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German Pages [203] Year 2017
Christian Peters
Vom Humanismus zum Täuferreich Der Weg des Bernhard Rothmann Academic Studies
38
Refo500 Academic Studies Herausgegeben von Herman J. Selderhuis In Kooperation mit Günter Frank (Bretten), Bruce Gordon, (New Haven), Barbara Mahlmann-Bauer (Bern), Tarald Rasmussen (Oslo), Violet Soen (Leuven), Zsombor Tóth (Budapest), Günther Wassilowsky (Linz), Siegrid Westphal (Osnabrück), David M. Whitford (Waco).
Band 38
Christian Peters
Vom Humanismus zum Täuferreich Der Weg des Bernhard Rothmann
Vandenhoeck & Ruprecht
Mit 4 Abbildungen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 2197-0165 ISBN 978-3-666-55253-3 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de © 2017, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen/ Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Satz: Konrad Triltsch GmbH, Ochsenfurt
Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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1. Die Vorrede Bugenhagens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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2. Der Braunschweiger Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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3. Rothmann und die Wittenberger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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4. Das Nachwirken Straßburgs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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5. Die allmähliche Trennung von Wittenberg . . . . . . . . . . . . . . . .
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6. Humanist im Täuferreich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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7. Rückblick und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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8. Editionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 Rothmann publiziert eine liturgiehistorische Sammlung des Rektors der Stiftsschule von St. Martini, Henricus Primaeus (ca. 1526) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2 Johannes Campanus attackiert Timann Kemener und fordert den Rat von Münster auf, diesen als Rektor der Domschule und Pfarrer an St. Lamberi abzusetzen (1526) . . . . . . . . . . . . . . 8.3 Bugenhagens Vorrede zu der ihm Anfang 1532 zugegangenen Eingabe Rothmanns und seiner Förderer (25. Januar 1532) . . . .
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Inhalt
8.4 Der Magdeburger Superintendent Nikolaus von Amsdorf (1483– 1565) legt dar, dass es sich bei Johannes Campanus und dem Soester Prädikanten Johann von Kampen um zwei unterschiedliche Personen handelt. Beilage zu einem Schreiben der Altstadt Magdeburg an den Soester Rat (18. Dezember 1532) . 8.5 Capito kritisiert Rothmanns sophistische Argumentationsweise in dessen Disputation mit ihrem gemeinsamen Freund von dem Busche (März 1534) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Literatur . . . . . . . . Quellen . . . . . . . Druckverzeichnisse . Forschungsliteratur
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Vorwort
Das vorliegende Buch bietet eine weithin neue Deutung Bernhard Rothmanns. Es wendet sich damit einer Gestalt zu, die zwar von der Nachwelt fast durchweg perhorresziert wurde, deren historische und geistesgeschichtliche Einordnung aber doch von erheblicher Bedeutung ist. Das gilt nicht nur im Blick auf die Entstehung des spektakulären Täuferreiches von Münster. Es gilt auch für das Verständnis der Reformation in weiten Teilen Nord- und Nordwestdeutschlands, die sich ja an vielen Stellen nur schwer in die gängigen Schemata fügt (klevischer Sonderweg). Hier werden nun vor allem die Bezüge zum „Deutschen Humanismus“ beleuchtet. Wie stand Rothmann zu und innerhalb dieser Bewegung? Und wie erklärt dies sein Agieren gegenüber den Vertretern der „Wittenberger“ und der für ihn noch wichtigeren „Oberdeutschen Reformation“? Den Anstoß zu dieser Studie, die neben dem Dienst in einer münsterländischen Landgemeinde entstanden ist, gab ein Text Johannes Bugenhagens, auf den mich Dr. Bertram Haller (Senden), der frühere Leiter der Handschriftenabteilung der ULB Münster, aufmerksam gemacht hatte. Entstanden ist sie dann in intensivem Dialog mit dem gegenwärtig wohl besten Kenner der Theologie Rothmanns, Prof. D. Dr. Martin Brecht DD (Münster). Archivisch unterstützt haben mich dabei u. a. Dr. Johannes Burkardt (LAV NRW, Abt. Münster, inzwischen Abt. Detmold), Dirk Elbert (StA Soest) und Dr. Gertrud Oswald (ÖNB Wien, Abt. Handschriften und Alte Drucke). Auch viele Kollegen im Vorstand des „Vereins für Westfälische Kirchengeschichte e.V.“ haben Beobachtungen beigesteuert oder geduldig und fleißig Korrektur gelesen. Dasselbe gilt für die Mitarbeiter des „Instituts für Westfälische Kirchengeschichte“ an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Münster, stud. theol. Tilmann Marek (Münster) und cand. phil. et theol. Rafael Kuhnert (Osnabrück). Den Weg zur Veröffentlichung in den „Refo500 Academic Studies“ haben Prof. Dr. Dr. Johannes Schilling (Kiel) und Prof. Dr. Herman J. Selderhuis (Apeldoorn) gebahnt. Allen Genannten sage ich an dieser Stelle noch einmal meinen herzlichen Dank. Münster, am 25. Juni 2016
Christian Peters
Einleitung
Der „Deutsche Humanismus“ ist ein ungemein vielgestaltiges Phänomen. Auch in seinen Motiven und Anliegen erstreckt er sich über eine eindrückliche Bandbreite.1 Im hier in den Blick genommenen nord- und nordwestdeutschen Raum prallen dabei zwei einander in vielem diametral entgegenstehende Ausprägungen aufeinander: ein eng in die Römisch-katholische Kirche und deren Strukturen eingebundener „Schulhumanismus“ („Bibelhumanismus“2), dem es in erster Linie um die methodisch saubere Explikation der in Geltung stehenden kirchlichen Lehre geht, und ein – deutlich schwächer etablierter – „dogmenkritischer Humanismus“3, der zwar ebenfalls zutiefst pädagogisch ausgerichtet ist und sich darin als ungemein anschlussfähig erweist, dabei aber immer auch in der Gefahr steht, im kirchlichen Sinne „häretisch“ zu werden. Es ist dies auch einer der Hintergründe für das Berühmtwerden des Erasmus von Rotterdam (1466/1469–1536) 4. Erasmus ist nicht nur ein genialer Vermittler, sondern auch ein Meister der kalkulierten Provokation. Als solcher bedient er anfangs nicht nur eine, sondern beide Seiten.5 Erst in der Auseinandersetzung mit der Reformation, die ihm dies zunehmend unmöglich macht, schlägt er sich auf die Seite der Konservativen. Seine Schüler im Dienste des Herzogs von Kleve, so besonders Konrad von Heresbach (1496–1576) 6, vollziehen diesen Schritt später dann auch kirchenpolitisch nach. Sie propagieren die via media, die in ihrer bewusst distanzierten Haltung zur Reformation eben nicht nur den geopolitischen Konstellationen geschuldet ist, sondern auch den fortbestehenden, 1 2 3 4
Worstbrock, Deutscher Humanismus (2 Bände). Hauschild, Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte 2, 30–33. aaO 2, 403–405. Winkler, Art. Erasmus […] von Rotterdam, Sp. 1380–1384. – Bietenholz, Art. Erasmus von Rotterdam, Sp. 658–804 (Literatur). 5 Kaufmann, Humanismus und „religiöse Erregung“, 61–79, bes. 67–71 („Historisch-philologische Entdeckungen der Humanisten und die Kirchen- und Dogmenkritik der Reformation“). 6 Scheible, MBW 12, 274f. – Szameitat, Konrad Heresbach.
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Einleitung
durchaus massiven Spannungen innerhalb des nord- und nordwestdeutschen Humanismus Rechnung trägt.7 Im vorreformatorischen Münster zeigen sich diese Spannungen vor allem im Streit zwischen Timann Kemener (um 1470–1532; seit 1500 Rektor der Münsterischen Domschule und zugleich seit 1520 Pfarrer an St. Lamberti) 8 und dem etwa 10 Jahre jüngeren Johannes Murmellius (1480–1517; seit 1500 unter Kemener Konrektor der Dom-, dann nach einem Streit mit diesem seit 1507 Rektor der Stiftsschule von St. Martini und ab 1509 Rektor der Stiftsschule St. Ludgeri, seit 1512 wieder an der Domschule) 9, der Kemener und dies wohl von Anfang an nicht nur als Lehrer, sondern auch als Literat haushoch überlegen ist. Er wird seitens des Murmellius zunächst verdeckt geführt, bricht aber bald auf und erreicht sofort ungewöhnliche Heftigkeit.10 Was man hier vor sich hat, ist ein vorreformatorischer Aufstand gegen das kirchliche und schulische Establishment der westfälischen Metropole und mächtigen Bischofsstadt Münster. Murmellius ist eine Ausnahmebegabung. Schon in jungen Jahren publiziert er mit vielen Größen der Zeit, so z. B. mit Johannes Reuchlin (1455–1522) 11, Erasmus von Rotterdam (1466/1469–1536) 12, Jakob Montanus (vor 1470–nach 1534) 13 7 8 9 10 11
Arend, EKO NRW 1, 29–101. Worstbrock, Art. Kemener, Sp. 1265–1282 (Literatur), hier Sp. 1281 (II.E.7.b verschollen). Kühlmann, Art. Murmellius, Sp. 277–299 (Literatur). Worstbrock, Art. Kemener, Sp. 1266f. Dörner, Art. Reuchlin, Sp. 579–633. – Reuchlin, Johannes, Joannes Reuchlin Phorcensis. L. L. // iuris doctoris Scenica Progymnasma. // Hoc est Ludicra preexercitamenta. // […] //. (Münster: Lorenz Bornemann 1509) (VD16 R 1257). – Reuchlin, Johannes, JOANNIS REVCHLIN PHORCEN-//SIS. L. L. DOCTORIS CELEBERRIMI // at(que) trium linguarum Hebraice Grece & Latine // uiri doctissimi Comoedia. dui [cuius] titulus est Scoeni-//ca progymnasmata. // Addita est insu(per) divi Hieronymi ad Ath-//laetam super institutione filiae epistola au-//rea: […] //. (Köln: Cornelius von Zierickzee 1515) (VD16 ZV 29744). – Reuchlin, Johannes, Comedia Joannis Reuchlin // Phorcensis. L. L. doctoris que Ser/ //gius vel Capitis caput inscribitur // […] //. (Münster: Dietrich Tzwyvel 1516) (VD16 R 1290). 12 Wie Einleitung Anm. 4. – Erasmus von Rotterdam, Desiderius, ERASMI ROTERODAMI LIBELLVS DE // Constructione octo partium orationis ex Bri=//tannia nuper huc perlatus: ut ex eo pueri bonis // in literis optimo co(m)pendio bonum profectum // faciant. // De constructionis figuris Yoannes Sulpitius // […] //. (Köln: Cornelius von Zierickzee 1514) (VD16 E 2543) (zahlreiche weitere Ausgaben). – Murmellius, Johannes, NUclei Joan//nis Murmellij Ruremu(n)densis // de latino(rum) (et) greco(rum) nominu(m) verborum(que) magis difficiliu(m) declina-//tionib(us) studiose iuuentuti (pro)utiles summe(que) necessarij // Adiecta sunt preterea ad calcem moralia queda(m) // (et) latine mul//ta dicendi formule […] //. (Köln: Heinrich Quentel [Erben] 1516) (VD16 M 6921). 13 Mose, Jacobus Montanus Spirensis, 21–53. – Kipf, Art. Montanus, Sp. 222–239 (Literatur). – Prudentius Clemens, Aurelius/Murmellius, Johannes, DJui Romani // herois et Christi marty//ris fortissimi inclytu(m) aduersus // gentiles certamen ab Aurelio Prudentio Clem(en)te viro consulari // et poeta preclaro nobili carmine compositu(m) in quo omnia deoru(m) sa//cra et paganorum mores acerrime infamantur ac redarguuntur. // Cum Joannis murmellij Ruremundensis commentario varijs // rebus vocibus(que) referto. // […] //. (Köln: Heinrich Quentel [Erben] 1507) (VD16 P 5138). – Montanus, Jakob, Thesaur(us) latine co(n)struc-
Einleitung
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oder Ulrich von Hutten (1488–1522) 14, daneben aber auch bereits mit Johannes Bugenhagen (1485–1558) 15, damals noch Vikar an der Treptower Marienkirche, den Murmellius auf die Schriften des Erasmus aufmerksam macht. Als charismatischer Lehrer schart er offenbar schnell eine größere Zahl von Schülern um sich, die er dann auch in seinem Streit mit Kemener in Stellung zu bringen weiß. Gegenstand der Auseinandersetzung sind zunächst Fragen der Schulreform. Murmellius greift Kemeners von diesem auch angesichts ihrer Infragestellung mehrfach überarbeitete Grammatik an, das Compendium aureum etymologiae et syntacticae grammatices (in vier Stufen von 1502 bis 1513).16 Er nötigt seinen beharrlich persiflierten und als dünkelhaft karrikierten Rektor zur Einführung des Griechischunterrichtes an der Münsterischen Domschule. Im Zuge dessen holt er im Herbst 1512 seinen aus Jülich stammenden Freund Johannes Caesarius (1468–1550) 17, einen in Köln, Deventer, Paris und Italien ausgebildeten Graecisten, aus Köln nach Münster. Die münsterische Kontroverse zwischen Murmellius und Kemener ist einer der vielen, einander nicht selten auch überlappenden innerhumanistischen Konflikte im unmittelbaren Vorfeld der Reformation. Anders als z. B. die „Reuchlinistenfehde“ („Judenbücherstreit“, seit 1511) 18 erlangt er allerdings kaum überregionale Aufmerksamkeit. Wegen des frühen Todes des Murmellius (er stirbt schon 1517) kommt es auch nicht mehr zu direkten Berührungen mit der Reformation.
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t(i)o(n)is // (pro) (qui)ndecim regulas digestus at(que) ex p(rae)sta(n)tissimo(rum) auctori=// ate scripto(rum) […] // collectus // […] //. (Köln: Heinrich Quentel [Erben] 1509) (VD16 M 6213). – Murmellius, Johannes/Montanus, Jakob, PAppa Joan=//nis Murmellij Ruremu(n)densis // Uiri eruditissimi (et) de studiosa iuu(en)tute benemeriti […] // Uaria(rum) reru(m) dictos latine cu(m) germanica interpretatione // […] Precepta moralia adiecta interpretat(i)one germanica // […] Huic libro addita est ex opere gra(m)matico Jacobi // Montani […] forma declinandi per pri//mam (con)iugationem cu(m) vernacula interpretatione // […] //. (Köln: Heinrich Quentel [Erben] 1513) (VD16 M 6953) (zahlreiche weitere Ausgaben). – Montanus, Jakob, Odarum Spiritualiu(m) // Liber. Clarissimo viro Ioanni Elio Illu//strissimi Episcopi Monasterien(si) // Cancellario per Christi sa=//cerdotem Iacobu(m) Mon=//tanum Spirensem, // nuncupatus. // […] //. (Straßburg: Mathias Schürer 1513) (VD16 M 6210). Jung, Art. Hutten, Sp. 1966f. – Jaumann, Art. Hutten, Sp. 1185–1238 (Literatur). – Murmellius, Johannes, Joanis Mur//mellij Ruremundensis // Ep(isto)laru(m) moraliu(m) liber Alcmarie pameno // Hollandie oppido compositus. // Famigeratoru(m) aliquot Germanie vi=// roru(m) epistole non illiterate // cum nonnullis carmi-//nibus. // […] //. (Leipzig: Valentin Schumann 1515) (VD16 M 6870). Wie Kapitel 1 Anm. 1. – Murmellius, Johannes/Bugenhagen, Johannes, Grammatice regule // Joannis Murmellij quibusda(m) a Jo=//anne Bugenhagenio additis cu(m) no=// minu(m) et verboru(m) declinatione // […] //. (Leipzig: O.D. 1515) (VD16 ZV 11250). Worstbrock, Art. Kemener, Sp. 1272–1274. Tewes, Art. Caesarius, Sp. 349–360 (Literatur). Dörner, Art. Reuchlin, Sp. 579–633, bes. Sp. 613–623.
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Einleitung
Dennoch treten die in diesen Streit verwickelten Weggefährten und Schüler des Murmellius, so z. B. Hermann von dem Busche (1468–1534) 19 oder Johannes Caesarius20, auch in der Folgezeit mit einem beachtlichen Selbstbewusstsein auf. Sie sind innerhumanistisch akzeptiert, wissen sich zu bewegen und finden deshalb zumeist auch noch Zugang zu den Netzwerken der frühen Reformation. So wird Caesarius zu einem väterlichen, hoch geachteten Freund Melanchthons.21 Auch für Bernhard Rothmann, den nachmaligen Reformator Münsters und später wichtigsten Theologen des Münsterischen Täuferreiches, kommt es im Rahmen dieser Kontroverse zu den ersten Weichenstellungen. Aus kleinen Verhältnissen stammend, saugt er die Anliegen und Artikulationsformen des Murmellius begierig in sich auf. Als dessen Konflikt mit Kemener eskaliert, folgt er seinem verehrten Lehrer treu und beharrlich an dessen schnell wechselnde Wirkungsstätten. Mit dem Tod des Murmellius (1517) verliert Rothmann dann allerdings nicht nur sein Vorbild, sondern auch seinen wichtigsten Förderer. Der Weg in die akademische Welt scheint versperrt. Rothmann schlägt sich als Lehrer an verschiedenen Trivialschulen des Münsterlandes durch. Dann aber strahlt die – auch von den Schülern des Murmellius vielfach als wesensverwandt begriffene – Reformation in sein Umfeld aus und sorgt hier nicht nur für neue Aktivierungen, sondern auch für neue Aufstiegschancen. Der verhinderte Humanist Rothmann nimmt sie zielstrebig wahr. Er träumt von einer Umsetzung der Anliegen seines Lehrers Murmellius, gerät dabei aber schon bald in Konstellationen eigener und ganz neuer Art. Der damit beschrittene Weg wird ein aufsehenerregender. Er führt Rothmann zuletzt bis ins Drama des Münsterischen Täuferreiches. Diesen Weg nachzuzeichnen, ist das Anliegen der vorliegenden Untersuchung.
19 Kühlmann, Art. Buschius, Sp. 313–336 (Literatur). 20 Wie Einleitung Anm. 17. – Sibutus, Georg Daripinus, ARs memora=//tiua Georgij Sibuti da//ripini concionatoribus et iu=//risperitis multum vtilis & fructuosa // Carmen eiusdem in vita(m) // sancte˛ Anne˛ Heroicu(m) // […] //. (Köln: Heinrich Quentel [Erben] 1505) (VD16 S 6261) (zahlreiche weitere Ausgaben). – Murmellius, Johannes, Seuerini Boe=//thij de co(n)solat(i)o(n)e Philo//sophie˛ Libri quinq(que) cu(m) (prae)claris Ioa(n)nis Murmellij // co(m)mentarijs. cu(m) […] Rodolphi Agricole˛ Phrisij et // Augustini Dathi […] in Boethij // parti(bus) […] enarratione. // […] //. (Köln: Heinrich Quentel [Erben] 1516) (VD16 B 6415) (zahlreiche weitere Ausgaben). – Caesarius, Johannes, DIALECTI=//CA IOHANNIS CAESARII // nunc demum exactius recognita et locu=//pletior quam antea aliquoties reddita, in // decem tractatus digesta, omnia fere eius // artis praecepta tam breuiter quam lucu=//lenter complectens. // ADIECTA ESTad calcem hu//ius dialecticae institutionis, Iohannis // Murmellij in. X. Praedicamenta Ari=//stotelis isagoge, oppidoquam utilis // huius disciplinae studiosis. // […] //. (Köln: Eucharius Cervicornus 1532) (VD16 C 101) (zahlreiche weitere Ausgaben). 21 Scheible, MBW 11, 249. – Tewes, Art. Caesarius, Sp. 350f.
1.
Die Vorrede Bugenhagens
Am 25. Januar 1532, dem „Tag der Bekehrung des Apostels Paulus“ (Conversionis Pauli), vollendete Johannes Bugenhagen (1485–1558) 1 seine Vorrede zu einer kleinen Schrift, die ihm wenige Tage zuvor aus Münster zugegangen war.2 Ihr Druck erschien schon bald. Er trug den – wohl erst nachträglich hinzugefügten – Titel Christlike vnde Erbare ertho(e)ginge [Erzeigung; Anerbietung] der Bo(e)rgere tho Mu(e)nster yn Westvalen der Euangelische(n) lere haluen yegen ehre Ouericheyt. Das Büchlein gehört zu den absoluten Rara der an solchen ja nicht eben armen Drucküberlieferung zur Geschichte der Reformation in Westfalen. Erhalten hat sich nämlich nur ein einziges Exemplar. Es ist heute Bestandteil eines Sammelbandes des British Museum in London.3 Drucker des Büchleins war Johannes Balhorn d.Ä. († 1573) 4 in Lübeck. Balhorn hatte zwei Jahre zuvor auch schon die der wegweisenden Braunschweiger Kirchenordnung Bugenhagens (1528) 5 nachgebildete Mindener Kirchenordnung Nikolaus Krages († 1559) 6 gedruckt. Und nur knapp drei Monate später, im April 1532, sollte bei ihm dann auch die mit einer eher schlichten Approbation des damaligen Superintendenten des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg Urbanus Rhegius
1 Scheible, MBW 11, 234–237. – Buske, Johannes Bugenhagen. – Garbe/Kröger, Johannes Bugenhagen. 2 Screuen tho Lu=//beke M. D. XXII. // am dage Conuer//sionis Pauli //. – S. unten Kapitel 8 Editionen 3. 3 British Museum London 1410. c. 17(4). Ich danke Herrn Dr. Bertram Haller (Münster/Senden) für die freundliche Überlassung eines Mikrofilms. – Geisenhof, Bibliotheca Bugenhagiana, 325 (Nr. 279). – Haller, Bernhard Rothmanns gedruckte Schriften, 83–102, hier 89f. (Nr. III). 4 Benzing, Art. Balhorn, 559 (Literatur). 5 Der Erbarn // Stadt Brunswig Christ=//like ordeninge/ to de(n)nste // dem hilgen Euangelio/ // […] Dorch Joannem Bu//genhagen Pomern(n) // bescreuen. // […] 1.5.28. // […] //. (Wittenberg: Josef Klug 1528) (VD16 B 7237). – Institut für Evangelisches Kirchenrecht der Evangelischen Kirche in Deutschland, Niedersachsen 1/1, 348–455. 6 Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 274 (Nr. 3442). – Nordsiek, Nicolaus Krage, 51– 106 (Literatur).
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Die Vorrede Bugenhagens
(Rieger; 1489–1541) 7 versehene Soester Kirchenordnung Gerdt Oemekens (ca. 1500–1562) 8 erscheinen. Zwar ist der Text des seltenen Büchleins bereits 1970 durch Robert Stupperich ediert worden, der ihn mit Recht in seine Sammlung der „Schriften Bernhard Rothmanns“ aufnahm.9 Er war seitdem auch schon mehrfach Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung (Martin Brecht10, Karl-Heinz Kirchhoff 11, Ralf Klötzer12, Ernst Laubach13, Stadtmuseum Münster [2000] 14, Hubertus Lutterbach15 u. a.). Die eingangs erwähnte Vorrede Bugenhagens blieb dabei aber durchweg ausgeklammert. Dies führte – wohl auch in Folge einer ihre Datierung betreffenden, letztlich unbegründeten Spekulation des Editors16 – zu stark unterschiedlichen zeitlichen Ansetzungen. Für die Einordnung und Bewertung dieser wichtigen Quelle zur frühen Stadtreformation in Münster war das allemal fatal. Dies gilt um so mehr, als es sich bei ihr um ein Dokument handelt, das, wie sich im Folgenden zeigen wird, auch für die Verortung Bernhard Rothmanns (um 1495–1535?) 17 im weiten Beziehungsgeflecht der noch jungen und d. h. instabilen Reformation in Nord- und Nordwestdeutschland von doch erheblicher Bedeutung ist. Doch damit zum Inhalt:18 Der nun schon seit dem Oktober 1530 in Lübeck weilende Reformator, eigentlich Pfarrer der Stadtkirche in Wittenberg, inzwischen aber längst wichtigster Vertreter und Hauptorganisator der von Wittenberg ausgehenden Reformation in ganz Nord- und Nordwestdeutschland (vor allem Braunschweig, Hamburg, Ostfriesland, Flensburg und Rostock), wendet 7 Zschoch, Art. Rhegius, Sp. 489 (Literatur). 8 Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 368 (Nr. 4581). – Peters, Wormser Edikt, 179– 248, hier 199–208. – Wilhelm-Schaffer, Art. Oemeken, Sp. 1150f. (Literatur). 9 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 78–86. 10 Brecht, Theologie Bernhard Rothmanns, 49–82, hier 57f. 11 Kirchhoff, Gilde und Gemeinheit, 164–179, hier 171f. – Derselbe, Phänomen des Täuferreiches, 277–422, hier 283. 12 Klötzer, Täuferherrschaft von Münster, 25–27. 13 Laubach, Reformation und Täuferherrschaft, 145–216, hier 157f. 14 Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 66f und 84 (Nr. 27) (Rita Kauder-Steiniger). 15 Lutterbach, Weg in das Täuferreich, 79f. 16 „Die Vorrede ist datiert am dage conversionis Pauli 1532, d. h. zwei Tage später als die Vorrede zu Rothmanns Epitome fidei. Es ist daher zu erwägen, ob hier nicht ein Versehen vorliegt und es stattdessen nicht am dage commemorationis Pauli (30. Juni) heißen sollte.“ Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 78. 17 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns. – Brecht, Theologie Bernhard Rothmanns. – Siebert, Art. Rothmann, Sp. 825–827 (Literatur). – Kirchhoff, Art. Rothmann, 451f. – Peters, Art. Rothmann, Sp. 650. – Ebneth, Art. Rothmann, 126f. – De Bakker, Bernhard Rothmann and the Reformation in Münster. 18 Die in diesem Abschnitt gebotenen Zitate folgen der erstmaligen Edition der Vorrede im Anhang. – S. unten Kapitel 8 Editionen 3.
Die Vorrede Bugenhagens
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sich an die Ersame(n) wysen Herenn Burgermeysteren vnd Radtmannen der Stad Mu(e)nster yn westvalen. Bugenhagen macht deutlich, wie es zum Druck der im folgenden gebotenen Schrift gekommen ist: [I]k bin gebe(e)den[,] dat ick wolde dru(e)cken late(n) disse ywer Borgeren bekentnisse vam louen [Glauben]/ vn(d) dar mede e(e)re ehrbedinge [Anerbietung] ye(e)gen e(e)re o(e)uericheit yn der su(e)luen sake/ welck ick gerne hebbe gedan/ de wyle [weil] ick yn der bekentnisse nicht anders vormerket hebbe/ wen [als] de reine le(e)re vth Gades worde van der penite(n)tie [Buße] edder ruwe [Reue]/ vam louen vnd guden wercken/ ane welcke le(e)re de mynschen erren vnd gan yn der du(e)sternisse [Finsternis]/ vnd we(e)ten [wissen] nicht[,] wor van se Christene he(e)ten [heißen] edder willen syn.
Was ihn besonders für diese Schrift eingenommen habe, sei jedoch, so Bugenhagen, dass sich deren Verfasser darin klar ihren rechtmäßigen Obrigkeiten, also zunächst dem Rat von Münster, dann aber auch Bischof Friedrich von Wied (1475/1478–1551; von 1522 bis 1532 Bischof) 19 als ihrem Landesherrn, unterstellten. Er habe gesehen: dat yn dysser scrifft myt groter e(e)hren gedacht werd der o(e)uericheit/ vnd dar ne(e)uen ock beke(n)t de rechte le(e)re van dem gehorsamme der o(e)uericheit/ in den saken[,] er [ihr] van Gade beualen/ also dat syck ywe [Euere] bo(e)rgere ye(e)gen ywer Ersamenheit [den Rat] vnd ock ie(e)gen ere ho(e)gere o(e)uericheit [den Bischof] Christlick erbe(e)den […].
Man folge darin klar den Anweisungen Christi (Mk 12,1720). Dies, so Bugenhagen, habe ihn, als einen von Gott berufenen Diener des Evangeliums, in die Pflicht genommen. Auch er mahne daher truwelick yn Christo/ dat de Radesheren by yw [Euch]/ de God mit sulker le(e)re vnd vorstande erlu(e)chtet hefft/ io vppet aller ho(e)geste dem vadere aller barmherticheit21 dancken vor su(e)lcke vnvthspre(e)kelike gnade22 […].
Tatsächlich sei man damit nämlich aus der größten Gefahr errettet worden, die jeder Obrigkeit drohe, nämlich der Verachtung und Verfolgung des Evangeliums, die zwangsläufig zu einer gottlosen Regierung führe (Ps 2,10–1223; Ps 82,5–724 19 Kohl, Bistum Münster, 538–546. 20 „Da sprach Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie wunderten sich über ihn.“ (Mk 12,17). 21 Vgl. 2Kor 1,3: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes.“ 22 Vgl. 2Kor 9,15: „Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“ 23 „So seid nun verständig, ihr Könige, und lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden! Dienet dem Herrn mit Furcht und küsst seine Füße mit Zittern, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Wege; denn sein Zorn wird bald entbrennen. Wohl allen, die auf ihn trauen!“ (Ps 2,10–12). 24 „Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, sie tappen dahin im Finstern. Darum wanken alle Grundfesten der Erde. ‚Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter und allzumal Söhne
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Die Vorrede Bugenhagens
sowie Röm 13,125). Ganz anders sei dies bei jenen Ratsherren, denen Gott die Augen noch nicht geöffnet habe, ja, die dem Evangelium vielleicht sogar weiterhin Widerstand leisteten. Ihnen gebe er, so Bugenhagen, den wisen rad des vorste(n)digen Gamalielis/ Acto. v. bescreuen.26 Sulck [Solcher] radt werd en nicht ruwen [reuen]/ wente wedder den pre(e)kel [Stachel] hacken[,] bringet neinen framen [Nutzen, Gewinn]/ Act. ix27 […].
Was Menschen gegen Gottes Willen täten, sei eben genauso zerbrechlich wie ein tönerner Topf (Mt 21,4428). Nur wer auf Christus, den „Eckstein“, vertraue, werde nicht zuschanden (Röm 10,10f; Jes 28,1629). Die Feinde Christi indes würden alle „unter seine Füße getreten“ werden (Ps 110,130). Dass dies harte Worte seien, die man ihm leicht verübeln könne, sei ihm, so Bugenhagen, bewusst. Er habe an dieser Stelle aber keine Wahl gehabt: Ick hebbe nicht kond vnderlaten[,] J. E. [Euer Ehrwürden] Mit sulckem ringen tho denende. Dann folgt die – in ihrer Formulierung allerdings nicht ganz vorbehaltlose – Approbation des aus Münster übersandten Textes. Möge er, so Bugenhagen, noch rechtzeitig kommen, damit man sich hier genau wie zuvor auch schon in Braunschweig der dort und andernorts durch landlo(e)pere (Landläufer; Vagabunden) ausgestreuten Sacramentschenderie erwehren könne. Auch hier seien die Ausführungen des Reformators noch einmal im Wortlaut geboten: Jn disser borger bekentenisse js nichtes van den Sacramente(n)/ id is velichte noch tho tidich [rechtzeitig] gewe(e)set/ o(e)uerst de wile [weil] de andere lere bi yw so reine ys/ hope ick[,] dat ydt ock yn dissem parte bi yw wol sta/ Etlicke landlo(e)pere sochten [versuchten] de framen [frommen] Christen tho Brunswig mit der Sacramentschenderie erre tho makende/ dar mede ock etlike Predicanten beru(e)chtet wurden [in Verdacht gerieten]/ o(e)uerst dar su(e)luest ein Er[würdiger] Rad/ vorordente borgere/ gilde vnd geme(e)ne/ vorderden [forderten] van eren Predicanten ere scrifftlike bekentnisse des Sacramentes haluen/ de ys so gedru(e)cket vth gegan/ dat ick Christum dar vor laue [lobe] in ewicheit/ dat segge ick J. E. [Euer Ehrwürden] vnd allen Christen tho guder niger tidinge [Nachricht] […].
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des Höchsten; aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen‘.“ (Ps 82,5–7). „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet.“ (Röm 13,1). Apg 5,34–42. „Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu lecken.“ (Apg 9,5; Lutherbibel 1912). „Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.“ (Mt 21,44). „Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Denn die Schrift spricht (Jes 28,16): ‚Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden‘.“ (Röm 10,10f). „Der Herr sprach zu meinem Herrn: ‚Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache‘.“ (Ps 110,1).
Die Vorrede Bugenhagens
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Dann folgt der bereits durch Stupperich edierte Haupttext. Er appelliert (über die „Older-“ und „Meisterleute“) an den Rat von Münster, stellt in einem knappen Abriss Rothmanns Wirken und Verkündigung dar und nimmt dabei nachdrücklichst für diesen Partei.
2.
Der Braunschweiger Hintergrund
Wie der Schluss der Vorrede zeigt, sah Bugenhagen den ihm aus Münster zugegangenen Text also vor einem Braunschweiger Hintergrund. – Anders als man zunächst annehmen möchte, war das evangelische Kirchenwesen in der Stadt Braunschweig auch nach der Einführung der Bugenhagenschen Kirchenordnung von 1528 alles andere als stabil.1 Eine beachtliche Anzahl von Predigern bestritt nämlich auch weiterhin die reale Präsenz Christi in Brot und Wein.2 Genannt seien hier als die wichtigsten Heinrich Knigge3, Richard Schweinefuß4, Conrad Dume5, Hermann Hoyer6 und Johann Kopmann (Kaufmann) 7. Aus Sicht der Wittenberger erschienen diese Männer damit als „Sakramentierer“. Man brachte sie mit den Lehren des Zürcher Reformators Huldreych Zwingli (1484–1531) 8 in Verbindung, was derart pauschal aber kaum zutreffend war. Wie besonders Ernst Koch gezeigt hat, begegnen bei ihnen nämlich auch Vorstellungen, die eher dem aus Schlesien stammenden, zu dieser Zeit als Glaubensflüchtling in Straßburg lebenden Spiritualisten Caspar Schwenckfeld von Ossig (1490–1561) 9 zuzuordnen sind.10 Für den im Jahre 1528 durch Bugenhagen selbst eingeführten Superintendenten Martin Görlitz (bis 1542 im Amt; † 1549) 11, einen wichtigen Ansprechpartner der Wittenberger, führte dies zu einem kräftezehrenden Dauerkonflikt. 1 Jünke, Bugenhagens Einwirken, 71–82 (Literatur). 2 Zur Rolle dieser Prädikanten in der Frühphase der Reformation in der Stadt Braunschweig vgl. Jürgens, Reformation in der Stadt Braunschweig, 25–70, hier 34–38 („Die Praedikanten und die Fortschritte der evangelischen Bewegung 1525–1527“). 3 Seebaß/Freist, Pastoren der Braunschweigischen evangelisch-lutherischen Landeskirche, 52. 4 aaO, 51. 5 aaO, 41. 6 aaO, 41. 7 aaO, 53. 8 Campi, Art. Zwingli, Sp. 1945–1955 (Literatur). 9 Leppin, Art. Schwenckfeld, Sp. 1072–1074 (Literatur). 10 Koch, „Zwinglianer“ zwischen Ostsee und Harz, 517–545. 11 Scheible, MBW 12, 168 (Literatur).
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Zwar war es schon im Mai 1529 gelungen, Schweinefuß und Knigge (beide seit 1527 bzw. 1528 an St. Ulrici [Brüdern]) aus Braunschweig zu vertreiben. Bugenhagen selbst hatte in einem Streitgespräch die Abweichungen ihrer Abendmahlslehre von der Luthers und der übrigen Wittenberger aufgedeckt und den Rat zu einem scharfen Vorgehen gegen diese vermeintlichen „Zwinglianer“ aufgerufen.12 Dume und Hoyer (beide seit 1528 an St. Andreas) sowie Kopmann (seit 1525 an Unserer lieben Frauen [St. Marien]) waren aber auch weiterhin in ihren Ämtern verblieben und hielten unbeirrt an ihren Auffassungen fest.13 1531 kam es daher zu einem erneuten Verhör der Prediger auf dem Neustädter Rathaus.14 Es endete, zumindest äußerlich, mit einem Sieg der Lutheraner: Auch Dume, der nicht einlenken wollte, musste die Stadt nun verlassen. Der gesundheitlich angeschlagene Hoyer (er starb schon wenig später) und sein charismatischer Kollege Kopmann, der sich dem Verhör zunächst unter Hinweis auf ein gebrochenes Bein hatte entziehen können, unterschrieben ein ihnen ultimativ vorgelegtes, zu Ostern 1531 verfasstes Bekenntnis von dem Sakrament des Leibes und Blutes Christi aller Prädikanten zu Braunschweig.15 Genau dies war dann auch jener Vorgang gewesen, den Bugenhagens Vorrede dem Rat von Münster so nachdrücklich vor Augen stellte. Der damit offiziell wieder hergestellte Friede war aber nicht von Dauer gewesen: Nicht mehr unmittelbar bedrängt, war Kopmann nämlich schon bald zu seiner spiritualistischen Abendmahlslehre zurückgekehrt.16 Von einflussreichen Kräften in der Braunschweiger Bürgerschaft unterstützt, griff er Görlitz und seine Kollegen an. Er redete ihnen übel nach, ließ sich nicht absetzen oder aus der Stadt weisen und blieb danach noch bis 1540 in seinem Amt.17 In den Netzwerken der radikalen Reformation18 war Kopmann schon Ende 1531 eine wichtige Anlaufstelle. So soll er damals unter anderem auch Johannes Campanus (ca. 1500–nach 1574) 19 in seinem Hause beherbergt haben.20 12 13 14 15
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Jünke, Bugenhagens Einwirken, 76f. aaO, 77f. aaO, 80f. aaO, 80f. – Vgl. Bugenhagen, Johannes, Von mancherley Chri//stlichen sachen/ tro(e)stliche le=//ren/ sonderlich von bei=//den Sacramenten/ nemlich/ der // Tauffe/ vnd des leibs vn(d) bluts // Jhesu Christi/ wider die // jrrigen Secten/ gezo//gen aus der Lu(e)=//beker/ Ham=// borger vnd // Brunswiger Ordenunge. // Durch Joannen Bugenha=//gen Pomer. // […] //. (Wittenberg: Hans Lufft 1531) (VD16 B 9469). Jünke, Bugenhagens Einwirken, 81f. WA.B 6, 155 (Nr. 1849: Der Rat zu Braunschweig an Luther. [Braunschweig,] 9. August 1531); aaO, 156f (Nr. 1850: Luther an den Rat zu Braunschweig. [Wittenberg,] 13. August 1531) sowie aaO, 202f (Nr. 1871: Luther an Martin Görlitz in Braunschweig. [Wittenberg,] 9. Oktober 1531). Vgl. zum Überblick: Peters, Luther und seine protestantischen Gegner, 121–134. Hegler, Art. Campanus, 696–698. – Rembert, „Wiedertäufer“ im Herzogtum Jülich. – Weigelt, Art. Campanus, 601–604 (Literatur). – Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im
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Der aus Maaseyck (Bistum Lüttich, Provinz Limburg) stammende Campanus hatte die Schule in Roermond besucht und seit 1517 in Köln studiert; er war aber spätestens 1520 von der Universität verwiesen worden. Danach war Campanus wohl in seine Heimat zurückgekehrt. Hier hatte er sich Mitte der 1520er Jahre der namentlich in Antwerpen regen Reformation geöffnet. Er war ein acerrimus, vehementissimus Lutheranus21 geworden und hatte Luther 1526 in einer poetischen Replik gegen die Angriffe des aus Werne stammenden Humanisten, Rektors der Münsterischen Domschule und Pfarrers an St. Lamberti Timann Kemener22 verteidigt.23 Campanus hatte den Rat von Münster in einem Kemener grob verunglimpfenden offenen Brief dazu aufgefordert, diesen als Rektor und Pfarrer an St. Lamberti abzusetzen. Sein Brief spiegelt eine frühe Lutherbegeisterung (Anspielungen auf dessen Bücher De captivitate Babylonica praeludium [1520] und De votis monasticis […] iudicium [1521]). Dabei legen es die Angriffe auf Kemeners Grammatik nahe, dass auch Campanus ein Schüler des Murmellius war.24 Das beigefügte Gedicht, eine sapphische Ode, belegte eindrücklich des Campanus sprachliche und formale Fähigkeiten. Es war von schneidender Schärfe, deklamierbar und schloss jede seiner vielen Strophen mit dem schmissigen Refrain: Christus, ich bitte dich: Lass die unglücklichen SCHLEMMERTIMÄNNER sich selbst schaden! Es irrt, wer sein eigenes Laster nicht sieht.25 Tatsächlich war Kemener damals schon seit längerem Gegenstand einer heftigen Kritik aus humanistischen Kreisen gewesen (bittere Satiren auf seine Eitelund Selbstgefälligkeit, offene Plagiatsvorwürfe). Als Pfarrer war er dann nicht
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Jülicher Land, 63–92, hier 73–81. – Leppin, Art. Campanus, Sp. 45f. – Scheible, MBW 11, 261 (Literatur). – Peters, Luther und seine protestantischen Gegner, 131. MBW 1205: Melanchthon an [Martin Görlitz in Braunschweig?, abschriftlich an] Johannes Bugenhagen in Lübeck. [Wittenberg, 24. November?] 1531; WA.B 6, 231f (Nr. 1886: Luther an Johannes Bugenhagen in Lübeck. [Wittenberg,] 24. November 1531) sowie aaO, 232f (Nr. 1887: Luther an Martin Görlitz in Braunschweig. [Wittenberg,] 27. November 1531). – Jünke, Bugenhagens Einwirken, 82. Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 74 mit Anm. 68. Worstbrock, Art. Kemener, Sp. 1265–1282 (Literatur), hier Sp. 1281 (II.E.7.b verschollen). Campanus, Johannes, IOHANNIS // CAMPANI CARMEN, TIMANNI CA=//MENERI CANTILENAE RESPON//DENS, QVO PAPAM ANTI=//CHRISTVM CVM SVO // PALPONE DEPIN=//GIT. // Idem, ut uno in saltu apros capiat duos, Leodinos // Nodos eodem cum Timanni facinore nobiles, eodem // etiam carmine contenti abeant, rogat. // Eiusdem ad Venerabilem Senatum Mo=//nasterien(sem) Epistola. // VVITTEMBERGAE. // (Anno. 1526.)// […] //. (VD16 C 632). – S. unten Kapitel 8 Editionen 2. Kemener, Timann, COmpendium // grammatices Tima(n)ni // kemeneri guernensis pro duob(us) // nepotibus equestris ordinis viri Joannis Dobbe vtrius(que) // Juris interpretis eximij. maioris(que) ecclesie Monasteriensis // vestalie canonici // […] //. (Köln: Heinrich Quentel [Erben] 1508) (VD16 ZV 8911) (Weitere Ausgaben: VD16 K 721, VD16 K 722 und VD16 ZV 8911). VERSVS INTERCENTICII. CHRISTE PRECOR MISERI NOSCANT SE VENTRITIMANNI, ERRAT, QVI VITIVM NON VIDET IPSE SVVM. Wie Kapitel 8 Editionen 2.
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zuletzt durch die reformatorischen Predigten seines Kaplans Johannes Tant in Bedrängnis geraten,26 eines Mannes, der nach seiner 1525 erfolgten Entlassung in Dithmarschen als „Zwinglianer“ in Erscheinung getreten war. Sein Kollege an St. Martini, der Magister Lubbert Cansen, der Tant nach Ostfriesland gefolgt war, hatte sogar schon in Münster die Gegenwart Christi im Abendmahl zu leugnen gewagt.27 Zwei weitere Kapläne, Gottfried Reininck an Überwasser und Johann Vincke an Ludgeri, hatten ihr lautes Aufbegehren unterstützt.28 Campanus stach also in ein Wespennest. Als es bald darauf auch in seiner Heimat zu Verfolgungen kam, wechselte er 1527/1528 ins Amt Wassenberg im Westen des Herzogtums Jülich, wo er nun und fortan Förderer im landsässigen Adel hatte.29 Inzwischen Hofmeister (Erzieher) junger Adliger aus Jülich und Linnich,30 immatrikulierte sich Campanus dann am 19. Dezember 1528 an der Universität Wittenberg. Er kam zusammen mit Dionysios Vinne (um 1500–1534) 31, einem Prediger aus Diest in Brabant. Vinne, der schon um 1523 in Antwerpen ein begeisterter Anhänger Luthers gewesen war, hatte zeitweise als Prediger in Oldeneick bei Maaseyck, der Heimat des Campanus, gewirkt. Er zählte später zusammen mit Johann Klopriss (Klopreis) (1500–1535; aus Bottrop im kurkölnischen Vest Recklinghausen) 32, Hendrik Roll (um 1500–1534; aus Grave an der unteren Maas) 33 und Hendrik Schlachtscaep (1470–1534; aus Tongern) 34 zu den wichtigsten Repräsentanten der sogenannten „Wassenberger Prädikanten“. Es ist gut vorstellbar, dass Vinne, der schon seit 1527 in Wassenberg lebte, auch Campanus dorthin geholt hatte. Im Juli 1529 erschienen Campanus und Vinne dann gemeinsam bei Melanchthons Schüler Georg Witzel (1501–1573) 35 in Niemegk (Mittelmark) und hielten sich hier einen ganzen Monat lang auf. Für Witzel sollte ihr Besuch noch 26 Detmer, Kerssenbroch, 127 und 140f. – Worstbrock, Art. Kemener, Sp. 1267. 27 Detmer, Kerssenbroch, 127, 130 Anm. 1 und 140. – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 44, 46, 50 und 64. – Laubach, Reformation und Täuferherrschaft, 150f. 28 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 6 mit Anm. 6. 29 Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 81–88. 30 Joannes Monnux de Susderen (Süsteren) aus Jülich und Adamus Lynnichius (aus Linnich). Krumme, die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 74. 31 Cornelius, Berichte der Augenzeugen über das Münsterische Wiedertäuferreich, 272–278 (XXXIV. Bekenntniss des Dionysius Vinne. Oktober 1534). – Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 66f (Literatur). 32 Cornelius, Berichte der Augenzeugen über das Münsterische Wiedertäuferreich, 220–225 (III. Bekenntniss des Jacob von Osnabrück. Düsseldorf, 28. Februar 1534). – Böhm, Art. Klopreis, Sp. 78f (Literatur). – Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 65f. – Neff/Krahn, Art. Klopreis. 33 Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 67f. – Siebert, Art. Roll, Sp. 617–619 (Literatur). 34 Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 68–70 (Literatur). 35 Henze, Bemühungen Georg Witzels. – Scheible, Art. Witzel, Sp. 1671f (Literatur).
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Folgen haben, denn im Frühjahr 1530 zog man ihn deshalb vor Gericht und warf ihn anschließend in Belzig ins Gefängnis. Nachdem er – auch auf Intervention Luthers36 – wieder freigekommen war, verließ er nun bald sein Pfarramt und brach später ganz mit der Reformation.37 Campanus vertrat einen „dogmenkritischen“ Humanismus, der darauf abzielte, den Glauben des apostolischen Zeitalters zu erneuern.38 Sein Streit mit den von ihm ursprünglich verehrten Wittenbergern brach auf, als man ihm nicht gestatten wollte, beim Marburger Religionsgespräch (1. bis 4. Oktober 1529) sein Verständnis des Abendmahls darzulegen, um auf diese Weise den seit 1524/1525 aufgebrochenen Dissens zwischen Luther und Zwingli zu überwinden (oder aus der Sicht des Campanus formuliert: diesen als irrelevant zu erweisen). Mehr als ein abseits der offiziellen Verhandlungen geführtes, kurzes Gespräch mit Luther wurde ihm nicht gewährt. Anfang 1530 sandte Campanus einen Text nach Wittenberg, den Melanchthon „abscheulich“ nannte (horribilem disputationem).39 Nachdem er zunächst selbst kurz in Wittenberg gewesen war,40 erschien Campanus Anfang März 1530 dann persönlich am Hof in Torgau. Er wies Empfehlungsschreiben einflussreicher Jülicher Freunde vor und übergab den kurfürstlichen Räten eine Schrift, die man, so sein Vorschlag, den auf dem Reichstag in Augsburg zu führenden Verhandlungen in der Religionsfrage zugrunde legen sollte. Nach Melanchthon wurde darin die Gottheit des Heiligen Geistes geleugnet. Man war nicht bereit, Campanus anzuhören.41 Das Augsburger Bekenntnis, die Confessio Augustana vom 25. Juni 153042 (und nachmals auch die Konkordienformel von 157743), grenzen sich scharf von ihm ab. Auch als Campanus im Jahre 1531 ein weiteres Mal nach Wittenberg kam, fand er dort keinerlei Gehör. Für Campanus war der Bruch mit den Wittenbergern danach ein endgültiger. Er zog sich ins Herzogtum Jülich zurück. Hier lebte er im Amt Wassenberg unter dem Schutz des Drosten Werner IV. von Palant, Herr zu Ruyff und Breitenbend (um 1480–1557). Palant gewährte zu dieser Zeit auch schon mehreren der „Wassenberger Prädikanten“ Unterschlupf. Der den Fängen der Kölner Inquisition entkommene Klopriss – er hatte zuvor zusammen mit Adolf Clarenbach 36 WA.B 5, 270f (Nr. 1542: Luther an Witzel und Anton Herman, z. Z. im Gefängnis zu Belzig. [Wittenberg,] 1. April 1530). 37 MBW 1370: Melanchthon an Johannes Agricola in Eisleben. [Wittenberg, 22. Oktober 1533]. 38 Hauschild, Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte 2, 403f. – Kaufmann, Humanismus und „religiöse Erregung“, 70. 39 MBW 868: Melanchthon an Friedrich Myconius [in Gotha]. [Wittenberg, Ende Februar] 1530. 40 MBW 871: Melanchthon an Caspar Aquila in Saalfeld. [Wittenberg, Anfang März 1530]. 41 MBW 882: Melanchthon an Friedrich Myconius [in Gotha]. Torgau, 27. März 1530 sowie MBW 886: Melanchthon an Christian Beyer [in Torgau]. [Wittenberg], 31. März [1530]. 42 BSELK, 92–95. 43 BSELK, 1300–1303.
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(1497–1529) 44 in Büderich (Rheinland) gepredigt – war seit 1529 Schloßkaplan auf Burg Wassenberg. Er blieb es bis 1532.45 Damit entstand bzw. verfestigte sich hier ein kritisches, in sich selbst nicht spannungsfreies mixtum compositum, das nach der Vertreibung der „Wassenberger Prädikanten“ aus dem Herzogtum Jülich und deren sukzessiver Abwanderung nach Münster (so seit dem Frühjahr 1532) 46 auch für Rothmann und die Münsterische Stadtreformation noch folgenreich werden sollte. Nach dem Erscheinen seines Traktates Göttlicher und Heiliger Schrift […] Restitution47 war Campanus’ Ditheismus (in Gott gibt es nur zwei Personen, GottVater und Gott-Sohn) offenkundig. Der auch auf Drängen der Wittenberger48 gegen ihn erlassene Haftbefehl der Klevischen Regierung vom 1. November 1532 blieb jedoch unvollstreckbar. Erst 1553 konnte man seiner habhaft werden. 44 Hermle, Adolf Clarenbach, 132–135. 45 Auch nachdem Klopriss nach Münster gezogen war, blieben der Drost und sein früherer Kaplan in Verbindung. Cornelius, Berichte der Augenzeugen über das Münsterische Wiedertäuferreich, 220–225 (III. Bekenntniss des Jacob von Osnabrück. Düsseldorf, 28. Februar 1534), hier 221. 46 Das enge Nebeneinander von spiritualistischer Abendmahlslehre (Wassenberger Prädikanten) und dogmenkritischem Antitrinitarismus (Campanus) geht auch aus den bei Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 216–246 in Auswahl abgedruckten Akten der herzoglichen Kirchenvisitation des Jahres 1533 hervor. Hier heißt es über die Verhandlungen mit dem Drosten von Wassenberg, die fürstlichen Räte hätten es als beswerlich empfunden, das ein ort fur das ander gesondert sin sult, und wisten nit, ob m(ein) g(nädiger) h(err) sines furstlichen amptz und plicht halver doin und gestaden mocht, das dem drosten und andern ire gewissen in dem fal, wie sie horten, das es zu Wassenberg gehalden wurd, sult fry gelassen werden, nemlich, als das man nit geleuven sult, das in dem hochwirdigen sacrament warhaftich lif und blut Christi sy, den loblichen gebruich des sacramentz der kinderdeuffen zu verachten, den swermergeister und bilderstormer zustant zu doin, den hilligen Geist nit fur die iii person zu halden und dergleichen, die unse selicheit betreffen […] (aaO, 221). In einer beigefügten Instruktion wird ausdrücklich nach Beziehungen zu Gesinnungsgenossen in Soist Munster Bremen etc. gefragt. Namentlich genannt wird dabei neben Campanus und Kloprisz auch der „Zwickauer Prophet“ Frosch (Froschenichen) (aaO, 224f). Im Amt Heinsberg berufen sich auch Laien selbstbewusst auf das Vorbild der Wassenberger Prädikanten (Er geleuft dem worde, das dat warhaftich is, aber Got hait es im nit gegeven, das er geleuven ader begreiffen konne, das da warhaftich fleisch und bloit Christi sin, dan das kome in sin verstant nit. Er gleuft nit mehe, dan er mit sinem verstande begreiffen kan […]) (aaO, 232f, hier 233). Im Gegenzug dazu werden die einschlägigen Bücher beschlagnahmt: Und wer demnach das bevelch, das sie inwendich ii dagen alle die buecher, so sie hetten van Oecolampadio Zwinglio Carolstadio Campano Kloprisz Henrico van Tongern und derglichen sacramentarien, dem vogten her zu Heinsberg brechten […]. (aaO, 235). 47 Campanus, Johannes, G(oe)ttlicher vnd // heiliger Schrifft/ vor // vilen jaren verdunckelt/ vnd durch vnheylsa=//me leer vn(d) Lerer (auß Gottes zu[o]lassung) // verfinstert/ Restitution vnd besse=//rung/ durch den hochgelerten // Johannem Campanum. // Ein sendtbrieff an K(önigliche) M(ajestät) von Den//marcken (et)c. durch Nicola=//um Frantz vo(n) Streit//ten. // Anno 1532. // […] //. (Straßburg: Jakob Cammerlander 1532) (VD16 C 633). – MacCormick, The Restitution göttlicher Schrifft of John Campanus. 48 MBW 1263: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg], 21. Juli [1532].
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Danach blieb Campanus bis zu seinem Tod in Haft. Für Melanchthon blieb er sein Leben lang ein gefürchtetes Schreckbild.49 Nachweislich im Umfeld Johann Kopmanns erschien in Braunschweig damals aber auch noch ein zweiter Mann, der schon von den Zeitgenossen häufig mit Campanus verwechselt wurde: Johann Wulf von Kampen (Campensis).50 Auch er sollte die Reformation in Westfalen, und hier besonders die Ereignisse im Münster nahen Soest noch in dramatischer Weise beeinflussen. Die Herkunft Kampens ist weiterhin ungewiss (Kampen in den Niederlanden?).51 Er war zunächst Franziskanerobservant in Amsterdam gewesen und schmückte sich später gern mit einem Magistertitel. 1526 hielt er sich als Gast des Prädikanten Johann Osberg in Bremen auf und zog kurz darauf nach Itzehoe, wo eine Gruppe von Bürgern die Äbtissin Katharina von Rantzau (amtierend von 1526 bis 1547) zwang, ihn als Prediger an der Pfarr- und Klosterkirche St. Laurentius anzustellen. Zwei Jahre später lebte Kampen dann zusammen mit seiner Frau, einer ehemaligen Nonne des Zisterzienserinnenklosters Himmelpforte, in Stade. Von dort unterhielt er enge Kontakte zu Melchior Hoffman (ca. 1500–1543) 52, einem aus Schwäbisch Hall stammenden Spiritualisten, „Sakramentierer“ und nachmaligen Täufer (Hoffman wurde der Namensgeber des nordwestdeutschen, nach ihm benannten „melchioritischen“ Täufertums), der seit 1526 Prediger an St. Nikolai in Kiel war und dort gleichzeitig eine eigene Druckerei betrieb. Wie Hoffman für Holstein und andere Prediger für weitere Städte oder Regionen (Hans Tausen für Dänemark, Hermann Tast für Husum, Gert Stewert für Flensburg, Marquard Schuldorp für Schleswig und – in seinem Agieren beson49 MBW 2172: [Melanchthon] Gutachten [für Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen in Frankfurt/Main]. Dt. [Frankfurt/Main, ca. März] 1539; MBW 3327: Heinrich Bullinger an Melanchthon [in Wittenberg]. Zürich, [September/Oktober 1543]; MBW 3748: Heinrich Bullinger an Melanchthon [in Wittenberg]. Zürich, 3. Dezember 1544; MBW 3886: Melanchthon: Gutachten [für Johannes Calvin in Genf]. Wittenberg, 17. April 1545; MBW 4284: Melanchthon an Veit Dietrich in Nürnberg. [Wittenberg, 10. Juli 1546]; MBW 4285: Melanchthon an Anton Lauterbach in Pirna. [Wittenberg], 12. Juni [1546]; MBW 4912: Melanchthon an Fürst Georg von Anhalt [in Merseburg]. [Nordhausen], 6. Oktober 1547; MBW 5259: [Albert Hardenberg] an Melanchthon [in Wittenberg]. [Bremen, 13. August 1548]; MBW 6777: Melanchthon an Landgraf Philipp von Hessen. Dt. [Wittenberg], 28. März 1553; MBW 7025: Melanchthon an Jakob Bording in Rostock. [Wittenberg], 24. November [1553]; MBW 7026: Melanchthon an David Chytraeus [in Rostock]. [Wittenberg], 24. November 1553; MBW 7265: Gerhard Mercator an Melanchthon [in Wittenberg]. Duisburg, 23. August 1554; MBW 8886: Melanchthon: Gutachten für Kurfürst August von Sachsen [in Dresden]. Dt. [Wittenberg, vor 10. März 1559] sowie MBW 9178: Melanchthon: Gutachten [für N.N.]. [Wittenberg], 1559. 50 Ehbrecht, Reformation, Sedition und Kommunikation, 243–325. – S. unten Kapitel 8 Editionen 4. 51 Das Folgende im Wesentlichen nach Peters, Wormser Edikt, 196–199. 52 Deppermann, Melchior Hoffman. – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 58f (Nr. 18) (Marcel Moersen).
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ders skurril – der „tolle Friedrich“ für Schleswig) gehörte auch Kampen zu jenen Predigern, die König Friedrich I. von Dänemark (1471; reg. 1523–1533) 53, schon seit 1490 auch Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, mit einem Schutzbrief versehen hatte. Derselbe gab ihnen das Recht, gleichsam als geistliche Freibeuter in seinem Namen und Auftrag das „reine Gotteswort“ (die Lehre Luthers) auszubreiten, ohne dass Friedrich selbst deshalb offen mit den Strukturen der katholischen Kirche brechen musste.54 An Hoffmans Seite nahm Kampen 1529 dann auch an der „Flensburger Disputation“ teil.55 Diese war ein Streitgespräch der lutherischen Prädikanten Schleswig-Holsteins mit Hoffman, bei dem dem aus Wittenberg herbeigerufenen Bugenhagen die Richterrolle zufiel. Vor Ort entwickelte sich das Gespräch rasch zu einem Tribunal über Hoffman und dessen Parteigänger. Wie Hoffman musste auch Kampen anschließend fluchtartig („binnen eines Tages“56) das Land verlassen. In der Folgezeit führte er ein unstetes Wanderleben.57 Es führte ihn unter anderem nach Lübeck, Mecklenburg und Bremen. In Friesland trat er zeitweise als Söldner in den Dienst des Balthasar von Esens († 1540), der seit 1522 Häuptling der ostfriesischen Herrlichkeiten Esens, Wittmund und Stedesdorf war (sogenannte „Emdener Fehde“). Im Sommer 1530 erschien Kampen dann offenbar mit Hoffman und anderen „Sakramentierern“ in Minden.58 Von hier aus führte ihn sein Weg nach Amsterdam, Elburg, Zwolle, Stade und Bremen. Dort ließ er sich (wie an vielen weiteren Orten auch) Betrügereien zuschulden kommen, wurde aber von einem Pfarrer aus Verden (Uelzen?) ausgelöst, den er dann jedoch später ebenfalls um sein Geld prellte. Es folgten kurze Aufenthalte in Braunschweig, Goslar (?), Hildesheim sowie Hameln. Mitte Dezember 1531 kam Kampen nach Soest und setzte sich dort an die Spitze der reformatorischen Bewegung.59 Er wurde zum Auslöser des sogenannten „Thomasauflaufes“, stürzte die Soester Reformation aber zugleich auch in eine tiefe Krise. In der Abendmahlslehre votierte Kampen klar als Schüler Hoffmans. Ansonsten bezog er wohl durchweg populistische Positionen. Als seine drastischen Betrügereien bekannt wurden, musste er schließlich weichen, bestand aber doch selbstbewusst darauf, dass ihm der Rat sein Gehalt in voller Höhe auszahlte.
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Suhr, Art. Friedrich I., 578–580. Deppermann, Melchior Hoffman, 87. aaO, Melchior Hoffman, 109–119. aaO, Melchior Hoffman, 117. Das Folgende nach Peters, Wormser Edikt, 196. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 88 mit Anm. 2. – Brecht, Reformation und Kirchenordnung in Minden 1530, 19–38, hier 35. 59 Peters, Wormser Edikt, 196–199.
Der Braunschweiger Hintergrund
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Abbildung 1: Hermann Hamelmann (1526–1595) in seinem Studierzimmer Kupferstich nach dem Stich in seiner Oldenburgischen Chronik von 1599, in: Wasserbach, Ernst Casimir (Hg.), Hermanni Hamelmanni, S. S. Theol(ogiae) Licent(iati) & dum viveret Superint(endentis) Oldenburgici, Opera genealogico-historica, de Westphalia & Saxonia inferiori […] […], Lemgoviae […] Anno MDCCXI Institut für Westfälische Kirchengeschichte an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Münster
3.
Rothmann und die Wittenberger
All dies wirft auch neues Licht auf Bernhard Rothmann (um 1495–1535?) und dessen Verhalten im Winter 1531/1532. Es erhellt seine Position im Beziehungsund Personengeflecht der jungen, noch instabilen nordwestdeutschen Stadtreformationen. Vor allem aber zeigt es, wo und wie die Wittenberger Theologen ihn hier sahen. Bernhard Rothmann stammte aus dem Kirchspiel Stadtlohn im westlichen Münsterland1 (daher sein späterer, eigenwillig gräzisierter Humanistenname Polymista). Er hatte die Schulen in Deventer (Stiftsschule), Münster (zunächst Domschule, dann Stiftsschule St. Martini und/oder St. Ludgeri) und Alkmaar besucht, wohin sein Lehrer in Münster, der zu dieser Zeit wichtigste Repräsentant des „christlich-pädagogischen Humanismus“ (Franz Josef Worstbrock) Johannes Murmellius (1480–1517; seit 1500 unter Kemener Konrektor der Dom-, dann nach einem Streit mit diesem2 seit 1507 Rektor der Stiftsschule von St. Martini und ab 1509 Rektor der Stiftsschule St. Ludgeri, seit 1512 wieder an der Domschule) 3, im Jahre 1513 gewechselt war.4 Das ist bislang kaum beachtet worden, bildungssoziologisch aber von hoher Relevanz. Schon in jungen Jahren hatte Rothmann damit nämlich einen Humanismus kennengelernt, der zutiefst pädagogisch orientiert war, auf Erneuerung drängte und daher vielen Positionen der spätmittelalterlichen Kirche zunehmend kritisch gegenüberstand.5 Rothmanns späteren Gegnern war dies noch durchaus bewusst: So ging etwa Urbanus Rhegius davon aus, dass er noch um 1520 in den Niederlanden gelebt hatte, vielleicht in Zwolle oder auch in Deventer.6 1 2 3 4
Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 6 Anm. 8. Worstbrock, Art. Kemener, Sp. 1266f. Kühlmann, Art. Murmellius, Sp. 277–299 (Literatur), hier 278f. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 7: […] audivit Murmellium […]. 5 Laubach, Reformation und Täuferherrschaft, 154. 6 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 125.
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Rothmann und die Wittenberger
Da Rothmann aus kleinen Verhältnissen kam (nach Kerssenbrock war sein Vater, Heinrich Rothmann, Schmied7), war an ein Studium aber zunächst nicht zu denken gewesen.8 Daher war Rothmann Lehrer (ludi magister) geworden und hatte an den Trivialschulen mehrerer kleinerer Städte (in diversis oppidis) des Münsterlandes, darunter auch Warendorf, unterrichtet.9 Die damals entstandenen Kontakte blieben bis ins Täuferreich lebendig.10 Um das Jahr 1524 (dazu Kerssenbrock: ut opinor) soll Rothmann dann aber doch in Mainz den Titel eines Magister artium erlangt haben.11 Er hatte also das übliche Grundstudium an der Artistenfakultät absolviert und war zu diesem Zweck wohl einige Zeit außer Landes gewesen, was ohne eine finanzielle Unterstützung durch Dritte wohl kaum möglich gewesen sein dürfte. Seine ersten literarischen Sporen – und das ist bislang kaum zur Kenntnis genommen worden12 – erwarb Rothmann sich 1526 als Korrektor und Herausgeber einer kleinen Schrift des Rektors der Schule des Kollegiatstiftes von St. Martini13 in Münster Henricus Primaeus († um 1540) 14. Er begegnet damit an jenem Ort, an dem der Einfluss der Reformation in Münster angeblich schon seit 1520 spürbar wird (behauptete, aber nicht überlieferte Briefkontakte des aus Aachen stammenden Kanonikers, Philosophen und Mathematikers Peter Gymnich [Petrus Aquensis; ca. 1465–nach 1513],15 eines Schülers des Alexander 7 Detmer, Kerssenbroch, 160: […] Hic fuit patria Stadlonensis, cuiusdam Henrici fabri ferrarii filius […]. 8 Zu Rothmanns frühen Jahren summarisch zuletzt Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 80 (Rita Kauder-Steiniger). 9 Detmer, Kerssenbroch, 161: […] Warendorpensis scholae gubernacula suscipiens iuventutem aliquamdiu docuit et in literis humanioribus non parum profecit. – Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 7: […] suscepit demum in scholis trivialibus conditionem paedagogicam (quia propter inopiam academias adire sua ope vel parentum non potuit), fuit etiam Warendorpii ludimagister […]. 10 Vgl. z. B. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 43 (Rothmann an Hermann Regeward. Münster, 2. Juni 1533). – Zum späteren Täuferapostel Regeward vgl. Detmer, Kerssenbroch, 397ff, 450, 510, 706 und 721. 11 Detmer, Kerssenbroch, 161. 12 Vgl. lediglich Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 65 (Abbildung des Titelblattes) und 80 (Rita Kauder-Steiniger). 13 Veddeler, Art. MÜNSTER – Kollegiatstift St. Martini, 53–58, zur Schule hier 55 (ohne Erwähnung des Primaeus). 14 Löffler, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 3, 81, 95, 220, 311 und 313f. 15 Detmer, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 1, 13f, 28, 37, 45, 57, 64 und 76. – Löffler, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsischwestfälischen Gelehrtengeschichte 3, 111, 115–118, 148, 155 sowie 359–363. – Typographisch erscheint er lediglich als Beiträger in Kemener, Timann, [Beiträger:] Gratius, Ortwin/ Aquensis [Gymnicius], Petrus, COmpendium // artis dialectice. seu co(m)mentario//lus In tractatus Petri hispani Timanni Cameneri // Guernensis. In quo no(n) minus docte (quam) erudite ea // paucis tractatur que ad hanc attinent artem // Ars predicabilium Ars demon-
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Hegius [ca. 1439/1440–1498] 16 und des Rudolf Agricola [1444–1485]17, mit Luther).18 Primaeus stammte aus ’s Hertogenbosch (Buscoducensis). Er hatte enge Beziehungen zu Murmellius unterhalten und 1517 mehrere Leichenreden auf diesen publiziert (Oratiunculae magis Luculentae; mit Widmung an Nikolaus von Bömel in Deventer [?]). Primaeus war ein Erasmianer beachtlichen Zuschnitts. Als mehrfacher Herausgeber von Erasmus’ Liber de octo partibus orationis19 war er dabei in die direkte Nachfolge seines Freundes Murmellius getreten. – Nach Hermann Hamelmann (1526–1595) 20 wurde Primaeus 1530 oder 1531 Konrektor Rudolph Möllers († 1568) 21 in Minden. Dieser hatte Anfang der 1520er Jahre in Wittenberg studiert. 1532 wurde Primaeus dann Möllers Nachfolger; er „war aber den Verhältnissen nicht gewachsen“ (Löffler). Primaeus war zuletzt zweiter evangelischer Schulmeister in Einbeck und starb dort offenbar beim großen Stadtbrand des Jahres 1540.22
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stratio(n)is // Ars predicamento(rum) Ars dialecticoru(m). // Ars enu(n)ciationum Ars sophistarum // Ars syllogismoru(m) Ars terminorum // […] //. (Köln: Heinrich Quentel [Erben] 1513) (VD16 K 717). – Nach Ende der Täuferherrschaft erwarb er sich Verdienste bei der Wiederherstellung der Domuhr. Detmer, Kerssenbroch, 42. Scheible, MBW 12, 247. Scheible, MBW 11, 44f. Veddeler, Art. Münster – Kollegiatstift St. Martini, 54: „Während des Zeitalters des Humanismus erlebte das Stift eine Blütezeit, die mit den Namen der Kanoniker Johannes von Elen d.Ä., Heinrich Morlage und Peter Gymnich verbunden ist. Durch Gymnich, der seit 1520 mit Martin Luther in Briefwechsel stand, fand die neue Lehre Eingang im Stift St. Martini, die von Lubbert Cansen [wie Kapitel 2 Anm. 27], Kaplan an der St. Martini-Pfarre, eifrig gefördert wurde. St. Martini war somit der erste Stützpunkt der ref. Bewegung in Münster.“ – Ein Verwandter Gymnichs, der Kölner Drucker Johannes Gymnich d.Ä. (ca. 1485–1544), stand später in Kontakt zu Melanchthon. Er war ein Altersgenosse Rothmanns und wie dieser während seiner Zeit in Münster Schüler des Murmellius gewesen. Scheible, MBW 12, 208. Erasmus von Rotterdam, Desiderius, [Bearbeiter:] Primaeus, Henricus [Beiträger:] Colet, John/De Spauter, Johannes, DE OCTO // ORATIONIS PARTIVM CON=// structione libellus perelegans, authore Desi//derio ERASMO ROTERO(DAMO) // Scholijs Henrici Primaei apud Mo//nasterienses gymnasiarchae // illustratus. // […] //. (Freiburg/ Breisgau: Johannes Faber 1534) (VD16 2578) (zahlreiche weitere Ausgaben: Nürnberg 1536, Köln 1536, Köln 1537, Solingen 1537, Leipzig 1538, Basel 1540, Straßburg 1540, Zürich 1542, Köln 1545, Köln 1546, Straßburg 1548, Köln 1553, Zürich 1553, Köln 1556, Düsseldorf 1558, Köln 1562, Münster 1563, Zürich 1568 u. ö.). Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 178 (Nr. 2267). – Peters, Art. Hamelmann, Sp. 1402. – Scheible, MBW 12, 221 (Literatur). – Biermann/Scheffler, Hermann Hamelmann. Detmer, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 1, 73 und 77. – Löffler, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 3, 212–223 mit 221 Anm. 2 u. ö. Löffler, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 3, 95 mit Anm. 1.
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Die von Rothmann redigierte Schrift war vorgeblich auf Bitten der Schüler des Primaeus (meoru[m] discipuloru[m] rogatu23) erschienen und trug den Titel De maximorum pontificum Ceremoniis Epitome Henrico Primeo, apud Monasterienses Gymnasiarcha, rapsodo ad usum et delicias omnium ecclesiasticorum.24 Sie wurde um 1526 bei Servas Kruffter in Köln gedruckt und nennt Rothmann auf dem Deckblatt ausdrücklich als Bearbeiter: D. Bernardus Rottmanus Lectori. Pontificu(m) sacros collegit Primeus ille, Prime(us) ille pius quos seruat co(n)cio Chri(sti) Ritus, historiae q(uae) haud (tem)p(ori)s e(st) i(n)fima lector.25
Geboten wird eine historische Herleitung liturgischer Vollzüge in pädagogischer Absicht (Sunt enim ceremoniae uelut pedagogiae ad Christu[m]). Dabei geht es letztlich darum indoctu(m) uulgus […] cu(m) his externis […] ad interna & inuisibilia26 zu führen (d. h. zur Einsicht in das sich im äußerlichen Vollzug spiegelnde/abbildende Heilshandeln Gottes zu befähigen). Das von Rothmann/ Primaeus Vorgestellte dient dabei sowohl der individuellen als auch der kollektiven Heiligung (Reinheit der Geräte und Gewänder, unanstößige Lebensführung [Geld, Zölibat] etc.). Ihr großes Vorbild ist die Schlichtheit der frühen Kirche. Man spürt das Erbe des Murmellius. Auch die Form ist klar humanistisch: Dies zeigt der Seitenblick auf eine Schrift des jungen Johannes Brenz (1499–1570) 27, den Libellus insignis de Missah.28 Er entstand um 1523 (also noch in der humanistischen Phase des Schwäbisch Haller Reformators), erschien aber erst 1526 im Druck und belegt, dass man zu dieser Zeit auch im Kreise der Schüler des Johannes Oekolampad (1482–1531) 29 an derartigen liturgiehistorischen Auflistungen interessiert war. Für Rothmann ist die Liturgie zeichenhafte Inszenierung, d. h. durchscheinend für das mit ihr vergegenwärtigte heilsrelevante Geschehen. Besonders deutlich wird das in einer dem Büchlein angehängten Meditation30, deren Überschrift auf die demnach wohl auch im Stift St. Martini gebräuchlichen „Benedictiones mensae“, d. h. die durch einen Priester angeleiteten Tischgebete 23 Ajb ungezählt. 24 VD16 P 4825. – Die kleine Schrift wird unten erstmals ediert. – S. unten Kapitel 8 Editionen 1. 25 Herr Bernhard Rottmann an den Leser. Der Bischöfe heilige Riten hat jener Primaeus gesammelt, jener fromme Primaeus, [Riten,] die die Rede Christi beschirmt, einer vergangenen Zeit Kunde, die nicht die unwichtigste ist, Leser. Aija. 26 Ajb ungezählt. 27 Jung, Art. Brenz, Sp. 1751f. (Literatur). – Baur, Johannes Brenz, 29–57. 28 Brenz, Johannes, LIBELLVS // INSIGNIS DE MISSAH IOANNIS // BRENTZII ECCLESIASTES // HALLENSIS ECCLE=//SIAE SVEVO//RVM // […] //. (Hagenau: Amandus Farckall 1526) (VD16 B 7782). – Brecht, Johannes Brenz. Frühschriften Teil 1, 207–219, bes. 213–216. 29 Jung, Art. Oekolampad, Sp. 458f (Literatur). 30 Biijb–Biva ungezählt.
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der Kanoniker sowie der Schüler der Stiftsschule, anspielt. Vielleicht sollten die kurzen Stücke auch bei Tische vorgetragen werden: De uestibus quibus amicitur coelestis mensae minister.31 Velamen capitis, significat[,] q(uod) Christus uelatus erat in domo Cayphae.32 [Biva ungezählt] Poderis, quam albam uocamus, eam uestem refert, qua Christus ab Herode ad ludibrium donatus erat.33 Casula, significat purpuream uestem, qua eum uestuerunt satellites Pylati.34 Quod manu sinistra gerit, significat ui(n)culu(m)[,] quo ad columna(m), quando uirgis cedebatur, ligatus erat Chr(ist)us.35 Et quod stolam uocant, significat caetera uincula[,] quibus ligatus erat Christus. Quod euangelio lumina praeferuntur, significat ipsum uerum lumen esse36, & uerbum uitae37. Nolarum & organorum cantus, significa(n)t gaudium spiritus de beneficijs Dei. Thurificatio, [significat] nostrarum precum ante oculos Dei suauitatem. Aspersio aquae, significat nos esse mundatos sanguine Christi.38 Sal benedictum, significat salem uerbi Dei, q(uo)d nos seruat a corruptione eterna.
In einer zweiten Vorrede, die dem Widmungsbrief des Primaeus wohl erst nachträglich und daher auch im Druckbild gedrängt angehängt wurde, tritt Rothmann dem Leser dann als ein um einen guten Stil und historische Präzision bemühter Humanist entgegen.
31 Wahrscheinlich eine Anspielung auf die demnach wohl auch im Stift St. Martini gebräuchlichen „Benedictiones mensae“, hier: „Ante prandium“: Mensae caelestis participes faciat nos Rex aeternae gloriae. 32 Vgl. Joh 18,24.28: „Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas […] Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten.“ 33 „Aber Herodes mit seinen Soldaten verachtete und verspottete ihn, legte ihm ein weißes Gewand an und sandte ihn zurück zu Pilatus.“ (Lk 23,11). 34 „Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an […] Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!“ (Joh 19,2.5). Vgl. Mk 15,17.20: „Und zogen ihm einen Purpurmantel an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf […] Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpurmantel aus und zogen ihm seine Kleider an.“ 35 „Und sie banden ihn, führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus.“ (Mt 27,2). „Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.“ (Joh 18,24). 36 „Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.“ (Joh 1,9). 37 „Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh 6,68). 38 „Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde“. (1Joh 1,7). Vgl. Hebr 13,12: „Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.“
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Rothmann und die Wittenberger
Ad Lectore(m). AMice lector, eoru(m) unde haec desumpsimus, nec stilu(m), nec ora(tion)is filu(m) mutauim(us), q(uod) rectius hisce rebus co(n)gruere(n)t. Co(n)geßimus a(u)t(em) haec ex Volaterrano39, Cronica maiori40, Fasciculo t(em)p(oru)m41, Eusebio de t(em)p(or)ibus42, & Platina43, quare si nos errare in annoru(m) aut Imp(er)atoru(m) 39 Raffaele Maffei detto Volaterano (Volterra; 1435–1522). Gemeint sind wahrscheinlich dessen Commentariorum rerum urbanarum libri XXXVIII (erstmals Rom 1506; Paris 1516). – Vgl. z. B. Maffei, Raffaele, COMMENTARIORVM // VRBANORVM RAPHAELIS VOLATERRANI, OCTO // & triginta libri, accuratius quam antehac excusi, cum // duplici eorundem indice secundum // Tomos collecto. // Item Oeconomicus Xenophontis, ab eodem latio donatus. // […] //. (Basel: Johann Froben [Erben] 1530) (VD16 M 114) (weitere Ausgabe: VD16 X 34). 40 Matthaeus Parisiensis (um 1200–1259), Chronica maiora. – Vgl. z. B. Parisiensis, Matthaeus, Quarta Centuria // ECCLESIASTICAE // HISTORIAE, CONTINENS DESCRI-//ptionem AMPLISSIMARVM RERVM IN RE-//gno Christi, quae quarto post eius natiuitatem seculo ac-//ciderunt, cum Imperium Romanu(m) gubernarent CON-//STANTINVS MAGNVS, eius filij, Iulianus, Io-//uianus, Valentinianus, Valens, Gratianus, Theodosius ma-//ior […] // eodem illustri ordine ac ueritate, quo prio-//res Centuriae […] // contexta: // Per aliquot […] uiros in urbe // Magdeburgica. // Acceßit […] // geminus INDEX. // […] //. (Basel: Johannes Oporinus 1560) (VD16 ZV 23966) oder Parisiensis, Matthaeus, MATTHAEI // PARIS(IENSIS) MONACHI // ALBANENSIS, ANGLI, HI=//storia Maior, a Guilielmo Conquae-// store, ad ultimum annum // Henrici tertii. // Cum Indice locupletissimo. // […] //. (Zürich: Christoph Froschauer [Erben] 1589) (VD16 M 1401). 41 Werner Rolevinck (1425–1502). Gemeint ist wahrscheinlich dessen Fasciculus temporum (erstmals Köln: Nikolaus Götz [um 1473]). – Vgl. z. B. Rolevinck, Werner/Bibliander, Theodor, TEMPORVM A // condito mundo usque ad ulti//mam ipsius aetatem supputatio, // partitioque exactior. // Vniuersae quidem historiae diuinae, ecclesiasticae // & extere˛ Latinorum, Gre˛corum, Aegyptiorum, // Chaldaeorum, Germanorum & aliaru(m) gentium // accommodata […] // […] //. (Basel: Jakob Kündig/Johannes Oporinus 1558) (VD16 R 2954) oder auch Rolevinck, Werner, Formula viue(n)di Sacer//dotum. Canonico(rum) siue Vicario(rum) // secularium: aut etiam alio(rum) deuo=//torum presbytero(rum) // […] //. (Köln: Martin von Werden 1504) (VD16 R 2954). 42 Euseb von Caesarea (260/264–339/340), Chronicon. – Vgl. z. B. Euseb von Caesarea, Ecclesiastica Historia diui Euse=//bii. [Übers. d. (Rufini presbyteri […] // )] et Ecclesiastica Historia gen//tis Angloru(m) venerabilis Bede: // cum vtraru(mque) historiaru(m) per sin// gulos libros recollecta capitulo//rum annotatione. // […] // (Hagenau: Heinrich Gran/Augsburg: Johann Rynmann 1506) (VD16 E 4270) (weitere Ausgabe: VD16 B 1425). – Euseb von Caesarea/Rhenanus, Beatus u. a., AVTORES // HISTORIAE ECCLE//SIASTICAE. // Eusebij Pamphili Caesariensis Libri IX. Ruffino Interprete. // Ruffini Presbyteri Aquileiensis, Libri duo. // Recogniti ad antiqua exemplaria Latina // per Beat(um) Rhenanum. // ITEM EX // Theodorito Episcopo Cyrensi, // Sozomeno, & // Socrate Constantinopolitano Libri XII. uersi ab Epiphanio // Scholastico, adbreuiati per Cassiodorum Senatorem. unde illis // Tripartitae historiae uocabulum. // Emendati & hij multis locis […] // […] //. (Basel: Johann Froben 1523) (VD16 E 4273) (weitere Ausgabe: VD16 T 752). 43 Bartolomeo Platina (1421–1481). Gemeint ist dessen monumentales Werk De vitis pontificum Romanorum (gedruckt erstmals 1479). – Vgl. z. B. Platina, Bartolomeo, BAR(THOLOMEI) PLATINAE // CREMONENSIS, DE VITIS // AC GESTIS SVMMORVM // Pontificum, ad sua us(que) tempora, Liber Vnus. // Huic additae sunt Vitae ac res gestae eorum qui interim fuere pontifi=//cum, a Paulo uidelicet II. ad Paulum huius nominis III. // EIVSDEM ITEM PLATINAE, // De falso & uero bono Dialogi tres. // Contra amores .I. // De uera nobilitate .I. // De optimo ciue .II. // Panegyricus in Bessarionem doctiss(imum) pa=//triarcham Constanti-
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adscriptione co(m)perieris, no(n) nos, sed illos inter se longe lateq(ue) dissidentes, accusabis. Vale.44
Im Blick sind die chronologisch (und besonders für die Antike mit sichtlichem Bemühen um Vollständigkeit!) aufgelisteten Bischöfe von Rom (Pontifices maximi) sowie die von diesen ausgegangenen liturgischen Impulse. Auswahl und Wertung der einzelnen Stücke folgen einem klaren Verfallsschema, wie es zu Beginn der 1520er Jahre etwa auch der Didymus Faventinus Melanchthons (1521) vorgetragen hatte.45 Nach der Blütezeit der christlichen Antike (zum Jahr 364: […] florueru[n]t aute[m] huius [des Kaisers Julian Apostata] t[em]p[or]e praeclara relligionis lumina, Hieronymus, Ambrosius, Augustinus) mehren sich während des Mittelalters die Skandalberichte. Sie werden zum Teil drastisch koloriert (zu Silvester II. [999–1003]: […] demonis fuit auxilio papa factus, in p[otes]tate cuius se post morte[m] futuru[m], p[ro]misit; zu Bonifatius VIII. [1294–1303]: […] intrauit papatu[m] ut uulpes, uixit ut leo, moriebatur ut canis). Mehrfach begegnet auch das selbstbewusste „Ich“ des Bearbeiters Rothmann. Den Tiefpunkt bildet die päpstliche Ablasspraxis der jüngeren Vergangenheit (zu Innozenz VIII. [1484–1492]: […] collect[i]onem pecuniarum per plenarias indulgentias in Germania fieri fecit […]). Mit dem letzten Eintrag (zu Alexander VI. [1492–1503] und dessen alle älteren Maßstäbe sprengenden Jubiläumsablass des Jahres 1500) steht man dann unmittelbar vor der Reformation.46 Hierzu passt gut, was Hamelmann über Rothmanns Kontakte zu dem nachweislich am 7. Mai 1520 in Wittenberg immatrikulierten Joannes Trost [Droste] Monasterien(sis) civitatis berichtet.47 Droste, der zu Hamelmanns Zeiten noch lebte und von diesem persönlich befragt worden war, hatte drei Jahre lang in Wittenberg studiert (adhuc Luthero cucullato) und war danach Kanonikus am Stift St. Martini geworden.48 Später (terminus ante quem ist hier das Jahr 1540)
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nopolitanum. // Oratio ad Paulum II. Pont(ificem) maximum, // de bello Turcis inferendo. // […] //. (Köln: Gottfried Hittorp/Eucharius Cervicornus 1540) (VD16 P 3261) (zahlreiche weitere Ausgaben). Dem Leser. Lieber Leser, diese ihrer [Zeremonien] haben wir uns [von ihnen] ausersehen, und weder haben wir den Stil noch den Fluss der Rede verändert, weil sie besser mit diesen Dingen zusammenstimmen. Wir haben dies aber aus dem Volaterano, der Chronica maiora, dem Fasciculus temporum, Eusebs Chronicon und dem Platina zusammengetragen. Wenn du also feststellen solltest, dass wir bei der Zuweisung der Jahre oder der Herrscher irren, so sollst du nicht uns, sondern ihnen, die lang und breit von einander abweichen, die Schuld dafür geben. Leb wohl! Aija. Melanchthon, Philipp, DIDYMI FAVENTINI // ADVERSVS THO/ //MAM PLACEN/ //tinum, pro Martino Lu/ //thero Theologo // Oratio. // […] //. (Wittenberg: Melchior Lotter d. J. 1521) (VD16 M 2440). S. unten Kapitel 8 Editionen 1. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 7 mit Anm. 6. Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 126.
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hatte er dann als Scholaster am Kollegiatstift von St. Mauritz49 gewirkt. Nach Hamelmann war Droste also wohl schon in St. Martini ein väterlicher Förderer des jungen Rothmann gewesen und hatte diesem, der inzwischen an mehreren Orten im einfachen Schuldienst gestanden hatte, empfohlen, in Mainz den Grad eines Magisters zu erwerben. Zumindest in der Chronologie war sich der Historiker an dieser Stelle aber nicht mehr ganz sicher (Quod an verum sit, ignoro. Est enim hoc mihi tamen ex fidis hominibus relatum).50 Erwähnt sei an dieser Stelle aber auch noch ein zweiter, hochwahrscheinlicher Bezug, nämlich der zu dem 1529 in Köln hingerichteten niederrheinischen Märtyrer Adolf Clarenbach.51 Clarenbach hatte seit 1521 zunächst als Privatlehrer in Münster gewirkt. Im Jahr 1523 war er dann Konrektor an der Stiftsschule von St. Martini geworden. Hier hatte er sich gleichsam über Nacht und damit – die zeitliche Koinzidenz legt dies jedenfalls nahe – wohl gleichfalls unter dem Einfluss des erst kurz zuvor aus Wittenberg zurückgekehrten Droste der Reformation geöffnet.52 Er hatte „gegen die Verehrung der Heiligenbilder und des Kruzifixes [gepredigt] und löste dadurch einen Bildersturm aus, was zu seiner Ausweisung durch den Magistrat der Stadt führte“ (Peter Veddeler). Bei seinem Wechsel nach Wesel im Jahre 1524 verfügte Clarenbach jedenfalls über eine beachtliche Kenntnis der Schriften Luthers, darunter dessen Freiheitsschrift (1520).53 Auch dass sich Rothmanns enger Freund und Kollege Gerhard Cotius (Schlipstein; †1562) 54, zunächst Konrektor der Stiftsschule St. Ludgeri und später Schulmeister in Ahlen, ausgerechnet 1524 zum Studium nach Wittenberg begab, dürfte kein Zufall gewesen sein. Cotius hatte 1521 ein humanistisches Marienlob 49 Herkt, Art. Münster – Kollegiatstift St. Mauritz, 39–45, hier 41 (zur Stiftsschule, aber ohne Nennung Drostes). 50 Tunc tandem erat in collegio Mauritiano scholasticus, qui hodie est senior et adhuc vivit, Johannes Droste. Hic familiariter novit Rothmannum et quia vixerat triennium Witebergae adhuc Luthero cucullato semperque amavit doctos, ideo iuvit Rothmannum (sic enim dicitur) et suasit ei similiter, ut iret Moguntiam, postquam aliquamdiu ludimagistrum in diversis oppidis egisset, ut ibi magisterii gradum susciperet. Quod an verum sit, ignoro. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 7. 51 Wie Kapitel 2 Anm. 44. 52 Cum circa annum Domini 1523, ageret ludimagistrum in urbe Monasteriensi in schola ad s. Martinum apud Henricum Vruchterum Olphenium fungens munere conrectoris Adolphus Clarenbach, sanctus Christi martyr, coeperat ibi plurimos cives erudire ad iustitiam, qui deinde emptis Lutheri libris (erant etiam ibidem quidam mercatores hinc iam inde profecti, qui coeperant cognoscere veram Christi doctrinam eamque apud suos late sequentibus propagarunt) […]. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 5f. 53 Hermle, Adolf Clarenbach, 132–135, hier 132. 54 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens Hamelmann, 6, 11, 14, 21, 35, 60, 63–73 und 406. – Dreves, Geschichte […] des Lippischen Landes, 78–80. – Butterweck, Geschichte der Lippischen Landeskirche, 437f. – Stupperich, Lemgoer Streit um die Glaubensgerechtigkeit, 33–85.
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publiziert55 und soll in Münster 1530 (nach Hamelmann in der Ludgerischule) eine heute verlorene Vorlesung über die Johannesapokalypse gehalten haben.56 Was Rothmann in den folgenden Jahren getan hat, ist ungewiss. Nach Hamelmann trat er in den geistlichen Stand und wirkte fortan an verschiedenen Orten in untergeordneten Stellungen.57 Wohl 1529 wurde Rothmann dann (nach Hamelmann auf Betreiben Drostes) Kaplan am unmittelbar vor den Toren Münsters gelegenen Kollegiatstift St. Mauritz58, wo einer seiner Verwandten, der ihn angeblich schon als Schüler gefördert hatte (Hermann Sibing), als Vikar tätig war.59 Als er hier „unkatholisch“ zu predigen begann,60 entsandte man ihn auf Kosten des Kapitels (allerdings mit der Verpflichtung zur späteren Rückzahlung des dafür bewilligten Stipendiums) zum Studium nach Köln (1529/1530), um ihn so für den katholischen Glauben und den eigenen Konvent zu erhalten.61 Weder dort noch andernorts ist er aber in der Folgezeit nachweisbar.62 Nach seiner Rückkehr nach St. Mauritz gab sich Rothmann dann offen als Anhänger der Reformation zu erkennen. Schon der älteste seiner heute noch erhaltenen Briefe zeigt ihn in vertrautem Kontakt mit einem der frühen Lübecker Reformatoren, Johannes Ossenbrugge (18. Februar 1531),63 der Verwandtschaft in Münster hatte. Dies hatte rasch Folgen: Am Karfreitag 1531 kam es zu Ausschreitungen gegen den Bilderschmuck der Stiftskirche in St. Mauritz.64 Von wohlhabenden Freunden in der Stadt, so vor allem dem frisch gewählten Münsterischen Ratsherrn Johannes Langermann (amtierend 1531–1533) 65 un-
55 Haller, 500 Jahre Buchdruck in Münster, 17f und 116f (Kat.-Nr. 47). 56 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 6 mit Anm. 5. 57 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 7f: […] Verum scholasticae functionis et demum istius vitae et conditionis pertaesus et iam sumpto gradu magisterii in Moguntina academia, quem ibi facile consequi potuit, cogitavit de ordine ecclesiastico assumendo. Quem cum assequeretur, egit in diversis locis sacellanum, donec tandem Monasterii promotione eiusdem scholastici Johannis Drosten, nobilis viri, qui amabat evangelium et simul Rothmannum, ad s. Mauritium in collegio suburbano, quod habet annexam parochiam rusticae plebis, vocaretur in ministerium […]. 58 Herkt, Art. Münster – Kollegiatstift St. Mauritz. 59 Detmer, Kerssenbroch, 161f. – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 126. 60 Vgl. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 8. 61 Detmer, Kerssenbroch, 161f. – Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 8. 62 Kirchhoff, Phänomen des Täuferreiches, 282. 63 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 3f (Nr. 1: Rothmann an Johannes Ossenbrugge. Münster, 18. Februar 1531), hier bes. 3 Anm. 1. 64 Laubach, Reformation und Täuferherrschaft, 154. – Vgl. auch Dorpius: […] also das viel der burger auch burgerin von Münster am feiertag auß der stat dahin kommen sein, solchen prediger zu hören, der ursach, das inen solche predigt noch frembd und neu war. Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 225. 65 Detmer, Kerssenbroch, 131, 163, 176ff, 231, 275, 392, 428, 453f und 461. – Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 4f, 63 und 87.
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terstützt,66 unternahm Rothmann nun schon bald eine theologische Orientierungsreise. Sie sollte drei Monate dauern (7. April bis Mitte Juli 1531).67 Die Anregung dazu gab sehr wahrscheinlich der aus Sassenberg bei Warendorf stammende Hermann von dem Busche (1468–1534) 68, ein Marburger Professor der Geschichte, der sich damals bei den Verwandten seiner Mutter in Dülmen aufhielt.69 Dass von dem Busche, nach Kerssenbrock ein Förderer der Münsterischen Dombibliothek,70 Rothmann nahe stand, ist sowohl durch Melanchthon als auch durch Hamelmann bezeugt. Demnach hatte von dem Busche Rothmann ursprünglich sehr geliebt (Melanchthon).71 Ganz ähnlich äußerte sich auch Hamelmann (er [von dem Busche] hat ihn [Rothmann] zuvor heftig geliebt).72 Der 66 Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 147. Als Geldgeber genannt werden hier „Johann Havickhorst auf dem Fischmarkt und Gert Reininck der Krämer auf dem Markt.“ 67 Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 291–297 (XV. Rothmanns Reisen). – Dass Rothmann zwei Reisen unternommen hat, ist evident. Der Anfang seiner zweiten Reise muss sich aber anders gestaltet haben: Geht man mit Hamelmann (und gegen den an dieser Stelle schwachen Cornelius) davon aus, dass Rothmann seine Empfehlungsbriefe bereits in der Heimat erhalten hat (nämlich bei einem Aufenthalt von dem Busches in Dülmen), ist eine Reisefolge Wittenberg – Marburg – Speyer – Straßburg schon geographisch ungleich plausibler. Hierfür spricht auch, dass Rothmann auf der Hinreise in Herford gewesen zu sein scheint, wohl auch um mit dem soeben aus Wittenberg zurückgekehrten Dr. Johannes Dreyer zu sprechen (vgl. Kapitel 3 Anm. 219). In Wittenberg selbst hatte Rothmann ihm von seinen Förderern mitgegebene Fragen an Luther zu übergeben. Er hat sich dieser Aufgabe so schnell wie möglich (vgl. Kapitel 3 Anm. 207f) entledigt, was dann noch Folgen haben sollte. Bugenhagen kann er damals nicht getroffen haben (dieser weilte in Lübeck), womit eine Datierung des Aufenthaltes in die Mitte des Monats April möglich wird. Er reiste nun rasch über Marburg und Speyer nach Straßburg, seinem eigentlichen Ziel. 68 Kühlmann, Art. Buschius, Sp. 313–336 (Literatur). 69 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 8: […] Hermanni Buschii tunc reversi ex academia Marpurgensi in patriam […]. – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 36f. – Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 36 Anm. 1. 70 Detmer, Kerssenbroch, 41. 71 Bei der wichtigen Disputation vom 7./8. August 1533, zu der ihn der Rat von Münster als einen bei allen Beteiligten geachteten Lehrer zur Verteidigung der Kindertaufe eingeladen hatte, betonte von dem Busche zwar, dass er Rothmann erst seit kurzem kenne. Wie Melanchthon bezeugt (vgl. Manlius, Johannes Jacobus, Locorum communium collectanea, quae ex lectionibus Ph[ilippi] Melanchthonis excerpsit [Bautzen: Johann Wolrab 1565] [VD16 M 606], 483), war ihre Beziehung aber auch zuvor schon eine engere gewesen ([…] accerrime se opposuit Rotmanno, quam valde dilexerat.). Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 36 Anm. 1. Dazu passt auch, was Hamelmann 1572 in seiner Schrift De paedobaptismo (hier Bl. C7) über von dem Busches damalige erste Rede berichtet. Demnach hatte sich der Humanist hier folgendermaßen zu seiner Beziehung zu Rothmann geäußert: Superiori quidem anno et similiter antea [!] cum multis piis gavisus sum [...], quod audirem in patrio solo evangelium Christi et depositis abusibus legitimam sacramentorum administrationem in ecclesiis receptam, et ministerium Bernhardi Rothmanni, hominis ingeniosi et facundi, de quo tunc temporis multum spei conceperam, gratulabar Monasteriensibus. Zitiert nach Detmer, Kerssenbroch, 424 und 425 Anm. 1. 72 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 36: […] Hermannus Buschius, qui antea amavit vehementer Rothmannum […].
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weitgereiste Humanist habe zunächst große Hoffnungen auf Rothmann gesetzt und diesen durch Ratschläge und Schriften unterstützt und in seinem Vorhaben bestärkt.73 Nun stattete er den Kaplan mit Empfehlungsbriefen aus (literis commendatitiis nobilis et eruditissimi poetae Hermanni Buschii), die für diesen schon bald zu wichtigen Türöffnern wurden.74 Seine Reise führte Rothmann zunächst nach Wittenberg, wo von dem Busche fast 30 Jahre zuvor, am 18. Oktober 1502, die nicht erhaltene Festrede zur Eröffnung der Universität gehalten hatte.75 Dort sprach Rothmann nicht mit Luther oder Bugenhagen (der von Oktober 1530 bis Ende April 1532 in Lübeck weilte), dafür aber mit Melanchthon.76 73 Hamelmann, Hermann, DE VITA, STVDIIS, // Itineribus, scriptis & // laboribus // HERMANNI // BVSCHII // nobilis Vvestphali, // V(iri) CL(arissimi) // NARRATIO // Hermanni Hamelmanni. // […] //. (Ohne Ort: Ohne Drucker 1584) (VD16 H 457), C8a/C8b: Cum vero Bernhardus Rothmannus inciperet causam Euangelij foeliciter tractare Monasterij, Buschius eum varijs consilijs & scriptis iuuit & in proposito confirmauit. Verum cum ille inciperet cum certis quibusdam collegis rothizare, hoc est rei Sacramentariae & Anabaptisticae factioni se // adiungere, rogarunt consules & senatores in vrbe Monasterio Buschium, vt aliquos mitteret, qui cum puris Euangelij ministris, sectariijs istis occurrerent, aut vt ipse se in VVestphaliam reciperet, vt patriae periclitanti succurreret […]. – Detmer, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 2, 71. 74 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 8f. – Der auf der Sassenburg bei Warendorf geborene von dem Busche, ein Schüler und Großneffe des Münsterischen Domscholasters Rudolf von Langen (um 1438–1519), dazu ein enger Freund und Studienkollege von Rothmanns Lehrer Murmellius, hatte in Deventer bei Alexander Hegius (1439/ 1440–1498), in Heidelberg bei Rudolf Agricola (1443/1444–1485) und wahrscheinlich für kurze Zeit auch in Tübingen studiert. Danach hatte er mehrere Jahre lang Italien (Rom und Bologna) bereist und war anschließend (mit dem Zwischenspiel einer Frankreichreise) in den Dienst des Münsterischen Bischofs Heinrich von Schwarzenberg († 1496) getreten. Ab 1494 wirkte von dem Busche dann mit vielen Unterbrechungen (Reisen in die Niederlande, akademische Tätigkeiten in Rostock, Greifswald, Leipzig, Wittenberg, erneut Leipzig und Erfurt, wo er die Unterstützung des Humanistenkreises um Mutianus Rufus [1471–1526] gewann) in Köln und stand hier während des „Judenbücherstreites“ (seit 1511) – nach anfänglichem Zögern – schon bald ganz entschieden auf der Seite der Reuchlinisten, d. h. der Unterstützer von Melanchthons frühem Mentor Johannes Reuchlin (1455–1522). Schon seit 1515 unterhielt von dem Busche enge persönliche Kontakte zu Hutten (1488–1522), Erasmus (1466/69– 1536) und Reuchlin und übernahm kurz darauf die Leitung der „großen Schule“ in Wesel (weiteres im Folgenden). Kühlmann, Art. Buschius, Sp. 313–318. 75 Kühlmann, Art. Buschius, 314. 76 Ein Umstand, der auch schon Hamelmann zu denken gab. Er führte ihn auf die Arroganz Rothmanns zurück: […] Utut res erat, nunquam magni fecerat Lutherum. Nam veluti nec Johannes Campanus ille, qui tenetur adhuc captivus a Juliacensi principe, magni fecit Lutherum (quia cum Campanum tam subito non tractasset Lutherus venientem Lovanio magistrum subtilem, ut forsan ille petebat, defecit ab illo ad Cinglianos et postea excogitavit novam haeresin de spiritu sancto, ut vidi ego literas propria Campani manu scriptas anno, ni fallor, 1541., in quibus se scribit unicum reformatorem ecclesiae), ita Rothmannus simili paene de causa contemnere prae arrogantia videbatur Lutherum. Ideo coluit et celebravit magis Philippum Melanthonem, Wolfgangum Capitonem Fabritium et alios, quia Lutherus statim, ut Rothmannus venerat Witebergam, non tanto honore, ut petebat homo ambitiosus,
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Melanchthon kannte von dem Busche schon seit Jahren gut und wusste, dass auch Bugenhagen seinerzeit in Greifswald bei ihm gehört hatte.77 Der Kontakt war wahrscheinlich über Georg Spalatin (1484–1545) 78, den Sekretär Kurfürst Friedrichs des Weisen von Sachsen (1463; reg. 1486–1525), entstanden, der den Westfalen noch aus Erfurt kannte, wo beide dem Kreis um Mutianus Rufus79 nahegestanden hatten.80 Daneben bestanden aber auch Beziehungen zu Christian Beyer (1482–1535), dem späteren kursächsischen Kanzler (der 1530 in Augsburg die Confessio Augustana verlesen hatte). Beyer hatte in Leipzig (?) bei von dem Busche gehört und ein Carmen über diesen verfasst.81 Nach Luthers Rückkehr von der Wartburg war Buschius dann sogar selbst in Wittenberg erschienen. Nach Hamelmann soll er dort Vorlesungen gehalten haben (vor allem zu Boethius), zu denen neben manchen aus Westfalen stammenden Studenten auch Melanchthon selbst und von dem Busches früherer Leipziger Schüler Petrus Mosellanus (1493– 1524) 82, inzwischen daselbst Rektor, erschienen waren.83 Im Jahre 1524 hatte von
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forsan Rothmannum susceperat […]. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 19 mit Anm. 3. Hamelmann, Vita Buschii, B3a: […] Philippus Melanthon in scripto contra Colonienses Theologos gloriatur, quod inter alios professores Coloniensis Academiae, Buschium familiariter nouerit: & in oratione quam scripsit de vita Doctoris Ioannis Bugenhagij Pomerani, quam recitauit Vincentius Vratislauensis, sic scribit, cum Grammaticam & Musicam didicißet Bugenhagius, in Academiam Grypsuualdensem missus est, ibi & tyrocinium linguae latinae melius habuit etc. Et mox: Erat natura non solum capax doctrinae sed etiam auida. & accendebant auiditatem tempora, quia Hegii Dauentriensis & Rodolphi Agricolae & Hermanni Buschii scriptis taxata erant soloa(e)ca priorum temporum, & reuocabatur iuuentus ad diligentiam rectius loquendi & […]. – Detmer, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsischwestfälischen Gelehrtengeschichte 2, 50. Beyer, Art. Spalatin, Sp. 1533f (Literatur). Wie Kapitel 3 Anm. 74. MBW 127: Melanchthon an Georg Spalatin [in Worms]. [Wittenberg], 22. Februar 1521. – Hamelmann, Vita Buschii, B6a. – Detmer, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsischwestfälischen Gelehrtengeschichte 2, 55. Hamelmann, Vita Buschii, B7a. – Detmer, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsischwestfälischen Gelehrtengeschichte 2, 56. Flood, Art. Mosellanus, Sp. 239–255 (Literatur), hier Sp. 240. Hamelmann, Vita Buschii, C5a/C5b: […] Interea prodeunt Philippi Melanthonis scripta, non tantum in causa religionis sed etiam in reparatione studiorum, quae Buschius auide legit, & cum Lutheri & Philippi atq(ue) Bugenhagij Pomerani prodirent Theologica quoq(ue) scripta, coepit illa euoluere & et animum ad Theologiam adijcere, mirifico zelo cognoscendae veritatis. Ideo in vsum suae Scholae colligit in ordinem primarias sententias ex Salomonis & Iesu Syrach scriptis: & interea legit auide Biblica scripta, & veterum Patrum vt ex graecis Cyrilli, Theophylacti vulgarij atq(ue) Chrysostomi, & et tandem post turbas Carolstadio datas, cum VVitebergam redijsset Lutherus, contulit se quoque in eam Academiam noster Buschius, & inuenit ibi ex popularibus Professores Otthonem Beckmannum (qui tamen propter religionem de=// seruit mox vocationem VViterbergae & redijt ad papatum in VVestphaliam) & Hermannum Tulichium, Ibi omnibus & Theologis & Professoribus erat gratus hospes Buschius, qui ibi Fortunati, Sedulij, Prudentij & inprimis Seuerini Boetij carmina non vulgaria explicuit magno cum auditorum fructu, inter quos etiam repertus est saepe Melanthon, & se eo contulit Petrus
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dem Busche seinem Kollegen Melanchthon dann bei einem Besuch in Bretten zusammen mit Martin Frecht (1494–1556) 84, dem späteren Reformator Ulms, und Symon Grynaeus (1493/94–1541) 85, zuletzt Professor in Basel, ein Ehrengeschenk der Artistenfakultät in Heidelberg überreicht.86 Melanchthon hat später offen eingeräumt, dass er und Bugenhagen Rothmann bestens (optime) gekannt hatten. Dabei hat er denselben klar als einen Humanisten skizziert (ingeniosus, eleganter facundus, & bene concionabatur), der aber leider später durch den Teufel auf Abwege gebracht worden sei (Coepit furere etiam spiritu, quo uolebat facere Ecclesiam sanctam).87 Dass Rothmanns Latein ein vorzügliches und an den Klassikern geschultes war, belegen seine Briefe. Wie neben Melanchthon auch Martin Bucer88 und Konrad von Heresbach89, in Münster einst Rothmanns Mitschüler, bezeugen, war dieser redegewandt und vermochte für sich einzunehmen (homo et lingua promptus et eruditione linguarumque cognitione mediocriter instructus; so Heresbach noch 1536 gegenüber Erasmus von Rotterdam).90 Ähnliches überliefert auch Hamelmann (concionatus est accurate et dulcibus verbis cum delectare tum movere potuit). Demnach war Rothmann geistreich (ingeniosus) und führte ein äußerlich unanstößiges Leben (vita […] modesta et probata).91 Allerdings unterlag er wohl
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Mosellanus ad audiendum Buschium. Ibi eum tunc ex VVestphalis audierunt, qui se cum ipso eo contulerant M. Rodolphus Mollerus [später als Rektor in Minden Vorgesetzter des Primaeus, vgl. Kapitel 3 Anm. 14 und 21f], Homerus Buteranus, Henricus Sibaeus Olphenius, Ioannes Glandorpius & plures, qui postea mirifice & bonas litteras & ipsam pietatem in VVestphalia propagarunt […]. – Detmer, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsischwestfälischen Gelehrtengeschichte 2, 66. Ehmer, Art. Frecht, Sp. 289 (Literatur). Bokeloh, Art. Grynaeus, Sp. 1320 (Literatur). MBW 323: Melanchthon an die Artistenfakultät in Heidelberg. Bretten, 6. Mai [1524]. – Zum weiteren Beziehungsgeflecht vgl. Scheible, MBW 11, 246. – Derselbe, Melanchthon und seine Heimat, 201–221, hier 208. Manlius, Locorum, 483f: Hermannus Buschius poeta, uir nobilis, acerrime se opposuit Rotmanno, quem ualde dilexerat. Erat homo ingeniosus, eleganter facundus, & bene concionabatur: docebat Euangelium in oppido Monasterio, quem ego & D. Pastor Pomeranus optime nouimus. Quidam uero bonus homo ibidem scriba senatus, patria Lipsensis, fauens Euangelio adiuuit propagationem Eua(n)gelij, Hic habebat coniuge(m) mirabile(m), quae coepit insanire amore Rotmanni, quapropter & uirum // ueneno interemit, postea Rotmanus duxit eam, eaq(ue) ducta, diabolus intrauit in eum. Postquam enim uidit se uenire in odia hominum, adiunxit se sarctori Hollando noui regi, ac tumultuanti multitudini. Coepit furere etiam spiritu, quo uolebat facere Ecclesiam sanctam. Buschius aut(em) ei aduersabatur acerrime, ac uidens uincere aduersarios, discedebat ex urbe. Sed illi nebulones dederunt poenas, erupit furor ut conspiceretur. – Zu Rothmanns Eheschluss Detmer, Kerssenbroch, 389–391. Wie Kapitel 3 Anm. 112. Wie Einleitung Anm. 6. Szameitat, Konrad Heresbach, 194 (mit Anm. 47) und 197. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 8.
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starken Stimmungsschwankungen (inconstantia et mentis mutabilitas) und konnte, wie Hamelmann aufgrund der Berichte seiner Augenzeugen bemerkte, seine Meinung gleichsam stündlich ändern (mutabatur in horas).92 Von Wittenberg reiste Rothmann nach Marburg, dem damaligen akademischen Wirkungsort von dem Busches, wo er Erhard Schnepf (1495–1558) 93 aufsuchte. Schnepf war nach Brenz94 der Mitverfasser des gegen die Abendmahlslehre Zwinglis und Oekolampads gerichteten Syngramma Suevicum (1525) 95 gewesen und wirkte seit 1528 als Professor an der neuen Universität des Landgrafen Philipp II. von Hessen (1504–1567) 96. Von dem Busche und Schnepf kannten sich seit langem. In Erfurt, wo Schnepf seit 1509 studiert hatte, hatte man gemeinsame Freunde. Persönlich begegnet war man sich aber wohl erst in Heidelberg, wo Schnepf von 1511 bis 1520 zunächst Theologie, dann die Rechte studiert und 1518 – ähnlich wie Brenz, Bucer und Frecht – Luthers „Heidelberger Disputation“ beigewohnt hatte.97 Wie von dem Busche war auch Schnepf erst unlängst Zeuge des Marburger Religionsgespräches gewesen.98 – Rothmanns Kontakt zu Schnepf hielt auch später noch an. Hermann Ehmer vermutet „eine umfangreichere Korrespondenz zwischen den beiden“.99 Von besonderem Interesse war dabei wohl das Verhalten des gerade auch für Westfalen wichtigen Landgrafen.100 Ebenfalls besucht haben soll Rothmann in Marburg auch den Kosmographen und Hebraisten Sebastian Münster (1488–1552) 101, einen Schüler Konrad Pellikans (1478–1556) 102 (so übereinstimmend Dorpius und Hamelmann).103 Münster hatte 1514 in Tübingen studiert, und zwar u. a. bei Melanchthons Lehrer Johannes Stöffler (1452–1531) 104. Er hatte sich eng an Reuchlin105 angeschlossen 92 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 18f. 93 Ehmer, Erhard Schnepf, 72–126. – Rusam, Art. Schnepf(f), Sp. 574–576. – Ehmer, Art. Schnepff, 320f. 94 Wie Kapitel 3 Anm. 27. 95 Brecht, Johannes Brenz. Frühschriften Teil 1, 222–278. – Fehle/Hällisch-Fränkisches Museum Schwäbisch Hall, alleyn zwey ding: glauben und lieben, 99–102. 96 Braasch-Schwersmann, Landgraf Philipp der Großmütige. – Schneider-Ludorff, Der fürstliche Reformator. 97 Ehmer, Erhard Schnepf, 74f. 98 Hamelmann, Vita Buschii, C7b: Audiuit quoq(ue) inter alios auditores etiam designatos, Lutherum cum Cinglio, & Philippum contra Oecolampadium conferentem. – Detmer, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 2, S. 70. 99 Ehmer, Erhard Schnepf, 78. 100 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 32–34 (Nr. 17: Rothmann an Erhard Schnepf. Münster, 16. Juli 1532). 101 Raupp, Art. Münster, Sp. 316–326 (Literatur). – Priesner, Art. Münster, 539–541. 102 Röll, Art. Pellikan, Sp. 422–434 (Literatur). 103 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 226. – Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 19. 104 Worstbrock, Art. Stöffler, Sp. 1004–1021 (Literatur).
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und war schnell zu einem der führenden Hebraisten Deutschlands geworden.106 Dies brachte ihm 1524 einen Ruf nach Heidelberg ein, von wo er 1529 nach Basel gewechselt war. Hier übernahm er den Lehrstuhl Pellikans und trat in engen Kontakt zu Erasmus von Rotterdam. 1530 heiratete er Anna Selber, die Witwe des Basler Buchdruckers Adam Petri (1454–1527) 107. Da die Universität Basel der religiösen Umbrüche wegen von 1529 bis 1532 geschlossen blieb und er durch seine Ehe wirtschaftlich abgesichert war, unternahm Münster nun zahlreiche Reisen. Das führte ihn im Sommer 1531 auch an die noch junge Universität in Marburg. Von Marburg wandte sich Rothmann nach Straßburg, das wohl von Anfang an das eigentliche Ziel seiner Reise gewesen war. Er nennt die Stadt damals ausdrücklich omnium christianarum urbium ac ecclesiarum coronam.108 Mitte Mai war er in Speyer und berührte damit erneut einen Ort, der für seinen Mentor von dem Busche Bedeutung gehabt hatte. Von dem Busche war nämlich schon seit 1520 ein Protegé des Bischofs von Speyer, Pfalzgraf Georg bei Rhein (1486; reg. 1513–1529) 109, gewesen und verdankte diesem, also dem jüngeren Bruder des im Heidelberger Humanistenkreis aufgewachsenen, hoch gebildeten Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz (1478; reg. 1508–1544) 110, seinen vorzüglich besoldeten Ruf nach Heidelberg 1523.111 In Straßburg, dessen Hauptreformator Martin Bucer (1491–1551) 112 damals in Ulm weilte, begab sich Rothmann zu Wolfgang Fabritius Capito (1481–1541) 113
105 Wie Einleitung Anm. 11. 106 Ba.hur, Eliyahu/Münster, Sebastian, GRAMMATI=//CA HEBRAICA ABSOLVTIS/ //sima, Eliae Leuitae Germani: nuper per SE/ //BASTIANVM Munsterum iuxta He/ //braismu(m) Latinitate donata, post qua(m) lector // aliam non facile desiderabit. // Institutio elementaria in Hebraica(m) linguam // eodem Sebast(iano) Munstero autore. // […] //. (Basel: Johann Froben 1525; erstmals 1520) (VD16 E 1001). – Münster, Sebastian, DICTIONARIVM // HEBRAICVM, // nunc primum aeditum & ty-//pis excusum, Adiectis // Chaldaicis uoca/ //bulis non pa/ //rum multis. // AVTORE F(RATRE) SEBASTIANO // MVNSTERO MINORITA. // […] //. (Basel: Johann Froben 1523) (VD16 M 6658). 107 Benzing, Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhundert, 33. 108 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 5f (Nr. 2: Rothmann an Gerhard Reining [wohl in Vertretung des abwesenden Johannes Langermann]. Speyer, 17. Mai 1531), hier 5: […] Sed literis his exaratis subito Argentoratum hinc abire decrevi. Quod merito omnium christianarum urbium ac ecclesiarum coronam esse et palmam obtinere deprehendo […]. – Zum später täuferischen Ratsherrn Reining vgl. Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 120. 109 Kleinschmidt, Art. Georg von der Pfalz, 698f. 110 Luttenberger, Art. Ludwig V., 412f (Literatur). 111 Kühlmann, Art. Buschius, Sp. 318. 112 Hammann, Art. Bucer, Sp. 1810–1812 (Literatur). 113 Scheible, Art. Capito, Sp. 59f. – Derselbe, MBW 11, 265f (Literatur). – Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 9–12 und 19.
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und wohnte zwei Wochen lang in dessen Haus.114 Ob Rothmann Capito schon aus Mainz gekannt hat, wo dieser vom Februar 1520 an zunächst als Domprediger und später dann als um einen Ausgleich mit Luther bemühter Rat Erzbischof Albrechts von Mainz (1490; amtierend 1514–1545) 115 gewirkt hatte (so bis März 1523), bleibt ungewiss. Sicher belegt ist jedoch, dass sowohl Schnepf als auch von dem Busche Capito gekannt und mit ihm korrespondiert haben.116 Von dem Busche hatte damals sogar mit Capito publiziert und diesen und seinen Vertreter am Dom, Caspar Hedio (1494–1552) 117, seit 1523 Prediger am Straßburger Münster (so bis 1550), im Oktober 1520 in Mainz persönlich aufgesucht.118 Auf dem Wormser Reichstag (1521), an dem auch Capito teilgenommen hatte, hatte von dem Busche sich dann unter die Lutherfreunde gemischt (Drohungen gegen den päpstlichen Gesandten Hieronymus Aleander [Girolamo Aleandro; 1480– 1542]) 119. In der Folgezeit bewegte er sich im direkten, d. h. konspirativen Umfeld Ulrich von Huttens (1488–1532) 120.121 Von dem Busche lebte nun zumeist in Basel und beteiligte sich dort am Palmsonntag 1522, sehr zum Unwillen des Erasmus122, an einem demonstrativen Fastenbrechen (Spanferkelessen), von dem er später – verbunden mit einem herzlichen Gruß des wichtigsten der frühen Zürcher Täufer, Wilhelm Reublin (um 1484–nach 1559) 123, – auch Zwingli berichtet hatte.124 Anfang 1523 nahm von dem Busche seinen ihm durch den Bischof von Speyer vermittelten Ruf nach Heidelberg an und wechselte von dort 1526 nach Marburg.125 Die Begegnung mit Capito, dem zweiten Mann der Straßburger Reformation, war für Rothmann offenbar das prägende Ereignis seiner Reise. Capito, der Verfasser des Abendmahlsartikels der zwischen Luther und Zwingli angesiedelten Confessio Tetrapolitana, d. h. des dem Vizekanzler Karls V. (1500; 114 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 5f (Nr. 2: Rothmann an Gerhard Reining. Speyer, 17. Mai 1531), hier 5. – Kirchhoff, Phänomen des Täuferreiches, 283. 115 Scheible, MBW 11, 187f. – Schauerte, Albrecht von Brandenburg. 116 Millet, Correspondance de Wolfgang Capito, 4 (von dem Busche) und 17 (Schnepf) (Index). 117 Scheible, Art. Hedio, Sp. 1501 (Literatur). – Derselbe, MBW 12, 241–243 (Literatur). 118 Von dem Busche, Hermann, HERMAN//NI BVSCHII PASIPHILI // Hypanticon, illustrissimo prin//cipi, & clementissimo Anti//stiti Spirensi, Georgio Co//miti palatino Rheni, // super solenni suo // in Spira(m) urbem // introitu, di=//catum. // […] //. (Basel: Andreas Cratander 1520) (VD16 B 9898). – Kühlmann, Art. Buschius, Sp. 318 und 326 (III.A.22). 119 Müller, Art. Aleandro, 227–231 (Literatur). – Scheible, MBW 11, 54f (Literatur). 120 Jung, Art. Hutten, Sp. 1966f. – Jaumann, Art. Hutten, Sp. 1185–1238 (Literatur). 121 Kühlmann, Art. Buschius, Sp. 318. 122 Winkler, Art. Erasmus […] von Rotterdam, Sp. 1380–1384. – Bietenholz, Art. Erasmus, Sp. 658–804 (Literatur). 123 Wilhelm-Schaffer, Art. Reublin, 76f (Literatur). 124 Egli, Zwinglis Briefwechsel, Bd. I, 508–510 (Nr. 204: Hermann Buschius an Zwingli. Basel, ca. 20. April [1522]), hier 509: […] Nova si qua delectant te: gustavimus hic duntaxat porcellum lactentem pauci sacerdotes in dominica palmarum […]. 125 Kühlmann, Art. Buschius, Sp. 318f.
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reg. 1519–1556; 1558) am 9. Juli 1530 in Augsburg übergebenen Bekenntnisses der Städte Straßburg, Konstanz, Memmingen und Lindau,126 war ein zutiefst toleranter Mann. Er hatte sich seit 1525 einem „apokalyptischen Spiritualismus“ (Klaus Deppermann) 127 geöffnet und führte fortan ein offenes Haus, in dem nicht nur prominente Täufer, wie Ludwig Hätzer (vor 1500–1529) 128, oder aus Württemberg vertriebene Prediger, wie der theologisch schillernde Andreas Cellarius (1503–1562) 129, sondern auch so exponierte Humanisten, wie der aus dem Königreich Aragon stammende Arzt und Antitrinitarier Michael Servet (1509– 1553) 130, Aufnahme fanden. Dies führte zwar zu einer vorübergehenden Entfremdung von Bucer (bis 1532), schuf aber ein Klima, in dem auch Rothmann sich wohlgefühlt zu haben scheint. Entsprechend dicht war Rothmanns späterer Briefwechsel mit „seinem“ Capito (so er selbst im Februar 1532).131 Er ist durch Hamelmann bezeugt, dem noch etliche, heute verschollene Briefe Rothmanns zugänglich waren,132 lag aber auch diesem schon nicht mehr im Wortlaut vor.133 Wie Bucer – der zu dieser Zeit allerdings nicht selbst vor Ort war – zwei Jahre später, am 16. November 1533, in einem Brief an Ambrosius Blarer (1492– 1564) 134 hervorgehoben hat, traf Rothmann auch mit dem aus Liegnitz in Schlesien vertriebenen Schwenckfeld135 zusammen. Der lebte seit dem Mai 1531 in Straßburg und war damals tatsächlich des öfteren bei Capito zu Gast.136 Wie aus einer glaubwürdigen Äußerung Schwenckfelds aus dem Mai 1535 hervorgeht, kann ihre Begegnung aber nur eine flüchtige gewesen sein.137 Vielleicht diente Bucers Hinweis also vor allem dazu, den inzwischen wieder dichter an seine Seite
126 Neuser, Confessio Tetrapolitana, (447) 456–494, hier 481f (XVIII. Von dem Sacrament des leibs und blu[o]ts Christi). 127 Deppermann, Melchior Hoffman, 169–174. 128 Scheible, MBW 12, 233. – Jehle, Ludwig Hätzer, 7–125 (Literatur). 129 Scheible, MBW 11, 278. 130 Feld, Art. Servet, Sp. 1232f (Literatur). – Birnstein, Toleranz und Scheiterhaufen. – Servetus, Michael, DE TRINI=//TATIS ERRORIBVS // LIBRI SEPTEM. // Per Michaelem Serueto, alias // Reues ab Aragonia // Hispanum. // […] //. (Hagenau: Johann Setzer 1531) (VD16 S 6066). – Derselbe, DIALOGO=//RVM DE TRINITATE // LIBRI DVO. // DE IVSTICIA REGNI CHRI=//sti, Capitula Quatuor. // PER MICHAELEM SERVETO, // alias Reues, ab Aragonia // Hispanum // […] //. (Hagenau: Johann Setzer 1532) (VD16 S 6064) (Weitere Ausgabe: VD16 S 6065). 131 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 26f (Nr. 14: Rothmann an Gerhard Cotius [Schlipstein]. Münster, 18. Februar 1532), hier 27: […] Capitonis mei. 132 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 3 und 12. 133 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 2. 134 Scheible, MBW 11, 165f (Literatur). 135 Wie Kapitel 2 Anm. 9. 136 Weigelt, Art. Schwenckfeld, 712–719, hier 713f. – Peters, Luther und seine protestantischen Gegner, 124f. 137 Brecht, Theologie Bernhard Rothmanns, 51.
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gerückten Capito zu entlasten.138 Nach der durch Johann von der Wyck (ca. 1480– 1534) 139, einen Bucer persönlich bekannten Erasmianer140, angeregten Disputation vom 7. und 8. August 1533 (Aufgabe der Kindertaufe), in deren Gefolge der Rat von Münster neben den Marburger Theologen eben auch deren Straßburger Kollegen um ihre Einschätzung gebeten und sich dabei wohl zielgerichtet an den von Rothmann besonders geschätzten Capito gewandt hatte, war dies möglicherweise dringend geraten.141 Immerhin werden von Bucer aber auch zu dieser Zeit noch die „großen Gaben“ Rothmanns gepriesen (homo magnis dotibus admirandus). Capito hatte also wohl ausgesprochen positiv über seinen Gast vom Sommer 1531 geurteilt.142 Nicht ganz unwahrscheinlich ist auch eine Begegnung mit Heinrich Roll, dem theologisch versiertesten und durchsetzungsfähigsten der später nach Münster
138 Auch Bucer selbst war Ende 1533 daran gelegen, allgemein bekannt zu machen, wie schmal seine Kontakte zu Rothmann bis zu dieser Zeit gewesen waren. – Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 46–49 (Martin Butzer an Rothmann. [Straßburg, Dezember 1533]), bes. 46f mit Anm. 2. 139 Stupperich, Johann von der Wyck, 31–45. 140 Bucer widmete ihm am 17. Januar 1534 seine Schrift Quid de baptismate infantium iuxta scripturas Dei sentiendum. – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 8f (Abdruck des Widmungsbriefes). 141 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 38f: Interim et disputationem ipsam et hunc librum concionatorum anabaptisticorum atque illam apologiam, quam Rothmannus cum suis opposuerat censurae theologorum in academia Marpurgensi, ad Wolfgang Capitonem et suos collegas in urbe Argentorati, propterea quod Rothmannus semper Capitonem magni fecerat, mittit senatus et eorum iudicium petit, sed eruditissime responderunt edito scripto, quod adfertur serius Monasterium in Martio anni 1534, cum iam ibi omnia turbata essent […]. – Die Antwort der Straßburger war der Capito, Wolfgang u. a., Bericht ausz der hey=//ligen geschrift von der recht gott=//seligen anstellung vnd haußhaltung Christlicher // gemeyn/ Eynsatzung der diener des // worts/ Haltung vnd brauch // der heyligen Sacra=//menten. // […] // Durch die Prediger des heyli=// /gen Euangeli/ zu(o) Straßburg/ der Stat/ vn(d) // kirchen zu(o) Münster in Westfal/ // erstlich geschriben. // […] //. (Straßburg: Matthias Apiarius 1534) (VD16 B 1831). Er stellte sich nachdrücklich hinter unsere(n) lieben Herrn und bruder Buschius […], aaO, 39. 142 Schieß, Briefwechsel der Brüder Ambrosius und Thomas Blaurer Bd. 1, 441–443 (Bucer an Ambrosius Blarer. Straßburg, 16. November 1533), hier 442f: […] Monasterii est ecclesiastes quidam et primus. Is, cum ego Ulmae, hic fuit; apud Capitonem egit, cum Schvenckfeldio consuevit, homo magnis dotibus admirandus. Hic ne non satis turbarum esset, paedobaptismum cepit oppugnare aliaque novare eamque in tam insigni urbe, totius Westvaliae capite, quae externis etiamnum bellis conflictatur, turbam concitavit, ut senatus, postquam omnia frustra tentavit, etiam publicam collationem adductis Marpurgo aliquot doctis et rem Christi probe intelligentibus, interdicere illi et collegis concionibus coactus sit, siletque nun illic evangelium, ubi tam egregie florere ceperat. Scripsit ad nos senatus per suum syndicum; acta misit, consilium petit. Quid queso, dabimus? Coram forsan aliquid, literis quid efficiemus? O quam opus nobis apostolis! Ista dum consydero et meos meorumque tam graves lapsus, quos cottidie designamus, ah dolet me non posse dolere satis.
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kommenden „Wassenberger Prädikanten“.143 Roll verkehrte damals gleichfalls im Hause Capitos144 und sollte mit seinem Traktat Die Slotel van dat Secreet des Nachtmaels onses Heren Jesu Christi (1531/32; erst in 3. Auflage 1572 erhalten145) schon wenig später eine geschlossene spiritualistische Deutung des Abendmahls vorlegen, die eben nicht nur Karlstadt, sondern auch Campanus attackierte.146 Dass Rothmann anschließend noch in die Schweiz weitergereist sein könnte, wie Hamelmann vermutet,147 ist schon zeitlich auszuschließen.148 Wie Rothmanns Brief aus Speyer erkennen lässt, waren seine finanziellen Mittel bereits im Mai erschöpft.149 Mitte Juli 1531 war Rothmann wieder in St. Mauritz. Hier übte er nun scharfe Kritik am Fegefeuer (Seelenmessen) und an der Communio sub una. Der Kaplan predigte vor uth der stat Munster gekommenen Menschen, zu ungewöhnlichen Zeiten (by nacht) und von einem eigens dazu errichteten predick stoell (Kanzel) auf dem Kirchhof.150 Er lehrte die Rechtfertigung allein aus Glauben unter starker Betonung der Heiligung ([…] dat de boeke dunne werden vnde de kennenbaecken small vnde [die] leuen soberlicken […]), wandte sich gegen die Verehrung der Heiligen und ihrer Bilder (stucken) und mahnte die Obrigkeit (geystlick vnde werltlick), die Missbräuche im Totendienst (desse glysenerie der begancknysse vnd feggefuers) abzustellen.151 Da Rothmann, wie seine oben vorgestellte Erstlingsschrift von 1526 belegt, kirchen- und liturgiehistorisch gut geschult war,152 hatte man ihm dabei offenbar nur wenig entgegenzusetzen. Dies führte nicht nur zu einem Konflikt mit seinen Vorgesetzten, sondern auch zu einem Streit mit dem Guardian des Hammer Minoritenklosters Johannes 143 Kirchhoff, Phänomen des Täuferreiches, 284. – Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 67f. 144 Van der Zijpp, Art. Rol. 145 Rol, Henrick, Die Slotel // van dat Secreet des Nachtmaels/ on//ses Heren Jesu Christi/ welcke ontsluyt dat rech//te verstant/ dat daer verborgen iss. // Geschreuen // dor eynen Henrick Rol/ om des Geloofs wille/ // anno 1536. verbrant tot Mastricht. Al nu ver=//betert en(d) grondelick wederom gestelt na // die eerste waerheyt // […] //. (Emden: Pieterz Anastasius Hyperphragmus 1572) (VD16 R 2932). 146 Van der Zijpp, Art. Slotel, Die, van dat Secreet des Nachtmaels. 147 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 9. 148 Brecht, Theologie Bernhard Rothmanns, 51. 149 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 5f (Nr. 2: Rothmann an Gerhard Reining. Speyer, 17. Mai 1531). 150 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 52f (Nr. 1: Klagezettel gegen Bernhard Rothmann [20. August 1531]), die Zitate hier 53. – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 80f (Nr. 24) (Rita Kauder-Steiniger). 151 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 54f (Nr. 2: Auszug aus einer Predigt Bernhard Rothmanns über Joh 15,12, gehalten am 20. August 1531), die Zitate hier 54f, sowie aaO, 55f (Nr. 3: Auszug aus einer Predigt Bernhard Rothmanns über Mt 6,24, gehalten am St. Lamberttag [17. September] 1531). – Laubach, Reformation und Täuferherrschaft, 155. 152 Wie Kapitel 3 Anm. 24.
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Abbildung 2: Klagezettel gegen Bernhard Rothmann. Münster, 20. August 1531 Handschrift, Papier Landesarchiv NRW (LAV) Abt. Westfalen FML 518/519, Band Ia, Bl. 77–80
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von Deventer (a Daventria) († nach 1537) 153, einem bekannten Kanzelredner, der – vom Domkapitel dazu angefordert – seit kurzer Zeit im Dom zu Münster predigte und dabei nachdrücklich auf die Einhaltung der kirchlichen Zeremonien drängte. Daraufhin eskalierte die Situation. Nachdem ihn der Stiftspropst von St. Mauritz, Hermann von Düngeln (van Dungelen; amtierend ca. 1520–1540) 154, beim Bischof angezeigt hatte,155 untersagte dieser Rothmann am 29. August 1531 erstmals das Predigen.156 Der jedoch war nicht bereit einzulenken. Statt dessen wandte er sich an die städtische Obrigkeit (die Bürgermeister, den Rat und die Führung der Gesamtgilde) und forderte diese dazu auf, die dem Evangelium widersprechende Predigt in den Kirchen Münsters zu unterbinden. Zugleich erbot er sich zu einer öffentlichen Disputation, d. h. einer Verteidigung seiner von ihm zu Thesen zusammengefassten Lehre vor dem Rat, bei dem diesem die Entscheidung zufallen sollte (18. September 1531).157 Das Datum war geschickt gewählt, denn am 22. September stand die traditionelle Prozession zum Fest des Heiligen Mauritz an. Sie führte vom Dom nach St. Mauritz und brachte regelmäßig zahlreiche Menschen ins Kollegiatstift.158 Wie viele andere Stadtreformatoren, so etwa 1530 auch Krage in Minden, setzte Rothmann damit auf ein Instrument, das Zwingli ursprünglich 1523 für Zürich „erfunden“ hatte.159 Wäre er damit durchgedrungen, hätte dies zwangs-
153 Detmer, Kerssenbroch, 316f. – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 58 und 130. – Schlager, Geschichte der kölnischen Franziskaner=Ordensprovinz, 37, 40, 83–85, 231f, 235f, 240–244 und 275, bes. 240–244. Schlager geht davon aus, dass sich Rothmann und sein Gegner bereits aus Deventer kannten (aaO, 240). – Von Deventer, Johannes, CHRISTI//ANAE VERITATIS // telum, seu fidei catapulta in ple=//ros(que) pseudoprophetas ac populi // seductores, Reuerendi P.F.Io=//hannis Dauantriae ministri pro=//uincialis Coloniae fratrum Mino//rum de obseruantia. // […] //. (Köln: Melchior von Neuß, 1533) (VD VD16 J 545f) (weitere Ausgabe: VD16 ZV 8703). Abdruck in: Stupperich, Schriften von katholischer Seite gegen die Täufer, 42–79. – Vgl. auch Von Deventer, Johannes, EXEGESIS // ABSOLVTISSIMA IVXTA // ac breuissima Eua(n)gelicae veritatis, erroru(mque) // & mendacio(rum) quae sunt cum in Confessio=//ne Lutherana Caesa(reae) Maiestati in comitijs // Augusten(sis) exhibita, tum in eiusdem Apolo//gia, authore R. P. Iohanne a Dauantria, // fratrum Minorum regul(ae) obseruan(tiae). // Prouinciae Coloniae // Ministro. // […] //. (Köln: Melchior von Neuß 1535) (VD16 J 547) (weitere Ausgabe: VD16 J 548). 154 Herkt, Art. Münster – Kollegiatstift St. Mauritz, 44. 155 Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 128–130. – Laubach, Reformation und Täuferherrschaft, 155. 156 Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 132. – Kirchhoff, Phänomen des Täuferreiches, 283. – Kohl, Bistum Münster, 542. 157 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 7f (Nr. 4: Rothmann an Johann von Deventer. St. Mauritz, 17. September 1531) und 9f (Nr. 5: Rothmann an den Rat zu Münster. St. Mauritz, 18. September 1531). – Laubach, Reformation und Täuferherrschaft, 155. 158 Herkt, Art. Münster – Kollegiatstift St. Mauritz, 41. 159 Moeller, Zwinglis Disputationen. – Peters, Um was ging es der Reformation?
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läufig zu einer Konfrontation mit dem bischöflichen Stadtherren geführt. Davor aber scheute der damals noch überwiegend katholische Rat zurück. Das war auch Deventer klar. Noch am selben Tage wandte er sich darum direkt an Rothmann. Der Franziskaner-Provinzial gab sich konziliant, brachte die Angelegenheit aber rasch auf den Punkt: Gern könne man, wie von Rothmann gefordert, über das Fegefeuer disputieren – jedoch nur auf Geheiß der zuständigen Obrigkeit, d. h. des Bischofs oder des Domkapitels, und vor von dieser bestellten Richtern.160 Sei Rothmann dazu nicht bereit, könne man die Theologische Fakultät in Köln bemühen oder die Sache vor den Reichstag bringen. Wolle er auch dies nicht, möge er seine Thesen einfach an den Bischof, das Domkapitel oder seine Vorgesetzten in St. Mauritz schicken.161 Wahrscheinlich war Rothmanns Streit mit von Deventer aber nur ein Stellvertreterkrieg. Wie ein im Oktober 1531 verfasster Brief an Montanus zeigt, war Rothmanns eigentlicher Gegner nämlich auch zu dieser Zeit schon Kemener. Im Kampf gegen den bei den Schülern und Freunden des Murmellius verhassten Lambertipfarrer hat der mit den münsterischen Interna bestens vertraute Herforder Fraterherr letzterem damals wohl energisch den Rücken gestärkt.162 160 1534 hat Deventer Franz von Waldeck gegenüber sein damaliges Vorgehen wie folgt beschrieben: Cum ante aliquot annos partes tuas [Franz von Waldecks] in civitate Monasteriensi pro mea qualicumque virili adiuvarem, intercessit inter Rothmannum illum novum pseudoevangelii ministrum literaria quaedam contentio. Ille scripto suam reddidit opinionem, ego quoque meam, imo ecclesiae sententiam tenui. Et sic convenimus tandem, ut ille suam, ego quoque meam defenderem. Ego eiuscemodi conventioni nolui deesse, sed respondi pro invicta ecclesiae veritate. Ille vero hucusque obticet. Hic me vel invitum assiduis et incessantibus amici cogunt precibus, ut ea, quae responderam prioribus articulis, una cum confutatione eorum, quae interim falso in indoctum vulgus dispersisset, evulgarem. Deventer, Christanae veritatis telum, Aa4a. Ähnlich auch Aa4b. Zitiert nach Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 23 Anm. 1. 161 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 10–12 (Nr. 6: Johann von Deventer an Rothmann. Münster, 18. September 1531), hier 11: […] Disputationem optas, ego eam non detrectabo […] Verum cum iubente domino iuste, quod iustum est, exequendum sit, legitimam esse volo; erit autem, si auctoritate diocesani ac capituli loco et tempore appositis in praesentia idoneorum iudicum facta fuerit. Igitur si ex animi sententia non simulate hunc publicum optas congressum, fac, ut auctoritate Reverendissimi episcopi ac dominorum de capitulo locus, tempus, iudices accomodi designentur, ego neutiquam hanc recusabo. Quod si hanc sollicitare nolueris, coram Universitate Coloniensi aut in conventu principum a Caesarea Maiestate Spirae convocatorum catholicae meae doctrinae rationem reddere omnibusque tuis candidis facis vafrisque argumentis, si quae adduxeris, respondere paratus sum. Aut si nec hoc tibi in animo est, mihi et dominis de capitulo tuas contra meas, si quas habes, positiones scripturis explicatas mitte aut, si malis, praeposito sancti Mauritii […]. 162 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 12–14 (Rothmann an Jakob Montanus in Herford. St. Mauritz, 8. Oktober 1531), hier 13: […] Adhec in familiari colloquio presertim emulorum euangelii nasutum me νεόφυτον [vgl. 1Tim 3,6] et hereticum dicere mihi verentur. Ego adversus ἀνεζίκακον τοῦ σταυροῦ [vgl. 2Tim 2,24], qui est in aede Lamberti, qui vulgo parturientibus invocatur, semel atque iterum dixi, illi autem hic plus muti quam pisces et tamen strenui gloriae Dei vindices videri volunt […]. Vgl. auch aaO, 13 Anm. 5f. – „Er soll
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Auch wenn es ihm damit zunächst nicht gelungen war, eine öffentliche Disputation vor dem Rat zu erzwingen, ließ Rothmann nicht locker. Er predigte wie bisher und zog dadurch zunehmend Menschen aus der Stadt nach St. Mauritz.163 Der Herbst brachte zwei weitere Predigtverbote des Bischofs (5. Oktober und 17. Dezember 1531).164 Sie wurden Rothmann durch den Drosten von Wolbeck, Dirick van Mervelt († 1564) 165, überbracht, von ihm aber konsequent unterlaufen (12. November 1531, vor 24. Dezember 1531 u. ö.). Im Gegenzug wandte Rothmann sich nun selbst an den Bischof und rief diesen als seinen Beschützer und Richter an (1. November 1531).166 Das Stift protestierte (14. November 1531 u. ö.), fand aber keine Handhabe gegen den renitenten Kaplan.167 Auch eine das Reichsrecht bemühende Vermahnung der städtischen Obrigkeit durch den Bischof zeigte keine Wirkung.168 Im Spätjahr 1531 erfolgte dann eine wahrscheinlich schon seit längerer Zeit vorbereitete Anzeige beim Reichsregiment.169 Erst sie hatte Erfolg. Am 28. Dezember 1531 wurden der Bischof und die Stadt angewiesen, scharf gegen Rothmann vorzugehen. Am 7. Januar 1532 erging ein Mandat, das Rothmann das freie Geleit aufkündigte. Er war damit faktisch vogelfrei.170 Zwar gab es unter den Räten des Bischofs immer noch einzelne humanistisch gebildete Männer, die Rothmann – wie schon mehrfach zuvor171 – ihre Sympathien bekundeten und beruhigende Signale aussandten (Kerssenbrock).172 Wie tragfähig diese ihm gewiss hoch willkommene Unterstützung war, ließ sich für Rothmann aber wohl nur schwer einschätzen.173
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kein Neugetaufter sein, damit er sich nicht aufblase und dem Urteil des Teufels verfalle.“ (1Tim 3,6). – „Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streitsüchtig sein, sondern freundlich gegen jedermann, im Lehren geschickt, der Böses ertragen kann.“ (2Tim 2,24). Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 131f. aaO 1, 132f. – Laubach, Reformation und Täuferherrschaft, 156. Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 66 und 73. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 14–17 (Nr. 8: Rothmann an Bischof Friedrich zu Münster. St. Mauritz, 1. November 1531). Detmer, Kerssenbroch, 169 Anm. 1. aaO, 169 Anm. 1. aaO, 169 Anm. 1 und 173 Anm. 1. Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 133. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 12–14 (Rothmann an Jakob Montanus in Herford. St. Mauritz, 8. Oktober 1531), hier 13: […] Non respondit Princeps, tantum Cancellarii nihil mihi a Principe periculi esse significaverunt […]. – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 128 u. ö. Detmer, Kerssenbroch, 165f. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 19–21 (Nr. 10: Rothmann an Bischof Friedrich von Münster. St. Mauritz, 16. Januar 1532) und aaO, 22–24 (Nr. 12: Rothmann an die bischöflichen Räte. Münster, Ende Januar 1532).
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Der von Rothmann und seinen Freunden zwischenzeitlich zum Druck nach Lübeck übersandten Eingabe an den Rat, dem Haupttext des eingangs vorgestellten Büchleins, kam damit große Bedeutung zu. Er spiegelt die Situation zu Beginn des Jahres 1532 (nach der Aufkündigung des Landfriedens). Dabei erwägt er bereits eine den bedrängten Kaplan vor der drohenden Verhaftung schützende Aufnahme in die Stadt, wo Rothmann ja dann auch tatsächlich schon bald – gegen den Willen von Rat und Gesamtgilde174 – im Krameramtshaus untergebracht wurde. Wie aber sahen die Wittenberger den derart ins Zentrum der Auseinandersetzungen rückenden Rothmann? – Die Flensburger Disputation vom 9. April 1529 hatte die Position der hier durch Bugenhagen vertretenen Wittenberger zwar deutlich gestärkt. Das damit Erreichte konnte sie aber kaum darüber hinweg täuschen, wie weit die Abendmahlslehren der „Sakramentierer“ aller Couleur im Norden und Westen des Reiches bereits verbreitet waren. Das wog um so schwerer, als der Zweite Reichstag zu Speyer, an dem Melanchthon teilgenommen hatte, die Dinge auch in dieser Hinsicht noch erheblich verschärft hatte (Toleranzpolitik des Landgrafen Philipp von Hessen, zwinglifreundliche Politik der einflussreichen oberdeutschen Städte um Straßburg).175 Dazu kam das undurchsichtige Agieren Andreas Bodensteins von Karlstadt (1486–1541) 176, ihres früheren Mitstreiters und Kollegen an der Theologischen Fakultät, dessen Rolle während der Jahre 1524/1525 (beginnender Abend174 Kirchhoff, Phänomen des Täuferreiches, 283. 175 MBW 770: Melanchthon an Joachim Camerarius in Nürnberg. [Speyer], 11. April [1529]; MBW 771: Melanchthon an Johannes Schwebel [in Zweibrücken]. Speyer, [1. Hälfte April 1529]; WA.B 5, 53f (Nr. 1408: Luther an Justus Jonas. [Wittenberg,] 14. April [1529]); MBW 775: Melanchthon an Johannes Oekolampad [in Basel]. Speyer, [vor 25. April 1529]; MBW 777: [Melanchthon: Gutachten für Herzog Johann Friedrich von Sachsen in Weimar]. Dt. [Weimar, 9./10. Mai 1529]; WA.B 5, 67f (Nr. 1419: Luther an Kurfürst Johann. [Wittenberg,] 12. Mai 1529); MBW 778: Melanchthon an Herzog Johann Friedrich von Sachsen [in Weimar]. Dt. Wittenberg, 14. Mai [1529]; MBW 780: Melanchthon an [Wilhelm Reiffenstein in Stolberg?]. [Wittenberg, nach 14. Mai 1529]; MBW 781: Melanchthon an Hieronymus Baumgartner in Nürnberg. [Wittenberg], 17. Mai [1529]; MBW 782: Melanchthon an Joachim Camerarius in Nürnberg. [Wittenberg], 17. Mai [1529]; MBW 783: Melanchthon an Lazarus Spengler in Nürnberg. [Wittenberg], 17. Mai 1529; WA.B 5, 71f (Nr. 1421: Kurfürst Johann an Luther. Weimar, 18. Mai 1529); MBW 784: Kurfürst Johann von Sachsen an Melanchthon [in Wittenberg]. Dt. Weimar 19. Mai 1529; MBW 788: Melanchthon an Johannes Agricola [in Eisleben]. [Wittenberg], 2. Juni [1529]; MBW 790: Melanchthon an Johannes Lachmann in Heilbronn. [Wittenberg], 3. Juni [1529]; MBW 791: Melanchthon an Friedrich Myconius [in Gotha]. [Wittenberg], 5. Juni [1529]; WA.B 5, 94–96 (Nr. 1433: Luther an Justus Jonas. Wittenberg, 5. Juni 1529); MBW 793: Melanchthon an Justus Jonas [in Colditz]. [Wittenberg], 11. Juni [1529]; MBW 794: Johannes Agricola an Melanchthon [in Wittenberg]. Eisleben, 14. Juni 1529; MBW 795: Melanchthon an Justus Jonas [in Colditz]. [Wittenberg], 14. Juni [1529] sowie WA.B 5, 96f (Nr. 1434: Luther an Justus Jonas. [Wittenberg,] 14. Juni 1529). 176 Scheible, MBW 12, 399–401 (Literatur).
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mahlsstreit und Bauernkrieg) noch unvergessen war. Karlstadt, der schon um 1520 kurz in Dänemark gewirkt hatte, hatte sein an eine Schutzhaft grenzendes Exil in Kemberg verlassen, war mit Hoffman zusammengetroffen und nur mit Mühe von der Flensburger Disputation fernzuhalten gewesen.177 Den Bericht über sie hatten beide später aber zusammen verfasst.178 Außerdem war Karlstadt nach seiner Ausweisung aus Kiel (April 1529) in Ostfriesland geblieben. Er war als Wanderprediger umhergezogen und hatte mehrere Monate lang in Oldersum bei Emden gewirkt, wo er von August 1529 bis Januar 1530 den Schutz des Ritters Ulrich von Dornum genossen hatte. Vor allem Melanchthon war hellauf entsetzt: Das „Sakramentierertum“ war eine Pest, der man auch literarisch begegnen musste.179 Umso besorgter sah man daher auf die norddeutschen Stadtreformationen, so etwa die in Braunschweig180, Osnabrück181, Herford182, Lübeck oder Goslar, dem neuen Wirkungsort des 1529 aus Braunschweig vertriebenen „Zwinglianers“ Knigge183. Es war in dieser Hinsicht besonders auffällig.184 Vielerorts fehlte es an zuverlässigen Ansprechpartnern. Äußerten solche ihrer steten Überlastung wegen den Wunsch nach einem Stellenwechsel, wurde dem fast immer widerraten, so z. B. bei Görlitz in Braunschweig oder Jakob Probst (1486–1562) 185 in Bremen.186 Beim durch Philipp von Hessen einberufenen Marburger Religionsgespräch (1. bis 4. Oktober 1529) konnten sich Luther und Zwingli sowie Melanchthon und 177 WA.B 5, 68–71 (Nr. 1420: Luther an Justus Jonas. [Wittenberg,] ca. 15. Mai [?] 1529). 178 Hoffman, Melchior/Karlstadt, Andreas, Dialogus vnd gründtliche berichtung gehaltner disputation im land zu(o) Holstein vnderm Künig von Denmarck vom hochwirdigen Sacrament oder Nachtmal des Herren […]. (Straßburg: Balthasar Beck [1529]) (VD16 H 4218) (Nachdruck: Augsburg: Philipp Ulhart d.Ä. 1529) (VD16 H 4217). – Deppermann, Melchior Hoffman, 346 (Nr. 8). 179 WA.B 5, 85f (Nr. 1426: Luther an Georg Spalatin. [Wittenberg,] 28. Mai 1529; mit Anm. 2). – MBW 800: Melanchthon an Stephan Vigilius in Augsburg. [Wittenberg], 20. Juni [1529]; MBW 801: Melanchthon an Ulrich Wieland in Ulm. [Wittenberg, 20. Juni 1529]; MBW 802: Melanchthon an Landgraf Philipp von Hessen. Dt. Wittenberg, 22. Juni 1529; MBW 803: Melanchthon an Erhard Schnepf [in Marburg]. [Wittenberg], 22. Juni 1529; MBW 804: Melanchthon an Caspar Müller [in Eisleben]. [Wittenberg, Ende Juni/Anfang Juli 1529]; MBW 807: Melanchthon an Joachim Camerarius in Nürnberg. [Wittenberg], 24. Juli [1529] sowie MBW 813: Melanchthon an Caspar Aquila in Saalfeld. [Wittenberg], 23. August 1529. 180 WA.B 5, 4–6 (Nr. 1372: Luther an Martin Görlitz, Pfarrer in Braunschweig. [Wittenberg,] 15. Januar 1529). 181 WA.B 5, 50–52 (Nr. 1406: Luther an Gerhard Hecker in Osnabrück. [Wittenberg,] 13. April 1529). 182 WA.B 5, 87 (Nr. 1427: Luther an Gerhard Wilskamp in Herford. [Wittenberg,] 28. Mai 1529) sowie aaO, 88 (Nr. 1428: Luther an Jakob Montanus in Herford. Wittenberg, 28. Mai 1529). 183 Jünke, Bugenhagens Einwirken, 77. 184 WA.B 5, 92–94 (Nr. 1432: Luther an die Jakobigemeinde in Goslar. Wittenberg, 31. Mai 1529). 185 Pulsfort, Art. Probst, Sp. 966–968 (Literatur). – Ammann, Bremer Pfarrerbuch, 139 (Nr. 751). 186 WA.B 5, 110–112 (Nr. 1444: Luther an Jakob Probst in Bremen. [Wittenberg,] 10. Juli 1529).
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Oekolampad dann zwar in vielen Punkten verständigen. Der tiefe Dissens in der Abendmahlslehre (Artikel 15 der „Marburger Artikel“) ließ sich allerdings nicht überbrücken.187 Dazu kam bald ein tiefes Mißtrauen gegen die Straßburger Theologen, denen ein Abfall zu Zwingli unterstellt wurde.188 Dass sich nunmehr auch Karlstadt selbst nach Straßburg begeben hatte, konnte diesen Eindruck nur verstärken.189 Unmittelbar vor dem Augsburger Reichstag kam dann, wie schon erwähnt, Anfang März 1530 Campanus nach Torgau.190 In den Augen Melanchthons verbanden sich damit das vielerorts aufkeimende „Sakramentierertum“ und ein häretisch werdender Humanismus, der die Gottheit des Heiligen Geistes bestritt und damit den für ihn selbst konstitutiven Konsens mit der Alten Kirche (besonders im Bereich der Trinitätslehre und der Christologie) aufkündigte.191 Ganz Ähnliches hatte er im Herbst zuvor auch schon aus Straßburg gehört.192 Hier zeigte sich, so Melanchthon voller Abscheu, was die Konsequenzen der Lehre Zwinglis waren. Der Zürcher Reformator und seine Anhänger konnten nicht mehr als Christen gelten und durften nirgends toleriert werden.193 Das galt selbst für Melanchthons eigene Schüler, so etwa Witzel in Niemegk.194 Die scharfe Abgrenzung gegen die Zwinglianer, einschließlich der Straßburger, sowie alle übrigen Formen des „Sakramentierertums“ (Hoffman, Schwenckfeld etc.) war darum auch während des Augsburger Reichstages im
187 MBW 825: [Martin Luther]: Die Marburger Artikel. Marburg, 3.[4.] Oktober 1529. – May, Art. Marburger Religionsgespräch, 75–79. – Hoffmann, Kirchenväterzitate in der Abendmahlskontroverse. 188 MBW 830: Melanchthon an Caspar Aquila [in Saalfeld]. Jena, [12. Oktober 1529]; MBW 834: Melanchthon an Erhard Schnepf in Marburg. [Torgau], 17. Oktober 1529; MBW 835: Melanchthon an Adam Krafft in Marburg. Torgau, [18. Oktober 1529] sowie WA.B 5, 236f (Nr. 1527: Luther an Nikolaus Hausmann in Zwickau. [Wittenberg,] Anfang Februar 1530). 189 MBW 863: Melanchthon an Friedrich Myconius [in Gotha]. Vorrede zu: Melanchthon, Sententiae veterum de coena domini. Wittenberg, Josef Klug, 1530. [Wittenberg, Januar/ Februar 1530]; WA.B 5, 237f (Nr. 1528: Luther an Konrad Cordatus in Zwickau. [Wittenberg,] 10. ? Februar 1530); aaO, 244f (Nr. 1532: Luther an Justus Menius in Eisenach und Friedrich Myconius in Gotha. [Wittenberg, Ende Februar 1530]; aaO, 245–247 (Nr. 1533: Nikolaus Gerbel an Luther. [Straßburg, Ende Februar 1530]) sowie MBW 893: Martin Luther an Melanchthon [in Augsburg]. [Veste Coburg], 29. April 1530. 190 MBW 871: Melanchthon an Caspar Aquila in Saalfeld. [Wittenberg, Anfang März 1530]. 191 MBW 924: Melanchthon und Johannes Brenz an Landgraf Philipp von Hessen [in Augsburg]. Dt. [Augsburg], 11. Juni 1530 sowie MBW 925: Landgraf Philipp von Hessen an Johannes Brenz und Melanchthon [in Augsburg]. Dt. [Augsburg, nach 11. Juni 1530]. 192 MBW 830: Melanchthon an Caspar Aquila [in Saalfeld]. Jena, [12. Oktober 1529]. 193 WA.B 5, 247f (Nr. 1535: Luther an Adam Adamus, Prediger zu Haynau in Schlesien. [Wittenberg,] 5. März 1530); MBW 882: Melanchthon an Friedrich Myconius [in Gotha]. Torgau, 27. März [1530] sowie MBW 887: Melanchthon an Martin Görlitz in Braunschweig. [Wittenberg, März 1530]. 194 Wie Kapitel 2 Anm. 35.
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Sommer 1530 ein Grundaxiom Melanchthons.195 Das schloss auch Campanus mit ein.196 Als Ende Juli das Gerücht aufkam, dieser sei vom Lütticher Fiskal verhaftet und inzwischen vielleicht sogar schon hingerichtet worden, war Melanchthon sichtlich erleichtert.197 Dass der Kampf mit den „Sakramentierern“ schwer werden würde, stand für die Wittenberger nunmehr fest.198 Er war auch in Norddeutschland zu führen, und es war Bugenhagen, dem dabei die wichtigste Rolle zufiel.199 Dazu kamen als weitere Kampfplätze im Westen Westfalen und der Niederrhein, besonders das Herzogtum Jülich, dessen alle konfessionellen Positionierungen meidender religionspolitischer Kurs einer via media Argwohn weckte. Darüber hinaus lag es in der direkten Nachbarschaft der Niederlande. Die aber waren die Heimat des aus Den Haag stammenden Cornelis Henricxzoen Hoen (Honius, Hoon; um 1440– 1524/1525) 200, dessen seit 1523 zunächst handschriftlich verbreiteter (und so auch nach Wittenberg gelangter), schon seit 1525 aber auch im Druck vorliegender „Abendmahlsbrief“ (Epistola christiana admodum […] tractans coenam 195 MBW 899: Melanchthon an Martin Luther [auf der Coburg]. [Augsburg], 4. Mai [1530]; MBW 905: Melanchthon an Martin Luther [auf der Coburg]. [Augsburg], 11. Mai [1530]; WA.B 5, 328–332 (Nr. 1573: Luther an Landgraf Philipp. Veste Coburg, 20. Mai [?] 1530); MBW 915: Melanchthon an Martin Luther [auf der Coburg]. [Augsburg], 22. Mai [1530]; WA.B 5, 338–342 (Nr. 1577: Luther an Jakob Probst in Bremen. Veste Coburg, 1. Juni 1530); aaO, 342f (Nr. 1578: Luther an Johann Zelst in Bremen. Veste Coburg, 1. Juni 1530); MBW 921: Melanchthon an Erzbischof Albrecht von Mainz [in Augsburg]. [Augsburg], 3. Juni 1530; MBW 926: Melanchthon und Johannes Brenz an Landgraf Philipp von Hessen [in Augsburg]. Dt. [Augsburg, nach 12. Juni 1530]; MBW 927: Melanchthon an Martin Luther [auf der Coburg]. [Augsburg], 13. Juni [1530]; MBW 928: Melanchthon an Veit Dietrich [auf der Coburg]. [Augsburg], 13. Juni [1530]; MBW 929: [Melanchthon, Justus Jonas, Georg Spalatin, Johannes Agricola]: Gutachten für Kurfürst [Johann] von Sachsen. Dt. [Augsburg, 14./15. Juni 1530] sowie MBW 970: Melanchthon an Martin Luther [auf der Coburg]. [Augsburg], 14. Juli [1530]. 196 MBW 924: Melanchthon und Johannes Brenz an Landgraf Philipp von Hessen [in Augsburg]. Dt. [Augsburg], 11. Juni 1530. 197 MBW 995: Melanchthon an Veit Dietrich [auf der Coburg]. Augsburg, [28.] Juli [1530] sowie WA.B 5, 521f (Nr. 1672: Luther an Justus Jonas in Augsburg. Veste Coburg, 3. August 1530). 198 Im November 1530 erschien Luthers Vermahnung zum Sakrament des Leibes und Blutes unseres Herrn. WA 30/2, (589) 595–626 und 691–693. Dazu MBW 1104: Melanchthon an Friedrich Myconius in Gotha. [Wittenberg], 23. November [1530]. 199 WA.B 5, 220f (Nr. 1520: Luther an die Prediger zu Lübeck. Wittenberg, 12. Januar 1530); aaO, 308–310 (Nr. 1563: Luther an Wenzeslaus Linck in Nürnberg. Veste Coburg, 8. Mai 1530); MBW 1075: Martin Luther an Melanchthon [in Augsburg]. [Veste Coburg], 11. September 1530; MBW 1095: Johannes Bugenhagen an Martin Luther, Justus Jonas und Melanchthon [in Wittenberg]. [Lübeck], 31. Oktober bis 4. November 1530; MBW 1104: Melanchthon an Friedrich Myconius in Gotha. [Wittenberg], 23. November [1530]; WA.B 5, 691–693 (Nr. 1757: Luther an Wenzeslaus Linck in Nürnberg. [Wittenberg,] 1. Dezember 1530); aaO, 701f (Nr. 1763: Luther an den Rat zu Göttingen. Wittenberg, 18. Dezember 1530); WA.B 6, 10f (Nr. 1767: Luther an den Rat zu Göttingen. Wittenberg, 11. Januar 1531) sowie aaO, 16–18 (Nr. 1772: Luther an Wenzeslaus Linck in Nürnberg. Wittenberg, 15. Januar 1531). 200 Spruyt, Art. Hoen, 203–205. – Derselbe, Cornelius Henrici Hoen (Honius).
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dominicam) 201 zum Grunddokument aller „Sakramentierer“ einschließlich Zwinglis und der Straßburger geworden war. Umso mehr war gerade Melanchthon daran gelegen, im Herzogtum Jülich Freunde zu gewinnen. Dies spiegeln seine Briefe an Konrad Heresbach (1496– 1576) 202. Heresbach, ein Schüler des Murmellius, war ein umfassend gebildeter Humanist. Er hatte in Köln (bei Heinrich Glareanus [1488–1563] 203), in Paris und Orleans studiert und später als Korrektor bei Johann Froben (um 1460–1527) 204 in Basel gearbeitet, in dessen Haus zu dieser Zeit auch Erasmus gelebt hatte. Nach einer Griechischprofessur in Freiburg im Breisgau war Heresbach dann 1523 Prinzenerzieher am Hof des Herzogs von Kleve geworden und zählte dort fast fünf Jahrzehnte hindurch (seit dem Sommer 1535 als „Geheimer Rat“) zu den einflussreichsten Politikern.205 Auch Melanchthons Interesse an Bernhard Rothmann, einem ihm bis dahin völlig unbekannten Kaplan aus der Nähe Münsters, der ihn – wie so viele andere – im April 1531 aufsuchte, muss vor diesem Hintergrund gesehen werden. Man sprach sogleich über Campanus.206 Rothmann übergab Melanchthon eine (von ihm aus Münster mitgebrachte) Liste von Fragen an Luther. Melanchthon nahm diese routinemäßig entgegen, verlegte sie später aber207 und fand sie erst wieder, als sie sich bereits überholt hatten.208 Es war also wohl kaum Brisantes darin gewesen. Rothmann wird Melanchthon seine Empfehlungsbriefe gezeigt und ihm die Grüße von dem Busches ausgerichtet haben. Beide kannten Konrad von Heresbach.209 Darüber hinaus dürfte er Melanchthon über die Situation in Münster, seine Förderer, d. h. die Finanziers seiner Reise, und seine hohen Erwartungen im 201 Hoen, Cornelis, EPISTOLA // CHRISTIANA ADMODVM // ab annis quatuor ad quendam, apud quem o=//mne iudicium sacrae scripturae fuit, ex Bathauis // missa, sed spreta, longe aliter tractans coe=//nam dominicam quam hactenus tracta=//ta est, ad calcem quibusdam adie=//ctis Christiano homini p(er)neces=//sarijs, paesertim his pe=//riculosis temporibus. // […] //. (Straßburg: Johann Knobloch d.Ä. um 1525) (VD16 H 4054) (Weitere Ausgaben: Straßburg: Johann Knobloch d.Ä. um 1525 [VD16 H 4055] sowie Worms: Peter Schöffer d.J. 1525 [VD16 ZV 8053]). 202 Scheible, MBW 12, 274f. – Szameitat, Konrad Heresbach. 203 Scheible, MBW 12, 149f (Literatur). 204 Scheible, MBW 12, 97 (Literatur). 205 MBW 1165: Melanchthon an Konrad Heresbach [in Düsseldorf ?]. [Wittenberg], 15. Juli 1531; MBW 1237: Melanchthon an Konrad Heresbach [in Düsseldorf ?]. [Wittenberg, ca. April 1532]; MBW 1435: Melanchthon an Konrad Heresbach [in Düsseldorf]. Leipzig, 1. Mai [1534] sowie MBW 1466: Melanchthon an Konrad Heresbach [in Düsseldorf ?]. [Wittenberg, 2. Hälfte Juli/August 1534]. 206 MBW 1263: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg], 21. Juli [1532]. 207 MBW 1208: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg, Ende 1531]. 208 MBW 1214: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg], 26. Januar [1532]. 209 Szameitat, Konrad Heresbach, 197.
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Blick auf Bischof Friedrich von Münster berichtet haben.210 Man schloss, so Melanchthon später, „Freundschaft“ (amicitia) 211, was in seinem Wortwert nicht leicht einzuschätzen ist, aber wohl zumindest besagt, dass Melanchthon den in etwa altersgleichen Rothmann als gebildet, als einen westfälischen Humanisten wahrgenommen hat. Von den Entwicklungen nach der Rückkehr Rothmanns nach Münster im Juli 1531 wird man in Wittenberg allenfalls indirekt erfahren haben. Als Quelle dafür kommt vor allem der in Gernsbach im Hochstift Speyer geborene Humanist und Herforder Fraterherr212 Jakob Montanus (vor 1470–nach 1534) 213 in Frage. Montanus hatte spätestens seit 1504 mehrere Jahre lang im Münsterischen Fraterhaus gelebt und war während dieser Zeit zu einem engen Freund von Rothmanns Lehrer Murmellius geworden. Von einer Reise nach Straßburg zurückgekehrt, war Montanus Ende 1513 dauerhaft nach Herford übergesiedelt. Hier wurde er 1520 Vorsteher des sogenannten „Studentenhofs“, einer auf das Studium (in Köln) vorbereitenden Alumnatsschule. In seiner nachmals vielbenutzten Musterbriefsammlung Centuria epistolarum formularum (gedruckt 1525) 214 und seinem dichten Briefwechsel mit dem Nürnberger Humanisten Willibald Pirckheimer (1470–1530) 215 ließ Montanus früh Sympathien für die Reformation erkennen. Seit 1523 knüpfte er dann auch selbst Kontakte nach Wittenberg. Er kannte die Reformatoren und ihre Familien gut und stand im Streit um den freien Willen entschieden auf der Seite Luthers.216
210 Vgl. bereits den ältesten seiner erhaltenen Briefe bei Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 3f (Nr. 1: Rothmann an Johannes Ossenbrugge. Münster, 18. Februar 1531): […] Nam praeterquam quod fere omnium civium animi strenue et quasi certatim evangelio addicti sunt et addicuntur, ut mori velle videantur potius quam auditu verbi ullo modo privari, ita in principe quoque nescio quae veritatis facula et evangelici amoris flamma micare ceperit ac illucescere. Nam his proxime elapsis diebus continuas pene tres hebdomadas in aula eius sum versatus, exceptus profecto ob ministerii mihi concrediti a deo functionem veluti angelus dei (ut Pauli more loquar [vgl. Gal 4,14]), concionatus sum coram ipso, et tota familia vocavit me in colloquium familiare et post multa alia se secundum deum, quod ad evangelii negotium attinet, patronum mei futurum sanctissime recepit […] videbatur princeps longe adhuc foeliciora promittere […]. – Vgl. Gal 4,14: „Und obwohl meine leibliche Schwäche euch ein Anstoß war, habt ihr mich nicht verachtet oder vor mir ausgespuckt, sondern wie einen Engel Gottes nahmt ihr mich auf, ja wie Christus Jesus.“ 211 MBW 1208: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg, Ende 1531]. 212 Leesch, Art. Herford – Fraterherren, 430–435, hier 431f. 213 Mose, Jacobus Montanus Spirensis, 21–53. – Kipf, Art. Montanus, Sp. 222–239 (Literatur). 214 Montanus, Jakob, CENTVRIA // EPISTOLARIVM FOR-//mularu(m) sermone cum, ut aiunt, uul=//gari, tum latino studiosae iuuentuti, // […] //. (Köln: Eucharius Cervicornus 1525) (VD16 ZV 11147). – Kipf, Art. Montanus, Sp. 229f (II.A.4). 215 Holzberg, Art. Pirckheimer, Sp. 465–487 (Literatur). – Gruber, Art. Pirckheimer, Sp. 755–759 (Literatur). 216 Kipf, Art. Montanus, Sp. 224 und 236f.
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Im Jahre 1527 verfasste Montanus eine Schrift zum Abendmahlsstreit, die aber verloren ging.217 Dass auch Rothmann selbst in Herford längst kein Unbekannter mehr war, zeigt eine Liste dort lebender Personen, denen er in einem Brief an Montanus Grüße ausrichten lässt.218 Dabei handelt sich nicht nur um Fraterherren, sondern auch um mehrere Frauen sowie den früheren Augustiner und nachmaligen Ersten Pfarrer am Herforder Münster Dr. Johannes Dreyer (Dreger; um 1500– 1544) 219, der 1530 ebenfalls zum Studium in Wittenberg gewesen war. Dies deutet darauf hin, dass Rothmanns Reise dorthin ihn im April 1531 auch über Herford geführt hatte. Kaum zufällig schaltete Rothmann Montanus dann auch selbst ein, als er im Herbst 1531 von einem Freund in Minden hörte, dass in Herford das Gerücht umgehe, er, Rothmann, sei ein „Sakramentierer“.220 Am 8. Oktober gab er Montanus einen ausführlichen Bericht über sein Wirken seit dem Sommer 1531. Er war deutlich apologetisch gehalten und hatte darin wohl auch schon die Wittenberger mit im Blick. Erst ganz zuletzt kam hier der gefährliche Vorwurf zur Sprache. Er sei, so Rothmann, völlig unbegründet. Wenn überhaupt, habe er das Thema des Abendmahls nämlich bisher nur im Kreis gelehrter Freunde und modo disputationis angesprochen221 – was viel oder wenig bedeuten kann, immerhin aber doch aufhorchen lässt. Als die von ihm angestrebte öffentliche Disputation vor dem Rat nicht zustande kam und der Druck auf ihn wuchs (drohende Verhaftung), schrieb Rothmann im Spätjahr 1531 direkt an Melanchthon. Er bat den Wittenberger um Rat. Melanchthon antwortete freundlich.222 Er entschuldigte sich wegen der verlegten Fragen an Luther, versicherte Rothmann seiner Wertschätzung und gab 217 Kipf, Art. Montanus, Sp. 238 (D.3). 218 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 12–14 (Nr. 7: Rothmann an Jakob Montanus in Herford. St. Mauritz, 8. Oktober 1531), hier 14: […] Salutabis omnes fratres et sorores nostros in Domino presertim Patrem in domo fratrum cum suis, doctorem Dreger [Dreyer], Blomberch, dominum Hermannum et reliquos, quorum me precibus etiam commenda. 219 Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 104f (Nr. 1340). – Scheible, MBW 11, 366 (Literatur). – Dreiger, Johannes, Eine korte vnderwysunge // van deme heylsame worde // Goddes sampt syner krafft/ Vnde eyn // hantwysunge ynn de hylgen schrifft/ Dar//beneuen eyn summa eynes warhafftigen // rechten Christliken leuendes/ an eynen // Erbarn Radt vnde gantze gemey=//ne der lo(e)ffliken Stadt Brun//swygk geschreuen. // Doc. Johan Dreiger. // […] //. (Magdeburg: Hans Barth 1528) (VD16 D 2680). 220 In Frage kommt hier nun auch der seit kurzem als Konrektor in Minden wirkende Henricus Primaeus (wie Kapitel 3 Anm. 14). 221 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 13f: […] Amicus quidam e Minda scripsit ad me ex Heruordia, illuc famam allatam sacramentarium esse me, demiror profecto, quis eius famae auctor esse possit. Nunquam enim nisi inter amicos eosque doctos tantum disputandi causa de hac re verba feci […]. 222 MBW 1208: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg, Ende 1531].
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diesem Empfehlungen für sein Verhalten. Sie zielten klar darauf ab, die Reformation in Münster vor der Überhitzung zu bewahren, und entsprachen darin ganz und gar dem, was man im Blick auf die norddeutschen Stadtreformationen in Wittenberg damals für wünschenswert hielt. Rothmann, so Melanchthon, solle die Bürger Münsters im Gehorsam gegen den Rat erhalten. Die vordringlichste Reform sei die der Messe. Diese läge in der Verantwortung der Priester (d. h. des Domkapitels), denen der Rat in Münster, anders als in anderen Städten, aber nicht zu gebieten habe. Das Volk solle nichts Zweitrangiges ändern, sondern zunächst das auf das Gewissen Bezügliche (Glaube, Buße, Obrigkeit, Liebe) lernen.223 Auch Luther selbst habe ja zunächst nichts geändert, dann zuerst die Messe und später das Mönchtum.224 Melanchthon bezog sich damit auf die Wittenberger Stadtreformation (1521/22), präziser die auf die dortigen „Unruhen“ folgenden sogenannten „Invokavitpredigten“ Luthers und den durch sie eingeleiteten energischen „roll back“ der gerade auch in Wittenberg zeitweise turbulenten Entwicklungen. Nachdem er seinen Brief damit eigentlich schon abgeschlossen hatte (Dies ist die Summe meinen Rates; wenn du ihm folgst, wird sich zeigen, dass er nützlich ist225), folgten dann noch kurze Bemerkungen zu Fragen, die Rothmann darüber hinaus angeschnitten hatte. Melanchthon votierte pragmatisch: Auch wenn Priester heirateten, konnten sie weiterhin amtieren, sollten aber die Messe im rechten Verständnis feiern. Ihre Ehen durften geheim bleiben.226 Das eröffnete natürlich Möglichkeiten auch im Blick auf die Angehörigen des Domkapitels, denn es lief faktisch auf eine Aufhebung des Zölibats hinaus. Äußere Bräuche, die 223 MBW 1208: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg, Ende 1531], 234f: […] Nunc ad ea, quae sunt in tuis literis, respondebo breviter. Ac primum de genere doctrinae, mi Bernarde, te propter gloriam Christi oro, ut, quod facis hactenus, autor esto plebi tuae, ut senatui pareat, nec properet ad immutandos ecclesiae ritus. Nam, cum nulla res admodum immutationis opus habeat nisi missarum prophanatio, eaque re non peccet populus, sed sacrificuli, qui quandam ibi civitatem habent, nec sunt senatus oppidani imperio subiecti, quid opus est cum periculo immutare caetera, quae ad populum pertinent? Illud agat populus, ut fideliter discat ea, quae proprie ad ipsorum conscientias pertinent, de fide in Christum, de poenitentia, de magistratuum authoritate, de charitate, et in hanc sententiam poteris meo iuditio hortari populum, qui natura est φιλόκαινος. At motis rebus publicis, quae procellae, quae tempestates postea existent, non experiundo cognovimus […]. 224 aaO, 235: […] Nihil initio mutavit Lutherus, sed erant alii quidam plus satis feroces. Nec probavit ullam mutationem Lutherus postea nisi missae privatae abrogationem et monachorum, ut ita dicam, manumissionem, atque haec sero constitui perimisit. 225 aaO, 235: Haec summa est consilii mei, quod si sequeris, res ostendet, non inutile esse […]. 226 aaO, 235: […] Sacerdotes mariti omnibus ritibus uti possunt cum suis collegis, tantum de missa viderint, ut, si abstinere nondum possunt, impias tamen opiniones abiiciant de sacrificio faciendo pro aliis. Ita utantur ea tanquam laici synaxi utentes ad confirmandas et docendas conscientias. Hoc nihil obest eis, quod non profitentur palam coniugium. Dissimulavit enim et Abraham coniugium propter tyrannidem. Omnino decet in questionibus talibus, quae pertinent ad mores et ritus, summam adhibere ἐπιείκειαν […].
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nicht abgöttisch waren, konnten beibehalten bleiben.227 Man musste also nicht sofort alles verändern. Falls es tatsächlich zu einer Verhaftung Rothmanns kommen sollte, sollte dieser aber eher fliehen, als sich der Kölner Inquisition zu stellen.228 Rothmann selbst erwartete also wohl eine Entwicklung, wie sie sich nach dem Vorgang Lippstadts (Dr. Johannes Westermann [1490–nach 1541] 229) kurz zuvor auch schon in Soest vollzogen hatte. Hier hatte der aus Köln herbeigerufene Dominikaner Dr. Johann Host von Romberg (1480/1485–ca. 1533) 230 sehr gezielt auf einen Ketzerprozess gegen den städtischen Reformator Thomas Borchwede († vor 1538) 231 und dessen Kollegen Johann Kelberg (um 1500–1558) 232 und Johann Mollner († um 1550) 233 hingearbeitet. Der Schock über das Martyrium der beiden niederrheinischen Lutheranhänger Adolf Clarenbach (1497–1529) und Peter Fliesteden († 1529) 234, die am 28. September 1529 von der Kölner Inquisition öffentlich verbrannt worden waren, saß allerdings auch bei Melanchthon noch tief.235 Sieht man sich vor diesem Hintergrund die kurz darauf nach Lübeck übersandte Eingabe der gemeyne tho Mu(e)nster an ere Olderlu(e)de an,236 fällt auf, wie genau diese den Empfehlungen Melanchthons folgt. Der kleine Text geht nicht nur taktisch sehr geschickt vor, indem er ein in der Verfassung der Stadt seit langem installiertes Vertretungsorgan (Older- und Meisterleute) für das neue reformatorische Anliegen umfunktioniert. Er ist auch theologisch sehr präzise durchgestaltet, was sich nicht zuletzt im Schriftgebrauch abzeichnet.237 Die Eingabe wird demnach kaum ohne Rothmanns Mitwirkung entstanden sein. In Anbetracht des ihm darin gespendeten, mitunter fast penetranten Lobes werden aber sicher auch noch weitere Personen, so etwa Langermann, daran beteiligt gewesen sein. Der sollte ja etwas später auch Rothmanns – im Folgenden noch 227 aaO, 235: […] facile patior, omnes ritus, in quibus non est manifesta impietas, servari. Et in impiis omnino prius docendi sunt homines, quam aliquid publice mutetur […]. 228 aaO, 235: […] Illud te moneo, ne ad inquisitores Coloniam pertrahi te patiaris. Huc potius tibi fugiendum censeo […]. 229 Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 551 (Nr. 6847). 230 Gieraths, Art. Host, 653f. – Tenge-Wolf, Art. Host von Romberg, Sp. 288f (Literatur). 231 Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 50 (Nr. 661). – Koske, Art. Soest – Dominikaner, 360–365, bes. 361f (Literatur). – Vgl. zum Folgenden Peters, Wormser Edikt, 184–195. – Derselbe, Um was ging es der Reformation? 232 Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 247 (Nr. 3112). 233 Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 340 (Nr. 4268). 234 Sommer, Ketzerprozess gegen Adolf Clarenbach und Peter Fliesteden, 177–190. – Scheible, MBW 11, 289 (Clarenbach) sowie Derselbe, MBW 12, 71 (Fliesteden). 235 MBW 1114: Melanchthon an Georg Spalatin [damals in Hambach bei Jülich]. Pr. 28. 6. 1531 in Altenburg. Wittenberg, 1. Januar [1531]. 236 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (78) 78–86 (Nr. 8a). 237 Die Edition Stupperichs weist die verwandten Dicta allerdings nur sehr unvollständig aus.
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gesondert in den Blick zu nehmende – Confessionis doctrinae epitome (23. Januar 1532) 238 ins Niederdeutsche übersetzen und mit einer zweiten eigenen Vorrede versehen. Der aus Münster übersandte Text setzte also Empfehlungen um, die Rothmann auf seine Bitte hin von Melanchthon erhalten hatte. Ebendies zeigt auch die nachfolgend gebotene Gliederung. Christlike vnde Erbare ertho(e)ginge der Bo(e)rgere tho Mu(e)nster yn Westvalen/ der Euangelische(n) lere haluen/ yegen ehre Ouericheyt. [1. Vorrede Bugenhagens] [2. Adresse an die Older- und Meisterleute] [Die Aufgabe der Older- und Mesterleute] Sie haben die Aufgabe, die Gemeine in allen anliggenden saken bi eyn yderen ho(e)gers edder nedderges standes [höheren oder niedrigeren Standes] vor tho tre(e)den vnd [dieser] bystendich tho syn. Dies gilt auch für die vorliegende Sache, die vnser selen salicheit betrifft. [Das Anliegen der Verfasser] Der Kaplan Bernhard Rothmann predigt dat wort Gades vnde Euangelion Christi dorch Gades gnade vnueruelschet [unverfälscht]. Auch die meisten der Angesprochenen haben sich davon schon überzeugen können [Man war demnach bereits in St. Mauritz]. Dorch nidisch vnd lo(e)genhafftich anbringent des du(e)uels genoten ist Rothmann aber inzwischen das Predigen verboten worden. Die Verfasser sehen sich hierdurch syner [Rothmanns] heylsamer le(e)r yamerliken berouet. Das Predigtverbot kommt einer Verhöhnung Christi gleich, schädigt ihre Seelen und wiegt schwerer als jeder leibliche Verlust. Ein Glaubensverhör Rothmanns wird nachdrücklich befürwortet. Zu diesem Zweck hat man seine Lehre hir na yn einer korte(n) summe vorfatet [zusammengefasst]. Sie zeigt, warum der Teufel gegen ihn und seine Predigt wütet. Bischof Friedrich, de doch eyn sunderlich le(e)ffhebber [liebhaber] der warheit vnde hanthauer [Beschützer] der billicheit ist, ist durch die Verleumder Rothmanns getäuscht worden. Sie scheuen das Licht. Dagegen hat der von ihnen geschmähte Kaplan noch yn synem lesten sermon eine öffentliche Disputation angeboten. Die nachfolgende Schrift ist eine korte tu(e)chnisse van der le(e)r[,] de van dem ve(e)lgemelten Hern geprediget/ wo se van vns am besten vornamen [vernommen] vnd beholden [im Gedächtnis behalten]/ […]/ dar vth men se ordelen [beurteilen] vnd richte(n) mo(e)ge. [3. Darlegung der Lehre Rothmanns] Rothmanns Verkündigung konzentriert sich auf drei Stücke: Buße, Glaube und Werke. Er lehrt darin biblisch und unterscheidet das Rechte vom Falschen. [Es folgt die Melanchthons briefliche Empfehlungen aufgreifende Entfaltung]
238 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 63–77, hier 65.
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[Die rechte Buße] [Der rechte Glaube] [Die guten Werke, darin: Der Gehorsam gegen die Obrigkeit; Die Liebe gegen den Nächsten] [Dem wird die Verkündigung seiner Gegner gegenüber gestellt] Vp dat denn yn vns sodane [solche] heilsame le(e)re geplantet [gepflanzt] mochte werde(n)[,] blo(e)te [Blüten] vnd frucht bringen/ hefft he [Rothmann] dar ente(e)ge(n) [entgegen] mennigerleye gruwelike [greuliche] vorfo(e)ringe [Verführung] vnde myßbruck[,] dar ynne wy (dat Gade erbarme) eyn tidtlanck [eine Zeitlang] he(e)r yamerliken vorfo(e)ret [verführt] vnde vordoruen weren/ mit Gades worde angete(e)kent [angezeigt] […] als mit namen van valscher bote [Buße]/ van valschem gelouen [Glauben] / van valschen wercken. [Die falsche Buße] [Der falsche Glaube] [Die falschen Werke] [4. Theologische Begründung der Eingabe] Was Rothmann damit getan hat, war unerlässlich, wente [weil] neyn [kein] dinck vnder den Christen so vast seer van no(e)den ys/ alse tho warnen vor valsche le(e)r […] Ja sint ock nicht rechte prediker/ de[,] offt [wenn] se scho(e)ne Christum[,] Gades wort vnd de warheit verku(e)ndigen[,] den mißbruck/ du(e)uels le(e)r vnd minsche(n) setthe [Gesetze] dar bene(e)uen nicht ante(e)ken [anzeigen] vnde vthraden [ausrotten]. Rothmanns Gegner in Münster halten es anders. Sie predigen apenbare lo(e)gen [Lügen]/ menschen dro(e)me [Träume] vnd ander valsche vnnu(e)tte [nutzlose] le(e)r vor Gades wordt vnuersche(e)met […] und slachten [schlachten] der e(e)lenden ße(e)len/ de Christus vnse Here tho sinem rike [Reich] vn(d) ewiger hochtidt [Hochzeit] so du(e)r [teuer] gekofft239 heft. [5. Aufforderung an die Older- und Meisterleute] In dieser Situation sollen die Older- und Mesterleute die leue [liebe] Ouericheit dazu vermahnen, ere ordentlike gewalt auszuüben. Diese trägt ihr Schwert nicht umsonst, sondern soll dat bo(e)se straffe(n)/ vn(d) dat gude hanthauen [schützen]. Nichts aber kann böser sein als falsche Lehre, die die Seelen mordet. Bleibt die Obrigkeit hier untätig, ist dies nicht zu entschuldigen. Man mengt sich damit nämlich nicht in vorgeblich „geistliche“ Belange, sondern genügt nur seiner allgemeinen Christenpflicht. Die Verfasser sind sich ihrer Sache sicher: Die leue Ouericheit wird sich, durch die Olderund Meisterleute vermahnt, ihrer Sache annehmen und myt behulp [mit Hilfe] du(e)sser vnser tu(e)chnisse [Zeugnisses, Berichtes] auch bei Bischof Friedrich, dem Stadtherrn Münsters, für Rothmann verwenden. Rothmann ist bereit, seine Lehre ausführlich
239 „Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.“ (1Kor 6,20; vgl. 1Kor 7,23).
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darzulegen [an dieser Stelle kündigt sich wohl schon Rothmanns Doctrinae confessionis epitome an]. Das Predigtverbot gegen ihn soll aufgehoben und den falschen Predigern das Predigen untersagt werden. Damit er fortan ungestört wirken kann, soll Rothmann nicht nur geschützt, sondern auch an eine beqwe(e)mer stede [das Krameramtshaus] verbracht werden. Wer künftig gegen ihn arbeitet, soll sich dafür verantworten müssen. [Schlussformel]
Dass Bugenhagen diesen Text, wie von ihm erbeten, zum Druck befördert hat, kann kaum verwundern. Das kleine Stück entsprach durchweg auch seinen eigenen Vorstellungen von einer aus der Schrift schöpfenden, auf das Heil des Einzelnen (Buße, Glaube, Werke) bezogenen Stadtreformation im Rahmen der legitimen Strukturen (von Gott eingesetzte Obrigkeit). Vor dem Hintergrund der neuen, ihn auch persönlich stark belastenden Krise in Braunschweig (Kopmann, Campanus, Kampen etc.) 240 erschien es damit wie eine Werbeschrift für die Prinzipien der Wittenberger. Im Gegenzug haben aber auch Rothmann und seine Anhänger das eindrückliche Büchlein als Empfehlung genutzt und an die umliegenden Städte versandt.241
240 MBW 1205: Melanchthon an [Martin Görlitz in Braunschweig?, abschriftlich an] Johannes Bugenhagen in Lübeck. [Wittenberg, 24. November?] 1531; WA.B 6, 231f (Nr. 1886: Luther an Johannes Bugenhagen in Lübeck. [Wittenberg,] 24. November 1531); aaO, 232f (Nr. 1887: Luther an Martin Görlitz in Braunschweig. [Wittenberg,] 27. November 1531); aaO, 243 (Nr. 1892: Luther an Martin Görlitz in Braunschweig. [Wittenberg,] 3. Januar 1532) sowie aaO, 249–251 (Nr. 1898: Johannes Bugenhagen an Luther. Lübeck, 24. Januar 1532). 241 Detmer, Kerssenbroch, 190: Plebs has Rothmanni positiones certatim amplectitur et senatui supplicat, uti sibi his tuto adhaerere liceat. Quae supplicatio auctore Rothmanno typis excusa publicatur et ad vicinas circumquaque civitatulas transmittitur, ut quam plurimi ad similem religionem et fidei professionem amplexandam exemplo suae metropolis invitentur eademque in odium, imo eversionem totius cleri quam latissime propagetur. – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 157. – Klötzer, Täuferherrschaft von Münster, 26 Anm. 71.
4.
Das Nachwirken Straßburgs
Wie nützlich ihm dessen Brief gewesen war, hat Rothmann Melanchthon dann schon bald auch wissen lassen. In Anbetracht des Postweges muss dies spätestens Mitte Januar geschehen sein. Melanchthon reagierte erfreut. Am 26. Januar 1532 schrieb er erneut nach Münster. Er sei, so der Reformator, Rothmann, den er schätze, gern zu Diensten gewesen und habe mittlerweile auch dessen Fragen (an Luther) wiedergefunden. Wegen der unsicheren Situation – gedacht war hier wahrscheinlich an den Zürcher Friedensschluss nach dem Zweiten Kappeler Krieg, den Tod Oekolampads, die Frage der Anwendung der Todesstrafe auf Täufer oder die Ungewissheiten im Blick auf Karlstadt1 – wolle er (Melanchthon!) diese aber nicht beantworten. Statt dessen möge sich Rothmann an sein Schreiben vom Jahresende 1531 halten. Er solle aufbauend über die Buße und den Gewissenstrost predigen und die nicht zwingend notwendigen Änderungen in der Messliturgie den dafür zuständigen Priestern des Domkapitels überlassen. Unbeschadet dessen seien diese aber auch weiterhin als Feinde des Evangeliums zu bekämpfen.2 Wie sehr er mit den Wittenbergern übereinstimme, hat der inzwischen gegen den Willen des Rates und der Gesamtgilde in das Krameramtshaus umgezogene 1 WA.B 6, 236f (Nr. 1890: Luther an Nikolaus von Amsdorf in Magdeburg. Wittenberg, 28. Dezember 1531); MBW 1110: Melanchthon an Hieronymus Baumgartner in Nürnberg. [Wittenberg, 1. Januar 1531]; WA. B 6, 245–247 (Nr. 1895: Luther an Wenzeslaus Linck in Nürnberg. [Wittenberg,] 3. Januar 1532); MBW 1118: Melanchthon an Martin Bucer in Straßburg. [Wittenberg], 22. Januar [1531] sowie MBW 1119: Melanchthon und andere: Gutachten für Kurfürst [Johann] von Sachsen. Dt. [Wittenberg, Januar/Februar 1531]. 2 MBW 1214: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg], 26 Januar [1532], 244f: Gaudeo mea officia tibi grata fuisse, mi Bernharde, etsi ego quidem intelligo ea longe inferiora fuisse tuis virtutibus […] Tuas quaestiones, quas discedens mihi exhibuisti, reperi atque eas inspexi. Sed praesens tempus, quantum ego nunc coniicio, aliud nunc consilium postulat […] Quanquam in hoc summa consilii mei est, de quo nuper scripsi, ut ea, quae sint profutura ad aedificationem, doceas fideliter, τὰ περὶ μετανοίας et de consolandis conscientiis per fidem et de similibus rebus. Mutatio publica ceremoniarum non est perinde populo necessaria. Nam missarum mutatio magis ad sacerdotes pertinet. At tu populum doceas, sacerdotes hostes evangelii rodere […].
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Rothmann nun auch seinen Freunden gegenüber betont.3 So schreibt er am 18. Februar 1532, dem Tag seiner in enger Abstimmung mit Bernhard Knipperdolling (um 1495–1536) 4 inszenierten Einsetzung als Pfarrer an St. Lamberti,5 voller Stolz an Gerhard Cotius (Schlipstein; † 1562) 6: Wir werden dem Rat unseres Philipp folgen […].
Cotius, der frühere Konrektor der Stiftsschule St. Ludgeri, nun Schulmeister in Ahlen und später zweiter Superintendent in Lippe, wird dies gern gehört haben. Er war nämlich im Jahre 1524 selbst zum Studium in Wittenberg gewesen und hatte hier natürlich auch Melanchthon gehört.7 Dass er daneben noch weiteren Ratgebern folge, hob Rothmann dann allerdings auch hervor: Wir werden dem Rat unseres Philipp folgen und dem meines Capito.8
Dies wird im Anschluss erläutert: […] und zu Beginn werden wir nichts auf die Schnelle ändern, auch werde ich das Volk, so weit ich kann, von ungebührlichem Verhalten gegenüber dem Klerus abhalten und es, soweit Gott dies gewährt, zuallererst ohne Bitterkeit gründlich lehren. Und wenn ich empfehlen werde, irgendetwas zu verändern, werde ich wie bisher nicht dem Volk die Entscheidung darüber überlassen, welche Bräuche zu verändern sind, sondern ich werde, so weit dies möglich ist, den Rat dazu bewegen. Gleichwohl bin ich guter Hoffnung, dass noch einige aus dem Klerus zur Besinnung kommen. Ich werde keinen Stein unbewegt lassen, wenn ich etwas in dieser Hinsicht bewirken kann.9
3 Zu Rothmanns damaligen Unterstützern vgl. Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 146–150. Enge Kontakte bestanden aber z. B. auch zu Dietrich Raffelenboel (gen. Nicolai; 1505–1590; Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 357 [Nr. 4461]), damals Lehrer in Ahlen. Er war der Vater Philipp Nicolais (1556–1608). Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 11f. Hamelmann kannte noch etliche Briefe Rothmanns an Raffelenboel (aaO). 4 Grosch, Art. Knipperdolling, Sp. 135–138. – Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 66, 78f (Nr. 23), 170f (Nr. 64f) (Rita Kauder-Steiniger) sowie 240–243 (Nr. 108f) (Bernd Thier). 5 Detmer, Kerssenbroch, 191f. – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 156. – Laubach, Reformation und Täuferherrschaft, 159. 6 Wie Kapitel 3 Anm. 54. 7 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 6 mit Anm. 5. 8 […] Nos sequemur consilium Philippi nostri et Capitonis mei […]. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 26f (Nr. 14: Rothmann an Gerhard Cotius [Schlipstein]. Münster, 18. Februar 1532), hier 27. 9 […] Nos sequemur consilium Philippi nostri et Capitonis mei et initio nihil subito mutabimus, populum quoque, quantum possum, ab insolentia in clerum continebo et, quantum Dominus largietur, prius de omnibus citra amarulentiam luculenter docebo, quam quicquam mutandum suadebo, et tunc adhuc mutandorum rituum licentiam plebis arbitrio non indulgebo, sed quantum fieri potest, senatum ad hoc commovebo. Bona tamen spes me habet futurum, ut resipiscant quidam ex clero. Ego nullum non moveo lapidem, si quid huius effectum reddere queam. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 26f (Nr. 14: Rothmann an Gerhard Cotius
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Neben die auch für Cotius maßgebliche Stimme Melanchthons (Melanchthon noster) tritt für Rothmann damit also die des – für ihn selbst offenbar noch wichtigeren! – Straßburgers Wolfgang Capito (Capito meus).10 Auch der Bruder von Hamelmanns später in Hannover, Herford (1548–1552) und zuletzt in Osnabrück wirkendem Lehrer Christian Schleibing († um 1570) 11, Hermann Schleibing, wurde damals wohl in mehreren Briefen im gleichen Sinne informiert.12 Wie Martin Brecht gezeigt hat, wird dies auch in Rothmanns Theologie manifest. Beleg dafür ist dessen nächste Schrift, die nach Ausweis ihrer Vorrede bereits am 23. Januar 1532 abgeschlossene Confessionis Doctrinae Epitome.13 Anders als lange Zeit angenommen, ist Rothmanns Epitome nicht nur durch Hermann von Kerssenbrock (um 1517–1585) 14 überliefert,15 sondern bereits 1532 bei Johann von Dorsten in Köln gedruckt worden (Bertram Haller).16 Allerdings war sie der letzte Druck seiner damit erlöschenden Offizin. Die Wittenberger Reformatoren waren bei Rothmanns zweitem Projekt also kaum eingeschaltet worden. Ohne ihre Unterstützung war es aber möglicherweise nicht ganz einfach gewesen, dieses kaum Absatz versprechende, lateinische „Bekenntnis“ eines noch wenig bekannten Prädikanten unterzubringen. Vorgeblich, um sie auch für des Lateinischen unkundige Leser verständlich zu machen, hat Langermann Rothmanns Epitome dann noch im selben Jahr ins Niederdeutsche übersetzt.17 Dabei versah er sie mit einer eigenen Vorrede. Sie nahm einen gegenüber der lateinischen Erstfassung völlig veränderten Adressatenkreis in den Blick. Derart modifiziert erschien die Epitome nun zum zweiten
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[Schlipstein]. Münster, 18. Februar 1532), hier 27. – Der aufschlussreiche Brief ist nur durch Hamelmann überliefert. Hamelmann hat Cotius, der von 1542 bis 1562 in Horn (Lippe) wirkte, persönlich gekannt und das Schreiben direkt vom Empfänger erhalten. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 10–12, hier 11 Anm. 1. – Löffler, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 3, 133f. Nam primo consilium Philippi et sententiam Capitonis postea contempsit, ut postea patebit. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 12. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 12, 204, 324 und 431. aaO, 12: Tales autem multas epistolas scripsit Rothmannus ad Hermannum, fratrem M. Christiani Slebingii, anno 1529. et 1530., ut semper probaret modestiam, quia illi [Melanchthon und Capito] certabant eruditione et exercitio quotidiano. Brecht, Theologie Bernhard Rothmanns, 53–57. – Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 151–154. – Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 67 und 82 (Nr. 25) (Rita Kauder-Steiniger). Scheible, MBW 12, 408 (Literatur). Detmer, Kerssenbroch, 176–189. Haller, Bernhard Rothmanns gedruckte Schriften, 86f (Nr. I). aaO, 88f (Nr. II). – Derselbe, 500 Jahre Buchdruck in Münster, 125f (Kat.-Nr. 53). – Klötzer/ Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 67 und 83 (Nr. 26) (Rita Kauder-Steiniger).
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Mal, diesmal jedoch nicht in Köln, sondern direkt vor Ort, bei Dietrich Tzwyvel (um 1470–nach 1534) 18, dem damals einzigen Drucker der Stadt Münster. Wie Rothmanns lateinische Vorrede zeigt, richtete sich sein Text ursprünglich an den gesamten Klerus der Stadt Münster und des Stiftes St. Mauritz (Venerabilibus viris ac dominis Christi ministris, dominis decanis, pastoribus et presbiteris civitatis Monasteriensis et collegii D. Mauritii moenibus subiecti Bernhardus Rothmannus salutem! 19). Sie lässt erkennen, wie sehr Rothmann sich bemüht hat, diesen auf seine Seite zu ziehen.20 Dass er sich in dieser Hinsicht Hoffnungen gemacht hat, belegt ja auch sein oben angeführter Brief an Cotius vom 18. Februar 1532.21 Der dortige Kontext (Betonung der Beratung durch Melanchthon und Capito) legt es nahe, dass Rothmann nach der Umsetzung der Empfehlungen Melanchthons auch hier Impulse aufgenommen hat, die ihm von außen, in diesem Falle also von Capito zugekommen waren. Geboten werden insgesamt 30 Artikel (in der Wiedergabe bei Kerssenbrock, die zugleich die Editionsgrundlage Stupperichs gewesen ist, fehlt ein zwischen den Artikeln De operibus charitatis und De oratione gebotener Abschnitt De ieiunio). Dass in ihnen theologische Traditionen unterschiedlichster Art miteinander verbunden worden sind, hat schon Martin Brecht gezeigt.22 In den eröffnenden Ausführungen zur Schrift und zum Wort Gottes (De sacris literis, de verbo Dei) begegnen Vorstellungen und Formulierungen, die dem Spiritualismus zuzuordnen sind bzw. kurz darauf sogar ähnlich bei Campanus erscheinen.23 Die Abschnitte De deo, De incarnatione und De homine ziehen die Fidei ratio, das für den Augsburger Reichstag bestimmte Bekenntnis des nur knapp drei Monate zuvor in Kappel/Albis gefallenen Zwingli24, heran. Und die Artikel über die Sakramente schließlich (De sacramentis, De baptismo, De eucharistia) benutzen Melanchthons Loci communes (1521) 25, rezipieren also eine frühe, noch relativ offene Wittenberger Position. Damit ist das theologische Spektrum ausgesprochen weit: „Gleichwohl fällt das Bekenntnis nicht in einem ungesteuerten Eklektizismus auseinander. Sein eigentliches Gepräge ist bestimmt von der wittenbergischen Rechtfertigungslehre, die in milder Form auch die Sakramentslehre mit der Vorstellung vom gewissen Zeichen beherrscht. Die Konsequenzen gegenüber dem bisherigen Kirchen18 Haller, 500 Jahre Buchdruck in Münster, 8–46, hier 16–20. – Auch Cotius hatte schon 1521 bei ihm drucken lassen. AaO, 17f und 116f (Kat.-Nr. 47). 19 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 69. – So ohne Erklärungsversuch auch schon Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 153. 20 Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 67. 21 Wie Kapitel 4 Anm. 8. 22 Brecht, Theologie Bernhard Rothmanns, 53–57. 23 Campanus, Restitution, C6ff. 24 Neuser, Fidei ratio, (421) 425–446, hier 426–432. 25 Engelland/Stupperich, Melanchthons Werke II. Bd., 1. Teil, (15) 16–186, hier 161–178.
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tum werden deutlich gemacht, ohne daß bereits direkte Forderungen nach Änderungen gestellt werden. Man wird Rothmann bestätigen können, daß er klar erfaßt hat, worum es in der von Wittenberg her bestimmten Reformation ging.“26
Was aber wurde mit all dem ursprünglich angestrebt? Oder präziser: Worauf zielte diese für den gesamten Klerus der Stadt Münster und des Stiftes St. Mauritz bestimmte lateinische Artikelreihe? Allem Anschein nach, und das ist bisher nicht erkannt worden, auf eine Klerikersynode mit dem Ziel einer Abstimmung über die Annahme der Reformation. Das zeigt sich auch in der Vorrede selbst. Hier schreibt Rothmann: So wie ich dieses Bekenntnis meiner Lehre, werte Brüder, gern dem Urteil der ganzen, aufgrund der Anhauchung des Heiligen Geistes gemäß der Schrift entscheidenden Kirche unterwerfe, so tue ich dies vorzüglich im Blick auf Euer Urteil. Und ich tue dies um so mehr (wiewohl es auch noch andere Gründe gibt), weil ihr als solche, die in gleicher Weise wie ich mit der Sorge für die evangelische Wahrheit und das Wohlergehen des Volkes betraut sind, es genau wie ich, auch wenn keiner dazu mahnt, auf Euch nehmen müsst, die Angelegenheit gegen die gefährlichen Unterstellungen der Verleumder zu verteidigen. Dies werdet ihr so oder so tun, wenn ihr diese meine Lehre am Maßstab der heiligen Schriften messt und es nicht von euch weist, sie entweder zu billigen oder sie zu verwerfen. Mir nämlich ist es gleich, auf welche Weise es geschieht, wenn nur das Licht des Evangeliums und das Wohl des Volkes erhalten bleiben. Ich aber bin mir keiner Schuld bewusst und weiß, dass ich nie etwas außerhalb der kanonischen Schrift, mit der allein, wie Augustin gelehrt hat, auch der Glaube übereinstimmt, gelehrt habe. Dennoch unterwerfe ich nach dem Beispiel des Paulus, das Evangelium, das ich überliefert habe, damit es durch eure Entscheidung gewisser werde, gern wie zum Gleichnis Eurer Zensur. Und ich beschwöre Euch, o Brüder, um eures Heiles willen, dass ihr so, wie ich mich heiteren Sinnes und gern eurem [schwarzen oder weißen] Abstimmungsstein unterwerfe, im Gegenzug auch dieses Bekenntnis meiner Lehre mit gleicher Lauterkeit lesen und beurteilen wollt! 27 26 Brecht, Theologie Bernhard Rothmanns, 57. 27 […] Hanc doctrinae meae confessionem, viri fratres, sicuti totius ecclesiae ex afflatu Spiritus Sancti secundum scripturam decernentis iudicio libenter submitto, ita ut id praecipue vestro faciam, cum alia in causa sunt, tum maxime, quod simili atque ego praediti functione evangelicae veritatis et populi salutis causam perinde quoque atque ego adversus virulentas sycophantarum calumnias defendendam suscipere, etiamsi nemo admoneat, debeatis. Quod utique praestabitis, si doctrinam hanc meam ad amussim sacrarum literarum examinaveritis et vel probare vel improbare non recusaveritis. Mihi enim ex aequo est, quomodo fiat, modo evangelii lux et populi salus sint salva. Ego autem nullius mihi conscius sum et extra scripturam canonicam, cui soli etiam fidem conformare didicit Augustinus, nihil me unquam docuisse scio. Tamen exemplo Pauli [vgl. 1Kor 4,4f], quo vestro suffragio magis in tuto sit evangelion, quod tradidi, veluti collationem facturus censurae vestrae libenter submitto. Vosque, o fratres, per salutem vestram obtestor, ut quemadmodum ego censurae vestrae calculum candide et libenter subeo, vos vicissim pari candore legere et iudicare hanc meae doctrinae confessionem velitis […]. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 70. – Vgl. 1Kor 4,4f: „Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist’s aber, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der
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Es ist dies ein Modell, das im Juni 1531, also exakt zu jener Zeit, in der Rothmann in Straßburg weilte, in Ulm zur Anwendung kam. Hier legte Capitos Kollege Bucer zunächst den Geistlichen der Stadt (5. Juni), dann den Mönchen (6. Juni) und schließlich den Landgeistlichen (7. Juni) eine Liste von 18 Artikeln vor, die er selbst aufgestellt hatte.28 Da der Ulmer Rat keine öffentliche Disputation wünschte, war lediglich mit „Ja“ oder „Nein“ abzustimmen. Zwar votierten in Ulm selbst nurmehr 5 der insgesamt 35 befragten Geistlichen für Bucers Artikel (auf dem Lande waren es immerhin 22 von 67). Für die Durchsetzung der Reformation in der Stadt wurde der Vorgang aber entscheidend: Am 16. Juni 1531 wurde in Ulm die Römische Messe abgeschafft; nur einen Monat später erfolgte dann die offizielle Einführung evangelischer Abendmahlsfeiern. Für Rothmann, der im Winter 1531/1532 ebenfalls mit einem Rat konfrontiert war, der aus Rücksicht auf den Bischof nicht disputieren lassen wollte und den Fortgang der Reformation damit quälend verschleppte, muss dieses Modell etwas Faszinierendes gehabt haben. War keine öffentliche Disputation mit späterer Entscheidung des Rates durchzusetzen, musste man eben alternativ – aber mit Duldung des Rates! – abstimmen lassen. Sieht man genauer hin, hat Rothmann das Projekt einer Klerikersynode dann auch konsequent verfolgt. Während es in seinem Brief an Bischof Friedrich vom 16. Januar 1532 lediglich von Ferne anklingt,29 tritt es in seinem Schreiben an die bischöflichen Räte von Ende Januar 1532 deutlich hervor: […] Deswegen habe ich meine in ein Kompendium [die Epitome] zusammengezogene Lehre meinen in Christo geliebten Brüdern und geistlichen Mitarbeitern vorgelegt, ihre [weißen oder schwarzen] Stimmsteine einfordernd. Wenn ich da jetzt durch den Weggang von hier ihrer Entscheidung zuvorkäme, kann man sich leicht vorstellen, was sie über mich und meine Lehre, die ich selbst unter Lebengefahr beibehalten muss, denken oder verlauten lassen würden.30
auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.“ 28 Endriß, Ulmer Reformationsjahr 1531. – Specker/Weig, Einführung der Reformation in Ulm, 179–184. – Brecht/Ehmer, Südwestdeutsche Reformationsgeschichte, 169. 29 […] Idem, ne quis ullo modo tergiversatorem me et cognitionis causae meae detrectatorem iure accusare possit, feci coram venerabili capitulo et senatu Monasteriensi. Ita autem me offero, ut non tantum sim paratus doctrinae meae rationem reddere, sed et vitae, morum et omnium actionum mearum censuram subire […]. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 19–21 (Nr. 10: Rothmann an Bischof Friedrich von Münster. St. Mauritz, 16. Januar 1532), hier 20. 30 Praeterea doctrinam meam compendio contractam dilectis in Christo fratribus meis cooperariis spiritualibus obtuli iudicii eorum calculos expostulans. Quod si sententiam eorum hic abitu anteverterim, facile colligitur, quid de me meaque doctrina, quam etiam vitae periculo tueri debeo, sensuri pronunciaturique fuerint. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 22–24 (Nr. 12: Rothmann an die bischöflichen Räte. Münster, Ende Januar 1532), hier 23.
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Allem Anschein nach blieb das Ganze auch nicht nur ein Gedankenspiel. Am 19. Mai 1532, dem Pfingstsonntag, fand nämlich im Münsterischen Fraterhaus31 – also bezeichnenderweise nicht auf dem Rathaus, sondern an einem Ort, der Rothmann wahrscheinlich schon von seinem Lehrer Murmellius her bestens vertraut war32 – ein eigentümlicher Konvent statt, den man durchaus als eine solche Klerikersynode auffassen kann.33 Wie es das Ulmer Vorbild verlangte, war auch der Rat beteiligt. Er wurde durch mehrere Rothmann nahestehende Personen vertreten, nämlich, so Hamelmann, den Syndikus von der Wyck (er war einst Reuchlins Anwalt in dessen Auseinandersetzung mit Hoogstraeten gewesen34) 35, dann den schon an Rothmanns Einführung an St. Lamberti beteiligten Richter Arnold Bel(t)hold36 (ihm hatte Karlstadt 1521 seine Schrift Loci tres Wittenbergae in arena tractati gewidmet37) und zuletzt Rothmanns Mäzen und Übersetzer Johannes Langermann38.39 Evangelischerseits erschienen Rothmann selbst, der aus Münster stammende, für die Leitung einer erst noch zu gründenden evangelischen Lateinschule vorgesehene Johannes Glandorp (1501–1564) 40, Rothmanns erst kurz zuvor eingetroffener Diakon Brictius thom Norde (von Norden, Nordanus, thon Norde; um 1490–1557) 41 sowie, aus Ahlen angereist, der Rothmann seit langem verbundene Schulmeister Cotius42, einst Konrektor der Stiftsschule St. Ludgeri.43
31 Kirchhoff, Art. Münster – Fraterherren, 80–85. 32 Kühlmann, Art. Murmellius, Sp. 278. 33 Hamelmann überliefert den Vorgang, hat dessen Eigenheit aber nicht erfasst. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 19–22. 34 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 13. 35 Stupperich, Johann von der Wyck. 36 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 87, 94f, 106 und 116. – Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 9, 15, 21, 36, 43 und 431. – Detmer, Kerssenbroch, 192, 209f, 369f, 400f, 404, 424 Anm. 2, 425 Anm. 1, 453f sowie 461. 37 Barge, Andreas Bodenstein von Carlstadt, Bd. 1, 249 und 475. – Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 163 Anm. 4 sowie 431. 38 Wie Kapitel 3 Anm. 65. 39 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 21. 40 Overmann, Johannes Glandorp, 13–15 (zur kurzlebigen evangelischen Schule im Münsterischen Minoritenkloster). – Scheible, MBW 12, 148f (Literatur). – Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 2, 15, 22–24, 32, 36, 43, 46f, 307 und 325. – Detmer, Kerssenbroch, 238, 401, 402 Anm. 1, 424 Anm. 2, 425 Anm. 1, 430 Anm. 2, 453, 461 sowie 464 Anm. 2. 41 Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 59 (Nr. 767). – Bautz, Art. Brictius thon Norde, Sp. 747 (Literatur). – Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 15, 21, 25, 28, 34f, 38, 46f, 63f, 70, 331, 382, 402f sowie 406–410. – Detmer, Kerssenbroch, 207, 231f, 238, 316, 424 Anm. 2, 443 Anm. 1, 453, 461, 464 sowie 465 Anm. 2. 42 Wie Kapitel 3 Anm. 54. 43 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 21.
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Die katholische Seite vertraten der Dekan des Stiftes St. Ludgeri Bernhard Momme44, der – wie von Campanus schon 1526 versucht45 – nunmehr durch Rothmann auch aus seinem Pfarramt an St. Lamberti vertriebene frühere Rektor der Domschule Kemener46 sowie dessen Schüler, früherer Mitarbeiter und Nachfolger als Rektor (so seit 1528) Johannes von Elen (Aelius) 47. Dazu kamen – neben einer Reihe von Kaplänen (aliquot sacellanis) – der dem Dominikanerorden angehörende, aus Osnabrück stammende Münsterische Domprediger Dr. Heinrich Mumpert (so seit 1516; † 1535) 48 sowie die beiden Fraterherren Johann Holtmann (von Ahaus) 49, zu dieser Zeit Rektor des Fraterhauses, und Theodor Brede(n)vo(e)rth50, damals dort Prokurator (Finanz- bzw. Rechtsvorstand) und seit 1548 Rektor des Herforder Fraterhauses51. Nach Hamelmann, dessen Quelle auch hier wieder Cotius (und zusätzlich vielleicht auch noch Glandorp52) gewesen sein dürfte, war aber auch der aus Warburg stammende Humanist und damalige Propst am Benediktinerinnenkloster St. Aegidii53 Otto Beckmann (vor 1484–1540) 54 erschienen.55 Beckmann, ein enger Weggefährte von dem Busches, hatte zunächst in Leipzig und seit 1507 in Wittenberg studiert. Im Wintersemester 1513/1514 war er dort Dekan der Artistenfakultät gewesen und hatte seinen Freund Spalatin dazu veranlasst, einen Briefwechsel mit Murmellius aufzunehmen. 1514 hatte er ein Kanonikat am Allerheiligenstift angetreten und war schon bald zum Lizentiaten beider Rechte promoviert worden. Nachdem er zwischen 1517 und 1521 zum engeren Kreis um Luther gehört hatte, hatten die Wittenberger Unruhen (1521/1522) bei Beckmann dann allerdings zu einer bleibenden Entfremdung von der Reformation geführt.56 Er hatte sich daraufhin ins heimische Warburg zurückgezogen und war dort 44 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 20 mit Anm. 5. 45 Wie Kapitel 2 Anm. 23f. 46 Wie Einleitung Anm. 8. – Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 13f. – Auch Hamelmann sieht den Zusammenhang. AaO, 20f. 47 Worstbrock, Art. Kemener, Sp. 1267. – Auch Hamelmann hat ihn 1538 noch als Rektor der Domschule erlebt. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 1. 48 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 87. – Detmer, Kerssenbroch, 403, 434, 437ff und 458. 49 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 87, 94f, 98, 104 und 114ff. – Detmer, Kerssenbroch, 424f. – Grutkamp, Johann Holtmann. 50 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 87, 94f, 105 und 116. – Detmer, Kerssenbroch, 424 Anm. 2 sowie 425 Anm. 1. 51 Leesch, Art. Herford – Fraterherren, 434. 52 Löffler, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 3, 122–125 u. ö. – Overmann, Johannes Glandorp, XIf. 53 Kohl, Art. Münster – Zisterzienserinnen, dann Benediktinerinnen zu St. Aegidii, 64–68, zu Beckmann hier 67. 54 Scheible, MBW 11, 135. – Kipf, Art. Beckmann, 163–170 (Literatur). 55 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 20–22 und 431. 56 Müller, Wittenberger Bewegung von 1521 und 1522, 224–237.
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Anfang 1524 Pfarrer an St. Johann Baptist geworden. Im Jahr 1530 hatte er daneben das Amt des Propstes des Benediktinerinnenklosters St. Aegidii in Münster angetreten.57 Nach eigenem Bekunden hatte Beckmann in Münster mehrfach versucht, mäßigend auf Rothmann einzuwirken, war damit aber gescheitert (Bernardum Monasteriensem saepe admonui, sed palam servivit affectibus plurimis).58 Die von katholischer Seite Erschienenen waren also zumeist Ordensleute oder Fraterherren, dazu allesamt Humanisten und Schulmänner. Sieht man auf die drei oben erwähnten Ulmer Klerikersynoden ( je eine Synode für die Stadtgeistlichen, die Mönche und die Landgeistlichen) entsprach dieser Konvent also am ehesten der Ulmer Mönchssynode vom 6. Juni 1531. Anhand von Thesen, die Rothmann zuvor angeschlagen habe, soll, so Hamelmann, über die Messe, die guten Werke sowie verschiedene Missbräuche gesprochen worden sein.59 Bei dieser Behauptung stand ihm aber offenkundig nur Rothmanns Thesenreihe vom 12. August 1532 (Korte Anwisunge der mißbruch der Romischen Kerken) vor Augen.60 Hier liegt also eine Verwechslung vor (die später dann auch Stupperich fortgeschrieben hat).61 Verhandelt wurde vielmehr auf der Basis von Rothmanns inzwischen wohl auch gedruckt vorliegender Epitome.62 Für seine eröffnenden Ausführungen zur Heiligen Schrift (Artikel 1 und 2 der Epitome) berief sich Rothmann auf ein Werk des allen Anwesenden bekannten von dem Busche: De singulari autoritate veteris et novi testamenti (1529) 63. Glandorp, ein geübter Disputant, sekundierte.64 57 Beckmann, der sich ab 1523 eng an Erasmus angeschlossen hatte, hatte im Sommer 1530 im Auftrag des Bischofs von Münster am Reichstag in Augsburg teilgenommen. Er war dort auch erneut in Kontakt zu Melanchthon getreten. Der Humanist blieb noch bis 1534 in Münster und verlor hier durch die täuferischen Buchvernichtungen große Teile seiner Bibliothek. Kipf, Art. Beckmann, Sp. 164. 58 Detmer, Kerssenbroch, 331. 59 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 20. 60 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 20 mit Anm. 2. – Vgl. zu diesen Thesen unten Kapitel 4 Anm. 96. 61 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 87. – Vorsichtiger, aber in ebenfalls unsicherer Einschätzung des Vorgangs auch schon Cornelius, Geschichte des Münsterischen Aufruhrs 1, 166f. 62 So auch schon Overmann, Johannes Glandorp, 15. – Anders als von Stupperich (Derselbe, Schriften Bernhard Rothmanns, 52) angenommen, wurde in diesem Kreise (Humanisten und Schulmänner) allerdings kaum auf der Basis des deutschen Textes (also der Übersetzung Langermanns) verhandelt. 63 Von dem Busche, Hermann, DE SINGV=//LARI AVCTORI=//tate Veteris et Noui Instru=// menti, Sacroru(m), Ecclesiasti=//corumq(ue) testimoniorum, Li=//bri. II. Rapsodo Her=// manno Buschio, ad // nobilissimum // Equitem Hessum, // Hermannu(m) Doringbergum. // […] //. (Marburg: Franz Rhode 1529) (VD16 B 9949). 64 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 22: Exorsus ibi Rothmannus,
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Dabei bewegte er sich auf ihm wohlvertrauten Terrain: Glandorp, der aus Münster stammte, war hier nämlich nicht nur ein Schüler des Murmellius gewesen, sondern hatte später auch selbst an der Domschule unterrichtet (1522– 1528).65 Nach einem Streit mit Kemeners wichtigstem Schüler und Nachfolger von Elen (Aelius) 66 hatte er 1528 dann sogar selbst eine Schule eröffnet, was ihm von seiten seiner früheren Kollegen übel angerechnet worden war und nach offenen Tumulten in St. Mauritz (!) und in der Stadt zu seinem Abzug nach Wittenberg geführt hatte.67 Dazu kamen enge Kontakte zu von dem Busche selbst. Von Murmellius empfohlen, hatte Glandorp, der aus einer Schneiderfamilie stammte68, nämlich schon früh eine Anstellung als Hauslehrer in der Familie von dem Busches gefunden. Mit 17 Jahren war er diesem zunächst nach Rostock und später wohl auch noch nach Köln gefolgt, wo er engen Anschluss an den Dompropst Hermann Graf von Neuenahr d.Ä. (1492–1530; Nuenarius, de Nova Aquila) 69 und die dortigen Reuchlinisten gefunden haben soll.70 Man wird Glandorp also mit Recht einen Schüler von dem Busches nennen können. Nachdem er Anfang 1534 aus Münster vertrieben worden war, übernahm er später nicht von ungefähr von dem Busches Marburger Professur.71 Melanchthon hat Glandorp seinen Einsatz in Münster (insbesondere im Rahmen der großen Disputation vom 7./8. August 1533, bei der er Rothmann energisch widerstanden hatte72) nicht vergessen. Als es in Marburg 1536 wegen der Berufung des Eobanus Hessus (1488–1540) 73 eng für ihn wurde, vermittelte er Glandorp einen (dicht mit Bugenhagen abgestimmten) Ruf nach Braunschweig, wo dieser fortan 12 Jahre lang als Rektor des Gymnasiums Martineum wirkte.74 Der nach Ausweis des Impressums am 29. Juli 1529 gedruckte Brieftraktat von dem Busches reagierte auf die Verurteilung Clarenbachs und Fliestedens (von
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ut erat valde facundus, sive Germanice sive Latine aliquid proponendum esset, amplissime de autoritate verbi Dei edoctus ex scripto doctissimo Buschii, quod anno 1529. editum erat de autoritate verbi Dei, disseruit et tandem digressus in defensionem suorum thematum, illa prolixe ex scripturis et caeteris testimoniis vetustatis solide confirmavit et ita illis amplissime confirmatis provocat papistas faciens in illos verbis seriis impetus. Post illum coepit verba facere Glandorpius, in Latina lingua mirifice eloquens. Overmann, Johannes Glandorp, 2–5. Wie Kapitel 4 Anm. 47. Overmann, Johannes Glandorp, 5–7. Detmer, Kerssenbroch, 392 und 584. Tewes, Art. Neuenahr, Sp. 408–418 (Literatur). Overmann, Johannes Glandorp, 3f. Overmann, Johannes Glandorp, 24–27. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, bes. 106f und 116f. Scheible, MBW 12, 293f. – Huber-Rebenich/Lütkemeyer, Art. Hessus, Sp. 1066–1122 (Literatur). Overmann, Johannes Glandorp, 27–31.
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denen Clarenbach ja von 1521 bis 1524 auch in Münster, zuletzt an der Stiftsschule von St. Martini gewirkt hatte75) durch die Kölner Inquisition.76 Er wandte sich an den (kurz zuvor verstorbenen) hessischen Ritter und Humanisten Hermann von Dörnberg (1496–5. Juni 1529) 77, der nach einem Studium in Erfurt und Wittenberg schon 1523 die Kirche in Breitenbach am Herzberg reformiert und im Jahre 1529 als Begleiter Philipps von Hessen am Zweiten Reichstag zu Speyer teilgenommen hatte. Der Traktat bezeichnete sich selbst schon im Widmungsbrief als farrago („Mengfutter“; A2), was natürlich an die berühmte Briefsammlung des Erasmus von Rotterdam erinnerte.78 Er griff die Kölner Inquisition an. Dabei benannte er als besondere Gegner nicht nur deren damals bereits verstorbene Symbolfigur Jakob Hoogstraeten (um 1465–1527) 79, den früheren Prozessgegner des gleichfalls anwesenden von der Wyck80, sondern auch Johann Fabri (Faber; 1478– 1541) 81, einen der schärfsten Gegner der Reformation im Südwesten, seit 1517 Generalvikar von Konstanz, danach Berater König Ferdinands I., des Erzherzogs von Österreich (1503–1564; seit 1521 Herrscher in den habsburgischen Erblanden und ab 1526/1527 zugleich König von Böhmen und Ungarn), und inzwischen Bischof von Wien. Von dem Busches Text bot in zwei libelli (Bibel und Patristik) eine Zusammenstellung von Dicta und Kirchenväterworten zur Begründung des reformatorischen Schriftprinzips (sola scriptura). Sie verfuhr allegorisch. Der Grundtenor war ein spiritualistischer (In summa: Solam inspiratae diuinitus scripturae in Ecclesia vocem audiendam […]; D1a/D2). Das in Rothmanns Epitome gleich zu Beginn (De verbo Dei) und in vollem Umfang angeführte Schriftwort 2Tim 3,16f 82 nahm dabei eine zentrale Stellung ein. Es wurde dreimal zitiert, und zwar jeweils
75 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 5f. 76 Am 1. Oktober 1529, d. h. unmittelbar vor Beginn des Marburger Religionsgespräches, erfuhr von dem Busche von ihrer am 28. September erfolgten Hinrichtung. Noch im Mai 1530 setzte er sich bei Bucer in Straßburg für einen Glaubensflüchtling aus Köln ein. Kühlmann, Art. Buschius, Sp. 319 und 326f (III.A.23). 77 Kühlmann, Art. Buschius, Sp. 326f (III.A.23). 78 Erasmus von Rotterdam, Desiderius, FARRAGO // NOVA EPISTOLARVM // Des(iderii) Erasmi Roterodami // ad alios, & aliorum ad//hunc: admixtis qui//busda(m), quas // scripsit // etia(m) adolescens. // […] //. (Basel: Johann Froben 1519) (VD16 E 2938). 79 Peterse, Art. Hoogstraeten, Sp. 1144–1153. – Ausdrücklich genannt wird Hoogstraetens Schrift Dialogus de veneratione et invocatione sanctorum (Köln: Peter Quentel 1524) (VD16 H 4813f.) (Weitere Ausgabe: VD16 ZV 24224). AaO, Sp. 1150 (C2). 80 Stupperich, Johann von der Wyck. 81 Scheible, MBW 12, 37f (Literatur). 82 „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“ (2Tim 3,16f).
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in abschließenden Passagen (B5a, B8a [ungezählt; Abschluss des ersten libellus] und E3a [Abschluss des zweiten libellus]). Dass von dem Busche auch in der Abendmahlslehre zunächst oberdeutsch votiert hatte und erst durch das (kurz nach Erscheinen seiner kleinen Schrift geführte) Marburger Religionsgespräch (dem er persönlich beigewohnt hatte) für die Auffassung der Wittenberger gewonnen worden war, geht aus einer Äußerung Glandorps hervor, die nur durch Hamelmann überliefert ist. Der hatte sie allerdings selbst von Glandorp gehört.83 Das oberdeutsche Verständnis des Abendmahls muss demnach zeitweise auch für Glandorp verlockend gewesen sein.84 Erst der Kontakt mit von dem Busche, der ihm seine eigene Entwicklung geschildert hatte, habe dann, so Glandorp, auch bei ihm zur Klärung geführt. Dabei ist interessant, dass sich auch von dem Busche für seine in Marburg überwundene spiritualistische Abendmahlsauffassung ausdrücklich auf den ihm schon aus Mainz bekannten Capito sowie Bucer und beider Schriften bezogen hatte, die ihn „verführt“ hätten.85 Vielleicht war dieser Impuls über ihn später auf Rothmann übergegangen. Neben die bereits von Brecht identifizierten Quellen der Epitome Rothmanns (Zwinglis Fidei ratio und Melanchthons Loci communes) ist also auch dieser, unmittelbar vor dem Marburger Religionsgespräch von 1529 publizierte, spiritualistische Text von dem Busches zu rücken. Trotz der Einbringung dieses Textes kam die Synode aber nicht recht in Gang, denn die Entgegnung von katholischer Seite unterblieb86 – was auch bedeuten 83 Glandorp, der später Rektor in Herford war (Overmann, Johannes Glandorp, 35–38), gehörte um 1562 für Hamelmann zu den wichtigsten Quellen für seine Darstellung der Ereignisse in Münster. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 2. – Overmann, Johannes Glandorp, XIf. 84 Dies lässt auch Hamelmann durchblicken. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 15 und 32. – Overmann, Johannes Glandorp, 17. 85 Hamelmann, Vita Buschii, C7b/C8a: […] Buschius anno D. 1529. libros duos de autoritate verbi Dei, tam ex patribus quam ex scriptura sacra diligentißime collectos emisit. Audiuit quoq(ue) inter alios auditores etiam designatus, Lutherum cum Cinglio, & Philippum cum Oecolampadio conferentem. & memini Glandorpium nobis referentem, quod Monasterij propediem in Sacramentariorum opinionem traxisset ipsum Rothmannus, nisi eo se contulisset Buschius, qui quoq(ue) dixerat se similiter fuisse propediem, Oecolampadij, // Cinglij, Capitonis (quem in aula Moguntina nouerat) & Buceri sententia Sacramentaria praeoccupatum, & fere istorum libris seductum, nisi coram audiuisset Lutherum grauiter refutantem Cinglij putida argumenta, & Philippum fallacias & absurditates in argumentis Oecolampadij indicantem. Ab eo enim tempore, dixerat Buschius, ego perstabo in sententia Lutheri, & vt idem faceret Glandorpius, suaserat […]. – Detmer, Hamelmanns […] Schriften zur niedersächsisch-westfälischen Gelehrtengeschichte 2, 70. 86 Das Ausbleiben jeder Erwiderung auf Rothmanns Epitome hat auch schon Kerssenbrock irritiert. Den Vorgang selbst (d. h. die Planung und Durchführung einer Klerikersynode) hat er wohl entweder nicht gekannt oder aber nicht durchschaut. Detmer, Kerssenbroch, 190f: Ad hos autem articulos concionatores urbis catholici nihil respondent, vel quia in conciliis ge-
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könnte, dass man dort auf das von Rothmann Vorgelegte (also die Artikel seiner Epitome) lediglich mit „Ja“ oder „Nein“ antworten sollte, dies aber empört verweigerte. Daraufhin brach man den Konvent ab. Nach Hamelmann kam es sogar zu einer regelrechten Flucht der erschienenen Katholiken.87 Den Anfang machte dabei angeblich der Domprediger, der sich dafür später folgendermaßen gerechtfertigt habe: Mit Häretikern darf man nicht disputieren.88 Des weiteren waren dort keine legitimen Richter, vielmehr hat Rothmann eine verworrene [nicht regelgerechte] Disputation (confusa disputatio) begonnen. Wenn Rothmann etwas vermocht hätte, wäre er zum Disputieren nach Köln gegangen.89
Der besondere Charakter der Veranstaltung (keine der üblichen Disputationen, sondern eine auf eine Abstimmung hinauslaufende Klerikersynode) war also durchaus erkannt worden.90 Vor Ort seien danach lediglich die beiden im Hause lebenden Fraterherren verblieben, die aber, auf sich allein gestellt, nichts mehr unternommen hätten. Mit diesen Vorgängen wahrscheinlich überhaupt nichts zu tun hatte Rothmanns Streit mit dem Lektor der Osnabrücker (!) Franziskaner-Konventualen Patroclus Peltzer (Boeckmann; um 1500–nach 1551) 91. Der an dieser Stelle durch
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neralibus omnia recte decisa esse censerent neque furentem iam plebeculam ab antiquorum conciliorum auctoritate et decretis publicis secessionem molientem sua responsione privata revocari posse existimarent, vel quia plebem Rothmanno nova docenti faventem adversus se contentiosa disputatione et altercatione mutua irritare sibi non expedire putarent, maxime cum in eadem urbe iisdemque moenibus conclusi sint et penes plebi iudicandi arbitrium esse videant. Tacendum proinde sibi tutius esse iudicant, quam seditiosos hoc rerum statu in sui suorumque bonorum caedem et rapinam provocare […]. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 22: Audita oratione illa tam splendida et Rothmanni et deinde aliorum et deinde illius animositate conspecta consternebantur animo tamquam fulmine quodam papistae et coeperunt alter alterum intueri, ita ut nemo eorum proferre quid auderet, quia iam antea Otto Beckmannus commissus fuerat in quodam convivio cum Hermanno Buschio et ita per illum superatus, ut iam sine dubio, si adfuit, timidior fuerit. Aufugerunt igitur turpiter omnes […]. Vgl. 2Tim 2,14–26. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 22f: Sed iste inquam monachus observans primo fugit, quem deinde secuti sunt caeteri omnes paene. Cum autem et monacho observantico ista fuga aliquando obiceretur, loco excusationis dixit ille: „Cum haereticis non est disputandum [Tertullian, De praescriptione haereticorum], deinde non erant ibi aequi iudices, sed confusa disputatio [!] a Rothmanno incepta. „Si quid potuisset“, dixit, „Rothmannus, ivisset Coloniam disputatum“. Tantum mansere ibi in loco disputationi designato fratres illi Ahusensis et Bredevorthius domi suae, qui soli nihil tentare voluerunt sine sociis. Bei Glandorps Schüler Reiner Reineccius (1541–1595), zuletzt Professor der Geschichte in Helmstedt, heißt es dazu an späterer Stelle: […] Quae res cum Pontificiis potius collocutionem, quam disputationem peperit. Verba tum faciebant Rothmannus et Glandorpius […]. Zitiert nach Overmann, Johannes Glandorp, 16 Anm. 77. Löer, Der „Ketterspegel“ des Daniel von Soest, hier bes. 11–13. Abgesehen vom parallelen
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Stupperich hergestellte Zusammenhang92 hat jedenfalls keinerlei Anhalt an den Quellen. Rothmann wandte sich zwar später auch noch einmal schriftlich an Boeckmann (1. Juni 1532).93 Seine Darlegungen wurden dem Gegner aber erst mit erheblichem Verzug durch Rothmanns Diakon Brictius thom Norde zugestellt.94 Echte Hoffnungen waren mit dem Text also wohl kaum mehr verbunden.95 Wie Rothmanns nächste, am 12. August 1532 im Namen aller evangelischen Prediger übergebene Thesenreihe (Korte Anwisunge der mißbruch der Romischen Kerken) 96 belegt, war man im Sommer 1532 denn auch längst über das Stadium derartiger Sonderdebatten mit einem auswärtigen Theologen nicht zu bedeutenden Zuschnittes hinaus. Statt dessen drängte man wieder entschlossen auf eine öffentliche Disputation vor dem Rat. Auch wenn die Klerikersynode vom Mai 1532 letztlich nicht zum gewünschten Ergebnis führte, hat Rothmann sie doch als einen Erfolg gewertet und diese Sicht der Dinge später auch dem – zu ihrer Legitimierung unverzichtbaren – Rat von Münster zu vermitteln gesucht. Das belegt sein „Entwurf eines Antwortschreibens des Rates der Stadt Münster an die [zu dieser Zeit in Wolbeck versammelten] Statthalter und die Ritterschaft des Landes“ vom 25. September 1532.97
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Gebrauch bestimmter, in seinen in Soest erhaltenen Büchern durch Unterstreichung markierter Kirchenväterzitate (Tertullian, Cyprian, Theophylakt) sowohl in seiner Antwort an Rothmann (1532) als auch in seinem Ketterspegel (1533), berühren sich seine Texte nicht. Allerdings problematisiert Boeckmann (Daniel von Soest) Rothmanns Form der Abendmahlsfeier ([…] Wente hey stuten, dat ys scho[e]n bro[e]dt oder weghge [Wecken, Brötchen] yn wyn geweeketh gaff synen dyscipolen vor eyn auentmaell vnd [die] so mydt Judas dem verre[e]der nycht dat ware sacrament, dan eyn wynsoppe vor dat sacrament van erem mester Stutenbernd entfengen vnd ethen […]). AaO, 135. Das Beschriebene ist auch durch Dorpius bezeugt (wie Kapitel 5 Anm. 59). Es wird hier berichtet, um das „Ketzertum“ Rothmanns anschaulich zu machen. An einer wie auch immer gearteten „Disputation“ in Münster hat Boeckmann aber kaum teilgenommen. Vgl. auch aaO, 172, wo er das Thema ganz theoretisch und ohne Bezug auf konkrete Vorgänge abhandelt. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 87f. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (87) 88–94 (Disceptatio controversistica). Stupperich, Schriften von katholischer Seite gegen die Täufer, (8) 9–25 (Fr. Patroclus Boeckmannus Domino Bernardo Rothmanno, Abschrift, 16. August 1532), mit 8 Anm. 1. – Derselbe, Schriften Bernhard Rothmanns, 88 und 93f. Vgl. auch den Beginn von Rothmanns (seinen Ausführungen De Efficacia bonorum operum in ordine ad augendam interiorem Animae munditiem et Missae Sacrificio [so die spätere Abschrift] vorangestellten) Brief an Boeckmann vom 1. Juni 1532 (Sabbato post Trinitatis): Cum nuper ex improviso in velitationem quorundam Scripturae locorum incidissemus, […]. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 88. Ein klarer Bezug auf ihre Begegnung im Rahmen der Klerikersynode ist das jedenfalls nicht. Eher gehört das Ganze wohl schon ins Vorfeld von Rothmanns Artikelreihe vom 12. August 1532. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (57) 58–63. – Peters, Um was ging es der Reformation? Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 37f (Nr. 20: Rothmanns Entwurf eines Antwortschreibens des Rates von Münster an die Statthalter und die Ritterschaft des Landes. Münster, 25. September 1532).
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Das Schreiben ist ein diplomatischer Schachzug erster Güte: Rothmann bietet dem zur Rechtfertigung seiner Religionspolitik aufgeforderten Rat von Münster folgende Argumentation an: Man, also der Rat, habe das Urteil über die Lehre der evangelischen Prädikanten ursprünglich den katholischen Geistlichen übertragen wollen (und deshalb eine Klerikersynode angesetzt). Die Geistlichen jedoch hätten sich dieser, zu ihren Amtspflichten gehörenden Aufgabe verweigert (durch Nichtteilnahme). Es sei daher nur recht und billig gewesen, sie (wie im Sommer geschehen) durch die an ihre Stelle getretenen evangelischen Prädikanten zu ersetzen.98 Die Prädikanten indes seien auch weiterhin bereit, ihre zu Unrecht als „gottlos, aufrührerisch und verboten“ verschrieene Lehre (impiam, seditiosam et vetitam doctrinam) (wie schon im Monat zuvor) im Rahmen einer öffentlichen Disputation vor dem Rat zu verteidigen.99 Sollten sie im Zuge dessen widerlegt werden, werde man sie natürlich entfernen. Auch könnten die früheren Geistlichen gern zurückkehren, sofern sie von ihren bisherigen Positionen (Lehren und Riten) Abständ nähmen und fortan ebenfalls das von allen menschlichen Zusätzen gereinigte Wort Gottes verkündigten. Bis dahin könne man nicht auf die evangelischen Prädikanten verzichten.100 – Auf seiten des Rates wird man dem kaum etwas entgegengesetzt haben. Die Klerikersynode vom Mai 1532 wurde so offiziell zu einer Veranstaltung des Rates. Auch noch in Host von Rombergs101 Ende 1532 erschienener Antwort auf Rothmanns Thesen vom August 1532102 klingt die Empörung über dessen, die 98 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 37: […] Quod enim impium, iniustum et falsum est, semper aversati sumus [der Rat von Münster], quod vero pium, iustum et verum est, prosecuti sumus. Itaque ad parochos et reliquos ecclesiasticos res est delata, ut, si quid adversus concionatorum doctrinam se habere existimaverint, in lucem proferant; sed nemo prodiit. 99 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 37: […] Si igitur quisquam sit, qui contra eosdem vel cives nostros quicquam accusationis habere potuerit, huic forum et tribunal nostrae urbis non praecludemus, sed quod pro nostro tribunali iustum fuerit, fieri permittemus, ne privilegia ac regalia huius nostrae reipublicae violentur. 100 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 38: […] Accidit, ut magistratus Monasteriensis petente plebe, quae nunc quotidie sacris literis edocta veri Dei cognitionem consequitur, ut omnis controversia inter ecclesiasticum et profanum ordinem (cum hic ita, alius vero aliter concionetur) tollatur, parochis sacellanisque nunciaret, ut verbum Dei sine falsi admixtione docerent et a falso sibi temperarent. Ubi vero illi se abusus nescire profiterentur, concionatores eos conscriptos nobis obtulerunt. Convocavimus itaque nostros pastores et animarum curatores, quibus eos proposuimus, ut aut ipsos argumentis expugnarent aut a suis ceremoniis, si impiae sint, sibi temperarent. Verum in hunc usque diem adversus abusus a concionatoribus congestos nihil adductum est, sed suas ceremonias intercidere potius atque emori passi sunt. 101 Wie Kapitel 3 Anm. 230. 102 Host von Romberg, Johann, Von dem mißbruch // der Romscher kirchen Christliche // antwordt auff die anwysung der // mißbruch durch dye predi-//canten zu(o) Munster in // Westphalenn al-//da vber ge-//benn. // D. Jo(hann) Host von Rom-//berch Kirpensis. // […] //. (Köln: Johann Soter 1532) (VD16 ZV 24457). – Stupperich, Schriften von katholischer Seite
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vertrauten Mechanismen durchbrechenden Vorstoß (Ansetzung einer Klerikersynode mit Aufruf zur Abstimmung) nach. Hosts Zorn gilt der Epitome Rothmanns, die von den Erwerdigen, Werdigen und Erhafftigen geystlichen herren, decanen, senioren und gemeynenn capittellen, pastoren, seelsorgeren und sonst allen priesteren geystlichen personen alda eyn antwordt fordert […].103 Dabei weiß der erfahrene Inquisitor nur zu genau, was er in Gestalt dieses „Abstimmungstextes“ vor sich hat, nämlich die vermaledeiten kettzerei der Lutheraner, Zwinglianer vnd Oecolampadianer.104 Und schon bald und bezeichnend wird dieser Kreis dann auch noch um die Straßburger erweitert – oder mit den Worten Hosts: die lere […] Buceri und anderer kettzer.105 Dass für Rothmann oberdeutsche Vorbilder auch fortan wegweisend blieben, ist bekannt. Als er nach dem durch Philipp von Hessen vermittelten Vertrag von Dülmen (14. Februar 1533) 106 eine Kirchenordnung für die Stadt Münster entwarf, konzipierte er deren heute einzig erhaltene Sittenzuchtordnung107 nach dem Vorbild der Ulmer Kirchenordnung von 1531 und der Basler Reformationsordnung von 1529.108 Erstere109 war ein Text Bucers, letztere110 ein Werk Oekolampads. Damit kamen hier genau jene beiden Theologen zu Wort, die im Sommer 1531 zusammen mit Ambrosius Blarer111 auch schon in Ulm gewirkt hatten.112 Rothmann, der zu dieser Zeit bei Bucers Kollegen und Vertreter Capito in Straßburg gelebt hatte, dürfte all dies kaum entgangen sein.
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gegen die Täufer, (32) 33–41. – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 86f (Nr. 29) (Rita Kauder-Steiniger). Stupperich, Schriften von katholischer Seite gegen die Täufer, 35. aaO, 35. aaO, 37. Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 90f (Nr. 31) (Rita Kauder-Steiniger). – Eine zeitgenössische Abschrift desselben ist auch in Soest überliefert. StA Soest A 6171. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (126f) 127–129. – Haller, 500 Jahre Buchdruck in Münster, 18 und 124f (Kat.-Nr. 52). – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 92f (Nr. 32) (Rita Kauder-Steiniger). Brecht, Ulmer Kirchenordnung von 1531, 535–544. Stupperich, Martin Bucers deutsche Schriften, Bd. 4, (183) 212–305. Roth, Aktensammlung zur Geschichte der Basler Reformation […], Bd. 3, 383–410. Wie Kapitel 3 Anm. 134. Dass Rothmann und Bucer erst 1533 in direkten Kontakt miteinander getreten sind, ist aufgrund eines Briefes Bucers vom Dezember 1533 zwar immer wieder angenommen worden, geht aus der dafür bemühten Stelle aber keineswegs zweifelsfrei hervor. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 46–49 (Nr. 28: Martin Bucer an Rothmann. [Straßburg, Dezember 1533]: Meas ad te literas [dies kann auch das „jüngste“ Schreiben gemeint haben] non pervenisse dolet, non minus vero, quod nec tuae ad me. – Einer direkten Beziehung Rothmanns zu Hoffman oder Bucer wurde jedenfalls später auch noch im Verhör Knipperdollings nachgespürt. Cornelius, Berichte der Augenzeugen über das Münsterische Wiedertäuferreich, 403f (LXXVII. Bekenntniss Bernt Knipperdollings. Münster, 20. Januar 1536): Er weiss von gheiner verstentniss mit Butzero, mit Melchior Hofman ader anderen.
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Sieht man genauer hin, stellt Rothmanns Kenntnis der noch im Herbst 1531 gedruckten Ulmer Kirchenordnung dann auch vollends sicher, dass ihm das Modell der Ulmer Klerikersynoden bekannt war. Die von Bucer für sie aufgestellten 18 Thesen wurden dort nämlich im Vorspann abgedruckt.113 Außerdem wurde hier kurz auch das mit ihnen verfolgte Verfahren erläutert: Wir [der Ulmer Rat] haben auch verner, als ir [die Leser] wissen mo(e)cht, in anfang unser christlichen reformation achtzehn artickel sto(e)llen [aufstellen] lassen, in wo(e)lchen die Summ Christlicher lehr mit den gegensa(e)tzen (so layder yetzt lange zeit wider das haylig Evangeli Christi von den vermainten [angeblichen] fürstehern der kirchen und [so]genanten gaystlichen uffbracht und inen zu[o] leiplichem gwin erhalten sind) verfaßt ist, wo(e)lche wir unsern [so]gnannten gaystlichen haben fürgehalten, sy zu(o) verursachen [veranlassen], irs glaubens rechenschafft und uns bericht der warhayt zu(o) geben, wo sy mainten, daß in so(e)lchen artickeln etwas geyrrt wa(e)re, aber wir bey inen desselbigen ainichen standhafften bericht nit finden mo(e)gen, wie dan so(e)lch artickel in go(e)ttlicher schrifft iren grund gwislich haben. Dieselben haben wir hie auch wo(e)llen mit einleyben [einschließen] und ist darauff unser bevelch, das nieman[d] denselbigen artickeln yergent in etwas entgegen lehre oder zu(o) lehren yeman gehelle [es folgen die 18 Artikel, die sich zwar an mehreren Stellen mit Rothmanns Epitome berühren, diese in ihrer Formulierung, wie das für Rothmann typisch ist, aber nicht erkennbar beeinflusst haben].114
Der von Rothmann gegenüber Cotius erwähnte Rat „seines“ Capito dürfte demnach wohl nicht zuletzt darin bestanden haben, dass ihm dieser ein Exemplar der Ulmer Kirchenordnung von 1531 zugeschickt und ihn damit auf jenes Instrument hingewiesen hatte, mit dem man notfalls auch ohne eine öffentliche Disputation vor dem Rat zum erwünschten Ziel, der Durchsetzung der Reformation in der Stadt Münster, gelangen konnte: die Klerikersynode nach Ulmer Vorbild.
113 Stupperich, Martin Bucers deutsche Schriften, Bd. 4, 220–226. – Vgl. Brecht, Ulmer Kirchenordnung von 1531, 537. 114 Stupperich, Martin Bucers deutsche Schriften, Bd. 4, 220.
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In Wittenberg indes galt Rothmann Anfang 1532 als ein treuer Gewährsmann und Vertreter der eigenen, die „Sakramentierer“ bekämpfenden Linie. Vor allem Melanchthon, dessen Besorgnis im Blick auf Campanus auch weiterhin groß war, dürfte Hoffnungen auf ihn gesetzt haben. Ganz im Sinne der obrigkeitlich rückgebundenen Reformation wandte sich Rothmann am 2. Februar 1532 dann auch an den Rat der Stadt Soest, wo das Wirken des von Hoffman geprägten Kampen (gipfelnd im „Thomasauflauf“ vom 21. Dezember 1531) 1 und Streitigkeiten unter den bunt zusammengewürfelten Prädikanten zu einer völlig zerrütteten Situation geführt hatten.2 Nach schweren Unruhen in der Stadt hatten die reformatorischen Kräfte dem Soester Rat am 23. Dezember 1531 „bei Tod oder Leben“ den sogenannten „Bundbrief“ abgenötigt.3 Er war formal ein Schreiben der Ämter und Gemeinheit an den Rat. Beide teilten dem Soester Rat darin mit, dass sie besprocken […] und eyndrechtlicken beslotten [beschlossen] hätten, dat wy godess wordt in allen Kercken dusser lofflycken [löblichen] Stadt Soist wyllen recht gehandelt hebben und gepredicket myt allen dingen, [die] dat gotlicke wordt myt sych brenget, wu als tho Norenbergh [Nürnberg], Strasburch, Ausburch [Augsburg], Wittenberch, Meideborch [Magdeburg], Brunswick, tom Sunde [Stralsund], Rostyck, Lubick, Hamborch, Staden, Bremen und gansse Lyfflandt und gansse Luneburger landt gehandelt werth.4
Wer den Text formuliert hatte, ist unbekannt. Angesichts des weiten, gerade auch norddeutschen Horizontes, der viele eigene Stationen einschloss, dazu Livland, das Hoffmans erste Wirkungsstätte gewesen war, dürfte Kampen dabei aber wohl eine gewichtige Rolle gespielt haben. 1 Wie Kapitel 2 Anm. 59. 2 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 24–26 (Nr. 13: Rothmann an den Rat von Soest. Münster, 2. Februar 1532). 3 Peters, Wormser Edikt, 196–199. 4 Peters, Wormser Edikt, 197f.
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Die Soester reformatorische Bewegung ordnete sich damit zwar bewusst in den Kontext anderer städtischer und territorialer Reformationen ein. Die Art und Weise, in der der von seinen Untertanen in die Enge getriebene Soester Rat nun schon bald das Projekt einer die Rechte des klevischen Landesherrn verletzenden eigenen Kirchenordnung betrieb, waren aber hoch problematisch.5 Dazu kam, dass man sich mit dem mit der Abfassung beauftragten Lippstädter Magister Gerdt Oemeken6 einen Mann in die Stadt geholt hatte, den der Herzog von Kleve schon 1529 aus Büderich (Rheinland) vertrieben hatte. Auch unter den Prädikanten gab es von Anfang an Widerstände gegen Oemekens rigides und auch vom Rat nur missliebig mitgetragenes „Notstandsprogramm“. Namentlich Borchwede und Kampen zeigten wenig Neigung, sich dem äußerlich offenbar noch sehr jugendlich wirkenden Mann unterzuordnen. Als Anfang 1532 die Pfarrkirchen verteilt wurden und Borchwede nur die arme Hohnekirche (Maria zur Höhe) zugesprochen bekam, setzte dieser sich gewaltsam in den Besitz der sehr viel einträglicheren Wiesenkirche (Maria zur Wiese). Die Misshelligkeiten verstärkten sich noch, als Oemeken daran ging, die Höhe der Pfarrgehälter festzulegen. Der Streit war schnell auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.7 Dies rief Rothmann auf den Plan, dem die seinen eigenen Vorstellungen klar entgegenlaufende Entwicklung der Soester Stadtreformation (egoistisches Agieren der Prädikanten, damit verbundene Diskreditierung des Evangeliums im Volk und bei den Gegnern, klare Rechtsbrüche von Seiten des Rates) offenkundig große Sorgen bereitete. In seinem Schreiben vom 2. Februar berichtete er dem Soester Rat zunächst von den in Münster umlaufenden Gerüchten über einen Streit der Soester Prädikanten: Men secht hyr, und de godtlosen ropen lude [rufen laut], darmedde dat evangelion gehoent [verhöhnt] und verachtet werde, wo dat in iwer [Euerer] Stadt groith twyst [Streit] und unwylle solde syn, thom ersten tusschen [zwischen] den predykern des evangelii und den Burgeren umme der besoldunghe [der Pfarrgehälter] wyllen, dat yck nycht hape [hoffe], want eth weren io nycht rechte predycker, de tytlyker [zeitlicher] belonunghe halven unmoit [Unmut] anrichteden, wattan [obwohl] men sie leyder vynt, wo selden de apostel sunder Judas synt.8
Des weiteren, so Rothmann, könne der unter den Bürgern aufgekommene Unmut aber leicht auch dazu führen, dat de gemeyn widder umme under dat
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Peters, Wormser Edikt, 199–208. Wie Kapitel 1 Anm. 8. Peters, Wormser Edikt, 202f. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 25.
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Abbildung 3: Bernhard Rothmann an die Bürgermeister und den Rat der Stadt Soest. Münster, 2. Februar 1532 Handschrift, Papier Stadtarchiv und Wissenschaftliche Stadtbibliothek Soest (StA Soest) Bestand A Nr. 6162 Bl. 1r
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antichristische pawestlyke iuck [päpstliche Joch] boger [begehre] tho kommen.9 Und drittens gebe der Soester Rat auch selbst Anlass zur Sorge: Es ys eyn geschrey, welcker gestalt iw E[uer] L[iebden] so unchrchristlyke und geweldychlyke [gewaltsam] den geystlyken ere guidt [güter] solden entfrömmende [entfremden, rauben], wo groith u[nd] gruwelyk [greulich] sodane stucke weren und dem evangelio baven mathen [über die Maßen] hynderlyck und hoenlyck [hinderlich und zu Spott gereichend], want [denn] wo eth also were, wer gewyslick geyn evangelion Christi by iw.
Er hoffe darum sehr, so Rothmann, dass all dies nur Lügen seien, denn: Eth ys unß hyr thom dele hynderlyck, dat sodane geruchte gehn, wante baven dat [darüber hinaus], dat de ynveldygen [Einfältigen] geergert werden, weret oick unse Erbare overycheyt dem evangelio ungenegender [ungeneigter] durch soelke exempel.10
Die damit geübte Kritik an der Religionspolitik des Soester Rates hätte kaum schärfer ausfallen können. Bemerkenswert streng – und sich des eigenen Strebens nach einem unanstößigen Leben bewusst! – wurde dieser dann auch an seine Verantwortung als christliche Obrigkeit erinnert: Ys eth sake [sollte es wahr sein,] dath eth alzo by iw staet (dath my, kent godt [weiß Gott], van herten leeth were), iw E[uer] L[iebden] amptz halven wyl syck myt anderen und getruwen predykern versorgen und myt hogestem vlyte [Fleiß] tho frede u[nd] metycheyt [Mäßigung; modestia] trachten; ys eth overst nycht alzo (wo yck genslyck verhape [gänzlich verhoffe]), ys myn oitmodych boger [inständige Bitte], iw E[uer] L[iebden] wylle an unse lewe overicheyt Burgemester und Radt [von Münster] fruntlyck doen schreven, wo iw E[uer] L[iebden] vernommen, dat sodane geruchte hyr solde syn, darmedde nycht alleyne iw E[uer] L[iebden] Stadt, dan oick dat evangelion Jesu Christi gesmehet werde, sy erdacht und gelogen, myt korter vermanynghe dabeneven, wo nicht van noeden, dat yck iw E[uer] L[iebden] sodanes voerschrive […].11
Man muss bei all dem bedenken, dass auch Rothmann selbst zu dieser Zeit noch keineswegs sicher im Sattel saß. Irritationen durch den Verlauf der Soester Reformation konnten für ihn leicht schädlich werden, gute Nachrichten aus der Nachbarstadt seine Anliegen aber auch ungemein befördern. Im Anfang Februar 1532 gewählten neuen Rat von Münster standen die nun fünf evangelischen Ratsherren nämlich immer noch 19 katholischen Vertretern gegenüber. Spätestens nachdem er am 18. Februar Kemener aus dem Pfarramt an St. Lamberti gedrängt hatte, war Rothmanns Position dann aber doch komfortabler.12 Die inzwischen mehrheitlich evangelische Gemeinheit stand geschlossen 9 10 11 12
Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 25. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 25. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 25f. Das Folgende im Wesentlichen nach Kirchhoff, Phänomen des Täuferreiches, 283f. – Vgl. Dorpius: […] Bald hernach faren etliche von den vornemsten Burgern zu und holten den
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hinter ihm. Ein Mitte April durch den Rat und die Gesamtgilde ausgesprochenes Predigtverbot blieb daher faktisch wirkungslos. Auch von seiten des Bistums war zunächst wenig zu befürchten: Bischof Friedrich von Wied hatte sein Amt im März 1532 niedergelegt. Sein Nachfolger, Bischof Erich II. von BraunschweigGrubenhagen (1482–1532) 13, war am 14. Mai verstorben. Mit der Wahl des Administrators des Stiftes Minden, Franz II. von Waldeck (1491–1553) 14, zum Bischof des Stiftes Münster (1. Juni 1532) hätte sich die Lage für Rothmann dann erneut zuspitzen können. Angesichts der durch den neuen Bischof erhobenen Vorwürfe gegen den Aufruhr in der Gemeinheit änderte sich nun aber die Haltung der Führung der Gesamtgilde. Auf einer großen Gildenversammlung wählten die Lutheraner 36 capiteins, die die Gesamtgilde gegen den Rat unterstützen sollten. Am 15. Juli kam es so zu einem Vertrag zwischen Rat, Gildenführung und Gemeinheit.15 Damit war der Weg zur Einführung der Reformation gebahnt. Auch aus Sicht der Wittenberger war im Frühjahr 1532 daher nicht Münster, sondern Soest das Sorgenkind unter den westfälischen Stadtreformationen. Die Einführung der neuen Soester Kirchenordnung verlief auffällig konflikthaft.16 Ein Putsch Kampens, der sich, kaum dass Oemeken aus der Stadt war, in einem geschickt inszenierten „Einführungsgottesdienst“ und unter Umgehung des Rates des noch vakanten Superintendentenamtes zu bemächtigen versucht hatte (21. April 1532), konnte nur mit Mühe abgewehrt werden. Noch bis zum Januar 1533 stiftete der Gefährte Hoffmans Unruhe. Erst als die Beweislage gegen ihn angesichts der von allen Seiten einlaufenden Briefe und Berichte immer erdrückender wurde, konnte man Kampen schließlich loswerden. Wohin er ging, steht nicht sicher fest. Wahrscheinlich wurde er 1535 in Amsterdam als Täufer hingerichtet.17 Tatsächlich hatten die Soester dann auch erhebliche Schwierigkeiten, einen fähigen und in der Lehre unverdächtigen Superintendenten zu finden. Bereits Ende Mai 1532 wandte sich der Rat hilfesuchend an Luther.18 Dieser empfahl den
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prediger in die stat und als (h)er(r) Timannus Camenerus, Pfarrher zu Sanct Lambert, im nicht vergonnen wolt[,] in der kirchen zu predigen, liessen im die selbigen burger einen holtzern predigstul auff dem kirchoff bald zurichten, das er daselbs predigte. Es geschah aber der predig bald hernach ein zufall oder beistand von den burgern, so das man die kirche öffnen solte, oder wo nicht, so wolten sie mit gewalt auffmachen und den Rhotman darein predigen lassen. Do ward die kirche endtlich, das nichts zum lerman [Aufruhr] geriet, geöffnet und Rhotman darin zu predigen vergonnet. Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 225f. Kohl, Bistum Münster, 546–552. Behr, Franz von Waldeck. – Kohl, Bistum Münster, 552–573. – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 76f (Nr. 22) (Rita Kauder-Steiniger). Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 85 (Nr. 28) (Rita Kauder-Steiniger). Peters, Wormser Edikt, 199–208. Peters, Wormser Edikt, 210f. WA.B 6, 315f mit WA.B 13, 208 (Nr. 1936: Der Rat zu Soest an Luther. [Soest, 30. Mai 1532]).
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Soestern daraufhin in einem (vorgeblich aus Krankheitsgründen, in der Sache aber wohl nicht zufällig von Melanchthon verfassten und von ihm selbst nurmehr abschließend unterzeichneten) Brief 19 den aus Gent stammenden Johannes (Jan) de Brune20. Auch diesmal versäumte Melanchthon es nicht, vor Campanus zu warnen. Dabei verwechselte er diesen aber wohl mit dem damals noch in Soest wirkenden von Kampen. Am 21. Juli sprach Melanchthon Rothmann gegenüber eine herzliche Empfehlung für de Brune aus.21 Wie schwer dessen Stand in Soest war, war in Wittenberg also wohl bekannt. Rothmann sollte dem neuen Kollegen daher nach Möglichkeit helfen. Ob man auch in der beginnenden Auseinandersetzung um das Herforder Bruderhaus auf ihn setzte, bleibt ungewiss. Immerhin stand er aber auch weiterhin in einem bewährten und intensiven Austausch mit Montanus.22 Dass Rothmann nun auch für sich selbst personelle Unterstützung aus Wittenberg erbat und erhielt, kann angesichts dessen nicht überraschen. Im Frühjahr 1532 kam so zunächst aus Köln, wo er für kurze Zeit an der Juristischen Fakultät studiert hatte, Johannes Glandorp23 nach Münster zurück. Auch dabei war es wieder einmal von dem Busche, der die Brücken baute.24 Nachdem sein münsterisches Schulprojekt gescheitert war, hatte sich Glandorp im Januar 1529 in Wittenberg immatrikuliert.25 Wie er selbst schon bald betont hat, war er dabei allerdings nicht religiösen Motiven gefolgt, sondern – und das einzig und allein! – seinen humanistischen Bildungsinteressen: Der junge Humanist wollte Melanchthon hören, den er inzwischen schwärmerisch verehrte (Melanchthon allein hat mich nach Wittenberg gezogen […] 26). Es ist dieselbe Begeisterung für Melanchthon (bei gleichzeitiger Gleichgültigkeit ge-
19 MBW 1256: Martin Luther an den Rat von Soest. [Von Melanchthons Hand mit Unterschrift von Luther]. Dt. Wittenberg, 17. Juni 1532. 20 Scheible, MBW 11, 225. – Peters, Wormser Edikt, 208–217. 21 MBW 1263: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg], 21. Juli [1532]. 22 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 27–29 (Nr. 15: Rothmann an Jakob Montanus. Münster, 12. März 1532). – Vgl. WA.B 6, 299 (Nr. 1928: Luther an Jakob Montanus in Herford. [Wittenberg,] 22. April 1532). 23 Wie Kapitel 4 Anm. 40. 24 Overmann, Johannes Glandorp, 13 mit Anm. 62: [Rothmannus] consilio cum Hermanno Buschio, […] communicato, Glandorpium collegam efflagitare. Nec ille in tam sancto negotio patriae deesse sustinuit. 25 Overmann, Johannes Glandorp, 7f. 26 Zitiert nach Overmann, Johannes Glandorp, 7 Anm. 28: Nam solus fuit Philippus, qui me Wittenbergam attraxit, tum quod idem praeter ceteros mihi semper auditus sit, non in postrema foelicitatis parte duce […] Unus Philippus, unicum hac tempestate verae humanitatis et modestiae specimen: qui cum de literis ac literatis omnibus atque adeo de universo mortalium genere optime meritus sit […].
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genüber Luther), die sich zwei Jahre später auch bei Rothmann abzeichnet.27 Die damals zwischen Glandorp und Melanchthon geschlossene humanistische Freundschaft sollte ein Leben lang Bestand haben. Auch Melanchthon hat Glandorp geschätzt. Er pries dessen Gaben als Erzieher, Historiker und besonnener Zeitgenosse (vir eruditissimus et censor ingeniorum prudens) 28 und empfahl ihn an den Herzog von Mecklenburg. Auch andere, so z. B. der bedeutende späthumanistische Dichter Nathan Chytraeus (1543–1598) 29 in Rostock, bezeugen die hohe Achtung, in der Glandorp bei Melanchthon gestanden habe. Auch nach Glandorps Rückkehr nach Münster im Jahr 1530 blieb man in brieflichem Kontakt.30 Hier übernahm Glandorp nun die Leitung einer Stiftsschule (nach Hamelmann war es die Ludgerischule). Als vermeintlicher „Lutheraner“ war er aber schon bald heftigen Anfeindungen ausgesetzt, hinter denen, wie bereits erwähnt, Kemeners wichtigster Schüler, der neue Rektor der Münsterischen Domschule von Elen (Aelius) 31 stand (auch ihre spätere Begegnung auf der Klerikersynode von 1532 dürfte also alles andere als unbelastet gewesen sein). Erst Glandorps von ihm als Demütigung empfundene Abwanderung nach Köln, wo er im Oktober 1531 ein Rechtsstudium begann, setzte dem betont nichtreligiösen, innerhumanistischen Streit ein Ende.32 Dass Melanchthon Rothmann im Juli 1532 einen weiteren Mann schicken wollte, den Diakon Johannes Oceppenburg, ist belegt.33 Ob dieser dort eintraf, ist allerdings unbekannt. Mit in das gleiche Feld gehört aber auch der aus Schöppingen bei Horstmar stammende Brictius thom Norde34. Brictius hatte als Gehilfe Oemekens in Büderich gewirkt.35 Er kam im Frühjahr 1532 nach Münster und wirkte hier zunächst als Diakon Rothmanns. Im September wurde er Prediger an St. Martini und heiratete vor Anfang 1533 Rothmanns Schwester.36 Der von Melanchthon benannte Oceppenburg sollte also wohl Brictius’ Nachfolger als Rothmanns Diakon werden.
27 Wie Kapitel 3 Anm. 76. 28 Zitiert nach Overmann, Johannes Glandorp, 7 Anm. 30. In Fortführung heißt es hier dann weiter: Philippus Melanchthon in litteris ad ipsum datis et in invitationibus publicis, praesertim tomo 3 scriptorum publice Witenbergae propositorum, hunc [Glandorpium] doctissimum pubis informatorem et historiarum exactum scrutatorem, denique prudentem ingeniorum censorem appelat. 29 Fuchs, Art. Chytraeus, Sp. 241f (Literatur). 30 Overmann, Johannes Glandorp, 7f. 31 Wie Kapitel 4 Anm. 47. 32 Overmann, Johannes Glandorp, 11f. 33 MBW 1263: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg], 21. Juli [1532]. 34 Wie Kapitel 4 Anm. 41. 35 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 331. 36 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 28 mit Anm. 2.
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Anders als sein Schwager Rothmann hat sich Brictius dem Einfluss der „Wassenberger Prädikanten“ niemals geöffnet. Das mag auch daran gelegen haben, dass er zumindest Klopriss schon aus Büderich kannte. 1533 übersetzte er (wie das Titelblatt des bei Ludger tom Ring gedruckten Büchleins ausdrücklich vermerkt) vth beuell der Erberen vn(d) Ersamen heren Borgermestren vn(d) Raidt [zu Münster] Bucers Schrift Handlung mit Melchior Hoffman ins Niederdeutsche.37 Man wird dies wohl nur als ein Abrücken von Rothmanns sich unter dem Einfluss der „Wassenberger Prädikanten“ zunehmend radikalisierendem Kurs deuten können.38 Die Kindertaufe hat Brictius jedenfalls zu keiner Zeit aufgegeben. Bei der Disputation am 7. und 8. August 1533 legte er ein eindrückliches Privatbekenntnis vor (Quid sentiat et credat de coena Domini et baptismo).39 Am 1. Januar 1534 verlor er daher genau wie Glandorp sein Predigtamt. Brictius ging nun – nach einer kurzen, bislang unbekannten Zwischentätigkeit in Lippstadt40 – nach Soest und wurde dort im Herbst 1534 als Nachfolger des von Luther vermittelten de Brune Superintendent und Pfarrer an St. Petri.41 Als 37 Thom Norde, Brictius, Hanndelinge in dem // opentliken gespreke to Straß=//burg iungest im Synodo gehandelt/ tegen Melchi//or Hoffma(n)/ dorch de prediker darsuluest/ van // veer vernemlike(n) stucken Christlyker leer // vn(d) holdinge/ sampt getraue(n) dar//geben/ o.k. der grunden/ dar//vp Hoffman syne er=//do(m)men settet. // Dusse Melchior Hoffman wert van sinen yungeren vor den groten // Propheten vnde Apostel vthgeropen // […] //. (Münster: Ludger tom Ring 1533) (VD16 B 8893). – Haller, 500 Jahre Buchdruck in Münster, 18f. – Löffler, Hamelmann […] Reformationsgeschichte Westfalens, 409. 38 Vgl. auch den Bericht des Dorpius: Aber was solt man thun, die Widerteuffische Rotte war nun so gros und starck geworden, das man mit gewalt mit iren predigern nichts furnemen durfft, das nicht zum auffrur in der stat geriet, jedoch die weil sich die selben prediger […] ietzt heymlich bey den iren halten, fert ein Ersamer Rat zu, ehe sie wider erfur kamen, und leßt alle kirchen, auch die Pfarrkirchen zu schliessen, ausgenommen zu S. Martin, da herr Briccius prediget […]. Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, S. 231. 39 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 99f. – StA Soest A 6384 (spätere Abschrift mit etlichen Varianten). Brictius’ hier auf Bl. 1v ebenfalls überliefertes Bekenntnis zur Taufe (nicht im offiziellen Protokoll der Disputation) lautet wie folgt: [Am linken Rand: Brictii Sentiment De Baptismo] De Baptismo. De paruulorum baptismo dico, quod impius no(n) sit. Nam quemadmodum scriptura noui testamenti paruulor(um) baptismu(m) no(n) precipit, ita quoq(ue) non vetat. Quare qui Chr(ist)o offeruntur paruuli, o(mn)ino recipiendos sentio, iuxta illud: Sinite paruulos venire ad me etc. „Aber Jesus sprach: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Himmelreich.“ (Mt 19,14). 40 StA Soest A 6378 (Schreiben der Stadt Soest an Magister Brictius [thom Norde], der das Predigtamt in Lippstadt versieht, wegen Übernahme dieses Amtes in Soest. Entwurf. 1534) und StA Soest A 6380 (Ankündigung des Münsterischen Prädikanten Brictius thom Norde aus Lippstadt, daß er nach Soest kommen werde. 1534 März 17). 41 Peters, Wormser Edikt, 217–227. – Nach Overmann (Overmann, Johannes Glandorp, 24) wurde der Wechsel durch Glandorp vorbereitet, dem die Soester zuvor vergeblich die Stelle
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Schwager Rothmanns war er allerdings von Anfang an Verdächtigungen ausgesetzt. Schon bei seiner Berufung war er deshalb nur die zweite Wahl hinter dem Lippstädter Reformator Dr. Johannes Westermann42 gewesen.43 Beim Tag von Schmalkalden (Februar 1537) unterschrieb Brictius Luthers Schmalkaldische Artikel44, einen Text, der in der Eindeutigkeit seiner Abendmahlslehre keinerlei Zweifel aufkommen ließ. Vollends war es im Frühjahr 1532 dann aber das Erscheinen von Campanus’ Schrift Göttlicher und Heiliger Schrift […] Restitution45, das Rothmann erneut ins Blickfeld der Wittenberger rückte. Dies zeigt ein Brief Melanchthons vom 21. Juli 1532.46 Melanchthon erinnerte Rothmann darin zunächst an ihr Gespräch vom April 1531. Es hatte Campanus gegolten. Dann goss er dem Münsterischen Pfarrer sein Herz aus: Des Campanus’ Schriften, so Melanchthon, strotzten vor Heimtücke und Dummheit. Er leugne die Ewigkeit des Sohnes und die Personalität des Heiligen Geistes, bekämpfe die reformatorische Rechtfertigungsvorstellung, obwohl er diese gar nicht verstanden habe, und stehe in seiner Abendmahlslehre zwischen Luther und Oekolampad. Melanchthon war sich nicht sicher, wie er auf all dies reagieren sollte: Ich glaube nicht, dass die Menschen derart unfähigen Verleumdern Beifall spenden werden, und dies zumal, als auch die Redeweise höchst unverständlich ist. Und bisher habe ich deshalb gedacht, dass man ihm nicht sogleich darauf antworten dürfe, damit er nicht, provoziert, eine größere Tragödie anrichtet; denn im Blick auf das, was er bislang veröffentlicht hat, hoffte ich, dass es sich als unbedeutend bald verlieren werde. Aber wenn du meinst, „dass sich die Sache heimlich ausbreitet“ [Cicero], und denkst, dass es einer Antwort darauf bedürfe, werde ich umfassend darauf antworten. Ich werde mir jene mit Gift und Verleumdungen prall gefüllte Bestie derart vornehmen, dass die Welt erkennt, dass er nichts als ein paar kindliche Sophismen und geschwätzige Floskeln bietet, sich selbst aber zum Richter über alle Epochen erhebt, über alle Gelehrten, über Erasmus, über Luther. Ich habe an den Hof nach Jülich geschrieben, damit sie darauf
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des Koadjutors (d. h. Stellvertreters des Supterintendenten) angeboten hatten. Bislang lässt sich dies jedoch nicht belegen. Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 551 (Nr. 6847). StA Soest A 6379 (Entschuldigungsschreiben Johann Westermanns in Lippstadt, daß er nicht als Prädikant in Soester Dienste eintreten könne, da der Graf zur Lippe ihm das nicht erlaube. 1534 Februar 9). – Die von Kerssenbrock berichtete Tätigkeit Westermanns in Münster im November und Dezember 1533 bleibt nebulös. Detmer, Kerssenbroch, 453f, 461, 464 und 465 Anm. 2. BSELK, (711) 718–785, hier 783 (Brictius unterschrieb hier direkt hinter seinem Weggefährten und Kollegen Oemeken, der inzwischen Superintendent in Minden war). Wie Kapitel 2 Anm. 47. MBW 1263: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg], 21. Juli [1532].
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achten, damit durch ihn nichts Böses angerichtet wird.47 Aber er hat dort Freunde, die ihm über die Maßen willfährig sind.48
Melanchthon überließ es also Rothmann, darüber zu entscheiden, ob er, d. h. Melanchthon, gegen Campanus schreiben sollte. Dabei zeigt das eingestreute Cicerozitat deutlich, was er in seinem Gegenüber sah, nämlich einen gebildeten, durch einen guten Stil zu erfreuenden Mithumanisten. Ob Rothmann darauf reagiert hat, ist unbekannt. Melanchthon jedenfalls hat keine Schrift gegen Campanus verfasst. Immerhin notiert sei, dass man Rothmann schon bald auch selbst mit den Lehren des Campanus in Verbindung gebracht hat. Beleg dafür ist Christianus Adelphus Stenerensis (Pseudonym), ein offenkundig gut mit den Verhältnissen in Münster vertrauter Humanist. Adelphus wollte zeigen, wie radikal Rothmanns Theologie war. In seiner Anfang 1533 verfassten Antwort49 auf dessen Thesen vom August 1532 markierte er deshalb nicht nur die Unterschiede zur Lehre der katholischen Kirche, sondern hob Rothmann auch von den übrigen Reformatoren ab. Wie seine Antwort zeigt, kannte Adelphus die Werke des Erasmus von Rotterdam, daneben aber auch einige Schriften Luthers und mehrere Bücher Melanchthons (insbesondere dessen Auslegungen klassischer Autoren). Nicht unbekannt war ihm aber auch die im Vorjahr erschienene Restitution des Campanus: De Psalmus Quicumque vult salvus esse,50 hefft van der hilligen Dreyvoldicheit gemaket de hyllige byschop Athanasius unde ys also gut und godlyk, dat he van niemande mach gestraffet werden, eth en sy sake [es sei denn], dat we myt dem nyggen ketter Campano tho valle [zufallen] und geloeve nicht in de hyllige Dreyveldicheit und geloeve nycht, dat 47 MBW 1165: Melanchthon an Konrad Heresbach [in Düsseldorf ?]. [Wittenberg], 15. Juli 1531 sowie MBW 1237: Melanchthon an Konrad Heresbach [in Düsseldorf ?]. [Wittenberg, ca. April 1532]. 48 […] Non opinor homines applausuros esse tam ineptis sycophantiis, praesertim cum etiam genus sermonis sit obscurissimum. Et hactenus ita iudicavi non statim ei respondendum esse, ne irritatus tragoediam maiorem excitaret. Nam quae adhuc edidit, sperabam fore, ut contempta statim evanescerent. Sed si tu „rem serpere“ [Cicero: ne latius serperet res] putas et responsione opus esse existimas, omnino respondebimus. Ego illam veneni et calumniarum plenam bestiam sic accipiam, ut orbis intelligat nihil eum affere nisi puerilia quaedam sophismata et verborum cavillationes, et tamen se censorem facit omnium aetatum, omnium doctorum, Erasmi, Lutheri. Scripsi ad aulam Iuliacensem, ut videant, ne quid ab eo mali oriatur. Sed habet ibi amicos nimium indulgentes […]. MBW 1263: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg], 21. Juli [1532], 317f. 49 Adelphus, Christian, Bescheytlick vn(d) vn//strafflyck antwort vp de duytsche ar//ticulen Bernt Ruthmans vproer=//schen predicanten zo Moenster // yn Westphalen: dorch Chri=// stianum Adelphum Ste=//erensem. // Anno 1.5.33. // […] //. (Köln: Peter Quentel 1534) (VD16 A 214). – Teilabdruck bei Stupperich, Schriften von katholischer Seite gegen die Täufer, (80) 81–85. Vollständiges Exemplar ULB Münster (3E 76406). 50 Der Beginn des dritten der altkirchlichen Symbole, des Athanasianums. Vgl. BSELK, (51) 57– 60, hier 57.
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de hyllige Geest sy eyn vorscheyden [unterschiedene] persone van dem vader unde van den sonne. Eth steyt tho vruchten [fürchten], dat dusse predicanten [Rothmann und seine Kollegen][,] nae demme sey van allen wynde ungewuntliker, vngodlyker, ketterscher ler bewegget werden,51 oeck den nygen ketter Campano byval doen und eme geloeven.52
Wie substantiell diese Vorwürfe eines humanistischen Insiders waren, lässt sich nur schwer beurteilen.53 Für die äußere Entwicklung in Münster waren sie aber zumindest vorerst noch nicht maßgeblich. Hier hatten die Dinge nämlich längst eine neue Wendung genommen: Mit dem Eintreffen der aus dem Herzogtum Jülich vertriebenen „Wassenberger Prädikanten“ um Heinrich Roll gab es nun auch hier (so wie in Braunschweig schon seit 1529) eine Gruppe entschlossener Männer, die in ihrer Deutung der Abendmahlslehre klar von den Wittenberger Theologen abwichen. Rothmann hat sich diesem Einfluss nicht mehr lange entziehen können. Das zeigte sich schon bald auch in seiner Ausgestaltung der Abendmahlsfeiern. Hier wurde die wohl zunächst von Klopriss auf Burg Wassenberg eingeführte Praxis, beim Abendmahl eigens gebackenes Weißbrot zu verwenden,54 nämlich nun zu seinem Markenzeichen. Aus Rothmann wurde der „Stutenbernd“55, d. h. ein den altvertrauten kirchlichen Ritus – genau wie schon 152656 – in pastoralpädagogischer Absicht neu interpretierender „dogmenkritischer Humanist“. Dabei ist es wahrscheinlich, dass sich Rothmann auch hier wieder an altkirchlichen Vorbildern orientiert hat. Seine von vielen Zeitgenossen mit Erstaunen notierte, neuartige Form der Abendmahlsfeier entspricht nämlich in
51 Vgl. Eph 4,14: „Damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen.“ 52 Stupperich, Schriften von katholischer Seite gegen die Täufer, 83. 53 Die Aufgeschlossenheit Rothmanns für jede neu aufkommende Ketzerei hat allerdings etwas später auch Dorpius betont: Aber kein wunder, der ein mal zu rotten begünnen hat, das der allem friden und einigkeit tod feind ist, Dann es ist doch umb disen Rothman [Wortspiel: Rothmann – Rottmann], wenn man in sunst recht ansehen wil, […] also geht an, das seiner zeit kein rotten oder secten uffgestanden ist, der er nit ein faenrich [Bannerträger] oder fürfechter [Vorkämpfer] hab wöllen sein, und doch alles unter dem namen unsers Herrn Jesu Christi und seines lieben Evangelii, denn der irrig geyst hat sich an der einfaltigen des lieben Evangelii leer nit lassen benügen, sonder ist fort gefaren, die hohe witz und tieffe kunst der Sacrament schender auch angenommen, das villeicht auch [er] hochverstendig gehalten möcht werden, dann frid oder trost des gewissens kan ja keiner in solcher ungewisser lere, wie die ist, finden […]. Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 231f (Warhafftige historie, 1536). 54 Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 66. 55 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 14. – Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 69. 56 Wie Kapitel 3 Anm. 24.
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überraschender Weise derjenigen der „Basilius-“57 bzw. der (diese im Verlauf des 11. und 12. Jahrhunderts nach und nach verdrängenden) „Chrysostomus-Liturgie“58 der Ostkirche (Vermengung von Brot und Wein unter Zugabe einer gewissen Menge auf Körpertemperatur erwärmten Wassers [Zeon]). Das zeigt sich nicht nur bei Dorpius (Warhafftige historie, 1536) 59, sondern auch bei dem mit dessen Darstellung vertrauten Hermann von Kerssenbrock (1564).60 Noch deutlicher wird an dieser Stelle allerdings schon im Jahr 1533 Rothmanns direkter Gegner Boeckmann (Daniel von Soest) in seinem Ketterspegel: Wente hey [Rothmann] stuten, dat ys scho(e)n bro(e)dt oder weghge [Wecken, Weißbrot] yn wyn geweeketh gaff synen dyscipolen [Schülern, Anhängern] vor eyn auentmaell vnd [die] so mydt Judas dem verre(e)der nycht dat ware sacrament, dan eyn wynsoppe vor dat sacrament van erem mester Stutenbernd entfengen vnd ethen.61 57 Felmy, Art. Basilius-Liturgie, Sp. 1155f (Literatur). 58 Felmy, Art. Chrysostomus-Liturgie, Sp. 364 (Literatur). 59 […] und [er; Rothmann] hat im anfang seins predigens zu Münster das Sacrament des altars also gereichet, [Er] brach semel in ein grosse breitte schüssel, goß wein darauff und nach dem er die wort des Herrn vom Nachtmal darzu gesprochen hat, hies er die, so des Sacraments begerten, zugreiffen und essen, wie sie denn auch thaten. Darvon ist er Stuten Bernhart genennt worden, denn semel heißt auf ir sprach stuten. Im Folgenden geht es dem ganz auf der Seite der Wittenberger stehenden Dorpius dann vor allem darum, Rothmann als einen üblen „Sakramentsschänder“ in Szene zu setzen: Nachmals hat er oblad gantz [ungebrochen], wie man sie backt, genommen und damit das nachtmal gehalten. Und uff ein zeit [einmal], als er das Sacrament auß theylen wolt, nam er solche ablad, zerbrach sie und warff sie mit disen gotslesterlichen worten auff die erden: „Seht wo ist hie blut und fleysch,[?] wenn das Gott were, wurde er sich wol von der erden auffheben und auff den altar wider stellen, Solt darumb gewis sein, das weder der leib noch blut Christi im Sacrament ist.“ Dabei werden die Linien letztlich sogar bis zu den liturgischen Perversionen Jan van Leydens ausgezogen: […] Nach dem sie min [nun] wol gessen und getruncken hatten, gieng der künig über ein ort, stund die künigin über das ander, und er nam runde, ungeseürte, weisse, gebacken kuchen, brach die von einander, und gab einem jeden menschen ein stück, und saget: „Nempt hin, esset, und verkündiget den todt des Herrn!“ Die künigin aber, ein glaß mit wein, gab in zu trincken, unnd sagt: „Trincket, und verkündiget den tod des Herrn!“ Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 231f und 241 (Warhafftige historie. 1536). 60 Kerssenbrocks Darstellung der Abendmahlsfeiern Rothmanns ist zwar durchaus detailreich. Sie skandalisiert aber letztlich nur die in seinen Augen frevelhafte Durchbrechung des römischen Ritus: Cui [Rothmanno] non satis fuit eucharistiae speciem utramque ad usum revocasse, nisi etiam catholicorum more de ieiunis communicandis abolitio Christi exemplo in vesperum communicaturos nunc ad templum, nunc ad aedes privatas convocaret atque ibi post recitatam confessionem publicam ex similagineo pane particulas, quantas vellet, decerperet decerptasque hiantium faucibus ingereret pateramque hauriendam offeret nulla ratione habita, utrum sobrii an ebrii accessissent. Porro si quis aegritudine aliave causa impeditus ad publicum hunc coetum communicaturus venire non posset, hunc pane similagineo in manica satis capaci secum allato (quae etiam matronarum botulos, caseos aliaque eius generis munera prompte capiebat) suo more consolatur. Unde per totam urbem Stutenbernardus vocari coepit, a pane videlicet triticeo sive similagineo, quem Westphali sua lingua „eynen Stuten“ appellant. Detmer, Kerssenbroch, 330. 61 Löer, Der „Ketterspegel“ des Daniel von Soest, 134.
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Dass Rothmann die Schriften Basilius’ des Großen (329/330–379) 62 gekannt hat, ist belegt.63 Nicht nur bei Erasmus64 und Oekolampad65, sondern auch in der Schule Melanchthons66 (so vor allem bei dem wegen seiner Kontakte zu Campanus seit 1532 in Misskredit geratenen Witzel67) waren seine und des Johannes Chrysostomus’ (ca. 349–407) 68 Schriften hoch geschätzt. Rothmann scheint diese Begeisterung geteilt zu haben. Bezeichnenderweise gab es aus humanistischen Kreisen dann auch kaum Kritik an seiner auffälligen Gestaltung der Abendmahlsfeiern. Hier wusste man genau, was Rothmann an dieser Stelle tat. Als Humanist im Gefolge des Murmellius öffnete er sich damit aber zugleich auch einer Deutung des Abendmahls, die ihn in den Augen der Wittenberger zu einem „Sakramentierer“ werden ließ. Auch in Münster wurde Rothmanns Abendmahlspraxis von vielen als skandalös empfunden – und rasch publikumswirksam karrikiert. So heißt es z. B. schon im August 1533 in dem in Köln gedruckten, anonymen Spottgedicht Stutenbernd bin yck genannt: 62 Ritter, Art. Basilius von Caesarea, Sp. 1154f (Literatur). 63 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 111 (Disputation vom 7./8. August 1533): Basilius Magnus in vermanunge tho den, de men doepen sall. 64 Johannes Chrysostomus/Erasmus von Rotterdam, Desiderius [zahlreiche Bearbeiter, darunter:] Capito, Wolfgang/Grynaeus, Simon und Oekolampad, Johannes, D(IVI) IOANNIS CHRYSOSTO//MI ARCHIEPISCOPI CONSTANTINOPOLITANI OPERA, // quae hactenus uersa sunt omnia […] // […] //. (Basel: Johann Froben [Erben] 1530) (VD16 J 399). 65 Oekolampad, Johannes, Warhafftig vrsach/ // das der leib Christi nitt // inn der creatur des brots/ aber // durchs wort gots/ im nachtmal vnd // hertzen der glaubigen sei/ on alle // schumpffierung vnd zanck=//reden. Vngeferlich in(n) drei=//hundert argument // kürtzlich ver=//fasset. // […] //. (Worms: Peter Schöffer d.J. 1529) (VD16 O 408). – Derselbe, [Beiträger:] Melanchthon, Philipp, QVID DE EV//CHARISTIA VETERES TVM // Graeci, tum Latini senserint, Dialogus, in quo // Epistolae Philippi Melanchthonis et // Ioannis Oecolampadij insertae. // AVTORE IOANNE OECO//LAMPADIO […] // […] //. (Basel: Johann Froben [Erben] 1530) (VD16 O 381). – Johannes Chrysostomus, [Bearbeiter:] Erasmus von Rotterdam, Desiderius/Oekolampad, Johannes, DIVI IOANNIS CHRYSO//STOMI COMMENTARIORVM IN ACTA APOSTOLORVM // HOMILIAE QVINQVAGINTAQVINQVE. // […] //. (Basel: Johann Froben [Erben] 1531) (VD16 J 415). 66 Melanchthon, Philipp, EPISTO//la Philippi Melanch//thonis, ad Iohan/ //nem Oecolampa// dium, de Coena // Domi/ //ni. // […] //. (Hagenau: Johann Setzer 1529) (VD16 M 3188). – Derselbe, SEN//TENCIAE VETE=//rum aliquot scriptorum, // de Coena Domini, // bona fide re=//citatae. // PHILIP(PI) MELAN(CHTHONIS) // […] //. (Wittenberg: Josef Klug 1530) (VD16 M 4220). – Wiederholt herangezogen wird die Chrysostomus-Liturgie darüber hinaus auch in Artikel 24 (De missa) der Apologie der Confessio Augustana (September/Oktober 1531). BSELK, 616–663, hier 655 (De vocabulis missae) und 658f (De missa pro defunctis). Zu Melanchthons intensiver Chrysostomus-Rezeption s. außerdem den dortigen Artikel 12 (De poenitentia), 434–511, bes. 435, 469 sowie 507. 67 Caesariensis, Casilius/Witzel, Georg, LITVRGIA // S(ANCTI) BASILII // MAG(NI) NVPER E // TENEBRIS ERVTA, ET // in lucem nunc primum // edita. // CVM PRAEFATIO-//ne Georgij Vuicelij. // […] //. (Mainz: Ivo Schöffer 1546) (VD16 B 709). 68 Brändle, Art. Chrysostomus, S. 525f (Literatur).
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Is dat Sacrament nycht dan broet und wyn, Myt was maner [Auf welche Weise] kan es dan de duvel [Teufel] syn. So moeten alle weggebeckers [Weckenbäcker] vulle douvel maken Und alsdan solden de becker mit den douvel wal raken69. Wante sey der douvel vader unde goedde [Götter] weren Und de douvel kan synen schepper godde [Schöpfer] myt der hellen nycht ververen [verführen].70
Die alte Offenheit erwies sich damit erneut als janusgesichtig. Sie konnte auch zu einem Tor zur Häresie werden. Das gleiche Bild vermitteln auch die späteren Briefe Melanchthons. Sie sind Zeugnisse einer sich rapide beschleunigenden Entfremdung. Melanchthon wollte wohl zunächst nicht wahr haben, dass auch Rothmann ins Lager der „Zwinglianer“ gewechselt war. Das zeigt sein Brief vom 24. Dezember 1532, der auf ein kurz zuvor eingetroffenes, nicht erhaltenes Schreiben Rothmanns (Empfehlungsbrief für den Studenten Johannes Hoebing aus Coesfeld?) reagierte.71 Melanchthon berichtete hier zunächst darüber, wie sich der Tag des Schmalkaldischen Bundes in Braunschweig mit der Stadt Münster beschäftigt hatte. Er mahnte dringend zur Mäßigung. Es gebe, so Melanchthon, Gerüchte, dass man in Münster öffentlich die Abendmahlslehre Zwinglis anerkenne, und er warnte Rothmann davor, die Gewissen seiner Gemeinde durch die Erörterung der Präsenz Christi in Zweifel zu stürzen. Nachdem er sich klar von der römischkatholischen Transsubstantiationslehre distanziert hatte, legte Melanchthon Rothmann gegenüber dann ein nachdrückliches Bekenntnis zur wahren Gegenwart Christi im Abendmahl ab. Zwar wolle er, so der Wittenberger Professor am Ende seines Briefes, auch weiterhin gern mit Rothmann in Verbindung bleiben. Dass er selbst kaum mehr auf solches hoffte, ist aber deutlich zu spüren. Sehr viel direkter hatte (wahrscheinlich auf Drängen Melanchthons) kurz zuvor auch schon Luther nach Münster geschrieben. Er wandte sich zunächst an den Rat.72 Am 23. Dezember schrieb er dann aber auch an Rothmann selbst, den er dabei – mit unüberhörbarem Unterton! – als seinen frommen und klugen (fideli et prudenti) Bruder in Christo und Herrn ansprach: Gnade und Frieden in Christo! Obwohl ich schwer beschäftigt bin, hat mir, mein Bernhard, meine Besorgnis diesen Brief abgezwungen. Sie erwuchs mir aus einem gewissen Gerücht, wonach in Westfalen etliche Sakramentierer herumstreunen, die sich 69 Niederländisch: treffen, berühren; hier wohl: mit jemanden übereinkommen, dessen Gunst gewinnen. 70 Stupperich, Schriften von katholischer Seite gegen die Täufer, (128) 129–132, hier 132 (Stutenbernd bin ick genannt. 1533). 71 MBW 1294: Melanchthon an Bernhard Rothmann in Münster. [Wittenberg], 24. Dezember 1532. 72 WA.B 6, 398–401 (Nr. 1983: Luther an den Rat zu Münster. Wittenberg, 21. Dezember 1532).
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in jene Städte einzuschleichen versuchen, in denen erst vor kurzem das Evangelium [die Reformation] eingeführt worden ist.73 Deshalb habe ich dich mahnen und bitten wollen, damit du dich nicht nur selbst vor jenen hütest, sondern auch die Kirche bzw. das Volk gegen sie abschirmst. Darauf nämlich vertrauen wir [die Wittenberger] im Blick auf Dich im Herrn: dass Du, der Du begonnen hattest, die Engel im Himmel und Erden froh zu machen74, nun, da die Stadt Münster bekehrt worden ist, ebenso fortfährst, dieses Opfer für Gott vollkommen zu machen, und es, soweit dies durch Dich geschehen kann, nicht zulässt, dass jene uns durch dich geschenkte Freude in Trauer verwandelt wird,75 sondern sie weiter vergrößert wird und in Ewigkeit wächst.76 Du siehst nämlich, dass Zwingli mit all seinen Mitpriestern ihrer Lehre wegen bestraft worden ist, zu einem hinreichend schrecklichen Beispiel, sofern jene noch wachgerüttelt werden können. So ist auch Müntzer zugrunde gegangen, Hätzer und noch viele andere, indem Gott durch diese Ungeheuerlichkeiten seines Zorns drastisch bezeugt hat, wie sehr er diese gottlosen Geister hasst […] Deshalb möge Christus, der in Dir und durch Dich ein großes Werk angefangen hat, dasselbe [durch Dich] auch vollenden77 und Dich im reinen und sicheren Verständnis des [Einsetzungs-]Wortes heil und unberührt von allem Unflat des Geistes jener [Sakramentierer] auferbauen. Amen. Aufrichtig und voll Vertrauen habe ich dies geschrieben. Nimm auch Du es lauter und wie ein Freund. Denn ich möchte, dass Du nicht daran zweifelst, dass wir dich lieben und wert schätzen.78 73 Dies dürfte sich nicht nur auf Soest, sondern auch auf Minden beziehen. 74 „Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen […] So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.“ (Lk 15,7.10). 75 Vgl. Jak 4,9: „Jammert und klagt und weint; euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit.“ 76 Vgl. 2Joh 12: „Ich hätte euch viel zu schreiben, aber ich wollte es nicht mit Brief und Tinte tun, sondern ich hoffe, zu euch zu kommen und mündlich mit euch zu reden, damit unsre Freude vollkommen sei.“ 77 „Und ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.“ (Phil 1,6). 78 WA.B6, 401–403 (Nr. 1984: Luther an Bernhard Rothmann in Münster. Wittenberg, 23. Dezember 1532), hier 403: Venerabili in Christo fratri, Bernhardo Rothmanno, Monasterii Westphaliae ministro, Domino fideli et prudenti. Gratiam et pacem in Christo! Extorsit mihi occupatissimo has literas, mi Bernharde, sollicitudo mea, quam concepi ex rumore quodam, scilicet discurrere aliquot in Westphalia Sacramentarios, qui irrepere tentant in urbes evangelio recenter initiatas. Quare te admonere et rogare volui, ut non solum tibi ab illis caveas, sed etiam ecclesiam seu plebem adversus eos munias. Sic enim de te confidimus [die Wittenberger Theologen] in Domino, ut, qui coeperis laetificare angelos in coelo et in terra, conversa ista civitate Monasteriensi, ita perges hoc ipsum sacrificium Deo consummare, neque committes, quantum per te fieri potest, ut laetitia illa nobis per te parta in tristitiam vertatur, sed potius augeatur et perseveret in aeternum. Vides enim Zwinglium cum tot symmystis suis poenas dedisse sui dogmatis horribili satis exemplo, si illi possent commoveri. Sic periit et Munzer, Hetzer et alii plures, manifeste Deo monstrante istis monstris irae suae, quam oderit istos impios spiritus […] Christus itaque, qui in te et per te magnum opus coepit, perficiet idem et construet te in pura et sincera verbi sententia [wohl konkret: dem Verständnis der Einsetzungsworte] tutum et illaesum ab omni inquinamento spiritus illorum, Amen. Candide et
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Mit in diesen Kontext gehört auch ein Brief Rothmanns an den Lübecker Superintendenten Hermann Bonnus (1504–1548) 79. Er datiert vom 12. Januar 1533 und setzt eine bestehende Korrespondenz voraus.80 Bonnus, einst Mitschüler Rothmanns in Münster, war 1531 zunächst Rektor des Katharineums, d. h. der in den Räumen des Franziskanerklosters St. Katharinen neu begründeten Lübecker Lateinschule, und im Jahr darauf Lübecker Superintendent geworden. Er stand Bugenhagen nahe. Als Gewährsmann der Wittenberger hatte Bonnus seinen früheren Mitschüler Rothmann deshalb wohl schon mehrfach vor der Abendmahlslehre der „Sakramentierer“ gewarnt und seine Kritik an diesem inzwischen auch auf die Kanzel getragen. Rothmann gab sich empört.81 Er witterte eine Verleumdung durch Oemeken, den Verfasser der Soester Kirchenordnung, der seit Mitte 1532 ebenfalls in Lübeck lebte und nur wenig später nach Lemgo berufen werden sollte.82 Das ist nicht unwahrscheinlich: Oemeken hatte nämlich bereits in Büderich, wo Brictius sein Helfer gewesen war, die spiritualistische Abendmahlslehre des im Frühjahr 1528 gemeinsam mit Adolf Clarenbach in die Fänge der Kölner Inquisition geratenen Klopriss83 kennengelernt. Auch dessen späteres Wirken in Wassenberg, wo Klopriss seit 1529 Schlosskaplan Werner von Palants gewesen war,84 dürfte ihm kaum verborgen geblieben sein. Als dann auch Rothmann das Abendmahl mit Weißbrot zu feiern begann, war er offenbar sofort alarmiert. Er sandte mahnende Briefe nach Münster und drängte auch mehrere Kollegen (nach Hamelmann: Cotius in Ahlen, Westermann in Lippstadt und Gerhard Hecker [um 1470–um 1538] 85 in Osnabrück) Gleiches zu tun. Als dies keine Wirkung zeigte, wandte er sich nach Wittenberg, Marburg, Lübeck und an andere Orte und entfachte so offenbar eine erste Kampagne gegen Rothmann.86 Rothmann warb um Vertrauen. Wenn Bonnus dies wünsche, wolle er ihm ausführlich über seine Abendmahlspraxis berichten und, falls diese Kritik ver-
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confidenter scripsi. Tu quoque candide et amice accipies. Nam amari et coli te a nobis volo non dubites […]. Sawidis, Hermann Bonnus. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 16–18. – Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 41f (Nr. 23: Rothmann an Hermann Bonnus. Münster, 12. Januar 1533), hier 41: Binas abs te diversis temporibus literas accepi, mi Hermanne, quibus quod hactenus nihil a me responsum est, effecit, quod nuncio carerem […]. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 41f (Nr. 23: Rothmann an Hermann Bonnus. Münster, 12. Januar 1533), hier 41f: Nos certis autoribus didicimus, mi Hermanne, vos istic in publicis concionibus solere nostri idque swermerorum nomine satis odiose meminisse. Ut ingenue dicam, factum hoc supra modum mihi dolet […]. Wie Kapitel 1 Anm. 8. Krumme, Die frühreformatorischen Bewegungen im Jülicher Land, 65f. Wie Kapitel 2 Anm. 45. Beckmann, Augustiner-Eremiten-Kloster zu Osnabrück. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 14. Vgl. auch aaO, 46.
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diene, auch dessen Belehrung annehmen. In der Sache indes wich er Bonnus aus.87 Auch hier zerbrach damit wohl eine alte Freundschaft. Ganz Ähnliches überliefert Hamelmann für die Folgezeit auch im Blick auf Brictius und Rothmanns alten Freund (veterem amicum) Cotius. Sogar deren Frauen (Brictius Frau war immerhin Rothmanns Schwester) sollen demnach alles versucht haben, um Rothmann von der Aufgabe der Kindertaufe abzuhalten. Wie schon Löffler meinte, wird Hamelmann das Folgende „von Cotius oder dessen Frau erfahren haben“88: Als Brictius kurz vor der Disputation [vom 7./8. August 1533] gewittert hatte, dass sein Schwager Rothmann zu einem Täufer geworden war, hat er den Mann wegen des begonnenen Unterfangens heftig getadelt. Und als er damit nichts erreichte, fleht die Frau des Brictius ihren Bruder Rothmann an; und mit Worten, Bitten, ja, mehr noch, sogar mit Tränen bedrängt und beschwört sie ihn, von seinen Vorhaben abzulassen, „Denn wenn du so weitermachst“, sagt die Schwester, „mein Bruder, so verdirbst du nicht nur dich, sondern auch diese Stadt und führst [sie] in den Untergang“. Der aber, weil er sah, dass er bei den Auswärtigen längst verächtlich geworden und bei vielen [sogar schon] verhasst war, hat gleichsam wie verhärtet geantwortet: „Ich werde auf jegliche Weise vorgehen, in der meine Dinge vorangehen“.89 Unterdessen ist Magister Gerhard Cotius aus Ahlen [….] nach Münster gekommen und verabschiedet sich von Rothmanns Schwager Brictius, dem Prediger an St. Martini. Und nachdem die Einwohner Münsters schon seit mehreren Wochen […] den Dienst des Cotius und gewisser anderer erbeten hatten und Cotius unterdessen auch schon nach Lemgo berufen war, hat er seinen alten Freund Rothmann gefragt, etliche Male auch nach dem Rat des Brictius dessen Urteil zu erforschen gesucht, weil noch nicht in allem mit Händen zu greifen war, was Rothmann dachte. Aber der hat Cotius nicht im Hause haben wollen. Als aber die Frau des Cotius endlich einmal zufällig auf Rothmann getroffen war und ihm seine Feindschaft vorgeworfen hatte und ihm daraufhin dargelegt hatte, dass ihrem Mann bereits eine Stelle in der Stadt Münster angeboten worden sei, gleichzeitig aber auch eine in Lemgo in der Grafschaft Lippe, und dass sie deshalb im Namen ihres Mannes zu wissen wünsche, was er jenem rate, da hat dieser [Rothmann] geantwortet: „Meine Schwester, Dein Mann soll die andere Stelle nehmen; denn es wil hier [in Münster] nicht gutt [für ihn] werden.“
87 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 41f (Nr. 23: Rothmann an Hermann Bonnus. Münster, 12. Januar 1533), hier 42: Audio rem sacramenti huic vestrae in nos rixae occasionem dedisse. Itaque quid hic in nobis desideretis, significate, et si satisfacere vobis nequeamus, ut revera non comprobabitur ulla hic perversa opinione nos laborare, vestram instructionem haud gravatim amplectemur. Interea ferte nos fratres quaeso et cavillas deponite […]. 88 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 34 Anm. 3. 89 Vgl. den Nachspruch zur Rothmanns Schrift Bekenntnis von beiden Sakramenten (Oktober 1533): Myth Goddes hulpe! Eth ys gedruckt, de dat wort Goddes gerne wolde meren [Rothmann]. Al solde em dat kosten den madenzack myt dem leuen. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 195.
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So hat das eigene Gewissen den Mann verklagt. Das erzähle ich [Hamelmann] hier deshalb, um zu zeigen, dass dieser Mann dem israelitischen König Saul geglichen hat, der sein übles Beginnen etliche Male erkannt hat und dennoch nicht zur Besinnung gekommen ist oder von seinem Unterfangen abgelassen hat.90
Auch Cotius, der ja bislang zu Rothmanns engsten Freunden gezählt hatte, kehrte sich nun von diesem ab. In seiner Zeit in Lemgo stand er in vertrautem Kontakt mit Brictius91, Bugenhagen92 und Antonius Corvinus (1501–1553) 93 in Detmold94. Auch im Blick auf das Abendmahl votierte er nun klar im Sinne Wittenbergs. Dass dies in Münster anders gewesen war, zeigt die Abschrift eines Bekenntnisses, die sich im Soester Stadtarchiv erhalten hat. Der kleine Text erscheint hier direkt unter dem bereits erwähnten Abendmahlsbekenntnis des Brictius vom August 1533.95 Er dürfte also in etwa zeitgleich entstanden sein und lässt darauf schließen, dass auch Cotius zuvor eine spiritualistische oder doch zumindest entschieden oberdeutsche Position vertreten hatte: Confessio Gerhardi Cotij de coena Domini Confiteor et indubitanter credo, [gestrichen: quales] cum christiani ad redemptionis eoru(m) p(ec)cator(um) memoriam & a(n)nu(n)tiatione(m) mortis Christi congregati ex eodem pane et calice D(omi)ni participant, interiorem ho(m)i(n)em, qui sp(iri)tualis
90 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 34f: Cum paulo ante disputationem olefecisset Brixius suum affinem Rothmannum factum anabaptistam, graviter hominem admonuit de mundo instituto et cum ille nihil proficeret, adoritur fratrem Rothmannum uxor Brixii et verbis, precibus, imo etiam lacrimis obsecrat et deprecatur eum, ut discedat coeptis, „aut si ita pergas“, ait soror, „mi frater, te et hanc urbem perdes et in exitium duces.“ Is tamen cum videret se iam abiisse in contemptum apud exteros et odiosum multis, quasi induratus respondit: „Ego sic progrediar, quocumque meae res cedant.“ Interea venit M. Gerhardus Cotius Ala […] Monasterium et divertitur apud affinem Rothmanni Brixium, concionatorem Martinianum, et postquam iam post aliquot septimanas […] petiissent ministerium Cotii et quorundam aliorum Monasterienses et interim Cotius Lemgoviam vocatus quoque esset, quaesivit veterem amicum Rothmannum aliquoties etiam de consilio Brixii exploraturus eius iudicium, quia nondum erat omnibus manifestum, quid sentiret Rothmannus. Sed is noluit esse Cotio domi. Tandem cum Cotii uxor incidisset casu in Rothmannum et exposuisset suam adversitatem ei, deinde adiecisset iam suo marito oblatam conditionem in urbe Monasteriensi et simul Lemgoviae in comitatu Lippiae seque petere nomine mariti, quid illi suadet, respondit: „Mi soror, sequatur maritus alteram conditionem; denn es wil hier nicht gutt werden“. Ita propria conscientia hominem accusavit. Haec propterea huc refero, ut ostendatur hominem istum Israelitico regi Saulo similem fuisse, qui aliquoties agnovit suum malum conatum et tamen non resipuit vel destituit ab instituto. 91 Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 406–410. 92 Wasserbach, Hamelmanni Opera Genealogico-historica, 1067f. 93 Scheible, MBW 11, 306f. – Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 129 (Porträtholzschnitt). 94 Wasserbach, Hamelmanni Opera Genealogico-historica, 1068f. 95 Wie Kapitel 5 Anm. 39.
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est, ibi vere manducare corpus Christi et bibere sanguinem Christi adhibito verbo, cui creditur.96
Abbildung 4: Gerhard Cotius (Schlipstein; † 1562) legt im Vorfeld der Disputation vom 7. und 8. August 1533 sein Verständnis des Abendmahls dar (spätere Abschrift) Handschrift, Papier Stadtarchiv und Wissenschaftliche Stadtbibliothek Soest (StA Soest) Bestand A 6384 Bl. 1r (Ausschnitt)
Wie ein Brief Rothmanns an einen alten Freund aus Warendorfer Tagen (Hermann Regeward) belegt, haben ihm die damaligen Trennungsprozesse durchaus zu schaffen gemacht (Mirum, quantum Lutherani negotium moliantur in nos […]). Zumindest dem späteren Täufer gegenüber gab er sich aber betont zuversichtlich: Sed non timemus, quin Dominus rem bene fortunabit.97 Schon im Spätsommer 1532 hatte Rothmann dann nach eigenem Bekunden erste Kontakte mit Täufern. Wie er seinem früheren Förderer von dem Busche am 6. September 1532 berichtete, hatte er ihnen zunächst widerstanden, fürchtete aber, dass sich der Druck an dieser Stelle schon bald erhöhen würde: Ich habe nämlich schon mit Täufern zu tun gehabt, die uns aber zur rechten Zeit wieder verlassen haben; doch im Aufbruch haben sie gedroht, dass sie mit größerer Macht zurückkehren würden. Wohlan, wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein98? 99 96 StA Soest A 6384 (Confessio Gerhardi Cotii de coena Domini). – Zur Deutung: Das vere manducare corpus Christi et bibere sanguinem Christi in der Schlusszeile sichert den kleinen Text zwar ab (auch im Blick auf die Wittenberger). Es bleibt aber spiritualistisch rückgebunden (interior homo, qui spiritualis est). Klar im Vordergrund steht dann auch die Gemeinschaft der zur Vergegenwärtigung (memoria) der Vergebung ihrer Sünden und zur Verkündigung (annuntiatio) des Todes ihres Herrn versammelten Christen (congregatio), die an demselben Brot und Kelch (ex eodem pane et calice) teilhaben. Das Heil wird ihnen durch die Worte der Einsetzung zuteil, wenn und sofern sie diese im Glauben annehmen (adhibito verbo, cui creditur). – Ich danke meinem Kollegen Andreas Biermann (Bielefeld), der mich in ganz selbstloser Weise an diesen mir aus dem Blick geratenen Text erinnert hat. 97 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 43 (Nr. 25: Rothmann an Hermann Regeward. Münster, 2. Juni 1533) mit Anm. 1f. 98 „Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein?“ (Röm 8,31). 99 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 36 (Nr. 19: Rothmann an Hermann Buschius. Münster, 6. September 1532): […] Jam enim cum anabaptistis mihi negotium fuit, qui iam nos ad tempus reliquerunt; sed profecti redituros se maiori vi comminati sunt. Porro, si Deus pro nobis, quis contra nos? […]. – Vgl. auch den Bericht des Dorpius bei Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 229.
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Die Verheißung sollte sich erfüllen. Als Melanchthon im Mai 1533 von Rothmanns Abkehr von der Kindertaufe hörte, schlug das Verhältnis zu diesem dann auch bei ihm in eine nur noch mühsam kaschierte Gegnerschaft um.100 Das Tischtuch zu den Wittenbergern war zerschnitten. Bald war dieses Faktum auch unter Rothmanns Gegnern bekannt. In seiner oben bereits erwähnten Antwort auf die Thesenreihe Rothmanns vom August 1532 schrieb Christianus Adelphus: Bernt Rothman hefft sick seluest vorheuen [überhoben; angemaßt] up den predikestoel voer den gemeinen volke, he achte numande nach [weder] Erasmum, nach [noch] Lutherum, nach [noch] Philippum Melanchthonem, nach [noch] geinden [keinen] gelerden man der werlt, he [Rothmann] hebbe recht in al sinen saken, he hebbe dat woert godes recht gevatet, he hebbe den hilligen geist.101
Gemeint war damit wohl eine Predigt aus dem Frühsommer 1533. Sie fand ihren Niederschlag auch in den Akten der Disputation vom 7. und 8. August 1533.102 Wie einsam es nun um Rothmann wurde, spiegelt sich auch in den Soester Quellen. Zwar hatte Glandorp noch im März 1533 einen Ruf nach Soest abgelehnt.103 Nachdem er im Januar 1534, nun in offener Opposition zu Rothmann stehend, sein münsterisches Amt verloren hatte, wurde dieser Ruf aber sofort energisch erneuert.104 Dass dabei auch die Wittenberger (vielleicht sogar Me-
100 MBW 1329: Melanchthon an Bernhard Rothmann [in Münster]. [Wittenberg, ca. Mai? 1533]. 101 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 57 (Bescheytlick und unstrafflyck antwort up de duytsche articulen Bernt Rothmans, uproerschen predicanten zo Moenster yn Westphalen. 1534; hier Ga). 102 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 96: Want so auch her Berndt gepr(ed)iget, men solde nicht achten up Doctoren, Meistere, gelerten, Herrn, Fürsten und Stette, de hedden dat rechte Euangelion nicht, dat ma(r)kede man by oehren fruchten [vgl. Mt 7,16.20] woll, dan man solde by siner [Rothmanns] lher bliuen, dat wer dat recht Euangelion. – „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? […] Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Mt 7,16.20). – Vgl. auch aaO, 98: Mann solle nicht achten up Doctoren und Licentiaten, Meister off ander gelerten, oick nicht up fursten und herrn, stende, ryke offte stede, sunder allein up dat pur rein wort gottes. Eth were dat Euangelion wall by voelen angefangen und wer oick wall recht; dan men ilede [eilte] nicht durch de rechte straete na dem huiß gotes; dat dat Euangelion noch nicht recht wer, merckt men by den fruchten woll. Provoziert war diese Äußerung wohl durch das ablehnende Gutachten der Marburger Theologen über Rothmanns Kirchenordnung vom April 1533. 103 StA Soest A 6374 (Absage Magister Johannes Glandorps, ein Predigtamt in Soest zu übernehmen. 1533 März 15). 104 StA Soest A 6377 (Schreiben der Stadt Soest an den Magister Johann Glandorpius mit der Anfrage, ob er nach seiner Vertreibung durch die Wiedertäufer aus Münster ein Prädikantenamt in Soest aufnehmen wolle. Entwurf. 1534).
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lanchthon selbst) ihre Hände im Spiel hatten, ist wahrscheinlich, lässt sich aber vorerst nicht sicher nachweisen.105 Alle Versuche, zusätzliche Prädikanten nach Münster zu holen, schlugen fehl. Sie richteten sich vor allem auf Johannes Pollius (um 1490–1562) 106, einen von Graf Konrad von Tecklenburg (1501–1557) 107, dem „dollen Cord“, an die Stadt Soest ausgeliehenen Prediger mit breitem humanistischem Hintergrund (Pollius war ein Schüler des Eobanus Hessus108).109 Daneben im Gespräch war aber auch ein sonst nicht nachweisbarer Mann mit dem Humanistennamen Johann Graecius.110 Nach der Disputation vom August 1533 (Preisgabe der Kindertaufe) wollte dann jedoch auch Pollius nicht mehr ins täuferische Münster.111 Nachdem er seit dem Februar 1533 Koadjutor des Soester Superintendenten de Brune gewesen war,112 kehrte er zu Ostern 1534 wieder nach Rheda zurück. Die offizielle Distanzierung auch der Straßburger von Rothmann erfolgte erst im März 1534. Sie war – auch wenn sie sich äußerlich als eine Gemeinschaftsarbeit gab113 – ein Werk Capitos. Das Buch trug den Titel Bericht ausz der heyligen geschrift von der recht gottseligen anstellung vnd haußhaltung Christlicher gemeyn/ Eynsatzung der diener des worts/ Haltung vnd brauch der heyligen Sacramenten. […] Durch die Prediger des heyligen Euangeli zu(o) Straßburg/ der 105 106 107 108 109
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Vgl. Overmann, Johannes Glandorp, 24. Bauks, Die evangelischen Pfarrer in Westfalen, 389 (Nr. 4831). Bentheim, Anna von Tecklenburg (Literatur). Wie Kapitel 4 Anm. 73. Pollius, Johannes, [Beiträger:] Hessus, Helius Eobanus, DE TRIBVS // MONSTRIS ECCLESIAM // uastantibus poema Ioannis Pollij // Vesphali. // CARMINA IOANNIS // Pollij, de fide, spe, charitate. de prece et Ieiunio, // deq(ue) priorum cruce […] // […] //. (Marburg: Christian Egenolff d.Ä. 1539) (VD16 P 4027) (Weitere Ausgaben: VD16 P 4018 und VD16 P 4020). – [Beiträger:] Derselbe/Lonicer, Johannes d.Ä./Lonicer, Adam/Rudolph, Kaspar/Lorichius, Reinhard/Walther, Rudolf d.Ä./Syring, Justus/Agricola, Decius/Schets, Gaspar, EPITAPHIA // ALIQVOT EPIGRAMMATA IN // mortem Clarissimi poëtae Helij Eobani // Hessi: pleraque in Academia Mar-//tisburgensi, qu(a)edam etiam ali// bi a uiris doctiss(imis) com-//posita. // […] //. (Marburg: Christian Egenolff d.Ä. 1540) (VD16 E 1738). – Gwalther, Rudolf, [Beiträger:] Lonicer, Johannes/Pollius, Johannes, MONOMA//CHIA DAVIDIS ET GOLIAE, // & Allegorica eiusdem expositio, Heroico carmi/ //ne descripta, una cum alijs quibusdam […] // RODOLPHO GVALTHERO // […] authore. // (Epicedia & Epitaphia //) // […] //. (Zürich: Christoph Froschauer d.Ä. 1541) (VD16 W 1124). StA Soest A 6371 (Schreiben der Stadt Soest an die Stadt Münster wegen der erbetenen Absendung der Prädikanten Johann Polhenne [Pollius] und Johann Graecius nach Münster. 1533). StA Soest A 6375 (Erlaubnis Graf Konrads von Tecklenburg für Johann Pollius, sich zur Vermehrung des göttlichen Worts über den Winter nach Soest zu begeben. 1533 August 27) und StA Soest A 6376 (Schreiben der Stadt Münster an die Stadt Soest wegen der erbetenen vorübergehenden Tätigkeit des Magisters Johannes Pollius in Münster. 1533 Oktober 13). StA Soest A 6373 (Schreiben Graf Konrads von Tecklenburg an die Stadt Soest wegen des von dieser erbetenen Prädikanten Johannes Pollius. 1533 Februar 15). Unterzeichner des Widmungsbriefes waren D. Wolff(gang) Capito. C(aspar) Hedio. Mar(tin) Bucerus. vnnd anndere prediger des heyligen Euangeli zu(o) Straßburg. Aiij.
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Stat/ vn(d) kirchen zu(o) Münster in Westfal/ erstlich geschriben (Straßburg: Matthias Apiarius 1534).114 Vorausgesetzt war dabei nicht nur die Kenntnis von Rothmanns Antwort auf das von den Marburger Theologen über seine Kirchenordnung verfasste Gutachten,115 sondern auch die der (in Straßburg erhaltenen) Akten der Disputation vom 7. und 8. August 1533116 sowie die des im November erschienenen Bekenntnisses von beiden Sakramenten, Taufe und Nachtmahl.117 Man hat hier im Grunde Capitos letztes Wort zu Rothmann (Herr[n] Bernhart) vor sich. Dabei ist in der Frage der Kindertaufe zwar längst alles entschieden. Hier hat Bucer schon im Dezember 1533 seine scharfe Kritik formuliert (Quid de baptismate infantium iuxta scripturas Dei sentiendem) 118.119 Im Blick auf die Deutung des Abendmahles sieht sich Capito aber doch veranlasst, die eigene Position möglichst präzise von den auffällig oberdeutsch formulierenden Darlegungen Rothmanns in dessen Antwort an die Marburger120 abzusetzen.121 Außerdem wird innerhumanistische „Trauerarbeit“ geleistet: Das als sophistisch, nein, bösartig empfundene Verhalten Rothmanns gegenüber ihrem gemeinsamen, bald nach der Disputation verstorbenen Freund von dem Busche (vnser[m] liebe[n] herr[n] vnd bru(o)der Hermannus Buschius) wird von Capito mit für ihn hoher Emotionalität und in bewusst direkter Adressierung bloßgestellt.122
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VD16 B 1831. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (129) 130–138, hier 129f. aaO, (94) 95–119, hier 94. aaO, (138) 139–195. Bucer, Martin, QVID DE BAPTISMATE // INFANTIVM IVXTA SCRI/ //pturas DEI sentiendum, ex/ //cussis, quaecu(mque) uel pro hac // obseruatione, uel con//tra eam, adfer/ //ri solent. // Epistola ad quendam hac in re // impulsum […] // […] //. (Straßburg: Matthias Apiarius 1533) (VD16 B 8905). – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (8) 8–35. Zu Bucers Quellen und seinen Kontakten zu von der Wyck s. hier 8f. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 46–49 (Nr. 28: Martin Butzer an Rothmann. [Straßburg, Dezember 1533]) mit 46f Anm. 2. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 136–138 (Antwort auf den Ratschlag der Theologen zu Marburg. Ca. Juli 1533). Wie Kapitel 5 Anm. 114, hier Aijb–Djb (Kapitel 24–27). Wie Kapitel 5 Anm. 114, hier uijb–uiijb. – S. unten Kapitel 8 Editionen 5.
6.
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Nicht nur im Vorfeld, sondern auch noch im Täuferreich selbst hat Rothmann in vielem als Humanist agiert. Dies belegen seine Schriften. Nimmt man ihr Zeugnis ernst, ergeben sich viele Präzisierungen gegenüber der bisherigen Deutung des späten Rothmann durch Martin Brecht.1 Rothmanns Sakramentsbegriff ist und bleibt ein humanistischer. In seinem Bekenntnis von beiden Sakramenten, Taufe und Nachtmahl vom Oktober 15332 definiert er ihn wie folgt: Sacramentum ys eyn latynisch wort, kumpt her van Sacer, dat heth hyllich [heilig], dar van nu sacramentum, vnde heth sacramentum al dat genne [dasjenige], dat mit edes [Eides] of dergelicken verplichtynge [Verpflichtung] gehandelt wort, als mit namen dat also gheschuit, dat dar medde wat sunderlynges [Besonderes] vnd hilliges voergenommen vnd angherichtet wört, welck werck sölker menunge gheschuyt [geschieht], als de landes knechte syck oerem hoeuetmanne [ihrem Hauptmann] mit uprichtunge der vynger [Schwurhand] thom stryde [Kampf] verplichten […]; item dat vrunde syck vnder malkanderen [unter einander] de hant geuen, gast gauen schencken [Gastgeschenke machen], vnd wat der geliken handel mit edes, geloues [Gelübde] vnd truwe ofte der geliken verplichtinge gehandelt werden, [die] mögen Sakramente na synem naturlycken verstande genoemt werden. Merck nu hir wal: Sacramentum heth eygentlycke geyn [kein] wesentlick dinck [materielles Ding], als lijf, broit, wijn ofte water, dan [sondern] Sacramentum heth allerley geschichte [Angelegenheiten], welcke mit edes verplichtinge [eidlicher Verpflichtung] geschehen vnd gehandelt werden. So mostu Sacramentum nu nycht up yennich [irgendein] wesentlyck dinck verstaen, dan [sondern] up dat werck, dat gheschuit […]. Alsus, wanner dat wort Sacrament in dusser syner naturliker bedudinge [Bedeutung] recht genommen wort, so wort eth nicht vnrecht van der doepe vnd auentmal ghespraken [auf die Taufe und das Abendmahl angewandt], want beide, doepe vnd auentmael, so dane [welche] insathe Christi [Einsetzungen Christi] syn, de wi gelick als mit edes verplichtinge vnd verbyndinge, ock mit hoegesten ernste soellen gebruken vnd 1 Brecht, Theologie Bernhard Rothmanns, 72–82. 2 Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 94f (Nr. 33) (Rita Kauder-Steiniger).
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hanthaven, dar tho se Christus beuallen heft. Vnd dat meer dat werck, wo vnd mit wat gemöte [Gestimmtheit] dat geschehe vnd ghehandelt werde, dan yennich [irgendein] ander dinck in beyden sal angesehen […] werden.3
Noch im Oktober 1534 ist Rothmanns Sakramentsverständnis demgegenüber kaum verändert. Dies zeigt seine Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre.4 Sie ist eine Werbeschrift und richtet ihren Blick vor allem auf den Niederrhein (Herzogtum Jülich) und die Niederlande, beides stark durch den Humanismus geprägte Landschaften. Um hier Menschen für das bedrängte Täuferreich von Münster zu gewinnen, bietet Rothmann folgende Darstellung und Begründung der münsterischen Abendmahlspraxis: Van dem gebruck des Nachtmals. De [biblischen] schriffte wyßen daruan an [beschreiben ihn so], Christus hebbe ydt gebruket in einen gemeinen zadel [Saal], vnd dat na dem Auentmael in slechter [schlichter] wise, dar he sinen Yu(e)ngeren vnde leiffhebberen [seine herzlich verbundenen Freunde] vorsamelt hadde. Desgeliken betu(e)get [bezeugt] ock Paulus. Nemptlik, dat de Christgelo(e)uigen sint tho hoipe [zusammen] gekommen, hebben van einen brote gegettenn vnd van einenn kelcke gedruncken, nicht dat lyff [Leib] dar medde tho spysen, dan dar tho ethen se tho hu(o)s vor offte na [zuvor oder im Anschluss daran], wan se wolden, mer [sondern] tho einer hilliger lo(e)singe [Verkündigung, Proklamation] des dodes Jesu Christi vnde verbu(e)tenysse [Verbindung, Zusammenschluss] der vngeferfder Christliker leiffde.5 Also ys nu des Nachtmaels gebruck ock by vns vp den swange [in Gebrauch]. Wyr vorsammelen vns vp eine gelegen platze vnde stede, verwachten ein anderen [warten aufeinander], dat wy tho hope [zusammen] kommen, ein yder myt vndersochten [geprüftem] herten, vp dat wy werdichlicken [würdig] hen tho gaen mo(e)gen, [um] mit warem gelouen den doith des Heren tho verku(e)ndigen vnde in rechter leiffde [Liebe] tegen einandderen dat broit myt ein anderen tho brecken, dar na bidden wy eindrechtichlick tho Godt vor allerley no(e)dyge saken, in sunderheyt vo(e)r vnse leuen bro(e)ders vnd su(e)sters, de noch dem draken [Teufel] vnderhanden syn etc.,6 darna so ergent ein mangel in der gemeinte mo(e)chte syn, de wert dan ock geschyrt [behoben] vnd gebettert. Alsus hefft de Heer [bei uns] syn Nachtmael wedder gerestituert [erneuert], vnde [er hat] der haluen ock altydt verschaffet, wanner wy dar tho vorsamelt sint gewesen, dat wy myt hemelscher segen vnde anderen geystlicken gauen sint rycklick [reichlich] er3 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 141 (Bekenntnis von beiden Sakramenten. Oktober 1533). 4 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (208) 210–284 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534). – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 184f (Nr. 74) (Rita Kauder-Steiniger). 5 Vgl. 2Kor 6,6: „In Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe.“ 6 Also zumindest potentiell auch die umworbenen Leser der Schrift.
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quicket geworden. Also dat wy des van nu beß in ewicheit nummermeer genochtsam dancken ko(e)nnen.7
Auch an anderen Stellen schlägt Rothmanns humanistische Prägung immer wieder durch. Wo dies seine Argumentation stützen kann, beruft er sich gern und ausgiebig auf die Kirchenväter, besonders auf die asketischen Schriften des späten Tertullian (ca. 160/170–nach 220) 8 oder die Werke des Origenes (ca. 185/ 186–ca. 253/254) 9.10 Er schätzt die erstmals 1521 bei Johann Froben in Basel erschienene Tertullian-Ausgabe11 des Erasmianers Beatus Rhenanus (1485– 1547) 12, der eyn sunderlinghe verfahren [erfahrener] man in den historien is.13 Zur Begründung der münsterischen Abendmahlspraxis zitiert Rothmann nicht nur Heinrich Bullingers (1504–1575) 14 De origine erroris in negotio eucharistiae ac missae (Basel 1528) 15, sondern übernimmt auch ganze Passagen aus Sebastian
7 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 258 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534). 8 Moreschini, Art. Tertullian, Sp. 172–174 (Literatur). 9 Markschies, Art. Origenes, Sp. 657–662 (Literatur). 10 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 131 (Cyprian als Zeuge für die Erwählung von Diakonen); 134f (Tertullian, Hilarius und Origenes sowie die Bestimmungen der Konzilien von Laodicea [320] und Braga [563] als Belege für die Ursprünglichkeit der Erwachsenentaufe); 154f (Origenes und Tertullian als Zeugen für die unbedingte Notwendigkeit einer dem Sakramentsempfang vorzuschaltenden, gemeinschaftlichen und persönlichen Heiligung); 156 (die altkirchlichen Kollekten als Beleg für die ursprüngliche Praxis, nur zu Ostern und zu Pfingsten zu taufen); 170f (das Decretum Gratiani und Tertullian als Zeugen für die der Erwachsenentaufe vorausgehenden Zeremonien des Katechumenates, der Confessio vor dem Bischof und der Absage an den Teufel [Abrenuntiatio]); 184f ([Pseudo-]Clemens, Augustinus, Tertullian, Cyprian, Irenaeus, Euseb von Caesarea und Ambrosius als Gewährsleute für verschiedenste Veränderungen in der Abendmahlspraxis der Alten Kirche); 189 (Tertullian als Gewährsmann einer figürlichen [figurlicke(n), bildlichen, symbolischen] Deutung der Einsetzungsworte des Abendmahls); 218 (schon Linus, Clemens, Marcell von Ancyra, Dionysios Alexandrinus und Tertullian rücken von der Lehre der Apostel ab); 337 (Irenaeus, Tertullian und Laktanz als verblendete Interpreten der biblischen Eschatologie); 371 (selbstverständlicher Rückgriff auf die Psalmenübersetzung des Hieronymus) u. ö. 11 Rhenanus, Beatus/Pellikan, Konrad, OPERA // Q(UINTI) SEPTIMII FLORENTIS TERTVL/ //liani inter Latinos ecclesiae scriptores primi, sine quorum le//ctione nullum diem intermittebat olim diuus Cyprianus, // per Beatum Rhenanum Selestadiensem e tenebris eruta // atque a situ pro uirili uindicata, adiectis singulorum libro//rum argumentis & alicubi coniecturis, quibus uetustissimus // autor nonnihil illustratur […] // […] //. (Basel: Johann Froben 1521) (VD16 T 559). 12 Muhlack, Art. Rhenanus, Sp. 656–710 (Literatur). 13 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 171. 14 Campi, Art. Bullinger, Sp. 1858f (Literatur). 15 Bullinger, Heinrich, DE ORIGI=//NE ERRORIS, IN NEGOCIO // EVCHARISTIAE, AC MIS/ //SAE, PER HEINRY/ //CHVM BVLLIN/ //GERVM. // […] Appendix. // De Romani Pontificis authoritate, quando, a quibus // quae arte, in tanta(m) imperij gloria(m) subuectus sit. // […] //. (Basel: Thomas Wolff 1528) (VD16 B 9653) (weitere Ausgabe: VD16 B 9680).
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Francks (1499–1542) 16 – reich mit patristischen Belegen unterfüttertem – Zeytbu(o)ch und Geschychtbibel (Straßburg 1531) 17.18 Damit sind hier zugleich auch immer die Kommentare des Erasmus von Rotterdam präsent.19 Was Rothmann interessiert, sind vor allem die liturgiehistorischen Zusammenhänge. Das erinnert an seine Anfänge im Münsterischen Schulhumanismus der 1520er Jahre (De maximorum pontificum ceremoniis epitome, 1526).20 Während Rothmann das ihm von den Humanisten zur Verfügung gestellte historische Material weiterhin unbefangen aufgreift,21 lehnt er deren – ihm sichtlich wohlvertraute – rhetorische Traditionen nun zunehmend ab. Sie gelten ihm als irreführend, weil sie relativieren, die direkte Inanspruchnahme der biblischen Aussagen erschweren und damit je länger je mehr auch die von den Täufern erhoffte irdische Realisierung der biblischen Eschatologie zweifelhaft machen: Dat erste ys, dat se [die Humanisten] seggen, men mothe de schrifft geistlicke verstaen, dat ys inwendich vnd nicht vthwendich. Dat anderde ys, dat se de schrifft mit den figuren der Rhetoricken vthleggen, als war de belo(e)fften gro(e)tter sin dan se begrypen offte verstan konnen, vnde [wenn] de schrifft anders luith, dan na eren synne, ßo seggen se, dar [das] sy hebreyssche offte grekissche arth der sprake.22 Item dar [das] se(i) Hyperbole23, Methathesis24, Aleosis, dat ys o(e)uerwichticheit, versettinghe eynes dinges vnde fro(e)mdt verstant, vnde war [was] der geliken figuren mer sint.25
16 Knauer, Art. Franck, Sp. 208f (Literatur). – Peters, Luther und seine protestantischen Gegner, 125–127. 17 Franck, Sebastian, Chronica/ // Zeÿtbu(o)ch vnd geschycht//bibel von anbegyn biß inn diß ge//genwertig M.D.xxxj. jar. Darin(n) beide Gottes vnd // der welt lauff/ hendel/ art/ wort/ werck/ thu(o)n/ lassen/ kriegen/ wesen/ vnd leben // ersehen vnd begriffen wirt […] // verfaßt. // […] //. (Straßburg: Balthasar Beck 1531) (VD16 F 2065). 18 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 184–186 (Bekenntnis von beiden Sakramenten. Oktober 1533; hier die Kapitel Van dem gebruke der apostolen in brekunge des heren brods vnd holdunge des Nachtmaels Christi sowie Dat dussen obgemelten gebruck de erste kerke rein geholden vnd nageuolgeth hebbe). 19 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 184f (Bekenntnis von beiden Sakramenten. Oktober 1533). 20 Wie Kapitel 3 Anm. 24. 21 Vgl. etwa auch Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 277 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534). 22 So insbesondere Melanchthon in seinen ELEMEN//TORVM // RHETORICES // LIBRI // DVO. // […] //. (Wittenberg: Georg Rhau 1532) (VD16 M 3104). – Rothmann ist also durchaus auf der Höhe des innerhumanistischen Diskurses. 23 Hyperbel (ὑπερβολή): „Übertreffung, Übertreibung“. 24 Schindel, Enargia, Metathesis, Metastasis, 112–119. 25 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 338 (Von Verborgenheit der Schrift. Vor Februar 1535). Vgl. auch aaO, 341–346 (Van geestliken verstande der schrifft vnd van dem dat men de schrifft mit figuren der Rhetoricken vthleggen wyl).
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Selbst Oekolampad, dessen Abendmahlslehre Rothmann nach eigenem Bekunden manches abgewinnen kann, weil er und die synen [seine Anhänger] der warheit mit dem verstande der [Einsetzungs]wort[e] am negesten geschatten [getroffen] 26, wird wegen seiner Vorbehalte gegenüber einer allzu konkreten Eschatologie getadelt.27 Nicht besser ergeht es auch dem einst so geschätzten Melanchthon mit seiner Dispositio Orationis in Epistolam Pauli ad Romanos von 1529.28 Rothmann wirft ihm unumwunden vor, de hillige Go(e)dtlike schrifft […] [zu] b(e)ugen.29 Vnde war dan de schrifft appenbar spreckt, dar verdu(e)steren se de schrifft mit den figuren edder mit der verblo(e)minge der walspreckender vnde lo(e)genhafftiger Rethoriken.30 Eindeutig aus dem „dogmenkritischen Humanismus“ stammt auch die Rothmann nun und fortan leitende Idee einer endzeitlichen „Restitution aller Dinge“ (Apokatastasis).31 Bei deren betont liturgischer Entfaltung in Gestalt einer Übersetzung von Psalm 68 („Der Sieg Gottes. Ein Psalmlied Davids vorzusingen“) 32 greift er ausgiebig, dabei im Einzelnen aber keineswegs unkritisch 26 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 189 (Bekenntnis von beiden Sakramenten. Oktober 1533). 27 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 339 (Ja frilick vnd gewiße, leue Oecolampadi […]) und 366 (Von Verborgenheit der Schrift. Vor Februar 1535): [Zur Auslegung von Mt 22,44 und Dan 7,27:] Item, de Heer sprack tho minen Heren: sette di her tho miner rechterhant, bes dat ick alle dine viande under dine vo(e)te legge [Mt 22,44]. Wider so wyset Daniel klarlick an, welker gestalt dat veerde beest sal vmmekomen vnd van den hilligen towrenen werden, vnd als dan sal alle gewalt, herscopie [Herrschaft] vnd Konickrike, de vnder den gantzen hemmel is, den volcke der hilligen ouerantwordet werden, wo wal hir Oecolampadius dusse wort „vnder den gantzen hemmel“ in siner o(e)uersettinge vthe leth, wante he wil, het sal in den hemmelen vnd nicht vp der erden vnder den hemmel gescheen, vnd leider dusses wo(e)rt wal meer by den geleerden in o(e)ren ouerseten beuunden; wat se nicht en verstaen, dat laten se vthe offte se veranderent, dat het moit al na o(e)ren geleerden verstande gerichtet sinn. – „Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.“ (Dan 7,27). 28 Melanchthon, Philipp, DISPOSI//TIO ORATIONIS IN EPI=//stola Pauli ad Romanos. // ITEM // CHRISTIA//NIS, AN LICEAT LITIGA=//re in iudicio. // […] //. (Nürnberg: Johann Petreius 1529) (VD16 ZV 25787). Weitere Ausgaben: Wittenberg: Josef Klug 1530 (VD16 M 3044) sowie Wittenberg: Georg Rhau 1530 (VD16 M 3045). – Vielleicht eine Erwerbung bei Rothmanns Besuch in Wittenberg 1531? 29 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 343 (Von Verborgenheit der Schrift. Vor Februar 1535). 30 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 341 (Von Verborgenheit der Schrift. Vor Februar 1535). 31 Rosenau, Art. Allversöhnung, Sp. 322f (Literatur). 32 Eine erste Psalmenparaphrase (zu Ps 149,1.6–9: Ein nye Leidt [Lied] dem Könninge in Zion) war von Rothmann auch schon seinem Bericht von der Wrake [Rache] (Dezember 1534) vorangestellt worden. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 285. – „Ihr Mund soll Gott erheben; sie sollen scharfe Schwerter in ihren Händen halten, dass sie Vergeltung üben unter den Heiden, Strafe unter den Völkern, ihre Könige zu binden mit Ketten und ihre Edlen mit
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auf die Paraphrase des Humanisten Johannes Campensis († 1538) zurück,33 der von 1520 bis 1531 als Lehrer des Hebräischen am Löwener „Collegium trium linguarum“ gewirkt hatte. Im Zuge dessen wird bei ihm eine auch schon früher gelegentlich durchscheinende34 nicht unbeachtliche Kenntnis des Hebräischen ersichtlich.35 Dass Rothmann, wie von Dorpius und Hamelmann berichtet, bei seinem Besuch in Marburg 1531 auch den bekannten Erasmianer und Hebraisten Münster aufgesucht haben soll, erscheint in diesem Licht ohne weiteres plausibel.36 Der Begriff der „Restitutio“ (nach Apg 3,21 vulg.) 37 begegnet zunächst im Enchiridion militis Christiani des Erasmus von Rotterdam (erstmals 1503; deutsch: 152038). Er strahlt weit aus und erscheint schon bald auch im Titel wichtiger Werke des „dogmenkritischen Humanismus“, so z. B. dem der Christianismi restitutio (Hagenau 1531) des aus Aragon stammenden Arztes und Antitrinitariers Michael Servet (der in Straßburg ja zeitweise ebenfalls im Hause Capitos gelebt hatte39), aber auch dem der bereits mehrfach erwähnten Göttlicher und Heiliger Schrift [….] Restitution des Johannes Campanus (gedruckt 1532) 40. Eher technischer Natur ist demgegenüber seine Verwendung im Titel einer ebenfalls 1532 erscheinenden Schrift des Zürcher Rates.41 Bei Rothmann begründet der Begriff ein neues historisches Schema. Die „Restitution“, d. h. die Erneuerung des von allen Verfälschungen befreiten ur-
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eisernen Fesseln, dass sie an ihnen vollziehen das Gericht, wie geschrieben ist. Solche Ehre werden alle seine Heiligen haben. Halleluja!“ (Ps 149,6–9). Van den Campen, Jan, PSALMO=//RVM OMNIVM IVXTA // Hebraicam ueritatem paraphra//stica interpretatio, autore Ioanne // Campensi […] // Lo//uanij Hebraicarum lite=// rarum professore. // Denuo recognita. // […] //. (Nürnberg: Johann Petreius 1533) (VD16 B 3154). Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (87f) 88–94 (Disceptatio controversistica. Juni 1532), hier 92. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 371f. Der hier gebotene Exkurs (Volget Eine korthe antekinge tho verstande dusses Psalmes) bewegt sich auf einem erstaunlich hohen exegetischen Niveau (Kritik an den Übersetzungen des Hieronymus und der Paraphrase des Campensis, Bezug auf die Auslegung der Rabbinen etc.). Wie Kapitel 3 Anm. 101. Quem oportet caelum quidem suscipere usque in tempora restitutionis omnium quae locutus est Deus per os sanctorum suorum a saeculo prophetarum. (Apg 3,21 vulg.). Bezzel, Erasmusdrucke des 16. Jahrhunderts, 255–277. Wie Kapitel 3 Anm. 130. Wie Kapitel 2 Anm. 47. Grosser und Kleiner Rat der Stadt Zürich, Bewilligung vnd Confirma=//tion eines Burgermeisters vnnd Ersammen klei=//nen vnd grossen Radts der Statt Zürich/ über die Restituti-//on vnd verbesserung ettlicher ma(e)nglen vnd mißbrüchen/ so // sich by den Dienern des wort Gottes zu(o)getragen: // yetzt von dem ganntzen Synodo Zürich 22. // Octobris im(m) 1532. jar gehalten/ // angesa(e)hen vn(d) angenom-//men. // […] //. (Zürich: Christoph Froschauer d.Ä. 1532) (VD16 Z 585).
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christlichen Lebens (!), beginnt demnach zwar by Luthers tyden, genauer betrachtet aber doch auch schon vor Luther, nämlich yn Erasmo: Wy seggen, de Restitution hebbe begonnen by Luthers tyden, do hefft vns godt den gruwel [Gräuel] vnnde Antichrist tho kennen [erkennen] gegeuen, wy seggen o(e)uerst nicht, dat se gheendiget [beendet] vnde vollenbracht sy. Christus vnnde sine Apostele hadden de Christenheit vollenkommen yn allerleye rechter leer, gelouen vnde leuen vpgerichtet, wo dar van gesacht ys, Synt se nochtans [dennoch] durch de geleerden mit der tidt affgeuallen, hent dat [nachdem] de aller vngelerdesten Ezelen [Esel] de gruwelichsten lo(e)genen vnd affgaderye [Abgöttereien] yngebracht vnde vpgerichtet hebben, Als Mo(e)nniken, Papen vnd de Godtlosen Theologen. Alzo kumpt nu de Heer, wo de olde slange [der Teufel] de geleerden thom affuael [Abfall] yn dem beginne gebru(e)ckt heft, vnde nympt ock de geleerden vp, vnde fenckt dar du(o)rch [durch die Gelehrten] an, dat affgeuallen ys, tho restitueren, Betalt also den duuel recht vnd meth [misst] em mit der gelicken mathe [zahlt es ihm in gleicher Weise heim]. Ydt ys gesacht, dat de affuall mit der tidt ys yngetretten, also ock de Restitution, Vnde wo van bauen dael [beim ersten Mal] de auffuall van denn geleerden tho den vngeleerden vpt gru(e)welickste ghekommen ys, Alzo hefft godt [nunmehr] durch de geleerden angeuangen, Dan durch de vngeleerdesten na der werlt wil he de Restitution vp eth herlickste ynuo(e)ren [einführen], vp dat he alleine den Pryß [Ruhm] hebbe. Dem na su(o) an [sieh hin], wo [wie] yn Erasmo, Luthero, Swinglio [Zwingli] begonnen, Ouerst yn Melchior [Hoffman], Johann Mathyß42 vnde hyr yn vnsen bro(e)der Johan van Leyden43, de gantz vngeleert na der werlt geachtet, de warheit herlick yngeuo(e)rt ys.44
Was sich in diesen Ausführungen niederschlägt, ist das Geschichtsbild des Campanus. Wie für Campanus geht es auch für den „dogmenkritischen Humanisten“ Bernhard Rothmann darum, den noch nicht durch unbiblische Spekulationen verdorbenen Glauben des apostolischen Zeitalters zu erneuern. Haben die Gelehrten (Mönche, Pfaffen, gottlose Theologen) schon in der Vergangenheit (Spätantike und Mittelalter) den Niedergang verschuldet, so droht dies in der Gegenwart, der Zeit der „Restitution“, aufs Neue. Da Erasmus, Luther und Zwingli vom Wege abgewichen sind, schlägt nun, so Rothmann, die Stunde der Ungelehrten (Hoffman, Matthys, van Leyden). Sieht man genauer hin, wird Campanus’ Einfluss auf Rothmann aber auch in dessen trinitarischer Konzeption erkennbar. Diese dünnt seit dem Herbst 1533 42 Bernet, Art. Matthijs, Sp. 912–916 (Literatur). – Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 69 und 96f (Nr. 34) (Rita Kauder-Steiniger). 43 Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 64–251, hier 98 (Nr. 35) (Rita Kauder-Steiniger), 162–169 (Nr. 60–63) (Bernd Thier und Edda Baußmann), 205–215 (Nr. 85–91) (Rita Kauder-Steiniger, Edda Baußmann und Bernd Thier) sowie 234–239 (Nr. 104–107) (Bernd Thier). 44 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 219 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534).
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nämlich zunehmends aus. Das betrifft vor allem die Gottheit und das Personsein des Heiligen Geistes. Der Geist wird für Rothmann nach und nach zur reinen Beziehung, d. h. zum Modus des Einwirkens Gottes in Christus auf den ihm nachfolgenden, um ein heiliges Leben bemühten und deshalb mittels der Taufe von allen Gottlosen abgesonderten Menschen. Die an dieser Stelle zu beobachtende Entwicklung ist in der Tat dramatisch. Anfang 1534 formuliert Rothmann in seinem Bekenntnis des Glaubens und Lebens der Gemeinde Christi zu Münster noch eher unauffällig: […] Desgleichen gleiben [glauben] wir an den heiligen Geist, einen meister der worheit und drester der bedrupten45, mit welichem die reichtgeschaffen in Cristom gleiben, vorsichert unnd vorsigelt werden, also das sie frei und getrost sein und wissen, das ir gleib [Glaube] recht is. Dan [denn] der heilig Geist ist ein pfant unssers erpteils [Erbteils] in Cristo zu unser vorlessong [Erlösung], di wir sein eigenthom sein[,] zu lop seiner herlickeit Epffe. 146.47
Schon in der im Oktober 1534 verfassten Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre tritt der Geist dann aber ganz hinter die Beziehung von Vater und Sohn zurück: De ynholt der gantzen schrifft ys ynn eynen korten [Satz] begrepen [enthalten]. Nemptlick, Godt den almechtigen ynn Christo sinen Sonne entsehen [erkennen] vnde fruchten [fürchten], Welcker ys aller wyßheit anfanck48.49
In der vor Februar 1535 entstandenen Schrift Von Verborgenheit der Schrift kommt es dann schließlich zu einer schroffen Absage an die klassische Trinitätslehre: Dit vermanen wy nicht vergeues [grundlos], dan leyder eth ys vorlanges [seit langem] vnde noch heer [heute] alzo thogegaen, dat sick de menschen mit der ewigen Gotheit tho begrypen [befassen], wo [wie] de vader, Sonne vnd hillige geist ein wesen vnd drey personen [seien], wo [wie] de Sonne van dem Vader getelt [sei]. Item van der hemelschen herscopie [Herrschaft], van den Choren der engelen vnde mit anderen spitzfundigen geswetz der philozophyen alzo bekummert, dat se erer selffs ganz vo(e)rgetten, nemptlick[,] wo [wie] se eer herten solden reynigen vnde den wech der gerechticheit recht durch wanderen […]. 45 Beachte die johanneische Terminologie. 46 „In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.“ (Eph 1,13f). 47 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 197 (Bekenntnis des Glaubens und Lebens der Gemeinde Christi zu Münster. Anfang 1534). 48 „Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang.“ (Ps 111,10; Spr 9,10; Sir 1,16). 49 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 222 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534).
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Hyrumme de hilligen menne[r] Gades, de vth ingeuen [Eingebung] des hilligen geistes Godt recht bekant vnde geschreuen hebben, de hebben van der dreuoldicheit, van Go(e)dtliker gestalt vnd weßen vnd van anderen hemmelschen dingen, de nu ein tijtlanck [Zeitlang] in den hogen scolen [auf den Universitäten] gedreuen sint worden vnd noch vo(e)rhanden, nicht geschreuen noch nagelaten [überliefert], mer [sondern] allein gearbeidet, dat se vo(e)lle [Fülle] mo(e)chten wynnen vnd durch heilsame leer tor salicheit brengen […]. Wyder so wetten wy ock, dat de hyllige Apostolissche Christelike gemeinte van anbeginne nergens meer mede geschoert [geschoren] vnde verwoestet ys worden, dan ouermitz [durch] dat affgodissche vnde tzenckessche [zänkische] gutdunken van der triniteten edder dreuoldicheit. So mot ock wederumme in tiden der Restitution zodane [eine solche] verwo(e)stunge henwech gedan vnd alzo de wech in den tempel geo(e)pent [werden], vp dat de lade des verbundes [die Bundeslade; als Zeichen des Bundes zwischen Gott und seinem Volk] recht geseen moge werden, want dis ys ein groet gruwel vnd klufft [Graben, Hindernis] ock in den wege gewesen, welck den rechten wech tho Godt behindert hefft.50
Für die Erlösungslehre wichtig wird im Gegenzug dazu die „Lehre vom himmlischen Fleisch Christi“.51 Sie gehört in den Kontext einer monophysitischen Christologie (der „himmlische“ Christus als Befreier von der Erbsünde) und ist bei Rothmann offenbar ein weiteres Straßburger Erbe (Melchior Hoffman).52 Im Zuge der schon im Spätmittelalter einsetzenden Rezeption der trichotomischen Anthropologie des ( ja auch von Rothmann hoch geschätzten) Origenes (Geist – Seele – Leib) begegnen eng verwandte Vorstellungen aber auch im „Deutschen Humanismus“, so besonders bei Erasmus von Rotterdam oder auch bei dem vielgelesenen Hans Denck (ca. 1500–1527) 53, einem frühen Schützling Oekolampads.54 Die Erlösung selbst erscheint bei Rothmann mehr und mehr gedoppelt. Gerettet bzw. erlöst wird nur, wer das ihm durch Christus erworbene Heil auch tatsächlich annimmt, es in einem heiligen Leben bewährt55 und Christus eben
50 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 328–330 (Von Verborgenheit der Schrift. Vor Februar 1535). 51 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 199f (Bekenntnis des Glaubens und Lebens der Gemeinde Christi zu Münster. Anfang 1534), 226–230 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534; hier das Kapitel Van der thokumpst Christi int Fleysch vnde sine mensschwerdinge) sowie 317–321 (Von Verborgenheit der Schrift. Vor Februar 1535). 52 Deppermann, Melchior Hoffman, 197–202. 53 Leppin, Art. Denck, 660f (Literatur). – Peters, Luther und seine protestantischen Gegner, 125– 129. 54 Deppermann, Melchior Hoffman, 198. 55 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 231–235 und 244–248 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534, hier die Kapitel Van der erlo(e)zynge vnd genoich doinge Christi sowie Van Holdinge der gebaden Gades vnde guden Wercke).
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darin gelickformich wird56. Der für ihn wegweisende Ansatz seines Lehrers und Mentors Murmellius („christlich-pädagogischer Humanismus“), hinter dem auch bei Rothmann noch deutlich das für Erasmus und dessen Schüler so wichtige Bild des miles christianus (Eph 6,10–20) aufleuchtet,57 wird auf diese Weise gleichsam eschatologisch überhöht. Dem entspricht, dass Rothmann auch in der Frage des „freien Willens“ (d. h. der menschlichen Entscheidungsfähigkeit im Blick auf die Annahme der ihm von Gott angebotenen Erlösung) klar und entschieden gegen Luther votiert.58 Noch in seiner letzten, an Philipp von Hessen gerichteten Schrift Von irdischer und zeitlicher Gewalt aus dem Sommer 153559 bedient sich Rothmann der Sprachformen des antikurialen, den besonderen Wert der „deutschen Nation“ betonenden Humanismus der Zeit nach 1519.60 Man darf vermuten, dass er ihn nicht zuletzt durch seinen Hutten nahestehenden Mentor von dem Busche kennengelernt hat.61 Rothmann gibt sich als im Umgang mit geweldigen erfahren.62 Verifizieren lässt sich dies aber allenfalls im Blick auf Philipp selbst, mit dem er gelegentlich korrespondiert hatte,63 und eventuell auch in Hinsicht auf Bischof Friedrich von Münster.64 56 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 331 (Von Verborgenheit der Schrift. Vor Februar 1535). 57 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 248 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534): Eth ys apenbar vth der schrifft, dat de gudtwilligen Gades dener mothen striden tegen [gegen] den anloip [Ansturm] des bo(e)ßen, de durch anporringe [Anfechtung] des lusten in dem fleissche altydt vndersteit den ridder [Ritter] Christi tho sto(e)rten [stürzen] vnnde tho auerwinnen [überwinden]. […] Hirumme lathe ein yder syn disputeren vnde Godt tho beschu(e)ldigen, als geue he vns de macht nicht, gudt tho doin, vnde weert syn schult, dat wy quadt [Böses] doin, mer ein yder bekrefftige sick in dem Heren, vnde in der macht siner stercke, tehe [ziehe] an den harnisch Gades, dat he bestan ku(e)nne tegen den listigen anloip des düuels [Randnotiz: Ephe. 6(,1)]. 58 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 249–254 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534, hier das Kapitel Van dem fryen Willen). 59 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (372) 373–404. 60 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 382–387 (Von irdischer und zeitlicher Gewalt. Sommer 1535, hier das Kapitel Wo de erdesche gewalt sy erst begonnen). 61 Jaumann, Art. Hutten, Sp. 1191–1196. 62 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 376 (Von irdischer und zeitlicher Gewalt. Sommer 1535): Bernhardt Rothman, eyn dener des ghecrutzigeden Christi [beachte die paulinische Terminologie!]. Allen geweldigen konningen, forsten und richteren der erden! 63 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 50 (Nr. 29: Rothmann an den Landgrafen Philipp von Hessen. Münster, 12. Januar 1534). – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 158–184 (Nr. 9: Sendbriefe des Landgrafen Philipp von Hessen. Nach 10. Januar 1535 und nach 25. März 1535), hier 160: […] Zu dem haben wir [Philipp von Hessen] an Bernhart Rodtmann mermals zu uns, auch der Stat Straspurgk predicanten, zukommen, uns mit ime der lere halben zu besprechen begert, Ewern Burgermeister und Rath der Zeit und ime derowegen mit überschickung gnugsamen gleits und sicherunge vleissig geschrieben, was ursachen aber er ussenplieben, ist ime wissenlich […]. 64 Wie Kapitel 3 Anm. 173.
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Das Ganze soll offenkundig zeigen, dass Rothmann keineswegs der ungeleert grammatista und arm Daventris bacchante ist, als den ihn sein Gegner Rhegius65, ein Mann, der, so der Attackierte bitter, nur uith Cicerone und nicht uith Moise edder Christo lehre, verunglimpft hatte: Ich [Rothmann] byn Ecci discipul nicht gewesen, wowal ick doch oick wal [wohl wie] er [Rhegius] gelerde lude gehort und geseyn hebbe.66 Dass Rhegius einst bei Johannes Eck (1486–1543) 67, dem späteren Luthergegner, studiert hatte, ist Rothmann also sehr wohl bekannt. Dabei schwingt neben aller Verletztheit auch ein Moment der zunehmenden Vereinsamung mit: Auch wenn dies die eschatologische Stunde der „Ungelehrten“ ist, weiß sich Rothmann selbst doch deutlich von ihnen geschieden. Nicht zufällig erfolgen die wichtigsten Antworten auf Rothmanns Schriften dann auch aus den Reihen des „Deutschen Humanismus“ (und zwar einschließlich seiner inzwischen in den Dienst der Reformation getretenen Vertreter). Dieselben setzen schon früh ein und erstrecken sich über dessen ganze Breite. Man hat es hier also mit einem entschiedenen „Abstoßungsprozess“ zu tun. Zu nennen sind hier zunächst Bucers dem münsterischen Syndikus von der Wyck gewidmete Schrift Quid de baptismate infantium iuxta scripturas Dei sentiendum (Dezember 1533) 68, dann aber auch Melanchthons Thesen De deliriis et furoribus Anabaptistarum (gedruckt Wittenberg 1535).69 Sie reagierten auf einen Nachdruck von Rothmanns Restitution, den der Landgraf veranlasst hatte, und kamen bald auch in einer deutschen Übersetzung sowie einer erweiterten
65 Wie Kapitel 1 Anm. 7. 66 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 374f und 397 (Von irdischer und zeitlicher gewalt. Sommer 1535). 67 Wurm, Art. Eck, Sp. 576–589 (Literatur). – Scheible, MBW 11, 385f. 68 Wie Kapitel 5 Anm. 118. – Hier heißt es im Widmungsbrief in deutlich apokalyptischer Stimmung: […] Movit tua me, vir praestantissime [von der Wyck], pro Ecclesia Christi solicitudo, ut epistolam, quam de paedobaptismate ante paucos hosce dies scripsi, revisam ac locupletatam ederem tibique inscriberem. Video Satanam, quamlibet nihil impiorum dogmatum, quo unquam Ecclesia Christi exercitata est, hodie non revocet, damnatione tamen paedobaptismatis grassari amplius et ad caetera omnia viam munire[!]. Hac enim obtrusa a consortio ecclesiae, a schola veritatis miseros avellit perque suos apostolos nullo iam non errore facile imbuit, ita ut hodie passim experimur. Inde est, ut nostri temporis insani dogmatistae[!], quantumvis alias inter se pugnent seseque invicem dire devoveant, omnes tamen in oppugnatione paedobaptismatis conspirent et ab ea initium furoris sui faciant. Hoc itaque studiosius isti omnium haereseωn principio occurendum, in quo cum tu civilibus actionibus adeo implicitus tantopere labores, haud fuit mihi quali quali Evangelii tamen administro cessandum […]. Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 9. – Zu von der Wycks Aktivitäten im Blick auf die Abwehr der spiritualistischen Abendmahlslehre Rothmanns s. Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 70. 69 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (55f) 56–58 (De deliriis et furoribus anabaptistarum. 1535).
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deutschen Fassung heraus.70 Melanchthon bekämpfte hier vor allem die Eschatologie, die Ekklesiologie und die Christologie (Lehre vom himmlischen Fleisch Christi) Rothmanns. Mit in dieses Feld gehört aber auch eine Thesenreihe Nikolaus von Amsdorfs (1483–1565) 71, der als Superintendent von Magdeburg (so seit 1524) in den vergangenen Jahren wiederholt mit „Sakramentierern“ aller Couleur zu tun gehabt hatte, die Contra Zwinglianos et Anabaptistas Themata (1535).72 Auch die Themata erschienen rasch in einer deutschen Übersetzung.73 Sie legten das Gewicht auf die „Sakramentierer“ und deren Schriftverständnis und griffen dabei neben Zwingli und Oekolampad auch die von Rothmann geschätzten Straßburger Theologen sowie Sebastian Franck74 an. Die in ihrer Wirkung greifbarste Replik auf Rothmanns Schriften wurde dann Rhegius’75 Widerlegung der Munsterischen Valentinianer und Donatisten (Wittenberg 1535).76 Sie reagierte auf einen Hilferuf aus Osnabrück, den ihm der in Bramsche geborene lüneburgische Sekretär Wichmann übermittelt hatte.77 Er stammte, so Hamelmann, von den dortigen proceres (Vornehmen), die ein 70 Melanchthon, Philipp, Etliche Propositiones wider // die lehr der Widerteuffer gestelt durch // Philip(pum) Melanth(onem) // […] //. (Wittenberg: Josef Klug 1535) (VD16 M 3312). – Derselbe/Martin Luther, Newe zeitung vo(n) den // Wider tauffern zu Münsster. // Auff die Newe zeitung von Münster // D. Martini Luther Vorhede. // Propositiones wider die Leher der // Wider tauffer gestelt durch Philip(pum) Melanch(thonem) // Wider das Gotzlesterlich vnd schent=//lich Buch/ so zu Münster im truck neulich ist // außgangen/ etlich artikel gestelt/ durch // Phil(i)p(pum) Melanch(thonem) zu Wittenberg. // […] //. (Nürnberg: Hieronymus Formschneider 1535) (VD16 N 874). – Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 59–61 (Etliche Propositiones wider die lehr der Widertauffer gestellt durch Philippum Melanth[onem]. 1535) sowie 62–68 (Wider das gotzlesterlich und schandlich buch so zu Münster im druck neulich ist ausgangen etliche artickel gestellet durch Philip[pum] Melanchton zu Wittenberg. 1535). – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 202f (Nr. 83) (Rita Kauder-Steiniger). 71 Scheible, MBW 11, 67–69. – Dingel, Nikolaus von Amsdorf. 72 Amsdorf, Nikolaus von, CON=//TRA ZVVINGLIANOS // et Anabaptistas themata. // […] //. (Magdeburg: Michael Lotter 1535) (VD16 ZV 531). – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (68f) 69–73 (Contra Zwinglianos et Anabaptistas Themata. 1535). – Auch im Blick auf die Situation in Soest war seine Kennerschaft Ende 1532 gefragt. S. unten Kapitel 8 Editionen 4. 73 Amsdorf, Nikolaus von, Widder die // Widderteuffer // vnd Sacramen=//tirer/ Etliche spru(e)che/ // odder schlussrede. // […] //. (Magdeburg: Hans Walther 1535) (VD16 A 2411). – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (68f) 73–82 (Widder die Widderteuffer und Sacramentirer Etliche sprüche oder schlussrede. 1535). 74 Wie Kapitel 6 Anm. 16. 75 Wie Kapitel 1 Anm. 7. 76 Rhegius, Urbanus, Widderle=//gung der Münsteri=//schen newen Valentinianer vnd // Donatisten bekentnus/ an die // Christen zu Osnabrugk/ // jnn Westfalen/ // durch // D. Vrbanum Reg(ium) // […] //. (Wittenberg: Georg Rhau 1535) (VD16 R 2020). – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (82f) 83–137. – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 200f (Nr. 82) (Rita Kauder-Steiniger). 77 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 86 (Vorrede des Urbanus Rhegius zu dessen Widderlegung. 1534/1535).
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Übergreifen des Münsterischen Täufertums auf ihre Stadt befürchteten. Mit in den Blick rückt dabei aber auch ein Netzwerk von Humanisten, dem auch Rothmanns alte, ihm inzwischen aber längst entfremdete Freunde Gerhard Cotius (seit kurzem in Lemgo) und Jakob Montanus (Herford) 78 angehört haben.79 Die Widerlegung antwortete auf Rothmanns Anfang 1534 verfasstes Bekenntnis des Glaubens und Lebens der Gemeinde Christi zu Münster.80 Sie war das Werk eines erfahrenen Apologeten. Rhegius besaß eine gediegene humanistische Bildung.81 Er war, wie auch Rothmann wusste, in Freiburg im Breisgau ein Schüler Johannes Ecks gewesen und hatte in Ingolstadt der Sodalitas (dem Humanistenkreis) um Johannes Aventinus (1477–1534) 82 angehört. 1517 hatte Kaiser Maximilian I. (1459; reg. 1508–1519) ihn zum poeta laureatus erhoben. Nach seinem Anschluss an die Reformation im Jahr 1524 hatte Rhegius in Augsburg dann immer wieder mit „Sakramentierern“ und Täufern zu tun gehabt. Im Abendmahlsstreit suchte er zunächst eine Position zwischen Luther und Zwingli. Etwas später trat er der Messopferlehre seines alten Lehrers Eck entgegen und berief sich dazu vor allem auf die Kirchenväter, deren Werke er in großer Breite und genau kannte.83 Bis zu seinem Wechsel nach Lüneburg (September 1530) hatte er nun in einem Zweifrontenkrieg mit den Radikalen84 und den Altgläubigen gestanden. Da die Widerlegung in kürzester Zeit fertiggestellt war, konnte Rhegius bei ihrer Abfassung mit Sicherheit auf Vorarbeiten zurückgreifen. Wie manche Details verraten, wurde er dabei wohl auch durch seine regionalen Gewährsleute munitioniert.85 Rhegius machte keinen Hehl daraus, dass er den um Münster entbrannten Täuferkrieg letztlich für unnötig hielt. Hätte man zu Münster 78 Wie Einleitung Anm. 13. 79 Wasserbach, Hamelmanni Opera Genealogico-historica, 1133: […] Imo hoc non solum Wichmannus petiit a Doctore Urbano, sed etiam ipsi proceres in republica Osnaburgensi, veluti ipse testatur in Epistolis ad Gerhardum Cotium & Johannem [recte: Jacobum] Montanum scriptis Anno 35. vehementer petiiverant. 80 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (195) 196–208. 81 Liebmann, Urbanus Rhegius. – Hellmut Zschoch, Reformatorische Existenz. 82 März, Art. Aventinus, Sp. 72–108 (Literatur). 83 Rhegius, Urbanus, RESPON//SIO VRBANI RHEGII AD DV=//os libros primum et tertium de Mis=//sa Ioannis Eccij quibus, Missam esse // Sacrificium ex scripturis osten=//dere, et aduersae partis // obiecta diluere co=//natur. // […] //. (Augsburg: Heinrich Steiner 1529) (VD16 R 1876). 84 Rhegius, Urbanus, Wider den newen // Taufforden/ Notwendige // Warnung an alle Christ=// gleubigen Durch die // diener des Euangelij zu // Augspurg. // M.D.XXVII. // am vj. des Herbst=//monats. // […] //. (Augsburg: Heinrich Steiner 1527) (VD16 R 2018). 85 Vgl. z. B. den Schlussgruß: […] Wolan, ich wil Gott, den trewen Vater durch Jesum Christum unsern Herrn und Gott, der nach dem fleisch ein warer mensch aus Davids Samen geboren ist, bitten, er wolle euch [die Osnabrücker], die von Soest und gantz Westfalln inn gesunder lere und hoffnung des Evangelii in einigkeit der Christlichen Kirchen bewaren. Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 137 (Widderlegung. 1535).
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Bernharden nit so lange zugesehen86, wäre das große Unglück vermeidbar gewesen. In der Durchführung sprach Rhegius dann auch ganz bewusst die gerade für die Humanisten brisantesten irthumb Rothmanns an, so besonders dessen „Lehre vom himmlischen Fleisch Christi“. Er entfesselte ihnen gegenüber einen biblisch-exegetischen und patrologischen Overkill. Auch persönlich war sein Buch von hoher Aggressivität. Rothmann wurde permanent als Bischof Bernhard verspottet (Niclas-Bischoff Bernharden mit seinem Fastnacht könig; Münster als Bischoffs Bernhards ketzerische[n] spelunck) und mit den unterschiedlichsten altkirchlichen und mittelalterlichen Irr- und Sonderlehren in Verbindung gebracht (Valentinianer, Donatisten, Pelagianer etc.; Berengarianer, Katharer etc.).87 Das Ganze war nicht selten beißende Satire: 86 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 83. 87 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 94 ([…] der lügen geist zu Münster); 97 (Darümb hilfft es die verfurer, Bernardum und seine gesellen, nicht […] die Teuffels boten von Münster […]); 99 ([…] die nerrisschen Gotteslesterlichen Fabeln des Münsterschen Valentins […] Welcher nu Bernhards und seiner Rotten Teuffels lere gleubt, der ist kein Christ und mus mit dem Teuffel verdampt sein); 101 (Berengarianischer Tropist […] Hie halt ich dich bey der gurgel, Bernhard, hie wehre dich und bring grund […] so bistu schon der recht Valentin, ein unsinniger ketzer, der selbst nicht weis, was und wo von er schwetzt […] Nein, du unsinniger Bischoff Bernhard!); 102 (Schaw, Bernhard, wo dich dein schwindel geist hin dringt […] Darümb ist Bernhards glos […] ein eitler mutwil und frevel widder das Alt und New Testament); 103 (Bernardus Bacchanten Logica […] Man mus vileicht Bernhardum hie gnedig sein, denn er ist ein schlechter Dialecticus, wil gros ding an richten, der arme Grammatist, und kan sich selbs nicht aus einem schlechten [schlichten] paralogismo verrichten); 104 (Darümb verspotten die kinder in der Schul des armen Bernhards consequentz odder folge […] Sehet ir nu, wie ein grobe Dialectica das ist […] Was kan aber Bernhard hieraus zu bekrefftigung seins irthumbs ziehen?); 105 (Was kan denn der arme mensch Bernhard aus diesen worten beweren […] Herr Bernhard, das solt ir beweren, negamus consequentiam); 106 (Sie hätten iren Niclas-Bischoff Bernharden gen Swollis oder Daventer schicken sollen, das er regulas consequentiarum besser gelernt hette […] Nun wollen wir Bernharden und seine Satans Propheten fragen […]); 107 (Aber der Satan hat Bischoff Bernharden also verblendt […] Nun sage, Bischoff Bernharde mit deinem Fastnacht könig […] So ist Herr Bernhards fantasey ein eitel nichts); 108 (Also sehet ir, wie der arme Bernhard hat wöllen ein lerer der Schrifft sein, ehe er die schrifft selbst gelernet hat […]); 110 (Denn der Grammatist weiß nicht […] So fert Bernardus zu aus unverstand […]); 111 (Bernhards irthumb […] Sehet, solch irrig ding folgt aus Bernhards auslegung […] so merckt man, das Bernhard S. Paulus lere garnicht verstehet); 113 ([…] der blinde Mensch […] der arm mensch […] Bischoff Bernhard); 115 (Das verstehet Bernhard auff sein phantasey […] Bernhards lesterung […] Bernhard trewmet […] so folgt unwidersprechlich, das Bernhards und seiner gesellen Artikel erstuncken und erlogen, ja ein Teuffelische ketzerey ist und sie verzweifelte feinde Christi und der Christenheit […]); 116 (Aber dieser End-Christisch geist verkehrt die sprachen); 117 (die Mönsterischen Schwermer); 118 (Bisschoff Bernharden […] Der arme Bachant […] sonst müsten wir von dem heiligen Pelagianer und Novatianer Bernhardo gnad begeren); 119 ([…] Bachant […] so sol Bernard gewißlich schamrot werden, wo anderst noch ein tropff Christlicher ehr inn im ist); 120 ([…] Berhard und alle seine mitschwermer); 121 (Bernhards Bachanten Argument); 123 ([…] wie Bischoff Bernhard thut […] Aber es steckt Pelagius inn Bischoff Bernhard […]); 124
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Ists aber nicht ein feiner Theologus? Die von Münster solten billich Bernharden zum König gemacht haben, so were er ein Bischoff, Prophet und König inn dem newen Königreich zu Münster mit einander [in einer Person] gewesen. Er kan je die schrifft fein bischofflich, falschprophetisch und königisch tractiren. Es mus furwar der Teuffel gewaltiglich zu Münster regieren und die sinne der ungleubigen verplenden, das man solche unchristliche, ungereimpte, tolpische lere annimpt und diese selbs gemachten propheten, bischoff und König nicht ins Schlauraffenland schickt.88
Für Rhegius stand fest, dass Rothmann letztlich nur aus Eitelkeit gehandelt habe. Dies zeige sich besonders am Beispiel seines Andern Artickels den glauben und gute werck betreffende:89 Hie sehet ir, lieben brüder [liebe Leser], ein künen helden an Bisschoff Bernharden; da verret er seines hertzens gedancken. Der arme Bachant hat auch wöllen gros werden und was sonders anfahen. Were er nu im Papstumb geblieben, so were er ein armer herr Bernhard gewesen[,] keines namens, denn er hat ire Theologien nie gesehen [nie Theologie studiert]. Wer er aber Lutherisch geblieben, so hette er auch keine besondere wirdigkeit und namen kriegt. Denn er ist warlich ein elender Theologus[,] wiewol viel geschwetzig und hoffertig. So hat er nu gedacht: Ich wil weder Bepstisch noch Lutherisch sein, ich wil ein eigne Sect anfahen, so krieg ich auch einen anhang, das man weit und breit von herr Bernharden sag, der hab erst den rechten weg gefunden.90
Außerdem warf Rhegius Rothmann vor, ein schlechter Schüler des Murmellius zu sein, ja, diesen sogar zu missbrauchen. Seine Bacchanten Logica verrate deutlich, dass er nicht das Geringste von der hohen Kunst der Dialektik verstehe91 (Darümb verspotten die kinder in der Schul des armen Bernhards consequentz odder folge92). Zu Rothmanns Inanspruchnahme von Joh 3,1393 und 1Kor 15,4794 für seine „Lehre vom himmlischen Fleisch Christi“ bemerkte er nur spitz:
88 89 90 91 92
([…] Pelagius und sein schuler Bernhard […] Bernhard sol hie sich selbs lügenstraffen […] Bisschoff Bernhard); 125 ([…] die andern calumnien herr Bernhards […]); 126 (Da gebraucht Bernhard ein rechts Donatisten stücklin […] Wir wollen aber die netze nicht umb etlicher faulen fisch willen zubrechen, wie der uberheilig Widderteuffer Bernhard zu Münster gethan hat); 127 ([…] denn er ist ein newer Donatist […] inn Bischoffs Bernhards ketzerischen spelunck […]); 131 (Aber Bernhard und seine kindsfeind haben Herodis hertz, der die kinder lies erwürgen […] Die schrifften, so Bernhard furt, sind nichts uberal ad propositum und diese zehn jar von vielen langst gnugsam verantwortet); 132 (Die Münsterischen stincken nach irem Vater Novato […] es sind rechte newe Kathari […]); 134 (Aber Bernhard ist ein mal von der warheit abgefallen, was solt er denn recht gleuben oder schreiben […] Er hat nicht lernen, recht diffiniren und dividirn, und hat kein grund inn der schrifft) sowie 135 ([…] der grobe Bischoff von Münster […]) (Widderlegung. 1535). Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 113 (Widderlegung. 1535). Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 197–202 (Bekenntnis des Glaubens und Lebens der Gemeinde Christi zu Münster. 1534). Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 118 (Widderlegung. 1535). Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 103 (Widderlegung. 1535). Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 104 (Widderlegung. 1535).
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Hie were aber herrn Bernhardo von nöten gewesen, das er mehr denn [als die] Grammaticam Murmellij95 hette verstanden. Er hat die gab der prohecey nicht und martert die schrifft mit seinem verkerten kopff […].96
Noch unerträglicher sei, so Rhegius, dass Rothmann ganz unverfroren auch Einsichten Luthers als seine eigenen Erkenntnisse vortrage. Nach einer breiten Darlegung seiner persönlichen, ganz an Luther orientierten Position in der Zuordnung des Glaubens zu den Werken hielt er fest: Sihe, das ist unsere lere, die mus hie Bernhard selbs inn seiner confession recht bleiben lassen, wider seinen danck, denn sie folgt aus seiner lere. Also verdampt er inn uns [den Lutherischen], das er doch selbst leret und gewislich aus Luthers büchern gelernt hat. Denn das er furgibt, wie man inn Christo zweierley mus war nemen, zum ersten, das Christus unser frommacher [Seligmacher] und einiger erlöser ist, dadurch erlangen wir ablas der sunden. Zum andern, das Christus ein unschuldig leben gefürt hat und ein spigel aller zucht und tugent ist, dem sollen wir inn unserm leben gleichbertig [ebenbürtig, gleichförmig] werden und heiliglich leben. Solchs hat er aus des Luthers Postill gelernt[,] inn der vorrhed vor der Epistel, die man inn der Christnacht gebraucht hat,97 und rhümbt viel von guten wercken und wie man Christo solle im leben nachfolgen, welchs alles D. Luther gründlich und tausentmal besser hat gelert, da noch Bisschoff Bernhard quantitates Sillabarum [Metrik] inn Murmellio gelernt hat, ja der arme mensch hette weder von wercken noch vom glauben nichts recht gewisset, wo D. Luthers Postill nicht were. Man lese allein Luthers bücher: Gute werck werden ir lob haben inn irem werd als wol als [ebenso wie] der glaub. Er hat auch ein eigen buch „von guten wercken“98 geschrieben vor zwelff jaren. Doch herr Bernhard hat dazumal villeicht zu Swollis [Zwolle] oder Daventria [Deventer] 99 die Grammatica gelernt.100
Rhegius zufolge argumentierte Rothmann nicht mehr auf der Höhe der Zeit, sondern war in den Jahren vor 1525 stehen geblieben (Die schrifften, so Bernhard furt, sind nichts uberal ad propositum und diese zehen jar [während der letzten 10 Jahre] von vielen vor langst gnugsam verantwortet101). Methodisch betrachtet 93 „Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn.“ (Joh 3,13). 94 „Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der zweite Mensch ist vom Himmel.“ (1Kor 15,47). 95 Murmellius, Johannes, Grammatice regule // Joannis Murmellij quibusda(m) a Jo=//anne Bugenhagenio additis. cu(m) no=//minu(m) et verboru(m) declinatione // […] //. (Leipzig: O.D. 1515) (VD16 ZV 11250). 96 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 109f. 97 WA 10 I, 1, 18f (Kirchenpostille. 1522; hier: Die Epistell czu der Meß ynn der Christnacht. Ad Titum ij.). 98 Von den guten Werken. 1520 (WA 6, [196] 202–276). 99 Rhegius geht also davon aus, dass Rothmann sich um 1520 in den Niederlanden, z. B. in Zwolle oder Deventer, aufgehalten habe. Hier könnten Informationen von Cotius oder Montanus im Hintergrund gestanden haben. 100 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 124f (Widderlegung. 1535). 101 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 131 (Widderlegung. 1535).
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seien seine Traktate eine grobe Stümperei (Er hat nicht lernen, recht diffiniern und dividirn, und hat kein grund in der schrifft. Darümb irret er allenthalben102). – Wie seine letzte, an Landgraf Philipp von Hessen gerichtete Schrift, zeigt, hat diese scharfe Kritik bei Rothmann tiefe Verletzungen hinterlassen.103 Nach dem Erhalt der Restitution, die ihm durch Corvinus104, den Hofprediger Landgraf Philipps von Hessen zugegangen war, hat sich Rhegius dann noch ein zweites Mal gegen Rothmann gewandt. Seine ebenfalls Wichmann zugeschriebenen Thesen De restitutione Regni israelitici contra omnes omnium seculorum Chiliastas, in primis tamen contra Miliarios Monasterienses (gedruckt 1536) 105 waren in manchem ein Seitenstück zu den Thesen Melanchthons (1535).106 Sie waren für eine Disputation in Celle bestimmt, für die als Respondent kaum zufällig der Hofprediger Herzog Johanns „des Friedfertigen“ von Jülich-KleveBerg (1490; reg. 1521–1539) (Wilhelm von Kleve107) vorgesehen war.108 Dabei war es wohl das Ziel, ein Fortleben des Rothmann unterstellten „groben“ Chiliasmus (irdisches tausendjähriges Reich nach Apk 20) in der Region und besonders im unruhigen Herzogtum Jülich zu erschweren bzw. ein solches nach Möglichkeit völlig zu unterbinden.109 In diesem Kontext wurden auch dessen jüngere Vertreter aufgezählt (Thesen 83–85) und präzise von den sogenannten saniores
102 103 104 105
106 107 108 109
Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 134 (Widderlegung. 1535). Wie Kapitel 6 Anm. 59. Wie Kapitel 5 Anm. 93. Rhegius, Urbanus, DE RE/ //STITVTIONE // regni Israëlitici, contra // omnes omnium seculo/ //rum Chiliastas: in pri/ //mis tamen contra Mi/ //liarios Monasterienses, // disputatio, Cellae Sa//xonum cele=//branda: // Per Vrbanum Rhegium, respondente // Guilielmo Cleueno, Aulae Du=//calis concionatore. // […] //. (Augsburg: Heinrich Steiner 1536) (VD16 R 1877). – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (137) 138–158 (De Restitutione Regni Israelitici. 1536). Wie Kapitel 6 Anm. 69. Nicht in den rheinischen Pfarrerbüchern. Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 138 mit Anm. 3. Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 142: [These] 28. Indocta, ridicula et impia fabula est, quam Monasterienses nuper ex insano cerebro instinctu Satanae excogitarunt, hactenus videlicet perferendae crucis tempus fuisse, nunc vero adesse tempus restitutionis, quod vocant, non patientiae, sed vindictae tempus. Mera enim Pseudoprophetarum somnia, et omnibus scripturis contraria deliramenta sunt, tres illi mundi, quos erroris sui stabiliendi gratia confinxerunt, quorum primus fuerit tempus peccati a condito orbe usque ad diluvium Noah. Alter sit tempus persecutionis et crucis a Noah usque ad nostra tempora. Tertius sit, tempus restitutionis et vindictae, in quo impii omnes per Anabaptistas sint delendi, et Regnum Christi corporale per eos, ut olim alter mundus per Noah sit inchoandum. Hae Satan homicida commentus est, ut gladium Magistratibus a Deo constitutis e manibus excutiat, et suis sanguinariis Circumcellionibus tradat, quo Mundum caedibus et latrociniis repleant et devastent. Talibus enim spectaculis cruentis homicida ille antiquus unice delectatur, in quantum corpora ferro, et animae erroribus pereunt. (De Restitutione Regni Israelitici. 1536).
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Chiliastes der Antike und des Mittelalters (These 78) unterschieden.110 Ob diese Disputation tatsächlich stattgefunden hat, ist aber ungewiss. Selbst der „dogmenkritische Humanismus“ wollte nun nichts mehr mit Rothmann zu tun haben. Dies belegt das Epitaphium Bernardi Rotman, praedicatoris Anabaptistae in Monasterio Westphaliae. Anno domini 1534.111 Es ist nur handschriftlich überliefert, weiß aber genau um Rothmanns Herkunft aus Stadtlohn und zitiert auf seiner Rückseite ausgiebig (und in gleicher Handschrift) aus Bucers Evangelienkommentar von 1527112. Die Art und Schärfe der Kritik (Unterweltsmetaphorik, Häresievorwurf, Betonung der fehlenden Bildung, sittlich-moralische Denuntiation etc.) erinnern an Campanus’ früheres Spottgedicht auf Timann Kemener (1526).113 Dazu passt auch der aus dem seltenen Bucer-Zitat zu erschließende Straßburger Hintergrund.114 Das im elegischen Distichon (Hexameter und Pentameter im Wechsel) verfasste Gedicht verrät eine beachtliche Vertrautheit mit der Theologie und den Motiven Rothmanns und lässt sich wie folgt übersetzen:115 Grabstein für Bernhard Rothmann, Wiedertäuferprediger in Münster in Westfalen, im Jahr 1534 In Stadtlohn geboren, der tölpelhafte Rothmann, übel gebildet, ein wahrer Ketzer, fromm in Gottlosigkeit. Ein gesetzloser Verführer Westfalens durch Predigten, nicht weniger unverschämt, als er selbst fromm gewesen ist. Ein Nachkomme Mohammeds, aus dem Geschlechte Nimrods116, und ein verschlagener Schüler des Antichristen – glaubt es! Durch tüchtige Gottlosigkeit ein frommer Auslöser von Aufständen, unzählige Seelen durch Predigten erdrosselnd.
110 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 152f (De Restitutione Regni Israelitici. 1536). 111 Landesarchiv NRW Abt. Westfalen FML 518/519, Band IIa, Bl. 100. – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (49f) 50f (Epitaphium. 1534). 112 Bucer, Martin, ENAR=//RATIONVM IN EVAN=//gelia Matthaei, Marci, & Lucae, // libri duo. // Loci communes syncerioris Theologiae // supra centum, ad simplicem scriptu=//rarum fidem, citra ullius insecta//tionem aut criminationem, // excußi. // […] //. (Straßburg: Johannes Herwagen d.Ä. 1527) (VD16 B 8871). 113 Wie Einleitung Anm. 8. – S. unten Kapitel 8 Editionen 2. 114 Campanus Schrift Göttlicher und Heiliger Schrift […] Restitution war 1532 bei Jakob Cammerlander in Straßburg gedruckt worden. Wie Kapitel 2 Anm. 47. 115 Ich danke Herrn cand. phil. et theol. Rafael Kuhnert (Osnabrück) für seine präzise und hilfreiche Vorübersetzung. 116 „Und war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Daher spricht man: Das ist ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn wie Nimrod.“ (Gen 10,9).
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Von nun an ein Nachahmer Melchior Hoffmans117, dessen offener Anhänger, ein Wolf in Christi Schafstall118, durch und durch verdorben. Ein Zerstörer der Sakramente und ein Feind Christi, ein tüchtiger Fischer in unterweltlichen [tartareischen] Gewässern. Bis zur Lächerlichkeit häuft er, ein Schüler des Simon [Magus] 119, seine Mysterien auf, doch umsonst führt er dazu Christus und Petrus an.120 Ein Engel von nun an der Frömmigkeit des Satans, ein eifriger Abaddon121, eine blanke Seuche und ein Räuber des Todes einfacher Menschen. Von neuem tauft er, die er durch grausamen Tod verdirbt, statt des Lebens gibt er den Tod, der verruchte Mensch! Hochherzig bestätigt er Verträge, die voll von Gottlosigkeit [sind], vertritt Irrtümer (die selbst kaum ein Heide [vertritt]). Fanatische [schwärmerische] Sitten pflegt er und lehrt [sie] mit gottlosem Mundwerk, [Sitten,] die in Kot er wälzt [und] in stygischen Wassern reinigt. 117 Wie Kapitel 2 Anm. 52. 118 Vgl. Joh 10,12: „Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –, […].“ 119 Vgl. Apg 8,9–25: „Es war aber ein Mann mit Namen Simon, der zuvor in der Stadt Zauberei trieb und das Volk von Samaria in seinen Bann zog, weil er vorgab, er wäre etwas Großes. Und alle hingen ihm an, Klein und Groß, und sprachen: Dieser ist die Kraft Gottes, die die Große genannt wird. Sie hingen ihm aber an, weil er sie lange Zeit mit seiner Zauberei in seinen Bann gezogen hatte. Als sie aber den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi glaubten, ließen sich taufen Männer und Frauen. Da wurde auch Simon gläubig und ließ sich taufen und hielt sich zu Philippus. Und als er die Zeichen und großen Taten sah, die geschahen, geriet er außer sich vor Staunen. Als aber die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie die Hände auf sie und sie empfingen den Heiligen Geist. Als aber Simon sah, dass der Geist gegeben wurde, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an und sprach: Gebt auch mir die Macht, damit jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange. Petrus aber sprach zu ihm: Dass du verdammt werdest mitsamt deinem Geld, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt. Du hast weder Anteil noch Anrecht an dieser Sache; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott. Darum tu Buße für diese deine Bosheit und flehe zum Herrn, ob dir das Trachten deines Herzens vergeben werden könne. Denn ich sehe, dass du voll bitterer Galle bist und verstrickt in Ungerechtigkeit. Da antwortete Simon und sprach: Bittet ihr den Herrn für mich, dass nichts von dem über mich komme, was ihr gesagt habt. Als sie nun das Wort des Herrn bezeugt und geredet hatten, kehrten sie wieder um nach Jerusalem und predigten das Evangelium in vielen Dörfern der Samariter.“ – Die massive Taufbetrugserzählung wird wuchtig gegen Rothmann instrumentalisiert. 120 Hier wird Rothmanns problematischer Umgang mit der Schrift angeprangert. 121 „Sie hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds; sein Name heißt auf Hebräisch Abaddon und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon.“ (Apk 9,11).
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Was die Schöpfung verborgen hält, glaubt dieser Verbrecher zu wissen, dass nämlich der letzte Tag gekommen sei, verkünden sie. Sich selbst und die Seinen bietet er dem Moloch122 an und bereitet ihnen die Hölle [Gehenna], ewige Feuer und unendliche Qualen. Dem Ruf nach [ein] Evangelischer, der Sache nach aber ein übler Umstürzler, zweideutig in Kunst und Charakter, möge er durch doppelten Tod zugrunde gehen! 123
122 Kanaanäische Gottheit, hier wohl wegen der mit ihr in Verbindung gebrachten Opferung von Kindern im Feuer aufgeführt (vgl. Lev 18,21; 2Kön 23,10 und Jer 32,35). – „Aber Gott wandte sich ab und gab sie dahin, so dass sie dem Heer des Himmels dienten, wie geschrieben steht im Buch der Propheten (Am 5,25–27): ‚Habt ihr vom Hause Israel die vierzig Jahre in der Wüste mir je Opfer und Gaben dargebracht? Ihr trugt die Hütte Molochs umher und den Stern des Gottes Räfan, die Bilder, die ihr gemacht hattet, sie anzubeten. Und ich will euch wegführen bis über Babylon hinaus.‘“ (Apg 7,42f). 123 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 50f (Epitaphium. 1534): Epitaphium Bernardi Rotman, praedicatoris Anabaptistae in Monasterio Westphalie. Anno domini 1534. In Stadtloen natus Rotman stolidus, male doctus Haereticus verus, impietate pius, Exlex Westphaliae seductor concionando Non minus imprudens ceu fuit ipse pius. Progenies Mahumeth, Nemroth de semine ductus Antichristique vafer (credite) discipulus. Impietate proba, pius auctor seditionum Innumeras iugulans concionando animas. Melchior hinc Hofman imitator, testis apertus In Christi caula perdidus usque lupus. Subversor sacramentorum Christique inimicus Piscator fortis tartareis in aquis. Pro obriso confert sua sacra Simonis [von späterer Hand ergänzt: Magus] alumnus Sed Christus gratis contulit atque Petrus, Angelus hinc Satane est pietatis dirus Abaddon [vom Verfasser am Rand ergänzt: Apc 9(,10)] Simpliciumque latro mortis amena lues. Denuo baptizat quos perdit morte cruenta. Pro vita mortem dat sceleratus homo. Federa confirmat magne plena impietatis. Errores (quos vix ethnicus ipse) colit. Phanaticos mores fouet et docet ore nephando; Quos volvit luto, purgat aquis stygiis; Quod genitum lateat, praesumit scire scelestus, Extremum nunciant scilicet esse diem. Seque suosque Moloch offert parat hisque Gehenne Ignes perpetuos perpetuasque cruces. Fama Evangelicus, sed re perversor iniquus Arte animoque duplex, morte cadat duplici.
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In der Zeit unmittelbar nach dem Ende des Täuferreiches (Juni 1535) ist dann auch die historische Aufarbeitung der Katastrophe weithin durch und für die Humanisten erfolgt. Zu nennen sind hier vor allem Corvinus’, Georg Spalatin124 gewidmete Schrift De miserabili Monasteriensium anabaptistarum obsidione (1536 nahezu zeitgleich in Wittenberg und kurz darauf in Verbindung mit einem Beitrag Glandorps auch in Marburg erschienen) 125 sowie die Johannes Bugenhagen zugeeignete Warhafftige Historie des Henricus Dorpius (1536) 126, hinter dem sich wohl ebenfalls Corvinus verbirgt.127 Ihren Abschluss fanden diese frühen Arbeiten dann in Corvinus’ Edition der Protokolle der mit den gefangenen Täufern veranstalteten Verhöre, den Acta: Handlungen: Legation und schrifften (Wittenberg 1536).128 Corvinus rückte Rothmann dicht an Roll heran ([Rullius] sucessorem habuit Rotmannum, aeque seditiosum, aeque malum, aeque perfidum), hatte ansonsten aber kaum Präzises über ihn zu berichten.129 Interessant ist das Verhalten des Erasmus von Rotterdam. Der, inzwischen in Freiburg im vorderösterreichischen Breisgau, gab sich zwar uninteressiert. Durch den niederländischen Juristen Viglius Zuichemus (Wigle van Aytta van Zwichem; 1507–1577) 130, der sich – soeben aus Freiburg an das Gericht des Hochstiftes
124 Wie Kapitel 3 Anm. 78. 125 Corvinus, Antonius, DE MISERA=//BILI MONASTERIENSIVM // ANABAPTISTARVM OBSI=//dione, excidio, memorabilibus rebus tempore // obsidionis in urbe gestis. Regis, Knipper=//dollingi, ac Krechtingi, Confe=//ßione et exitu, Epistola // […] //. (Wittenberg: Georg Rhau 1536) (VD16 C 5412). – Derselbe, DE MISE//RABILI MONASTERIENSIVM // anabaptistarum obsidione, excidio, memora//bilibus rebus tempore obsidionis in urbe ge// stis, Regis, Knipperdollingi, ac Krechtingi, // confessione & exitu Libellus // […] //. (Marburg: Eucharius Cervicornus 1536) (VD16 C 5411). – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (206f) 207–220 (De miserabili obsidione. 1536). 126 Dorp, Heinrich, Warhafftige historie/ // wie das Euangelium zu // Mu(e)nster angefangen/ vnd dar=//nach durch die Widderteuf=//fer versto(e)ret/ widder // auffgeho(e)rt hat. // Darzu die gantze handelung der selbigen // buben/ vom anfang bis zum ende/ // beides jnn geistlichen vnd // weltlichen stu(e)cken/ // vleissig beschrie=//ben/ // […] //. (Wittenberg: Georg Rhau 1536) (VD16 D 2434). – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (220f) 221–245 (Warhafftige historie. 1536). – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 244f (Nr. 110) (Rita Kauder-Steiniger). 127 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 220f. 128 Corvinus, Antonius/Kymeus, Johannes, Acta: Handlungen: // Legation vnd schri=//ffte: so durch den // durchleuchtigen hochgebo=//ren Fu(e)rsten vnd Herrn/ Herrn Philipsen/ // Landgrauen zu Hessen ect. Jnn der Mu(e)n//sterschen sache geschehen/ zusa=//men gepracht. // Durch. // Antonium Coruinum. // Jtem. // Gespreche vnd dis=//putation Antonij Coruini vnd // Joannis Kymei/ mit dem Mu(e)nsterschen // Ko(e)nig […] // […] //. (Wittenberg: Georg Rhau 1536) (VD16 C 5323) (Weitere Ausgabe: VD16 C 5344). – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 208 (Nr. 87) (Edda Baußmann). 129 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 209 (De miserabili obsidione. 1536). 130 Muller, Art. Viglius von Aytta von Zuychem, 699–703 (Literatur).
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Münster berufen – damals monatelang nur wenig beschäftigt in Dülmen aufhielt, war er aber schon seit dem Sommer 1534 bestens informiert.131 Bereits am 12. August 1534 berichtete Zuichemus ausführlich über Rothmann und dessen, wie er zu betonen bemüht war, nurmehr bescheidenen humanistischen Hintergrund (in triuio primas literas aliquamdiu). Er gab eine präzise, die „Wassenberger Prädikanten“ mit einschließende Schilderung der Entwicklung in Münster und äußerte sich besorgt über Rothmanns dogmatische Instabilität (Bernardus, traductis fere in suam sententiam Zuinglianis, Anabaptistarum dogmata subingerere coepit; quibus ille noua quedam et plane horrenda adiecit).132 Auch die Disputation mit von dem Busche wurde berührt. Dieser, der kurz darauf in Dülmen, Zuichemus’ neuem Dienstort, verstorben sei, sei damit ebenfalls ein Opfer des „gegenwärtigen Krieges“ (praesens bellum) geworden.133 Im Februar 1535 berichtete Zuichemus dann, in welcher Weise das Münsterische Täufertum inzwischen auch in viele dem Erasmus liebe und vertraute Orte am Niederrhein und in den Niederlanden (Hollandia et Frisia) ausstrahlte (Wesel, Deventer, Groningen u. a.). Der aus Münster kommenden Irrlehren war 131 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 22–27 (Nr. 2957: From Viglius Zuichemus. Dülmen, 12. August 1534); 35f (Nr. 2962: From Viglius Zuichemus. Dülmen, 22. August 1534); 76f (Nr. 2999: From Viglius Zuichemus. Dülmen, 26. Februar 1535); 234f (Nr. 3060: From Viglius Zuichemus. Speyer, 22. September 1535) sowie 250f (Nr. 3071: From Viglius Zuichemus. Speyer, 17. November 1535). 132 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 24–26: Autor vero praecipuus Bernardus Rothmannus. Qui cum in triuio primas literas aliquamdiu docuisset, ad Capellani tandem officium in quadam suburbana parochia promotus fuerat. Hic vero, maiore fretus facundia quam doctrina, plaustrum (quod dicitur) suapte sponte primum perculit, populumque ad nouas res propensum facile in suam traxit sententiam. Quamobrem ante biennium, sub noui Episcopi inaugurationem, plebem ad abolendas omnes ceremonias concitauit. Quae tamen res non sine noua turba peracta est, ac iam tum aliquod erat belli praeludium. Sed ei Lantgrauius Hassiae intercessit, concionatorum nulla pacta conditionesue attendentium gliscente indies licentia, adeo vt inter ipsosmet qui nouis rebus studebant et opinionibus dediti erant graue dissidium exoreretur. Nonnulli enim cum mutari, non tolli, incommoda videbant quae a clero inferri querebantur, resipiscebant: quidam inter Lutheranae doctrinae septa permanebant, alii et Zuingliana dogmata recipiebant. Bernardus, traductis fere in suam sententiam Zuinglianis, Anabaptistarum dogmata subingerere coepit; quibus ille noua quedam et plane horrenda adiecit. Sustinebatur autem multorum peregrinorum turba, presertim Hollandorum, qui patria profugi ministros sese Bernardo addixerunt. Quidam ex his, ab occepta Casearia negotiatione, cum antea sacrificus fuisset, „Keespaep“ dictus est. Alius, quod solet lucernas in templis iubere extingui, abusum detestans, ab ipsa voce qua vti solet „Puisthuth“ cognominatus est. Tertius Rollius quidam fuit. Is sub natalem Domini cum Rothmannicis libellis, plenis supradictorum dogmatum, profectus est in Hollandiam et Frisiam, ac ibi eam excitauit turbam de qua supra memini. 133 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 27: Praesens bellum Hermannum Buschium etiam nobis abstulit. Nam cum Monasterii conquiescere constituisset, in grauem illic contentionem venit cum Rothmanno atque aliis eiusdem farinae. Cum autem vna cum caeteris vrbe cessisset, Dulmaniae (vbi ego nunc dego) ex indignatione taedioque praesentium tumultuum incidit in morbum, et mense Aprili diem clausit extremum.
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kein Ende. Sollte sich dies fortsetzen, drohte nicht nur aller Religion, sondern auch jeglicher Wissenschaft und Humanität (humanitas) der Untergang (Ex hac autem Anabaptistarum secta, noua opinionum portenta quotidie exoriuntur. Que si progressum habuerint, religionis, literarum omnisque humanitatis certum imminet excidium).134 Noch im September 1535 sandte Zuichemus aus Speyer ein Exemplar von Rothmanns Bericht van der Wrake [Rache] (1535).135 Kurz darauf berichtete er Erasmus dann detailliert von den in Speyer diskutierten, einander in ihrer Grausamkeit überbietenden Prozeduren, mit denen man den gefangenen Jan van Leyden hinzurichten plante. Der Kontakt zu Konrad Heresbach in Köln war eng.136 Eben der war für Erasmus denn auch längst zu seiner neuen Hauptquelle für Informationen über das Täuferreich von Münster geworden. Das belegen zwei große Briefe aus Düsseldorf.137 Ein Vorbrief ist bezeugt, aber nicht mehr erhalten. In Gestalt einer schon bald erfolgenden Kompilation beider Schreiben rückten diese Heresbach dann auch literarisch in das Licht der gelehrten Öffentlichkeit.138 Ob Heresbach in der Endphase der Belagerung persönlich vor Ort war, ist ungewiss. Rothmann selbst war ihm aber wohlbekannt (gemeinsame Schulzeit in Münster). Anders als Zuichemus hielt Heresbach seinen Mitschüler für immerhin „mittelmäßig“ gebildet.139 Auch dessen „Lehre vom himmlischen Fleisch Christi“ und deren Brisanz waren ihm präsent.140 Ähnlich wie Jan van Leyden und Knipperdolling habe auch Rothmann bis zuletzt nicht hungern müssen.141 Über seinen Verbleib nach der Eroberung der Stadt wusste Heresbach jedoch – ebenso wie über den der „Königin“ der Täufer, Diewer von Harlem (Gertrud von Utrecht) 142 – nichts wirklich Verlässliches zu berichten.143 134 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 76f (Nr. 2999: From Viglius Zuichemus. Dülmen, 26. Februar 1535), hier 77. 135 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, (284) 285–297. – Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 234f (Nr. 3060: From Viglius Zuichemus. Speyer, 22. September 1535), hier 234f: Mitto tibi libellum De vindicta superiore anno Monasterii editum, ex quo caetera Anabaptistarum nostratium phanatica dogmata aestimare tibi facile licebit, si modo tales nugas legere tibi vacat. 136 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 250f (Nr. 3071: From Viglius Zuichemus. Speyer, 17. November 1535). 137 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 149–156 (Nr. 3031: From Konrad Heresbach. Düsseldorf, 28. Juli 1535) sowie 156–172 (Nr. 3031a: From Konrad Heresbach, Düsseldorf, 1534–1536). 138 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 149. 139 Wie Kapitel 3 Anm. 90. – Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 159: Fabulae praecipui daduchi fuerunt Bernardus Rotman, homo et lingua promptus et eruditione linguarumque cognitione mediocriter instructus. 140 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 161. 141 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 167: Rex interim et Rotman et Knipperdolingius reperti sunt commodo satis penu instructi. Fraterna scilicet haec communitas. 142 Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 168f (Nr. 63) (Edda Baußmann).
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Wie Martin Szameitat gezeigt hat,144 stand Heresbachs Aufstieg am klevischen Hof nicht zuletzt im Zeichen der Bewältigung der durch das Täuferreich ausgelösten Krise. Dass Herzog Johann ihn ausgerechnet am Tag der Rückeroberung Münsters (25. Juni 1535) zum „Geheimen Rat“ ernannte, dürfte kein Zufall gewesen sein.145 Auch Luther hat sich erst vergleichsweise spät und lediglich in Gestalt von Vorreden zu den Schriften anderer zum Täuferreich geäußert. Dies geschah zunächst im Blick auf die anonyme Neue Zeitung von Münster (erschienen Anfang 1535) 146.147 Seine weiteren Vorreden galten dann kaum zufällig Werken, die von Autoren stammten, die dem Humanismus nahestanden. Dabei handelte es sich um die bereits erwähnte Widerlegung der Münsterischen neuen Valentinianer und Donatisten des Rhegius (erschienen Anfang 1535) 148 sowie eine – erst 1544 erscheinende – Schrift des damaligen Eisenacher Superintendenten Justus Menius (1499–1558) 149, das Büchlein Von dem Geist der Wiedertäufer.150 Menius hatte in jungen Jahren dem Erfurter Humanistenkreis um Eobanus Hessus151 angehört. Er hatte damals Freundschaft mit Joachim Camerarius d.Ä. (1500– 1574) 152, dem späteren Nürnberger Intimus Melanchthons, geschlossen und von diesem Unterricht in der griechischen Sprache erhalten. Die Lehren Rothmanns erschienen Luther wenig bedeutsam, geschweige denn wirklich gefährlich zu sein.153 Rothmanns Verständnis der Taufe und damit zu-
143 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 154: Idem de Bernardo Rotman concionatore καί δᾳδούχῳ contigit; qui tum comitante vxore vna tum inter cadauera, tum in latebris omnibus quesitus nusquam apparuit. Ebenso aaO, 170: Idem de Bernardo Rotmanno ecclesiaste: maior coniectura eum in ipsa irruptione interiisse; tamen, cum inter ipsa cadauera tum in latebris passim diligentissime quaesitus, nusquam repertus est. – Auch das Schicksal von Rothmanns Frau blieb also ungeklärt. 144 Szameitat, Konrad Heresbach, 186–200. 145 aaO, 191f. 146 Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 194f (Nr. 79) (Rita KauderSteiniger). 147 Luther, Martin, Auff die Newe zeittung // von Münster D. // Martini Luther // Vorrhede. // […] //. (Wittenberg: Josef Klug 1535) (VD16 L 3917). – WA 38, (341) 347–350. – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, (51f) 52–55 (Vorrede zur „Neuen Zeitung“. 1535). – Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 196f (Nr. 80) (Rita Kauder-Steiniger). 148 Wie Kapitel 6 Anm. 76. – WA 38, (336) 338–340. – Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 83–86 (Vorrede zur „Widderlegung“. 1535). 149 Beyer, Art. Menius, Sp. 1037f (Literatur). 150 Menius, Justus, Von dem Geist // der Widerteuffer. // […] //. (Wittenberg: Nickel Schirlentz 1544) (VD16 M 4587) – WA 54, (116f) 117f. 151 Wie Kapitel 4 Anm. 73. 152 Scheible, MBW 11, 253–257 (Literatur). 153 WA 38, 349 Z. 10–26 (Vorrede zur „Neuen Zeitung“. 1535).
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gleich auch sein Sakramentsbegriff waren heidnisch.154 Mit dem wirklichen Teufel bekam man es dabei nicht zu tun: Ah, das ist entweder ein junger A b c Teuffel oder schul Teuffelin, der noch nicht recht buchstaben kan, oder ists der rechte gelerte Teuffel, So hat jn gewislich der gnedige Gott mit so starcken keten [Ketten] gebunden, das ers nicht behender noch subtiler machen kan noch mus, uns allen zu drewen und zu warnen, das wir seine straffe fu(e)rchten sollen, ehe er dem selben gelerten Teuffel lufft und rawm lasse, nicht mit dem A b c, sondern mit dem rechten schweren text[,] uns an zu greiffen. Denn thut er solchs, so er ein grammatissches Teuffelin sein mus, was solt er thun ko(e)nnen, wenn er ein vernunfftiger, weiser, gelerter, juristisscher Theologischer Teuffel sein kund? 155
Das Luther durch Rothmann (nicht nur 1531, sondern letztlich durchgehend) entgegengebrachte Desinteresse beruhte also auf Gegenseitigkeit. Der münsterische Humanist im Dienste des Täuferkönigs Jan van Leyden erneuerte nur alte, längst widerlegte Irrlehren – und war gerade darin eben nicht Luthers Problem, sondern das anderer, nämlich das bestimmter Humanisten. Angesichts der breiten, ihm schon seit Ende 1533 entgegenschlagenden innerhumanistischen Ablehnung war bei Rothmann das Vertrauen auf die Gelehrten zuletzt vollends geschwunden. Beleg hierfür ist bereits die Restitution, wo es auffällig resigniert heißt: Also dat wy yn der warheit beuinden [feststellen], wo sick de Christenheit vort na [seit] der Apostelen tydt an de gheleerden geholden hefft[,] vnnde daranne geho(e)uedet [vertraut], dat also geyner van den suluen [Gelehrten] geweßen ys, vnde dat yo lenck, yo mer [ je länger je mehr], de nicht van der Apostel leer affgetredden [abgerückt] vnde geuallen [abgefallen] sy, Vnde du beuindest geynen [keinen] van den, de men Scriptores ecclesiasticos [Kirchenväter] no(e)met, de du fry vngetwyuelt vnde mit sekerheyt lesen vnde vp nemmen machst, Dann ydt sy dan inn den eynenn offt inn den anderen, So werden se doch altidt afftrennich [als Abweichler] van der rechter vnde gesunder leer Christi bevundenn. Vnde dit sunder twyuel dar vmme, Want se erer gelerdicheyt vnde Wyßheit pryß vnde roem [Ruhm] gesocht hebben, dat ock thom latesten [zuletzt] de Christenheit dar hen veruallen ys, dat alle leer Christi ys verduistert, vnnde alleine de geleerden, de men no(e)met Theologen und geistliken Decreet, Concilia vnde gudtduncken, hebben den platz beholden[,] Alzo seer [und das so sehr], dat eyn Aristotelisch vnnde Thomistissch spitzvundt [Spitzfindigkeit] mer gegolden hefft, dann yennich [ jeder] spro(e)cke [Spruch] der hilligen schrifft hefft mo(e)gen gelden. Ja men hefft der schrifft gantz nicht geachtet.156
An seine Stelle, also an die Stelle des Vertrauens auf die Urteilsfähigkeit und die Verlässlichkeit von Menschen, tritt ein radikaler Biblizismus: 154 WA 38, 349 Z. 27–350 Z. 15 (Vorrede zur „Neuen Zeitung“. 1535), das Zitat hier 350 Z. 1. 155 WA 38, 348 Z. 5–14 (Vorrede zur „Neuen Zeitung“. 1535). 156 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 217 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534).
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So hefft ydt de almechtige by vns alzo geschicket [gefügt], dat wy alle schrifft[,] so wal Junck als olt, de nicht Biblischen ys, hebben verlaten [verlassen] vnd vns alleine der hilligen schrift anhangen, Dencken ock, durch gades genaden vns darby tho holden.157
Selbst dieser Biblizismus ist in seinem Kern aber noch humanistisch bestimmt, nämlich durch das sola scriptura.158 Und wie für ihn typisch, hat Rothmann diesen Bezug dann schon bald auch pädagogisch-liturgisch inszeniert: Bewegte sich Jan von Leyden in der Öffentlichkeit, trugen ihm seine Propheten die Bibel voran.159 Mit der damit einhergehenden, sich unmittelbar auf den Heiligen Geist berufenden Allegorese160 war der exegetischen Willkür dann freilich Tür und Tor geöffnet. Alle Postillenn vnde […] vthlegginge, wer immer diese auch verfasst haben mochte, wurden angesichts dessen wertlos: […] Dan we sick allein wil an de schrifft holden, bederuet [bedarf] twar geiner [buchstäblichen] schrifft meer, sunder wo [so wie] he in der schrifft genoch tho doine heft, so sal he ock daruth o(e)uerflo(e)dich [mehr als] genoch van Got gelert werden, So verne he anders in rechtem vorstande darmede vmme geit. Ja sprickestu, Wo [wie] sal yck de schrifft recht vorstan, yck moth yummers [doch] vthlegginge hebben. Want van my suluen [aus eigener Kraft] kan ick se nicht begripen. Antwordt: Recht ysset, Want als [Denn wie] Petrus betu(e)get, so ys geine wyßsegginge gescheen vth eigener vthlegginge.161 Dan eth moth ein yder gelerdt werden, o(e)uerst nicht durch schrifftlike vthlegginge der menschen, gloßen edder ander Postillen, sunder hir moth alleine Godt vnde syn Geist de meister synn […].162
Im Rückblick auf die Geschehnisse der Zeit seit 1531 wurde die Abkehr vom buchstäblichen Verständnis der Heiligen Schrift für Rothmann dann sogar zum eigentlichen Geburtsdatum des Täuferreiches: Na dem dat Euangelion na litterliken [buchstäblichem] vorstande ein yar dre edder ver [drei oder vier Jahre] all hyr geprediget vnd angenommen was, so hefft men vth Gades genaden ock vorstaen, dat sodane [eine derartige] predige vp de fu(e)r [fortan] vnfruchtbar wo(e)rde sin[,] eth en were dan sake [es wäre denn], men vorsamelde de gelo(e)uigen in eine hillige gemeinte, affgesundert van den vngelo(e)uigen godtloßen, 157 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 221 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534). 158 Kaufmann, Humanismus und „religiöse Erregung“, 62–64. 159 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 246 (Justus Menius, Von dem Geist der Widerteuffer, 1544). 160 Vgl. bes. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 335–337 (Von Verborgenheit der Schrift. Vor Februar 1535, hier das Kapitel Van Belden vnde warheit der schrifft). 161 „Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist.“ (2Petr 1,20). 162 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 221f (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre, Oktober 1534). Vgl. auch aaO, 301, 307 und 313f (Von Verborgenheit der Schrift. Vor Februar 1535).
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want wat gemeinschop mo(e)chte den tho hope weßen [mit den Gottlosen] etc.163 Als men nu hir vmme[,] sulckes tho wege tho brengen[,] ys besorget gewesen vnde hefft tho Godt gebeden, so hefft men dar tho geyn middel noch yennigen ynganck [Zugang; Weg dahin] 164 ko(e)nnen spo(e)ren, dan [ jenen Zugang,] dat Christus dar tho yngesat vnd des [die] Apostolen gebruket hadden, Nemptlick de hillige do(e)pe, welcke doch eyn ynganck vnde vereyninge der Christliken ghemeinte ys vnd geholden worth.165
Was bei Rothmann als „dogmenkritischer Humanismus“ begonnen hatte, wurde damit zu einem regellosen Spiritualismus, zur Ideologie einer sich im Blick auf das nahende Weltgericht von allen „Gottlosen“ absondernden Gemeinde der „Heiligen“ – oder mit der christlichen Tradition gesprochen: zu einer Häresie. Zumindest Dorpius lässt Rothmann dann auch wie einen Ketzer sterben. Nach einem Bericht über die öffentliche Hinrichtung Jan van Leydens, Knipperdollings166 und Bernhard Krechtings auf einem Podest vor dem Rathaus sowie die spätere öffentliche Zurschaustellung ihrer Leichen in drei Käfigen am Turm von St. Lamberti heißt es bei ihm: Es solt der anfenger dises spiels und aller buben ein könig, der Rothman, auch solchen reyen [Reigen, Totentanz] gedantzt haben, wenn er nicht im ersten einfallen [Einbruch, Sturm] der feynd in die Statt erwürget wer worden. Denn diser bube, als er nun sicht, das das spil verloren ist, laufft er in seinem knechtischen kleyd167[,] den feynden, mit den andern, die sie wider zuruckschlagen wolten, unter augen, und [er] würt also von inen mit eim Schlachtschwerdt [Beidhänder] durch die schultern gehawen[,] und mit zweyen spiessen durchstochen, das er dennocht nicht davon mag, ob er schon der hertern straff entpfleucht, Denn es heißt also, „Unser Hergott ist Richter im Lande“168. Darumb sehe sich ein jeder wol für und hüte sich für falscher leere, bleib allein bey dem reinen wort Gottes, oder Gott würt in auch, wie dise buben, an leib und seel straffen, denn so bald die leer falsch ist, darff man nit dencken, das das leben recht fromm sey,169 oder das die straf aussen bleibe, wie man in dieser buben historien mit fingern greiffen kan, wenn man nur den anfang, mittel und ende ein wenig ansehen wil.170
163 Vgl. 1Kor 10,20: „Nein, sondern was man da opfert, das opfert man den bösen Geistern und nicht Gott. Nun will ich nicht, dass ihr in der Gemeinschaft der bösen Geister seid.“ – Vgl. aber auch Eph 5,11: „Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf.“ 164 Vgl. 2Pet 1,11: „Und so wird euch reichlich gewährt werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilands Jesus Christus.“ 165 Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 279 (Restitution rechter und gesunder christlicher Lehre. Oktober 1534). 166 Wie Kapitel 4 Anm. 4. 167 Als Ausdruck seiner Bescheidenheit? Oder aber zur Verschleierung seiner Identität? 168 Kein klarer Bezug. Vgl. Gen 18,25; Ri 11,27; Ps 7,9; 58,12 sowie 94,2. 169 Rothmanns Grundmotiv. 170 Stupperich, Schriften von evangelischer Seite gegen die Täufer, 245 (Warhafftige historie. 1536).
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Intern jedoch wucherten die Gerüchte.171 Spätestens über Tilmann vom Graben (auch: a Fossa, Gravius; um 1474–nach 1557), von 1512 bis 1544 Sekretär des Kölner Domkapitels, erreichten sie am Ende auch Erasmus in Freiburg – und über ihn seine zahlreichen Schüler und Freunde: Bernardus Rotmannus baptista, qui sectae anabaptistice Monasterii fuit propagator, neque inter cadauera neque alibi (vt aiunt) repertus est. Nebulonem elapsum putant arte nigromantica, quam ipsum callere vulgus nugatur.172
Wie zuvor schon Campanus wurde damit auch Rothmann zu einer mythischen Gestalt, einer heimlichen Drohung. Das galt umso mehr, als auch in täuferischen Kreisen von nicht wenigen behauptet wurde, dass ein Täufer Bernardus, ein großer Mann, aus Münster herausgekommen sei (so im Februar 1538 der niederländische Täuferführer Jan van Batenburg [1495–1538] 173).174
171 Vgl. schon die Berichte Heresbachs. Wie Kapitel 6 Anm. 136–138. 172 Allen, Opus epistolarum, Bd. XI, 200–204 (Nr. 3041: From Tielmann Gravius. Köln, 17. August 1535), hier 202f. 173 Loosjes, Art. van Batenburg. 174 Klötzer/Ribhegge u. a. in: Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 129.
7. Rückblick und Ausblick
Die vorgelegte Untersuchung führt nicht nur zu einer neuen Einordnung Rothmanns in die Strömungen der Zeit. Sie ermöglicht auch eine präzisere Rekonstruktion seiner theologischen Entwicklung. Bernhard Rothmann ist vor einem humanistischen Hintergrund zu sehen. Was ihn prägt, ist der „christlich-pädagogische Humanismus“ (Franz-Josef Worstbrock) seines Lehrers Murmellius. Dabei ist das Spektrum von Anfang an weit (Hermann von dem Busche). Es schließt auch spiritualistische und unter Umständen sogar dogmenkritische Positionen mit ein (Campanus). Rothmanns Hinwendung zur Reformation vollzieht sich im Rahmen weiter, ihm durch seine Lehrer erschlossener humanistischer Netzwerke (Niederlande, Oberrhein, Schweiz). Sie wird als das Programm einer tiefgreifenden Erneuerung begriffen und erscheint damit als die Fortsetzung innerhumanistischer Aufbrüche, wie er selbst sie schon in frühen Jahren erlebt hat (Aufbegehren seines Lehrers Murmellius gegen den mächtigen, aber als rückständig empfundenen Kemener). Wittenberg ist dabei lediglich ein Zentrum neben anderen. Der Reformator Luther wird zwar geschätzt. Näher steht ihm aber der vom Oberrhein stammende Melanchthon. Er ist, so gegenüber Cotius, noster Melanchthon, ein Rothmann und den anderen (z. B. Jakob Montanus) in amicitia verbundener Humanist, bedeutend, aber eben auch darin nur einer unter anderen. Als seinem eigenen Wollen näherstehend empfindet Rothmann dann auch den stärker ethisch orientierten oberdeutsch-schweizerischen Typus der Reformation. Er wird auf den Spuren von dem Busches erkundet und rezipiert. Das Milieu Straßburgs und besonders die geistig-geistliche Offenheit in Capitos Haus erscheinen dabei als vorbildlich (apokalyptischer Spiritualismus). Auch Melanchthon sieht in Rothmann vor allem den westfälischen Humanisten (Schüler des Murmellius, Protegé von dem Busches). Angesichts des sich neu verschärfenden Konfliktes mit den „Sakramentierern“ (Ostfriesland, Braunschweig, Goslar u. a.) sowie des Fehlens zuverlässiger Ansprechpartner in
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7. Rückblick und Ausblick
Norddeutschland, in Westfalen und am Niederrhein setzt er Hoffnungen auf ihn (Abwehr des Einflusses Hoffmans, Bekämpfung der Lehre des Campanus). Dasselbe gilt auch für Johannes Bugenhagen in Lübeck. Die ihm aus Münster zugesandte, Melanchthons Empfehlungen folgende Eingabe an den Rat der Stadt Münster wird von ihm daher nachdrücklich unterstützt. Sie erscheint als ein Hoffnungszeichen, dient den Interessen Rothmanns ebenso wie denen der Wittenberger und wird beiderseits als Werbeschrift eingesetzt. Angesichts eines den Konflikt mit dem Bischof scheuenden Rates setzt Rothmann damals aber nicht nur auf das inzwischen gängige Instrument der öffentlichen Disputation. Er folgt daneben auch oberdeutschen Impulsen und arbeitet unter dem Einfluss Capitos auf eine Klerikersynode nach Ulmer Vorbild hin. Diese findet tatsächlich statt. Rothmann steht Kemener, dem von ihm erst vor kurzem gewaltsam aus dem Pfarramt an St. Lamberti verdrängten alten Gegner seines Lehrers Murmellius gegenüber. Verhandelt wird auf der Basis einer Schrift von dem Busches. Zwar führt das Unternehmen nicht zum erwünschten Erfolg (Durchsetzung der Reformation in Münster). Man unternimmt daher auch schon bald wieder Anstrengungen im Blick auf eine öffentliche Disputation. Die oberdeutsche Eigenart des Vorgangs wird von Rothmanns Gegnern aber sehr wohl wahrgenommen (Host von Romberg). Was Rothmann und die Wittenberger auch weiterhin verbindet, ist das Interesse an der obrigkeitlichen Rückbindung der Reformation. Diese wird hier wie dort als ein geistlicher Vorgang begriffen. Das zeigt sich vor allem an Rothmanns scharfem Brief an den Rat von Soest. Er schließt jede Form von Rechtsbruch und Gewalt als Schande für das Evangelium aus. Was beide Seiten aber nun mehr und mehr trennt, ist die unterschiedliche Gewichtung der Ethik. Das zeigt sich besonders in der Frage des Abendmahls. Erscheint dieses den Wittenbergern vor allem als Gnadenmittel, so ist es bei Rothmann vor allem ein Aufruf zur Erneuerung ebenso des eigenen wie auch des gemeinschaftlichen Lebens. Der Ritus wird pädagogisch neu interpretiert. Dem Einfluss der in diesem Wollen offenbar als verwandt empfundenen „Wassenberger Prädikanten“, deren humanistischer Hintergrund (Dionysios Vinne, Heinrich Roll) nicht zu übersehen ist, hat Rothmann in der Folgezeit nur noch wenig entgegenzusetzen. Er wird zum „Sakramentierer“. Die Sittenzuchtordnung des nach dem Dülmener Vertrag (Februar 1533) nunmehr evangelischen Münster wird bewusst nach dem Vorbild Ulms und Basels gestaltet. Melanchthon hat das Ausscheren Rothmanns offenbar längere Zeit nicht wahrhaben wollen. In der von ihm befürchteten Auseinandersetzung mit Campanus (nach dem Erscheinen von dessen Restitution) gilt ihm Rothmann noch im Sommer 1532 als Freund und Vertrauter. Wie Rothmann zu dieser Zeit
7. Rückblick und Ausblick
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zu Campanus steht, ist unklar. Aufgrund des sie verbindenden Kampfes gegen Kemener könnte es aber auch schon damals Berührungen gegeben haben. Umso mehr erschreckt Melanchthon dann auch Rothmanns offen zu Tage tretendes Abendmahlsverständnis. Als dieser im Frühjahr 1533, im Tiefsten wohl ebenfalls ethisch motiviert, die Kindertaufe preisgibt, ist das Tischtuch zerschnitten. Dass ausgerechnet von dem Busche, der Rothmann 1531 alle Türen öffnete, im Sommer 1533 bei einer (durch den aus Münster stammenden Humanisten von der Wyck angeregten) Disputation diesem gegenüber die Kindertaufe verteidigen soll und dabei entsetzt vor seinem früheren Schüler zurückweicht, ist das tragische Ende einer nicht zuletzt innerhumanistischen Geschichte. Auch in der Phase des Täuferreiches agiert Rothmann dann durchaus noch als Humanist. Seine Dogmenkritik (humanistischer Sakramentsbegriff, Antitrinitarismus etc.) läuft nun aber mehr und mehr ins Leere (Biblizismus, regelloser Spiritualismus). Zuletzt hat er der Eigendynamik der Diktatur Jan von Leydens kaum noch etwas entgegenzusetzen und legitimiert daher nur noch, was für den Fortbestand des Täuferreiches nützlich bzw. erforderlich zu sein scheint. Dass man in Jülich-Kleve-Berg landesherrlicherseits fortan andere Wege ging (via media), muss auch vor diesem Hintergrund gesehen werden. Das humanistische Trauma von Münster, greifbar im Scheitern Bernhard Rothmanns, mahnte die Schüler des Erasmus von Rotterdam zur Vorsicht.
8.
Editionen
8.1
Rothmann publiziert eine liturgiehistorische Sammlung des Rektors der Stiftsschule von St. Martini, Henricus Primaeus (ca. 1526)
DE MA//XIMORVM PONTIFICVM // Ceremonijs Epitome Henrico Primeo, // Apud Monasterienses Gymnasi=//archa, Rapsodo ad usum et de//licias omnium ecclesia=//sticorum. VD16 P 4825 Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München H. eccl. 73 Beibd. 2. [Aja ungezählt] DE MA XIMORVM PONTIFICVM Ceremonijs Epitome Henrico Primeo, Apud Monasterienses Gymnasi= archa, Rapsodo ad usum & de licias omnium ecclesia= sticorum.1 D. Bernardus Rottmanus Lectori. Pontificu(m) sacros collegit Primeus ille, Prime(us) ille pius quos seruat co(n)cio Chri(sti) Ritus, historiae q(uae) haud (tem)p(ori)s e(st) i(n)fima lector.
1 Prediger. Der Titel betont – für eine Schulschrift ungewöhnlich – den Verkündigungsauftrag.
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Titelkustode: Links [Maria auf einer umkränzten Säule (Akanthusranken) stehend], oben [der Evangelist Johannes schreibend mit seinem Symboltier, dem Adler, dazwischen Sonne über Gewölk], links [der Verkündigungsengel auf einer umkränzten Säule (Akanthusranken) stehend], unten [zwei musizierende Putten, Dudelsack und Flöte, dazwischen eine Kanne mit geschwungenen Henkeln].2 [Ajb ungezählt] Henricus Primeus Martinianae scholae pri= mas, uenerabilissimo ac celeberrimo sancti Martini Canonicoru(m) senatui, S. D.3 CVm has summoru(m) pontificum ceremonias honorabilißimi domini mei magnis laboribus meoru(m) discipuloru(m) rogatu collegißem, & eas cui potissimu(m) dedicare(m) diu in animo reuoluißem.4 uos in primis occurristis, & q(uod) de rebus eßent ecclesiasticis, & a summis sanctae ecclesiae primatibus institutae, quarum apud uos semp(er) diligens fuit obseruatio, enixim o(mn)es hoc unu(m) agentes, ne quid a maioribus decretu(m), intercidat uel aliud temere oboriatur, quo ho(m)i(nu)m animi a uero deoru(m) cultu auocentur, quod prohdolor hodie pluribus in locis fieri uidemus, ubi uetera o(mn)ia abrogantur, p(er)inde quasi nihil sint a maioribus (quibus uel sapi[enti]a, uel consilium defuerit) recte institutu(m), quod ut temerarioru(m) est, ita et p(ro)rsus amenciu(m). Nam qua(m)obrem ceremonias antiquare uelint o(mn)es, non uideo, cu(m) his externis indoctu(m) uulgus ad interna & inuisibilia traducatur, & relligioni ac pietati opera(m) dare aßuescat. Sunt enim ceremoniae uelut pedagogiae ad Christu(m), q(ui)bus uere ille animi cultus, q(ui) in fide, spe & charitate5 consistit, p(er)suadetur. Sed utina(m) moderatae forent, & in his tota salutis r(ati)o no(n) poneretur (cu[m] ut haru[m] obseruat[i]o[n]e cora[m] deo non efficimur meliores, ita nec intermißione no[n] peiores) nec uerbo dei anteponere(n)tur uel aequare(n)tur, (cui in primis parendu[m], q[ui]a dei, no[n] hominu[m] est uerbu[m]) neq(ue) his ho(m)i(nu)m co(n)sci(enti)as obliga= [Aija] 2 Stadtmuseum Münster, Das Königreich der Täufer, Bd. 1, 65 (Abbildung des Titelblattes). 3 Die Vorrede des Primaeus richtet sich demnach an die Kanoniker des Kollegiatstiftes St. Martini. 4 Die Veröffentlichung der ursprünglich wohl gar nicht zur Publikation bestimmten Sammlung war also „auf Bitten der Schüler“ erfolgt. Die treibende Kraft dürfte dabei aber wohl Rothmann selbst gewesen sein. Als eigentlicher Bearbeiter erscheint er darum auch nicht nur auf dem Titelblatt (D. Bernardus Rottmanus), sondern tritt nach der Vorrede des Primaeus auch mit einer kurzen eigenen Vorrede hervor. 5 „Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ (1Kor 13,13).
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re(n)t sub exco(mmun)icat(i)o(n)is & da(m)nat(i)o(n)is pena. q(uod) uerbu(m) dei du(m)taxat po(tes)t, in cuius solius obseruat(i)o(n)e, salutis, & omißione da(m)nat(i)o(n)is r(ati)o, co(n)stituta est. que(m)admodu(m) Paulus ad Corin(thios) pri(m)a ca(pitulo) 7. ait, Circu(m)cisio nihil est, & preputiu(m) nihil est. i(d est) o(mn)ia externa, sed obseruatio ma(n)datoru(m) dei.6 quo in loco etia(m) p(ro)hibet, ne consci(enti)ae ho(m)i(nu)m legibus quasi ad salute(m) necessarijs tenea(n)tur. cu(m) ait, Precio empti estis, nolite fieri serui ho(m)i(nu)m.7 quare ut manuducatur plebs indocta uulgusq(ue) rude ad Christu(m), & discat colere ac psallere deo. his maxime opus esse duco, summaq(ue) cu(m) uenerat(i)o(n)e obserua(n)da. mo(do) iudiciu(m) ac modus adsit. Qui ergo nosce(re) cupiu(n)t, q(uae) maximi illi po(n)tifices sanxerint, & a quo quodq(ue) institutu(m), ac q(ui)bus sub imp(er)atoribus, quoque anno, (q[uae] bona[e] [tem]p[ori]s historiae) hoc nostro, uestro nomini co(n)secrato, uta(n)tur libello. Et uos honorabilissimi d(omi)ni mei, benignis a(n)imis laetisq(ue) fro(n)tibus eu(m) suscipite qua(n)doq(ui)de(m) hoc munere, cu(m) nihil aliud habea(m). mea(m) erga uos, q(ui)bus me plurima debere scio, gratitudine(m) testari libuit. Valete, & me deditißimu(m) uobis mancipiu(m) amate. Ad Lectore(m).8 AMice lector, eoru(m) unde haec desumpsimus, nec stilu(m), nec ora(tion)is filu(m) mutauim(us), q(uod) rectius hisce rebus co(n)gruere(n)t. Co(n)geßimus a(u)t(em) haec ex Volaterrano9, Cronica maiori10, Fasciculo
6 „Beschnitten sein ist nichts und unbeschnitten sein ist nichts, sondern: Gottes Gebote halten.“ (1Kor 7,19). 7 „Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte.“ (1Kor 7,23). 8 Hier beginnt die Vorrede des Bearbeiters Rothmann. Sie ist in der ersten Person Plural formuliert, beansprucht also eine aktive Beteiligung am Zustandekommen des Ganzen. 9 Raffaele Maffei detto Volaterano (Volterra; 1435–1522). Gemeint sind wahrscheinlich dessen Commentariorum rerum urbanarum libri XXXVIII (erstmals Rom 1506; Paris 1516). – Vgl. z. B. Maffei, Raffaele, COMMENTARIORVM // VRBANORVM RAPHAELIS VOLATERRANI, OCTO // & triginta libri, accuratius quam antehac excusi, cum // duplici eorundem indice secundum // Tomos collecto. // Item Oeconomicus Xenophontis, ab eodem latio donatus. // […] //. (Basel: Johann Froben [Erben] 1530) (VD16 M 114) (weitere Ausgabe: VD16 X 34). 10 Matthaeus Parisiensis (um 1200–1259), Chronica maiora. – Vgl. z. B. Parisiensis, Matthaeus, Quarta Centuria // ECCLESIASTICAE // HISTORIAE, CONTINENS DESCRI-//ptionem AMPLISSIMARVM RERVM IN RE-//gno Christi, quae quarto post eius natiuitatem seculo ac-//ciderunt, cum Imperium Romanu(m) gubernarent CON-//STANTINVS MAGNVS, eius filij, Iulianus, Io-//uianus, Valentinianus, Valens, Gratianus, Theodosius ma-//ior […] // eodem illustri ordine ac ueritate, quo prio-//res Centuriae […] // contexta: // Per aliquot […] uiros in urbe // Magdeburgica. // Acceßit […] // geminus INDEX. // […] //. (Basel: Johannes Oporinus 1560) (VD16 ZV 23966) oder Parisiensis, Matthaeus, MATTHAEI // PARIS(IENSIS) MONACHI // ALBANENSIS, ANGLI, HI=//storia Maior, a Guilielmo Conquae-// store, ad ultimum annum // Henrici tertii. // Cum Indice locupletissimo. // […] //. (Zürich: Christoph Froschauer [Erben] 1589) (VD16 M 1401).
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t(em)p(oru)m11, Eusebio de t(em)p(or)ibus12, & Platina13, quare si nos errare in annoru(m) aut Imp(er)atoru(m) adscriptione co(m)perieris, no(n) nos, sed illos inter se longe lateq(ue) dissidentes, accusabis. Vale.14
11 Werner Rolevinck (1425–1502). Gemeint ist wahrscheinlich dessen Fasciculus temporum (erstmals Köln: Nikolaus Götz [um 1473]). – Vgl. z. B. Rolevinck, Werner/Bibliander, Theodor, TEMPORVM A // condito mundo usque ad ulti//mam ipsius aetatem supputatio, // partitioque exactior. // Vniuersae quidem historiae diuinae, ecclesiasticae // & extere˛ Latinorum, Gre˛corum, Aegyptiorum, // Chaldaeorum, Germanorum & aliaru(m) gentium // accommodata […] // […] //. (Basel: Jakob Kündig/Johannes Oporinus 1558) (VD16 R 2954) oder auch Rolevinck, Werner, Formula viue(n)di Sacer//dotum. Canonico(rum) siue Vicario(rum) // secularium: aut etiam alio(rum) deuo=//torum presbytero(rum) // […] //. (Köln: Martin von Werden 1504) (VD16 R 2954). 12 Euseb von Caesarea (260/264–339/340), Chronicon. – Vgl. z. B. Euseb von Caesarea, Ecclesiastica Historia diui Euse=//bii. [Übers. d. (Rufini presbyteri […] //)] et Ecclesiastica Historia gen//tis Angloru(m) venerabilis Bede: // cum vtraru(mque) historiaru(m) per sin// gulos libros recollecta capitulo//rum annotatione. // […] //. (Hagenau: Heinrich Gran/Augsburg: Johann Rynmann 1506) (VD16 E 4270) (weitere Ausgabe: VD16 B 1425). – Euseb von Caesarea/Rhenanus, Beatus u. a., AVTORES // HISTORIAE ECCLE//SIASTICAE. // Eusebij Pamphili Caesariensis Libri IX. Ruffino Interprete. // Ruffini Presbyteri Aquileiensis, Libri duo. // Recogniti ad antiqua exemplaria Latina // per Beat(um) Rhenanum. // ITEM EX // Theodorito Episcopo Cyrensi, // Sozomeno, & // Socrate Constantinopolitano Libri XII. uersi ab Epiphanio // Scholastico, adbreuiati per Cassiodorum Senatorem. unde illis // Tripartitae historiae uocabulum. // Emendati & hij multis locis […] // […] //. (Basel: Johann Froben 1523) (VD16 E 4273) (weitere Ausgabe: VD16 T 752). 13 Bartolomeo Platina (1421–1481). Gemeint ist dessen monumentales Werk De vitis pontificum Romanorum (gedruckt erstmals 1479). – Vgl. z. B. Platina, Bartolomeo, BAR(THOLOMAEI) PLATINAE // CREMONENSIS, DE VITIS // AC GESTIS SVMMORVM // Pontificum, ad sua us(que) tempora, Liber Vnus. // Huic additae sunt Vitae ac res gestae eorum qui interim fuere pontifi=//cum, a Paulo uidelicet II. ad Paulum huius nominis III. // EIVSDEM ITEM PLATINAE, // De falso & uero bono Dialogi tres. // Contra amores .I. // De uera nobilitate .I. // De optimo ciue .II. // Panegyricus in Bessarionem doctiss(imum) pa=//triarcham Constantinopolitanum. // Oratio ad Paulum II. Pont(ificem) maximum, // de bello Turcis inferendo. // […] //. (Köln: Gottfried Hittorp/Eucharius Cervicornus 1540) (VD16 P 3261) (zahlreiche weitere Ausgaben). 14 Dem Leser. Lieber Leser, diese ihrer [Zeremonien] haben wir uns [von ihnen] ausersehen, und weder haben wir den Stil noch den Fluss der Rede verändert, weil sie besser mit diesen Dingen zusammenstimmen. Wir haben dies aber aus dem Volaterano, der Chronica maiora, dem Fasciculus temporum, Eusebs Chronikon und dem Platina zusammengetragen. Wenn du also feststellen solltest, dass wir bei der Zuweisung der Jahre oder der Herrscher irren, so sollst du nicht uns, sondern ihnen, die lang und breit von einander abweichen, die Schuld dafür geben. Leb wohl! Aija.
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[Aijb ungezählt] Pontificum Ceremoniarum Libellus ab Hen= rico Primeo, ad suorum discipulorum usum collectus. PETRVS Primus pontifex, Galileus natione15, Anno domini. 44. imperatore Claudio16, instituit Ieiuniu(m) quadragesimale ante Pascha celebrari, Et ante natale domini tres hebdomadus. Linus uolaterran(us) 17 anno domini 70. ultimo Neronis18 anno scilicet 14. ordinauit ut mulier uelato capite intraret ecclesiam. Cletus romanus19 Anno domini 81. sub Tito20 & Domitiano21 imperatoribus, primus scripsit salute(m) & apostolicam benedictione(m), Et approbauit p(er)egrinat(i)o(n)es ad sanctos, dicens esse ualidiore(m) ad salute(m). S. Petri uisitat(i)o(n)em q(uam) duorum annorum ieiunium. Clemens romanus22 anno domi(ni) 94. 11. anno Domitiani, statuit ut baptisatus q(uam) primu(m) poterit confirmaretur. Anacletus atheniensis anno domi(ni) 102. sub Traiano23 iussit ut presbiteri prae alijs honorarentur, Et ne clericus barba(m) aut coma(m) nutriret, Primusq(ue) ordinauit cardinales, Et q(uod) episcopus ordinaretur a tribus episcopis, sacerdos uero ab uno cui subeßet, Et clericoru(m) ordinatio palam fieret. Euaristus graecus24 anno do(mini) 110. a Traiano ad initium Hadriani25 imp(er)atoris p(er)uenit, uoluit episcopu(m) a plebe= [Aiija] is no(n) accusari, Et coniuges publice copulari, a sacerdoteq(ue) benedici, & p(ro)hibuit clandestina fieri matrimonia, Huius t(em)p(or)e Ignatius 39. Antiochiae ep(iscop)us26 antiphonas ca(n)tari instituit. Alexander romanus27 anno domi(ni) 113. sub Hadriano, statuit, aqua(m) benedicta(m) cu(m) sale aspergi in domibus fidelium, item & in templis, In Canone addidit memoria(m) paßionis Christi Iesu28, scilicet Qui pridie qua(m) pateretur Et uinum misceri cum aqua in sacrificio, ad notandam Christi cum fi15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Die Liste der Bischöfe bis zu Zeit des Anicetus (Mitte des 2. Jh.s) folgt der frommen Legende. Claudius (41–54), römischer Kaiser. Linus († ? 79), der Legende nach zweiter Bischof von Rom. Nero (54–68), römischer Kaiser. Anaklet (Cletus, Anencletus; † ? 88), der Legende nach dritter Bischof von Rom. Titus (79–81), römischer Kaiser. Domitian (81–96), römische Kaiser. Clemens (I.) (†? 97), der Legende nach vierter Bischof von Rom. Trajan (98–117), römischer Kaiser. Evaristus (Aristus; †? 105), der Legende nach fünfter Bischof von Rom. Hadrian (117–138), römischer Kaiser. Ignatius (2. Jh., Martyrium angeblich in den letzten Regierungsjahren des Kaisers Trajan), Bischof von Antiochia in Syrien. 27 Alexander (I.) (†? 105–115), der Legende nach sechster Bischof von Rom. 28 Beachte die Betonung des Gedächtnischarakters.
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delibus unionem & coniu(n)ctione(m),29 Et tantum semel in die sacrificiu(m) fieri, Item oblat(i)o(n)es instituit, Et ne clericus ad secularis iudicij tribunal euocaretur. Syxtus, alij Xystus scribunt, romanus30 anno domini 132. sub Hadriano instituit, ut corporale ex lineo purissimo fieret, & ne sancta uasa ta(n)gere(n)tur nisi a ministris sacroru(m), Etia(m) in sacrificio cani Sanctus Sanctus, cu(m) Petri t(em)p(or)e orat(i)one dominica sacrificabatur, Sed alij postea addidere alia, Celestinus31 introitu(m), Gregorius32 Kyrieleyson, Hieronymus33 ep(isto)lam & eua(n)geliu(m), alleluia, hierosolimis[,] Symbolu(m) & mortuoru(m) co(m)memoratio, sunt in Niceno concilio ordinata, Pelagius34 thus35, Leo tertius36, osculum pacis, Innocentius37 Agnus dei [addiderunt]. Telesporus graecus38 anno domini 134. sub Hadriano Quadragesima(m) instituit, Et hymnu(m) angelicu(m) ca(n)tari, gloria in excelsis, dieq(ue) natali cantare tres mißas, in media nocte qua(n)do natus, in aurora quando a pastoribus [Aiijb ungezählt] cognitus, hora tertia qua caeteris illuxit. Et q(uod) clerici ieiunarent, 7. hebdomadas plenas, Nullusq(ue) mißam praesumeret et cantare ante tertiam. Hyginus graecus39 anno. 144. sub Antonino pio40, ut baptismo & co(n)firmat(i)o(n)i unus interesset, que(m) compatre(m) uocant. Et clericoru(m) gradus distinxit. Voluit etia(m) ne materia temploru(m) in p(ro)phanos usus uerteretur, & ne te(m)pla sine celebrat(i)o(n)e dedicarentur. Pius Aquilie(n)sis41 Anno 154. sub Antonino pio, statuit festu(m) Pasche semp(er) in dominica clelebrari, Et sacrilegij crimine notauit, qui fundos aut ho(m)i(n)es religioni dicatos attingeret, Etiam uirgines ante annu(m) 25. sacrari prohibet, Et ubicunq(ue) aliq(ui)d decideret de corp(or)e & sanguine Christi, praecepit lambi. 29 Beachte die Deutung des Ritus. Auch Rothmanns eigene Abendmahlspraxis (Vermengung von Brot und Wein in einer flachen Schüssel; wohl in Anlehnung an die Basilius- bzw. die Chrysostomusliturgie der östlichen Kirchen [Brotbrechung und Vermischung]) sollte demnach wohl die Verbindung zwischen Christus und den Gläubigen veranschaulichen. Wie Kapitel 5 Anm. 57f. 30 Sixtus (I.) (†? 115–125), der Legende nach siebter Bischof von Rom. 31 Coelestin I. (422–432), Bischof von Rom. 32 Zuordnung nicht eindeutig. 33 Sophronius Eusebius Hieronymus (347–420), Gelehrter und Theologe, Kirchenvater. 34 Pelagius I. (556–561), Bischof von Rom. 35 Weihrauch. 36 Leo III. (795–816), Bischof von Rom. 37 Zuordnung ungewiss. 38 Telesphorus (†? 125–136), der Legende nach achter Bischof von Rom. 39 Hyginus (†? 136–140), der Legende nach neunter Bischof von Rom. 40 Antoninus Pius (138–161), römischer Kaiser. 41 Pius (I.) (†? 140–155), der Legende nach zehnter Bischof von Rom.
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Anicetus syrus42 an(no) do(mini) 164. sub Antonino rursus instituit ab Anacleto43 prius ordinatu(m) sed collapsum, quod saepius fieri uidebis,44 ne clerici barba(m) aut coma(m) nutrirent. Soter ca(m)panus45 an(no) 174. sub Antonino, ut nuptiae pala(m) & in celebritate fiere(n)t, benedice(n)te eis sacerdote, q(uo)d etia(m) prius ab Euaristo46 institutu(m) erat, Et ne sacerdos nisi salte(m) cora(m) duob(us) sacrificaret. Etia(m) ut monacha uelu(m) portaret. Eleutherius nicopolitanus47 Anno. 184. sub Antonino Ne q(ui)s christianoru(m) alique(m) cibu(m) quo uescere(n)tur ho(min)es abominaretur. Victor Apher48 An(no) d(omini) 193. sub Co(m)modo Imp(er)ato(re) 49 ut Pascha s(em)p(er) die d(omi)nico celebraretur, Et q(uod) t(em)p(or)e necessitatis in o(mn)i aqua naturali possit co(n)ferri baptisma. [Aiva ungezählt] Zepherinus romanus50 An(no) do(mini) 203. sub Seuero imp(er)atore51 statuit, ut o(mn)es, xij. annoru(m) semel in anno Eucharistia(m) sumere(n)t, Et sacrificiu(m) fieri in uitreo calice, no(n) ligneo, ut antea. Deinde Innocentius. 3.52 o(mn)i(u)m p(ec)c(a)toru(m) addi uoluit confeßione(m). Calistus romanus53 An(no) do(mini) 214. sub Caracalla54 instituit quatuor temporu(m) ieiunia, et uniuersis sacerdotibus uitam celebem. Vrbanus roma(nus) 55 225. sub Alexa(n)dro56 statuit, ut praedia inter clericos e(ss)ent co(mmun)ia, fructus quoq(ue) uiritim distribuere(n)tur, sub hoc cepit eccl(es)ia possidere predia & agros. Pontanus romanus57 an(no) d(omini) 235. sub Alexa(n)dro, ut psalmi diu noctuq(ue) p(er) eccl(esi)as canere(n)tur, Et ut sacerdos celebrat(i)o(n)i missae praemitteret, Confiteor deo. Fabianus romanus58 An(no) do(mini) 241. sub Decio59 uetuit, ne q(ui)s consanguinea(m) usq(ue) ad quinta(m) sobole(m) in matrimoniu(m) duceret, 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58
Anicetus (? 154–165), Bischof von Rom. Anaklet (Cletus, Anencletus; † 88), der Legende nach dritter Bischof von Rom. Hier spricht wohl wieder der Redaktor Rothmann. Soter (? 166–174), Bischof von Rom. Evaristus (Aristus; † 105), der Legende nach fünfter Bischof von Rom. Eleutherus (? 174–189), Bischof von Rom. Viktor I. (? 189–198), Bischof von Rom. Commodus (180–192), römischer Kaiser. Zephyrinus (198–217), Bischof von Rom. Septimius Severus (193–211), römischer Kaiser. Innozenz III. (1198–1216), Bischof von Rom. Kallist/Calixt I. (217–222), Bischof von Rom (Doppelwahl). Caracalla (211–217), römischer Kaiser. Urban I. (222–230), Bischof von Rom (Doppelwahl). Severus Alexander (222–235), römischer Kaiser. Pontianus (230–235), Bischof von Rom (Doppelwahl). Fabianus (236–250), Bischof von Rom.
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utq(ue) o(mn)is christianus ter in anno Eucharistia(m) sumeret, Et ut sing(u)lis annis chrisma in cena d(omi)ni co(n)secraretur, uetere co(m)busto. Cornelius romanus.60 anno domini. 250. sub Decio sanxit, ut sacerdotes pro certa causa iurare poßent. et hic primus sanctoru(m) corpora utpote Petri & Pauli leuauit, ac honorificentius reposuit. ob q(uo)d singulare(m) p(ie)tate(m) ut aiunt, a domino accepit sup(er) morbu(m) caducum. Lucius romanus61 anno do(mini) 254. sub Volusiano62 instituit ut diaconi duo, presbiteri tres, s(em)p(er) ep(iscop)um comitarentur, ueluti uitae suae testes. [Aivb ungezählt] Stephanus romanus63 anno d(omini) 257, sub Valeriano,64 Ne quis uestibus sacris praeterqua(m) ad cultu(m) dei uteretur. Dionysius cuius origo ignoratur65, sicut & sequentis anno d(omi)ni 263. sub Claudio s(e)c(un)do66, cimaeteria quae extra urbem erant, in urbe construxit, & te(m)pla & parochias diuisit, iußitq(ue) ut pastores suis terminis essent conte(n)ti. Et q(uod) insanus haereticu(m) accusare non poßet, Etiam ut nemo damnaretur nisi per idoneos testes e(ss)et co(n)uictus. Felix67 anno domini 269. sub Claudio s(e)c(un)do, te(m)plorum consecrat(i)o(n)es, & dedicat(i)o(n)is festum singulis annis agi ac sup(er) memorias martyru(m) missas celebrari, Etiam q(uod) presbyteri non nisi in loco sacro sacrificarent. Eutichianus lunensis68 anno d(omini) 274. sub Aureliano69, ut accusatio coram iudice scripto fieret, & ut fruges nouae sup(er) altare benedicerentur, maxime uero fabae & uuae. Gaius dalmateus70 anno d(omi)ni 276. sub Probo71, deinde Caro72 & Carino73, ut nemo clericu(m), diaconu(m), presbyteru(m) ep(iscopor)um ad iudiciu(m) pro-
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Decius (249–251), römischer Kaiser. Cornelius (251–253), Bischof von Rom (Doppelwahl). Lucius I. (253–254), Bischof von Rom (Doppelwahl). Gaius Vibius Afinius Gallus Veldumnianus Volusianus († 253 bei Interamna), nach dem Tod des Hostilian im November 251 von seinem Vater Trebonianus Gallus (251–253) zum Mitkaiser erhoben. Stephanus I. (254–257), Bischof von Rom (Doppelwahl). Valerianus (253–260), römischer Kaiser. Dionysius (um 259–268), Bischof von Rom. Claudius Gothicus (268–270), römischer Kaiser. Felix I. (um 269–274), Bischof von Rom. Eutychianus (um 275–283), Bischof von Rom. Aurelianus (270–275), römischer Kaiser. Cajus (um 283–296), Bischof von Rom. Probus (276–282), römischer Kaiser. Marcus Aurelius Carus (282–283), römischer Kaiser. Marcus Aurelius Carinus († 285), römischer Kaiser, älterer Sohn des Kaisers Carus. Er wurde bei dessen Thronbesteigung zum Caesar und im Frühjahr 283 zum Augustus, zuständig für den westlichen Reichsteil, erhoben.
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phanu(m) accersiri possit, Hic instituit lectores, exorcistas, acolitos, subdiaconos, diaconos, presbiteros, ep(iscop)os, ut digni hoc ordine iam nominato ascenderent. Marcellinus romanus74 anno d(omi)ni 284, sub Diocletiano75 primu(m) metu p(er)territus, deos adorauit, q(ui)bus tria grana thuris cum esset comprehensus, in sacrificiu(m) imposuit, obiter hoc annotaui.76 Marcellus romanus77 Anno d(omi)ni 294, sub Diocletiano [Ava ungezählt] statuit conciliu(m) generale non posse celebrari sine auctoritate Papae, ut antea, Et elegit 15. cardinales. i(d est) precipuos & principales in urbe p(ro)pter sepulturas et baptismu(m). Milciades Apher78 anno d(omi)ni 307. sub Maxentio79 precepit ne in die dominico aut quinta feria ieiunaretur q(uae) ho(mine)s dies pagani ut sacros colerent. Siluester romanus80 anno d(omi)ni 313. sub Constantino81 ut Chrisma tantu(m) episcopi consecrarent, & baptizatu(m) co(n)firmarent, occasione mortis etia(m) presbyteri, insup(er) ne laicus ad iudicium uocaret clericu(m), Et ne clericus ante iudice(m) seculare(m) causam diceret, q(uod) et presbyter celebratur(us) non uteretur serico aut tincto panno, sed lineo albo, na(m) uoluit sic in albis esse celebrandu(m), que(m)admodu(m) in linea syndone, & alba, christi corpus fuit sepultu(m),82 Et q(uod) presbyter unius uxoris eßet uir, De hoc contra fide(m) historiaru(m) dicu(n)t, q(uod) insignia papatus, & tota(m) Italia(m) cu(m) urbe Roma a Constantino a se baptizato accepit83, que(m) baptizauit
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Marcellinus (um 296–304), Bischof von Rom. Diokletian (284–305), römischer Kaiser. Das ist wohl das „Ich“ des Bearbeiters Rothmann. Marcellus (um 307–309), Bischof von Rom. Miltiades (311–314), Bischof von Rom. Maxentius (306–312), römischer Kaiser. Silvester I. (314–335), Bischof von Rom. Konstantin I. (306–337), römischer Kaiser. Beachte die Herleitung des liturgischen Vorganges. Dass die sogenannte „Konstantinische Schenkung“ (Donatio Constantini ad Silvestrem I. papam) eine spätere Fälschung ist, ist dem Bearbeiter Rothmann demnach völlig geläufig. Er dürfte diese Kenntnis Hutten verdanken. Der hatte die um 1440 gewonnenen Einsichten des italienischen Humanisten Lorenzo Valla (1405/1407–1457) erst wenige Jahre zuvor auch in Deutschland publik gemacht. Vgl. vor allem Hutten, Ulrich von, DE DONATIONE CONSTAN=//tini quid ueri habeat, eruditorum quo=//rundam iudicium […] // (Donationis, quae Constantini dicitur priuilegi=//um, Bartholomeo Pincerno de monte ar=//duo ad Iulium. II. Pont[ificem] Max[imum] interprete. // Laurentij Vallensis patritij Romani contra ip=//sum, ut falso creditu(m) & ementitum priuilegiu(m) // declamatio, cu(m) Vdalrici Hutteni […] // ad Leonem. X. Pont(ificem) Max(imum) pre˛fatione. // […] //. (Basel: Andreas Cratander 1520) (VD16 ZV 4645).
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Ep(iscop)us Nicomediensis84 prope Nicomedia(m) in extremo uitae, ut testatur Hieronymus. Marcus Romanus85 anno 334. sub Constantino ut symbolu(m) publice in ecclesia cantaretur a clero & populo. Iulius romanus86 anno 336, sub Consta(n)tino instituit notarios, a q(ui)bus res christianoru(m) describere(n)tur, Et ne sacerdos alibi diceret, q(uam) apud iudice(m) ecclesiasticu(m), Et qui iudice(m) haberet suspectu(m), romana(m) sede(m) appellaret. Damasus hispanus87 anno 364. sub Iuliano88, choros [Avb ungezählt] cantantium in ecclesia ordinauit, & in fine psalmoru(m) cani Gl(ori)a patri. id(que) rogatu Hieronymi, florueru(n)t aute(m) huius t(em)p(or)e praeclara relligionis lumina, Hieronymus, Ambrosius89, Augustinus90. Siricius romanus91 An(no) 383. sub Valentiano92 & Theodosio93, instituit ut bigamus ad officiu(m) sacerdotis non admitteretur, Et monachi quoru(m) uita esset p(ro)bata poßint initiari a primis ordinibus usq(ue) ad episcopatu(m). Censuit etiam ordines p(er) interualla dari, Et hereticos penite(n)tes recipie(n)dos eße, si monasteriu(m) ingrederentur, ac ibi or(ati)onibus, ieiunijsq(ue) se toto t(em)p(or)e uitae suae macerarent. Anastasius romanus94 an(no) do(mini) 394. sub Gratiano95 sanxit ne debiles aut me(m)bris carentibus sacris adhiberentur. Et ut euangeliu(m) in templo stando audiretur. Innocentius Albanus96 an(no) 404. sub Archadio97, ut ecclesia semel co(n)secrata, non amplius consecraretur. Et q(uod) in solennibus sacrificiis, Pax, populo daretur. Et sabbato ieiuniu(m) celebraretur, Et o(mn)es christianos oleo infirmoru(m) inungi uoluit. Pelagiu(m) 98 uero monachu(m) ac celestinu(m) 99 da(m)nauit hereseos, q(uod) liberu(m) arbitriu(m) diuinae gratiae praeferrent. 84 Eusebius († 341), Theologe und Historiker, zwischen 318 und 338 Bischof von Nikomedia und Konstantinopel. 85 Markus (336), Bischof von Rom. 86 Julius I. (337–352), Bischof von Rom. 87 Damasus I. (366–384), Bischof von Rom (Doppelwahl). 88 Julian Apostata (361–364), römischer Kaiser. 89 Ambrosius (339–397), seit 374 Bischof von Mailand. 90 Augustinus (354–430), seit 396 Bischof von Thagaste in Numidien. 91 Siricus (384–399), Bischof von Rom. 92 Valentinian II. (375–392), weströmischer Kaiser. 93 Theodosius I. (379–395), oströmischer Kaiser. 94 Anastasius I. (399–401), Bischof von Rom. 95 Gratian (367–383), weströmischer Kaiser. 96 Innozenz I. (402–417), Bischof von Rom. 97 Arcadius (383–408), oströmischer Kaiser. 98 Pelagius (ca. 350–420), britischer Mönch, Asket. 99 Cälestius, Schüler des Pelagius.
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Et q(uod) dicere(n)t ho(min)is uoluntate(m) p(er)se sufficiente(m) ad implenda diuina praecepta [esse].100 Sozimus grecus101 an(no) 417. sub Honorio102 & Archadio statuit Cereu(m) sabbato sancto benedici, Et ne clericus e(ss)et tabernarius, qui esculenta uel pocule(n)ta uenderet. Bonifacius roma(nus) 103 An(no) 418. sub Honorio, ut nemo mi= [Avja ungezählt] nor annis 30. presbiter ordinaretur. Et ne mulier ta(n)geret aut lauaret palla(m) altaris, Etia(m) ne seru(us) in clericu(m) recip(er)etur. Celestinus ca(m)panus104 An(no) 424. sub Theodosio iuniore105, ut o(mn)es sacerdotes noscere(n)t sacros canones. et psalmos aliquot dici ante missam. ex quo manauit introit(us) misse, graduale, Tractus, q(uae) hodie o(mn)ia serua(n)tur in eccl(esi)a. Leo thuscus106 An(no) 442. sub Martiano107 & Leone. 1.108 i(n) canone addidit, S(an)ctum sacrificiu(m), i(m)maculata(m) hostia(m). Hylarius sardus109 An(no) d(omini) 454. sub Leone. 1. instituit, ne po(n)tifices sibi deinceps successore(m) deligere(n)t, q(uae) institutio ad o(mn)es gradus eccl(esi)asticos p(er)tinet. sub quo a Mamerto episcopo Viene(n)si110 Letaniae minores institutae sunt. Simplicius Tiburs111 An(no) do(mini) 471. sub Leone. 2.112 & Zenone113, ne quis inuitus eligeretur ep(iscop)us, Et ne clericus posseßione(m) sacerdotij ab ho(min)e extra sacra accip(er)et, Et Romana(m) sede(m) eße prima(m) o(mn)i(u)m ecclesiaru(m) declarabat. Felix. 3.114 roma(nus), An(no) d(omini) 484. Theodorico imp(er)atore115 sanxit, ut te(m)pla a solis episcopis consecrare(n)tur, Et ut accusato darentur induciae ad respondendum.
100 Die um 1526 gedruckte Schrift blickt bereits auf den Streit zwischen Erasmus von Rotterdam und Luther zurück. 101 Zosimus (417–418), Bischof von Rom. 102 Honorius (393–423), weströmischer Kaiser. 103 Bonifatius I. (418–422), Bischof von Rom (Doppelwahl). 104 Cölestin I. (422–432), Bischof von Rom. 105 Theodosius II. (408–450), oströmischer Kaiser. 106 Leo I. (440–461), Bischof von Rom. 107 Marcian (450–457), oströmischer Kaiser. 108 Leon I. (457–474), oströmischer Kaiser. 109 Hilarius (461–468), Bischof von Rom. 110 Mamertus († um 477), Bischof von Vienne (Gallien). 111 Simplicius (468–483), Bischof von Rom. 112 Leon II. (474), oströmischer Kaiser. 113 Zeno (476–491), oströmischer Kaiser. 114 Felix III. (II.) (483–492), Bischof von Rom. 115 Theoderich der Große (474–526), König der Ostgoten.
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Gelasius apher116, Theodorico imp(er)atore An(no) 464. Canone(m) mißae ordinauit, ite(m) praefatione(m), hymnos, tractus, or(ati)ones, Et t(em)p(or)a ordina(n)di ac examinandi quater in anno presbiteros, idq(ue) die sabbati instituit. Anastasius 2. romanus117, sub Anastasio imperatore118 anno d(omi)ni 498. ultore deo, dum uentre(m) solueret, intestina eiecit, & subito occubuit, q(uia) hereticis adhereret, Circa [Avjb ungezählt] huius t(em)p(or)a Clodoneus primus christianus rex Franciae119, a Remigio120 baptizatus fuit, ad cuius baptisma, columba celitus ampullam cum chrismate, ut aiunt, attulit, unde usq(ue) hodie reges Franciae inungi solent.121 Symmachus sardus122 sub Theodorico anno d(omi)ni 499. instituit ne clericus cu(m) muliere nisi sanguine iuncta, habitaret, Et compleuit hymnu(m) angelicu(m), Gloria in excelsis deo, que(m) etiam instituit cantari. Felix quartus123 sub Iustiniano124 Anno d(omi)ni 524. mandauit infirmos ante obitu(m) inungi, Et ut anniuersarius dies dedicat(i)o(n)is temploru(m) & altariu(m) celebraretur. Agapitus romanus125 sub Iustiniano anno d(omi)ni 533. constituit proceßiones diebus dominici fieri. Vigilius romanus126 sub Iustiniano anno d(omi)ni 551. instituit Canone(m) submißa uoce legi. Pelagius romanus127 554. sub Iustiniano ordinauit nouem praefat(i)o(n)es in missa decantari, quas Gelasius128 compilauit, Et ut clerici septe(m) horas canonicas quotidie legerent, q(uo)q(ue) t(em)p(or)e quadragesimae hora nona poßet presbyter sacrificare, Et q(uod) heretici per p(otes)tatem secularem possent arceri, Etiam ut nullus uel ambit(i)o(n)e uel precio ad quosuis sacros ordines admitteretur. Pelagius s(e)c(un)d(u)s129, sub Tyberio s(e)c(un)do130, ad Mauricij131 t(em)p(or)a p(er)uenit, romanus anno d(omi)ni 582. instituit ut memoria defunctoru(m) fieret in omni mißa post eleuatione(m) hostiae. 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129
Gelasius I. (492–496), Bischof von Rom. Anastasius II. (496–498), Bischof von Rom. Anastasius (491–518), oströmischer Kaiser. Chlodwig I. (Chlodowech; 481/482–511), fränkischer König (Merowinger). Remigius (436–533), seit 458 Bischof von Reims. Beachte die Herleitung des liturgischen Vorgangs. Symmachus (498–514), Bischof von Rom (Doppelwahl). Felix IV. (III.) (526–530), Bischof von Rom. Justinian (527–565), oströmischer Kaiser. Agapet I. (535–536), Bischof von Rom. Vigilius (537–555), Bischof von Rom. Pelagius I. (556–561), Bischof von Rom. Gelasius I. (492–496), Bischof von Rom. Pelagius II. (579–590), Bischof von Rom.
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Gregorius magnus132 romanus sub Mauricio anno d(omini) [Avija ungezählt] 592. Primus omniu(m) pontificu(m) se seruu(m) seruoru(m) dei scripsit, In Canone addidt, Diesq(ue) nostros in tua pace disponas, Et ante initia horaru(m) dici iussit, Deus in adiutorium meum intende, ac dum mißa celebratur ut candela ardeat sup(er) altare, Simul etia(m) instituit ne confeßor uel nutu, uel signo, uel sermone confessionem prodat, totumq(ue) officiu(m) ecclesiasticu(m) renouauit, & meliori stilo composuit,133 quod usq(ue) hodie p(er)manet, Supplicat(i)ones maiores propter pestem sedandam, ac statio(n)es instituit. Sabinianus cuius patria ignoratur134, sub Phoca135 imperatore anno d(omi)ni 603. horas diei sono tintinabuloru(m) siue campanaru(m) distinxit, propter officia ecclesiae, & ut accensae lampades continuo retinerentur. Bonifacius tertius romanus136 sub Phoca anno do(mini) 604. ut sedes beati Petri ap(osto)li, caput o(mn)i(u)m ecclesiaru(m) & diceretur & haberetur ab omnibus, & ut nitidus pannus super altare poneretur. Deusdedit romanus137 sub Heraclio138 Anno d(omi)ni 611. constituit ne filius patrini, puella(m) e sacro fonte a patre leuata(m) in uxore(m) ducere poßet, Et q(uod) contra symoniacu(m) testes eße poßint meretrices & criminosi. Bonifacius quintus139 Campanus sub Heraclio imperatore Anno do(mini) 614. instituit, ut confugientes ad templa, salui essent, & ne accoliti reliq(ui)as martyrum attrectarent, quod presbyteri aut subdiaconi officiu(m) est. Eugenius romanus140 sub Constantino tertio141 anno d(omini) [Avijb ungezählt] 644. statuit, ut omnes presbyteri, dyaconi, subdyaconi p(er)petua seruare(n)t castitate(m), Et ut episcopi carceres habere(n)t ad plectenda clericoru(m) delicta, Etia(m) Monachis ma(n)dauit ne quauis ex ca(usa) sine sui sup(er)ioris licentia monasterium exirent. Vitellianis signinus142 sub Constantino 3. An(no) 647. instituit cantu(m) & organa in te(m)plis, Et hic primus fuit q(ui) mortuo imp(er)atore dominium urbis accepit.
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Tiberius (578–582), byzantinischer Kaiser. Maurikius (582–602), byzantinischer Kaiser. Gregor I. (590–604), Bischof von Rom. Beachte das humanistische Interesse an guter Form und angemessenem Ausdruck. Sabinianus (604–606), Bischof von Rom. Phokas I. (602–610), byzantinischer Kaiser. Bonifatius III. (607), Bischof von Rom. Deusdedit (=), Bischof von Rom. Heraklius (610–641), byzantinischer Kaiser. Bonifatius V. (619–625), Bischof von Rom. Eugen I. (654–657), Bischof von Rom. Konstantin III. (641), byzantinischer Kaiser. Vitalian (657–672), Bischof von Rom.
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Leo s(e)c(un)d(u)s siculus143 sub Constantino quarto144, Anno d(omi)ni 665. ordinauit quotidie fieri baptismu(m) urgente neceßitate, & pacis osculu(m) dari post Agnus dei, utq(ue) nihil Archiep(iscop)us pro usu palij persolueret. Benedictus 2. romanus145 sub Co(n)stantino quarto Anno 684. impetrauit a Constantino, ut que(m) clerus p(o)p(u)l(u)s exercitusq(ue) romanus in pontifice(m) delegißet, eunde(m) statim eße uerum Christi uicariu(m) crederent, nam hic ex imperatore factus fuit papa. Iohannes syrus 5.146 sub morte(m) Constantini Anno d(omini) 685. a tribus episcopis se co(n)secrari fecit, que(m) ritu(m) succeßores eius postea seruarunt. Sergius syrus147 sub Iustiniano 2.148 Anno d(omi)ni 694. iussit in missa ter Agnus dei, cantari. Constantinus syrus149 sub Iustiniano 2. an(no) 708. primus Philippu(m) imp(er)atore(m) 150 exco(mmmun)icauit, q(uod) imagines s(an)ctoru(m), sicut Leo primus151, deleuerat, quod ex Esaiae praecepto fecerat, qui ait, perdantur dij de terra, qui nec coelu(m), nec [Aviija ungezählt] terram fecerunt.152 Gregorius tertius syrus153 sub Leone 3.154 Anno 715. conciliu(m) celebrauit in urbe, in quo approbata fuit s(an)ctarum imaginu(m) ueneratio155, Et in canone addidit, Quorum hodie solennitas. Adrianus roma(nus) 156 sub Carolo157 Anno d(omi)ni 778. studium uniuersale ab Athenis Roma(m) transfert, quod deinde p(er) Carolu(m) Parisios traducebatur, q(ui) etiam instituit officium gregorianum ubiq(ue) obseruari, praeter Mediolani, ubi sanctus Ambrosius fuit episcopus. Leo tertius roma(nus) 158 sub Carolo magno, cui imperij diadema contulit anno d(omi)ni 804. Pontifex factus fuit, sub quo Isuardus Monachus159 iußu Caroli 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159
Leo II. (682–683), Bischof von Rom. Konstantin IV. (668–685), byzantinischer Kaiser. Benedikt II. (684–685), Bischof von Rom. Johannes V. (685–686), Bischof von Rom. Sergius I. (687–701), Bischof von Rom. Justinian II. (685–695 und 705–711), byzantinischer Kaiser. Konstantin I. (708–715), Bischof von Rom. Bardanes Philippikus (711–713), byzantinischer Kaiser. Leon I. (457–474), oströmischer Kaiser. Vgl. Jes 21,9: „Und siehe, da kommen Männer, ein Zug von Wagen mit Rossen; die heben an und sprechen: Gefallen ist Babel, es ist gefallen, und alle Bilder seiner Götter sind zu Boden geschlagen!“ Gregor II. (715–731), Bischof von Rom. – Gregor III. (731–741), Bischof von Rom. Leon III. (717–714), byzantinischer Kaiser (Isaurier). Die Frage nach dem angemessenen Umgang mit den Bildern der Heiligen steht zu dieser Zeit auch in Münster längst an (Clarenbach 1524). Hadrian I. (772–795), Bischof von Rom. Karl I. (der Große; 768–814), fränkischer König, seit 800 Kaiser. Leo III. (795–816), Bischof von Rom. Isidor (Isidorus Hispalensis; † 636), Bischof von Sevilla.
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collegit legendas s(an)ctorum, & singulis diebus suos sanctos aßignauit, Et Paulus diaconus160 collegit lect(i)o(n)es cuilibet festiuitati co(n)uenientes, ex optimis dictis sanctoru(m) patrum.161 Gregorius quartus romanus162 sub Ludouico primo163 instituit celebritate(m) o(mn)i(u)m sanctoru(m) Anno d(omi)ni 834. Sergius 2. romanus164 sub Lothario Imp(er)atore165 Anno d(omi)ni 844. prius, os pora apellatus, no(m)i(n)e ob turpitudinem mutato, initiu(m) dedit mutandoru(m) no(m)in(u)m successoribus, q(uo)d potius dicere(m) 166 factum exe(m)plo Christi, qui symone(m) uocarit Petrum.167 Ioannes septimus, Angelicus cognomine, sed natione Moguntinus168, sub Ludouico secundo169 Anno d(omi)ni 855. uiri habitu dissimulauit se esse foeminam, cuius eroris [Aviijb ungezählt] uitandi gratia, modo pontifex electus, in sede Petri collocatur p(er)forata, ubi genitalia eius ab ultimo dyacono tractantur. Nicolaus romanus170 sub Ludouico s(e)c(un)do, anno d(omini) 864. instituit ne quis presbyteri, qui concubina(m) haberet, sacrificio intereßet. Ioannes octauus romanus171 sub Carolo s(e)c(un)do172 an(no) do(mini) 874. constituit, ut si quis sacerdos aut laicus homicidiu(m) faceret, perpetuo irregularis haberetur, & ad sacros ordines nequaq(uam) admitteretur. Hadrianus tertius romanus173, sub Carolo tertio174 anno do(mini) 895. statuit, ne in creando pontifice, imperatoris auctoritas expectaretur, prius etia(m) a Nicolao pri(m)o te(n)tatu(m). 160 Paulus Diaconus (Paul Warnefried; ca. 725/730–797/799), langobardischer Historiker und Mönch. 161 Beachte die deutliche Parallelität zur vorliegenden Zusammenstellung. 162 Gregor IV. (827–844), Bischof von Rom (Doppelwahl). 163 Ludwig I. (der Fromme; † 840), seit 781 König in Aquitanien, seit 813/814 Kaiser des fränkischen Gesamtreiches. 164 Sergius II. (844–847), Bischof von Rom. 165 Lothar I. († 855), von 814 bis 817 König von Bayern, von 817/823 bis 855 Kaiser (bis 840 als Mitkaiser), von 822 bis 855 (Unter-)König von Italien (König der Langobarden) und von 843 bis 855 König des fränkischen Lotharii Regnum („Mittelreich“). 166 Auch hier begegnet wohl wieder das „Ich“ des Bearbeiters Rothmann. 167 Beachte die Herleitung des liturgischen Vorgangs. 168 Der Bearbeiter kennt also auch die Legende von der Päpstin Johanna (Johannes Anglicus), zumeist identifiziert mit Johannes VIII. (872–882). 169 Ludwig II. († 875), ab 839/840 (Titular-)König von Italien, ab 844 König der Langobarden, seit 850 Mitkaiser und seit 855 Kaiser. 170 Nikolaus I. (858–867), Bischof von Rom. 171 Johannes VIII. (872–882), Bischof von Rom. 172 Karl II. (der Kahle; † 877) , von 843 bis 877 westfränkischer König und von 875 bis 877 König von Italien und Kaiser. 173 Hadrian III. (884–872), Bischof von Rom. 174 Karl III. († 888), von 876 bis 887 ostfränkischer König, von 879 bis 887 König von Italien, ab 882 Herrscher in Bayern, Franken und Sachsen, von 885 bis 888 westfränkischer König und von 881 bis 888 Kaiser.
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Stephanus sextus roma(nus) 175 sub Carolo. 3. an(no) do(mini) 909. formosi pontificis decreta abrogauit, quod pessimi fuit exempli, nam hinc co(n)suetudo sequuta est, ut acta prioru(m) pontificu(m), sequentes infringerent, aut o(mn)ino tollerent, ut uideatur omniu(m) pontificum sequentiu(m) intentio & uirtus tota fuiße in alterius nominis & dignitatis extinctione, quare sequentes, pauca laude digna, fecerunt.176 Ioannes. xij. romanus177 sub Ottone primo178 an(no) do(mini) 954 cum uxore cuiusdam se oblectans, a diabolo e uita sine poenitentia rapitur. obiter annotatu(m) est. Leo octauus roma(nus) 179 sub Ottone An(no) do(mini) 965. rursum sanxit, ut nullus papa fieret sine co(n)sensu imp(er)atoris. Gregorius quintus saxo180, sub Ottone tertio181, cuius co(n) [Bja] sanguineus erat, Anno d(omi)ni, 1000. instituit ut imperatores romani a sex germanis addito rege Bohemiae eligerentur. ij sunt Coloniensis, Moguntine(n)sis, Treuere(n)sis praesules, dux Saxoniae, Comes Palatinus, & Marchio Brande(n)burgensis, qui etiam hodie manent. Siluester 2. gallic(us) 182, sub Ottone 3. demonis fuit auxilio papa factus, in p(otes)tate cuius se post morte(m) futuru(m), p(ro)misit. Ioannes 18.183 ignobilis fuit, sub quo Odilio uir sanctus184 festum a(n)i(m)aru(m) instituit altero die o(mn)i(u)m s(an)ctoru(m) celebrari. Victor s(e)c(un)d(u)s Bauarus185 sub Henrico 2.186 Anno do(mini) 1049. Symoniacos & fornicarios deposuit, pluralitate(m) beneficioru(m) maxime dam(n)auit. Sub hoc fuit Berengarius187, q(ui) negauit uerum corpus & sanguine(m) Christi esse in sacrame(n)to, sed tantu(m) signo & figura.188
175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188
Stephan VI. (VII.) (896–897), Bischof von Rom. Hier werden die tieferen Ursachen des mittelalterlichen Verfalls herausgearbeitet. Johannes XII. (955–963/964), Bischof von Rom (Doppelwahl). Otto I. (der Große; † 973), ab 936 Herzog von Sachsen und König des Ostfrankenreiches (regnum francorum orientalium), ab 951 König von Italien und ab 962 Kaiser (Liudolfinger). Leo VIII. (963–965), Bischof von Rom (Doppelwahl). Gregor V. (996–999), Bischof von Rom (Doppelwahl). Otto III. († 1002), ab 983 römisch-deutscher König und ab 996 Kaiser. Silvester II. (999–1003), Bischof von Rom. Johannes XVIII. (1004–1009), Bischof von Rom. Odilo (961/962–1049), seit 994 fünfter Abt von Cluny. Viktor II. (1055–1057), Bischof von Rom. Heinrich II. († 1024), als Heinrich IV. von 995 bis 1004 und von 1009 bis 1017 Herzog von Bayern, von 1002 bis 1024 König des Ostfrankenreiches (regnum Francorum orientalium), von 1004 bis 1024 König von Italien und von 1014 bis 1024 Kaiser. Berengar von Tours († 1088), französischer Dialektiker der frühen Scholastik. Rothmann wurde später vorgeworfen, die Tropenlehre Berengars zu vertreten (wie Kapitel 6 Anm. 87). – Schon 1526 ist er damit offenkundig für die inzwischen auch innerreformatorisch (Karlstadt, Zwingli, die Oberdeutschen, Schwenckfeld) brisant gewordene Fragestellung sensibilisiert.
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Alexander 2. Mediolane(n)sis189 sub Henrico 3.190 Anno d(omini) 1062. statuit, ut nullus mißam audiret presbyteri, que(m) scit co(n)cubina(m) habere, sub poena exco(mmun)icat(i)o(n)is, Sub hoc ordo Grandimo(n)tensis191 incepit, & ordo Canonicus florere cepit primu(m) Augustino recte institutus, Et Arnulph(us) abbas s(an)ctus192, ordine(m) regularis uitae instituit, Etia(m) hoc te(m)pore ordo sanctißimus Carthusie(n)sis193 per Brunone(m) uirum sanctum194 incepit. Gregorius septimus Hetruscus195 Henrico 3. imp(er)atore Anno do(mini) 1074. presbiteros uxoratos, a diuino officio submouit. Vrbanus s(e)c(un)d(u)s, qui dictus erat Odo196, sub Henrico ter [Bjb ungezählt] tio Anno d(omi)ni 1084. instituit Horas beatae Mariae uirginis quotidie dici, & in sabbato eius sacrificiu(m) solenniter fieri, Hoc tempore cepit ordo Cistertiensis197 per Robertum abbatem198, qui simplice(m) ordine(m) sancti Benedicti199 abiectis multis curiositatibus & abusionibus seruari instituit Anno d(omi)ni 1098. Et hic Vrbanus, post palliu(m) Mediolanensi archiepiscopo tradidit. Paschalis s(e)c(un)d(u)s200 Henrico 4. imperatore201, ex Flaminia erat oriundus, sub quo s(an)ctus Bernardus202 cepit clarescere, qui ordinem Cistertium intrauit, & factus abbas, Clarauallem fundauit, ubiq(ue) uelut alter Moyses habitus, Pater 160. Monasterioru(m). Anno d(omi)ni 1100. Gelasius 2. Caietanus203 sub Henrico 4. Anno do(mini) 1101. uixit, sub quo ordo templarioru(m) 204 incepit, qui albis togis utuntur, rubea cruce sup(er)posita, per Hugone(m) 205 & Ganfredu(m) 206, quorum regulam beatus Bernardus composuit, Etiam ordo premonstratensiu(m) 207 incepit, per dei uirum Notbertum208. 189 Alexander II. (1061–1073), Bischof von Rom (Doppelwahl). 190 Heinrich III. († 1056), von 1039 bis 1056 römisch-deutscher König und seit 1046 Kaiser (Salier). 191 Der Grammontenserorden. 192 Arnulf von Löwen († 1250), Zisterziensermönch, Abt, und Dichter. 193 Der Kartäuserorden. 194 Bruno von Köln († 1101), der Begründer des Kartäuserordens. 195 Gregor VII. (1073–1085), Bischof von Rom (Doppelwahl). 196 Urban II. (1088–1099), Bischof von Rom. 197 Der Zisterzienserorden. 198 Robert von Molesme (Robert von Cîteaux; ca. 1028–1111), Benediktiner-Abt, Ordensreformer, Gründerabt von Molesme und Cîteaux und Mitbegründer des Zisterzienserordens (Ordo Cisterciensis). 199 Benedikt von Nursia († 547), Einsiedler, Abt und Ordensgründer. 200 Paschalis II. (1099–1118), Bischof von Rom (Doppelwahl). 201 Heinrich IV. (1050–1106), seit 1053 Mitkönig, seit 1056 römisch-deutscher König und von 1084 bis zu seiner durch seinen Sohn Heinrich V. erzwungenen Abdankung 1105 Kaiser. 202 Bernhard von Clairvaux (ca. 1090–1153), Abt, Kreuzzugsprediger und Mystiker. 203 Gelasius II. (1118–1119), Bischof von Rom (Doppelwahl). 204 Der Templerorden. 205 Hugo von Payns (von Payens; ca. 1080–1136), Herr von Montigny-Lagesse, Gründungsmitglied und erster Großmeister des Templerordens.
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Innocentius secundus romanus209 sub Lothario secu(n)do210 Anno do(mini) 1102. statuit, ne quis in predijs sacerdotalibus sibi succeßorem constitueret, Et ne quis manus uiolentas inijcere auderet in clericum. Adrianus quartus Anglicus211 sub Friderico primo212 anno Christi. 1154. uixit, cuius tempore Waldensis213 ciuis Lugdunensis, suis bonis relictis, cum diues esset, paup(er)tatem euangelicam profeßus, librisq(ue) aliquot Biblioru(m) [Bija] uulgari sermoni editis, Apostoloru(m) more cum suis ubiq(ue) praedicauit.214 Alexander tertius senensis215 sub Friderico Imperatore Anno do(mini) 1160. fuit, sub quo ordo Wilhelmi Eremitae216 cepit. Innocentius tertius217 campanus sub Philippo218 & Ottone 4.219 Anno do(mini) 1204. Decretales composuit, & statuit q(uod) ultra quartu(m) gradum consanguinitatis licite matrimonium contrahatur. Et q(uod) Christiani non debent seruire iudeis. Etiam ut iudei portent uestes quibus dinosca(n)tur Et ne nouas synagogas extruant, Edicto insuper statuit ut nullus curiae officialis quicquam ab alieno exigeret praeter scriptores ac bullatores, Huius tempore Wilhelmus Parisiensis220 inchoauit, ordine(m) Augustinensium mendicantiu(m) 221, Dominicus hispanus222, ordine(m) praedicantiu(m) 223, Albertus Patriarcha hierosolymita-
206 Gottfried von Saint-Omer (Gaufred, Godefroi), flämischer Ritter und Gründungsmitglied des Templerordens. 207 Der Prämonstratenserorden. 208 Norbert von Xanten (ca. 1080/1085–1134), Stifter des Prämonstratenserordens und von 1126 bis 1134 Erzbischof von Magdeburg. 209 Innozenz II. (1130–1143), Bischof von Rom (Doppelwahl). 210 Lothar III. (von Süpplingenburg/von Supplinburg; † 1137), Herzog von Sachsen, ab 1125 römisch-deutscher König und ab 1133 Kaiser. 211 Hadrian IV. (1154–1159), Bischof von Rom. 212 Friedrich I. (Barbarossa; ca. 1122–1190), von 1147 bis 1152 als Friedrich III. Herzog von Schwaben, von 1152 bis 1190 römisch-deutscher König und von 1155 bis 1190 Kaiser (Staufer). 213 Petrus Valdes (Waldes; † vor 1218), Kaufmann in Lyon, Begründer der später nach ihm benannten Glaubensgemeinschaft der Waldenser. 214 Beachte die Hervorhebung des apostolischen Vorbildes. Die Muttersprachlichkeit der Verkündigung in Schrift und Rede muss den damaligen Lesern natürlich als eine Analogie zur Reformation erscheinen. 215 Alexander III. (1159–1181), Bischof von Rom (Doppelwahl). 216 Der Orden der Eremiten des Heiligen Wilhelm (Ordo Fratrum Eremitarum Sancti Wilhelmi). 217 Innozenz III. (1198–1216), Bischof von Rom. 218 Philipp von Schwaben († 1208), von 1198 bis zu seiner Ermordung 1208 römisch-deutscher König (Staufer). 219 Otto IV. von Braunschweig († 1218), von 1198 bis 1218 (unangefochten jedoch nur von 1208 bis 1211) römisch-deutscher König und von 1209 bis 1218 Kaiser (Welfen). 220 Wilhelm von Auvergne (Alverniensis; ca. 1180–1249), seit 1228 Bischof von Paris. 221 Die Augustiner-Eremiten, der Orden Luthers. 222 Dominikus (ca. 1170–1221), Gründer des Predigerordens. 223 Der Dominikanerorden.
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nus224, ordinem Carmelitaru(m) 225, Fra(n)ciscus Italus226, ordinem minoru(m) 227. De quibus qui uolu(n)t, legant iocosam illam Hildegardis abbatißae228 prophetiam, Etiam cruciferoru(m) ordine(m) 229 semel inchoatu(m) restituit ac confirmauit. Honorius 3. romanus230 sub Friderico 2.231 An(no) do(mini) 1214. plures sanctos Canonizauit, Et quatuor ordines mendica(n)tium scilicet Praedicantiu(m), Minoru(m), Augustinensiu(m), Carmelitaru(m) approbauit. Innocentius 4. genuensis232 sub Friderico 2. Anno do(mini) 1244. Apparatu(m) decretaliu(m) & autenticas fecit, Et sedes [Bijb ungezählt] cardinaliu(m) diu uacuas instaurauit, instituitq(ue) ut pileo uterentur roseo, & equo ueherentur, Huius t(em)p(or)e Parisiis determinatu(m) erat a sanctis doctoribus, ne quis duo beneficia haberet, quoru(m) alterum sufficeret ad sustentationem uitae sub pena peccati mortalis, Et hic multo rectius se pontifice(m) romane ecclesiae, q(uam) catholice scribi fecit, Etia(m) hic maximu(m) sanctoru(m) numeru(m) nobis canonizauit. Alexander 4. campanus233 sub Friderico 2. Anno do(mini) 1255. iußit Eremitas relicta eremo urbes petere & incolere, ut doctrinae, uerbo pariter & exemplo fructum afferri poßent. Et praedicatoru(m) ac minorum ordinibus multa priuilegia, exempt(i)o(n)es, & indulgentias concessit, ac Claram234 uirgine(m) inter s(an)ctos retulit. Vrbanus 4. gallus235 An(no) do(mini) 1262. instituit sole(n)nitatem corporis Christi cum p(ro)ceßionibus celebrari, pro quibus indulgentias maximas concessit. Clemens 4. narbonensis236 Friderico 2. imp(er)ante, Ann(o) do(mini) 1266. concessit tres annos indulgentiaru(m), quotiescu(m)q(ue) quis legerit, Benedic224 Albert von Jerusalem (Albert Avogadro, Albert von Vercelli; ca. 1149–1214), Bischof von Bobbio, Bischof von Vercelli sowie Lateinischer Patriarch von Jerusalem. 225 Der Karmelitenorden. 226 Franz von Assisi (Giovanni Battista Bernardone; 1181/1182–1226), Begründer des Ordens der Minderen Brüder (Franziskaner). 227 Der Franziskanerorden. 228 Hildegard von Bingen (1098–1179), Benediktinerin, Äbtissin und Gelehrte. 229 Wohl der ursprünglich 1114 begründete Orden der Regulierten Kanoniker und Kanonissen des Heiligen Grabes zu Jerusalem (Fratres cruciferorum ordinis canonicorum regul. custodum ss. sepulchri Hierosolymitani cum duplici rubea cruce). 230 Honorius III. (1216–1227), Bischof von Rom. 231 Friedrich II. (1194–1250), ab 1198 König von Sizilien, ab 1212 römisch-deutscher König und von 1220 bis zu seinem Tod Kaiser (Staufer). 232 Innozenz IV. (1243–1254), Bischof von Rom. 233 Alexander IV. (1254–1261), Bischof von Rom. 234 Klara von Assisi (1193/1194–1253), Begründerin des Klarissenordens. 235 Urban IV. (1261–1264), Bischof von Rom. 236 Clemens IV. (1265–1268), Bischof von Rom.
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tu(m) sit dulce nomen domini nostri Iesu Christi, & gloriosißimae uirginis Mariae matris eius, in aeternu(m) & ultra. Nos cu(m) prole pia, benedicat uirgo Maria. Nicolaus 3. romanus237 sub Rudolpho238 An(no) do(mini) 1277. notarios & tabelliones ut pauperu(m) sanguine uictitantes ab se reiecit. Honorius 4. romanus239 An(no) do(mini) 1285. Eremitaru(m) ordi= [Biija] ne(m) non receptu(m) approbauit, Carmelitanis, pro nigro, album aßignauit amictum. Bonifacius 8. Campanus240, qui intrauit papatu(m) ut uulpes, uixit ut leo, moriebatur ut canis, sub Adolpho241 anno do(mini) 1294. primus instituit Iubileu(m) celebrari anno centesimo, in quo seruos manumittebat, & debita relaxabat, ac plena(m) remißione(m) p(ec)c(a)torum praestabat ijs, qui limina Apostoloru(m) uisitaßent, ad exemplu(m) testame(n)ti ueteris, Leuitici 25.242 Clemens 5. uasconus243, sub Alberto 8.244 An(no) do(mini) 1305. qintu(m) librum Clementinaru(m) a se compositu(m), in Viensi concilio publicauit, Et hic tot gallicos cardinales creauerat, ut coniectura facile o(mn)es assequi poterant, romanu(m) Pontificem non nisi ex gallis deinceps creari poße. Ioannes xxij. Portuensis245, sub Ludouico bauaro246, An(no) d(omini) 1316. scribaru(m) apostolicoru(m) collegiu(m) numero distinxit qui proprio ingenio literas dictatas conscriberent. Diuisit hic simplices episcopatus, & diuisos in unum redegit, Abbatias in episcopatus, & episcopatus in abbatias transtulit. Clemens 6. Lemonicensis247, sub Lodouico bauaro & Carolo 4.248 An(no) do(mini) 1343. ordinauit Iubileu(m) celebrari anno quinquagesimo propter breuitate(m) humanae uitae. Vrbanus 6. neapolitanus249 sub Carolo 4. An(no) do(mini) 1378. festum uisitat(i)o(n)is beatae Mariae uirginis instituit. 237 Nikolaus III. (1277–1280), Bischof von Rom. 238 Rudolf I. (1218–1291), als Rudolf IV. ab etwa 1240 Graf von Habsburg und von 1273 bis 1291 römisch-deutscher König (Habsburger). 239 Honorius IV. (1285–1287), Bischof von Rom. 240 Bonifatius VIII. (1294–1303), Bischof von Rom. 241 Adolf von Nassau (vor 1250–1298), von 1292 bis 1298 römisch-deutscher König (Nassauer/ Walramische Linie). 242 Vgl. Lev 25,1–24. 243 Clemens V. (1305–1314), Bischof von Rom. 244 Albrecht V. (1255–1308), ab 1282 Herzog Albrecht I. von Österreich und der Steiermark sowie ab 1298 römisch-deutscher König (Habsburger). 245 Johannes XXII. (1316–1334), Bischof von Rom (Doppelwahl). 246 Ludwig IV. (der Bayer; 1282/1286–1347), ab 1314 römisch-deutscher König und ab 1328 Kaiser (Wittelsbacher). 247 Clemens VI. (1342–1352), Bischof von Rom. 248 Karl IV. (1316–1378), ab 1346 römisch-deutscher König, ab 1347 König von Böhmen sowie seit 1355 König von Italien und Kaiser (Luxemburger). 249 Urban VI. (1378–1389), Bischof von Rom (Doppelwahl).
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Bonifacius 9. neapolitanus250 Anno d(omi)ni 1389 uectigal [Biijb ungezählt] prediorum sacerdotaliu(m), quod annatam uocant instituit parandi auxilij gratia aduersus infideles, Et Brigida(m) 251 in numeru(m) sanctorum retulit. Nicolaus 5. lunensis252 sub Friderico 3.253 anno d(omi)ni 1447 rosam in dominico die Letare consecrata(m), inclito principi Lantgrauio Haßiae254 tra(n)stulit, qui ab Elizabet sancta matre255 sua proles sexta erat. Calixtus 3. Hispanus256 sub Friderico anno 1455, festu(m) transfigurat(i)o(n)is domini instituit, pro gratiaru(m)act(i)one uictoriae miraculose habitae contra Turcam in Vngaria, q(uo)d iussit cu(m) indulgentijs celebrari, q(ui)bus festum corporis Christi. Innocentius 8. genuensis257 anno d(omi)ni 1484. collect(i)onem pecuniarum per plenarias indulgentias in Germania fieri fecit pro expeditio(n)e contra Turcos auxilio Raymundi258. Alexander 6.259 Anno salutis 1500. Iubileum celebrauit, & his qui neglexerant, siue minime poterant, indulgentias per diplomata uendiderat, sub Maximiliano imperatore260. De uestibus quibus amicitur coelestis mensae minister,261 Velamen capitis, significat[,] q(uod) Christus uelatus erat in domo Cayphae.262
250 Bonifatius IX. (1389–1404), Bischof von Rom (Doppelwahl). 251 Birgitta von Schweden (Birgitta Birgersdotter; 1303–1373), Mystikerin und Gründerin des Erlöserordens. 252 Nikolaus V. (1447–1455), Bischof von Rom (Doppelwahl). 253 Friedrich III. (1415–1493), als Friedrich V. ab 1424 Herzog der Steiermark, von Kärnten und Krain, ab 1439 Herzog von Österreich, als Friedrich III. ab 1440 römisch-deutscher König und ab 1452 Kaiser (Habsburger). 254 Ludwig I. (der Friedfertige; 1402–1458), seit 1413 Landgraf von Hessen. 255 Elisabeth von Thüringen (von Ungarn; 1207–1231), Königstochter, Landgräfin von Hessen, Heilige. 256 Calixt III. (1455–1458), Bischof von Rom. 257 Innozenz VIII. (1484–1492), Bischof von Rom. 258 Raimund(us) Peraudi OESA (Raimond Pérault; † 1505), Kardinal, Bischof von Gurk und von Saintes. 259 Alexander VI. (1492–1503), Bischof in Rom. 260 Maximilian I. („der letzte Ritter“; 1459–1519), ab 1477 Herzog von Burgund, ab 1486 römisch-deutscher König, ab 1493 Erzherzog von Österreich und ab 1508 Kaiser (Habsburger). 261 Wahrscheinlich eine Anspielung auf die demnach wohl auch im Stift St. Martini gebräuchlichen „Benedictiones mensae“, hier: „Ante prandium“: Mensae caelestis participes faciat nos Rex aeternae gloriae. 262 Vgl. Joh 18,24.28: „Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas […] Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium; es war früh am Morgen. Und sie gingen nicht hinein, damit sie nicht unrein würden, sondern das Passamahl essen könnten.“
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[Biva ungezählt] Poderis, quam albam uocamus, eam uestem refert, qua Christus ab Herode ad ludibrium donatus erat.263 Casula, significat purpuream uestem, qua eum uestuerunt satellites Pylati.264 Quod manu sinistra gerit, significat ui(n)culu(m) quo ad columna(m), quando uirgis cedebatur, ligatus erat Chr(ist)us.265 Et quod stolam uocant, significat caetera uincula quibus ligatus erat Christus. Quod euangelio lumina praeferuntur, significat ipsum uerum lumen esse266, & uerbum uitae267. Nolarum & organorum cantus, significa(n)t gaudium spiritus de beneficijs Dei. Thurificatio, [significat] nostrarum precum ante oculos Dei suauitatem. Aspersio aquae, significat nos esse mundatos sanguine Christi.268 Sal benedictum, significat salem uerbi Dei, q(uo)d nos seruat a corruptione eterna. Coloniae Apud Seruatium Cruphtanu(m). [Bivb leer]
8.2
Johannes Campanus attackiert Timann Kemener und fordert den Rat von Münster auf, diesen als Rektor der Domschule und Pfarrer an St. Lamberi abzusetzen (1526)
IOHANNIS // CAMPANI CARMEN, TIMANNI CA=//MENERI CANTILENAE RESPON//DENS, QVO PAPAM ANTI=//CHRISTVM CVM SVO // PALPONE DEPIN=//GIT. // Idem, ut uno in saltu apros capiat duos, Leodinos // Nodos eodem
263 „Aber Herodes mit seinen Soldaten verachtete und verspottete ihn, legte ihm ein weißes Gewand an und sandte ihn zurück zu Pilatus.“ (Lk 23,11). 264 „Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an […] Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!“ (Joh 19,2.5). Vgl. Mk 15,17.20: „Und zogen ihm einen Purpurmantel an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf […] Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpurmantel aus und zogen ihm seine Kleider an.“ 265 „Und sie banden ihn, führten ihn ab und überantworteten ihn dem Statthalter Pilatus.“ (Mt 27,2). „Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.“ (Joh 18,24). 266 „Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.“ (Joh 1,9). 267 „Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ (Joh 6,68). 268 „Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde“. (1Joh 1,7). Vgl. Hebr 13,12: „Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, gelitten draußen vor dem Tor.“
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cum Timanni facinore nobiles, eodem // etiam carmine contenti abeant, rogat. // Eiusdem ad Venerabilem Senatum Mo=//nasterien(sem) Epistola. VD16 C 631f Exemplar: Österreichische Nationalbibliothek (ehem. K.K. Hofbibliothek) Wien 79.X.170. In einem Einband der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Beschneidungen bei den Randnotizen erfolgten bei der Einbindung (freundliche Auskunft von Frau Dr. Gertrud Oswald, Österreichische Nationalbibliothek Wien, Sammlung von Handschriften und Alten Drucken, 4. März 2016). [Aja ungezählt] IOHANNIS CAMPANI CARMEN, TIMANNI CA= MENERI CANTILENAE RESPON DENS, QVO PAPAM ANTI= CHRISTVM CVM SVO PALPONE DEPIN= GIT. Idem, ut uno in saltu apros capiat duos, Leodinos Nodos eodem cum Timanni facinore nobiles, eodem etiam carmine contenti abeant, rogat. Eiusdem ad Venerabilem Senatum Mo= nasterien(sem) Epistola. VVITEMBERGAE. [keine Titelkustoden] [Ajb ungezählt] PRVDENTISSIMO SENATVI MONASTERIENSI, S(ALUTEM) IN CHRISTO. TRES SVNT, VIRI ORNATISSIMI, a quibus summa, salusq(ue) reipublicae potißimum pendet. Senatus, Ludimagister & Parochus. Quorum suum quisq(ue) a Deo officium habet. Senatus ut ius tutetur, propulset iniuriam. Ludimagister
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pueris scribendi, loquendiq(ue) peritiam tradat. Parochus conscientias Euangelio firmet & consoletur. Porro ius & ratio dictant, hos pro re & usu reipub(licae) cui seruiunt, eligendos, Rursum si officij non satagant, destituendos. Est enim impijßimum, huiusmodi officia, quae a uocante Deo obtingunt, tuo ueluti haereditario iure uiolenter occupare. Constat enim commodum reipu(blicae) nunq(uam) non quaerendum [esse]. Proinde siquis istorum, praeter officium suum faciat, aut prouinciae susceptae fit impar, deponatur. Aequius est unum aliquem officio priuari, q(uam) toti reip(ublicae) incomodari. Seruatus est mos iste integrior in republica, ubi consulatum in annum transferunt, in quem commodum uidetur. At in Papae regno ne nihil non esset Babylonicum,269 ecce uenditum est officium perpetuo docendi & praedicandi, idq(ue) turpißimis quibusq(ue) nebulonibus, dum non spectarent quam apti essent, sed quantum dare uellent. O tempora, o mores.270 Adeone salus ac perditio miserarum animarum, unius nebulonis auariciae seruire cogentur? Quo haec? eo nempe, Vt certum habeatis uiri optimi, Timannum uestrum gym= [Aija] nasiarcham271 & pastorem272 satis diu uobis praefuisse, dum tam impijs suis scriptis, suam in Christum impietatem adeo prodit, ut ne dignus quidem sit qui uel porcos curet. Et uos tam crasso capiti, ab omni spiritu & uerbo alienissimo, uestram totiusq(ue) ciuitatis salutem committetis? qui Christum nihilo plus sapit quam uenter. Cui non id satis est ut ignoret, nisi etiam uiris Dei maledicat. Viris autem? imo ipsi Christo. Qui enim uos spernit (inquit Iesus) me spernit.273 Quod si mihi non credatis, uidete fructus,274 quae quam inepte putet impia ipse longe impijssimus. Videte quid in cantilena sua275 aduersus Lutherum carpat, Pudet certe pigetq(ue), tam stulta & impia hic uobis recensere, quis enim ea pie cordatus non per se uel prima fronte uideat impijßima. Laudat Papam cum suis decretis & statutis, quem uel ex sola Bulla uos auarum didicistis nebulonem. Commendat monasticen, quam quis nescit contra Deum sine uerbo Dei maledictam Sodomam? Exigit uotiuam illam sacrificorum Papistarum & Monachorum castitatem, palam contra Paulum & naturam.276 Sed ipsemet nonne suopte uitae exemplo probat, quod hic inuidiose damnat? Vobis itaq(ue) hunc uestrum Timannum cautum & declaratum uoluimus, ut impium 269 Vgl. Martin Luther, De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium (1520). WA 6, (484) 497– 573. 270 Cicero, Contra Verrem IV, 25; Sallust, De coniuratione Catilinae I. 271 So seit 1500. 272 So seit 1520. 273 „Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.“ (Lk 10,16). 274 „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?“ (Mt 7,16). 275 Verschollen. 276 Vgl. Martin Luther, De votis monasticis […] iudicium (1521). WA 8, (564) 573–669.
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Antichristi Papae Diaconum, gregis Dominici seductorem, & impurum puri Euangelij Christi blasphematorem. Sic enim iußit Christus, Attendite a falsis Prophetis, quos e uerbi fructibus uoluit agnoscendos,277 quos nimium prodit impios, hac in cantilena Timannus. Sed qualis Papa cum sua [Aijb ungezählt] Bulla, talis Timannus cu(m) sua cantilena. Dignum uidelicet olla cooperculum. Hunc igitur, uiri prudentißimi, si uel officio destituatis, uel saltem caueatis, benefeceritis, uobisq(ue) & reip(ublicae) optime consulueritis. Plato uoluit exigi sua repu(blica) Pseudopoetas, & uos in repu(blica) Christi permittetis tam perniciosos Pseudoprophetas? Deute(ronomio) 18. Pseudoprophetas Deus iubet occidendos,278 non obscure declarans quanta pestis sit doctor malus. Quod non eo dico ut occidantur hodie, quibus Moses huiusmodi non iubet, sed ut palam fiat, quam eos Deus uoluerit cauendos. Quod si Episcopi errore uel lenitate in officijs suis perseueret uiolenter,279 Id efficite, ut si sic iuuentutem cum rep(ublica) pergat inficere, parietes in scholis inueniat erudiendos, non pueros, in templo uero muros & statuas, non homines. Editis aliquot dispendijs potius quam Grammaticae compendijs280, callide sibi auram popularem parauit, qua hodie uulgus infascinat, ut alicuius esse putent, Sed patescit tandem quid sit in homine, dum Christus praedicatur, qui in hoc ponitur, ut reuelentur ex omnium cordibus cogitationes,281 quae hactenus latuerunt in Papistis & Haereticis, etiam hoc Timanno uno ex illis. Proinde audendum hic uobis est uiri praestantißimi, praesertim cum animae discrimem agatur. Animo hic opus est, ut ne quid adfectibus tribuatur, minime enim admittendi sunt mali pastores. Est ne extrema huius hominis prauitas, propter uentrem suum perditißimum, ita maledicere Christo & ueris Euangelij ui= [Aiija ungezählt] ris? Non agitur credite uiri prudentißimi, non agitur de lana caprina,282 sed de perpetua animae salute aut perditione. Quod reliquum est, efficite ne frustra ad-
277 „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? […] Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ (Mt 7,15f.20). 278 „Doch wenn ein Prophet so vermessen ist, dass er redet in meinem Namen, was ich ihm nicht geboten habe, und wenn einer redet in dem Namen anderer Götter, dieser Prophet soll sterben.“ (Dtn 18,20). 279 Beachte die harsche Kritik am bischöflichen Stadtherrn. 280 Gemeint ist Kemeners Grammatik Compendium aureum etymologiae et syntacticae grammatices (in vier Stufen von 1502 bis 1513). 281 „Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.“ (Hebr 4,12f). 282 Sprichwörtlich: unbedeutendes Zeug (Horaz).
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monuisse uideamur. Audete283 aliquid propter Christum, uestramq(ue) omnium salutem, & Valebitis. TIMANNVS HABEBAT. Haeresis postq(uam) remeauit orco284 &c.285 Nunc Antitimannon uicißim audite. VEritas postquam remeauit alto,286 Proditur quicquid Phlegethontis287 amne, Ille monstrorum pater Antichristus, Intulit Orbi. En sui tetro Canones288 ueneno, Prodeunt tandem, quibus imperitum Non modo uulgus, solidum sed Orco Tradidit orbem. Impiijs coeptis speciosa iusti Pharmaca, incautum subiens in orbem, Miscuit, sceptro uacua potitus Mente superbo. Dogmata hic Christi sacrosancta foedis Proprij scitis aboleuit oris Iura dans Mundo, Superis, & Orco Tristephanos bos.289
283 Vgl. das Sapere aude! des Horaz (Horaz, Epistola I, 2, 40f; vollständig: Dimidium facti, qui coepit, habet: sapere aude, / incipe). 284 Ursprünglich Name eines die Toten strafenden Gottes der römischen (etruskischen) Mythologie. Im Deutschen wird das Wort meist als Synonym zu „Abgrund“, „Totenreich“ oder „Unterwelt“ verwandt. 285 Der Titel einer nicht erhaltenen Schrift Kemeners. Löffler, Hamelmanns […] Reformationsgeschichte Westfalens, 20f. – Worstbrock, Kemener, 1282 (II.E.7b). 286 Beachte die präzise Replik. 287 Der Phlegethon (griech. Φλεγέθων – „der Flammende“), auch Pyriphlegethon (so Platon, Phaidon) ist neben Styx, Acheron, Lethe, und Kokytos ein Fluss und damit auch eine Flussgottheit in der Unterwelt der griechischen Mythologie. Der Phlegethon führt kein Wasser, sondern Flammen, die alles verbrennen und niemals erlöschen (Platon, Phaidon). 288 Ein Wortspiel: Das Wort canon (Norm, Richtschnur, Regel) kann auch die Kanzelle einer Wasserorgel (d. h. einen Kanal von Brettern, der über der Windlade für jede clavis angebracht ist) bezeichnen. 289 Wohl eine Anspielung auf die dreifach gestufte (dreireifige) Papstkrone (Tiara).
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Ilicet mundo penitus papante, Ceßit heu Christi pietas fidesq(ue), In locum quorum Papicae subiuit, Bulla salutis. [Dazu am rechten Rande, aber im Original beschnitten: Qui hod_ // mactatur __ // uerbo in e_ // ctorum co_ // Bulla scientijs.] [Aiijb ungezählt] Bulla uanarum bene plena rerum, Vota fallacem pariens salutem, Impudens coelum tribuens, quod unus Praestat Iesus. Quo loco Bullam Papa uendidisti, Aeoli donum,290 Patre gnata digna, Pontifex larua es, tua Bulla regni, Larua tuiq(ue) est. [Dazu am linken Rande, aber im Original beschnitten: _dis, k, Vly=//_i datus uter //_ento plenus, // _ro honora=//_io munere.] Vane deceptor populi Papatus, Simplicem cur Tartareas291 in undas, Haud pudet te praecipitare turbam, Vana docendo? Vis tuis cedant rata uerba Christi Somnijs, somnos hebetes citando Pro Dei uerbo, ad populum uniuersum Ore nefando. Impius laudat tua iura Rasus,292 Impius laudat Monachus Papatum,
290 Ohne Substanz, leer. 291 Der Tartaros (Τάρταρος, Tartarus) ist in der griechischen Mythologie ein personifizierter Teil der Unterwelt, der noch unter dem Hades liegt. 292 Wohl ein Angriff auf die Rechtsstellung Kemeners als Pfarrer an St. Lamberti.
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Bestiae signo bene uictitantes VENTRITIMANNI. Mille prauorum genera extitere Monstra doctorum, quibus heu Papatus, Niteris fulctris satis (ut putasti) Robore firmis. Sed secus uisum superis, Papatum Longius dum non tolerare possent, Callidam uisum est aperire Bullam, ac Prodere mundo. [Aiva ungezählt] Ecce Martinum parat huc Lutherum, Quem sui flatus animauit aura Inserens uerbi ualidum potentis Robur in hostem. Vnica in tantum ruit hac Papatum Vocula oppugnans, rapiendo praedam Cepit electos,293 rapietq(ue) donec Ceperit omnes. Solius Christi uehit ac ministrat Verba, syncerum populo propinans Sanguinem Christi,294 Deus unde nomen Indidit Olli.295 Vulgus hinc laetum miser ac popellus Laude solenni hunc colit & ueretur, Vt fidem Christi nitide docentem, ac Vera sonantem.
293 Wohl eine Anspielung auf die Predigt Christi im Totenreich. Vgl. 1Petr 3,19 und 4,6: „In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis […] Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist.“ 294 Beachte die Parallelität von Wort und Blut, die wohl doch spiritualistisch konnotiert ist. 295 Vielleicht das Wortspiel: „Luther“ – „lauter“.
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Hic ne bellauit gladio Timanne Impudens? solus fieret cauebat, Nonne VVitemberg requieuit usq(ue) Lingua putanda? Destruit VERBO Papicos Penates Conterit magnum CALAMO Antichriston Carpit excelsum SONITV Papatum Stemmate priuans. Turba Rasorum, Monachiq(ue) lugent, In quibus uentri timet hic Timannus, Vnde sortitus sibi nomen illud VENTRITIMANNVS. [Aivb ungezählt] Iure monstrosum quia coelibatum Vir Dei damnat, Timeanus odit, Cum tamen paruos faciat Timannos Perfidus ipse.296 En tuum Regem297 miseranda turba, Inspice & foedum propius Papatum, Consulens Christum resipisce, uerbum, haud Inspice laruam. Pro fide, nugas operum repone, Quicquid in mundo, nihil est, uidetur, Proderit rerum sine spe tuarum fidere Christo. Gratias mentis Deus haud opellas Exigit, donum tibi dat seipsum, Non ut ad pelles meritum tuopte Marte quadrantem.
296 Das kann sowohl Kemeners Schüler als auch eventuelle illegitime Kinder meinen. 297 Vgl. Joh 19,14: „Es war aber am Rüsttag für das Passafest um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Seht, das ist euer König!“
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VERSVS INTERCENTICII. CHRISTE PRECOR MISERI NOSCANT SE VENTRITIMANNI, ERRAT, QVI VITIVM NON VIDET IPSE SVVM. FINIS. Anno. 1526. [Am unteren Rande handschriftlich ergänzt: ab occid____ largiendo graduum] Vorschlag zur Übersetzung des Gedichtes, einer sapphischen Ode: [Nachdem die Wahrheit aus der Tiefe zurückgekehrt ist] Timann hatte [das Wort]. [Nachdem Kemeners Schrift] „Nachdem die Häresie aus der Unterwelt zurückgekehrt ist etc.“ [erschienen ist], hört nun im Gegenzug den Antitimann. Nachdem die Wahrheit aus der Tiefe zurückgekehrt ist, kommt durch die Wogen des Phlegeton all das zum Vorschein, was jener Antichrist, der Vater der Ungeheuer, in die Welt gebracht hat. Siehe, seine Regeln [zweite Bedeutung: seine verbretterten Kanäle] mit häßlichem Gift treten schließlich hervor, durch die das gemeine Volk [die Anhänger des Antichristen] nicht nur die nicht vertraute [Unterwelt], sondern auch die feste Welt dem Abgrund übergeben hat. Nach Beginn der gottlosen Machenschaften haben die „Gerechten“ hübsch aussehende Heilmittel gemischt, als sie in die unachtsame Welt emporstiegen, nachdem sie sich überheblichen Sinnes eines machtlosen Zepters bemächtigt hatten. Der dreifachbekränzte Ochse [der Papst] hat hier die allerheiligsten Lehrsätze Christi durch garstige Regeln aus seinem eigenen Munde ersetzt, als er der Welt, den Göttern und der Unterwelt Gesetze gab. Es ist aus! Ach, in einer ganz und gar päpstlichen Welt sind der Glaube und das Vertrauen auf Christus vollständig gewichen, und an ihre Stelle ist eine Bulle des päpstlichen Heils getreten.
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Eine Bulle, gehörig gefüllt mit nichtigen Dingen, die, feierlich gelobt, ein trügerisches Heil verspricht, indem sie schamlos den Himmel verschenkt, dem doch ganz allein Jesus vorsteht. Du [Kemener] hast als Papst die[se] Bulle verkauft, ein Geschenk des Windgottes Aeolus, würdig vom Vater geboren zu sein, als Bischof bist du eine Larve, deine Bulle ist [eine] der Herrschaft und die Maske ist von dir. Eine eitle Täuscherin des Volkes ist die Papstwürde. Warum schämst du dich nicht, das einfache Volk in die Fluten der Unterwelt [die tartareischen Fluten] zu stürzen, indem du nichtige Dinge lehrst? Du willst, dass die verlässlichen Worte Christi deinen Träumen weichen, wenn du anstelle von Gottes Wort dem ganzen Volk [in der Predigt] endlos stumpfsinnige Träume vorträgst, mit gotteslästerlichem Munde. Unfrommes Radieren [im Rechtstext] lobt deine Ansprüche. Der gottlose Mönch lobt deine Papstwürde. Die wilden Tiere leben gut im Zeichen des SCHLEMMERTIMANNS. Tausend Arten sittlicher Verderbtheit sind hervorgetreten, Ungeheuer der Gelehrten, auf die du – oje, zum Papst gemacht – dich als starke Stützen mit vermeintlich hartem Kerne gründest. Aber die Götter sind anderer Meinung! Weil sie dein Pontifikat nicht mehr länger ertragen konnten, haben sie beschlossen, die listige Bulle zu öffnen und [den Inhalt] der Welt darzutun. Siehe, zu diesem Zweck bereitet er [schickt Gott] Martin Luther, den der Hauch seines Atems [der Hl. Geist] belebt hat, als er ihm die Stärke des wirkmächtigen Wortes eingepflanzt hat: sie ist der harte Kern gegen den Feind! Nur mit seinem einzigen Stimmchen kämpfend, warf er [Luther] das Papsttum nieder, beim Rauben der Beute fasste er die Erwählten, und wird sie fassen, bis er alle ergriffen hat. Die Worte von Christus allein führt er [Luther] im Munde und bietet sie an, womit er dem Volk das reine Blut Christi zu trinken gibt, woher Gott ihm seinen Namen gegeben hat.
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Seitdem preist auch das einfachste und ärmste Volk ihn überschwänglich als glücklich, es achtet und ehrt ihn mit feierlichem Lob, sooft er den Glauben an Christus in glänzender Weise lehrt und die Wahrheit erschallen lässt. Hat dieser Schamlose – du, [nämlich] Timann! – etwa nicht mit dem Schwerte Krieg geführt? Er allein sorgte dafür, dass es geschah! Ruhte die zu glaubende Stimme [des Evangeliums] etwa nicht bisher in Wittenberg? Er [Luther] hat durch das WORT die päpstlichen Hausgötter zerstört. Er hat mit den GRIFFEL den großen Antichristen zermalmt. Er hat das erhöhte Papsttum mit der STIMME zerpflückt, indem er ihre Ahnentafel beraubt hat. Das Getümmel der Radierer [Urkundenfälscher] und die Mönche trauern. Unter ihnen fürchtet Timann um seinen Bauch, woher ihm auch jener Namen zugefallen ist: SCHLEMMERTIMANN. Weil er [Luther] zu Recht den scheußlichen Zölibat verurteilt, hasst Timeanus [der „Angshase“] ihn, obwohl der Treulose doch selbst „kleine Timanns“ macht. Siehe, deinen König, erbärmlicher Haufen! Siehe auch das gar zu hässliche Pontifikat! Komme zur Besinnung, indem du Christus um Rat fragst! Siehe auf das Wort, nicht auf die Hülse! Für den Glauben lege die Nichtigkeiten der Werke beiseite! Was auch immer in der Welt etwas zu sein scheint, es ist nichts! Nützen wird es, auf Christus zu vertrauen, ohne Hoffnung auf deine Dinge [Werke]. Gott erforscht nicht die dankenswerten Mühen des Geistes, [sondern] er gibt sich dir selbst zum Geschenk, damit du nicht ein selbst zurechtgezimmertes Verdienst suchst in deiner Kriegslust. [Refrain:] Christus, ich bitte dich: Lass die unglücklichen SCHLEMMERTIMÄNNER sich selbst schaden! Es irrt, wer sein eigenes Laster nicht sieht. Ende.298
298 Ich danke Herrn cand. phil. et theol. Rafael Kuhnert (Osnabrück) für seine präzise und hilfreiche Vorübersetzung.
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8.3
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Bugenhagens Vorrede zu der ihm Anfang 1532 zugegangenen Eingabe Rothmanns und seiner Förderer (25. Januar 1532)
Christlike vnde Erbare ertho(e)ginge der Bo(e)rgere tho Mu(e)nster yn Westvalen/ der Euangelische(n) lere haluen/ yegen ehre Ouericheyt. Mit einer vohrrede D. Joan. Bugenhagen Pomern. Nicht in VD16 Georg Geisenhof, Bibliotheca Bugenhagiana. Bibliographie der Druckschriften des D. Joh. Bugenhagen (Bugenhagiana. Quellen zur Lebensgeschichte des D. Joh. Bugenhagen, Bd. I), Leipzig 1908, 325 (Nr. 279). – Bertram Haller, Bernhard Rothmanns gedruckte Schriften. Ein Bestandsverzeichnis, in: Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 78 (1985), 83–102, hier 89f (Nr. III). Exemplar: British Museum London 1410. c. 17(4). [Vorrede Bugenhagens] DEn Ersame(n) wysen Herenn Burgermeysteren vnd Radtmannen der Stad Mu(e)nster yn westvalen wu(e)nsche ick[,] Joannes Bugenhagen Pomer[,] Gnade vnd frede van Gade vnsem vadere vnd van Jesu Christo vnsem HEREN ewychlick Amen. Ersame wyse Heren/ ik bin gebe(e)den[,] dat ick wolde dru(e)cken late(n) disse ywer Borgeren bekentnisse vam louen [Glauben]/ vn(d) dar mede e(e)re ehrbedinge [Anerbieten] ye(e)gen e(e)re o(e)uericheit yn der su(e)luen sake/ welck ick gerne hebbe gedan/ de wyle [weil] ick yn der bekentnisse nicht anders vormerket hebbe/ wen [als] de reine le(e)re vth Gades worde van der penite(n)tie [Buße] edder ruwe [Reue]/ vam louen vnd guden wercken/ ane welcke le(e)re de mynschen erren vnd gan yn der du(e)sternisse [Finsternis]/ vnd we(e)ten nicht[,] wor van se Christene he(e)ten [heißen] edder willen syn/ Besu(e)ndergen bin ick deste williger gewe(e)set/ do ick gesen hebbe[,] dat [Aij] yn dysser scrifft myt groter e(e)hren gedacht werd der o(e)uericheit/ vnd dar ne(e)uen ock beke(n)t de rechte le(e)re van dem gehorsamme der o(e)uericheit/ in den saken[,] er [ihr] van Gade beualen/ also dat syck ywe [Euere] bo(e)rgere ye(e)gen ywer Ersamenheit [den Rat] vnd ock ie(e)gen ere ho(e)gere o(e)uericheit [den Bischof] Christlick erbe(e)den/ dat se willen/ na Christus worde/ deme Keysere/ dat ys/ dem wertliken regimente van Gade beualen/ geuen allent[,] wat des Keisers is/ so verne dat se ock mo(e)ge(n)
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geuen Gade[,] wat Gade tho geho(e)rt.299 Darum(m) dat ick ock minen denst [Dienst] dar tho doh/ alse ein[,] de na synem berope [Berufung] ock van Gades gnaden des Euangelij de(e)ner [diener] ys/ vormane ick truwelick yn Christo/ dat de Radesheren by yw [Euch]/ de God mit sulker le(e)re vnd vorstande erlu(e)chtet hefft/ io vppet aller ho(e)geste dem vadere aller barmherticheit300 dancken vor su(e)lcke vnvthspre(e)kelike gnade301/ wente se synt erredet vth der gro(e)tsten vare [Gefahr][,] dar alle o(e)uericheit gerne ynne ste(e)ckt/ no(e)mlick dat se dat Euangelio(n) voruolget/ alse ym anderen Psalme gescreue(n) steit302/ vnde dat se sus vakene [deswegen] mit vnrechtem edder vorsu(e)melikem [nachlässigem] regimente vor Gade tho der vordo(e)menisse beswaret ys/ alse ym [ungezählt] lxxxij. Psalme gescreuen steit303/ de doch jn sick eine Go(e)dtlike ordeninge jn der werld js/ alse Paulus bekennet Ro. xiij.304 darum(m) ok de Richtere jn der scrifft werde(n) Go(e)de geno(e)met Exo xxij.305 vmme eres Go(e)dtliken amptes willen. Den anderen o(e)uerst[,] den Godt noch nicht de gnade hefft gegeuen/ dat se sulcke lere ko(e)nen anne(e)men/ vnd hebben doch neyn Gades word[,] dar me(e)de se sulcke le(e)re mochten vmmesto(e)ten [umstoßen]/ ge(e)ue ick den wisen rad des vorste(n)digen Gamalielis/ Acto. v. bescreuen306. Sulck radt werd en 299 „Da sprach Jesus zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie wunderten sich über ihn.“ (Mk 12,17 parr.). 300 Vgl. 2Kor 1,3: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes“. 301 Vgl. 2Kor 9,15: „Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“ 302 „So seid nun verständig, ihr Könige, und lasst euch warnen, ihr Richter auf Erden! Dienet dem Herrn mit Furcht und küsst seine Füße mit Zittern, dass er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Wege; denn sein Zorn wird bald entbrennen. Wohl allen, die auf ihn trauen!“ (Ps 2,10–12). 303 „Sie lassen sich nichts sagen und sehen nichts ein, sie tappen dahin im Finstern. Darum wanken alle Grundfesten der Erde. ‚Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter und allzumal Söhne des Höchsten; aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen.‘“(Ps 82,5–7) 304 „Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit außer von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott angeordnet.“ (Röm 13,1). 305 Unklarer Bezug. 306 „Da stand aber im Hohen Rat ein Pharisäer auf mit Namen Gamaliel, ein Schriftgelehrter, vom ganzen Volk in Ehren gehalten, und ließ die Männer für kurze Zeit hinausführen. Und er sprach zu ihnen: Ihr Männer von Israel, seht genau zu, was ihr mit diesen Menschen tun wollt. Denn vor einiger Zeit stand Theudas auf und gab vor, er wäre etwas, und ihm hing eine Anzahl Männer an, etwa vierhundert. Der wurde erschlagen und alle, die ihm folgten, wurden zerstreut und vernichtet. Danach stand Judas der Galiläer auf in den Tagen der Volkszählung und brachte eine Menge Volk hinter sich zum Aufruhr; und der ist auch umgekommen und alle, die ihm folgten, wurden zerstreut. Und nun sage ich euch: Lasst ab von diesen Menschen und lasst sie gehen! Ist dies Vorhaben oder dies Werk von Menschen, so wird’s untergehen; ist es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten – damit ihr nicht dasteht als solche, die gegen Gott streiten wollen. Da stimmten sie ihm zu und riefen die Apostel herein, ließen sie geißeln und geboten ihnen, sie sollten nicht mehr im Namen Jesu reden, und ließen sie gehen. Sie gingen aber fröhlich von dem Hohen Rat fort, weil sie würdig
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nicht ruwen/ wente wedder den pre(e)kel [Stachel] hacken[,] bringet neinen framen [Nutzen; Gewinn]/ Act. ix307 [,] vnd wy armen minschen synt men po(e)tte ye(e)gen den harden ste(e)hn Christum/ velt de pot vp den stehn[,] so moth de arme pot bre(e)ken/ velt o(e)uerst de stehn vp den pot[,] so moth ock de arme pot bre(e)ken/ alse Christus gesecht hefft Mat. xxj.308 De o(e)uerst jn den stehn lo(e)uet/ de werd nicht tho schanden. Esa. xxviij. Ro x.309 Jdt mo(e)ten su(e)s doch alle de viende Christi vnder syne vo(e)te/ Psal. cx.310 Godt ge(e)ue myt gnaden[,] darum(m) scho(e)le [sollen] wi bidden/ Achtbaren Ersamen le(e)uen Hern[,] holdet mi sulcke truwe vormaninge tho gude/ ick hebbe nicht kond [ungezählt] vnderlaten[,] J. E. [Euer Ehrwürden] Mit sulckem ringen tho denende/ Jn disser borger bekenteuisse js nichtes van den Sacramente(n)/ id is velichte noch tho tidich [rechtzeitig] gewe(e)set/ o(e)uerst de wile [weil] de andere lere bi yw so reine ys/ hope ick[,] dat ydt ock yn dissem parte bi yw wol sta/ Etlicke landlo(e)pere sochten de framen [frommen] Christen tho Brunswig mit der Sacramentschenderie erre tho makende/ dar mede ock etlike Predicanten beru(e)chtet wurden/ o(e)uerst dar su(e)luest ein Er[würdiger] Rad/ vorordente borgere/ gilde vnd geme(e)ne/ vorderden [forderten] van eren Predicanten ere scrlfftlike bekentnisse des Sacramentes haluen/ de ys so gedru(e)cket vth gegan/ dat ick Christum dar vor laue [lobe] in ewicheit/ dat segge ick J. E. [Euer Ehrwürden] vnd allen Christen tho guder niger tidinge [Nachricht]/ Christus sy mit jw ewichlick/ Screuen tho Lubeke M. D. XXII. am dage Conuersionis Pauli.311 [Ranke]
307 308 309 310 311
gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden, und sie hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hier und dort in den Häusern zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesus Christus.“ (Apg 5,34–42). „Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden, wider den Stachel zu lecken.“ (Apg 9,5; Lutherbibel 1912). „Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.“ (Mt 21,44). „Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Denn die Schrift spricht (Jes 28,16): ‚Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden‘.“ (Röm 10,10f). „Ein Psalm Davids. Der Herr sprach zu meinem Herrn: ‚Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache‘.“ (Ps 110,1). 25. Januar 1532.
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8.4
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Der Magdeburger Superintendent Nikolaus von Amsdorf (1483–1565) legt dar, dass es sich bei Johannes Campanus und dem Soester Prädikanten Johann von Kampen um zwei unterschiedliche Personen handelt. Beilage zu einem Schreiben der Altstadt Magdeburg an den Soester Rat (18. Dezember 1532)
StA Soest A 6368 Älterer Abdruck: Ehbrecht, Reformation, Sedition und Kommunikation, 292 (Nr. 12).312 [Bl. 1v] Den erbarn vnd weißen beiden[,] meyn gunstige(n) libe(n) hern burgermeystern zu handen. [Bl. 1r] Erbarn weise gunstige libe hern. Von Joannes Campensi weiß ich sonder[lich] nichts zu sage(n). Aber eyner[,] [er] heist Joannes Campanus[,] eyn boser buff [Bube] vnd schwermer vber alle schwermer[,] der ist zu Wittenberg gewest[,] aber ym Churfurstenthum nit mehr sither[,] [nachträglich ergänzt: der] hath eyn buch von der heilige(n) treifeltigkeit vnd dem son Gots geschribe(n) 313 vil anders[,] den wir auß der heilige(n) schrifft von anfangk der christenheit biß hy her geschribe(n) geglewbt vnd geprediget haben. Wu [wenn] es aber diser Campanus nicht ist [gestrichen: vnd] sonder Campensis[,] ßo ists[,] als ich acht[,] des peltzers gesell[,] Melchior Hoffman[s,] welcher eyn sacrame(n)tirer vnd wider teuffer[,] bey dem ist eyn solcher gesell gewest[,] bins aber nit gewiß. Diß hab ich ewr erbarn weisheit so vil myr bewust den arme(n) leuthen zugut nit verhalde(n) [zurückhalten] sollen nach wollen. Vnd moge(n) sich alle christliche hertze(n) fur yhn beide(n) hute(n)[,] den der teufel hath sy gewiß besessen vnder dem scheyn des ewangelij[,] do mit sy das arme volck blenden[,] den yres rümens vom geist hath kein maß noch ende. Datu(m) mitwoche nach Lucie 1532. Amsdorff
312 Mit zahlreichen, zum Teil sinnentstellenden Lesefehlern. 313 Wie Kapitel 2 Anm. 19.
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8.5
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Capito kritisiert Rothmanns sophistische Argumentationsweise in dessen Disputation mit ihrem gemeinsamen Freund von dem Busche (März 1534)
Bericht ausz der heyligen geschrift von der recht gottseligen anstellung vnd haußhaltung Christlicher gemeyn/ Eynsatzung der diener des worts/ Haltung vnd brauch der heyligen Sacramenten. […] Durch die Prediger des heyligen Euangeli zu(o) Straßburg/ der Stat/ vn(d) kirchen zu(o) Münster in Westfal/ erstlich geschriben. VD16 B 1831 Exemplar: Bayerische Staatsbibliothek München 4 Polem. 3028 Beibd. 1. [uijb ungezählt] […] Nun mo(e)chte aber ieman sagen: Was wir in Apostole(n) außgetrucket haben/ das ist noch das vngezweifflet wort Gottes/ der Herr hatt gesagt[,] sein geist so(e)lle durch sy rede(n). Darumb was sy außtrucken/ solle eben gelten314/ als hette es der Herr selb außtrucket. Wolan die Apostel haben verordnet als notwendige stuck/ dz man kein blu(o)t noch gesto(e)cktes [Ersticktes] essen solte/ sagten[,] also hette es den heyligen geist vnd sy für gu(o)t angesehen. Do bey ist Paulus gewesen/ hats auch die kirchen hernaher geleret. Acto. 16.315 darumb man nit sagen kan/ das er do wider geleret habe/ in allem/ das er von freyheit der gesatzliche(n) Cerimonien geschriben hatt. Nun haben wir nierge(n)t kein außtruckete nochlassung [Außerkraftsetzung] diser satzung/ vnd habens den(n)och die nachgohnden [späteren] diener Gottes nachgelassen/ vnd es die gantze kirch also angenum(m)en. Solle man drumb dieselbigen diener/ vnnd kirchen zeihen/ sy habe(n) von dem wort Gottes gethon? Jtem den Sontag haben die kirchen fu(e)rgenomen zu(o)feyren/ das mit (k)einem wort von keinem Apostel/ oder su(n)st/ in der schrifft verordnet ist/ soll diß hinzu(o)gethon sein? Also wie vnser lieber herr vnd bru(o)der Hermannus Buschius/ Eweren Predigern recht fu(e)rgeworffen hatt/ den weybern gibt die kirch auch dz Sacrament des leybs vnd blu(o)ts Christi/ [uiija] vnd hatt des weder wort nach exempel/ die sollichs außtrucke(n)/ dan(n) mit den ju(e)ngern/ die menner waren/ hats der Herr gehalten/ vnnd zu(o) halten befolhen. So hats Paulus/ vnd freylich also auch andere 314 Gleiche Geltung beanspruchen können. 315 „Dass ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, tut ihr recht. Lebt wohl!“ (Apg 15,29).
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Apostel den kirchen fürgeben/ wie sy es vom Herren entpfange(n) hatten.316 Noch [demnach] schleusset Ewer prediger. H. Bernhart recht/ die weil [weil] diß Sacrame(n)t den gleu(e)bige(n) gepu(e)re/ vn(d) in Christo weder man noch weib sey/ sondern eyn newe creatur/ so hebe man fu(o)g[,] diß sacrament den weyberen auch zu(o)gebe(n).317 Wie wen(n) aber einer sagte? Ey[,] man mu(o)ß eyn außtruckten befelh Gottes haben/ es ist sust nichts dan vnglaub/ vnd greu(e)wel vor Gott/ was man thu(o)t. Nun hat der Herr nit gesagt/ gebt diß Sacrament allen gleu(e)bigen/ sonder/ yr/ yr jünger/ dz waren menner/ thu(o)t mirs zu(o)gedechtnüß. Ich weiß wol[,] das in Christo alles eynes ist/ das vermag aber dennoch nicht/ das die weiber in der kirchen reden solte(n)/ also so(e)llen sy auch diß Sacrament nit entpfahen/ wir habe(n) kein wort Gottes drumb. Was solte da herr Bernhart antwurten? Must er nit sagen/ wir haben wol kein außtrucket wort gottes/ das do lautet: Die weiber so(e)llen auch des tischs Christi gemeinschafft haben/ wir haben aber[,] das diß Sacrament die gemeinschafft des leibs vnnd blu(o)ts Christi sey/ so sind die weiber auch glider Christi/ auß dem schliessen wir/ dz diß Sacrament den weyberen auch geho(e)ret/ ob es der Herr schon mit namen nit bestimmet hatt. 316 Von dem Busche hatte bei seiner Disputation mit Rothmann am 7. August 1533 folgendermaßen argumentiert: Wanner das es althomale ein gruwell soll sein [Wenn denn alles ein Gräuel sein soll], dat apentlich und austrucklich nicht inholden de schrifft [das nicht offen und ausdrücklich in der Schrift verfügt ist] [damals Rothmanns Grundüberzeugung!], so most es oick ein gruwell sin vor got, das men den wiueren [Frauen] dat sacrament reichendt des lichams und bloits Christi, wante dat oick nergen uisgedruckt stehet in der schrifft. Stupperisch, Schriften Bernhard Rothmanns, 101. Als Rothmann ihm daraufhin auswich, wiederholte von dem Busche seine Anfrage: Oick is noch nicht geantwort worden, wie men den frouwen dat heilge Sacrament rekent des lychams und bloides Christi, welches in der schrifft nergendt stehet geschreven. AaO, 104. Auch jetzt blieb ihm der Gegner aber jede Antwort schuldig, was im Rahmen einer öffentlichen Disputation nur als ein grober Regelverstoß gelten konnte. 317 Erst am Morgen des 8. August hatte Rothmann die Anfrage von dem Busches dann so gekontert: Up dat, so oick Hermanus Buschius vorgifft, men reke den wyueren dat sacrament, dat oick tho doine in der schrifft nicht uithdrucklich bevollen sy, [ist meine] antwort: Dat aventmall hefft Christus ingesatt, synen jungeren bevallen und na den allen gelouigen. so sein de frawen oick gelouich, dair umme is in der schrifft uithgedruckt, enne [ihnen; den Frauen] dat sacrament tho reken. thon Galat. 3.[28]. In Christo is weder wiff noch man, noch jodde noch greke, noch knecht noch fryen, dan wort alleine angesein de gelouige, he sy dan, wie he wyll. Stupperich, Schriften Bernhard Rothmanns, 112. Anschließend hatte er die (auch ihm mit Sicherheit bewusste) Schwäche dieser Argumentation dann durch den raschen Wechsel auf andere durch von dem Busche angesprochene Gegenstände (Frage der Jungfräulichkeit Mariens, Fehlen von Belegen für das Getauftsein der Apostel etc.) zu überdecken versucht. – „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Gal 3,28).
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So dann diser sagte/ das sind spitzfindige argument/ vnd menschlich gu(o)tduncken/ ich begere eyn außtruckten befelh daru(m)b. Die schrifft hatt ju(e)nger/ die menner waren/ mit den zwelffen stoht geschriben/ hab er zu(o) Tisch gesessen/ da ist keins weibs gedacht. So hats sant Paulus den Corinthern diß dargeben/ wie ers entpfangen hatt318/ darumb würt ers auch keinem weib gemein gemacht haben. [uiijb ungezählt] Was solte doch herr Bernhart eynem solichen anders antwurten mo(e)gen/ dan(n)/ wir haben auß der art diß Sacraments/ das es allen zu(o)geho(e)ret/ den Christus zu(o)geho(e)ret/ der geho(e)ret den gleu(e)bigen weibern auch zu(o). Wiltu damit nit genu(e)g haben/ so sage ich wie sant Paulus./ Wer zancken will/ wir habe(n) die gewonheit nit/ noch die kirchen Gottes. Wer eyn Prophet oder geistlich ist/ vrteyle vnnd erkenne/ das diß Gottes befelh ist/ wol nit von ym selb mit namen außtrucket/ aber warlich in dem/ dz er austrucket hatt/ begriffen. [Er; Rothmann] Wirt also mit vns bekennen mu(e)ssen/ das man nit mu(o)ß in allen dingen eyn besonderen außtrucketen befelh des Herren haben […].
318 „Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: […].“ (1. Kor 11,23a).
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Ortsregister
Aachen, Aachener 30 Ahlen (Ala), Ahlener 36, 66, 71, 98f. Albis 68 Alkmaar, Alkmaarer 29 Allerheiligenstift, Wittenberg 72 Altenburg, Altenburger 60 Amsterdam, Amsterdamer 25f., 87 Antiochia 141 Antwerpen, Antwerpener 21f. Apeldoorn, Apeldoorner 7 Aquileia, Aquileiensis 34, 140, 142 Aquitanien, aquitanisch 151 Aragon, Königreich, aragonensisch 45, 110 Augsburg, Augsburger (Augustensis, Augustana) 23, 34, 40, 45, 49, 53–55, 68, 73, 83, 95, 117, 121, 140 Babylon, babylonisch (babylonica) 21, 124, 160 Basel, Basler 31, 34, 41, 43f., 52, 56, 75, 80, 95, 107, 134, 139f., 145 Bautzen, Bautzener 38 Bayern, bayerisch 137, 151f., 156, 173 Belzig, Belziger 23 Bielefeld, Bielefelder 101 Böhmen, Königreich, böhmisch 75, 156 Bologna 39 Bottrop, Bottroper 22 Braga 107 Bramsche, Bramscher 116 Braunschweig (Brunswig, Brunswick), Braunschweiger, Braunschweigisch
13f., 16, 19–21, 25f., 53f., 63, 74, 83, 93, 96, 133, 154, 171 Braunschweig-Grubenhagen, Herzogtum 87 Braunschweig-Lüneburg, Herzogtum 13 Breisgau, breisgauer 31, 56, 117, 125 Breitenbach, Breitenbacher 75 Bremen, Bremer 24–26, 53, 55, 83 Bretten, Brettener 41 Britannien, britisch 13, 146, 169 Büderich, Büdericher 24, 84, 89f., 98 Burgund, burgundisch 157 Byzanz, byzantinisch 149f. Celle, Celler 121 Cîteaux, Abtei 153 Cluny, Abtei 152 Coburg, Veste 54f. Coesfeld, Coesfelder 96 Colditz, Colditzer 52 Cremona (cremonensis) 34, 140 Dänemark (Denmarcken), dänisch 25f., 53 Den Haag, Den Haager 55 Detmold, Detmolder 7, 100 Deutschland (Germania), deutsch 7, 9, 13, 43, 73, 110, 113–116, 145, 152–157 Deventer (Daventer, Daventria) 11, 29, 31, 39, 49, 120, 126 Dithmarschen, dithmarschener 22 Domschule, Münster 10f., 21, 29, 72, 74, 89, 158 Dresden, Dresdner 25
188 Duisburg, Duisburger 25 Dülmen, Dülmener 38, 80, 126f., 134 Düsseldorf, Düsseldorfer 22, 24, 31, 56, 92, 127 Einbeck, Einbecker 31 Eisenach, Eisenacher 54, 128 Eisleben, Eislebener 23, 52f. Elburg, Elburger 26 Emden, Emdener 26, 47, 53 Erfurt, Erfurter 39f., 42, 75, 128 Esens, Esenser 26 Flensburg, Flensburger 14, 25f., 52f. Franken, fränkisch 151f. Frankfurt am Main, Frankfurter 25 Frankreich, Königreich, französisch 39, 152 Freiburg im Breisgau, Freiburger 31, 56, 117, 125, 132 Friesland (Frisia, Phrisia), friesisch 26 Gallien, gallisch 147, 152, 156 Genf, Genfer 25 Gent, Genter 88 Gernsbach, Gernsbacher 57 Goslar, Goslarer 26, 53, 133 Gotha, Gothaer 23, 52, 54f. Göttingen, Göttinger 55 Grave 22 Greifswald, Greifswalder (Grypsuualdensis) 39f. Groningen, Groninger 126 Gurk 157 Gymnasium Katharineum, Lübeck 98 Gymnasium Martineum, Brauschweig 74 Hagenau, Hagenauer 32, 34, 45, 95, 110, 140 Hambach, Hambacher 60 Hamburg (Hamborch), Hamburger 14, 83 Hameln, Hamelner 26 Hannover, Hannoverscher 67 Harz 19 Haynau, Haynauer 54
Ortsregister
Heidelberg, Heidelberger 39, 41–44 Heilbronn, Heilbronner 52 Heinsberg, Amt 24 Helmstedt, Helmstedter 77 Herford, Herforder 38, 50f., 53, 57f., 67, 72, 76, 88, 117 Herzberg, Herzberger 75 Hessen, Landgrafschaft, hessisch 25, 42, 52–55, 73, 75, 80, 114, 121, 125, 157 Hildesheim, Hildesheimer 26 Himmelpforte, Kloster, Stade 25 Holland (Hollandia), holländisch 11, 41, 126 Holstein, Herzogtum, holsteinisch 25f., 53 Horn, Horner 67 Horstmar, Horstmarer 89 Husum, Husumer 25 Ingolstadt, Ingolstädter 117 Interamna 144 Italien, Königreich, italienisch 11, 39, 145, 151f., 156 Itzehoe, Itzehoer 25 Jena, Jenaer 54 Jerusalem, Jerusalemer 123, 155 Jülich, Herzogtum, Jülicher (Juliacensis) 20–24, 47, 55f., 93, 98, 106, 121 Jülich-Kleve-Berg, Vereinigte Herzogtümer 121, 135 Jülich, Stadt, Jülicher 11, 22f., 60, 91 Kampen, Kampener 25 Kappel, Kappeler 65, 68 Kärnten 157 Kemberg, Kemberger 53 Kiel, Kieler 7, 25, 53 Kierspe (Kirspe), Kiersper 79 Kleve, Herzogtum, klevisch 9, 56, 84, 121 Köln, Kölnisch (Colonia, coloniensis) 10– 12, 21–23, 31f., 34–37, 39, 49f., 56f., 60, 67f., 74f., 77, 79, 88f., 92, 95, 98, 127, 132, 140, 153 Konstantinopel (Constantinopolitanus) 146
189
Ortsregister
Konstanz, Konstanzer 45, 75 Krain, Krainer 157 Kurköln, kurkölnisch 22
Molesme, Abtei 153 Montigny-Lagesse, Adelssitz 153 Münsterland, münsterländisch 7, 12, 29f.
Laodicea 107 Leipzig, Leipziger 11, 31, 39f., 56, 72, 120, 169 Lemgo (Lemgovia), Lemgoer 27, 36, 98– 100, 117 Liegnitz, Liegnitzer 45 Limburg, Provinz, limburgisch 21 Lindau, Lindauer 45 Linnich, Linnicher 22 Lippe, Grafschaft, lippisch 36, 66f., 91, 99f. Lippstadt, Lippstädter 60, 84, 90f., 98 Livland (Lyfflandt), livländer 83 London, Londoner 13, 169 Löwen (Lovanium, Louanium), Löwener 39, 110 Lübeck (Lubick), Lübecker 13f., 21, 26, 37–39, 52f., 55, 60, 63, 98, 134 Lüneburg (Luneburg), Lüneburgisch 13, 83, 116f. Lüttich, Bistum, Lütticher 21, 55 Lyon, Lyonenser 154
Niederdeutschland, niederdeutsch 61, 67, 90 Niederlande, niederländisch 25, 29, 39, 55, 96, 106, 120, 125f., 132f. Niederrhein, niederrheinisch 36, 55, 60, 106, 126, 134 Niedersachsen, niedersächsisch 13, 30f., 39–42, 67, 72, 76 Niemegk, Niemegker 22, 54 Nikomedia 146 Norddeutschland, norddeutsch 7, 9f., 14, 53, 55, 59, 83, 134 Nordhausen, Nordhäuser 25 Nordwestdeutschland, nordwestdeutsch 7, 9f., 14, 25, 29 Numidien, numidisch 146 Nürnberg, Nürnberger 25, 31, 52f., 55, 57, 65, 83, 109f., 116, 128
Maas 22 Maaseyck, Maaseycker 21f. Maastricht (Mastricht), Maastrichter 47 Magdeburg, Magdeburger (Magdeburgicus) 34, 58, 65, 83, 116, 139, 154, 172 Mailand, Mailänder 146 Mainz (Moguntium), Mainzer 30, 36, 44, 55, 76, 95 Marburg, Marburger (Marpurgensis) 23, 38, 42–44, 46, 53f., 73–76, 98, 102–104, 110, 125 Mecklenburg, Herzogtum, mecklenburgisch 26, 89 Memmingen, Memminger 45 Merseburg, Merseburger 25 Minden (Minda), Mindener (Mindensis) 13, 26, 31, 41, 49, 58, 87, 91, 97 Mittelmark, mittelmärkisch 22
Oberdeutschland, oberdeutsch 7, 52, 76, 80, 100, 104, 133f., 152 Oberrhein, oberrheinisch 133 Oldeneick, Oldeneicker 22 Oldersum, Oldersumer 53 Olfen (Olphenium), Olfener 36 Orleans 56 Osnabrück (Osnabrugk, Osnaburg), Osnabrücker 7, 22, 24, 53, 67, 72, 77, 98, 116f., 122, 168 Österreich, Erzherzogtum, österreichisch 75, 156f., 159 Ostfriesland, ostfriesisch 14, 22, 26, 53, 133 Paris, Pariser 11, 34, 56, 139, 150, 154f. Pforzheim, Pforzheimer (Phorcensis) 10 Pirna, Pirnaer 25 Pommern (Pomer, Pomern), pommersch (Pomeranus) 13, 20, 40f., 169 Recklinghausen, Vest 22 Reims, Reimser 148
190 Rheda, Rhedaer 103 Rheinland, rheinisch 24, 84, 121 Roermond (Ruremund[ensis]), Roermonder 10f., 21 Rom, Römisch 9f., 34f., 39, 70, 73, 78f., 94, 96, 107, 109, 139–157 Rostock (Rostyck), Rostocker 14, 25, 39, 74, 83, 89 Saalfeld, Saalfelder 23, 53f. Sachsen, sächsisch 25, 40, 52, 55, 65, 151f., 154 Saintes 157 Sassenberg, Sassenberger 38 Sassenburg 39 Schlesien, schlesisch 19, 45, 54 Schleswig-Holstein-Gottorf, Herzogtum 26 Schleswig, Schleswiger 25f. Schmalkalden, Schmalkaldisch 91, 96 Schöppingen, Schöppinger 89 Schwaben, schwäbisch (suevicum) 42, 154 Schwäbisch Hall, Schwäbisch Haller 25, 32, 42 Schweden, Königreich, schwedisch 157 Schweiz, Schweizer, schweizerisch 47, 133 Senden, Sendener 7, 13 Sevilla 150 ‘s Hertogenbosch 31 Sizilien, sizilisch 155 Soest, Soester 7, 14, 25f., 60, 77f., 80, 83– 88, 90f., 94, 97f., 100–103, 116f., 134, 172 Solingen, Solinger 31 Spanien (Hispania), spanisch 30, 45, 146, 154, 157 Speyer, Hochstift 57 Speyer (Spira), Stadt, Speyrer (Spirensis) 38, 43f., 47, 52, 75, 126f. Stade, Stader 25f., 83 Stadtlohn, Stadtlohner 29, 122 St. Aegidii, Münster 72f. St. Andreas, Braunschweig 20 Stedesdorf, Stedesdorfer 26 Steiermark, steiermärkisch 156f.
Ortsregister
St. Johann Baptist, Warburg 73 St. Katharinen, Lübeck 98 St. Lamberti, Münster 10, 21, 50, 66, 71f., 86, 131, 134, 163 St. Laurentius, Itzehoe 25 St. Ludgeri, Münster, Kollegiatstift 10, 22, 29, 36f., 66, 71f. St. Maria zur Höhe (Hohnekirche), Soest 84 St. Maria zur Wiese (Wiesenkirche), Soest 84 St. Marien (Liebfrauen) Überwasser, Münster 22 St. Marien (Unser lieben Frauen), Braunschweig 20 St. Martini, Münster, Kollegiatstift 10, 22, 29–33, 35f., 75, 89, 99f., 137f., 157 St. Mauritz (Mauritius), Münster, Kollegiatstift 36f., 47, 49–51, 58, 61, 68–70, 74 St. Nikolai, Kiel 25 Stolberg, Stolberger 52 St. Petri, Soest 90 Straßburg, Straßburger (Argentoratum, Strasburch, Straspurgk) 11, 19, 24, 31, 38, 43–46, 52–54, 56f., 65, 67, 70, 75, 80, 103f., 108, 110, 113, 116, 122, 133, 173 St. Ulrici (Brüdern), Braunschweig 20 Südwestdeutschland, südwestdeutsch 75 Süpplingenburg, Supplinburg 154 Süsteren 22 Syrien, syrisch 141 Tecklenburg, Grafschaft, Tecklenburger 103 Thagaste 146 Tongern 22, 24 Torgau, Torgauer 23, 54 Treptow, Treptower 11 Tübingen, Tübinger 39, 42 Uelzen, Uelzener 26 Ulm, Ulmer 41, 43, 46, 53, 70f., 73, 80f., 134 Ungarn, Königreich, ungarisch 75, 157
Ortsregister
Vercelli 155 Verden, Verdener 26 Vienne 147 Vorderösterreich, vorderösterreichisch 125 Warburg, Warburger 72 Warendorf (Warendorp), Warendorfer 30, 38f., 101 Wartburg 40 Wassenberg, Amt 22–24, 47, 90, 93, 98, 126, 134 Wassenberg, Burg 24, 93 Weimar, Weimarer 52 Werne, Werner (Guernensis) 21, 30 Wesel, Weseler 36, 39, 126 Wied, Wieder 15, 87 Wien, Wiener 7, 75, 159
191 Wittenberg (Witeberga, Witenberga, VViteberga, Viteberga, Wittenberch), Wittenberger 7, 13f., 19–26, 29, 31, 35f., 38–40, 42, 52–60, 63, 65–69, 71f., 74–76, 83, 87–89, 91–98, 100–102, 108f., 115f., 125, 128, 133f., 168, 172 Wittmund, Wittmunder 26 Wolbeck, Wolbecker 51, 78 Worms, Wormser 14, 25f., 40, 44, 56, 60, 83f., 87f., 90, 95 Württemberg, Herzogtum, württembergisch 45 Zürich, Zürcher 19, 25, 31, 34, 44, 49, 54, 65, 103, 110, 139 Zweibrücken, Zweibrücker 52 Zwickau, Zwickauer 24, 54 Zwolle (Swollis) 26, 29, 118, 120
Personenregister
Adamus, Adam 54 Adelphus (Stenerensis), Christian 92, 102 Adolf von Nassau, römisch-deutscher König 156 Agapet I., Bischof von Rom 148 Agricola, Decius 103 Agricola, Johannes 23, 52, 55 Agricola (Iunior), Rudolf 31, 39f. Albert von Jerusalem (Avogadro, von Vercelli) 155 Albrecht V., römisch-deutscher König 156 Aleander (Aleandro), Hieronymus (Girolamo) 44 Alexander (I.), Bischof von Rom 141 Alexander II., Bischof von Rom 153 Alexander III., Bischof von Rom 154 Alexander IV., Bischof von Rom 155 Alexander VI., Bischof von Rom 35, 157 Ambrosius von Mailand 35, 107, 146, 150 Amsdorf, Nikolaus von 65, 116, 172 Anaklet (Cletus), Bischof von Rom 141, 143 Anastasius, oströmischer Kaiser 148 Anastasius I., Bischof von Rom 146 Anastasius II., Bischof von Rom 148 Anhalt, Georg von, Fürst 25 Anicetus, Bischof von Rom 141, 143 Antitrinitarier, antitrinitarisch 24, 45, 110, 135 Antoninus Pius, römischer Kaiser 142 Apiarius, Matthias, Drucker 46, 104 Aquila, Caspar 23, 53f. Arcadius, oströmischer Kaiser 146
Aristoteles, aristotelisch 129 Arnulf von Löwen 153 Athanasius von Alexandria 92 Augustiner(eremiten), augustinisch 58, 98, 154f. Augustinus von Hippo 35, 69, 107, 146, 153 Aurelianus, römischer Kaiser 144 Aventinus (Turnmair, Pyrgonomus), Johannes 117 Ba.hur, Eliyahu 43 Balhorn d.Ä., Johannes 13 Bardanes Philippikus, byzantinischer Kaiser 150 Basilius von Caesarea 94f., 142 Batenburg, Jan van 132 Baumgartner, Hieronymus 52, 65 Beck, Balthasar 53, 108 Beckmann, Otto 40, 72f., 77 Beda Venerabilis 34, 140 Bel(t)hold, Arnold 71 Benedikt II., Bischof von Rom 150 Benedikt von Nursia 153 Benediktiner(innen), benediktinisch 72f., 153, 155 Berengar von Tours 152 Berengarianer, berengarianisch 118 Bernhard von Clairvaux 153 Beyer, Christian 23, 40 Bibliander, Theodor 34, 140 Birgitta (Birgersdotter) von Schweden 157 Blarer (Blaurer), Ambrosius 45f., 80 Blarer (Blaurer), Thomas 46 Boethius, Anicius Manlius Severinus 40
194 Bömel, Nikolaus von 31 Bonifatius I., Bischof von Rom 147 Bonifatius III., Bischof von Rom 149 Bonifatius V., Bischof von Rom 149 Bonifatius VIII., Bischof von Rom 35, 156 Bonifatius IX., Bischof von Rom 157 Bonnus, Hermann 98f. Borchwede, Thomas 60, 84 Bording, Jakob 25 Bornemann, Lorenz 10 Brandenburg, Albrecht von, Erzbischof, Kardinal 44 Braunschweig-Grubenhagen, Erich II. von, Bischof 87 Brede(n)vo(e)rth (Bredevorthius), Theodor 72, 77 Brenz (Brentius), Johannes 32, 42, 54f. Brictius (Brixius) thom Norde (von Norden, Nordanus, thon Norde), Adam 71, 78, 89–91, 98–100 Brune, Johannes (Jan) de 88, 90, 103 Bruno von Köln 153 Bucer (Butzer), Martin 41–43, 45f., 65, 70, 75f., 80f., 90, 103f., 115, 122 Bugenhagen (Pomeranus), Johannes 7, 11, 13–16, 19–21, 26, 38–41, 52f., 55, 61, 63, 74, 98, 100, 120, 125, 134, 169 Bullinger, Heinrich 25, 107 Busche (Buschius), Hermann von dem 12, 38–44, 46, 56, 72–77, 88, 101, 104, 114, 126, 133–135, 173f., 177 Buteranus, Homerus 41 Caesarius (Cesareus), Johannes 11f. Cajus, Bischof von Rom 144 Cälestius (Coelestius) 146 Calixt III., Bischof von Rom 157 Calvin, Johannes 25 Camerarius, Joachim d.Ä. 52f., 128 Cammerlander, Jakob 24, 122 Campanus, Johannes 20–25, 39, 47, 54–56, 63, 68, 72, 83, 88, 91–93, 95, 110f., 122, 132–135, 158f., 172 Campensis (van den Campen), Johannes (Jan), Hebraist 110
Personenregister
Cansen, Lubbert 22, 31 Capito, Wolfgang Fabritius 39, 43–47, 66– 68, 70, 76, 80f., 95, 103f., 110, 133f., 173 Caracalla, römischer Kaiser 143 Cassiodor(us), Flavius Magnus Aurelius 34, 140 Cellarius, Andreas 45 Cervicornus, Eucharius 12, 35, 57, 125, 140 Chiliasten, chiliastisch 121f. Chlodwig (I.) (Chlodowech), fränkischer König 148 Chrysostomus, Johannes 40, 94f., 142 Chytraeus, David 25 Chytraeus, Nathan 89 Cicero, Marcus Tullius 91f., 115, 160 Clarenbach, Adolf 23f., 36, 60, 74f., 98, 150 Claudius, römischer Kaiser 141 Claudius Gothicus, römischer Kaiser 144 Clemens (I.), Bischof von Rom 107, 141 Clemens IV., Bischof von Rom 155 Clemens V., Bischof von Rom 156 Clemens VI., Bischof von Rom 156 Cölestin (Caelestin) I., Bischof von Rom 147 Colet, John 31 Commodus, römischer Kaiser 143 Cordatus, Konrad 54 Cornelius, Bischof von Rom 144 Corvinus, Antonius 100, 121, 125 Cotius (Schlipstein), Gerhard 36, 45, 66– 68, 71f., 81, 98–101, 117, 120, 133 Cratander, Andreas 44, 145 Cyprian von Karthago 78, 107 Cyrill von Alexandria 40 Damasus (I.), Bischof von Rom 146 Dänemark, Friedrich I. von, König 26 De Spauter, Johannes 31 Decius, römischer Kaiser 144 Denck, Hans 113 Deusdedit, Bischof von Rom 149 Deventer (a Daventria), Johannes von 49f. Dietrich, Veit 25, 55
Personenregister
Diewer von Harlem (Divara, Gertrud von Utrecht) 127 Diokletian, römischer Kaiser 145 Dionysios von Alexandria 107 Dionysius, Bischof von Rom 144 Dobbe, Johann 21 Dominikaner, dominikanisch 60, 72, 154 Dominikus 154 Domitian, römischer Kaiser 141 Donatisten, donatistisch 116, 118f., 128 Dörnberg, Hermann von 75 Dornum, Ulrich von 53 Dorpius, Henricus 37, 42, 78, 86, 90, 93f., 101, 110, 125, 131 Dorsten, Johann von, Drucker 67 Dreyer (Dreger), Johannes 38, 58 Droste (Trost), Johannes 35–37 Dume, Conrad 19f. Düngeln (van Dungelen), Hermann von 49 Eck (Eccius), Johannes 115, 117 Egenolff, Christian 103 Elen (Aelius), Johannes von d.Ä. 31 Elen (Aelius), Johannes von d.J. 72, 74, 89 Eleutherus, Bischof von Rom 143 Elisabeth von Thüringen 157 Erasmianer, erasmianisch 31, 46, 107, 110 Erasmus von Rotterdam, Desiderius 9–11, 31, 39, 41, 43f., 56, 73, 75, 91f., 95, 102, 108, 110f., 113f., 125f., 127, 132, 135, 147 Eremiten des Heiligen Wilhelm 154 Esens, Balthasar von 26 Eugen (I.), Bischof von Rom 149 Euseb(ius) von Caesarea 34f., 107, 140, 142 Eutychianus, Bischof von Rom 144 Evaristus (Aristus), Bischof von Rom 141, 143 Faber, Johannes, Drucker 31 Fabianus, Bischof von Rom 143 Fabri (Faber), Johann, Bischof 75 Farckall, Amandus 32 Felix (I.), Bischof von Rom 144
195 Felix III., Bischof von Rom 147 Felix IV., Bischof von Rom 148 Fliesteden, Peter 60, 74 Formschneider, Hieronymus 116 Fortunatus, Venantius 40 Franck, Sebastian 108, 116 Franz von Assisi (Giovanni Battista Bernardone) 155 Franziskaner, franziskanisch 25, 49f., 77, 98, 155 Fraterherren 50, 57f., 71–73, 77 Frecht, Martin 41f. Friedrich, der „tolle“ 26 Friedrich (I.), römisch-deutscher König, Kaiser 154 Friedrich II., römisch-deutscher König, Kaiser 155 Friedrich III., römisch-deutscher König, Kaiser 157 Froben, Johann 34, 43, 56, 75, 95, 107, 139f. Frosch, Zwickauer Prophet 24 Froschauer, Christoph d.Ä. 34, 103, 110, 139 Gamaliel 16, 170 Gelasius (I.), Bischof von Rom 148 Gelasius II., Bischof von Rom 153 Gerbel, Nikolaus 54 Glandorp, Johannes 41, 71–74, 76f., 88– 90, 102f., 125 Görlitz, Martin 19–21, 53f., 63 Gottfried (Gaufred, Godefroi) von SaintOmer 154 Götz, Nikolaus 34, 140 Graben (a Fossa, Gravius), Tilmann vom 132 Graecius, Johann 103 Grammontenser, grammontensisch 153 Gran, Heinrich, Drucker 34, 140 Gratian, weströmischer Kaiser 34, 107, 139, 146 Gratius, Ortwin 30 Gregor (I.), Bischof von Rom 149 Gregor II., Bischof von Rom 150 Gregor III., Bischof von Rom 150
196 Gregor IV., Bischof von Rom 151 Gregor V., Bischof von Rom 152 Gregor VII., Bischof von Rom 153 Grynaeus, Symon (Simon) 41, 95 Gymnich, Johannes d.Ä. 31 Gymnich (Aquensis), Peter (Petrus)
Personenregister
30f.
Habsburger, habsburgisch 75, 156f. Hadrian, römischer Kaiser 141f. Hadrian (I.), Bischof von Rom 150 Hadrian III., Bischof von Rom 151 Hadrian IV., Bischof von Rom 154 Hamelmann, Hermann 22, 26f., 29–31, 35–43, 45–47, 50, 66f., 71–73, 75–77, 89f., 93, 98–100, 110, 116f., 162 Hannas, Hohepriester 33, 157f. Hardenberg, Albert 25 Häretiker, häretisch 9, 39, 54, 77, 115, 124, 144, 161f. Hätzer (Hetzer), Ludwig 45, 97 Hausmann, Nikolaus 54 Havickhorst, Johann 38 Hebraisten, hebraistisch 42f., 110 Hecker, Gerhard 53, 98 Hedio, Caspar (Kaspar) 44, 103 Hegius, Alexander 31, 39 Heinrich II., König von Italien, Kaiser 152 Heinrich III., römisch-deutscher König, Kaiser 153 Heinrich IV., römisch-deutscher König, Kaiser 153 Heinrich V., römisch-deutscher König 153 Heraklius, byzantinischer Kaiser 149 Heresbach, Konrad (von) 9, 41, 56, 92, 127f., 132 Herodes, Gaius Julius 33, 158 Herwagen, Johannes d.Ä. 122 Hessen, Ludwig (I.) von, Landgraf 157 Hessen, Philipp II. von, Landgraf 25, 42, 52–55, 75, 80, 114, 121, 125 Hessus, Helius Eobanus 74, 103, 128 Hieronymus, Sophronius Eusebius 10, 35, 107, 110, 142, 146 Hilarius, Bischof von Rom 107, 147
Hildegard von Bingen 155 Hittorp, Gottfried 35, 140 Hoebing, Johannes 96 Hoen (Honius, Hoon), Cornelis Henricxzoen 55f. Hoffman, Melchior 25f., 45, 53, 80, 90, 111, 113, 123f., 172 Holtmann (Ahusensis, von Ahaus), Johann 72 Honorius, weströmischer Kaiser 147 Honorius III., Bischof von Rom 155 Honorius IV., Bischof von Rom 156 Hoogstraeten, Jakob 71, 75 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) 161f. Host von Romberg, Johann 60, 79f., 134 Hostilian, römischer Kaiser 144 Hoyer, Hermann 19f. Hugo von Payns (Payens) 153 Humanisten, humanistisch 9, 11f., 21, 29, 32f., 36, 38f., 41, 43, 45, 51, 56f., 72f., 75, 88f., 92f., 95, 103–105, 107f., 110f., 117f., 125f., 128–130, 133–135, 145, 149 Hutten, Ulrich von 11, 39, 44, 114, 145 Hyginus, Bischof von Rom 142 Hyperphragmus, Pieterz Anastasius 47 Ignatius von Antiochia 141 Innozenz (I.), Bischof von Rom 146 Innozenz II., Bischof von Rom 154 Innozenz III., Bischof von Rom 143, 154 Innozenz IV., Bischof von Rom 155 Innozenz VIII., Bischof von Rom 35, 157 Irenaeus von Lyon 107 Isaurier, isaurisch 150 Isidor von Sevilla (Hispanensis) 150 Johannes V., Bischof von Rom 150 Johannes VIII., Bischof von Rom 151 Johannes XII., Bischof von Rom 152 Johannes XVIII., Bischof von Rom 152 Johannes XXII., Bischof von Rom 156 Jonas, Justus 52f., 55 Juden, jüdisch 11, 39, 165 Julian (Iulian) Apostata, römischer Kaiser 35, 146
Personenregister
Julius (I.), Bischof von Rom 146 Justinian (I.), oströmischer Kaiser 148 Justinian II., byzantinischer Kaiser 150 Kaiphas, Hohepriester 33, 157f. Kallist (Calixt), Bischof von Rom 143 Kampen (Campensis), Johann Wulf von 25f., 63, 83f., 87f., 172 Karl (I.), fränkischer König, Kaiser 150 Karl II., König von Italien, fränkischer Kaiser 151 Karl III., König von Italien, fränkischer Kaiser 151 Karl IV., römisch-deutscher König, Kaiser 156 Karl V., spanischer König, römisch-deutscher Kaiser 44 Karlstadt (Carolstadius), Andreas Bodenstein von 24, 40, 47, 52–54, 65, 71, 152 Karmeliten, karmelitisch 155 Kartäuser, kartäusisch 153 Katharer, katharisch 118f. Kelberg, Johann 60 Kemener (Camenerus), Timann (Timan) 10–12, 21f., 29f., 50, 72, 74, 86f., 89, 122, 133–135, 158, 161–163, 165–167 Kerssenbrock (Kerssenbroch), Hermann von 22, 30f., 37f., 41, 49, 51, 63, 66–68, 71–74, 76, 91, 94 Ketzer (Ketter), ketzerisch 60, 78, 92–94, 118f., 122, 131 Kirchenväter 75, 78, 107, 117, 129, 142 Klara (Clara) von Assisi 155 Klarissen, klarissisch 155 Kleve (Clevenus), Wilhelm von, Hofprediger 121 Klopriss (Klopreis, Kloprisz), Johann 22– 24, 90, 93, 98 Klug, Josef 13, 54, 95, 109, 116, 128 Knigge, Heinrich 19f., 53 Knipperdolling, Bernhard 66, 80, 125, 127, 131 Knobloch, Johann d.Ä. 56 Konstantin (I.), Bischof von Rom 150
197 Konstantin (I.) (Constantin), römischer Kaiser 145 Konstantin III., byzantinischer Kaiser 149 Konstantin IV., byzantinischer Kaiser 150 Kopmann (Kaufmann), Johann 19f., 25, 63 Krafft, Adam 54 Krage, Nikolaus (Nicolaus) 13, 49 Krechting (Krechtinck), Bernhard (Bernd) 125, 131 Kündig, Jakob, Drucker 34, 140 Kymeus, Johannes 125 Lachmann, Johannes 52 Laktanz (Lactantius, Lucius Caecilius Firmianus) 107 Langen (Langius), Rudolf von 39 Langermann, Johannes 37, 43, 60, 67, 71, 73 Langobarden, langobardisch 151 Lauterbach, Anton 25 Leo (I.), Bischof von Rom 147 Leo II., Bischof von Rom 150 Leo III., Bischof von Rom 142, 150 Leo VIII., Bischof von Rom 152 Leo X., Bischof von Rom 145 Leon (I.), oströmischer Kaiser 147, 150 Leon II., oströmischer Kaiser 147 Leon III., byzantinischer Kaiser 150 Leyden, Jan van 94, 111, 127, 129–131, 135 Linck, Wenzeslaus 55, 65 Linus, Bischof von Rom 107, 141 Liudolfinger 152 Lonicer, Adam 103 Lonicer, Johannes d.Ä. 103 Lorichius, Reinhard 103 Lothar I., König des fränkischen „Mittelreiches“ 151 Lothar III., römisch-deutscher König, Kaiser 154 Lotter, Melchior d.J. 35 Lotter, Michael 116 Lucius (I.), Bischof von Rom 144 Ludwig (I.), König in Aquitanien, fränkischer Kaiser 151
198 Ludwig II., König der Langobarden, fränkischer Kaiser 151 Ludwig IV., römisch-deutscher König 156 Lufft, Hans 20 Luther, Martin 20–23, 26, 31, 35f., 38–40, 42, 44, 49, 52–60, 63, 65, 72, 76, 80, 87–92, 96f., 101f., 111, 114–117, 119f., 126, 128f., 133, 147, 154, 160, 164, 167f. Lutheraner, lutherisch 19–21, 26, 49, 80, 87, 89, 101, 119, 126 Luxemburger, luxemburgisch 156 Lynnichius, Adamus 22 Maffei (detto Volaterano, Volterra), Raffaele 34, 139 Mamertus von Vienne 147 Manlius, Johannes Jacobus 38, 41 Marcell von Ancyra 107 Marcellinus, Bischof von Rom 145 Marcellus, Bischof von Rom 145 Marcian, oströmischer Kaiser 147 Marcus Aurelius Carinus, römischer Kaiser 144 Marcus Aurelius Carus, römischer Kaiser 144 Markus, Bischof von Rom 146 Matthyß (Matthijs), Jan (Johann) 111 Maurikius, byzantinischer Kaiser 149 Maxentius, römischer Kaiser 145 Maximilian (I.), römisch-deutscher König, Kaiser 117, 157 Mecklenburg, Herzöge von 89 Melanchthon, Philipp 12, 21–25, 31, 35, 38–42, 52–61, 63, 65–68, 73f., 76, 83, 88f., 91f., 95f., 102f., 108f., 115f., 121, 128, 133–135 Menius, Justus 54, 128, 130 Mercator, Gerhard 25 Merowinger, merowingisch 148 Mervelt, Dirick van 51 Miltiades, Bischof von Rom 145 Mohammed (Mahumeth) 122 Möllers (Mollerus), Rudolph 31, 41 Mollner, Johann 60 Momme, Bernhard 72
Personenregister
Monnux, Johannes 22 Monophysiten, monophysitisch 113 Montanus, Jakob (Jacobus) 10f., 50f., 53, 57f., 88, 117, 120, 133 Morlage, Heinrich 31 Mosellanus, Petrus 40f. Müller, Caspar 53 Mumpert, Heinrich 72 Münster, Sebastian 42f., 110 Müntzer (Munzer), Thomas 97 Murmellius, Johannes 10–12, 21, 29, 31f., 39, 50, 56f., 71f., 74, 95, 114, 119f., 133f. Myconius, Friedrich 23, 52, 54f. Nassauer, nassauisch 156 Nero, römischer Kaiser 141 Neuenahr (Nuenarius, de Nova Aquila), Hermann d.Ä. von, Graf 74 Neuß, Melchior von 49 Nicolai, Philipp 66 Nikolaus (I.), Bischof von Rom 151 Nikolaus III., Bischof von Rom 156 Nikolaus V., Bischof von Rom 157 Norbert von Xanten 154 Novatianer, novatianisch 118f. Oceppenburg, Johannes 89 Odilo von Cluny 152 Oekolampad (Oecolampadius), Johannes 24, 32, 42, 52, 54, 65, 76, 80, 91, 95, 109, 113, 116 Oemeken, Gerdt 14, 84, 87, 89, 91, 98 Oporinus, Johannes 34, 139f. Origenes 107, 113 Osberg, Johann (von) 25 Osnabrück, Jacob von 22, 24 Ossenbrugge, Johannes 37, 57 Otto (I.), König von Italien, Kaiser 152 Otto III., römisch-deutscher König, Kaiser 152 Otto IV., römisch-deutscher König, Kaiser 154 Palant, Werner IV. von, Herr zu Ruyff und Breitenbend 23, 98
Personenregister
Parisiensis, Matthaeus 34, 139 Paschalis II., Bischof von Rom 153 Paulus Diaconus 151 Pelagianer, pelagianisch 118, 146 Pelagius 118f., 146 Pelagius (I.), Bischof von Rom 142, 148 Pelagius II., Bischof von Rom 148 Pellikan (Kürsner, Pelicanus), Konrad 42f., 107 Peltzer (Boeckmann), Patroclus („Daniel von Soest“) 77f., 94, Peraudi (Pérault), Raimund(us) (Raimond) 157 Petreius, Johann 109f. Petri, Adam 43 Pfalz, Ludwig V. von der, Kurfürst 43 Pfalzgraf bei Rhein, Georg 43 Philipp (von Schwaben), römisch deutscher König 154 Phokas (I.), byzantinischer Kaiser 149 Pirckheimer, Willibald 57 Pius (I.), Bischof von Rom 142 Placentinus, Thomas 35 Platina, Bartolomeo 34f., 140 Platon 161f. Pollius (Poll, Polhenne), Johannes 103 Pontianus, Bischof von Rom 143 Prämonstratenser, prämonstratensisch 153 Primaeus (Primeus), Henricus (Heinrich) 30–33, 41, 58, 137f., 141 Probst, Jakob 53, 55 Probus, römischer Kaiser 144 Prudentius Clemens, Aurelius 10, 40 Quentel, Heinrich 10–12, 21, 31 Quentel, Peter 75, 92 Rabbinen, rabbinisch 110 Raffelenboel (Nicolai), Dietrich 66 Rantzau, Katharina von 25 Regeward, Hermann 30, 101 Reiffenstein, Wilhelm 52 Reineccius, Reiner 77 Reininck (Reining), Gerhard (Gert) 38
199 Reininck (Reining), Gottfried 22 Remigius von Reims 148 Reublin, Wilhelm 44 Reuchlin (Roechlin, Capnion), Johannes 10f., 39, 42, 71 Reuchlinisten, reuchlinistisch 11, 39, 74 Rhau, Georg 108f., 116, 125 Rhegius (Rieger), Urbanus 13f., 29, 115– 121, 128 Rhenanus, Beatus 34, 107, 140 Rhode, Franz 73 Ring, Ludger tom 90 Robert von Molesme (von Citeaux) 153 Rolevinck, Werner 34, 140 Roll (Rol), Heinrich (Hendrik) 22, 46f., 93, 125f., 134 Rothmann, Heinrich, Vater Bernhards 30 Rothmann, N., Schwester Bernhards, Frau des Brictius 89, 99 Rudolf (I.), römisch-deutscher König 156 Rudolph, Kaspar 103 Rufinus, Presbyter 34, 140 Rufus, Mutianus 39f. Sabinianus, Bischof von Rom 149 Sachsen, August (I.) von, Kurfürst 25 Sachsen, Friedrich III. von, Kurfürst 40 Sachsen, Johann Friedrich (I.) von, Kurfürst 25, 52 Sachsen, Johann von, Kurfürst 52, 55, 65 Sakramentierer (Sacramentarii), sakramentiererisch 19, 25f., 52–56, 58, 83, 95–98, 116f., 133f. Schets, Gaspar 103 Schirlentz, Nickel 128 Schlachtscaep (van Tongern), Hendrik 22, 24 Schleibing (Slebing), Christian 67 Schleibing (Slebing), Hermann 67 Schnepf(f), Erhard 42, 44, 53f. Schöffer, Ivo 95 Schöffer, Peter d.J. 56, 95 Schuldorp, Marquard 25 Schumann, Valentin 11 Schwarzenberg, Heinrich von, Bischof 39
200
Personenregister
Schwebel, Johannes 52 Schweinefuß, Richard 19f. Schwenckfeld von Ossig, Caspar (Kaspar) 19, 45, 54, 152 Sedulius, Caelius (Coelius) 40 Selber, Anna 43 Septimius Severus, römischer Kaiser 143 Sergius (I.), Bischof von Rom 150 Sergius II., Bischof von Rom 151 Servet, Michael 45, 110 Setzer, Johann 45, 95 Severus Alexander, römischer Kaiser 143 Sibaeus (Olphenius), Henricus 41 Sibing, Hermann 37 Sibutus, Georg Daripinus 12 Silvester (I.), Bischof von Rom 145 Silvester II., Bischof von Rom 35, 152 Simplicius, Bischof von Rom 147 Siricus, Bischof von Rom 146 Sixtus (I.), Bischof von Rom 142 Sokrates von Konstantinopel (Scholasticus) 34, 140 Soter, Bischof von Rom 143 Soter, Johann, Drucker 79 Sozomenos, Salamanes Hermeias 34, 140 Spalatin, Georg 40, 53, 55, 60, 72, 125 Spengler, Lazarus 52 Spiritualisten, spiritualistisch 19f., 24f., 45, 47, 68, 75f., 98, 100f., 115, 131, 133, 135, 164 Staufer, staufisch 154f. Steiner, Heinrich 117, 121 Stephan(us) (I.), Bischof von Rom 144 Stephan(us) VI., Bischof von Rom 152 Stewert, Gert 25 Stöffler (Stoeflerus), Johannes 42 Streit(t)en, Nikolaus Franz von 24 Stutenbernd (Stutenbernardus) 78, 93–96 Sulpitius, Johannes 10 Symmachus, Bischof von Rom 148 Syring, Justus 103 Tant, Johannes Tast, Hermann
22 25
Tecklenburg(-Schwerin), Anna von, Gräfin 103 Tecklenburg(-Schwerin), Konrad (Cord) von, Graf 103 Telesphorus, Bischof von Rom 142 Tertullian, Quintus Septimius Florens 77f., 107 Theoderich (Theodoricus), ostgotischer König 147f. Theodoret von Kyros 34, 140 Theodosius (I.), oströmischer Kaiser 34, 139, 146 Theodosius II., oströmischer Kaiser 147 Theophylaktos Simokates 78, 140 Thomisten, thomistisch 129 Tiberius, byzantinischer Kaiser 149 Titus, römischer Kaiser 141 Trajan, römischer Kaiser 141 Trebonianus Gallus, römischer Kaiser 144 Tulich (Tulichius), Hermann 40 Türken (Turci), türkisch 157 Tzwyvel, Dietrich 10, 68 Ulhart, Philipp d.Ä. 53 Urban (I.), Bischof von Rom 143 Urban II., Bischof von Rom 153 Urban IV., Bischof von Rom 155 Urban VI., Bischof von Rom 156 Valdes (Waldes), Petrus 154 Valens, römischer Kaiser 34, 139 Valentinian (I.), römischer Kaiser 34, 139 Valentinian II., weströmischer Kaiser 146 Valentinianer, valentinianisch 116, 118, 128 Valentinus, Gnostiker 118 Valerianus, römischer Kaiser 144 Valla, Lorenzo 145 Vigilius, Bischof von Rom 148 Vigilius, Stephan 53 Viktor (I.), Bischof von Rom 143 Viktor II., Bischof von Rom 152 Vincke, Johann 22 Vinne, Dionysios (Dionysius) 22, 134 Vitalian, Bischof von Rom 149
201
Personenregister
Volusianus, Gaius Vibius, römischer Kaiser 144 Vratislavensis, Vincentius 40 Vruchter (Fruchter), Henricus (Heinrich) 36 Waldeck, Franz II. von, Bischof 50, 87 Waldenser, waldensisch 154 Walther, Hans 116 Walther (Gwalther), Rudolf d.Ä. 103 Wassenberger Prädikanten 22–24, 47, 90, 93, 126, 134 Welfen, welfisch 154 Werden, Martin von 34, 140 Westermann, Johannes 60, 91, 98 Wichmann, lüneburgischer Sekretär 116f., 121 Wied, Friedrich III. von, Bischof 15, 87 Wieland, Ulrich 53 Wilhelm von Auvergne (Alverniensis) 154 Wilskamp, Gerhard 53 Wittelsbacher, wittelsbachisch 156 Witzel, Georg 22f., 54, 95
Wolff, Thomas 107 Wolrab, Johann 38 Wyck, Johann von der 46, 71, 75, 104, 115, 135 Xenophon, Ökonom
34, 139
Zelst, Johann 55 Zeno, oströmischer Kaiser 147 Zephyrinus, Bischof von Rom 143 Zierickzee, Cornelius von 10 Zisterzienser(innen), zisterziensisch 25, 72, 153 Zosimus, Bischof von Rom 147 Zuichemus (van Aytta van Zwichem), Viglius (Wigle) 125–127 Zwickauer Propheten 24 Zwingli (Cinglius), Huldreych 19, 23f., 42, 44, 49, 52–54, 56, 68, 76, 96f., 111, 116f., 152 Zwinglianer (Cingliani), zwinglianisch 19f., 22, 39, 53f., 80, 96, 116