Vermögen im Systemvergleich [Reprint 2019 ed.] 9783110510584, 9783828252790


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German Pages 282 [284] Year 1984

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Anschriften der Autoren
Vermögen im Systemvergleich — die Problemstellung
Teil I. Begriffe, Konzepte, ordnungstheoretische Probleme
Eigentum und Wirtschaftsordnung
Vermögen, Kapital, Eigentum — Schlüsselbegriffe der Ordnungstheorie?
Teil II. Vermögen in prozeßtheoretischer Perspektive
Allokations-, Portfolio- und Investitionsentscheidungen bei privatem Produktionsmitteleigentum
Determinanten der Vermögensstruktur und Anpassungsprozesse im Systemvergleich
Inflationsbedingte Vermögensumverteilung in alternativen Wirtschaftssystemen
Teil III. Vermögensrechnung als empirisches Problem
Abgrenzung, Erfassung und Bewertung des Vermögens und Interpretation der Anlagevermögensrechnung (am Beispiel der Volksrepublik Polen)
Die Bewertung von Anlagevermögen in sozialistischen Volkswirtschaften — das Beispiel der industriellen Vermögensrechnung der DDR
Empirische Analyse einiger Tendenzen der Bildung und Nutzung des Anlagekapitals in sowjetisch geprägten Planwirtschaften
Teil IV. Institutionelle Varianten der Verfügung über Vermögen
Vermögen, Rechnungswesen und betrieblicher Entscheidungsprozeß im Wirtschaftssystem der DDR. Das Beispiel des volkseigenen Industriebetriebes
Ineffizienzen im Arbeitsrecht der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik
Allokation des Kapitals und Eigentumsverhältnisse in sozialistischen Systemen — Das Beispiel der ungarischen Volkswirtschaft
Teil V. Die Verknüpfung von Recht und Wirtschaft in der Verfassung
Eigentum und Vermögen Eine Problemanalyse in historischer und rechtstheoretischer Sicht
Personenregister
Sachregister
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Vermögen im Systemvergleich [Reprint 2019 ed.]
 9783110510584, 9783828252790

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Vermögen im Systemvergleich Herausgegeben von

Hans Günter Krüsselberg Mit Beiträgen von Ingomar Bog, Anja Caspers, Rolf Caspers, Dieter Cassel, Dieter Fuchs, Karl-Hans Hartwig, Werner Klein, Hans Günter Krüsselberg, Helmut Leipold, Peter von der Lippe, Manfred Melzer, Jiri Släma, Märton Tardos, H. Jörg Thieme

12 Abbildungen und 30 Tabellen

Gustav Fischer Verlag • Stuttgart • N e w York • 1984

Anschrift des Herausgebers: Prof. Dr. H. G. Krüsselberg Philipps-Universität Marburg Fachbereich Wirtschaftswissenschaften A m Plan 1 3 5 5 0 Marburg 1

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Vermögen im Systemvergleich / hrsg. von Hans Günter Krüsselberg. Mit Beitr. von Ingomar Bog . . . — Stuttgart ; New York : Fischer, 1984. - ca. 280 S. (Schriften zum Vergleich von Wirtschaftsordnungen ; H. 34) ISBN 3-437-50279-4 NE: Krüsselberg, Hans Günter [Hrsg.]; Bog, Ingomar [Mitverf.]; GT

© Gustav Fischer Verlag • Stuttgart • New York • 1984 Wollgrasweg 49, 7000 Stuttgart 70 (Hohenheim) Alle Rechte vorbehalten Satz und Druck: Sulzberg-Druck GmbH, Sulzberg im Allgäu Einband: Großbuchbinderei Clemens Maier, Echterdingen Printed in Germany

ISBN 3-437-50279-4 ISSN 0582-0243

Vorwort Seit dem Jahre 1968 begegnen sich jährlich im Bergdorf Radein/Südtirol Wissenschaftler, zu deren Forschungsschwerpunkt das Gebiet des Vergleichs von Wirtschaftsund Gesellschaftssystemen zählt. Sie führen damit eine Tradition fort, die von K. Paul Hettsel und Ingomar Bog an der Philipps-Universität Marburg begründet worden ist. In den jeweils zehntägigen Forschungsseminaren werden anhand sowohl grundsätzlicher als auch aktueller Fragestellungen alte und neue Erkenntnisse und Betrachtungsweisen der theoretischen wie der historischen Sozialökonomik erörtert und auf ihre Relevanz für die Weiterentwicklung der Ordnungstheorie hin überprüft. Teilnehmer aus verschiedenen Ländern, viele von ihnen aus Osteuropa, Wissenschaftler zahlreicher Universitäten, unterschiedlicher Fachrichtungen, Interessen und Altersstufen bemühen sich hier in interdisziplinärer Arbeit um die Bestimmung des Wissensstandes zum Vergleich von Wirtschaftssystemen. Das Thema dieses Bandes geht auf eine ordnungstheoretische Grundfrage zur Bestimmung von Wirtschaftssystemen zurück: auf die Frage nach der für sie konstitutiven Ordnungskraft. Sind — gemäß der Eucken-Henselschen These — die Planungssysteme konstitutiv für wirtschaftliche Gesamtordnungen oder — wie vielfach demgegenüber behauptet wird — die Eigentumsordnungen? Von dieser Frage ausgehend, befaßte sich das Radein-Seminar bereits im Jahre 1974 mit dem Generalthema: Eigentum im Systemvergleich. Es gelang damals nicht, eine eindeutige Antwort auf diese Frage zu finden, aber es wurde klar, daß die wirtschaftlichen Aktivitäten nicht allein von der rechtlichen Kategorie «Eigentum» bestimmt werden. Viel eher schien die Verfügungsmacht über wirtschaftliche Güter der ausschlaggebende Tatbestand zu sein. Die Güter aber, die in der Verfügungsgewalt einer Person stehen, bilden in ihrer Gesamtheit deren Vermögen. Während Eigentum den Güterbesitz der Wirtschaftssubjekte gegeneinander abgrenzt, also eher zustandsbezogen ist, ist das Vermögen — in dynamischer Sicht — Grundlage und Voraussetzung für wirtschaftliche Aktivitäten und somit — handlungsorientiert. Angesichts der Tatsache, daß in modernen Wirtschaftsgesellschaften — in Ost und West - zahlreiche Akteure berechtigt sind, über Güter und Dienste zu verfügen, ohne deren Eigentümer zu sein, scheint es geboten, in der ordnungstheoretischen Analyse zwischen Verfügungsrechten und Eigentumsrechten sehr präzis zu unterscheiden. Diese Überlegungen führten schließlich zur Idee, wirtschaftliche Gesamtordnungen von der tatsächlichen Zuordnung von Verfügungsrechten über wirtschaftliche Güter auf Dispositionsberechtigte (Individuen, Unternehmen, Verbände, Staat), also von der Vermögensseite her, zu bestimmen. Nach Hensel können Wirtschaftsordnungen als Gesamtgebilde nur begriffen werden, wenn die Wirkung all ihrer Teile (Institutionen, Normen etc.) analysiert und einem gesamtheitlichen Wirkungsprinzip zugeordnet werden kann. So war zu prüfen, ob (und inwieweit) jenes Wirkungsprinzip über vermögenstheoretische Zusammenhänge zu begründen ist. Ein Rückblick aus der Perspektive des Herausgebers zeigt, daß sich diese Diskussion in drei Stufen entfaltet hat, über deren Inhalte im folgenden Einführungsbeitrag speziell berichtet wird: Erste Konturen einer vermögenstheoretischen Perspektive in der Theorie des Systemvergleichs wurden bereits während des Radein-Seminars im Jahre 1975 bei der Behandlung des Themas: Einkommensverteilung im Systemvergleich (Cassel, Tbieme, Hrsg., 1976) erkennbar. — Sie boten Ansätze für die Fortführung dieser DeV

batte in einer zweiten Stufe. Die im Radein-Seminar 1980 bezüglich marktwirtschaftlicher Ordnungen erarbeiteten Ergebnisse wurden im Band: Vermögen in ordnungstheoretischer und ordnungspolitischer Sicht (Krüsselberg, Hrsg., 1980) veröffentlicht. - In diesem Band wird nunmehr in einer dritten Stufe des Forschungsprozesses unter Betonung von Aspekten des Systemvergleichs untersucht, ob systemspezifische Besonderheiten im Vermögensbereich von Volkswirtschaften, spezifische Strukturen im Real- und Humanvermögen also, ausgemacht werden können. Lassen sich solche Besonderheiten nachweisen, müßte - so lautet die Grundannahme dieses Bandes — eine Analyse ihrer Wirkungszusammenhänge die vermögenstheoretische Begründung für die Dominanz eines Wirkungsprinzips in Wirtschaftssystemen liefern können. Allen Autoren dieses Bandes gebührt ein besonderer Dank dafür, daß sie bereit waren, von ihrer jeweils eigenen Position her auf etwaige tragfähige Ansatzpunkte zur Verankerung der vermögenstheoretischen Perspektive in der Theorie des Systemvergleichs aufmerksam zu machen. Ganz herzlich möchte ich zudem meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere Frau U. Etzelmüller und Herrn Dipl.-Volkswirt M. Neu, für all die Mühe danken, die sie zur Fertigstellung dieses Bandes auf sich genommen haben. Auch Frau Dr. H. Hamel war mir stets eine wichtige Hilfe. Marburg, im September 1983

VI

Hans Günter Krüsselberg

Inhalt

Vorwort des Herausgebers Anschriften der Autoren

V XIII

Hans Günter Krüsselberg, Marburg Vermögen im Systemvergleich — die Problemstellung 1. Die Entwicklung der vermögenstheoretischen Basishypothese 2 . Der Wirkungszusammenhang von Vermögen und Eigentum 3. Vermögen im Systemvergleich — Antworten und weiterführende Fragen . . . . Literatur

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Teil I Begriffe, Konzepte, ordnungstheoretische Probleme Helmut Leipold, Marburg Eigentum und Wirtschaftsordnung 1. Das Problem 2 . Zur Ordnung oder Struktur von Wirtschaftssystemen 3. Eigentum und Entscheidungsstruktur 4 . Eigentum und Motivationsstruktur 5. Eigentum und Koordinationsstruktur 6. Schlußfolgerungen Literatur

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Hans Günter Krüsselberg, Marburg Vermögen, Kapital, Eigentum — Schlüsselbegriffe der Ordnungstheorie? 1. Das Problem 2 . Begriffliche und inhaltliche Konfusionen — ein Ergebnis institutionenfreier Analysen 3. Vermögenstheoretische Ansätze in der Physiokratie: Basis für die theoretische Grundlegung unterschiedlicher Wirtschaftssysteme 3.1. Physiokratie und Marxismus 3.2. Die «produktive Klasse» als effiziente, Vermögen verwertende Klasse: Trennung von Eigentum und Vermögen 3.3. Die Präformation sozialistischer Gesellschaftsstrukturen im Quesnayschen System: die marxistische These von der Entbehrlichkeit der distributiven Klasse 3.4. Die Präformation marktwirtschaftlicher Problemlagen im Quesnayschen System 4 . Die monetäre Dimension marktwirtschaftlicher Systeme: ein Feld institutioneller Analyse Literatur

37 38 41 45 45 46

48 51 53 58 VII

Teil II Vermögen in prozeßtheoretischer Perspektive Rolf Caspers, O e s t r i c h - W i n k e l Allokations-, Portfolio- und Investitionsentscheidungen bei privatem Produktionsmitteleigentum 1. K a p i t a l e i g e n t u m , K a p i t a l n u t z u n g u n d K a p i t a l a k k u m u l a t i o n 2. F a k t o r e i n s a t z e n t s c h e i d u n g e n : die N a c h f r a g e n a c h (erwarteten) Realkapitaldiensten 3. P o r t f o l i o e n t s c h e i d u n g e n : die N a c h f r a g e n a c h ( v o r h a n d e n e n ) Realkapitalbeständen 4. Investitionsentscheidungen: die N a c h f r a g e nach (neuproduzierten) Realkapitalgütern 5. S t r o m g l e i c h g e w i c h t e u n d vollständige Bestandsgleichgewichte 6. E i g e n t u m s r e c h t l i c h e Aspekte von V e r m ö g e n s a n l a g e e n t s c h e i d u n g e n Literatur

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Karl-Hans Hartwig und H. Jörg Thieme, B o c h u m Determinanten der Vermögensstruktur und Anpassungsprozesse im Systemvergleich 1. B e d e u t u n g u n d Ansätze d e r V e r m ö g e n s t h e o r i e 2. D e t e r m i n a n t e n der V e r m ö g e n s s t r u k t u r in M a r k t w i r t s c h a f t e n 2.1. E r t r ä g e u n d Risiken alternativer Aktiva 2.2. Transaktionskosten 2.3. Optimale Portfoliostruktur 3. Prinzipien d e r P o r t f o l i o s t r e u u n g in W i r t s c h a f t s s y s t e m e n zentraler Planung 3.1. Ertrags- u n d R i s i k o s t r u k t u r der F i n a n z a k t i v a 3.2. E r t r a g s - u n d R i s i k o s t r u k t u r v o n Sachaktiva u n d H u m a n v e r m ö g e n . . 3.3. T r a n s a k t i o n s k o s t e n von F i n a n z - u n d Sachaktiva 3.4. V e r m ö g e n s s t r u k t u r bei G ü t e r r e s t r i k t i o n 4. P o r t f o l i o s t ö r u n g e n u n d A n p a s s u n g s p r o z e s s e Literatur

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Dieter Cassel und Anja Caspers, D u i s b u r g Inflationsbedingte Vermögensumverteilung in alternativen Wirtschaftssystemen 1. P r o b l e m s t e l l u n g 2. V e r m ö g e n s u m v e r t e i l u n g bei Inflation in M a r k t w i r t s c h a f t e n 2.1. Inflation, V e r m ö g e n u n d V e r m ö g e n s u m v e r t e i l u n g s e f f e k t e 2.2. Gläubiger-Schuldner-Hypothese 2 . 2 . 1 . Unverzinsliches F i n a n z v e r m ö g e n 2 . 2 . 2 . Verzinsliches und n o m i n a l w e r t k o n s t a n t e s F i n a n z v e r m ö g e n . . 2 . 2 . 3 . Verzinsliches und n o m i n a l w e r t v a r i a b l e s F i n a n z v e r m ö g e n . . . 2.3. Finanzaktiva-Realaktiva-Hypothese 2.4. R e s ü m e e u n d empirische Evidenz 3. V e r m ö g e n s u m v e r t e i l u n g bei Inflation in sozialistischen P l a n w i r t s c h a f t e n . . . 3.1. Inflation, V e r m ö g e n u n d V e r m ö g e n s u m v e r t e i l u n g s e f f e k t e 3.2. Gläubiger-Schuldner-Hypothese 3.3. Finanzaktiva-Realaktiva-Hypothese 3.4. R e s ü m e e u n d empirische Evidenz Literatur

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Teil III Vermögensrechnung als empirisches Problem Peter von der Lippe, Essen Abgrenzung, Erfassung und Bewertung des Vermögens und Interpretation der Anlagevermögensrechnung (am Beispiel der Volksrepublik Polen) 1. Vermögensbegriff und Vermögensstatistiken 1.1. Allgemeines 1.2. Abgrenzung des Vermögens in sozialistischen Ländern 1.3. Erfassung und Bewertung des Vermögens 1.4. Struktur des Vermögens, Gütegrade 2. Begriff des Kapitalstocks (Anlagevermögens) 2.1. Abgrenzung 2.2. Strom-und Bestandsgrößen, Verweildauer 2.3. Erhebungsgrundlagen im MPS 3. Bewertung des Kapitalstocks 3.1. Theoretische Implikationen des Problems 3.2. Statistische Durchführung 4 . Das Problem der Nutzungsdauerverteilung 4.1. Brutto-und Nettokapitalstock 4.2. Einige Konzepte der Tafelrechnung 4.3. Abschreibungen und Uberlebensfunktion 4.4. Aggregation von Investitionsjahrgängen, Gütegrade 5. Zur Interpretation der Abschreibungen 5.1. Abschreibungen und Finanzierung der Reinvestitionen 5.2. Reinvestitionszyklen Literatur

Manfred Melzer, Berlin Die Bewertung von Anlagevermögen in sozialistischen Volkswirtschaften - das Beispiel der industriellen Vermögensrechnung der DDR 1. Vermögen und Vermögensrechnung 2. Unterschiedliche Methoden der Vermögensrechnung in Ost und West 2.1. Westliche Industrieländer 2.2. Sozialistische Volkswirtschaften 3. Das Bewertungsproblem in der D D R 3.1. Die Mängel der Preisbasis von 1962 (das Problem der Preisverzerrungen) 3.2. Das Problem des Investitionsgüterpreisindex 4. Die industrielle DDR-Vermögensrechnung (ein empirisches Modell) 4.1. Vermögensentwicklung 4.2. Entwicklung von Produktion und Produktivität 4.3. Vergleich mit der Bundesrepublik Deutschland 4.4. Z u r Altersstruktur der DDR-Anlagen 4.5. Versuch einer Prognose bis 1 9 9 0 5. Ausblick Literatur

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Jifi Släma, München Empirische Analyse einiger Tendenzen der Bildung und Nutzung des Anlagekapitals in sowjetisch geprägten Planwirtschaften 1. Einleitung 2. Investitionslenkung 3. Erneuerung des Anlagekapitals 3.1. UdSSR 3.2. Polen 3.3. ÖSSR 4. Bindungsfristen der Investitionen 4.1. UdSSR 4.2. Polen 4.3. CSSR 5. Kurze Zusammenfassung Literatur

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Teil IV Institutionelle V a r i a n t e n der Verfügung ü b e r V e r m ö g e n Werner Klein, Köln Vermögen, Rechnungswesen und betrieblicher Entscheidungsprozeß im Wirtschaftssystem der DDR. Das Beispiel des volkseigenen Industriebetriebes 1. Problemstellung 2. Das Modell der betrieblichen Entscheidungssituation 2.1. Die Elemente der betrieblichen Entscheidung 2.2. Die Entscheidungssituation des volkseigenen Betriebes (VEB) in der D D R 2.2.1. Das Handlungsziel eines V E B 2 . 2 . 2 . Das Rechnungswesen als Teil des betrieblichen Entscheidungsfeldes eines VEB 2.2.3. Die Stellung des Direktors eines V E B in der Hierarchie der Entscheidungsträger 3. Schlußbemerkungen Literatur Dieter Fuchs, Pforzheim Ineffizienzen im Arbeitsrecht der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik 1. Bundesrepublik Deutschland 1.1. Hoher Bestandsschutz des Arbeitsverhältnisses führt zur Diskriminierung von Arbeitslosen und der zum Arbeitsplatzwechsel Entschlossenen 1.1.1. Der arbeitsrechtliche Bestandsschutz 1.1.2. Die Kündigung als wirtschaftliche Anpassungsmaßnahme . . . 1.1.3. Folgewirkungen des arbeitsrechtlichen Bestandsschutzes . . . . 1.1.4. Ergebnis 1.2. Arbeitsrechtliche Präferenzregelungen zugunsten sogenannter Problemgruppen überwinden nicht deren Benachteiligung im Arbeitsmarkt

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1.2.1. Gruppen mit besonderen Problemen im Beschäftigungssystem 1.2.2. Reformvorschläge 1.2.3. Kritik 1.2.4. Ergebnis 2. Deutsche Demokratische Republik 2.1. Unrationelle Nutzung von menschlicher Arbeitskraft durch unzureichende Arbeitskräfteplanung und -lenkung 2.2. Unrationelle Nutzung von menschlicher Arbeitskraft durch mangelhafte Abstimmung von Individualinteresse und Gesamtinteresse im System von Planauflage, Planerfüllung und Prämienprinzip 2.3. Extensive Übermaßnutzung der menschlichen Arbeitskraft durch einseitiges Verständnis der Sozialpolitik 3. Zusammenfassung Literatur Märton Tardos, Budapest Allokation des Kapitals und Eigentumsverhältnisse in sozialistischen Systemen — Das Beispiel der ungarischen Volkswirtschaft 1. Einleitung 2. Dominanz staatlichen Eigentums und daraus resultierende Gegensätze 3. Reformbestrebungen 4. Widersprüche der eingeführten Reform 5. Auswirkungen der Erschütterungen des Weltmarktes 6. Ausblick Literatur

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Teil V Die Verknüpfung von Recht und Wirtschaft in der Verfassung Ingomar Bog, Marburg Eigentum und Vermögen — Eine Problemanalyse in historischer und rechtstheoretischer Sicht 1. Begriffe und Bedeutungen 1.1. «Eigentum» in der juristischen Fachsprache 1.2. «Vermögen» in der juristischen und in der nationalökonomischen Fachsprache 2. Bindungen von Eigentum und Vermögen in historischen Rechten: Beispiele 2.1. Altes und Neues Testament 2.2. Römisches Recht 3. Die Bedeutung von «Verfassung» 4. Der Disput über Rechtfertigungsversuche von Eigentum und Vermögen . . . . 4.1. Individualität und Freiheit als Funktionen des Eigentums (Naturrecht) 4.2. Gesellschaftsimmanente Funktionszuweisungen an das Eigentum (Legaltheorien) 4.3. Christliche Soziallehren 4.4. Individualität bei Karl M a r x : das «persönliche» Individuum und das Eigentum

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4.5. Zwei Thesen von Hayeks Historische Entwicklungen des Rechts 5.1. Die bürgerliche Gesellschaft: Eigentum auf dem Wege zur Sozialpflichtigkeit 5.2. Die sozialistische Gesellschaft: Transformation des Eigentumsrechts zum Instrument politischer Zwecke Literatur

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Personenregister Sachregister

263 267

5.

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257 260

Anschriften der Autoren

Prof. Dr. Ingomar Bog, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Geschichte, Wilhelm-Röpke-Straße 6, 3550 Marburg Dipl.-Volkswirt Aw/'a Caspers, Kirchweg 6, 4 0 0 0 Düsseldorf 31 Dr. Rolf Caspers, European Business School, Schloß Reichertshausen, 6227 Oestrich-Winkel Prof. Dr. Dieter Cassel, Universität Duisburg — Gesamthochschule, Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, Lotharstraße 65, 4100 Duisburg 1 Prof. Dr. Dieter Fuchs, Fachhochschule für Wirtschaft Pforzheim, Tiefenbronner Straße 65, 7530 Pforzheim Dr. Karl-Hans Hartwig, Ruhr-Universität Bochum, Seminar für theoretische Wirtschaftslehre, Universitätsstraße 150, 4630 Bochum 1 Dr. Werner Klein, Universität Köln, Staatswissenschaftliches Seminar, Albertus-Magnus-Platz, 5000 Köln 41 Prof. Dr. Hans Günter Krüsselberg, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Am Plan 1, 3550 Marburg Dr. Helmut Leipold, Philipps-Universität Marburg, Forschungsstelle zum Vergleich wirtschaftlicher Lenkungssysteme, Barfüßertor 2, 3550 Marburg Prof. Dr. Peter von der Lippe, Universität Essen — Gesamthochschule, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Unionstraße 2, 4300 Essen 1 Dr. Manfred Melzer, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Königin-LuiseStraße 5, 1000 Berlin 33 Doz. CSc. Jirt Släma, Osteuropa-Institut, Scheinestraße 11, 8000 München 80 Prof. Dr. Märton Tardos, Ungarische Akademie der Wissenschaften, Institut für Wirtschaftswissenschaften, Budaörsi üt 45, H-1502 Budapest XI Prof. Dr. H. Jörg Thieme, Ruhr-Universität Bochum, Seminar für theoretische Wirtschaftslehre, Universitätsstraße 150, 4630 Bochum 1

XIII

H. G. Krüsselberg (Hrsg.): von Wirtschaftsordnungen

Vermögen im Systemvergleich • Schriften zum Vergleich • Heft 34 • Gustav Fischer Verlag • Stuttgart • 1984

Vermögen im Systemvergleich — die Problemstellung

H a n s - G ü n t e r Krüsselberg

1. Die Entwicklung der vermögenstheoretischen Basishypothese Im Vorwort zur Pionierarbeit F. L. Pryors: «Property and Industrial Organization in Communist and Capitalist Nations» (1973) hebt G. /. Stolnitz hervor, «property» (Vermögen) und «industrielle Organisation» seien als Schlüsselaspekte der Funktionsweise eines jeden ökonomischen Systems anzusehen. An sich schon keine unbedingt kleinen Forschungsbereiche, leiteten sie zu noch umfassenderen über: zu Fragen nach «the macro-scale efficiency and equity effects of alternative systemic arrangements». Sie werden damit zu zentralen Elementen einer Theorie des Systemvergleichs. Pryor unterstellt zwar, die Wirtschaftswissenschaften seien noch nicht in der Lage, eine allgemeine Theorie des Vermögens zu präsentieren. Er meint aber, das dürfe kein Hindernis sein, nach Hypothesen zu suchen, die als Basis für den Ausbau umfassenderer Theorien in der Zukunft von Interesse sind. Weil davon ausgegangen werden müsse, daß eine umfassende positive Theorie des Vermögens erst zu entwickeln sei, werde es um so notwendiger, relevanten Vermögenskonzeptionen empirische und theoretische Aufmerksamkeit zuzuwenden. Für die Vergangenheit sei allerdings festzustellen, daß dem Vermögenskonzept in den Wirtschaftswissenschaften viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Oft werde sogar die Auffassung vertreten, Vermögen habe wenig Einfluß auf die Funktionsweise der Volkswirtschaft. Eine solche These sei jedoch unhaltbar. Pryor fragt weiterhin nach mutmaßlichen Gründen für dieses Defizit der Theoriebildung und nennt folgende Punkte: Erstens sei hier gewiß eine zu enge Definition im Spiel, eine Definition nämlich, die Vermögen primär auf Einkommenskategorien reduziere. Zweitens habe es sicherlich auch empirische Probleme gegeben wegen der Schwierigkeit, einige zentrale Aspekte des Gegenstandes quantitativ hinreichend präzis, etwa mit den Methoden der Statistik, anzugehen. Drittens habe man in den meisten ökonomischen Analysen eine gegebene unveränderliche institutionelle Regelung für den Umgang mit Vermögen unterstellt: So sei die Frage nach gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen von Veränderungen in den Vermögensrechten und Vermögensstrukturen gar nicht erst gestellt worden. Zudem habe viertens das fehlende Interesse an einem all-

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gemeineren vermögensorientierten Theorie-Konzept nicht sichtbar werden lassen, wie wichtig es ist, auf die Wechselbeziehungen zwischen den gerade genannten drei Problemfeldern zu achten: Definitionen müssen — sollen sie praktisch brauchbar sein — die Beziehung zu Basistatbeständen im institutionellen Bereich suchen; Theoriebildung ist Voraussetzung für die Entwicklung sinnvoller Meßverfahren. — Unsere Übereinstimmung mit Pryor bezüglich notwendiger Schwerpunkte eines vermögenstheoretischen Forschungsprogramms zeigt sich in der Gliederung dieses Bandes. Es ergeben sich nämlich enge Beziehungen zwischen den Ausführungen in den Teilen I und II zu Punkt 1, in den Teilen II und III zu Punkt 2 und in den Teilen IV und V zu Punkt 3. Zugleich wird durchgängig die Frage nach dem Systemkonzept, zum Punkt 4 also, aufgeworfen. Sie bestimmt zudem die Argumentation dieses in die zentrale Problemstellung einführenden Beitrags und des Teils V. Gefordert wird insgesamt die explizite Ausformulierung eines Forschungsprogramms zum Thema: Vermögen in modernen Volkswirtschaften in einer systemvergleichenden Perspektive, eine Forderung, der — so meinen wir — innerhalb einer Diskussion über die Reichweite des Rahmens der bestehenden Ordnungstheorie nachzukommen ist. Dabei ist jedoch zu beachten, daß es nach wie vor konkurrierende Bezugssysteme gibt. D. Lösch (1978) vertritt die These, die Schwäche der gegenwärtigen Ordnungstheorie erwachse aus einer Schwäche der Eigen tu mstheorie. Helmut Leipold argumentiert ähnlich in einem Beitrag dieses Bandes. Die Frage, ob den Planungssystemen oder der Eigentumsordnung bei der Bestimmung von Wirtschaftssystemen Vorrang einzuräumen ist, hat die Literatur immer wieder beschäftigt. Dabei spielte die Wirtschaftspolitik im Nationalsozialismus eine besondere Rolle. Anhand «einer eingehenden Analyse der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik in der Kriegsphase» versuchte Alfred Müller-Armack (1966, S. 2 0 f . ) , «das typische Schicksal aller Wirtschaftslenkung aufzudecken». Er befand, daß diese Wirtschaftspolitik seit 1933 dahin kam, «ein schlechthin vollständiges Bild einer zentralen Wirtschaftsplanung zu entwerfen und alle marktwirtschaftlichen Regulatoren auszuschalten». Es entstand ein System zentraler Planung ohne formelle Aufhebung des Privateigentums (siehe hierzu auch Hensel, 1977, S. 20 f., 67, 71)! Vor diesem Hintergrund wird die Frage relevant, ob nicht sehr häufig dann, wenn von Eigentum geredet wird, tatsächlich Vermögen gemeint ist. In einer Theorie wirtschaftlichen Handelns ist nämlich das Verfügungsrecht, die Verfügungsmacht über wirtschaftliche Güter wesentlich. Die Güter aber, die in der Verfügungsgewalt einer Person stehen, bilden in ihrer Gesamtheit deren Vermögen und sind —in dynamischer Sicht — Grundlage und Voraussetzung für zukünftige wirtschaftliche Aktivitäten. Eigentum hingegen grenzt — als Kategorie des Rechts — den Güterbesitz der Wirtschaftssubjekte «nur» gegenüber dem anderer Wirtschaftssubjekte ab (Preiser, 1 9 6 1 , S. 121), ist somit nicht handlungs-, sondern eher zustandsbezogen. Allerdings reicht auch diese begriffliche Abgrenzung nicht aus, wenn hinreichende definitorische Klarheit erzielt werden soll. Konsultiert man in dieser Angelegenheit erneut die bereits genannte Studie von Preiser (1961) «Der Kapitalbegriff und die neuere Theorie», ergeben sich weitere Hinweise in einer Fußnote (S. 122): «Für Vermögen haben die Engländer kein eigenes Wort, . . . wenn man von Umschreibungen wie oder absieht» . . . «Das Kapital als Finanzierungsmittel . . . wird oder >investible funds> genannt, was die gemeinte Sache exakt ausdrückt». Unter ordnungstheoretischen Aspekten gilt es also zunächst zwischen Vermögen, Kapital und Eigentum sauber gedanklich und sprachlich zu scheiden. Diese Begriffe

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zielen auf die mikroökonomische Ebene in F o r m von Aussagen, die die Beziehungen zwischen Personen, Institutionen und Gütern betreffen. Wirtschaftssysteme hingegen sind Makroeinheiten. Bewegungsabläufe von Gesamtsystemen zu analysieren, ist die erklärte Aufgabe der M a k r o t h e o r i e , eine Aufgabe, die in einem doppelten Sinn dynamischen C h a r a k t e r aufweist — als Prozeßtheorie und als Theorie wirtschaftlicher Entwicklung. D a h e r ist es für sie unmöglich, will sie enge Begrenzungen ihres Erklärungsgehaltes vermeiden, von kontinuierlichen Veränderungen im gesamtwirtschaftlichen D a t e n k r a n z zu abstrahieren. Eine Ordnungstheorie, die dies anerkennt, kann sich nicht damit bescheiden, allein preistheoretisch fundiert zu sein; sie bedarf der «Einbettung in (eine) T h e o r i e des langfristigen Wachstums» über eine Theorie der Investition (Preiser, 1 9 6 1 , S. 1 2 4 ff., 3 0 5 f.) sowie der Bezugnahme auf das Phänomen der «Sozialstruktur» (Preiser, 1 9 7 0 , S. 7 f f . ) als Ausdruck für die Distributionsmuster in modernen Gesellschaften. Es stellt sich somit die Frage, ob und inwieweit es zu einer ordnungstheoretischen Synthese zwischen mikroökonomischen (durch die neoklassische Preistheorie geprägten) Theoriestücken und m a k r o ö k o n o m i s c h e n , kreislauftheoretischen Erklärungssystemen k o m m e n kann. Als theoretisches Bindeglied scheint — so meinen wir — die Kategorie V e r m ö g e n deshalb besonders geeignet zu sein, weil sie sowohl als M i k r o - wie auch als M a k r o k a t e g o r i e in der modernen T h e o r i e eine Schlüsselstellung erlangt hat. Zu prüfen ist daher, ob es gelingt, eine vermögenstheoretische Basishypothese zu finden, die eine den traditionellen Systemansatz erweiternde Aussage enthält. Unsere allgemeine Einschätzung, daß mit der Einsicht in die Grenzen neoklassischer Erklärungsmechanismen die ordnungstheoretische Debatte auf breiter F r o n t in Bewegung geraten muß, hat sich zwischenzeitlich vollauf bestätigt 1 . Zu Recht wird z . Z t . in vielen Varianten die Frage behandelt, welche Verhaltensregeln zur Entstehung komplexer Großgesellschaften führten und welche Regeln ihre Funktionsfähigkeit sichern bzw. sichern können. Sobald die Wirtschaftswissenschaft aber unter ordnungstheoretischen Aspekten die Elemente der Dynamik wirtschaftlicher Entwicklungsprozesse zu entdecken sucht, eröffnet sich ein neues Forschungsgebiet: die Analyse der D y n a m i k in Teilbereichen von sich selbst erhaltenden Strukturen. Alle dauerhaften Strukturen — so heißt es ( H a y e k , 1 9 7 9 , S. 1 7 f . ) — seien das Ergebnis selektiver Evolutionsprozesse; nur so könnten sie erklärt werden. Die komplexeren unter ihnen erhielten sich dadurch, daß ihre Elemente die Fähigkeit besitzen, ihren inneren Zustand ständig an Änderungen in der Umwelt anzupassen. — Die Gesellschaft sei eine Struktur, kein Massenphänomen. — Damit knüpft die Forschung wiederum an das Erkenntnisprogramm der klassischen T h e o r i e an, die Entwicklungsstand und Wohlfahrtsniveau eines Volkes stets in ihrer Abhängigkeit von der «Qualität» der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital sowie dem Verhältnis zwischen Humanvermögen und Produktivvermögen gesehen hat. Im R ü c k b l i c k zeigt sich nun, daß bereits in dem «Forschungsseminar Radein» des Jahres 1 9 7 5 , in dem das T h e m a «Einkommensverteilung im Systemvergleich» (Cas-

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Hier seien lediglich die Arbeiten von W. J. Baumol, 1967; £. T. Pettrose, 1980; K. E. Schenk, 1981; O. £. Williamson, 1975, genannt; auf zahlreiche andere wird in diesem Band zusätzlich verwiesen. Die Berechtigung der obigen Aussage unterstreicht zudem die Debatte des Vereins für Socialpolitik über «Zukunftsprobleme der Sozialen Marktwirtschaft» (O. Issitig, Hrsg., 1981) sehr nachdrücklich.

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sei, Thieme, Hrsg., 1976) behandelt wurde, diese Perspektive eine Rolle gespielt hat: Die Kritik an einer Theorie der Einkommensverteilung, «die zunehmend steril würde», stützte sich nämlich auf die These, es sei unzeitgemäß, die gesellschaftlichen Strukturen zu bestimmen, indem gefragt wird, wer Eigentum an bestimmten Produktionsfaktoren besitze. Zu beachten seien vor allem folgende Veränderungen in der ökonomischen und sozialen Struktur der Gesellschaft: 1) eine breitere, d.h. sich über alle Gesellschaftsmitglieder erstreckende Streuung der Vermögen, 2) die Entwicklung von Institutionen, die sich im Bereich zwischen dem Produktions- und Haushaltssektor ansiedeln, wie Versorgungsfonds in privater und öffentlicher Regie, 3) vornehmlich aber der wachsende Bereich der Staatstätigkeit (siehe Atkinson, 1 9 7 5 , S. 161 ff., 182 ff.). Diese Wendung deckt sich u. E. grundsätzlich mit jenem Einwand gegen die existierenden Theorien der Einkommensverteilung, daß das Hauptelement, welches ihnen fehle, eine «explizite Behandlung der Verteilung der verschiedenen Formen von Aktiva» sei (Chenery, Ahluwalia, 1974, S. 42 ff.). Das Bindeglied zwischen allen Aspekten der Verteilung ist — so zeigte sich - die Verteilung des Vermögens in Form verschiedener Arten von Aktiva auf die Besitzer oder Gruppen von Besitzern. Das theoretische Grundmodell, das hier zugrunde zu legen ist, so folgerten wir, müsse ein Modell der Struktur aller Aktiva einer Volkswirtschaft sein, die Zugriffsmöglichkeiten auf die Bedingungen menschlicher Daseinsgestaltung (unter Einbezug des Sozialeinkommens) begründen. Die Verbindung zwischen Aktiva und Einkommen oder «Nutzen» wird durch Mobilisierungshandlungen geschaffen und letztlich in Wertgrößen ausgedrückt. Im historischen Prozeß bildet sich eine Struktur relativer Preise für Aktiva heraus, die nur z.T. durch Marktpreise, z.T. aber durch Wertaussagen ausgefüllt wird, die Ergebnisse dieses Prozesses, z.B. im politischen Raum, sind. Durch die Berücksichtigung des Phänomens sozialen und wirtschaftlichen Wandels, das sich ganz konkret in Strukturveränderungen und Wertänderungen der Aktiva äußert, wird auch die Dynamik der Vermögensverteilung dem Datenkranz-Denken entrückt, in das sie verbannt wurde (Krüsselberg, 1 9 7 6 , S. 17; 1 9 7 9 , S. 163 ff.). Nimmt man zu diesen Positionen die These von Kenneth E. Boulding (1970, S. 43 ff.; 1971, S . I X f . ) hinzu, die Wohlfahrt der Gesellschaft solle «strictly by its State or condition» gemessen werden, d.h. durch deren «totale Vermögensstruktur einschließlich ihres Humanvermögens», und ergänzt sie um den Hinweis von Buchanan (1976, S. 2 7 4 f . ) : für Adam Smith sei die Wohlfahrt einer Gesellschaft eine Funktion ihrer grundlegenden Gesetze und Institutionen, zeichnet sich eine Systemidee ab, deren Eckpfeiler die Struktur der Aktiva, eben die Vermögensstruktur einer Volkswirtschaft sowie deren Rechtssystem und Institutionen bilden. Damit ist die Basishypothese eines vermögenstheoretischen Ansatzes in der Ordnungstheorie bestimmt: Die Wohlfahrt einer Gesellschaft ist eine Funktion ihrer totalen Vermögensstruktur sowie ihrer Gesetze und Institutionen. Sie begründet ein konkretes Forschungsprogramm im Sinne der umfassenden Forderung von Stolnitz, die wir zu Beginn zitierten.

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2. Der Wirkungszusammenhang von Vermögen und Eigentum Nachdem die Konturen eines solchen Forschungsprogramms sichtbar geworden waren, konnte in einem zweiten Schritt mit dem Versuch einer Bestandsaufnahme vermögenstheoretischer Perspektiven in der Ordnungstheorie begonnen werden. Die Beiträge zum Band: Vermögen in ordnungstheoretischer und ordnungspolitischer Sicht (Krüsselberg, Hrsg., 1980 a) beschäftigten sich mit den bislang vorgetragenen definitorischen Abgrenzungen sowie mit zentralen Tatbeständen marktwirtschaftlicher Systeme wie Innovationsverhalten, Innovationsfinanzierung, die Bedeutung von Kapitalmärkten, Vermögensrechte an marktwirtschaftlichen Unternehmen und Existenz von Sozialvermögen. Sie schienen zu bestätigen, daß die Sammlung wichtiger vermögenstheoretischer Aspekte zu einer Ergänzung und Fortentwicklung der Ordnungstheorie Beachtliches beizutragen hat. Die Annahme, daß der Prozeß wirtschaftlicher Entwicklung im Finanz- und Produktionssektor zu einer Trennung von Verfügungs- und Eigentumsrechten unter Effizienzaspekten beitrug, rückte die Frage nach der Bedeutung der «kapitalistischen» Großunternehmung für marktwirtschaftliche Prozesse (Krüsselberg, 1965; 1980b) in den Vordergrund. Zumindest für jene Großunternehmung gilt, daß durch die Trennung von Geschäftsvermögen und Privatvermögen, durch die Trennung des Handelszeichens von der den Kaufmann allein verpflichtenden Unterschrift ein verselbständigtes Gebilde entstand als eine mit besonderem Namen ausgezeichnete Rechts-, Rechnungs- und Krediteinheit, deren planmäßig rationales Handeln zum Zwecke des Erwerbs so weit organisiert ist, daß es zu einem ein eigenes Leben führenden Wirtschaftsorganismus wurde (siehe auch Redlich, 1964, S. 250ff.). In der wirtschaftlichen Praxis ist es sprachlich ganz eindeutig: Vermögen sind Wertobjekte, die auf der Aktivseite einer Bilanz erscheinen; sie werden zur Durchführung wirtschaftlicher Aktivitäten benötigt. Sie stellen das güterwirtschaftliche Handlungspotential einer Aktionseinheit — generell deren Verfügungsmacht über einen Bestand an Gütern - dar. Die Passivseite der Bilanz umfaßt Kapital-Positionen: die Auflistung aller Verpflichtungen gegenüber den Finanziers der Vermögensbestände, unterschieden zwischen Eigenkapital als den Anteilen, die die kapitalmäßig an den Wirtschaftseinheiten unmittelbar Beteiligten (meist Eigentümer genannt, — zu ihnen können auch Firmen gehören —) beisteuern, und Fremdkapital, das externe Gläubiger zur Verfügung stellen. Eigentum ist auch bezüglich der Finanzierung von Aktiva eine Kategorie nachrangiger Relevanz. Schumpeter (1961) und Preiser sind sich — wie viele andere mit ihnen — darin völlig sicher: Ein Wachstum der volkswirtschaftlichen Produktion im kapitalistischen System wäre «überhaupt nicht möglich, wenn das Banksystem keine Investitionskredite gäbe» (Preiser, 1967, S. 162 f.). Erst derjenige, der die Konsolidierung der Finanzierung von Investitionen durch die Ablösung des ursprünglichen Kapitalgebers vollzieht, erwirbt das Eigentum am Realkapital. Unter den rechtlichen Rahmenbedingungen einer Gesellschaft, die Privateigentum auch an Produktionsmitteln duldet, kann dies durch Unternehmer oder Sparer oder auch durch beide erfolgen. Preiser vermerkt gleich neben der Notiz, für die ökonomische Problematik sei der entscheidende Begriff nicht das Eigentum, sondern das Vermögen, - wenn auch ein wenig zurückhaltend mit Hinweis auf die Meinung des Juristen Stammler, das Eigentum sei im Vergleich zu anderen Rechten an der Sache das letzte Recht, «das im Instanzenzug dran komme». 5

Die Chance, Privateigentum zu erwerben, ist sicherlich eine jener Rahmenbedingungen, die die volkswirtschaftliche Vermögensbildung fördern. Sie ist allerdings in entwikkelten Industriegesellschaften nicht nur vom Rechtssystem abhängig, sondern auch von der Existenz eines «wohl funktionierenden Wertpapiermarkts», dessen Bedeutung — wiederum nach Preiser — nicht darin zu sehen ist, «daß er für die Investition unentbehrlich wäre, sondern darin, daß er das Banksystem entlastet und zugleich eine gleichmäßigere Vermögensverteilung hervorbringt» (Preiser, 1961, S. 113f., 117f.; vgl. auch Krüsselberg, Brendel, 1980, S. 83 ff.). Wer die Bedeutung der vermögenstheoretischen Perspektive für die Analyse wirtschaftlicher Prozesse hervorhebt, will folglich — wie die oben genannten Autoren — nicht in wirklichkeitsfremden Gleichgewichtslagen denken, sondern vermittels einer Sequenzanalyse Handlungsketten gedanklich verfolgen, wie sie unter jeweils gegebenen — oder möglichen — institutionellen Voraussetzungen entstehen oder entstanden sind. Nur dann läßt sich der Blick schärfen für die Funktion, die Institutionen im wirtschaftlichen Prozeß übernehmen. In einer Wirkungskette, die von Entscheidungen im Unternehmens- und Bankensektor bis hin zu den Sparentscheidungen der Haushalte verläuft, ist die Eigentumsebene zwar stets enthalten. Eigentümer sind jedoch in dieser Sequenz wie Boulding (1981, S. 316 ff.) es nennt - eher «stoppers» (Verhinderer bzw. Kontrolleure, die Entscheidungen entgegenwirken wollen, die ihres Erachtens falsch sind) und «takers» (Rentenempfänger).2 Für «doers», «Bankiers, Geschäftsleute, Organisatoren, Unternehmer, Erfinder . . . usw.», für diejenigen also, die entwickeln und aufbauen wollen, ist es entscheidend, über Vermögen verfügen zu können, über dessen Verwendung zwar später Rechenschaft abzulegen ist, das aber heute zunächst Gestaltungsmacht darstellt. Unter ordnungstheoretischem Aspekt verbirgt sich hinter dieser Unterscheidung die ganz zentrale Frage nach der Verwertung von Wissen in der Gesellschaft (Hayek, 1976, S. 103 ff.). Es geht um nichts Geringeres als um die Anerkennung der Tatsache, daß die «Kenntnis der besonderen Umstände von Ort und Zeit», «the concrete knowledge of particular circumstances» (Hayek, 1979, S. 50), nicht allen Menschen gleich zugänglich ist. «In dieser Hinsicht hat praktisch jedermann irgendeinen Vorteil vor allen anderen Menschen, besitzt allein Kenntnisse, von denen er vorteilhaften Gebrauch machen könnte, vorausgesetzt, daß die daran hängenden Entscheidungen ihm überlassen oder mit seiner tätigen Mithilfe getroffen werden» (Hayek, 1976, S. 107). Um zu erreichen, daß das in einer Volkswirtschaft auf zahlreiche Wissensträger verteilte Detailwissen bestmöglich genutzt wird, bedarf es institutioneller Regelungen. Wesentliche Bedeutung fällt hier in marktwirtschaftlich geordneten Systemen dem Gesellschaftsrecht zu. Seine Funktion besteht darin, neben eindeutigen Kompetenzzuweisungen (z.B. zur Leitung des Unternehmens) die denkbare Graduierung zwischen Haftungs- und Mitwirkungsbereitschaft mit einer entsprechenden Abstufung von Kontrollund Einblicks- (Informations-) Rechten in Einklang zu bringen (siehe hierzu Raisch, 1973, S. 125 f.; 1974, S. 15 ff. sowie Krüsselberg, Brendel, 1980, S. 89 ff.). Zu Recht betont z.B. A. O. Hirschman (1974, S. 3 9 , 1 0 2 ff.), daß hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Unternehmensleitung und Aktionären effiziente Lösungen am ehesten zu erwar-

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Eine Zentralverwaltungswirtschaft «produziert» - so Boulding — insgesamt gesehen eine Gesellschaft von «stoppers», also von Verhinderern durch Kontrolle. Der große bürokratische Apparat sorgt dafür, daß nur die Dinge getan werden, von denen er weiß, wie sie getan werden können. Also stoppt er erbarmungslos all jene produktiven Aktivitäten, die nicht seinen Kenntnissen entsprechen.

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ten sind, wenn die Kontrollmechanismen «exit» (Abwanderung) und «voice» (Widerspruch) nebeneinander wirksam werden können. Wenn «stumme» Abwanderung, durch leichten Zugang zu anderen Anlagevarianten auf den Kapitalmärkten begünstigt, Informationsverluste beschert, wird eine institutionelle Lösung, die den Widerspruchsmechanismus aktiviert 3 , volkswirtschaftliche Effizienzgewinne zur Folge haben. Welche Bewertungsprobleme sich in der Praxis des Wirtschaftslebens aus diesem Spannungsbereich zwischen Handlungsbefugnis und Kontrollmacht ergeben, läßt sich recht anschaulich anhand der Debatte über das Stichwort: die Bilanz ist «Spiegelbild der Komplexität des finanziellen Unternehmengeschehens» » (Moxter, 1977, S. 659ff.) demonstrieren, die sich ganz zentral um die Frage dreht, was das relevante Vermögen sei. Die in unserem Zusammenhang entscheidende Wendung besteht darin, Vermögen nicht mehr vorrangig unter dem Aspekt des «Gläubigerzugriffsvermögens» als Vermögen eines zu zerschlagenden Unternehmens zu sehen. Da Vermögensgegenstände «nachhaltig» dem Betrieb dienen, ist das individuelle «Vermögen eines fortzuführenden Unternehmens» (in Gestalt der «Betriebswerte», der Werte, «in denen sich die spezifische Bedeutung eines Objekts für den betreffenden Betrieb ausdrückt») von zumindest gleichem Gewicht. Im Grundsatz sind sich die Ökonomen einig: «Vom Standpunkt der Theorie wirtschaftlichen Fortschritts ist noch bedeutsamer als die » (Boulding, 1963, S. 32, Hervorh. H.G.K.). Aber auch auf der juristischen Ebene ergeben sich — zumindest von der Systematik des Bürgerlichen Gesetzbuches in Deutschland her gesehen — keine Unklarheiten (Deutsch, 1971, S. 168 ff.). Das Hauptgebiet des bürgerlichen Vermögensrechtes, das Sachenrecht, welches über die Zuordnung einzelner Güter und Rechte zu Personen entscheidet, trennt ebenso sorgfältig wie die ökonomische Theorie zwischen der tatsächlichen und der rechtlichen Herrschaft über Sachen (Sachherrschaft), «zwischen Haben und Gehören, Besitz und Eigentum». Besitz, die vom Recht geschützte tatsächliche Sachherrschaft über einzelne Güter und Rechte, sichert die Verfügungsgewalt des Besitzers über diese Dinge und zugleich den Rechtsfrieden durch eine «zumindest vorläufige Bestandsgarantie: der status-quo einer Vermögenslage wird in seinem Ist-Zustand garantiert» (Lehmann, 1983, S. 33). Der Besitzer kann sich der Entziehung oder der Störung seines Besitzes, selbst gegenüber dem Eigentümer, mit Gewalt erwehren oder auch gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen. Damit wird er in seiner tatsächlichen Verfügungsgewalt geschützt. Besitz begründet wirtschaftliche Vollherrschaft, Rechte an Sachen (Eigentum) bewirken rechtliche Vollherrschaft. Besitz-, d.h. Vermögensrechte, — so läßt sich feststellen — sind Verfügungsrechte, Eigentumsrechte sind Kontrollrechte. Sie stehen in Beziehungen zueinander, deren Inhalte und Abstufungen allein durch das Recht bestimmt sind. Werden diese Tatbestände akzeptiert, kann die Schlußfolgerung nicht von der Hand gewiesen werden, daß das Rechtssystem hinsichtlich des Einsatzes der Produktionsfaktoren einer Volkswirtschaft nicht effizienz-neutral ist. Weil Vermögensbestände die Quellen für Güter- und Dienstleistungsströme darstellen, werden sie durch das Rechtssystem besonderen Schutzbestimmungen, aber zugleich gesellschaftlichen Kontrollmechanismen unterworfen. Diese Aufgabe weist auf die Bedeutung der Funktion des

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Eine s o l c h e Institution k ö n n t e die H a u p t v e r s a m m l u n g sein, w e n n d o r t alle A b w a n d e r u n g s d r o h u n g e n artikuliert u n d m i t k o n k r e t e n H i n w e i s e n a u f effiziente Politikalternativen v o r g e t r a g e n würden.

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Rechts in konkreten Wirtschaftsgesellschaften hin, deren Analyse auch zum Programm der sogenannten Property Rights-Theorie gehört, einer Theoriekonzeption, die der vermögenstheoretischen Perspektive gleichfalls besondere Aufmerksamkeit zugewandt hat 4 .

3. Vermögen im Systemvergleich — Antworten und weiterführende Fragen In diesem Band wird nun als nächster Schritt der Versuch unternommen, etwaige Besonderheiten volkswirtschaftlicher Strukturmerkmale im Vermögensbereich, im Bereich von Real- und Humanvermögen, systemvergleichend zu ermitteln. Erneut geht es eher darum, Fragen aufzuwerfen, die bekannte Tatbestände in einem neuen Licht erscheinen lassen könnten, d.h. neue Interpretationsmöglichkeiten eröffnen, als ein geschlossenes System vermögenstheoretischer Argumentation zu entwerfen. Teil I beginnt mit einem Beitrag von Helmut Leipold, der unsere Diskussion auf ihren Ausgangspunkt zurückführt: Ist für Wirtschaftssysteme nicht doch die Eigentumsordnung konstitutiv? Er prüft die Reichweite der Argumente, die für die Bestimmung der Wirtschaftsordnung von der Eigentumsperspektive her vorzutragen sind, und wertet sie positiv. Seines Erachtens sind die Begriffe Eigentums-, Handlungs- und Vermögensrechte als identische Begriffe anzusehen; sie kennzeichnen keine unterschiedlichen Tatbestände. Er gelangt zu dem Ergebnis, daß jene Auffassungen revisionsbedürftig sind, die im Eigentum lediglich ein «Subsidiärkriterium» zur Kennzeichnung von Wirtschaftsordnungen sehen wollen. Die Studie Leipolds schreibt eine langwährende, immer wieder erneuerte theoretische Diskussion bis in die Gegenwart fort und befaßt sich mit folgenden Fragen: Auf welches Grundphänomen lassen sich historisch gewachsene Wirtschaftsordnungen zum Zweck der Bestimmung ihres Grundcharakters gründen? Ist überhaupt eine eindeutige Zuordnung wissenschaftlich vertretbar? Oder ist es eben doch die Eigentumsordnung, auf die es letztlich ankommt? Hierzu meldet Hans-Günter Krüsselberg im zweiten Beitrag des Teils I Bedenken an. Immer dann — so wird zunächst in dogmenhistorischer Wendung gezeigt —, wenn in sich entfaltenden Marktsystemen die Eigentumsordnung die effiziente Nutzung von Ressourcen behindert, haben sich Institutionen herausgebildet, die eine die Effizienz stei-

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Siehe hierzu den von A. Schüller 1983 herausgegebenen Band: Property Rights und ökonomische Theorie. Er will in das Anliegen, die Entwicklung und in einige wichtige wirtschaftstheoretische Anwendungsgebiete des Property Rights-Ansatzes einführen. Dabei zeichnet sich ab, welche Erkenntnisfortschritte erzielt werden können, wenn die Analyse der ökonomischen Güterwelt zugleich die ökonomisch bedeutsamen Institutionen zu umfassen versucht. Ermöglicht wird die Formulierung empirisch prinzipiell widerlegbarer Hypothesen; sie treten an die Stelle entscheidungslogischer Aussagen, die dem Denken in — von den institutionellen Rahmenbedingungen abstrahierenden — wirklichkeitsenthobenen Nirwana-Kategorien, einer «Theorie im sozialen Vakuum», stets Vorschub geleistet haben. Dieser Ansatz scheint geeignet zu sein, Bemühungen um die theoretische Fundierung institutioneller Erklärungssysteme voranzubringen (siehe hierzu Schüller, 1983, S. VIIff.; Meyer, 1983, etwaS. 18 ff.; Krüsselberg, 1983, S. 56 ff.). Damit liegt er auf einer Argumentationslinie, die starke Berührungspunkte zu den hier vertretenen Auffassungen aufweist.

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gernde Trennung von Eigentum und Verfügungsgewalt über wirtschaftliche Güter (Vermögen) herbeiführten. Verzichtet die ökonomische Theorie auf die Analyse der Funktionsweise solcher Institutionen und eine exakte sprachliche Unterscheidung ungleicher Sachverhalte des Umgangs mit Ressourcen, wird sie u.U. entscheidend irregeleitet: Institutionenfreie Analyse fördert begriffliche und inhaltliche Konfusionen. Betrachtet man aber die Funktionsordnung konkreter Volkswirtschaften in institutioneller Perspektive, erscheint speziell die Tatsache, daß Vermögenstitel in Marktwirtschaften auf Märkten gehandelt werden, als ausschlaggebende Voraussetzung f ü r die effiziente Anpassungsfähigkeit marktwirtschaftlicher Systeme an stets neue Datenkonstellationen. Sieht man zudem, daß in der Welt von heute vielfältige Vermögenswerte Rechte die Produktionsprozesse in stärkerem Maße bestimmen als das Eigentum, gebührt dann nicht der vermögenstheoretischen Perspektive in der Ordnungstheorie der Vorrang v o r der eigentumstheoretischen? Die Beiträge im Teil II nehmen diese vermögenstheoretische Perspektive unter prozeßtheoretischen Gesichtspunkten auf, um zu prüfen, ob sich die Hypothese, die «Qualität» von Wirtschaftssystemen und ihrer Funktionszusammenhänge sei abhängig von der Palette jeweils disponibler «Vermögensaktiva» und dem institutionellen Rahmenwerk, stärker konkretisieren läßt. Gibt es z.B. effizienz-fördernde und effizienz-mindernde systemabhängige Bestandshaltungs-Strategien? Im Beitrag von Rolf Caspers, der sich vorrangig auf marktwirtschaftliche Systeme bezieht, wird auf die unterschiedliche Struktur der Nachfrage nach (erwarteten) Realkapitaldiensten, nach (vorhandenen) Realkapitalbeständen und nach (neu produzierten) Realkapitalgütern hingewiesen. Der Verfasser hebt hervor, daß — unter «analytischen» Aspekten - weder für Faktor-Einsatzentscheidungen noch für Investitionsentscheidungen zwischen dem Eigentum an Realkapitalbeständen und der Nutzung von Realkapitaldiensten eine zwingende Beziehung besteht. Für Portfolioentscheidungen, für die Nachfrage nach Vermögensbeständen also, sei hingegen die Chance, Eigentum an vorhandenen und neu produzierten Aktivabeständen zu erwerben, handlungsbestimmend. Gleichgewichtspositionen zwischen Angebot und Nachfrage werden jeweils durch Marktmechanismen bewirkt. Dezentrale Entscheidungsstrukturen und ein funktionsfähiges Preissystem ordnen somit die Prozeßabläufe in diesen Märkten. Kann — so mag gefragt werden — diese Analyse Property Rights-Theoretikern hilfreich sein, wenn sie die - grundsätzlich empirisch überprüfbare — Hypothese formulieren: In Marktwirtschaften bewirken die Motivation der Akteure in Form ihres Strebens nach maximalem Vermögen (oder Nutzen), die Zulässigkeit privater Verfügungsrechte und ihrer freien Übertragbarkeit auf andere sowie die Institution des Wettbewerbs eine kostengünstigere Leistungserstellung als bei Existenz nichtübertragbarer öffentlicher Verfügungsrechte. 5 Die beiden folgenden Studien von Karl-Hans Hartwig und H. Jörg Thieme sowie von Dieter Cassel und Anja Caspers gehen analytisch von dem Tatbestand aus, daß die Theorie der Vermögensstruktur — weil es gelang, ihre Erkenntnisse in makroökonomische Transmissionsansätze zu transformieren — inzwischen als «Basiselement der Geld-, Außenwirtschafts- und Konjunkturtheorie» anzusehen ist. Dieser vermögenstheoretische Ansatz erscheint ihnen deshalb als systemindifferent, weil in allen Wirtschaftssystemen verschiedene Vermögensformen erwerbbar sind und zudem davon ausgegangen werden kann, daß die Wirtschaftssubjekte in Marktwirtschaften und Z e n -

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Siehe zu diesem Thema: Meyer,

1983 S. 2 6 f f . , 3 9 f .

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tralverwaltungswirtschaften bestrebt sind, einen gewünschten Vermögensbestand zu erreichen und zu erhalten. Es sei auch zu erwarten, daß «sie nicht untätig zusehen werden, wie ihr Vermögen an Wert verliert». Tatsacke ist nun, daß in den Wirtschaftssystemen zentraler Planung die Palette disponibler Vermögensobjekte stark eingeengt ist und zudem diversen Restriktionen unterliegt, insbesondere durch die Starrheit von Preisen und Zinsen, mengenmäßige Beschränkungen und die Bindung der Dispositionsspielräume von Betrieben und Banken hinsichtlich des Umfangs und der Struktur ihrer Vermögensbilanzen an vorgegebene Pläne. Für beide Beiträge erweist sich daher eine äußerst differenzierte Betrachtung der einzelnen Vermögensarten einschließlich des Humanvermögens als unerläßlich. Karl-Hans Hartwig und H. Jörg Thieme zeigen in ihrer Studie, daß die Analyse des Portfolioverhaltens der privaten Haushalte «beste Voraussetzungen für den Versuch einer ersten systemindifferenten Anwendung des vermögenstheoretischen Ansatzes» bietet. Zudem wird untersucht, wie sich bei unterschiedlichen Bestandshaltungs-Strategien der Wirtschaftssubjekte expansive monetäre Impulse gesamtwirtschaftlich auswirken. In beiden Anwendungsfeldern zeigt sich, daß institutionelle Elemente, indem sie die «Restriktionserwartungen» der Wirtschaftssubjekte beeinflussen, letztlich über deren Anpassungsreaktionen und die Richtung des Prozeßablaufs entscheiden. Die Einschätzung, Zugang zu Engpaßgütern zu erhalten, bestimmt unter anderem auch über Erweiterungs- bzw. Ersatzinvestitionen im Bereich des Humanvermögens. Dieter Cassel und Anja Caspers analysieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede, welche bei Inflationen infolge unvollkommener Inflationsantizipation und daraus resultierender Vermögensumverteilungseffekte in alternativen Wirtschaftssystemen zu erwarten sind. Obwohl die Autoren stets hervorheben, daß sie mit erheblichen Schwierigkeiten hinsichtlich der empirischen Überprüfung ihrer Aussagen rechnen, betrachten sie doch ihre Basisaussage als wichtige Diskussionsgrundlage, daß nämlich Beschränkungen der volkswirtschaftlichen Funktion des Geldes, eine bestimmte Variante von «Entmonetarisierung» in sozialistischen Planwirtschaften, erhebliche volkswirtschaftliche Wohlfahrtsverluste zur Folge haben werden. Im Vergleich zur Situation in Marktwirtschaften müsse man zudem für sozialistische Volkswirtschaften der Hypothese, die Vermögensposition der Geldvermögensbesitzer verschlechtere sich im inflationären Prozeß gegenüber der der Sachvermögensbesitzer, eine deutlich größere Bedeutung zumessen. Sind — so möchten wir fragen - die Ergebnisse dieses Teils II nicht so zu interpretieren, daß vermögenstheoretische Ansätze in prozeßtheoretischer Anwendung durchaus geeignet sind, im Systemvergleich eine wichtige Rolle zu übernehmen? Zeigt sich nicht deutlich, daß konkrete Verhaltensmuster von institutionellen Rahmenbedingungen abhängig sind, deren Auswirkungen sich in bestimmten Bestandshaltungs-Strategien, in der Art der Diversifikation des Vermögens zum Zweck der Wahl des optimalen Portefeuilles, niederschlagen? Im Teil III werden unter dem Titel: «Vermögensrechnung als empirisches Problem» exemplarisch vor allem Probleme der Erfassung und Bewertung von Anlagevermögen im Systemvergleich diskutiert, wobei der Schwerpunkt der Analyse bei der Erörterung von Anlagevermögensrechnungen in sozialistischen Volkswirtschaften liegt. Ohne die Kenntnis des Wertes des Produktionsapparates können weder Aussagen über das (Güter-) Angebotspotential (maximal zu erwartendes Güterangebot) noch über Kapazitätseffekte, Kapitalproduktivität, Auslastungsgrad oder Güte- bzw. Modernitätsgrad des Anlagevermögens gemacht werden. Investitionen, die Veränderungen im Bestand des Anlagevermögens bewirken, stellen das Bindeglied zwischen gegenwärtigen und zu10

künftigen Produktionspotentialen dar. Die Investitionsjahrgänge (vintages) verkörpern unterschiedliche Techniken und bestimmen damit die Struktur des Produktionssystems. Jegliche gesamtwirtschaftliche Investitionsplanung, die nicht nur über den Anteil der Nettoinvestitionen am Nationaleinkommen, sondern auch über die Grobverteilung nach Wirtschaftsbereichen und Schwerpunkten sowie über detaillierte Ziele und Möglichkeiten befinden will, bedarf daher konkreter Informationen, um über die Ermittlung von Effizienzeinheiten für einzelne «vintages» die Wertbestimmung des Kapitalstocks leisten zu können. Fehler im Bewertungs- und Schwächen im Planungsprozeß bewirken unmittelbar Ineffizienzen der Vermögensbewirtschaftung und Fehllenkungen von Investitionen. Veraltete Kapitalausstattung und niedriges technisches Niveau der Erzeugnisse signalisieren unzulängliche Produktivitätsniveaus der Wirtschaft. Preisverzerrungen führen zudem dazu, die Verschwendung von Ressourcen zu begünstigen. Welche theoretischen und statistischen Probleme sich in diesem Zusammenhang stellen und welche Lösungsmöglichkeiten sich bieten, diskutiert zunächst Peter von der Lippe. Er untersucht am Beispiel der Volksrepublik Polen, wie sich die mittlere Lebens(Nutzungs-)dauer des Anlagevermögens bestimmen läßt, und ergänzt seine Ausführungen um Interpretationsmöglichkeiten von Zeitreihen der Abschreibungen. Damit stellt sich die bedeutsame Frage nach den investitionstheoretischen Konzepten der Systeme und ihrer Auswirkungen auf das Niveau wirtschaftlicher Aktivität. Die Frage nach den Ursachen zyklischer Aktivitätsschwankungen in sozialistischen Ländern ist immer wieder in systemvergleichenden Studien aufgegriffen worden (siehe z.B. Thieme, 1979; zum Innovationsproblem Schüller, Leipold, Hamel, 1983). Von der Lippe verweist auf die heute in Polen vorherrschende voluntaristische These, «die auf den Ehrgeiz der Planer und einen Konflikt mit den Konsuminteressen der Bevölkerung abstellt», und erwähnt einige Engpässe der Investitionstätigkeit. Diese Diskussion führt Manfred Melzer fort, indem er am Beispiel der industriellen Vermögensordnung der DDR demonstriert, welche Schwierigkeiten der Statistiker zu überwinden hat, der in diesem Bereich systemvergleichend arbeiten will. Ausgehend von der Kernthese: die Qualität jeder Vermögensordnung hängt entscheidend von der Lösung des Bewertungsproblems ab, äußert er sich dennoch zuversichtlich hinsichtlich der Chancen, vermittels des Einsatzes «empirischer Modelle» sinnvolle Vergleichsdaten zu gewinnen. Zugleich aber deutet sich an, welchen konkreten Engpässen eine an Effizienzkriterien orientierte Investitionsplanung hier (siehe dazu auch Knauff, 1983, S. 331 ff.) unterworfen ist. So führen z.B. geringe jährliche Aussonderunsquoten zu einem hohen Altbestand an Anlagen. Die Bewertung von Anlagevermögen zu politisch fixierten Preisen verschleiert die realen Knappheitsrelationen der Produktionsfaktoren; sie behindert zudem die Einführung neuer Technologien. Jirt Släma spricht vor dem Hintergrund solcher Tatbestände, die er im einzelnen selbst wiederum diskutiert, von der Vermutung, die Bewirtschaftung des Anlagevermögens folge einer im Vergleich zu den Verhaltensmustern in Marktwirtschaften anderen «eigenen Rationalität», für die «das Ziel der totalen Kontrolle der Gesellschaft» absoluten Vorrang besitze. Der Konflikt zwischen dieser politisch-orientierten Rationalität und einer systemindifferenten wirtschaftlichen Rationalität spiegle sich in Verzögerungen bei der Aussonderung von Anlagevermögen neben der Existenz von Investruinen, langen Baufristen, Außerachtlassung von notwendigen Komplementärinvestitionen, z.B. im Infrastrukturbereich, Produktionsmängeln infolge veralteter Technik. Im einzelnen analysiert Släma anhand empirischen Materials die in der UdSSR, in Polen und der CSSR angewandten Praktiken bezüglich der Aussonderung alter Anlagen und die Bindungsfristen der Investitionen: Hohe Bindungsfristen im Sinne der Zeitspanne zwi11

sehen Investitionsbeginn und Inbetriebnahme im ökonomischen Prozeß verlangsamen nicht nur den technischen Fortschritt; sie erhöhen außerdem den Kapitalbedarf und die Investitionskosten. Sie sind auch die Ursache für eine politische Manipulation der Z a h l der begonnenen Investitionsprojekte und des Einsatzes der Mittel auf unvollendete Investitionen. In den Arbeiten dieses III. Teils werden vor allem zwei Problemkreise deutlich. Der erste liegt in der methodischen Schwierigkeit, theoretische Ausgangspunkte für die «Praxis» der Vermögenserfassung in sozialistischen Wirtschaftssystemen zu konkretisieren. Wie weit lassen sich die Erkenntnisse der marktwirtschaftlichen Theorie des K a pitals und der Kapitalstruktur nutzen? Hier mag angesichts des bekannten — und auch für diese Systeme relevanten — Spannungsverhältnisses zwischen Kostenaggregation und Ertragskapitalisierung Skepsis angebracht sein. 6 D e r zweite Problemkreis ist in den systemimmanenten Schwächen zentraler Wirtschaftslenkung begründet, insbesondere in dem Fehlen geeigneter Bewertungs- und Effizienzkriterien. Die bereits von Müller-Armack ( 1 9 6 6 , S. 3 9 f f . , 65ff.) anhand einer Analyse der nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik benannten Schwächen dieses Lenkungssystems 7 wiederholen sich nahezu wörtlich in den Voten sozialistischer Kritiker (wie etwa Ota Sik, 1 9 7 3 , S. 53ff., 69ff.) des Lenkungssystems sowjetischen Typs. K. P. Hensel ( 1 9 7 7 , S. 1 7 3 ff., 183 ff.) hat vor dem Hintergrund solcher Systemanalysen die Formel v o m « Z w a n g zum wirtschaftspolitischen Experiment in zentral gelenk-

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In diesem Zusammenhang mag darauf verwiesen werden, daß allgemein - also auch für marktwirtschaftliche Systeme - ein Bedarf bezüglich weiterer Konkretisierung der theoretischen Ausgangspunkte für die «Praxis» der Vermögenserfassung konstatiert wird. A. Wagner fragt gleichfalls, wie weit sich hier Erkenntnisse der volkswirtschaftlichen Theorie des Kapitals und der Kapitalstruktur nutzen lassen, und meint, eine «heilsame Nachdenklichkeit . . . über das «Verhältnis von ökonomischer Theorie zu wirtschaftsstatistischen Fakten> und Methoden» sei angebracht. Skeptisch beurteilt er die «Zuversicht der Statistiker», «wirtschaftliches Veralten» und «zukünftige Leistungsströme» als potentielle Planungsgrößen angemessen erfassen zu können; er mahnt, keine (wissenschaftlichen) Versprechen anklingen zu lassen, die nicht einzulösen sind (Wagner, 1982, S. 235 ff.). Muß es nicht zudem hinsichtlich adäquater Theoriebildung Konsequenzen haben, wenn z.B. seitens der Deutschen Bundesbank (1980, S. 11 ff.) konstatiert wird, das empirische Material beweise, daß Qualität und Tempo des technischen Fortschritts keine «mehr oder weniger vorgegebene Größe» darstellen, daß sich Entwicklung «in Schüben» vollzieht, daß der empirische Nachweis der Faktoren, die den Produktivitätsfortschritt bestimmen, nicht einfach und voll befriedigend möglich sei, «da sie sich in ihrer Wirkung nicht selten überlagern und damit nicht wirklich isoliert analysieren lassen»? Kann - so muß heute gefragt werden — Müller-Armack grundsätzlich widersprochen werden, wenn er folgende «Schwächen des Lenkungssystems» benennt: Fixierung der Preis- und Kostenrelation, die den Betrieben keinen positiven Zwang zu wirtschaftlicher Fortschrittlichkeit auferlegt; das Fehlen eines inneren Kriteriums, das zeigt, wie weit sich die Betriebspolitik dem möglichen wirtschaftlichen und technischen Fortschritt angepaßt hat; der damit verbundene Tatbestand, «daß sich ganze Volkswirtschaften über ihren ökonomischen Leistungsstand im unklaren befinden»; der Verlust der Übersicht darüber, ob das Wertsystem wirklich die Knappheit der Produktionsmittel wiedergibt? Wie steht es um die These, ein Lenkungssystem führe, weil es sich der Variation seiner Wertgrößen widersetzt, zur Verschwendung, «indem es im Überfluß vorhandene Güter hoch und knappe Güter unter Umständen niedrig bewertet»? Wie um den Hinweis, totale Wirtschaftslenkung besitze «keine offenen Kriterien ihrer Wirtschaftlichkeit und damit auch ihres technischen Leistungsstandes . . . und (sei) so nur indirekt kontrollierbar» ?

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ten Wirtschaften» geprägt, bei dem es stets um Aufteilung von Entscheidungsbefugnissen (also von Vermögensrechten), Preisreformen und Reformen des Kennziffernsystems geht. Er unterschied zudem zwischen systemerhaltenden und systemverändernden Reformen: «Alle Reformen hatten den Sinn, derartige UnWirtschaftlichkeiten künftig zu unterbinden»! Variiert wurde der institutionelle Rahmen für wirtschaftliche Aktivität. Dies leitet unmittelbar zu den Beiträgen des Teils IV über, in dem anhand einzelner Anwendungsfälle und Anwendungsgebiete untersucht wird, wie sich durch Reformen induzierte institutionelle Tatbestände auf die Verfügung über Sach- und Humanvermögen auswirken. Im Beitrag von Werner Klein wird zunächst die «sowjet-sozialistische» Auffassung von der «doppelten Zuordnung von Vermögen» zum Staat und Betrieb problematisiert. Staat und Gesellschaft fehle ein «Mindestmaß an Personifikationsmöglichkeit und Exklusivität». Daher müssen Vermögensrechte auf Personen und Organisationen übertragen werden, die mit den Fonds des «einheitlichen staatlichen Volkseigentums» arbeiten sollen. Wie rechtliche Regelungen sich in der Entscheidungssituation volkseigener Betriebe in der DDR auswirken, wird im einzelnen geprüft. Ausgangspunkt ist die These, die Übertragung von Vermögensrechten auf die Produktionsbetriebe sei unter den Ordnungsbedingungen zentraler Planung nur dann systemkonform, wenn die Ausübung dieser Rechte zu ökonomischen Ergebnissen führe, die die staatlichen Planträger wünschen. Dies ist insoweit der Fall, als mit den zentralen Planauflagen zugleich die Struktur der betrieblichen Aktiva vorgegeben ist und die Betriebe somit planbedingten Handlungsbeschränkungen unterliegen — im Gegensatz zur marktwirtschaftlichen Unternehmung, deren Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von ihrer Wahl bezüglich der Zusammensetzung ihrer je spezifischen Aktiva abhängen. Gleichwohl verbleiben auch sozialistischen Betrieben «systeminkonforme» - portefeuille-theoretisch zu begründende — Verfügungsspielräume, die — nicht zuletzt hinsichtlich des Investitionsverhaltens — zu den diagnostizierten Konflikten zwischen betrieblichen und gesamtwirtschaftlichen Zielen führen. In einem weiteren Beitrag des IV. Teils befaßt sich Dieter Fuchs mit dem Einfluß der jeweiligen Regelungen im Arbeitsrecht der Bundesrepublik Deutschland und der D D R auf das Humanvermögen. Er weist nach, daß die Abstimmung der Arbeitskräfteplanung in sozialistischen Staaten auf deren unstete Produktions- und Investitionsplanung nicht gelingt. Wiederum wird — wie auch schon im Teil II — eine Diskrepanz zwischen den betrieblichen Erfolgsinteressen und dem gesamtwirtschaftlichen Interesse an einer rationalen Nutzung des Humanvermögens konstatiert. Derselbe Tatbestand wird auch für die Bundesrepublik Deutschland als gültig bezeichnet, weil — so der Verfasser — das Schutzrecht für Arbeitnehmer ordnungsinkonform perfektioniert werde. Die anschließende Studie von Märton Tardos basiert im wesentlichen auf Erfahrungen der ungarischen Wirtschaftsreform. Problem ist die Frage nach den Organisationsformen, die «Entscheidungen über Produktion, Preisbildung und Investition miteinander verketten», und ihre jeweilige Beziehung zu den Eigentumsverhältnissen. In sozialistischen Systemen dominiert staatliches Eigentum «eindeutig» andere Eigentumsformen. In systemvergleichender Analyse apostrophiert der Verfasser «ungünstige Begleiterscheinungen des extensiven wirtschaftlichen Wachstums» als «Folge des die Marktbeziehungen hemmenden staatlichen Eigentums». Er sucht nach Erklärungen für «diese unbefriedigende Situation» und bemüht sich, anhand konkreter Tatbestandsanalysen den Erfolg von Reformbestrebungen abzuschätzen. Als nachteilig habe sich zum Beispiel die Finanzierung von Unternehmensinvestitionen aus einer «zweifachen Quelle» 13

erwiesen: aus Mitteln der Unternehmen und zentralen Krediten, mit deren Vergabe die Selbständigkeit der Unternehmen beschränkt werde». Konflikte zwischen einander widersprechenden Kriteriensystemen in der dezentralisierten sogenannten «Unternehmens-Investitionssphäre» lösten sich in Kompromissen, ohne direkte Verantwortlichkeiten zu begründen. Um den Unternehmen eine wirksame Verwaltung des ihnen zur Verfügung gestellten Kapitals zu ermöglichen und eine Erhöhung der Effektivität zu erreichen, plädiert der Autor für eine Abschaffung der institutionellen Integrations-Hierarchie in der Wirtschaftsorganisation und für die Einführung von Institutionen, «die sich als Ersatz für den Kapitalmarkt» eignen. Im abschließenden Teil V wird dem Problem der wechselseitigen Verzahnung von Recht und Wirtschaft in der Verfassung aus historischer und rechtstheoretischer Sicht nachgegangen. Es zeigt sich hier, daß zwischen Eigentum und Verfügungsgewalt die Institution des Rechts in unterschiedlicher Ausgestaltung und auf verschiedenen Ebenen vermittelt — insbesondere als öffentliches Recht, Wirtschafts- und Privatrecht. Die dennoch unvermeidliche wechselseitige Verknüpfung dieser Ebenen des Rechts läßt allerdings die Frage nach den Prioritäten entstehen, an die sich eine Gesellschaft durch Rechtsauslegung in ihrem Alltagsverhalten bindet. So ist es für eine konkrete Wirtschaftsgesellschaft nicht belanglos, ob sie sich der Maxime unterwirft: Vertragsfreiheit gebührt in der Rechtsanwendung ein Vorrang vor Gewerbefreiheit, oder der (durch Gesetzgebung und Rechtsprechung für die Bundesrepublik Deutschland verbindlichen) These: «Gewerbefreiheit vor Vertragsfreiheit». Das geltende deutsche Wettbewerbsrecht begrenzt somit den Handlungsspielraum wirtschaftlicher Akteure, u. a. die Verfügungsgewalt über Aktiva, ohne die Eigentumsgarantie in Frage zu stellen. Leitidee ist die Sicherung der Wettbewerbsfreiheit als Grundvoraussetzung dafür, daß sich Wettbewerb als Kontroll- und Steuerungsmechanismus einer Marktwirtschaft bestmöglich entfalten kann. Sobald aber erkannt wird, daß das Rechtssystem in bezug auf den Einsatz der Produktionselemente einer Volkswirtschaft nicht neutral ist, rückt für die Wirtschaftswissenschaft die Frage nach den Verfassungsinhalten in eine strategisch zentrale Position. Schließlich beinhaltet jede Verfassung ein Muster von Verhaltensregeln und eine Mindestzahl ethischer Normen, auf die sich eine Gemeinschaft einigt und an die sie sich bindet. Weil Verfassungsverständnis in Demokratien zukunftsoffen anzulegen ist und insofern einen «gerechten», «vernünftigen» Interessenausgleich intendiert, ist Verfassungsrecht «Konflikt- und Kompromißrecht». Eine erfahrungswissenschaftlich relevante Verfassungstheorie muß somit auch erklären, für wen und wie die Verfassung Konflikte regelt und Kompromisse bewirkt (siehe hierzu Häberle, 1978, S. 155 ff., 59 ff; ferner Krüsselberg, 1977, S. 306f., 3 1 2 f . , 317ff.). Insofern stellt sich die verfassungsthcorctische und -politische Aufgabe permanent, oberhalb des wirtschaftlichen Handlungssystems eine Wertordnung im Sinne eines Konsenspotentials zu konstituieren unabhängig von aktuellen Bedürfnissen oder Erfordernissen und von aktuellen materiellen Interessen (Krüsselberg, 1983, S. 76f., 73f.). Vor dem Hintergrund solchen Verfassungsverständnisses entfaltet Ingomar Bog seine Problemanalyse zum Thema Eigentum und Vermögen in sozial- und rechtshistorischer Sicht. In breiter Fragestellung geht er der Offenheit geschichtlicher Entwicklungen für gesellschaftlich unterschiedliche Verknüpfungen von Vermögens- und Eigentumsrechten nach. Sorgsam spürt er Unscharfen in der Begrifflichkeit auf und demonstriert Schritt um Schritt die ordnungstheoretische und ordnungspolitische Bedeutung solcher Unschärfen. Dabei stößt er immer wieder auf den Tatbestand, daß politische Macht dahin wirkt, individuellen Handlungskompetenzen den Schutz der Verfassung zu ent14

ziehen. Daß durch Verfassungsinterpretation Wirtschaftsordnungen transformiert werden können und transformiert wurden, wird für den Autor zu einem zentralen Argument für die Unverzichtbarkeit ordnungstheoretischen Denkens — selbst im Bereich prozeßpolitischen Entscheidens. «Sinnzusammenhänge zwischen wirtschaftlichen Sachverhalten, wirtschaftlichen Problemen und den Wirtschaftsordnungen» freizulegen und nachzuweisen, das bezeichnete K. P. Hensel als eine zentrale Aufgabe der Ordnungstheorie. Diese Aufgabe zu bewältigen bedeutet, «ordnungspolitische Entscheidungen zu erleichtern». «Die möglichen Ordnungen zu kennen und ein möglichst klares Bild davon zu gewinnen, wie verschiedenartig unser Leben durch die Ordnungen vorgeformt, beeinflußt und geprägt wird» (Hensel, 1972, S. 9), sei Voraussetzung für solche politischen Weichenstellungen, die wiederum die Qualität des Ablaufs wirtschaftlicher Prozesse und die Zielbezogenheit ihrer Ergebnisse präformieren. Wirtschaften als Aktivität zur Minderung von Knappheit diene außerwirtschaftlichen Zwecken menschlicher Daseinsgestaltung: der «Lebenserhaltung» und der kulturellen, politischen und humanitären «Formung» der Lebensbedingungen. Solche Ziele der Daseinsgestaltung seien der Maßstab für die Bewertung der Effizienz und Angemessenheit wirtschaftlicher Institutionen. Ein wichtiger, wenngleich oft recht undifferenziert veranschlagter Effizienzfaktor - so betonte Hensel weiter — sei die Beschaffenheit der Wirtschaftsordnung selbst. Mit ihr würden Vorentscheidungen gefällt über die Art, in der sich der volkswirtschaftliche Produktionsapparat entfalten kann, der mit seinen Elementen Human- und Sachvermögen das Leistungspotential einer Volkswirtschaft bestimmt (Hensel, 1972, S. 15 ff., 82 ff.). Hieraus ist zu folgern, daß — ob reflektiert oder nicht reflektiert — in jedem Ordnungskonzept eine vermögenstheoretische Dimension enthalten sein muß. Mit den Beiträgen dieses Bandes wurde ein Versuch unternommen, diese These zu stützen.

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Teil I Begriffe, Konzepte, ordnungstheoretische Probleme

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Eigentum und Wirtschaftsordnung

Helmut Leipold

1. Das Problem In vielen Arbeiten zum Eigentumsproblem wird verwundert festgestellt, wie wenig Aufmerksamkeit dem Eigentum in der ökonomischen Theorie gewidmet wurde oder noch immer wird. Bereits Marx (1968, S. 510) monierte im Jahre 1844, daß das Eigentum in der klassischen Nationalökonomie nicht problematisiert werde. Wenig später kritisierte Adolph Wagner (1894, S. 182), daß man «die Aufgabe einer nationalökonomischen Beurtheilung des Eigenthums nicht mehr bei Seite lassen oder nur als eine nebensächliche behandeln (dürfe)». Die Aktualität gleichlautender Klagen deutet darauf hin, daß auf dem Feld der Eigentumstheorie auch in der Zwischenzeit wenig Fortschritte erzielt werden konnten. So gelangt etwa Lösch (1978, S. 13) nach kritischer Durchsicht der eigentumstheoretischen Literatur zu der Schlußfolgerung, daß die Schwäche der Eigentumstheorie zugleich die Schwäche der neueren Ordnungstheorie sei. Für Alchian (1965 a, S. 40), der in jüngster Zeit zusammen mit Demsetz maßgeblich die Entwicklung der Property Rights-Theorie vorangetrieben hat, ist die Vernachlässigung der ökonomischen Eigentumstheorie «a genuine puzzle». Demsetz (1964, S. 16f.) pflichtet ihm bei, wenn er meint, daß die Ökonomen die systematische Analyse der Eigentumsrechte vergessen haben. Die Property Rights-Theorie verspricht allerdings eine Belebung der Eigentumstheorie. Für die Vernachlässigung der ökonomischen Theorie der Eigentumsrechte gibt es verschiedene Gründe. Ein Grund dürfte in der u. a. von Preiser (1967, S. 161) vertretenen Auffassung zu suchen sein, daß das Eigentum kein Begriff der Nationalökonomie, sondern der Rechtswissenschaft sei. Die ökonomisch relevante Kategorie sei stattdessen das Vermögen. Ferner dürfte die geringe Wertschätzung der Institutionen im allgemeinen und der Eigentumsrechte im besonderen in dem Umstand begründet sei, daß sich deren Einflüsse auf wirtschaftliche Verhaltensweisen und Prozesse nur sehr schwer quantifizieren lassen. Bei der Vorliebe der Ökonomen für formale Modellkonstrukte kann dieser Umstand nur auf ein geringes Forschungsinteresse stoßen. Möglicherweise kann das Desinteresse jedoch auch aus der Einsicht resultieren, daß das Eigentum eine Institution von zweit- oder nachrangiger Bedeutung darstelle und folglich keine gesonderte Beachtung verdiene. Diese der marxistischen Auffassung konträre Einsicht ist zweifellos sowohl für die neoliberale Ordnungstheorie als auch für die verschiedenen 21

Auffassungen von der zunehmenden Funktionsentleerung des Privateigentums in modernen Industriegesellschaften charakteristisch. Während das Eigentum an Produktionsmitteln nach marxistischer Sicht die Basis darstellt, «die entscheidend ist für die Gesamtheit der Produktions- und Distributionsverhältnisse» (Lange, 1970, S. 47), wird dem Eigentum in der neoliberalen Ordnungstheorie nur eine nachgeordnete Bedeutung eingeräumt (vgl. Kloten, 1955). Nach Hensel (1959/60, S. 348) besteht das systemprägende Merkmal von Wirtschaftsordnungen nicht im «Moment des Eigentums», sondern im «Moment der Planung». Daraus ergeben sich wichtige Konsequenzen für die Klassifikation und das Verständnis von Wirtschaftsordnungen. Dies wird in der folgenden Feststellung von Willgerodt (1980, S. 182) deutlich: «Wirtschaftsordnungen sind danach einzuteilen, in welcher Weise arbeitsteilige Prozesse gesamtwirtschaftlich abgestimmt werden, über Märkte oder durch zentrale Lenkung.» Dieses auf Eucken (1940) zurückgehende ordnungstheoretische Verständnis herrscht bis heute in der deutschsprachigen Theorie der Wirtschaftssysteme vor. In den folgenden Ausführungen soll dieses Verständnis überprüft werden. Am Beispiel des Privateigentums, wie es für entwickelte westliche Marktwirtschaften charakteristisch ist, und des Staatseigentums sozialistischer Prägung wird der Einfluß des Eigentums auf die Ordnung oder Struktur von Wirtschaftssystemen und indirekt auf ökonomische Verhaltensweisen und Prozesse untersucht. Dieses Vorhaben setzt zunächst eine Klärung der Begriffe Wirtschaftssystem und Wirtschaftsordnung voraus.

2. Zur Ordnung oder Struktur von Wirtschaftssystemen Die Gesamtheit der Beziehungen zwischen den produzierenden und konsumierenden Wirtschaftseinheiten konstituiert das Wirtschaftssystem. Da es sich hierbei um Verhaltensbeziehungen handelt, ist das Wirtschaftssystem wie das politische oder kulturelle System als ein soziales oder gesellschaftliches Teilsystem zu verstehen (Leipold, 1981 b, S. 8 ff.). Bereits ein oberflächlicher Blick auf marktwirtschaftliche oder planwirtschaftliche Wirtschaftssysteme läßt beträchtliche Unterschiede bezüglich der wirtschaftlichen Verhaltensweisen und -beziehungen erkennen. Diese unterschiedlichen Prozesse sind wesentlich in abweichenden Ordnungs- oder Strukturbedingungen begründet. Die Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjekte werden offensichtlich je nach vorherrschenden Rechtsregelungen und Institutionen in verschiedener Weise beeinflußt. Zur Bestimmung der Ordnung oder Struktur von Wirtschaftssystemen kommt es daher darauf an, die charakteristischen und verhaltensformenden Einflußfaktoren zu benennen. Ein erfolgversprechender Weg zur Lösung des Problems, aus der Fülle der tatsächlichen Einflußbedingungen des wirtschaftlichen Verhaltens die wesentlichen und dauerhaften Determinanten freilegen zu können, leitet sich aus der Frage nach den Aufgaben ab, die in jedem Wirtschaftssystem zu lösen sind. So sind die Wirtschaftssubjekte erstens mit Entscheidungskompetenzen auszustatten, die sich auf die Produktion, Verwendung und Nutzung knapper Güter beziehen. Angesichts des universellen Tatbestandes der Knappheit wirtschaftlicher Güter sind zweitens die bedarfsorientierte Produktion und die sparsame Verwendung der Güter zu motivieren. Da Wirtschaftsprozesse ab einem bestimmten Entwicklungsstand dem Prinzip der Arbeitsteilung folgen, sind drittens die Verhaltensweisen der Millionen von Wirtschaftssubjekten unter- und aufeinander ab-

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zustimmen. Zur Lösung des Koordinationsproblems sind den Wirtschaftssubjekten dazu Informationen über die Vor- und Nachteile alternativer Güterverwendungen mitzuteilen. Bei den hier nur knapp skizzierten Problemen handelt es sich um allgemeine und universelle Ordnungsprobleme. Für deren Lösung sind mittels rechtlicher oder institutioneller Regelungen Ordnungsbedingungen zu schaffen, die eine problemlösende Orientierung der wirtschaftlichen Verhaltensweisen sicherstellen oder zumindest versprechen. Die Orientierung kann entweder über Anreize oder über Verhaltensgebote bzw. -verböte erfolgen. Die rechtliche oder institutionelle Normierung von positiven oder negativen Sanktionen selektiert dabei allemal bestimmte Verhaltensweisen aus der Fülle möglicher Handlungen. Die durch rechtlich-institutionelle Regelungen begründete Ordnung oder Struktur von Wirtschaftssystemen strukturiert und selektiert auch Handlungen, indem sie eine Regelmäßigkeit der wirtschaftlichen Verhaltensweisen bewirkt. Die Wirtschaftsordnung konstituiert mit anderen Worten eine Handelnsordnung (Hayek, 1969). Gemäß den angeführten und in jedem Wirtschaftssystem zu lösenden Ordnungsproblemen kann die Ordnung oder Struktur von Wirtschaftssystemen in funktionaler Sicht in die Entscheidungs-, Motivations- und Koordinationsstruktur unterteilt werden. Diese Klassifikation entspricht im wesentlichen der verbreiteten Strukturierung der Wirtschaftssysteme in die Entscheidungs-, Motivations- und Informationsstruktur (Neuberger, Duffy, 1976). Im folgenden soll der Frage nachgegangen werden, in welchem Maße diese Teilstrukturen von der rechtlichen Normierung der Eigentumsrechte geformt werden. Es ist also zu untersuchen, welchen Einfluß das Privat- und das Staatseigentum auf die Struktur oder Ordnung von Wirtschaftssystemen ausüben, womit zugleich der ordnungstheoretische Stellenwert des Eigentums angesprochen ist.

3. Eigentum und Entscheidungsstruktur Gemäß dem allgemeinen, auch in sozialistischen Rechtsordnungen übernommenen, Eigentumsverständnis bedeutet Eigentum die exklusive Zuordnung eines Rechtsgutes zu einer Person oder abgrenzbaren Personengesamtheit (Raiser, 1961; Jakobs, 1965). Eigentum umgreift dabei die Rechte der Verfügung, Nutzung und des Besitzes. Die Verfügungsrechte beinhalten alle Rechtsgeschäfte, die auf den Bestand eines Rechts unmittelbar einwirken, sei es durch Übertragung oder Veränderung des Gutes. Sie machen den Kern der Eigentumsrechte aus. Nutzungsrechte räumen die Möglichkeit ein, die Ergebnisse oder Früchte aus dem Gebrauch oder dem bloßen Besitz der Rechtsgüter anzueignen. Zur Erfassung der eigentumsrechtlichen Struktureffekte empfiehlt es sich, vor allem zwischen Verfügungs- und Nutzungsrechten zu differenzieren. Denn Eigentum bezieht sich in der Regel nicht auf Güter als ganzes, sondern auf einzelne Rechte an Gütern. Wie noch zu zeigen ist, werden Struktur- und indirekte Verhaltenseffekte maßgeblich von dem Umfang der Bündelung bzw. der Divergenz der Verfügungs- und Nutzungsrechte bestimmt. Die exklusive Zuordnung der Eigentumsrechte schließt Verfügungen und Nutzungen nichtberechtigter Personen aus. Die Rechte legen also fest, welche Personen nicht über

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Güter verfügen können oder Gütererträge nutzen können. Eigentumsrechte spiegeln sich für Dritte also in Handlungsbeschränkungen wider (Wegehenkel, 1980). Aus diesem Ausschlußcharakter resultieren sowohl die spezifische motivationale Kraft als auch das sozialökonomische Problem des Eigentums. Der Motivationseffekt ergibt sich aus der Möglichkeit, selbstinteressierte und -verantwortliche Verhaltensräume abgrenzen und die Ergebnisse exklusiv zurechnen zu können. In dem Maße, in dem Eigentumsrechte bei einzelnen Personen oder Gruppen konzentriert sind, mindern sich jedoch die Verfügungs- und Aneignungsmöglichkeiten für die ausgeschlossenen Personen oder Personenverbände. Zugleich erhöhen sich die Chancen für Machtpositionen der Eigentümer und Abhängigkeitspositionen der Nichteigentümer. Das dem Exklusivcharakter des Eigentums eigene Spannungsverhältnis zwischen Anreiz- und Ausschlußeffekt dürfte maßgeblich für die kontroverse Beurteilung der Eigentumssituation verantwortlich sein. Die liberale Eigentumstheorie stellt vorrangig auf den Anreizeffekt, die marxistische Eigentumstheorie dagegen primär auf den Ausschlußeffekt ab. Indem Eigentum interpersonale Entscheidungs- und Handlungsräume abgrenzt, generiert und stabilisiert es soziale Erwartungen über erlaubte und nichterlaubte Handlungen. Dieses Eigentumsverständnis deckt sich mit dem soziologischen Verständnis der Institutionen bzw. der Normen (Opp, 1979). Institutionen ordnen Erwartungen und Handlungen in der sozialen, Normen dagegen in der zeitlichen Dimension. Demgemäß wäre das Eigentum als maßgeblich soziale Institution oder Norm zu begreifen, welche die wirtschaftliche Entscheidungsstruktur begründet (vgl. auch Bohnet, Mansfeld, 1980, S. 498 f.; Balz, 1980, S. 72). Die sozialökonomische Interpretation der eigentumsrechtlich normierten MenschGut-Beziehungen ist auch charakteristisch für das Verständnis der Property Rights. Nach Furubotn und Pejovich (1974, S. 3) sind Property Rights sanktionierte Verhaltensbeziehungen zwischen Menschen, die sich auf die Verwendung und Nutzung knapper Güter beziehen. Da wirtschaftliches Handeln stets die Verfügung über knappe Güter beinhaltet, sind Property Rights bzw. Eigentumsrechte identisch mit wirtschaftlichen Handlungsrechten (Schüller, 1983). Der sozialökonomischen Interpretation der Eigentumsrechte dürfte auch das Verständnis des Vermögens und der daran bestehenden Vermögensrechte entsprechen. Krüsselberg (1977, S. 238 f.) definiert Vermögen als das auf knappe Güter und auf einen Zeitpunkt bezogene Handlungspotential eines Entscheidungsträgers, wobei dieses Potential die Gesamtheit der entscheidungsrelevanten Aktiva und Forderungspositionen beeinhalte. Da Vermögen und daran gekoppelte Erträge, Forderungen oder Verbindlichkeiten regelmäßig rechtlich bestimmten Personen zugeordnet und die tatsächliche Verfügung, also auch der Besitz, stets eigentumsrechtlich verankert oder abgeleitet sind, scheint ein begrifflich identischer Gebrauch von Eigentums-, Handlungs- und Vermögensrechten vertretbar zu sein. Im übrigen wird der verfassungsrechtliche Eigentumsbegriff weiter gefaßt als der zivilrechtliche Begriff. Danach umfassen Eigentumsrechte nach Maunz, Dürig und Herzog (1974, S. 22) «sämtliche Vermögenswerte Rechte des Privatrechts, nicht nur die sogenannten dinglichen Rechte und den Besitz, sondern Immaterialgüterrechte, Aneignungsrechte, Mitgliedschaftsrechte (Aktien) und sonstige Gesellschaftsrechte, persönliche (obligatorische) Forderungen, insbesondere auch Miet- und Pachtrechte». Noch weiter geht die Auffassung, den Eigentumsrechten auch öffentlich-rechtliche Ansprüche zuzurechnen (Hesse, 1975, S. 180). Gerade bei diesen weitgefaßten Eigentumsinterpretationen gilt es die Beschränkungen und Bindungen zu berücksichtigen, die durch Gesetze oder staatliche Interventionen wirksam sind. Dadurch werden Inhalte und Umfang der originären Eigentums-

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rechte tangiert und meist begrenzt. Das ökonomische Verständnis der Eigentumsrechte hat daher allemal an diesen Beschränkungen anzusetzen. Dies wird auch von Alchian (1965b, S. 816) betont: «If we concentrate attention on constraints and classes of permissible action we find ourselves studying the property aspect of behavior.» Auf die Konsequenzen bestimmter eigentumsrechtlicher Begrenzungen wird bei den Ausführungen zur Motivations- und Koordinationsstruktur eingegangen. Zuvor ist noch ein Einwand zu berücksichtigen, der häufig gegen die Auffassung angeführt wird, daß die Entscheidungsstruktur maßgeblich vom Eigentum begründet werde. Gutmann (1981, S. 37) beispielsweise bezeichnet die Auffassung, wirtschaftliche Entscheidungs- und Planungsbefugnisse leiteten sich aus dem Eigentum an Produktionsmitteln ab, als «irrige Ansicht». Gegen diese Auffassung sprächen die vielen Beispiele, daß wirtschaftliche Unternehmen durch unternehmerische Initiativen, also ohne den Rückgriff auf Eigentum und Vermögen und lediglich auf der Basis von Krediten, gegründet und betrieben werden. Dieser Einwand ist gerade bei einer systemvergleichenden Betrachtung zu relativieren. Die selbständige Gründung oder Leitung eines Unternehmens auf der Grundlage von Krediten, Pacht- oder Leasingverträgen setzen zwar nicht konkretes Vermögens- oder Produktionsmitteleigentum, sehr wohl aber eigentumsrechtliche Vorbedingungen voraus. In der ordnungstheoretischen Betrachtung kommt es also nicht auf die Eigentumsobjekte, sondern auf Eigentumsrechte an. So bedarf es keiner näheren Begründung, daß im Rahmen einer sozialistischen Eigentumsordnung die freie Gründung und selbständige Leitung von Unternehmen nicht oder nur in den sehr engen Grenzen eines Kleinbetriebes eigentumsrechtlich zugelassen werden können. Vergleichbare eigentumsrechtliche Restriktionen sind beim Staatseigentum bezüglich der exklusiven Nutzung und Aneignung von Unternehmenserträgen zu beachten. Am Beispiel des sozialistischen Staatseigentums läßt sich aufzeigen, daß durch das Eigentumsrecht andere Rechtsbereiche, beispielsweise das Vertrags- oder Unternehmensrecht, präformiert werden. Der Vergleich der Verfügungs- und Nutzungsrechte zwischen Privat- und Staatseigentum unterstützt insofern die oben dargelegte Auffassung, daß die Gestaltung der Eigentumsrechte die maßgebende Norm für den Zugang zu wirtschaftlichen Entscheidungen und damit für die Entscheidungs- oder Handlungsstruktur darstellt. Gutmann ist zwar zuzustimmen, daß unter den Bedingungen einer Privatrechtsgesellschaft, in der das Eigentumsrecht im Sinne einer allgemeinen Regelung normiert ist, nicht das Verfügen über materielle oder finanzielle Vermögens- und Besitzstände ausschlaggebend für die Erlangung oder Ausübung wirtschaftlicher Entscheidungspositionen ist. Diese Voraussetzung mag für feudale oder auch frühindustrielle Eigentumsverhältnisse charakteristisch gewesen sein. In demokratisch verfaßten Industriegesellschaften ist vielmehr die Auffassung von North (1978, S. 969) plausibel, wonach «the key margin of decision-making in the society today is access to government influence». Politische Entscheidungsinstanzen können durch unmittelbare wirtschafts- und sozialpolitische Interventionen oder mittelbar über rechtliche Maßnahmen die Vermögens- und Einkommenspositionen spezifischer Gruppen in Millionenhöhe positiv oder negativ beeinflussen. Ungeachtet dieser Möglichkeiten bleiben dennoch für die einzelnen Wirtschaftssubjekte die Eigentumsrechte die maßgebliche Rechtsgrundlage ihrer wirtschaftlichen Handlungen. Durch die staatlichen Interventionen werden diese Rechte entsprechend modifiziert, d.h. Rechte oder Transfers zugunsten einzelner Gruppen oder Personen verdünnen in der Regel die Rechte anderer betroffener Gruppen oder Personen. Der Vergleich mit der Marktkonkurrenz bietet sich an, wo durch wettbewerbliche Vorstöße einzelner Marktteilnehmer die Vermögenspositionen der Mitkonkurrenten verändert und meist negativ tangiert werden. Die motivationalen 25

Konsequenzen der Modifizierung, insbesondere der Verdünnung der Eigentumsrechte, sind im folgenden Abschnitt zu untersuchen. Es bleibt hier festzuhalten, daß die erwähnte und besonders in Deutschland übliche Unterscheidung zwischen Verfügungs- oder Vermögensrechten einerseits und Eigentumsrechten andererseits lediglich eine ökonomische Interpretation der juristischen Kategorien Besitz und Eigentum darstellt. Gerade die systemvergleichende Betrachtung macht jedoch deutlich, daß die Gestaltung und Wahrnehmung der Besitzrechte von der systemspezifischen Eigentumsordnung abhängen, die somit maßgeblich die Entscheidungsstruktur eines Wirtschaftssystem prägt.

4. Eigentum und Motivationsstruktur In der Theorie der Leistungsmotivation ist die Annahme wenig umstritten, daß wirtschaftliches Handeln positive Anreize erfährt, wenn die Chance eigenverantwortlichen Verhaltens gegeben ist und wenn die Resultate oder Erträge der Leistung möglichst objektiv und ungeschmälert zugerechnet und angeeignet werden können (McClelland, 1961; Röpke, 1977). Die Leistungsanreize sind demnach umso wirksamer, je umfangreicher das Bündel der Eigentumsrechte ausfällt. Besondere Beachtung verdient dabei der Umfang der Bündelung bzw. der Divergenz von Verfügungs- und Nutzungsrechten. Divergieren beide Rechte, so mindern sich auch die Anreize zu wirtschaftlichen Leistungen. Dieser Zusammenhang war bereits den liberalen Klassikern geläufig, was bei Say (1845, S. 222) deutlich wird: Wenn jemand Eigentümer eines Feldes, nicht aber der Ernte sei, existiere keine Motivation zur pfleglichen Bewirtschaftung des Bodens. Die vergleichende Betrachtung des Privat- und des Staatseigentums vermag Aufschlüsse über die motivationalen Struktureffekte unterschiedlicher Normierungen der Eigentumsrechte zu liefern. Umfassende Handlungsrechte werden durch die Normierung des Privateigentums gemäß § 903 BGB sichergestellt, wonach der Eigentümer «mit der Sache nach Belieben verfahren und andere von jeder Einwirkung ausschließen kann». Auch wenn die vielfältigen gesetzlichen Beschränkungen der Eigentumsrechte zu beachten sind, so räumt dieses Recht doch umfangreiche und vor allem zweckfreie Verfügungs- und Nutzungsmöglichkeiten ein. Der entscheidende Unterschied zur sozialistischen Eigentumsordnung besteht in der Normierung des Eigentumsrechts als allgemeine Regelung (vgl. Hayek, 1971). Es erstreckt sich gleichermaßen auf alle Personen und auf alle Güter, während das sozialistische Eigentumsrecht ein abgestuftes Zuweisungssystem der Eigentumsobjekte zu verschiedenen Eigen tu msträgern vorsieht, worauf gleich noch einzugehen sein wird. Der freie Erwerb und die freie Nutzung des Privateigentums räumen unauflösbar die Möglichkeit ein, Verfügungs- und Nutzungsrechte aufzuteilen und an andere Personen zu transferieren. Die Auswirkungen der Teilung und Transferierbarkeit auf die Motivationsstruktur lassen sich am Beispiel der Aktiengesellschaft verdeutlichen. Für diese Unternehmensform ist die Trennung von Eigentum und Leitung charakteristisch. Die Aktionäre erwerben durch Aktienkauf Teile des Firmenvermögens, dessen Verwaltung sie Managern übertragen. Die Trennung von Eigentum und Leitung heißt hierbei Teilung der Eigentumsrechte, indem ein Teil der Verfügungs- und Nutzungsrechte an das Management delegiert wird, wobei sich die Eigentümer deren Kontrolle vorbehalten.

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Das mit dieser Rechtsaufteilung einhergehende Motivationsproblem bezüglich der effizienten Allokation und Verwaltung des Firmenvermögens läßt sich an einem einfachen Beispiel aufzeigen. Unterstellt sei eine Aktienunternehmung, deren Vermögen von 10 Eignern mit jeweils identischen Anteilen gehalten werde. Ferner sei angenommen, daß das Management im Vergleich zu Konkurrenzunternehmen ineffizient wirtschafte, wodurch Verluste in Höhe von 1 Million Mark entstünden. Bei diesen Bedingungen kann seitens der Eigner eine wirksame Motivation zur Entdeckung und Beseitigung der Ineffizienz unterstellt werden, da für jeden der materielle Vorteil durch wirksame Kontrollmaßnahmen spürbar zu Buche schlagen kann, also maximal mit jeweils 1 0 0 0 0 0 Mark. Mit breiter gestreutem Anteilseigentum nimmt für den einzelnen Eigner die Motivation zur Kontrolle des Managements ab (vgl. Tullock, 1969, S. 2 9 8 ; Wagner, 1973, S. 117; Meyer, 1983, S. 23 ff.). Die potentiellen materiellen Vorteile aus effizienzbedachten Kontrollmaßnahmen fallen nämlich bei kleiner werdenden Vermögensanteilen geringer aus, während die Kontrollkosten relativ zur Ertragsminderung eher zunehmen. Denn bei vielen Anteilseignern steigen die Einigungskosten, die bei der Abstimmung divergierender Kontrollstrategien entstehen. Für die Eigner kleiner Vermögensanteile mindert sich aufgrund individueller Kosten-Ertrags-Kalküle die Kontrollmotivation, während die Bereitschaft zur Trittbrettfahrerhaltung zunimmt, indem einzelne Eigner die Kontrolle anderen Personen überlassen, die materiellen Vorteile der Fremdkontrolle jedoch bereitwillig nutzen wollen. Aus der Tatsache, daß mit breitgestreutem Anteilseigentum für den einzelnen Eigner der Anreiz zur direkten Kontrolle des Managements abnimmt, läßt sich noch nicht ein Versagen der privaten Eigentümerfunktionen ableiten. Erlaubt die Rechts- und Eigentumsordnung eine zweckfreie Vermögensallokation, so ist anzunehmen, daß sich transaktionskostengünstige Allokations- und Kontrollformen entwickeln. Zu nennen sind die Kontrolle erstens durch den Aktienmarkt, zweitens durch den Transfer der Verfügungsmacht, auch Übernahmekontrolle genannt, oder drittens durch den Managermarkt, um nur die wichtigsten marktmäßigen oder indirekten Kontrollformen zu nennen (Schüller, 1979; Ritter-Aab, 1980; Leipold, 1981c). Diese indirekten Kontrollen funktionieren nach den Prinzipien von Angebot und Nachfrage gemäß selbstinteressierter Anlagekalküle. Die dabei marktlich zustandekommende Vermögens- und Managerbewertung bündelt individuelle Kenntnisse und Kalküle und reduziert Such- und Kontrollkosten. Die Entfaltung dieser Kontrollen ist an eigentumsrechtliche Rahmenbedingungen geknüpft; sie setzt Allgemeinheit, Exklusivität, Teilbarkeit und Transferierbarkeit der Eigentumsrechte voraus. Die allgemeine und abstrakte Normierung der Eigentumsrechte sichert dabei den ungehinderten Erwerb von Vermögen und die zweckfreie Vermögensanlage. Die exklusive Normierung dieser Rechte, insbesondere der Nutzungsrechte, motiviert die effizienzbedachte Vermögensdisposition. Durch die freie Teilung und Transferierbarkeit der Eigentumsrechte werden die technischen Vorbedingungen für die variable Allokation des Vermögens in die jeweilig günstigste Verwendung erfüllt. Da im Rahmen einer Privateigentumsordnung prinzipiell an allen Vermögensobjekten anteilige, exklusive, teilbare und transferierbare Eigentumsrechte erworben und übertragen werden können, stehen hier der Entfaltung von Kapitalmärkten und von unterschiedlichen marktmäßigen Kontrollformen keine eigentumsrechtlichen Barrieren entgegen. Dadurch erscheint auch grundsätzlich die Herausbildung effizienter, also transaktionskostengünstiger Motivations- und Kontrollstrukturen garantiert zu sein. Die positiven motivationalen Struktureffekte des Privateigentums werden durch die vergleichende Untersuchung des Staatseigentums sozialistischer Prägung noch deutlicher.

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An die Stelle des Universalitätsprinzips tritt in sozialistischen Eigentumsordnungen ein nach Trägern und Objekten abgestuftes Zuweisungssystem (Drobnig, 1951; Jakobs, 1965). Die volkswirtschaftlich wichtigen Ressourcen und Produktionsmittel werden in der Sowjetunion, der DDR und anderen sozialistischen Planwirtschaften ausschließlich dem Staat zugeordnet, womit das Staatseigentum zur dominanten Eigentumsform gerät (vgl. z.B. Art. 10 der DDR-Verfassung). Die nächste Stufe der Rangordnung nehmen Genossenschaften ein, die Eigentum an «einfachen», vorrangig an landwirtschaftlichen Produktionsmitteln erwerben können. Privates oder persönliches Eigentum ist grundsätzlich an Gegenständen des persönlichen Ge- oder Verbrauchs möglich. Außerdem besteht im Bereich der einfachen Warenproduktion der Kleinbauern, Handwerker oder Einzelhändler die Chance des privaten Eigentumserwerbs. Von den genannten Eigentumsformen soll im folgenden nur das Staatseigentum berücksichtigt werden. Bei dieser Eigentumsform sind die grundlegenden Eigentümerrechte unabhängig von der Struktur des Koordinations- oder Lenkungssystems staatlichen Organen zugeordnet. In allen sozialistischen Ländern ist der Ministerrat das für die Planung, Leitung und Kontrolle der Volkswirtschaft verfassungsmäßig zuständige Staatsorgan. Es setzt sich aus dem Präsidium und der Gesamtheit der Minister zusammen. Die für wirtschaftliche Angelegenheiten zuständigen Ministerien lassen sich in zweig- oder bereichsleitende und in funktionale, d.h. mit volkswirtschaftlichen Querschnittsaufgaben beauftragte, Ministerien untergliedern. Der Hauptanteil der staatlichen Eigentümerrechte ist davon regelmäßig den Zweigministerien zugeordnet. Das Bündel an Aufgaben und Rechten der Zweigministerien kann unter eigentumsrechtlichen Aspekten auf zwei Komplexe reduziert werden: Erstens auf die Planung und Leitung der Zweigprozesse mittels direkter oder aber indirekter Methoden und zweitens auf die Kontrolle der Staatsunternehmen (Belege dazu bei Leipold, 1983 b). Der Kontrollauftrag umfaßt die Auswahl der Unternehmensleiter, die grundlegenden Dispositionen über das staatseigene Unternehmensvermögen und die Kontrolle der bedarfsorientierten und effizienzbedachten Unternehmensführung. Zum Verständnis der Art und Weise, wie dieser Auftrag von den Ministern wahrgenommen wird, ist die dem Staatseigentum spezifische Zuordnung der Eigentumsrechte zu beachten. Das charakteristische Merkmal besteht in der Divergenz zwischen Verfügungs- und Nutzungsrechten. Während der Umfang der Verfügungsrechte beträchtlich ist, stehen den Leitern der Staatsorgane nur minimale Nutzungsrechte zu. Gemäß der Grundidee des sozialistischen Eigentums, wonach die Staatsorgane lediglich als Mittler und Vertreter des Gesellschaftskollektivs handeln sollen, verbietet es sich, den staatlichen Leitern das Recht der persönlichen Aneignung von Erträgen oder gar von Vermögensteilen zu konzedieren. Unabhängig von ideologischen Maximen und formalen rechtlichen Etikettierungen würde das Zugeständnis der exklusiven und persönlichen Nutzung das Staatseigentum faktisch in Privateigentum transformieren. In der Beschränkung der Nutzungsrechte sieht auch Polanyi (1969, S. 175 ff.) den wesentlichen Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Im Sozialismus könnten Privatpersonen zwar verzinsliche Sparguthaben bilden, aber man «cannot subscribe any industrial shares. All allocation of capital is in the hands of public officials. All risks of enterprise are pooled in the public treasury. The State bears all the looses and takes all the profits.» Diese unpersönliche Vermögens- und Rechtszuordnung wird auch durch die Möglichkeit partieller Gewinnund Fondsbeteiligungen der Beschäftigten in den Staatsunternehmen nicht grundsätzlich tangiert. Staatseigentum läßt nur eine mediatisierte Eigentumsträgerschaft zu, woraus sich gewichtige motivationale Struktureffekte ergeben. 28

Weil die staatlichen Aufsichtsorgane keine persönlichen Nutzungsrechte haben, bestehen auch keine wirksamen Anreize zur verantwortungsbewußten Vermögenskontrolle. Eine solche Kontrolle verursacht Kosten, denen kein direkter und persönlich zurechenbarer Nutzen entspricht. Der Nutzen streut vielmehr über eine Vielzahl von Personen. Da er zwar der Öffentlichkeit in Form einer verbesserten Güterversorgung oder aber einer geringeren Steuerlast, nicht jedoch dem staatlichen Kontrollorgan zugute kommt, weist die staatliche Leitung und Kontrolle einen hohen «Öffentlichkeitsgrad» auf (Bonus, 1980). Mit steigendem Öffentlichkeitsgrad der Güter und Leistungen geht jedoch eine abnehmende Motivation zu deren Produktion und Bereitstellung einher. Bezogen auf das Staatseigentum verbindet sich mit dem hohen Öffentlichkeitsgrad nur eine geringe Bereitschaft zur effizienzbedachten Kontrolle. Dieses Motivationsdefizit einzelner Minister wird durch die Erwartung bestärkt, daß die anderen Amtskollegen ebenfalls ihre eigennützigen Interessen verfolgen, so daß jeder damit rechnen muß, daß die möglichen Kontrolleffekte seiner eigenen Anstrengungen isoliert und daher gesamtwirtschaftlich bedeutungslos bleiben. Das geringe Interesse, die knappen Ressourcen sparsam zu verwenden oder ihren sparsamen Einsatz zu kontrollieren, ergibt sich neben den eigentumsrechtlichen Restriktionen noch aus dem bürokratischen Eigeninteresse der Minister an der Expansion der Entscheidungskompetenzen. Für eine erfolgreiche Realisierung dieses für Bürokratieleiter typischen Erfolgsziels (vgl. Roppel, 1979) ist nicht der möglichst sparsame, sondern gerade der extensive Ressourceneinsatz günstig. Die Verfügung über umfangreiche Verwaltungsapparate und über möglichst großzügige Zuteilungen an Rohstoffen, Investitionsmitteln, Finanzen oder Devisen hebt Ansehen und Einfluß des Bürokratieleiters und ist zudem eine günstige Vorbedingung für anspruchsvolle Planziele, die sich im Fall der Zweigminister auf die Expansion des Zweig- oder Unternehmensumsatzes mittels extensiver Faktoreinsätze beziehen. Die in rechtlichen Besonderheiten des Staatseigentums begründeten Konsequenzen auf die Anreiz- und Kontrollstruktur lassen sich zusammenfassen: Der in der Beschränkung der Nutzungsrechte angelegte hohe Öffentlichkeitsgrad der staatlichen Leistungen behindert die Entfaltung originärer Eigentümerinteressen. Das mangelnde Effizienzinteresse der verantwortlichen Staatsorgane ist durch Gebote zu ersetzen: Die Eigentumsrechte sind überwiegend in Form von Rechtspflichten zu normieren. Da die Wahrnehmung dieser Pflichten staatlichen Amtsinhabern übertragen und somit zur Amtspflicht wird, nimmt die staatliche Eigentümerkontrolle die Form der bürokratischen Kontrolle an. Das Staatseigentum gerät auf diese Weise zur Ursache einer umfassenden Verrechtlichung und Bürokratisierung der Wirtschaftsprozesse. An die Stelle der für das Privateigentum charakteristischen Normierung der Eigentumsrechte in Form allgemeiner und möglichst abstrakter Regelungen treten beim Staatseigentum konkrete, zweckgerichtete Regelungen. Sichtbaren Ausdruck findet diese Veränderung in den in allen sozialistischen Verfassungen an prominenter Stelle stehenden Geboten, das sozialistische Eigentum zu schützen und zu mehren. Dieses verfassungsrechtliche Gebot wird in einer Fülle von konkreten Verordnungen weiter detailliert. Seine Befolgung wird über rigide strafrechtliche Regelungen abgesichert (vgl. Art. 10 der DDR-Verfassung; für Ungarn § 9 und § 69 der Verfassung, in: Brunner, Meißner, 1 9 8 0 ; Leipold, 1981c, S. 117ff.). Die im Eigentumsrecht begründeten Motivationsdefizite begünstigen in den Staatsunternehmen die Existenz von X-Ineffizienzen (Leibenstein, 1978). Indikatoren dafür sind die erheblichen Produktivitätsrückstände der Staatsunternehmen gegenüber den privatwirtschaftlichen Unternehmen, die sowohl für das zentralisierte als auch dezentralisierte Lenkungssystem als charakteristische Mängel nachweisbar sind (vgl. Belege 29

für die DDR bei Haase, 1980; für Ungarn bei Roman, 1976). Die Diagnose von X-Ineffizienzen läßt zugleich Rückschlüsse auf die Innovationsbereitschaft der Staatsunternehmen zu, denn sie sind Ausdruck der geringen Bereitschaft zur Kostensenkung mittels der Durchsetzung von Verfahrensneuerungen. Da Verfahrensinnovationen für die Zulieferanten in der Regel Produktionsinnovationen sind, wirkt sich das eigentumsbedingte geringe Effizienzinteresse lähmend auf die Innovationsmotivation insgesamt aus.

5. Eigentum und Koordinationsstruktur Arbeitsteilige Wirtschaftsprozesse lassen sich entweder über ein zentrales Planungsund Bilanzierungssystem oder aber über ein dezentralisiertes Markt- und Preissystem koordinieren. Im zentralkoordinierten Planungs- und Bilanzierungssystem erfolgt die Koordination der einzelwirtschaftlichen Aktivitäten über staatliche Planauflagen und Anweisungen, die von den Einzelwirtschaften zu erfüllen sind. Demgemäß ist die Anreizstruktur auf die Planerfüllung auszurichten. Im dezentralen Marktsystem erfolgt die Koordination der Einzelpläne über Preise auf der Grundlage des einzelwirtschaftlichen Erfolgs- oder Gewinnstrebens. Die Unternehmenserfolge spiegeln die Marktleistung im Sinne einer erfolgreichen Anpassung an Markterfordernisse wider, wenn sie unter wettbewerblichen Marktbedingungen Zustandekommen. Die Entfaltung wettbewerblicher Marktprozesse wie auch die Sicherung der Planerfüllung verlangen also bestimmte institutionelle und motivationale Vorkehrungen. Bezogen auf die hier zur Diskussion stehende Institution des Eigentums stellt sich die Frage nach den Auswirkungen alternativer Eigentumsrechtsnormierungen auf die Koordinationsstruktur. Die jeweilige ordnungspolitische Kompatibilität zwischen Privateigentum und wettbewerblich geordneten Marktsystemen wie auch zwischen Staatseigentum und zentraler Planung und Bilanzierung bedarf an dieser Stelle keiner näheren Analyse und Begründung. Dagegen bildet die Frage nach der Vereinbarkeit einer durchgängigen Verstaatlichung der Produktionsmittel mit einer dezentralen Wettbewerbsordnung das umstrittene und daher interessante Ordnungsproblem. Diese Synthese wird zumindest konzeptionell in den «marktsozialistischen» Wirtschaftssystemen angestrebt, wobei die ungarische Wirtschaftsreform den aktuellsten Versuch der Annäherung an diese Konzeption darstellt. Die Kompatibilitätsfrage von Staatseigentum und Wettbewerb soll exemplarisch am Kapitalmarktproblem und am Funktionszusammenhang zwischen Kapital- und Konsumgütermärkten untersucht werden. Der Stellenwert dieser Frage wird vor dem Hintergrund der These von Lachmann (1969, S. 100) deutlich, nach dem der Kapital- und speziell der Aktienmarkt eine unverzichtbare Institution einer marktwirtschaftlichen Ordnung bilde. Folgerichtig sieht er in der Existenz freier Kapitalmärkte die differentia specifica zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Es stellt sich daher die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der Entfaltung des Kapitalmarktes. Unter den Bedingungen durchgängigen Staatseigentums an Produktionsmitteln ist als erste rechtliche Restriktion für eine marktmäßige Allokation und Bewertung des Produktivvermögens der kleine Kreis der berechtigten Eigentümer zu nennen. Staatseigentum sozialistischer Prägung schließt wesensmäßig die Zuordnung der Eigentumsrechte an Produktionsmitteln zu Privatpersonen aus. Als Träger und Verwalter des Staatsver-

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mögens kommen praktisch nur die Leiter der Staatsorgane, insbesondere die Minister, ferner die Leiter der Staatsunternehmen und der Staatsbanken in Frage. Staatseigentum tendiert daher zu einer starken Konzentration des Vermögens. Werden die Eigentumsrechte den nach zweiglichen und regionalen Kriterien organisierten Ministerien zugeordnet, kann wegen der Konzentration der Verfügungsrechte innerhalb einer Branche oder Region keine konkurrierende Kapitalallokation zustande kommen. Auch die Annahme einer interministeriellen Kapitalallokation kann wegen der niedrigen Zahl der potentiellen Konkurrenten und der Anlässe zu Vermögenstransaktionen keine reale Funktionstüchtigkeit beanspruchen, zumal der Informationsgehalt der «Marktpreise» minimal bliebe. Diese Bedenken gelten ebenfalls für das Szenario einer marktorientierten Allokation des Kapital- und Firmenvermögens zwischen den Unternehmen. (Zu Vorschlägen zur Implementierung marktmäßiger Lenkungsformen des Staatsvermögens vgl. Nagy, 1970.) Auch dabei bliebe die Anzahl der Marktteilnehmer gering. Hierin ist die Aussage von Polanyi (1969, S. 179) begründet, daß beim Staatseigentum «the mode of capital allocation is comparatively clumsy». Die quantitative Beschränkung potentieller Eigentümer spiegelt die eigentumsrechtlichen Restriktionen wider, die sich aus der Beseitigung des Universalitätsprinzips und aus der zweckgebundenen Zuordnung des Staatsvermögens ergeben. Die Beschränkung des universellen und freien Erwerbs volkswirtschaftlich wichtiger, d.h. vor allem industrieller, Produktionsmittel durch Privatpersonen impliziert ökonomisch das Verbot der freien Unternehmensgründung sowie vor allem der Übernahme von Staatsunternehmen durch in- oder ausländische Privatpersonen oder -unternehmen. Sofern im Rahmen einer sozialistischen Eigentumsordnung ein privater Vermögenserwerb zugelassen wird, ist immer zugleich eine Obergrenze zu benennen, die den Vorrang des Staatseigentums sicherstellt. Im Falle der privaten Unternehmensgründung und -führung wird diese Grenze meist an der Zahl der Beschäftigten, beispielsweise maximal 10 Beschäftigte, festgemacht, im Fall der Unternehmensbeteiligung gibt ein maximaler Geschäftsanteil, beispielsweise 49 vH des Firmenvermögens, das obere Limit an. Durch diese Regelungen werden die Entfaltung des unternehmerischen Potentials und der Zutritt zum Kapitalmarkt in enge Grenzen verwiesen. Als zweite Restriktion sind die erwähnten Motivationsdefizite der staatlichen Eigentumsträger zu nennen. Weil der Erwerb exklusiver Vermögensanteile und die persönliche Zurechnung von Vermögensträgern wie auch die persönliche Haftung für Verluste auszuschließen sind, verbindet sich die staatliche Eigentumsträgerschaft nicht mit dem Rentabilitäts- und Gewinnstreben. Die Vermögensdispositionen werden daher nicht vom Interesse bestimmt, das Staatsvermögen in die rentabelste Verwendung zu lenken. Vielmehr dominieren politisch-bürokratische Präferenzen. Im Fall sektoral organisierter Behörden dürfte der Beitrag für die Expansion der Zweigproduktion, im Fall regionaler Behörden die Auswirkungen auf die Realisierung der länder-, kreis- oder kommunalspezifischen Ziele die Kapitaldisposition bestimmen. Von einer Kapitalallokation, die sich an politisch-bürokratischen Zielen und nicht an der erwarteten Rentabilität orientiert, kann auch kein Beitrag zur Intensivierung des Wettbewerbs erwartet werden. Schließlich setzt ein funktionsfähiger Kapitalmarkt auch mögliche Bankrotte unrentabler Unternehmen voraus, ein Erfordernis, dem bisher noch in keinem staatssozialistischen Wirtschaftssystem Rechnung getragen wurde. Ein Grund dafür spielt zweifellos der Tatbestand, daß eine objektive Leistungsbewertung der Staatsunternehmen mangels geeigneter Informationen und Bewertungskriterien erschwert wird. Durch das konkrete, auf die Situation des Einzelunternehmens bezogene, Dotations- und Abgabensystem wird der relative Erfolgsvergleich zwischen den Unternehmen verfälscht.

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Das sowohl für zentralisierte als auch dezentralisierte staatssozialistische Lenkungssysteme charakteristische Problem der objektiven Leistungsbewertung verweist auf den fehlenden Funktionszusammenhang zwischen Kapital- und sonstigen Gütermärkten. Auf die ordnungspolitische Bedeutung dieses Zusammenhangs in privatwirtschaftlichen Marktwirtschaften hat Krüsselberg (1967, S. 294; 1969, S. 214ff.; 1980, S. 22 ff. und S. 87 ff.) wiederholt aufmerksam gemacht. Er erachtet die These als zentral, daß sich die Effizienz wettbewerblicher Märkte nicht isoliert anhand der Bewertungen und Ergebnisse auf den Gütermärkten, sondern erst in Verbindung mit den Bewertungsvorgängen auf den Bestandsmärkten ermitteln lasse. Entscheidungen über die Lenkung des Kapitals und somit über Vermögensbestände sind in der Regel langfristiger und zudem risikoreicher Natur. Im Unterschied zu Dispositionen über Stromgrößen drohen bei Fehlentscheidungen nicht nur Verluste der Erträge, sondern zusätzlich auch der Bestände. Aus diesem Risikoproblem leitet Lachmann (1979, S. 77) die besonders verantwortliche Kontrolle des Vermögens (stocks) gegenüber Stromgrößen (flows) ab. Unter den Bedingungen des Privateigentums obliegt die Verantwortung bezüglich der Verwendung und Kontrolle des Vermögens den Eignern. Im bereits erörterten Falle des Aktieneigentums und der hierbei charakteristischen Trennung von Eigentum und Leitung liefern die Kapitalmärkte aufschlußreiche Informationen zur Leistungsbewertung der Unternehmensleitungen. Die auf diesen Märkten zustandekommenden Preise bündeln eine Vielzahl von individuellen Bewertungen und Erwartungen. Da der Wert des Vermögens letztlich von den Absatzerfolgen auf den Gütermärkten abhängt, fordern die Kapitalmarktkontrollen die Manager simultan zur Verfolgung des Gewinn- und Rentabilitätsziels, somit auch zur effizienten Vermögensdisposition heraus. Daher bilden die Kapitalmärkte unter den Ordnungsbedingungen des Privateigentums einen integralen und sehr disziplinierenden Teil der Marktkontrollen. Da unter den Bedingungen des Staatseigentums sich keine funktionsfähigen Kapitalmärkte entfalten können, entfällt auch der stimulierende und disziplinierende Einfluß dieser Kontrollformen. Die Kapitalallokation muß daher hier mit überwiegend direkten Lenkungsmethoden durch staatlich-bürokratische Organe vorgenommen werden (zu den Kontrollkosten vgl. Moore, 1981). Für die verantwortlichen Aufsichtsorgane erleichtert sich die Aufgabe der Unternehmenskontrolle, wenn die Zahl der zu kontrollierenden Unternehmen reduziert wird und wenn die Bereitschaft zu Unterordnung und Anpassung vorhanden ist (zur Relevanz in Ungarn vgl. Revesz, 1979). Diese Kontrollstrategie, die auf die Reduzierung der Transaktions- und speziell der Kontrollkosten zielt und insofern rational ist, unterminiert gleichsam ungewollt die Entfaltung wettbewerblicher Marktprozesse auf den Absatzmärkten. Bei nur wenigen und zudem inaktiven Unternehmensleitern können sich keine kompetitiven Marktverhältnisse entzünden. Die Markterfolge lassen sich unter diesen Umständen auch nicht als objektive Indikatoren der unternehmerischen Effizienz oder Ineffizienz heranziehen. Die ungarischen Erfahrungen vermögen die theoretischen Ableitungen über den Funktionszusammenhang zwischen Kapital- und Gütermärkten zu belegen. Angesichts mangelhafter Kapitalmarktkontrollen verwundert der fehlende Wettbewerb auf den Gütermärkten nicht. Das 1980 eingeführte kompetitive Preissystem ist ein Versuch, eine wettbewerbliche Leistungsbewertung durch Übernahme der Weltmarktpreise gleichsam auf dem Wege des institutionellen Imports zu simulieren. Freilich bedarf dieses Preissystem der strengen Kontrolle durch das Preisamt, so daß es sich nur um eine behördliche Simulierung von Wettbewerb mit all ihren spezifischen Mängeln handeln kann (Leipold, 1981 a; Bohnet, 1983).

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6. Schlußfolgerungen Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Eigentum und Wirtschaftsordnung führt zusammenfassend zu dem Resultat, daß die Entscheidungs-, Motivations- und Koordinationsstrukturen maßgeblich von der Normierung der Eigentumsrechte beeinflußt werden. Als institutionelle Vorlagen dienten das Privateigentum in westlichen Marktwirtschaften und das Staatseigentum, wie es in den zentralisierten oder dezentralisierten sozialistischen Wirtschaftssystemen normiert ist. Dabei wurde die in der Verfassung und in anderen Verordnungen niedergelegte Normierung der Eigentumsrechte gemäß dem Verständnis der ökonomischen Theorie der Eigentumsrechte im weitergefaßten Sinne der Handlungsrechte (Property Rights) interpretiert. Unbeachtet blieben die in Sitten, nationalen Besonderheiten oder Mentalitäten wirkenden sozial-kulturellen Regelungen, die dem jeweiligen Eigentumsrecht eine kulturspezifische Prägung verleihen. Sowohl in Marktwirtschaften als auch in Zentralplanwirtschaften begründen die verfassungsmäßig fixierten Eigentumsrechte maßgeblich die Entscheidungs- oder Handlungsstruktur. Sofern das Recht Geltung hat, werden der Zugang zu wirtschaftlichen Aktivitäten und die Verteilung der wirtschaftlichen Entscheidungskompetenzen auf private oder öffentliche Entscheidungsträger wesentlich vom Eigentumsrecht bestimmt. Die Art und Weise, wie Rechte wahrgenommen und in wirtschaftliche Aktivitäten umgesetzt werden, hängt von der Bündelung bzw. Beschränkung der Verfügungsund Nutzungsrechte ab. Der struktur- und indirekt der verhaltensformende Einfluß der Eigentumsrechte kommt am markantesten bei der wirtschaftlichen Leistungsmotivierung zum Ausdruck. Die beim Staatseigentum in der Beschränkung der Nutzungsrechte angelegten motivationalen Defizite sind als die entscheidende institutionelle Ursache für den ökonomischen und technologischen Rückstand der sozialistischen Wirtschaftssysteme gegenüber privatwirtschaftlichen Marktwirtschaften erkannt worden. Der motivationale Einfluß der Eigentumsrechte wird generell, besonders aber bezüglich privatwirtschaftlicher Ordnungen, unterschätzt. So sind in den letzten Jahrzehnten in allen westlichen Industrieländern die privaten Eigentumsrechte durch den Ausbau des Wohlfahrtsstaates sukzessive verdünnt worden. Dementsprechend erhöhte sich hier der Öffentlichkeitsgrad wirtschaftlicher Leistungen und Beziehungen. Wie an anderer Stelle dargelegt, ist in dieser institutionellen Veränderung eine gewichtige Ursache der für Ende der siebziger Jahre charakteristischen Wachstums-, Investitions- und Produktivitätsschwäche zu suchen (Leipold, 1983 a). In Wirtschaftstheorie und -politik finden diese institutionellen Veränderungen bisher noch nicht die adäquate Beachtung. Schließlich ergab die Untersuchung der Kompatibilität des Staatseigentums mit einer Wettbewerbsordnung, daß Aussagen über die Funktionsweise von Koordinationssystemen die eigentumsrechtlichen Rahmenbedingungen intensiver als bisher üblich zu berücksichtigen haben. Im Lichte dieser Untersuchungsergebnisse erscheinen die einleitend angeführten Auffassungen revisionsbedürftig, die im Eigentum lediglich ein «Subsidiärkriterium» (Kloten, 1955, S.77) zur Kennzeichnung von Wirtschaftsordnungen sehen.

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Vermögen, Kapital, Eigentum — Schlüsselbegriffe der Ordnungstheorie?

Hans-Günter Krüsselberg

Vorbemerkung Dieser Beitrag bemüht sich um die systematische Behandlung von drei in der ökonomischen Literatur u.E. bislang nicht im Zusammenhang erörterten Fragen. Die erste lautet: Wie war es möglich, in der ordnungstheoretischen Diskussion die ungemein wichtige Tatsache bis heute zu übersehen, daß die Physiokratie, insbesondere durch Quesnay verkörpert, die in der Geschichte ökonomischer Lehrmeinungen unangefochten als die Begründerin der «Kapitaltheorie» erscheint, als Basis für ihre «kapitaltheoretische» Diskussion den Begriff «Vermögen» verwandte? — Unsere Antwort lautet: In unzutreffender Weise ist das physiokratische System — dem Sprachgebrauch von Marx folgend — zumeist ausschließlich als jenes System angesehen worden, das «Freiheit für den Kapitalismus» verlangt und diese Forderung unter Berufung auf die «Natürlichkeit» des Privateigentums wissenschaftlich zu begründen sucht. Daraus erwuchs — so wiederum die marxistische Interpretation — schließlich bei A. Smith ein System bürgerlicher politischer Ökonomie, in dem die Reichtumsvermehrung durch Akkumulation von Kapital bewirkt und durch «Verfolgung des Interesses des Kapitaleigentümers an seinem Gewinn» vollzogen werden soll (Autorenkollektiv, 1978, S. 119ff., 133) 1 . Generell ist u.E. bei dieser Version übersehen worden, daß das Werk von Quesnay gleichfalls den Weg zu sehr entscheidenden Ideen über — nach Marxens Meinung — notwendige Bauelemente der sozialistischen Gesellschaft wies. Es wird auch nicht reflektiert, daß der «Fonds»-Begriff der marxistischen Theorie, der dem Kapitalbegriff nicht-sozialistischer Theoriesysteme kontrastierend entgegengesetzt wird (Ehlert u.a., 1978, S. 60ff.), exakt der «Kapital»-Begriff der Physiokratie ist. Unsere zweite Frage knüpft an eine aus diesen Feststellungen folgende Vermutung an. Sie lautet: Muß nicht wegen der notwendigen Verknüpfung der Erörterung von Wirtschaftsordnungen mit ihren Schlüsselbegriffen der institutionelle Rahmen für wirtschaftliches Handeln - in seiner sozialökonomischen Dimension - stärker als bisher üb-

1

Siehe zur Korrekrur vielfach verzerrter Auffassungen über das Werk von Adam Smith: F. X. Kaufmann, H. G. Krüsselberg, 1984.

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lieh in die Analyse einbezogen werden, wenn es gilt, die Funktionsabläufe und -ergebnisse von Wirtschaftssystemen adäquat zu erfassen und zu beurteilen? — Wir antworten: Da durch die Gesetze und Institutionen einer Wirtschaftsgesellschaft (durch den «sozialen Willen», wie es Marx in den Frühschriften nannte) entschieden wird, in welcher Weise und durch wen Vermögen wirtschaftlich genutzt werden kann, bedarf es wie Eucken u. E. zu Recht hervorhob - einer systematischen Analyse des Zusammenhangs «zwischen historisch gegebenen Institutionen und alltäglichen Wirtschaftsprozessen», soll auf theoretisch exakter Grundlage über Effizienz oder Ineffizienz jener Prozesse befunden werden. Hier erlangt neben dem Organisationsrrtuster von Unternehmen das Geld- bzw. Finanzsystem einer Volkswirtschaft besondere Bedeutung (Eucken, 2 1954, S. 321, 309ff.), ein Tatbestand, der unter dem Aspekt «Problematik der Kapitalbeschaffung» Quesnay Sorge bereitete, Marx jedoch lediglich als eine Angelegenheit «wirklicher vorherbestimmter Kontrolle der Gesellschaft» erschien (siehe dazu in diesem Beitrag den Abschnitt 3.3). Da sich die Diskussionen dieses Bandes vielfach monetären Phänomenen zentralverwaltungswirtschaftlicher Systeme widmen, konnte sich die dritte unserer Fragen auf marktwirtschaftliche Systeme konzentrieren: Welcher Kontrollmechanismus bewirkt in solch hochgradig komplexen Systemen die Bewertung und Auslese jener effizienten Wirtschaftspläne, die eine zieladäquate Allokation der Ressourcen erwarten lassen? Die überwältigende Bedeutung von Märkten nicht nur für die Koordination und Kontrolle eines mehrstufigen, dezentralisierten Entscheidungssystems, sondern auch für die Entdeckung neuer effizienzfördernder institutioneller Muster ist - so folgern wir — ein starkes Indiz für die Berechtigung, mit Eucken und Hensel Wirtschaftssysteme nach der Dominanz des jeweiligen Planungssystems zu bestimmen.

1. Das Problem In der im 17., 18., 19. Jahrhundert sich allmählich ausbildenden Kapitaltheorie wurden Begriffe wie Reichtum, Vermögen und Bestand (stock) bevorzugt. «Vor dem achtzehnten Jahrhundert ... machten die Ökonomen von dem Begriff (Kapital) nahezu überhaupt keinen Gebrauch» (Schumpeter, 1965, S. 409f.). Unbestritten stammt das Fundament der Kapitaltheorie von Quesnay (und anderen Physiokraten). Ausgegangen wurde dort von einem physischen oder realen «Kapitalbegriff», d.h. von Realvermögen. Es schloß Geld, erworbene und nützliche Fähigkeiten aller Einwohner und die «Subsistenzmittel der Arbeiter» mit ein. Vermögen sind «Vorschüsse», die in Form von Gütern oder Qualifikationen vor Beginn der in Frage stehenden Produktion angesammelt wurden - als Voraussetzung für wirtschaftliche Aktivität. - Und Schumpeter weist bereits anläßlich der Analyse des Quesnayschen Agrarprogramms daraufhin, daß die Träger des wirtschaftlichen Prozesses nicht als Eigentümer, sondern als über Vermögen Verfügende tätig sind ( «intelligente Pächter . . . nicht Eigentümer ihres Bodens, wohl aber frei von jeder Einmischung seitens der Grundbesitzer . . . » , S. 303 f.). Diese inhaltlich vollauf berechtigte Anmerkung Schumpeters, die auf die Bedeutung des institutionellen Rahmens für wirtschaftliche Prozesse aufmerksam macht, ist jedoch in der Theoriediskussion solange ohne Wirkung geblieben, wie der Trennung von Unternehmer- und Eigentumsfunktion - infolge der Vernachlässigung des Vermögens38

aspektes - kaum systematische Bedeutung zugemessen wurde. In den theoretischen Arbeiten dominierte unangefochten die schon für die Klassik wirklichkeitsfremde Konzeption des Unternehmer-Kapitalisten. Sie bereitete offenbar auch den Weg für diejenigen, die von der Eigentumsordnung, nicht von der Funktionsordnung her das Gesamtsystem als «kapitalistisch» bezeichnen wollten. Marx nutzte die sich ihm bietende Chance zur Namensverleihung, wie wir im folgenden insbesondere in 3.1 sehen werden, konsequent aus. Marx hob zunächst hervor, daß das physiokratische System sich «als die innerhalb des Rahmens der feudalen Gesellschaft durchdringende neue kapitalistische Gesellschaft» darstellt. Es sei «das erste System, das die kapitalistische Produktion analysiert und die Bedingungen, innerhalb deren Kapital produziert wird und innerhalb deren das Kapital produziert, als ewige Naturgesetze der Produktion darstellt» {Marx, Theorien I, S. 20). Nicht nur in der marxistischen Literatur ist es üblich geworden, davon zu reden, daß die Physiokratie eine Begründung für den klassischen bürgerlichen Liberalismus geliefert habe und Quesnays Position auf «die Forderung nach Freiheit für den Kapitalismus überhaupt» hinauslaufe (Autorenkollektiv, 1978, S. 112ff.). Die Formel: «laissez faire, laissez passer» wird ganz generell als Grundformel des Liberalismus präsentiert, obwohl sie ein Konzept der physiokratischen Lehrmeinung war (so z.B. Schachtschabel, 2 1974, S. 28 f.). Erst die moderne Quesnayforschung hat zu der Erkenntnis geführt, «wie wichtig das Studium der von Marx gemachten Exzerpte» aus Quesnay sehen Texten «für die Untersuchung der Genese des Marxismus» (Kuczynski, in: Quesnay, II, 1976, S. 19) — auch in theoretischer Hinsicht - ist (siehe hierzu 3.1.). Unsere These ist nun, daß das System der Physiokratie — als theoretisches System — zumindest ebenso viele vor-sozialistische wie vor-kapitalistische Elemente birgt. Und hier ist es exakt die vermögenstheoretische Perspektive von Quesnay, die das Bindeglied zwischen Physiokratie und Marxismus darstellt, obwohl Marx sie eindeutig unter dem Aspekt der «Analyse des Kapitals» aufgreift. Tatsächlich ist nicht zu übersehen, daß Quesnay den Begriff «Kapital» so gut wie völlig vermeidet. Seine kapitaltheoretische Terminologie liegt völlig auf der Linie des Fonds-Begriffs, den die marxistische Theorie durchgehend verwendet (siehe 3.2.). Ein weiterer Grundtatbestand für diese Interpretation enger gedanklicher Verbindungen zwischen dem physiokratischen und marxistischen Ansatz ist in der besonderen Betonung des Distributionsaspektes zu sehen. Wenn Marx in den «Grundrissen der Kritik der politischen Ökonomie» darüber reflektiert, daß, «ganze Gesellschaften betrachtet, . . . die Distribution ... der Produktion vorherzugehen und sie zu bestimmen (scheint) » (Texte, 1969, S. 19 ff.), dann deckt sich dieser Denkansatz voll mit dem der Physiokraten, für die die herrschende Klasse die «verteilende» war. Meines Erachtens findet Marx im Idealtypus des Quesnay sehen Systems jene Strukturen gedanklich vorgebildet, oder zumindest angedeutet, die seine Gedanken über die notwendigen Bauelemente einer sozialistischen Gesellschaft prägten. Marx stellt in seiner direkten Argumentation zwar auf Ricardo ab, dem es darum zu tun gewesen sei, die moderne Produktion in ihrer bestimmten sozialen Gliederung aufzufassen und «eben deswegen nicht die Produktion, sondern die Distribution für das eigentliche Thema der modernen Ökonomie (erklärt) ». Allerdings hatte bereits die Physiokratie betont, daß eine Funktion der Ausgaben der Grundbesitzer darin zu sehen sei, den Einkommenskreislauf nicht unterbrechen zu lassen. So wird sie, die Klasse der Grundbesitzer, durch ihr Ausgabenmuster definitiv zur verteilenden Klasse (siehe 3.3.). Exakt diese Version hatte Schumpeter zum Widerspruch gereizt. Die Idee, daß das Sozialprodukt oder die Gesamtausbringung in einer Folge von Stufen produziert werde,

39

um in einer anderen «verteilt» zu werden, sei tatsächlich eine völlig unrealistische Abstraktion. Nur in einer sozialistischen Gesellschaft seien Produktion und Distribution wirklich verschiedene Vorgänge. In einer kapitalistischen Gesellschaft stellten beide jedoch lediglich «verschiedene Aspekte des gleichen Prozesses» dar. «Die Mehrzahl der kapitalistischen Einkommen entsteht im Verlaufe der Transaktionen, die die Produktion im ökonomischen Sinne, im Unterschied zur Produktion im technischen Sinne ausmachen.» Das ist «die realistische Vorstellung von der Einkommensbildung» (Schumpeter, 1965, S. 310). Wenn Marx in dem oben genannten Text andeutet, daß die Produktion von einer «gewissen Distribution der Produktionsinstrumente ausgehn muß», ergibt sich unmittelbar ein Anschluß an jene Definition der sozialistischen Gesellschaft, auf die Schumpeter sich stützt: «Mit sozialistischer Gesellschaft wollen wir ein institutionelles System bezeichnen, in dem die Kontrolle über die Produktionsmittel und über die Produktion selbst einer Zentralbehörde zusteht.» Vor diesem Hintergrund interessiert hier — unter vermögenstheoretischen Perspektiven — gleichfalls die Schumpeter sehe Unterscheidung zwischen kommerzieller und kapitalistischer Gesellschaft. Erstere sei nicht identisch mit der letzteren. «Kommerzielle Gesellschaft» heißt bei ihm ein institutionelles System, aus dem er nur zwei Elemente glaubt erwähnen zu müssen: «das Privateigentum an den Produktionsmitteln und die Regelung des Produktionsprozesses durch Privatvertrag (oder private Leitung oder private Initiative) ». Sie ist deshalb nicht hinreichend definiert, um kapitalistische Gesellschaften zu kennzeichnen, weil diese als «Spezialfall der ersteren . . . zusätzlich durch das Phänomen der Kreditschöpfung definiert (wird) » (Schumpeter, 1950, S. 267ff.; Hervorhebung H. G. K.), ein Thema, das uns in 3.4 und 4. beschäftigen wird. Exakt dies dürfte deckungsgleich mit der Auffassung von Marx sein, der im dritten Band des Kapitals zunächst den Physiokraten das große Verdienst zuschreibt, vom «allein in der Zirkulationssphäre fungierenden Handelskapital zurückzugehn zum produktiven Kapital». Zudem erscheint ihm der industrielle Kapitalist als fungierender Kapitalist, d. h. als Nicht-Eigentümer der Kapitals. Der «produktive Kapitalist» arbeitet mit geliehenem Kapital; der Geld-Kapitalist ist der Geldverleiher und Kapitaleigentümer. Auch sei es ein «einfacher empirischer Umstand», daß die Mehrzahl der industriellen Kapitalisten mit eigenem und geborgtem Kapital arbeitet, und schließlich bescheinigt er dem Kreditsystem, «einerseits eine immanente Form der kapitalistischen Produktionsweise (zu sein) und andererseits eine treibende Kraft ihrer Entwicklung zu ihrer höchst- und letztmöglichen Form». Daran knüpft er jedoch unmittelbar die Bemerkung an, es könne «keinem Zweifel» unterliegen, daß das Kreditsystem «während des Übergangs aus der kapitalistischen Produktionsweise in die Produktionsweise der assoziierten Arbeit» als mächtiger Hebel dienen werde. Sobald jedoch die Produktionsmittel «aufgehört haben, sich in Kapital zu verwandeln (worin auch die Aufhebung des Privateigentums eingeschlossen ist), hat der Kredit als solcher keinen Sinn mehr» (Kapital, III, S. 792, 385 ff., 620f.). Damit sind aber jene Fragen aufgeworfen, die nach wie vor ordnungstheoretisch interessieren. Hier sind die Schlüsselbegriffe unverändert die alten: Vermögen, Kapital, Eigentum. Welche Rolle ihnen im Systemvergleich zufällt, soll in einigen weiterführenden Erwägungen geprüft werden.

40

2. Begriffliche und inhaltliche Konfusionen — ein Ergebnis institutionenfreier Analysen Zu Beginn seiner Betrachtungen über «The Nature of Capital and Income» (1965 [1906], S. 3 ff., 7, 38) spricht I. Fisher von der in der kapitaltheoretischen Diskussion anzutreffenden Konfusion der Begriffe «wealth, property, certificates of property, services, and Utility». Er meint zu Recht, nicht durch Klassifikationsversuche, sondern nur durch Analyse seien auch solche begrifflichen Probleme zu lösen. Wir finden, daß gerade in diesem Theoriebereich erhebliche Erklärungsmängel deshalb aufgetreten sind, weil ein Analysetyp verwendet wurde, der wichtige institutionelle Tatbestände des zu behandelnden Realphänomens außer acht ließ. In der deutschsprachigen Literatur ist es vor allem E. Preiser gewesen, der immer wieder mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht hat, daß sich der Streit in der Kapitaltheorie schwerpunktmäßig auf dem Gebiet der Distributionstheorie abgespielt hat (Preiser, 2 1 9 6 1 , S. 118 ff.). U.E. ist dieser Tatbestand — vor allem in der ordnungspolitischen Debatte — nach wie vor gültig. Ubersehen — oder zumindest vernachlässigt — wird hier die theoretische Notwendigkeit der Unterscheidung zwischen naturalökonomischer und sozialökonomischer Analyse bzw. zwischen den «Umweltverhältnissen» als den Beziehungen zwischen Menschen und Dingen und den «Mitweltverhältnissen» als Ausdruck für die stets existierende «Einordnung des einzelnen in den umfassenden Bereich menschlichen Zusammenlebens». «Die Umweltbeziehungen» — so heißt es bei Seraphim ( 2 1963, S. 121 f.) - , «d.h. das Verhältnis des Menschen zu den Tatbeständen der Natur und zu den Sachmitteln, die er in seinen Dienst stellt, um Güter zu erzeugen und sie konsumreif zu machen, erhalten . . . von den Mitweltbeziehungen her ihre Ausrichtung . . . (Ihnen gebührt) insofern der Vorrang, als die Art der Beziehung der wirtschaftlichen Subjekte zueinander, ihre Einordnung in die von ihnen selbst geschaffenen Gebilde und deren Lebensbedarf, auch der Gestaltung der Umweltverhältnisse, die in bestimmten ökonomischen Zweckgebilden erfolgt, die Ziele weist.» Die Umweltbeziehungen werden von den Mitweltbeziehungen her einem Gesamtzusammenhang zugeordnet, und zwar vom obersten Träger von Wirtschaftspolitik, durch — so sei hier eigens eingefügt — den Entwurf und die Durchsetzung der Wirtschaftsordnung, die von einer Verfassung her begründet wird und von daher regelt, welche Institutionen den Rahmen für wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse schaffen. Ohne Institutionenlehre bleibt Theoriebildung ohne ordnungstheoretischen Bezug, denn es lassen sich zwar auch für unterschiedliche Ordnungsformen «gewisse fundamentale Zusammenhänge und Tatbestände» feststellen (Rucken, 2 1 9 5 4 , S. 263 ff., 319ff.). Gleichwohl reichen die infolge außerordentlich großer Abhängigkeit der Wirtschaftsprozesse von den Ordnungsformen festzustellenden institutionellen Unterschiede — das meint jedenfalls W. Eucken — so tief, «daß sogar manche Begriffe je nach Wirtschaftssystem, Marktform und Geldsystem einen verschiedenen Inhalt erhalten»: «Kapital», «Investition von Kapital», «Kredit» sind — so heißt es hier — Kategorien der Verkehrswirtschaft. Infolge deutlich anders gelagerter Hergänge ließen sich in der zentralgeleiteten Wirtschaft «diese Begriffe wohl nicht verwenden» (Hervorhebung H. G. K.). In der Lehrbuchversion der DDR (Ehlert u.a., 1 9 7 6 , S. 55ff.) unterscheidet sich — programmatisch — der «sozialistische Kredit . . . grundsätzlich von dem Kredit in den vorsozialistischen Produktionsweisen, in denen er immer ein Instrument der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen darstellt». Der Kredit vermittle — das sei für sein Verständnis sehr bedeutungsvoll — als Kategorie sozialökonomischen Inhalts «ge-

41

seilschaftliche, d u r c h die jeweiligen Produktionsverhältnisse charakterisierte Beziehungen», wobei die zwischen Politik u n d Ö k o n o m i e immer besonders eng zu sein habe. Den neuen sozialistischen Inhalt des Kredits voll auszunutzen, heiße «in erster Linie die objektiven Möglichkeiten der Wertkategorien . . . direkt mit dem sozialistischen Planungssystem zu verbinden und keine Funktionstrennung zuzulassen». Bedeutet dies n u n , d a ß alle Theorie sozialökonomischen Kategorien unterworfen ist und es f ü r n a t u r a l ö k o n o m i s c h e Argumente keinen R a u m gibt? Inhaltlich bleibt die Notwendigkeit bestehen, diese zwei Ebenen des Theoretisierens gedanklich säuberlich zu trennen, denn: In keiner Volkswirtschaft — so betont Eucken (S. 3 0 9 ff.) — kann irgendeine P r o d u k t i o n , die Zeit erfordert, «ohne Verfügungsmacht über Konsumgüter, die schon w ä h r e n d dieser Periode verfügbar sind, d u r c h g e f ü h r t werden». Das ist der Ausgangspunkt f ü r jene reale Theorie, die Kapital als Gütervorrat (Produktionsmittel, produzierte Produktionsmittel, Subsistenzmittel der Arbeit — also Konsumgüter —) interpretiert. Soll die Ergiebigkeit der Arbeit gesteigert, das Produkt erhöht werden, bedarf es des Einsatzes solcher Güter (Eucken, 2 1954, S. 2 1 4 f . ; Preiser, 2 1 9 6 1 , S. 120ff.). Überlegungen dieser Art sind technisch bedingt; sie zielen auf produktionstheoretische Tatbestände, auf Tatbestände der natural-ökonomischen Theorie. Ihr Grundbegriff ist das — nach Eucken (S. 207f.) gänzlich ungeeignete und wirklichkeitsfremde — W o r t «Realkapital» als Ausdruck f ü r «dauerhafte Produktionsmittel», durch deren Existenz der A u f b a u der Produktionsstruktur (und die H ö h e des Sozialproduktes) erklärt werden k a n n , nicht aber die Entstehung einer Kategorie Gewinn (Profit) oder Zins, die eine sozialökonomische Z u o r d n u n g erforderlich macht. Nicht ganz zu Recht werde aber die Theorie, die «nach dem Existenzgrund des Besitzeinkommens» fragt, die Klassenmonopoltheorie, als «Ausbeutungstheorie» bezeichnet (Preiser, 2 1 9 6 1 , S. 300,

120). Gleichwohl weist Preiser bei seiner in natural- und sozialökonomischer Perspektive erfolgenden Abgrenzung des Eigentums-, Kapital- und Vermögensbegriffs vollauf berechtigt darauf hin, daß es sprachlich unmöglich ist, Kapital als Verfügungsmacht zu definieren: «Das wäre, wie wenn m a n bei den naturalökonomischen Theorien Kapital mit Produktivität gleichsetzen wollte. In beiden Fällen würde man die jeweils besondere Eigenschaft der Sache zur Sache selbst machen. Kapital ist hier wie dort ein Inbegriff von Gütern, d o r t (in naturalökonomischer Sicht) v o n Gütern, die der Produktion dienen, hier (in sozialökonomischer Perspektive) von G ü t e r n , über die ein Wirtschaftssubjekt verfügen k a n n . Güter aber, die in der Verfügungsgewalt einer Person stehen, bilden sein Vermögen. Was die sozial-ökonomische Zinstheorie Kapital nennt, ist also ganz einfach Vermögen. Vermögen ist ein «sozial-ökonomischer Begriff», der zwei Elemente u m f a ß t : «das M o m e n t der Verfügungsgewalt» und den «Gedanken an die Rente», die es erzielen k a n n . Der Kapitalbegriff h a t hingegen — so Preiser ( 2 1961, S. 193 ff.) - seinen Ursprung im monetären Bereich. D o r t werden die Finanzmittel für Investitionen, das Geld für Investitionszwecke als «Kapital» bezeichnet. Kapital ist Geld in einer bestimmten Funktion, im «Finanzierungsakt». Sozialökonomisch sind hier wiederum zwei T a t b e s t ä n d e voneinander abzuheben. Es ist zu sehen, daß es einmal den Anleger von Geld, den Finanzier, gibt und zum anderen denjenigen, der dieses Geld zum Erwerb von Produktionsmitteln nutzt, den Investor. Dabei erwirbt der Anleger gegen H i n g a b e von Geld ein Recht, das potentiell «Rentenquelle» ist. Er e r w i r b t einen Rechtstitel vom Typ einer Forderung (auf Rückerstattung der eingebrachten Geldsumme), der in seiner Bilanz als Vermögenselement, als Aktivum erscheint. Dieser Titel dient generell der Bestandserhaltung einer Vermögensposi42

tion und zugleich als potentielle «Renten-», als Einkommensquelle. — Vermögen schafft aber auch (durch seine Investition) der Investor — gleichfalls mit der Absicht, eine Renten-, eine Einkommensquelle zu erschließen. «Da (aber) der Korrelatsbegriff zum Einkommen heißt, ist für die ökonomische Problematik der entscheidende Begriff nicht das Eigentum, sondern . . . das Vermögen» (Preiser, 1967, S. 161 ff.). «Eigentum» grenzt den Giiterbesitz der Wirtschaftssubjekte gegenüber dem anderen Wirtschaftssubjekte ab. Eigentum — so wird betont — ist «ein Rechtsbegriff, kein Begriff der Nationalökonomie». Das ist jedoch eine Terminologie, die auf die Existenz einer Rechtsordnung verweist, eine Begriffsbildung, von der J. Schumpeter und M. Weber sagten, daß sie dem «wissenschaftlich benutzten, streng privatwirtschaftlichen Sprachgebrauch» folge: «Die Gesamtschätzungssumme der in der Verfügungsgewalt eines Haushalts (oder Betriebes) befindlichen, von (ihnen) zur — normalerweise — dauernden unmittelbaren Benutzung oder zur Erzielung von Einkommen verwendeten Gütern (abgeschätzt nach Marktchancen...) heißt: ihr Vermögen» (Weber, 1964, S. 62 f.). Und Max Weber kennzeichnet die Einschränkung des «Eigentums»-Begriffs auf Sachgüter — «bei gleichzeitiger Ausweitung des im Eigentum enthaltenen Gehalts an Autonomie der Verfügungsgewalt» — als Charakteristikum der modernen verkehrswirtschaftlichen Eigentumsordnung. Generell - so definiert er - sollen zu- bzw. angeeignete oder Besitz ergreifende, also «appropriierte Chancen . . . heißen». «Erblich an Einzelne oder erbliche Gemeinschaften oder Gesellschaften appropriierte Chancen sollen: Eigentum (der Einzelnen oder der betreffenden Gemeinschaften oder Gesellschaften), veräußerlich appropriierte: freies Eigentum heißen» (S. 81, 31 f.). Aber auch K. Marx hatte bereits in den Frühschriften (S. 114 ff.) die Frage beschäftigt, worin «in (aller) Schärfe ausgesprochen der Gegensatz von Privateigentum und Vermögen» besteht. In seiner «Kritik der Hegeischen Staatsphilosophie» bezeichnet er den Grundbesitz deshalb als «das eigentliche Privateigentum», weil er — materiell gesehen — folgende Merkmale aufweist: 1. «Unabhängigkeit vom Staatsvermögen> als ein nach der Konstruktion des politischen Staates besonderes Vermögen neben anderen Vermögen» und 2. «Unabhängigkeit vom Bedürfnis) der Sozietät oder dem sozialen Vermögen>». Als bemerkenswert und «ebenso bezeichnend» erscheint es Marx, welche Art von Unabhängigkeit hier dekretiert wird: die Unabhängigkeit vom Staatsvermögen als Unabhängigkeit von der «Gunst der Regierungsgewalt» sowie die vom sozialen Vermögen als Unabhängigkeit von der «Gunst der Menge». «Das Vermögen des ollgemeinen Standes» und des » — so hebt Marx hervor — ist deshalb «kein eigentliches Privateigentum, weil es dort direkt, hier indirekt durch den Zusammenhang mit dem allgemeinen Vermögen oder dem Eigentum als sozialem Eigentum bedingt ist, eine Partizipation an demselben ist, darum allerdings auf beiden Seiten durch , d.h. durch den o AxL(x) L (x)

31

Während sich Brutto- und Nettoinvestitionen eines Jahres durch die Abschreibungen (dieses Jahres) unterscheiden, gilt dies nicht entsprechend für den Brutto- und Nettokapitalstock.

32

Für die Abgangsfunktion q (x) gibt es keine entsprechenden a priori Restriktionen. Es können sehr verschiedene (monoton fallende oder steigende, eingipflige usw.) Abgangsfunktionen mit der geforderten Uberlebensfunktion kompatibel sein, sofern nur q (x) > O V x .

133

Eine «primitive» Funktion L (x) wäre die rechteckige L (x) Überlebensfunktion 33 bei Ein-Punkt-Abgangsverteilung , w = ( L (O) für O < x < x = w W \ O sonst. Übrigens gilt hier und nur hier, daß die mittlere Lebenserwartung e (x) von Jahr zu Jahr um genau ein Jahr abnimmt (v. d. Lippe, 1977, 55). Aggregiert man verschiedene Kapitalgüter j = 1, 2 , . . . , k mit jeweils rechteckigen x Überlebensfunktionen, so erhält man eine «verteilte» Überlebensfunktion als Treppenfunktion mit bis zu k Sprungstellen. Das Statistische Bundesamt rechnet mit der Gammafunktion als q (x), das DIW auch mit einer quasilogistischen Überlebensfunktion (Stobbe, 1969, S. 72). Übersicht 3: Einige Tafelfunktionen in der Anlagevermögensrechnung Die Variable x (Alter) ist diskret (x = 0 , 1 , . . . , w)

Abgangsfunktion q (x)

Überlebensfunktion L(x) L (x) = 1 - F (x)

mittlere Lebenserwartung e(x)

L ( x ) - L ( x + 1) , , m i t O < q (x) < 1 L(x) (Sterbewahrscheinlichkeit)

L (x)

^

v= x

L(v)

L(x) L(x) . „. , . = mit der 2 L (x) T

n s

Verweilsumme (Zeitmengenbestand) T = e (O) L (O)

W

d F ( x )

=

mittleres Alter x

dx

2

X

also negative L (x) log. Ableitung. M i t q (x) > O ist L (x) monoton fallend

C Q exp ( - f q (v) dv), wobei 0

mit L (O) auch C„ definiert

w

T T T

Altersverteilung f (x) f

L ' (x)

Integration obiger Diff. gl. liefert

X

L (O) I T p (v) m i t p ( x ) = l - q ( x ) »= i als Überlebenswahrscheinlichkeit (meist L (O) = 1 gesetzt)

1

stetig (x > O)

x f (x)

L

1

X

( ' xX) /

L W d ¥

q (x) L (x)

/ x f ( x ) dx 0

4.3. Abschreibungen und Überlebensfunktion Stellt die Abschreibung in der Tat die Abnutzung dar, d. h. die zeitliche Verteilung der Liquidation von Teilen des Anlagevermögens, so implizieren bestimmte Abschreibungsverfahren auch bestimmte Tafelfunktionen (Ubers. 4). 33

«Diese Annahme ist einfach, aber unrealistisch. Auch neue Maschinen gehen zu Bruch oder werden durch Brand und andere Katastrophen zerstört, während andere weit über die durchschnittliche Lebensdauer hinaus in Betrieb gehalten werden» (Stobbe, 1 9 6 9 , S. 7 2 ) .

134

Ubersicht 4 : Tafelfunktionen bei linearer und degressiver Abschreibung (zu entwickeln aus Übers. 3) Lineare Abschreibung diskretes x | stetiges x Abgangsfunktion

a

q(x)

1 - ax

Uberlebensfunktion

a = w

-i

L (O) (1 - ax)

L (x) =

Degressive Abschreibung diskretes x | stetiges x

b = const

L (O) exp (bx)

L(0)(l-b)"

= L (O) [ l - F ( x ) ] Lebenserwartung e(x) Altersverteilung der Restbuchwerte (Nettokapital) f ,

^

f ( x )

d F ( x )

w + 1 2

2a , , 1 11 + a (

X

ax)

,

"

2

2x

w + 1

w (w -H )

2 a (1 - ax)

1-p«-'-"^! b

b(l-b)* geometr. Verteilung

1 b

b

b • exp ( - bx) Exponentialverteilung

"dx

Durchschnittsalter X* Varianz von x 4

w 1 T ~ T X

1 ~ 2

w —1

w

1

3

3

b

w 2 /18

1/b 2

genauer: Erwartungswert

Eine Messung der Kapitalausscheidung durch die Abschreibungsdaten läßt sich wie folgt rechtfertigen: 1. Die volkswirtschaftlichen 34 verbrauchsbedingten «Normalabschreibungen» sind als Sollgröße für die Reinvestitionen an der Erhaltung der Kapazität orientiert, also als Operationalisierung der zeitlichen Verteilung der Liquidationen konzeptgerecht. Ihre H ö h e ist allein durch die Nutzungsdauerverteilung bestimmt, nicht davon wieviel früher brutto oder netto investiert wurde. 2 . Abschreibungen sind i.d. R . direkt oder indirekt eher verfügbar als Angaben über die Verschrottung von Anlagen. 3. Hiermit läßt sich durchaus realistisch das Durchschnittsalter der zu verschrottenden Anlage (Maximalalter w der Nutzung) schätzen (vgl. T a b . 1 bis 3 untereinander). Das erste Argument dürfte jedoch für die statistisch ausgewiesenen bzw. zu errechnenden Abschreibungen in Ostblockländern kaum zutreffen. Hinzukommt, daß oft be-

34

Deshalb wird zumindest in westlichen Ländern zu Wiederbeschaffungspreisen abgeschrieben und nicht einfach die bilanzmäßige Abschreibung übernommen (wie dies z. B. in Polen der Fall ist). Die Abschreibungen enthalten deshalb auch Betriebsrückstellungen und Prämien für Schadensversicherungen (als M a ß der normalen Verluste) und den moralischen Verschleiß (was auch für Polen gilt; Autorenkollektiv, 1 9 7 6 , S. 6 2 7 ) .

135

tont wird, daß die statistischen Angaben unzuverlässig seien und deshalb Vergleiche besser auf Bruttokonzepte abzustellen wären (Krzysztofiak, 1972, S. 102; Beksiak, Libura, 1 9 7 4 , S. 3 7 f . ) . Wenn, wie dies vorgeschrieben 35 ist, linear abgeschrieben wird, so ist der Abschreibungssatz a mit (6) D t = a t B t (D t = Abschreibungsbeiträge der Periode T) ZU schätzen. Entsprechend erhält man bei degressiver Abschreibung den Abschreibungssatz b, und zwar aus den in ökonometrischen Modellen bekannten Gleichungen (7) D t = b t N t , wenn die Abschreibungen mit dem Alter x = 0 beginnen, bzw. (7b) D t = b* N,_!, wenn ab x = 1 abgeschrieben wird. Es gelten dann die Angaben über das Durchschnittsalter x und (bei linearer Abschreibung) des Maximalalters w der Übersicht 4. Schätzungen von a und b für Polen finden sich in der Tab. 2 (man vergleiche die Angaben für w mit denen für d der Tab. 1).

Tabelle 2 : Schätzungen der Abschreibungssätze (a, b), -perioden (w) und des Durchschnittsalters der Restbuchwerte von Investitionsjahrgängen in Polen (1960—1975) Jahr

1960 1965 1970 1971 1972 1973 1974 1975

Lineare Abschreibung a X (in vH) (in Jahren)

w

Degressive Abschreibung b X (in vH) (in Jahren)

2,7 3,2 3,6 3,8 3,9 3,8 3,8 3,8

37,0 31,0 31,0 26,2 25,6 26,2 26,4 26,7

4,1 5,1 5,6 5,9 6,0 5,7 5,5 5,4

24,4 19,6 17,7 17,0 16,8 17,5 18,1 18,3

29,24 6,53

5,25 0,56

19,05 2,26

Mittelwert*' 3,42 Standardabweichung 0,38

11,3 9,3 8,3 7,7 7,5 7,7 7,8 7,9 8,75 2,17

*• Mittelwert und Standardabweichung berechnet aus allen 15 Jahreswerten. Quelle: eigene Berechnungen aufgrund von Daten über Brutto- und Nettokapitalstock sowie Brutto- und Nettoinvestitionen zu konstanten Preisen von 1971

Der Tab. 2 zufolge ist mit einem durchschnittlichen Alter von 29,2 ± 6,5 Jahren bei der Verschrottung zu rechnen. Dies stimmt gut überein mit der Schätzung von Tab. 1 sowie den Abschreibungsrichtlinien gem. Tab. 3. Im Einklang damit ist es auch, daß

35

In Polen wird generell vom Tag der Inbetriebnahme an linear abgeschrieben vom Anschaffungswert, und in der Statistik werden diese buchmäßigen Abschreibungen übernommen (Autorenkollektiv, 1976, S. 627), während bei uns die «Normalabschreibungen» der Statistik eher mit den kalkulatorischen Abschreibungen vergleichbar sind (Schörry, 1956, S. 348). Der Abschreibungssatz kann in Ausnahmefällen (wenn die Lebensdauer von der durchschnittlichen stark abweicht) auch individuell (für einzelne Betriebe) vorgeschrieben werden (Wotowcyk, 1977, S. 44).

136

Tabelle 3: Den Abschreibungen zugrunde gelegte Nutzungsdauern in Jahren in der VR-Polen bis 1974

ab 1974

Bauten Gebäude bauliche Anlagen

43,2 60,0 38,0

37,2 (35) 44,4 32,0

Ausrüstungen Kessel und Energieanlagen Maschinen für allgem. Zwecke branchenspezifische Maschinen technische Ausrüstungen Transportmittel

16,0 (19) 22,7 16,9 14,1 19,8 16,0

11,2 (13) 21,0 11,4 9,5 15,2 11,2

Alle Güter des Anlagevermögens

26,0

19,0

(43-47)

Quellen: Witt, 1971, S. 74 und (eingeklammerte Zahlen) Wotowczyk,

1971, S . 4 3 .

Bemerkung: Die Zahlen sind Schätzungen, die im Zuge einer Reform der Abschreibungssätze in Polen 1974 durchgeführt worden sind. Ziel der Reform war es, den Durchfluß finanzieller Mittel zu beschleunigen und durch Koppelung der Abschreibungen mit der Tilgung von Bankkrediten die Betriebe zu einer schnelleren Nutzung von Investitionen zu zwingen. Ähnliche Reformen gab es auch in der DDR.

man für das genutzte Anlagevermögen 1 9 6 0 ein Durchschnittsalter von x = 9 , 7 3 Jahren errechnen k a n n 3 6 . Andererseits läßt sich zeigen, daß z.B. in Polen tatsächlich noch viele bereits voll abgeschriebene Anlage genutzt werden ( P y k a , 1 9 7 5 , S. 2 7 ) und daß auch die Überlebensfunktionen nicht linear sein dürften: das zeigt sich auch bei einem Vergleich von Schätzungen der Überlebensfunktionen für die CSSR, die — wegen des Wachstums der Investitionen — weder der Überlebensfunktion einer Kohorte bei linearer noch bei degressiver Abschreibung (und gleichem x) voll entsprechen 3 7 (vgl. T a b . 4).

Tabelle 4: Geschätzte Überlebensfunktionen (in vH) für die CSSR Alter: bis zu . Jahren

5

Bauten Ausrüstungen

87,2 85,7

10

15

25

50

X

75,3 61,2

63,4 37,4

47,6 19,9

25,1 4,5

29,9 15,9

Quelle: Kyn u.a., 1979, S. 115

36

37

Die Daten (Krzysztofiak, 1972, S. 106) beruhen auf der allgemeinen Inventur vom 1. 7. 1960 und liegen nur in fünf Größenklassen vor, so daß nur die externe Varianz von x mit 138,8 geschätzt werden kann, nicht die Gesamtvarianz. Die Daten sind ferner durch kriegsbedingt geringe Anschaffungen in den Jahren um 1 9 4 0 - 1 9 4 5 verzerrt. Die für die CSSR geschätzte Abgangsfunktion ist eingipflig (wie z. B. auch die vom Statistischen Bundesamt benutzte Gammaverteilung) und nicht konstant (degressive Abschreibung) oder monoton steigend (lineare Abschreibung).

137

4.4. Aggregation von Investitionsjahrgängen, Gütegrade Der Gütegrad X und das Durchschnittsalter x b des Bruttokapitalstocks hängen nicht nur von der Abgangsfunktion, sondern auch von der Wachstumsrate r der Bruttoinvestitionen ab. Der Einfachheit halber sei beides konstant 38 . Dann gilt bei linearer Abschreibung allgemein (8) N t = B t — a 2 xlt-x x = 0 , 1 , . . . , w—1 und deshalb (9) X,t = 1 — axb, tAbnahme von X bedeutet somit Erhöhung des Durchschnittsalters. Wegen N t — N t _i = = I, — aB t _j gilt auch die Differenzengleichung (10) X t y t = ^t-i + a t - a , und unter den gemachten Konstanzannahmen für r = y — 1 ist auch a und ß konstant w a = r ß = r —Y— - und deshalb auch der Gütegrad konstant

(11)

+

1

= _J!^_J_

=

£lz£

w r r wr(Yw-l) yw-l Mit den Daten der Tab. 5.1 erhält man 3 9 X = 0,6865. Aus Gl. 10 und 11 folgt für das Durchschnittsalter

(12) x b =

=w(l-X). r Bei degressiver Abschreibung erhält man entsprechend wegen 1 - w ß

oo

(8b) N, = I, 2

x=o

(1 - b ) x (1

=

r + b

I t und B t = I , i - Ü a l s o r

( I I a ) X = — — - (r > O) für den Gütegrad (vgl. Abb. 1) und r + b (12 a) x b =

+ ,r = *" = — = —- sowie x n = für das Durchschnittsalter des r a It r + b I, Brutto- bzw. Nettokapitalstocks; mit den Daten von Tab. 1 und 2 ist X = 0,6 und im stationären Modell, da theoretisch unendlich lange abgeschrieben wird (also keine vollständige Liquidation stattfindet, ß = O) ist X = O. +

Eine weitergehende Analyse der Zusammenhänge zwischen X, x, der Liquidationsund Abschreibungspolitik müßte noch Veränderungen der Abgangs- und Abschreibungsfunktionen berücksichtigen, was hier nicht geschehen kann.

38

M a n spricht in der Bevölkerungsstatistik bei r = const > 0 von der stabilen - bei r = 0 von der stationären Bevölkerung ( = Sterbetafelbevölkerung). In diesem und nur diesem Fall (r = 0) gibt auch Ubers. 4 die Altersverteilung von N , V t wieder. Bei y = 1 , 0 7 8 5 und w = 2 9 . Im stationären Fall ist entsprechend X = ^ ^ — " sowie a = ß .

138

ur|

d Xb =

^

fO r-l r-T o so" so o so r-. r-» «o so

00

^ ^ '"í. ^ ^ oo" o so" r-T ,-T ^ N N io V C

io ro ^ h- r^oo" o" -o h-" r í h N io

1975

S O r-.

C D S0^ «o < N oC cT «o oo ^ so «o so

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N O "i f l i^l oo" o" V oo" V so r-- r-»- >o so

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O hO S

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Os so

io ^ so^ os r^ r « " > ^ os os O so so so ^r so

00 so

^t r< (Nff^h-«f 0S O S Os S O S O S O rf «o

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n h rH M ro ro" oo" o" Os" S O S O S O » O » O

so so

ro S O so ro fj-Û -'a. -3 o^ -n u to u -T3 c > s u -n= ï c ».S C S, s c I OOO^OO^N^NO^tce^t^) HrHfniN'O^NOOOiOrHNir t f^ t ^ o" o" o" o" cT o" o" o" r-T o" r^ r-T ri ri ri r-T t-T E fi :2 y »- c o ? a «j e u it, c JS 2 > > . -o •' g I 0Í ì I M 6Û6D 3 - û

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