Werthaltigkeitsprüfung von zahlungsmittelgenerierenden Einheiten nach IAS 36: Darstellung und Konzeptionelle Kritik unter besonderer Berücksichtigung des Nutzungswerts [1 ed.] 9783896444684, 9783896734686

Mit der konzeptionellen Ausgestaltung des IAS 36 verfolgt das IASB konsequent den eingeschlagenen Weg hin zu einer zeitw

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Werthaltigkeitsprüfung von zahlungsmittelgenerierenden Einheiten nach IAS 36: Darstellung und Konzeptionelle Kritik unter besonderer Berücksichtigung des Nutzungswerts [1 ed.]
 9783896444684, 9783896734686

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Schriftenreihe der

Jürgen Halter

Werthaltigkeitsprüfung von zahlungsmittelgenerierenden Einheiten nach IAS 36

Verlag Wissenschaft & Praxis

Werthaltigkeitsprüfung von zahlungsmittelgenerierenden Einheiten nach IAS 36

Schriftenreihe der

Herausgegeben von Prof. Dr. Claus Meyer

Band 5

Jürgen Halter

Werthaltigkeitsprüfung von zahlungsmittelgenerierenden Einheiten nach IAS 36 Darstellung und konzeptionelle Kritik unter besonderer Berücksichtigung des Nutzungswerts

Verlag Wissenschaft & Praxis

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 978-3-89673-468-6 © Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2008 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. 07045/930093 Fax 07045/930094

Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany

Geleitwort Die Claus und Brigitte Meyer-Stiftung lobt den Thomas-Gulden-Preis zur Erinnerung an den im Alter von 25 Jahren an einer unheilbaren Krankheit verstorbenen ehemaligen Studenten Thomas Gulden für besondere Leistungen aus. Zum Ende des Sommer-Semesters 2005 wurde der Preis erstmals verliehen. Im Frühjahr 2008 wird Herr Jürgen Halter, Master of Arts in International Finance and Accounting, für seine herausragenden Studienleistungen und seine exzellente Master-Thesis mit dem Thomas-Gulden-Preis ausgezeichnet. Die Claus und Brigitte Meyer-Stiftung veröffentlicht die Arbeiten der Preisträger in der Schriftenreihe der MEYER STIFTUNG. Die Master-Thesis von Herrn Jürgen Halter beschäftigt sich mit dem Thema „Werthaltigkeitsprüfung von zahlungsmittelgenerierenden Einheiten nach IAS 36 – Darstellung und konzeptionelle Kritik unter besonderer Würdigung des Nutzungswerts“. Frau Prof. Dr. Ulrike Eidel betreute diese Master-Thesis. Ihre fundierten und umfangreichen Kenntnisse der internationalen Rechnungslegung haben durch die Begleitung der Ausarbeitung wesentlich zum Gelingen der Arbeit beigetragen. Die Claus und Brigitte Meyer-Stiftung freut sich, die ausgezeichnete MasterThesis als fünften Band der Schriftenreihe veröffentlichen zu können. Für die großzügige Unterstützung bei der Herausgabe der Schriftenreihe bedanken wir uns herzlich bei Herrn Dr. Brauner vom Verlag Wissenschaft und Praxis.

Stuttgart, im April 2008

Prof. Dr. Claus Meyer

Die „Claus und Brigitte Meyer-Stiftung“ ist eine rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in Stuttgart, die am 21. April 2005 vom Regierungspräsidium Stuttgart als Stiftungsbehörde anerkannt wurde. Nach dem Freistellungsbescheid des Finanzamts Stuttgart-Körperschaften vom 16. August 2007 ist sie gemeinnützig und von der Besteuerung freigestellt. Der Zweck der Stiftung wird verwirklicht durch die Förderung von Wissenschaft und Forschung, der Bildung und Erziehung und der Unterstützung bedürftiger Studierender der Hochschule Pforzheim. Er wird insbesondere realisiert durch ƒ

die Verleihung des Thomas-Gulden-Preises für hervorragende Studienleistungen und/oder eine ausgezeichnete Diplom/Masterarbeit aus dem Gebiet des Controlling, Finanz- und Rechnungswesen an einen oder mehrere Studierende. Der Preis wird zur Erinnerung an den ehemaligen Studenten Thomas Gulden und dessen Persönlichkeit verliehen. Er besteht aus einem Geldpreis und der Veröffentlichung der Diplom-/Masterarbeit.

ƒ

die Vergabe von Zuschüssen und Ähnlichem an Studierende, insbesondere an in Not geratene, zur Fortsetzung und erfolgreichem Abschluss ihres Studiums.

Das Konten der Stiftung werden bei der BW Bank unter der Nr. 498 04 94, Bankleitzahl 600 501 01, bei der Sparkasse Pforzheim Calw, Nr. 7670230, Bankleitzahl 666 500 85 und bei der Volksbank Pforzheim, Nr. 270 44 21, Bankleitzahl 666 900 00, geführt. Spendenbescheinigungen zur steuerlichen Abzugsfähigkeit als Sonderausgaben werden auf Wunsch gerne erteilt. Claus und Brigitte Meyer-Stiftung Adresse: Bernsteinstr. 102, 70619 Stuttgart Telefon/Fax: 0711/4411488 E-Mail: [email protected] Internet: www.meyer-stiftung.de

Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde als Master-Thesis zur Erlangung des Master of Arts (M.A.) in International Finance and Accounting an der Graduate School der Hochschule Pforzheim eingereicht und angenommen. Die Arbeit wurde im November 2007 abgeschlossen und Anfang 2008 im Rahmen der Veröffentlichung überarbeitet. Für die Auszeichnung mit dem Thomas-Gulden-Preis möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr. Claus Meyer und seiner Frau Brigitte Meyer sowie der MEYER STIFTUNG herzlich bedanken. Die Auszeichnung mit dem Thomas-Gulden-Preis zum Gedenken an den im Jahre 2003 verstorbenen Studenten Thomas Gulden hat mich sehr geehrt. Mein besonderer Dank gilt Frau Prof. Dr. Ulrike Eidel für die Betreuung meiner Master-Thesis. Ihre engagierte Unterstützung und stete Diskussionsbereitschaft haben nicht nur maßgeblich zum Gelingen vorliegender Arbeit beigetragen, sondern mich auch wesentlich darin bestätigt, Sachverhalte kritisch zu hinterfragen und daraus eigene Schlussfolgerungen abzuleiten. Ebenfalls danken möchte ich in diesem Zusammenhang Herrn Prof. Dr. Bernd Britzelmaier für die Übernahme der Zweitkorrektur und die herzlichen (Fach-)Gespräche während meiner Zeit an der Hochschule Pforzheim. Den größten Dank schulde ich aber meinen Eltern Josef und Maria Halter, die mich auf meinem bisherigen Lebensweg und während des Studiums so selbstlos und außergewöhnlich unterstützt haben. Von ganzem Herzen danken möchte ich schließlich meiner Freundin, Denise Müller, für ihr Verständnis und ihren liebevollen Rückhalt.

Esslingen, im April 2008

Jürgen Halter

Inhaltsverzeichnis Geleitwort.................................................................................................................5 Vorwort ....................................................................................................................7 Inhaltsverzeichnis.....................................................................................................9 Abbildungsverzeichnis ...........................................................................................12 Tabellenverzeichnis................................................................................................13 Abkürzungsverzeichnis ..........................................................................................14 Symbolverzeichnis .................................................................................................16 1

2

Einleitung .......................................................................................................19 1.1

Problemstellung ........................................................................................19

1.2

Zielsetzung der Arbeit ..............................................................................21

1.3

Gang der Untersuchung ............................................................................21

Systematik der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36 ................................25 2.1

Anwendungsbereich und Bewertungsanlässe...........................................25

2.2

Relevante Wertkonzepte und definitorische Abgrenzung ........................27

2.3

Bewertungsobjekte ...................................................................................29

2.3.1

Vermögensgegenstand vs. zahlungsmittelgenerierende Einheit........29

2.3.2

Ableitung des Buchwerts einer zahlungsmittelgenerierenden Einheit................................................................................................34

2.4

2.3.2.1

Schulden und gemeinschaftliche Vermögenswerte ....................34

2.3.2.2

Geschäfts- oder Firmenwert........................................................36

Feststellung und bilanzielle Abbildung eines Wertminderungsbedarfs....39

10

3

Inhaltsverzeichnis

Bewertung zahlungsmittelgenerierender Einheiten ..................................41 3.1

Zulässigkeit möglicher Bewertungsverfahren ..........................................41

3.2

Bestimmung des Nettoveräußerungserlöses .............................................42

3.3

Ermittlung des Nutzungswerts..................................................................46

3.3.1

Vorbemerkungen ...............................................................................46

3.3.2

Planung der Zahlungsmittelüberschüsse............................................47

3.3.2.1

Grundlagen zur Schätzung künftiger Zahlungsströme................47

3.3.2.2

Planungshorizont.........................................................................48

3.3.2.3

Abbildung von Wachstum und Investitionen..............................50

3.3.2.4

Behandlung von Steuern und Finanzierungskosten ....................52

3.3.3

4

Ableitung des Kapitalisierungszinssatzes ..........................................54

3.3.3.1

Grundlagen..................................................................................54

3.3.3.2

Risikofreier Zins .........................................................................56

3.3.3.3

Risikoprämie ...............................................................................57

Kritische Würdigung der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36 ..............59 4.1

Vergleich von Nettoveräußerungserlös und Nutzungswert ......................59

4.2

Beurteilung des Nutzungswerts aus Sicht der Bewertungstheorie ...........65

4.2.1

Abbildung von Unsicherheit im Barwertkalkül.................................65

4.2.1.1

Theoretische Konzeptionen zur Risikoberücksichtigung............65

4.2.1.2

Abbildung von Unsicherheit nach IAS 36 ..................................67

4.2.2

Wertrelevanz von Steuern und Finanzierung.....................................71

4.2.2.1

Vorbemerkungen.........................................................................71

4.2.2.2

Thesen von Modigliani und Miller .............................................72

Inhaltsverzeichnis

11

4.2.2.2.1 Grundmodell vor Steuern ........................................................72 4.2.2.2.2 Modellmodifikationen .............................................................74 4.2.2.3

Implikationen auf die Berechnung des Nutzungswerts nach IAS 36.................................................................................75

4.2.2.3.1 Kapitaltheoretische Betrachtungsweise...................................75 4.2.2.3.2 Problemfelder und alternative Bewertungsansätze .................77 4.3

Zweckmäßigkeit der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36 .....................85

4.3.1

Objektivierung als Grundsatz einer Rechnungslegung nach IFRS ..........................................................................................85

4.3.2 5

Grad der Objektivierung im Werthaltigkeitstest nach IAS 36...........87

Schlussbetrachtung........................................................................................91

Anhang – Teil A .....................................................................................................97 Anhang – Teil B .....................................................................................................99 Literaturverzeichnis..............................................................................................105 Rechtsquellenverzeichnis .....................................................................................111 Stichwortverzeichnis ............................................................................................113

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Indikatoren einer möglichen Wertminderung nach IAS 36 ..........26 Abbildung 2: Abgrenzung des Bewertungsobjekts im Werthaltigkeitstest.........31 Abbildung 3: Algorithmus zur Ableitung zahlungsmittelgenerierender Einheiten........................................................................................38 Abbildung 4: Zulässige Bewertungsverfahren im Werthaltigkeitstest nach IAS 36...................................................................................41 Abbildung 5: Berechnung des Nutzungswerts nach IAS 36 ...............................47 Abbildung 6: Konzeptionelle Unterschiede von Nutzungswert und Nettoveräußerungserlös im DCF-Kalkül.....................................................61 Abbildung 7: Verlauf der Kapitalkosten im Vorsteuermodell nach Modigliani / Miller ........................................................................74 Abbildung 8: Zielsetzung und Anforderungen einer Rechnungslegung nach IFRS......................................................................................85 Abbildung 9: Objektivierungseignung der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36...................................................................................90 Abbildung 10: Aufbau des IAS 36 unter Berücksichtigung des Bewertungsobjekts ........................................................................97 Abbildung 11: Verfahren zur Ermittlung divisionaler Betafaktoren nicht börsennotierter Unternehmen ...............................................98 Abbildung 12: Iterative Ableitung des Vorsteuerzinses mittels Microsoft Excel Zielwertsuche - Datenmaske .............................................103 Abbildung 13: Iterative Ableitung des Vorsteuerzinses mittels Microsoft Excel - Ergebnis ..........................................................................104

Tabellenverzeichnis Tabelle 1:

Fallstudie Nutzungswert und Steuern – GuV-Planung .................99

Tabelle 2:

Fallstudie Nutzungswert und Steuern – Cashflow-Planung..........99

Tabelle 3:

Fallstudie Nutzungswert und Steuern – Ableitung Kapitalisierungszins ....................................................................100

Tabelle 4:

Nutzungswert und Steuern - Nachsteuerberechnung ..................101

Tabelle 5:

Nutzungswert und Steuern – Vorsteuerberechnung mittels Grossing-Up ....................................................................101

Tabelle 6:

Nutzungswert und Steuern – Vorsteuerberechnung iterativ..........................................................................................102

Abkürzungsverzeichnis A.

Appendix (eines IAS/IFRS-Standards)

Anm. d. Verf.

Anmerkung des Verfassers

BC.

Basis for Conclusions (eines IAS/IFRS-Standards)

BCZ.

Aus der Vorgängerversion des Standards übernommene BC

BilMoG

Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz

CAPM

Capital Asset Pricing Model

DAX

Deutscher Aktienindex

DCF

Discounted Cashflow

EBIT

Earnings before Interest and Taxes

EBITDA

Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization

F.

Framework der IFRS

FCF

Free Cashflow

Fn.

Fußnote

GBP

Great Britain Pound

GE

Geldeinheit(en)

GoF

Geschäfts- oder Firmenwert

GuV

Gewinn- und Verlustrechnung

HFA

Hauptfachausschuss des IDW

HGB

Handelsgesetzbuch

i.H.v.

In Höhe von

i.V.m.

In Verbindung mit

IAS

International Accounting Standard(s)

IASB

International Accounting Standards Board

IDW

Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V.

IDW RS

IDW Rechnungslegungsstandard

IDW S

IDW Standard

Abkürzungsverzeichnis

IE.

Illustrative Examples (eines IAS/IFRS-Standards)

IFRS

International Financial Reporting Standard(s)

Plc.

Public Limited Company

TCF

Total Cashflow

Tz.

Textziffer

VG

Vermögensgegenstand

WACC

Weighted Average Cost of Capital

ZGE

Zahlungsmittelgenerierende Einheit

15

Symbolverzeichnis B0

Barwert zum Zeitpunkt t0

Eu

Beta eines unverschuldeten Unternehmens

Ev E

Beta eines verschuldeten Unternehmens

EK

Eigenkapital (bemessen zum Marktwert)

v rEK

Eigenkapitalkosten eines verschuldeten Unternehmens

Beta-Faktor als Maß des systematischen Risikos gemäß CAPM

u EK

r

Eigenkapitalkosten eines unverschuldeten Unternehmens

E rM

Erwartete Rendite des Marktportfolios

E rj

Erwartete Rendite eines risikobehafteten Vermögenswerts j

E CF1

Erwartungswert unsicherer Cashflows in t1

CFt

FCF

Free Cashflows eines unverschuldeten Unternehmens nach Steuern

FK

Fremdkapital (bemessen zum Marktwert)

FK t 1

Fremdkapitalbestand zu Beginn der Periode t

GK

Gesamtkapital (bemessen zum Marktwert)

rWACC

Gewogene durchschnittliche Kapitalkosten (nach Steuern)

rd

Gewogene durchschnittliche Kapitalkosten (vor Steuern)

cov

Kovarianz

cov CF1; rM

Kovarianz aus den erwarteten unsicheren Cashflows in t1 und der Rendite des Marktportfolios

cov rj ; r M

Kovarianz aus der erwarteten Rendite des Vermögenswerts j und der Rendite des Marktportfolios

O

Marktpreis des Risikos gemäß CAPM

GK n.St .

Marktwert des Gesamtkapitals nach Steuern

rM

Rendite des Marktportfolios

rEK

Risikoadjustierte Renditeforderung der Eigenkapitalgeber

rFK

Risikoadjustierte Renditeforderung der Fremdkapitalgeber

Symbolverzeichnis

rf

Risikoloser Basiszins

RP

Risikoprämie

rc

Risikoprämie

z

Risikozuschlag zum sicheren Zinsfuß

SÄ CF1

Sicherheitsäquivalent unsicherer Cashflows in t1

TSt

Steuerersparnis der Fremdfinanzierung (Tax Shield)

s

(Unternehmens-)Steuersatz 2

V V M2

Varianz

FK

Verschuldungsgrad (bemessen zu Marktwerten)

EK M CF1

Varianz der erwarteten Rendite des Marktportfolios Wahrscheinlichster Cashflow in t1

17

1

Einleitung

1.1 Problemstellung Mit Blick auf die im Jahr 2000 erfolgte Mannesmann-Akquisition ließ der Mobilfunkkonzern Vodafone im Vorfeld des per 31. März 2006 endenden Geschäftsjahres verlauten, bis zu 28 Mrd. britische Pfund (GBP) auf den unter anderem aus dieser Transaktion resultierenden Geschäfts- oder Firmenwert (goodwill) außerplanmäßig abschreiben zu müssen.1 Gemäß dem im Frühsommer 2006 publizierten Geschäftsbericht verbuchte das Unternehmen bei einem Konzernumsatz von 29 Mrd. GBP einen Verlust in Höhe von 22 Mrd. GBP; die außerplanmäßige Abschreibung auf den Geschäfts- oder Firmenwert (GoF) Das konkretisierte sich schlussendlich auf 23,5 Mrd. GBP.2 Mobilfunkunternehmen führte als Grund dieses Wertminderungsbedarfs die Anwendung der International Financial Reporting Standards (IFRS) an und wies diesbezüglich darauf hin, dass die Abbildung der finanziellen Performance einer Unternehmung nach diesem Regelwerk wesentlich auf Einschätzungen des Managements basiere.3 Aus den Ausführungen im Anhang ist dabei zu entnehmen, dass die unmittelbare Ursache der enormen Wertberichtigung in der Revision eben dieser Managementeinschätzungen zu sehen ist: Bedingt durch den zunehmenden Wettbewerbs- und Preisdruck seien anfänglich unterstellte Wachstumsaussichten nicht länger haltbar und der Wertansatz des GoF daher zu revidieren.4 Das Unternehmen trägt damit den vom Standardsetter IASB am 31. März 2004 verabschiedeten Neufassungen des IAS 36 (impairment of assets) und IFRS 3 (business combinations) Rechnung. Entgegen IAS 22 (1998) wird ein Geschäftsoder Firmenwert nach IFRS 3 nun nicht mehr planmäßig abgeschrieben, sondern verbleibt so lange mit dem aus der Erstkonsolidierung ermittelten Wert aktiviert, bis ein in IAS 36 geregelter Werthaltigkeitstest (impairment test) einen Wertminderungsbedarf anzeigt (impairment-only approach).5 Nach IAS 36.8 ist 1 2

3 4

5

Vgl. Pressemitteilung der Vodafone Group Plc. vom 27.2.2006, Vodafone (2006a), S. 1. Vgl. Vodafone (2006b), S. 72, wobei mit 19,4 Mrd. GBP der Großteil dieses Betrags auf den aus der Mannesmann-Transaktion resultierenden GoF entfiel, vgl. Vodafone (2006b), S. 91. Vgl. Vodafone (2006b), S. 26. Vgl. Vodafone (2006b) S. 91. Hinweise auf die ökonomische Interpretation dieser Aussage gibt Küting bereits im Jahr der Transaktion: „Die eigentliche Herausforderung an das Management von Vodafone Airtouch aus der Akquisition von Mannesmann wird in den kommenden Jahren darin bestehen, den Nachweis zu erbringen, dass der für diese Beteiligung gezahlte immense Kaufpreis und die in ihm zum Ausdruck kommenden sehr optimistischen Zukunftserwartungen an die weitere Entwicklung des neuen Telekommunikationsgiganten gerechtfertigt waren. Gelingt dieser Nachweis nicht … muss die Akquisition als Fehlinvestition eingestuft werden.“ In: Die Welt-Online vom 02.03.2000. Vgl. Pellens, B. / Fülbier, R. / Gassen, J. (2006), S. 697 und IFRS 3.54f.

20

Kapitel 1: Einleitung

eine solche Wertminderung gemeinhin immer dann erforderlich, wenn der Buchwert eines Vermögenswerts (carrying amount) dessen erzielbarer Betrag (recoverable amount) übersteigt. Letzterer ergibt sich laut IAS 36.18 aus dem höheren Betrag von Nettoveräußerungserlös (fair value less cost to sell) und Nutzungswert (value in use). Kann der Nettoveräußerungserlös in diesem Zusammenhang als ein weitgehend durch Markttransaktionen konkretisierter Verkaufspreis verstanden werden, so verkörpert der Nutzungswert hingegen den Wert, den ein Vermögensgegenstand bei Verbleib im Unternehmen generiert. Die Ermittlung dieses internen Wertbeitrags erfolgt anhand eines Barwertkalküls.6 Die besondere Brisanz des Impairment-Only Approach nach IFRS 3 und IAS 36 liegt dabei nicht nur in der Unberechenbarkeit und potenziellen Volatilität der Ertrags- und Eigenkapitalsituation vor dem Hintergrund hoher Geschäfts- oder Firmenwertansätze in der Bilanzierungspraxis.7 Vielmehr stellt bereits die Herleitung und Interpretation des erzielbaren Betrags sowohl Bilanzierende als auch Prüfer und Adressaten dieser Jahresabschlüsse vor neue Herausforderungen. Dies ist vor allem darin begründet, dass die Charakteristika des IAS 36 teilweise deutlich in Widerspruch zu bisherigen (auch internationalen) Rechnungslegungstraditionen stehen. So erfolgt die Werthaltigkeitsprüfung unter bestimmten Voraussetzungen nicht auf Ebene einzelner Bilanzposten, sondern auf Stufe einer gesamthaften Betrachtung mehrerer Vermögensgegenstände, so genannter zahlungsmittelgenerierender Einheiten (cash generating units), was ein klares Abrücken vom Einzelbewertungsgrundsatz darstellt.8 Ferner ergibt sich der erzielbare Betrag als Vergleichsgröße zum Buchwert in Abwesenheit eindeutiger Marktdaten aus diskontierten Zahlungsströmen, deren konkrete Ausgestaltung und Berechnung naturgemäß stark ermessensbehaftet sind.9 Zuletzt steht die starke Orientierung an subjektiven Einschätzungen des Managements bei der Ermittlung des Nutzungswerts gar in Konflikt zu dem sonst um Objektivierung bemühten Ansatz des Fair-Value-Accounting der IFRS.10 Die Vorgaben des Standardsetters sind jedoch nicht nur aus rechnungslegerischer Sicht in Frage zu stellen. Kritische Stimmen der Bewertungstheorie kommen so bspw. zum Schluss, dass die Regelungen des IAS 36 den Werthaltigkeitstest thematisch zwar in die Nähe einer Unternehmensbewertung rücken lassen,11 aber gleichzeitig Widersprüche innerhalb des Standards – etwa das Verbot zur Berücksichtigung von Steuern, Finanzierungskosten und Erweiterungsinvestitionen – 6 7

8 9 10 11

Vgl. Hachmeister, D. (2005a), S. 194. So übersteigt der Goodwill gleich mehrerer DAX-Konzerne (z.B. RWE AG, TUI AG) das bilanzielle Eigenkapital, in: Handelsblatt vom 22.09.2005. Vgl. Klingels, B. (2005), S. 41 und Haring, N. (2004), S. 3. Vgl. Lienau, A. / Zülch, H. (2006), S. 319. Vgl. Haring, N. (2004), S. 3. Vgl. Ballwieser, W. (2006), S. 199 und Hachmeister, D. (2005a), S. 213.

Kapitel 1: Einleitung

21

zumindest im Rahmen einer derart verstandenen Gesamtbewertung „…sinnlos oder gar fehlleitend…“12 seien.

1.2 Zielsetzung der Arbeit Aus den aufgezeigten Charakteristika des Werthaltigkeitstests13 nach IAS 36 – Abkehr vom Prinzip der Einzelbewertung, Orientierung an zukunftsbezogenen, zahlungsstrombasierten Größen und Subjektivität der wertbestimmenden Parameter – ergeben sich folgende Implikationen für die Zielsetzung vorliegender Arbeit. So scheint es einleitend angebracht, die unterschiedlichen Bewertungsebenen als Bezugspunkt einer Wertminderungsprüfung aufzuzeigen und entsprechend voneinander abzugrenzen. Darüber hinaus bedarf die vorgebrachte Kritik an den Wertkonzepten des IAS 36 einer weiteren Erörterung. Insbesondere ist dabei zu prüfen, inwiefern die Regelungen des IASB zum Werthaltigkeitstest eindeutig im Sinne von unmissverständlich, in sich konsistent und widerspruchsfrei sind. Aus aufzuzeigenden Gründen wird der Diskussion des Nutzungswerts hierbei ein besonderes Interesse beigemessen. Vor dem Hintergrund der mehrfach proklamierten Nähe der Werthaltigkeitsprüfung zur Unternehmensbewertung ist dabei der Frage nachzugehen, inwiefern die Spezifika des IAS 36 mit der gängigen Theorie von Investitionsrechnung und Unternehmensbewertung vereinbar sind. Ferner bleibt zu prüfen, welchen Spielraum die Regelungen des IAS 36 dem Bilanzierenden eröffnen und wie dieser aus Sicht der Grundwerte der IFRS (framework) zu beurteilen ist.

1.3 Gang der Untersuchung Hierzu wird zunächst die Systematik des Werthaltigkeitstests im folgenden Kapitel 2 ganzheitlich dargestellt. Ein Schwerpunkt bildet dabei die definitorische Abgrenzung der beiden Ausprägungen des erzielbaren Betrags im Normengerüst des IAS 36; Nettoveräußerungserlös und Nutzungswert. Darüber hinaus erfolgt in diesen Ausführungen eine Fokussierung auf die Frage, auf welcher Aggregationsebene der Vergleich von Buchwert und erzielbarem Betrag innerhalb des bilanzierenden Unternehmens zu erfolgen hat. Dabei wird deutlich, dass der Bildung zahlungsmittelgenerierender Einheiten (ZGE) eine besondere Relevanz beizumessen ist. Dies resultiert einerseits aus der Komplexität anzuwendender

12 13

Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 740. Wobei im Folgenden Werthaltigkeitstest / -prüfung, Wertminderungstest und Niederstwerttest synonym zu verstehen sind. Vgl. bezüglich einer theoretisch exakten Abgrenzung Klingels, B. (2005), S. 12.

22

Kapitel 1: Einleitung

Bilanzierungs- und Bewertungsvorschriften, andererseits aus der Bedeutung der ZGE für die Rechnungslegungspraxis. Aus diesem Grund befasst sich Kapitel 3, das zusammen mit den Ausführungen zur Abgrenzung des Bilanzierungsobjekts in Kapitel 2 als erster Hauptteil vorliegender Ausarbeitung zu interpretieren ist, mit der Bewertung zahlungsmittelgenerierender Einheiten. Der asymmetrischen Gewichtung der Regelungen in IAS 36 folgend, steht die Ableitung des Nutzungswerts einer ZGE hierbei im Mittelpunkt der Betrachtung. Dass ein derart gelagerter Diskurs über eine bloße Wiedergabe der in IAS 36 subsumierten Vorschriften hinausgehen muss, verdeutlichen zahlreiche kritische Publikationen im Nachgang zur Veröffentlichung des Standards durch das IASB.14 Kapitel 2 und 3 kommt vor diesem Hintergrund auch die Aufgabe zu, die Intention des Standardsetters darzulegen und – wo geboten – die „…teilweise schwer verständlichen Regelungen des IAS 36“15 aus Sicht der Literatur zu konkretisieren. Dem schließt sich als zweiter Hauptteil vorliegender Ausarbeitung Kapitel 4 als ausführliche und kritische Würdigung der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36 an. Hierzu werden einleitend die Unterschiede zwischen den Wertkonzepten Nettoveräußerungserlös und Nutzungswert herausgearbeitet und hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Praxis überprüft. Zentraler Bestandteil dieses Kapitels, mithin vorliegender Arbeit, bildet eine sich anschließende Diskussion des als Barwertkalkül definierten Nutzungswerts aus Sicht des Schrifttums zur Unternehmensbewertungs- und Investitionstheorie. In Form einer Gegenüberstellung von Theorie und Normengerüst wird zunächst der Frage nachgegangen, inwiefern die Vorgaben zur Abbildung von Unsicherheit in IAS 36 gängigen Methoden und Modellvorstellungen entsprechen. Im Fortgang wird sodann die Wertrelevanz von Ertragssteuern und Finanzierung thematisiert. Dies scheint insofern angebracht, als dass das Postulat einer Nutzungswertermittlung vor Steuern und in Unabhängigkeit der Kapitalstruktur in Konflikt zur klassischen Bewertungstheorie steht. Die weitere Betrachtung zeigt dabei auf, dass die zutreffende Umsetzung dieser Vorgaben auch drei Jahre nach Veröffentlichung des IAS 36 keineswegs einheitlich und abschließend geklärt ist. Stattdessen existieren unterschiedliche, sich widersprechende Auffassungen in der rechnungslegungsnahen Literatur, die sowohl einer Untersuchung auf Konformität zum Standard als auch einer kritischen Prüfung aus Sicht der Bewertungstheorie bedürfen.

14

15

Vgl. beispielsweise die Ausführungen von Ballwieser, W. (2006), S. 200 zur Berücksichtigung von Unsicherheit oder die kontroversen Diskussionen um Vor-/Nachsteuerbetrachtungen in Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 5 und Lienau, A. / Zülch, H. (2006), S. 321. Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1048.

Kapitel 1: Einleitung

23

Den Übergang zu einer vermehrt praxisorientierten Diskussion bildet der letzte Teilabschnitt von Kapitel 4, der die vorliegende Arbeit zugleich beschließt. Nach der Aufarbeitung potenzieller Konflikt- und Problemfelder im Zuge der Durchführung des Niederstwerttests steht an dieser Stelle die Frage nach dem Aussagegehalt auf diese Weise ermittelter Bilanzansätze im Mittelpunkt der Diskussion. Hierzu werden zunächst die grundlegenden Werte und Ziele einer Rechnungslegung nach IFRS adressiert und anschließend untersucht, inwiefern die normative Ausgestaltung des IAS 36 diesen Ansprüchen gerecht wird.

2

Systematik der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36

2.1 Anwendungsbereich und Bewertungsanlässe Obwohl die IFRS im Gegensatz zum deutschen Handelsgesetzbuch (HGB) keine explizit vorsichtige, dem Neutralitätsgrundsatz widersprechende Bilanzierung verfolgen, finden auch hier Imparitäts- und Niederstwertprinzip Eingang in die Rechnungslegung.16 Die entsprechenden Vorschriften zur Notwendigkeit, Wertminderungen bei Vermögenswerten letzterem Grundsatz nach zu erfassen, finden sich an erster Stelle in IAS 36. Darüber hinaus regeln weitere Einzelstandards die Identifikation, Ermittlung und Bilanzierung von Wertminderungen besonderer Vermögenswerte. Diese abweichenden Bestimmungen sind in IAS 36.2 ausdrücklich vom Geltungsbereich des Standards ausgegrenzt und umfassen insbesondere Vorräte (IAS 2), Fertigungsaufträge (IAS 11), latente Steueransprüche (IAS 12) sowie Vermögenswerte aus künftigen Leistungen an Arbeiternehmer (IAS 19) und solche, die unter die Regelungen des IAS 39, IAS 40 und IFRS 5 fallen. Trotz des Umstands, dass IAS 36.1 zwar grundsätzlich die Anwendung des Standards auf sämtliche Vermögenswerte vorsieht, beschränkt diese umfassende Negativabgrenzung den Geltungsbereich des IAS 36 im Wesentlichen auf die bilanzielle Erfassung von Wertminderungen:17 ƒ

im Sachanlagevermögen,

ƒ

immaterieller Vermögensgegenstände,

ƒ

des derivativen Geschäfts- oder Firmenwerts, und

ƒ

bestimmter anderer Finanzvermögenswerte.18

Zur Definition des Auslösemoments einer Wertminderungsprüfung greift das IASB auf eine verfeinerte Gliederung genannter Bilanzierungsobjekte zurück. Für immaterielle Vermögensgegenstände, die noch nicht nutzbar sind oder die über eine unbeschränkte Nutzungsdauer verfügen, ist ein Werthaltigkeitstest verpflichtend in jährlichem Turnus durchzuführen (IAS 36.10). Identische Vorschrift ist ebenfalls anzuwenden auf einen erworbenen Geschäfts- oder Firmenwert. Die 16

17 18

Wenn auch die IFRS an diversen Stellen gravierend vom HGB abweichen, was etwa die Abbildung nicht realisierter Gewinne im Zuge des Imparitätsprinzips betrifft. Vgl. hierzu bspw. IAS 16.31-42 (Neubewertungsmethode im Sachanlagevermögen) oder IAS 21.27-34 (Auswirkungen von Wechselkursänderungen) und die Anmerkungen von Pellens, B. / Fülbier, R. U. / Gassen, J. (2006), S. 244. Vgl. Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 4 u. Pellens, B. / Fülbier, R. / Gassen, J. (2006), S. 245. Ohne hierauf näher einzugehen subsumiert IAS 36.4 hierunter Anteile an Tochterunternehmen (IAS 27), assoziierten Unternehmen (IAS 28) und Gemeinschaftsunternehmen (IAS 31).

26

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

Wahl des unmittelbaren Prüfungszeitpunkts überlässt der Standardsetter zunächst dem Rechnungslegenden, vorausgesetzt die jährliche Überprüfung der Werthaltigkeit erfolgt stetig zum gleichen Termin im Berichtszeitraum (IAS 36.10 und IAS 36.96). Für Vermögenswerte, die keiner obligatorischen Werthaltigkeitsprüfung unterliegen, sieht IAS 36.9 weitere Prüfungshandlungen nur für den Fall vor, dass zum Bilanzstichtag Anzeichen auf eine potenzielle Wertminderung vorliegen. Dem Bilanzierenden obliegt es, zum Stichtag das Vorhandensein derartiger Anhaltspunkte abzuprüfen. Deuten Indikatoren Zweifel an der Werthaltigkeit von Vermögensgegenständen an, hat dies die verpflichtende Durchführung eines Wertminderungstests zur Folge.19 Das IASB stellt dem Rechnungslegenden dabei eine Liste möglicher externer und interner Indikatoren zur Seite, deren Eintritt eine Wertminderung hervorrufen bzw. diese signalisieren können (zusammengefasst in nachfolgender Abbildung). IAS 36.13 stellt jedoch gleichzeitig auch klar, dass es sich dabei keineswegs um eine abschließende Aufzählung handelt und die Existenz weiterer Anzeichen analog zur Durchführung eines Wertminderungstests verpflichtet. Indikatoren auf Wertminderung nach IAS 36.12 …unternehmensextern

…unternehmensintern

ƒ nicht durch Zeitablauf / normale Nutzung erklärbarer signifikanter Marktwertrückgang eines Vermögenswerts innerhalb Berichtszeitraum

ƒ Überalterung / physische Schäden bei Vermögensgegenständen

ƒ eingetretene / erwartete nachteilige Veränderung im gesamtwirtschaftlichen Unternehmensumfeld ƒ Erhöhung der Marktzinssätze / -renditen mit Auswirkungen auf interne Kalkulationszinssätze ƒ Buchwert Eigenkapital > Marktwert Eigenkapital

ƒ nachteilige Änderungen in Art und Umfang, wie Vermögenswert künftig Nutzen generieren kann (z.B. Stilllegungen, Restrukturierungen etc.) ƒ Hinweise aus dem internen Berichtswesen, dass substanzielle Verminderung der Ertragskraft eines Vermögenswertes eingetreten ist oder erwartet wird (IAS 36.14)

Abbildung 1: Indikatoren einer möglichen Wertminderung nach IAS 36

19

So weit sich zum Stichtag Anzeichen einer erneuten Wertminderung ergeben, trifft dies auch zu auf Vermögenswerte, die bereits unterjährig im Rahmen eines verpflichtenden Niederstwerttests auf Werthaltigkeit geprüft wurden, vgl. Pellens, B. / Fülbier, R. / Gassen, J. (2006), S. 246.

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

27

Eine Erleichterung wird mit IAS 36.15 lediglich insoweit geboten, als dass vor dem Hintergrund des Wesentlichkeitsgebots auf einen Werthaltigkeitstest dann verzichtet werden kann, wenn letztmals erfolgte Prüfung einen signifikant über dem Buchwert liegenden erzielbaren Betrag ergeben hat und sich ursprüngliche Datenkonstellation und wirtschaftliches Umfeld im Wesentlichen unverändert darstellen.20

2.2 Relevante Wertkonzepte und definitorische Abgrenzung Aus der Zielsetzung des IAS 36 – Sicherstellung, dass der bilanzielle Ansatz eines Vermögensgegenstands nicht zu einem höheren Wert als dem erzielbaren Betrag erfolgt (IAS 36.1) – folgt für den Wertminderungstest zunächst die Gegenüberstellung und das Abgleichen von Buchwertgröße einerseits und erzielbarem Betrag andererseits (IAS 36.8). Für den Fortgang vorliegender Arbeit scheint es an dieser Stelle sinnvoll, die beiden Wertkonstrukte definitorisch abzugrenzen und auf deren Einbettung in das Wertekonzept der IFRS einzugehen. Für den Buchwert ist dies wenig komplex. Er ergibt sich gemäß IAS 36.6 aus den fortgeführten Anschaffungs- und Herstellungskosten vermindert um kumulierte Abschreibungen und Wertminderungsaufwendungen.21 Der erzielbare Betrag ist hingegen definiert als der höhere Wert aus (IAS 36.6):22 ƒ

beizulegendem Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten (fair value less cost to sell), auch Nettoveräußerungserlös, als jener Betrag, der aus der Veräußerung des Vermögenswerts zu Marktbedingungen zwischen sachverständigen, vertragswilligen und voneinander unabhängigen Geschäftspartnern nach Abzug der Veräußerungskosten erzielt werden könnte, und

ƒ

Nutzungswert (value in use) als Barwert der geschätzten, künftigen Zahlungsströme aus der fortgesetzten Nutzung und anschließendem Verkauf des Vermögenswerts.

Mit der Gegenüberstellung von betrieblicher Nutzung einerseits und Veräußerung andererseits werden zwei unterschiedliche Verwertungsmöglichkeiten berücksichtigt. Dem Konzept des erzielbaren Betrags liegt nach Lienau / Zülch das Rationalkalkül des Managements zu Grunde. Demnach sieht sich die Unternehmensleitung grundsätzlich mit der Frage konfrontiert, ob „…das mit dem betrachteten Vermögenswert verbundene Nutzenpotenzial höher bei dessen 20 21

22

Vgl. Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 743. Eine um Aspekte der Folgebewertung erweiterte Buchwertdefinition liefert Klingels, B. (2005), S. 9 durch Eingehen auf die Spezifika des Wertansatzes nach Anschaffungskosten- und Neubewertungsmodell. Vgl. hierzu auch IDW RS HFA 16, Tz. 8.

28

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

sofortiger Veräußerung oder bei seiner fortwährenden Nutzung im betrieblichen Leistungsprozess [ist]“23. Da im Rahmen eines Investitionsentscheids dem Management grundsätzlich beide Optionen offen stehen (und einer rational handelnden Unternehmensleitung die Realisierung der jeweils bestmöglichen Verwendung unterstellt wird), ist der höhere der beiden Werte als Vergleichsgröße zum Buchwert relevant.24 Die Ermittlung beider Werte ist indes nicht zwingend erforderlich. Entsprechend dem aufgezeigten ökonomischen Grundgedanken genügt bereits das Überschreiten des Buchwerts durch eine der beiden Wertgrößen des erzielbaren Betrags, um die Notwendigkeit einer bilanziellen Wertminderung abzuwenden (IAS 36.19). Die Bestimmung des jeweils anderen Betrags erübrigt sich in diesem Fall.25 Ferner kann auf die Ermittlung des Nutzungswerts auch dann verzichtet werden, wenn beide Wertgrößen grundsätzlich ableitbar sind und davon auszugehen ist, dass der Nutzungswert den beizulegenden Zeitwert abzüglich Kosten der Veräußerung nicht wesentlich übersteigt (IAS 36.21). Obschon beide Wertkonzepte als Ausprägungen des erzielbaren Betrags damit eine gewisse Gleichstellung innerhalb des Werthaltigkeitstests erfahren,26 unterscheiden sie sich hinsichtlich Konzeption und ökonomischem Aussagegehalt gravierend. So verkörpert der Nutzungswert grundsätzlich eine interne Sicht des zu bewertenden Unternehmens und reflektiert in Folge Kenntnisstand, Erwartungen und unternehmensspezifische Faktoren, wie sie nur für das bilanzierende Unternehmen selbst zutreffend sein können.27 Demgegenüber steht mit dem Nettoveräußerungserlös eine Wertgröße aus unternehmensexterner Perspektive, deren Bestimmung das Zugrundelegen typisierter Faktoren statt individueller Nutzenerwartungen erfordert und damit einem (hypothetischen) Verkehrswert unter fremden Dritten entspricht.28 Begründet der Nutzungswert (value in use) eine eigenständige und vor Publikation des IAS 36 kaum diskutierte Wertkategorie innerhalb der IFRS,29 so steht der Nettoveräußerungserlös (fair value less cost to sell) in unmittelbarer Nähe zu dem in der internationalen Rechnungslegung weit verbreiteten Konzept des beizulegenden Zeitwerts (fair value). Baetge et al. halten diesbezüglich fest: „Sind die Veräußerungskosten

23

24 25 26 27 28 29

Lienau, A. / Zülch, H. (2006), S. 320 und IAS 36.BC71: „Measuring recoverable amount as the higher of fair value less costs to sell and value in use is intended to reflect the economic decisions that are made when an asset becomes impaired: is it better to sell or keep using the asset?” Vgl. Wagenhofer, A. (2005), S. 165 und IDW RS HFA 16, Tz. 8. Vgl. Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 3. Vgl. Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1034. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 8. Vgl. Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1048 und Lienau, A. / Zülch, H. (2006), S. 320. Vgl. Lienau, A. / Zülch, H. (2006), S. 319.

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

29

bedeutungslos, entspricht der Nettoveräußerungspreis dem beizulegenden Zeitwert des Vermögenswerts.“30

2.3 Bewertungsobjekte 2.3.1

Vermögensgegenstand vs. zahlungsmittelgenerierende Einheit

Entsprechend der Nomenklatur voriger Kapitel31 liegt den IFRS grundsätzlich das Einzelbewertungsprinzip zu Grunde; jeder Vermögenswert ist separat auf seine Werthaltigkeit hin zu überprüfen.32 Von diesem Grundsatz ist nach IAS 36.66 jedoch immer dann abzuweichen, wenn der erzielbare Betrag für einen einzelnen Vermögenswert nicht ermittelbar ist. An die Stelle einzelner Vermögensgegenstände tritt in diesem Falle die zahlungsmittelgenerierende Einheit (ZGE), definiert als kleinste identifizierbare Gruppe von Vermögenswerten, die Mittelzuflüsse erzeugen, die weitestgehend unabhängig von den Mittelzuflüssen anderer Vermögenswerte oder anderer Gruppen von Vermögenswerten sind (IAS 36.6).33 Entgegen der Kernaussage obiger Definition einer ZGE und vereinzelten Meinungen der Literatur34 ist die Unabhängigkeit von Mittelzuflüssen nicht das ausschließliche Kriterium zur Beantwortung der Frage, ob ein Werthaltigkeitstest auf Ebene eines einzelnen Vermögensgegenstands stattzufinden hat oder nicht. Vielmehr legt IAS 36.66 eindeutig fest, dass ein Ausweichen auf eine Gruppe von Vermögenswerten nur dann geboten (und zulässig) ist, wenn der erzielbare Betrag des betrachteten Vermögensgegenstands nicht ermittelt werden kann. Nach IAS 36.67 ist dies immer dann der Fall, wenn: ƒ

nicht davon ausgegangen werden kann, dass der Nutzungswert eines Vermögensgegenstands dessen Nettoveräußerungserlös entspricht, und

ƒ

der Vermögenswert keine Mittelzuflüsse aus der fortgesetzten Nutzung erzeugt, die weitestgehend unabhängig von denen anderer Vermögenswerte sind.

Dies bedarf einer weiteren Erläuterung. Hintergrund der Regelungen von IAS 36.67 ist die Problematik der Ermittlung des Nutzungswerts für einen einzelnen Vermögenswert. Entsprechend dem Nutzungswertkonzept erfolgt dessen Bestimmung auf Basis diskontierter Zahlungsströme, die ein Vermögens30

31 32 33 34

Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 16. Auf die Charakteristika beider Wertkonzepte wird in Kapitel 3 detailliert eingegangen, Kapitel 4.1 greift die Abgrenzung beider Größen ausführlich auf. Mit der Bezeichnung des Bewertungsobjekts als (einzelner) Vermögenswert bzw. Vermögensgegenstand. Vgl. Küting, K. / Dawo, S. / Wirth, J. (2003), S. 178 ebenso Hinz, M. (2005), S. 149. Wobei vorhergehende Kapitel 2.1 u. 2.2 sowohl für Vermögenswerte als auch ZGE gelten, vgl. IAS 36.7. Vgl. Wagenhofer, A. (2005), S. 171.

30

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

wert bei dessen interner Nutzung für die Unternehmung zukünftig generiert.35 Eine solch isolierte Wertbestimmung kann nur dann erfolgen, wenn die Zahlungsströme dem Vermögensgegenstand eindeutig zuordenbar sind; ein in der Unternehmenspraxis eher seltener Fall und häufig nur vorfindbar bei vertraglich festgelegten Cashflows (z.B. durch Leasing-, Miet- oder Lizenzverträge).36 Eine Einzelbewertung ist jedoch auch dann zulässig, wenn der beizulegende Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten ermittelbar und höher ist als der Buchwert des Vermögenswerts.37 Dies ist insofern bedeutsam, als dass zur Bestimmung des Nettoveräußerungserlöses die Voraussetzung unabhängiger Mittelzuflüsse nicht erfüllt sein muss.38 Vor diesem Hintergrund empfiehlt IDW RS HFA 16, die Wertminderungsprüfung mit der Bestimmung des Nettoveräußerungserlöses auf Stufe einzelner Vermögenswerte zu beginnen. Liegt dieser dann entweder über dem Buchwert oder kann geschätzt werden, dass der Nutzungswert nahe dem beizulegenden Nettoveräußerungserlös liegt, unterbleibt eine Werthaltigkeitsprüfung auf Ebene der zahlungsmittelgenerierenden Einheit (IAS 36.21 i.V.m. IAS 36.22 und IAS 36.67).39 Erst wenn der Nettoveräußerungserlös eines Vermögenswerts nicht ermittelbar und eine Ableitung des Nutzungswerts aufgrund nicht vorhandener, unabhängiger Cashflows ebenfalls unmöglich ist, erfolgt eine Ausweitung des Werthaltigkeitstests auf zahlungsmittelgenerierende Einheiten. Nachfolgende Abbildung 2 greift die komplexe Abgrenzung der Aggregationsstufen im Niederstwerttest nach IAS 36 auf und verdeutlicht die Vorgehensweise anhand eines Flussdiagramms graphisch.

35 36 37 38 39

Vgl. Kapitel 2.2. Vgl. Wirth, J. (2005), S. 11. Vgl. Budde, T. (2006), S. 2567 und IAS 36.22a. Vgl. Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1034 und Budde, T. (2006), S. 2567. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 82.

V E R M Ö G E N S G E G E N S T A N D (VG)

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

Nettoveräußerungserlös für einzelnen VG ermittelbar?

ja

nein

ja

ja

Geschätzter Nutzungswert nahe Nettoveräußerungserlös?

Nutzungswert > Buchwert?

ja

ja

ZAHLUNGSM. – GEN. EINHEIT (ZGE)

ja

nein

Nutzungswert der ZGE > Buchwert?

Wertminderung liegt vor!

Wertminderung liegt nicht vor!

IAS 36.8 / IAS 36.22a

IAS 36.8 / IAS 36.22b

IAS 36.8 / IAS 36.22

nein

Wertminderung liegt vor!

nein

Wertminderung liegt vor!

nein

Nettoveräußerungserlös der ZGE > Buchwert?

Wertminderung liegt nicht vor!

nein

nein

Nutzungswert für einzelnen VG bestimmbar und unabhängige Cash Flows zurechenbar?

Nettoveräußerungserlös > Buchwert?

31

IAS 36.8 / IAS 36.66 /

ja

Wertminderung liegt nicht vor!

IAS 36.67

Wertminderung liegt nicht vor!

Abbildung 2: Abgrenzung des Bewertungsobjekts im Werthaltigkeitstest (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an IDW RS HFA 16, Tz. 92)

Führt die nach diesem Schema geführte Untersuchung bezüglich der zu testenden Bilanzierungsobjekte zum Ergebnis, dass eine Wertminderungsprüfung nur für eine Gruppe von Vermögenswerten durchführbar ist, gilt es die konkreten Bestandteile dieser ZGE in einem zweiten Schritt zu identifizieren. Mit Bezug auf die Definition einer ZGE in IAS 36.6 lässt es das IASB jedoch offen, was

32

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

einerseits unter „kleinster identifizierbarer Gruppe“ und andererseits „weitestgehend unabhängiger Mittelzuflüsse“ quantitativ zu verstehen ist. Vielmehr erfolgt bereits zu Beginn des Vorschriftenkatalogs zu zahlungsmittelgenerierenden Einheiten in IAS 36.68 der Hinweis, dass sich deren Identifikation im Wesentlichen auf relativ weiche Faktoren, insbesondere ein ausgewogenes Urteil (judgement),40 zu stützen hat. IAS 36.69 führt hierzu weiter aus, dass sich die Konkretisierung dieses Urteils mit Blick auf die Abgrenzung von Bewertungseinheiten daran orientieren soll, wie die Unternehmenssteuerung und -überwachung organisatorisch umgesetzt ist (z.B. anhand Produktgruppen, Geschäftsbereichen, geographischer Einheiten) und auf welcher Aggregationsebene Entscheide über Fortgang oder Aufgabe einzelner Teilbereiche samt darin enthaltener Vermögenswerte getroffen werden. Den eher subjektiven und situativen Charakter der Regelungen zur Identifikation zahlungsmittelgenerierender Einheiten nach IAS 36 unterstreichen zudem zahlreiche, fallbezogene Beispiele in den Illustrative Examples im Anhang des Standards. Schmusch / Laas halten hierzu jedoch fest, dass diese Hinweise „eher verwirrend denn hilfreich“41 seien. In Folge vager Vorgaben des IAS 36 weist denn auch die um Lösungsansätze bemühte, rechnungslegungsnahe Literatur eine breite Streuung hinsichtlich potenzieller Handlungs- und Umsetzungsvorschläge auf. Einigkeit besteht in Anlehnung an die Definition der ZGE in IAS 36.6 zunächst darin, dass das relevante Separationskriterium für den Umfang einer Bewertungseinheit in der Zuweisung weitestgehend unabhängiger Mittelzuflüsse42 zu sehen ist.43 Mit dem Ziel einer weiteren Eingrenzung des Problemkomplexes bieten sich vorab die Ausführungen des IDW an, wonach grundsätzlich folgende Konstellationen für das Bewertungsobjekt im Wertminderungstest unterschieden werden können: 44

40 41 42

43

44

ƒ

einzelner Vermögensgegenstand

ƒ

zahlungsmittelgenerierende Einheit ohne zugeordnetem GoF

ƒ

zahlungsmittelgenerierende Einheit mit zugeordnetem GoF

ƒ

Gruppen von zahlungsmittelgenerierenden Einheiten

Vgl. hierzu neben IAS 36.68 auch Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 30. Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1049. Wobei unter Mittelzuflüssen Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente zu verstehen sind, die der Unternehmung von Dritten zufließen (IAS 36.69). Eine Ausnahme von dieser Regel besteht für Erzeugnisse, die zwar intern genutzt werden, aber an einem aktiven Markt verkauft werden könnten. Gemäß IAS 36.70 ist in diesem Fall trotz nicht gegebener, externer Cashflows eine entsprechende ZGE zu bilden und den Zahlungsströmen geschätzte, künftige Marktpreise zu Grunde zu legen. Vgl. Klingels, B. (2005), S. 68 auch Hachmeister, D. (2005b), S. 58; Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1034 sowie Wagenhofer, A. (2005), S. 173. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 80.

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

33

Hieraus ergeben sich im Wesentlichen zwei Schlussfolgerungen. Zum einen kann festgehalten werden, dass „die“ zahlungsmittelgenerierende Einheit als solche nicht existiert. Vielmehr determiniert der zu betrachtende Vermögensgegenstand die unmittelbare Ausprägung der Bewertungseinheit (vor allem bei Vorliegen eines Geschäfts- oder Firmenwerts).45 Zum anderen bleibt zu betonen, dass die auf einen einzelnen Vermögenswert fokussierte Niederstwertprüfung in der Regel ein Ausnahmefall darstellen dürfte.46 So scheitert eine Nutzungswertermittlung zumeist daran, dass Zahlungsströme auf Ebene eines einzelnen Vermögenswerts nur in den wenigsten Fällen eindeutig und unabhängig zurechenbar sind. Dies ergibt sich aus dem Umstand, dass selbst unmittelbar dem direkten Leistungserstellungsprozess zuordenbare Vermögensgegenstände (etwa eine Produktionsanlage) nur im Prozessverbund Mittelzuflüsse generieren und damit einer Einzelbewertung unzugänglich sind.47 Für den Nettoveräußerungserlös bleibt hingegen festzuhalten, dass sich aufgrund moderner Kommunikationsplattformen wie etwa des Internets zwar vermehrt Markt- und Angebotspreise isoliert je Vermögenswert ermitteln lassen, deren Verwertbarkeit im Niederstwerttest allerdings in Anbetracht der Vielzahl zu analysierender Vermögensgegenstände einer Unternehmung betriebswirtschaftlich kaum sinnvoll erscheint.48 Aufgrund der aufgezeigten praktischen oder tatsächlichen Schwächen einer Wertbestimmung des erzielbaren Betrags auf Ebene des einzelnen Vermögenswerts soll diese im weiteren Verlauf vorliegender Arbeit ausgeblendet werden. Es erfolgt stattdessen eine Fokussierung auf die praxisrelevantere Werthaltigkeitsprüfung zahlungsmittelgenerierender Einheiten. Die Konkretisierung „weitestgehend unabhängiger Mittelzuflüsse“ als maßgebliches Kriterium zur Abgrenzung einer ZGE bleibt vor dem Hintergrund dieser Eingrenzung indes scheinbar unberührt. Eine eher theoretisch-abstrakte Begriffsbestimmung liefern Brücks / Kerkhoff / Richter, die die weitestgehende Unabhängigkeit der Einzahlungen eines Unternehmensbereichs gegenüber anderen Gruppen von Vermögenswerten als dann nicht gegeben erachten, „…wenn zwischen den jeweiligen Einheiten Interdependenzen bestehen, die einer substanziellen, isolierten Dispositionsfreiheit hinsichtlich der betrachteten Gruppe von Vermögenswerten entgegenstehen“49. Einen praktisch fassbareren Schwellenwert für weitestgehende Unabhängigkeit versucht Klingels durch Ausweitung der 45 46

47

48

49

Vgl. Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1049 und Kapitel 2.3.2.2. So auch der mehrheitliche Tenor der Literatur, vgl. Küting, K. / Dawo, S. / Wirth, J. (2003), S. 183; Hachmeister, D. (2005a), S. 198 und Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1048. Anderer Ansicht hingegen Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1034 mit Blick auf immaterielle Vermögenswerte. Vgl. Budde, T. (2005), S. 2568. Dies gilt umso mehr für indirekt dem Leistungserstellungsprozess zurechenbare Vermögenswerte wie etwa Büro- oder Geschäftsausstattung. Vgl. Budde, T. (2005), S. 2569. Zumal die Werthaltigkeit derart ermittelter Wertansätze anzuzweifeln ist oder zumindest erhebliche Interpretationsspielräume eröffnet. Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 2.

34

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

Analyse auf die Ausgestaltung quantitativer Grenzziehungen in anderen IAS / IFRS abzuleiten. Demnach ist eine Unabhängigkeit der Mittelzuflüsse dann zu verneinen, wenn für betreffende Erzeugnisse oder Dienstleitungen kein aktiver Markt vorliegt und die Cashflows aus unternehmensexternen Quellen 75% der gesamten Einzahlungen einer potenziellen Bewertungseinheit unterschreiten.50 Eine allgemeine Gültigkeit soll und kann aus diesen polarisierenden Interpretationen allerdings nicht abgeleitet werden. Vielmehr deuten sie einerseits auf den erheblichen Ermessensspielraum hin, welchen die Vorgaben des IASB zur Abgrenzung einer ZGE eröffnen und weisen andererseits den Weg, den sowohl Literatur als auch Rechnungslegungspraxis hinsichtlich der konkreten Identifikation von Bewertungseinheiten beschreiten. Dieser besteht mehrheitlich darin, die enger gefassten Vorschriften zur Ableitung einer ZGE mit zugeordnetem Geschäfts- oder Firmenwert auf die Bildung sämtlicher Bewertungseinheiten zu verallgemeinern.51 Die Aussagen des IDW zu potenziellen Bewertungsobjekten rekapitulierend engt sich die Abgrenzungsproblematik in Folge ein auf die Identifikation von Bewertungseinheiten mit zugeordnetem Goodwill. Bevor dies in Kapitel 2.3.2.2 näher erörtert und der Versuch einer allgemeingültigen Anleitung zur Bildung von ZGE unternommen wird, erfolgt jedoch zunächst eine Darstellung genereller Grundsätze und spezieller Problemfelder in der bilanziellen Abbildung zahlungsmittelgenerierender Einheiten. 2.3.2

Ableitung des Buchwerts einer zahlungsmittelgenerierenden Einheit

2.3.2.1

Schulden und gemeinschaftliche Vermögenswerte

Ist die Wertminderungsprüfung auf Ebene einer Bewertungseinheit durchzuführen, so ist ungeachtet aufgezeigter Schwierigkeiten sicherzustellen, dass Buchwert und erzielbarer Betrag für die ZGE gemäß: ƒ

Äquivalenzprinzip (IAS 36.75) und

ƒ

Stetigkeitsprinzip (IAS 36.72)

konsistent und im Zeitablauf gleich ermittelt werden. Erstgenanntem Grundsatz nach dürfen nur jene Vermögenswerte in den Buchwert der zahlungsmittelgenerierenden Einheit eingehen, die auch zur Erzeugung der Mittelzuflüsse – und damit des erzielbaren Betrags der Bewertungseinheit – beitragen.52 Durch die 50

51 52

Diese hier stark verkürzte Darstellung stellt das Ergebnis einer ausführlichen Untersuchung der Begriffsabgrenzungen des IASB zur Wesentlichkeit in IAS 1, zum maßgeblichen Einfluss in IAS 28 sowie zum berichtspflichtigen Segment in IAS 14 dar, vgl. Klingels, B. (2005), S. 77-88 und Fn. 42. Vgl. hierzu die Ausführungen in Kapitel 2.3.2.2. Vgl. Küting, K. / Dawo, S. / Wirth, J. (2003), S. 182 und IDW RS HFA 16, Tz. 84.

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

35

analoge Abgrenzung von Buchwert und erzielbarem Betrag soll sichergestellt werden, dass der Wertminderungsaufwand einer ZGE vollständig erfasst wird.53 Dem Stetigkeitsgebot liegt hingegen die Überlegung zu Grunde, den gegebenen Ermessensspielraum bei der Identifikation einer Bewertungseinheit dergestalt einzugrenzen, als dass einmal gewählte Abgrenzungskriterien für die ZGE über die Zeit beizubehalten sind.54 Ein Abweichen hiervon ist nur dann zulässig, wenn sachliche Gründe dies erfordern (bspw. aufgrund von Änderungen der Organisations- oder Entscheidungsstruktur, hervorgerufen etwa durch Akquisitionen, Restrukturierungen oder dergleichen).55 Darüber hinaus ist bei der Zuordnung von Vermögensgegenständen zum Buchwert einer ZGE nach IAS 36.76a zu unterscheiden zwischen direkt und nur mittelbar zurechenbaren (gemeinschaftlichen) Vermögenswerten. Direkt zurechenbare Positionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch Veräußerung oder weitere Nutzung Mittelzuflüsse für jeweils eine einzige Bewertungseinheit erzielen und dieser in Folge unmittelbar zuzuordnen sind. Gemeinschaftliche Vermögenswerte (corporate assets) unterliegen hingegen einer gemeinsamen Nutzung verschiedener ZGE und generieren Mittelzuflüsse, die von denen anderer Vermögensgegenstände nicht unabhängig sind (bspw. Konzernverwaltungsgebäude).56 Trotz dieses Umstands und folglich im Gegensatz zu sonst gültigen Abgrenzungskriterien erfolgt für diese Vermögenswerte dennoch eine anteilige Zuordnung auf die jeweils nutzenden Bewertungseinheiten, falls dies auf vernünftiger und stetiger Basis (reasonable and consistent basis) möglich ist (IAS 36.102a). Kann eine vernünftige Basis für die Aufteilung nicht abgeleitet werden,57 hat der Werthaltigkeitstest als Vergleich von Buchwert und erzielbarem Betrag der ZGE zunächst ohne Berücksichtigung des gemeinschaftlichen Vermögenswerts zu erfolgen. Stattdessen sind die ZGE so lange zu Gruppen zusammenzufassen, bis eine vollständige oder sachgerechte Zuordnung möglich ist (IAS 36.102b).58 Eine weitere Besonderheit bei der Buchwertbildung stellen die Anforderungen des IAS 36.76b dar. Danach hat die Ableitung des Buchwerts einer zahlungsmittelgenerierenden Einheit grundsätzlich ohne Abzug einer bereits angesetzten Schuld zu erfolgen. Der Grund für diese Vorgehensweise liegt darin, dass der 53 54 55

56 57

58

Vgl. Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 33 und IAS 36.77. Vgl. Hinz, M. (2005), S. 151. Vgl. Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 764. Hieraus resultierende Wertminderungen/-aufholungen sind entsprechend unter Angabe einer Begründung im Anhang zu erläutern (IAS 36.73 i.V.m. IAS 36.130). Vgl. Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 763f. und IAS 36.100-103. Auch hier ist die Begriffsbestimmung durch das IASB sehr offen gehalten. Eine mögliche Schlüsselgröße wäre bspw. das Buchwertverhältnis des gemeinschaftlichen VG und ihn nutzende ZGE, vgl. IAS 36.IE75. Vgl. Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 765 und entspricht damit als Gruppe zahlungsmittelgenerierender Einheiten letztgenannter Kategorie von Objekten im Werthaltigkeitstests gemäß IDW, vgl. Kapitel 2.3.1.

36

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

erzielbare Betrag einer ZGE als deren Nettoveräußerungserlös respektive Nutzungswert ebenfalls ohne Berücksichtigung von Schulden zu ermitteln ist.59 Der Standardsetter trägt mit den Regelungen des IAS 36.76b folglich dem Äquivalenzprinzip Rechnung. Verdeutlicht wird dies durch die einzig zulässige Ausnahme nach IAS 36.78 und dem dort angeführten Beispiel. Kann der erzielbare Betrag für eine ZGE ohne die Berücksichtigung der Schuld nicht ermittelt werden, weil etwa ein potenzieller Erwerber der Bewertungseinheit zur Übernahme der Verbindlichkeit verpflichtet ist (z.B. Rekultivierungsverpflichtung im Bergbau), so hat analog eine entsprechende Berücksichtigung der Schuld im Buchwert der ZGE zu erfolgen.60 2.3.2.2

Geschäfts- oder Firmenwert

Aufgrund der einleitend aufgezeigten Wertrelevanz und Charakteristika zählt die Folgebewertung eines erworbenen Geschäfts- oder Firmenwerts zu einer der praktisch bedeutsamsten Fragestellungen der IFRS.61 Gemäß IFRS 3.51 ist der GoF dabei definiert als Überschuss der Anschaffungskosten des Unternehmenszusammenschlusses über den vom Erwerber angesetzten Anteil am beizulegenden Nettozeitwert der identifizierbaren Vermögenswerte und Schulden des akquirierten Unternehmens. Ökonomisch stellt der GoF nach IAS 36.81 eine Zahlung dar, die vom Erwerber in Erwartung eines künftigen Nutzenzuflusses einzeln nicht identifizierbarer Vermögenswerte geleistet wurde. Da eine Unabhängigkeit von den Zahlungsströmen anderer Vermögensgegenstände somit nicht gegeben ist, entzieht sich der Goodwill in Folge einer eigenständigen, isolierten Überprüfung auf Werthaltigkeit.62 Stattdessen ist ein derivativer GoF zum Erwerbszeitpunkt grundsätzlich auf diejenigen zahlungsmittelgenerierenden Einheiten aufzuteilen, die aus den erwarteten Synergien des Zusammenschlusses voraussichtlich profitieren werden (IAS 36.80). Unerheblich ist dabei, ob der entsprechenden ZGE auch andere Vermögenswerte aus dem konkreten Unternehmenserwerb zugeordnet wurden.63

59 60

61

62 63

Vgl. Klingels, B. (2005), S. 118 und IAS 36.28 i.V.m. IAS 36.43b sowie die Ausführungen in Kapitel 3. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 87; Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 34 und das in IAS 36.78 angeführte Beispiel: Buchwert ZGE = 1.000 GE; passivierte RST Renaturierung = 500 GE; Nettoveräußerungserlös = 800 GE (Übernahme der Rekultivierungsverpflichtung durch Käufer bereits eingepreist); Nutzungswert = 1.200 GE (n. IAS 36.43b ohne Abzug RST) Æ Herstellung Äquivalenz: Buchwert 500 GE (1000-500); Nutzungswert = 700 GE (1.200-500); Nettoveräußerungserlös = 800 GE. Vgl. Dobler, M. (2005), S. 25 und die Resonanz, die dieser Problemkomplex in der Literatur erfahren hat, vgl. auszugsweise Küting, K. / Dawo, S. / Wirth, J. (2003); Bieker, M. / Esser, M. (2004); Hachmeister, D. (2005a); Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005); Wirth, J. (2005) und IDW RS HFA 16. Vgl. Hachmeister, D. (2005a), S. 204. Vgl. Pellens, B. / Fülbier, R. / Gassen, J. (2006), S. 690.

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

37

Problematisch ist indes die Frage, anhand welcher Kriterien sich eine potenzielle Nutzung etwaiger Synergieeffekte durch die jeweiligen Bewertungseinheiten zu bemessen hat. Weder in den unmittelbaren Ausführungen des IAS 36 noch im Appendix oder den Basis for Conclusions (BC) geht das IASB auf diesen Sachverhalt ein.64 Auch das IDW fordert zunächst die konkrete Quantifizierung dieser Synergiepotenziale, bietet aber mit Schlüsselgrößen wie Ertragswertanteil, EBIT oder EBITDA Wertmaßstäbe an, auf die im Bedarfsfall rückgegriffen werden kann, sofern diese die erwarteten Synergien angemessen reflektieren.65 Wenngleich der Standardsetter keine explizite Normierung zur Verteilung eines entgeltlich erworbenen GoF vorgibt, so kodifiziert das IASB dennoch den Korridor, innerhalb dessen sich die Goodwillallokation auf Bewertungseinheiten zu vollziehen hat: ƒ

Untergrenze stellt demnach die kleinste Ebene von ZGE dar, auf welcher die Entwicklung des GoF zu Managementzwecken intern überwacht wird (IAS 36.80a).

ƒ

Obergrenze bildet hingegen das primäre oder sekundäre Berichtsformat gemäß den Vorgaben zur Segmentberichterstattung nach IAS 14 (IAS 36.80b).

Mit den Regelungen des IAS 36.80 verfolgt das IASB zwei Ziele. Zum einen soll durch Einziehen einer verbindlichen Obergrenze eine pauschale Werthaltigkeitsprüfung des GoF auf Ebene des Gesamtunternehmens unter dem Vorwand, der Unternehmenszusammenschluss erhöhe schließlich den Wert aller vor der Transaktion bestehenden ZGE, vermieden werden.66 Auf der anderen Seite zieht der Standardsetter die Konsequenzen aus Rückmeldungen der Praxis zum Exposure Draft des IAS 36 und stellt klar, dass eine missverstandene Zergliederung des Goodwills bedingt durch eine zu tiefe und damit willkürliche (arbitrarily) Zuordnung auf zahlungsmittelgenerierende Einheiten ebenfalls nicht gewollt ist (IAS 36.BC140). Vielmehr verankert das IASB durch Verweis auf diejenigen Ebenen, die unternehmensintern zur Überwachung des Erfolgs einer Unternehmenstransaktion – und damit implizit des Goodwills – dienen, den Management Approach auch für Zwecke der Werthaltigkeitsprüfung des GoF.67 Die Notwendigkeit zur Implementierung separater Reportingsysteme eigens für den Niederstwerttest besteht in Folge nicht (IAS 36.82).

64 65 66 67

So auch Wirth, J. (2006), S. 188. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 94. Vgl. Bieker, M. / Esser, M. (2004), S. 453 und IAS 36.BC139. Vgl. Senger, T./ Brune, J. / Elprana, K. (2006), S. 889.

38

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

Obwohl IAS 36 derartige Regelungen nur im Zusammenhang einer Wertminderungsprüfung des GoF erwähnt, tendiert die praxisnahe Literatur in Ermangelung anderweitiger Vorgaben dazu, dies auf die Ableitung sämtlicher zahlungsmittelgenerierender Einheiten zu generalisieren.68 Ein Algorithmus zur Identifikation von Bewertungseinheiten in praxisbezogenem Kontext vor diesem Hintergrund veranschaulicht nachfolgende Grafik. Schritt 1: Benennung des zu testenden Vermögenswerts

Schritt 2: Identifikation der für diesen Vermögensgegenstand verantwortlichen Managementebene

Schritt 3: Auswahl des für diese Managementebene relevanten Reportings

Aggregation auf höherer ZGE / Gruppe von ZGE falls Regelkreis zur Identifikation unabhängiger Mittelzuflüsse ergebnislos …

Aktiver Markt (potenziell) vorhanden (IAS 36.70) ?

Erwerb/Veräußerung VG durch identifizierte Mngt-Ebene möglich ?

Prospektiver Finanzplan vorhanden ?

Zuordnung künftiger Verkäufe möglich ?

Schritt 4: Abgrenzung der kleinsten unabhängigen Einheit innerhalb dieses Reportings Restriktion Ableitung ZGE mit zugeordnetem Geschäfts- oder Firmenwert:

Schritt 5: Verplausibilisierung auf Gesamtunternehmensebene

ƒ Untergrenze = interne Überwachung Goodwill ƒ Obergrenze = Segmente gemäß IAS 14

Abbildung 3: Algorithmus zur Ableitung zahlungsmittelgenerierender Einheiten (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Schmusch, M./Laas, T. (2006), S. 1049 u. Klingels B. (2005), S. 86f.)

68

Vgl. Deloitte (2004), S. 8; ähnlich Ernst & Young (2005), S. 8; Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1049.

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

39

2.4 Feststellung und bilanzielle Abbildung eines Wertminderungsbedarfs Übersteigt der Buchwert einer zahlungsmittelgenerierenden Einheit deren erzielbaren Betrag, ist in Höhe der Differenz eine Wertminderung zu erfassen (IAS 36.104). Gemäß dem zweigeteilten Aufbau des Standards (vgl. Abbildung 10 im Anhang) verweist IAS 36 hierzu zunächst auf die Gültigkeit der Regelungen zur Abbildung eines Wertminderungsbedarfs auf Ebene einzelner Vermögenswerte laut IAS 36.58-64. Demnach hat bei Unterschreiten des Buchwerts durch den erzielbaren Betrag grundsätzlich eine erfolgswirksame Abschreibung auf diesen zu erfolgen (IAS 36.60).69 Bei planmäßig abschreibbaren Vermögenswerten ist der künftige Abschreibungsplan ferner an die neue Buchwertbasis anzupassen (IAS 36.63). Die ergänzende Besonderheit mit Blick auf die bilanzielle Abbildung des Wertminderungsbedarfs einer ZGE besteht im Wesentlichen darin, dass: ƒ

sofern der betrachteten Bewertungseinheit ein Geschäfts- oder Firmenwert zugeordnet wurde, dieser vorrangig abzuschreiben ist (IAS 36.104a), und

ƒ

ein etwaig verbleibender Abwertungsbedarf anschließend proportional auf die in der ZGE enthaltenen, einzelnen Vermögenswerte verteilt wird (IAS 36.104b).

Im Rahmen dieser Zuordnung dürfen die einzelnen Vermögensgegenstände jedoch nicht unter Null oder deren erzielbaren Betrag (falls ermittelbar)70 wertberichtigt werden (IAS 36.105). Erfolgt der Werthaltigkeitstest darüber hinaus auf Stufe zahlungsmittelgenerierender Einheiten mit zugeordnetem Goodwill und liegt in gleicher Periode ein Abwertungsbedarf für die in diese ZGE eingehenden Vermögenswerte vor, so hat zunächst eine bilanzielle Abbildung dieses Wertminderungsbedarfs zu erfolgen. Der Ansatz der in den Buchwert der übergeordnete Bewertungseinheit eingehenden Vermögensgegenstände bzw. ZGE erfolgt zum bereits abgewerteten Betrag (IAS 36.97f.). 69

70

Anmerkungen: Bei Anwendung des Neubewertungsmodells hat zunächst eine erfolgsneutrale Minderung der Neubewertungsrücklage zu erfolgen (IAS 36.60). Ferner darf eine Wertminderung über den Buchwert hinaus nur dann als Rückstellung erfasst werden, wenn ein anderer Standard dies erfordert (IAS 36.62). Dies verwundert zunächst, da das Vorliegen eines erzielbaren Betrags für den einzelnen Vermögenswert den Werthaltigkeitstest auf Ebene übergeordneter ZGE doch überflüssig macht. Nach IAS 36.67a ist dies jedoch u.a. nur dann der Fall, wenn der geschätzte Nutzungswert nahe dem ermittelbaren Nettoveräußerungserlös liegt. Vgl. Bsp. IAS 36.107: Beschädigte Maschine mit Marktwert = Schrottwert kann weiterhin betrieblich genutzt werden und erzeugt im Verbund ausreichend Mittelzuflüsse, so dass auf Ebene der relevanten ZGE kein Abwertungsbedarf besteht. Somit gilt Buchwert Maschine < Nettoveräußerungserlös  geschätzter Nutzungswert (da Maschine im Verbund erheblich Nutzen generiert). Folge: Pflicht zur Bildung ZGE Æ Werthaltigkeit gegeben Æ kein Abwertungsbedarf trotz Buchwert < Nettoveräußerungserlös auf Ebene des einzelnen VG; vgl. Kapitel 2.3.1 und IAS 36.67 i.V.m. IAS 36.107b.

40

Kapitel 2: Systematik der Werthaltigkeitsprüfung

Ein realisierter Wertberichtigungsaufwand ist indes nicht zwingend auf Dauer angelegt. Vielmehr gilt nach IAS 36.109-125 grundsätzlich das Wertaufholungsgebot, wonach bei Wegfall eines früheren Abwertungsbedarfs auf den fortgeführten Buchwert zuzuschreiben ist. Zu beachten ist jedoch ein generelles Wertaufholungsverbot für den Geschäfts- oder Firmenwert (IAS 36.124).

3

Bewertung zahlungsmittelgenerierender Einheiten

3.1 Zulässigkeit möglicher Bewertungsverfahren

BEWERTUNGSMETHODE VERFAHREN

WERTKONZEPT

Nach Darstellung der grundsätzlichen Systematik der Werthaltigkeitsprüfung laut IAS 36 und Identifikation des als relevant erachteten Bewertungsobjekts zahlungsmittelgenerierende Einheit, obliegt es diesem Kapitel, deren konkrete Bewertung aufzuzeigen. Mit marktpreis-, kapitalwert- und kostenorientierten Verfahren stehen für Bewertungszwecke grundsätzlich drei Bewertungsmodelle zur Verfügung (zu entnehmen folgender Grafik).71 Erzielbarer Betrag gemäß IAS 36 höherer Wert relevant (IAS 36.6)

Nettoveräußer.-Erlös

Marktpreisorientierte Verfahren

Nutzungswert

Kapitalwertorientierte Verfahren (DCF)

Kostenorientierte Verfahren

Marktpreise auf aktivem Markt

Unmittelbare Cashflow Prognose

Reproduktionskostenmethode

Analogiemethoden

Methode der Lizenzpreisanalogie

Wiederbeschaffungskostenmethode

Residualwertmethode Mehrgewinnmethode

Abbildung 4: Zulässige Bewertungsverfahren im Werthaltigkeitstest nach IAS 36

Die Zuordnung von Bewertungsverfahren auf Wertkonzepte im erzielbaren Betrag erschließt sich dabei bereits intuitiv. Demnach ist der Nettoveräußerungserlös als jener Betrag, der bei Veräußerung für einen Vermögenswert zwischen vertragswilligen, sachverständigen Parteien zu Marktbedingungen erzielbar ist, unter Zu71

Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 18.

42

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nettoveräußerungserlös

hilfenahme marktpreisorientierter Verfahren zu bestimmen (IAS 36.25f.). Die Ermittlung des Nutzungswerts vollzieht sich hingegen gemäß dessen Ausgestaltung als Barwertgröße anhand kapitalwertbasierter Modelle (IAS 36.30). Eine solch eindeutige Zuordnung wird in der Theorie allerdings kontrovers diskutiert. Gegenstand des Disputs ist die Frage, ob in Abwesenheit greifbarer Marktdaten auch kapitalwertorientierte Verfahren zur Erhebung des Nettoveräußerungserlöses Anwendung finden dürfen.72 Einigkeit besteht nur insofern, als dass kostenorientierte Methoden generell unzulässig sind (IAS 36.BCZ29 und Abbildung 4).

3.2 Bestimmung des Nettoveräußerungserlöses Im Gegensatz zu anderen Regelungsbereichen der internationalen Rechnungslegung (bspw. der Kaufpreisallokation nach IFRS 3) definiert das IASB keinerlei Präferenzen hinsichtlich der Anwendung zugelassener Bewertungsverfahren – und damit Wertkonzepte im Werthaltigkeitstest. Aus dem Entstehungsprozess des IAS 36 vermerkt der Standardsetter in den Basis for Conclusions hierzu explizit: „...no preference should be given to the market’s expectations of the recoverable amount ... of an asset [Anm. d. Verf.: Nettoveräußerungserlös] over a reasonable estimate performed by the individual enterprise that owns the asset [Anm. d. Verf.: Nutzungswert]”73. Für den weiteren Verlauf der Arbeit anzumerken bleibt jedoch, dass trotz proklamierter Gleichrangigkeit beider Wertkonzepte eine auffällige Diskrepanz zwischen dem Regelungsumfang zum Nettoveräußerungserlös und den Vorgaben des IAS 36 zur Bestimmung des Nutzungswerts besteht. So konzentrieren sich die Ausführungen des IASB zur Herleitung des beizulegenden Zeitwerts abzgl. Veräußerungskosten auf nur fünf Paragraphen (IAS 36.25-29),74 die ihrerseits jedoch eine deutliche Rangfolge möglicher Quellen für dessen Bestimmung festlegen: 1.

Bestmöglicher Indikator für den Nettoveräußerungserlös ist demnach ein vertraglich fixierter Verkaufspreis zweier unabhängiger Geschäftspartner (IAS 36.25).

2.

Liegt ein solcher nicht vor, wird der Vermögenswert respektive die zahlungsmittelgenerierende Einheit75 aber auf einem aktiven Markt gehandelt, so ist

72 73 74 75

Vgl. hierzu ausführlich die Kapitel 3.2 und 4.1 sowie die dort angeführten Quellen. IAS 36.BCZ17a und die theoretische Fundierung gemäß Kapitel 2.2, dort Fn. 23. Dem stehen 28 Paragraphen zur Ableitung des Nutzungswerts gegenüber, vgl. Abbildung 10 im Anhang. Die Normen zur Bestimmung des erzielbaren Betrags (IAS 36.18-57) beziehen sich zunächst auf einen einzelnen Vermögenswert (asset). Den Ausführungen vorangestellt ist jedoch der Hinweis, dass die Vorschriften analog auf zahlungsmittelgenerierende Einheiten anzuwenden sind, vgl. IAS 36.18.

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nettoveräußerungserlös

43

dem Nettoveräußerungserlös ein möglichst zeitnaher Marktpreis zu Grunde zu legen (IAS 36.26). 3.

Existiert weder ein bindender Kaufvertrag noch ein aktiver Markt, so sind die bestmöglich verfügbaren Informationen heranzuziehen, um jenen Betrag zu bestimmen, den eine Veräußerung des Vermögenswerts zum Bilanzstichtag unter Marktbedingungen zwischen sachverständigen, vertragswilligen und voneinander unabhängigen Parteien erlösen könnte. Ergebnisse jüngst erfolgter Transaktion ähnlicher Vermögenswerte innerhalb derselben Branche sind hierbei zu berücksichtigen, so lange es sich nicht um Zwangsoder Liquidationsverkäufe handelt (IAS 36.27).

Die Intention einer derartigen, durch abnehmende Relevanz und Verlässlichkeit charakterisierten Fair-Value-Hierarchie76 liegt darin, sicherzustellen, dass ein auf diese Weise abgeleiteter Wertansatz gleichermaßen informativ, nachprüfbar und objektiv ist.77 Dem Grundgedanken einer möglichst marktnahen Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts (abzüglich Veräußerungskosten) stehen jedoch eine Reihe einschränkender Faktoren gegenüber. So stellt die überwiegende Mehrheit der Literatur fest, dass bei enger Auslegung der Kriterien 1 (bindender Kaufvertrag) und 2 (aktiver Markt) ein Kaufpreis bzw. Marktpreis für viele Vermögenswerte gar nicht verfügbar sein dürfte.78 Für den seltenen Fall eines vorliegenden Kaufvertrags gilt es überdies zu prüfen, ob ein solcher Vermögenswert bzw. eine derartige ZGE nicht als held for disposal nach IFRS 5 einzustufen ist und (folglich) aus dem Regelungsbereich des IAS 36 definitionsgemäß heraus fällt.79 Auch die Ableitung des Nettoveräußerungserlöses auf nachfolgender Stufe der FairValue-Hierarchie scheitert i.d.R. an der praktischen Anwendbarkeit. So ist beim Fehlen eines bindenden Kaufvertrags auf den (Angebots-)Preis zurückzugreifen, für den der Vermögenswert (die ZGE) auf einem aktiven Markt gehandelt wird. Konstitutive Merkmale eines aktiven Markts sind nach IAS 36.6 Homogenität und Transparenz gehandelter Güter und Liquidität des Markts an sich; Preise vergleichbarer Güter stehen also der Öffentlichkeit zur Verfügung und vertragswillige Käufer bzw. Verkäufer können jederzeit gefunden werden. Selbst der Standardsetter hält das Vorliegen eines Marktpreises nach diesem Verständnis für in der Praxis kaum gegeben (IAS 36.BCZ18).

76 77 78

79

Vgl. Wagenhofer, A. (2005), S. 161 und Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 3. Vgl. Pellens, B. / Fülbier, R. / Gassen, J. (2006), S. 249. Vgl. Budde, T. (2006), S. 2568, ebenso Protzek, H. (2003), S. 498; Haaker, A. (2005), S. 427; Hinz, M. (2005), S. 139; Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1034; Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1051 und Hoffmann, W.-D. (2007), S. 418. Vgl. Klingels, B. (2005), S. 283 und Kapitel 2.1 zum Anwendungsbereich des IAS 36.

44

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nettoveräußerungserlös

Als letztmöglicher Weg zur Ableitung des Nettoveräußerungserlöses verbleibt gemäß IAS 36.27 somit Kriterium 3, wonach der Preisfindung die besten verfügbaren Informationen (best information available) zu Grunde zu legen sind. Diese unklare Formulierung und der ausdrückliche Verweis auf eine Berücksichtigung vergleichbarer Transaktionen in der Vergangenheit eröffnen erhebliche Auslegungsspielräume und kontroverse Diskussionen. Zur weiteren Systematisierung bleibt zunächst anzumerken, dass der vom IASB angeführte Bewertungsansatz mittels vergleichbarer Transaktionen den Analogiemethoden gemäß Abbildung 4 zugeordnet werden kann.80 Die Theorie steht diesen Bewertungsmodellen jedoch überwiegend skeptisch gegenüber. Anlass zur Kritik geben insbesondere die mangelnde Vergleichbarkeit von Unternehmen aufgrund differierender Marktstellung, Lebenszyklen und operativer Risiken, der Mehrdimensionalität der Einflussfaktoren auf die jeweilige Preisfindung sowie der oftmals nicht gegebenen Übertragbarkeit früherer Transaktionen auf aktuelle Bewertungsfälle vor dem Hintergrund veränderter Umweltzustände.81 Zur Minimierung geäußerter Bedenken kommt dem Merkmal Vergleichbarkeit daher essentielle Bedeutung zu. Auch die rechnungslegungsnahe Literatur fordert mit Blick auf den Werthaltigkeitstest eine strenge Auslegung des Begriffs.82 Entscheidend für eine korrekte Anwendung der Analogiemethoden ist demnach die Rekrutierung potenzieller Vergleichsobjekte aus identischer Branche, Unternehmen ähnlicher Größe sowie vergleichbarem gesamtwirtschaftlichem Umfeld.83 Hinsichtlich der zeitlichen Komponente sieht das IDW den Grundsatz der Vergleichbarkeit unter genannten Bedingungen als dann gewahrt, wenn auf Transaktionen der vergangenen zwölf Monate zurückgegriffen wird.84 Zwar erfahren die Ausführungen des IAS 36.27 hierdurch eine theoretische Fundierung (respektive Konkretisierung), von einer generellen Verwertbarkeit der Analogiemethoden im Werthaltigkeitstest nach IAS 36 ist dennoch nicht auszugehen. So gilt das Fehlen hinreichend konkreter und öffentlich zugänglicher Informationen über realisierte Transaktionen bereits auf Ebene gesamter Unternehmen als Haupthindernis einer Unternehmensbewertung via Analogiemethoden.85 Eine Übertragung dieser Verfahren auf den Werthaltigkeitstest dürfte deshalb schon alleine an den Spezifika des Bewertungsobjekts zahlungsmittelgenerierende Einheit, insbesondere deren Individualität, scheitern.86 80

81 82 83 84 85 86

Diese können weiter unterschieden werden in Similar Public Company Method, Recent Acquisition Method (Methode nach IAS 36.27) und Initial Public Offerings, vgl. Mandl, G. / Rabel, A. (2005), S. 75. Vgl. Ballwieser, W. (2005), S. 78 ähnlich auch Peemöller, V. (2005), S. 42. Vgl. Hinz, M. (2005), S. 139 und Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 3. Vgl. Löhnert, P. / Böckmann, U. (2005), S. 414f. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 22, abweichende Zeiträume sind in begründeten Fällen indes möglich. Vgl. Mandl, G. / Rabel, A. (2005), S. 77f. Vgl. Bartelheimer, J. / Kückelhaus, M. / Wohltat, A. (2004), S. 24 und Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 748.

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nettoveräußerungserlös

45

In Summe festzuhalten ist somit, dass eine marktpreisorientierte Ableitung des erzielbaren Betrags kaum möglich erscheint oder zumindest auf wenige Ausnahmefälle begrenzt bleibt. Bezüglich des weiteren Verfahrens trennen sich an dieser Stelle die Meinungen der Literatur. Einige Quellen verwerfen in Folge den Nettoveräußerungserlös als praktisch relevante Wertgröße des Niederstwerttests zahlungsmittelgenerierender Einheiten und leiten direkt auf den Nutzungswert über.87 Die überwiegende Mehrheit der Literatur erachtet hingegen kapitalwertbasierte Verfahren zur Ermittlung des Nettoveräußerungserlöses als zulässig.88 Abgeleitet wird diese Meinung aus den Ausführungen des IASB in den Basis for Conclusions des Standards. So hält der Standardsetter dort mit Verweis auf IAS 36.27 (best information available) ein Ausweichen auf anderweitige Verfahren zur Ableitung des Nettoveräußerungserlöses anscheinend für möglich: „IAS 36 does not preclude the use of other valuation techniques in estimating fair value less cost to sell“89. Explizit mit dem beizulegenden Zeitwert abzüglich Veräußerungskosten in Verbindung gebracht wird die Methode diskontierter Zahlungsströme darüber hinaus in IAS 36.BCZ11.90 Hoffmann erachtet eine Standardauslegung diesem Verständnis nach allerdings für bedenklich, da dies eine Aushebelung der eigentlichen Intention des IASB mit Blick auf den erzielbaren Betrag – Berücksichtigung marktorientierter Verkaufsabsicht (Nettoveräußerungserlös) oder interner Verwendungsabsicht (Nutzungswert) – nach sich zöge.91 Auch Hachmeister warnt vor einer unreflektierten Anwendung barwertbasierter Erhebungsmethoden und merkt diesbezüglich an, dass eine so gestaltete Bestimmung des Nettoveräußerungserlöses allenfalls unter Beachtung der Vorschriften zur Ermittlung objektivierter Unternehmenswerte vertretbar sei.92 Dies entspricht weitestgehend auch der Auffassung des IDW, wonach eine Ableitung des Nettoveräußerungserlöses anhand von Cashflow-Prognosen zwar grundsätzlich zulässig, aber bestimmten Restriktionen unterworfen ist.93 Bevor diese jedoch weiter konkretisiert werden, erfolgt zunächst die Darstellung des ohnehin als Barwert ausgestalteten Nutzungswerts. Im Nachgang hierzu sollen dann die Unterschiede beider Wertkonzepte im Detail aufgegriffen und herausgearbeitet werden. 87 88

89 90

91 92 93

Vgl. Haaker, A. (2005), S. 426 und Küting, K. / Dawo, S. / Wirth, J. (2003), S. 179. Vgl. Deloitte (2004), S. 7; ebenso Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 3; Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 479; Hinz, M. (2005), S. 139; Kuhlewind, A.-M. (2005), S. 324; Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1034 und Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1051. IAS 36.BC58. IAS 36.BCZ 11: “It should be noted, that fair value, net selling price [Anm. d. Verf.: wobei der Ausdruck “net selling price” aus IFRS 5 durch “fair value less cost to sell” in IAS 36 ersetzt wurde] and value in use all reflect a present value calculation (implicit or explicit) of estimated net future cash flows expected from the asset.”; ähnlich auch IAS 36.BCZ32. Vgl. Hoffmann, W.-D. (2007), S. 418. Vgl. Hachmeister, D. (2005a), S. 195 und identisch Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 748. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 20 i.V.m. Tz. 82.

46

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

Zum Nettoveräußerungserlös abschließend anzumerken bleiben noch die Erfordernisse der IAS 36.28-29. Abzuziehen vom beizulegenden Zeitwert sind die direkten (Grenz-)Kosten der Veräußerung (z.B. Transaktionsgebühren, Kosten der Rechtsberatung), nicht jedoch verkaufsbedingte, interne Reorganisationskosten. Ebenfalls von einem Abzugsverbot betroffen ist eine für den Vermögenswert (die ZGE) bilanziell bereits erfasste Schuld.94

3.3 Ermittlung des Nutzungswerts 3.3.1

Vorbemerkungen

Weitaus aufwändiger als die aufgezeigte Bestimmung des Nettoveräußerungserlöses stellt sich hingegen die Ermittlung des Nutzungswerts dar. Dies ergibt sich bereits aus dem beachtlichen Umfang der in IAS 36 zu diesem Zweck niedergelegten Normen und dem ausnahmslos diesem Thema gewidmete und 21 Paragraphen umfassende Appendix A des Standards. Die eigentliche Begründung für die Komplexität des Nutzungswerts liegt allerdings in dessen inhaltlicher Ausgestaltung. Als Barwert erwarteter Mittelzuflüsse aus der künftigen betrieblichen Nutzung eines Vermögenswerts (einer ZGE) findet mit dem Nutzungswert eine subjektiv geprägte Wertgröße Eingang in die externe Rechnungslegung. Da Aussagen über den innerbetrieblichen Einsatz und die daraus erwartete Nutzenzuflüsse nur vom bilanzierenden Unternehmen selbst getätigt werden können, basiert die Barwertkalkulation im Grunde auf den individuellen Einschätzungen der Unternehmensleitung. Zur Eingrenzung des damit eröffneten Ermessensspielraums hat das IASB die Ableitung des Nutzungswerts in IAS 36 detailliert reglementiert: Eine überoptimistische Schätzung soll genauso verhindert werden wie eine zu pessimistische Veranschlagung.95 Ungeachtet aufzuzeigender Detailregelungen lässt sich die Bestimmung des Nutzungswerts nach IAS 36, wie in nachfolgender Abbildung dargestellt, auf zwei Schritte komprimieren. Zunächst erfolgt eine aus den unternehmensspezifischen Plandaten abgeleitete Prognose der Zahlungsströme (IAS 36.31a). Dem schließt sich die Abzinsung der künftigen Mittelzuflüsse anhand eines angemessenen Zinsfußes an (IAS 36.31b). Die Abbildung des Zeitwerts des Geldes erfolgt grundsätzlich im Diskontierungszins, die Berücksichtigung des vermögenswertspezifischen Risikos entweder im Zins oder den Cashflows (IAS 36.32).96 94 95 96

Vgl. die Ausführungen zum Äquivalenzprinzip in Kapitel 2.3.2.1. Vgl. Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 20. IAS 36 unterscheidet hierbei in Traditional und Expected Cash Flow Approach. Beide Konstrukte werden in Kapitel 3.3.3 dargestellt und in Kapitel 4.2.1 ausführlich gewürdigt. Aus Gründen der Vereinfachung erfolgt die Abbildung der Risikoadjustierung in nachfolgender Grafik zunächst im Zins (linke Seite).

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

(b)

Erwartete Schwankungen in Höhe u. zeitlichem Anfall der Cashflows

Schätzung Zahlungsströme

Best. Diskontierungszins

(c) Berücksichtigung des Zeitwert d. Geldes via risikolosem Marktzins

(d)

Anrechnung des inhärenten Risikos des Vermögenswerts / der ZGE

(e)

Berücksichtigung weiterer risikobeeinflussender Faktoren

CASH FLOW

Planung künftiger Ein- und Auszahlungen aus Nutzung und Abgang

ZINSFUSS

Schritt II

(a)

IAS 36.32

oder

Schritt I

IAS 36.30

R I S I K O A N P A S S U N G

IAS 36.31

47

Abbildung 5: Berechnung des Nutzungswerts nach IAS 36

Wie aus Abbildung 5 hervorgeht, nimmt die Nutzungswertermittlung damit in weiten Teilen Züge einer Unternehmensbewertung an. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn es sich beim Bewertungsobjekt um zahlungsmittelgenerierende Einheiten handelt.97 Bevor dies jedoch in Kapitel 4 weiter vertieft wird, erfolgt zunächst eine allgemeine Darstellung des Nutzungswerts nach IAS 36. 3.3.2 3.3.2.1

Planung der Zahlungsmittelüberschüsse Grundlagen zur Schätzung künftiger Zahlungsströme

Mit IAS 36.33-54 hat das IASB die überwiegende Mehrheit der in IAS 36 zur Ableitung des Nutzungswerts kodifizierten Normen der Prognose künftiger Einund Auszahlungen gewidmet.98 Das umfassende Regelwerk beinhaltet insbesondere Angaben zur Güte der Datenbasis, zur Festlegung des Prognosehorizonts sowie eine detaillierte Negativabgrenzung im Nutzungswert nicht berücksichtigungsfähiger Zahlungsströme. Da die Vorgaben des Standards zu diesem Bereich von mehrfachen Wiederholungen, Überschneidungen und

97 98

Vgl. Hachmeister, D. (2005a), S. 213 und Hoffmann, W.-D. (2007), S. 420. Die Gesamtheit der Regelungen zum Nutzungswert sind in IAS 36.30-57 erfasst, vgl. Abb. 10 im Anhang.

48

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

Inkonsistenzen gezeichnet sind,99 wird von einer chronologischen Darstellung des Regelwerks abgesehen und stattdessen eine problemorientierte Aufarbeitung der Nutzungswertermittlung gewählt. Hierzu werden zunächst allgemeinverbindliche Grundsätze bzgl. der Herleitung von Zahlungsströmen nach IAS 36 dargelegt. Dem folgt die Definition der zeitlichen Komponente einer Cashflow-Prognose, bevor es im Anschluss daran spezifische Problemstellungen zu diskutieren gilt. Die in die Berechnung des Nutzungswerts zwingend zu integrierenden Zahlungsströme sind in IAS 36.39 geregelt. Einzubeziehen sind demnach grundsätzlich: ƒ

Mittelzuflüsse aus einer fortgesetzten Nutzung des Vermögenswerts oder der zahlungsmittelgenerierenden Einheit,

ƒ

Mittelabflüsse, die notwendig sind, um das Bewertungsobjekt in einen betriebsbereiten Zustand zu versetzen oder aber dessen betrieblichen Gebrauch sicherzustellen, und

ƒ

Mittelzu- oder -abflüsse, die sich am Ende der geplanten Nutzungsdauer durch Veräußerung oder Entsorgung ergeben.

Grundlage einer solchen Cashflow-Prognose bildet nach IAS 36.33b die jüngste, vom Management genehmigte Planung. Das IASB stellt jedoch vorweg klar, dass diese auf vernünftigen und vertretbaren Annahmen zu basieren hat (IAS 36.33a). Die Angemessenheit der Prämissen ist demnach einer Plausibilitätsprüfung zu unterziehen, die sich an der Prognosesicherheit vergangener Perioden orientiert (IAS 36.34). Hierbei festgestellte Differenzen sind in der Ableitung künftiger Zahlungsströme ebenso zu berücksichtigen wie das ökonomische Umfeld, in dem sich die Unternehmung bewegt. Dabei sind externe Indikatoren internen Hinweisen generell vorzuziehen (IAS 36.33a). Werden künftige Cashflows ferner in Fremdwährung generiert, so sind sie in dieser auch zu erfassen. Der Kapitalisierungszins hat die Spezifika des jeweiligen Währungsraums dann zu reflektieren (IAS 36.54). 3.3.2.2

Planungshorizont

Der Prognosezeitraum für die Ermittlung künftiger Zahlungsströme ist in IAS 36 nur in Bezug auf einen einzelnen Vermögenswert explizit geregelt. Nach IAS 36.33a hat sich dieser an der Restnutzungsdauer des betrachteten Vermögensgegenstands zu bemessen. Offen bleibt indes, welcher Planungshorizont der Cashflow-Prognose einer mehrere Vermögenswerte unterschiedlicher Nutzungsdauer umfassenden zahlungsmittelgenerierenden Einheit zu Grunde zu legen ist. Indizien zur Klärung dieser Frage liefern die Ausführungen des IASB zur 99

Vgl. zu Letzterem Hachmeister, D. (2005a), S. 219 und Kapitel 3.3.2.3.

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

49

Abbildung investiver Cashflows. So sieht IAS 36.49 vor, dass der Ersatz von Vermögenswerten, die einer kürzeren Nutzungsdauer als die Bewertungseinheit an sich unterliegen, als Teil der täglichen Wartung (day-to-day-servicing) der ZGE zu interpretieren ist. Das IDW leitet hieraus im Umkehrschluss die Auffassung ab, dass die tatsächliche Gesamtnutzungsdauer einer zahlungsmittelgenerierenden Einheit durch deren langfristig nutzbare Komponenten determiniert sein muss. Bei mehreren, für den laufenden Betrieb der ZGE unerlässlichen (essential) Vermögenswerten richtet sich die Gebrauchsdauer der Bewertungseinheit demgemäß nach jenem Vermögensgegenstand mit der längsten Nutzungsspanne. Gibt hingegen ausschließlich ein einzelner Vermögenswert der Einheit das Gepräge, so ist dessen Lebensdauer maßgeblich. Im Fall einer unbegrenzten Nutzungsdauer des relevanten Vermögensgegenstands (z.B. Goodwill), ist für die Bewertungseinheit von einem unendlichen Planungshorizont auszugehen.100 Für die Vermutung, dass sich die Nutzungswertermittlung regelmäßig in einem längerfristigen Kontext vollzieht, sprechen auch die Vorgaben des IAS 36.33. Danach ist die Cashflow-Prognose grundsätzlich zweigeteilt durchzuführen: ƒ

in einem Detailplanungszeitraum von bis zu fünf Jahren sind den Zahlungsströmen konkrete Finanzpläne und Vorhersagen des Managements zu Grunde zu legen,

ƒ

im Anschluss daran erfolgt eine Extrapolation dieser Daten in die Zukunft, wobei eine angemessene Wachstumsrate zu berücksichtigen ist.

Das IASB begründet diese Vorgehensweise damit, dass detaillierte Prognosen künftiger Zahlungsströme nur für einen relativ kurzen Zeitraum als verlässlich anzusehen sind. Ein Überschreiten des Fünfjahreszeitraums kann in Folge nur dann als zulässig erachtet werden, wenn das Management die Befähigung zur Ableitung tragfähiger Cashflow-Prognosen über diesen Horizont hinaus bereits in der Vergangenheit unter Beweis gestellt hat (IAS 36.35). Diesbezüglich anzumerken ist, dass der Standardsetter mit der geforderten Anwendung eines Zweiphasenmodells zur Projektion künftiger Zahlungsströme keinesfalls einen Sonderweg beschreitet. Vielmehr folgt die Nutzungswertermittlung an dieser Stelle gängigen Verfahren der Unternehmensbewertung.101 Anzufügen bleibt in diesem Zusammenhang allerdings auch, dass der Übertritt aus dem Detailplanungszeitraum in einen – zumeist als ewige Rente ausgestalteten102 – Fortführungswert an weitere, in IAS 36 nicht geregelte Bedingungen gebunden ist. So gilt es insbesondere mit Blick auf die hohe Gesamtwertrelevanz des Fortführungswerts zu beachten, dass der Übergang in ein solches Stadium gemeinhin 100 101 102

Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 102f. Vgl. Peemöller, V. (2005), S. 37 und IDW S 1, Tz. 85 Vgl. Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 484 ebenso Hoffmann, W.-D. (2007), S. 439.

50

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

nur dann vertretbar ist, wenn sich das Unternehmen in einem eingependelten Gleichgewichtszustand befindet.103 Also der letzte Zahlungsstrom aus der Detailplanungsphase für den gesamten nachfolgenden Zeitraum als dahingehend repräsentativ erachtet werden kann, dass er die ökonomischen Gegebenheiten dieser Perioden widerspiegelt. Ob dies nach längstens fünf Jahren erfüllt ist, bleibt anzuzweifeln. Insofern stellt das vom IASB angeführte Kriterium einer verlässlichen Planung nur einen Teilaspekt bei der Determinierung des Prognosezeitraums der ersten Planungsphase dar.104 3.3.2.3

Abbildung von Wachstum und Investitionen

Ungeachtet der Dauer des ersten Planungsabschnitts sieht das IASB für die weiter entfernte, zweite Planungsphase eine Fortrechnung der Cashflow-Prognosen aus dem Detailplanungszeitraum vor. Dem Wortlaut des IAS 36 ist dabei zu entnehmen, dass dies regelmäßig unter Berücksichtigung eines Wachstumsfaktors zu geschehen hat.105 Die unterstellte Wachstumsrate künftiger Zahlungsströme richtet sich dabei nach den Marktgegebenheiten des jeweiligen Bewertungsobjekts (IAS 36.33c). IAS 36.36 führt hierzu aus, dass die Rate im Normalfall als gleichbleibend oder fallend anzusetzen ist. Ein steigender Wachstumsfaktor ist nur dann in die Barwertermittlung integrierbar, wenn objektive Informationen zu Produktlebenszyklus oder Branche dies begründen. IAS 36.37 fügt dem jedoch einschränkend hinzu, dass von einer dauerhaften Realisierung überdurchschnittlicher Wachstumsraten für die Praxis nicht ausgegangen werden kann. Es steht vielmehr zu vermuten, dass ein derart attraktives Marktumfeld den Eintritt neuer Wettbewerber begünstige und dies eine Verwässerung unterstellter Wachstumsraten erwarten lasse. Eine weitaus kritischere Determinante für die Bemessung des Wachstumsfaktors ergibt sich allerdings aus den Regelungen des IAS 36.44. Der Ermittlung des Nutzungswerts liegt demnach ein striktes Stichtagsprinzip zu Grunde, wonach künftige Cashflows nur auf Basis des gegenwärtigen Zustands des Bewertungsobjekts zu schätzen sind. Dies führt, mit Ausnahme von Erhaltungsinvestitionen und Qualifizierungszahlungen,106 zu einem Ansatzverbot jeglicher Mittelzu- und -abflüsse aus:

103

Vgl. Copeland, T. / Koller, T. / Murrin, J. (2002), S. 330-337. Vgl. Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 5. 105 IAS 36.36: „Cash flow projections until the end of an asset’s useful life are estimated by extrapolating the cash flow projections based on the financial budgets/forecasts using a growth rate for subsequent years.“ 106 Unter Erhaltungsaufwand fallen dabei Auszahlungen für Wartung und vorzeitigen Ersatz (IAS 36.49), unter Qualifizierungsmaßnahmen nach IAS 36.42 jene Mittelabflüsse, die noch zu leisten sind, um einen Vermögenswert oder eine ZGE in einen betriebsbereiten Zustand zu versetzen (etwa Anlagen im Bau). 104

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

51

ƒ

Restrukturierungen, zu denen sich das Unternehmen am Bewertungsstichtag noch nicht im Sinne des IAS 37 verpflichtet hat (IAS 36.44a i.V.m. IAS 36.46), und

ƒ

geplanten Erweiterungsinvestitionen, die eine Verbesserung oder Erhöhung der Ertragskraft des Bewertungsobjekts bewirken (IAS 36.44b).

Klar zu stellen ist allerdings, dass die Vorgaben des IAS 36 nicht gleichzusetzen sind mit einem generellen Verbot der Berücksichtigung künftiger Investitionen im Nutzungswertkalkül. Mit der Formulierung „gegenwärtiger Zustand“ (current condition) wird lediglich auf den Bewertungsstichtag abgestellt, nicht jedoch auf den Zustand des Vermögenswerts (der ZGE) zum Zeitpunkt des Erwerbs. IAS 36.48 sowie Fallbeispiel 6 in den Illustrative Examples merken hierzu ausdrücklich an, dass eine nachträgliche Verbesserung des Bewertungsobjekts über das ursprüngliche Leistungsniveau hinaus durchaus toleriert wird. Allerdings dürfen die hieraus erwarteten Mittelzuflüsse erst dann Eingang in die Kalkulation des Nutzungswerts finden, wenn die korrespondierende Auszahlung als hinreichend sicher anzunehmen ist. Das Hauptmotiv dieses Ansatzverbots nicht realisierter Investitionen ist in der Einschränkung bilanzpolitischer Gestaltungsspielräume zu sehen. Ohne das in IAS 36.44 kodifizierte Stichtagsprinzip ließen sich Cashflow-Schätzungen alleine durch Unterstellung beabsichtigter Umstrukturierungen und Investitionen so begründen, dass eine Wertminderung gezielt verhindert oder herbeigeführt wird.107 Der damit in gewissen Grenzen erreichten Objektivierung stehen jedoch mehrere inhaltliche als auch praktische Schwächen und Inkonsistenzen gegenüber. So ist fraglich, wie die in IAS 36 thematisierten Wachstumsannahmen im Fortführungswert mit den angeführten Restriktionen der Zahlungsreihe vereinbar sind. Ein Wachstum ohne Investitionen erscheint zumindest bei Preisstabilität wenig sachgerecht.108 Zur Ausräumung dieses Konflikts zeigen Standardsetter (implizit) und Literatur (explizit) mehrere Wege auf. Eine erste Möglichkeit bestünde darin, die Wachstumsrate, je nach Ansatz nominaler oder realer Größen in Zahlungsstrom und Kalkulationszinsfuß (IAS 36.40), auf das Preissteigerungsniveau oder Null anzupassen. IAS 36.36 steht dem nicht entgegen, zu bezweifeln ist aber, ob damit der eigentlichen Intention des Standardsetters entsprochen werden würde. Denkbare Alternative wäre eine „großzügige Auslegung“109 des Begriffs Erhaltungsaufwand, der z. B. auch dann noch unterstellt wird, wenn zur Verteidigung des Marktanteils Kapazitäten in Höhe des Marktwachstums ausgebaut 107 108 109

Vgl. Lienau, A. / Zülch, H. (2005), S. 323. Vgl. Hachmeister, D. (2005a), S. 219 ebenso Hoffmann, W.-D. (2007), S. 439. Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 484.

52

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

werden.110 Mit Blick auf GoF-haltige Bewertungseinheiten vertreten vereinzelte Meinungen gar die Hypothese, dass sämtliche nicht realisierte Investitionen, deren ökonomische Renten in der Kaufpreisallokation dem Goodwill zugerechnet wurden, als Erhaltungsaufwand zu klassifizieren seien. Nicht ansatzfähige Erweiterungsinvestitionen lägen demnach erst bei einem wesentlichen, inhaltlichen oder geographischen Ausbau des zu Grunde liegenden Geschäftsfelds vor.111 Letzterer Ansatz ist vor dem Hintergrund der recht konkreten Vorgaben in IAS 36.44 allerdings kritisch zu sehen. Unabhängig davon bleibt festzuhalten, dass – wie auch immer interpretiert – sämtliche Komponenten erwarteter Erweiterungsinvestitionen und Restrukturierungsmaßnahmen aus den Planungen des Managements zu eliminieren sind.112 Dies gestaltet sich in der Praxis indes schwierig. Schließlich repräsentiert eine den Erfordernissen des IAS 36 entsprechende Planung ein Zukunftsszenario, das aus Sicht der Unternehmensleitung unrealistisch und damit in Form greifbarer Budgetdaten nicht existent sein dürfte.113 Ist eine simple Bereinigung vorliegender Planungsunterlagen um nicht ansatzfähige Elemente jedoch nicht zu bewerkstelligen, bedingt dies den Aufbau einer separaten Schattenplanung einzig für Zwecke der Werthaltigkeitsprüfung.114 Genau dies will das IASB aus Komplexitätsgründen wiederum vermeiden (IAS 36.82). 3.3.2.4

Behandlung von Steuern und Finanzierungskosten

Neben den speziellen Vorgaben zur Erfassung investiver Zahlungsströme stellt die Behandlung von Steuern und Finanzierungskosten eine weitere Besonderheit im Nutzungswertkonzept dar. So schreibt IAS 36.50 vor, dass die CashflowSchätzung weder: ƒ

Mittelzu- oder -abflüsse aus der Finanzierungstätigkeit, noch

ƒ

Ertragsteuerein- oder -auszahlungen enthalten darf.

Indem zunächst auf den Einzahlungsüberschuss eines fiktiv unverschuldeten Unternehmens ohne Berücksichtigung wechselseitiger Zahlungsströme mit den Eigen- und Fremdkapitalgebern abgestellt wird, spiegelt die so determinierte Größe den aus dem Vermögenswert (der ZGE) resultierenden, freien Cashflow wieder.115 Von der aus den DCF-Verfahren der Unternehmensbewertung bekannten Größe des Free Cashflow (FCF)116 unterscheidet sich dieser Betrag allerdings 110 111 112 113 114 115 116

Vgl. Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 6 und Hoffmann, W.-D. (2007), S. 439. Vgl. Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1053. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 105. Vgl. Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1036. Vgl. Hoffmann, W.-D. (2007), S. 439. Vgl. Bartels., P. / Jonas, M. (2006), S. 756 und Mandl, G. (2005), S. 142. Vgl. Betsch, O. / Groh, A. / Lohmann, L. (2000), S. 212 u. Copeland, T. / Koller, T. / Murrin, J. (2002), S. 174.

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

53

dahingehend, als dass er die Ertragsteuerbelastung des Unternehmens nicht mit einbezieht.117 In der Zahlungsstromprognose des Nutzungswerts erfolgt also weder die Berücksichtigung einer fiktiven Steuerlast bei unterstellter Eigenfinanzierung (FCF-Ansatz), noch die Abbildung der realen Ertragsteuerbelastung durch zusätzliche Integration einer aus der Fremdfinanzierung resultierenden Steuerersparnis (tax shield) wie im Total Cashflow (TCF-Ansatz).118 Der Standardsetter begründet diese – aus Sicht der klassischen Bewertungstheorie befremdliche – Vorgehensweise mit der beabsichtigen Vermeidung von Doppelerfassungen sowie dem Bemühen um die Abwendung eines unverhältnismäßig hohen Berechnungsaufwands (IAS 36.51 i.V.m. IAS 36.BCZ84). Dieser entstünde durch die Berücksichtigung von Steuern im Nutzungswertkalkül insofern, als dass Eingangs- und Zielgröße einer solchen Berechnung auf interdependente Weise miteinander verknüpft wären. Zur Verdeutlichung sei auf eine Konstellation verwiesen, in der eine erste Kalkulation des Nutzungswerts einen Wertminderungsbedarf anzeigt. Wird das Aktivum demgemäß im Wert vermindert, zieht dies ggfs. auch eine steuerlich zu berücksichtigende (Teilwert-)Abschreibung nach sich, in deren Folge die Ertragsteuerlast der Unternehmung sinkt. Dieser Effekt wäre wiederum in die Cashflow-Prognose einzubeziehen mit der Wirkung, dass der Nutzungswert steigt. Ein höherer Wertansatz impliziert jedoch einen niedrigeren Abschreibungsbedarf, wodurch sich der Nutzungswert erneut verringern würde. Es käme zu einem Zirkularitätsproblem, das nur anhand komplexer, iterativer Rechenschritte gelöst werden kann.119 Das IASB will dies genauso verhindern (IAS 36.BCZ84b), wie eine redundante Erfassung bereits durch IAS 12 abgedeckter Steuerlatenzen (IAS 36.BCZ84a). Mit der Vermeidung von Doppelerfassungen begründet der Standardsetter auch die in IAS 36.50a thematisierte Außerachtlassung finanzierungsabhängiger Zahlungsströme. Da die Abbildung des (risikolosen) Zinseffekts dem Kapitalisierungszins obliegt, hat die Berücksichtigung von Mittelzu- oder -abflüssen aus der Finanzierungstätigkeit im Zähler des Barwertkalküls dem Äquivalenzprinzip entsprechend zu unterbleiben (IAS 36.51). Die Gefahr einer doppelten Anrechnung bestimmter Faktoren besteht darüber hinaus auch dann, wenn Mittelabflüsse in die Cashflow-Schätzung integriert werden, die ihrerseits kein Pendant im Buchwert des Vermögensgegenstands (der ZGE) finden. Dies gilt insbesondere mit Blick auf in der Bilanz bereits als Schuld passivierte Verbindlichkeiten (IAS 36.43b).

117 118 119

Vgl. Mandl, G. (2005), S. 142. Vgl. zu den diversen Cashflow-Ausprägungen Ballwieser, W. (2005), S. 81. Vgl. Lienau, A. / Zülch, H. (2005), S. 321 ebenso Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 24.

54

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

Eine alternativ gelagerte Begründung für die Bestimmung des Nutzungswerts ungeachtet etwaiger Finanzierungseinflüsse findet sich im Anhang zu IAS 36. Abweichend zur bislang angeführten, rechnungslegerischen Notwendigkeit einer solchen Vorgehensweise verweist das IASB an dieser Stelle auf kapitaltheoretische Überlegungen. Den Thesen von Modigliani / Miller zur Irrelevanz der Kapitalstruktur folgend,120 stellt IAS 36.A19 klar, dass das Barwertkalkül unabhängig von der Art und Weise zu ermitteln ist, wie der Erwerb des relevanten Bewertungsobjekt letztlich finanziert wurde. Dies bleibt nicht folgenlos für den Fortgang der Nutzungswertbestimmung. So beschränken sich die Auswirkungen der angeführten Vorschriften – insbesondere die Wertfindung vor Steuern und in Unabhängigkeit der Finanzierungsstruktur – keineswegs alleine auf die Cashflow-Größe. Die ganze Tragweite und Komplexität einer so gelagerten Vorgehensweise erschließt sich vielmehr erst bei der Herleitung des korrespondierenden Diskontierungsfaktors und dem Versuch einer gesamthaften Auslegung des Werthaltigkeitstests nach IAS 36. Die Aufgabe, dies sukzessive aufzuzeigen, kommt den weiteren Ausführungen zu. Zunächst werden jedoch die grundlegenden Vorschriften zur Ableitung des Kapitalisierungszinssatzes dargestellt. 3.3.3

Ableitung des Kapitalisierungszinssatzes

3.3.3.1

Grundlagen

Im Gegensatz zur detailliert reglementierten Prognose der Zahlungsströme sind die Vorgaben des IAS 36 zur Herleitung des Abzinsungsfaktors im Nutzungswertkonzept äußerst knapp gehalten (IAS 36.55-57). Demnach handelt es sich beim Zinssatz um eine Größe vor Steuern, die die marktgängige Bewertung folgender Faktoren reflektiert (IAS 36.55): ƒ

den Zinseffekt (Zeitwert des Geldes)

ƒ

die nicht in den Cashflows berücksichtigten, speziellen Risiken des Bewertungsobjekts.

Hervorzuhebende Merkmale sind dabei Risikokomponente und Marktorientierung. Letzteres verwundert zunächst, da dies dem sonst unterstellten, unternehmensspezifischen Charakter des Nutzungswerts nicht entspricht. Eine kongruente, subjektive Schätzung des Diskontierungszinses lehnt das IASB jedoch ab mit der fehlenden Objektivierbarkeit einer solchen Größe: „such a rate could not be verified objectively“121. Damit erstreckt sich die Subjektivität im Nutzungswert 120 121

Vgl. Modigliani, F. / Miller, M. (1958), S. 261-297. IAS 36.BCZ54 .

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

55

lediglich auf die Cashflow-Schätzung, die Integration von Zinseffekt und Risiko erfolgt hingegen marktgestützt und somit prinzipiell objektiviert.122 Im Vorfeld einer weiteren Konkretisierung der vom Standardsetter angeführten Risikokomponente scheint ein kurzer Exkurs in die Investitionstheorie angebracht. Diesem Verständnis nach ist Risiko zu interpretieren als Streuung geschätzter, zukünftiger Zahlungsströme um einen erwarteten Wert.123 Wird Investoren diesbezüglich eine abneigende Haltung (Risikoaversion) unterstellt,124 so bedingt das eine Kompensation für eine dennoch in Kauf genommene Streuung erwarteter Cashflows. Zu Bewertungszwecken ist dieser Umstand im Barwertkalkül zu berücksichtigen.125 Das IASB scheint diese Ansicht ebenfalls zu teilen (IAS 36.BCZ52b) und verweist in diesem Kontext auf zwei mögliche Verfahren zur Risikoberücksichtigung im Nutzungswert. Appendix A, der zugleich integraler Bestandteil des Standards ist, unterscheidet dabei in: ƒ

Traditioneller Ansatz (traditional approach), bei dem die Zahlungsreihe durch einen einzigen, als repräsentativ erachteten Cashflow verkörpert wird und sich die Diskontierung anhand einer Größe vollzieht, die sowohl den Zinseffekt als auch einen angemessenen Zuschlag zur Abdeckung sämtlicher Risiken beinhaltet (IAS 36.A4-6).

ƒ

Erwarteter Cashflow-Ansatz (expected cash flow approach), bei dem sich die Risikoanpassung auf Ebene der Cashflows vollzieht (IAS 36.A2), in dem alle verfügbaren Schätzungen mit Wahrscheinlichkeiten gewichtet zu einem Erwartungswert aggregiert werden und die Abzinsung mit einem risikolosen Zins erfolgt (IAS 36.A7-14).

Welches Verfahren der Bilanzierende anwendet, bleibt zunächst ihm überlassen. Das IASB definiert diesbezüglich keine Präferenzen (IAS 36.BCZ59). Aus Sicht der gängigen Bewertungspraxis überwiegt jedoch mehrheitlich eine Reflektion des Risikos im Diskontierungszins.126 Zu betonen ist allerdings, dass diese Vorgehensweise weder eindeutig dem traditionellen noch dem erwarteten Cashflow-Ansatz aus Appendix A zuordenbar ist.127

122 123 124 125 126

127

Vgl. Lienau, A. / Zülch, H. (2005), S. 321 und Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 26. Vgl. Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 94. Vgl. Markowitz, H. (1952), S. 77 und IDW RS HFA 16, Tz. 26. Vgl. Drukarczyk, J. / Schüler, A. (2007), S. 49-52. Vgl. Ballwieser, W. (2006), S. 200 ebenso Betsch, O. / Groh, A. / Lohmann, L. (2000), S. 199 und Copeland, T. / Koller, T. / Murrin, J. (2002), S. 174. Dieser Umstand wird in Kapitel 4.2.1 nochmals ausführlich aufgegriffen.

56

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

Ungeachtet dessen fordert IAS 36.56 für die Bestimmung des Abzinsungsfaktors: „A rate that reflects current market assessment of the time value of money and the risks specific to the asset is the return that investors would require if they were to choose an investment that would generate cash flows of amounts, timing and risk profile equivalent to those that the entity expects to derive from the asset.”128 Der Opportunitätsgedanke ist hierbei der postulierten marktorientierten Risikoberücksichtigung geschuldet. Es wird nicht auf den Grad der Risiko(ab)neigung des Einzelnen abgestellt, sondern auf eine objektive Bepreisung des Risikos durch die Gesamtheit: den Markt.129 Hierzu ist das Unternehmen angehalten, den Abzinsungssatz für einen Vermögenswert (eine ZGE) aus jener Rate abzuleiten, die gegenwärtig am Markt vergleichbaren Transaktionen zu Grunde gelegt wird (IAS 36.56). Da dies – wie bereits angeführt – in vielen Fällen jedoch nicht möglich sein dürfte,130 erlaubt IAS 36.57 i.V.m. IAS 36.A17a den Rückgriff auf die durchschnittlich gewichteten Kapitalkosten der Unternehmung (WACC) unter Zuhilfenahme des Capital Asset Pricing Models (CAPM). Weitere Ersatzgrößen ergeben sich aus Neukrediten des Unternehmens (IAS 36.A17b) oder marktgängigen Fremdkapitaltiteln (IAS 36.A17c). Bei Anwendung genannter Marktzinssurrogate können nach IAS 36.A18 allerdings Korrekturen erforderlich werden, um eine bewertungsobjektspezifische Abbildung des Risikos zu gewährleisten. Dies gilt insbesondere dann, wenn Fremdkapitalgrößen die Ausgangsbasis zur Ermittlung eines risikoadjustierten Zinsfußes darstellen.131 Da die Rechnungslegungspraxis aus den angeführten Verfahren des IAS 36.A17 regelmäßig den WACC-Ansatz zu wählen scheint,132 soll hierauf im Folgenden kurz eingegangen werden. 3.3.3.2

Risikofreier Zins

Die gewogenen durchschnittlichen Kapitalkosten einer Unternehmung ergeben sich zunächst aus dem gewichteten Mittelwert der Kosten sämtlicher Kapitalquellen:133 WACC

128 129 130 131 132 133

rEK

EK FK  rFK 1  s GK GK

mit: EK

=

Marktwert des Eigenkapital

FK

=

Marktwert des Fremdkapitals

GK

=

Marktwert des Gesamtkapitals

IAS 36.56. Vgl. Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 110. Vgl. zur Marktorientierung in IAS 36 die Anmerkungen zum Nettoveräußerungserlös in Kapitel 3.2. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 112. Vgl. Ernst & Young (2005), S. 11 und Lienau, A. / Zülch, H. (2005), S. 323. Vgl. Copeland, T. / Koller, T. / Murrin, J. (2002), S. 250f.

(1)

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

s

=

r EK r FK =

57

Unternehmenssteuersatz risikoadjustierte Renditeforderung der Eigen- / Fremdkapitalgeber

Ausgangspunkt für die Bestimmung der WACC bildet dabei der risikolose Fremdkapitalzins, der als Entgelt für die (quasi-sichere) Überlassung eines fixen Kapitalbetrags für einen im Vorhinein festgelegten Zeitraum interpretiert werden kann.134 Als Basiszinssatz verkörpert er ausschließlich den Zeitwert des Geldes und bemisst sich sowohl nach Ansicht des IASB als auch der Literatur an der (zu erwartenden) Rendite festverzinslicher und laufzeitäquivalenter Wertpapiere der öffentlichen Hand.135 3.3.3.3

Risikoprämie

Da unternehmerisches Handeln mit Unsicherheit verbunden ist, lassen sich Marktteilnehmer die hieraus entstehenden Risiken (als Abweichen künftiger Cashflows vom antizipierten Wert) durch einen Aufschlag zum angeführten, risikolosen Basiszins entgelten.136 Dies betrifft sowohl die Fremd- als auch die Eigenkapitalkomponente im WACC. Während die Risikoadjustierung der Fremdkapitalkosten zumeist auf Basis bonitätsspezifischer Zuschläge erfolgt und im Weiteren nicht näher erörtert werden soll,137 vollzieht sich die komplexere Ermittlung der geforderten Eigenkapitalrendite – wie auch vom IASB unterstellt (IAS 36.A17a) – regelmäßig anhand des Capital Asset Pricing Models.138 Nach dessen Standardform leiten sich die risikoäquivalenten Eigenkapitalkosten wie folgt ab:139 rEK

rf  E rM  rf mit: rEK

=

risikoäquivalente Renditeforderung der Eigenkapitalgeber

rf

=

risikoloser Basiszins

rM

=

Rendite des Marktportfolios

E

=

Maß für das systematische Risiko (Beta-Faktor)

134 135 136 137 138 139

Vgl. Hoffmann, W.-D. (2007), S. 422. Vgl. IAS 36.BCZ52a; Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 759 u. Peemöller, V. / Kunowksi, S. (2005), S. 238. Vgl. Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 94-112. Vgl. Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 483 u. Betsch, O. / Groh, A. / Lohmann, L. (2000), S. 13-35. Vgl. IDW S 1, Tz. 128 und Copeland, T. / Koller, T. / Murrin, J. (2002), S. 264. Vgl. Sharpe, W. (1964), S. 440f. und in obiger Schreibweise Ross, S. / et. al. (2007), S. 308.

(2)

58

Kapitel 3: Bewertung von ZGE - Nutzungswert

In seinen Grundgedanken fußt das CAPM auf Markowitz’ Portfolio-Theorie. Demnach können Investoren durch eine Streuung eingesetzter Mittel das Risiko des Gesamtengagements dergestalt minimieren, als dass der (unsystematische) Risikobeitrag eines einzelnen Wertpapiers bei ausreichender Diversifikation gegen Null geht.140 Unter Integration einer risikofreien Geldanlage- und Verschuldungsalternative führt dies dazu, dass alle Marktakteure ein identisches Portefeuille riskanter Titel halten und die individuelle Risikoneigung ausschließlich durch Aufnahme oder Anlage von Mitteln zum risikolosen Zins abgedeckt wird. Da genanntes Portfolio in einem markträumenden Gleichgewicht alle risikobehafteten Wertpapiere enthält, bemisst sich die Höhe der Risikoprämie für das Eingehen nicht weiter eliminierungsfähiger (systematischer) Risiken in der Differenz von Marktrendite und risikolosem Basiszins. Dies impliziert gleichfalls, dass in Abhängigkeit zum Marktportfolio der Risikobeitrag jedes darin enthaltenen Wertpapiers quantifiziert und dessen risikoadäquate Bepreisung abgeleitet werden kann. Einzig relevantes Maß für das systematische Risiko einer riskanten Anlage ist hiernach der Beta-Faktor, der die Volatilität eines Wertpapiers im Verhältnis zu Schwankungen des Marktportfolios anzeigt. Für ein ȕ > 1 liegt das spezifische Risiko dann über dem des Marktes und umgekehrt.141

140 141

Vgl. Markowitz, H. (1952), S. 77-91 und Ross, S. / et. al. (2007), S. 298. Vgl. Sharpe, W., 1964, S. 425-443, und hier insbesondere S. 438.

4

Kritische Würdigung der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36

4.1 Vergleich von Nettoveräußerungserlös und Nutzungswert Nachdem die grundlegenden Charakteristika des erzielbaren Betrags in Kapitel 2 dargestellt und die Quantifizierung dessen Ausprägungen in Kapital 3 aufgezeigt wurden, sollen nachfolgend die konzeptionellen Unterschiede zwischen Nutzungswert und Nettoveräußerungserlös herausgearbeitet werden. Dies scheint zunächst überflüssig, da der Standardsetter mit betrieblicher Nutzung einerseits und Veräußerung zu Marktbedingungen andererseits eine vermeintlich eindeutige Begriffs- und Wertabgrenzung beider Konzepte determiniert hat. Die zu Grunde liegenden Überlegungen des IASB sind dabei als durchaus nachvollziehbar und schlüssig zu werten. Eine Unternehmung hat bezogen auf einen Vermögenswert (eine ZGE) grundsätzlich die Wahl zwischen weiterer Verwendung oder Verkauf. Dass hierbei der höhere der beiden Beträge für den Werthaltigkeitstest relevant sein soll, ergibt sich bereits alleine aus ökonomischen Zwängen bzw. dem unterstellten Rationalkalkül des Managements. Die eigentliche Problematik in Bezug auf eine Unterscheidung beider Wertkonzepte liegt daher weniger in der theoretischen Fundierung damit verbundener Absichten als vielmehr in deren praktischer Umsetzung. So scheitert ein Abgleich der Erlöse aus betrieblicher Nutzung und möglicher Veräußerung – wie angeführt142 – regelmäßig daran, dass ein tatsächlicher oder vergleichbarer Verkaufspreis in vielen Fällen nicht ermittelbar ist. Ob das IASB aus eben diesem Grund mit IAS 36.27 ein Ausweichen auf anderweitige Verfahren zur Bestimmung des Nettoveräußerungserlöses ermöglicht hat, sei dahingestellt. Festzuhalten ist allerdings, dass die Regelungen des IAS 36: ƒ

die Anwendung kapitalwertbasierter Verfahren zur Ableitung des Nettoveräußerungserlöses scheinbar erlauben (IAS 36.27 i.V.m. IAS 36.BC58), gleichzeitig jedoch

ƒ

kaum weiterführende Hinweise für eine derart ausgestaltete Wertfindung bieten.

Dieser Widerspruch ist insbesondere deshalb auffällig, weil der Standard zum zwingend als Barwert errechneten Nutzungswert sehr detaillierte und strikte 142

Vgl. Kapitel 3.2.

60

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Konzeptionelle Unterschiede

Vorgaben enthält. Auch die Literatur kommt vor diesem Hintergrund zu widersprüchlichen Schlussfolgerungen. Brücks / Kerkhoff / Richter halten so bspw. fest, dass der Nutzungswert aufgrund nicht ansatzfähiger Erweiterungsinvestitionen kaum höher sein könne als ein kapitalwertbasierter Nettoveräußerungserlös.143 Dies leitet die Autoren zur Annahme, dass auf die komplexe Ermittlung des Nutzungswerts zur Herleitung des erzielbaren Betrags verzichtet werden kann. „Vielmehr stellt der fair value less cost to sell regelmäßig den recoverable amount dar.“144 Eine gänzlich andere Auffassung vertritt hingegen Wagenhofer, wonach „grundsätzlich ... davon auszugehen [ist], dass der Nutzungswert den beizulegenden Zeitwert [Anm. d. Verf.: gemeint ist der Nettoveräußerungserlös] im Durchschnitt übersteigt, weil positive Synergieeffekte bestehen“145. Diese Ausführungen sind in zweierlei Hinsicht kommentierungsbedürftig. Zum einen geht aus der beispielhaften Gegenüberstellung beider Meinungen hervor, dass ein Resümee auf Basis einzelner Teilaspekte wenig zielführend ist. Zum anderen bleibt zu klären, in welchem Kontext und mit welcher Absicht eine Wertgröße der anderen vorzuziehen ist. Dabei stellt sich ferner die Frage, warum das IASB trotz proklamierter Gleichrangigkeit beider Wertkonzepte eine derartige Diskussion überhaupt aufkommen lässt. Fest steht indes, dass eine weitere Analyse konzeptioneller Unterschiede zwischen Nutzungswert und Nettoveräußerungserlös sowohl ganzheitlich als auch unter Berücksichtigung der jeweiligen Bewertungssituation zu erfolgen hat. Da sich Letztere im Normalfall dadurch auszeichnet, dass marktpreisgestützte (Vergleichs-)Daten für den Nettoveräußerungserlös nicht vorliegen, engt sich die Betrachtung auf Barwertgrößen ein. Zur Sicherstellung einer ganzheitlichen Beurteilung wird dabei zunächst von den Eigenheiten des Nutzungswerts ausgegangen. Für diese Vorgehensweise spricht zudem, dass die Festlegung des Abzinsungsfaktors in beiden Wertkonzepten marktorientiert zu erfolgen hat,146 und die Ursache potenzieller Differenzen somit vorrangig in der Zahlungsreihe zu suchen ist (zu entnehmen nachstehender Abbildung 6).

143 144 145 146

Vgl. Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 6. Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 6f. Wagenhofer, A. (2005), S. 167. Vgl. Kapitel 3.3.3.1.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Konzeptionelle Unterschiede

WertkonBewerzept tungsaspekt

61

NUTZUNGSWERT

N E T T O V E R. – E R L Ö S

Synergieeffekte

Sämtliche Cashflows aus betrieblicher Nutzung (IAS 36.39)

widerspricht Veräußerungsgedanke (IAS 36.6 i.V.m. IAS 36.27)

Erweiterungsinvestitionen

gegenwärtiger Zustand maßgeblich (IAS 36.44)

so weit von unabhängigen Dritten ebenfalls unterstellt (IAS 36.BC69c)

Finanzierungsstruktur

Größe vor Finanzierungsaktivitäten (IAS 36.50a)

nicht geregelt

Steuern

Vorsteuergröße (IAS 36.50b i.V.m. IAS 36.55)

nicht geregelt

Legende:

= berücksichtigungsfähig

= nicht geregelt

= Ansatzverbot

Abbildung 6: Konzeptionelle Unterschiede von Nutzungswert und Nettoveräußerungserlös im DCF-Kalkül

Wie in Kapitel 3.3 bereits angedeutet und in obiger Grafik dargestellt, greift das IASB an diversen Stellen stark in die Herleitung des Nutzungswerts ein, um die Wertgröße trotz abweichender Vorstellungen der Bewertungstheorie rechnungslegerischen Zielsetzungen anzupassen. Korrekturbedarf besteht insbesondere im Hinblick auf die Abbildung von (Erweiterungs-)Investitionen, Finanzierungskosten und Steuern. Auch die Behandlung etwaiger Synergieeffekte fließt als relevantes Kriterium in die Betrachtung ein, wenn es die konzeptionellen Unterschiede beider Wertkategorien zu untersuchen gilt. Dies geht zwar nicht unmittelbar aus den Normen des IAS 36 hervor, erschließt sich aber im Kontext einer weiteren Abgrenzung von Nutzungswert und Nettoveräußerungserlös. So stützt sich der kapitalwertbasierte Nettoveräußerungserlös – im Gegensatz zum unternehmensspezifischen Nutzungswert – auf das marktorientierte Leitbild eines fiktiven Erwerbers, der sich aus einer Gruppe vergleichbarer Unternehmen rekrutiert.147 Grundlage einer solchen Berechnung ist nicht der Nutzen, den das Bewertungsobjekt für das bilanzierende Unternehmen generiert, sondern der Barwert jener Mittelzuflüsse, die ein hypothetischer Dritter aus dem Gegenstand losgelöst von seiner jetzigen Einbindung erwarten kann.148 Entscheidend für die 147 148

Vgl. Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1051f. Vgl. Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 480.

62

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Konzeptionelle Unterschiede

Ermittlung des Nettoveräußerungserlöses ist somit der in IAS 36.6 i.V.m. IAS 36.27 unterstellte Veräußerungsgedanke. Aus diesem Verständnis heraus sind die bewertungsrelevanten Parameter so auszugestalten, dass sie zu einer typisierten Wertfindung führen. Neben untypischen Investitionen, unplausiblen Umsatzplanungen und Auswirkungen interner Verrechnungspreise sind daher insbesondere für Dritte nicht realisierbare Verbundeffekte (Synergien) aus den internen Cashflow-Prognosen des Managements zu eliminieren.149 Damit unterscheidet sich die Zahlungsreihe im Nettoveräußerungserlös wesentlich von der Größe, die sich bei betrieblicher Weiterverwendung im Nutzungswertkonzept ergibt. Ferner weist die Herleitung des beizulegenden Zeitwerts abzgl. Veräußerungskosten in dieser Hinsicht Elemente auf, wie sie das IDW auch für die Bestimmung objektivierter Unternehmenswerte fordert.150 Die Parallelen zu gängigen Konzepten der Unternehmensbewertung im Sinne des IDW sind allerdings nur vorübergehender Natur. Entspricht die Klassifizierung der Wertmaßstäbe anhand des Kriteriums Synergieeffekte zunächst noch einer Einteilung in subjektive (Nutzungswert) und objektive Entscheidungswerte (Nettoveräußerungserlös), so kehrt sich dies in Bezug auf die Behandlung investiver Cashflows gerade um. Das im Nutzungswert verankerte Stichtagsprinzip und Ansatzverbot nicht eingeleiteter Erweiterungsmaßnahmen hat sein Pendant im objektivierten Unternehmenswert, wohingegen die Ausführungen des IAS 36.BC69c den Nettoveräußerungserlös in die Nähe subjektiver Entscheidungswerte rücken lassen.151 So geht aus dem Wortlaut des Standardsetters diesbezüglich hervor, dass Mittelzuflüsse aus geplanten Kapazitätserweiterungen und künftigen Restrukturierungen im Nettoveräußerungserlös durchaus zu berücksichtigen sind.152 Im Unterschied zur erwerberspezifischen Perspektive des subjektiven Unternehmenswerts ist eine solche Vorgehensweise laut IAS 36.BC69c allerdings nur dann gerechtfertig, wenn dies dem Konsens sämtlicher Marktteilnehmer entspricht (market’s assessment). Das IASB legt der Ermittlung des Nettoveräußerungserlöses im DCF-Kalkül damit eine Logik zu Grunde, deren praktische Umsetzung nicht unproblematisch ist. Einerseits soll das im objektivierten Unternehmenswert verankerte Stichtagsprinzip – Bewertung auf Basis der vorhandenen Ertragskraft – keine Gültigkeit haben, andererseits wird die intersubjektive Nachprüfbarkeit durch die zwingende Beachtung von Marktannahmen wiederum explizit eingefordert. Das ist insofern inkonsistent, als dass 149 150 151 152

Vgl. Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1035 u. Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1052. Vgl. IDW S 1, Tz. 43f. Vgl. IDW S 1, Tz. 42 und Tz. 57. IAS 36.BC69c: „If the unit’s fair value less costs to sell were to be otherwise estimated [Anm. d. Verf.: als anhand marktpreisbasierter Verfahren], it would also reflect the market’s assessment of the expected net benefits any acquirer would be able to derive from restructuring the unit or from future capital expenditure on the unit [Hervorhebungen durch den Verfasser].”

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Konzeptionelle Unterschiede

63

von einer klaren Separierbarkeit subjektiver Schätzungen des Managements und objektiver Annahmen des Marktes für die Praxis nicht ausgegangen werden kann.153 Gleichwohl wird dieser Widerspruch sowohl in IAS 36 als auch IDW RS HFA 16 nicht weiter thematisiert. Weder äußert sich das IASB dazu, wie besagte Marktannahmen genau zu konkretisieren sind, noch nimmt das IDW eindeutig Stellung zu Inhalt und Konsequenzen des IAS 36.BC69c. Im Gegensatz zur Behandlung investiver Cashflows gestaltet sich die Diskussion um die Ableitung des Nettoveräußerungserlöses in Bezug auf Finanzierungsprämisse und Steuern relativ unkompliziert. Wie aus Abbildung 6 hervorgeht, enthält der Standard diesbezüglich keinerlei Restriktionen.154 In Ermangelung anderweitiger Vorgaben sehen daher sowohl IDW als auch Literatur im beizulegenden Zeitwert abzgl. Veräußerungskosten eine Größe nach (Unternehmens-) Steuern, die sich analog zu gängigen Verfahren der Unternehmensbewertung bestimmt. Mit Blick auf die Kapitalstruktur wird dabei typisierend auf den Verschuldungsgrad vergleichbarer Unternehmen abgestellt.155 Damit unterscheidet sich der so ermittelte Nettoveräußerungserlös markant von dem grundsätzlich als Vorsteuergröße und in Unabhängigkeit der Finanzierungsstruktur zu bestimmenden Nutzungswert. Ein abschließendes Fazit aus der Aufarbeitung konzeptioneller Unterschiede zwischen Nettoveräußerungserlös und Nutzungswert zu ziehen fällt schwer. Dies hat mehrere Gründe. So besteht das erste Problem bereits darin, den Ausgangspunkt einer solchen Diskussion zu fixieren. Der Standardsetter äußert sich in IAS 36 nur vage darüber, ob eine kapitalwertgestützte Ermittlung des Nettoveräußerungserlöses überhaupt statthaft ist. Befürwortet man diese Möglichkeit vor dem Hintergrund der Bekräftigungen durch IDW RS HFA 16 und den Schwierigkeiten marktpreisgestützter Bewertungsverfahren zunächst, so engt sich die Ableitung des erzielbaren Betrags auf Barwertgrößen ein. Dabei fällt auf, dass weder IAS 36 noch der von Seiten der Literatur mehrfach geforderte, objektivierte Unternehmenswert befriedigende Antworten zur Abgrenzung der Barwertgrößen Nettoveräußerungserlös und Nutzungswert liefern. Vielmehr ist festzustellen, dass im Nutzungswertkonzept bereits bestimmte Elemente zur Objektivierung und Einschränkung möglicher Ermessensspielräume enthalten sind. Der Versuch, selbiges für den kaum geregelten Nettoveräußerungserlös abzuleiten, führt dagegen zu Redundanzen mit dem Nutzungswert oder scheitert, wie exemplarisch an der Behandlung von Erweiterungsinvestitionen aufgezeigt, an den wenigen, dafür aber gegenteiligen Äußerungen des IASB. 153 154 155

Vgl. Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 6. So auch Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 485. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 113 i.V.m. Tz. 35-38 und Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 485; Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1052 ebenso Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 750f.

64

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Konzeptionelle Unterschiede

Kann zwischen Mittelzuflüssen aus hypothetischer Veräußerung und betrieblicher Nutzung jedoch nicht zuverlässig unterschieden werden, so ist von einer kapitalwertbasierten Herleitung des Nettoveräußerungserlöses abzusehen. Die Kalkulation eines Veräußerungswerts, der in Wirklichkeit den vom Management definierten Fortführungswert darstellt, liegt sicherlich nicht in der Intention des IASB.156 Ebenfalls nicht gewollt sein kann ein Wertansatz, der durch Vermischung interner und externer Sichtweisen einen Betrag verkörpert, der weder am Markt noch durch fortgesetzte Nutzung erzielbar ist.157 Dies legt IAS 36.18 mit der klaren Trennung zwischen innerbetrieblicher Verwertung (Nutzungswert) und Veräußerung zu Marktbedingungen (Nettoveräußerungserlös) eindeutig fest. In diesem Kontext von besonderem Interesse sind die Anmerkungen direkt im Anschluss an die definitorische Abgrenzung beider Wertkonzepte. So stellt IAS 36.20 klar: „However, sometimes it will not be possible to determine fair value less cost to sell because there is no basis for making a reliable estimate... In this case, the entity may use the asset’s value in use as its recoverable amount.”158 Das ist gleich in zweifacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen würdigt der Standardsetter bereits hier die praktischen Schwierigkeiten einer Ermittlung vergleichbarer Marktdaten. Zum anderen – und viel wichtiger – erfolgt an dieser Stelle der Hinweis, dass in Abwesenheit verlässlicher (reliable) Marktparameter der Nutzungswert einem zweifelhaft objektivierbaren Nettoveräußerungserlös vorzuziehen ist. Das Vorhandensein eines beizulegenden Zeitwerts abzgl. Veräußerungskosten ist also keineswegs zwingende Voraussetzung für die standardkonforme Durchführung einer Werthaltigkeitsprüfung. Dass die Mehrheit der Literatur dennoch einen kapitalwertbasierten Nettoveräußerungserlös favorisiert oder zumindest in Erwägung zieht,159 verwundert. Zumal die Zulässigkeit und Ausgestaltung einer solchen Größe im Gegensatz zum Nutzungswert in IAS 36 nicht explizit kodifiziert ist, sondern mühsam aus Andeutungen und Ergänzungen interpretiert werden muss. Vorteil – und zugleich denkbares Motiv – einer derartigen Argumentation ist andererseits die Möglichkeit, auf diese Weise den stark reglementierten Nutzungswert umgehen zu können; etwa aus bilanzpolitischen Gründen oder aufgrund einer angestrebten Vereinfachung.160

156 157 158 159 160

Vgl. Hoffmann, W.-D. (2007), S. 454. Vgl. Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 749. IAS 36.20. Vergleiche Kapitel 3.2 und dort Fn. 88. So etwa das Fazit von Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 6f. oder die kritische Analyse zum Vorgehen der Praxis, in: Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 486.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Abbildung von Unsicherheit

65

4.2 Beurteilung des Nutzungswerts aus Sicht der Bewertungstheorie Ein Ausweichen auf alternative Wertkonzepte scheint allerdings auch deshalb geboten, weil der Nutzungswert trotz oder gerade wegen seiner ausführlichen Darstellung in IAS 36 keinesfalls widerspruchsfrei und in sich schlüssig konzipiert ist. Vielmehr stehen die vom IASB zur Herleitung des Nutzungswerts auferlegten Vorgaben teilweise in deutlichem Konflikt zu gängigen Vorstellungen der Bewertungstheorie, was die ökonomische Verwertbarkeit der so gewonnenen Bilanzansätze ernsthaft in Frage stellt. Die Aufgabe, dies aufzuzeigen, ist Gegenstand nachfolgender Ausführungen. 4.2.1

Abbildung von Unsicherheit im Barwertkalkül

4.2.1.1

Theoretische Konzeptionen zur Risikoberücksichtigung

In künftigen Perioden erwartete Zahlungen sind unsicher. Folglich können die prognostizierten Cashflows analog zu dem in Kapitel 3.3.3.1 angeführten Risikobegriff allenfalls als Bandbreiten bzw. als Wahrscheinlichkeitsverteilungen angegeben werden.161 Zur Berücksichtigung dieses Unsicherheitsfaktors im Bewertungskalkül führt die Literatur mit: ƒ

Sicherheitsäquivalenz- und

ƒ

Risikozuschlagsmethode

generell zwei Verfahren an, die alternativ angewandt zu identischen Ergebnissen führen.162 Wird der Bewertung künftiger Zahlungsströme erstgenannte Methode zu Grunde gelegt, so sind die erwarteten Cashflows zunächst auf jenen (sicheren) Betrag zu verdichten, dessen Erhalt ein Investor der Verteilung der Cashflows gleich schätzt.163 Das Sicherheitsäquivalent repräsentiert dann jene Größe aus der Bandbreite möglicher Mittelzuflüsse, bei der sich Chancen und Risiken aus Sicht des Empfängers gegenseitig exakt aufheben. Für den Fall risikoscheuen Verhaltens (Risikoaversion) bestimmt sich das Sicherheitsäquivalent dabei dadurch, dass der Erwartungswert der Cashflow-Verteilung um einen Risiko161

162

163

Das Vorliegen bestimmter Vorstellungen über künftige Cashflows grenzt Unsicherheit von Ungewissheit ab. Da sich Letztere durch eine völlige Unkenntnis relevanter Umweltzustände auszeichnet, wird eine rationale Problemlösung unmöglich (und daher nicht weiter behandelt), vgl. Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 95. Vgl. IDW S 1, Tz. 97; Drukarczyk, J. / Schüler, A. (2007), S. 51 u. Peemöller, V. / Kunowski, S. (2005), S. 235. Vgl. Drukarczyk, J. / Schüler, A. (2007), S. 51.

66

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Abbildung von Unsicherheit

abschlag gekürzt wird. Da die Risikokomponente somit bereits auf Ebene der Cashflows Berücksichtigung findet, erfolgt die Diskontierung der Zahlungsreihe anhand des (quasi-sicheren) risikolosen Basiszinses.164 In einem vereinfachten, einperiodischen Fall lässt sich dies darstellen wie folgt:165 B0

E CF1  RP 1  rf

SÄ CF1 mit: 1  rf

B0

=

E CF1

=

gesuchte Zielgröße (Barwert) in t0 (3) Erwartungswert unsicherer Cashflows in t1

RP

=

Risikoprämie bzw. Risikoabschlag

rf

=

risikoloser Basiszins

SÄ CF1 = Sicherheitsäquivalent unsicherer Cashflows in t1

Bei Anwendung der Risikozuschlagsmethode wird hingegen auf die Transformation der unsicheren Zahlungsverteilung in ein Sicherheitsäquivalent verzichtet. Zählergröße im Barwertkalkül stellt stattdessen der Erwartungswert prognostizierter Zahlungsströme dar. Damit wird zunächst risikoneutrales Verhalten unterstellt, was annahmegemäß nicht der Fall ist. Die Abbildung der Risikoscheu erfolgt daher im Diskontierungszins, der um einen Risikozuschlag erhöht wird.166 Analog zu obiger Darstellung entspricht dies: B0

E CF1 1  rf  z

mit:

z =

Risikozuschlag zum sicheren Zinsfuß

(4)

Kritischer Faktor in beiden Modellen ist die Bemessung des Risikoab- bzw. -zuschlags; im Folgenden allgemein als Risikoprämie bezeichnet. Die Literatur führt diesbezüglich zwei Methoden an, die nach Herkunft des Bemessungsrahmens in individualistischer und marktorientierter Ansatz unterschieden werden können.167 Erfolgt die Bewertung unsicherer Zahlungsströme anhand des individualistischen Ansatzes, so impliziert dies die Berücksichtigung der individuellen Risikopräferenzen des Investors. Es wird dabei auf den subjektiven Grad der Risiko(ab)neigung des Einzelnen abgestellt, der durch die Ableitung der indivi164 165 166 167

Vgl. Moxter, A. (1983), S. 147. Vgl. Mandl, G. (2005), S. 145. Vgl. Drukarczyk. J. / Schüler, A. (2007), S. 51. Vgl. Mandl, G. (2005), S. 145 und Drukarczyk. J. / Schüler, A. (2007), S. 83-87.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Abbildung von Unsicherheit

67

duellen Risikonutzenfunktion zu bestimmen ist.168 Diese nachzuvollziehen gestaltet sich für Dritte (etwa den Bewerter) allerdings immens schwierig. Zumal davon ausgegangen werden muss, dass die Individuen selbst kaum klare Vorstellungen über das eigene Nutzenempfinden haben. Erschwerend hinzukommt ferner, dass eine Wertfindung regelmäßig für eine Vielzahl von Eigentümern zu erfolgen hat. Bei intersubjektiv abweichender Risikoeinstellung – wovon auszugehen ist – stellt sich dann die Frage, wessen bzw. welche Nutzenfunktion zur Herleitung der Risikoprämie heranzuziehen ist.169 Mit Hilfe des marktorientierten Ansatzes kann dieser Problemkomplex umgangen werden. Anstatt auf die Risikoneigung des Einzelnen zurückzugreifen, werden Sicherheitsäquivalent und Risikozuschlag in diesem Verfahren durch Rekurs auf Marktdaten abgeleitet. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Risikoprämie am Markt für ähnlich riskante Cashflows erzielt wird. Ein verbreiteter Ansatz zur Ableitung dieser Größe ist das an anderer Stelle bereits dargestellte Capital Asset Pricing Modell.170 4.2.1.2

Abbildung von Unsicherheit nach IAS 36

Wie schon in Kapitel 3.3.3.1 angedeutet, folgt IAS 36 dem marktorientierten Ansatz zur Bemessung der Risikoprämie. Dies geht insbesondere aus den Äußerungen in IAS 36.56 (market’s assessment), Appendix A und den Basis for Conclusions hervor.171 Zweckmäßig scheint eine solche Vorgehensweise in zweifacher Hinsicht. Aus rechnungslegerisch motivierter Perspektive soll so eine Objektivierung des Nutzungswerts erreicht werden, aus bewertungstheoretischer Sicht wird damit den Vorbehalten einer Wertfindung auf Basis individueller Risikopräferenzen entsprochen. Auch mit den in IAS 36.32 vorgegebenen Verfahren zur Abbildung von Unsicherheit bewegt sich das IASB grundsätzlich konform zur gängigen Bewertungstheorie: Die (marktorientierte) Risikoreflektion vollzieht sich entweder in der Zahlungsreihe oder dem Diskontierungszins. Legt man der Bewertung eines risikobehafteten Vermögenswerts j letztgenannte Methode unter Zuhilfenahme des CAPM zu Grunde, so folgt für den gesuchten Barwert aus Substitution von Gleichung (2) in (4):172 B0 168 169 170 171 172

E CF1 1  E rj

mit:

E rj rf  E rM  rf E j wobei : E j

cov rj ; r M

V M2

(5)

Vgl. Baetge, J. / Niemeyer, K., / Kümmel, J. (2005), S. 290. Vgl. Moxter, A. (1983), S. 139. Vgl. Mandl, G. (2005), S. 146; Drukarczyk. J. / Schüler, A. (2007), S. 68 und Kapitel 3.3.3.3. Vgl. IAS 36.A16; IAS 36.BCZ54; IAS 36.BC60 und Kapitel 3.3.3.1, dort Fn. 121. Vgl. Mandl, G. (2005), S. 150. Aus Gründen der Konsistenz und weiteren Argumentation wird hier die anwendungsnahe, empirische Darstellung des CAPM aus Gleichung (2) durch dessen Ex-Ante-Form ersetzt. Theoretisch ist dies im Grunde auch geboten, da das CAPM in Erwartungswerten formuliert ist. Vgl. zur Kritik einer Ex-Post-Anwendung bspw. Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 261.

68

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Abbildung von Unsicherheit

Auf die theoretischen und empirischen Einwände zur Gültigkeit des CAPM soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden,173 im Mittelpunkt des Interesses stehen vielmehr die in IAS 36 enthaltenen Leitlinien zur Erfassung von Unsicherheit. Diese sind nach IAS 36.57 Appendix A des Standards zu entnehmen und lassen sich – wie in Kapitel 3.3.3 angeführt – in traditioneller und erwarteter CashflowAnsatz unterscheiden. Im Gegensatz zu den knappen Äußerungen in IAS 36.32 offenbart eine genauere Analyse genannter Verfahren allerdings, dass beide Ansätze keineswegs gültigen Vorstellungen der Bewertungstheorie entsprechen. Davon zeugen auch etliche kritische Äußerungen der Literatur. Ballwieser stellt so bspw. konzeptionelle Fehler fest, „weil unsichere Cash Flows mit sicheren Zinsen diskontiert werden, was theoretisch nicht zu begründen ist.“174 Hachmeister merkt gar an: „Die Beschreibung der Verfahren im Anhang ist ... undurchsichtig.“175 Eine systematische Aufarbeitung möglicher Unstimmigkeiten beginnt mit dem in Appendix A zuerst angeführten, traditionellen Ansatz (traditional approach). Wie aus IAS 36.A4 hervorgeht, soll das Risiko hierbei im Zinsfuß abgebildet werden (the rate commensurate with the risk). Die korrespondierende Zahlungsreihe ergibt sich nach IAS 36.A4 und IAS 36.A7 durch den wahrscheinlichsten Cashflow (single most likely cash flow). Analog zur bisher gewählten Darstellung im Einperiodenfall folgt hieraus für den Barwert:176 B0

M CF1 1  rc

mit: M CF1 =

rc

=

wahrscheinlichster Cashflow (Modalwert) in t1

(6)

Risikoprämie

Da die Nennergröße rc nach Aussage des IASB eine Risikoprämie zu enthalten hat, scheint der traditionelle Ansatz der Risikozuschlagsmethode zu entsprechen. Verwirrend in diesem Kontext ist allerdings die Vorgabe, dass die Zählergröße lediglich den wahrscheinlichsten Cashflow (Modalwert) der Zahlungsreihe repräsentieren soll. Laut IAS 36.BCZ42 stellt dies ein Zugeständnis an die Praxis dar, wonach Cashflow-Prognosen und Budgetdaten dort regelmäßig nur auf einwertigen Größen, dem wahrscheinlichsten Szenario, beruhen. Dies lässt jedoch die Frage aufkommen, wie die in Gleichung (6) dargestellte Vorgehensweise mit einer marktorientierten Bewertung via CAPM (IAS 36.A17a) vereinbar ist. Bei Anwendung des Capital Asset Pricing Models ist der Erwartungswert der Zahlungsströme mit der erwarteten Rendite abzuzinsen; zu entnehmen Gleichung (5). Welcher Zinsfuß hingegen bei Diskontierung des wahrscheinlichsten Cashflows gelten 173 174 175 176

Vgl. hierzu etwa Banz, R. (1981), S. 3-18 oder Fama, E. / French, K. (1992), S. 423-465. Ballwieser, W. (2006), S. 200. Hachmeister, D. (2005a), S. 214. Vgl. Mandl, G. (2005), S. 151.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Abbildung von Unsicherheit

69

soll, ist unbekannt. Sicher ist nur, dass es die Zinssätze gemäß CAPM im Allgemeinen nicht sein können.177 Mit dem erwarteten Cashflow-Ansatz (expected cash flow approach) stellt das IASB dem traditionellen Ansatz ein Verfahren gegenüber, bei dem die Zählergröße der vorgebrachten Kritik entsprechend als Erwartungswert bestimmt wird: „The expected cash flow approach uses all expectations about possible cash flows instead of the single most likely cash flow.”178 Wider Erwarten wird diese Größe jedoch nicht mittels eines risikoadjustierten Zinsfußes diskontiert. Stattdessen vollzieht sich die Reflektion von Unsicherheit im erwarteten Cashflow-Ansatz auf Stufe der Zahlungsströme (IAS 36.A2). Die weiteren Verlautbarungen Standardsetters legen dabei die Vermutung nahe, dass die Risikoberücksichtigung mit der Bildung von Erwartungswerten bereits als ausreichend erachtet wird.179 So kommt IAS 36.A11 anhand von demonstrativen Beispielen zum Schluss, dass mit dem Erwartungswert eine bessere Schätzung (better estimate) künftiger Cashflows möglich sei, als dies die alleinige Heranziehung der wahrscheinlichsten Cashflow-Ausprägung erwarten lasse. Für den Barwert im erwarteten Cashflow-Ansatz folgt diesem Verständnis nach: B0

E CF1 1  rf

mit:

E CF1

=

Erwartungswert unsicherer Cashflows in t1

rf

=

risikoloser Basiszins

(7)

Gleichung (7) veranschaulicht bereits den Kritikpunkt eines solchen Ansatzes. Die Diskontierung unsicherer Cashflows mit einem sicheren Zinsfuß impliziert Risikoneutralität der Bewertung. Da dies nicht nur dem aufgezeigten Verständnis der Bewertungstheorie widerspricht, 180 sondern auch den vom IASB selbst proklamierten Erfordernissen rationaler Entscheidungsfindung entgegensteht (IAS 36.BCZ52b), ist diese Interpretation des erwarteten Cashflow-Ansatzes zu verwerfen. Eine standardkonforme und zugleich marktorientierte Risikoadjustierung verspricht hingegen das Sicherheitsäquivalent auf Basis des CAPM:181 SÄ CF1

E CF1  O cov CF1; rM

mit:

O

E rM  rf

V M2

(als Marktpreis des Risikos) 177 178 179 180 181

Vgl. Ballwieser, W. (2006), S. 200 und Mandl, G. (2005), S. 151. IAS 36.A7. Vgl. Hachmeister, D. (2005a), S. 214 und Ballwieser, W. (2006), S. 200. Vgl. Kapitel 4.2.1.1 und die dort angeführten Quellen. Vgl. Drukarczyk. J. / Schüler, A. (2007), S. 71.

(8)

70

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Abbildung von Unsicherheit

Im Unterschied zur Risikozuschlagsmethode aus Gleichung (5) ist hierzu aber nicht die Kovarianz aus der erwarteten Rendite des Bewertungsobjekts und der des Marktes zu berechnen, sondern jene zwischen den erwarteten Mittelzuflüssen CF1 und der Marktrendite rM. Da dies nur für börsennotierte Finanztitel möglich ist, muss die Anwendbarkeit des Sicherheitsäquivalents für die Praxis bezweifelt werden.182 Das gilt umso mehr, wenn es sich um nicht gelistete, zahlungsmittelgenerierende Einheiten handelt. Zur Umgehung der geschilderten Problematik greifen sowohl Literatur als auch Praxis auf die Risikozuschlagsmethode zurück, dargestellt in Gleichung (5). Für nicht gehandelte Unternehmen(steile) wird der Beta-Faktor als Maß des relevanten Risikos dabei ersatzweise durch Rückgriff auf empirische Daten weitgehend risikoäquivalenter und börsennotierter Unternehmen gewonnen.183 Eine Übersicht über die in diesem Zusammenhang gebräuchlichen Verfahren sowie weiterer Methoden bietet Abbildung 11 im Anhang. Deutlich klarzustellen bleibt allerdings, dass diese Vorgehensweise mit den Ausführungen des IASB in IAS 36 Appendix A nicht vereinbar erscheint. Wie angeführt, soll im traditionellen Ansatz der wahrscheinlichste Cashflow mit einem risikoadjustierten Zinssatz diskontiert werden (IAS 36.A4). Bei Anwendung des erwarteten Cashflow-Ansatzes vollzieht sich die Risikoanpassung dagegen stets in der Zahlungsreihe, was eine Abzinsung mit dem risikolosen Basiszins impliziert (IAS 36.A2). Erstere Methodik widerspricht den Prämissen des CAPM, zweiter Ansatz führt zunächst zu unsinnigen Ergebnissen und stellt sich in der erweiterten Form marktorientierter Sicherheitsäquivalente als praktisch kaum anwendbar dar. Entsprechend der vorgebrachten Kritik wird der Nutzungswertableitung im Folgenden daher die Risikozuschlagsmethode auf Basis des CAPM zu Grunde gelegt.184

182 183 184

Vgl. Drukarczyk. J. / Schüler, A. (2007), S. 71 und Mandl, G. (2005), S. 152. Vgl. Drukarczyk. J. / Schüler, A. (2007), S. 72 und Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 760. Zwar entspricht dies im Ergebnis der mehrheitlichen Meinung der Literatur, vgl. etwa IDW RS HFA 16, Tz. 30; Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1055 oder Hoffmann, W.-D. (2007), S. 423. Letztendlich werden damit aber die Vorgaben des IASB ignoriert / umgedeutet, so bspw. Lienau, A. / Zülch, H. (2006), S. 322 mit der These: erwarteter Cashflow-Ansatz = Sicherheitsäquivalenz- und Risikozuschlagsmethode.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

4.2.2 4.2.2.1

71

Wertrelevanz von Steuern und Finanzierung Vorbemerkungen

Die Inkonsistenzen der Nutzungswertkonzeption erschöpfen sich aber nicht alleine in der Abbildung von Unsicherheit. Auch die Behandlung von Steuern und Finanzierungskosten ist in IAS 36 keineswegs eindeutig und in sich schlüssig geregelt. So sieht das IASB im Nutzungswert zunächst eine Größe vor Steuern und frei von Finanzierungseinflüssen, was sich sowohl in der Zahlungsreihe (IAS 36.50) als auch im Diskontierungszins (IAS 36.55) widerspiegeln soll. Gleichzeitig erfolgt aber an anderer Stelle (IAS 36.A17a) der explizite – und zugleich praxisrelevante – Hinweis, die Kapitalisierungsrate in Abwesenheit vergleichbarer Marktgrößen anhand der gewogenen durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC) abzuleiten. Dies verwundert, da die WACC im Sinne der Bewertungstheorie aus Gleichung (1) nicht als Referenzpunkt zur postulierten Irrelevanz von Finanzierung und Besteuerung passen.185 Deutlicher zeigt sich der Widerspruch im Fortgang des Appendix A. Nur zwei Paragraphen nach Verweis auf die WACC merkt der Standardsetter dort ausdrücklich an: „The discount rate is independent of the entity’s capital structure and the way the entity financed the purchase of the asset.“186 Dies ist mit Blick auf die WACC insofern nicht nachvollziehbar, als dass sich die gewogenen durchschnittlichen Kapitalkosten mit zunehmender Verschuldung aufgrund steuerlicher Einflussfaktoren ändern; sie sind gerade nicht unabhängig von der Kapitalstruktur.187 Da das IASB diesen Konflikt aber nicht weiter thematisiert, bleibt die Frage nach der Herleitung einer adäquaten Diskontierungsrate für den Nutzungswert in IAS 36 im Grunde unbeantwortet. Um diesbezüglich dennoch zu einer Lösung zu gelangen, scheint es angebracht, die Eigenheiten des Nutzungswerts zunächst aus Sicht der Theorie aufzuarbeiten. Von besonderem Interesse ist dabei der Zusammenhang zwischen Verschuldung, Steuern und Kapitalkosten.

185 186 187

Vgl. Ballwieser, W. (2006), S. 202. IAS 36.A19. Vgl. Mandl, G. (2005), S. 156.

72

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

4.2.2.2 4.2.2.2.1

Thesen von Modigliani und Miller Grundmodell vor Steuern

Über den Einfluss der Verschuldung auf die Kapitalkosten existieren unterschiedliche Auffassungen. Traditionelle, eher intuitiv geprägte Erklärungsansätze unterstellen einen Zusammenhang dergestalt, als dass die durchschnittlichen Kapitalkosten einer Unternehmung mittels Substitution von Eigen- durch Fremdkapital (in gewissen Grenzen) minimiert werden können, woraus eine Maximierung des Unternehmensgesamtwerts resultiert. Die Existenz eines optimalen Verschuldungsgrads in diesem Sinne wird somit befürwortet.188 Zu einem gänzlich anderen Schluss kommen hingegen Modigliani / Miller.189 Die Autoren legen ihren Überlegungen dabei ein Kapitalmarktmodell zu Grunde, das sich im Wesentlichen durch folgende Prämissen auszeichnet:190 ƒ

Nicht-Existenz von Transaktions- , Insolvenz- und Informationskosten sowie Steuern

ƒ

Homogene Erwartungen risikoavers agierender Marktteilnehmer

ƒ

Existenz einer risikofreien Verschuldungsalternative für Unternehmen und Investoren.

Ausgehend von diesen Annahmen erfolgt sodann eine Aufteilung der Unternehmen in Risikoklassen, wobei ein identisches Risikoprofil die gleiche Gruppierung bedingt. Dabei wird zunächst ausschließlich auf das operative Risiko abgestellt, was die vorläufige Einschränkung der Betrachtung auf rein eigenfinanzierte Unternehmen impliziert. Befindet sich der annahmegemäß unterstellte Kapitalmarkt im Gleichgewicht, so folgt die Identität der erwarteten (Eigen-) Kapitalrendite für alle Unternehmen derselben Risikoklasse.191 In dem einstweilen nur das operative Risiko (Geschäftsrisiko) Berücksichtigung findet, kann ein etwaiger Wertbeitrag der Fremdfinanzierung aufgrund des Verschuldungsrisikos (Kapitalstrukturrisiko) im Fortgang isoliert untersucht werden. Hierzu wird die Prämisse einer reinen Eigenfinanzierung aufgehoben und Verschuldung toleriert. Treten hierbei für unterschiedliche Unternehmen derselben Risikoklasse Bewertungsdifferenzen auf, so ist dies ausschließlich auf den jeweils realisierten Grad der Verschuldung zurückzuführen.192

188 189 190 191 192

Vgl. Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 489-493. Vgl. Modigliani, F. / Miller, M. (1958), S. 261-297. Vgl. Betsch, O. / Groh, A. / Lohmann, L. (2000), S. 279. Vgl. Modigliani, F. / Miller, M. (1958), S. 266 und Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 493. Vgl. Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 493f.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

73

Im weiteren Verlauf der Betrachtung zeigen Modigliani / Miller dabei auf, dass ein solcher Umweltzustand in der unterstellten Modellwelt indes nur temporär existieren kann. Abgeleitet wird dies aus der Annahme, dass Investoren durch private Verschuldung jedwede Finanzierungsstrategie einer Unternehmung ohne Einfluss auf die daraus resultierenden Nettozahlungsströme ebenfalls nachvollziehen bzw. revidieren können. Am Kapitalmarkt dennoch existierende Bewertungsdifferenzen zwischen unterschiedlich hoch verschuldeten Unternehmen derselben Risikoklasse ermöglichen in Folge die Realisierung risikofreier Gewinne. Da dies auf einem vollkommenen Kapitalmarkt zu Arbitrageprozessen führt, stellt sich ein Gleichgewichtszustand ein, der für die betreffenden Unternehmen zu identischen Marktbewertungen in Unabhängigkeit der Verschuldung führt.193 Die Ergebnisse ihrer Überlegungen fassen Modigliani / Miller thesenartig wie folgt zusammen:194 These I:

Der Marktwert eines Unternehmens ist unabhängig von seiner Kapitalstruktur. Die durchschnittlichen Kapitalkosten ( rd ) sind konstant und werden nur durch das leistungswirtschaftliche Risiko bestimmt; sie entsprechen daher den Eigenkapitalkosten eines unverschuldeten u Unternehmens ( rEK ) derselben Risikoklasse.

These II: Die Eigenkapitalkosten einer Unternehmung steigen in Abhängigkeit der Verschuldung linear an und ergeben sich durch:195 v rEK

u u rEK  rEK  rf

FK EK

mit:

FK EK

=

rf

=

v EK

r

Verschuldungsgrad

(9)

(zu Marktwerten)

=

risikofreier Basiszins Eigenkapitalkosten des verschuldeten Unternehmens

u rEK =

Eigenkapitalkosten des unverschuldeten Unternehmens

Dies entspricht formal der Darstellung des Leverage-Effekts und quantifiziert die (erwartete) Rendite der Eigenkapitalgeber in Abhängigkeit des Leverage-Risikos. 193 194 195

Vgl. Brealey, R. / Myers, S. (2003), S. 482. Vgl. Modigliani, F. / Miller, M. (1958), S. 261-297; Peridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 494-496. Gleichung (9) folgt inhaltlich aus These I und resultiert aus Gleichsetzen der durchschnittlichen FK v EK u mit den Eigenkapitalkosten des unverschuldeten Unternehmens rEK sowie Kapitalkosten rd rEK  rf GK GK v anschließendem Auflösen nach rEK ; vgl. Ross, S. / et. al. (2007), S. 432.

74

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

These III: Über Investition und Finanzierung kann getrennt entschieden werden, da sich die Vergleichsgröße zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von Investitionen ausschließlich am Geschäftsrisiko der jeweiligen Risikoklasse bemisst. Abbildung 7 greift die dargestellten Zusammenhänge im Folgenden graphisch auf. Kapitalkosten [%] v rEK

u rEK

rd rFK

ª FK º «¬ EK »¼

Verschuldungsgrad

Abbildung 7: Verlauf der Kapitalkosten im Vorsteuermodell nach Modigliani / Miller (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Ross, S. / et. al. (2007), S. 433)

4.2.2.2.2

Modellmodifikationen

Gegen die allgemeinverbindliche Gültigkeit des Modigliani-Miller-Theorems werden mit Blick auf die Realität allerdings Einwände vorgebracht. An vorderster Stelle steht dabei der Verweis, dass das Modell die Effekte einer (alleinigen) steuerlichen Absetzbarkeit von Fremdkapitalzinsen auf betrieblicher Ebene ignoriere.196 Es waren Modigliani / Miller selbst, die ihre Thesen unter Berücksichtigung dieses Umstands wie folgt umformulierten:197 These I:

196 197

Der Marktwert eines verschuldeten Unternehmens übersteigt den Marktwert eines unverschuldeten Unternehmens um den Barwert der aus der Fremdfinanzierung erzielbaren Steuervorteile. Die durch-

Vgl. Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 500. Vgl. Modigliani, F. / Miller, M. (1963), S. 433-443 und Ross, S. / et. al. (2007), S. 448.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

75

schnittlichen Kapitalkosten sinken aufgrund des Steuervorteils (tax shield) mit zunehmender Verschuldung. These II: Die Eigenkapitalkosten einer Unternehmung ergeben sich als lineare Funktion der Verschuldung, vermindert um die Steuervorteile der Fremdfinanzierung: v rEK

u u rEK  rf  1  s rEK

FK EK

mit: s = Unternehmenssteuersatz (10)

Dies lässt zunächst die Vorteilhaftigkeit einer reinen Fremdfinanzierungsstrategie erwarten; ein Zustand, der für die Praxis jedoch empirisch nicht nachvollzogen werden kann. Letzteres wird damit begründet, dass bislang unbeachtete Insolvenzkosten ab einem gewissen Grad der Verschuldung die zinsinduzierten Steuervorteile (über-)kompensieren und so ein Optimalitätskriterium bzgl. der Kapitalstruktur etablieren, das – wenngleich unter gänzlich anderen Prämissen und inhaltlich wesentlich fundierter – Analogien zu traditionellen Erklärungsansätzen aufweist.198 4.2.2.3 4.2.2.3.1

Implikationen auf die Berechnung des Nutzungswerts nach IAS 36 Kapitaltheoretische Betrachtungsweise

Nach IAS 36 ist der Nutzungswert grundsätzlich als Vorsteuergröße zu bestimmen (IAS 36.50 i.V.m. IAS 36.55). Hieraus leitet die Literatur ab, dass der Widerspruch zwischen WACC einerseits (IAS 36.A17a) und Irrelevanz der Kapitalstruktur andererseits (IAS 36.A19) nur vordergründig existiere. Baetge et. al. halten diesbezüglich fest: „Dieses Spannungsverhältnis löst sich indes auf, wenn die Bruttogewinnhypothese zu Grunde gelegt wird, nach der eine Veränderung des Verschuldungsgrads zu einer entsprechenden Anpassung der Renditeforderung der Eigenkapitalgeber führt, wodurch sich die WACC … insgesamt nicht verändern.“199 Mit dem Verweis auf die Bruttogewinnhypothese200 und der daraus resultierenden Konstanz der gewogenen durchschnittlichen Kapitalkosten beziehen sich die Autoren auf das Vorsteuermodell nach Modigliani / Miller. Analog zur Argumentation von Modigliani / Miller wird unterstellt, dass in der vom IASB geforderten Betrachtung vor Steuern von der Irrelevanz der Finanzierung für den Nutzungswert auszugehen ist. 198 199 200

Vgl. Brealey, R. / Myers, S. (2003), S. 515 und Perridon, L. / Steiner, M. (2007), S. 504. Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 27. Der Bruttogewinnhypothese liegt These II nach Modigliani/Miller zu Grunde, wonach die Renditeforderung der EK-Geber nicht nur vom Geschäftsrisiko, sondern aufgrund des Leverage-Risikos auch vom Verschuldungsgrad abhängt; vgl. Hachmeister, D. (2000), S. 99 und Großfeld, B. / Stöver, R. / Tönnes, A. (2005), S. 5.

76

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

Bei einer Standardauslegung nach diesem Verständnis zeigt sich der Diskontierungsfaktor dann unabhängig von der jeweils realisierten Kapitalstruktur – ebenfalls zu entnehmen Abbildung 7 – und entspricht somit vollumfänglich den Vorgaben in IAS 36.A17a und IAS 36.A19.201 Zwar scheint eine derartige Interpretation des IAS 36 den Konsens der mehrheitlich theoriegeprägten Literatur wiederzugeben,202 fraglich ist jedoch, wie dies in Bezug auf eine real existierende Welt mit Steuern und der damit verbundenen Kritik am Vorsteuermodell nach Modigliani / Miller zu werten ist. Bevor hierauf aber näher eingegangen wird, soll zunächst die Ableitung des Abzinsungsfaktors vor Steuern im Sinne der Theorie dargestellt werden. Die Literatur wählt diesbezüglich vornehmlich den Weg über die u Eigenkapitalkosten eines fiktiv unverschuldeten Unternehmens ( rEK ), wobei die Risikoreflektion anhand der Risikozuschlagsmethode via CAPM erfolgt.203 Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass:204 ƒ

aus Marktdaten gewonnene Beta-Faktoren neben dem Geschäftsrisiko auch das Kapitalstrukturrisiko der Verschuldung abbilden (dies gilt zumindest dann, wenn das zu Grunde liegende Unternehmen nicht vollständig eigenfinanziert ist), und

ƒ

am Kapitalmarkt ausschließlich Nachsteuerrenditen beobachtet werden können.

Beide Effekte sind zu bereinigen, da die gesuchte Größe einen Wert vor (Unternehmens-)Steuern und in Unabhängigkeit der Verschuldung darstellen soll. Die Eliminierung des Kapitalstrukturrisikos (unlevering) kann dabei anhand folgender Formel erfolgen:205

Eu

Ev

FK 1  1  s EK

FK EK

=

Verschuldungsgrad (zu Marktwerten) (11)

s

=

Unternehmenssteuersatz

Eu / Ev

=

Beta-Faktor des (Vergleichs-)Unternehmens

mit:

wobei u = unverschuldet / v = verschuldet

201 202

203 204 205

Vgl. Hachmeister, D. (2005a), S. 220. Vgl. Hachmeister, D. (2005a) S. 220 ebenso Mandl, G. (2005), S. 154; Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 27; Ballwieser, W. (2006), S. 203; Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 758; Lienau, A. / Zülch, H. (2006), S. 324 und Hoffmann, W.-D. (2007), S. 453. Vgl. Mandl, G. (2005), S. 154; Bartel, P. / Jonas, M. (2006), S. 758 und Hoffmann, W.-D. (2007), S. 421. Vgl. Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 760f. und IDW RS HFA 16, Tz. 111. Vgl. Copeland, T. / Koller, T. / Murrin, J. (2002), S. 372 und Mandl, G. (2005), S. 154.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

77

Zu beachten ist jedoch, dass Gleichung (11) die Sicherheit der steuerlichen Vorteile unterstellt, was in Abhängigkeit der jeweiligen Bewertungssituation kritisch zu prüfen bleibt.206 Ferner bedingt die Eliminierung des Kapitalstrukturrisikos die Kenntnis des Verschuldungsgrads gemessen in Marktwerten. Ein pragmatischer Ansatz zur Ermittlung dieser Größe besteht für börsennotierte Unternehmen darin, dem Eigenkapital die Börsenkapitalisierung zu Grunde zu legen. Das Fremdkapital kann, falls marktüblich verzinst, vereinfachend zum Buchwert angesetzt werden. Ist die im Wert zu prüfende zahlungsmittelgenerierende Einheit indes nicht gelistet und wird der Beta-Faktor stattdessen mittels Analogieverfahren bestimmt, so kann die Eigenkapitalgröße behelfsweise aus den Börsenwerten der jeweiligen Vergleichsunternehmen abgeleitet werden.207 Werden die so ermittelten Beta-Faktoren in die CAPM-Gleichung nach Formel (2) eingesetzt, ergeben sich die Eigenkapitalkosten eines unverschuldeten Unternehmens nach Steuern. Diese sind in einem weiteren Schritt in eine Vorsteuergröße umzuwandeln (grossing- up). In vereinfachter Form folgt dies aus:208 u rEK ( vor Steuer )

4.2.2.3.2

u rEK ( nach Steuer )

1 s

mit:

u rEK

=

EK-Kosten des unverschuldeten

(12)

Unternehmens

Problemfelder und alternative Bewertungsansätze

Die dargestellte Methodik zur Herleitung des gesuchten Diskontierungsfaktors vor Steuern weist allerdings Probleme in mehrfacher Hinsicht auf. Die Kritik richtet sich dabei zum einen an die Anwendung findende Formel zur Eliminierung des Kapitalstrukturrisikos. So setzt Gleichung (11) neben den angeführten Prämissen voraus, dass der Fremdkapitalbestand für die Zukunft erstens konstant ist und zweitens eine unendliche Cashflow-Annuität vorliegt.209 Zum anderen wird das einfache Hochschleusen (grossing-up) der am Markt beobachtbaren Nachsteuerrenditen in Vorsteuergrößen mittels Formel (12) bemängelt. Nach Ansicht des IDW ist eine solche Vorgehensweise allenfalls im einfachen Rentenmodell vertretbar,210 ein linearer funktionaler Zusammenhang zwischen Diskontierungszins vor und nach Steuern besteht darüber hinaus im Allgemeinen jedoch nicht.211

206 207 208 209 210 211

Vgl. Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 761 u. bei Unsicherheit der Steuervorteile Haring, N. (2004), S. 222. Vgl. Mandl, G. (2005), S. 154 ebenso Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 760. Vgl. Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 761 und Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 485. Vgl. Wallmeier, M. (1999), S. 1476. Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 111. Vgl. Kruschwitz, L. / Löffler, A. (2004), S. 1177.

78

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

Wird erstgenannter Einwand in der Literatur zum Werthaltigkeitstest kaum thematisiert,212 so merkt das IASB hinsichtlich der Grossing-Up-Problematik in IAS 36.BCZ85 selbst an: „In theory, discounting post-tax cash flows at a post-tax discount rate and discounting pre-tax cash flows at a pre-tax discount rate should give the same result, as long as the pre-tax discount rate is the post-tax discount rate adjusted to reflect the specific amount and timing of the future tax cash flows. The pre-tax discount rate is not always the post-tax discount rate grossed up by a standard rate of tax.”213 Dies bedarf einer weiteren Erläuterung, da der Standardsetter hier Ursache und Wirkung vermischt. Im ersten Satz betont das IASB zunächst die Identität einer Kapitalwertberechnung vor und nach Steuern. Eine derartige Betrachtung unterstellt Investitionsneutralität der Besteuerung, was in der zudem geforderten betragsmäßigen Übereinstimmung der Vor- und Nachsteuerkapitalwerte nur durch Besteuerung der ökonomischen Gewinne erreicht werden kann. Da dieses Modell aber in der Realität keinem (bekannten) Steuersystem zu Grunde liegt, handelt es sich hierbei um ein rein theoretisches Konstrukt.214 Real existierende Steuersysteme sind hingegen keineswegs investitionsneutral. Je nach Höhe und zeitlichem Anfall der Steuerzahlungen differieren die Vor- und Nachsteuerbarwerte im Investitionskalkül daher. Unter (vorläufiger) Ausklammerung von Kapitalstruktureffekten ist diesbezüglich in Volumen- und Zinseffekt zu unterscheiden.215 Hierauf geht das IASB im Fortgang des IAS 36.BCZ85 ein. Bemerkenswert ist dabei die Schlussfolgerung, die der Standardsetter aus diesem Umstand für die praktische Ermittlung des Nutzungswerts zieht. Es wird argumentiert, dass sich eine Übereinstimmung von Vor- und Nachsteuerwerten dann herstellen lässt, wenn Volumen- und Zinseffekt im Diskontierungssatz entsprechend kompensiert werden. Dies ist insofern bemerkenswert, weil das IASB damit eingesteht, dass das dem Nutzungswert zu Grunde gelegte Vorsteuerkonzept aufgrund praktischer Unvollkommenheiten – in Form nicht investitionsneutraler Steuersysteme – unbrauchbar wird. Ein einfaches Hochschleusen des Diskontierungszinses um die Steuerrate führt im Allgemeinen eben nicht zu identischen Ergebnissen einer Vor- und Nachsteuerrechnung.216

212 213 214 215 216

Vgl. allenfalls Haring, N. (2004), S. 222. IAS 36.BCZ85. Vgl. Kruschwitz, L. / Löffler, A. (2004), S. 1181-1183. Vgl. Schneider, D. (1992), S. 225. Kruschwitz / Löffler zeigen auf, dass dies gemeinhin nur bei Besteuerung der ökonomischen Gewinne u. hierdurch erreichter Investitionsneutralität der Fall ist, vgl. Kruschwitz, L. / Löffler, A. (2004), S. 1181.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

79

In Folge wird eine solche Vorgehensweise sowohl vom IASB selbst (IAS 36.BCZ85) als auch von Seiten des IDW und der Literatur abgelehnt.217 Offenbar in Kenntnis dieser Mängel und dem Wissen um den „richtigen“ Kapitalwert als Nachsteuergröße kam der Standardsetter daher zum Schluss, zunächst einfach den korrekten Nutzungswert nach Steuern errechnen zu lassen. In einem zweiten Schritt ist aus diesem Betrag dann iterativ jener Vorsteuerzins abzuleiten, bei dem der Nutzungswert vor Steuern den gleichen Wert wie in der zuvor durchgeführten Nachsteuerrechnung annimmt (Beispielrechnung in IAS 36.BCZ85).218 Das führt schlussendlich aber dazu, dass sämtliche Steuereffekte statt in den Cashflows nun im Diskontierungszins Berücksichtigung finden. Einige Stimmen der Literatur folgern hieraus, dass das IASB somit die selbst vorgegebene Zielsetzung einer Nutzungswertbestimmung vor Steuern verfehle.219 Bevor dies jedoch weiter vertieft wird, sei zunächst auf eine Fallstudie im Anhang verwiesen, die den aktuellen Stand der Diskussion aufgreift und anhand eines konkreten Zahlenbeispiels verdeutlicht. Dabei zeigt sich, dass das einfache Hochschleusen des Nachsteuerzinssatzes um die Steuerrate in einer Vorsteuerbetrachtung zu signifikanten Wertdifferenzen gegenüber dem korrekten Nachsteuerbarwert führen kann. Das Problem ist also von praktischer Relevanz. Darüber hinaus geht die Fallstudie auch auf die iterative Ermittlung des Vorsteuerzinses ein und legt dar, dass der Iterationsprozess mittels Microsoft Excel relativ einfach und komfortabel durchgeführt werden kann. Wie angekündigt, ist die Diskussion um Nutzungswert und Steuern damit jedoch nicht beendet. Wird der Nachsteuerwert als die korrekte Größe angesehen, so stellt sich die Frage, worin dann der Sinn einer Vorsteuerbetrachtung liegt. Die in IAS 36.BCZ84 vorgebrachte und in Kapitel 3.3.2.4 dargestellte Begründung, wonach die Ermittlung des Nutzungswerts vor Steuern (unter anderem) deshalb notwendig sei, um im Falle einer etwaigen Wertminderung Wechselwirkungen mit der Zahlungsreihe zu vermeiden, ist jedenfalls hinfällig. Das angeführte Zirkularitätsproblem kann auf diese Weise gerade nicht umgangen werden, da die Ausgangsgröße zur Ableitung des Vorsteuerzinses wiederum der Nutzungswert nach Steuern ist. Die Logik des IAS 36 erschließt sich in diesem Punkt nicht.

217

218

219

Vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 111 ebenso Lienau, A. / Zülch, H. (2005), S. 326; Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 761 und ausführlich Breitenstein, U. / Hänni, C. (2005), S. 650-657. So auch das Vorgehen lt. IDW und Literatur, vgl. IDW RS HFA 16, Tz. 111; Lienau, A. / Zülch, H. (2005), S. 326 und Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 761. Vgl. Brücks, M. / Kerkhoff, G. / Richter, M. (2005), S. 5 ebenso Freiberg, J. / Lüdenbach, N. (2005), S. 486 und Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1036.

80

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

Eine mögliche Erklärung für den Vorsteueransatz des IASB bietet ein bislang ausgeblendeter Aspekt: die geforderte Irrelevanz der Kapitalstruktur gemäß IAS 36.A19. Offensichtlich wollte der Standardsetter den Nutzungswert so konzipieren, dass alleine die operative Ertragskraft eines Vermögenswerts (einer zahlungsmittelgenerierenden Einheit) den unmittelbaren Ansatz im Werthaltigkeitstest bestimmt. Verzerrende Einflüsse von Steuerquote und Finanzierung sollten ausgeblendet werden.220 Wie aufgezeigt besteht die spezielle Problematik einer solchen Vorgehensweise darin, am Kapitalmarkt beobachtbare Nachsteuerrenditen in Vorsteuergrößen zu transformieren. In Ermangelung einer entsprechenden Kapitalmarkttheorie wird hierzu auf das Grossing-Up gemäß Formel (12) zurückgegriffen, was aus angeführten Gründen allerdings abzulehnen ist. Die Komplexität der Betrachtung wird nun dadurch erhöht, dass das IASB die iterative Ableitung des Vorsteuerzinses aus dem Kapitalwert nach Steuern als möglichen Lösungsansatz erachtet. Zur besseren Verdeutlichung potenzieller Abweichungen zwischen Vor- und Nachsteuerwert bietet sich im Weiteren das Bewertungskonzept des angepassten Barwerts (adjusted present value) an. Der Nachsteuerwert im DCF-Kalkül kann demnach als Barwert eines fiktiv unverschuldeten Unternehmens verstanden werden, der analog zu Modigliani / Miller um einen Zuschlag für die Steuerersparnis der Verschuldung ergänzt wird. Formal folgt dies aus:221

GK n.St .

f

¦ t 1

CFt FCF u t EK

1  r

f

TSt

t 1

1  r



t

mit:

GK n.St . =

f

Marktwert des Gesamt- (13) kapitals nach Steuern

CFt FCF =

Free Cashflow eines fiktiv unverschuldeten Unternehmens nach Steuern in Periode t

TSt

=

Steuerersparnis der Fremdfinanzierung (tax shield), wobei gilt: TSt

s ˜ rf ˜ FK t 1

Wird Gleichung (13) zunächst mit dem in Kapitel 4.2.2.3.1 dargestellten Prozedere zur Ermittlung des Nutzungswerts vor Steuern verglichen, so fällt auf, dass in einer Vorsteuerbetrachtung das Tax Shield (rechter Summand) den Wert 220 221

So auch Hachmeister, D. (2005a), S. 220 und Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1036. Vgl. Baetge, J. / Niemeyer, K. / Kümmel, J. (2005), S. 275f. und These I aus Kapitel 4.2.2.2.2.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

81

Null annimmt. In einer Welt ohne Steuern beeinflusst die (Fremd-)Finanzierung den Unternehmenswert nicht. Aus s = 0 folgt TS = 0. Im linken Summanden sind hingegen Cashflow-Größe und Diskontierungssatz um steuerliche Einflüsse zu bereinigen. Da letzteres in nicht investitionsneutralen Steuersystemen mittels Grossing-Up zu fehlerhaften Ergebnissen führt, ist der Vorsteuerzins iterativ aus dem Nachsteuerwert abzuleiten. Erfolgt dies jedoch unter Zugrundelegung von Gleichung (13), so werden die steuerlichen Vorteile der Fremdfinanzierung implizit über den rechten Summanden mit berücksichtigt. Eine derartige Vorgehensweise ist vor dem Hintergrund der geforderten Irrelevanz der Kapitalstruktur (IAS 36.A19) abzulehnen. Die Lösung der aufgezeigten Problematik wird von Vertretern der theoretischen Literatur – und wohl auch vom IASB – darin gesehen, die in IAS 36.BCZ85 zunächst vorgeschriebene Berechnung des Nutzungswerts nach Steuern für ein fiktiv unverschuldetes Unternehmen durchzuführen.222 Die unterstellte Eigenfinanzierung hat zur Folge, dass sich eine etwaige Verschuldung auch im Falle einer Nachsteuerbetrachtung nicht auf den Nutzungswert auswirkt; aus FKt-1 = 0 folgt TS = 0. Entsprechend der vorgebrachten Kritik finden steuerliche Einflüsse so zwar durchaus Eingang in den Nutzungswert, die Äußerungen in IAS 36.BCZ85 lassen jedoch den Schluss zu, dass der Standardsetter dies (aus Mangel an Alternativen) bewusst akzeptiert. Das primäre Ziel einer Nutzungswertbestimmung nach IAS 36 bestünde demzufolge nicht in der generellen Eliminierung wertrelevanter Steuereffekte, sondern in der Unabhängigkeit des Wertansatzes vom jeweils realisierten Verschuldungsgrad (IAS 36.A19). Durch die gewählte Verfahrensweise scheint dies sichergestellt, da der Nutzungswert weder vor noch nach Steuern von der unmittelbaren Finanzierung des Bewertungsobjekts beeinflusst wird. Hierauf ist deshalb in dieser Deutlichkeit hinzuweisen, weil die beratungs- und prüfungsnahe Literatur den Nutzungswert mitnichten wie beschrieben ermittelt. Stattdessen soll der Gegenwartswert künftiger Mittelzuflüsse aus einer betrieblichen Weiterverwendung unter Zuhilfenahme des WACC-Ansatzes errechnet werden. Für den Nutzungswert folgt dann:223 GK n.St .

f

¦ t

222 223

CFt FCF

1 1  kWACC

t

mit:

kWACC

=

rEK

EK FK  rFK 1  s GK GK

(14)

Vgl. hierzu explizit Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 760 oder Mandl, G. (2005), S. 154. Vgl. Breitenstein, U. / Hänni, C. (2005), S. 651 ebenso Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1036 und Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1054-1058.

82

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

Analog zu Gleichung (13) sind hierbei Free-Cashflows nach Steuern bei reiner Eigenfinanzierung zu diskontieren. Die Erfassung der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalkosten erfolgt jedoch nicht separat als Barwert der erwarteten Steuervorteile, sondern direkt im Abzinsungssatz über das Tax Shield (1-s). Für den gesuchten Marktwert des Gesamtkapitals nach Steuern führen beide Ansätze zunächst zu identischen Ergebnissen.224 Dies gilt allerdings nicht für den Nutzungswert nach dem Verständnis des IASB. In der Praxisliteratur finden sich jedenfalls keinerlei Hinweise, dass der Nutzungswert nach Steuern gemäß Gleichung (14) für ein fiktiv unverschuldetes Unternehmen zu bestimmen ist. Ganz im Gegenteil, so stellen etwa Breitenstein / Hänni (Ernst & Young) ihren ausführlichen Beispielrechnungen die Herleitung der WACC voran, wonach die jeweiligen Kostensätze mit der entsprechenden Eigen- und Fremdkapitalquote unter expliziter Berücksichtigung des Tax Shields zu gewichten sind.225 Wird dies mit der dargestellten Verfahrensweise der Theorie verglichen, so folgt für die Kalkulation des Nutzungswerts nach Steuern: f

¦ t 1

CFt FCF

1  kWACC

f

t

!¦ t 1

CFt FCF

1  r u EK

t

die Differenz ergibt sich dabei aus:

f

TSt

t 1

1  r

¦

t

(15)

f

Der Nutzungswert nach Steuern aus Sicht der Rechnungslegungspraxis gemäß Formel (14) übersteigt den Kapitalwert eines fiktiv unverschuldeten Unternehmens in Anlehnung an Gleichung (13) um den Barwert der aus der Fremdfinanzierung resultierenden Steuervorteile.226 Identisches gilt für eine Betrachtung vor Steuern, da der Vorsteuerzins iterativ aus dem Nachsteuerwert abgeleitet wird. Der so bestimmte Diskontierungsfaktor beinhaltet neben Volumen- und Zinseffekt auch einen Kapitalstruktureffekt und fällt in Folge niedriger aus als bei fiktiver Eigenfinanzierung. Schlussendlich führt dies dazu, dass der Nutzungswert sowohl vor als auch nach Steuern mit zunehmender Verschuldung ansteigt. Die Vorgabe des IASB, wonach der Nutzungswert frei von Finanzierungseinflüssen zu ermitteln ist, wird damit verletzt. Es ist daher davon auszugehen, dass eine derartige Auslegung des IAS 36 den Absichten des Standardsetters nicht entspricht.

224 225 226

Vgl. Ballwieser, W. (2005), S. 86 und zu den exakten Identitätsprämissen Hachmeister, D. (2000), S. 117. Vgl. Breitenstein, U. / Hänni, C. (2005), S. 651 ebenso Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1057. Eine Wertidentität ergibt sich nur dann, wenn das Unternehmen (die ZGE) tatsächlich unverschuldet ist.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

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Genau dies bestreitet die Praxis allerdings vehement. So wird gegen die Berechnung des Nutzungswerts unter Zugrundelegung der (höheren) Eigenkapitalkosten eines fiktiv unverschuldeten Unternehmens eingewandt, dass eine solche Vorgehensweise im Standard gar nicht thematisiert werde. Vielmehr befände das IASB selbst eine Rückrechnung des Vorsteuerzinses aus dem Nachsteuerwert als korrekt, was nur den Schluss zulasse, dass der Nutzungswert (nach Steuern) analog zu gängigen Vorstellungen der Bewertungstheorie zu ermitteln sei.227 Eine derartige Argumentation verkennt jedoch, dass die alleinige Vorgabe einer iterativen Rückrechnung noch lange kein Urteil über die Ausprägung des letztlich maßgebenden Nachsteuerwerts an sich erlaubt. Da der Vorsteuerzins die veränderbare Variable im Iterationsprozess darstellt (vgl. Fallstudie im Anhang), kann im Grunde jeder erdenkliche Nachsteuerwert rückgerechnet und damit (vermeintlich) gerechtfertig werden. Eine aus Sicht des IASB korrekte Nutzungswertermittlung bedingt daher eine ganzheitliche Betrachtung der Thematik Nutzungswert und Steuern. In diesem Kontext scheint es sinnvoll, strikt der Normenhierarchie des IAS 36 zu folgen, d.h. Standard Appendix Basis for Conclusions. Aus dem Standard selbst geht dabei hervor, dass der Nutzungswert zunächst als Vorsteuergröße konzipiert ist (IAS 36.50 i.V.m. IAS 36.55). Den Thesen von Modigliani / Miller folgend ist hierbei von der Irrelevanz der Kapitalstruktur für den Wertansatz des Bewertungsobjekts auszugehen. Mit Blick auf die Werthaltigkeitsprüfung kodifiziert das IASB diesen Umstand im Appendix zu IAS 36 (IAS 36.A19). Das Problem am Kapitalmarkt nicht beobachtbarer Vorsteuerrenditen für risikobehaftete Eigenkapitaltitel würdigt der Standardsetter schließlich in den Basis for Conclusions (IAS 36.BCZ85). Aus der hier angeführten Nachsteuerrechnung kann jedoch nicht – wie von der Praxisliteratur unterstellt – abgeleitet werden, dass das IASB generell nach Steuern zu rechnen beabsichtigt.228 Vielmehr beziehen sich die Ausführungen des IAS 36.BCZ85 lediglich auf eine behelfsweise als zulässig erachtete Verfahrensweise zur Sicherstellung der praktischen Durchführbarkeit einer Vorsteuerrechnung. Die grundsätzlich eingeforderte Vorsteuerperspektive, insbesondere die Unabhängigkeit des Nutzungswerts von der jeweils realisierten Refinanzierung des Bewertungsobjekts, behält weiterhin ihre Gültigkeit. Folglich entspricht alleine die Methodik der theoretischen Literatur den Vorstellungen des IASB: Der Nutzungswert nach Steuern ist ausschließlich für eine fiktiv unverschuldete Unternehmung (ZGE) zu ermitteln.229

227 228

229

Vgl. Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1036 u. Breitenstein, U. / Hänni, C. (2005), S. 654. In letzter Konsequenz hieße das, alle zuvor im Standard gemachten Angaben bzgl. einer Vorsteuerrechnung und der daraus resultierten Irrelevanz der Kapitalstruktur zu verwerfen. Genau zu diesem (aus Sicht des IASB zweifelhaften) Schluss kommt jedoch die Praxis. Vgl. Schmusch, M. / Laas, T. (2006), S. 1054. Es sei nochmals darauf hingewiesen, dass auch hier steuerliche Einflüsse (Volumen- und Zinseffekt) Eingang in den Nutzungswert finden. Dies wird aber durch IAS 36.BCZ85 explizit toleriert / eingefordert.

84

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Nutzungswert und Steuern

Damit offenbart sich jedoch der eigentliche Widerspruch in IAS 36. In einer real existierenden Welt mit Steuern kann die Wertrelevanz der Fremdfinanzierung gerade nicht ausgeblendet werden, da die Bestimmung der optimalen Faktorallokation die Integration der steuerlichen Abzugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen bedingt.230 Wie die konzeptionelle Ausgestaltung des Nutzungswerts mit der eingeforderten Rationalität der Entscheidungsfindung (IAS 36.BC71) zu vereinbaren ist, bleibt in IAS 36 ungeklärt. Eine zutreffende Beurteilung der Vorteilhaftigkeit von betrieblicher Weiterverwendung einerseits und Veräußerung andererseits wird durch den Nutzungswert nach dem Verständnis des IASB jedenfalls nicht erreicht. Insofern ist einer Herleitung des Nutzungswerts nach Auffassung der Praxisliteratur zu Gute zu halten, dass auf diese Weise die Irrationalität des IAS 36 – bewusst oder unbewusst – korrigiert wird. Festzuhalten bleibt aber auch, dass eine derartige Vorgehensweise der Intention des Standardsetters nicht zu entsprechen scheint.

230

Vgl. Lienau, A. / Zülch, H. (2006), S. 321.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Objektivierungseignung

85

4.3 Zweckmäßigkeit der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36 4.3.1

Objektivierung als Grundsatz einer Rechnungslegung nach IFRS

Ungeachtet möglicher Inkonsistenzen in der Herleitung gilt es nun abschließend die Zweckmäßigkeit eines auf diese Weise ermittelten Wert- respektive Bilanzansatzes zu beurteilen. Dies bedingt zunächst die Formulierung des Vergleichsmaßstabs, der Zielsetzung einer Rechnungslegung nach IFRS. Die grundlegenden Werte und der eigentliche Zweck der IFRS sind dabei dem Rahmenkonzept (framework) zu entnehmen, das den Einzelstandards vorangestellt zu finden ist. Hieraus geht hervor, dass der Standardsetter sowohl Ziel als auch Ausgestaltung der IFRS aus den Informationsbedürfnissen der mit diesem Rechenwerk adressierten Interessengruppen ableitet (F.6 i.V.m. F.12.)231. Als primär relevant – und zugleich repräsentativ – wird dabei gemäß F.10 der Informationsbedarf der (Risiko-)Kapitalgeber erachtet. Entsprechend dieser Priorisierung besteht das vorrangige Ziel der IFRS in Folge darin, Investoren nützliche Informationen zur Fundierung von Kapitalanlageentscheidungen zu vermitteln (F.12: decision usefulness). Entscheidungsnützlichkeit als oberstes Primat einer so verstandenen Rechnungslegung spaltet sich dabei weiter auf in vier Unterziele, die die Qualität der übermittelten Informationen sicherstellen sollen: Verständlichkeit, Relevanz, Verlässlichkeit und Vergleichbarkeit; zu entnehmen nachstehender Grafik. ZIEL: ENTSCHEIDUNGSNÜTZLICHKEIT [decision usefulness – F.12] VERSTÄNDLICHKEIT [understandability – F.25]

RELEVANZ [relevance – F.26-30]

Gewissenhaftigkeit [faithful representation – F.33-34]

VERLÄSSLICHKEIT [reliability – F.31-38]

Neutralität [neutrality – F.36]

Wirtschaftliche Betrachtung [substance over form – F.35]

VERGLEICHBARKEIT [comparability – F.39-42] Vollständigkeit [completeness – F.38]

Vorsicht [prudence – F.37]

Abbildung 8: Zielsetzung und Anforderungen einer Rechnungslegung nach IFRS 231

Die Abkürzung F.X steht dabei im Folgenden für Framework, Paragraph X.

86

Kapitel 4: Kritische Würdigung - Objektivierungseignung

Besondere Bedeutung kommt dabei den Kriterien Relevanz und Verlässlichkeit zu. Denn relevant sind Informationen im Kontext von Kapitalanlageentscheidungen zunächst nur dann, wenn sie entscheidungserheblich sind. Wenn sie also dazu dienen, Prognosen zu treffen oder geeignet sind, bestehende Prognosen zu bestätigen bzw. zu revidieren (F.26). Die isolierte Prognoseeignung einer gewährten Information ist für den Bilanzadressaten indes nur von beschränktem Stellenwert, so lange deren Wahrheitsgehalt nicht wirksam beurteilt werden kann. Entscheidungsnützlichkeit wird damit erst durch die zweite, inhaltliche Komponente erreicht: Verlässlichkeit. Dies impliziert, dass die übermittelten Daten gewissenhaft das enthalten, was sie vorgeben zu enthalten (F.33: faithful representation). Zwar ist hierbei ein gewisses Maß an Vorsicht zu beachten (F.37: degree of caution), keinesfalls darf dies aber dazu führen, dass Aktiva bewusst unterbewertet bzw. Passiva gezielt mit einem zu hohen Betrag angesetzt werden. Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind also neutral (F.36: neutrality) und frei von verzerrenden Einflüssen wiederzugeben, was schlussendlich den Objektivierungsgedanken im Wertekonzept der IFRS verankert.232 Dadurch determiniert der Standardsetter aber ein Spannungsfeld im Zielsystem der IFRS. Auf der einen Seite sind Informationen nur dann entscheidungsrelevant, wenn auf ihrer Basis Hypothesen über zukünftige Entwicklungen abgeleitet werden können. Auf der anderen Seite bedingt Verlässlichkeit intersubjektive Nachprüfbarkeit. Diese stellt sich in letzter Konsequenz jedoch erst dann ein, wenn das betreffende Merkmal in seiner Ausprägung bereits realisiert wurde.233 Aus dem dargestellten Konflikt kann im Umkehrschluss allerdings nicht gefolgert werden, dass Objektivierbarkeit zu Gunsten von Relevanz als nachrangig einzustufen und damit vernachlässigbar ist. Im Gegenteil, die Entscheidungsnützlichkeit einer kapitalmarktorientierten Rechnungslegung hängt, wie aufgezeigt, wesentlich davon ab, inwiefern es dem Standardsetter gelingt, subjektives Ermessen in den Hintergrund zu drängen. Dies soll nachfolgend für den Werthaltigkeitstest untersucht werden.

232 233

Vgl. Kuhner, C. (2005), S. 8. Vgl. Kuhner, C. (2005), S. 7.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Objektivierungseignung

4.3.2

87

Grad der Objektivierung im Werthaltigkeitstest nach IAS 36

Die weitere Diskussion folgt dabei einem zweistufigen Ansatz. In einem ersten Schritt wird das Verlässlichkeitskriterium zunächst in Bezug auf das Bewertungsobjekt analysiert. Dem schließt sich eine Beurteilung der Anwendung findenden Bewertungsverfahren an. Sowohl Vorgehen als auch Urteil können dabei entnommen werden. Mithin die umstrittenste Komponente des Werthaltigkeitstests stellt bereits erstgenannte Komponente dar; die Abgrenzung der Bezugseinheit, auf deren Ebene ein Vergleich von Buchwert und erzielbarem Betrag zu erfolgen hat.234 Wie in Kapitel 2.3.1 angeführt, gibt das IASB in IAS 36 den Einzelbewertungsgrundsatz unter gewissen Umständen auf – was überwiegend der Fall sein dürfte – und hält den Bilanzierenden stattdessen an, das Bewertungsobjekt anhand investitionstheoretischer Überlegungen einzugrenzen. Relevant in diesem Zusammenhang ist die zahlungsmittelgenerierende Einheit, als kleinstmögliche Gruppe von Vermögenswerten, die von anderen Vermögenswerten unabhängige Mittelzuflüsse generiert (IAS 36.6). Da der Standardsetter das Unabhängigkeitskriterium sehr offen formuliert (largely independent) und gleichzeitig das weitere Vorgehen zur Abgrenzung der ZGE anhand von Beispielen nur vage skizziert, verbleibt der endgültige Entscheid bezüglich der Bildung von Bewertungseinheiten letztlich dem Management. Dies eröffnet erhebliche Ermessensspielräume und kann gezielt zur Herbeiführung von Wertminderungen bzw. deren Vermeidung ausgenutzt werden. Je höher die bilanzpolitisch motivierte Abgrenzung einer zahlungsmittelgenerierenden Einheit erfolgt, desto eher wird eine potenzielle Wertminderung auf Ebene eines einzelnen Vermögenswerts durch positive Wertbeiträge anderer Vermögensgegenstände kompensiert und umgekehrt.235 Besonders groß sind die Gestaltungsfreiräume dabei im wertkritischen Bereich der Goodwillbilanzierung. Hier ergeben sich gleich zwei Möglichkeiten zur subjektiven, interessengeleiteten Einflussnahme, die einer verlässlichen Rechnungslegung gemäß F.31-38 entgegenstehen. Auf der einen Seite ist der Werthaltigkeitstest für den derivativen GoF bereits auf einer sehr hoch aggregierten Stufe von Vermögenswerten (eher Gruppen von ZGE) angesiedelt. Untergrenze bildet die Ebene der internen Goodwillüberwachung, Obergrenze hingegen die Segmentierung gemäß IAS 14 (IAS 36.80). Hier gilt analog, je höher die Bewertungseinheit abgegrenzt wird, umso eher kommt es zu internen Kompensationseffekten. Auf der anderen Seite muss der zu prüfende GoF diesen ZGE im Zeitpunkt des Erwerbs erst zugeordnet werden. Und zwar in dem Verhältnis, wie 234 235

Vgl. Castedello, M. / Klingbeil, J. / Schröder, M. (2006), S. 1033 u. Küting, K. / Weber, C.-P. (2006), S. 326. Vgl. Hoffmann, W.-D. (2007), S. 445.

88

Kapitel 4: Kritische Würdigung - Objektivierungseignung

die zu Grunde liegenden Bewertungseinheiten aus den erwarteten Synergien des Firmenzusammenschlusses voraussichtlich profitieren werden. Da dies im Detail aber nicht weiter geregelt ist, besteht hier weitgehende Gestaltungsfreiheit. Zumal IAS 36.80 anmerkt, dass die Goodwillallokation unabhängig davon erfolgen kann, ob die Basis-ZGE überhaupt Vermögenswerte aus dem erworbenen Unternehmen enthält. Denkbar wäre also eine gezielte Verteilung des Goodwills auf besonders ertragsstarke Bewertungseinheiten, um die Wahrscheinlichkeit außerplanmäßiger Abschreibungen für die Zukunft zu minimieren.236 Dass der Standardsetter die gegebenen bilanzpolitischen Freiräume durch das Stetigkeitsgebot in IAS 36.72 – eine einmal gewählte Zusammensetzung der Bewertungseinheiten ist für künftige Perioden beizubehalten – einzuschränken versucht, ändert wenig am Ergebnis: Die Abgrenzung der Bezugseinheit im Werthaltigkeitstest ist hochgradig subjektiv und liegt wesentlich im Ermessen des Bilanzierenden. Eine Objektivierung wird kaum erreicht. Mit Blick auf die Anwendung findenden Bewertungsverfahren fällt das Urteil hingegen zweigeteilt aus. Zu unterscheiden ist in dieser Hinsicht zunächst, ob sich der erzielbare Betrag im Nettoveräußerungserlös oder dem Nutzungswert konkretisiert. Ergibt sich der höhere der beiden Beträge (IAS 36.18) aus dem Nettoveräußerungserlös, so hat dessen Herleitung der in IAS 36.25-27 vorgegebenen Fair-Value-Hierarchie zu folgen. Vertraglich fixierte Kaufpreise (Stufe 1) oder vorliegende Vergleichspreise auf liquiden Märkten (Stufe 2) sind dabei als grundsätzlich verlässlich, weil intersubjektiv nachprüfbar, einzustufen.237 Der generellen Eignung solcher Vergleichsgrößen steht jedoch einschränkend gegenüber, dass sie für die überwiegende Mehrheit der zu prüfenden Vermögenswerte (ZGE) gar nicht existent bzw. beobachtbar sein dürften. IAS 36.27 sieht in diesem Fall das Ausweichen auf anderweitige Verfahren zur Bestimmung des Nettoveräußerungserlöses vor (Stufe 3). Wie in Kapitel 3.2 aufgezeigt, bevorzugt die Literatur diesbezüglich eine typisierte Wertfindung mittels kapitalwertgestützter Bewertungsmethoden. Die Problematik einer solchen Vorgehensweise wurde in Kapitel 4.1 herausgestellt. In seiner praktischen Herleitung ist der barwertbasierte Nettoveräußerungserlös weder klar vom Nutzungswert zu trennen, noch entsprechen die spärlichen Vorgaben des IAS 36 gängigen Objektivierungsverfahren. Es ist daher davon auszugehen, dass eine so bestimmte Größe aus Sicht des Adressaten weder relevant noch verlässlich sein dürfte.

236 237

Vgl. Hachmeister, D. (2005b), S.60. Ausgehebelt wird diese Argumentation freilich durch vorsätzliche Manipulation wie im Falle Enron. Auf einer selbst geschaffenen Marktplattform hat das Unternehmen demnach in über 80% der 1.800 durchgeführten Transaktionen selbst als Handelspartner agiert, um Liquidität zu fingieren, Preise zu beeinflussen und somit die Fair-Value-Bewertung im eigenen Interesse zu steuern, in: Schildbach, T. (2006), S. 17.

Kapitel 4: Kritische Würdigung – Objektivierungseignung

89

Kann der Nettoveräußerungserlös nicht ermittelt werden oder liegt er betragsmäßig unterhalb des Nutzungswerts, so ist der Nutzungswert dem Buchwert gegenüber zu stellen. Indem das IASB dieser Größe jedoch einen unternehmensinternen Blickwinkel (management approach) zu Grunde legt, wird ein Anspruch auf intersubjektive Nachprüfbarkeit scheinbar gar nicht erst erhoben. Verlässlichkeit i.S.v. Objektivierbarkeit und Nutzungswert widersprechen sich bereits auf konzeptioneller Ebene. Auch Hachmeister hält fest: „Durch den Rückgriff auf die Managementperspektive sind einer willkürlichen Rechtfertigung von Werten … Tür und Tor geöffnet.“238 Dass Verlässlichkeit ersatzweise daran zu bemessen sei, wie prognosesicher sich die Unternehmensleitung in der Vergangenheit zeigte (IAS 36.34), wird aufgrund äußerer, dem Management nicht zurechenbarer Einflussfaktoren zu Recht kritisiert.239 In Summe festzuhalten ist somit, dass ein Rückgreifen auf die Managementperspektive – insbesondere zur Gewinnung der Zahlungsreihe – einer angestrebten Objektivierung diametral entgegensteht und in diesem Sinne hochgradig ungeeignet erscheint. Durchaus zweckmäßig ist hingegen das in IAS 36.44 determinierte Ansatzverbot nicht realisierter Erweiterungs- und Restrukturierungsmaßnahmen. Zwar bemängeln kritische Stimmen der Bewertungstheorie diesbezüglich eine bewusste Vernachlässigung bewertungsrelevanten Wissens,240 vor dem Hintergrund der ansonsten eröffneten Ermessensspielräume scheint dies jedoch gerechtfertigt. Die Regelungen des IAS 36.44 sind der Erreichung einer verlässlichen Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage somit zuträglich. Eine adäquate Einschränkung subjektiven Ermessens wird auch der marktorientierten Bestimmung des Diskontierungszinses attestiert.241 Dem ist allerdings nur eingeschränkt zuzustimmen. Zwar fußt die übliche Ableitung der Kapitalisierungsrate via CAPM modelltheoretisch auf einem einheitlichen, für sämtliche Akteure geltenden Kapitalmarktgleichgewicht, in der Praxis eröffnet die Unvollkommenheit der Märkte jedoch Raum für Interpretationen. Dieser erstreckt sich dabei vorrangig auf die Identifikation risikoadäquater Betafaktoren, betrifft aber auch die Ableitung von risikofreiem Basiszinses und der Rendite des Vergleichsportefeuilles (Marktpreis des Risikos).242 Eine zusammenfassende Darstellung der geführten Diskussion bietet nachstehende Grafik.

238 239 240 241 242

Hachmeister, D. (2005a), S. 218. So Rückmeldungen der Unternehmenspraxis zum Exposure Draft, vgl. IAS 36.BC63. Vgl. Ballwieser, W. (2006), S. 201. Vgl. Mandl, G. (2005), S. 156; IAS 36.BCZ54 und die Ausführungen in Kapitel 3.3.3.1. Vgl. Schildbach, T. (2006), S. 21.

90

Kapitel 4: Kritische Würdigung - Objektivierungseignung

BEURTEILUNG

K RITERIUM BEWERTUNGSOBJEKT Allgemein: Abgrenzung zahlungsmittelgenerierende Einheit

ungeeignet

Speziell:

ungeeignet

Goodwill-Allokation

WERTKONZEPT •NETTOVERÄUSSERUNGSERLÖS markpreisbasierte Ermittlung

geeignet (wenn anwendbar)

DCF-gestützte Ermittlung

ungeeignet

•NUTZUNGSWERT -Zahlungsreihe Managementperspektive

hochgradig ungeeignet

Verbot Erweiterungsinvestitionen

geeignet

-Diskontierungsfaktor Marktorientierung

bedingt geeignet

Abbildung 9: Objektivierungseignung der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36

5

Schlussbetrachtung

Mit der konzeptionellen Ausgestaltung des IAS 36 verfolgt der Standardsetter konsequent den eingeschlagenen Weg hin zu einer zeitwertbasierten Rechnungslegung, deren exklusiver Zweck in der Übermittlung entscheidungsrelevanter Informationen liegt. Zur Offenlegung und Abbildung von Investitionsrisiken hat das bilanzierende Unternehmen diesbezüglich zu prüfen, ob der bisherige Wertansatz für einen Vermögenswert gerechtfertigt erscheint oder ob eine eingetretene Wertminderung die Erfassung einer außerplanmäßigen Abschreibung notwendig macht. Hierzu ist der Buchwert dem erzielbaren Betrag gegenüberzustellen. Letzterer ergibt sich aus den erwarteten Nettozuflüssen einer potenziellen Veräußerung oder betrieblichen Weiterverwendung des betreffenden Vermögenswerts. Das IASB unterstellt einer rational handelnden Unternehmensleitung in diesem Zusammenhang die Realisierung der jeweils vorteilhafteren Alternative. Für den Werthaltigkeitstest ist in Folge der höhere der beiden Werte relevant. Da eine solche Analyse jedoch häufig nur auf Ebene einer aggregierten Betrachtung mehrer Vermögenswerte möglich ist, vollzieht sich die Werthaltigkeitsprüfung regelmäßig auf Stufe zahlungsmittelgenerierender Einheiten. Neben der Herleitung des Wertansatzes erfordert die Prüfung auf Werthaltigkeit somit zunächst die Abgrenzung und Identifikation des jeweils relevanten Bewertungsobjekts. Kapitel 2, das vorrangig dieser Fragestellung gewidmet ist, zeigt dabei auf, dass die Festlegung der zutreffenden Bezugseinheit nur situativ erfolgen kann. Ebene und Umfang der Werthaltigkeitsprüfung nach IAS 36 hängen ab vom spezifischen Charakter des zu testenden Vermögenswerts sowie dessen Stellung im betrieblichen Leistungsprozess. Identisches gilt – wie aus Kapitel 3 hervorgeht – für den erzielbaren Betrag. Ein Abwägen zwischen innerbetrieblicher Nutzung und externer Verwertung ist im Falle einer eingetretenen Wertminderung theoretisch zwar jederzeit möglich (und geboten), in der rechnungslegerischen Praxis aber nur für eine sehr begrenzte Zahl besonders marktnaher Vermögenswerte realistisch. Für komplexe Bewertungseinheiten scheitert der Abgleich von intern erwartetem Wertbeitrag und extern erzielbarem Verkaufserlös hingegen mehrheitlich an der Individualität des Bewertungsobjekts und dem Fehlen vergleichbarer Marktpreise. Zur Umgehung dieser Problematik wird von Teilen der Literatur das Ausweichen auf hypothetische Marktpreise als zulässig erachtet. Analog zum Nutzungswert bestimmt sich der Nettoveräußerungserlös dann in Form diskontierter Zahlungsströme, wobei eine Abstrahierung vom betrieblichen Umfeld zu erfolgen hat. Es gilt einen typisierten Wert abzuleiten, der dem Konsens aller Marktteilnehmer entspricht. Kapitel 4.1 würdigt diesen Ansatz kritisch. Im weiteren Verlauf der Betrachtung zeigt sich, dass die so ermittelte Größe weder eindeutig vom

92

Kapitel 5: Schlussbetrachtung

Nutzungswert abgegrenzt werden kann, noch davon auszugehen ist, dass auf diese Weise ein am Markt tatsächlich erzielbarer Verkaufspreis errechnet wird. Da eine Mischgröße aus betrieblicher Weiterverwendung und Veräußerung jedoch keine ökonomisch verwertbare Alternative darstellt, scheint ein barwertbasierter Nettoveräußerungserlös als Indikator für die Werthaltigkeit eines Vermögenswerts kaum geeignet. Hierfür spricht zudem, dass das IASB eine derartige Auslegung des Standards allenfalls andeutungsweise billigt, die große Mehrheit der Vorschriften zum erzielbaren Betrag hingegen dem Nutzungswert widmet. Für die Bilanzierungspraxis ist daher davon auszugehen, dass sich der relevante Vergleichsmaßstab zum Buchwert in Abwesenheit greifbarer Marktdaten überwiegend im Nutzungswert konkretisiert.243 Kapitel 4.2 setzt sich aus diesem Grund intensiver mit der Bewertung betrieblicher Mittelzuflüsse nach dem Verständnis des IASB auseinander. Neben der Subjektivität der durchzuführenden Berechnung liegt die spezielle Problematik des Nutzungswerts dabei in dessen inhaltlicher Ausgestaltung. So bedient sich der Standardsetter zur Herleitung des Barwertkalküls zwar aus dem Vokabular der Bewertungstheorie, definiert diese Begrifflichkeiten aber abweichend zu gängigen Modellvorstellungen. Für die Abbildung von Unsicherheit führt dies zu teilweise fehlerhaften Ergebnissen, da unsichere Zahlungsströme mit sicheren Zinssätzen diskontiert werden sollen. Mit Blick auf die Bilanzierungspraxis scheint dies allerdings weitgehend unproblematisch, da sowohl die Literatur als auch das IDW die vollumfängliche Gültigkeit der allgemeinen Finanzierungstheorie betonen.244 Die Irrationalität des IAS 36 in diesem Punkt wird somit korrigiert. Gegenteilig stellt sich hingehen die Situation bezogen auf die Wertrelevanz von Steuern und Finanzierungskosten dar. Hier gilt zunächst festzuhalten, dass die theoretisch geprägte Literatur einheitlich der Argumentation des IAS 36 folgt. Da der Nutzungswert als Vorsteuergröße ermittelt werden soll, ist von der Irrelevanz der Finanzierung für den gesuchten Wertansatz auszugehen. Kritisch anzumerken bleibt aber auch, dass die Mehrheit der Theorie – hierunter fällt ebenfalls IDW RS HFA 16 – auf die konkrete Ableitung des Nutzungswerts unter diesen Bedingungen nicht näher eingeht.245 Wie der geführten Diskussion zu entnehmen ist, scheint dies indes dringend geboten. Da Vorsteuerrenditen risikobehafteter Eigenkapitaltitel in der Realität nicht beobachtet werden können und ein einfaches Hochschleusen des Nachsteuerzinses um die Steuerrate zu falschen Ergebnissen führt, weicht das IASB auf eine (vermeintliche) Nachsteuerbetrachtung für den 243

244 245

Neuere Untersuchungen belegen diese Vermutung. Gemäß einer von PricewaterhouseCoopers initiierten Studie bestimmen so mehr als zwei Drittel aller (europaweit) analysierten Unternehmen den erzielbaren Betrag ausschließlich in Form des Nutzungswerts, vgl. Glaum, M. / Street, D. / Vogel, S. (2007), S. 52. Vgl. Castedello, M. / Klingbeil, C. / Schröder, J. (2006), S. 1030 und IDW RS HFA 16, Tz. 27. Vgl. Baetge, J. / Krolak, T. / Thiele, S. (2006), S. 27; Ballwieser, W. (2006), S. 203; Hachmeister, D. (2005a) S. 220 und IDW RS HFA 16, Tz. 111.

Kapitel 5: Schlussbetrachtung

93

Nutzungswert aus. Im Unterschied zur theoretischen Literatur fasst die Praxis dies aber als Aufforderung zu einer generellen Nachsteuerrechnung auf, was wiederum in Widerspruch zur explizit eingeforderten Irrelevanz der Kapitalstruktur in IAS 36 steht. Damit existieren derzeit zwei gegensätzliche Auffassungen über die zutreffende Ableitung des Nutzungswerts, mit wertrelevanten Konsequenzen. Werden Finanzierungseffekte im Barwertkalkül berücksichtigt, ergibt sich ein höherer Ansatz für den Nutzungswert als bei Unterstellung einer fiktiven Eigenfinanzierung. Publizierte Finanzdaten nach IFRS sind deshalb nicht vergleichbar, was umso schwerer wiegt, als dass es sich bei den Verfechtern einer ausnahmslosen Integration von steuerlichen Vorteilen der Fremdfinanzierung um beratungs- und prüfungsnahe Quellen der Literatur handelt. Obwohl – oder gerade weil – eine derartige Interpretation kaum der Intention des Standardsetters entsprechen dürfte, manifestiert sich hier die eigentliche Problematik des IAS 36. Zum einen ist die unterstellte Vorsteuerperspektive inkonsistent, weil die Außerachtlassung finanzierungsbedingter Steuervorteile der selbst postulierten Rationalität der Entscheidungsfindung entgegensteht. Zum anderen wird deutlich, dass es dem IASB trotz mehr als 140 Paragraphen, doppelt so vielen Anmerkungen im Appendix, den Basis for Conclusions sowie den Illustrative Examples nicht gelingt, den Werthaltigkeitstest in IAS 36 eindeutig und für alle Adressaten unmissverständlich zu formulieren. Aus normativer Sicht verfehlt der Standardsetter somit eines der fundamentalen Prinzipien im Wertekanon der IFRS: Verständlichkeit. Eine Wertung des IAS 36 aus übergeordneter Perspektive des Frameworks nimmt auch Kapitel 4.3 vor. Anders als in der bislang geführten Diskussion stehen dabei aber nicht methodische oder konzeptionelle Unstimmigkeiten im Mittelpunkt des Interesses. Gegenstand der Ausführungen ist vielmehr die Frage, ob die Systematik des IAS 36 grundsätzlich geeignet erscheint, um der Zielsetzung einer Rechnungslegung nach IFRS gerecht zu werden. Diese besteht, wie aufgezeigt, primär in der Vermittlung entscheidungsnützlicher Informationen, was gleichermaßen Relevanz und Verlässlichkeit der zu Grunde liegenden Daten bedingt. Aufgrund der konzeptionellen Ausgestaltung des IAS 36 sind bezüglich letztgenannter Voraussetzung allerdings erhebliche Zweifel angebracht. Mit der Abkehr vom Prinzip der Einzelbewertung und der Anwendung kapitalwertbasierter Bewertungsverfahren finden in hohem Maß subjektive und ermessensbehaftete Größen Eingang in die externe Rechnungslegung. Eine willkürfreie und intersubjektiv nachprüfbare Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage scheitert dabei im besten Fall an unvermeidbaren Prognosefehlern seitens des Bilanzierenden. Im denkbar ungünstigsten Szenario ist hingegen mit einer gezielten Manipulation der publizierten Finanzinformationen zu rechnen, indem gegebene Gestaltungsspielräume bewusst zur Schönung der Lage einer Unter-

94

Kapitel 5: Schlussbetrachtung

nehmung ausgenutzt werden. Abschlussprüfer und Bilanzadressanten können die ausgewiesenen Wertansätze in beiden Fällen dabei nur dann als unangemessen identifizieren, wenn eine vertretbare Bandbreite möglicher Merkmalsausprägungen exzessiv überschritten wird. Bewegt sich das Management jedoch innerhalb der (individuell abweichend) als zulässig erachteten Korridore, so bestehen für Außenstehende kaum Möglichkeiten zur Verifikation der veröffentlichten Jahresabschlussdaten. In Summe ist die Verwertbarkeit der im Rahmen der Folgebewertung nach IAS 36 ermittelten Bilanzansätze daher in mehrfacher Hinsicht anzuzweifeln. Auf normativer Ebene führen missverständliche und teilweise inkonsistente Vorgaben des IASB zu unterschiedlichen Auslegungen des Standards, was der Vergleichbarkeit von Jahresabschlüssen nach IFRS entgegensteht. Auf inhaltlicher Ebene scheint der Standardsetter die Entscheidungsrelevanz i.S.v. Zukunftsbezogenheit der übermittelten Daten höher zu werten als deren Verlässlichkeit. Ob dieser Ansatz die Sicherstellung der primären Informationsversorgungsfunktion von IFRS-Abschlüssen stützt, scheint fraglich. Nutzen stiften Informationen nur dann, wenn sie auch verlässlich sind. „Verheerende Gestaltungsmöglichkeiten“246 und eine zunehmende „Entobjektivierung der Bilanz“247 drängen in Folge auf eine baldige Revision des IAS 36.248 Zu betonen ist in diesem Kontext aber auch, dass eine Einschränkung von Ermessensspielräumen in einem ersten Schritt bereits dadurch erreicht werden könnte, dass bisherige Regeln zum Werthaltigkeitstest eindeutig und unmissverständlich formuliert werden. Dies betrifft vorrangig die Frage einer barwertbasierten Herleitung des Nettoveräußerungserlöses sowie die Überarbeitung der konzeptionell zweifelhaften Vorgaben zur Thematik Nutzungswert und Steuern.

246 247 248

Baetge, J. (2005), S. 1. Küting, K. (2006), S. 3. Vgl. zu den angestrebten Änderungen des Einzelbewertungsgrundsatzes im Rahmen des BilMoG und dessen Auswirkungen auf HGB-Abschlüsse Zülch, H. / Hoffmann, S. (2008), S. 45-50.

Anhangsverzeichnis Der Anhang ist wie folgt gegliedert:

Anhang Teil A:

Weiterführende Bemerkungen zum Hauptteil

Anhang Teil B:

Fallstudie Nutzungswert und Steuern

Anhang – Teil A PARAGRAPH IAS 36. …

REGELUNGSBEREICH

EBENE

.1 - 6

Zielsetzung, Anwendungsbereich und Definitionen

VG/ZGE

Identifikation eines potenziell wertgeminderten

VG/ZGE

.7 - 17

QUERVERWEIS VG/ZGE KAPITEL THESIS

Vermögenswerts .18 - 57

Bewertung des erzielbaren Betrags

Kapitel 2.1 / Kapitel 2.2

VG/ZGE

...18 - 23 …24

…übergeordnete Grundlagen …immaterieller VG mit unbegrenzter

´´ ´´

…25 - 29

Nutzungsdauer …beizulegender Zeitwert abzgl. Veräuße-

´´ ´´

…30 - 57

…Nutzungswert

rungskosten / Nettoveräußerungserlös

Kapitel 2.1

Kapitel 2.2 Kapitel 2.1

´´

Kapitel 3

´´

Kapitel 3 / 4 Kapitel 2.4

.58 - 64

Erfassung und Bewertung eines Wertminderungsaufwands

VG

.65 - 108

Zahlungsmittelgenerierende Einheiten und Geschäfts- oder Firmenwert

ZGE

…65 - 79

…Identifikation der ZGE zu der ein ´´

Kap. 2.3.1 / 2.3.2

…80 - 99

…Geschäfts- oder Firmenwert

´´

Kapitel 2.1 / 2.3.2

…100 - 103

…gemeinschaftliche Vermögenswerte

´´

Kapitel 2.3.2

…104 - 108

…Wertminderung einer ZGE

´´

Kapitel 2.4

VG/ZGE

Kapitel 2.4 ´´

Vermögensgegenstand gehört

.109 - 125

Wertaufholung

…109 - 116

…übergeordnete Grundlagen

…117 - 121

…Wertaufholung einzelner VG

VG

…122 - 123

…Wertaufholung ZGE

ZGE

´´

…124 - 125

…Wertaufholung GoF

ZGE

´´

.126 - 137

Anhangsangaben

VG/ZGE

n/a

.138 - 140

Übergangsvorschriften und Zeitpunkt des Inkrafttretens

VG/ZGE

n/a

.141

Rücknahme von IAS 36 (1998)

VG/ZGE

Kapitel 1

Abbildung 10: Aufbau des IAS 36 unter Berücksichtigung des Bewertungsobjekts

98

Anhang

Verfahren zur Ermittlung divisionaler Beta-Faktoren

Analogieverfahren [Rückgriff börsennotierte Referenzobjekte]

Statistische Analyseverfahren [Regression Buchwertgröße vs. Marktrendite]

Pure Player Beta:

Earning Beta:

Risikoäquivalentes Einzelunternehmen

Gewinngröße

Industry Beta:

Accounting Beta:

Industrie-/Branchenvergleich

mehrere Jahresabschlussdaten

Peer Group Beta:

Fundamental Beta:

Möglichst große Anzahl (weitgehend) risikoäquivalenter Referenzobjekte

Kombination Daten Jahresabschluss und ökonomisches Umfeld

Abbildung 11:

Verfahren zur Ermittlung divisionaler Betafaktoren nicht börsennotierter Unternehmen

(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Lienau, A. / Zülch, H. (2006), S. 325)

Anhang

99

Anhang – Teil B FALLSTUDIE NUTZUNGSWERT UND STEUERN -AusgangsdatenFür eine zahlungsmittelgenerierende Einheit sei folgende GuV-Planung gegeben: GuV - PLANUNG Jahr

1 TEUR

2 TEUR

3 TEUR

4 TEUR

5 TEUR

6ff. TEUR

EBITDA Abschreibungen EBIT Steuern: Jahresüberschuss

32,00 10,00 22,00 8,36 13,64

36,00 9,00 27,00 10,26 16,74

44,00 8,00 36,00 13,68 22,32

45,00 7,00 38,00 14,44 23,56

50,00 6,00 44,00 16,72 27,28

43,00 5,00 38,00 14,44 23,56

38%

Tabelle 1: Fallstudie Nutzungswert und Steuern – GuV-Planung (Quelle: Eigene Berechnung basierend auf Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 767)

Auf Basis der gegebenen GuV-Planung kann (stark) vereinfacht folgende Cashflow-Planung abgeleitet werden. Aus der Investitionsplanung fließen Erhaltungsinvestitionen ein, Erweiterungsinvestitionen werden gemäß IAS 36.44 nicht berücksichtigt (auch nicht in EBITDA-Größe). CASHFLOW - PLANUNG Jahr

1 TEUR

2 TEUR

3 TEUR

4 TEUR

5 TEUR

6ff. TEUR

EBITDA Erhaltungsinvestitionen Cashflow vor Steuern Steuern Cashflow nach Steuern

32,00 5,00 27,00 8,36 18,64

36,00 5,00 31,00 10,26 20,74

44,00 5,00 39,00 13,68 25,32

45,00 5,00 40,00 14,44 25,56

50,00 5,00 45,00 16,72 28,28

43,00 5,00 38,00 14,44 23,56

Tabelle 2: Fallstudie Nutzungswert und Steuern – Cashflow-Planung (Quelle: Eigene Berechnung basierend auf Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 767)

100

Anhang

Der Kapitalisierungszins bestimmt sich als Kapitalkosten bei fiktiver Eigenfinanzierung. Beta-Faktor und Zinsen wurden am Kapitalmarkt abgeleitet, das Beta um das Kapitalstrukturrisiko bereinigt. Die dargestellten Werte sind (noch) Nachsteuergrößen. KAPITALISIERUNGSZINS Detailplanungsphase

Fortführungswert

risikofreier Basiszins Marktrisikoprämie Beta (unlevered)

4,25% 4,50% 1,11

Wachstumsabschlag

1,00%

Zinssatz Perioden 1-5

9,25%

Zinssatz Periode 6ff.

8,25%

Tabelle 3: Fallstudie Nutzungswert und Steuern – Ableitung Kapitalisierungszins (Quelle: Eigene Berechnung basierend auf Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 767)

Anhang

101

FALLSTUDIE NUTZUNGSWERT UND STEUERN -Grossing Up vs. Iterative ErmittlungAuf Basis der vorliegenden Daten errechnet sich ein Nutzungswert nach Steuern i.H.v. 274 TEUR (Diskontierungszins 9,25% bzw. 8,25%). NACHSTEUERRECHNUNG Jahr

1 TEUR

2 TEUR

3 TEUR

4 TEUR

5 TEUR

6ff. TEUR

Cashflow nach Steuern 18,64 Abzinsungssatz nach Steuern 9,25% Barwertfaktoren 0,915 Barwerte 17,06 Nutzungswert 273,63

20,74 9,25% 0,838 17,38

25,32 9,25% 0,767 19,42

25,56 9,25% 0,702 17,95

28,28 9,25% 0,643 18,17

23,56 8,25% 7,795 183,64

Tabelle 4: Nutzungswert und Steuern - Nachsteuerberechnung (Quelle: Eigene Berechnung basierend auf Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 768)

Wird die Diskontierungsrate per vereinfachender Division durch (1-s) ermittelt, so folgt für den Nutzungswert vor Steuern ein Wert i.H.v. 254 TEUR (Diskontierungszins: 14,91% bzw. 13,91%). VORSTEUERRECHNUNG - GROSSING UP (1-s) Jahr

1 TEUR

2 TEUR

3 TEUR

4 TEUR

5 TEUR

6ff. TEUR

Cashflow vor Steuern Abzinsungssatz vor Steuern Barwertfaktoren Barwerte Nutzungswert

27,00 14,91% 0,870 23,50 254,41

31,00 14,91% 0,757 23,48

39,00 14,91% 0,659 25,70

40,00 14,91% 0,574 22,94

45,00 14,91% 0,499 22,46

38,00 13,91% 3,588 136,33

Anmerkung: Das grossing-up des Diskontierungszinses für Periode 6ff folgt aus: [9,25% / (1-s)] - 1%.

Tabelle 5: Nutzungswert und Steuern – Vorsteuerberechnung mittels Grossing-Up (Quelle: Eigene Berechnung basierend auf Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 768)

102

Anhang

Ein iterativ zum identischen Nutzungswert führender Vorsteuerzins beträgt 13,96% bzw. 12,96%. In Microsoft Excel ist die Iteration problemlos möglich und kann nachfolgenden Abbildungen entnommen werden. VORSTEUERRECHNUNG - ITERATIV Jahr

1 TEUR

2 TEUR

3 TEUR

4 TEUR

5 TEUR

6ff. TEUR

Cashflow vor Steuern Abzinsungssatz vor Steuern Barwertfaktoren Barwerte Nutzungswert

27,00 13,96% 0,878 23,69 273,63

31,00 13,96% 0,770 23,87

39,00 13,96% 0,676 26,35

40,00 13,96% 0,593 23,72

45,00 13,96% 0,520 23,41

38,00 12,96% 4,015 152,58

Tabelle 6: Nutzungswert und Steuern – Vorsteuerberechnung iterativ (Quelle: Eigene Berechnung basierend auf Bartels, P. / Jonas, M. (2006), S. 768)

Anhang

FALLSTUDIE NUTZUNGSWERT UND STEUERN -Zielwertsuche Microsoft Excel–

Abbildung 12: Iterative Ableitung des Vorsteuerzinses mittels Microsoft Excel Zielwertsuche - Datenmaske

103

104

Anhang

FALLSTUDIE NUTZUNGSWERT UND STEUERN -Zielwertsuche Microsoft Excel–

Abbildung 13:

Iterative Ableitung des Vorsteuerzinses mittels Microsoft Excel - Ergebnis

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Stichwortverzeichnis A Abzinsungssatz /-faktor (siehe Zins) Adjusted Present Value 80 Aktiver Markt 34, 38, 43ff. Äquivalenzprinzip 34f., 36, 36, 53

B Basiszins 53, 54ff., 66, 68ff., 89, 92, 100 Beta-Faktor 57f., 70, 76f., 98, 100 Bewertungsobjekt im Werthaltigkeitstest - Abgrenzung 29ff. - Konstellationen 32 Bewertungsverfahren, zulässige 41f., 63, 87ff. Bruttogewinnhypothese 75

C Capital Asset Pricing Model 56ff., 67ff., 76f., 89

D Detailplanungsphase 49f., 100 Diskontierungszins (siehe Zins)

E Eigenkapitalkosten 53, 73ff., 83, 92 Eigenkapitalzins 57f., Einzelbewertungsgrundsatz 20f., 29ff., 87, 93f. Entscheidungsnützlichkeit 85f. Erhaltungsinvestitionen 50, 99 Erwartungswert 55, 65ff. Erweiterungsinvestitionen 20, 51ff., 60f., 63, 90, 99

Erzielbarer Betrag 27ff., 34ff., 41, 59f., 63f., 87f. Expected Cashflow Approach 55, 69

F Fair-Value-Hierarchie 43 Fortführungswert 49, 51, 64, 100 Framework 85, 93 Free Cashflow 52, 80, 82 Fremdkapitalzins 74, 84

G Geltungsbereich des IAS 36 25f. Gemeinschaftliche Vermögenswerte 35 Geschäfts- oder Firmenwert 32, 36ff., 52, 87 Gewinn, ökonomischer 78 Goodwill (siehe Geschäfts- oder Firmenwert) Grossing-Up 77f., 80f., 101

I Impairment-Only Approach 19f. Investitionsneutralität der Besteuerung 78

K Kalkulationszinsfuß (siehe Zins) Kapitalisierungszins (siehe Zins) Kapitalstruktur 54, 63, 71ff., 75ff., 80ff., 93, 100 Kapitalstruktureffekt 78, 82 Kapitalstrukturrisiko 72, 76f. 100

L Leverage-Effekt 73

114

Stichwortverzeichnis

M

S

Management Approach 37, 89 Marktpreis 41ff., 45, 60, 63, 69, 89, 91 Mittelzuflüsse - unabhängige 29ff., 87 - erwartete 46, 48, 51, 61ff., 70, 81 Modalwert 68

Schulden (i.S.v. Verbindlichkeiten) 34ff. Segmentberichterstattung 37 Sicherheitsäquivalenzmethode 65f, 69f. Steuern - Behandlung auf Stufe der Zahlungsströme 52ff. - Berücksichtigung im Zinsfuß 54 - Kapitalstruktur und Steuern 71f., 75ff., 99ff. - Nutzungswert vs. Nettoveräußerungserlös 61, 63 - Geschäftsrisiko 72, 74, 76 Stetigkeitsprinzip 34f. Stichtagsprinzip 50f., 62 Synergieeffekte 37, 60ff.

N Nachsteuerzins 77ff., 101 Nettoveräußerungserlös - Abgrenzung zum Nutzungswert 27f., 59ff. - Definition 27 - Ermittlung 42ff. Nutzungswert - Abgrenzung zum Nettoveräußerungserlös 27f., 59ff. - Definition 27 - Ermittlung 46ff.

O Objektivierung 20, 51, 63, 67, 85ff.

P Planungshorizont 48f.

R Rationalkalkül des Managements 27, 59 Rente, ewige 49 Restrukturierungsmaßnahmen 26, 35, 51f., 62, 89 Risikoneutralität der Bewertung 69 Risikoprämie 57f., 66ff., 100 Risikozuschlagsmethode 65f., 68, 70, 76

T Tax Shield 53, 75, 80, 82 Teilwertabschreibung 53 Total Cashflow 53 Traditional Approach 55, 68

U Unlevering 76 Unternehmenswert - objektivierter 45, 62f., 81 - subjektiver 62f.

V Veräußerungskosten 27f., 46 Verkaufspreis, vertraglich fixiert 20, 42ff., 59, 92 Verschuldungsgrad 63, 72ff., 81 Volumeneffekt 78, 82f. Vorsteuerzins 79ff., 102ff.

Stichwortverzeichnis

W Wachstumsfaktor 49ff. Weighted Average Cost of Capital 56f., 71, 73, 75, 81f. Werthaltigkeitsprüfung - Abgrenzung des Bewertungsobjekts 29ff. - Anwendungsbereich und Bewertungsanlässe 25f. Wertminderung - Feststellung und bilanzielle Abbildung 28, 39 - Indikatoren 26 Wertrelevanz der Fremdfinanzierung 26, 71, 84, 92 Wesentlichkeit 27

Z Zahlungsmittelgenerierende Einheit - Abgrenzung 38 - Ableitung des Buchwerts 34ff. - Bewertungsverfahren 41f. - Definition 29 Zins, allgemein 26, 46ff., 51, 54ff., 60, 71ff., 89 Zinseffekt 78

115

Schriftenreihe der Herausgegeben von Prof. Dr. Claus Meyer

Band 1:

Sybille Molzahn, Die Bilanzierung der betrieblichen Altersversorgung nach HGB und IFRS, 2., überarb. u. erw. Aufl. 2007, ISBN 978-3-89673-432-7

Band 2:

Paul Pronobis, Das Umsatzkostenverfahren im internationalen Vergleich. Beschreibung des Aufbaus sowie der einzelnen Posten nach HGB, IFRS und USGAAP, 2007, ISBN 978-3-89673-425-9

Band 3:

Veronika Trauth, Sukzessive Unternehmenserwerbe/-veräußerungen im Konzernabschluss nach IFRS. Darstellung, Würdigung, Beispiele, 2007, ISBN 978-3-89673-433-4

Band 4:

Patrick Krauß, Publizität von Abschlussprüferhonoraren bei kapitalmarktorientierten Unternehmen. Zielsetzung und Wirkung der Regelungen im Bilanzrechtsreformgesetz, 2008, ISBN 978-3-89673-446-4

Band 5:

Jürgen Halter, Werthaltigkeitsprüfung von zahlungsmittelgenerierenden Einheiten nach IAS 36. Darstellung und konzeptionelle Kritik unter besonderer Berücksichtigung des Nutzungswerts, 2008, ISBN 978-3-89673-468-6