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German Pages 97 [96] Year 1964
Untersuchungen ZUR
Geschichte und Altertumskunde
Aegyptens BEGRÜNDET VON KURT SETHE HERAUSGEGEBEN VON
HERMANN KEES Zwölfter Band
o 1964 Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim
Untersuchungen ZUR
Geschichte und Altertumskunde
Aegyptens BEGRÜNDET VON KURT SETHE HERAUSGEGEBEN VON
HERMANN KEES Zwölfter Band
o 1964 Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim
Fine Arts
Repro grafischer Nachdrudt der Ausgabe Leipzig 1939 Mit Genehmigung des Verlages J. C. Hinridis, Leipzig Printed in
Germany
Herstellung: fotokop, Reprografisdier Betrieb
GmbH., Darmstadt
VOM BILDE ZUM BUCHS TA BEN DIE
ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER SCHRIFT VON
KURT SETHE MIT EINEM BEITRAG VON SIEGFRIED SCHOTT MIT 2TAFELN UND
24
AB B LD U N G E N IM TEXT I
o 1964
Georg Olms Verlagsbuchhandlung Hildesheim
Zur Einführung Als die Erben
Kurt Sethes mir im November
1937 die Betreuung seines wissen-
Verwertung des zur Herausgabe geeigneten Materials übertrugen, konnte eine Absiebt, die sehr wesentlich meinen Entschluß zur Fortführung von Sethes Untersuchungen" bestärkt hatte, Verwirklichung finden: Sethes
schaftlichen Nachlasses
und
die
,,
Lebensarbeit aus nachgelassenen
Tod
mehr
Werken abzurunden.
Allerdings lag bei seinem
was Sethes eigenen sehr strengen Anforderungen an eine Seine Kräfte mußten sich die letzten Jahre auf die Weiterführung des Kommentars zu den Pyramidentexten konzentrieren; außerdem veranlaßte ihn die Verpflichtung gegenüber der Preußischen Akademie seit 1931 eine Anzahl im Umriß vorhandene ältere Entwürfe auszuarbeiten und abzuschließen. Als wertvollste Nachlaßbestände ergaben sich einmal die Abschriftensammlungen nicht
viel vor,
druckfertige Arbeit genügt hätte.
thebanischer Tempelinschriften aus griechisch-römischer Zeit. Sethe selbst sah darin eine notwendige Ergänzung zu den von ihm bereits herausgegebenen Heften Urkunden griechisch-römischer Zeit" (1904/16), für deren endgültige Fertigstellung er nach seinen eigenen Worten (Vorbemerkung zum ,,Amun") auf die Unterstützung von H. Junker rechnete. Dazu kam eine sehr weitläufige Niederschrift über das berühmte Totenbuch Kap. 17 ,,die seit 1917 im wesentlichen fertig daliegt", wie Sethe 193 1 in seiner Antrittsrede vor der Preußischen Akademie anzeigte. Sie sollte an dem besonders lehrreichen Beispiel eines mehrfach umredigierten und erweiterten Textes eine Grundlage zur Alterseinstufung der Handschriften des Neuen Reiches liefern: Infolge der seitdem durchgeführten vollständigen Aufnahme aller Sargtexte", einschließlich der MR. -Fassungen des Totenbuches, durch Breasted, Gardiner und de Bück war aber eine Fülle neuen Materials zur Vorgeschichte des ,,
,,
Totenbuches Kap. 17 zugewachsen. Einzelnes daraus hatte Sethe durch Mitteilungen von de Bück kennengelernt, wohl auch in gelegentlichen Zusatzbemerkungen eine Verarbeitung begonnen, aber die notwendig gewordene Umarbeitung wesentlicher Teile des alten Manuskriptes durch Einbau des neugewonnenen Materials mußte er notgedrungen für eine Zeit größerer Muße zurückstellen, die er vielleicht nach Fertigstellung des Pyramidentextkommentars erhoffte. Eine unveränderte Ausgabe seiner Niederschrift von 19 17 hätte Sethe keinesfalls gebilligt. Das widersprach seinem, in
dem
ständig verbesserten und überprüften
Kommentar
der Pyramidentexte so ein-
dringlich bewiesenen Arbeitsethos.
Auch gewidmet.
geschichtlich-topographischen Untersuchungen hat sich Sethe stets gern Er, der in früheren Jahren förderliche Beiträge zu
Realenzyklopädie
beigesteuert
hatte,
Pauly-Wissowas
sammelte mancherlei Material zur alten
Geographie Ägyptens,
über die er mehrfach vielbewunderte Kollegs las, allerausgearbeitete Niederschrift zu denken. Einen bean eine zunächst ohne dings sonders reichhaltigen Teil, der wesentliche Ergebnisse aus Sethes thebanischem
Aufenthalt 1905
Beiträge zur Topographie von Theben und seines Gau-
sicherstellt,
gebietes, hoffen wir baldmöglichst in einer selbständigen Bearbeitung von Dr.
hard Otto
in
der Reihe
der
,,
Untersuchungen" herausbringen
Forschung nutzbar machen zu können. Schließlich heft Sethes über einen Gegenstand, die
Entstehung der Schrift,
dem
eines
seit
Eber-
und damit der
blieb ein ausgearbeitetes Kolleg-
Jahren seine besondere Liebe
der wenigen
Themen
übrigens,
galt,
über das
auch vor einem weiteren Zuhörerkreis äußerte. Es entsprach ganz einer besonderen Richtung seiner Arbeiten, die er etwa kurz vor Beginn des Weltkrieges aufnahm: geistige Leistungen des alten Ägyptertums, wie er es sich
Sethe
gerne
selbst ausdrückte,
,,sub
zu betrachten.
specie universi"
Neben der Entstehungs-
geschichte des Alphabets hat er in den folgenden Jahren das ägyptische Zahlen-
system (,,Von Zahlen und Zahlworten", Straßburg 191 6), sodann die ägyptische Zeit-
rechnung
(,,Die
Zeitrechnung der alten Ägypter im Verhältnis zu der der anderen
Völker" Nachr. Gott. Ges. 1919/20) in seiner eigenen geradlinig auf ein Ziel hinstrebenden Darstellungsart geschildert und entwicklungsgeschichtlich bewertet. So erschien es uns fast als eine Selbstverständlichkeit, auch diese letzte schriftgeschichtliche Arbeit, die bereits früher erschienene Darlegungen Sethes zu diesem erweitert
und
Thema
glücklich
und zwar inhaltlich unverändert, wie
ergänzt, zu veröffentlichen,
er sie 1933/34 zuletzt in Berlin vorgetragen hatte.
Damit nun
dieser echt Sethesche
Versuch einer systematischen Gesamtschau der
Schriftgeschichte völlig in seiner Eigenart gewahrt bleibe, gleichzeitig aber auch die
heutige Problematik der Dinge gezeigt werde, habe ich Herrn Dr. Siegfried in
Schott
Heidelberg gebeten, nicht nur die notwendigen Anmerkungen und Nachweise hin-
zuzufügen und zu ergänzen, sondern
in
einem eigenen Nachwort die angedeuteten
Gesichtspunkte klarzustellen. Ich glaube, daß Dr. Schott, der selbst
seit seiner
Dissertation schriftgeschichtlich
und mit Sethes Betrachtungsweise gut vertraut ist, diese nicht leichte Aufgabe mit Takt und Verständnis erfüllt hat. Ich möchte ihm auch an dieser Stelle dafür besonders danken. Den Herren H. Hommel, K. Preisendanz, F. Schachermeyr und W. v. Soden sind wir für mannigfache Hinweise zu Dank verpflichtet, ferner der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen dafür, daß sie die Mittel zur Auswertung des Materials gewährt hat. interessiert
Göttingen, im Herbst 1938
Hermann Kees
Inhaltsübersicht Seite
Vorwort von Hermann Kees 1.
Das Bild
Gedankenübermittler
als
Die Frage nach der Entstehung der Schrift geschichte der menschlichen Schrift für die
Huronen
bezeichnung
(5),
(2).
Jahresbezeichnung
als
Anfänge der Bilderschrift
bei
im Altertum
(i)
Das
für einen Inkafürsten
(3),
Seite
Zeichnungen
(4),
(5).
(i), in
Keim
Bild als ihr
Bilder zur
den Mexikanern
(9),
neuerer Zeit
(2).
Bild
und
(i).
Wiedergabe von Liedern
die Bilder des
in einer
bei den Hopi-Indianern, in Vandiemensland und auf den Palau-Inseln
Botenfrau und die Geräteliste eines eingeborenen Aufsehers
Knotenschnüre der Riu-Kiu-Inseln, Kerbstöcke
Bewertung 2.
(15), die
(14).
Versuch einer Entwicklungs-
(7),
von Sprichwörtern
Raum und
hinweg
(12).
(12),
Das Bestellbuch
(13).
Gesten (15) und Zeichen
Zeit
einer ostfriesischen
Quippu
(15).
Kauri- Muscheln der Yoruba-Neger und ihre phonetische
Seite
Die Bilderschriften der älteren Kulturvölker gegenüber den primitiven Bildverwendungen Piktographien
(18),
als
mexikanische Handschriften
Zwischenstufe: die Narmer-Palette
Bilderschriften von
Kamerun und Nordamerika
Ideogramme im Ägyptischen lehnung aus einer
in eine
(25).
(24),
der Osterinsel (23). Begriffszeichen oder
den Mexikanern
bei
Die Lesbarkeit einer Begriffsschrift
andere Sprache bei den Japanern und den Akkadern.
Neuen
(20), der Babylonier
(22),
(tscherokesische Schrift) (23).
im Chinesischen und Babylonischen
(24),
sammenstellung mehrerer Zeichen für einen Begriff
— 26
Bilder für jeden
(17).
der Ägypter
Die alten Bilderschriften (20)
(19).
17
zwei Inschriften des
(18),
der Chinesen (21), der Hethiter (21), der Kreter (22), des Diskos von Phaistos
Moderne
in Peru,
(16).
einzelnen Begriff (17).
Reiches
(8).
mexikanischen Bilderhandschrift
Die ideographische Bilderschrift
(21),
Namens-
Bilder als
(4).
mexikanischen Katechismus, das Glaubens-
bekenntnis(io), die zehn Gebote(io), Verewigung geschichtlicher Vorgänge(ii) über
Zusammenstellung von Einzelheiten zu einer fortlaufenden Reihe
— 16
Schrift ursprünglich dasselbe (3),
Verständigungsmittel
als
i
V
(25).
Vergleich mit
Zu-
(24).
Ihre Ent-
dem Vorgang
der Schriftübernahme bei den Persern (26). 3.
—41
Die Phonetisierung der Bilderschrift
Seite 26
Begriffszeichen werden Wortzeichen (26) im Ägyptischen (27), Herausstellung ihres lautlichen Wertes (27) bei
den Mexikanern (Akrophonie)
(28).
(28),
Umwandlung
der Bilderschrift in eine Lautschrift im
nach der Anfangssilbe
(29).
,,
Rebus"
(28),
nach dem Wortanfang
Die Silbenschrift der Babylonier, der Chinesen
(29), ihre
Klassen-
zeichen als Reste der Bilderschrift (30), Deutzeichen im Babylonischen (30). Verlust der Bildgestalt: Entstehung
der Keilschrift (31), der Tuschschrift der Chinesen (31), der hieratischen und demotischen Schrift der Ägypter, ihr Schreibstoff,
Papyrus
(32),
Leder, Ostraka und Scherben (32).
Stammeszeichen der ägyptischen Schrift
(34),
Denkmalschrift
Wortzeichen und
(33).
Herausbildung allgemeiner Deutzeichen
(34),
Konsonanten-
zeichen (36), Nichtbeachtung der Vokale im Ägyptischen (36). Stammeskonsonanten in den semitischen Sprachen
und im Ägyptischen (37), ihre
,,
als begriffstragend (37).
Buchstaben"
(38), ihre
Die Eigenart der lautlichen Bewertung
Entwicklung
(39), ihre
,
.historische" Orthographie (39)
Die Schreibweisen: die Schriftrichtung bei den Chinesen und Ägyptern einer rechtsläufigen Schreibweise durch
rechten
Kolumnen von
rechts
Drehung der
nach links
(41).
in der
(40), bei
Schriftzeichen (40).
ägyptischen Schrift
und Eigenart
den Babyloniern
(40).
(39).
Gewinnung
Ursache der Schreibweise
in senk-
4-
Die Entwicklung reiner Lautschriften Lautschriften nach Ausscheidung oder Einschränkung der Begriffszeichen
Silben-
(41).
schriften, die persische Keilschrift (42), die japanische Schrift (42), die zyprische Schrift
von Phaistos
(42), die Silbenschrift des
schrift
und
in der
Dewanägarl der Inder
Sikwaya
für das zyprische Griechisch (43),
(45).
Das
schriften (45), sein Auftreten (46), seine Ausbreitung über die
Asien 5.
keit eines
in der persischen Keil-
im Äthiopischen
(44),
Buchstaben der Griechen
(46),
über Afrika und
Seite 47
und Syrien zwischen zwei Kulturen
Zusammenhanges mit der
(47).
Das Alter der phönizischen Buchstabenschrift
Keilschrift (48)
Schrift: die gleichen Schreibmittel (49),
Papyrus
(52)),
Sinai
(53), ihre
und
Hebräer
die
Wort „Herrin"
Namen
(59).
Die Sinaischrift
Das Alter der
(59).
Hyksos als
(56).
Zusammenhänge mit der ägyptischen
die Keilschrift
als
Silbenschrift (52).
Anhaltspunkte für Ort und Zeit ihrer Entstehung
Der Fund der
Buchstaben
(62).
und Fraktur
Bindeglied zwischen den ägyptischen und den phönizischen Buch-
Inschriften (59).
—66
Seite 60
ihre Gestalt (61),
(60).
Die Herkunft der griechischen Buch-
Vokale und Zusatzbuchstaben
(61).
Die Herkunft der lateinischen
Die großen Buchstaben (Majuskeln) (62), die kleinen Buchstaben (Minuskeln) (63).
(63).
(55).
Sinai-Inschriften (56), ihre Zeichen (57), das
Die Verpflanzung der altsemitischen Schrift nach Süden und Norden
Namen,
(51)
Phönizische
Das Verhältnis der phönizischen Buchstabenbilder zu den
Die Verbreitung des Alphabets staben (60), ihre
Möglich-
und „innere" Form (Bezeichnung der Konsonanten
(54), ihre Eigenheit (55).
(55), die
(48).
(48).
—60
Tontafel und Papyrus auf babylonischen Bildern (49),
dem gegenüber
Tradition über die Erfindung der Buchstaben (53).
ägyptischen
und Bedenken
(49),
Bildgestalt der Buchstaben (50), Schreibweise (51)
und Nichtbezeichnung der Vokale
6.
die Schrift des Diskos
(46).
Palästina
staben
(44),
und Buchstaben-
semitische Alphabet als Quelle der Buchstaben-
Der Ursprung des Alphabets
Der
und
Bezeichnung von Konsonanten
(43).
im Japanischen und Chinesischen
Das Alphabet
(44).
—47
Seite 41
Worttrennung
(64)
und Buchstabenverbindung
(65),
ihre
Einwirkung auf
Antiqua
die Schrift-
gestalt (65).
7.
—68
Zusammenfassung Vereinfachung der Schrift und Stenographie
Seite 66 (66).
„Atomisierung" des Gedankens
besondere Rolle der ägyptischen (67) und der phönizischen Schrift Papier
(67).
zum Buchstaben
(66).
Die
Byblos, Bibel, Fibel, Papyrus
und
(68).
Nachwort von
Siegfried Schott
Abbildungsverzeichnis
— 83
Seite 69
Seite 84
Das Bild
I.
Wenn daß man sie
Gedankenübermittler
als
menschliche Einrichtungen
seit alter Zeit
eingebürgert sind,
ist
Je einfacher
und
so selbstverständlicher erscheinen sie uns.
Wir
benützt, ohne nach ihrer Entstehung oder Herkunft zu fragen.
um
zweckmäßiger diese Einrichtungen sind,
kommen überhaupt
nicht auf den
die Frage, weshalb sie so
und
es ihr Schicksal,
Gedanken, daß
sie
anders sein könnten, geschweige denn auf
nicht anders beschaffen sind. Selbst gegenüber wunderlichen
man
wie der Stundenzählung und der Bruchrechnung verhält
sich so,
obwohl
Dingen
doch zu einer
sie
solchen Fragestellung geradezu herausfordern. So gebraucht denn auch die Masse der
Menschen
unsere Schrift wie etwas von Gott gegebenes oder von der Natur bestimmtes, ohne sich zu ver-
gegenwärtigen, daß
sie
das Ergebnis einer langen Entwicklung darstellt, an der
Völker und Zeiten mitgearbeitet haben^. Unser Alphabet
Wenn man einem
in seinen
doch verhält
es sich aller
Untersuchung gezeigt werden. Er bezeichnet
staben".
möglichen
Gebildeten erzählt, die fast geometrischen Figuren der Buchstaben seien
aus den Hieroglyphen der alten Ägypter entstanden, so wird er ungläubig den
Und
alle
Grundformen der
Muster von Einfachheit und Klarheit der Linien
lateinischen Unzialschrift ein unübertreffliches dar.
stellt
in aller
Wahrscheinlichkeit nach Sie trägt
so.
Es
den schlagwortartigen
soll dies
Titel
Kopf
schütteln.
im Verlaufe unserer
,,Vom Bilde zum Buch-
Kürze den einzuschlagenden Weg, nach dessen Anfängen
freilich
über die ägyptischen Hieroglyphen hinaus gesucht werden muß.
Zwar
gilt
das Gesetz der selbstverständlichen
Geschichte der Schrift in vollem Maße.
und Geheimnisvolles, das
allezeit
Doch
liegt
Übernahme
des Altüberkommenen für die
im Wesen der
Schrift etwas
Wunderbares
auf nachdenkliche Menschen eine große Anziehungskraft
ausgeübt hat. Ebenso hat die gar nicht hoch genug zu schätzende Bedeutung dieser Erfindung
Entwicklung unserer geistigen und materiellen Kultur
für die ganze
kender Menschen auf die Frage nach
begnügte
daß
man
sich bald nicht
die Schrift
— wie
dem Ursprung
mehr mit der
der Schrift gelenkt.
alten auf ein
das durch Prometheus
allezeit
das Interesse den-
Schon im Altertum
Ignoramus hinauslaufenden Erklärung,
vom Himmel
geholte Feuer
— eine
Erfindung
der Götter, bei den Griechen des klugen Gottes Hermes, bei den Ägyptern des weisen Gottes
Thoth,
sei.
Jedoch
kam man damals
nommenen Buchstaben
der Griechen
über die Frage,
ob die von den Phöniziern über-
von diesen oder von einem anderen Volke des alten
Orients erfunden worden seien, nicht hinaus.
Die Frage nach
dem Wie
der Erfindung
ist
über-
haupt nicht aufgeworfen worden. In neuerer Zeit hat die Geschichte der Schrift natürlich vielerlei Behandlungen gefunden.
Vor allem
die
Frage nach der Urgeschichte unserer heutigen Schrift
rief eine schier
unüber-
sehbare Literatur hervor. Sie wird alljährlich durch zahllose wissenschaftliche und volkstümliche
1
[Vgl. K.
Sethe, Der Ursprung des Alphabets, Nachr. der K. Ges.
d.
Wiss. Göttingen, Mitt. 1916, S. 88.]
2
Das
1.
Bild als Gedankenübermittler
Sobald
Arbeiten aus berufenen und unberufenen Federn in allen Kulturländern vermehrt.
man
irgendwo im Osten bei Ausgrabungen eine neue Schrift entdeckt, wird die Frage aufgeworfen,
ob hier wohl der Ursprung des Alphabets zu suchen
noch lesbar
Schrift
ist,
und
die Zeichen nur in einzelnen
Oder wenn
Buchstaben des Alphabets aufweisen.
selbst
sei,
wenn
nichts von dieser neuen
Punkten eine gewisse Ähnlichkeit mit
Höhlen oder
in vorgeschichtlichen
malereien einzelne Zeichen gefunden werden, die den einfachen geometrischen
E und
lateinischen Buchstaben wie H,
M
gleichen, glaubt
gefunden zu haben. Diese Frage
ist
heute gebrauchten Schriften mit
Ausnahme
phönizischen Alphabet
auf
dem
längst gelöst.
An
Formen der großen
man, den Ursprung unserer
vom
Neuere Funde und Forschungen
Alten Ägypten, haben auch über die
daß
Vorgeschichte dieses phönizischen Alphabets Aufschluß gebracht,
so
Entwicklungsgeschichte unserer Schrift
Wir können
es, bis
an die natürliche Quelle
Hier unternimmt
aller
jetzt als gefüllt gelten dürfen.
Schriftentwicklung
es ein Vertreter der
aller
der chinesischen und der japanischen
Gebiete der Ägyptologie, der Wissenschaft
Schrift
— wie — aus dem
der Herkunft unserer Schrift
nicht der mindeste Zweifel möglich.
ist
in Fels-
Lücken der
die
sie,
so scheint
zurückverfolgen.
Ägyptologie, also einer Fachwissenschaft, nicht nur
diese Entwicklungsgeschichte unserer Schrift zu verfolgen, sondern ein viel allgemeineres
Thema
zu behandeln, das weit über die Grenzen seines Arbeitsgebietes hinausführt. Als Versuch einer
Entwicklungsgeschichte der menschlichen Schrift überhaupt kann dies seine Rechtfertigung
eben jenen Aufschlüssen finden, die in ägyptologischen Forschungen erbracht worden
einerseits in
sind.
Andererseits erscheint die Schrift der alten Ägypter vor allen anderen Schriftsystemen der
Welt geeignet zu
sein,
uns
in die natürliche
Entstehung einer Schrift und ihre Aufwärtsentwick-
lung zu einem brauchbaren Werkzeug hochstehender Kultur einen Einblick zu gewähren. unter
dem
Die
allgemeinen Titel einer Geschichte der Schrift oder der Geschichte der Schrift aller
Völker veröffentlichten Werke ^ betrachten die Schriften der einzelnen Völker für trotz der Klassifizierung, die sie dabei
einem großen Rahmen.
sich.
Sie bleiben
vornehmen müssen, im Grunde Einzeldarstellungen
Demgegenüber
soll hier eine
in
zusammenfassende Darstellung gegeben
werden, in der die Schriftsysteme der verschiedenen Völker in eine durch die ganze Menschheit
hindurchlaufende Entwicklungslinie eingereiht und im einzelnen nur insoweit betrachtet werden, als sie
wesentliche Knotenpunkte dieser Entwicklung bedeuten 2.
Wir können
überall
im Leben der Völker beobachten, daß gleiche Bedürfnisse und gleiche
Verhältnisse zu den gleichen Erfindungen gleicher
Weise
fort,
weil der
und Einrichtungen führen.
Mensch nun einmal
Sie entwickeln sich in
allüberall ein gleich organisiertes
Wesen
ist.
Dies zeigt sich auch in der Schrift, die sich an den verschiedensten Teilen der Erde in gleicher 1
[Sethe verweist auf Hans Jensen, Geschichte der
Inzwischen ,
ist
von diesem Werk 1935/36 unter dem
.umsichtig revidierte Neubearbeitung"
schnitte des
,,
(v.
Schrift (1925) als das .Jüngste
Titel ,,Die Schrift in
Bissing, Handbuch
S. 147) erschienen.
Handbuches der Archäologie" (Walter Otto) über
von Bissing, ,,Der Alte
Orient,
Kypros und Kreta" und A.
und empfehlenswerteste".
Vergangenheit und Gegenwart" eine
,,Die Schrift
und
Ergänzend sind
Rehm, Der griechisch-italische ,,
die beiden
die Schrifterzeugnisse": F.
Kreis,
in
W.
Die Inschriften"
heranzuziehen und schließlich D. Diringer, L'Alfabeto nella Storia della Civiltä (1937). Hingewiesen
schon auf die Stellungnahme H. Bauers
Ab-
sei
auch hier
seiner nachgelassenen Schrift ,,Der Ursprung des Alphabets" (Der Alte
Orient Bd. 36, Heft 1/2 (1937) zur Kernfrage.] 2 ,,Was ich Ihnen geben Zusatz).
will,
ist
also,
kurz gesagt, eine vergleichende Schriftgeschichte" (nachträglicher
und
Bild
Schrift
3
oder wenigstens in einer der allgemeinen Entwicklung entsprechenden Weise herausgebildet
und entwickelt
ob
hat, als
können wir diemenschliche
Schrift
gemeinsamen, sozusagen mit als
einem Naturgesetze
sie
demnach
folgte.
Von diesem Ablaufe
Gewächs^ nennen, das aus einem
ein
Wiege gelegten Keim erwachsen
in die
her betrachtet allen
Menschen
Sie läßt sich aber auch
ist.
eines betrachtet, nachdem wir heute ihre im wesentlichen abgeschlossen erscheinende Ent-
Baume
wicklung im Rückblick verfolgen können, mit einem gewaltigen, uralten
und Zweige
sich in zahllose Äste
Er hat
geteilt,
von denen
vergleichen.
schon abg -storben und ab-
viele
Nun ist er am Ende seines Wachstums angelangt, kaum noch zu erwarten^. Die Wurzel dieses uralten, über die mit dem anderen gebrauchten Bilde der dem Menschen ganze Erde verzweigten Baumes oder mit in die Wiege gelegten Keim ist das Bild, die zeichnerische Darstellung wahrnehmbarer gebrochen sind und andere noch grünen.
neue Schößlingen sind von ihm
—
—
Gegenstände und Vorgänge.
und
Bild
Man
ergänzen. oft
Schrift sind für uns heute zwei grundverschiedene Dinge, die sich gegenseitig
denke nur an die
umgekehrt durch ihn
Endzweck
erläutert wird^.
es
und
Bild
Sie sollen beide Vorstellungen
erfüllen.
durch das Auge übermitteln und
Dabei scheint
Illustration, die einen
ganz wesentlich zu
sein,
daß
hinweg geschehen kann, ob man nun durch
nachkommenden Geschlechtern
die
dies sie
nur zu
und Wahrnehmungen, Gedanken und Wissen oder Lesenden wiederentstehen lassen.
auch über die Schranken von
Raum und
Zeit
zu einem Freunde in der Ferne spricht oder
Vorgänge der Gegenwart vor Augen
Lehrer einem Schüler Kenntnisse übermitteln und überliefern
gebrauchen, hat einmal der Mensch das Bild verwandt.
Kunde von Begebenheiten geben
führt oder wie der
Ursprünglich sind diese
will.
beiden Geschwister, Bild und Schrift, eines und dasselbe gewesen.
oder der Nachwelt
soll, freilich
Schrift sollen so miteinander denselben
dem Schauenden
in
Text verdeutlichen
Wo
wir heute die Schrift
Wenn man sich Mitteilungen machen malte man das zu Sagende hin und
wollte,
bildete es ab.
Abgesehen von Gesten, verwendbar Zeichen
ist
sind,
für
die nur in direktem Gegenüberstehen
und von der Verwendung symbolischer Gegenstände zu Botschaften und
den primitiven Menschen die Zeichnung
der Gedankenübermittlung durch das Auge.
zum
ersten
Male
zu erzählen.
die
Huronen
— jener
durch die Lederstrumpferzählungen bekannt
hütte des
mußte
Stammes
in
der Tat der einzig vorstellbare
Die Missionare, die
ist
—
die Zauberkraft der Schrift der
Alsdann mußte
verlassen.
Bogen, ich schieße und
ein anderer Missionar
treflFe
mit
dem
ersten Schuß.
Missionar hereingerufen.
Zum
dem
Köcher, ich spanne meinen
Ich lade die Beute auf die Schultern, trage
größten Erstaunen der Indianer
,,Aus gleichartiger Wurzel erwachsene Gewächse" (Randvermerk).
2 [Hier findet sich der
dem
Kapitel vorangestellte Titel.]
„Wie das Laufbild im Kino".
nach dem Diktat eines
ein Stück Papier niederschreiben: ,,Ich
meine Hütte und mache für meine Freunde ein Festmahl davon."
3
Europäer
einer der unter ihnen wirkenden französischen Missionare die Beratungs-
gehe auf die Jagd, ich finde einen Hirsch, ich nehme einen Pfeil aus
1
lebenden Völkern
nordamerikanische Indianerstamm, der uns allen
ihm zuflüsternden Häuptlings folgende Erzählung auf
sie in
schriftlos
als
Weg
Wirksamkeit der Schrift darzutun hatten, wissen hierfür ergötzliche Beweise
So wollten
erproben. Hierzu
von Angesicht zu Angesicht
Nun wurde
las er die
der andere
Erzählung Wort für
A
i.
Wort, wie es
um
und
sie diktiert
um
worden war,
und fragten: ,,Wo
Hütte und das Festmahl gesagt!"
?
Das Bild
vor. ist
als
Gedankenübermittler
Kopfschüttelnd
nahmen
die Indianer das Papier, drehten
denn das Bild des Jägers, wo
Wir sehen
nichts
wo die dem Pater
der Hirsch gemalt,
ist
von alledem, und doch hat die Schrift
es
^.
Ähnlich wird von einem Inkafürsten berichtet, der von den Spaniern bei der Eroberung
Männer
Perus gefangen und eingesperrt zu bemerken glaubte, daß die weißen
Da ihm
durch Aufzeichnungen auf Papier Nachrichten übermittelten. glaublich erschien, wollte er sich
Daumen durch
dieser Sachverhalt
kaum
davon überzeugen. Er bat eines Tages einen seiner Wächter,
das Wort Gott (dios) auf seinen Daumennagel einzuritzen. steckte er den
sich beständig
die Gitterstäbe
und
Nagel sehe. Als der dann richtig ,,Gott" sagte,
Als die
Wache
fragte den neuen Wächter,
war der Inka
Abb. I. ,, Indianerzeichnung" (nach ,,Vel- Abb. 2. ,, Grabstein eines hagen und Klasing's Monatshefte" 18 (1904) Häuptlings" (nach ,,VelS. 548)hagen und Klasing's Mo-
in
abgelöst wurde,
was
er auf
seinem
höchstem Staunen, eben weil
Abb.
3.
„Ein Indianerbrief" (nach
Vom
Weule:
zum
Al-
Abb.
36).
Auch bei unseren Kindern können wir, wenn sie zum ersten Male mit Berührung^ kommen, das gleiche Vermissen des Bildes beobachten.
der
phabet
Kerbstock
(20. Aufl.)
S. 84,
natshefte" 18(1904) S. 548).
kein Bild dabei war 2. Schrift in
Zeichnungen, welche die gleichen Zwecke verfolgen wie bei uns die Schrift, finden wir
demgemäß
bei primitiven
Indianer auf
Völkern allerorten nicht selten
dem Kriegspfade gaben
als
Verständigungsmittel angewandt.
sich Nachrichten über die
Richtung des Marsches oder
über Art und Zahl ihrer Feinde durch mehr oder minder konventionelle Zeichnungen, die der
Eingeweihte richtig zu deuten oder z,
— man kann ruhig sagen — zu
B. eine auf einem Stück Birkenrinde an einem
kommenden Landsleuten einen Speer in der
So
sollte
i)
nach-
angebrachte Zeichnung^ (Abb.
sagen, daß hier an drei Feuern zwei Indianer (ohne Kopfbedeckung, (acht
Gewehre
bei
meinem Freunde
W. Lotz, Die Erfindung
den
Die Tiere unten sollen Jagdbeute bedeuten. Der Grabstein
Ph. Berger, Histoire de l'ecriture dans l'antiquite (1891) S. i8f.
2 Mitgeteilt von 3
lesen" verstand.
Hand) und vierzehn Weiße, unter ihnen acht Soldaten
acht oberen Leuten) gelagert haben.
1
Baum
,,
J.
H. Breasted.
der Schrift, Velhagen und Klasings Monatshefte Bd. 18 (1904) S. 548.
Zeichnungen
berühmten Häuptlings^ (Abb.
eines
dem
gehörte
Verständigungsmittel
als
2) enthält in
5
Bildern folgendes ausgedrückt: Der Verstorbene
Geschlecht des Hirsches an. Die umgekehrte Stellung des Tieres deutet das Gestor-
Kampf
bensein an, die drei Striche darunter drei schwere Verwundungen, der Elenkopf einen
Mannes
mit einem solchen Tier, die Symbole darunter den großen Einfluß des
Sehr eigenartig
ist
Mann"), der weit von ihm wohnte^ (Abb.
Namen
Sohne zu:
vom Munde ,,
Wir sehen
3).
Bedeutung entsprechend durch Bilder
ihrer
Die
sind.
Krieg und
Turtle-following-his-wife
der Brief des Cheyenne-Indianers
Schildkrötenmännchen, das seinem Weibchen folgt") an seinen Sohn Little
(,,das
in
Die waagerechten Striche sollen die Zahl der Kriegszüge angeben.
Frieden.
dargestellt, die mit ihren
Kleiner
(,,
Die dreiundfünfzig kleinen Kreise bedeuten:
,,
ihre
Köpfen verbunden
des Vaters ausgehenden Linien sollen Worte vorstellen.
Komme zu mir!"
man
Menschen, über ihnen
die beiden
Sie rufen
dem
Ich habe Dir dreiund-
Namen
fünfzig Dollar Reisegeld angewiesen." Die gleiche, recht eigenartige Weise, Bilder, welche
bezeichnen, mit den Bildern der zugehörigen Personen durch eine Linie zu verbinden, finden wir in
Codex Boturini
einem Bilde der berühmten Bilderhandschrift des
Amerikas angewandt^ (Abb.
Teile
4).
Dort
ist
die
Wanderung
Abb.
5.
,,
aus einem ganz anderen
der mexikanischen
Stämme
General Maynadier" (nach Mallery,
Picture-writing of the American Indians, 10 th
Abb.
4.
,,
Die mexikanischen Stämme" (nach Jensen,
Geschichte der Schrift
Aufl.)
S.
Die Fußspuren deuten
gestellt.
Gehen
(2.
durch ein Bild bezeichnet.
Abb.
Tezcacouacatl
2.
Quauhcouatl Apanecatl
4.
Chimalmau
sein
Name
das
mit einer Beischrift in der angeführten Weise
Bilde ein rohrgeflochtener Schild).
den nordamerikanischen Indianern begegnen wir dieser Andeutungsweise des
bei
in einer
(Abb.
statt
Weg und
Es sind die Stämme:
Zeichnung, die den
Namen
des französischen Generals
englischen Aussprache von den Indianern als soll^
S.
118).
Annual
Ethnology 1888/89 (1893) 569, Abb. 919). of
der bei den Mexikanern üblichen Weise den
= der am Wasser lebende. = der liegende Schild (im
3.
Report of the Bureau
= Spiegelschlange. = Adlerschlange.
1.
Namens
in
jedem Stamme* wird
an. Bei
Wieder
121,
dar-
5).
Er wird so „geschrieben":
ein
many Mann
deer
,,viel
mit einem
Maynadier, nach
der
Wild" gedeutet, wiedergeben
Hut
— was den Europäer kenn-
— und mit seinem Kopf verbunden zwei Hirschköpfe zur Andeutung seines Namens. Die Indianer nennen die einzelnen Jahre — wie das auch bei den alten Ägyptern und Babyloniern üblich war — nach bestimmten Ereignissen. Sie bezeichnen diese Jahre ihren Annalen zeichnen
soll
in
1
Lotz,
Abb.
2 (v.
Abb.
Gestalten als die
2 K.
ibd.
3 E. Seier,
Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet,
S. 58 [dass. (20.
Auflage) S. 84, Abb. 36.]
Gesammelte Abhandlungen zur Amerikanischen Sprach- und Alterthumskunde Bd.
5a), [Jensen, Schrift (2. Aufl.) ,,vier
S. 121,
Abb.
118].
Führer, die die Azteken aus Aztlan führten"].
American Indians, loth Annual Rep. of the Bureau
4 [Seier erklärt Ges. Abh. Bd. 5 Garrick
of Ethnology 1888/89
2,
2, S. 35,
417 diese
Mallery, Picture-writing of the
(Washington 1893)
S. 596,
Abb. 919.
6
I.
Das Bild
durch besondere Bilder, die geeignet Gedächtnis zu rufen. dar, insofern sie den darstellen,
als
Gedankenübermittler
dem Kundigen
sind,
die betreffende
Bezeichnung
in sein
Diese Bilder stellen so eigentlich ein rein mnemotechnisches Hilfsmittel
Vorgang, von dem das Jahr den
Namen
trug, nicht direkt in
sondern ihn nur durch eine Einzelheit andeuten. So sah mein Freund
wie er mir erzählt hat, einst bei Theodore Roosevelt
J.
einem Gemälde
H. Breasted,
auf einer Büffelhaut die ganze Biographie
Symbole wiedergegeben,
eines nordamerikanischen Indianerhäuptlings derart durch Bilder oder 1800/01 DreiBig
1825/6 Viele ertran-
mnm
Dakota wurden von den Krähen-
ken bei einer
Überschwem-
Indianern ge-
mung
tötet.
(Kopfe der auf dem Wasser trei-
des Missou-
ri.
benden Ertrun1801/02 Viele etar-
kenen).
ben an den Pocken.
1802/3 Ein Dakota
n
stahl Pferde
mit
Dakota namens Hump-
Hufen
den
back
(bei
Indianern
1848/9 Ein
unge-
(,,d©r
Buckelige")
bräuchlich).
wurde durch einen Lanzenwurf ge'>
(Pferdehuf).
tötet.
1813/4 Eine Keuch-
husten- Epidemie
brach aus. 1853/4 Spanische
Decken wurden 1817/8
Ein
in
Kana-
das Land ge-
bracht.
dier baute ein
Handelshaus aus trockenem Holz. (Blätterloser
Baum).
**
1869/70 Eine Sonnenfinsternis
fand 8t«H. 1824/5
Einem
Häuptling wur-
den sämtliche Pferde getötet.
Abb.
6.
(nach
daß
Aus den Wintererzählungen des Jensen, Geschichte der Schrift
für jedes Lebensjahr des Häuptlings ein Feld
,,
Einsamen Hundes" Abb. 22).
S. 27,
von regelmäßiger Gestalt stand, das mit einem
oder mit mehreren solchen Bildern gefüllt war^. Diese Jahreslisten in Bildern nennen die Indianer
Wintererzählungen. Unter den uns bekannt gewordenen Wintererzählungen
und
interessantesten die des
Dakota-Indianers
,,
Einsamer Hund".
ist
Sie
am
berühmtesten
umfaßt
die Jahre
1800/ 1801 bis 1870/ 1871 spiralförmig von innen nach außen^ auf ein Büffelfell geschrieben^.
Für jedes Jahr oder handen, das 1
in der
— wie die
Indianer sagen
— für jeden
,
.Winter"
Ratsversammlung des Stammes ausdrücklich
ist
festgesetzt
ein Bildzeichen vor-
worden
ist
(Abb.
6).
Also ganz ähnlich den Jahresfeldern des altägyptischen Annalensteines zu Palermo [H. Schäfer, Ein
Bruchstück altägyptischer Annalen (Abhdlg. Pr. Ak.
d.
Wiss. Berlin 1902)].
2 „So, weil jeweils fortsetzbar. Anders der Diskos von Phaistos, bei 3 Mallery, Picture-writing S. 273ff. [Jensen
(2. Aufl.) S. 26,
Abb. 21
dem
ein solcher
(Phot.), S. 27,
Abb.
Grund 22,
nicht in Frage
kam."
Weule (20. Aufl.) S.
85].
Bilder als Jahresbezeichnung
Erwähnt werden mag noch das Bild
für das Jahr
7
831/1832, das zwei Europäer darstellt, von
1
denen der eine den anderen offenbar mit einer Pistole erschießt^. Die Erklärung
lautet: ,,Le
Beau
anderen Weißen Kermel."
tötete einen
Aus anderen
solchen Wintererzählungen seien noch folgende Proben mitgeteilt:
Aus Wolkenschilds Wintererzählung ^ (Abb.
7):
1858/1859: ,,Die Dakota kauften mexikanische Decken von John Richard, der viele
davon
den Mexikanern gekauft hatte."
bei
Decke)
rein
ist
,,
8):
Böser Bär starb auf der Büffeljagd."
Magen
einen
Die Darstellung (eine mexikanische
mnemotechnisch.
Aus Battista Goods Wintererzählung ^ (Abb. 1853/1854:
Wagen
Das Sterben wird
hier konventionell durch
mit zusammengezogenen Gedärmen, die Jagd durch einen indianischen
Schlitten bezeichnet.
Abb. Abb.
7.
Mallery, Picture-writing of the American Indians, loth Annual Report of the Bureau of Ethno-
Bemerkenswert
S.
569,
Abb.
Abb.
Mallery,
ibd.
Abb.
809).
S.
(nach Breasted, Ancient
324,
Times
410).
hierbei die isolierte Darstellung der einzelnen Begriffe
ist
9.
,,Ein Indianerbrief"
tererzählung" (nach
(nach
logy 1888/89 (1893)
8.
,,Aus Batista Goods Win-
,,Aus Wolkenschilds Wintererzählung"
S. 39.)
und der Gebrauch
konventioneller Zeichen, was sich schon mit einer Bilderschrift vergleichen läßt. Diese Winter-
erzählung verwendet ein solches Zeichen auch für einander die Hand. eines
In diesem
Alaska-Indianers* (Abb.
Mann
mit
zeichnet
leeren
Friedensschluß"
,,
Zusammenhang bemerkenswert 9):
Händen und
,,
,,
Nicht
Essen"
ist
Essen im Zelt", an
durch eine
ein in
ist
dem
den
in einer
Medizinmänner singen,
und gegliedert
um
Dann
ist
die
Walam Olum
folgt
die große
(,,
Hand
be-
Mallery,
3 Mallery,
S. 279, S. 324,
Kekinowin
und Zauberlieder wieder, welche
ist
Abb. 216.
H. Breasted, Ancient Times,
(2.
Delaware n.
zusammengefaßt
Sie beginnt mit der Erschaffung der
schließlich die vorgeschichtliche
durch ein Bild vertreten. Vers 2
Abb. 410 [Jensen
Straffer
wahrheitsgetreue Malerei") genannte, auf fünf Birken-
und
Flut
Geschichte des Stammes. Jeder Vers
J.
geführte
Zauberkraft zu gewinnen. Senkrechte Striche, welche die Reihe
rindenblätter geschriebene Chronik der
4
die Negation durch einen
Mund
der Zeichen unterbrechen, bezeichnen eine Pause in der Rezitation^.
1
geritzter Brief
Folge von Bildzeichen und Symbolen geben die sogenannten
der nordamerikanischen Ojibwa-Indianer magische Gesänge
Welt.
Holz
ist.
Ebenso
die
in
Zwei Krieger reichen
:
Mallery,
Aufl.) S. 25,
S. 569,
Abb. 809.
Abb. 20].
S. 39.
5 Jensen, Geschichte der Schrift S. 17/18
[ders. (2. Aufl.) S. 29f.].
1
1
—
und
die historische
13 des zweiten Blattes
8
I.
Das
gehört zu der Flutgeschichte ^ (Abb.
Bild als Gedankenübermittler
Es
lo).
ist
ein richtiger
Text mit feststehendem Wortlaut,
der aus diesen Bildern gelesen wird:
Vers
Vers
II
„Die großen Fische, die zahlreich waren, einige (der Menschen) fraßen
:
(Amangamek makdopannek alendyuwek metzipannek.) ,,Die geheimnisvolle Tochter mit dem Boote (die Mondfrau)
12:
kam
sie.
kam und
Sie
Vers
Nanabusch
13: ,,Nanabusch,
,Komml'
half allen."
mokol wichemap
(Manitodasin
half ihnen.
sie auf."
ist
palpal payat
wemichemap.)
payat
der Großvater Aller, der Großvater der Wesen, der Groß-
vater der Menschen, der Großvater des Schildkrötenstammes."
Nanabusch
CNanabusch
wemimokom wimimokom linnimokom tulamokom.)
ß^^^ ^I~7p0
Abb.
10.
„Die Flutgeschichte
der Delawaren"
Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet S. 14, Abb. 6). (nach
Abb.
II.
,,
Sprichwörter der Ewe-Leute" (nach
AeZ
Bd. 49, Taf.
i
b).
Ähnlich bezeichnen afrikanische Stämme im Ewe-Lande bestimmte Sprichwörter, deren Wortlaut feststeht wie bei unseren Sprichwörtern, durch Bilder, die ihren Inhalt
in recht unvoll-
kommener Form andeuten 2. So deutet man das Sprichwort ,,Das Salz sagt nicht, daß es gut Eigenlob schmeckt, sondern der Mensch sagt, daß das Salz gut schmeckt" (mit dem Sinn ,,
stinkt") durch das Bild eines Stückes Steinsalz an (nicht in der Abbildung), das Sprichwort:
„Der Faden geht der Nadel nach"
(nicht voraus) (mit
dem Sinn Söhne ,,
gesprochen abi yome ka ngna, durch eine Nadel mit Faden (Abb.
Nadel näht großes Tuch" (mit dem Sinn:
das Sprichwort: ,,Die leisten"),
gesprochen abi
eto
,,
folgen
11,
i.
dem Vater
nach"),
Bild von links), oder
Kleine Dinge können Großes
avg gä, durch eine Nadel und ein aus handbreiten Streifen zusammen-
genähtes Tuch 3 (Abb. 11,2. Bild), oder das Sprichwort: ,,Zwei Gegner können nicht standhalten"
1
Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet (20. Aufl.) S. 14 [Jensen Meinhof, Zur Entstehung der Schrift (ÄZ. Bd. 49 (1911)
2 Carl
3 [Dies Bild auch in
Jensen
(2. Aufl.) S. 31,
Abb. 29 und Weule
(2. Aufl.)
S. 30,
Abb.
28].
S. 4, Taf. ib).
(20. Aufl.) S. 75,
Abb.
30, i.]
Bilder für Lieder
(mit
dem
Sinn: „Zuletzt
durch zwei Gegner mit
Welt einen
Mann, der
muß
einer weichen"), gesprochen adikädotg eve tnatenu ang te
Pfeil
und Bogen^ (Abb.
Nuß
dies zwischen der wie eine
geblich versucht (Abb. ,,ich"
9
ii, 3.
awg nu
o,
Bild), oder endlich das Sprichwort: ,,Die
Affenbrotbaum" (mit dem Sinn: ,,Man kann die Welt nicht umspannen") durch
ist
ein
und Sprichwörter
Mann
durch einen
11,
dargestellten
Bemerkenswert
unten, Bild in der Mitte).
wiedergegeben wird, der die
Welt und dem Baume stehend ver-
Hand
ist
auf die Brust
auch, daß der Begriff
legt, also
auf sich
zeigt^.
Angehörige anderer afrikanischer Völker weisen durch bestimmte herkömmliche Zeichnungen,
Abb.
12.
,,Der Mexikanische Katechismus"
die sie zu Gericht treffen,
und
(nach Seier, Gesammelte Abhandlungen Bd.
gehend auf ihren Kragen malen, auf Tatsachen
die das Gericht berücksichtigen soll, so
Weges den Umstand, daß So wird
die Streitenden,
bei dieser primitiven
stimmter Begriff
als
Weule
Form
[Auch
2
Meinhof,
ibd. S. 4f. [nach
3
Meinhof,
S. 6.
(20. Aufl.) S. 75,
Abb.
ihm
289
ff.).
den Rechtsstreit be-
von einer Mutter geboren, uneins geworden sind'.
der Gedankenübermittlung oft nur ein einzelner beein Bild bezeichnet.
Sie geht meist
30, 2.]
(in
Abb.
11 unten,
i.
Bild von links) verzeichnet].
Hierzu die Bemerkung: „Es wird sich da
Prozeßurkunden des Altertums."
S.
durch das Zeichen eines sich gabelnden
Kern des ganzen Gedankens durch
1
hin, die
i,
um
einen Erbstreit handeln wie in den meisten
10
I.
Das
Bild als Gedankenübermittler
über den Charakter einer mnemotechnischen Andeutung nicht hinaus.
— nach seinen
das
einer
Mexikanern
weit vollkommenerer Ausgestaltung bei den alten
sie in
Vereinzelt finden wir
angewandt, einem Volke,
Bauten und sonstigen künstlerischen Leistungen zu urteilen
hohen Kulturstufe gestanden haben muß.
zur spanischen Eroberung und aus
— schon
auf
Die Bücher, die dieses Volk aus der Zeit
dem Jahrhundert danach hinterlassen
hat, enthalten
bis
im wesent-
lichen nur solche bildlichen Aufzeichnungen, die noch nicht den Charakter einer eigentlichen Schrift tragen.
man
die
Nur für die Namen
bereits als
Anfänge
Besonders lehrreich
ist
der dargestellten Personen und Orte verwenden
einer Bilderschrift ansehen
sie
Bildzeichen,
muß.
für uns unter diesen mexikanischen Bilderhandschriften ein Blatt
Agavenpapier, das Alexander von
Humboldt
nach Berlin gebracht hat^ (Abb.
das katholische Glaubensbekenntnis und die zehn Gebote in sieben sich
Bustrophedon folgenden Reihen von
Bildern eigenartigen Stiles in echt
in
12).
Es enthält
der Art des sogenannten
mexikanischer Denkweise
gezeichnet. Jedes Bild steht wie die einzelnen Jahresbilder in der Indianerbiographie von Roose-
einem abgegrenzten Felde. Die sieben Artikel des Christus betreffenden Hauptstückes
velt in
werden im vorletzten Felde der zweiten von rechts beginnenden Reihe
(gleich
3.
Bild von links
Der
der ersten Reihe) angekündigt: Christus angedeutet durch Kreuz und Marterwerkzeuge. erste Artikel handelt
von
,,
Gottes eingeborenem Sohn, empfangen
von der Jungfrau Maria." Hiervon wird
vom
dargestellt rechts die Zahl
des Papiers für Artikel, Gott an der eigentümlichen Krone und
i
Heiligen Geist, geboren
als
dem
Kreis neben
dem Kinnbart
Bild
kenntlich, über
ihm
der Heilige Geist als geierartiger Vogel, links die Mutter Gottes, Christus als Kind in ihrem Schoß.
Die
Reihe beginnt links mit
dritte
der dritte Artikel
daß
er zur
erlöste".
der
Weg
,,
dem
zweiten Artikel
und begraben", dann
niedergefahren zur Hölle" oder, wie der spanische Text lautet,
Dargestellt
ist
das Blatt Papier und die Zahl
durch Fußspuren angedeutet, wie wir
Untier gedacht
In
ist.
ihm
,
folgt
»glauben,
Christus das Kreuz tragend, vor
schon in
es
in
dem
Bilde von der
Im
ihm
Wanderung der
den aufgesperrten Rachen der Hölle, die
fünften Artikel
,,
soll,
glauben, daß er aufstieg
und
zum
dort sitzet zur Rechten Gottes des Vaters, des Allmächtigen" wird nach der Zahl
Christus nur durch den
Der Himmel
3,
befindet sich ein Herz, das die Seelen veranschaulichen
zwei Totenköpfe mit geschlossenen Augen.
Himmel und
ist
bestandteile des
Kopf angedeutet. Von ihm
göttlichen Allmacht berührt.
Gedankens im Bilde ausgedrückt
5
zum Himmel hinauf. Hand geht von ihm aus,
führt eine Strickleiter
wie ein Vorhang mit Sternen gestaltet, eine rechte
Symbol der
die das
.gekreuzigt
Unterwelt hinabstieg und die Seelen der heiligen Väter, die seine Ankunft erwarteten,
mexikanischen Stämme kennenlernten. Sie führen als
,
Man
beachte, wie hier wieder nur die
Haupt-
Weder das Glauben, noch das
Sitzen,
sind.
noch die Präpositionen sind zum Ausdruck gebracht^. Alle Einzelheiten sind jedoch miteinander in der
Zeichnung verbunden, so daß ein Gemälde entstanden
Das Gleiche 1
gilt
von den 10 Geboten. Sie beginnen
Seier, Ges. Abhandlungen, Bd.
i,
ist.
— unter Aufgabe des Bustrophedon —
Beiblatt zu S. 289 fF.
2 Solche Auslassungen der Präpositionen sind auch in den alten hieroglyphischen Inschriften der Ägypter der geschichtlichen Zeit noch zu beobachten und wohl als Überrest einer älteren Entwicklungsstufe anzusehen,
wie
sie
eben der mexikanische Katechismus
darstellt
tischen Mysterienspielen (Unters, zur Geschichte position.]
(s.
u. S. 17).
[v. z.
B. Sethe, Dramatische Texte zu altägyp-
und Altertumskunde Ägyptens Bd.
10) Sachregister S.
260 Prä-
Mexikanische Bilderhandschriften
wieder wie beim Glaubensbekenntnis links sollst"
noch das
,,du sollst nicht"
ist
beim ersten Gebot für
beim dritten Gebot
man
zweifeln könnte,
,,du sollst Gott lieben" Gott ein
,,du sollst
In ihnen wird weder das ,,du
der fünften Reihe).
ausgedrückt und eigentlich nur der Gegenstand des Gebotes
oder des Verbotes angedeutet, so daß
So
(in
II
was geboten oder verboten Herz
in der
den Feiertag heiligen" ein Mensch
in
Hand
der Kirche, beim vierten
Gebot ein Mensch, der seinen Eltern eine Frucht überreicht, beim fünften anderen ein Schwert hinhält, wogegen dieser wie abwehrend die Gebot, das rechts die sechste Reihe eröffnet,
Es war hier aber nichts weiter dargestellt die
Wie man
sieht,
13.
,,
Mann, der einem
Vom
erhebt.
sechsten
nur der Rest der Zahl 6 und eine Frau erhalten.
als die
Frau.
Sie sieht nicht begehrenswerter aus als sich
hinzudenken.
Beginn der Wanderung der Azteken" (nach Seier, Ges. Abhandlungen Bd. 2, S. 34).
hat auch diese merkwürdige Aufzeichnung des mexikanischen Katechismus
noch den Charakter eines mnemotechnischen Hilfsmittels. Es rufen, welche fest bestimmte in
Hand
ein
Das Ehebrechen und das Verbot muß man
Mutter im vierten Gebot.
Abb.
ist
sein soll.
haltend dargestellt,
Formel
er auszusprechen hat.
soll
dem Gläubigen
in
Erinnerung
In ähnlicher Weise sind in
Mexiko
den ersten Zeiten nach der Eroberung des Landes durch die Spanier unter anderem auch die
Klageschrift eines Eingeborenen gegen einen Spanier, der
nungen und Einnahmelisten
in
ihm Holz geraubt
Bildern dargestellt worden.
Auch
hat, sowie
geschichtliche
Rech-
Vorgänge
haben die Mexikaner so verewigt. So den Zug der Azteken aus ihrer Urheimat Aztlan (,,das weiße Land") nach ihrer späteren Heimat Colhuacan (,,der Berg mit der gekrümmten Spitze"),
wo
sie sich festsetzten,
ehe
wenige Generationen vor der Ankunft der Spanier die Stadt und
sie
das Reich Mexiko gründeten ^
dem
man auf Aztlan, offenbar einer Insel in dem blau gemalten Wasser, die Häuser der sechs Stämme um die Tempelpyramide und unten einen Mann und eine Frau sitzen. Auf der Pyramide ist der Name des Landes Aztlan angedeutet durch
In
Bilde (Abb. 13) sieht
ein dickes Schilfrohr 2 (aztapilin)
phonetischen Übertragung nach Rebusart der Bilderschriften.
Namens Colhuacan entsprechend 1
Codex
Boturini, persönlich
(20. Aufl.) S. 89,
Abb.
40].
gestaltet.
und Wasser Der Berg
(atl), bereits in einer ist
Fußspuren führen auf ihn
von Seier mir mitgeteiltes Bild
2 [Seier, Ges. Abh. Bd.
2, 46.]
[Seier, Ges.
der Bedeutung des zu.
Abhandlungen Bd.
In
ihm haust
2, S. 34,
Weule
12
Das
I.
Bild als Gedankenüberrnittler
der kolibrigestaltige Stammesgott der Azteken Uitzilopochtli in einer Höhle. Vor ihm finden
den Berg von außen eindringend,
sich wieder Fußspuren, über ihm, teils durch
hinausgehend, Bilder von Zungen, die bei den Mexikanern den Begriff hier offenbar Gebete der
Frommen und Weisungen,
,,
Datum
,,Jahr
i
nach außen
sprechen" bezeichnen,
Die
die ihnen der Gott gibt.
eingeschlossenen Zeichen in der Mitte des Bildes sollen das
teils
in ein
Viereck
des Feuersteinmessers**,
angeblich ii68 nach Christus, bedeuten.
Diesem
die uns als unerläßliche
zusammen
ganze Erzählung
Bilde, das eine
ersetzt, fehlt die Einheit
Bedingung für jedes Bild
dargestellt, die
räumlich und
Hier sind Dinge und Vorgänge
erscheint.
zeitlich so auseinanderliegen,
doch nur das wiedergegeben werden, was sich
allenfalls
dem
als richtige Bilder vorstellen,
und
selbst
nicht bloß dort.
Großvater die Großmutter nahm"^ zu finden bestellen, unter
,,Mar Er
Und
als ein
von echter Schrift In
Dunker aus dem Jahre
liengemälde" des Balthasar Anton
einem Maler ein Bild
vernünftigerweise
Merkmal angesehen
Vorstufe zur Schrift dienenden Bilde zukommt.
als
auch auf altägyptischen Bildern wieder, die
,,Als der
sie
von einem Menschen mit einem Blick
übersehen lassen könnte. Diese Eigentümlichkeit kann jedoch nicht
anderes
daß
zusammengefaßt werden können. Nach unserer Auffassung könnte
nicht in einem Gesamtbilde
werden, das ausschließlich
der Zeit und des Raumes,
dem
begleitet sind
läßt er
nichts
kuriosen Gedicht ,,Ein Fami-
1782, das in der bekannten
ist,
Sie kehrt
und
Sammlung
den reichen Bauer Grohl bei
anderem mit den Worten: das ganze Dorf
erst
die Kirche drinnen.
Michel führt ein Fuder Torf, Viele Weiber spinnen.
Hart
Wo
am
Kirchhof
liegt
das Haus,
wir gehen ein und aus,
Drauf
steht
Renovatum
Nebst dem Jahr und Datum. In der Kirch'
muß Sonntag
sein,
Wir kommunizieren. Draußen Mit
pflügt
mein Sohn
Wie am Werktag
Und
am Rain
vier starken Stieren.
in voller
mal' Er's da
Arbeit ja!
Meine Töchter
alle
Okkupiert im Stalle."
Was
uns jene mexikanischen Bilder
als
Gemälde
die
Umstände, unter denen
sie in
Andeutung des Weges durch ihre Teile.
aus
dem 1
[5.
als
etwas unserer Schrift Verwandtes und nicht einfach
schlechthin, ähnlich unseren historischen Malereien, erscheinen läßt, sind lediglich
Das
gilt
den Handschriften auftreten, vor allem ihre Symbolik wie die
die Fußspuren, der
Reden durch
die
Zungen und
vieler
Dinge durch
besonders auch von den Aufzeichnungen einer berühmten Bilderhandschrift
Jahre 1560, die den Friedenschluß zwischen Cortez und den Bewohnern der Stadt Auflage Leipzig 1922,
S. 286.]
Fortlaufende Bildreihen
Tlaxcallan an denen
betreffen
zusammen mit den
sich
13
daran anschließenden kriegerischen Ereignissen,
Bundesgenossen der Spanier teilnahmen. Diese Aufzeichnungen füllen ein
sie als
5
Ellen
langes 2 ^^ Ellen breites Stück Baumwollzeug in 86 Einzelbildern, die gewissermaßen die Para-
graphen des Büdnisvertrages darstellen^. nötigte, in
ihm etwas anderes
In jedem einzelnen dieser Bilder
als ein historisches
Gemälde zu
sehen.
ist
nichts,
was dazu
Erst die Zusammenstellung
der Einzelbilder zu einer fortlaufenden Reihe läßt uns das Ganze als eine Darlegung in Bildern erscheinen. Hierdurch rollen die einzelnen Punkte der
des Beschauers die sich
fast
Abmachungen nacheinander
14.
Auch
,,
die
Proklamation von Vandiemensland" (nach Berger, Histoire de
Hopi-Indianer
in
nacheinander
in ihrer
Zeremoniell, nach Bilderserie
Ordnung
dem
dargestellt oder angedeutet
sich die Leiter des Festes wie
haben sich gelegentlich auch Europäer
digung mit einem schriftunkundigen Volke bedient. So
in
S. 12).
denen jede einzelne Handlung
Das Ganze
ist.
des gegebenen Mittels zur Verstän-
als
erließ in der Mitte des 17.
wohner der nach diesem benannten großen australischen
Insel
eine Proklamation in Gestalt eines Bilderbogens ^ (Abb. 14). i,
S. isöff.]
2
bildet ein regelrechtes
nach einem Handbuch richten können.
unserer Zeitrechnung ein Gouverneur des holländischen Entdeckers
[Seier, Ges. Abhandlungen, Bd.
l'ecriture,
Neu-Mexiko und Arizona benutzen zur Aufzeichnung der
Kulthandlungen eines mehrtägigen Festes derartige Bildreihen,
1
dem Auge
nur durch den begleitenden Text davon unterscheiden.
Abb.
Der
vor
wie in einem Filme ab, ähnlich unsern guten alten Münchner Bilderbogen,
Van Diemen
an die Be-
Vandiemensland (Tasmania)
Das
Berger,
Jahrhunderts
erste Bild stellt
den Friedens-
Histoire de l'ecriture, S. 12.
14
Das
I-
zustand dar,
in
Bild als Gedankenübermittler
dem Schwarze und Weiße
miteinander leben
Das zweite
Aufnahme
aus,
daß jeder Schwarze, der einen Weißen
den umgekehrten
Auch In einem hier
Fall.
würden, nicht gewahrt.
ist
gehängt werden
tötet,
soll,
die Einheit der Zeit, wie wir sie
das vierte dasselbe für
von einem Bilde erwarten
Bilde sind zwei aufeinanderfolgende Ereignisse dargestellt,
daß der Mörder und der Ermordete beide
je
zweimal, einmal bei der Tat und einmal bei Voll-
ziehung der Strafe, nebeneinander dargestellt erscheinen. Ähnliche ebenso Bildaufzeichnungen von Begebenheiten, die
man
in
sehen.
man
zum
hierzu
in Zeilen eingeteilte
Vergleich herangezogen hat, findet
Holz geschnitzt auf den Palau-Inseln des Karolinenarchipels ^. Doch
gender Grund
zeigt die freund-
der danach handelnden Eingeborenen durch den Gouverneur. Das dritte spricht
liche
so
sollen.
vor, in diesen künstlerisch ausgeführten Bildern
Die Verteilung der Bilder
einer Schrift erfüllen.
in
,,
Register"
Sie findet sich in
kein zwin-
^
eben Bilder zu
als
noch kein Anzeichen dafür, daß
ist
Ägypten
etwas anderes
liegt
den Zweck
sie
den Wandbildern der Gräber und Tempel
bei
ganz allgemein.
Zu
diesen künstlerisch gestalteten
und
sorgfältig ausgeführten Bildern,
denen sich
in dieser
Hinsicht die angeführten mexikanischen Bilder an die Seite stellen lassen, stehen die indianischen
und afrikanischen roh und ungeschickt ausgeführten Zeichnungen halten sich zueinander wie eine sorgfältige Kalligraphie aus der
im täglichen Leben mit
eine gute Druckschrift zu einer
in
scharfem Gegensatz. Sie ver-
Hand
flüchtiger
angefertigte Niederschrift. Als ein merkwürdiges Beispiel der
eines Berufsschreibers oder
und ungeschickter Hand
Verwendung von Zeichnungen
als
Schriftersatz aus unseren Zeiten
und Landen mag
friesischen Botenfrau dienen.
Es zeigt ebenfalls die Erscheinungen einer flüchtigen Nieder-
schrift
eine Seite aus
dem
Bestellbuch einer ost-
von ungelenker Hand. Die Botenfrau war Analphabetin und mußte
Notizen des primitiven Mittels der Zeichnung bedienen^.
naturwahren Bildern
spielt die
Auch
sich deshalb für ihre
in diesen großenteils
Doch mußten
mnemotechnische Andeutung eine große Rolle.
auch für einzelne Begriffe ganze Szenen dargestellt werden, so etwa für ,,Wein" ein
Menschen
bei der Tätigkeit des Trinkens zeigte.
letztes Beispiel einer
stellt^.
Sie
stammt
gleichfalls aus
Herr Friedrich, dem wir
in
Deutsch-Ostafrika zur Seite ge-
Dokumentes verdanken,
hatte
dem Manne
Der Mann
Bleistift
aus und machte sich die
Gegenstände schlecht und recht einzeichnete unter Beifügung der
Stückzahl in europäischen Ziffern, die der im übrigen ganz schriftunkundige
Die erläuternden Beischriften
her, der einzelne Bilder nicht
1
Berger,
2
„Wenn
samen Dinge 3
4
ibd. S. i8
eine Reihe
sollte für sie ver-
— was ihm niemand verdenken kann — die Zahl der verschiedenen
Gegenstände nicht im Kopf behalten. Er bat sich Papier und
hatte.
sei als
unseren Zeiten, aber aus Afrika. Der leitende Ingenieur, ein
die Kenntnis dieses
Liste, in der er die einzelnen
den
als Schriftersatz die Geräteliste eines ein-
Us am bara -Eisenbahn
von Geräten übergeben, die beim Bahnbau gebraucht wurden. antwortlich sein, konnte aber
Bild, das
Diesem merkwürdigen Schriftstück
Verwendung der Bildzeichnung
geborenen Aufsehers beim Bau der
keineswegs
in
deutscher Sprache rühren natürlich von
Mann dem
gelernt
Ingenieur
erkennen konnte.
und Abb. auf
nicht in den rätselhaften
S. 19.
Symbolen des zweiten Feldes von oben
(drei
Frauenköpfe und die
selt-
links davon)."
Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet Meinhof, ÄZ 49, S. 3, Taf. la.
(20. Aufl.)
S. 9,
Abb.
i
[Jensen
(2. Aufl.)
S. 27f.,
Abb.
24].
Andere Verständigungsmittel
I
5
Aus der Verwendung des gezeichneten Bildes zur Gedankenübermittlung, wie wir sie unter den verschiedensten Umständen in den verschiedensten Teilen der Welt und zu den verschiedensten Zeiten gefunden haben, ist allmählich die Schrift erwachsen. Auch dies geschah an verschiedenen Stellen der Erde unabhängig voneinander bei höherstehenden Kulturvölkern wie
nach einem Naturgesetz im wesentlichen
in gleicher
Weise
Bevor
in Gestalt einer Bilderschrift.
wir uns aber dieser Phase in der Entwicklungsgeschichte der menschlichen Schrift zuwenden,
man neben
wird es nötig sein, kurz noch auf einige andere Verständigungsmittel einzugehen, die der primitiven Bildverwendung
kaum
jedoch
gleichfalls als Vorstufen der Schrift bezeichnet hat.
auf eine gleiche Stufe
gestellt
Da
werden.
ist
Sie
können
zunächst die Geste zu nennen.
Auch
das Erheben des Taktstockes durch den Konzertleiter, das Schütteln des Kopfes, eine abwehrende
oder herbeirufende Handbewegung, das sich-an-die-Stirn-fassen und viele andere Zeichen der Mensch einem anderen Gedanken durch das Auge ohne
sind ja Mittel, durch die
nahme
des Ohres übermittelt.
Aber man wird
hier höchstens
kaum
über
Raum und
Es entstehen zwar Zeichen; aber
Zeit hinweg.
wirklich mit der Schrift vergleichen.
von einem Ersatz des gesprochenen,
Die Mitteilung erfolgt nicht wie beim Bilde oder
nicht des geschriebenen Wortes reden können. bei der Schrift
mehr
Zuhilfe-
Als Vorstufe der Schrift kann
nicht gut bezeichnen, weil sie sich ja neben ihr behaupten.
man
sie lassen sich
sie
aber deshalb
ganz
Sie gehören tatsächlich in einen
anderen Zusammenhang. Dasselbe dürfte auch von
all
den Zeichen gelten, die Gewerbe ankündigen wie die
Brille
den Optiker, der Hut den Hutmacher, der Becher den Gastwirt, der Pferdekopf einen Fuhrhalter, die
Becken einen Barbier
zu sehen
ist,
oder
dem
bis hin
zu der Kuh, die vielerorts im Schaufenster der Molkereigeschäfte
Stuhl mit übergebundener weißer Schürze, die das Feilbieten frischer
Wurst vor Fleischerläden anzeigen kann. Alle lich als
auf.
diese Figuren
und Symbole wird man
Vorstufen der Schrift anerkennen können, treten doch auch
Ähnlich steht
Fläche gesetzt und
es ,,
sagen"
dem Schauenden gewisse
Kennzeichen oder Warnungszeichen, wie etwa die
noch neben dieser
sie überall
auch mit Wappen und Abzeichen. Zwar sind
sie
nicht ernst-
wie die Schrift auf eine
Dinge. Sie bleiben jedoch lediglich Zeichen,
Eigentumsmarke auf einem Stück Vieh oder
der Totenkopf auf einem Giftschrank. Hierher gehören die Zeichen für den Straßenverkehr, das Sie verhalten sich zur
Posthorn, das Flügelrad der Eisenbahn und die vielen Warenzeichen. Schrift
und zur Bildverwendung, aus der
Mit besserem Recht hat
man
als
die einige schriftlos lebende Völker zu
diese hervorgegangen
ist,
wie ein Schrei zur Sprache.
Vorstufe der Schrift auch die Knotenschnüre angeführt,
Rechnungen und Zählungen verwandt haben und zum
noch jetzt verwenden. So fanden die Spanier die sogenannten des Landes ganz allgemein im Gebrauch.
Quippu
in
Peru
bei der
Teil
Eroberung
Sie sollen ähnlich noch heute von den dortigen Hirten
zur Zählung ihrer Tiere gebraucht werden^.
Auch
die
Bewohner der japanischen Riu-Kiu-
Inseln bedienten sich bis zur Einführung der Schrift solcher Knotenschnüre^.
Bei den
Quippu
der Peruaner wurden durch verschiedene Verknotung und durch andere Färbung der einzelnen
Schnüre sowohl die zu zählenden Gegenstände wie ihre Zahl ausgedrückt,
z.
B. lo durch einen
einfachen, loo durch einen doppelten, looo durch einen dreifachen Knoten, Gold durch gelbe,
1
Jensen, Geschichte der
2 E.
Schrift S. lo,
Simon, Asia Major Bd.
I
Abb. 2
(1924), S. ösyfF.
[ders. (2. Aufl.) S. 14,
Abb.
5;
Weule
(20. Aufl.) S. 81].
l6
I.
Das
Bild als Gedankenübermittler
Silber durch weiße, Getreide durch grüne
Zahlen
und Soldaten durch
— Hunderter, Zehner und Einer — wurden
bei
Die verschiedenen
rote Farbe.
den Japanern vor Einführung der Schrift
auch durch Knicken und Abbrechen der nadelartigen Blätter von Palmwedeln ausgedrückt.
Andere Völker haben
sich zu ähnlichen
Größe und Stellung der Kerben
Zwecken auch der Kerbstöcke
die verschiedenen
diese primitiven Ausdrucksmittel sind ihrem
unsern Knoten im Taschentuch verwandt. Das
E we-Neger
in
verhilft, sich
Man
Togo
Wesen nach mnemotechnischer Natur und mit gilt
Sprichwörter, mit denen er seine
auch schon von den Sprichwortzeichnungen der
reiht hierzu allerlei kleine
Rede schmücken
die Botschaften, die sich die
eine Kauri-Muschel
gestellt
werden kann.
Yoruba-Neger durch Übersendung von
das Gebiet der Symbolik 2.
in
Erinnerung zu bringen.
will, in
Gegenstände auf eine Schnur^, ein Verfahren, das den eben
besprochenen Verständigungsmitteln durchaus zur Seite
Dagegen gehören
denen Zahl,
Elemente der Rechnung bezeichnen. Alle
diesem Volke finden wir noch eine andere Art, die einem Redner
(S. 8 f.). Bei
Kauri-Muscheln geben,
bedient, bei
Es bedeuten
Trotz und Verweigerung,
:
zwei Kauri-Muscheln einander zugekehrt: Verwandtschaft, zwei Kauri-Muscheln einander abgekehrt: Feindschaft, zwei Kauri-Muscheln und eine Feder: Wiedersehen, so schnell wie möglich erwünscht.
Manches
derartige
Aroko
für uns unverständlich, so das Beispiel eines
ist
(Brief) der
Jebu im
Hinterlande von Lagos^r Schilfschnur, zwei Schilfknoten, vier Kauri-Muscheln, ein Stück Fruchtschale als Botschaft
Kranken:
eines
einzige
,,Die
Hoffnung
Sehr merkwürdig hinzutritt,
das
ist
nun
Wort
efa
,,
angezogen",
Sprache der
in der
Unsere
aber, wie bei diesen Kauri-Botschaften ein phonetisches
Element
Sie wird
mit der Schrift vergleichbar macht, so verschiedenartig auch äußer-
sie tatsächlich
lich die Mittel sind, die zur
das
immer sthlimmer.
Krankheit verläuft ungünstig.
steht bei Gott."
sechs Kauri-Muscheln,
gefesselt" als Liebeserklärung bedeuten, weil das Zahlwort
,,
Yoruba
Wenn
Verständigung gebraucht werden.
ebenfalls efa lautet, oder acht
einstimmend"
—
kampf", weil
die Zahlwörter ,,acht"
Kauri-Muscheln das Wort
— und vierzig Kauri-Muscheln ogoji
d. h. ,,ich willige ein"
und
,,
vierzig" ebenso lauten, so
,,
Erregung",
haben wir
hier
,,
ejo
sechs" ,,
,,
über-
Zwei-
im Wesen
nichts anderes als den Rebus, der in der Entwicklungsgeschichte der Schrift eine so große Rolle gespielt hat
(s.
S. 28).
Wir werden sehen, daß
er aus det* zunächst rein begrifflichen Bilderschrift
eine Lautschrift zu schaffen ermöglichte, die auch nicht darstellbare laubte.
Wenn man demnach
Dinge auszudrücken
zugeben kann, daß diese symbolischen Botschaften wie manche von
den besprochenen gegenständlichen Verständigungsmitteln sich gleichen lassen, so stehen sie doch alle
in
der Tat mit der Schrift ver-
im Gegensatz zum zeichnerischen
weiteres die Schrift hervorgehen konnte.
Keines
aller jener
einer solchen Entwicklung führen können. Zwischen ihnen
Bilde, aus
Meinhof, ÄZ 49, ii. Weule, Vom Kerbstock zum Alphabet
(20. Aufl.) S. 74f. [Jensen (2. Aufl.)
3
Weule
[Jensen
S. 74,
Abb.
29,
S. 75
(2. Aufl.) S. 16,
je
zu
Schrift gibt es keine unmittel-
2
(20. Aufl.)
dem ohne
Verständigungsmittel hätte
und der
bare Verbindung.
1
er-
Abb.
7].
S. i6f.].
17
Die ideographische
2. Wir haben
Verwendung
die
Bilderschrift
des zeichnerischen Bildes bei schriftunkundigen
überall als das gegebene Mittel zur Verständigung durch das
Wurzel für die Entstehung der
tatsächlich die
die Schrift überall,
wo
sie
Auge
Schrift zu erkennen
unbeeinflußt entstanden
ist,
geht daraus hervor, daß
Allen Schriftsystemen der
Auch
älteren Kulturvölker des Altertums liegt eine solche Bilderschrift zugrunde.
haben wir verschiedentlich
bei
Völkern
in
neuerer Zeit
Afrika und Amerika beobachten können, daß
in
in ihr
zuerst in Gestalt einer Bilderschrift auftritt,
deren Zeichen Bilder wirklicher Dinge sind.
also in einer Schrift,
Daß
angetroffen.
ist,
Menschen
sie sich
zunächst eine solche Bilderschrift zu schaffen versuchten, als infolge der Berührung mit Euro-
päern
ihnen das Bedürfnis nach einer Schrift entstand. Eine
in
tiefe
Kluft trennt diese wirklichen
man
Bilderschriften von allen jenen primitiven Bildverwendungen, die gleichfalls als Bilderschrift bezeichnet hat. in
der Regel noch
in
oft
wenig zutreffend
Gedankengang
Bei den Bildverwendungen war der
einem Gesamtbilde ausgedrückt. Dies Bild war
oft
von
fast derselben
Un-
zulänglichkeit wie Kinderzeichnungen. Es enthielt überhaupt nur einen mnemotechnischen Hin-
weis auf die zu sagenden Dinge oder bestand aus verschiedenen lose nebeneinandergesetzten
Elementen, deren Verbindung der Phantasie des Beschauers überlassen blieb, wenn ihm der Sinn der Bilder nicht schon durch konventionelle Regeln bekannt war.
Ganz anders verdient.
verhält sich dies allein in der richtigen Bilderschrift, die diesen
In ihr findet jedes einzelne Element des
Namen
wirklich
Gedankenganges meist ausnahmslos^ seinen
besonderen bildlichen Ausdruck, so auch die Negation, die im mexikanischen Katechismus (s.
S.
1
1)
unausgedrückt
blieb,
und zwar geschieht
dies in feststehender, bestimmter
Rücksicht auf den Gedankenzusammenhang der ganzen Aussage.
Rind
die Sätze „das
läuft", ,,der
Käfer
wenn von einem Rede
ist.
Für
,,
^ ,,die Frau steht" nicht mehr durch ein einziges den fliegenden Käfer, die stehende Frau ausgedrückt,
den einzelnen Begrifft. Hierbei verhält sich zum Beispiel
je eines für
Es
das Rind ganz neutral.
steht einfach da.
Dies Zeichen wird denn auch dann gebraucht,
liegenden, weidenden, kalbenden,
Gehen" finden
werden zum Beispiel
fliegt"
Bild, in diesen Fällen das laufende Rind,
sondern durch zwei Zeichen,
In ihr
Form ohne
kämpfenden oder geschlachteten Rinde
die
sich die menschlichen Beine als besonderes Zeichen, das überall
gebraucht wird, ob nun von einem Menschen oder von einem Tiere oder von Wasser oder von sonst etwas die Rede
ist,
daß
es gehe.
Ebenso wird das Fliegen auch beim Käfer durch eine fliegende
Ente, das Stehen auch bei der Frau
— die
selbst sitzend dargestellt
ist
— durch einen
das Schlagen der Wellen auch beim Wasser durch einen schlagenden
1
In der ägyptischen Schrift werden in älterer Zeit Präpositionen noch
mexikanischen Katechismus
Dramatische Texte
(s.
S. lo,
Anm.
2)
4
,,
Auslauf des Apis"
(ein Fest)
kommen diese Bilder noch gelegentlich vor. und dem Folgenden s. Sethe, Das hieroglyphische
(W.Wolf) Heft ,,
ausgelassen wie in
dem
S. 7, 8].
des Gottes von Edfu
3 [Zu diesem
manchmal
ausgedrückt*.
oder durch die Stellung der Zeichen zueinander ausgedrückt [Sethe,
2 In alten religiösen Ausdrücken wie der
Studien
Mann
Mann,
3),
S
und
,,der fliegende (Käfer)" als
Name
Schriftsystem (Leipziger Ägyptologische
12].
Diese Beispiele sind der ägyptischen Hieroglyphenschrift entnommen, die ich fürderhin in erster Linie
heranziehen werde, nicht nur, weil
nungen noch
am
klarsten
sie
am Tage
mir
am
liegen."
nächsten
liegt,
sondern auch, weil in ihr die ursprünglichen Erschei-
l8
Die ideographische Bilderschrift
2.
Demgemäß werden in der
Hände und
paarweise vorhandene Dinge wie die Augen, die
Regel mit zwei gleichen Augen, Händen und Kinnladen
und
linken Auge, einer rechten
Kinnladen
mit einem rechten und einem
Hand, einem Ober- und einem Unterkiefer geschrieben.
einer linken
Hand
Die Zeichen für das einzelne Auge und die einzelne
von rechten oder linken die Rede
statt
die
immer
bleiben sich
gleich,
ob nun
ist.
finden aber bei den alten Kulturvölkern, die eine solche Bilderschrift gehabt haben,
Wir
namentlich in älterer Zeit hin und wieder noch Erscheinungen, die wie Überreste einer früheren Entwicklungsstufe anmuten.
verwendung, die wir bei den
Sie scheinen eine Zwischenstufe zwischen der natürlichen Bildschriftlos
lebenden Menschen
Zonen beobachten konnten, und
aller
Es sind Piktographien oder
der regelrecht ausgebildeten Bilderschrift darzustellen.
gemälde, bei denen zwar sämtliche Elemente des Gedankens
Schrift-
wie in der Bilderschrift ihren
besonderen Ausdruck finden, aber nicht einzeln nebeneinander stehen, wie dies im allgemeinen gerade für die Bilderschrift eigentümlich
Bildwirkung selbst noch stark im Vordergrunde schichtlichen
So trägt eines der
steht, vereint.
die
ältesten ge-
Denkmäler Ägyptens, das wahrscheinlich von König Menes^, dem Begründer
(um 3000
des ägyptischen Einheitsstaates der geschichtlichen Zeit herrührt
dem
dem
Sie sind miteinander zu einem Bilde, in
ist.
man
wirklichen Bilde des Königs eine symbolische Darstellung, die
und
graphie, das heißt als Mittelding zwischen Bild
König erschlägt
in
dem
als eine solche Pikto-
Bilderschrift ansehen
ihm
wirklichen Bilde einen vor
muß (Tafel
I, a).
Knie gesunkenen Feind.
ins
neben
v. Chr.), rechts
Der
Hierzu
In der symbolischen Darstellung
finden sich Beischriften in echter hieroglyphischer Schrift.
führt der wie in der Hieroglyphenschrift durch einen Falken bezeichnete falkengestaltige Reichsgott
Horus dem König das
Wänden
auf den
dem
in
Papyruslandes" (Unterägypten) an der Nase
der ägyptischen Tempel dargestellt
Ähnlich finden wir
als
ist.
oft
genug
Dort steht er auf der gleichen Stufe
In unserem Falle findet er sich als Piktographie
Zwischenstufe beider.
in einer Inschrift des 16.
Worte htp dj niw't
ausgedrückt.
,,
entsprechender Weise in richtigen Bildern
Bilde des triumphierenden Königs.
neben Bild und Schrift
haften
Volk des
Vorgang, der
gefesselt zu, ein gedachter
mit
feindliche
für eine königliche
Jahrhunderts
Chr.^ an einer Stelle die formel-
v.
Gunstbezeugung durch
ein piktographisches Bild
Diese im übrigen mit den üblichen Hieroglyphen geschriebene Inschrift schreibt
für diese Formel, die
man damals
als ,,eine
Gabe, die der König gibt" deutete, das Bild des mit
der unterägyptischen Krone geschmückten Königs, der stehend eine Matte mit einem Brote
das hieroglyphische Bild des Wortes htp
gegenüber sähe.
König Ramses
II.
Tempels von Luxor eine
Teile des
,,
Opfer"
(13.
— darreicht,
Jahrhundert
v.
ob
als
er sich
Chr.) hat in
1
J.
E. Quibell, F.
ratur siehe:
B.
W.
So wird der Ehrenname des Königs Green,
Hierakonpolis Bd.
i,
,,
dem von ihm
erbauten
Siegesdenkmal eines Königs der
2 Sethe, Urkunden der 18. Dynastie, Bd.
i,
i.
S.
Dynastie
(ca.
Worte durch Bilder
5,
3200
2, S.
41/43 [Kairo 14716; Lite-
S. I93f.; v. v.
pikto-
Fremdvölker bändigt"
,,der die
Taf. 29, S. 10, Bd.
Porter, R. L. B. Moss, Topographical Bibliography, Bd.
wo Sethe von dem
einem Gotte opfernd
Inschrift anbringen lassen, die es geflissentlich unterläßt,
die üblichen Schriftzeichen zu gebrauchen^. Statt dessen gibt sie die
graphischer Art wieder.
—
Schriftsystem
S. 10,
Chr.)" spricht].
46 [Kairo 34003, P. Lacau, Steles du Nouvel Empire,
S. 7, Taf. 4; V. Schriftsystem S. lof.].
3 R. Lepsius, Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien,
3.
Abtlg., Taf.
149b
[v.
Sethe, Schriftsystem S. 11
f.].
Piktographien
19
(w'f h^i-wt) mit einem Gemälde des in der Schlacht einen Feind bindenden Königs geschrieben,
wobei die Vertreter der Nachbarländer Ägyptens Sie
stehen.
wachsen jeder mit seinem Oberkörper aus einem Mauerring,
Hieroglyphen geschriebener der
— Nubien, Libyen, Syrien —
Tempelwände
Abb.
Name
dargestellt zu
15.
„Der
die
eingeschlossen
werden
ist,
gefesselt dahinter
den sein
in
in echten
hervor, gerade wie es in den Siegesbildern
pflegt (Abb. 15).
Fremdvölker bändigt" (nach Lepsius, Denkmäler.
Abtei-
3.
lung, Taf. 149 b).
Ganz ähnliche Verbindungen
mexikanischen
die in
zum
Teil in den wappenartigen Bildern entgegen,
Namen
Tributlisten^ (Abb. 16) die
der Städte bezeichnen.
Sie stellen
Ansätze zu einer Bilderschrift und darüber hinaus zu einer phonetischen Schrift
hier die ersten
Abb.
treten uns
Abb.
„Mexikanische Städte".
16.
17.
,,
Mexikanische Städte".
aus Bildern dar, zu deren weiterer Ausbildung es infolge der spanischen Eroberung nicht
gekommen
ist.
So wird der
Name Tepeyacac^
(Abb.
einen Berg {tepe-tl) mit einer Nase {yaca^tli) (rechts),
den Bergen" durch einen Berg mit einer Zahnreihe 1
[Vgl. Seier, Ges.
2 [Seier, Bd.
i,
Abhandlungen, Bd.
S. 408,
Abb.
5;
Weule
3 [Seier, Bd. 1,5.408, Abb. 2; Bd.
Weule
(20. Aufl.) S. 88.]
i,
16,
i),
Abb.
der Bergnase"
Tepetitlan (Abb.
{tlan-tli ,,Zahn"),
S. 407f.,
,,an
1/6,
16,
2)
,,
zwischen
Quauhnauac'(Abb.
zu den Tributlisten
s.
mehr durch
16,4)
ibd. Bd. 2, S. 514.]
(20. Aufl.) S. 88.]
2, S. 74,
Abb. 8,9,
S. 201,
Abb.
i,
5;
Jensen
(2.
Aufl.) S. 122,
Abb. 122;
20
2.
Bäume
den Bäumen" durch
,,an
„Mund") im Stamme und
Die ideographische Bilderschrift
{quaui'tl „Baum", „Wald") mit einem
Quauhtitlan^ (Abb.
schließlich
reihen {tlan-tli „Zahn") dargestellt.
Ortsnamen Miquiyetlan^ (Abb.
Ähnlich
Codex Mendoza^
haben") dargestellt durch einen Gefallenen, Miquetlan (Abb. eine
Mumie, Tochpan* auf dem Kaninchen ,,
(Abb.
17, 3)
zeichnet
ist,
das Element
/»ö:«
Göttin")
die
{toch -tli)" mittels eines
Kaninchens, auf dem einmal
17, 5)
,,
17, 4)
phonetisch durch eine
Tempel der Göttin"
{ciua-teo'tl
hingegen dasselbe Element pan „auf" nur durch die Stellung der Göttin zu der
Stufenpyramide, ihrem Tempel, ausgedrückt.
den Berg
(Abb. 17)
der dasselbe bedeutet, durch
17, 2),
wobei Fußtritt „auf" bedeutet, das andere Mal (Abb.
ist
mit zwei Zahn-
„auf" durch einen darübergesetzten Fußabdruck ideographisch be-
Fahne {pam-itP). In dem Namen Ciuatecpan (Abb. ,,
Bäume
{naua-tl
„Ort der Leichen" (eigentlich „derer, die den Tod
i)
17,
der
bietet
durch
i6, 3)
Mund
Ocelotepec (Abb.
17,6)
,,
am
Jaguarberge" zeigt
der üblichen Darstellungsweise mit einem Jaguarkopf.
in
Im Unterschied
zu allen diesen
zugleich mit seiner festgesetzten
Form
,,
Kompositionen" hat das Bild der echten Bilderschrift
völlige Selbstständigkeit erlangt.
jedem anderen Bilde stehen, ohne mit ihm gestempelten Münze, die im Verkehr von
in einen
Hand
zu
Es kann
neben
jederzeit
Bildverband zu treten. Es gleicht einer ab-
Hand
geht.
Für die alten Bilderschriften
ist
geradezu eigentümlich, daß die Schriftzeichen — wie bei uns im Buchdruck und in monumentalen Inschriften — getrennt nebeneinanderstellen und nicht — wie wir dies beim Schreiben tun — miteinander verbinden. Diese Eigentümlichkeit haben die alten Schriftsysteme im es
sie
all-
gemeinen beibehalten, auch nachdem
sie
längst zu Lautschriften umgestaltet waren, ja
sich ihre Bilder in Strichgebilde unkenntlicher
gehen
alle diese Schriftsysteme, die sich
alten Kulturvölker
nachdem
Art aufgelöst hatten. Mittelbar oder unmittelbar
vor Entdeckung der Buchstabenschrift im Besitze der
befunden haben, auf eine echte Bilderschrift zurück. Wir kennen zur Zeit
zehn Schriftsysteme, die einen solchen Ursprung haben und unabhängig voneinander entstanden sind oder sein können.
Sie
haben zum Teil
wieder zur Entstehung anderer Schriften
Es sind die Schrift der alten Ägypter, die der Babylonier, die der Chinesen,
geführt.
die der neuentdeckten Kultur des
die Schrift des sogenannten
der
ihrerseits
Mexikaner,
die
Industales,
die
derHethiter
DiskosvonPhaistos,die
in Kleinasien, die der
Schrift der
Kreter,
M a y a in Yukatan, die Schrift
— wie gesagt — durch die spanische Eroberung
in ihrer
brochen wurde, und die Schrift des Osterinsel, die ganz problematisch
Ausbildung unter-
ist.
Die Schrift der Ägypter^ nennen wir Hieroglyphen mit einem Ausdruck, den die Griechen für die auf den ,,
einmeißeln"
Denkmälern eingemeißelten bildhaften Schriftzeichen von
(yXvq^eiv)
Schriften übertragen.
geprägt haben. Sie
Er wird
jetzt
auf
alle
,,
und
heilig" (IsQÖg)
anderen aus Bildern bestehenden
wurde 1822 durch Frangois Champollion auf Grund der
drei-
vom
sprachigen Inschrift von Rosette, die ein Ehrendekret für König Ptolemaios V. Epiphanes
Jahre 196
v.
Chr. enthält, entziffert^ (Tafel
II).
Dies Dekret war auf mehreren in den Tempeln
des Landes aufzustellenden Denksteinen eingegraben,
[Kingsborough,
[Seier, Bd.
i,
S. 408,
Abb.
i.]
2
3 [Seier, Bd.
3,
S. 414,
Abb.
3.]
4 [Seier, Bd.
1
und zwar
3,
i.
in
,,
heiliger" Schrift
Antiquities of Mexico, Bd.
S. 414,
Abb.
—
in
den
1.]
6.]
dem Folgenden vgl. Set he, Schriftsystem S. 7ff.] Museum 960 (Nr. 24), abg. in Ai Erman, H. Ranke, Ägypten und Ägyptisches Leben im nach E. A. W. Budge, The Rosetta Stone (London 1913) Taf. i.]
5 [Zu
6 [British
tum
Taf.
I
Alter-
Die alten Bilderschriften
Hieroglyphen
—
Volksschrift,
dem
benennen, und
,
2. in ,,
der damals wirklich gebrauchten, aus den Hieroglyphen hervorgegangenen
Demotisch", wie wir
nach dem griechischen Ausdruck
sie
war.
3. in
Namen,
yga/ujuara
von phonetischen Schreibungen nicht
also
denen die ursprüngliche Bedeutung der Hieroglyphenzeichen verwischt
in
Heranziehung des Koptischen
Sie gelangte durch
—
der von den christlichen Ägyptern
gesprochenen, mit griechischen Buchstaben geschriebenen Sprache
Wörter zu
ötj/biortxä
griechischer Schrift und Sprache. Die Entzifferung ging aus von der Schrei-
bung der Königsnamen Ptolemaios und Kleopatra, ägyptischer
21
— bald auch dazu, ägyptische
Darbringung des Weines durch den König,
lesen, so die Beischrift zu der
die auf
den
Tempelwänden immer wiederkehrt. Die Schrift der alten Babylonier^ oder besser der Bewohner Mesopotamiens
ist
nicht in
ihrer ältesten Erscheinungsform, den hieroglyphischen Bildzeichen entziffert worden. Diese wurden erst später
bekannt und sind gerade
— persisch, elamisch und akkadisch — abgefaßten Inschrif-
Keilschrift" vor. Die in drei Sprachen
ten der persischen
Jahren bei tiefergehenden Ausgrabungen mehr
letzten
Zunächst lag nur die aus diesen Bildzeichen hervorgegangene
und mehr zutage gekommen. ,,
den
in
Achämenidenkönige ermöglichten
die Entzifferung, die wie bei
den ägyptischen
Hieroglyphen von den Königsnamen ausging und 1802 von Grotefend durchgeführt wurde. Die Schrift der Chinesen
einzige der alten aus einer Bilderschrift hervorgegangenen
ist als
Schriften noch heute in ihren jüngeren, aus den Bildzeichen hervorgegangenen
Formen im
Gebrauch.
hethitische
Die Sie
die
im
und Syrien
in Kleinasien
tritt
hunderten nach 1000 14.
Jahrhundert
rungen hatten und
v.
ist
dem Volke
v.
dem
Siegeln hethitischer Könige, so auf
Königs des Landes Mera^.
Trotzdem ziffern.
am Rande
—
[Jensen, Schrift
(2.
(Bemerkung zur Skizze des 2 [Jensen, Schrift
S.
in Keilschrift
sie
den Assyrern.
kennt mehrere zweisprachige Inschriften* auf
verschollenen
Namen und
des
silbernen Siegel
Königs
Titel des
—
Ausnahmen
mit wenigen
Tarkumuwa,
in
Aufl.) S. 58
von Kisch
ff.;
die
akkadischer Sprache.
teils
als
Deutzeichen gebrauchten
Ortsnamen Karke-
Königsnamen Muwatalli und Schupiluliuma'.
Diringer, Alfabeto,
ibd., Taf. 21, i.]
Eine
nicht gelungen, diese Schrift zu ent-
die teils als Wort-,
Gurguma und Hamat und
logie S. isoff., das Täfelchen
V.
Chr. erlagen
für Gott, König, Land, Stadt*, einige Silbenzeichen aus den
misch, Tyana,
W.
Man
v.
Es zeigt einige hethitische Zeichen zwischen Symbolen.
Zu den Ausnahmen gehören
Ideogramme
1
nennt
es bisher
ist
Bildern.
der Hethiter oder Chatti zuzuschreiben,
Chr. behaupteten. Gegen 700
Die Schrift wird bustrophedon geschrieben.
Umschrift
erkennbaren
großenteils
Chr. von Boghasköi in Kappadokien aus eine Großmachtstellung er-
1200
sie bis
180
etw^a
den letzten Jahrhunderten vor und den ersten Jahr-
in
Chr. auf^ und
V.
aus
besteht
Schrift ^
,,Die
S. io3ff.;v.
Form
Bissing im Handbuch der Archäo-
der späteren Tontafeln im Anfangsstadium"
Lichtbildes).
(2.
Aufl.) S. loi «., v.
Soden, Neue Untersuchungen über
die
Bissing, Handbuch
S. 158
ff".,
Diringer, Alfabeto S. 162
Bedeutung der Indogermanen (Göttinger
flf.;
nach
Gel. Anz. 1938, Nr. 5)
215 in Kleinasien schon vor 1500 bezeug^.] 3 [Zu älteren
Vorkommen
4 [Vgl. auch
V.
Bissing,
vgl.
Woolley Anm. 3.]
Ch. L.
S. 158,
—
Antiquaries Journal Bd. 19 (1939) No.
5 [Jensen, S. 104, Abb. 99; Diringer, S. 166, Abb. 79,
3.]
i.]
6 [Jensen, S. 104, Abb. 98.]
7 [Zu einem Worttrenner s.v. Bissing, ibd. S. 159; zur inzwischen wesentlich vorangeschrittenen Entziffe-
rung Diringer,
ibd. S. 168
ff.;
V.
Soden,
ibd. S. 215.]
22
Die ideographische Bilderschrift
2.
Diese Schrift
Zum
vor.
anscheinend wie die ägyptischen Hieroglyphen nur auf Denkmälern
kommt
Schreiben^ bediente
man
sich der Keilschrift.
Die Schrift der alten Kreter^ wird im
und
3.
dem Eindringen
Jahrtaysend auf der Insel Kreta und auf
2.
der Griechen gebraucht innerhalb der Kultur,
dem man nach dem sagenhaften König Minos ,,minoisch" griechischen Festland vor
die die
Ausgrabungen der
neten Bildern. Bilderschrift
bekanntgeworden und
letzten Jahrzehnte
Die
Inschriften unentzifFert geblieben.
älteste
bezeichnet,
Stil.
erst
durch
Ermanglung zweisprachiger
in
Ebensowenig wie
Typen
bei der hethitischen
Hieroglyphen erkennen 3. Wie
Der Typus, den man
vorliegt.
hauptsächlich in Rechnungen auf und
tritt
uns
auch aus dieser Bilderschrift im Laufe der Zeit eine
ist
Linearschrift hervorgegangen, die in zwei
B
ist
dieser Schrift besteht aus deutlich gezeich-
bei ihnen einen Einfluß der ägyptischen
aus den anderen alten Bilderschriften
schrift
Form
Sie zeigen einen durchaus eigenen
kann man
zu nennen pflegt. Sie
soll seit
Linear-
als
dem Anfang
der spät-
minoischen Periode allmählich den anderen Typus, die Linearschrift A, verdrängen.
kommt
gegen Ende der mittelminoischen Periode
Sie wird
in
—
waagerechten Zeilen
und hat schon ganz den Charakter
—
etwa
dem
seit
17.
von fünf Zeichen
liegt sie
vor.
Sund wall* von links nach rechts — geschrieben Schreibschrift. Man wollte sie deshalb vorübergehend
nach
einer
auch mit der phönizischen und der griechischen Schrift zusammenbringen. schrift
Diese
—
Jahrhundert
auch auf einer Vase aus Orchomenos
In einer kurzen In-
Ver-
in Boiotien vor^.
suche, diese kretische Schrift mit der hethitischen Bilderschrift® oder der zyprischen Silbenschrift'
zusammenzubringen, sind nicht überzeugend gelungen. Die siebente Bilderschrift der alten Welt in
Es
der
ist
nach innen
in einer Spirale
unterbrochen.
vielleicht
verlaufenden Inschrift. Sie
man
Jahrhundert
12.
den Philistern von König Ramses [Vgl. jedoch die „Briefe"
III.
in
eingedrückt.
Da
nur 45 ver-
vermuten, daß wir es hier mit einer Silbenschrift
Ägypten einzudringen versuchen, aber zusammen mit
abgeschlagen wurden.
auf Bleiröllchen aus Assur,
2 [Jensen, S. 88ff., v. Bissing, S. iSSff-,
3
[v.
4
s.
F.
Chapouthier
Bissing meint
Jensen
(2.
Aufl.) S. loi,
Abb. 93 nach W.
An-
J.
S. 94,
Abb.
86,
Diringer,
6 H. Th. Bossert, SantaS und
hält
W. Persson, Handbuch
Schrift
S. 157
S. I47ff.
Zu
einer in Mallia (Nord-Kreta) gefun-
„Die Anregung zur Bilderschrift
kretische Linearschrift (Jahrbuch des D. Arch.
The Swedish Cyprus Expedition, Bd. 7 A.
Diringer,
in Bul. de correspondance Hellenique Bd. 62 (1938) S. 104fr.]
hierzu (S. 155):
Sundwall, Die
5 [Jensen,
sing
Ton
Hettitische Inschriften auf Bleistreifen aus Assur (46. wiss. Veröff. d. D. O. G.).]
denen Steininschrift
sein".]
Abständen durch Trennungsstriche
Der eigentümliche helmbuschartige Schmuck des Männerkopfes und der Buckel-
Seevölkern hin, die im
drae,
in
den beiden Zeichen, mit denen die Inschrift beginnt, weisen auf Beziehungen zu den
schild in
1
ist
Ihre Bildzeichen sind mittels Stempel in den
schiedene Zeichen vorkommen, kann
zu tun haben.
uns ebenfalls auf Kreta entgegen, und zwar
vom kleinasiatischen Kontinent nach Kreta verschlagen sogenannte Diskos von Phaistos®, eine runde Scheibe mit einer von außen
einem einzigen Zeugnis, das
ist.
tritt
S. 150,
4)
74,
i,
Bd. 30 (1915) S. 41
über andere Festlandsfunde
s.
u. a.
A.
ff.)
S. 56.
W. Persson,
3 (1937), S. 610.]
Kupapa
und Sprache
(Anm.
Abb.
mag von Ägypten ausgegangen
Inst.
(Mitt. d. Altorientalischen Gesellschaft Bd. 6 (1932) Heft 3).
in Alt-Kreta (Upsala Univ. Arsskrift 1930, Progr. 3) [auch v.
eine Ableitung
schrift für wahrscheinlich.]
8 [Jensen, ibd. S. 89f., Abb. 78,
v.
Bissing,
Bis-
der zyprischen Silbenschrift aus der kretischen Linear-
S. 157,
Diringer,
S. iSSff.,
Abb.
78.]
Bilderschriften aus neuerer Zeit
23
Die Schrift der Osterinsel^ vor der chilenischen Küste
ist
ebenso wie die Steindenkmäler
Die gegenwärtigen Be-
dieser Insel ein völliges Rätsel.
Sie steht auf Holztafeln eingegraben.
wohner der
darüber und nennen die Tafeln „sprechende Hölzer".
Insel wissen nichts
Ihre
waagerechten Zeilen sind so angeordnet, daß die Zeichen, welche Pinguine, Eidechsen, Fische,
Keulen und Menschen darzustellen scheinen, Tafel
auf
in jeder zweiten Zeile
dem Kopf
Derartige Bilderschriften sind in neuerer Zeit wiederholt ganz original
Amerika entstanden. von
stehen.
Die
muß beim Lesen immer wieder umgedreht werden.
Bamun
erdacht.
Sie
wurden von einzelnen
Afrika und
Köpfen wie dem König Njoya
intelligenten
im Hinterlande von Kamerun^ und dem tscherokesischen Indianer Sikwaya'
Beide hatten die Europäer im Besitz der nützlichen Kunst des Schreibens gesehen
und wollten nun verstanden
für ihr
Volk
sie selbst nichts.
gleichfalls eine Schrift schaffen.
Sie gerieten hierbei auf denselben
von Jahren die alten Kulturvölker gekommen waren, des Bildes zur Schrift übergingen.
Man
notwendig
ergibt.
Sikwayas
ist,
Von
der europäischen Schrift
Weg, auf den
als sie
sieht hieraus deutlich,
Versuche der Schrifterfindung die gegebene Form
gehabt.
in
einst vor
Tausenden
von dem natürlichen Gebrauch
daß
die Bilderschrift für derartige
die sich als
Ausgangspunkt scheinbar
In beiden Fällen hat die neugeschaffene Bilderschrift kein längeres Leben Silbenschrift
wurde bald
als
zu umständlich empfunden und durch eine ein-
fachere Schrift nach europäischem Vorbild ersetzt.
das Vordringen europäischer Sprache und Schrift
a)
Beide Schriftsysteme waren zudem durch
zum Absterben
verurteilt.
Die ideographische Bilderschrift
2.
24
In der richtigen Bilderschrift bezeichnet zunächst jedes Bild unmittelbar eben den Gegen-
Derartige Zeichen, Begriffszeichen oder Ideogramme^, sind im
stand, den es selbst darstellt.
Ägyptischen auch
in geschichtlicher Zeit
Finger
wenn
in
in vielen Fällen
auch das Bild des Werkzeuges, mit dem die Handlung
So kann das Bild des Auges für ,,Auge" und für
für
,,
stellbare
Fahren", das des Tragens für
,
Sehen" gebraucht werden, ,,
,,
vielfach symbolisch durch andere darstellbare angedeutet, insofern zwi-
Dinge werden
So werden die Zeitbestimmungen Tag, Monat und
schen ihnen eine Ideenassoziation besteht.
Stunde durch Sonne,
,,
und für Sitzen", das des Schiffes für Schiff" »Tragen" und für ,,Last" (Abb. iSd). Nicht selbst dar-
das Bild des sitzenden Mannes für ,,Mann"
und
So be-
Gebrauch.
Bisweilen besteht zwischen diesen beiden Arten von Begriffszeichen kein
geschieht (Abb. i8c).
Unterschied.
in
durch ein Bild der betreffenden Handlung oder Eigenschaft bezeichnet
sie darstellbar sind,
(Abb. i8b), doch genügt
weitgehendem Maße
das Kind.(Abb. i8a). Ebenso werden Handlungen und Eigenschaften,
Mund steckt,
den
in
den Mann, ein auf dem Schöße sitzend zu denkendes Kind, das den
Mann
zeichnet ein sitzender
noch
Mond und
Stern bezeichnet, die Farben und die Trauer durch das Haar,
männlich und weiblich durch die betreffenden Geschlechtsteile, die Vielheit durch drei Striche
und
die Arbeit
—
in griechisch-römischer Zeit
Ganz entsprechend verfuhr auch
man im Chinesischen^ Menschen
für
,,
— durch
die babylonische
die Biene (Abb. iSe).
und
Kind mit dem Kopf nach unten
ein
Hand
Toter", eine rechte
für
,,
für
,,
neugeboren", einen liegenden
rechts", eine linke für
wird durch einen Punkt über einen Horizontalstrich, der Begriff unter ihn bezeichnet,
,,
So schreibt
die chinesische Schrift.
Der Begriff ,,oben"
,,
links".
,,
unten" durch einen Punkt
Mitte" durch einen Kreis, der durch einen senkrechten Strich halbiert
Symbolisch schreibt man Sonne über dem
Babylonischen^ werden
in dieser
,,Mann" und ,,Frau" durch
Horizont für
,,
ist.
Morgen", Hand mit Stock für ,, Vater". Im
Weise Himmel" und ,,Gott" durch einen achtzackigen Stern, ,,
die betreffenden Geschlechtsteile,
,,
hinzufügen" durch die Zahl
2 (zwei
nebeneinandergesetzte Striche), ,,groß" durch die Zahl 4 (vier nebeneinandergesetzte Striche),
und
,,
Fruchtbarkeit" durch einen Fisch angedeutet.
Die Anfänge der Bilderschrift der
Eigennamen gebrauchten, haben wir bungen schon
Auch
gestreift.
stand selbst darstellen wie (s.
S. 20)
Mexikaner,
bei Gelegenheit der
hier finden sich
bei
die sie namentlich zur
Besprechung piktographischer Schrei-
neben Bildern, die den zu bezeichnenden Gegen-
Namen
den
Bezeichnung von
Miquiyetlan und Miquetlan
auch rein symbolische Darstellungen. So schreibt
,,Ort
der Toten"
man den Eigennamen Lorenzo durch dem Rost erlitten haben soll, den
einen Rost, weil der heilige Laurentius den Märtyrertod auf
Namen Maria durch eine gesetztes weinendes
das Kreuz bei einem
den
teils
(S. lof.)
1
Auge
[v.
teils
hat (1922)".
bedeutet,
Set he, Schriftsystem,
stützen, der lange Jahre in
3 B.
der
Name der Himmelskönigin ist*. Namens
kann
S. 12
ich
als
daß der genannte verstorben
mnemotechnischen Andeutungen
nicht zu verkennen.
2 ,,Für das Folgende
es
bezeichnet die Trägerin des
Namen
symbolischen, ist
Krone, weil
in
Witwe, ähnlich wie bei uns ist.
Die Verwandtschaft mit
dem mexikanischen Katechismus
Dort fanden sich Fußspuren für ,,Weg", Kreuz und Marterff.]
mich auf freundliche Mitteilungen des Herrn Pastor
China gelebt und
Meißner, Die
Ein zu Frauennamen
ein chinesisches Schriftzeichen Wörterbuch
Keilschrift (2. Aufl.
4 Seier, Ges. Abhandlungen, Bd.
i,
S. 243/245.
1922) S. 19.
Hartmann
in Göttingen
im Manuskript vollendet
25
Begri ffszeichen
Werkzeuge für „Christus", Kreuz auf Postament für „katholischer Glaube" und Leiter für „aufsteigen".
werden auch Begriffe durch Zusammenstellung zweier Bilder ausgedrückt,
Bisweilen
wobei dann diese Bilder meist selbständig nebeneinander stehen, also nicht etwa sinngemäß zu einem Bilde zusammengefaßt werden. ,,
So schreibt man im Ägyptischen schon sehr früh
Monat" mit der Mondsichel über einem
— und
das Zeichen für Gehen ein
schrieb das
führt
die
Mensch und
,,
—
,,
,
weinen" Wasser und Auge, für
für
tot,
,,
waten" durch die menschlichen Beine ,
Wasser und Essen
»trinken" durch
löschen" durch Wasser und Feuer.
Mund und
von
die Bilder
,,
und Wasser, für
,,
das Wasser und später
Hand an den Mund Babylonische für essen"
Mann, der
Sterne,
Speise, für
,,
Schwert" groß und Dolch, für
Ebenso
Mund
trinken"
Regen" Wasser und Himmel,
,,
für
— —
,,
Leiche"
vermehren" groß und Fisch, für
,,sich
König" groß und Mensch^. Besonders das Chinesische hat dieses Mittel, nicht darstellbare Begriffe auszudrücken, gern angewandt. Mutter und Kind bezeichnet lieben". Ein Kind mit ,,
,,
setzung".
Man
— das Zeichen für .neugeboren" 24) — zusammen mit einer Schippe — Kindesausdas Zeichen für .wegwerfen" — bedeutet und zwei Händen schreibt — wie im Babylonischen — Wasser und Auge für Tränen", Sonne
und Mond
für
Glanz", ,,heH", Türe und Ohr für
dem Kopf nach unten aus Flechtwerk
und
,,
,,
schreiten" — für
,
,,
.Unglück", dreimal das Zeichen pflegt
im Ägyptischen bezeichnet
einem Querstrich oben bedeutet ,
—
vgl. ,,ein
und Glauben"
{sin)
,.
Mann,
ein
und
Kreuz
ein
Hand über
— das Baum
einen
Baum
Zweig", ,,Ende", ein
Mensch" Wort
laute,
was
Wort"
Ebenso
,,WaId".
stellt
man
— zusammen, um den Begriff
Namen Buddhas
bei gesonderter
ob
für ,,Ei" {tsch'un), als
es ,,noch nicht
,
nicht gerade" zu sprechen seien,
moderne Wort für Blitz
,,
Telegraph", das
und Faden geschrieben,
was
man als
,,
in
das
sie sich
die Zeichen für
Mann
Zuverlässigkeit", ..Treu
um
,,Hirt"zu schreiben,
In neuerer Zeit soll diese
buddhistischen Texten beliebt geworden
—
gesprochen fo
ob
,,
gewordenes Fleisch"
schief"
—
als
,
laute.
ob
er
,,
sein.
West-Reich-
Die üblen Eigenschaften
werden geschrieben,
als
ob
sie
so
und
nicht anders ausspricht,
es der Chinese
,,
,,
nicht gut",
Auch das wird mit dem Zeichen
in Wirklichkeit natürlich nicht der Fall
ist.
Blitzfaden" nennt.
Eine solche Bilderschrift drückt in ihrer ursprünglichen
und nicht Worte und Sätze
Maulbeerbaum"
,,
Lesung der einzelnen Schriftzeichen si-kwö-jen wäre, das
bezeichnenden Wörter für .schlecht" und ,,
über-
mit einem Querstrich unten
zu bezeichnen, die Zeichen für Rind und Schlag,
ihnen den
für
,,
,,
Art der Umschreibung von Begriffen namentlich in
Zeichen für
,
ohne daß dabei etwa die Worte für die Einzelbegriffe gelesen werden.
So schreibt man
Mann
hören", einen im Gefängnis sitzenden
— dreimal das Zeichen Mund — hierbei wird die Mehr— über einem Baum für Vogelgesang". Ein Baum mit
Bäume bedeuten
Wurzel", .Anfang", zwei
und Wort
,,
freundlich", eine Fallgrube
— an dem gepflückt zu werden ,,
,,
,
eine Schüssel für
zahl wie
S.
(s.
,
einer bestimmten Sprache aus.
Form nur
und Gedanken
Begriffe
Natürlich wird
sie
geschaffen hat, in seiner Sprache gelesen, denn denken ohne Worte
von dem Volke,
ist
nicht möglich.
Theoretisch sollte daher eine solche Begriffsbilderschrift in jede andere Sprache übertragen werden
können.
Was der Angehörige eines Volkes in dieser Schrift niedergeschrieben hat,
anderen Volke 1
B.
in dessen
Meißner, Die
sollte
von jedem
Sprache gelesen werden können, gerade wie unser Zeichen für
Keilschrift S. 20, ders. Die Kultur Babyloniens
und Assyrien (Kulturgeschichtliche
Bibliothek, Bd.
I,
4)
Bd.
2,
S. 339.
und Assyriens
S. 83,
,,ver-
ders. Babylonien
26
3-
Die Phonetisierung der Bilderschrift
sterben", das Kreuz, von allen christlichen Völkern gelesen werden kann, wobei es von jedem Freilich gehört hierzu die Kenntnis der konventionellen Setzungen,
anders gesprochen wird.
zu denen die betreffende Bilderschrift auf Grund besonderer Gedankengänge gelangt trifft
gerade
in
dem
In der Tat
ist
es
Falle des Grabkreuzes zu.
im Verlauf der Geschichte zu wiederholten Malen geschehen, daß
die Schrift eines anderen
übernahm und
die Schrift der Chinesen
von ihren Schöpfern gelesen wurden. So haben die
zusammen mit
freilich allmählich stark umgestaltet,
übernommen.
ihrer Kultur
Ebenso
zum Islam
sie
die rein lautliche Schrift der semitischen
ent-
— Babylonier und Assyrer —
Akkader
ganz andere Sprache besaßen.
die Schrift der eingesessenen Bevölkerung, der Sumerer, die eine
Ähnlich haben später noch die Perser, bevor
annahmen,
wurde dann
Sie
da ihre Sprache ganz anders geartet war.
lehnten die semitischen Einwohner Mesopotamiens, die
Schrift
Volk
ein
den entsprechenden Wörtern
die alten Schriftbilder mit
seiner eigenen Sprache las, also anders als sie
Japaner
Dies
ist.
übertraten und dabei die arabische
Aramäer auf
zum
ihre eigene
indo-
Aramäisch war im persischen
germanischen Sprachstamm gehörende Sprache übertragen.
Reich die allgemeine Verkehrssprache. Die Perser lasen die aus Buchstaben bestehenden Schrift-
Wörter mit den entsprechenden persischen Wörtern und schrieben
bilder der aramäischen hierfür, als
ob
es sich
das aramäische bisrä
um Ideogramme ,,
handelte.
So lasen
Fleisch" gust, das aramäische
sie
das aramäische lahmä ,,Brot" nän,
sie
malkä
,,
König"
säh^.
Man
nennt diese
aramäisch geschriebene, persisch gelesene Schrift Pehlevi. Ähnlich lesen übrigens auch heute die
Engländer
einige
Abkürzungen
lateinischer aus
drücke mit ihrer englischen Übersetzung, so e.g.
—
spiel"
and
so on.
mit for instance
,
i.e.
—
dem
Mittelalter
— abgekürzt
abgekürzt aus id
überkommener Aus-
aus exempli gratia ,,zum Bei-
est ,,das ist"
—
mit that
is
,
etc.
mit
Beidemal sind Elemente einer rein lautlichen Buchstabenschrift ganz nach Art der
alten Begriffsbilderschriften behandelt.
Lautliche Schreibungen sind Ideogramme geworden.
Es hat ein Rückfall der jüngsten Form der Schriftentwicklung
in die älteste stattgefunden.
Die Phonetisierung der Bilderschrift
3.
Die reine Begriffsschrift hatte sich aus dem ursprünglichen Gebrauch des Bildes zur Ver-
ständigung ganz natürlich entwickelt. Keine der alten Bilderschriften
Da
der
Mensch
in
Worten denkt, haben
sie sich
vielmehr
oder genauer zu einer Begriffslautschrift umgewandelt.
nun
hierbei stehengeblieben.
sehr früh zu einer Lautschrift
Die Bilder (Ideogramme) bezeichnen
nicht nur die Begriffe, die sie selbst darstellen oder andeuten, sondern auch schon Wörter,
die diesen Begriffen entsprechen.
Begriffe gedacht
und
wenn
es
Synonyma
Es sind die Wörter, mit denen
die Bilder gelesen werden.
automatisch zu Wortzeichen.
von
alle
ist
für den in
Sie erhalten einen bestimmten Wortlaut oder auch mehrere,
dem
Bilde dargestellten Begriff gab.
selbst einstellende Phonetisierung der Bilderschriften hat zu
[s.
Jensen,
Alfabeto, S. 447f.]
Sprache die
Die Bilder werden so aus Begriffszeichen
Entwicklung der Schrift geführt, der nicht so selbstverständlich 1
in der jeweiligen
Schrift (2. Aufl.) S. 301
ff.,
v.
Diese innerliche, sich ganz
einem weiteren Schritt
ist.
Er
stellt
in der
sich jedoch überall,
Bissing im Handbuch der Archäologie
S. 165,
Diringer,
Wortzeichen
Man kam dazu,
soweit wir sehen können, sehr früh ein.
ganz abzusehen und
von der eigentlichen Bedeutung der Bilder
entsprechend ihrem Lautwert
sie
Schriftzeichen zu verwenden. Hierbei zog teile
27
man
Wortzeichen nun
als
als rein
sie auch zur Schreibung solcher Wörter
Wort weder
heran, mit denen das in ihnen dargestellte
lautliche
und Wort-
noch etymologisch das
begrifflich
Geringste zu tun hatte.
Als Beispiel für diese Erscheinung
mögen
Schreibungen geläufiger
hier zunächst einige
Ausdrücke der ägyptischen Sprache dienen^. Sie sind so ausgewählt, daß in
diesen
(Abb.
beiden
Anwendungen
In der einen
19).
der alten
Anwendung
,,
„Schöpfer"
,,Herr des
(d.
(d.
(eig.
,,
i.
i.
,,
,,
König")
Abb.
19.
,
,,
also
pr wr
Palast")
Macher") der Erde
irj tB
Himmels"
viele
zwei Wörter
sB r*
nb p-t
„jedes Gebirgsland"
•/) ,,alle"
für
'z>;',,
machen",
und Eidechse
für 'sB
phonetisch.
dem von
der eigentlichen Bedeutung des Bildes abgesehen
hervorgegangen war.
sich die Schrift unwiederbringlich
Zugleich erlangte
sie eine
weit über das Bild als Verständigungsmittel hinaus hob. Erst jetzt
weder
,,
gleiche lautliche Verhältnisse zu zei-
für wr,, groß",
Wert unterschoben wurde, schied
dem
,,
darunter dasselbe Zeichen für nb
Erst mit diesem Schritt, in
und ihm
„Sonne", ,,Haus", ,,Erde",
anderen jedoch mit einem Bilde, zu
als die,
Diese Schreibung
,,viel".
— hier
5).
vom
Bedeutung, die
wurde
es ja
möglich,
noch durch Symbole andeutbaren Dinge zu bezeichnen und auch
bedeutungsgleiche Wörter voneinander zu unterscheiden, eine unerläßliche Vorbedingung für die schriftliche Fixierung einer Sprachkunst.
1
[Vgl.
Sethe, Schriftsystem
S. 16,
Tabelle
Dem 5.]
Bilde eines
Weges
allein
könnte
man
— wenn
28
3-
Die Phonetisierung der Bilderschrift
— nicht
wir diesen Sachverhalt in unsere Sprache übertragen ,,Rain" oder ,,
Jolle",
,,
,,Kopf",
,
,,
Straße" zu lesen
ist,
dem
eines Schiffes, ob ,,Kahn", ,,Boot",
Fähre" oder ,,Kanu" gemeint .Haupt" oder
,,
ist,
und dem
vielleicht,
Verwendung der
,,
Nachen",
Schiff",
,,
es als Schriftzeichen
alten Bilderzeichen, der wichtigste
der Schrift getan hat, stellt für die Bilder-
den die Entwicklung
einen völligen Bruch mit ihrem eigentlichen Wesen
schrift
ob
eineS Kopfes,
Schädel", im Lateinischen „caput" oder „testa'' bedeutet.
Dieser Schritt zur rein phonetischen
und einschneidendste
ansehen, ob es ,,Weg", „Pfad",
Die uns bekannten Bilderschriften
dar.
Den Ur-
der alten Welt haben ihn sämtlich schon vor ihrem geschichtlichen Hervortreten getan.
zustand der reinen Begriffs- und Begriffslautschrift können wir bei ihnen nur noch rückschließend
Wir
aus mannigfachen Überbleibseln wiederherstellen. nicht
mehr
Auch
an.
die in den ersten
und da schon den Zustand der
hier
Ortsnamen,
(S. 19 f.)
bung der Wörter
Namen
nische
tlan
,,
Die
Weise
in verderbter Gestalt steckten
und der Fahne {pam
Doch gab
es
Wie
2.
many
Lautkomplexe
man auch
deer ist
Zahl
dem Worte,
das
sie darstellen,
auf gleich-
An dem
Es
ist
dies
unsere Bilderrätsel, die sogenannten Rebus^, beruhen. In diesen Bilder-
dem
eines Haustores, das Zeitwort
dem ,,
Bilde eines menschlichen Armes, den
sieben" mit der Zahl
7,
das
Wort
,,ganz"
Bilde einer Gans schreiben. Oder wir können für ,, entzwei" das Bild einer Ente und die
2, für
für das
des
überall auf Erden in analoger
— ganze Wörter oder auch nur Wortteile — übertragen wurden.
„Tor" mit dem Bilde
dem
ob darin
Namen
dafür zwei Wege. Der natürlichere von den Ägyptern und den Chi-
rätseln können wir das Eigenschaftswort ,,arm" mit
mit
als
spa-
(S. 5).
Lautwerte, den ihnen das dargestellte Wort gegeben hatte, wurde nichts geändert.
das Verfahren, auf
verläßt
zur Schrei-
-itV)
ja auch Indianer den
Lautschrift
nesen eingeschlagene bestand darin, daß die Bilder von artige
-tli)
zwischen" und pan ,,auf" verwandt werden. So schreibt
er
Form
Beispiele hierfür sind die schon erwähnten
Begriffsschrift.
Maynadier so schrieben, als bedeute Umwandlung der Bilderschrift in eine
erfolgt.
Mexikaner
Bilderschrift der
— wie den Namen Matheo mit dem Bilde eines Armes {ma-itiy —
mexikanische Wörter Generals
Anfängen stehende
denen die Bilder der Zähne {tlan
in
jedoch in seiner reinen
treffen ihn
,,
zweifelhaft" dieselbe Zahl, ein Tierfell
Wort
„begegnen"
,,
Fetisch" eine Fee
ein
und einen im Gefängnis
sitzenden Menschen;
und einen Tisch hinmalen. Ein Engländer könnte
für meet
Stück Fleisch {meat), ein Franzose für sens ,,Sinn" oder sans ,,ohne" das Bild
eines Tropfens Blutes {sang) oder die Zahl 100 {cent) schreiben.
Den anderen Weg für
die Umwandlung einer Bilderschrift in eine lautHche Schrift
haben
die
zum Teil auch die Mexikaner eingeschlagen. Dem Bilde wird hierbei nicht der Lautwert des ganzen Wortes, welches das Bild darstellt, sondern nur der seines Anfanges gegeben^. Hätte man dabei nur den einzelnen Laut, mit dem das betreffende Wort Schöpfer der babylonischen Schrift und
1
Seier, Ges. Abhandlungen Bd.
4 [Hierzu bemerkt Prof. von
i,
S. 244.
Soden:
3 [Vgl. Sethe, Schriftsystem S. 16.]
2 Ibd. S. 2488".
Die hier vorgetragene Ansicht von der Entstehung der Silben-
zeichen in der babylonischen Schrift hat sich als unhaltbar erwiesen.
Tatsächlich gehen fast
Silbenzeichen auf (primär oder sekundär) einsilbige sumerische Wörter zurück.
den „Pfeil" (sumerisch
zum Zeichen für die silbigem Wortstamm
ti)
wird schon früh für sumerisch
Silbe
ti.
ti{l)
Beispiel:
alle
babylonischen
Das Bildzeichen
für
„leben" mitverwendet und wird dann schließlich
In späterer Zeit sind auch aus akkadischen
und
auf verschiedene Weise neue Silbenwerte abgeleitet worden.
sammenfall ursprünglich verschiedener Zeichen wurde dadurch die an sich schon
hethitischen Wörtern mit ein-
In Verbindung mit oft
dem Zu-
vorhandene Mehrdeutigkeit
(Polyphonie) der Keilschriftzeichen, die der Entzifferung besondere Schwierigkeiten bereitet,
immer
weiter gefördert].
Lautliche Zeichenbewertung
man
begann, berücksichtigt, wäre
wenn wir das
für
/und
eines
gekommen, dem Schluß- und Höhe-
zur Buchstabenschrift
Ein solches Prinzip hätte die Bilder akrophonisch
punkt der ganzen Schriftentwicklung. bewertet, wie
29
Baumes
Bild eines
Ohres für o gebrauchten. Dies
für
b,
das Bild einer
Hand
aber, wie wir sehen werden,
ist
für h, eines Fingers erst
verhältnismäßig
im Verlaufe einer längeren Kulturentwicklung, durch die kanaanäischen Semiten geschehen,
spät,
damit die Erfinder des Alphabetes geworden sind.
die
Die Völker, die bei der Umgestaltung ihrer Bilderschrift zu einer phonetischen Schrift anders
als die
Ägypter verfuhren, haben der Zeichenbewertung nicht den Anfangs laut sondern
Anfangssilbe des dargestellten Wortes zugrunde
die
licherweise nur in Silben
und nicht
Denn
gelegt.
die
Die Kenntnis der Einzellaute
in Einzellaute zerlegen.
Umwegen an anderer Stelle ist man jedoch so verfahren, wie wenn
Sonst
wir das Bild eines Tigers für
für na, eine Stufe für stu, eines Soldaten für sol, eines Adlers für
So schrieb zum Beispeil der
brauchten.
Puppe
die Silbe ne- mit einer
Mexikaner
ist erst
ihrem Wesen nach eine Silbenschrift schrift", in der teils
Tat der
für offene Silben wie ba, pii, ri
mit vokalischem Anlaut wie
al,
und du oder
im, ur
dem Personennamen
in
ist
für
letzteren Art,
nad auch na-ad
Silbenzeichen wie dur, bis
bei der
babylonischen
(S. 19 f.).
Schrift, der
,,
Keil-
rein vokalische wie «, teils für geschlossene Silben
zum
Beispiel dur,
Von
ihnen
das erste auf den Vokal dieser Silbe
Man schreibt also für und muß das vielfach tun in
und nad mangelt.
Die Lautschrift hingegen, die nach
bar, rih,
können auch durch Zusammensetzung
muß
die Silbe
dur auch du-ur,
den Fällen,
in
denen
es
für
bU
an einem
Alle Wörter der in Keilschrift geschriebenen
Sprachen (Sumerisch, Akkadisch, Hethitisch usw.) können so werden.
ge-
aus einer Bilderschrift hervorging, wird so
enden, das zweite mit ihm beginnen. bi-is,
i
Netlacahujl
und ut oder mit konsonantischem Anlaut wie
zweier Silbenzeichen geschrieben werden.
auch
eines Igels für
zwischen" verwandt fanden.
Wege
Das
sein.
ad und
Die phonetischen Zeichen dieser Schrift sind sämtlich Silbenzeichen,
Fall.
und dur. Silben der
,,
das Bild einer Nase
ti,
wieder mit den Zähnen {tlan-tliY, die wir
(nenetl), die Silbe tla-
den Piktographien von Ortsnamen für tlan
Die Lautschrift, die auf diesem letzten
lut
sich natür-
— wie wir sehen werden — bei den Ägyptern, gewonnen worden.
auf
in
Wörter lassen
dem
Prinzip
Silben zerlegt geschrieben
in
des Rebus entstanden
ist,
wird
nur dann gleichfalls zu einer Silbenschrift werden, wenn diese Sprache überhaupt nur noch aus einsilbigen Wörtern besteht, oder
wenn
zusammengesetzt
chinesischen Sprache der
hat.
Wörter, die heute in
Dies
dem
ist
bei der
sie ihre
längeren Wörter nur aus solchen einsilbigen Fall.
Sie kennt nur einsilbige
stark zersetzten Nordchinesisch überhaupt nur noch entweder mit
einem Vokal oder mit einem Nasal n oder ng endigen wie beispielsweise scha, schan und schang,
während das Südchinesische wenigstens noch p, k und t im Auslaut bewahrt hat Wiefat als Name des Buddha, der nordchinesisch nur noch/ö heißt ^. Die chinesische Schrift ist daher eine Wortsilbenschrift.
auch
in lai
,,
Sie schreibt zum Beispiel das Zeichen, das ursprünglich die Gerste" {lai) bedeutete, kommen" und lai geben" als ein rein phonetisches Zeichen mit dem. Werte lai. ,,
,,
Ebenso wird das Zeichen ,,Erde" 1
(tu)
Seier, Ges. Abhandlungen Bd.
i,
auch
in tu ,,Leib",
S. 267, vgl.
wieder auf die freundlichen Mitteilungen des Herrn Pastor 3
Das aus dem
Bild der
geworden, daß es selbst in
,
2
S. 407.
Hartmann"
Wolke hervorgegangene Zeichen
dem Wort .Wölke"
das der Wolke {yün) auch
(S. 24,
ist jetzt
,,
in >/««,, sagen" ^,
Für das Folgende
Anm.
stütze ich
mich
2).
so sehr zu einem reinen Lautzeichen
mit einem Determinativ versehen wird.
yün
30
Die Phonetisierung der Bilderschrift
3.
das der Zahl 6 (/«) auch in lu ,,Pilz" und lu „Erdklumpen" zur Andeutung der Laute dieser Wörter gebraucht.
Sie verbinden sich hierbei mit ideographischen Zeichen, welche die besondere
Bedeutung der gebrauchten Wörter erkennen
Ganz anders stand
lassen.
es mit der ägyptischen
Sprache, die der Schrift der Ägypter daher ein völlig anderes Gepräge gegeben hat, wie wir das weiterhin sehen werden.
Sowohl
die
chinesische wie
babylonische
die
Wir bezeichnen
unmittelbar hervorgegangen.
wieder aus ihnen abgeleiteten Silbenschriften Silbenzeichen haben
sie
zum
als
Silbenschrift sind aus alten Bilderschriften
zum Unterschiede von sekundär
deshalb
sie
primäre Silbenschriften. Neben den lautlichen
auch noch das Begriffszeichen
Teil
als
Überbleibsel und Zeuge
Im Chinesischen findet die Verwendung dieser Begriifszeichen sogar noch in ausgedehntem Maße statt. Man fügt sie in Gestalt von Deutzeichen als sogenannte Klassenzeichen oder Klassenhäupter dem lautlich geschriebenen Worte zu. des einstigen Urzustandes der Schrift erhalten.
Sie deuten die Begriffsklasse an, in die das betreffende
eigentlich ein Schiff darstellt
becken", das der Rede,
um
und
tschou
Wort
,,
Namen einer bestimmten man dem Lautzeichen lai, das
und
— wie schon erwähnt —
Pferd,
um
fo
,,
lai
,,
eines
geben" zu schreiben.
für Vogel,
um
solche Schreibungen auch bei etymologisch lassen.
lu
Erde gesetzt wird, ,,
um
lu
,,
um lu
ist es,
damit
um
,,
Wasser-
die gleich-
Gerste" bedeutet, das Zeichen für
Dem
Zeichen für
t'o
,,
t'o
gewölbt" benannt
zusammenhängenden Wörtern
Ganz anders
Deutzeichen für Sproß zugefügt wird, für
tschou
,,
t'o
,,
gewölbt"
wenn dem Zeichen
,,Pilz" zu schreiben,
Erdklumpen" und weiter
ist.
—
Buckel", das für
den Vogel Strauß zu bezeichnen, der wie
Wörter eben wegen seiner Gestalt mit jenem Worte
deutungen unterscheiden
,,
— wird das Zeichen für Krankheit zugefügt, um
Kamel", das
es
tschou, das
bestimmten Fisches zu bezeichnen. Ebenso
fügt
eigentlich Kobraschlange
um
Geschwätz", das der Pflanze oder des Fisches, Pflanze
um
und unterscheiden
bedeutet, das Zeichen des Wassers zu,
lautenden
Geld, eine Kaurimuschel, zu,
gehört,
So fügt man dem Lautzeichen
von gleichlautenden Wörtern anderer Bedeutung.
Man
alle diese
sieht,
wie
die verschiedenen Be-
für die Zahl 6 {lu) das
und dazu
als drittes
das Zeichen
ein viertes, das Zeichen für
Auge,
um
freundlich blickend" zu schreiben.
Zum
Schluß
sei
noch ein anderes Beispiel aus der chinesischen Schrift gegeben, das die
mannigfaltige Verwendung eines Lautzeichens in Verbindung mit den verschiedensten ideo-
Das Bild
graphischen Deutzeichen gut veranschaulicht.
Räume
eckigen
wähnt
—
sammen
eingeschlossen
ideographisch
,,
sitzt,
über
freundlich".
dem
eines Gefangenen, der in
Bilde einer Schüssel bedeutet
einem
vier-
— wie schon
er-
Als phonetisches Zeichen verwandt bezeichnet es zu-
mit einem Deutzeichen die folgenden Wörter:
Mit dem Deutzeichen ,,Mund"
das
Wort
für ,,sich räuspern".
Verlust der Bildgestalt
gestellt beigeschrieben.
den
Daneben hat
ganz
teils allein, also
in
Hand
in
Hand
und
stützt
Bildbedeutung
ihre
hand auch
Umwandlung der Bilderschrift äußere Wandlung der Schrift, die
verloren haben, verlieren im praktischen
ihre Bildgestalt.
aus einer BegrifTsschrift jene
Umwandlung
Sie lösen sich
beim Schreiben
Gebrauch durch
uns
wie des
in Stein
unter-
Menschen-
die
System von Strichen
in ein
nach der Natur des Schreibmaterials besondere Formen annehmen. Hierdurch
die je
für
Die Bilder, die ihren eigentlichen Gedankeninhalt,
gefördert wird.
sie
sumerisch-babylonische sie
teils in
mit der inneren
durch
Sie wer-
Verbindung mit Lautzeichen
ihnen ursprünglich unmittelbar dargestellt waren.
in
in eine Lautschrift vollzieht sich eine
ihrerseits
die Keilschrift aber auch noch viele Wortzeichen.
der ursprünglichen Weise,
die Gegenstände gebraucht, die
31
auf,
die alte
ist
Hieroglyphenschrift zunächst eine Linienschrift geworden. So liegt
eingegraben noch
in
den ältesten Inschriften derBabylonier, der semitischen Könige
Sargon von Akkad (um 2600
Da
Chr.)^ vor.
v.
die Schrift in der Praxis mit
einem Drei-
weichen Ton — das einzige Schreibmaterial, welches Mesopotamien bot — eingegraben
kant^ in
wurde, haben die Linien der ehemaligen Bilder früh die Gestalt von Keilen und Haken an-
genommen,
die sich schon in diesen alten Steininschriften vielfach anzeigen.
schrift entstanden.
Sie läßt
gestalt der Schriftzeichen,
die sowohl für Briefe,
für keilinschriftliche
wenn
er beschrieben
dem Obelisken Salmanassas HL,
Königs Jehu aus dem Jahre 841
griffels,
dessen
Ende zu
Sie
Ton-
die
literarische
Erzeug-
den weichen Ton
ein-
Tontafeln geschrieben verwandt,
in
in Stein
der unter anderem
eingegraben, so
zum
Beispiel
der Gesandtschaft des israelitischen
Chr. gedenkt^.
v.
alten Bilderschrift der Chinesen
welches jeder von uns kennt.
in
ist
Diese so entstandene Keilschrift wird
sondern mit denselben Formen auch auf den Denkmälern
Aus der
Aufzeichnungen
Die Schrift wird
gebrannt wird.
ist,
von den späteren Babyloniern und den Assyrern nicht nur
auf
die Keil-
lassen, schlechterdings nichts
Rechnungen, Aktenstücke und dergleichen wie für
nisse — Bücher und deren Teile — gebraucht wird.
gegraben, der,
ist
im Gegensatz zu den Steininschriften von der ursprünglichen Bild-
den diese hin und wieder noch ahnen
mehr erkennen. Das gewöhnliche Material tafel,
So
ist
das Strich- und Schnörkelgewirr geworden,
wurde mit schwarzer Tusche ursprünglich
mittels eines
einer Art Pinsel zerkaut wurde, auf Palmblätter, später mit
Rohr-
einem Haar-
Die natürlichen, rund und unregelmäßig verlaufenden Linien
pinsel auf Papier geschrieben.
der Bilder sind hier zu eckigen, meist geradlinigen Gebilden, die Punkte zu Linien umgestaltet.
Von
der einstigen Bildgestalt
ist
kaum
je
die Chinesen ihre
im Laufe der
Zeit äußerlich
Schreiben mit Tusche gebraucht.
die Babylonier
1
noch
am
[S.
v.
Chr.)*.
Diringer, Alfabeto
Er wurde auf der
S. 117,
Abb.
60, 4.
,,
dem
Silberinsel"
S.
W. Bushel, Chinese
Art (1909) Bd.
Boden
i.] i,
Denk-
im Jangtsekiang aufgefunden
Die bisher ältesten und daher den ursprünglichen Bildern (Zeit: vor
Bissing im Handbuch der Archäologie Taf.
3 [Abgebildet Diringer, S. 123, Abb. 66,
beim
berühmten Bronzedreifuß aus der
3200
Archaische Texte aus Uruk (Berlin 1936).]
4
Schrift nicht nur
Sie benützen sie eingegraben oder erhaben auf ihren
ähnlichsten Schriftformen auf babylonischem
2 [Abgebildet v.
und Assyrer haben auch
mehr und mehr umgestaltete
mälern aus Stein oder Metall noch heute ähnlich wie auf
Chu-Dynastie (um 800
Die wenigen Ausnahmen
noch etwas erhalten.
können nur von den Wissenden erkannt werden. Wie
Taf. 48.
22, 3.]
v.
Chr.) siehe A.
Falkenstein,
22
Die Phonetisierung der Bilderschrift
3-
und
ist
unter
dem Namen Wu-Chuan-Ting
lichen Arbeiten
Wu-Chuan
bekannt, eine Stiftung des Inspektors der öffent-
für Totenopfer zugunsten seines Vaters.
Auch bei der ägyptischen Schrift haben diese Vorgänge, die äußere wie die innere Umwandlung, stattgefunden. Wir müssen sie bei ihrer Bedeutung für die Vorgeschichte unserer eigenen Schrift genauer betrachten und werden hierbei ganz eigenartige Abweichungen von
den bisher beobachteten Vorgängen
Im
feststellen.
praktischen Gebrauch haben sich auch ihre
alten Bildzeichen, die Hieroglyphen, allmählich bis zur
vollkommenen Unkenntlichkeit
oder willkürlich scheinende Strichgebilde aufgelöst.
Der Schreibstoff war
in sinnlos
den Ägyptern
bei
der Papyrus, wie ihn später die Griechen nannten, viereckige, unseren Seiten gleichende Blätter
aus Fasern und
Mark
einer Sumpfpflanze {Cyperus papyrus). Sie wird heute erst tief
des Nilstromgebietes wieder angetroffen.
unserem Papier, das
ja
davon den
oder tiefbraun geworden.
An
Namen
So wie
hat.
Dauerhaftigkeit sind
Jahre
sie
sie
dem
uns vorliegen sind
sie
vor Alter gelb
Papier bei weitem überlegen, besitzen
bei geeigneter Behandlung noch heute schmieg-
wir doch eine ganze Anzahl gut erhaltener und
samer, auf Papyrus geschriebener
im Süden
Die Papyrusblätter gleichen im frischen Zustande
Dokumente aus dem
Ägypten, die viereinhalbtausend
alten
alt sind.
Als Ersatz für den Papyrus diente
als
kostbareres Material Ziegenleder, als gemeineres
das sogenannte Ostrakon: in älterer Zeit der Kalksteinsplitter, später die Topfscherbe aus ge-
branntem Ton. Diese Ostraka benützte man für vorübergehende Aufzeichnungen wie Notizen, Briefe,
Rechnungen, Listen, Quittungen, Entwürfe zu
mehr. Geschrieben wurde mit schwarzer und einer Palette angerieben wurde.
Man
roter Tusche, die mittels
übertrug
und dergleichen
literarischen Abschriften
sie mittels einer
Wasser
in zwei
Näpfchen
Binse oder eines Rohrgriffels mit
schräg geschnittenem Ende, später auch mittels einer gespaltenen Rohrfeder auf die Schreibfläche ^,
indem man
die Schriftzeichen auf
also
im wesentlichen
und
Papier.
den Papyrus oder auf dessen Ersatzstoffe malte. Es waren
die gleichen Schreibmittel, die
auch wir noch brauchen: Tinte, Feder
Die Schreibschrift (Abb. 20 2), die sich im Gebrauch dieser Schreibmittel früh ausbildete, hat sich bald nicht minder stark als die Keilschrift lichen Bildgestalt der Schriftzeichen entfernt. in
einem Zuge ohne Absetzen des
Formen, wie
wurde, nennen wir
Ausdrucks
sie
sie
Sichtlich
ist
Derrtotisch (Abb. 20) in ,,
von der ursprüng-
hierbei das Bestreben, möglichst viel
und
leitende
Motiv gewesen.
Zahlenzeichen deutlich sehen. In ihren jüngsten,
zur Zeit der Griechen-
drjfioriHä ygcLju/xara
als die chinesische Schrift
Griffels zu schreiben, das treibende
Man kann dies zum Beispiel bei den entstellten
und
und Römerherrschaft über das
Anwendung
am stärksten
Niltal gebraucht
des von den Griechen geprägten
volkstümliche Schriftzeichen", mit
dem
sie diese Schrift
von
den hieroglyphischen Bildzeichen unterschieden. Für die älteren Formen, deren Fortentwicklung die
,,
demotische" Schrift
gebrauchen wir wenig passend die Benennung
ist,
,,
Hieratisch",
die Clemens Alexandrinus zum Unterschiede von der demotischen Schrift — des täglichen üblich Texte neben Lebens und der profanen Literatur — für die zur Niederschrift ihr
religiöser
1
W. Schubart, Einführung
Taf. 19, Abb. 3 (Palette)
und Abb.
5
in
die
Papyruskunde
S. 43
[s.
v.
Bissing im Handbuch der Archäologie
(Schreibrohr).]
2 [Schon von Sethe, Schriftsystem S. 9 nach G.
Möller, Die Buchschrift der
Deutschen Vereins für Buchwesen und Schrifttum 1919 Nr.
7/8) abgebildet.]
alten
Ägypter
(Zeitschrift d.
Denkmälerschrift und Schreibschrift
gebliebenen älteren
über
Formen der
dem Demotischen ebenso
Sie erhielten dies jedoch erst
wie die Hieroglyphen in der Tat etwas „Hieratisches" an sich.
damals dem Demotischen gegenüber. Für die früheren Zeiten der
ebenso der lebenden Schrift, die
liche,
Diese älteren Formen hatten gegen-
Schreibschrift geprägt hat.
ägyptischen Geschichte paßt auf
die diese
33
sie dieser
man
Bezeichnung verdiente. Es
Ausdruck
eigentlich nicht.
Damals stand
bereits
Hieratisch nennt, eine besondere Schriftform gegenüber, ist
die hieroglypische Buchschrift (Abb. 20), eine altertüm-
den Hieroglyphen näherstehende Form der Schreibschrift, die aus den ältesten Zeiten
Hieroglyphen.
^ yO
«
rr
j""
*
der Bewertung derselben Bilder hat ihren natürlichen die eben dieselben zisch pe.
S. 58
(s.
Grund
Gegenstände verschieden benannte.
Die Bilder,
auf die — wie
im Ägyptischen
Abb. in
Namen
Ein solches, nämlich der ..Hilfsvokal" / (oder wie
,,sonantischen" Aussprache der Konsonanten vor.
man
2 [Sethe,
24).
r,
im Phönizischen
Diese Verschiedenheit in
der Verschiedenheit der Sprachen,
Der Mund, ägyptisch
wir oben gesehen haben
unverkennbar zurückgehen, stimmen mit den
1
Mund
der
n,
—
ro,
die semitischen
der Buchstaben überein.
heute zu schreiben pflegt
Ursprung des Alphabets
heißt phöni-
Buchstaben
Diese Namen,
auch
3) liegt
ja
S. loi,
Anm.
in der
2.]
3 Die ö-Laute der späteren ägyptischen Sprache gehen regelmäßig auf älteres a zurück, das noch zur Zeit des Assurbanipal unverändert war.
Wie der Name der Stadt
gegeben werden konnte, so hätte auch der
Name
Siut (kopt. ciooti) damals noch durch Sijautu wieder-
des Gottes Thoth (griechisch Ocov^, kopt. -eooTT) damals etwa
*Dahautu wiedergegeben werden müssen, was dem Taautos
{Tdavxoi;)
vollkommen
entspricht.
4 [Sethe, Ursprung des Alphabets S. I33f., ders., Die wiss. Bedeutung der Petrieschen Sinaifunde S. 34.]
Der Ursprung des Alphabets
5-
54
den Zeichen auch zu den Griechen wanderten
die mit
— Aleph
=
Alpha, Bet
==
Beta usw.
—
sind richtige kana'anäische Wörter, die eben die in den Buchstaben dargestellten Gegenstände
bezeichnen.
Auch
die
im einzelnen etwas abweichenden Namen der Buchstaben
in der süd-
semitischen Schrift gehen auf solche kana'anäischen (nordsemitischen) Wörter zurück, das für
Kana'anäer
die Priorität der
Erfindung des Alphabets bedeutsam
in der
ist.
Die Buchstaben haben ihren Lautwert von diesen kana'anäischen Wörtern nach akrophonischen Prinzip erhalten. Sie bezeichnen also denjenigen Laut, mit
Wort, ihr Name, begann. Dies geschieht demnach das Bild eines
Baumes
für b usw. schrieben. ^
Resch das
r,
Taw
dem
das
dem
Mem
a,
den Kon-
Wort begann, das des Kopfes
dieses
Die Buchstabennamen
/.
das betreffende
Bild eines Adlers für
So bezeichnet das Bild des Wassers
sonanten m, das des Auges Ajin den Kehllaut, mit das des Kreuzzeichens
wenn wir das
wie
so,
dem
demnach
stellen
ein für
den Ursprung des semitischen Alphabets und die Entstehung der Buchstaben ebenso bedeut-
sames Zeugnis dar wie die Buchstabenzeichen. Sie sind ein unantastbares Gut. Es geht deshalb
daß man
nicht an, ist
es
von namhaften Semitisten vorübergehend oder gelegentlich geschehen
— von diesen Namen absieht.
M. Lidzbarski bei
— wie
unter
So fragte sich der
dem Eindruck
um
die semitische Epigraphik hochverdiente
der kretischen Entdeckungen, ob das Alphabet nicht etwa
einem nichtsemitischen Volke entstanden sein könnte, etwa
den alten Kretern^. Indem
bei
er diese fälschlich einfach den Griechen, die später Kreta besiedelt haben, gleichsetzte, versuchte er,
aus
die in
dem
den Buchstaben dargestellten Bilder und die den Buchstaben zukommenden Lautwerte
Griechischen abzuleiten. Das Alphabet wäre so nicht von den Phöniziern zu den Griechen,
sondern umgekehrt von diesen zu den Phöniziern gekommen. Dies widerspräche sowohl den bei
Namen
den Griechen gebräuchlichen
der Buchstaben, wie
bets, als
deren Gestalt nicht ohne weiteres zu ihren
der Vokalbezeichnung,
für einzelne Buchstaben des Alpha-
hat
Namen gekommen sein Buchstabens Z^ö/^M dessen Name ,
wenig ähnlich
sieht,
,
.Türflügel" bedeutet
zusammen mit
»weibliche Brust" erklären.
So wollte Lidzbarski^
sollten.
seiner
Bewertung
worden.
entstellt
und der als
In Wahrheit beweist uns der
aus einem Türflügel entstanden sein muß. Seine Gestalt
Das südsemitische Zeichen
zeigt
Namen dem un-
passen schien, einen anderen
ursprünglich postuliert, ohne jedoch erklären zu können, wie diese Buchstaben zu
passenden
,
man Namen zu
Auch
wie auch der griechischen Überlieferung.
dem Fehlen
ist
in
d aus Name
die
Form
des phönizischen
der Tat diesem Gegenstande
einer älteren
Benennung död
Daleth, daß der Buchstaben
im Laufe der
Abnutzung
Zeit durch
uns auch wirklich noch eine ältere Form,
Entstehung anschaulich und glaubhaft machen kann.
die diese
Denselben Fehler machte nach der Entdeckung der die Rede sein wird — der Oxford
er Semitist
,,
Cowley^, indem
— von
der nachher
er die in dieser Schrift
vorkommen-
Sinaiinschrift"
den Zeichen des Fisches und eines scheinbaren Schießbogens auf Grund der hebräischen Wörter für diese
Dinge
Däg und
Keset mit den Anfangslauten
d und
k bewerten wollte, ungeachtet der
Tatsache, daß eben diese Laute im phönizischen Alphabet Daleth und 1
Jensen,
[M. Lidzbarski, Ephemeris für semitische Epigraphik Bd. Schrift (2. Aufl.) S. i86ff., v.
2 [Lidzbarski, ibd. Bd. 3 A. E. Inscriptions
Cowley, The
(JEA Bd.
i,
S. 131
f.,
vgl.
Bauer, Ursprung
origin of the Semitic Alphabet
15 (1929) S.
2, S.
371
ff.,
Bissing im Handbuch der Archäologie
200 ff.).]
Koph vgl.
heißen. Die Zeichen
Sethe, Ursprung
S. 160,
Anm.
S. 148
ff.,
5.]
S. 18.]
(JEA Bd.
3 (1916) S. 17
ff.).
[Ders.,
The
Sinaitic
Die Entstehung der phönizischen Schrift
entsprechen in Wahrheit (arabisch
—
wie wir sehen werden
—
den phönizischen Buchstaben Samech
Samak) „Fisch" und Schin „Zahn". Es wäre wohl zu
die nicht zu
den Formen der Buchstaben paßten, durch neue
man unpassende
aber nicht, daß
55
verstehen,
ersetzt
daß man
Namen, ist
an die Stelle älterer gesetzt hätte.
Die Buchstabenbilder, Buchstabennamen und Buchstabenwerte sind also bar miteinander verbunden. Sie können in dieser Verbindung nur aus
redenden Menschen entstanden
alte
— was auch geschehen —
sein,
nicht aus
dem
fest
dem Gehirn
eines Ägypters.
und untrenn-
eines semitisch
Hieraus
daß der
folgt,
phönizischen Schrift unbeschadet ihrer inneren Abhängigkeit von der ägyptischen Schrift, die ihr
Vorbild gewesen sein muß, hinsichtlich ihrer äußeren Gestaltung
— das heißt
in
der Aufstel-
— Selbständigkeit zuerkannt werden muß. Auch die Richtung der einzelnen Bilder — nicht der Schrift ihrer Gesamtheit — eine andere lung und Bewertung ihres Zeichenbestandes
in
bei in
den Ägyptern.
Ende der
In der phönizischen Schrift sehen sie nach links gegen das
der ägyptischen pflegen
sie
— wenn
der Text nicht
als
ist
,
.rückläufig" geschrieben
ist
Zeile,
— gegen
den Anfang zu blicken.
Für die Bestimmung von Ort und Zeit der Entstehung der phönizischen Schrift ergibt
dem Nebeneinander
sich aus
Die eine dieser Tatsachen
zweier schon mehrfach berührter Tatsachen ein Anhaltspunkt.
Mitte des dritten Jahrtausends
standen haben bis
daß die Länder des kana'anäischen Sprachbereiches
ist die,
tief in die Zeit hinein,
zu der die phönizische Schrift bereits fertig
schriftkorrespondenzen der kana'anäischen
Die andere Tatsache
durch die
in diesen
aufweist.
Sie
ist
daß
ist die,
Diese Einwirkung trat
auftritt.
Fürsten des
1
5. /14.
vielmehr
Punkten
in allen
und sogar den Keilschärfsten
die phönizische Schrift selbst keinerlei Beeinflussung
völlig entgegengesetzt
und
Keilschrift
schließt sich der ägyp-
tischen Schrift gerade auch in ihren Schwächen, der linksläufigen Schriftrichtung losigkeit,
in
am
Jahrhunderts
Dokumenten auf kana'anäischem Boden auftretende babylonische
ihr
der
Chr. unter starker Einwirkung der babylonischen Kultur ge-
v.
schon sichtlich abgenutzt an verschiedenen Stellen
hervor.
seit
und der Vokal-
an.
Hieraus ergibt sich mit großer Wahrscheinlichkeit der Schluß, daß der Erfinder der phönizischen Schrift die
Vorzüge der babylonischen
Auch wenn
ganz ohne Kenntnis dieser Schrift war, stand er jedenfalls unter dem über-
er nicht
Keilschrift nicht
gebührend zu schätzen wußte^.
wältigenden Einfluß der ägyptischen Schrift. Er wird so seine Erfindung schwerlich auf ka-
na'anäischem Boden gemacht haben können, wenn
Das
rücken
will.
(im
Jahrhundert
13.
liegt v.
zu weit von
dem
Chr.) entfernt.
zische Alphabet sei außerhalb
So
Kana'ans
in
man
sie
nicht über das Jahr 2500 hinauf-
ersten wirklichen Auftreten der phönizischen Schrift bleibt
denn nur der Ausweg anzunehmen, das phöni-
unmittelbarer Nachbarschaft Ägyptens oder in dessen
Grenzgebieten von einem semitischen Volke, vermutlich kana'anäischen Stammes, erfunden
worden.
Es müßte dort längere Zeit hindurch ansässig gewesen
schriftlos lebend bei
Hebräer,
die laut ihrer
im Grenzland Gosen Ägyptens von dort 2.
1
Ihre Gesetzgebung
ist
Schrift
selbst
Wer denkt
Stammessage nach längerem Aufenthalt
in ihre spätere
Heimat Palästina eingewandert
sein
durch Moses an das Sinaigebirge geknüpft. Moses selbst trug einen
[Zu diesem und dem Folgenden
deckung der
und dabei vorher
den Ägyptern die Vorzüge der Schrift kennengelernt haben.
dabei nicht sogleich an die
sollen
sein
s.
von Ras Schamra.]
Sethe, Ursprung,
S. 137, hierzu
Bauer, Ursprung,
2 [Sethe, Wiss. Bedeutung S. 35.]
S.
30 nach der Ent-
t6
5.
Namen und
ägyptischen
soll
Der Ursprung des Alphabets
von einer ägyptischen Königstochter erzogen worden
Sinaigebirge findet man, nach Lage der Dinge sicher richtig,
seit alten
benannten Sinaihalbinsel wieder. Die Einwanderung der Hebräer angesetzt worden. Sie
muß, wenn
identisch sind, spätestens
die in
Anfang des
Das
sein.
Zeiten in der danach
in Palästina
verschieden
ist
den Amarnabriefen genannten Habiru mit den Hebräern
14.
Jahrhunderts
v.
Es wäre
Chr. erfolgt sein.
Tat
in der
verlockend, in der Person des großen Gesetzgebers des hebräischen Volkes den Erfinder des
Eupolemos
phönizischen Alphabets zu suchen, wie das der jüdische Geschichtsschreiber (2.
Jahrhundert
v.
Chr.)^ geradezu behauptet hat.
Der sagenhafte,
in
seinem Kern gewiß geschichtliche Aufenthalt der Kinder Israel in
dem Zusammenbruch des Mittleren Reiches etwa im 18. Jahrhundert v. Chr. fielen die sogenannten Hyksos, ein semitisches Hirtenvolk anscheinend kana'anäischen Ursprungs 2, in Ägypten ein. Von Osten
Ägypten hat aber noch einen
aus der Wüste
im
bis sie
kommend
16.
sicher beglaubigten Vorläufer gehabt.
eroberten sie das Delta
Jahrhundert
in
und
Bald nach
hielten es länger als ein Jahrhundert besetzt,
mehreren Kriegen durch die ägyptischen Könige Amosis und
Thutmosis HI. nach Palästina vertrieben wurden. Dieser Einfall der Hyksos den jüdischen Geschichtsschreiber Josephus glaubt — mit der Niederlassung der Kinder unter Moses zusammengebracht worden.
Hyksos
bis zu
—
mit mehr Recht
vielleicht
wenn
Wunder
als
dauernden Gewinn mit
zu nennen,
sie
Sitte
sich
zur Zeit
die
angenommen. Es wäre
fast
das Nilland wieder verlassen hätten, ohne die Schreibkunst
sich zu
nehmen,
es sei
denn,
hätten die Kenntnis dieser Kunst
sie
kaum anzunehmen
schon vorher besessen, was bei einem Hirtenvolk der Wüste
haben
man
Ägypten haben
ihrer Herrschaft über
einem gewissen Grade ägyptische Kultur und
ein
als
Ägypten unter Joseph und ihrem Auszug
Israel in
Während
übrigens durch
ist
von diesen Hyksos weder
in
ist.
Ägypten noch außerhalb des Landes andere
Jedenfalls
als
ägyptisch
abgefaßte Inschriften gefunden.
Hat man
in
diese Schrift etwa
den Hyksos die Erfinder der phönizischen Buchstabenschrift zu sehen, so würde
im
16.
Jahrhundert nach Palästina
gekommen
sein.
Sie
müßte
sich dort
dann
allmählich neben der für die babylonische Diplomatensprache üblichen Keilschrift als Schrift für die kana'anäische Sprache ausgebreitet haben, bis sie uns
im
10.
Jahrhundert
v.
Chr. häufiger
und an verschiedenen Orten entgegenzutreten beginnt und nach dem Erlöschen des babylonischen Einflusses zur unbestrittenen Alleinherrschaft gelangt.
So stand im wesentlichen die Frage der Entstehung des phönizischen Alphabets',
als
im
Jahre 1916 neues Material bekannt wurde, das die hier entwickelten Schlüsse auf das Überraschendste bestätigte und die letzte Lücke in der Beweiskette schloß. Die Herkunftsstätte dieser
neuen Funde war die Sinaihalbinsel, eben jene
Stätte,
an welche die hebräische Sage die mo-
saische Gesetzgebung knüpft. Die Sinaihalbinsel erstreckt sich unmittelbar östlich
1
[Fragmenta historicorum graecorum (Müller), Bd.
von Ägypten
S. 220.]
3,
Fnh-w geHyksos-Frage W. Wolf,
2 Sie werden einmal geradezu als Phönizier bezeichnet und scheinen zu den damit identischen rechnet zu sein.
[Zu diesem und
Der Stand der Hyksosfrage
dem Folgenden
(ZDMG
vgl.
Sethe, Ursprung,
Bd. 83 (1929) S. 67 ff.), und zuletzt
Hyksos (Archiv für Orientforschung Bd.
11
(1937) S. 325
3 [Sethes Arbeit über den Ursprung des Alphabets 1916, Heft 2, S. 88
ff.)
erschienen].
S. I37f.,
v.
zu der
Bissing, Das angebliche Weltreich der
ff.).]
ist
1916 (Nachr.
d.
K. Ges.
d. Wiss.
zu Göttingen, Mitt.
Die Sinaischrift
von gewaltigen, zerklüfteten Granitmassen
als ein
Seit
erfülltes
den ältesten Zeiten der ägyptischen Geschichte wird
lagernden Schätze an Kupfermineralien (Türkisen)
dauernd
Mntj
der
57
indem
besetzt, •
viel
es
von den Ägyptern wegen der dort
besucht und war in besseren Zeiten
die landeingesessene Bevölkerung aus
w mit Waffengewalt niedergehalten
dem
semitischen Nomadenvolke
wurde. Dort auf der Sinaihalbinsel hatte im Jahre
1905 eine englische archäologische Expedition unter der
W. M.
Gebirgsdreieck in das Rote Meer.
Führung des bekannten Agyptologen
Sarbut
Flinders Petrie in den altägyptischen Tempelruinen von
Serabit
chadem,
el
stammen, und ägyptischen,
die aus
Jahrhundert
19.
den Überresten der
bei
in
der
v.
oder
Chr. und den folgenden Jahrhunderten
Nähe gelegenen
alten
Minen neben den
vielen echt
langem bekannten Denkmälern auch eine Anzahl nicht ägyptischer aber un-
seit
Denkmäler aufgefunden^.
ägyptisierender
zweifelhaft
dem
chadem
el
Inschriften mit einer beschränkten
Diese Denkmäler trugen fremdartige
Auswahl von Zeichen. Der glückliche Finder konnte
nur eine Buchstabenschrift vermuten, die er naturgemäß im
Geiste sogleich mit
dem
in
ihnen
späteren
phönizischen Alphabet in Verbindung brachte.
Mit der vereinzelten Probe, die Petrie von den neugefundenen Inschriften ließ sich nicht viel
öffentlichung von
beginnen. Erst seit dem Jahre 1916 liegen die gesamten Funde in einer VerGardiner und Peet^ vor. Der erstgenannte Gelehrte erbrachte zugleich in
bekanntmachte und weiterführte,
einer Untersuchung^, die ich 191 7 durch eine eigene Arbeit*
den Beweis, daß wir mit der ältesten
veröffentlichte,
Form
es in der
neuentdeckten Schrift in der Tat mit einer Vorstufe oder besser
des phönizischen Alphabets zu tun haben.
Sie
ist
ganz im Sinne der oben
gegebenen Ausführungen an die ägyptische Schrift anzuknüpfen und scheint frühestens im 19.
Jahrhundert
v.
Chr. wahrscheinlich aber erst nach
Reiches, also nach 1780
v.
dem Zusammenbruch
Die neue Sinaischrift, wie wir
Chr., entstanden zu sein.
Bilder
es
von Gegenständen, die
zeichen erinnern.
Zum
sie
der
In ihrer Mehrheit
Einfachheit halber nennen, besteht aus etwa 24 verschiedenen Zeichen^. sind
des Mittleren
ihrer Zeichenweise
an ägyptische Hieroglyphen-
Teil sind sie sogar mit ihnen identisch
und ohne Zweifel nach ihrem
in
Muster gebildet worden. Unter diesen etwa vierundzwanzig Schriftzeichen finden wir
in acht völlig klaren Fällen
gerade die Gegenstände wieder, die auch in phönizischen Buchstaben nach Ausweis ihrer
und
ihrer Gestalt dargestellt
1
W.
Fl.
gewesen
So haben wir auch
Petrie, Researches in Sinai (London 1906)
Entstehung der semitischen Schrift (Nachr. schaftliche
sind.
d.
Bedeutung der Petrieschen Sinaifunde
Denkmäler und neuere Expeditionen buch der Archäologie
S. 160
ff.,
in das
[s. a.
Göttinger Ges.
(ZDMG
Minengebiet
s.
hier
den von der Seite gesehenen
Sethe, Die neuentdeckte Sinai-Schrift und
d. Wiss., Mitt. 1917, S.
Bd. 80 (1926)
Jensen,
Bauer, Ursprung des Alphabets
Namen
437
S. 24ff.) S. 25f.
Schrift (2. Aufl.) S. 181
S. 23
ff.,
H.
Grimme,
ff.),
die
Sethe, Die wissen-
Über das Schicksal der ff.,
v.
Bissing imHand-
Altsinaitische
Forschungen
(Studien zur Gesch. u. Kultur d. Altertums Bd. 20, Heft 3) 1937]. 2 A. H.
Gardiner, T. E. Peet, The
3 A. H.
Gardiner, The Egyptian
ZDMG
inscriptions of Sinai (Egypt Exploration
origin of the Semitic Alphabet
(JEA Bd.
Fund
1917).
3 (1916) S.
i ff.),
deutsch in
Bd. 77 (1923) S.92ff.
4 Die neuentdeckte Sinai-Schrift und die Entstehung der semitischen Schrift (Nachr. d. Göttinger Ges. d. Wiss., Mitt.
1917 S. 437fr.).
5 Gardiner unterschied 32, von denen aber fünf sicher, drei weitere wahrscheinlich nur Varianten anderer
Zeichen sind. [Abb. 24 nach Sethe, Die neuentdeckte Sinaischrift S. 442/443, wie er
sie in
der Vorlesung zeigte.]
58
5.
Der Ursprung des Alphabets
Hand (Nr. 5), die Zickzacklinie des Wassers (Nr. 8), die Schlange (Nr. 10), das menschliche Auge (Nr. 11), den menschlichen Kopf (Nr. 13) und das Kreuz (Nr. 15). Sie treten hierbei meist in Formen auf, die sowohl mit dem ägyptischen Urbild wie mit dem entsprechenden semitischen Zeichen übereinstimmen oder aber derart Rindskopf (Abb.
24, Nr.
i),
Haus
das
(Nr.
2),
die
beschaffen sind, daß sich aus ihnen entweder die phönizische oder die südsemitische Zeichen-
i«y^.
?