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EINZELVERÖFFENTLICHUNGEN DER HISTORISCHEN KOMMISSION ZU BERLIN BAND 80

VOM GENERALPLAN OST ZUM GENERALSIEDLUNGSPLAN

Herausgegeben von CZEStAW MADAJCZYK unter Mitarbeit von STANISLAW BIERNACKI, KARIN BORCK, HANS HENNING HAHN, ELIGIUSZ JANUS, BLANKA MEISSNER UND MICHAEL G. MÜLLER

K · G · SÄUR MÜNCHEN · NEW PROVIDENCE · LONDON · PARIS 1994

Gedmckt mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bonn-Bad Godesberg Die Schriftenreihe der Historischen Kommission Zu Berlin erscheint mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Wissenschaft und Forschung, Berlin.

Lektorat der Schriftenreihe

Christian Schädlich Thomas Revering

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufhahme Vom Generalplan Ost zum Generalsiedlungsplan ·. Dokumente / hrsg. von Czestaw Madajczyk unter Mitarb. von Stanisfaw Biernacki ... - München ; New Providence ; London ; Paris : Säur, 1994 (Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin ; Bd. 80) ISBN 3-598-23224-1 NE: Madajczyk, Czeslaw [Hrsg.]; Historische Kommission : Einzelveröffentlichungen der Historischen ...

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier Alle Rechte vorbehalten / All Rights strictly Reserved K. G. Säur Verlag GmbH & Co. KG, München 1994 A Reed Reference Publishing Company Printed in the Federal Republic of Germany Satz: Historische Kommission zu Berlin, Berlin Druck: Strauss Offsetdruck, Mörlenbach Binden: Thomas Buchbinderei GmbH, Augsburg ISBN 3-598-23224-1

EINLEITUNG

Die herausjagende Bedeutung des Generalplans Ost für die Zeitgeschichte ist unbestritten. Sowohl die Tragweite seiner Zielsetzungen als auch die Radikalität der Mittel, mit denen diese Ziele erreicht werden sollten, lassen ihn historisch einmalig erscheinen. Die Vorstellungen der Nationalsozialisten, wie und mit welchen Konsequenzen Ostmittel- und Osteuropa im Geiste ihrer Rassenideologie umgestaltet werden sollten, fanden hier ihre Präzisierung zu einem konkreten Szenario, das gewissermaßen den Kulminationspunkt aggressiver deutscher Bestrebungen in bezug auf seine östlichen Nachbarn bezeichnet. Um nicht weniger als tausend Kilometer sollte die ethnische Grenze des Reiches, die sogenannte Volkstumsgrenze, durch germanische Neusiedlung nach Osten verschoben werden; noch weiter östlich, erst am Ural, sollte eine zweite Grenze, die sogenannte Wehrgrenze, verlaufen. Was unter dem Begriff „Generalplan Ost" im einzelnen zu verstehen ist, bedarf der Präzisierung. Der Bezeichnung selbst begegnen wir zuerst um 1940/41, und zwar in Akten des Heinrich Himmler unterstellten Apparats, der für die Aussiedlung von Polen aus den eingegliederten Ostgebieten1 verantwortlich war. Dazu gehörte die Dienststelle des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums (RKF), die später umgebildet wurde zum SS-Stabshauptamt. Die ersten Planüngsentwürfe wurden Himmler im Frühjahr 1940 von Konrad Meyer, Professor für Ackerbau und Landpolitik, unterbreitet, hu Juli 1941 legte dieser dann weitere Entwürfe vor, und als Ziel seiner Planungsaufgaben bezeichnete er nun die Erstellung des Generalplans Ost. In der Forschung ist dieser Komplex verschiedentlich als der „erste Generalplan Ost" klassifiziert worden.2 Meyer selbst behauptete nach dem Krieg bei den 1

Eine detaillierte Beschreibung der „eingegliederten Gebiete" bei Martin Broszat, Nationalsozialistische Polenpolitik 1939-1945, Stuttgart 196l, S. 36 ff. (mit einer entsprechenden Karte auf S. 222 f.); vgl. auch Czesiaw Madajczyk, Die Okkupationspolitik Nazideutschlands m Polen 1939-1945, Berlin 1987, S. 30 ff. 2 Ein Überblick über den Forschungsstand aus marxistischer Sicht bei Dietrich Eichholtz, Der „Generalplan Ost", in: Jahrbuch für Geschichte 26 (1982), S. 215-255; vgl. auch Helmut Heiber, Der Generalflan Ost, in: Vierteljahrsbefießir Zeitgeschichte 6 (1958), H. 3, S. 280-325; Czesiaw Madajczyk, Generalplan Ost, in: Przeglad Zachodni (196l), H. 3, S. 66-103, ders., Generalplan Ost, in: Polish Western Affairs (1962), H. 3, S. 391-442; ders., Die Okkupationspolitik. ..; femer Rolf-Dieter Müller, Industrielle Interessenpolitik im Rahmen des „Generalplan Ost". Dokumente zum Einfluß von Wehrmacht, Industrie und SS auf die wirtschaftliche Zielsetzung für Hitlers Ostimperium, in: Müitärgeschichtliche Mitteilungen29 (1981), H. l, S. 101140. Zuletzt Karl Heinz Roth, Konrad Meyers erster „Generalplan Ost", in: Dokumentationsstelle zur NS-Sozialpolitik, Hamburg. Mitteilungen, l (1985), H. 4, S. 45-53.

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Verhören während des VIII. Kriegsverbrecherprozesses in Nürnberg freilich,3 daß sich seine Tätigkeit für Himmler auf die Bearbeitung dieser ersten Variante des Plans beschränkt habe. Doch kam es ihm dabei wohl darauf an, seine Richter über den Charakter und die Dimensionen der späteren Varianten des Generalplans Ost zu täuschen. Diese späteren Varianten befaßten sich mit der „Germanisierung des Bodens" in Ostmitteleuropa, hatten darüber hinaus aber auch Pläne für Bevölkerungsverschiebungen in West- und Südeuropa (Elsaß, Lothringen, Untere Steiermark, Oberkrain) sowie in den als „germanisch" betrachteten Ländern Holland, Norwegen und Dänemark (als Rekrutierungsländer für Neusiedler) zum Gegenstand. Am frühesten schilderte Reinhard Heydrich, der damalige Chef des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) und faktische Reichsprotektor in Böhmen und Mähren, am 2. Oktober 1941 in einer Rede in Prag die Grundlagen künftiger Bevölkerungsexpansion des Dritten Reiches nach Osten. Die Bezeichnung Generalplan Ost tauchte in seiner Rede nicht auf. Doch skizzierte Heydrich recht genau die Grundlinien für eine etappenweise durchzusetzende deutsche Herrschaftsordnung in Osteuropa.4 Der Rassenexperte Dr. Erhard Wetzel, seit Herbst 1941 Referent für rassenpolitische Fragen in Rosenbergs Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, wußte seinerseits schon im November desselben Jahres, daß das von Heydrich geleitete RSHA, das sich auch mit Aufgaben im Bereich der „Festigung des Deutschtums" befaßte, an einem allgemeinen Plan für die Ostgebiete arbeitete; nach seiner Kenntnis sah der Plan die Aussiedlung von 31 Millionen Menschen aus den bewußten Gebieten vor.5 Drei Monate später notierte er, daß die Dienststelle, aus der der Generalplan Ost stamme, das Amt III B im RSHA sei. Bald darauf, schon im April 1942, unterzog er den dort ausgearbeiteten Plan einer kritischen Analyse, wahrscheinlich im Auftrag Alfred Rosenbergs, des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete. Der Plan war nach dem Krieg nicht mehr auffindbar; über seinen Inhalt gibt jedoch vor allem Wetzels Gutachten Auskunft,6 das in den Einzelheiten ziemlich kritisch ausfiel und direkt die Inkompetenz der Planer aus dem RSHA bloßstellte. So seien die Einwohnerzahlen der für die Kolonisierung vorgesehenen Gebiete zu niedrig angesetzt worden (nicht 45 Millionen, sondern 6065 Millionen Menschen seien betroffen), ebenso die Zahlen bezüglich der auszusiedelnden Bevölkerung (46-51 Millionen anstatt 31 Millionen Menschen).7 Ferner 3

Vgl. Dok. Nr. 99Die Rede abgedruckt in: Die Vergangenheit warnt. Dokumente über die Germanisierungsund Austilgungspolitik der Naziokkupanten in der Tschechoslowakei, zusammengestellt, mit Vorwort u. Anmerkungen versehen von Vaclav Kral, Auswahl der Dokumente von Karel Fremund u. Vaclav Kral, Prag I960, S. 160 ff. 5 Vgl. Dok. Nr. 16. 6 Ebda. 7 Wetzel scheint seinerseits nicht die durch die Evakuierung ins Landesinnere der UdSSR verursachten Bevölkerungsverluste berücksichtigt zu haben. Die geschätzte Geburtenrate für dieNachkriegsjahre (30 Jahre) setzte er zu hoch an. Auch bezog er die Tatsache, daß es nach 4

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habe man die Menschenreserven für die Ansiedlung viel zu optimistisch eingeschätzt: nicht zehn Millionen, sondern nur acht Millionen Menschen. Die Vorgabe schließlich, daß Sibirien als Auffanggebiet für ausgesiedelte Slaven, darunter solche Nationen wie Polen, „die man nicht liquidieren kann wie die Juden", und Ukrainer, dienen solle, stehe im Widerspruch zu den Interessen des Reiches. Die Zielsetzung des Generalplans Ost, das heißt die Kolonisierung Ostmitteleuropas, fand jedoch Wetzels vorbehaltlose Zustimmung. Als ein Vorhaben des Reichskommissars Heinrich Himmler gewann der Plan höchstwahrscheinlich Ende 1941 oder Anfang 1942 Gestalt. Er sollte in einem Zeitraum von dreißig Jahren nach der Beendigung des Krieges verwirklicht werden. Einschließlich der Siedler aus anderen „germanischen" Ländern und der „Volksdeutschen" in ganz Europa sollten etwa zehn Millionen Menschen für die Kolonisierung Osteuropas aufgeboten werden. Als Siedlungsgebiete sah die Planung des RSHA folgende Gebiete vor: das besetzte Polen (die eingegliederten Ostgebiete, das Generalgouvernement und der Bezirk Biatystok), die baltischen Republiken, Weißrußland, die ukrainischen Gebiete von 2itomir, Kamenec-Podolsk und teilweise Vinnica sowie zwei besondere Siedlungsgebiete: die Region von Leningrad (Ingermanland) und die Krim einschließlich des Dnjepr-Bogens. Von den 45 Millionen Bewohnern dieser Gebiete sollten 31 Millionen, die als „rassisch unerwünscht" galten, nach Westsibirien ausgesiedelt werden. Die Wahl Sibiriens, das als „altes europäisches Siedlungsgebiet" die slavischen Aussiedler aufnehmen sollte, hielt auch Wetzel für richtig. „Würde Europa ein unter seiner Hoheit befindliches Siedlungsreservat in Sibirien besitzen", schrieb er in seinem Gutachten, „brauchen die vielen Menschen nicht verlorenzugehen, die es bisher verlor, die es aber in Zukunft dringend im Hinblick auf die großasiatische Idee gebrauchen wird." Wetzels Expertise ist femer zu entnehmen, daß der Plan des RSHA vorsah, aus Polen 80-85 Prozent aus der westlichen Ukraine 64 Prozent und aus Weißrußland 75 Prozent der Bevölkerung auszusiedeln. Der Rest sollte zum größeren Teil germanisiert werden, wobei Himmlers Devise bezüglich dieser Ausgesiedelten lautete: gewinnen oder vernichten. Aus einem bis vor kurzem unbekannten Dokument ergibt sich, daß sich außerdem der Abteilungsleiter im Stabshauptamt, SS-Hauptstunnführer Helmut Schubert, in einer „Stellungnahme zum Generalplan Ost" über die Projektarbeit im RSHA geäußert hat. Am 23- März 1942 jedenfalls sandte Rudolf Brandt, Chef des Persönlichen Stabs des Reichsführers SS, die Stellungnahme Schuberts nach Kenntnisnahme an den Verfasser zurück.8 Sie ist in den Archiven allerdings bisher nicht auffindbar. Der Plan einer Kolonisierung der osteuropäischen Regionen stellte im Grunde eine Weiterentwicklung der Vorstellungen dar, die Hitler in bezug auf die bereits besetzten oder zu erobernden Gebiete der UdSSR entwickelt hatte. Seine Absichten

einem erfolgreichen Blitzkrieg zur Ausrottung großer Bevölkerungsgruppen kommen sollte, nicht in seine Berechnungen ein. 8 Vgl.Dok. Nr. 11.

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kamen besonders deutlich in einer Äußerung vom 16. Juli 1941 zum Ausdruck,9 die er später in den Tischgesprächen im Führerhauptquartier weiterentwickelte.10 Er kündigte die Ansiedlung von vier Millionen Menschen im Laufe von zehn Jahren und von mindestens zehn Millionen Deutschen und Angehörigen anderer „germanischer" Nationen im Lauf von zwanzig Jahren an. Die Kolonisierung sollte entlang großer neuer Verkehrswege erfolgen, bei deren Bau Kriegsgefangene einzusetzen waren. An Flußübergängen sollten deutsche Städte und längs der Flüsse bäuerliche Siedlungen entstehen. Das RSHA setzte bei seinen Planungen für die Kolonisierung der Gebiete im Osten optimistisch auf einen raschen Erfolg der Blitzkriegstaktik. Es stützte sich dabei auf die Erfahrungen, die man bei der Planung und Realisierung der Aussiedlungen aus jenem Teil Polens gewonnen hatte, welcher als „eingegliederte Ostgebiete" dem Reich zugeschlagen worden war. Dabei war bereits eine Viertelmillion Menschen vertrieben worden.11 Im Dezember 1941 erhielt Hermann Roioff, der die Abteilung Planung beim Generalkommissar für Verwaltung und Justiz in den besetzten Niederlanden leitete, aus der Reichsstelle für Raumordnung einen Brief folgenden Inhalts: „Da sich der Reichsführer-SS als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums besonders auch für die Frage des Einsatzes von Holländern in den besetzten Ostgebieten interessiert, ergibt sich für die Hauptabteilung Planung und Boden die Notwendigkeit, sich mit der Frage zu beschäftigen, ob und wieviele Menschen die Niederlande für eine Besiedlung des Ostens abgeben können."12 Auf Weisung Himmlers befaßte man sich seit Ende Januar 1942 unter der Leitung von Prof. Meyer auch im Stabshauptamt mit dem Generalplan Ost. Bis Ende Mai wurde eine Denkschrift unter dem Titel „Generalplan Ost - rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaus" fertiggestellt;13 das hier entworfene Programm sollte in einem Zeitraum von 25 Jahren nach Kriegsende in die Tat umgesetzt werden. Neben den eingegliederten Ostgebieten Polens, die vollständig germanisiert werden sollten, waren für die Kolonisierungsaktion vorläufig folgende Territorien vorgesehen: das Gebiet von Leningrad (Ingermanland), die Krim und das Gebiet von Cherson („Gotengau") sowie das am Narev gelegene Gebiet von Bialystok und Westlitauen. In diesen Territorien sollten Reichsmarken (zu 50 Prozent kolonisiert) 9

Vgl Dok. Nr. 3. Vgl. Dok. Nr. 6; siehe auch Hemy Picker, Hitlers Tischgespräche im Pührerbauptquartier 1941-1942, hrsg. von Percy Ernst Schramm in Zusammenarbeit mit Andreas HiUgruber und Martin Voigt, München 1965. 11 Cz. Madajczyk, Die Okkupationspolitik. . ., S. 429 ff·; femer M. Broszat, Nationalsozialistische Polenpolitik ..., S. 84 ff. 12 K. Bosma, Verbindungen zwischen der Ost- und Westkolonisation. Unveröffentlichtes Manuskript. Der Verfasser zitiert aus dem Archiv des Rijksinstituuts voor Oorlogsdocmentatie in Amsterdam, Vierteljahr-Planung l d. 13 Vgl. Dok. Nr. 23. 10

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und Siedlungsstützpunkte (zu 25 Prozent kolonisiert) entstehen. Die Stützpunkte sollten die Verbindung zu den Marken Gotengau, Ingermanland und Memel-NarevGebiet gewährleisten. Jeweils etwa 2000 Quadratkilometer umfassend, würden die Stützpunkte regelmäßig alle 100 Kilometer längs der Verkehrswege, die vom Reich in die Marken führten, angelegt werden. Insgesamt vierzehn Stützpunkte waren im Generalgouvernement geplant (davon einer im Gebiet Zamosc), neun weitere in der Ukraine und vierzehn im Reichskommissariat Ostland.14 Entsprechend der Rassendoktrin sollte in den Kolonisationsgebieten die landwirtschaftliche Besiedlung Vorrang haben. Die Stadtbevölkerung sollte hingegen beträchtlich verringert werden; besonders im Norden war eine Verringerung der städtischen Bevölkerung um 90 Prozent vorgesehen. Das Territorium sollte in der Phase seiner wirtschaftlichen Erschließung direkt von der SS kontrolliert werden, wodurch die Reichsmarken und Siedlungsstützpunkte von der allgemeinen Verwaltung ausgenommen und dem RKF unterstellt worden wären. Entsprechend waren auch die Gerichtsbarkeit und das künftige Eigentumsrecht konzipiert. Letzteres sah ein quasi feudales staatliches Bodenmonopol vor. Seine Durchsetzung sollte dem Apparat Himmlers vorbehalten bleiben. Nach Meyers Vorstellungen waren die Mittel für die Kolonisierung durch die Erhebung von Tributen und Sondersteuem in den unterworfenen Ländern,15 ferner durch Kredite und Zuschüsse aus dem Staatshaushalt des Reiches aufzubringen. Himmler reagierte unverzüglich auf den von Meyer vorgelegten Entwurf.16 Natürlich fiel ihm ins Auge, daß er, verglichen mit dem Plan des RSHA, auf eine geringere territoriale Reichweite angelegt war. Er forderte entsprechend, die geplante Realisierungsfhst auf zwanzig Jahre zu verkürzen. Außerdem sollten das Generalgouvernement, Lettland und Estland nicht nur mit Siedlungsstützpunkten versehen, sondern auch vollständig germanisiert werden. Als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums hielt er es auch für notwendig, den Generalplan Ost mit den früheren Kolonisierungsplänen, nämlich denen für Böhmen und Mähren, für das Elsaß und für Lothringen sowie für die Untere Steiermark und Oberkrain,17 zu einem Ganzen zu verbinden, um so das gesamte Kolonisierungsprogramm zu vereinheitlichen. Überdies verlangte er, die Bedarfsschätzungen für Siedler, Arbeiter und finanzielle Mittel, die bereits für die eingegliederten Ostgebiete ausgearbeitet worden seien, so Zu korrigieren, daß sie alle jetzt zur Kolonisierung ausersehenen Gebiete erfassen würden. Reichsminister Alfred Rosenberg zeigte sich von diesen Planungen äußerst beunruhigt. In einem Schreiben vom 3- Dezember 1942 an alle Obersten Reichsbehörden

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Das Ostland umfaßte Weißrußland und die baltischen Länder. So gab es 2. B. im Warthegau eine sog. Polenabgabe (als Tribut der Polen) und eine Sozialausgleichsabgabe. 16 Vgl. Dok. Nr. 24. 17 Vgl. Dok. Nr. 27. 15

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machte er seine Vorbehalte geltend: „Ferner soll nicht von neuen deutschen Siedlungen oder gar Großsiedlungen und Landenteignung gesprochen werden, und theoretische Aufsätze darüber, ob man die Völker oder den Boden germanisieren müsse, sollen durchaus unterbleiben. Gerade der nationalsozialistische Grundsatz, daß der Boden zu germanisieren sei, wird dahin ausgewertet, als ob eine riesige Aussiedlung der Völker als Planung des Reiches verkündet werde."18 Um die Jahreswende 1942/43 erhielt Himmler von Konrad Meyer einen Teil der verlangten Pläne (Gesamtsiedlungsplan) samt den zugehörigen Zahlenaufstellungen.19 Obwohl von den Kriegsereignissen völlig in Anspruch genommen, reagierte der Reichsführer SS abermals umgehend. Jetzt, kurz vor der Kapitulation von Generalfeldmarschall Paulus in Stalingrad, forderte er von seinem Planer Meyer, daß der „Ostsiedlungsraum" das Generalgouvernement, die baltischen Länder, Weißrußland, die Krim mit der Region von Cherson und das Gebiet von Leningrad umfassen sollte.20 Meyer lieferte auf Grund dieser neuen Direktiven in aller Eile, obwohl schon mit gewissem Widerstreben, neue Angaben und Berechnungen; er arbeitete den „Generalplan Ost" in den „Generalsiedlungsplan" um. Anfang 1943 fand im RSHA eine vom Amt III organisierte Konferenz statt, auf der Dr. Justus Beyer, der Verbindungsmann der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes zur Parteikanzlei, über die geplanten Aussiedlungen slavischer Bevölkerungsgruppen und die Kolonisierungsvorhaben in Osteuropa referierte.21 Er führte eine Reihe von Daten aus der im RSHA ausgearbeiteten Fassung des Generalplans Ost an und kündigte an, daß 31 Millionen Menschen nach Osten ausgesiedelt werden sollten: aus den eingegliederten Ostgebieten sechs bis sieben Millionen, aus den baltischen Ländern drei Millionen, aus dem Generalgouvernement zehn Millionen, aus Galizien und der Ukraine etwa sechs bis sieben Millionen sowie aus Weißrußland fünf bis sechs Millionen. Ungefähr fünf Millionen Juden sollten restlos ausgesiedelt werden, andere Nationen in den Prozentsätzen, die in Wetzels Gutachten genannt worden waren. Außerdem sollte die Aussiedlung von Litauern, Letten und 18

Politisches Archiv Bonn. Kult.-Pol.-Geheim. Rußland Bd. l. Vgl. Dok. Nr. 71. 20 Vgl. Dok. Nr. 72. 21 Czestew Madajczyk, Dalsze dokumenty dotyczace Generalnego Planu Wscbodniego [Weitere Dokumente zum Generalplan Ost], in: Dzieje Najnoivsze, H. 3 (1971), S. 201 ff. Laut Garsten Klingemann studierte Beyer seit 1931 Rechts- und Staatswissenschaften, mit der Absicht, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Ebenfalls 1931 trat er in die NSDAP ein. Seit 1933 war er „ehrenamtlich als V-Mann für den Sicherheitsdienst" tätig, seit 1934 im SD-Hauptamt. Im Jahre 1939 promovierte er mit einer Arbeit über „Ständeideologien der Systemzeit und ihre Überwindung". Seit 1941 war er Verbindungsführer des RSHA zur Parteikanzlei, d. h. Himmlers Repräsentant im Parteiapparat. Im Jahre 1944 wurde er zum Obersturmbannführer befördert. Siehe Garsten Klingemann, Soziologen vor dem Nationalsozialismus. Szenen aus der Selbstgleichschaltung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, in: Soziologiegeschichte. Identität und Krise einer,engagierten' Disziplin, hrsg. von Josef Hülsdünker und Rolf Schellhase (- Soziologische Schriften, Bd. 44), Berlin 1986, S. 79. 19

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Esten zu 50 Prozent erfolgen. Beyer nannte auch neue Daten. Das künftige Ansiedlungsgebiet sollte 700 000 Quadratkilometer umfassen, von denen 350 000 Quadratkilometer landwirtschaftlich nutzbar sein: das Reichsgebiet in den Grenzen von 1938 zum Vergleich umfaßte 583000 Quadratkilometer. Femer sprach Beyer über den geschätzten Bedarf an Siedlern, die Siedlungsgebiete und deren Aufteilung, den Wert, den diese darstellten, und über die juristischen Lösungen, auf die man bei der Realisierung der Pläne zurückgreifen wolle. Im Laufe von dreißig Jahren sollten, so Beyer, in Übereinstimmung mit der im RSHA ausgearbeiteten Fassung des Generalplans Ost ein bis zwei Millionen deutsche Familien im Osten angesiedelt werden in den ersten zehn Jahren 45 000-50 000 jährlich, in den nächsten zwanzig Jahren je 20 000-30 000. Die beiden Hauptrichtungen der Kolonisierung sollten von Ostpreußen nach Norden in die baltischen Länder und nach Süden über Krakau und Lemberg zum Schwarzen Meer verlaufen. Himmlers Interesse an der Fertigstellung einer endgültigen Fassung des Generalplans Ost erlahmte nach der Schlacht von Stalingrad sichtlich. Dies ist im Zusammenhang mit der Anordnung Hitlers zu sehen, den totalen Krieg zu erklären und Planungsarbeiten für die Zeit nach dem Krieg zurückzustellen. Trotzdem hatte der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums weiterhin die Absicht, dem Führer einen endgültigen Plan vorzulegen. Die militärischen Rückschläge veranlaßten ihn auch in der Folge nicht, seine Hoffnung, die zuvor unterworfenen Ostgebiete Zurückzuerobern und sie in deutschen Lebensraum zu verwandeln, völlig preiszugeben. Indessen mußte er sich Mitte 1944 endgültig damit abfinden, daß die Arbeit an den Plänen drastisch eingeschränkt wurde.22 Während die Arbeiten am Generalplan Ost noch intensiv vorangetrieben wurden, nahm der Völkermord in Osteuropa gewaltige Dimensionen an. In einigen Gebieten, die planerisch im Generalplan Ost als Siedlungsstützpunkte ausgewiesen waren, wurde gleichzeitig versuchsweise mit der Ansiedlung von Deutschen begonnen. Diese Versuche wurden allerdings durch die Kriegsereignisse und durch den Widerstand der einheimischen Bevölkerung erheblich erschwert. Man begann mit einer Siedlungsaktion im südwestlichen Teil Litauens. Etwa 30 000 litauische Deutsche, die 1939-1940 repatriiert und inzwischen noch nicht in den eingegliederten Ostgebieten angesiedelt worden waren, wurden wieder dorthin geschickt. Etwas später, im Herbst 1942, beschloß Himmler, die erste Kolonistensiedlung auf besetztem sowjetischem Gebiet zu gründen - er nannte sie „Erstes Volksdeutsches Siedlungsgebiet Hegewald".23 Vorläufig sollten hier die in der Ukraine wohnenden Deutschen zusammengefaßt werden, da deren Sicherheit durch sowjetische Partisanen bedroht war. Ein weiteres in der südlichen Ukraine gelegenes Siedlungsgebiet sollte die Bezeichnung „Volksdeutsches Gebiet Halbstadt" tragen. Von Mitte November 1942 bis August 1943 wurde die polnische Bevölkerung des südöstlichen Teils des Lubliner Bezirks, des sogenannten Zamosc-Gebiets, 22

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Vgl. Dok. Nr. 91-93Vgl. Dok. Nr. 59-

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ausgesiedelt;24 hier sollte der „erste Siedlungsbereich im Generalgouvernement" entstehen.25 Anstelle der vertriebenen oder ermordeten Polen wurden Siedler angesetzt, die entweder Personen deutscher Abstammung waren oder zumindest als solche galten. Der Höhere SS- und Polizeiführer im Generalgouvernement, SS-Obergruppenführer Krüger, betrachtete diese Aussiedlungsaktion als einen Test für die zu erwartenden Schwierigkeiten sowohl im Hinblick auf das Ausmaß des Widerstands seitens der Polen als auch im Hinblick auf die wirtschaftlichen und politischen Wirkungen. Die Erfahrungen waren negativ; vor allem löste die Aktion unkalkulierbar vehementen Widerstand aus, da die betroffenen Polen unmittelbar auf die existentielle Bedrohung reagierten. Sie dachten, wie Kruger es selbst formulierte: „Nachdem der Jude vernichtet worden ist, versucht man mit den gleichen Methoden, den Polen aus diesem Räume herauszubringen und ihn ebenso zu liquidieren wie die Juden." Letztendlich mußten SS und Polizei des Distrikts Lublin ihre Aussiedlungsaktionen abbrechen.26 Die Pläne für eine beschleunigte Kolonisierung der Krim27 mußten wegen der militärischen Lage aufgegeben werden. Anfang 1942 war eine Weisung ergangen, die die Besiedlung dieser Gebiete betraf; daraufhin begab sich eine Gruppe von SSLeuten und Planem dorthin, um unter anderem die Akklimatisierungsbedingungen zu untersuchen. Der dortige Reichskommissar schlug vor, einen Teil der tatarischen Bevölkerung im Gebirge zu lassen, denn die schwierigen und primitiven Lebensbedingungen dort seien unzumutbar für Angehörige des „Herrenvolkes". Bei einer Beratung der Wehrmacht und der SS wurde bereits im Juli 1942 beschlossen, mit den ersten Schritten bezüglich der Aussiedlungen auf der Krim zu beginnen und Deutsche aus dem oberen Etschgebiet dort anzusiedeln. Bald darauf aber wurde die Ausführung dieser Beschlüsse auf die Nachkriegszeit verschoben. Während der Vorbereitungsphase des Generalplans Ost (1941-1942) wurden unter Aufsicht des SS-Oberführers Hans Kammler für die Nachkriegszeit auch große Bauinvestitionen der Waffen-SS und der Polizei im Osten geplant: das „SS-Friedensbauprogramm".28 Himmler war der Meinung, die Kosten dieser Projekte seien zu niedrig veranschlagt worden. Deshalb ließ er den Kontakt zur Planungsgruppe von 24

Dazu Czeslaw Madajczyk (Hrsg.), Zamojszczyzna- Sonderiaboratorium SS. Zbior dokumentowpolskicb i niemieckich z okresu okupacji bülerowskiej [Das Gebiet Zamosd — ein Sonderlaboratorium der SS. Eine Sammlung polnischer und deutscher Dokumente aus der Zeit der Naziokkupation], 2 Bde., Warszawa 1979; siehe auch ders., Die Okkupationspolitik.. ., S. 421 ff.; M. Broszat, Nationalsozialistische Polenpolitik. . ., S. 164 ff. 25 Vgl. Dok. Nr. 63. 2 ° Werner Präg/Wolfgang Jacobmeyer (Hrsg.), Das Diensttagebuch des deutschen Generalgouverneurs in Polen 1939-1945, Stuttgart 1975, S. 603; Czeslaw Madajczyk, Generaina Gubernia wplanach hitlerowskich [Das Generalgouvernement in den naZisüschen Planungen], Warszawa 196l, S. 144. 27 Vgl. Anlage Nr. 20. 28 Vgl. Dok. Nr. 14.

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Prof. Meyer herstellen, um dessen Berechnungsmethoden und Erfahrungen zu nutzen. Im Ergebnis dieser Zusammenarbeit mußten die Planansätze wesentlich angehoben werden, obgleich auch Einsparungsmöglichkeiten vorgesehen worden waren. Wenn man die verschiedenen Varianten des Generalplans Ost (also den allgemeinen Plan für die eingegliederten Ostgebiete, den Generalplan Ost des RSHA und den entsprechenden Plan Meyers sowie den Generalsiedlungsplan) als Ganzes betrachtet, dann lassen sich drei Komponenten einer neu zu schaffenden Bevöl-kerungsordnung in Osteuropa erkennen - einer Bevölkerungsordnung, die konsequent nach den ideologischen Vorgaben des nationalsozialistischen Bassismus projektiert worden war. Als erstes ging es um die Deportation und teilweise Ausrottung von 30 bis 40 Millionen „rassisch unerwünschter" Menschen, hauptsächlich Slaven, aus den zu kolonisierenden Gebieten - ein Schicksal, das die Juden bereits getroffen hatte oder zeitgleich mit der Entwicklung des Generalplans Ost in extremer Form als biologische Extermination treffen sollte. Zweitens war ein (vorwiegend agrarisches) Siedlungswerk vorgesehen, an dem einige Millionen Deutsche oder Menschen „germanischer" Abstammung (Volksdeutsche, Deutschstämmige, in die Deutsche Volksliste Eingetragene und andere) sowie Angehörige anderer germanischer Nationen - hier dachte man vor allem an Holländer und Norweger — beteiligt sein sollten. Schließlich ging es um den massenhaften Einsatz für Zwangsarbeit; dies betraf mindestens 14 Millionen Slaven, die in ihrer Heimat bleiben und nicht germanisiert werden sollten. Ihnen war der Status von Heloten, modernen Sklaven, zugedacht. Bei der Planung konkreter Maßnahmen sollte das RSHA für alle Aspekte, die mit Deportationen beziehungsweise Ausrottung und Zwangsarbeit zu tun hatten, zuständig sein, während das Siedlungswesen, wenn auch nicht ausschließlich, dem RKF unterstand. Die von Prof. Meyer bearbeiteten Fassungen des Generalplans Ost waren eine riesige Kostenkalkulation, bei der es darum ging, die Ansätze des RSHA-Plans mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln in Einklang zu bringen. Daneben finden sich Vorschläge, wie die Gestaltung des „deutschen Lebensraums im Osten" juristisch und organisatorisch zu bewältigen sei. Der Apparat des RKF untersuchte überdies eingehend und umfassend die verfügbaren menschlichen Reserven für eine solche Siedlungsaktion im Osten; dieser Frage waren viele spezielle Berechnungen gewidmet. Die Schätzungen, wie hoch der Bedarf an Siedlern sein würde, um die Generalpläne zu verwirklichen, wiesen ein beträchtliches Defizit aus. Offensichtlich sah man schon 1942 voraus, daß auch ein siegreicher Krieg viel höhere Verluste auf deutscher Seite mit sich bringen werde, als in den BlitzkriegPrognosen vorhergesehen. Gleichzeitig sollte die Kolonisierung immer größere Gebiete umfassen und so schnell wie möglich bewerkstelligt werden. Die Politik gegenüber der einheimischen Bevölkerung erfuhr daher in einigen Besatzungsgebieten eine Korrektur. Die Germanisierungsaktionen wurden - vermittels unterschiedlicher Formen von Zwang - ausgeweitet, wobei man sich nicht festlegte, ob nach einem siegreichen Krieg ihre Ergebnisse auch fortgeschrieben würden; Aussiedlungspläne hingegen wurden eingeschränkt und zurückgestellt. Ein Teil der

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Bevölkerung, die anfangs für unerwünscht erklärt worden war, sollte jetzt - mangels ausreichender Siedlerzahlen - weiterhin in seiner Heimat bleiben dürfen. Im Protektorat Böhmen und Mähren erfolgten die Kurskorrekturen wohl mit Einwilligung des RKF, während in Danzig Gauleiter Forster mit einer entsprechenden Politik im Gegensatz zum RKF stand. In Lothringen wiederum ging man offensichtlich im Einvernehmen mit Himmler vor. Auch im Generalgouvernement waren 1943 ähnliche Bestrebungen wirksam; man fahndete intensiv nach Bevölkerung deutscher Abstammung, was unter anderem den Posener Gauleiter Arthur Greiser sichtlich beunruhigte. Es handelte sich wohlgemerkt um dieselbe Zeit, zu der die Wallonen in Belgien als zur germanischen Rasse gehörig erklärt wurden und Berlin selbst die Deklaration der Ustasa-Führer über ihre germanische Herkunft augenzwinkernd zur Kenntnis nahm.29 Wie Albert Speer sich erinnerte, bemühte sich Hitler in einem Gespräch mit ihm, das er im Sommer 1942 in Vinnica führte,30 eine möglichst große Zahl von Deutschen in der ganzen Welt zusammenzuzählen, um so auf ein ausreichendes Potential für den Bedarf an Kolonisten verweisen zu können. Einzelne Planer des SS-Apparats wie Wetzel, Schubert und Stier äußerten freilich deutlich Sorge, daß in jedem Fall zu wenig Siedler verfügbar sein würden. Nach den Schätzungen des Menschenbedarfs für die Siedlungsaktion im besetzten Teil Osteuropas in den vom Dritten Reich kontrollierten Gebieten hätten sechs Millionen Menschen germanisiert und achtzehn Millionen Menschen germanischer Herkunft in die Kolonisierung einbezogen werden müssen. Zwar schien es genügend Siedler für die Städte im Generalgouvernement, im Protektorat Böhmen und Mähren, in den baltischen Ländern und in den de jure und de facto angeschlossenen beziehungsweise annektierten Gebieten zu geben. Angesichts des Siedlermangels im ländlichen Raum wurde jedoch vorgeschlagen, die diesbezüglichen Pläne bescheidener auszulegen. Dem widersetzte sich Himmler indessen entschieden. In dem Archivmaterial, das sich auf den Generalplan Ost bezieht, stößt man kaum auf Überlegungen in bezug auf Juden. Nur wenige Bemerkungen darüber, zudem nur beiläufige, finden sich in den betreffenden Dokumenten. Hauptthema war vor allem das germanische Siedlungswesen im Osten einschließlich aller damit verbundenen Fragen. Aber unabhängig davon stellt sich die Frage: Gab es eine Synchronisierung zwischen der „Endlösung der Judenfrage" und der Vorbereitung der Aussiedlungs- beziehungsweise Ansiedlungspläne für den Osten? Das RSHA beendete die Arbeiten an seiner Fassung des Generalplans Ost 1941 oder Anfang 1942, also ungefähr zur Zeit der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942. Wenn man das Referat von Reinhard Heydrich auf dieser Konferenz als das Programm einer vereinheitlichten Ausrottungsendlösung der sogenannten

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Vgl. Czesiaw Madajczyk, Faszyzm i okupacje [Faschismus und Besatzungen], Bd. 2, Kap. 6: Polityka ludnosciowa na obszarach okupowanycb [Die Bevölkerungspolitik in den besetzten Gebieten], Poznan 1983. 30 Vgl. Dok. Nr. 96.

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Judenfrage ansieht,31 dann stellt es sozusagen ein Äquivalent zum Generalplan Ost in der vom RSHA bearbeiteten Variante dar. Die zeitliche Übereinstimmung wird noch deutlicher, wenn man den ursprünglich angesetzten Termin der Wannsee-Konferenz berücksichtigt - sie war für den 9- Dezember vorgesehen - und femer in Betracht zieht, daß für die Vorbereitung von Heydrichs Referat wahrscheinlich mehrere Monate notwendig waren. Aber in den Plänen selbst lassen sich jedoch wesentliche Unterschiede feststellen; überdies sollte sich ihre Realisierung ganz unterschiedlich gestalten. Das Schicksal der Juden- von Heydrich als Deportation nach Osten ausgegeben und als Völkermord realisiert- wurde eindeutig und kategorisch beschlossen, das heißt ohne Rücksicht auf die militärische Lage und andere durch den Krieg verursachte Umstände. Dagegen war das Programm für eine Kolonisierung Osteuropas noch Gegenstand von Untersuchungen und vielfach variierter Planung bezüglich der territorialen Reichweite, des Zeitraumes der Realisierung, der zu veranschlagenden Kosten und der Reserven an „germanischen" Elementen. Das Endziel war im Kern ein gleiches. Doch läßt sich nur darüber spekulieren, wie sich dessen Verwirklichung im Falle des Sieges des Dritten Reiches gestaltet hätte. Schon •während der Aussiedlungsaktion im Gebiet Zamosc war zwar ein Teil der Betroffenen zur Deportation in das Konzentrationslager Auschwitz bestimmt worden.32 Doch sollten die Vereinbarungen der Wannsee-Konferenz und der Generalplan Ost ja nicht gleichzeitig verwirklicht werden. Erstere bezogen sich auf die unmittelbare Zukunft, während letzterer als Ganzes auf zwanzig bis dreißig Jahre nach der siegreichen Beendigung des Krieges verschoben wurde. Der Völkermord an den Juden erstreckte sich von der Phase der indirekten Extermination (Diskriminierung, Aushungern, Erschießung) über die Phase der Massenmorde durch die Einsatzgruppen in den besetzten sowjetischen Gebieten bis hin zur totalen Ausrottung in den Vernichtungslagern. Bei der Ausführung des Generalplans Ost sollten die Erfahrungen berücksichtigt werden, die bei der Vertreibung der polnischen Bevölkerung aus den eingegliederten Ostgebieten wie auch bei den experimentellen Aussiedlungen aus einigen Gebieten, die der Generalplan Ost als künftige Siedlungsstützpunkte auswies, gemacht worden waren. Auch in den öffentlichen Auftritten Adolf Hitlers lassen sich Abstufungen erkennen, was die Erwähnung von Völkermordplänen angeht. Im Jahr 1942 war aus seinem Munde viermal die Ankündigung zu vernehmen, daß die jüdische Rasse ausgerottet werden solle, da sie als diabolisches Übel die Menschheit bedrohe und für den Ausbruch des Krieges verantwortlich sei. Ähnliche Drohungen gab es auch gegenüber dem Bolschewismus. In bezug auf die slavische Bevölkerung indessen enthielt sich der Führer ähnlicher öffentlicher Äußerungen.33

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Vgl. Wolfgang Scheffler, Judenverfolgung im Dritten Reich, Berlin 1964, S. 34 ff. Cz. Madajczyk, Die Okkupaticmspolitik. .., S. 424. 33 Dazu Jerzy Borejsza, Antyslawizm Adolfa Hitlera [Der Antislawismus Adolf Hitlers], Warszawa 1988. 32

XVI

Einleitung

Verallgemeinernd läßt sich sagen, daß die Führung des Dritten Reiches zwei verbrecherische Unternehmen projektierte und zu verwirklichen suchte, deren Ziel eine neue Bevölkerungsordnung in einem vom nationalsozialistischen Deutschland beherrschten Europa war: nämlich einerseits die „Endlösung der Judenfrage'', also den Völkermord an den Juden, und andererseits den großen Aussiedlungs- und Kolonisierungsplan, das heißt den Generalplan Ost, später erweitert zum Generalsiedlungsplan. Das erste Unternehmen bezog sich auf ein einzelnes Volk beziehungsweise auf jenen größten Teil dieses Volkes, der in den von Hitler kontrollierten Ländern Europas lebte; das zweite Unternehmen sollte über das Schicksal mehrerer Völker Ostmitteleuropas entscheiden, hauptsächlich slavischer Völker, die die als deutschen Lebensraum beanspruchten Gebiete bewohnten, aber daneben auch einiger Völker „germanischer" Herkunft. Der Völkermord an den Juden wurde fast vollständig verwirklicht, während das zweite Unternehmen zunächst nur die Planungs- und Kalkulationsphase durchlief und lediglich in einzelnen versuchsweisen Aktionen ein praktisches Stadium erreichte - die vorgesehenen Umsiedlungen sollten in vollem Maße erst nach dem Krieg erfolgen. So war der Kriegsverlauf hier der entscheidende Faktor. Der Mord an den Juden, vollzogen unter Einsatz einer höchst leistungsfähigen Technik und ohne jegliche moralische Hemmungen, ist ein grauenhaftes Beispiel des Völkermords in bisher nicht gekannten Dimensionen. Wenn wir vor diesem Hintergrund die Expansionspläne des Dritten Reiches nach Osten mit ihrer potentiell völkermörderischen Dynamik betrachten, dann werden wir unschwer vermuten können, daß - hätte der Krieg einen anderen Verlauf genommen — das Schicksal des jüdischen Volkes in Europa gleichzeitig den Beginn eines schrecklichen Schicksals für die Slaven Mittel- und Osteuropas bedeutet hätte. In den verschiedenen Varianten des Generalplans Ost kommt dies hinreichend zum Ausdruck. Es wäre gewissermaßen die Endlösung des Problems Mitteleuropa gewesen. Unter den Personen, die den Generalplan Ost und den Generalsiedlungsplan ausarbeiteten, waren einige Nationalsozialisten geringeren Formats: Konrad Meyer, Hans Ehlich, Ulrich Greifelt, Erhard Wetzel und Helmut Schubert. Die Gestalt Ulrich Greifelts erscheint farblos. Bis Mitte 194l stand er an der Spitze der zuständigen Dienststelle des RKF, die dann in das Stabshauptamt umgewandelt wurde. Hier wurden die Wünsche und Vorstellungen Himmlers in konkrete Projekte umgesetzt; hier wurde die Kolonisierungsaktion im Detail geplant. Weitgehend im Schatten blieb auch Hans Ehlich, der Leiter der Abteilung III im RSHA (Gruppe III B Volkstum), der vorher an der Aussiedlung der polnischen Bevölkerung aus den eingegliederten Ostgebieten ins Generalgouvernement teilgenommen hatte. Eine erstrangige Funktion hingegen hatte als Vertreter der deutschen Wissenschaft Konrad Meyer, Professor für Ackerbau und Landpolitik. Geboren 1901, studierte er Agrarwissenschaft34 und habilitierte sich in diesem Fach 1930. In die NSDAP trat er 34

Vgl. Dok. Nr. 99.

Einleitung

XVII

1932 ein, ein Jahr später in die SS, in der er bis zum Rang eines Oberführers aufstieg. Neben seiner Tätigkeit an der Universität Berlin, wo er 1934 ordentlicher Professor für Ackerbau und Landpolitik wurde, arbeitete er mit der Reichsstelle für Raumordnung zusammen. Im Jahre 1939 nahm er am „Polenfeldzug" teil. Bald darauf begann seine Zusammenarbeit mit der Dienststelle des RKF, in der er für die Planung zuständig war; in dem späteren Stabshauptamt wurde er Leiter der Planungsabteilung. Gleichzeitig leitete er das Institut für Agrarwesen und Agrarpolitik an der Universität Berlin. Dort wurde ein bedeutender Teil der Version des Generalplans Ost vom Mai 1942 ausgearbeitet. Weitere Kompetenzen auf dem Gebiet der Siedlungsplanung erhielt Meyer im Sommer 1942 zugewiesen, als er die Funktion eines Planungsbeauftragten für die Siedlung und Landesneuordnung beim Reichsleiter der Agrarpolitik in der NSDAP übernahm, desgleichen im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft und beim Reichsbauernführer.35 Außerdem wurde er zum Leiter des Ausschusses für Siedlungsfragen in den besetzten Ostgebieten ernannt, der in Rosenbergs Ministerium gebildet wurde.36 Es war Konrad Meyer, der 1942 auch eine Definition von „echter Planungsfreiheit" formulierte, die anderen Völkern ihre Rechte ausdrücklich absprach: „Es gehört zum Wesen echter Planungsfreiheit, daß 1. Menschen des eigenen Volkes in ausreichender Zahl und entsprechender Eignung zur Besitznahme neuen Raumes Zur Verfügung stehen und 2. Grund und Boden, der sich nicht im Besitz von Angehörigen des eigenen Volkstums befindet, in erforderlichem Umfang verfügbar ist." Dadurch, daß der Boden in den annektierten Gebieten de jure oder de facto konfisziert wurde, habe sich die Situation etwas verbessert. Doch, so Meyer, „erst die Vernichtung der sowjetischen Herrschaft und die Einbeziehung weiterer östlicher Räume in den europäischen Lebensraum gibt dem Reich die volle Planungsfreiheit zurück und ermöglicht auch die Ausweisung neuer Siedlungsgebiete. Diese Betrachtung macht den grundlegenden Unterschied zwischen der Altreichsplanung bis 1939 und der Raumplanung nach der Gewinnung der neuen Gebiete deutlich."37 Schon in den „Planungsgrundlagen" vom Frühjahr 194038 hatte Meyer erklärt, eine Vorbedingung für die Verwirklichung der vorgelegten Pläne sei die Beseitigung der „fremden Bevölkerung". Er glaubte fest an die Rassenideologie der NSDAP und war überzeugt davon, daß besonders eine stärkere Bindung an den Boden zu einer rassischen Verbesserung des deutschen Volks führen werde. 35

Vgl. Dok Nr. 24. Dazu Hans Buchheim, Die SS als Herrscbafisinstrument, in: Anatomie des SS-Staates, Bd. l, Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, 4. Aufl., München 1984, S. 199. 37 Konrad Meyer, Reichsplanung und Raumordnung im Liebte der volkspolitiscben Aufgabe des Ostaufbaus, Berlin 1942, ZiL nach: Gert Gröning/Joachim Wolschke-Bulmahn, Die Liebe zur Landschaft. Teil 3: Der Drang nach Osten. Zur Entwicklung der Landespflege im Nationalsozialismus und wahrend des Zweiten Weltkrieges in den „eingegliederten Ostgebieten" (· Arbeiten zur sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung, Bd. 9), München 1987, S. 50 f. 38 Vgl. Dok. Nr. 1. 36

XVIII

Einleitung

Die beiden Rassenexperten Erhard Wetzel und Helmut Schubert waren ebenfalls durchdrungen vom Glauben an die Mission der germanischen Rasse. Beide erhielten Gelegenheit, eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des Generalplans Ost zu spielen. Dr. Erhard Wetzel, 1903 in Stettin geboren, hatte Jura studiert und bis zur Machtergreifung Hitlers in der Justizverwaltung gearbeitet. In die NSDAP trat er im Mai 1933 ein. Seit Kriegsausbruch war er im Rassenpolitischen Amt der NSDAP beschäftigt.39 Zusammen mit Dr. Gerhard Hecht, dem Leiter der Abteilung für Volksdeutsche und Minderheiten, entwarf er das Programm vom 25. November 1939 für die Volkstumspolitik der NSDAP gegenüber der polnischen Bevölkerung.40 Der Leiter des Rassenpolitischen Amts, Dr. Walther Gross, schickte diese Denkschrift Anfang Dezember 1939 an Himmler, zwei Wochen später leitete Wet2el sie im Auftrag an SS-Sturmbannführer Rapp weiter, in dessen Zuständigkeit die Aussiedlung von Polen und Juden aus dem Warthegau fiel.41 Dieses Memorandum, in dem die Aussiedlung von 5,4 Millionen Menschen als Zielvorstellung genannt wurde, war eine Art Direktive für die NSDAP. Himmler stützte sich darauf, als er im Mai 1940 seine Weisung über die Behandlung von „Fremdvölkischen" im Osten, vor allem im Generalgouvernement, formulierte.42 Wetzel blieb im Rassenpolitischen Amt und übernahm daneben 1941 im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete das Referat für rassenpolitische Fragen. Im folgenden Jahr wurde er zum Oberregierungsrat befördert, 1944 zum Ministerialrat. Bereits Hebnut Heiber hat auf die enge Zusammenarbeit Wetzeis mit dem Leiter der Gruppe III B im RSHA Hans Ehlich hingewiesen;43 dies würde erklären, warum Wetzel zum Gutachter der GeneralplanOst-Version des RSHA bestellt wurde. Heiber nimmt an, daß Wetzel diese von ihm begutachtete Fassung des Plans seinen Mitarbeitern im Ministerium zugänglich machte, um deren Urteil zu hören. Deshalb, so Heiber, handele es sich wohl auch nicht nur um Wetzels persönliche Meinung. Vielmehr fanden hier wahrscheinlich die Ansichten der Umgebung von Reichsminister Rosenberg ihren Niederschlag; das Rosenberg-Ministerium plädierte in bezug auf die Besatzungspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten für einen milderen Kurs als Himmler. Nur wenig ist bekannt über SS-Hauptsturmführer Helmut Schubert. Im Stabshauptamt leitete er die Abteilung für Volkstumsfragen. Er hatte gute Kontakte zu Rudolf Brandt vom Persönlichen Stab des Reichsführers SS. Er verfaßte nicht nur Denkschriften, sondern nahm auch an den maßgeblichen Konferenzen teil, auf denen das

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Zur Laufbahn Wetzels siehe H. Heiber, Der Generalplan Ost. . ., S. 286. Die Frage der Behandlung der Bevölkerung der ehemaligen polnischen Gebiete nach rassenpoliliscben Gesichtspunkten, Nürnberger Dokumente NO-3752, veröffentlicht in: Documenta Occupationis, Bd. 5, Poznan 1952, S. 2-28. 41 Dazu Cz. Madajczyk, Die Okkupationspolitik. . ., S. 392 f. Einige Gedanken über die Behandlung der Fremdvölkischen im Osten. AGK, NTN, Bd. 6, S. 65-69 a. Veröffentlicht in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (1957), H. 2, S. \% ff. 43 Vgl. H. Heiber, Der Generalplan Ost. . ., S. 287. 40

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Schicksal der Bevölkerung in den besetzten sowjetischen Gebieten erörtert wurde. Mitte 1942 wurde er an die Front versetzt. Unter Meyers Mitarbeitern befanden sich bekannte Architekten, Raumplaner, Städteplaner und Finanzexperten. Manche von ihnen engagierten sich aus rassistischen Gründen bei den Planungen im Dienst Himmlers. Sie waren nicht nur gut informiert über den Ablauf der Siedlungsaktionen, sondern wußten auch von den Deportationen der polnischen Bevölkerung aus den eingegliederten Ostgebieten ins Generalgouvernement. Zu denen, die sich der Tragweite ihrer Mitwirkung daran bewußt waren, gehörte Dr. Josef Umlauf. Nach dem Kriege schrieb er darüber: „Während meiner Tätigkeit im Planungsamt, vor allem nach dem Beginn des Krieges gegen Rußland, gewann ich dann von Jahr zu Jahr mehr erschreckende Eindrücke von der Rolle, die die SS im Osten spielte. Die Verantwortbarkeit der Mitarbeit beim RKF wurde immer mehr zu einem Gewissenskonflikt. Für jeden, der einmal in diesen Machtbereich geraten war, war es aber sehr schwer und riskant, sich aus der Dienstverpflichtung wieder zu lösen."44 Die Autoren des Buches Die Liebe zur Landschaft (Teil 3) vertreten - unter anderem mit Bezug auf die Aussage Siegfried Gollings im Vni. Kriegsverbrecherprozeß die Ansicht, daß es in der Planungsabteilung des Stabshauptamts sogar Elemente des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus gegeben habe. Als Gegner des Nationalsozialismus werden Udo von Schauroth, Krause und Arthur von Machui erwähnt. Indessen konnten Beweise für eine solche Haltung, die über die bloße Behauptung hinausgehen, sie seien von der Gestapo beobachtet worden, bisher nicht vorgelegt werden. Gewisse Zweifel bleiben auch in bezug auf das Urteil, das Gert Gröning und Joachim Wolschke-Bulmahn in ihrer Arbeit über die Planungsabteilung des Stabshauptamts formulieren: „Zwischen der Tätigkeit dieses Planungsstabes und der Tätigkeit der übrigen Ämter des RKF ist sicherlich zu differenzieren. Waren letztere direkt an Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt, so kann die Planungsarbeit für einzelne durchaus eine Chance gewesen sein, weiter fachlich tätig sein zu können und nicht als Soldat an die Front zu müssen."45 Es trifft zu, daß sie nicht unmittelbar an den nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt waren. Immerhin aber haben sie - sei es wissentlich oder nicht - de facto daran mitgewirkt, für die Zeit nach einem siegreichen Krieg eine beispiellose Ostexpansion mit mörderischen Konsequenzen für die potentiell betroffene Bevölkerung vorzubereiten.

Die hier vorgelegte Quellensammlung ist das Ergebnis dreißig Jahre währender Sucharbeit. Die Zusammenstellung aller bisher auffindbaren Quellen zum Generalplan Ost und Generalsiedlungsplan soll der Wissenschaft die Möglichkeit bieten, 44

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G. Gröning/J. Wolschke-Bulmahn, Die liebe. .., T. 3, S. 216. A. a. O., S. 35.

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die nationalsozialistischen Entwürfe zu Ostexpansion und -Kolonisation künftig in ihrer Gesamtheit zu betrachten und zu analysieren. Die ersten Dokumente über den Generalplan Ost wurden von den Historikern Helmut Heiber und Karol Marian Pospieszalski veröffentlicht, zwei weitere wichtige Quellen hat der Herausgeber dieses Bandes publiziert. Insgesamt stützte sich die Diskussion bisher im wesentlichen auf nicht mehr als zehn Dokumente. In den letzten Jahren konnte die Dokumentation zum Generalplan Ost dann beträchtlich erweitert werden, vor allem durch neue Aktenfunde in den Akten des Persönlichen Stabs des Reichsführers SS und des Stabshauptamtes im Bundesarchiv Koblenz. Hier sind vor allem die Unterlagen zu nennen, die Himmler am 6. Januar 1943 übersandt wurden. Sie bezogen sich auf Ansiedlungen in Lothringen, dem Elsaß, Luxemburg, Oberkrain, der unteren Steiermark, dem Protektorat Böhmen und Mähren, Polen und den baltischen Ländern. Nicht weniger aufschlußreich sind die Quellen über die Aufgabenverteilung zwischen dem Stabshauptamt und anderen Dienststellen des Reichsführers SS bei der Bearbeitung des Generalplans Ost. Das gleiche gilt für jene Dokumente, aus welchen sich der Inhalt des Generalsiedlungsplans erschließen läßt und in denen Berechnungen darüber angestellt wurden, auf welche Menschenreserven vor allem in den als „germanisch" angesehenen besetzten Ländern man zurückgreifen zu können glaubte. Leider blieb die vom RSHA erarbeitete Fassung des Generalplans Ost unauffindbar. Allerdings wissen wir über diese Variante des Generalplans Ost heute schon mehr, als aus Wetzels Gutachten hervorgeht; freilich bleibt dieses weiterhin die wichtigste Informationsquelle dazu. Die hier vorgelegte Quellenedition setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Der erste Teil enthält 104 Dokumente, in denen die Bezeichnung Generalplan Ost beziehungsweise Generalsiedlungsplan vorkommt und die über diesen Plan sowie seine Entwicklung berichten. Hinzu kommen entsprechende Aussagen und Anweisungen verschiedener NS-Führer. Schließlich finden sich auch Quellen, die sich auf den wichtigsten Planer, Professor Konrad Meyer, beziehen und das Ausmaß seiner Verantwortlichkeit für die Siedlungsplanung deutlich werden lassen. Nicht aufgenommen wurden in diese Edition die Detailberechnungen zum Generalplan Ost, die von Meyers Mitarbeitern erstellt wurden, ebensowenig Duplikate bereits erfaßter Texte. Die hier veröffentlichten Akten enthalten Briefwechsel zwischen verschiedenen SS-Ämtern, Weisungen, Aufträge, offizielle und inoffizielle Aussagen von NS-Führern, Berichte verschiedener Art, etliche Textfassungen des Generalplans Ost (partiell oder ganz), Berechnungen, Schätzungen, Emennungs- und Abberufungsschreiben sowie Auszüge aus der umfangreichen Korrespondenz zwischen dem Chef des Persönlichen Stabs des Reichsführers SS, Staatssekretär Backe, und der Wehrmacht. Ein sehr wichtiges Dokument ist leider nur fragmentarisch erhalten geblieben, und zwar die handschriftlichen stenographischen Notizen Hermann Krumeys,4^ des

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Vgl. Dok. Nr. 74.

Emleütmg

XXI

Leiters der Umwandererzentralstelle in lodz", über die Konferenz des Amtes III des RSHA von Anfang Februar 1942. In mühseliger Arbeit gelang es, große Teile dieser Notizen zu entziffern. Leider brechen die erhaltenen Notizen aber gerade an der Stelle ab, wo Dr. Justus Beyer über „Übervölkerung" und Ansiedlung referierte und zur Besprechung des Generalplans Ost überging. Verschiedene Versuche, mit Dr. Beyer in Kontakt zu treten, um ihn über seine damaligen Ausführungen zu befragen, blieben leider erfolglos. Inzwischen ist Dr. Beyer dem Vernehmen nach verstorben. Im zweiten Teil, der 4l Anlagen enthält, wurden Quellen zusammengestellt, die zwar nicht direkt den Generalplan Ost beziehungsweise den Generalsiedlungsplan betreffen, die aber in einem gewissen Zusammenhang damit stehen. Sie geben unter anderem Aufschluß über die Planungsvorhaben der SS sowie die Ansiedlungs- und Umsiedlungspraktiken und erhellen damit die nationalsozialistische „Volkstums- und Rassen-Rekonstruktion" in Mittel· und Osteuropa. Neben Archivquellen wurden zwei Auszüge aus Erinnerungen aufgenommen, und 2war von Albert Speer, ferner ein Fragment aus dem Buch des Schriftstellers Krzysztof Kakolewski über sein Gespräch mit Konrad Meyer im Jahre 1973 und schließlich wichtige Auszüge aus Aussagen im VIII. Kriegsverbrecherprozeß in Nürnberg. Abschließend mochte ich denen, die dazu beigetragen haben, daß diese Edition erarbeitet werden konnte, danken, allen voran meinen Mitarbeitern Stanislaw Biernacki, Marek Getter und Blanka Meissner in Warschau und den Mitarbeitern der Historischen Kommission zu Berlin Karin Borck, Eligiusz Janus und Jörg Lüer mit ihrem Lektor Christian Schädlich. Michael G. Müller gebührt das Verdienst, diese Ausgabe in Deutschland initiiert und gefördert zu haben. Er hat außerdem entscheidende redaktionelle Bearbeitungen vorgenommen und zusammen mit Hans-Henning Hahn die Einleitung übersetzt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat durch die Gewährung eines großzügigen Druckkostenzuschusses die Veröffentlichung ermöglicht. Ihr gilt deshalb mein ganz besonderer Dank. Die Kollegen des Historischen Instituts der Polnischen Akademie der Wissenschaften und der Hauptkommission zur Erforschung der Hitlerverbrechen in Polen, mit deren Unterstützung ich immer rechnen konnte, sollen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben und auch die Archivare in den verschiedenen Archiven, die mir bei der Suche nach den Quellen mit großer Geduld zur Seite standen. Ohne die Hilfe aller Beteiligten wäre das langwierige Projekt dieser Edition nicht zu verwirklichen gewesen.

Czestaw Madajczyk

INHALT Einleitung

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Verzeichnis der Dokumente

XXV

Verzeichnis der Anlagen

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Verzeichnis der Abkürzungen Dokumente

XXXV l

Anlagen

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Die wichtigste Literatur

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Personenregister

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Ortsregister

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VERZEICHNIS DER DOKUMENTE 1. 1940, April - Mai, Berlin. Planungsgrundlagen für den Aufbau der Ostgebiete, ausgearbeitet von der Planungshauptabteilung des Reichsführers SS 2. 1941, 15- Juli, Berlin. Begleitschreiben von Prof. Dr. Konrad Meyer an den Reichsführer SS zu seiner Ausarbeitung, mit einem Begleitbrief von SS-Brigadeführer Ulrich Greifelt 3- 1941, 16. Juli, Führerhauptquartier. Aufzeichnungen Martin Bormanns über die Besprechung Adolf Hitlers mit seinen Mitarbeitern über die Ziele des Krieges gegen die Sowjetunion [Auszüge] 4. 1941, 19· August, Lodz. Vermerk von Alexander Dolezalek, Planungsabteilung des SS-Ansiedhingsstabes Litzmannstadt [todzl, über den Generalsiedlungsplan für die eingegliederten Ostgebiete 5- 1941, 2. Oktober, Prag. Rede Reinhard Heydrichs über die Grundsätze der nationalsozialistischen „Neuordnung" Europas [Auszug] 6. 1941, 17. Oktober, Führerhauptquartier. Aufzeichnung des persönlichen Referenten von Alfred Rosenberg, Dr. Werner Koppen, über Adolf Hitlers Tischgespräch [Auszug] 7. 1941,17. Oktober, Führerhauptquartier. Monolog Adolf Hitlers über das deutsche Besiedlungsbild im Osten, aufgezeichnet von Heinrich Heim 8. 1941, 18. Oktober, Posen. Plan für die künftige Arbeit der Planungsabteilung der SSAnsiedlungsstäbe Litzmannstadt Üddzl und Posen 9. 1942, 7. Februar, Berlin. Bericht von Dr. Erhard Wetzel über eine Besprechung beim Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete über die Fragen der Eindeutschung, insbesondere in den baltischen Ländern 10. 1942, 23. Februar, Berlin. Vermerk von Prof. Dr. Konrad Meyer über den Vortrag von Ministerialdirektor Hans-Joachim Riecke, Chef des "wlrtschaftsstabes Ost, im Führerhauptquartier am 19- Februar 1942 über die Agrarverordnung und die Bedeutung der deutschen Stützpunkte 11. 1942, 23. März, Berlin. Begleitschreiben von Rudolf Brandt, Persönlicher Stab des Reichsführers SS, an Helmut Schubert, Stabshauptamt, zur Stellungnahme zum Generalplan Ost 12. 1942, 27. März, Krakau. Zwei Notizen über Gespräche zwischen dem Reichsführer SS und Generalgouverneur Dr. Hans Frank über die Aussiedlung von Polen am 13·14. März 1942 13. 1942, 14. April, Berlin. Entwurf eines Schreibens von Udo v. Schauroth, Stabshauptamt Hauptabteilung , an den Reichsführer SS über die wirtschaftlichen Grundlagen des Ostaufbaus 14. 1942, 18. April, Berlin. Schreiben von Prof. Dr. Konrad Meyer an SS-Oberführer Hans Kammler, SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt, über den Aufbau neuer Siedlungsgebiete, mit einem Vermerk über die Baukostenschätzung

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15- 1942, 18. April, Berlin. Arbeitsvermerk für Udo v. Schauroth über den Umfang der für die deutsche Besiedlung vorgesehenen Flächen 16. 1942, 27. April, Berlin. Stellungnahme und Gedanken von Dr. Erhard Wetzel zum Generalplan Ost des Reichsführers SS 17.1942, 29. April, Berlin. Entwurf eines Schreibens von Prof. Dr. Konrad Meyer an den Reichsführer SS über die wirtschaftlichen und rechtlichen Grundlagen des Ostaufbaus 18. 1942, 28. Mai, Berlin. Vermerk zu einem Vortrag von Ulrich Greifelt beim Reichsführer SS über die Zusammenfassung aller Planungsarbeiten unter der Leitung von Prof. Dr. Konrad Meyer [Auszug] 19- 1942, o.D., Feldquartier. Schreiben des Reichsführers SS an Dr. Hans Heinrich Lammers, Reichsminister und Chef der Reichskanzlei, mit Bemerkungen über Siedlungsfragen (Auszüge) 20. 1942, 28. Mai, Berlin. Begleitbrief von Prof. Dr. Konrad Meyer an den Reichsführer SS zur Übersendung einer kurzen Zusammenfassung der Denkschrift „Generalplan Ost Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaus" 21. 1942, 28. Mai, Berlin. Kurze Zusammenfassung der Denkschrift »Generalplan Ost Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaus" 22. 1942, 2. Juni, Berlin. Begleitbrief von Ulrich Greifelt an den Reichsführer SS zur Denkschrift „Generalplan Ost. Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaus" 23. 1942, 2. Juni, Berlin. Denkschrift „Generalplan OsL Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaus" 24. 1942, 5- Juni, Berlin. Verlautbarung über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragten für die Siedlung und ländliche Neuordnung [erste Fassung] 25.1942, 5. Juni, Berlin-Dahlem. Schreiben von Prof. Dr. Konrad Meyer an Ulrich Greifelt über das Gespräch mit Herbert Backe, Staatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft 26. 1942, 6. Juni, Berlin. Schreiben von Herbert Backe an den Reichsführer SS über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragten für die Siedlung und ländliche Neuordnung [Auszug] 27. 1942, 12. Juni, Führerhauptquartier. Schreiben des Reichsführers SS an Ulrich Greifelt mit Bemerkungen zum „Generalplan Ost. Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaus", mit der Aufforderung, einen Gesamtsiedlungsplan vorzubereiten 28. 1942, 17. Juni, Berlin. Mitteilungen über die Weiterleitung des statistischen Materials für die Bearbeitung des Generalplans Ost vom Reichskommissariat Ostland durch Ulrich Greifelt an den Reichsführer SS 29- 1942,18. Juni, Berlin. Verlautbarung über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragten für die Siedlung und ländliche Neuordnung [zweite Fassung] 30.1942, 19. Juni, Berlin. Begleitschreiben von Ulrich Greifelt an Rudolf Brandt zur geänderten Fassung der Verlautbarung über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragten. 31. 1942, 21. Juni, Schwerin. Begleitschreiben von Helmut Schubert an Rudolf Brandt zur Denkschrift über „Die Bereitstellung von Menschen für die Eindeutschung neuer

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Siedlungsräume im Osten" mit Bemerkungen über seine Arbeit im Stabshauptamt 137 32. 1942, Juni. Denkschrift von Helmut Schubert über „Die Bereitstellung von Menschen für die Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten" 138 33. 1942, 24. Juni, Berlin. Schreiben des Reichsführers SS an Herbert Backe mit Bemerkungen zur Anordnung über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragten 151 34. 1942, 27. Juni, Berlin. Vermerk für Rudolf Brandt mit der Feststellung, daß die eingesandten Unterlagen des Generalplans Ost nicht vollständig seien 152 35- 1942, 8. Juli, Berlin. Vermerk von Udo v. Schauroth über die Fragen, die zu klären seien, bevor der Generalplan Ost nach den Weisungen des Reichsführers SS überarbeitet werden kann 152 36. 1942, 23. Juli, Hegewald. Vermerk über die Besprechung zwischen Reichsminister für die bestzten Ostgebiete Alfred Rosenberg und Reichsführer SS, u. a. über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Leiter des Siedlungsausschusses im Zentralplanungsstab des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete, mit einem Begleitschreiben an den Ministerialdirektor Dr. Runte [Auszug] 154 37. 1942, 28. Juli, Berlin. Aufstellung zur Aufgabenverteilung bei der Weiterbearbeitung des Generalplans Ost 156 38. 1942, 31. Juli, Berlin. Entwurf eines Planes für den materiellen Aufbau der neuen Siedlungsgebiete, die im Generalplan Ost vorgesehen sind [Auszüge] 159 39- 1942, 10. August, Berlin. Schreiben von SS-Oberführer Rudolf Creutz, Stabshauptamt, an Rudolf Brandt über die neuen Anweisungen des Reichsführers SS zur Umarbeitung des Entwurfs des Generalplans Ost, mit der Bemerkung, daß der Generalplan Ost eine neue Form des Eigentumsrechts - Lehensrecht - vorsehen soll 163 40.1942, 17. August, Führerhauptquartier. Aktenvermerk von SS-Gruppenführer Gottlob Berger, Chef des SS-Hauptamtes, über eine Besprechung zur Lage der Volksdeutschen in den besetzten sowjetischen Gebieten [Auszug] 163 41. 1942, 17. August, Berlin. Aktenvermerk von Gottlob Berger über die Sitzung im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete mit Bemerkungen zu Siedlungsfragen [Auszug] 166 42. 1942, 17. August, Feldkommandostelle. Schreiben von Rudolf Brandt an Gottlob Berger über die beabsichtigte Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten, mit der Bitte, die Ausarbeitung von Helmut Schubert zur Kenntnis zu nehmen 167 43. 1942, 18. August, Feldkommandostelle. Schreiben von Rudolf Brandt an Helmut Schubert mit Bemerkungen zu seiner Denkschrift „Die Bereitstellung von Menschen für die Eindeutschung neuer Siedlungsräume" 168 44. 1942, 20. August, Berlin. Schreiben von Gottlob Berger an Rudolf Brandt mit Bemerkungen über die Denkschrift von Helmut Schubert 168 45.1942, 31. August, Berlin. Auftrag von Prof. Dr. Konrad Meyer an Udo v. Schauroth, die wirtschaftliche und berufliche Gliederung für die im Generalplan Ost vorgesehenen Siedlungsgebiete festzulegen 170 46.1942, 31. August, Berlin. Auftrag von Prof. Dr. Konrad Meyer an Udo v. Schauroth, den Materialaufbauplan für die im Generalplan Ost vorgesehenen Siedlungsgebiete aufzustellen 170

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Verzeichnis der Dokumente

47. 1942, 9. September, Feldkommandostelle. Schreiben des Reichsführers SS und RKF an Gauleiter Erich Koch, Reichskommissar für die Ukraine, über die Umsiedlung der Volksdeutschen im Generalkommissariat Zitomir 48. 1942, 16. September, Feldkommandostelle Hegewald. Rede Heinrich Himmlers vor SS- und Polizeiführem über die rassische Expansion [Auszüge] 49- 1942, 22. September, Führerhaupt

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Dokumente

2. Landschaftsgestaltung Bei der Landschaftsgestaltung ist neben der Heranziehung von Kriegsgefangenen und sonstigen fremdvölkischen Arbeitskräften die Inanspruchnahme von Hand- und Spanndiensten der Gemeindeangehörigen vorzusehen. 3- Kulturbautechnik Hier wird man mit einer langsameren, aber über längere Zeit sich erstreckenden Inanspruchnahme der Mittel rechnen können. Einsatz von Kriegsgefangenen usw. ist möglich. Auch hier ist an den Weg der Gemeinschaftshilfe zu denken, wie er sich unter anderem in einzelnen ostpreußischen Kreisen bewährt hat. 4. Straßenbau Auch hier ist gegebenenfalls größerer kolonnenweiser Einsatz von Kriegsgefangenen oder niedrig zu entlohnenden fremdvölkischen Arbeitskräften möglich. 5- Reichsautobahnen Hierzu müßte eine Finanzierung aus allgemeinen Reichsmitteln im Zusammenhang mit dem Aufbau des gesamten Reichsautobahnnetzes stattfinden. Im übrigen gilt das zu 4. Gesagte. 6. Eisenbahnbauten Für die Eisenbahnbauten muß der Finanzierungsapparat der deutschen Reichsbahn in Anspruch genommen werden, die im Rahmen ihres Sondervermögens vorzugehen hat und von sich aus vermutlich den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen wird. 7. Wasserstraßen und Vorfluter Ein wesentlicher Teil der erforderlichen Leistungen kann hier durch kolonnenweisen Einsatz von Kriegsgefangenen usw. abgegolten werden. 8. Elektrizitätsversorgung Die gesamtdeutsche Elektrizitätswirtschaft muß zu einer Leistungsgemeinschaft zusammengeschlossen werden, die die Finanzierung der Energieversorgung der Ostaufbaugebiete zur Aufgabe erhält. Die Mittel müssen aus dem Kapitalmarkt, aus

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Selbstfinanzierungsquellen und gegebenenfalls aus einer entsprechenden Tarifpolitik der deutschen Elektrizitätswirtschaft gewonnen werden; bei letzterer wäre unter Umständen an eine regionale Differenzierung zu Ungunsten der Gebiete zu denken, die bisher vorzugsweise mit Energieversorgungsanlagen ausgestattet waren. Der Landwirtschaft des Altreiches darf bei dieser Maßnahme kein Schaden erwachsen. 9. Landwirtschaftlich-betrieblicher Aufbau Die hier zu investierenden Mittel führen teilweise zu ertragbringenden Anlagen. Grundsätzlich kann deshalb dabei die Inanspruchnahme des Kapitalmarktes in beträchtlichem Umfang als zweckmäßig bezeichnet werden. Gegebenenfalls wäre im einzelnen noch zu entscheiden, ob man den Weg der Pfandbriefemission durch einen besonderen Finanzierungsträger wählt oder ob der Reichskredit in seinen verschiedenen hier infrage kommenden Formen in Anspruch genommen werden soll. Einer etwaigen Pfandbriefemission würden folgende Schwierigkeiten entgegenstehen: a. Notwendigkeit der Zinsabwälzung auf den Reichsfiskus, da die aufgrund der Ertragsfähigkeit und Kinderzahl ermittelten Tilgungsbeträge (Teil A, 8. 8) Zinsen nicht enthalten und im allgemeinen die Siedler Mittel für eine Verzinsung nicht aufbringen können. b. Ist im Augenblick nicht zu erkennen, ob zur gegebenen Zeit der Kapitalmarkt für die Unterbringung der Pfandbriefe offen stehen wird. Keinesfalls darf das Tempo der Siedlung von der Möglichkeit abhängig sein, Pfandbriefe auf dem Kapitalmarkt unterzubringen. Der Einsatz des Reichskredits würde eine etwaige Pfandbriefemission wirksam unterstützen können und den Siedlungsfortgang unabhängig von der Lage des Pfandbriefmarktes machen. Allerdings ist seine Inanspruchnahme stark von der zukünftigen Inanspruchnahme des Reichskredits für anderweitige Zwecke abhängig. Ein Teil der Kosten der ländlichen Siedlung wird, soweit er nicht unmittelbar zu ertragbringenden Anlagen führt, aus Mitteln des ordentlichen Reichshaushalts aufgebracht werden müssen. Eine wesentliche Erleichterung des Finanzierungsprozesses wird sich ergeben, wenn auf längere Zeit billige fremdvölkische Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Im übrigen bildet die Grundlage der Finanzierung das Sondervermögen. 10. Aufbau der ländlichen Nahversorger Hier wird in entscheidendem Umfang an Selbstfinanzierung zu denken sein. Soweit dies nicht möglich ist, aber auf die Ansetzüng bestimmter Personen besonderer Wert gelegt wird, kann man an die Finanzierung durch Reichsorganisationen denken. So könnte z. B. der Reichsstand des Deutschen Handwerks die Patenschaft für den Aufbau des Handwerks in den Ostgebieten übernehmen und die erforderlichen zusätzlichen Mittel durch Umlage auf die geeigneten Handwerksbetriebe des Altreiches gewinnen.

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11. Ländliche Femversorger Es gilt hierfür das zu 10. Gesagte. 12. Aufbau der ländlichen kulturellen Einrichtungen Es wäre hier an eine Gemeinschaftshilfe der deutschen Gemeinden zu denken. Vor allem die stärker industrialisierten Gemeinden der Mitte und des Westens des Reiches verfügen über eine hohe Finanzkraft, wie sie zur Zeit insbesondere im Gewerbesteueraufkommen in Erscheinung tritt. Zu erwägen wäre, ob hier ein unmittelbares Patenschaftssystem zweckmäßig sein würde, wie es im Weltkrieg nach der Befreiung Ostpreußens für den Wiederaufbau der zerstörten Gemeinden durchgeführt worden ist. Die Beschränkung auf kulturelle Aufbaumaßnahmen würde die Heranziehung der Gemeinden des Altreiches in einem tragbaren Rahmen halten. 13. Sonstiger ländlicher Wohnbedarf Siehe städtischer Wohnbau. Unter 15. 14. Dörfliche Nebenanlagen Es ist hierbei zu erwägen, daß Mittel des Finanzausgleichs, also allgemeine Mittel des ordentlichen Reichshaushalts bereitgestellt werden. Ebenso kann ein Lastenausgleich zwischen dem Osten und den übrigen Reichsteilen im Zusammenhang mit den Gemeindefinanzen erfolgen. Ein Teil des Aufwandes kann auf den außerordentlichen Reichshaushalt genommen werden, soweit es sich um rentable Anlagen handelt (Wasserversorgung, Elektrizitätsverteilung). 15- Städtischer Wohnungsbau Hier müßte, wie bei dem unter 13- angeführten sonstigen ländlichen Wohnungsbau, eine Spezialfinanzierung im Zusammenhang mit der Finanzierung des Gesamtbereiches des sozialen Wohnungsbaues auf der Grundlage des hierfür vorliegenden Führererlasses gefunden werden. Es wäre auch an eine Umbildung der bisherigen Hauszinssteuer zu denken, die ganz oder teilweise - entsprochen dem früheren Wohnungsbauanteil - zu einer Ostbausteuer umzuwandeln wäre. Diese würde den Charakter einer allgemeinen Wohnungssteuer bekommen können, mit Berücksichtigung der notwendigen sozialen und bevölkerungspolitischen Gesichtspunkte. (Also beispielsweise Steuerfreiheit für den Wohnungsmindestbedarf; erhöhte Steuer für Vermietung an Kinderlose oder Kinderarme.) 16. Aufbau der Industrie Es ist dabei in der Hauptsache an Eigenfinanzierung zu denken, vor allem soweit Betriebe des Altreiches im Osten Tochterbetriebe errichten, die später

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verselbständigt werden sollen. Die Einrichtung solcher Tochterbetriebe sollte bei den nicht standortgebundenen Unternehmungen mit allen Mitteln gefördert werden. So könnten z. B. solche Industriebetriebe, die sich zur Gründung von Tochterbetrieben im Osten nicht entschließen, zu einer Leistungsgemeinschaft zusammengefaßt werden, von der eine entsprechende Aufbringungsumlage zu tragen sein würde. Die Aufbringungsumlage kann ganz oder teilweise nach erfolgtem Ostaufbau zurückerstattet werden. Es wäre ferner zu prüfen, ob nicht im Zusammenhang mit der z. Zt. in großem Umfang erfolgenden Kapitalbildung bei der Industrie ein besonderer Ostaufbaukreditfonds geschaffen werden könnte; die hierbei aufgebrachten Summen könnten in ein besonderes Reichsschuldbuch eingetragen und zu gegebener Zeit durch Anleihestücke flüssig gemacht werden. 17. Städtische Nebenanlagen Hier gilt im wesentlichen das zu 14. Gesagte. Der Gedanke der individuellen Patenschaft von Altreichsgemeinden gegenüber bestimmten Gemeinden der Ostaufbaugebiete liegt auch hier nahe. . Außyauprogramm 1. Tabelle: Der Arbeitseinsatz auf den Baustellen in seinem Zeitablauf 2. Tabelle: Zeitplan für die Aufbringung der erforderlichen Geldmittel 3. Erläuterungen zu den Tabellen Anhang: Menschenbesatz für die Eindeutschung der eingegliederten Ostgebiete Der Arbeitseinsatz auf den Baustellen in seinem Zeitablauf (für die eingegliederten Ostgebiete) ARBEITSKRÄFTE MENSCHEN

STÄDTISCHER AUFBAU o AUFBAU DER INDUSTRIE o LÄNDLICHER AUFBAU VERKEHR UND VERSORGUNG LANDSCHAFTSGESTALTUNG

NORMALES BAUVOLUMEN

10

20

30 Jahre

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III. 3. Erläuterungen zu den Tabellen III. l und III. 2 A. Erläuterungen zur Tabelle III. 1: Der Arbeitseinsatz auf den Baustellen in seinem Zeitablauf 1. Da voraussichtlich nach dem Kriege beim Arbeitseinsatz im Vergleich zu dem Geld- und Materialeinsatz die engsten Grenzen gezogen sind, ist zunächst ein Plan des zeitlichen Arbeitseinsatzes aufgestellt worden. 2. Der Arbeitszeitplan befaßt sich nur mit dem Arbeitsbedarf an den Baustellen, der vorwiegend fremdvölkische Kräfte in kolonnenmäßigem Einsatz umfassen wird. Hinzu kommen noch diejenigen Arbeitskräfte, die im Aufbaugebiet in der Nähe der Baustellen, z. B. in Kiesgruben, Ziegeleien, Werkstätten usw. für den Aufbau tätig sind und zum vorwiegenden Teil ebenfalls aus Fremdvölkischen bestehen; ihre Zahl ist zunächst auf die Hälfte der an den Baustellen Beschäftigten geschätzt. Zur Lenkung, Beaufsichtigung, Versorgung und Betreuung dieser Arbeitskräfte sind im ganzen nochmals schätzungsweise ein Viertel der am Bau Beschäftigten erforderlich. 3- Bei der beschränkten Einsatzmöglichkeit von Arbeitskräften und Material ist eine Dringlichkeitsstufung der Aufbaumaßnahmen notwendig. Unter Zugrundelegung des von Reichsführer-SS gestellten Zieles, die ländlichen Gebiete des eingegliederten Ostens in einem Zeitraum von 5 Jahren nach Kriegsende einzudeutschen,^ ergibt sich folgende zeitliche Rangordnung der Aufbaumaßnahmen: a. Vorbereitende Arbeiten Hierfür ist eine Dauer von zwei Jahren angenommen; diese zwei Jahre sind in dem Zeitplan des Aufbaues nicht enthalten, da angenommen wird, daß der größte Teil der vorbereitenden Maßnahmen schon während des Krieges durchgeführt werden kann. Zu den vorbereitenden Maßnahmen gehört allerdings auch die Anlage des für den Materialtransport benötigten Verkehrsnetzes, die Einrichtung von Ziegeleien, von Bauindustriewerkstätten, der Bau eines Kraftstromnetzes zu den Baustellen sowie die Zusammenstellung und Schulung der Arbeitskolonnen. b. 1. Jahrfünft (1. bis 5- Jahr) Es werden vor allem der Landschaftsaufbau und der Ausbau des allgemeinen Verkehrs- und Versorgungsnetzes in Angriff genommen, da sie die Voraussetzung für die übrigen Aufbaumaßnahmen bilden; ihre Durchführung erstreckt sich ziemlich gleichmäßig über die ersten 20 Jahre der Aufbauarbeit. Das Schwergewicht des Aufbaues liegt auf dem Lande. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß in den ersten 5 Jahren noch nicht der endgültig erwünschte 9 Greiser plante die Eindeutschung des "Warthelandes innerhalb von Zehn Jahren.

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Leistungsstand der landwirtschaftlichen Betriebe zu erreichen ist, ist der Umfang der Maßnahmen für die Errichtung der landwirtschaftlichen Betriebe, der Nahversorgungsbetriebe und der Nebenanlagen mit ca. 40% des Gesamtaufbauvolumens in Ansatz gebracht. Für die Stadt gilt Ähnliches wie für das Land. Da das Schwergewicht des Aufbaues in den ersten 5 Jahren aber auf dem Lande liegen muß, ist während dieser Zeit der städtische Wohnbau nur mit einem Viertel des Umfanges der Gesamtmaßnahme vorgesehen. Der Ausbau der städtischen Betriebe, der kulturellen Einrichtungen und der Industrie erfolgt in diesem Jahrfünft im Rahmen ihrer Vordringlichkeit. c. 2. Jahrfünft (6. bis 10. Jahr) Das Ziel des landwirtschaftlichen Aufbaues am Ende des 10. Jahres beträgt 70% des Endzustandes. Das Schwergewicht des Aufbaues verlagert sich auf die Städte, deren Ausbau bis zu 60% des Endzustandes erfolgt. d. 3- Jahrfünft (11. bis 15. Jahr) Innerhalb dieses Zeitraumes soll der ländliche und städtische Aufbau so gefördert werden, daß vom 16. Jahr ab die Initiative zu den anschließenden Durchfuhrungsmaßnahmen bis zum endgültigen Zustand weitgehend bei den eigenen Kräften der eingegliederten Ostgebiete liegt. Dies scheint gewährleistet, wenn der ländliche Aufbau bis zu 90%, der städtische Aufbau bis zu 80% und der industrielle Aufbau bis zu 90% des Endzustandes durchgeführt ist. e. 4. und 5- Jahrfünft (l 6. bis 20. Jahr und 21. bis 25. Jahr) Beide Jahrfünfte leiten allmählich zu dem Arbeitsvolumen über, das normalerweise notwendig ist, um den laufenden Reparaturbedarf und den durch den Bevölkerungszuwachs entstehenden Bedarf an Bauten und technischen Einrichtungen zu decken. Im 26. bis 30. Jahr wird die Masse der Ersatzbauten noch etwas größer sein wie normal, „während mit Anfang des 30. Jahres der Aufbau als abgeschlossen angesehen werden kann". 4. Aufgrund dieses Aufbauprogramms werden benötigt: 1. u. 2. Jahrfünft

3- Jahrfünft

300 000 150 000

zusammen: 450000 200 000 100 000 zusammen: 300000

Arbeitskräfte an Baustellen Arbeitskräfte in den Werkstätten und zur Überwachung, Lenkung und Betreuung Arbeitskräfte Arbeitskräfte an den Baustellen Arbeitskräfte in den Werkstätten und zur Überwachung, Lenkung und Betreuung Arbeitskräfte

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4. Jahrfünft

100 000 50000

zusammen: 150000 5. Jahrfünft 60 000 30000 zusammen: 90 000

Arbeitskräfte an den Baustellen Arbeitskräfte in den Werkstätten und zur Überwachung, Lenkung und Betreuung Arbeitskräfte Arbeitskräfte an den Baustellen Arbeitskräfte in den Werkstätten und zur Überwachung, Lenkung und Betreuung Arbeitskräfte

Zeitplan für die Aufbringung der erforderlichen Geldmittel (für die eingegliederten Ostgebiete) MILL][ARDEN RM

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VORRICHTUNG

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25 JAHRE

B. Erläuterung zur Tabelle: Zeitplan für die Aufbringung der erforderlichen Geldmittel l. In der Tabelle III. 2 ist der sich aus dem Arbeitseinsatz ergebende zeitliche Investitionsbedarf graphisch dargestellt. Es entfallen auf die einzelnen Aufbaugrup-

pen: In den Vorrichtungsjahren insgesamt 2,282 Milliarden im I.Jahrfünft auf: Landschaftsaufbau 0,957 Milliarden Verkehr und Versorgung 2,950 Milliarden ländlicher Aufbau 5,090 Milliarden Industrie 1,560 Milliarden städtischer Aufbau 3,700 Milliarden 14,257 Milliarden 10

Falsche Addition im Original.

JahresdürcHschnitt - 2,85 Milliarden im 2. Jahrfünft auf: Landschaftsaufbau Verkehr und Versorgung ländlicher Aufbau Industrie städtischer Aufbau

0,957 Milliarden 1,915 Milliarden 3,920 Milliarden l,560 Milliarden 5.330 Milliarden 13,672 Milliarden10

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Industrie Städtischer Aufbau

0,520 Milliarden 1,460 Milliarden 4.415 Milliarden Jahresdurchschnitt - 0,9 Milliarden im 5- Jahrfünft auf: Landschaftsaufbau 0,169 Milliarden Verkehr und Versorgung 0,530 Milliarden ländlicher Aufbau 0,180 Milliarden Industrie städtischer Aufbau 1,290 Milliarden 2,169 Milliarden Jahresdurchschnitt - 0,4 Milliarden 45,700 Milliarden.11

Jahresdurchschnitt - 2,73 Milliarden im 3. Jahrfünft auf: Landschaftsaufbau 0,682 Milliarden Verkehr und Versorgung 1,285 Milüarden ländlicher Aufbau 2,618 Milliarden Industrie 1,040 Milliarden städtischer Aufbau 3,180 Milliarden 8,805 Milliarden Jahresdurchschnitt - 1,76 Milliarden im 4. Jahrfünft auf: Landschaftsaufbau 0,275 Milliarden 0,680 Milliarden Verkehr und Versorgung ländlicher Aufbau 1,480 Milliarden

Zeitplan für die Heranziehung der einzelnen Träger zum Aufbau

MILL:CARDEN

REICHSBAHNVERMÖGEN aVERM. D. ORGANISATIONEN D. GEWERB GEMEINDEVERMÖGEN WIRTSCHAFT SONDERVERMÖGEN D. RKF REI CHSHAUSHALT PRIVATER KAPITALMARKT

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2. Aus den Tabellen II. 2 und III. 2 ergibt sich, in welchem Zeitraum und bis zu welcher Höhe die einzelnen Aufbauträger bei dem Aufbau der eingegliederten Ostgebiete herangezogen werden müssen. Die Belastung beträgt innerhalb der einzelnen Aufbauabschnitte (in Milliarden RM):

11

Wie Anm. 10.

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Aufbauzeit nach Jahrfünften Aufbauträger

Reichshaushalt Reichsbahnvennögen Gemeindevermögen Venn. d. Organisationen der gewerbl. Wirtschaft Sondervermögen der RKF Privater Kapitalmarkt Aufbringung innerhalb der Aufbauabschnitte

50,660 0,150 0,257

Gesamtaufbringung je Träger12 15,470 1,500 3,040

0,250 0,060 2,535

0,022 1,070

2,100 4,290 19,100

14,257 13,482 8,805 4,515

2,159

45,500

2 Jahre Vorbereitung 0,927 0,075

1. 2. 4. 35,800 4,795 2,338 0,950 0,450 0,375 0,300 0,150 0,340 0,820 1,035 0,570

0,115 0,395 0,770

0,920 1,962 4,785

2,282

0,465 0,350 1,207 0,644 5,820 4,120

Hieraus ist ersichtlich, daß das Reich als Hauptträger im Hauptaufbauzeitraum 1,16 Milliarden RM im Jahr aufbringen muß; Sondervennögen erfährt im gleichen Zeitraum eine Höchstbeanspruchung von 0,392 Milliarden RM im Jahr, was einem Arbeitseinsatz von 150 800 Mann entspricht. Anbang Menscbeneinsatz für die Eindeutschung der eingegliederten Ostgebiete Die Eindeutschung wird als vollzogen angenommen, wenn einmal der Grund und Boden in deutsche Hand übergeführt worden ist, zum anderen, wenn die beruflichen Selbständigen, die Beamten, Angestellten, die gehobenen Arbeiter und die dazugehörigen Familien deutsch sind. Aufgrund der in den Raumordnungsskizzen niedergelegten Zielplanungen wird die ländliche Bevölkerung rund 2,9 Millionen Menschen, die städtische Bevölkerung etwa 4,3 Millionen Menschen betragen. Für die Eindeutschung wird auf dem Lande eine Bevölkerungszahl von rund 1,8 Millionen, in der Stadt von etwa 2,2 Millionen deutscher Menschen für erforderlich gehalten. Dem Aufbauprogramm ist zugrunde gelegt, daß die Eindeutschung des Landes innerhalb der ersten 5 Jahre nach Inangriffnahme des Aufbaues, die Eindeutschung der Städte innerhalb 10 Jahren vollzogen ist. Die Zahl der aus dem Altreich13 benötigten deutschen Menschen ist abhängig von dem Umfang, in dem das vorhandene Volkstum eingedeutscht (Durchführung der Volksliste)14 und auf den deutschen 12

Die Addition ist richtig, aber es besteht keine Übereinstimmung mit den Summen auf S. 120 f. Gemeint sind die Reichsgebiete in den Grenzen von 1938. 14 Zwecks Durchführung der Eindeutschung ist die Deutsche Volksliste (DVL) eingeführt worden. In die Abteilungen I und II der DVL konnten sich die polnischen Bürger eintragen, die entweder deutscher Herkunft oder für die Deutschen tätig waren. In die Abteilungen III und IV, die zahlenmäßig am stärksten waren, sind überwiegend Bürger polnischer Abstammung aufgenommen worden. Einen Teil von ihnen bezeichnete man als „Wasserpolen", andere haben der Einschreibung nur unter Zwang zugestimmt. Siehe Dok. 30. 13

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Leistungsstand gebracht werden kann. Aus diesem Grunde kann z. Zt. der noch erforderliche Zusatzbedarf an deutschen Menschen aus dem Altreich nicht festgestellt werden. Er kann mit etwa 1,5 Millionen angenommen werden.

TeilC Abgrenzung der Siedlungsräume in den besetzten Ostgebieten und Grundzüge des Aufbaues1^ Die Durchdringung der großen Räume des Ostens mit deutschem Leben stellt das Reich vor die zwingende Notwendigkeit, neue Besiedlungsformen zu finden, die die Raumgröße und die jeweilig verfügbaren deutschen Menschen miteinander in Einklang bringen. Im Generalplan Ost vom 15. Juli 1941 war die Abgrenzung neuer Siedlungsgebiete unter Zugrundelegung einer Entwicklung von 30 Jahren vorgesehen worden. Auf Grund von Weisungen des Reichsführers-SS ist zunächst von einer Besiedlung folgender Gebiete auszugehen: 1. Ingermanland (Petersburger Gebiet), 2. Gotengau (Krim und Chersongebiet, früher Taurien); es "wird femer vorgeschlagen: 3. Memel-Narewgebiet (Bezirk Bialystok und Westlitauen). Dieses Gebiet gehört mit den eingegliederten Ostgebieten zum Vorfeld und ist ein geopolitischer Schnittpunkt der beiden großen Siedlungsrichtungen. Die Eindeutschung Westlitauens16 ist durch die Rückführung der Volksdeutschen bereits im Gange. Es erscheint notwendig, diese drei Gebiete als Siedlungsmarken unter besonderes Recht zu stellen (A III), da sie an der vordersten Front des deutschen Volkstums eine besondere Reichsaufgabe haben. Um diese Marken mit dem Reich in enger Verbindung zu halten und die Verkehrsverbindung zu sichern, werden längs der Haupteisenbahn- und Autobahnlinien 36 Siedlungsstützpunkte (davon 14 im Generalgouvernement) in Vorschlag gebracht. Diese Siedlungsstützpunkte knüpfen an heute vorhandene günstige Zentralpunkte an und decken sich mit S- und Polizeistützpunkten höherer Ordnung. Der Abstand der Stützpunkte voneinander beträgt rund 100 km. Die Gesamtfläche jedes Stützpunktes ist mit rund 2000 qkm bemessen und entspricht also der Größe von l bis 2 Landkreisen des Altreichs. Die Führung der Stützpunkte nach Ingermanland ist im Hinblick auf die besondere Bedeutung des baltischen Raumes für die germanischen Menschen in zwei Linien vorgesehen. 15

Die Karte C I fehlt. Bis Herbst 1942 sind in Litauen 16 300 „Volksdeutsche" Familien angesiedelt worden, die in den Jahren 1939/40 im Zuge der Aktion „Heim ins Reich" nach Deutschland gebracht worden waren. Dazu Cz. Madajczyk, Die Okkupationspolitik . . ., S. 462 ff.

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1. Die Eindeutschung Die Marken und Stützpunkte sollen in einem Zeitraum von 25 bis 30 Jahren eingedeutscht werden. Im einzelnen sind dabei folgende Sätze zu Grunde gelegt, die in den ersten großen Siedlungsabschnitten für die Eindeutschung als erforderlich gehalten werden: Hundertsätze der Eindeutschung in den Marken: Jahrfünft: Land Kleinstädte Groß- und Mittelstädte

1. 50 20 20

2- 1

3-

20 20

10 10

2- l 10 10 5

3.

4-

5-

4- 1 5 10

55

Stützpunkte Jahrfünft Land Kleinstädte Groß- und Mittelstädte

1.

10

5 10 5

5

Im Ingermanland wurde die künftige Stadtbevölkerung mit200000 (1939: 200 000) angenommen, im Gotengau die Stadtbevölkerung auf 650 000 verringert (1939·· 790 000). a. Auf dem Lande Als Berechnungsgrundlage wurden für den Gotengau (Krim und Chersongebiet) und für die 8 Ukrainestützpunkte gute Böden angenommen. Dagegen ist bei den 14 Ostlandstützpunkten, dem Ingermanland, dem Memel-Narew-Gebiet (Westlitauen und Bialystok) und dem Generalgouvernement von mittleren Böden ausgegangen. Der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche an der Gesamtfläche ist in den 8 Ukrainestützpunkten und im Gotengau mit 75% anzusetzen, mit 60% in den 14 Stützpunkten des Generalgouvernements und im Memel-Narew-Gebiet, mit 50% in den 14 Ostlandstützpunkten und mit 30% im Ingermanland. Der Waldanteil an der Gesamtfläche beträgt rund 50 % im Ingermanland, 30% in den Stützpunkten des Ostlandes, des Generalgouvernements und im Bialystoker Gebiet, rund 20% in Westlitauen, 15% in den Ukrainestützpunkten und rund 10% im Gotengau. Zur Errechnung der landwirtschaftlichen Bevölkerung wurde die Nutzfläche in bäuerliche und in Großbetriebsfläche aufgeteilt: Um eine gesunde bäuerliche Lebenshaltung zu gewährleisten, sind je nach der Bodengüte und Wirtschaftslage die Höfe mit 40 bis 100 ha, der Großbetrieb mit 250 ha und mehr zu Grunde gelegt. Für die Großbetriebe wurden auf gutem Boden 15 bis 20%, auf mittlerem Boden 20 bis 25% der Nutzfläche ausgewiesen.

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Die forstwirtschaftliche Bevölkerung wurde mit 6 Menschen je 100 ha Wald errechnet, die nicht land- und forstwirtschaftliche Bevölkerung im Dorf mit drei je 100 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und im Hauptdorf mit 10% der land- und forstwirtschaftlichen Bevölkerung angenommen. Die Berufslosen sind mit 8 bis 10% der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung angesetzt. b. in den Städten Die Prozentsätze der Eindeutschung in den Städten beziehen sich auf die führende Schicht im städtischen Leben, die Verwaltung und die wichtigen Stellen der Wirtschaft werden von deutschen Menschen besetzt. Die verbleibende fremdvölkische Bevölkerung verteilt sich auf die tieferen sozialen Schichten. 2. Siedlerbilanz a. Siedlerbedarf Bei der Annahme eines Siedlungszeitraumes von 25 bis 30 Jahren werden in den Marken und Stützpunkten an deutschen Menschen benötigt: Stadt 1666226

Land 1679578

zusammen 3345805

Siehe anliegende Karte C I und Tabelle C II.17. b. Bedarfsdeckung Die Deckung des Bedarfs an deutschen Menschen für die Siedlung in den Marken und Stützpunkten ist sichergestellt, wie sich unter Zugrundelegung der aus dem Generalplan Ost entnommenen Angaben ergibt. Es stehen an deutschen bzw. germanischen Menschen im Zeitraum von 25 Jahren für die Ostsiedlung zur Verfügung: 1. Siedler aus dem Altreich 3990000 Die Zahl der Altreichssiedler setzt sich zusammen aus: Landbevölkerung: a) 110 000 heiratsfähige und siedlungswillige Paare nach Kriegsende 220 000 b) 220 000 bäuerliche Familien, die bei Vereinigung der übervölkerten Agrargebiete im Altreich in Frage kommen: 220 000 x 3,5 Köpfe 770 000 c) 20 000 alljährl. Siedlemachwuchs: 20 000 25 Jahre l 000 000 Stadtbevölkerung: vorläufig mit 20%o jährl. Abgabe geschätzt. 2 000 000 3990000 17

Siehe Anm. S. 15.

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2. Lagerumsiedler: 20 000 5 Köpfe 3- Streudeutschtum aus Transnistrien und Südosten sowie Bevölkerungsüberschuß aus Banat, Batschka und Siebenbürgen 4. Volksdeutschtum aus Übersee 5. Germanische Siedler aus Nord- und Westeuropa

100 000 500 000 160 000 150000 4900000

Hierzu käme noch eine derzeit nicht zu überblickende Anzahl von Rußlanddeutschen. Femer ist zu berücksichtigen, daß von dem nichtgennanischen Volkstum durch systematische Auslese und Leistungszucht gewonnen werden können von den: Baltenvölkern (Esten: über 50% Letten: bis zu 50% Litauer: bis zu 15%) 650 000-750 000 Goralen 80000 zusammen etwa: 750000 Die Gesamtzahl der verfügbaren Siedler beträgt damit 5,65 Millionen. In der vorstehenden Siedlerbilanz sind folgende Reserven nicht enthalten: 1. Menschenverschiebungen von Stadt zu Stadt im Zuge von industriellen und verwaltungsmäßigen Standortverlegungen. 2. Freimachung von Kräften im öffentlichen und wirtschaftlichen Bereich durch Vereinfachung der Verwaltung und Rationalisierung des Apparates. 3- Verstärkung des ländlichen Siediemachwuchses in Auswirkung des Landdienstes. Die oben stehende Gesamtzahl der verfügbaren Siedlerkräfte deckt den Bedarf der Marken und Stützpunkte sowie auch der eingegliederten Ostgebiete. Bedarf der Marken und Stützpunkte 3,345 Mill. Bedarf der eingegliederten Ostgebiete 1,5 Mill. 4,845 Mill. 3- Verhältnis zu den UmVölkern Da auf die Mitarbeit der in den Gebieten jetzt bodenständigen Bevölkerung nicht verzichtet werden kann, muß die zu schaffende Völkerordnung im Ostraum auf eine Befriedung der dortigen Einwohner abzielen. Diese Befriedung wird dadurch erreicht, daß die nötige Bereitstellung von Siedlungsland für die Ansetzung deutscher Menschen nicht wie bisher durch Evakuierungen, sondern durch Umsetzung der bisherigen Bewohner auf anderes Kolchose- und Sowchoseland mit gleichzeitiger Verleihung von Bodenbesitzrecht erfolgt. Diese Umsetzung muß gebunden sein an eine

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sinnvolle Auslese nach dem Leistungsprinzip und mit einem sozialen Aufstieg der positiven Kräfte des fremden Volkstums Hand in Hand gehen. 4. Aufbaakosten Die Aifbaukosten in den eingegliederten Ostgebieten sind auf 500 000 RM je qkm beieiner Bevölkerungsdichte von 80 Menschen errechnet worden (vgl. Teil B 1). Das beceutet: einen Gesamtaufbauaufwand von 6256 RM je angesetzten deutschen Siedler. Darum ergibt sich für die Marken und Stützpunkte ein Gesamtkostenbetrag bis zur Erreichung des beabsichtigten Eindeutschungsgrades in einer Zeit-spanne von 25 fahren von 20 909,6 Mill. RM. (Die zeitliche Kostengliederung und die Aufgliederung nach Marken und Stützpunkten sind aus der Tabelle C 2 ersichtlich.) Ausblick Das vorgelegte Siedhmgsprogramm, das die Eindeutschung und den Siedlungsaufbau der eingegliederten Ostgebiete, der Marken und Stützpunkte vorsieht, ist die Aufgabe der Nachkrägsgeneration. Von der Beständigkeit des Siedlungswillens und der Nachhaltigkeit der Siedingskraft des Germanentums hängt die endgültige Ausfüllung der hier vorläufig begrenzen Siedlungsräume ab. Vor allem wird die Dauer unserer kolonisatorischen Kraft dafilferentscheiden, ob es der nächsten Generation gelingt, erstmalig die nördliche und südliche Richtung der historischen Germanenzüge zu einem in der Mitte geschlossenen Raum zi verbinden und damit endgültig der europäischen Kultur zu sichern. Zusammenfassung der Ergebnisse A. Die Forderungen an eine künftige Siedlungs-Ordnung erstrecken sich auf die Klarteilung der Verantwortungsbefugnis, des wahrzunehmenden Bodenrechts und der Aufbaugrundsätze in den eingegliederten und noch einzugliedernden Ostgebieten. Die verantwortliche Befehlsgewalt soll in Händen des ReichsführersSS äs dem Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums liegen; dementsprechend auch die Verfügungsgewalt über den Grund und Boden und die Lenkmg und politische Betreuung des Siedlungsaufbaues. Unter seiner Leitung werten Lehensgeböße und -stellen mit Unterstützung des Reiches in Gestalt von Zeichen errichtet, die in unkündbare Erblehen und später in Lehenseigentum besoideren Rechts überzuführen sind. Innchalb des städtischen Aufbaues wird die Verknüpfung von städtischer Bewegunpfreiheit und anzustrebender Seßhaftigkeit in den neuen Heimatgebieten durh Schaffung von Eigenheimen, Durchführung eines sozialen Wohnungsbaues undnach der Dauer der Ansässigkeit gestaffelte finanzielle Vergünstigungen angestrebt. Die straff gegliederte Verwaltungsorganisation in den während der Zeit des Aufeues verselbständigten Marken ist auf die Bedürfnisse der Siedlung abgestellt.

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B. Die Kosten des Aufbaues in den eingegliederten Ostgebieten sind schätzungsweise mit 45,7 Mrd. RM veranschlagt. Ihre Finanzierung ist auf möglichst viele Aufbauträger verteilt (Reichshaushalt, Reichsbahnvermögen, Gemeindevermögen, Vermögen der Organisationen der gewerblichen Wirtschaft, privater Kapitalmarkt, neuzubüdende Sondervermögen des RKF). Es wurde ein Aufbauprogramm in 5 Fünfjahresplänen entworfen. Darin umfaßt das erste Jahrfünft vorwiegend den ländlichen, das zweite vorwiegend den städtischen Aufbau. Innerhalb der beiden Jahrfünfte werden an den Baustellen etwa 300 000, insgesamt 450 000 Arbeitskräße erforderlich sein. Für die zeitliche Au/bringung der Geldmittel wird neben dem privaten Kapitalmarkt der Reichshaushalt während des Hauptaufbauzeitraums mit jährlich 1,16 Mrd. und das Sondervermögen des RKF mit einer jährlichen Höchstbeanspruchung von 0,392 Mrd. herangezogen. C. Bei der Abgrenzung der Siedlungsräume in den besetzten Ostgebieten wird auf 1. das Ingennanland 2. den Gotengau 3. das Memel-Narew-Gebiet und 36 Siedlungsstützpunkte hingewiesen, für deren Eindeutschung auf dem Lande und in den Städten ein Zeitplan die Fristen absteckt. Dabei ergibt sich ein Siedlerbesatz von knapp 3,5 Mill, deutscher Menschen, dem eine Gesamtziffer von rund 5,5 Mill. Siedlern gegenübergestellt werden kann, mit welcher auch die Ansiedlung in den eingegliederten Ostgebieten (Bedarf rund 1,5 Mill. Menschen) sicherzustellen ist.

Nr:24 1942, 5. Juni, Berlin. Verlautbarung über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragtenfür die Siedlung und ländliche Neuordnung [erste Fassung].* Abschrift Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft und der Reichsbauemführer Der Reichsleiter im Reichsamt für Agrarpolitik

Berlin, den 5- Juni 1942 Persönlicher Stab Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung Akt. Nr. Ar/21/18

Im Einvernehmen mit dem Reichsführer SS, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, bestelle ich den Hauptabteilungsleiter im Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums SS-Oberführer Prof. Konrad Meyer, zum Planungsbeauftragten für die Siedlung und ländliche Neuordnung. • NA, T-175, R- 65, 2581334.

Dokument Nr. 25

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Er hat die Aufgabe: a. die Grundsatzplanung durchzuführen,* b. die Fachplanungen des Reichsemährungs-Ministerium, des Reichsbauemführers und gegebenenfallsb des Reichsamts für Agrarpolitik aufeinander abzustimmen c. diese Planungen mit der Planung0 des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums in Einklang zu bringen.0 Zur Durchführung stehen ihm die Leiter Fachabteilungen der unter b. genannten Dienststellen zur Verfügung. Der Planungsbeauftragte ist mir bezüglich dieses Auftrags verantwortlich.

M. d. F. d. G. b.

Nr. 25

1942, 5. Juni, Berlin-Dahlem. Schreiben von Prof. Dr. Konrad Meyer an Ulrich Greifelt über das Gespräch mit Herbert Backe, Staatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft. * Abschrift Der Persönliche Staba Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung Akt. Nr. AR/21/18

Der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabshauptamt - Hauptabteilung Planung und Boden -II/l. SS-Gruppenführer Greifelt Berlin-Halensee Kurfürstendamm 140

Berlin-Dahlem, den 5. Juni 1942 Podbielskiallee 25/27

Gruppenführer! Heute hat im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Besprechung über die Planungsfrage im ländlichen Sektor stattgefunden, zu der ich von Staatssekretär Backe hinzugezogen wurde. Es nahmen an der Besprechung Staatssekretär Willikens, Reichsobmann Behrens, Unterstaatssekretär Reinthaller und Oberregierungsrat Dr. Vogt teil. Staatssekretär Backe formulierte als Ergebnis der eingehenden Besprechung die in der Anlage beigefügte Verlautbarung. Staatssekretär Backe wird Ihnen diese Verlautbarung zuleiten, um Ihr bzw. das Einverständnis des Reichsführers-SS einzuholen. a

Handschriftlich hinzugefügt: „aufzustellen". Im Text durchgestrichen. c Handschriftlich geändert: „Generalplanung". Ursprünglich „halten" handschriftlich durchgestrichen. • NA, T-175, R. 65, 2581340. a Stempel mit handschriftlich eingefügter Aktennurnmer. b

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Ich halte die Verlautbarung für eine geeignete Grundlage für die weitere Arbeit und habe persönlich zugestimmt. Ich würde es begrüßen, wenn auch Sie, Gruppenführer, sich mit der vorgeschlagenen Regelung einverstanden erklären würden. SS Oberführer gez. Meyer

l Anlage1 Nr. 26

1942, 6. Juni, Berlin. Schreiben von Herbert Backe an den Reichsführer SS über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeaußragten für die Siedlung und ländliche Neuordnung [Auszug]. * Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft M - 263/42/ B/B.

Berlin W 8, den 6. Juni 1942 Wilhelmstraße 72

An den Reichsführer SS Heinrich Himmler Berlin SW 11 Prinz Albrechtstraße 8

Persönlicher Stab Reichsführer-SS* Schriftgutverwaltung Akt. Nr. AR/21/18

Reichsführer! Ich hatte gehofft, anläßlich der Tagung der SS-Gruppenführer in Posen zwei Angelegenheiten Ihnen vortragen zu können und sie mit Ihnen zu besprechen. Da die Tagung abgesagt ist und ich nicht weiß, ob bei Ihrer starken Inanspruchnahme in den nächsten Tagen Gelegenheit ist, Sie zu sprechen, bringe ich die beiden Angelegenheiten schriftlich vor: ( . . . ) II. In der Anlage übersende ich den Entwurf eines Erlasses des Reichsemährungsministers, Reichsbauemführers und Reichsleiters im Reichsamt für Agrarpolitik bezüglich der Planung für die Siedlung und ländliche Neuordnung1 sowie ein Schreiben des SSOberführers Konrad Meyer an SS-Gruppenführer Greifelt bezüglich dieses Erlasses.2 Ich habe mit Professor Meyer am 5. Juni im Beisein meiner Herren eine eingehende Aussprache über die Planungsarbeit gehabt. Das Ergebnis dieser Aussprache war dieser Erlaßentwurf, den wir gemeinsam augestellt haben und zu dem SS-Oberführer Konrad Meyer seine persönliche Zustimmung gab, da er ihn für eine geeignete Grundlage für die Weiterarbeit hält. Der Erlaß soll folgendes Ziel haben: 1

Vgl. Dok. Nr. 24. * NA, T-175, R. 65, 2581336 ff. a Eingangsstempel des Persönlichen Stabes des RFSS mit Aktennummer AR 1/8/42 2 RF. 1 Vgl. Dok. Nr. 24. 2 Vgl. Dok. Nr. 25.

Dokument Nr. 27

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1. die Facbplanung auf dem Siedlungsgebiet in Großdeutscbland ohne die neuen Gebiete, die beim Ernährungsministerium bzw. Reichsnährstand liegt, von Anfang an mit der zentralen Planung, die Konrad Meyer bei Ihnen bat, in Einklang zu halten. 2. die einzelnen Fachplanungen in Großdeutschland auf dem Siedlungsgebiet und auf den Gebieten Aufrüstung des Dorfes und Umlegung, die bei meinen einzelnen Dienststellen aufgestellt werden, unter dem Planungsbeauftragten Konrad Meyer aufeinander abzustimmen und 3- diese Planungen in Einklang mit dem Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums zu halten. Durch die Ernennung von Konrad Meyer zum Planungsbeaußragten meinerseits würde er diese Aufgabe durchführen und in Einklang halten können, ohne daß Schwierigkeiten in den Zuständigkeitsbereichen des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums, des Reichsernährungsrninisters, des Reicbsbauernfübrers und des Reichsleiters im Reichsamtfür Agrarpolitik entstehen. Da der Erlaß im Einvernehmen mit dem Reichsführer SS, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums ergehen soll, erbitte ich Ihre Zustimmung. Ich glaube, daß wir damit nicht nur auf dem Siedlungsgebiet durch die Personalunion Ihrer Dienststelle mit meiner Siedlungsabteilung, sondern darüber hinaus auf dem Planungsgebiet eine fruchtbare und reibungslose Zusammenarbeit erreichen werden. Heu Hitler! Ihr H. Backeb SS-Gruppenführer

Nr. 27 1942, 12. Juni, Führerhauptquartier. Schreiben des Reichsführers SS an Ulrich Greif ell mil Bemerkungen zum „Generalplan Ost. Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaus", mit der Aufforderung, einen Gesamtsiedlungsplan vorzubereiten. * Der Reichsführer-SS Tgb.Nr. AB/33/11/42

b

Führer-Hauptquartier 12. Juni 1942

Unterschrift. •AGKBZHwP, ATWVIII, Bd. 25, VO-22 55; BA, NS 19/1/739, S. 11 (Originaltext mit 2 Kopien). Veröffentlicht bei H. Heiber, Der Generalplan Ost. .., S. 315; D. Eichholtz, Der Generalplan Ost ...,S. 264.

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Persönlicher Stab Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung* Akt. Nr. Geh./90

RF/V. Betr.: Generalplan Ost - Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaus. Lieber Greifelt!b Ich habe den Generalplan Ost, der mir insgesamt ganz gut gefällt, angesehen. Ich möchte diesen Generalplan zu irgendeinem Zeitpunkt auch dem Führer übergeben. Dazu ist aber notwendig, daß wir einen Gesamt-Siedlungsplan unter Zusammenfassung der früheren Pläne für Danzig-Westpreußen, den Warthegau und Oberschlesien, Südostpreußen und in groben Strichen auch schon für Böhmen und Mähren, sowie miterwähnt Elsaß-Lothringen, Oberkrain und Süd-Steiermark anlegen. Dies müßte alles in einem Gesamtplan auch hinsichtlich der Karten und der GesamtBerechnungen zusammengefaßt werden. In einem Punkt bin ich, glaube ich, falsch verstanden worden. In diesem Zwanzigjahresplan muß die totale Eindeutschung von Estland und Lettland sowie des gesamten Generalgouvernements mit enthalten sein. Wir müssen das im Laufe von möglichst 20 Jahren schaffen. Ich persönlich habe die Überzeugung, daß es zu schaffen ist. Der jetzige Vorschlag, das Generalgouvernement und das Gesamte Ostland nur mit Stützpunkten zu versehen, entspricht meinen Gedanken und Wünschen nicht. Schwieriger ist die Frage in Litauen. Hier können wir mit einer Eindeutschung der vorhandenen Bevölkerung weniger rechnen. Wir müssen vielmehr die Gesamtbesiedlung ins Auge fassen. Auch das muß geschafft werden. Ich bitte zunächst einmal, bevor der Gesamtplan mir in der Form, wie der Gesamtplan Ost, vorgelegt wird, einen Entwurf zur Durchsicht zu überschicken, aus dem klar hervorgeht, was wir insgesamt an Menschen, Arbeitern, Geldmitteln usw. brauchen und •weiterhin, was wir in jedem einzelnen der vier Fünf Jahrespläne brauchen. Dann müßten wir erst abstimmen, wenn wirklich etwas unmöglich ist, welche Dinge abgestrichen werden können. Heil Hitler! Ihrc a

Eingangsstempel und handschriftlich eingefügte Aktennummer. Im Original zuerst an Heydrich adressiert, dann Name Heydrichs durchgestrichen und durch Greifelt ersetzt; über die Hintergründe D. Eichholtz, Der Generalplan Ost. . ., S. 227, Anm. 34. c Handschriftlich Paraphe Himmlers und Vermerk M 11/6 und Wliedervorlage] 1.10.

Dokument Nr. 29

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Nr. 28

1942, 17. Juni, Berlin. Mitteilung über die Weiterleitung des statistischen Materials für die Bearbeitung des Generalplans Ost vom Reichskommissariat Ostland durch Ulrich Greifelt an den Reichsführer SS.* Der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabshauptamt

D - 1/4/29- 5. 42 - Ch/Se

Berlin-Halensee, den 17. Juni 1942 Persönlicher Stab Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung Akt. Nr. AR/35/7a

Vorgang: Statistisches Material und Atlas des Reichskommissariats Ostland. Bezug: ohne Anlagen: 2 Pakete Anden Reichsfuhrer-SS z. Zt. Führerhauptquartier Reichsführer! Das Stabshauptamt leitet als Anlageb zwei Pakete weiter, die hier vom Reichskommissar für das Ostland, Gauleiter Lohse, zum Eingang kamen. Der Unterzeichnete erhielt ebenfalls diese Unterlagen zugestellt. Dieselben werden bei der Hauptabteilung „Planung" des Stabshauptamtes entsprechende Auswertung erfahren und bei der Neubearbeitung des „Generalplanes Ost" entsprechende Verwendung finden. Persönlicher Stab RFSS Anlagen Eingang am: 18. Juni 1942 Tgb. Nr.: AR 33/24/42d an: RF

HeÜ Hitler! Der Chef des Stabshauptamtes Greifelt0 SS-Gruppenführer

Nr. 29

1942, 18. Juni, Berlin. Verlautbarung über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragtenfür die Siedlung und ländliche Neuordnung [zweite Fassung}. * Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft

Berlin, den 18. Juni 1942 Persönlicher Stab*

* B A, NS 19/2743a Eingangsstempel und handschriftlich eingefügte Aktennummer. b

c

Anlage fehlt

Unterschrift. Handschriftlich eingefügt. * NA, T-175, R- 65, 2581341. d

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und der Reichsbauemführer Der Reichsleiter im Reichsamt für Agrarpolitik

Reichsführer-SS Schriftgutverwaltu ng Akt. Nr. AR/21/18

Im Einvernehmen mit dem Reichsführer-SS, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, bestelle ich den Amtschef im Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums SS-Oberführer, Prof. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragten für die Siedlung und ländliche Neuordnung. Er hat die Aufgabe a. die Grundsatzplanung aufzustellen,5 b. die Fachplanungen des Reichsernährungsministeriums, des Reichsbauemführers und des Reichsamts für Agrarpolitik0 aufeinander abzustimmen, c. diese Planung auf die Generalplanung des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums abzustimmen.d Zur Durchführung stehen ihm die Leiter der Fachabteilung der unter b. genannten Dienststellen zur Verfügung. Der Planungsbeauftragte ist mir bezüglich dieses Auftrags verantwortlich. M. d. F. d. G. b.e

Nr. 30 1942, 19. Juni, Berlin. Begleitschreiben von Ulrich Greifelt an Rudolf Brandt zur geänderten Fassung der Verlautbarung über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeaußragten. * Der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabshauptamt II/II5/l6ll/Ho/Se

Berlin-Haiensee, den 19- Juni 1942 Kurfürstendamm 140

Persönlicher Stab* Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung Akt. Nr. 21/18

a

Eingangsstempel mit handschriftlich eingefügter Aktennummer. Im Entwurf: „die Grundsatzplanung durchzuführen". c Im Entwurf: „des Reichsbauernführers und gegebenenfalls des Reichsamtes". d Im Entwurf: „diese Planungen mit der Planung des RKF in Einklang zu bringen". e Unleserliche Unterschrift. * NA, T-175, R- 65, 2581333 a Stempel mit handschriftlich eingefügter Aktennummer.

b

Dokument Nr. 31

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Bezug: Fernmündliche Unterredung vom 19- Juni 1942 Anlage: l1

An den Reichsführer SS Persönlicher Stab z. Hd. v. SS-Obersturmbannführer Brandt Berlin SW\\ Prinz-Albrecht-Str. 8 Lieber Kamerad Brandt! Die von Staatssekretär Backe verfaßte und Reichsführer-SS unmittelbar vorgelegte Verlautbarung über die Bestellung von SS-Oberführer Prof. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragten für die Siedlung und ländliche Neuordnung2 bringt zu c. den Vorrang der Planung des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums nicht klar zum Ausdruck. Es dürfte nicht genügen, daß die Fachplanungen des Reichsernährungsministeriums, des Reichsbauemführers und des Reichsamts für Agrarpolitik mit der Planung des Reichskommissars in Einklang zu halten sind. Diese Planungen müssen vielmehr auf die Generalplanung des Reichskommissars abgestimmt werden. Es empfiehlt sich ferner, zu a. nicht von „durchführen", sondern von „aufstellen" der Grundsatzplanung zu reden. Zu b. ist das Wort „gegebenenfalls" zumindest überflüssig. In der Anlage wird eine geänderte Fassung der Verlautbarung vorgelegt mit der Bitte, zu dieser das Einverständnis des Reichsführers-SS erwirken zu wollen. Reichsführer SS Anl. l Akt. Nr. 18 33/11/42 RF

Heil Hitler! Ihr Greifelt SS-Gruppenführer1*

Nr. 31 1942, 21. Juni, Schwerin. Begleitschreiben von Helmut Schuhen an Rudolf Brandt zur Denkschrift über „Die Bereitstellung von Menschen für die Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten" mit Bemerkungen über seine Arbeit im Stabshauptamt.* Helmut Schubert* Dipl. rer. oec. SS-Hauptsturmführer 1

Z. Zt. Schwerin, den 21. 6. 1942

Vgl. Dok. 29. Vgl. Dok. 24. b Unterschrift. * BA, NS 17/1339a Das Original ist handschriftlich. Außerdem gibt es eine maschinengeschriebene Abschrift 2

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Lieber Kamerad Brandt! Ich danke Ihnen noch nachträglich für Ihr Schreiben vom 23-3·, mit dem Sie mir meine Stellungnahme zum „Generalplan Ost" zurücksandten.0 Leider hatte ich dadurch, daß ich Ihnen die Ausarbeitung persönlich gab, im Stabshauptamt einigen Ärger. Ihre Frage, ob der Reichsführer-SS von dieser Stellungnahme Kenntnis erhalten hat, muß ich negativ beantworten. Inzwischen bin ich gottlob durch den RFSS-Befehl freigekommen.1 Dienstag geht es zum Marsch-Bd. und dann Richtung Donez. Durch die sachlich nachteilige Zersplitterung der Zuständigkeiten auf volkstumspolitischem Gebiet innerhalb der Hauptämter war die Arbeit recht unbefriedigend geworden. Ich mache keinen Hehl daraus, daß ich fest davon überzeugt bin, daß von der Sache her die Entwicklung zu einem einheitlichen Hauptamt (o. a.) für Volkstumsfragen führen muß, oder aber zu einem kleinen Führungsstab des RFSS-Reichskommissar zur Lenkung und Zusammenfassung der auf 4 Hauptämter verteilten Aufgaben im Partei- und Staatssektor.2 Kurz vor meinem Einrücken habe ich noch eine Ausarbeitung für den RFSS über einige Fragen gemacht, die mir besonders am Herzen lagen, da sie mir zukünftig von entscheidender Bedeutung zu sein scheinen. Ich füge Ihnen einen Durchschlag bei, vielleicht interessiert Sie die Sache: Ob der RFSS jedoch Kenntnis erhalten hat, weiß ich nicht. Vorerst freue ich mich auf den Einsatz. Was hinterher kommt, weiß ich nicht, denn im Stabshauptamt ist ja für Volkstumsfragen kein Platz mehr. Aber das kann mich vorerst wenig kümmern; erst einmal nach Rußland. Mit kameradschaftlichem Gruß und Heu Hitler! Ihr H. H. Schubert0

Nr. 32 1942, Juni. Denkschrift von Helmut Schubert über „Die Bereitstellung von Menschen für die Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten ". * Die Bereitstellung von Menschen für die Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten Die Spannung zwischen wirtschaftlichen Aufgaben und verfügbaren Menschen war bereits vor dem Kriege ein hervorstehendes Kennzeichen unserer Lage. Nach dem Kriege unrd diese Kluft zwischen den um ein vielfaches größeren politischen und b

Stellungnahme fehlt. Er wurde an die Front abkommandiert. 2 Das Hauptamt für Volkstumsfragen entstand im November 1941, wurde aber durch Hitler erst im März 19-42 sanktioniert. Schubert war diese Situation nicht bekannt. Dazu siehe Cz. Madajczyk, Das Hauptamt für Volkstumsfragen und die Germanische Leitstelle, in: Das Unrechtsregime, hrsg. von U. Büttner, Bd. l, Hamburg 1980, S. 261-271. c Unterschrift. • BA, NS 19/1339. 1

Dokument Nr. 32

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wirtschaftlichen Möglichkeiten Deutschlands einerseits und der Zahl arbeitseinsatzfähiger deutscher Menschen andererseits das zentrale Problem werden. Unter dieser Voraussetzung muß die zusätzliche Bereitstellung von einigen Millionen deutscher Menschen für die Siedlungsaufgaben im Osten sich zwangsläufig einschneidend auf alle Lebensgebiete auswirken. Dies gilt vor allem für das Wirtschafts- und Sozialgefüge. Es ist in diesem Zusammenhang festzustellen (.ausführliche Zahlenbelege s. Anl.) I. Endziel maß die totale Eindeutschung des neuen Siedlungsraumes sein, d. h. des Bodens, nicht der fremdvölkischen Menschen. Dieses Ziel erfordert die Bereitstellung mehrerer Millionen deutscher Menschen. Eine Teilbesiedlung nur in der sozialen Mittel- u. Oberschicht der Stadt und des Landes (ohne städt. und ländl. Arbeiterschaft) als Dauerlösung müßte zwangsläufig eine Vermischung mit der fremdvölkischen sozialen Unterschicht herbeiführen (trotz aller gesetzlichen Maßnahmen). II. Die Zahl der im Erwerbsprozeß stehenden deutschen Menschen zeigt bis 1957 keine fühlbare Zunahme, wahrscheinlich sogar eine leichte Abnahme (je nach Kriegsverlusten, Abbau der Frauenarbeit usw.). Eine Zunahme nach 1957 hängt von der Höhe der Geburtenzunahme nach diesem Kriege ab. (Zahlen s. Anl. 5, 2). In der Landwirtschaft wird die Zahl verfügbarer eigener Arbeitskräfte entscheidend von der Entwicklung der Landflucht bestimmt. III. Der Bedarf an Menschen wird durch die nach dem Kriege in Angriff zu nehmenden Aufgaben bestimmt. Möglich sind Aufgaben von praktisch unbegrenzter Zahl und Größe - sowohl politischer wie wirtschaftlicher Natur (s. Anl. S. 3/4). Entscheidend wird die Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft werden, der angestaute Bedarf an Konsum- und Produktionsgütem (angestaute Kaufkraft!) ist praktisch unbegrenzt, wenn alle Absatzmöglichkeiten innerhalb und außerhalb der Grenzen freizügig ausgeschöpft würden. IV. Die Bereitstellung von Millionen Menschen für die kolonisatorischen Aufgaben im Osten ist dennoch unter der Bedingung möglich, daß einige- allerdings sehr einschneidende - Voraussetzungen erfüllt werden: 1. im gewerblich-städtischen Bereich muß das Schwergewicht auf der Verlagerung bestehender Gewerbebetriebe mitsamt der vollen Belegschaft - vom Betriebsführer bis zum Botenjungen - liegen. Ohne dem wäre auch kein Abbau der deutschen Überbevölkerung möglich. Insbesondere gilt dies für den industriellen Sektor. Unter dieser Voraussetzung ist im städtisch-gewerblichen Sektor die Bereitstellung ausreichender Menschen für die Totaleindeutschung des Ostens sehr viel leichter zu bewerkstelligen als im ländlichen Sektor. 2. Im landwirtschaftlich-ländlichen Bereich können einmalig mehrere hunderttausend Familien freigemacht werden (Realteilungsgebiete, Aufforstung, weitere Umsiedlungen, Zahlen s. Anl. S. 6), hinzu kommt der laufende Nachwuchs des Landes (einschl. der german. Völker).

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Ob die für die Ostsiedlung benötigten bzw. errechneten bäuerlichen Menschen aber tatsächlich zur Verfügung stehen werden, hängt entscheidend von der Entwicklung und Lenkung des gewerblich-städtischen Sektors ab. V. Aus der zukünftigen sehr weiten Kluft zwischen politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten (Bedarf an Menschen) einerseits und der Zahl verfügbarer deutscher Menschen andererseits ergeben sich zwei Folgerungen: 1. alle Maßnahmen zu überprüfen, die eine Begrenzung des Bedarfs an deutschen Menschen zu bewirken geeignet sind, und 2. alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die zusätzliche Arbeitskräfte unter Wahrung des Blutsgedankens bereitstellen können. Aufführung der einzelnen Maßnahmen hierzu s. Anl. S. 7-9· Ohne sehr straffe Lenkung der weiteren Entwicklung unseres Wirtscbafts- und Sozialgefüges würde durch die Dynamik des wirtschaftlichen Schwergewichts — bei gleichzeitiger bewußter Förderung von Seiten der privatwirtschaftüchen Interessen in der gewerblichen Wirtschaft die zukünftige Tendenz zweifellos folgende sein: 1. Ausschöpfung aller vorhandenen Absatzmöglichkeiten im Inland, bewußte Steigerung des. Bedarfs durch Anreizschaffung usw.; 2. weitestgehende übervölkische Arbeitsteilung im europäischen Großraum durch Austausch deutscher industrieller Fertigwaren gegen Rohstoffe und Agrarerzeugnisse, d. h. zunehmende Verlagerung der deutschen Ernährung auf die Oberschüsse der Ukraine und des Südostens; 3. strenge Arbeitsteilung mit den eigenen wirtschaftlichen Ergänzungsräumen in Rußland und Afrika. Austausch von Fertigwaren gegen Rohstoffe und Agrarerzeugnisse; 4. Ausschöpfung der großen Absatzmöglichkeiten in Übersee. Eine solche europäische Arbeitsteilung, die sich von der gewerblichen Wirtschaft her bereits deutlich als Ziel abzeichnet, hat die Begründung für sich, auch in kommenden Kriegen von außen blockadefest zu sein (damit entfällt das Beispiel der englischen Insel mit der Opferung des eigenen Bauerntums!). Die Folgen dieser Entwicklung wären·. \. Deutschland würde gleichsam zu einer großen industriellen Werkstatt 2. weitere starke Landflucht; vielleicht bewußte Begrenzung der eigenen „unrentablen" Landwirtschaft im Hinblick auf die wesentlich günstigeren Produktionsbedingungen der Ukraine und des Südostens 3. weitere starke Verstädterung des deutschen Volkes, damit Verstärkung der wesentlichsten Ursache aller biologischen, geistigen und sozialen Krankheitserscheinungen 4. ständiger und steigender Einsatz fremdvölkischer Arbeitskräfte im Reich, in besonderem Maße in der Landwirtschaft als Ersatz abgewanderter eigener Arbeitskräfte

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5. sicherlich schnellere und umfangreiche Wohlstandsbildung im Reich; die Rentabilität der deutschen Arbeitskraft ist zweifellos in der gewerblichen Produktion ganz "wesentlich höher als in der Landwirtschaft (steigender Lebensstandard) 6. leichtere und saubere Arbeit für den deutschen Arbeiter im gewerblichen Produktionsprozeß gegenüber der Landarbeit (weit größere Rationalisierungsmöglichkeiten im Gewerbe gegenüber der Landwirtschaft). Diese Situation würde ganz unter dem Zeichen des Kampfes um die deutsche Arbeitskraft stehen. Die verbleibende Lücke würde durch Ausländer und Landflucht geschlossen, das geteilte Bärenfell wäre das deutsche Bauerntum (nicht die Landwirtschaft an sich - s. Großbetriebe mit Ausländerkolonnen) und damit die kolonisatorische Aufgabe im Osten! Denn: 1. Die staatlichen Ressorts können sich zur Deckung der Arbeitskräfte für ihre Aufgaben (und jedes Ressort hält seine Aufgaben als lebenswichtig! Motto: „Mein Führer, ich melde . . .") staatlicher Lenkungsmaßnahmen bedienen (Dienstverpflichtung usw.) 2. Die gewerbliche Wirtschaft deckt ihren Bedarf durch steigende Lohn- und Sozialleistungen 3. Staatliche Maßnahmen erst beim Arbeitseinsatz - z. B. Einsatzlenkung, Stopverordnungen für Löhne und Arbeitsplatzwechsel, verschärfte Meldepflichten - zeigen erfahrungsgemäß völlig unbefriedigende Ergebnisse. 4. Es entstände (bzw. verstärkte sich) die Psychose der fehlenden Arbeitskraft: „der Facharbeiter" - gleich welchen Volkstums - wird sozial und politisch zum „goldenen Kalb". Das Ergebnis wäre: 1. die fortschreitende Aushöhlung des deutschen Landvolkes 2. die Vereitelung einer totalen Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten 3- die Untergrabung einer umfassenden Rassen- und Bevölkerungspolitik 4. Verströmen des Deutschen Blutes an wirtschaftliche Alexanderzüge 5- fortschreitende Unterwanderung mit minderem Blut Ergebnis Hieraus ergibt sich zusammenfassend an zwingenden Folgerungen für die Ostkolonisation und damit für die Festigung des deutschen· Volkstums: 1. Ob die Besiedlung neuer Reichsgebiete (z. B. „nur" der eingegliederten Ostgebiete") möglich ist, hängt in Anbetracht des Menschenmangels entscheidend von. den politischen und wirtschaftlichen Aufgaben ab, die nach dem Kriege angefaßt werden. 2. Besondere Bedeutung hat hierbei die zukünftige Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft mit ihren praktisch unbegrenzten Absatzchancen im Reich sowohl wie

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3.

4.

5.

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im Zeichen des europäischen Großraumes (Tendenz zur übervölkischen Arbeitsteilung!). Die vorhandene und biologisch sehr gefährliche, durch steigende Landflucht und ständigen wachsenden Ausländereinsatz gekennzeichnete Entwicklungstendenz kann nur durch sehr straffe staatliche Lenkung des zukünftigen Menscheneinsatzes gesteuert werden. Ausgangspunkt und Maßstab dieser Lenkung ist jenes große politische Konzept für die Schaffung des Fundaments eines neuen deutschen Geschichtsabschnittes durch den Führer. Die der heutigen Generation gestellten Aufgaben finden im Hinblick auf die vorhandenen Menschen ihren Niederschlag in einem „ Generalplanfür den Menscheneinsatz". Diese zukünftige staatliche Lenkung des Menscheneinsatzes bedingt zwangsläufig u. a. eine straffe Führung der gesamten Wirtschaftsentwicklung nach diesem politischen Gesamtkonzept. Dieser „ Generalplanfür den Menscheneinsatz" umfaßt an Aufgaben: a. Festlegung der zeitlichen Rangfolge und des Umfangs der in Angriff zu nehmenden Aufgaben, soweit sie einen Großeinsatz von Menschen bedingen oder grundsätzliche Strukturfragen (z. B. übervölkische Arbeitsteilung - deutsche Landwirtschaft) berühren. b. Lenkung des Menscheneinsatzes für diese Aufgaben in großen Zügen, um den Kampf um den deutschen Menschen in tragbare Formen zu lenken. c. Beachtung des großen Menschenbedarfs der Ostkolonisation bei dieser Lenkung des Menscheneinsatzes. d. Lenkung aller Maßnahmen, die eine Begrenzung des Bedarfs an Menschen bewirken (s. Anl. S. 8). e. Ausschöpfung aller Möglichkeiten, zusätzliche Arbeitskräfte unter Wahrung des Blutsgedankens bereitzustellen (Russen, Umsiedlungen usw. s. Anl. S. 8/

9). 7. Die zukünftige Lenkung des Menscheneinsatzes nach solchen politischen Gesichtspunkten erfordert eine vorausdenkende Planung. Diese ist kriegswichtig. Ohne eine solche Planung würde bei Kriegsschluß die gewerbliche Wirtschaft (u. a. Bauwirtschaft usw.) im Kampf um die deutsche Arbeitskraft mit vielen Pferdelängen Vorsprung starten, vor allem den wirtschaftlichen Neuaufbau ohne Lenkung nach dem politischen Gesamtkonzept beginnen (z. B. Frage der Betriebserneuerungen bzw. -erweiterungen gegenüber der Betriebsverlagerung nach Osten). 8. Jede Siedlungsplanung oder Nachwuchsplanung (s. DAF-Generalnachwuchsplan!) ist von der Sache her eine Teilplanung im Rahmen des „Generalplanes für den Menscheneinsatz", der Voraussetzung für die Festigung des deutschen Volksrums ist. 9. Dieser Auftrag der Lenkung des zukünftigen Menscheneinsatzes muß straff in einer Hand mil entsprechenden Vollmachten liegen (Beispiel Vierjahresplan). Es geht im Frieden primär um den deutschen Menschen, d. h. um die deutsche

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Blutssubstanz, nicht aber primär um eine wirtschaftliche Aufgabe. Es handelt sich um eine politische Zielsetzung, die von der Aufgabe des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums nicht getrennt werden kann! 10. Ohne Einfluß auf diese zukünftige Lenkung des Menscheneinsatzes (damit auf das Wirtschafts- u. Sozialgefüge) bliebe die Ostkolonisation mangels an deutschen Menschen stecken! Eine Teilbesiedlung auf Dauer aber würde unweigerlich die - gewellte oder ungewollte - Eindeutschung des im eigenen Siedlungsraum sitzengebliebenen Slawentums zur Folge haben! Im Verein mit dem, ohne straffe Lenkung (unter Wahrung des Blutsgedankens!) gleichfalls zu erwartenden, freizügigen Ausländereinsatz im Reich würde die Zerstörung des deutsch-germanischen Blutswertes das spätere Ergebnis sein! Schubert0

15/5. 42. Anlage Zu: „Die Bereitstellung von Menschen für die Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten". I. Vorfragen und Feststellungen a. Der Menschenbedarf 1. Allein die Eindeutschung der eingegliederten Ostgebiete mit rd. 92000 qkm verlangt die Bereitstellung mehrerer Mill, deutscher Menschen zur Ersetzung der 5,56,5 Mill. Polen usw. 2. Die teilweise Ersetzung der Angehörigen der Abt. 3 und 4 der DVL1 ist hierin nicht enthalten, da es sich hier nur um einen Austausch handelt. 3- Die Zahl der ansässigen Deutschen (Abt. 1-4 DVL)2 läßt sich noch nicht genau übersehen (Danzig!), nach dem Kriege wird die rassische Überprüfung der Abt. 3 (RFSS-Anordnung 50/1 u. 66/1) zu erheblichen Abstrichen (10-20 v. H. [?]) führen dazu Bereinigung der Forster'schen Germanisierungspolitik.3 c

Unterschrift. Zu der 3. und 4. Gruppe der DVL hat man etwa 2 Millionen Polen gerechnet, darunter - in der Gruppe 3 - die Polen, denen vorläufig die deutsche Staatsangehörigkeit zugesprochen wurde. In die zahlenmäßig kleine 4. Gruppe kamen die Polen, die wegen ihrer vorherigen politischen Tätigkeit als Renegaten zu betrachten waren, obwohl ihnen die deutsche Abstammung zugesprochen worden war. 2 In die Gruppen l bis 4 der DVL hat man 1944 2,9 Mio. eingeordnet, darunter - nach meiner Schätzung - 2,3 Mio. polnische Bürger. 3 Über die Meinungsverschiedenheiten zwischen Forster und Himmler betreffs des Ausmaßes der Germanisierung der polnischen Bevölkerung in Pommern siehe Cz. Madajczyk, Die Okkupationspolitik .. ., S. 483--i89. 1

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b. Endziel muß die totale Eindeutschung sein, und zw. des Bodens und nicht der fremdvölkischen Menschen. Denn 1. die Geschichte lehrt, daß Menschen, die im gleichen Raum zusammenleben und arbeiten, sich noch immer vermischt haben, so groß die Unterschiede von Rasse, Rechtsstellung oder Volkstum anfangs auch gewesen waren! Gesetzliche Verbote, auch die Todesstrafe für Geschlechtsverkehr, verzögern diesen Prozeß, heben ihn aber nicht auf; 2. Der Bauernhof ist die engste Lebens- und Arbeitsgemeinschaft unseres Volkskörpers. Daher sind die Unterwanderungsgefahren hier am größten; 3- Die Geschichte lehrt, daß auf Generationen der Boden denen gehört, die ihn bearbeiten; 4. auch der soziale Unterbau - die gesamte Arbeiterschaft in Stadt und Land - muß daher am Ende deutsch (-deutschstämmig!) sein. c. Begründung der Ausdehung unseres Volksbodens (Siedlungsraumes) und damit Rechtfertigung aller Folgerungen: 1. Abbau der deutschen Überbevölkerung (1939 132,3 Menschen je qkm) als Ursache der Verstädterung und damit biologischer, geistiger und sozialer Krankheitserscheinungen. 2. Verbreiterung des bäuerlichen Fundaments &\s Voraussetzung für eine dauerhafte Erhöhung der Geburten und Erhaltung des nordisch-fälischen Blutserbes über lange Geschlechterfolgen. 3. wirtschaftliche Gründe sind nicht vorhanden, da die Produktionskapazität wie die Arbeitskräfte dieser Gebiete - sowohl im gewerblichen wie im landw. Sektor auch ohne deutsche Besiedlung voll ausgeschöpft werden könnten.

//. Die Entwicklung der vorhandenen Arbeitskräfte a. Die Vorausberechnung Die ungefähre Entwicklungstendenz zeigt beigefügte Tabelle (s. Anl.). Die Gesamtzahl der Erwerbspersonen steigt von 1939-1952 nur von 39,8 Mill, auf 41,5 Mill. Hiervon sind 24,9 Mill. bzw. 26,4 Mill, männliche Erwerbspersonen; die Steigerung von nur 1,5 Mill, in 14 Jahren ist sehr gering. Von diesen 39,8 bzw. 41,5 Mill, vorausberechneten Menschen sind weiterhin abzusetzen: 1. die 1939 mitgezählten Ausländer = rd. 400000 Pers., 2. die Verluste dieses Krieges . Gefallenen und nicht mehr ganz bzw. voll arbeitseinsatzfähigen deutschen Männern, 3- die Frauenarbeit muß nach dem Kriege aus zwingenden bevölkerungspolitischen Gründen begrenzt werden. Von 39,8 Mill. Erwerbspers. 1939 waren 15,0 Mill. Frauen, davon 6,2 Mill, verheiratet (= 35 v. H. der 30-40jähr. verh. Frauen!).

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b. Vergrößert werden die Vorausberechnungen auf der Grenzlage 1939 1. durch die Umsiedlungen Volksdeutscher (587 OOO)4 2. durch die deutsche Bevölkerung der inzwischen ins Reich eingegliederten bzw. einzugliedernden neuen Gebiete. Da aber die gewonnenen deutschen Menschen nicht dem gewonnenen Raum entsprechen, entsteht hierdurch keine Entlastung, die verbleibende Lücke ist der Bedarf zur totalen Eindeutschung der neuen Reichsgebiete. c. Im gewerblichen Sektor fallen nach dem Kriege zwei große Quellen zusätzlicher Arbeitskräfte fort: 1. die laufende neue Hereinnahme ausländischer Arbeiter 2. die Landflucht: sogar umgekehrt sollen Jugendliche aus der Stadt landwirtschaftliche Berufe ergreifen (HJ-Landdienst, Landjahr). d. Im landwirtschaftlichen Sektor steht und fällt zukünftig die Arbeitseinsatzfrage mit der Landflucht. Neben der Abgabe von Kräften an den Osten sind große Lücken im Bestand des Landvolkes im Altreich zu schließen: 1. der Verlust an eigenständigen Arbeitskräften betrug allein von 1933-1939 582157 Personen gleich 21,4 v. H. Demgegenüber hätte die ländl. Bevölkerungsvermehrung eine Zunahme um mindestens 300 000 Pers. bedingen müssen; 2. die land- und forstwirtschaftl. Bevölkerung hat von 1933-39 einen Substanzverlust von 1,45 Mill. Menschen erfahren; 3. besonders ungünstig liegen die Nachwuchsverhältnisse (1938 und 1939 statt Bedarf von 160 000 männl. Jugendlichen nur 90 000 Jugendl. geblieben); 4. die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten ausl. Arbeiter stieg von 1933-38 von 45 000 auf 111000; 5. die Zahl der hauptberuflich in gewerbl. Berufe abgewanderten Inhaber landw. Betriebe ist stark gestiegen (bis 10 ha Größe). e. Zusammenfassung Die Zahl der im jetzigen Reichsgebiet vorhandenen arbeitseinsatzfähigen deutschen Menschen wird vorher (.bis etwa 1957) nicht ansteigen, je nach den Kriegsverlusten eher sinken. Dies gilt vor allem für die gewerbliche Wirtschaft, wenn Ausländereinsatz u. Landflucht abgestoppt werden. Die spätere Zunahme (nach 1957) wird entscheidend von den Erfolgen einer sehr umfassenden Bevölkerungspolitik nach dem Kriege bestimmt. Die Zahl der bis Mitte November 1944 ins Reich und in die eingegliederten Gebiete umgesiedelten Volksdeutschen betrug 1047 000. Vgl.: Czesiaw tuczak, Polityka eksterminacyjna Trzeciej Rzeszy w latach drugiej tvojny sunatowej (Die Extenninationspolitik des Dritten Reiches während des Zweiten Weltkrieges), Poznan 1982, S. 90.

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III. Der zukünftige Bedarf an Menschen Dem steht der gewaltig steigende Bedarf an. deutschen Menschen gegenüber, denn jede Aufgabe bedingt einen Menscheneinsatz. An neuen großen Aufgaben zeichnen sich zwei Hauptgruppen ab: a. politisch-wirtschaftliche Aufgaben 1. Die Aufrechterhaltung einer starken Wehrmacht und Rüstung. Das verlangt u. a. ein starkes Potential an industrieller Kapazität. Zukünftige Kriege (von „Aufständen" abgesehen) werden sich nur zwischen den drei Großräumen - Ostasien Amerika - Europa - vollziehen, d. h. zwischen großen Bevölkerungsmassen und sehr hohen Produktionskapazitäten. 2. Die Führung und Ordnung Europas, die wirtschaftliche Durchdringung und Ausrichtung Europas auf das Reich (u. a. Industriepotential für den Kriegsfall). 3. Die politische Verwaltung, militärische Sicherung und wirtschaftliche Ausbeutung des rassischen Raumes und Teilen Afrikas. 4. Die verkehrsmäßige Erschließung unseres Macht- und Lebensraumes. 5. Die Aufrüstung des Dorfes (allein im Altreich ein Programm von 40 Mrd.!). 6. Das Wohnungsbauprogramm, jährlich 300 000 Wohnungen. 7. Die staatlichen Großbauvorhaben, Umbau zahlreicher Städte usw. 8. Der Güteraustausch mit den wirtschaftlichen Ergänzungsräumen in Rußland und Afrika. 9. Die Besiedlung neuer Reichsgebiete. b. zivile* wirtschaftliche Aufgaben \. Weitestgehende Erneuerung des Produktions- u. Verkehrsapparates (s. Bilanzen fast aller Akt. Ges.). 2. Umstellung von der Kriegs- auf Friedensproduktion (Produktionsbedarf.) 3. Gewaltig angestaute Kaufkraft und Bedarf an Konsumgütem. 4. Steigende Tendenz des Lebensstandards und damit wachsende Kaufkraft; 5- Gleiche Nachfrage größten Ausmaßes nach Produktions- und Konsumgütem in ganz Europa. 6. Großzügige Ausfuhrmöglichkeiten nach Übersee, da auch dort ein gewaltiger Warenhunger angestaut, wahrscheinlich verstärkt durch den teilweisen Ausfall der englischen Produktionskapazität. c. Ergebnis Nach dem Kriege wird das deutsche Volk vor einer sehr großen Fülle neuer politischer und wirtschaftlicher Aufgaben und Möglichkeiten stehen, die alle in großem a

Im Original: „Civile".

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Ausmaß den Einsatz von Menschen fordern. Bei voller Ausschöpfung aller Möglichkeiten würde eine ungedeckte Lücke von mehreren Millionen Arbeitskräften verbleiben; vor allem stiege der Bedarf des gewerblichen Sektors an Menschen um ein Vielfaches weiter. Das hieße: Verschärfung und Beschleunigung der Landflucht. Dauereinsatz von vielen Millionen ausländischer Arbeiter, völlige Unmöglichkeit einer umfassenden Rassen- u. Bevölkerungspolitik. Die gegebenen Aufgaben und Möglichkeiten sind daher von der Staatsführung zu scheiden in: 1. politische Aufgaben nach dem Gesichtspunkt der Sicherung unserer Machtstellung bei größtmöglicher Aufgabenbegrenzung 2. wirtschaftliche Aufgaben zur Sicherung einer ausreichenden Produktionskapazität bei scharfer Begrenzung der freizügigen Kaufkraftentwicklung und der Tendenz zur ungelenkten Erhöhung des Lebensstandards. 3. Durchführung aller (auch der politischen) Aufgaben mit der geringstmöglichen Menschenzahl (warnendes Beispiel das Generalgouvernement: l deutsche Verwaltungskraft auf 150 Fremdvölkische, also ohne Volksdeutsche und Familienangehörige!!) 4. vorläufige Zurückstellung aller wünschenswerten, aber nicht lebensnotwendigen Aufgaben und Möglichkeiten. IV. Bereitstellung von Menschen für den Osten a. Ausgangslage: Wie angeführt (S. 2 Anl.), sind überschüssige Kräfte im Altreich nicht vorhanden, die Entwicklungstendenz verläuft vielmehr in scharf umgekehrter Richtung steigenden Bedarfs. Entsprechend den Voraussetzungen sind die Lösungen in Stadt und Land grundsätzlich verschieden: b. Im gewerblich-städtischen Bereich kann die Bereitstellung von Millionen deutscher Menschen aller sozialen Schichten allein über die Verlagerung von Betrieben aus dem Altreich einschl. der vollen Belegschaft- vom Betriebsführer bis zum Botenjungen - erreicht werden. 1. Bloße Facharbeiterumsiedlungen, wie bisher üblich, sind falsch, da sie die breite Schicht der un- u. angelernten Arbeiterschaft auf Dauer fremdvölkisch lassen, 2. individuelle Anwerbung durch soziale Anreize (Oststeuer-VO) ermöglicht zwar eine Teillösung, hinterläßt aber im Altreich entsprechende Lücken, da die Betriebe im Osten zusätzlich geschaffen würden. Folge wäre dafür vermehrter Ausländereinsatz im Altreich, wo aber der Bazillus des fremden minderen Blutes eindringt, ist gleichgültig.

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3. Handel und Handwerk pflegen der Industrie zu folgen, 4. Steuerliche Vergünstigungen, Tarifgestaltung im Verkehr, Kontingentsverteilung, Auftragsverlagerung, Verlagerungszuschüsse usw. können diesen Prozeß fördern. Auf diesem Wege der Betriebsverlagerung sind zweifellos mehrere Millionen deutsche Menschen nach dem Osten zu bringen. c. Im landwirtschaftlich-ländlichen Bereich können - unter bestimmten Voraussetzungen (s. zu d) - in größerem Umfang bäuerliche Siedler bereitgestellt werden, u. zwar: 1. durch Bereinigung der nichtlebensfähigen Kleinbetriebe (bes. Realteilungsgebiete) und Aufforstung zu leichter Böden - wahrscheinlich 250-300 000 Familien; 2. noch mögliche Umsiedlungen von Volksdeutschen (Europa und Übersee) - vielleicht 150-250 000, bei noch schärferer Umsiedlung (z. B. Siebenbürgen) noch mehr; 3. der laufende Nachwuchs des Landvolkes - jährlich vielleicht 20-50000 Familien; 4. junge städtische Menschen, die auf das Land zurückfinden, zahlenmäßig nicht schätzbar; 5. die überschüssigen Kräfte der germanischen Völker sowohl aus Europa (Holland u. Flandern!), deren jährlicher Nachwuchs wie auch durch Rücksiedlungen aus Übersee. d. Vorbedingungen Alle Zahlen über die voraussichtlich für den Osten verfügbaren ländlichen Menschen bleiben theoretische Berechnungen, da deren Realisierung von einigen entscheidenden Voraussetzungen abhängig ist: 1. Beseitigung des Preis- und io^ngefälles zwischen Gewerbe und Landwirtschaft (Institut für Konjunkturforschung auf jährlich 4 Mrd. RM geschätzt!) 2. Beseitigung des Preis- und Lohngefälles zwischen West und Ost (gilt für alle Wirtschaftsgebiete) 3. Eindeutschung des Ostens sowohl im Gesicht der Siedlungen wie auch der Landschaft. 4. Beseitigung der Landflucht. Das fordert aber eine sehr scharfe Begrenzung aller Friedensaufgaben und spezielle15 eine straffe Lenkung der gewerblich-wirtschaftlichen Entwicklung. Eine freizügige Ausschöpfung der an sich praktisch unbegrenzten Absatzbedingungen des gewerblichen Sektors hieße Fortführung der Landflucht und damit, daß aa. die in steigendem Maße bereits - haupt- oder nebenberuflich in gewerblichem Sektor tätigen Besitzer landwirtschaftlicher Kleinbetriebe (Realteilungsgebiete) b

So im Original.

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bb. cc. dd. ee. ff. gg.

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nicht wie angenommen zur Umsiedlung zur Verfügung stehen (u. a. Anreiz steigender Industrielöhne) der Nachwuchs des Landvolkes weiterbin von Gewerbe angesaugt wird (Lohnniveau!) die bereits vorhandenen Neubauemscheinwerber vielfach in der gewerblichen Arbeit verbleiben die Lücken im Bestand des Landvolkes durch Landflucht immer größer werden, Verstärkung der Gegenauslese, Überalterung Jugendliche aus der Stadt nur in bedeutungslosen Ausnahmefällen landwirtschaftliche Berufe ergreifen auch unsere Umsiedler zunehmend in gewerbliche Berufe abwandern, wie es die Volksdeutschen bereits vielfach getan haben damit der Zwang zum Ausländereinsatz in Stadt und Land immer größer wird.

V. Begrenzung des Bedarf s- Zusätzliche Arbeitskräfte Aus dieser sehr weiten Kluft zwischen politischen u. wirtschaftlichen Möglichkeiten (— Bedarf an Menschen) einerseits und der Zahl verfügbarer deutscher Menschen andererseits ergeben sich zwei Folgerungen: alle Maßnahmen zu überprüfen, die eine Begrenzung des Bedarfs an deutschen Menschen zu bewirken geeignet sind, und alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die zusätzliche Arbeitskräfte unter Wahrung des Blutsgedankens bereitstellen können. a. Begrenzung des Bedarfs an Menschen 1. Die wichtigste Begrenzung ist die Festlegung von Rangfolge und Umfang der zu verwirklichenden Aufgaben durch die Staatsführer (Lenkung der Wirtschaß) s. w. 2. Eine sehr wesentliche Förderung ist eine weitestgehende schärfste Rationalisierung des technischen Produktionsapparates, sowohl in Industrie und Handwerk wie auch in der Landwirtschaft, speziell im bäuerlichen Betrieb. Hier sind auf lange Sicht der Technik Aufgaben von größtem Ausmaß gestellt, unter teilweiser Beschreitung neuer Wege. 3. Überprüfung von Berufen auf ihre Notwendigkeit, Einsparung oder Begrenzung wertloser Berufe. 4. Zulassung einer gewissen weiteren Industrialisierung der Staaten Europas, besonders im Südosten und im Mittelmeerraum (Europäische Industriekapazität für den Kriegsfall!): dafür unbedingte Begrenzung der weiteren Industrialisierung in den germanischen Ländern, um nicht auch diese wertvolle Blutssubstanz einer weiteren Vergroßstädterung und damit biologischen Schwächung zuzuführen. 5. Begrenzte Verlagerung einiger arbeitsintensiver Produktionen in den beherrschten russischen Ergänzungsraum zur Entlastung der eigenen Substanz und Nutzbarmachung der fremden Arbeitskraft.

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Ein Beispiel: es wäre nicht vertretbar, wenn für vielleicht 80-120 Mill. Menschen im beherrschten russischen Raum die benötigten Riesenmengen billiger Textilprodukte und Schuhwaren (arbeitsintensiver Produktion) im Reich hergestellt werden, d. h. Transport der Textil- u. Lederrohstoffe aus Rußland ins Reich, dann Rücktransport der Fertigwaren nach Rußland. Das würde entweder sehr zahlreiche deutsche Arbeiter zusätzlich in die Industrie - trotz aller Rationalisierung! abwandern lassen (Landflucht), oder es würden auf Dauer gleich zahlreiche fremdvölkische Arbeiter im Reich beschäftigt werden! 6. Begrenzung des Überseehandels auf Beschaffung volkswirtschaftlich notwendiger Rohstoffe, Agrarprodukte usw. Keine Ausfuhrpolitik nur um der privatwirtschaftlichen Reichtumsbildung willen. b. Zusätzliche Arbeitskräfte 1. Es sind alle Einsatzmöglichkeiten restlos auszuschöpfen, wo ausländische Arbeiterkolonnen unter Ausschließung jeder Freizügigkeit eingesetzt werden können (Russen, Polen, um jede Berührung mit deutschem Volkstum außerhalb der Arbeiter auszuschalten, also Art Zivilgefangene). Hierfür sind vor allem Großbauvorhaben geeignet, femer Straßen- und Kanalbauten, Meliorations- und Regulierungsarbeiten usw.; vielleicht auch bestimmte Betriebe (Ziegeleien, Steinbrüche u. a.). Andererseits ist der Einsatz freier fremdvölkischer Arbeitskräfte Zug um Zug abzubauen, da es sich um eine Notlösung für Übergangsjahre handeln darf. Hierbei ist eine Rangfolge des Abbaues festzulegen, erstens nach der Zugehörigkeit zum fremden Volkstum, nach dem rassischen Wert bzw. Unwert, nach devisenwirtschaftlichen und außenpolitischen Gesichtspunkten; zweitens nach den Berufen, die zuerst von Ausländern freizumachen sind, (hierbei steht der Bauernhof an erster Stelle). 2. Größtmögliche Ausschöpfung aller Rücksiedlungsmöglichkeiten von Volksdeutschen (Rußland, Übersee usw.) 3- Aktivierung und planvoller Einsatz der freizunehmenden Substanz aus germanischen Völkern einschl. aus Übersee (kein Kulturdünger für Ostasien!, Einsatz in deutschen Kolonien). Einsatz auch von rassisch guten englischen Arbeitskräften im Reich in großem Umfang. 4. Fortführung der Wiedereindeutschungsmaßnabmen von rassisch hochwertigen Polen, Slowenen, Litauern, Letten, Esten, Weißrussen, Franzosen unter Beibehaltung des bisherigen RuS-Auslesemaßstabes. 5. Auskämmung übersetzter Berufe. Schubert0

c

Unterschrift.

Dokument Nr. 33

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Nr. 33 1942, 24. Juni, Berlin. Schreiben des Reichsführers SS an Herben Backe mit Bemerkungen zur Anordnung über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeaußragten.* Der Reichsführer-SS

Persönlicher Stab RFSS Schriftgutverwaltung* Akt. Nr. 21/18

Abi. 10.9b Tgb. Nr. AR/1/8/42 Bezug: Dort. v. 6. 6. 42 - M - 263/42 B/B Staatssekretär SS-Gruppenführer Backe Berlin W 8 Wilhelmstr. 72 Lieber Parteigenosse Backe! Ich komme leider erst heute dazu, Ihnen auf Ihren Brief vom 6. 6.1942,1 mit dem Sie mir nach Ihrer Besprechung mit SS-Oberführer Professor Meyer den Entwurf einer Anordnung über eine gemeinsame Planungsarbeit Ihrer und meiner Dienststellen überschickten, zu antworten. Ich halte diese Anordnung insgesamt für ausgezeichnet. Ich habe lediglich einige kleine Änderungswünsche,2 für deren Berücksichtigung ich Ihnen dankbar-wäre. Ich darf Ihnen für die Ziffern a. bis c., unter denen die Aufgaben des Planungsbeauftragten geschildert werden, die nachstehende Fassung vorschlagen: Er hat die Aufgabe: a. die Grundsatzplanung aufzustellen, b.die Fachplanungen des Reichsemährungsministeriums des Reichsbauernführers und des Reichsamtes für Agrarpolitik aufeinander abzustimmen, c. diese Planungen mit der Generalplanung des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums in Einklang zu bringen. Sie ersehen daraus, daß ich unter Ziffer a. das Wort „durchführen" durch das Wort „aufzustellen" ersetzt habe, unter Ziffer b. ist das Wort „gegebenenfalls" weggelassen worden und unter Ziffer c. ist eingefügt worden „Generalplanung" und statt des Wortes „halten" ist „bringen" gesetzt worden. Ich bin mit Ihnen überzeugt, daß dieser Erlaß nicht nur jede Schwierigkeit auf das Planungsgebiet beseitigt, sondern eine reibungslose Zusammenarbeit Ihrer und meiner Dienststellen gewährleistet. • NA, T-175, R. 65, 2581330 f. a Stempel. b Handschriftliche Eintragung mit unleserlicher Unterschrift. 1 Vgl. Dok. 26. 2 Vgl. Dok. 30.

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2. SS-Gruppenführer Greifelt Freundliche Grüße und Heil Hitler! 3- Rasse- und Siedlungshauptamt-SS Ihr durchschriftlich mit der Bitte um Kenntnisnahme gez. H. Himmler übersandt. I. A. Brandtc SS-Obersturmbannfü hrer

Nr.

1942, 27. Juni, Berlin. Vermerk für Rudolf Brandt mit der Feststellung, daß die eingesandten Unterlagen des Generalplans Ost nicht vollständig seien. * Vermerk für SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt. Nach meiner Erinnerung können dies noch nicht alle Unterlagen sein. Sie hatten mir Ende Februar noch einen Vermerk geschrieben, daß ich mich, so glaube ich mich zu entsinnen, mit dem Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums in Verbindung setzen und klären sollte, ob SS-Gruppenführer Greifelt dem Reichsführer-SS von dieser Ausarbeitung Kenntnis gegeben habe. Die Unterrichtung des Reichsführer-SS ist nicht erfolgt, wie ich festgestellt hatte. Wieder einmal scheint es so zu sein, als ob die Unterlagen irgendwie verhext wären. 27. 6. 42 Me ./R.

Meine SS-Obersturmführetr1

Nr. 35 1942, S.Juli, Berlin. Vermerk von Udo v. Schauroth über die Fragen, die zu klären seien, bevor der Generalplan Ost nach den Weisungen des Reichsführers SS überarbeitet werden kann. * H/s. - 3/3 - 12 v./s. S/Fr.

Berlin-Dahlem, den 8. Juli 1942

Vorg.: Eindeutschung der neuen Siedlungsgebiete. Bezug: Schreiben von Reichsführer-SS zum Generalplan Ost. Bevor die Ergänzung des Generalplans Ost in Angriff genommen werden kann, sind folgende Fragen zu klären: c

Unterschrift. • BA, NS 19/1339a Unterschrift. * BA, R 49/985-

Dokument Nr. 35

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1. Im 3. Absatz des Schreibens von RFSS steht in Bezug auf Litauen: „Hier können wir mit einer Eindeutschung der vorhandenen Bevölkerung weniger rechnen: wir müssen vielmehr die Gesamtbesiedlung ins Auge fassen." Ist RFSS davon unterrichtet, daß selbst in den eingegliederten Ostgebieten unter den günstigsten Umständen in absehbarer Zeit immer noch 40 bis 60% polnische Bevölkerung als Arbeiter verbleiben wird? Es handelt sich hier sowohl um Landarbeiter, deren Vom-Hundert-Satz bei gutem Boden 40%, bei geringem Boden 55 bis 60% beträgt, wie um städtische Arbeitsbevölkerung, deren Vom-Hundert-Satz in den Kleinstädten ca. 50%, in den Mittelstädten ca. 60% und in den Großstädten ca. 65% betragen wird. 2. Was wird unter „totaler Eindeutschung" verstanden, die in Absatz 2 für Estland, Lettland und das Generalgouvernement vorgeschrieben wird? Es ist nicht anzunehmen, daß die Eindeutschung vollzogen ist, wenn die rassisch eindeutschungsfähigen Esten, Letten oder Polen zu Deutschen erklärt sind. Die Eindeutschung von bisher Fremdvölkischen bedeutet vielmehr Hebung auf den deutschen Leistungsstand; dies ist nur durch sehr tiefgreifende Erziehung möglich. Die Erziehung verlangt die Mischung der bisher Fremdvölkischen mit Deutschen in sämtlichen Stufen der sozialen Gliederung. Es ist also nicht angängig, daß z. B. in Estland die Selbständigen, Angestellten und Beamten (ca. 35% der Bevölkerung) deutsch sind, während die restlichen 65% Arbeiter Esten sind. Dieser Aufbau würde meines Erachtens auch dem Vorkriegsaufbau im Baltikum verzweifelt ähnlich sein. Es müßten vielmehr mindestens die Hälfte der Selbständigen und Angestellten einzudeutschende Esten sein, die andere Hälfte richtungweisendes,* bestes deutsches Volkstum. Schwierigkeiten bereitet ein günstiges volkstumsmäßiges Verhältnis bei der Arbeiterschaft, da wir auf keinen Fall 35% der Arbeiter aus dem Altreich erhalten können. In diesem Zusammenhang muß geklärt werden, wie groß der Teil der Polen aus dem Generalgouvernement ist, die eingedeutscht werden können. Es wurden bisher 2 bis 5% genannt. Im Schreiben von RFSS rangiert das Generalgouvernement aber neben Lettland und Estland, deren Bevölkerung zu 60 bzw. 40% eindeutschungsfähig sein soll. 3- Ist sich der RFSS darüber klar, daß wir zur weiteren Landnahme zwar genügend selbständige landwirtschaftliche Berufszugehörige zur Verfügung haben, daß aber die Selbständigen und Angestellten aus der Stadt, vor allen Dingen die Nahversorger, für eine weitere Ausbreitung der Siedlungsgebiete fehlen? Im Ostland wird die künftige soziale Gliederung folgendermaßen aussehen: Selbständige und Angestellte auf dem Land Selbständige und Angestellte in der Stadt Arbeiter auf dem Lande Arbeiter in der Stadt zusammen: a

Im Original „richtigweisendes".

ca. 15% ca. 24% ca. 23% ca. 38% ca. 100%

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Von den Selbständigen auf dem Lande "werden ca. 20% Nahversorger, 80% Landwirte sein. In der Stadt beträgt der Anteil der Nahversorger ca. 25 bis 30%. Der Gesamtanteil der Nahversorger beträgt damit 9 bis 11%. Er kommt damit fast an den Anteil der selbständigen Landwirte mit 12% heran. Dies bedeutet, daß zur Besiedlung eines Gebietes gleich welcher bisher fremdvölkische Anteil eindeutschungsfähig ist, ungefähr die gleiche Zahl von Bauern und Nahversorgem zur Verfügung stehen muß. Da wir im Altreich einen verhältnismäßig hohen Überschuß an den wirtschaftlichen Selbständigen, dagegen einen wesentlich geringeren Überschuß an selbständigen Nahversorgem haben, darf sich das Tempo der Eindeutschung nicht nach den zur Verfügung stehenden Landwirten, sondern nach den zur Verfügung stehenden Nahversorgem richten. Wird das Besiedlungstempo beschleunigt, so erhalten wir folgendes Bild:

Landwirtschaft: Industrie: Nahversorger:

In °/o der Ges. Bev. 12% 23% 12% 42% 11%

Deutsche Fremdvölkische bzw. Einzudeutschende Deutsche Fremdvölkische bzw. Einzudeutschende Fremdvölkische bzw. Einzudeutschende

Damit wäre das Verhältnis von Deutschen zu Einzudeutschenden wie 24 : 76; bei diesem Verhältnis besteht aber die Gefahr, daß die Deutschen dem Leistungsstand des einzudeutschenden Volkstums eher angeglichen werden, wie die Einzudeutschenden dem deutschen Leistungsstand. Gez. von Schauroth 1. 2. 3. 4.

Hr. Prof. Meyer Hr. Dr. Gebert Hr. Dr. Mäding Hr. Dr. Doubek

Nr. 36 1942, 23. Juli, Hegewald. Vermerk über die Besprechung zwischen dem Reichsminister für die besetzten Ostgebiete Rosenberg und dem Reichsführer SS, u. a. über die Bestellung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Leiter des Siedlungsausschusses im Zentralplanungsstab des Reichsministersfür die besetzten Ostgebiete, mit einem Begleitschreiben an den Ministerialdirektor Dr. Runte [Auszug]. * Abschrift Hgwd Nr. 7336 23. 7. 42 11,50/her- kr- kr kr - * BA, R 6/9, S. 72-74.

Dokument Nr. 36

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Ministerialdirektor Dr. Runte Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete durch Fernschreiber, Reichskanzlei sofort abtragen Sehr verehrter Herr Runte, die fragliche Niederschrift hat folgenden Wortlaut: „Vermerk: Am 8. ds. Mts. fand im Beisein des Unterzeichneten Reichsministers und Chefs der Reichskanzlei eine längere Aussprache zwischen dem Reichsminister für die besetzten Ostgebiete Rosenberg und dem Reichsführer-SS Himmler statt über die Zuständigkeitsabgrenzung und Zusammenarbeit des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete und seiner nachgeordneten Dienststellen auf der einen Seite und des Reichsführers SS als Chef der Deutschen Polizei und als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums und seiner nachgeordneten Dienststellen auf der anderen Seite. Die Aussprache führte zu folgendem Ergebnis: (...) //. Festigung deutschen Volkstums Im Zentralplanungsstabe des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete wird ein Siedlungs-Ausschuß gebildet. Im gegenseitigen Einvernehmen wurde als Leiter dieses Siedlungsausschusses Professor* Conrad Meyer von der Dienststelle des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums bestimmt. In Gebieten, in denen nach Entscheidung des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete Siedlungen durchgeführt werden sollen, werden die Generalkommissare mit der Leitung der Siedlung gemeinsam von Reichsminister für die besetzten Ostgebiete und von Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums beauftragt. Bei diesen Generalkommissaren werden Siedlungsstäbe gebildet, deren Zusammensetzung von Reichsminister für die besetzten Ostgebiete und von Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums gemeinsam bestimmt usw. Die großen Linien der Siedlungsarbeiten in den besetzten Ostgebieten werden von Reichsführer SS als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums und dem Reichsminister für die besetzten Ostgebiete gemeinsam festgelegt. gez. Dr. Lammers."

(Angenommen Reichskanzlei Klose 23- 7. 42 12.35 Uhr.) a

Hier irrtümlich Konrad mit „C".

Heu Hitler! Ihr sehr ergebener gez. Stutterheim

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Nr. 37 1942, 28. Juli, Berlin. Aufstellung zur Aufgabenverteilung bei der Weiterbearbeitung des Generalplans Ost. * - /2

Beriin-Dahlem, den 28. Juli 1942

Aufgaben und Aufgabenverteilung zur Weiterbearbeitung des Generalplan Ost An der Bearbeitung beteiligte Hauptabteilungen des Stabshauptamtes1 und SSHauptämter A. Abgrenzung der neuen Siedlungsgebiete 1. Die neuen Westgebiete: Luxemburg, Lothringen, Elsaß 2. Die neuen Südgebiete: Oberkrain, Untersteiennark 3- Böhmen-Mähren 4. Die eingegliederten Ostgebiete und Bezirk Bialystok 5. Generalgouvernement 6. Die Siedlungsgebiete im Reichskommissariat Ostland 7. Stützpunkte im Reichskommissariat Ukraine 8. Siedlungsmark Ingermanlanda 9- Siedlungsmark Krim

HA II

B. Volkspolitiscbe Richtlinien 1. Erarbeitung allgemeiner Anordnungen über Richtlinien für Volkstumspolitik Behandlung des fremden Volkstums in den Schutzgebieten (Vorfeld) SD Behandlung des fremden Volkstums in den Vorbehaltsgebieten (Gebiete, die in der zweiten Siedlungswelle deutscher Volksboden werden) SD Behandlung der Fremdvölkischen in deutschen Siedlungsgebieten - Auszusiedelnde - in deutschen Siedlungsgebieten Verbleibende und - im Altreich verbleibende Fremdvölkische SD Behandlung der einzudeutschenden Fremdvölkischen - in den deutschen Siedlungsgebieten - im Altreich SD, Vomi, RuSH, HA I federführend Abt. B der HA II • BA, R 49/985. 1

Die Hauptabteilungen des Stabshauptamtes hatte folgende Kompetenzen: HA I: Umsiedlung und Volkstum, HA II: Planung, HA III: Rechtsfragen, HA IV: Beschaffung und Verwaltung der finanziellen Mittel. a Im Original: „Ingermannland".

Dokument Nr. 37

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Stellung des deutschen Volkstums in den unter a, b, c genannten Gebieten gegenüber den Fremdvölkischen und den Einzudeutschenden wie vor. Volkspolitische Voraussetzungen für die Heranziehung des deutsch-germanischen Volkstums in Europa und Übersee Vomi 2. Feststellung des Grades der Eindeutschungsfähigkeit der vorhandenen Bevölkerung für eingegliederte Ostgebiete Siedlungsräume und Vorbehaltsgebiete in den besetzten Ostgebieten RuSH Generalgouvernement SD Böhmen-Mähren HA I federführend: Abt. B der HA II neue Westgebiete neue Südgebiete C. Besiedlungsziel 1. Festlegung der Bodenordnung in den neuen Siedlungsräumen 2. Wirtschaftliche und berufliche Gliederung

HA II HA II

D. Bevölkerungsbilanz 1. Siedlerreserve im Altreich HA I Feststellung des landwirtschaftlichen Bevölkerungsüberschusses unter Berücksichtigung der laufenden Abgabe an nichtlandwirtschaftliche Berufsgruppen. Laufender normaler Jahresüberschuß, Errechnung der Abgabefähigkeit an Idw. Bevölkerung aus den Neuordnungszonen, Errechnung der Abgabefähigkeit von nichtlandwirtschaftlichen Berufsgruppen in Europa HA I in Übersee HA I 2. Siedlerbedarf Feststellung der erforderlichen Gesamtbevölkerung in den Siedlungsräumen hinsichtlich Dichte, gesellschaftlicher und beruflicher Gliederung, getrennt nach städtischer und ländlicher Bevölkerung HA II Feststellung der erforderlichen Altreichsbevölkerung unter Berücksichtigung der in den Siedlungsräumen noch notwendigen weiteren Eindeutschung deutsch-germanischer Bevölkerung nach ihrer gesellschaftlichen und beruflichen Gliederung und ihrer Zugehörigkeit zur Stadt- und Landbevölkerung HA II 3. Bevölkerungsbilanz HA II E. Richtlinien über landsmannschaftliche Besiedlung der neuen Siedlungsgebiete (Koordinierung von Abgabegebieten und Siedlungsgebieten)

HA I

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F. Festlegung der Auffanggebiete deutschen Siedlungsgebieten

und Aussiedlung der Fremdvölkischen aus den

1. Festlegung der Auffanggebiete Abgrenzung der Gebiete Bodenordnung und landwirtschaftlicher Aufbau

grobschematische Gesichtspunkte Berechnung des Bevölkerungsaufbaues unter Berücksichtigung der vorhandenen Bevölkerung SD 2. Aussiedlung der Fremdvölkischen aus den deutschen Siedlungsgebieten SD Feststellung und Beschlagnahme DUT* Bewertung und Abfindung Transport und Einweisung G. Die Siedlungsordnung in den einzelnen neuen Siedlungsgebieten \. Das Rechtsverhältnis zwischen Siedler und Boden (Auslese, Hofrecht) HA , , IV 2. Das Rechtsverhältnis zwischen Siedler und Volksgemeinschaft (Siedlungsbedingungen, Siedlungsfinanzierung, Stufen der Ansiedlung) und HAC 3. Die Siedlungsorganisation (Siedlungsträger, Verhältnis zur Verwaltung) und RuSH H. Herausnahme der Siedlung aus den Abgabegebieterf 1. Werbung zur landwirtschaftlichen und gewerblichen Umsiedlung HA I 2. Verwaltungsmaßnahmen zur Hebung der Umsiedlungsbereitschaft HA C 3. Erfassung HA I 4. Abwicklung (Schuldenregelung, Überführung des bisherigen Eigentums in öffentliche Hand zum Zweck der Zwischenbewirtschaftung und späteren Verteilung) DUT15 HA III, IV und C 5. Umsiedlung (Anmarschweg) HA I 6. vorläufige Einweisung HA III u. IV /. Der materielle Aufbau der neuen Siedlungsgebiete l. Die für den Aufbau der eingegliederten Ostgebiete erforderlichen Leistungen und ihre Aufbringung

c

maschinenschriftlich nachgetragen. Im Original oben - durchgestrichen: „Voraussetzungen und Auswirkungen der".

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Massenberechnung; Vergleich der erforderlichen Leistungen mit den entsprechenden Leistungen des Altreiches Bauamt des StabsHauptamtes, HA II, III und IV Berechnung des Umfanges der in Zusammenhang mit dem Aufbau der eingegliederten Ostgebiete im Altreich erforderlich werdenden Aufbaumaßnahmen wie vor. Beschreibung der technischen Aufbaumaßnahmen und ihrer zeitlichen Folge wie vor. 2. Auf der Grundlage der zu 1. gefundenen Werte Aufstellung des Materialaufbauplanes für die einzelnen neuen Siedlungsgebiete wie vor. K. Gesamtergebnis

HA II

Vorgesehene Beteiligung: für HA I für HA III für HA IV für HA C Zentralbodenamt

DUT Institut für Agrarpolitik und Betriebslehre

SS-Hauptsturmführer Dr. Stier Rechtsanwalt Götz Rechtsanwalt Schäfer SS-Obersturmbannführer Hiege Assessor Golling Dr. Fiedler Rechtsanwalt Wirsich SS-Obersturmbannführer Mundt Diplomlandwirt Koch

Dr. Morgen

Nr. 38 1942, 31· Juli, Berlin. Entwurf eines Planes für den materiellen Aufbau der neuen Siedlungsgebiete, die im Generalplan Ost vorgesehen sind [Auszüge].* II - v. S./Fr.

Berlin-Dahlem, den 31 - Juli 1942 Der Generalplan Ost

I. Der materielle Aufbau der neuen Siedlungsgebiete c) Beschreibung der technischen Aufbaumaßnahmen und ihrer zeitlichen Folge

• BA, R 45/985-

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A. Ziel und Gliederung des Aufbaues Ziel des Aufbaues. Das Ziel der materiellen Durchführung ist es, die Planung im vorgesehenen Umfang und in der vorgesehenen Zeit zu verwirklichen. Außerdem muß dafür gesorgt werden, daß 1. der Aufbau mit arbeits-, material- und kapitalsparenden Bauweisen durchgeführt wird, 2. der Aufbau hinsichtlich Arbeitseinsatz, Materialeinsatz und Verkehr von der Erzeugung oder Dienstleistung anderer Gebiete weitgehend unabhängig ist, 3- Überschneidungen bei der Anforderung der Bauträger an Arbeitskräften, Material und Kapital nicht auftreten. C ..)

B. Aufbauplanung Art der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte. An Arbeitskräften werden voraussichtlich zur Verfügung stehen: Kriegsgefangene, Zivilinternierte, freie Arbeitskräfte. Es kann z. Zt. nicht übersehen werden, in welchem Umfange und für welche Dauer Kriegsgefangene für die Aufbauarbeiten zur Verfügung stehen. Ihr Einsatz ist durch die erforderliche militärische Bewachung und die Unterbringung in gesicherten Lagern erschwert. Ihre Leistung ist in der Regel gering; im Altreich wird bei Gefangeneneinsatz in kulturtechnischen Arbeiten einfachster Art in der Regel mit einer Leistung von 40 bis 50% des normalen Arbeitseinsatzes gerechnet. Zivilinternierte "werden voraussichtlich während der Aufbauzeit zur Verfügung stehen, doch ist ihre Zahl und der Anteil, der für den Ostaufbau abgeordnet werden kann, nicht zu übersehen. Ihr Einsatz leidet unter den ähnlichen Schwierigkeiten wie der der Kriegsgefangenen; ihre Leistung ist ebenfalls geringer als die von freien Arbeitern. Für den Aufbau wird der Teil der in eingegliederten Ostgebieten wohnhaften polnischen Bevölkerung herangezogen werden können, der nicht als Landarbeiter oder in der Industrie zum Einsatz kommt. Es kann sich hierbei - skizzenhaft geschätzt um ca. . . . Arbeitskräfte handeln. Außer diesen Arbeitskräften werden polnische Arbeitskräfte aus dem Generalgouvernement voraussichtlich ohne Schwierigkeiten infolge der hier herrschenden Überbevölkerung zur Verfügung gestellt werden können.

Dokument Nr. 38

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Es ist zu klären, ob die polnischen Arbeitskräfte in der Art der Zivilinternierten oder in der Art der freien Arbeiter bei dem Ostaufbau eingesetzt werden sollen. Freie Arbeitskräfte werden für den Ostaufbau teilweise aus den weiteren Ostgebieten, teilweise aus Süd-Ost-Europa zur Verfügung stehen. Während die Arbeitskräfte aus den eingegliederten Ostgebieten und dem Generalgouvernement jeweils für eine längere Dauer zur Verfügung stehen werden, so daß sich ihre spezielle Schulung lohnt, besteht bei den aus dem Südosten kommenden Kräften die Gefahr, daß sie jeweils nur für l oder 2 Jahre arbeiten wollen, um dann wieder in die Heimat zurückzukehren. Dadurch wird eine dauernde Schulung der Ersatzkräfte erforderlich. Die Unterbringung der freien Arbeiter wird ähnlich erfolgen wie die der bei der Errichtung der Vierjahresplanwerke und -Siedlungen beschäftigten Ausländer. Ihre Leistung ist normal. C ..)

C. Die Durchführung Regionale Arbeitsdisposition, innerhalb der ersten beiden Jahrfünfte. Der Wunsch der Bevölkerung in den eingegliederten Ostgebieten wird dahin gehen, daß allerorts mit dem Aufbau nach Kriegsende angefangen wird. Der Beginn der Aufbaumaßnahmen auf breiter Grundlage ist auch notwendig, um der ansässigen und einzusiedelnden Bevölkerung die Überzeugung beizubringen, daß auch sie bei dem Aufbau von Anfang an berücksichtigt werden. Allerdings muß vermieden werden, daß die für den Aufbau zur Verfügung stehenden Kräfte verzettelt werden und daß allerorts Maßnahmen in Angriff genommen werden, für die dann zu wenig Arbeitskräfte und Material zur Verfügung stehen, so daß sie überhaupt nicht oder nur langsam fortschreiten. Um diese beiden Gesichtspunkte zu vereinigen, ist eine regionale Gliederung der Maßnahmen notwendig. Dabei werden geeigneterweise drei Aufbauzonen vorgesehen: Zone I (Neubauzone). Es handelt sich hier um diejenigen Gebiete, die vollständig neu aufgebaut werden müssen, um sie besiedeln zu können. Die früher russischen Gebiete werden vollständig zur Neubauzone gehören, soweit nicht nach der Anordnung 11/11 vorläufige erträgliche Verhältnisse geschaffen worden sind. In der Zone I ist der Einsatz kolonnenmäßiger Arbeitskräfte in großem Maße möglich. Sie hat in ihrer Gesamtheit den Charakter einer Großbaustelle. Zone III (Ergänzungszone). Es sind die Gebiete, die schon weitgehend dem deutschen Leistungsstand angeglichen sind. Hierzu gehören die früher preußischen Gebiete, vor allem die Bereiche,

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die nach der Allgemeinen Anordnung 11/11 bereits in einen erträglichen Zustand versetzt sind. In der Zone III ist der umfangreiche Einsatz kolonnenmäßig zusammengefaßter Arbeitskräfte und genormter Bauteile nicht möglich. Die Ergänzungsarbeit wird im wesentlichen aus dem Umbau, dem Anbau oder der Ausbesserung bestehen. Zone II (Umbauzone). Sie umfaßt voraussichtlich alle ehemals preußischen Gebiete nach Abzug der Zone III. In einem Teil dieser Gebiete werden die Maßnahmen als Klein- und Ergänzungsarbeiten, in einem anderen Teil der Gebiete aus Großbaumaßnahmen bestehen. (Einbau der Siedlungszone I). Regionale Verteilung des Aufbauvolumens. Nach den vorangegangenen Ausführungen wird das gesamte ländliche Aufbauvolumen folgendermaßen auf die einzelnen Zonen verteilt werden: durchschnittl.

Zone

Zustand gemessen am geplant. Endzustand - 100 10 25 40

Anteil an der Gesamtfläche

I II

m

45% 40% 15%

Aufbauziel innerhalb von 4 Jahrfünften

Zu leistender Aufbauanteil

.75 75 75

65 50 35

hierzu erforderliches Aufbauvolumen, gemessen am Gesamtvolumen des ländl. Aufbaues 55,3% 37,5% 7,2%

Aufgrund dieser Tabelle verteilt sich das Aufbauvolumen für den ländlichen Aufbau innerhalb der ersten 4 Jahrfünfte folgendermaßen auf die einzelnen Gaue: [Fläche in qkm]

Zichenau (ohne Suwalki) DanzigWestpr. Wartheland Oberschlesien (...)

Anteil an Zone I

Anteil an Zone II

Anteil an Zone

Anteil entsprechend dem ländlichen Schlüssel der Aufbauvolumen der vorigen Tabelle

10328

-

2582

16%

2749 19911 7380

13475 514 2203

3986 6478 816

21% 50% 30%

Dokument Nr. 40

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Nr. 39 1942, 10. August, Berlin. Schreiben von SS-Oberführer Rudolf Creutz, Stabshauptamt, an Rudolf Brandt über die neuen Anweisungen des Reichsführers SS zur Umarbeitung des Entwurfs des Generalplans Ost, mit der Bemerkung, daß der Generalplan Ost eine neue Form des Eigentumsrechts Lehensrecht- vorsehen sott.* Der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabshauptamt

Beriin-Halensee, den 10. August 1942 Kurfürstendamm 140

P - 1-4/4-1/20. 11. 40-Cr/Kr.

Persönlicher Stab Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung Akt. Nr. AR/31/6*

Vorg.: Grundsätzliche Weisungen des Reichsführers-SS zur „Siedlersatzung". Bezug: Dort. Tgb. Nr. AR 33/38/42 vom 20. 7. 1942. Lieber Kamerad Brandt! Die Weisungen des Reichsführers-SS in seinem Schreiben vom 20. November 1941 sind von hier im Entwurf des „Generalplanes Ost" verwertet worden. Dieser Generalplan Ost hat dem Reichsführer-SS bereits im ersten Entwurf vorgelegen und ist von ihm mit neuen Anweisungen zur Umarbeitung hierher zurückgesandt worden. Dieser Generalplan Ost sieht eine Art neues Eigentumsrecht (Lehensrecht) vor, etwa so wie es der Reichsführer-SS in seinem in Rede stehenden Brief haben möchte.0 Heu Hitler! Ihr Creutz SS-Oberführer*

d

Nr. 40 1942, 17. August, Führerhauptquartier. Aktenvermerk von SS-Gruppenführer Gottlob Berger, Chef des SS-Hauptamtes, über eine Besprechung zur Lage der Volksdeutschen in den besetzten sowjetischen Gebieten. [Auszug].* * NA, T-175, R. 69, 2585707. a Stempel. b Unterschrift. c Unten einige unleserliche handgeschriebene Notizen. d Eingangsstempel vom 11. August 1942. * NA, T-175, R. 68, 2584097.

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Besprechung im Fübrerhauptquartier1 Anwesend: Reichsführer-SS, Obergruppenführer Wolff, Obergruppenführer Lorenz, Obergruppenführer Prützntann, Gruppenführer Berger, Gruppenführer Greifelt, Gruppenführer Staatssekretär Dr. Stuckardt, Oberführer Professor Meyer. a. Allgemein 1. Lage der Volksdeutschen: In der Ukraine, sofern nicht Operationsgebiet, befinden sich 45 000 Volksdeutsche in rund 486 Dörfern. Sie waren von der Volksdeutschen Mittelstelle erfaßt und betreut. Seit der Übernahme der Betreuung durch die Generalkommissare geschah nichts mehr. Es kümmerte sich auch niemand um sie. Die Volksdeutschen hungerten, sie wurden mit einer doppelten Steuer belegt. Die bereits eröffneten Schulen wurden geschlossen. Jedes völkische Leben ist tot, im Unterschied von Transnistrien (Ankge),b wo unter fremder Oberhoheit sich blühendes neues Leben gezeigt hat, im Laufe des Jahres 42 die Kinderzahlen beträchtlich anstiegen und auch der wirtschaftliche Aufschwung unverkennbar ist, so daß diese Volksdeutschen die Stütze des ganzen Landes geworden sind. Äußerlich zeigt sich das weiter auch darin, daß zwei Lehrerbildungsanstalten eröffnet und fünf Krankenhäuser durch Vermittlung der Volksdeutschen Mittelstelle in Betrieb gesetzt wurden. Ebenso sind die Volksdeutschen im rückwärtigen Heeresgebiet in jeder Form erfaßt, die Zusammenarbeit mit allen Dienststellen des Heeres ist eine vorzügliche. Sowohl in Transnistrien wie im rückwärtigen Heeresgebiet ist eine Volksdeutsche Mannschaft aufgestellt, die der Ortsschutz übernommen hat und sich gegen Banden aller Art1 selbst schützt. In der Ukraine, im Gebiet des Reichsostministeriums unterblieben diese Dinge bis auf den heutigen Tag. Um weiteres Unheil zu verhüten, schlägt Reichsführer-SS die Einrichtung von Volksdeutschen Leitstellen in den Stäben der Höheren SS- und Polizeiführer vor, die die verantwortlich bearbeitenden Dienststellen bei den Reichskommissaren und, sofern Volksdeutsche vorhanden sind, auch bei den Generalkommissaren sind, die Betreuung und Zusammensiedlung in die Hand nehmen (Anlage 2). b. Da ein Volksdeutschtum auf 486 Dörfern verteilt sich nicht betreuen läßt, ein völkisches Leben nie aufkommen kann, befiehlt der Reichsführer-SS die Zusammensiedlung. Sie sollen, sofern im Bezirk Hegewald nicht angesiedelt (siehe Punkt c) in etwa 100 Dörfern nach dem Einbringen der Ernte zusammengezogen werden, a

Rechts ein Eingangsstempel des Persönlichen Stabes des RFSS mit der durchgestrichenen Nummer G 140; darunter noch ein Stempel mit der Nummer G 57. b Anlage fehlt. 1 Partisanen und andere bewaffnete Gruppen.

Dokument Nr. 40

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und zwar in Dörfern, die so liegen, daß man sie auch im Winter erreichen kann, bis die endgültige Umsiedlung auf Stützpunkte in Angriff genommen werden kann. Die Umsiedlung der Russen hat so anständig zu erfolgen, daß neue Banden nicht entstehen. Es ist selbstverständlich, daß, soknge die Umsiedlung nicht beendet ist, keine Volksdeutschen als Arbeiter ins Reich dürfen. c. 1. Im Raum um Schitomir werden rund 10000 Volksdeutsche nach Einbringung der Ernte angesiedelt. Entsprechend dem Befehl des Führers, daß es besser sei, wenn deutsche Dienststellen in Baracken außerhalb der Stadt amtieren und alle Beamten und Angestellten dort wohnen, als in der Stadt selbst, wird diese Siedlung sich, soweit es die Bodenlage zuläßt, um die Feldbefehlsstelle Hegewald als Mittelpunkt konzentrieren. Da im Augenblick Lastkraftwagen durch die dem Reichsführer unmittelbar für den Bandenkrieg zur Verfügung stehenden Bataillone vorhanden sind, wird die Arbeit wesentlich erleichtert. Mit der verantwortlichen Betreuung ist SS-Gruppenführer Creifelt zusammen mit der Volksdeutschen Mittelstelle beauftragt. Der örtlich verantwortliche Führer wird Obersturmbannführer d.R. Jungkttnz SS-Oberführer der Allg.-SS, geb. 23. 7. 92, SS-Nr. 21 765, zuletzt Führer des Abschnitts VIII. Die Pläne für die Landverteilung sind sofort zu erstellen, die nötigen Handwerker, die diese Siedlung braucht, herauszusuchen. Eine diesbezügliche Anfrage beim Generalkommissar in Schitomir erbrachte, daß dort weder Pläne über die Bodenlage, noch irgendwelche Erfassungsmeldungen über die Berufsverhältnisse, wirtschaftliche Lage, Familienstand der Volksdeutschen vorhanden sind. Die Siedlung geschieht weiter so, daß noch genügend Boden für eine Aussiedlung bei einem Wachsen der Kinderzahl möglich ist. 2. Grund: Planung der Zusammenfassung und Aufsiedlung im Osten und der Ukraine. Entsprechend dem Befehl des Führers werden Teile der Ukraine im Laufe der nächsten 20 Jahre vollkommen deutsch besiedelt. Der Beginn der Siedlung richtet sich nach den Hauptverkehrswegen West-Ost und Nord-Süd, nach den geplanten Autostraßen und neu zu schaffenden großen durchgehenden Eisenbahnlinien, also Kraukau-Lemberg-Schitomir-Kiew, Leningrad-Mogilew-Kiew, Schitomir-Winitza-Odessa. Im ganzen Ostraum soll zudem zunächst besiedelt werden: Reichskommissariat Ostland unter Berücksichtigung der Eindeutschungsfähigkeit der Esten. In Lettland und in Litauen wird es schwieriger werden, da aus Lettland unter allen Umständen die Lettgallen ausgesiedelt werden müssen, die Litauer zu einer Eindeutschung, da geistig sehr schwerfällig und unerhört viel slawisches Blut führend, ebenfalls nicht in Frage kommen. Ingermanland

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Doku mente

Weißruthenien In letzterem Land wird die Sache in sofern erleichtert, als bei der weißruthenischen Bevölkerung keine Intelligenzschicht und kein politischer Ehrgeiz vorhanden ist. Krim 3- Die stützpunktartige Siedlung ist so gedacht, daß an den Kreuzungspunkten Städte mit 18-20 000 Einwohnern entstehen und um diese Städte eine vollkommen deutsche Landbevölkerung umgesiedelt wird. 4. SS-Gruppenführer Greifelt erhält Anweisung zur Planung der Umsiedlung der Volksdeutschen aus Transnistrien. (...) Berger* SS-Gruppenführer

Nr. 41 1942, 17. August, Berlin. Aktenvermerk von Gottlob Berger über die Sitzung im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete mit Bemerkungen zu Siedlungsfragen [Auszug]. * Der Reichsführer-SS Chef des SS-Hauptamtes Cd-SS HA/Be/Vo.

Berlin W 35, d. 17. 8. 42 Lützowstr. 48/49 Persönlicher Stab Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung Akt. Nr.a

Betr.: Besprechung mit Gauleiter und Reichsstatthalter Meyer im Reichsostministerium am Freitag, d. 14. 8. 1942, 16 Uhr Aktenvermerk: Auf Grund der Weisungen des Reichsführers-SS, Feldkommandostelle Hegewald, wurde eine Vorbesprechung mit Gauleiter Meyer auf Freitag, d. 14. 8. 42, 16 Uhr, festgelegt. (. . .] Nach Überlegungen einigten wir uns dahin:

c

Unterschrift. * NA, T-175, R 68, 2584092. a Stempel mit der durchgestrichenen Aktennummer G 140 und handschriftlichem Zusatz: „SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt", darunter Eingangsstempel mit der Nummer G 57.

Dokument Nr. 42

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Am 27. 8., 16 Uhr, da vorher SS-Gruppenführer Greifeltund SS-Oberführer Professor Dr. Meyer durch Umsiedlungsarbeiten in Südtirol abwesend sind, tritt erstmalig der Siedlungsausschuß unter Gauleiter Meyer zusammen. Aus diesem Ausschuß heraus erfolgt die Beauftragung Dr. Meyers, die Umsiedlung nach Hegewald sowie die Zusammensiedlung von 486 auf 100 Dörfer durchzuführen. G. Berger0 SS-Obergruppenführer

Nr. 42 1942, 17. August, Feldkommandostelle. Schreiben von Rudolf Brandt an Gottlob Berger über die beabsichtigte Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten, mit der Bitte, die Ausarbeitung von Helmut Schubert zur Kenntnis zunehmen.* Der Reichsführer-SS Persönlicher Stab Tgb. Nr. 47/52/42

Feld-Kommandostelle, 17. August 1942

An SS-Gruppenführer Berger Berlin

Lieber Gruppenführer! Ich sprach Ihnen im Hauptquartier von Ausführungen eines SS-Hauptstunnführers Schubert über die Bereitstellung Menschen für die Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten. Ich übersende Ihnen diese Ausführungen mit der Bitte, davon Kenntnis zu nehmen und sie mir dann wieder zurückzuschicken. Herzlichen Gruß und Heil Hitler Ihr R. Brandt3 SS-Obersturmbannführer l Anlage*

b

Unterschrift. * BA, NS 19/1939a Unterschrift. b Anlage fehlt. Daneben unlesbare Unterschrift. c Handschriftliche Notiz zur Wiedervorlage am 10. 10.

W 10.10C

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Nr. 43

1942, 18. August, Feldkommandostelle. Schreiben von Rudolf Brandt an Helmut Schubert mit Bemerkungen zu seiner Denkschrift „Die Bereitstellung von Menschen für die Eindeutschung neuer Siedlungsräume"." Der Reichsführer-SS Persönlicher Stab Tgb. Nr.: A 47/52/42 Bra/Dr.

Feld-Kommandostelle, 18. August 1942

An SS-Hauptsturmführer Schubert* Feldpostnummer: 39 359 C

Lieber Kamerad Schubert/ Ich komme leider erst heute dazu, Ihnen für Ihren Brief vom 21. 6. 1942 zu danken.1 Die von Ihnen überschickten Ausführungen über die Bereitstellung von Menschen für die Eindeutschung neuer Siedlungsräume im Osten haben mich sehr interessiert. Ich kann Ihre Ansichten nur unterstreichen. Sehr würde mich bei der nächsten Gelegenheit, wenn wir wieder einmal zusammenkommen, interessieren, in welcher Weise Sie im Stabshauptamt Ärger hatten und wie sich das Ihnen gegenüber geäußert hat. Für Ihre Soldatenzeit wünsche ich Ihnen sehr herzlich alles Gute. Lassen Sie ab und zu einmal von sich hören.

W. 10. 10.c

Freundliche Grüße und HeÜ Hitler! Ihr R. Brandt15 SS-Obersturmbannführer

Nr. 44 1942, 20. August, Berlin. Schreiben von Gottlob Berger an Rudolf Brandt mit Bemerkungen über die Denkschrift von Helmut Schubert.* Der Reichsführer-SS

Berlin W 35, den 20. August 1942

• BA, NS 19/1339a Im Original nachträglich gestrichen: „Dienststelle SS-Gruppenführer Greifelt Berlin". 1 Vgl. Dok. 31. b Unterschrift. c Handschriftliche Notiz zur Wiedervorlage am 10. 10. * BA, NS 19/1339-

Dokument Nr. 44

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Chef des SS-Hauptamtes

Lützowstraße 48/49

CD SSHA/Be/Vo. Lz. 2 a 18.

Siedlungsraum*

Betr.: Denkschrift SS-Hstuf. Schubert. Bezug: Dorts. Schrb. v. 17. 8. 42, Tgb. Nr. A 47/52/42 l.1 An SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt, Reichsführer-SS, Persönlicher Stab, Feldkommandostelle RF-SS.

Lieber Doktor! In Anlage die Denkschrift des SS-Hstuf. Schubert mit herzlichem Dank zurück. Meiner Ansicht nach ist die Sache nicht so schlimm, wie es Schubert ansieht, denn: 1. steigt unsere Kinderzahl erfreulicherweise. Sie wird insbesondere nach dem Kriege den Stand von 1914 erreichen. 2. Wir können Hunderttausende von deutschen Bauern aus den Bezirken des Westens und Südwestens bei einer anständigen Güterzusammenlegung erhalten. Wie im Osten viele Teile aufgeforstet werden müssen, da der Boden zu leicht ist oder durch die Aufforstung ein besseres Klima erreicht werden soll, so können im Westen und Südwesten weitere 10 000 von ha, die ursprünglich Heide waren, aufgeforstet oder aber zu Weiden eingerichtet werden. Neu geklärt muß die Frage des Landarbeiters werden. Wir müssen eben so weit kommen, daß es einen deutschen Landarbeiter in diesem Sinne nicht mehr gibt, sondern hierzu können wir die Polen, Russen und was es sonst gibt, ohne weiteres nehmen. Ich meine nicht die Knechte und Mägde in Süddeutschland, denn die stehen in einem ganz anderen sozialen Verhältnis und sozialem Rang wie die Landarbeiter in Norddeutschland, sondern die reinen Gutsarbeiter der großen Güter Norddeutschlands, die doch nichts anderes sind als Kulis. Hierbei ist ja nur eines wichtig: Gelingt es uns, das deutsche Volk zur Rassensauberkeit zu erziehen! Wenn das möglich ist, besteht überhaupt keine Gefahr. Für den Osten gibt es sowieso nur eine große Gefahr, das sind die Verwaltungsjuristen. Es ist für mich übrigens bezeichnend, daß sie die Zusagen, die sie Reichspostminister Dr. Ohnesorge gemacht haben, nun wieder zurückziehen wollen. Da der Reichspostminister aber nicht von schlechten Eltern ist, wird nun die ganze Angelegenheit wohl vor dem Führer ausgetragen werden. a 1

Handgeschrieben; außerdem noch einige, handgeschriebene Notizen Zur Wiedervorlage. S. Dok. 32.

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Persönlicher Stab RFSSb Eingang am: 22. Aug. 1942 Tgb. Nr. 47/52/42 an: RF

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Heu Hitler! Ihr G. Berget SS-Gruppenführer

Nr. 45 1942, 31. August, Berlin. Auftrag von Prof. Dr. Konrad Meyer an Udo v. Schauroth, die wirtschaftliche und berufliche Gliederung für die im Generalplan Ost vorgesehenen Siedlungsgebiete festzulegen.* II-I

Berlin, den 31- August 1942

Vermerk betr.: Generalplan Ost Oberführer Meyer bittet Herrn von Schauroth, für die einzelnen Siedlungsgebiete (Unterlagen bei Dr. Doubek) die wirtschaftliche und berufliche Gliederung festzulegen, sowie den Siedlungsbedarf in den einzelnen Siedlungsgebieten getrennt nach städtischer und ländlicher Bevölkerung hinsichtlich Dichte, gesellschaftlicher und beruflicher Gliederung festzustellen. Herrn von Schauroth

Mäding*

Nr. 46 1942, 31. August, Berlin. Auftrag von Prof. Dr. Konrad Meyer an Udo v. Schauroth, den Materialaufbauplanfür die im Generalplan Ost vorgesehenen Siedlungsgebiete aufzustellen." II-I

Berlin, den 31. August 1942

Vermerk betr.: Generalplan Ost Oberführer Meyer bittet Herrn von Schauroth, gemeinsam mit dem Bauamt (Dipl. Ing. Karl) zum materiellen Aufbau der neuen Siedlungsgebiete folgende Unterlagen beizubringen: b

Eingangsstempel mit handgeschriebener Aktennummer, und unleserlicher Unterschrift des Kanzleiangestellten. c Unterschrift. ' BA, R. 49/985a Unterschrift. • BA, R. 49/985.

Dokument Nr. 47

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1. Massenberechnung 2. Beschreibung der technischen Aufbaumaßnahmen und ihre zeitliche Folge. Bei dieser Berechnung ist nach Rücksprache mit dem Unterzeichneten davon auszugehen, daß der Siedlungsgang eine weitgehende Einschaltung von Aufbaugemeinschaften vorsehen wird. Auf der Grundlage der unter l. und 2. gefundenen Werte ist der Materialaufbauplan für die einzelnen neuen Siedlungsgebiete aufzustellen. Herrn von Schauroth

Mäding*

Nr. 47 1942, 9. September, Feldkommandostelle. Schreiben des Reichsführers SS und RKF an Gauleiter Erich Koch, Reichskommissarfür die Ukraine, über die Umsiedlung der Volksdeutschen im Generalkommissariat Zitomir.* Der Reichsführer-SS Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums AR/33/52/RF/V.

Feldkommandostelle 9- Sept. 42 Geheim!*

An den Reichskommissar für die Ukraine Gauleiter Erich Koch Rowno

Auf Grund der Führer-Anordnung vom 17. 7.1941 und auf Grund der Führer-Weisung über die verantwortliche Führung der Bandenbekämpfung durch den Reichsführer-SS vom 18. 8. 42b weise ich Sie an, die Volksdeutschen im Generalkommissariat Schitomir, die eine Zahl von rund 43 000 Köpfen ausmachen, zur Sicherung der gefährdeten und wichtigen Orte Korosten, Hegewald und Eichenhain geschlossen um diese Punkte anzusiedeln. Zur Festigung dieses deutschen Volkstums ersuche ich Sie, die notwendige Natural-Restitution des Volksdeutschen Besitzes nach dem Stand vom 1. 1. 1914 vorzunehmen. Darüber hinaus bitte ich Sie, in den Siedlungsgebieten das notwendige ReserveLand zur Vergrößerung der Volksdeutschen Höfe auf die vom Führer gewünschte Größe von 35-40 Hektar bereitzustellen. a

Unterschrift. • BA, NS 19/2837, auch NA, T-175, R. 81 2001793a Darüber Stempel der Schriftgutverwaltung des Persönlichen Stabes des RFSS mit handschriftlich eingefügter Aktennummer „AR 240/7" und der Bemerkung: „Abi. 14.9" mit unleserlicher Unterschrift. b Datum handschriftlich eingefügt.

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Zur raschen Durchführung der Umsiedlung und Ansiedlung der deutschen Bevölkerung stelle ich Ihnen SS-Obergruppenführer und General der Polizei Prützmann und meinen in Ihrem Gebiet befindlichen Apparat zur Verfügung. Über den Erfolg Ihrer Arbeit bitte ich mir monatlich einen Bericht zu übersenden. gez. H. Himmler

2. SS-Gruppenführer Greifelt 3. SS-Obergruppenführer Lorenz 4. Chef der Ordnungspolizei 5- Chef der Sicherheitspolizei 6. Chef des Persönlichen Stabes 7. SS-Gruppenführer Berger 8. SS-Obergruppenführer Prützmannc 9. SS-Brigadeführer Cassel durchschriftlich mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt.

i. A. Brandt? SS-Obersturmbannführer

Nr. 48 1942, 16. September, Feldkommandostelle Hegewald. Rede Heinrich Himmlers vor SS- und Polizeiführern über die rassische Expansion [Auszüge]. * In den nächsten 20 Jahren nach Friedensschluß müssen wir, die jetzige Generation, uns folgende Aufgaben stellen, gerade wir in der SS: 1. Wir haben als erstes und wichtigstes auf diesem Gebiet alles zu tun, um die germanischen Völker uns innerlich an- und einzugliedern. Germanen muß man vor allem innerlich gewinnen, nicht nur äußerlich, damit wirklich aus den 83 Millionen 120 Millionen bewußte Germanen werden. 2. Wir haben auf dem wichtigsten Gebiet, das es überhaupt in einem Volk gibt, auf dem Gebiet der Weitergabe des Blutes, den Durchbruch zu wagen, haben unseren eigenen Männern die Moral zu geben, damit wirklich - ich möchte sagen ohne Diskussion, ohne Debatte, ohne Problem es selbstverständlich ist, daß keine Familie ausstirbt und daß Söhne und Kinder da sind [. . .] 3- Das Problem: Grund und Boden für die Menschen! In diesen 20 Jahren haben wir zu besiedeln - die heutigen deutschen Ostprovinzen, von Ostpreußen herunter c

Mit handschriftlicher Bemerkung „von hier aus übersandt". Unterschrift. * AGKBZH, NTN Bd. 253, S. 93-139Veröffentlicht in: Weltherrschaft im Visier. Dokumente zu den Europa- und Weltherrschaftsplänen des deutschen Imperialismus von der Jahrhundertwende bis 1945, hrsg. und eingeleitet von W. Schumann und L. Nestler unter Mitarbeit von W. Gutsche und W. Rüge, Berlin 1975d

Dokument Nr. 49

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bis Oberschlesien, das gesamte Generalgouvernement; wir haben einzudeutschen und zu besiedeln Weißruthenien, Estland, Litauen, Ingennanland und die Krim. In den anderen Gebieten werden, so wie wir es hier anfangen, entlang den Marschstraßen, an denen unsere Autobahnen, Eisenbahnen, Flugplätze liegen, geschützt durch unsere Garnisonen, kleine Städte von 13-20000 Einwohnern entstehen und im Umkreis von 10 km deutsche Dörfer, so daß sie immer in deutsches Leben eingebettet sind mit dem kulturellen Mittelpunkt in der Stadt. Diese Siedlungsperlen, die wir hier bis zum Don und zur Wolga - und ich hoffe bis zum Ural1 vortreiben, werden eines Tages, eines Jahres und. im Laufe einer Generation immer mehr Schichten ansetzen müssen durch den ewig jungen Nachwuchs des germanischen Blutes. Dieser germanische Osten bis zum Ural muß - und dafür arbeiten wir hier als SSMänner - in unseren Gedanken, Leben und Erziehen, wie unsere Kameraden draußen in ihrem Vorsterben dafür kämpfen, die Pflanzstätte des germanischen Blutes sein, damit dann in 4-500 Jahren, wenn das Schicksal Europas bis zu einer Auseinandersetzung zwischen den Kontinenten so lange Zeit läßt, statt 120 Millionen 5600 Millionen Germanen vorhanden sind. (. . .)

Nr. 49 1942, 22. September, Führerhauptquartier. Notizen Heinrich Himmlers für einen Vortrag bei Adolf Hitler [Auszüge].* Vortrag b. Führer. Werwolf, 17. LX. 1942a

(. - -)1 IV. Volkstum u. Siedlung 1. Judenauswanderung Wie soll weiter verfahren werden? 2. Besiedlung Lublin (Verhältnisse Gen.Gouv. Globus).2 Lothringer

1

SS-Standartenführer Prof. B. Schulz, Leiter der Abteilung Rasse im RSHA, hat schon Mitte November 1941 als zukünftigen Siedlungsraum Gebiete bis zum Ural vorgesehen. Dazu siehe BA, R 6/159, Aktenvermerk über die Besprechung im RMbO. * BA Potsdam, Filmsammlung, Nr. 4141. Veröffentlicht bei D. Eichholtz, Der „Generalplan Ost". . ., S. 208. a Zahl durchgestrichen, dafür 22. 1 Am 17. September bat Himmler während eines Ferngesprächs den SS-Obergruppenführer Karl Wolff, Chef des Persönlichen Stabes, ihm einen Termin bei Hitler zu vermitteln. Am 21. September teilte Wolff mit, daß das gewünschte Gespräch am nächsten Tag stattfinden wird. 2 „Globus": Spitzname für Odilo Globocnik, SS- und Polizeiführer Lublin.

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Deutsche aus Bosnien Bessarabien 3. Besiedlung der Krim a. Klima u. Gesundheit b. Germanen Goten dafür noch nicht geeignet, auch Südtiroler nicht. c. Volksdeutsche aus: Transnistrien 130 000 Halbstadt (Melitopol) 40 000 Koritzka 15000 d. Klarer Siedlungsbefehl für die Krim. 4. Erfassung d. unehelichen Kinder in Rußland. a. Anmeldung bei den milit. Vorgesetzten b. Erfassung bei den polizeil. Meldestellen c. monatl. Zulage für die Mutter (...) VI. Sabotage u. Bandenkrieg.

(...) 5. Besiedlung 43 000 Deutsche Korosten Hegewald (Shitomir) (...)

Nr. 50 1942, 28. September, Berlin. Vermerk von Udo v. Schauroth über wirtschaftliche Untersuchungen in den von der Umsiedlung betroffenen europäischen Ländern. * II - 3/3 - 12 v. S./Fr.

Berlin-Dahlem, den 28. 9- 42

Vermerk Vorg.: Generalplan Ost Wirtschaftliche Untersuchungen der von der Umsiedlung europäischen Länder

betroffenen

I. Inhalt der ttnrtscbaßlicben Untersuchung für das einzelne Land. \. Wirtschaftliche Funktion im Rahmen der Weltwirtschaft und wirtschaftliches Eigenleben bis zum Ausbruch dieses Krieges, * BA, R. 49/986.

Dokument Nr. 50

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- Ausfuhr und Einfuhr - Eigenverbrauch, jeweils bezogen auf Land- und Forstwirtschaft, Gewerbe, Industrie, Handel - Hauptsächliche Grundlage des Wirtschaftslebens hinsichtlich Produktion und hinsichtlich der wirtschaftlichen Organisation. 2. Entwicklung des Bevölkerungsaufbaues bis zum Kriegsbeginn - berufliche Gliederung und - soziale Gliederung. 3- Voraussichtliche Folgen des Krieges für das Wirtschaftsleben - hinsichtlich der Aus- und Einfuhr, - hinsichtlich des Eigenlebens und - hinsichtlich des Bevölkerungsaufbaues. 4. Vorhandene Möglichkeiten zur Aussiedlung bzw. Umsiedlung und deren Folgen für das Wirtschaftsleben - Land- und Forstwirtschaftlich, — Gewerbe, — Industrie, - Handel. II. Zu untersuchende Länder. 1. Allgemeine Untersuchung der europäisch-germanischen Schweden, Dänemark, Holland). 2. Einzeluntersuchung über die Aussiedlungsländer - Norwegen, - Schweden, - Dänemark, - Holland, - Belgien. (...) 3. Einzeluntersuchung über die Umsiedlungsländer - Protektorat (gegliedert nach Böhmen und Mähren), - Litauen, - Lettland, - Estland. 1. 2. 3. 4.

Hr. Wessel Hr. Dr. Grünig Standartenführer Ehlich SD Hr. Penkert

Länder (Norwegen,

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Nr. 51 1942, 29. September, Oslo. Schreiben von SS-Obersturmbannführer Dr. Franz Richter, Beauftragten des RKF und beim Reichskommissar für die besetzten norwegischen Gebiete, an den Reichsführer SS über die Ansiedlung von Norwegern im Osten [Auszüge].* Der Höhere SS- und Polizeiführer beim Reichskommissar für die besetzten norwegischen Gebiete Der SS-Führer im Rasse- und Siedlungswesen u. Beauftragte des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums

Oslo, den 29- September 42

Persönlicher Stab Reichsführer-SS51 Schriftgutverwaltung Akt. Nr. Geh. 189

Reichsführer! Ich nehme Bezug auf die Besprechungen, die in Lublin geführt wurden, und bitte, in folgendem wie befohlen zu verschiedenen Punkten Stellung zu nehmen und meinen eigenen Standpunkt zu präzisieren. /. Berufung als SS- und Polizeiführer Nach meinem Vortrag in Lublin1 teilten Sie, Reichsführer, mir mit, daß Sie eine Beauftragung als SS- und Polizeiführer im kommenden Frühjahr für richtig hielten. Dabei wurde betont, daß insbesondere meinem Ausbildungsgang entsprechend im Rahmen des SS- und Polizeiführers die Ostaufgaben und da wieder speziell die Siedlungsaufgaben als geeignet für mich angesehen wurden. Ich habe damals zunächst eingewandt, daß meine Ausbildung speziell in Polizeifragen, bisher nicht oder nur teilweise vorgenommen sei, worauf Ihrerseits festgestellt wurde, daß eine derartige Ausbildung mit einem Durchgang durch die verschiedenen Ämter bzw. Außenstellen in einer verhältnismäßig kurzen Frist nachgeholt werden könne. Ich betrachte den mir von Ihnen, Reichsführer, zugedachten Aufgabenbereich als SS- und Polizeiführer als eine Ehre und sehe in ihm eine weitere Möglichkeit, die im Rahmen des SS-Korps vorliegenden Aufgaben, insbesondere der Stärkung germanischen Blutes und der Festigung dieses Blutes in dem vorhandenen neuen Raum zu erledigen. Ich möchte jedoch aus einer inneren Verpflichtung Ihnen gegenüber meine eigenen Fähigkeiten und meinen Entwicklungsgang umreißen, um von * BA, NS 19, Bd. 252. a Stempel. 1 Es ist nicht bekannt, wann der Vortrag stattgefunden hat.

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vornherein mit größter Ehrlichkeit eine neue Aufgabe zu beginnen und Ihnen gegenüber meine persönlichen menschlichen und leistungsmäßigen Grenzen zu betonen. Ich habe aus eigener Neigung Biologie und Landwirtschaft studiert und bin seit meinem 15· Lebensjahr dadurch besonders gekennzeichnet, daß ich mich mit biologischen Problemen des Bodens und mit Zuchtfragen über jedes andere Interessengebiet hinaus befaßt habe. Diese Neigung, neue Dinge sowohl in landwirtschaftlichpraktischen Methoden als aber insbesondere auch in forschungsmäßigen biologischen Dingen zu arbeiten, ist stärker mit zunehmendem Lebensalter geworden. Meine Begrenzung liegt also sehr stark auf dem bäuerlich-biologischen Gebiet. Eine Betreuung also von rein gewerblich-wirtschaftlichen Dingen liegt mir ebenso "wenig wie jede bürokratisch-mechanistische Tätigkeit. Der Krieg kommt, soweit ich es von meinem Standpunkt überhaupt übersehen kann, in ein immer härteres Stadium, das insbesondere Nationalsozialisten verlangt, und ich glaube, daß Sie mit zunehmendem 4. Kriegsjahr, insbesondere aber auch im Winter, Ihre Führer zum Einsatz an der Front gebrauchen werden. Ich schicke diese Erwägungen voraus, um Ihnen, Reichsführer, gegenüber noch einmal - wie es ja für einen jeden SS-Mann eine Selbstverständlichkeit ist- meine sofortige freudige Bereitschaft für meinen Einsatz als Zugführer in einer Ihrer Einheiten zu betonen. Sollte jedoch die Notwendigkeit des von Ihnen mir nahegelegten Einsatzes als SSund Polizeiführer sich ergeben, darf ich hierzu folgende Vorschläge machen: Als vorübergehenden Einsatz als SS- und Polizeiführer halte ich jede Gegend und jede Art eines SS- und Polizeiführers als für mich geeignet, da ich glaube, auch in diesen Dingen über die entsprechende Härte und Auffassung zu verfügen. Als längeren Einsatz halte ich jedoch folgende Einsatzfähigkeit auch im Interesse einer wirklichen Leistung für Ihre Aufgaben für wesentlich. Ich kenne aus einer langen Erfahrung von 2 1/2 Jahren das norwegische Bauerntum und insbesondere seine führenden Männer, wie wohl im Augenblick jedenfalls kein zweiter Deutscher hier im Lande. Deswegen bitte ich, mich, wenn dies möglich ist, als SS-Führer in einem Gebiet einzusetzen, in dem schon beginnend mit dem Jahre 1948 Norweger und überhaupt Skandinavier zum Siedlungseinsatz kommen. Ich könnte in einem derartigen Gebiet als SS- und Polizeiführer gewissermaßen als Betreuer dieser anrückenden germanischen Bauern auftreten und weiß aus zahlreichen Besprechungen mit hiesigen Bauemführem ebenso wie jetzt auch aus der Reise mit Minister Fretheim und zwei Landesbauemfuhrem, daß in einem derartigen Fall ich von vielen Bauern, denen ich in Norwegen bekannt bin, als Vertrauensperson angesehen würde, in deren Bezirk sie gerne kommen. Nach Rücksprache mit norwegischen Kreisen und mit SS-Kreisen, insbesondere mit Herrn Professor Meyer, ebenso wie aus eigenen Studien, glaube ich, - und das ist auch die Feststellung, die der Landwirtschaftsminister Fretheim und andere führende Persönlichkeiten, u. a. der Ministerpräsident Quisling getroffen haben, - daß der Einsatz der Norweger in einem Gebiet stattfinden muß, das der norwegischen Landschaft insgesamt verwandt ist und damit den ansiedelnden Bauern ein gewisses

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Heimatgefühl weckt. Bei unserer Fahrt durch das Generalgouvernement meinten die drei Norweger einstimmig, daß eine Ansiedlung im Flachlande, wie wir es um Warschau herum kennen lernten, gänzlich unmöglich sei. Eine Hügellandschaft, zum Teil mit Gebirgscharakter an den Rändern und doch mit guter Erde5 ist Galizien. Herr Professor Meyer vertritt ebenfalls die Ansicht, daß diese Landschaft wohl für Norweger geeignet sein könnte. Ich würde in einer Besiedlung und SS-mäßigen Führung dieses Gebietes eine Lebensaufgabe sehen und würde mich freuen, dort entsprechend ansässig zu werden. 2. Landwirtschaftliche Bodenforschung (. ..) Ich stelle es mir so vor, daß in diesem Bezirk, in dem ich einmal als SS- und Polizeiführer und damit als Betreuer dieser germanischen Menschen kommen könnte, gleichzeitig einen Musterbetrieb aufziehen, der mir die Möglichkeit gibt, in einem zehnjährigen Versuchsring diese Dinge unter Heranziehung namhafter junger Biologen und Landwirte zu klären und damit wegweisend für die zukünftige Entwicklung auf diesem Gebiet zu werden. Dabei möchte ich gern dort meinen Sippenhof ausbilden, da mein eigener Hof durch die Entwicklung stärker in das Industriegebiet Stettins rückt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß eine Reihe von jungen Kameraden sich an dieser Forschungsarbeit in dem Osten freudig beteiligen würde und glaube, daß das Ergebnis auch ein dementsprechend positives sein wird.

3- Allgemeine Fragen des zukünftigen Bauerntum Die Ihnen, Reichsführer, seinerzeit vorgetragenen Gedanken über eine Habilitationsarbeit, die ich leisten wollte, erschienen Ihnen jetzt im Kriege in Ihrer Durchsetzung nicht möglich. Ich habe trotzdem an diesen Dingen weiter gearbeitet und glaube, daß man gerade die SS-Meinung über eine Formung des germanischen Bauerntums in nächster Zeit, insbesondere aber kurz nach dem Kriege, dringend ge brauchen wird. Ich werde in dieser Meinung bestärkt durch Rücksprachen, die icl sowohl mit Staatssekretär Backe als auch insbesondere mit Staatssekretär Williken; und anderen Männern der verantwortlichen Bauemführung hatte. Dabei stellte ici fest, daß man sich über die zukünftige Bildung eines germanischen Bauerntum; sowie über eine Reihe von praktischen Fragen der Emährungswirtschaft usw. nocl· nicht restlos klar ist. Da Sie, Reichsführer, aber mit dem Auftrag des Führers ein« große Verantwortung auch für die Gestaltung des Bauerntums übernommen haber und da man, wie ich aus wiederum zahlreichen Rücksprachen mit Landesbauernfüh rern entnommen habe, auch Anstöße der SS in weitem Umfange erwartet, erschein mir das Arbeiten an diesen Dingen gerade für die kommenden Zeiten unerläßlich zi sein. Staatssekretär Willikens hat mich in nächster Zeit zu sich gebeten, um dies« Dinge eingehend mit ihm zu besprechen. Ich werde mich darauf beschränken

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zunächst einmal seine Meinung festzustellen, um daraus Rückschlüsse für die Notwendigkeit zu ziehen, die sich nach meinem Dafürhalten für die SS ergeben. Ich glaube es dann für notwendig zu halten, Ihnen, Reichsführer, einmal von diesen Dingen zu berichten. Ich glaube, daß ich mit den derzeitigen, vom Reichskommissar gegebenen Aufgabenstellungen noch einige Zeit zu tun habe. Ich werde die mir noch in Norwegen verbleibende Zeit dazu benutzen, um ein möglichst weites Vertrauensnetz von Bauemfuhrern und Bauern zu bilden, damit beim Anlaufen der Ostsiedlung im Jahre 1943 eine geeignete Grundlage vorhanden ist. Das Größenmaß der einmal erfolgenden Absiedlungsmöglichkeit habe ich arbeitsmäßig bereits in Angriff genommen und behandle die Frage der Betriebsgrößenordnung z. B. gemeinsam mit Professor Meyer. Die sonstigen Aufgaben des RuS-Führers und des Beauftragten für den Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums habe ich - wie Ihnen damals schon berichtet - ebenfalls übernommen. Der Sonderauftrag des Reichskommissars, auch Lebensbom zu betreuen und gleichzeitig ihm für Norwegen eine bevölkerungspolitische Planung vorzulegen, wird bearbeitet. Wieweit einmal nach Aufgreifen der amerikanischen Frage die Siedlungsmöglichkeit Norwegen überhaupt anzusetzen ist, bitte ich, in einem gesonderten Expose darlegen zu können. Ich habe mit allem Freimut Ihnen, Reichsführer, gegenüber zu den oben bezeichneten Punkten Stellung genommen, weil ich mich dazu als Ihr SS-Führer verpflichtet fühle. Ich darf darum bitten, mir zu einer erneuten Rücksprache Gelegenheit zu geben, um die einzelnen Punkte persönlich schärfer umreißen zu können. Ich bin am 28. September bis 1. Oktober zu einer RuS-Führer-Tagung in Berlin und gehe anschließend auf meinen Hof 14 Tage auf Urlaub, so daß ich mich ab Mitte Oktober wieder in Oslo befinde. Heil Hitler! (Dr. Richter) Riehen* SS-Obersturmbannführer

Nr. 52 1942, 5. Oktober, Berlin. Entwurf eines Planes für den materiellen Aufbau des Generalplans Ost, verfaßt im Stabshauptamt des RKF.f II - v. S./Fr.

Berlin-Dahlem, den 5- 10. 42 Generalplan Ost - Der materielle Aufbau -

b

Unterschrift. * BA, R 49/986.

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A. Disposition. Bedarf, Bedarfsdeckung, Durchführung (zeitliche) Gliederung d. Aufbaues (regionale) Gliederung d. Aufbaues B. Bedarf. 1. Welcher Aufbaugrad ist zur Eindeutschung erforderlich? 2. Errechnung des Bedarfsvolumens, fachlich gegliedert. 3. Zeitliche Gliederung des Aufbaues; Errechnung des Bedarfsvolumens in den Aufbauabschnitten. 4. Vergleich des Bedarfsvolumens mit Altreichsleistungen. C. Bedarfsdeckung. . Bestimmung der Aufbauweisen (Arbeitseinsatz, Normung, industr. Herstellung, Transporteinsatz). 2. Deckung des Arbeitskräftebedarfs. 3- Aufgaben zur Materialbedarfsdeckung a. soweit Rohmaterial in den eingegliederten Ostgebieten, b. soweit Rohmaterial nur z. T. in den eingegliederten Ostgebieten, c. soweit Rohmaterial gemischt in den eingegliederten Ostgebieten. 4. Austauschwerkstoffe; Verschiebung in Bedarf durch Werkstoffaustausch. 5. Deckung des Transportmittelbedarfes. D. Durchführung. 1. Die Sofortmaßnahmen. 2. Die Vorbereitungszeit für den Aufbau. 3. Die ersten beiden Jahrfünfte: Abschnittziele. 4. Aufgabenverteilung und Aufbauschlüssel. 5. Gliederung des Aufbaues in den Gauen. E. Organisation der Durchführung? 1. Dieser Entwurf wurde am 8. 8. 42 mit RAG. Götz besprochen und gebilligt. 2. Hr. Dr. Hubrich Abschrift z. K a

Unten handschriftlich: „W. v. 9. 10. früh" und drei Namen: Dr. Doubek, Dr. Schacht, Dr. Hubrich.

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3. Hr. Dr. Schacht Abschrift z. K. 4. Hr. Dr. Doubek Abschrift z. K. 5. WV. 9. 10. 42 früh zur Besprechung um 15-00.

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1942, 12. Oktober, Berlin. Richtlinien von Udo v. Schaurotb zur Beurteilung der Wirtschaft in den germanischen Ländern unter Berücksichtigung der Grundsätze des Generalplans Ost.* VI - v. S./Fr.

Berlin-Dahlem, den 12. 10- 42 Generalplan Ost

A. Beurteilung der Wirtschaft der germanischen Länder unter dem Gesichtspunkt, Kräfte für die Ostsiedlung freizumachen. I. Allgemeine Beurteilung Die Wirtschaft der germanischen Länder war bis vor dem Krieg stark mit dem Welthandel verflochten, wenn auch in den Jahren vor Kriegsausbruch der europäische Handel und der Handel mit den eigenen Kolonien - soweit diese vorhanden waren - stärker gepflegt wurde. Nach dem Kriege wird die Wirtschaft in wesentlich stärkerem Maße wie bisher an die kontinental-europäische Wirtschaft gebunden sein unter Abkehr vom Welthandel. Der Verlust der kolonialen Besitzungen ist wahrscheinlich. Es bleibt die Frage offen, ob England, das ein wesentlicher Handelspartner der germanischen Länder gewesen ist, künftig zum europäischen Block gehört oder nicht. Wenn England Kontinental-Europa nicht angeschlossen wird, fällt es für das Wirtschaftsleben der Länder aus; wenn es zum europäischen Block gehören wird, kann es seine imperiale Stellung nicht behaupten und wird daher künftig eine wesentlich geringere wirtschaftliche Bedeutung besitzen als bisher. Durch die wirtschaftliche Umstellung ändert sich das Wirtschaftsleben: a. Umfang des Eigenlebens (z. B. Fortfall des aus den Kolonien fließenden Reichtums); b. Die außenwirtschaftlichen Funktionen. Es soll für die einzelnen Länder skizzenhaft festgestellt werden 1. Welche Änderungen gegenüber dem Zustand vor dem Weltkrieg in den wirtschaftlichen Funktionen eintreten und 2. welchen Einfluß diese Änderungen auf die berufliche und soziale Gliederung der Bevölkerung haben werden. * BA, R 49/986.

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Entsprechend dem Ergebnis dieser Betrachtung können Schlüsse gezogen werden, welche Bevölkerungsteile zur Umsiedlung frei werden. II. Erforderliche Feststellungen als Grundlage der Beurteilung. a. Für die einzelnen Länder (Norwegen, Schweden, Dänemark, Holland, Belgien). b. Eigenerzeugung und -verbrauch an den anteilmäßig wichtigen Warengruppen nach Menge und Wert seit 1930 (falls keine statistischen Unterlagen vorliegen, unter Umständen Feststellung als Differenz zwischen Gesamterzeugung und Ausfuhr bzw. Einfuhr). c. Aus- und Einfuhr in anteilmäßig wichtigen Warengruppen nach Menge und Wert, gegliedert nach dem Austausch mit Deutschland, Groß-Britannien, Europa gesamt, eigenen Kolonien, außereuropäischen Ländern gesamt. d. Wert der sonstigen internationalen Einnahmen durch Kapitalanlagen in fremden Ländern, Dienstleistungen für Rechnung fremder Länder (Schiffahrt, Transitverkehr, Hafengebühren). e. Bevölkerungsaufbau. - Gesamtbevölkerung, Dichte, Anteil von Stadt- und Landbevölkerung (gegliedert nach Gemeindegrößenklassen unter 10 000 -ländliche Bevölkerung- bis 20000, bis 50000, bis 100000, über 100000städtische Bevölkerung). - Berufliche Gliederung, möglichst unterteilt in Landwirtschaft und Forstwirtschaft, Handwerk (Nahversorger), Einzelhandel (Nahversorger), Private Dienste (Nahversorger), Sonstiger Handel (Fernversorger), Industrie (Fernversorger), öffentl. Dienste (Fernversorger), Sonstige. - Soziale Gliederung, unterteilt nach Selbständige, Beamte, Angestellte, gelernte und ungelernte Arbeiter, möglichst untergliedert entsprechend der beruflichen Gliederung B. Beurteilung der Wirtschaft der baltischen Länder unter dein Gesichtspunkt der städtischen Besiedlung durch Deutsche. I. Allgemeine Beurteilung Die baltischen Länder besitzen einen agrarwirtschaftlichen Aufbau. Sie müssen als Ergänzung ihres Wirtschaftslebens in engem Austausch mit Industriewirtschaften stehen - vor dem Kriege vorwiegend mit Deutschland und England. In Zukunft wird

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England vollständig oder weitgehend ausfallen, an seine Stelle tritt in verstärktem Maße Deutschland und voraussichtlich der Oslo-Block (Norwegen, Schweden, Dänemark). Der Wirtschaftsaufbau wird sich voraussichtlich nicht ändern. Im Interesse der Entlastung des Reiches von Aufgaben wird die Veredlung landwirtschaftlicher und die Verarbeitung forstwirtschaftlicher Produkte sowie - dem wirtschaftlichen Leistungsstand angemessen - die Herstellung geringwertiger Industrieerzeugnisse gefördert werden. Die Stellung, die die Deutschen im Wirtschaftsleben der baltischen Länder einnehmen, •werden nur im Zusammenhang mit den außenwirtschaftlichen Funktionen stehen, da das •wirtschaftliche Eigenleben noch nicht so intensiv ist, daß hier geeignete Positionen geschaffen werden können und da außerdem aufgrund der geringen Industrialisierung die wirtschaftliche Schlüsselstellung beim Außenhandel liegt. //. Erforderliche Feststellungen als Grundlage der Beurteilung. a. Länder (das ehemalige Estland, Litauen und Lettland). b. Aus- und Einfuhr an anteilmäßig wichtigen Warengruppen nach Menge und Wert und zwar gegliedert nach Austausch mit Deutschland, Groß-Britannien, OsloBlock, dem übrigen Europa gesamt, den außereuropäischen Ländern gesamt. c. Bevölkerungsaufbau: - Gesamtbevölkerung, Dichte, Anteil von Land- und Stadtbevölkerung, Gliederung nach Gemeindegrößenklassen unter 10000, bis 20000, bis 50000, bis 100000, über 100 000. - Berufliche Gliederung, möglichst unterteilt in Landwirtschaft und Forstwirtschaft, Handwerk (Nahversorger), Einzelhandel (Nahversorger), Private Dienste (Nahversorger), Sonstiger Handel (Fernversorger), Industrie (Fernversorger), Öffentl. Dienste (Fernversorger), Sonstige. - Soziale Gliederung, unterteilt nach Selbständige, Beamte, Angestellte, gelernte und ungelernte Arbeiter, möglichst untergliedert entsprechend der beruflichen Gliederung.* Herrn Penkert mit der Bitte, die Feststellung zu II beim Statistischen Reichsamt zu veranlassen. a

Darunter handschriftlich: z. d. A. GPO.

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Nr. 54 1942, 13. Oktober, Berlin. Schreiben von Udo v. Scbaurotb an Landesplaner Ewald Liedecke, betreffend die Berücksichtigung der baltischen Länder im neuen Generalplan Ost.* Dipl.-Ing. von Schauroth

13 Oktober

VI - 3/3 - 12 Vorg.: Generalplan Ost. Bezug: Anlg.: -

Herrn Landesplaner Liedecke Generalreferent für Raumordnung Danzig Neugarten 12-16 Sehr geehrter Herr Liedecke, Im Auftrage von Reichsführer-SS wird z. Zt. im hiesigen Amt der Ihnen bereits bekannte Generalplan Ost erweitert bzw. auf eine neue Grundlage gestellt. Zu den in Zukunft einzudeutschenden Gebieten gehören auch die ehemaligen baltischen Staaten. Im Gegensatz zu den früheren Plänen ist hier zunächst jedoch nur eine teilweise Eindeutschung der Städte vorgesehen. Da es notwendig ist, vom Standpunkt der Planung aus sich zu den volkspolitischen Forderungen im einzelnen zu äußern, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie es ermöglichen könnten, auf Ihrer Rückreise nach Berlin zu kommen und Ihre Gedanken über den künftigen Siedlungsaufbau in den ehemaligen baltischen Staaten, die Sie sich, wie ich annehme, seinerzeit bereits erarbeitet hatten, mitteilen würden. Außerdem nehme ich an, daß Sie Interesse haben, die Grundgedanken des neuen Generalplans Ost kennenzulernen. Oberbaurat Umlauf würde sich auch freuen, Sie hier begrüßen zu können. Mit vorzüglicher Hochachtung Heil Hitler! Ihr (Udo von Schauroth)4 1. Hr. Umlauf z. K. 2. Wv. 3. ZdA. v. S/Fr. * BA, R 49/986 a Unterschrift

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1942, 21. Oktober, Berlin. Vermerk des Amtes HI im Stabshauptamt, daß z. Zt. keine Stellungnahme des Amts zum neuen Entwurf des Generalplans Ost erfolgt* Amt III - Dr. H./KS-

Berlin, den 21. Oktober 1942

Vermerk für Amt VI. Betr. Generalplan Ost II-l-O Der Generalplan Ost sollte bis Ende Oktober zur Vorlage an den Reichsführer-SS fertiggestellt sein; die Ämter sollten zum Entwurf rechtzeitig Stellung nehmen. Amt hat mit seinem Vermerk vom 28. 9- schon einen Teil seiner Einwendungen vorgebracht, sieht aber bis auf weiteres von Äußerungen zu dem Entwurf ab, weil Dipl. Ing, v. Schauroth mitgeteilt hat, daß in einem neuen Entwurf Räume und Besiedlung völlig anders geplant würden. Über deren Art und Ausmaß ist das Amt III bisher nicht unterrichtet worden, so daß es bis zu dem festgesetzten Termin keine Stellung zum Generalplan nehmen kann.a

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1942, 22. Oktober, Berlin. Vermerk von Dr. Franz Doubek über die Terminplanung bei der Bearbeitung des Generalplans Ost.* VI - l - 0

22. Oktober 1942 Vermerk

Betr.: Generalsiedlungsplan, Zeittermine Oberführer Meyer hat anläßlich eines Vortrages über die Arbeiten am Generalsiedlungsplan nachdrücklichst befohlen, daß der gesamte Generalsiedlungsplan Ende November vorlagereif vorzuliegen hat. Bis zum 10. 12. 42 werden die notwendigen ' BA, R 19/986. a Darunter: Eingangsstempel des Reichsführers SS, Planungshauptabteilung - 24. Okt. 1942; links: handschriftlich „GPO"; rechts: Unterschrift Hubrichs. • BA, R 49/986.

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Exemplare vervielfältigt und gebunden und kommen dann Mitte Dezember dem Reichsführer zur Vorlage. Dieser Befehl des Oberführers bedeutet, daß das Gesamtmanuskript des Generalsiedlungsplanes am 20. 11. 42 abgeschlossen sein muß, da auf jeden Fall 10 Tage für die Endredaktion notwendig sind. Oberführer Meyer hat weiterhin verfügt, daß sämtliche Sachbearbeiter alle anderen Aufgaben, die nicht im unmittelbarsten Zusammenhang mit dem Generalsiedlungsplan stehen, in dieser Zeit zurückzustellen haben; sämtliche Dienstreisen und Beurlaubungen sind für die Zeit der Arbeit am Generalsiedlungsplan jedem Sachbearbeiter so lange nicht gestattet, bis sein Anteil am Gesamtwerk vollinhaltlich geleistet ist. Um die Geheimhaltung der Arbeiten am Generalsiedlungsplan zu gewährleisten, sind sämtliche Karten jeden Abend bei Herrn Dr. Schmidt abzugeben. Herr Dr. Schmidt nimmt die Karten in Verwahrung, sichert ihre Aufbewahrung über Nacht soweit dies nach den bestehenden Sicherheiten möglich ist und stellt sie am nächsten Morgen den Sachbearbeitern wieder zur Verfügung. Während der Bearbeitung durch die Sachbearbeiter sind diese für die Geheimhaltung der Karten voll verantwortlich. Der Oberführer fordert die Einhaltung dieser Bestimmung mit allem Nachdruck. Das gilt ebenfalls für die im Atelier in Bearbeitung befindlichen Karten, die von nun an weder Titel noch Legende zu tragen haben. Die Entwürfe zu diesen Karten befinden sich ebenfalls bei Dr. Schmidt in Verwahrung. F. Doubek* Herrn Dr. Geben Herrn Dr. Lorch Herrn v. Schumacher Herrn Professor Rolfes Herrn Dr. Schmidt Herrn v. Schauroth Herrn Professor Meyer z. K.b

Nr. 57 1942, 22. Oktober, Berlin. Ausarbeitung des Amtes II im Stabshauptamt über die wirtschaftliche Planung unter dem Gesichtspunkt der volkspolitischen Forderungen.* II - v. S./Fr.a a

Unterschrift. Darunter handschriftlich: 24. 10.; z. d. A. GPO. • BA, R 49/986. a Darunter handschriftlich: 2. d. A. GPO.

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Berlin-Dahlem, den 22. 10. 42

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General Plan Ost Wirtschaftliche Planung aufgrund der volkspolitischen Forderungen A. Verflechtung zwischen Volkspolitik und

Wirtschaftspolitik

Jede bevölkerungspolitische Planung, die eine Veränderung des bestehenden Bevölkerungsaufbaues verursacht, greift damit gleichzeitig in das Wirtschaftsgefüge ein. Die Umsetzung von Menschen bedeutet Verlagern von Arbeitskräften und von Bedarf; eine bevölkerungsmäßige Konzentration erweitert den Markt, eine Dezentralisation verengt ihn. Bei einer Umsiedlung von geschlossenen Bevölkerungsteilen kann sich außerdem nicht nur die Menge, sondern auch die Art der Leistung und des Bedarfes ändern. Die Umsiedlung in so großem Umfange, wie sie für die Besiedlung des Ostens notwendig ist, stellt eine umfassende Wirtschaftsaufgabe dar, das bevölkerungspolitisch gestellte Ziel ist nur zu lösen, wenn ein wesentlicher Teil der Wirtschaftskraft des Reiches in Gestalt von Gutem, Dienstleistungen und Kapital in die Siedlungsgebiete gelenkt wird. Die wirtschaftliche Leistung des Reiches wird dementsprechend umzugestalten sein, z. B. muß der Gesamtbedarf zugunsten des Ostaufbaues eingeschränkt werden müssen. Umgekehrt beeinflußt das Wirtschaftsleben in starkem Maße die volkliche Entwicklung: während der Wirtschaftsdepression sank die Geburtenziffer, die Ankurbelung der Wirtschaft hob die Lebensgrundlage und unterstützte die Geburtenfreudigkeit. Der Anteil deutscher Menschen, der aus volkspolitischen Gründen in den neuen Siedlungsgebieten verwurzelt werden soll, ist weitgehend von der Art und dem Umfang der wirtschaftlichen Aufgaben abhängig, die die Gebiete erfüllen; handelt es sich nur um elementare einfache, und daher gering zu bewertende Leistungen, wird der Anteil von deutschen Berufstätigen nur gering sein können; wenn aber hochwertige und differenziertere Leistungen verlangt und die Gebiete entsprechend technisch ausgestattet werden, steigt der Anteil der Arbeitsplätze, die für den Einsatz deutscher Menschen geeignet sind. Der volkspolitisch erwünschte Umsiedlungsstrom kann, wenn er nicht durch Befehl oder gewaltsam durchgeführt werden soll, nur hervorgerufen und gelenkt werden, wenn in den Aussiedlungsgebieten ein wirtschaftlicher Überdruck und in den Einsiedlungsgebieten ein entsprechender wirtschaftlicher Sog wirkt, die es den Berufstätigen wünschenswert erscheinen lassen, einen neuen Wirkungskreis zu suchen. Das Gemeinschaftsgefühl, die erste Voraussetzung für die Festigung des Volkstums in den neuen Siedldungsgebieten, bildet sich am leichtesten auf dem Unterbau eines wirtschaftlichen Eigenlebens und einer bestimmten abgestuften sozialen Gliederung; beide sind von Art, Größe und Leistungsfähigkeit der Handwerks- und Einzelhandelsbetriebe und von der Eigentumsverteilung an den wirtschaftlichen Einrichtungen abhängig. Volkspolitik und Wirtschaftspolitik stehen also in gegenseitiger enger Wechselbeziehung. Der deutsche Mensch büdet sowohl biologisch wie arbeitsmäßig das

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Kapital des deutschen Volkes; es muß daher sowohl nach volklichen wie nach -wirtschaftlichen Gesichtspunkten so eingesetzt werden, daß ein der Gesamtheit günstiges Volks- und Wirtschaftsgefüge entsteht. B. Betrachtung des Wirtscbaftsau/baues vom volkspolitischen Standpunkt aus I. Regionale Gliederung der Wirtschaß Das Wirtschaftsleben läßt sich in regionale Bereiche gliedern, innerhalb deren Grenze sich jeweils ein wesentlicher Austausch von Gutem und Dienstleistungen vollzieht. Am deutlichsten zeichnen sich die Bereiche ab, die durch die tägliche Bedarfsdeckung gebildet werden und in der Regel der Gemeindegemarkung entsprechen. Mehrere solcher unteren Bereiche fügen sich zu einem Wirtschaftsbereich nächsthöherer Ordnung zusammen; auf dem Lande kristallisiert er sich z. B. um die Landstadt oder die Kleinstadt, die das umgebende Land mit selteneren und höherwertigen Gütern und Dienstleistungen versieht, wozu der Gemeindebereich nicht imstande ist. Die Fläche eines solchen Bereiches deckt sich in vielen Fällen mit der eines Landkreises. Schwierig ist es, die weiteren Rangstufen zu erkennen, da sich der wirtschaftliche Austausch nicht mehr innerhalb eindeutig abgrenzbarer Gebiete vollzieht und oft Richtung und Reichweite ändert. Bestimmte Wirtschaftsbereiche heben sich ohne weiteres heraus, teils durch ihre gleichgearteten natürlichen Voraussetzungen - Wirtschaftsgebiet Oberschlesien, Ruhrbezirk- teils durch ihren gleichgearteten Aufbau und ihre starke innere Verflechtung- Wirtschaftsgebiet Württemberg und Rhein/ Main -. In den wirtschaftlich weniger ausgesprochenen Gebieten wirkt die Verwaltungsgliederung, vor allem die Gaugliederung, zusammenfassend und trennend. Auch diese Bereiche lassen sich zu einer weiteren Stufe zusammenfassen; ihr Charakter tritt meist so deutlich hervor, daß er in den Sprachgebrauch oft als Begriff eingegangen ist, wie das Westdeutsche oder das Mitteldeutsche Industriegebiet, Ostelbien, das Nordfranzösische Industriebecken, die ile-de-France, das Loire- und Rhönegebiet, der englische Industriebezirk. Über derartigen Gaugruppen-Bereichen steht, klar erkennbar, der Staatsraum, dessen Grenzen im Rahmen der politischen Eigenwirtschaftsbestrebungen des letzten Jahrzehnts besondere Bedeutung für das Wirtschaftsleben erhalten haben. Die Staatsräume ordnen sich ihrerseits wieder durch intensiven Austausch einander zu, indem ein Raum gegenüber anderen bestimmte Funktionen übernimmt- Verbindung zwischen Industrie- und Rohstoffwirtschaften -; unter dem Einfluß der Politik heben sich gegenwärtig Wirtschaftsblocks als regional eindeutig abgegrenzte Bereiche immer klarer hervor - Kontinentaleuropäischer Block, Großasiatischer und Panamerikanischer Wirtschaftsblock -. Der regionalen Wirtschaftsgliederung entspricht der regionale Siedlungsaufbau; beide besitzen zum Teil sogar die gleichen Grenzen, - wenn die Wirtschaftszentren gleichzeitig Kultur- und Verwaltungszentren sind und die Wirtschaftsbereiche

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höherer Ordnung mit dem Siedlungsgebiet der Schläge, Stämme oder mit Volksraum gleich sind. Eine lenkungsbewußte politische Führung benötigt als Voraussetzung für ihr Wirken ein einheitlich zusammengefaßtes und gegliedertes Hoheits- und Einflußgebiet; die Entwicklung läuft daher darauf hinaus, die völkische wirtschaftliche, kulturelle und verwaltungsmäßige Gliederung, soweit möglich, miteinander zur Deckung zu bringen und die Rangstufung sowie die Bereichsbildung klar gegeneinander abzugrenzen. Die enge Übereinstimmung zwischen volks- und wirtschaftspolitischer Regionalgliederung wird voraussichtlich in Zukunft also noch enger.

II. Funktionelle Gliederung der Wirtschaft Der Wirtschaftskreislauf, durch den die regionale Gliederung gebildet wird, entsteht dadurch, daß der einzelne Berufstätige bestimmte Funktionen gegenüber der Gemeinschaft erfüllt und im Tauschweg seine Bedürfnisse befriedigt. Innerhalb des Wirtschaftskreislaufes höherer Ordnung werden derartige Sonderfunktionen von den einzelnen Bereichen übernommen; z. B. liefern innerhalb des Landkreises die ländlichen Bereiche ihre Naturprodukte zur Verarbeitung und zum Weitertransport in die Stadt, die ihrerseits bestimmte Dinge des täglichen Bedarfes und landwirtschaftliche Produktionsmittel zur Verfügung stellt. Dergestalt besitzt jeder Bereich ein •wirtschaftliches Eigenleben, das durch den innerbereichlichen Austausch von Gutem, Dienstleistungen und Kapital entsteht; daneben erfüllt er noch Sonderaufgaben in einer bestimmten Art und einem bestimmten Umfang gegenüber anderen Bereichen, wofür andere Güter und Dienste in ihn hineinfließen, so daß sich ein zwischenbereichlicher Austausch bildet. Leistung und Bedarf des einzelnen Berufstätigen müssen sich wertmäßig dekken, wenn ein für die Dauer befriedigender Zustand entstehen soll; ebenso muß auch die „Bilanz" des einzelnen Bereiches ausgeglichen sein; ist dies nicht der Fall, verarmt seine Wirtschaft, die Einkommen, die aus dem Eigenleben gewonnen werden können, sinken, die Berufstätigen wandern dorthin ab, wo der Austausch zunimmt und sie mit dem gleichen Arbeitsaufwand höhere Einkommen erzielen können. Dergestalt folgt der Bevölkerungsstrom dem Strom der Güter und Dienste; Beispiele sind die Land- und Stadtflucht und die Ost-West-Wanderung, wo beidemale sowohl eine Verlagerung von Wirtschafts- und von Arbeitskräften stattfindet. Die Erfüllung wirtschaftlicher Funktionen bedingt das Vorhandensein der entsprechenden Berufszugehörigen. Art und Umfang des Wirtschaftslebens und Zahl und berufliche Gliederung der Bevölkerung stehen in engster Beziehung. Entsprechend der Unterscheidung zwischen dem wirtschaftlichen Eigenleben und den zwischenwirtschaftlichen Sonderfunktionen kann die berufstätige Bevölkerung eines Bereiches gegliedert werden in:

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Nahversorger, das sind solche Einzelpersonen, die innerhalb des Bereiches Güter erzeugen oder Dienstleistungen vollbringen; von ihrer Zahl und von Art und Umfang ihrer Leistung hängt die Intensität des Eigenlebens ab; sie gehören zur unbedingt erforderlichen „Ausstattung" des Bereiches. Femversorger, das sind die Erwerbstätigen, die Güter und Dienstleistungen für die Wirtschaft fremder Bereiche bereitstellen; ihre Zahl und Leistung bestimmt den zwischenwirtschaftlichen Austausch und damit die Handelsbilanz, den Reichtum und die Bedeutung des Bereiches. Ihr Vorhandensein bedeutet eine „zusätzliche Wirtschaftskraft''. Je nach der Rangstufe des zu betrachtenden Bereiches ist die Aufgliederung in Nah- und Femversorger eine andere; ein Berufstätiger, der im Kreis als Femversorger gilt, z. B. ein Großhändler, kann für den Gau zur Nahversorgung gerechnet werden. Um die Begriffe genauer abzugrenzen, werden bei der praktischen Planung üblicherweise alle diejenigen Erwerbstätigen zu den Nahversorgem gezählt, deren Leistungen sich nur auf den Kreisbereich erstrecken, während die übrigen als Femversorger zusammengefaßt werden. Die soziale Gliederung der Bevölkerung in einem Bereich hängt davon ab, auf welche Weise das Eigentum an den wirtschaftlichen Einrichtungen - wozu hier auch der Boden gehört - verteilt ist. Die Art der Eigentumsverteilung bestimmt weitgehend die Intensität der Leistung: zu kleine Betriebe bieten keine Entwicklungsmöglichkeit und keine genügende Lebensgrundlage; das wirtschaftliche - und damit auch das kulturelle und gesellschaftliche - Eigenleben muß daher schwach bleiben. Bei zu großen Betrieben besteht die Gefahr ungünstiger Einkommensverteilung; da Großbetriebe und „Großverdiener" ihren Bedarf in der Regel von dort beziehen, wo ihnen die größten Vorteile geboten werden, also in vielen Fällen von außerhalb, fließt ein großer Teil der Einnahmen sofort wieder aus dem Bereich heraus, ohne das Eigenleben zu stärken. Infolge dieser Voraussetzungen hat die Industrialisierung, die zur Stützung armer Bereiche vorgenommen wurde, oft gerade das gegenteilige Ergebnis gezeitigt und die Armut verstärkt. Gesund kann nur eine Eigentumsgliederung genannt werden, die es ermöglicht, im zwischenbereichlichen Austausch gewonnene Einnahmen möglichst oft innerhalb des Bereiches umzusetzen und dadurch das Eigenleben zu fördern. Art und Umfang des Eigenlebens und der besonderen Aufgaben sind von der natürlichen Ausstattung des Bereiches abhängig und von dem politischen Überbau, unter dem sich das Wirtschaftsleben abspielt, beeinflußt. Die Grundlage für den Wirtschaftskreislauf und die Stärke des Umsatzes bildet aber die Arbeitsteiligkeit um die Leistungsintensität des Einzelnen sowie das Maß, in dem sich die Tätigkeit des Einzelnen in das Gesamtwirtschaftsleben einfügt. Um beurteilen zu können, in welchem Zustand sich diese Faktoren befinden und um diesen Vergleich zwischen den Bereichen ziehen zu können, ist es erforderlich, den „Leistungsstand" eines Gebietes zu erkennen; er ist nach Leistungstypen gegliedert, die zwischen folgenden Grenzen der Entwicklung liegen:

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l. Der koloniale Leistungsstand Diese Bereiche besitzen ein geringes wirtschaftliches Eigenleben, das sich zum Teil noch auf der Stufe der Eigenbedarfsdeckung vollzieht. Das Schwergewicht des Arbeitseinsatzes liegt auf elementarer, wenig arbeitsteiliger Leistung. Nach außen liefern sie vorwiegend Rohstoffe in Naturfonn oder in veredelter Form, oder industrielle Halbfertigwaren. Dort, wo noch kein fremdwirtschaftlicher Einfluß besteht, herrscht der Kleinbetrieb vor. Unter einer Leitung, die rein betrieblich-rationelle Nutzung anstrebt, entwickeln sich Großbetriebe (Kolchose, Großhandel mit Auslieferungslager, Industrie - Mammutbetriebe). Die technisch-materielle Ausstattung dieser Gebiete ist, bezogen auf die Fläche, gering: das Straßennetz ist weitmaschig, die Wohnungen sind meist primitiv; soweit landwirtschaftliche und industrielle Großbetriebe vorhanden sind, können sie mit einem neuzeitlichen Maschinenpark ausgestattet sein. Infolge der geringen Arbeitsteiligkeit ist die berufliche Bevölkerungsgliederung einfach. Der Sozialaufbau zeigt, je nach dem Wirtschaftsaufbau, eine große Zahl von Selbständigen oder ein Überwiegen des Arbeiterstandes. Das Einkommen, das im zwischenbereichlichen Austausch gewonnen wird, fließt sofort wieder nach außen ab. Infolge der starken Abhängigkeit von außen ist das Wirtschaftsleben krisenempfindlich. 2. Der wirtschaftsintensive Leistungsstand Diese Bereiche weisen eine vielgestaltige, stark arbeitsteilige Leistung auf, der ein differenzierter Bedarf gegenüber steht. Das wirtschaftliche Eigenleben ist reich gegliedert und umfangreich. Neben Rohstoffen und Halbfertigwaren werden spezielle Erzeugnisse ausgeführt, auf deren Herstellung die Wirtschaft besonders eingerichtet ist (z. B. chemische Produkte, Textilien, Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse). Art, Anzahl und Größe der Betriebsform ist vielgestaltig. Die materielltechnische Austattung dieser Gebiete ist, gemessen an der Fläche, reich, Verkehrsund Versorgungsnetz sind engmaschig; die Zahl der gut ausgestatteten Wohn- und Betriebsstätten ist hoch. Infolge der hohen Arbeitsteiligkeit ist der Berufsaufbau stark verzweigt und spezialisiert. Der Sozialaufbau zeigt neben einem, in sich auch gegliederten Stand von Gefolgschaftsleuten eine breite Schicht verantwortungsbewußter Selbständiger. Das Einkommen ist so verteilt, daß die zwischenbereichlichen Einnahmen das Eigenleben durch mehrmaligen Umsatz verstärken, so daß es weitgehend von äußeren Einflüssen unabhängig ist. 3. Zwischenzustand Zwischen der kolonialen und der wirtschaftsintensiven Entwicklungsstufe bestehen eine große Zahl von Zwischenstufen. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer

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Arbeitsteilung, hinsichtlich der Differenzierung ihres Bedarfes, der Art und des Umfanges ihres Eigenlebens; hinsichtlich der Betriebsgrößenmischung. Je nachdem sie dem kolonialen oder wirtschaftsintensiven Leistungsstand näherstehen, entspricht ihre technische Ausstattung, ihr Berufs- und Sozialaufbau, ihr Eigenleben und ihre Eigentumsverteilung mehr der einen oder der anderen Form. Für jeden Bereich kann aufgrund seines Eigenverbrauches, seines Außenhandels, seiner Berufs- und Sozialgliederung, seiner Einkommensgliederung und aufgrund der Beurteilung seines Allgemeinzustandes der im Vergleich zu anderen Bereichen für ihn typische Rang festgestellt werden. Dieser Rang braucht nicht gleichmäßig für alle Bereichsteile zu gelten; sehr oft werden einzelne von ihm einen höheren, andere einen geringeren Leistungsstand besitzen. Als Gesetzmäßigkeit kann sogar gelten, daß sich ein Bereich um einen wirtschaftlichen Schwerpunkt kristallisiert, dessen Leistungsstand und Intensität höher ist wie im übrigen Bereich, z. B. gruppiert sich der Hauptdorfbereich um das Hauptdorf, der Landkreisbereich um die Kreisstadt, der Gau um ein besonders intensives Wirtschaftsgebiet. Auch das übrige volkliche Gemeinschaftsleben bedarf solcher kulturellen und verwaltungsmäßigen Zentren; sie werden im nationalsozialistischen Staat sogar besonders gepflegt und ausgestaltet. Diese Tendenz erhält eine ganz wesentliche Unterstützung, wenn das volkspolitisch erwünschte Zentrum gleichzeitig auch ein wirtschaftlicher Anziehungspunkt ist; die Ausnahme bilden hier allerdings Städte, deren kulturelle Bedeutung bereits so überragendb ist, daß hier manche Wirtschaftsfunktionen eben ferngehalten werden müssen, wie z. B. in Weimar oder Nürnberg. Die Stufenleiter des wirtschaftlichen Leistungsstandes entspricht dem Entwicklungsweg, den das Volkstum von dem Stadium des kollektiven Zusammenlebens innerhalb der Sippe oder dem Stamm bis zu dem Zustand zurücklegt, in dem die Volksgemeinschaft sich aus selbständig handelnden, aber gegenüber der Gesamtheit verantwortungsbewußten Persönlichkeiten zusammensetzt. Jeder Stufe des wirtschaftlichen Leistungsstandes entspricht ein Entwicklungsstadium im Volksleben: im Urzustand werden neben den wirtschaftlichen auch die kulturellen, hygienischen und sachlichen Bedürfnisse innerhalb der dörflichen Gemeinschaft mit primitiven Mitteln befriedigt; ein stark arbeitsteiliges Wirtschaftsleben bedingt eine sowohl regional wie fachlich stark untergliederte Verwaltung und weckt auf die Dauer differenzierte kulturelle und gesundheitliche Bedürfnisse. Ist es also aus volkspolitischen Gründen erwünscht, ein Volkstum zu entwickeln, kann dies vor allem dadurch geschehen, daß der wirtschaftliche Leistungsstand durch Erziehung und entsprechende Aufgabenstellung gehoben wird; soll ein Volkstum nicht entwickelt -werden, ist zu vermeiden, eine andere wie elementare Wirtschaftsfunktion zu geben. In einem Wirtschaftsgefüge niederen Leistungsstandes wird nicht allein nur elementare Tätigkeit ausgeübt. Selbst in primitiven Gebieten wie in Südslawien gibt es einige, allerdings wenige Arbeitsplätze, die für den Einsatz von Deutschen mit hochentwickelten Ansprüchen an Betätigung und Lebenshaltung geeignet wären-, in den b

„überwiegend" durchgestrichen und durch „überragend" ersetzt.

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ehemaligen baltischen Staaten mit ihrem zum Teil entwickelten Wirtschaftsleben ist die Zahl derartiger Arbeitsplätze höher, ohne daß mit ihrer Hilfe eine auch nur annähernde Eindeutschung vorgenommen werden könnte. Um dies zu erreichen, müßte das Wirtschaftsleben eine ganz wesentlich stärkere Intensivierung erfahren. Umgekehrt gibt es in einer differenzierten Wirtschaft eine große Zahl von elementaren, gering entlohnten Tätigkeitsgebieten, die das Reservoir für die arbeitsteiligen, höherentlohnenden Wirtschaftszweige bilden. Daher besteht bei einem derartigen Wirtschaftsaufbau immer die Gefahr der volklichen Unterwanderung, wie sie im Reich durch den Einsatz von Fremdvölkischen in der Landarbeit und im Bergbau schon besteht. C. Wirtschaftspolitik als Mittel der Volkstumspolitik Die vorhergehende Betrachtung zeigt die Ähnlichkeit zwischen Wirtschaftsaufbau, Siedlungsbau und Bevölkerungsaufbau, sowie zwischen dem wirtschaftlichen und dem gesamtvolklichen Leistungsstand. Allerdings ist die Tendenz, die dieses Wirtschaftsleben kraft der ihr innewohnenden Dynamik verfolgt, den volkspolitischen Erfordernissen nicht immer gleich gerichtet. Um die Gleich- oder Gegenläufigkeit aufzuzeigen, werden im folgenden die wichtigsten volkspolitischen Aufgaben umrissen, die zur Festigung des deutschen Volkstums zu lösen sind, und ihnen die gegenwärtig wirkende Wirtschaftstendenz gegenübergestellt. Als Ergebnis der Gegenüberstellung werden für die Fälle, in denen eine Gegenläufigkeit besteht, andeutungsweise die Maßnahmen angegeben, die erforderlich sind, um die Wirtschaftstendenz zu lenken. Die volkspolitischen Aufgaben haben sich mit drei Gruppen zu befassen: 1. Aufgaben, die der Erhaltung der Quellgebiete des Volkstums, also des deutschen und des übrigen germanischen Volksraumes dienen; 2. Aufgaben, die den Aufbau der Siedlungsräume betreffen; 3- Aufgaben, die die Umsiedlung und Seßhaftmachung bzw. Aussiedlung des einzelnen Menschen bzw. der Menschengruppen betreffen. Bei jeder dieser Aufgabengruppen liegt das Schwergewicht in anderen Wirtschaftsbereichen: die Gruppe l ist eine Reichs- bzw. Kontinentaleuropäische Aufgabe, Gruppe 2. ist im Reichs- bzw. im Gaubereich zu lösen, während Gruppe 3- in den Wirtschaftsbereichen niederer Ordnung liegt. Entsprechend sind auch die Maßnahmen in Gruppe l umfangreicher und tiefgreifender wie in den anderen Gruppen; es hat also wenig Zweck, Maßnahmen, die den Einzelnen betreffen, endgültig zu bestimmen, bevor die den Volks- und Siedlungsraum gestaltenden Maßnahmen festgelegt sind. /. Volkspolitische Aufgaben, die den deutsch-germanischen Volksraum betreffen 1. Als Grundlage der volklich-biologischen und leistungsmäßigen Entwicklung ist es wichtig, eine regionale Gliederung des Volksraumes zu schaffen, die die

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gleichmäßige Durchblutung aller Teile und eine Abstimmung hinsichtlich Funktion und Entwicklung zwischen ihnen ermöglicht. Das Wunschbild ist niedergelegt in der Planung des Siedlungsaufbaues. Im Gegensatz zu dem Streben nach flächenmäßiger Verteilung der Bevölkerung zielt die Entwicklung der metallschaffenden und -verarbeitenden Industrie, die von allen Wirtschaftszweigen den Bevölkerungsstrom am stärksten beeinflußt, darauf hin, einen Teil der Erzeugungsstätten an den Stätten der Urproduktion oder in ihrer nächsten Umgebung zu halten. Diejenigen Wirtschaftszweige, die weniger leistungsintensiv und daher auch weniger lebensintensiv sind, werden dagegen in der Regel aus diesen Gebieten in die Nähe der landwirtschaftlichen Gebiete gedrückt. (Beispiel: Wanderung der Textilindustrie von der Maschinenindustrie her von Berlin nach Kottbus - Forst, von dort nach Litzmannstadt). In der Nahversorgung besteht ebenfalls eine Tendenz zur Konzentration: Übergang von handwerklicher zu industrieller Produktion, Bildung von Kaufhäusern und Großhandelsbetrieben mit Filialnetz, ohne hierdurch die volklich erwünschte Regionalgliederung wesentlich zu beeinflussen. 2. Eine weitere Forderung zugunsten der Entwicklung des Volkstums ist die Reinerhaltung des Volksraumes von allen fremdvölkischen nicht eindeutschungswürdigen Bevölkerungsteilen. Im Gegensatz hierzu zieht der große, dauernde Bedarf einer hochintensiven Wirtschaft an elementaren Arbeitskräften für die geringentlohnten Arbeitsplätze der Urproduktion einen Strom fremdvölkischer Arbeitskräfte ins Land. Da es sich nur um raumbedingten Einsatz handelt, soweit Landwirtschaft und Bauwirtschaft berührt sind, besteht die dringende Gefahr dauernder Seßhaftmachung. Verstärkt wird dieser Strom durch die großen reichswichtigen industrieund bauwirtschaftlichen Aufgaben, die während und nach dem Kriege zu erfüllen sind. Die wehrpolitische Forderung, die bestimmt, daß für den Kriegsfall die Erzeugung für die wichtigen Zweige der Nahrung, Kleidung und Rüstung von der Urproduktion bis zur Fertigstellung auf deutschem Gebiet, zum mindesten innerhalb des deutschen Einflußbereiches liegen soll, erschwert ein Hinausverlegen von Aufgabenteilen, zu deren Erfüllung, wie bei der Textilproduktion, andere Völker geeignet sind. 3. Das deutsche und das übrige Volkstum muß hinsichtlich des Wertes des Einzelnen wie der Gemeinschaft zu einem Hocbstand entwickelt werden, der ihnen die politische Führung für dauernd sichert. Das Wunschbild ist niedergelegt in einer zukünftigen Bereichs- und Sozialgliederung. Der im Entstehen begriffene Kontinentaleuropäische Wirtschaftsbereich verlangt die Führung der deutschen Wirtschaft. Diese Führung bedingt einen Höchstleistungsstand des deutschen Wirtschaftslebens, also ein besonders arbeitsteiliges, differenziertes, aber auch besonders klar aufeinander abgestimmtes Arbeiten. Durch den Arbeitseinsatz wird also eine Bevölkerung herangezogen, die zu ähnlich differenzierten Leistungen auf anderen Gebieten ebenso befähigt sein wird. Reine wirtschaftliche Führung, die die politische Führung zum wesentlichen Teil unterbaut, ist am besten gesichert, wenn das Wirtschaftsleben aller im

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kontinentaleuropäischen Block zusammenzuschließenden Länder in seinen wesentlichen Teilen mit der Reichswirtschaft verknüpft ist, ohne daß aber hierdurch die Entwicklung des wirtschaftlichen Eigenlebens leidet. Das gilt vor allem für die übrigen germanischen Länder, deren Wirtschaftsleben in ganz besonderem Maße mit der Reichswirtschaft verflochten werden muß. Die Erfüllung dieser Aufgaben verlangt vorwiegend Verlagerung industrieller Funktionen in den anderen Staaten; dahingegen bestehen in der Wirtschaft Bestrebungen, die industrielle Festigung im Reich zu konzentrieren und um die Urproduktion und die Zurichtung außerhalb der Reichswirtschaft bestehen zu lassen. Während die Wirtschaftstendenzen hinsichtlich der beruflichen Erziehung den gleichen Weg verfolgen wie die Volkspolitik, laufen sie hinsichtlich der sozialen Gliederung den volkspolitischen Bestrebungen entgegen. Volkspolitisch ist es erwünscht, daß sich eine möglichst große Zahl deutscher Menschen in selbständigen und leitenden Stellen befindet, in denen sie pionierhaft handeln können, also auch gegenüber der Gemeinschaft Verantwortung tragen und so lebendige, mittragende Glieder des Volkes bilden. Die wirtschaftliche Entwicklungstendenz führt aber zu einem verstärkten Zusammenschluß von kleinen und mittleren Betrieben bzw. zu ihrer Aufsaugung durch Großbetriebe. In der Großindustrie haben sich in den letzten Jahren vereinigt? . . ., wodurch große konsumartige Gebiete entstanden. Diese Tendenz zeigt sich auch auf dem Gebiet der Wirtschaftszweige, die vordem durch Klein- und Mittelbetriebe vertreten waren, wie z. B. diec . . .; in ganz besonderem Maße wird hiervon aber auch das Handwerk und der Einzelhandel betroffen, deren Leistungen immer mehr durch die Industrie bzw. durch Großverteilung und Kaufhäuser übernommen werden. Soweit Kümmerbetriebe betroffen werden, ist eine solche Entwicklung zu begrüßen; soweit die Bewegung aber auf leistungsweise- und ausbaufähige wirtschaftliche Einrichtungen übergreift, muß sie zwangsläufig zu einer Verbeamtung und Verknöcherung führen und den Verlust jeder Stoßkraft zur Folge haben. 77. Volkspolitische Aufgaben, die den Aufbau der Siedlungsräume betreffen l. Ein ganz besonderer Wert muß hier auf die im Plan des Siedlungsaufbaues niedergelegte einheitliche regionale Durchgliederung des Raumes gelegt werden; sie stellt die Grundlage für die Bildung der Gemeinschaften dar, durch die der Einzelne in der Gemeinschaft und damit in den Gebieten verwurzelt wird. Entgegen dem weitflächig angelegten Siedlungsaufbau haben die deutschen nichtlandwirtschaftlich Berufstätigen, solange der gegenwärtige materielle Zustand in den Siedlungsräumen bestehen bleibt, die Tendenz, sich nur in den Großstädten anzusetzen und das weniger intensive Land mit seinen Klein- und Mittelstädten zu meiden. Dieser Zustand tritt im Regierungsbezirk Litzmannstadt und im c

Im Text eine Lücke.

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Regierungsbezirk Zichenau deutlich hervor. Die wertvollen Wirtschaftskräfte ballen sich also an einigen Stellen zusammen und ziehen die Kräfte des Landes hier zusammen, ohne sich, wie es die volkspolitisch erwünschte Regionalgliederung zeigt, über die Fläche auszubreiten. 2. Das volkspolitische Ziel der Besiedlung lautet vollständige Eindeutschung. Zu diesem Zweck müssen die Gebiete also auf einen Leistungsstand gebracht werden, der dem der besten Gebiete im Altreich ähnlich ist. Die Wirtschaft des Altreiches hat von ihrem Standpunkt aus kein Interesse daran, im Siedlungsraume große Mittel zu investieren, um hier ein leistungsfähiges Gewerbe aufzubauen; ohne die Initiative des Staates würden die Gebiete in ihrem ganz oder teilweise kolonialen Zustand verharren und neben der Rohstofferzeugung als Absatzgebiet für geringwertige Waren und als Reservoir für billige Arbeitskräfte dienen. Diese Tendenz wird durch den Kriegszustand unterstützt; auch nach dem Kriege sind im Volksraum große und dringliche wirtschaftliche Aufgaben zu lösen, die zur Investition erheblicher Mittel zwingen; hierher gehört die Fortset2ung der Rüstung, die Umstellung der übrigen Industrieerzeugung von der Kriegs- auf die Friedenswirtschaft, die Erweiterung der Erzeugung auf die Güter, die die im kontinental-europäischen Blick zusammengeschlossenen Länder bisher aus überseeischen Ländern bezogen, der Aufbau der kriegszerstörten Städte, die Aufrüstung der Landwirtschaft; dieser Investition im bisherigen engeren Wirtschaftsraum würde sich die Wirtschaft eher zuwenden wie dem Gesamtaufbau anschließender Gebiete. 3- Zu dauernder Festigung des Volkstums ist weiterhin ein fortlaufender intensiver Austausch mit dem Altreich vonnöten, der immer wieder frische Kräfte und Anregungen in die Siedlungsräume trägt. Falls der Leistungsstand auf der kolonialen oder halbkolonialen Stufe bestehen bleibt, wird die Wirtschaft der Siedlungsräume als der schwächere Partner sowohl hinsichtlich des Kapitals wie der Arbeitskräfte leergesogen werden; wird der Leistungsstand wesentlich intensiviert, daß das Ost-West-Gefälle beseitigt wird und beide Partner die ähnlichen Grundlagen besitzen, wird der Austausch beide Teile gleichermaßen begünstigen. 4. Die Verbindung der germanischen Länder untereinander soll dadurch gefördert werden, daß sie alle den Aufbau und die Besiedlung der neuen Räume als eine gemeinsam zu lösende Aufgabe erkennen. Die wirtschaftlichen Interessen der übrigen germanischen Länder lagen bisher außerhalb des europäischen Kontinents. Teilweise waren sie an überseeischen Besitz gebunden (Holland, Belgien), teilweise leisteten sie Dienste auf den Weltmeeren (Norwegen), oder waren wesentlich am überseeischen Export beteiligt (Dänemark, Schweden). Durch die Umstellung auf die kontinentaleuropäische Wirtschaft werden Kräfte frei, die in die Siedlungsräume verlagert oder auf sie umgestellt werden können.

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. Großräumige Wirtscbaftsaufgaben, die sich aus den volkspolitischen Forderungen ergeben Die vorstehenden Betrachtungen zeigen zum Teil, in welch starkem Maße die •wirtschaftlichen Tendenzen den volkspolitischen Forderungen zuwiderlaufen. Um diesen Zustand zu beseitigen, genügt es nicht, mit Einzelmaßnahmen einzugreifen; es muß der Wirtschaftsaufbau in seiner regionalen und funktionellen Gliederung dort angefaßt werden, wo sich die Grundlagen des wirtschaftlichen Lebens befinden und zwar bei der Funktionsverteilung, bei der Verteilung des Eigentums an den wirtschaftlichen Einrichtungen, bei der Gestaltung der technisch-materiellen Ausstattung, bei der Regelung des Marktes. Eine befriedigende Lösung ist nur zu finden, wenn diese Grundlagen in ihrer ganzen Breite gepackt werden. Alleine die Forderung nach Sicherung des deutschen Volksraumes bedingt eine Sicherung des deutschen wirtschaftlichen Einflußgebietes, des kontinentaleuropäischen Wirtschaftsblockes. Innerhalb dieser Bereichsstufe muß eine Verteilung der zu leistenden Aufgaben und der zu verbrauchenden Güter und Dienstleistungen erfolgen, die dem deutschen Volk neben der Führung einen wirtschaftlichen Kreislauf sichert, der durch einen hochintensiven Leistungsstand zu einem hoch entwickelten Gemeinschaftsleben beiträgt. Dieser Leistungsstand darf aber nicht auf einer niedrigen Lebenshaltung aller übrigen Völker aufbauen, da diese dann danach streben würden, sich aus dem deutschen Einflußbereich zu lösen, ohne auf die Dauer durch Machtpolitik daran gehindert werden zu können. Die Funktionsverteilung muß so vorgenommen werden, - daß unbeschadet der natürlichen oder geopolitischen Voraussetzung - jedes Volk einen inneren Wirtschaftskreislauf besitzt, der in Art und Umfang seinem volklichen Entwicklungssand entspricht, - daß das Wirtschaftsleben jeden Volkes sich nur dann günstig weiterentwickeln kann, wenn es mit der Wirtschaft des Reiches verflochten bleibt, und -daß der kontinentaleuropäische Wirtschaftsbereich in Nahrung, Kleidung und Rüstung von außen unabhängig und daher unbeeinflußbar ist. Auf der Grundlage dieser regionalen und funktioneilen Gliederung des europäischen Bereiches können die Voraussetzungen für die Durchführbarkeit aller übrigen volkspolitischen Forderungen geschaffen "werden: Durch die Unbeeinflußbarkeit des wirtschaftlichen Eigenlebens im europäischen Reich ist seine politische Selbständigkeit gesichert; dadurch, daß die europäischen Völker, vor allem die östlichen Randvölker zu ihrem eigenen Vorteil in das gesamteuropäische Wirtschaftsleben eingefügt sind, ist ihre freivolkige Unterstützung im Volkstumskampf gegen Asien weitgehend gewährleistet; die Grundlage zu einer stetig ansteigenden Weiterentwicklung des Wirtschafts- und Volkslebens im Volks- und Siedlungsraum und in den Räumen der anderen Völker ist gegeben; die zur Reinerhaltung des Volksraumes erforderliche Verlagerung von Erzeugung kann ohne

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Gefahr vor politischen Ereignissen in weiterem Rahmen vorgenommen werden, wie bisher vorgesehen; zum Aufbau der Siedlungsräume stehen nach erfolgtem Umbau der einzelnen Wirtschaftsglieder die Leistungsreserven des gesamteuropäischen Bereiches zur Verfügung, durch intensiven Aufbau und entsprechende Aufgabenstellung im östlichen Siedlungsraum kann das innerhalb des Volksraumes bestehende west-östliche Gefalle ausgeglichen und Volks- und Siedlungsraum zu einer wirtschaftlich-leistungsmäßigen und damit volklich-entwicklungsmäßigen Einheit zusammengefaßt werden. Die Forderung nach einer derartigen Funktionsverteilung im kontinentaleuropäischen Bereich wird auch von Seiten der Wirtschaft erhoben. Jedoch ist hierbei das Streben maßgebend, die lohnende Industrieerzeugung im Altreich zusammenzuziehen und den übrigen Volkswirtschaften nur die weniger lohnende Urproduktion nebst Teilen der Veredlung zu belassen. Es würde in diesem Falle die gleiche Entwicklung eintreten, die zur Loslösung der Kolonien vom spanischen und portugiesischen Mutterland, der nordamerikanischen Kolonien aus dem englischen Besitz und letzten Endes zum wirtschaftlichen Zerfall des Empire führte. Die Volkspolitik, die Generationen überschaut, muß der in kurzen Fristen denkenden Wirtschaft den Weg weisen. Die Funktionsverteilung wird nur dann den erwünschten Einfluß auf das volkliche Eigenleben ausüben, wenn der Anteil der einzelnen Bevölkerungsteile an der Wirtschaftsführung und am Gesamteinkommen in gesundem Verhältnis zueinander steht, was von der Eigentumsverteilung am Boden und an den urirtschafilicben Einrichtungen abhängig ist. Hierher gehört die wichtige Frage der Betriebsgrößen, der Art des Eigentums - Alleinbesitz, genossenschaftlicher, gesellschaftlicher Besitz, Besitz in öffentlicher Hand - das Verhältnis zwischen Eigentümern und Betriebsführer, ferner das Ineinanderfügen der einzelnen Wirtschaftsabteüungen - Handwerk, Einzelhandel, Industrie, Großhandel, private und öffentliche Dienste -. Die Eigentumsgestaltung beeinflußt die Verteilung der zu leistenden zwischen- und innerbereichlichen Aufgaben und der zum Verbrauch verfügbaren Güter auf die Bevölkerung des Bereiches. Innerhalb des Volks- und Siedlungsraumes muß sie so vorgenommen werden, daß die Grundlage zu einem intensiven Umsatz von Gutem, Dienstleistungen und Geld und zu einer gleichmäßigen Durchblutung aller Bereiche besteht. Hiervon wird die Einheitlichkeit des Volks- und Siedlungsraumes, die soziale Gliederung der Bevölkerung und die Höhe und Intensität des Gemeinschaftslebens und die Persönlichkeitsbildung innerhalb der Bevölkerung beeinflußt. In manehen Fällen wird es auch erforderlich sein, bei anderen Völkern in die Eigentumsgestaltung einzugreifen, wenn durch mangelhafte innere Funktionsverteilung die Gesamtleistung leidet oder bedeutende soziale Spannungen entstehen. Entsprechend der Aufgabenverteilung muß überall dort ein technisch-materieller Aufbau vorgenommen werden, wo das gegenwärtig bestehende Leistungsgefüge nicht ausreicht, um die Aufgaben zu erfüllen. Dies wird in Sonderheit dort der Fall sein, wo eine starke Entwicklung des volklichen Lebens erwünscht ist, •wie in den Siedlungsräumen oder wo die Funktionsverteilung innerhalb des

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kontinentaleuropäischen Bereiches einen Umbau der Wirtschaft bedingt, wie in den germanischen Ländern. Der Aufbau muß ferner dort einsetzen, wo das Eigenleben, z. B. durch uneinheitlichen Leistungsstand, einen Bruch aufweist, wie im Volksraum, wo die seit der Mitte des letzten Jahrhunderts von der Landwirtschaft versäumte Entwicklung durch die Neuordnung der Eigentumsverhältnisse, die Technisierung der Betriebe und die Erziehung der Arbeitskräfte nachgeholt werden muß. Der technisch-materielle Aufbau erstreckt sich je nach den Forderungen, auf die Ausgestaltung des Verkehrs- und Versorgungsnetzes, die Ordnung des Wasserhaushaltes, die Aufforstung, die Errichtung von landwirtschaftlichen, gewerblichen oder industriellen Betriebsstätten samt deren technischer Ausstattung, den Bau von Wohnungen und von öffentlichen wirtschaftlichen Einrichtungen. Es gehört hierzu auch die Schulung der Arbeitskräfte und die Erziehung zu hochwertigen Dienstleistungen im Transport- und Marktwesen. Theoretisch ist es denkbar, daß durch eine gesunde Eigentumsgestaltung und einen auf die Funktionsverteilung und den Leistungsstand ausgerichteten technischmateriellen Aufbau die Ufer so klar gezogen sind, innerhalb deren sich die wirtschaftlichen Kräfteströme bewegen sollen, daß eine weitere Einflußnahme entfallen kann. In der Praxis kann jedoch auf eine Regelung der Marktverhältnisse nicht verzichtet werden, allerdings können die Maßnahmen nach Schaffung der oben geschilderten Voraussetzung gegenüber dem jetzigen Zustand stark eingeschränkt werden. Die Marktregelung umfaßt die Lenkung der Erzeugungsfaktoren - Arbeitskräfte, Rohstoffe, Maschinen, Kapital - und die Absatzfaktoren - Bedarf des Staates, privater Bedarf, Vorratshaltung - der öffentlichen Dienste - Transportwesen, Energieversorgung - und der Preise. Ihr fällt die Aufgabe zu, die zwischenbereichlichen und innerbereichlichen Kräfteströme auf die geplante Funktionsverteilung hinzulenken, damit die erwünschten volkspolitischen und wirtschaftlichen Ergebnisse erzielt werden.

IV. Volkspolitische Aufgaben, die die Behandlung der im Volks- und Siedlungsraum Wohnenden betreffen und die zu ihrer Lösung erforderlichen wirtschaftlichen Maßnahmen Die bisher behandelten Maßnahmen verfolgen das Ziel, eine zur Festigung des deutschen Volkstums günstigste Gesamtform des Wirtschaftsaufbaues zu schaffen. Sie werden aber nur dann Erfolg haben, wenn ihre Wirkung bis hinunter zum Berufstätigen reicht; es ist daher erwünscht, die Einflußnahme von oben durch entsprechende Einflußnahme von unten, also auf den Einzelnen zu unterstützen. In vielen Fällen wird die vorgesehene großräumliche Maßnahme auch dem Bedürfnis der Berufstätigen schon vollauf gerecht werden, während in anderen eine Ergänzung oder Verfeinerung notwendig ist. l. Behandlung der landwirtschaftlichen Berufstätigen im Volksraum

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2. Die Umsiedlung von Reichsdeutschen in die Siedlungsräume Zwischen den kolonisatorischen Siedlungsvorgängen der Vergangenheit und der Gegenwart besteht ein tiefer Unterschied: die historischen Umsiedlungen waren durch wirtschaftliche Not oder durch religiöse Widerstände in der Heimat bedingt und die Umsiedler stellten meist geringe Ansprüche; sie bauten sich ihre Häuser, Straßen und öffentlichen Gebäude selber und wirtschafteten mit einfachen Werkzeugen. Die Umsiedlung der Gegenwart und Zukunft wird vom politischen Willen bestimmt; in der Heimat herrscht keine zwingende Not, es werden im Gegenteil Arbeitskräfte benötigt und Aufstiegsstellen stehen in der Industrie offen; die Lebenshaltung der Umsiedler ist z. T. sehr hoch, ihre Leistungen sind auf Arbeitsteiligkeit aufgebaut, so daß sie eine auf die Dauer befriedigende Tätigkeit nur in einem reichgegliederten Wirtschaftsaufbau und einer technisch entwickelten Umgebung finden können. Wie bereits im Rahmen der wirtschaftlich funktionellen Schau entwickelt, hängt die Zahl der im Siedlungsraum ansetzbaren deutschen Menschen ebenfalls von dem Leistungsstand und dem Grad des volklichen Eigenlebens ab. Der Siedlungsraum befindet sich gegenwärtig aber noch in einem fast kolonialen Leistungsstand, der es möglich macht, Deutsche auf die Dauer nur in einigen wenigen Stellen der Wirtschaft zu halten. Ohne eine umfangreiche Vorleistung des Staates durch intensiven technisch-materiellen Aufbau ist die vollständige Eindeutschung des Siedlungsraumes nicht durchführbar. Der Aufbau und die durch ihn entstehenden Aufgaben locken eine große Zahl deutscher Menschen in den Siedlungsraum. Der erwünschte Strom von Berufstätigen aller Art wird sich aber erst bilden, wenn im Siedlungsraum ein regelrechter Sog, im Volksraum ein entsprechender Überdruck entsteht. Sog und Überdruck entstehen durch Verlagerung lohnender industrieller Erzeugung vom Volksraum in den Siedlungsraum, durch Erleichterung der Bedarfsdeckung -z.B. an Wohnraum oder an Möbeln - im Siedlungsraum auf Kosten des Volksraumes, durch Verbreiterung der Erwerbsmöglichkeiten im neuen Gebiet - Lenkung des Leihkapitals, der Zuteilung an Arbeitskräften, Material, Maschinen -, durch Schaffung von Aufstiegsmöglichkeiten - Schulungsstätten -. Die Gefahr, daß sich die Erwerbstätigen in den Siedlungsräumen ein Vermögen erwerben, um es in der alten Heimat zu verzehren, ist dadurch zu bannen, daß das Vermögen im Aufbau oder in Grundeigentum - z. B. eigener Hausbesitz - eine geeignete Anlage findet; das „Aufbauunternehmen" darf also nicht als staatliche oder anonym-kapitalistische Maßnahme erscheinen, sondern muß nach dem Vorbild der Genossenschaften weitgehend auf bereichlich begrenzte, vom Einzelnen noch überschaubare Gemeinschaften übertragen werden; daneben ist der eigene Hausbesitz die geeignete Form, um das Interesse des Einzelnen am Wohlergehen der Allgemeinheit lebendig zu halten. 3- Die Erziehung der Volksdeutschen zu deutscher Lebenshaltung Die Hebung des Leistungsstandes im Siedlungsraum wird dadurch erschwert, daß die in großer Zahl eingewiesenen Volksdeutschen oft noch auf einer niederen

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Leistungsstufe stehen. Hierdurch wird ihre Lebenshaltung und damit ihre soziale Stellung gedrückt. Durch Unterweisung und Aufgabenstellung muß diese Lücke aufgefüllt werden; unfähige Arbeitskräfte werden in die elementaren Tätigkeitsgebiete absinken oder in den entsprechenden Wirtschaftszweigen im Volksraum einzusetzen sein. Die wertvollen Arbeitskräfte, die in der Regel auch volklich von Wert sind, werden sich mit ihrer Eingliederung in das Wirtschaftsleben auch ebenso vollständig in das volkliche Gemeinschaftsleben einordnen. 4. Die Eindeutschung wertvollen fremden Volkstums Solange der Bedarf der Reichswirtschaft an Arbeitskräften anhält, wird es keine Schwierigkeiten machen, zur Eindeutschung geeigneten fremdvölkischen Menschen im Volksraum geeignete Arbeitsplätze anzuweisen. Um sie innerlich für die Aufnahme deutscher Eigenart aufnahmebereit zu machen, ist dafür zu sorgen, daß mit der Tätigkeit im Volksraum eine Erhöhung des Einkommens oder eine soziale Besserstellung verbunden ist; soweit die Einzudeutschenden aus Bereichen mit niedererem Leistungsstand kommen, ist eine finanzielle Verbesserung leicht zu erreichen; falls sie aus Gebieten mit entwickelter Leistungsstufe herangezogen werden, wird die soziale Aufstiegsmöglichkeit höher veranschlagt werden. Fremdvölkische, die in ihrem alten Heimatgebiet eingedeutscht werden sollen, müssen ebenso behandelt werden, nur ist hier die Lösung aus dem alten und der Einbau in das neue Wirtschaftsgefüge, die die Umvolkung vorbereiten müssen, wesentlich schwieriger; die finanzielle und soziale Aufbesserung muß hier höher sein wie bei einer gleichzeitigen Versetzung in den Volksraum, so daß diese Form der Eindeutschung nur bei einer geringen Zahl fremdvölkischer Menschen und auch nur dort anwendbar ist, wo der Leistungsstand durch intensiven Aufbau in kurzer Zeit gehoben wird. 5. Behandlung sonstiger fremdvölkischer, im Volks- und Siedlungsraum berufstätiger Menschen Neben den Reichsdeutschen, Volksdeutschen und den einzudeutschenden Fremdvölkischen werden bei der Größe der Aufgaben auch nach der Hinausverlegung wirtschaftlicher Funktionen noch zahlreiche fremdvölkische Arbeitskräfte im Volksund Siedlungsraum tätig sein, deren dauernde Seßhaftmachung oder Eindeutschung nicht erwünscht ist. In Berufen, die raummäßigen Schwankungen unterliegen und deren Arbeitskräfte aus diesem Grunde hin- und herfluten, wie die Straßenarbeiter, ein Teil der Landarbeiter und Bauarbeiter, ist die Gefahr des Seßhaftwerdens nicht groß; das gleiche gilt für Arbeiter, die an großen Baustellen und in gesonderten Lagern untergebracht und in kolonnenmäßigem Einsatz ohne Hand-in-Handarbeit mit Deutschen tätig sind. Schwierig ist es, eine Lösung zwischen den volkspolitischen und wirtschaftlichen Forderungen dort zu finden, wo Vorkenntnisse zur Berufsausübung erforderlich sind, da sich die Mühe, die die Betriebe zur Schulung aufwenden, nur bei

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langdauerndem Einsatz lohnt; außerdem ist im industriellen Fertigungsprozeß eine Zusammenarbeit mit Deutschen unvermeidlich. Da es sich hier auf jeden Fall um besser entlohnte Tätigkeitsgebiete handelt, entsteht noch eine weitere, sehr große Gefahr für das Gesamteuropäische Volksgefüge: Die fremden Erwerbstätigen lernen im Reich einen Grad der Lebenshaltung kennen, der ihnen fremd ist; in ihnen erwachen Bedürfnisse, die sie, zurückgekehrt, in ihre Heimat verpflanzen und dadurch einen Umbruch in der Art der Bedarfsdeckung hervorrufen, der unter Umständen im Hinblick auf den volklichen Gesamtentwicklungsstand unerwünscht ist. Gänzlich unerwünscht ist der Einsatz Fremdvölkischer in den Berufen, wo Zusammenarbeit gleichzeitig Zusammenleben bedeutet, wie z. B. im Handwerk und in der Landarbeit. Für beide Berufsgruppen ist die Gefahr der Überfremdung groß, da das Einkommen eines Teiles der Landarbeiter und der Gesellen zu gering ist, um einer Familie die einem Deutschen zukommende Lebenshaltung zu gestatten. Zu dieser Gruppe gehört auch der Bergbau, dessen Arbeitsbedingungen in keinem Verhältnis zur Entlohnung stehen. Die Verwendung fremdvölkischer Arbeitskräfte darf also vorwiegend nur in den Berufen erfolgen, in denen sie nach einer bestimmten Zeitspanne wieder entlassen werden, oder in denen sie zu abgegrenzten Arbeiten in geschlossenen Kolonnen eingesetzt werden können. Darüber hinaus dürfen sie nur als Platzhalter für deutsche Berufstätige angesehen werden, die sofort abgeschoben werden, wenn Nachwuchs vorhanden ist, oder wenn die technischen und finanziellen Grundlagen eine dem deutschen Menschen entsprechende Lebenshaltung in diesen Berufen gestatten. Es ist eine der dringendsten volkspolitischen Forderungen, daß diese wirtschaftlichen Voraussetzungen sod bald wie möglich geschaffen werden.

Nr. 58 1942, 29. Oktober, Berlin. Vermerk über die Disposition des Generalsiedlungsplans.* 29. Oktober 1942a

VI-l Vermerk Betr.: Generalsiedlungsplan- Dispositionen

Der Generalsiedlungsplan zerfäDt in seinem Gesamtaufbau in drei Teile:

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Irrtümlich .zu". *BA, R 49/986. a Rechts handschriftlich: Nr. 6.

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Teil A = Einleitung Teil B = Die Forderungen Teil C = Die Gestaltung. Teil A: Einleitung Die Einleitung stellt die Grundlagen der heutigen Siedlungsaufgaben fest, indem sie die Notwendigkeit, die Möglichkeit und den Willen zur Lebensraumausweitung aufzeigt und die daraus sich ergebenden Forderungen aufstellt. (Umfang 2-3 Seiten). Teil B: Die Forderungen Der Teil B, der die Forderung des Generalsiedlungsplanes aufstellt, gliedert sich in 6 Kapitel. Kapitel l liefert die weltanschauliche und ideenmäßige Klarstellung des Gesamtproblems; Reicbsidee und Nationalstaatsgedanke, Volkstumsidee und Völkerordnung. Siedlungsidee und Wirtscbaßstendenz werden in ihrem gegenseitigen Verhältnis abgewogen und zusammenfassend zur Darstellung gebracht. (Umfang 12— 15 Seiten). Kapitel 2 stellt die Kardinalforderung auf, in welcher Zeit die Siedlungsaufgabe gelöst werden muß und begründet die Forderung aus den weltpolitischen Gegebenheiten heraus. (Umfang 2-3 Seiten). Kapitel 3 erläutert die raumpolüiscben Forderungen: die europäischen und deutschen raumpolitischen Voraussetzungen werden aufgezeigt und daraus die Gliederung (Dreiteilung) sowie die Wenigkeit dieser Räume abgeteilt. (Umfang 15 Seiten). Kapitel 4 enthält die volkspolitische Forderung: Ausgehend von den biologischen, psychologischen und soziologischen Voraussetzungen im deutschen Volk, die im eineinen zu erklären sind, werden die sich daraus ergebenden Forderungen abgeleitet. Anschließend wird die Stellung der Fremdvölker charakterisiert und das Verhältnis linschen dem deutschen Volk und diesen Fremdvölkern klargestellt (volkstumspolitiche Richtlinien). (Umfang 20-25 Seiten). Kapitel 5 setzt sich mit den europäischen Voraussetzungen der materiell-wirtchaßlichen Gesamtlage auseinander und stellt die von der Wirtschaftspolitik her zu rhebenden Forderungen klar. (Umfang 15-20 Seiten). Kapitel 6 schließlich zeigt die Wesensmerkmale eines Kolonisationsvorganges auf md entwickelt daraus die Forderungen an die deutsche Besiedlungspolitik (landsaannschaftliche Siedlung, Patenwesen usw.) (Umfang 15-20 Seiten).

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Teil C: Die Gestaltung Der Teil C, der die Durchführung der im Teil B aufgestellten Forderungen und die zu ihrer Durchführung notwendigen Maßnahmen aufzuzeigen hat, gliedert sich entsprechend der geforderten Dreiteiligkeit des Raumes in drei große Kapitel, von denen die beiden ersten wiederum in sich einen vollkommen analogen Aufbau zeigen. Kapitel l behandelt den Volksraum, Kapitel 2 den Siedlungsraum. Ausgegangen wird von der Größe und Abgrenzung des Raumes. Daran schließen sich die volkstumspolitiscben Maßnahmen, die sich mit den Fremdvölkern in diesem Raum auseinandersetzen. Als nächstes wird der deutsche Siedlungsvorgang (Bodenordnung, Sozialstruktur, ländliche und städtische Siedlung, landsmannschaftlicher Aufbau, Patenwesen, Siedlerbedarf und Siedlerdeckung, einschließlich Siedlerreserve und Siedlerbewertung) behandelt. Gleichzeitig werden die den deutschen Menschen betreffenden bevölkerungspolitischen Maßnahmen in diesem Raum behandelt. In weiteren vier Punkten werden die Wirtschaftsordnung, das Recht, die Verwaltung und der materielle Aufbau festgelegt. (Umfang beider Kapitel rund 80-100 Seiten). Das 3- Kapitel ist den Führungsräumen gewidmet, die nach ihrem Wesen unterschieden werden in völkische Reserveräume (Norden, Westen - Verwendungsfähigkeit der Menschen für rassische und siedlungspolitische Aufbauzwecke), völkische Aufbauräume (Baltikum, Krim - unterschieden vom eigentlichen Siedlungsraum durch Siedlungscharakter, Zeit usw.), Wirtscbaftsräume (Ukraine, Südosten - wo nur die Art der Wirtschaftsbeziehungen zu klären ist) und die Einßußräume (Kaukasus, Turkestan usw.). Entsprechend diesen Räumen sind vier Unterkapitel vorgesehen, die völlig ungleich untereinander entsprechend der Siedlungspolitikb in den einzelnen Räumen, die dort zu ergreifenden Maßnahmen darzustellen haben, das größte Gewicht wird gelegt auf das Kapitel über die völkischen Aufbau räume, das eine ähnliche Untergliederung besitzen wird wie die Hauptkapitel über den Volksund Siedlungsraum. (Umfang 30 Seiten). Gesamtumfang rund 200 Seiten, drei Großkarten, 20-25 Kleinkarten und Tabellen.

Im Original handschriftlich verbessert.

Dokument Nr. 59

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Nr. 59 1942, 1. November, Hegewald. Zwei Karten des Volksdeutschen Siedlungsgebietes „Hegewald", bearbeitet von SS-Standartenführer Ottojungkunz. *

Volksdeutsches

Siedlungsgebiet »HEGEWALD«

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O • NA, T-81, R.314, S. 2443667 f.

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Dokument Nr. 60

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Nr. 60 1942, 9. November, Berlin. Tabelle über die wirtschaftlichen Aufgaben von Städten verschiedener Größe, ausgearbeitet von Udo v. Schauroth, Amt VI im Stabshauptamt* Beriin-Dahlem, den 9.11. 42 VI-3/3-12 v. S./Fr. Tabelle zur wirtschaftlichen Planung für die Aufbaugebiete im Volksraum und dem örtlichen Siedlungsraum. Verteilung der wirtschaftlichen Aufgaben auf die Stadtgrößen Art der Aufgaben: Kleinstadt (10-50 000 Einwohner) 1. Vorwiegend Versorgung des Wirtschaftsbereiches ungefähr von Landkreisgröße mit Dingen des täglichen Bedarfes 2. Sammlung, Lagerung, Veredlung und Weiterverarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus dem Bereich 3. Zusätzliche anderweitige industrielle Fertigung, die sich hinsichtlich ihres Leistungsstandes und ihres Einkommendurchschnitts dem höheren landwirtschaftlichen Einkommen angleichen muß Mittelstadt (50-200 000 Einwohner) l. Versorgungsmittelpunkt eines größeren Wirtschaftsbereiches - ungefähr 3-4 Landkreise - für aktuelle Wirtschaftsgüter und Dienstleistungen, deren Bedeutung im städtischen Wirtschaftsaufbau zurücktritt BA, R 49/986.

Wirtschaftszweige: Fast alle Zweige des Handwerks- und Einzelhandels, Sparkassen

Leder- und Tierhaarverarbeitung, Molkerei, Brennerei, Bierbrauerei, Genußmitelherstellung und deren Hilfsgewerbe (z. B. Konserven- und Kistenfabrikation), Lagerei und Transportwesen Herstellung von Textilien, Papier-, Leder-, Kautschuk-, Asbestwaren, von Holz- und Schnitzstoffwaren, von einfachen Maschinen und Konstruktionen

Großhandel und einige Handwerkszweige (z. B. Musikinstrumenten- und Büchsenmacher)

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Art der Aufgaben: 2. Im Hinblick auf die kulturelle und politische Bedeutung dieser Stadtstufe ist vorwiegend eine besonders vielgliedrige und arbeitsteilige Industrietätigkeit erwünscht. Zuordnung vieler verschiedener, aber untereinander durch Zulieferung verbundener Wirtschaftszweige Großstadt (über 200000 Einwohner) Kombinierter Ansatz von elementaren, gering arbeitsteiligen und vielgliedrigen, stark arbeitsteiligen Wirtschaftszweigen. Auch die Großstadt kann bestimmte zentrale Funktionen gegenüber einem Bereich - von Gaugröße - besitzen; sie sind für den städtischen Wirtschaftsaufbau aber unwesentlich

Wirtschaftszweige: Herstellung feiner Konserven u. feiner Farben u. Drogen, Fertigung feinelektrischer, optischer und feinmechanischer Apparate. Herstellung von Apparaten und Fahrzeugen, von Konstruktionen, von feinen Papier-, Leder-, Kautschukund Asbestwaren und feinen Textilien

Schwerindustrie, Fertigung von Halbzeug, von chemischen Rohstoffen und Halbfertigfabrikaten. Die für Klein- und Mittelstadt angeführten industriellen Wirtschaftszweige

Nr. 6l

1942, 9. November, Berlin. Inhaltsübersicht des Generalsiedlungsplans, mit Benennung der Bearbeiter.* Generalsiedlungsplan* Inhaltsübersicht Sachbearbeiter Einleitung A. Die Forderungen I. Die Idee und ihre Ordnung II. Der Zeitablauf III. Abgrenzung und Gliederung des Raumes IV. Volksordnung V. Wirtschaftsordnung

* BA, R 49/986. a Rechts handschriftlich: Ablage 9. 11. 42.

v. Schumacher v. Schumacher Dr. Lorch v. Schumacher b. Schauroth

Dokument Nr. 6l

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B. Die Maßnahmen und ihre** materiellen Voraussetzungen I. Die volkspolitischen Maßnahmen 1. Die Auseinandersetzung mit dem fremden Volkstum: a. Im Siedlungsraum b. In den Wirtschaftsräumen 2. Die stammesmäßige Lenkung der Besiedlung 3. Die Hebung der Siedlungsbereitschaft a. Im Altreich b. Im Ausland c. In den neuen Siedlungsgebieten (Erhöhung der Ansiedlungskraft) 4. Die Bevölkerungspolitik 5. Siedlerbilanz

v. Schumacher

II. Boden- und wirtschaftliche Maßnahmen 1. Bodenpolitik a. Bodenordnung: Altreich-Landauffang b. Bodenordnung: Siedlungsgebiete c. Bodenpolitik in den Wirtschaftsgebieten 2. Waldaufbau- und Eigentumsverteilung 3. Regelung des allgemeinen Sozialaufbaus 4. Gewerbeansatz und Industrieverlagerung, Auflockerung von Handel und Handwerk 5. Sozialer Wohnungsbau 6. Kreditorganisation 7. Genossenschaftswesen 8. Allgemeiner Landesausbau (Verkehr, Energie, Wasser, Ziegeleien, Landschaftsgestaltung)

Dr. Schmidt

v. Schauroth

///. Verwaltungsaufbau und Rechtsordnung 1. Voraussetzungen zum Aufbau der allgemeinen Verwaltung a. In den Siedlungsgebieten b. Im Altreich c. in den Wirtschaftsgebieten 2. RKF und Verwaltung 3. Die Planungshoheit 4. Die Organisation der Siedlung und Neuordnung a. Siedlungsorganisation b. Neuordnung: Altreich 5. Siedlungsrecht b

Im Text irrtümlich „ihrer".

Dr. Mäding

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IV. Die Durchführung der Siedlung 1. Organisation und Verfahren a. Die Siedlung (abweichende Verhältnisse in Böhmen und Mähren) b. Der ländlichen Neuordnung 2. Der technische Aufbau 3. Die Finanzierung0

Dr. Mäding v. Schauroth Prof. Boesler

Mr. 62

1942, 9. November, Berlin. Vermerk von Dr. Franz Doubek für Udo v. Schauroth wg. Termin für die Einsendung der einzelnen Teile des Generalsiedlungsplans. * VI l - Oa

9. November 1942 Vermerk

Betr.: Generalsiedlungsplan In Verfolg der Anordnung vom 31· 10. 42 ersucht Oberführer Meyer um Fertigstellung der in der Anlage angestrichenen Teile des Generalsiedlungsplanes bis zum Montag, den 16. 11. 42. F. Doubek0

Nr. 63 1942, 12. November, Berlin. Anordnung des Reichsführers SS über die Schaffung des ersten Siedlungsbereiches im Generalgouvernement." Geheim C - 2/28 - 3/Tgb. Nr. 56 42g c

Darunter: ab. 16. 11. 42 - z. d. A. GPO. * BA, R 49/986. a Rechts handschriftlich: Herrn v. Schauroth. b Unterschrift, darunter links: „ab. 16. 11. 42, 16. 11. z. d. A. GPO." • AGK, NTN, Fall Bühler, Bd. 8, Dok. Nr. 2502. Veröffentlicht bei Cz. Madajczyk, Generaina Gubemia. . ., S. 198 ff. und ders. (Hrsg.) Zamojszczyzna . . ., S. 167 f.

Dokument Nr. 63

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Allgemeine Anordnung Nr. 17 C des Reicbsfübrers-SS, Chef der Deutschen Polizei und Reicbskornmissarfür die Festigung deutschen Volkstums über die Bestimmung eines ersten Siedlungsbereiches im Generalgouvernement Aufgrund des Erlasses des Führers und Reichskanzlers vom 7. 10. 39 und der Führerweisung über die verantwortliche Führung der Bandenbekämpfung durch den Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei vom 18. 8. 42 ordne ich an: 1. Die Kreishauptmannschaft Zamosc wird zum ersten deutschen Siedlungsbereich im Generalgouvernement erklärt. (Bereich Nr. II/10/I GG). 2. Der Bereich II/10/I GG soll die neue gesicherte Heimat werden für: a. Umsiedler aus Bosnien. b. gefährdete Volksdeutsche Umsiedler aus den besetzten Ostgebieten. c. Volksdeutsche und Deutschstämmige aus dem übrigen Generalgouvernement, die zur Behebung ihrer jetzigen Notlage oder aus sicherheitspolizeilichen Gründen in den Bereich II/10/I GG oder innerhalb dieses Bereiches umgesiedelt werden müssen. d. sonstige Umsiedlergruppen, die ich für den Ansatz im Bereich II/10/I GG im einzelnen bestimme. 3. Für dieses Jahr bis zum Sommer 1943 sind zunächst Stadt und Kreis Zamosc deutsch zu besiedeln. 4. a. Die Gesamtleitung bei der Durchführung dieser Aufgabe liegt in den Händen meines Vertreters im Generalgouvernement, des Höheren SS- und Polizeiführers im Generalgouvernement, Staatssekretär für das Sicherheitswesen, SS-Obergruppenführer und General der Polizei Krüger, in Zusammenarbeit mit meinen Hauptämtern. b. Die notwendigen Aussiedlungen von Polen aus dem Bereich II/10/I GG führt mein Vertreter im Generalgouvernement in seiner Eigenschaft als Staatssekretär für das Sicherheitswesen durch. c. Den Reichsgesundheitsführer bitte ich, die Umsiedler in gesundheitlicher und hygienischer Hinsicht zu betreuen sowie die Unterbringung und gesundheitliche Versorgung von Kranken, Schwangeren und behandlungsbedürftigen Gebrechlichen während des Transportes und des Ansiedlungsvorganges zu übernehmen. d. Die Erfassung, Untersuchung und Einbürgerung der Umsiedler ist wie bisher Sache der EWZ. Sie errichtet zu diesem Zweck eine Nebenstelle mit dem Sitz in Lublin. Die Nebenstelle Lublin untersteht für die Dauer ihrer Tätigkeit im Generalgouvernement dem Höheren SS- und Polizeiführer im Generalgouvernement. e. Die Deutsche Umsiedlungs-Treuhand-G.m.b.H. ist im Rahmen näherer Richtlinien auch hier verantwortlich für die Fragen der Vermögensausgleiche einschl. einer vorläufigen Versorgung der Umsiedler mit Barmitteln. f. Im übrigen bedient sich mein Vertreter bei der Durchführung seiner Aufgabe aller Behörden und Einrichtungen, die zur Mitarbeit geeignet sind.

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5. Für den Bereich H/1 O/I GG werden Landgestaltungspläne aufgestellt. Die Landgestaltung bezweckt die Festigung des deutschen Volkstums in diesem Siedlungsbereich. Sie umfaßt unter Berücksichtigung der Belange des Reiches und der Gesamtplanung die Abgrenzung von Wald und Feld, die Gliederung und Gestaltung der Feldflur, den Aufbau deutscher Dörfer und Städte und die Festigung und Ordnung der auf den Boden bezogenen Rechtsverhältnisse. Die Landgestaltungspläne sind von meinem Vertreter im Generalgouvernement aufzustellen nach Maßgabe der von mir erlassenen Allgemeinen Anordnungen. Die Festlegung der Landgestaltungspläne behalte ich mir vor. Sie sind mir zu diesem Zwecke über mein Stabshauptamt vorzulegen. 6. Wegen der Finanzierung der Siedlungs- und Neuordnungsaufgaben, der Regehing der Eigentumsverhältnisse am Grund und Boden und der Durchführung der festgestellten Pläne werde ich im Benehmen mit der Regierung des Generalgouvernements und den sonst zuständigen Stellen noch Anordnungen treffen. gez. H. Himmler

F. d. R. Schutz SS-Obersturmführer Verteilerschlüssel: Verteiler lt. Anlage. Verteilerschlüssel: 1. An den Herrn Reichsminister des Innern, 2 Stück z. Hd. von Herrn Min.-Rat Duckart 2. An den Herrn Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, 2 Stück z. Hd. von Hauptabteilungsleiter Hiege 3. Reichsleitung der NSDAP, Hauptamt für Volkstumsfragen, z. Hd. 3 Stück von SS-Brigadeführer Cassel, München 33, Herzog-Wilhelm-Str. 32 4. Reichsgesundheitsführer 5 Stück 5. Höheren SS- und Polizeiführer im Generalgouvernement, 20 Stück Krakau, Albrechtstr. 44 6. Persönlichen Stab Reichsführer-SS 2 Stück 7. Chef des Reichssicherheitshauptamtes, 2 Stück z. Hd. SS-Standartenführer Dr. Ehlich 8. Chef des Rasse- und Siedlungshauptamtes 2 Stück 9. Volksdeutsche Mittelstelle, Berlin W 62, Keithstr. 29 2 Stück 10. Chef der Sicherheitspolizei und des SD - Einwandererzentrale 5 Stück Verbindungsstelle Berlin W 35, Potsdamer Str. 6l 11. Deutsche Umsiedlungstreuhand-Gesellschaft m.b.H. 5 Stück Hausverteiler I ohne Sonderreferenten Italien, 25 Stück dafür Hauptabteilung ZC Reserve: 25 Stück 100 Stück

Dokument Nr. 64

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Nr. 64 1942, 12. November, Berlin. Feldkommandostette. Schreiben von Rudolf Brandt an Ulrich Greif elf mit der Bitte um beschleunigte Zusendung des Entwurfs des Generälplans Ost an den Reichsführer SS.*1 Der Reichsführer-SS Persönlicher Stab Tgb. Nr.: AR 33/11/42 Bra/Sch.

Feldkommandostelle, den 12. Nov. 42

Persönlicher Stab Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung Akt. Nr. Geh./90a

SS-Gruppenführer Greifelt Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums Berlin-Halensee Kurfürstendamm 142-143

Lieber Gruppenführer! Am 12. Juni 1942 hat der Reichsführer-SS an Sie geschrieben wegen des Generalplanes Ost (Rechtliche, wirtschaftliche und räumliche Grundlagen des Ostaufbaues) und darum gebeten, daß zunächst einmal ihm ein Entwurf zur Durchsicht überschickt werden sollte, aus dem hervorginge, was wir insgesamt an Menschen, Arbeitern und Geldmitteln usw. brauchen und weiterhin, was wir in jedem einzelnen der vier Fünfjahrespläne brauchen würden. Der Reichsführer-SS hat heute gefragt, ob auf sein Schreiben schon eine Antwort eingegangen sei. Als ich verneinte, verfügte er eine Erinnerung an die Erledigung. Heu Hitler! R. Brandt6 SS-Obersturmbannführer

* BA, NS 19/1739, S. 17. 1 In einer Notiz vom 23- 12. 1942 wird bestätigt, daß Prof. Meyer am folgenden Tag, dem 13- November, dem Reichsführer SS darüber Vortrag gehalten hat; vgl. Dok. Nr. 70. a Stempel mit handschriftlich eingefügter Aktennummer. b Unterschrift.

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Nr. 65 1942, 13- November, Berlin. Aufstellung über den Siedlerbedarf, bearbeitet von Udo v. Schauroth.*

VI - 3/3 - 12

Berlin-Dahlem, den 13.11.42 Generalplan Ost Siedlerbedarf

VII. Bevölkerungsbedarf'im östlichen Siedlungsraum 1. Es werden benötigt: land- und forstwirtschaftliche Berufszugehörige ländliche Nahversorger (Handwerk, Einzelhandel, ländliche öffentliche Dienste und freie Berufe) in ländlichen Industrien Beschäftigte Landbevölkerung gesamt: städtische Nahversorger (Handwerk, Einzelhandel, freie Berufe, aber ohne öffentliche Dienste) in typisch städtischen Industrien* Beschäftigte Gesamtbevölkerung:

2783304 789981 754718 4328 003 2 580 091 3 153 555 5 733 646 10 06l 649

2. Dichte der Bevölkerung = 1006l 649 : 197 093 - 51,5/qkm 3. Landwirtschaftliche Berufszugehörige gesamt: davon Selbständige Beamte und Angestellte Arbeiter

2209871 34,3% 8,6% 57,1%

4. Forstwirtschaftliche Berufszugehörige gesamt: davon Beamte und Angestellte Arbeiter

573 433 114 687 458 746

5. Aus Handel und Einzelhandel werden schätzungsweise 60% der ländlichen und städtischen Nahversorger benötigt also: 789981 + 2580091 x 70 = ca. 2359000 Berufszugehörige .b 100 * BA, R 49/986. a b

Handschriftlich hinzugefügt: „städt. öffentl. Diensten u.s.w.". Unterschrift-, v. Schauroth.

Dokument Nr. 67

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Nr. 66 1942, 16. November, Berlin. Vermerk von Udo v. Schauroth für Dr. Franz Doubek über die Vorlage einiger Teile des Generalsiedlungsplans. * VI - 3/ v. S./Schl.

Berlin-Dahlem, 16. November 1942

Vermerk Vorgang: Generalsiedlungsplan Entsprechend der Anordnung vom 9-11- 42 wurde bereits am 11. 11. der Teil Wirtschaftspolitik „Forderungen"überreicht. In der Anlage wird überreicht der Teil Wirtschaftspolitik: „Gestaltung" sowie der Teil: „Technisch materieller Aufbau". Da es sich beidemal um Originale ohne Zweitschrift handelt, wird um Rückgabe gebeten. Die vorgelegten Teile sind so formuliert, wie sie in der ursprünglichen Fassung der Inhaltsangabe verlangt wurden. Ich habe davon Abstand genommen, sie entsprechend der Inhaltsübersicht vom 9-11. umzudiktieren, da die Disposition, wie ich höre, nochmals verändert werden soll. Herrn Dr. Doubecka

Nr. 67

1942, 18. November, Berlin. Teil des Generalplans Ost über die künftige Wirtschaftsordnung unter volkspolitischen Gesichtspunkten.* VI - 3/3 - 12 v. S./Fr.

Berlin-Dahlem, den 18.11. 42 Generalplan Ost

TeÜ Ausrichtung der künftigen Wirtschaftsordnung auf die volkspolüischen Ziele 1. Wirtschaftsplanung Eine vom Standpunkt der Festigung deutschen Volkstums zu erarbeitende Wirtschaftsplanung hat sich auf die volkspolitisch wichtigen Wirtschaftsfaktoren zu • BA, R 49/986. 1

Darunter handschriftlich: 2. d. A. G.P.O. • BA, R 49/986.

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beschränken. Demgemäß entfällt eine Betrachtung über Bodenvorkomrnen und Güterkreislauf; dagegen muß behandelt werden: - die Gliederung des wirtschaftlichen Leistungsstandes im Volks- und Siedlungsraum und das Leistungsverhältnis zwischen Volks- und Siedlungsraum einerseits und den übrigen Volkswirtschaften im deutschen Einflußbereich andererseits; - die regionale Verteilung der wirtschaftlichen Aufgaben und die Verteilung des wirtschaftlichen Eigentums innerhalb der Aufbaugebiete im Volksraum und innerhalb der östlichen Siedlungsräume. a. Wirtschaftliche Planung für den Volksraum und seinen Einflußbereich (Wirtschafts- und Führungsbereich) Zur Erfüllung der volkswirtschaftlichen Aufgaben verfolgt die Planung folgende Ziele: 1. Das Wirtschaftsleben der Volks- und Siedlungsräume muß innerhalb des kontinentaleuropäischen Blockes die höchste Leistungsstufe einnehmen; hierdurch •wird die Führungsstellung des Reiches und die Einheit innerhalb des Volksraumes und zwischen Volks- und Siedlungsräumen wirtschaftlich unterbaut. 2. Der •wirtschaftliche Leistungsstand der übrigen europäischen Völker muß entsprechend ihrer Stellung zum deutschen Volkstum und entsprechend der Lage ihres Raumes zum Volksraum entwickelt werden. Völker, die sich der deutschen Führung willig anschließen und Räume, die an das Reichsgebiet grenzen, sind dabei höher zu entwickeln als diejenigen, die der europäischen Einheit gefährlich werden können oder am Rande des Blockes liegen. Durch eine derartige Gestaltung wird die Einheit des Blockes und seine Ausrichtung auf die Führung des deutschen Volkes gefördert. 3- Der Leistungsstand aller Teile im Volks- und Siedlungsraum ist nicht gleich; in Sonderheit gibt es höchstentwickelte Kembereiche, um die sich das wirtschaftliche und das gesamtvolkliche Leben kristallisiert. Bereits gegenwärtig tritt die Rheinachse und eine Achse zwischen dem westdeutschen und dem sächsischnordböhmischen Industriegebiet hervor; diese Achsen müssen künftig nach Süden über die Schweiz bzw. nach Südosten über das oberschlesische Industriegebiet hinaus gestreckt werden, um das Rückgrat des erweiterten Reichsgebietes und des europäisch-kontinentalen Blockes zu bilden. 4. Auch die übrigen europäischen Wirtschaftsräume besitzen derartige überdurchschnittlich entwickelte Kembereiche oder Ansätze hierzu. Diese sind weiterzubilden, wenn sie entweder an das Reichsgebiet anschließen oder in enger Verkehrsbeziehung zu ihm liegen. Nach diesen Gesichtspunkten ist das nordund mittelfranzösische, das oberitalienische, das dänische und südschwedische, das Donau- und Drau-Save-Gebiet (als Wirtschaftszentrum für den Balkan) zu entwickeln. Durch eine derartige Gliederung wird der deutsche Einfluß auf die Kerngebiete der wichtigen europäischen Völker gesichert; außerdem ist hierdurch die Möglichkeit geschaffen, wehrwirtschaftlich wichtige Aufgaben, die mit

Dokument Nr. 67

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deutschen Arbeitskräften innerhalb des Volksraumes nicht bewältigt werden können, an anschließende, im Bereich der deutschen Waffen liegende Gebiete abzugeben. 5-a Jeder Wirtschaftsraum besitzt außer seinem Kernbereich noch wirtschaftliche Schwerpunkte, die das Wirtschaftsleben in besonderem Maße an sich ziehen. Ihre Lage bzw. ihre Verkehrsverbindungen zum Reichsgebiet beeinflussen den Zusammenhalt zwischen den Volkswirtschaften. Besonders wichtig ist die Lagebestimmung für die Schwerpunkte innerhalb der östlichen Wirtschafts- und Führungsräume, zumal hier dem Gestaltungswillen weitere Grenzen gezogen sind als im Westen. Entsprechend den im Teil . . .b niedergelegten volkspolitischen Erkenntnissen muß das Ziel der Wirtschaftsplanung darin bestehen, die Selbständigkeit des zentralen osteuropäischen Gebietes mit dem Schwerpunkt Moskau zu schwächen. Längs seiner Grenzen müssen daher starke Wirtschaftsmittelpunkte entwickelt werden, um die Einheit des östlichen Zentralgebietes wirtschaftlich aufzuspalten. b. Wirtschaftliche Planung für die Aufbaugebiete im Volksraum und für den östlichen Siedlungsraum Zur Erfüllung der bevölkerungspolitischen Aufgaben verfolgt die Planung folgende Ziele: 1. Die einzelnen Siedlungen erhallen diejenigen wirtschaftlichen Einrichtungen, die sie benötigen, um die ihnen im Rahmen des Siedlungsaufbaues zufallenden Aufgaben erfüllen zu können. Hierbei ist unterschieden zwischen - Aufgaben, die der Versorgung der Siedlung und ihres engeren Einflußbereiches dienen; hierdurch wird das wirtschaftliche Eigenleben der Siedlung und die Verflechtung zwischen Stadt und Land geweckt; - Aufgaben, die teilweise oder vollständig für Gebiete außerhalb des engeren Einflußbereiches erfüllt werden; sie bedeuten ein zusätzliches Einkommen und bereichem das Eigenleben. Danach ergeben sich für jede Siedlung entsprechend ihrer erwünschten Größe und Bedeutung bestimmte Aufgabengruppen: soweit es sich hierbei um Versorgung handelt, müssen sie erfüllt werden; soweit sie spezieller Natur sind, müssen diejenigen Leistungen vollbracht werden, für die die besten örtlichen Voraussetzungen bestehen. 2. Das Eigentum an den wirtschaftlichen Einrichtungen muß so verteilt werden, daß - die bestmöglichen Voraussetzungen für einen regen Wirtschaftsaustausch und damit für ein intensives Gemeinschaftsleben gegeben sind,

a b

Im Original irrtümlich: „6". Zu diesem Zeitpunkt war die zugehörige Zahl noch unbekannt.

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- ein möglichst großer Teil der Bevölkerung zur Mitarbeit am Wohlergehen der Allgemeinheit herangezogen wird. Demnach ist ungefähr folgende Betriebsgrößenstufung und Eigentumsverteilung erwünscht: In der Kleinstadt (10 bis 50 000 Einwohner) Das durchschnittliche Einkommen der Kleinstadtbevölkerung muß sich den Einkommen der gehobenen landwirtschaftlichen Selbständigen anpassen, da anderenfalls die erwünschte Entwicklung eines engen Gemeinschaftslebens zwischen Land und Kleinstadt durch Spannungen erschwert wird. Dementsprechend sind: Gewerbliche Klein- und Mittelbetriebe, industrielle Kleinbetriebe und kleinere Mittelbetriebe (bis zu ca. 300 Mann Belegschaft) zu bilden; sie sollen sich im Eigentum des am Ort ansässigen Betriebsführers befinden. In der Mittelstadt (50 bis 20O 000 Einwohner)

.

Entsprechend der kulturellen und politischen Bedeutung ist eine starke Einkommensstaffelung zur Bildung eines reichgegliederten Sozialaufbaues erwünscht. Die Betriebsgrößenmischung wird daher umfassen: gewerbliche Klein-, Mittel- und Großbetriebe, vorwiegend industrielle Mittelbetriebe, wenig Großindustrie. Es sollen in der Hauptsache selbständige Unternehmen mit dem Sitz am Ort gebildet werden. Gegen den Ansatz von Filialen und Zweigwerken bestehen keine Bedenken, wenn die anteilige Betriebsleitung angeschlossen ist. In der Großstadt (über 200 000 Einwohner) Hier werden alle Betriebsgrößen vom Kleingewerbe bis zur Großindustrie und alle Eigentumsformen von der offenen Handelsgesellschaft bis zum Konzern gebildet werden. Es muß aber im Interesse einer gesunden Sozialgliederung darauf geachtet werden, daß die Bedeutung der anonymen Betriebe nicht zu groß wird.

Nr. 68 1942, 18. November, Berlin. Erläuterungen zu den volkspolitischen Voraussetzungenfür die geplante Wirtschaftsordnung [Fragment].* VI - 3/3-12 v. S./Fr. VII. Volkspolitische Forderungen an die künftige

Berlin-Dahlem, den 18. 11. 42

Wirtschaftsordnung

Die volkspolitischen Ziele sind nur zu erreichen, wenn ein dem geplanten Bevölkerungsaufbau entsprechender Wirtschaftsaufbau geschaffen wird. Der deutsche * BA, R 49/986.

Dokument Nr. 68

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Mensch, der durch seine biologische Kraft und seine Arbeitsleistung das Kapital des deutschen Volkes darstellt, muß so eingesetzt werden, daß gleichzeitig die für die Gesamtheit günstige Form des Volks- und Wirtschaftsgefüges entsteht.

Volkspolitisch wesentliche Wirtschaftsfaktoren und wichtige wirtschaftliche Entwicklungstendenzen Die wesentlichen Wechserwirkungen zwischen Volks- und Wirtschaftsleben vollziehen sich auf folgenden Gebieten: - Ein Teil der wirtschaftlichen Einrichtungen- (vorwiegend Industrie) beeinflußt durch seine Lage und die Art der wirtschaftlichen Aufgaben die Dichte und die berufliche Gliederung der Bevölkerung. Standort und Größe eines anderen Teiles (vorwiegend Handwerk und Einzelhandel) wird weitgehend durch den Bevölkerungsaufbau festgelegt. Für die Volkspolitik ist daher die regionale Verteilung der wirtschaftlichen Einrichtungen und der wirtschaftlichen Aufgaben wichtig. - Umfang und Art des Gemeinschaftslebens bauen zum großen Teil auf der Verteilung des wirtschaftlichen Eigentums zwischen den einzelnen Gliedern der Bevölkerung und des Gesamteinkommens auf. - Eine Bevölkerung mit vielseitigem, regem Gemeinschaftsleben ist auch zu vielteiliger Arbeitsleistung und zur Entwicklung arbeitsteiliger Wirtschaftsmethoden befähigt; hierdurch bildet sich ein beruflich verzweigter, aber einheitlicher Wirtschaftsaufbau mit einer hochwertigen Erzeugung. Eine Bevölkerung mit geringerer Befähigung eignet sich mehr zu elementaren, ungegliederten Leistungen-, sie kann aber auch durch die Erfüllung differenzierter Wirtschaftsaufgaben zu einem entwickelten Gemeinschaftsleben erzogen werden. Für die Volkspolitik ist daher die Höbe des wirtschaftlichen Leistungsstandes1 wesentlich. Ein nach diesen Gesichtspunkten angestellter Vergleich zwischen den volkspolitisch gesetzten Zielen und den Entwicklungstendenzen im Wirtschaftsleben zeigt, inwieweit Volkspolitik und Wirtschaft die gleiche oder die entgegengesetzte Richtung verfolgen. Im Gegensatz zu der Forderung, die Bevölkerung im Volks- und Siedlungsraum so zu verteilen, daß die bestmöglichen biologischen Voraussetzungen gegeben sind, läuft die Entwicklung in wesentlichen Zweigen der industriellen Festigung darauf hinaus, die Betriebsstätten und wirtschaftlichen Einrichtungen in der Nähe der

1

Die Höhe des wirtschaftlichen Leistungsstandes ist bestimmbar aufgrund von - Umfang und Art der Erzeugung, - Umfang und Art des Bedarfes, - der Sozialgliederung der Bevölkerung.

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Urproduktion zusammenzuhalten. Diese Ballungstendenz ist im Siedlungsraum besonders groß, solange der gegenwärtige, fast noch koloniale Wirtschaftsaufbau bestehen bleibt, da sich die deutschen Berufstätigen vorwiegend in den Großstädten ansetzen und das flache Land meiden. Entsprechend dem Ziel, die Lebenshaltung und das Gemeinschaftsleben des deutschen Volkes so hoch wie möglich zu heben, ist auch die Wirtschaft bestrebt, ihre Leistung zu verfeinern und in ihrem Wert zu erhöhen. Die volkspolitische Forderung setzt aber auch voraus, daß eine große Zahl von Berufstätigen an selbständigen und leitenden, gegenüber der Gemeinschaft Verantwortung tragenden Stellen stehen, wodurch sie zu einer tätigen Mitwirkung bei allen, die Gesamtheit betreffenden Fragen erzogen werden. Die Eigentumsbewegung in Industrie, Handwerk und Handel zeigt dagegen deutlich die Tendenz, Klein- und Mittelbetriebe an Großbetriebe anzuschließen oder zusammenzufassen, wodurch die Zahl der Selbständigen abnimmt. Soweit hierbei Kümmerbetriebe verschwinden, ist die Bewegung gesund; soweit sie aber auf lebens- und ausbaufähige Betriebe übergreift, muß sie zwangsläufig zu einer Verbeamtung und Verknöcherung des Wirtschaftslebens und zum Verlust der selbständig handelnden, pionierhaften Kräfte des Volkes führen.Der stärkste Widerstand wird von seiten der Wirtschaft gegen die Forderung erhoben, den Volks- und Siedlungsraum vor fremdvölkischen Elementen zu bewahren. Der große Bedarf einer hochintensiven Wirtschaft an unausgebildeten, gering entlohnten Arbeitskräften für die elementaren, wenig arbeitsteiligen Leistungen Zieht einen Strom fremder Menschen an; es besteht die Gefahr, daß diese Kräfte für dauernd in den Wirtschaftsprozeß eingeschaltet und dadurch für immer im Raum seßhaft werden. Diese Tendenz wird durch wehrwirtschaftliche Gesichtspunkte verstärkt, wonach alle für Ernährung und Rüstung wichtigen Produktionen von der Urproduktion bis zur Fertigstellung in deutschem Hoheitsgebiet liegen sollen. Das deutsche Volkstum kann nur gedeihen, wenn alle mit ihm in Schicksalsgemeinschaft verbundenen europäischen Völker zu einem Block unter deutscher Führung vereint sind. Dieses Ziel wird von seiten der Wirtschaft unterstützt, die ebenfalls danach strebt, die europäischen Volkswirtschaften in einem kontinentaleuropäischen Wirtschaftsgefüge zu vereinen. Es kann jedoch die Gefahr entstehen, daß die lohnende industrielle Fertigerzeugung in der deutschen Wirtschaft zusammengezogen wird und den übrigen Volkswirtschaften nur die weniger lohnende Ur- und Halbfertigproduktion überlassen bleibt; eine derartige ungleiche Aufgabenverteilung muß zu Spannungen und endlich zum wirtschaftlichen und politischen Zerfall des Blockes führen. Die volkspolitischen Aufgaben, die die Siedlungsräume alleine betreffen, sind: - die Seßhaftmachung deutscher Menschen, - die Schaffung eines regen und vielseitigen volklichen Gemeinschaftslebens, - die Heranziehung der germanischen Länder als Bevölkerungs- und Leistungsreserve bei der Besiedlung und beim Aufbau.

Dokument Nr. 68

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Die historischen und die künftigen Umsiedlungen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Voraussetzungen: Die früheren Ostwanderungen waren in den meisten Fällen durch Übervölkerung der alten Heimat hervorgerufen; die Bedürfnisse der Umsiedler waren gering. Im Gegensatz hierzu besteht im Volksraum während und nach dem Krieg ein Überangebot an günstigen Arbeitsstellen; die Umsiedelnden kommen aus einem hochentwickelten Wirtschaftsgebiet und besitzen demgemäß hohe Ansprüche hinsichtlich Tätigkeit, Unterkunft und Lebenshaltung. Es besteht daher die Gefahr, daß die aus der Landwirtschaft oder sonstigen übersetzten oder wenig lohnenden Berufen Abwandernden gar nicht erst aus dem Wirtschaftsleben des Volksraumes entlassen werden oder aber, falls sie ihre Berufstätigkeit in die Siedlungsräume verlegen, nach Erwerb von Eigentum "wieder in die alte Heimat zurückkehren. Die Bildung eines deutschen Gemeinschaftslebens setzt das Vorhandensein eines technisch-materiellen Wirtschaftsaufbaues voraus, der dem Aufbau im Volksraum ähnlich ist. Aus eigenem Interesse heraus wird die Wirtschaft einen Aufbau der Siedlungsräume jedoch nicht fördern, da ihr der Bestand eines leistungsschwächeren Wirtschaftsgliedes innerhalb des Reichsgebietes als Produzent geringwertiger Erzeugnisse und als Abgabebereich für billige Arbeitskräfte erwünscht ist. Aus diesem Grunde ist die Bereitwilligkeit zur Aufwendung von Arbeit und Kapital für einen intensiven Aufbau nicht groß. Es kommt hinzu, daß während und nach dem Kriege innerhalb des Volksraumes große Aufgaben zu erfüllen sind; die für einen Teilumbau auf altem Wirtschaftsgebiet erforderlich werdenden Investitionen wird die Wirtschaft eher aufbringen wollen wie für den Totalaufbau neu hinzugekommener Räume. Für die Heranziehung der germanischen Länder zum Aufbau und zur Besiedlung sind die wirtschaftlichen Voraussetzungen günstig. Ihr Wirtschaftsleben war bisher eng mit dem Welthandel verflochten- Norwegen durch Schiffahrtsleistungen, Schweden und Dänemark Aus- und Einfuhr, Holland und Belgien durch überseeische Besitzungen. Der Zusammenschluß der europäischen Volkswirtschaften zu einem kontinentaleuropäischen Block macht hier einen Umbau notwendig, durch den Kräfte und Kapitalien für die Umsetzung oder für die Beteiligung am Aufbau der Siedlungsräume frei werden.

Volkspolitische Forderungen an die künftige Wirtschaftsordnung Der Vergleich zwischen der Zielsetzung und den Entwicklungstendenzen zeigt die wirtschaftlichen Voraussetzungen, ohne deren Vorhandensein die volkspolitischen Aufgaben nicht erfüllt werden können: Die Forderungen an die künftige Wirtschaftsordnung müssen daher lauten: 1. Gliederung des Leistungsstandes innerhalb des kontinentaleuropäischen Blockes. Die Entwicklung eines kontinentaleuropäischen Blockes unter deutscher Führung muß mit allen Mitteln gefördert werden. Es ist aber zu vermeiden, daß dieses Ziel

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auf Kosten der wirtschaftlichen Entwicklung anderer europäischer Völker erreicht wird; ihnen muß vielmehr die Möglichkeit gegeben werden, das ihrem wirtschaftlichen Leistungsstand entsprechende Eigenleben zu führen. 2. Aufgabenverteilung zwischen Volks- und Siedlungsraum und den übrigen Volkswirtschaften. Die Wirtschaft des Volks- und der Siedlungsräume darf nur soviele Aufgaben übernehmen, wie die deutschen Arbeitskräfte unter Zugrundelegung geordneter betrieblich-technischer Verhältnisse auf die Dauer erfüllen können. Aufgaben, die ebensogut von anderen Volkswirtschaften durchgeführt werden, ohne daß die deutsche Wehrkraft leidet, sind abzugeben. 3- Regionale Verteilung der wirtschaftlichen Einrichtungen im Volks- und Siedlungsraum. Innerhalb des Volksraumes und der Siedlungsräume muß bei Neuerrichtung oder Verlegung von Betrieben und anderen wirtschaftlichen Einrichtungen dafür gesorgt werden, daß ihre Lage und Größe den Gesichtspunkten des volkspolitisch erwünschten Siedlungsaufbaues entspricht, der für jedes Teilgebiet in den Raumordnungsplänen niedergelegt wird. 4. Eigentums- und Einkommensverteilung im Volks- und Siedlungsraum. Innerhalb von Volks- und Siedlungsraum soll Eigentum und Einkommen so auf die Berufstätigen verteilt werden, daß sich ein intensives wirtschaftliches und kulturelles Gemeinschaftsleben entwickeln kann; diese Forderung bedingt eine Staffelung der Eigentums- und Einkommensverhältnisse, die je nach den besonderen gebietlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen verschieden ist. 5. Leistungsstand im Siedlungsraum. Die vollständige und dauernde Eindeutschung der Siedlungsräume ist nur möglich, wenn ihr Leistungsstand über den Durchschnittsstand im Volksraum hinaus gehoben wird; nur hierdurch kann die Einheit von Volks- und Siedlungsraum hergestellt und das Gefalle von West nach Ost in ein zur Besiedlung erforderliches Ost-West-Gefälie umgewandelt werden. Diese Forderung bedingt die Schulung der mit den Räumen übernommenen und verbleibenden Arbeitskräfte und einen intensiven technisch-materiellen Aufbau. Der Aufbau muß so vollzogen werden, daß durch die Aufbaumaßnahmen der für die Entwicklung der Siedlungsräume wesentliche Austausch mit dem Volksraum entsteht und sich ein vielseitiges differenziertes Eigenleben bildet. 6. Eigentumsverteilung im Siedlungsraum. Die Eigentumsverteilung muß so vorgenommen werden, daß eine möglichst große Zahl deutscher Menschen an die Siedlungsräume gebunden und an ihrem Gedeihen interessiert wird. 7. Aufgaben- und Einkommensverteilung zwischen Volks- und Siedlungsraum. Um die Umsiedlung zu fördern, müssen lohnende Aufgaben aus dem Volksraum in die Siedlungsräume verlegt, die wirtschaftliche Tätigkeit in den Siedlungsräumen erleichtert und die Einkommensverteilung zu ihren Gunsten verschoben werden.

Dokument Nr. 69

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Nr. 69

1942, 30. November, Berlin. Berechnungen von Udo v. Schauroth zum Bedarf an Bevölkerung in den geplanten Siedlungsgebieten [Auszüge].* VI - v. S./Fr.

Berlin-Dahlem, den 30. 11. 42

Errechnung des Bevölkerungsaufbaues im Siedlungsraum und im östlichen Umbaugebiet des Volksraumes Eine Bevölkerungsplanung hat für die Wirklichkeit nur dann Wert, wenn sie auf den wirtschaftlichen, kulturellen und verwaltungsmäßigen Funktionen aufbaut, welche die Bevölkerung im Planungsbereich zu erfüllen hat. Aufgrund dieser Feststellung kann die berufliche Gliederung und Dichte ^ Bevölkerung bestimmt werden. Der Bevölkerungsaufbau ist nur dann gesund, wenn die regionale Verteilung, vor allem das Verhältnis zwischen ländlicher und städtischer Bevölkerung, eine geeignete Voraussetzung für das biologische Gedeihen der Bevölkerung bietet und wenn die soziale Gliederung das Entstehen eines regen Eigenlebens ermöglicht. Berufliche Gliederung der Bevölkerung Die übliche statistische, von betrieblich-organisatorischen Gesichtspunkten ausgehende Berufsgliederung - Landwirtschaft und Forstwirtschaft, Industrie und Handwerk, Handel und Verkehr, öffentliche und private Dienste, berufslose Selbständige - ist für die Bevölkerungsplanung nicht ohne weiteres anwendbar. Entsprechend dem stufenweisen Vorgehen bei der Bestimmung des Bevölkerungsaufbaues müssen die Berufstätigen vielmehr unterschieden werden nach: - in Land- und Forstwirtschaft Tätigen: hier werden die den Boden bearbeitenden Berufstätigen zusammengefaßt; ihre Dichte und ihre soziale Gliederung ergibt sich aufgrund der Größe und Güte der Nuttflächen, der Betriebsgröße und der Intensität der Bewirtschaftung. - in der Nahversorgung Tätigen: Hierbei weiden Handwerker, Einzelhändler, Ärzte, Erzieher an Volks- und Hauptschulen, Kommunalbeamte, Gastwirte usw. zusammengefaßt, durch deren Tätigkeit sich das wirtschaftliche, kulturelle und verwaltungsmäßige Leben innerhalb der Gemeinden und Kreise erst entwickelt. Sie gehören daher zur unbedingt erforderlichen Ausstattung von Kreis und Gemeinde; ihre Art und Zahl sind vom Eigenleben der Gemeinschaft abhängig. - In der Fernversorgung Tätigen; es handelt sich hier vorwiegend um industrielle Erwerbstätige, aber auch um Lehrer an Fachschulen, um Beamte und Angestellte in Dienststellen von - BA, R 49/984.

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Gau- und Reichsrang, um Spezialärzte, Hoteliers in Fremdenorten usw., deren Leistungen sich nicht oder nur zum Teil auf das Leben der Gemeinde oder des Kreises beziehen. Ihre Art und Zahl ist von den besonderen wirtschaftlichen, kulturellen und verwaltungsmäßigen Aufgaben abhängig, die Gemeinde oder Kreis gegenüber anderen Gebieten zu erfüllen haben. - Rentner: Personen, die nicht unmittelbar mit dem Erwerbsleben in Verbindung stehen. Errechnung der beruflichen Gliederung Bei der Errechnung der beruflichen Gliederung sind folgende Voraussetzungen angenommen: a. Das Umbaugebiet und der Siedlungsraum sind vollständig eingedeutscht; b. die Berufsausübung erfolgt durch vorgebildete Arbeitskräfte; c. der Einsatz der Erwerbstätigen erfolgt nach rationellen Gesichtspunkten. Land- und forstwirtschaftliche Berufszugehörige Aufgrund seiner natürlichen Voraussetzungen sind das Umbaugebiet und der Siedlungsraum in Bodenzonen geteilt, für die jeweils eine Bodenordnung (Tabelle I-IP) festgelegt ist; hierdurch sind Größe und Mischung der landwirtschaftlichen Betriebe vorgeschrieben. Nachdem der Arbeitsbesatz für die einzelnen Betriebsgrößen bestimmt ist, kann die Dichte und die soziale Gliederung der landwirtschaftlichen Berufszugehörigen - letztere ist für die zeitliche Bestimmung der Eindeutschung wichtig- für den Siedlungsraum und seine einzelnen Teilräume errechnet werden (Tabelle IIIb). Der Besatz mit forstwirtschaftlichen Berufszugehörigen ändert sich je nach dem Zustand (Aufforstungs-, Wachforstungs-, Bewirtschaftungsflächen) und der Art des Waldbestandes (Nadel-, Laub- und Mischwald). Der Unterschied hinsichtlich der ständig Beschäftigten ist jedoch so gering, daß hier allgemein 10 Berufszugehörige je qkm forstwirtschaftliche Nutzfläche angenommen werden können (Tabelle IIC). Die soziale Gliederung - in Angestellte (Beamte) und Arbeiter - ist für die Besiedlung wesentlich. Ländliche Fernversorger Die land- und forstwirtschaftlichen Produkte müssen gelagert und versandt, zum Teil veredelt und bearbeitet werden, was soweit wie möglich, in der Nähe der a b c

„II" handschriftlich. „III" handschriftlich. „ handschriftlich.

Dokument Nr. 69

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Herstellungsstätten erfolgen soll. Es entstehen Molkereien, Brennereien, Gemüseverwertungsanstalten, Sägewerke, wozu, je nach den örtlichen Voraussetzungen, Ziegeleien, Korbflechtereien usw. hinzuzurechnen sind. Die Zahl der hier Beschäftigten ist von der Art und der Höhe der land- und forstwirtschaftlichen Produktion abhängig. Diese ist, bezogen auf die Zahl der land- und forstwirtschaftlichen Berufszugehörigen, im Siedlungsraum aufgrund des stärkeren Maschineneinsatzes je Arbeitskraft höher wie im Volksraum, so daß der Zuschlag der in den Verarbeitungs- und Veredlungs-Industrien Beschäftigten höher sein muß. Die Streulage der landwirtschaftlichend Betriebe und die Größe der Waldflächen zwingt jedoch zu einer stärkeren Konzentration der Bearbeitungse-Betriebe auf die Städte, so daß der Zuschlag der ländlichen Femversorger im Siedlungsraum mit 27% um fast ein Drittel niedriger liegt wie im Umbaugebiet mit 39% (Tabelle IV, Spalte 3f)· Ländliche und städtische Nahversorger Der Anteil der Nahversorger wird durch die Zahl der Bevölkerung und die Intensität des wirtschaftlichen, kulturellen und verwaltungsmäßigen Lebens bestimmt. Nach dem Ergebnis der Berufszählung von 1939 beträgt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung im Reich rd. 25%. Dieser Bestand an Nahversorgern muß - unter Zugrundelegung gleicher Lebensintensität - auf Volks- und Siedlungsraum entsprechend der Bevölkerungszahl verteilt werden. Dabei ist folgende Berechnung zugrunde gelegt: Gegenwärtig: im Volksraum 80 Millionen, davon ca. 20 Millionen Nahversorger. Zuwachs in 30 Jahren: Gegenwärtiger Zuwachs der Bevölkerung im Volksraum (bei einer Sterbeziffer von 11 : 1000) =700 000 Menschen im Jahr; mit Aufrücken der überbesetzten Altersstufen steigt die Sterblichkeit, so daß nach dem Jahre I960 selbst bei höherer Geburtenanzahl nicht mehr mit einer Bevölkerungszunahme gerechnet werden kann. Für 30 Jahre ist daher nur ein Durchschnittszuwachs von 270 000 im Jahr angenommen, zusammen 8 Millionen = 10%. Entsprechend wird die Zahl der Nahversorger von 20 auf 22 Millionen zunehmen. Zuwachs im 80. Jahr: Im Volks- und Siedlungsraum zusammen 88 Millionen, davon ca. 22 Millionen Nahversorger und zwar regional verteilt:

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Auf den Siedlungsraum (ohne baltische Besiedlung)

10,95

2,74

25

zusammen:

88,00

22,00

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Die regionale Verteilung der Nahversorger auf Land und Stadt ist von der Dichte des Siedlungsnetzes und von dem Verhältnis des durchschnittlichen ländlichen und städtischen Einkommens abhängig. Im Siedlungsraum, wo die Städte weiter voneinander entfernt liegen wie im Volksraum (Umbauzone) und das ländliche Einkommen höher liegt, ist auch der Zuschlag von Nahversorgern auf die ländliche Bevölkerung größer; aufgrund der Ansatzplanung beträgt er für den Volksraum (Umbauzone) 16,3%, für den Siedlungsraum 22,2%. Da der Anteil aller Nahversorger an der Gesamtbevölkerung gleich ist, entfallen im Volksraum (Umbauzone) auf ländliche Nahversorger auf städtische Nahversorger im Siedlungsraum auf ländliche Nahversorger auf städtische Nahversorger

5,6% d. Gesamtbevölkerung 19,4% d. Gesamtbevölkerung 7,4% d. Gesamtbevölkerung 17,6% d. Gesamtbevölkerung

Städtische Bevölkerung Die Zahl der städtischen Bevölkerung läßt sich nicht mit der gleichen Folgerichtigkeit aus der Größe und der natürlichen Ausstattung der Räume heraus entwickeln. Zwar erfüllt ein Teil der städtischen Berufstätigen ähnliche Aufgaben für den Gau wie die Nahversorger für Gemeinde und Kreis. Es handelt sich hierbei um Berufstätige im Großhandel, in Maschinenbauanstalten, in Reparaturwerkstätten, Keramikwerkstätten, sowie in Gaudienststellen der Partei und der Verwaltung. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ist wesentlich höher wie gemeinhin angenommen. Er hängt von der Intensität des Eigenlebens im Gau ab und kann, zusammen mit den städtischen Nahversorgern, bis auf 40% der städtischen Bevölkerung steigen. Ist das Eigenleben im Gau rege und die Zahl der Gauversorger dementsprechend hoch, sind die Voraussetzungen für den Ansatz von weiteren Femversorgungsbetrieben

Dokument Nr. 69

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und damit für eine städtische Entwicklung günstig. Daher ist das Verhältnis der ländlichen zur städtischen Bevölkerung in den einzelnen Teilräumen folgendermaßen festgesetzt (Tabelle IV, Spalte 5g): 1. Die zur Eindeutschung und zur ländlichen Besiedlung gleichermaßen geeigneten Teilräume Litzmannstadt und Krakau weisen das gleiche Verhältnis von ländlicher zu städtischer Bevölkerung auf wie die Umbauzone im Volksraum - 40 : 60 -. 2. Der Gau Warschau, der ungünstige landwirtschaftliche, aber günstige industriewirtschaftliche Voraussetzungen besitzt - Warschau als Verkehrsknotenpunkt, Radom als Industriezentrum - erhält ebenfalls ein Verhältnis von Land zur Stadt wie 40 : 60. 3- Die beiden mit guten landwirtschaftlichen Voraussetzungen ausgestatteten Teilräume Lemberg und Lublin, deren Städtenetz aber weitmaschiger ist als das im Volksraum, erhalten ein Land-Stadt-Verhältnis von 45 : 554. Der Teilraum Bialystok, dessen Landwirtschaft durch die Natur wenig begünstigt ist und dessen Städte weit auseinander liegen, erhält nur diejenigen städtischen Femversorger, die zur Deckung des Gaubedarfes vorhanden sein müssen. Hieraus ergibt sich ein Verhältnis vom Land zur Stadt wie 60 : 40.

Rentner In einem neuen Siedlungsgebiet, in dem sich die Bewohner erst einrichten müssen und noch keine Vermögensrücklagen bilden können, ist der Anteil der Rentner und ähnlicher berufsloser Selbständiger innerhalb der ersten Generation geling. Rentner entstammen den nichtlandwirtschaftlichen Berufen, da die landwirtschaftlichen Altenteiler bis zuletzt erwerbstätig sind, ihr Anteil ist nicht zu enechen; er ist zunächst mit 10% der nichtland- und forstwirtschaftlichen Berufszugehörigen angenommen (Tabelle IV, Spalte 7h). Die Gegenüberstellung des beruflichen Bevölkerungsaufbaues im Volksraum, im Umbaugebiet und im Siedlungsraum (siehe Aufstellung) zeigt vor allem die gegen Osten abnehmende Dichte der Bevölkerung, die zum Teil durch das Klima, zum Teil durch den Mangel an industriellen Rohstoffen bedingt ist. Der Anteil der landwirtschaftlichen Berufszugehörigen an der Gesamtbevölkerung ist im Volksraum niedriger wie im Siedlungsraum, ihre Dichte ist aber im Volksraum (ohne Umbaugebiet) 25 je qkm Gesamtfläche, im Umbaugebiet 23,1, im Siedlungsraum 19,6. Der Anteil aller Nah- und Fernversorger an der Bevölkerung ist fast gleich, dagegen weist die Verteilung auf Land und Stadt große Unterschiede auf. Der Überbau der berufslosen Selbständigen beträgt im Siedlungsraum die Hälfte des Anteils im Volksraum.

* „IV" und „5" handschriftlich. „IV und „7" handschriftlich.

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Anmerkungen zu Karte l Heutige Grenze des Großdeutschen Reiches. Für die Siedlung wichtige innere Verwaltungsgrenzen. Grenze des Volks- und Siedlungsraumes, wie sie dem vorliegenden Plan zu Grundi gelegt ist. Grenze zwischen Volks- und Ostsiedlungsraum. Die Siedlungsgebiete im Volksraum. Der Ostsiedlungsraum. (Bei Einbeziehung des ostgalizischen Zipfels würde der Ostsiedlungsraum eine Vergrößerung von rd. 21 000 qkm erfahren.) Großstädte Mittelstädte Kleinstädte

im baltischen Raum, in denen zur Sicherung der deutschen Führung die verwaltungsmäßigen und wirtschaftlichen Schlüsselstellungen besetzt werden müssen.

Bereiche, in denen das Streudeutschtum des russischen Raumes gesammelt und neu geordnet werden soll. Das im Süden und Südosten außerhalb des Reiches lebende deutsche Volkstum.

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Anmerkung zu Karte 2 I. Gegenwärtige Verwaltungsgliederung im Osten Eingegliederte Ostgebiete Generalgouvernement Bez. Bialystok . Geplante Gebietsordnung Es werden im Volksraum sieben Siedlungsgebiete unterschieden·. 1. Luxemburg 2. Lothringen 3. Elsaß 4. Oberkrain 5. Untersteiermark 6. Reichslande Böhmen und Mähren 7. Eingegliederte Ostgebiete CUmbauzone) Der Ostsiedlungsraum ist in sechs Teilräume eingeteilt. Sie entsprechen in ihrer Größe dem Ideal einer künftigen Gaugliederung im Osten. Dabei ist auch ein eigener Raum Litzmannstadt vorgesehen, der sich aus dem westlichen Rand des heutigen Generalgouvernements und dem östlichen Teil des Warthegaues (Neubauzone) zusammensetzt. Der heutige Reg. Bezirk Zichenau ist im wesentlichen dem Teilraum Warschau zugeschlagen.

Faust- und Vergleichszahlen zu den Tabellen des Generalsiedlungsplans I.Flächen Gesamte zu besiedelnde Flächen 330 000 qkm - 57 v. H. der Fläche des Altreiches einschl. Ostmark und Sudetengau (583 370 qkm) Von der Gesamtsiedlungsfläche entfallen rd. 40 v. H. auf die Siedlungsgebiete im Volksraum (l35 000 qkm), rd. 60 v. H. auf den Ostsiedlungsraum (195 000 qkm) Im Volksraum verteilen sich die Siedlungsflächen: zu 12 v. H. auf den Westen 8 v. H. auf den Süden 35 v. H. auf die Mitte 45 v. H. auf die eingegl. Ostgebiete (Umbauzone) 2. Erstrebte Bevölkerungszahl Erstrebte Gesamtbevölkerung in den Siedlungsgebieten 23 Millionen - 29 v. H. der Altreichsbevölkerung (einschl. Sudentenland und Ostmark) mit rd. 80 Millionen

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Von der Gesamtbevölkerung entfallen 55 v. H. auf die Siedlungsgebiete im Volksraum O 3 Millionen) 45 v. H. auf den Ostsiedlungsraum (10 Millionen) Im Volksraum verteilt sich die Bevölkerung zu 20 v. H. auf Westen und Süden 40 v. H. auf die Mitte 40 v. H. auf die eingegl. Ostgebiete CUmbauzone) 3· Gegenwärtige deutsche Bevölkerung in den Siedlungsgebieten Im Gesamten 5,3 Millionen - 23 v. H. der erstrebten Gesamtbevölkerung und zwar beträgt die deutsche Bevölkerung in den Siedlungsgebieten des Volksraumes 4,8 Millionen - 37 v. H. der erstrebten Bevölkerung im Ostsiedlungsraum 0,5 Mill. - 5 v. H. der erstrebten Bevölkerung. •4. Siedlerbedarf Der Bedarf an deutschen Menschen beträgt 12,5 Mill. - 16 v. H. der Altreichsbevölkerung (einschl. Sudetenland und Ostmark) - 54 v. H. der erstrebten Bevölkerungszahl Von dem Gesamtbedarf entfallen 28 v. H. auf den Volksraum 0,5 Mill.) 72 v. H. auf den Ostsiedlungsraum (9,0 Mill.) Der Anteil des Siedlerbedarfs an der erstrebten Bevölkerungszahl beträgt in den Siedlungsgebieten im Volksraum 27 v. H. im Ostsiedlungsraum 90 v. H. Der Siedlerbedarf verteilt sich Zu 1/4 auf land- und forstwirtschaftliche (3,0 Mill.) zu 3/4 auf nichtland- u. forstwirtschaftliche (9,5 Mill.) Bevölkerung. 5- Siedlerreserve Die Siedlerreserve beträgt in 20 Jahren 8 Mill. - 10 v. H. der Altreichsbevölkerung in 30 Jahren 12 Mill. - 15 v. H. der Altreichsbevölkerung Sie verteilt sich jeweils zu 1/4 auf land- u. forstwirtschaftliche zu 3/4 auf nichtland- u. forstwirtschaftliche Bevölkerung. Die Siedlerreserve stammt zu rd. 90 v. H. aus dem Altreich zu rd. 9 v. H. aus germanischen Ländern* zu rd. l v. H. aus dem Überseedeutschtum.b a b

Rechts handschriftlich: 11 Mio. Rechts handschriftlich: 1,3 Mio.

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6. Siedlerbilanz Es fehlen nach 20 Jahren noch 1/3 (4 Mill.) nach 30 Jahren noch 1/65 (200 000) des Siedlerbedarfs. Dieser Fehlbedarf verteilt sich rd. zu 1/5 auf die land- und forstwirtsch. zu 4/5 auf die nichtland- und forstwirtsch. Bevölkerung. 7. Zeitliche Besiedlung Das Besiedlungsziel in den Siedlungsgebieten im Volksraum nach 20 Jahren - vollständige Eindeutschung. Das Besiedlungsziel im Ostsiedlungsraum nach 20 Jahren - vollständige Eindeutschung des Teilraumes Litzmannstadt nach 20-30 Jahren folgen - Krakau - Lemberg • Lublin 8. Gesamtkosten Gesamtkosten 144 Milliarden, davon entfallen rd. 1/3 (36 v. H.) auf die Siedlungsgebiete im Volksraum (52 Mill.) rd. 2/3 (64 v. H.) auf den Ostsiedlungsraum (98 Milliarden) Von den Gesamtkosten entfallen 1/4 (25 v. H.) auf die Errichtung der landwirtschaftlichen Wohn- und Betriebsgebäude und ihre Inventarisierung. P. Jährlicher Bedarf Höchster Kapitalbedarf im Jahr 5,2 Milliarden RM mens (115 Milliarden) Höchster Bedarf an Mauersteinen 10,9 Milliarden Stück gung (15 Milliarden) Höchster Bedarf an Zement im Jahr 4400 Tausend to gung (50 000 Tausend Tonnen) Höchster Bedarf an Holz im Jahr 4600 Tausend cbm gung (37 500 Tausend cbm) Höchster Bedarf an Eisen im Jahr 1401 Tausend to gung (20 000 Tausend to).

4,5 v. H. d. jährl. Volkseinkom74 v. H. d. jährl. Altreichs-Erzeu8,8 v. H. d. jährl. Altreichs-Erzeu12 v. H. d. jährl. Altreichs-Erzeu7 v. H. d. jährl. Altreichs-Erzeu-

255

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Nr. 72 1943, 12. Januar, Berlin. Schreiben des Reichsführers SS an Prof. Dr. Konrad Meyer mit der Weisung, Litauen, Lettland, Estland, Weißrußland und das Gebiet von Leningrad bei der Ausarbeitung des Generalsiedlungsplanes in den Ostsiedlungsraum einzubeziehen.* Der Reichsführer-SS Tgb. Nr. 47/20/43 g

Feld-Kommandostelle, 12. Jan. 1943

Geheim! Persönlicher Stab Reichsführer-SS* Schriftgutverwaltu ng Akt. Nr. Geh. /90 Lieber Meyer! Bei der ersten Durchsicht des Generalsiedlungsplanes1 möchte ich Ihre Frage, die Sie bei Ihrem letzten Besuch noch stellen "wollten, beantworten. In den Ostsiedlungsraum ist Litauen, Lettland, Estland, Weißruthenien und Ingermanland ebenso wie die ganze Krim und Taurien einzubeziehen. Dies mache ich einmal als erste Bemerkung, damit Sie den Plan entsprechend umarbeiten können. HeÜ Hitler!

Ihr H. Himmler15 N. S. Diese genannten Gebiete müssen total eingedeutscht bezw. total besiedelt werden. 2.) SS-Obergruppenführer Wolff. 3.) Chef der Sicherheitspolizei und des SD.2 4.) SS-Gruppenführer Berger. * BA, NS 19/ 1739, S. 19Veröffentlicht bei D. Eichholtz, Der Generalplan Ost. . ., S. 270. a Stempel mit handschriftlicher Aktennummer. 1 Himmler hatte den Entwurf am 6. Januar erhalten. b Unterschrift. 2 Die Leitung des RSHA war im Oktober 1942 von Ernst Kaltenbrunner übernommen worden.

Dokument Nr. 73

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durchschriftlich mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. i.A. SS-Obersturmführer0 Wiedervorlage: 31. l- 1943 für SS-Ostubaf. Dr. Brandt.

Nr. 73 1943, 22. Januar, Berlin. Vermerk von Udo v. Schauroth für Dr. Erhard Mäding zum Vermerk über „Eigenes Finanzierungsinstitut".* VI - v. S./Fr.

Berlin-Dahlem, den 22. 1. 43 Vermerk zum Vermerk über „Eigenes Finanzierungsinstitut"

Zu IV. Vermögenswerte Der Grund und Boden, soweit er landwirtschaftlichen Siedlungszwecken dient, muß mit 0 RM/ha abgegeben werden, da die von den Landwirten zu zahlende tragbare Rente noch nicht einmal genügt, die Gebäude- und Inventarinvestitionen zu tilgen (siehe Anlage). Dieser Teil des Bodens, der sich weder verzinst noch amortisiert, kann nicht zur Bildung eines Sondervermögens herangezogen werden. Realisierbar ist nur der Wert des Bodens, der für städtische Bebauung beansprucht wird. Unter der Annahme, daß es sich hier um 2% des gesamten Bodens (330 000 qkm) handelt und daß der Erlös im Durchschnitt RM 0,30/qkm beträgt, errechnet sich ein Wert von 2 Milliarden RM. Von den Aufbau kosten entfallen bei sehr starker Rationalisierung 30% auf kolonnenmäßige Arbeitsleistungen. Dieser Betrag kann aber nicht in voller Höhe abgesetzt werden, da die Häftlinge einen Aufwand für Verpflegung, Unterbringung, Bekleidung und Betreuung benötigen. Es werden sich daher höchstens 15% der Gesamtkosten einsparen lassen. Zu V. Einnahmen a. Die Einnahme aus Tilgungsbeträgen ist mit RM 30/ha zu hoch gegriffen. Aus den betriebswirtschaftlichen Unterlagen ist zu entnehmen, daß sich die Beträge bei einem 30 ha Betrieb folgendermaßen zusammensetzen (unter Benutzung von Aufstellungen von Prof. Waldhäusl): c

Unleserliche Unterschrift. * BA, R 49/986.

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im Jahr

dav. benötigt d. Bauer zum Leben je ha und Jahr

0-5 6-10 11-15 26-20 21-30 Gesamtrückzahlungsbetrag in 30 Jahren

Reinertrag je ha und Jahr

12 32 42 50

f. Rückzahlung Z. Verfügung je ha und Jahr

Rückzahlung des 30 ha Betriebes

6,80 15,60 21,20

1020 2340 6360

14

25,20 26,40 18,80

9720RM

Auf dieser Grundlage errechnet sich je ha und Jahr ein Rückzahlungsbetrag von nicht ganz RM 11, bei einem 25 ha Betrieb entsprechend von RM 12,50. Dabei ist berücksichtigt, daß das von den Betrieben zu bewirtschaftende Land erst im Laufe der Zeit in Ordnung gebracht werden muß, wozu zusätzliche Leistungen von seiten der Bauern aufgebracht werden müssen, während der Ertrag gegenüber dem Endzustand vorerst zurückbleibt. Der Reinertrag aus eigenbewirtschafteten Betrieben dürfte mit RM 30/ha richtig sein. b. Bei Verkauf größerer Betriebe werden Beträge von RM 1000/ha kaum zu erzielen sein. Wasserwirtschaftliche Verhältnisse, Klima, Bodengüte, Bodenzustand, Verkehrsverhältnisse, Gebäudezustand drücken den Bodenwert. Es ist hier mit max. 300 RM/ha zu rechnen. Da der Anteil großer Betriebe an der Gesamtfläche 10-15% betragen soll und da ein Teil von ihnen bereits im Volksdeutschen Besitz ist oder als Dotationen verwandt werden soll, ist der genannte Hundertsatz 10 als verkaufsfertige Betriebe zu hoch. Für den Aufbau der landwirtschaftlichen Betriebe werden im Jahr max. ca. 260 Millionen RM benötigt. Allgemeines zur Finanzierung a. Der Aufbau im Osten umfaßt gleichzeitig Land und Stadt. Eine intensive Landwirtschaft kann ohne gleichzeitige Intensivierung des allgemeinen Wirtschaftsaufbaues nicht entwickelt werden. Daher erscheint es nicht erwünscht, die Finanzierung der Landwirtschaft von der Finanzierung des übrigen Aufbaues zu trennen, zumal beides eng zusammenhängt (Verkehr, Wasserwirtschaft, landwirtschaftliche Folgebetriebe). b. Der Aufbau im Osten benötigt dreierlei verschiedene Arten von Mitteln: 1. solche, die verzinslich und amortisierbar sind, 2. solche, die nicht verzinslich, aber amortisierbar sind, 3. solche, die weder verzinslich noch amortisierbar sind.

Dokument Nr. 73

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Es kann - ungefähr - angenommen werden, daß sich die Aufbaukosten nach diesen Gesichtspunkten folgendermaßen gliedern: Aufbaumaßnahmen Landschaftsaufbau Verkehr u. Versorgung Ländlicher Aufbau Industrieaufbau Städtischer Aufbau Vorrichtungen

Kosten in Milliarden .5 25,0 56,5 11,2 38,5 1,5 144,2

zu 1. 7,0 22,0 11,2 33,0 73,2

davon zu 2. -

16,5 16,5

zu 3.· 11,5 18,0 18,0 5,5

1,5 54,5

M. E. müßten Vorüberlegungen über die Art der Finanzierung von dieser Staffelung ausgehen, da sie angibt, wo Schwierigkeiten bei der Aufbringung und der Tilgung auftreten werden. Die RM 73,2 Milliarden aus Spalte l sind ohne Schwierigkeiten auf dem privaten Kapitalmarkt zu erhalten, falls er nicht durch anderweitigen Bedarf in Anspruch genommen wird. Ein Teil der 54,5 Milliarden RM aus Spalte 3 kann durch Einsatz von Häftlingskolonnen (aus dem Sondervermögen) abgeleistet werden. Es wird sich, um eine Größenordnung zu schätzen, handeln bei Landschaftsaufbau um Verkehr und Versorgung Ländl. Aufbau und Versorgung Industrieaufbau und Versorgung Stadt. Aufbau und Versorgung Vorrichtungen und Versorgung schätzungsweise Ersparnis

50% d. Gesamtkosten; Kostenersparnis 25°/o 25% d. Gesamtkosten; Kostenersparnis 12,5%

2,9 Milliarden 3,1 Milliarden

25% d. Gesamtkosten; Kostenersparnis 12,5%

7,0 Milliarden

15% d. Gesamtkosten; Kostenersparnis

7,5%

0,8 Milliarden

20% d. Gesamtkosten; Kostenersparnis 10,0%

3,9 Milliarden

30% d. Gesamtkosten; Kostenersparnis

0,6 Milliarden

15%

18,3 Milliarden.

Reichsführer-SS müßte sich in diesem Fall allerdings bereit erklären, die Häftlingskolonnen für den gesamten und nicht nur für den ländlichen Aufbau einzusetzen. Durch sehr starke Rationalisierung können unter Umständen noch weitere 10% eingespart werden. Dagegen sind die Kosten für Lenkung des Aufbaues, für Finanzierung der Umsiedlung usw. zu berücksichtigen, so daß mit rd. 35 Milliarden RM verlorener Zuschuß zu rechnen sein dürfte. Dieser Betrag kann letzten Endes nur aus dem Reichshaushalt genommen werden; soweit das Reich die gesamte Summe

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oder einen Teil vom Volksvennögen entleiht, muß es sie auch ver2insen; die Tilgung kann langfristig entsprechend der durch Intensivierung des Wirtschaftslebens ansteigenden Steuereinnahmen des Reiches vorgenommen werden. Der Grund und Boden ist als Sicherung nicht heranzuziehen, da er für 0 RM/ha abgegeben wird. Man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, daß der Boden einen angenommenen "Wert hat, solange er sich in der Hand des Reiches befindet und ihn dementsprechend zur Sicherung heranziehen; in diesem Fall nimmt jedoch die Größe der zur Sicherung herangezogenen Masse - durch Abgabe an die Siedler - ab, während der Kapitalbedarf steigt, bis nach 30 Jahren dem aufgenommenen Betrag von 35 Milliarden ein Wert von 0 gegenübersteht. Die einzige Möglichkeit zur Aufbringung der Mittel zu 2 und 3 besteht tatsächlich in der im Vermerk „Finanzierungsfragen" vorgeschlagenen Form. Die Koppelung des gesamten langfristigen Kreditbedarfes zur planmäßigen Lenkung des Einsatzes ist dringend erforderlich. Um das Interesse am Ostaufbau in allen Schichten des Volkes zu wecken, ist eine Aufteilung der Pfandbriefe in kleine Stücke und ihre direkte Unterbringung bei den kleinen Sparern erwünscht. Jedoch wird auch hier die Gefahr nicht ausgeschaltet, auf die unter l hingewiesen ist, daß durch Änderung der Finanzlage das Anlage suchende Geld versiegt und die zur Weiterführung des Aufbaues erforderlichen Kapitalien nicht zur Verfügung gestellt werden können. Einer solchen Möglichkeit müßte noch ein Riegel vorgeschoben werden. Herrn Dr. Mäding.

VI - v. S./Fr.

Anlage zum 22. 1. 43

Baukosten davon Ersparnis an Lohn 30% durch Häftlinge, deren Unterhalt aber die Ersparnis zur Hälfte wieder aufzehrt 15% Ersparnis Weitere Ersparnisse angenommen

70 000 RM

Zu finanzieren:

50 000 RM

Durch Rückzahlung aufzubringen sind 11- RM/ha bei 30 ha und 30jähriger Tilgungsdauer rd.

10 000 RM

Zusätzlich vom Reich aufzubringen je Hof zuzüglich der Zinsen

40 000 RM

11 000 RM 9000 RM

Dokument Nr. 74

26l

Nr. 74

1943, 1-2. Februar, Berlin. Handschriftliche Notizen von Hermann Krumey, Chef der Sicherheitspolizei und des SD Umwandererzentralstette Litzmannstadt [Lodz] über eine Tagung der GruppeIIIB im RSHA über „Umvolkungsprobleme", mit einem Rundschreiben des Sicherheitshauptamtes vom 28. Dezember 1942[Auszüge].* Reichssicherheitshauptamt

Berlin, den 28. 12. 42

III B S/Stt/Ks. AZ.: 7949/42 An 1. alle SD (Leit)Abschnitte und Hauptaußenstellen, 2. die Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Paris, Brüssel, Den Haag, Straßburg, Metz, Oslo, Riga, Kiew, Belgrad, 3. den Beauftragten des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD Kopenhagen, 4. die Kommandeure der Sicherheitspolizei und des SD im Reichskommissariat Ostland, Generalgouvernement, in Marburg, Veldes und Einsatzgruppe Luxemburg, 5. Einwandererzentralstelle Litzmannstadt, 6. Umwandererzentralstelle, Dienststelle Litzmannstadt, 7. Nachrichtlich a. an die Inspekteure der Sicherheitspolizei und des SD b. II A l im Hause.

Betrifft: Tagung der Gruppe IIIB des Reichssicherheitshauptamtes am 1. und 2. 2.1943 in Bernau. Am 1. und 2. Februar 1943 findet eine Tagung der Gruppe IIIB des Reichssicherheitshauptamtes in Bernau statt. An der Tagung haben teilgenommen: Alle Hauptamtlichen Referenten bezw. Sachbearbeiter III B der SD/ - Abschnitte und Hauptaußenstellen, der Kommandeure und Befehlshaber sowie der Einsatzgruppen -D. Vormerken und Teilnahme von Kommandeuren melden III. B Sachbearbeiter. Die Teilnahme der Führer der SD-(Leit)Abschnitte, der Kommandeure und der SD-Führer bei den Befehlshabern wird anheim gestellt. Die Teilnahme von mehr als 2 Angehörigen einer Dienststelle ist aus Gründen der Unterbringung nicht möglich. Die Teilnehmer an der Tagung sind mit Namen, Dienstgrad und Dienststellung bis spätestens 16. Januar 1943 mit FS an das Reichssicherheitshauptamt - Gruppe III B zu melden. * AGK, Der Chef der Sipo und des SD (Posen), Bd. 82. Veröffentlicht bei Cz. Madajczyk, Weitere Dokumente. .., S. 196 ff.

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Eintreffen in Bernau: Sonntag, 31· 1. 43 bis spätestens 18.00 Uhr. Für die Verpflegung, die mit Abendessen am 31· 1-43 beginnt und am 2. 2. 1943 mit dem Abendessen endet, sind Lebensmittelmarken mitzubringen einschl. Nährmittel- und Zuckermarken. Die Tagung wird zeitlich so geschlossen werden, daß am Dienstag, 2. 2. 43, die Nachtzüge ab Berlin zur Rückfahrt benutzt werden können. Auf der Tagung sollen insbesondere die mit der Umvolkung zusammenhängenden Fragen behandelt werden, und zwar: 1. Umvolkungsprobleme bei Fremdvölkischen, 2. Rückvolkungsprobleme im Westen, 3- Das Problem völkischer Mischehen, 4. Die Führung der germanischen Arbeiter im Reich. Femer sollen Fragen der besetzten Ostgebiete, Probleme der Gesundheitsführung und allgemeine Fragen der Berichterstattung behandelt werden. Zu den Hauptthemen sind ausführliche Aussprachen vorgesehen. Soweit von einzelnen Dienststellen zur Tagungsfolge spezielle Referate gehalten •werden sollen, werden diese direkt angeschrieben. gez. Ohlendorf Rasse und Volk. (Äußerliche Merkmale) geistig - seelisch - charakterliche Merkmale. Schulung der Männer für Volkstumsfragen. Volkstumsprobleme während des Krieges sind endgültig1 nicht zu lösen. Intelligenz a--a 2 Möglichkeiten: 1. Umvolkung, 2. vernichten. 7. 10. 39 RF SS Rk f. d. F. d. V. ernannt2 Generalgg.3 Siedlungsraumstützpunktartig Agenten aus poln. c.4 usw. Volkstum Frankreich bereits ein rotes5 Volk Auslese Norweger Dänen - Holländer - deutschfeindliche Ausbildung der Ostvölker Landwirte - Ärzte, Zahnärzte usw. Ing.6 - werden gebraucht. Kulturziel nach dem Kriege/ / Umvolkung Dr. Beyer, l Ruhrpolen, 2 Janitscharen. I Rassische Verwandtschaft, wenn nicht dann Disharmonie, Anreiz d.7 soziales Interesse größten Erfolge Konfession wird aber weniger Weltanschaulich ideologische Gruppe Seelische Anziehungskräfte I.Verschlechterung- Kultur Leistung. Janitscharen nicht im Volkskörper aufgegangen. Auslese - Blutzoll aus den Balkanvölkern. 2 x8 negativ. Sowjetrußland: Volk.9 a—a, keine Menschen im europäischen Sinne - kreatürlich. a

—a steht für unleserliche Stellen. 1 Schreibfehler „endgültig". 2 Am 7. 10. 1939 wurde der Reichsführer-SS Himmler von Hitler zum Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums ernannt 3 Generalgouvernement. 4 c für tschechischem? 5 oder „totes". Ingenieure. 7 durch. 8 zweimal. 9 völkisch.

Dokument Nr. 74

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Gefahr der Umvolkung d. Arbeitskräfte 8 Mill. Blutverlust Bildung eines großen Reiches. Umvolkung gleichzeitig mit Raumordnung10 Zeitdauer 2-3 Gen.11 verkürzen d. Schwebelage - Umweltbildung - rass. Verwandtschaft. a—a freiw. a—a 1867 Übergewicht über Österreich. Mit Sprache verwischt Name umfrisiert12 Sprache Merkmal für völk. Gesinnung. Irrtum 900/914 - 30/193113 Massenaufnahme - Charakteränderung. Innere Disharmonie Amerikaner ähnlich. Dauer einer Umvolkung 2-3 Generationen (Deutschbalten). Völk. Schwebezustand - Mischehen Umvolkungskräfte - Rass. Kräfte allein nicht, muß aber beachtet werden, da sonst Umrassung. Soziale Seite maßgeblich - Sozialer Aufstieg a—a l4 Konfession umgehend15 abnehmend - Ideologie. Kleinste Gruppen Assim.1^ über Stammesgruppen geringe Erfolge (Lemken17, Ukrainer) schwebendes Volkstum- Psychologisch seelische Werbekrafta—*IB im Norden nicht möglich im Gegensatz zum Südosten. I II II III III IV

10

Warthegau usw. nach 6 Jahren a- -a l9 a Baltikum (10 Jahre) b Süd Gfeneral] Glouvernement] a Nord Gleneral] G[ouvemement] b mehrere Zonen Lemberg Dnjestr mehrere Zonen Zeit - nach Maßgabe d. Kräfte u.20 Vorarbeiten, Verkehrsausbau - Landeskultur usw. Siedlungsgebiete 700000 qkm21, Altreich 583 000 qkm dgl.22 45 000 000 E23 in, 6l Bevölkerungsdichte. Nach Abzug von Sperrflächen (Aufforstung - Wehrmacht) 350 000 qkm2 landw. Nutzung. Es steht noch eine Geamtzahl von 550 000 Betrieben über Hufengröße zur Verfügung (Was sagen Amerikaner zu so kleinen Betrieben?) - Ziel: vollkommene Eindeutschung d. Gesamtraumes keine ev.24 Machtpolitische Beherrschung Siedlungsgang in bisher sowjetischem Raum Deutsche Pächter für Großbetriebe zur einstweiligen in Besitznahme.25 a—a wird gesunder Pioniergeist

oder „Reinwerdung". Generationen. 12 vielleicht falsch entziffert? 13 1900-1914, 1930-1931. 14 unleserlich, vermutlich „Geltung". 15 oder „anziehend". *° Assimilation. 17 Vgl. Dok. Nr. 12, Anm. 1. 18 unleserlich, vermutlich „Besiedlung". ^ wahrscheinlich „eingedeutscht". 20 der Kräfte und. In Krumeys Notizen treten zwei Abkürzungen auf: km2 und qkm. 22 desgleichen. 23 Einwohner. 24 eventuelle. 25 Inbesitznahme. 11

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aus fremdem Einfluß entzogen. Siedlungsrichung 2 große in Geschichte bereits beschrittene Wege 1. Nach Nordosten- von Ostpr.27 zum Baltikum 2. Nach Südosten über Krakau - Lemberg nach dem Flußsystem Dnjestr - Schw. Meer. Pripetsümpfe. I II III IV V VI

Siedlungsanspruch Siedlungsgebiete Siedlungsabschnitte Fassungsvermögen Generalplan Ost Organisator gesetzlich28 Aufgaben: 1. Beherrschung des Raumes 2. Wirtschaftliche Ausnutzung 3- Ausdehnung d. d.29 Volksbodens Landnahme - Siedlung ermöglicht Sammlung des gesamten germanischen Volksrums in einem Räume. Grenze: Estland, Lettland, Dnjestr. Kiew unterhalb zum schw. Meer.30

Zu I.

1. Aus Übervölkerung 2. Nach Kriegsende Siedler 2te Söhne, Landarbeiter 3. Siedlemachwuchs jährlich 4. Umsiedler jetzt noch 5. Aus Rußland 6. Übersee/Kanada 20000 USA 10000 sonst. 4 000 für Soforteinsatz 10 Jahre je folgende 20 Jahre je In 30 Jahren eher zu niedrig als zu hoch. Außerdem Erhöhung durch Holländer, Norweger, Dänen.

220000 Farn.31 110000 20-30 000 20 000 100 000

30-40 000 Farn. 230 000 Farn. 45-50 000 Farn, 20-30 000 Fam. 1-2 Mill. a- -a32 Fam.

germanischer. 27

Ostpreußen.

28

Unklar. Wahrscheinlich „Organisatorisch gesetzliche Aufgaben". des deutschen.

29 30

Damit meinte Krumey wahrscheinlich die Grenzen dieses Raumes.

31

Familien. Wahrscheinlich „geeignete".

32

Farn. Farn. Farn. Farn.

Dokument Nr. 74

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Zu II. a

- -a33 Siedler Räume:

A. Warthe - West34 - Bez.35 Zichenau - Kattowitz, Suwalken B. baltische Staaten C. Gieneral] G[ouvemement] D. Galizien + Westukraine E. Weißruthenien. Protektorat noch nicht. Ausscheidung von Volksfremden Gesamtfassungsvermögen 24 Millionen vorhanden, davon 10 Mill. d. germ. Blutes (6 m36 länd. 4 m städt.), 14 Mill. Fremdvölkische (6 m ländl., 8 m städt.) In 30 Jahren 31 000 000 aussiedeln. A B C D E

6-7 Mill. 3 Mill. 10 Mill. 6-7 Mill. 5-6 Mill.

Es sollen ausgesiedelt werden: Juden 100% Polen 80-85% Litauer Letten Esten 50% Galizier Westukrainer 65% Weißruthenen 75% Westl. Sibirien Dichte heute 5-15% Ackerbau 1.1 M qkm37, bis heute 1/10 genutzt. Doppelt so groß wie D.38 a- -a Raum für alle Erze39 (Zu III).

3i

D. städt. Bev.40 A 40%, B-E 20-30% zunächst. Wehrbauem nach dem Osten lenken. 10% =130 000 der jährlich ins Berufsleben

schlecht lesbar „gemischter" oder „germanischer". Westpreußen. 35 Bezirk. 36 Millionen. 37 1,1 Mio. qkm. 3S Deutschland. 3 ^ Nachträglich eingefügt. 4i Deutsche städtische Bevölkerung. 3i

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eintrat.41 nach dem Osten. Überbesetzter Verwaltungsapparat. Verw.42 vereinfachen dann für Osten frei. (Zu) V.

Generalplan Ost. Zunächst auf alte Höfe, jährlich 20 000-30 000 durchaus möglich. Neuaufbau der Häuser a—a jährlich kann mit Neuerstellung von 20 000 Höfen gerechnet werden = 400 Dörfer. Die nächsten 10 Jahre a—a da noch nicht eindeutschungselemente auszuscheiden sind.

Nr. 75 1943, 15. Februar, Berlin. Schreiben von Prof. Dr. Konrad Meyer an den Reichsführer SS mit der Bitte um Entscheidung, wie die weitere Bearbeitung der Unterlagen des Generalsiedlungsplanes erfolgen soll.* - I/ O/ 80 - geheim/

Persönlicher Stab Reichsführer SS Akt. Nr. Geheim

U 10

Vorgang: Generalsiedlungsplan Bezug: Schreiben vom 12. I. 1943 - Tgb. Nr. 47/20/43 g. Anlage:

l

An Reichsführer-SS Berlin SW 11 Prinz Albrecht Str. 8 Reichsführer! Gemäß Schreiben vom 12. 1. 1943 soll der Ostsiedlungsraum von Litauen, Lettland, Estland, Weißruthenien, Ingermanland, die Krim und Taurien erweitert werden. Auf Grund dieses Befehls werden zur Zeit?5 die am 23. 12. 1942 VT-1/375/42 Tgb. Nr. 118/42 - vorgelegten Unterlagen für einen Generalsiedlungsplan umgearbeitet.

41

Eintretenden. Verwaltung. * AGK, NO-2255, ATW VIII, Bd. 25, S. 297 f. Veröffentlicht bei D. Eichholtz, Der Generalplan Ost. . ., S. 271. a Stempel. b Im Original „zurzeit". 42

Dokument Nr. 76

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Dabei erstrecken sich die Untersuchungen auf die in anliegender Karte dargestellten Räume. Ein erster Überblick über den Umfang und den derzeitigen Bevölkerungsbestand ergibt sich aus der ebenfalls anliegenden Tabelle. Es wird gehorsamst um Entscheidung gebeten, ob auf der Grundlage der vorgeschlagenen Abgrenzung die weitere Bearbeitung der Unterlagen erfolgen soll. Im Auftrage: SS-Oberführerc Persönlicher Stab RFSSd Eingang am: 18. Feb. 1943 Tgb. Nr. 47/20/43 g. Anlagen: le

Nr. 76 1943, 24. März, Feldkommandostelle. Schreiben von SS-Hauptsturmführer Meine, Persönlicher Stab des Reicbsführers SSf an SS-Hauptsturmführer Hefermehl, Stabshauptamt des RKF, über Vervollständigung der Dokumentation für den Generalplan Ost.* Der Reichsführer-SS Persönlicher Stab Tgb.-Nr. 47/20/43 g A/G.

Feld-Kommandostelle, den 24. 3- 1943 Persönlicher Stab Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung Akten-Nr. 90

Geheim

W 24. 4b

An SS-Hauptsturmführer Hefermehl - Stabshauptamt Berlin

Lieber Kamerad Hefennehl! Die hier im Persönlichen Stab Reichsführer-SS vorliegenden schriftlichen Unterlagen über den Generalplan Ost und den Stand seiner Bearbeitung sind derartig c

Unterschrift. Eingangsstempel. e Anlage (Tabelle) fehlt. * BA, NS 19/1739, S. 22. a Stempel. b Handgeschriebenes Zeichen für „Wieder vorlegen".

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unvollständig, daß ich Sie bitten möchte, die Übersendung einer entsprechenden Zusammenstellung an SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt zu veranlassen. Der letzte Vorgang datiert hier vom 12. 11. 42, in dem SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt SS-Gruppenführer Greifelt mitteilte, daß der Reichsführer-SS daran erinnert habe, daß ihm doch zunächst einmal ein Entwurf zur Durchsicht überschickt werden sollte, aus dem hervorginge, was wir insgesamt an Menschen, Arbeitern und Geldmitteln usw. brauchen und weiterhin, was wir in jedem einzelnen der vier Fünfjahrespläne brauchen würden. Ich möchte heute nicht nochmals daran erinnern, da ich annehme, daß SS-Gruppenführer Greifelt oder SS-Oberführer Meyer über diese Dinge mit dem Reichsführer-SS persönlich gesprochen haben. Das Schreiben des Reichsführer-SS an SSOberführer Meyer vom 12. 1. 43, das ich in Abschrift beifüge,2 bestärkt mich in dieser Ansicht. Da SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt bei stattgefundenen Besprechungen meist nicht zugegen war, ist er auch nicht genügend über den weiteren Verlauf unterrichtet. Den Reichsführer-SS selbst möchte er jetzt wegen dieser Dinge nicht fragen. Ich bitte deshalb, den Vorgang nach Möglichkeit von dort aus zu vervollständigen und SS-Oberstunnbannführer Dr. Brandt laufend von der weiteren Entwicklung, wenn die einzelnen Dinge nicht ohnehin über ihn geleitet werden, zu unterrichten. Besten Dank im Vorausb Heil Hitler! (Ihr)c

Nr. 77 1943, 7. April, Berlin. Schreiben von Hefermebl an Meine über den Stand der Bearbeitung der Dokumentation und des Generalplans Ost.* Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabshauptamt VI - 2 - He/Ma VI - 1/373/42 Tgb. Nr.: 118/42 1

Siehe Dok. Nr. 64 Siehe Dok. Nr. 72. Handgeschriebener Satz. c Unterschrift. * BA, NS 19/1739, S. 24/252

Berlin-Halensee, den 7. April 1943

Dokument Nr. 77

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Geheim Wargang: Generalplan Ost Bezug: Dort. Schreiben vom 24. März 1943 Tgb. Nr.: 47/20/43 g. A/G. Anlagen·. 2 An SS-Hauptsturmführer Meine Reichsführer-SS Pers. Stab Berlin SW 11 Prinz-Albrecht-Str. 8

lieber Kamerad Meine! Über den Stand der Bearbeitung des Generalplans Ost teile ich Ihnen zur Vervollständigung der dortigen schriftlichen Unterlagen folgendes mit: I.

Auf das von SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt unterzeichnete Schreiben des Persönlichen Stabes vom 12. November 1942 (AR 33/11/42) ist mit dem in Abschrift beigefügten Schreiben vom 23. 12. 19421 eine Zusammenstellung von Grundzahlen uind Karten als Unterlage für einen Generalsiedlungsplan dem Reichsfuhrer-SS vorgelegt worden. Es handelt sich gewissermaßen um Faustzahlen. Die Anlage „Grundzahlen und Karten" vermag ich Ihnen zur Zeit nicht nochmals zu übersenden, da nur moch l Stück bei den Akten vorhanden ist. II.

Auf das Schreiben des Stabshauptamtes vom 23.12. 1942 hat Reichsführer-SS Tunmittelbar an SS-Oberführer Meyer das Schreiben vom 12. 1. 1943 (Tgb. Nr.: 47/20/ 43 g) gerichtet, in dem eine Umarbeitung des Generalsiedlungsplans (d. h. der .„Grundzahlen und Karten") befohlen wird, da in den Ostsiedlungsraum auch Litauen, Lettland, Estland, Weiß-Ruthenien und Ingermanland ebenso wie die ganze Krim und Taurien einzubeziehen sind.

III. Mit dem abschriftlich beigefügten Schreiben vom 15. Februar 19432 hat dann SSOberführer Meyer dem Reichsführer-SS die umgearbeiteten „Grundzahlen und Karten" übersandt. Auch von diesem umgearbeiteten Generalsiedlungsplan ist zurzeit 1 2

Siehe Dok. 70. Siehe Dok. 75.

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nur noch l Stück für die Akten vorhanden. Weitere Vorgänge sind in der Angelegenheit des Generalplans Ost hier nicht vorhanden. Persönlicher Stab RF SS Anlagen Eingang am: 9- Apr. 1943 Tgb. Nr.: 47/20/433a

Heil Hitler! Ihr Hefennehlb SS-Hauptsturmführer

Nr. 78 1943, 17. April, Berlin. Schreiben von Meine an SS-Hauptsturmführer Hefermehl über die Vervollständigung der Akte Generalplan Ost." Der Reichsführer-SS Persönlicher Stab Tgb. Nr. 47/15/43 g* Me/Mü.

Berlin, den 17. April 1943

An SS-Hauptsturmführer Hefermehl - Stabshauptamt für die Festigung deutschen Volkstums -

Lieber Kamerad Hefermehl/ Am 3. 12. 1942 hat SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt an SS-Gruppenführer Greifeltdas in Durchschrift nochmals beiliegende Schreiben gerichtet. Nach meiner Erinnerung laufen diese Dinge zwar schon. SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt wäre jedoch dankbar, wenn er von Seiten des Stabshauptamtes eine Mitteilung über den Sachstand erhielte, damit unsere Akten vervollständigt werden. Heu Hitler! Ihr Meineb SS-Hauptsturmführer Anlage a

Eingangsstempel. Unterschrift. * BA, NS 19/3600. a Stempel, handschriftlich eingefügt Nr. 294. b Unterschrift; darunter: 17. 4.; W.[ieder vorlegen] 17. 5.

b

Dokument Nr. 79

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Nr. 79

3943, 23. April, Berlin. Vermerk innerhalb des persönlichen Stabes RFSSfür Rudolf Brandt über die Vervollständigung der Akte Generalplan Ost.* Persönlicher Stab Reichsführer-SS* Schriftgutverwaltung Akt. Nr. Geh./90 Vermerk für SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt. Betr.: Generalplan Ost. Zur Vervollständigung unserer Akten hatte ich SS-Hauptsturmführer Hefermehl mm eine Zusammenstellung der Bearbeitung des Vorganges gebeten, da man auf (Grund der hier vorhandenen Unterlagen nicht klarsehen konnte. Ich habe danach festgestellt, daß bei uns in derselben Angelegenheit 3 Vorgänge Haufen. 2 davon habe ich schon ausfindig machen können und zusammengebracht. Hch möchte Sie bitten, diese zu dem 3- Vorgang, der aller Wahrscheinlichkeit nach ft>ei Ihnen ist, zu geben und falls Sie dann den Gesamtvorgang wieder zur Anlage kommen lassen, einen kurzen Vermerk für die Schriftgutverwaltung beizufügen, damit die Unterlagen nicht wieder auseinanderkommen.

A/Go 23. 4. 43. SS-Obersturmführer15

• BA, NS 19/1739, S. 28. a Stempel. b Unleserliche Unterschrift.

Dokument Nr. 81

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Nr. 80 1943, 12. Mai, Führerhauptquartier, 16.30-20.00 Uhr. Eintragung im Terminbuch Heinrich Himmlers über sein Gespräch mit SS-Obergruppenführer Ulrich Greifelt, SS-Oberführer Rudolf Creutz und SS-Oberführer Konrad Meyer und darauffolgende Abendtafel. *

1943

129

ufwm'rvvL Reidudraekerei, Berlin SW68 · Fei upreeher: Stmmel-Nr. 1747^1 * BA, NS 19/1444, S. 129.

Dokument Nr. 82

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Nr. 81

1943, 15. Mai, Berlin. Vermerk über den Verlauf der weiteren Vervollständigung der Akte Generalplan Ost im Stabshauptamt desRKF.* A/GO 15. 5. 43

Persönlicher Stab Reichsführer-SS . · · Schriftgutverwaltung

Akt. Nr. Geh. 90*

Vermerk für SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt. Obersturmbannführer! Auf den Vorgang „Generalplan Ost" sollte ich Sie nochmals ansprechen. Der noch fehlende Teil dieses Vorganges - Schreiben von SS-Oberführer Meyer v. 15. 2. 43, betr. geänderter Generalplan - ist noch immer nicht zur Schriftgutverwaltung zurückgekommen. Auch bei den einzelnen Sachbearbeitern in Berlin befindet er sich nicht. Da Sie ihn nach Ihrer Angabe auch nicht haben, kann es nur möglich sein, daß er sich noch beim Reichsführer-SS befindet. Ich würde es für richtig halten, den Reichsführer-SS nach diesem Vorgang zu fragen. Ich ersehe aus dem durch SS-Hauptsturmführer Hefennehl in Abschrift zugeleiteten Schreiben v. 15. 2. 1943, daß SS-Oberführer Meyer erst nach einem Entscheid des Reichsführer-SS weiterarbeiten kann. SS-Obersturmführerb

Nr. 82 1943, 19. Mai, Berlin. Begleitschreiben Ulrich Greifelts an Rudolf Brandt zu seinem Aktenvermerk über einenVortrag beim Reichsführer SS.*1 Der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabshauptamt "-0/II 20 a - He/Ma

Berlin-Halensee, den 19- Mai 1943 Persönlicher Staba Reichsführer-SS Schriftgutverwaltung Akt. Nr. Geh. 35/11

* BA, NS 19/1739, S. 30. a Stempel. Unleserliche Unterschrift. * BA, NS 19/2743. 1 Der Vertrag von Greifelt handelt u. a. über die Siedlungsorganisation in den eroberten Gebieten.

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Geheim Vorgang: Vortrag bei Reichsführer-SS am 12. Mai 1943 Bezug: ohne Anlage: l Lieber Kamerad Brandt! In der Anlage übersende ich Ihnen Aktenvermerk zu meinem Vortrag bei Reichsführer-SS mit der Bitte um Kenntnisnahme und Beifügung zu den dortigen Akten. Der Chef des Stabshauptamtesb Greifelt SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei Eingang am: 24. Mai 1943 a ac Tgb.-Nr: 47/97/43d Vermerk zu einem Vortrag beim Reichsführer SS am 12. Mai 1943

Persönlicher Stab Reichsführer SS Schriftgutverwaltung Akt.Nr. Geh.

(...) 13·) Betrifft: Siedlungsorganisation Es wurden die Grundfragen einer künftigen Siedlungsorganisation eingehend erörtert. Sie sollen vom Stabshauptamt zum Gegegnstand weiterer Verhandlungen mit dem Reichsernährungsmimisterium gemacht werden. (. . .)

Nr. 83 1943, 10. Juni, Berlin. Vermerk über noch fehlende Unterlagen zur Akte Generalplan Ost im Stabshauptamt des RKF. * Vermerk für SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt: Heute habe ich mit SS-Oberführer Meyer wegen dieser Dinge gesprochen. Er wartet noch immer auf die Entscheidung des Reichsführer-SS auf sein Schrb. v. 15. 2. 43.

a

Stempel. Unterschrift. c Das Dokument ist mit unleserlichen handschriftlichen Notizen versehen, datiert vom

b

25- 5- 1943-

Eingangsstempel. • BA, NS 19/1739, S. 30.

Dokument Nr. 84

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Eine Abschrift dieses Schib. habe ich mir von SS-Hauptsturmführer Hefennehl besorgen können. Der betreffende Vorgang muß sich beim Reichsführer-SS persönlich befinden. SS-Oberführer Meyer sagte mir, er habe den Reichsführer-SS im April danach gefragt und die Antwort erhalten: Ja, ich besinne mich, das liegt auf meinem Schreibtisch. Ich denke schon an diese Dinge." Ich nehme an, daß Sie den Reichsführer-SS daraufhin ansprechen werden, damit SS-Oberführer Meyer die weiteren Arbeitsunterlagen erhalten kann.a

A/Go 10. 6. 43

Nr. 84 1943, 3-Juli, Feldkommandostelle. Schreiben des Reichsführers SS an Dr. Hans Frank über die Pläne zur Fortführung der Ansiedlungsaktion im Generalgouvernement.* Sehr geehrter Parteigenosse Dr. Frank!4 Ich darf in diesem Brief, so wie wir es mündlich vereinbart haben, zum ganzen Siedlungsproblem im Generalgouvernement Stellung nehmen: 1. Es muß unser Bestreben sein, die östlichen Grenzgebiete des Generalgouvernements als erstes mit einer deutschen Bevölkerung zu versehen. Dafür kommen der Distrikt Lublin und die früheren deutschen Dörfer des Distrikts Galizien in Betracht. 2. Wir sind uns einig, daß diese Ansiedlung während des Krieges nur in einer Form stattfinden darf, die in keiner Weise die Ruhe des Landes und die wirtschaftliche Leistung des Generalgouvernements ernsthaft beeinträchtigt. Selbstverständlich dürfen wir bei diesem Vorhaben auch nicht überängstlich sein und müssen bei großmöglichstem Bedacht und größter Überlegung die eine oder andere kurzfristige Schwierigkeit in Kauf nehmen. 3. Im Distrikt Lublin nehmen wir uns bis Anfang des Jahres 1944 die Besiedlung des Kreises Zamosc und die Deutschwerdung der alten Hansestadt Lublin als Aufgabe vor. 4. Durch die Großaktion „Wehrwolf" ist eine erhebliche Anzahl von Hofstellen südlich des Bilgorajer Waldes von Bevölkerung frei geworden. In diese Höfe werden in den nächsten Wochen die Bauern und kleinen Landwirte des Kreises Zamosc a

Darunter Paraphe von Creutz. * BA Potsdam, Filmsammlung Nr. 349. Eine Abschrift befindet sich im Archiv der Hauptkommission für Untersuchung von NS-Verbrechen in Polen. NTN, Fall Bühler, Bd. 11, S. 75 ff. Veröffentlicht bei Cz. Madajczyk, Generaina Gubernia .. ., S. 201 ff., und Cz. Madajczyk, Zamojszczyzna . . ., Bd. 2, Dokument 295; femer auch bei D. Eichholtz, Der „Generalplan Ost". . ., S. 272 f. a Rechts Stempel „Geheim".

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unter Vergrößerung ihres bisherigen Besitzes (z. B. von 3 bis 4 Hektar auf 6 Hektar) eingewiesen und umgesiedelt. Die Umsiedlung geschieht in der Art der freundschaftlichen Umsiedlung; zum Teil geradezu in der Form der Belohnung für bisheriges Wohlverhalten. Wir erreichen außerdem damit, daß der zweifellos vorhandene Haß der Ausgesiedelten bzw. der Nachbardörfer der Ausgesiedelten sich auf polnische und ukrainische Nachfolger richtet und nicht auf Deutsche. Es ist anzustreben, daß diese durch Polen und Ukrainer aus dem Kreise Zamosc neu zu besiedelnden Dörfer völkisch gemischt werden, so daß wir in dem Gebiet ein Gleichgewicht zwischen Ukrainern und Polen bekommen und damit dieses Gebiet leichter beherrschen können. 5. In den durch den Abzug der ukrainischen und polnischen Bevölkerung des Kreises Zamosc leergewordenen Hofstellen werden nunmehr laufend Deutsche angesiedelt. Unter diesen Deutschen befinden sich Volksdeutsche, zum Teil bereits der eine oder andere germanische Bauer, Handwerker oder Unternehmer, ferner die gemäß Führerbefehl im Osten einzusetzenden Elsässer und Lothringer und in ihrer Substanz sehr gute slovenische Siedler aus Oberkrain und Untersteiermark. Gleichzeitig mit der Besiedlung des flachen Landes muß die restlose Deutschwerdung der Stadt Zamosc vor sich gehen. Hierbei ist der Weg, die Stadt selbst in der Bevölkerungszahl allmählich herabzudrücken und die kleiner gewordene Stadt mit Deutschen anzureichern, als der brauchbarste zu begehen. 6. Die andere Aufgabe, die Deutschwerdung der Stadt Lublin, stelle ich mir folgendermaßen vor: Lublin hatte im Jahre 1939 rund 140 000 Einwohner und hat heute an ziviler Bevölkerung 89 000. An deutscher ziviler Bevölkerung rund 5 000 Einwohner. Außerdem eine deutsche Garnison von ebenfalls rund 4 bis 5 000. Das Bestreben muß nun sein, die polnische Bevölkerung der Stadt Lublin dauernd zu verringern. Als Nahziel möchte ich die Herabminderung der Einwohnerzahl auf rund 60 000 stecken. Diese Zahl wird am besten erreicht durch friedliche Umsetzung von Pensionisten und sonstigen Familien auf das polnische flache Land oder in kleine rein polnische Landstädte und durch Vermittlung von Arbeit in anderen Gebieten des Generalgouvernements oder auch ins Reich. Schon damit würde die deutsche Kopfzahl von Lublin mit heute rund 9 000 deutschen Menschen von rund 10% auf 15% ansteigen. Gleichzeitig hat das Hereinströmen einer deutschen Bevölkerung zu erfolgen. Ich glaube, daß wir bis Anfang des Jahres 1944 als erreichbares Nahziel auf 20 bis 25% deutscher Bevölkerung in der Stadt Lublin kommen können. Anfang des nächsten Jahres wäre dann die Überlegung zu treffen, wobei ich vorschlage, daß wir uns dann in der Zwischenzeit besprechen, Lublin im Frühjahr 1944 nach Abschluß einer weiteren Etappe, in der ein deutscher Bevölkerungsanteil von 30 bis 40% erreicht werden müßte, zur deutschen Stadt zu erklären mit einem deutschen Oberbürgermeister unter gleichzeitiger Errichtung einer ordentlichen Polizeidirektion. Ich glaube, daß die dringende Einrichtung und Errichtung der sanitären Anlagen der Stadt Lublin unter Verwendung des reichlich vorhandenen Materials des Warschauer Ghettos möglich ist.

Dokument Nr. 85

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7.. Voraussetzung für alle diese Maßnahmen ist die von uns besprochene totale Zusammenarbeit zwischen Verwaltung einerseits und SS und Polizei andererseits und ein absolut unbürokratisches Verfahren bei der Durchführung aller unserer gemeinsamen Absichten. Heil Hitler! Ihr gez. H. Himmler 2:. Chef des Stabshauptamtes des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums 3>. Chef des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes.

Nr. 85 $943, 31. Juli, Berlin. Bericht über die Inspektionsreise des SS-Oberführers Prof. Dr. Konrad Meyer im Siedlungsgebiet Ukraine.* Bericht über meine Reise in die Volksdeutschen Siedlungsgebiete der Ukraine vom 28. 6. bis 10. 7. 1943Zweck der Reise war: J. die Klärung verschiedener bei der Umsiedlung im Generalbezirk Schitomir1 aufgetretener Fragen; 2. die Herbeiführung einer Entscheidung bei der Abgrenzung des Siedlungsgebietes Halbstadt.2 I. Umsiedlung im Generalbezirk Schitomir. Sonderstab Henschel ist z. Zt. im Gebiet Hegewald^ mit der Auflösung der Kollektive und der Überführung der neuen Volksdeutschen Siedlungen in Eigentum befaßt. Durch das Vorhandensein einer zahlreichen ukrainischen Bevölkerung in den Dörfern einerseits und das Fehlen vieler deutschen Männer andererseits ergeben sich hinsichtlich der zu schaffenden Flurordnung eine Reihe von Schwierigkeiten. Der Reichskommissar Ukraine, vor allem der Leiter der neu gegründeten Abteilung deutsches Volkstum, Pg. Dietz, vertritt den Standpunkt, daß die Dörfer im Gebiet Hegewald zunächst 100%ig mit Deutschen angefüllt werden sollen, bevor •BA, R 49/881. Veröffentlicht bei Cz. Madajczyk, Zamojszczyzna . . ., Bd. 2, Anlage 1. 1 Zitomir. 2 Polugorod. 3 Name der Ortschaft nicht identifiziert; südlich von 2itomir.

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weitere Siedlungsräume ausgewiesen werden; auf diese Weise soll den oben geschilderten Schwierigkeiten begegnet werden. Diese Bestrebungen des Reichskommissars Ukraine stehen im Widerspruch zu dem vom Reichsführer-SS gegebenen Befehl, wonach das Siedlungsgebiet Hegewald nicht mehr als 9-10000 Volksdeutsche enthalten soll. Demgegenüber wurde vom Sonderstab Henschel, wie auch von mir selbst, der Standpunkt vertreten, daß eine spätere Absiedlung von Hegewald zu vermeiden sei und daß es richtiger ist, mit den noch vorhandenen Volksdeutschen Kräften bereits im Herbst in dem in Aussicht genommenen Bereich Kalinowka zu beginnen. Es wurde nach eingehender Aussprache, an der auch der Vertreter der Abteilung Ernährung und Landwirtschaft des Reichskommissars Ukraine, Kriegsverwaltungsrat Dr. Fahringer, teilnahm, folgendes von mir festgelegt: a. Das Gebiet Hegewald wird nicht überbesetzt, sondern im jetzigen Zustande aufgebaut. Als erste Landzuteilung wird der Hofschlag gegeben, wobei dieser Zuteilung bereits der endgültige Siedlungsplan zugrunde gelegt wird. Das ist wichtig im Hinblick auf den endgültigen Standort des Dorfes und die etwaige Verlegung von Gebäuden, die nach Möglichkeit von den Siedlern selbst durchgeführt werden soll. Im Anschluß an diese Hof- und Dorflage wird dann bereits das Bodeneigentum des einzelnen Siedlers planmäßig ausgewiesen. Dem Mangel an deutschen Männern bei der Feldbestellung soll durch gruppenweise Zuordnung verschieden starker Familien und durch gegenseitige Nachbarschaftshilfe begegnet werden. b. Das nicht an die deutschen Siedler verteilte Land wird durch die noch im Gebiet verbleibenden Ukrainer genossenschaftlich bewirtschaftet. Aus dieser gemeinsam bewirtschafteten Landreserve wird mit dem Erstarken der deutschen Familien deren Landeigentum vergrößert. Die dann weichenden Ukrainer erhalten einen Anrechtsschein auf Bodeneigentum in ukrainischen Dörfern. c. Da die Vermessung und Ausweisung des deutschen und ukrainischen Grundbesitzes in Hegewald die Kräfte des Sonderstabs in den nächsten Monaten völlig beansprucht, wird für das Gebiet Försterstadt in Vorschlag gebracht, die dort vorhandenen 21000 Volksdeutschen zunächst zu belassen, zumal hier noch nicht ein Raumordnungsplan vorliegt. Hier wird daher die Zwischenform einer Landbaugenossenschaft auf der Grundlage nachbarschaftlicher und verwandtschaftlicher Gruppe nicht vermieden werden können. Eine scharfe Trennung zwischen deutschem und ukrainischem Boden soll jedoch möglichst bald in der gleichen Weise wie in Hegewald angestrebt werden. Der Reichsführer wird gebeten, diesem Übergangsstadium zuzustimmen, was auch den besonderen Wünschen des Reichskommissars Ukraine entgegenkäme. d. Mit der Inangriffnahme des Siedlungsgebiets Kalinowka soll nach der Ernte begonnen werden. Da die Umsiedlung der Ukrainer bisher durch mangelnde Betreuung seitens der Zivilverwaltung nicht befriedigt hat und zu Schwierigkeiten führte, wird der Sonderstab auch die Einweisung dieser ukrainischen Umsiedler am Siedlungsort vornehmen. Es sollen zu diesem Zweck ukrainische

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Vorkommandos an den Siedlungsort gebracht werden, die für die einzelnen Familien die Häuser bestimmen. Diese Kommandos werden auch bei der Vorbereitung der Umsiedlung am Ausiedlungsort eingeschaltet. Es wird sich als notwendig erweisen, bald ein viertes Siedlungsgebiet festzulegen und abzugrenzen. Der Vorschlag des Sonderstabs Henschel geht dahin, entweder dieses Gebiet südöstlich von Proskurow an der Rollbahn WinnizaDnjepropetrowsk oder östlich von Korez an der Rollbahn Rowno-ZwiahelSchitomir4 auszuweisen. Beide Räume wären insofern zweckvoll, als sie die Kette der Stützpunkte an den großen West-Ostlinien vervollständigen würden. Für den nördlichen Stützpunkt bei Zwiahel spricht einmal die Tatsache, daß hier bereits einige deutsche Dörfer liegen, zum anderen der Umstand, daß mit dem Aufbau dieses Siedlungsgebiets die fortbestehende Bandengefahr beseitigt würde. 2. Bei Ankunft in Rowno fand eine Besprechung mit Regierungspräsident Dargel statt, an der auch Abteilungsleiter Dr. Dietz teilnahm. Dargel äußerte Befremden darüber, daß ich mit der Vorbereitung der Reise Oberführer Hoffmeyer beauftragt hätte. Seine Meinung ging dahin, daß Hoffmeyer, wie auch die Volksdeutsche Mittelstelle, keinerlei Zuständigkeit bei den in Halbstadt zu entscheidenden Fragen besäße. Auf meine Entgegnung, daß ich Hoffmeyer in seiner Eigenschaft als Leiter der Volksdeutschen Leitstelle gebeten hätte, die Reise in Verbindung mit dem Reichskommissar Ukraine vorzubereiten, erklärte mir Dargel, daß er von der Existenz der Volksdeutschen Leitstelle keine Kenntnis habe. Der Reichskommissar Ukraine besäße auf Grund einer persönlichen Vereinbarung zwischen Reichsführer-SS und Reichskommissar Koch die alleinige Vollmacht in allen Fragen des deutschen Volkstums im ukrainischen Gebiet. Was die Frage der Abgrenzung des Gebiets Halbstadt selbst angeht, so bekannte sich Dargel noch einmal zu dem s. Zt. vom Gebietshauptmann, Hauptsturmführer Rosner, gemachten Vorschlag und der hierzu schriftlich abgegebenen Stellungnahme. Er legte besonderen Wert darauf, daß das abzurundende Gebiet Halbstadt dem Generalbezirk Dnjepropetrowsk angegliedert wird. Zwecks praktischer Absprache wollte er dem Generalkommissar Dnjepropetrowsk Anweisung erteilen, bei der Bereisung zugegen zu sein. Am 1.7. fuhr ich von Hegewald über Landau-Nikopol5 nach Halbstadt. Von Landau6 ab begleitete mich Oberführer Hoffmeyer. In Halbstadt wurde dann das fragliche Gebiet genauestens bereist. Die Lage in den Dörfern und die Notwendigkeit, zu einer klaren Scheidung des deutschen vom ukrainischen Volkstum zu kommen, zwingt zu einer Abrundung des Siedlungsraurns. Das durch bolschewistische Kollektivierung bewußt in diedeutschen Dörfer angesiedelte Fremdvolkstum soll wieder entfernt werden, ande3

Rovno-Novogorod Volynskij-Zitomir. Nikopol. Name der Ortschaft nicht identifiziert.

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rerseits sind einige Exklaven deutschen Volkstums in den geschlossenen Siedlungsraum Halbstadt einzusiedein, da sie in der jetzigen ukrainischen Umgebung nicht lebensfähig sind. Dieser Austausch erfordert eine Arrondierung des alten deutschen Siedlungsgebiets, wobei zweckmäßigerweise auch die Stadt Tokmak eingeschlossen wird. Wenn diese Stadt heute auch vorwiegend ukrainisch ist, so darf sie nicht ausgelassen werden, da sie sonst wie ein Splitter im deutschen Volksraum steckt und Halbstadt nach Norden hin seines bäuerlichen Hinterlandes beraubt. Es kommt noch hinzu, daß bei der künftigen Festigungsarbeit des deutschen Volkstums in diesem Gebiet das mehr oder weniger städtische Deutschtum im Raum Dnjepropetrowsk und Saparosche z. Zt. in Tokmak untergebracht werden könnte. Die hierzu notwendigen Ansätze gewerblicher Entwicklung sind vorhanden. Auf Grund dieser Überlegungen wurden die im Plan Rosner festgelegten Grenzen als zweckvoll anerkannt. Um das im Kern durchaus gesunde deutsche Volkstum zu aktivieren, müssen die bereits vorhandenen Ansätze einer gemeindlichen Selbstverwaltung möglichst gestärkt werden. Es würde sich dadurch auch eine Entlastung für die Verwaltung der an sich großen Gebietshauptmannschaft ergeben. Bei der Besprechung war ein Vertreter des Generalkommissars Dnjepropetrowsk leider nicht zugegen. Auf meine telegrafische Rückfrage erhielt ich erst nach drei Tagen Antwort und die Aufforderung, nach Dnjepropetrowsk zu kommen, was mit meinen Reiseplänen aber nicht mehr vereinbar war. 3. Was den Gesamteindruck der Arbeit der Festigung deutschen Volkstums in diesem ukrainischen Raum betrifft, so ergibt sich für mich folgendes: a. Die im Zuge befindliche Anlage einer Kette von Stützpunkten bedarf der endgültigen Klärung und baldigen Durchführung. Wie mir seitens des Kommandeurs der Sicherheitspolizei in Schitomir ausdrücklich bestätigt wurde, hat die Umsiedlung der Ukrainer auf die allgemeine Sicherheit des Gebiets keinen wesentlichen Einfluß gehabt. Über das zu schaffende System von Stützpunkten wird auf Grund der neuen Erfahrungen z. Zt. ein eingehender Plan ausgearbeitet. b. Die Maßnahmen, die zur Festigung deutschen Volkstums in den bisher in Angriff genommenen Siedlungsräumen durchgeführt wurden, haben sich im ganzen bewährt. Überzeugend war insbesondere die umfassende Arbeit, welche Oberführer Hoffmeyer und der von ihm aufgebaute Apparat in den von ihm betreuten und von mir besichtigten Bezirken Landau-Nikopol und Halbstadt geleistet hat. Es ist hier eine großzügige Festigungsarbeit in allen Lebensbereichen des deutschen Volkstums durchgeführt worden. Das war nur möglich, weil Männer mit stärkster persönlicher Initiative und Handlungsfreiheit sowie soldatischer Disziplin am Werk waren. Wenn sich in dieser Arbeit Gegensätze mit der Zivilverwaltung ergaben, so darum, weil sich hier verschiedene Welten begegnen. Auf der einen Seite steht eine auf Führung und Gefolgschaft aufgebaute Mannschaft, die sich ihrer Aufgabe innerlich verpflichtet fühlt und

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aus einer Idee heraus gestalten und vorwärts will. Auf der anderen Seite steht ein zusammengewürfelter Verwaltungskörper, dessen gewissenhafte Beamte von amtswegen ihre Zuständigkeiten wahrnehmen und ohne Verordnungen und Nonnen nicht auskommen können. c. Um den Schwung dieser Kräfte zu erhalten, bedarf es einer klaren Herausstellung gegenüber den hemmenden Mächten der Verwaltung. Zu diesem Zweck muß die Organisation des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums in eine einheitliche Form gebracht und mit einer eindeutigen Befehlsgewalt ausgestattet werden. Der Gedanke der Volksdeutschen Leitstelle, so wie er s. Zt. von Reichsführer-SS hingestellt wurde, muß endgültig gegenüber dem Reichskommissar Ukraine durchgesetzt werden. Es besteht in der jetzigen Unklarheit der Verhältnisse die ernste Gefahr, daß der Aufbau dieser Stützpunkte gehemmt und die Arbeitsfreude der Kommandos gelähmt wird.

Nr. 86 1943, 10. September, Berlin. Erster Vermerk von SS-Scharführer Hohle über die Vervollständigung der Akte Generalplan Ost* Vermerk für Abiig. PF: Am 9- 4. 43 war hier der letzte Eingang mit Datum vom 7. 4.43-1 Dieses Schreiben ist hiier nicht wieder zur Ablage gekommen. Femer fehlt noch ein Schreiben vom 23. 12. 42 (Eingang). Der Vorgang muß demnach noch bei der Abdg. in Bearbeitung sein (?)

I.V. Hohle4 SS-Scharführer

Nr. 87 1L943, 13. September, Berlin. Aktennotiz für Rudolf Brandt über die weitere Vervollständigung der Akte Generalplan Ost.* Vermerk für SS-Obersturmbannführer Dr. Brandt Obersturmbannführer!1 Sie werden sich entsinnen, daß ich Sie schon verschiedentlich "wegen des Vorganges Generalsiedlungsplan Ost hin angesprochen habe. * BA, NS 19/1739, S. 291 Siehe Dok. Nr. 77. a Unterschrift. •BA.NS 19/1739,5.31a Oben: Stempel.

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Den Vorgang habe ich s. Zt. vervollständigt und mit einem ausführlichen Vermerk an Sie herauf gegeben. Jetzt ist wieder lediglich ein kleiner Teil dieses Vorganges vorhanden, und die Schriftgutverwaltung schwört Stein und Bein, daß die übrigen Schreiben bei uns in der Abteilung sein müssen. Vielleicht können Sie sich doch noch entsinnen, wo hier der Restvorgang sein könnte. Lediglich mit den beiliegenden Unterlagen läßt sich der Vorgang nicht mehr weiter bearbeiten. SS-Obersturmführer0

Abi. zu G/GC

13. 9- 1943 A/Hm

Nr. 88 1944, 6. Januar, Berlin. Zweiter Vermerk von SS-Oberscharführer Hohle über die Vervollständigung der Akte Generalplan Ost.* Vermerk für Abteilung RF SS: Beim Ordnen der Vorgänge „Deklaration über den bäuerlichen Grundbesitz in der Ukraine" und „Landzuweisungen an Landeseinwohner der besetzten Ostgebiete", fand ich den Restvorgang „Generalsiedlungsplan Ost", welcher schon sehr lange gesucht -wird. Alles weitere ist aus dem Schriftwechsel ersichtlich. Hohlea SS-Oberscharführer 6.1.44

b

Unleserliche Unterschrift. Handschriftliche Bemerkungen: Abliegen] zu GG.; Wliedervorlegen]: 5- 12. 43; 5- 12. 44; 12. 1. 1945; außerdem eine unleserliche Noüz. * BA, NS 19/1739, S. 32. a Unterschrift. c

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Nr. 89

1943, o. D. Die sog. Volksdeutschen Siedlungsgebiete auf der Krim und in der Ukraine nach dem Plan zur Rückführung der Rußlanddeutschen *

NA, T-81, R. 314, 2443669-

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Dokumente Nr. 90

1944, 3. August, Posen. Rede Heinrich Himmlers vor den Reichs- und Gauleitern über die Siedlungspolitik [Auszug].*

C ..) Das Programm ist unverrückbar. Es ist unverrückbar, daß wir die Volkstumsgrenze um 500 km herausschieben, daß wir hier siedeln. Es ist unverrückbar, daß wir ein germanisches Reich gründen werden. Es ist unverrückbar, daß zu den 90 Millionen die 30 Millionen übrigen Germanen dazukommen werden, so daß wir unsere Blutbasis auf 120 Millionen Germanen vermehren. Es ist unverrückbar, daß wir die Ordnungsmacht auf dem Balkan und sonst in Europa sein werden, daß wir dieses ganze Volk wirtschaftlich, politisch und militärisch ausrichten und ordnen werden. Es ist unverrückbar, daß wir diesen Siedlungsraum erfüllen, daß wir hier den Pflanzgarten germanischen Blutes im Osten errichten, und es ist unverrückbar, daß wir eine Wehrgrenze weit nach dem Osten hinausschieben. Denn unsere Enkel und Urenkel hätten den nächsten Krieg verloren, der sicher wieder kommen wird, sei es in einer oder in zwei Generationen, wenn nicht die Luftwaffe im Osten - sprechen wir es ruhig aus — am Ural stehen würde. Wer für den künftigen Luftkrieg nicht einen Spielraum von 2 000, 3 000 km hat, der hat den nächsten Krieg verloren. (. . .)

Nr. 91 1944, 8. August, Berlin. Schreiben von Herben Backe an den Reichsführer SS über die Einstellung der Planungsarbeiten und die Entlassung von Prof. Dr. Konrad Meyer als Planungsbeauftragter. * Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft

Berlin W 8, den 8. August 1944 Wilhelmstr. 72

Geschäftszeichen: I C 2 - 434 Betr.: Planungsbeauftragte für die Siedlung und ländliche Neuordnung

* BA Potsdam, Filmsammlung, Nr. 336l. Veröffentlicht bei D. Eichholtz, Der Generalplan Ost. . ., S. 274. * NA, T-175, R. 69, 2586083.

Dokument Nr. 92

An den Reichsführer-SS - Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Berlin-Halensee

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Persönlicher Stab Reichsführer-SSa Akt. Nr. Geh/35

Im Zuge der vom Führer befohlenen Durchführung des totalen Kriegseinsatzes müssen in meinem Geschäftsbereich die Planungsarbeiten auf dem Gebiet der Siedlung und ländlichen Neuordnung endgültig eingestellt werden, da ihnen eine kriegsentscheidende Bedeutung nicht zukommt. Damit entfällt die Grundlage für die im Einvernehmen mit Ihnen durch Erlaß vom 14. 7. 1942 erfolgte Bestellung des SSOberführers Prof. Dr. Konrad Meyer zum Planungsbeauftragten für die Siedlung und ländliche Neuordnung. Ich beabsichtige daher, meinen Auftrag zurückzuziehen, und bitte Sie, im Falle Ihres Einverständnisses das anliegende Schreiben an den SS-Oberführer Prof. Dr. Konrad Meyer auszuhändigen. Mit der Führung der Geschäfte beauftragt H. Backeb Anlage^

Nr. 92 1944, 8. August, Berlin. Schreiben von Herbert Backe an Prof. Dr. Konrad Meyer über die Einstellung der Planungsarbeiten. * Persönlicher Stab Reichsführer-SS . . . 35 Abschrift Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft

Berlin W 8, den 8. August 1944 Wilhelmstr. 72

Geschäftszeichen: I C 2 - 434 Betr.: Planungsbeauftragte für die Siedlung und ländliche Neuordnung

a

Stempel. Unterschrift. c S. Dok. Nr. 92; vgl. auch Dok. Nr. 93. • NA, T-175, R. 69, 2586084.

b

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An den SS-Oberführer Prof. Dr. Konrad Meyer Amtschef im Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums Berlin-Dablem Mit Erlaß vom 14. Juli 1942 - VIII 24921/42 - habe ich, zugleich in meiner Eigenschaft als Reichsbauernführer und Leiter des Reichsamtes für das Landvolk, Sie zum Planungsbeauftragten für die Siedlung und ländliche Neuordnung bestellt. Im Rahmen der vom Führer befohlenen Durchführung des totalen Kriegseinsatzes müssen auch die Planungsarbeiten in meinem Geschäftsbereich endgültig eingestellt werden. Ich ziehe daher den Ihnen erteilten Auftrag hiermit zurück. Mit der Führung der Geschäfte beauftragt gez. H. Backe

Nr. 93 1944, 31. August, Berlin. Vermerk für Rudolf Brandt über die notwendige Einschränkung der von Prof. Dr. Konrad Meyer geleiteten Planungsarbeiten.* Persönlicher Stab Schriftgutverwaltu ng Akt. Nr. Geh. 35a Vermerk für SS-Standartenführer Dr. Brandt Anliegend 3 verschiedene in den letzten Tagen eingegangene Schreiben des SSObergruppenführers Greifelt,b die sich mit den Einschränkungsmaßnahmen in seinem Hauptamt beschäftigen. Der besseren Übersicht halber, möchte ich den Inhalt kurz zusammenfassen: Dr. Goebbels hatte am 1. 8. 1944 alle obersten Reichsbehörden gebeten, bis zum 4. 8. ihm die geplanten Vereinfachungs- und Stillegungsmaßnahmen mitzuteilen. SSObergruppenführer Greifelt hatte daraufhin bei Dr. Faust, dem Generalsekretär des Reichsbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz, um Fristverlängerung gebeten und am 5- 8. 1944 den Persönlichen Stab von dieser Maßnahme unterrichtet. Gleichzeitig gab er Kenntnis, daß er alle Beauftragten um erneute Überprüfung * NA, T-175, R- 69, 258006l ff. Stempel. b Diese Schreiben fehlen. a

Dokument Nr. 93

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ihrer Dienststellen gebeten habe. Am 22. 8. 1944 übersendet SS-Obergruppenführer Greifelt ein weiteres Schreiben von Dr. Goebbels uns, in dem um genaue Angabe der Zahl der uk.-gestellten und kv.-gemusterten der verschiedenen Jahrgänge gebeten wird. In diesem Schreiben wird außerdem angeordnet, daß alle kv.-Männer der Jahrgänge 1906 und jünger der Wehrmacht zur Verfügung gestellt werden müssen. In seinem Anschreiben erwähnt Ogruf. Greifelt, daß er daraufhin mit Dr. Faust abgesprochen hat, daß der Reichsführer-SS die angeschnittenen Fragen in seinem Befehlsbereich selbständig regeln wird. Dr. Faust ist damit einverstanden, daß die Terminmeldungen nicht eingereicht werden. Er möchte jedoch später über das Veranlaßte unterrichtet werden. Inzwischen ging am 19- 8. 1944 das Fernschreiben des Reichsführer-SS an Greifelt mit der Anordnung heraus, Vorschläge über erneute Abgabe von Kräften zu machen. Hierbei ist am 22. 8. 1944 die erste Meldung SS-Obergruppenführers Greifelt über geplante und getroffene Maßnahmen eingegangen. In Punkt 5 dieses Schreibens bittet SS-Obergruppenführer Greifelt den Reichsführer-SS um eine grundsätzliche Entscheidung über den Fortgang der Planungsarbeiten in seinem Hauptamt. Es handelt sich insgesamt um das Arbeitsgebiet von SS-Oberführer Prof. Konrad Meyer. Greifelt gibt zunächst Kenntnis davon, daß SS-Obergruppenführer Backe im Zuge der Kriegsmaßnahmen Prof. Konrad Meyer von seiner Bestellung als Planungsbeauftragter für die Siedlung und ländliche Neuordnung entbinden will. Ehe SSOberführer Meyer jedoch das schon vorbereitete Schreiben von Reichsminister Backe ausgehändigt erhält, erbittet Reichsminister Backe noch das Einverständnis des Reichsführer-SS'als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums. Für das Stabshauptamt erhebt sich jetzt die Frage, ob auch die Arbeiten des Amtes Planung gänzlich stillgelegt werden sollen. Obergruppenführer Greifelt glaubt, diese Frage verneinen zu müssen. Er weist darauf hin, daß im Zuge der jetzt erfolgten organisatorischen Änderungen im Stabshauptamt schon wesentliche Aufgabengebiete des Amtes Planung stillgelegt worden sind, (in dem internen Befehl des Stabshauptamtes vom 10. 8. 1944 sind die stillzulegenden Arbeiten unter Punkt B 5 zusammengestellt), so daß die Erledigung der noch verbleibenden Aufgaben mit denkbar geringstem Aufwand von Personal sich durchführen läßt. Ganz stillegen ließe sich die Planung nicht, da 1. auf Grund der jeweiligen Kriegsumstände Probleme und Sonderaufträge auftauchen, die sofortige planerische Vorarbeiten notwendig machen, 2. bei einer Einstellung der Planungsarbeit, die Reichsstelle für Raumordnung, das Reichsministerium Speer und der Reichswohnungskommissar eigenmächtige Planungsarbeiten zur Durchführung bringen könnten, die nicht im Sinne einer zukünftigen Entwicklung liegen, 3- Der Reichskommissar auch im Zeichen des totalen Krieges an den gegenwärtigen Bauplanungen beteiligt sein muß. Von mir aus vermag ich nicht zu sagen, welche Lösung hier am zweckmäßigsten wäre. Einerseits sind die Arbeiten von Prof. Meyer für den Sieg der Waffen, also für

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den Ausgang des Krieges nicht entscheidend. Es ist aber ohne weiteres einzusehen, daß unmittelbar danach es die größten Aufgaben zu lösen gilt, die einer vorherigen Planung bedürfen und nicht plötzlich ohne Anlauf aus dem Boden gestampft werden können. Ich darf hierbei unter Hinweis auf mein Schreiben vom 11.8. 1944C (siehe anliegender Vorgang: Schaffung einer neuen Siedlungsorganisation) noch erwähnen, daß SS-Oberführer Meyer in dem Ihnen bekannten Besprechungsvermerk des Reichsamtes für das Landvolk sehr schlecht wegkommt. Ihm wurde dabei vorgeworfen, daß er als Planungsbeauftragter für SS-Obergruppenführer Backe sich wenig aktiv gezeigt und insgesamt seine Arbeit lediglich auf das Interessengebiet des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums eingestellt hätte. Obwohl SS-Obergruppenführer Backe diese Ansicht des Reichsamtes für das Landvolk nicht bestätigt hat, kann ich mir durchaus vorstellen, daß die Entbindung des SS-Oberführers Meyer von seinem Auftrag damit in irgendeinem Zusammenhang steht. SS-Hauptsturmführer

A/Sa. 31. 8. 44 F

Nr. 94 1944, 2l. September, Feldkommandostelle. Schreiben von Rudolf Brandt an Ulrich Greifelt mit der Mitteilung, daß der Reichsführer SS mit der Einberufung von Prof. Dr. Konrad Meyer zum Wehrdienst einverstanden ist.* Persönlicher Stab Reichsführer SSa Akt. Nr. Bra/H. 40/96/44 „off."

Feldkommandostelle 21. 8. 44

Betr.:

Tätigkeit des Planungsamtes, insbesondere Entwicklung von Grundsätzen für die Planung des Wiederaufbaues bombengescbädigter Städte. Bezug: Dort. Sehr. v. 1.9. 1944- Ch. - VI- He.

An SS-Obergruppenführer Greifelt Berlin

c

Unter dem Text handschriftliche unleserliche Notizen. * NA, T-175, R- 69, 2585998. a Stempel.

Dokument Nr. 95

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Obergruppenführeri Dem Reichsführer-SS hat Ihr Schreiben vom 1. 9- 1944 vorgelegen. Er hat entschieden, daß die Arbeit des Planungsamtes weitgehend eingeschränkt werden soll. In einem zweiten Schreiben teilte ich Ihnen die Auffassung des Reichsführer-SS über die noch einzuziehenden bezw. auszutauschenden SS-Führer und Unterführer mit. Daraus ersehen Sie, daß der Reichsführer-SS auch SS-Oberführer Meyer und einige weitere Angehörige des Planungsamtes für die Truppe freigibt. Das Innenministerium hat inzwischen auch an Reichsminister Speer geschrieben und vorgeschlagen, die Planungen für den Wiederaufbau bombengeschädigter Städte vorläufig einzustellen. Heu Hitler! Ihr R. Brandt SS-Standartenführer

Nr. 95 1945, 22. März, Berlin. Antrag des Planungsamtes an SS-Brigadeführer Dr. Rudolf Mentzel, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaß, auf Gewährung eines Forschungskredits von 100 000 RM für das Rechnungsjahr 1945/1946.* Der Reichskommissar für die Festigung Deutschen Volkstums Stabshauptamt - Amt VI Der Chef des Planungsamtes SS-Oberführer Prof. Meyer

Berlin-Dahlem, den 22. März 1945 Podbielskiallee 25/27 Deutsche Forschungsgemeinschaft? 26. März 1945 Akt.-Nr.

Anden Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft Herrn Min. Direktor SS-Brigadeführer Prof. Dr. Mentzel Berlin-Steglitz Grunewaldstr. 35

b

Unterschrift. •BA, R 73/13127. Abgedruckt bei G. Gröning/J. Wolschke-Bulmahn, Liebe zur Landschaft .. ., S. 47. a Eingangsstempel; Aktenzeichen sowie handschriftliche Notizen unleserlich.

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Betrifft:

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Bereitstellung eines Forschungskredites von RM100 000- zur Durchführung von planungsurissenschaßlichen Arbeiten für das Rechnungsjahr 1945/46}

Sehr geehrter Herr Präsident! Im Auftrag von SS-Oberführer Prof. Meyer, der zur Zeit bei der Truppe ist, möchte ich auch für das kommende Rechnungsjahr um Bereitstellung von Forschungsmitteln zur Durchführung planungswissenschaftlicher Arbeiten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums bitten. Prof. Meyer wäre Ihnen außerordentlich dankbar, wenn Sie ihm für sein Planungsamt auch für das kommende Etatsjahr einen im Vergleich zum Vorjahr um RM 30 000- gekürzten Betrag, also insgesamt RM 100 000- zur Verfügung stellen lassen würden. Es wird gebeten, die Hälfte dieses Betrages als freien Verfügungsbetrag einzuräumen, während der verbleibende Rest von RM 50 000.- wiederum wie im Vorjahre in Form von Forschungsaufträgen abgerufen werden wird. Prof. Meyer hat für die Betreuung dieser Forschungsmittel für die Dauer seiner Abwesenheit von Berlin Prof. Boesler, Jena, beauftragt. Im Auftrag Gebert*5

Nr. 96 1947. 26. März, Spandau. Erinnerungen von Alben Speer an Äußerungen Adolf Hitlers über die Nutzung der besetzten Ostgebiete [Auszug]. *

26. März 1947 Mitte August 1942 waren einige Industrielle mit mir nach Winniza, dem Hauptquartier Hitlers in der Ukraine, gefahren. Es war die Zeit des stürmischen deutschen Vormarschs auf Baku und Astrachan. Das ganze Hauptquartier war blendender Laune. Nach einer dieser Besprechungen saß Hitler im Schatten der Bäume, die seinen Holzbungalow umgaben, an einem einfachen Holztisch auf einer Bank. Es war ein friedlicher Abend, wir waren allein. Hitler begann mit seiner tiefen, durch vieles Reden rauhen Stimme: „Seit langem habe ich alles vorbereiten lassen: als nächsten Schritt werden wir südlich des Kaukasus vorstoßen und dann den Aufständischen im Iran und Irak gegen die Engländer helfen. Ein anderer Stoß wird am Kaspischen Meer entlang gegen Afghanistan und gegen Indien geführt. Dann geht den Engländern das Öl aus. In zwei Jahren sind wir an der Grenze Indiens. Zwanzig bis dreißig

Zur Finanzierung der Arbeit des Planungsamtes für RKF siehe G. Gröning/J. WolschkeBulmahn, Liebe zur Landschaß. . ., S. 44 ff. b Unterschrift. * Albert Speer, Spandauer Tagebücher, Frankfurt a. M. 1975, S. 85 ff.

Dokument Nr. 96

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deutsche Elite-Divisionen genügen. Dann bricht auch das britische Weltreich zusammen. Singapur haben sie bereits an die Japaner verloren. Ohnmächtig müssen die Engländer zusehen, wie ihr Kolonialreich zusammenbricht." Das klang nicht überheblich. Tatsächlich schien es für Hitler in Europa keinen Widerstand mehr zu geben. Lakonisch fuhr er fort: „Napoleon wollte über Ägypten und Rußland die Welt erobern. Er wäre zum Ziel gekommen, wenn er nicht große Fehler gemacht hätte. Die werde ich vermeiden. Verlassen Sie sich darauf!" Die Vorstellung von Macht und Größe des britischen Empire brachte ihn auf seine eigenen Weltreichpläne. Er wolle alle germanischen Völker in sein Reich eingliedern: Holländer, Norweger, Schweden, Dänen und Flamen. Aber er wollte sie, im Gegensatz zu Himmler, nicht eindeutschen, ihre Individualität antasten. So sollten in hundert Jahren die germanischen Völker zur Vielfalt und Dynamik des von ihm begründeten Weltreichs beitragen, die deutsche Sprache aber würde das allgemeine Verständigungsmittel sein, wie das Englische im Commonwealth. Als Hitler im Jahre 1938 die Maße für ein neues Reichstagsgebäude festlegte, verdoppelte er bei gleichbleibender Stimmenzahl für einen Abgeordneten die Anzahl der Sitze. Das entsprach der Vertretung von einhundertvierzig Millionen Menschen. Wahrscheinlich hätten ihn im Jahre 1942 seine Erfolge und die Zukunftsprognosen zu noch größeren Zahlen ermutigt. „Die weiten Landstrecken Rußlands verführen gerade dazu, aufgefüllt zu werden. Da mache ich mir keine Sorge. Die deutschen Familien, die dort in unseren neuen Städten und Dörfern leben, erhalten Großwohnungen mit vielen Zimmern, und darin wird es bald von Kindern wimmeln", sagte Hitler auf der Bank in Winniza, während wir durch die Bäume auf eine weite Ebene sahen. Er berief sich auf die Historikenneinung, daß schon die Ostgoten hier vor sechzehnhundert Jahren Station gemacht hatten, als sie für zweihundert Jahre in der Südukraine seßhaft waren. Über uns bis weit in die Ferne segelten phantastisch schöne Wolkenschiffe, es herrschte völlige Stille, entfernt hörten wir gelegentlich ein Auto. Durch zehnjährigen, fast privaten Umgang waren wir so vertraut miteinander geworden, daß ich mich fast zwingen mußte, mir klarzumachen, rund fünfzehnhundert Kilometer von Deutschland entfernt mit dem Beherrscher Europas zusammenzusitzen und im Gesprächston von den Panzerspitzen zu reden, die sich weitere Zwölfhundert Kilometer im Osten soeben anschickten, in Asien einzubrechen. „Wenn wir im nächsten Jahr", so versicherte Hitler und wiederholte es am folgenden Tag vor den versammelten Industriellen, „nur die gleiche Entfernung bewältigen, werden wir Ende 1943 unsere Zelte in Teheran, in Bagdad und am Persischen Golf aufschlagen. Die Ölquellen wären damit für die Engländer endgültig versiegt." „Im Gegensatz zu den Engländern werden wir aber nicht nur ausbeuten, sondern besiedeln.Wir sind kein Krämervolk, sondern ein Bauernvolk. Erstmals werden wir systematische Bevölkerungspolitik betreiben. Das Beispiel Indiens und Chinas zeigt, wie schnell Völker wachsen." Dann entwickelte er mir ein Prämiensystem, das gewährleisten sollte, daß in jeder Familie die Kinder eine Art zusätzliche Einnahmequelle würden. 1932 hätte Deutschland praktisch keinen Geburtenzuwachs gehabt, schon 1935 aber sei die Situation völlig verändert gewesen. Neulich hätte er sich

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ausrechnen lassen, daß, verglichen mit der Zuwachsrate 1932, die nationalsozialistische Bevölkerungspolitik dem Lande fast drei Millionen mehr Menschen verschafft habe.1 Da spielten die paar hunderttausend Gefallenen dieses Krieges überhaupt keine Rolle. Das machten zwei, drei Friedensjahre wieder wett. Der neue Osten könne hundert Millionen Deutsche aufnehmen, ja, er verlange geradezu danach. Hitler trug dies alles mit fast mathematischer Kühle vor; er sprach fast monoton. Aber ich hatte das überdeutliche Gefühl, daß er hier und jetzt bei seinem Eigentlichen angekommen war - dies und die Bauten, so schien es mir damals, waren seine wirkliche Obsession. Gemeinsam war beiden das Denken in riesigen Dimensionen, seine Megalomanie galt den Zeiten wie den Räumen. „Rechnen wir doch einmal aus, Speer, Deutschland hat achtzig Millionen Einwohner, dazu kommen bereits jetzt zehn Millionen Holländer, die eigentlich Deutsche sind, und dazu, schreiben Sie mal auf, auch Luxemburg mit seinen dreihundertausend Einwohnern, die Schweiz mit vier Millionen. Und dann die Dänen - nochmal vier Millionen; die Flamen - fünf Millionen. Dann zwei Millionen Elsaß-Lothringer, auch wenn ich von denen nichts halte." Jetzt erst wurde seine Stimme erregt, hektisch, und in immer kürzeren Abständen fragte er, ob ich mitgeschrieben, gezählt, zusammengerechnet hätte. Wenn das Ergebnis seiner Erwartung noch nicht entsprach, holte er die Deutschen in Siebenbürgen oder Mähren dazu, dann die in Ungarn, in Jugoslawien, in Kroatien. „Alle werden sie zurückgeführt. Wie schon die Baltendeutschen und dann die dreihunderttausend Südtiroler." Hitler addierte weiter: Es gäbe dann die Norweger und die Schweden mit zusammen elf Millionen, außerdem sähe er hier überall diese blondköpfigen, blauäugigen Ukrainerkinder. Himmler habe ihm bestätigt, daß die von den Goten herstammten. Gauleiter Forster und Gauleiter Greiser hätten ihm erzählt, daß gut zehn Prozent der polnischen Bevölkerung eigentlich germanisches Blut besäßen. Das gleiche höre er immer wieder vom Reichskommissar für Rußland-Nord und Rußland-Mitte. Er wisse noch nicht, wie viele Menschen aus der Ostbevölkerung am Ende eingedeutscht würden: „Aber schreiben Sie mal zehn Millionen. Wieviel haben Sie jetzt'" Ich war inzwischen bei nahezu einhundertsiebenundzwanzig Millionen angelegt. Hitler war noch immer nicht befriedigt und beruhigte sich selber, indem er erneut auf die künftigen Geburtenüberschüsse verwies.

1

Während im Deutschen Reich (altes Reichsgebiet, einschließlich Saarland) im Jahr 1932 993126 Lebendgeborene gezählt wurden, wurden im gleichen Gebiet (also ohne Österreich) im Jahr 1933 zwar noch 21 000 Menschen weniger geboren, aber 1934 kamen 205 000,1935: 270 000, 1936:285 000,1937:285 000,1938:455 000,1939= 420 000,1940:409 000,1941:315 000, zusammen also 2 674 000 mehr Menschen zur Welt, bezogen auf die Geburtsziffern des Jahres 1932. Vgl. Handtuörterbucb der Sozialwissenscbaflen, hrsg. von Beckerath, Beute, Brinkmann u. a., Stuttgart-Tübingen-Göttingen 1956 ff. [Anmerkung im Original-C. M.].

Dokument Nr. 97

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Während ich hier versuche, mir die Szene, die für viele andere steht, in allen Ein2zelheiten in die Erinnerung zurückzuholen, und zahlreiche Details wie beispiels\ weise das neue, weißliche Holz des Tisches tatsächlich vor mir sehe, kann ich nicht l herausfinden, welchen Eindruck dieser Zahlenrausch, in den Hitler sich geredet t hatte, damals auf mich gemacht hat. War ich überwältigt oder sah ich das schlecht terdings Wahnsinnige dieser Pläne, das ich nun, nur wenige Jahre später, als allerer£ stes empfinde? Ich kann es nicht mehr ausmachen. Sicher ist nur, daß mir das c orgiastische Gefühl, das Hitler vor diesen Visionen überkam, ganz fremd war. Aber unsicher bin ich, ob es moralische Bedenklichkeit war, die mich so zurückhielt, c oder die Skepsis des Technokraten, für den sich alles auf ein Organisationsproblem i reduziert; ob ich in solchen Stunden das Gefühl hatte, die Geburt eines Imperiums ; zu erleben, oder ob ich wenigstens eine Spur von Grausen empfand angesichts der " Willkür, mit der hier Menschen millionenfach auf einem Erdteil herumgeschoben · wurden? Liegt nicht in meinem Unvermögen, mich daran zu erinnern, schon die ; ganze Antwort?

Nr. 97 1947, 8. Mai, Nürnberg. Eidesstattliche Erklärung von Ulrich Greif eh.* EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG Ich, Ulrich, Heinrich, Emil, Richard GREIFELT schwöre, sage aus und erkläre: 1. Ich wurde am 8. Dezember 1896 in Berlin geboren. Ich besuchte die Vorschule und das Realgymnasium in Berlin-Lichterfelde und machte dort am 1. August 1914 mein Abitur. Von 1914 bis 1920 war ich in der Armee, zunächst bei der Infanterie und später als Beobachter bei der Fliegertruppe. Vom Kriegsende, November 1918 bis Ende Januar 1919 war ich Ordonnanz-Offizier beim Deutschen Gouvernement in Riga. Von Anfang Februar 1919 bis Ende März 1920 war ich Mitglied des Freikorps „Deutsche Schutzdivision", welches Herbst 1919 umbenannt wurde in Reichswehrbrigade IV und 25. Bei meinem Ausscheiden wurde ich zum Oberleutnant befördert. 2. Sommer 1920 bis Ende 1921 war ich Angestellter beim Reichsbeauftragten für die Überwachung der Ein- und Ausfuhr mit Ausnahme von einigen Monaten in denen ich für einen Privatbankier tätig war. Am l. Januar 1922 trat ich in die Firma Gebrüder ISRAEL A.-G. in Berlin ein, (Fabrik für Beleuchtungskörper und Apparate), ich war dort Betriebsassistent. In diesem Konzern wurde ich später

• AGK, NO-3978, ATW VIII, Bd. 24, S. 18 ff.

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Betriebsleiter und zuletzt Prokurist. Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbrach dieses Unternehmens wurde ich Ende März 1932 stellungslos. 3· Im April 1933 wurde ich Mitglied der Nationalsozialistischen Partei und erhielt die Mitgliedsnummer l 667 407. Im Juni 1933 wurde ich Mitglied der SS und erhielt die Mitgliedsnummer 72 909: Mein erster Rang in der SS war Untersturmführer. Von Juni 1933 bis zum Sommer 1937 übte ich folgende Tätigkeiten in der SS aus: Adjutant beim Chef des SSAmtes, Stabsführer beim Ober-Abschnitt Rhein, Leiter der Zentralkanzlei des SSHauptamtes. Von Sommer 1937 bis Juni 1939 war ich Sachbearbeiter der Dienststelle 4-Jahresplan beim Chef der Deutschen Polizei Himmler. Mein direkter Vorgesetzter war SS-Obergruppenführer WOLFF. 4. Ich besitze folgende Orden und Auszeichnungen des dritten Reiches: Ehrendegen des Reichsführers der SS, Totenkopfring, Österreich-Medaille, Sudetendeutsche Medaille, Kriegsverdienstkreuz I. und II. Klasse, Deutscher Volkspflegeorden. Außer meiner Tätigkeit bei der SS war ich Laienrichter beim Reichsehrengerichtshof. 5- Am 23- Juni 1939 wurde ich beauftragt durch den Reichsführer SS, Himmler, mit der Gründung und Leitung der Leitstelle für Ein- und Rückwanderung, einer Reichsdienststelle für die Durchführung der Umsiedlung der Deutschen aus SüdTirol. Mein Rang bei der Übernahme der Leitstelle war SS-Oberführer. Als Leiter dieser Reichsdienststelle habe ich direkt unter dem Reichsführer SS Himmler gestanden. Kurz nach der Ernennung von Himmler zum Reichskommissar für die Festigung Deutschen Volkstums am 7. Oktober 1939, wurde die Leitstelle umbenannt in „Dienststelle". Am 17. Oktober 1939 wurde ich von Himmler zum Leiter der Dienststelle des Reichskommissars für die Festigung Deutschen Volkstums ernannt. Kurz nach meiner Ernennung zum Leiter der Dienststelle wurde ich zum SS-Brigadeführer befördert. Mitte 1941 wurde die Dienststelle des Reichskommissars für die Festigung Deutschen Volkstums umbenannt in „Stabshauptamt" des Reichskommissars für die Festigung Deutschen Volkstums. Kurz danach wurde ich zum SS-Gruppenführer befördert. August 1942 wurde ich von Hitler zum Generalleutnant der Polizei ernannt. Januar 1944 wurde ich von Hitler zum SS-Obergruppenführer und General der Polizei befördert. Ich habe obige Aussagen, bestehend aus zwei (2) Seiten, in deutscher Sprache gelesen und schwöre, daß sie nach meinem besten Wissen und Glauben die volle Wahrheit sind. Ich hatte Gelegenheit, Änderungen und Berichtigungen in den oben gemachten Aussagen vorzunehmen. Diese Aussagen habe ich freiwillig gemacht, ohne jedwedes Versprechen auf Belohnung und ich war keinerlei Drohung ausgesetzt. Nürnberg, Deutschland, den 8. Mai 1947 gez. Ulrich Greifelt (Unterschrift)

Dokument Nr. 98

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Before me, Heibert H. MEYER U. S. Civilian, Ago identification number A-441694, Interrogator, Evidence Division Office of Chief of Counsel for War Crimes, appeared Ulrich, Heinrich, Emil, Richard GREIFELT, to me known, who in my presence signed tihat foregoing statement consisting of two pages in the German language and swere tlhat the same was true on the 8th of May 1947 in Nürnberg, Germany. signed Herbert H. Meyer Herbert H. MEYER

Nr.98 1947, 8. Mai, Nürnberg. Eidesstattliche Erklärung von Rudolf Creutz.* EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG fleh, Rudolf, Johann, Friedrich CREUTZ, schwöre, sage aus und erkläre: 1. Ich wurde am 6. April 1896 in Triest geboren. Im Jahre 1902 kam ich mit meinen Eltern, welche Reichsdeutsche waren, nach Deutschland. Ich besuchte das Gymnasium in Hamburg und in Karlsruhe in Baden. 1914 machte ich in Karlsruhe das Not-Abitur. Bei Kriegsbeginn trat ich als Kriegsfreiwilliger beim Heer ein. 1919 wurde ich von der Wehrmacht entlassen als Leutnant der Reserve. Von 1919 bis 1921 war ich im Versandgeschäft meines Vaters tätig. Von 1921 bis 1931 war ich als kaufmännischer Angestellter tätig. Von 1921 bis 1923 in Hamburg, von 19231925 in Wien und 1925 bis 1931 in Neustadt/Hardt. 1931 liquidierte die Firma bei der ich zuletzt tätig war. Von Anfang 1932 bis Anfang 1934 war ich arbeitslos. 2. März 1933 wurde ich Mitglied der Nationalsozialistischen Partei und der SS. In der Partei erhielt ich die Mitgliedsnummer 2367675, in der SS die Nummer 77813- Ich besitze folgende Orden und Auszeichnungen des dritten Reiches: Ehrendegen des Reichsführers der SS, Totenkopfring, Österreich-Medaille, Sudetendeutsche Medaille, Kriegsverdienstkreuz I. und II. Klasse. Mein letzter Rang in der allgemeinen SS war SS-Brigadeführer und in der Waffen-SS SS-Oberführer. 3. März 1934 trat ich als Verwaltungsführer beim SS-Abschnitt XI in Wiesbaden hauptamtlich ein. Im Oktober 1935 wurde ich Stabsführer beim SS-Oberabschnitt II in Dresden. Von Januar 1936 bis Oktober 1938 arbeitete ich in der Zentral-Kanzlei des SS-Hauptamtes. Von Januar 1936 bis Februar 1937 war der spätere SSObergruppenführer GREIFELT der Leiter dieser Kanzlei. Von Februar 1937 bis August 1937 wurde die Kanzlei geleitet durch SS-Oberführer SCHRÄGE. Im August 1937 habe ich die Leitung der Zentral-Kanzlei übernommen. Von Oktober 1938 bis April 1939 war ich beurlaubt. Im April 1939 wurde ich zur Waffen-SS versetzt und war im SS-Hauptfürsorge- und Versorgungsamt bis Oktober 1939 tätig.

• AGK, NO-3825, NO-3823, ATW VIII, Bd. 24, S. 23 f.

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4. Am 17. Oktober 1939 wurde ich zur Dienststelle des Reichskommissars für die Festigung Deutschen Volkstums kommandiert. Mein direkter Vorgesetzter wurde der spätere SS-Obergruppenführer GREIFELT. Ich arbeitete in dieser Dienststelle, welche später umbenannt wurde in „STABSHAUPTAMT DES REICHSKOMMISSARS FÜR DIE FESTIGUNG DEUTSCHEN VOLKSTUMS" bis zum Kriegsende. Ich war von Beginn meiner Tätigkeit an persönlicher Referent und Stellvertreter von SS-Obergruppenführer GREIFELT. Meine erste Aufgabe (Spezial-Aufgabe) war die Aufstellung und die Organisation der Dienststelle. Nach der Umbenennung der Dienststelle in Stabshauptamt wurde das Amt „Z" (Zentral-Amt) gebildet, dessen Leitung ich übernahm. Kurz nach der Umbenennung wurde femer eine Unterteilung des Stabshauptamtes in Amts-Gruppen „A", „B" und „C" vorgenommen. Ich wurde gleichzeitig Leiter der Amtsgruppe „A". Zu der Amtsgruppe „A" gehörte das Amt „Z" (Zentral-Amt) Amt I Umsiedlung und Volkstum, Amt II Arbeits-Einsatz. Außer meiner neuen Position als Leiter des Zentral-Amtes und der Amts-Gruppe „A" verblieb ich nach wie vor gleichzeitig Stellvertreter von SS-Obergruppenführer GREIFELT. Ich habe obige Aussagen, bestehend aus zwei (2) Seiten, in deutscher Sprache gelesen und schwöre, daß sie nach meinem besten Wissen und Glauben die volle Wahrheit sind. Ich hatte Gelegenheit, Änderungen und Berichtigungen in den oben gemachten Aussagen vorzunehmen. Diese Aussagen habe ich freiwillig gemacht, ohne jedwedes Versprechen auf Belohnung und ich war keinerlei Drohung ausgesetzt. NÜRNBERG, Deutschland den 8. Mai 1947 gez. Rudolf Creutz (Unterschrift)

Before me, Herbert H. MEYER, U. S. Civilian, AGO identification 4 A-441694, Interrogator, Evidence Division, Office of Chief of Counsel for War Crimes appeared Rudolf, Johann, Friedrich CREUTZ, to me known who in my presence signed the foregoing statement consisting of two pages in the German language and swore that the same was true on the 8th of May 1947 in Nürnberg, Germany. Herbert H. MEYER

Dokument Nr. 99

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Nr. 99

2947, 28. Juni, Nürnberg. Eidesstattliche Erklärung von Prof. Dr. Konrad Meyer-Hetling. *l EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG Ich Konrad MEYER-HETLING, schwöre, sage aus und erkläre: 1. Ich bin am 15. 5. 1901 in Salzderhelden Kreis Einbeck (Deutschland) geboren. Von 1907 bis 1910 besuchte ich die Volksschule in Salzderhelden. Anschließend bis 1919 das Realgymnasium mit Abiturabschluß in Einbeck. Bis Herbst 1921 "war ich in der landwirtschaftlichen Lehre. Vom Herbst 1921 bis 1925 studierte ich Landwirtschaft, Botanik und Volkswirtschaft an der Universität Göttingen und promovierte zum Dr. phil. Von 1925 bis 1927 war ich landwirtschaftlicher Beamter in der Nähe von Breslau/Schlesien; davon das letzte halbe Jahr auf einem Versuchsgut als wissenschaftlicher Assistent des Instituts für Pflanzenbau bei der Universität Breslau. Von 1927 bis 1930 wissenschaftlicher planmäßiger Assistent an der Universität Göttingen; zugleich Vollendung botanischer und volkswirtschaftlicher Studien. 1930 Habilitation zum Lehrberechtigten auf dem Gebiet der Landwirtschaft. Von 1930 bis 1934 Privatdozent in Göttingen und anschließend Berufung als ordentlicher Professor an die Universiät Jena und bald darauf nach Berlin. Mit meiner Berufung nach Jena bekam ich zugleich vom damaligen Preussischen Kultusministerium die Aufgabe, die Organisation der landwirtschaftlichen Forschung zu fördern, Vorschläge über Ausbau der Landwirtschaftswissenschaft zu machen. Durch diese Tätigkeit bin ich von der im Jahre 1931 geschaffenen Reichsarbeitsgemeinschaft der landwirtschaftlichen Wissenschaften zum Vorsitzenden gewählt worden. Diese Organisation habe ich dann in den sogenannten „Landwirtschaftlichen Forschungsdienst" ausgebaut. 1932 trat ich der NSDAP bei mit der Mitgliedsnummer um 968 000. Im Winter 1933 trat ich der SS bei mit der Mitgliedsnummer um 76 000. Mein letzter Dienstgrad in der SS war Oberführer. Femer gehörte ich dem NSDozentenbund und dem NS-Altherrenbund an. 1939, nach Beendigung des Polenfeldzuges, wurde ich vom Reichsführer SS Himmler aufgefordert, mich dem Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums zur Verfugung zu stellen. Durch meine dortige Tätigkeit bin ich in der Lage, folgende Erklärung abzugeben: 2. Das Stabshauptamt, mit dessen Leitung Ulrich Greifelt beauftragt war, unter anderem, befaßte sich mit der Ansetzung der umgesiedelten Volksgruppen in den eingegliederten Ostgebieten. Der Stellvertreter Greifelts war Rudolf Creutz. GREIFELT konnte im Rahmen des Stabshauptamtes vollkommen selbständig handeln. 3. Die Volksdeutsche Mittelstelle hatte u. a. die Aufgabe, die Umsiedler zu erfassen und dann in den verschiedenen Lagern zu betreuen. Die Zusammenarbeit • AGK, NO-4726, ATW VIII, Bd. 24, S. 24 ff. 1 Näheres zu Meyers Doppelnamen bei G. Gröning/f. Wolschke-Bulmahn, Die Liebe zur Landschaft..., S. 38, Anm. 1.

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zwischen der Volksdeutschen Mittelstelle und dem Stabshauptamt wurde von Seiten des Stabshauptamtes durch Ullrich GREIFELT und von Seiten der Volksdeutschen Mittelstelle durch Werner LORENZ und (Hermann) BEHRENDS geführt. GREIFELT gehörte u. a. auch dem Obersten Prüfungshof für Volkstumsfragen an. Otto SCHWARZENBERGER war mit den sachlichen Aufgaben des Stabshauptamtes weitgehend vertraut. 4. Bei den Umsiedlungen aus dem Osten war den Umsiedlern das Recht der Option nicht gegeben. Die Umsiedler wurden selbstverständlich zu den gleichen Dienstleistungen, Wehrmacht, Waffen-SS, Organisation TODT und zur Arbeit, wie die Reichsdeutschen, herangezogen. 5. Die Verbindung zwischen dem Stabshauptamt und der Haupttreuhandstelle Ost war durch das Amt Wirtschaft gegeben. Alle nichtlandwirtschaftlichen Betriebe unterlagen dem Beschlagnahmerecht der Haupttreuhandstelle Ost. 6. Der Zweck des Generalplans Ost, welcher von mir entworfen wurde, war ein Studium, um festzustellen, wieviel Deutsche in den eingegliederten Ostgebieten nach dem Krieg angesiedelt werden können, in einer Zeitspanne von 25 Jahren. Der Generalplan Ost war das Ergebnis von Besprechungen mit HIMMLER, GREIFELT usw. und die Schlußfolgerung aus einigen Planungsgrundsätzen. Selbstverständlich war GREIFELT und CREUTZ mit meinem Plan vertraut. Meine eigentliche Planungsaufgabe im Rahmen des Stabshauptamtes war, die Richtlinien für die Besiedlung der Ostgebiete nach dem Krieg festzulegen. Ich selbst war ab Anfang 1942 ehrenamtlicher Leiter der Amtsgruppe C des Stabshauptamtes und zusätzlich, von etwa Mitte 1940 bis ungefähr Mitte 1941, mit der Wahrnehmung der Leitung des Zentralbodenamtes beauftragt. Die Aufgabe des Zentralbodenamtes war die Erfassung sowie Registrierung des beschlagnahmten Grundbesitzes und die Klärung der grundrechtlichen Verhältnisse. Ich habe obige Aussage, bestehend aus 3 (drei) Seiten, in deutscher Sprache gelesen und erkläre, daß dies die volle Wahrheit nach meinem besten Wissen und Glauben ist. Ich hatte Gelegenheit, Änderungen und Berichtigungen in obiger Erklärung zu machen. Diese Aussage habe ich freiwillig gemacht, ohne jedwedes Versprechen auf Belohnung, und ich war keinerlei Zwang oder Drohung ausgesetzt.

Nürnberg, Deutschland, den 28. Juni 1947. gez. Konrad Meyer-Hetling (Unterschrift) Before me, Fred RODELL, U. S. Civilian, identification number AGO-D-432576, Interrogator, Evidence Division, Office of Chief of Counsel for War Crimes, appeared Konrad MEYER-HETLING to me known, who in my presence signed the foregoing statement (EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG) consisting, of 3 (three) pages in the

Dokument Nr. WO

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GGerman language and swore that the same was true on the 28th of June 1947 in NNurnberg, Germany. signed: Fred Rodell FRED RODELL

Nr. 100 11947, 10. Dezember, N rnberg. Vernehmungsprotokoll von Prof. Dr. Konrad JVMeyer vor dem Amerikanischen Milit rgericht I, Fall vni [Ausz ge]. * 1QO Dec 47-M-FjC-5-l-Gaylord /Katz/ CCourt I Case ΥΠΙ QQ Did the alien folkdom play any part in the incorporated territories of the east in your consideration about the new endeavored population structure? AA In the course of my planning work, I started out with the idea that in the future peace years one had to arrive at a satisfactory solution in the living together of German and Polish folkdom. For this reason I believed that now as before a certain mixed population should stay in those areas. ζΟ_ Can this be recognized in any form from the documents submitted by the Prosecution here? A A Yes, the general plan explains and enlightens this idea. Here a balance of settlers is mentioned which should remain after the war was finished for 25 years, and from this we could draw the requirements of German people that we needed. C|Q Can you explain that in detail? /A For this purpose, I refer to the document, General Regulation 13/2, regarding the city planning in the incorporated eastern territories - a document submitted by the Defense. The ultimate aim of the planning there is a density of population of 90 people per square kilometer. This meant that in an area of 90 000 square kilometers, there would be in that area a total population of about eight million people. As can be seen from the figures of the General Plan Ost, four million Germans had been provided for in this eastern territory; that is to say, four million Germans and four million Poles or other foreign alien folkdom or indigenous personel. The sum total is eight million. Such a ration of 50 percent should reestablish approximately the relationship that existed in 1918. But of course in a gradual and organic development it extended over a period of 25 years after the end of the war. < Q That was your idea of planning? , A That was the ultimate aim of our planning.

* AGK, IMG, Fall VIII, Bd. 8, S. 2227-2232, 2235-2243, 2281.

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Q You also had a department of area planning - Raum Planning. What tasks did you have there? A It was the preparation of sketches and drafts of areas for a certain field; for instance, for one district, in such a plan, the individual experience worked out were consolidated. The technical planning also belongs in this department. There were the departments: village building, city building, and landscaping. Such a plan also contained the types of soil, the existing and to be developed routes of traffic, the spheres of influence of the larger and smaller localities, and also the designation of those areas which might still be further developed by agricultural means - by watering them or by proper drainage. Q Was the sketch described by the witness Schaefer such a presentation? A Yes. In the map room of my institution and also in my planning department there were several such sketches. They were also published in magazines. They are purely theoretical and on paper only. Q Was this planning realized in any manner or means? A No. Q The witness von Bach-Zelewski spoke of plans in his examination-plans that he had seen as a result of the Aktion in Saibusch.1 Were these things worked out by your or by your planning office? A I did not concern myself with such pfennings in Upper Silesia. My work in the central office in Berlin was completely detached from any geographical location. In no case was there any detailed planning for a specific location. Q I may remind you, however, that the witness Fiedler testified that the plans that you had drawn up were carried out in part nevertheless. What is your attitude to that' A The witness Fiedler never worked in my planning office, and he cannot make any definite statements about it. He could not name any specific instances. Q What was the practical result of your ideas? A They were set down in general regulations and directives. Q How many such general regulations were issued and what did they extend to? A One general regulation was issued for each rural construction, for city construction - that is city planning - and for landscaping. Q What was the purpose of these general regulations? A These general regulation were turned over to the Chief of the Reichsstelle Raumordnung - the Landesplaners - as the general determination for Poles and as a recommendation for their work. Q What was the tasks that these Landesplaners had to carry out' A As I already said previously, they had to draw up a Raumordnungs Plan for their own areas or territories. Q Did these Landesplaners actually complete such plans? 1

Polnisch: Zywiec.

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A No, they only made of few sketches - area sketches. There were no final settlements, but only rough drafts, as mentioned by me in my lecture in Posen.2 In no case were any such sketches declared binding and therefore no Raumordnungs Plan was ever made. Q Then you were actually planning for other planners without any of the Reich authorities to whom you were subordinate arriving at any definite plan, is that correct? A Yes, you could say that. My work and the experiences were made available to the Reichsstelle for Raumordnung and I also therefore considered the possibility of turning the planning office into an independent and social planning and scientific institute, since such an institute did not exist as yet in Germany. THE PRESIDENT: The Tribunal will recess for 15 minutes. (A recess was taken.) THE MARSHAL: The Tribunal is again in session. THE PRESIDENT: Proceed with the examination. BY DR. BEHLING: Q Witness, just before the recess you stressed the merely theoretical side of your planning as a scientific basis for the State Planing Agencies. Then I think it is correct that the general directives in agreement with the Reich Agency were issued together and were then sent to the Reich Agency. A That is correct. Q The witness Fiedler went on to testify that on the strength of the directives issued by you clearings and composition clearings were carried out. What are those composition clearings you were referring to? A When we used that word Flurbereinigung we referred to doing away with the deficiency of the splitting up of an estate, the splitting up and the diminishing of ihe size of the estates as would happen in the case of the division of the estate as a result of heritage and, as is in contradiction with modem agricultural techniques. The question of the ethnic groups is of no importance in this connection. Q Was the Flurbereinigung connected with resettlement of the ethnic groups and of the population? A No. The property estate of every single group remained untouched. The only thing involved was an exchange of estate and real estate parts against each other with the purpose of assembling larger estates and thereby making possible a more rational exploitation of these rural estates. Such Flurbereinigungs, real estate compensations, if we might call them that, exist in all countries and they even exist in Germany today. They have no connection whatsoever with the resettlement of the population. Q Were such Flurbereinigungs, that is, such exchanges of land plots, carried out in the Incorporated Eastern Territories? 2

Wahrscheinlich Vortrag bei der Eröffnung der Ausstellung.

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A Because of the clumsiness of the procedure the plans of rearrangement never succeeded. I have no knowledge of any particular instance where the settlement authorities of the Reichsstatthalter actually carried out any measures. Q During the war was your activity in the Planning Office limited by directives of law? A On the 13 of January, 1943, Hitler issued a general stop decree on strenght of which all peace plannings had to be put off, that is, such plannings as were intended only for peace time in their realization. Q What was the result' A All those of my collaborators who were fit for service in the armed forces were drafted or they were assigned in other positions where the jobs were important for the conduct of the war. I, myself, asked that I be released to the armed forces. However, that request was refused. Now I turned again to my original field of tasks in Germany proper and I mainly dealt with questions of rural economy and also with the questions of food economy which became more and more urgent. Q I am now submitting to you document submitted by the Prosecution already and this is NO-3182, Exhibit 241. It is in Document Book V and it is on page 9 of the German Book V - C. (Document handed to witness.) This refers to the file note of the conference with Greifelt. Will you please explain that' A I, myself, did not participate in the conference. When I was appointed plenipotentiary for planning for the Reich Food Ministry with special attention given to the rural rearrangement in Germany proper, the reason was that even in the Reich Food Ministry my efforts in the field of planning science were known and recognized. The Ministry made it a point to use my work and to secure it even in a formal manner for Germany proper. That is the explanation for this matter. Q Therefore there is no practical significance to it? A No.

Q Did this activity of yours influence the acts charged here in the indictment in any manner? A No. Q Were the agreements actually carried into practice at all? A No. As already testified by the witness Golling, my relations with Bake became worse and worse. Bake at that time was in the Food Ministry and very soon they reached a point where no practical work could be done any more. Q What was the strength of your staff of collaborators once the stop decree had been carried into practice? A I should say that six to eight collaborators still remained as experts in my staff. I am not there, of course, the auxiliary workers. I cannot give you a detailed specification there. Q Did the Planning Office remain in Berlin together with you, when the Main Staff Office was transferred to Schweikelberg? A It remained in Berlin. Q Why did you remain in Berlin?

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A Because I was bound to remain in Berlin because my main profession was at the Berlin University. (. .-) Q I am now turning to Document NO 2255, Exhibit 90 in Document Book III and it is on page 105 of the German. This is a correspondence containing and having as such a memorandum for the General Plan East. What is your stand on that matter? (Document handed to witness.) A Himmler, in the Summer of 1941, approached me with a request for a few statistical pieces of information concerning the Incorporated Eastern Territories. I channeled this information to him and about five months later he summoned me to his offices for a report which I made on the 27 of January, 1942. On that occasion he gave me the order to clarify the legal, economic and political basis of a future eastern reconstruction and to check them. In this connection the Crimea and the Ingermanland were to be taken into consideration too. Q That was the commission he gave You? A Yes. Q What was your attitude? A Well, it was an order of Himmler's. It is true that from the very beginning I had no doubts whatsoever that it was a rather hypothetical affair: normally not connected with my office work in the Planning Office. Therefore, I considered this order as an order for a sort of scientific research and I passed the work on to my University Institute for Agricultural Affairs and Rural Policy. As can be seen also from the documents which have not been submitted completely. It is on page 106 of Volume III but the documents are not complete. Q When was this scientific work concluded? A By 29 May 1942 I used the official channels to forward this memorandum which had been drawn up in collaboration by quite a number of scientists and I sent it to Himmler. I stressed specifically that this involved onty a problematical and political survey concerning the work and money to be afforded and claims against the future resettlement order and the future settlement law and legislation were taken into consideration and clarification concerning the basic features of a new settlement law had to be brought about first. Q You called that work General Pkn East. Is that correct' What gave you an idea of such a designation? A Himmler himself created that term. Q How did the question and the expression of „Marks and Points" come about? A Himmler had an idea of having a protection against the Asiatic Bolshevism and to create an Eastern frontier securing the system and for this purpose he coined these two phrases, „Marks and Points" without giving them a specific definition. He ordered that this concept should be inserted into that plan in order to, at the same time, give an estimate as to the number of workers and men required. The whole matter was to be calculated over a space of time of 25 years after the war. Q What result did you get?

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A In my institute and also amongst the colleagues I had called in the work very quickly showed how tremendous the sums were that were to be spent. In spite of that I had the memorandum forwarded to Himmler in order to confront him clearly with the reality. Q What was Himmler's reaction on that·* A On the 21st of June Himmler informed Greifelt by letter that the memorandum submitted to him was not in line with his ideas and desires on same very important points. He said that in a few features and points he had been completely misunderstood and he issued, in this letter, several directives, which he wanted to be taken into consideration. Q Well, did you elaborate further on the problem in line with the desires expressed by Himmler? A We did not actually draw up any further plans. Himmler's ideas as reflected in his last letter by his orders seemed to me a mere utopy. Therefore, I limited myself to sending him only and alone a list of basic figures and charts without giving any detailed consideration and answer to the problems raised by him in this letter. Q What was Himmler's reaction to that' A On the 12th January 1943 he gave me an intermediary information by letter, and he announced that further tangible orders would be issued by him. However, no such tangible orders for planning were actually given. In full agreement with Greifelt I treatet the whole matter in a quite summary way. No thing really came out of the letter and I never heard anything about it. Q Were any of these directives carried into practice under the strength of this scientific work? A No, it was impossible too, because it was specifically the kind of work which was to be carried into practice only after the end of the war, and could have been carried out only after the end of the war. Q Did you at a later date deal with similar or the same problems? A No, that was the only work. In the institute in regard to that question and in my planning department no developments of that kind were worked on. Q I am now putting to you Document NO 2209 and it is Exhibit 254, in Document Book 5 - C, on page 45 of the German. This letter deals with questions pertaining to the Crimea. Do you know that case? Do you know the letter? A This is a secret letter, a copy of which went to the Main Staff Office for information. I cannot recall the contents of this letter. I see here that a visit of Himmler together with Greifelt and the planning offices is mentioned as expected but I never went to the Crimea with Himmler. Q Well, did you do any planning work for the Crimea? A No, if planning was done on the Crimea then it was in no way connected with the fields of task of my agency and myself. Q Please take the document you have there and look at page 48 in the German. There you will find Document NO 4009, Exhibit 255- This is a report dated 31 May 1944 at the Racial Channeling Office, Volksdeutsche Leitstelle, which

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apparently was called into life after the German troops had evacuated. Was this report forwarded to you and did you have any knowledge about it' This report also, which was drawn up in the summer of 1944 and sent to the Chief of RuSHA, by way of information, I cannot recall it either and I don't think that it was sent to the Main Staff Office. Could this report give any results in practice at all? The report would have had a historical importance because as early as Autumn 1943 the Crimea was no longer in German hands.3 Was the man who drew up the report under your orders or did he at any time receive directives from you? No, he was not under my orders and he never received any directives from me either, and now when I look through the documents I also see that he complained or that he at least hinted at it that he got very little backing from the central agencies in Berlin. I am now putting to you a correspondence between Himmler and Frauenfeld, hi this correspondence there are a few suggestions, to resettle at a later date the Southern Tyrolians in Crimea and to create a new home country there for the Palestinian Germans too. These documents again mention plannings and I am now referring to Document 2417 and its Exhibit 26l; it is again in the Document Book 5 - C which you have there in front of you and it is on page 38 of the German. Did you carry out any planning in this connection? No, I did not do any planning in this connection. And now, I am putting to you the document from Document Book 5 - A. It is Document 2703, and it is Exhibit 206 on page 63 of the German. This is a file note of 17 August 1942. It was not written by you. What is your attitude towards that file note? As the Partisan warfare became stronger and stronger in the East as the result of the war in the East which was intensified altogether, the number of bandit attacks mainly against the German settler villages which were spread out over large areas increased tremendously. Very heavy losses were sustained amongst the civilian population. Himmler tried to think out a way to amond this emergency. Therefore, he had the plan to settle the racial Germans more together in a more dense way and to concentrate the civilian population in a few areas and to thereby diminish the danger of attacks. Those were individual and old settler villages; I mean those were not new settlers; they had been in that space before? Yes, those were old settler villages from the period from the beginning of the 19th century and even partly from the 18th century "which had been settled there by the Tzars, Catherina and Aleksander later on. What about the discussions connected with these fields of tasks? 3

Die Krim ist im April 1944 befreit worden.

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A No, and that can be seen from the document itself too, namely this document stresses that the concentration of settlements was the task of the German channeling office. Q We have already discussed Document 4909, Exhibit 255 in Document Book 5 C. There on page 82 in the German, a Professor Hogler and on page 88 in the German there is a Professor Rogler mentioned. It is most likely that that is a typing mistake. Hogler or Rogler is supposed to have been connected with planning work in the Crimea. Was this professor in any way connected with you or the planning office? A No, I don't know a Professor Hogler and I don't know a Professor Rogler either. Q Then I am putting to you Document NO 2277. It is in Book 15 and it is on page 55 in the German. There, in a letter, is mentioned the evacuation of the Poles to Central Poland. Were you connected with that matter? A No, the letter does not originate with me or with any agency of the Main Staff Office. According to its contents it can only involve what the witness Ehlich of the Prosecution has already testified about, namely, that the plan was of the RSHA and I was in no way connected with that plan. Q Was there, as far as the times were concerned, even the possibility of connection with your General Plan East? A No, because this document is dated 9 January 1940. Therefore, even if you take the times only it is absolutely not identical with my part of the planning. At that time I had only started my work. Q The Prosecution has then submitted Document NO 7477 and Exhibit 219 in Document Book 5 - A on page 12 of the German. This involves an order for the resettlement of Zamosz 4 From the document it becomes apparent that the whole planning was to be supervised by the Main Staff Office. Did you or your Planning Department have a part in that' A This planning was never submitted to me and my planning department did not deal with that matter either. Q Did you receive knowledge of any other plans concerning Zamosz? A My field of tasks included the incorporated Eastern territories. However, here at Nürnberg I was informed that the Governor General Frank, already in Spring 1942, discussed settlement plans at Zamosz with Himmler as became apparent from a document of the IMT trial. Q At any rate at that time you didn't know anything about it and you were not called into the matter either? A No. Q And you didn't cause any steps to be taken either? A No. Q But at Lublin there was a planning agency. Was that planning agency in any way connected with your field of activities? 4

Zamoid

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A The Lublin planning of this was not under my competency and I am not informed either what kind of work was carried out there at all. From the documents now submitted here I have seen the distribution plan of the Reich Commissar for the Strengthening of Germanism, and the Government General, that is, the deputy and representative of Himmler, the Higher SS and Police Leader Krueger and there I have found out that an expert planning department staff by a secretary is listed there also. Q I am now putting to you Document NO 22278, Exhibit 208; it is in Document Book 5 - A on page 70 of the German. This is a file note of 20 April 1942. What do you have to say to it. A This file note again is unknown to me. It is a note made by Himmler and this memorandum went to Greifelt by way of information. However, with the specific addition that it was only and alone for Greifelf s personal information und that those ideas were not to be used in discussions. I haven't seen the file note myself. Q I am now putting to you Document NO 2585, Exhibit 89- That is in Volume 3, on page 97 of the German. In this document again a general plan is mentioned in connection with the meeting of the 4 February 1942. The questions discussed in this meeting were then connected with the General Plan East elaborated in the Institute for Agricultural Science. A No, because this meeting took place as early as February 1942, that is, a long time before that General Plan East which I have mentioned was ready. Besides that, as can be seen from the document itself, I did not attend the meeting. For the rest, the plan you, Dr. Behling, have mentioned provided the maintenance of full sovereignty of the Baltic countries and that apparently was not provided for here in this document. Quite apparently this here involved the General Plan East of the RSHA. The existence and contents of that plan were not known to me until this time, are not even known to me today. C .-) Q Well, I won't ask it again because I think it was perfectly clear. Now, whether or not this General Plan East was carried out, the same result was to be obtained, was it not by getting rid of people who were not suitable for Germanization? Whether it was your plan or not, the general idea was carried out, was it not' A In my direct examination I have akeady testified that the General Plan East was a draft of a study for the period from after the war until 25 years after the war. As to questions arising during the war, or questions arising possibly as problems at the end of the war, the plan does not explain any position. C ..)

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Nr. 101 1947, 1. Dezember, N rnberg. Vernehmungsprotokolle der Zeugin Margarethe Pasi, Sekret rin von Prof. Dr. Konrad Meyer, vor dem Amerikanischen Milit rgericht ber die T tigkeit von Prof. Dr. Konrad Meyer bei der Ausarbeitung des Generalplans Ost [Ausz ge].*

C ..) BY DR. BEHLING. Q Did you submit to the defendant Meyer, Himmler's memorandum personally, or did you see to it that this memorandum was shown to him? A I cannot say that any more today. I will have to support myself on documentary material which however is not available to me. I cannot recall having shown this memorandum to Professor Meyer. Q You said this morning that you talked with one of your collaborators about the contents of this document. Was he Professor Meyer? A No, it was not Professor Meyer. Q It is correct that the so-called General Plan East was drafted in the department for agricultural research in the university there? A Yes, that is correct. Q As a result of this memorandum, was Himmler satisfied or did he issue new directives? A Himmler continued to make new demands. Q Did you and Professor Meyer work along these lines? A I cannot give you the individual phases of the development any more solely from my memory. However, I do know that the exaggerated demands of Himmler were not taken seriously by us anymore and consequently we did not work on them. Q And later on was the entire matter forgotten? A I did not hear anything further about it. Q Did the planning department or Professor Meyer participate in the planning on the Crimea?

A No. DIRECT

ΕΧΑΜΙΝΑΉΟΝ

BY DR. BEHLING: (Attorney for the Defendant Meyer-Hetling) Q Witness, will you please give your full name to the Tribunal and tell the Tribunal when you were bom. A My name is Anna Margarethe Pasi, and I was born on the 27th of May, 1905, at Crefeld.1 * AGK, ATW Vni, Bd. 6, S. 1703 f.; Bd. 9, S. 2439, 2440, 2444-2446. 1 Richtig: Krefeld.

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Q Witness, it would be most convenient if after every question and before every answer you would pause a short interval, otherwise the interpreters will get into trouble. A Yes, I will. Q You have been a secretary in the Research Council; is that correct' A Yes. Q During what period of time were you a secretary there? A During the first from the 1st August, 1938 until the 1st of July, 1940. Q After that where did you work? A On the 1st of July, 1940, I was hired as a secretary by Professor Meyer-Hetling at the Institute for Agricultural Science and Policy in the institute in Berlin; at the University in Berlin. Q For how long did you work down there? A I am still working in that institute today. Q What kind of work did you have to take care of in the Research Council - not so quick with the answer; don't forget the interval. A In my activity in the Research Council at the university I had to take care of the clerical work. Q I told you not to go so quickly. A Particularly I had to work for an expert in the department of agriculture and seeds. Q At the time did you take care of work for Professor Meyer-Hetling already? A Yes I worked for Professor Meyer-Hetling if his personal secretary was absent. Q When were you hired as Professor Meyer-Hetling's personal secretary? A On the 1st of July, 1940, I became the personal secretary of Professor Meyer. C ..) Q Do you know about the General Plan East' A Yes; I typed it in the Institute of Professor Meyer, and it was drawn up there too. Q Therefore, is it correct to say that this so-called General Plan East was not made in the Main Staff Office nor in the Research Service, but in the University Institute, is that right' A Yes. Q Does that lead to the conclusion, concerning its contents or, to put the question differently, were there any misgivings as to why this very agency had been commissioned to elaborate this plan? A Well, I can imagine the reason was because it was a scientific work. Q Can you remember the contents of the plan in its broad outlines? A Yes, I do remember that mention was made of rural planning, with very high expenditures for material, and there was also an estimate for the expense of a project, the creation of main villages and the way they ought to be built. However, this was quite a number of years back, and only had has clung to my memory.

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Q Did this general plan have a realistic basis; particularly was it to be brought to realization immediately? A No, I think the intention was to realize it only after the war was over. Q Would you be able to remember further details if the General Plan East was put to you? A Well, I couldn't tell you that before hand. Q Can you give us an estimate concerning the approximate number of pages of that General Plan East which you typed at the time? A I would estimate that it contained anything between 30 and 40 pages, but I don't know exactly. Q At any rate it was more of a volume than 8 to 10 pages? A Yes. Q Did you have an insight into the personal circumstances of the defendant? A Yes; I would go to Professor Meyers private house. Q During the whole period when you worked with Professor Meyer, could you find out anything which would lead to the conclusion that he used his position as university professor, or his office in the Main Staff Office, to enrich himself personally? A No, Professor Meyer by no means used his positions to enrich himself. His work in the Planning Office was only a part-time job and, at the same time, honorary, and he never received any compensation for it. Q You have already stated that Professor Meyer had only a part-time and honorary job in the Planning Office. What I understand by „part-time job" is that his main job was that of a professor. A Yes, that is correct. Q Now what about his honorary position? What do you mean by that? A When I speak of an honorary position, I mean that at no time did he receive any remuneration for it. As to his travel expenses, he mostly joined those trips with trips which he made for the Research Service, and he would settle his accounts with Research Service and not with the Planning Office. Q Can you tell us something concerning the political attitude of the defendant Meyer? A Professor Meyer was repeatedly summoned by the Party to take part in Party rallies. On those occasions he would say to me, „Please find some excuse for me, because I don't have the time to go there." I cannot recall that Professor Meyer at any time took part in political meetings or had such political meetings hold in his Institute or in the Research Service. Q Do you recall that on one occasion Professor Meyer was summoned to the Kreisleiter? A I cannot remember that. Q Do you remember the disputes he had with the Ortsgruppe at Dahlem? A Yes. This Ortsgruppe demanded that Professor Meyer take part in the Party

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assemblies, but, as I have already stated, he always found an excuse not to go, or he had me find that excuse for him.

Nr. 102 1943, 11. Dezember, Nürnberg. Vernehmungsprotokoll von Rudolf Creutz vor dem Amerikanischen Militärgericht I, Fall vni [Auszüge].* Q Did the planning office have anything to do "with spoliation of public or private property? A It did not make any recommendations nor did it deal with matters, nor, did it receive any information about it. Q Did the planning office deal with questions of deportations and evacuations or the extermination of Jews in any form? A Things of that sort were not dealt with by the planning department. Q Did Professor Meyer comment on question of the kind? A I know nothing about it. Q Were you always informed about all the tasks of the planning office, and did you have the possibility of looking at the files? A During the two years of my membership to the planning office, I participated in the regular conferences and I would also attend for the most the special conferences. The matters which have been mentioned here were not discussed in the course of these conferences which dealt exclusively with rural planning. In my personal relationship with Professor Meyer, these subjects were not touched upon either. In 1943 when the planning office had to be reduced as a result of the decree concerning the discontinuance of planning I received the assignment to look after the administrative and technical tasks connected therewith. On that occasion I looked through all the files which were kept in the planning office, and at the time I didn't find any instance or any action with regard to these matters which have been mentioned here; there wasn't even anything of an informational character. Q Witness, do you know anything about the question General Plan East? A Yes, in the planning office files were kept with a term General Plan East. Q Was the General Plan East drafted in the planning office? A Yes, the phrase was coined in the planning office by using the technical term „General Plan". Q Excuse me, witness, I wanted to know - you misunderstood me; I wanted to know whether the General Plan East originated in the planning office. A Yes, it originated in the planning office. Q Aren't you making a mistake there? * AGK, IMG, Fall VIII, Bd. 8.

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A These files which I have just mentioned which showed the term General Plan East were kept in the planning office, but a General Plan East actually did not exist in the form of plan. Q Very well. Can you remember that at the University Institute for Agricultural Science and Policy a scientific work was developed under this term General Plan East' A Yes, that was the plan which was submitted then. Q Yes, that is what I wanted to hear from you. A But excuse me, you asked me whether there was any file with the term General Plan East, and it actually existed, then the institute took care of handling this matter; this must have been approximately in the year 1942. Q And what was the reason for that' A The reason was the following: Professor Meyer had the intention of getting a general insight into the expenses and the requirements or material which were involved in agricultural planning and developments in the eastern incorporated territories then, a report was made about that. In addition to this report, after Meyer's report additions were requested by Himmler concerning regional and other matters. This made it necessary to a greater degree than it had been the case before to carry out examinations with regard to agricultural science for the settlement structure, rural planning and things of that sort. And for that reason Professor Meyer decided to have this matter worked out with the Institute for Agricultural Science by consulting his collaborators there. The work which was compiled later on was intentionally not compiled by the planning office but it was a work by the Institute for Agricultural Science, and it dealt with agricultural science. This must have been in 1942. Q Did this so-called General Plan East have the aim to destroy the living principles of national groups, to dissolve political and social institutions and to extinguish the lives of members of foreign nations? A These subjects were not dealt with in the General Plan East because its basic thought was the ideal development of those areas of the incorporated eastern territories to which it referred. Ethnological questions were not mentioned. Q Did the planning office deal at all with those thoughts or did the Institute for Agricultural Science ever deal with these questions? A No. Q From the ideas mentioned in the General Plan was anything put into practice? A It was never executed and it was not possible to execute these ideas because no feasible plan existed. It was only a scientific opinion. Q As far as you can remember, how did Professor Meyer react towards Himmler's desires for a regional extension. A I can recall that Professor Meyer shook his head and was somewhat disgusted after he had reported to Himmler, and he expressed the fact, that on the basic of the previous work; which showed already that the task of a systematic development, of the incorporated eastern territories from the economic point of view as

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well as from the constructive point of view would have needed the funds of the Reich for many years such extensions to other areas outside of the incorporated eastern territories would just bei Utopian. Now, this further extension was to be planned in financial respects by careful consideration of the estimates, and by a careful estimation of the requirements and funds, and it was to be shown that it would not be possible because every person "who read this report which was then compiled would realize that the whole plan was entirely impossible. Furthermore, as far as I can recall, the matter was further dealt with by Professor Meyer in a delaying manner. And was the whole matter then forgotten? As far as I know, yes, in the year 1942. Were any of the plans, ideas, sketches and suggestions carried out in the form of scientific outlines in any other form in practice? The outlines made by the planning office were never put into effect, not a single plan for the development of a municipal village was put into effect in the incorporated eastern territories which could have been carried out on the basis of the potential planning. I mean put into effect in the legal administrative sense as to instructions for the execution of these plans and things of that sort. Furthermore, in the incorporated eastern territories not a single plan for the practical application in any district was put into force. The rural planners only made sketches about space arrangement. I can state positively that after the suggestions and recommendations which were worked out in the planning office, not a single estate nor any village was subjected to any change or was ever constructed. Then, the planning office was only planning for the planners, is that correct' It was the task of the planning office to continue and to develope the scientific tradition in the field of rural planning and social planning during wartime. Did the planning office have any subordinated agencies in the individual districts or in the planning areas of the incorporated eastern territories? The planning office did not have any subordinated, that is to say, agencies which would have been obligated to report to the planning office or agencies to whom it could have issued instructions. In the case of individual agencies of the representatives in the district of the incorporated eastern territories, for example, in Posen, there was a so-called planning department which informed itself about the practical development of agricultural and community planning which came under the competency of the government authorities, and if necessary informed these agencies on the suggestions which were contained in the directives of the planning office. However, now it becomes evident from documents which have been submitted that also at Lodz, Lublin and in the Crimea there were planning agencies. What were they, do you know them? No, I don't know these planning agencies. Perhaps it may be, although I don't know what the referring documents you are to, that the regional agencies on their own initiative found it necessary to keep a department for planning on their staff.

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Q May I put to you Document NO 2555, Exhibit 34, in Document Book II-B, on page 90 of the German text, where a planning agency in Lodz is mentioned. Can you tell us whether this planning agency was subordinated to the planning office or whether it worked together with it in some other manner? A I personally am not acquainted with the planning agency at Lod2; it certain was not subordinated to the planning office; I can gather from this document that it was a department of the settlement staff at Lodz, and I assume that in the case of this planning the distribution of the settlers who had been repatriated from the east was concerned and that some place of accommodation had to be found for them.

Nr. 103 1947, (o. D.), Nürnberg. Vernehmungsprotokoll von Dr. Hans Ehlich vor dem Amerikanischen Militärgericht I, Fall VUI[Auszüge].*

C .-) A In the RSHA, Office III, I was first the expert for racial policy, and public health, and from the end of March, 1940 on, I was first head of the department and then I was the Group Leader for the ethnic questions and public health. Q Were you chief of Amt III-B of the RSHA? A I was in charge of the Group III-B of the RSHA, the Reich Security Main Office. Q How long were you chief of Amt III-B? A From March 1940 until the end of the war. Q What functions were performed by Amt III-B? A Office, Group III-B had to take care of the intelligence tasks in the following fields: In Department III-B-1 questions of Germanic and German matters were taken care of; German national groups abroad; questions of re-Germanization, of the DVL, the German People's List; then ethnic questions of the territories which were occupied during the war, Norway, Denmark, Holland, Belgium, in part France. Then, we had Department III-B-2. In this department they dealt with questions of alien folkdom; with questions of the following ethnic groups: Esthonians, Latvians, Lithuanians, Poles, Russians, Ukrainians, Czechs, Slovenes; these are the most important ones. Department III-B-3 dealt with questions of public health and population policy. Department III-B-4 dealt with questions of nationality in general, citizenship matters; and the immigration, EWZ, and questions of naturalization. Q Did any working relationships exist between your office and the Main Staff Office? A Yes.

* AGK, IMG, Fall VIII, Bd. 3, S. 573-^35-

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Q With which members of the Main Staff office did you have contact' A I would like to sub-divide this into those collaborators of the Main Staff Office with whom I was in constant contact and those with whom I only had occasional official contacts. I had constant contact, as far as our work was concerned, with Dr. Fehndrich,1 Schubert, Dr. Stier, Dr. Betke, then Dr. Wirsich. These are the main ones with whom I had contact for the most part. I would have occasional working contacts; or I would meet in the course of conferences or discussions; the following: Greifelt, Greutz,2 Professor Meyer, Attorney Goetz, and I think that is all. Q In what matters did Amt Group III-B and the Main Staff Office work together? A The working contact between my group III-B and the Main Staff Office consisted for once of in the fact that the intelligence reports and information which the SD received from these spheres of work which the Staff Main Office handled would be reported and submitted there. Further more, that I myself or my collaborators would attend conferences which dealt with these subject matters. Furthermore, I myself as representative of the chief of the Security Police and as an associate on the supreme classification authority for racial classification was a member of the D. V. L Q Witness, my question was: in respect to what matters, what affairs did Amt ΠΙ-Β and the Main Staff Office work together? A The spheres of work in which this contact existed were as follows: Questions of resettlement, questions of expulsion, questions of re-Gennanization, questions pertaining to the DVL, the German People's List and questions of citizenship and naturalization. Q What did you have to do with the defendant Greifelt7 A The principle contact which I had with the defendant Greifelt consisted of the fact that he was the chairman of the chief court of racial classification, of the German People's List, for which I was active as an associate. Furthermore, I used to meet him on the occasion of various conferences which dealt with individual spheres of work which I have mentioned before. Q In what respect did you have to deal with the defendant Creutz? A I did see Creutz very frequently, but occasionally I would discuss the same questions with him, but with the exception of questions concerning the supreme court for the racial classification. Q In what respects did you have to deal with the defendant Meyer? A One cannot speak of negotiations there. But here we of the intelligence service were interested in the question of what work was done by Professor Meyer in the planning office, so that we met occasionally, perhaps two or three times. We would go to see him, and there we would take a look at his planning work.

1 2

F hndrich. Creutz.

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Q Why were you interested in the planning work of the defendant Meyer? A Because the planning work which was carried out in the Main Staff Office was connected with the general development of the incorporated eastern territories, and these things were closely connected with the ethnic questions which we in the intelligence service had to deal with. Q Witness, are you familiar with the so-called General Plan East' A Yes, I can recall this General Plan East in large outlines. Q Was the General Plan East one plan; or, did it consist of two plans? A As far as I am able to recall, the General Plan East consisted of a plan for the near future and a plan for the distant future. Q Can you explain the immediate plan and the long-distance plan? A Yes. The immediate plan, as far as I am able to recall, dealt with the questions which were closest at hand as far as the time was concerned, of expulsions and resettlement in the Incorporated Eastern Territories. It was a plan for the closest brief period of time, whilst the long distance plan dealt with fundamental questions of the entire population of the Eastern Territories and resettlement there. Q To what extent was the General Plan East carried out' A The General Plan East was in my opinion only carried out as far as the immediate plan was concerned. Q Can you tell us in which territories the plan was carried out' A This plan was carried out only in the incorporated Eastern Territories. Q Was it also carried out in the so-called Government General? A I believe that the resettlement mensures which were carried out in the Government General, were not carried out within the scope of the General Plan East, but they were carried out as special measures. Q Witness, did you have anything to do with the defendant Huebner? A The defendant Huebner is known to me, or let me say I know about him. I know that he was assigned to the Warthe District, or the Warthe Gau, and I may have seen him there on one or two occasions. However, I did not have any direct official contact with him. Q What was the position of the defendant Huebner in the Warthe Gau? A As far as I am informed, he must first have dealt with the tasks of the Race and Settlement Main Office; (...) THE MARSHAL. The Tribunal is again in session. THE PRESIDENT. Proceed with the examination of the witness. BY DR. BEHLING (for the defendant Meyer-Hetling): Q I would ask the Tribunal to continue the examination for the defendant MeyerHetling. Witness, in your direct examination you stated that you came in contact constantly with several men of the Main Staff Office, mainly, Fehndrich, Schubert, and Dr. Stier. Did one of these gentlemen deal with the field of tasks defendant Meyer-Hetling had to administer in the Main Staff Office?

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Not according to my knowledge, no. How long have you known the defendant Meyer-Hetling, witness? I believe I met him for the first time in 1941. Do you know that the defendant was working at the University of Berlin as a Professor? Yes. Can you confirm to me the fact that he did his tasks in the Main Staff Office as a secondary job. Is that correct? No, I couldn't tell you that because I don't know anything about it. In your direct examination you stated that approximately two or three times you met the defendant Meyer-Hetling. When did you see Meyer-Hetling for the first time or when did you visit him for the first time? Today I no longer recall the exact date when this happened ..) of the present that existed at that time. The most important part dealt with war planning which only could be begun after the end of the war. There were also questions of new constructions, of farms or barns; it was stated there that they were being carried out and they would be carried out in the meantime. As far as these constructive constructions we concerned, were there exemplary construction projects; or what' I believe there were, because I believe they were the first ones to be established. Witness, did you also deal with the defendant Meyer in questions concerning settlement, deportations, and foreign peoples? Were these questions of any concern in your office? No. When you visited the defendant Meyer's agency, did you also see certain plans which pertaining to the settlement of certain areas? Yes. Were they maps? Yes. And would you please tell the Tribunal what those maps looked like? Well, there was a large wall there, and the maps were nothing but general staff maps, army maps, where certain things had been shown by construction of villages and so on, and houses in certain districts, with a different colour; the plan as it was imagined for the future was also contained there with a different pattern. Apart from that, there were also smaller maps where special local agencies had drawn their projects which they wanted to carry out at a later date. Is it correct that the Department IV-B, in the first place, was competent for the settlement of certain people and not the department of which Professor Meyer was in charge? I never heard nor did I experience it during conferences that the department or the office of Professor Meyer was competent for any questions of resettlement.

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Q Witness, then you spoke about the General Plan East, and you said you had seen that General Plan East in its broad outlines. Can you tell me what the date was when this plan had been established or originated? A The General Plan East originated in 1940. Q In 1940? A Yes, 1940. Q Do you know which agency established this General Plan East? A The General Plan East, as far as it referred to deportations and evacuations of foreigners, that is to say of Poles in that particular case, had been established by Office IV of the RSHA, the Reich Security Main Office; who dealt with the other parts as far as the structure and general matters were concerned of resettlement, I not longer recall for certain, but I do believe to be able to say that the General Plan East in part was discussed with Dr. Fehndrich. Q Can you tell me, witness, whether apart from this General Plan dated 1940 there •were also other Generalplans? A Whether other plans existed which were called general plans, I couldn't tell your Counsel-, but that there were also a series of other plans for resettlement and so on of the eastern territories is certain. Q Certainly, I see, and these other plans were they established and "worked out by various other agencies; or, who drew them up? A Well, other plans which had been worked on, I believe for the most part dealt with a certain theoretical planning of new settlement areas to be settled in various states. These plans I believe for the larger part originated in the Staff Main Office. Q Witness, I would like to put to you that the General Plan which is called the General Plan of this trial, originated in 1942, and was established by the institute for agricultural matters and agricultural policy, of the University of Berlin. Is my question justified as to whether the General Plan which you mentioned, dated 1940, established by Office IV, Amt IV, of the Reich Security Main Office, RSHA is identical with those general plans? A No, that is absolutely impossible because those are two entirely different matters which we are discussing here, Counsel. Q Oh, I see. Do you know the General Plan dated 1942, witness? A No. Q No? A No, I don't. Q You don't. Is it correct, therefore, that particulary at that time the word planning was a word which used considerably, and that it was considered fashionable to use it, and also that each agency was developing more or less large numbers of plans. A I believe that a lot of planning was done, yes. Q And also by all sorts of agencies? A Yes, indeed.

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Q In order to avoid a misunderstanding, witness, I would like to come back to what you stated before; namely, with reference to your direct examination and the aims of the general plan. You stated at the time that there was an immediate plan and a long distance plan. After having clarified that point, namely, that the plan called General Plan in this trial is not identical with the one which you mentioned before, I don't believe you will be able to tell me, witness, whether the official general plan contained an immediate aim and a long distance aim. A Well, I can't tell you any instances because I don't know the plan of 1942. Q Witness, can you tell me when the deportations in particular took place? A The deportations for the most part took place in 1940. Q On the basis of that, of course, was the General Plan, dated 1940, which came from Office IV of the RSHA, the Reich Security Office? A Yes. Q Did the defendant Meyer-Hetling have anything to do with the deportations planning? A Not according to my knowledge; he didn't. Q Did the defendant Meyer-Hetling have anything to do with the DVL procedure and the Germanization procedure? A No. Q Witness, among other things you mentioned that Slovenes were resettled, and the Main Staff Office, as far as it dealt with the second action was interpolated. Which department of the Main Staff Office participated in this? A I believe it was Office I, or Π, but as I do not recall the organizational set-up very well, I don't believe, I can give you an exact answer to that question. Q Furthermore, you stated, witness, that the Central Planning was carried out in the Main Staff Office. With reference to the misunderstanding which exists the moment planning is mentioned, I would appreciate if you would tell me, witness, whether by that you are trying to say that the defendant Meyer's department was the central guidance office of the Main Staff Office. A No, according to my knowledge, that was not a fact. Q Witness, do you know the stop decree by Hitler, dated the 13th of January, 1943? I may refresh your recollection by saying that this decree immediately stopped all work which referred to future planning for peace time. Do you know that decree, witness? A Yes, indeed.

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1950, 21. Juli, Spandau. Erinnerungen von Albert Speer an Äußerungen Adolf Hitlers über die Nutzung der besetzten Ostgebiete [Auszüge]. * 2l. Juli 1950

C ..) Schon um Schirach zu argem, der mit einem Rechen in der Hand sich in der Nähe, schlecht gelaunt und mit nervösen Annbewegungen, zu schaffen macht, benutze ich die Gelegenheit, mit Funk ein Gespräch zu beginnen. Wir kommen vom Hundertsten ins Tausendste und landen schließlich bei den Plänen Hitlers für die Besiedlung und Erschließung der eroberten Ostgebiete. Wir sinnieren, wie uns das für den Rest unseres Lebens beschäftigt hätte. Meine Aufgabe wäre gewesen, die Anlage von Städten, Stützpunkten, Autobahnen und so "weiter zu planen und zu überwachen, Funk dagegen hätte die Gebiete wirtschaftlich erschließen sollen. Er erzählt mir von Hitlers Absichten, durch ein Wertgefälle der Währungen ein scheinbar legales ökonomisches Ausbeutungssystem zu entwickeln. „Ich bezweifle, ob sich die enormen Kriegsschulden auf diese Weise wirklich hätten abbauen lassen. Denn die ausgedehnten Bauprogramme Hitlers im Osten hätten zu einer riesigen Neuverschuldung geführt." Zu den Städtegründungen wären noch gigantische Friedhofsanlagen hinzugekommen, die aussahen wie die Tumuli der antiken Welt, aber mit Höhen von hundert Metern und mehr. Wilhelm Kreis, der auch die Heldenkrypta an meiner großen Straße in Berlin bauen sollte, hatte bereits verschiedene Typen dieser sogenannten „Totenburgen" entworfen, und Hitler hatte sie genehmigt. Über Himmlers Wehrbauernsiedlungen hinaus sollten zahlreiche neue Städte in der Nachbarschaft der schon vorhandenen russischen entstehen. Als Vorbilder und Patenstädte pflegte Hitler Regensburg, Augsburg, Weimar oder Heidelberg zu nennen. Untereinander sollten sie möglichst variieren. Wir dürften keine Scheu haben, bekannte Bauten zu kopieren, damit sich auch in Rußland ein Heimatbewußtsein entwickeln könne. In der Antike habe man auch nicht versucht, etwa für die Kolonialstädte in Sizilien neue Tempelfonnen zu entwickeln. Viel Farbe wollte er verwenden. Hitler erinnerte an das theresianische Gelb in allen Einflußgebieten der Habsburger Monarchie bis tief nach Montenegro hinein. Auch unsere Bauern in der Ukraine, in Weißrußland und bis hin zum Ural müßten jederzeit als deutsche Kulturleistung identifizierbar sein. Eines Morgens gegen vier Uhr, als wir schon alle, völlig übermüdet, kaum noch zuhörten, überraschte Hitler mit der Überlegung, daß diese Städte die verwinkelte Enge der mittelalterlichen deutschen wiederholen sollten: der groteske Gedanke, in die weiten russischen Ebenen mit ihrem unübersehbaren Raumangebot zusammengekauerte Rothenburgs oder Dinkelsbühls zu stellen. Aber Hitler wußte Gründe aufzuführen: schließlich müsse doch mit Bandenüberfällen gerechnet werden. Je kürzer die Stadtmauern seien, um so besser könne die Einwohnerschaft sich verteidigen. * A. Speer, Spandauer Tagebücher. . ., S. 237 ff.

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Die dichte Bebauung der mittelalterlichen Städte sei gerade aus der Unsicherheit und den Fehden dieser Zeiten zu erklären und nicht mit kultureller Rückständigkeit. In nächster Nähe dieser deutschen Städte wollte Hitler Industrien aufbauen, Rohmaterial und Kohle seien ja in beliebiger Menge vorhanden; auch an Rüstungswerke müsse gedacht werden, damit unsere an der Grenze Asiens postierten Armeen keine Nachschubprobleme hätten (...) Am Spätnachmittag in der Zelle fällt mir noch dies und das zu Hitlers Ostplänen ein: Vor allem wird mir deutlich, wie konkret und greifbar das alles für Hitler gewesen sein muß. Oft zeigte er uns Skizzen, auf denen er gezeichnet und berechnet hatte, wie lange beispielsweise ein deutscher Bauer, der auf einem Erbhof in der Südukraine sitze, für seine Fahrt in die Reichshauptstadt brauche. Bezeichnenderweise ging er vom Volkswagen aus, von dem er nach dem Kriege eine Million Stück pro Jahr bauen wollte. Porsche, so meinte er einmal, habe ihm bei der letzten Panzerbesprechung nochmals versichert, der Wagen halte ein Dauertempo von hundert Kilometern durch. Folglich benötige der Bauer aus Kiew oder Odessa rund dreißig Stunden. In jedem Großdorf müsse es, so meinte Hitler ein anderes Mal, eine Station geben, die immer gleichlautend „Gasthof zur Post" heiße, wie in Bayern auch. Auch hier schlug wieder seine fast zur Manie gewordene Vorstellung durch, der in den Weiten Rußlands verlorene deutsche Bauer müsse überall im Osten Anlaufstellen finden, wo er sich heimisch und geborgen fühlen könne. An selbstgefertigten Skizzen erläuterte Hitler dem Verkehrsminister Dorpmüller gelegentlich die neuen Trassen eines modernen Zugsystems mit vier Metern Spurbreite. So käme man, meinte er, zu einer Nutzbreite von sechs Metern, also auf beiden Seiten eines Mittelganges seien regelrechte schöne Schlafabteile möglich, Schlafzimmer geradezu. Die Höhe der Wagen habe er auf viereinhalb bis fünf Meter festgelegt, so daß zweigeschossige Wagen mit einer Abteilhöhe von zwei bis zweieinhalb Metern möglich seien. Das seien Maße wie in einem Wohnhaus, und so stellte Hitler sich das Bahnsystem des Ostens offensichtlich auch vor. Es sollte geräumig sein, denn ganze Familien müßten da ja tagelang zusammenwohnen: „Den Speisewagen aber machen wir eingeschossig. Bei sechs Metern Breite und dreißig Metern Länge haben wir dann fünf Meter Höhe. Also, das wäre selbst in einem Palais ein schöner Festraum, wie mir Minister Speer bestätigen wird." Hitler wollte getrennte Trassen für Personen- und für Güterzüge, gelegentlich wollte er die Trassen auch viergleisig haben. Zwei Ost-West-Trassen durch ganz Europa, von denen die nördliche am Ural, die südliche am Kaspischen Meer beginnen sollte. „Das wird der Vorteil unseres kolonialen Reiches sein! Die maritimen Weltreiche brauchten eine Flotte; sie zu bauen und zu unterhalten, kostet Milliarden." Noch während wir zusammensaßen, beauftragte Hitler Dorpmüller, alles sofort durchzuplanen und durchzurechnen. Er habe überschlagen, daß ein Güterwagen mit diesen Maßen hundert Tonnen oder mehr befördern könne. Ein ganzer Zug müsse so viel transportieren wie ein mittleres Schiff von etwa dreitausend Tonnen. Das seien dann seine Geleitzüge, gegen die es keine U-Boote gäbe. Der greise Verkehrsminister nickte zögernd, der Auftrag schien ihn zu verwirren.

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Nr. l 1939, 25. November, Berlin. NS-Siedlungsplan für das Posener Gebiet und Pommeretten, ausgearbeitet im August 1939 [Fragment].* Geheim

S-Planung Gebiet 2

Stabsamt des Reichsbauernführers Abteilung S-Planung

* BA Potsdam Sign. 102. Veröffentlicht bei Czeslaw Madajczyk, Projekt osadnictwa bitlerowskiego w Poznanskiem i na Pomorzu z sierpnia 1939 r. [Der Siedlungsplan für das Posener Gebiet und Pommerellen vom August 19391, in: Najnowsze dzieje Polski 1939-1945, Warszawa 1969, Bd. 5, S. 105-150.

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Strukturordnung Die Zukunftsstruktur dieses deutschen Raumes kann nur eine bäuerliche Struktur sein. Weder überwiegender Großgrundbesitz noch vorherrschend kleinbäuerliche Betriebsverhältnisse vermitteln einem Gebiet jene Dauerhaftigkeit und Elastizität, die nötig ist, stärkere Belastungsproben zu überstehen. In den extremen Betriebsgrößen werden zu wenig bäuerliche Kräfte geboren. Sie aber bilden zu allen Zeiten und überall den völkischen Kitt an den Grenzen. Eine glücklichere Aufsiedlung dieses Raumes vor dem Jahre 1914 hätte sein Schicksal anders gestaltet. Kein Volk der Erde hat bis heute mit „Latifundienbesitzern und Kleingärtnern" Geschichte gemacht, ebenso "wenig sind die Verwaltungen der Staats- und Kirchenländereien jemals wahrhaft positive politische Realitäten gewesen. Das einzige Fundament ist gesundes Bauerntum. Es ist die sicherste und berechenbarste Größe deutscher Grenzpolitik. Zielstruktur In erster Linie bestimmen die natürlichen Verhältnisse eines Gebietes die anzustrebende Zielstruktur. Es kommen aber noch eine ganze Anzahl weiterer Faktoren hinzu, besonders die zukünftigen volkswirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten und in den Grenzräumen vor allem die politischen Notwendigkeiten. Ich darf in diesem Zusammenhang auf die Arbeit „Bodenordnung - Neubildung deutschen Bauerntums" verweisen. Die einschränkenden Bemerkungen für die Aufstellung eines Generalplanes für die Bodenordnung gelten auch hier.1 Die Zielstrukturen für den Raum Pommerellen und Posen sind unter Berücksichtigung der natürlichen Verhältnisse, der volkswirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten und der politischen Aufgabenstellung erarbeitet worden. Als Vergleichsgebiete wurden Gebiete Ostpommerns und der Grenzmark, des Ermlandes, Gebiete Nord-Ost-Thüringens und der nördlichen Altmark gewählt. Die Strukturen der Richtgebiete sind auf Karte 35 dargestellt. Zur Strukturplanung ist vom Struktur-Umriß der Richtgebiete ausgegangen worden. Dabei wurde keineswegs mit der Schablone gearbeitet, sondern als anzustrebende Basis in jedem Gebiet jeweilig diejenige bäuerliche Hofgröße gewählt, die unter den gegebenen natürlichen und sonstigen Verhältnissen die breiteste Ausdehnung haben muß. Die Karte 35 zeigt neben der derzeitigen Struktur (punktiert) die nach den oben dargelegten Grundsätzen erarbeiteten Zielstrukturen. Aus dem Vergleich der gegenwärtigen Struktur und der Zielstruktur ergibt sich der Arbeitsumfang und der Arbeitsplan für die Strukturordnung. 1

Anmerkungen im Text: Seite 35, Arbeit „Bodenordnung".

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Anlagen

Die Karte2 gibt gebietsweise Aufschluß über den Umfang der Flächen, die auf dem Wege der Neusiedlung und Zusammenlegung der Neubildung deutschen Bauerntums zugeführt werden müssen (schräg schraffiert), den Umfang der Flächen, die den verschiedenen bäuerlichen Hofgrößen zugeführt werden müssen, um gesunde Strukturverhältnisse zu schaffen (senkrecht und •waagerecht schraffiert). Die Zahlen sind in der Übersicht 353 zusammengefaßt. Übersichtstabelle Pommerellen-Posen Idealfigur Anteil an d. Idw. gen. Fl. Größenklassen Pommerellen-Posen 02~hä 2 % 3 25ha 4% 5- 10ha 13°/o

10ha

Deutschland , 2 % 7,2% 15,0%

19%

25,4%

10 - 20 ha 20 - 50 ha 50- 100ha

18% 30% 15%

26,0% 26,0% 11,0%

10 - 100 ha

63%

63,0%

16%

10 2%

0-

100- 200ha 200- 500ha 500-l000 ha über 1000 ha über 100 ha

2% 18%

1,4%

11,6%

Gesamtumfang der Bodenordnungsarbeit Die Strukturplanung ergibt einen Umfang der Siedlungsfläche von der Zusammenlegungsfl. von

625 000 ha 67165 ha.

Diese Zahlen ergeben sich bei Zugrundelegung der Betriebsgrößenstruktur von 1921. Seitdem sind durch die Agrarreform aus den Flächen der Großbetriebe (über 180 ha) etwa 165000 ha parzelliert worden. Diese Flächen sind den bäuerlichen 2 3

Wie Anm. 1: Zuteilungsfläche II, Erläuterung s. S. Wie Anm. 1: Zuteilungsfläche L Erläuterung s. S.

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Betriebsgrößen, zum großen Teil den kleinbäuerlichen Betriebsgrößen und dem Splitterbesitz zugefallen. Die bereinigten Flächen, die der Bodenordnungsarbeit unterworfen werden müssen, würden demnach betragen: Siedlungsfläche Zusammenlegungsfläche

460 000 ha 130000ha.

Siedlungsfläche Die Siedlungsfläche ist diejenige Fläche, die aus dem Gesamtumfang der Großbetriebe den bäuerlichen Betriebsgrößen durch Neusiedlung zuzuführen ist. Zusammenlegungsfläche a. Die Zusammenlegungsfläche a ist diejenige Fläche, die aus dem Umfang der Kleinbetriebe herausgenommen werden muß. Aus ihr sind durch Zusammenlegung bäuerliche Höfe zu bilden. Zusammenlegungsfläche b. Die Zusammenlegungsfläche b ist diejenige Fläche, die in besonderen Fällen (ungünstige natürliche Verhältnisse) aus dem Umfang der kleinsten bäuerlichen Betriebsgrößengruppe (10-20 ha) herausgenommen werden muß. Aus ihr sind ebenfalls durch Zusammenlegung bäuerliche Höfe zu bilden. Zuteilungsfläche I. Die Zuteilungsfläche I ist diejenige Fläche, die den bäuerlichen Betriebsgrößen zugeführt werden muß, um eine ähnliche bäuerliche Struktur zu entwickeln, wie sie in den Vergleichsgebieten vorhanden ist. Zuteilungsfläche II. Die Zuteilungsfläche II ist diejenige Fläche, die darüber hinaus denjenigen bäuerlichen Betriebsgrößen zugeteilt werden soll, die in Anbetracht der besonderen natürlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse eines Gebietes die breiteste Ausdehnung haben müssen. Fehlende Flächen Als fehlende Flächen sind diejenigen Flächen zu bezeichnen, die den bäuerlichen Betriebsgrößenklassen durch Siedlung und Zusammenlegung noch zugeführt werden müßten, um die in der Planung vorgesehene Zielstruktur des Bauerntums, zu erreichen.

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334

Anlagen

Z. 1

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Anlage Nr. l

335

Durchführung und Ergebnisse des Teilzieles I. ZI Die Hälfte der landwirtschaftlich genutzten Fläche in deutschem Besitz Das Ziel I würde bereits in einigen Kreisen erreicht sein, wenn die Flächen der Großbetriebe über 100 ha Idw. gen. Fl. in deutschen Händen sind. So zum Beispiel: Im Kreise Wreschen Schroda Jarotschin Gostyn Kosten Samter

Anteil der Großbetriebe über 100 ha an der Idw. gen. Fl. 49,6% 54,7% 52,0% 51,4% 52,6% 53,9%

In anderen Kreisen genügen diese Flächen jedoch zur Erreichung des Teilzieles I nicht. Hier müssen zunächst einmal die Betriebsgrößenklassen 50-100 ha Idw. gen. Fl. herangezogen werden. Dieser Zugriff erreicht etwa 50% der Flächen im Kreise Dirschau Culm Thorn Graudenz Mogilno Posen Schrimm Hohensalza Lissa

Anteil der Betriebe über 50 ha an der Idw. gen. Fl. 44,1% 46,2% 42,6% 46,4% 48,7% 50,4% 50,4% 49,8% 46,1%

In den restlichen 28 Kreisen würden darüber hinaus noch die Größenklassen 2050 ha heranzuziehen sein. In einigen wenigen Kreisen wäre auch nach Heranziehung der mittelbäuerlichen Betriebsgrößenklassen 20-50 ha der Anteil der halben Fläche noch nicht erreicht. Im Kreise Karthaus Schwetz Czamikau Wollstein Krotoschin Rawitsch Ostrowo Kempen

Anteil der Betriebe über 20 ha an der Idw. gen. Fläche 41,4% 44,0% 46,9% 36,0% 48,1% 46,1% 31,3% 42,0%

An Z I fehlen 8,6% 6,0% 3,1% 14,0% 1,9% 3,9% 18,7%

336

Anlagen

Es handelt sich dabei um Kreise mit stark überwiegendem Kleinbesitz, in denen eine spätere Bodenordnung nach deutschen Grundsätzen die Notwendigkeit der Zusammenlegung von Klein- und Kleinstwirtschaften zu lebensfähigen Bauernhöfen ins Auge fassen muß. Die Verwirklichung des Teilzieles I erfordert 1702 deutsche Bauern- und Landwirtsfamilien für die verschiedenen Betriebsgrößen. Und zwar werden benötigt: Für Betriebe Für Betriebe Für Betriebe

über 100 ha 50-100 ha 20- 50 ha

Für Neubauemhöfe

0 40 ha

1525 1425 7111 zus. 10101 11487 zus. 21 702

Mit der Durchführung dieses Teilzieles würden im Siedlungsgebiet etwa 51,7% der Idw. gen. Fläche = l 518 832 ha in deutschem Besitz sein. Davon sind heute bereits 1/3 - 438 820 ha in deutschem Besitz 2/3 = l 080 000 ha in polnischem Besitz.

Die entsprechende Zahl für die einzelnen Kreise gibt die Übersicht und die Karte Nr. 36 wieder. Die in die Karte eingetragenen Zahlen zeigen an4 1.

Flächenanteil, Zahl und Nutzfläche der Betriebe über 100 ha.

2. 3. 4. 5.

Flächenanteil, Zahl und Nutzfläche der Betriebe 50-100 ha. Flächenanteil, Zahl und Nutzfläche der Betriebe 20-50 ha. Summe der Flächenanteile, Betriebszahlen und Nutzflächen, heute vorhandener deutscher Grundbesitz nach Flächenanteil, Betriebszahl und Nutzfläche, 6. heute vorhandener polnischer Grundbesitz nach Flächenanteil, Betriebszahl und Nutzfläche. Z I Zahl der bei Durchführung von Z I zu besetzenden polnischen Betriebe. S Zahl der bei Durchführung der Strukturordnung neu zu bildenden Bauernhöfe. Z I S Gesamtzahl der deutschen Familien, die zur Durchführung von Z I S erforderlich sind.

4

Zahlenreihen waagerecht lesen.

Anlage Nr. l

337

Übersicht 36

ZI Die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche

34,4 5,7 11,6 51,7 14,9 36,8 459464 40

Korridor 2748 2527 11836 17111 7010 10101

1 010631 169 540 338661 1 518832 438820 1 080 012

11487

21702

Pommerellen 885 1346 5687 7918 16,2 2693 54,4 5225 86063 2152 40 7377

Betriebe über 100 ha 50-100 ha 20-50 ha abz. dt. Bes. ZI S

276 370 89330 165707 531 407 170 036 36l 369

14,1 38,5 373401 40

Posen 1877 1 181 6149 9207 4317 4990

735 358 80196 186976 1 002 530 268602 719907

9335 14325

Zeichenerklärung der Idw. Nfl. Zahl der Betr.

Fläche in ha

Anlagen

338 Pommerellen Seekreis 74 26,3 97 7,9 17,3 493 51,5 664 144 11,2 40,3 520 4655 116

21476 6465 14228 42169 9219 32950

40

30,0 8,5 15,2 54,1 13,4 40,7 7508

40

Karthaus 36 13,8 7,6 100 20,0 602 41,4 738 11,7 147 29,7 591 -412 n —1 1U 40

636

581

Stargard 54 74 309 437 92 345

Dirschau 17670 4980 8900 31550 7815 23735

188

40

Schweiz 54 94 572 720 417 303

25865

44,1 16,3 27,8 15780 40

93 45 48

25865 9560 16305

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37,9 8,3 46,2 18,8 27,4 12117 40

175 64 111

Ί(Α

374

394

22,5 9,3 22,7 29925 54,5 10355 6,3 19570 48,2 2749

22175 4800

35,7 6,9

131 6l 70

26975 11002 15973

42,6 10,0 32,6 10527

303

L bau 58 16565 102 6860 567 16710 727 40135 64 4645 663 35490

732

20,0 15,9 25,3 59,2 13,5 45,7 931

40

17670 12220 22220 52020 11890 40130

23

785

40

358

163

Kulm 59 72

60

35

40

373

Graudenz 74 22765 35,3 7160 11,1 101

13430 6040 17510 36980 14290 22690

Konitz 63 183 739 965 223 762

Zempelburg Tuchel 17,4 26 23,0 37 10015 8215 4270 16,5 119 7935 10,2 63 27,1 418 12875 21,3 315 9050 61,0 563 29025 54,5 415 23335 17,7 40,3 402 19130 125 6295 290 17040 20,7 16l 9895 39,8 2725 85 2 68

442

19015 5830 16580 41425 22960 18465

Berent 48 90 604 742 270 472

507

93

298

46,4 16,0 30,4 10520

40

44,1

533

20,2 6,2 17,6 44,0 24,4 19,6 -200

11579 6385 16894 34858 9227 25631

20,4 8,7 25,5 54,6 20,9 33,7 1402

40

Thom 63 21380 4160 63 126 52 74

25540 5990 19550

263

27,9 6,5 16,7 51,1 11,9 39,2 5805

40

614

15905 3405 9475 28785 6730 22035

145

388

337 Strasburg 62 27,6 4,8 56 18,4 481 50,8 599 10,3 130 40,5 469 5790 ΐ4ς

Bliesen 50 33 338 441 198 243

20710 3615 13815 38140 7720 30420

29,8 12,9 18,5 61,2 32,7 28,5 5080

Soldau 34 79 249 362 259 103 i Links am Rand: „111.42 H. H." Unterschrift. ' In: Deutsche Arbeit. Die volksfumspolitische Monatsschrift, 42. Jg. (1942), S. 157.

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Anlage Nr. 23

485

Nr. 22 1942, 11. August, Berlin. Vermerk von Dr. Fritz Gönnen, Leiter der politischen Abteilung im Stabsamt des Reichsmarschatts, an Hermann Coring über den Vorschlag Martin Bormanns, das Generalgouvernement in Reichsgaue aufzuteilen. * Herrn Reichsmarschall mit der Bitte um Kenntnisnahme ergebenst vorgelegt. Herr Reichsleiter Bormann hat mich beauftragt, Herrn Reichsmarschall seine Auffassung über das Generalgouvernement dahingehend zu übermitteln, daß er der Auffassung sei, das Generalgouvernement in Reichsgaue oder Reichsobergaue aufzuteilen, denn nur dann sei gewährleistet, daß dieses Gebiet deutsch wird und daß ähnlich wie im Reichsgau Wartheland auch eine entsprechende Nutzung dieses Raumes, insonderheit in ernährungsmäßiger Hinsicht möglich ist. Gönnert*

Nr. 23 1942, 28. August, Berlin. Schreiben von Ulrich Greifelt an den Reichsführer SS über die geplante Aussiedlung der Bevölkerung Lothringens. * Der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabshauptamt 1-1/7 Loth. 4 Dr. St/Ha

Berlin-Halensee, den 28. August 1942

Vorgang: Aussiedlung Lothringen. Anlagen: l An Reichsführer-SS Berlin SW 11 Prinz-Albrecht-Str. 8-9

• NA, T-84, R. 8, 5822. Veröffentlicht bei Cz. Madajczyk, Generaina, Gubernia . . ., S. 205. a Unterschrift. * BA, NS 19/2747.

486

Anlagen

Reichsführer!3 Beim Stabshauptamt ging folgendes Femschreiben ein: „Entsprechend der Entscheidung des Führers und der Vereinbarung mit dem Reichsführer werden wir nunmehr mit der Übersiedlung bzw. Umsiedlung einer größeren Zahl von Lothringern beginnen.1 Die Umsiedlung wird kreisweise erfolgen. Das Vermögen der Umsiedler wird geschätzt und in bar an den Reichskommissar für Zwecke der Umsiedlung der Betreffenden ausbezahlt. Der erste Abschub soll nun in den nächsten 14 Tagen beginnen. Die Zahl der Umzusiedelnden dürfte bei etwa 40 000 Personen liegen. Wir werden hier Listen aufstellen über Berufe, Zahl der Kinder usw., die 8 Tage vor Abgang der Transporte der Dienststelle des Reichskommissars zugeleitet werden. Ich bitte mir mitzuteilen, wie die Frage der Transporte selbst geregelt wird. Am besten von der Dienststelle Reichskommissar mit dem Reichsverkehrsministerium. Ich bitte um weitere Mitteilung. Heu Hitler! gez. Bürckel Gauleiter."

Wenn auch dahingehend entschieden worden ist, daß die unzuverlässig oder dem französischen Einfluß stark zugetane Bevölkerung aus Lothringen nicht nach Frankreich abgeschoben werden, sondern im deutschen Hoheitsbereich des Ostens zur Ansetzung gelangen soll, so stehen der Sofortdurchführung einer derartigen Massenevakuierung doch Bedenken entgegen, die das Stabshauptamt nachstehend unterbreitet: l. Die Herausnahme von 40 000 Personen würde den durch die frühere Evakuierung von 66 000 Personen nach Frankreich entstandenen Mangel an Arbeitskräften, der nur durch Einsatz von ausgesptocherifremdvolkiscben Kräften gemildert werden konnte, noch erhöhen. Hierdurch besteht Gefahr für Kriegsproduktion. Außerdem ist die Hereinnahme einer so großen Zahl von Fremdvölkischen in dieses Grenzgebiet für eine endgültiger Beruhigung des Gebietes nicht förderlich.

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Links Stempel der Schriftgutveiwaltung des Persönlichen Stabes des RFSS. Da die deutschen Behörden versuchten, die lothringische Bevölkerung zur Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft zu zwingen, beantragte etwa ein Viertel der Betroffenen die Genehmigung, nach Frankreich auswandern zu dürfen. Die geplante Umsiedlung von 40 000 Lothringern nach Osten sollte den Widerstand der Bevölkerung brechen. Anfang 1943 wurden 8 000 bis 9 000 Personen ausgesiedelt. 1

Anlage Nr. 23

487

2. Der sofortigen Ansiedlung einer so großen Zahl von unzuverlässigen Elementen im Osten stehen folgende Bedenken gegenüber a. Neben den zu 1. erwähnten Nachteilen würde eine starke Belastung der Verkehrswege von West nach Ost, die für Militärtransporte vollkommen ausgelastet sind, eintreten. b. Für die Ansiedlung müßten durch einen Ansiedlungsstab Ansiedlungsgebiete vorbereitet und freigemacht werden. Die Freimachung kann nicht, wie bei der Umsetzung von Rußlanddeutschen, durch Austausch ukrainischer mit deutschen Höfen erfolgen. Hierdurch würde eine Beunruhigung der ukrainischen Bevölkerung entstehen, der nicht, wie bei einer Ansiedlung zuverlässiger deutscher Elemente, eine Stärkung der deutschen Position entsprechen würde. Dadurch, daß eine befriedigende Unterbringung der Ukrainer nicht gewährleistet ist, ist eine Verstärkung des Bandenunwesens zu befürchten. Eine Zusammenarbeit der aktiven Lothringer mit russischen oder ukrainischen Banden ist nicht ausgeschlossen. c. Es fehlt zurzeit an deutschen Führern und Siedlern, die, mit den Lothringern zusammen angesetzt, eine wirksame Eindeutschung der Lothringer gewährleisten könnten. d. Die Ansiedlung einer so großen Anzahl unzuverlässiger Personen im Osten würde den Eindruck einer Strafmaßnahme erwecken und damit eine nachteilige Beeinflussung auf den Ostwillen des deutschen Volkes ausüben, dem die Ostsiedlung als große völkisch-politische Sendung nahegebracht werden muß. 3- Die Unterbringung im Lager ist an sich technisch durchführbar. Die dadurch entstehende Belastung der Verkehrswege wäre geringer, wenn auch im jetzigen Zeitpunkt unerwünscht. Eine Eindeutschung während des Lageraufenthaltes ist aber nicht durchführbar. Bei den Umsiedlerlagern hat sich gezeigt, daß selbst in gut eingerichteten und geführten Lagern die Stimmung auf die Dauer schlechter wird. Die Verärgerung über die Absiedlung, die Ungewißheit über das zukünftige Schicksal, die erfahrungsgemäß auch durch Versprechungen nicht wesentlich gemildert werden kann, und die grundsätzliche kritische Einstellung der Lothringer geben den aktiven Hetzern unter diesen eine leichte Betätigungsmöglichkeit. Bei einer völligen Abschließung von der Umwelt und sehr scharfen Überwachung würde die Arbeitseinsatzmöglichkeit und die Eingewöhnung in deutsche Verhältnisse erschwert. Bei weniger scharfer Absperrung ist anzunehmen, daß eine größere Anzahl nach Frankreich entweicht. 4. Insbesondere bei Unterbringung im Lager, aber auch bei Ansiedlung im Osten wird nicht ganz zu vermeiden sein, daß die Abgesiedelten ungünstige Nachrichten in der Heimat und in Frankreich verbreiten. Hierdurch wird der Feindpropaganda allgemein, insbesondere in Frankreich, Lothringen, Elsaß und Luxemburg, unerwünschte Nahrung gegeben.

488

Anlagen

Abgesehen von den allgemeinen Folgen, würde hierdurch insbesondere auch die Umsiedlungsbereitschaft der in Frankreich lebenden Deutschen beeinträchtigt werden, da die Frankreichdeutschen im allgemeinen bereit sind, in ihre engere Heimat, gegebenenfalls auch in das Altreich zurückzukehren, aber aus einer jahrzehntelangen falschen Beeinflussung heraus sich vor einer Übersiedlung in den Osten fürchten. 5. Sämtliche erwähnten Schwierigkeiten würden femer die Eindeutschung von Lothringen selbst stark beeinflussen, da die zurückbleibenden Bewohner verwandtschaftlich und nachbarlich sehr mit den abzusiedelnden verbunden sind. Die haltungsmäßige Eindeutschung nicht nur Lothringens, sondern auch des Elsaß und Luxemburgs setzt voraus, daß einerseits die führenden frankophilen Elemente unschädlich gemacht oder aus Lothringen entfernt werden, andererseits die zurückbleibende Bevölkerung das Gefühl einer gerechten Behandlung und der persönlichen Sicherheit bei loyalem Verhalten erhält. Letzteres würde durch die neue Massenabsiedlung besonders erschüttert werden, da Gauleiter Bürckel bereits feierlich erklärt hat, daß weitere Absiedlungen nicht erfolgen "werden. Wenn auch die neue Absiedlung nicht nach Frankreich führt und für die spätere Zukunft die Existenz der Abgesiedelten besser sicherstellen soll, so ist doch gerade bei der westlichen Bevölkerung die Abneigung gegen die Ostwanderung zunächst noch stärker als gegen die Westwanderung. Auch im übrigen birgt die nur kurzerhand vorbereitete Massenabsiedlung von 40 000 Personen die Gefahr in sich, daß einerseits die Unzuverlässigen, aber Geschickten nicht erfaßt, andererseits die anständigen, aber etwas querköpfigen Lothringer abgesiedelt werden. Wie Gauleiter Bürckel im Juli gegenüber dem Höheren SS- und Polizeiführer Westmark ausdrücklich festgestellt hat, beabsichtigt er nicht, die Dienststelle des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums bei der Auswahl der abzusiedelnden Personen einzuschalten. Träger der neuen Absiedlungsaktion dürfte demnach wieder die deutsche Volksgemeinschaft2 mit ihren verschiedenen Amtswaltern werden, gegen deren politische Urteilsfähigkeit auf Grund der Erfahrungen bei den ersten Absiedlungen größte Bedenken erhoben werden müssen. Für das Gerechtigkeitsgefühl und den Stolz der westlichen Bevölkerung wird es darüber hinaus stark verstimmend wirken, daß die bodenständige, schwankende Bevölkerung zunächst nicht einmal durch deutsche, sondern durch polnische und russische Arbeitskräfte ersetzt wird. Anstelle der von Gauleiter Bürckel geplanten Maßnahmen darf daher gehorsamst vorgeschlagen werden, daß Reichsführer-SS an Gauleiter Bürckel folgende Anweisung gibt. 1. Die Massenabsiedlung wird zurzeit überhaupt nicht durchgeführt; sie kann, falls Lothringen auch späterhin Grenzland bleibt und eine restlose Eindeutschung

2

Deutsche Volksgemeinschaft.

Anlage Nr. 23

489

ohne größere Absiedlung nicht zu erreichen ist, nach Kriegsende durchgeführt werden. Eine Umsiedlung zu diesem Zeitpunkt würde es ermöglichen, die Abgesiedelten schnell in entsprechende neue Plätze des Altreichs oder des Ostens einzuweisen, wodurch fast sämtliche oben erwähnten ungünstigen Rückwirkungen vermieden werden könnten. .2. Zur Beseitigung von ungünstigen Einflüssen werden wirklich führende und stark belastete Lothringer in ein Konzentrations- oder Arbeitslager überführt. Die Familien sind nur insoweit in entsprechende Maßnahmen einzubeziehen, als sie selbst eine Mitschuld tragen, oder es als Repressalie gegen Entwichene unabwendbar ist. 3- Bei einer Absiedlung wäre scharf zu unterscheiden zwischen Strafmaßnabrne und Eindeutschungsmaßnabme. Dies könnte etwa in der Weise erfolgen, daß nach Verbüßung einer gewissen Strafzeit im Konzentrations- oder Arbeitslager ein deutlicher Abschnitt in der Behandlung erfolgt, indem die betreffenden Personen von dort aus zur vorläufigen Ansiedlung kommen unter der Erklärung, daß sie bei guter Führung voll entschädigt und als vollwertige Reichsbürger anerkannt werden. Weder beim Stabshauptamt noch beim Höheren SS- und Polizeiführer Westmark, SS-Obergruppenführer Berkelmann, können dringende Gründe erkannt werden, weshalb die Massenabsiedlung gerade im jetzigen Augenblick überstürzt in die Wege geleitet werden müßte. Es wäre denkbar, daß die geplante Einbürgerung oder der Wohnungsmangel in Saarbrücken infolge der Bombenschäden mitbestimmend für die Beschleunigung der Aussiedlung waren. Der Höhere SS- und Polizeiführer Westmark ist bis jetzt von dem Gauleiter noch nicht näher informiert worden. Soweit die Maßnahmen von hier aus übersehen werden können, darf daher gebeten werden, Gauleiter Bürckel anzuweisen, daß er seine Maßnahmen dem obigen Vorschlag entsprechend umstellt. Es darf fernerhin gebeten werden, das Stabshauptamt mit Weisungen zu versehen, welche Maßnahmen nunmehr in die Wege geleitet werden sollen, insbesondere, ob diese als polizeiliche Maßnahmen gegen unsichere Bevölkerungsteile oder als Maßnahmen im Sinne des Führererlasses vom 10. 10. 39 über die Festigung deutschen Volkstums durchzuführen sind. Weiterhin darf um Weisung gebeten werden, in welchem Sinne Gauleiter Bürckel von hier aus beschieden werden soll. Der Chef des Stabshauptamtes Greifelt15 SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei0 b

Unterschrift. Unten maschinenschriftliche Anmerkung: „Zur Kennzeichnung der Gesamtlage wird in der Anlage ein Schreiben des Höheren SS- und Polizeiführers Westmark vom 23. 7. 42 beigefügt" c

490

Anlagen

Nr. 24 1942, 24. Oktober, Kattowitz. Denkschrift des Gauleiters und Oberpräsidenten von Schlesien Fritz Bracht für Martin Bormann über die Sofortmaßnahmen zur Behebung des West-Ost-Gefalles, darunter auch zu der geplanten Aussiedlung der polnischen und jüdischen Bevölkerung [Auszug]. * Kattowitz, 24. 10. 1942 Sehr verehrter Reichsleiter! Betrifft: „West-Ost-Gefälle" Nachstehend übermittle ich Ihnen nach Beratung in der Arbeitskammer Oberschlesien die angeforderte Stellungnahme bezüglich der Sofortmaßnahmen zur Behebung des „West-Ost-Gefälles". Einen Teil der statistischen Unterlagen, die das Bestehen des „West-Ost-Gefälles" nachweisen, hat mein Stellvertreter1 bereits bei seiner letzten Anwesenheit in München Ihren Herrn übermittelt. Ich verweise unter Bezugnahme auf diese Unterlagen nochmals darauf, daß das „West-Ost-Gefälle" nicht nur eine Erscheinung auf dem Gebiete der Löhne und Preise ist, sondern die gesamte Lebenshaltung betrifft, wie Z. B. das Wohnungswesen, das Gesundheitswesen, die kommunalen und kulturellen Einrichtungen und insbesondere auch den technischen Zustand der Betriebe der gewerblichen Wirtschaft und der Landwirtschaft. Die Behebung dieser Zustände wird nur dadurch möglich sein, daß man die Ostgaue zu einem späteren Zeitpunkt durch Reichsmittel großzügig bei der Durchführung des Aufbaues unterstützt. Dabei muß selbstverständlich darauf geachtet werden, daß es sich nur um eine einmalige Leistung des Reiches handeln darf, die den Osten in die Lage versetzt, sich danach aus eigener Kraft weiter zu entwickeln. Osthilfemaßnahmen in der Art früherer Zeiten können nicht gutgeheißen werden. Da Oberschlesien durch den Verlauf des Krieges und die Eroberung des Ostraumes aus einer wirtschaftlichen und geographischen Abschnürung befreit wurde und da ihm in Zukunft als Ausfallstor nach dem Osten eine große wirtschaftliche Rolle zufallen wird, haben sich die Verhältnisse gegen früher tatsächlich so geändert, daß die Ursachen, die zur Entstehung des „West-Ost-Gefälles" geführt haben, als besiegt angesehen werden können. Die dem Osten zufließenden Reichsmittel können daher so angelegt werden, daß ein dauerhafter Erfolg verbürgt ist. Eine endgültige Beseitigung des bezeichneten Tiefstandes kann nur dadurch eintreten, daß der Gau restlos von den fremdvölkischen Elementen befreit und • IZ, Dok. 1-81, S. l f. Veröffentlicht bei Cz. Madajczyk, Memorial Fritza Brachtet o planacb nazistowskicb na Gomym Slasku [Denkschrift von Fritz Bracht über die nazistischen Planungen in Oberschlesien], in: Sl4skiKwartalnikHistorycznySobotka2Q (1965), S. 75-83. 1 Es ist unklar, ob Gauleiter Metzner oder Oberpräsident Faust damit gemeint ist

Anlage Nr. 24

491

deutsche Menschen angesiedelt werden. Dies ist derzeit nicht möglich, da hierzu gleichzeitig ein großzügiger Wohnungs- und Siedlungsbau, ein Ausbau des Verkehrswesens und Aufbau der Betriebe durchgeführt werden müßte. Daraus ergibt es sich, daß augenblickliche Sofortmaßnahmen nur Vorbereitungsarbeiten für umfangreiche spätere Maßnahmen sein können. Ganz allgemein kann vorweg gesagt werden, daß die Beseitigung der schlimmsten Schäden durch Sofortmaßnahmen auf die Dauer nur dann von einem Erfolg begleitet sein wird, wenn die Reichsbehörden bei Verfügung kriegsnotwendiger Einschränkungen und bei Auflagen auf Abgabe von Arbeitskräften endlich berücksichtigen, daß Oberschlesien ein Aufbaugebiet darstellt, das nicht wie andere Gaue behandelt werden kann. Auf dem Gebiete des Verkehrswesens z. B. ist der Zustand so, daß auch größere Bombenschäden im Westen lange nicht so schlechte Situationen hervorrufen können, wie sie hier seit jeher bestehen. Die Verhältnisse im Industriegebiet Oberschlesiens verlangen dringend eine gewisse Ausnahmebehandlung. Für die Notwendigkeit der Sofortmaßnahmen sind folgende Gesichtspunkte von Bedeutung: 1. Die wirtschaftliche Erschließung des Ostraumes (Ukraine usw.) zur Erhöhung des Kriegspotentials kann nur dann mit vollem Erfolg durchgeführt -werden, wenn der Gau Oberschlesien als Bindeglied zwischen diesen Gebieten und dem Reich auf einen derartigen Stand gebracht wird, daß er den daraus entspringenden verkehrsmäßigen und wirtschaftlichen Aufgaben gerecht werden kann. Anderenfalls würde in der zivilen Aufmarschbasis eine Lücke entstehen. 2. Die kriegswichtige Produktion des Gaues (Kohle, Eisen, Ernährung) leidet unter den augenblicklichen Verhältnissen sehr, so daß Sofortmaßnahmen, sowie sie nicht ohnedies unmittelbar der Rüstung dienen, diese doch mittelbar in erheblichem Maße beeinflussen würden. Die Begründung für die nachstehend angeführten Sofortmaßnahmen kann in diesem Rahmen selbstverständlich nur stichwortartig erfolgen. Auch können die Vorschläge selbst nicht im einzelnen ausgearbeitet hier wiedergegeben werden. Die Programme und Unterlagen stehen jedoch jederzeit zur Verfügung. /. Rückdeutschung und Arbeitseinsatz Eine restlose Rückdeutschung kann mit Rücksicht auf die kriegsbedingten Schwierigkeiten als Sofortmaßnahme nicht vorgeschlagen werden. Die Abgabe der polnischen und jüdischen Arbeitskräfte könnte nur Zug um Zug mit der Heranführung von deutschen Arbeitskräften erfolgen. Es wären hierzu insgesamt 320 000 deutsche Familien erforderlich und zwar: 3 000 15 000 l 800 300 000 l 000

Bauemfamilien, Landarbeiterfamilien, Familien für Handel und Handwerk, Familien für Bergbau und Industrie, Familien als Angestellte und Arbeiter im öffentlichen Dienst.

492

Anlagen

Durch folgende Sofortmaßnahmen könnte aber die Voraussetzung dafür geschaffen werden, daß die Rückdeutschung allmählich durchgeführt wird: 1. Lockerung der Arbeitsplatzwechselverordnung. Durch die Bestimmungen der Arbeitsplatzwechselverordnung wird der Zuzug nach dem Osten fast völlig unterbunden, da die Arbeitsämter des übrigen Reichsgebietes die Zustimmung zur Abwanderung nach den Ostgauen nur ausnahmsweise erteilen, wenn ein Bedarf für die Arbeitskraft des Antragstellers im eigenen Arbeitsamtsbezirk nicht gegeben ist. Es wäre daher durch Verordnung sicherzustellen, daß die Arbeitsämter des übrigen Reichsgebietes Anträgen auf Lösung des bestehenden Arbeitsverhältnisses dann grundsätzlich zustimmen müssen, wenn die Abwanderung in die Ostgaue nachgewiesen und sichergestellt ist. Eine Anweisung an die Arbeitsämter, daß derartigen Anträgen „nach Möglichkeit" stattzugeben ist, kann den gewünschten Erfolg nicht haben, da der Kräftebedarf bei allen Arbeitsämtern äußerst groß ist. Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen würde insbesondere den vielen, seinerzeit aus Oberschlesien abgewanderten Arbeitskräften (150000 seit 1933) die Möglichkeit gegeben werden, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. 2. Rückführung der Dienstverpflichteten. Aus Oberschlesien wurde eine große Anzahl von Arbeitskräften in andere Gaue dienstverpflichtet. Diese Kräfte werden hier dringend gebraucht und könnten, ohne die Wohnverhältnisse zu erschweren, eingesetzt werden, da sie in der Mehrzahl ihre Familien im Gau Oberschlesien haben. 3- Verhinderung weiterer Abwanderung. Das Landesarbeitsamt erhält nach wie vor Auflagen, Arbeitskräfte aus dem Gau zur Durchführung besonderer Maßnahmen abzugeben. Wenn Rückdeutschungsmaßnahmen im größeren Umfang nicht möglich sind, müßte doch wenigstens eine derartige Abwanderung verhindert werden. 4. Einsetzung von Arbeitskräften aus den nordischen Staaten. Um "wenigstens teilweise die Aussiedlung der Polen und Juden durchführen zu können, wäre es erwünscht, hier Arbeitskräfte aus den nordischen Staaten, insbesondere Holland, einzusetzen. 5- Aufhebung des Verkaufsverbotes der Treuhandbetriebe. Die von der Haupttreuhandstelle verwalteten früheren polnischen und jüdischen Betriebe können mit Rücksicht auf das Verkaufsverbot nicht mehr verwertet werden. Das Verkaufsverbot wurde zur Sicherung der Frontkämpfer erlassen. Es hatte zur Folge, daß die Rückdeutschung auf diesem Gebiete vollkommen abgestoppt wurde, weil Treuhänder unter diesen Umständen schwer zu finden und zur Abwanderung geeignet sind. Die ordnungsmäßige Geschäftsführung in diesen Betrieben leidet darunter erheblich. Es wäre notwendig, wenigstens die Betriebe des Handwerks und des Kleinhandels vom Verkaufsverbot auszunehmen, um einen vollständigen Stillstand der Rückdeutschung zu verhindern. (...)

Anlage Nr. 25

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Nr. 25 1942, 21. November, Lodz. Arbeitsanweisung von Obersturmbannführer Hermann Krumey, Leiter der Umwandererzentralstelle, für die Verteilung der Ausgesiedelten im Kreis Zamosc. * Geheim 1. Die Polen werden mittels Treck bzw. LKW dem Sammellager zugeführt. 2. Hier erfolgt die Verteilung der Polen nach folgenden Gesichtspunkten: a. Die Polen der RuS-Wertungsgruppe I und II werden zur Wiedereindeutschung über das Lager RuS-Außenstelle Litzmannstadt ins Altreich vermittelt. b. Aus den Familien und Personen der Wertungsgruppe werden, nachdem die für den Kreis Zamosc notwendigen Arbeitskräfte herausgezogen worden sind, die Arbeitseinsatzfähigen ausgewählt (ohne arbeitsunfähigen Anhang) und in Sonderzügen zum Arbeitseinsatz nach Berlin verbracht. c. Familien, die als gute und beste Wirtschafter bezeichnet werden, sollen zur Besetzung von „Z-Höfen" zurückgestellt und gesondert gehalten werden. d. Die Arbeitseinsatzunfähigen aus der Wertungsgruppe , sämtliche Kinder bis zu 14 Jahren aus den Wertungsgruppen III und IV sowie alle Personen über 60 Jahre werden mit Sondertransporten in sogenannte Rentendörfer verbracht. e. Familien und Personen der RuS-Wertungsgruppe IV werden als Arbeitskräfte nach „Biricenau" überstellt. 3. Die Schleusung der Polen hat in der bisher üblichen Weise zu erfolgen, d. h. sämtliche Polen werden vorerst karteimäßig erfaßt. Anschließend müssen sämtliche Ausgesiedelten volkstumsmäßig überprüft werden (Deutschstämmige - Ukrainer usw.). Sämtliche Ausweise der Polen sind zu kontrollieren und mit Stempel „Ausgesiedeltan . . ."zu versehen. Nunmehr weiden die polnischen Familien und Personen mit der fertiggestellten Karteikarte den Eignungsprüfern vorgestellt, damit diese ihre Beurteilung darauf anbringen können. Die Karteikarte mit den Vermerken der Eignungsprüfer muß unter allen Umständen als Zentralkartei sorgfältigst aufbewahrt werden. Aus dieser Zentralkartei wird für jede Sondereinteilung eine eigene Kartei erstellt, d. h. es muß eine eigene Kartei für die Wiedereindeutschungsfähigen, für die zum Arbeitseinsatz in das Altreich verbrachten, für die Rentendörfer, für die getrennten Kinder, für den Arbeitseinsatz im Generalgouvernement sowie für die nach Birkenau verbrachten Polen erstellt werden. Zur klaren Unterscheidung für die einzelnen Karteien erhalten die Karteikarten der Nebenkarteien einen Stempel mit unten angeführten Buchstabengruppen. Gleichzeitig wird auf der Zentralkartei in der betreffenden Spalte bzw. Zeile der Verbleib jeder einzelnen Person oder Familie wie folgt gekennzeichnet: * AGK, SAL 193/11 - Hauptverhandlung gegen Jakob Sporrenberg. Veröffentlicht bei Gz. Madajczyk, Zamojszczyzna . . ., Bd. l, S. 175 ff.

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Anlagen

WE AA RD Ki AG KL

= = = = = =

Wiedereindeutschungsfähig Arbeitseinsatz Altreich Rentendörfer Kinderaktion Arbeitseinsatz Generalgouvernement Lager Birkenau

Nachdem die Polen karteimäßig erfaßt, von RuS rassisch und dem Arbeitsamt betreffend Überprüfung der Arbeitseinsatzfähigkeit geschleust worden sind, werden in einem besonderen Raum die Polen der Wertung entsprechend verteilt, also z.B. 2 Personen sind AA l Person ist AG 3 Personen sind Ki Für jede dieser Gruppen sind deshalb entsprechend der anfallenden Anzahl gesonderte Baracken bereitzuhalten, um durch entsprechende Absperrung ein Vermischen der einmal getrennten Personen zu vermeiden. 4. Um die Polen bei der Trennung der Kinder von den Eltern usw. zu beruhigen, muß den Polen, bevor mit der Trennung begonnen wird, die anliegende Erklärung mit der notwendigen Erläuterung in polnischer Sprache bekanntgegeben werden. Evtl. sind Vervielfältigungen herzustellen. Bei der Trennung der Kinder ist besonders dafür zu sorgen, daß für Kleinkinder genügend Betten, Decken, Kinderwäsche usw. mitgegeben werden. Mütter mit Kindern bis zu 6 Monaten dürfen von dem Kleinkind nicht getrennt werden und werden in Rentendörfer verbracht. 5. Für jeden abgehenden Transport, gleichgültig in welcher Aktion, muß eine Transportliste in zweifacher Ausfertigung dem Führer der Begleitmannschaft übergeben werden mit der Weisung, sie an der Bestimmungsstation der zuständigen Stelle zu überreichen. Eine weitere Transportliste verbleibt der Zweigstelle Zamosc und muß stets auffindbar abgelegt werden. Die Transporte für den Arbeitseinsatz nach Berlin und nach Birkenau haben jeweils l 000 Personen zu umfassen und müssen von einem Begleitkommando 1:15 bewacht werden. Diesen Polen ist für 5 Tage Transportverpflegung mitzugeben. Die Zuganforderung erfolgt wenigstens 5 Tage vorher bei dem RSHA. IV B 4, Berlin, Kurfürstenstraße Frf. 259251. Die zum Arbeitseinsatz in das Altreich bestimmten Personen dürfen an Zahlungsmitteln nur die zugelassene Höchstgrenze, das sind ZI 20,00 pro Kopf, mitnehmen. Diese Grenze überschreitende Zahlungsmittel sollen am besten den im Generalgouvernement verbleibenden Kindern bzw. Verwandten abgetreten werden. Die Transportmittel nach Litzmannstadt und in die Rentendörfer werden von der Generaldirektion der Ostbahn in Krakau, Reichsbahnrat Richter, Krakau, Alejkoplatz, Zimmer 149 a, auf Anforderung zur Verfügung gestellt. Transportbegleitung

Anlage Nr. 26

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ist in entsprechenden Stärken mitzugeben. Transportverpflegung ist entsprechend mitzugeben. Für die Belange der Polen selbst sind Transportälteste mit Waggonältesten zu ernennen. Die Verpflegung in den Lagern erfolgt nach den für die im Generalgouvernement für Polen geltenden Gesichtspunkten, d. h. die Polen dürfen als Verpflegung nicht mehr erhalten, als ihnen von der Regierung im GG an Lebensmitteln zugestanden wird. 6. Die Arbeit muß täglich in einer zahlenmäßigen Aufstellung verglichen und abgeschlossen werden (Zählblätter), d. h. die Summe der Personen in den einzelnen Nebenkarteien und zwar "WE, AA, KL, RD, Ki, AG muß mit der Personenzahl der Zentralkartei übereinstimmen. Die Berufs- und Altersaufstellung wird in Litzmannstadt erstellt werden, wohin spätestens nach 48 Stunden je ein Doppel der Zentralkartei, der Nebenkarteien sowie der täglichen Zählblätter abzusenden sind. 7. Die Führung eines Jou males ist notwendig. Krumey

Nr. 26 1942, Dezember, Berlin. Tätigkeitsbericht des Stabshauptamtes des Reichskommissarsfür die Festigung deutschen Volkstumsfür das Jahr 1942 [Auszüge]. * Tätigkeitsbericht (Stand Ende 1942) l. In Ausführung des Führererlasses vom 7. Oktober 1939 wurden in den vergangenen drei Jahren im wesentlichen folgende Aufgaben gelöst: I. Zurückführung von Deutschen aus dem Ausland* 1. In das Reich und seine neuen Siedlungsräume wurden insgesamt 629000 Volksdeutsche umgesiedelt und zwar 2. aus den von den Bolschewisten okkupierten Gebieten 429000 3. aus den rumänischen Gebieten 34 000 4. aus den ehemals jugoslaunschen Gebieten 34 000 5. aus Südtirol 79000 6. aus sonstigen Gebieten 10 000

* NA, T-81, R. 314, 2443773-2443783a Die einzelnen Absätze sind handschriftlich durchnumeriert worden; später wird die Numerierung auch handschriftlich geändert und stimmt nicht mit den maschinengeschriebenen Nummern überein.

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2. Die Umsiedlung ist eingeleitet bei weiteren rund 400 000 Volksdeutschen und zwar:

7. aus Südtirol

143000

8. aus den besetzten Ostgebieten (Ukraine, Transnistrien)

250 000

3. Danach verbleiben außerhalb des deutschen Hoheitsbereichs in Europa 9- Volksdeutsche vor allem in Südosteuropa (.Siebenbürgen, Banai) rund 10. im Fremdvolk aufgegangene Menschen deutscher Abstammung (Frankreich, Ungarn, Rumänien u. a.) rund

2 400 000 3 000 000

4. Im Zuge der Umsiedlungsmaßnahmen wurden 11. a. in den Herkunftsländern zurückgelassene Vermögenswerte der Umsiedler von etwa 4,5 Milliarden Reichsmark erfaßt und geschätzt. Transferiert wurden 221,5 Millionen Reichsmark u. a. Italien 69,5, Rumänien 62,7, Sowjetrußland 37,5, Baltische Staaten 32,4 Millionen Reichsmark. 12. b. zur ersten Unterbringung der Umsiedler im Reich rund l 500 Gebäudekomplexe, darunter ca. 550 kirchliche Anstalten als Umsiedlerlager in Anspruch genommen. 13- c. rund 700000 Gepäckstücke und sonstiges Umsiedlergut befördert, eingelagert und im wesentlichen den Umsiedlern wieder zugeführt. Für den Antransport des Umsiedlergwfes wurden 92 Seeschiffe, 43 Schleppkähne, 14207 Eisenbahnwaggons, sowie Tausende von Lastkraftwagen und Fuhrwerken eingesetzt. //. Atisschaltung des schädigenden Einflusses volksfremder Bevölkerungsteile im deutschen Siedlungsraum l. Volkspolitische Überprüfung der Bevölkerung0 14. In den neuen Gebieten wurde eine Überprüfung der Bevölkerung durchgeführt. Die Bevölkerung wurde - mit regionalen Abweichungen - in folgende Hauptgruppen eingeteilt: a. anerkannt deutsche Menschen (.deutsche Staatsangehörige), 15- b. deutsche Menschen mit Bindungen zum Fremdvolk oder Angehörige von Zwischenschichten, die völkischer Bewährung bedürfen (Staatsangehörige auf Widerruf), Links eine unleserliche handschriftliche Bemerkung.

Anlage Nr. 26

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c. Deutschstämmige oder sonst wertvolle Menschen, die als eindeutschungsfähig anerkannt sind, d. fremdes Volkstum (Scbutzangehörige des Deutschen Reiches). Die Staatsangehörigkeit auf Widerruf wurde an etwa 3 Millionen Menschen verliehen (u. a. Danzig-Westpreußen 600 000 bis l 300 000; Oberschlesien l 050 000, Lothringen 500 000; Untersteiermark400 000; Oberkrain 100 000). Als eindeutschungsfähig wurden 25 000 Menschen anerkannt. 2.. Die fremdvölkische Bevölkerung wurde Sonderbestimmungen auf nahezu allen Gebieten des Lebens unterstellt: Kennzeichnung von Polen und Ostarbeitem im Reich, besondere Lohn- und Steuertarife.c Beschränkungvon Eheschließungen und Geschlechtsverkehr, Aufenthaltsbeschränkungen, beschränkte Zuteilung bewirtschafteter Verbrauchsgüter usw. Der Grundbesitz, die Gewerbebetriebe und das sonstige wesentliche Vermögen der Polen in den eingegliederten Ostgebieten und anderer reichsfeindlicher Fremdvolkgruppen wurde für das Reich beschlagnahmt. 365 000 Polen aus den eingegliederten Ostgebieten wurden in das Generalgouvernement ausgesiedelt.4 17 000 deutschfeindliche Slowenen wurden enteignet und nach Restserbien evakuiert. 37000 slowenische und windische Grenzbewohner wurden teils als Eindeutschungsfähige (11 000), teils als fremdvölkische Arbeitskräfte ins Altreich verbracht. 295000 Elsässer, Lothringer und Luxemburger wurden nach Frankreich abgeschoben oder an der Rückkehr gehindert, andere ine das Altreich oder in östliche Siedlungsgebiete umgesiedelt. EU. Gestaltung neuer deutscher Siedlungsgebiete, insbesondere durch Seßhaßmachung der Umsiedler I. Allgemeine Maßnahmen a, Menscheneinsatz Von den 629 000 Umsiedlern wurden 445 000 angesiedelt. Der Rest wurde in Arbeit gebracht; soweit es sich dabei um ländliche Bevölkerung handelt, ist spätere Ansiedlung vorgesehen. c

Text unterstrichen und mit „X" gekennzeichnet Handschriftlicher Zusatz: „UWZ". e Darunter unleserliche, handschriftliche Notizen. d

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Mit der Ansiedlung von Kriegsversehrten und Überseedeutschen wurde begonnen. Für die Kriegsteilnehmer sind Betriebe sichergestellt; ihr späterer Einsatz ist vorbereitet. Durch Einführung eines Ansiedlungsscheines - auch für die sonstigen Siedlungswilligen - ist die Gewähr gegeben, daß nur erbgesundheitlich, politisch und fachlich geeignete Bewerber zum Ansatz gelangen. b. Siedlungsplanung Für die neuen Siedlungsgebiete sind allgemeine Richtlinien erlassen über den landlichen Aufbau (Betriebsgrößen, Betriebsgrößenmischung, Dorfgestaltung, Gemeinschaftsanlagen, Bereiche der Dörfer und Hauptdörfer), die Gestaltung der Städte (Stadtplanung, Stellung der Städte im Siedlungsaufbau und ihre innere Gliederung), die Gestaltung der Landschaß. Auf Grund dieser Richtlinien sind für die eingegliederten Ostgebiete die Pläne der Volks- und Raumordnung kreisweise festgestellt worden. c. Landbeschaffung Das Siedlungsland wurde durch Beschlagnahme fremdvölkischen oder volksfeindlichen Grundbesitzes, durch eine volkspolitisch ausgerichtete Lenkung des Grundstücksverkehrs und durch Ankauf oder Enteignung in Sonderfällen beschafft. d. Siedlungsfinanzierung Die Ansiedlung soll nicht vom Eigenkapital des Siedlers abhängig sein. Der Siedler soll seine Gegenleistung an das Reich in längstens einer Generation (33 Jahre) tilgen. Die Gegenleistung richtet sich nicht nach den Gestehungskosten, sondern nach dem nachhaltigen Enrage. 2. Die einzelnen Siedlungsgebiete a. Eingegliederte Ostgebiete Für das Deutsche Reich zur Verfügung des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums wurden an ländlichem Grundbesitz beschlagnahmt und von den alten Schulden freigestellt Davon wurden für Aufforstung und andere öffentliche Zwecke ausgewiesen5 Mit Umsiedlern und alteingesessenen Volksdeutschen wurden besetzt Von Einrichtungen des Reichsernährungsministers werden vorläufig bewirtschaftet8 f g

Daneben eine landschaftliche und unleserliche Bemerkung. Am Rande und darunter unleserliche Notizen.

6 000 000 ha l 500 000 ha 950 000 ha 3 500 000 ha

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Die zurzeit beschlagnahmte und öffentlich bewirtschaftete Fläche vermindert sich laufend durch die fortschreitende Klärung der Volkstumsverhältnisse, insbesondere durch nachträgliche Aufnahme in die Deutsche Volksliste, und durch den Landbedarf für Verkehrswege, Truppenübungsplätze und andere öffentliche Aufgaben. Als Landvorrat für weitere Siedlungsmaßnahmen dürften also nur rund 2 000 000 ha in Betracht kommen. Das bodenständige Deutschtum in diesen Gebieten wurde durch die Zuführung und Ansiedlung von 332 000 Umsiedlern gestärkt. Seine biologische und berufsmäßige Zusammensetzung wurde durch den günstigen Altersaufbau und den überwiegend ländlichen Charakter der Umsiedlergruppen verbessert. Es wurden unter anderem 65 000 Höfe in diesen Gebieten ausgewählt, freigemacht und mit Umsiedlern besetzt. Der Zuzug von ReichsdetOschenvmrde durch steuerliche Vorteile und andere Maßnahmen gefördert. b. In der Untersteiermark und in Öberkrain wurden rund 13 500 Volksdeutsche aus der Gotisches und Streudeutsche aus der Provinz Laibach angesiedelt und zwar überwiegend in einem geschlossenen Siedlungsgebiet an der deutscb-italieniscb-kroatiscben Dreiländerecke. c. Im Protektorat werden zurzeit 6 000 Umsiedler aus dem Südosten und 600 Lusemer und Fersentaler angesiedelt. Durch diese und weitere Ansiedlungen wird eine Deutschtumsbrücke von Norden nach Süden über Prag und eine weitere von Nordosten nach Südwesten durch Mähren gelegt. Das Siedlungsland wird durch Ankauf oder durch Enteignung gegen billige Entschädigung beschafft. d. Im Generalgouvernement werden seit einigen Monaten im Kreise Zamoschh (Distrikt Lublin) Umsiedler aus verschiedenen Herkunftsländern angesiedelt, ferner Volksdeutsche und Deutschstämmige aus dem übrigen Generalgouvernement. Infolge der Wirtschafts- und Währungsverhältnisse im Generalgouvernement mußten besonders Maßnahmen getroffen werden, die die Rechtsstellung und Versorgung der deutschen Menschen sicherstellen. e. Nach Litauen wird die Mehrzahl der einwandfreien Litauendeutschen (28 000) wieder zurückgeführt. 17 000 sind bereits geschlossen und unter verbesserten Lebensbedingungen wieder angesiedelt. f. In den besetzten Ostgebieten werden zurzeit rund 40-60 000 Ostwolhyniendeutschebei drei Stützpunkten zwischen Schitomir und Winnitza zusammengezogen und angesiedelt. Die Betreuung der 127000 Volksdeutschen in Transnistrien wurde auf Grund einer Vereinbarung mit der rumänischen Regierung durch Dienststellen des Reichskommissars übernommen. Die Umsiedlung der Transnistriendeutschen nach der Krim ist in Vorbereitung. g. Im Elsaß und in Lothringen werden zurzeit 5 000 Buchenlanddeutsche angesetzt.

Richtige Schreibweise: Zamo£c.

500

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h. Im Altreicb und in den Alpen- und Donaugauen wurden - außer Südtirolern auch 70 000 Umsiedler eingesetzt, die aus volkspolitischen oder gesundheitlichen Gründen zum Ansatz im Osten nicht geeignet sind. Im Altreich wurden femer Angehörige der Zwischenschicht aus Danzig-Westpreußen und andere Bevölkerungsgruppen aus den Grenzgebieten des Reiches eingesetzt. Sie sollen sich in den völkisch gesicherten Gebieten des Altreiches zunächst bewähren. IV. Alle Maßnahmen wurden in Zusammenarbeit mit anderen Obersten Reichsbehörden unter Einschaltung aller zur Mitarbeit geeigneten Dienststellen und Einrichtungen durchgeführt. Für die Aufgaben des Reichskommissars wurden bisher rund 770 Millionen Reichsmark an Reichsmitteln benötigt. Weitere 225 Millionen Reichsmark wurden über die Deutsche Siedlungsbank für die Herrichtung und Ausstattung der Siedlerhöfe in den eingegliederten Ostgebieten aufgewandt. Im wesentlichen wurde die Wiederansiedlung der Umsiedler durch entschädigungslose Verwertung früher fremdvölkischen Vermögens - also ohne Inanspruchnahme von Reichsmitteln finanziert. F.d.R-dA1 Thimmler

F.d.R.d.A. gez. Schulz

Nr. 27 1943, 9. März, Berlin. Bericht von Dr. Firgau und Dr. Gallmeier über die Tätigkeit der Rassenpolitischen Referenten beim Reichskommissariat Ukraine; darin Erwähnung des Siedlungsvorgangs im Gebiet Hegewald." Hauptabteilung P Ie Ref. Dr. Firgau, RR. Ref. RR Dr. Gallmeier

Berlin NW 7, den 9. März 1943 Hegelplatz 2

Bericht über Tätigkeit und Erfahrungen gelegentlich der Abordnung zum Reichskommissariat Ukraine, Rowno 1

Unterschrift. Darunter einige handschriftliche unleserliche Bemerkungen. *BA, R 6, 131, S. 587-592. a Rechts handschriftlich: „Handakte".

Anlage Nr. 27

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I. Äußerer Verlauf der Reise Abfahrt Berlin am 18. 2. 1943 Ankunft Rowno am 20. 2. 1943 Fernmündliche Meldung bei Hauptabteilungsleiter Palzo am 20. 2. 1943 abends. Erste Rücksprache mit Abteilungsleiter Diet2 am Montag, 22. 2. früh. 1. Der Empfang war kühl und zurückhaltend, doch gelang es uns im Laufe des Tages, persönlichen Kontakt mit Pg. Dietz zu bekommen und ihn für unsere Aufgabe zu interessieren. Es wurde geplant, uns nach Kiew bzw. Nikolajew zu schicken. Wir sollten die Arbeit an der Volksliste kennenlernen und Vorschläge in rassischer Hinsicht ihm einreichen, die dann allen Zweigstellen zur Beachtung zugeleitet werden sollten. Dabei war besonders daran gedacht, unklare Fälle, die einer rassischen Überprüfung bedürfen, zurückzustellen und mit der Aufnahme von Partnern aus völkischen Mischehen in Liste 2 vorsichtig zu sein, wenn der rassische Bestand nicht klar positiv wäre. Die Aufnahme solcher Fälle in Liste 3 belasse die Möglichkeit, durch eine spätere Überprüfung eine Korrektur herbeizuführen, ohne daß die Volkslistenarbeit im Augenblick verzögert werde. Diese Art unseres Einsatzes war Pg. Dietz bereit, bei dem stellvertretenden Reichskommissar, Regierungspräsidenten Dargel, zu vertreten. Z. Von dieser Absicht ging er am nächsten Tage ab; er glaubte wieder, uns ohne besondere Inkenntnissetzung von Reg.-Präs. Dargel weiterleiten zu können. Auch dies hielt er dann nicht für durchführbar. Im Laufe der weiteren Besprechungen äußerte er folgende Bedenken gegen unseren Einsatz: a. Durch die Anwesenheit und Hinweise der rassenpolitischen Referenten würden die Kommissionen in ihren Maßstäben unsicher gemacht. b. Da eine gleichzeitige Teilnahme an allen Kommissionen nicht möglich sei, bestehe die Gefahr einer Verzögerung der Arbeit oder einer ungleichmäßigen Auswirkung unserer Tätigkeit. c. Das Auftreten von Rassenprüfern lasse bei den Volksdeutschen die Befürchtung auftauchen, daß neue Umsiedlungen geplant seien. Eine Beunruhigung, die schon durch die Möglichkeit solcher Vermutung entstehe, müsse gegenwärtig15 vermieden werden. d. Es sei nicht möglich, Deutschblütige von der Volksliste auszuschließen, auch wenn sie rassisch unerwünscht seien. Die Volksdeutschen, die in der Gesamtheit Schweres erduldet haben, verdienen, ohne Ausnahme in unser Volk eingegliedert zu werden. Auch sei nicht abzusehen, was mit jenen geschehen solle, die wegen rassischer oder persönlicher Geringwertigkeit zurückgewiesen würden. Man dränge dadurch deutsches Blut in die Opposition, schaffe sich einen Gegenspieler und stärke das fremde Volkstum. e. Mit einer späteren rassischen Überprüfung der Liste 3 durch die SS sei zu rechnen, so daß eine Aufnahme in die Liste 3 keine endgültige Entscheidung darstelle. b

Im Text offensichtlich falsch: „Genwärtig".

502

Anlagen

f. Für die rassenpolitischen Referenten sei keine Unterkunftsmöglichkeit vorhanden, da die Wehrmacht zur Zeit zusätzlich viele Quartiere benötige, auch fehle es an Benzin, und die meisten Orte seien nur mit Wagen zu erreichen. Wir machten hiergegen geltend: a. Seinen eigenen Vorschlägen gemäß sei unsere Tätigkeit zunächst doch nur informatorisch. b. Eine Anwesenheit bei allen Zweigstellen der Volksliste sei nicht möglich, da unsere Erfahrungen bei einzelnen Stellen allen Kommissionen durch Pg. Dietz zugeleitet werden sollten. Eine Verunsicherung und Verschiedenartigkeit des Maßstabes, eine Verzögerung der Arbeit könne deshalb durch unsere Anwesenheit nicht eintreten. c. Da wir den Volksdeutschen gegenüber nur im Rahmen der Kommission in Erscheinung träten, sei keine zusätzliche Beunruhigung zu befürchten; eine gedankliche Verbindung mit Umsiedlungsvorhaben sei nicht zu erwarten. d. Es muß zugegeben werden, daß infolge von Verschickung und Verschleppung die Volksdeutschen in ihrem rassischen Bestand geschädigt sind, ferner daß die Leiden der Volksdeutschen eine sichtliche Berechtigung zur Aufnahme in die Volksliste begründen. Trotzdem gibt es eine Vielzahl von Deutschblütigen und Mischlingen, deren Aufnahme in die Volksliste von einer rassischen Begutachtung abhängig gemacht werden muß. Die Anweisungen des RKU sehen eine Beurteilung vor, „nach dem Eindruck, den die Familie macht". Nach nationalsozialistischen Grundsätzen darf hierbei nicht der mehr zufällige persönliche Eindruck und die soziale Lage entscheidend sein, sondern der rassische Bestand, welcher die Wertigkeit der gesamten Sippe dartut. Pg. Dietz gab die Richtigkeit dieser Anschauung auch zu, erklärte jedoch, er habe rassenpolitische Rassengesichtspunkte nicht aufnehmen können, da ja keine rassenpolitischen Fachleute in genügender Zahl zur Verfügung stünden. Wir "wiesen darauf hin, daß hierin ja eben der Sinn unseres Einsatzes liege. e. Daß die SS die rassenpolitischen Aufgaben übernehmen werde, sei um so weniger zu erwarten, je früher anthropologische Fachleute seitens der Zivilverwaltung in der Ukraine tätig seien. f. Die Unterkunfts- und Beförderungsschwierigkeiten zu ertragen bzw. zu überwinden, erklärten wir uns durchaus in der Lage. Es gelang nicht, den Pg. Dietz zu überzeugen. Ausschlaggebend war zuletzt die Tatsache, daß der Reichskommissar, Gauleiter Koch, den Leitsatz aufgestellt hatte, aDe nicht kriegswichtigen Arbeiten zurückzustellen. Als kriegswichtig erkannte Gauleiter Koch nur zwei Aufgaben an: a. die landwirtschaftliche Erzeugung b. die Arbeiterbeschaffung für das Reich. 3. Wir brachten nun das Ansinnen vor, wenigstens eine Informationsreise durch die Ukraine zugestanden zu erhalten, um die später einsetzende rassenpolitische Arbeit durch praktische Erfahrung und einen Gesamtüberblick zu untermauern.

Anlage NT. 27

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Auch dies wurde abgelehnt mit der Begründung, daß die Dienststelle zur Zeit nicht weiter belastet werden dürfe. Hierauf stellten wir uns für die Betreuung der verschiedentlich gemeldeten Flüchtlinge zur Verfügung. Es wurde erklärt, daß die Flüchtlingsbetreuung durch die Wehrmacht, die Volksdeutsche Mittelstelle und die NSV erfolge. Außerdem sei die Zahl der Flüchtlinge wesentlich geringer, als zunächst zu erwarten gewesen sei; denn das Gebiet Halbstadt werde nicht geräumt, nur die dort zusätzlich untergebrachten Flüchtlinge aus dem Kaukasus seien weiterzuführen. Die gleichen Ansichten vertrat Hauptabteilungsleiter Palzo, bei dem wir uns am 25. 2. melden konnten. Er anerkannte, wie schon Pg. Dietz, die Bedeutung der rassenpolitischen Arbeit in der Ukraine, konnte sie aber nicht als vordringlich gelten lassen. Eine persönliche Meldung bei dem Reg.-Präs. Dargel war nicht möglich, er verfügte unsere Rückkehr nach Berlin. Diese traten wir im Einvernehmen mit Pg. Dietz über Shitomir an, dort hatten wir Gelegenheit, an einer Kommissionssitzung der Zweigstelle der Deutschen Volksliste teilzunehmen. Am 14. März verließen wir Shitomir in Richtung Berlin. II. Eigene Tätigkeit in der Ukraine 1. Besprechungen mit dem Abteilungsleiter Pg. Dietz über alle rassischen und volkspolitischen Fragen. 2. Studium der Akten und Einarbeitung in die dortigen Verhältnisse. 3. Besichtigung einer Gruppe von 48 Volksdeutschen Mädchen in Rowno. 4. Teilnahme beim Anlegen der Fragebogen für Volksliste in Rowno. 5. Teilnahme an einer Sitzung der Zweigstelle der Deutschen Volksliste in Shitomir. 6. Studium der Bevölkerung in Rowno, Shitomir und Hegewaldt. 7. Fühlungnahme mit dem Referenten für die deutsche Volksliste - beim Generalkommissar Shitomir, Reg.-R. Schwager. 8. Fühlungnahme mit Dr. Rink, Shitomir, (Sonderkommando Dr. Stumpp). Zu 1: Es wurde u. a. die Zusage von Pg. Dietz erreicht, daß er eine nochmalige Weisung an die Zweigstellen der Volkslisten herausgeben werde, mit dem Ziele, zweifelhafte Fälle für spätere rassenkundliche Bearbeitung zurückzustellen. Zu 2: a. Man hatte die Volksdeutschen in der Ukraine auf im Gen.-Bezirk Shitomir im Gen.-Bezirk Kiew im Gen.-Bezirk Luck im Gen.-Bez. Dnjepropetrowsk im Gen.-Bez. Nikolajew im Gen.-Bez. Militopol

163000 beziffert, nämlich 42 000 9 000 5 000 70 000 30 000 7 000

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Während der Volkslistenarbeit hat sich ergeben, daß diese Zahlen zu niedrig sind und daß man etwa mit 200 000 rechnen könne. b. Die Arbeit beim Reichskommissar wird erschwert durch Zuständigkeitsschwierigkeiten. So versucht die Volksdeutsche Mittelstelle auch in den Gebieten der Zivilverwaltung ihre Zuständigkeit aufrecht zu erhalten, die an sich auf das rückwärtige Kriegsgebiet beschränkt ist. Zu 4: Es meldeten sich dabei wenig wertvolle Menschen, die vielfach in fremdvölkisch bestimmter Mischehe lebten (Nachlese des Wolhyniendeutschtums). Zu 5: Die Kommission setzte sich zusammen aus dem Gebietskommissar Magass als Vorsitzendem, dem Beisitzer Ordensjunker Kohl, Sachbearbeiter SS-Oberscharführer Wolf (Vertreter der Vomi und des SDU), einem Vertreter der Partei und zwei Vertrauensleuten der Volksdeutschen. Es wird mit der Bearbeitung von durchschnittlich 50 Fällen je Sitzung (= je Woche) gerechnet. Die vorgeladenen Volksdeutschen zeigen ein gutes rassisches Bild. Es handelte sich allerdings um Familien aus der besten Schicht, wie schon deren Schicksale unter dem Sowjetregime bewiesen. Zu 6: Das rassische Bild der einheimischen Bevölkerung war uneinheitlich und bedarf genauer Untersuchung.

Zu 7: Reg.-Rat Schwager zeigt sich für die Notwendigkeit rassischer Arbeit in der Ukraine sehr aufgeschlossen. Zur Frage der unehelichen Kinder ukrainischer Frauen mit Reichsdeutschen wies er auf die strenge Moral der Ukrainerinnen hin und hielt es für unwahrscheinlich, daß eine größere Zahl solcher Fälle vorliege. Pg. Dietz hatte im Gegensatz dazu von einer vermutlichen Zahl von mindestens 100 000 gesprochen. Eine Klärung und Bearbeitung dieses Sachverhalts erscheint uns dringend erforderlich.

Zu 8: Dr. Rink stellt auf Grund von durch das Kommando Stumpp geretteten und gesammelten Kirchenbüchern Abstammungsnachweise aus, die geeignet sind, die Volkslistenarbeit zu unterbauen und zu erleichtern. Rassenkundliche und rassenpolitische Arbeit kann und will das Sippenamt nicht leisten.

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. Besondere Probleme, die auf der Reise zutage traten 1. Die Behandlung und politische Führung der Bevölkerung ist deshalb schwierig, weil über das spätere Schicksal der Ukraine nichts Abschließendes bekannt ist. Die SS baut Siedlungsstützpunkte auf (Hegewald, Zwiahel, Winniza), femer ist an Siedlungszentren gedacht (Gallstadt, Krim). Dies kann als Ansatz zu einer Eindeutschung der Ukraine gedeutet werden. Was mit der ukrainischen Bevölkerung geschehen soll (Eindeutschung der rassisch erwünschten Teile?, Verschiebung des ukrainischen Volksraumes bis über die Wolga hinaus?, Verbleiben der Ukrainer im jetzigen Raum mit geringer politischer Freiheit') ist unklar. Eine bestimmte politische Zielsetzung ist aber zugleich wesentlich für den richtigen Ansatz. 2. Nach der Durchführungsverordnung zur Volksliste vom 23-11. 1942 sollen solche Ehepartner, die zur Zeit als Arbeiter im Reich sind, in Abwesenheit in die Volksliste aufgenommen werden anhand eines Lichtbildes und einer rassischen Beurteilung durch eine Dienststelle des Reiches (Gesundheitsamt). Diese rassische Beurteilung gehört u. E. in die Zuständigkeit des Sonderdezemats Rassenpolitik im RMfdbO. 3- Die Aufgaben der rassenpolitischen Referenten würden zunächst von den dortigen Dienststellen falsch gesehen. Man dachte bei unserer Arbeit ausschließlich an theoretische und lebensfremde Anwendungen, an Meßgeräte, Tasterzirkel u. dergl. und hielt diese Tätigkeit gegenüber den Volksdeutschen nicht für angebracht. Diese Bedenken ließen sich im wesentlichen leicht zerstreuen, u. a. durch den Hinweis auf die vielseitige Erfahrung, die wir als praktische Eignungsprüfer der Wehrmacht im Umgang und in der Beurteilung von Menschen nachweisen können. 4. Es besteht das Bedürfnis, den in die Volksüste Aufgenommenen, die mit diesem Tage Reichsbürger "werden, möglichst bald einen Ausweis in die Hand zu geben. Daß dessen Ausgabe sich verzögert, empfinden die Volksdeutschen und die Verwaltungsstellen als Härte. 5. Mit Sorge sieht man den Mangel an Männern in den Volksdeutschen Familien (Verschleppung der meisten Männer über 16 Jahren). Sollen die überzähligen Volksdeutschen Frauen unverheiratet - kinderlos - bleiben oder mit ukrainischen Partnern die Ehe eingehen? Im ersten Falle ergibt sich ein so bedeutender Geburtenausfall, daß die Lebenskraft des dortigen Deutschtums stark geschwächt wird, im zweiten Fall muß eine starke Hereinnahme fremden Blutes in Kauf genommen werden. 6. Eine Klärung der Karaimfrage über den bisherigen Stand hinaus wird als Bedürfnis empfunden. TV. Aufgabengebiete der rassenpolitischen Referenten Auf Grund der Erfahrungen der Reise ergeben sich für den rassenpolitischen Referenten zunächst folgende Hauptaufgaben:

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. Beteiligung an der Volkslistenarbeit: Überwachung des Maßstabes in rassenpolitischer Hinsicht, Veranlassung entsprechender Anordnungen des RKU., Bearbeitung der fraglichen, durch die Kommission zurückgestellten Fälle und Überwachung der Liste 3. Beteiligung an der Revisionsarbeit der Bezirksstellen und der Zentralstelle. 2. Erfassung der unehelichen Kinder von Deutschen und der zugehörigen fremdvölkischen Mütter, Beurteilung auf Eindeutschungsfähigkeit. 3. Überprüfung der rassischen Verhältnisse der Ukraine. Erwerb genauer Kenntnis der Sprache, Rassenzusammensetzung und sozialen Struktur sehr verschiedener nicht deutscher Volksgruppen in der Ukraine. Dadurch wird eine wertvolle Hilfe für die Durchsetzung der politischen Ziele gewonnen, indem man aus dieser Erkenntnis heraus ihre Eigenart und ihr Streben wirkungsvoller im Dienste der deutschen Zielsetzung in propagandistischer, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht aktivieren kann. Unerwartete und unerwünschte Reaktionen der Bevölkerung oder einzelner Bevölkerungsgruppen auf deutsche Maßnahmen lassen sich dann besser vermeiden. Solche scheinbar unverständlichen und ungleichmäßigen Reaktionen treten laut Aussage dortiger Dienststellen vielfach in Erscheinung und stören die Durchführung der notwendigen Aufgaben. 4. Mitwirkung bei der Arbeiterwerbung für das Reich durch Auslese und zweckmäßige Verteilung (Lenkung) der geworbenen Kräfte unter Einsatz der alten rassenpsychologischen und arbeitspsychologischen Erfahrungen der rassenpolitischen Referenten. Im Zusammenhang damit Untersuchungen an bereits im Reich eingesetzten Ostarbeitern und rassenkundliche, rassenpsychologische und rassenpolitische Auswertung von bereits durchgeführten Arbeits- und Leistungsuntersuchungen an Ostarbeitern. Beides als unmittelbar praktische Hilfe dafür, der Arbeiterlenkung Reibungen zu ersparen und Erleichterungen zu verschaffen.

Hauptabteilung I Ie Ref. RR Dr. Firgau Ref. RR Dr. Gallmeier

Berlin NW. 7, den 9. März 1943 Hegelplatz 2

Vermerk? Betrifft: Zusatz zu dem Bericht über Tätigkeit und Erfahrungen gelegentlich der Abordnung zum Reickskommissariat Ukraine, Rotuno. Rechtliche Stellung des rassenpolitischen Referenten: Beim RKU herrscht die Ansicht, daß für den rassenpolitischen Referenten draußen keine Stelle vorhanden sei. Die Gesamtlage, die wir draußen vorfanden, läßt es c

Oben handschriftlich: „Handakte".

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zweckmäßig erscheinen, wenn wir als Glieder des Ministeriums behandelt werden und lediglich zur Dienstleistung in die Ukraine abkommandiert werden. Bei der Vielfalt der Aufgaben läßt sich nicht von vornherein sagen, welcher Dienstweg für uns der mögliche und richtige sein wird und wie weit unsere Eingriffs- und Entscheidungsbefugnisse reichen müssen. Gegen anthropologische Meßtechnik bestehen bei den Außenstellen starke Vorurteile. Man wird zunächst mehr anthroposkopisch als anthropometrisch arbeiten können und exakte Untersuchungen auf Sonderfälle beschränken müssen. Es besteht Gefahr, daß die Arbeit unter verschiedenen Zuständigkeitsdifferenzen leiden kann. Schon die Zuständigkeitsfragen zwischen Ministerium und RKU erscheinen ungeklärt, wie der Verlauf unserer Reise gezeigt hat. Weiterhin bestehen starke Kompetenzspannungen zwischen Zivüverwaltung und SS (Festigungsaufgaben, Vomi, R- und S-Hauptamt). Diese Differenzen sind geeignet, das Vertrauen der deutschen Bevölkerung auf die deutsche Führung zu erschüttern, wie verschiedene, uns aus den dortigen Akten zur Kenntnis gekommene Fälle schon getan haben. Im einzelnen ist zu bemerken, daß der Reichsführer-SS als Festigungskommissar dem Reichskommissar für die Ukraine lediglich die Durchführung seiner Aufgaben im Teilgebiet der Volkstumsfragen übertragen hat, sich dagegen alle anderen Teilgebiete, insbesondere die Siedlungsfragen, selbst vorbehalten hat. Femer ist damit zu rechnen, daß die SS mit ihrem EWZ-Zug sich der rassenpolitischen Aufgaben in der Ukraine bemächtigen will. Das Ostministerium bzw. die Zivüverwaltung wird besonders leicht und rasch aus diesem Aufgabengebiet verdrängt werden können, wenn draußen rassenpolitische Referenten fehlen oder nicht genügend verankert sind. Zwischen Reichsführer-SS und RKU ist am 3-11. 1942 eine Vereinbarung getroffen, wobei der SS die Besetzung einiger Gebietskommissariate zugestanden wurde, und zwar in den Gebieten Korosten, Hegewald, Winniza, Halbstadt und Kronau (Alexanderstadt). Diese SS-Gebietskommissare führen anscheinend den Titel „Gebietshauptmann''. Besonders ungünstig für die Wirksamkeit des Ostministeriums auf die Vorgänge in der Ukraine ist es, wenn die verschiedenen Stellen des Ministeriums nicht zusammen, sondern getrennt und dadurch leicht sich entgegen arbeiten. So befindet sich z. B. laut Aussage des Pg. Dietz ein Beauftragter des Ministeriums, Dr. Keil, bei der SS-Siedlungsarbeit, woraus die SS die Berechtigung ableitet, bei allen Siedlungsarbeiten den RKU nicht nur auszuschalten, sondern überhaupt nicht zu benachrichtigen. Femer trat nach unseren Feststellungen bei Dr. Staub die Tendenz in Erscheinung, rassische Belange zu vertreten und damit unsere Stellung unklar zu machen. (Aussage RR Dr. Schwager beim Generalkommissariat in Shitomir, daß Dr. Staub die rassische Arbeit im Rahmen der Volksliste mache. Aussage Dr. Staub, daß er Erbbiologe und Schüler von Günther sei und daß er als Kommissionsmitglied an Sitzungen von Zweigstellen der Volksliste teilgenommen habe, was übrigens von Pg. Dietz bestritten und als „Angabe" bezeichnet wurde.) Femer haben sich aus der offensichtlich geringen Fühlung zwischen der Zivilverwaltung und dem Sonderkommando Stumpp verschiedene Unzuträglichkeiten ergeben, wie aus den von uns eingesehenen Akten

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und aus Äußerungen des Dr. Breuer vom Sonderkommando Stumpp hervorging. So hat das Sonderkommando Stumpp z. B. auf Anordnung seitens des Ministeriums einen Lehrgang in Schwarzsee bei Krössinsee mit Volksdeutschen beschickt, der einerseits nicht genügend vorbereitet gewesen zu sein scheint, andererseits der Zivilverwaltung gar nicht angezeigt worden war. Dr. Breuer äußerte noch, daß die Arbeit des Sonderkommandos Stumpp deshalb von der Zollverwaltung ungünstig angesehen, gehindert und jetzt unterbunden worden sei, weil die Leute des Kommandos zu enge Fühlung mit den Volksdeutschen gehabt und zu genau in manche Schwächen der ZivüVerwaltung hineingesehen hätten. Ob das stimmt, können wir nicht beurteilen; zumindest geht daraus aber die Spannung zwischen den verschiedenen Stellen hervor. Besonders schlecht war das Verhältnis zwischen Zivilverwaltung und Vomi. Zur Zeit scheint ein gewisser Waffenstillstand zu herrschen. Die Vomi, die die Betreuung der Volksdeutschen eigentlich nur im Kriegsgebiet hat, ist ständig bestrebt, ihre Zuständigkeit auch dann noch aufrecht zu erhalten, wenn die Gebiete in die zivile Zuständigkeit übergehen. Sie stützt sich dabei oft auf die Polizei, die ja ebenfalls dem Reichsführer-SS und nicht dem Reichskommissar untersteht. Das Verhältnis zwischen Zivüverwaltung und Wehrmacht scheint auch nicht immer glücklich zu sein. Die Wehrmachtstellen zeigen wenig Achtung vor der Zivilverwaltung, die Zivilstellen werfen umgekehrt der Wehrmacht Mangel an politischem Instinkt vor, wogegen sie das Verwaltungsgeschick der Wehrmacht anerkennen und zugeben, daß die Bevölkerung lieber unter der Militär- ab unter der Zivilverwaltung steht.

Nr. 28 1943, 9-10. Mai, Lublin. Bericht über eine Inspektionsreise des Gouverneurs des Distrikts Warschau, Dr. Ludwig Fischer, im Kreis Zamosc.* Sonntag, 9. Mai 1943 Abfahrt nachmittags 3-30 Uhr vom Palais Brühl mit SA-Begleitkommando nach Lublin. Fahrt ohne besondere Vorkommnisse. Eintreffen in Lublin gegen 6 Uhr. Von 6-7 Uhr Besprechung mit Regierungsrat Dr. Hasse über laufende Distriktsangelegenheiten. Insbesondere wurde das Programm für die Besuche der Kreishauptmannschaften Zamosc und Cholm genehmigt. Von einer neuen Umsiedlung ist dem Distrikt nichts bekannt. In der Polizeiangelegenheit über die Zuständigkeiten hinsichtlich der Polizeidirektion ist ebenfalls nichts Neues eingegangen. Die Sicherheitslage im Distrikt Lublin ist nach wie vor angespannt. * APL, Distr. Lublin, Bd. 5, S. 21-25. Veröffentlicht bei Cz. Madajczyk, Zamojszczyzma . . ., Bd. 2, S. 35-40.

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Montag, 10. Mai 1943 Der Tag wurde zur Besichtigung der Umsiedlung in der Kreishauptmannschaft Zamosc benutzt. a. 7.00 Uhr Abfahrt von Lublin. Hinter Lublin Besichtigung des großen Konzentrationslagers von der Chaussee aus. Die starke Bewachung durch zahlreiche Polizeibeamte fiel auf, während sonst Exekutive überhaupt nicht vorhanden ist. Die landwirtschaftlichen Flächen machen einen tadellosen Eindruck. Lublin hat offensichtlich bessere Böden als der Distrikt Warschau. Auch sind die Zwergwirtschaften nicht annähernd so stark vorhanden, da überall große Schläge zu sehen sind. Allerdings liegen gerade zahlreiche Liegenschaftsgüter an der Chaussee. Fahrt durch verschiedene Städte, die früher größtenteils von Juden bewohnt waren und jetzt nach der erfolgten Evakuierung der Juden einen völlig toten Eindruck machen, was besonders auffällig in Izbica der Fall war. Diese einstigen jüdischen Stadtteile sollen dem Erdboden gleichgemacht werden. Das dadurch gewonnene Material soll für die Neusiedlerbauten verwendet werden. b. Eintreffen um 8.30 Uhr in Zamosc, für das später der Name „Pflugstadf vorgesehen ist. Begrüßung durch Kreishauptmann Weihenmeyer, der im Rathaussaal einen kleinen Imbiß bot. Der Marktplatz von Zamosc macht einen ungewöhnlichen Eindruck. Die gesamten Häuser um den Platz herum weisen ausgesprochen italienische Architektur auf. Es handelt sich um die Nachbildung des Marktplatzes von Padua. SS-Gruppenführer Globocnik teilte mit, daß auf Befehl des RFSS diese kulturhistorische Sötte erhalten bleiben soll und daß bereits ein genauer Plan für die Ausgestaltungsarbeiten in der Nachkriegszeit vorhanden sei. c. Abfahrt 9-15 Uhr nach Zawada. Auf der Fahrt den neuen „Bauhof" besichtigt, zu dessen Errichtung Präsident Bauder die Genehmigung erteilt hat, obwohl jetzt allgemeine Bausperre herrscht und dieses Verbot selbst auch für wichtige sonstige Bauten strikt innegehalten wird. Im Anschluß daran Besichtigung der SS-Reitfahrschule, die in den Jahren 19391940 errichtet worden ist. Die gesamte Anlage, insbesondere die große Reithalle und das vorgeführte Pferdematerial macht einen glänzenden Eindruck. d. Gegen 10 Uhr Eintreffen im Dorf Zawada, das in Zukunft den Namen „Wirsing" tragen soll. Es ist eines der neugeschaffenen Hauptdörfer und ist z. Zt. noch im Aufbau begriffen (Hauptdorfführer ist z. Zt. SS-Hauptsturmführer Pirow). Das Dorf hat eine Fläche von etwa 930 ha. Die bisher angesiedelten Volksgruppen weisen folgende Zusammensetzung auf: l Serbiendeutscher, 12 Bessarabiendeutsche, 9 Rußlanddeutsche, 9 Kroatendeutsche, 12 Deutschstämmige. Es wurden einzelne Herdstellen und der Kindergarten besichtigt. SS-Gruppenführer erklärte die Organisation: An der Spitze steht der Vogt, dem ein Gemeindesekretär zur Seite steht. Außerdem hat der Vogt einen bäuerlichen Berater.

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Auch ist die Einführung des Dorfrichters beabsichtigt, womit auch Reichsjustizminister Thierack bereits sein Einverständnis gegeben haben soll. Die Siedler selbst erhalten das Land zunächst zu Lehen. Im Falle der Bewährung wird ihnen das Land später zu Eigentum übertragen. Die Herdstellen erhalten dann Erbhofcharakter. e. Fahrt zum SS- u. Polizeistützpunkt Bortatycze („BaltenhoP), der von SS-Untersturmführer Wieser geführt wird. Der Stützpunkt hat eine Gesamtfläche von etwa 220 ha. Aufgabe des Stützpunktleiters ist es, alle im Umkreis befindlichen Siedler fachlich zu betreuen. Der Ausdruck „Wehrbauer" wird absichtlich vermieden, da die Wehrbauem der SS erst nach Schaffung der endgültigen Reichsgrenze unmittelbar im Grenzgebiet angesiedelt werden sollen. f. Fahrt nach Skierbieszow („Heidenstein"). Es ist eines der neuen Hauptdörfer mit einer Gesamtfläche von etwa 950 ha. Die Zahl der bereits angesiedelten Herdstellen beträgt 72. Die Angesiedelten setzen sich wie folgt zusammen: 25 Deutschstämmige (13 Rußlanddeutsche), 31 Bessarabiendeutsche (3 Serbiendeutsche), zusammen 72 Herdstellen. Hauptdorfführer ist SS-Hauptsturmführer Herold, der in den letzten 6 Monaten dieses Hauptdorf völlig umgestaltet hat, so daß es jetzt einen durchweg deutschen Eindruck macht. Um 12.30 Uhr fand die Amtseinführung des deutschen Vogtes und der deutschen Schulzen statt. Einleitend sprach SS-Gruppenführer Globocnik als Beauftragter des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums im Distrikt Lublin über die grundsätzliche Bedeutung der Umsiedlung. Dann folgte die Amtseinführung und Vereidigung des Vogtes und der Schulzen durch Kreishauptmann Weihenmayer aus Zamosc. Nach einer kurzen Dankrede des neuen Vogtes sprach Gouverneur Dr. Fischer den Siedlern seine Anerkennung für die bisher geleistete Arbeit aus. Er wies darauf hin, daß sie vor der Umsiedlung ins Generalgouvernement bereits in Bessarabien und anderswo im Volkstumskampf gestanden haben und daß ihnen nun erneut die Aufgabe zufalle, Pioniere des Deutschtums zu sein in einem Raum, der einstweilen noch zum größten Teil von fremdem Volkstum besetzt sei, der aber einmal deutsch werden würde. Gouverneur Dr. Fischer versicherte dem SS-Gruppenführer Globocnik, daß die Verwaltung alles tun würde, um die wichtige Aufgabe der Umsiedlung ihrerseits zu unterstützen, sobald die allgemeine politische Lager weitere Umsiedlungen gestatte. Er schloß mit einem Siegheil auf den Führer. Mit dem Gesang der Nationalhymne klang die Feier aus. Bei dem anschließenden Rundgang durch das Hauptdorf wurde insbesondere der Kindergarten und die NSV besichtigt. Eine braune Schwester teilte mit, daß die bessarabiendeutschen Umsiedler durchweg 8-10 Kinder gehabt haben, daß aber früher in Bessarabien davon 4-5 stets gestorben seien, da die richtige Betreuung und Pflege gefehlt habe. g. Nach einem anschließenden Mittagessen Weiterfahrt zu den Huszczka-Dörfern, die sich in der Hauptsache aus Deutschstämmigen und Volksdeutschen zusammensetzen. Es sind noch Reste der alten josefinischen Umsiedlung, die im Laufe der Zeit bereits einen starken polnischen Einschlag bekommen haben, trotzdem

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aber in der letzten Zeit Gegenstand schärfster Angriffe durch Banditen gewesen sind. Erst kürzlich sind in diesen Dörfern zahlreiche Gehöfte verbrannt und eine Reihe von Deutschen ermordet worden. h. Weiterfahrt nach dem SS- und Polizeistützpunkt Panska-Dolina („Waldhof"), der von SS-Obersturmführer Eilers geführt wird und eine Größe von etwa 60 ha hat. Seine Aufgabe besteht darin, die Huszczka-Dörfer zu betreuen. Der „Waldhof", auf dem auch eine Landwache in Stärke von 1+25 untergebracht ist, weist zahlreiche neu errichtete landwirtschaftliche Gebäude auf. i. Rückfahrt nach Zamosc, wo abschließend das Lager der SWG Siedler-Wirtschaftsgemeinschaft besichtigt wurde. In einer Reihe von größeren Baracken ist alles gestapelt, was die Siedler benötigen: Möbeleinrichtung, Handwerkzeug und alle sonstigen Materialien. Diese Einrichtung wird von der Kaufmannschaft als Konkurrenzunternehmen stark angegriffen. Sie ist aber offensichtlich nötig, da die Siedler einstweilen kein Geld haben, um die erforderliche Einrichtung zu kaufen. Sie besorgen sich alles Notwendige von dieser SWG bargeldlos, wofür sie einen Teil ihrer Ernte der Siedlergemeinschaft anbieten müssen. Es ist also ein rein soziales Wirtschaftsuntemehmen. k. Nach allen Besichtigungen fand im Kasino des Kreishauptmanns von Zamosc eine Kaffeetafel statt, zu der sämtliche Dienststellenleiter und die Wehrmacht eingeladen waren. Nach einer Begrüßungsansprache des Kreishauptmanns Weihenmayer ergriff der Gouverneur Dr. Fischer das Wort, wobei er folgendes ausführte: Er sei von dem heutigen Tage stark beeindruckt. Bisher habe er nur die negative Seite der Umsiedlung erfahren: Die Abschiebung von wenig erfreulichen Polen nach dem Distrikt Warschau und die schlechte Auswirkung auf die Gesamtstimmung der polnischen Bevölkerung. Heute habe er die positive Seite der Umsiedlung gesehen, die ihm die große Bedeutung der Umsiedlungsfrage besonders vor Augen geführt habe. Er sei deshalb der Überzeugung, daß es die Aufgabe der Verwaltung sei, alle diese Maßnahmen zu unterstützen. Eine kameradschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Dienststellen der Verwaltung und der SS sei unbedingt erforderlich, wie dies für Nationalsozialisten in der milderen und unteren Instanz auch selbstverständlich sei. Gruppenführer Globocnik dankte für diese Ausführungen. Es seien die ersten Worte seitens der Verwaltung gewesen, aus denen ein Verständnis für die Arbeit der Umsiedlung zu entnehmen sei. 1. Rückfahrt um 17.15 Uhr nach Lublin. Eintreffen um 18.20. 2. Herrn Gouverneur zur Kenntnisnahme.

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Nr. 29 1943, 25. Mai, Krakau. Schreiben von Hans Frank an Adolf Hitler, mit der Bitte um eine Entscheidung über die Abgrenzung der Zuständigkeiten der Verwaltung des Generalgouvernements und des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums[Auszüge].* Abschrift zu Rk. 491 D g Rs Geheime Reichssache Sehr verehrter Herr Reichsführer. Anbei übersende ich Ihnen in Abschrift eine Eingabe des Generalgouverneurs an den Führer, mit der für das Generalgouvernement eine Führerentscheidung über die Abgrenzung der Zuständigkeit des (. . Dr. Lammers Der Generalgouverneur Ch. d. A. 13/43 g.ks-22.

Krakau, den 25- Mai 1943

Geheime Reichssache Mein Führer! Die fehlende Klärung der grundsätzlichen Frage, auf -welchem Weg und in welcher Weise der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums im Generalgouvernement seine Maßnahmen und Ziele durchzuführen hat, bildet den bedauerlichen Anlaß ständiger Beunruhigung des gesamten von ihnen meiner Verwaltung anvertrauten Gebietes und birgt in sich die durch die Praxis erhärtete Gefahr des Nebeneinander- und Gegeneinanderarbeitens der öffentlichen Dienststellen, des lästigen Austragens von Prestigefragen und im ganzen eine große Schädigung des Ansehens der deutschen Autorität und des Gesamterfolges der Ausnutzung des Gebietes für die Steigerung des deutschen Kriegs- und Wirtschaftspotentials. Sie haben in Ihrem Erlaß über die Errichtung eines Staatssekretariats für das Sicherheitswesen im Generalgouvernement vom 7. Mai 1942 mir die Verpflichtung auferlegt, bei Verschiedenartigkeit von Auffassungen in der Gesamtarbeit mit dem Reichskommissar f.d.F.d.V. Ihre Entscheidung über den Reichsminister und Chef der Reichskanzlei einzuholen. In dem Bestreben, Ihre ungeheure Verantwortung und Arbeitslast nicht auch meinerseits noch ohne zwingendste Veranlassung zu vermehren, habe ich bis heute auf jede erdenkliche Weise einen Ausgleich mit den Orga* AGKBZnNP, Akta Bühlera, Bd. 257, S. 36 ff., 962 Z. Veröffentlicht bei Cz. Madajczyk, Zamojszczyzna . . ., Bd. 2, S. 6l ff. a Text fehlt.

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nen des Reichskommissars f.d.F.d.V. und mit dem Reichskommissar selbst herbeizuführen versucht. Nachdem diese Versuche zu einem befriedigenden Ergebnis nicht geführt haben, glaube ich nur noch durch eine grundsätzliche Klärung dieser Frage durch Sie selbst die unbedingt notwendige Entspannung auf einem der wichtigsten Arbeitsgebiete im Generalgouvernement erreichen zu können und bitte Sie, mein Führer, meinem klärenden Verlangen angesichts der schwerwiegenden Bedeutung der hiesigen Entwicklung geneigtes Verständnis entgegenzubringen. An der Spitze aller offenstehenden Fragen zwischen dem Reichskommissar f.d.F.d.V. (für die Festigung deutschen Volkstums) und mir rangiert wegen ihrer weitreichenden politischen Auswirkungen das Problem der Ansiedlung von Volksdeutschen im Generalgouvernement und der damit zwangsläufig verbundenen Aussiedlung der einheimischen Bevölkerung. Als Ausgangspunkt meiner Einstellung zu dieser Frage darf ich die Erkenntnis bezeichnen, daß es eine der ehrenvollsten und vordringlichsten Aufgaben der deutschen Führung ist, den aus den früheren volksfremden Räumen zurückgezogenen Volksdeutschen in den mit dem deutschen Schwert und Blut eroberten Ostgebieten eine Heimstätte zu scharfen. Mir erscheint es aber erforderlich, abzuwägen, ob dieses Ziel mitten in der Austragung des Existenzkampfes des deutschen Volkes unter Inkaufnahme schwerwiegender Nachteile auf wirtschaftlichen und sonstigen Gebieten verwirklicht werden soll oder ob es nicht zweckmäßiger ist, die Durchführung dieser Maßnahmen auf einen Zeitpunkt zu verlegen, in welchem die erforderlichen grundlegenden Vorbereitungen für die Einsiedlung Volksdeutscher ohne Behinderung durch kriegsbedingte Erschwernisse und ohne den Ausfall bedeutender wirtschaftlicher Leistungen des für die Ansiedlung in Aussicht genommenen Gebietes zum Nachteil der deutschen Kriegswirtschaft möglich sein werden. Ich sehe davon ab, auf kleinere Um- und Aussiedlungsmaßnahmen, wie sie verschiedenfach ohne ausreichende Fühlungnahme mit den Dienststellen der allgemeinen Verwaltung geplant und durchgeführt wurden, näher einzugehen und beschränke mich in meiner Darstellung auf die seit Ende des vergangenen Jahres im Kreise Zamosc in größerem Umfange geplanten und durchgeführten Versuche, Volksdeutsche in diesem Gebiet anzusiedeln, die durch die Organe des Reichskommissars f.d.F.d.V. ausgeführt wurden. Auch bei den hierfür für notwendig erachteten Maßnahmen hätte eine ausreichende Zusammenarbeit mit den Dienststellen der allgemeinen Verwaltung, wie sie von diesen in meinem Auftrage immer wieder mit allen Mitteln gesucht wurde, den Ablauf der Geschehnisse wesentlich erleichtert. Nach meiner festen Überzeugung wären die nachstehend geschilderten aufwühlenden Folgen für die Sicherheit und die Emährungslage des mir von Ihnen anvertrauten Gebietes in weitem Umfange nicht eingetreten. Trotzdem mir die Einzelheiten dieser Umsiedlung nur bruchstückweise bekanntgeworden sind, da der mit der Umsiedlung vom Reichskommissar f.d.F.d.V. unmittelbar betraute SS-Brigadeführer Globocnik es abgelehnt hat, mir über die bisherigen Umsiedlungsmaßnahmen im Distrikt Lublin zu berichten, halte ich es für meine Pflicht, die ungeheuren Auswirkungen dieser Aussiedlung im Bereich des Generalgouvernements im folgenden aufzuzeigen. Ich sehe auch in diesem Zusammenhang

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es nicht als meine Aufgabe an, wertend einzelne Maßnahmen der Durchführung einer Kritik zu unterziehen, sondern möchte mich auf eine zusammenfassende Schilderung der Hauptauswirkungen beschränken, die am eindringlichsten sich auf dem Gebiet der Sicherheitslage und der Emährungswirtschaft fühlbar machen. a. Sicherheitslage Anlage l C ..) Grund für diese völlige Zerstörung der öffentlichen Ordnung war nach meiner Überzeugung ausschließlich die Tatsache, daß den Ausgesiedelten in vielen Fällen kaum 10 Minuten, in keinem Falle über 2 Stunden, Zeit gelassen wurde, um ihre notdürftigste Habe zusammenzuraffen und mitzunehmen. Männer, Frauen und Greise wurden, vielfach ohne die geringsten Kleidungs- und Ausrüstungsstücke, in Massenlager abgeführt und dort ohne Rücksicht auf etwaige Familienzusammenhänge in Gruppen von Arbeitsfähigen, Minderarbeitsfähigen und Arbeitsunfähigen (insbesondere Kinder und Greise) ausgeschieden. Hierbei wurde jede Verbindung zwischen Familienzusammengehörigen durchschnitten, so daß das Schicksal der einen Gruppe der anderen jeweils unbekannt blieb. Diese Maßnahmen riefen erklärlicherweise bei der von der Aussiedlung betroffenen Bevölkerung eine unbeschreibliche Panik hervor und führten dazu, daß schätzungsweise die Hälfte der auszusiedelnden Bevölkerung sich planmäßig der Aussiedlung entzog. Sie ist in ihrer Verzweiflung aus dem Aussiedlungsbereich geflüchtet und hat in erheblichem Umfange zur Verstärkung der im gesamten Distrikt Lublin seit geraumer Zeit vorhandenen und mit fortschreitend größerer Frechheit und Stärke auftretenden Banditengruppen beigetragen. Diese Bewegung hat sich wellenförmig auch auf Bewohner derjenigen Landgegenden ausgedehnt, welche von der Umsiedlung - jedenfalls zunächst - gar nicht betroffen werden sollten. Dabei ist es sogar vorgekommen, daß die neu angesiedelten Volksdeutschen vielfach unter dem Zwang der durch Banditenaktionen eingetretenen Verluste sich zu bewaffneten Trupps zusammengeschlossen und auf eigene Faust aus den umliegenden Dörfern mit fremdvölkischer Bevölkerung sich die erforderlichen Betriebsmittel für ihre Landwirtschaft unter Waffengewalt beschafften. Diese chaotische Lage wurde noch verschärft durch die von der Ordnungspolizei im Distrikt Lublin in die Wege geleiteten Sühnemaßnahmen zur Abwehr weiterer Angriffe auf die Volksdeutschen Dörfer. Diese Sühnemaßnahmen bestanden unter anderem aus Massenerschießungen Unschuldiger, insbesondere von Frauen und Kindern sowie Greisen im Alter von 2 bis über 80 Jahren. Diese Maßnahmen besitzen nach den Erfahrungen für die vielfach unter bolschewistischer Leitung stehenden Banditenkreise nur geringe abschreckende Wirkung. Sie steigern aber die Erbitterung und den Haß der unschuldig davon Betroffenen einschließlich der Bevölkerungskreise, die für die Zukunft vor ähnlichen gegen sie durchzuführenden Maßnahmen bangen, und spielen der von der polnischen Intelligenz geleiteten

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Widerstandsbewegung und der äußerst aktiven bolschewistisch gelenkten Propaganda reichliches Agitationsmaterial und neue aktive Anhänger in die Hände. Die Auswirkungen dieser im Distrikt Lublin, insbesondere im Kreise Zamosc und seiner Umgebung, durch die Umsiedlungsmaßnahmen entfachten aufruhrähnlichen Zustände waren in dem gesamten mir anvertrauten Gebiet zu spüren. (...) b. Emährungswirtschaft Von unmittelbar einschneidender Bedeutung für die Ernährung des deutschen Volkes und damit für den erfolgreichen Fortgang und die siegreiche Beendigung des deutschen Existenzkampfes sind die Auswirkungen auf ernährungswirtschaftlichem Gebiet. Die Ansiedlung der Volksdeutschen erfolgte auf ca. 55 000 ha fruchtbarsten Bodens im Distrikt Lublin. Dieses für die Erfassung landwirtschaftlicher Erzeugnisse hervorragend geeignete Gebiet fiel vom Augenblick der Vorbereitungen für die Ansiedlung für die Erfassung landwirtschaftlicher Erzeugnisse in vollem Umfange aus. Darüber hinaus mußte zusätzlich die öffentliche Verwaltung des Generalgouvernements die sofortige Vollemährung der etwa 10 000 Köpfe starken Volksdeutschen als Vollverbraucher übernehmen. Weiter mußte die Landwirtschaftsverwaltung aus ihren äußerst knappen Beständen die gesamten Saatgutanforderungen für diesen Raum befriedigen. Endlich waren weiter große Mengen sonstiger landwirtschaftlicher Betriebsmittel und landwirtschaftlicher Zubehörgegenstände aufzubringen, die ebenfalls angesichts der riesigen Anforderungen für den weiteren Osten außerordentlich schwer 2x1 beschaffen sind. Ob das Gebiet im kommenden Jahr mit der kommenden Ernte den gleichen Nutzertrag wie in den Vorjahren erbringen wird, bleibt abzuwarten. Sowohl der höhere Eigenbedarf der Volksdeutschen Siedler wie die angesichts der Entwicklung der Sicherheitslage eingetretenen Schäden an Gebäuden und landwirtschaftlichen Betriebsmitteln sprechen dagegen. Diese Einbußen sind aber noch geringfügig zu werten gegenüber den Folgen der in der weiteren Umgebung des Umsiedlungsgebietes und letztlich bei der gesamten ländlichen Bevölkerung des Generalgouvernements eingetretenen Unsicherheit bezüglich ihres Eigentums und ihres persönlichen Schicksals, ja ihres Lebens. Ich habe die schwere Pflicht, darauf hinzuweisen, daß schon heute feststeht, daß das Generalgouvernement die im letzten Jahr erbrachten landwirtschaftlichen Leistungen zu Gunsten des Reiches im neuen Emtejahr im bisherigen Umfange nicht wiederholen kann. Kommen noch diese Schäden zu den schwerwiegenden Ernährungsproblemen der hier in breitem Umfange in deutschen Interessen arbeitenden Fremdvölkischen und ihrer Familien hinzu, die schon bisher den Gegenstand größter Sorge der zuständigen Stellen der Regierung, der Dienststellen des Reichsministers Speer und der Rüstungsinspektion gebildet haben. (...) Eine Fortsetzung der Besiedlung, wie sie der Reichskommissar f.d.F.d.V. (Anlage 3) in Aussicht gestellt hat, würde diese Probleme durch eine schwere Störung

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der künftigen Ereeugung vertiefen. Eine Zerschlagung der von der gesamten Verwaltung des Generalgouvernements für die landwirtschaftliche Produktionssteigerung als vornehmstes Ziel gemachten Anstrengungen wäre die unausweichbare Folge. Damit wäre nicht nur die Unmöglichkeit der Belieferung des Reiches eingetreten, auch die Hungersnot im Gebiet des Generalgouvernements wäre die weitere Folge. Was sie bei der heute schon tiefgedrungenen Beunruhigung des Landes angesichts seiner hervorragenden Mittlerstellung als Nachschubgebiet zwischen Front und Heimat bedeuten würde, darf ich mir versagen weiter auszuführen. (...) Ich bitte Sie daher, mein Führer, unter Würdigung der vorgebrachten Tatsachen um Entscheidung, ob die Ansiedlung Volksdeutscher Bauern und städtischer Bevölkerung im Generalgouvernement fortgesetzt werden soll, a. obwohl durch die Weiterführung dieser Ansiedlung mit Gewißheit ein enormer landwirtschaftlicher Produktionsausfall eintreten wird, den die großdeutsche Versorgung nicht ertragen kann, b. obwohl die Entwicklung der Sicherheitslage in den letzten Monaten zu dem Schluß zwingt, daß bei einer Fortsetzung der Umsiedlung eine Zufriedenhaltung des zwischen der Ostfront und dem Reich liegenden mir anvertrauten wichtigen Nachschubgebietes auch mit Mitteln härtesten Druckes unmöglich ist und Sabotage, Aufruhr und Auflösung der öffentlichen Ordnung mit all seinen Folgen für die Kriegsführung droht. Das eingangs meines Berichts geschilderte kräftevergeudende Nebeneinanderund Gegeneinanderarbeiten der öffentlichen Dienststellen und das lästige Austragen von Prestigefragen hat sich jedoch nicht nur auf die Planung und Durchführung der vorstehend geschilderten Umsiedlung im Distrikt Lublin beschränkt; auch auf vielen sonstigen Gebieten der öffentlichen Verwaltung ist der Höhere SS- und Polizeiführer im Generalgouvernement in seiner Eigenschaft als Vertreter des Reichskommissars f.d.F.d.V. unter Beanspruchung von Alleinzuständigkeiten zu willkürlichen Eingriffen in die Arbeit der öffentlichen Verwaltung übergegangen. (...) Mein Führer! Der mir von Ihnen im Oktober des Jahres 1939 erteilte totale Auftrag der Verwaltung des Generalgouvernements besteht auch heute noch. Auch heute noch ist mir durch diesen ehrenvollen Auftrag die totale Verantwortung für das mir anvertraute Gebiet aufgebürdet. Ohne die von mir erbetene Klärung der Befehlsbefugnisse des Reichskommissars f.d.F.d.V. ist ein weiteres erfolgversprechendes Arbeiten unmöglich. Heil Ihnen, mein Führer! Ihr gez. Frank 3 Anlagen1 1

Die Anlagen fehlen.

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Nr. 30 1943, I.Juli, [Lublin?]. Vermerk von SS-Gruppenführer Odilo Globocnik, SSund Polizeiführer Lublin, an den Persönlichen Stab des Reichsführers SS über die Aussiedlungen im Rahmen der geplanten Polizeiaktion „ Werwolf . * 1. Im Zuge der Sicherungsaktion „Werwolf wurde der Raum etwa westlich der Punkte AnSiedlungsgebiet über Bilgoraj-Tamogrod, im Westen Distriktsgrenze, im Süden bis Belzec und von dort verlaufend mit der Straße über Tomas7ow nach Zamosc bis Südgrenze Ansiedlungsgebiet, von der bodenständigen Bevölkerung evakuiert. 2. Der Teil südlich des Bilgorajer Waldes wird an Ukrainer übergeben und zwar so, daß a. die dort bodenständigen Ukrainer mehr an Grund und Boden erhalten bis zu einer Durchschnittsgröße von 6 ha und damit schon ein Teil des evakuierten Landes wieder besiedelt ist und b. dort, wo zu wenig bodenständige Ukrainer vorhanden sind, werden aus dem Hrubieszower Gebiet ukrainische Familien herausgezogen und dort neu angesetzt. Dadurch wird das dortige ukrainische Wohngebiet aufgelockert und es wird im Anschluß an das Ansiedlungsgebiet Raum frei. 3- Der Bilgorajer Wald selbst wird gänzlich evakuiert und nicht wieder besiedelt. 4. Der Teil nördlich des Bilgorajer Waldes, etwa begrenzt durch die Straße TomaszowKrasnobrod und weiter, wird ebenfalls mit Ukrainern neu besiedelt wie unter 2 b. 5. Demnach bleibt der Raum südlich des derzeitigen Ansiedlungsgebietes Zamosc leer und können dort nur Volksdeutsche und Deutschstämmige angesetzt werden. Die Deutschstämmigen aus dem Kreise Hrubieszow sind zu diesem Zwecke bereits zusammengezogen. Dies ist um so notwendiger, als sie nicht als Streudeutsche dem Polentum preisgegeben werden. 6. Im Zuge der Aktion werden auch die Städte Tomaszow und Zamosc von Polen entsiedelt und sollen von Deutschen besiedelt werden. Demnach hätte die Sicherungsaktion folgende Auswirkung: I. Die Bevölkerung dieses Gebietes, die seit Jahrzehnten nur vom Raub und Banditentum lebt, ist entfernt. II. Dem Reich werden etwa 30 000 Arbeitskräfte zugeführt. III. Die das deutsche Ansiedlungsgebiet umgebenden Gebiete sind dann von Ukrainern besetzt, die gewissermaßen ein Vorfeld bilden und dem Deutschtum friedlicher gegenüberstehen. IV. Außerdem wird durch diese Ansiedlung der Spannungszustand der Polen auf die Ukrainer übertragen und sie zu Abwehrkräften gemacht. V. Tritt eine neue Agrar-Struktur ein, da Proletarierbesitz verschwindet und eine durchschnittliche Hofgröße von 6 ha eintritt, was zur Intensivierung und Ertragssteigerung beiträgt. VI. Das deutsche Ansiedlungsgebiet wird für den weiteren Ansatz von Deutschen * AGK NTN, Akte „Bühler", Bd. 9, S. 18&-189. Veröffentlicht bei Cz. Madajczyk, Zamojszczyzna . . ., Bd. 2, S. 90.

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frei und zwar unter Voraussetzung einer Sicherungsmaßnahme. Dadurch aber wird das deutsche Siedlungsgebiet vergrößert, was zur wesentlichen Sicherung des Gebietes beiträgt. Ein polnischer Druck kann dann nur mehr vom Norden aus erfolgen und ist es dann von einer Seite aus leichter, die Sicherheit für das Siedlungsgebiet zu gewährleisten. Globocnik

Nr. 31 1943, 21. Juli, Feldkommandostelle. Schreiben des Reichsführers SS an Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel über Siedlungspläne und Ansiedlung von Hilfstuittigen der Wehrmacht.1" Der Reichsführer-SS

Feld-Kommandostelle, den 21. Juli 1943

Tgb. Nr. Adj. 241/43 RF/Bn Herrn Generalfeldmarschall Keitel

Geheime Kommandosacbel* 10 Ausfertigungen13 Ausfertigung

Sehr verehrter Herr Generalfeldmarschall! Ich höre, daß die Wehrmacht 24 000 Erbhöfe zu je 28 Morgen, darunter eine Anzahl Führungshöfe zu je 40 Morgen und größer, für die ukrainischen und sonstigen Hilfswilligen beansprucht und gefordert hat. Ich erhebe gegen diese Forderung als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums namens aller siedlungswilligen Männer des deutschen Volkes schärfsten Protest und Einspruch. Ich mache darauf aufmerksam, daß wir heute nicht in der Lage sind, auch nur einige deutsche Frontsoldaten zu siedeln. Mitten während des Krieges will die deutsche Wehrmacht russische Hilfswillige, über deren Gesamthaltung wir erst am Ende des Krieges ein abschließendes Urteil abgeben können, endgültig belohnen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß wir die Lehre, die uns die Kriegsgeschichte über das Verhalten der Polen und Ukrainer im vergangenen Weltkrieg gegeben hat, offenkundig vergessen haben. Darüber hinaus bin ich erstaunt.daß man das fremde Volkstum nicht nur mit Land in allgemeiner Form sondern in * NA, T-175, R. 19, 2524111-2524112. a Links: Stempel der Schriftgutverwaltung des RFSS, mit handschriftlich eingetragener Nummer „215"; darunter „Geheime Kommandosache". b „10" handschriftlich eingefügt.

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Gestalt von Erbhöfen, die die beste Sicherung der Sippen und Familien - in diesem Falle fremder Nationalität - gewährleistet, bedenken will. Ich habe immer noch die Hoffnung, daß die obengenannte Forderung von der deutschen Wehrmacht doch nicht erhoben wurde. Sollte sie erhoben worden sein, so bin ich der Ansicht, daß die betreffenden verantwortlichen Referenten, die derartige Vorschläge vorlegten, von ihren Stellungen sofort entfernt gehören; ihre Namen müssen jedoch festgehalten werden, damit sie zumindest nie mehr in eine Stellung kommen, in der sie derartig unheilvolle Dinge anregen und vorantreiben können. Heu Hitler! Ihr sehr ergebener gez. Himmler

2. An den Chef des SS-Hauptamtes 3. An den Chef des Hauptamtes Ordnungspolizei 4. An den Chef des Hauptamtes Sicherheitspolizei 5. An den Chef des SS-Führungshauptamtes 6. An den Chef des Stabshauptamtes des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums durchschriftüch mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt i. A. SS-Obersturmbannführer Nr. 32

1945, 29. Juli, Berlin. Notiz des Chefs des Allgemeinen Wehrmachtsamtesfür den Chef des Oberkommandos der Wehrmacht über die Ansiedlungsmöglichkeiten von Hilfswilligen.* Chef des Allgemeinen Wehrmachtsamts im Oberkommando der Wehrmacht

Berlin W 35, den 29- Juli 1943a

Ich habe wegen der dem Herrn Reichsführer-SS von dritter Seite gemachten Mitteilung über unsere angebliche Forderung von 24 000 Erbhöfen durch Vernehmung der für die Behandlung dieser Frage zuständigen beiden Personen- Oberst von Bornhaupt und Oberregierungsrat vom Hof - folgendes festgestellt: l. Die Durchführungsbestimmungen für den auf Grund der Führeranordnungen vom OKW gegebenen Befehl über Landbelohnungen an Hilfswillige, die s. Zt. mit Zustimmung des Reichsführer-SS herausgegeben waren, müssen neu gefaßt wer• NA, T-175, R- 19, 2524101-2524103. Darüber ein Stempel der Schriftgutveiwaltung mit handschriftlich eingefügter Aktennummer: Geh./215a

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den. Der Entwurf dieser Neufassung ist Gegenstand von Verhandlungen des Bevollmächtigten für Siedlungsfragen mit folgenden Dienststellen: Reichsführer-SS als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, Ostministerium, Wirtschaftsstab Ost, Generalstab des Heeres - Gen Qu, Hauptamt der Ordnungspolizei und Vierjahresplan. 2. Der Reichsführer-SS hat mir gegenüber zwei voll berechtigte Forderungen erhoben, die auch von mir als Grundlage für die weiteren Verhandlungen dem BW Sied befohlen worden und auch tatsächlich noch immer Gegenstand von Besprechungen sind. Die Forderungen sollten vor allem den Zweck haben, zu verhindern, daß infolge des bekannten Strebens der militärischen Führer, für ihre Hiwis besonders gut zu sorgen - zu großzügig mit Belohnungen umgegangen und dadurch zum Nachteil unserer eigenen Soldaten zu viel Land verbraucht wird. Es sollte daher ein Landkontingent für Belohnungszwecke festgelegt werden und in dessen Rahmen die Belohnungsmöglichkeiten so dosiert werden, daß die Hiwis nach mehrmaliger besonderer und längerer Bewährung einen erst nach dem Kriege zu realisierenden Anspruch auf Land in gewissen Größen zugebilligt bekommen können. Es bestand Übereinstimmung darüber, daß die Belohnungen an schwierige Bedingungen - insbesondere an längere und immer wiederholte Bewährung — zu knüpfen seien und daß in wenigen Fällen aus rein propagandistischen Gründen auch schon während des Krieges einige größere Höfe von etwa 40-60 Morgen abgegeben werden sollen, damit die Hiwis auch sehen, daß mit den Belohnungen tatsächlich ernst gemacht wird und die Belohnungen nicht nur unsichere Versprechungen sind. 3. Infolge meiner Rücksprache mit Reichsführer-SS sind die obengenannten Referenten mit den in Ziffer l genannten Stellen in Verbindung getreten, um zunächst einmal zu erfahren, wie hoch das zur Verfügung stehende Landkontingent praktisch sein kann. In diesen Besprechungen wurde ausdrücklich davon ausgegangen, daß das für diese Zwecke zu ermittelnde Kontingent niemals zu Lasten des für deutsche Ansiedler (Soldaten) gesperrten Landes gehen kann. Das Land soll vielmehr grundsätzlich nur aus den Höfen entnommen werden, die sonst anderen Kolchosmitgliedern zufallen würden. Die Landbelohnung an Hiwis wird mithin niemals die Benachteiligung deutscher Ansiedlungsmaßnahmen zur Folge haben, sondern notwendigerweise die Benachteiligung irgend eines Kolchosmitgliedes in Form von Wegnahme oder Nichtübereignung von Land (Exmittierung unzuverlässiger, renitenter oder straffällig gewordener Kolchosmitglieder). Mit anderen Worten ausgedrückt: Bei Verteilung des Landes auf die Angehörigen der Ostvölker sollen in deren Quote!! zunächst die für uns aktiv tätig gewesenen Hiwis berücksichtigt und bevorzugt behandelt werden. Es wird also hierdurch praktisch - m. E. auch im Sinne des Reichsführers-SS liegend - erreicht, daß anstelle unzuverlässiger Elemente unter der altsowjetischen Landbevölkerung Personen mit Land ausgestattet werden, die sich unter deutscher Führung im Kampf gegen den Bolschewismus bei Polizei oder Wehrmacht in langer Zeit mehrfach bewährt haben. Bei diesen Besprechungen sind dann Berechnungen angestellt, wie weit man gehen kann, und Ostminister und Wirtschaftsstab Ost haben erklärt, daß ein Kon-

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tingent von 2% der Gesamtstärke (Wehrmacht + Polizei usw.) - d. h. bei 1,2 Millionen Hiwis1 für 24 000 Köpfe - aus dem für die Ostvölker bestimmten Landkomplex für die Nachkriegszeit reserviert "werden könnte. 4. Bei den in Ziffer 3 genannten Erwägungen wurde auch über die mögliche Höhe etwa schon während des Krieges zu gewährender Einzelhöfe gesprochen und in Aussicht gestellt, daß für Wehrmacht und Polizei etwa 2-3 000 Höfe hierzu zur Verfügung gestellt werden könnten. 5- Wenn in dem dem Reichsführer-SS bereits unter dem 29- 6. 1943 zugegangenen Entwurf der Vorschlag gemacht wurde, als Kontingent für die verschieden hohen Landbelohnungen 2% der Kopfstärke vorzusehen, so geschah dies zugleich unter Berücksichtigung rein militärischer Belange. Bei einer Einheit von 150 Mann würden demnach im Höchstfalle drei Anwärter innerhalb eines Jahres mit Landbelohnung ausgezeichnet werden können, vorausgesetzt, daß diese Anwärter sich vier-, sechs- bzw. zehnmal besonders hervorgetan haben. Die Truppe selbst hat beim OKW 6%, zum Teil 10 und 15% als Kontingent gefordert. Schließlich mußte die Höhe des Kontingents auch unter dem Gesichtspunkt der propagandistischen Wirkung bzw. Auswertungsmöglichkeit geprüft werden. In Anbetracht des großen Raumes zwischen Ostsee und Schwarzem Meer muß man schon eine genügend große Anzahl von Landbelohnungen verteilen, wenn das vom Führer befohlene Ziel erreicht werden soll. 6. Zusammenfassend stelle ich also nochmals fest, daß zwischen den in Ziffer l genannten Stellen und den Vertretern des OKW volle Übereinstimmung darüber besteht, daß die in großen Teilgebieten des Ostraumes vorhandenen Landesreserven zugunsten späterer Maßnahmen zur Festigung deutschen Volkstums grundsätzlich für Belohnungen an Hiwis nicht in Anspruch genommen werden sollen, trotzdem nach Auffassung des Ostministeriums die Kolchosmitglieder der altsowjetischen landbevölkerung auf Grund der „Neuen Agrarordnung" und der „Deklaration über die Einführung bäuerlichen Grundeigentums" an sich einen Rechtsanspruch auf Übereignung der von ihnen bewohnten und bewirtschafteten Landstellen haben. Nach dem Ergebnis der Besprechungen soll die Landbeschaffung für die Durchführung der Landbelohnungen nach dem dem Herrn Reichsführer-SS am 29- 6. zugegangenen Entwurf des OKW auf 2 volle Jahre gesichert sein, wenn in jeder der rund 40 000 Kolchosen nur je eine Wirtschaftsstelle freigehalten bzw. freigemacht würde. Schließlich betone ich ausdrücklich, daß der völlig abwegige Gedanke, für die Landbelohnungen an die Hiwis das Erbhofrecht oder auch nur ähnliche schutzrechtliche Maßnahmen einzuführen, im OKW niemals erwogen worden ist.

1

Sowjetische Kriegsgefangene, die - entweder unter Zwang oder freiwillig - im Dienste der Wehrmacht gestanden haben. Ihre Zahl betrug 0,9-1,2 Millionen. b Unleserliche Unterschrift.

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Nr. 33 1943, 14. August, Berlin. Schreiben von Ulrich Greifeh an den Reichsführer SS über die geplante Ansiedlung der Volksdeutschen, die sich in den Lagern der Volksdeutschen Mittelstelle im Regierungsbezirk Zichenau aufhalten* Der Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums Stabshauptamt 1-1/7 Ostpr. 7 - Dr. St./Ha. - He.

Berlin-Halensee, den 14. August 1943a Kurfürstendamm 140

Betrifft: Ansiedlung der in Lagern befindlichen Restbestände Bezug: Mein Schreiben vom 7. 7. 43 - Ihre Schreiben vom 16. 7. 43 - Tgb. Nr. 47/50/ 43 g Bra/H. und vom 4. 8. 43 - Tgb. Nr. 30/15/43 g Bra/H. Anlage: l An den Reichsführer-SS Berlin SW 11 Prinz-Albrecht-Str. 8 Reichsführer!

Unter Bezugnahme auf die fernmündliche Unterredung des Unterzeichneten mit SS-Obersturmbannführer Brandt wird in der Anlage erneut der Entwurf eines Schreibens an Gauleiter Koch mit der Bitte um Unterzeichnung durch Reichsführer-SS vorgelegt. Zur Begründung dieses Schreibens darf folgendes bemerkt werden: I Im Monat Juli sind von den auf Anforderung von SS-Gruppenführer Globocnik seinerzeit für den Raum Zamosc bereitgestellten Umsiedlern noch rund 600 Familien mit 2 500 Personen in den freigewordenen Räumen des Kreises Zamosc angesiedelt worden. Nunmehr ergibt sich, daß der für die bäuerliche Besiedlung zur Verfügung stehende Raum des Kreises Zamosc erschöpft ist. Auf Grund der zwischen Reichsführer-SS und Generalgouverneur Frank getroffenen Vereinbarung (RF-SS 47/117/ 43 g vom 3. 7. 43) ist bis zum Frühjahr 1944 außer der Besiedlung des Landkreises Zamosc nur noch eine deutsche Einsiedlung in die Städte Zamosc, Tomaszow und

• BA, NS 19/3607. Veröffentlicht bei: Cz. Madajczyk, Zamojszczyzna . .., Bd. 2, S. 162 ff. a Stempel: Persönlicher Stab Reichsfuhrer-SS, Schriftgutverwaltung, Akt. Nr. Geh./266 (handschriftlich).

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Lublin vorgesehen. SS-Gruppenführer Wendler und SS-Gruppenführer Globocnik, mit denen gemäß Schreiben vom 16. 7. 43 - Tgb. Nr. 47/50/43 g Bra/H. - Verbindung aufgenommen worden ist, sind übereinstimmend der Ansicht, daß eine darüber hinausgehende Besiedlung des Distriktes Lublin - unabhängig von der Haltung des Generalgouvemeurs - infolge der sicherheitspolizeilichen und volkspolitischen Lage zur Zeit nicht befürwortet werden kann. Sie erklären auch, nicht übersehen zu können, wann die Lage sich so beruhigt haben wird, daß dem Reichsführer-SS weitere Ansiedlungsmaßnahmen vorgeschlagen werden können. II In den Lagern der Volksdeutschen Mittelstelle befinden sich noch 2 500 bäuerliche und 1200 nichtbäuerliche Herdstellen. Es handelt sich vornehmlich um Siedler aus dem Balkanraum und aus der Gegend von Leningrad, wobei an erster Stelle die Bosniendeutschen mit rund 2 500 Herdstellen zu nennen sind. Unter den Lagerinsassen befinden sich auch die Bulgariendeutschen, deren alsbaldige Ansiedlung Reichsführer (Schreiben vom 4. 8. 43, Tgb. Nr. 30/15/43 g Bra./H.) angeordnet hatten. Sämtliche genannten Umsiedler waren seit dem Herbst 1942 gemäß verschiedenen Befehlen des Reichsführers zur Ansiedlung im Distrikt Lublin bereitgestellt, konnten aber wegen der bekannten Schwierigkeiten dort bis heute nicht angesiedelt werden. Um die Ansiedlung dieser Umsiedler so schnell wie möglich zum Abschluß zu bringen, erscheint nach wie vor eine Ansiedlung im Regierungsbezirk Zichenau als die beste Lösung. Wie bereits im Schreiben des Unterzeichneten vom 7. 7. 43 erwähnt, beträgt im Regierungsbezirk Zichenau die erfaßte landwirtschaftliche

Nutzfläche davon im Besitz von Volksdeutschen von Umsiedlern der toten Hand so daß noch verfügbar sind

857 500 ha 70 000 ha 22 000 ha 20 000 ha 745 500 ha

Die Freimachung der Höfe und Betriebe kann durch Zusammendrängung der Polen ohne Evakuierung erfolgen. III Es darf ferner darauf hingewiesen werden, daß durch die Anlage des Truppenübungsplatzes Guben eine Anzahl von Bauern abgesiedelt werden muß, deren Wiederansiedlung in Altreichgebieten auf Grund des Landbeschaffungsgesetzes dem Reichsnährstand nur zum Teil möglich ist. Die Zahl der von den Truppenübungsplätzen abzusiedelnden Bauern, welche die Voraussetzungen für die Ansiedlung im Osten erfüllen und vom Reichsnährstand nicht untergebracht werden können, dürfte sich auf 300 Herdstellen belaufen.

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Es wird daher im Einvernehmen mit dem Wirtschafts- und Verwaltungs-Hauptamt vorgeschlagen, auch diese reichsdeutschen Bauern im Regierungsbezirk Zichenau anzusiedeln. Persönlicher Stab RFSS Eingang am: 17. Aug. 1943 Tgb. Nr.: 30/15/43b an: RF Anlage

Der Chef des Stabshauptamtes Greifelf SS-Gruppenführer u. Generalleutnant der Polizei

Nr. 34 1944, 23. März, Berlin. Verordnung des Reichsführers SS ah Generalbevollmächtigter für die Reichsverwaltung über die Beschlagnahme von Land für die Ansiedelung von Volksdeutschen.* Verordnung über die Landbeschaffung zur Seßhaßmachung von reichs- und Volksdeutschen Umsiedlern Auf Grund gesetzlicher Ermächtigung wird mit Zustimmung des Beauftragten für den Vierjahresplan und des Oberkommandos der Wehrmacht folgendes verordnet:

$1 Sofern für die Seßhaftmachung reichs- oder Volksdeutscher Umsiedler Grund und Boden benötigt wird, finden für die Beschaffung des benötigten Landes das Gesetz über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März 1935 (Reichsgesetzbl. I S. 467) und seine Durchführungsverordnungen sinngemäß Anwendung. Die Aufgaben der Reichsstelle für Landbeschaffung nimmt der Reichsführer SS, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, oder die von ihm bestimmte Stelle wahr.

b

Eingangsstempel mit handschriftlicher Tgb. Nr. Unterschrift. * Veröffentlicht in: Die Vergangenheit warnt. . ., S. 162, Dokument 30. c

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§2

(1) Diese Verordnung tritt mit Wirkung vom 7. Oktober 1939 in Kraft. (2) Sie gilt auch in den eingegliederten Ostgebieten und im Protektorat Böhmen und Mähren.1 Berlin, den 23- März 1944 Der Generalbevollmächtigte für Reichsverwaltung H. Himmler

Nr. 35 1944, 3. April, Bad Karlsbrunn. Rede von Karl Hermann Frank, Reichsministerfür Böhmen und Mähren, über seine Umvolkungspolüik im Reichsprotektorat [Auszüge]. *

C ..) Ich muß zunächst nachdrücklichst darauf hinweisen, daß meine Ausführungen geheime Reichssachen von schwerwiegendster politischer Bedeutung zum Gegenstand haben und deshalb als Staatsgeheimnis im Sinne des § 88 des Reichsstrafgesetzbuches anzusehen sind. C ..) Das Femziel nationalsozialistischer Reichspoütik in Böhmen und Mähren muß auf die Wiedergewinnung des Bodens und der auf ihm siedelnden Menschen für das deutsche Volkstum und für die Reichsidee gerichtet sein. Um dies erreichen zu können, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder A. die totale Aussiedlung der Tschechen aus Böhmen und Mähren in ein Gebiet außerhalb des Reiches oder B. bei Verbleiben des Großteils der Tschechen in Böhmen und Mähren die gleichzeitige Anwendung vielfältigster der Assimilation und Umvolkung dienenden Methoden nach einem X-Jahresplan. Dabei können drei Grundlinien verfolgt werden·. 1. Die Umvolkung der rassisch geeigneten, also blutmäßig für uns erwünschten Tschechen. 2. Die Aussiedlung von rassisch unverdaulichen Tschechen und aller destruktiven Elemente der reichsfeindlichen Intelligenzschicht. 1

Das Bodenamt teilte dem Reichsprotektor am 12. Mai 1944 u. a. mit: „Im Vordergrund aller Arbeiten steht nach wie vor der vom Reichsführer SS, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, übertragene Siedlungsauftrag, in dessen Rahmen z. Z. mehrere Hunderte Umsiedler im böhmisch-mährischen Räume untergebracht werden müssen." * Veröffentlicht in: Die Vergangenheit warnt. . ., S. 103-172.

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3- Die Neubesiedlung dadurch freigewordenen Raumes mit frischem deutschen Blut. Zu A: Die totale Aussiedlung von 7,2 Millionen Tschechen halte ich für undurchführbar, a. weil kein geeigneter Raum vorhanden ist, wo sie neu angesiedelt werden könnten, b. weil keine deutschen Menschen vorhanden sind, die den leergewordenen Raum in Kürze füllen können, c. weil das hochzivilisierte, wirtschaftlich und verkehrstechnisch hochempfindliche Herzland Europas keine Störung seiner Funktion und kein Vakuum verträgt, d. weil Menschen auf Jahrzehnte hinaus Reichskapital sind und wir im neuen Reich die Arbeitskraft von 7 Millionen Tschechen nicht entbehren können, e. weil die Schockwirkung einer solchen Evakuierung auf andere Völker politisch unerwünscht ist. Zu B: Durch die vorher angeführten drei Methoden kann nach meiner Meinung auf weite Sicht gesehen eine Regennanisierung Böhmens und Mährens erreicht werden. Die erfolgreichen Assimilierungsversuche früherer Jahrhunderte, die dadurch entstandene und vorher beschriebene rassische Niveauangleichung von einem Großteil der Tschechen an die Deutschen und die Anziehungskraft des neuen Reiches lassen es wahrscheinlich erscheinen, daß bei einer sehr klugen Politik ein größerer Teil des tschechischen Volkes innerhalb von Generationen einer echten Umvolkung zugeführt werden kann. Ich möchte als Grundsatz dabei herausstellen: Über eine systematisch durchgeführte politische Neutralisierung, also Entpolitisierung des tschechischen Volkstums muß man zunächst zu einer geistigen und dann zu einer völkischen Assimilierung kommen, um schließlich die echte Umvolkung zu erreichen. Dieser Prozeß wird sowohl im Protektoratsgebiete selbst als auch weitgehend im binnendeutschen Raum vor sich gehen müssen. Planvolle und zielsichere Methoden sind in allen Bereichen des Volkslebens elastisch und in größter Vielfalt und Mannigfaltigkeit und wahrscheinlich für die verschiedenen Städte und Berufsschichten verschieden anzuwenden. Erst bis dieser Prozeß nach einem klaren Plan im Gange ist und entsprechende Erfolge aufgewiesen hat, kann eine spätere Führung sich eine Aufteilung des Protektorats leisten. Über zersplitterte deutsche Kräfte verschieden prozedierender und experimentierender Reichsstellen wird das vitale tschechische Volkstum Sieger bleiben. C ..) Der schon nach wenigen Friedensmonaten im Herbst 1939 von den Gegnern entfesselte Krieg hat uns allerdings seine besonderen Forderungen aufgezwungen. Als wir nach der Umkehr der Panzerspitze des Generals Guderian vor Moskau im Herbst 1941 erkannten, daß es mit den Blitzkriegen zu Ende sei und daß das deutsche Volk und das Reich nunmehr einen langen und zwar den gewaltigsten und schwersten Kampf seiner Geschichte au szufechten hat, sind wir sofort an eine gewissenhafte Überprüfung unserer politischen Strategie und Taktik im Protektorat gegangen. Es

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mußte ein Weg gefunden werden, und es mußte nach dieser Erkenntnis eine Politik gemacht werden, die gewährleistet, alles aus den reichen menschlichen und wirtschaftlichen Kräften des Raumes und seiner Bewohner herauszuholen, ohne das Fernziel aus dem Auge zu verlieren und den Weg zu ihm durch politische Augenblicksmaßnahmen zu verbauen. C ..) Ich habe nicht die Absicht, nun brutal das Steuer in der Tschechenpolitik des Sudetengaues um 180 Grad herumzuwerfen, und nun öffentlich mit einer neuen Tschechenpolitik hohe Wellen zu schlagen, es wird vielmehr auf kaltem Wege und ohne Aufsehen eine Angleichung der Tschechenpolitik im Sudetengau an die von mir durchgeführte Politik im Protektorat und zwar im Einvernehmen mit Ihrem Gauleiter stattfinden, wobei vielleicht da und dort mit Rücksicht auf die Kriegsnotwendigkeit eine etwas mildere oder sagen wir gerechtere Tour, z. B. auf dem Gebiete der Aussiedlung tschechischer Bauern während des Krieges, eingeschlagen, andererseits aber beim geringsten Widerstand und bei der geringsten Illoyalität von tschechischer Seite, mit den schärfsten Mitteln durchgegriffen wird. C .-)

Nr. 36 1947, 2. Dezember, Nürnberg. Eidesstattliche Erklärung von Johannes Hermann Müller über Tätigkeit und Aufgaben der Dienststelle des Beauftragten des Reichsführers SS als Reichskommissarfär die Festigung deutschen Volkstums. *

(...) Ich kam im Dezember 1941 nach Lublin und war dort bis Sommer 1943 mit der verwaltungsmäßigen Wahrnehmung der Geschäfte des Kommandeurs der Sicherheitspolizei beauftragt. Im Sommer 1942 wurde die Dienststelle des Beauftragten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums eingerichtet. Beauftragter dieser Dienststelle wurde der SS- und Polizeiführer Globocnik, den Himmler offensichtlich außerordentlich schätzte. Er wurde daher auch sehr schnell befördert. So kam er z. B. wohl 1941 als SS-Brigadeführer nach Lublin1 und wurde bereits im Sommer 1943 SS-Gruppenführer, Generalleutnant der Polizei und höherer SS- und Polizeifuhrer in Triest. Globocnik - abstammungsmäßig Slowene - war ein absolut gespaltener Charakter. Er hatte einen ungeheuren Ehrgeiz. Innerhalb seines Stabes betrieb Globocnik eine geradezu phantastisch anmutende großangelegte Planung. Diese beschäftigte sich mit Siedlungsplanungen für den Raum des gesamten europäischen Rußland. Der Planungsstelle, die einen eigenen Modellsaal enthielt, gehörten eine Anzahl von Architekten und Baumeister an, die ich wie die übrigen Mitglieder des Stabes, persönlich kannte. * AGK, ATW VIII, Bd. 38 - Dokumente, S. 106 ff. 1 Globocnik "wurde bereits 1939 nach Lublin versetzt.

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Das Lubliner Planungsbüro hielt ich für ein besonderes Steckenpferd Himmlers. Er war persönlich alle 4-6 Wochen in Lublin und beteiligte sich selbst mit großem Interesse an den Arbeiten. Oftmals nahm er im Modellsaal Veränderungen in der Anordnung der Modellanlagen vor und versetzte Modellkörper an andere Stellen. Wir als leitende Beamte mußten uns bei Himmlers Besuchen melden und erlebten daher diese Vorgänge persönlich mit. Auf die unentwegten Beschwerden der Sicherheitspolizeiorgane hin wurde Globocnik im Sommer 1943 abberufen. Damit endete dann auch die Tätigkeit der Planungsstelle in Lublin. Professor Meyer-Hetling oder Konrad Meyer kenne ich nicht. Ich habe diesen Namen bis heute nie gehört. Ich habe ihn auch niemals in Lublin gesehen. Die zum Stabe der Dienststelle gehörenden Offiziere kannte ich alle. Die Bezeichnung „Generalplan Ost" isi mir ebenfalls neu. Ich habe auch niemals gehört, daß Prof. Meyer-Hetling oder ein deutsches Universitäts-institut einen derartigen Plan ausgearbeitet hat. Nürnberg, den 2. Dezember 1947 gez. Johannes Hermann Müller Die obige Unterschrift von Johann Hermann Müller, vor mir geleistet, wird hiermit beglaubigt und von mir bezeugt. Nürnberg, den 2. Dezember 1947. gez. Günther Wendland Die wortgetreue und richtige Abschrift des obigen Schriftstückes bescheinigt. Nürnberg, den 2. Dezember 1947 gez. Dr. Kurt Behling Rechtsanwalt

Nr. 37 1947, 17. Dezember, Nürnberg. Eidesstattliche Erklärung von Johannes. Hermann Müller über seine Tätigkeit im Stab des SS- und Polizeiführers Lublin, Odilo Globocnik.* Eidesstattliche Versicherung

C--) Im Frühsommer 1942 wurde von dem SS- und Polizeiführer Odilo Globocnik (SSGruppenführer und Generalleutnant der Polizei) in Lublin eine Dienststelle des * AGK, ATW VUI, Bd. 38, S. 106 a ff., Dokument 23.

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Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums eingerichtet. Es wurde ein größeres Haus für die Unterbringung des Stabes bestimmt, an dessen Eingang ein Schild mit der Aufschrift „Reichsführer-SS - Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums" angebracht wurde. Die gleiche Aufschrift trugen die Briefbögen und Umschläge der Dienststelle, Der Stab wurde groß aufgezogen und dem damaligen Major der Schutzpolizei, späterem Oberst H. Kientrup unterstellt. Er bestand aus mehreren Abteilungen wie z. B. Rasse- und Siedlungsangelegenheiten, Planung u. a. In dem Planungsbüro, das sich mit der Planung der Siedlung im Generalgouvernement und des weiteren Ostraumes bis zum Ural befaßte, waren Architekten und Baumeister tätig, welche Modelle und Pläne anfertigten, die Himmler, der etwa alle 4-6 Wochen zu Globocnik kam, vorgeführt wurden und die ihn offenbar sehr interessierten. Globocnik erklärte öfter, daß er den Befehl erhalten hätte, den Distrikt Lublin zum ersten rein deutschen Distrikt zu gestalten. Es wurden Globocnik auch starke fremdvölkische SS-Verbände unterstellt. Unter Einsatz dieser Verbände begann er etwa im Juli 1942 schlagartig mit der Aussiedlung von Polen im Kreise Samosce [Zamosc] und der Ansiedlung von Volksdeutschen aus der Batschka und aus Siebenbürgen. Mir ist bekannt, daß Globocnik auch die Ansiedlung von Slovenen plante. Dieser Plan ist aber am Widerstand vorgesetzter Stellen gescheitert. Die Aktion in Samosce [Zamosc) brachte den vorher sehr friedlichen Distrikt in starke Unruhe. Ich ersuchte sofort die Stapo und den SD um Anstellung von Beobachtungen an Ort und Stelle und um Berichte. Hierbei wurden so unmenschliche Vorgänge festgestellt, daß sich die Organe der Sicherheitspolizei und des SD verpflichtet sahen, durch Meldungen, Warnungen und scharfe, umfassende Beschwerden die Zentralinstanzen in Berlin und Krakau mit der Bitte um sofortige Einstellung der Aktionen zu informieren. Dadurch entstanden schwere Kämpfe zwischen der Sicherheitspolizei und Globocnik, welche die Entsendung von Prüfungskommissionen des RSHA nötig machten. Im Frühjahr 1943 erschienen zu diesem Zweck kurz hintereinander SS-Staf. Dr. Ehlich vom Amt III und SS-Gruf. Müller vom Amt IV und stellten die Richtigkeit des Inhaltes unserer Beschwerden fest. Die Aus- und Ansiedlungen wurden daraufhin eingestellt, aber wieder fortgesetzt, als Himmler bald darauf nach Lublin kam, bei dem Globocnik offenbar sehr angesehen war. Stapo, Kripo und SD, und ich selbst berichteten sofort wieder beschwerdeführend. Im Sommer 1943 wurden die Verhältnisse schließlich so unhaltbar, daß Globocnik versetzt werden mußte. Ich selbst wurde auf Grund eines polizeigerichtlichen Verfahrens wegen angeblicher polen- und judenfreundlicher Betätigung bestraft,1 meines Amtes enthoben, schied aus dem aktiven Polizeidienst aus und ging später zur Wehrmacht.

Die Beweise dafür fehlen.

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Creutz habe ich weder während meiner Tätigkeit in Lublin noch später kennen gelernt, noch habe ich mit ihm dienstlich zu tun gehabt. Nürnberg, den 17. Dezember 1947 gez. Johannes Herrn. Mueller Die Echtheit der obigen Unterschrift wird hiermit von mir beglaubigt und bezeugt: Nürnberg, den 17. Dezember 1947 gez. Dr. R. Merkel Rechtsanwalt

Nr. 38 1947, o. D., Nürnberg. Erklärung von Heinrich Wiepking-Jürgensmann im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozeß. * Ich erkläre zunächst an Eidesstatt, daß ich zu keinem Zeitpunkt Mitglied oder Anwärter der NSDAP gewesen bin. Ich war lediglich Mitglied der NSV, des Dozentenbundes und der Altherrenschaft des von mir geleiteten Institutes für Landschaftsund Gartengestaltung der Universität Berlin. Ich bin mit Herrn Professor Meyer-Hetling weder verwandt noch verschwägert. Ich bestätige ferner an Eidesstatt, daß ich Herrn Professor Meyer-Hetling seit etwa 1933 kenne. Er wurde bald danach mein Kollege in der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Berlin. Sein Charakter war stets einwandfrei. Obwohl Herr Professor Meyer aus der Kenntnis meiner Personalakten genau wußte, daß ich kein Parteimitglied war, so hat er sowohl als Sachbearbeiter im Ministerium wie auch später in der Fakultät aus dieser Tatsache mir keinerlei Nachteile erwachsen lassen, sondern ist mir stets in kollegialster Weise beltilflich gewesen. Er hat nie versucht, mich in eine politische Abhängigkeit zu bringen und hat dagegen alles getan, um unbehelligt meinen Aufgaben dienen zu können. Zu meinem vorgeschriebenen Wirkungskreis als einzigen ordentlichen Professor der Landschaftsgestaltung im Reiche gehörte die Abgabe von Gutachten aus meinem Fachgebiet für Oberste Reichsstellen. Solche leistete ich auch für das Planungsamt. Bei Besprechungen über solche von mir beantworteten Fragen der Landespflege und Landschaftsgestaltung in Ost- und Westpreußen, im Warthegau und Schlesien ist niemals der Boden der Sachlichkeit verlassen worden. Durch die tätige Mithilfe von Herrn Professor Meyer ist wissenschaftlich gesehen auf dem Gebiete der Landespflege sehr viel erarbeitet worden, das von bleibendem Wert für viele Völker sein dürfte. Die Entfaltung und Gestaltung einer

* Staatsarchiv Nürnberg, KV-Prozesse, Fall 8, M-5, Nr. 134. Veröffentlicht bei G. Gröning/J. Wolschke-Bulmahn, Die Liebe zur Landschaft. . ., S. 218 f.

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fruchtbaren Landschaft, in der alle Menschen gesunde Lebensgrundlagen finden sollten, schwebte m. E. Herrn Professor Meyer ausschließlich vor. Neuere Veröffentlichungen auf dem Gebiete der Landespflege fußen auf unseren gemeinsamen Arbeiten. So gibt der Planungsverband der Hochschule in Weimar (russisch besetzte Zone) „Grundlagen des ländlichen Siedlungswesens" heraus. Das Heft 2, 1946 beweist, daß die Durchführung der Bodenreform, ganz abgesehen von der politischen Tendenz in geradezu allen Einzelheiten und im Gesamtbilde der Landschaft sich auf den Erkenntnissen gründet, die der Planungsstab Professor Meyers erarbeitet. In den Ländern Niedersachsen und Rheinland-Westfalen, sowie in SchleswigHolstein und Hamburg und in Brandenburg hat sich ein Arbeitskreis Landespflege gebildet, der durch staatl. Unterstützung getragen wird. Außerdem sind in verschiedenen Ländern Ämter für Landespflege eingerichtet worden. Alles das sind Beweise, wie lebendig und fruchtbar die Anregungen waren, die Herr Professor Meyer gegeben hat. Ich bestätige ferner ausdrücklich, daß ich nie von Herrn Professor Meyer Ansichten hörte, die in irgendeinem Sinne als lebensfeindlich gedeutet werden könnten. Das Gegenteil scheint mir der Fall zu sein. Die Achtung vor der Heiligkeit des Lebens und des Leides, die Professor Meyer m. W. besaß, wurde von mir stets als ein besonders wertvoller Wesenszug seiner Persönlichkeit herausgefühlt. Soweit ich es jedenfalls durch die mir gestellten Fragen beurteilen kann, war die von Herrn Professor Meyer geleitete Planungsarbeit eine ausgesprochene Friedensarbeit, die das gesamte Reichsgebiet betreffen sollte. Ich kann insofern darüber ein positives Urteil abgeben, als die Landschaftlichen Richtlinien (Anordnungen 20/VI) während des Krieges ja zunächst nur in den neuen Siedlungsgebieten Geltung haben, aber nach dem Kriege Grundlagen eines neuen Reichsgesetzes bilden sollten. Die Landschaftlichen Richtlinien waren sicherlich das friedlichste Werk, und sie bilden neben dem Reichsnaturschutzgesetz, das gleichfalls während der Nazizeit herauskam, eine gesetzliche Grundlage, die ihren Verfassern nicht zur Unehre gereichen. Die Fragen einer biologischen Landordnung und Landnutzung, einer richtigen Verteilung von Feld und Wald im Landschaftsraum sind die wichtigsten Fragen, mit denen sich die Landwirtschaften und die Landesplanungsstellen in allen Ländern zu befassen haben. Nach der Vergröberung der landwirtschaftlichen Kulturen (Raubnutzung) wird die Zukunft der gesamten Menschheit nur in der Verfeinerung der Methoden nach der biologischen Seite hin zu suchen sein. Darüber sind sich sämtliche Landbauwissenschaftler in der ganzen Welt einig. Sowohl in den USA, wie in Rußland sind die umfangreichsten Arbeiten angelaufen, um die Erde wieder fruchtbar zu machen und fruchtbar zu halten, nachdem in den letzten hundert Jahren mehr Landflächen wüst geworden sind, als in der davorlaufenden Geschichte der Menschheit überhaupt. M. E. hat Herr Professor Meyer sein ganzes Leben diesen Aufgaben gewidmet. Er hat einen Beitrag geleistet, für den ihm jeder dankbar ist, der unabhängig von der politischen Situation, die das Naziregime verursachte und beeinflußte, urteilt, nur dankbar sein kann. gez. Heinrich Wiepking

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Nr. 39 Krzysztof Kq,kolewski „Co upana stychac?" [Auszüge].* Die schmale, asphaltierte Landstraße fuhrt in ein Sumpfgebiet. Weit entfernt, in der Mitte des Sumpfes liegt das im Mittelalter uneinnehmbare Wasserschloß Oberwenies. Wir überqueren die Brücke über den Burggraben. Eine Gruppe von jungen Männern beobachtet uns aufmerksam, als wir in den Flur treten. „Ein merkwürdiger Ort", sagt Adalbert. Die Sekretärin des Gesamteuropäischen Studienwerks in Vlotho an der Weser, die wir telefonisch nach Alexander Dolezalek, Mitglied der Institutsleitung und Ostforscher, fragten, hat uns hierher geschickt. Vom Flur aus treten wir in den Rittersaal, wo am Kamin, unter Gemälden aus dem 18. Jahrhundert, eine Besprechung stattfindet. Wir nähern uns den sechs in die Diskussion vertieften Männern, ohne zu wissen, wer sie sind. Der Mann, den wir suchen, ist offenbar nicht dabei. Noch vor einer Stunde haben wir uns die Fotografie des faltenlosen, strahlenden und lachenden Dolezalek angesehen. Sie zeigt ihn während einer Umsiedlungsaktion, neben Baron von Fircks sitzend. Als wir jetzt seinen Namen nennen, erhebt sich vom Konferenztisch ein Mann mit runzligem Gesicht und schönem grauen Bart. Er sagt: „Das bin ich." Adalbert trägt seine Formel vor, die er schon auswendig kennt. Dolezalek scheint gar nicht verwundert zu sein, als ob er uns erwartet hätte. Wir werden in den Speisesaal gebeten. Die Besprechung sei gleich zu Ende. Im Speisesaal schlage ich mein Notizheft dort auf, wo ich mir die vierzehn Fragen an Dolezalek aufgeschrieben habe. Ich zögere, welche davon ich stellen soll. Denn es wird hier um einen hohen Einsatz gehen. Ich mache einen Fehler, indem ich gleich zu Anfang seine Tätigkeit als Planungschef des SS-Siedlungsstabs in Poznan und Lodz, erwähne, wo er Polen buchstäblich von der Weltkarte ausradierte, als er polnische Ortsnamen durch deutsche ersetzte. Dolezalek hebt die Hand und unterbricht mich: „Das kann man nicht isoliert von der Geschichte Europas sehen." Ohne jede Einleitung beginnt er mit einem Vortrag über Umsiedlungen und führt als erstes Beispiel die griechisch-türkische Frage an. Seine Ausführungen beginnen mich zu faszinieren, da sie auffallend übereinstimmen mit einem Vortrag von Fricks, den wir früher zu hören bekommen haben. Als ob Dolezalek und von Fricks dieselbe Schulung durchgemacht hätten, die sie ein für allemal programmiert hat. Argumente, Stoffauswahl und Redeweise gleichen sich: keine Unterbrechung duldend, mit wachsender Eindringlichkeit, den Zuhörer erdrückend. Nach zwei Stunden fallen

' Co u pana sfychac? [Wie geht's Ihnen?!, Warszawa 1975. (Die Gespräche hat Krzysztof Kakolewski Anfang der siebziger Jahre geführt.)

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mir jedoch einige Unterschiede zwischen ihren Aufführungen auf. Wenn Dolezalek von der „Kriegspsychose" und der „Schuld der Polen" spricht, fügt er hinzu: „Es gibt auch psychologische Gründe. Wir waren Opfer der Goebbelsschen Propaganda. Aus den 5 000 Deutschen, die im September 1939 gefallen sind, machte er 54 OOOjdadurch wurden die menschlichen Gefühle abgetötet. Das, was später passierte, tötete die Gefühle der Polen 1945 ab." Jetzt unterbreche ich ihn. „Wenn die menschlichen Gefühle in uns abgetötet worden wären, würde die deutsche Nation einige Millionen Menschen weniger zählen. Soll ich Sie so verstehen, daß Sie sich in der Besatzungszeit im voraus für 1945 gerächt haben?" „Ich muß das als Beschuldigung verstehen." „Ja. Obwohl Sie im Schatten geblieben sind und Ihr Name nicht öffentlich bekannt geworden ist, habe ich Sie gefunden, weil Sie einer der zwei überlebenden Visionäre des Dritten Reiches sind. Ich habe sehr genau Ihre Denkschrift in Sachen Polen studiert, die Sie für Obersturmbannführer Krumey verfaßt haben. Ihr Plan war bedrohlicher als alles, was tatsächlich umgesetzt werden ist, schrecklicher als die Verbrechen." Dolezalek kann ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken. Er beherrscht sich aber schnell, wird ernst und antwortet: „Ich wollte aus der polnischen Nation das Beste bewahren." „Und damit die deutsche Nation stärken? Ihre Denkschrift weist erstaunliche Parallelitäten zu der Kritik am Generalplan Ost auf, die Dr. Wetzel formuliert hat. Es ist ein unermeßlicher Verlust für die Geschichte, daß der Generalplan Ost verlorengegangen ist. Dank des Gutachtens von Dr. Wetzel können wir diese Vision aber immerhin rekonstruieren." „Es gab mindestens drei Ostpläne. Sie wurden aber so strikt geheimgehalten, daß sogar ihre genaue Zahl letztlich nicht bekannt ist." „Die Ausführung dieses Plans sollte in den Jahren 1973 bis 1975 stattfinden. Wir haben also bereits die Zukunft. Die schrecklichste Variante der Geschichte hätte sich bereits erfüllt. Wenn man eine neue Wissenschaftsdisziplin zur Erforschung der nicht gewesenen Geschichte begründen wollte, könnte man eine Landeskunde dieses Staates auf der Grundlage der .Rassensoziologie' erarbeiten. Die Völker Osteuropas sollten nach Sibirien umgesiedelt werden. Die Polen hätte man in drei Gruppen geteilt, damit sie nicht wiederauferstehen können. Es wäre anzunehmen, daß die für die Deutschen gefährlichste Gruppe in die Nähe des Polarkreises verlegt worden und dort ausgestorben wäre. Die Polen sollten mit Ukrainern, Russen und Weißrussen gemischt, von den Machthabern aber derart gegeneinander aufgehetzt werden, daß unter ihnen ständig Spannungen und Feindschaft herrschten. Jetzt kann ich Ihnen die soziale Pyramide dieses Staates nachzeichnen: ganz unten die Polen, die, wie Wetzel schrieb, ,die gefährlichsten aller Fremdstämmigen' waren. Sie würden etwas rechnen können, damit nicht vollkommenes Analphabetentum ihren Einsatz als unqualifizierte Arbeitskräfte behinderte. Den Tschechen hätte man dagegen Handwerksberufe erlaubt. Höher stünden die Ungarn, noch höher die Litauer, die Letten und die Esten; die hätten eingedeutscht und zu niederen Funktionären im Machtapparat zugelassen werden können. Am Gipfel der Pyramide: die Rasse der Herrenmenschen."

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„Das hat ein total Verrückter sich ausgedacht. Es war ja nicht realisierbar." „Warum? Bisher habe ich fünf Ihrer Kollegen aufgesucht. Einer von ihnen hat die theoretische Begründung für die Gewalt geliefert, indem er an Beweisen für die Unterlegenheit gewisser Rassen arbeitete, ein anderer gewährleistete diese Gewalt. Als Chef eines Exekutionskommandos dezimierte er die Zahl der feindlichen Bevölkerung und erleichterte dadurch die Umsiedlung. Wieder ein anderer führte die Umsiedlungen durch, die den Anfang einer erzwungenen Völkerwanderung bedeuteten. Und noch ein anderer hat Polens Hauptstadt, die vorher eine Million Einwohner zählte, dem Erdboden gleich gemacht. Sie sollte wie Karthago vollständig umgepflügt werden. Die Reichsplaner haben an derselben Stelle ein deutsches Städtchen vorgesehen, als Sitz der Kreisleitung der NSDAP. Es gab auch jemanden, der für die Produktion von biologischen Waffen eintrat, mit denen man ganze Völker hätte vernichten können, nachdem diese ihre Sklavenfunktion für das Dritte Reich erfüllt hätten. Scheinbar handelte es sich dabei um völlig voneinander unabhängige Vorgänge. Sie überschnitten sich aber in einem gemeinsamen Punkt: in der Ausrichtung auf die Verwirklichung des großen Plans zur Umgestaltung der Welt. Ich kenne meinen eigenen potentiellen Lebenslauf, könnte auch ungefähr meinen Status angeben. Wäre ich noch am Leben, würde ich mit dreiundvierzig Jahren einer der ältesten lebenden Polen sein. Denn sie würden durchschnittlich höchstens ein Alter von 25 bis 30 Jahren erreichen. Es würde keine Kinder geben. Ob ich mich wohl noch an das Alphabet erinnern würde? Ich kann Ihnen zeigen, wo ich gewohnt hätte: zwischen dem Ob und dem Jenissej. Höchstwahrscheinlich auf einer nordöstlich gelegenen polnischen Insel. Ich kann auch die Geographie dieses Staates rekonstruieren, der noch keinen Namen hatte. Vielleicht hätte ich an den Feiern anläßlich der Erfüllung des Planes teilnehmen dürfen. Das wäre so ungefähr zwischen 1973 und 1975 gewesen. Als Sklave, halbnackt und barfüßig, würde ich Sie aus der Menge heraus beobachten." „Ebenso gut hätte ich Ihr Opfer werden können", antwortet Dolezalek. „Der Plan, von dem Sie vermutlich sprechen, wurde in einer Abteilung erarbeitet, die 20 Mann zählte und keinerlei Einfluß besaß. Eine so große Angelegenheit, wie es für Himmler die Zukunft der Welt nach dem Sieg war, wurde von verschiedenen Leuten behandelt. Unter ihnen gab es sowohl einflußreiche als auch unbedeutende Personen. Eben diese konnten sich Schwafeleien und wahnsinnig krankhafte Visionen erlauben." „Es war eine ganz besondere Krankheit. Ihr Name ist unbekannt. Sie äußerte sich aber in besonderem Realismus und präziser Wirksamkeit." „Fiktionen, Phantasien!" „In Ihrer Denkschrift gebrauchen Sie den Begriff ,Rassenschrott'. Das ist ein Teil dieser Fiktion." „Ich? Unmöglich! Solche Worte benutze ich nicht." Ich lege ihm fünf Seiten aus seiner Denkschrift vor. Das Wort ist an jeder Stelle unterstrichen. Dolezalek schaut sich das Dokument mit großer Aufmerk-

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samkeit an. Für einige Sekunden scheint er alles vergessen zu haben und liest gierig. „Ich sehe das zum ersten Mal seit dreißig Jahren", sagt er. „Das ist ein Geschenk von mir an Sie." „Wirklich?" Dolezalek freut sich. „Ich werde das in Ruhe lesen können." „Kommen wir aber zurück zum Rassenschrott." Dolezalek zögert ein bißchen, als ob er nicht begründen könnte, warum er dieses Wort gebraucht hatte, als ob er wirklich vergessen hätte, daß er es gebraucht hat und unter welchen Umständen. „Das war ein internes Schriftstück. Ich mußte die Sprache dieser Partei sprechen. Das war die Sprache der Zeit. Ich kann nur versuchen, Sie davon zu überzeugen, daß ich das für Unsinn halte." „Haben Sie auch damals so gedacht7" „Damals auch." „Warum haben Sie das dann geschrieben?" „Um mich der offiziellen Linie entgegenzustellen." „Das verstehe ich nicht. Ihre Denkschrift war ein Teufelswerk. Sie planten eine Zerschlagung der polnischen Nation in drei Teile. Die Untergrabung der nationalen Solidarität durch Schaffung optimaler Bedingungen für denjenigen Teil der Gesellschaft, der eingedeutscht werden sollte: für die Intelligenz, die Aristokratie, die Grundbesitzer, die Handwerker und die reichen Landwirte. Diese Gruppen sollten dann die deutsche Nation stärken. Die mittlere Gruppe sollte neutralisiert und als Arbeitskräftereservoir gebraucht werden. Die unqualifizierten Arbeiter, mit den meisten Kindern, sollten als ,Rassenschrott' und zugleich Quelle der biologischen Kraft ausgesiedelt werden. Was mit ihnen dann geschehen sollte, erwähnen Sie nicht einmal." „Dies sollte im Warthegau realisiert werden." „Dieses Gebiet sollte aber Versuchsfeld für den Generalplan Ost werden." (...) „Zu Beginn des Krieges bekam ich den Auftrag, eine Nationalitätenkarte des Ostens anzufertigen, die als Grundlage für die Umsiedlungen dienen sollte. Nach 100 Stunden Arbeit ohne Schlaf händigte ich sie Ribbentrop aus (Adalbert erklärte mir das Wortspiel: ,Tropf = ,Idiot'); er war nicht einmal mit der Geographie des Ostens vertraut. In Polen war ich einige Male. Ich flog mit der ,LOT', der neuen polnischen Fluglinie. Ich war auch am Grab Pilsudskis. Das war ein Nietzsche in Militäruniform. Ich hielt es für wichtig, Gdingen zu besuchen. Ich war in Lemberg, einer wegen der Nationalitätenverhältnisse interessanten Stadt. Dann waren meine Bekannten aus Polen in Berlin, und es gab ein Treffen in der polnischen Botschaft, wo ich Botschafter Lipski kennenlernte. Mein Gott. Die Rzeczpospolita Polska [Polnische Republik] (Dolezalek spricht es fehlerfrei aus) mit ihren widersprüchlichen Tendenzen, dem Wirrwarr der Nationalitäten, dem Marschallkult. Sie wissen wohl, daß es in Polen zwei Milieus gab, die den Faschismus ausgebrütet haben." Er wartet auf eine Antwort von mir. Da ich aber schweige, fährt er fort:

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„Es waren einige Kreise des ONR2 und einige Gruppen auf dem rechten Flügel der ,Sanacja'3 nach dem Tod Pilsudskis. Schwer zu sagen, in welche Richtung sich das entwickelt hätte. Ich habe mich vor einigen Monaten damit beschäftigt. Vom Zweiten Thorner Frieden4 bis 1772 war die Grenze zwischen Polen und Deutschland, genauer gesagt: zwischen dem polnischen und deutschen Raum, Element, am ruhigsten. Ganze Jahrhunderte lang. Wissen Sie das?" Dolezalek versucht erneut, mich in polnischer Geschichte zu examinieren. Ich schweige. Dolezalek fährt fort, bitter lächelnd: „Ich bin ein klassisches Beispiel für die sogenannte Kriegsgeneration. Im Hitlerismus gab es militärische Disziplin, aber keine ideologische, denn der Zeitraum von zwölf Jahren war zu kurz, um eine solche zu schaffen. Daher die Uneinheitlichkeit, die Schwierigkeiten bei der Arbeit, Widersprüche im Handeln. Mich faszinierte Mussolini." „Stehen Sie dem Faschismus näher als dem Hitlerismus?" unterbreche ich ihn. „Nein. Heute nicht." „Und damals?" „Damals ebenfalls nicht. Mich faszinierten Korporationen, gemeinsame Verbände von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Unter den Durchschnittsmenschen herrscht die Meinung, daß Mussolini Hitler nachgegeben hätte. Das Gegenteil ist richtig. Hitler lernte von Mussolini. Als dieser Abessinien und Albanien zu unterwerfen begann, beschloß Hitler, ihn nachzuahmen. Unter seinem Einfluß wurde er zum Imperialisten. Ich versuche, mich vierzig Jahre zurückzuversetzen und Ihnen meine Empfindungen zu schildern. Ich will Ihnen den Augenblick des Durchbruchs beschreiben." (...) „Wie hat Himmler sich dazu verhalten?" „Himmler, vorangehend, das Gefolge drei Schritte hinter ihm, wirkte immer abwesend. Damals war es gefährlich, sich ihm entgegenzustellen. Alles wurde zum Theater. Er war der dritte, wenn auch nicht der zweite Mann im Staat. Nach dem Streit mit Greiser ging ich am nächsten Morgen zu ihm ins Hotel. Er empfing mich im Schlafrock, war zugänglich, menschlich und sagte, ich hätte recht gehabt. Er meinte, daß die Welt und das Leben sich nach Belieben gestalten ließen. Er sah keinen wesentlichen Unterschied zwischen Menschen und Tieren. Er glaubte, daß alles, was mit Hühnern gelingt, auch mit Menschen machbar ist." „Sie haben aber ähnlich gedacht: daß man durch Umsiedlungen und Manipulationen Strukturen und nationale Räume ändern kann. Ihr habt euch vorgestellt, ihr seid die Künstler der Zukunft, die ihr wie Plastilin formen werdet." 2

Oboz Narodowo-Radykalny [Nationalradikales Lager] - eine rechtsextremistische Gruppierung, die Klassensolidarität, Antisemitismus, Verstaatlichung des ausländischen und jüdischen Kapitals forderte, ähnlich dem Faschismus, aber deutschfeindlich. 5 Regierungsblock im Vorkriegspolen. 4 1460.

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„Das Unglück Osteuropas war die Nichtübereinstimmung von politischen und ethnischen Grenzen." „Die nach dem Zweiten Weltkrieg gezogenen Grenzen trennen die Völker ideal, meinen Sie nicht7" Dolezalek übergeht meine Frage und sagt: „Die Denkschrift, die Sie mir heute mitgebracht haben, war die Ursache dafür, daß ich mich in die innere Emigration begeben mußte." „Ich verstehe Sie nicht." „Ich gab meinen Posten auf und ging an die Front, zu den Fallschirmjägern. Das war die eleganteste Form der Emigration. Es kam aber der Zeitpunkt, zu dem ich von der Front zurückbeordert und zum Chef der Hauptabteilung für Planung im Hauptamt der SS ernannt wurde. Ich wurde mit Sonderaufgaben betraut. Eine davon war, nicht nur einen neuen Generalplan Ost, sondern auch ein Zukunftsbild des neuen Europa auszuarbeiten. Das war schon in letzter Minute. Der Krieg ging rasch voran, der totale Sieg war Utopie geworden, es schien aber noch nicht zu spät. Das war im Herbst 1944. Der Kameradenkreis der höheren Offiziere der Waffen-SS hatte das Bewußtsein, daß es noch etwas zu retten gab. Sogar damals wäre ich mehrfach beinahe wegen Abweichung von der Linie abgeschoben worden." „War das Opposition?" Ja. Der Deckname für unsere Aktion lautete ,Die doppelte Wende'." „War das eine Verschwörung?" „Eine Verschwörung", ruft Dolezalek aus. „Das war in einem solchen System der Geheimpolizei undenkbar." „Sie haben sich reichlich spät zum Handeln entschlossen." „Einer der Gründe war der Mangel an Informationen. Sie werden es kaum glauben, aber im Februar 1945 sagte mir angeekelt der Chef des Amtes für Rassen- und Umsiedlungswesen Hildebrandt unter vier Augen, streng vertraulich, daß er vor drei Monaten unwiderlegliche Beweise erhalten hätte, daß Millionen von Juden ausgerottet worden seien. Ich habe seine Stimme noch im Ohr. Sie klang verändert, erschüttert." „Ich bin bereit zu glauben, daß Sie darüber zum erstenmal im Februar 1945 offen gesprochen haben und daß General Hildebrandt Ihnen vertrauen mußte, wenn er, wie Sie sagen, vor Ihnen seinen Ekel zu erkennen gab." „Die Informationen wurden gefiltert." „Aber Sie, erwachsene Männer, Berufssoldaten, höhere Offiziere und Politiker, die zur Führungsschicht des Regimes gehörten, haben nichts gewußt' Hätte Himmler, wenn er noch gelebt hätte, auch behauptet, daß ihm alles unbekannt gewesen sei? Die Vollstrecker berufen sich auf ihre Vorgesetzten, und die Vorgesetzten . . . " „Ich sage Ihnen ganz offen: Ich hatte Informationen aus dem englischen Rundfunk. Ich glaubte aber nicht daran. Ich kann mich erinnern, daß während des Ersten Weltkrieges die Alliierten behauptet hatten, die Deutschen hätten aus Menschen Seife gemacht. Dies hat sich als Lüge erwiesen. Ich dachte, es sei diesmal ähnlich. Aber sie "waren, wie sich zeigte, sogar entschlossen, den Sieg für ihr Mor-

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den zu opfern. Sogar 30 000 Schneider, die arbeiten konnten, wurden im Ghetto ermordet." „Eine solche Motivation, die ich technische Motivation nennen möchte, kommt bei Ihnen und Ihren ehemaligen Genossen oft vor." „So haben wir es uns damals erklärt. Heute dagegen kann ich sagen: Diese Schuld wird uns niemals und von niemandem verziehen." Eine Weile verharrt er in seinen Gedanken versunken und sagt dann: „Ich war nie im Generalgouvernement. Frank hat angeblich nach Stalingrad etwas gelernt. Er war aber auch ein gebildeter Mensch." „Die Kultur kann ja nie mit Verbrechen einhergehen." Ja, das stimmt. Ich kann also sagen, daß er informiert war. Wir haben uns insgeheim den Rassentheorien widersetzt, da sie unermeßlichen Schaden anrichteten. Stärke und Tatkraft hängen nicht von der Rasse oder Klasse ab. Die Untergruppe ,C' gab eine Broschüre unter dem Titel ,Der Untermensch' heraus. Sie handelte von den slavischen Völkern und war gegen die Russen gerichtet. Meine Untergruppe ,D' hat sie nach einem Vertriebstag zurückgezogen, da sie die Würde von General Wlassow verletzte. Nachher mußte ich lange mit Wlassow diskutieren, um den durch die Broschüre angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Übrigens habe ich in diesem Gespräch den Begriff des Übermenschen nicht verworfen, ihn allerdings im klassischen Sinne gebraucht, so wie Nietzsche ihn verstand. Erst Himmler hat die Menschen als Tiere und Pflanzen verschiedener Art gesehen." Er kommt noch einmal auf Himmler zu sprechen. Dieser scheint seine ehemaligen Untergebenen stärker zu faszinieren als Hitler. „Himmler war Bayer. Er kannte den Osten nicht. Er verstand ihn nicht. Er war ein Agronom, der immer neue Einfalle hatte, von den Manufakturen bis zur Pflanzenheilkunde. Er ließ ja sogar einen Kräutergarten der SS anlegen." „Was wurde dort angebaut'" „Ricinus und noch etwas." „Er züchtete Pflanzen, die auf menschlichen Leichen wuchsen." „Davon weiß ich nichts. Er lehnte wohl Kunstdünger ab. Er interessierte sich leidenschaftlich für das Mittelalter und für Archäologie. Lieber hätte er nicht getötet, sondern verwandelt, erzogen, umgebildet, mit anderen Arten und Gattungen gekreuzt. Ein bayerischer Schulleiter. Das Aussehen und die Seele eines Kleinbürgers. Ein normales Aussehen. Niemand, nicht nur ich, hätte vermutet, daß er millionenfachen Mord begangen hat. Die absolute Macht korrumpiert die Menschen absolut." „Ich möchte aber auf Ihren Kreis zurückkommen. Gab es also keine organisatorischen Strukturen?" „Im strikten Sinne des Wortes gab es sie nicht. Es fing mit der Entwicklung bestimmter Ansichten innerhalb der ganzen Gruppe an, mit Informationsaustausch, dann widersetzten wir uns bestimmten Aktionen und noch später haben wir selbst gehandelt." „War das nicht Verrat?"

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„Wir haben die anderen für Verräter gehalten. Und sie dachten ebenso über uns. Die ideologischen Differenzen wurden immer tiefer. Die Partei wurde immer nationalistischer bis zum Superimperialismus. Keiner von uns war Parteimitglied. Dann wurde aber so ein Hund von der NSDAP-Leitung zu uns geschickt. Der fragte uns, warum wir noch nicht Mitglieder seien. Daraufhin haben wir einen Vertrauenswürdigen in unseren Kreis aufgenommen." „Ihre Aktivitäten wurden aber toleriert." „Eines Tages bekam ich einen Brief von üer Gestapo, in dem folgendes stand: ,Sie befassen sich in letzter Zeit mit Problemen, die ausschließlich dem Führer vorbehalten sind. Wir warnen Sie.' Besonders bedrohlich war die Form. Der Brief war mit Gestapo-Briefkopf geschrieben und anonym. Das bedeutete das Todesurteil." „Und Sie leben doch?" „Denn in meinem Fall hieß es noch nicht gleich Vollstreckung des Urteils. Die Fliege, die auf der Fliegenpatsche sitzt, lebt weiter." „Das verstehe ich nicht." „Die Patsche war die Waffen-SS. Damals war ein solches Urteil unvollstreckbar, wenn es sich um einen Offizier dieses Truppenteils handelte." „Die Waffen-SS hat Verbrechen begangen." „Die Waffen-SS", sagt Dolezalek mit leidender Stimme, „sollte eine Eliteeinheit •werden. Sie hatte das Profil einer Garde und war ja auch eine alte Garde. Es war aber ein historisch einzigartiger Fall, daß eine Garde mit polizeilichen Aufgaben betraut wurde." „Das waren Morde und nicht ,polizeiliche Aufgaben'." „Im Anfangsstadium war sie als Ritterorden gedacht." „Etwa so wie die Kreuzritter?" „Ja. Ein Kreuzzug stand uns bevor. Er zwang uns Entbehrungen und Verzicht auf. Später hatte dort aber ein Kreuz- oder Marienburger Ritter nichts mehr zu schaffen. Das war keine reine SS mehr. Es gab fremde Nationalitäten, Verbrecher, Glücksritter." „Warum haben Sie sich nicht widersetzt' Sie waren doch der am besten bewaffnete Truppenteil des Reiches. Sie hätten sich auflehnen können, und zwar nicht nur so im stillen, sondern Sie hätten Ihre Macht gegen diejenigen einsetzen können, die Ihnen zu morden befahlen." „Wir haben den Eid geleistet,Meine Ehre heißt Treue'. Von den Treuen waren wir die treuesten. Die Garde ergibt sich nicht, sie lehnt sich auch nicht auf." „Vor der Reise zu Ihnen mußte ich daran denken, daß mir viele Leute Vorwürfe machen werden, weil ich mit Ihnen, einem SS-Mann spreche." „Heute weiß ich, daß es ein Fehler war, daß wir uns nicht dem ,20. Juli' angeschlossen haben. Aber wenn Beck und die anderen die Waffen-SS nicht mit der Polizei gleichgesetzt hätten, wäre vielleicht alles anders gekommen. Als wir aktiv wurden, war die Wehrmacht bereits ausgeschaltet, und wir blieben allein. Mit Leuten wie Bormann konnten wir nicht rechnen. Wir waren die letzte handlungsfähige politische Kraft. Ich kann mich an eine Lagebeurteilung aus jener Zeit erinnern, die in unserem Kreis verbreitet wurde: ,Wir sitzen in einem Auto, das von einem

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betrunkenen Chauffeur (Hitler) gesteuert wird. Es rast so schnell, daß wir nicht herausspringen können, und um uns her gibt es nur Abgründe'." „Wer gehörte zu Ihrem Kreis?" „Dem Rang nach waren es höhere Offiziere der Waffen-SS, meistens Generäle. Es war eine oppositionelle Front der Vernunft." „Können Sie einige Namen nennen?" „Die Obergruppenführer Hildebrandt und Pank oder Panke, genau weiß ich nicht mehr, es ist schließlich dreißig Jahre her, Brigadeführer Hoffmann, Staatssekretär und Gruppenführer Waechter (Dolezalek nimmt mein Notizheft und korrigiert die Rechtschreibung des Namens Wächter), Brigadeführer Doktor Ohlendorf. Ja, es gab noch einen: den Chef des Amtes VI Schellenberg, der Canaris-Nachfolger, der den Spionagedienst im Westen leitete. Ohlendorf machte den größten Eindruck in Nürnberg. Er hat seine eigene Schuld eingestanden, ohne etwas abzuleugnen und zu verhehlen." „Es wird so viel geredet, freilich erst heute, von der Widerstandsbewegung und von Verschwörungen im Dritten Reich." Dolezalek lächelt nachsichtig: „Bedenken Sie die Ziele. Wir wollten für Deutschland retten, was noch zu retten war. Bei einem vernünftigen Kompromiß, für den wir einen Plan entworfen hatten, gab es eine Chance; nach diesem Plan war der Rücktritt von Hitler und Himmler, ja sogar ihre Verhaftung und Verurteilung vorgesehen." „Sollten sie zum Tode verurteilt werden?"

„Ja. Goring sollte auch abgeschoben werden. Dann hätte es eine völlig andere, gesäuberte Partei gegeben." „Demokratie innerhalb der NSDAP? Eine totale Reform des Totalitarismus?" Ja. Sowohl ideologisch, da wir wußten, welche Schäden der Führer in den Grundfragen angerichtet hatte, als auch organisatorisch, ich denke hier an eine Rückkehr zum nationalen Sozialismus. Es gab auch einen Sozialplan, der die Organisation der Fabriken anbetraf." „Wer hat diese Pläne entworfen?" „Das wurde mir zuteil. Man riskierte dabei seinen Kopf. Dieser Plan hieß auch Generalplan, da er ganz Europa umfaßte, das Nachkriegseuropa natürlich. Es war ein Friedensplan. Als Chef der Hauptabteilung für Planung im Hauptamt der SS stellte ich auf dem Schachbrett des künftigen Europa dessen 36 Völker auf. Sie werden mir nicht glauben, aber das Konzept war dem der heutigen Gemeinschaft ziemlich ähnlich." „Könnten Sie mir diesen Plan, die von Ihnen verfertigte Karte Europas zeigen?" „Nein. Sie liegt bei mir, nicht veröffentlicht. Einen Teil dieses Plans und andere Materialien werde ich enthüllen, wenn ich in Pension bin. Den Rest bereite ich zur Veröffentlichung erst nach meinem Tod vor, allerdings nicht aus dem Grunde, daß mich dieser Plan belastet hätte. Der Plan war ja der vernünftigste von allen." „Was sollte mit Polen geschehen?" „Da ging ich weit von der früheren Denkschrift ab. Dieser Teil meines Plans nennt

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sich auch ,dritter Generalplan Ost'. Polen hätte im Rahmen der europäischen Gemeinschaft, ohne Grenzen im heutigen Sinn, seinen Platz gehabt." „Es wäre ein deutsches Europa gewesen." „Nein. Ein freies Europa, ohne Grenzen." „Sie haben aber von der ,Rettung dessen, was zu retten war" gesprochen." „Selbstverständlich. Deutschland, als die größte Macht im damaligen Europa, sollte nicht bedeutungslos werden. Polen: Am besten wäre es, das auf einer Karte zu zeigen". Auf einem Blatt aus meinem Notizbuch zeichne ich die Vorkriegsgrenzen Polens auf. Dolezalek sagt: „Oh, Sie zeichnen aber gut." Die polnischen Grenzen sind mit meinem schwarzen Kugelschreiber eingetragen. Mit blauer Tinte zeichnet Dolezalek die 1944 von ihm entworfenen Grenzlinien ein. „Die Curzonlinie", sagt er. Dahinter schreibt er: „USR." „Haben Sie sich nicht geirrt? Wollten Sie die Existenz einer sozialistischen Ukraine zulassen?" „Verzeihung" (Dolezalek streicht das „S" durch). „Es sollte eine Republik mit nationalistischem Geist werden, so wie sie sich zum Beispiel Petljura vorstellte. Jetzt die polnische Westgrenze. Posen sollte bei Polen bleiben, aber", Dolezalek lächelt entschuldigend, „nur mit einem kleinen Gebiet um die Stadt. Alle von Deutschen bewohnten Gebiete würden deutsch bleiben. Kattowitz bei Polen, aber nur mit dem Teil Schlesiens, der euch aufgrund eines Plebiszits zugesprochen würde. Das, was nach den schlesischen Aufständen angeschlossen wurde, wäre wieder Deutschland. Pommern wäre ein deutsch-polnisches Kondominium, eine Erweiterung des Status der Freien Stadt Danzig. Der Verkehr in Richtung Nord-Süd wäre für Polen garantiert, Ost-West für Deutschland. Wir waren eine ,dritte Kraft', und die Polen konnten nur auf uns zählen. Hitler war ein pathologischer Typ, aber mit scharfem Verstand und einem ungewöhnlich guten Gedächtnis, das ihm oft zugute kam. Ich weiß genau, daß er die Erklärung der zwei Kaiser von 1916, die Gründung Polens sowie auch die Legionen und den Namen Püsudskis erwähnte. Ich weiß nicht, ob Sie sich darüber im klaren sind, daß Hitlers Polen-Pläne bis Kriegsende niemandem, sogar bei uns, bekannt waren. Bis heute ist es unklar, wie sie wirklich waren. Wir wollten insgeheim die Zustimmung einer polnischen Interessenvertretung erlangen, wir wollten uns an eine provisorische polnische Staatsmacht wenden, die wir in der katholischen Kirche sahen. Doch der Klerus hat den Vorschlag abgelehnt. Er hat die Landesarmee konsequent unterstützt. Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber sogar auf deutscher Seite gab es Bewunderung für die Polen. Überall haben wir Kollaborationswillige gefunden, nur in Polen nicht. Wir haben auch in der anderen Richtung zugeschlagen: wir haben eine Propagandabroschüre gegen Jalta herausgegeben. Darin haben wir unser künftiges, grenzfreies Europa dargestellt. Wir warnten die Völker Europas, daß ihr ganzer Weltteil rot würde, wenn sie sich auf Jalta einließen. Der Broschüre lagen drei Karten bei, die darstellten, wie sich die westlichen Demokratien, Rußland und wir Europa in ihren jeweiligen Friedensplänen vorstellten. Wir wollten die Kirchen für unsere Sache gewinnen, denn der Plan war mit der Operation ,Doppelte Wende' verbunden, die ich bereits erwähnte."

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„Was war die ,Doppelte Wende?" „Das ist eine lange Geschichte. Zuerst mußte man eine europäisch-britische Friedensliga zustande bringen. Dabei arbeiteten die SS und bestimmte Kreise in der evangelischen Kirche zusammen. Es ging um eine Verbindung zu Churchill durch Vermittlung der anglikanischen Kirche. Wir nutzten auch gewisse Kanäle, um Kontakt zu General Koenig in Frankreich sowie zu den Amerikanern herzustellen. Letzteres war durch unsere Kontakte zu der niederländischen Widerstandsbewegung möglich." „Was für Kanäle waren das? Welche Leute?" „Joessinger in Norwegen und der Antifaschist Doktor Burckhardt. Das war die eine Richtung unserer Aktivität. Die andere zielte auf die UdSSR. Durch Verhandlungen mit der einen Seite wollten wir die andere Seite dazu zwingen, ihre Deutschlandpolitik zu revidieren, um so einen Ausweg aus dem verlorenen Krieg zu finden." „Es ging also um die Entzweiung der Alliierten." Ja." „Und es ist nicht gelungen?" „Nein. Die Kriegslage veränderte sich zu schnell." Schon acht Stunden dauert unser Gespräch in dem eiskalten, zugigen Speisesaal. Wir trinken ständig Kaffee. Die Leiterin des im Schloß stattfindenden Kurses bringt eine Kanne nach der anderen. Sie sagt: „Sie sollten keinen Kaffee mehr trinken, sonst bekommen Sie noch einen Herzinfarkt." Dann fragt sie mich, ob ich Emigrant sei. Als sie erfährt, daß ich direkt aus Polen komme, fragt sie noch: „Ihr Pelzmantel ist wohl aus Hyäne?" „Nein, aus Schakal", antworte ich. Als sie den Raum verläßt, sagt Dolezalek beschwichtigend: „Sie ist Lettin. Sie hat alles im Osten verloren." Dann wendet er sich an mich und fragt im Ton eines demütigen Angeklagten, indem er den Finger hebt: „Darf ich austreten?" Er geht hinaus. Bald ist er zurück, und ich frage: „Haben Sie sich nach dem Krieg versteckt gehalten?" „Ich kämpfte noch in Berlin. Dann schlug ich mich nach Mecklenburg durch. Nach der Kapitulation hielt ich mich versteckt, als Bauer verkleidet. Damals wog für mich am schwersten, daß meine Ideale zusammengebrochen waren. Ich beschloß: ,Einsperren lasse ich mich nicht. Es wäre ja sinnlos.' Ich fand einen Rechtsanwalt, den ich nach Nürnberg schickte. Er sollte in Erfahrung bringen, ob ich dort als Zeuge oder als Angeklagter behandelt werden würde. Als der Bescheid kam, daß ich Zeuge sein sollte, meldete ich mich. Wir alle, ich und meine Mitarbeiter, wurden freigesprochen." Ich ziehe ein Bild von Dolezalek in SS-Uniform aus der Tasche. „Sie haben sich verändert. Sie haben Ihre Erscheinung total verändert. Ich würde Sie jetzt nicht wiedererkennen." „Ach nein, nein! Die Dekoration habe ich wegen meiner Frau gewechselt. Das hat nichts mit diesem Bild und mit meinem Untertauchen zu tun." In meinem Dossier habe ich eine längere Notiz über Dolezaleks Frau Dr. Luise

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Dolezalek, eine fanatische Hitler-Anhängerin. Sie wahrscheinlich war die entscheidende Kraft gewesen, die Alexander Dolezalek damals zum Engagement für den Nazismus getrieben hat. Dolezalek erzählt nur von seinen Kindern, die beide schon den Doktortitel haben - „entwickeln sich prächtig". „Ich stelle Ihnen jetzt eine Frage, die Sie sicher mit ,Nein' beantworten werden. Stimmt es, daß ehemalige SS-Leute immer noch eine Gemeinschaft nach Art einer Untergrundorganisation bilden?" „Ich kann diese Frage nicht beantworten. Diese Gemeinschaft, die sog. HIAG, der ich allerdings nie angehört habe, existiert wohl nicht mehr. Sie war aber eher eine Veteranenorganisation, eine Selbsthilfegruppe und nicht eine politische oder militärische Vereinigung. Die Soldaten der Wehrmacht, ihre Frauen, Kriegsinvaliden und Waisenkinder haben ja Unterstützung bekommen. Es wurde ihnen geholfen. Den Soldaten der SS dagegen wurde jede Hilfe versagt." „Ich höre ein Bedauern bei Ihnen heraus." „Es ist nicht gut, wenn so etwas einfache Soldaten trifft, die selbst zu Opfern wurden. Die Führung hat diesen Krieg als einen im leninschen Sinne ungerechten Krieg angefangen, aber mit dem Gegenschlag wurde er zu einem Verteidigungskrieg. Es ist dumm, ungerecht, wenn ihnen alles verweigert wird, weil sie in der SS waren. Damit zwingt man sie zum Zusammenrücken und zu gegenseitiger Hilfe. Ich war zweimal verwundet, bin aber kein Invalide. Irgendwie habe ich es geschafft." „Wie?" „Ich war vorausschauend. Ich habe festgestellt, daß wir über den Osten und den Marxismus-Leninismus zu wenig wissen und daß es notwendig ist, Informationen über die UdSSR, die DDR und die VRP zu sammeln, anstatt die alten Phrasen über diese Länder weiterzuschleppen. Ich gründete ein Archiv. Heute umfaßt es 34 000 Dokumente. Die Bibliothek hat 36000 Bände. Insgesamt sind es also 70000 Einheiten. Ein Teil wurde hierher aufs Schloß gebracht. Hier ist eine Arbeiterakademie, wie es sie vor dem Krieg in Polen gab und heute wieder gibt. Es kommen Arbeiter her, die in Abendkursen das Abitur gemacht haben. Bei uns vervollständigen sie ihr Wissen über Kultur und Politik." In dem Moment tritt ein junger Mann heran, der Gruppenälteste, und lädt mich im Namen seiner Kollegen zu einem Treffen ein: „Sie werden der erste leibhaftige Pole für uns sein." Ich bitte ihn, Platz zu nehmen. Inzwischen füllt sich der Saal. Das Abendessen wird aufgetragen. Es gibt Nudelsuppe, Fleischklößchen mit Kartoffelpüree und Sauce, Gemüse und Pudding mit Sirup. „Was denken Sie über die Vergangenheit1"' frage ich den Jungen. „Es war schlimm, eine Sauerei, ich schäme mich deswegen." „Viele, die daran schuld sind, wollen sich heute aus der Verantwortung stehlen." Dolezalek lächelt und nickt. „Die älteren vielleicht, aber nicht die jüngeren", sagt der Junge. „Unsere Generation will weder vergessen noch verzeihen, wir sind aber machtlos. Bis vor kurzem haben unsere Lehrer uns falsch unterrichtet, das ist anders geworden."

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„Und der Herr Dolezalek?" frage ich. „Wir haben mit ihm über die Umsiedlungsfragen gesprochen. Es gab viel Unrecht. Ich glaube, daß läßt sich nie wieder gutmachen." „Schon daß Sie das jetzt sagen, vor Herrn Dolezalek, ist für mich eine gewisse Wiedergutmachung." „Unsere Generation befindet sich in einer Art Aufstand gegen ihre politischen und biologischen Eltern. Wir werfen ihnen vor, daß sie 1933 nichts dagegen getan haben. Heute verläuft die politische Trennungslinie weniger zwischen den Parteien als zwischen den Generationen." Dolezalek lächelt noch immer. Da kein Gedeck für den Jungen aufgelegt ist, geht er. Anders als andere Gesprächspartner schaut Dolezalek, wenn er spricht, nicht Adalbert, sondern mich an. Manchmal wendet er sich direkt an mich, als ob er mir zu verstehen geben will, daß er weiß, daß ich Deutsch verstehe und es nur aus taktischen Gründen nicht zugebe. Ich verdächtige meinerseits Dolezalek, daß er als Ostexperte Polnisch kann. Ich habe oft Reaktionen auf seinem Gesicht bemerkt, gleich nachdem ich etwas gesagt hatte. Jetzt geht er in die Offensive und schlägt Englisch oder Französisch vor. Ich sage, daß ich in seiner Muttersprache mit ihm sprechen will. Inzwischen ist das Foto aus seiner SS-Zeit unbemerkt verschwunden. „Fast dreißig Jahre lang habe ich nicht mehr an diese Dinge gedacht. Ich habe das fest in mir verschlossen. Trotz allem muß ich Ihnen dankbar sein für die Erinnerung an meine Jugend", und nach kurzem Zögern, „an meine Jugendsünden. Wie weit das alles zurückliegt! Das muß aus der Zeit heraus verstanden werden." „Wenn Sie in Pension gehen, "werden Sie mir Ihre Pläne überlassen?" „Ich weiß nicht. Das hat noch Zeit." „Wenn Ihre Pläne verwirklicht worden wären und Sie und Ihre Mitstreiter das Dritte Reich gerettet hätten, was wären Sie dann heute?" „Ich würde im Europäischen Amt der SS arbeiten." „Als Vertreter Deutschlands würden Sie an der Spitze Europas stehen. Würden Sie es ganz neu gestalten wollen? Wenn wir Ihre science-non-fiction-Vision einmal weiterverfolgen. Ich wäre dann ganz unten und Sie ganz oben." „Man kann nicht Futurologe werden, ohne zugleich Historiker zu sein. Und man kann auch kein Historiker sein, wenn man nicht zugleich Futurologe ist. Man kann nicht Auto fahren, ohne in den Rückspiegel zu schauen. Ich fürchte, Sie starren immer nur in den Spiegel der Vergangenheit und Sie sehen dabei nicht, was vor Ihnen liegt. So droht Ihnen eine Katastrophe. Falls Sie Kinder haben, verzeihen Sie mir, dann werden Ihre und meine Enkel von keiner anderen Grenze mehr sprechen, als von der, die sich jetzt abzeichnet: der Nord-Süd-Grenze zwischen den reichen und den armen Ländern. Die Ost-West-Grenze wird verschwinden. Daß die Deutschen so gewissenhaft sind, hat sie ins Verderben gebracht. Sie waren Perfektionisten, die von krankhaften Leuten befehligt worden sind. Die Dolezaleks kamen aus Böhmen nach Deutschland, während der Hussitenkriege, und leben hier seit Jahrhunderten. Das Europäische Amt, von dem ich sprach, hätte vielleicht dem Nationa-

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lismus und der Provinzialität ein Ende gemacht. ,Eher werden sich Himmel und Erde vereinigen, als der Deutsche mit dem Polen.'" Hier kommt Dolezalek wieder auf die Jahrhunderte der friedlichen deutsch-polnischen Grenze zu sprechen. „Hat die heutige Grenze ähnliche Chancen?", frage ich. „Ich habe die .Karte von Chrobry1.5 Eure Grenze reicht da bis Leipzig und die Elbe entlang bis Lübeck." „Einen dritten Krieg wird es nicht geben, Herr Dolezalek. Und im Ernst: Nur bei Ihnen haben die Extremisten etwas zu sagen gehabt." „Im Osten meint man, daß die Nazis hier wieder Karriere machen. Mein Fall, den Sie ja vor Augen haben, widerlegt das. Sie werden gleich mit meinen Studenten sprechen. Dann sehen Sie, welche schwere Aufgabe ich hier habe." „Sie gehören nicht zu den Beherrschern der Welt, aber offenbar können Sie mit Ihrem Leben zufrieden sein. Zum Beispiel Ihre Arbeit im Institut in Vlotho? Lassen Sie uns darüber sprechen." „Wir befassen uns mit Polen in aller Objektivität und mit allem Wohlwollen." „Wir in Polen sind da anderer Meinung." „Reiner Unsinn! Das Institut ist pro-polnisch, polonophil. Bei uns wird täglich die ,Trybuna Ludu' und ,Zycie Warszawy' gelesen." Und Dolezalek fügt in entschuldigendem Ton hinzu: „Ich gebrauche die Namen Warschau und Breslau, so wie Sie Monachium und nicht München sagen. Jetzt lade ich Sie ein, das Archiv zu besichtigen." Das Burggemach ist mit einem modernen Schloß versehen. Dolezalek, der Wächter über Vergangenheit und Zukunft, öffnet einen Raum voller Container mit Dokumenten. Er durchquert diesen Raum voller Kulturschätze aus Frankreich, Rußland und Polen und zieht mit sicherem Griff ein vergilbtes Stück Papier mit kyrillischer Schrift hervor; es trägt handschriftliche Korrekturen und Randbemerkungen, mit Tinte geschrieben. Die Tinte ist alt und bereits violett verfärbt. Dolezalek sagt: „Das hat Lenin geschrieben." Adalbert wird blaß. Er streckt die Hand aus. Dolezalek reicht uns nach kurzem Zögern das Manuskript, und zum erstenmal, auf einem urdeutschen Schloß, berühren wir ein Dokument von der Hand Lenins, gehalten von einem Hitlerfaschisten. „Wie sind Sie in den Besitz dieses unschätzbaren Dokuments gekommen?" „Versteigerungen, Tauschbeziehungen, Nachlässe. Meine Frau verdient selbst genug, die Kinder hatten Stipendien für Hochbegabte, ich habe mein ganzes Geld in diese Dokumente investiert." Er reicht uns ein Manuskript, das mit einem verschnörkelten „R" unterzeichnet ist. Robespierre. Dolezalek erschlägt uns mit seinen Schätzen. „Weitere Bestände des Archivs werden Sie in den Vortragssälen sehen", sagt Dolezalek. Eine Ausstellung von Revolutionsplakaten und Flugblättern - von der französischen Revolution über eine reiche Sammlung des sowjetischen Plakats bis zu Stücken aus der chinesischen Kulturrevolution. ^ Gemeint ist der Herrschaftsbereich des Piastenkönigs Bolesiaw Chrobry [der Tapfere].

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„Wir haben hier ein Seminar über »Revolution und Evolution'. Als Warnung vor den Verwüstungen, die Revolutionen anrichten", sagt Dolezalek. Er führt uns durch den Filmsaal, wo auch polnische Dokumentarfilme vorgeführt werden, in den Saal, wo Informationsveranstaltungen stattfinden. Heute haben die Studenten den Text eines Berichts von Reuter und die entsprechenden Meldungen von Tageszeitungen aus der ganzen Welt bekommen. Sie sollen analysieren, wie die Zeitungen den Agenturtext verwerten. Dann kommen wir in den Saal, wo sich die Kursusteilnehmer versammelt haben. Ich bemerke gleich, daß der Junge, der mich eingeladen hat, völlig isoliert ist. Die Diskussion wird zu einem Sturmlauf gegen mich. Ich habe keine Zeit für Notizen. So kann ich mich nur an Ausschnitte des Gesprächs erinnern. Es gab Angriffe gegen Polen, gegen die Russen und auch gegen die DDR. Ich war nur bereit, über polnische Angelegenheiten zu sprechen. „Stimmt es, daß es in Polen Zensur gibt7" - Ja. Es gibt eine Pressekontrolle, und Sie wußten das auch. Sie stellen diese Frage nur, um mich in Verlegenheit zu bringen." Der Mann bestreitet das nicht. Nun attackiert der nächste: „Polen war ein christliches Land und hat den Westen verraten." „Der Westen hat Polen aufgegeben", antworte ich, das heißt, „wenn Sie Ihre Väter zum Westen zählen wollen". „Die Franzosen haben uns schon längst die zurückliegenden Kriege vergeben. Wir gestehen unsere Schuld als Nation und als Staat ein, aber den Polen reicht das nicht. Sie schlagen die ausgestreckte Hand aus."- „Heute nicht mehr, denn euer Staat hat unsere Westgrenze anerkannt. Man wird kaum jemandem die Hand reichen, nur um sie sich abhacken zu lassen." „Polen hat sich an Rußland angeschlossen, ist kommunistisch und haßt unsere Gesellschaftsordnung." - „Früher hat man gesagt: Polen ist unzivilisiert, feindlich, rückschrittlich, man muß es zerstören. Jetzt habt ihr einen neuen Vorwand: das kommunistische Polen. Sie enttäuschen mich, meine jungen Herren." - „Die Schuld muß von beiden Seiten vergeben und vergessen werden." - „Ich kenne diesen Ton gegenüber den ,rassisch Minderwertigen', den Ton voller Verlangen und Vorwürfe, die dann zum Vorwand für die Diskriminierung werden: die Polen haben uns nicht so schnell verziehen, wie sie sollten." Während ich mich reden höre, mit etwas fremder Stimme, merke ich, wie meine Argumente schärfer werden. Adalbert hat mit dem Übersetzen alle Hände voll zu tun, er ist wütend und arbeitet fast automatisch. Dolezalek ist stolz. Er schweigt und triumphiert: Das ist seine Rache für meine Fragen an ihn. Nach zwei Stunden meint er wohl, daß es genug sei, und unterbricht die Diskussion. Die Frage, warum ich gekommen bin und mit Dolezalek sprechen wollte, ist kein einziges Mal gestellt worden. Er begleitet uns höflich zurück in den Hof zum Wagen und sagt in der Dunkelheit: „Auf Wiedersehen". II

Als ich mich von Alexander Dolezalek verabschiedete, ahnte ich nicht, daß ich ihn noch einmal treffen würde. Doch einen Monat später war ich wieder in Vlotho, in der schmalen, bergauf führenden Gasse; an einer hohen Mauer, in die eine Pforte

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mit einer Holztür eingelassen ist, hängt ein Schild mit dem Namen Dolezalek. Das Haus ist an den Hang gebaut. Im Garten blühen Krokusse, Osterglocken und Knabenkraut, violett und rosa, der Hang steigt steil an. Vor kurzem hatte ich einen Brief vom Zweiten Deutschen Fernsehen erhalten: „Wie wir erfahren haben, arbeiten Sie zur Zeit an einem Buch mit dem Titel ,Wie geht es Ihnen?' Wir sind an dem Thema sehr interessiert und können uns auch einen Film darüber vorstellen. Ihre Gespräche mit Personen, die für den sogenannten Generalplan Ost mitverantwortlich waren, die Gespräche eines potentiellen Opfers mit seinen Verfolgern nach dreißig Jahren, gleichzeitig die Erinnerung an die größenwahnsinnigen Pläne Hitlers: das alles scheint uns so aktuell und so wichtig, daß wir es gerne einem breiteren Publikum in Deutschland vermitteln möchten". Jetzt betreten wir mit den Fernsehleuten Dolezaleks Haus. Der Hausherr bittet uns in den Salon. Dort treffen wir einen kleinen Mann, der uns prüfend mustert. Er steht auf und verabschiedet sich. Es ist keine Täuschung: der Mann nimmt vor Dolezalek Haltung an und schlägt die Hacken zusammen wie beim Militär. Mit gemessenem, federndem Gang verläßt er den Salon. Ich teste den Geschmack unserer Gastgeber: an der Wand Pfauenfedern, der Pfau ist Dolezaleks Lieblingsvogel, eine Computergrafik, ein anderes durch ein Pendel gezeichnet, naive Glasmalerei. Dolezalek bietet Zigarren an, reicht auch den Zigarrenabschneider herum; ein Gespräch am Rande: Auch für Eier gibt es solche kleinen Guillotinen. Wir kommen auf meine Frage zurück, woher er die unschätzbaren Dokumente hat. Er holt den Katalog eines Wiener Buchauktionators hervor. Zwei Positionen sind angestrichen: eine slawistische Zeitschrift, herausgegeben von Henryk Dabrowski, und eine Abhandlung über die Entwicklung der Rechte der Juden im Gebiet der Stadt Frankfurt am Main. Er erklärt uns, daß er sich nur diese zwei Sachen leisten kann. Im selben Moment erhalten wir Klarheit über Frau Dolezalek. Eine hübsche Frau von 37 oder 38 Jahren kommt herein. Luise, wenn sie noch lebt, müßte etwa 60 sein. Die Dame des Hauses interessiert sich scheinbar nicht für unsere Gesprächsthemen, erfüllt nur ihre Pflichten als Hausfrau und Gastgeberin, umsorgt diskret ihren Mann. Sie wird jedoch wachsam, als Dolezalek sagt: „Ich muß erst gründlich darüber nachdenken, ob ich einem Auftritt im Fernsehen zustimmen kann: Wenn ich mich und meine Rolle bloßstellen würde, könnte ich meinen Rentenanspruch verlieren, vielleicht sogar meine Stelle. Die beiden ,S' würden bedeuten, daß ich abgestempelt wäre, und das würde mich vernichten. Für mich ist es eine Existenzfrage. Selbst dieses Leben, das ich hier führe, unter dem Niveau meiner Möglichkeiten, bedeutet mir etwas." Wir beginnen ihn zu überreden: er könnte anonym auftreten, mit dem Rücken zur Kamera. Nach kurzer Überlegung sagt Dolezalek: „Ich glaube, Sie sollten mit dem Verfasser eines der wichtigsten, wenn nicht des •wichtigsten Generalplans Ost Kontakt aufnehmen. Vielleicht würde er auftreten. Er weiß viel. Er hat, ähnlich wie Wetzel, den ersten Generalplan Ost begutachtet, später auch meinen Plan von 1944," Eine ungewöhnliche Situation. Ich habe das Dossier über General Meyer, den zweiten überlebenden Hauptvisionär des Reiches, bei mir. Er soll mein siebenter

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Gesprächspartner sein. Seine Utopie ist in buchhalterischer Form dargelegt, der Plan zur Unterwerfung des Ostens in genaue Rubriken geteilt. Die Poesie der Zukunftsfiktion beruht auf Zahlen·. Während der Krieg tobte, machte Meyer seine Voraussagen, daß z. B. die Eindeutschung von Sandomierz im Jahre 1966 das Reich 14,3 Millionen Mark kosten werde. Prof. General Meyer gelang das Kunststück, in seiner Vision vom Osten der 70er Jahre die Sklavenhalterordnung, den Kolonialismus, die Markenverfassung mit Erblehen und Frondienst mit der SuperStruktur der Technokratie des 21. Jahrhunderts zu verknüpfen. Warum bringt Dolezalek uns jetzt selbst auf Meyers Spur? Er gibt uns die Adresse und die Telefonnummer des Generals. Im weiteren Gespräch läßt er dann auch nebenbei einfließen, daß er General Meyer schon von mir, von unserem Gespräch und von den Plänen des ZDF erzählt hat. C-.) „Es gibt Leute, die glauben, es sei immer noch Krieg." [Gespräch mit Professor Konrad Meyer] General Meyer empfängt uns im Beisein seiner Frau und seines Sohnes, eines Juristen, in dem riesigen Salon seiner Villa in Salzderhelden bei Göttingen. Eine Glaswand trennt uns vom Garten. Auf dem niedrigen Fensterbrett liegt ein Fernglas. „Von allen utopischen und "wahnsinnigen Plänen kenne ich nur einen, der auch realisiert wurde: denjenigen, Millionen von Deutschen aus dem Osten umzusiedeln." „Es war ein äußerst riskantes Unternehmen, daß Sie Millionen von Menschen aus ihren angestammten Wohnsitzen zu vertreiben versucht haben. Die Welle hat zurückgeschlagen", antworte ich. „Kennen Sie das Buch des amerikanischen Autors Kauffmann ,Germany must persist? Da wurde eine Sterilisierung der deutschen Frauen verlangt", beginnt der Professor seinen zweiten Gegenangriff. Er erwartet offenbar, daß ich ihn wegen der Sache angreife, für die er weltweit bekannt geworden ist: für seinen Aufruf zu einer „bewußt negativen Bevölkerungspolitik" im Osten, die nicht auf Töten, sondern auf die Verhinderung von Leben, nämlich der Unterbindung von natürlicher Vermehrung beruhen sollte. Ich verzichte darauf, ihn danach zu fragen. „Wie ist er entstanden?" Meyer beginnt, von seinem Generalplan Ost zu sprechen. „Himmler hoffte, daß die Kolonisierung des Ostens binnen weniger Monate durchgeführt werden könnte. Ich antwortete darauf, daß man eine Aufstellung machen müsse: wieviele Straßen, Eisenbahnen, welche Dörfer und Städte gebaut werden müßten, wieviel Material man dazu braucht, daß man einfach alle Kosten zusammenrechnen sollte. Ja, ich wollte die Kosten miteinbeziehen, nur um zu warnen, wie utopisch solche Leute wie Wetzel denken, die es eilig hatten. In dem Plan, der unter meiner Leitung entstanden ist, war der Umbau des Ostens im Laufe von 25 Jahren nach Kriegsende vorgesehen."

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Nun trägt der General die gleichen Dinge vor, die ich schon von Fricks und Dolezalek gehört habe. Nur in konzentrierter Fassung. Weshalb das Ganze noch brutaler klingt. Es ist auch von einer anderen Zahl der angeblichen Opfer in Bydgoszcz die Rede: 6000. Ich antworte, daß 6 Millionen Polen zur Vergeltung einen noch besseren Multiplizierungsfaktor ergeben als auf den Bekanntmachungen: nämlich tausend für einen. „Lassen Sie uns das nicht fortsetzen", schneidet Meyer ab. „Es ist ja Ihre Methode", erwidere ich. Jeder muß seine Nation verteidigen." „Nach Ihrem Verständnis gehörte ich keiner Nation an, sondern einer Masse, die bloßes Planungsobjekt ist." „In einem Krieg wird der Verlierer zum Objekt. Die Geschichte besteht aus Siegern und Verlierern." „Die Planung läßt sich von Terror und Ausrottung nicht trennen, denn sie gab ja die Ziele vor." „Das hat auch der amerikanische Staatsanwalt behauptet. Man hat sich lange damit befaßt, aber das Gericht hat sich dem nicht angeschlossen." „Die Verantwortung vor Gericht ist für das menschliche Individuum doch nur ein Bruchteil der Verantwortung, die auf ihm lasten kann." „Ich kannte leider nicht die Lage im Generalgouvernement. Die unteren Ebenen ließen sich schlecht kontrollieren." „Sie haben den ersten Generalplan Ost als Experte begutachtet. Wie war er zustande gekommen?" „Er ist mir zufällig in die Hände gefallen. Wenn ich mich recht erinnere, sah ich ihn und schrieb darauf: ,dumm'. Genau weiß ich es nicht mehr, es ist ja lange her. Wetzel hat viel Unheil angerichtet mit seinem 150-prozentigen Nazismus." „Sie haben auch den 3- Generalplan Ost, den Dolezalek entworfen hatte, begutachtet. Welche Meinung haben Sie von Dolezalek? Sie hatten ja einen höheren Rang als SS-Offizier." „Er "war sehr aktiv. Aber mein Schwerpunkt lag nicht bei den Nationalitätenfragen, sondern bei der Raumplanung. Dienstlich war ich kein Vorgesetzter von Herrn Dolezalek, sondern sein Universitätslehrer. Er war ein tüchtiger Völkerkundler. Ich schätze ihn hoch als Menschen, ebenso seine Arbeitsergebnisse, Gedanken und Ideen." „Ich danke Ihnen für die Beurteilung von Herrn Dolezalek." „Er hat mir von Ihnen geschrieben. Ihr Buch könnte helfen, Brücken zu schlagen, aber Sie glauben, daß wir Verbrecher waren, und dabei waren wir nur gute Deutsche. Es gab eine größere Gruppe von Jüngeren, die anfangs nazistisch dachten, aber nach Kriegsende hätten sie auch Reformen verlangt. Alle wollten freilich zuerst den Krieg gewinnen. Es gab viele verschiedene Gruppen, aber keine davon wollte, daß das Kriegspotential Schaden litt. In einer solchen Gruppe war ich selbst, zusammen mit Dolezalek und Hildebrandt. Popitz war der Verbindungsmann zur Opposition des ,20. Juli'. Doch gab es Differenzen zwischen uns: wir wollten keinen Putsch,

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sondern nur die Beendigung des Krieges. Nach dem Grundsatz: Mitten im Fluß wechselt man nicht die Pferde." Plötzlich ändert der General den Ton und sagt: „Man kann nicht sein Leben lang entnazifiziert werden." „Man kann aber auch nicht aufhören, eine Figur der Zeitgeschichte zu sein." „Es gibt Leute, die glauben, es sei immer noch Krieg. Sie gehören auch dazu. Ich aber bin keiner von denen, die alles hinter sich verbrennen." Nach einer Weile: „Ich habe Sie verstanden. Wenn ich ein Pole wäre, würde ich genauso wie Sie denken. Ich weiß nicht, ob meine Nation heute so intensiv an die Einheit denkt, wie die Polen hundert Jahre lang an die Unabhängigkeit gedacht haben. Es ist an der Zeit, mit den kleinen Streitereien und den ewigen Rückgriffen auf die Geschichte Schluß zu machen. Das paßt einfach nicht mehr zu den Dimensionen der heutigen Welt. Werden Ihr Buch und der Film1 zu etwas gut sein? Die Feinde der Nazis werden sagen: ,Schon wieder kommen die Nazis zu Wort, schon wieder greifen sie nach der Macht.' Andere werden sagen, und sie können mir glauben, daß die sich finden werden: ,Endlich sagt mal jemand die Wahrheit.' Und schließlich: ,Wird das der Normalisierung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Polen nicht schaden?'" „Herr General! Hätten Sie nicht damals an gute Beziehungen zu Polen denken sollen, als Sie noch einen Einfluß darauf hatten?" „Bevor ich mich entscheide, werde ich das Außenministerium konsultieren müssen, damit ich nicht den Interessen der Bundesrepublik schade." Der Sohn des Generals, wahrscheinlich sein juristischer Berater, schaltet sich ein: „Mir sind Ihre Absichten nicht ganz klar. Warum bestehen Sie auf der Teilnahme meines Vaters? Stecken da nicht politische Interessen dahinter?" (...)

Nr. 40 1985, November. Stellungnahme von Dr. Erhard Mäding zu „Die Liebe zur Landschaß", TeilIII.* Die Arbeit versteht sich, wenn ich es recht sehe, als historische Untersuchung, und zwar vorwiegend über Tradition von Ideen und über deutsche Ostpolitik vor 1945. Von bestimmten Werthaltungen und Urteilen geprägt, engt die engagierte Darstellung und Zitatauswahl die in Betracht gezogenen Fakten der deutschen Nationalgeschichte und das zeitgeschichtliche Umfeld des totalitären Regimes erheblich ein. Das kann zu Überzeichnungen und fraglichen Interpretationen führen. Schon vor einer Reihe von Jahren als „Zeitzeuge" angesprochen, habe ich damals Fragen beantwortet und Material bereitgestellt, um eine sach- und personengerechte * Veröffentlicht bei G. Gröning/f. Wolschke-Bulmahn, Die liebe zur Landschaft. . ., S. 205-209. 1 Das Filmprojekt ist nicht realisiert worden.

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Darstellung zu erleichtern. Der nun vorliegende Text erfordert, soweit mein Arbeitsgebiet berührt ist, einige erläuternde Anmerkungen. 1. Mein Buch „Landespflege" (1942) entstand aus Vorstudien zur Geschichte der Kulturlandschaft in Deutschland, zum Recht der Landschaft und zur Entwicklung der administrativen Planungsaufgaben. Aus Erfahrungen als Bau-, Siedlungs- und Naturschutzdezernent eines sächsischen Gebirgslandkreises vor Kriegsbeginn wurde die These abgeleitet, daß die allgemeine innere Verwaltung ermächtigt und verpflichtet sein sollte, das gesamte Verwaltungsgebiet, nicht nur die isolierten Naturschutzflächen in ihrem „natürlichen Potential" zu erhalten, erforderlichenfalls durch Auflagen bei Nutzungsänderungen oder durch positive Pflege- und Gestaltungsmaßnahmen zu verbessern. Entsprechendes sollte für die landschaftsrelevanten Fachverwaltungen gelten. Nach meiner Einberufung in das Planungsamt des RKF im Februar 1941 wurde das Buch abgeschlossen und ohne amtliche Einflußnahme als private Monographie veröffentlicht. Bis Kriegsende ist eine auf das Buch sich gründende Wirksamkeit nicht nachweisbar, zumal der Großteil der Auflage verbrannte. 2. Das Wort „Landespflege" wurde von mir im Anklang an Landeskultur, Landesverwaltung und Landesplanung gewählt. Der RKF hat aber in seinen Verlautbarungen stets die Begriffe Landschaftspflege und Landschaftsgestaltung, nicht Landespflege verwendet. Erst nach dem Krieg ist „Landespflege" ohne mein Zutun aufgegriffen und von Autoren (z. B. Wiepking), in Fachkreisen (z. B. Arbeitskreis Landespflege der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Bundesinstitut für Raumordnung), bei der Bezeichnung der Hochschule, später Fakultät, in Hannover und bei anderen Gelegenheiten verwendet worden. In der Nachkriegszeit wurde eine neue inhaltliche Definition (K. Buchwald) im Handwörterbuch der Raumforschung und Raumordnung aufgestellt, in der der von mir betonte Aufgabenaspekt für die Verwaltung aller Ebenen und Sparten zugunsten fachlicher, auch professioneller Schwerpunkte zurücktrat. Der Begriffsinhalt ist bis heute in der Fachsprache nicht eindeutig. Bei dieser Sachlage halte ich es wissenschaftlich nicht für korrekt, bei Darstellung und Bewertung der landschaftsbezogenen Planung des RKF immer wieder das Schlagwort „die Landespflege", gewissermaßen institutionalisiert, zu verwenden, statt jeweils die konkreten Elemente der Landschaftsplanung oder Landschaftsgestaltung des RKF zu bezeichnen. 3- Das Planungsamt des RKF war ein kleines interdisziplinäres Team, dessen Mitglieder (Referenten) unter dem Amtschef (Professor Konrad Meyer) gleichgeordnet waren. Das Amt hatte keine Weisungsbefugnisse an Ressorts, Reichsgaue CProvinzen), Behörden und sonstige Handlungsträger. Es hatte Instituts-, nicht Behördencharakter. Die Planung von Landschaftsgestaltung und -pflege hatte keinerlei Priorität gegenüber den anderen Bereichen der zusammenfassenden Planung, zumal ihre Richtlinien zuletzt fertig wurden. Ich war nicht nur Referent

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für Landschaftspflege und -gestaltung, sondern zugleich Referent für Verwaltungsplanung. Im erstgenannten Bereich sollte ich den „Sonderbeauftragten", Professor Wiepking-Jürgensmann, administrativ ergänzen, im zweiten Bereich oblag mir insbesondere die laufende Verbindung zum Reichsministerium des Innern, das eigene Vorstellungen über den Verwaltungsaufbau in den eingegliederten Ostgebieten vertrat. Außer einer Schreibkraft hatte ich keinen Mitarbeiter. Die Überlegungen zur Integration der fachlichen Datengrundlagen und Leitbilder nahmen mit fortschreitender Kriegsentwicklung den Charakter eines Glasperlenspiels an. Gleichwohl meine ich, daß mit dieser Arbeit inhaltlich, planungsorganisatorisch und wissenschaftlich Neuland betreten wurde, das zur Konkretisierung von Landesentwicklung und Umweltschutz - um heutige Begriffe zu verwenden beigetragen hat. 4. Die im Planungsamt des RKF erarbeiteten, abschließend von dem Reichskommissar Himmler unterzeichneten „Allgemeinen Anordnungen" zur räumlichen Planung können nur als Richtlinien für die praktische Ausführung konkreter Pläne verstanden werden. Das gilt auch für die Allgemeine Anordnung Nr. 20 VI vom 21. 12. 1942 über die Gestaltung der Landschaft in den eingegliederten Ostgebieten. Die Richtlinien beschreiben ein Wunschbild (Leitbild) des zukünftigen Zustandes. Es ist nicht zutreffend, wie es an mehreren Stellen der Untersuchung geschehen ist, sie als Gesetz, gesetzähnliche Bestimmungen oder quasigesetzliche Vorschriften zu bezeichnen. Der Gesetzesbegriff "war auch im Dritten Reich staatsrechtlich bestimmten obersten Organen vorbehalten. Der RKF war nicht einmal ermächtigt, Rechtsverordnungen zu erlassen. Man kann die Allgemeinen Anordnungen bedingt mit Verwaltungsvorschriften vergleichen. Es fehlte jedoch auch hierfür an einer förmlichen Verlautbarung in einem amtlichen Verkündungsblatt. Die Richtlinien wurden in der Regel in der landwirtschaftlichen Fachzeitschrift „Neues Bauerntum" abgedruckt, als Rundschreiben an Ministerien und regionale Vertretungen des RKF verschickt, ggf. in interessierten Fachzeitschriften nachgedruckt. Man muß bedenken, daß der gesamte Apparat der Ressortverwaltungen des Reiches in die eingegliederten Ostgebiete erstreckt worden war. Das gilt auch für die Landesplanungsbehörden und die allgemeine innere Verwaltung (Regierungsbezirke, Kreise und Gemeinden). Sachliche Grundsätze mußten mit den Zentralressorts abgesprochen bzw. vereinbart, örtliche Musterplanungen mit den unteren Behörden abgestimmt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Vereinbarung über Landschaftsschutz mit dem Reichsforstmeister vom 11. 5. 1942. Eine Rechtsgrundlage für eine über den Natur- und Landschaftsschutz (Reichsnaturschutzgesetz von 1935) hinausgehende Landschaftspflege und -gestaltung oder gar eine Staatszielbestimmung über allgemeine ökologische Landespflege mit entsprechenden administrativen Rechten und Pflichten existierte nicht. Insofern gehen heutige Ansätze des demokratischen Staates zum „Umweltschutz" weiter, als es damalige Realität war.

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Nr. 41 1986, 12. Januar. Stellungnahme von Prof. Josef Umlauf zu „Die Liebe zur Landschaß", TeilIII* Die Verfasser der vorliegenden Untersuchung haben nach vorheriger Absprache in ihrem Vorwort eine Stellungnahme von mir als Zeitzeugen und Beteiligtem angekündigt, die es dem Leser ermöglichen soll, „durch Vergleich mit der Darstellung der Verfasser zu einem objektiveren Bild zu gelangen; außerdem soll sie die Entwicklung durch Einblick in die subjektive Situation eines an der Planung Beteiligten verständlich und nachvollziehbar machen". Diese Absicht habe ich begrüßt. Die folgenden Anmerkungen möchten in diesem Sinne das Bemühen der Verfasser um eine möglichst objektive Darstellung unterstützen. Zunächst einige Anmerkungen zum Planungsamt des „Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums" (RKF) und zu seinem Auftrag: Die „eingegliederten Ostgebiete" umfaßten die Freie Stadt Danzig, die nach dem ersten Weltkrieg vom Deutschen Reich an Polen abgetretenen Gebiete und weiteres polnisches Staatsgebiet bis zur Grenze des „Generalgouvernements Polen". Im Generalgouvernement war das Planungsamt - jedenfalls bis zu meinem Ausscheiden im März 1943 - nicht tätig. Nach den Vorstellungen Hitlers und Himmlers sollten in den eingegliederten Ostgebieten die aus den osteuropäischen Ländern zurückgerufenen Volksdeutschen angesiedelt werden und nach dem Krieg sollte ihre deutsche Besiedlung vom „Altreich'' her durchgeführt werden. Das von Professor Konrad Meyer geleitete Planungsamt des RKF sollte vorbereitende Planungsrichtlinien für die Zeit „nach dem Siege" ausarbeiten. Durchführungsmaßnahmen wurden nur für vereinzelte Modellfälle dörflicher Siedlungen geplant. Die im Organisationsplan ausgewiesenen Arbeitsgebiete des Planungsamts (vgl. Kapitel 3.2.1, S. 35 ff.) können den Eindruck einer großen Dienststelle erwecken. Tatsächlich waren die aufgeführten Arbeitsgebiete nur sehr schwach besetzt. Für die beiden mir übertragenen Sachgebiete „Raumplanung" und „Städtebau" stand mir im ersten Jahr nur ein fachlicher Mitarbeiter zur Verfügung, danach waren es bis zu meinem Ausscheiden insgesamt drei. Auch die Besetzung des Arbeitsgebiets „Dorfbau" hielt sich in einem ähnlichen Rahmen. Im Arbeitsgebiet „Landschaftsgestaltung" war nur ein Referent tätig. In den beiden zuletzt genannten Sachbereichen wurden häufig auswärtige Sachverständige zur Mitarbeit herangezogen. Zu der Darstellung der Verfasser, die sich im Wesentlichen auf Archivmaterial und auf einschlägige Literatur stützen muß, möchte ich zu einigen Punkten, die mein Sachgebiet betreffen, als Zeitzeuge näher Stellung nehmen: Im Kapitel 4.2.1 „Der ländliche Aufbau im neuen Osten" (S. 85 ff.), wird in der Theorie der zentralen Orte „unter den Planungsbedingungen des Nationalsozialis* Veröffentlicht bei G. Gröning/J. Wolschke-Bulmahn, Die liebe zur Landschaft. . ., S. 209217.

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mus . . . ein Instrument zur Umsetzung autoritärer Planungsvorstellungen" vermutet. Diese Ausdeutung ist von anderer Seite schon vor Jahren vertreten worden. Sie erscheint mir im vorliegenden Zusammenhang bedeutsam als Beispiel einer irrigen Beurteilung der wirklichen Bedeutung eines einzelnen Dokuments ohne Berücksichtigung der weiteren Zusammenhänge. Die Theorie der zentralen Orte wurde von Dr. Christaller vor 1933 deduktiv aus der Siedlungsstruktur Süddeutschlands abgeleitet und zu einem theoretisch optimalen geometrischen Schema der räumlichen Verteilung der Versorgungseinrichtungen und ihrer Einzugsbereiche abstrahiert. Die Studie wurde 1933 als Dissertation veröffentlicht. Ihre Auswertung für die Raumplanung begann gleichzeitig im Rahmen der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung und im Planungsamt des RKF. Prof. K. Meyer holte Christaller damals als wissenschaftlichen Mitarbeiter in das ebenfalls von ihm geleitete Institut für Agrarwesen und Agrarpolitik der Universität Berlin (vgl. K. Meyer, „Landvolk im Werden", Berlin 1941, S. 376). Die in den Kapiteln 4.2.1 und 4.2.2 erwähnte Karte „Die zentralen Orte in den Ostgebieten" von Christaller, die 1941 von der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung veröffentlicht wurde, war ein Versuch, seine Theorie am Beispiel der neuen Ostgebiete in der Raumplanung anzuwenden. Er ging dabei primär von seinem abstrakten geometrischen Schema aus und kam dabei unter "weitgehender Vernachlässigung der historisch gewachsenen Siedlungsstruktur zu Vorschlägen, die zum Teil unrealistisch waren. Sie stießen schon in der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung auf Widerspruch (vgl. Kapitel 4.2.1, S. 89, Stellungnahme Geisler). Im Planungsamt des RKF wurde dagegen die Theorie der zentralen Orte in möglichst enger Anpassung an die geographischen und historischen Gegebenheiten und an die modernen Erfordernisse der Versorgung der Bevölkerung mit Dienstleistungen in die Gesamtplanung einbezogen. Das führte zu wesentlich anderen Ergebnissen. Aus Anlaß einer von Prof. Meyer geplanten Buchveröffentüchung („Landvolk im Werden", s. o.), zu der Christaller einen Beitrag über das zentralörtliche System verfaßt hatte, trug ich Prof. Meyer die Bedenken von Seiten des Planungsamts gegen die Planungsmethode von Christaller vor. Er schloß sich der Auffassung des Planungsamtes an. Der Beitrag Christallers wurde nicht veröffentlicht und durch einen Artikel von mir ersetzt („Der ländliche Aufbau in den neuen Ostgebieten"). Die in jener Karte von Christaller entwickelten Planungsvorschläge haben also in der Raumplanung für die eingegliederten Ostgebiete keine Bedeutung erlangt und sind nie „planerisch festgesetzt" worden (vgl. Kapitel 4.2.1, S. 89)· Die große Bedeutung der Theorie der zentralen Orte für die Raumplanung bleibt davon aber unberührt. Insoweit muß im Kapitel 4.2.1, S. 89, ein Mißverständnis klargestellt werden: Meine dort zitierte negative Aussage in einem Gespräch vom 26. 5- 1983 meinte nur die konkreten Planungsvorschläge von Christaller in seiner Karte von 1941, nicht seine Theorie als solche. Das System der zentralen Orte hat in der Arbeit des Planungsamts weiterhin eine wesentliche Rolle gespielt. Auch die Vorschläge des Planungsamts sind aber nicht förmlich festgelegt worden, Nach dem Krieg ist in der Bundesrepublik das System der zentralen Orte als ein grundlegendes

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Prinzip der Raumplanung allgemein anerkannt worden und der Begriff der zentralen Orte ist in die Landesplanungsgesetzgebung und in das Raumordnungsgesetz des Bundes eingegangen. Auch im Ausland hat Christallers Theorie großes Interesse gefunden und er hat dafür z. B. aus den USA und aus Schweden hohe Ehrungen erhalten. Dieser Theorie heute eine spezielle Anfälligkeit für totalitären Mißbrauch anzulasten, ist nicht haltbar. Christallers eigene im Kapitel 4.2.1, S. 89/90, Zitierte Interpretation seiner Theorie als „Verkörperung des Führerprinzips" kann wohl von allen, die ihn persönlich gekannt haben, nur als ein politisches Deckungsloch verstanden werden, das er anscheinend sehr nötig hatte (vgl. Kapitel 3-2.1, S. 35, und K. Meyer in Handwörterbuch der Raumforschung und Raumordnung, Stichwort Christaller, Spalte 403 ff-: Der Verfasser erwähnt dort in bezug auf die damalige Lage von Christaller „. . . manche Querelen und politischen Mißhelligkeiten . . .", vor denen er ihn an der Universität abschirmen konnte). Im Kapitel 4.2.2, „Von der Stadtsanierung bis zur Zerstörung vorhandener und zur Planung neuer Städte" (S. 95 ff.) wird ein sehr guter Einblick in die damalige Lage auf dem Gebiet der Stadtplanung gegeben. Er belegt für dieses Teilgebiet, ebenso wie das Kapitel 7.1 für den Bereich der Landschaftsgestaltung und Landespflege, ein Chaos von unscharfen, sich vielfach überschneidenden Zuständigkeiten und konkurrierenden Zuständigkeitsansprüchen. Die in den Archiven erhalten gebliebenen Akten sagen oft mehr über Wunschvorstellungen, über taktische Vereinbarungen und Kompromisse aus, als über die tatsächlichen Verhältnisse. Auch der Einfluß des RKF entsprach in der Stadtplanung bei weitem nicht den Ansprüchen, die um so mehr herausgestellt wurden, je weniger sie anerkannt waren. Selbst die Allgemeine Anordnung 13/ über die Planung und Gestaltung der Städte wurde bei den Stadtplanungen, die von vielen örtlichen Stellen im Auftrag von Gauleitern und auch von einflußreichen Planungsträgern aus dem Altreich in den eingegliederten Ostgebieten aufgestellt wurden, kaum beachtet. Keine der hier aufgeführten Stadtplanungen ist vom RKF veranlaßt oder wesentlich beeinflußt worden, von vielen wurde er nicht einmal unterrichtet. Im Falle der völlig dilettantischen Planung für die neue Stadt Sosnowitz (vgl. S. 105 ff.) hat das Planungsamt einzugreifen versucht, aber ohne durchgreifenden Erfolg. Im Kapitel 4.2.2 und an mehreren anderen Stellen wird kritisch angesprochen, daß bei allen Planungen für die eingegliederten Ostgebiete eine Beteiligung der betroffenen Bevölkerung überhaupt nicht erwähnt wird. Diese nur aus heutiger Sicht verständliche Kritik berücksichtigt nicht, daß die überhaupt erst nach dem Krieg unter demokratischen Bedingungen entwickelten Anhörungsverfahren in der Stadtplanung ein Stadium der Planung voraussetzen, in dem feststehende Gegebenheiten gegeneinander abgewogen werden können. Diese Voraussetzung bestand bei der damaligen Planung nicht. Im Kapitel 3.2.3, „Planungsgrundlagen totaler Planung" (S. 49) wird aufgeführt: „Totale Planung kann, so läßt sich aus den Überlegungen mancher Planer beim RKF folgern, dann besonders gut stattfinden, wenn man ohne Menschen planen kann. So wurde auch die Vertreibung und damit letzten Endes die Ermordung von bisher

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noch in dem Planungsraum befindlichen Menschen zur Kenntnis genommen." In bezug auf die volkspolitischen Voraussetzungen der Planung für die eingegliederten Ostgebiete war das Planungsamt Befehlsempfänger des RKF. Die Verwirklichung dieser Planungen setzte einen totalen militärischen Sieg der nationalsozialistischen Führung voraus. Unter dieser Voraussetzung waren alle Planungen für die Zeit nach dem Siege theoretische Planungen. Sie konnten nur theoretische Richtlinien und Modelle ausarbeiten, die gerade deshalb auch unabhängig von den befohlenen Voraussetzungen für die weitere Entwicklung des Planungswesens nicht durchweg wertlos waren. Eine Planung unter diesen Voraussetzungen kann aber nicht mit „totaler Planung" gleichgesetzt werden, die von eigenverantwortlicher Zielsetzung bis zu eigenverantwortlicher Durchführung reichen müßte. Beide Voraussetzungen waren hier nicht gegeben. Die oben zitierte Stelle bezieht sich ausdrücklich auf „Überlegungen mancher Planer beim RKF", insbesondere auch in bezug auf die Hinnahme der geplanten Vertreibung der einheimischen Bevölkerung. Im Hinblick auf diese Absicht wurde die Mitarbeit im Planungsamt des RKF tatsächlich von Jahr zu Jahr problematischer, um so mehr, je mehr die Methoden bekannt wurden, mit denen die SS gegen die polnische Bevölkerung und bei der „Endlösung der Judenfrage" vorging. Solche Kenntnisse können aber nicht speziell den Planem beim RKF besonders angelastet werden. Sie wußten von diesen Vorgängen wohl mehr und früher als die breite Öffentlichkeit im Altreich, zu der nähere Nachrichten darüber nach meinem Wissen erst etwa seit der zweiten Hälfte des Jahres 1942 allmählich durchsickerten. Die Planer beim RKF wußten aber nicht mehr als die große Zahl derjenigen, die in den Ostgebieten in zivilen, staatlichen oder kommunalen Funktionen, in Parteiämtem, Etappendienststellen der Wehrmacht usw. eingesetzt waren. Diese Situation betraf somit einen sehr viel größeren Kreis mindestens ebensosehr wie die Planer beim RKF. Dieses Thema leitet schon über zu der Frage nach dem subjektiven Verhalten als Betroffener in dieser Lage. Dabei gehe ich von meinem persönlichen Erleben aus. Ich war im Winter 1939/40 als Gefreiter ROB (Reserveoffiziersbewerber) bei einer schweren Flakbatterie in der Eifel, als ich ganz überraschend vom RKF zur Dienstleistung im Planungsamt angefordert wurde - wie ich nachträglich erfuhr auf Grund einer früheren Tätigkeit in der Siedlungsplanung beim Heimstättenamt der Deutschen Arbeitsfront. Es handelte sich also um eine Dienstverpflichtung unter Beibehaltung meiner damaligen Planstelle als Beamter beim Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk. Ich war nicht Parteimitglied. Zwei Jahre vorher hatte ich Schwierigkeiten mit der Partei, die im Zusammenhang mit meiner Übernahme in das Beamtenverhältnis eine negative Stellungnahme abgab. Ich mußte damals, um übernommen werden zu können, meine Aufnahme in die Partei beantragen. Der Antrag wurde aber nie erledigt und ich habe nie daran erinnert. Der Amtschef, Prof. K. Meyer, war politisch erstaunlich tolerant. Außer mir waren mindestens noch zwei Mitarbeiter seines Stabes ebenfalls nicht Mitglieder der Partei und mehrere weitere waren es sicherlich nicht aus Überzeugung. Der SS haftete

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damals noch nicht der Ruf an, den sie später auf sich geladen hat. Die weitere Entwicklung des Krieges war in der damaligen langen Pause nach dem Polenfeldzug völlig unklar und die spätere Ausweitung im Osten unvorhersehbar. In persönlicher Hinsicht war unter diesen Umständen die Freistellung vom Wehrdienst als Gefreiter in diesem abenteuerlichen Krieg zugunsten einer fachlichen Arbeit naturgemäß eine Chance von großem Gewicht. Während meiner Tätigkeit im Planungsamt, vor allem nach dem Beginn des Krieges gegen Rußland, gewann ich dann von Jahr zu Jahr mehr erschreckende Eindrücke von der Rolle, die die SS im Osten spielte. Die Verantwortbarkeit der Mitarbeit beim RKF wurde immer mehr zu einem Gewissenskonflikt. Für jeden, der einmal in diesen Machtbereich geraten war, war es aber sehr schwierig und riskant, sich aus der Dienstverpflichtung wieder zu lösen. Jeder Verdacht politischer Unzuverlässigkeit oder des Defaitismus konnte zur Existenzbedrohung werden. Wer aus der Sicht der heutigen Freiheit Kritik an dem subjektiven Verhalten derjenigen üben will, die von einer solchen Lage betroffen waren, müßte versuchen, sich in diese Situation hineinzuversetzen. Gegen Ende des Jahres 1942, in der Zeit der Schlacht um Stalingrad, wurden von der Wehrmacht alle Freistellungen für nicht-militärische Aufgaben überprüft. Um der Aufhebung von Freistellungen für den RKF vorzubeugen und die voraussichtlich davon Betroffenen der eigenen Zuständigkeit der SS zu unterstellen, wurde eine besondere „Stabskompanie" der Waffen-SS gebildet. Die freigestellten Mitarbeiter des Planungsamtes wurden aufgefordert, sich freiwillig zur Waffen-SS zu melden, um ihre Versetzung in jene Stabskompanie zu ermöglichen. Ich verweigerte zusammen mit meinem engsten Mitarbeiter von Schauroth die mehrmals und zuletzt ultimativ geforderte „freiwillige" Meldung. Wir wurden daraufhin vom RKF freigegeben und zur Wehrmacht zurücküberstellt. Wenige Tage später wurden wir wieder zum Wehrdienst einberufen. Das Planungsamt wurde nach Süddeutschland ausgelagert und blieb dort bis zum Ende des Krieges. Ich wurde im März 1944, noch immer als Gefreiter ROB, zur Frontbewährung nach Rußland versetzt und geriet Ende Juni 1944 in der Kesselschlacht von Bobruisk an der Beresina in russische Gefangenschaft.

DIE WICHTIGSTE LITERATUR Benz, Wolfgang, Der Generalplan Ost, in: Die Venreibung aus dem Osten. Ursachen, Ereignisse, Folgen, Frankfurt a.M. 1985. Bezymenskij, LA., General'nyj plan „Ost". Zamysel, celi, resultaty. Notyemateriafy(.Dei Generalplan Ost Idee, Ziele, Ergebnisse. Neue Materialien), in: Voprosylstorii^lS), H. 5, S. 7494. Eichholtz, Dietrich, „Großgermanisches Reich "und,,Generalplan Ost". Einheitlichkeit und Unterschiedlichkeit im faschistischen Okkupaticmssystem, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft-^ (1980), H. 9, S. 834-641. Ders., Der „Generalplan Ost". Über eine Ausgeburt imperialistischer Denkart und Politik (mit Dokumenten), in: Jahrbuch für Geschichte 26 (1982), S. 217-274. Generalny Plan Wschodni. Zbior dokumentow. Pod redakqa Czesiawa Madajczyka. Wybor i opracowanie Stanislaw Biemacki, Czeslaw Madajczyk, Blanka Meissner (- Glöwna Komisja Badania Zbrodni Hitlerowskich w Polsce. Instytut Pamieci Narodowej. Instytut Historii Polskiej Akademii Nauk), Warszawa 1990. Gröning, Gert/Wolschke-Bulmahn, Joachim, Die Liebe zur Landschaft, Teil 3: Der Drang nach Osten. Zur Entwicklung der Landespflege im Nationalsozialismus und während des Zweiten Weitkrieges in den „eingegliederten Ostgebieten"^ Arbeiten zur sozialwissenschaftlich orientierten Freiraumplanung, Bd. 9), München 1987. Heiber, Helmut, Der Generalplan Ost, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 6 (1958), H. 3, S. 280-325. Kamy", Miroslav, Generaini Plan Vychod (Der Generalplan Ost), in: Ceskoslavensky casopis historicky25 (1977), H. 3, S. 345-682. Ders., Kolik verzima'GenerainiPlan Vychod. Sbomikkdeßnam imperialisms (Wiegele Versionen des Generalplan Ost gibt es? Ein Sammelband zur Geschichte des Imperialismus), Praha 1981. Madajczyk, Czeslaw, Generalplan Ost, in: Przeglad Zachodni 17 (196l), H. 3, S. 66-103. Ders., Generalplan Ost, in: Polish Western Affairs 3 (1962), H. 2, S. 391-442. Ders., Dalszedokumenty dotyczace GeneralnegoPlanu WschodniegolWeHere Dokumente zum Generalplan Ost], in: Dzieje Najnowsze^ (1971), H. 3, S. 195-205Ders., Faszyzm i okupacje, 1938-1945. Wykonywanie okupacjiprzezparistwa OsiwEuropie (Faschismus und Okkuppationen, 1938-1945. Die Okkupationspolitik der Achsenmächte in Europa), 2 Bde., Poznan 1983/84. Ders., Vom „Generalplan Ost" zum „Generalsiedlungsplan", in: Der „Generalplan Ost". Hauptlinien der nationalsozialistischen Planungs- und Vernichtungspolitik, hrsg. von Mechthild Rössler und Sabine Schleiermacher unter Mitarbeit von Cordula Tollmien (« Schriften der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts), Berlin 1993. Müller, Rolf-Dieter, Industrielle Interessenpolitik im Rahmen des „Generalplan Ost". Dokumente zum Einfluß von Wehrmacht, Industrie und SS auf die wirtschaftliche Zielsetzung für Hitlers Ostimperium, in: Militärgeschichtliche Mitteilungen 29 (1981), H. l, S. 101-140. Noskova, A.F., General'nyj plan Ost. (K itogam izucenija v sovetskoj i pol'skoj istoriceskoj lite-

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Die wichtigste Literatur

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PERSONENREGISTER Neben Namen und Lebensdaten sind die wichtigsten Ämter und Funktionen angeführt. Wo solche Daten fehlen, waren sie in der Regel nicht zu ermitteln. Auf nähere Angaben wurde aber auch verzichtet, wenn es sich um allgemein bekannte Personen handelt

Abel, Wolfgang Prof. Dr. (geb. 1905) - Professchwörung vom 20. Juli 1944 hingerichtet sor für Anthropologie, Rassenbiologie und 539 menschliche Erblehre beim Kaiser-Wülhelm- Behling, Dr. - Rechtsanwalt 301, 307, 308, 316, Institut für Anthropologie in Berlin 68, 69 528 Adalbert 532, 535, 544, 546 Behrends, Gustav - SA-Gruppenführer, ReichAlpers, Friedrich (geb. 1901) - SS-Oberführer, sobmann des Reichsnährstands 83, 131 Staatssekretär, Reichsministerium für Ernäh- Behrens, Hermann Dr. (geb. 1907) - SS-Gruprung und Landwirtschaft und Generalforstpenführer und Generalmajor der Waffen-SS, meister 466 Stabsführer beim Reichskommissar für die Antonescu, Ion (1882-1946) - Premierminister Festigung deutschen Volkstums, stellvertreund „Staatsführer" Rumäniens 29 tender Leiter der Volksdeutschen Mittelstelle 298 Bach-Zelewski, Erich von dem (1899-1972) - Bene, Otto - Beauftragter des Auswärtigen SS-Obergruppenführer. Höherer SS- und PoAmtes in den besetzten Niederlanden 4l6, lizeiführer Breslau, später Chef der Banden417 bekämpfung bei der Heeresgruppe Mitte, Berger, Gottlob (1896-1975) - SS-Gruppenfüh1944 Befehlshaber der gegen den Warschaurer, Gründer der Waffen-SS und Chef des er Aufstand eingesetzten SS- und WehrSS Hauptamtes, seit 1942 auch Staatssekretär machtsverbände, 1962 zu lebenslanger Haft im Reichsministerium für die besetzten Ostverurteilt 300 gebiete, 1945 zu 25 Jahren Haft verurteilt, Backe, Herbert (1896-1947) - SS-Obergrup1951 aus der Haft entlassen 85, 163, 164, penführer, Staatssekretär im Reichsministeri166-168, 170, 172, 256, 471 um für Ernährung und Landwirtschaft seit Berkelmann, Theodor (geb. 1894) - SS-Ober1942 Reichsminister für Ernährung und gruppenführer und General der Polizei, HöLandwirtschaft und Reichsbauernführer, herer SS- und Polizeiführer Westmark 440, 1945 inhaftiert, endete durch Selbstmord XX, 489 83, 131-133, 151, 178, 284-288, 302 Betke, Dr. 315 Ballin, Albert - Generaldirektor HAPAG 63 Beyer, Justus Dr. - SS-Sturmbannführer, VerBauder, Theodor - Präsident der Hauptabbindungsführer des Chefs der Sicherheitspoteilung Bauwesen in der Regierung des Gelizei und des SD bei der Parteikanzlei X, XI, XXI, 262 neralgouvernements 509 Beck, Ludwig (1880-1944) - General der Boesler, Felix Prof. Dr. (geb. 1901) - Professor Wehrmacht, -wegen Beteiligung an der Verfür Finanzrecht an der Universität Jena, Di-

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rektor des Instituts für Geschichte und Praxis des Finanzrechts, Mitglied des Fünrungsrats des Reichsverbands Deutscher Verwaltungsakademien 82, 86, 210, 290 Boleslaw Chrobry 066-1025) 545 Bormann, Martin (1906-1945) - Reichsleiter, Chef der Parteikanzlei 15, 485, 490, 539 Bomhaupt, von - Oberst im Allgemeinen Wehrmachtsamt, Chef der Dienststelle des Bevollmächtigten der Wehrmacht für Siedlungsfragen 519 Böttcher - Ministerialrat 22 Bracht, Fritz (geb. 1899) - SS-Brigadeführer, Gauleiter und Oberpräsident von OberSchlesien, Beauftragter des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums 490 Brandt, Rudolf Dr. - SS-Obersturmbannführer, Persönlicher Referent des Reichsfünrers SS VII, XVin, 42, 43, 83, 85, 137, 138, 152, 163, 166-169, 172, 213, 257, 268-272, 274, 281, 286, 288, 289, 482, 522 Bräutigam, Otto Dr. - Ministerialdirektor, Leiter der Abteilung Allgemeine politische Angelegenheiten im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und stellvertretender Leiter der Hauptabteilung I 38 Breuer, Dr. 508 Buchwald, K. 551 Bürckel, Josef (1895-1944) - Reichsstatthalter von Österreich und Gauleiter von Wien, dann Gauleiter und Reichsstatthalter in der Westmark, Chef der Zivilverwaltung Lothringen, endete durch Selbstmord 418, 440, 478, 486, 488, 489 Burckhardt, Carl Jacob (1891-1974) - Historiker und Politiker, 1937-1939 Völkerbundkommissar in Danzig 542

Universität Freiburg, dann Wissenschaftlieher Mitarbeiter der Hauptabteilung Planung und Boden im Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums 554, 555 Churchill, Winston (1874-1965) 542 Creutz, Rudolf Johann Friedrich (geb. 1896) SS-Brigadeführer und Oberführer der Waffen-SS, stellvertretender Leiter des Stabshauptamtes des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums, Leiter der Zentralkanzlei des SS-Hauptamtes 163, 272, 295-298, 311, 315, 478, 481, 482, 529 Czekanowski 6l Dabrowski, Jan Henryk (1755-1818) 545 Dargel, Paul (geb. 1903) - Regierungspräsident in Zichenau, später stellvertretender Reichskommissar für die Ukraine 279, 501, 503 Dick, Volker 450, 452 Dietz, Kurt Dr. - SS-Sturmbannführer, Leiter der Abteilung Deutsches Volkstum im Amt des Reichskommissars für die Ukraine 277, 279, 501-504, 507 Dolezalek, Alexander - SS-Sturmbannführer, Leiter der Planungsabteilung des SS-Ansiedlungsstabes Litzmannstadt und Posen 19, 20, 38, 466, 532-537, 539-549 Dolezalek, Luise Dr., Mitarbeiterin des siedlungswissenschaftlichen Referats beim Höheren SS- und Polizeiführer Warthegau 542, 547 Dorpmüller, Verkehrsminister 321 Doubeck, Franz A. Dr. - Raumplanungstheoretiker 154, 170, 180, 181, 185, 186, 210, 215 Duckart - Sonderbeauftragter des Reichsministeriums des Innern bei der Einwandererzentralsteile Danzig 212 Dummer 452

Canaris, Wilhelm (1887-1945) - Admiral, Chef der Abwehrabteilung des Kriegsministeri- Ehlich, Hans Dr. - SS-Standartenführer, Leiter ums, im Zusammenhang mit dem 20. Juli der Gruppe B (Volkstum) in der 1944 verhaftet, hingerichtet 540 Abteilung III des ReichssicherheitshauptaCassel, Erich - SS-Brigadeführer, Leiter des mes XVI, XVIII, 39, 50, 175, 212, 314, 417, Hauptamtes für Volkstumsfragen 172, 212 529 Christaller, Walter Dr. (geb. 1893) - Referent Eichmann, Adolf (1906-1962) - SS-Obersturmim Kommunalwissenschaftlichen Institut der bannführer, Leiter des Referats IV B 4 Ju-

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denangelegenheiten und Räumung im Reichsministers) beim Reichsprotektor für Reichssicherheitshauptamt, 1946 Flucht aus Böhmen und Mähren, in Prag verurteilt und alliierter Haft, später nach Israel entführt, hingerichtet 525 dort verurteilt und hingerichtet 393 Frauenfeld 305 Eilers - SS-Obersturmführer, 1941 stellvertre- Fretheim, F.J.O. - Minister für öffentliche Artender Hauptbevollmächtigter für die Umbeiten in der norwegischen Regierung Quissiedlung der Litauer 511 ling 177 Pricks, Otto von- Leiter des Siedlungsstabes in Fähndrich, Ernst Dr. - SS-ObersturmbannfühGnesen 532, 549 rer, Leiter der Hauptabteilung I „Menschen- Funk, Walther (1890-1900) - Reichswirteinsatz'' im Stabshauptsamt des Reichskomschaftsminister und Generalbevollmächtigter missars für die Festigung deutschen Volksfür die Kriegswirtschaft, 1939 Reichsbanktums 315, 316, 318 präsident, zuständig auch für die wirtschaftFährunger, Dr. - Kriegsverwaltungsrat 278 liche Ausbeutung besetzter Ostgebiete, 19·43 Faust, D. - Generalsekretär beim Reichsbevoll- Mitglied der Zentralen Planung, zuständig u.a. für Einsatz von Zwangsarbeiten!, durch mächtigten für den totalen Kriegseinsatz alliiertes Militärgericht zu lebenslanger Haft 286, 287 Faust, Hans Karl Dr. - Ministerialrat im Reichs- verurteilt, 1951 aus der Haft entlassen 320 ministerium des Innern, später Regierungs- Gallmeier, Dr. 500, 506 Gebert, Walter Dr., Leiter der Abteilung Volkspräsident Kattowitz 490 Fiedler, Dr. - Mitarbeiter des SS-Hauptamtes C ordnung im Stabshauptamt 154, 186, 290 Geisler 554 159, 300 Firgan, Dr. - Rassenpolitischer Referent beim Girgensohn, Thomas - SA-Brigadeführer, Verbindungsoffizier des Reichsministers für die Reichskommissariat Ukraine 500, 506 besetzten Ostgebiete bei der Obersten SAFischer, Eugen Prof. Dr. (1874-1967) - DirekFührung 39, 40 tor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Globocnik, Odilo (1904-1945) - SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei, SSEugenetik in Berlin, nach 1945 Ehrenmitund Polizeiführer im Distrikt Lublin, 1941 glied der Deutschen Anthropologischen Gebeauftragt mit Planung und Errichtung von sellschaft 39, 40, 68, 79 SS- und Polizeistützpunkten im Ostraum, seit Fischer, Ludwig Dr. (geb. 1905) - SA-Gruppen1943 Höherer SS- und Polizeiführer Adriatiführer, Gouverneur des Distrikts Warschau sches Küstenland, endete durch Selbstmord 508, 510, 511 173, 509-511, 513, 516, 517, 522, 527-529 Forster, Albert (1902-1954) - SS-ObergruppenGoebbels, Joseph (1897-1945) 286, 287, 533 führer, Gauleiter und Reichsstatthalter im Gau Danzig-Westpreußen, 1948 in Polen Gönnert, Fritz, Dr. Dipl. Ing. - Leiter der Politischen Abteilung im Stabsamt des Reichszum Tode verurteilt, dann begnadigt zu lemarschalls Hermann Göring 485 benslanger Haft XJV, 143, 292 Frank, Hans Dr. (1900-1946) - Reichsminister Goring, Hermann (1893-1946) 466, 485, 540 ohne Geschäftsbereich und Generalgouver- Goetz, Hans Joachim Dr. - Rechtsanwalt, Leiter neur im besetzten Polen, durch alliiertes Mider Rechtsabteilung im Stabshauptamt des litärgericht zum Tode verurteilt und Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums 159, 180, 315 hingerichtet 18, 43, 275, 306, 358, 511, 516, 522, 538 Golling, Siegfried - Assessor in der PlanungsFrank, Karl Hermann (1898-1946) - Stellvertreabteilung des Stabshauptamtes des Reichskommissars für die Festigung deutschen tender Gauleiter Sudetenland, seit 1939 Volkstums XIX, 159,302 Staatssekretär (seit 1943 im Rang eines

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Greifelt, Ulrich (geb. 1896) - SS-Obergruppenprotektor für Böhmen und Mähren, bei Atführer und General der Polizei, Leiter des tentat in Prag getötet VI, XIV, XV, 20, 134, Stabshauptamts des Reichskommissars für 417, 418, 467, 470 die Festigung deutschen Volkstums XVI, 14, Hiege, Ferdinand - SS-Obersturmbannführer, 15,51,82,83,85,90,131-137,152,164-168, Leiter der Dienststelle Lothringen des 172, 213, 234, 268, 270, 272, 274, 286-288, Reichskommissars für die Fesügung deut293-298, 302, 304, 307, 315, 316, 443, 473, sehen Volkstums, später Chef des Amtes 475, 476, 482, 485, 489, 521, 524 Landwirtschaft im Stabshauptamt und Leiter Greiser, Artur (1897-1946) - SS-Obergruppender Abt. Vni im Reichsministerium für Erführer, Gauleiter und Reichsstatthalter im nährung und Landwirtschaft 83, 159, 212, Gau Wartheland, in Polen verurteilt und hin478 gerichtet XIV, 118, 292, 536 Hildebrandt, Richard Hermann (geb. 1897) Gross, Walter Dr. (1904-1945) - Leiter des RasSS-Obergruppenführer und General der Posenpolitischen Amts der NSDAP XVni lizei, 1939 Höherer SS- und Polizeiführer in Grünig, Dr. 175 Danzig-Westpreußen und Beauftragter des Guderian, Heinz (1888-1954) - General der Reichskommissars für die Festigung deutWehnnacht, seit 1944 Chef des Generalstasehen Volkstums, seit 1943 Leiter des Rassebes des Heeres 526 und Siedlungshauptamtes im ReichssicherGünther, Hans Friedrich Carl Prof. Dr. (1891heitshauptamt 537, 540, 549 1968) - Professor für Anthropologie und Himmler, Heinrich (1900-1945) - Reichsführer Rassenkunde an der Universität Freiburg, SS und Chef der Deutschen Polizei, Reichsführender NS-Rassentheoretiker 6l, 68, 507 kommissar für die Festigung Deutschen Gummitsch s. Hummitsch Volkstums, seit 1943 auch Reichsminister des Innern, endete durch Selbstmord V-XII, Hasse, Willi Dr. 508 XIV, XVI, XVffl-XX, 21, 85, 132, 134, 143, Hausmann, Dr. - Leiter des Südost-Agrarinsti152, 155, 172, 173, 212, 256, 262, 272, 277, tutes Wien 444 284, 291, 292, 294, 297, 298, 303-308, 312, Hecht, Gerhard Dr. - Leiter der Abteilung für 320, 403, 443, 467, 471, 473, 484, 485, 518, Volksdeutsche und Minderheiten im Rassen525, 527-529, 534, 537, 538, 540, 548, 552, politischen Amt der NSDAP XVffl 553 Hefermehl - SS-Hauptsturmführer im Stabs- Hitler, Adolf (1889-1945) VII, VIII, XI, XTV, XV, hauptamt des Reichskomissars für die Festi15, 22, 23, 57, 60, 69, 138, 173, 262, 290gung deutschen Volkstums 267, 268, 270294, 302, 319-321, 416, 479, 511, 536, 538, 272,275 540,541, 543,547,553 Heim, Heinrich - Adjutant Martin Bormanns 23 Hof. vom - Oberregierungsrat 519 Henschel, Theo - SS-Standartenführer, Leiter Hoffmann, Otto - SS-Gruppenführer, Chef des des Einsiedlungsamts Danzig-Westpreußen, Rasse- und Siedlungshauptamtes 540 dann im Zentralbodenamt des Stabshaupt- Hoffmeyer, Horst - SS-Brigadeführer und Geamts des Reichskommissars für die Festineral der Polizei, Leiter des Amtes VII Volksgung deutschen Volkstums, Leiter des deutsche Meldestelle 279, 280 Siedlungssonderstabes in der Ukraine 277- Hogler, Prof. s. Rolf es 279 Hohle, Werner - SS-Oberscharführer 281, 282 Herold - SS-Hauptsturmführer 510 Höppner, Heinrich - SS-Sturmbannführer und Heydrich, Reinhard (1904-1942) - SS-OberSD-Führer, Leiter des Amtes für Volkstumfragruppenführer, Chef der Sicherheitspolizei gen im Warthegau 392, 398 und des SD, Hauptorganisator der „Endlö- Hübner 316 sung der Judenfrage", amtierender Reichs- Hubrich, Georg Dr. - Ministerialrat im Reichs-

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präsident von Ostpreußen, seit 1942 Reichsministerium des Innern, Verbindungsreferent in der Zentralstelle für die besetzten kommissar für die Ukraine, 1948 inhaftiert und 1959 in Polen zum Tode verurteilt, dann Ostgebiete 180, 185 begnadigt, lebenslange Haft 98, 279, 502, Hummitsch, Heinz - SS-Hauptsturmführer, 522 Mitarbeiter im Referat B l (Volkstumsfragen) des Amtes des Reichssicherheitshaupt- Koppen, Werner Dr. - SA-Standartenführer, amtes, später zeitweise Befehlshaber der persönlicher Referent Alfred Rosenbergs 22, Sicherheitspolizei und des SD in Belgien 39 23 Kömer, Helmut (geb. 1904) - LandesbauernJoessinger - norwegischer Widerstandskämpführer in Sachsen, seit 1939 Präsident der fer 542 Hauptabteilung Ernährung und Landwirtschaft in der Regierung des GeneralgouverJungkunz, Otto Dr. - SS-Standartenführer, Genements; Mitglied des Wirtschaftsstabes Ost bietshauptmann in Hegewald 165, 205 358 Kohl 504 Kakolewski, Krzysztof 532 Krause, Wolfgang - Mitarbeiter der PlanungsKaltenbrunner, Ernst 256 abteilung im Stabshauptamt des ReichskomKammler, Heinz - SS-Gruppenführer im Wirtmissars für die Festigung deutschen Volksschaftsverwaltungshauptamt der SS , 47, tums XDC 48 Karl, Herbert - Dipl. Ing., SS-Sturmbannführer Kreis, Wilhelm (1873-1955)- Professor für Architektur in Dresden und Düsseldorf, seit 170 1939 Reichskultursenator 320 Kauffmann 548 Krüger, Friedrich Wilhelm (1894-1945) - SSKeil, Dr. 507 Obergruppenführer sowie General der PoliKeitel, Wilhelm (1882-1946) - General-Feldzei und der Waffen-SS, Höherer SS- und Pomarschall, Chef des Oberkommandos der lizeiführer sowie seit 1942 Staatssekretär für Wehrmacht, durch alliiertes Militärgericht das Sicherheitswesen im Generalgouvernezum Tode verurteilt und gehängt 15, 17, 19, ment, seit 1943 Angehöriger des Persönli484, 517, 518 chen Stabs des Reichsführers SS , 211, 307 Koenig, Pierre (1898-1970) - französischer GeKrumey, Hermann - SS-Obersturmbannführer, neral und Politiker 542 Leiter der Umwanderer-Zentralstelle LitzKientrup, Hermann - Major der Schutzpolizei mannstadt sowie der Zweigstelle Zamoic im Distrikt Lublin 529 Kinkelin, Wilhelm Martin Dr. (geb. 1896) - SS- XX, 26l, 263, 264, 493, 533 Brigadeführer, 1943 Ministerialdirigent und Kuchenbäcker, Karl Dr. - SS-Sturmbannführer, Leiter des Hauptlandamtes im GeneralgouLeiter des Amtes Blutpflege und Rassenkulvernement 358 tur im Reichsamt Agrarpolitik der NSDAP, Leiter der Abt. I 3 (Ukraine) und 17 (Volkstums- und Siedlungspolitik) im Reichsmini- Labs - Oberregierungsrat im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete 38 sterium für die besetzten Ostgebiete 38, 39 Kleist, Bruno Peter Dr. - SS-Sturmbannführer, Lammers, Hans-Heinrich Dr. (1879-1962) Leiter der Abt. I O (Ostland) des ReichsminiReichsminister und Chef der Reichskanzlei, steriums für die besetzten Ostgebiete 38, 39, 1949 durch alliiertes Militärgericht zu 20 Jahren Haft verurteilt, 1954 aus der Haft 473-475 Koch - Diplomlandwirt im Zentralbodenamt entlassen 15, 84, 155 des Stabshauptamts des Reichskommissars Larsen, Gunnar - dänischer Verkehrsminister für die Festigung deutschen Volkstums 159 481 Koch, Erich (geb. 1896) - Gauleiter und Ober- Leibbrandt, Georg Dr. (geb. 1899)- 1941-1943

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Leiter der politischen Abteilung im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete 417,474,475 Lenin, Vladimir Il'ic (1870-1924) 545 Lenz, Fritz (l 887-1976)-Professor für Eugenetik und Leiter der Abteilung für Rassenhygiene und Erblichkeitsforschung des KaiserWilhelm-Instituts in Berlin, 1946-1955 Professor für menschliche Erblehre an der Universität Göttingen 79 Ley, Robert Dr. (1890-1945) - Reichsleiter, Gauleiter im Rheinland, Reichsorganisationsleiter der NSDAP, Chef der Deutschen Arbeitsfront, endete durch Selbstmord 25 Liedecke, Ewald - Landesplaner, Generalreferent für Raumordnung im Reichsgau DanzigWestpreußen 184 Lipski, Jozef (1894-1958) - bis 1939 Polnischer Botschafter in Berlin 10, 535 Lohse, Hinrich (1896-1964) - SA-Obergruppenführer, Gauleiter und Oberpräsident von Schleswig-Holstein, seit 1941 Reichskommissar Osüand, 1948 durch alliiertes Militärgericht zu zehn Jahren Haft verurteilt, 1951 aus der Haft entlassen 135 Lorch, Walter Dr. - Mitarbeiter der Abteilung Planung und Boden im Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstum 186, 208 Lorenz, Werner (1891-1974) - SS-Obergruppenführer, Chef der Volksdeutschen Mittelstelle, Leiter der Umsiedlungs- und Eindeutschungsabteilung beim Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, 1948 durch alliiertes Militärgericht zu 20 Jahren Haft verurteilt, 1955 aus der Haft enüassen 164, 172, 298 Machui, Arthur von-Mitarbeiter der Planungsabteüung im Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums XIX Mäding, Erhard von Dr. - SS-Obersturmführer, Regierungsrat in der Hauptabteilung Planung und Boden beim Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums 154, 170, 171, 209, 210, 257, 260, 550

Magass 504 Meine, August - SS-Hauptstunnführer im Persönlichen Stab des Reichsführers SS 152, 267-270, 467, 471, 478 Mende, Gerhard von (geb. 1904) - Professor für Russische Volkswissenschaften in Berlin, Leiter der Abt I 5 (Kaukasien) im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete 38 Mentzel, Prof. Dr. - SS-Brigadeführer, Ministerialdirektor, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft 289 Merkel, Rudolf Dr. - Rechtsanwalt 530 Metzner, Rudolf - Hauptbereichsleiter der NSDAP, stellvertretender Gauleiter Oberschlesien 490 Meyer, Alfred Dr. (1891-1945) - Gauleiter und Oberpräsident von Westfalen, seit 1941 Staatssekretär und stellvertretender Minister im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete, endete durch Selbstmord 166, 167, 417 Meyer, Herbert H. - Interrogator, US-Evidence Division Office of Chief of Counsel für War Crimes 295, 296 Meyer-Hetling, Konrad Prof. Dr. phil. (geb. 1901) - SS-Oberführer, Direktor des Instituts für Agrarwesen und Agrarpolitik der Universität Berlin, Leiter der Hauptabteilung Planung und Boden im Stabshauptamt des Reichskommissars für die Festigung deutsehen Volksktums, seit 1942 Planungsbeauftragter für die Siedlung und ländliche Neuordnung beim Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Reichsbauernführer und Reichsleiter für Agrarpolitik V, VIIIX, XIII, XVI, XVII, XIX-XXI, 14, 15, 4l, 42, 45-49, 81, 82, 84-86, 90, 91, 130-133, 135137, 151, 154, 155, 164, 167, 170, 177-179, 185, 186, 210, 213, 234, 256, 266, 268, 269, 272, 274, 275, 277, 284-290, 297-299, 308313, 315-317, 319, 399, 528, 530, 531, 547549, 551, 553-556 Morgen, Herbert Dr. - Mitarbeiter des Instituts für Agrarpolitik und Betriebslehre 159, 444 Müller, Heinrich (1900-1945) - SS-Gruppenführer und General der Polizei, Leiter der Abteilung Innenpolitische Polizei der Gesta-

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Nordost, Höherer SS- und Polizeiführer in po, später Chef des Amtes IV im Reichssider Ukraine 42, 164, 172 cherheitshauptamt 395, 529 Müller, Johannes Hermann - Kommandeur der Prytz, Friderik - Finanzminister in der norweSicherheitspolizei Lublin 527, 528, 530 gischen Regierung Quisling, Gouverneur Mundt, Heinrich - SS-Obersturmbannführer, von Trondheim 470 stellvertretender Leiter des Zentralbodenamts beim Stabshauptamt des Reichskom- Quisling, Vidkun (1887-1945) - Ministerpräsimissars für die Festigung deutschen dent der norwegischen KollaborationsregieVolkstums 159 rung 177 Mussolini, Benito (1883-1945) 536 Nietzsche, Friedrich (1844-1900) 535, 538 Ohlendorf, Otto Dr. (1907-1951) - SS-Gruppenführer, Leiter des Amtes im Reichssicherheitshauptamt, 1941 Chef der Einsatzgruppe D in Rußland, beteiligt an der Ermordung von rd. 90 000 Zivilisten (meist Juden), 1948 durch alliiertes Militärgericht zum Tode verurteilt, später hingerichtet 262, 540 Ohnesorge, "Wilhelm (1872-1962) - Reichspostminister 169 Palzo 501, 503 Pank (Panke) 540 Pasi, Margarethe - Sekretärin bei Konrad Meyer-Hetling 308 Paulus, Friedrich (1890-1957) X Penkert 175, 183 Petljura, Simon Vasil'evic (1879-1926) 54l Piisudski, Jozef (1867-1935) 535, 536, 541 Pirow-SS-Hauptsturmführer, Hauptdorfführer im Neusiedlerdorf Zawada (Wirsing) im Distrikt Lublin 509 Pleiger 466 Pohl, Oswald (1892-1951) - SS-Obergruppenführer, Ministerialdirektor im Reichsministerium des Innern und seit 1942 Chef des Wirtschaftsverwaltungshauptamts der SS 466 Popitz, Johannes (1884-1945) - Preußischer Finanzminister, im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 verhaftet, später hingerichtet 549 Porsche, Ferdinand (1875-1971) 321 Prützmann, Hans Adolf (1901-1945) - SSObergruppenführer und General der Polizei, seit 1943 Führer des SS-Oberabschnitts

Rapp - SS-Sturmbannführer XVm Rheintaller, Anton (geb. 1895) - SS-Brigadeführer, Agrarexperte der österreichischen NSDAP, österreichischer Minister für Landund Forstwirtschaft, seit 1940 Unterstaatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft 131 Ribbentrop, Joachim von (1893-1946) - Reichsaußenminister 535 Richert, Franz Prof. Dr. - SS-Obersturmbannführer, Leiter der Hauptabteilung Ernährung und Landwirtschaft beim Reichskommissar in Norwegen 179 Riecke, Hans Joachim (geb. 1899) - SA-Gruppenführer, Ministerialdirigent, dann Staatssekretär im Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Leiter der Hauptabteilung Landwirtschaft im Wirtschaftsstab Ost 41, 42, 83 Rink, Dr. 503, 504 Robespierre, Maximilien de (1758-1794) 545 Rodell, Fred - Interrogator, US-Evidence Division Office of Chief of Counsel für War Crimes 298, 299 Rogler, Prof. s. Rolfes Rolfes, Max Prof. Dr. (geb. 1894) - Prof, für Landwirtschaftliche Betriebslehre und Agrarpolitik, Direktor des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Universität Gießen 186, 306 Raloff, Hermann VIII Rosenberg, Alfred (1893-1946) - Reichsleiter, Reichsminister für die besetzten Ostgebiete, 1946 durch alliiertes Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet VI, K, XVII, XVIII, 15, 17-19, 22, 84, 154, 155, 417, 473, 480

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Rosner - SS-Hauptsturmführer, Gebietshaupt- Schütte, Ehrenfried Dr. - Assessor, Referent in mann 279, 280 AbL I 2 des Reichsministeriums für die beRunte, Ludwig Dr. - Ministerialdirigent im setzten Ostgebiete 38 Reichsministerium für die besetzten Ostge- Schulz, Bruno Curt Prof. Dr. (geb. 1901) - SSbiete 154, 155 Standartenführer, Professor für Anthropologie, menschliche Erblehre und BevölkeSauckel, Fritz (1894-1946) - Gauleiter von rungsbiologie, Leiter des Amtes I im RassenThüringen, seit 1942 Generalbevollmächtigund Siedlungshauptamt der SS 39, 40, 173, ter für den Arbeitseinsatz, zuständig für Re500 krutierung von Fremdarbeitern, 1946 durch Schumacher, Fritz von 186, 208, 209 alliiertes Militärgericht zum Tode verurteilt Schwager 503, 504, 507 und hingerichtet 22, 23 Schwarzenberger, Otto - SS-Oberführer, Leiter Schacht, Hjalmar Dr. (1877-1970) - Präsident des Amtes IV (Gruppe B) im Reichssicherder Reichsbank bis 1939, Reichsminister heitshauptamt 298 ohne Geschäftsbereich, 1944 entlassen und Seifert, Alwin - Reichslandschaftsanwalt beim bis Kriegsende in Haft 180, 181 Generalinspektor für das deutsche StraßenSchäfer - Rechtsanwalt im SS-Hauptamtin wesen, Planer im Wirtschaftsstab Ost 41, 42 159, 300 Seyss-Inquart, Arthur (1892-1946) - SS-OberSchauroth, Udo von - Dipl. Ing. ^ Mitgruppenführer, Reichsminister ohne Gearbeiter im Stabshauptamt Hauptabteilung schäftsbereich, stellvertretender GeneralXLX, 45, 49, 152, 154, 170, 171, 174, 181, gouverneur in Polen, seit 1940 Reichskom184-186, 207-210, 214, 215, 223, 257, 557 missar in Holland 416, 480 Schellenberg, Walter (1901-1952) - SS-Bri- Siebert, Friedrich Wilhelm - SS-Oberführer, gadeführer und Generalmajor der "WaffenLeiter der Hauptabteilung Innere VerwalSS, Leiter des Amtes VI Auslandsnachrichtung in der Zentralverwaltung des Generaltendienst im ReichssicherheitshauptanU, 1949 gouvernements 43 zu sechs Jahren Haft verurteilt, 1950 aus der Speer, Albert (1905-1981) - Architekt, seit 1942 Haft entlassen 540 Reichsminister für Bewaffnung und MuniSchirach, BaldurBenedikt von (1907-1974) 320 tion, 1946 durch alliiertes Militärgericht zu Schlotterer, Gustav (geb. 1904) - Ministerialdi20 Jahren Haft verurteilt, 1966 aus der Haft rektor im Reichswirtschaftsministerium, stänentlassen XIV, XXI, 42, 287, 289, 290, 292, diger Vertreter des Reichswirtschaftsministe320, 321, 515 riums im Reichsministerium für die besetz- Sporrenberg, Jakob 493 ten Ostgebiete, Mitglied des Wirtschafts- Stadier, Hermann 458 stabs Ost 417 Stalin, losif Vissarionovic (1879-1953) 25 Schmidt 186 Staub, Dr. 507 Schmidt, Fritz Dr. (geb. 1899) - SA-Standarten- Süer, Günther Dr. - SS-Hauptsturmführer, Mitführer, Generalkommissar in den besetzten arbeiter des Stabshauptamts beim ReichsNiederlanden 209, 416 kommissar für die Festigung deutschen Schoene, Dr. - Sachbearbeiter 473 Volkstums XIV, 159, 315, 316 Schräge, Heinz - SS-Oberführer im SS-Haupt- Stuckart, Wilhelm Dr. (1902-1953) - SS-Grupamt 295 penführer, Staatssekretär im ReichsinnenmiSchubert, Helmut - SS-Hauptsturmführer, Leinisterium Teilnehmer der Wannseekonfeter der Abteilung Volkstum im Amt Umsiedrenz 1942, 1945 inhaftiert und 1949 zu vier lung und Volkstum des Stabshauptamtes VII, Jahren Haft verurteilt, die als verbüßt angeXTV, XVI, XVIII, 39, 40, 42, 137, 138, 143, rechnet wurden 164, 403, 405 150, 167-169, 315, 316 Stumpp, Dr. 503, 504, 507, 508

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Stutterheim, Hermann von (geb. 1887) - Regie- Weitnauer, Hermann Dr. rungsrat in der Reichskanzlei, Staatssekretär Gruppenleiter in der Abt II 5 Rechtswesen im Reichsinnenministerium 1 55 des Reichsministeriums für die besetzten OstSuadicani, Dr. 456 gebiete 38 Wendland, Günther 528 Teich, Gerhard Dr. - Wissenschaftlicher Assi- Wendler, Richard Dr. - SS-Gruppenführer, stent im Institut für Grenz- und AuslandsstuGouverneur der Distrikte Krakau und Lublin dien in Berlin 39 522 Thierack, Otto Georg Dr. (1889-1946) - Präsi- Wessel 175 dent des Volksgerichtshofs in Berlin, seit Wetzel, Erhard Dr. (geb. 1903) - Leiter der Be1942 Reichsjustizminister, endete durch ratungsstelle des Rassenpolitischen Amts der Selbstmord 510

NSDAP VI, VII, X, XIV, XVI, XVni, XLX, 38,

Thümmler, Johannes Dr. - SS-Obersturmbann40, 50, 60, 81, 533, 547, 548 führer, Leiter der Gestapo-Stelle Kattowitz Wiepking-Jürgensmann, Heinrich, Prof. Dr. 500 (geb. 1891) - Leiter des Instituts für LandTodt, Fritz (1891-1942) - Generalbevollmächschaft und Gartengestaltung an der Berliner tigter für die Kriegswirtschaft („Organisation Universität, Gutachter für die HauptabteiTodt"), Reichsminister für Bewaffnung und lung Planung und Boden im Stabshauptamt Munition 22, 23, 25, 298 des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums 530, 531, 551, 552 Umlauf, Josef Prof. Dr. - Oberbaurat, Sachbe- Wieser - SS-Untersturmführer 510 arbeiter für Städtebau und Raumordnung im Willikens, Werner (geb. 1893) - SS-GruppenStabshauptamt des Reichskommissars für die führer, Staatssekretär im Reichsministerium Festigung deutschen Volkstums XK, 184, für Ernährung und Landwirtschaft 83, 131, 553 178 Wirsich, Kuno - SS-Hauptsturmführer, RechtsVlassov, Andrej Andreevic" (1900-1946) 538 anwalt im Stabshauptamt des ReichskomVogt, Dr. - Oberregierungsrat im Reichsminimissars für die Festigung deutschen Volkstl sterium für Ernährung und Landwirtschaft "os 159, 315 !31 Wolf - SS-Oberscharführer 504 Wolff, Karl (1900-1984) - SS-ObergruppenWächter, Otto Gustav Dr. - SS-Gruppenführer führer und General der Waffen-SS, Chef und Generalmajor der Polizei, Gouverneur des Persönlichen Stabes des Reichsführers ss seit der Distrikte Krakau und Lublin 540 > W$ Höchster SS- und Polizeiführer m Italien Waldhäusl, Friedrich Prof. Dr. (geb. 1898) ' l?64 wegen Beihilfe zu Mord zu Professor für Landwirtschaftliche Betriebs15 Jahren Haft verurteilt, seit 1971 lehre an der Universität Leipzig 82, 257 Haftverschonung 85, 164, 173, 256, 294, Weihenmayer - Kreishauptmann in Zamos'c' ^'1 509, 511 Weirauch (Weyrauch), Lothar - Mitarbeiter der Abteilung Bevölkerungswesen 43 Zeitler, Max Dr. (geb. 1898) - Jurist 474

ORTSREGISTER Soweit deutsche Ortsnamensfonnen bereits vor 1937 gebräuchlich waren, werden diese im Register an erster Stelle angeführt. Davon abweichende landessprachliche Namensformen - in Orientierung an den Staatsgrenzen von 1937 - sind daneben kursiv angegeben. In Klammern gesetzt wurden hingegen in den Akten vorgefundene Namensformen, sofern sie von der international üblichen Schreibweise abweichen, beziehungsweise solche Ortsnamen, bei denen es sich um deutsche Neuprägungen aus der Kriegszeit handelt

Abrene 124 Akkerman 446 Altbach 460 Altlag 448, 460 Alytus s. Olita Arch 457, 458, 460, 46l Archangelsk (Archangelsk) 470 Arensburg Kingisepp 237 Amau 458, 460 Amova Sela s. Hohenegg Artitsch-Amau 459 Astrachan' (Astrachan) 290 Augsburg 320 Auschwitz

159, 163, 166-168, 170, 174, 179, 181, 184186, 194, 202, 207, 208, 210, 212-215, 218, 223, 233-235, 256, 257, 26l, 262, 266-271, 273, 274, 277, 281, 282, 284-286, 289, 290, 293, 297, 300, 302, 303, 305, 309, 317, 318, 320, 325, 393, 395, 399, 417, 470, 471, 473, 475, 476, 478, 482, 484-486, 493-495, 500, 501, 503, 506, 519, 522, 524, 525, 529, 530, 535, 542, 554 Bernau 26l, 262 Bessarabien 18, 19, 30, 31, 35, 174, 445-447, 449, 452, 510 Biatystoker Forste, Puszcza Biaiostocka und Puszcza Augustowska 18 Biatystok W, VIÜ, 47, 50, 53, 89, 98, 123, 124, Baden 12, 295, 362, 365, 366, 369, 370 126,156,227-231,236,238, 240,242-245, 252 Bad Karlsbrunn 525 Bilgoraj (Bilgoraj) 517 Bagdad 291 Bilgorajer Wald LasyBiigorajskie275> 517 Baikal-See 64 Bilüchberg 458 Baku 18, 290 Birkenau Brzezinka 493, 494 Banat 128, 496 Birnbaum Mifdzychod6, 332, 339, 346, 352 Batschka Backa 128, 529 Birsen 472 Bayern 4, 365 Bjatichatka 125 Belaja Cerkov' (Bjelaja-Zerkow) 125 Blatno 459 Belgrad 26l Bobrinskaja 125 Beizec (Beizec) 517 Bobruisk 557 Berdicev (Berditschew) 125 Bochnia 370 Berent/Cosc«r2>7z«328, 338, 344, 351 Beresina 557 Böhmen und Mähren (Reichsprotektorat B. u. Berlin XIV, XVII, 3, 13-15, 25, 38, 4l, 42, 45, M.) VI, K, XIV, XX, 21, 50, 77,134,156, 157, 47-50, 81-83, 85, 86, 90, 91, 130-132, 135175, 210, 232, 233, 236-239, 240, 242, 137, 151, 152, 156, 243,248, 252, 255, 265, 393, 499, 525-527

Ortsregister Bortatycze 510 Bosnien 174, 211 Brahe-Netze-Kanal Kanal Notec-Brda 105 Braunschweig 13 Bremen 481 Breslau 13, 297, 545 Briesen Wabrzezno 330, 338, 345, 351 Brjansk (Briannsk) 51 Brodnica s. Strasburg Bromberg Bydgoszcz6, 13, 332, 339, 345, 351, 549 Brückl-Dobova 459 Briindl46l Brüssel 26l Brzezinka s. Birkenau Buchberg 46l Buchdorf 459 Budweis 28 Bukarest 447 Bukovina CBukowina) 19, 31, 452,458,465, 499 Butschka 46l Bydgoszcz s. Bromberg Charkow Cbarkov 480 Cheimno s. Kulm Cherson Vm, X, 50, 99, 123, 124, 126 Chodziez s. Kolmar Chojnice s. Konitz Cholm Cbebn 508 Ciechandw (Zichenau) 47, 49, 92, 162, 196, 252, 522, 524 Cobadin 447 Constanza Constanta 447 Cottbus 194 Crimea s. Krim Czarnikau Czarnkow^2, 335, 339, 345, 351 Czestochowa s. Tschenstochau

571

Distrikt Galizien s. Galizien Dnepr-Bogen (Dnieprbogen) VII, 51, 52, 63 Dnepropetrovsk (Dniepropietrowsk) 279, 280, 503 Dnjestr Dnestr' 263, 264 Dobova 460, 464 (Dobowa, Brüdd-Dobova) Dobrudscha Dobrudza 445-447, 452, 46l Don 173 Donec-Becken (Donezbecken) 65, 138 Dörfern s. Huszczka Dorpat Tartu 124, 237 Drau-Save-Gebiet 216, 457-461 Dresden 295 Düna 17 Dünaburg Daugavpils 124, 237 Dziaidowo s. Soldau Ebenthal 462 Eichenhain 171 Einbeck 297 Eismeer-Gebiet 469 Elbe 545 Elsaß VI, K, XX, 17, 47, 49,156, 236, 237, 238, 240, 252, 255, 487, 488, 499 Elsaß-Lothringen 134, 239 Etschgebiet Fachia 457, 46l Felddorf 460 Flandern 20, 35, 148 Försterstadt s. Kalinovka Forst 194 Frankfurt am Main 547 Friesach 46l

Galizien, Distrikt X, 16, 18, 19, 30, 178, 237, 265, 275 Gallstadt 505 Dahlem 310 Gdansk s. Danzig Danzig Gdansk^JV, 13,143,184, 392, 541, 553 Gdingen Gdynia 63, 535 Danzig-Westpreußen, Reichsgau 21, 47, 49, 51, Generalgouvernement V, XII, K, X, XII, XTV, 53, 55, 6l, 77, 134, 162, 237, 393, 396, 497, XVm, XK, 5, 13, 18, 47, 53, 125, 126, 134, 500 153, 156, 157, 160, 16l, 173, 211, 237, 252, Daugavpils s. Dünaburg 261-263, 265, 275, 276, 358-362, 365, 366, Den Haag 201, 4l6, 480 368-372, 376, 377, 383, 384, 389, 391, 392, Dinkelsbühl 320 481, 485, 493-495, 497, 499, 510, 512-516, Dirschau TrzewttQ, 335, 338, 345, 351 529, 538, 549, 553

572

Ortsregister

Generalkommissariat s. Litauen Gimpel 462 Gnesen Gniezno 332, 340, 346, 352 Goplo-See-Kanal 105 Gorldj (Gorki) 71 Gostyn 332, 335, 339, 346, 352 Gotengau (Krim und Gebiet Cherson) Vni-X, 89, 99, 123, 124, 126, 130 Gotenhafen s. Gelingen Göttenitz 460 Göttingen 297, 548 Gottschee Kocetye445, 447-451, 453, 455-460, 462-465, 499 Grafenfeld 459 Graflinden 459 Grätz34 Graudenz GrudziQdz6, 330,335, 338, 345, 351 Grenzmark Posen-Westpreußen s. Posen-Westpreußen Gro'jec 362, 365, 366, 370 Großgoba 458 Groß-Mraschewo 460 Grudziadz s. Graudenz Guten 523 Gurkfeld 454, 457-459, 46l Halbstadt s. Polugorod Hamburg 295, 481, 531 Hannover 4, 360, 551 Haselbach 454, 460, 46l Hasenfeld 459 Hegewald XI, 154,164-167,171,172, 174, 205, 277-279, 450, 503, 505, 507 Heidelberg 322 Heidenstadt s. Skierbieszdw Hohenberg 460 Hohenegg 458 Hohensalza Inawroclaw 332, 335, 339, 345, 351, 352 Hrubieszow 360, 362, 365, 366, 370, 517 Husterländchen s. Bukowina Huszczka (Dörfer) 510, 511 Iglau 28 Ingermanland VII-K, 42, 45-47, 50, 51, 53, 89, 99, 101, 123, 124, 126, 130, 156, 165, 173, 237, 256, 266, 269, 303

Inowrodaw s. Hohensalza Izbica 509 Jakobstadt s. Jekabpils Jalta 541 Jarotscnin/erocm332, 335, 340, 346, 352 Jasio (Jaslo) 124 Jekabpils (Jakobstadt) 237 Jena 82, 86, 290, 297 Jenissej Enisej 534 Johannistal 458, 462 Kämten 458 Kalinovka (Försterstadt) 278 Kamenec-Podol'sk (Kamenez-Podolsk) , 53 Kapellen 459 Kapsukas s. Mariampol Karaganda 64 Karlsruhe 295 Karthaus Kartuzy 330, 335, 338, 344, 351 Kaspisches Meer 290, 321 Kattowitz Katowice 6, 92, 265, 392, 490, 541 Katzendorf 458 Kaukasische Nord-Gebiete 22-24, 68, 70, 71, 73, 80, 81, 204, 290, 503 Kaunas (Kauen) 237, 472 Kedahnen Kedainiai472 Kempen Kepno 332, 335, 340, 346, 352 Kielce 125 Kiev (Kiew) 17, 165, 26l, 264, 321, 501, 503 Kirisskij Rajon (Kirischski Rayon) 474 Koceyje s. Gottschee Königsberg (Untersteiermark) 459 Kola Kol'skij Poluostrov 18 Kolmar Cbodzie±34, 332, 339, 345, 351 Koto (Kolo) 6 Kolos 465 Konin 6 Konitz Cbajnice 330, 338, 344, 351 Konski 366 Kopenhagen 26l, 481 Korec (Korez) 279 Koritzka 174 Korosten' (Korosten) 171, 174, 507 Kos"cierzyna s. Berent Kosten Koscian 332, 335, 339, 346, 352 Kottbus s. Cottbus

Ortsregister Kotlin (Kotlin-Gebiet) 473 Krakau Krakow XI, 42-44, 92, 124, 165, 212, 227-231, 236, 238, 240, 242-245, 254, 264, 358, 362, 365, 366, 494, 512, 529 Krasnobro'd 517 Krasnogvardejskij Rajon (Krasnogwardiski Rayon) 474 Krefeld 308 Krim , , X, XII, 16, 18, 22-25, 42, 44-47, 50, 51, 63, 79, 99, 101, 123, 124, 126, 156, 166, 173, 174, 204, 256, 266, 269, 283, 303306, 308, 313, 482-484, 499, 505 Krivoj Rog CKriwoj-Rog) 125 Krössinsee 508 Kronau 507 Kronstadt 441 Krotoszyn (Krotoschin) 332, 335, 340, 346, 352 Küchlern 459 Kukendorf 462 Kulm Chetmno 6, 330, 335, 338, 345, 351 Kummersdorf 46l Kuzneck (Kusnezk) 64

573

Lübeck 545 Lublin XI, XII, 43, 44, 50, 125, 173, 176, 211, 227-231, 236, 238, 240, 242-245, 254, 275, 276, 306, 307, 313, 365, 366, 499, 508-511, 513, 514-517, 523, 527-530 Luck 503 Luga 124 Luxemburg XX, 47, 49,156, 236-240, 252, 255, 26l, 292, 487, 488 Lwows. Lemberg

Mähren 499 Maierle 46l Marburg a.d. Lahn 26l, 392 Mariampol Kapsukas472 Mariatal 458, 462, 463 Masern 460 Mecklenburg 4, 362, 365, 366, 369, 370, 542 Melitopol' 174, 503 Memel-Narew-Gebiet K, 89, 99, 123, 124, 126, 130 Metz 26l, 476-478 Mginsk 474 Ladoga-See 51, 441, 442 Miechdw (Mechow) 362 Laibach Ljubljana 499 Miedzychdd s. Birnbaum Landau 279, 280 Mitau 237 Langenthon 460 Mitterdorf 459, 460 Leipzig 82, 545 Mosel 460 Lemberg LwowXl, 18, 124, 165, 227-231, 236- MogiTev (Mogüew) 105 238, 240, 242-245, 254, 264, 535 Mogilno 332, 335, 340, 346, 352 Leningrad VII, , X, 18, 23, 51, 89, 123, 165, Mooswald 458 256, 440-442, 473-475, 523 Morobitz 46l, 462 Libau 237 Mosel 432 Lissa Leszno 332, 335, 339, 346, 352 Moscheiken 237 Litauen (Generalkommissariat) 237, 471,472,499 Moskau 23, 70, 217, 526 Litzmannstadt s. Lodz Mosnice (Moschnitze) 448 Ljubljana s. Laibach München 212, 490, 545 Lodz Lodz (Litzmannstadt) XXI, 6, 13, 19, 20, 25, 33, 34, 54, 6l, 92, 194, 195, 227-231, NarevVm 236-240, 242-245, 252, 254, 26l, 313, 314, Narva (Narwa) 124, 237 397, 446, 493-495, 532 Nesseltal 448, 460, 46l Löbau Lubawa 330, 338, 345, 351 Netzegau 34 Lomonosov s. Oranienbaum Neustadt/Hardt 295 Lothringen VI, K, XIV, XX, 47, 49, 156, 236- Neutomischel Nowy Tomysl6, 332, 339, 346, 352 238, 240, 252, 418-422, 424-426, 428-440, Neva (Newa) 442 475-478, 485-488, 497, 499 Niedersachsen 66, 531 Lubawa s. Löbau Nikolaev (Nikolajew) 125, 501, 503

574

Ortsregister

Nikopol Siroko Nikopol 279, 280 Pleskau Pskov 51, 124, 237 Novgorod (Nowgorod) 51, 279 Polugorod (Halbstadt) XI, 174, 277, 279, 280, Novgorodka s. Zwiahel 279 503, 507 Novosibirsk (Nowosibirsk) 64 Pommerellen 3,12, 92, 325, 327, 328, 330,337, Nowy Tomysl s. Neutomischel 338, 344, 350, 351 Nürnberg VI, XXI, 192, 293-299, 306, 308, 311, Pommern 4, 13, 143, 327, 355, 541 314, 527, 528, 530, 540, 542 Ponewesch Ponevezys 237, 472 PosenPoznan6, 12, 13, 20, 25, 29, 32, 49, 92, Ob 534 132, 26l, 301, 325, 327, 328, 330, 332, 335, Oberfliegendorf 459 340, 346, 352, 392, 399, 402, 443, 444, 446, 462, 480, 532, 541 Oberkrain VI, K, XX, 47, 49, 134, 156, 233, Posen-Westpreußen, Grenzmark 3, 13, 327, 236-240, 252, 255, 276, 497, 499 Oberpockstein 459 330, 332, 337, 339, 340, 344-346, 350-352 Oberschlesien 3, 47, 53, 134, 162, 173, 188, Puschendorf 460 Putschkal 457 216, 237, 300, 393, 490-492, 497 Oberwerries 532 Prag VI, 20, 467, 499 PnpetPripjat'264 Obomik 332, 339, 345, 351, 352 Oder-Warthe-Kanal 105 Protektorat Böhmen und Mähren s. Böhmen und Mähren Odessa 18, 165, 321, 445 Przemysl (Przemysl) 124 Olita Afytus 472 Pskov s. Pleskau Opatdw (Opatow) 360, 362, 365, 366, 370 Oranienbaum Lomonosov473 Radelstein 46l Oslo 176, 179, 183 Os~wiecim s. Auschwitz Radom 125, 365, 366 Ost-Oberschlesien 49 Rakvere s. Wesenbork Ostgalizien-Westukraine 64 Rann 444, 456, 458-460, 463 Raseinen Raseiniai 472 Ostkarelien 18 Ostland, Reichskommissariat K, 39, 40, 4l, 50, Ratschach 458, 462, 464, 465 60,77,124, 126, 134,135,153, 156,165, 393, Rauno 457, 46l Rawitsch Rawicz5'o2, 335, 340, 346, 352 474, 475, 481 Regensburg 320 Ostmark 243, 252, 253, 445, 453 Ostpreußen XI, 4, 13, 18, 21, 53, 98, 105, 116, Reichenau 46l Reichsgau Danzig-Westpreußen s. Danzig-West134, 172, 264, 355, 530 Ostrowo 332, 335, 340, 346, 352 preußen Reichsgau Wartheland s. Wartheland Reichskommissariat Ostland s. Ostland Padua 509 Paide s. Weißenstein Resekne s. Rositten Pariska Dolina (Waldhof) 511 Reval Tallin 124, 237 Rheinprovinz 13 Paris 26l Pärnu s. Pernau Rieg 460, 46l Pecora (Petschora) 470 Riga 57, 124, 237, 26l, 293 Pemau Pärnu 237 Rositten Resekne 124, 237 Petersburg s. Leningrad Rothenburg 320 Petrikau Piotrkow Trybunalski 6 RownoRoimol25, 171, 279, 500, 501, 503, 506 Petschora s. Pecora Russbach 459 Pirschenberg 459 Pischötz 459 Saarbrücken 418, 440, 489

Ortsregister Saarland 292 §aba (Schaba) 445-447 Sachsen 13, 362, 365, 366 Saibusch 2ywiec 300 Sakiai s. Schaken Salzderhelden 297, 548 Samter Szamctufy232, 335, 339, 345, 351, 352 Sandomir Sandomierz 125, 548 Saporosche s. Zaporoz'e Save 452, 457-463, 465 Savenstein 46l Schaba s. §aba Schabolath 446, 465 Schaken Sakiai 472 Schalkendorf 458 Scharfenberg 458, 462, 463 Schaulen Siatiliai 124, 237, 472 Schitomir s. Zdtomir Schlesien 12, 13, 21, 490, 530, 541 Schlüsselburg 442 Schöndorf 46l Schlimm $rem6, 332, 335, 340, 346, 352 Schroda Sroda 332, 335, 340, 346, 352 Schubin Szubin 332, 339, 345, 351 Schwarzsee 508 Schwencianen Svencionys 237 Schwerin 137 Schweiz Swiecie 330, 335, 338, 345, 351 Senusche 46l Sepetovka (Schepetowka) 125 S?polno Krajeriskie s. Zempelburg Shitomir s. Zitomir Siauliai s. Schaulen Sibirien VII, 39, 40, 64, 65, 69, 80, 481, 533 Siebenbürgen 128, 148, 496, 529 Siedlce 125 Skierbieszo'w (Heidenstein) 510 Smednik 460 Soldau Dzialdowo 330, 338, 345, 351 Sosnowitz 555 Soüa (Sattelbach) 459 Spandau 290, 320 Srem s. Schrimm Sroda s. Schroda Stainz 46l Stalingrad X, XI, 538, 557 Stargard Starogarä 330, 338, 344, 351

575

Steinbrück 462 Stettin 178 St. Leonhard 458 Stockendorf 46l Strasburg Brodnica 330, 338, 345, 351 Straßburg 26l Straza 46l Suchen 448, 449, 46l, 462 Sudauen s. Suwalken Sudetengau 252, 253, 527 Süd-Steiennark 49, 134, 233, 393 Süd-Ukraine 79, 291, 321 Südmark 443 Südtirol 167, 294, 454, 495, 496 Suwalken SuwaBii6, 47, 49, 162, 265 Svencionys s. Schwencianen Swietie s. Schweiz Szamotuiy s. Samter Szubin s. Schubin Tallin s. Reval Tarnogrdd 517 Tamdw) 124, 360, 362, 365, 366 Taurien (Gebiet Cherson) 51, 52, 63, 123, 256, 266, 269 Tauroggen 472 Tczew s. Dirschau Teheran 291 Thorn Tontn 330, 335, 338, 345, 351, 352 Tiefenbach 46l, 463 Tiefenreuther 460 Thüringen 362, 365, 366 Tokmak 280 Toksovo (Toksowo) 473 Tomaszdw Tomaszaw Lubelski 125, 517, 522 Toruri s. Thorn Tosnensk 474 Transnistrien 42, 43, 128, 164, 166, 174, 496, 499 Triest 295, 527 Trifail 444, 457, 465 Trondheim 470 Tschatesch 453, 460 Tschenstochau Cz^stochowa 6, 124 Tschermoschnitz 448, 459, 460 Tuchel TucholattQ, 338, 345, 351 Tula 71

576

Ortsregister

Turkestan 80, 81, 204 Ukmerge s. Wilkowischken Ukraine VII, IX-XI, 17-19, 21, 24, 42, 53, 65, 68, 73, 79, 112, 125, 126, 140, 156, 164, 165, 171, 204, 265, 277-279, 281-283, 290, 470, 483, 491, 496, 500, 502-507 Ungarn 465, 466 Uniejow (Uniejow) 412 Unterberg 460 Unterdeutschau 459 Unterfliegendorf 459 Unterkrain465 Unterpockstein 459 Unter-SteiermarkVI,IX,XX,47)156,236,237, 239, 240, 255, 276, 444-447, 452^54, 463, 497>4

" , Ural 17, 21, 68-71, 173, 284, 321, 417, 529

Weißruthenien s. Weißrußland Weitental 460 Weitenstein 465 Wesenberg/Wesenbork Rakvere 124, 237 Westlitauen , 47, 50, 89, 123, 124, 126 Westmark 418, 438-440, 477, 488, 489 Westpreußen 265, 530 Westsibirien 39, 40, 55, 57, 60, 62, 67, 265 ^ien 295, 444 Wilkowischken Ukmerge 472 Wilna Vilnius, Wilno 124, 237 Windau 237 Winkel 460 Winnka/Winnitza s. Vinnica Wirsing s Zawada Vindt2 ^4332, 339, 345, 351 Wissell-Weinzell 445, 457, 459, 460, 46l 459

Wittmansdoif

Wolchow s. Volchov Wolga-Kolonie 18 ***»**, 332, 335, 339, 346, 352, CWinni.a/Winnitza) VH, XIV, 53, 54, ,°2 ^ 'S 5°5) 5°7 Volchov Wolchow) 474 Volosovo (Wolossowo) 473 , .. -D . WabrzeZno s. Briesen Wachau 46l Wagrowiec s. Wongrowte Waldaihöhe 51 Waldhof s. Panska Dolina Walk Volga 124 237 WannseeC-Konferenz) XIV, XV Warmberg 462 W7

™ 332' 335' M°> ^ ' 352 Württemberg 12, 13, 188, 369 Wyrzysk s. Wirsitz 7 7 - · · ' · ' - 276, · ^94, 499, 508-511, 513, 514-517,

3 6 493

°'

522> 52S>

ZaporoS'e (Saporosche) 280 Zawada CWirsing) 509 Zempelburg Sepolno Krajenskie 6, 330, 338,

Warschau Warszawa 125, 178, 227-231, 236, 345, 351 238, 240, 242-245, 252, 276, 365, 366, 511, 545 Zichenau s. Ciechandw Ziride 46 Warthe 6, 105, 265 °> 461 Zi s 44 Wartheland, Reichsgau K, XVIII, 3, 21, 28, 29, P 31, 32, 34-37, 4l, 47, 49, 51, 53, 55, 6l, 77, ätomir (Shitomir) VII, 53, 165, 171, 174, 277, 118, 134, 162, 237, 252, 263, 316, 392, 393, 279, 280, 499, 503, 507 397, 480, 485, 530, 535 ^nin 332, 339, 345, 351, 352 Weichse1105

Zürich 479 Weißenstein Paide 124, 460 Zwiahel Weimar 192, 320, 531 ^^°^^ Weißrußland VII, X, 24, 53, 66, 68, 76, 77, 166, Zwischlern 458 173, 256, 265, 266, 269 Zywiec s. Saibusch

279

> 505