Von Widdin nach Stambul; Streifzüge durch Bulgarien und Rumelien


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Von Widdin nach Stambul; Streifzüge durch Bulgarien und Rumelien

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Conversationsund

NeisebibliotheK.

Hans Wachenhusen.

Von Widdin

nach

Stambul.

Leipzig

derlag von Carl S. Lorck. 183S.

Von

Mddm

nach

Aambus.

Streifzügt durch

Bulgarien

und Rumelien.

Von

Hans Wachen Husen.

Leipzig

Verlag von Carl S. Lorck. 1833.

I.

Meine Donau-Odyssee.

!

ist

Reisepläne. — Consularifche Bedenken und abschreckende Beispiele. — Omer Bei und sein On-Boschi. — Nach Sistowa. — Pistolen, Hant — Lomschars, Knoblauch und andere Dinge. — Alles todtenstill. — — Die ausgestorbene Donau. — Palanka. Türkische Faulpelze. — Sturm und Schiffbruch. — Sie schlafen — Saure Milch Rahowa. und klapperndeZähne. — Die russische Schanze. — Islas und Turna. — — Gefangen aber nicht gehangen. — guter Zwischen zwei Feuern. — — — Nikopoli. Re Der Pascha und sein Adjutant. Gesellschaft. — — — Eine Condolenz-Visite. Der Mezzofonti „Olmas!" vanche. von Nikopoli. — Verzweifelte Lage. — Arnautenwirthschaft. — Die — Durch auf dem Ochsenwagen. — Alles umsonst. schöne Marina.

Aer

5.

In

Iuni,

der

Tag meiner Abreise von Widdin war da; Truppen Kalafat's

der

waren

und der

auf dem Wege wo die gesammte Donau-Armee schon

mit Gewißheit

kleinen

nach

mehr als die

concentrirt

Hälfte

überhaupt

Walachei

Schumla

hart bedrängten Feste rechnete.

der

zugleich

und

Silistria,

wurde

und man

auf eine von Omer Pascha beabsichtigte so

setzung dieser

und

Psingsttag

zweite

Nach

Ent

Silistria

meinem

Bataillons

Freunde Omer Bei,

4.

mit

dem

Commandanten

Rumelischen Armeecorps, verabredet, ihn

des

3.

ich

war daher meine Losung. Ich hatte es abgelehnt, mit den Trup pen zu gehen, da diese stets nur des Nachts marschirten, hatte in Sistowa

Konfiantlnopel.

j

zu erwarten und von da mit seinem Bataillon ins Lager vor Silistria zu gehen. Meine Absicht, die Reise zu Pferde zumachen,

Meine Donau-Odyssee.

hatte um

ich

ich

2 geändert:

Donau hinab zufahren,

die

Boot, gemiethet,

hatte ein Ka'tt, ein kleines

soweit es

gehen wollte,

eben

,

und bei dieser Gelegenheit die russischen und türkischen Schanzund Befestigungswerke an beiden Ufern gehörig in Augenschein

Erlaubten mir die Schanzen, bis so

Donau zu gelangen, gut, suhr ich das Boot, kaufte ein Pferd und verließ ich

so

der

Sistowa auf bis Sistowa, wo nicht, nach

den Weg

sem

Mit

fort.

Plan ausführen

einiger

Vorsicht

da anzunehmen

lassen,

auf die

setzte

mußte

dieser

sich

war, daß

ich

zu nehmen.

bis zur

;

so

Aluta, dem Grenzfluß zwischen der großen und kleinen Walachei war dies dennoch der Fall, nicht auf Russen stoßen konnte vor ihnen rechtzeitig das bulgarische Ufer retiriren.

Reißaus nehmen und

Demgemäß hatte

Contract gemacht,

das

kleine,

Jch

gestehe,

Boot

leichte ich

einen

freute

Reise von Widdin

mit

zwei

und

am

mich

nach

Morgendes

Ufer,

am

auf

Juni,

der Locanda

diese

Schumla

sich

auf

Türken, rüstige Burschen, 5.

ich

konnte man

Fahrt,

gegenüber.

denn die ganze

war

zu machen,

zu Pferde

lag

bald als mög Vergnügen, außerdem lag mir daran, lich in der Nähe des schon seit zehn Tagen ununterbrochen bombardirten Silistria zu sein. Am letzten Abend aber mußte mir so

kein

in

er mich sehr

allein

reise

Wasserfahrt

,

bedenklich an

und mich

anvertrauen

und als er gar hörte

zwei Türken aus einer nannte er dies wolle

,

sagte, daß

so

ich

schaute

nämlich

Abschiedsbesuch

Floh ins Ohr setzen. Als die Donau hinabfahren wolle,

,

ihm

ihm meinen

bester Absicht, einen ich

ich

machte, freilich

als

ich

Consul,

der österreichische

daß

weiten

geradezu

Leichtsinn. mich, wenigstens

einen Serben oder Griechen

nicht ganz allein

Tür

damit

ken überlassen

sei;

berief mich auf meine beiden Pistolen und

mein Dolchmesser,

ich

mitzunehmen,

ich

Der Consul bat

die

doch

mir lieber

seien

den beiden

als ein Serbe oder Grieche,

Meine Donau-Odyssee. ich

von welchem Letzteren

sein ernstliches Bedenken

von mehren

A

am wenigsten etwas wissen wollte.

mir der Consul

zu unterstützen, erzählte

Beispielen,

abschreckenden

Pässen, die schon vor

Um

von Wanderbüchern und

Kriege am Ufer gefunden und ihm überbracht worden seien, und wies mich auf die mir wohlbekannte Unsicherheit

der von

BaschiBosuks und allerlei Gesindel Als nun gar ein anwesender Engländer,

belagerten Straßen. der Besitzer

der

großen Schlächterei in Kalafat,

werther Mann, vollständig in

ein

dieses Bedenken

mir ebenfalls entschieden abrieth, ward natürlich

sehr ehren-

und

einstimmte ich

jetzige

dem

auch

bedenklich.

Ich trennte mich von dem Consul mit der Absicht, mir die Sache überlegen zu wollen.

Die Kaikschis waren gemiethet,

Preis auf mich laden.

um keinen

meme

zu

reisen

in

fremde Bedenken

meiner Absicht

mir

und

der

für einen leichtsinnigen

Patron

solle den beiden Türken die

hier in Widdin bezahlen,

er,

schlug

der

keinerlei

durch

Consul sah, daß

der mich allen

Hälfte ihres Lohnes,

sechs

ich

Ernstes

mir vor:

zu halten begann,

die andere

auch

daher guanä

mich

Laune

gute

Als

stören zu lassen.

beharrte,

Feigheit wollte

Ich entschloß

meine

hatten ihr ich

Handgeld bereits und den Schein

sie

Was thun?

ich

Ducaten,

Hälfte aber bei ihm deposie

so

niren und die Kaikschis vor der Abfahrt zu ihm schicken, werde er ihnen das Geld zeigen, und ihnen erklären, würden dasselbe sie

ihrer Rückkehr ausgehändigt erhalten, sobald ihm einen Zettel von meiner Hand brächten, welchem ihnen von mir bemich

„Nimbsche Consol"

dienen.

richtig abgeliefert. zugleich

als ein Lebenszeichen

Die Türken waren hiermit zufrieden

denn meinen Mantelsack

in das kleine Boot

Eine halbe Stunde vor meiner Abreise Omer Bei von Kalasat herüber; er hatte men, nach

Dieser Zettel sollte und

von mir ließ

ich

dem

sei, daß

so

scheinigt

sie

in

nach

schaffen.

kam zu meiner Freude plötzlich

Ordre bekom

Widdin überzusetzen, hier einigeTage zu verweilen und

1*

Meine Donau-Odyssee.

bann nach der unteren Donau aufzubrechen. mals vor, m i t ihm zu reisen, hierzu fühlte

Er ich

4

schlug mir noch

aber auch diesmal'

und überdies saßen die beiden Kaikschis schon wartend

keine Lust

im Boot. Ich verlebte noch eine heitere halbe Stunde in seiner Ge während sein On-Baschi (Corporal) meine Waffen in Stand setzen und laden, auch mir die nöthigen Reisebedürfnisse

sellschaft,

war denn Alles

in

sechswöchentlichem Aufenthalte

Ordnung und

dem hiesigen

ich

werde, und

treffen

Ankunft in

an welchem Tage er dort ein

vorausschicken, so

bestimmte Nachricht

seine

wollte mir mit einem der Couriere die

er

in

Sistowa zu erwarten,

Bei,

versprach Omer

Ich

herbeischaffen mußte.

nach

Heerlager wieder

flügge geworden.

ich

Von Omer Bei und einigen anderen Freunden begleitet, stieg in das Boot; meine Kaikschis hatten mir auf der Schilfmatte

der etwa zweiundeinhalb

Fuß breiten Nußschale einen erträglichen

Oka enthaltenden Flasche Wein

,

,

ich

Sitz zurecht gemacht und waren schon an ihrem Platze. Versehen einer großen drei mit meinen beiden Arnautenpistolen war einer Hammelkeule

und einem

;

halben Dutzend türkischer Brote meine Kaikschis hatten sich eben falls bis an die Zähne bewaffnet, Ieder hatte seinen Hantschar, seine lange Albanesenflinte,

mit ließ

schon

sich

seine

Pistolen und sein Messer;

eine kleine Schlacht

da

liefern, und wer konnte

wohl denken, daß eine der an den Donauufern kriegführenden Mächte mit Kanonen auf einen armfeligen Schriftsteller schießen werde!

Außerdem hatten die Schiffer für

sich

selbst einen

Berg

Von Broten und allen übrigen Mundvorrath ins Boot geschleppt,

Aermster

Fuhre üppig duftenden Knoblauchs,

auf der ganzen Reise vor der Nase haben sollte.

ahnte noch nicht, daß vielleicht

mislicheren Umständen treffen sollten.

die

Wie man

noch

Niemand unter

Donau hinab gefahren, als

sich

bettet,

schläft man.

sie

Ich

Geruch

eine ganze

so

dessen

aber ich

namentlich

mich

Meine Donau-Odyssee.

5

dem

Kaik aus

das gerade

so

mich

,

streckte

in

ich

Mich unter der kleinen Schilfmatte verkriechend, die man auf ein paar Tonnenbändern als Dach über meinem Sitze gewölbt, breit war, um

meiner Person Raum zu geben; das Boot stieß ab und kaum hatten wir Widdin und Kalafat aus dem Gesicht, als die Kaik-

Die Sonne brannte mit

ihrer ganzen Gluth auf das Wasser herab, in vierzehn Tagen nicht untergehen. wolle

so

einen heiseren Gesang anstimmten.

schis

klar und rein, als

sie

Bei gänzlicher, sogar ängstlicher Windstille schwamm das Boot, nur durch die faulen Ruderschläge fortbewegt, langsam die Donau hinab. Todes stille herrschte

sich

dem Wasser

und an den Ufern, kein Schiff ließ

auf der ganzen Donau sehen, kein ländliches Leben entfaltete an den Ufern, meilenweit spähte ich vergebens nach einem

Dorfe aus. Endlich

schwieg

auch der

Gesang und das Geplauder

Beide legten die Ruder hin und streckten Sonnengluth zum Schlafen aus. ;

der Ka'ikschis

So

selbst drehend,

teln, wecken.

Reiher

Boot etwa vier Stunden,

sich

sich

der

leise um

mit dem schwachen Strome treiben, kein Rüt

kein Schütteln

vermochte

die verschlafenen

Ka'ikschis

zu

Um mir die Zeit zu vertreiben, schoß auf Wildenten, und anderes Geflügel, das mir in Schußweite kam, da ich

sich

mußte denn das

in

sich

auf

warf

ich

mich endlich

so

aber auch dies die Türken nicht aus ihrem Siebenschlaf weckte,

mit Resignation wieder auf meine Schilf

matte und meinen Mantelsack

zurück und schlief ebenfalls

Die Sonne wollte bereits untergehen, als die ten. Das Boot war inzwischen nicht mehr als

ein.



Ka'ikschis erwach höchstens

andert

halb Meilen die Donau hinabgetrieben. Ich stellte meinen Boots

in

leuten jetzt vor, wie es nothwendig sei, endlich einmal die Ruder Bewegung zu setzen, wenn wir Lom-Palanka, die nächste

tion, noch vor der Dunkelheit erreichen wollten; ihnen

Sta

selbst schien

hieran zu liegen, um den Ramasan dort feiern zu können; Beide

Meine Donau-Odyssee.

ß strengten daher ihre

Muskeln an, und

so

trafen wir denn gegen

neun Uhr vor Lom-Palanka ein.

Eine Anzahl Türken versammelte

wir

am Fuße dieses äußerlich

sich

neugierig am Ufer, als

sehr elend aussehenden Städtchens,

und zwar dicht unter den Verschanzungen, anlangten, welchen es verdankt. Es handelte sich jetzt darum, den Namen „Palanka"

in den Kaffeehäusern war an ein stilles Plätzchen nicht zu denken, da in diesen die ganze Nacht hin „Bilmem" (ich weiß nicht), war durch Ramasan gefeiert wurde. die kopfschüttelnde Antwort aller Türken, wenn nach einem mich ein Obdach zu sinden;

ich

für

schien

Alles darauf

ich

Khan (sprich Hahn) fragte, und in der That

Sprachkenntnissen noch auch meine

immer sehr mangelhaft aussah

so

daß

,

mit Ramasan feiern müsse, wozu ich mich durchaus nicht disponirt fühlte. Da es mit meinen türkischen hinzudeuten,

Unterhaltung mit diesen Stocktürken keineswegs

war sehr

ich

ich

erbaulich, indeß hatte doch heute und in den nächsten Tagen, wo nur mit Türken zu thun bekam, Gelegenheit, mich über meine linguistischen Fortschritte zu freuen.

Noth lehrt jabekannt-

ist

beten, und nichts mehr geeignet, uns eine wildfremde Sprache erlernen zu lassen, als ein gänzliches Abgeschnittensein

lich

denen man

Nach langem

s

tionen,

in

von allen sprachverwandten

Elementen in recht mislichen Situa

Wut xrix

sich

Hin- und Herreden

selbst zu helfen suchen

kam ein ältlicher

muß.

Mann in

ärmlicher, fränkischer Kleidung herzu, der mich in einem schauder haften Französisch seine Vermittelung

anredete und

mir

seine

Dienste anbot.

Durch

wurde ein türkischer Kawaß requirirt, der

sich

bereit erklärte, mir die Wohnung des abwesenden Donau-Dampfso

schifffahrts-Agenten zu öffnen, in dessen Diensten er gestanden, lange die Dampfschifffahrt noch nicht unterbrochen worden, und der,

Hauses

,

in

wie es schien, auch jetzt die Aufsicht über diese Wohnung hatte. Er das obere Stockwerk eines am Strande gelegenen führte mich und dann

in das

düstere

Arbeitsstübchen des

seit

Be

Meine Donau-Odyssee.

7

ginn des Krieges abwesenden Agenten. Mein Vicewirth war überaus zuvorkommend; er sagte mir, daß ich der zweite Reisende Anfang des Krieges hier durchgekommen, und zeigte mir die Karte eines deutschen Arztes, der, nach Schumla reisend, an den Agenten empfohlen worden, diesen nicht mehr vorgefunden, jedoch

in diesem Stüvchen logirt hatte.

Nachdem

ein paar Tassen Kaffee nebst frischem Käse und ich

eiligst mit

auch

bewirthet worden, streckte ich

bis zwölf Uhr, wo

Brot

auf das Sopha aus und schlief

mich

geweckt

ich

sei, der seit

wurde und zu meinem Erstaunen

den einen Ka'ikschi', Osman, vor mir sah, der mir ein „Haide!"

(fort) zurief und mir ankündigte

,

daß

Mir

die

Fahrt

weiter gehe.

war das recht; ich erhob mich, legte drei Zwanziger für mei nen Wirth auf den Tisch und ging mit Osman hinaus. Dieser

als wir kaum an der Treppe waren, zurück, vorgeblich, um das Zimmer zu schließen, doch war fest überzeugt, daß es nur ich

kehrte,

Zwanziger in die Tasche zu

geschah, um die drei

stecken,

die denn

der Schlingel, wie ich später hörte, richtig gestohlen hatte.

Die Nacht war

sternenklar,

dichter Nebel aber stieg aus dem

verschlafen wie

ich

Wasser auf und hatte meinLager durchfeuchtet.

war, dachte ich, meinen Schlummer fortzusetzen,

sobald wir wieder im Zuge waren. hatten

sich

Doch was half's,

Meine beiden Bootsleute

richtig in den Kaffeehäusern umhergetrieben und gera-

in

einen Halbschlummer

allmälig, als

mich

versunken

und

ich

;

sie

griffen jetzt zu den Rudern und brachten denn auch das Boot bis ungefähr eine halbe Stunde hinter Lom war

masant;

erwachte aus demselben

das Stillstehen des Bootes befremdete,



da

ich

lagen die Kaikschis alle beide und schnarchten wie die Besenbinder Sie hatten erwartet, daß auch bis der Tag anbrach. schlafen

als

und türkischen Schanzen, an denen

ich

ich

ihnen meinen Unwillen über diese Faullenzerei äußerte, nicht begreisen, wie man das Schlafen ver achten könne. Der zweite Tag verstrich wie der erste, die russischen

würde und konnten,

vorüber fuhr, waren simmt

8

Meine Donau-Odyssee.

Die Donauuser wurden schon interessanter; bei Dschibra-Palanka, drei Stunden von Lom-Palanka, hatte das

lich

ich

verlassen.

Balkan, meinen alten Freund von Widdin her, dort jeden Morgen vom Bett aus meinen Gruß senden den

doch versteckte

er

dem Hügelzuge des bulgarischen Users, das

Dörfern Irlenzi und Kodoslui, wie auch

geldreichen Gemeinden,

bis zu den beiden

sich

sehr vieh- und also

es scheint

hinzieht.

Büffeln und Schafen weideten

bald wieder hinter

sich

Tausende von. Pferden,

hier am Ufer

bis an den Hals

lagen die kolossalen Büffel im Wasser und kühlten Bade — ein merkwürdig philosophisches Gesicht, Wasser schauender wiederkäuender

Bei Kodoslui

entwickelte

sich

so

konnte, wiederzusehen;

,

dem

ich

Vergnügen,

im frischen

ein aus dem

Büffelkopf! vor mir ein überaus reiches idyl

sich

genirten

;

braunen Bulgarinnen standen zu Dutzenden, hoch geschürzt, im Wasser, mit der Wäsche beschäftigt; dieMütter

lisches Leben

die

vor den Augen des vorbeifahrenden Fremden nicht,

sich

wandten verschämt ihre dunklen Gesichter mit den schwarzen Augen dem Lande zu. Die Kinder trieben sich halb nackt zwischen dem Vieh umher; junge Bulgaren rangen mit einan die Mädchen aber

auf ihren sehr mangelhaften Flöten, oder saßen in dum

pfer Gleichgiltigkeit

sel, die

die Ufer zeigten;

dabei

ganzen Donaustrecke,

der erste Wech

kein einziges

die

bis

jetzt

mir

Schiff, kein Boot auf der

befahren!

Kapital liegt hier in

. .

welche

Welch ein un

diesem

Strome

.

zinslos!

Dies war

Staffage in der eintönigen Landschaft,

erste

endliches

angelnd am Ufer.

ich

der, bliesen

Meine Langeweile kehrte wieder, als wir Kodoslui hinter uns

Aufmerksam beobachtete

fürchtete jeden Augenblick,

der wieder hinlegen und ihren

Schlaf

sie

meine Schiffer

ich

Mittagskraft auf die Häupter. ;

zen

fortsetzen.

ich

;

hatten; kein Lüftchen regte sich, das uns möglich machen konnte, das Segel auszuspannen die Sonne brannte uns mit ihrer gan würden die Ru

Meine Be

Meine Donau-Odyssee.

das

fortging

kam

,

drei,

in

so

die

erst

vier Tagen nach Siftowa.

ein;

es

herrschte eine

Augen wieder geöffnet!



in

versprochnermaßen

anstatt Auch

schlummerte bald

Schlafsucht in dem Boote, daß

solche

ich

Wenn

Stunden

eingezogen,

wie die Dachse, und dennoch

schnarchten alsbald

hatten sie,vor wenigen

Ruder wurden

die

ich

meine Türken

nur allzuwahr;

ich

fürchtung war

9

Kail

liegenden Türken

war sieben Uhr nach türkischer Rechnung

(zwölf Uhr Mit-

zuweilen das Stoßschnarchen

des vorn im

für den fernen Donner von Silistria hielt.

Es

tags) als wir in

Rah owa

Dieser Ort erregte meine

eintrafen.

durch seine interessante Lage.

besondere Aufmerksamkeit

Wenn

irre, begannen hier von den türkischen Schanzen aus die ersten Feindseligkeiten des gegenwärtigen Kriegs. Rahowa oder Oreowa ein Flecken am Einfluß des Schitul in die Donau; ist

ich nicht

hinauf führt der Weg von

chen,

das

sich

über mehreren

dem

Donau-Ufer zu

Klüften dahin zieht

;

steil

Flecken

liegt;

sie

Schanzen erstrecken

des römischen kurz

sich

enthalten

vor

dem

jedoch

nur

Oert-

ein altes Gemäuer

dort auf der Höhe spricht von einer zerfallenen noch zu den Ueberresten

dem

Veste, die man

Vier Variana zählt. Berg, auf welchem der noch zwei

Kanonen;

drei

Zelte in schlechtem Zustande hinter den Schanzen, beweisen, daß die Türken die Schanzen bereits verlassen und nur noch eine kleine Auch auf dem Abhang selbst,

Wache hier zurückgelassen haben.

vor

dem

Orte,

besinden

sich

zwei andere Schanzen, von welchen

aus man die ganze walachische Ebene überblickt und auf die drü ebenfalls

verödeten

russischen

Schanzen hinab

ich

ben liegenden, schaut.

Mühsam kletterte

hierbei

atrappirender türkischer Soldat schien meine Neugier gar

;

zu

durch

sinden, und

ein kleines Bakschisch

riefmir ein barsches „Haide!"

beschwichtigte

ich

nicht in der Ordnung

zu

;

auf diesen Schanzen umher, während der eine Kaikschi unsere Pässe in dem Orte visiren ließ ein mich

indeß sein mi

Meine

10 Mainsches

Er

Gewissen.

mehr so gefährlich, wie es

Rahowa

Donau-Odyssee.

fand mich

wenigstens

seitdem nicht

vorhin den Anschein hatte.

außer dem alten Festungsgemäuer, von

selbst bietet

übrig geblieben, gar nichts Sehenswerthes. Der Ort offenbar nur arm, wie alle kleineren türkischen Städte er hat drei bis vier Minarets, im übrigen aber meist nur Holzgebäude. Lom Palanka,

risch den

auch

Türken bei weitem überlegen

Ortes

des

scheinen

einen bulgarischen

hat

hier die Bulgaren numezu sein,

Anstrich

:

Wie

so

in

;

ist

dem wenig

das ganze Leben

man sieht die

Bul

auf den Straßen liegen und ihr Mameliga — ein für mich ekelhaftes, nüch(Maisvrot) auf der Erde backen ternes Gebäck, das von diesen Leuteu warm gespeist wird und garen schaarenweise

ich

für einen abendländischen Magen durchaus nicht zusagend ist. in Rahowa eine Tasse warmen Kaffee's zu Vergebens suchte erschwingen,

der mir sehr wohlthuend sein mußte, da ich unter-

war; nicht

sauren

Wein und trockenes Brot angewiesen

Ramasan,

die Kaffeehäuser waren geschlossen,

für ein Königreich wäre mir ein Kaffee gereicht worden.

Ich

stieg wieder zum

Ufer hinab und betrachtete mir, während

kisches

Kriegsschiff,

h.

auf die Rückkehr der Kaikschis wartete, ein daliegendes tür d.

ich

war

es

ja

wegs auf schlechten

ein gewöhnliches

türkisches Frnchtschiff,

aus welches man eine ziemlich invalide Kanone gestellt hatte. Es war offenbar nur ein Rekognoszirungsschiff, jedoch in viel schlech terem Zustande, meist

als ich deren bei Widdin gesehen; jene waren

von europäischem Stapel gelausen, dieses hingegen war mit

türkischem

Beil

gezimmert

und

echt

würde von derDonau aus gesehen,

türkisch

hinfällig.

Rahowa

einen noch viel freundlicheren

Anblick bieten, wenn es nicht durch die bulgarischen Erdhöhlen verunstaltet wäre, welche sich wie ein Bollwerk um dasselbe herum ziehen; aus mehreren derselben sah ich einige Soldaten heraus-

in denselben garnisonirten. Ucbrigens war von Soldaten entblößt, al

riechen, die offenbar

Meine Donan-Odyssee.

Militair,

les disponible

11

war nach Silistria und Schumla zu di-

rigirt worden, wo man

es sehr

tende Redifabtheilungen

hatte man zurückgelassen.

Rahowa's bot

sich

nöthig gebrauchte;

nur unbedeu

Von

der Höhe

uns ein vortrefflicher Blick auf Kalarasch und

in die Donau fließenden Schyl dar. Uhr Abends fuhren wir von Rahowa wieder ab.

den dem Ogustul gegenüber

Gegen sechs

Noch immer wehte kein Lüftchen. die Kaikschis das

festigten

Boot

Mit

Sonnenuntergang

be

an eine kleine, dicht mit Weiden

in der Nähe von Wadin, dem gegenüber der walachischen Seite zu in einen weiten

bewachsene Inselscholle

die Donau

nach

sich

See anderthalb Stunden

in der Breite ausdehnt;

vergebens

ich

auf Fortsetzung der Fahrt, die Schiffer holten ihr Brot und ihre Zwiebeln hervor, feierten in Gedanken ihren Ramasan drang

und legten

in

dann

sich



zum Schlafen.

Meine Hoffnung,

noch

Nikovoli zu erreichen, war also zu Wasser geworden, wie alles um mich her Wasser war. lich wurde

ich

Es wurde Abend,

es

wurde Nacht.

durch ein heftiges

ich

der Nacht

Auch

schlief.

Plötz-

Schaukeln des Bootes geweckt,

ein Sturm hatte

sich

von den dünnen

Weidenruthen loszureißen drohte, an welche es

befestigt worden.

erhoben, der das kleine schwankende

Ich

weckte die

Kalk

Schiffer, die nicht von selbst er

wacht sein würden, wenn selbst der Himmel über ihnen eingestürzt

Mit

jeder

Minute wuchs der Sturm

,

wäre.

die Wellen

gingen

höher und höher, die Dämmerung wich einer plötzlichen raben schwarzen Nacht; heulend schüttelte der Sturm die Weidenbüsche und schleuderte das Boot an die kleine Insel.

An Aussteigen

,

war nicht zu denken da diese kleine Erdscholle keinen Fuß breit Raum zum Sitzen oder Stehen bot und alles dicht mit Weiden-

Ein Donner, ein Blitz; der Regen Sturm riß über meinem Haupte die dünne

gebüsch bewachsen war. peitschte herab,

der

Schilfmatte fort, welche mich bisher gegen dieSonne geschützt;,aus allen vier Himmelsgegenden

zog ein Gewitter herauf, sekunden

Meine Donau-Odyssee.

12 lang

erhellte

Sturm

der

werde

Blitz die Nacht.

durch den

Regen besänftigt werden.

Kattschis war aus dem Boote gestiegen,

Sturm

hatte

aber schleuderte dies mit solcher

andere Schiffer

sich

der

Einer der

in dem Weiden-

und hielt so das Boot am Lande fest, der

festgesetzt

gebüsch

ich,

Vergebens hoffte

sich

Gewalt umher,

daß der

aus dem hinteren Ende des Bootes ebenfalls

Ei an die Weiden klammern mußte, um das Boot festzuhalten. merweise warf der Sturm das Wasser in das Boot, meine Bü

auf

dem

selbst saß

Schoose, um nicht Alles zu opfern,

,

war zerschlagen,

den Mantelsack

in

meine Weinflasche

ich

ich

in welchen während des Tages gelesen, waren bereits über Bord geschwemmt, Brot, Tabak, alles war ihnen gefolgt, cher,

dem das

Kail

füllenden Wasser.

,

Plötzlich verschwand auch der andere Ka'ikschi aus dem Boote, beim ich hörte ein Schreien und Plätschern in der Brandung

;

wieder

ich

des

in

— endlich hörte ich Blitzes suchte ihn vergebens er hatte sich auf das seine Stimme aus dem Weidengebüsche Land gerettet, war aber nicht im Stande, sich mit dem Boote Schein

Verbindung zu

setzen.

chen, sand dieses aber nicht, beide

Bootes ins Wasser gerollt.

Ich wollte ihm ein Ruder rei waren bei dem Schaukeln des

Ietzt

kam

es

darauf an, daß der

Schiffer, welcher das Boot am Stricke hielt, letzteren nicht fahren ließ, denn dies hätte mich und das Boot ganz dem Sturme preis

Vier Stunden währte beruhigte sich der Sturm,

Situation;

gegeben.

diese

endlich

der Regen aber dauerte

entsetzliche

fort.

Meine Kleider, mein Mantel hingen zentnerschwer auf mir, mein Feß war ein Opfer des Sturmes geworden — und in dieser Lage sollten wir noch mindestens drei Stunden bis Tagesanbruch verbringen! Die Zähne klapperten mir vor Frost, hilflos wie ein armer Schiffbrüchiger

auf den Vorder-

halben Fuß hohe Wasser und

ich

da; meine Schiffer legten sich und Hintertheil des Bootes in das einen saß

— schliefen.

Was ein Türke

Meine Donau-Odyssee. leisten kann, das habe

ich

in dieser Richtung

13

auf meiner Fahrt

Es mein

wurde wieder Tag.

Zu meiner größten Freude fand

Lexicon,

türkisches

ich

erprobt. meiner Weisheit,

den einzigen Schatz

zwar ganz aufgeweicht, aber doch gerettet in einer Ecke des Bootes. Der Sturm hatte wenigstens einen günstigen Segelwind das wasserschwere

zurück gelassen; jedoch

steuernd (denn

So

Dorf Wadin

dem

kalte, saure Milch

nahm

ich

garen einen halben Krug frischer zu

mir,

,

Nach vielen Bemühungen gelang es

diese

!

t

nassen

solchen Verfassung sollte

men;

vor Frost mit den

Nacht,

Kleidern, außer Stande, diese zu mein Mantelsack total durchnäßt war, in einer

klappernd, da auch

r

a

denke sich: nach einer solchen

ich

wechseln,

wir neue Ruder erhiel

Dorfe nach irgend einer warmen die bulgarischen Bauern brachten mir — in

Zähnen

Seelenverkäufer

G

;

Nahrung

diese kleinen

besitzen

zu erreichen, wo

Ich fragte hier in

— Man

Brett

gelang es uns, mit einem Stück

Steuer

ein

zusammen ge-

u

nicht), das ten.

und mühselig wieder

vollen Brise zerbrach

flickt werden mußte.

daß dieser bei der

Mast dermaßen,

schwachen

ausgespannt,

o

ersten

den

mir endlich

,

drückte

Segel wurde



genießen!

von einem

Bul

lebenswarmer Milch zu bekom

kaufte

mir ein Fläschchen Rakih ,

(Schnaps) und gab dann dem Drängen der Schiffer nach die mit dem herrschenden Winde in einigen Stunden Nikopoli zu er reichen glaubten.

Und noch

sollten die Leiden dieser meiner Donau-Odyssee

nicht zu Ende sein!

Mit

vollen Segeln

erreichten

wir den Einfluß des Isker bei ge

Dorfe Giesen, den Vid bei Dail zu, und hatten endlich gen Mittag die hohen, schroff hervorstehenden Felsen des bulga Dort rischen Ufers, einige Stunden vor Nikopoli in Sicht. hoffte ich, mich restauriren

zu können,

beobachtete mit innerer Zufriedenheit,

ich

dem

faßte neue Courage und

wie der Wind mit vollen

Meine Donau-Odyssee.

14

in unsere Segel blies.

gerade

hier

Wir

ken bulgarischen

wieder eine

aus, ob dieselbe

weder Kanonen noch eine Wache

aber

So

Schanzwerk sehen. zu fürchten.

spähte

aufmerksam

besetzt sei, konnte

ich

Schanze;

erblickte

noch

auf dem

war also von dieser Schanze nichts

segelten weiter, kamen an den

Fuß der grotes

Felsen und hielten anfangs mitten

in

bevor.

Uferfelsen schräg gegenüber,

bulgarischen russische

Aber das Schlimmste stand mir Ungefähr eine Stunde vor Nikopoli, den ich

Backen

den

Strom,

dann gerade auf das walachische Ufer zu, um uns von den Felsen

Aluta gewahrte

eine russische Schanze, größer als die vorige die noch

besetzt

gehalten wurde;

muthig in derselben

Notiz zu nehmen.

gab

dem Ka'ikschi

Wind nicht

zu

„Du

ein Zeichen,

Augenblick, steuerten dann aber weiter. merkung

gemacht,

ist, wenn er

des

sich

nicht

dachte ich und

feige

besannen

sich

einen

Ich habe oft die Be oder wenigstens

in ganzen Hausen sieht.

unent

Mäh-

die russische Schanze nicht aus den Augen ließ und mich

Segels bemächtigte

,

rend

ich

schlossen

der Türke

daß

Kaik gar

getrost weiter zu fahren, um den

Die Schiffer

verlieren.

war die erste,

von unserem

mir nichts

thust

es

abermals

Schildwache spazierte mis-

und schien

herum

keine

eine



!"

der

Ganz nahe am Einfluß

ich

zur Rechten nicht den Wind abfangen zu lassen.

um

beim

ersten verdächtigen

Zeichen

in

Cours ändern zu können, nährten wir uns in schneller Fahrt den Bergen, welche sich den walachischen Orten Islas und Turna gegenüber schroffer und höher als bis der Schanze sogleich den

auch

das Auge der Kattschis haftete unverwandt

auf der „Moskow-Tabia",

jeden Moment

waren

darauf

ge

erheben;

sie

her

faßt, daß dieselbe Feuer speien werde. aber hatte

zu, kaum

dies ausgesprochen, als hoch über uns ein Schuß er

Wir blickten

jetzt zum ersten

-

Male rechts den bulgari en Felsen hinauf und sahen etwa in der Höhe von zweihun

dröhnte. sch

ich

„Sara yok!" (thutnichts!) riefich ihnen ermunternd

Meine Donau-Odyssce. dert Fuß am Abhange des Berges

von etwa

Die

ein türkisches Arnautenlager

Zelten, die gleich Pilzen die Felsenwand bedeckten.

sechzig

Wache

15

desselben

diesen Signalschuß

hatte

belebte im Nu das ganze Lager, funfzig

bis

gegeben, sechzig

dieser

Arnauten

liefen aus ihren schmuzigen Zelten zusammen, alle mit ihren langen Flinten und Pistolen in den Händen. Ehe wir's uns versielen abermals

sahen,

zwei Kanonenschüsse,

ein Gewehr- und

folgte denselben unverzüglich, und während die

Pistolengeknatter

beiden Kanonenkugeln dumpf durch die Luft brummten, zischten die Gewehrkugeln dicht über unseren Köpfen dahin. So kano-

nirte man auf ein einziges, harmloses Boot ! Dies war keine Manier zu signalisiren, offene Feindseligkeiten;

uns befunden

,

hätte

wir würden

sich

dies waren

das Lager in gleicher Linie mit

sicher nicht so

davon gekommen sein.

Noch hatte keine Kugel getroffen, stellten aber die Kerle das Schießen nicht ein,

so

mußten wir unbedingt daran glauben.

Wäh

rend die Kaikschis rathlos und ganz verdutzt den Berg hinauf man sonst auf ein

türkisch es Boot

feuern), den Schiffen zu,

auf das Ufer des Berges zusteuern,

gerade

griff

nach meinem weißen Taschentuch und schwenkte

nauten nicht beachtet,

gleichzeitig

vielleicht mochten

es

als

dieses

Vielleicht wurde dieses von den sie

ich

sollten

Friedenszeichen in der Luft.

sie

gafften, rief ich, ein Misverständniß voraussehend (denn wie konnte

Ar

sogar als eine De

monstration betrachten, denn während das Boot gewendet wurde,

ich

in wel

mit gekreuzten Beinen am Boden saß, sielen abermals

neue Schüsse

gleichzeitig

fühlte

ich

chem

,

ich

im Begriff war, mich in demselben aufzurichten,

und

einen heftigen Doppelruck

in

Mantelfalten dicht über meinem rechten Arm, und zwei Schläge auf der Schilfmatte zu meinen Füßen. Mein Mantel war kläg den

zwei gut gerichtete Kugeln waren durch die Falten des Mantels und den Aermel meines Rockes gedrungen, und zwi

lich

schen

zerfetzt,

meinen Füßen in die Schilfmatte

geschlagen; einen

Viertel

Meine Donau-Odyssee.

16

sie

saßen mir entweder im zoll tiefer, einen Zoll mehr rechts, und Arm, oder in der Seite. Gleichzeitig waren drei andere Schüsse durch das

Segel gepsiffen.

warf

decken,

der und das rettete

ich

Jetzt hörte aller Spaß auf; um einer abermaligen Salve zu vorzukommen und mich durch den Vorsprung des Felsens zu den

Boot

Mantel von mir, griff

steuerte

schnurgerade

uns augenscheinlich

selbst nach einem

Ru

aus das Lager zu. Dies

vor neuen Feindseligkeiten,

denn

als

Arnauten sahen, daß wir gehorsam an das Ufer zu legen Miene machten, stürmten etwa zwanzig von ihnen in wildem Ju die

bel vom Berge hinab, während gleichzeitig

aus einem der unteren

Zelte ein alter türkischer Redif- oder Landwehr- Corporal trat und sich beeilte, den Arnauten im Herabeilen zuvorzukommen.

Eine Minute dauerte unsere Fahrt an das Ufer; mehrere Schritte

,

von demselben noch entfernt, während schon das Boot über den vernahmen wir einen dröhnenden Schuß von Ufersand scharrte

Seite her — eine der am Aluta-Fluß war gelöst, doch sehr

der walachischen

wir hörten

die Felsenwand

fallen. reicht,

schlecht gerichtet

Kanonen worden,

Kugel vielleicht zwanzig Schritte weiter an schlagen und von dieser klatschend ins Wasser die

Die Sache hatte den höchsten Grad der Bedenklichkeit er wir saßen buchstäblich im russisch-türkischen Kreuzfeuer und

zudem standen die Arnauten, sehen,

das wildeste Gesindel, das ich

je

denn

sechs russischen

ge

bereits zu Dutzenden am Ufer, um uns in Empfang zu

nehmen.

„Moskow

Giaur! Moskow Giaur!"

schrie ein hal

bes Dutzend heiserer Kehlen, während zur

ist

Feier dieses glücklichen Ereignisses noch ein paar Freudenschüsse in die Luft gethan wur mir nie zuMuthe den. Unbehaglicher als in diesem Augenblick Trotz der Turbane meiner Kaikschis, trotz meines rothen Feß hielt man mich für einen „Moskow", und wenn es nicht gelang, dieses Gesindel

so

gewesen.

lange von Tätlichkeiten zurückzuhalten,

Meine Donau-Odyssee.

17

so

sie

bis man ihm begreiflich machen konnte , daß über meine Per war Alles verloren; zu Ersterem aber son imIrrthum seien, ich

sie

als die Herren Arnauten,

weniger Aussicht,

bereits kennen zu lernen die Ehre gehabt,

so

so

war um

weit

keineswegs viel

Federlesens zu machen pflegen.

Wie wenig hier derselbe sogar war,

Der an

stolen.

ich

griff

Bootes

der Spitze des

in ähnlicher Weise ein

Pi

Kaikschi bemühte

stehende

auch der

kaum aber saß das

;

dere siel

meiner

doch mechanisch zu einer

das Geschrei der Arnauten noch zu übertreffen,

sich,

wie thöricht

an Widerstand zu denken,

auch

Boot

An fest,

als der vorderste Kaikschi von einem riesigen Arnauten beim Kra gen gesaßt und aus demBoote

Gewehrkolben

versetzte

Stoß

einen

ihm ein

in

suchte,

zu leisten

Da

gezogen wurde.

die

er

Gegenwehr

Arnaut mit seinem

anderer

Seite, daß

er zusammen

sank.

Ietzt kam an uns andre Zwei die Reihe; drei, vier Hände streck ten sich nach mir aus, um mich zupacken. „Moskow Giaur!" brüllten mich die Kerle triumphirend schlug ich dem ersten Arnauten,

Um Zeit zu gewinnen,

der mich packen

Pistolenknauf über den Arm, daß er „Dok Moskow Giaur!"

an.

mich

wollte, mit dem

fahren ließ.

Giaur!) ries

(kein Moskow

ich und

so

war mit einem Satz aus dem Boote; der zweite Kaikschi folgte mir und Ein standen wir von diesen Banditen umringt da. colossaler Patron packte mich beim Arm, ein anderer nahm den Kaikschi, den man durch Kolbenstöße zur Eile ermunterte.

Viel

leicht hätte ich diese Stöße erhalten, wenn der Kaikschi nicht dicht

hinter mir gestanden wäre und also meinen Rücken gedeckt hätte. Durch Pantomimen und abgebrochene türkische Worte ward es genschaft

als Moskow

noch immer

eines

diese

zweifeln

sehr verd ächtig

Moskow

Kaikschi glücklich Konstantinovel.

angemessen. wieder

an meiner

Wegelagerer wenigstens zu lassen,

indeß

war

und meine Behandlung

Inzwischen

hatte

ich

endlich möglich,

Ei doch

blieb der

man den ersten

den auf die Beine gebracht, wir wurden

2

mir

Meine Donau-Odyssee.

18

wohin, das mochte Gott wissen. Von Ueberredung, von gütlicher Behandlung wollte Niemand hören.

Berg hinan geschleppt plötzlich

siel

mir ein großer Gedanke ein: die in Wadin

dem Ich zog hervor und reichte der meinen Arm wie mit einer eisernen Zange um

,

Arnauten

sie

gekaufte Flasche mit Rakih.

sie

Da

;

Er

sie

klammerte. Dieser Vermittlungsweg gelang über alle meine

Arnaut

er getrunken,

Bedeuten, ebenfalls zu trinken; die Flasche ging umher,

zeigte

bis der

selben sah, und zu meiner Freude bemerkte dieser wenigen Secunden

letzte den

daß

Boden der

sich

ein ganz freundschaftliches

mir und diesen Banditen entwickelte

zwischen

auf meine nächsten

ja

Begleiter,

mir die Flasche mit

reichte er

,

dem

Als

ich

unsanft packte.

;

der

ich

;

an den nahm die Flasche und führte Mund, während seine andere Hand meinen Arm zugleich weniger

wartung

während

Verhältniß

mein

Begleiter

zwischen die meinigen

Endlich

Corporal,

und transportirte mich

erreichten

wir

der vergebens

so

legte sogar als höchsten Freundschaftsbeweis seine großen

Finger

Hand in Hand.

die Höhe des Berges,

wo der Redif-

Vernunft oder Besonnenheit zu predi

uns zu schützen versucht hatte, einem anderen Redif winkte; dieser trat heran, wurde von den beiden Redifs in die ich

gen und

tenhaufen, der hier im Lager zurückblieb. gend einem

Ich erwartete,

Ofsicier geführt zu werden, aber ein solcher

zu

schien

ir

so

Mitte genommen, meine Kaikschis mußten, von einem Arnauten escortirt, vorangehen, und trennten wir uns von dem Bandi hier

gar nicht vorhanden zu sein, das ganze Lager der Baschi Bosuks war eine einzige Anarchie.*) Das Bergsteigen wollte kein Ende

Pfad

durch zahl ich

nehmen, immer höher ging es über den schmalen

die Pferde- und Rinderheerden und jedesmal, wenn Spitze eines Berges erreicht ins Thal hinabzukommen hoffte, ")

,

,

lose

mann)

ein Arnauten-Iüs-Baschi (Haupt der aber an diesem Tage wohl nicht zu

Später hörte ich, daß

hier stationirt gegen war.

sei,

doch

Ig

Meine Donau-Odyssee.

wieder ein neuer Berg hervor. mich endlich in das Gras und erklärte, erst

dieser Spitze ich

ragte hinter

Ermattet warf

noch

ich

,

-

Liebenswürdig und zuvorkommend, wie es ausruhen zu wollen. der alte Redif Corporal war, gestattete er dies gern ließ sich neben mir nieder und gab mir durch allerlei Zeichen und Worte zu verstehen, daß

in seinen Augen von

dem Verdachte

eines

Moskow

durchaus frei sei. Ich war ihm für seine gute Mei nung sehr dankbar und zeigte ihm mein Teskereh, meinen türki

schen

Paß,

der

mir von Sami Pascha inWiddin ausgestellt wor

den, den er aber ebensowenig

zu lesen verstand wie ich.

in

Zwei Stunden mochte unsere Wanderung gedauert haben, als wir endlich ins Thal hinabstiegen und an das Ufer der hier die Donau fließenden Osma kamen. Hier wurden wir vermittelst einer Fähre übergesetzt. Eine Schaar von Arnauten, die uns am empsing,

Spottworte

nachzusenden

schießen

muß

der

jede Viertelstunde und

Blei

und

es

wenigstens daß

nicht

einmal

uns

unterlassen,

einige Schüsse

Arnaut, ihm

kann, ein Vergnügen,

Pulver

konnte

ist

andern Ufer

nicht

einige

abzufeuern, denn

wohl, wenn

er

nicht

Pistolen abfeuern

seine

die türkische Regierung

gewiß

viel

Eben diese kindische Spielerei mit den

kostet.

,

so

Schießgewehren läßt mich fast glauben, daß es mit der Tapferkeit weit her sein muß denn der Tapfere der Arnauten doch nicht hat seine Patronen, seine Waffen überhaupt viel zu lieb, als daß er mit ihnen spielte wie die Kinder mit ihren Holzkanonen, auch nahm es mich sehr Wunder, daß beim Aussteigen aus dem Boote,

in

als ich einem der Angreisenden den Schlag mit dem Pistolenknauf versetzte, letzterer nicht mit doppelter Münze wiederbezahlt wurde, sei

ich

Frieden gelassen hatte. sondern jenerArnaut mich seitdem ganz indeß, wie ihm wolle, mir wurde jetzt klar, daß Dem

Nikopoli transvortirt werden sollte.

nach der

Fall. Abermals

einer

Letzteres war wirklich

begann das Bergsteigen, und nach wiederum

Stunde des mühseligsten Kletterns gelangten

wir an das

2*

Meine Donau-Odyssee.

2« eiserne

des

Thor

Festungs-Plateaus von Nikopoli,

gefolgt von

einer ziemlich großen Schaar von Türken, deren Gesichtern man die Freude über den großen Fang ansah, der hier allem Anschein

Plateau steht der Konak des Arnauten - Pascha's, denn ganz Nikopoli war nur von Arnauten, gemacht worden.

nach

diesem

Eine der herrlichsten Aussich dar, wenn man dieses Plateau betritt, denn weit-

sechstausend an der ten bietet

Aus

sich

Zahl,

besetzt.

hin schweift der Blick über die walachische Ebene, über Islas nnd Turna, über den vielarmigen und vielinseligen See, welchen zwischen der

die drohenden russischen Schanzen.

endlich

hier bei Nikopoli könnte die imposanteste,

ses

e

sie

die stolzeste Festung stehen, und

d

gesehen,

der interessantesten Punkte,

einer

r

je

welche

ich

befestigte Bergspitze

Diese

ü

und

w

vielen Dörfer

Aluta und dem Schyl bildet, über die ist

die Donau

hier stehen, wenn die-

Ufer nicht türkisch wäre. ich

Acht Kanonen streckten ihre Hälse vom Plateau nach derDonau hinaus, hocken

sah den Pascha auf der

Brüstung der Schanzen

und durch ein Fernrohr die Züge russischer Kosacken etwa

Stunde hinter Turna beobachten. Es währte lange, ehe er mich eines Blickes würdigte sein Adjutant machte ihn endlich aus mein Vorhandensein ausmerksam, der alte Arnaut schaute mich ;

eine

Ich erklärte ihm, daß

habe.

ich

mürrisch von oben bis unten an, während der Redif ihm ravvortirte, unter welchen bedenklichen Umständen man mich aufgegriffen diese

Behandlung für eine Belei

Der Pascha Iahren, mit grauweißem Bart und

Bedeckung befreit sein wolle.

meinen

Paß

durch den

zurückzuziehen,

ein Mann von etwa

stechenden

Adjutanten prüfen, winkte den Redifs,

;

schah

während

sich

und deutete mir durch eine Handbewegung an,

auf den an der Erde liegenden Teppich zu

mich

Augen, ließ

der Pascha gleichgiltig wieder

setzen.

Dies

ge

sechzig

,

,

ich

digung halte, die auf ihn selbst als den Commandeur solchen Ge und daß sindels zurückfalle sofort von meiner militairischen

ins Blaue hinein

2t

schaute,

wurde mir Kaffee

ich

Meine Donau-Odyssee. gebracht;

verlangte nach einem

spreche

werde an den

und

Erzählung also schwerlich

meine

Mann bringen können.

hier ich

Deutsch

ich

Tertschiman (Dragoman) um ihm detailliren zu können, wie mit mir verfahren worden sei, erhielt aber die Antwort, daß hier im Orte Niemand sei, der Französisch, Englisch, Italienisch oder Demnach beschränkte

darauf, meinen Mantel aus der Hand des Kaikschi zu neh

mich

und ihm die drei Löcher zu zeigen, welche die zwei ArnautenZugeln in denselben gerissen, ein Anblick, welcher dem Adjutanten

men

ein

auf den Pascha

entlockte,

„Maschallah!"

kei

Eindruck machte; dergleichen erschien ihm offenbar als etwas beschränkte

sich

durch welche er sagen zu wollen schien

Mantel

Kugeln nur in deinen geneigt,

mich

Bin-Baschi der „Inglis"

ein

„Giaur,

gegangen

zu versöhnen, als sei

;

doch

auf eine Handbewegung,

er

froh, daß die

sind!" Indeß schien ihm vorlog, daß

ich

er

sei

Alltägliches,

ich

ganz

:

nen

er

gar

selbst aber

ließ neuen Kaffee und einen seinen

Tubus

auf die drüben manövrirenden Kosacken schauen. Revanche für das mir angethane Bombardement

Eine

hübsche

!

neuen Tschibuk bringen und ließ mich sogar durch

Auf eine

sehr hübsche

Wohnung bei dem bulgarischen Schulmeister

Ortes angewiesen.

des

wurde mir sofort ein Konak, und zwar

mein Verlangen

Wenig gestärkt durch die kurze Ruhe,

noch

der Schlucht an,

in

in

,

ich

immer aufgeregt von dem Abenteuer auf dem Wasser, angestrengt langte tief unten durch den weiten Marsch über die Felsen welcher die

Kessel zwischen den Bergabhängen

drei Seiten die Häuser

hinan

Stadt Nikopoli wie liegt, an denen

ranken.

sich

ein halber

auf allen

Total misgestimmt und

und

Gaonrt präsentirte.

ich

Gliedern zerschlagen warf mich hier auf die Polster, und zum ersten Male seit drei Tagen wurde mir von meinem — warmes Hammelfleisch zu Wirthe der Hochgenuß bereitet essen, das mir der Erste« auf einer kleinen Holzplatte, nebst Käse an allen

Ich hatte

mich

durch meine

Verach

Meine Donau-Odyssee.

22

an dem Geschlecht der Schöpse

tung des Hammelfleischs schwer

verfündigt; hier aber kam die Buße: kein Goldfasan hätte mir können, als dieses Stück warmes Schöpfenfleisch,

in Ermangelung

ich

das

Darauf

thierart zerriß. ich

vor den Kopf, leerte denn

und

der Messer ich

besser schmecken

nahm

Gabeln

Raub

nach

Gaourt

die Schüssel mit dem

und verlangte dann heißen Kaffee,

diese

hatte alle Ursache, das Fieber

zu fürchten, das damals

an der Donau in entsetzlichem

Grade wüthete und das ich nach jener Gewitternacht, in Folge aller Einwirkungen des Sturmes, Kälte

der Nässe und des

in

,

der

Mangels jeglicher warmen Nah

Gliedern zu spüren glaubte. Aber meine zähe Natur half sich auch hier wieder. Außer nem unbehaglichen Zustande, in welchem nach Ueberstehung von meinen

je

rung schon

ich

strapazen jeder Nerv

alsbald

mich

unter den größten Reise-

Gemüthsaufregungen

in uns

stundenlang sort zittert, befand

noch

wieder ziemlich

wohl.

Während

ich

allerlei schweren

meinen

Kaffee schlürfte und der Wirth, der von meinen Fatalitäten schon gehört, mir Gesellschaft leistete, traten ein paar riesige Arnauten

Natürlich betrachtete

herein.

ich diese

Gäste nicht mit den gün

besetzt

war,

mußte

ich

Arnauten

so

stigsten Augen, indeß da das ganze Nest, die ganze Umgegend

mit

meinen Aerger schon verbeißen.

Meine Neugier, was ihr Besuch bedeuten solle, wurde sehr bald

banesische

sie

geschenkt

Brust, hätte.

mich zu

und der Eine drückte mich

reichten

eine Freundschaftsäußerung,

Beide bemühten

von meinem Misgeschick

sich

gehört,

mir sehr

sogar an seine alich

die Hände

auf

die

ihm gern

nun, mir zu erzählen, daß daß

sowohl

sie

kordial

kamen

,

Beide Arnauten

gestillt.

als manche

sie

ich

ihrer Cameraden entrüstet über diesen Vorfall feien und wäh rend meines Aufenthaltes in Nikopoli auf rechnen möge. Während

diesen tranken und ihre

meinem Tabak vollstopften, gaben

sie

Kaffee bringen.

sie

Jch lehnte Letzteres dankbar ab und ließ ihnen von meinem Wirthe Pfeifen von

mir auf jede Weise ihr Leid

Meine Doimu-Odvssee.

23

war

fortwährend

Dies wurde mir

mir, als

schwanke

zu und

jedoch schwer, denn dem

wenn die in einem Nachharhause

und

,

Donan

es

auf mein

Fensterläden des offnen Zimmers

zu schlafen.

mich

mir abermals die

streckte mich

in

bemühte

schob die

ich

Polster ans,

ich

Hände reichten und sich empfahlen. Es war inzwischen dunkel geworden,

sie

wesen zu erkennen und schlossen damit, daß

Katt auf der

singenden

und

zur Erhöhung ihrer Heiterkeit drei, vier die Luft abschossen und dabei in ein Pistolen nach einander jedesmal aus meinem viehisches Gebrüll ausbrachen, schrak ich

in

trinkenden Arnauten

Schlafe auf und kam daher erst spät nach Mitternacht zur Ruhe. Am andern Morgen kamen meine Kaikschis und verlangten einen Zettel von mir an den

„Nimbsche

Consol" in Widdin,

auf denselben von jenem Herrn die zweite Hälfte ihres Loh-

nes

erheben

zu

Jch weigerte

können.

Sistowa gebracht sein, bis wohin

ich

um

diesen und wollte nach

das Boot bedungen.

Hier-

auf wollten die beiden Türken unter keiner Bedingung eingehen, da das ganze linke

Kaikschis vor, wir wollten

uns

Jetzt schlug

der Nacht an den

ja

den

was denn auch mein Wirth bestätigte.

in

ich

zen besetzt sei,

Donauufer von hier aus mit russischen Schan-

unmöglich sehr gefährlich sein Schanzen vorbei schleichen, was könne, und bot ihnen hierfür ein Extra-Bakschisch von zwei Du-

Aber die Kerle hatten keine Courage.

ihnen,

ich

ich

caten.

Endlich

würde ihnen den Zettel am Abend ausstellen, ich

wolle vorher in Nikopoli die nöthigen Erkundigungen auch

erklärte

einziehen,

vor Allem zum Pascha gehen.

Jch kam zum Arnauten-Pascha Jsauf der Donau nicht weiter könne, mir

mael und bat

ihn, da

ich

Dieses Letztere geschah.

ich

Postpferde und einen Saptieh (Landgensdarmen) nach Sistowa zu über Rasgrad nach Schumla gehen würde. geben, von wo dem türkischen

übrigens sehr artig, mit ein Wort, das Alles bezeichnet, was

antwortete mir

„Olmas!"

,

Der alte Griesgram

Meine Donau-Odyssee.

24

kann.

durchaus nicht angehen nere,

lauter Stocktürken

,

Ein

halbes Dutzend alter

Off

um ihn saßen und

die im Halbkreise

ihre Tschibuks qualmten, stimmten lebhaft hierin ein. Ich fragte nach

der Ursache

dieser Weigerung

erhielt jedoch eine türkische

,

Erklärung, die zu verstehen, meine Sprachkenntnisse damals noch Ich verlangte daher abermals einen Dragonicht ausreichten. man, doch wurde mir, wie schon einmal, geantwortet, daß in ganz

Nikopoli kein Tertschiman zu sinden

Demnach wünschte ich

sei.

geführt zu werden, einem Iuden, wie mir in Widdin gesagt worden, hier ansässig sein und

nach dem Dampfschiffs-Agenten

der,

Italienisch

sollte und durch dessen Vermittelung ich auch

sprechen

im Namen des österreichischen Consuls mich nach dem Verbleiben eines deutschen Apothekers

Carl Hermann

erkundigen

sollte, der

vor vier Monaten von den Türken am walachischen Ufer gefangen genommen, als Kriegsgefangener nach Schumla transportirt und der, nachdem er auf Reclamation

worden, einstweilen

schafft sein sollte.

Aber

weder

der Dampfschiffs vergebens

in

ich

Carl Hermann waren in Nikopoli; nach ihnen in der ganzen Stadt. unten

ganz spreche

der

„Fränkisch".

suchte

und fragte

wohne ein Tatar, der

Dieser Tatar, der Einzige

also, der dolmetschen konnte, und durch dessen Hilfe

mit dem

Pascha fertig zu werden hoffte, mußte nun ver

widerspenstigen

mittelst eines

noch

Endlich wurde mir gesagt,

Nähe des Strandes

ganz vorzüglich

-Agent,

ich

wieder freigegeben

Widdiner Consulats hieher nach Nikopoli ge

des

von mir herbeigeholten

Kawassen aufgesucht wer

Kreuz- und Querzügen führte mich der Letztere vor eine kleine Holzboutike, einen Gemüsejaden, der noch ver den.

Nach vielen

schlossen

war, weil

den täglich

Wir

die Türken während des Ramasans ihre

nur einige Stunden oder

auch

gar nicht

Lä-

öffnen.

klopften den Tataren heraus und endlich hatten wir dieses

Wunderthier,

einen

Augen, vor uns.

schon

ältlichen Mann mit listigen kleinen

25

Meine Donau-Odyssee.

„Nix versteh!" ihn in deutscher Sprache an. antwortete der Mann. — Dieser Anfang war also schon sehr verredete

Jch

Jch fragte ihn in französischer Sprache, er antwortete „vni monsckir"; fragte weiter, er wuimonschirte immer — „vui monsokir — Jch fragte fort. Jch fragte ihn Englisch, ihn in

Jtalienisch

schlechtem ich

Jetzt war

— er

blieb beiseinem

mit meinem Latein

„vui monsekir Einen

zu Ende.

!"

!"

ich

sprechend.

ver-

letzten

,

ich

indem ihn in schwedischer zweifelten Versuch machte ich noch und dänischer Sprache anredete, ohne ein besseres Resultat zu er

wandte beschloß,

ich denn

diesem

auf

nicht

auch

Hand

Ganz heiß vor Aerger

Sprachenkenner den Rücken und

nikopolischen

eigene

fand.

noch

einen

Jn

letzten

Angriff

auf den

ich

ich

warten, das

sie

wieder oben Pascha zu machen. Schweiß gebadet langte auf dem Feflungsplatean im Konak an — da saßen die Türken noch, wie

vor dreiStunden da gesessen, und qualmten; keiner

Glied gerührt haben. „Pascha wer baue begir!" (Pascha gieb mir Pferde!) rief ohne alles Ceremoniel eintretend und mich vor den Arnautenein

ich

mochte inzwischen

häuptling hinstellend. war die

gezankt

ohne

ruhe,

,

nachdem

ich

„Doli"

mit der Zunge. trockene

sich

nicht,

sondern schnalzte



Jch wiederholte mein Verlangen.

Antwort, „Olmas!"

sein

Ultimatum,

mich, radebrechend, eine Viertelstunde mit ihm herum

seinem

daß er auch

„Käff"

nur das Mindeste von seiner Seelen

vergeben

hätte.

Ohne Zweifel galt

ich

verneinend

Dieser rührte

für einen Spion. Jch stieg wieder in die Stadt hinab, weckte einen der Kalk aus dem

Schlaf (denn

Kaffeehäusern gelegen)

hatten die ganze Nacht in den

und begann jetzt

aus den Pferdehandel ha

schis

sie

den mistrauischen Türken noch immer

Klepper waren die einzigen, die zu ben waren, und für diese forderte man den vierfachen Preis — 15O0 Piaster für das schlechteste, während man ein viel besse zu gehen.

Zwei

schlechte

res in Widdin für 3— 40« Piaster

kaufte.



Auch dieser

Ver

Meinc DonausOdyssee.

26

blieb fruchtlos, denn mich um 800

such

— 100« Piaster

prellen

ich

das lag nicht in meiner Absicht, zumal den Kaikschis schon den vollen Lohn für die erst zu drei Viertheilen zurück,

lassen

zu

Strecke

gelegte

bezahlen

Todesmatt von dem Auf- und

sollte.

dreißig Graden Hitze im Schatten

,

Abklettern der Felsen, auf welchen die Stadt liegt, und von den

warf

ich mich endlich gegen

Abend in meinen Konak auf die Polster und überlegte, was jetzt halben Stunde, während welcher

auch zehn

auf

diesem

weiter

Wege

daran hindern wollen

Paschas

den Vorsatz

reisen, mochten mich

zu

gefaßt hatte,

,

Nach einer

ich

zu thun sei.

trat ein junger Türke

dürfe

Pascha

,

in

Uniform ein der erst am Mittage in Ni» kopoli angekommen sein wollte, mich in miserablem Französisch anredete und mir ofsiciöserweise die Mittheilung machte: der ziemlich schmuziger

keinen

Einheimischen,

noch

viel weniger einen

Fremden mehr über Rasgrad nach Schumla lassen, weil die neuesten türkischen Truppendispositionen

dies untersagten.

Paß

nach

Schumla habe,

verlange

ich

einen türkischen

so

da

ich

ich

„Was gehen mich Eure Truvpendispositionen an!" rief aus; „ich will mir meine Dispositionen nicht stören lassen, und

sen,

ob

ich

ja

Pferde, um meine Reise fortsetzen zu können!" Der junge Mann Niemand, nach Schumla zu rei warf mir ein, es hindere mich len könne! ich nicht

mit,

denn nicht ebenso

„Wenn

diesen

ich

gut einen

anderen

Weg dahin wäh

das wollte," antwortete ich,

gewählt haben."



„so würde

Unser Gespräch

endete

da-

Stationen auf der Donau zurück zu reisen und über Rahowa und Tirnowa nach Schumla erklärte, mir dies überlegen zu wollen, und wir gehen; uns.

man entweder russische

einige

Aus die

der ganzen Geschichte ging nun

hervor, daß

Linie von Rustschuk abgesperrt, oder daß man

Spione vom jenseitigen Ufer fürchtete

,

trennten

mir vorschlug,

er

ich

zu

daß

welche

die neuen

Meine Donau-Odyssee. Truppenstellungen der Türken

Sinn,

dies hatte allerdings

27

um Silistria verratben könnten;

aber damit

mir

war

nicht geholfen.

Uebrigens herrschte in Nikopoli eine sehr fatale Stimmung ; war die Nachricht gekommen,

es

über die Donau

Turtukai in

daß die Russen bei die

türkischen

Vorposten

zurückgeschlagen hätten, und daß die Kosacken bereits

bis wenige

gegangen,

Die

Stunden vor Rasgrad schweiften.

Lieblinge, waren in großer Aufregung,

Inglis

Geifer

Nabrung gesunden,

gegen das Christenthum,

wenn

Daß ich, der einzige Franke

hause saßen.

Giaurs,

oder

Fran

und ihre Reden überströmten Abends im Kaffee

sie

zis, hatte neue

Philister, meine

gegen die

ihr Haß

ob Freund oder Feind, ob Moskow,

gleichviel,

Nikopoli, von dem

ohnehin noch nicht ganz fest überzeugt war, ob er nicht trotz

inNikopoli

Umständen

lich; die ganze

sein konnte

daß

aufRosen wandelte,

nicht

Stadt wußte,

daß

ich ist

Spion

alledem ein russischer

,

man

ich

von

türkischen

in

Massen

unter diesen leicht begreif

da sei, man erzählte

sich

von

;

so

ich

in

mir, wies mit Fingern auf mich, wo den Straßen mich blicken ließ ein altes in dichte Schleier gehülltes Weib spie

auf der Straße vor mir aus. Im Grunde war's mir Nikopoli durchaus nicht geheuer; in keiner Stadt des Orients ich

habe

gesehen,

hertrieben,

betrunken

sich

haufenweise

schrecken,

und ich also

Rücken, anstatt

Luft

Verantwortung gezogen haben

Als

vogelfrei.

Haufen schreiend

in

meines Aufenthaltes

seine

um mich

war,

daß

Kugel in den

denn

war hier gewisser

Arnautenunfug am zweiten Abend in ganzen mir gar zu bunt wurde und der

sie

maßen

sicher

Pi

Niemand würde ihn hiefür

schickte. ,

die

abschossen,

auf der Straße nicht

Bande mir betrunkenerweise

der

aus den Straßen um

wohl gar hinter mir drein in die Luft

einer von dieser

zur

Türkenfanatismus

verhöhnten, wo ich mich sehen ließ, ihre

mich

in

zu

einen solchen

wie gerade hier; dazu kam die Banditenwirthschaft

Amanten, die

stolen

Intoleranz,

eine solche

ich

in

gar einmal

den

Straßen umherzogen, führte mich mein

Meine Donan-Odyssee.

28 Wirth,

Thür

der

Bulgar (übrigens

des großen Bretterzaunes,

Hof umgab,

nen

ein großer Russenfreund),

rothes Kreuz

,

welcher nach der

an die

Straße zu

sei-

mir hier ein mit matter Farbe gemaltes,

zeigte

sehr unscheinbar

vier Zoll lang, wies

etwa

und

auf ein Dutzend Kugeln, die um das Kreuz herum in der Thür saßen, und sagte mir, die Arnauten hätten vor einigen Ta gen auf dieses Kreuz nach der Scheibe geschossen. Dies war aller-

zugleich

dings niederträchtig von dem Gesindel, aber schien

sters

mir

diese

ebenso

des Schulmei

öffentliche Kreuz-Demonstration

in einem Orte, wo Islam und Intoleranz dominirten; war

der Schulmeister ein guter

„Christian",

so

sollte er das Kreuz

lieber im Herzen, als auf seiner Hausthür tragen. die

unpassend er

Bulgaren; ihr Christenthum

Aber

so sind

in buntem Bilderkram,

besteht

der Kaiser von Rußland, und un ihrer obersten Heiligen ter manchen frommen Bildern sindet man Versen eine unver

in

ist

einer

kennbare Apotheose des Czaren.

Mein Schulmeister glaubte

es seinem

Gaste schuldig zu sein,

ten;

mehr Geschmack fand

Tochter, Marina, einem

ich

ihn auch einmal den Unterrichtsstunden beiwohnen zu lassen, die mir jedoch keinen hohen Begriff von seiner Lehrfähigkeit beibrach an seiner sechzehnjährigen

schon

allerliebsten

Mädchen von sehr stillem,

in den schönen Abendstunden,

einen

Haar gab

fleißig,

das rothblaue Seidentuch in ihrem

ihrem ganzen,

recht romantischen

etwas gebräunten Gesicht

Anstrich, und dabei trug

ihr weißes,

schwarz bebändertes

Mieder mit einer koketten Unschuld,

ihren Augenoffenbar

gestraft wurden.

Lügen

Situation in Nikopoli gar schon

der

im

ihre runden Arme hand»

sie

thierten die Spule schwarzen

unter dem Ahornbaum

eine fromme schöne Legende, so

,

Hofe saß

wenn

sie

innigem Charakter; aus ihren dunklen Augen sprach namentlich

zu unerquicklich

Mühe verlohnt, hinter die

die von

Schade, daß meine

war,

Wahrheit

es

hätte

zu kommen.

sich

Meine Donau-Odyssee.

und auf welchem

hatte

Pascha zum Trotze durch

Marina und ihr Vater hatten

schlagen wollte. reise

dem

mich

nochmals vor den Arnauten

mich bei der

Ab

Marina hatte mir

gewarnt,

in den Wagen gelegt und

sogar noch eine warme Schöpfenkeule

mir dabei mit unverkennbarer Besorgniß

ich

welchen

auf einem mit Ochsen bespannfür dreißig Piaster bis Sistowa gedungen sah mich

ich

ten Wagen,

ich

Der dritte Morgen

29

die Hand gedrückt;

zwang mich jedoch, diese nicht zu theilen. — Aber wie bald sollte auch diese Expedition scheitern! Mein Fuhrmann, ein Türke, hatte ein echtes Gaunergesicht, das wenig Vertrauen

wollte.

meine

Pistolen, die

Außerdem sah

ich

Stadt waren, in

als wir kaum über den Berg aus der

sich,

mit schneckenhafter

meinen

ringt, die

mich schreiend

umzingelten, die Ochsen bei den Hörnern

mir mit

(Mann,

Geld!) die Hände nicht

dem kategorischem

zustreckten.

Da

was eben zu nehmen war.

denken, vertheilte

Ruf „Adam, Jch

gutwillig etwas gab, man

ich

werde,

ich

daß, wenn

von

Arnauten und andrem Gesindel um

festhielten und gieb

Langsam

alle funfzig Schritte weit

keit dahinknarrenden Ochsenwagen einem Haufen wegelagernder

von mir geschenkt haben

er

wer Para

sah sich

sehr bald,

nehmen

an Widerstand nicht

aus diese Weise etwa

!"

flößte, und verliebte

ein

zu

an zehn Zwanziger

als meine kleine Münze und meine große Geduld zu Ende gingen, und auch in der Ferne noch Gruppen dieser Baschi Bosuks sah, die wahrscheinlich auch noch dann aber,

wollten,

„Geri Nigebolga!" mann zu.

Dieser

faßte

(zurück

schaute

nach

einen

schnellen

Nikopoli!)

mich groß

an;

rief

ich

sein

ich

abgefunden

ich

ich

(je vier Piaster)

Entschluß: dem

Fuhr

wiederholte meine

Mein unterwegs

gefaßter

Plan

stand fest:

ich

ich

Ordre, schwerfällig drehte sich der Wagen und nach einer guten Stunde saß wieder in meinen Konak zu Nikopoli. ließ meine

mir kommen und erklärte ihnen

,

zu

daß

ich

Kaikschi's Osman und Abdi, welche noch immer Ramasan feierten,

für ein Bakschisch

I0

Meine Donau-Odyssee.

von ihnen auf der Do nau zurück bis nach Rahowa bringen lassen werde, wo die Truppen von Widdin und Kalasat erwarten wollte; von der mit der

Schnelligkeit,

sie

ich

von drei bis vier Ducaten mich morgen

mich

stromaufwärts

Die

solle auch die Höhe ihres Lohnes abhängen.

waren sehr erfreut und versprachen,

mich

schaffen

würden,

beiden Türken

morgen früh um fünf

Jch benutzte den heutigen Tag, um mit den mir aufsuchte, einige Partien dieser

Uhr abholen zu wollen. jungen Ofsicier,

ich

zu

Stand

besuchen.

versprach,

er werde

Ruine,

doch

hier bei Nikopoli lieferte

gem Boden

;

Thurm

die alte

den hoch gelegenen

aus historisch merkwürdi

ja

merkwürdig situirten Stadt,

ich

dem

Bajaset, der bekanntlich

in Rom aus dem Hochaltar

von

St. Peter

füttern, die große Schlacht vom 28. September 1396; hier schlug er das Christenheer König Sigismunds und die fran zösischen Ritter unter dem burgundischen Julius von Nevers und dem pfälzischen Kurfürsten chischen

Truppen den

;

seine Rosse

hier warfen die verrätherischen gewissen

schon

Sieg

der Christen

wala-

in die

Hände Bajaset's „des Blitzes," hier entkam Sigismund selbst mit Mühe den Türken, hier ließ Bajaset aus Wuth über die ihm abgeschlachteten

fortführen.

Aber seit 1396

flossen; Nikopoli

siel

ist

gefangene Christen absäbeln

in

10,000

60,000 Türken am Morgen des 29. September und

den Rest als Selaven

viel Wasser die Donau hinabge

dem vorigen türkisch-russischen

Kriege so

vor den Angriffen der Russen und wer weiß, ob es diesmal glücklich gewesen wäre wie Silistria, wenn es die Russen gestürmt

Nikopoli's Lage

ist

hätten. eine ganz eigenthümliche,

imposante;

fast

Einfluß der Aluta in die Donau ragt es auf zwei steilen Felsen am Ufer empor, welche die Stadt in sich gerade gegenüber dem

schließen.

Die

eigentlichen

Festungswerke

beschränken

sich

haupt

auf den westlichen Felsen; vom Ufer des Stromes führt eine Linie fast im Zickzack, mit Brustwehren von Erde, flachen

sächlich

ZI

Hiob noch immer auf dem Wasser.

Graben versehen steil hinauf zu dem Festungsportal des Plateaus, das durch einen tiefen Graben und einem

geschützt

denen gegenüber die Russen ihre Schanzen

Bastionen aufgeführt,

linken Ufer aufgeworfen

gegenwärtig

den

6

am

Strande unten sind mehre

am

;

mehren Bastionen

ist

Bastionen und

Diese ganze Festung war

hatten.

— 8000

Jrregulären

zur Vertheidigung

Nikopoli könnte, aufder Westseite stärker geschützt,uneinnehmbar sein, namentlich in den Händen der Türken; von seiner Höhe wird das ganze walachische Ufer bis Jslas und Turna dominirt

übergeben.

und auch die unteren Fortisicationen

scheinen

zur energischsten

Ge-

kung,ziemlich planlos angelegt. Die Lage der Stadt selbst herrscht aber doch

Schmuz,

in

wie reinlich auch die vielen Bulgarenhöfe dem eigentlichen

ohne den keine türkische

ist

genwehr geeignet. Leider sind die Befestigungen, zur Zusammenwirreizend,

an den Abhängen sind,

Türkenstadttheile der übliche

Stadt

bestehen

kann.

II. Hiob Lebwohl Nikopoli.

noch immer



Bei

den

auf dem Wasser. Redifs.

— Die

türkischen

Sans-

Nrsach, schon wieder zu verzweifeln. — habe — Eine Nacht mit den wilden Hun Freiheit bei Wasser und Brot. — — Alte Bekannte. den. Das Treffen bei Nikopoli. — Soll ich krank werden oder nicht? — Ein unglücklicher Geldbrief. — Durch — Wo bleibt die bulgarischen Steppen. — Niedliche Bettlerinnen.

— Jch

alle

der

Balkan?

erscheinen, wie

sie

Meine Rückfahrt auf der Donau soll

mir

geworden ist,

dem Leser nicht

so

culots.

lang

denn während sechs Tagen

Jsolirtseins unter der Einwirkung der entsetzlichsten Langenweile, des Wetters, des Klimas und tausend anderer Sche des strengsten

rereien

kann

seiner Geduld

man reichlich dahin gelangen, auch

den letzten Rest

und seiner mühsamen Fassung verschwinden zu sehen.

32

Hiob noch immer auf dem Wasser.

Der meinen

nächste

Morgen, also der

den Bergen,

zwischen

den Außenwerken der

0.Iuni

sah mich zu

Fuß, von

auf den Fels- und Wiesengestaden

begleitet,

Schiffern

1

unter welchen man mich

der Festung.

Wir

bombardirt eine

durchwateten

Osma und kamen endlich an die Semliks,

die

und

Furth

Erdhöhlen,

Redif- Detachements, welches hier einige Schanzen Da die Kaikschis das Boot am Fuße der Felsen hielt.

besetzt

hatten liegen lassen müssen,

so blieb

ich

eines kleinen

in einer dieser Erdhöhlen,

während jene das Boot vom Sande zogen, einen neuen Mast dasselbe

Die

setzten

in

und es, mit einem Worte, wieder slott machten.

Redifs nahmen mich sehr freundlich auf, der Mulasim oder Lieutenant breitete mir seinen besten Teppich auf die Erd bank und setzte mir sein Nargileh, seine Wasserpfeife vor die guten

Füße, während der Tschausch, Sergeant, mir frisch gepflückte schen brachte

Kir

und einen Kaffee bereitete. ich

Eine Stunde darauf verabschiedete mich von ihnen, fuhr wiederum unter den Felsen desArnauten-Lagers dahin und wurde abermals von ihnen angerufen, lichere

diesmal jedoch aus eine manier-

Weise, denn einer ihrer Baschis

kam den Felsen herabge-

sprungen und wollte mein Teskereh sehen, den ich ihm denn auch reichte.

Ich

wette darauf, daß er

eine sachverständige ben sind bei den

Miene

er sich auch gab, denn Lesen

Arnauten unerhörte Luxusartikel.

Weise, die bewundernswerthe Geschicklichkeit, die practische

und Schrei

Die Art und

mit welcher diese

Albanesen die Felsen herab und hinauf kletterten, genheit,

was für

ihn nicht lesen konnte,

gab

mir Gele-

Seite ihrer Kleidung, namentlich der hun-

dertelligen und tausendfaltigen

Fustane zu bewundern.

Diese

war, berechnen, daß

in

ich

wieder in Widdin sein; ich

so

aufwärts

so

sie

Arnauten sind gewissermaßen die Highlander der Türken; wollte Gott, wären wenigstens civilisirt wie diese. In fünf bis sechs Tagen wollten meine Bootsleute strom konnte also,

wenn dem

drei Tagen in Rahowa sein werde;

dort wollte durchgezogen,

ich

Htob

noch

33

immer auf dem Wasser.

die Truppen

erwarten,

wenn diese

oder

einen neuen Weg einschlagen.

schon

Aber meine Ka'ttschis

Nikopoli

:

Morgen nach jener verhängnißvollen Gewitternacht herrschte ein heftiger Wind, der mir damals nach gut reden

hatten

seit dem

Die

jetzt aber natürlich gerade conträr war.

günstig,

Donau rollte ihr Wasser in höchster Aufregung uns entgegen, das Boot mußte gegen den heftigen Strom in der schäumenden so

Brandung gezogen werden und dieses Experiment wurde, langweilig es an sich war, noch durch den häusig sehr felsigen

Charakter des Ufers bedeutend erschwert, da der Schiffer mit der über der Schulter

Felsblöcke klettern mußte. kaum anderthalb

oft wie eine Gemse

So

Meilen zurück, denn

über

die höchsten

wir denn am

legten

schon am

das Boot in eine kleine Bucht gezogen

,

Leine

wo

ersten

Tage

Nachmittag wurde

es

bis zum

nächsten

Morgen liegen bleiben mußte. Es war eine Unmöglichkeit, gegen die Brandung anzukämpfen. Vergebens erwartete ich nach der der Wind ersten, auf der Donau verbrachten Nacht, daß umspringen werde; der zweite Tag brachte uns kaum eine Stunde weiter, wir lagen in einer andern kleinen Bucht wieder den Nach-

mittag, die Nacht und abermals den anderen Tag, die andere Nacht. Eine verzweifelte Stimmung hatte sich meiner bemächtigt; Tags herbstliche

trocken

Kälte ein.

nen und vielleicht

und heiß, Nachts hingegen trat eine ganz Da die Lebensmittel uns zu fehlen began-

vier Meilen ringsumher

kein

war, aus welchem wir hätten fouragiren können,

zu sinden

bestand meine

Brote und Donauwasser. Nachts brei die dünne Schilfmatte, welche mich Tags vor der Sonne der Länge nach über mir aus und zwar so, daß

Zoll

Sturm unter

dieselbe und

sogar ganz fort, ohne daß weder «onstantinopel.

ich

psiff der

in

lag und mir nicht die geringste Bewegung

über meinem

erlaubte.

über

Körper

Trotzdem

der dritten Nacht riß er noch

die Schiffer

dies

sie

zwei quer befestigten Rudern etwa zwei

3

schützte,

schlechtem

sie

Nahrung aus tete ich

Dorf so

war der Sturm

im

Hiob noch immer auf

Brot

Klima preisgegeben,

entgegensetzen

dem

gefaßt,

können.

nicht

auf

täglich

die geringste

Wirklich übersiel mich

dritten Nacht eine Art von Fieberfrost,

aber

namentlich

in einer solchen Lage war

einen schlimmen Fieberanfall

bösen

Donau-Ufer zu einer un

welches das ganze

geistig total deprimirt,

dem

aufs äußerste

Fieber- und Typhuslinie machte,

unterbrochenen

Hilfe hätte

dabei

beschränkt,

ich

und

Wasser.

Ieder warmen Nahrung entbehrend, nur auf

Schlafe bemerkten. Wasser

dem

ich

34

in der

meine Zähne klapperten;

ich

an's Ufer, spaltete mit meinem Messer ein Brett aus dem Boote (denn anderes Brennmaterial war auf der weiten Steppe stieg

Mühe ein Feuer an, um

nicht zu sinden) und zündete mit großer

mit doppelter Heftigkeit

zu erwärmen;

mich

der

kehrte dafür

Morgen zurück, bis endlich die Sonne wiederkam und Dabei blies der Wind immer aus demselben mich durchwärmte. Loch und erst am fünften Tage erreichten wir mühsam das Dorf am

wo

ich

Wadin, wo man

in voriger Woche mitGaourt regalirt und

mich

sogleich einen Rakih fand, mit welchem

jetzt wenigstens

mich erwärmen

ich

Frost

konnte.

Tag und die Nacht hindurch in diesem Dorfe zu bleiben. Abdi und Osman voran, die bis an die Zähne mit Flinten, Pistolen und Hantschars bewaffnet waren und gleichIch beschloß,

der Ortsvorsteher,

unbekümmert

mir ein Obdach

mußte

um

die sinsteren Gesichter der

gar zu gern vor die Thür gesetzt hätten. warme

auf der schmuzigen

dieser Höhle herum. ziefer ließ mich

Eier und Decke

und

Die Nacht war

kein Auge schließen

Bewohner, die mich

Hier fand

ich

wälzte mich den

in

durch

Milch

,

stens warme

einer

Erdhöhle verschaffen und hier richtete ich mich ein,

dem ekelhaften Geruch

eine schreckliche,



wenig

Tag hin

lieber wollte

das Unge ich

bulgarischen

ein Türke,

in das Dorf hinauf, in

meine Sauvegarde bildeten, stieg

ich

sam

den

auf der

zerbissen zu werden.

Dazu

kam noch

,

Donau liegen, als hiervon taufenden des ekelhaftesten Ungeziefers daß die

Thür

der

Höhle,

Hiob noch immer aus dem Wasser.

Vorbau

deren

ich

in

lag, nur aus einem zerbrochenen Weiden

und daß die ganze Nacht

geflecht bestand

35

Dorfes, Fremde hier witternd,

die wilden Hunde des

Thür mit ihrem Gebell belabis der neben mir schlafende Osman endlich nach einer

gerten,

die

der Pistolen griff, die in einem förmlichen Arsenal um uns herumDies half zwar nicht viel, lagen, und aus die Bestien feuerte. aber doch etwas. am sechsten Tage kamen

wir in Rahowa

unwohl und zerschlagen mich auch fühlte, stieg Felsen hinan in die Stadt und fragte nach den von denen wenigstens hier durchpassirt durchmarschirt.

ein Theil

schon

vor beinahe

Nicht eine

sein mußte.

— Die Truppen mußten

Wie

an.

ich

ich

Endlich

den steilen

Truppen, acht

Tagen

Compagnie

war

daher eine andere Marsch-

route eingeschlagen haben.

Mein Quartier hatte

wurde,

ein heftiger Kopfschmerz;

mußte

in der Cajüte

dies ein Wunder

sein.

eines großen Fruchtschif-

fes aufgeschlagen, neben welchem unser Boot angelegt

hatte

;

nicht krank

mich so

wenn

Morgen plagte

dem

ich

ich

Seit

der

Schiffer war ein sehr liebenswürdiger Türke, er behauptete, daß legen oder drehen werde, sich in der Nacht der Wind entweder und dies bestimmte mich, den Morgen hier zu erwarten und wenn es irgend angehe, am nächsten Tage Lom Palanka zu erreichen, nige

Tage

gehen

das Dampfschiff angekommen sein mußte, meiner Abreise von Widdin

nach

Konnte

auch ich

war.

wieder nach

sollte, wie es denn seit dem Rückzuge der Russen

kleinen Walachei

auf

wieder regelmäßig nach Widdin diese

Weise Widdin

das we

schnell

Lom

aus der gegangen

erreichen,

so

wo inzwischen

ich

dort während einiger Tage abwarten, ob sich wirklich eine Krankheit in mir vorbereite, im glücklichen Fall dann so-

wollte

ich

fort ein Pferd kaufen und die Reise zu Lande wieder antreten. Lom erst am andren Morgen, Anstatt am Abend erreichte hatte also sechs

Nächte im

heftigsten

Sturm auf der Donau,

3'

Hiob noch immer auf

zwischen Himmel und Wasser gelegen.

vom Boot aus

deutschen

I.,

kennen

,

dem Agenten

Ich begab Herrn

wieder hier

zwei bekannte Gesichter,

von Wiener



es

Blät

während der letzten Wochen in und die mit dem Dampfschiff hierher ge

gelernt

kommen waren.

erblickte

dahingegen

Correspondenten

am

ich

tern, Dr. E. und Dr.

Widdin

Das Dampfschiff war

dem offenen Tschardack des jetzt

anwesenden Dampfschiffs-Agenten

waren die beiden

Wasser.

Widdin zurückgegangen,

die

mich sogleich

Basilowitsch

,

schon nach

in

ich

Abend

dem

in

36

dieses

Haus, fand in

einen sehr liebenswürdigen

Mann, der mir, obgleich schon die beiden Herren bei ihm wohn ten, gern ein Logis bot, und wurde von meinen beiden Herren Collegen mit der Frage empfangen, ob am Mittwoch Morgen vo riger Woche wirklich bei Nikopoli ein Treffen stattgefunden habe, ein Kaufmann aus Krajowa habe ihnen unterwegs er zählt, daß von höre

Islas

nach

dort die Nachricht gekommen sei, man

Nikopoli heftigen Kanonendonner,

bei

die

Russen

hätten

Anzahl Ver wundeter von den Türken zurückgeschlagen worden. Ich war na dort einen Uebergang

versucht,

seien

aber mit einer

die

Verwundeten

betraf,

so

türlich in der Lage, meinen Herren Collegen die Nachricht von dem Kanonendonner bei Nikopoli bestätigen zu können, was aber beschränkten

sich

dieselben

Mantel. — So

auf

ein einziges Opfer, meinen zerschossenen hatte das Gerücht wieder einmal eine Mücke zum Elephanten gemacht, der

für

mich und meinen

Mantel

stets eine interessante

Erinnerung

bleiben wird. Welch

eine

Wonne,

wieder

unter

und

Dach

Fach

zu

;

halb die Truppen nicht durch Rahowa gekommen

sie

so

von hier aus die Reise von Neuem beginnen. Von den beiden Herren wurde mir auch das Räthsel gelöst, wes konnte,

wollte

ich

ich

sein! Mein Erstes war, mich mit den Kalkschis abzusinden, denn da hier im Nothfall wenigstens eine freundliche Pflege sinden

hatten alle

Hiob noch immer auf dem Wasser.

legen,

ob

wand

ich

alle Strapazen und

ich

Tag verbrachte

ich

ersten

in

Diesen Weg wollte also auch

mit

i ch

um zu über-

Zum Glück über-

am nächsten

Da

zu

jetzt einschlagen.

krank sei, respective werde oder nicht. schon

Schumla

nach

großer Ruhe,

wieder mobil wie ein Fisch im Wasser. stern

a

Tage war

von dem erst ge

Dampfschiff von Orsowa aus an seinen Posten zu

dem

rückgekehrten Agenten hörte,

daß

in Widdin beim österreichischen ich

marschiren.

Den

Tirnow

ich

Ordre erhalten, über

ich

die

plötzlich

37

so

Consul ein Geldbricf für mich angekommen sei, sendete einen Expressen nach Widdin, um mir diesen Mammon holen zu lassen, welchen mir sonst der Consul, unserer Verabredung ge mäß, in Wechseln auf den Banquier Hanson nach Konstantinopel senden wollte. Jch erfuhr aber sehr bald, daß der Consul nach wartete daher die Rückkehr des Ex

gar nicht ab und machte mich

E.

und

den

Hämus

auf den Weg entlang

nach

Gesellschaft

dem Balkanpaß

der Herren

Tirnowa

führte die hohe Gebirgsstraße

,

pressen

in

sei,

J.

Mehadia ins Bad gereist

denn

von

dort

Lom hatte auf mich diesmal einen recht freund lichen Eindruck gemacht, meine Reiseabenteuer waren bald in dem

Schumla.

und nachdem

ganzen Städtchen bekannt,

ich

nach

dem

liebenswürdigen

daß

wir Schumla unter

den gegenwärtigen mislichen Um

ständen und der gänzlichen Unsicherheit

der

Straßen (von der

ich

felte

,

,

Agenten, unserem Wirth, versprochen hatte ihm später einmal ein briefliches Lebenszeichen geben zu wollen, da er sehr bezwei

allerdings während unseres Stillliegens an den Ufern einige odiöse Ersahrungen gemacht) erreichen würden; nachdem wir ihm Adieu gesagt, traten wir frischen Muthes die Reise an. Wir hat ten von Lom aus vier gute Tagesreisen bis zum Balkauvaß; die Hitze

war unerträglich,

nichts als Haidekraut, war zu sehen;

die Landschaft

anfangs

entsetzlich

öde,

Gestrüpp und anderes verzwergtes Gewächs

bulgarische Dörfer mit ihren Maulwurfshäusern

und den gebleichten Ochsen-

und Pferdeschädeln auf den Umzäu

I8

noch immer

Htob

auf dem Wasser.

nungen, die, einem unerschütterlichen

Ernten bringen

,

Aberglauben gemäß

und die uns Nachts

,

,

reiche

wir in dem offenen

wenn

angrin

Vordach der Höfe lagen, sehr unheimlich und gespenstisch

Hier und dort einmal ein Weinland, lange, endlose Hoch-

sten.

ebenen,

ewige

Steppen, auf denen

sich

kein

Vogel, viel weniger

ein Mensch sehen ließ, mitunter ein Rencontre mit nomadisirenden Zigeunerbanden, Obdach unter freiem Himmel oder in irgend

Sonnenbrande

sie

,

wohlthätig

ebenso

ist

Erdhöhle, Gaourt oder geronnene Milch,

einer

wie

erfrischt,

die dem

Magen

durch Waschung das Gesicht vom

endlich

Käse und Rakih (der

schlechter

Fusel, der irgendwo gebrannt wird), dann und wann

abscheulichste

ein frisches kaltes Bad im Jsker, der Osma oder der

Jantra, —

das waren die Genüsse der beiden ersten Reisetage. Hinter Losdscha belebte

die Gegend

sich

anzunehmen,

mit Bulgarendörfern, die schon einigen Wohlstand

richtet zu sein schienen;

können;

türkische Häuser

ich

Kuhhirten, als welchen

ich ich

verriethen, da ihre Wohnungen

denken

Typus

einen interessanten

für Menschen erMale einen türkischen

wenigstens

sah zum ersten

mir den Türken bisher gar nicht hatte

sah den

Türken hinter dem Pfluge spazieren,

mit ihren hohen Geländern

,

sie

aber begann

über die Niemand

als der liebe Gott von oben. Die Maisfelder ver riechen hier schon mehr Sorgfalt, denn sämmtliche Stauden stan-

Bulgarenmädchen hüpften, als

Anfälle

schützen

sollenden

die kleinen

niedlichen

des Weges

Landgensdarmen)

daher traben sahen, von ihren aufgebundenen gen

man war

uns mit dem Saptieh (dem

Nehren fort, spran

in den Weg und hielten uns mit einigen bulgarischen

ßen und einem schelmischen

blumen

Grü

hin. Es war

Dirnen ein kleines Geschenk zu versagen,

mich mit ihren funkelnden

in

wenn

sie

schwer, diesen niedlichen

Lächeln die offene Hand

Augen und den bunten Feld'

den langen schwarzen Flechten begrüßten

;

gen

beschäftigt;

Blumentopf

ge

bereits mit der ersten Ernte

einem

;

reinlich und frisch wie

sie

so

den da

in

schauen kann,

einige von

Ig

Hiob noch immer auf dem Wasser.

ihnen waren sogar wirklich schön zu nennen und bildeten in ihren weißen, mit schwarzem Band besetzten hemdartigen, losen Kleidern,

ihren nackten Armen und Beinen eine ganz eigenthümlich interessante Species. Natürlich kamen die Schönsten immer am besten weg; wer von ihnen hübsch war, bekam zwei Piaster, wer häß



war, bekam einen halben Piaster

lich

Alles

nach einer be

stimmten, höchst gerechten Taxe.

Der Balkan ließ

inzwischen lange

auf

sich

warten;

schon

von

je.

derDonau aus sieht man hierunddort sein schneebedecktes Haupt, jetzt war ich mir bewußt, nur noch wenige Meilen von ihm ent ich

vor mir dunkle Bergmassen; aber

der Ferne

sie

in

ich

ich

erblickte ihn dennoch weniger als Nur zu fernt zu sein, und weilen, wenn aufeiner der höchsten Höhen anlangte, entdeckte

waren mir noch

vor mir einen groteskeren

Mittags nahm die Gegend

Charakter an

ich

am vierten Tage

Endlich

sehen.

sich

;

zu

imposant genug, daß

sie

für den Balkan hätten ausgeben können; und vier bis fünf Stunden später befand ich — immer noch ohne den Balkan mich selbst auf diesen Massen immer nicht

ritt

eine der Höhen

mir bisher in weichen, ondulirenden Umrissen gezeigt hatten: da lag vor mir der erste Felsenzug, in seiner Mitte der Eingang zum Balkanpaß. Am Fuße des Hügels stand einer der herrlichen Brunnen, die man vielfach in der Balkange hinab,

gend

welche

trifft;

ein

versengenden an

und

sich

Trunk aus der frischen Quelle war ein Labsal in der Gluth

erreichten

Balkanpaß.

des Tages,

nach

einer

dann trieben wir die Pferde

Viertelstunde

den

heißersehnten

Die Blnme des Balkans.

40

III. Die Blume

Balkans.

des

ist

— Die Schanzen des Passes. — Das Jan, Falscher Pulverdamxf. — Das Monastir. — Der Felsenpfad. — Ein Basaltblock. trathal. — Das Tirnowa! — Vornehme Fremde. — Pascha-Serat. — Das genuesische Castell. — Einquartirt. — Unerhörter Luxus. — Eine heilige Stadt. — Wie man am besten seine Zeche bezahlt. — Herr Jovan. — Die verhängnißvolle Mehlspeise. — Der KawaßRechten

eine Wolke

sich



der Richtung

abgeneigt,

nach

Siliftria

nach

erhob

von Rustschuk her

sich

Tirnowa hinzieht;

ich

war anfangs

fur den Pulverdampf oder den

Wolke

diese

Karawane.

Unsere

über der Straße, welche

auf den schroffen Höhen nicht

in

,

Zu meiner

Pascha.

,

— Galib

Baschi

nur eine Staubwolke

war.

In

,

;

ich

Brand Silistria's zu halten, denn das Bombardement war noch immer in vollem Gange bald aber überzeugte daß es mich ungewöhnlichen Zeiten sieht man

ungewöhnliche Dinge, und mein Jrrthum war daher ver

gern

Ein

für mich die Schanzen, welche auf dem Abhange der beiden, den Eingang bildenden Felsen die

zeihlich.

sen

Paß

hohes Jnteresse hatten

deren beiden

Seiten

sich

Jahre

Dorf

ein freundliches

an den steilen

Ab-

Skender Bei und Jacoub Aga hatten vor

hängen hinaufwindet. einem

der Russen schützen sollten und an

gegen das Andringen

diese Verschanzungen

angelegt, namentlich

Jacoub

,

ich

Aga hatte mir viel von seinem Aufenthalte in Tirnowa erzählt, wenn kein Wunder also diese Werke ihres kriegerischen Ge nies mit ganz besonderen Augen Bemerkungen über die vielleicht

betrachtete nicht

und alle kritischen

allzu günstige Lage dieser

Bollwerke unterdrückte.

befand

das Jnnere

aber

verrieth, was

daß

mich

für einem Damm

!

Klang der Pferdehufe

Steindamm

es

dieses

waren meine Erwartungen übertroffen. Der

;

helle

war, wie

schön

ich

Passes versprach,

so

Tirnowa so

Wenn

auf

einem

Zu

beiden

41

Die Blume des Balkans.

Seiten des schmalen Passes erhoben

die steilen Felsen; rechts

sich

war die ganze Basaltwand mit dichtem Gesträuch,

wie durch eine

Tapete bekleidet; links wälzte sich die Jantra, ein sehr lebendiger und geschwätziger kleiner Gebirgsfluß, unterhalb eines wohl acht

Fuß tiefen Ufers dahin, suchte

ergoß

über colossale Felsblöcke

sich

den Weg zwischen diesen hindurch

sich

und üppiges Rankengewächs

überdacht

zu bahnen;

,

oder

dichtes

dort das klare

hier und

Wasser, Ahorn-, Wallnuß-, Feigen- und Maulbeerbäume wölbten sich

aus der anderen Seite der Jantra

über dem Ufer, während

wiederum die Felswand erhebt, begrünt bis zur Hälfte, indeß die zackigen Giebel nackt und drohend ins Thal hinab blicken.

sich

sie ich

sie

Alles athmete ein gesundes Leben in diesem Thale, Alles sah so frisch, so üppig aus, daß mir das Herz groß wurde. Jch liebe die Natur über Alles, aber muß nicht einförmig sein, sehe ihre in

in

sie

,

Größe in ihren Absonderlichkeiten, denn wie bizarr diesen wird mag auch zuweilen erscheinen ihren launenhaftesten Gestaltungen niemals unschön werden. von den Felsspitzen überragt,

ein freundliches, einigen

Wände lachen

naiv

so

so

Alles sieht sauber, feenhaft möchte flex der Sonne auf den Blechthürmchen Gebäude mit dem herrlichsten Schimmer. Gebäude?

Wem gehört

So

ist

„Monastir",

ein

dieses

die

die Gegend hinein, sagen,

aus; der Re

überstrahlt das ganze



reizende

Thürmchen;

Was

Asyl?

das für ein

— Es

ein

Kloster, sagt unser Begleiter, der Saptieh.

es also überall,

draußen wie daheim; die Herren von der

Kirche haben immer den besten Geschmack

entwickelt, mochten

sie

frischen, weißen

allerliebsten

Gebäude

ist

mit flachen Dächern und

originelles

in

liegt auf einem Abhange

ist

oben zur Linken,

ich

hoch

so

Dort

in

ich

Ursache, an Allah oder Zebaoth dienen. — Uebrigens habe Tirnowa wurde dieser Aussage des Saptieh zu zweifeln, denn

daß

sie

mir gesagt,

diese

früher

Villa

gehöre

einem reichen Türken.

Möglich,

ein Kloster gewesen, möglich auch, daß das läng

Die Blume des Balkans.

4Z

liche, weiße Gebäude,

anderen

auf der

gegenüber

schräg

Felsenwand so heimlich in dem dichten Grün liegt, das sieht

mir

Ich gönne dem Herrgott

Recht, ein Kloster zu sein.

die schönsten Wohnungen

allein

darin wohnt;

Eine gute Stunde dehnt

sich

der

die

der Weg

redseligen

Iantra

,

froher und frommer, als wenn neben der

läßt, wenn er die Höhen erklimmt,

nicht nö-

doch die Menschenseele

sie

thig, daß er

hier auf Erden, aber es ist

mehr

aus und hat

schon mysteriöser

ja

dieses

ist

Kloster ist, denn also

welches diesem

nie

in lachender Umgebung athmet.

Paß dahin, immer

dicht

nur dann unter

sich

und dies beginnt er gegen das

Immer steiler wird der Weg, immer tiefer

braust die

Iantra unter uns, zuweilen

Pfad

so

Ende des Thales.

dicht

einen

kleinen Schwindel

dahin,

an dem Flußabhange

in

sogar zieht

die Tiefe

der schmale

sich

daß man nicht ohne

Ietzt endlich

hinabschaut.

biegt das Flüßchen ein wenig zur Linken, der Paß erweitert sich; abschüssig hinab dehnt sich ein kleines Wiesenthal, mit den lau-

Hier begann

beritteneKawassen, mehrere der daheim

Iantra floß bereits

versengt, hätte hätte.

rum steigerte

Wiederum erweiterte

tete.

sich

tief unten

Fuß ihren

von der Sonnengluth halb

ihrer Haut

das Thal nach Links, wiede

der schmale Felsenpfad dicht unter der steil

sich

Höhe ragenden Basaltwand, sanften

sich

Spieß

etwa siebenhundert

was drum gegeben, wenn

während die Höhe links

sich

in die

zu einem

mit Landhäusern und Gärten bedeckten Abhange gestal-

Inmitten

block, man sieht es

That hat

Thales liegt ein ungeheurer Fels ihm an, daß er nicht dahin gehört, und in der

dieses tiefen

er einst

eine

Invasion

in

gesteckt

badeten

sahen wie Knaben aus ich

sie

unter mir; türkische Soldaten

ein Lamm am

be

Hemd

in

die

;

;

gebraten wurde

in

vorbei; von den Bäumen

an uns

ärmeln um ein Feuer sitzen, über welchem

Strudeln,

gewordenen

in

sah

berüchtigt

unter mir eine Gruppe türkischer Offciere

ich

schattet

sprengten

Staffage: einige

ich

„Tataren"

auch die so

bigsten Bäumen bewachsen.

dieses friedliche

Tbal unter

Die Blume des Balkans.

vorJahren von derSpitze

ist

nommen, er

43

der Felsenwand herab-

wird für alle Zeiten feinen Platz behaupten. Mehre andre Felsblöcke drohen, ihm von dort oben zu folgen; unwillgestürzt und

kürlich

bückt

der

sich

Reiter, wenn

das Pferd veranlassen,

er möchte

Giganten über

unter ihnen besindet,

leiser aufzutreten, um nicht die

zu locken.

herab

sich

er sich

Endlich

begrenzt

sich

vor

uns der Paß durch hohe Felsenwände, von starken Schanzen weht der Halbmond mit dem Stern in rothem Felde, von allen Sei-

sich

Eine

die Höhe desselben

enge

Straße nimmt den Reisenden auf.

Blumen

wieder

eine

Ihr?

seiner

setzt

Pistolen

so

sie

recht

armenische,

griechische

aus, es war versetzt;

die flachen Dächer, und hin

heraus

alle

Gotteswillen, woher

dröhnt auf dem schlechten

auf und zieht

weit und achtunggebietend sich

schon

die Häuser

Stadt

eine wichtige Amtsmiene

Gürtel, alle Fenster beleben

türkische,

einladend

niederländische

— Der Pferdehuf

Pflaster, der Saptieh Hälse

zu sehen;

ganz verwundert zu fragen: Um

kommt denn

Hier

viel lächelnde Mädchengeffchter

schauen sie

scheinen

dem

sehen alle

bedecken die offenen Fenster,

ter ihnen

die

in

sei

ich

zwar von Holz, aber

mir, als

befln-

in der Stadt.

weniger von den elenden Türkenbaracken sind

erreicht,

ist

man

wie Schwalbennester so

Abhange; kaum

kleben

;

an dem

herab

sie

über dem Wege die Häuser, ist

dicht

det

der eherne Osmanentrotz

schaut

;

links zwischen den Bergwänden glänzt auf der Höhe ein freundliches Minaret — das Gleichzeitig beginnen auf der rechten Seite, istTirnowa! ten

aus

mit neugierigen Gesichtern,

und bulgarische

Handelsleute

in ihren offenen Läden auf. die Schneider lassen die Na deln ruhen, die Schuster stellen das Hämmern ein, Alle blicken

sie

schauen

Fremden nach und erzählen sich, das könnten unmöglich Andere

Stadt,

oder

daß

— Franzis sein

solche angekommen

abgestiegen sind,

fünf Minuten weiß die ganze und vor dem Serai des Pascha

in

alsInglis

sie

den

müßten also wohl nicht etwas ganz Gewöhn

Die Blume des Balkans. auch

die

Jnglis

obgleich

die

gar nicht ausgesehen,

s.

und Franzis seien alle ganz wunderliche Leute w. — Nase mitten im Gesicht trügen u.

sie

sein, so hätten

sie

liches

,

44

Meiner Gewohnheit gemäß

dem

einzuräumen,

freies Obdach

Galib Pascha's,

den

ein gastliches, kosten

Fremden sofort begab

wir

ich

Sitte

,

kischen

mich sofort zum

vor

Gebäude,

angestrichenes

roth

Ein

großes

welchem

mehre

wurde uns als Pascha-Konak

Schildwachen standen,

Konak

halsbrechmden Passage

nach einer

dieser engen auf- und abstrebenden Gassen erreichten. schmuzig

tür

und der sehr nachahmenswerthen

bezeichnet;

durch dessen

wir

stiegen

eine

hinan und fanden Galib Pascha im Begriff

morsche Holztreppe

Wir

auszureiten.

des Pascha's

,

die Wohnung

ist

hause gleichend

,

,

wir stiegen ab. Ueber den Hof gehend dessen eine Seite eine Caserne bildet, während die andere, einem schlechten Schweizer

fragten nach dem Dragoman,

präsentirten

Vermittelung dem Pascha unsere Reisepässe und als

diese „pecki"

(sehr gut) befunden wurden, führte uns der

Drago

ich

man mit einem Kawassen zu der für uns bestimmten, sehr geräu migen Wohnung, aus deren Fenstern gerade auf die Ruine des alten genuesischen Castells

hinabblickte.

Von

Drago

dem

man, einem sehr gebildeten, Französisch sprechenden, jungen Bul garen, sowie von zwei Aerzten (einem Jtaliener und einem Un garn) begleitet,

die mit ihrem Regiment

auf dem Wege

nach

Franken angekommen



als

von diesen Herren begleitet, machte

an dem späten Nachmittage eine Promenade der

Stadt. Von ihnen

hörten, es seien

auch

durch die

ich

schlagen hatten und sogleich herbeikamen,

sie

Schumla waren, auf einem grünen Abhange ihre Zelte ausge noch

Straßen

hörten wir, daß die Widdin-Kalafater

Bazaren, wie

hier herrscht ein Luxus in den Besestans ihn weder

Widdin,

noch

in

Stadt"

in

„heilige

ich ;

ist

Truppen bereits seit mehreren Tagen hier durchpassirt seien. — Tirnowa die ehemalige Residenz der Bulgarischen Könige, die und

Schumla oder

Die Blume

Varna

Balkans.

des

hier hat Alles schon

gefunden,

45 konstantinopolitani-

einen

Was mir

Aufenthalt dort besonders angenehm machte, war das Bulgarenthum ; zwar war in seiner

hier

gesehen, aber

luxuriös;

zeigte

es

so

Die

verschlossenen,

so

wohnen nur

frisch und lebendig an, die

Styl,

habe

mir das

Haus eines Griechen betrachtet, das sogar und einen Balkon erhielt! Man muß wissen,

besindliche

gothische

Fenster

Innern

sah

die Apotheke

auch

in

was dies im

in

sogar mit Luxus ich

so

Straßen sind es herrscht eine weit größere Reinlichkeit als an der Do-

Bau

Pascha-Serai)

dem

ein

Anblick gewähren,

stillen

und Geschmack gebaut, und mit Verwunderung

ich

Be

Während die übrigen bulgari

nau, man sieht Häuser von europäischem im

bulgarische

der Türkei

sagen

will! Unter Anderem

(das hervorragendste

einem Zustande,

Gebäude nächst

um welchen

sie

belebt

uns hier Alles

;

schaut

ganz anders, gewisser

denn die Türken

Stadttheilen.

Städte einen

schen

sich

nicht wieder gefunden.

überwiegend,

besonderen

zelnen

es

in

ist

völkerung

sie

schmack, wie

Gestalt, dem Bauernthum,

abschreckendsten

entfaltete

hatte

seiner Blüthe; hier hier war es offenbar viel Sauberkeit und Ge viel Wohlhabenheit, ich

so

maßen

geworden, denn

desselben

in

dieses meist

ich

kein Freund

unterwegs

ich

meinen

so

Miniatur-Zuschnitt.

schen

von denen

Pera fast beneidet werden könnte.

wußte,

daß

schon

wir

recht hübsch

nach

Ganz besonders habe demBulComment gefreut, der hier Hochachtung.

mich über den besseren

garenthum herrscht; hatte

hoben

;

und begleitete mich sich

die

ich so

anstatt auf der Höhe angelangt, recht

mich einmal

Straßen verirrt und war

schen

Ieder kannte uns,

Schumla zu Omer Pascha wollten und zollte

uns seine unverkennbare ich

eingebürgert,

in

Tirnowa

ich

in

Während der drei Tage unserer Anwesenheit hatten wir uns

in diesen labyrinthi-

irrthümlicherweise im Thal

wies man mich freundlich zu

Bulgaren der niedrigsten

von dem Straßenpflaster

Classe er

vor ihren Thüren, und grüß

wenn

vorbei ging, eine Artigkeit,

natürlich mit der nöthigen Herablassung erwiderte.

;

gabe

wollte diese

so

ich

Tirnowa's Oertlichkeit zu beschreiben eigenthümlich

ist

ich

ten mich sehr respectvoll, die

ich

Die Blume des Balkans.

46

eine schwierige

gelegene

Stadt

Aus

zeichnen,

eine Skizze zu

weit hinein,

dessen

dieses

Thal ragt

ein großer Felsen

durch eine Brücke mit dem gegenüber

Spitze

Abhange verbunden

,

ist

liegenden

schlängelt

Dragoman

aber dem

einem großen Kessel, durch welchen

in

Jantra

die

mußte dieselbe

Die Stadt liegt in

schenken. sich

Stande;

;

ich

fand aber lange nicht den geeigneten Standpunkt; endlich brachte

sodaß er das

Thal

fast durch

nur Raum für das Bette des kleinen der Abhang bis tief ins Thal hinein Flusses läßt. Rund herum bebaut, der Felsen auf beiden Seiten und auf der Höhe mit und unter

sich

ist

ist

schneidet

überall, wohin und von

Häusern und Straßen bedeckt, man auch

mig an den Bergwänden

dem

Die

an den Abhängen.

Felsenwege

zu

Gipfeln hinauf; überall klebt ein Stückchen

an beiden

herrlichste Aussicht hat man von

Seiten der Bergzunge,

welche sich

in

Stadt

Häuser terrassenför

bald steht man hoch über den schaut man von unten im Thal

hangen

Spitzen der Minarets, bald den Häusern an den

sieht man die

blickt,

;

Standpunkte

welchem

in

von hier aus fleht man die untersten das Thal hineinstreckt; einer Tiefe von über tausend Fuß Häuser amBette der Jantra daliegen



ein

zauberhafter Anblick

wenn

die untergehende

Sonne ihre letzten Strahlen in diesen bunten Felsenkessel hin abschickt.

Ueberbleibsel ich auch näher untersuchte

Castell gehört, obgleich

sie

genuesischen

ich

dem

,

Jch hatte nur von

dessen

von mei

vor Augen hatte; eine große Entdeckung glaubte über die etwa achthundert Fuß hohe aber zu machen, als mit colossalen Steinmauern und alterthümlichem, massivem Bau ich

ich

nem Fenster aus

werk bedeckte Brücke ging und

Anfangs

bestärkte

ich

hoffte.

hier römische Ueberreste zu sinden Alles diese Annahme, als aber

Die Blume des Balkans.

weiter hinauf stieg, fand echt türkischen,

über

ich

dick geklexten

Kitt,

den

Bauwerke

gelungensten

ist

neuererZeit

Architekten

Der

verunstalteten.

bebaute Fleck in diesem Kessel

die mit

un-

einzige

Grün

dem üppigsten

zur Rechten; auf ihrem Gipfel besindet

Bergwand

bedeckte

Quadern nicht nur den

sondern auch die abscheulichen

Holzlagen, mit welchen die orientalischen ihre

47

eine colossale Schanze,

deren wehende rothe Fahne

einen

;

lichen Contrast mit dem grünen Berggewande bildet

sich

herr

der Rücken

Berges war damals mit den Zelten der von Sophia und Rissa her durchziehenden Truppen bedeckt, die aus der Ferne wie dieses

Bei

in

große Pilze erschienen. unserer Ankunft

Tirnowa

hatten

wir

nach dem

fran

gefragt, der während

gereist war, wohin er von seiner Regierung

— Mit

,

mer

Zimmer

diesem

besaßen

bestand

sich

hatten

unter

wir alle

aus einem großen Zim

Diwan hinzog in — einen unerhörten Luxus

ein breiter

wir einen



;

zufrieden zu sein; an dessen drei Wänden

Ursache,

nach mußte er

unserer Wohnung

sie

sein.

worden.

geschickt

Niemand wußte von ihm, allem Anscheine wegs verunglückt

ich

auf der Donau schwamm, in Widdin angekommen und von da nach Tirnowa

zösischen Consularbeamten

Tisch, und ebenso wurden uus zum Essen

Messer

und

Gabel

Ereigniß

inmitten

der

Türkei.

verabreicht;

beispielloses

ein

Freude über den bequemen Diwan sollte zwar schon in der ersten Nacht ein wenig gedämpft werden, denn während un Unsere

Schlafes bevölkerten

und Flöhen, indeß

in

sich nach

den

Bulgaren

blutiges

Gefecht

die

über diese

gerade hinweg setzen, -

zen

sich

Polster mit Legionen von Wan

Kleinigkeiten

denn während unsers

mit dieser leichten

und

irregulären

Unser Wirth in Tirnowa

n

v a

und dies eben erklärt die Anwesenheit obiger o

man

Campirens

Semliks war jede Nacht durch ein heißes und

bezeichnet gewesen.

I

lernte

schien eine

Art von Khan

feineren

Cavalerie

war ein Bulgar,

Luxusartikel; Herr

Styls

,

seres

zu besitzen,

Die Blume des Balkans.

48

was wir auf deutsch

etwa dasselbe, es

außer uns

wohnten

Mtel

xai,ni nennen, denn und griechische

verschiedene bulgarische

Gentlemen im Hause, mit denen wir aber jegliche Gemeinschaft

Herr Jovan war ein colossaler, als klobiger Mensch von ganz außergewöhnlichen Proportionen; von vorn herein

wir

sein

abschnitten.

Haus betraten

uns,

gehinkt und klagte

Bei hier

kam er uns

,

er

daß

sei,

durchmarschirt

an einem Stock entgegen

in voriger Woche, Einquartirung

eine

als Skender von

vierzig

BaschiBosuks bekommen habe, die beim Abzuge jedoch ihre Zeche nicht hatten bezahlen wollen und ihn, als er Schwierigkeiten machte sehr

,

jämmerlich durchgebläuet

billige Manier

den armen

Mann,

Dr. E. ließ es

seine Zeche zu

denn

sich

er

Zweifel eine

Wir

liquidiren.

bedauerten

war wirklich ganz lahm geschlagen;

sogar angelegen

auch

ohne

sein

,

ihn durch kalte

von seinen Leiden zu befreien, doch reichten die vier

Umschläge

Tage unseres



hin

Aufenthaltes

gung zu gelangen, consorm

,



hätten

dieser

,

um endlich zu einer Ueberzeu-

die mit den Ansichten

der Baschi Bosuks sehr

Beutelabschneider machte

Rechnung, die wir große Lust hatten, Münze der Jrregulären

uns nämlich

eine

mit derselben nachhaltigen

zu bezahlen.

Herr Jovan incommodirte uns übrigens mit seiner Gegen wart sehr wenig; gewesen sein;

zu unserem Erstaunen

Wort Türkisch,

sprachen

fall führte mir den Weg,

un-

schön

aber verstanden Beide kein

nur Bulgarisch und also war es dop-

pelt schwer, ihnen unsere Wünsche deutlich zu machen.

in in

sich

Aufwartung angelegen sein. Erste« mußte einmal sehr sie

sere

Frau und seine Dienerin ließen

seine

Der Zu-

eines Tages einen deutsch sprechenden Buchbinder

als dieser

sich

bei einem Pferdehändler

einfand, um

Dieser Mann, ein Semliner, besuchte mich zuweilen, durch ihn ließ ich meine in der Schreckensnacht auf der Donau gänzlich derangirte türkische meinem

Pferdehandel

zu dolmetschen.

Die Blume des Balkans.

Grammatik einbinden und der Mann war

49

so bescheiden,

für einen

miserablen Pappband nur achtzehn Piaster zu fordern.

Natürlich benutzten wir die ersichtliche Kochkunst der Wirthin, um einmal in den ewigen Schöpsenbraten eine Variation zu bringen: wir wollten nichts

Mehlspeise

gebacken

mehr

und nichts

weniger als eine

Aber wie war dies zu erreichen?

haben.

wir der Dienerin den Proceß des Mehlspeise backens einleuchtend zu machen , es war ihr nicht möglich zu be

Vergebens

suchten

greifen, was für ein wunderliches Gericht wir eigentlich verlang-

Die Wirthin wurde

ten.

thigen Zuthaten ständlicher)

herbei gerufen,

einer Mehlspeise

auch

ihr wurden die nö-

in türkischer (ihr

schwer

ver

dann die Pantomime gemacht,

Sprache aufgezählt,

das Ganze schließlich durcheinander gerührt und aufs Feuer gestellt werde — Alles umsonst; unsere Aussichten aus eine Mehl daß

speise trübten

Ausweg:

sich

Endlich versielen wir aus einen

immer mehr.

der Dolmetsch des Pascha's und

unsere extravaganten Gelüste

durch seine

am Abend eine Schüssel mit Eierspeise sehr exotisch

,

aber

in unseren Herzen

doch

ganz

streckten

wurde

er begriff

geholt;

Vermittelung

kam

auf unsere Tafel, die zwar

gut schmeckte.

wir uns zur

Nacht

Sehr viel ruhiger auf unseren

Di

wan, denn wir hatten ja das Schwierigste erreicht.

Zu unseren Bekanntschaften

in Tirnowa gehörte einOfsicier,

der uns schon am ersten Abende seine

Aufwartung

machte,

indem

mit seinem Nargileh in der Hand in unser Zimmer trat, die Beine auf dem Diwan unter sich kreuzte und nun mit uns eine er

Unterhaltung begann,

die

auf den Krieg bezog. saß eine Stunde bei uns und ging

sich

wesentlich

Der Ehrenmann kam öfter, dann wieder; in seinem Aeußeren sah er sehr reducirt aus, denn Uniform war so schäbig wie die der meisten türkischen OfAm Morgen unserer Abreise trat plötzlich ein Mann, ficiere. seine

in höchster

Gala herein:

Waffenrock,

mit großen goldenen Patronbehältern auf der Brust,

Konstantwopel.

er

trug einen

von Gold strotzenden

4

Die Blume

50

Balkan«.

de«

— mit einem Wort

ein goldnes Säbelgehänge

er

:

in ihm unfern Zu meinem Erstaunen erkannte alten Freund. „Maschallah, tschok güsell!" (mein Gott, wie ich

rief

schön!)

ich

Gold genäht.

war ganz in

aus.

bewundernd

antwortete er selbstbewußt,

„Bilirsen?" sich

setzte

zu uns

Du?)

(meinst

und ließ

sich

sein,

diesmal sehr reiches, mit Silber besetztes Nargileh bringen. Jetzt sei

erfuhren wir, daß er der Kawaß-Baschi der Kawassen)

und daß er uns seinen Abschiedsbesuch

zu überzeugen, ob unsere Abreise auch gut von.

sich

Das war

gehe.

noch

einmal wieder zu kommen, und ging. begaben

Jnzwischen

wir uns

so

auf unsere Pferde warteten,

versprach er

zum

Da wir

von ihm.

sehr liebenswürdig

noch

lib Pascha

machen

Serai,

in einer Stunde

um uns von

unsere Pässe abzuholen und

zu verabschieden,

a

Statten

(Oberhaupt

G

wolle, um

desPascha's,

»

ein

Bujurulteh zu empfangen, nämlich den Befehl desPascha's an alle Behörden, durch deren Städte wir kamen uns nicht nur ,

neues

nigen



Galib Pascha

geben.

ein junger

Jahren von Konstantinopel

diesem

belohnt

sehr

Pascha's gewesen,

persönliche

— Galib

war

türkischen

Diwan-Esfendi,

ein

vor ei-

geschickt

Paschas ge-

Secretair eines

als ein hübscher junger Mann

Dienste geleistet und ist

einflußreichen

erst

auf diesen Posten

worden und die Carriere vieler anderen macht hatte, nämlich ehedem

Mann, der

d. h.

heit

zu

Postpferde, sondern auch einen Landgensdarmen zu unserer Sicher»

ganz

nun für solche

liebenswürdiger

Türke,

trägt den Nischam Medschidie auf der Brust, erscheint nur in blauem Waffenrock, weißen Beinkleidern und Lackstiefeln und er

trägt eine

Brille,

birgt;

muß

er

unter der er seine geschwollenen Augen

sehr ungesund

sein, denn den feinen

ver-

Teint seines

war, als wir

in

Gesichts bedecken kleine rothe Beulen, offenbar die Folge eines Misbrauchs, den er mit seiner Gesundheit getrieben. Galib es war

Ramasan und

noch

das Serai kamen, noch in seinem Harem, denn vor Mittag

verläßt während dieser

Die Blume des Balkans.

Zeit kein Pascha seine „Wohnung der Glückseligkeit". Indeß lagen unsere Bujurulteh und unsere Pässe schon bereit und als

wir

zurückkehrten,

then

glänzenden

standen die Postpferde mit den

für sechshundert Piaster von uns gekauften, neuen türkischen Sätteln und dem robereits

Geschirr

vor

der

Wir

Thür.

hinauf, ließen unsere Sachen auf das Gepäckpferd

eilten

bringen und

staunten über die colossale Zeche, welche uns die Frau Wirthin Wir waren keineswegs der Meinung, uns prellen absorderte. zu lassen, wendeten uns sogleich an den eintretenden und dieser strich

der

Wirthin sofort

nung im Namen des Pascha's,

den dritten

Dragoman der Rech-

Theil

der es nicht zugeben könne, daß

man unter seinem Schutze stehende. Gäste zu schnüren suche.

allein mit dreißig

dieser Rechnung sigurirte die Mehlspeise

In

Pia

stern, die nun aus funfzehn reducirt wurden.

Auch unser Kawaß-Baschi

fand

sich

wieder ein; der Saptieh,

bis an die Zähne bewaffnet, und der Postillon

saßen bereits zu

Pferde, wir bezahlten dieselben im Voraus (zwei und einen halben Piaster pro Stunde für jedes Pferd) bis zu einem sechs Stunden entfernten, auf der Hälfte des Weges nach Osman Basar belege Um acht Uhr saßen wir zu Pferde, reichten dem nen Dorfe.

Kawaß-Baschi und dem Dragoman zum Abschied die Hand und angeführt

von

„Ohaije!"

der

dem

Sürüdschi

Welt verkündete,

(Postillon),

der

mit

lautem

daß die kaiserlich ottomanische

Post komme, gefolgt von dem Saptieh, der stolz auf unsere ach tunggebietende, sechs Pferde starke Karawane um sich blickte, rit

(Bäcker) vor der

Mir

die halsbrechenden, steil bergauf und bergab füh

Straßen,

kauften

noch einige kleine

von

unterwegs

einem

Ekmekschi

Brote und gewannen endlich die Höhe

Stadt. war Tirnowa

Tage hier verweilt hätte

so

lieb geworden aber

Noch einen langen, sehnfüchtigen

„das

,

daß

Schicksal

Blick that

ich

renden

durch

ich

wir

;

ten

gern vierzehn

riß mich fort". von der Höhe in

4*

S2

Auf

den Borhöhen

das reizende Thal zurück,



des

Hämus.

Tirnowa

da lag

schön

wie eine

ist

Feenstadt zu meinen Füßen, da schlängelte sich die redselige Jantra schön, noch tief unten in ihrem felsigen Bette. Ia, Tirnowa schöner sind die wilden Ufer aber

nenne

sind

ich

sten

Tirnowa's

der schäumenden schwarzäugige

Iantra,

am schön

und

Töchter

deshalb

die Blume des Balkans.

Tirnowa

IV. Auf

den Vorhöhen des Hämus.

— Der der Westmächte. — Alte Weiber. — Wie die Bul — Wundersame Neuigkeiten. —

Ein Nachtquartier. — Leistungen in der höheren Mudir von Osman- Basar. — Erste Schwalbe

-

Kochkunst.

In

Da wir

heute

nur

sechs

Stunden zu machen hatten,

eilten wir uns nicht, sondern genossen liche Aussicht aus die uns

so

Dschumaja. Felsenpartien. — garen die Gastfreundschaft verstehen. Wieder über Berg und Thal. — Die ersten Schanzen des Haupt quartiers. — Der Puls des „kranken Mannes". — Der Baschi— Im — Ein vornehmer MuselBosuk-Markt. Platz-Commando. jkngltng. — Der Schlaf des Gerechten.

über

mit ganzer Ruhe die herr

umgebenden

Bergmassen.

Der Weg

auf einem hohen Bergrücken dahin, dann aber begann er sich zu senken und wieder zu heben; oft durchritten wir wahrhaft paradiesische Thäler, und unausgesetzt behielt die Land zog

sich

anfangs

wilden, bergigen Charakter ohne alle Schroffheit. Bei guter Zeit langten wir in dem Dorfe an, wo wir übernach grünen Thal,

Unser Sürüdschi sollte uns noch

lag

in

dies

einem herr

das mich lebhaft an Thüringen erinnerte.

trennte

sich

hier von uns, der Saptieh hingegen

bis Osman-Basar begleiten.

nem hölzernen Bulgarenhause

Wir

einquartirt und zwar

wurden in

ei

lichen,

Pferde wechseln wollten

in

ten und die

;

schaft einen

der offenen

Auf Galerie,

dem

Thal

üppige

den Vorhöhen

des

53

HSmus.

baufälligen Tschardack, von welchem wir das ganze übersehen

Wir

konnten.

waren heute durch

die

in denen das Unkraut fünfFuß hoch wucherte, selten aber und nur in der Umgebung der spärlich ge>

schönsten Gesilde gekommen,

säeten

Dörfer

sahen

wir

diesen fruchtbaren

Boden bebaut.

Alle«

lag in seiner ursprünglichen Wildheit da und hatte vielleicht noch nie ein Korn in seinem Schoost gesehen. Hier giebt es Land-

in denen nicht hundert Menschen aus der Quadratmeile

strecken,

wohnen, und dennoch könnten Tausende auf ihnen im Wohlstande, vielleicht im Ueberfluß leben!



Unser Wirth war ein gutmüthiger Bulgar, dessen Vermögen

in dem kleinen Hofe und einer kleinen schien.

Wir

hatten es uns

macht, requirirten

Kuhheerde zu bestehen

bald in dem Tschardak bequem ge

sogleich einige große

und holten, nachdem diese genossen,

Krüge voll warmer Milch unsere Kaffeekessel hervor,

um uns den Kaffee selbst zu bereiten, da derselbe wohl bei jedem Türken, aber selten bei den Bulgaren zu haben ist; aus dieser Rücksicht

führten wir denn

Zucker bei uns.

thes, eine kleine

auch

eine Blechdose

Unsere Bedienung mußte hübsche

Bulgarin von

voll Kaffee und

die Tochter des

höchstens siebzehn

Wir-

Jahren,

übernehmen, welcher der rothe Kopfputz mit dem weißen Deckel,

Art steifes Barett, Käse, Brot und Kirschen eine

ganz allerliebst stand.

Sie

brachte

und vermied aufs schüchternste,

uns

mit uns

der, es mochte nicht oft passiren, daß

sie

sie

in Berührung zu kommen; trotzdem bemerkte ich, wie neugierig uns aus ihrem Versteck in der Küche zuschaute. Kein Wun hier in ihrem Balkan-

ich

ich

so

wunderlichen Menschen zu thun hatte. Trotz meiner thal mit Ermüdnng war mich in doch sehr gut gelaunt; während ans Feuer setzte, um meinen Kaffee zu kochen, sprang auf und ließ ihr über dem Feuer brodelndes Abendbrot im

sie

der Küche

sie

,

;

wieder an ihren Posten zu Stich ich gab mir alle Mühe dringen, und suchte ihr, während wir Beide mit unseren Koch

Ans den Vorhöhen

angelegenheiten

beschäftigt

werden,

die Kleine

so schüchtern,

denn

erscheinen,

sie

an und lachte sing

als

mir

mir meine Papier;

sie

schaute

ihr

mußte

ebenfalls an zu lachen

an waren wir dermaßen befreundet,

und von dem Augenblicke sich

jeden Augenblick

sogar verleiten ließ, mir einen Kuß zu geben, als

ich

zu

närrisch

um

Kohle reichte,

S's,«eorä

ich

;

Ich

cigarre anzustecken.

daß

was

geschehen

nicht

ihre Hand zitterte sichtbar

die

mit ihrer Feuerzange

wir Beide durchaus

sie

war

aus dem Sprunge stand

durch

machen,

zu

,

Anfangs konnten

ihr

Hof

den

sie

mußte.

daß

waren,

Hämus.

in äußerst zarter und vorsichtiger Weise

allerdings

gar

des

sie

54

allerlei, zwar sprachlich mitunter unverständliche, Ver-

nunftgründe auseinander gesetzt hatte,

daß dies durchaus nichts

so

sie

ich

sei

und daß dies bei mir zu Hause jedes hübsche Mädchen nicht, gegerade dies überzeugte, weiß thun müsse. Ob sleißig und gemüthlich nebeneinander in der nug, wir kochten

Böses

war, düstern Küche, daß mein Kaffee schon zweimal übergelaufen Als wir uns später im bemerkte, daß er fertig sei. ehe

ich

Tschardack niedergelegt und uns zum Schlafen

in unsere Mäntel

ihren

Eltern

auf

unserer Nähe, daß

dem

Boden

wir das

des Tschardak

Zuschauen

speiste

und

zwar

mit

so

beim Schein einer neben ihnen stehenden Laterne

sie

;

gehüllt hatten, brachte die Kleine eine einen Fuß hohe, runde wird Holzschale heraus, aus welcher in der Türkei immer gespeist

in

hatten.

Früh am anderen Morgen um els Uhr türkisch,

also etwa

Pferde Uhr nach unserer Rechnung, saßen wir wieder und erreichten nach einem scharfen Ritt um Mittag Osman-Bazu

um vier

sar, ein kleines hochgelegenes Städtchen. Sürüdschi in ein Kaffeehaus, abwarten

wollten.

In

dem

Hier führte uns der

wo wir das Wechseln

der

Pferde oberen Stock des Hauses kam uns

«in Mann sehr freundlich entgegen,

den

wir für

den Kahvedschi ge

;

(Kaffeewirth) hielten wir verlangten von ihm Milch und Eier, er bedeutete uns, daß dies nicht bei ihm zu haben sei; schon

Auf

den Borhöhen

des

Hümus.



,

wohnt an die Schwierigkeiten fauler Türken und aus Erfahrung wissend, daß gegen solche eine rücksichtslose Grobheit am meisten

wir

Mann aufs derbste an und erwarteten das Verlangte auf der Stelle. Er sendete einen Kawassen fort, der auf der Hausflur saß , und nach zehn Minuten hatten wir ,

schnauzten

den

ein delicates, wenn auch sehr frugales Mahl,

Sättel

unsere

um uns

von dem heftigen Sonnenbrande

zu erholen,

forderte er uns die Pässe ab und

legten

und der Ermüdung

,

Zimmer, postirte

ging damit in ein verschlossenes den Kawassen sie

dem Zimmer

auf die Diele, der Acht geben mußte

rüdschi im Hofe an.

uns jetzt

seien

die

der Zeche fragten,

Mudirs

des

Bujurulteh

antwortete er uns,

(des Ortsvorstehers)

Gäste ge

Grobheiten, die wir ihm bei unserer Ankunft

gesagt hatten, war dies eine edle, der Türkei

Dieser brachte

Pässe und das überall sehr wirksame

seine, Für

wesen.

in

Endlich nach einer Stunde

wir einen Schritt zu thun brauchten. unsere

damit

Alles dies hatte uns unser Wirth besorgt,

zurück, und als wir nach

wir

daß die nach

Pferde, ein neuer Saptieh und ein neuer Sü-

kamen die neuen

daß

,

aber vorher

des Oafo gehenden Türken leise auftraten,

unseren Schlummer nicht störten.

ohne

Ehe wir uns auf

beschämende

Revanche; indeß

wird man ziemlich abgebrüht und wir nahmen uns

unser Unrecht nicht sehr zu Herzen.

Wiederum saßen wir im Sattel, der Sürüdschi

schrie

uns

digen und schattigen Plateau befanden,

letzten

um noch vor

der Dunkelheit

Station vor Schumla

fauler Schlingel, als und ihm ein barsches

,

ausgreifen,

ließen wir die Pferde

in Dschumaja,

der

Der Sürüdschi war ein wir ihm keine Ruhe ließen

zu sein.

er aber sah, daß

„Haide!"

so

voran sein „Ohaije!" und da wir uns bald auf einem sehr wal

nach dem andern

zuriefen,

auch

lich das

in

so

wohl zuweilen seinem Gaul von hinten einige Hiebe mit der ReitGalopp, bis uns endpeitsche beibrachten, setzte auch er sich

Terrain seine Schwierigkeiten entgegenstellte. — Auf die

.

Wft

Auf

den Vorhöhen ich

56

Plateau begegnete

mächte im

Orient,

Lyonel, der

in

fem

dem

Begleitung

Lebenszeichen

ersten

einem

nämlich

des HSmu«.

englischen

der

West'

Colonel, Namen«

verschiedener türkischer Ofsiciere nah

in

Tirnowa ritt, um dort Pferde anzukaufen. Wir wechselten einige Va«a, Worte, erfuhren von ihm, daß die Westmächte noch respective

jenseits

Balkans lagerten,

des

also

noch

nichl in

Schumla seien, wie wir erwartet hatten, und setzten dann uisern Weg fort. weiter wir gen Osten

Vorhöhen des Balkans

,

Ie

kamen,

desto

schroffer wurden die

auf denen wir dahin ritten.

Dann und

wann ragte uns zur Rechten ein hoher, schneebedeckter Gipfel aus den Bergmassen hervor und verschwand wieder im Gewölk. wurden die Felsmassen auf unserem

Reicher und mannigfaltiger

Wege, oft kletterten unsere Pferde auf dem kaum drei Fuß brei ten Felsstege

dicht

an steilen Abhängen

dahin



ein

Fehltritt,

wir lagen in der Tiefe, in welcher schäumend derGebirgsbach Die Hufschläge der Pferde hallten auf dem harten Fels rauschte. boden wieder,

unter;

gleich Gemsen kletterten

es schien diesen behenden

sie

und

die steilen Abhänge hin

Thieren sogar lieber, wenn man

im Sattel blieb, denn glitt der Reiter, das Thier am Zaume füh verlor auch das Thier auf diesen schroffen Wänden aus, seine Sicherheit und Reiter und Pserd rollten vielleicht aus dem Oft führte der Weg in schmalen Pässen, scharfen Kies hinab. so

rend,

auf beiden Seiten eng umragt von hohen und drohenden Felsspitzen, die jeden Augenblick herabzustürzen

drohten, durch breite

Bäche, in welchen die Pferde bis zum Sattelgurt wateten, und dann endlich wieder eine Strecke durch lachende Triften mit der üppigsten Tropenvegetation.

D

sch

Abend die blühende Hochebene, auf wel m

j

das Städtchen

gegen

a

wir

a

cher

erreichten

u

So

am Fuße eines Bergrückens

liegt,

und gewannen, quer durch den ausgedehnten Kirchhof und über seine zerbrochenen,

beturbanten Leichensteine reitend, die ersten Häuser

Auf

den

dieses, einen durchaus

des

Vorhöhen

57

Hämus.

tragenden Ortes.

bulgarischen Anstrich

Einrichtung bei den Bulgaren ein Obdach sinden würde,

ist

Unser Weg ging natürlich zuerst zum Mudir, dem Ortsvorsteher, der für eine Wohnung zu sorgen hatte. Wie man ohne diese weise mir

sichtern,

ja

ich

nicht erklärlich, denn nach gerade war ich es schon gewohnt, in den Häusern, in welchen einquartirt wnrde, mit unwirschen Ge sogar mit Grobheiten

„Sara vor, oturim burda!"

wenn man

,

trat

sich diese

die dem türkischen Kawassen

auf und mit Liebenswürdigkeit

durch gute Bedienung

auch

trockene

gesagt

in irgend ein Bulgarenhaus führte; mit

er mich

ging's uns

lich

hier!) war in der Regel meine

alle Grobheiten,

wurden, wenn Dickhäutigkeit

bleibe

ich

Antwort auf

ich

aber stets höchst gleichgiltig waren.

(Schad't nichts

mir

zu werden, die

empfangen

verdient

in Dschumaja wieder.

schied ich,

hatte.

Aehn-

Der Mudir,

ein

alter weißbärtiger Türke, saß auf seinem Jastik (Polster) zählte Geld und schien mit mehreren anderen Türken, die alle mit kost

Mann

Anzahl Kawassen

Wir

hoch einrückten.

Seite traten

die bei

,

den eine

,

baren Nargilehs um ihn saßen, eifrig beschäftigt; im Hofe stan

als wir fünf

mußten Platz nehmen und man ser-

virte uns Kaffee;

daraus bestiegen

geleitet von einem

Bulgaren,

wir wieder

Pferde,

unsere

Auftrag hatte, uns ein

der den

zuquartieren. dem betreffenden

und

Geschrei

alter Weiber wurden wir in

Hause empfangen,

Füßen gegen

irre machen,

mehrerer

diese

requirirten

Wir

Einquartirung. eine Decke,

zur Eile.

trieben die Weiber

protestirten mit Händen

warfen uns auf diese und

Während

Schicksal fanden und der Sürüdschi

ließen uns nicht

diese

sich

endlich

in

großem

sie

Mit

ihr

und der Saptieh beschäftigt

waren, unsere Sättel und unser Gepäck hereinzutragen, kam von alten

Nachbarhause

,

einem

von dessen Veranda man

Weiber mit angesehen, die Botschaft,

das Unglück der

wir sollten

über kommen, man werde uns dort gern ausnehmen.

doch

hin-

„Pecki!"

Auf

58

den Vorhöhen

des

HSmus.

riefen wir, erhoben uns, gingen in das andere Haus und sahen uns hier in der aufmerksamsten Umgehung. und

hilfe

Darauf

zehrt.

unsere

Bei-

auf unsere svecielle und genaue Angabe wurden die

Eier

behufigen

Durch

und warme

Milch bereitet und im Tschardack ver wir uns in dem geräumigen, hübschen

streckten

Zimmer auf die Polster und lagen alsbald

ermattet durch einen

,

foreirten Ritt, im tiefsten Schlummer.

dreitägigen,

Postpferde,

'

Saptieh waren hier trotz dem

und

Sürüdschi



Bujurulteh nicht zu bekommen, weil die ganze Post streng für den Dienst der Adjutanten und Tataren reservirt wurde; wir miePferde von Bulgaren und machten uns früh zeitig, um drei Uhr, auf den Weg, geführt von einem alten theten

daher

Mann,

der

die

hoch oben

auf

dem Gepäck unseres

Lastpferdes saß.

Hier in Dschumaja hatte uns am Abend eine ganz wundersame Mähr getroffen, von der wir schon in Osman Basar, jedoch sehr

ungeheueren

wissen)

Siege,

fochten hätten;

den

uns nämlich von einem bei Silistria vor einigen Tagen er-

erzählten

20,000 Moskows

10,000 gefangen,

geschlagen worden sein.



die

sollten

Moskows übrigens gänzlich zurück

Hatten die Russen einen

so

,

Sturm auf Silistria unternommen einen

dieser Schlacht ge

undenkbar massenhaften

oder

so

davon

nichts

fallen,

Die Türken (die Bulgaren woll-

hatten munkeln hören.

in

ten

,

sie

düster

colossalen

hatten die Belagerten

Ausfall

gemacht?

nicht zu erfahren, die Türken blieben immer bei den

Dies war 20,000 Ge

fallenen und den 10,000 Gefangenen. des

noch

als die ganze bisherige Reise am Fuße

Hämus entlang, aber

auch

von Dschumaja nach Schumla terbrochenen

,

Interessanter

viel beschwerlicher war die Strecke die eigenlich

nur in einem unun

Hinauf- und Hinabklettern der großen, mit niederem

in

Laubholz bewachsenen Felsmassen bestand. Hier und dort erhob — ein Fuchs lief sich ein Adler, aufgescheucht aus seinem Horst daS scheu über den schmalen Pfad von dem einem Dickicht

Auf

—,

andere

den Vorhöhen

59

Hämus.

eine große Schildkröte schaute sinnend aus dem dichten

Grase in den Weg und



den Rücken

des

kehrte

diesem ebenso phlegmatisch

wieder

von der Höhe herab kamen einige reisende Griechen,

mit einer wahrhaft furchtbaren Gensdarmengarde eine türkische Dorssamilie rastete am Brunnen



umgeben



einige reisende

Baschi Bosuks, die Ritter der Landstraße, lagerten am Wege und überschlugen

bei unserer

gründlichen Ausplünderung



Ankunft, wie viel wohl bei einer dieser reisenden

Giaurs

zu lueriren

das Pferd stutzte plötzlich, sprang scheu an der Felswand hinauf und wollte um keinen Preis von der Stelle, denn etwa sei

funfzig Schritte davon witterte ren todt gehetzten

und im

es

das Aas eines von den Tata-

Wege liegengebliebenen

Gaules



ein paar Zigeuner kamen mit einem Esel daher und bettelten uns

an, das Pferd war wieder mochte es

leicht

sich

Stelle zu bringen, viel

nicht von der

anderen

einmal mit einem

Esel erzürnt

und deshalb dem ganzen Geschlechte der Esel ewige Verachtung geschworen haben



ein Schuß siel plötzlich hinter

mir im Thal,

ich

Berg hinan ritt, schnell wendete ich das Pferd und eilte hinab, in derBesorgung, daß meine Reisegefähr

während

ten oder

unser Gepäck

einsam den

waren stutzig, Schütze

der Schuß

aber ließ

Dies waren Dschumaja

überfallen seien,

meisten belebt,

war dicht hinter ihnen gefallen,

kein

aus der Strecke

von

einzigen Begegnisse

Schumla denn

und

doch

war diese Straße noch am

auf der vorigen waren uns

paar umherstreifende Wegelagerer begegnet. dieses eine

ganze

Paradies

Stunde vom

meine Cameraden

sich sehen.

die

nach

auch



und

höchstens

ein

Oede und todt

war

dennoch konnten

Hauptquartier

wir kaum noch

,

entfernt sein. Endlich mußte das Ziel erreicht sein, dort, jenes Thal, um dort welches ich von der Höhe den Felsenrand sich winden sah ich

in jenem Thal mußte Schumla liegen. die Tiefe

und machte

meinen

Erwartungsvoll erreichte

letzten

Angriff bergauf.

Mit

Auf

ß0 tiner

Hämus.

des

den Vorhöben

gewissen heiligen Andacht hatte

daheim

mein Auge ich

schon

glaube auf all Dem geruht, was aus Schumla verlautete, sogar, es interessirte mich damals mehr, Schumla als Konstantistets

ich

nopel zu sehen; jetzt, da

erreichte,

die letzten Höhen

endlich

hinter welchem dieses kriegerische Eldorado liegen sollte, jetzt be-

sie

fort,

Dort

Dämpfer ich

und

aufsetzen^

mich

aber nichts der

zwischen die beiden etwa hundert

den Erdwerke

und

Höhe

entgegenweh-

man werde von diesen Schanzen, meiner Eile

sah,

heran golovpiren

so

mich

die

jagte

standen die beiden colossalen Schanzen

,

ich

Schon fürchtete

wenn man

aus so

Sporen,

die

Pferde

von deren rothen Fahnen mir Stern und Halbmond ten.

Dir

Herz, vielleicht um philosophirte Jndeß

kam.

unwillkürlich

dem

gab

Victoria

hinan.

vor

sich

Thale

ich

da

so

schwerer,

dem kleinen

siel diese Frage schwer aufs sie

Mir

jenseitige Höhen

dessen

!

dehnen?

daß alles Dieses

es nur möglich,

begrenzt liegen'kann,

viel erwartest Du von in

ist

Schumla,

der Gedanke:

unwillkürlich

so

schlich mich

Art

ungehindert

geschah,

ritt

Schritte von einander liegen

an dem steil hinab

stand plötzlich

einen

führenden

Abhange. dicht unter mir,

Treibens, wie warten mußte — nein,

schen

sonne beglänzt,

Bild ich

welches ich geträumt, ein

es

des

ja

Da lag Schumla

das Schumla,

aber nicht

großartigstenmilitairi-

im türkischen Hauptquartier er

eine friedliche

Stadt,

von der Mittags

mit vielen Minarets, freundlichen neuen Caser

rings umschlossen von befestigten Höhen, im Uebrigen aber eine Stadt des tiefsten Friedens. So war denn jetzt bis zur Seele ich

nen,

dem

Gedanken getröstet:

Schumla kommen, dort liegt die

S

Leben äußern, wenn anders wirklich noch Leben

Du

ich

in

diesem Lande

Körpers gesucht,

mußt nur

dort muß

in

nach

mich immer mit

dieses

e,

hatte

nothwendigen Zuckungen

l

nach den

Körpers gedrungen.

während meines Umhertreibens

e e

Vergebens hatte

ich

des großen im heftigsten Kampfe besindlichen

diesem

sich

das

Körper

Auf

61

HSmus.

vor dieser Seele, und ruhig, fand von kleinerlei Drangsalen agitirt. die vor einigen Tagen sielen die 20,000 Moskows ein

Mir gefallen,

sie

,

sie

stand

ich

Jetzt also

als sei

des

ich

ist.

den Vorhöhen

und die 10,000, die man gefangen genommen.

nun hiervon

nur

auch

die

Wenn

Hälfte begründet war, konnte dies nicht

genügen, um Schumla, das zunächst bedrohte,

in einen Freuden

als habe

dort unten,

nüchtern

sie

so

lag

ja

rausch zu versetzen, der bei meiner Ankunft noch in voller Wirkung sein mußte? Wo war nun dieser Freudenrausch? Die Stadt Ursach, aus ihre Alltäglichkeit zu gerathen.

nicht die geringste

Kopfschüttelnd folgte

Bulgaren, unsere Pferde kletterten den steilen Felsenweg hinab, in welchen hier und dort, damit die Pferde nicht strauchel-

ich dem

ten, eine Art Treppe gehauen war. Hinabklettern

Nach einhalbstündigem

Die Soldaten, in

für Ofsiciere halten, denn beim Eintritt die Stadt anrufen werde



es

welche

sie

die Stadt.

uns begegneten,

suchte

ich

Wer

wir

sich

mit einer Festung

im türkischen Heere dienende Ofsiciere, hier im Hauptquartier befanden,

wir uns trennten, die Weisung

überhaupt

dies später detailliren werde.

gegeben

,

gegenwärtig

Jch

vergebens nach einer Wache, die mich

von Schumla den Begriff macht, welchen Mehrere

mochten uns

blieben salutirend stehen.

war keine vorhanden.

verbinden, der irrt sich, wie

wir endlich

erreichten

welche

sich

hatten mir,

als

bei meiner Ankunft

in

then

dasselbe

mußte,

auch so

da

ich

Schumla nur sofort nach ihrer Wohnung zu fragen; wir erkun digten uns nach Skender Bei, der mit seinen Baschi Bosuks hier eingetroffen sein mußte, erfuhren aber, daß er im Lager sei; von anderen

beschlossen

wir,

bekannten

uns direct

Offneren vermuzum

Platz- Com

mando zu begeben und uns dort eine Wohnung anweisen zu lassen. Der Weg dorthin machte mich mit dem ganzen Treiben Schumla's

Straßen wimmelten von Physiognomien und Trachten aller Welttheile; von den schwarzen Söhnen der Wüste mit ihren

bekannt, die

Auf

62

des

den Vorhöhen

Hämus.

phantastischen, abenteuerlichen Costümen schatteten

bis zur europäischen Blässe

kriegerischen Gesichter

Asiens und Afrika's standen haufenweise

sich

die

; ganze

wilden,

Stämme

und wiederum

vertreten

an einer andern Stelle standen ein halbes Dutzend

Rothhos en

mit ihrer lebendigen französischen Conversation, oder ein halbes Dutzend Rothröcke, die Söhne Albions, die wie jene als Retter

Staates hier waren. Dazwischen liefen europäische graue Hüte und Blousen, die regulären Uniformen des sämmteines ganzen

Heeres,

tscherkessische

Nationen.

karte von allen die Baschi

er

ist

;

Platz

dieser

gehören;

sich

persische und

Beutelhosen,

Wort,

einem

es

war eine Muster-

Am stärksten waren auf den Straßen

vertreten;

Bosuks

auf welchem man mußte

griechische

Spitzmützen — mit

mühselig

hatte

einen

Platz zu passiren,

durch ihre Haufen

Bahn brechen

vorzugsweise den Baschi Bosuks zu

schien

ihr Markt;

sie

türkischen

ich

lichen

hier bieten

Waffen zum Verkauf

aus oder handeln solche ein, hier stehen ein Dutzend Schleifer in

Mitte

des Platzes,

gung; kein Wunder, wo

viel Wunden

muß man scharfe Waffen haben. ich zu,

in Bewe-

deren Schleifsteine fortwährend so

der

Mit

zu

schlagen

sind, da

großem Jnteresse schaute

wie hier die Hantschars geschliffen wurden,

wie man

um ein Paar zum Verkauf ausgebotener Pistolen sammelte

sich

und

durch

die

Straßen der Stadt geritten

,

mit Sachkenntniß ihren Werth oder Unwerth taxirte. Nachdem wir eine gute halbe Stunde im dichtesten Staub zehnmal

gehemmt

durch

die endlosen Reihen von Ochsenwagen, die hier zu militairischem

Transport requirirt worden, langten wir endlich an an, auf welchem

sich

das Commando besinden sollte.

dem

Platze

Man wies

uns in ein alleinstehendes weißes Gebäude, dessen unterer Theil von Boutiken eingenommen war. Wir stiegen ab und begaben uns hinauf, fanden uns aber in der Bel-Etage zu meinem einem großen türkischen Kaffeehause. Eine sinnBefremden umherschauend, wenn man das Platz reiche Einrichtung, dachte ich

in

die Treppe

den Vorhöhen

ich

commando des Hauptquartiers

Indeß hielt

in einem Kaffeehause

sehr wohl thaten.

mit braunem,

mir

nach einem angestrengten

Neben mir saß ein junger, schlanker Mann

charakteristisch

morgenländischen Tracht;

Gesicht,

schönem

sein ganzes

Wesen,

ihm zur rechten Seite sitzenden

gegen einen

aufgeschla

dies für einen Fingerzeig und stärkte

mich durch einige Tassen Kaffee, die

Ritt

63

Hämus.

einer reichen

sein Benehmen

Mann

älteren

,

gen hätte.

des

in

Auf

der

als er, namentlich aber die blitzenden Edelsteine, in der Kette seines Säbels trug, alles Dieses überzeugte

schlichter gekleidet welche er

mich,

Iüngling

dieser morgenländische

daß

eines asiatischen Fürsten

der

Sohn

irgend

Häuptlings sein müsse, was, wie

oder

mir der Kavedschi später sagte, wirklich der Fall war. Ringsum her waren türkische Offciere mit dem Brettspiel beschäftigt, wäh-

Spahn

nen im

einer Ecke ein musikalischer Baschi Bosuk mit einem kleiaus der türkischen

Begriff, mich

Eben war

Zither klimperte.

nach der Hauptsache,

nach dem

ich

in

rend

Platz-Commando

erkundigen zu wollen, um endlich meinem müden Körper ein Obdach bieten zu können, als ein mir bekanntes Gesicht, einer der

Adjutanten des Marschalls hereintrat, mit

zusammengeführt hatte;

fast leeres Zimmer

welchem

ich

pflastertes

er

das Schick

zog mich

auf

entlang und in ein mit Stein ge

in

Fragen den Corridor

meine

,

sal schon mehrmals

dem mich

hinter einer Kiste

Erde knieen und auf dem Schoose schreiben während auf der andern Seite ein türkischer Ofsicier hinter

einen Türken an der

schlichten Tisch aus einer ebenso

ich

Ich befand mich im Platzcommando. vorgestellt

gegen)

in

rehs

den türkischen

Empfang.

und

unterhielt

Gartenbank saß.

Der Hauptmann,

wurde (denn der Commandant selbst

war ein Pole,



schlichten

er

nahm unseren Paß,

sich

war nicht

wie unsere Teske-

und endlich das Bujurulteh zeigte sich sehr freundlich gegen uns

Reisepaß

Der Hauptmann



welchem zu

einem

so

sah,

mit uns in deutscher Sprache, hierauf ließ er

64

Schnmla.

seinen Quartiermeister kommen und beauftragte diesen,

uns sofort

Wohnung anzuweisen.

eine

weit gediehen zu sein, stiegen wir wieder zu Pferde und folgten diesem alten Kawassen, der uns abermals im in eine BulgaZickzack durch die Stadt führte, und uns endlich ,

so

renwohnung einquartierte, für welche ich, da

war, ihm allen Dank so

einen

schuldete,

den

sie

Herzensfroh

wir denn

wirklich vorzüglich auch

sofort durch

Zehii-Piaster-Schein quittirten. Der Kawaß seinerseits

gerührt durch diese zehn-piasterliche

Dankbarkeit,

daß

schien

er uns ,

wie aufs Umständlichste versicherte, wir könnten auf ihn rechnen und wann es auch sei. Für mich waren diese Versicherungen

lästig

;

höchst

ich reichte

auch dem

Sürüdschi

sein

Trinkgeld, rief

warf mich in die Polster meines Diwans und that alsbald den tiefsten Schlaf, der seit lange zu,

in

Beiden dann ein „Haide!"

Schumla gethan sein mochte.

V.

Schumis. Sack und Pack abgezogen. — Die Kottopsche Locanda. — Mehmet Ali Effendi. — Lieutenant von der Becke. — Grach. — Capitain Nasmitb und Oberst Buttler. — Die preußischen Jnstructeure. — Fremde Offnere. — Ein Lieutenant als Hausknecht. — Osmana und das eroix ä'Kormeur. — Omer Pascha. — vr. Redenbacher und Maler Sutter. — Mussa Pascha von Silistria. — Damals und — Die Belagerungen Silistria's. — Arab-Tabia. — OertlichJetzt. keit Schumla's. — Platzcommandant Klitzschinsku. — Die Schanzen von Strandscha.

?'

Mit

,

:

Meine erste Frage war natürlich „ wie steht es bei Silistria denn unterwegs war außer der dunklen Mähr in Dschumaja, auch nicht

das Geringste über den Fortgang des Krieges

unteren Donau zu erfahren gewesen;

an der

man hatte von uns Reuig-

65

Schumla.

Zeiten zu hören geglaubt, aber durchaus gar nichts auszutauschen

So

gehabt. ebenso

still wie es im ganzen Jnneren Bulgariens

den 22.

Juni,

die Belagerung

Sack und Pack über Antwort in Schumla.

So

— „Die Russen

warrnan dort.

unwissend

mußte es kommen

haben vorgestern, und sind mit

plötzlich aufgehoben

Donau zurückgegangen/'

die

war,

lautete

die

Siebenmeilensticfel mußte man haben,

!

ich ich

um diesem Kriege nachzulaufen! Hätte man mich auf derDonau wäre noch zu rechter Zeit nicht mit Protest zurückgeschickt, vierzehn

loren und

lange hatten die Russen

so

eingetroffen;

Tage hatte

diesen Umweg

durch

nicht warten können. ich

war mir nicht anders erklärlich, als daß

ver

Es

ein außerordentlich ich

ich

friedbringendes Naturell besitzen müsse; als nämlich nach Wid» din kam, zogen sich die Russen von Kalafat zurück; jetzt, da

nach

Jch bin

da zogen

Sebastovol zu

Wie

zu machen,

mir schon auf schall besinde

dem

sich

ließ

sich

nicht

in Ausführung bringen, da

Platz- Commando

sein mußte

da man aber

Eine Entsetzung mich

Mein

kommen, und beschloß

um die Zerstö

war,

erster Gedanke

weil jedenfalls der An ein

höchst

interessanter

ohne mich besorgt hatte,

mir

und diesen

Silistria's war

jetzt auch, bald

«onstontmoxel.

gab

ich

so

eine fast erdrückende war

Schumla zu besehen,

Silistria,

zu gehen,

Alles

wurde, der Mar

gesagt

Verwüstungswerkes

in

Hitze

Silistria

so

russischen ;

blick des

nach

mich

Generalissimus meine Auf,

dem

rungen der Belagerung zu inspiciren. noch

so

daß es genügte hätte,

seit einigen Tagen

ebenfalls

von Silistria

auch

nun auch sein mochte, meine Ab

dem

sofort bei meiner Ankunft

Wartung

nahe als

sofortige Uebergabe der Festung

schicken, um die

zu bewerkstelligen. sicht,

die Russen

sich

überzeugt,

demnach

Silistria

mich

Plan

nicht

daran lag,

die erst

einstweilen wieder auf.

mehr nöthig.

Jch

sehnte

die englischen und französischen Läger zu

daher halb und halb

Silistria S

möglich zugehen, zurück.

mit der festen Absicht,

kam,

,

Schumla

in

nach

ganz

links

Schumla. liegen

zu lassen

denn

,

eine abgebrannte

Stadt

türkische

konnte

Anblick bieten, die zerschossene Arab-Tabia wäre das einzige gewesen, was mich noch dahin hätte locken können

keinen

interessanten

den

Offneren

so

viel erzählt,

ich

und übrigens wurde von den aus Silistria hier in Schumla anwesendaß

Ort

an

und Stelle nicht

mehr über diese denkwürdige Belagerung hätte erfahren können. Ein großer Trost war für mich wie für jeden Europäer in canda.

Dieses

von einem Ungarn

in

die dortige

Schumla

Etablissement hat

gehaltene

deutsche

eine

sofern

Lo-

ausgebreitete

Berühmtheit erlangt, als es schwerlich irgend einer der Touristen, Schumla besuchten und beschrieben, unterlassen hat, ihr einen

meinem

„B

e

in

die

ausgenommen; auch

Widdin existirt freilich

das einzige seinerArt

lich Konstantinopel

des

Herrn der ganzen Türkei, natu»

Dieses Wirthshaus

in

Kottopp

Rückblick zu widmen.

in

dankbaren

ist

welche

Türkischen Lager"

such im

beschriebene,

von einem Slowaken Namens Alexo gehaltene, deutsche Locanda, die-

Widdiner Institut zeichnet sich aber durch die Aermlichkeit, durch die Grobheit seines Wirthes, überhaupt dadurch aus, daß demsel

den

Hof

Am ganz

ersten

die

Thür

setzt.

Anders

Abend, an welchem

zeltmäßig eingerichtet

demselben

mit Offcieren

alle

Mahl

und

der

hierüber

sich

die Schumlaer

besuchte,

fand

ich

Locanda.

Stuhl vor

Wirth Iedem,

der

ist

den

und

sie

beklagt,

zu haben

ich

ben nichts

ist

in

ses

Tafeln in Skender Bei,

die beiden

uud Fremden besetzt. Iacouba, Omer Bei, Hidaeta und andere Bekannte, sah ich hier natürlich

versammelt,

es herrschte große Heiterkeit

ward es mir nicht schwer,

mich sehr bald

in

beim

und

diesem

in

ich

;

Die letzten Ereignisse vor Silistria Kreise heimisch zu fühlen. bildeten bald das Abendgespräch wollte hören und erfahren und man erzählte mir die Ereignisse bis die kleinsten Details. Vorzugsweise

interessant

waren

mir die Schilderungen

eines

,

jungen türkischen Hauptmanns Mehemed Ali Effendi, der am Abend vorher erst von Silistria zurückgekehrt und während der

Schumla.

67

rem Wesen, er sagte

mir unter Anderm,

burger von Geburt, heiße fen,

in Konstantinopel

sein.



Detroit,

sei

ist

Belagerung in den Schanzen thätig gewesen war. Mehemed Ali ein junger Mann von äußerst lebendigem und heite Effendi er

sei

ein Preuße,

Magde-

als Schiffsjunge entlau-

in die Kriegsschule eingetreten und habe von da ab sein Glück gemacht. Ohne seine Erziehung in einer türkischen Schule, meinte er, würde er noch nicht Hauptmann ist

d.

schaft

Eine in ganz anderer Weise interessante neue BekanntBecke; er war derInstructeur-Lieutenant v. einer von

vor sieben Iahren aus Preußen als Inftructeure der Artillerie nach der Türkei gingen. Wie er mir sagte, war er Anfangs nur auf Urlaub in der Türkei, hatte jedoch spä ter

Ofsicieren,

welche

seinen Abschied erbeten und erhalten,

v.

d.

den

Becke scheint,

wie

in der türkischen Armee in hoher Ach als Instructeur sehr gut besoldet er hat tung zu stehen und von der Regierung einen eigenen Dragoman zur Seite, v.d. Becke preußischen Ofsiciere

,

ist

alle

mir auf meinen Wunsch mancherlei über die Organisa tion der türkischen Armee mit. Gern verweilte er in seiner Er theilte

zählung bei dem Moment,

und einzelne Geschütze unter seinen Augen habe manövriausgefallen,

organisirt, Kommando worden. für den

sie

Artillerie, wie

so

Becke

also ganz preußisch, ange

antwortete mir, die ganze türkische

unter und von dem Muglis-Pascha (Kuczkowsky)

sei durch und durch preußisch, sei, wortgetreu

ins Türkische

sogar das preußische übersetzt,

beibehalten

Auf meine Frage, ob sie, die preußischen Instructeure, Fall eines europäischen Krieges in der türkischen Armee

derbleiben bleibe

Becke

gefunden habe

strichen

ihn mit einigem Stolz zu erfüllen. mit Verwunderung die Stöpsel wie

Kanonen schwarz-weiß,

der türkischen

des preußischen

ich

v.

Ich äußerte

hoher Zufriedenheit

schien

,

Generals

dies zu

,

lassen; daß

d.

besucht ren

wo der General Wrangel die Türkei

würden,

antwortete mir Becke, er für seine Person

in solchem Falle nicht,

ebenso

würden auch mehrere Andere



gg

Schumla.

unbedingt austreten , und zwar um so mehr, als bei den Türken auf eine Dankbarkeit gar nicht zu rechnen sei; der Türke, meinte er,

lasse

sich

recht gern dergleichen

Einrichtungen

herstellen , so-

bald aber die Sache beendet, trete sein Mistrauen wieder hervor, unter welchem auch die Instructeure viel zu leiden hätten ; selbst

Muglis-Pascha

(der Treue)

habe lange nicht den

Lohn geerntet,

für seine Verdienste beanspruchen könne; daß er Letzteres nicht in vollem Maße gethan, liege in seiner Bescheidenheit. Mit großer Vorliebe sprachen sowohl Becke als die übrigen

welchen

Ofsiciere

er

von dem Lieutenant Grach und seinen Verdiensten um

die Vertheidigung die

Grach war bei seinem

Silistria's.

Eintritt in

und kam mit den Unter-

Türkei nur preußischer Unterofsicier

rals v. Wrangel



ich

offcieren Suhling, Schwenzfeuer und Wendt hieher, späterjedoch — wenn nicht irre, auf die Verwendung des Geneerhielt er das preußische Ofsicierspatent;

gewiß ist, daß

Ofsiciersrang besaß. Grach war ein Mann von Gewandtheit, er sprach nicht allein das der außerordentlichsten

er den preußischen

Türkische bereits vollkommen, sondern war auch mehrerer anderer

Daß ihm

Kenntniß der türkischen Sprache von besonderem Vortheil gewesen, wird Ieder er messen, der da weiß, wie viel man hier bei den fremden OfflcieSprachen durchaus mächtig.

seine

avancirt sein, wenn

Sprache mehr angelegen

sein ließen.

Zeitung die Aeußerung

gelesen:

sich

Ich

die

habe

die fremden

Erlernung dieser in

schon bedeutend

sie

ren auf diesen Umstand giebt; gewiß würden manche der letzteren einer deutschen

Instructeure

muß-

in der türkischen Armee eine ganz wunderliche Stellung ein» nehmen, wenn ein Instrncteur, wie B. Grach, auf den Wällen z.

ten

von Silistria

eine solche

Rolle spielen könne,

türkischen Heere selbst besonders

lung der preußischen Instructeure

ohne geradezu

chargirt zu sein.

im

Wer die Stel-

in der türkischen Artillerie nur

einigermaßen kennt, wer nur bedenkt, wie sehr diese Instructeure noch

immer die eigentliche Seele

der

türkischen

Artillerie

sind,

69

Schnmla. und

weiß

endlich

,

wie sehr es den Türken überhaupt an Genie-

fehlt, der wird die Stellung Grach's in Silistria nicht Ueberdies besaß Letzterer das besondere sinden. so auffallend

Ofsicieren

Vertrauen des Commandanten

,

Außer Grach waren übrigens

ten.

aber das der

namentlich

noch zwei englische

Solda-

Ofsiciere

in den Schanzen mit Rath und That behilflich, Capitain Nasmith und der Oberst Butler , der dort gleichzeitig als Artillerist und Korrespondent wirkte und bekanntlich sein Leben in den Schanzen einbüßte,

während der arme Grach das seinige unver

aus den Schanzen tragen und es bald darauf elend auf dem Den einzigen Lohn gönnte ihm Krankenlager beschließen sollte. das neidische Schicksal, indem es ihn in den Armen seiner Braut, sehrt

der

Schwägerin

des Dr. Kalisch

(des

Leibarztes des

dortigen

Pascha's), der größten Schönheit in ganz Rustschuk, sterben ließ.

der

Gründer

der neuen

türkischen

Artillerie,

die bekanntlich

k

y,

w

s

o

sind

u

Es

tz k

hier flüchtig ihre Namen.

K

nenne

:

so

derThätigkeit der preußischen Instructeure während die Krieges vielfach und mit großem Rechte erwähnt worden, ich

so

ses

Da

im

vorigen russischen Kriege nur durch Ochsen gezogen wurde und trotz des heldenmüthigen Widerstandes der Türken damals im höchsten Kutzkowsky war früher Premierlieutenant der fünften preußischen Artilleriebrigade, erhielt später das

preußische Oberst-Lieutenants-Patent unter dem

und

ist

Grade mangelhaft war.

Titel Muglis- Pascha allgemein

im türkischen Heere

geehrt.

Ferner die

Gardebrigade,

Rappach

hat das Verdienst, das

haben.

ferner

damals

Preußischen

Artillerie-Regiment Silistria's ausgebil-

Im

Lager zwischen Schumla und Silistria stand Lieutenant v. Becke (früher in der siebenten

Artillerie-Brigade), und

Konstantinopel

Mendt

d.

tet zu

später ausgeschieden und

endlich

sind als

in

schen

ist

Oberfeuerwerker Grach (der als Oberst gestorben), Schwenzseuer, Rappach und Mendt. — Grach stand früher in der achten preußi-

der

Militairschule von

Lehrer angestellt:

die früheren

Schumia.

70

Premier- und Seconde-Lieutenants Grunewald: (von der fünften Artillerie-Brigade, später Hauptmann im Schleswig -Holstei nischen Kriege),

Schmidt (von der Garde-Brigade), v. Mali-

Brigade) und Bluhm (vom Ingenieur-Corps). Alle diese Männer besitzen keinen speziellen Rang in der tür

nowsky (dritte Armee.

Zeit im Hauptquartier sehr zurückhaltend

gezeigt ;

sich

in letzter

glaube

gar, daß Omer Pascha während der letzten Monate gar keine tente mehr an Fremde ausgetheilt hat und von allen

Kenntniß der türkischen Sprache verlangt.

Reise Gelegenheit,

ging und mir äußerte,

aber Türkisch verstände,

so

Hauptmann angestellt werde, das könne

als Major eintreten.

sogleich

wisse er ganz

gewiß; wenn

Ich gab ihm zu verstehen, daß könne, da

Endlich erblickte

in

Ich traf diesen Ofsicier im Begriff war, zu Pferde zustei Seine Actien

schienen

schon ge

Of Paris." Er

denselben österreichischen

in

ich

ich

gerade Schumla wieder, als gen und nach Varna zu reisen.

Konstantinopel

nen gewesen

sei, daß man ihn nach Konstantinopel

geschickt

,

als Hausknecht im „Hotelde klagte mir, daß auf eine Anstellung in Schumla gar nicht zu sicier

er

mehr

bereits das Gegentheil gehört.

fallen zu sein.

als

daß er

er, wie man ihm gesagt habe,

dieser seiner Zuversicht nicht ganz beistimmen fach

Ich hatte aufmeiner

einem früheren österreichischen Ofsicier zu be

der nach Schumla

gegnen,

Pa

Aspiranten

ich

die

so

fremder Ofsiciere hat man

der Anstellung

ich

Mit

ich

kischen

rech

daß

hier mit dem letzten Rest seiner kleinen Baarschaft angelangt, einen ebenso trostlosen Bescheid erhalten, und dann, außer Stande, er,

auf andere Weise seinenUnterhalt

zu

verdienen, diese Hausknechts

Ganz hiemit übereinstimmend, traf ich in Varna zwei holsteinische Ofsiciere, welche, in ihren Hoffnungen getäuscht dort auf die Organisation der französischen Fremden angetreten

habe.

,

stelle

besriedigende

Zusagen

erhalten hatten;

endlich sah

ich

legion durch General Iussuf warteten und von diesem auch schon

in Kon

71

Schumla. stantinopel gehen

,

zwei

Stein

(Ferhad

Asien ab

nach

auf eine Anstellung gehofft

hier vergeblich

welche

General

Artillerie- Ofsiciere

preußische

Pascha)

wahrend

vom

,

Hierseins

seines

worden waren und nun nach Kars gingen, in der Erwartung, dort angestellt zu werden. Auch in Kars endlich von da zum Schah von Persten.

in

Am zweiten Tage hörte

ich

zurückgewiesen, gingen

sie

wochenlang hingehalten

Pferdegetrappel vor derLocanda,

welcher ich eben mit einigen Freunden speiste;

Osman,

einer

Adjutanten des Marschalls, kehrte von Varna zurück, wohin an St. Arnaud und Lord Raglan mit der Nachricht von dem

der

Er setzte

Rückzuge der Russen geschickt worden war.

Ehrenlegion enthielt.

Herr St. Arnaud

orientalischen Armee,

übersendete

,'

einen dicken Brief auf den Tisch, welcher das Großkreuz der

legte

dasselbe

als Commandeur der Serdar

dem

Pascha mit einem höchst verbindlichen Schreiben, hatte

natürlich

vor, als

nichts Eiligeres

dem

zu

briefliche Ehre sofort nach Silistria zu bringen. reiten, den Vorschlag, mit ihm nach Silistria ner Gesellschaft

keiner weitern

spürte,

zu dem

lehnte

ich

keine Lust

und

Omer

Osman

Marschall

Er

diese

machte

wozu

in

Erlaubniß bedürfe (ohne die

waren nämlich die respectiven Läger so

ich

tere

uns und

sich zu

ich

er

nicht zu passiren).

mir seiletz-

Da

sweple cksse der türkischen Couriere ve»

diesen Vorschlag ab, ließ mich auch nichtum-

in

als Osman mir die Annehmlichkeit schilderte, zwölf Stunden mit ihm in Silistria sein zu können, beiläusig gesagt, ein Weg von fünfundzwanzig Stunden, die, Gott weiß es, nicht stimmen,

knapp gemessen sind, wie alle türkischen

Becke eine Excursion machte,

auf welcher

tionen auf den Höhen Schumla's

Die Truppen aus ger bezogen,

welche

Gesellschaft

vor,

des ich

an demselben Abend zugleich d.

es

Hauptmann Hidaeta anzuschließen, mit welchem ich noch

in

mich dem

Stunden. Ich zog

Instructeurs v. mir die Fortisica-

besah.

der kleinen Walachei hatten

echellonswcise

zwei

der

Lä-

von Schumla nach Silistria zu

72

Schumla.

waren. Der Marschall hielt es für klug, seine Defensive nicht aufzugeben, er selbst erklärte, er dürfe es nicht wagen, die türkische Armee einer Niederlage in offener Feldschlacht preiszu

aufgestellt

geben,

und er that wohl daran, denn waren auch die Auxiliar-

truppen bereits theils bei Varna,

Gallipoli und Skutari

gelagert,

so hatte

und Lord Raglan's in Schumla hinreichend

theils

über die momentane

noch

in Ndrianopel,

derBesuch

den türkischen

St. Arnaud's

Marschall

doch

Ohnmacht dieser Hilfstruppen

Lord Raglan soll dem Marschall selbst gesagt haben, daß seine Truppen erst in Monatsfrist mobil sein könnten, daß wenn

die türkische Armee, recte Unterstützung

angriffsweise verführe,

auf eine di-

von Seiten der Westmächte nicht rechnen könne,

vielmehr höchstens' im Stande seien, für den Fall einer Nie

derlage

der

türkischen Armee

Andringen zu

die

Balkanlinie vor dem russischen

Omer Pascha kannte die Schwäche seines

schützen.

Heeres, er hatte im Verlauf seiner türkischen Carriere Muße

ge

diese

sie

aufgeklärt.

,

nug gehabt, die starke Seite dieses Heeres kennen zu lernen, er daß der türkische Soldat sich eher in Stücken hauen läßt, wußte er eine feste

Besonnenheit

ist

als daß

Position aufgiebt, und

Omer Pascha's

größtes

diese

Einsicht,

diese

Verdienst in diesem

Kriege.

so

Wie vortrefflich die mir von dem Platzcommando angewie sene Wohnung in Schumla auch war, hatte ich doch nicht Ur sache, mit metner Häuslichkeit zufrieden zu sein, da mir in der der

lang war,

gereicht wurden, daß

ich

Antip-Tschibuk,

so

selben keinerlei Bequemlichkeiten

außer einem

mit blosem Auge den

quemlichkeiten

so

Pfeifenkopf nicht sehen konnte, und den Polstern rund herum im Zimmer und in dem Vordach, die übrigens wie alle türkischen Be voll von Wanzen waren, daß

ich nach derselben

Theorie, in welcher man die wilden Thiere durch Feuer verscheucht, Nachts ein Licht neben mir brennen lassen mußte, um mir diese Legionen wenigstens einigermaßen vom Leibe zu halten. Kaffee

73

Schumi».

ließ der Bulgar, meinWirth,

Morgens nicht als mit Tagesanbruch in

mir daher nichts übrig, steigen und mir in dem kleinen Blechkessel, den unterwegs

renroeise

ich

des

kochen,

es

blieb

seine Küche zu nach

Ianitscha-

mit mir geführt, selbst mein Frühstück

zu

Ganz

in der

Bulgarenkinde

Morgens

vertieft und

dieses Geschäft Küchenecke

durch den Lieutenant

neben

am Feuer hockend,

einem kleinen

ward

ich

in

bereiten.

eines

W. gestört, als gerade der er-

Moment gekommen war, wo mein Kaffee zu kochen begann, während selbst vor Hitze und Ungeduld schon seit einigen Mi ich

sehnte

auf dem Siedepunkte befand. „Der Marschall kommt heute!" rief mir W. zu, „wir treffen uns in der Locanda." W. schien große Eile zu haben, denn er verschmähte es, bei mir zum stand bei

den

übrigens schon

wie irgend ein türkischer Kavedschi.

meinem Frühstück,

mich

setzte

gut zu bereiten verIch blieb demnach allein so

Kaffee zu bleiben,

ich

nuten mich

in meine Polster, rauchte meinen

ich

,

nach türkischer Sitte nichts zu denTschibuk und bemühte mich ken. Das Erste, was nach anderthalb Stunden wieder dachte,

war, daß der Marschall heute kommen sollte.

eigentlichen

war der

ich

wohl schicklich

Sinne als Baschi-Bosuk erste Gegenstand

meinem Mantelsack stibitzt

vorzugsweise

selbst

sack

ein Halstuch

besaß

vierzehn Tagen nicht mehr, die weißen Pantalons,

hier

des

hatten,

Mein kleiner Spie-

mir die Bulgaren aus

gewesen, den

am

gern

trägt,

hatte

schon

die man

mir vor einigen Tagen

ich

Brunnen gewaschen und dann

,

seit

gereist.

um

ihnen die Glätte

Anstands zu geben, meinen mit Steinen beschwerten Mantelauf dieselben gesetzt. Trotz aller dieser Mühwaltung sah ich

selber

ein, daß ich mit ihnen keinen Staat machen konnte

;

gel

Male seit langer Zeit siel es mir jetzt ein, daß es im sei, Toilette zu machen, denn bis hieher war

ersten

ich

Zum

meine

hatte

ich

Theil dem Ungeziefer opfern müssen, die übrigen waren zwar inTirnowa gewaschen worden, da man aber Hemden

zum

Schumla.

74

so

sie

in Bulgarien die Plätteisen nicht kennt, sahen ebenfalls nicht zeigte sonderlich schön aus. Was endlich meinen Rock anbetraf, er allerdings

einzelne

noch

Spuren eines früheren europäischen

Glanzes, indeß meinten die Nähte wollten, das heißt

sie

wie

sie

kein rechtschaffener Christenrock

doch,

Strapazen könne

solche

und deshalb thaten sie,

ertragen

waren an mehreren Stellen dem

,

Drange der Umstände gewichen und aufgegangen. Das Christen thum verlangt daß man nur mit einem Gott reise und die türStraßenräuber behaupten, daß alle überflüssige Equi der viel Kleipage nur die Reise erschwere und daß ein Mensch ,

kischen

Geld haben müsse beiläusig gesagt, eine Ander Türkei maßgebend sein kann.

nur

Wie dem nun

;

auch sein mochte,

wußte

ich

vor Omer Pascha meines doch,

schlechten

ich

sicht, die

in

der habe, auch viel

hatte keine Ursache,

Habits wegen zu schämen;

daß auch er einst mit zerrissenen Schuhen bei



doch,

das

Göl-

Principal in Baist

hissan an der Landstraße gesessen, als er seinem

nyaluka heimlich davon gelaufen

mich

eine Geschichte,

Das wiederholen wollte, was bereits Biographisches Generalissimus

eben nur

über den

in den Zeitungen und an anderen Orten

so

ich

ich

hier gleich erzählen will. Es würde eine überflüssige Arbeit sein, wenn

die

viel

ist; der Zweck dieser Mittheilungen besteht vielmehr darin, diejenigen Details zu rectisiciren, welche man dem Publicum gesagt

fach

über das Leben

dieses

Mannes bekannt gemacht hat, und die ich

aus dem Munde Theil stricte denen widersprechen, welche von Leuten mir erzählen ließ, die seit Jahren seine Schicksalsge fährten, oder wenigstens in seiner steten Umgebung sind. Da

zum

ich

übrigens keine wirkliche,

ausführliche Biographie geben,

son

nur Momente aus Omer Pascha's Leben mittheilen werde, übergehe ich, was an minder wesentlichen Specialitäten zu einer

so

dern

Biographie gehört, und bevorworte nur, daß das sein früheres Leben Betreffende

von Omer selbst erzählt und ganz ebenso

in

Schumla.

75

feinem Tagebuch e niedergeschrieben letztere vielleicht erst nach

seinem Tode

wurde,

welches

veröffentlicht zu werden

bestimmt ist, daß ich also aus authentischer Quelle geschöpft habe,

Omer Pascha stammt aus einer weder reichen kroatischen

Familie bei

Anterofsicier eines

den



mir an

der

wurde

den

österreichischen

er

selbst

Militairgrenze der

,

sich

vornehmen

unter dem Namen L a t a s als

unangenehmen Auftritts mit

Vorgesetzten dert

und diente

,

noch

Jn

Grenzern,

einem seiner

militairischen

als er

vielleicht anders erzählt,

von einem alten Rittmeister

Latas'

noch

sehr

Folge

gut erinnerte

geschil



ver-

ließ Omer heimlich seinen Dienst und floh nach Türkisch - Kroatien bis zur Stadt Banyaluka am Flusse Verbas. Hier suchte er, um seinen Unterhalt zu verdienen , aus einige Wochen Arbeit, und fand einen türkischen Kaufmann, der ihn in sein Haus nahm, weil der Flüchtling der deutschen Sprache mächtig war, eine gute Hand schrieb, und

er

ihn also für seine kaufmännische Correspondenz

sehr gut verwenden konnte.

ihn in

Er

nahm ihn in sein Gewölbe, stellte

als Gehilfen an, und gewann ihn alsbald

diesem

Jslam

daß er ihm den Vorschlag machte, er solle zum

und seine Tochter heirathen. terlichen Freundes bemächtigte

sich

nach

Omer gab

und trat zum

dem Wunsche

Jslam

über.

seiner eine große Niedergeschlagenheit,

so

lieb,

übertreten seines vä

Bald

aber

er fühlte

in dieser neuen Lage, und faßte daher den Ent schluß, in der Nacht heimlich Banyaluka zu verlassen und nach sich

unglücklich

Widdin

zu gehen.

Diesen Vorsatz führte er nach kurzer Zeit wirklich aus ; in der Nacht, ohne seinem Principal davon gesagt zu haben, machte er sich mit nur dreißig Piastern in der Tasche aus den Weg und kam

bis

nach

Gölhissan, einer kleinen Stadt an demselben Flusse.

Hier, kurz vor der Stadt, sank er ermattet Stein nieder; seine Schuhe waren zerrissen, sich

neue zu laufen, er wußte nicht,

wohin

auf einen hatte kein Geld,

am Wege er

er sich wenden,

was er

Schumla.

76

Bitterlich weinend

beginnen solle.

fort,

und

setzte

er

Muth einsprechend,

sich

gelangte

(einem halben Piaster)

Hier in Widdin

endlich

nach

er

setzte

Widdin mit zwanzig

in der Tasche. sich

ein Kaffeehaus und hörte, wie

davon unterhielten,daß Ibrahim Pascha einen von Widdin anfertigen lassen wolle, jedoch Niemanden sin

mehrere Personen

Plan

und fand wirklich sei

Langsam und

halten mußte.

Para

irgend etwas,

Strick, der die zerfetzten Schuhe wieder zusammen

einen kleinen

nen Weg

er nach

seine Schuhe ausbessern könne,

sich

in

womit er

suchte

sich

Arbeit zu liefern vermöge. Omer sah hierin er trat zu den Türken und erklärte, er einen Rettungsanker;

sei

den könne, der diese

bereit, diesen

anzufertigen, wenn man ihm nur sagen wolle,

Plan

Die Türken meldeten Ibra der Stadt, der die ge junger Mann

sei

him Pascha, es

ein

in

wie er diese Arbeit erhalten könne.

Pläne anfertigen wolle. Ibrahim ließ ihn zu sich kom men, gab ihm die nöthigen Materialien und Omer begann seine wünschten

Arbeit. ;

aus

er

Letztere siel zur großen Zufriedenheit gab

Ibrahim Pascha's

Omer neue Kleider und behielt ihn bei

in der

sich

Eigenschaft eines Privatingenieurs.

Als Ibrahim

Pascha

bat Omer denselben, ihn im

später

nach

Militair

großen Einfluß in Konstantinopel,

Mostar

anzustellen.

er schrieb

versetzt

wurde,

Ibrahim

besaß

im Interesse Omer's

Kriegsminister und dieser machte den Letzteren zum KolAgassi (Colassi oderVicemajor). In kurzer Zeit avancirte er zum an

den

Major und

machte

als solcher den Krieg in Kurdistan mit; er

in demselben sehr aus, wurde Oberstlieutenant und Oberst, und kam nach Beendigung des Feldzugs als Comman zeichnete

sich

deur eines Infanterieregiments nach Konstantinopel

Paschas

in

später

Hier

,

ging dann zum rumelischen Corps über und Mostar, wo er durch die Intriguen mehrerer

ward er Brigadier stand

zurück.

gezwungen

ward, den Dienst zu verlassen.

Er

reichte

Schumla. ein,

seine Demission

begab

sich

77

Adrianopel und lebte von

nach

einer monatlichen Pension von funfzehn Ducaten drei Jahre lang. Bei Gelegenheit der moldau-walachischen Unruhen ward er Konstantinopel befördert;

Marschall-Lieutenant thümern

und des

friedenheit

Sultans,

daß dieser

und ihm den NischanMedschidie

Seite eine Decoration.

ganz zur

so

Zu-

ihn zum Marschall ernannte

Classel, sowie einen mitDia-

manten verzierten Ehrensäbel verlieh. sischer

Feld-

er zog nach den Donaufürsten-

dort die Angelegenheiten

leitete

und zum

zurückberufen

Ebenso erhielt er von rus-

Bei Ausbruch

Revolution

der

in

nach

(I.

aus seinem Asyl

als Commandeur en Chef des rumelischen Corps dorthin, schlug die Bosniaken nach allen Seiten, und sendete die

Bosnien ging

er

beiden aufständischen ;

nach Konstantinopel

und Hasiz gefangen einer von diesen wurde unterwegs getödtet, Paschas

Mustapha

wie es hieß, durch Zufall, wahrscheinlich

Der Sultan

aber durch Meuchelmord.

ihm nach Beendigung

machte

Präsent von drei Millionen Piastern, deren

bezahlen, Montenegro

Kriege.

jedoch

Abermals

Als

Später

hat.

mit

weniger Glück

als

ein zu

gegen

dieses Länd-

schlug er auch den Aufstand

im

bosnischen

erhielt er vom Sultan einen Damascener-

auch die montenegrinische

Omer Pascha

Angelegenheit beendet, zog

Schumla und ward endlich zum Generalissimus türkischen Armee ernannt, ein Rang, der ihn in

nach

der gesammten einem

immer

seine Schulden

Alter von etwa achtundvierzig Jahren zur dritten Person

im ganzen türkischen Reiche macht. Sein Schachspiel mit Riza Pascha, welches

in

säbel.

gesendet,

nieder,

chens

Omer Pascha

um

Krieges

dieses

Omer Pascha's

Riza und Omer Pascha

hassen sich

;

übergehe ich.

so

-

Carriere eine nicht unbedeutende Rolle spielt, ferner denAntheil, welchen Valide Sultane an Omer Pascha's Laufbahn besitzt, war Omer,

als er vernahm, daß Riza zum Kriegsminister ernannt worden, der Art aufgebracht, daß er seinen Abschied verlangte. Letzterer

Schumla.

78 thut natürlich Alles

aus dem Sattel zu heben, und wenn von Zeit zu Zeit Gerüchte ausgesprengt wurden, daß Omer ,

um Omer

in diesem Sommer der Fall gewesen, so haben dieselben ihre guten Quellen. In seinem Privatleben Omer Pascha einer der liebenswür

in Ungnade gefallen sei, wie dies ist

noch

er

Er

vorkommend.

gern gefällig und zeigt

reits zehn Frauen gehabt,

Von

Vinnen gewesen.

und

genossen

von dieser Frau getrennt,

Scla-

Etima Hanum, die eine vorzüg

Seit

er

zahlt er ihr monatlich zwölftausend daß

sich

nicht wieder verheira-

soll sehr schön sein und in der Nähe vonKonstantinopel mitgebracht;

sie

Bukarest,

ist

schön

sprossen.

Sie

die er aus der

eines

Bojaren

in

eine Deutsche

war Gouvernante

Walachei

keineswegs

ist

Seine jetzige Frau

wohnen.

,

sie

seine

sehr gut unterrichtet ist.

Piaster unter der Bedingung, thet;

Alle zu-

Frau, ebenfalls einer

seiner vorletzten

und hat rothe Haare und Sommer

lebt jetzt bei ihrem Gatten

in

sich

gegen

die (meist Tscherkessinnen)

Tscherkessin, hat er eine Tochter, liche Erziehung

sich

liebt das weibliche Geschlecht sehr und hat be-

sie

Männer,

ist

digsten

Schumla.

,

Omer Pascha führt zwei Namen nämlich Omer Ludowit, seine Vermögensumstände sind, wie erwähnt, trotz seines enormen von etwa sechstausend Ducaten monatlich, nie glänzend,

Gehaltes

er hat viel an das weibliche der

Sultan

immer;

auch seine

Geschlecht verschwendet,

hat er deren doch noch

Schulden bezahlt,

sein einziges festes Vermögen

und wie oft

besteht

aus einem kleinen

Hause in Stambul, das ihm ebenfalls der Sultan geschenkt.

Von

Familie besindet sich jetzt ein Neffe bei ihm, der früher Satt und vermuthlich dereinst lergehilfe in Triest war, jetzt Colonel dreiundzwanzig Iahre dieser zum General avanciren wird ;

ist

ist

seiner

Vor

Französisch.

dieser stand

lebte seitdem

in

gekommen;

einem

Iahre

ist

alt, ohne Erziehung, hat aber Mutterwitz auch

bis 1831 in

Lithauen.

und sprichtDeutsch und Omer's Bruder zu ihm polnischen

Diensten

und

Omer scheint ein wenig erzürnt auf

Schumla.

79

ist

seinen Bruder, weil dieser nicht zum Jslam übertreten will. Jm Omer Pascha sehr gemüthlich und liebenswürFamilienkreise chen,

was er später wieder vergißt.

zuge

einst

,

sein Wunsch

,

dig

läßt ihn oft etwas verspre-

zu sein,

gefällig

Als

er im bosnischen

Feld-

Stelle kam, wo er vor Jahren verlassen,

an die

wei-

nend und mit zerrissenen Schuhen gesessen, zeigte er seinen Came raden den Stein und schilderte ihnen, was für eine Rolle dieser

Stein in er

eine arabische

ist

ter

seinem frühern Leben

Stute, die

achtzehn

schon

Piaster gezahlt, Million wieder verkaufen würde, da geritten

seinen Feldzügen

Beglci-

steter

Jahre alt, für

die er aber nicht

einst achtzigtausend

allen

Sein

gespielt habe.

die

für eine

Thier auf

er dieses schöne

und das mit außerordentlicher

Liebe an demselben hängt.

bin,

Munde von Militairs

die

gehört,

unterschätze

dieselben doch

in der Türkei, namentlich

aus dem

widersprechendsten Urtheile

über ihn

bin selbst einmal in Kreise gerathen,

in welchen man

so

habe

keineswegs;

auch

,

ich

zu überschätzen geneigt

ich

für meine Person Omer Pascha's Verdienste so

ich

Wie wenig

gar Omer Pascha's Namen nur mit Achselzucken und als den eines ganz gewöhnlichen Parvenü's nannte. Es versteht sich von

sind. Omer Pascha's Carriere

in

reich

ist

,

selbst, daß dies jene Kreise seines unversöhnlichen Feindes Riza aber doch sehr einflußwaren, die am allerwenigsten maßgebend fast allen

Stufen

eine

auch er

,

,

hat wohl die Ungnade des Padischah bereits fühlen müssen und Jahre lang im „Asyl" das heißt im Exil, gelebt, derselbe Umstand aber, welcher ihm zu seinem moglückliche gewesen

mentanen

verhalf,

brachte ihn immer wieder

in Thätig/

nämlich die traurige Wahrheit, daß er der Fähigste unter

lauter

mehr

oder minder Unfähigen

in

keit,

Glanze

war.

Jch

lasse

es

dahin

ist

wie fern die Protection von einer ziemlich bekannten Seite her dem gegenwärtigen Generalissimus von großem Nutzen gewesen, soviel gewiß, daß er sich in allen Feldzügen, an wel gestellt,

Schumla.

80

theilnahm, auszeichnete. Er unter lauter Kleinen der Größte, er würde aber auch unter Großen einen ehrenvollen Platz ist

chen er

alle militairischen, meist pacisicatorischen

;

einnehmen

Pforte übertragen wurden, hat er mit

ihm von der

nen, welche

Commissio»

mentlich aber (und dies die

ist

sein kann, ebenso rücksichtslos

und

nicht

ist

so

unbestreitbarer Geschicklichkeit zu erledigen gewußt. Eben liebenswürdig wie Omer Pascha als Privatmann schroff

er im

zu verzeihen)

Dienste, na-

gegen

Europäer,

im türkischen Heere besinden, während er gegen die

sich

mit viel mehr Schonung

Paschas

nal-türkischen auch kann man

ihm nicht nachsagen,

täten in seinen Generalstab sichtbar vom Kriegsrathe leicht sein,

zu ziehen

europäische

suchte;

So

verfährt.

Capaci-

alle diese werden

entfernt gehalten, denn es könnte sehr

unter ihnen geistig bevorzugtere

sich

bemerkbar

sein ganzer Generalstab besteht daher aus Türken, mäh-

;

machten

daß

daß er

natio-

B.

ist

so

zu sehen;

z.

rend er es doch sonst liebt, deutsche und andere

-

und ebenso sein Leib

sein Leibarzt und

Dieselbe Rücksichtslosigkeit Walachei

gegen fremde

Civilisten um sich Or, Redenbacher ein Wiener,

Hofmaler Sutter

auch ein

zeigte er nach seinem Einrücken

Correspondenten,

in die

die er bekanntlich

Weise aus Bukarest ausweisen ließ.

sehr rüde

Deutscher.

auf

Trotzdem weiß

Omer Pascha wohl, wie viel von seiner europäischen Popularität er derselben Presse zu danken hat, die ihn fortwährend

Schild hob, deren Repräsentanten

er

aber

auf ihren

aus Erkenntlichkeit

auf den Schub bringen ließ. Man glaube nicht, daß Omer Pascha

gen können,

da

ich

ich

mit der europäischen Presse unbekannt sei, er liest eine große Menge von Zeitungen, hievon habe mich sehr speciell überzeuselbst

einmal ein dickes Zeitungspacket an ihn

sein

kräftig und gedrungen

Gesicht

ist

leibt;

er

ist

ragende

;

ist

Was seine Persönlichkeit betrifft,

so

bereitwilligst mit mir transportirte. dieselbe keine hervor-

gebaut und keineswegs

be-

markirt, ohne edle Züge, seine Nase breit

St

Schumia.

Kinn

breit

Backenknochen springen und

eckig

sein

,

; seine

ist

und flach

slawisch hervor, sein

echt

Bart bereits ergraut.

Man

sah

ihn in der Regel sehr einfach gekleidet, in rothem Soldatenfeß,

Letztere



fehlen. ich

Sollte

dürfen einmal bei

Dies

Beinkleidern

weißen

türkischen

Omer Pascha

den überschwenglichen

und

Lack-

Würdenträgern

der türkische

,

stiefeln. nicht

Waffenrock,

schlichtem

ist

blauem,

Serdar.

Sympathien des Lesers für dieso

möge er be Feldherrn ein wenig zu nahe getreten sein, denken daß sich die Dinge an Ort und Stelle häusig sehr viel ,

sen

anders ausnehmen, als sie, aus der Ferne betrachtet erscheinen.



Während man zum Ruhme des Lebendigen aller Ecken in die Posaune bließ, suchte man hie und da die sauer erworbenen Lorbern

eines Dahingeschiedenen, nämlich

Mussa Pascha's

zu

schmälern, den mitten in seiner heldenmüthigen Vertheidigung

hart bedrängten Silistria der Tod dahin raffte. Im Hauptquartier sowohl als an anderen Stellen erzählte man sich von

des

Bestechungen,

die Belagerer versucht; man habe, hieß es,

welche

der gemerkt

man erzählte

,

übergebe,

ja

Mussa Pascha 100,000 Silberrubel geboten, wenn er die Festung sich

sogar, Oberst

Dien,

daß zwischen Mussa und den Russen Unterhandlun

im Gange seien, habe offen erklärt,

gen

ein Franzose,

niederschießen,

er werde

wenn er irgend etwas Verdächtiges

den Pascha sehe.

Mit

trug man sich, als den braven Mussa

solchen

Ammengeschichten

bereits

die kühle Erde deckte!



Mussa Pascha war einer der

und entschlossensten türkischen Artillerieoffciere, er schon vor Beginn der Belagerung erklärt, er werde die

tüchtigsten

Iuni traf

rade sich die an

ihn ein Stück Bombe

Wort gehalten,

in

am

2.

Festung nicht lebendig verlassen und er hat

die

Seite, als

denn er ge-

Hände trocknete und dem Lieutenant Grach, der stets

seiner Seite war,

das Handtuch reichte.

darauf war er verschieden. Ofsiciere wußte «onstanNnoxel.

sich

auch

Wenige Minuten

Keiner der in der Festung thätigen

nur des geringsten Zeichens zu entsin6

hatte

S2

Schumla.

nen,

das Mussa Pascha

Grach

,

hätte comvromittiren

der das unbeschränkteste Vertrauen

können;

selbst

des Pascha's

besaß

und nie von seiner Seite kam, wies diese Insinuation mit rüstung zurück und

behauptete

,

in der Festung

Seiten der Bela


Ehrlichkeit

diesen flüchtigen Zügen kein schmeichelhaftes

;

des

dahingegen

froh, wenn man

Bulgare

ist

der

der

für seine persönliche Sicherheit zu befürchten in

Bulgaren

sich

ich

nicht

;

Grase weiden konnten.

innerhalb

,

gemäheten

daß

bleiben

wie die Moldau und Walachei,

ein Land

muß.



das Land,

j?4

Die ganze Welt in Varna.

welches

der

europäischen

Civilisation

dorthin muß der Strom der europäischen

Colonisation gelenkt

denn dort liegen Reichthümer, unermeßliche,

werden,

muß;

werden

gewonnen

unerschöpf

Ernährungsquellen sür tausende von Familien. Die Türkei es für hat an mir in sofern den unversöhnlichsten Feind, als in

ich

liche

durchaus unstatthaft halte, daß sten Landstriche

Europa's

noch

werde wie es zwischen dem

heute ein Schlaraffenleben

Bosporus

der

geführt

Donau der Fall

zum schwarzen Meere und herauf

aus Bulgarien,

ihm die Colonisation,

Hals rückt, der Bulgar

Thor trage,

Todfeind, der

sich

sobald

zurückziehen,

Civilisation

überhaupt die

hinab

Der Türke wird

aus Rumelien

die er haßt wie seinen aber

Früchte,

durch das eiserne

Sorge der europäischen Mächte, ja

die

seine

auf den

ja

Gold,

sein

dereinst

sie

Donau

h.

die

ist

und

d.

dort

allmälig

fruchtbar

in Bulgarien liegt ein neues Californien und daß

ist;

das

einem der schönsten,

ist;

auch

wird als Arbeiter unter einer umsichtigen

Lei

tung gut zu verwenden sein und als solcher das erfüllen, was er selbständig

nicht zu leisten vermag.

wollen.

Frankreich und

einen Consularbeamten

England

andern

man muß es

sendeten

dieses Land,

bereits wer

treten

bleiben,

winnen kann selbe zu

denn

sie

in allen einigermaßen bedeutenden Städten Bulgariens ver-

;

den

nach dem

holen,

sie

suchen

dort

in

nur

Alles

zu

nichts zu holen ist; es

ist

so

Jch bin durchaus nicht der Ansicht mancher deutschen Diplomaten, daß dort unten an der Donau für Deutschland

wissen, was man

den deutschen Großstaaten

thun, um der Resultate

ebenfalls theilhaftig

zu werden.

Jnitiative

eingeräumte

zn sorgen.

werden,

wäre zu rathen,

gegenwärtigen

Die Pforte hat bereits daß ihre Resultate

dafür haben

ge

das

Prozesses die

in Betreff der Vollberechtigung

christlichen Unterthanen ergriffen,

nachhaltig

dieses

dort für die Folge

wahr

ihr

ihrer und

die christlichen Mächte selbst

Bereitwillig geht die Türkei ihrem eignen Verderben

gezwungen,

reformiren und

Dies

zu reformiren.

Die Gleichberechtigung

tergang.

die fremden Mächte

durch aber

Rajahs wird die Türkei

der

bequemen

zumal dieser Vortheil zunächst

ihrer Instutionen, mögen

zur

die Hände des

und rühre an keiner

schlecht sein,

oder

man mache

Fragt nur den Kai auf die Erbschaft Rumelien gefaßt. Nikolaus, der hier Sachverständiger. das Land der lo ni sation, dort Bulgarien, sagte ich,

C

sind keine Urwälder

o

ist

ser

nie

ist

sich

noch

sie

man erhalte die Türkei wie so

daher:

sich

Meine feste Ueberzeugung

fallen muß. sie

ist

liderlichen Griechenthums

wird

weniger den Rajah als gleichberech'

noch

ist

tigt anerkennen,

,

aus Rand und Band bringen, der Muselmann

Civilisation

unfehlbar ihr Un

in

will

125

ist

entgegen;

ist

sie

Die ganze Welt in Varna.

zu lichten,

ein urkräftiger

Boden

wird

die

Mühe des Psluges hundertfach vergelten. Ich kenne mehrere Europäer, welche diesem Sommer das Hundert Ioch fettesten Ackerlandes mit tausend Piastern, also funfzig Thalern, in

leichteste

mit zweihundertfunszig

hundert Joch Acker, nebst

Gartenland



Thalern kauft man fünf etwa zehn Ioch Wein- und ebensoviel

dabei unter hundert Procent arbeiten? einwenden,

auch diese lockende



Sache müsse,

Nachbarin, der Donau, keinen fen, wie man

sich

bisher

Früchte

ist

Versendung der gewonnenen

sie

und Haken haben, aber die hat so

chen

Landwirth würde Man wird mir vielleicht

welcher einigermaßen thätige

wie Alles, ihre Häk

nicht,

in

gekauft haben;

denn selbst

Bulgarien

die

mit seiner

großen Schwierigkeiten unterwor

darstellte.

Der

träge

Bulgar braucht

allerdings vierzehn Tage, um sich mit seinen maisbeladenen Och senwagen vom Balkan bis zur Donau zu schlafen (denn schlafend macht er seine Fuhren), jeder thätige Landwirth jedoch braucht nur den dritten Theil dieser Frist, auch wird er zu allererst für Herstellung ordentlicher Wege sorgen. Auf den Gedanken, Eisen bahnen

in Bulgarien jetzt anzulegen, konnten

länder gerathen.

eben

nur Eng

Meine Pontus-Expedition.

126

VIII. Meine Pontus-Expedition. „?erer

nisten, hier hat am liebsten

Poesie"

die Geschichte geweilt

Sage ihren ehernen Griffel in das mosige Gestein des Heiden- und Christenthums vertieft; hier schaut das Lächeln

und

die

Scheherasadens aus jedem vergitterten Fenster

;

hier glänzt der

Mond in füßen Nächten am liebsten und übergießt den ganzen Zauber mit bläulichen Tinten; hier schlug Darius seine Schiff über den thracischen Bosporus; hier lagerte der fromme

brücke

Gottfried von Bouillon mit seinem Kreuzfahrerheer; hier schwamm die schöne verfolgte Io, in eine weiße Kuh verwandelt, nach dem

— —

dieser Geschichte

,

denn wer weiß, ob

doch sie

Ufer hinüber, als

astatischen

schweigen

wir von

wahr ist.

Schnell trug mich das Dampfschiff an dem reizenden Bujuk-

vorüber, in welchem die Gesandten der europäischen Mächte während des Sommers die Idylle durch dann folgte rechts Thediplomatische Chikanerien profaniren „großen Thal")

;

dere (dem

rapia, wo

einst der

Sultan residirte, links Chunkiar-Iskelessi,

berühmt durch den Vertrag,

der

in

übergab, und dieBeykos-Bai,

Rußland das schwarze Meer

welcher gerade jetzt die türkische

so

Flotte vor Anker lag; rechts das vorspringende Iem-Köi-Burnu, links Indschir-Köi, — und ging die Fahrt weiter zwischen Stenta und der Bucht von TschibuM, Balta-Liman und Kanden Schlössern

Rumili- und Anadoli-Hissar mit ihren und

großen massiven Thürmen

den

hainen; ersteres baute Mohamed griechischen

Felsenthron

Darius

Europa marschiren

Hissar

sich

in

nach

des

Phaläologen. ,

den

von sah,

der Geschichte

II.

sie

lidsche,

beschattenden Cyvressen-

zum Entsetzen

— Dort

oben

der zittern-

stand

einst

der

welchem aus dieser seine Armeen

während

dort drüben Anadoli-

den Namen des schwarzen

Thurmes

Meine PonwS-EMdition.

verdient, weil massenhaft den

Tenfelsströmung

Seiten

den

Kandili,

und

Bebek

Ietzt kommt die sogenannte

Akindissi" des Bosporus, zu bei

„Scheitan

,

Köi, Orta-Köi

in demselben die armen Gefangenen

Foltern erlagen.

entsetzlichsten

133

Arnaut-Köi

und Beglerbeg-Köi, Beschiktasch

und und

Kaum biegt das Schiff um Kuru-Tscheschme,

bagdsche.

der Glanzpunkt dieses Feenbildes len Thnrmen

,

,

Wani Dolmaso

tritt

die Seraispitze mit ihren vie

ihren dunklen Cvpressen

ihren glänzenden

,

Mo-

links entfaltet sich allmälig das asiatische Skutari, rechts Tophane, Galata und Pera, das Frankenquartier. Das schönste Blatt aus dem Wunderbuche des Orients scheen dem

Auge entgegen;

liegt vor mir, der Punct,

von welchem,

wie der Dichter sagt,

man die Erde betrachten müsse, wenn uns nur ein einziger Blick ich



daß ich

geblich gesucht

,

gesagt, daß

ist

hier

Du

so

bei

denn

Blättern geschrieben,

Pracht des Orients lange ver-

Dir

gedacht, wenn's da nichts

beginnt die eigentliche Sonne des Orients,

jeder Punct ein Wunder,

Phantasie,

ein ganzes Epos

kann mir die ganze Türkei gestohlen werden!

hier, hier

Aber

diesen

Dir

viel Ungeziefer und viel brave Menschen

gefunden, und gewiß hast Besseres giebt,

die

habe

ein

Traum der verwegensten

der schönste Punct

hier steht

d

Dir

ich habe

ich

in

Leser, auf dieselbe gestattet sei. voll trüber und heiterer Gesänge

er Welt.

-

Während der Fahrt durch den Bosporus war mir eine ganze und Handelsschiffen begegnet, namentlich in Flotte von Kriegs

Beykos-Bai

Tage dort liegen, bis sich

in Baltschik

gestehen, kischen

aber

endlich nach

der vereinigten

sind

sah

später noch vierzehn

Varna gesteuert waren, um

Flotte anzuschließen.

meine vorgefaßten Ansichten

Kriegsfahrzeuge

an der bevorstehenden Ex sie

Krim

ich

gegen die

,

pedition

rüsteten zur Theilnahme sie

,

Es hieß

sie

lagen etwa funfzehn türkische Kriegsschiffe, der Flotte, vor Anker. wesentlichste Bestandtheil der ottomanischen der

Ich muß

von dem Znstande der tür

sehr zu Gunsten

derselben

bekehrt

Meine Pontus-Expcditlon.

134

mirt und

auch die türkischen

Matrosen sind

Schnitt ausgerüstet.

nach fränkischem

in

sie

worden; die meisten der türkischen Schiffe sind von europäischem Beil gezimmert, sind ganz in derselben europäischen Weise arihrem Costüme ganz

Die Pforte

besitzt

unleug-

bar einige ganz vortreffliche Schiffe, ob aber der Türke zur See ich

im Manöver feinen das möchte

und Feinden

Freunden

ganz gewachsen ist,



bezweifeln.

waren sich

im Bosporus thätig

der Seraispitze

,

Auch französische und englische Schiffe, namentlich

das regste Treiben

gegenüber,

zwischen

Dampfer,

aber entfaltete

Galata und Skutari, ich

auf dem Ankerplatze, wo sich der Bosporus mit dem MarmoraMeer und dem goldnen Horn vereinigt. Was an Schönheiten an den Ufern des Canals gesehen, war nur ein Vorspiel zu dem Links überraschend großartigen Anblick, der sich hier entfaltete. von uns zog

sich

Skutari mit

an dem asia

seiner HSusermasse

hinan, auf der Höhe gesäumt von den unzähligen Cypressen der berühmten mohamedanischen Grabstätten, auf sei-

tischen

Hügel

ner Rechten zeigte ben das reizende

sich

die enorme Caserne, zu den

Kadi-Köi auf

Füßen derlel-

Boden des einsti

dem classischen

Chalcedon; hinter dieser Landschaft die Berge Bulgurlu und Kassi-Dagh; zu den Füßen derselben das Marmora-Meer mit den gen

schönen

Gerade

Prinzen-Inseln.

vor uns

mit ihren unendlichen,

Seraispitze

entgegen

historischen

Erinnerungen, die aus

streckte

dem dunklen,

die

Chaos von Thürmen, Häusern und Cypressen

Moscheen

Stambuls,

die große

uns die

theils unheimlichen,

gebenden Laube uns gleichsam zuzuflüstern schienen. sem

sich

Aja Sophia,

Kiosks um Hinter die ragten die

die Achmetje,

die

Suleimanje, die Mahmudje und alle die übrigen mit ihren gol denen Kuppeln und den glänzenden Minarets hervor, dazwischen die verbrannte

Säule und

der

Seraskier-Tbunn.

Rechten stieg das Ufer von Tophane und ermeßlichen

Häuserwust

steil

Zu unserer

Galata mit seinem un hinan zum Galata -Thurm und

Meine Pontns-Expedition. Perci, der eigentlichen Frankenstadt



dem

,

135

„diplomatischen Kräh

sten

ist

Gemälde, unfaßbar für den Blick des Fremden, unbeschreiblich für die Gewalt der poetisch winkel".

Unermeßlich

dieses

Feder.

Der Zufall ,

Konstantinopel

oder

das Schicksal begünstigte meine Ankunft in

leichte Nebel senkten

und hoben

sich

über den

,

herab

durchglühte

sie

in

Kuppeln der Moscheen und spielten dem Laube des Serai, kerzengerade schickte die Sonne ihre Strahlen auf diese Nebel mit

Schimmern und warf den auf der Aja Sophia in das

goldenen

Reflex des colossalen Halbmonds

Marmora-Meer;

die

Quais von Skutari

und

Galata belebten

sich

ein

halbes Hundert

Kaiks,

leichten

der

der eleganten türkischen

auf unser Schiff zu, und lag im

,

;

mit der buntesten orientalischen Staffage, ganze Schwärme von Möwen schaukelten sich auf dem Wasser um uns her mindestens schön geschnitzten

Gondeln,

steuerte

und feder-

im Wettkampf

Pi

Augenblick wie eine

nächsten

;

ratenflottille an der Treppe ein türkischer Polizeibeamte legte an das Schiff, um sich nach dem Gesundheitszustande der Passa giere zu erkundigen,

kaum hatte mau uns die „libers, praües,"

,

gefallen

und kaum war die Antwort befriedigend

auch die Katzbalgerei der Kattschis

gann.

Die

und Koffer

Nachtsäcke

um

aus

gegeben,

als

uns arme Passagiere be

flog

en gleichsam von Bord

ich

in

Kaiks, das Gedränge auf der schmalen Schiffstreppe wurde lebensgefährlich, selbst hing, mich gegen ein paar mir nach die

Koffer wehrend, an dem

geschobene

ein

Opfer des

mich

unten

Seil

der

Treppe, und ward

im Boote auffangenden armenischen

Kaikschi's.

mir oben beschriebenen Bildes aber, wie aller Zauber, bei der ersten Berührung.

ganze Zauber

«erschwand

sion zerstört

ich

Kaum hatte

den

jenes von

Fuß aufs Land gesetzt, als die füße

Illu

war: die Häuser, die, aus der Ferne betrachtet, von

Elfen erbaut

schienen,

waren

in

Der

der

Wirklichkeit

nicht einen

136

welche

die bunten, farbigen Gestalten,

welche

er von

Staffage auf den Quais

Bulgarien gesehen;

der Reisende

als

ori

echt

umherwandeln sieht und die

Weitem für lauter Paschas

und

Sultane

zu halten

ge

entalische

in

Piaster mehr werth als alle die,

ich

Pera.

in der Nähe in zerlumptes Gesindel, türkische Hamals (Lastträger), griechische Gauner und maltesische Banditen. — Schade, daß mein schöner Traum schnell zu sich

Ende war!

ich

so

neigt ist, verwandeln

Noch heute bewundere

Engländer,

den

vor der Ankunft in Stambul gesagt hatte, man sich

diesen

sich

die

Illusion

sich

der griechischen kleinen Fruchtschaluppen,

vom Schiffe

fuhr

Marmora-Mcer

dem

Horn umher und verließ mit

dem

Stadt

bewahren zu können; er merkte

Rath sorgfältig, miethete

lang auf dem Bosporus,

müsse die

in

nicht betreten, um

man

dem

nächsten

aus eine

dieser acht

Tage

und dem goldnen

Passagierschiff Kon

stantinopel, ohne das Land berührt zu haben.

IX.

Peru. ckeux, — Douane. — Ein empfehlenswerthes — Mein Kampf Mit der Natu,. — Malata. — Der Wirthshaus. pieeolo «sinpo. — byzantinische Nächte. — Der zaräin

zeigen),

die Nacht

zum

zwölf Uhr Mittags ihre Harems

natürlich weder im Ramasan, noch zu irgend

Zeit einen Fremden hineinschauen lassen. In diese um Bulgarien Wohnhäuser schwerer einzudringen, als oder

mit

sich

so

meist alle der Oeffentlichkeit mit

Misachtung

in

sie

so

ist

einer andern

den Rücken zukehren,

umgeben, daß kaum ein

hohen Bretterzäunen

Häuslichkeit

türkischen

und Eifersucht nicht

gefährlich.

ja

ist

ist

Huhn über dieselben zu fliegen vermag; dem Fluge der Gedanken der allerdings freier Spielraum gewährt, aber dieser Einen

in

sei

Garten muß jeder Konak haben, und es nur eine Weinrebe, die wilder Romantik über den ganzen Hof schlingt. In diesem sich

Hof

schaut gewöhnlich der offene

Vorbau des Hauses, derTschar-

dak, und in diesem liegt dann auf feinen Teppichen und Polstern

Hausvater (ich nannte ihn immer nur den Haus-

der türkische

hahn),

„Käff",

macht sein

ein Zustand der höchsten Seelenruhe,

tar niente noch

das italienische äolee

Arbeit

in welchem der eigentliche Lebensberuf des Moha-

ist

gegen welchen

medaners bedienen

und

besteht; und

er läßt

denkt



sich

ich

habe

,

Festung wohnend

gar nichts.

Tage, die ich, in

dem

Auch ich

Konak

der

in ähnlicher Weise verbrachte, oft versucht;

mit der Grandezza

Zenah's,

von seinen weiblichen Individuen

schlechterdings

habe dies während der acht

ein Stück

der schwarzen

eines

Sclavin,

Pascha's

die Huldigungen

hingenommen,

welche

t3*

man

Der Ramasan. ich

196

,

als wäre Tschibuk geraucht war doch nur Aeußerlichkeit,

ich

sie

,

,

sie

sie

mir als Bedienung zu Gebote gestellt; habe echt türkisch weil ein verachtet, mit Souverainetät auf herabgeblickt Prachtexemplar an Häßlichkeit war und mit einem Air meinen denn

„Käff" Versuchen, nicht zu denken, Wege des wahrhaftigen

Orientalismus

aber

das

meine Bemühungen

im

der Padischah alle

scheiterten und

dies

warf meinen ganzen ich

in dieser Richtung ist, nicht zu denken. Alles, was war doch nur reine Affectation und deshalb verzweifelte an der Hoffnung,

je

,

leistete

an den schwierigen

Man glaubt gar nicht, wie

über den Haufen.

es

schwer

selbst;

ein correcter

sie

ich

Effendi zu wer Zenah, die Schwarze, that alles Mögliche, um mir meine den. Lage recht beschaulich zu machen, kredenzte mir den Kaffee nie schon ganz

legte, während

sie

shne den tiefen orientalischen Gruß,

mir mit

an die Herz

Stirn,

was

verdeutscht

so

der einen Hand den Kaffee bot, die andere mit einer zirkelförmigen Bewegung auf die Brust, dann an den Mund und endlich viel sagen

will:

das

was

denkt, spricht der Mund und dieser grüßt Dich.

Zenah

,

sie

war mindestens einen Kopf grö war ein wahres Mammuth ßer als ick, hatte die Füße eines Kamels, die Knochen eines

waren ihr auf beiden Backen Schnitte beigebracht dereinst wieder zu erkennen

sein sollte,

,

Elephanten und den Blick eines Ebers; ihr Antlitz war von tiefbrauner Farbe; von ihren Eltern oder ihren früheren Herren an welchen sie

ihre Backenknochen

stan

Trotzdem war

Bratwürsten.

müthigsten Wesen; ungeachtet

sie

leisen

Tritt

eins der sanft-

ihrer kolossalen Beine

besaß

einer Katze und trotz ihrer kaffeebraunen

gelbe Schuhe,

einen grasgrünen

einen rosarothen

Mantel.

den Jaschmack

den

Farbe trug

Schalwar (Beinkleid)

Wenn Zenah

Ueberwurs trug und ihr glänzendes

sie

kleinen

und

ihren heuschreckgrünen

schwarzes Gesicht

oder Schleier gehüllt hatte, dann war

züchtig sie

gleich

sie

den weit hervor, über ihren Augen lagen ein paar Fleischwulste,

in

unwider

von Widdin.

abschreckend.



Aber es

ist

stehlich

197

unrecht von

mir,

daß

ich

Abschied

ihr

sie

sie

Böses nachrede; Zenah war doch eine gute Seele, hat mich, den Giaur, mit der größten Liebe gehegt und gepflegt, hat (um mich der orientalischen Blumensprache zu bedienen) mich mit den Rosen zarter Aufmerksamkeit umgeben

und Zenah soll des

halb hier nicht leer ausgehen in den Blättern meiner Erinnerung und meiner Dankbarkeit.

XII. von Widdin.

Abschied

Kriegs-Physiognomien. — Die Vorpostengefechte bei Radowan und Slatina. — Drei armselige Kosacken in Krajowa. — Literarische Fett-Enten. — Die „Moskow top". — Militairisches Schauspiel. — Kalafater Skizzen. — Die Arnauten-Insel. — Allgemeiner Ab

— Auf

zug.

Wiedersehen!

Die

gewartet. meine

ganz

Russen

bestimmte

ich

in Widdin und Kalafat aufge halten und vergebens auf Feindseligkeiten in der kleinen Walachei Sechs Wochen hatte

mich

hatten

sich

Erwartung,

allen Ernstes zurückgezogen, daß

dieser Rückzug,

welcher

mit der Rückverlegung der Hospitäler nach Pitefti und Tirgowift begann, nur eine Maske sei, daß man beabsichtige, die Türken in die kleine Walachei zu locken, ihnen dann vom Fuße dersiebenbür-

galt vielmehr einer wirklichen Concentration

so

;

isoliren

:

zu

sie

in dieFlanke zu fallen und von Kalafat es diese Erwartung ging keineswegs in Erfüllung

zischen Gebirge her

an der unteren

Do

nau, die offenbar, bei Voraussetzung der Eroberung Silistria's,

Foreirung des Balkanterrains im Auge hatte. Dieselbe Vermuthung, daß die Russen vielleicht nur einen simulirten Rückzug eine

angetreten

und man unter allen Umstanden

im Vorrücken nach

198

von Widdin.

Abschied

Krajowa mit Kalafat in stärkster Verbindung bleiben

müsse,

die

wurde auch von europäischen Offneren in Ha-

selbe Vermuthung

lim Pascha's Hauptquartier angeregt, fand jedoch bei den Tür ken nicht den geringsten Glauben. Da gleichzeitig die Nachricht kam, daß die Russen auch von Bukarest aus ihre Bagage und Lazarethe nach Fokschan zu in Bewegung gesetzt, so vermuthete man , daß die Russen ihre Stellung rückwärts zu consolidiren

Pitesti, Tirgowist und Plojesti eine Communi-

suchten und über

cation mit der Dobrudscha zu unterhalten beabsichtigten. Hier mit brachte man zugleich die Ansicht in Verbindung, daß es Omer Pascha's

Plan

gleich über die

gewesen, oberhalb

Donau zu gehen, und daß diese

zu durchschneiden,

Silistria auf vier Punkten zu die Communication sich

eben

der Russen

deshalb auf eine feste

Defensive zurückgezogen hätten. Dies wäre recht brav von Omer Pascha gewesen , wenn er überhaupt die Absicht gehabt und die Lage der Dinge dieselbe möglich gelangte

schon

damals

zu der Absicht,

beobachten, er sah ein, daß er

Omer Pascha

gemacht hätte.

selbst

die Defensive zu

selbst seine Kräfte zersplitterte, je

mehr die Russen die ihrigen in der großen Walachei concentrirten,

Pläne auf, und um nicht auf die d es Feindes bona Käe einzugehen, ließ er eilig Alles nach Schumla zurück dirigiren und die kleine Walachei von den zahlreichen Trup er

daher seine alten

gab

pen

wieder

entblößen,

worden waren.

Die

welche

Russen

nutzloserweise

wollten

sich

dorthin

geschickt

ans keinerlei größeres

in der kleinen Walachei einlassen, außer den dort schwär menden Kosackenpulks befanden sich nur noch vier Eseradons Hu Gefecht

2

— 300

und zwei Kanonen in Krajowa, und für diese in der kleinen Walachei ein Corps von 30,000 Mann zu unterhalten, das wäre eine zu kostspielige Sache gewesen. Des saren,

Kosacken

halb die plötzlichen

sich

überstürzenden Contreordres.

Kaum war inzwischen Kalafat frei geworden, als sich ein Re giment türkischer Cavalerie nebst 300 Baschi Bosuks Skender

von Widdin.

Abschied

199

sie

Bei's als Vorhut aus den Schanzen machte und am ersten Tage bis Bailesch marschirte ; in diesem Dorfe blieben zwei Nächte und einen Tag, als durch walachische Bauern die Nachricht kam, Radowan ein Kosackenposten

daß diesseits

Skender Bei vermuthete

stehe.

natürlich

von etwa 30 Mann eine größere feindliche

Abtheilung in der Nähe, brach auf und hielt endlich eine Viertel stunde vor Radowan auf einer Anhöhe, unter der sich in einer Entfernung von etwa vierhundert Schritten eine kleine Waldung befand. Dieser Wald erschien verdächtig; behutsam vorrückend, näherten

die Türken

sich

cadrons Kosacken hinter dem cken

waren sofort zum Flankiren bereit; dieKosamit großer Courage auf die Türken, deren beide

Schwadronen

stürzten

sich

Schwadronen

Der

auf

sie

kische

als plötzlich etwa fünf EsGebüsch hervorbrachen. Zwei tür

demselben,

Feuer gaben.

Es

sielen mehrere Kosacken.

Anführer commandirte sofort zwei Abtheilungen Lanziers zur Charge und diese derangirtm die Front der Ko Gleichzeitig drangen Skender Bei's Irreguläre mit lau sacken. tem

türkische

Allahgebrüll vor und in drei Viertelstunden war das Gefecht

zu Ende.

Platze,



Hundertstebenundvierzig

Kosacken

zwölf wurden gefangengenommen

fene Waffen aufgesammelt.

blieben auf dem

und viele weggewor

Manche von den Kosacken hatten ihre

Pferde im Stich gelassen und sich zu Fuß in das Dickicht geret tet; wer von ihnen ein gutes Pferd besaß, ging durch. Aus tür Seite sielen drei Irreguläre, mehrere Reguläre und ein Unterofsicier wurde durch einen Lanzenstich im Arm verwundet.

kischer

Die

Kosacken zogen

sich

in aller Eile bis Krajowa (acht Stunden

weit) zurück; die dortige Infanterie der Russen erhielt sofort den sie

Befehl, mehrere Brücken anzuzünden, und die Türken rückten ebenfalls, nachdem gemächlich bis zur Anhöhe von Krajowa vor gegangen,

langsam wieder in ihre bisherige Stellung ein.

Natürlich folgte ihr die Besatzung von Kalafat nach; zunächst gingen drei Bataillone Infanterie (Redifs) und eine Escadron

200

von Widdin.

Abschied

unter Selim Pascha

türkischer Kosacken

um über den Schyl vorzudringen;

ab,

mit sechs Kanonen

diesen

andere

folgten noch

Truppen,

bis endlich die Besatzung der Kalafater Schanzen reducirte, die jedoch schnell durch andere sich auf 2000 Mann aus Bulgarien anrückende Truppen verstärkt wurde. Die Truppen, in Widdin und Kalafat ankamen und abgingen, wollten kein Ende nehmen; es waren imposante Züge, die einen recht leben

die

digen Begriff von der Machtentfaltung

fähig war

noch

heimlichen Türkenfeinde nicht, massen

sahen und behaupteten,

,

deren die

„halbdie

dahingegen schwiegen auch

;

lächelten, wenn

es werde nicht

sie

Türkei

sie

todte"

gaben

diese

das erste

Truppen

Mal

sein,

wenn die Truppen in der Nähe des Serai nach Kalafat hinüber geschafft

Schritte weiter unten wieder über — herübergeschickt würden, aus diese Weise suche

und einige

die Donau

tausend

Padischah beizubringen;

es

Kalafats sie

die Besatzung stark gewesen,

dergleichen mehr

sie

nicht wahr,

wenn man behaupte,

— 30,000 Mann bisher immer 20 12,000 Mann überstiegen,

habe nie

und was

war.

später

in

Die Türken zogen, zehn Tage

großen Begriff von der Macht des sei

recht

sei

man den Türken einen

die Baschi Bosuks

voran,

vier

gerade

Krajowa ein, als die deutschen Zeitungen wie denn überhaupt die Zeitun

dort hatten einrücken lassen,

Jch halte es nicht für zweckmäßig

,

gen den Ereignissen immer um vierzehn Tage

voraus waren.

mich hier des Längeren

über die wenigen kriegerischen Vorfälle in der kleinen Walachei was

kann

die blose, ,

Jagdgeschichten ausrichten

welche

magere

Wahrheit gegen die

zu Hunderten

in

auszulassen;

täglich

den

lügen,

geben

suchen,

müßte

als schon gelogen worden ist, und das will

lassen, weil diese

Blätter nur

genirten Wahrheit gewidmet

der ungeschminkten,

sind.

Die Türken

noch ich

noch einiges Jnteresse zu

ich

Zeitungen standen! Wollte ich meinen Mittheilungen hinterdrein

ärger bleiben

aber auch rückten

un-

in Kra



jowa ein und fanden dort die

drei armselige, hatten;

daselbst festgekneipt

sich

2U1

von Widdin.

Abschied

betrunkene Kosacken, der kleinen

die Hauptstadt

Später lieferte Skender Bei bei Slatina, in welchem er den Russen

Walachei war also billig erobert. das Vorpostengefecht

noch

vier schöne Feldgeschütze

und eine Anzahl zwei- und vierfüßiger

Ich

Gefangenen abnahm.

befand

mich

gerade

in Kalafat, als Die Ge

Trophäen dort am Morgen eingetroffen waren.

diese

sie

ausgezogen

langten

in Kalafat

eintrafen,

vor Halim Pascha geführt zu werden; dies

beklagten sich, bei diesem über die Räuberei

ten, die

sie

sie

und

worden; als

bis auf die Schuhe ausgezogen.

recht von den Baschi

seiner

„Das

ist

Stiefel

sie

fangenen waren von den Baschi Bosuks bis aufs Hemde und die ver

geschah

Solda sehr un

Bosuks," antwortete ihnen Halim Pascha

ist

,

mit seiner heiseren Stimme, während sein Adjutant ein riesiger Türke, der mindestens zwei Ellen größer als Halim, beistimmend mit dem Kopfe nickte; „das sehr unrecht von den Baschi Bo suks,

aber

Euren

ihr Hunde treibt es

noch

viel ärger, denn ihr

Gefangenen nicht einmal die Schuhe."

laßt

Am Nachmittage

gen wurden

nach

Widdin hinübergeschafft,

an

Zahl. begab

Der auf

lim Pascha's.

mich vom Lager

dem

hauses stehende Posten kam die Kanonen.

„Burda

mich die erbeuteten

allein zum Konak Ha

Hofe des kleinen walachischen Land

mir lächelnd entgegen und zeigte auf

Moskow

Top" (da

nicht

Zwölfpfünder

,

es gern zu thuu pflegen

mit

;

sich

in

Kanonen!) sagte er mit schadenfroher Miene. richtig diesmal

es

Kanonen; um

sind

die russischen

Die Türken hatten

ihre eigene Tasche gelogen, wie

sie

zu besehen,

ich

Viel Interesse hatten für sie

dreißig

etwa

waren vier ganz tüchtige Geschütze,

einem Protzkasten

in ihrer Mitte

;

der

sie

waren die Gefangenen vollständig bekleidet und am andern Mor

die russi

Chiffern in dem Erz und auf dem Kasten überzeugten mich von ihrer Identität. Am Fenster des Häuschens stand auch der schen

202

Abschied

von Widdin.

,

nonen zeigte

,

denn als

nickte er und

lachte mit

dem ganzen dunkelrothen

Einer seiner Adjutanten nahm

Gesicht.

auf die Ka

ihn grüßend

,

zu haben

,

Eroberungen

ich

kleine, dicke Halim Pascha; er schien seine Augenweide an diesen

auf der Hausflur

mich

Arm und führte mich mit geheimnißvollerMiene

beim

nach einem

„Hepsi Moskow" (Alles russisch!) rief er,

kleinen Hinterzimmer.

Bei

lagen.

beisammen

dieser Gelegenheit

die massive Schwere der russischen

mußte

ich

auf einen Haufen von rothen Czakos, Cartouchen, Säbel ohne Scheiden und aus etwa Hundert Carabiner zeigend, welche hier abermals

Carabiner bewundern, die mir

in den Händen verschiedener türkischer Cavaleristen auf übertreibe nicht, wenn gefallen waren; sage, daß ein solich

ich

schon

so

Carabiner mindestens zweimal schwer wiegt, als die Der Adjutant führte mich später auf einen Wiesenunsrigen. plan hinter dem Hause; hier standen etwa sechzig russische Pferde, cher

Theil sehr kräftig, zum Theil elende,

zum

nichtsnutzige

Zehn von ihnen waren ziemlich

kleiner Race.

Thiere

stark verwundet,

die türkischen Viehärzte hatten schon an ihnen ihre Kunst versucht; ich

— fünf andere waren als unheilbar niedergestochen worden. Etwa zehn Tage darauf befand mich zum letzten Male in

ses

will

Punktes

im dortigen Lager zu

einigen Freunden

daher diesem historisch gewordenen

einige Zeilen widmen. ist

noch

ich

verabschieden

;

um mich von

schon zu

Dorfe

Die strategische Oertlichkeit

oft beschrieben,

ist

Kalafat,

fasse mich

die

also hierin

Vom Donauufer ab steigt der Boden allmälig zu einer imposanten Wellenlinie hinan, an deren Rücken, nach der Donau kurz: zu,

sich

das

Dorf Kalafat mit

niedlichen, weißen Häusern und

der großen Schlachterei des Hamburger

Hauses Koopmann

und

,

zen

,

hinauf zieht. Die Höhe selbst nehmen die riesigen Schanzen ein, die sich eine kleine Stunde lang dahin ziehen und an beiden Enden durch ein Fort begrenzt werden; in dieser gan

Bridgman

großartigen Ausdehnung besindet

sich

alle

5—600 Schritte

Abschied

von Widdin.

203

entfernt eine Bastion mit Geschützen des schwersten Kalibers; die Verschanzungen bergen vier starke Redouten als zweite Fortisica-

Von

tionslinie.

auf die

dem

Brückenkopf gelangt man über eine leichte

stark verschanzte

Insel

din und endlich bietet Widdin

selbst

Brücke

dritten

den

zwischen

Kalafat undWid,

mit tüchtigen Außenforts

Punkt dieser formidablen Position.



Wäh. rend der Occupation der kleinen Walachei durch die Russen wur den diese Schanzen von den Türken mit all dem Geheimniß um festen

geben, das man zu können, daß

erzwingen Man

mußte, wenn man nach

Erlaubniß Sann Pascha's haben,

eine

jedem

unbefugten Blick sorgfältig

sodaß

sich

englischer

verhindern

Kalafat durch Wort und Bild in allen Zeitungen

beschrieben wurde. erst

konnte, ohne hierdurch

der dieses

Sami Pascha ihm

er

Dorf vor

wie seinen Harem bewahrte,

einmal der Amerikaner Richmond,

Zeitungen, als

Kalafat, wollte,

ein Correspondent

Kalafat durchaus

sehen

wollte und

die

Erlaubniß verweigerte, heimlich hinüber Einen anderen Beweis seines steten Argwohns schleichen mußte. gab derselbe Sami Pascha in Widdin selbst einem Correspondenten eines ungarischen Blattes , der schon im Winter in Widdin ge wesen, nach

kurzem

Aufenthalt in Orsowa hierher zurückkehrte,

aber an demselben Tage wieder die beschwerliche Rückreise antre ten mußte, scher

weil Sami ihn in Verdacht hatte,

er

sei ein russi

Spion.

Zwei

schon erwähnte

englische

Iournalisten,

welche

den

Win

sie

ter hindurch in Kalafat gelebt, waren die ersten, welche das verriethen; selbe an die Zeitungen haben mir hiedurch einen sehr schlechten Dienst erwiesen;

als deutscher Iournalist

als

ich

ich

(ein solcher war während des Krieges noch nicht dort gewesen) bei Sami ohnehin keinen großen Stein im Brett und hatte meinen

Abschiedsbesuch

im Lager von Kalafat

machen

mit welchen Ofsicieren

ich

wollte, verlangte derPascha zu wissen, wen ich dort besuche und verkehre;

wahrscheinlich

hatte der gute

204

Abschied

Mann

die Absicht,

gen.

Welch

von Widdin.

Männer in sein schwarzes Buch einzutramit nach Krajowa eine Schererei war es, als ich

diese

wollte; einer zweitägigen Lauferei bedurfte es, um die Erlaubniß zu erhalten, die mir dann endlich zu Theil wurde.

gehen

Diese Angst und Besorgniß vor Verrath war in der That lächer

Diesmal bei meinem Abschiedsbesuch in Kalafat wurde

von einem Ofsicier des

Serai,

Französisch sprach, begleitet;

Theil, in

der

einem Walachen,

sehr

ich

gut

mir wurde sogar die Ehre zu

ja

lich.

Böte des Pascha's hinüber zu fahren. Ein wüstes Bild bot sich damals dem Auge dar, wenn man einem der

von Widdin

Kalafat übersetzte und am Ufer der zwischen

nach

beiden gelegenen,

befestigten

Letztere hat ein

Insel dahiufuhr.

war früher stark bewaldet, die Bäume sind aber alle abgeschlagen, die Stümpfe und Wurzeln ragen jedoch

noch

sie

hohes Sandufer,

aus der Erde; die ganze Insel bildete eine hoch-

fußhoch

gelegene verwüstete Erdscholle und

war im eigentlichen Sinne das

Lager der Arnauten, die hier ihre schmuzigen Zelte aufgeschlagen sie

hatten, größtentheils aber ohne Zelte lagerten und eine Wirthkaum bei den Eskimos sindet. Halb schaft trieben, wie man badend,

angelnd,

chend und

essend

sah man

sich

sie

nackt,

oder im

ihre Kleider waschend,

rau

Sande des Ufers liegen; vor

Mohren unter den Baschi Bosuks, die, gleich Büffeln, ganz nackt, den Tschibuk im Munde, zugsweise

ergötzten

mich immer die

Hälfte ihrer kolossalen Leiber im Wasser kühlten während die andere Hälfte in der Sonne glühte. An dieser Insel vorbei, gelangt man den Donau-Arm, der von dem Fest gende Ufer

sie

und über diesen an das flache

Kalafats.

,

lands scheidet

,

in

,

die eine

Letzteres bietet keineswegs

allmälig aufstei den armseligen

Anblick, von welchem ich zu lesen Gelegenheit hatte; die Häuserchen liegen freundlich und von der Sonne beglänzt da, alle sind sie sauber und weiß getüncht, der erste Blick überzeugt

wir uns

nicht mehr

auf türkischem Boden besinden.

uns, daß Von Haus

Abschied

205

von Widdin.

ist

ist

unver aus herrschte hier eine viel größere Reinlichkeit , das kennbar, doch dieselbe in der Soldatenwirthschaft unter Der Gestank des geschlachteten Viehes drang mir gegangen.

türkischen

Spitälern

und ich gratulirte den

entgegen

die kürzlich erst,

keineswegs,

Das Aas lag

Luft wegen, hier herüber verlegt waren. selbst die

den Häusern umher,

Der

die

ver

Gräber niedergetreten;

Denkstein mit

d

wüstet, die Steine sind zerschlagen,

hochgelegene

betrat,

welchen ich, die Anhöhe hinaufsteigend,

nur ein einziger massiver

zwischen

wilden Hunde verachteten es, und

diese lassen sonst schwerlich etwas verkommen.

Kirchhof,

der frischeren

ist

aus den ersten Häusern

schon

eutsch er Jnschrift

hat dem Sturm zu trotzen vermocht, und schaut vereinsamt von der Höhe

in die Gegend hinaus.

Als

Hier beginnen die Häuser von Kalafat. ragendsten

eins der hervor

unter diesen kleinen weißen Hütten zeigt

sich

ein Eck

,

;

haus, das einen gewissen öffentlichen Charakter zu tragen scheint namentlich schaarenweise sah man die Walachen und Bulgaren aber die Baschi

Bosuk vor demselben auf der Straße liegen

war dies nämlich das Kaffeehaus,

die

den ehrenwerthen

es

Börse der Baschi Bo.suks.

Diesem Hause gegenüber liegt eine Art Speisehaus, vergittertes Fenster die Schalen



durch dessen

mit der beliebten Schöpfenbrühe

Herren BaschiBosuks

gegen die Kleinigkeit

von

Etwa vierzig bis funfzig Häumit kleinen Höfen und Gärten umgeben, — das das

merkwürdigsten

zu

Dorf Kalafat

,

ganze

Anfang dieses Jahres

noch

einer

der

Orte unserer Zeit.

Kalafat ist, wie

ich

serchen,

ist

einigen Paras verabreicht wurden.

schon sagte, von der

artigen Schanze geschaffen; die Russen

Natur zu einer groß

greiflich leichtsinniger Weise durch einen Handstreich

von den Tür

ken abnehmen

daß

ganze sie

die

lassen;

waren zu jener Zeit noch

so

dieselbe unbe

sie

sich

haben

überzeugt,

Türkei ohne Messer und Gabel verspeisen zu können,

einen Uebergang der Türken

nach

Kalafat für eine reine

206

von Widdin.

Abschied

Unmöglichkeit hielten, und mit der Lorgnette im Auge saßen die russischen Ofsiciere

in

noch

dem

erwähnten Kaffeehause

Kala-

zu

fat, als die ersten Türken den Fuß auf das Ufer setzten.

Eine reizende Aussicht bietet die Höhe von Kalafat über die ganze Umgegend , auf den Balkan und seine fernen Ausläufer drüben in Serbien, auf die walachischen Ebenen und weit hinaus

auf die transsylvanischen Bergspitzen. Auch Widdin präsentirt in diesich von hier in einem ganz anderen Lichte; während man ser

Stadt

selbst

als elende Gebäude,

nichts

Schmuz

und hohe

auf der Kalafater Höhe Steversteckten Reichthum an Gärten

sieht, entfaltet es dem

Bretterzäune

henden seinen ganzen sorgfältig

Wenn die Minarets von der Abend-

und grünen Laubdächern.

ihr letzter Schein auf die grünen Bäume der türkischen Wohnhäuser fällt, und diese so heimlich schattirt; wenn das blaue Nebelgewebe der Abenddämmerung sich über das Ge sonne beglänzt sind,

eines

nach



schön

andern,

dem

sich

beleuchten,

im Ramasan langsam,

dann

ist

birge umher legt, und die Minarets

aber man muß es, wie alle türkischen

Widdin wirklich

Städte, aus

der

obige Aeußenmg

Als

an Widdin gefühnt.

nämlich

gewissermaßen

eine

Sünde

an demselben Abend noch

Consul meinen Abschiedsbesuch machte, be in meinen Briefen in der Augsburger dieser, daß

österreichischen sich

Zeitung Widdin insofern Unrecht gethan, als

einen einzigen Misthaufen

ganze

Stadt

darstellte.

Stadt

genannt; um mir das Gegen-

Pavillon

und gab mir

so

kleinen

,

einen

diese

führte er mich auf seines Daches Zinnen,

,

theil zu beweisen

ich

klagte

ich

dem

habe ich

Durch

ich

Vogelperspective betrachten.

in

eine Aussicht über die

,

mir von hier aus allerdings ganz anders Jch versprach Herrn von Lenk, diese kleine Sünde ge die

sich

will dies

legentlich

zu fühnen, und

ich jedem

Fremden rathe, Widdin gleich bei seiner Ankunft von

irgend

einem

hohen

denn auch dadurch thun,

Punkte aus zu beurtheilen.

daß

Mehr kann ich

Abschied

von Widdin.

207

thun, denn Demjenigen, der nicht über Balkone und Ter rassen zu verfügen hat, sondern sich in den Straßen selbst bewe-

nicht

wird und kann Widdin nicht anders erscheinen, als es mir erschienen ist. Warum versteckt derTürke, was er an Schön heiten besitzt, und wirft dem Fremden nur seinen Unrath vor die gen muß,

gärten von Schiras

zu sinden wissen,

Bei

würde sogar die Rosen von

als Wandersmann

aber urtheile ich von

aus, der mir gerade vergönnt ist.

Standpunkte

dem

erschließen

mir die Blumen-

sich

«

Saron

Vogel wäre, würden ich

ein

,

ich

Wenn

Füße ?

ich

mir den abend Kalasat bereitete lichen Spaziergang am Ufer bis zur letzten füdlichen Schanze ich

;

meinem Scheiden von

kam an zahllosen

wilden

Gestalten mit der Zubereitung

Ein

tigt.

Baschi-Bosukzelten vorüber und sah

ihrer Abendkost beschäf

zeigt einen

solches Baschi-Bosuklager

diese

wahrhaft orien

Luxus an Unreinlichkeit todte Pferde, Lumpen, allerlei stinkender Abfall liegt hier zwischen den Zelten und muß von :

talischen

dem Ungeziefer beseitigt werden,

ihre Fetzen flattern im

Ausbesserung des Zelttuchs ten etwa

4

im Nothfall auch

ist

vom Rauch geschwärzt,

die Zelte selbst

ohne Zelt.

sind zerrissen,

Wind,

an eine

nicht zu denken, man behilft

sich

Nach meinem Ueberschlage moch

bis 5000 Baschi-Bosuks

hier der Insel gegenüber

anderthalbstündigem

Spaziergang

erreichte

ist

Brückenkopf der nach der Insel führenden Schiffbrücke

besten

fast

den

die Schanze

groß und sehr vortheilhaft angelegt, die Brücke selbst im

Zustande

;

hier

;

Nach

ich

lagern.

zu meiner Verwunderung

neue Schiffe

Auf

hiezu verwendet.

hatte man zum Theil der Brücke begegnete

;

in

uns ein Arnauten-Oberst mit einem großen Gefolge von Baschier war Bosuks höchster Galla, trug eine sehr feierliche Miene,

sicier

daß

mich

Sami Pascha'S

auf die Insel begebe; indeß war der Of-

bei mir, und

so

send schien,

ich

grüßte mich aber sehr freundlich, obgleich es ihm nicht ganz pas mußte denn die Sache

hin

208

von Widdin.

gehen.

ich

Abschied

wurde

Ueberrascht

auf der Insel durch die großen

von Widdin aus nicht

Auf

gespickt.

Anzahl von Arnautenzelten der

bewachsen,

Boden

scheint

der

Insel

war von der selbst fand ich

hoch von

fruchtbar genug zu sein

Unkraut

,

eine

Donau-Arm

am

Inselrand

ab mit Kanonen

Brücke noch

ganze

ist

der

geben;

standen ein

ganze natürliche und strategische Bedeutung

sie

zu

Insel ihre

;

um dieser

Hier

überschauen sind.

Kanonen, vortheilhaft genug angebracht,

vollwichtiger

Dutzend

zu

sie

Schanzen, welche hier dem walachischen Ufer gegenüber angebracht sind und von deren Vorhandensein man keine Ahnung hat, da

um

zur

Veranlassung zu geben, sobald der Krieg dem Frieden Raum gemacht. Aber wann wird das geschehen, und wann

Bebauung

endlich ziehen

wird man und

ihm

Türken

dem

anstatt des



seinen

Faulpelz über die Ohren

dampfenden Pfeifenstiels den

ewig

!

dicHSnde geben?

ich

in

Inschallah! Das mag Gott wissen großen Auf meiner Rückfahrt über die Donau begegnete Böten, die über und über mit Menschen und Bagage gefüllt wa

Pflug

Die

Familien

welche

bei

;

walachischen

,

Beginn der Feindseligkeiten vor Kalafat ihre Dörfer verlassen und sich mit Sack und Pack nach Widdin übergesiedelt hatten, kehrten jetzt zurück

ren.

die

Luft war wieder rein, zumal Sami Pascha bereits beschäftigt

war,

nene

Civil-

für die kleine Walachei zu er

Administratoren

nennen, die eben jetzt

in ihre

resp. Bezirke geschickt wurden.

Ich

von diesen frisch gebackenen Administratoren ken nen gelernt und muß gestehen keine Zweifel in ihre wadaß ich

mehrere

,

habe

im Gelderpressen,

Seit

acht

und

Tagen

das

werden

sie

lachisch-administrativen Fähigkeiten setze, dennMse bestehen

nur

schon verstehen.

trafen tagtäglich Adjutanten und Tataren

von Schumla ein; die Truppen,

welche

soeben

erst

in die kleine

Walachei gezogen waren, sollten schleunigst zurück an den Balkan

Abschied

dirigirt,

20S

von Widdin.

Irregulären

Kalafat einigen Tausend

die ganze kleine Walachei wieder g

e

räumt

von Kalafat herrschte des Aufbruchs

übergeben

Im

werden.

wegen eine solche

und Lager

Confusion,

daß es mich große Mühe gekostet, zu meinen Freunden zu gelangen. zeigte jetzt mein Wegweiser; dort donNach Silistria nerten bereits

hin

setzte sich

seit einer Woche

die Kanonen, dort-

unausgesetzt

das ganze Kalasater Corps in Bewegung und dort-

ich

hin mußte auch ich. Man machte mir den Vorschlag, mich den Truppen anzuschließen, ein junger Arzt bot mir sogar seinen den hundertstündigen Weg mit BeWagen an , in welchem und Sicherheit zurücklegen konnte;

quemlichkeit es,

mir, wie die Truppen bei Tage in

zu rasten

und

Nachts

dem

zu marschiren?

was nutzte

aber

heftigen Sonnenbrande

Mir

konnte nicht daran

Bulgarien bei Nacht zu sehen, auch wollte ich lieber den Gefahren eines einzelnen Reisenden in diesen von plündern den Baschi Bosuks und anderen Wegelagerern heimgesuchten Ge gelegen sein,

ebenfalls

in

und wohin

ich

genden mich aussetzen, um wenigstens

So traf

wollte.

ich

ungenirt zu gehen, wann denn

den nächsten Tagen mit seinem

mit Omer Bei, der

Bataillon

aufbrechen

sei

ihn

in

,

Sistowa zu erwarten, wohin er mir mit einem der nach Schumla zurückkehrenden Couriere in einem Briefe an den Kaufmann Schischmanowitsch den Tag ner Ankunft dort melden wollte, mich dann ihm anzuschließen wollte, die Verabredung

und mit ihm ins Lager vor Silistria zu gehen. sechswöchentlichem

Heerlager bezeichnete

endlich

Ausenthalt am

im Widdin Kalasater -

Nach

Morgen mein Kalender

5.

Iuni

die

Sonne über Kalafats Schanzen herauf, die

einsam

als den Tag

und verlassen

meines

Aufbruchs.

dastehen sollten.

Purpurroth acht

Während

den stieg

Tage später ich

mich zur

Abreise rüstete, begann unten vor meiner Thür ein militairisches

Durcheinander: alle Truppen der kleinen Walachei kehren zurück; von Morgens drei Uhr an belebt sich die Insel vor Kalafat; in Donau.

^

21«

von

Abschied

und Artillerie

Die

ans Land.

herausgeschafft ; einige

talischer Umständlichkeit

vor meinem Fenster

ten liegen

Stunde darauf den Marsch wohlthuend,

diese offenbar

orien-

echt

tausend

Solda

Donauuser, um schon eine

am

nach

mit

werden

Geschütze

Schumla

anzutreten.

Es

ist

schiffe

Schaann schwimmen die großen, mastlosen Transport an das diesseitige Ufer und setzen Infanterie, Cavalerie

so

ganzen

Widdin.

geplagten Soldaten in heiterster

,

ja

Laune zu sehen; selbst unter den Redifs lacht manch graubärtiger Mund denn man hat die Hoffnung, gegen die Moskow ge

führt und der bisherigen Unthätigkeit entrissen zu werden. Vor meiner Thür liegen einige Escadrons Baschi Bosuk, Gesichter; der türkische Kahwedschi im unteren

Kaffee

mit

regaliren; Ofstciere und Gemeine liegen brüderlich bei

einander und

Brot),

hat alle Hände voll zu thun,

theilen ihren Knoblauch

denn Kaffee,

einzige Nahrung.

Brot und Knofel Die Pferde treten

und ihr „Ekmek" sind und bleiben ungefesselt

(ihr

ja

zu

Stockwerk der Locanda

sie

meist asiatische

ihre den

zwischen

Reihen der lagernden Irregulären umher, suchen ihre Herren und von ihnen mit den nassen Brotkrumen

ganze Schauspiel hat einen daß

selbst

die zerfetzten

die improvisirten nen unangenehmen

Ietzt erheben

echt

Pantalons,

Tornister der Redifs

die

die zerrissenen



IackSrmel,

leinene Säcke



kei

Eindruck machen. sich

die

Offnere

erkannt hat, das Commando

auf,

Das

tractiren.

orientalischen, bunten Typus,

Infanterie

,

sich

so

lassen

die man bisher kaum heraus

erschallt, die Baschi Bosuk sitzen

tritt unters Gewehr



aber ohne

jede

die „Iawasch! Iawasch!" (immer kalt Blut) Regel im Kriege wie im Frieden, und die Moskows sind dabei dennoch nicht zu kurz gekommen.

bildet!

ist

Uebereilung.



Welch eine

Linie

diese

Front

Wehe diesen Armen, wenn ihnen ein europäischer Regi

Ietzt fällt die Musik ein; die großen Ia Isis und Osyris, die Hörner tönen dumpf und klagend s

mentschef zu befehlen hätte!

211

von Widoin.

Abschied

Pfeifen schreien dazwischen s Is Friedrich dem Großen, die Trommel wirbelt — welch eine Korhbanten-Musik ! — Schade, daß in der türkischen Armee die Roßschweife abgeschafft sind, mit den Hühnerfüßen,

und Fähnchen

diesen Fahnen

durcheinander gepinselten Koranversen

rothen Standar-

diesen

in seiner Form schon verunstaltet ist, daß er auf ein Haar einem Wiener Kipfel dem Halbmond,

der

sollte

wieder nach Berlin kommen,

Ja-

nämlich die

sinde

sie

Hier

diese?

ich

ich

nitscharen-Musik. Wo

ist

ähnlich sieht, es scheint ihnen etwas zu fehlen,

ich

ten mit dem so

Stern und

,

den bunt

nicht



mir die Janit-

werde

scharen der dortigen Hauptwache besehen.

wie unglücklich ten

die armen

Pluderhosen

noch

Pantalons

schen

digen

Art

,

können ihre wei-

wie der Storch im Salat.

Einen wür

dieses romantische

Der wilde Haufen hier soll aus christlichen viel ärger als ihre mohamedanischen wie denn überhaupt das Christenthum im Orient die noch

Albanesen bestehen,

Brüder sind

Rekruten;

und steigen in den fränki-

vergessen

Schluß bilden die Herren Arnauten,

Lumpenpack.

der

Jungen aussehen;

nicht

daher

ganz frischer sie

Endlich kommen einige Compagnien

bestellt ist, daß ich's dem

Moslem nicht verdanken

kann,

wenn er ein Kreuz vor ihm schlägt.

Die Musik

der

Truppen verhallt, dumpfer und matter wer

Jrregulären, immer ferner tönt der heisere Gesang der Arnauten herüber. Alle ziehen mit Sang und Klang gen Silistria, an der Donau hinab. Zwar

sie

den die monotonen Paukenschläge der

nicht

ihre

Wege jetzt auch meine

Hand

in

sind

Hand

mit

aber

Wege,

einander

und

Wiedersehn!

Druck von

Fr.

Nies in Lelxzig,

wir

gehen

darum



doch

auf