instandhaltungsarbeiten. Im Jahr 1451 wurden in den Kammeramtsrechnungen 18 Brücken genannt, unter anderem die ausser prugk pei widmertor und die inner pruk pei widmertor.676 Die Straßen und Plätze der Stadt waren zum größten Teil gepflastert.677 Die Instandhaltung von Wegen, Straßen und Brücken wurde zumindest teilweise durch freiwillige Zahlungen der Bürger finanziert.678 Von der Stadt besoldete Mistrichter besorgten zweimal im Jahr sowie bei besonderen Anlässen die Straßenreinigung. Zudem hatten sie zu kontrollieren, dass der aus der Stadt entfernte Mist nicht vor den Stadttoren abgelagert oder in den Stadtgraben geworfen wurde.679 Gemäß der Marktordnung von 1461 wurde Schweinen, die auf Jahrmärkten Wagen und Waren beschädigten, die Ohren abgeschnitten. Im Wiederholungsfall sollten sie geschlachtet und den Armen im Bürgerspital zur Speisung übergeben werden.680 Die verschiedenen Maßnahmen zeigen, dass die städtische Obrigkeit Wiens darum bemüht war, die hygienischen und sanitären Verhältnisse und das friedliche Zusammenleben ihrer Bewohner zu verbessern.681 Zugleich zeugen die wiederholten Verbote und Verordnungen auch vom mangelhaften Erfolg dieser Anstrengungen. An der Grenze zwischen privater und öffentlicher Sphäre waren die Wasserversorgung sowie die Fäkalienentsorgung angesiedelt.682 Auf mehreren Plätzen 675 Zu den Brücken in der Stadt und über die Donau vgl. Kühnel 1976, S. 33–34. 676 Kammeramtsrechnung 1451, fol. 120v. 677 Kühnel 1976, S. 33. Zu den städtischen Ausgaben hierzu vgl. Kammeramtsrechnung 1445, fol. 60r–72r. Zur Straßenpflasterung in anderen Städten vgl. Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 264–265. Von der Pflasterung der Wiener Straßen spricht bereits Piccolomini. Vgl. Piccolomini 2005, S. 19. 678 Kammeramtsrechnung 1445, fol. 22r  : In diesem Jahr verzeichnete die Stadt allerdings keine freiwilligen Zahlungen. 679 Kühnel 1984, S. 55. 680 Text ediert in HWOB Nr. 288. 681 Vgl. dazu Opll 2005. 682 Kühnel 1984, S. 51–55  ; Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 263–264.

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Wohnverhältnisse im Widmerviertel und darüber hinaus

des Widmerviertels gab es bereits im späten Mittelalter öffentliche Brunnen.683 Daneben verfügten viele Hausparzellen über private Brunnen in den Hinterhöfen. Die Wasserqualität dieser Brunnen war unterschiedlich, abhängig nicht zuletzt von der Nähe zu den Latrinen. Zumindest im 13.  Jahrhundert lagen die privaten Brunnen teilweise nur einen Meter von den Abtritten entfernt.684 Spätestens im 15.  Jahrhundert legten die Stadtregierungen häufig einen Mindestabstand zwischen beiden Einrichtungen fest.685 Sowohl Latrinen als auch Brunnen befanden sich häufig in den Höfen und Gärten an der Rückseite der Wohnhäuser.686 Für ihre Leerung waren die purgatores privete, auch Kotkönige genannt, zuständig. Gelegentlich wurden Latrinen auch von mehreren Haushalten gemeinsam benutzt. In einer Messstiftung aus dem Jahr 1444 erfahren wir beispielsweise, dass die Bewohner eines gestifteten Hauses in der Nähe der Dominikanerkirche keine eigene Latrine hatten. Sie hatten allerdings das Recht, die Latrine und den Brunnen hinter dem Nachbarhaus mitzubenutzen.687 Dafür mussten sie sich an der Instandhaltung des Brunnens und an der Räumung des Secrets anteilig mit einem Viertel der Kosten beteiligen. Aufgrund der Kosten und Mühen erfolgte die Beauftragung der Kotkönige vermutlich eher selten.688 Von den Konsequenzen erfahren wir aus einem Rechtsstreit im Jahr 1445  : Ein Wiener Bürger klagte vor dem Stadtgericht gegen seinen Nachbarn, weil dessen Abtritt unflat und pos gesmachen verursache und der Gestank bis in seine Kammer dringe. Die Stadt beauftragte Werkleute der Stadt mit der Begutachtung der Angelegenheit. Nachdem diese dem Kläger Recht gegeben hatten, musste der Beklagte einen schornsteinähnlichen Abzug errichten lassen.689 Nachbarschaftliche Konflikte dieser Art ereigneten sich auch in anderen Städten des späten Mittelalters.690 Latrinen und ihr Inhalt waren bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts Gegenstand städtischer Maßnahmen  : Um 1403 verfügt der Stadtrat, dass der Wasser­ abfluss am Platz Am Hof in Richtung Tiefer Graben kanalisiert werden sollte. 683 Kühnel 1976, S. 33. 684 Ladenbauer-Orel 1974, S. 187. 685 Kühnel 1984, S. 52  ; Dimt 1984, S. 72. 686 Zu Anzahl und Lage der Latrinen in Köln vgl. Vogts 1966, S. 104–105. 687 QGSW 2/2 Nr. 2965. 688 Erwähnt werden die mit der Latrinenräumung verbundenen Kosten in den Wiener Quellen in der Regel nicht. In der Abrechnung des Hermann Swarcz für Ausgaben für die Kinder des Hans Schönn finden sich die Hinweise zu zwei Häusern  : Item aus dem privet zu rawmen 3 tl. … Item das privet zu raumen daselbst ½ lb. Vgl. Stadtbücher Nr. 614. 689 QGSW 2/2 Nr. 3085. Kühnel 1976, S. 32. 690 Laqua 2014.

Wohnverhältnisse im Widmerviertel und darüber hinaus 

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Der bisherige Ablauf des Wassers sei zwischen den Häusern des Hans Veltsperger und des Leben Huter hindurchgeflossen und habe den Inhalt von deren Latrinen in den Tiefen Graben gespült – sicherlich zum Leidwesen der Bewohner dieser Gasse. Ziel der Maßnahme war auch, dass der Platz am Hof dester rayner beleyb.691 Um Probleme dieser Art zu vermeiden, ließen die Augustinermönche eine Latrinenanlage in einem Turm der Stadtmauer anlegen. Im Jahr 1999 wurden der Turm sowie der Latrinenschacht freigelegt. Die sichergestellten Fäkalien aus dem späten Mittelalter belegen, dass die Augustinermönche von Parasiten wie Spulwurm und Peitschenwurm geplagt wurden.692 Den restlichen Stadtbewohnern ging es sicher nicht besser. Für die körperliche Hygiene waren die öffentlichen Badestuben wichtig, da die privaten Wohnhäuser im 15. Jahrhundert zwar gelegentlich über gemauerte Waschbecken, aber über keine eigenen Badezimmer verfügten.693 Der österreichische Ritter und Dichter Seifried Helbling berichtete um 1300, wie ein solcher Gang ins Badehaus gewöhnlich ablief  : Nachdem der Bader mit seiner Trompete auf den Badebeginn hingewiesen hatten, kamen die Gäste zur Badestube, ausgestattet mit einem Badehemd und einem Laubwedel. Nach einem ersten Wasch­ gang schwitzten sie in der von Dampf erfüllten Badestube. Hitze und Dampf wurden durch das Begießen von heißen Steinen erzeugt. Es folgten ein weiterer Waschgang und eine abschließende Ruhephase. Im spätmittelalterlichen Wien gab es 27 öffentliche Badestuben. Die älteste und bekannteste hieß »Zu den Röhren« (Kleeblattgasse 5) und lag im Widmerviertel.694 Die Haus- und Wohnformen waren entsprechend den wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen der Bewohner äußerst vielfältig.695 Von der H ­ ausforschung wurde das 15. Jahrhundert als eine Epoche des Überganges bezeichnet, in der sich das Wohnhaus vom Gebrauchsgegenstand zum repräsentativen Wohnort wandelte.696 Beide Formen waren im Wien dieser Zeit vorhanden. Bildliche Quellen vom Wiener Hausbau im späten Mittelalter sind Mangelware. Eine Ausnahme bildet das Tafelbild der Heimsuchung auf dem Schottenaltar (Abb.  21). Das Bild bietet hinter der biblischen Szene einen Blick in die Kärntnerstraße mit 691 Stadtbücher Nr. 829. 692 Opll 2005, S. 242f. 693 Kühnel 1976, S. 42  ; Horn 2005. 694 Hötzel 2016. 695 Einführend vgl. Schmidt/Dirlmeier 1998, S.  290–299  ; Theune 2010. Es existieren zahlreiche Regionalstudien zum Thema. Vgl. etwa Gläser 2002. 696 Vogts 1966, S. 191  ; Hammel 1990, S. 125  ; Kaspar 1994, S. 287.

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Wohnverhältnisse im Widmerviertel und darüber hinaus

Abb. 21  : Meister des Schottenaltars, ­Mariae Heim­ suchung, ca. 1480– 1485.

ihren Fachwerkhäusern. Zu erkennen sind Erker auf Arkaden, Dachgiebel und Holzveranden. Ein in Wien häufig anzutreffender Haustyp war das zweistöckige, langgestreckte Wohnhaus, das Wohn- und Arbeitsräume vereinte.697 Kellerräume und Erdgeschoss dienten häufig als Lagerräume, Werkstatt und Verkaufsraum.698 An der Längsseite der Häuser führte häufig ein Korridor die Hausflanke entlang, von wo aus man über eine Treppe das Ober- oder Wohngeschoss erreichen konnte. Im ersten Stock lag die mit einem Kachelofen beheizbare Stube, die als zentraler Aufenthaltsraum diente.699 Wie in Wohnbauten in anderen Städten war dieser Raum der zentrale Wohnraum der Hausbewohner. Bei größeren Häusern konnte die Stube die Größe und Ausstattung eines repräsentativen Saales erreichen.700 In der weniger hellen Zwischenzone hinter der Stube im ersten 697 Dimt 1984, S. 77–79  ; Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 253–255. 698 Halbach 1984, S. 33. 699 Zur Verbreitung von Kachelöfen vgl. Kühnel 1976, S. 30  ; Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 240. 700 Vogts 1966, S. 82–88  ; Halbach 1984, S. 33–34.

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Stock befanden sich Küche und Schlafkammern (Alkoven), Stiegenvorplatz und Kammern. Weitere Schlafzimmer und kleine Räume gab es im zweiten Stock sowie im Dachboden. Bis in die Frühe Neuzeit hinein besaßen viele Parzelle an der Rückseite der Häuser kleine Gärten sowie zusätzliche Bauten wie Latrinen, Brunnen und Schuppen.701 Wohnhäuser dieser Art waren auch in vielen anderen spätmittelalterlichen Städten Europas verbreitet.702 Zur Architektur dieser Häuser liefern gelegentlich auch schriftliche Quellen Informationen. Dabei handelt es sich vorrangig um testamentarische Erbregelungen. Einen solchen Einblick in das Haus des 1414 verstorbenen Peter Melber am Graben 26 liefert die testamentarische Aufteilung des Hauses unter den drei Erbinnen. Peter Melber verfügte, dass seine drei Töchter gleiche Anteile an dem Haus erhalten sollten. Wie in solchen Fällen üblich, wurde die Teilung durch Bevollmächtigte der Stadt festgesetzt und urkundlich dokumentiert.703 Das Ergebnis (Abb. 22) belegt, dass das Eigentum an Häusern im späten Mittelalter zersplittert werden konnte. Die Teilung des Hauses, das mit der Vorderseite am Graben lag und dessen Rückseite an den Petersfreithof (Petersplatz) grenzte, sah vor, dass die erste Tochter (rot in Abb. 22) einen Kellerraum, jeweils eine Kammer im ersten Stock und unter dem Dach sowie einen Teil der Stube erhalten sollte. Für die zweite Tochter (blau) waren ein Kellerraum, ein Arbeitsraum im Erdgeschoss samt der Mehlstatt auf dem Petersplatz, ein Teil der Stube sowie eine Kammer im zweiten Stock vorgesehen. Diese beiden Töchter sollten die Küche gemeinsam benutzen. Die dritte Tochter (grün) erhielt Arbeitsräume im Erdgeschoss, eine Kammer im zweiten Stock und eine unter dem Dach. Eine solche Aufteilung unter erbberechtigten Familienmitgliedern war in den Testamenten der Wiener Hausbesitzer durchaus üblich. Häufig wurde nur bestimmt, dass ein Haus in zwei oder mehrere gleich große Teile aufgeteilt werden sollte. Durchgeführt wurde die Teilung dann durch Beauftragte der Stadt. Durch Los wurden die Teile den erbberechtigten Ehepartnern, Kindern oder Verwandten zugewiesen. Allerdings wollten Erblasser die Teilung immer wieder auch selbst durchführen. Andreas Weniger bestimmte beispielsweise in seinem Testament aus dem Jahr 1407, dass seine Ehefrau Agnes den vorderen Teil (mit zwei Kemenaten sowie der Holzkammer darunter), die Tochter Kathrein den mittleren Teil und das noch ungeborene zweite Kind den hinteren Teil des Hauses erhalten sollte.704 701 Dimt 1984, S. 67–68 und S. 79. 702 Vogts 1966, S. 70. Zu den Gärten innerhalb der Stadt ebd., S. 113–122. 703 Hauswirth 1859, S. 537. 704 Stadtbücher Nr. 1441.

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Abb. 22  : Erbteilung eines Hauses am Graben 26 im Jahr 1414 mit farblich markierten Hausanteilen der erbenden Töchter.

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Einige dieser Häuser der sozialen Mittelschicht waren noch langgestreckter als das erwähnte Haus am Graben 26. Hugo Hasinger sprach 1917 von »schmalen dreifenstrigen Giebelhäusern, die sich wie die Bauernhäuser im Straßendorf aneinander gereiht hatten und ihre Dachgestaltung ebenso wie in dem langen schmalen Grundriss ihre Abkunft von dem bodenständigen niederösterreichischen Bauernhaus an der Stirn trugen.«705 Ein Vergleich mit den Verhältnissen sowohl in Österreich als auch in Köln und anderen Städten des Rheinlandes oder Burgunds legt jedoch nahe, dass es sich hier um eine im nordalpinen Europa allgemein übliche Wohnhausarchitektur handelte.706 Eine Normierung von Haustypen hatte im späten Mittelalter auch in anderen Städten stattgefunden.707 Im Gegensatz zum oben beschriebenen Haus am Graben 26 lag die Stiege dieser Häuser in der Hausmitte, so dass sich im hinteren Bereich ein weiterer Hausteil anschloss. Einige Beispiele dieser Langparzellenhäuser sind erhalten geblieben, so in der Naglergasse 17 und in der Himmelpfortgasse 12.708 Am Rande des ­ehemaligen Judenviertels entdeckte die Bauforschung in der Kurrentgasse 4–8 ebenfalls Reste von zwei schmalen Ost-West orientierten Baukörpern. Rekonstruiert werden konnte die ehemalige Bebauung allein durch die noch vorhandenen spätmittelalterlichen Kellermauern. Zwischen den beiden Häusern befand sich ein Durchgang, der vermutlich wie die Häuser selbst unterkellert gewesen war. Sowohl im Hof als auch auf der Vorderseite der beiden Häuser befand sich jeweils ein Brunnen. Die Rückseite der Parzelle, die bis 1421 zur »Judenbadestube zu den Röhren« gehört hatte, wurde später vermutlich als Hof benutzt.709 In ähnlich dimensionierten Häusern lebte noch in der Mitte des 16. Jahrhunderts ein beträchtlicher Anteil der Wiener Handwerker und Gewerbetreibenden mit ihren Familien.710 Allerdings war dieser Häusertyp nicht der einzige in der Stadt Wien, auch wenn die Stadtansichten aus dem 16. bis 18. Jahrhundert mit ihrem »Winkelwerk schmaler, spitzgiebeliger Häuser« diese Vorstellung nahelegen.711 In den abgelegenen Randzonen innerhalb der Innenstadt, inbesondere in der Nähe der Stadtmauer sowie in der Vorstadt waren die Häuser und Hausparzel705 Hassinger 1916, S. 14. Zu Abbildungen der langgestreckten Giebelhäuser auf historischen Stadtansichten vgl. Perger 1991, Bildtafel 7 und 8. 706 Vogts 1966, S. 58–70  ; Dimt 1984, S. 74–77  ; Halbach 1984, S. 32. 707 Hammel 1990, S. 118  ; Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 262. 708 Lichtenberger 1977, S. 44. 709 Schön/Gaisbauer 2000. 710 Lichtenberger 1977, S. 43f. 711 Ebd., S.  43. Zur Durchsetzung des Dielenhauses in Lübeck im 14.  Jh. vgl. dagegen Hammel 1988, S. 48  ; Hammel 1990, S. 117f.

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len häufig kleiner und vermutlich auch nicht immer unterkellert.712 Hier gab es noch unbebaute Flächen, die im Laufe des 15. Jahrhunderts teilweise erschlossen wurden.713 So erwarben beispielsweise der Maler Jakob Kaschauer und seine Ehefrau Margarethe ( Jacob Kasschawer der Maler und Margret sein hausfraw) im Jahr 1448 eine öde Hofmark vor dem Widmertor und bauten darauf ein Haus und einen Stadel.714 Die geringe Kaufsumme von 8 Pfund macht deutlich, dass es sich dabei um eine kleine Parzelle gehandelt haben muss. In der Innenstadt waren freie Parzellen Mitte des 15.  Jahrhunderts selten und auch teurer  – so erwarb der Apotheker Mert Scheper zum Beispiel im Jahr 1439 eine öde Fläche mit Garten in der Krugerstraße für 17 Pfund.715 Von einer Erbengemeinschaft erwarb die Stadt im Jahr 1456 eine Brandstätte hinter der Pankrazkapelle, auf der ein durch Feuer zerstörtes Haus gestanden hatte, für 30 Pfund.716 Der Stadt war es offensichtlich ein Anliegen, für die Erhaltung und Verbesserung der Bausubstanz zu sorgen. Bereits Rudolf IV. hatte verfügt, dass unbebaute P ­ arzellen innerhalb eines Jahres bebaut oder verkauft werden mussten.717 König Ladislaus bestätigte diese Urkunde im Jahr 1452 und fügte ergänzende Bestimmungen über die Behandlung solcher Bürger- und Herrenhäuser hinzu.718 Daneben gebrauchte die Stadt auch andere Fördermaßnahmen  : So durfte beispielsweise der Steinmetz Thoman Möstl mit seiner Frau für zwölf Jahre mietfrei im Spenglerturm (Salzgries 16) wohnen, musste dafür aber die Fenster, Türen, Schlösser, Stiegen und Bänke im Turm renovieren, eine neue Stube mit Fenstern einbauen und einen Hof mit Latrine anlegen.719 Der gute bauliche Zustand des Wohn- und Wehrturms, der erstmals 1418 als Turm gegenüber dem Haus des (Ulrich) Fleck erwähnt wurde, war der Stadt wohl auch deshalb wichtig, weil er Teil der Ringmauer war.720 Formen des zinsfreien Mietens

712 Zur Armut der Vorstadtbewohner auch in anderen Städten vgl. Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 281. 713 Zum spätmittelalterlichen Hausbau vgl. Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 236–239. 714 Gewerbuch D, fol. 281r (1448)  : … ainer öden hofmarch die weilnt Jacobn Mosantzer gewesn ist, darauf sy ain haus und stadl gepawt habnt…als das von Hern Laretnzn Rat kaplan der mess die Hanns Reichel hinder Sant Pangretzn auf dem letter hintz Sand Michel zu Wien gestifft hat umb 8 Pfund Pfennig mit kauff an sy komen ist. 715 Gewerbuch D, fol. 354v (1439). 716 QGSW 2/2 Nr. 3683. 717 QGSW 2/2 Nr. 549. 718 QGSW 2/2 Nr. 3520 (1452). 719 QGSW 2/2 Nr. 3471 (1452). Zur Verbreitung von Glasfenstern im 15.  Jh. vgl. Kühnel 1976, S. 30–31. 720 Opll 1986, S. 35.

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gegen die Verpflichtung von Baumaßnahmen sind auch aus anderen Städten bekannt.721 Die Bautätigkeit im späten Mittelalter hatte insbesondere innerhalb der Stadtmauern zu einer baulichen Verdichtung geführt, die unter anderem zu einer Verringerung des Abstandes zwischen den Häuser führte.722 Die städtischen Behörden reagierten darauf mit der Einsetzung einer rudimentären Bauaufsicht.723 Während Stadtregierungen südlich und etwas später auch nördlich der Alpen seit dem 13. Jahrhundert schriftliche Bauordnungen erließen,724 begnügte man sich in Wien mit dem nicht-schriftlichen Gewohnheitsrecht. Zumindest ist keine schriftliche Bauordnung aus dem Mittelalter überliefert. Übergeordnetes Ziel der Bauordnungen war es, »in den Städten möglichst gleichmäßige und große Häuser aus demselben Material sowie breite, gerade, saubere und sorgfältig gepflasterte Straßen zu besitzen.«725 Im Alltag führte die Errichtung oder Erweiterung von Gebäuden jedoch in vielen Städten immer wieder zu nachbarschaftlichen Auseinandersetzungen  – so auch in Wien. Im Jahr 1443 mussten die Fleischhauer am Lichtensteg ein Kellerfenster, das sie vermauert hatten, wieder öffnen, nachdem die Hauseigentümerin geklagt hatte. Diese musste das Fenster dafür ihrerseits so absichern, dass keine Katzen oder andere Tiere durch die Öffnung in den davor befindlichen Brunnen fallen konnten.726 Zwei Jahre später klagte Friedrich Elsendorffer vor dem Stadtrat, dass der Bäcker Heinrich Staindlperger in seinem Hof in der Strauchengasse ein neues Dach gebaut habe, das nun zwei Kammern seines eigenen Hauses das Licht nehme.727 Der Wiener Bürger Veit Schattauer wurde von den geschworenen Werkleuten der Stadt dazu verpflichtet, einen schornsteinähnlichen Abzug zu errichten, um seinen Nachbarn nicht länger pos gesmachen auszusetzen.728 Nachbarschaftliche Klagen dieser Art waren im 721 Fehse 2005, S. 287–293. 722 Vogts 1966, S. 55–57  ; Dimt 1984, S. 67–69. 723 QGSW 2/2 Nr. 2928 (1443)  : König Friedrich IV. bittet die Stadt um die Bewilligung der Durchführung einer weiteren Baumaßnahmen auf dem Grundstück des Wiener Bürgers und Hausbesitzers Niklas Reihenharz . 724 Lauffer 1914/19  ; Kühnel 1984, S. 41–44  ; Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 261. Zu Bauvorschriften in österreichischen Städten des 15. Jh. vgl. Dimt 1984, S. 71. 725 Kühnel 1984, S. 42. 726 QGSW 2/2 Nr. 2931 (1443). 727 QGSW 2/2 Nr. 3066. Zur Lage in der Strauchgasse vgl. QGSW 2/2 Nr. 3071. Am 3. Oktober 1447 verkauft Friedrich das Haus der Stadt Wien für 110 Pfund. Vgl. QGSW 2/2 Nr. 3229. 728 QGSW II/2 Nr. 3085  ; Kühnel 1984, S. 52. Vgl. dazu S. 142.

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15.  Jahrhundert nicht selten und führten auch in vielen anderen Städten zu Rechtsstreitigkeiten.729 In der Vorstadt war die Bebauung dagegen weniger dicht und freie Bauflächen bereits für 3 Pfund zu haben.730 In der Katerlucke vor dem Widmertor kauften der Ziegeldecker Hans Kammerdorfer und seine Ehefrau Anna (Hanns Kamers­ torffer der Ziegeldecker und Anna sein hausfrau) im Jahr 1443 eine öde Hofstatt für 4 Pfund.731 Die Bebauung von bisher freien Parzellen wurde wie erwähnt von Herzog Rudolf IV. gesetzlich gefördert. König Ladislaus bestätigte dieses Gesetz wie bereits erwähnt im Jahr 1453.732 Die Immoblien in den Vorstädten waren nicht nur kleiner, sondern häufig auch in ihrer Bauweise weniger anspruchsvoll als die in der Innenstadt gelegenen. Haus und Stadel, die beispielsweise die Familie Kaschauer in der Widmervorstadt auf einer öden Hofmarck errichtete, waren vermutlich aus Holz. Die Gebäude gehörten zu jenen hölzernen Bauten, die in einem venezianischen Bericht über die Wiener Vorstadt aus dem 16. Jahrhundert erwähnt wurden.733 Die Eigentümer solcher Häuser verfügten in der Regel wohl kaum über ausreichend Platz, um Mieter aufzunehmen. Falls dies dennoch geschah, handelte es sich bei den Mietern vermutlich um eine alleinstehende Person und nicht um eine Familie. Der Bau eines Stadel deutet darauf hin, dass auf den Parzellen häufig mehrere Gebäude standen – neben den eigentlichen Wohngebäuden Nutzbauten unterschiedlicher Größe und Funktion, etwa zur Vorratshaltung oder für handwerkliche Tätigkeiten. Zudem besaßen vor allem die Häuser in den Vorstädten häufig auch eigene Gärten auf der Parzelle.734 Bei einigen dieser Gärten in der Vorstadt handelte es sich um Weingärten, die alleine oder zusammen mit Wohnhäusern und Nutzgebäuden transferiert wurden. Agatha, die Ehefrau des Bäckers Laurentz Schwab, erbte zum Beispiel 1447 von ihrem Vater in der Vorstadt vor dem Stubentor ein haws und hofstat weingarten daran gelegen.735 Von 729 QGSW 2/2 Nr. 3356 zum Jahr 1450 (Streit um einen Keller). Umgekehrt gab es aber auch nachbarschaftliche Zusammenarbeit bei Bauarbeiten im gemeinsamen Interesse. Vgl. etwa QGSW 2/2 Nr. 3630 (1455)  : Das Heiliggeistspital unterstützt Baumaßnahmen bei der städtischen Mehlgrube am Neuen Markt. Zu den Verhältnissen in anderen Städten vgl. Ehrhard 2015. 730 Gewerbuch D, fol. 144r (1443)  : Friedrich Biberstein erwirbt aine öde hofmarch in der Alserstrasse für drei Pfund. 731 Gewerbuch D, fol. 191v (1443). 732 Csendes 1986, S. 232–234. 733 Vgl. dazu oben S. 76. 734 Gewerbuch D, fol. 3r (1439)  : Haus mit Garten vor dem Werdertor  ; Gewerbuch D, fol. 10r (1444)  : des hindern hewsleins ains stadels und gartens daran gelegn. 735 Gewerbuch D, fol. 14v (1447).

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den 2047 Transaktionen, die in den Wiener Grundbüchern (Gewährbuch und Satzbuch) zwischen 1438 und 1448 festgehalten wurden, umfassten 115 Verträge, also 5,6 Prozent aller Transaktionen, Grundstücke mit Gärten und/oder Stadeln. Die Mehrheit der Liegenschaften mit Gärten und Nutzgebäuden lag in den Vorstädten, insbesondere die 45 erwähnten Grundstücke mit Weingärten. So hatte ein Haus in der Laimgrube, das in einem Testament des Jahres 1408 erwähnt wurde, zwo hofstat weingarten hinden daran.736 Die Wiener Vorstadt war demnach eine urbanisierte Zone, die von agrarisch genutzten Flächen und Nutzgebäuden hinter den Wohngebäuden durchsetzt war. Allerdings belegt die große Anzahl von Häusern, die im Verzeichnis der Haushalte von 1448 in der Widmervorstadt genannt wurden, dass die Vorstädte doch vorrangig einen städtischen Charakter hatten.737 Die Wiener Liegenschaften der unteren und mittleren Preiskategorie kosteten im Jahrzehnt vor 1448 zwischen 3 und 100 Pfund und reichten von öden Hofmarken in der Vorstadt bis zu ansehnlichen Bürgerhäusern mittlerer Größe innerhalb der Stadtmauern.738 Der Großteil der Transaktionen bewegte sich innerhalb einer Spannbreite von 20 bis 80 Pfund.739 Unter den Eigentümern in der unteren Hälfte dieses Preissegments sind Handwerker, Gesellen und Hauerknechte zu finden, welche kleine Ersparnisse beiseitelegen konnten und diese in Immobilien anlegten. Zu den Eigentümern in der oberen Hälfte zählten vor allem Händler und Handwerker, deren mehrgeschossige Steinhäuser sowohl in der Innenstadt als auch in den Vorstädten zu finden waren.740 Die Kaufpreise der Immobilien im oberen Segment reichten von 100 Pfund bis 1050 Pfund mit einer Mehrheit von Transaktionen zwischen 150 und 300 Pfund. Die zehn teuersten Objekte mit Preisen über 500 Pfund lagen zwischen dem Platz Am Hof und der Wollzeile, also im exklusivsten Bereich der bürgerlichen Stadt.741 Ihre Eigentümer waren Kaufleute und Erbbürger, die meist 736 Stadtbücher Nr. 1471. 737 Vgl. oben S. 77. 738 Zu den Hauspreisen in Lübeck vgl. Hammel 1990, S. 121 (mit einer Umrechnung in moderne Preise). 739 Vgl. die durchschnittlichen Immobilienwerte der Häuser der Borgbauerschaft 1393 in Dortmund zwischen 40 und 50 Mark bei Fehse 2005, S. 164f. Nach Abzug der Rentenbelastung der Immobilien lag der mediane Wert der Immobilien bei 16 Mark und der durchschnittliche Wert bei 26 Mark. 740 Wie die Preise festgesetzt wurden, ist nicht bekannt. Bei Weingärten ist die Schätzung und Preisfestsetzung durch zwei Vertreter von Käufer und Verkäufer überliefert. Vgl. Stadtbücher Nr. 2760 (1419). 741 Gewerbuch D, fol. 1r (1438)  : Münzerstraße (800 Pfund)  ; fol. 11v (1445)  : Lugeck (640 Pfund)  ;

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zu den Ratsbürgern gehörten oder andere politische Funktionen wahrnahmen. Die drei teuersten Häuser hatten Kaufpreise um 1000 Pfund und belegen die politische und wirtschaftliche Verflechtung ihrer Eigentümer  : Im Jahr 1440 vermittelten Thomas Wisent, Hubmeister des Landes Österreich, und der Bürger Andre Hiltprant den Verkauf eines Hauses in der Wollzeile an den Ratsbürger Ulrich Pfanzagel für 1000 Pfund. Vermittelt und empfohlen hatte das Geschäft König Friedrich persönlich.742 Ebenfalls in der Wollzeile erwarb 1442 Wolfang Hollnbrunner für 1050 Pfund von Hans Würffel ein Haus, dessen Rückseite bis an die Bäckergasse reichte.743 Beide Beispiele belegen die enge soziale Verflechtung der bürgerlichen Elite untereinander sowie mit dem Landesherren und seinen adeligen Amtsträgern. Die wirtschaftlichen Ambitionen der bürgerlichen Elite wurden in einem Hauskauf des Jahres 1447 deutlich. In diesem Jahr erwarben der Ratsbürger und königliche Kammerschreiber Wernhart Fuchsberger und seine Ehefrau Margarethe ein Drittel des Hauses Tuchlauben 5, das den Namen Langkeller trug. Gemeinsam mit diesem Hausteil kauften sie die angeschlossenen Anbauten, Zuhäuser genannt (mitsambt den zuehewsern daran gelegn und die dartzue gehornt), sowie einen Laden im benachbarten Haus, das Hans Marchegker (ain kram in Hannsn des Matheker haus) gehörte. Gleichzeitig, allerdings von einem anderen Verkäufer, erwarben Wernhart Fuchsberger und seine Frau ein weiteres Viertel des Hauses Langkeller mit allen dazugehörigen Zimmern und den gemeinschaftlich genutzten Bereichen (mit alln den gemechn und gemain stukchn die nach lautt der tailbrief darzu gehornt) sowie die damit verbundenen Anbauten.744 Der Kaufpreis für das Hausdrittel und den Laden betrug 1.000 Pfund, der Preis für das zusätzliche Hausviertel 260. Zum Haus des Hans Marchegker sollten die Fuchsberger und ihre Erben einen Schlüssel erhalten, damit sie jederzeit Zugang zu ihrem Laden hatten. Zusätzlich wurde den Fuchsbergern ein Vorkaufsrecht für dieses Haus eingeräumt.745 Aus der Feuerstättenliste von 1448 wissen wir, dass die Fuchsberger in diesem Jahr drei Inwohner hatten  : Ernst Hofgeber, Wolfgang gurtler und Symon pheilsnitzer. Wahrscheinlich handelte es sich um drei verheiratete Handwerksfol. 179r (1444)  : Münzerstraße (600)  ; fol. 406v (1439)  : Tuchlauben (900 Pfund)  ; fol. 507r (1444)  : Graben (800)  ; fol. 583r (1447)  : Tuchlauben (1000 Pfund)  ; fol. 579r (1442)  : Wollzeile (1050 Pfund). 742 Gewerbuch D, fol. 552r (1440). 743 Gewerbuch D, fol. 579r (1442). 744 Zu den gemain stuckchn siehe unten S. 159. 745 Gewerbuch D, fol. 583v (1447).

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meister, die mit ihren Familien bei den Fuchsbergern wohnten – möglicherweise in den oben genannten Zuhäusern auf der Parzelle Tuchlauben 5, die zwischen dem Seitzerhof und dem Haus des Ulrich Schrott lag und an der Rückseite an die Kurbawnerstrass stieß. Mehreres wird durch diese Transaktion deutlich  : Die Häuser in der Innenstadt konnten über Anbauten verfügen und eigene Häusernamen haben. Gewerberäume wurden auch getrennt von Wohnräumen verkauft. Hauseigentümer und Mieter konnten unterschiedliche handwerkliche Berufe ausüben. Häuser wurden nicht nur im Ganzen, sondern auch in Teilen gehandelt. Die bürgerliche Elite, zu der die Fuchsberger zweifellos gehörten, verband in ihren Immobiliengeschäften das Interesse am angemessenen Wohnen, am Vermieten als Einkommensquelle und an gut gelegenen Gewerberäumen.746 Wohnen, Erwerb und Arbeit gehörten zusammen, bildeten jedoch nicht immer eine örtliche Einheit. Die große Varianz der Immobilienpreise liefert zwar kein genaues Bild klar voneinander abgegrenzter sozialer Schichten.747 Allerdings spiegelt sich in den stark variierenden Preisen die Verkehrslage sowie die unterschiedliche Architektur, Größe und Ausstattung der Häuser wider.748 Die besonders wertvollen Immobilien befanden sich an den Hauptmärkten der Stadt sowie an den Straßen, die diese mit den Stadttoren verbanden.749 Im Widmerviertel gehörten hierzu die Marktplätze Am Hof, Judenplatz und Neuer Markt, die Kirchenvorplätze und die Verbindungsstraßen Wipplingerstraße, Tuchlauben und Graben.750 Neben den oben erwähnten Bürgerhäusern mittlerer Größe und den kleinen Vorstadthäusern gab es in Wien Bürgerhäuser auf wesentlich größeren Parzellen, die sich in Größe und Ausstattung beträchtlich von den kleineren Häusern abhoben. Erhalten ist allerdings keines dieser bürgerlichen Patrizierhäuser, da sie allesamt überbaut wurden.751 Auch schriftliche Beschreibungen sind selten.752 Während sich Chronisten wie Piccolomini mit oberflächlichen Bemerkungen zu­friedengaben, erlaubt die Dokumentation einer Erbteilung in der Form eines 746 Zum Hofzins als Einkommen vgl. Stadtbücher Nr. 991 (1404)  : In seinem Testament verwendet Konrad Wochenswancz Geld, das man nemen soll von dem hofsczins seiner hewser, für Stiftungen. Ähnlich auch Stadtbücher Nr. 1652 (1410). 747 Dirlmeier 1978, S. 251  ; Schoch 1997, S. 61  ; Fehse 2005, S. 13. 748 Schoch 1997, S. 63f. 749 Denecke 1980, S. 168f. Zur Konzentration der höchsten Vermögen im Zentrum St. Gallens vgl. Schoch 1997, S. 162–165. 750 Zu ähnlichen Beobachtungen zu Dortmund vgl. Fehse 2005, S. 166–175. 751 Lichtenberger 1977, S. 44f. Zur besseren baulichen Überlieferung in Köln und anderen Städten vgl. Vogts 1966, S. 191–323  ; Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 252. 752 Zur Einrichtung des Rathauses vgl. Kühnel 1976, S. 35.

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Teilungsbriefes gelegentlich einen genaueren Einblick. Im Jahr 1440 erbte Georg von Eslarn eine Hälfte des Eslarn-Hauses an der Ecke Münzerstraße (heute Bauernmarkt 3) und Petersfreithof (Petersplatz).753 Das Haus war ihm und seinen Geschwistern Hans, Otto und Anna von seinen Eltern Hermann und Kathrin von Eslarn testamentarisch übertragen worden.754 Die verschiedenen Mitglieder der Familie Eslarn gehörten zu den reichsten und einflussreichsten Bürgern der Stadt und besaßen zahlreiche weitere Immobilien, Verkaufsräume und Grundstücke in der Stadt und der Vorstadt. Das Eslarn-Haus in der Münzerstraße ist deshalb interessant, weil es bereits 1399 anlässlich eines Erbfalls geteilt worden war. Die Teilungsurkunde ist erhalten geblieben und liefert eine anschauliche Beschreibung des Hauses  : Das Anwesen war mit Ziegeln gedeckt. Von der Straße kam man durch die Toreinfahrt in den großen Hof. In diesem und um diesen herum befanden sich der Brunnen, das Presshaus, zwei Rossställe, mehrere Kästen oder Vorratskammern, die Kohlengrube und ein Verschlag für die Haushühner. Auf der Rückseite ging es in den Garten. Unterirdisch gelegen waren große und kleine Keller und Gruben, zu denen man aus der Einfahrt hinabstieg. Nach der Straße zu lagen ebenerdig zwei Kaufläden mit zwei finsteren Nebengewölben. An Innenräumen werden im Vorderhaus aufgezählt  : Der unter der Stiege, also wohl der neben der Küche gelegene große Speisesaal, das gross Muesshaus mit zwei Kemenaten (heizbare Schlaf- und Frauengemächer) und einem Stübchen unter den Vorratskammern, eine »aus dem Gang« führende Kemenate und verschiedene Gemächer. Von diesen Innenräumen wird die große Stube als gemeinsames heizbares Hauptgemach und Empfangsraum zu gelten haben.«755 Im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit lebten zahlreiche vermögende Bürger mit ihren Familien in solchen stattlichen Anwesen.756 Ihren Mittelpunkt bildete ein geräumiger Hof, der von den Wohn- und Arbeitstrakten umschlossen wurde. Auf der hofseitigen Hausmauer lief ein Gang entlang, von dem aus verschiedene Stiegen die Stockwerke verbanden. Das Dach war nicht mehr mit Holzschindeln, sondern mit den wesentlichen teureren Dachziegeln gedeckt.757 Nach italienischem Vorbild schmückten einige Mitglieder der bürgerlichen Oberschicht ihre 753 Zum Erwerb eines Teils des Haus im Jahr 1441 vgl. QGSW 2/2 2835, 2837, 2838 und 2851. Zu einer besitzrechtlichen Teilung des Hauses im Jahr 1399 vgl. Kühnel 1976, S. 29. 754 Gewerbuch D, fol. 270r (1440). 755 Lichtenberger 1977, S. 45 Anm. 1 nach QGSW II/2, S. 698. 756 Lichtenberger 1977, S. 45–47. 757 Kühnel 1976, S. 31  ; Kühnel 1984, S. 47–49.

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Wohnhäuser zusätzlich mit Türmen.758 Nur ein einziger dieser mittelalterlichen Wohntürme ist heute noch vorhanden (Griechen­gasse 9). Vermutlich sahen die adeligen Stadthäuser im 15.  Jahrhundert ähnlich wie diese patrizischen Häuser mit Innenhof aus. Zu ihrer architektonischen Beschrei­ bung fehlen allerdings die schriftlichen Quellen. Einige Anhaltspunkte zu ihrem Umfang und Aussehen liefern Archäologie und Bauforschung. So wurde beispielsweise der Bereich um die Hof burg untersucht.759 Wo heute der weit ausgreifende Hof burgtrakt steht, befanden sich im späten Mittelalter bürgerliche Gebäude, unverbaute Gärten und Plätze sowie zwei große Adelshäuser.760 Auf der Parzelle des Amalientraktes stand eine adelige Residenz, deren Anfänge in das 13. Jahrhundert zurückreichen und deren Reste 2007 in den Kellerräumen des modernen Baubestandes ausgegraben wurden (Abb. 23). Im frühen 14. Jahrhundert besaß das Wiener Schottenkloster die Grundherrschaft über die Parzelle und erhielt von Dietrich von Pillichsdorf 27 Pfennige Grundzins. Für 400 Pfund erwarb Friedrich von Cilli 1356 das Haus. Hundert Jahre später hätte diese Summe einem stattlichen Patrizierhaus entsprochen. Mitte des 14. Jahrhunderts war der Kaufpreis deutlich höher als der für bürgerliche Häuser und umfasste vermutlich das »Zwei- bis Dreifache einer gängigen Parzelle eines Bürgerhauses«. Die Grafen von Cilli bauten ihren Familiensitz im nächsten Jahrhundert wiederholt um und erweiterten ihn. Nach dem Aussterben der Cillier gelangte das Haus 1458 an die Habsburger. Beschrieben wurde der Ansitz zu dieser Zeit als haws und hove mit aller seiner zugehörung, als daz alles umbvangen ist. Das adelige Haus umschloss also einen Hof, hatte mehrere Zubauten und war von einer Mauer umgeben. Ab 1464 wurde es als Zeughaus verwendet.761 Ein noch größerer Adelssitz befand sich im Mittelalter an der Stelle des heutigen Burgplatzes, also zwischen Cillierhof und Hofburg (Abb. 23). Seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts residierten hier die Wallseer und seit 1401 die Ebersdorfer. Auch dieses Anwesen war von einer »dicken Mauer« umgeben und umschloss einen geräumigen Innenhof. Während des Bürgerkrieges 1462 verschanzten sich die Wiener Bürger im Wallseerhaus und beschossen von hier aus die Hofburg. Nicht zuletzt um diese Gefahr in Zukunft zu vermeiden, er-

758 Perger 1992. 759 Buchinger/Schön 2008. 760 Schwarz 2015. 761 Buchinger/Schön 2008, S. 46–49 (Zitate S. 46 und 47).

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warb Maximilian I. das Haus 1517.762 Mitte des 16. Jahrhunderts wurde es abgetragen und an seiner Stelle ein Turnierplatz angelegt.763 Auf dem Plan des Bonifaz Wolmuet von 1547 waren die beiden Adelssitze zu einem einzigen Baukomplex mit mehreren Höfen verbunden. Diese Darstellung entspricht nicht der historischen Realität, macht aber die Dimension von adeligen Stadtresidenzen im mittelalterlichen Wien deutlich, die – Dank ihrer festen Ummauerung – vermutlich wie kleine Stadtburgen wirkten. Nicht alle adeligen Stadthäuser waren so beeindruckend ausladend wie der Cillierhof oder der Wallseerhof. Die adelige Familie der Neipperger war ebenfalls eng mit der Dynastie der Habsburger verbündet und suchte im späten Mittelalter die räumliche Nähe zum Landesfürsten. Im 15.  Jahrhundert wohnten ihre Angehörigen in einem Haus an der Ecke Burggasse/Kohlmarkt gegenüber der Burg und dem Haus der Wallseer (Nr. 3 in Abb. 23b).764 Auch ihr A ­ nwesen weist im Wolmuet-Plan einen Innenhof auf. Hinsichtlich seiner Größe unterschied sich dieses Haus allerdings nicht von anderen Wiener Bürgerhäusern. Eng verknüpft war es mit dem bürgerlichen Wien zudem durch seine Lage im dreieckigen Hausblock zwischen Burggasse, Schauflergasse und Kohlmarkt. In diesem Block befanden sich im 15. Jahrhundert Häuser von Adeligen, aber auch von Bürgern, zumeist Handwerkern (Nr. 4 bis 17 in Abb. 23b).765 Einige dieser Häuser wechselten mehrfach zwischen adeligen und nicht-adeligen Besitzern hin und her. Die räumliche und wohnliche Differenzierung zwischen Adel und Bürgertum war im späten Mittelalter demnach nicht so deutlich ausgeprägt wie später in der Neuzeit. Im Mittelalter befanden sich auch auf der östlichen Seite der Burg Adelshäuser (Nr. 18 bis 23 in Abb. 23b).766 Auch deren Fundamente wurden teilweise ergraben. Diese adeligen Ansitze sind einerseits ein Hinweis darauf, dass der Adel – insbesondere der landfremde Adel, der mit den Habsburgern nach Österreich kam – sich seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert in Wien niederließ. Dieser Zuzug des Adels sollte sich dann im 16. Jahrhundert mit der Verwandlung Wiens in die kaiserliche Residenzstadt weiter beschleunigen. Zudem macht die Lage der Adelshäuser deutlich, dass die Hofburg im späten Mittelalter eng von anderen Bauobjekten umschlossen war. Aus militärischen und repräsentativen 762 Mitchell 2010. 763 Buchinger/Schön 2008, S. 46–49. 764 Ebd., S. 52f. 765 Ebd., S. 54–66. 766 Ebd., S. 66–77.

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Abb. 23a  : Bonifaz Wolmuet, Stadtplan 1547  : Ausschnitt Burgviertel. Abb. 23b  : Parzellenplan des Burgviertels im Spätmittelalter. Nr. 1 und 2  : Häuser der Cillier und Wallseer.

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Gründen machte sich Friedrich III. daran, diese Adelshäuser zu erwerben und abzutragen, um einen Freiraum rund um die Burg zu schaffen. Dieser wurde mit der Anlage des Hofgartens an Stelle der Adelshäuser an der Augustinerstraße (Nr. 18 bis 23 in Abb. 23b)767 und später mit Erweiterungstrakten der Hofburg gefüllt. Der kaiserliche Bereich trat damit an der Wende zur Frühen Neuzeit städtebaulich ebenfalls deutlicher in Erscheinung.768 Sowohl in adeligen als auch in bürgerlichen Häusern lebten häufig mehr Personen zusammen als zu einer Kernfamilie mit Eltern und Kindern gehörten.769 Auch entfernte Verwandte lebten aus unterschiedlichen Gründen zusammen  : zum Beispiel aufgrund von Erbteilungen oder aufgrund von Familiensolidarität. So hinterließ etwa die Witwe Elsbeth ihrem Vetter Jakob einen Garten, weil er ihr beständig sunder lieb und trew willen erwiesen und sie getreulich aufgenommen und versorgt habe bis zum heutigen Tag.770 Neben der Verwandtschaft lebten allerdings auch nicht verwandte Personen in vielen Haushalten zusammen. So erwähnte die Hausbesitzerin Anna, Witwe des Hans Czürcher, in ihrem Testament vom 22. Oktober 1415 nicht nur mehrere Diener und Hausknechte, sondern sprach von ihrem involkch, also einer ganzen Gruppe von Dienstpersonal, das im Haus mit der Arbeitgeberin zusammenlebte. Anna verfügte testamentarisch, dass das Dienstvolk in den folgenden Wintermonaten weiterhin im Haus bleiben durfte und freien Zugang zu Holz und Kohle hatte.771 Wohnraum war eng, begehrt, teuer und manchmal auch umstritten. Davon berichtet ein Rechtsstreit zwischen Kusinen im Jahr 1468. Elisabeth Wigkendorffer klagte gegen Elisabeth Strauss, die Besitzerin des Hauses Singergasse 16. Diese habe der Klägerin etlich stukh und gemech in irm haus vertraglich zum lebenslangen Nießbrauch zu überlassen versprochen, nun aber diese Zimmer versperrt. Die beklagte Hausbesitzerin wandte dagegen ein, dass sich ihre Kusine unter anderem verpflichtet habe, die ausständigen Steuern und Anschläge zu übernehmen, sich nun aber weigere, dies zu tun.772 Da sie stewr und ansleg selber ausrichten musst, so wolt sy auch selber ir haus behalten, als wol pillich und recht wer. Zudem erwarte sie ihre erwachsenenen Söhne zurück, die sich seit vielen Jahre

767 Perger/Thomas 1998, S. 432ff. 768 Zur Erweiterung von Stadtburgen im 15.  Jh. in vielen europäischen Städten vgl. Buchinger/ Schön 2008, S. 80–82. 769 Zu den Verhältnissen im Adel vgl. Nolte 2009. 770 Stadtbücher Nr. 2428. 771 Stadtbücher Nr. 2200. Von unser dienundes volkch ist auch erwähnt in Nr. 2459 (1417). 772 Zum Problem der Steuerrückstände (Remanenzen) vgl. Baltzarek 1971, S. 175–179.

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außer Landes befänden.773 Während der Prozess zu keiner Wohngemeinschaft der beiden Kusinen führte, musste Elisabeth Strauss im Jahr 1476 doch einen Teil ihres Wohnraumes abgeben  : In diesem Jahr kaufte der Bildschnitzer Jorg Stainhart einen Stock mit allen Zimmern in einem ihrer zwei Häuser in der Singerstraße.774 Während im ersten Fall entfernte Familienmitglieder zusammengewohnt hätten, kam es im zweiten Fall dazu, dass nicht verwandte Personen und Familien unter einem Dach lebten. Häuser wurden in Wien bereits viele Jahrzehnte zuvor geteilt, meist aufgrund einer Erbteilung von Familiengut. Diese Form der eigentumsrechtlichen Aufteilung von Häusern ist in Wien wie auch in vielen anderen Städten seit dem 13.  Jahrhundert nachweisbar und wird mit dem modernen Begriff des Stockwerkeigentums bezeichnet.775 Allerdings erhielten die Berechtigten in der Regel nicht einzelne Stockwerke, sondern Räume in verschiedenen Stockwerken, um möglichst gleichwertige Anteile zu erzeugen. Zudem verblieben gewisse Hausteile – »gemeinsame Stücke« (gemain stuckch) genannt – wie Gänge und Stiegen, das Dach und die Küche oder Brunnen und Latrinen im Hof im gemeinsamen Eigentum und wurden daher auch gemeinsam genutzt und in Stand gehalten. Praktisch durchgeführt wurde die Teilung in der Regel durch zwei Ratsmitglieder, die ihrerseits Sachverständige (Zimmermänner und Maurer- oder Steinmetzmeister) beauftragten. Die Zuteilung der Hausteile an die Berechtigten erfolgte anschließend durch Los und wurde in einem Teilbrief (tailbrief ) beurkundet. Mit seinem Stockwerkseigentum konnte der Eigentümer verfahren, wie er wollte. Er konnte seinen Hausteil verkaufen, verschenken, verpfänden, vermieten etc. Allerdings musste der Stockwerkseigentümer wie andere Immobilienbesitzer mit der Stadt »steuern und leiden«. Die genaue Aufteilung der Häuser scheint – zumindest aus der Perspektive der städtischen Obrigkeit – kein großes Problem gewesen zu sein. In einer Urkunde aus dem Jahr 1497 heißt es dazu  : »Es wäre doch sehr verwunderlich, dass jemand ein halbes Haus kaufte ohne zu wissen, ob ihm der vordere oder hintere Teil gehörte oder wo im Haus er in einem Winkel oder einem Eck zu Hause wäre.«776

773 Demelius 1980, S. 271. Zum Verbot an die Grundbuchsherren, Transaktionen zu fertigen, wenn statsteur, aufleg und ander phlicht ausstet, vgl. Tomaschek 1879, S. 117. 774 Ebd., S. 272 Anm. 9. 775 Novak 1934, S. 92. 776 QGSW 2/4 Nr. 5607  : … und wer das nit ain gross und seltzams wunder, das ainer ain ungetailts halbs haus kaufn und dannoch nit wissen solte, ob das vorder oder hindertail sein, oder wo er doch ettwenn imm haus in ainem winkhl oder ègkn daheim were. Vgl. Novak 1934, S. 111.

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Von den 2047 Transaktionen in den Wiener Grundbüchern zwischen 1438 und 1448 betrafen 213 Transaktionen Hausanteile  : Dabei handelte es sich meist um ein Achtel, ein Viertel, ein Drittel, die Hälfte oder zwei Drittel eines Hauses. Verkauft wurden daneben aber auch Anbauten, Gewölbekeller oder einzelne Zimmer. Die hohe Anzahl von über 10 Prozent aller Transaktionen belegt, dass die Aufteilung von Immobilien eine alltägliche Erscheinung darstellte – mit großen Auswirkungen auf die Wohnverhältnisse und den Immobilienmarkt. Die Abtrennung von Hausteilen erfolgte häufig auch temporär, etwa durch die Nutzung einiger Zimmer als Leibgedinge. So verkaufte beispielsweise Kundigunde, die Witwe des Paul Hofgeber, im Jahr 1397 ein Haus vor dem Werdertor, behielt sich allerdings folgende Räumlichkeiten als Leibgedinge vor  : einen Winkel in der Stube, eine Kemenate neben der Stube, eine Kammer über der Stube sowie ausreichend Raum im Keller für ihre Weine.777 Agnes Petczichinn hingegen bestimmte in ihrem Testament aus dem Jahr 1405, dass der Kaplan Mertten ein Bett und eine Kammer als Leibgedinge (ein pett und ein chamer in dem haws sein lebtèg) in ihrem Haus erhalten sollte.778 Die Wiener Geistlichkeit wohnte also teilweise mitten unter der Wiener Bürgerschaft.779 Das gilt zum Beispiel auch für den Kaplan Bartholomäus Schmit, der für ein Jahr Kost und Logis bei einem Wiener Bürger erwarb und dafür 8,5 Pfund bezahlte.780 Auch Christian, Pfarrer bei St. Johann zu Petronell, lebte als Mieter in Wien. Zu seiner Hinterlassenschaft im Jahr 1420 gehörten unter anderem ein Pferd und ein Wagen, die er wohl dazu gebraucht hatte, von Wien zu seiner etwa 45 Kilometer entfernten Pfarre zu reisen.781 Vermögend waren diese Priester und Kapläne nicht und konnten sich daher auch keine eigenen Häuser leisten. Der Kaplan, der den Fronleichnamsaltar in St. Michael betreute, hinterließ laut seinem Testament im Jahr 1417 folgende Güter  : ein Bett mit mehreren Kissen, Decken und Bettlaken, mehrere Mäntel, eine Messkleidung mit Chorrock, drei Ringe, zwei Heiligenbilder, ein Tischtuch, einen Reitsattel, zwei Bücher.782

777 Stadtbücher Nr. 755. 778 Stadtbücher Nr. 1180 und 1186. 779 Stadtbücher Nr. 2965 (1420)  : Der Priester Philipp Prantesser erbt den Nießbrauch eines Hauses am Neuen Markt. Der Wiener Klerus war  teilweise – zumindest Universitätsangehörige mit niederen Weihen – auch verheiratet. Siehe Stadtbücher Nr. 2828 (1419  ?). 780 Stadtbücher Nr. 2303. 781 Stadtbücher Nr. 3035 (1420). 782 Stadtbücher Nr. 2439. Immerhin beschäftigte der Kaplan eine Dienerin, die er auch in seinem Testament bedachte.

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Beispiele für die Tradierung von Haushälften finden sich in dem Jahrzehnt vor 1448 auch im Widmerviertel. Wolfgang Salzer erbte 1442 von seinem Vater Jörg eine Haushälfte in der Laimgrube, die neben dem Haus des Hans Weinperger lag. Tatsächlich wohnten die beiden Männer auch 1448 noch nebeneinander in der Laimgrube. Bei dem vererbten Objekt muss es sich um eine Art Doppelhaushälfte gehandelt haben, denn das halbe Haus reichte vom Nachbarhaus des Weinpergers bis zur Schidmaur, die das genannte Haus teilte. Zu der Haushälfte gehörten zusätzlich zwei Hofstätten Weingarten.783 1448 wurde als Nachbar des Wolfgang Salzer ein gewisser Benedikt Schneeweis angeführt. Dieser Benedikt Schneeweis hatte 1439 um 8 Pfund seine Haushälfte in der Laimgrube erworben. Die Lage der Haushälfte wird ähnlich beschrieben  : Sie befinde sich zwischen dem Haus des Niklas von Brün und dem Haus des Jörg Salzer und zwar bis zur Schidmaur die das egenant haws schaidet. Beide Nachbarn von 1439 lebten 1448 nicht mehr in ihren Häusern. Allerdings hatte Jörg Salzer seine Haushälfte seinem Sohn Wolfgang vererbt, sodass wir in diesem Fall eine sichere Lokalisierung vornehmen können. Die Familien Salzer und Schneeweis lebten also im Jahr 1448 bereits einige Jahre in einem Doppelhaus, das durch eine Mauer in der Mitte geteilt wurde und zu dem auch Weingärten gehörten. Aufgrund des geringen Kaufpreises von 8 Pfund können wir annehmen, dass das Haus der Familie Schneeweis sehr bescheidene Ausmaße hatte.784 Interessant an diesem Fall ist zudem die Nennung der beiden Haushaltsvorstände in der Feuerstättenliste von 1448 ohne jeden Hinweis auf ihr Eigentum an jeweils einer Haushälfte. Haushälften wurden allerdings auch in den besten Lagen der Stadt transferiert. Beispiele dafür gibt es auch aus dem im Widmerviertel. Das Ratsmitglied Konrad Rottinger erhielt 1438 das Eigentum an einer Haushälfte, die neben dem Doppelhaus des Apothekers Vinzenz Hackenberger am Graben 12/13 lag.785 Die Hausteilung war auch in diesem Fall Folge einer Erbteilung, da Konrad Rottinger die Haushälfte von seiner Ehefrau Christin bekam, die sie wiederum von ihrem Vater geerbt hatte. Der Umfang des Objekts wurde nicht näher beschrieben, sondern wie häufig im Grundbuch stellvertretend auf die im Teilungsbrief genannten Gemächer und »gemeinen Stücke« hingewiesen.786 Um eine Topadresse handelte es sich auch bei der Haushälfte am Hohen Markt, die die Brüder Jörg und Bernhard Hidler von Schatitz und ihre Schwestern im Jahr 783 Gewerbuch D, fol. 579v (1442). 784 Gewerbuch D, fol. 40v (1439). 785 Vgl. oben S. 100. 786 Gewerbuch D, fol. 67v (1438). Zu den »gemeinen Stücken« vgl. oben S. 159.

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1447 erbten. Die Haushälfte unndn Scherladn lag neben dem Haus des Hans Ravensburger sowie neben dem Haus des Schusters Paul Pekch. Die Geschwister hatten die Haushälfte von Barbara, der Tochter des Hans des Sweblein, geerbt, mit der sie geswistreid enenkchl vaterhalbn gewesen waren. Die andere Haushälfte hatte Jörg Phuntimaschen ( Jorgen Phuntimaschn) von Barbara, seiner swester muter, geerbt, wobei die Teilung des vorgenant hauss mit alln den gemechen und gemain stukchen durch Los erfolgt war.787 Im Widmerviertel lag auch das Haus des Hans von Brichsen, das dieser 1442 testamentarisch seiner Ehefrau Elisabeth und seiner Tochter Margarethe jeweils zur Hälfte hinterlassen hatte. Das Haus lag im Schulhof zwischen dem Haus des Meisters Wentzlab Zimmermann und des Michael Weichselbaum. Wie üblich war ein Teilungsbrief erstellt worden, der die Zimmer und Räume auflistete, die dann per Los den beiden Erbinnen zugeteilt wurden. Margarethe war allerdings noch minderjährig. Deshalb wurde zusätzlich festgelegt, dass bei ihrem Tod vor dem Erreichen der Mündigkeit ihre Mutter den Nießbrauch der Haushälfte erhalten sollte. Nach deren Tod wiederum sollte die Haushälfte an Wolfgang Hohenperger gehen, den Bruder des Erblassers Hans von Brichsen.788 Viele weitere Fälle von Hausteilungen, die zum größten Teil auf Erbteilungen zurückgehen,789 ließen sich anführen. Bereits aus den wenigen Beispielen wird klar, dass geteiltes Eigentum an Liegenschaften in Wien im 15. Jahrhundert weit verbreitet war – und zwar sowohl in der Vorstadt als auch in der Innenstadt. Erbteilungen führten zunächst dazu, dass verschiedene Familienmitglieder Anteile an einem Haus erhielten. Durch Verkauf oder Vererbung dieser Hausteile wurden auch nicht verwandte Personen und Familien zu Teileigentümern von Immobilien, in denen sie entweder mit fremden Familien zusammenlebten oder die sie ihrerseits vermieteten oder weiterverkauften. Zweifellos führte das Stockwerkseigentum zu einer Dynamisierung des Liegenschaftsmarktes, da auch Personen mit kleinen Ersparnissen Eigentum erwerben konnten.790 Zudem ergab sich für vermögende Personen die Möglichkeit, gezielt Hausteile und Gewerberäume zu 787 Gewerbuch D, fol. 279r (1447). 788 Gewerbuch D, fol. 358v (1442). 789 Novak 1934, S. 96. Unzählige Beispiele finden sich in den Wiener Stadtbüchern. Vgl. Nr. 434, 526, 561, 652. In Stadtbücher Nr. 475 (1399) wird detailliert festgelegt, dass Mutter und Tochter gemeinsam erben und eine Teilung in dem Moment durchgeführt werden soll, wenn Mutter oder Tochter heiraten. Im Testament des Christian Newnhofer (Nr. 506) erben Ehefrau und Kinder zu gleichen Teilen. Für den Fall, dass ein zweiter Ehemann der Witwe den Kindern unnuczleich und zu swer wer, sollte sich der städtische Rat der Kinder und ihres Erbes annehmen. 790 Novak 1934, S. 96–100.

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erwerben und ihr Immobilienvermögen dadurch zu vergrößern. In der Feuerstättenliste von 1448 spiegelt sich die Komplexität der Verhältnisse nicht wider, da in der Liste nur Eigentümer und Haushaltsvorstände genannt werden. Ob diese über ein ganzes Haus oder einen Hausteil verfügten, wird nicht deutlich. Besonders wenige Informationen liefern die mittelalterlichen Quellen über die Wohnverhältnisse der armen und mittellosen Bewohner Wiens.791 Der stärkere administrative Zugriff der städtischen Obrigkeit auf alle Belange des städtischen Zusammenlebens hatte 1443 auch zur Regelung der Bettelei in der Stadt geführt. In dieser Bettelordnung wurde festgelegt, wer als wahrhaft notdürftige Person zur Bettelei berechtigt war.792 Die Bettler unterstanden einem Sterzenmeister oder Bettelvogt, zu dessen Aufgaben es gehörte, zu wissen, wo und wie sich die Bettler enthalten (aufhalten) und ob sie auch die christlichen Gebete kannten und zu Beichte und Kommunion gingen. Nur dann erhielten sie das Bettelzeichen, ein gelbes Tuch um den Hals. Dem Sterzenmeister waren die Wohnorte der Bettler bekannt, doch weder die Bettelordnung noch andere Quellen haben dieses Wissen verschriftlicht.793 Von den Bettlern unterschieden wurden in Wien und in anderen Städten die hausarmen leute, die zur städtischen Gemeinschaft gehörten und unverschuldet in Armut geraten waren.794 Sie wurden immer wieder auch in den Testamenten bedacht.795 Ähnlich wenig wissen wir von anderen Randgruppen  : Alte und Kranke konnten mit etwas Glück und Beziehungen in einem der Hospize unterkommen. In der Widmervorstadt existierte zu diesem Zweck das Hospital St. Martin. Über die Lebens- und Pflegebedingungen in den Spitälern berichten schriftliche Quellen erst in der Frühen Neuzeit. Der Großteil der armen Bevölkerung setzte sich vermutlich aus Tagelöhnern und Dienstpersonal zusammen. Diese Personen wohnten in der Regel bei ihrem Arbeitgeber und erhielten in dessen Haus eine Kammer und möglicherweise Zugang zu einem beheizten Raum und der Küche. Im Zusammenhang mit den Inwohnern und ihren Wohnverhältnissen wurde dies bereits behandelt.796 Sicherlich waren der verfügbare Raum sowie der Zugang zu Heizung, Kochstelle und sanitären Einrichtungen beschränkt. In einem Testament aus dem Jahr 1415 erhielt eine Dienerin Margarethe das Bett ihrer 791 Zur Erfassung der unteren Schichten in den spätmittelalterlichen Steuerlisten vgl. Schoch 1997, S. 41f. 792 Csendes 1986, S. 219–221. 793 Zu Bettlern und Almosen in der spätmittelalterlichen Stadt vgl. Schubert 2004. 794 Ebd., S. 295–297. 795 Stadtbücher Nr. 2944 (1420). 796 Vgl. oben S. 44ff.

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verstorbenen Arbeitgeberin, einige Kleidungsstücke und 6 Pfund. Das Bett – so heißt es in dem Text – war jenes, auf dem Margarethe in der Stube geschlafen hatte. Die Diener hatten offensichtlich überhaupt keinen eigenen Raum und damit auch keinerlei Privatsphäre.797 Es scheinen auch Untermietverhältnisse existiert zu haben. In ihrem Testament aus dem Jahr 1413 regelte eine gewisse Frau Elisabeth ihren bescheidenen Nachlass. Bei der Auflistung ihrer Außenstände werden auch 120 Pfennige erwähnt, die ihr die Nadlerin, ir infrau schuldete. Elisabeth wohnte jedoch selbst bei einer Wirtin (ir wyrtynn dacz dem Raten Gatern), der sie zwei Silbergürtel zur Aufbewahrung anvertraut hatte.798 Elisabeth wohnte zur Miete, hatte aber selbst Wohnraum an eine weibliche Mieterin, eine »Infrau«, untervermietet.799 Vermutlich handelte es sich dabei um eine Kammer oder auch nur einen Teil eines Zimmers. Die testamentarischen Verfügungen belegen, dass Elisabeth selbst kaum Besitz hatte. Wenn die Nadlerin noch weniger besaß, dann gehörte sie zweifellos zu den mittellosen Personen im mittelalterlichen Wien. 120 Pfennige Schulden, das entsprach circa dem Wochenlohn eines Handwerkers, konnten unter diesen Umständen schon ein Problem darstellen. Über die Ausstattung und Ausschmückung der Wohnungen gibt es keine direkten Quellen wie Haus- oder Nachlassinventare.800 Immerhin vermittelt eine Auswertung der Testamente der Wiener Bürger sowie die archäologisch-kunsthistorische Analyse der mittelalterlichen Überreste doch einige Einsichten in die materielle Ausstattung der Wiener Häuser im späten Mittelalter.801 Ganz allgemein berichtete Aeneas Silvius Piccolomini in seiner Historia Austrialis von den Wiener Bürgerhäusern  : »In den Häusern der gewöhnlichen Bürger aber, die mit hervorragender Großzügigkeit errichtet sind, fehlt es an keinem Schmuck, keiner Bequemlichkeit, und obwohl sich viele private Gebäude bis zum zweiten und dritten Stockwerk erheben, haben die Wiener dennoch nicht weniger Bauten unter der Erde als über der Erde, in denen sie die Weine verwahren.«802 Von der Bedeutung der Keller für die Weinaufbewahrung wurde bereits oben berichtet.803 Die Eindrücke des damaligen Sekretärs des Königs und späteren Papstes

797 Stadtbücher Nr. 2190. 798 Stadtbücher Nr. 2014. 799 Zum Begriff vgl. oben S. 47. 800 Zur städtischen Inneneinrichtung allgemein vgl. Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 300–308. 801 Jaritz 1980. 802 Piccolomini 2005, S. 19. 803 Zur Kellerarchitektur in Köln und anderen deutschen Städten vgl. Vogts 1966, S. 93–97.

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Pius II. beziehen sich zweifellos nicht auf das durchschnittliche Bürgerhaus, sondern auf die prachtvollen Immobilien der führenden Schicht.804 In diesen prächtigen Bürgerhäusern traf sich die Gesellschaft. Hier kam das Bürgertum zusammen, aber auch der Adel feierte seine Tanzfeste in den bürger­lichen Prachtbauten.805 Von den Feierlichkeiten im Haus des Apothekers Vinzenz Hackenberger am Graben war bereits die Rede. Attraktiv muss auch das Haus des Heinrich Haiden gewesen sein. Der Ratsbürger und vermögende Kaufmann besaß ein Haus in der Widmervorstadt, lebte aber selbst in der Fischergasse im Schottenviertel. Als Königin Elisabeth von Luxemburg, Witwe des Königs Albrecht II., sich im Mai 1441 auf den Weg nach Wien machte, um hier Verhandlungen mit dem römischen König und den böhmischen Ständen zu führen und die Nachfolge ihres Sohnes Ladislaus zu sichern, schrieb sie von Bratislava (Pressburg) aus einen Brief an Heinrich Haiden. Sie habe vernommen, so die Königin, dass er ein lustigs und ein wolgelegen haus habe, das ihr wol fugleich wer zu einer herbrig, so begehrt sie von ihm, er möge sich und das Haus dorczu schicken, dass sie darin gesten und herbrig haben möge. Die Königin kündigte ihren Besuch bereits für den nächsten Tag an und bat Heinrich zudem, beim Bürgermeister und Rat der Stadt eine nahe gelegene Unterkunft für ihr Gefolge zu verlangen.806 Der Brief macht einerseits deutlich, dass die Mitglieder des Hauses Habsburg bereits im 15. Jahrhundert – lange vor der Anlage der Hofquartierbücher – bürgerliche Unterkünfte für ihr Gefolge requirierten.807 Andererseits zeigt der Brief, dass die Häuser der Wiener Ratsbürger groß und vornehm genug waren, um Königinnen einen angemessenen Aufenthalt zu gewähren. Besonders großer Bedarf an Wohnraum für adelige und andere Gäste bestand anlässlich der Landtage, von denen in den 1440er und 1450er Jahren mehrere in Wien stattfanden.808 In einem Brief an den ungarischen Adel traf die Stadt Wien 1452 genauere Regelungen  : Aufgrund der zu erwartenden Raumnot sollten die ungarischen Gäste ihre Diener vorab nach Wien schicken, um herberg und stallung zu organisieren. Die Stadt erklärte sich bereit, für die Gäste aus Ungarn die Unterbringung von 3000 Pferden im größten

804 Zur Pracht von Kölner Bürgerhäusern in der chronikalen Überlieferung vgl. Vogts 1966, S. 191. 805 Kühnel 1976, S. 30. 806 QGSW 2/2 Nr. 2805. 807 Dies belegt auch ein Brief König Friedrichs IV. aus dem Jahr 1443, in dem er die Stadt aufforderte, für die Vertreter der böhmischen Stände kostenfreie Unterkünfte in der Stadt bereitzustellen. Vgl. QGSW 2/2 Nr. 2805. 808 Kollar 1762, Sp. 983 und 1149.

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Stadtviertel (im grossisten virtail) zu garantieren  :809 Darin man kaum aus III. M. (= 3000) pfert stallung gerhaben mag. Ein Aufenthalt im Widmerviertel hatte für einen adeligen Besucher den Vorteil der Nähe zur Stadtburg der Habsburger und zu den Adelsresidenzen in der Herrengasse. Zudem wurden vorrangig auf den beiden Plätzen Am Hof und am Neuen Markt, die das Widmerviertel begrenzten, Turniere veranstaltet. Zu diesem Zwecke wurden die Plätze abgesperrt und der Boden mit Streu beschüttet.810 An diesen Turnieren beteiligte sich sowohl der Adel als auch das Wiener Bürgertum, letztere wohl hauptsächlich als Zuschauer. Eine aktive Rolle spielte die Bürger dagegen beim Scharlachrennen, einem Pferderennen vor den Toren der Stadt, das gewöhnlich zweimal im Jahr stattfand. Zeitgleich mit dem Scharlachrennen wurde ein Laufwettbewerb für die freyen knecht und der freyen tochtterl ausgetragen.811 Adel und Bürgertum wohnten also gleichermaßen im Widmerviertel. Von der Inneneinrichtung und Ausschmückung der Bürgerpaläste bleib beinahe nichts erhalten. Eine Ausnahme bildet das Haus des reichen Tuchhändlers Michael Menschein, gelegen im Widmerviertel im Haus Tuchlauben 19. Erstmals wurde dieses Haus im Jahr 1398 erwähnt und für das Jahr 1424 lässt sich der Name »Sumerhaus« belegen. Michael Menschein lebte am Beginn des 15.  Jahrhunderts in dem Haus und ließ um 1407 den Saal im ersten Stock mit Malereien ausschmücken.812 Das Ergebnis ist ein für Wien singuläres Kunstwerk, das erst 1979 wiederentdeckt wurde und heute als Teil des Wien Museums öffentlich zugänglich ist. Der Maler wählte für seine Wandbilder Szenen aus den Liedern des Minnesängers Neidhart von Reuenthal (gest. 1240). Vor dem Hintergrund der vier Jahreszeiten wurden Spiele und Vergnügungen der bäuerlichen Gesellschaft jenen der adeligen höfischen Jugend gegenübergestellt.813 Die Farbigkeit der Bilder und die Fülle der dargestellten Aktivitäten erzeugten im 15. Jahrhundert zweifellos eine Stimmung der gehobenen Geselligkeit. Aus verschiedenen Hinweisen in chronikalischen Quellen wissen wir, dass viele Wiener Bürgerhäuser – ähnlich wie jene in anderen Städten814 – prächtig ausgestattet waren und sicherlich auch bemalte Wände aufwiesen.815 809 Kollar 1762, Sp. 1376–1380. 810 Kühnel 1976, S. 41. 811 Opll 2016/17. 812 Neidhart-Fresken 1982  ; Höhle 1993. 813 Blaschitz/Schedl 2000. 814 Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 300  ; May 2010  ; Zachmann 2016. 815 Piccolomini 2005, S. 19.

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Abb. 24  : Die Neidhart-Fresken im Haus Tuchlauben 19  : Der Reigen (Tanz).

Wenig besser bestellt ist es um die Überlieferung von beweglichem Haushaltsgut. Von der Möblierung der Häuser, den Haushaltsgeräten, den Arbeitswerkzeugen, den Kleidern, Schmuckstücken und sonstigem Besitz der Wiener Bürger und Bürgerinnen berichten urkundliche und andere Quellen wenig bis nichts.816 Lediglich in den Testamenten machten die Erblasser Angaben zu jenem Teil ihres Besitzes, den sie ihren Erben oder kirchlichen Institutionen überließen.817 Etwa 2000 Testamente wurden in zwischen 1395 und 1430 in die Wiener Stadtbücher aufgenommen.818 Ihre Durchsicht ermöglicht einen Überblick über die gebräuchlichen, aber auch die besonders wertvollen Besitztümer der Bewohner Wiens aus der Mittel- und Oberschicht. Zu den häufig genannten Einrichtungsgegenständen gehörten Betten, Tische, Stühle, Schränke (Almer) und Kisten oder Laden.819 Diese Möbelstücke wurden in den Testamenten zwar genannt, häufig aber nicht näher beschrieben. Der Wiener Rechtsprofessor Johannes Gwerlich hinterließ 1441 beispielsweise einen großen Almer, zwei Kasten, einen Schreibtisch, einen Schemel, einen

816 Zum Fehlen von Quellen zu diesem Thema vgl. auch Fehse 2005, S. 36. 817 Jaritz 1980. 818 Stadtbücher, Bd. 1–5. 819 Kühnel 1976, S. 34.

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Krankenstuhl, zwei Betten und ein Reisebett.820 Nur in Ausnahmefällen wurde die Innenrichtung eines Haus eingehender dargestellt. Eine solche Ausnahme ist der mittelalterliche Vorgängerbau des berühmten Figarohauses (Domgasse 5, Schulergasse 8), in dem Wolfgang Amadeus Mozart 1784 bis 1787 lebte. Das Haus war im 15. Jahrhundert Teil einer Messstiftung. Als im Jahr 1486 ein neuer Kaplan die Stiftung übernahm, wurden die Zimmer und ihre Einrichtung inventarisiert  : Späteres Figarohaus, Inventar, 1486

Neuhochdeutsche Übersetzung

Ain pett, strosak und sponpet, grün gemalt, mit einem halben himmel, ain fursidel, ain gemalten furhang. In der chamer bei der stuben  : ain truhen, ain tisch mit ainer dekch, ain essichvassel zu ainem emer. In der chamer mit der eisnain tür  : ain sponpet mit ainem halben himmel, ain strossachk, petsidel und furhang, ain sidelpank, ain leibstuel, ain tisch in derselben chamer und ain truhen, ain chuppfreinmörser mit ainem stessel, ain stantner zu zehen echter, ain messein han zu ainer hampoting, ain messnein leuchter, so in der stuben hangt, ain zimersag, ain mardhaken, ain teufs messein pekch, ain hobel. In der hindern stuben  : ain schaibligen tisch. In der chamer bei der vordern haustür  : ain sponpett, ain truhen, zwo gross almar, ain zusamgelegten tisch, ain gutes petpuch mit ainem roten irich überzogen, das peleiben sol pei der stifft, ain grüen damaschkein casell mit aim chreucz und dy endt an dem chreucz mit perl gehefft mitsambt den pilden unden sand Maria Magdalen. In der obern chamer  : ain niders sponpett mit ainem halben himel. In der chamer bei der hindern tür  : ain meltruhen, ain chär, darinn man wascht, ain lidrein mass, zwai ler aichenen vässel per XI urnae, zwai vassel per VI urnae, dreu vassel per IIII urnae und zwai viertaillschaff, ain goldwag zu Gumpolczkirchen pei dem Redler, zwo poting, ain feurzeug.821

Ein Bett, ein Strohsack und ein Ehebett, grün gestrichen, mit einem halben Himmel, ein Stuhl, ein bemalter Vorhang. In der Kammer bei der Stube  : eine Truhe, ein Tisch mit einer Decke, ein Essigfässchen in der Größe eines Eimers. In der Kammer mit der Eisentür  : ein Ehebett mit einem halben Himmel, ein Strohsack, ein Bettstuhl und ein Vorhang, eine Sitzbank, ein Toilettenstuhl, ein Tisch in derselben Kammer und eine Truhe, ein Kupfermörser mit einem Stößel, ein Stellfass zu zehn Echter, ein Messinghahn, ein Leuchter aus Messing, wie er auch in der Stube hängt, eine Zimmersäge, ein Marderhaken, ein Taufbecken aus Messing, ein Hobel. In der hinteren Stube  : ein runder Tisch. In der Kammer bei der vorderen Haustür  : ein Bett, eine Truhe, zwei große Schränke, ein zusammengelegter Tisch, ein gutes Betttuch mit einem roten Leder überzogen, das bei dem Stift bleiben soll, eine grüne Kasel aus Damast mit einem Kreuz und mit Perlen an den Enden mit Bildern von Maria Magdalena. In der oberen Kammer  : ein niedriges Ehebett mit einem halben Himmel. In der Kammer bei der hinteren Tür  : eine Mehltruhe, eine Schüssel, in der man sich wäscht, ein Ledermaß, zwei leere Eichenfässer zu je elf Urnen, zwei Fässer zu sechs Urnen, drei Fässer zu drei Urnen und zwei Viertelscheffel, eine Goldwaage in Gumpoldskirchen bei dem Redler, zwei Bottiche, ein Feuerzeug.

820 Ebd. 821 Harrer-Lucienfeld, 1952-1957, S. 578–582.

Wohnverhältnisse im Widmerviertel und darüber hinaus 

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Auch dieses Inventar umfasst kein gesamtes Haus mit seiner vollständigen Einrichtung. Zudem ist unklar, ob die erwähnten Gegenstände repräsentativ waren für die Wiener Bürgerhäuser des 15. Jahrhunderts. Einige Beobachtungen wird man aber wohl verallgemeinern können  : Im Vergleich zur modernen Einrichtungskultur waren spätmittelalterliche Häuser spärlich ausgestattet.822 Betten, Tische und Truhen gehörten zum unverzichtbaren Bestand der meisten Wohnräume.823 Schreibtische und Spannbetten mit Baldachin zählten zu jenen Einrichtungsgegenständen, die im 15.  Jahrhundert vermehrt benutzt wurden.824 Insgesamt zeichneten sich die Möbel durch stark variierende Qualität und Wert aus, ohne dass dies jedoch aus den Testamenten oder Inventaren ersichtlich wird. Truhen, Kisten und Laden waren auch deshalb weit verbreitet, weil in ihnen wichtige Dokumente, aber auch Münzen,825 Kleidungsstücke, Hausrat und sonstige Besitztümer aufbewahrt wurden.826 Besonders deutlich wies Jörg Newer in seinem Testament von 1416 auf diesen Umstand hin. Kurz vor seinem Tod rief er seine zwei Testamentsvollstrecker zu sich und teilte ihnen mit  : »Schaut, in den zwei Kisten ist mein gesamtes Silbergeschirr und all meine Wertgegenstände (klaynat) und auch alle meine Dokumente. […] Da ich nun sterbe, ohne eine Testament zu hinterlassen, so sollt ihr beide mit allen meinem Silbergeschirr, meinen Wertgegenständen und anderen Dingen, die in den zwei Kisten sind, zum Nutzen meines Seelenheils eure Vorkehrungen treffen.«827 Die Truhen und Laden dienten wie erwähnt zur Aufbewahrung von Münzen und vor allem von schriftlichen Dokumenten – von Verträgen und Schuldbriefen.828 Viele Wiener, sowohl Männer als auch Frauen, führten register oder raitpuch genannte private Rechnungsbücher, in denen sie ihre Geschäfte, Außenstände und Schulden festhielten.829 Aufbewahrt wurden diese Rechnungs822 Diese Beobachtung gilt bis ins 19. Jh. Vgl. Vogts 1966, S. 315  ; Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 305. 823 Dimt 1984, S. 86–87. Zu Abbildungen von spätmittelalterlichen Truhen vgl. Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 238. 824 Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 302. 825 Stadtbücher Nr. 2842 (1419  ?) 826 Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 305. 827 Stadtbücher Nr. 2239. 828 Stadtbücher Nr. 424, 1492, 1527, 1715, 2360, 2460. Hans Tullner verwahrte in seiner Kiste in seiner Kammer sein eigenes Geldvermögen sowie das von Heinrich Frank, dessen Schreiber er war. Zudem lag in der Kiste das geltbuech, in dem die Geldbeträge notiert waren, die sein Herr verliehen hatte. Vgl. Ebd. Nr. 2631. 829 Stadtbücher Nr. 2722 (1419)  : Register der Witwe Elisabeth  ; ebd. Nr. 2772 (1419)  : raitpuch. Jakob Olmansperger führte zwei Rechnungsbücher, das kleine und das große Buch. Vgl. ebd. Nr. 2734 (1419).

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bücher ebenfalls in den Truhen und Laden. Erhalten blieb von diesen privaten Rechnungsbüchern kein einziges Exemplar.830 Die »Schatztruhen« standen in der eigenen Kammer oder wurden dem Hauseigentümer, einem Verwandten, Freund,831 einem Kloster oder den städtischen Behörden zur Aufbewahrung übergeben.832 Eine Lade mit Briefen spielte im Jahr 1446 auch eine Rolle in einem »internationalen Erbfall«  : In Wien hatte ein Bürger aus dem südböhmischen Budweis (České Budějovice) eine Lade mit seinen Briefen dem Wiener Bürger Heinrich Haiden übergeben, der sie wiederum dem Wiener Stadtrat ausgehändigt hatte. Nun bat der Stadtrat von Budweis den Wiener Rat, diese Lade mit Briefen einem Verwandten des verstorbenen Budweiser Bürgers zu übergeben, um die Erbsache entscheiden zu können.833 Um eine Lade mit Briefen ging es auch in einer juristischen Auseinandersetzung zwischen Grafen Bernhard von Schaunburg und Wilhelm Eytzing im Jahr 1454. Angeblich hatte Wilhelm eine Lade mit mehreren Urkunden an sich genommen und weigerte sich nun, sie wieder zurückzugeben. Dem Schreiben wurde eine Liste mit einer Aufzählung der betroffenen Urkunden angefügt.834 Die Aufbewahrung von Dokumenten und Wertgegenständen erfolgte offensichtlich nicht immer zur Zufriedenheit der jeweiligen Besitzer  : 1450 befahl König Friedrich dem Stadtrat, die Beschwerde eines Bürgers wegen Veruntreuung von etleich beraitschafft, silberassachs und klainat zu prüfen, die einem anderen Bürger zu treuen Händen übergeben worden waren.835 Zur Sicherheit waren Laden und Truhen teilweise mit Petschaften (Siegeln) oder Schlüsseln verschlossen.836 Trotz dieser Aufbewahrungsmöglichkeiten gingen Urkunden, Siegel und andere Schriftstücke immer wieder verloren. Eine Folge davon war die häufige Erwähnung von Neuausstellungen von Urkunden.837 830 Zur Überlieferungssituation von privaten Rechnungsbüchern vgl. zuletzt Stockhusen 2019, S. 14–18. 831 Stadtbücher Nr. 2844 (1419)  : Jorig Künczelman von Tynkchelspüchl verkündet in seinem Testament, dass der Swarcz Kuncz zu Prespurg all mein brief hat, die hab ich im lassen in ainer scatel verpetschat under meinem petschat. 832 Stadtbücher Nr. 424, 751, 777, 788, 854, 1715, 2460. 833 QGSW 2/2 Nr. 3139. 834 QGSW 2/2 3583 (1454). 835 QGSW 2/2 Nr. 3370. 836 Stadtbücher Nr. 424, 474, 2665 (1419), 2694 (1419)  : ein lad verschlozzen ze behalden gegeben hab in der stat Lubikk an der see. 837 QGSW 2/2 Nr. 3038 zum Jahr 1444 (Verlust eines Kaufbriefes). QGSW 2/2 3334 zum Jahr 1449 (Verlust eines Burgrechtsbriefes). QGSW 2/2 Nr. 3481 zum Jahr 1452 (Verlust eines Kaufbriefes). QGSW 2/2 3711 zum Jahr 1457 (Verlust eines Satzbriefes).

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Geschirr und Küchengerät, Schmuck und Kleidungsstücke bildeten den zentralen Bestandteil des mobilen Vermögens der Bewohner Wiens. Das zeigt sich einerseits in den Testamenten, in denen die Fahrhabe eine wichtige Rolle spielt. Andererseits zeigte sich dies auch im Pfandleihgeschäft, das Bürgerinnen und Bürger aufsuchten, um Kleinkredite zu bekommen. Unterschiedlichste Gegenstände, vor allem Stoffe und Kleidungsstücke, wurden von den meist finanzschwächeren Schuldnern verpfändet, um an Bargeld zu kommen.838 In ihrem Testament aus dem Jahr 1414 listete Katharina Stober die Gegenstände auf, die sie verpfändet hatte  : Item den juden stent phand. Von erst ainer judin ain news leyneins tuch und drey kandel, zwen sloyr, zwo spindel garn für 17 sol. und 4 den. Item ainer andern judin ainen sloyr for 60 den. Item ainer andern judin 1 pelcz für ain halben Pfund den. Item ainer andern judin ainen weissen rock fur 80 den.839 Verpfändet hatte Katharina also ausschließlich Textilien  : ein Leinentuch, mehrere Schleier und Garn, einen weißen Rock sowie einen Pelz. Die Verpfändung von textilen Rohmaterialien, Stoffen und Kleidungsstücken war im bürgerlichen Kleinkreditgeschäft im spätmittelalterlichen Wien weit verbreitet.840 Die Passage belegt, dass das Pfandgeschäft Anfang des 15. Jahrhunderts auch von jüdischen Frauen betrieben wurde.841 Schlimm stand es um jene Schuldner, die einräumen mussten  : Und sey auch dhain varundgut mehr da, davon man gelten mocht.842 Haushaltsgerät und Küchengerät wurden in den schriftlichen Quellen des 15.  Jahrhunderts nur am Rande genannt. Zwar ist in den Testamenten immer wieder die Rede von metallenen Töpfen, doch die in jedem Haushalt vorhandenen Becher, Henkeltöpfe, Becher, Kannen und Bestecke wurden selten ausdrücklich erwähnt.843 Dafür war ihr materieller Wert wohl zu gering.844 Informiert sind wir über diese Gegenstände daher vorrangig durch die archäologischen Funde, beispielsweise aus den Grabungen am Michaelerplatz im Widmerviertel. Bei der geborgenen Keramik handelt es sich größtenteils um Gebrauchsware, die nicht verziert war oder deren Verzierung nur aus einfachen horizontalen Rillen bestand. Zum Teil weisen die Fundstücke noch Töpferzeichen (Hafnermarken) 838 Stadtbücher Nr. 2903 (1420)  : 20 Pfennig für eine grüne Gugl, 40 Pfennig für einen silbernen Ring. 839 Stadtbücher Nr. 2107. Ähnlich Nr. 2716 (1419). 840 Zu anderen Städten vgl. Hohti 2008  ; Gilomen 2011. 841 Zur jüdischen Pfandleihe in nordalpinen Städten und in Wien vgl. Hoheisel 1996  ; Lohrmann 1991/92  ; Müller 2010. 842 Stadtbücher Nr. 2733 (1419). 843 Kühnel 1976, S. 35–37. 844 Smail 2016, S. 28.

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Abb. 25  : Ein spätmittelalterlicher Mündelbecher. Fund einer Grabung am Michaelerplatz.

auf. Verhältnismäßig häufig sind kleine Töpfe mit oder ohne Deckel erhalten geblieben sowie sogenannte Mündelbecher, aus denen die Wiener ihren Wein tranken (Abb. 25).845 Kleidungsstücke und Textilien gehörten nicht nur zu den alltäglichen Gebrauchsgegenständen, sondern auch zum wertvollsten Besitz der Wiener und Wienerinnen.846 Dem Wert nach rangierten sie hinter dem Immobilienbesitz an zweiter Stelle. Leider liefern die Wiener Quellen selten Preise für bewegliches Vermögen und Alltagsgegenstände. Eine Ausnahme bilden Testamente wie jenes der Margret Hutstokchin von 1405.847 Margret war im Textilhandel und im Pfandleihgeschäft tätig und führte ihre Geschäfte anscheinend selbständig. Zahlreiche Wiener und Wienerinnen hatten sich von ihr Geld geliehen und ihr dafür Kleidungsstücke als Pfand überlassen. Dies ist ein erster Anhaltspunkt für den materiellen Wert der spätmittelalterlichen Kleidung, die auf dem Finanz845 Kalternberger 2007. 846 Kühnel 1976, S. 37–39. Dies gilt auch für andere Städte. Vgl. dazu Smail 2016, S. 60. 847 Stadtbücher Nr. 1129.

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markt bei der Aufnahme von Kredit als Garantie fungierte.848 In ihrem Testament listete Margret ihre Textilschätze auf und notierte auch den Wert ausgewählter Stücke  : Gegenstand

Moderne Bezeichnung

Seydel

Wollmantel

Wert in Pfund 5

Mantel

Mantel

Prewtgewant

Brautkleid

2,25 12

36 sloyer chlain und groz

36 Schleier, groß und klein

90

roter seydel mit pylichmewsen underzogen

gefütterter Wollmantel

5

graber mantel

grauer Mantel

5

frawn gurtel

Frauengürtel

Sloyer

Schleier

1,25

Gurtel

Gürtel

6,875

prawner mantl

brauner Mantel

liechtplaber arras seydel

hellblauer Seidenmantel

Mantel

Mantel

4 taffaten und ettleich seidein porten

4 Überwürfe und viele Seidenborten

medrein kursen

Marderpelze Summe

3

3 1,75 2,125 16 8 161,25

Tabelle 10  : Textilien im Testament der Margret Hutstokchin von 1405.

Das textile Vermögen der Margret Hutstokchin war beträchtlich. Zudem zeigt die Liste, dass einzelne Kleidungsstücke wie Wollmäntel (1,75–5 t), Mäntel (2,125–5 Pfund) und Gürtel (3 Pfund) hohe Preise erzielen konnten. Besondere Kleidungsstücke wie Marderpelze (8 Pfund) und ein Brautkleid (12 Pfund) kosteten ein kleines Vermögen. Dies illustriert ein Vergleich mit den Löhnen der damaligen Zeit.849 Ein Meister im Bauhandwerk, der zur städtischen Mittelschicht gehörte, verdiente in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts 20 Pfennige am Tag und 20,8 Pfund im Jahr. Um 5 Pfund zu verdienen und sich einen hochwertigen Mantel leisten zu können, musste dieser Handwerksmeister 60 Tage, also beinahe drei Monate, arbeiten. Hätte er für seine Tochter das oben erwähnte Brautkleid kaufen wollen, so hätte er dafür mehr als ein halbes Jahresgehalt auf848 Smail 2016, S. 27. 849 Zu Preisen und Löhnen im 15. Jh. vgl. Brunner 1929, S. 28–35.

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wenden müssen. Umgerechnet auf moderne Verhältnisse bedeutet dies  : Im Jahr 2013 lag das mittlere jährliche Einkommen in Österreich bei Männern bei circa 32.200 Euro (14 mal 2300 Euro). Ein Brautkleid, das wie jenes der Margret Hutstokchin über ein halbes Jahresgehalt eines mittleren Einkommens kostete, würde im Jahr 2013 daher mehr als 16.100 Euro kosten. Der hochwertige Mantel für drei Monatsgehälter käme heute auf 6900 Euro. Auch die Stadt selbst akzeptierte Kleidungsstücke zur Kreditsicherung. In der Kammeramtsrechnung aus dem Jahr 1449 wird angeführt, dass Sigmund Mess­rer der Stadt Hofzins (Miete) für den Peilerturm schuldete.850 Er und seine Ehefrau hatten dafür ihr Leibgewand (leibgewentl) zu Pfand gegeben. Da jedoch die Kleidung weniger wert sei als die Schuldsumme von 10 Pfund, habe die Stadt zur Verminderung der Ausstände einen Rock für 10 Schillinge verkauft.851 Bei Kapitalengpässen ihrer Bürger sah sich die Stadt sowohl bei Miet- als auch bei den oben erwähnten Steuerschulden wohl gezwungen, Pfandgegenstände zu akzeptieren, um die Zahlmoral der Schuldner aufrecht zu erhalten852. Der Wert von Kleidungsstücken erreichte Höhen, die sogar mit Immobilien vergleichbar sind. In den ältesten Grundbüchern von 1368 bis 1388 lag der durchschnittliche Preis für Immobilien in Jahren ohne besondere Vorfälle zwischen 40 und 50 Pfund. Dieser Betrag bezieht sich auf alle Arten von Liegenschaften innerhalb und außerhalb der Stadtmauer, nämlich Häuser, Hausteile, Gärten, Weingärten und eventuell auch mehrere Immobilien pro Vertrag. Die Bandbreite der Preise der einzelnen Häuser reichte von einigen wenigen Pfund bis zu 900 Pfund (»Kölner Hof« im Jahr 1384). Mitte des 15. Jahrhunderts hatten sich die Preise nicht wesentlich verändert. Wie bereits erwähnt, lag der Preis von Häusern im mittleren Segment häufig zwischen 20 und 80 Pfund und von Häusern im gehobenen Bereich zwischen 150 und 300 Pfund. Besonders wertvolle Häuser erreichten Werte von circa 1000 Pfund.853 Der oben erwähnte Kleiderbestand der Margret Hutstokchin hätte also ausgereicht, um ein mittelgroßes Haus in guter Lage zu erwerben. Allein die 36 Schleier im Wert von 90 Pfund hätten für den Kauf eines Hauses genügt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Herzog Albrecht V. beim Kauf eines auf 120 Pfund geschätzten gewarchten umb­hang (gewirkten Umhangs) als Bezahlung zwei Häuser in der 850 Kammeramtsrechnung 1445, fol. 15r  : Im Jahr 1445 hatte Sigmund Messrer die Miete ordnungsgemäß bezahlt. 851 Kammeramtsrechnung 1449, fol. 4r. 852 Zur Sicherung von Steuerschulden durch Pfand vgl. oben S. 71f.. 853 Vgl. oben S. 151.

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Judengasse nahe der Hohen Brücke über den Tiefen Graben (bei der Hohenprugg) überschrieb.854 Insgesamt lässt sich also festhalten, dass Kleidung und Stoffe für die spätmittelalterlichen Bewohner Wiens neben dem Immobilien- und Weingartenbesitz einen zentralen Bestandteil ihres Vermögens darstellten. Während Kleidung und Textilien im durchschnittlichen Warenkorb privater Haushalte in Österreich bei den Ausgaben im Jahr 2017 circa 6 Prozent ausmachten und nur in Ausnahmefällen zum Vermögen gerechnet wurden, bildeten Kleidung und Textilien im späten Mittelalter nach Nahrungsmitteln den zweitgrößten Ausgabeposten und neben Immobilien den zweitgrößten Vermögensbestandteil. Entsprechend sorgfältig wurde mit Kleidung umgegangen und diese auch an die nächste Generation weitergegeben, wie die Testamente belegen.

854 QGSW 2/2 Nr. 2594.

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Das Feuerstättenverzeichnis von 1448 steht in einem allgemeinen und einem spezifischen Kontext. Allgemein wurden im 14. und 15. Jahrhundert von städtischen und anderen Autoritäten Personenlisten zu unterschiedlichen administrativen Zwecken angelegt. Die Nürnberger Stadtschreiber beispielsweise erstellten nach Stadtvierteln gegliederte Neubürgerlisten, Achtbücher, Bettlerlisten, Handwerksmeisterlisten, Ratslisten sowie Verzeichnisse der steuerpflichtigen Einwohner. Die Registrierung von Einzelpersonen und Personengruppen in Namenslisten scheint für die Bewohner des spätmittelalterlichen Nürnberg »eine alltägliche Praxis« gewesen zu sein.855 Namenslisten dieser Art sind Ausdruck einer Verschriftlichung sowie einer Diversifizierung der städtischen Verwaltung im späten Mittelalter.856 Sie sind zugleich auch eines der zentralen Werkzeuge, mit deren Hilfe die städtischen Eliten die Bürgergemeinschaften kategorisierten und soziale Ordnungsmodelle entwarfen.857 Diese Zunahme einer »pragmatischen Schriftlichkeit«, die durch die Verschriftlichung zuvor schriftloser Lebensbereiche im späten Mittelalter neue Möglichkeiten der Verwaltung und Kontrolle erzeugte, wurde in den letzten Jahrzehnten intensiv untersucht.858 In diesen allgemeinen Kontext gehört auch die Wiener Liste von 1448. Ihre Bedeutung für die Geschichte Wiens erhält sie nicht vorrangig durch ihren außergewöhnlichen Charakter als spätmittelalterliche Personenliste, sondern durch die geringe Anzahl von Quellen dieser Art aus dem spätmittelalterlichen Wien. Die politische Situation um die Mitte des 15. Jahrhunderts bildet den spezifischen Kontext, in dem die Liste von 1448 erstellt wurde. Aufgrund der Krisen und militärischen Auseinandersetzungen, die vor allem mit den Hussitenkriegen und den Erbstreitigkeiten zwischen Mitgliedern der habsburgischen Dynastie zusammenhingen, versuchte die Stadtregierung die Befestigung und Verteidigung der Stadt nachhaltig zu verbessern. Dies geschah durch Arbeiten an der Stadtmauer und der Vorstadtbefestigung sowie durch die administrative Neuorganisation der Stadtviertel und Vorstadtzonen. Für alle diese Maßnahmen waren 855 Czaja 2011, S. 101. 856 Zu ihrer Bedeutung im adeligen Umfeld vgl. Ranft 2000. 857 Zu privaten Aufzeichnungen mit Namenslisten des eigenen Geschlechts vgl. Czaja 2011, S. 107. Zur Bedeutung dieser administrativen Listen für das Aufkommen fester Nachnamen vgl. Scott/ Tehranian/Mathias 2002. 858 Keller 1992.

Zusammenfassung und Ausblick 

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finanzielle Mittel erforderlich. Verschiedene Formen von ordentlichen und außerordentlichen Steuern wurden von der Stadt seit dem 14. Jahrhundert erhoben, um damit die Bedürfnisse der Bürgergemeinde zu erfüllen. Während im ältesten überlieferten städtischen Rechnungsbuch von 1376 die Abrechnung von Steuerleistungen noch gemeinsam mit anderen finanziellen Angelegenheiten der Stadt dokumentiert wurde, differenzierte sich gegen Ende des 14.  Jahrhunderts das städtische Schrifttum zur Steuerverwaltung aus. Von den Steueranschlägen und Steuerbüchern des 14. und 15. Jahrhunderts blieb allerdings kein Stück erhalten. Über die Festsetzung von außerordentlichen Steuern, an denen auch die Stadt Wien beteiligt war, berichten die Landtagsbeschlüsse.859 Von den Wiener Steuerdokumenten ist lediglich das Verzeichnis der Haushalte von 1448 überliefert. Es dokumentiert gleichermaßen die Ausdifferenzierung der Steuerverwaltung wie deren spezifische Situation um die Jahrhundertmitte. Die Liste diente nicht nur zur Erhebung der allgemeinen Stadtsteuer, sondern zur Dokumentation der vorhandenen Haushalte, die in Ausnahmesituationen zur pauschalen Besteuerung nach Köpfen verpflichtet wurden. Das Verzeichnis der Haushalte von 1448 wird in dieser Studie erstmals ediert und ausgewertet. Das Verzeichnis enthält eine unvollständige Liste der Haushaltsvorstände des Widmerviertels innerhalb der Stadtmauern und in der Vorstadt vor dem Widmertor. Die Reihenfolge der gelisteten Personen folgt einer topographischen Anordnung durch die Stadt, gekennzeichnet durch Straßennamen und prominente Bauten. Die kodikologische Untersuchung hat ergeben, dass die Papierhandschrift ursprünglich in der Lagenmitte weitere Folien enthalten hatte. Deshalb reicht die überlieferte Liste vom Hohen Markt über den Judenplatz und die Tuchlauben bis zum Peilertor und setzt dann wieder in der Vorstadt ein. Die Straßen zwischen Graben, Neuem Markt und Kärntnerstraße fehlen. Diese Beobachtung kann sich auf den Vergleich mit den Steueranschlägen des Widmerviertels aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts stützen. Bis ins 17. Jahrhundert hinein wurde nämlich in Steuerlisten und bei der Steuererhebung immer dieselbe topographische Anordnung beibehalten.860 Zwar ist das Verzeichnis der Wiener Stadtgeschichtsforschung schon seit Langem als »Amtsschrift der Steuerherren« (Otto Brunner) bekannt, eine Beschäftigung mit der Liste der Haushaltsvorstände aus dem Widmerviertel hat jedoch noch nicht stattgefunden. Der Informationsgehalt erscheint zunächst dürftig  : Verzeichnet sind nur die Namen der Hausbesitzer sowie ihrer Inwohner (Mieter), 859 Kollar 1762, Sp. 1086–1089 und öfter. 860 Zu Kontinuität und Zäsuren bei der Reihung von Häusern vgl. Wozniak 2013, S. 59.

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Zusammenfassung und Ausblick

allerdings immer nur die männlichen Haushaltsvorstände oder deren Witwen. Über Haushaltsgrößen und die Zusammensetzung der Familien erfahren wir nichts. Die Informationen zu den Haushaltsvorständen und ihren Wohnorten, zur Anzahl der Mieter, zur Haushaltszahl in der Vorstadt, zu den verschiedenen Berufsgruppen und ihrer Verteilung sowie zu den Straßennamen liefern jedoch sozialtopographische Informationen, die über den bisherigen Forschungsstand zum spätmittelalterlichen Wien hinausgehen. Eine darauf aufbauende Beschreibung des Wiener Steuerwesens, des sozialen und beruflichen Profils des Widmerviertels sowie der Wohnverhältnisse in diesem Stadtviertel setzt allerdings voraus, dass andere Quellen ebenfalls zur Interpretation hinzugezogen werden. Es waren in erster Linie die urkundlichen und administrativen Schriftstücke der Wiener Stadtverwaltung, die die vorliegende Analyse der Feuerstättenliste ergänzten. Die Wiener Stadtbücher mit ihren vielen Testamenten, die in Regestenform edierten Urkunden zur Wiener Stadtgeschichte, die unedierten Grundbücher des 15. Jahrhunderts und die Steueranschläge des Widmerviertels aus dem beginnenden 16. Jahrhundert machten es möglich, das Verzeichnis der Haushalte von 1448 in einen stadtgeschichtlichen Kontext zu stellen und dabei insbesondere die sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Lebensbedingungen in der Stadt am Ende des Mittelalters zu veranschaulichen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden zudem archäologische Studien und bildliche Darstellungen herangezogen. Das wichtigste methodische Ergebnis dieser Studie liegt in einer Erweiterung der Quellenlage zur Beschreibung der Wiener Wohn-, Arbeits- und Lebensverhältnisse im 15. Jahrhundert sowie in einer ersten quantitativen Auswertung der Haushaltsliste von 1448. Auf dieser Grundlage basieren die wichtigsten inhaltlichen Erkenntnisse, die das Wiener Widmerviertel innerhalb und außerhalb der Stadtmauer als ein sozial heterogenes Stadtviertel ausweisen. Ausgehend von den im Feuerstättenverzeichnis genannten Personen konnten Aussagen darüber getroffen werden, wie die Menschen im Widmerviertel wohnten und arbeiteten. Dabei zeigte sich, dass über ein Drittel der Haushalte in der Vorstadt angesiedelt war und dass diese Vorstadt nicht, wie dies bisher geschehen ist, als »Wohnort des Gesindes« (Otto Brunner) des habsburgischen Hofes bezeichnet werden kann. Die Sozial- und Berufsstruktur der Vorstadt war vielfältig, hatte allerdings einen klaren Schwerpunkt. Dieser lag im Weinbau, der auf den nahen Hanglagen des Wienerwaldes durchgeführt wurde. Dies führte dazu, dass in der Widmervorstadt vor allem Hauerknechte lebten. Die traditionelle Interpretation des Widmerviertels als Gesindeviertel blickt auf die mittelalterlichen Verhältnisse durch eine neuzeitliche Brille. Wien erlebte nach 1529 seine politische und kulturelle Blütezeit als kaiserliche Residenzstadt. Deren

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Höhepunkt fällt in die Epoche zwischen der zweiten Türkenbelagerung 1683 und dem Beginn des Ersten Weltkrieges 1914. Der Aufstieg begann mit der erfolgreichen habsburgischen Heiratspolitik in den Jahrzehnten um 1500 und fand seinen sichtbaren Ausdruck im Ausbau der Befestigungsanlagen nach der ersten Türkenbelagerung 1529. Diese Umwälzungen hatten auch im Stadtbild deutliche Spuren hinterlassen. So hatten die kriegerischen Ereignisse von 1529 die Zerstörung und Abtragung der spätmittelalterlichen Vorstädte zur Folge. Die frühneuzeitliche Umwandlung Wiens in eine moderne Befestigungsstadt führte dann zu einer starken Überbauung der mittelalterlichen Baussubstanz. Eine neue Stadtmauer mit vorgelagerten Bastionen ersetzte die alte Befestigung  ; das Gelände der Vorstädte wurde teilweise als Glacis eingeebnet und zur unbebauten Aufmarsch- und Verteidigungszone umgestaltet. Die frühneuzeitlichen Vorstädte knüpften nur teilweise an die mittelalterlichen Vorläufer an und waren stadtauswärts versetzt. Diese umfassenden baulichen Veränderungen formten auch die Perspektive auf die Geschichte Wiens im späten Mittelalter. Die Bedeutung der Residenz wurde möglicherweise überbewertet und auf das späte Mittelalter übertragen. Dies erklärt auch, weshalb die Widmervorstadt zum (frühneuzeitlichen) Gesindeviertel gemacht wurde, obwohl dieser Stadtteil zumindest bis 1529 viel mehr die mittelalterliche Weinbautradition der Stadt widerspiegelt. Zu wenig bedacht wurde auch die räumliche Nähe der Vorstadt zur Stadtmauer sowie die Größe und innere Struktur der Vorstädte. Das Interesse für die mittelalterliche Geschichte der Vorstädte wurde unter ihren Trümmern und dem glanzvollen Aufstieg der frühneuzeitlichen Residenzstadt begraben. Aus der »Residenzperspektive« wurde auch die Bedeutung des Wiener Mietmarktes im 15. Jahrhundert bisher unterschätzt. Die räumliche und personelle Expansion von Residenz und Hof führte seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zur zwangsweisen Einquartierung von Soldaten und Beamten und zur Dokumentation dieser Mietverhältnisse in den Hofquartierbüchern. Dadurch entstand der Eindruck, dass das Wohnen zur Miete in Wien erst in dieser Zeit ein größeres Ausmaß annahm. Wie die Analyse des Feuerstättenverzeichnisses von 1448 und anderer Quellen des 15.  Jahrhunderts jedoch gezeigt hat, war der Anteil der Mieter an der Gesamtbewohnerzahl bereits im späten Mittelalter beträchtlich. Der variierende Anteil von Mietern in Häusern innerhalb und außerhalb der Stadtmauern ist zudem ein Indiz dafür, dass die Häuser in der Vorstadt kleiner waren und weniger Platz für Mieter boten. Terminologisch erscheint es in diesem Zusammenhang zudem geboten, der rechtlichen und begrifflichen Differenzierung von Bürgern und Inwohnern beziehungsweise von Hauseigentümern und Mietern erneut Aufmerksamkeit zu widmen. Die ältere Forschung, vertre-

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Zusammenfassung und Ausblick

ten vor allem durch Richard Perger, hat diese innere Gliederung der Stadtgemeinde zwar schon behandelt, doch ermöglicht die Heranziehung des gesamten Quellenmaterials hier nun weiterführende Erkenntnisse. Über die tatsächlichen Wohn- und Lebensbedingungen verrät die Liste der Haushalte im Widmerviertel wenig. Die Ergebnisse der neueren archäologischen und kunsthistorischen Forschung sowie eine Analyse von ausgewählten Teilen der Stadtbücher, Grundbücher und anderer Quellen zur Geschichte Wiens machten es dennoch möglich, die Lebens- und Wohnbedingungen der Bewohner im Widmerviertel und darüber hinaus zumindest in einigen Details zu erschließen.861 Die Stadtarchäologie hat unser Wissen von den mittelalterlichen Parzellengrößen und den damaligen baulichen Strukturen in den letzten Jahrzehnten wesentlich erweitert. Die Kunstgeschichte hat Ausstattung und Ausmalung der Wohnhäuser und Kirchen studiert. Die schriftlichen Quellen zur Stadtgeschichte erlauben darüber hinaus Rückschlüsse auf Mietbedingungen, Wohnverhältnisse, Hauspreise sowie berufliche, wirtschaftliche und kirchliche Aktivitäten im Widmerviertel. Eine Synthese der neueren Studien und der schriftlichen Quellen liefert mitunter anschauliche Einblicke in die breite Palette von spätmittelalterlichen Wohn- und Lebensverhältnissen. In ihnen spiegelt sich die Vielfalt der sozialen Verhältnisse wider.862 Den deutlichsten materiellen Ausdruck fand die soziale Hierarchie in der unterschiedlichen Größe, baulichen Ausgestaltung und dem Wert der Häuser selbst. Von bürgerlichen Palästen bis zu Vorstadthütten reichten die Wohnformen, wobei entsprechend auch die Preise der Häuser von einigen Dutzend auf bis zu über 1000 Pfund anstiegen. Insbesondere in den größeren Häusern lebten Familien und nicht verwandte Personen zusammen. Dabei handelte es sich einerseits um Dienstpersonal, das zur Familie gerechnet wurde, und andererseits um Mieter, die einen jährlichen Hofzins entrichteten. Während die Reichen auf großem Fuß und in vielen Zimmern lebten, mussten sich die Armen mit einer Kammer und (nicht in allen Fällen) einem Zugang zu Stube und Küche begnügen. Wohnraum war begehrt und ein kostbares Gut. Die Lösungen für die Teilung von Häusern und die Einquartierung von Mitbewohnern waren bereits im 15. Jahrhundert äußerst vielfältig und ideenreich. In den »besseren Häusern« waren die Wände nicht nur in Wien häufig bemalt oder mit Teppichen behängt.863 Erhalten hat sich in Wien von dieser Dekora-

861 Zu ähnlichen Rückschlüssen von einem Stadtviertel auf die gesamte Stadt vgl. Fehse 2005, S. 13. 862 Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 245–255. 863 Vogts 1966, S. 252–257.

Zusammenfassung und Ausblick 

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tion fast nichts.864 Berühmte Ausnahme ist der Tanzsaal im Haus des Michael Menschein in den Tuchlauben 19. Auch vom Inventar und dem Besitz der Bürger blieb kaum ein Stück erhalten. Die schriftlichen Quellen, insbesondere die Testamente, berichten allerdings davon, welche Möbel und Wertgegenstände die Bewohner Wiens besaßen. Es zeigt sich, dass vor allem Textilien und Kleidungsstücke zum üblichen, aber häufig auch wertvollsten Besitz der Wiener gehörten. Aufbewahrt wurden die Kleider, daneben aber auch Münzen, Dokumente und andere Wertgegenstände gewöhnlich in Kisten und Truhen. Es ist daher kein Wunder, dass deshalb Schriftstücke immer wieder verloren gingen und neu ausgefertigt werden mussten. Aus der räumlichen Enge des Wohnens entwickelten sich sozialen Beziehungen  : Im negativen Sinne entstand Streit zwischen Nachbarn, die sich zu nahe kamen und sich vor dem Stadtgericht um Abwasserrinnen, Fenster und Grenzmauern stritten  ;865 im positiven Sinne pflegten Hausbewohner, beispielsweise Vermieter und Mieter, ein Nahverhältnis, das auf Freundschaft und Vertrauen beruhte. Eingebunden waren die Bewohner allerdings nicht nur in ihre Familien und ihre Häuser, sondern auch in ihre Berufsgruppen und in ihr Stadtviertel samt Pfarrkirche. Hier feierten sie im Jahresablauf ihre Feste,866 kamen als Mitglieder einer Bruderschaft zusammen, versammelten sich zu kirchlichen Theateraufführungen und hier ließen sie sich auch begraben und für ihr Seelenheil beten. Für alle diese Facetten des städtischen Lebens lassen sich in den schriftlichen, bildlichen und archäologischen Quellen Auskünfte finden – niemals wirklich erschöpfend, aber doch häufig verblüffend anschaulich und sich gegenseitig ergänzend. Die vorliegende Studie ist keine abschließende Darstellung der Lebens-, Arbeits- und Wohnverhältnisse im spätmittelalterlichen Wien. Die Interpreta­tion des Verzeichnisses der Haushalte von 1448 und einiger anderer ­ausgewählter Quellen aus einem »langen 15. Jahrhundert« erweitert den aktuellen Forschungs­ stand – nicht zuletzt durch die Heranziehung der archäologischen Veröffentlichungen der letzten Jahrzehnte. Dennoch bleibt viel zu tun  : Dies betrifft vorrangig die Erschließung und Auswertung der schriftlichen und archäologischen Quellen. Die Grundbücher des 14. und 15.  Jahrhunderts, die in Wien und anderen Archiven überlieferten Urkunden, die Wiener Stadtbücher sowie die städtischen Rechnungsbücher enthalten weiterhin eine Fülle von Namen und 864 Zu auf Bildern abgebildeten und in Testamenten genannten Wandteppichen vgl. Kühnel 1976, S. 35. 865 Kühnel 1976, S. 32. 866 Schmidt/Dirlmeier 1998, S. 276.

181

182

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Zusammenfassung und Ausblick

Daten zur Sozialtopographie Wiens, die bisher nur zum Teil ausgewertet werden konnte. Die in Arbeit befindlichen digitalen Editionen ausgewählter Quellen, insbesondere der Grundbücher und Stadtrechnungen, werden in den kommenden Jahren neue Erkenntnisse liefern und die Anwendung neuer Analysemethoden ermöglichen. Mehrere derzeit laufende Einzel- und Verbundprojekte zur Wiener Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte werden ebenfalls dazu beitragen, unsere Kenntnis von den sozialen Strukturen und Lebensformen im spätmittelalterlichen Wien zu erweitern. Die Wiener Stadtarchäologie hat in den letzten Jahrzehnten ein neues Bild des mittelalterlichen Wien und seiner materiellen Überreste unter und über der Erde entworfen. Die Zusammenarbeit mit der Geschichtsschreibung im Rahmen dieser Neubewertung steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Dabei kann die Geschichtsschreibung von den neuen Erkenntnissen der Stadtarchäologie zu einzelnen Häusern, Kellern, Kanälen, Brunnen und Straßenzügen stark profitieren. Für die Archäologie wiederum sind die prosopographischen und topographischen Informationen der schriftlichen Quellen von Nutzen. Interdisziplinäre Ansätze können so in den nächsten Jahren dazu beitragen, die Lebensbedingungen im spätmittelalterlichen Wien noch anschaulicher darzustellen. Zuletzt wird es auf dieser Grundlage möglich sein, die sozialtopographische Struktur Wiens mit anderen Städten des späten Mittelalters zu vergleichen und in einen europäischen Kontext zu stellen. Vergleiche zwischen Wien einerseits und Hamburg, Köln und Bratislava andererseits wurden bereits von Otto Brunner und Ferdinand Opll vorgelegt.867 Nach einer besseren Erschließung und quantifizierenden Auswertung der Wiener Quellen des 15. Jahrhunderts werden sich Vergleiche durchführen lassen, die über den bisherigen Forschungsstand hinausgehen. Drei Perspektiven erscheinen dabei besonders verheißungsvoll  : Eine vergleichende Preisgeschichte der städtischen Immobilienmärkte, eine Untersuchung der sozialen Mobilität innerhalb der Stadt samt ihren räumlichen Dimensionen sowie Netzwerkanalysen der städtischen Personengruppen. Zahlreiche Spezialstudien zu Städten in verschiedenen Regionen Europas stehen für diese vergleichenden Fragen zur Verfügung.868 Die vorliegende Studie wird der interdisziplinären und vergleichenden Arbeit an diesen Themen hoffentlich weitere Impulse verleihen.

867 Brunner 1965  ; Opll 1993b  ; Opll 1999. 868 Vgl. dazu die Hinweise oben S. 9ff. sowie Fehse 2005, S. 15f. mit Hinweisen unter anderem auf die niederländische Forschung.

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Das Verzeichnis der Haushalte von 1448 ist überliefert in der Papierhandschrift Cod. 13.959 der österreichischen Nationalbibliothek und enthält ein 17 Seiten umfassendes Verzeichnis von Hausbesitzern und Inwohnern des Wiener Stadtviertels Lignorum (Widmerviertel). Die Handschrift besitzt keinen Einband und wurde als Archivalie gefaltet aufbewahrt. Auf Folio 1r steht die zeitgleiche Benennung »Lignorum Anno xlviii«. Darunter steht von etwas späterer Hand die Jahreszahl 1448. Über dem Titel wurde die Signatur 13959 eingetragen. Folio 1v ist leer. Das Personenverzeichnis wurde ab Folio 2r in einer Spalte angelegt. Das Verzeichnis wurde von einer Hand geschrieben. Vor den Personennamen stehen die Abkürzungen do(mus) und ib(idem), die Hauseigentümer bzw. Mitbewohner oder Mieter bezeichnen. Bis zur Lagenmitte Folio 5v wurden Mieter durch eine waagrechte Linie mit senkrechten Ende, die vom Namen bis zum Zeilenende reichte, kenntlich gemacht. Witwen als Hausbesitzerinnen oder Mieterinnen wurden wurden in der Handschrift als Ŕa (relicta) abgekürzt. Die Buchstaben u/v und i/j werden nach dem Lautwert unterschieden. Kürzungen werden in der Regel aufgelöst. Textlücken werden durch […] kenntlich gemacht. Diakritische Zeichen (ů oder ő) werden in der Regel mit Akzent (ó und ú) gekennzeichnet, da selten eine eindeutige Auflösung möglich ist. Korrekturen von gleicher Hand werden in den Text aufgenommen. Die uneinheitliche Klein- und Großschreibung wird normalisiert  : Personennamen beginnen mit Großbuchstaben, Berufsbezeichnungen mit Kleinbuchstaben, allerdings ist die Unterscheidung von Namen und Beruf nicht immer eindeutig. Die Bedeutung von per se bei Hausbesitzern ist ungeklärt. Die Ergänzung hof bei Mietern deutet möglicherweise auf eine Werkstätte oder ein Haus im Hinterhof hin. In eigenen Fällen hatte der Schreiber irrtümlich per se hinzugefügt, dann aber bestrichen und durch hof ersetzt. Das gekürzte Wort vac(at) bedeutet vermutlich, dass das Haus 1448 leer stand oder der Eintrag getilgt worden war. Weitere Informationen zur Handschrift oben S. 16ff.

184

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Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Bezeichnung der Spalten  : Nr.

Laufende Nummerierung

DI

do(mus) für Hausbesitzer, ib(idem) für Mieter

RH

R(elict)a (Witwe) oder Herr

Z

Zahl der Häuser eines Hausbesitzers

Name

Personenname von Hausbesitzer oder Mieter

Beruf

Berufsbezeichnung

PH

per se häufig Hausbesitzerin, hof bei einigen Mietern

Nr.

HM

RH

Z

Name

Beruf

PH

des langen Niclasen

messrer

per se

Jórg Kégl

messrer

[fol. 2r] Lignorum 1

do

2

ib

3 4

ib

relicta

Anna Walkarterin

do

Freisinger Trógler

5

ib

Jorg Vollenhals

schuster

6

ib

Mertt

richterknecht

7

ib

8

ib

9

do

relicta relicta

10

ib

11

ib

12

ib

Kristan

hawer

Purgerinn

kolerin

Ulreich Ebmerinn

 

hof

per se

Daniel Wandelschreiber relicta

Hanns Parchanter

 

Kristein Ebmerin

 

13

do

Hanns Reicher

schuster

per se

14

do

Lorentz Schaberl

salsneider

per se

Ulreich

wollslaher viltzhuter

per se

Wentzl

salschneider

hof

Albrecht caplan im Werd

caplan

Symon

koler

15

ib

16

do

Steffan Sorgenfrey

17

do

Hansen Puchspawm

18 19

ib do

20 21

herrn ib

do

prima

22

ib

23

ib

Mathias Wisler Andre

relicta

eisentzieher ain wolkartnerin

hof

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

24

do

25

RH

Z secunda

ib

Name

Beruf

PH

Mathias Wisler  ? Thoman Kraphenpacher

hof

Ex opposito 26

do

Fridreich Elsendorffer

per se

27

ib

Hanns Geslunt

koltrager

28

ib

Kuntz Aichinger

zimerman

29

ib

Niclas Meichsner

salschneider

30

ib

Waschengiegl

trager

31

ib

32

ib

Michel Ernreich

joppmer

33

ib

Steffan

koltrager

34

ib

Andre

furer

35

ib

Hanns Kleuber

koltrager

36

ib

Valtein

zimerman

37

ib

Barbara Naterinn

38

ib

Mertt Taufer

39

ib

ain kraphenpacher

40

ib

ain trager

41

ib

relicta

Fritzin

42

ib

relicta

Kalbat Hannsin

relicta

Thomaninn Ungeladeninn

keuffl

hafnerin

Fleischhof Civitatis 43

do

44

Mathes Pracher ib

per se

Caspar Tendl

vorsprech

Mertt Newnburger

verber

per se

koch

per se

[fol. 2v] 45

do

Ex opposito et e converso 46

do

Hans Hauer

47

ib

Fridreich Holtzinger sein aidem

48

ib

Wolfgang

49

do

50 51 52

do

relicta

richterknecht

Karthuserinn

ib

Symon Waidhauer

zehentner

ib

Hainreich

messrer

Oswalt Eisner

kursner

hof per se

|

185

186

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Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

RH

Z

Name

Beruf stainmetz

53

ib

Hanns Frewdenstain

54

ib

Jórg Heringer

55

ib

Kater

PH

underkeúfl

56

do

57

do

58

do

59

do

Steffan Reschhauer

per se

relicta

Hannsen Herman

per se

Niclasin Zingkinn

per se

Andre Gundorffer

per se

60

ib

Hanns

ladner

61

ib

Thoman Porchanter

knapp

ib

Kristan

leitgeb

62 63

do

Gebhart Voburger

per se

64

ib

Jorg Hainburger

haubner

65

ib

Jórg

wollslaher

66

ib

Peter Nestler

67

ib

Peter Ulmer  ?

koltrager

Steffan M[…]

verber

per se

kursner

hof hof

68

do

69

do

70 71

herrn ib

Niclasen Weiss Hanns Affer

do

von Puchaim kinder

72

ib

Linhart Rorer

viltzhuter

73

ib

Hanns Hebenstreit

pinter

Ex opposito 74

do

Hainreich von Essling

pekch

75

ib

Pertlme

koch

76

ib

Harlas

messrer

77

ib

Kuntz

maurer

78

ib

Andre Puchner

messrer

79

ib

Hainreich

pinterin

80

relicta

Peter Hirss

wurtzer

81

do ib

Niclas

vilzhuter

82

ib

Thoman

tendler

83

ib

Andre

kramer

84

ib

Caspar

velschaber

85

ib

relicta

Paul

eisnerin

86

ib

relicta

Hermaninn

per se

per se

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

87 88

RH ib

relicta

do

Z

Name

Beruf

PH

Plutzerinn Hanns Puchspawm

zuhaus

89

ib

Ernst

velverber

90

ib

Nicolesch

weintrager

hof

[fol. 3r] 91

do

Hanns Puchspawm

per se

92

ib

Fridreich

hunrrairer

93

ib

Wolfgang

zimerman

94

ib

Hanns Wienner

hunrrairer

95

ib

Peter

keufl

96

ib

Karl

kursner

Ex opposito 97

do

maister Wentzlabs

zimerman

98

ib

Jacob

maurer

99

ib

Fridreich Lenstain

sneider

100

ib

Ulreich

stainmetz

101

ib

Hanns Darner

zimerman

102

do

103

Hanns Furstenvelder car.? ib

per se

Hainreich Mitterlich car.?

104

do

Michel Weichslpawm

105

do

Erhart

pewtler

per se

106

ib

Kristan

tendler

107

ib

Andre

pewtler

108

ib

109

do

110 111 112

do

113

do

114 115 116

relicta

Mairhauerinn Berchtolt Merman

ib

Hanns Premer

ib

Hanns Lang

kursner

per se

maister Hanns Hintperger

per se

ib

Hanns von Regenspurg

stainmetz

ib

Peter Randegker

stainmetz

de Maurbach

117

ib

Hanns Strasser

furer

118

ib

Wolfgang

lauttenmacher

119

do

per se

kursner

Jacob Smal

do

per se

Petern Englhartsteter

hof

|

187

188

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Name

Beruf

PH

120

Nr.

HM ib

RH

Z

Mertt Herbart

messrer

hof

121

ib

Paul

schreiber

122

ib

Mertt Weiskircher

pintter

123

do

Michl Renolt

124

do

Linhart Strobl

per se messrer

per se

Estuarium zu den Rörn Hannsen Miltenberger 125

ib

Niclas

126

ib

Hanns Hubner

127

do

peutler

Andre Nusner

per se

128

ib

Niclas

tendler

129

ib

Thoman

tenndler

130

ib

131 132

ib

Fritz

do ib

134

ib

135

peútler

Veit Hintzinger

133

136

ain pildmacher

relicta

ib do

per se

Mathes

spinnerin

Andre

spynnerin

Johannes Kuchenschreiber relicta

Otzestorfferin

per se

Niclas Renhartz

per se

[fol. 3v] 137

do

138

ib

139

ib

Pertlme

140

ib

Rabenstainer

141

do ib

143 144

taschner

ib

Michel

koch

ib

Kristan

ladner

do

Pertlme Kocherndorffer ib

147

ib

149

per se

Hanns

146

148

zimerman

Hanns von Miltenberg

142

145

Peter Smeltzer

ib do

Urban Canperg

per se sneider

hof

ain puchschreiber Johannes Ettwann

absamer

Hanns Praitter

150

ib

Mertt Morl

151

ib

Peter

per se vechter

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

152

RH

Z

ib

Name

Beruf

Calman

weintrager

PH

Ex opposito 153

do

154 155

ib do

Wolfgang Orter

wachsgiesser

Mathes Tetzl

tendler

Hanns Ottinger Abenteurer

156

ib

Maister Fridreich

157

ib

Mertt Wiltfankch

158

do

159

ib

kursner ladner kursner

do

Hanns Reintaler

do

Peter vom Haidenreichstain

162

do

Wilhalm Merttinger ib

164

do

165

do

166

do

koch

Jacob

161 163

per se

Kuntz Erbeit

160

per se

Hanns Hellrigl Thoman Wild

per se

prima

Jacob Rechwein

per se

secunda

Rechwein

ib

Hanns Holtzl

sneider

168

ib

Lewpolt

ziegeldekcher

ib

per se

per se

167 169

per se

relicta

hof

Sloir Reicherin

170

do

Erasem Harkircher

per se

171

do

Wolfgang ausnn Winkl

sneider

Ex opposito 172

ib

Hanns Walther

vasczieher

173

ib

Perchtolt

vasczieher

174 175

ib do

Paul

kramer

Kuntz

vasczieher kursner

per se

per se

176

ib

Peter

177

ib

Niclas Prunnrawmer

178

ib

Valtein Unger

tischler

Steffan Tenkch

kursner

ib

Hanns Tanner

kursner

hof

179

do

180 181

do

Kunrat Kuntter

sneider

per se

182

do

Michl Meichsner

sneider

per se

183

do

Peter Ebinger

tuchscherer

per se

184

do

Mertt Meichsner

per se

|

189

190

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

185

RH ib

Z

relicta

Name

Beruf

Ulreich Ladnerin

PH per se

[fol. 4r] 186

ib

Paul Glaser

187

ib

Cristoff Arbaitter

188

do

Hannsen Ravenspurger

189

do

ad Sanctam Trinitatem

190 191

ib

195

hof

Mathes Vogl

hofsneider

ib

Pertlme

tuchscherer

Paul Peck

schuster

ib

Hanns Plum

kursner

Wernhart

tuchscherer

do

194 196

Jorg Schusterinn

do

192 193

relicta

per se

ib do

prima ib

Hanns Golss

sneider

198

ib

Erhart Wienner

tuchscherer

ib

200

do

201

do

202 203

relicta

per se

Andre Dietram

197 199

per se

hof

Margret Ladnerinn

ib do

Jórg Kalweis

sneider

per se

Michel

tuchscherer

per se

Hanns Zwuegl

sneider

Hainreich Stumphwegk

per se

Ex opposito 204

do

205 206

ib

208

do

209

do

210 211 212

do

213

do

214

schuster

Jórg Ebinger

tuchscherer

Augustein Plum

tuchscherer

Mertt Scheper

apotheker

Paul Peck

schuster

ib

Peter

tuchscherer

Petern von Ladendorff Jorgen Hawg Niclas Ernst ib

per se per se

per se kursner

per se

Niclas Graner

do do

hof

Hanns Leb

ib

ib

216 217

Lamprecht Tischer

do

207

215

Mathes Hubner ib

relicta

per se

Kartuserinn prima

Hanns Gerss

per se

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

218 219

RH

Z

ib do

Name Fridreichinn von Dorffen

ib

Hanns Marchart

221

ib

Niclas Meichsner

do

223

secunda ib

224

do

225

do

relicta tertia

per se schuster

Hanns Gerss Pangrétz

schuster

hof

Kunratinn

gurtlerin

per se

Ulreich

pfeilsnitzer

hof

Hanns Gerss

226

ib

227

ib

Peter Dinschafft

gurtler

228

ib

Wolfgang

gurtler

229

ib

Hanns

futermacher

230

ib

Andre Ósterreicher

gurtler

231

do

secunda

232

ib

233

ib

PH

Mathes Gamtzer relicta

220 222

Beruf

Fridreichin von Dorffen Peter Swartzpurger

hof ain hunrrairerinn

[fol. 4v] 234

do

235 236

quarta ib

Hanns Ekkenfelder

do

237

Hanns Gerss peck

Ulreich Volkchl ib

her Hanns Zingk

238

do

Ulreich Herniger

239

do

Hannsen Varhofer

hof

Cedula Quarta 240

ib

Thoman Rudolf

per se gurtler

Ex opposito 241

do

Kúnrat Phuntmaschner

per se

242

ib

Peter Guntz

oler

243

ib

Michel

pheilsnitzer

244

ib

Micheln Puelndorffer

gurtler

Domus dominorum de Maurbach 245

ib

246

ib

Conventus relicta

Seyfrid Elsasserinn

|

191

192

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

RH

Z

Name

Beruf

247

ib

Symon

kramer

248

ib

Fridreich

kramer

249

ib

Linhart Fuchs

peutler

250

ib

Herman Edlerawer

251

ib

Hanns

velverber

252

ib

Hanns Stain

vorsprech

253

ib

Hanns Senfft

gurtler

Linhart Prawnstain

sneider

254 255

ib do

Wernhartz Fuchsperger

per se

256

ib

Kraft Hofgeber

257

ib

Wolfgang

gurtler

Symon

pheilsnitzer

258 259

ib do

260 261

ib do

262 263

prima

ib do

Hanns Maicheker Kuntz von Pabenberg

secunda

gurtler

hof

gurtler

hof hof

Fuchsperger zuhaus Thoman Hess

tertia

Fuchsperger

264

ib

Hanns Grunanger

gúrtler

265

ib

Hanns Kranvischer

gúrtler

ib

Bertlme

gurtler

Steffan Awer

schebhuter

266 267

do

PH

268

ib

Hanns Veder

gúrtler

269

ib

Andre von Radawn

gúrtler

hof hof

270

do

Schrot zum Eysnemgatern

271

ib

Niclas Grefenawer

messrer

272

ib

Peter Swab

messrer

273

ib

Peter Freywalt

messrer

274

ib

Hanns Tauschach

messrer

275

ib

Hanns Jerusalemer

messrer

276

ib

Ludweig

maler

277

ib

Has

gurtler

278

ib

Steffan

pintter

279 280 [fol. 5r]

do

quarta ib

Fuchsperger Stephan Galhaymer

schebhuter

hof

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

RH

Z

Name

Beruf

PH

tendler

hof

kramer

hof

Claustrum Carmelitarum 281 282

ib

Hanns Swab

Civitatis

do

285 286

Conventus

do

283 284

ib

secunda ib

Civitatis Steffan Prew

do

Hannsen Warnhauer

per se

Ex opposito im Kassten 287

ib

Michel Schollenperger

288

ib

Kuntz

sneider

289

ib

Ulreich

zimerman

290

ib

Steffan

tendler

291

ib

Andre

kewfl

292

ib

Gilig Eysner

293

ib

Kuntz

koltrager

294

ib

Hanns Munch

kursner

295

ib

Reiner

messrer

Peter Gredniger

stainmetz

296 297

ib do

hof

Wolfgang Pilsner

per se

298

ib

Thoman Prewer

kewfl

299

ib

Michel von Brunn

keuffl

Hainreich

glokenmaister

300

ib

301

do

Albrecht Herberstorffer

302

do

Tibalt

303

do

Mathes Olmuntzer

304

do

Linharts Dauher

kewfl

Michel

joppmer

305

ib

306

ib

relicta

per se huter

per se per se

Erhart Reisnerinn

307

do

Mathes Prather vac.

308

do

Peter Reidegker

309

do

Rudolf

viltzhuter

per se

310

do

Ulreich Kotter

vilzhuter

per se

Mertt

ladner

311 312 313

ib do

per se

Caspar Piligreim ib

Jórg Weiss

per se stainmetz

|

193

194

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

314 315

RH

Z

ib do

relicta

Name

Beruf

Mertt

kursner

Thoman Nusnerinn

PH per se

316

ib

Linhart

kewfl

317

ib

Hanns

huter

ib

Hanns

joppmer

Hanns Kamrer

futerer

per se

stainmetz

per se

318

do

319 320

Niclas auf der Runsen

do

per se

Incipiendo im Teuffen Graben 321

do

322

do

323

do

Michel Hainreich Ebinger relicta

per se

Sunpergerinn

324

ib

Peter Méwsl

325

ib

Hanns Lehner

ib

Steffan

leinweber

hof

[fol. 5v] 326 327

do

zimerman

Caspar Piligreim

328

ib

Paul

koltrager

329

ib

Lasslus

koltrager

Ulreich

koltrager

330 331

ib do

332 333

secunda ib

do

Reidegker Kúntz

prima

koltrager

hof hof

ad Sanctum Spiritum

334

ib

Kúntz Pfarr

messrer

335

ib

Jacob Rewtter

ladner

336

ib

Jorg Lebenpeust

messrer

337

ib

Michl Pudmynger

messrer

338

do

secunda

ad Sanctum Spiritum

339

ib

340

ib

Steffan Aichinger

ladner

341

ib

Peter Steirer

parhantergesl

342

ib

Jorg Graf

hofman

343

ib

Caspar

Linhart Graser

hof

phister

Ex opposito 344

do

hof

Jorgen

zehenter

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

RH

Z

Name

Beruf

PH hof

345

ib

Jacob

vilzhuter

346

ib

Hanns Wagner

ladner

347 348

ib

Anna Naterinn

do

Veit Schatawer

349

ib

Hanns Uberleger

350

ib

Jörg von Ophsenhausn

351 352

hof ain partenwurcherinn

do

Hannsen Vendl

353

ib

Jacob

schebhuter

354

ib

Wilhalm

kursner

355

ib

Néw

ein koltrager

356

ib

357

ib

358 359 361

ib

Sigmund prima

ib secunda ib tertia ib

365

do

366

do

relicta

ad Sanctum Pangratum Hanns Pair

quarta ib

her Hainreich Putzl

ib

Hanns Newnburger

ib do

371

Sigmund von Brunn relicta

viltzhuter

per se

ad Sanctum Pangratum

368 370

schebhuter

Seferinn

367 369

leitgeb

ad Sanctum Pangratum Hanns Puchler

do

364

laubtrager

ad Sanctum Pangratum Hanns Schebhuter

do

362 363

ain reisnerinn Caspar Soldner

do

360

hof

schuster

Veigenpradlin

ib

Hainreich Mansnaler

ib

Wenneich sein aidem

hof

[fol. 6r] 372

do

373

Kunrat Kleusl

sneider

per se

Weidenstrass 374

do

375 376

Hainreich Frówein ib

do

Hainreich Niclas Sewberlich

per se hawer per se

|

195

196

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

377

do

378

RH

Z

Name

Beruf

PH

Jorgen Prugkner ib

Hainreich von Spehing

hof

379

do

Kunrat Waldner

per se

380

do

Albrecht Polinger

per se

381

ib

Jacob Nater

382

do

Michl

383

do

Pangretz Jeger

384

do

Hanns Schustl

385

do

Peter Alaspeck

hafner

per se per se

lauttenslegl

per se per se

Pierhaus 386 387 388

ib

Linhart Pirleitgeb

ib

Kuntz

do

hof hawer

Jorgen Englhart

per se

389

ib

Hanns Altag

hawer

390

ib

Niclas

vasczieher

391

do

Symon Peck

392

do

Andre Huliger

messrer

Jorg Lehner

hawer

393

ib

394

do

Linhart Galpurger

395

do

Kristan Elwein

396

do

Niclas

397

do

398 399

ib do

per se

per se per se hafner

Vicentz

apoteker

Hanns

letzelter

Kunz Klingenpadinn

pintter

400

ib

Jobstin Penglpacherinn

401

ib

Ulreich

per se

hof hofta

sneider

Ex opposito 402

do

403

do

404

ib

405

do

406

do

407

do

408 409

Linhart Graspeck

prima tertia ib

do

Thoman Leittner

peck

Kantzler

peck

hof

Hanns Lintzer

letzelter

per se

Peter Lantman

letzelter

per se

Peter Lantman Karl Furman

quarta

per se

Peter Lantman

hof

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

410 411

RH

Z

ib

Beruf

Jacob Reintaler

do

412

Name

PH hof

hospitalis ib

Jorg Melsdorffer

hof

Wilhalm Ambsteter

per se

413

do

414

do

Jacob Durn

letzelter

per se

415

do

Andre Diener

letzelter

per se

[fol. 6v] 416

do

417

do

418

do

Sigmund im Winkchl relicta

per se

Andre Wagenknechtin Andre Wisinger

per se

Huterstrass 419

do

420 421

do

422 423

tertia ib ib

do

424

ib

Andre Diener

letzelter

Kristan Henglweiner

hof

Andre Langkusch

ladner

Hainreich

hauer

per se

Hanns Woltzogen

hauer

per se

steltzer

per se

Niclas Woltzogen

425

do

Niclas Osterreicher

426

do

Ott Unbescheiden

per se

427

do

Hanns Wunderlich

per se

428

do

Hans Véler

per se

429

do

430

Albrecht Mernpeck ib

Jacob Obernperger

per se hawer

431

do

Waldner

vac.

432

do

Jorgen von Ranshauen

per se

Ex opposito 433

do

Michl Wankch

eisner

Lorentz

huter

ib

Michl

huter

ib

Andre Mullner

hawer

Caspar Waller

hawer

Mertt Pair

hawer

434

ib

435 436 437

ib

438

do

439

do

440 441

ib do

Michl Weniger

schuster

Hanns Pawr

hawer

Peter Disstelzweyer

hof

per se hof per se

|

197

198

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

RH

Z

Name

Beruf

PH

442

do

Mertt Zewnsch

per se

443

do

Hanns Teufl

per se

444

do

Swabgéssl 445 446

Jorg Mullnerinn

ib do

447 448

relicta

ib

Steffan Aschparlaibl

hawer

Niclas Swartz

schuster

Paul Swertperger

do

449

per se

hof

Hanns Hashart ib

Jorg Dreiling

hof

450

do

Michl Gesegenswein

451

do

Hanns Stor

hawer

Michl Prantstetter

hawer

452

ib

per se per se

453

do

Thoman Gsmach

454

do

Veit Nadler

455

do

Peter Swarzkoph

456

do

Hanns Platzer

hawer

457

do

Niclas Prennenschuch

vogler

per se

458

do

Ulreich Zeller

hawer

per se

459

do

Niclas Greuss

petler

460

do

461

relicta

per se per se ausruffer

Ernlangerinn

ib

per se

per se ain hawer

[fol. 7r] 462

do

Wolfgang Pantsneider

463

do

Hanns Rosenplat

464

do

Kristan Tautman

465

do

Andre

466

do

per se lauttenslaher per se hamersmid

per se

der Windischen Gredlein Ex opposito

467

do

468

Jorgen Marstaler ib

469

do

470

do

ain ladner der Endlein mit irn tochtern Iterum Weidenstrass

471

secunda ib

Jorgen Marstaler Jorg

per se trager

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

RH

Z

Name

Beruf

PH

472

do

Peter Merher

per se

473

do

Jórgen Prúgl

per se

474

do

Kuntz

475

do

hern Ulreich von Stubenberg

Iterum vor Widmertor

476 477

ib

do

480

do

481

do

482

hof plebanus daselbs

hospitalis ad Sanctum Martinum prima

Steffan Schikchentantz Niclas Spendl

ib

Mertt Scheper

do

484

secunda

per se hawer

Steffan Schickentantz

ib

Niclas Koch Steffan Méwsl

peck

486

ib

Hanns Steirer

hawer

487

ib

Fridreich Kienvestl

488

ib

Hanns Kúnig

ladner

489

ib

Peter

smidknecht

485

per se

Curia zu Sand Merten ib

479

483

Peter Heberler

do

478

trumetter

do

hawer hof

490

do

Ulreich Drosendorffer

per se

491

do

Niclas Schranpawm

per se

492

do

493

ib

Steffan

zimerman

Pertlme

hawnsmid

per se

Katerlukchen 494

do

495

do

Steffan Harder

per se

496

do

Hanns Rutzendorffer

per se

497

do

498

Jorgen Guldein

relicta ib

hawer

per se

Lugenstanerinn Hanns Tunst

hof

499

do

Steffan Ekchart

per se

500

do

Steffan Gewolf

per se

501

do

Andre Wunsam

per se

502

do

Hainreich Haiden

|

199

200

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

503 504

RH

Z

ib do

505

Name

Beruf

PH

Jacob Stainer

hof

Mertt Tekchner

per se

ib

Michl

hawer

ib

Wolfgang Kekch

hawer

Hanns

schebhuter

[fol. 7v] 506 507

do

508

do

509 510 511

do

Jórg Koler

512

do

Albrecht Altman

513

do

Hanns Streiher

per se

514

do

Andre Furman

per se

515

do

Hanns im Keller

per se

relicta

per se

Newmaisterinn

per se

do

Hainreich Straubinger

per se

do

Hanns Steuber

per se hawer

per se per se

Ex opposito

516 517

ib

Jorg im Keller

do

518

Frantz Gallenperger ib

Hannsin Poppin

519

do

520

do

Jorg Schawr

521

do

Hannsinn Vendl

522 523

Jacob Grobinger

ib do

524

per se

Niclas Tengk prima

ib

per se hawer

per se

tékchenmacher hof

Kunrat Pilgreim Peter Resch

zigler

hof

525

do

Engelbrecht Diem

per se

526

do

Ulreich Talhamer

per se

527

do

Peter Herrenwirt

528

do

Ulreich Koler

529

do

530 531

per se hawer

per se per se

Wilhalm

sawslaher

ib

Colman Lob

hawer

ib

Hanns Prunner

hawer

532

do

Hanns Hofmaister

hawer

per se

533

do

Thoman Muntzl

hawer

per se

534

do

Niclas Pehein

hawer

per se

535

do

Andre Rutzendorffer

per se

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

536

do

537

do

538

do

539

do

540 541

RH

Z

Beruf

PH

Jacob

pintter

per se

relicta

Fleúcheisin

per se

Oswalt Kenner

per se

relicta

Michl Sailerinn

per se

ib

Wolfgang

do

542

Name

sawslaher

Oswalt Edlmullner ib

per se

Linhart Sperrer

hauer hawer

543

do

Linhart Haug

544

do

Jobst Rauscher

545

do

Niclas Heller

546

do

Wentzl Swalb

per se per se hawer

547

ib

Hanns Regenspurger

hawer

548

ib

Peter

furknecht

549

do

550 551

do

Mertt Pheilsund secunda

hof

Wolfgang Rueland

ib

Michl Ambstorffer

554

ib

her Niclas

kaplan

555

ib

Mathes Odenburger

hawer hawer

553

per se

Wolfgang Ruland ib

552

per se

do

zimerman

hof

curia ad sanctum Tiboldum

[fol. 8r] 556

do

Hanns Kurtz

557

do

Thoman Winkler

558

do

ad sanctum Tibaldum

per se per se

Ex opposito in der Laimgrub 559

do

560

do

561

Petern Wernher Steffan Vinkch ib

Kilian

562

do

Jórg Lonholtz

563

do

Ponhaimer

564

per se

ib

hawer

hof per se

Peter Mérher

hof

565

do

Kuntz Hagenawer

per se

566

do

Niclas Schachtel

per se

567

do

Jórg Lieb

pekch

per se

|

201

202

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

568

do

569

RH

do

571

do

572

Name

Beruf

PH

Wilhalm Sambssen ib

570

Z

herrn

Lindl Pachhammer

hof

Sambssen

ziglhof

Michln zu Paden

sol steurn

ib

ain ladner

573

do

Hanns Rugelsauf

per se

574

do

Peter Kraus

per se

575

do

576

Paul Litschauer ib

per se ain ladnerin

577

do

Wentzl Rab

per se

578

do

Kristan Wisent

per se

579

ib

580

do

581 582 583

Jacob Wisent Hainreich Zistelczewner

per se

do

Hanns Weinperger

per se

do

Wolfgang Saltzer

per se

do

Benedict Sneeweis

584

ib

585

do

586

do

Niclas Spilberger

hof

Hanns Pawr

per se

Kuntz Gartnerinn

per se

587

ib

Ulreich

furman

588

ib

Hanns Prespurger

589

ib

Fridreich

hawer

590

ib

Linhart

hawer

591

ib

Hans

hawer

592

do

Paul Wagner

per se

593

do

Jacob Ottentaler

per se

594 595

ib do

596 597

Linhart Graser

hawer

Króphl

pintter

ib

ain ladnerinn

do

598

per se

Paul Luchs ib

Wolfgang

per se ladnerin

Ofenlukchen 599

do

600

do

relicta

Michel Scherdinger

per se

Niclas Kekchin

per se

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

RH

601

ib

602

ib

relicta

Z

Name

Beruf

PH hof

Niclas Grunwald

hawer

Kuttnerinn

hauerinn hawer

603

do

Kuntz von Dorffen

604

do

Hanns Rudolf

per se per se per se

[fol. 8v] 605

do

Steffan Zwifaler

606

do

Niclas Marchegker

607

ib

Philipp Spehinger

per se hof

608

do

Steffan Lang

609

do

Jacob Starkch

per se

610

do

Michl Lewtwein

per se

611

do

Kuntz Purkhauser

per se

612 613

per se

ib

Peter Sleiffer

ib

Thoman

portenwircher

hof

hauer

per se

do

614

hauer

Jacoben Unger

615

do

Kuntz Paker

616

do

Hannsen Weger

stadl vac

617

do

Rudolf Fuchs Zwifaler

per se

618

do

Lorentz Sawslaher

619

do

Kuntz Kekch

per se

620

do

Mathes Mullner

per se

621

do

Ex opposito et e converso

622

relicta ib

Perchtolt Kopplinn Peter Sibenburger

hof

623

do

Symon Aigner

per se

624

do

Niclas Winkler

hauer

Iterum Laymgrub 625

do

626

Andre von Brunn ib

relicta

per se

Linhart

ladnerinn hawer

627

do

Sigmund Sinner

628

do

Niclas Petzlestorffer

per se

629

do

Heinreich Hasenpekch

630

do

Wolfgang Rieder

per se

631

do

Hanns Miesenperger

per se

per se pinter

per se

|

203

204

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

632 633

ib ib do

636

Z

Name

Beruf

Niclas Miesenperger

do

634 635

RH

per se

Mert Haidem

hawer

Lienhart

hawer

Lienhart Kérner ib

PH per se per se

Symon Prukl

hawer

637

do

Paul Zeller

hawer

638

do

Kuntz Mitterndorffer

per se

639

do

Niclas Marcheker

per se

per se

Kremserstrass 640

do

641

Herman Edlerawer ib

Hanns

hawer

hof

642

do

Hanns vom Newnhaus

per se

643

do

Jorg Húlibmair

per se

644

do

Hanns Méntzinger

645

do

Lorentz

goltsmid

Jorg Saltzer

hawer

646 647

ib do

648 649

Steffan Hunderter ib

hof per se

Hanns sein son

do

650

per se

Hanns Knodl ib

Hanns Schintler

hof

[fol. 9r] 651

do

Niclas

652

do

Hanns Tunst

653

do

Peter Rab

654

do

hawer

per se hawer

per se

Arnolt Galander

655

ib

Niclas Taler

656

ib

Hanns Raudenburger

hawer

657

ib

Hanns Huml

hawer

658

per se

do

hof

Kuntz Perkchaimer

per se

Ex opposito 659

do

660

do

661

do

662 663

relicta ib

do

Wolffgang Katzpekch

per se

Pawrnfeintinn

per se

Hanns Welser

hawer

Hanns Pair

hawer

Paul Wachter

per se per se

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

664

do

665

do

666

RH

Z

Name Gilig Hofkircher

herrn ib

pfarrer

Jorg

varbprenner

do

Peter Hofleich

668

do

Hertl

669

do

670

do

671

do

Lienhart Obernperger

672

do

Hanns Pair

674

ib do

675 676

ib do

per se per se

Michl

zimerman

per se

Thoman

koch

per se per se

koch

Thoman

ain hawer

Peter

trumetter

Fritz

ladner

Hanns Awenger ib

Peter Robl

ib

Jacob

ladner

679

ib

Hanns

hawer

do

682

ib

683

ib

Ulreich relicta

per se hawer

Wolffgang

zimerman

Symon

kéwflinn pekch

684

do

Thoman Leitner

685

do

Hainreich von Stubentz

686

do

687

do

per se

kursner

Jorgen Sewsenekker ib

per se

per se

678

681

hof

pawman

677

680

PH per se

Mertn etwan pfarrer zu sand Michl

667

673

Beruf

per se per se

Newlukchen

688 689 691 do

693

do

694 696

Lewpolt Lengenawer pinter

Peter von Pettaw

pheiffer

ib

Hanns Nadelpawer Niclas

do

herrn ib

per se

hawer

Rueprecht Valb Valbe[…] ib

per se per se

Niclas

ib

692

sneider

ib do

690

695

Ulreich Merbart

per se

Mathes Prewss

trometter

Kuntz Hinttperger

stainmetz

hof

hawer

hof

Hannsen Sweinpecken Peter Harder

|

205

206

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

RH

Z

Name

Beruf

PH

Paul

hafner

per se

trumetter

per se

[fol. 9v] 697

do

698

do

Michl

699

do

Hainrich Eisvogl

per se

700

do

Augustin Pehein

per se

701

do

Hanns Slager

702

do

Peter Strasser

hawer

Michl

hawer

703

ib

per se

Michln von Odenburg

per se

704

do

per se

705

do

706

do

Pangretz Helffant

707

do

Hans Murr

trumetter

per se

708

do

Jorgen

meltrager

per se

709

do

Achatn Akcherman

zimerman

710

do

Kristan

trumetter

per se

711

do

Mert

trumetter

per se

712

do

Fritz

trumetter

per se

713

do

Peter Témerlin

trometter

714

do

Ex opposito

715

relicta

ib do

718

per se per se

Jorgen trumetter kinder ib

716 717

Mertt Ladendorffer

ib

Jorgin

trometterinn

Peter Edlspitzer

hawer

Hanns Steger

trumetter

Niclas

schuster

per se

Iterum Laymgrub 719

do

Symon Widmer

per se

720

ib

Albrecht

ladner

721

ib

Albrecht

zimerman

722

ib

Symon Ekker

723

ib

Hanns Grill

724

do

725 726 728

Ydungspeuger ib

relicta

ib

relicta

do

727 do

hawer

Fridreichin Tetzlin

hofta

Hanns Knodl

per se

Pekch Michl Awringer

ungelter

per se

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition 

Nr.

HM

729

do

RH

Z

Name

Beruf

Hanns Eisvogl

730

ib

Hans Pretan

731

ib

Paul Unger

PH per se

Prunlukchen 732

do

733 734

Erhart Peilhakch ib

Jorg Gswentter

do

735

Gilig Tatzenpek ib

Kuntz

per se kursner

736

do

Andre von Scherding

737

do

Hans

drumetter

738

do

Michl

húnrrieger

739

do

Niclas kaplan zu Hof

kaplan

740

do

741

do

herrn

Wenzlabn Kraft Caspar Paudiener

per se

Fundlukchen [fol. 10r] 742

do

743

Niclas Panhalm ib

744

do

745

do

746

do

747

Steffan Póltzl des kunigs tischrichter Ulreich herrn

ib

koch

Mertn de Walsse

caplan

Hanns Dikch

kursner

per se

Ex opposito am Zersegk 748

do

749

ib

750

do

751

do

752

do

753 754

757

herrn ib

do

755 756

Dietreich

goltsmid

Steffan Hirss

hof

Andre Munsserinn

per se

Wolfhart

tischrichter

Sigmunds Schelhl

korherr

Michl Helms

hof

Niclas Teschler ib

do

Hertl Plankch

hawer

Pernegkerinn ib

Jorg

hauer

hof

|

207

208

| 

Anhang 1  : Das Verzeichnis der Haushalte von 1448  : Edition

Nr.

HM

RH

Z

Name

Beruf

PH

Ex opposito iterum Prunlukchen 758

do

759 760

ib

Mertt

ib

do

767

do

768

Jacob Prenner

do

Andre Retperger

do

Rarbacher ib

do

hof per se

ib

Wernhart Torwertl

ib

Peter Leitgeb

ib

Steffan herrn

prima

hawer

Lewpoltz von Saibenberg

777

ib

778

ib

Mertt Heller

pinter

779

ib

Niclas

ladner

780 782

prima ib secunda ib

do

785

Gradner Marstal Hanns Knóbl

786

do

Pangretz

787

do

Sigmund Ader

788 789

ib do

koch

Wolfgang Panleiter relicta

ib

hof

Gradner Peter

do

783 784

Peter Rabl

do

781

hof

Jorg Steúgl

774 do

zimerman

Andre Liechtkammer

773

776

stainmetz

Grabner Kuntz

770

775

hof

Veit Posinger

769

772

hof

Kolman Oberhammer

ib

771

hauer

Hans Stewlant

ib

766

hof

Steffan Mitterndorffer

do

765

drucksetzern

der Floitin

do

763 764

Haidenreichs Wolfgang von Lewben

do

761 762

herrn ib

hof zimerman

Peter Stiglitz Sigmund

hafner

per se

Anhang 2  : Verzeichnis der Straßen und Gebäude im Verzeichnis der Haushalte von 1448 sowie in den Steueranschlägen von 1526 und 1527

Das Verzeichnis der Haushalte von 1448 und die Steueranschläge von 1526 und 1527 folgen derselben Anordnung der Haushalte entlang einer festgesetzten Strecke durch die Innenstadt des Widmerviertels und durch die Vorstadt vor dem Widmertor. Diese Anordnung hatte sich vermutlich zwischen der Vertreibung und Ermordung der jüdischen Gemeinde 1420/21 und 1448 endgültig durchgesetzt. Sie wurde über 1527 hinaus noch im 17. Jahrhundert angewandt. Zum Verzeichnis von 1448 und zu den Steueranschlägen 1526 und 1527 vgl. Anhang 4. Der Steueranschlag von 1526 ist im Bereich der Innenstadt vollständig erhalten, also umfassender als das Verzeichnis der Haushalte von 1448. Ein Vergleich mit dem Verzeichnis der Haushalte und dem Steueranschlag von 1527 belegt jedoch, dass das Verzeichnis 1526 in der Vorstadt vorzeitig abbricht und keine Angaben zu Häusern nach der Katerlucke macht. Der Steueranschlag von 1527 ist weniger genau und umfangreich als der Anschlag von 1526. Im Bereich der Vorstadt enthält dieser Anschlag jedoch Angaben zu Häusern nach der Katerlucke. Diese Angaben stimmen in wesentlichen Teilen mit dem Verzeichnis der Haushalte von 1448 überein. Die Lokalisierung enthält den modernen Straßennamen oder Hinweise zur geographischen Lage. Die Lage ist nicht immer einwandfrei bestimmbar. Zu weiteren Informationen zur Lage insbesondere der Straßen und Lucken in der Vorstadt vgl. oben S. 24ff. Wichtigster Referenzpunkt für die Identifizierung alter Straßennamen ist die online-Plattform »Wien Geschichte Wiki«, deren Grundlage das von Felix Czeike herausgegebene Historische Lexikon Wien ist (https:// www.wien.gv.at/wiki/index.php  ?title=Wien_Geschichte_Wiki). 1448

1526

1527

Lokalisierung

Bis Peilertor

Bis Peilertor

Bis Peilertor

Bis Peilertor

Lignorum

Hoffgasslnn

Hofgassel

Ex opposito

Ex opposito et ascendendo

Ex opposito ascendendo

Fleischhof civitatis

Judenplatz

Judenplatz

Judenplatz

210

| 

Anhang 2  : Verzeichnis der Straßen und Gebäude im Verzeichnis der Haushalte von 1448

1448

1526

1527

Lokalisierung

Ex opposito et econverso

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito Estuarium zu den Rorn Hannsen Miltenberg

Estuarium zun Rören

Estuarium zun Rörn

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito

Wilpingerstras

Wildwercherstrass

Wipplingerstraße Schultergasse

Badestube »Zu den Röhren« (Kleeblattgasse 5)

Cedula Quarta Ex opposito

Schilttergässlein

Schiltergässl

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito

domus dominorum de Maurbach

Kartäuser von Maur­ bach (Seitzerhof, (Tuchlauben 7–7a)

Claustrum Carmelitarum

Claustrum zun Weyssen Bruedern

Claustrum zun Weissn Brueden

Karmeliterkloster Am Hof

Ex opposito im Kassten

Ex opposito Kassten Am Hoff

Ex opposito Casstn am Hof

Am Hof

Incipiendo im Teuffen graben

Im Teuffen Graben

Im Teuffengrabn

Tiefer Graben

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito

Unndern Pognern

Unndern Bognern

Bognergasse

Ab Peilertor

Ab Peilertor

Ab Peilertor

Peyrerthor

Peyrerthor

Peilertor (Torturm zwischen Tuchlauben 1 und 2)

Ex opposito auff Sandpeters Freithoff

Ex opposito auf S. Pe- Petersfreithof (Peterters Freithof splatz)

Estuarium am Rosmarckht

Estuarium am Rossmarkt

Ex opposito

Ex opposito

Tumbbrobsthoff

Tumbbrobsthof

Ab Peilertor

Badstube am Rossmarkt (Stock-im-Eisen-Platz) Dompropsthof (Freisinger Hof, Graben 29–29a)869

869 Zur Lage eines Hauses 1440 an sant Peters freithof zunächst dem Tumprobsthof gelegen vgl. QQGSW II/2, Nr. 2737.

Anhang 2  : Verzeichnis der Straßen und Gebäude im Verzeichnis der Haushalte von 1448 

1448

1526

1527

Lokalisierung

Ex opposito Protpenckh

Ex opposito Protpennkh

Brotbänke (am Graben)

Preydenstras

Preidnstrass

Habsburgergasse

Ex opposito ascendendo et econuerso

Ex opposito ascendendo et econuerso

Radstras

Radstrass

Ex opposito

Ex opposito

Bräunerstraße

Iterum am Graben

Iterum am Grabn

Graben

Claustrum Zun Augustinern

Claustrum S Augustini

Augustinerkloster (Augustinerstraße)

Ex opposito

Ex opposito

Claustrum Zu Sandt Dorothe

Claustrum S Dorothee

Dorotheerkloster (Dorotheergasse)

Estuarium am Schweinmarckht

Estuarium am Sweinmarkt

Badhaus am Schweinemarkt (Lobkowitzplatz)

Ex opposito

Ex opposito

Rosengässl

Rosengässl

Ex opposito

Ex opposito

Kernerstras

Kernerstrass

Kärntnerstraße

Neuen Marckht

Neumarkht

Neuer Markt

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito

Seilergasse

Ex opposito

Vorstadt

Weidenstrass

Iterum Khernerstras

Iterum Kernerstrass

Kärntnerstraße

Claustrum zu sand Clarn

Claustrum zu S. Clarn

Klarissenkloster (zwischen Kärntnerstraße 28–32 und Albertina)

Vorstadt

Vorstadt

Vorstadt

Vor Widmerthor

Vor Widmerthor

Vor dem Widmertor

Estuarium Egenburger Erben

Estuarium Egenburger Erbn

Badstube

Weydenstras

Weidnstrass

Weidenstraße

|

211

212

| 

Anhang 2  : Verzeichnis der Straßen und Gebäude im Verzeichnis der Haushalte von 1448

1448

1526

1527

Lokalisierung

Pierhaus

Pierhaus

Pierhaus

Bierhaus (in der Weidenstraße)870

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito

Frauenfleckh

Frauenfleckh

Fraueneck (Papagenogasse) Hutergasse

Huterstrass

Huettergassen

Huetergassen

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito

Swabgessl

Swabgässl

Swabgässl

Schwabengasse

Iterum Huettergassen

Iterum Huetergassn

Hutergasse

Iterum Frauenfleckh

Iterum Fraunfleckh

Fraueneck (Papagenogasse)

Ex opposito

Iterum Weidenstrass Iterum vor Widmertor

Weidenstraße Iterum vor Widmerthor

Iterum vor Widmer thor

Katerlukchen

Khatterluckhen

Katerlukhn

Katerlucke

Ab Katerlucke

Ab Katerlucke

Ab Katerlucke

Ab Katerlucke

Ex opposito

Ex opposito

Ex opposito in der Laimgrub

Iterum Laimgrueb

Laimgrube

Claustrum zu S Tibold

Theobaldkloster (Mariahilferstr. 27)

Ofenlukchen

Ofenlukhn

Ofenlucke (in oder bei der Laimgrube)

Ex opposito et Econverso

Ex opposito

Iterum Laymgrub

Iterum Laimgrueb

Laimgrube

Kremserstras

Krembsergassn

Kremser Straße

Ex opposito

Ex opposito Iterum Laimgrueb

Laimgrube

Newlukchen

Neulukhn

Neulucke

Ex opposito

Ex opposito

Iterum Laymgrub

Iterum Laimgrueb

Laimgrube

870 Das Bierhaus wurde 1432 verkauft und so beschrieben  : Bierhaus (»pirhaus«) und sein Bräuhaus mit dem Garten und den Stallungen, gelegen in der Weidenstraße (»Weydenstrass«) vor dem Widmertor am Graben. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Regesten Bürgerspital, 1432 VII 03.

Anhang 2  : Verzeichnis der Straßen und Gebäude im Verzeichnis der Haushalte von 1448 

1448 Prunlukchen

1526

1527

Lokalisierung

Prunlukhn

Brunnlucke

Fudlukhn Ex opposito Zersegk Ex opposito iterum Prunlukchn

Iterum Prunlukhn

Brunnlucke

Iterum Laimgrueb

Laimgrube

|

213

Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer

Stephan Auer gehörte ab 1442 zum Gremium der Genannten, 1442–1443 war er Bür­gerspitalsmeister und 1452–1557 Mitglied des städtischen Rats. Er war in erster Ehe mit Margarethe verheiratet und hatte mir ihr einen Sohn namens Andreas/Andre. Nach dem Tod seiner ersten Frau vermählte er sich mit Dorothea. Die Immobilien- und Finanzgeschäfte der Familie verdeutlichen die Bedeutung des Wiener Immobilienmarkts für das Wiener Bürgertum. Vgl. dazu oben S.  103. Zu Stephan Auer vgl. Perger, Ratsbürger 165. Stephan Auer verwendete das folgende Siegelbild  : In einem Vierpass das vollständige Wappen. Im unten runden Schild auf einem Dreiberg eine Hausmarke  ; auf dem Stechhelm ein Kleinodflügel mit der Schildfigur.871 1. Wien, 13. April 1412 Gemeinsam mit einem Michael Füchsel tritt ein gewisser Stefan Auer als Testamentsvollstrecker der Katharina Schnurer (Kathrey die Snurerin) auf.872 Es ist unsicher, ob es sich um denselben Stephan Auer handelt. 2. Wien, 01. Juli 1429 Stephan Auer und seine Frau Margarethe erwerben von dem Stadtrat Hermann Hesel um 700 Pfund Pfennig ein unter den Sattlern gelegenes Haus.873 3. Wien, 26. November 1434 Stephan Auer wird als Wiener Bürger bezeichnet.874 4. Wien, 28. Jänner 1433–29. November 1434 Margarethe, die Frau des Stephan Auer wird auch als Witwe des Nikolaus Drumauer ausgewiesen. Die aus dieser früheren Ehe stammende Tochter heißt Agnes875, als deren Vormund Stephan Auer in Erscheinung (26. November 1434) 871 Katalog der historischen Ausstellung der Stadt Wien, 3. Auflage (1873), 156f. 872 QGSW III/2, Nr. 2645 873 Kaufbuch E, 109r. 874 Kaufbuch E 260v. 875 Kaufbuch E 260v (26. November 1434), Gewerbuch C, 371r (28. Jänner 1433). Satzbuch B 282v (29. November 1434).

Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer 

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tritt.876 Weiters versatzen Stephan und Margarethe Auer ihr unter den Sattlern gelegenes Haus um 115 Pfund Pfennig an dieselbe Agnes (29. November 1434).877 5. Wien, 09. November 1437 Stephan Auer wird als Besitzer des unter den Sattlern gelegenen Hauses genannt.878 6. Wien, 03. Dezember 1438–12. Juni 1439 Johann Währinger (Veringer) und seine Frau Dorothea versatzen ihr vor dem Stubentor aufm graben gelegenes Haus um sechs Pfund Pfennig an Steffan Auer (03. Dezember 1438)879 und in der Folge auch um sechs Pfund Pfennig die Überteuerung dieses Hauses an Johann Parleier (12. Juni 1439).880 7. Wien, 12. Juni 1439 Stephan Auer und seine Frau Margarete verkaufen ihr unter den Sattlern gelegenes Haus um 900 Pfund Pfennig an Nikolaus Ponhalm und dessen Frau Helene.881 8. Wien, 19. Februar-16. März 1440 Stephan Auer und seine Frau Margarethe kaufen von Dorothea, der Frau des Johann Gerss und Witwe des Oswald Oberndorfer, um 350 (virdhalbhundert) Pfund Pfennig ein undern Pheilsniczern, bei der Badestube »Zu den Röhren« gelegenes Haus (19. Februar 1440)882 und geben dieses an dieselbe Dorothea ohne Gegenleistung (lediklich) zurück (16. März 1440).883

876 Junkfraun Agnesen, Niclass des Drumawer seins vorvordern seligen tochter, die noch nicht gevogt ist und die im der rat mit leib und gut innzehaben empholhen hat. Kaufbuch E 260v. 877 Satzbuch B 282v. 878 QGSW II/2, Nr. 2624. 879 Satzbuch C fol. 142r. 880 Satzbuch C fol. 143v.: … habent versaczt die übertewrung irs hauss, gelegen vor Stubentor aufm graben zenagst Hansen Wuchster des munsser haus uber die sechs pfunt pfening, dafur es emaln Steffan Awer versaczt ist, da man von demselben haus alle jar dient zu der ewigen mess, die Jorg am Kienmarkt auf des Heiligen Krewcz altar zu Sand Steffan ze Wien gestifft hat, sechs schilling pfening ze purkrecht und nicht mer, dem erbern Hannsen Parleyher umb sechs pfunt Wiener pfening. 881 Gewerbuch D fol. 406v. 882 Gewerbuch D fol. 503v. 883 Gewerbuch D fol. 102v.

215

216

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Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer

9. Wien, 22. Juni 1442–11. März 1443 Barbara, die Frau des Lukas Lindenwieser und ihre Mutter Kathrin Haider versatzen um 180 Pfund Pfennig ihr neben dem St. Peters Freithof liegendes Haus an Stephan Auer (22. Juni 1442)884 und in der Folge auch die Überteuerung dieses Haus um 212 Pfund und sieben Schilling Pfennig (22. Juni 1442)885 bzw. um 185 Pfund Pfennig (11. März 1443)886 an Conraten dem Guster zum Clements. 10. Wien, 12. September 1442 Stephan Auer und seine Frau Margarethe kaufen von Barbaren der Lengkerin, der Frau Konrads Ruber, um 300 Pfund Pfennig ein in der Kärntnerstraße gelegenes und als Alt Kanczley bezeichnetes Haus.887 11. Wien, 05. April 1443 Der Fleischhacker Thomas von Ort versatzt um 100 Pfund Pfennig sein am alten Fleischmarkt gelegenes Hausdrittel an Stephan Auer und dessen Frau Margarethe.888 12. Wien, 31. Jänner 1444 Stephan Auer und seine Frau Margrethe kaufen von Barbara, der Witwe Stephan Wirsings und den übrigen Testamentsvollstreckern des genanten Wirsings um 900 Pfund Pfennig ein am Graben in Wien gelegenes Haus samt Garten.889 13. Wien, 06. Mai 1444 Stephan Auer und seine Frau Margarethe verkaufen das als Alt Kanczley bezeichnete Haus in der Kärntnerstraße um 280 Pfund Pfennig an den Büchsenmeister Ulrich Wisenter und dessen Frau Agnes.890 884 Satzbuch C fol. 26v. 885 Satzbuch C fol. 26v  : …habent mit andern gutern, die der stat grunt nicht sein, versaczt die uberteurung irs hawss, gelegen an Sant Petersfreithof zenagst der Schatawerinn haus uber die clxxx tl. d., darumb dasselb haws Steffan dem Awer vormaln versaczt ist, dem edeln Conraten dem Guster zum Clements und seinen erben umb zwaihundert zwelf phunt und siben schilling pfening. 886 Satzbuch C fol. 27r  : … habent versaczt die uberteurung irs hauss, gelegen an Sant Peters freithof zenagst der Schatawerinn haus. Uber die ccxii tl. vii s. d, die dem edeln Conraten Guster zum Clements und seinen erben vormaln auf dem haus und auf andern gütern, die der stat grunt nicht sein, verschriben sind. Und ist die uberteurung versaczt dem benanten Conraten Guster und seinen erben umb hundert und funfundachczig phunt pfening, darumb er das egenant haus von Stephan dem Awer gelost hat. 887 Gewerbuch D fol. 505v. 888 Satzbuch C fol. 430v. 889 Gewerbuch D fol. 507r. 890 Gewerbuch D fol. 554v.

Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer 

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14. Wien, 10. Juli 1445 Margarethe, die Frau des Stephan Auer lässt mit Zustimmung ihres Mannes, der in diesem Zusammenhang auch als Siegler fungiert, ihr Testament abfassen. Mit Ausnahme diverser Zuwendungen an Verschiedene, vererbt sie ihren Besitz zu gleichen Teilen an ihren Gemahl und ihren Sohn Andreas.891 15. Wien, 02. Mai 1449–13. Dezember 1452 Nach dem Tod seiner Frau Margarete wird Stephan Auer der Besitzer einer Hälfte des am Graben gelegenen Hauses (02. Mai 1449)892 und bestimmt in Folge für dem Fall seines Todes seine neue Gemahlin Helena als Erbin dieses Gebäudes (13. Dezember 1452)893. 16. Wien, 02. Mai 1449–15. September 1460 Nach dem Tod seiner Mutter Margarethe erhält Andreas Auer eine Hälfte des am Graben gelegenen Hauses (02. Mai 1449).894 In Folge versatzt er diese um 200 Pfund Pfennig an Magdalena, die Tochter Simons Eschpan und Frau des Münzmeisters von Österreich Johann Steger (28. Juli 1451),895 um 250 (dritthalbhundert) Pfund Pfennig an seinen Vater Stephan Auer (22. Februar 1454)896 und um 100 Pfund Pfennig an den Wiener Bürger Konrad Muttenhauser (11. Februar 1457).897 Weiters versatzt er die Überteuerung dieser Haushälfte um 100 Pfund Pfennig an seinen Vater Stephan Auer (11. Februar 1457),898 um 100 Pfund Pfennig an den Wiener Bürger Alexen Tewfl und dessen Frau Anna (20. September 1458),899 um 150 (anderthalbhundert) ungarische Gulden an Johann Winckler 891 QGSW II/2, Nr. 3104. 892 Gewerbuch D 16r und 514r. 893 Gewerbuch D 221v. 894 Gewerbuch D 16r und 514r. 895 Satzbuch C 11r. 896 Satzbuch C 11v. 897 Satzbuch C 13r. 898 Satzbuch C 13v  : …die uberteurung seins halben hauss, gelegen am Graben zenagst Thomans Sibenburger, goltsmids haus, uber die hundert pfund pfening, darumb er das Conraten Muttenhawser emalen verpfendt hat, dem erbern weisen Steffan Awer, dieczeit des rats der stat zu Wienn seim vater und seinen erben umb hundert pfund pfening der swarczen munss und sind zu beczalen von datum der saczung uber ain ganczes jar an alles vercziehen. 899 Satzbuch C 14r  : … die ubertewrung seins halben hawss gelegen am graben zenagst Thomans Sibenburger haws uber die hundert phunt phening, darumb das vormalen seinem vatern Steffan Awer versaczt ist und auch demselben seinem vatern und Helen seiner hausfrawn an írn bestandt des egenanten halben hawss unvergriffenlich, dem erbern Alexen Tewfl, mitburger zu Wien, Annen seiner hausfrawn und írn baiden erben, umb hundert phunt phening und sind zu beczallen, wann sy die vordernt und

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Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer

(09. Februar 1459)900 und um 25 ungarische Gulden an Margarethe, die Witwe Gebharts Voburger, Bernhard und Matthias Voburger und Barbara, Hannsen Steirers Frau (15. September 1460).901 Darüber hinaus verpachtet (hat hinlassen) er dieselbe Haushälfte für den Zeitraum von fünf Jahren und für einen jährlichen Hofzins von 20 Pfund Pfennig an seinen Vater Stephan und dessen Frau Helene (15. März 1455).902 17. Wien, 01. Oktober–15. Februar 1454 Stephan Auer kauft von Jakob Nadler um 166 Pfund Pfennig ein hinter St. Pankraz gelegenes Haus (19. Dezember 1453)903 und um 24 Pfund Pfennig einen ebendort im Retzengraben gelegenen Stadel (19. Dezember 1453)904, nachdem ihm beides von demselben kurz davor um 40 Pfund Pfennig versatzt worden ist (01. Oktober 1453).905 Ein von dem Haus zu verrichtendes Burgrecht von 6 Pfund und 60 Pfennig, welches der Finanzierung der von dem Tiem auf dem Heiligen Kreuz Altar zu St. Michael in Wien gestifteten Messe dient, löst er durch die an den Kaplan der genannten Messe erfolgten Zahlung von 50 Pfund Pfennig aus (15. Februar 1454).906 Weiters versatzt er den Stadel um 10 Pfund Pfennig an Bürgermeister und Rat der Stadt Wien (19. Dezember 1453).907 nicht lennger peiten wellent, darnach an alles vercziehen. 900 Satzbuch C 15r  : … die überteurung seins halben hawss, ganczes am graben zu Wienn zenagst Thomans Sibenburger haws, gelegen uber die hundert phunt phening, darumb es vormalen seinem vatern Steffan Awer versaczt ist und auch demselben seinem vatern und Helen seiner hausfrawn an írm bestand unvergriffenlich und über die hundert phunt phening, die Alexen Tewfl und Annen seiner haufrawen darnach darauf verschriben sein, dem edlen Hannsen Winkchler und seinen erben umb anderthalb hundert guter newer ungerischer guldein gerecht in gold und wag. 901 Satzbuch C 15v  : … hat versaczt die ubertewrung seins halben hawss, ganczes am Graben zu Wienn zenagst Thomans Sibenburger haws gelegen, uber die hundert phunt phening, darumb es varmalen seinem vatter Steffan Awer versaczt ist und auch demselben seinem vatter und Helen seiner hausfrawn an irm bestand unvergriffenlich und uber die hundert phunt phening, die Alexen Tewfl und Annen seiner hausfrauen darnach darauf verschriben sein und uber die anderthalbhundert ungrisch guldein, die Hannsen Winkler nachmalen darauf verschriben sein nach laut ains briefs, den er darumb hat, den erbern frawn Magreten, Gebharts Voburger witiben, Pernharten und Mathesen, geprudern den Voburgern und Barbaren, Hannsen Steirer hausfraun und irn erben umb funfundzwainczig ungrisch guldein gerecht in gold und wag fur die hundert phunt phening der geringen munss, die bey der stat gruntpuch gelegen gewesen sein. 902 Satzbuch C 12v. 903 Gewerbuch D 517r. 904 Gewerbuch D 517r. 905 Satzbuch C 220r. 906 QGSW II/2, Nr. 3561. 907 Satzbuch C 422r.

Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer 

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18. Wien, 29. Mai 1454 Zu einem Zeitpunkt, als man in Wien Wenko von Rukchenaw und seine Söldnern fürchtet, nennt der Stadtrat von Wien Stephan Auer als einen derjenigen Bewohner des Widmerviertels, die für die Bereitstellung eines Pferdes aufkommen können (die purger, die Ros vermugen).908 19. Wien, 18. April 1455–07. Dezember 1459 Stephan Auer verkauft sein hinter St. Pankratz gelegenes Haus um 170 Pfund und seinen ebendort im sog. Retzengraben gelegenen Stadel um 30 Pfund Pfennig an den Messerer Johann Aichinger und dessen Frau Barbara (18. April 1455).909 In der Folge werden ihm sowohl Haus als auch Stadel von den genannten Käufern um insgesamt 200 Pfund versatzt (05. Mai 1455).910 Das Haus wird ihm von demselben Johann Aichinger sogar ein zweites Mal um 136 Pfund Pfennig versatzt (07. Dezember 1459).911 20. 21. Juli 1456 Stephan Auer scheint als Besitzer des Hauses am Graben auf.912 22. Wien, 06. August 1456–11. Juli 1466 Andreas Auer kauft von dem Tischler Nikolaus Ulrichskircher und dessen Frau Kathrin um 50 Pfund Pfennig ein in der Johannesstraße gelegenes Haus (06. August 1456)913 und versatzt dieses um 10 ungarische Gulden an Ulrich Griessenbeck, Licentiaten geistlicher Rechten (31. Juli 1465).914 Weiters versatzt er die Überteuerung dieses Hauses um 33 Ungarische Gulden an den Wiener Bürger Siegmund Gwaltshofer (11. Juli 1466).915

908 Copey-Buch 9f. 909 Gewerbuch D 227v. 910 Satzbuch C 186v. 911 Satzbuch C 194r. 912 Gewerbuch D 132r, Satzbuch C 102v. 913 Gewerbuch D 23r. 914 Satzbuch C 18r. 915 Satzbuch C 18r  : … hat versaczt die übertewrung seins hawss gelegen in Sand Johannsstrass zenagst weilent hern Jorgen von Kurring hawss über die zehen ungrisch guldein, darumb es vormalen maister Ulreichen Griessenpekh, licenciaten geistlicher rechten, statschreiber zu Wienn und sein erben versaczt ist, dem erbern weisen Sigmunden Gwaltshofer, burger daselbs und sein erben umb dreyunddreissig ungrisch guldein gerecht in gold und wag. Siehe dazu auch QGSW II/3, Nr. 4122.

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23. Wien, 13. September 1458 Andreas Auer erwirbt um 400 Pfund Pfennig ein in der vorderen Bäckerstraße gelegenes Haus von Friedrich Gerunger, Ulrich Metzleinsdorfer und Andreas Steinbrecher, die diesen Verkauf als Vormünder von Wiltburg, der Tochter Reinhard Tettlingers und dessen Frau Margarethe tätigen.916 24. Wien, 19. Jänner 1459 Andreas Auer verkauft um 450 (funfthalbhundert) Pfund Pfennig sein in der vorderen Bäckerstraße gelegenes Haus an Stephan Hertl und dessen Frau Kathrin.917 25. Wien, 23. Mai 1459 Andreas Auer kauft um 160 Pfund Pfennig ein unter den Sattlern gelegenes Haus von Nikolaus Ponhalm und dessen Frau Helene.918 26. Wien, 04. November 1460 Kaiser Friedrich III. nimmt den Wiener Bürger Andreas Auer in das Kollegium der Hausgenossen auf, womit dieser auch nicht mehr der städtischen Gerichtsbarkeit untersteht.919 27. Wien, 11. Juni 1461 Stephan Auer wird als Besitzer eines Weingartens in Nussdorf im Mugkental genannt.920 28. Wien, 10. Juli 1445–04. Februar 1463 Nachdem seine Frau Margarethe in ihrem Testament 1000 Pfund Pfennig an die Insassen des Bürgerspitals vor dem Kärntnertor (10. Juli 1445) vererbt hat,921 kauft davon der als Testamentsvollstrecker agierende Stephan Auer von seinem Sohn Andreas Auer ein Burgrecht in der Höhe von 26 Pfund Pfennig, welches von dessen Haus unter den Sattlern bezogen wird und folglich jährlich an das 916 Gewerbuch D 25r. Er scheint schon am 23. Juni 1458 als Besitzer dieses Hauses auf (Gewerbuch D 236v). Wahrscheinlich wurde einer der beiden Grundbucheinträge im falschen Jahr eingetragen. 917 Gewerbuch D 521v. 918 Gewerbuch D 25v. 919 QGSW II/3, Nr. 3961a. 920 QGSW II/3, Nr. 2421. 921 QGSW II/2, Nr. 3104.

Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer 

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Bürgerspital abgeliefert werden muss (26. Februar 1462).922 Andreas Auer versatzt in der Folge die Überteuerung dieses Hauses um 189 Pfund und 50 Pfennig an Kaspar Gutentag, Taferner hie zu Wienn und dessen Frau Elisabeth (04. Februar 1463).923 29. Wien, 01. April 1463–17. August 1465 Nachdem Andreas Auer das auf seinem Haus unter den Sattlern lastende Burgrecht von 26 Pfund Pfennig für zwei Jahre nicht verrichtet hat und nach der gegen ihn erhobenen Anklage nicht vor Gericht erschienen ist, spricht der Stadtrichter von Wien Laurenz Schönberger das Gebäude dem Bürgerspital vor dem Kärntnertor zu (01. April 1463).924 Andreas Auer versucht dasselbe Haus zurückzuerlangen und den von dem Bürgerspital angestrebten Verkauf zu verhindern, indem er darauf verweist, dass er von Kaiser Friedrich III. am 4. November 1460 in das Kollegium der Hausgenossenschaft aufgenommen wurde und somit nicht der städtischen Gerichtsbarkeit untersteht. Das Urteil wird mit der Begründung, dass das Vorlegen der kaiserlichen Urkunde zu spät erfolgt sei, abgelehnt und folglich dem Bürgerspital die Erlaubnis zum Verkauf des Hauses erteilt. (09-13. Juni 1464).925 30. 29. Juli 1465–17. August 1465 Andreas Auer wird als ehemaliger Besitzer des unter den Sattlern gelegenen Hauses genannt (06. August 1465),926 welches der Bürgerspitalsmeister Wolfgang Rueland um zwelifhundert Pfund Pfennig an Elisabeth, die Frau des Johann Dörfel verkauft (29. Juli 1465).927 Da der Grundzettel und der Burgrechtbrief bezüglich der 26 Pfund Pfennig Burgrecht verloren gegangen sind, stellt derselbe Bürgerspitalsmeister dem Bürgermeister und Stadtrat von Wien sowie den Grundbuchsverwesern diesbezüglich einen Revers aus (17. August 1465).928 922 Satzbuch C 16v. 923 Satzbuch C 17r  : … hat versatzt die übertewrung seins hawss mit seiner zugehörung, gelegen undern Satlern daselbs ze Wienn zenagst Andreen Hofmaister des kürsner hawss an ainem tail, über die tausent pfunt Wienner pfenning, darumb dasselb hauss vormalen zu hannden und nucz der armen lewt in der purgerspital versaczt gewesen ist, dem erbern Casparn Guttentag, Taferner hie ze Wienn, Elspeten seiner hausfrawen und iren erben umb hundert newnundachczigk pfunt und fünfczigk Wienner pfenning. 924 QGSW II/3, Nr. 4046. 925 QGSW II/3, Nr. 4082b, 4083, 4084. 926 Satzbuch C 104v. 927 Gewerbuch D 136r. 928 QGSW II/3, Nr. 4107.

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31. Wien, 15. September 1463 Die beiden Wiener Stadträte Georg Thalheimer und Georg Krempel verpflichten Stephan Auer zur Wiedergutmachung des Schadens, den er der Kartause Mauerbach verursacht hat. Der genannte Stephan Auer hatte einstmals mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau Margarethe und ihrer beider Sohn Andreas auf Lebenszeit ein vor dem Schottentor zu Wien auf der Neuburgerstraße gelegenes Haus samt den anliegenden Weingartensetzlingen (secz) und dem Baumgarten in Pacht genommen (auf ir aller dreyer leiben und lebtegen bestannden hietten). Da die Bewirtschaftung der Weingärtensetzlinge und des Baumgartens nicht ordnungsgemäß erfolgte, verpflichteten die beiden Wiener Stadträte den Beklagten nach einer von ihnen veranlassten Beschau der Liegenschaften zur Behebung der verursachten Schäden innerhalb eines Jahres und zur Zahlung einer Strafgebühr von 40 Pfund Pfennig.929 32. Nicht datiert. Kaiser Friedrich III. berichtet Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Wien von der misslichen Lage des Andreas Auer  : Einerseits hätte sein Vater Stephan Auer in seinem Testament seine Kinder zu Gunsten seiner Frau enterbt. Andreas Auers Mutter wiederum habe zu ihren Lebzeiten dem Bürgerspital 1000 Pfund Pfennig vererbt und diese Summe sei von ihren Testamentsvollstreckern, dem genannten Stephan Auer und dem pucharczt Michael Schrick dazu verwendet worden, diverse Güter von Stephan Gibing zu kaufen. Dieselben Güter seien nach dem Tod des Gibings um 1000 Pfund an dessen noch unmündigen Erben rückverkauft worden, wobei die in dieser Sache agierenden Vormünder der genannten Erben nur einen Teil der Summe bezahlen und den Rest vorerst durch Versatzen der Güter begleichen wollten (und die ubermass darauf erlegt haben). Da Stephan Auer und Michael Schrick mit dieser Lösung unzufrieden waren, hätten sie vor dem Rat der Stadt Wien geklagt, wobei dieser Klage kein Erfolg beschieden war. Überdies sei derselbe Andreas Auer dem Münzmeister und Wiener Bürger Nikolaus Teschler 84 Gulden und 25 Pfund Pfennig von weilent Niclasen Panhalm wegen schuldig. In dieser Angelegenheit hätte der genannte Teschler auch erfolgreich vor dem Münzgericht geklagt (darumb in derselb Teschler in dem münsrechten furgenomen und recht, des er sich auch beswert ze sein mainet, behabt habe). Kaiser Friedrich III. befielt dem Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Wien, sich all dieser Angelegenheiten anzunehmen und den sich

929 HHStA AUR 1463 IX 15.

Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer 

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in einer Notlage befindlichen Auer davor zu bewahren, dass er ungerechtfertigter Weise Schaden erleidet.930 33. Wien, 14. Mai 1464–25. Mai 1464 Kaiser Friedrich III. beauftragt seinen Rat Georg von Volkensdorf dafür zu sorgen, dass die Mitgliedschaft des Andreas Auer im Gremium der Hausgenossen unangetastet und in vollem Umfang erhalten bleibt (25. Mai 1464).931 Hieronimus, der Abt des Wiener Schottenklosters, wiederum vidimiert jene Urkunde vom 4. November 1460, mit dem der genannte Kaiser die Aufnahme Andreas Auers in das Gremium der Hausgenossen anordnete (14. Mai 1464).932 34. Wien, 25. April 1465 Nachdem Andreas Auer aufgrund einer Klage des Johann Winkler vor dem Münzgericht die am Graben gelegene Haushälfte an ebendiesen abtreten musste, verkauft derselbe Winkler das Gebäude um 400 Pfund Pfennig an den Wiener Bürger Veit Schricker und dessen Frau Barbara.933 35. Graz, 13. Dezember 1466 Kaiser Friedrich III. befiehlt dem Bürgermeister, dem Richter und dem Stadtrat von Wien dafür zu sorgen, dass der Helene, der Witwe des Wiener Bürgers Stephan Auer, bei der Ausführung des Testamentes ihres verstorbenen Mannes keinerlei Hindernisse bereitet werden.934 36. Wien, 17. Dezember 1466–28. November 1470 Helene, die Witwe des Stephan Auer, erbt von ihrem verstorbenen Mann die am Graben gelegene Haushälfte (17. Dezember 1466).935 In Folge verkauft sie das Gebäude um 520 ungarische Gulden an den Zinngiesser Johann Schweickart und dessen Frau Dorothea (28. November 1470),936 wobei die Käufer das von ihnen erworbene Gebäude um 260 ungarische Gulden an dieselbe Helene versatzen (28. November 1470).937 930 QGSW II/3, S. 458f. (Nr. XLV). 931 QGSW II/3, Nr. 4082a. 932 QGSW II/3, Nr. 4079. 933 Gewerbuch D 567v. 934 QGSW II/3, Nr. 4140. 935 Gewerbuch D 252v. 936 Gewerbuch D 263r. 937 Satzbuch C 208r.

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Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer

37. Wien, 22. Mai 1467–06. August 1473 Stephan Auer wird als ehemaliger Besitzer des Hauses am Graben genannt.938 38. Wien, 25. März–01. April 1467 Andreas Auer verkauft um 50 Pfund Pfennig sein in der St. Johannsstraße gelegenes Haus an den Wiener Bürger Sigmund Gwaltshofer (25. März 1467)939 und bittet in der Folge Bürgermeister, Stadtrat und Grundbuchverweser der Stadt Wien darum, den alten Kaufbrief zu vernichten und den neuen mit dem Grundsiegel zu fertigen sowie das Kaufgeschäft in das Grundbuch einzutragen (01. April 1467).940 39. Wien, 10. September 1468–30. Juni 1470 Zwischen den noch unmündigen Kindern des verstorbenen Andreas Auer Stefan, Margrethe, Elisabeth und Kathrin und der Kartause Gaming erfolgt eine Aufteilung von Weingärten  : Stefan, Margrethe, Elisabeth und Kathrin Auer erhalten die Hälfte des zur Gänze ein Joch umfassenden (der erst tail ains jeuch weingarten) und am Nusperg gelegenen Gross Laer, ebenso ein als Montagmarkt bezeichnetes Viertel aufm Nuspach in der Meindlin und die Hälfte des insgesamt ein Viertel großen Klain Laeer am Nusperg.941 Der Kartause Gaming wiederum fällt die jeweils andere Hälfte sowohl des Gross als auch des Klain Laer zu. Dem Konvent werden die genannten Liegenschaften aufgrund des Testaments (geschefft) der Katharina, der Frau des Johann Kopp, übertragen. Den Kindern des Andreas Auer wurden die Weingärten von ihrem een Stefan Auer vererbt (10. September 1468).942 In der Folge verkaufen sie noch unmündig ihren Teil des Klain Laer um 32 Pfund Pfennig an die Kartause Gaming943 (30. Juni 1470). 40. Wien, 28. Juni 1471 Andreas Auer scheint als ehemaliger Besitzer des Hauses in der vorderen Bäckerstraße auf.944 938 Gewerbuch D 346r (Wien, 22. Juni 1468)  ; Gewerbuch D 533v (06. August 1473)  ; Satzbuch C 105r (22. Mai 1467)  ; Satzbuch C 280r (01. Juli 1468)  ; Satzbuch C 311r (27. Juni 1468). 939 Gewerbuch D 528v. 940 QGSW II/3, Nr. 4166. 941 HHStA AUR 1468 IX 10  : … ain virtail weingarten daselbs am Nusperg, genant der Klain Laeer, halbs der tail Tunawhalben, zenagst der von Schotten zu Wienn weingarten. 942 HHStA AUR 1468 IX 10. 943 HHStA AUR 1470 VI 30. 944 Satzbuch C 209r.

Anhang 3  : Die Immobiliengeschäfte der Familie Stephan Auer 

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41. Wien, 14. Dezember 1519 Die Lagebeschreibung eines Hauses am Graben erfolgt mittelst der Wendung neben Steffan Awer haus.945 Die Identifizierung dieses Steffan Awer ist ungewiss.

945 QGSW II/4, Nr. 6204.

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Anhang 4  : Die ältesten überlieferten Steueranschläge des Widmerviertels (WStLA, Steueramt 1.1.3.1.B4)

1500 Signatur 1.1.3.1.B4.1. Im Archiv nicht auffindbar. Schon von Otto Brunner 1929 nicht vermerkt und daher vermutlich verschollen oder verloren. 1506 Signatur 1.1.3.1.B4.2. Enthält 35 Folien (von fol. 2 bis 32 beschrieben). Nur Auflistung mit do(mus) und ib(idem) mit Personennamen und häufig Berufsbezeichnung. Am Ende jedes Eintrags eine Gesamtsteuersumme. Vor dem Eintrag  : Kreis-Zeichen mit Verbindung zu do(mus) und ib(idem)  : nil, + oder × bzw. dort, wo am Ende keine Steuersumme ausgewiesen ist, steht auch keines dieser Zeichen. Wohl ein Hinweis, ob bezahlt wurde. Am Ende jeder Seite steht die Gesamtsumme der Steuerbeträge der Seite. Liste folgt der üblichen topografischen Anordnung. 1510 Signatur 1.1.3.1.B4.3. 34 Folien (32 beschrieben  ; fol. 2 und 32 leer). Nur Auflistung mit do(mus) und ib(idem) mit Personennamen und häufig Berufsbezeichnung. In der selben Zeile am Ende Gesamtsteuersumme. Vor dem Eintrag  : Zeichen wie 1506 (siehe Foto 5 zB) bzw. × (wohl als Hinweis, ob die Steuer bezahlt wurde), beides nur, wenn auch am Ende eine Summe. Manchmal davor auch eine Summe, diese ist dann aber immer niedriger als jene auf der rechten Seite. Spricht für eine geringe bezahlte Steuer. Liste folgt der üblichen topografischen Anordnung. 1518 Signatur 1.1.3.1.B4.4. 52 Folien (46 beschrieben). Nur Auflistung mit do(mus) und ib(idem) mit Personennamen und häufig Berufsbezeichnung. Dann Gesamtsteuersumme in der selben Zeile. Vor den Namen vorangestellte Zahlen, oft 19, manchmal 20, oder 21 sowie X. Deutet wohl auf die Bezahlung hin (in welchem Jahr oder gar nicht). Liste folgt der üblichen topografischen Anordnung. 1520 Signatur 1.1.3.1.B4.5. 206 Folien (205 beschrieben). Erstes Blatt fehlt laut Folierung und Bleistiftanmerkung. Im Vergleich mit 1521 fehlen allerdings nur 3 Einträge. Namen immer auf der Blattrückseite und dazugehörende Summe

Anhang 4  : Die ältesten überlieferten Steueranschläge des Widmerviertels 

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auf der Vorderseite des nächsten Blatts. Nur Auflistung mit do(mus) und ib(idem) mit Personennamen und häufig Berufsbezeichnung, darunter manchmal Weinmenge und Hantierungsbesteuerungssumme. Vor den Namen manchmal zwei bis dreistellige Zahlen (Querverweis  ?) und manchmal eine Summe. Auf der anderen Seite dann die Gesamtsumme und 21 oder o. (Deutet wieder auf die Bezahlung und das Jahr hin.). Liste folgt der üblichen topografischen Anordnung. 1521 Signatur 1.1.3.1.B4.6. 44 fol. Auflistung mit do(mus) und ib(idem) mit Personennamen und häufig Berufsbezeichnung, abschließend in derselben Zeile Steuersumme. Vor Namen noch Summen bzw. 22 und oder × oder /. Oft aber auch nichts vorangestellt. Wohl Hinweis auf Bezahlung. Liste folgt der üblichen topografischen Anordnung. 1522 Signatur 1.1.3.1.B4.7. 32 Folien. (30 beschrieben). Auflistung mit do(mus) und ib(idem) mit Personennamen und häufig Berufsbezeichnung, abschließend in der selben Zeile die Steuersumme. Topografische Anordnung wie 1448. Beginnt mit der Hofgasse, hat aber keine weiteren topografischen Angaben (Ausnahmen die Weißen Brüder, Domprobsthof und vereinzelt mit Bleistift später angemerkt, wo die nächste Straße beginnt  : Tiefer Graben, Peyrertor, etc.). Möglicherweise Vorlage für 1523, siehe dazu bei 1523. 1523  ? (laut Archivtektonik  ; im Anschlag steht 1522) Signatur 1.1.3.1.B4.8. 46 Folien. Auflistung Personen plus Beruf (nicht immer) und abschließend in selber Zeile der Gesamtsumme. Liste folgt der üblichen topografischen Anordnung. Bei 1522 und 1523 könnte es sich in beiden Fällen um das selbe Jahr 1522 handeln. 1524 Signatur 1.1.3.1.B4.9. 70 Folien (bis 67 beschrieben), Überschriften in Rot. Namen mit do(mus) und ib(idem). Personen häufig mit Berufsbezeichnung und Mengenangaben am Ende. Wahrscheinlich handelt es sich hier um die Weinmenge, die versteuert wurde. Es fehlen Summen am Ende der Zeilen. Vor vielen Einträgen, aber nicht vor allen, stehen Zahlen, die sich zwischen einstelligen und niedrigen dreistelligen Zahlen bewegen. Zeitweise ist vor die Zahl noch ein × gestellt. Handelt sich hierbei womöglich um die Gesamtsteuersumme (allerdings ohne Geldeinheit) und Hinweis auf Bezahlung oder Erlass  ?

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Anhang 4  : Die ältesten überlieferten Steueranschläge des Widmerviertels

1526 Signatur 1.1.3.1.B4.10. 83 Folien. Es handelt sich um ein umfassendes und detailreiches Steuerverzeichnis der Bewohner des Widmerviertels, in dem die Steuern für Vermögen und Einkünfte für jeden Haushaltsvorstand festgelegt wurden. Das Verzeichnis ist im Bereich der Innenstadt vollständig erhalten, also umfassender als das Verzeichnis der Haushalte von 1448. Ein Vergleich mit dem Verzeichnis der Haushalte und dem Steueranschlag von 1527 belegt jedoch, dass das Verzeichnis 1526 in der Vorstadt vorzeitig abbricht und keine Angaben zu Häusern nach der Katerlucke macht. 1527 Signatur 1.1.3.1.B4.11. Auflistung mit do(mus) und ib(idem), Namen und oft mit Berufsbezeichnung. Am Ende der Zeile nur Gesamtsteuersumme und in einer zweiten Zeile gegebenenfalls die Weinmenge, ohne extra ausgewiesener Steuersumme. Vor dem Eintrag steht oft ebenfalls eine Summe. 1616 1.1.3.1.B4.12. 115 fol. (113 Folien nummeriert, 112 beschrieben). Auflistung der Namen mit do(mus) und ib(idem). Zeitweise links eine dreistellige Zahl (Quer­verweis auf die Behausten Bücher), sowohl bei Hausbesitzern als auch bei Mietern. Personen häufig mit Berufsbezeichnung. Bei Hausbesitzern immer die Besteuerung des Hauses. Darunter weiters aufgelistet  : Hantierung, Paw, Neubewilligung. Dann eine Zwischensumme und anschließend Extraordinarii Zulag. Am Ende jeder Seite die Gesamtsumme der Einnahme dieser Seite. Bei Hausbesitzern werden weitere Häuser nach dem Wert des ersten Hauses angegeben. Liste folgt nicht mehr der bis dahin üblichen topografischen Abfolge.

Maßeinheiten

Geldwesen, Gewichte und Maße Geldwesen

Das österreichische Münzwesen des späten Mittelalters beruhte auf der Grundlage des bayerischen Münzwesens. Das führte zu der besonderen Einteilung des Pfundes in acht »lange Schillinge« im Wert von je 30 Pfennigen. In anderen Regionen des Reiches hatte der Schilling einen Wert von zwölf Pfennigen. Ausgemünzt wurden nur Pfennige. Pfund und Schilling waren Recheneinheiten. Zusätzlich waren in Österreich Goldmünzen aus Ungarn (fl. ung.) und dem Rheinland (fl. rh.) im Umlauf. Im Laufe des 15. Jahrhunderts verringerte sich der Wert des Wiener Pfennigs und so auch der Wechselkurs gegenüber dem Gulden. Im Jahr 1455 war ein Wiener Pfund Pfennige (= 240 Pfennige) gleich viel wert wie ein ungarischer Gulden. Zum Wechselkurs vgl. Brunner 1929, S. 30–36. Zum Wiener Pfennig vgl. Alram 1994. Silber

Gold

t = Talentum, Pfund

fl. ung. = ungarischer Gulden

s = Solidus/Solidi = Schilling

fl. rh. = rheinischer Gulden

d = Denarius, Pfennig 1 t = 8 s = 240 d 1 s = 30 d

Gewichte

In Wien galt die Wiener Mark, die ca. 280 Gramm wog. Sie wurde unterteilt in acht Unzen (ca. 35 Gramm) und 16 Lot (ca. 17,5 Gramm). Zudem galt  : 1 Wiener Zentner = 100 Pfund = 56,001 Kilogramm 1 Wiener Pfund = 2 Mark = 32 Lot zu 4 Quintl = 128 Quintl = 0,56001 Kilogramm 1 Lot = 4 Quintl = 17,5 Gramm (entsprach ca. 16 Pfennigen)

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Maßeinheiten

Hohlmaße für Wein

Achtering (auch Echterin oder Maß) = 1,6572 Liter  : Dieses Hohlmaß wurde für den Verkauf von Getränken verwendet und war im 15. Jahrhundert der 35. Teil eines Wiener Eimers. Das Achtering war in vier Seiten (0,4143 Liter) unterteilt. Zu den Wiener Maßen vgl. Schalk 1886. Wiener Eimer = 58,0037 Liter Dreiling = 1392,08 Liter (24 Eimer) Fuder = 1856,11 Liter (32 Eimer) Hohlmaße für Getreide

1 Wiener Metzen = 42,00 Liter 1 Mut = 30 Metzen 1 Scheffel = 6 Metzen 1 (Wiener) Strich (Mehl) = 40,750 Liter Flächenmaße

1 Quadratklafter = 3,597 Quadratmeter 1 Joch (bei Weingärten) = 3.200 Quadratklafter = ca. 1,1520 Hektar 1 Joch (bei Äckern) = 1.600 Quadratklafter = ca. 0,575 Hektar 1 Tagwerk = 1 Joch Längenmaße

1 Wiener Schuh oder Fuß = 12 Zoll = 31,6 Zentimeter 1 Elle (Wien) = 77,75 Zentimeter 1 Spanne (Span) = 8 Zoll = 21 Zentimeter

Abkürzungen

CHNT Cultural Heritage and New Technologies Cod. Codex Copeybuch Zeibig, Hartmann Josef (Hg.)  : Copey-Buch der gemainen Stat Wien 1454–1465 (Fontes rerum Austriacarum 2/7). Wien 1853. d denarius/denarii (Pennig/Pfennige) fl. ung. florenus ungaricus (ungarischer Gulden) fl. rh. florenus rhenus (rheinischer Gulden) fol. Folio ha Hektar Hg. Herausgeber Hs. Handschrift HWOB Gneiß, Markus (Hg.)  : Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364 bis 1555). Edition und Kommentar (Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 16). Wien 2017. Kammeramtsrechnung WStLA Kammeramtsrechnungen, Oberkammeramt, B1/1 NF Neue Folge ÖAW Österreichische Akademie der Wissenschaften ÖNB Österreichische Nationalbibliothek QGSW Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Abt. 1. Hg. vom Alterthumsverein zu Wien. Wien 1895–1927. s solidus/solidi (Schilling/Schillinge) S. Seite Sp. Spalte Stadtbücher Die Wiener Stadtbücher  : 1395–1430, hg. von Gerhard Jaritz und Christian Neschwara (Fontes rerum Austriacarum 3/10), Bd. 1–5. Wien 1989–2015. t talentum/talenta (Pfund) TLA Tiroler Landesarchiv VSWG Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte WGBll Wiener Geschichtsblätter WStLA Wiener Stadt- und Landesarchiv

Quellen- und Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Abb. 2

ÖNB/Wien, Cod. 13959. Grundlage  : Walther Brauneis, in  : Die Befestigungen Wiens, hg. von Walter Hummelberger/Kurt Peball (Wiener Geschichtsbücher 14), Wien 1974, XXX. Design  : Johann Kammerer. Abb. 3a Stadtarchäologie Wien. Foto aus  : Adler-Wölfl/Martin Mosser, Archäologie am Rochusmarkt 39 Abb. 19. Abb. 3b Konzeption und Design Martin Mosser. Abb. 4 New York Pierpont Morgan Library, M 1045, fol. 105v. Abb. 5 Wien, Schottenstift, Museum  : Schottenaltar Flucht nach Ägypten. Abb. 6 Rundansicht des Niklas Meldemann zur ersten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1529. Wien Museum. Abb. 7 Wolmuet-Plans (1547) durch Albert Camesina 1857/1858  : Ausschnitt Widmervorstadt. WStLA 3.2.1.1.P1.236G. Abb. 8 Kisch 1883, Bd. 2, S. 46 Fig. 17. Abb. 9 WStLA, Hauptarchiv - Urkunden (1177–1526) Nr. 3473. WStLA, Serie 3.1.1, Nr. 3473. Abb. 10a ÖNB/Wien, Cod. 13959. Abb. 10b TLA, Handschrift 3870, fol. 3r. Abb. 11 Ertl Thomas/Mitchell, Paul/Mosser, Martin, Bringing Neighbourhoods to Life in Medieval Vienna. in  : Wolfgang Börner and Susanne Uhlirz (eds.), Proceedings of the 22nd International Conference on Cultural Heritage and New Technologies 2017, CHNT 22, 2017, Vienna 2019, http://www.chnt.at/procee dings-chnt-22, Fig. 5. Abb. 12 Wolmuet-Plans (1547) durch Albert Camesina 1857/1858  : Ausschnitt Am Hof. WStLA 3.2.1.1.P1.236G. Abb. 13 WStLA, 3.1.1, Nr. 2815-2818. Regest  : QGSW 2/2 Nr. 2815-2818. Abb. 14 Ertl Thomas/Mitchell, Paul/Mosser, Martin, Bringing Neighbourhoods to Life in Medieval Vienna. in  : Wolfgang Börner and Susanne Uhlirz (eds.), Proceedings of the 22nd International Conference on Cultural Heritage and New Technologies 2017, CHNT 22, 2017, Vienna 2019, http://www.chnt.at/procee dings-chnt-22, Fig. 2. Abb. 15 Thomas Meßner und Johannes Baptist Prasser, Stadtplan um 1730. WStLA 3.2.1.1.P1.7. Abb. 16 Albert Camesina, Über Lautensacks Ansicht Wiens vom Jahre 1558 mit dem von Wolfgang Laz hierzu gelieferten Texte und Beiträgen zur Lebensgeschichte des letzteren, in  : Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 1 (1856), 7–23, hier 7. Abb. 17 Blick von der Innenstadt auf das Josefstädter Glacis  : Foto Freeware

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 18 WStLA, B1/1. Reihe, Kammeramtsrechnungen, 1449, Band 10, fol. 15v. ­WStLA. 1.1.1. B1/1. Reihe, Bd. 10, fol. 15v. Abb. 19 Heinrich Grammateus, Ayn new kunstlich Buech, fol. 95r. (1518 gedruckt) Abb. 20 Ertl Thomas/Mitchell, Paul/Mosser, Martin, Bringing Neighbourhoods to Life in Medieval Vienna. in  : Wolfgang Börner and Susanne Uhlirz (eds.), Proceedings of the 22nd International Conference on Cultural Heritage and New Technologies 2017, CHNT 22, 2017, Vienna 2019, http://www.chnt.at/procee dings-chnt-22/, Fig. 6. Abb. 21 Wien, Schottenstift, Museum  : Mariä Heimsuchung. Abb. 22 Urkunden der Benedictiner-Abtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten in Wien vom Jahre 1158–1418, ed. E. Hauswirth (Fontes rerum Austriacarum II/18), Vienna 1859. Konzeption  : Thomas Ertl, Thomas Haffner, Paul Mitchell. Design  : Johann Kammerer. Abb. 23a Wolmuet-Plans (1547) durch Albert Camesina 1857/1858  : Ausschnitt Burgviertel. WStLA 3.2.1.1.P1.236G. Abb. 23b Buchinger, Gunther/Schön, Doris  : … gelegn bei der purgk zu wien … Zur städte­baulichen Entwicklung des Wiener Burgviertels im Spätmittelalter. In  : Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 64/65. 2008/2009, S. 41– 81. Abb. 24 Neidhart-Fresken im Haus Tuchlauben 19  : Der Reigen (Tanz). Wien Museum. Abb. 25 Alice Kalternberger, Die mittelalterliche Keramik aus den Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991), in  : Fundort Wien. Berichte zur Archäologie 10 (2007) 72–127, Abb 4. Foto  : Robert Kaltenberger-Löffler.

Personen-, Sach- und Ortsregister

Im Register werden Personennamen und wichtige Begriffe, die sowohl im Text als auch im Anhang auftauchen, erfasst. Personennamen und Begriff, die nur im Anhang oder nur in den Anmerkungen vorkommen, wurden nicht aufgenommen. Die Schreibung der Personennamen folgt der normalisierten Schreibweise des Textes, nicht der Originalschreibweise in den Zitaten. Nur jene Personen wurden aufgenommen, deren Vor- und Nachname im Text genannt wird. Frauennamen erscheinen im Register nur, wenn sie selbständig und nicht mit einem Ehemann genannt werden. Mitglieder dynastischer Häuser erscheinen mit Vornamen, Ordnungszahl und Titel in Klammern.



Ablass 101 Adel 51, 59, 78, 156, 158, 165, 166 Adelshäuser 60, 155, 156, 158 Adelsviertel 92, 93 Administration 22, 35, 129 Adressierung 65 Albrecht II. (König) 104, 115, 126, 165 Albrecht III. (Herzog) 45, 116, 124 Albrecht V. (Herzog) 36, 37, 43, 84, 174 Albrecht VI. (Herzog) 58, 120 Allerheiligen 57 Alserbach 140 Altar 88, 91, 215, 218 Altes Rathaus 102 Am Hof 62, 63, 82 – 84, 96, 100, 109, 112, 142, 143, 151, 153, 166, 210, 251 Amtmann 123 Amtsträger 103, 108 Angerfelder, Hans 39 Angestellte 48 Anleihe 11, 104, 105 Anleihenmarkt 104 Anschlagbücher 20 Antoniuskirche 26 Apotheke 100 Apotheker 105, 118, 148, 190 Arbeitsverhältnisse 110, 126 Archäologie 140, 155, 182 Auer, Andreas 106, 217, 219 – 224

Auer, Stephan 106, 214 – 220, 222 – 224 Augsburg 53 Augustiner-Chorherren 84 Augustinerkirche 79, 81 Augustinerkloster 96, 211 Augustinermönche 143 Augustinerstraße 158, 211 Badehaus 64, 143 Badestube 55, 57, 77, 143, 210, 215 Bäcker 149 Bäckergesellen 89 Bäckerlehrling 101 Barbier 115 Barchentweber 45 Basel 138 Bastei 23, 28, 79, 81, 82 Bauaufsicht 149 Bauernmarkt 154 Bauforschung 13, 147, 155 Baugewerbe 110, 113 Bauordnung 149 Bauwesen 53 Bayern 121 Bayr, Hans 115 Beamte 35 Befestigung 24, 25, 31, 36, 176, 179 Befestigungsanlagen 24, 26, 28, 35, 179 Beheim, Michael 38, 39, 68

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Personen-, Sach- und Ortsregister

Beichtvater 87 Berufsgruppe 15, 109, 112, 114, 115, 133, 178, 181 Besteuerung 15, 33, 34, 39, 71, 114, 120, 124, 177, 228 Bettelordnung 163 Bettelvogt 163 Beutler 110 Bevölkerung 21, 28, 43, 47, 74 – 78, 120, 163 Bevölkerungsverteilung 76 Bevölkerungszusammensetzung 78 Bewohnerin 59 Biedermänner 124 Bierhaus 81, 119, 212 Bildschnitzer 159 Bognerstraße 114 Bonfini, Antonio 21, 124 Bonifaz IX. (Papst) 101 Brandstatt 109 Bratislava (Pressburg) 135, 165 Bräunerstraße 89, 93, 211 Brichsen, Hans von 162 Briefboten 66 Briefträger 11 Brobstorff 45 Bruck an der Leitha 93 Brücke 23, 36 Bruder 51, 58, 68, 105, 111, 134, 161, 162, 227 Bruderschaft 117, 127, 181, 188 Brün, Niklas von 161 Brunnen 101, 142, 145, 147, 149, 154, 159, 182 Brunner, Otto 10, 13, 18, 20, 37, 41, 177, 178, 182, 226, 229 Budweis 170 Bürgeraufnahmegebühren 53 Bürgerbrief 50, 123 Bürgerdiener 107 Bürgereid 50, 53 Bürgerfamilien 60, 104 Bürgergemeinde 15, 35, 37, 69, 137, 177 Bürgerhäuser 100, 112, 153, 166, 169 Bürgermeister 22, 47, 50, 52, 54, 58, 64 – 66, 69, 102, 165, 218, 221 – 224 Bürgerpflichten 52 Bürgerrecht 45, 49 – 54, 60, 78, 107, 128, 129 Bürgerschaft 36, 53, 102, 109, 160

Bürgerspital 23, 26, 85, 90, 92, 98, 141, 212, 221, 222 Bürgerwehr 37 Burgfried 21 Burgtor 81, 115, 116 Burgrecht 86, 218, 220, 221 Busko, Jan 59 Büßerinnenkloster 57 Cilli, Friedrich von 155 Cillierhof 155, 156 Cheschinger, Ulrich 64, 65 Chrannest, Heinrich I. 99 Chronist 38, 43, 74, 153 Churpriesterschaft 85 Copey-Buch der gemainen Stat Wien 10, 219 Corpus-Christi-Bruderschaft 89 Csendes, Peter 10 Czürcher, Hans 158 Darlehen 36, 41, 87, 104, 106 Dichter 34, 38, 39, 143 Diener 48, 107, 109, 116, 122, 158, 164, 165, 197 Dienerin 89, 122, 125, 135, 160, 163 Dienstpersonal 90, 158, 163, 180 Dirnen 124 Dombach 135 Domgasse 168 Donau 23, 24, 109, 121, 141 Dorffen/Dorfner, Friedrich von 64, 65, 191, 203 Dorotheergasse 93, 211 Dorotheerkirche 84 Dortmund 33, 40, 48, 52, 55, 66, 70, 86, 102, 110, 112, 138, 151, 153 Douai 139 Drosendorfer, Ulrich 123 Drucker 79 Dyetram, Ulrich 134 Ebersdorfer 155 Een, Ulrich 126 Eger, Kaspar Burggraf von 92 Ehebrecher 124 Ehefra häufig, insbes. 59, 111, 132, 134 Ehemann 58, 59, 71, 129, 131, 134 – 136, 162

Personen-, Sach- und Ortsregister 

Ehepaar 106, 119, 133, 138 Eiermann, Berchtold 110 Eigentümer 31, 55, 57 – 59, 75, 84, 99, 150 – 152, 159, 163 Eigentümerin 106, 131 Einbürgerung 53 Einbürgerungspolitik 53 Einhebung 34, 36, 37, 40, 43, 66, 69, 123, 124 Einkommen 34, 36, 49, 68, 153, 174 Einkommensteuer 32, 67 Einnahmeverzeichnis 96 Einnehmer 35 Einwohner 18, 36, 42, 43, 46, 49, 176 Einwohnerlisten 40 Einwohnerschaft 53 Eisenkeck, Hans 111 Eisner 110, 197 Eisner, Oswalt 185 Eistorff, Barbara Hölczlin von 59 Eleonore (Kaiserin) 100 Elite 94, 100, 104 – 106, 108, 152, 153 Elsendorfer, Friedrich 62, 63 Engelhartstetter, Peter 60 Erbangelegenheiten 133, 134 Erbbürger 102, 105, 107, 112, 151 Erbe 48, 52, 132 Erblasser 87, 111, 134, 136, 137, 145, 162, 167 Erbrecht 130 Erbschaft 98 Ernst, Niklas 70 Eslarn, Georg von 154 Europa 9, 44, 63, 78, 109, 113, 139, 145, 147, 182 Eyczing, Sigmund von 107 Eyczing, Ulrich von 59, 60, 106 Eysnemgatern, Schrot zum 111, 192 Fäkalienentsorgung 141 Familiengeschäfte 133 Familienmitglieder 159, 162 Färbergasse 62, 66, 93, 114 Fassbinder 57, 103, 112, 113, 126 Fasszieher 126 Felckh, Ulrich 59 Feldzug 38 Fellschaber 110

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Ferdinand I. (Erzherzog) 103 Ferdinand I. (König) 43 Ferdinand II. (König) 116 Festungsstadt 81 Feuchter, Thoman der 97 Feuer 69, 76, 148 Feuerordnung 38, 58, 74, 100 Feuerprävention 35 Feuerrufer 100 Feuerschilling 32 Feuerstätten 22, 32, 42, 43 Feuerstättenliste 53, 60, 74, 76, 102, 116, 152, 161, 163, 178 Feuerstättenverzeichnis 32, 36, 40 – 42, 44, 47, 75, 110, 112, 129, 176, 178, 179 Feuerwachdienst 100 Figarohaus 168 Filzhutmacher 110 Finanzierung 38, 218 Finanzierungsinstrumente 56 Finanzmarkt 106 Finanzverwaltung 9, 10 Fischer 23, 109 Fischer, Leopold 115 Fischer, Ludwig 20 Fischergasse 55, 165 Fleck, Ulrich 148 Fleischbank 56, 88, 96, 105, 140 Fleischhacker 88, 140, 216 Fleischhauer 103, 105, 114, 115, 149 Fleischhof 62, 185, 209 Fleischmarkt 55, 216 Frau, häufig, insbes. 55, 64, 65, 111, 129 ff., 164, 214 ff. Fraueneck 23, 31, 65, 212 Frauenfleck/Frauenfleckh 65, 212 Frauenhäuser 66 Freihaus 92, 93 Freithofl, Sigmund 79 Freudenhäuser 124 Fribourg 53 Friedhof 85, 88, 89, 91 Friedrich III. (König) 65, 66, 106, 115, Friedrich III. (Kaiser) 89, 98, 100, 104, 158, 220 – 223 Friesach, Hans von 59

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Personen-, Sach- und Ortsregister

Fronleichnamsbruderschaft 89, 91 Fronleichnamsprozession 89 Frühmessherr 87 Füchsel, Michael 214 Füchsel, Nikolaus 136 Fuchsberger, Wernhart 111, 152, 153 Fuhrleute 125, 126 Fürstenfeld 64 – 66 Fußsoldaten 95 Galwaicz, Niklas 137 Gastwirte 58 Gebäudewert 19 Gebühr 52, 96, 125 Geldgeber 86, 106 Geldgeschäfte 106 Geldnot 106 Gemeindemitglieder 52 Genannte 24, 69, 75, 76, 107, 108, 214 Genanntenliste 108 Georgstag 56 Geschäftsbeziehungen 106 Geschäftsfrauen 135 Geschichtsforschung 9, 13, 18 Gerichtsverfahren 59, 71 Gerss, Hans 111, 190, 191, 215 Gesamtbevölkerung 47, 74, 75, Geselle 49, 51, 53, 54, 60, 68, 89, 107, 109, 151 Gesellpriester 87, 90 Gesindeviertel 115, 178, 179 Getränkesteuer 121 Getreidekasten 62 Getreidespeicher 62 Gewährbuch 151 Gewander 114 Gewandkeller 98, 99 Gewandmarkt 109 Gewerbeeinnahmen 68, 70 Gewerbemieten 83 Gewerbesteuer 34, 68 Gewerbetreibende 147 Gewohnheitsrecht 149 Glacis 30, 81, 82, 179 Gläubiger 56, 86, 104, 106, 134 Glockengießer, Ulrich 86 Gneiß, Markus 10

Godinger, Marx 85 Goldschmied 103, 105, 111 Gottleichnamsbruderschaft 89 Göttweiger Hof 134 Grabenhüter 35 Grabensteuer 37, 42, 43 Graz 64, 66, 223 Griechengasse 155 Grundbuch 10, 12, 14, 20, 44, 57, 59, 62, 77, 99, 130, 134, 135, 151, 159 – 161, 174, 178, 180 – 182, 220, 221, 224 Grundbucheintrag 62, 220 Grundherr 59, 155 Grundstück 61, 62, 130, 149, 151, 154 Grundstückswert 19 Guntsenswiese 135 Gürtler 64, 65, 111, 112, 114, 191, 192 Gut 9, 19, 33, 51, 52, 60, 69, 71, 122, 124, 130 – 132, 134, 159, 160, 167, 180, 216, 218, 222 Guttauer, Jörg 87 Gwerlich, Johannes 167 Haarmarkt 57 Habsburger 155, 156, 166, Habsburgergasse 88, 211 Hackenberger, Vinzenz 100, 101, 161, 165 Haiden, Heinrich 165, 170, 199 Hall 42 Hamann, Hanns 109 Hamburg 75, 182 Handelswaren 57 Handelstreibende 45 Handschrift 9, 13, 16, 18, 40, 177, 183, Handschriftenverzeichnis 16 Handwerkdiener 107 Handwerker 10, 54, 76, 94, 95, 100, 102, 103, 105, 107, 112, 113, 115, 116, 118, 127, 147, 151, 156, 164 Handwerkermeister 54 Handwerkerschicht 102 Handwerkerstadt 108 Handwerkerzünfte 89, 95, 105 Handwerksbetrieb 140 Handwerkserlaubnis 54 Handwerksgesellen 51

Personen-, Sach- und Ortsregister 

Handwerksordnung 58 Handwerksordnungsbuch 10, 109 Harrer-Lucienfeld, Paul 12, 57, 100, 168 Hasinger, Hugo 147 Hauer 89, 105, 110, 112, 113, 119, 120, 126, 127, 133, 203, 207 Hauerknechte 120, 151, 178 Hauptbuch 32 Hausbau 143, 148, Hausbesitz 9,52, 103, 129, 132, Hausbesitzer 16, 33 40, 49, 51, 52, 60, 94, 112, 116, 119, 120, 126, 129, 130, 145, 149, 178, 183, 184, 228 Hausbesitzerin 158, 184 Hausbewohner 65, 144, 181 Hauseigentümer 18, 31, 32, 36, 40, 44, 45, 47, 58, 59, 61, 65, 74, 75, 87, 94, 112, 124, 133, 153, 170, 179, 183 Hauseigentümerin 64, 149 Häuserchronik 12 Hausverkauf 124 Häuserverzeichnis 15, 18, 20, 32, 66 Hausgenossen 105, 110, 220, 221, 223 Haushälfte 56, 106, 161, 162, 217, 218, 223 Haushaltsangehörige 74 Haushaltsgröße 47, 74, 75, 77, 178 Haushaltssteuer 42 Haushaltsvorstand 13, 14, 19, 31, 36, 40, 44, 45, 47, 74, 103, 118, 120, 130, 161, 163, 177, 178, 228 Hausteile 59, 92, 159, 160, 162, 174 Heiratsbeziehungen 112 Heiratsmarkt 128 Helbling, Seifried 143 Herdstellensteuer 42 Herrengasse 84, 92, 166 Herrenhaus 92, 148 Herzog 37, 39, 43, 45, 50, 58, 68, 82, 84, 86, 100, 102, 103, 115, 116, 120, 124, 130, 150, 174 Heuler, Nikolaus 137 Hilfspriester 87 Hiltprant, Andre 152 Himmelpfortgasse 147 Hintperger, Hans 111, 187 Hintzinger, Veit 111, 188

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Hirss Wurtzer, Peter 110, 186 Hochstraße 92 Hofbeamte 92 Hofbedienstete 115, 116, 118 Hofburg 28, 81, 82, 92, 93, 115, 116, 155, 156, 158 Hofgeber, Ernst 152 Hofgeber, Paul 160 Hofgesinde 45, 115, 116, 127 Hofmarken 151 Hofmusikkapelle 116 Hofquartierbücher 11, 47, 48, 165, 179 Hofrecht 57 Hofstaat 85, 115, 116 Hofzins 47, 55 – 57, 59, 106, 153, 174, 180, 218 Hohenperger, Wolfgang 162 Hohe Brücke 175 Hoher Markt 66, 84, 87, 114, 161, 177 Höll, Michael 90 Hollnbrunner, Wolfgang 152 Holzbauweise 76 Hospital St. Martin 84, 163 Hubmeister 70, 152 Hunczing, Nikolaus von 57, 58 Hussitenkriege 37, 176 Hutstokchin, Margret 172 – 174 Huter, Leben 143 Hutmacher 110, 114, 140 Hutterstraße 127 Hypothek 79, 86, 87, 106 Immobilienbesitz 19, 45, 50 – 52, 87, 94, 159, 172 Immobilieneigentum 44 Immobiliensteuer 33 Imst 33 Innenstadt häufig, insbes. 74ff. Innenstadtbereich 66 Instandhaltung 57, 141, 142 Inwohner häufig, insbes. 46 ff., 52 ff., 60 ff. Jahresmiete 55, 56, 83 Jahreszins 55, 57, 83, 86 Joppner 109 Jordan, Johann 11, 64 Josefstädter Glacis 82

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Personen-, Sach- und Ortsregister

Jude 45, 96, 134, 171 Judenplatz 66, 84, 96, 110, 112, 114, 153, 177, 209 Kaiser 11, 89, 104, 220 – 223 Kaltenstein, Hanns 109 Kamerstorff, Thomas von 131 Kammeramtsrechnung 23, 70, 71, 83, 116, 141, 174 Kammerdorfer, Hans 150 Kämmerer 35, 70, 120 Kammerschreiber 152 Kamrer, Nikolaus 135 Kanzleibuch 125 Kanzleifolio 16 Kanzleischrift 18 Kanzler 87, 88 Kapellen 23, 84, 85, 116, 148 Kapital 56, 86, 104, 131, 174 Kapitalkraft 104 Kaplan 45, 55, 56, 84, 85, 87, 88, 134, 148, 160, 168, 201, 207, 218 Karlsplatz 24 Karmeliter 84, 96, 210 Karner 88 Kärntnerstraße 66, 106, 143, 177, 211, 216 Kärntnertor 20, 21, 24, 26, 92,96, 117, 118, 220, 221 Kärntnerviertel 20, 21, 94, 95, 100 Kärntnervorstadt 31, 81, 84 Kartause Mauerbach 123, 222 Kartäuser von Mauerbach 84 Kaschauer, Jakob 148, 150 Katerlucke 31, 75, 77, 119, 150, 209, 212, 228 Käufel 111, 112 Kaufläden 154 Kaufleute 50, 94, 98, 102, 105 – 108, 112, 121, 128, 151 Keller 7, 55, 97 – 99, 120 – 122, 125, 144, 145, 147, 149, 150, 154, 155, 160, 164, 182 Kellner, Jorgen 98 Kerner, Ulrich 70 Kircheneinnahmen 88 Kirchengebäude 24, 77, 87 Kirchenmeister 87, 89, 90 Kirchenpersonal 88

Kirchenvermögen 89 Kirchspiel 75, 90 Kisch, Wilhelm 30, 98 Kittell, Ellen E. 139 Klarissen 84, 211 Kleeblattgasse 98, 143, 210 Kleiderordnung 107 Kleinhändler 83 Klerus 45, 58, 92, 102, 160 Klingenstein, Michael 45 Klosterkeller 122 Klosterneuburger Chronik 43 Klosterneuburger Quellen 119 Knecht 48, 54, 68, 90, 100, 107, 122, 123, 128, 129, 166 Koch 115, 130, 185, 186, 188, 189, 205, 207, 208 Koch, Wolfhart 111 Kochhütten 83, 96 Kohlenhändler 112 Kohlenhändlerin 110 Kohlenträger 58, 111 Kohler 58 Kohlmarkt 88, 90, 156 Koler, Ulrich 119, 200 Kollar, Adam F. 10 Köln 64, 142, 147, 153, 164, 165, 182 Kölner Hof 174 König 24, 31, 36 – 38, 43, 53, 59, 60, 64 – 66, 69, 70, 77, 87, 93, 100, 104, 106, 108, 115, 116, 124, 125, 148 – 150, 152, 164, 165, 170 Königin 165 Königshof 21, 70 Konstanz 138 Konsum 49, 120, 121, 123 Kopfsteuer 35 – 37, 40, 42, 43 Kotkönige 142 Kozendorf, Trietlip 135 Krämer 72, 73, 96, 105, 110, 111, 186, 189, 192, 193 Kramer, Hanns 134 Kramergasse 140 Krämerin 58, 134 Kramläden 97, 105 Kraucker, Zyrfas 129 Kreditaufnahme 104

Personen-, Sach- und Ortsregister 

Krems 68, 86, 135 Kremser, Ursula 71 Kremserstraße 115, 212 Kreser, Niklas 87 Kriegsdienst 37, 38, 64, 93 Kriegssteuer 36, 37, 40, 42 Krugerstraße 148 Kuglhactstetter, Peter 72 Kunstgeschichte 140, 180 Kupferstecher 79 Kurrentgasse 147 Kürschner 103, 110 – 114 Laderstraße 93 Ladislaus Postumus (König) 24, 31, 87, 100, 104, 125, 148, 150, 165 Ladner 112, 186, 188, 189, 193 – 195, 197 – 199, 202, 205, 206, 208 Laimgrube 151, 161, 212 Lanckmann, Agnes 51 Landesfürst 34, 36, 46, 93, 104, 116, 121, 123, 156 Landesherr 36, 37, 50, 68, 70, 98, 100, 102, 105, 106, 117, 123, 125, 152 Landessprengel 118 Landtag 36, 68, 107, 165 Landtagsbeschlüsse 177 Landwirtschaft 53 Langer, Hans 111 Lanng, Perthold 56 Laßla-Turm 24, 31 Laubenherren 98, 99 Laubenrecht 98 Lautenschlagerzeche 117 Lautenspieler 117, 118 Lebensbedingungen 119, 178, 180, 182 Lebensmittelhändler 97 Lebensverhältnisse 13, 14, 51, 178, 180 Lebkuchenbäcker (Lebzelter) 118 Lederer 111 Legate 85 Leibsteuer 42 Leibzuchtrecht 130 Leihevertrag 57 Leitgeb 126, 186, 195, 196, Leopold VI. (Herzog) 39, 115

Leuffel, Hermann 127 Lichtenberger, Elisabeth 11 Lichtensteg 56, 115, 149 Liebfrauenbruderschaft 89 Liegenschaftsmarkt 131, 162 Lilienfeld, Ulrich von 24, 27 Lintzer, Hans 118, 196 Litschauer, Hanns 55 Lehrling 53, 101 Lobkowitzplatz 96, 211 Lohnarbeit 139 Lohnarbeiter 119 Löschwasserspeicher 62 Lübeck 9, 48, 78, 86, 147, 151 Lugeck 100, 151 Luxemburg, Elisabeth von (Königin) 165 Magd 54, 68 Malecek, Anton 118 Maler 26, 148. 166, 192 Mäntlerstraße 93 Marchegker, Hans 152 Maria am Gestade 45 Maria-Magdalena-Kloster 137 Marktleben 96 Marktplatz 83, 94, 95, 109, 153 Marktwesen 102 Mathias (König) 124 Maurer 97, 110, 159186, 187 Maut/en 95, 121, 124 Mautbuch 121 Mautbeamte 124 Mautgebühren 121 Mautstelle 121 Maximilian I. (König) 77, 156 Mayr, Nikolaus 135, 136 Mehlstatt 145 Melber, Peter 145 Meldemann, Niklas 26, 28, 29 Meister 26, 27, 54, 69, 97, 117/118, 144, 152/153, 162, 173 Menschein, Michael 166, 181 Meran 40 – 42 Messerschmied 103 Meßner, Thomas 79 Messstiftung 45, 85 – 87, 90, 91, 142, 168

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Personen-, Sach- und Ortsregister

Metschenke 97 Metsiedestätte 97 Metzenleiher 96 Michaelerkirche (siehe auch St. Michael) 85, 89, 117 Michaelerplatz 88, 171, 172 Michaelitag 56 Miesenperger, Hans 123, 203 Mietbedingungen 57, 180 Miete 18, 45, 47, 48, 54 – 57, 106, 108, 110, 119, 120, 124, 164, 174, 179 Mieteinnahmen 56, 98 Mieter häufig, insbes. 48, 56, 110 ff., 119, 183 Mieterin 58, 164 Miethäuser 47, 48, 55 Mietmarkt 48, 49, 57, 110, 179 Mietobjekt 55, 57 Mietvertrag 48, 55, 57 Mietwesen 48 Mietwohnungen 55 Mietverhältnis 48, 57, 58, 110, 164, 179 Mietzahlungen 56, 106 Mindeststeuer 33, 40 Minnesänger 166 Minoriten 84 Mistrichter 141 Mitbürger 50 – 52, 68, 71, 217 Mitbürgerin 50, 128 Mobilität 46, 47, 78, 110, 182 Monopol 98, 123 Möring 31, 140 Möstl, Thoman 148 Muenichen, Heinrich von 97 Müllner, Kunz 56 Münzerstraße 151, 152, 154 Mutter 51, 68, 71, 97, 106, 128, 131, 132, 137, 138, 162, 216, 217, 222 Naglergasse 114, 147 Nahrungsmittelgewerbe 113 Nasser Stadel 62 Neidhart-Fresken 166, 167 Neipperger 156 Nekrologe 90 Neue Melgrub 135 Neuer Markt 96, 150, 153, 160, 166, 211

Neulucke 20, 117, 212 Newer, Jörg 169 Nichtbürger 53, 115 Niederösterreich 121, 122, 127, 147 Nießbrauch 55, 111, 131, 135, 158, 160, 162 Nordfrankreich 139 Nusner, Andreas 111 Nutzgebäude 150, 151 Nutzungsrecht 48 Oberschicht 53, 55, 78, 89, 103, 105, 154, 167 Ofenlucke 119, 212 Opll, Ferdinand 10, 11, 18, 182 Örtlinn, Elisabeth 134 Österreich 13, 16, 34, 43, 71, 76, 86, 116, 125, 147, 152, 156, 174, 175, 217, 229 Ottenhaimkirche 59 Ötzesdorfer, Christoph 55 Pacht 55, 122, 123, 222 Pächter 57, 123 Pader 57 Pader, Philipp 131 Pankrazkapelle 84, 148 Papst 101, 164 Patrizier 95 Patrizierhaus 153, 155 Peilertor 67, 73 – 75, 97, 98, 100, 177, 209, 210 Peilerturm 56, 174 Pekch, Paul 162 Pettaw Pheiffer, Peter von 117 Perger, Richard 11, 49, 53, 54, 180 Personenliste 31, 112, 130, 176 Petczichinn, Agnes 160 Petersfreithof 97, 145, 154, 210, 216 Peterskirche 84 Petersplatz 96, 97, 145, 154, 210 Peutler, Erhart 110 Pfand/Pfänder 71 – 73, 172, 174 Pfandleihgeschäft 171, 172 Pfanzagel, Ulrich 152 Pfarre 15, 84, 85, 88, 91, 160 Pfarrer 45, 59, 84, 85, 87, 88, 90, 115, 135, 160, 205 Pfarrgemeinde 84, 85, 90, 91 Pfarrkirche 84 – 86, 91, 116, 127, 181

Personen-, Sach- und Ortsregister 

Pfarrsprengel 84, 85, 88, 89 Pfeiferzeche 117 Pfleger 98, 131 Pflicht 19, 22, 46, 48, 52, 68, 87, 94 Phuntimaschen, Jörg 162 Piccolomini, Aeneas Silvius 22, 76, 87, 88, 124, 128, 132, 141, 153, 164 Pilgreim, Caspar 111 Pillichsdorf, Dietrich von 155 Pilsner, Wolfang 111, 193 Pittreich, Hanns 134 Pius II. (Papst) 165 Plattner, Eberhard 138 Plumentritt, Niklas 56 Potinger, Christoff 39 Prasser, Johannes Baptist 79 Premer, Hans 111, 187 Preuss, Mathes 116 Priester 84, 85, 87 – 90, 101, 131, 160 Probst 39 Prühler 83 Prümer, Leopold 87 Prunner, Hans 119, 200 Purkersdorf 98 Quaternio(-Lage) 16, 73 Quedlinburg 13, 32, 33 Radgasse 93 Rathaus 46, 59, 64, 69, 82, 102, 153 Ratsbürger 11, 55, 78, 103 – 105, 107, 152, 165, 214 Ratsherr 54, 99, 103 Ratsmitglied 69, 103, 104, 107, 159, 161 Rauchfänge 58 Rauchfangkehrer 111 Rauchpfund 42 Ravensburger, Hans 103, 162 Rechnungsbuch 19, 31, 34, 37, 70, 71, 169, 170, 177, 181 Rechnungslegung 41, 70 Rechtsgeschäfte 107 Rechtshandlungen 109, 110 Rechtsprofessor 167 Rechtsquellen 10 Registraturbuch 49

Reiter 37, 94, 124 Reitschulgasse 88 Remanenzen 71, 158 Rente 86 – 88, 102, 105, 151 Requiem 91 Rerbanger, Stephan 131 Reschpicz, Peter von 55 Residenz 77, 78, 116, 155, 156, 166, 179 Residenzstadt 11, 115, 116, 156, 17 Reuenthal, Neidhart von 166 Ryemer, Paul 50 Rheinland 147, 229 Richter 40, 42, 64 – 66, 222, 223 Richterknecht 110, 184, 185 Riemer 128 Ringmauer 148 Ringstraße 79 Ritterstand 78 Rolker, Christof 138 Römisch-Deutsches Reich 48, 130 Rosenkranz 72 Rossmarkt 66, 96, 210 Röster, Hans 123 Rot, Nikolaus 129 Rotenturmstraße 140 Rotenturmtor 22, 121 Rotgasse 140 Rothwein (Rechwein), Jakob 62, 103, 189 Rottinger, Konrad 100, 161 Rudolf IV. (Herzog) 86, 148, 150 Ruland, Wolfgang 31, 201 Rundansicht 28 Sachverständige 159 Sailer, Leopold 11 Salvatorgasse 102 Salvatorkirche 59 Salzer, Wolfgang 161 Salzgries 148 Satzbuch 14, 151 Satzdarlehen 79, 86, 87 Satzrecht 86 Sawslaher, Wilhelm 119, 200 Schalk, Karl 10, 11, 75, 95 Schankwirte 126 Schatitz, Jörg und Bernhard Hidler von 161

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Personen-, Sach- und Ortsregister

Schattauer, Veit 149 Schatzsteuer 19, 71 Schauflergasse 156 Schaunburg, Graf Bernhard von 170 Schaunburg, Graf Johann von 92 Scheffstraße 23, 58, 137 Schenk, Konrad 134 Schenkenstraße 93 Scheper, Mert 148, 190 Schermiczer, Wolffhart der 97, 98 Scherschmied, Stephan 111 Schiesser, Dominik 114, 120 Schimmer, Karl August 12 Schlagbrücke 140, 141 Schlick, Kaspar 87, 88 Schlickplatz 24 Schmalfolioformat 16, 34 Schmelzl, Wolfgang 97 Schmied 111 Schmiedewerkstatt 111 Schmit, Bartholomäus 160 Schneeweis, Benedikt 161 Schneider 33, 110, 112, 114 Schneidergesellen 54 Schottenaltar 26, 27, 30, 143, 144 Schottenkloster 30, 84, 94, 135, 155, 223 Schottenstift 97, 122 Schottentor 21, 24, 79, 92, 222 Schottenviertel 21, 94, 95, 100, 165 Schreyberinn, Kunigunde 58 Schroll von Pirchenwart, Peter 55 Schrott, Ulrich 153 Schulergasse 168 Schulmeister 97 Schuster 109, 110, 112, 114, 162, 184, 190, 191, 195, 197, 198, 206 Schuster, Bartolomäus 109 Schuster, Klaus 128 Schuster, Nikolaus 109 Schwager 105 Schwägerin 51 Schwiegersöhne 105 Schwiegervater 71 Schuldenbegleichung 56 Schuldenstand 56 Schuldner 57, 71 – 73, 86, 171, 174

Schuldverschreibungen 70 Schultergasse 114, 210 Schustl, Hans 118, 196 Schwab, Laurentz 150 Schwedenbrücke 141 Schweinemarkt 96, 211 Seelamt 91 Seelenmessen 55, 85, 87, 91 Seitzerhof 153, 210 Sel, Ulrich 60 Siedlungskerne 21, 24, 77 Sigismund (Kaiser) 104 Sigismund (Herzog von Tirol) 100 Singergasse 158 Smausserin, Katharina 56, 59 Sohn häufig, insbes. 106, 135 Söldner 39, 93, 94, 124, 219 Söldnertruppe 24, 64 Sozialgeschichte 9, 11, 15 Sozialprestige 109, 112 Sozialstruktur 10, 11, 13 Sozialtopographie 11, 13, 109, 182 Spenglergasse 55 Spenglerturm 148 Spiegelgasse 93 Spielgrafen 117 Spielleute 117, 118 Spinnerinnen 111 Spitalmeister 106 St. Dorothea 39 St. Gallen 32, 40, 47, 52, 54, 69, 103, 109, 110, 127, 153 St. Hieronymus 57 St. Johann (zu Petronell) 51, 59, 160 St. Martin (Hospital) 23, 84, 90, 91, 163 St. Michael (siehe auch Michaelerkirche) 15, 56, 69, 81, 84, 85, 87 – 92, 115, 127, 160, 218 St. Niklas 23 – 26, 30, 31, 36 St. Nikolaus-Bruderschaft 117 St. Stephan (siehe auch Stephanskirche) 45, 57, 84, 85, 88, 89, 91, 92, 100, 117, 136 St. Theobald 23, 28, 65, 84, 89 Stadtanwalt 102 Stadtarchäologie 13, 140, 180, 182 Stadtbevölkerung 21 Stadtbewohner 40, 44, 49, 50, 52, 69, 90, 143

Personen-, Sach- und Ortsregister 

Stadtbuch 14, 22, 55, 57, 79, 110, 115, 132, 136, 167, 178, 180, 181 Stadtburg 82, 115, 156, 158, 166 Städtekurie 68 Stadtgebiet 21 Stadtgemeinschaft 53, 101, 180 Stadtgericht 51, 59, 123, 133, 142, 181 Stadtgeschichtsforschung 13, 18, 177 Stadtgraben 35, 36, 81, 141 Stadthäuser 155, 156 Stadtherren 53, 70, 82, 84, 105 Stadtkern 79 Stadtkämmerer 39, 54, 70 Stadtmauer Bes. 21, 79, 81 ff. Stadtplan 12, 28, 79, 157 Stadtrat Bes. 102 ff., 170 Stadtrechtsbuch 48 Stadtregierung 15, 21, 34, 35, 86, 100, 117, 142, 149, 176 Stadtresidenzen 156 Stadtrichter 42, 102, 221 Stadtschreiber 102, 176 Stadtsteuer Bes. 70 Stadtteil 14, 82, 95, 116, 127, 179 Stadtverwaltung 21, 49, 178 Staindlperger, Heinrich 149 Stainhart, Jorg 159 Stall 55, 62, 154, 165, 166, 212 Steiermark 42, 64 Steinbau 76 Steindelgasse 60 Steinbrecher, Michael 65 Steinbrecher, Stefan 65 Steinmetz 110, 111, 148 Steinmetzhütte 97 Steinmetzmeister 159 Steinsdorfferinn, Margarethe 129 Stephanskirche (siehe auch St. Stephan) 24, 28, 90, 109 Stephansplatz 84 Sterzenmeister 163 Sterzing 33, 43 Steueramtsverwandte 37 Steueranschlag häufig, insbes. 74 ff., 120, 209 Steuerbuch 11, 18 – 20, 33, 66, 70, 129, 177 Steuerdiener 22, 37, 46, 63

Steuerdokumente 66, 177 Steuereinhebung 21, 43, 44, 66, 68 Steuereinnehmer 19, 34, 37, 39, 40, 46, 67, 69, 131 Steuererhebung 32, 46, 177 Steuerformen 38 Steuerfreiheit 155 Steuergeld 69 Steuerherren 13, 18, 20, 37, 71, 177 Steuerhöhe 68, 120 Steuerknechte 46, 70 Steuerleistung 18, 49, 69, 177 Steuerlast 19, 20, 32, 33, 67, 69 Steuerliste 9, 32, 33, 42 – 44, 54, 57, 66, 73, 74, 77, 108, 129, 163, 177 Steuerordnung 43 Steuerpflicht 31, 38, 47, 71, 92 Steuerquote 34, 39, 71, 125 Steuerregister 33 Steuerrückstände 71, 158 Steuerschätzung 70 Steuerschuld 20, 33, 41, 46, 70 – 73, 174 Steuervorschlag 50, 60 Steuerwesen 15, 22, 32, 34, 41, 44, 178 Steuerzahler 66, 68, 69, 105, 113 Steuerzwecke 35 Stiftung 35, 85 – 87, 89, 90, 153, 168 Stigelmayr, Hans 91 Störer 54 Strafandrohung 53 Straspurg, Hainreich von 132 Strauchengasse 149 Strauss, Elisabeth 158, 159 Streitfall 60 Stubentor 21, 24, 25, 35, 36, 150, 215 Stubenviertel 21, 94, 95, 100, 120 Süß, Jakob 97 Swerfurb, Blasien von 138 Tagelöhner 15, 53, 76, 119, 127, 163 Tändler 110 Teilbrief 159 Tenk, Stephan 111, 179 Testamentsvollstrecker 59 Textilgewerbe 113, 114

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Personen-, Sach- und Ortsregister

Tiefer Graben 55, 62, 66, 85, 126, 140, 142, 143, 175, 210, 227 Tischlergeselle 60 Tirol 33, 40, 42 Tomaschek, Johann Adolf 10 Töpferei 97 Totenbuch 90 Totengedenken 59, 90, 91 Totengräber 91 Totenkalender 90 Trompeter 72, 100, 103, 116, 117, 143 Trumetter, Jorgen 117 Trumetter, Mert 117 Trumetterzeche (Trompeterzeche) 117 Tuchhändler 83, 96, 98, 99, 109, 166 Tuchlauben 55, 66, 73, 84, 96, 98 – 100, 106, 112, 114, 152, 153, 166, 167, 177, 181, 210 Tuchscherer 72, 111, 112, 114, 189, 190 Tuchschneider 96, 98 Tunawer, Jakob 58 Türkenbelagerung 26, 31, 79, 81, 116, 120, 179 Türmer 100 Überlieferungszufall 64 Ulmer, Lienhart 119 Ulrichskirche 24 Unbeschaiden, Heinrich 87, 88 Underkeuffin, Preyd 91 Ungarn 94, 165 Ungeld 42, 121 Ungrün, Hans 136 Universität 45, 55 Unter den Lauben 98 Unternehmer 118 Unterschicht 53 Urteilsschreiber 103 Vaschanch, Peter 51 Vastenwirt, Hans 123 Veltsperger, Hans 143 Venedig 57 Verberinn, Agnes 135 Verbrauchssteuer 42 Verheiratung 52 Vermieter 55 – 59, 65, 181 Vermieterin 59 Vermögenssteuer 19, 32, 33, 38, 42, 70, 125

Verteidigung 22, 24, 26, 31, 35, 79, 93, 176, 179 Verteidigungsanlage 26, 35 Vertrag 48, 55 – 57, 87, 93, 119, 132, 134, 151, 169, 174 Vertragspartei 57 Vertragsrecht 130 Verwalter 57 – 59, 131 Verwaltung 9, 10, 15, 21, 22, 49, 66, 89, 102, 107, 136, 176 – 178 Verwaltungseinheit 21, 22 Verwaltungsgeschichte 15 Verwandte 60, 71, 74, 131, 135, 138, 145, 158, 159, 162, 170, 180 Verwandtschaftsnachweise 14 Verwandtschaftsverhältnisse 133, 136, 137 Vestenhaimerin, Margarethe 135 Vierer 22, 123 Viertelhauptleute 22, 37, 100 Vifianz, Simon 136 Vikar 85, 87, 88 Vogel, Mathes 111 Vorderösterreich 42 Vormund 19, 48, 55, 128, 214, 220, 222 Vorstadtbebauung 28, 30, 82 Vorstadtbefestigung 23, 24, 26, 30, 35, 126, 176 Vorstadtgraben 30, 122 Vorstadthaus 92, 116, 153 Vorstadthaushalte 75, 77 Vorsteuer 43 Voller, Chuncz 65, 66 Völkl, Ulrich 51, 71 Wachshaus 97 Wahlrecht 49, 52 Währung 57 Waidhoven, Konrad von 89 Waidhoven, Ulrich von 137 Wallseer 155 – 157 Wallseerhof 156 Wasserversorgung 141 Wehrfähigkeit 37 Wehrturm 148 Weichselbaum, Michael 162 Weidenstraße 18, 73, 74, 77, 79, 81, 101, 118, 119, 127, 211, 212 Weihnachten 56, 57, 70

Personen-, Sach- und Ortsregister 

Wein häufig, insbes. 120 ff. Wein- und Moststeuerbeschreibung 121 Weinanbau 120, 122, 123, 126 Weinanbaugebiet 126 Weinbau 88, 113, 119 – 122, 124, 127, 178, 179 Weinberg 118 Weineinfuhr 122, 123 Weinernte 121, 125 Weingarten 36, 51, 86 – 89, 91, 105, 119, 122, 123, 125 – 127, 131, 135, 137, 138, 150, 151, 161, 174, 175, 220, 224 Weingartenpächter 123 Weingartenparzellen 122 Weinhandel 120 – 122, 126 Weinhauer 103, 118, 126, 133 Weinkeller 125 Weinkonsum 121 Weinlese 69, 96, 125 Weinleseordnung 123 Weinmeister 67, 126 Weinperger, Hans 161, 202 Weinpressen 127 Weinproduktion 127 Weinschenken 122, 124 Weinsteuer 51, 70, 120, 125 Weinzierle 120 Weiss, Kunz 109 Weißkirchen, Kaspar von 92 Wels, Mert von 55 Welser, Hanns 105, 204 Weniger, Andreas 145 Werdertor 24, 30, 55, 150, 160 Werkleute 142, 149 Weygendorffer, Nikolaus 58 Widmer, Simon 123, 206 Widmertor häufig, insbes. 79, 115 Widmervorstadt häufig, insbes. 115, 126 Wiener Hofburg 82 Wiener Stadt- und Landesarchiv 12, 14, 64 Wienerwald 126, 178 Wienfluss 24, 28, 65 Wigkendorffer, Elisabeth 158 Wipplingerstraße (Wiltwercherstraße) 92, 102, 114, 153, 210 Wirt 134 Wirtshaus 97

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Wisent, Thomas 152 Wisler, Matthias 105, 184, 185 Wissinger, Christian 39, 54 Witwe häufig, insbes. 128 ff., 133 ff. Witwer 128, 135 Wohnbedingungen 14, 15, 40, 55, 58, 180 Wohngebäude 150, 151 Wohngegenden 55 Wohnhaus 26, 39, 56, 89, 97, 110, 142 – 145, 150, 155, 180 Wohnraum 11, 58, 144, 153, 158, 159, 164, 165, 180 Wohnrecht 48 Wohnturm 155 Wohnverhältnisse 11, 15, 48, 60, 74, 140, 160, 163, 178, 180, 181 Wollzeile 151, 152 Wolmuet, Bonifaz 12, 28, 29, 62, 63, 156, 157 Wozniak, Thomas 13 Wulderstorffer, Kolman 87 Würffel, Hans 152 Zech, Bertelme 55 Zechenmeister 89, 117, 118 Zeibig, Hartmann J. 10 Zeughaus 62, 155 Zeugstadel 62 Ziegeldecker 150, 189 Ziegelstadel 23, 81 Zingk, Hans 98, 191 Zink, Hans 48 Zink, Niklas 92, 129, 130, 186 Zimmerleute 54, 89 Zimmermann 54, 97, 110, 112, 118, 159 Zimmermann, Wentzlab 162 Zisterzienser 85, 91 Zisterzienserinnen 91 Zu den Röhren (Badestube) 64, 143, 147, 210, 215 Zugbrücken 35 Zugezogene 46, 47 Zuliefergewerbe 126 Zunft/Zünfte 45, 54, 89, 95, 101, 105, 118, 128 Zunftgenossen 54 Zunftmitglied 54 Zuzzerman, Heinrich 137

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POLITISCHE FUNKTIONALITÄTEN VON STADTRÄUMEN Roman Czaja | Zdzisław Noga | Ferdinand Opll | Martin Scheutz (Hg.) Politische Funktionen städtischer Räume und Städtetypen im zeitlichen Wandel. Nutzung der historischen Städteatlanten in Europa Political Functions of Urban Spaces and Town Types through the Ages. Making Use of the Historic Towns Atlases in Europe and of other space-related Historical Research 2019. 538 Seiten, mit zahlreichen farb. Abb., gebunden € 90,00 D | € 93,00 A ISBN 978-3-205-20902-7

Preisstand 1.1.2020

Politische Funktionalitäten von mittelalterlichen und neuzeitlichen Stadträumen aus verschiedenen disziplinären Perspektiven und im europäischen Raum stehen im Zentrum des vorliegenden Bandes. Einerseits behandeln die rund 20 Beiträge konkrete Räumlichkeiten wie das Rathaus und Orte der Vergesellschaftung, zum anderen werden vor dem Hintergrund der Europäischen Städteatlanten verschiedene Stadttypen und die Funktionalisierung von Stadträumen deutlich gemacht: Festungsstädte, Hafenstädte, Industriestädte, Klosterstädte und Residenzstädte.

BIS IN DAS ALLTAGSLEBEN HINEINREICHENDES GESAMTBILD DER STADT IM MITTELALTER

Eberhard Isenmann Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150-1550 Stadtgestalt, Recht, Verfassung, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft 2., durchgesehene Auflage 2014. 1.133 Seiten, gebunden € 110,00 D | € 114,00 A ISBN 978-3-412-22358-8 Auch als ePub erhältlich

Preisstand 1.1.2020

Die mittelalterliche Stadt erscheint uns heute als eine durch Mauern befestigte, in dichten Reihen bebaute und von einem Gewirr enger Gassen durchzogene Siedlung. Die Stadt des Mittelalters war in der Tat eine abgegrenzte eigene Lebenswelt mit kirchlichen Enklaven. Doch sie stand nicht völlig isoliert, sondern war mit dem Umland, dem Stadt- und Landesherrn oder mit König und Reich sowie mit der Papstkirche verbunden. Im Hinblick auf Regierung, Gesetzgebung und Verwaltung war sie ein erster deutscher „Staat“. Bürgerliches Friedensverständnis und politische Partizipation ließen eine frühe Zivilgesellschaft entstehen.