Usurpationen in der Spätantike: Akten des Kolloquiums „Staatsstreich und Staatlichkeit“, 6.–10. März 1996, Solothurn/Bern 3515070303, 9783515070300


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German Pages 174 [176] Year 1997

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Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Einleitung
Egon Flaig, Für eine Konzeptionalisierung der Usurpation im Spätrömischen Reich
Frank Kolb, Die Gestalt des spätantiken Kaisertums unter besonderer Berücksichtigung der Tetrarchie
Jochen Martin, Das Kaisertum in der Spätantike
Joachim Szidat, Die Usurpation Iulians. Ein Sonderfall?
Valerio Neri, Usurpatore come tiranno nel lessico politico della tarda antichità
François Paschoud, Le tyran fantasmé: variations de l’Histoire Auguste sur le thème de l’usurpation
Timothy D. Barnes, Christentum und dynastische Politik (300–325)
Roland Delmaire, Les usurpateurs du Bas-Empire et le recrutement des fonctionnaires (Essai de réflexion sur les assises du pouvoir et leurs limites)
Noël Duval, Les résidences impériales: leur rapport avec les problèmes de légitimité, les partages de l’Empire et la chronologie des combinaisons dynastiques
Alexander Demandt, Grenzen spätrömischer Staatsgewalt
Ekkart Zimmermann, Der Staatsstreich und seine politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen
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Usurpationen in der Spätantike: Akten des Kolloquiums „Staatsstreich und Staatlichkeit“, 6.–10. März 1996, Solothurn/Bern
 3515070303, 9783515070300

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François Paschoud / Joachim Szidat (Hrsgg.)

Usurpationen in der Spätantike HISTORIA Einzelschriften 111

Franz Steiner Verlag Stuttgart

FRANÇOIS PASCHOUD / JOACHIM SZIDAT (HRSGG.) USURPATIONEN IN DER SPÄTANTIKE

HISTORIA ZEITSCHRIFT FÜR ALTE GESCHICHTE REVUE D’HISTOIRE · ANCIENNE JOURNAL OF ANCIENT HISTORY RIVISTA

·

DI STORIA ANTICA

·

EINZELSCHRIFTEN HERAUSGEGEBEN VON HEINZ HEINEN/TRIER FRANÇOIS PASCHOUD/GENEVE KURT RAAFLAUB/WASHINGTON · D.C. HILDEGARD TEMPORINI/TÜBINGEN

GEROLD WALSER/BASEL ·

HEFT 111

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART

1997

USURPATIONEN IN

DER

SPÄTANTIKE

AKTEN DES KOLLOQUIUMS „ STAATSSTREICH UNDSTAATLICHKEIT“ 10.MÄRZ 1996 6.– SOLOTHURN/BERN

ELF BEITRÄGE VON

T. D. BARNES, R. DELMAIRE, A. DEMANDT, N. DUVAL, E. FLAIG, F. KOLB, J. MARTIN, V. NERI, F. PASCHOUD, J. SZIDAT, E. ZIMMERMANN

HERAUSGEGEBEN VON FRANÇOIS PASCHOUD UNDJOACHIM SZIDAT

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART

1997

DieDeutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme [Historia / Einzelschriften] Historia: Zeitschrift füralte Geschichte. Einzelschriften. – Stuttgart: Steiner Früher Schriftenreihe Reihe Einzelschriften zu:Historia NE: Historia-Einzelschriften H. 111. Usurpationen inderSpätantike. –1997 Usurpationen in der Spätantike: Akten desKolloquiums „ Staatsstreich undStaatlichkeit“ , 6. –10. März 1996, Solothurn/Bern / Beitr. vonT. D. Barnes ... Hrsg. von François Paschoud undJoachim Szidat. –Stuttgart: Steiner,

1997 (Historia: Einzelschriften; H. 111) ISBN 3-515-07030-3

NE:Barnes, Timothy D.; Paschoud, François [Hrsg.]; Kolloquium Staatsstreich undStaatlichkeit

ISO 9706

Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig undstrafbar. Dies gilt insbesondere fürÜbersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung odervergleichbare Verfahren sowie fürdieSpeicherung inDatenverarbeitungsanlagen. ©1997 byFranz Steiner Verlag Wiesbaden GmbH, Sitz Stuttgart. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Druck: Druckerei Peter Proff, Eurasburg. Printed in Germany

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort

7

Einleitung

9

Egon Flaig, Füreine Konzeptionalisierung derUsurpation im Spätrömischen Reich

15

Frank Kolb, Die Gestalt desspätantiken Kaisertums unter besonderer Berücksichtigung derTetrarchie

35

Jochen Martin, DasKaisertum in derSpätantike

47

Joachim Szidat, Die Usurpation Iulians. EinSonderfall?

63

Valerio Neri, Usurpatore come tiranno nel lessico politico della tarda antichità

71

François Paschoud, Le tyran fantasmé: variations de l’Histoire Auguste surle thème del’usurpation

87

Timothy

325) D. Barnes, Christentum unddynastische Politik (300–

Roland Delmaire, Les usurpateurs duBas-Empire et le recrutement des fonctionnaires (Essai deréflexion surles assises dupouvoir et leurs limites)

99

111

Noël Duval, Les résidences impériales: leur rapport avec les problèmes de légitimité, les partages dynastiques

del’Empire et la chronologie descombinaisons

127

Alexander Demandt, Grenzen spätrömischer Staatsgewalt

155

Ekkart Zimmermann, DerStaatsstreich undseine politischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen

165

VORWORT

Der vorliegende Band umfaßt die Vorträge, die anläßlich eines Kolloquiums über Staatsstreich und Staatlichkeit in Solothurn und Bern vom 6.– 10. März 1996 gehalten wurden. Thema des Kolloquiums waren im wesentlichen die Usurpationenim4. Jhd. n.Chr. Die umfangreichen Diskussionen sind nicht imeinzelnen wiedergegeben. Die Autoren wurden gebeten, deren Ergebnisse beiderSchlußfassung ihrer Beiträge zu berücksichtigen, sei es imText, in denFußnoten oder als Anhang. Es wurde auch bewußt darauf verzichtet, demBand Indizes beizufügen. Sinnvoll wäre bei demgeringen Umfang derBeiträge höchstens ein Sachindex gewesen, dessen Erstellung der verschiedenen Sprachen wegen, in denen die Referate gehalten wurden, im Verhältnis zum Nutzen zu viel Aufwand erfordert hätte. Ebenso haben wires unterlassen, dieZitierweise anzugleichen. Die Thematik des Kolloquiums ergab sich aus Tendenzen der modernen althistorischen Forschung, dieUsurpation alsextreme Krise eines politischen Systems dazuzuverwenden, dessen Machtstruktur, Machtträger undMotive fürdenKampf umdie politische Macht zuerkennen. Der Versuch, durch die Teilnahme eines Vertreters der Soziologie, nämlich Herrn Zimmermanns, andere Fachgebiete fürdieErforschung derAlten Geschichte fruchtbar zumachen undderen Ergebnisse auch dort bekannt zumachen, kann als gelungen bezeichnet werden. Die Voraussetzung dafür wardie Aufgeschlossenheit beider Seiten, diebegrenzte ZahlderTeilnehmer unddiereichen Möglichkeiten zur Diskussion. Wir möchten derArbeitsgruppe „Zusammenarbeit mit denHochschulen“des Erziehungs-Departements des Kantons Solothurn und ihrem Präsidenten, Herrn Prof. Urs W. Schnyder, dafür danken, daß sie durch ihre Bestrebungen, wissenschaftliche Kolloquien in Solothurn, demHauptort eines Nichthochschulkantons, durchzuführen undsie auch im Rahmen ihres Budgets finanziell zuunterstützen, die Möglichkeit zurPlanung dieses Kolloquiums gab. Die folgenden Institutionen haben danndurch ihre Beiträge die Durchführung des Kolloquiums möglich gemacht: Schweizerische Akademie derGeistes- undSozialwissenschaften MaxundElsa Beer-Brawand-Fonds, Bern Erziehungs-Departement desKantons Solothurn Schweizerischer Nationalfonds zurFörderung derwissenschaftlichen Forschung Seminar für Alte Geschichte undEpigraphik derUniversität Bern. Ihnen gilt unser ganzbesonderer Dank.

8

Vorwort

Wesentliche Hilfe bei der Organisation und Durchführung des Kolloquiums leisteten dasErziehungs-Departement desKantons Solothurn unddasSeminar für Alte Geschichte in Bern. Wir möchten dabei besonders Herrn Peter Kambli, dem Leiter Organisation/Administration beim Erziehungs-Departement des Kantons Solothurn, undder Sekretärin des Althistorischen Seminars der Universität Bern, Frau Verena Wyler, danken. Für die Möglichkeit, die Referate, die auf demKolloquium gehalten wurden, als Heft der Historia-Einzelschriften zuveröffentlichen, möchten wir den Herausgebern derZeitschrift Historia unddemFranz Steiner Verlag danken.

J. Szidat

F. Paschoud

*** Je voudrais ajouter à titre personnel quel’idée ducolloque vient deJ. Szidat, et que c’est lui qui a trouvé le financement, puis assumé de loin la plus grande part du travail durant sa préparation et sondéroulement. Il convient donc quel’essentiel du mérite decette entreprise lui soit imputé. F. Paschoud

EINLEITUNG Usurpationen bilden seit derZeit Sullas bis zumEnde des römischen Reiches im Westen undimOsten biszumUntergang vonByzanz einwesentliches Element der römischen Geschichte. Sie ermöglichen wiekein anderer politischer Vorgang, das Funktionieren unddasWesen derrömischen Monarchie zuerfassen, denn in den Epochen, in denen es die Usurpation als historisches Phänomen gibt, läßt sie als extreme Krise desjeweiligen politischen Systems die Machtstruktur, die eigentlichen Machtträger unddie Motive für das Streben nach der Macht erkennen. Sie offenbart damit daseigentliche Wesen einer politischen Ordnung. In der Forschung sind die Usurpationen lange vor allen Dingen unter staatsrechtlichen Gesichtspunkten erörtert worden. Die Frage der Legitimität stand im Vordergrund. Häufig wurden sie auchgarnicht besonders thematisiert, sondern als Problem derNachfolge angesehen. Seit etwa zwei Jahrzehnten werden sie als eigenes Thema erörtert, wiez.B. die Arbeiten vonElbern, Hartmann, MacMullen, Szidat undWardman1 zeigen. Dabei löste man sich von der vornehmlich staatsrechtlichen Betrachtungsweise, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, undsuchte politische undsoziologische Überlegungen stärker zurGeltung zubringen. DerHerrscher undderUsurpator handeln in einem Umfeld von Normen undVerhaltensweisen, die nur zu einem geringen Teil rechtlich faßbar underklärbar sind. Für die hohe Kaiserzeit hat neuerdings E. Flaig2 eine detaillierte Darstellung undDeutung derUsurpationen unter soziologischen Gesichtspunkten vorgelegt. Politische undsoziologische Gesichtspunkte stärker als staatsrechtliche und institutionelle Überlegungen in denMittelpunkt stellten auch schon die Arbeiten, die dasFunktionieren despolitischen Systems des Kaiserreiches zumGegenstand hatten. Hier sei nurandie Publikationen vonMillar unddieAntwort vonBleicken, andie Arbeiten vonVeyne, Wallace-Hadrill undYavetz3 erinnert.

1

S. Elbern, Usurpationen imspätrömischen Reich, Bonn 1984; F. Hartmann, Herrscherwechsel undReichskrise. Untersuchungen zudenUrsachen undKonsequenzen derHerrscherwechsel im Imperium Romanum der Soldatenkaiserzeit (3. Jhd. n.Chr.), Frankfurt/M./Bern 1982; R. MacMullen, HowtoRevolt intheRoman Empire?, Rivista storica dell’antichità 15,1985,67– 76; J.Szidat, Usurpationen in der römischen Kaiserzeit. Bedeutung, Gründe, Gegenmaßnah243 und men, Labor omnibus unus. Gerold Walser zum70. Geburtstag, Stuttgart 1989,232– Imperator legitime declaratus (Ammian 30,10,5), Historia testis. Mélanges d’épigraphie, 188; d’histoire ancienne et de philologie offerts à T. Zawadzki, Fribourg 1989,175– A.E. Wardmann, Usurpers andInternal Conflicts inthe4thCentury A.D., Historia 33,1984,220–

2

E. Flaig, DenKaiser

3

York 1992. J. Bleicken, ZumRegierungsstil des röm. Kaisers. Eine Antwort auf F. Millar, Wiesbaden 1982; F. Millar, The Emperor in the Roman World (31 B.C. –A.D. 337), London 1977;

37.

herausfordern.

Die Usurpation im Römischen Reich, Frankfurt/M./New

10

Einleitung

Die Usurpationen in der Spätantike wurden monographisch bisher nur von Elbern behandelt. Ihmging es aber nicht umdie Entwicklung eines einheitlichen Erklärungsmodelles, unddeutliche Kriterien fürdie Unterscheidung verschiedener Arten vonUsurpationen fehlen. Dagegen wurden einzelne Usurpationen und einige Problemkreise, die mit diesen generell zusammenhängen, schon detailliert erörtert. Dasgilt besonders für Constantins Erhebung in York4, Eugenius’Usurpation5 undIulians Erhebung zum Augustus inParis 360 n.Chr. unddiefolgende Auseinandersetzung mitConstantius II.6. Ebenso wurden die religiöse Haltung der Gegenkaiser eingehend dargestellt7, unddie Rolle der Zivilbevölkerung erörtert8. Zu vielen Usurpationen fehlen aber noch detaillierte Untersuchungen, die für chronologische, topographische undandere Fragen wesentlich mehrInformationen bieten, als sie sich in Seecks Arbeiten9 finden. Aucheinzelne Problemkreise verdienen eine vertiefte Betrachtung, soetwa dieMünzprägung derUsurpatoren10. Vondieser Situation derForschung ging dieThematik desKolloquiums aus. DasKolloquium hatte drei Schwerpunkte: 1. Die Erkenntnis des Wesens des spätantiken Kaisertums, besonders die Frage derMachtlegitimation, derMachtübernahme undderStabilisierung dererrungenen Machtstellung.

2. Die Auswirkungen derUsurpationen aufdenStaat undseine Institutionen. 3. Die Darstellung derUsurpationen unddieSelbstdarstellung derUsurpatoren in denQuellen, undzwarbesonders inderHistoriographie, derPanegyrik undder Baupolitik.

P. Veyne, Le pain et le cirque. Sociologie historique d’unpluralisme politique, Paris 1976; 48; Z. Yavetz, A. Wallace-Hadrill, Civilis Princeps: Between Citizen andKing, JRS 72,1982,32– Plebs andPrinceps, London 1968.

4 ZuConstantins Erhebung undzudenVersuchen, seine Herrschaft zulegitimieren, vgl. zuletzt T. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus. Herrschaftspropaganda in der zeitgenössischen Überlieferung, Stuttgart 1990,13 sqq. u. B. Müller-Rettig, Der Panegyricus des Jahres 310 aufKonstantin denGrossen. Übersetzung undhistorisch-philologischer Kommentar, Stutt-

gart 1990, besonders 315– 21.

508. 5 J. Szidat, Die Usurpation desEugenius, Historia 28,1979,487– 3, 6 J. Szidat, Historischer Kommentar zu Ammianus Marcellinus Buch XX –XXI, Teil 1– 1996. Wiesbaden 1977– 7 J. Ziegler, Zurreligiösen Haltung derGegenkaiser im4. Jhd. n.Chr., Kallmünz 1970. 8 J. Szidat, Usurpator undZivilbevölkerung im4.Jhd. n.Chr., Gesellschaft undGesellschaften. 31. Festschrift zum65. Geburtstag vonProf. Dr. Ulrich ImHof, Bern 1982, 14– 9 Vgl. besonders O. Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken Welt, 6 Bde. Stuttgart 2– 41921– 1923 u. O. Seeck, Regesten der Kaiser undPäpste für die Jahre 311 bis 476 n.Chr., Stuttgart 1919 (Nachdr. 1964).

10 ZuEinzeluntersuchungen vgl. etwa schon H.R. Baldus, Theodosius derGroße unddieRevolte 92; P. Salama, L’empereur desMagnus Maximus. DasZeugnis derMünzen, Chiron 14,1984,175– 351), H.Huvelin/M. Christol/G. Gautier (Hrsgg.), Magnence et les provinces africaines (350– 217; D.G. Wigg, MünzMélanges de numismatique offerts à P. Bastien, Wetteren 1987,203– umlauf in Nordgallien um die Mitte des 4.Jhd. n.Chr. Numismatische Zeugnisse für die Usurpation desMagnentius unddiedamit verbundenen Germaneneinfälle, Berlin 1991.

Einleitung

11

Derzeitliche Rahmen wardabei imwesentlichen durch denAmtsantritt Diokletians 284 undTheodosius’ Tod 395 gegeben. Immer wenn die Referate und Diskussionen überdiese zeitlichen Grenzen hinausschritten, zeigte sichdieAndersartigkeit der historischen Situation. Die Gültigkeit der im Kolloquium erzielten Ergebnisse beschränkt sich daher vorwiegend aufdiese Zeit. Die Vorträge von E. Flaig, J. Martin, F. Kolb undJ. Szidat suchten von verschiedenen Ausgangspunkten herdasWesen des spätantiken Kaisertums undsein historisches Umfeld zu erkennen, während E. Barnes sich mit der politischen Bedeutung derChristen undderchristlichen Kirche auseinandersetzte. E. Flaig legte dieThese seines Buches, daßderrömische Prinzipat einAkzeptanzsystem sei, noch einmal vor. Unter Akzeptanz versteht er dabei die verlierbare Zustimmung bestimmter relevanter Gruppen zur Herrschaftsbefugnis einer bestimmten Person. Dasbedeutet fürdie hohe Kaiserzeit, daßderjeweilige princeps die Zustimmung von Armee, Senat undplebs urbana nicht verlieren darf. In der vorliegenden schriftlichen Fassung seines Beitrages sucht Flaig zudem Ansatzpunkte füreinKonzept derspätantiken Usurpationen zuentwickeln. Dabei greift er zumTeil auf Überlegungen zurück, die anläßlich des Kolloquiums geäußert worden sind. F. Kolb untersuchte, inwieweit die vonDiokletian geschaffene neue Ordnung das spätantike Kaisertum insgesamt prägte. Als bleibende Leistungen seien die Form derHerrscherproklamation unddie Einrichtung derMehrkaiserherrschaft zu betrachten, die trotz sich wandelnder Form kennzeichnend für das spätantike Kaisertum geblieben undunter derdie Einheit derHerrschaft aufrechterhalten worden sei.

J. Martin arbeitete besonders die Unterschiede heraus, die sich imWesen des Kaisertums im Westen undim Osten seit dem Ende des 4. Jhd. entwickelten, so z.B. die neue Rolle derhauptstädtischen Bevölkerung imOsten. Er sieht dasNeue amspätantiken Kaisertum insgesamt seit Constantin vorallen Dingen darin, daßdie kaiserliche Macht primär als ein Phänomen aufgefaßt wird, das die Beziehung zwischen denMenschen undGott betrifft. J. Szidat legte unter Rückgriff auf den 3. Band seines Kommentares zu Ammianus Marcellinus XX u. XXI dar, daßIulians Erhebung zumAugustus in Paris im Februar 360 n.Chr. unddie folgende Auseinandersetzung mit Constantius II. erst in dem Moment den Charakter einer Usurpation annehmen, als Iulian im Frühjahr 361 die bisherige Regelung seines Verhältnisses zuConstantius II. nicht mehrbeachtet undeine völlig neue anstrebt. T.D. Barnes zeigte die politische Bedeutung derChristen undderchristlichen Kirche zwischen dem Beginn der großen Verfolgung durch Diokletian undder Machtübernahme Iulians auf. In der vorliegenden schriftlichen Fassung seines Vortrages geht es ihmvorallen Dingen umdieDarlegung derThese, daßdiegroße Verfolgung weitgehend durch die Absicht motiviert gewesen sei, Maximians und Constantius’ Söhne, die denChristen gewogen waren, vomEintritt ins Herrscherkollegium beimWechsel vonderErsten zurZweiten Tetrarchie 305 unddamit von derMacht fernzuhalten. DieFolge seien die lange undblutige Auseinandersetzung bis zurErringung derAlleinherrschaft durch Constantin gewesen undeinChristianisierungsprozeß, derweniger friedlich als im 3. Jhd. verlaufen sei.

12

Einleitung

Als unbestrittenes Ergebnis dieser Referate undder folgenden Diskussionen daßderspätantike Usurpator inderRegel nicht aufdieÜbernahme deralleinigen Macht abzielt oder, umes modern zuformulieren, die Ausschaltung des bisherigen oder der bisherigen Herrscher auf nicht institutionalisierte Weise anstrebt, sondern als Folge dergemeinsamen Herrschaft eine Anerkennung durch diebisherigen Machtträger undeine Aufnahme in ihr Kollegium sucht. Umdiesen Prozeß in Gang zubringen, wurde häufig ein Mitglied des Kollegiums gewaltsam beseitigt, wie etwa Magnentius’oder Maximus’ Usurpation zeigen. Die historisch bedeutsamen Usurpationen des4. Jhd. gehören zudiesem Typ. Die Diskussion zu diesen Referaten offenbarte besonders das Spannungsverhältnis zwischen antiker Überlieferung undmoderner Interpretation. Die antiken schriftlichen Quellen haben eine Begrifflichkeit, die aufviele Fragen, die sich von modernen Problemstellungen herergeben, keine Antworten gibt. Dabei blieb umstritten, inwieweit dennoch von solchen Fragen ausgegangen werden darf unddie wurde deutlich,

Aussagen einer Quelle darunter bewertet oder sogar verworfen werden dürfen. Mit demzweiten Themenkreis, nämlich denAuswirkungen derUsurpationen auf denStaat undseine Institutionen, befaßten sich die Referate vonR. Delmaire undA. Demandt. R. Delmaire erörterte die Frage, welche Personen die Usurpatoren für die leitenden Posten inderzivilen Verwaltung gewinnen konnten. Seine Übersicht läßt erkennen, wie lückenhaft unsere Kenntnisse darüber sind. Die Diskussion machte klar, daßmit Ausnahme derallerengsten Vertrauten desUsurpators die Gefahr für dasLeben unddie weitere Karriere derer, diesich demUsurpator sonst zurVerfügung stellten, eher gering war. Wiebei denmilitärischen Einheiten wares auch bei der Verwaltung nicht möglich, kollektive Bestrafungen nach demScheitern einer Usurpation vorzunehmen. Die Rekrutierung neuen Personals waroffensichtlich nur in sehr begrenztem Ausmaß durchführbar. A. Demandt sprach über dieGrenzen spätrömischer Staatsgewalt. Er legte dar, wie deren Steigerung in der Spätantike auf Widerstand stieß, undzwar bei Großgrundbesitzern, Kirche, bürokratischem Apparat undderArmee. In ihr entwickelten sich die militärischen Kommandanten von Funktionsträgern, deren Stellung vom Kaiser abhing, zu selbständigen Machtträgern, die vom Kaiser nicht mehr kontrolliert werden konnten. Sie gewannen zunehmend anEigenständigkeit. Die Vorträge von V. Neri, F. Paschoud undN. Duval beschäftigten sich mit verschiedenen Quellengattungen undderen Aussagen überdiespätantiken Usurpationen, nämlich der Historiographie, derPanegyrik, der Historia Augusta undden kaiserlichen Bauten. V. Neri analysierte denGebrauch desBegriffes tyrannus im4. Jhd. inverschiedenen Quellengattungen, besonders in der Panegyrik und der Historiographie, sowie bei heidnischen undchristlichen Schriftstellern. Die seit Constantin übliche Bezeichnung eines Usurpators als tyrannus wurde in sehr unterschiedlicher Weise undHäufigkeit in deneinzelnen Quellen verwendet. Dabei spielten derüberkommene Gebrauch des Wortes tyrannus zurBezeichnung des schlechten Herrschers sowie die christlichen Verwendung des Begriffes, umdamit einen Verfolger der Orthodoxie zu kennzeichnen, eine wichtige Rolle. Es kamnicht zueiner Verwen-

Einleitung

13

dungdesBegriffes, umdamit lediglich dieunrechtmäßige Erringung derHerrschaft

zukennzeichnen.

Anhand derHistoria Augusta setzte sich F. Paschoud mitdenUsurpationen als literarischem Phänomen undGegenstand menschlicher Phantasie auseinander. Er zeigte auf, wie derAutor derHistoria Augusta unter Rückgriff aufdie Historiographie, d.h. besonders Ammian, Usurpatoren undUsurpationen schildert. DerVerfasserläßt aber denbesonderen Usurpationstyp des4. Jhd., dersich ausdergemeinsamenHerrschaft ergab, nicht erkennen. N.Duval setzte sich mitdenverschiedenen Formen derResidenzen derKaiser im 4. Jhd. (dauernde, vorübergehende, Alterssitze) auseinander. Er zeigte auf, welche Einsichten sich daraus für die historischen Probleme gewinnen lassen. Dabei wurde z.B. deutlich, wie wichtig die Frage ist, ob mit einem Palast ein Mausoleum verbunden ist. In Verbindung mit derResidenz eines im Amtbefindlichen Kaisers kannein solches einHinweis darauf sein, daßdieser nicht abzudanken beabsichtigt. Generell unterscheiden sich dieResidenzen derUsurpatoren nach Duvals Darlegungen nicht vondenen derrechtmäßigen Kaiser, undzwar weder durch besondere bauliche Gestaltung noch durch dieBevorzugung bestimmter Plätze. ZumAbschluß behandelte R. Zimmermann aus soziologischer Sicht Usurpationen in unserem Jahrhundert undmoderne Theorien zuihrer Erklärung. Er legte dabei Ergebnisse dervergleichenden Staatsstreichforschung vorundsuchte Beziehungen zu den Erscheinungsformen spätantiker Usurpationen undden für diese gegebenen Erklärungsmodellen herzustellen. InderDiskussion wurde deutlich, daß die Soziologie lediglich kategorielle undanalytische Vorgaben oder Anregungen geben kann, deren Nutzen sich erst in historischer Detailforschung zeigt, unddaß derRückgriff auf moderne Theorien nicht unbedingt notwendig ist, umdasWesen antiker Usurpationen zuerfassen, daßaber derVergleich mitmodernen Staatsstreichen sehr erhellend sein kann. Das Kolloquium hat klar erkennen lassen, daß Ablauf und Bewertung der einzelnen Usurpationen in derSpätantike nicht gleichmäßig aufgearbeitet sind und daßviele Quellen noch weitergehender Interpretation bedürfen. Für die Usurpationen zwischen 284 und395 wurde deutlich, daß für sie vergleichbare Bedingungen gelten, dieaufdieMehrkaiserherrschaft zurückgehen. Von den verschiedenen sozialen Gruppen muß besonders die Rolle der Christen weiter bedacht werden. Ihre politische Bedeutung ist inderRegel zusehr lediglich im Zusammenhang mit dem Einfluß der christlichen Kaiser undnicht an sich gesehen worden11. DieEntwicklung eines einheitlichen Erklärungsmodell fürdiespätantiken Usurpationen sollte versucht werden, umdiese mit ähnlichen historischen Erscheinungenbesser vergleichen zukönnen. DasSpannungsfeld zwischen denAnsätzen, die moderne Theorien zurVerfügung stellen, diemehrheitlich ausderAnalyse moderner Staatsstreiche entwickelt wurden, und den Möglichkeiten, die die antiken

11 Vgl.jetzt aberT.D. Barnes, Athanasius andConstantius. Theology andPolitics intheConstantinian Empire, Cambridge/Mass. 1993.

14

Einleitung

Quellen undderen Interpretation bieten, mußdabei besonders beachtet werden, um nicht durch denungenügend geprüften Gebrauch moderner Vorstellungen unddie Korrektur derQuellen zuFehlinterpretationen zukommen.

J. Szidat

FÜR EINE KONZEPTIONALISIERUNG DER USURPATION IM SPÄTRÖMISCHEN REICH von EGON FLAIG

Jede historische Interpretation enthält implizite undexplizite Theorieanteile. Die Erforschung derrömischen Monarchie ist aneinem Punkt angelangt, woeine neue Konzeptionalisierung undeine entsprechende theoretische Fundierung notwendig geworden sind. Dieeinzelnen Usurpationsvorgänge selber zuanalysieren ist unverzichtbar, umeine solche Theoriebildung voranzubringen.1 Letztlich mußdieempirische Forschung denPrüfstein abgeben, ob Konzeptionen taugen oder nicht. Auch vondenempirisch forschenden Historikern sinddaher Theorieleistungen zuerbringen. Auf diese Problemlage habe ich mit meinem Buch geantwortet. Diedortentfalteten Kategorien versuche ichnunaufdiegewaltsamen Herrscherwechsel inderSpätantike anzuwenden; es geht vorerst nurdarum, Problematiken zu umreißen –ohne konkrete Fallanalysen. Zunächst wird in fünf Thesen referiert, wieso derPrinzipat als Akzeptanz-System zukonzepieren ist und welche kategorialen Schlußfolgerung sich daraus fürdasPhänomen derUsurpation ergeben (I). Dann ist zu erörtern, inwieweit historische Veränderungen in der Spätantike dazu nötigen, den kategorialen Apparat zu modifizieren (II), dabei finden diejenigen Umstände besondere Beachtung, die maßgeblich die Chancen desKaisertums alsInstitution bestimmten (III). ZumSchluß werden zehnGesichtspunkte füreine Konzeptionalisierung derspätantiken Usurpationen skizziert (IV).

I 1.Begrifflich undforschungspraktisch müssen Akzeptanz undLegitimität auseinander gehalten werden. Mommsen hatein totales Defizit anLegitimität zumAusgangspunkt fürseine Theorie des Prinzipats gemacht.2 Freilich hat er der römischen Monarchie als solcher die Legitimität abgesprochen: mitdemPrinceps sterbe immer derPrinzipat –demnach gibt es fürMommsen keine fortdauernde institutionalisierte Monarchie, sondern nur eine Sukzession von individuellen Prinzipaten.3 Diese Annahme ist 1 2

Szidat 1989a

3

Ebd. 1143.

u. 1989b, Wardman, Flaig 1992. „ Es hatwohl nieeinRegiment gegeben, demderBegriff derLegitimität so abhanden gekommenwäre wiedemaugusteischen Prinzipat“(Römisches Staatsrecht II/2, 844). François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): Usurpationen inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

111

16

Egon Flaig

empirisch falsch. Denn nach 27 v. Chr. gab es keinen Versuch, die Monarchie abzuschaffen. Folglich wardierömische Monarchie selber inhöherem Maße ‚legitim‘als manche andere; jedoch wardereinzelne Kaiser nicht ‚legitim‘. DenHerrscher hält ganz allein die Tatsache oben, daß er akzeptiert wird; verliert er die Akzeptanz, dann stürzt er. Die Begriffe Legitimität und Akzeptanz sind daher scharf gegeneinander abzugrenzen: Überall dort, wodiepolitisch maßgeblichen Gruppen unter keinen Umständen bereit sind, vom Herrscher abzufallen, herrscht ein Loyalitätsmodus, der dem Begriff derklassischen Legitimität entspricht.4 Derklassische Begriff derLegitimität heißt entweder a) die Herrschaftsbefugnis einer bestimmten Person ist prinzipiell unverlierbar –in diesem Begriff (formuliert vonTalleyrand) ist die Zustimmung der Beherrschten irrelevant, oder b) eine politische Instanz überträgt und entzieht die Herrschaftsbefugnisse, wobei alle Gruppen der politischen Gemeinschaft sich denEntscheidungen dieser Instanz vorbehaltlos fügen. DerBegriff der Legitimität inderklassischen Verfassungslehre (ihnbenutzt auchTheodor Mommsen) ist –in beiden Versionen –ein radikal anderer als bei MaxWeber.

2. Akzeptanz soll heißen: verlierbare

Zustimmung bestimmter relevanter Gruppen

zur Herrschaftsbefugnis einer bestimmten Person. Es ist zu ermitteln, auf welche politisch maßgeblichen Gruppen sich der römische Kaiser bezieht, in welcher Weise er sich auf sie bezieht undwie sie sich sowohl auf ihn als auch aufeinander beziehen. In diesen Beziehungen realisiert sich die Herrschaft unddie Akzeptanz des Herrschers. EinAkzeptanz-System wirdhauptsächlich dadurch charakterisiert, welche Gruppen einen Herrscher akzeptieren müssen, damit er sich hält, undwelchen Erwartungen dieser Gruppen er genügen muß,damit sie ihnakzeptieren. ImPrinzipatsind dasdrei maßgebliche Sektoren: die Senatorenschaft (als handlungsfähiger Teil derReichsaristokratie), diePlebs urbana in Romunddiezueinem hochprofessionellen militärischen Apparat zusammengefaßten Bürgersoldaten (Prätorianer u. Legionen).5 Daes drei Gruppen waren, konnte sich keine Instanz herausbilden, welche die Herrschaftsbefugnis fürdie gesamte politische Gemeinschaft verbindlich zuerkennenoder aberkennen konnte. Nurwenn alle politisch maßgeblichen Gruppen sich dervorgängigen Autorität einer solchen Instanz unterworfen hätten –zumindest in , nurdann hätte sich eine spezifische Legitimität herausbilden köndieser Frage – nen. Dannhätte einallseits anerkanntes Organ einem bestimmten Prätendenten die Herrschaftsbefugnis zugesprochen oder aberkannt –unddies wäre füralle Gruppen der politischen Gemeinschaft verbindlich gewesen. Doch dem Senat gelang es nicht, eine solche politische Instanz zuwerden; undes gelang auch keiner privilegierten Heeresgruppe. DerSenat konnte keinen Kaiser erheben undauchkeinen absetzen, solange die Garde in Romdemamtierenden Kaiser gehorchte. Sogar die Plebs urbana in Rom hatte eine höhere politische Handlungsfähigkeit als derSenat. Die Senatorenschaft

4 5

196. Die Kategorie undihre Anwendbarkeit wirderörtert bei Flaig 1992, 184– 4. Flaig 1992, Kapitel 1–

Füreine Konzeptionalisierung derUsurpation imSpätrömischen Reich

17

war für die Herrschaftsausübung im Reich zwar sehr wichtig; aber der Senat als Organ blieb aussoziologischen Gründen konsensunfähig unddaher konstitutionell unwichtig; und er konnte –wegen der innersenatorischen Rivalität –nie einen Kaiser wählen.6 Die Bedeutung desHeeres fürdenHerrscherwechsel in derrömischen Monarchie ergab sich vorallem daraus, daßkeine Instanz dawar, die füralle verbindlich denHerrscher selegierte oder absetzte. NurderHerrscher selber hatte die historische Chance zu einer Instanz zu werden, die wenigstens einen Nachfolger ‚aufbauen‘konnte. Die Truppen hingegen erhoben mühelos undschnell einen Kaiser. Das Heer hatte damit seit der Erhebung Caligulas 37 n. Chr. daserste Wort –in Form einer Akklamation –zu sprechen. Allerdings gab es keinen privilegierten Heeresteil, welcher füralle Truppen verbindlich einen Imperator erheben konnte.

3. In diesem politischen System kann einbestimmtes Verfahren denHerrscher nicht ‚legitim‘machen. Johannes Straub meinte, die Akklamation mache den Kaiser zum legitimen Herrscher.7 Diese These leidet unter einem doppelten konzeptionellen Mangel: A. Die akklamierende Legion oder Garde konnte ihre so gewährte Zustimmung zur Herrschaft eines Imperators wieder zurücknehmen. Das taten sie immer dann, wenn sie voneinem Kaiser abfielen. Die Akklamation als Verfahren bot keine Garantie dafür, daß die Zustimmung zur Herrschaft einer bestimmten Person erhalten blieb. B. Es konnte geschehen, daß mehrere Truppenteile zugleich oder nacheinander einen Imperator erhoben. In diesem Fall nutzte dasVerfahren gar nichts. Denn nunmußte einDuell zwischen denTruppenkörpern entscheiden, werderImperator war.8 Folglich entschied nicht dasVerfahren darüber, werKaiser wurde, sondern die Waffen. Dann ist es aber schlicht falsch, den klassischen Begriff derLegitimität hier anzuwenden. Eine formell korrekte Investitur des Herrschers ist in manchen Monarchien ein Kriterium für Legitimität, in anderen keinesfalls. Warum wares in derrömischen 6

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238 n. Chr. zeigt sich dasbesonders deutlich: es wardemSenat zwar möglich zwei Kaiser zu wählen; aber die innersenatorischen Machtkämpfe verhinderten, daß ein einziger gewählt wurde (R. Syme, Emperors andBiography. Studies intheHistoria Augusta, Oxford 1971, 166). Der Senat war nicht einmal imstande, eine Über- undUnterordnung für die beiden Kaiser festzusetzen; sogar denOberpontifikat mußten sie sich teilen, waseinen Bruch mitderrömischen Tradition darstellte. DaßderSenat überhaupt imstande war,demamtierenden Kaiser den Gehorsam aufzukündigen undselber welche zuerheben, warnurmöglich, weil dieGarde die Kontrolle überdieHauptstadt verloren hatte: diePlebs urbana hatte inschweren Straßenkämpfen faktisch die erheblich reduzierten Gardeeinheiten in Rom ausgeschaltet. Das politische Gewicht der Plebs urbana bedingte somit den Handlungsspielraum des Senates als eines konstitutionellen Organs. Straub 1970, 170f. Auch in diesem Falle Mommsen kommentiert diesen Umstand mitderschneidigen Sentenz: „ aberistderVolkswille nicht gebunden...; vielmehr ister immer undüberall berechtigt, wenner als derwahrhafte Wille derGesamtheit sich ausweist durch dasRecht des Stärkeren“(Staatsrecht II/2, 1133).

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Monarchie nicht möglich, ‚Legitimität durch Verfahren‘ herzustellen?9 Wenn ein korrektes Zeremoniell eine bestimmte Person zum ‚legitimen‘ Herrscher macht, dann ist dabei immer vorausgesetzt, daßdie Gruppe oder das Organ, welches das Zeremoniell vollzieht, für die gesamte politische Gemeinschaft handelt. Doch das geht nur, wenn diese Gruppe oder dieses Organ die gesamte politische Gemeinschaft repräsentiert10, bzw. wenndiegesamte politische Gemeinschaft dieser Gruppeoder diesem Organ einen vorgängigen Gehorsam –zumindest in dieser Frage – entgegenbringt.11 EinVerfahren kannnurdannLegitimität stiften, wenndiebetreffende Gruppe das Verfahren monopolisiert, wenn also alle anderen Gruppen es fraglos unterlassen, dieses Verfahren ebenfalls anzuwenden. Genau diese Monopolisierung ist imrömischen Reich nieeingetreten.12

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Szidat 1989b versucht, anHandderErhebungen Jovians undValentinians aufzuzeigen, daßes eine Legitimität durch eine zeremoniell korrekte Investitur gegeben habe. Was er zu zeigen vermag ist, daß eine solche Vorstellung bei einigen Individuen und beim Historiographen Ammian existierte. Damit ist nicht bewiesen, daßes auch nureine einzige soziale Gruppe gab, für welche diese Vorstellung tatsächlich galt. Undselbst wenn es solche gab, dann ist nicht

gesagt, daß diese Vorstellung tatsächlich das praktische Verhalten bestimmte. Das ist der Die intentionale ‚praxeologische Vorbehalt‘gegen jeden geistesgeschichtlichen Kurzschluß: „ Kohärenz dervoneinem ausdrücklichen undausdrücklich ‚politischen4‘Prinzip ausgeschaffenenDiskurse undpraktischen Handlungen steht in vollkommenem Gegensatz zurobjektiven Systematik der praktischen Handlungen, die von einem impliziten Prinzip aus... hervorgebracht werden, d.h. vonobjektiv systematischen Denk- undHandlungsschemata, die, erworben imZuge fortschreitenden Vertrautwerdens undohne explizit aufoktroyiert worden zuein, auf vorreflexive Weise arbeiten“(P. Bourdieu, Die feinen Unterschiede. Kritik dergesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt 1982, 656). Wenn politisch maßgebliche Gruppen des Reiches demnicht korrekt erhobenen Jovian genauso gehorchten wiedemkorrekt erhobenen Valentinian,dannist dieDifferenz nichts weiter als einPostulat unmaßgeblicher Individuen derbetreffenden Epoche –schlimmstenfalls die wissenschaftliche Einkleidung einer unwirksamen und daher unwirklichen Differenz. Eine solche Repräsentation konnte es imrömischen Staat nicht geben, wie Mommsen gezeigt hat: E. Flaig, ImSchlepptau derMasse. Politische Obsession undhistoriographische Konstruktion bei Jacob Burckhardt undTheodor Mommsen, in: Rechtshistorisches Journal 12 (1993)

442. 405– 11 Hier steckt das Dilemma der Kaisererhebung –nicht nurim Prinzipat, sondern auch in der Spätantike: Keine Legion konnte eine andere –oder gardasGesamtheer –repräsentieren; kein Heeresteil konnte fürdenanderen sprechen. Erst wenneine qualitative Differenz zwischen den , ergab Heeresteilen sich auftat –wenneine Elitearmee denProvinzialarmeen gegenüberstand – sich die Chance, daßüberhaupt die Entscheidungen, die in derElitearmee gefällt wurden, auf fraglose, vorgängige Zustimmung stießen. Korrektheit derInvestitur wirderst dannein Kriterium fürLegitimität, wenndie personnelle Selektion nicht mehr strittig ist. Es lassen sich Indizien dafür finden, daß das Gewicht derVerfahren desto mehr zunimmt, je weniger die Selektion derHerrscherperson ein Problem darstellt. DasKrönungszeremoniell unterschiedlichster Kulturen könnte dies belegen. Doch es choreographiert stets den, welchen die Person des Herrschers zu durchlaufen hat,umzumHerrscher zuwerden. MitderSelektion selber hates also garnichts zu tun.Diese mußzuvor undaufandere Weise geklärt sein. Dazu: Georges Balandier, Ledétour. 94. 38, 41ff., 61f., 87– Pouvoir et Modernité, Paris 1985, 34–

12 Die formelle

Füreine Konzeptionalisierung derUsurpation imSpätrömischen Reich

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4. Die Kategorie ‚Usurpation‘ ist zu bestimmen als die Herausforderung des amtierenden Herrschers durch einen Rivalen. Mommsen hat in aller Schärfe formuliert, daß im römischen Prinzipat ein Usurpator genauso ‚legitim‘ist wieeinHerrscher, dernicht übereine Usurpation an die Herrschaft kam.13 Daher kommt in seinem derBegriff Usurpation nicht vor; dennprinzipiell sind alle Kaiser Usurpatoren.14 Da Mommsens Feststellung –der siegreiche Usurpator sei genauso ‚legitim‘ wiejeder andere Kaiser –zutrifft, müßte manaufdenBegriff Usurpation verzichten; denn er macht keinen differentiellen Sinn. Es lohnt den Begriff trotzdem beizubehalten, wenn man ihn mit einem neuen differentiellen Sinn versieht, der freilich vonjeglicher ‚Rechtmäßigkeit‘ abgelöst ist. In meiner Theorie des Prinzipats bezeichnet derBegriff Usurpation die offene Herausforderung des amtierendenMonarchen. Somit ist er keine staatsrechtliche Kategorie mehr, sondern eine politologische Kategorie, einsystemtypologischer Begriff: erbezieht sich aufeinen möglichen undakzeptierten Modus des Herrscherwechsels in bestimmten Monarchieformen. DerBegriff gehört in die Domäne derHerrschaftssoziologie insofern, als derModus derLoyalität derBeherrschten jeweils zuspezifizieren ist: je nachdem, ob undwannes in einer bestimmten Monarchie möglich ist, denMonarchen herauszufordern, oder ob das in einer anderen Monarchie unmöglich ist. Der Loyalitätsmodus derpolitisch maßgeblichen Gruppen unterscheidet sich erheblich, je nachdem, ob sie unter bestimmten Umständen bereit sind, voneinem Herrscher abzufallen, oder ob sie –wie z.B. in der französischen Monarchie –dazu unter keinen Umständen bereit sind.15 Loyalitätsmodus undGehorsamsdisposition ent„ Aber rechtlich ist wenbloß dieSoldaten auffordern sich imperator zunennen, ebenso befugt dies zutunals wemdiese Aufforderung vomSenat zugeht..“(Staatsrecht II/2, 842). 14 „Überall wird das Imperium streng genommen nicht übertragen; es wird von demTräger genommen..., entweder auf Aufforderung des Senats oder auf Aufforderung derTruppen...“ (Staatsrecht II/2, 842f.). O. Seeck folgert richtig: „ Usurpatoren imRechtssinne hates also auf

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demrömischen Throne niemals gegeben undniemals geben können“(Geschichte desUntergangs der antiken Welt, Stuttgart 41921, Bd. 1, 16). Freilich ist die fehlende Legitimität des Monarchen fürihngleichbedeutend mitperennierender Anomie. Dasist nicht haltbar. 15 Mangewinnt eine herrschaftssoziologische Differenz vonheuristischer undforschungspraktischer Relevanz, wenn man die Usurpation von der ‚Beseitigung des Herrschers am Hof‘ konzeptionell absondert. Bezeichnet manes als ‚Usurpation‘, wennderamtierende Herrscher von einem Prätendenten herausgefordert wird, dann mußmandie ‚Usurpation‘ sachlich und Beseitigung des Herrschers amHof‘als Typus des gewaltsaauch begrifflich trennen vonder ‚ menHerrscherwechsels: Wo nurdie ‚Beseitigung des Herrschers amHof‘auftritt, mußzuerst derHerrscher getötet (oder beseitigt) werden, damit dannderPrätendent als Herrscher auftretenkann; beiderUsurpation hingegen erhebt sicheinGegenkaiser, derdannvorderpolitischen Öffentlichkeit versucht, den amtierenden Kaiser zu beseitigen. Der Unterschied ist unter herrschaftssoziologischem Aspekt beträchtlich: imzweiten Fall kannderPrätendent es wagen, dieProbe aufdieLoyalität wichtiger Gruppen zumachen; imersten Fall kannerdiese Loyalität nicht erproben, weil derVersuch a priori aussichtslos wäre. DieBesonderheit usurpationsanfälliger Monarchien erfordert daher konzeptionell scharfe Differenzen: Die Herausforderung eines Herrschers zuLebzeiten ist anmehrpolitische Bedingungen gebunden als eine ‚BeseitigungdesHerrschers amHof‘. Ein System, inwelchem es möglich ist, daßein Prätendent die Probe auf die Loyalität wichtiger Gruppen gegenüber dem amtierenden Herrscher macht, funktioniert wesentlich anders als ein System, in welchem aneinen solchen Versuch nicht zu

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sprechen einander; unterscheidet sich der Loyalitätsmodus der politisch maßgeblichen Gruppen indereinen Monarchie vondemineiner anderen, danndifferieren auch dieFunktionsweisen beider Monarchien.

5. Ein Prinzip, das in der historischen Realität nicht wirkt, existiert auch nicht. Daher hat das dynastische ‚Prinzip‘keinen heuristischen undanalytischen Wert. Ineinem Akzeptanz-System tritt derHerausforderer immer schon alsHerrscher auf. Deswegen steht ihmderSohn desamtierenden Herrschers genau so imWege wiederVater. DieSöhne stürzen folglich imPrinzipat mitsamt ihren Vätern –ohne Ausnahme. Ein dynastisches ‚Prinzip‘konnte daher nurso lange ‚wirken‘, wieeben keine Usurpation erfolgte oder erfolgreich war. Dasheißt, es versagte imErnstfall. Aber der Ernstfall ist die Probe darauf, welche politischen Beziehungen wirken und welche nicht. Folglich wardasdynastische ‚Prinzip‘ in derrömischen Monarchie – zumindest in der Prinzipatsepoche –wirkungslos unddamit inexistent. Daß dennoch der Sohn auf denVater folgte, solange keine erfolgreiche Usurpation beide eliminierte, erklärt sich hinreichend aus demVorsprung, dender –leibliche oder adoptierte –Sohn eines Herrschers vor allen potentiellen Konkurrenten hatte, solange die väterliche Herrschaft unangefochten blieb. DieUngeregeltheit derNachfolge istdaher keinFaktor, sondern einSymptom. Sie ist eine Konsequenz der Gehorsamsmodalität. Sie erklärt nichts, sondern ist selber zuerklären.16

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denken ist. In der französischen Monarchie war sie so gut wie ausgeschlossen: gerade die einzige Ausnahme –Karl X. 1589 –veranschaulicht, wieschmal derTürspalt war, welcher der Usurpation offenstand: so lange derzurNachfolge Berechtigte bloß amkatholischen Glauben festhielt, hatte kein anderer Prätendent auchnurdenHauch einer Chance (Darin kannmanein winziges Moment von Akzeptanz innerhalb eines Systems von härtester Legitimtiät sehen: demkatholischen Glauben anzugehören, wardieeinzige Erwartung derBeherrschten, dersich der französische König nicht entziehen konnte). Solche usurpationsfreien Monarchien sind konzeptionell anders zu begreifen als die usurpationsanfälligen Monarchien wie etwa Israel, Assyrien, China (zubestimmten Epochen) undRom. ‚Beseitigungen des Herrschers amHof‘ konnten sich freilich auch in usurpationsanfälligen Monarchien (d.h. in Akzeptanz-Systemen) ereignen: Daskannmanveranschaulichen andenbeiden extremen Fällen im 1.Jhdt. n.Chr., an Caligula undDomitian. Dieser warnicht herausforderbar; undbeijenem warjegliche Herausvorallem beiderPlebs forderung überflüssig. AlsCaligula 40 n.Chr. vollends allen Rückhalt – urbana –verlor, dawurden dieBedingungen füreine Beseitigung desHerrschers inRomselber sogünstig, daßes zurUsurpation garnicht erst kommen mußte. Anders beiDomitian: zwarwar er amSchluß bei derPlebs urbana undbeiTeilen derSenatorenschaft sehr unbeliebt; docher genoß eine starke Popularität beidenTruppen. Eine Usurpation gegen ihnwaraussichtslos; das zeigte der Versuch des Antonius Saturninus 89 n. Chr. UmDomitian zu stürzen, blieb kein anderer Wegals übereine ‚Beseitigung desHerrschers amHof‘. DieFragerichtung istumzukehren: Unter welchen Bedingungen versuchen maßgebliche Gruppendespolitischen Systems, dieRisiken vongewaltsamen Herrscherwechseln zueliminieren? Unter welchen Bedingungen vermeiden sie es, andenHerrscher besondere persönliche Anforderungen zu stellen, undimmunisieren ihn also gegenüber politischem Versagen? ImRömischen Reich gelang es nie, dieNachfolgekriterien radikal abzusondern vonder ‚Kaiserwürdig-

keit‘.

Füreine Konzeptionalisierung derUsurpation imSpätrömischen Reich

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II Geht mandenBedingungen nach, unter denen in derSpätantike gewaltsame Kaiserwechesel stattfinden, dannhatmandenVeränderungen despolitischen Systems indieser Epoche Rechnung zutragen. Zwischen 350 u. 390 änderte sich dasHeer in beiden Reichsteilen von Grund auf. Die reichsfremden Truppen wurden zu den

Kerntruppen desReiches. Indengroßen Schlachten gaben Franken, Alanen, Goten, und sogar Hunnen zunehmend den Ausschlag. Das Zentralheer war nicht mehr römisch. Damit veränderte ein maßgeblicher Sektor des politischen Systems – nämlich dasHeer –seinen Charakter grundsätzlich. Demnach veränderte sich das System selber, somit auch der Charakter der Monarchie. Dieser Einschnitt war tiefer als dieTransformation zwischen Diocletian undConstantin. Dereinheitliche Begriff derSpätantike undeiner spätantiken Staatlichkeit ist damit zurDisposition gestellt. Es bietet sich eine chronologische Aufspaltung derSpätantike an:Dieerste Phase dauerte vonDiocletian bis zurErhebung desArbogast als Heermeister (387) undder faktischen Absetzung des Kaisers Valentinian II. durch denselben Heermeister (392). Die zweite Phase reichte imWesten von387/392 bis zurBeendigung des Kaisertums; sie ist gekennzeichnet von einem neuen politischen System, in welchem der Kaiser nicht mehr herrschte (auch wenn er gelegentlich versuchte, Macht zurückzugewinnen), sondern nurnoch nominelles Oberhaupt war; die faktische Herrschaft übten Heermeister aus, diereichsfremd waren oder sich aufreichs-

fremde Truppen stützten. Dasneue politische System trägt imGroben drei Charakteristika: 1. DerKaiser hatte die Kontrolle über dasHeer unddamit über dasentscheidende Machtmittel verloren. Wichtige Heeresteile waren nicht mehr auf denKaiser bezogen: auch wennsie auf ihnvereidigt waren, hielten sie imErnstfalle nicht

zuihm. 2. Es bildete sich –in einer erstaunlichen Geschwindigkeit –ein Reichsfeldherr imWesten heraus, derdie Rolle eines Regenten übernahm. Diese Rolle gerann schon mit Stilicho zueiner Institution. Mankann diese Entwicklung nicht mit demUmstand erklären, daßimWesten seit 375 Kindkaiser auftraten. Denn395 n. Chr. war der 17-jährige Arcadius in Konstantinopel ebenso wie der 10jährige Honorius in Mailand außerstande, die Regierungsgeschäfte selber zu führen; ähnliches gilt für den 10-jährigen Theodosius II. undden 5-jährigen Valentinian III. –alle diese Nachkommen des Theodosius waren principes clausi. Dennoch entstand im Osten keine Institution, die demKaisertum zum Rivalen wurde undes schließlich vernichtete. 3. Die westlichen Regionen fielen auseinander. Obwohl der Osten religiös viel zerrissener war, besaß er eine höhere politische Kohäsion. Das bedeutet, daß die intermediären Gewalten, welche sich zwischen denKaiser unddie Provinzengeschoben hatten, imWesten einem viel höherem Druck unterlagen, sich zu regionalisieren. Seltsamerweise ist dies weniger dort derFall, wodie Provinzen unter ständigem undstarkem militärischem Druck standen –Gallien, , sondern auchin Spanien undvorallem in Africa. Daraus Rätien, Pannonien – folgt, daßdie zentrifugale Entwicklung imWesten nicht direkt ausdemmilitä-

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rischen Druck zu erklären ist. Es gab andere Faktoren, die auf direkte Weise stärker wirkten: a) Die verklammernden Gruppen waren nicht mehr auf den Kaiser unddasReich bezogen, so konnte z.B. die westliche Kirchenorganisation ohne Kaiser undReich überleben. b) Andere Gruppen übten keine Klammerfunktion mehr aus: dasHeer warkein homogenisierter Apparat mit römischer Sozialisation mehr; dieMilitärelite warnicht mehr homogen undauf das Reich bezogen; die alte Reichsaristokratie löste sich vonihrer Bezogenheit auf einen fernen Kaiser, orientierte sich stärker auf lokale Beziehungskreise und neue regionale Felder derKonkurrenz undderDemonstration vonPrestige.17 Es ist wichtig, den Zeitpunkt zu bestimmen, zu welchem dieses neue politische System entstand: Es realisierte sich, als 387/388 erstmalig ein Heermeister nicht vom Kaiser eingesetzt, sondern von denTruppen erhoben wurde, undals dieser Heermeister seine Erhebung demKaiser abtrotzen konnte undobendrein sein Amt behielt, alsderKaiser ihnabzusetzen versuchte. Damit ist 388 n.Chr.einmächtiger Heermeister zueiner eigenständigen konstitutionellen Größe geworden. Als dieser Heermeister 392 den Kaiser unter Arrest stellte, ihn also zur Wirkungslosigkeit verurteilte, ja faktisch absetzte, erwies sich dasneue System als dominant. Das Tempo, in welchem sich im Westen ein Regentenamt herausbildete, welches mehr Macht kumulierte als das Kaisertum, ist enorm und zeigt, welche Einschnittstiefe in der historischen Entwicklung hier vorliegt. Erst rund 20 Jahre nachdem dasneue System sich herausgebildet hatte, setzten diegroßen Invasionen amRhein einundverlor dasweströmische Reich riesige Gebiete. Folglich entstand dieses neue System nicht im Laufe dermilitärischen Niederlagen undterritorialen Verluste. Eher verhält es sich umgekehrt: dasneue politische System verfügte über eine erheblich verminderte Kohäsionskraft undihmentschwanden Integrationspotentiale in den Provinzen, die vorher noch vorhanden waren. Eine entscheidende Frage ist somit die, warum die Bereitwilligkeit, sich mit dem Reich und den Belangen der Zentrale zu identifizieren, bei wichtigen Gruppen in den Regionen dermaßen abnahm, daßandere Zugehörigkeiten dasÜbergewicht gewannen.18

III

A) Kategorienprobleme: UmdasUsurpationsproblem anzugehen, ist es nötig, das weströmische Kaisertum neu zu konzeptualisieren. Streng genommen kann von einem Kaisertum imWesten nach 392 n. Chr. nicht mehrdieRede sein. Der Kaiser warnicht mehr Imperator derTruppen. Under warauch nicht mehr derMonarch einer Hauptstadt. Verwandschaftlich war er enger mit der neuen reichsfremden Militärelite verbunden als mit den Familien der alten Reichsaristokratie.19 Die Heermeister, die mit demKaiser in Konflikt gerieten, behielten in der Regel die Oberhand; undsie setzten gelegentlich Kaiser abundein. Demnach warderKaiser 86; J. Martin, Die Macht der Heiligen, in: ders. / B. Quint (Hgg.), 17 Dazu: Brown 1986, 59– 474. Christentum u. antike Gesellschaft, Darmstadt 1990, 440– 111; Martin 1995, 76 u. 187f. 18 Löhken 1976, 105– 19 Demandt, 1980.

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nicht mehr dasZentrum derpolitischen Macht; er konnte es durch zufällige Konstellationen kurzfristig werden; aber er wares nicht auf konstitutionell garantierte Weise. Die politische Symbolik überhöhte ihn, under galt als Initiator von DekretenundGesetzen; dochdaszeigt lediglich, daßdiekonkurrierende unddominierendeInstitution desRegenten nochkeine eigene politische Symbolik entwickelt hatte und vorläufig angewiesen blieb auf das beträchtliche Repertoire der imperialen Symbolik. Für eine praxeologisch forschende Geschichtswissenschaft bestimmen nicht die Worte und die Benennungen den historischen Charakter eines Phänomens, sondern die sozialen Relationen.20 Es ist zwar nicht unwichtig, daßGesetze immer noch imNamen desKaisers erlassen wurden unddaßer dieReichseinheit symbolisierte. Doch in demneuen oligopolistischen Machtgefüge wardasKaisertum nicht mehr das, wases vonAugustus bis 388 n.Chr. gewesen war. DaßdieZeitgenossen derInstitution denselben Namen gaben ist selbstverständlich. Aber diese Identität der Benennung ist nichts weiter als eine Homonymie, hinter der eine präzise arbeitende historische Soziologie grundverschiedene Typen vonMonarchien ermittelt. Wirbenötigen fürdenneuen Herrschaftstypus seit 388 n.Chr. imWesten einen neuen Begriff. Die antike Literatur stellt ihnunsnicht zurVerfügung undkann dies auch garnicht tun, weil sie nicht auf Differenzen achtete, die fürunsere Episteme maßgeblich sind.

B) Die Bedingungen für die Extinktion der Kaisermacht einbeziehen: Jochen Martinhatdrei Umstände benannt, diedazuführten, daßdaswestliche Kaisertum seine Macht verlor: a) denVerlust derKontrolle über dasHeer, b) die Herauslösung der Institution auseiner hauptstädtischen Verankerung, c) die andere kirchliche Organisation desWestens unddiegeringe Chance desKaisertums, sich indieser Organisation zuverankern.21 Mir scheinen dies in derTat dieentscheidenden Faktoren zu sein, undich möchte kurz darlegen, a) daßderzweite denersten akut machte, und b) daßderdritte undderzweite engmiteinander verbunden waren. Hauptstadtferne. Sie alleine reichte nicht aus, umdas westliche Kaisertum zumVerschwinden zubringen. Imzweiten Jahrhundert warHauptstadtferne selten –außer bei Marcus Aurelius – , undsie stellte kein politisches Problem dar. Seit dem Beginn des 3. Jhs. häuften sich die Zeiten der Abwesenheit der Kaiser von Rom. Schließlich geriet die Anwesenheit zum sporadischen Besuch. Dennoch tangierte diese Hauptstadtferne dieMacht desKaisertums nicht. Entscheidend war, daßdieKerntruppen desReiches sich primär aufeinen Imperator bezogen. Unddas 20 Die anschaulichsten

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Muster dieser Forschungsweise samtdemtheoretischen undbegrifflichen Instrumentarium liefert P. Bourdieu, Entwurf einer Theorie derPraxis auf derethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft, Frankfurt 1976; ders., Die feinen Unterschiede (wie Anm. 9), 68ff., 85ff., 104ff., 143ff., 161ff.; ders., Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft, Frankfurt 1987, 97ff. u. 122ff.; ders., Raisons pratiques. Sur la théorie de l’action, Paris 1994, 169ff., 173ff., 183ff. Ähnlich: P. Veyne, Foucault: Die Revolutionierung der 37. Geschichte, Frankfurt 1992 undFlaig, 1992, 14– Heer: Martin 1984a, 127; 1995, 98. Kirche: Martin 1995, 104. Hauptstadt: 1995, 201 ff. Siehe seinen Beitrag in diesem Band.

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taten sie, solange sie in Herkunft undmilitärischer Sozialisation römisch waren. Das römische Heer garantierte, daß keine Institution dem Kaisertum gefährlich werden konnte.22 Doch in dem Augenblick als die wichtigsten Truppen nicht mehr römisch waren, sondern reichsfremd, verschwand diese totale oder auch imErnstfalle überwiegende Bezogenheit auf denImperator. Es eröffnete sich die Chance für andere Institutionen, mitdemKaisertum zukonkurrieren. DerKaiser stand imWesten nun nicht bloß vordemProblem, daßihmRivalen imKampf umdenThron erwuchsen, d.h. Usurpatoren. Obendrein sah er sich seit 388 n. Chr. einer Machtposition gegenüber, die sich rasch institutionalisierte; unddie Machtgewinne dieser neuen Institution gingen auf Kosten des Kaisertums. In dieser Situation, in welcher zwei Institutionen umdieüberlegene Machtstellung kämpften, wurde plötzlich entscheidend, ob das Kaisertum von einer Hauptstadt gestützt wurde oder nicht. Die Verankerung in derHauptstadt hätte daswestliche Kaisertum wahrscheinlich retten können.23 Das wird deutlich, wenn man die politische undkonstitutionelle Niederlage Valentinians II. gegen den Heermeister Arbogast 388 und392 n. Chr. vergleicht mit der Niederwerfung der gotischen Heerführer Tribigild undGainas 400 durch Arcadius undmit der Eliminierung Aspars undseines Gefolges 471 durch Kaiser

Leo:

1. Arcadius mußte vor seinen verbündeten gotischen Heerführern kapitulieren undmußte Gainas zumobersten Heermeister erheben. Er warin eine Situation geraten, die derjenigen von Valentinian II. 392 vergleichbar war. Als der neugebackene Reichsfeldherr in Konstantinopel einmarschierte, erhoben sich die Bürger der Hauptstadt gegen die arianischen Goten undtöteten 7000 von ihnen;24 wieviele Bürger bei den schweren Straßenkämpfen das Leben verloren, mag man mutmaßen. Aber die Opferbereitschaft dieser Tausender Romaioi deröstlichen Hauptstadt kehrte dasKräfteverhältnis zwischen demKaiser und dem Reichsfeldherrn total um. Konstantinopel war nicht Trier; die Bürgerschaft der Hauptstadt zeigte hauptstädtische Reaktionsformen undbewies ein hauptstädtisches Aktionspotential, genau wie die stadtrömischen Bürger in der Prinzipatsepoche.25 Mehr noch: demOpfermut dieser Hauptstädter

Dazu: B.Campbell, The Emperor andthe Roman Army 31 BC –AD235, Oxford 1984; mit 173. anderen Akzentsetzungen: Flaig 1992, 132– 23 Daß die senatorische Aristokratie des Westens sich nur noch in geringem Maße auf das Kaisertum bezog, liegt nicht zuletzt auch an dessen geographischer Ferne. In Konstantinopel konnte die soziale Distanz zumHofdurch die Präsenz desKaisers in derHauptstadt abgemildert werden. Deroströmische Senat waralso stark aufdenKaiser bezogen. Diemangelnde und entschwindende Bezogenheit im Westen hatte direkte Konsequenzen für die Provinzen: dort besaß diesenatorische Aristokratie desWestens ihren beträchtlichen Reichtum, derals soziale Ressource für Kaiser undReich desto weniger zumobilisieren war,je weiter die Bezogenheit aufdenKaiser abnahm unddieZugehörigkeit zumReich anWert verlor. 24 Demandt 1989, 159. 93; Julia Sünskes Thompson, Aufstände undProtestaktionen im Imperium 25 Flaig 1992, 38– Romanum. Die severischen Kaiser imSpannungsfeld innenpolitischer Konflikte, Bonn 1990,

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95–134.

Füreine Konzeptionalisierung derUsurpation imSpätrömischen Reich

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ist es zuverdanken, daßdie Institution eines eigenmächtigen Reichsfeldherrn vernichtet wurde, gerade als sie imEntstehen begriffen war. Die Bürger Konstantinopels schrieben mit ihrem Blut allen potentiellen Anwärtern auf die virtuelle Position des Kaiserkonkurrenten ins Gedächtnis, welches Risiko sie einzugehen undwelchen Preis ihre Truppen zu entrichten hatten. Dabei entschied der Umstand, daß der Kaiser rechtgläubig war. Die eherne Solidarität zwischen einem als rechtgläubig geachteten Kaiser und seinen hauptstädtischen Bürgern konnte hinfort kein Heermeister aufbrechen. 2. Als Kaiser Leo 471 den mächtigen gotischen Heermeister Aspar mitsamt seinem Gefolge umbringen ließ, war er schon nicht mehr in der Lage, kraft kaiserlicher Autorität sich gegen Aspar durchzusetzen, sondern wargezwungen, sich auf die isaurische Leibwache zu stützen. Bei diesem Ereignis sind zwei Umstände wichtig: A) Nurweil derKaiser in derHauptstadt blieb, warer überhaupt imstande, eine neue Kerntruppe –so die isaurischen excubitores – umsich scharen, über die Aspar keine Kontrolle besaß, unddie der Kaiser im Ernstfalle gegen dessen Gefolge einsetzen konnte. Nurdeswegen gelang es ihm (und auch späteren Kaisern immer wieder), die einzelnen ethnischen Bestandteile des Heeres sowie der Militärelite gegeneinander auszuspielen undüberdies religiöse Differenzen zwischen diesen auszunutzen. B) Als Aspars GefolgedenPalast angriff, umRache zunehmen fürdieErmordung ihres Befehlshabers, scheiterte sie; die Goten hatten inmitten derfeindlichen Hauptstadt keine Chance, sich zu halten, sie mußten froh sein, daß sie aus Konstantinopel ausbrechen konnten. Wenn Leo danach demauf Konstantinopel marschierendenTheoderich Strabo nicht trotzen konnte, sondern ihmdieHeermeisterstelle seines ermordeten Onkels zugestehen mußte, dann wardies keine Niederlage desKaisertums gegen eine konkurrierende Institution innerhalb despolitischen Systems, sondern es wareine Niederlage desoströmischen Reiches insgesamt, dasdemFöderatenkönig aufdemBalkan militärisch unterlegen war. Die Oströmer übertünchten diese Niederlage, indem sie mit symbolischen Gesten und euphemisierten Tributen denFrieden erkauften. Docheinsolches Heermeisteramtwie es Theoderich Strabo ausübte warnominell undblieb außerhalb der oströmischen staatlichen Struktur. Es konnte daher demKaisertum als Institution nicht gefährlich werden. DasVerhältnis zurkirchlichen Organisation. Westliche Kaiser mieden nicht nur die Hauptstadt Rom, sondern verließen gegebenenfalls sogar ihre Residenzstadt, umschweren Konflikten mitderKirche auszuweichen: a) Valentinian II. verlor vor Ostern 386 in Mailand eine Machtprobe gegen Ambrosius; die Truppen verweigerten dem Kaiser dabei den Gehorsam. Der verließ innerhalb eines Jahres zweimal Mailand, umin Aquileia demDruck der Kirche nicht ausgesetzt zusein.26 Denwestlichen Kaisern gelang es nicht, als Kirchenoberhaupt aufzutreten; so konnten sie bei Konfrontationen mit einem Bischof nicht die Oberhand behalten, wenn dieser entschlossen eine städtische Bevölkerung mobilisierte. 26

Demandt 1989, 131.

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b) Diese Vorgänge sind nicht erklärbar miteiner schwachen Stellung desetwa 15 jährigen Kaisers. Denn auch Theodosius unterlag in jedem Machtkampf mit denMailänder Bischof –unddies nach seinem Sieg bei Poetovio über Magnus Maximus, als der Kaiser de facto Herr über das Gesamtreich war. Derselbe Theodosius hatte in Konstantinopel keine Schwierigkeiten, seinen Willen innerhalb der Kirche durchzusetzen.27 Das Kräfteverhältnis war folglich nicht abhängig vonderPerson desKaisers. Die mangelnde Einlagerung des westlichen Kaisertums in die westliche Kirchenorganisation beförderte die Tendenz der Kaiser, nicht nurdie alte Hauptstadt zu meiden, sondern sogar die Residenzstadt Mailand. Eingeschlossen in die Festung Ravenna und bar jeglichen hauptstädtischen Rückhalts waren die kaiserlichen Personen nicht in der Lage, sich gegen diejenigen Reichsfeldherrn zubehaupten, dieihre Herrschaftsmittel voll ausschöpften undihre Machtsphäre erweiterten. Die

Liquidierung dereinen Institution durch die andere warkeine Frage derjeweiligen Personen. Ruckartig sank dasKaisertum auf eine rein symbolische Größe zusammen; undseine Abschaffung zeichnete sich ab,lange bevor sie sich ereignete. Im Osten durchlief das Kaisertum nur eine Phase, in der es als Institution gefährdet war, nämlich unter Zenon von474 bis 484. Undselbst dabei zeigte sich, daß ein Kaiser, der seine Herrschaft durch gute militärische Allianzen gesichert wähnte wie etwa Basiliskos, sich in derHauptstadt nicht hielt, sobald mandort an seiner Rechtgläubigkeit zweifelte. Diese Abhängigkeit derkaiserlichen Person von derAkzeptanz durch diehauptstädtische Bürgerschaft28 beschränkte dentheokratischen Anspruch der Ostkaiser außerordentlich; aber gerade diese Angewiesenheit des Kaisers auf die Bürger seiner Hauptstadt bot zugleich die Garantie dafür, daß dasKaisertums sich behauptete.29 DerWandel derAutoritätsform30 ist demnach einentscheidender Faktor inder Konstellation geworden, in welcher das östliche Kaisertum und damit auch das Ostreich selber größere Chancen hatte, die schweren Krisen zuüberleben als das westliche Kaisertum. Die religiöse Begründung vonpolitischer Autorität hatte in beiden Reichen –d.h. in beiden politischen Systemen –sehr unterschiedliche

Folgen.

27 Demandt 1989, 128. 28 „ Umso bedeutungsvoller wardie Rolle derunaufhörlich beijedem Anlaß demKaiser dargebrachten Beifallsbezeugungen. In diesen Akklamationen wurde derWahlakt gewissermaßen wiederholt, aus ihnen schöpfte der Kaiser die Gewißheit seiner Übereinstimmung mit dem Volkswillen“(B. Rubin, Das Zeitalter Justinians, Bd. 1, Berlin 1960, 127). Diese Erprobung der Akzeptanz kommt in einem einzigartigen Zeugnis politischer Kommunikation in der Akklamationen wegen Kalopodios“(Übers. v. Antike lebhaft zumAusdruck, nämlich inden„ J. Irmscher, in: Orbis Mediaevalis. Festgabe fürA. Blaschka, Weimar 1970, S. 79– 83). Dazu die stringente Analyse vonMartin, 1984b. 29 Beck 1975; Karlin-Hayter 1981; Martin 1984a und1995, 201ff. 34u. 71–117; Martin 1984a 114; ders. 1992, 3– 152; ders. 1986, 87– 30 Dazu: Brown 1982, 103– und1995, 78.

Füreine Konzeptionalisierung derUsurpation imSpätrömischen Reich

27

IV

AusderFülle möglicher Gesichtspunkte, welche manheranziehen könnte, umeine Konzeptionalisierung der Usurpationsvorgänge voranzutreiben, möchte ich zehn anführen:

1. In der israelitischen, osmanischen, assyrischen und–je nach den Epochen – auch in derchinesischen Monarchie wardie Erhebung eines Herrschers gleichbedeutend mit der Aberkennung der Herrschaftsbefugnis des amtierenden Monarchen. DaesumdieBeherrschung desZentrums ging, mußte entweder deramtierendeKaiser oder sein Herausforderer stürzen. Dasgalt auch fürdiePrinzipatsepoche –also bis ca 235 n. Chr.– , undes galt auchnochinderEpoche derSoldatenkaiser. Bis zur Tetrarchie strebten alle Usurpatoren danach, über das gesamte römische Reich dieHerrschafft zugewinnen. Nunänderte sich dasinderSpätantike grundlegend. Die Usurpatoren waren nicht darauf aus, das Zentrum zu erobern, sondern wollten meist nurals Herrscher in einem Teilbereich anerkannt werden. Dererste, demdasgelang, warKonstantin. Eine solche Kaisererhebung ist einanderer politischer Vorgang als diefrüheren Usurpationen. 2. Wenn man die Usurpation als Herausforderung des amtierenden Kaisers auffaßt, dann ist dieser neue Typus derKaisererhebung seit Konstantin nurbedingt als Usurpation zu bezeichnen. Der Usurpator forderte zwar den Herrscher eines Teilreiches heraus, umihmdieHerrschaft zuentreißen; docher forderte nicht mehr dieGesamtheit aller Augusti heraus. Dasich die Herausforderung nicht aufdenselbenpolitischen Gegenstand richtete, veränderte sich ihrCharakter. Mankann sich täuschen lassen vomÜbermaß dessymbolischen Aufwandes, denbeide Reichsteile betrieben, um ihre politische Einheit zu beschwören. Doch in den sozialen und politischen Praktiken wirkte sich aus, daßes keine einheitliche Hauptstadt mehr gab, daßkeine soziale Gruppe vorhanden war,dievonSyrien bisSpanien dasReich ‚verklammern‘konnte unddaßdasHeer sich nicht mehr als einheitlichen Apparat begriff. Die Usurpation wechselte ihren Charakter, weil die Staatlichkeit sich verändert hatte: eine Eroberung desZentrums wargarnicht mehrmöglich, wennde facto kein Zentrum mehr dawar.31 3. DaßHeermeister –im Westen –seit 388 n. Chr. anfingen, ihr Amtzuerobern, umes sich dannvomKaiser bestätigen zulassen, könnte manalseine Kopie dieses neuen Typus der Usurpation auffassen: der Anwärter aufs Heermeisteramt eroberte diePosition undlegitimierte sich, indem er dieBestätigung einholte. Doch dieUnterschiede fallen indieAugen: Derneue Usurpationstyp schwächte nicht die Institution des Kaisertums; er schwächte lediglich die Zusammengehörigkeit aller Reichsteile unter einer einheitlichen kaiserlichen Gewalt (dazu Punkt 6 u. 7). Die Regierung handelte schon seit Theodosius so, als sei Konstantinopel das Zentrum des Reiches. Aber in der politischen Symbolik ist davon kaum etwas zu merken. Demnach fallen Praktiken und Diskurs erheblich auseinander. Die ‚Vorstellung‘ von der Einheit des Reiches kann sich ablösen von ihren realgeschichtlichen Voraussetzungen. In China überlebte die Einheit des Reiches als gehegte Vorstellung jahrhundertelange Zerstückelungen inTeilreiche. Einsolches ‚Imaginäres‘ist m.E. konzeptionell zuunterscheiden vonder realiter wirksamen politischen Symbolisierung derReichseinheit.

31 Die oströmische

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Eroberung derHeermeisterposition hingegen liquidierte das Kaisertum. Doch das zeigt, daßsich –imWesten –nicht nurdieMonarchieform entscheidend gewandelt hatte, sondern die Staatlichkeit selber. 4. Eigenmächtige Kaisererhebung undUsurpationsvorgang fielen imPrinzipat zusammen, waren identisch. Doch wie Szidat für Julian zeigt, warjust die Erhebung zumAugustus nicht perse eine Usurpation: sie richtete sich nicht gegen die Stellung des senior Augustus Constantius. Allerdings wurde diese Erhebung dadurch zur Usurpation, daß Constantius sie nicht anerkannte. Die Umvereidigung desHeeres aufdenalleinigen Namen Julians undderAbmarsch nach Osten sind in dieser Optik dieKriterien dafür, daßausderErhebung zumAugustus eine Usurpation wurde. Forschungsaxiomatisch gilt danndieReaktion dessenior Augustus auf die eigenmächtige Erhebung eines Kaisers im anderen Reichsteil als entscheidendesKriterium dafür, obimanderen Reichsteil eine Usurpation vorliegt odernicht.32 WennUsurpatoren denAugustus ihres Teilreiches stürzten –wieetwa Magnentius , aber dann die Anerkennung denConstans oder Magnus Maximus denGratian – durch den Augustus des anderen Teilreiches suchten, dann ist dies erstens eine möglich gewordene Folge derTatsache, daßsie nicht mehr danach trachteten, das gesamte Reich unter dieeigene Herrschaft zubekommen; es ist zweitens aber auch einIndiz füreinneues politisches Verhältnis, welches sich aufAntrag desUsurpators zwischen demimanderen Teilbereich amtierenden Augustus unddemUsurpator herstellte; mit diesem Verhältnis entstand eine neue Form vonLegitimierung: derUsurpator anerkannte dieOberhoheit desjenigen Augustus, dessen Teilreich er nicht zu beanspruchen gedachte; gab der senior Augustus diesem Antrag statt, sanktionierte er zugleich die Usurpation. Aber gerade in diesem Umstand –daßes ins Belieben des senior Augustus des vomUsurpator nicht beanspruchten Reichsteils gestellt war, ob dieser ein ‚legitimer‘Kaiser wurde undblieb oder nicht –liegt ein Dilemma, dasnach konzeptioneller Klärung verlangt. WennmanzumUsurpator dadurch werden konnte, daß der senior Augustus demgewaltsam erhobenen aber dann akzeptierten Mitkaiser plötzlich nicht mehr akzeptierte, dann wäre ein politischer Mechanismus amWirken, dergarnichts mehrmitdemUsurpationsvorgang imPrinzipat zutunhat. DieFrage ist, obdasrealiter zutrifft. 5. Hätte Magnentius 351beiMursa gegen Constantius II. gesiegt, oderMagnus Maximus 388 bei Poetovio gegen Theodosius I. oder Eugenius amFrigidus 394 gegen Theodosius, dann wären sie ‚legitime‘Kaiser gewesen undkeine Usurpatoren. Folglich entschied über die ‚Legitimität‘derwestlichen Herausforderer nicht die fehlende oder wieder entzogene Anerkennung durch densenior Augustus im Osten. Was realiter entschied, waren Schlachten zwischen den Heeren und der jedesmalige Sieg der östlichen Truppen. Auch in der Spätantike fehlte demnach eine Institution, die –verbindlich für die gesamte politische Gemeinschaft –über

32 Manmüßte dannwiefolgt klassifizieren: Magnentius wurde nicht anerkannt, blieb Usurpator. Vetranio wurde anerkannt und blieb so lange Augustus, bis Constantius ihn nicht mehr brauchte –er hatte keine Chance, Usurpator zu werden, weil ihn Constantius zumRücktritt nötigte. Magnus Maximus wurde anerkannt, warUsurpator also nurgegenüber Gratian, für Theodosius hingegen einlegititimer Mitaugustus; erwurde zumUsurpator indemAugenblick, als Theodosius seinen Übergriff aufItalien nicht billigte undgegen ihnmarschierte.

Füreine Konzeptionalisierung derUsurpation imSpätrömischen Reich

29

dieLegitimität eines Herrschers entschied. Daraus folgt, daßes auchinderSpätantike nicht möglich ist, für das Westreich den klassischen Begriff der Legitimität anzuwenden.

FürdasOstreich dürfte ähnliches gelten.

6. Sollte der neue Usurpationstyp

nicht frontal mit der symbolisierten und praktizierten Reichseinheit kollidieren, dannmußten zwischen denKaisern hierarchische Beziehungen bestehen. Der schon amtierende Kaiser mußte demanderen entweder deutlich oder doch merklich übergeordnet sein. Diese Beziehung ist rechtlich nicht zufassen: sie kann ‚Samtherrschaft‘sein, wennderiunior Augustus undder senior Augustus ständig zumKonsens finden, was auf die Dauer ausgeschlossen ist; undsie kann‚Mitherrschaft‘sein, wennjener diesem indessen Politik folgt.33 Es gibt politisch nurzwei Möglichkeiten: entweder klare Unterordnung des , oder einen Kaisers unter denanderen –wie das auch im Prinzipat derFall war– aber die faktische Aufteilung derHerrschaftsgebiete; undletzteres bedeutet in der politischen Realität schlicht dieTeilung desRömischen Reiches. 7. Sollte dieser Usurpationstyp dieReichseinheit nicht zerstören, dannmußten die wichtigsten Gruppen des Reiches die Überordnung des schon amtierenden Kaisers verstehen undauchakzeptieren. Umdiese Überordnung ineinen Begriff zu bringen, ist derauctor34 eingeeignetes Wort. Aber es schafft Probleme: wieist die Beziehung zu fassen, in welche sich Magnus Maximus begab, welcher Gratian stürzte undumsLeben brachte –wobei Gratian dersenior Augustus des gesamten , als er sich Theodosius gegenüber als iunior Augustus verhielt? Was Reiches war– bedeutet die Auktorschaft praktisch, wenn die Unterordnung ihres Kaisers unter einen anderen für wichtige Gruppen gar nicht galt, wenn sie also ins Belieben des Usurpators gestellt blieb, undwenn damit die real wirksame Reichseinheit ebenfalls vomguten Willen desanerkannten Usurpators abhing? 8. Die Probe aufdie allseits anerkannte Überordnung ist derKonflikt. Funktionierte dieÜberordnung tatsächlich in derpolitischen Praxis35 –undnicht nurin der politischen Symbolik – , dann mußten die Truppen des untergeordneten Kaisers diesen verlassen, sobald derübergeordnete diesem die Anerkennung entzog. Doch das passierte so gut wie nie. Die Truppen hielten in der Regel –wohl mit der ‚Samtherrschaft‘ bedeutet, daß zwei völlig gleichgestellte Herrscher gemeinsam die Herrschaft über ein ungeteiltes Reich ausüben. Das setzt voraus, daßbeijeder Meinungsverschiedenheit zwischen beiden das Konsensverfahren angewandt wird undauch zuverlässig funktioniert. Dasmochte gelingen, wenndurch besonders günstige Umstände sehrgute persönliche Beziehungen zwischen denbeiden Augusti undihren Stäben bestanden. Allerdings sind solche Beziehungen nicht institutionalisierbar. Das ist entscheidend. Darum konnte es eine ‚Samtherrschaft‘ als institutionalisiertes Phänomen in der römischen Monarchie nicht geben; sie ist ein theoretisches Konstrukt derMommsenschen Spekulation. Dazu sehr entschieden: K. Rosen, Die angebliche Samtherrschaft vonMarc Aurel undLucius Verus. EinBeitrag der Historia Augusta zumStaatsrecht derrömischen Kaiserzeit, in: Historia Augusta Colloquium 285. (Chantilly 1990), Macerata 1991, 271– 187. Dazu: Szidat 1989b, 182– Vielleicht haben bestimmte Gruppen eine solche ‚Überordnung‘auch inderpolitischen Praxis anerkannt: hohe Funktionsträger, die zwischen den Reichsteilen hin- undhergingen. Damit dürfte die Schwierigkeiten mancher Usurpatoren, Funktionäre zu finden, zusammenhängen (siehe denBeitrag vonDelmaire).

33 Eine

34

35

30

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Ausnahme der illyrischen Truppen des Vetranio (dazu Punkt 9) –auch dann zu ihrem Imperator, wenn der senior Augustus ihnen de facto den Befehl gab, vom Usurpator abzufallen, etwa durch die hostis-Erklärung. Daswarauch zuerwarten: dieethnisch unterschiedlich zusammengesetzten Heeresteile hätten sich alseinheitliches Heer eines Reiches mit einer einzigen klar definierten Spitze verstehen müssen, damit manihnen denGehorsam gegenüber einem senior Augustus überhaupt zumuten konnte. Somit kommen wirzumselben Ergebnis wie oben (Punkt 5): der Begriff der Legitimität ist nicht anwendbar. Wenn die Waffen darüber entscheiden müssen, ob der Oberkaiser stürzt oder der von ihm nicht (mehr) anerkannte Augustus, dann greift derBegriff nicht: Weder ist der Oberkaiser der legitime Herrscher über das Gesamtreich, denn sonst könnten sich nicht maßgebliche Gruppen gegen ihn stellen; noch ist der Usurpator ein illegitimer Herrscher, dennsonst müßten ihmdiepolitisch relevanten Gruppen seines Herrschaftsgebietes denGehorsam aufkündigen. Aber auch dieLegitimität desvomUsurpator gestürztenHerrschers ist ein leeres Wort: Wenndie meisten westlichen Truppen 350 von Constans abfielen undsich fürMagnentius erklärten, undwenn Magnus Maximus 383 sich ebenso erfolgreich gegen Gratian erhob, dann zeigen diese schnell und sicher ablaufenden Usurpationen, daßes denGestürzten nichts nützte, ‚legitime‘ Kaiser gewesen zu sein. Diese Qualifizierung ist ein bloßes Wort, da sie politisch keinen Unterschied machte. Folglich hatderBegriff derLegitimität kein Bezeichnungsfeld undist nicht operationabel.36 Wennwichtige Gruppen eine vomHistoriker postulierte Legitimität nicht respektieren, dann wirkt sie nicht. Wenn sie nicht wirkt, existiert sie nurals Postulat –entweder definitionsmächtiger aber politisch schwach gestellter Gruppen oder gar nurim Kopf des Historikers. Legitimität gibt es nurdadurch, daßsie dasHandeln maßgeblicher Gruppen bindet unddadurch in densozialen Beziehungen wirkt. 9. Es ist also nicht nur zu fragen, ob undwie der Usurpator zumlegitimen Kaiser werden konnte, sondern ob derdie Anerkennung aussprechende unddamit legitimierende Augustus selber im strengen Sinne legitim war undes überhaupt sein konnte. DerOberkaiser wäre dann–imklassischen Sinne –legitim, wennauf sein Gebot hin alle Truppen, ob sie auf ihn vereidigt waren oder nicht,37 denvon Möglichkeit, fürdenBegriff historische Verwendbarkeit zusichern ist, zusagen, daßdasHeer sich einfach legitimitätswidrig –also kriminell –verhielt. Dochdamit stülpt man denhistorischen Vorgängen unsere moralische Vorstellungen über. 37 Auf wen waren die Truppen des‚legitimierten‘ Usurpators vereidigt? Legten die Truppen Constantins z.B. einen Eidab, inwelchem Galerius anerster Stelle genannt wurde? Oderwaren sie nuraufdeneigenen Kaiser vereidigt? DieLoyalitätsprobleme stellen sich–imKonfliktfalle –anders, je nachdem mandiese Frage beantwortet. Julian vereidigte seine Truppen fast einJahr 12), d.h. indemAugenblick, als er nach seiner Erhebung aufseinen Namen (Amm. XXI, 5.1– sich entschloß, Constantius anzugreifen. EinPräfekt verweigerte diesen Eid,jedoch gaber als Grund nicht an, er sei bereits auf Constantius vereidigt undmüsse diesem die Treue halten, sondern er sei demConstantius beneficiis obligatus. Daraus kannmanschließen: 1. Auch bei einem Augustus wares möglich, daßseine Truppen nicht allein auf seinen Namen vereidigt waren (sonst hätte Julian imAugenblick derErhebung dieUmvereidigung vorgenommen); die Namensangabe in der Eidesformel wurde offensichtlich –falls das Benehmen Julians den Normalfall darstellte –erst relevant, wennderKonflikt zwischen denAugusti drohte. 2. Kam dieser Konflikt, dann wares selbstverständlich, daßdas Heer unddie Offiziere demsenior

36 Die einzige

Füreine Konzeptionalisierung derUsurpation imSpätrömischen Reich

31

ihmnicht (mehr) anerkannten ‚Usurpator‘ verließen. Es gab m.E. einen einzigen

Fall, der dieser Definition ungefähr entspricht. Es handelt sich umdas Verhalten derTruppen des Vetranio gegenüber Constantius II. Generelle Aussagen über das spätantike Heersindjedoch solange untauglich, wiesystematische Fallanalysen zu Loyalitätsmodus und Gehorsamsdisposition der wichtigsten Truppenteile fehlen.

Eine mikroanalytische Untersuchung des Truppenverhaltens, welche Fall für Fall inderSpätantike erörtert, ist einDesiderat. Ich greife daher relativ willkürlich drei Fälle heraus, die sich imZeitraum vomHerbst 350 bis zumSommer 355 ereigneten:

Usurpators Vetranio öffneten im Herbst 350 demheranmarschierenden senior Augustus Constantius II. denPaßbei Succi undließen ihnaufdie Hauptstadt desUsurpators vorstoßen.38 DieUsurpation desVetranio stellt einen Sonderfall in derGeschichte zumindest des4. Jhs. dar. Als sich im Januar 350 Magnentius inGallien gegen Constans erfolgreich erhob undseinen Herrschaftsbereich schnell über dengesamten Reichsteil desgestürzten undgetöteten drittenSohn Konstantins ausdehnte, akklamierten imMärz die illyrischen Truppen –dieeigentlich zumwestlichen Reichsteil gehörten –denHeermeister Vetranio zumKaiser. Sie gerieten dadurch nicht unter denOberbefehl des Magnentius. Dieser Verband –zwanzigtausend Reiter undeinige Zehntausend Fußsoldaten – enthielt mit Sicherheit nur sehr wenige reichsfremde Einheiten, denn Illyrien wardas ergiebigste Rekrutierungsgebiet für römische Kerntruppen. Der Usurpator erbat vomletzten Konstantinsohn, demimOsten herrschenden Augustus Constantius II. die Anerkennung und erhielt sie auch. Doch im Laufe des Sommers versuchte Vetranio gegenüber dem Usurpator im Westen, welchen Constantius II. nicht anerkannte, eine selbständige Politik zumachen. Constantius mußte aufdemMarsch gegen Magnentius Illyrien passieren; undes wardie Frage, ob die illyrischen Truppen im Konfliktfalle zu ihrem Augustus hielten oder nicht. Die Übergabe desPasses klärte diese Frage. Vetranio mußte erkennen, daß seine Truppen ihm nicht gehorchten, falls sie gegen den senior Augustus kämpfen sollten und rückte diesem entgegen, um ihm sein Heer zur Verfügung zustellen.39 Vetranio hatte also die Grundlagen seiner Macht falsch

1. Die Truppen

38

Augustus die Treue brachen. Wer sich diesem Treubruch nicht anschließen wollte, brauchte eine besondere Begründung; der besagte Präfekt wollte sich keine impietas in principem zuschulden kommen lassen. Das bedeutet freilich, daßseine Gehorsamsmodalität eine andere warals die derTruppen undderOffiziere. Philostorg 3, 24. Dazu: Bruno Bleckmann, Constantina, Vetranio undGallus Cäsar, in: Chiron

24 (1994), 52f.

wissen wir nicht, ob die Truppen des Constans auf beide Augusti, also auch auf Constantius II. vereidigt gewesen waren; ferner wissen wir nicht, ob sie es auch noch unter Magnentius undVetranio blieben. Entsprach der Eid auch nurannähernd demtatsächlichen Loyalitätsmodus, dannwaren dieTruppen nicht oder nurbedingt gegen denanderen Augustus einzusetzen. DasBeispiel derUmvereidigung derTruppen Julians mußhier nicht gelten, weil dieAusgangslage beidessen Schilderhebung imFrühjahr 360eineandere war:esgabnureinen Augustus imRömischen Reich, nämlich Constantius II. Doch die Usurpation desMagnentius (und später diejenige des Magnus Maximus) ereignete sich, als zwei (bzw. drei) Augusti herrschten.

39 Leider

32

2.

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eingeschätzt –dies nicht, als er sich zumKaiser erhob undsich vonConstantius anerkennen ließ, sondern als er glaubte, eine diesem nicht genehme Politik machen zukönnen. Nurweil beiden Kontrahenten klar geworden war, daßdie Truppen des Vetranio sich letztlich –d.h. im Ernstfalle –als Soldaten des Constantius II. betrachteten,40 konnten sie jene einzigartige Zeremonie vor den beiden versammelten Heeren durchführen, bei welcher derUsurpator vor dem anwesenden Augustus dieInsignien niederlegte.41 Bevor Constantius 351dieSchlacht beiMursa gegen Magnentius schlug, lief ein Kommandeur mitsamt einer erheblichen Abteilung schwerbewaffneter Fußsoldaten zuConstantius über. Es warderFranke Silvanus, dessen Vater lange unter Konstantin gedient hatte (Ammian 15, 5, 33). Schwerbewaffnete Fußtruppen waren ausnahmslos in Legionen organisierte Römer, keine reichsfremden Trup-

pen.

3. Als dieser Silvanus im Sommer 355 in Köln sich zumKaiser ausrufen ließ, konnte er nur deswegen ermordet werden, weil zwei geschlossene Einheiten bereit waren, von ihm abzufallen undConstantius die Treue zu halten. Diese

Abteilungen waren Gallier,42 also keine Reichsfremden, sondern Römer. Augustus, derausder Dynastie stammte, eine besondere Loyalität erwiesen. Daraus kannmandenSchluß ziehen, daß in der Spätantike die reichsangehörigen Truppenteile der Dynastie stärker verbunden blieben. Die Germanen dagegen bezogen ihren Dienst nicht auf das Reich, sondern auf die Person des obersten Feldherrn.43 Demnach konkurriertenimHeerunterschiedliche Loyalitätsmodi: hätte sich derjenige derreichsangehörigen Truppen durchgesetzt, dann wären die Usurpationen zwar nicht verschwunden,44 aber Usurpationen wären nurmöglich gewesen, wennderHerausforderer der

In allen drei Fällen waren es Reichstruppen, diedemjenigen

40 Die enge Verbundenheit derillyrischen Truppen mitConstantin unddasgute Andenken, das sie ihmbewahrten bezeugen Zosimos 2, 44.32 undJulian (or. 1,8A). DashoheAnsehen dieses Kaisers beim gallischen Heer (Zosimos 2, 46, 3) hielt dieses freilich nicht davon ab, seinen Sohn Constans zustürzen. Die ethnische Zusammensetzung desgallischen Heeres dürfte sich jedoch seit 325 stärker verändert haben alsinIllyrien. Aberes ist zweifelhaft, obdieLoyalitätsmodi der Reichstruppen unddergermanischen Truppen so weit divergierten, daßdie Römer ihrem dynastisch ‚legitimierten‘ Kaiser gegen den Usurpator verteidigten; andernfalls hätte sich Magnentius nicht so schnell im Westen durchgesetzt. Mitzuwirken beim Sturz eines Kaisers, der–obwohl einSohn Konstantins –seine Akzeptanz verloren hatte, wareine Sache. Aber gegen einen Kaiser kämpfen zusollen, der als letzter Konstantinsohn auftrat, wareine andere.

41 VonJulian (or. 3, 77b) großartig zueinem Sieg derRhetorik ausgeschmückt. In Wirklichkeit 42 43

44

konnte das Zeremoniell mutatis mutandis der Abdankung von Diocletian und Maximian nachgestaltet gewesen sein. Ammian 15, 5, 30 nennt sie bracchiati undcornuti. Die Soldaten Julians Martin definiert diesen Umstand anläßlich der Schilderhebung Julians: „ sind zwarnicht bereit, gegen diePerser zukämpfen, ziehen aber fürdenvonihnen erhobenen Augustus in denOsten. Schlaglichtartig wird hier deutlich, daßmitdenKategorien innen und außen die Situation desReiches im4. Jh. nicht mehr angemessen erfaßt werden kann. Fürdie Soldaten Julians ist nicht die Reichseinheit, nicht ein klar abgegrenztes Terrritorium das Bezugsfeld ihres Handelns, sondern dieAusrichtung aufihren Feldherrn“(1995, 32). Wenneinerseits derBeste herrschen sollte, andererseits inderPraxis derdynastische Gedanke „

Füreine Konzeptionalisierung derUsurpation imSpätrömischen Reich

33

Dynastie angehörte. Es wäre ein Usurpationstyp entstanden, derdemjenigen in der asarkidischen und –mutatis mutandis –der seleukidischen Monarchie geähnelt hätte, unddessen extremste Variante sichinderosmanischen Monarchie realisierte, wonurdie Söhne desHerrschers alspotentielle Herrscher inFrage kamen. 10. AuchinderSpätantike bildete sich–zumindest imWesten –keine dynastische Legitimität heraus. Nach Constantins Tod337 wurden neun Personen umgebracht, die in der Nachfolgefrage zu Konkurrenten seiner Söhne hätten werden können. Mankönnte darin eindynastisches Blutbad sehen –analog denBlutbädern, mitdenen in derosmanischen Monarchie ein Sohn desSultans sich seiner Brüder entledigte, umdie Nachfolge ungefährdet anzutreten. Doch bei genauerem Hinsehen kommen die Unterschiede zum Vorschein: in der osmanischen Monarchie waren nurAgnaten herrschaftsfähig. Dadie Primogenitur keine unbestrittene Garantie zurHerrschaftsbefugnis mitsich brachte, waren dieBrudermorde ein Selektionsmittel; sie dienten nicht dazu, das dynastische Prinzip selber zu sichern. Anders beim Tode Konstantins: wenn mandie Kognaten ausrottete, umdie Nachfolge der Agnaten zu sichern, bedeutet dies, daß die Nachfolgekriterien selber umstritten waren: die Anhänger der Söhne zweifelten daran, daßandere maßgebliche Gruppen dieselben Kriterien für Kaiserwürdigkeit anlegten wie sie. Folglich wirkte das dynastische ‚Prinzip‘nicht vonalleine; denn seine familiäre Reichweite wurde vonunterschiedlichen Gruppen unterschiedlich definiert. Die Zugehörigkeit zurDynastie entschied imErnstfall nicht über die Loyalitäten; denn der Konstantinsohn Constans wurde 350 ebenso gestürzt undgetötet wie derValentiniansohn Gratian 383. Dagegen könnte maneinwenden, daßsich Usurpatoren im Westen ab 308 nurnoch hielten, wenn sie ausderDynastie kamen und der oder die Augusti sie anerkannten. Doch die westlichen Usurpatoren stürzten nicht auf den bloßen Wink des senior Augustus hin. Zwischen 351 und 425 intervenierte derOsten viermal: Constantius II. gegen Magnentius 351; Theodosius 388 gegen Magnus Maximus, 394 gegen Eugenius; Theodosius II. gegen Johannes 425. Wären die Ostheere besiegt worden, hätte dasdie Usurpatoren genauso ‚legitim‘gemacht wie es einst Galba, Vespasian oder Septimius Severus waren. Man kann nicht demWirken eines dynastischen ‚Prinzips‘zusprechen, was ein politisches Resultat dermilitärischen Überlegenheit desOstens war.DerOsten selber hat sich umdasdynastische ‚Prinzip‘nicht geschert, alsTheodosius II. 450 starb; ohne Rücksicht auf Valentinian III. wurde Marcian erhoben, denjener als Usurpator ansah.45 Auch später ist die Beachtung eines dynastischen ‚Prinzips‘nicht erkenn-

bar.

sich weitgehend durchsetzte, ohneeine klare staatsrechtliche Formulierung zufinden, dannwar Usurpation demSystem inhärent“(ibidem). 45 Demandt 1989, 183 Anm. 4.

34

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Literatur:

Beck, H.G., Senat undVolk vonKonstantinopel, in: Dasbyzantinische Herrscher378. bild, hg. v. H. Hunger, Darmstadt 1975, 353– Brown, P., Society andtheHoly in Late Antiquity, Berkeley –Los Angeles 1982. ders., Die letzten Heiden. Eine kleine Geschichte derSpätantike, Berlin 1986. ders., Power andPersuasion inLate Antiquity. Towards a Christian Empire, Madison 1992. 636. Demandt, A., Der spätantike Militäradel, in: Chiron 10 (1980) 609– 565 ders., Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284– n. Chr. (Handbuch derAltertumswissenschaft III 6), München 1989. Flaig, E., DenKaiser herausfordern. DieUsurpation imRömischen Reich, Frankfurt / NewYork 1992. Karlin-Hayter, P., Studies in Byzantine Political History, London 1981.

Martin, J., ZumSelbstverständnis, zurRepräsentation undMacht desKaisers inder 131 (= 1984a). Spätantike, in: Saeculum 35 (1984) 115– ders., Spiele oder Politik? in: Journal für Geschichte, Heft 4 (Juli/August 1984),

19 (= 1984b). 13–

ders., Spätantike undVölkerwanderung (Oldenbourg Grundrisse der Geschichte)

München31995. J., Dignatio Caesaris, in: Legio VII Gemina, Catedra deSan Isidoro, Leon 179. 1970, 159– Szidat, J., Usurpationen in der römischen Kaiserzeit. Bedeutung, Gründe, Gegenmaßnahmen, in: Labor omnibus unus. Gerold Walser zum70. Geburtstag, hg. 243 (= 1989a). v. H. E. Herzig u. R. Frei-Stolba), Wiesbaden 1989, 232– ders., Imperator legitime declaratus (Ammian 30, 10, 5), in: Historia testis. Mélanges d’épigraphie, d’histoire ancienne et de philologie offerts à Tadeusz Za188 (= 1989 b). wadzki, hg. v. M. Piérart u. O. Curty), Fribourg 1989, 175– Wardman, A. E., Usurpers and Internal Conflicts in the 4-th Century A.D., in: Straub,

Historia

237. 33 (1984), 220–

DIE GESTALT DES SPÄTANTIKEN KAISERTUMS UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER TETRARCHIE von FRANK KOLB

Nach Johannes Straub faßte „Diocletian ... die Kräfte zusammen, die im Verlauf des 3. Jhs. maßgebende Bedeutung erlangt hatten, undgab demKaisertum eine .1In folgendem Vortrag soll diese Aussage überprüft undgefragt neue Ordnung“ werden, inwieweit die von Diocletian geschaffene neue Ordnung das spätantike Kaisertum geprägt hat.

a. Usurpation undLegitimität Diocletian warein Usurpator, dennbei seiner Erhebung durch dieausdemPerserkrieg zurückkehrenden Truppen hätte zuvor Carinus, der im Westen regierende legitime Herrscher, gefragt werden müssen. Die antiken Quellen schildern ihn jedoch keineswegs alsUsurpator. GanzimGegenteil: Sie sehen alle Legitimationsargumente aufseiner Seite2: 1. Er übt Rache am(vorgeblichen) Mörder seines Vorgängers Numerianus, was z. B. schon Septimius Severus zurLegitimation seiner Machtergreifung vorgebracht hatte. 2. Es erfolgt eine Auswahl desHerrschers durch einOffiziersgremium. 3. Diocletian legt dieInsignien eines römischen Kaisers an,vorallem denPurpur. 4. Er wirddurch dasHeer akklamiert, welches repräsentativ zusammengesetzt ist. 5. Ihmgehört derdivinus consensus. 6. Er beseitigt imfolgenden den‚Tyrannen‘Carinus. Wirkönnen mithin indenantiken Quellen3 eine Akzeptanz derPropaganda des neuen Regimes sowie derrealen Grundlagen derLegitimität Diocletians feststellen. Von den angeführten Legitimationsargumenten ist keines neu. Es handelt sich vielmehr umeine Akkumulation vonKomponenten, diesich seit dem1.Jh. n. Chr. fürdie Kaisererhebung herausgebildet haben. Für Diocletian und seine Zeit wird freilich erstmals der für die Spätantike charakteristische Ablauf einer legitimen Kaiserwahl einigermaßen detailliert be-

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J. Straub, VomHerrscherideal inderSpätantike, NDStuttgart 1964, 2. Zumfolgenden vgl. F.Kolb, Diocletian unddieErste Tetrarchie, Berlin/New York 1987, 10ff. Vondenantiken Quellen sindbesonders hervorzuheben: SHA,Car. 13,1. Aur.Vict. Caes. 39,1. François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): Usurpationen inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

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schrieben. Wenn für die vorausgehende Zeit keine solche Schilderung vorliegt, so stellt sich dieFrage, obnicht vorDiocletian dasRitual derHerrschererhebung noch nicht eindeutig festgelegt war. Wir müssen vielleicht davon ausgehen, daß es in seinen einzelnen Schritten erst in tetrarchischer Zeit definitiv ausgebildet wurde. Fürdie Zeit Diocletians ist in dieser Hinsicht keine anachronistische Transposition spätantiker Verhältnisse anzunehmen. Dafür spricht die Darstellung der Erhebung des Maximinus Daia anläßlich derEinrichtung der2. Tetrarchie im Jahr 305 durch eine zeitgenössische Quelle, nämlich Lactantius.4 Hier sind die verschiedenenSchritte, dieaufderGrundlage derZustimmung einer repräsentativ zusammengesetzten Heeresversammlung vollzogen werden, noch ausführlicher beschrieben, freilich fürdenFall derErnennung eines Caesars durch denregierenden Augustus. Es ist also durchaus denkbar, daßDiocletian einzuvor sicherlich bereits rudimentär vorhandenes Zeremoniell systematisch ausgestaltet, insbesondere die Bedeutung derInvestitur mit demPurpur betont hat, welche dann seit Konstantin durch jene mit demDiadem ergänzt wurde. Nicht zufällig wird in der Folgezeit die Art der Verleihung oder Annahme der Insignien zu einem wichtigen Kriterium für die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit einer Kaiserproklamation in der literarischen Überlieferung.5 Bei Diocletian ist auch dieVorstellung klar erkennbar, diedannspäter Valentinian I ausdrücklich bei seiner Proklamation gegenüber demHeer formuliert, daß nämlich dervomHeer gewählte Augustus fürsich dasRecht beansprucht, seine(n) Mitregenten und Nachfolger verbindlich vorzuschlagen. Diese Auswahl obliegt ihm, undnicht denRepräsentanten desHeeres. Vonletzterem wirddieentsprechende Zustimmung erwartet: Nemo reclamare ausus est.6 Wenn ein Kaiser eigene Söhne zunachgeordneten Mitregenten erhob, wiedies vorDiocletian üblich gewesen war, so dürfte dies von den dynastisch denkenden Truppen ohnehin nicht in Frage gestellt worden sein. Aber Diocletian hat das gleiche Prinzip wohl schon bei derErhebung Maximinians zumCaesar unddann zumAugustus praktiziert. Auch wenn wir diesbezüglich über keine ausdrückliche Überlieferung verfügen, ist das schon deshalb wahrscheinlich, weil er sich mit der Ernennung eines Mitregenten ebenso Zeit ließ wie später Valentinian I und damit zu erkennen gab, daß die Entscheidung seiner reiflichen Überlegung entspringen sollte. Es gibt keinen konkreten Hinweis darauf, daßDiocletian denSenat umZustimmung zu seiner Machtergreifung gebeten hat, trotz der Charakterisierung der Tetrarchen als perreverentes Romani senatus7; vermutlich folgte er –glaubt man Aurelius Victor –der nach Probus praktizierten Anpassung derFormalien an die machtpolitische Realität. Anältere Vorbilder knüpfte Diocletian auchdamit an,daß er dendivinus consensus bei der Kaisererhebung betonte. Zunächst berief er sich aufdenSonnengott als Schützer derGerechtigkeit, derdieRache amvorgeblichen Mörder desVorgängers Numerian legitimierte; dann vorallem aufJupiter, derauf den tetrarchischen Münzen als Ursprung der kaiserlichen Herrschaft erscheint.

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Lact. mort. pers. 19,1ff. Straub a.O. 22ff. Lact. mort. pers. 19,5. ZuValentinian I vgl. Ammian. 26,2,2 ff. SHA, Car. 18,4. Gegen W. Enßlin RE 7 A2 (1948) 2425 vgl. Kolb a.O. 18.

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Aurelian soll erklärt haben, daßdergöttliche Wille, undnicht dieZustimmung des Heeres, die kaiserliche Stellung legitimiere. Undso überreicht denn auch auf den tetrarchischen Münzen nie das Heer, personifiziert durch einen Soldaten, den Globus, sondern zumeinen Jupiter, zumanderen Diocletian. Letzteres Motiv, dieVerleihung derHerrschaft aneinen Mitregenten durch den ranghöchsten Kaiser, taucht freilich nur zu Beginn der Regierung Diocletians, nämlich bei der Ernennung Maximians, auf. Kurz darauf wird Jupiter als auctor imperii des Mitregenten dargestellt. Die Investitur derCaesares von293 mit dem Globus auf tetrarchischen Münzen nimmt von Anfang an stets Jupiter vor. Dies bedeutet wohl, daßDiocletian sich, nach anfänglicher Einordnung in die traditionelle Vorstellungswelt undIkonographie, bei diesem Aktals Instrument, als Stellvertreter oder garals Inkarnation Jupiters betrachtete, so daßmansich in derFigur Jupiters zugleich Diocletian vorstellen muß.ImPrinzip aber ist nicht Diocletian der auctor imperii der anderen Herrscher, sondern Jupiter. Dieses Konzept deuten bereits Prägungen unter Gallienus undCarus an, auf denen Saloninus sowie CarinusundNumerianus gleichfalls denGlobus unmittelbar vonJupiter empfangen. Grundsätzlich wardie Darstellung derInvestitur des Kaisers mitderWeltherrschaft durch Jupiter seit Hadrian nichts Neues, wenn auch bis zuGallienus selten. Diocletian setzte gewissermaßen unmittelbar Münztypen seiner Vorgänger fort.8

b. Nachfolgeregelung Während Diocletian bei derAusgestaltung desProklamationsrituals undderFunktion des divinus consensus vermutlich zwar systematisiert hat, aber doch in einer Traditionskette steht, ist seine Nachfolgeregelung revolutionär.9 Dasbetrifft insbesondere diefreiwillige Abdankung derAugusti mitdemautomatischen Nachrücken derCaesares. Ein solches Verfahren hatkeine Vorläufer undkeine Nachfolger, ist mithin letztlich gescheitert.

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Kolb a.O. 15ff. 101. 109ff. Vgl. zumfolgenden ebd. 68ff. 139ff. T. D. Barnes (siehe unten) führt gegen einen Abdankungsplan z.T. Argumente insFeld, dieichbereits inDiocletian a.O. 128ff. widerlegt zuhaben glaube. Neuist –gegen meine Argumentation mit der Bauzeit derRuhesitze vonDiocletian undGalerius inSalona undGamzigrad gerichtet –seinHinweis aufangebliche Mausoleen von Galerius undMaximian indenKaiserresidenzen vonThessaloniki bzw. Mailand; diese zeigen nach Barnes, daß beide nicht die Absicht gehabt hätten, abzudanken und sich auf einen Ruhesitz zurückzuziehen. Aber, wie N. Duval gezeigt hat (siehe unten), ist die Identifikation desRundbaus vonThessaloniki als Mausoleum desGalerius mehr als unwahrscheinlich. Und eine Zuweisung desMausoleums vonMailand anMaximian entbehrt ohnehin jeder Grundlage. Imübrigen zeugt es vonHumor, wennBarnes nunmeine Einlassung (Diocletian a. O. 126), in derich eine Anwesenheit desGalerius in Romanläßlich derVicennalien von303 nicht völlig ausschließe, jedoch S. 147 Anm.437 dochletztlich Lact. mortpers. 27,3, wonach Galerius vor 307 nie Rom gesehen habe, den Vorzug gebe, dahingehend auswertet, daß er den fiktiven Dialog zwischen Diocletian undGalerius, denLactanz bietet, andenVicennalien des Jahres 303 in Romstattfinden läßt. Dort hatLactanz selbst denDialog zweifellos nicht lokalisiert!

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Ebenfalls ohne wirkliches Vorbild wardie Praktizierung eines echten Adoptivkaisertums. Nie zuvor war bei Vorhandensein eines männlichen Nachkommen dieser bei derNachfolge übergangen undstattdessen ein erwachsener, demregierenden Herrscher anAlter kaumnachstehender Manndurch Adoption zumMitregenten und Nachfolger erhoben worden. Diocletian hat dies –zusammen mit Maximian bzw. Galerius –gleich dreimal praktiziert: 293, 305 und308. Unter der Tetrarchie ist Ernst gemacht worden mitdemGedanken derAuswahl desBesten. Diocletian hatmithin einerseits aufeine alte römische Tradition, die Adoption, zur Regelung der Nachfolge zurückgegriffen, sie aber andererseits auseinem Notinstrument fürdenFall desFehlens geeigneter männlicher Nachkommen zurNormalität im Sinne einer gesteigerten Qualität des Kaisertums erheben wollen. Diese Loslösung vomfamiliendynastischen Gedanken zugunsten eines amtsdynastischen warim Grunde ein Bruch mit demtraditionellen römischen Verständnis derVerbindung vonvirtus undErbprinzip. In diesen Zusammenhang gehört auch die gleichfalls revolutionäre Organisation der domus divina, welche üblicherweise die Ehefrauen undKinder der herrschenden Dynastie umfaßte. Solange dieerste unddiezweite Tetrarchie funktionieren, ist dieMitgliedschaft indertetrarchischen domus divina aufdievier Herrscher beschränkt. Kein anderes Familienmitglied taucht auf Inschriften, Münzen undin der Literatur als Mitglied des Kaiserhauses, als Teilhaber an der kaiserlichen Würde auf. Erst als die Tetrarchie gescheitert ist, wird Valeria, Ehefrau desGalerius, in offiziellen Dokumenten Augusta genannt. Somit waren Ansprüche dernatürlichen Mitglieder der Herrscherfamilien aufdie kaiserliche Stellung vonvorneherein abgeblockt. Es gab zwei Typen vonHerrscherfamilien: die eine domus divina der vier Kaiser unddie nurdurch weltliche Bande miteinander verknüpften vier profanen Familien derRegenten. Mit dieser Konstruktion steht die Tetrarchie vollkommen isoliert in der Entwicklung des römischen Kaisertums. Hier sind traditionelle Versatzstücke, wie Adoption und domus divina, gänzlich anders interpretiert und zu etwas völlig Neuem zusammengefügt worden. Konstantin undseine Nachfolger sindzumalten familiendynastischen Prinzip zurückgekehrt.

c. ‚Monarchie‘undMehrkaiserherrschaft Hingegen ist dieErrichtung einer Mehrkaiserherrschaft durchaus in dieallgemeine Entwicklung des römischen Kaisertums eingebettet.10 Freilich hat Diocletian mit derimFrühjahr 286 erfolgten Proklamation desMaximian zumgleichberechtigten Mit-Augustus undfrater einen Doppelprinzipat geschaffen, der in dieser Form zuvor nurvon Marc Aurel undLucius Verus sowie vonMaximus undBalbinus – die freilich nicht alsfratres bezeichnet wurden –imJahr 238 realisiert worden war. Alle übrigen Fälle, in denen ein regierender Augustus seinen Sohn zum MitAugustus erhob, wieetwa imFalle desSeptimius Severus, sind anders gelagert, da

10 Vgl. zumfolgenden Kolb a.O. 22ff.

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in diesem Fall die Stellung des senior Augustus

gegenüber demiunior Augustus gänzlich außer Zweifel läßt, bei wemdiepotior auctoritas liegt. Die Konstellation desJahres 238 wareiner ausRivalitäten innerhalb desSenats erklärbaren besonderen Situation zu verdanken, undnicht einer grundlegenden Konzeption zur Umstrukturierung des Kaisertums. Als vortetrarchische Parallele kommen daher nur Marc Aurel undLucius Verus in Betracht, unddiebewußte Anknüpfung andiese Dyarchie kommt darin zumAusdruck, daß Diocletian undMaximian beide den Namen Marcus Aurelius annahmen. Zudem hatten auch Marc Aurel undLucius Verus zwei Caesares, freilich leibliche Söhne, alspräsumptive Nachfolger anihrer Seite, so daßdastetrarchische System aufdenersten Blick auch hierin vorweggenommen scheint. Aber in letzterer Hinsicht ist die Parallele eine oberflächliche, unddies nicht nurwegen derleiblichen Verwandtschaft. Die tetrarchischen Caesares hatten eine wesentlich stärkere Position inne als die antoninischen; sie waren nicht nur präsumptive Nachfolger, sondern aktive Mitregenten; darauf komme ich noch zurück. Die dyarchische Ordnung Diocletians hat in der Spätantike mehr Nachfolger gefunden als die tetrarchische. Freilich unterscheidet sie sich vondenspätantiken Vergleichsbeispielen. Unter ihnen scheinen diefratres Valentinian I undValens am ehesten der tetrarchischen Dyarchie zu entsprechen, da auch in ihrem Fall der zunächst allein regierende Augustus mit zeitlicher Verzögerung einen zweiten ernennt, welcher freilich sein leiblicher Bruder ist, also ein wirklicher frater. Und derMit-Augustus warzwarauchindiesem Fall einerwachsener undrecht selbständigagierender Herrscher; jedoch anders als diePanegyriker derTetrarchie, welche konsequent vonAugusti fratres reden, kannThemistius ineiner Rede aufValens im Senat von Konstantinopel dartun, daß Valentinian der Natur nach Bruder des Valens sei, aber der Herrschaftshierarchie nach sein Vater. Er sei der megas basileus. So nennt zwar auch Eusebius denDiocletian, aber aus der Position des rückblickenden Außenstehenden, nicht als beauftragter Interpret dertetrarchischen Ideologie. Wieder etwas anders stellt sich die Beziehung zwischen Gratian und Theodosius dar, wo die höhere Anciennität des auctor imperii durch das höhere Lebensalter des ohne verwandtschaftliche Beziehungen oder Begründung eines Adoptions- bzw. Bruder-Verhältnisses hinzugenommenen Herrschers in machtpolitischer Hinsicht aufgehoben wird. Formal jedoch ist Gratian der ‚Vater‘ des Theodosius, wie derPanegyriker zuverstehen gibt.11 Bei Valentinian undValens sowie bei Gratian undTheodosius erfolgte ferner, wiebei Marc Aurel undLucius Verus, die Ernennung des zweiten Herrschers ohne die Vorstufe eines Caesariats direkt zumMit-Augustus. Dies warbei Diocletian undMaximian anders; letzterer war zunächst zum Caesar ernannt worden –allerdings von vornherein mit der Prämisse, imFalle einer Bewährung imKampf gegen Bagauden undGermanen am Rhein denAugustus-Titel zuerhalten.12 Mansieht, es gibt inderFrage derErnennung vonMitregenten eine traditionelle Flexibilität desrömischen Kaisertums, diesich in dieSpätantike hinein fortsetzt.

11 Themist. or.VI 88,4ff. (Valentinian-Valens). Euseb., vitaConst. 14,4 (Diocletian). Themist. or. XIV 225,5 ff. 9ff. (Gratian). Vgl. Straub a.O. 48ff. 12 Vgl. Kolb a.O. 22ff., bes. 45ff.

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Die Tetrarchie warin diesem Fall nureines unter mehreren Experimenten, allerdings daskonsequenteste undoriginellste. Undes scheint, daßdieunter derTetrarchie praktizierte strikte Formalisierung der Rangordnung derHerrscher nach dem dies imperii vorbildhaft für das spätantike Kaisertum geblieben undbis zu einer gewissen Absurdität getrieben worden ist, wiedasBeispiel deroffiziellen Rangordnung in der Kaisertitulatur im Falle von Gratian, Valentinian II undTheodosius I zeigt, woderanJahren undErfahrung deutlich fortgeschrittenste in denoffiziellen Dokumenten derrangniedrigste Herrscher ist. Ein anderes, ebenfalls unterschiedlich gehandhabtes Problem wardie Stellung der Caesares. Es gab den starken undden schwachen Caesar in der römischen Kaiserzeit. Dietetrarchischen Caesares gehörten aufjeden Fall zurersteren Kategorie, wasauchgarnicht anders denkbar war,daes sich umerwachsene, imAlter zum Teil recht fortgeschrittene Männer handelte. Maximian sowie Constantius und Galerius waren vorausgehenden Caesares darin gleich, daß sie Anspruch auf die Titel nobilissimus Caesar undinvictus, aufdasKonsulat, dietribunizische Gewalt, das herrscherliche Privileg des Münzporträts undauf einen Anteil an denSiegesakklamationen auch derAugusti hatten. Darüber hinaus aber durften die tetrarchischen Caesares –im Unterschied zu allen Vorgängern –auch kaiserliche constitutiones erlassen, über eine separate Zählung ihrer Regierungsjahre verfügen und gleichfalls als dominus noster apostrophiert werden sowie gar als princeps, und nicht nuralsprincipes iuventutis! Hingegen führten nurdie Augusti dasPraenomen imperator, das Cognomen Augustus, die Titel pater patriae, pontifex maximus und proconsul sowie die Attribute piusfelix.13 Es ist daher nicht ratsam, sich demUrteil Ammians anzuschließen, wonach die tetrarchischen Caesares apparitores der beiden Augusti gewesen seien. Ihre Stellung entspricht eher derjenigen, welche die Historia Augusta Carinus zuschreibt, ea lege utomnia faceret, quae demsein Vater Carus denWesten anvertraut hatte, „ Augusti faciunt.“14 Die starke Position dertetrarchischen Caesares warjedoch kein Vorbild fürdie Stellung spätantiker Caesares. Die Söhne Konstantins werden dominus noster und nobilissimus Caesar genannt, verfügen aber nicht über die sonstigen Titel und Rechte der tetrarchischen Caesares. Sie erscheinen in der Rolle vonfidi apparitores, die demmaximus Augustus zuarbeiten, seine Sendboten sind. Eusebius vergleicht sie miteinem Viergespann, dasvonKonstantin gelenkt wird; oder Konstantin ist die Sonne, welche die Caesares als ihre Strahlen auf die Erde sendet. Entsprechend wardie Stellung desGallus unddesJulian, desletzten Caesars, denn nach ihmgilt diese Form derMitregentschaft anscheinend als obsolet.15 Die Stellung der tetrarchischen Caesares zuihren Augusti reflektieren hingegenBilder, welche Julian selbst vonderTetrarchie entwirft. Er vergleicht sie zum 650. 653. 654. –Eine 13 Vgl. Kolb a.O. 43ff. 85f. –princeps unddominus noster: ILS 648– Ausnahme bietet in der Zweiten Tetrarchie Konstantin, nachdem er auf den Augustus-Titel verzichtet hatte und wieder Caesar geworden war. Er behielt den imperator- T itel sowie die Beinamen pius undfelix: ILS 682 u.a. 14 Ammian. 14,11,10. SHACar. 16,2; vgl. 7,1. 15 Euseb. Triak. III 201,7 ff. Straub a.O. 52ff.

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einen miteiner Tanzgruppe, deren Harmonie durch dasKönnen ihres besten Künstlers (nicht etwaeines Regisseurs oderTanzdirektors) gelenkt undaufrecht erhalten werde. Ineinem anderen Bild läßt erdievier Herrscher gemeinsam vorZeus treten. Sie halten einander andenHänden. Diocletian aberwirdvondenanderen nachvorn gedrängt, während er sich dagegen sträubt undingleicher Reihe mitihnen zugehen bestrebt ist.16 Ob Julian damit die machtpolitische Realität der Tetrarchie richtig wiedergegeben hat, seidahingestellt, aber sein Urteil entspricht deren ideologischer Grundlage. Die Einheit der Herrschaft wurde gesichert durch die concordia der Kaiser. Dergriechische Historiker Cassius Diohatte hingegen dieüberlegene Autorität eines Marc Aurel undeines Septimius Severus vorAugen, als er denPrinzipat als Monarchie bezeichnete, auchfürdenFall, daß„zwei oderdrei Männer zurgleichen Zeit die Herrschaft innehatten“ . Selbst die Definition desPorphyrios17, daß „ Monarch nicht derjenige (ist), derallein ist, sondern derallein herrscht“ , läßt durchaus die Interpretation zu, daßdie Regierungsform der Monarchie auch dann gewährleistet ist, wennunter mehreren Principes einer diewirkliche Herrschaft ausübt. Orosius hingegen bezeichnet die Tetrarchie als multorum simul regum ... consortium, das durch magna concordia potestasque communis gekennzeichnet gewesen sei. Nicht dieHerrschaft eines Einzelnen hatalso seiner Meinung nach die Tetrarchie zusammengehalten, sondern die einträchtige gemeinsame Machtausübung. Orosius hätte sicherlich nicht bestritten, daß Diocletian höhere Autorität genoß, wie das in besonders starker Formulierung Aurelius Victor zumAusdruck bringt: Valerium utparentem seudei magni suspiciebant modo (nämlich die übrigenTetrarchen).18 Aber obwohl die überlegene Autorität Diocletians zweifellos grundlegend war für dasFunktionieren derTetrarchie, so bedeutete dies nicht, daßer eigenmächtig die Direktiven derPolitik bestimmte. Gegenüber seinen drei machtbewußten, ehrgeizigen und fähigen Mitregenten wäre ein solches Verfahren wohl auch kaum durchsetzungsfähig gewesen. Es spricht vieles dafür, daßauchdiepolitische Praxis der Tetrarchie auf Konsens beruhte undnicht nur die Propaganda dies betonte. Mehrere Treffen vonDiocletian undMaximian in denJahren 287 bis 291 dienten dazu, die Richtlinien derPolitik, einschließlich derSchaffung derTetrarchie, festzulegen. Danach, so scheint es, genügte Abstimmung ausderFerne; so zuverlässig wardie wechselseitige Loyalität. Unddie Art undWeise, in der Diocletian sich selbst zurücknahm undseinen Mitregenten dieGelegenheit gab, sich zuprofilieren, 298, als er Galerius die Chance gewährte, sich als wie etwa in den Jahren 296– novus Alexander im Perserkrieg auszuzeichnen, während er selbst die undankbare Aufgabe der Niederwerfung des ägyptischen Aufstandes übernahm, zeigt, mit welch kluger Politik er dieconcordia derTetrarchie wahrte19. Dietetrarchische Propaganda läßt keinen Zweifel daran, daßdieconcordia der Herrscher und des Heeres die Grundlage der Existenz des Imperium Romanum 16 17 18 19

Julian. Caes. 315; conviv. Caes. 404,25 Hertlein. Dio 53,17,1. Porphyr. ap. Macarius Magnes VI 20, ed. Blondel p.199. 6. Aur. Vict. Caes. 38,29. Oros. VII 26,5– Vgl. F. Kolb, Chronologie undIdeologie derTetrarchie, Antiquité Tardive

3, 1995, 24ff.

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bildete. Und die concordia der Herrscher wurde mit einer bis dahin noch nicht erlebten Symbolik dokumentiert: Die Zahl der Konsulate, der tribunizischen Gewalten, der imperatorischen Akklamationen, die Feier der dies imperii und die Vota-Zählungen wurden schrittweise so aneinander angeglichen, daßsich die Augusti unddieCaesares als zwei symmetrische, harmonische Herrscherpaare gegenüberstanden. Die Porträts derTetrarchen wurden zunehmend einander so ähnlich, daßsie ihre individuellen Züge schließlich verloren undineinem einzigen, einheitlichen, idealisierten Porträt verschmolzen; dies gilt nicht nur für die berühmten Tetrarchengruppen vonSan Marco in Venedig undim Vatikan, sondern auch für die Büsten unddie Münzporträts. Sogar die Attribute ihrer jeweiligen göttlichen Väter, denDonnerkeil Jupiters unddie Keule des Herkules, tauschten sie auf den Münzen wechselseitig aus. UndderSieg eines Herrschers warzugleich derSieg der anderen, schmückte auch ihre Siegestitulatur. Auf den Siegesdenkmälern waren stets alle Tetrarchen repräsentiert.20 In derTat, keiner derTetrarchen läßt in seiner Propaganda auch nur den geringsten Zweifel an seiner Loyalität gegenüber dem consortium imperatorum erkennen, undes ist bisher auch nicht gelungen, in der politischen Praxis Illoyalität wirklich nachzuweisen.

d. Reichseinheit oder Reichsteilung?

Im Gegenteil, die militärischen

Aktionen derTetrarchen zeigen eine harmonische Abstimmung, und sie verdeutlichen zugleich, daß zwar jeder der vier Herrscher seine provincia hatte, aber dies mehr im ursprünglichen Sinne des Wortes als Aufgabenbereich, weniger als geographischer Raum. Voneiner Reichsteilung oder auchnur-aufteilung infeste geographische Bezirke kannm.E. keine Rede sein. Die entsprechende Behauptung des Lactantius tres enim participes regni suifecit in quattuor partes orbe divisa istebenso polemisch wieseine Bewertung derSteuerreform, des Preisedikts undder Provinzgliederung. UndAurelius Victor, in dessen Text freilich vielleicht quasi partito statt quadripartito zu lesen ist, urteilte wohl rückblickend undanachronistisch aufgrund der Situation, die unter den Konstantinssöhnen entstanden war, als diediscordia eine Reichsaufteilung bewirkte.21 Zwar ist Diocletian nie bis nach Gallien gelangt, aber während der Zeit der Dyarchie führte er gemeinsam mitMaximian 288 einen Feldzug in Süddeutschland undhielt sich umdie Jahreswende 290/291 in Mailand auf. Nach Begründung der Tetrarchie scheint er nurnoch einmal in denWesten gekommen zusein, nämlich 303 nachRom,umgemeinsam mitMaximian seine Triumphe zufeiern. Erverdeutlichte damit jedoch, daßRomauch seine symbolische Hauptstadt warunder dort sich ebenso als Kaiser fühlte wie Maximian. DaßAurelius Victor dieRealität derTetrarchie nicht korrekt wiedergibt, zeigt seine Behauptung, Galerius seien die Donauprovinzen zugewiesen worden, während Diocletian Kleinasien unddie Diözese Oriens, einschließlich Ägyptens, re127. 173f.; Chronologie a.O. 30. 20 Kolb, Diocletian a.O. 115– 21 Lact. mort. pers. 7,2. Aur. Vict., Caes. 39,30. Ungenau: Praxagoras,

FGrHist. 219.

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giert habe. In Wirklichkeit führten beide Herrscher je nach Notwendigkeit zwischen 293 und305 abwechselnd Krieg aufdemBalkan undimOsten.22 Schon 293/ 94 undnoch imSommer 304 warDiocletian anderDonau aktiv, zwischenzeitlich imOsten, während Galerius zunächst, bis294, imOsten tätig war,296 aberz.B. ein Heer auf dem Balkan sammelte, wo er dann von 299– 305 in der Regel agierte, freilich miteiner Unterbrechung vomHerbst 302 bis Frühjahr 303, als er sich mit Diocletian in Nikomedien aufhielt. Es ist deutlich, daßDiocletian sich vorbehalten hat, seinem Caesar je nach Bedarf eine provincia zuzuweisen. Es ist auch bezeichnend, daßDiocletians Hauptresidenz Nikomedien undnicht etwaAntiochia war.Er saß nicht eigentlich im Osten, sondern in der Mitte des östlichen Reichsgebiets, demBalkan ebenso nahe wieSyrien. Maximian warzweifellos in seinem Aktionsradius eingeschränkter als Diocletian, insofern er nachdemWinter 285/86 anscheinend niemehrimOsten war.Aber im Hinblick auf seinen Caesar Constantius war auch Maximian durchaus der Meinung, jederzeit indessen provincia intervenieren zukönnen: imHerbst 293 war er in Lyon, im Sommer 296 amRhein. Undspäter im Jahr 296 marschierte er auf seinem Wegnach Nordafrika durch Spanien, errang dort Siege undließ sich einen Triumphbogen inEmerita errichten, obwohl Spanien möglicherweise zurprovincia des Constantius gehörte, wenn wir Aurelius Victor undJulian gegen Lactantius Glauben schenken. Constantius warderimmobilste dervier Tetrarchen, aber auch fürihnist ein Italienaufenthalt fürdieZeit vorFrühjahr 298 bezeugt.23 Von klar abgegrenzten Reichsteilen kann jedenfalls keine Rede sein. J.-R. Palanque24 hatfolgende Kriterien füreine Reichsteilung formuliert: 1. unabhängige Gesetzgebung dereinzelnen Herrscher 2. eigener Kaiserhof mitVerwaltung 3. eigenes Herrschaftsgebiet, inwelches deroderdieMitherrscher nicht hineinzureden hatten. Letzteres Kriterium trifft für die tetrarchische Reichsordnung auf keinen Fall zu, unddie Tatsache, daßfür Constantius undGalerius keine eigenen Prätorianerpräfekten bezeugt sind, zeigt, daß die Caesares auch über keinen voll ausgebildeten eigenen Verwaltungsapparat verfügten. Dementsprechend galten auch die tetrarchischen Rechtserlasse jeweils reichsweit. Die Beschränkung der Fundorte des Preisedikts auf denOsten des Reiches weist nurdarauf hin, daßes Mißstände in diesem Reichsteil waren, welche das Edikt provozierten und seine prominente Publikation in denStädten desOstens bewirkten. Sicherlich galt derErlaß ebenso auch im Westen wie das Edikt, welches die Christenverfolgung initiierte und dessen nähere Ausführungsbestimmungen gleichfalls nurdemOsten gegolten zu

22 Zu den folgenden chronologischen Ausführungen vgl. T.D. Barnes, The New Empire of Diocletian andConstantine, Cambridge (Mass.)/London 1982, 47ff. mitdenKorrekturen bei Kolb, Chronologie a.O. 21ff. 23 Aur. Vict., Caes. 39.30, Vgl. Praxagoras FGrHist 319. Julian. or. III 2, ed. Bidez I 1, 1932, 2: AlsAugustus gabConstantius seinem 118ff. Lact. mort. pers. 8,3. Vgl auch Eutrop. X 1,1– Caesar Severus Italien undAfrica, behielt selbst Gallien, Spanien undBritannien. –Constantius: Pan. Lat. IX (4) 14,1. 24 REA 46, 1944, 49f.

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haben scheinen. WennderPanegyriker von289 voneinem patrimonium indivisum imHinblick aufdasrömische Reich spricht, sogilt dies auch fürdieZeit nach 293, undmanmußA.Chastagnol Recht geben, daßinderTetrarchie keinerlei territorialeAufteilung beabsichtigt war, sondern nureineAufgabenteilung, dieauchgeographischen Charakter hatte.25 Eine Reichsteilung gab es in der Tetrarchie nur vorübergehend –infolge der Usurpation desCarausius undAllectus inBritannien zwischen 286 und296. Sie ist vonSeiten derDyarchie undderTetrarchie nie anerkannt worden, trotz derLegitimationsbemühungen desCarausius. Wegen derInsellage Britanniens konnte diese Usurpation sich lange halten; alle anderen Versuche wurden von der Tetrarchie rasch unterdrückt, sei es derjenige des L.Domitius Domitianus in Ägypten, sei es der eines ominösen Iulianus in Nordafrika bzw. Italien, vomVersuch der Errichtung eines gallischen Bagaudenreiches ganz zuschweigen.

e. Ideologie

gegen Usurpation

Die Concordia der Tetrarchie war ein unerschütterlicher Block, zusammengeschweißt durch Erfolg und eine geniale Ideologie, die Schaffung einer domus vonfleischgewordenen Gottessöhnen.26 Gezeugt vonJupiter undHercules, die Tetrarchen jeweils einen göttlichen Genius in sich, wie es das FünfSäulen-Denkmal auf demForum Romanum mit der Darstellung Jupiters inmitten dergenii derTetrarchen verdeutlicht. Letztere waren zwar nicht selbst Götter, aber menschliche Söhne vonGöttern, die ihrerseits mit göttlichem Wesen ausgestattete Menschen schaffen konnten. Sie verfügten über die Wirkungskräfte (numina) vonJupiter undHercules, welche in derGestalt derKaiser gewissermaßen wieinGötterstatuen präsent gedacht wurden. Diocletian undMaximian sind nach Aussage desPanegyrikers conspicuus etpraesens Jupiter bzw. Hercules. Durch dasMedium derKaiser regieren dieGötter die Welt. DieTetrarchie hatdieperfekteste theokratische Begründung derkaiserlichen Herrschaft kreiert, wieLibanios richtig gesehen hat. Constantin hatsich, nachdem er die Investitur durch den Sonnengott ab 324 nicht mehr propagierte, in die

divina trugen

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Christenedikt: F. Kolb, L’ideologia tetrarchica e la politica religiosa di Diocleziano, in: G. Bonamente/A. Nestori (Hrsgg.), I Cristiani e l’impero nell IV secolo. Atti del Convegno 18 dic. 1987, Macerata 1988, 17ff. K.-H. Schwarte, Diokletians Christengesetz, Macerata 17– in: E fontibus haurire. Festschrift für H. Chantraine, hrsg. von R. Günther/St. Rebenich, 240. A. Chastagnol, L’évolution politique, sociale et économique du Paderborn u.a. 1992, 203– monde romain deDioclétien à Julien, Paris 1982, 95. Zumfolgenden vgl. Kolb, Diocletian a.O. 88ff. 123ff. –Pan. Lat. XI (3) 10,5. Vgl. X (2) 2,1. Libanios, or. IV 61,5, p. 331 Förster. Die Auffassung von T.D. Barnes (siehe unten), die tetrarchische sakrale Ideologie habe keineswegs zurChristenverfolgung führen müssen, daden Tetrarchen auchdieOption desChristengottes als weiteren Schutzgottes offengestanden habe, geht an der fundamentalen Tatsache vorbei, daßdie Herrscher damit die Christen im Reich keineswegs für sich gewonnen hätten, solange sie neben dem Christengott andere Götter verehrten. Die prinzipielle Intoleranz desChristentums warDiocletian undseinen Mitregenten natürlich bekannt.

DieGestalt desspätantiken

Kaisertums

Position eines Stellvertreters Gottes, eines Pendants

zuChristus

45 gebracht. Aber in

derchristlichen politischen Theologie warkein Platz fürdenKaiser alsGottessohn, sondern letztendlich nurfür denHerrscher von Gottes Gnaden. Daher konnte die

tetrarchische Ideologie keine wirkliche Kontinuität erfahren. Eine Herrschaft vonGottessöhnen konnte theoretisch vonniemandem in Frage gestellt werden, weder von denSoldaten noch von einem Usurpator. Usurpation war in einem solchen Fall ein Sakrileg. Nicht einmal die Zugehörigkeit zu den profanen Familien dertetrarchischen Herrscher konstituierte irgendeinen Anspruch auf Teilhabe anderHerrschaft, wieMaxentius undConstantin 293 und305 erfahren mußten; dies sollte das Kaisertum denGefahren familieninterner Rivalitäten entziehen –wassich alsFehlkalkulation erwies. Anteil anderkaiserlichen Stellung konnte jedenfalls nurvondenMitgliedern dergöttlichen Familie gewährt werden, indem man mit der Adoption die göttlichen Qualitäten eines Kandidaten enthüllte. Ideologisch gesehen wardieTetrarchie einperfektes Gegenmittel gegen Usurpationen, daeinpotentieller Usurpator sich weder durch Berufung aufverwandtschaftliche Beziehungen noch durch Verweis aufdie Akklamation durch dasHeer fürdie Herrschaft legitimieren konnte. Solange die tetrarchische concordia funktionierte, wardieses Regierungssystem unbesiegbar, hatten vonaußen kommende Usurpatorenkeine reelle Chance. DieAuflösung konnte nurvoninnerhalb dertetrarchischen Familien kommen, unddaszersetzende Ferment wardasfamiliendynastische Prinzip, personifiziert in Constantin undMaxentius. Stellt manabschließend dieFrage, welchen Beitrag dieTetrarchie zurFormierung des spätantiken Kaisertums geleistet hat, so muß die Antwort differenziert ausfallen. Systematisierungen derTetrarchie auf demGebiet der Herrscherproklamation sowie des Problems vonMehrkaiserherrschaft undEinheit der Herrschaft haben anscheinend vorbildhaft gewirkt; dazugehört auchdie Concordia-Propaganda, welche im 4. und 5. Jh. immer dann aktiviert wurde, wenn, wie unter der Tetrarchie, mindestens zwei Augusti nebeneinander regierten –mitAusnahme der Epoche derConstantins-Söhne! Andererseits sind nicht wenige wichtige neue Institutionen und Ideen der Tetrarchie ohne Nachwirkung geblieben, so die Abdankung undNachfolgeregelung, die Schaffung einer besonderen Form derdomus divina, welche zugleich als Mittel gegen Usurpationen diente, ferner die starke Stellung der tetrarchischen Caesares, die Intensität der Concordia-Symbolik mit dem Aufgehen aller vier Tetrarchen, auch Diocletians, ineinem Herrscherblock, hinter welchem die Individualität dereinzelnen Regenten verschwand. Im Hinblick aufdieZuweisung geographisch abgegrenzter Aufgabenbereiche steht die Erste Tetrarchie m.E. in derTradition des2. und3. Jhs.; jedenfalls hatsie keine fest abgegrenzten Herrschaftsgebiete gekannt, wiesie sich im4. Jh. herausbildeten. Die Tetrarchie alsRegierungssystem warfolglich einkurzfristiges Experiment auf hohem organisatorischen undideologischen Niveau, aber insbesondere von ihren moralischen Voraussetzungen her, welche auf der völligen Loyalität und Disziplin des Herrscherkollegiums beruhten, zu anspruchsvoll. Daher mußte sie scheitern.

DAS KAISERTUM IN DER SPÄTANTIKE von JOCHEN MARTIN

1. DieEinheit derKaisermacht Die einheitliche Kaisergewalt des Prinzipats, die nicht als ein Bündel von fest umschriebenen Kompetenzen zudefinieren, nicht rechtlich umschrieben undauch nicht durch rechtliche Regelungen eingeschränkt ist,1 blieb grundsätzlich auch in der Spätantike erhalten. Das gilt trotz desMehrkaisertums, dasseit derTetrarchie bis zumEnde des Westreichs mit wenigen Ausnahmen die römische Geschichte beherrschte. Egon Flaig hat die These vertreten, daßes imPrinzipat keine „ Samtherrschaft“geben konnte; der Kaiser, der Urheber der Machtbefugnisse eines Kollegen war, habe stets eine überragende auctoritas gehabt.2 In der Spätantike haben wirErhebungen vonMitaugusti durch lebende Augusti inderTetrarchie, bei Valentinian I. inBezug aufValens undGratian (367 acht Jahre alt), beiGratian und Theodosius I., bei Honorius undConstantius III., schließlich bei Theodosius II. und Valentinian III. (425 fünf Jahre alt). Miteiner gewissen Einschränkung ist hier auch die Erhebung Valentinians II. (375 vier Jahre alt) zunennen, für die Gratian zwar nicht die Initiative hatte, ihr aber nachträglich zustimmte. In allen diesen Fällen hatten zwar alle Augusti gleichen Rang, jeder verkörperte die volle Kaisermacht; die höhere Autorität des senior Augustus zeigte sich aber in der Reihenfolge der Nennungen in Gesetzen, Inschriften oder aufMünzen, wahrscheinlich auchin dem Recht, Gesetze im Namen aller Augusti zu erlassen.3 In der Regel kam dem erhebenden Augustus auch die politische Vorrangstellung zu. Das wird z.B. für Valentinian I. undValens durch Formulierungen bei Ammian, Symmachus und Themistius gestützt; doch läßt sich nicht verkennen, daßmit zunehmender Herrschaftsdauer der Anspruch auf polititische Gleichheit des Valens in denVorder-

*

Ich bedanke mich für die Anregungen auf demKolloquium undinsbesondere für die Kritik

1

Vgl. dazu J. Bleicken, Verfassungs- und Sozialgeschichte des römischen Kaiserreiches I, zueiner Paderborn 21981, nach demimLaufe des 1.Jahrhunderts verschiedene Einzelrechte „ einheitlichen Gewalt“verschmolzen (S. 42). Dagegen ist nachE. Flaig, DenKaiser herausforUnteilbarkeit der kaiserlichen Gewalt“schon dern, Frankfurt-New York 1992, S. 219 die „

2

555; vgl. J. Straub, Regeneratio imperii I, Darmstadt 1972, S. 58; A. Pabst, Divisio Ebd. S. 551– regni. Der Zerfall desImperium Romanum in derSicht derZeitgenossen, Bonn 1986, S. 44– 119. 148. Vgl. ebd. S. 146–

Egon Flaigs.

unter Augustus gegeben.

3

François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

Usurpationen

111

48

Jochen Martin

grund trat.4 Das gilt erst recht fürdasVerhältnis Theodosius’I. zuGratian. Theodosius hat sich von Anfang an als gleichrangig betrachtet, 383 selbständig seinen Sohn Arcadius zumAugustus erhoben und schon früh darauf hingearbeitet, das ganze Reich fürsich undseine Dynastie zugewinnen. Wenn Kaiser durch Usurpation zur Macht kamen (Constantin, Maxentius, Julian) oder beim Todeines Kaisers mehrere Nachfolger nebeneinander eingesetzt wurden (337, 395), danngabes keine klaren Hierarchien, washäufig zubewaffnetenKonflikten führte. Damit wirddieThese, daßes imrömischen Kaisertum keine wirkliche Samtherrschaft geben konnte, nurgestützt. Seit derzweiten Hälfte des4. Jh.s erlangten freilich derWesten undderOsten desReiches phasenweise jeweils ein solches Eigengewicht, daß die Selbständigkeit der Herrschaftsbereiche die Vorstellung davon durchbrach, daß sich die Macht jedes Kaisers auf das ganze Reich bezog. Aber selbst dann wurde diese Vorstellung nicht zu einem reinen Imaginären; realpolitisch warsie z.B. wirksam indenSpannungen zwischen Honorius undArcadius oder im Verhältnis Theodosius’ II. zuValentinian III., schließ-

lich auchnochinderGeschichte nach455. AufderEbene derpolitischen Symbolisierung wird sie faßbar nicht nur in den Nennungen aller Kaiser in Gesetzen, sondern auch darin, daßsich die Kaiser gegenseitig ihre Bilder schicken,5 daßauf Konsulardiptychen undKonsularszeptern jeweils alle Kaiser dargestellt sind.6

2. Der„dynastische

Gedanke“

Die Fakten scheinen eindeutig zusein: Selbst in derTetrarchie werden zwar nicht leibliche Nachkommen derAugusti fürdieNachfolge ausersehen, aberdieCaesares durch Adoption und Verschwägerung in die (göttlichen) Familien der Augusti integriert. MitConstantin undMaxentius werden leibliche Söhne vonAugusti vom Heer erhoben. Nach derTetrarchie werden wieder alle Mitglieder derkaiserlichen Familie zur domus divina gerechnet. In der Regel werden solche Mitglieder zu Nachfolgern derregierenden Kaiser bestimmt; deren Votum besitzt fürdiereguläre Kaisernachfolge ausschlaggebende Bedeutung. In Fällen von Vakanzen können sogar weibliche Mitglieder derdomus divina entscheidenden Einfluß auf die Kaisernachfolge gewinnen (450 Pulcheria, 491 Ariadne). Welche Vorstellungen verbergen sich hinter solchen Praktiken? Offenbar be. Derselbe Panegyriker von310, deutete es etwas, „ als Imperator geboren zusein“ der dies vor Constantin ausspricht7, führt im gleichen Kapitel aus, daß die avita übercognatio mit dem arrogierten Ahnen Claudius Gothicus auf Constantin „ fließt“ , unddabei wirdaufdieüberragende virtus desGotensiegers verwiesen. Von ihm sei die imperii fortuna auf Constantin übergegangen; weder haben das imperiumetwas dernobilitas seiner origo hinzufügen nochfortuna seinem numen etwas 4 5 6 7

93. Ebd. S. 89–

H. Kruse,

Studien

50. 1934, S. 23– Ebd. S. 108f. Pan. lat. 7 (6), 2,5.

zuroffiziellen Geltung des Kaiserbildes im römischen Reiche, Paderborn

DasKaisertum inderSpätantike

49

zurechnen können, das nicht schon ohnehin ihm eigen war. Bringt man diese Ausführungen auf den Punkt, dann gewinnt derNachkomme eines Kaisers schon durch die nobilitas originis virtus undgöttliche Wirkkraft (numen), dann konzentriert sich in ihmauch ohne dieModalitäten derErhebung diefortuna imperii. Wirhaben es hier mitVorstellungen zutun, die offenbar die Dispositionen für Loyalität wesentlich mitbestimmt haben. Daszeigen die regulären Kaisernachfolgenebenso wiedieTatsache, daßkein Usurpator, dernicht Mitglied desKaiserhauses war, sich durchsetzen konnte. Besonders aufschlußreich sind die Vorgänge nach demTodConstantins I.: Einerseits bezeugt die Ermordung aller derjenigen, diezuKonkurrenten derSöhne Constantins werden konnten,8 dieWirksamkeit des dynastischen Denkens; andererseits wird durch sie deutlich, daßdynastische Absicherung keineswegs ein sicherer Schutzschild für Mitglieder der Dynastie war. Man denke auch an die Beseitigung Constantins’ II. undspäter des Constans und des Gallus, andasEnde Valentinians II. (und auch des III.). Ich ziehe daraus den Schluß, daß dynastische Abkunft eine von anderen abhängige Größe unten den Konstituentien des spätantiken Kaisertums war. Sie schaffte, so könnte manmit dem Panegyriker von 310 formulieren, eine vor allem bei der Kaisererhebung wirksame „ Praerogative“(7 [6] 2,4), die aber, wie wirnoch sehen werden, durch Leistung eingeholt werden mußte. Sogar bei einer dynastischen Auswahl durch einen lebenden Augustus konnten schon Reserven vorgetragen werden, wieAmmiansSchilderung derErhebung desValens zeigt.9

3. Das Kaisertum –eine Theokratie? Wie schon Diocletian undseine Mitkaiser haben sich auchdie Kaiser vonConstantinbis Justinian als vonGott Beauftragte verstanden, diein ihrer Regierung dessen Willen derReichsbevölkerung vermittelten. Gegenüber allen möglichen Parallelen schon in der Prinzipatszeit10 gewinnt diese Vorstellung in der Spätantike dadurch an Schärfe, daß der christliche Gott ein Gott ist undihm ungleich mehr Macht zugeschrieben wird als irgendeinem derpaganen Götter, auf die sich die Principes Entrückung“des spätantiken Kaisers zu berufen konnten. Von daher ist auch die „ verstehen, ferner die Tatsache, daßalles zumKaiser Gehörige als sacer, d.h. als göttliches Eigentum, betrachtet wurde, schließlich das ganze Hofzeremoniell (besonders die Formen derAnnäherung andenKaiser).11

8 Vgl. A. Demandt, Die Spätantike; H.d.A. III 6, München 1989, S. 81. 172, hier 4 mitF. Heim, Vox exercitus, vox Dei, REL 68, 1990, S. 160– 9 Amm. Marc. 26,4, 1– S. 167f. 10 Vgl. dazuW.Ensslin, Gottkaiser undKaiser vonGottes Gnaden: Sbb. Bayer. Akad. München 1943, H.6; J.R. Fears, Princeps adiselectus. TheDivine Election of theEmperors asa Political Concept atRome, Rom 1977. 35), 11 Gegen A. Alföldi, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreiche (1934– Darmstadt 1970, der die Kontinuitäten zumPrinzipat betont, vgl. z.B. H. Löhken, Ordines 53. dignitatum, Köln-Wien 1982, S. 49–

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War also das kaiserliche Selbstverständnis durchaus ein theokratisches, so standen dessen Durchsetzung im Westen konkurrierende Ansprüche der Kirche gegenüber, während es im Osten auf ein komplexes Beziehungsgefüge stieß, in dem es sich bewähren mußte. Das Christentum undinsbesondere dessen Amtsträger nahmen für ihren Bereich in Anspruch, Interpreten und Vermittler des göttlichen Willens zu sein. Dasbetraf zunächst nicht die politischen Herrschaftsfunktionen des Kaisers, sondern die kirchliche Lehre, die Bußdisziplin undallgemein disziplinarische Fragen, den Ritus etc. Auf der anderen Seite umfaßte die traditionelle Regelungsgewalt desKaisers auchdenreligiösen Bereich;12 in Fragen der Moral (z.B. Ehe, Krieg) konnte es zu Konflikten mit der Kirche kommen, ebenso in Fragen des Verhältnisses zumJudentum oder bei derRekrutierung der Kleriker. Insbesondere aber stand demKaiser amBeginn keine Zentralinstanz in der Kirche gegenüber, wasProbleme schuf, wenn z.B. verschiedene Synodalentscheidungen sich widersprachen. DemKaiser wuchs vondaher, umdasMindeste zusagen, dieFunktion einer verfahrensleitenden Instanz zu,z.B. imDonatistenstreit, aber auch im Streit umArius. Selbst wenn der Kaiser nicht selber entschied,13 blieb ihmein maßgebender Einfluß, ganz abgesehen davon, daßz.B. Constantin selber eine Verantwortung fürdendebitus cultus in Anspruch genommen hat.14 Ich kannhier nicht dasganze Verhältnis zwischen Kaisertum undKirche inder Spätantike nachzeichnen, sondern nuraufdieGrundstrukturen abheben. ImWesten entwickelte sich im 4. und5. Jh. die Jurisdiktionsgewalt des Bischofs von Rom. Nach demVandaleneinfall in Afrika wurde sie weitgehend anerkannt und445 in einem Edikt Valentinians III. auch für ewige Zeiten sanktioniert: Dekrete des Bischofs von Rom sollten Gesetzeskraft haben.15 Der Inhaber des römischen Bischofssitzes in dieser Zeit, Leo I., hat gleichzeitig die erste in sich konsistente papale Theorie entwickelt.16 Läßt das Gesetz Valentinians noch die Einheit der kaiserlichen Gewalt erkennen, insofern die päpstliche Gewalt durch Kaisergesetz festgeschrieben wird, so werden –nach demEnde deswestlichen Kaisertums –in der Lehre des Gelasius erstmals weltliche undgeistliche Gewalt im Hinblick auf ihre Wirkungsbereiche klar voneinander unterschieden. Zwarblieb auchimWesten dieVorstellung, daßderKaiser vonGott eingesetzt ist, aber seinem Anspruch auf universale Herrschaft erwuchs in den Ansprüchen desBischofs vonRomundinderStellung derBischöfe eine Konkurrenz, inderdas prekäre Verhältnis zwischen Staat und Kirche im westlichen Abendland schon vorgeprägt war. Sie gewann in der Spätantike ihre Brisanz dadurch, daß in der römischen Kirche bis heute Autorität wesentlich Amtsautorität ist, die schon früh durch das ius divinum legitimiert wurde.17 Das stand auch ganz in der Tradition 12 W. Ullman, The Constitutional Significance of Constantine theGreat’s Settlement, Journal of 16. Ecclesiastical History 27, 1976, S. 1– 13 Das betont T.D. Barnes, Athanasius andConstantius, Cambridge/Mass.-London 1993. 14 H.vonSoden, Urkunden zurEntstehungsgeschichte desDonatismus, Bonn 1913, Nr. 14. 15 Nov. Val. 17.

431; M. Wojtowytsch, Papst16 E. Caspar, Geschichte desPapsttums I, Tübingen 1930, S. 425– 310. 461), Stuttgart 1981, S. 304– tumundKonzile vondenAnfängen bis zuLeoI. (440– 17 Vgl. dazudieTraditio apostolica undJ. Martin, DieGenese desAmtspriestertums inderfrühen Kirche, Freiburg u.a. 1972,

108. S. 98–

DasKaisertum inderSpätantike

51

alter römischer Vorstellungen vonAutorität undwurde vomKirchenvolk akzeptiert. Damit erhielt die kirchliche Organisation eine viel stärkere Position als im Osten (unterschiedliche Auffassungen vom kirchlichen Amt sind bis heute ein Zentralthema in den ökumenischen Beziehungen zwischen römisch-katholischer undorthodoxer Kirche). Im Osten warzumeinen geistliche Autorität an Leistung gebunden. Warein Bischof ein großen Kirchenlehrer undAsket, dann war seine Stellung beim Kirchenvolk fast unantastbar (vgl. Johannes Chrysostomus, anders bei Nestorius).18 Im übrigen konnten aber Asketen oder Mönchsgruppen jederzeit an geistlicher Autorität Bischöfe oder auch denKaiser ausstechen. Erst die Anerkennung, nicht schon eine hierarchische Position entschied darüber, ob eine Leistung vorlag. „ In the Byzantine view, success wasits ownjustification: since Godactively rules the world, anyimportant policy which is inaccord withthewill of Godmustsucceed.... Therefusal of large numbers of people to accept official religious policy wasa sign .19Indiesem Rahmen konnte die of its failure andanindication of theanger of God“ voxpopuli als vox Dei verstanden werden.20 –Zweitens bestand im Osten eine lange Tradition, große Macht mit einer Nähe zumGöttlichen zu verbinden.21 Da der Kaiser die größte Macht hatte, mußte er auch in einer intensiven Beziehung zu Gott stehen. Damit wurde demKaiser nochnicht dieMöglichkeit eingeräumt, über kirchliche Angelegenheiten, überdas, wasorthodox war, oderüber dieFormen des religiösen Lebens zu bestimmen;22 deshalb konnte es auch religiös begründeten Widerstand des Volkes oder von Bischöfen gegen den Kaiser geben. Dies alles änderte aber nichts anderAuffassung, daßderKaiser imAuftrag Gottes handelte unddaßKirche undStaat wesentlich eine Einheit bildeten.23 Mandarf die voxpopuli unddie göttliche Beauftragung des Kaisers nicht in einen Gegensatz zueinander stellen. So hat z.B. Themistius die These entwickelt, daß die göttliche Beauftragung eines Herrschers menschlich vermittelt sei;24 und entsprechend formulierte etwa Anastasius in seiner Erhebunsproklamation, daßer „ unter Führung derseligen Dreifaltigkeit... vonderKaiserwitwe, vomSenat, Heer undVolk zur Kaiserstellung erhoben worden“sei.25 Die Disposition, die kaiserliche Autorität anzuerkennen, hing wesentlich von der Überzeugung ab, daß der Kaiser entsprechend demgöttlichen Willen handelte. Wenn sich deshalb das Kirchenvolk Konstantinopels z.B. derkaiserlichen Politik gegenüber Johannes Chry-

18 T.E. Gregory, VoxPopuli. Popular Opinion andViolence intheReligious Controversies of the Fifth Century A.D., Columbus 1979, S. 210. 19 Ebd. S. 225. 20 M.V. Anastos, Vox populi voluntas Dei andthe Election of the Byzantine Emperor, in: J. Neusner (Hrsg.), Christianity, Judaism andother Greco-Roman Cults Tl. 2, Leiden 1975, S. 207. 181– 21 F. Dvornik, Early Christian andByzantine Political Philosophy. 2 Bde, Washington 1966. 22 Gregory (wie Anm. 18) S. 210f. 23 Av.Cameron, Christianity andtheRhetoric of Empire, Berkeley u.a. 1991, S. 199. 24 Vgl. Ensslin (wie Anm. 10) S. 62; G. Dagron, L’Empire romain d’Orient auIVe siècle et les traditions politiques de l’Hellenisme. Le témoignage de Themistios, Travaux et Mémoires 3, 242; Heim (wie Anm.9) S. 166. 1968, S. 1– 468, hier S. 461. 25 W. Ensslin, DerKaiser in derSpätantike, HZ 177, 1954, S. 449–

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sostomus widersetzte, dann ging es dabei nicht nurdarum, sich diesen Bischof zu erhalten, sondern auch darum, die Voraussetzungen für die Autorität des Kaisers wiederherzustellen. DasVolk waraufdieAutorität desKaisers ebenso angewiesen wiedieser auf die Zustimmung desVolkes. Beide stützten sich gegenseitig, selbst in Konfliktsituationen.26

4. Formen derAkzeptanz Bevor der eben begonnene Argumentationsstrang forgesetzt wird, muß auf die Rolle desHeeres eingegangen werden, dasnach Egon Flaig imPrinzipat einen der drei maßgebenden Sektoren bildete, die die kaiserliche Herrschaftsposition stützten.

a) Die Kaiser unddas Heer Nach J. Szidat gehören zurErhebung eines Kaisers injedem Fall die Akklamation derHeeresversammlung (sie fehlt nurbei Jovian) und, solange noch ein Kaiser im Amt ist, dessen Vorschlag.27 Konsensakte der Senate bzw. der hauptstädtischen Bevölkerungen werden für das 4. Jh. nicht erwähnt, in der Regel eine Erhebung nicht einmal dem Senat angezeigt. Was das Erhebungszeremoniell angeht, war wohl die Normalform im 4. Jh., daß ein Kaiser den Purpurmantel und–seit den Konstantinssöhnen –das Diadem anlegte, sich so demHeer zeigte. Darauf folgte eine Ansprache unddie Verteilung des Antrittsdonativs. Spezifisches wird nurfür Julian berichtet: dieSchilderhebung –sie begegnet auchbei Valentinian I. –unddie Krönung mit demtorques. Damit ist, wie schon im 3. Jh., im4. Jh. dasHeer zum entscheidenden Faktor für die Akzeptanz eines neuen Kaisers geworden, auch wennes als Versammlung desVolkes odergaralsSenat interpretiert wurde.28 Nach heidnischen undchristlichen Schriftstellern machte diepositive Reaktion desHee-

res auf einen entsprechenden Vorschlag deutlich, daß dieser Vorschlag göttlich inspiriert warunddemWohl desReiches dienen werde.29 In der zweiten Hälfte des 4. Jh.s fand die Barbarisierung des Heeres ihren Höhepunkt. Damit veränderte sich ein maßgeblicher Sektor des politischen Sy-

stems, wasnicht ohne Einfluß auf dieses System selber bleiben konnte. Schlaglichtartig wird das daran deutlich, daß der Heermeister Arbogast, der als Nachfolger seines Vaters Bauto von den Truppen zumHeermeister ausgerufen worden war, Beauftragung des Kaisers wurde zwar auch im Westen anerkannt, aber der religiöse Raum wurde vom Papst undden Bischöfen, ferner von den von den Bischöfen verwalteten Heiligen besetzt, so daßreligiös motivierte Loyalitäten denKaiser nicht stützen konnten. J. Szidat, Imperator legitime declaratus, in: Historia testis. Mélanges... offerts à T. Zawadzki, 188. Fribourg 1989, S. 175– Symm. or. 1,9; vgl. Straub (wie Anm.2) S. 66.

26 Die göttliche

27

28 29 Heim (wie Anm. 9).

DasKaisertum inderSpätantike

53

sich einer Entlassung durch Valentinian II. erfolgreich widersetzen unddenKaiser faktisch absetzen konnte.30 Auf die Machtposition eines Stilicho, Aëtius oder Rikimer braucht hier nur hingewiesen zu werden. Die Westkaiser verloren den Zugang zudenKerntruppen desReiches; dieneue Militärelite31 mitdenHeermeistern anderSpitze schuf sich eigene Beziehungskreise, die sie vomKaiser unabhängig machten. Damit traten dieHeermeister nochnicht indieHerrschaftsposition der Kaiser ein, insofern diese weiterhin Gesetze erließen unddie Gerichtsbarkeit regulierten, Verträge abschlossen, die Münzprägung kontrollierten; aber es kam häufig zu Konflikten; die Durchsetzbarkeit von Entscheidungen unddie Stellung derKaiser alsganze standen zurDisposition, sodaßimWesten schon seit Arbogast die von Diocletian undConstantin geschaffene Ordnung sich grundlegend veränderte.

AuchimOsten drohte mehrfach eine ähnliche Situation. Seit denNachfolgern Theodosius’ I. waren die Kaiser nicht mehr aktive Heerführer, aber in schweren Auseinandersetzungen gelang es, den Vorrang der zivilen vor der militärischen Führung durchzusetzen.32 Das wird u.a. sichtbar an der Auswahl eines neuen Herrschers bei Vakanzen. Hier konnten entweder Frauen derkaiserlichen Familie oder die Senatoren und/oder, wieschon bei derAuswahl Jovians undValentinians II., Beamte undOffiziere (457, 518) entscheidenden Einfluß gewinnen, aber auch das hauptstädtische Volk erhob Forderungen bzw. lehnte –so 518 –bestimmte Kandidaten ab.AufdieAuswahl folgten inderRegel Schilderhebung undTorqueskrönung. DieAkklamationen geschahen sowohl durch dieTruppen wieauch (außer 457) durch dashauptstädtische Volk, denSenat unddie anwesenden Beamten. 491 kleidete derPatriarch denneuen Kaiser mitdemPurpurgewand undsetzte ihmdas Diadem auf.33 Wichtig ist hier zunächst nur, daß–ähnlich wieimRomdesfrühen Prinzipats –neben das Heer wieder das hauptstädtische Volk und der Senat als Akzeptanzgruppen traten. Allein dadurch trat der rein militärische Charakter des Erhebungszeremoniells zurück, ganz abgesehen davon, daß seit 491 dieses Zeremoniell vomvorderStadt gelegenen Hebdomon in dasHippodrom verlegt wurde, das im 5. Jh. zumzentralen Ort der Begegnung zwischen dem Kaiser unddem hauptstädtischen Volk wurde. Die Schilderhebung erfolgte in späterer Zeit durch , nicht mehr durch Soldaten.34 Die Torqueskrönung begegnet „ hohe Würdenträger“ zumletzten Male bei Justinus I. Zwar blieb auch im Osten dasHeer eine wichtige Grundlage kaiserlicher Gewalt und spielte die Selbstdarstellung des Kaisers als Sieger weiterhin eine große Rolle, aber dasKaisertum wurde, vorallem wegen der dauernden Residenz in Konstantinopel, ineinen umfassenderen Beziehungszusammenhang eingeordnet.

30 Demandt (wie Anm. 8) S. 134. 636. 31 A. Demandt, Derspätrömische Militäradel, Chiron 10, 1980, 609– 32 Vgl. Demandt (wie Anm. 8) S. 182–195. 256. 33 S. MacCormack, ArtandCeremony inLate Antiquity, Berkeley u.a. 1981, S. 240– 34 Ensslin (wie Anm. 25) S. 460.

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b) Das Kaisertum undKonstantinopel Seit um400 residierten die östlichen Kaiser fast ausschließlich in Konstantinopel (und aufdenLandsitzen in dessen näherer Umgebung). Dadurch kames nicht nur zu neuen Modalitäten der Auswahl und Erhebung eines Kaisers, sondern die Hauptstadt wurde zumeinzigen Ort im Reich, an demder Kaiser sich direkt der Reichsbevölkerung stellen, deren Zustimmung zu seiner Herrschaft immer neu erringen mußte.35 ImHinblick aufdastheokratische Selbstverständnis desKaisers bedeutete dies zunächst, daßderKaiser seine Frömmigkeit (eusebeia) unter Beweis stellen mußte. Es ist nunaufschlußreich zusehen, wiederganze Raum Konstantinopels seit dem Beginn des 5. Jh.s durch neue Praktiken der Frömmigkeit besetzt undgleichsam neu gestaltet wurde.36 Zu diesen Praktiken gehörten z.B. Reliquientranslationen, dieunter Arcadius undTheodosius stark zunahmen. Bei ihnen konnte, wiez.B. auf demTrierer Elfenbein dargestellt, derKaiser Stratordienste ausüben, d.h. erging zu Fuß vor demWagen, auf demzwei Bischöfe die Reliquien trugen; die Kaiserin befand sich unter denBürgern, welche dieReliquien empfingen.37 Bei einer Translation vonReliquien indasnahe Konstantinopel gelegene Drypia (400/402) zogdie Kaiserin Eudoxia ohne Herrschaftsinsignien undPurpurmantel zuFußin der Prozession mit. Eine solche Nähezueiner Kaiserin wiehier denBürgern Konstantinopels war, wie Johannes Chrysostomus in seiner Predigt ausführte, sonst nicht einmal allen Palasteunuchen erlaubt. AndenZeremonien in Drypia nahm auch der Kaiser (Arcadius) ohne Diadem teil; seine Leibgarden legten dieWaffen ab.38 Die Beispiele lassen sich vermehren. Das adventus-Zeremoniell wurde aufdie Einholung von Reliquien übertragen, wobei der Kaiser undMitglieder der kaiserlichen Familie die Rollen wechselten, dadurch ihre Frömmigkeit und ihre Nähe zur hauptstädtischen Bevölkerung demonstrierten. Das Gleiche gilt übrigens auch für Dank- undBittprozessionen, an denen Kaiser undKaiserin teilnahmen undin die derganze städtische RaumKonstantinopels einbezogen wurde. DerKaiser undinsbesondere dieweiblichen Mitglieder derKaiserfamilie zeichneten sich ferner durch Kirchenstiftungen aus, die auch derVersorgung derArmen dienten, oder es wurden Stiftungen direkt zu diesem Zweck gemacht. Die Menschenfreundlichkeit undFürsorge des Kaisers, die sich darin zeigten, wurden als Ausdruck voneusebeia gewertet.39

35 B. Rubin, Das Zeitalter Justinians I., Berlin 1960, S. 127; H.G. Beck, Senat und Volk von Konstantinopel, in: H. Hunger (Hrsg.), Das byzantinische Herrscherbild, Darmstadt 1975, S. 378; Gregory (wie Anm. 18) S. 217. 353– 36 Zusammenfassend dazu jetzt S. Diefenbach, Frömmigkeit und Kaiserakzeptanz im frühen

66. Byzanz, Saeculum 47, 1996, S. 35– 37 K. Holum –G. Vikar, The Trier Ivory, „adventus“Ceremonial andthe Relics of St. Stephen, 133. Auf die Datierungsprobleme gehe ich hier nicht Dumbarton Oaks Papers 33, 1979, S. 113– ein.

38 Diefenbach (wie Anm. 36) S. 46.

39 K. Holum, Theodosian Empresses, Berkeley-Los Angeles 1982; Diefenbach (wie Anm.36) S. 55. 53–

DasKaisertum inderSpätantike

55

Neben frommen Handlungen wurde vomKaiser auch erwartet, daßer sich als Hüter der Orthodoxie erwies. Seit Anastasius wurde dies bei der Erhebung eines Kaisers vomVolk gefordert; diePatriarchen verlangten eine entsprechende schriftOrthodoxie“im Osten nicht als ein statiliche Erklärung vomKaiser.40 Nunist „ sches Lehrsystem zuverstehen, andemdie Äußerungen undPraktiken derKaiser gemessen wurden; je nachderBeliebtheit eines Patriarchen oderdesEinflusses von Mönchen oder Mönchsgruppen konnten Lehren zumindest unterschiedlich akzentuiert werden, wobei für das Volk moralische Fragen undsolche, die praktische , eine besonders wichtige Konsequenzen hatten –z.B. für die Erlösungshoffnung – Rolle spielten.41 Dennoch wurde die Forderung nach Orthodoxie immer wieder handlungsrelevant: so im Konflikt zwischen demPatriarchen, denMönchen und derhauptstädtischen Bevölkerung einerseits unddemmonophysitisch eingestellten Basiliscus andererseits (475), der nur durch das Eingreifen des Säulenheiligen Daniel beigelegt werden konnte; so am schärfsten unter Anastasius, als es wegen σ ρω τ α υ θ εὶςδ μ ᾶ ςin denTrisιἡ dessen Versuchs, die monophysitische Formel ὁ hagionhymnus aufzunehmen, zu einem schweren Aufstand kam, während dessen der Kaiser vordie Stadt fliehen mußte, Kaiserstatuen umgestürzt wurden undein ehemaliger magister militum undKonsul (Aerobindus) vonderMenge zumKaiser akklamiert wurde –er entzog sich allerdings der Menge durch Flucht. Die Ruhe konnte erst wiederhergestellt werden, als Anastasius ohne Diadem imHippodrom vordie Aufständischen trat undso seine Herrschaft zurDisposition stellte.42 Neben derchristlichen Lehre undAkten derFrömmigkeit wurden noch andere Bereiche indenreligiösen Austausch zwischen Kaiser undStadtbevölkerung einbezogen. Seit Arcadius undHonorius hatten die Kaiser nicht mehr die Möglichkeit, Siege unmittelbar mitdenTruppen zufeiern. Ebenso entfiel bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Justinian) die Zuschreibung vonkonkreten Siegerbeinamen.43 Umso wichtiger aber wurden dieSelbstdarstellung desKaisers als victor omnium gentium undSiegesfeierlichkeiten, die–auchanläßlich derNiederschlagung vonUsurpationen–sich im 5. Jh. immer mehr in Konstantinopel konzentrierten. Ihr Zentrum bildete nicht mehrderkaiserliche adventus inderStadt, sondern dieAbhaltung von Spielen im Hippodrom. Der Kaiser nahm nicht mehr an Siegesparaden teil; er wurde „ the distant, impassive cause, focus, and goal of the campaign and its .44Gleichzeitig fand eine Christianisiesymbolic conclusion, the victory parade“ rung oder Liturgisierung der Siegesfeierlichkeiten statt, wobei zunächst alte und neue Elemente nebeneinander standen: Wie schon vor Kriegen Bittprozessionen veranstaltet wurden, so auch danach Dankgottesdienste. Erst unter Justinian wurde derBesuch einer Kirche in eine Siegesparade einbezogen.45 Voneiner Liturgisierung kann manauch imHinblick aufdie kaiserliche Panegyrik sprechen, für die im 6. Jh. Kirchen wie H. Sophia einen wichtigen Raum Ensslin (wie Anm.25) S. 460f. Vgl. Gregory (wie Anm. 18) S. 208. 214. 224. 63. ZudenEreignissen Diefenbach (wie Anm. 36) S. 61– M. MacCormick, Eternal Victory, Cambridge u.a. 1986, S. 113f. 44 Ebd. S. 99. 111. 45 Ebd. S. 100–

40 41 42 43

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abgaben und die nach dem Muster oder im Rahmen von kirchlichen Hymnen vollzogen wurde.46 Die Beispiele mögen genügen. Das Volk von Konstantinopel hat auch die Erfüllung deranderen Tugenden, welche dieKaiser fürsich inAnspruch nahmen,47 eingefordert, soimgroßen Nika-Aufstand von532, dersich wohlgegen dieFinanzpolitik desJohannes vonKappadokien richtete. Kennzeichnend fürdie Spätantike ist, daßauch solche Auseinandersetzungen in eine religiöse Sprache eingekleidet wurden. Das wird besonders deutlich an den Akklamationen wegen Kalopodios, eines kaiserlichen Beamten, demdieZirkuspartei derGrünen Morde vorwarf. Der Dialog zwischen demSprecher derZirkuspartei derGrünen unddemMandatar des Kaisers spielte sich fast ausschließlich aufeiner religiösen Ebene abundkulminierte in demVorwurf des Sprechers derGrünen: „ Ich möchte denen widersprechen, die da behaupten, Gott sitze im Regimente“.48Genau das hat Justinian für seine Herrschaft in Anspruch genommen.49 Der Widerspruch dagegen unddie Schärfe des Nika-Aufstandes zeigen, daß das Volk von Konstantinopel nicht gewillt war, die Selbstdarstellungen der Kaiser einfach hinzunehmen. Sie wurden nur akzeptiert, wennsie durch entsprechende Taten gestützt wurden. Indiesem Sinne wurden dasKaisertum undKonstantinopel zueiner Einheit, wasinder448 zumersten Mal zumAusdruck α υ σ ο ιλ σ εύ fürKonstantinopel belegten Formel φ α ὶβα ρισ ιλ ο τ ςκ ό χ ιλ ό ρισ χ τ ο ςwaraucheinEpitheton fürdenKaiser. Zugleich macht auch kommt;50 φ diese Formel deutlich, daßunter denBedingungen fürdieAkzeptanz eines Kaisers die Religion eine zentrale Rolle spielte. Dapraktisch jede Materie ineine religiöse Sprache übersetzt werden konnte, wie auch jedem weltlichen Ereignis religiöse Bedeutung zugeschrieben wurde, ist es äußerst schwierig, soziale oder andere Elemente religiöser Auseinandersetzungen namhaft zu machen.51 Bleibt noch anzumerken, daßdie Anwendung vonstaatlicher Gewalt, wenneingrößerer Teil des Volkes sich bestimmte Positionen zueigen gemacht hatte, keine Wirkung hatte, die popular opinion“sich in derRegel durchsetzte.52 „

5. DerKaiser unddasReich DerKaiser trat zurReichsbevölkerung aufverschiedenen Ebenen in Verbindung: a) Über dengesamten Helferstab, d.h. vorallem über die Statthalter, dieregionalen Büros der Zentralämter, mittelbar auch über die Zentralämter undVikare, 46 Cameron (wie Anm. 23) S. 194. 198f. 203f. 47 H.Hunger, Prooimion. Elemente derbyzantinischen

48

Kaiseridee

indenArengen derUrkunden,

Wien 1964.

Akklamationen wegen Kalopodios, in: Theophanes, Chronographia, rec. C. deBoor, I, 1883, 181ff., übers. vonJ. Irmscher, in: Orbis Mediaevalis, Festgabe fürA. Blaschka, Weimar 1970, 88.–Eine ähnliche Äußerung desVolkes gegenüber Theodosius II. beiGregory (wie Anm. 78–

18) S.219. 49 CJ 1,17,1.

50 E. Fenster, Laudes constantinopolitanae, 206. 51 Gregory (wie Anm. 18) S. 203– 52 Ebd. S. 215.224.

München 1968,

S. 72f.

DasKaisertum inderSpätantike

57

schließlich über Sonderämter wie die defensores plebis (civitatis). Zweck dieser Verwaltung waren die Rechtsprechung, die Bearbeitung der Steuern, die Verwaltung der kaiserlichen Domänen, Fabriken, Bergwerke etc., die Versorgung der großen Städte desReiches, dieUnterstützung derStädte insbesondere beiBaumaßnahmen, schließlich –im Hinblick auf denganzen militärischen Apparat unddie ihmzuarbeitenden Stellen –derSchutz nach außen. Eine solche Aufzählung klingt rationaler, als es denTatsachen entspricht. Erst im Verlauf des 4. Jh.s haben sich gewisse Aufgabenzuweisungen durchgesetzt, andere Bereiche derPolitik –z.B. Kirchen- oder Außenpolitik –sind nieaufDauer delegiert, sondern vomKaiser über besondere Beauftragte (die auch Beamte sein konnten) wahrgenommen worden. DerGrund für die Autorität aller Beamten war nicht einrationales Regelsystem, sondern dieMacht desKaisers, derallein Macht weitergeben konnte.53 Anihrpartizipierten dieBeamten ineiner abgestuften Rangfolge, die auch als Abstufung in der Kaisernähe (comites verschiedenen Grades) ausgedrückt werden konnte. Sinnfällig kommt diese Allgegenwart kaiserlicher Macht in denKaiserbildern zumAusdruck, diedieRichtertische derBeamten oder gar das Schreibgerät zierten.54 Es entwickelte sich also keine Versachlichung der Macht,55 kein transpersonales Herrschaftssystem. Ebensowenig bildete der Kaiser eine „oberste Dienstbehörde“,56nicht dieSpitze einer Verwaltung, beiderverschiedene Instanzenzüge zusammenliefen. Er warvielmehr in einem umfassenden Sinn auctor aller Macht, unddeshalb hat J. Migl die spätantike Regionalverwaltung als ein „auktoriales Administrationsmuster“bezeichnet.57 Die Unterschiede zumPrinzipat sehe ichinzwei Punkten. Zumeinen bedienten sich die Principes vorhandener traditioneller Autoritäten (z.B. der Senatoren), um dasReich zuverwalten, d.h. derKaiser warnicht dieeinzige Quelle vonStatus und Autorität; zumanderen waren dieStädte anderRekrutierung derReichsaristokratie entscheidend mitbeteiligt. Wer in den Städten Ämter bekleidet hatte, wem also städtische Bevölkerungen Ehre zugeteilt hatten, konnte in die Richterdekurien in Romberufen werden. Danach ging er entweder in die Herkunftsprovinz zurück – , solche Ex-Richter bekleideten z.B. in Afrika häufig die Provinzialpriestertümer – oder er begann eine ritterliche Karriere, die in denfolgenden Generationen oft bis zurMitgliedschaft imSenat führte. Solche Aufsteiger blieben aber in derRegel als Patrone mit ihren Herkunftsstädten verbunden. Diese Verbindung fehlte in der Spätantike ebenso wie die Integration von Patronatsverhältnissen in den Reichsdienst. Zumindest imWesten hatten Patrocinien dieTendenz, denZwecksetzungen desStaates entgegenzuwirken. Kaiser- undReichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell, Jena 1938, Ndr. 1956, S. 216. Ensslin (wie Anm. 25) S. 456. J. Migl, Die Ordnung derÄmter. Prätorianerpräfektur undVikariat inderRegionalverwaltung des römischen Reiches von Konstantin bis zur Valentinianischen Dynastie, Frankfurt 1994,

53 O. Treitinger, Die oströmische 54 55

S. 207.

56 K.L. Noethlichs,

Beamtentum undDienstvergehen. Zur Staatsverwaltung Wiesbaden 1981, S.208.

205. 57 Migl (wie Anm. 55) S. 203–

in der Spätantike,

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InderSpätantike verschaffte diePartizipation anderkaiserlichen Macht Rang, Ansehen undauch Schutz –nicht zuletzt deshalb drängten z.B. viele Dekurionen in die kaiserliche militia. Solcher Rang wurde akzeptiert; davon kündet z.B. ein Gesetz von 383, in demverfügt wurde, vonÜberbringern kaiserlicher mandata, undseien sie tribuni, notarii odercomites, nichts anderes anzunehmen alsdas, was schriftlich formuliert war.58 Hier lag natürlich ein Einfallstor für Mißbrauch, wie denngenerell das, waswirheute Korruption nennen, kennzeichnend fürdiespätantike Verwaltung war.59 DerKaiser befand sich demgegenüber ineiner schwierigen Situation: Aufdereinen Seite warer aufdieBeamten unddarauf angewiesen, daß deren Autorität als seine Autorität respektiert wurde; deshalb wurden der militia auch viele Privilegien eingeräumt. Auf der anderen Seite warer aufgrund seiner patronalen Fürsorge für die Reichsbewohner diesen verpflichtet, wassich z.B. in einer Fülle von Gesetzen gegen „Korruption“undAmtsanmaßung oder in der Einsetzung von defensores plebis (civitatis) niederschlug. Viele dieser Gesetze trugen einen stark proklamatorischen Charakter; nach P. Veyne wollten dieKaiser gar nicht, daß sie beachtet wurden.60 Aber ein solches „Doppelspiel“der Kaiser braucht nicht angenommen zuwerden. Imbeschriebenen auktorialen System war die Spannung zwischen der Stützung des Helferstabes undder Fürsorge für die Reichsbewohner unaufhebbar. Umso wichtiger und typisch für das System war es, daß die Kaiser immer wieder punktuell direkt ihre Fürsorge wahrnahmen undsich damit auch als Grund alles Handelns darstellten: sohaben siehoheBeamte nicht nurausgewählt, sondern sie nicht selten auf Kritik hin abgesetzt; sie haben in Einzelfällen selber gerichtet odersichunmittelbar anuntere Instanzen gewandt, ferner sichdieEntscheidung bei Gesandtschaften aus denProvinzen vorbehalten61 oder selber persönliche Beauftragte in die Provinzen geschickt. Durch pragmatische Sanktionen haben sie Städten, Provinzen oder Körperschaften Steuernachlässe eingeräumt oder Befreiung von Liturgien etc. gewährt, durch Reskripte nicht nur Rechtsauskünfte, sondern nicht selten auchGnadenerweise erteilt. Solche Reskripte wurden inderSpätantike in ihrer Geltung aufdenEinzelfall beschränkt undscharf vonGesetzen abgegrenzt, wassie nurumsodeutlicher zueinem Ausdruck „herrschaftlichen Gebarens“machals symptomatisch für seine (sc. des te.62 Kurz: Solche Einzelaktionen konnten „ Kaisers) gesamte Herrschaft verstanden“werden,63 obwohl sie sicher nurwenige Reichsbewohner direkt erreichten.

58 CTh 1,3,1, vgl. Migl (wie Anm. 55) S. 208. 59 Vgl. W. Schuller (Hrsg.), Korruption imAltertum, München-Wien 1982. 60 P. Veyne, Clientèle et corruption au service de l’état. La venalité des offices dans le Bas360. Empire romain, Annales E.S.C. 36, 1981, S. 339– 195. 61 Vgl. zumGanzen Migl (wie Anm.55) S. 179– 62 D. Liebs in: W. Sellert (Hrsg.), Das Gesetz in Spätantike undfrühem Mittelalter, Göttingen 27. 1992, S. 11– 63 Migl (wie Anm. 55) S. 185.

Das Kaisertum in derSpätantike

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b) Aber derKaiser warindenRegionen undStädten desReiches nicht nurüber seine Repräsentanten unddiedargestellten punktuellen Aktionen präsent. –Bei jedem Kaiserwechsel wurden Kaiserbilder in die Städte geschickt. Sie repräsentierten denentrückten Kaiser undwurden dann fürdie Reichsbevölkerung wichtig, wenn Provinzialrömer bei den Kaiserbildern Asyl suchten; solches Asyl mußte für 10 Tage gewährt werden.64 In Konkurrenz zu den Kaiserbildern traten jedoch die christlichen Kirchen, deren Recht auf Gewährung von Asyl sogar auf alle Gebäude auf kirchlichem Gelände ausgedehnt wurde.65 Dieses Asylrecht schien wirksamer zusein als dasdurch die Kaiserbilder vermittelte; jedenfalls wird häufigervomKirchenasyl berichtet. –Feierliche adventus des Kaisers hat es im4. Jh. noch mehrfach, danach nur noch indenResidenzstädten gegeben. Dementspricht, daßadventus-Darstellungen jetzt oft keinen konkreten adventus abbildeten.66 Einen gewissen Ersatz bot die Ankunft der Kaiserbilder in einer Stadt; denfeierlichen Charakter der Einholung dieser Bilder macht ein Bericht zumJahre 603 deutlich.67 –Kaiserfeste wie Siegesfeiern, Geburtstage, die Feier der Quinquennalien, Decennnalien etc., dazudie Veranstaltungen zuEhren desKaisers aufdenProvinziallandtagen. Solche Feste, zudenen im4. Jh. auch oft noch der Kaiserkult (bes. aufdenProvinziallandtagen) kam, waren inderRegel mitSpielen derverschiedensten Artundauch mitAmnestien verbunden. –Wie im Prinzipat gab es noch ein ausgedehntes Gesandtschaftswesen zwischen Städten, Provinzen undjetzt auch Diözesen einerseits, demKaiser andererseits.68 Mehrfach werden in denGesetzen die Prätorianerpräfekten beauftragt, die Gesandten zu hören undzuentscheiden, wasdemKaiser vorgelegt werden muß. Wenn eine Gesandtschaft bis zum Hof vordrang, wurde sie in der Regel vom Consistorium gehört; zuständig fürsie wardermagister epistolarum. Die Gesandtschaften der Städte konnten ebenso wie die der Provinziallandtage, die dasaurum coronarium überbrachten, Bitten um Vergünstigungen wie z.B. Steuernachlässe aussprechen, Grenzstreitigkeiten oder andere Probleme vortragen, sich über Statthalter beklagen oder sie loben etc. Nicht wenige gesetzliche Regelungen des4. und frühen 5. Jh.s sindaufsolche Gesandtschaften zurückzuführen. Zuderen Unterstützung verwandten sich oft Senatoren wiez.B. Symmachus oder andere angesehene Männer wiez.B. Libanius. Ebenso konnten durch dieTeilnahme vonhonorati, die in den Provinziallandtagen über denentscheidenden Einfluß verfügten, ggf. Tore am Hof geöffnet werden.69 Trotzdem sind auch Fälle bekannt, in denen die Anliegen einer Gesandtschaft durch Hofintrigen hintertrieben wurden oder hohe Bestechungssummen gezahlt werden mußten.

64 CTh 9,44,1.

65 Demandt (wie Anm. 8) S. 454. 66 S. MacCormack, Change and Continuity in Late Antiquity. The Ceremony of Adventus, 752. Historia 11, 1972, 721– 67 Kruse (wie Anm. 5) S. 32. 45f. 685. 68 Vgl. dazu undzumFolgenden J.F. Matthews, Gesandtschaft, in: RAC 10, 1978, 653– 78, hier S. 52f. 69 J.U. Krause, Dasspätantike Städtepatronat, Chiron 17, 1987, S. 1–

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Es gehört in diesen Zusammenhang, daßauch unabhängig vonGesandtschaften die Kaiser Wert darauf legten, über Vorgänge in denProvinzen informiert zu werden.70

–Schließlich warder Kaiser in denStädten undRegionen desOstens präsent durch die vielen religiösen Auseinandersetzungen, die es im Westen kaumgab.71 Daentweder solche Auseinandersetzungen durch kaiserliche Entscheidungen hervorgerufen wurden oder die Kaiser in theologischen Fragen Stellung bezogen, waren die Konflikte vielfach auch solche umdiekaiserliche Autorität. c) Wie in Konstantinopel hates Widerstand gegen kaiserliche Aktionen auch imReich gegeben.72 Ambekanntesten ist derAufstand von387 in Antiochien, der

sich gegen eine Steuererhöhung richtete undbei demauchdieKaiserstatuen umgestürzt wurden. 390 erhob sich das Stadtvolk vonThessalonike wegen derVerhaftung eines Wagenlenkers, wasdasbekannte Blutbad zurFolge hatte. Dazukamen mehrfach die eben schon genannten Aufstände wegen religiöser Fragen, so451 in Alexandrien nach derAbsetzung desDioscur undderNeuwahl desProterius. Aber so paradox es klingen mag: die direkte Konfrontation mitdemKaiser in Konstantinopel unddie mittelbare in anderen östlichen Städten hatdas Kaisertum in seiner Geltung nicht grundsätzlich angetastet. Freilich konnten dieKaiser kirchlich-theologische Entscheidungen nach der Absetzung Dioscurs in Ägypten nicht mehr durchsetzen, undin Bezug auf Syrien hatdie eigenmächtige Politik Theodoras dazu geführt, daß 542 in Konstantinopel zwei monophysitische Bischöfe geweiht wurden, deren einer, Jakob Baradai, dieKirche in Syrien unddenangrenzendenGebieten auf Dauer monophysitisch organisierte. Dennoch strebten beide Regionen bis zumArabersturm nicht ausdemReichsverband heraus. Vielleicht ist es symptomatisch, daßim Osten trotz einer Vielzahl christlicher Bekenntnisse die Einheit des Reichsverbandes erhalten blieb, während imWesten nachdemÜbertritt germanischer Völkerschaften vomHomöertum zumKatholizismus zwar die Einheit des Bekenntnisses erreicht wurde, die Reichseinheit aber verlorenging. Daran wird deutlich, daß der Kaiser mehr war als ein Hüter der Orthodoxie. Man kann für die Entwicklung im Westen äußere Gründe anführen, aber mir scheint, daß andere Gründe zumindest mitbedacht werden müßten; sie lassen sich zusammenfassen als die mangelnde Präsenz der Kaiser auf den verschiedensten Ebenen des politischen und privaten Lebens. Damit ist nicht die dauernde Residenz in Mailand bzw. Ravenna gemeint –sie gilt ja auch für die Ostkaiser. Sondern vielmehr: die Westkaiser haben wegen der Konkurrenz der besetzt wiedieOstkaiser; christlichen Diskurs“ Kirche nicht ingleicher Weise den„ weder Ravenna noch andere Orte im Westreich konnten wie Konstantinopel zu Orten derDarstellung kaiserlicher eusebeia werden. VomZugang zumHeer waren die Westkaiser praktisch abgeschnitten. Was die patronale Fürsorge der Kaiser angeht, soentwickelten imWesten dasPatrocinium undRegionalismen eine Spreng70 Gregory (wie Anm. 18) zitiert S. 218 CTh 1,16,6 von331 undCTh 9,4,1 von393. 71 Ebd. S. 203. 224. 72 Eine „Typologie politischer Gewaltaktionen der späteren Antike“bietet Ch. Gizewski, Zur Normativität undStruktur der Verfassungsverhältnisse in der späteren römischen Kaiserzeit, 210. München 1988, S. 185–

DasKaisertum inderSpätantike

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kraft, für die es im Osten keine Parallelen gibt. Die Konkurrenz der Kirche, die Hausmacht der Heermeister unddie antraditionale Abhängigkeitsverhältnisse anknüpfenden Patrocinien undRegionalismen wirkten mitdengermanischen Eroberungen zusammen, umdas westliche Kaisertum zu einem solchen ohne Reich zu machen.

6. Fazit Neu in der Spätantike ist zunächst, daß Macht nicht mehr als ein Phänomen aufgefaßt wird, dasprimär dieBeziehungen zwischen Menschen, sondern alseines, das die Beziehungen zwischen Menschen undGott betrifft.73 In diesen Beziehungen nimmt der Kaiser als Beauftragter Gottes eine zentrale Position ein. Wie der Kaiser an derMacht Gottes partizipiert, so ist alle Macht seines Helferstabes von ihm abgeleitet. Tendenziell gibt es daneben –außer im kirchlichen Bereich – keinen anderen Geltungsgrund fürAutorität. Ein so strikter Bezug aufdieGötter fehlt imPrinzipat. Ferner gibt es dort noch andere Begründungen für Autorität als den kaiserlichen Auftrag: so kommt z.B. den Senatoren aufgrund ihrer Herkunft, ihres Vermögens und ihrer Klientelen traditionale Autorität zu,obwohl auch schon imPrinzipat Kaisernähe zurprimären Ressource für Macht wird. So sehr die göttliche Beauftragung hervorgekehrt wird,74 mußsie doch anerkannt werden. Dasgeschieht im4. Jh. wesentlich durch dasHeer; danach wird sie im Westen faktisch belanglos, weil vor allem aufgrund der Germanisierung des Heeres undder Tatsache, daßgroße Einheiten unter ihren angestammten Führern kämpfen, andere Loyalitäten die zumKaiser verdrängen. Im Osten erhält sich der Gehorsam desHeeres gegenüber denKaisern. Im4. Jh. unddanach noch imOsten bildet das Heer also wie im Prinzipat eine entscheidende Stütze des Kaisertums, wobei –darauf bin ich hier nicht eingegangen –auch die Gegenleistungen des Kaisers (z.B. Ehrungen derSoldaten durch Donative, durch Münzen undInschriften; Wichtigkeit der Selbstdarstellung als Sieger) mit demPrinzipat vergleichbar sind. Neben das Heer tritt seit dem5. Jh. die Zivilbevölkerung Konstantinopels als wichtiger Faktor fürdie Akzeptanz eines Kaisers. DerSenat als Gremium kann bei derAuswahl eines Kaisers wichtig werden; bei derDarstellung vonAuseinandersetzungen wird auch oft zwischen Vornehmen undgemeinem Volk unterschieden. Aber m.E. kann kein Zweifel daran bestehen, daß die wichtigere Funktion im Hinblick aufdiedauernde Anerkennung einer Kaiserherrschaft beimVolk lag; kein großer Aufstand wurde vomSenat initiiert. Wichtigste Bedingung für denGehorsam der Plebs von Konstantinopel war, daß der Kaiser sich als frommer und orthodoxer Kaiser erwies. In dieser Veränderung derDispositionen fürGehorsam,

73 J. Martin, ZumSelbstverständnis, zurRepräsentation undMacht desKaisers inderSpätantike, 131. Saeculum 35, 1984, S. 115– . 74 Ensslin (wie Anm. 10) S. 93 spricht voneiner „unantastbaren Legitimation“

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nicht in der Bedeutung der Plebs für die Akzeptanz des Kaisers, liegt dereigentliche Unterschied zumPrinzipat, wobei freilich einschränkend gesagt werden muß, daß unter eusebeia auch viele Aktivitäten zusammengefaßt wurden, die auch für dasVerhältnis derfrühen Kaiser zurPlebs charakteristisch waren. WasdieBeziehungen desKaisers zumReich betrifft, sobildete derHelferstab eher eine Barriere zwischen Kaiser undReichsbevölkerung, als daßer zwischen beiden vermittelte. Die Bestrebungen zurVerselbständigung, diejedem Helferstab eigen sind, nahmen für die Spätantike gegenüber dem Prinzipat noch zu, nicht zuletzt deshalb, weil es diesem Stab antraditionaler Autorität mangelte. Dennoch warereine unverzichtbare Stütze derKaiserherrschaft, wassichja besonders inden Situationen zeigte, in denen Kinderkaiser oder jugendliche Kaiser zur Macht kamen. Fürdie Kaiser wares aber wichtig, ihre Fürsorge fürdieReichsbevölkerung auch gegen den Helferstab oder neben ihm oder durch Kritik an ihm deutlich zu machen und sich so als die herauszustellen, denen von Gott die Leitung des Erdkreises übertragen worden war. Wie für die Loyalität der Bevölkerung von Konstantinopel, so spielte auchfürdiederReichsbevölkerung diereligiöse Haltung undPraxis der Kaiser eine entscheidende Rolle als Grundlage für Loyalität. Dem Christentum ist es in der Spätantike gelungen, nicht nurdie literarische, sondern auch die visuelle Kommunikation im Reich (durch Bauten, Bilder, Votivgaben, Reliquien) zu besetzen. Der christliche Diskurs „provided both the framework within which most people looked at the world and the words that they used to .75In dieser Kommunikation, in derden Kaisern gerade auch in Kondescribe it“ stantinopel eine wichtige Steuerungsfunktion zufiel,76 bildete der Kaiser ein notwendiges Glied in derOrdnung desKosmos, ohne dasGottes Herrschaft über die Welt nicht möglich war(vgl. schon denTetrarchenfries auf demGaleriusbogen in Thessalonike). Dies wurde vonderReichsbevölkerung grundsätzlich akzeptiert. In Aufständen gegen Kaiser ging es deshalb auch nie um „ Partizipation“ , sondern darum, einen Kaiser zuhaben, dessen Dasein undHandeln derReichsbevölkerung die Existenz Gottes und des göttlichen Handelns, die gute Ordnung der Welt erkennbar machten (vgl. dieAkklamationen wegen Kalopodios). DieErhebung des vierjährigen Valentinian II. etwa verweist darauf, daßes wichtig war, schlicht eine Stelle zubesetzen, daßder Kaiser, ob ein Kind oder ein Erwachsener, „durch sein eigenes Wesen... als Gottkaiser theoretisch vollkommen unabhängig denBestand desReichs“verbürgte.77 Die Darstellung dieses Sachverhalts durch die„rhetoric of , welche dieBesetzung desreligiösen Raums, vorallem in Konstantinopel, empire“ durch den Kaiser unddie kaiserliche Familie einschloß, unterscheidet dasöstliche vom westlichen Kaisertum spätestens seit um400. Und der Sachverhalt selber unterscheidet dasspätantike Kaisertum vondemdesPrinzipats.

Cameron (wie Anm. 23) S. 222 undpassim. 76 Ebd. S. 193. 77 Treitinger (wie Anm. 53) S. 85.

75

DIE USURPATION IULIANS. EIN SONDERFALL? von JOACHIM SZIDAT

Als der Caesar Iulian imFebruar 360 in Paris vonseinen Truppen zumAugustus ausgerufen wurde, begann zwischen ihm und dem Augustus Constantius II. ein Ringen um die Macht, dessen Ausgang für das 4. Jhd. untypisch ist. Neben Constantin ist Iulian dereinzige im4. Jhd., derseine Ziele gegenüber einem ranghöheren und amtsälteren Kaiser erreichen konnte und nicht als Usurpator gestürzt wurde.

Der Charakter derAuseinandersetzung Iulians mit Constantius II. ist umstritten1. Besonders wird die Frage diskutiert, ob es sich bei Iulians Erhebung zum Augustus in Paris undbei der folgenden Auseinandersetzung mit Constantius II. überhaupt umeine Usurpation handelte. UmKlarheit darüber undandere Fragen zugewinnen, istes notwendig, sich der Stellung Iulians vorundnach seiner Erhebung zumAugustus unddemVerlauf der Auseinandersetzung mit Constantius II. zuzuwenden.

Die Rolle desauctor Für die Stellung Iulians nach seiner Erhebung zumAugustus in Paris im Februar 360 undwährend derfolgenden Auseinandersetzung mitConstantius II. ist dessen Rolle als auctor vonentscheidender Bedeutung. Iulian waram6.11.355 inMailand zumCaesar erhoben worden. DerAugustus Constantius II. als ranghöherer undamtsälterer Herrscher hatte ihn zum Caesar designiert unddurch die Truppen erheben lassen. Damit war er zumauctor des Caesar Iulian geworden. In der hierarchischen Ordnung stand dieser daher unter ihm.

Die Designation eines Mitherrschers ist im Rahmen der gemeinsamen Herrschaft eine Prärogative desranghöchsten undamtsältesten Herrschers. Er allein hat

1

Grundlage fürdie vorgelegte Auffassung vonIulians Erhebung zumAugustus inParis 360 und seiner Auseinandersetzung mitConstantius II. bildet imwesentlichen dieKommentierung und Interpretation derSchilderung, die Ammian vonder Konfrontation zwischen Iulian undCon15), durch denAutor. Vgl. J. Szidat, Historischer Kommentar zu stantius II. gibt (Amm. 21,5– XXI, Teil III, Wiesbaden 1996 passim. Ammianus Marcellinus Buch XX– Vgl. z.B. J. Béranger, MH41,1984,259; K. Rosen, Beobachtungen zurErhebung Julians 360– 361 n.Chr., AClass 12,1969,121–149, abgedr. Julian Apostata, R. Klein (Hrsg.), Darmstadt

447, dort 419– 424. 1978,409–

François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

Usurpationen

111

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Joachim Szidat

dasRecht, andere Imperiumsträger zudesignieren2 unddurch die Armee erheben zu lassen. Das Heer als Wahlkörper mußseinen Entscheid respektieren3. Es darf vonsich auskeine anderen Kandidaten erheben. Durch die Ausübung dieser Prärogative wird der designierende Kaiser zum auctor derHerrscher, die durch ihninsAmtgekommen sind. In derhierarchischen Ordnung stehen sie unter ihm. Veränderungen ihrer Stellung sind anseine Zustimmung gebunden, d.h. die Erhebung eines Caesars zumAugustus durch das Heer mußer vorschlagen. Nach denRegeln dergemeinsamen Herrschaft waralsojede Veränderung der Stellung Iulians anConstantius’II. Zustimmung gebunden. Aucheine Veränderung derKompetenzen Iulians mußte vonConstantius II. gebilligt werden. Die Zustimmung desranghöchsten undamtsältesten Herrschers zueiner Veränderung derhierarchischen Ordnung kann allerdings auch nachträglich eingeholt werden, auch wenn dies nicht ganz denRegeln entspricht. Dieses Vorgehen läßt sich bei Constantin beobachten4, alser seit demSpätsommer 307 denAugustustitel führt unddessen Anerkennung erstrebt. Solange die Zustimmung zu einer Veränderung der hierarchischen Ordnung noch nicht gegeben ist, ist die concordia, der Begriff, mit dem das geregelte Verhältnis der Herrscher im Rahmen der gemeinsamen Herrschaft zueinander bezeichnet wird, nicht mehr ohne weiteres gegeben, undeine politische Krisensituation vorhanden. Die concordia ist wiederhergestellt, wenn derranghöchste und amtsälteste Herrscher die neue Situation billigt. Selbst die Zustimmung zueiner Erhebung eines neuen Herrschers kann nachträglich eingeholt werden5, wie es etwa nach der Erhebung Constantins 306 oder derValentinians II. 375 geschah. Ohne diese Billigung gelten Designation und Wahl eines neuen Herrschers dagegen zweifellos als Usurpation6. DieÜbertragung desImperiums durch dieArmee aufVorschlag desranghöchsten undamtsältesten Kaisers hatalso legitimierenden Charakter. Daßdieses Prinzipimallgemeinen nicht in Frage gestellt wird, offenbart sich unwiderlegbar darin, daßin der Regel die Prätendenten im4. Jhd. umdie nachträgliche Billigung ihrer Erhebung durch denranghöchsten undamtsältesten Kaiser nachsuchen, also nicht vonvornherein als dessen Feind auftreten, undeinen Kampf mitdiesem als aufgezwungen darstellen. Deutliche, aber erklärbare Ausnahme bilden etwa Procopius

2

3 4 5 6

ZurVorstellung des auctor vgl. z.B. Amm.14,1,1;21,10,7; Themist.or.6,4,73D-74A; 14,4,182D183A; 15,4,187D; 15,16,198A; 18,6,220D. Besonders zumzwingenden Charakter der Designation durch denauctor auch fürdenKandidaten vgl. Paneg. 12,11,6. 12,1 (Gall.). Eine Reihe weiterer Belege findet sich bei A.Pabst, Divisio regni, Bonn 1986, 309/10. Ihre Auffasssung vomauctor steht aber in einer eher staatsrechtlich orientierten Betrachtung des Kaisertums, die dasWesen dergemeinsamen Herrschaft verkennt, insbesondere deren strikte hierarchische Ordnung (vgl. A.Pabst 70/71). Amm.26,2,7. Lact.mort.pers.32,5. . Amm.30,10,6 (Valentinian II.); Paneg. 7,8,2(Gall.) –Constantin – Daran ändert auch die Tatsache nichts, daßdie Urheber einer solchen mißbräuchlichen Designierung auch als auctor bezw. auctores bezeichnet werden können (Amm.26,6,16).

Die Usurpation Iulians. EinSonderfall?

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und Silvanus. Procopius suchte keine Einigung mit Valens und stellte dessen Herrschaft vonvornherein in Frage. Es ist aber anzunehmen, daßer nach Valens’ Sturz mitValentinian eine Übereinkunft angestrebt hätte. Silvanus suchte ebenfalls nicht umConstantius’II. Anerkennung nach. Seine Herrschaft dauerte aber nur28 Tage, undseine Erhebung erfolgte auseiner Notsituation heraus. DieWahrnehmung derRechte desauctor ist andie Kontrolle desKaisers über die Bewegungsarmee gebunden. Ohne sie hinreichend in seiner Gewalt zuhaben, sind seine eigene Stellung undsein Recht als auctor gefährdet. Eine Erhebung gegen ihn wird aber auch in einer solchen Situation im allgemeinen Bewußtsein als Usurpation betrachtet undnicht als gerechtfertigte Herausforderung, weil siedieRegelung desVerhältnisses zwischen Kaiser undArmee und die Spielregeln überdie Übertragung derMacht außer Kraft setzt. Die Armee kann auf ihren eigenen Beschluß, einen Herrscher erhoben zu haben, nach demVerständnis derZeit nicht zurückkommen. Dies wird durch das Recht desranghöchsten undamtsältesten Kaisers deutlich, andere Imperiumsträger zudesignieren unddurch die Armee bestätigen zulassen, ohne deren Meinung zu berücksichtigen.

DerCharakter derErhebung zumAugustus in Paris

DieErhebung desCaesars Iulian zumAugustus inParis imFebruar 360 durch seine Truppen verletzte zwarnachdenRegeln derZeit dasRecht Constantius’II., derder auctor derHerrschaft Iulians war, aberIulian bestritt inkeiner Weise Constantius’II. Rolle als sein auctor. Er suchte daher bei ihmumBilligung der Erhebung zum Augustus undumeine Neuverteilung der Kompetenzen nach. Es war, wie schon gesagt, nachdemVerständnis derZeitgenossen durchaus möglich, wennauchnicht ganz nach denRegeln, dieZustimmung desauctors nachträglich einzuholen. Iulian konnte dasRecht Constantius’II., ihn denTruppen als Augustus vorzuschlagen und auctor seiner Rangerhöhung zu sein, nur mißachten und ein fait accompli schaffen, weil er sich durch eine erfolgreiche Kriegführung gegen die Germanen unddadurch, daßihmConstantius II. denOberbefehl zugestanden hatte, dieArmee in Gallien unter seinen Einfluß gebracht hatte. Iulian plante odergebrauchte gegen Constantius II. keine Gewalt odersuchte in dessen Einflußbereich vorzudringen. Auch gegen dessen Anhänger, die in seinem Einflußbereich lebten, wandte er keine Gewalt an, sondern schützte sie sogar7. Im Fall von Lupicinus, dem magister militum per Gallias, rechtfertigte er dessen Gefangensetzung mitdessen Absicht, ein Komplott gegen ihnzuschmieden8. Ein solches war unrechtmäßig, weil Iulian von Constantius II. als Caesar in Gallien eingesetzt warunddenOberbefehl über dieTruppen hatte. Iulians Erhebung zumAugustus in Paris erfüllte daher nicht die Bedingungen eines Staatsstreiches, weil sie die Herrschaft Constantius’II. nicht in Frage stellte, 7 8

Iul.ep.Athen.285 c-d. Iul.ep.Athen.281 a-b.

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Joachim Szidat

seine übergeordnete Stellung anerkannte

undkeine Gewalt zurLösung derProble-

meandrohte. DieErhebung zumAugustus bedeutete lediglich dieAuslösung einer politischen Krise im Verhältnis zu Constantius II. Iulian beanspruchte nurdensel-

ben Titel unddie weitgehende, keineswegs die völlige Gleichstellung in denKom-

petenzen. VomAmtsalter herwäre er immer in einer untergeordneten Position zu Constantius II. geblieben. Iulians Verhältnis zu Constantius II. mußte also neu geregelt werden. In der Sprache der Zeit bedeutete dies die Wiederherstellung der concordia, die durch Iulians Erhebung zumAugustus einen Rißbekommen hatte. Das Recht des auctors war von Constantius II. schon vorher sehr bewußt wahrgenommen worden. DieBestrafung desCaesars Gallus 354 gründete letztlich auf derÜberzeugung, daßderHerrscher, demdasRecht als auctor zusteht, einen von ihm eingesetzten Mitherrscher wieder aus dem Amt entfernen und richten kann9. Auch gegenüber Iulian machte Constantius II. deutlich, daßnurderauctor das Recht hat, denAugustustitel zuverleihen undnicht dasHeer: τ ρ ὴ ίσ ιτ ο ῦτ κ ὴ ὸμ ε ν β ῳ ρ σ θ ῳ ύ ο τρ α τ ἐξ ιω τ ο τ κ υ ά τ ῶ ᾽ἀ νδέξασ σ ία νἔχοντο λ λ ,ἀ ς ντ ὴ ο ῦ θ α ια ντ ὸ τ ὐ γ ο Α ύ ῆ ὐ σ σ τ ιν ο υκλ , ..10. Die Krise, die Iulian auslöste, bedeutete für Constantius II. aber nicht nurdie Neuregelung des Verhältnisses zuseinem Caesar, sondern hatte noch eine andere Dimension, von der unsere Überlieferung schweigt. Durch die Forderung, seine Erhebung zumAugustus in Paris zubilligen, erstrebte Iulian unausgesprochen eine Präjudizierung der Nachfolgefrage. Iulians Bestätigung als Augustus hätte Constantius II. umdie Möglichkeit gebracht, einen leiblichen Erben durch die direkte Erhebung zumAugustus in der hierarchischen Ordnung noch vor Iulian zu setzen und hätte den Übergang der Herrschaft an den Zweig der Familie, den Iulian repräsentierte, gesichert11. Durch die Erhebung zumAugustus zwang also Iulian Constantius II., sich in der wesentlichen Frage der Nachfolge zu entscheiden. Weil Iulian wußte, dass Constantius II. sich niemals freiwillig dazuentschließen würde, suchte ermitseiner Erhebung zumAugustus Constantius II. zumEinlenken zu zwingen. Neben der Absicht, sich stärker vonderBevormundung durch denKaiser zulösen, wardies das entscheidende Motiv für die Erhebung in Paris. Es geht umeine dynastische Auseinandersetzung.

23; Zonar.13,9,18. Vgl. auchZos.3,9,4 undJ. Szidat, Historischer Kom9 Amm.14,11,20. 11,21– XXI, Teil II, Wiesbaden 1981,37. ZurAbsetzung mentar zuAmmianus Marcellinus BuchXX– Vetranios vgl. etwaZos.2,44. Bei ihmwirddienachträgliche Bestätigung durch denamtsälterenHerrscher vordenTruppen nicht vollzogen, sodaßerzurücktritt. zurBezeichnung derkaiserlichen Macht bzw.auctoritas vgl. ία 10 Vgl. Zonar. 13,10,21. Zuἐξου σ ο ν ἶτ ακληρονόμ Athan.hist.Ar.33 p.201,26 Opitz; Constant.Porphyr. de caer.2,21 356B: ε γ εν εία ιλ α σ έσ ς(talem relinquat paternae auctoritatis et θ α ῆ ὶβ α ιτ ςἐξουσ ία ςκ ῆ ρ ικ ςπ τ α imperii heredem).

11 vgl. R. Scholl, Historische Beiträge zudenjulianischen Reden desLibanius, Stuttgart 1994,67/ 91 s.v. Iulianos (Apostata) 26, dort 42; 68; ähnlich schon E. vonBorries, RE 10,1 (1918),26– I. Müller-Seidel, Die Usurpation Julians desAbtrünnigen imLichte seiner Germanenpolitik, 244, dort 242. HZ 180,1955,225–

Die Usurpation Iulians. Ein Sonderfall?

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DerZeitpunkt derErhebung Iulians zumAugustus inParis wardurch Faktoren bestimmt, die nicht allein in seiner Handlagen. Die günstige Stimmung, die seine Erfolge in Gallien beim Heer geschaffen hatten, mußte ausgenutzt werden, undder Abzug einzelner Truppenteile imWinter 359/60 durch Constantius II. fürdenKrieg gegen diePerser drohte seine Machtgrundlage zuschwächen. Constantius II. entschied sich gegen Iulian undseine Ansprüche auf Gleichstellung und Nachfolge12. Diese Entscheidung wird durch seine neue Ehe mit Faustina ganz deutlich. Er heiratete sie um die Jahreswende 360/61, bevor die militärische Auseinandersetzung mit Iulian begann. So blieb Iulian, wenn er sich nicht ausschalten lassen wollte, nurderoffene Bruch. Die Entscheidung Constantius’II. ist parallel zuder, die er Gallus gegenüber getroffen hatte. Obwohl Gallus nie zu einer Erhebung zumAugustus oder einem eigentlichen Staatsstreich geschritten war, hatte er doch seine Kompetenzen deutlich überschritten und den Anschein erweckt, nach Höherem zu streben. Auch Gallus strebte nach einer gewissen Gleichheit unddamit nach einer Präjudizierung derNachfolge13. Constantius II. gabdemnicht statt. Der Verlauf der Verhandlungen umAnerkennung seiner neuen Stellung und Neuregelung seiner Kompetenzen, dieIulian sofort nach seiner Erhebung aufnahm, zeigte, daßConstantius II. nicht bereit war, aufIulians Forderungen einzugehen. Er billigte Iulians Erhebung zumAugustus nicht undlehnte eine Neuverteilung der Kompetenzen ab. Er verlangte, daß Iulian auf den Augustustitel verzichten undsich auf seine früheren Kompetenzen als Caesar beschränken sollte. Diese Forderung mußte Iulian in eine Situation bringen, die für ihn politisch nicht tragbar war, weil dieNiederlegung desTitels ihngegenüber denTruppen und seinen Anhängern bloßgestellt undjeder weiteren politischen Unterstützung beraubt hätte. Iulian lehnte daher dieses Ansinnen Constantius’II. ab. Während die Verhandlungen sich ohne Fortschritte hinzogen, suchte Constantius II. die Lösung der Krise darin, Iulian völlig zu entmachten, so wie er es mit Gallus getan hatte. Weil erIulian nicht zusichkommen lassen undabsetzen konnte, mußte er ein anderes Vorgehen wählen. Er suchte dessen Position als Caesar zu schwächen, indem er durch Neuernennungen Iulians HofundVerwaltung umzugestalten suchte und damit Iulians Beamte undmilitärische Führer in Loyalitätskonflikte brachte. Er ging sogar nocheinen Schritt weiter, indem er Iulians Herrschaft als Caesar durch Aufhetzen der Barbaren gegen ihn14 zu untergraben suchte undam Ende nicht einmal mehr bereit war, dessen Herrschaft als Caesar offiziell weiterhin anzuerkennen. Sein Vorschlag, Iulians persönliche Sicherheit zu garantieren, bedeutet nämlich, daßer vonihmdenVerzicht aufdie Stellung als Caesar erwartete, so wie Vetranio auf sein Amtverzichtet undsich ins Privatleben zurückgezogen 12 Dies unterstreicht auchseine Heirat mitFaustina während derVerhandlungsphase (Amm.21,6,4). 67, dort58/59,66 13 B. Bleckmann, Constantina, Vetranio undGallus Caesar, Chiron 24,1994,29– u. passim. 14 Amm.21,3,4. Zu weiteren Belegen vgl. J. Szidat (n.9),88. Zu einer neuen Bewertung der Zeugnisse vgl. R. Scholl (n.11),60.

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Joachim Szidat

hatte15. Constantius’ II. Vorgehen entspricht auch hier ganz dem, das er Gallus gegenüber gezeigt hatte. Constantius II. hatte ihnausAntiochia entfernt undseiner Würde als Caesar entkleiden lassen16. Er hatte ursprünglich nicht die Absicht gehabt, Gallus auch dasLeben zunehmen17. Während derVerhandlungsphase traf Constantius II. Vorbereitungen für eine militärische Auseinandersetzung mitIulian18. Iulian reagierte auf diese Maßnahmen, indem er denoffenen Bruch mit Constantius II., d.h. diedefectio, vollzog. ImApril 361 sagte er sich in Kaiseraugst von Constantius II. los undstellte sein Gefolge undseine Soldaten vordieAlternative, sich ihmoder Constantius II. anzuschließen, indem er sie zueinem Eidzwang. Der offene Bruch bedeutet, daß Iulian Constantius II. nicht mehr als seinen auctor anerkannte und die hierarchische Unterordnung nicht länger akzeptierte. Damit wird auch Constantius’II. Herrschaft vonIulian nicht mehr anerkannt. Das Verhältnis zuConstantius II. mußjetzt gänzlich neugeregelt werden. Erst durch den offenen Bruch gewinnt Iulians Erhebung zumAugustus den Charakter einer Usurpation. Die vorherige Regelung derBeziehungen zuConstantius II. gilt nicht mehr. Dem offenen Bruch folgte die gewaltsame Besetzung von Italien und Illyricum19, vonGebieten, die nicht zumHerrschaftsbereich Iulians als Caesar gehört hatten. Diese Besetzung fand statt, ohne daßdieVerhandlungsphase schon eigentlich abgebrochen war. Beide Maßnahmen, der offene Bruch und die Besetzung Italiens und Illyricums, bedeuten die Usurpation. Sie waren nicht zurechtfertigen, auch wenn sie Iulian als präventive Maßnahmen darstellte. Daßdiese Interpretation nicht nurdie derPartei Constantius’ II. ist, zeigt die Reaktion des Senates, der Iulian im Sommer 361 aufforderte, seinem auctor den schuldigen Respekt zu erweisen, auctori tuo reverentiam rogamus20. Der Senat mißbilligte also Iulians Vorgehen. Die Lösung vom auctor Constantius II. unterscheidet Iulians Vorgehen z.B. vondemConstantins, dersich nach seiner widerrechtlichen Erhebung inEboracum (York) am25.7.306 sofort in dastetrarchische System zuintegrieren suchte, auch wenner es durch immer neue Forderungen schließlich zerbrach. Er suchte aber den offenen Konflikt mitdenen, die als auctor inFrage kamen, nicht. Iulian sagt nicht, waser mitdemoffenen Bruch eigentlich erstrebte. Er befand sich aber jetzt in der Situation, in der sich jeder Usurpator im 4. Jhd. befand, nämlich den regierenden Kaiser zu besiegen oder mit ihm zu einem Abkommen und zu einer Anerkennung seiner Stellung zu gelangen. Dies hatte Magnentius versucht undMaximus kurzfristig erreicht. Dabei hatte kein Usurpator im 4. Jhd. sich auf die Dauer anderMacht halten können.

15 16 17 18

Iul.ep.Athen.286 c.

Amm. 14,11,20. Amm. 14,11,22/23.

Iul.ep.Athen.286 a u. b, Lib.or.12,62. 19 Vgl. Amm.21,5; 21,8–10. 20 Amm.21,10,7.

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Iulian wirdalso durch denoffenen Bruch mitConstantius II. zueinem Usurpatorwiejeder andere auchim4. Jhd., undesbraucht daher nicht zuverwundern, daß die ihmfeindlich gesinnte Überlieferung ihn schon seit derErhebung zumAugustus in Paris als solchen betrachtete. Seine militärische Situation war sehr ungünstig. Mit viel Glück gelang ihm zwar die überraschende Besetzung Italiens undIllyriens. Seine Stellung blieb aber besonders durch den Abfall Aquileias im Sommer 361, der seine rückwärtigen Verbindungen bedrohte, in Italien und Illyrien sehr gefährdet. An Truppenstärke warer Constantius II. weit unterlegen. Dieser verfügte über eine Armee vonmehr als doppelter Stärke. Ohne den plötzlichen Tod Constantius’II. am 3. November 361 wäre Iulian nichts weiter alseinglückloser Usurpator gewesen. Sein Schicksal wäre mit demvon Gallus vergleichbar gewesen. Der Unterschied wäre lediglich der gewesen, daß Gallus nicht bis zu einer Usurpation geschritten, aber aufdembesten Wegdazugewesen war. Iulian überlebte denoffenen Bruch mitConstantius II. nicht, weil er Mitglied derherrschenden Dynastie war, sondern lediglich durch denplötzlichen TodConstantius’II. am3. November 361. Als Constantius II. gestorben war, kamIulian allerdings seine Erhebung zum Caesar durch Constantius II. undseine Zugehörigkeit zurconstantinischen Dynastie zugute. Iulian wardereinzige, derzurconstantinischen Dynastie gehörte, durch einen auctor designiert undvondenTruppen erhoben worden war. Er verfügte über ein imperium. Sich gegen ihnzustellen, mußte als Usurpation betrachtet werden. Iulian spielte deutlich diese besondere Stellung aus, wenn er sich unmittelbar nach Constantius’II. Tod als dessen Nachfolger gibt undihm als seinem auctor beim Begräbnis reverentia erweist. Er schreitet vordemSarg. Iulian mußte dies auch tun, weil auf politischer Ebene die Übernahme der Herrschaft durch ihnnicht unbestritten war, wiederVersuch despraepositus sacri cubiculi Eusebius zeigt, unmittelbar nach Constantius’II. Todeinen anderen zum Herrscher ausrufen zulassen21. Es istAmmian, derunsdieandere Qualität, dieIulians Auseinandersetzung mit Constantius II. seit den Vorgängen in Kaiseraugst im Frühjahr 361 annahm, klar erkennen läßt. Ammians Darstellung wird durch denBrief, den Iulian an seinen Onkel imDezember 361 schrieb unddurch Zonaras’Schilderung bestätigt22. Ammians Beschreibung der Vorgänge in Paris vermittelt zwar an einzelnen Stellen, besonders durch seinen Sprachgebrauch undzeremonielle Elemente23, den

21 Amm.21,15,4. Ob manwirklich an Iovian zudenken hat, wie G. Dagron, L’Empire romain d’Orient auIVe siècle et les traditions politiques del’hellenisme. Le témoignage deThémisti242, dort 166 aufgrund vonThemist.or.5,4,65B vermutet, os, Travaux et Mémoires 3,1968,1– mußmanbezweifeln. Dagegen spricht die Führung des Leichenzuges Constantius’II. durch 22

23

Iovian. Möglicherweise ist auchdieNachricht gerade daraus entstanden. Iul.ep.28 undZonar.13,11,3 sqq.(vgl. J. Szidat, Historischer Kommentar zuAmmianus MarcelXXI, Teil 3, Wiesbaden 1996,32/33). linus Buch XX– Vgl. vor allem Amm.20,8,3: trepidis rerum novarum exordiis; 20,8,7 und dazu J. Szidat, XXI, Teil 2, Wiesbaden 1981,24 Historischer Kommentar zuAmmianus Marcellinus BuchXX– u. 27; J. Szidat, Gnomon 61,1989,679 sowie Amm.20,4,17/18, woAmmian diese Proklama-

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Eindruck, daß es sich schon bei der Erhebung zum Augustus in Paris um eine Usurpation gehandelt habe, zieht manaber seine Darstellung in den Büchern 20 und 21 insgesamt in Betracht, ist deutlich, daß Iulian Constantius’ II. Herrschaft undseine Unterordnung unter diesen vordemFrühjahr 361 nirgends grundsätzlich in Frage stellt. Bei Iulians Erhebung zumAugustus in Paris im Februar 360 undbei seiner Auseinandersetzung mitConstantius II. handelt es sich bis zumoffenen Bruch mit diesem in Kaiseraugst imApril 361lediglich darum, daßzwischen Unterkaiser und auctor die concordia gestört ist. Es geht um die Neuverteilung von Rang und Kompetenzen. Die Annahme des Augustustitels in Paris 360 ist keinesfalls als Usurpation zu werten24, denn die Stellung Constantius’II. war nicht in Frage gestellt. Iulian warübrigens dereinzige Herrscher im4. Jhd., derdenAugustustitel inAnspruch nahm, alser schon als Caesar imAmtwar25. Erst durch denoffenen Bruch mitConstantius II. imApril 361 wird ausIulian ein ganz normaler Usurpator, der sich aber nach demTod des Kaisers auf seine Qualität als Herrscher, der durch einen auctor designiert und von den Truppen erhoben worden war, berufen konnte. Constantius II. hatte ihm niemals offiziell diese Stellung aberkannt. Anscheinend ließ er ihnauch niemals zumhostis publicus erklären26. So betonte Iulian auchnicht zufällig inderersten Zeit nachConstantius’II. ToddenAspekt, dessen rechtmäßiger undvondiesem gewünschter Nachfolger zu sein27. Er vermeidet denEindruck, Sieger über Constantius II. zu sein, wenn auch nurdurch die Gunst des Schicksals. Iulians Kampf umdie Macht mit Constantius II. ist ein Sonderfall. Ein nach denüblichen Regeln erhobener Caesar suchte seine Stellung zuverbessern. Er ließ sich zumAugustus erheben. Erst später nimmt dieses Vorgehen die Qualität einer Usurpation an, als sich Iulian offen gegen seinen auctor stellte. Er bleibt aber in einer besonderen Situation, weil er auf seine ursprüngliche Legitimierung nach Constantius’II. Todzurückgreifen konnte.

24 25 26

27

tion zumAugustus in Paris schildert, unddazuJ. Szidat, Historischer Kommentar zuAmmiaXXI, Teil 1, Wiesbaden 1977,151–160. nusMarcellinus Buch XX– XXI, Anders noch J. Szidat, Historischer Kommentar zu Ammianus Marcellinus Buch XX– Teil 1,Wiesbaden 1977, besonders 133. R. Scholl (n.11),64. XXI, Teil 3, Vgl. J. Szidat, Historischer Kommentar zu Ammianus Marcellinus Buch XX– Wiesbaden 1996,33; anders noch J. Szidat, Historischer Kommentar zuAmmianus MarcelliXXI, Teil 1, Wiesbaden 1977,89. nusBuch XX– Vgl. Amm.21,15,2.15,5 u.22,2,1 unddazuJ. Szidat 1996 (n.22),186. Zueiner Zusammenstellung weiterer Belege vgl. auch E. Bliembach, Libanius’ oratio 18. Kommentar, Würzburg 1976,11/12.

L’USURPATORE COME TIRANNO NEL LESSICO POLITICO DELLA TARDA ANTICHITÀ von VALERIO NERI

La designazione sistematica degli usurpatori con il termine tyrannus-τ ρ ύ α ν ν ο ςe ρ α ν ν ίςè, com’è stato ampiamente ricodell’usurpazione conil termine tyrannis-τ υ nosciuto, la principale innovazione nella tarda antichità in ció che concerne il vocabolario relativo alle usurpazioni: essa non si conclude peró in una scelta linguistica maè legata a decisivi mutamenti, come tenteró di dimostrare, sulpiano

dell’ideologia politica. Come particolarmente Berve hamesso inrilievo1, inetàalto-imperiale romana, ρ α ύ ν ν cosí come in generale in età ellenistica, l’uso del termine tyrannus-τ ο ς , era espressione diungiudizio, naturalmente negativo, sulle qualità morali e politiche di unre o piùin generale diunleader politico, e noneraingenerale in diretto rapporto con la legittimità del suo potere. In effetti, i tiranni tipici dell’età alto-imperiale romana –per quanto il termine tyrannus sia d’uso infrequente nella letteratura storiografica latina diquesta etàincui termini come dominus-dominatio sono molto piùcomuni a questo proposito2 –sono imperatori legittimi come Caligola, Nerone, Domiziano, Commodo. Conl’eccezione diCaligola, essi erano tutti imperatori con i quali unadinastia giungeva alla fine. L’immagine negativa creata dall’opposizione che aveva posto fine al loro regno edalla loro vita furaccolta e rafforzata dailoro successori –nonsolo i loro successori immediati, come nelcaso deiFlavi rispetto a Nerone –che, anche se nonerano direttamente coinvolti nella congiura vittoriosa contro il tiranno, la utilizzavano a sostegno della loro legittimità. L’atmosfera ideologica nella quale queste figure tiranniche furono dapprima create era quella della cultura tradizionalista senatoria chefocalizzava il giudizio sulgoverno imperiale sulrapporto fraprincipatus e libertas, intesa soprattutto come libertas senatus, ungoverno moderato, almeno formalmente rispettoso delle prerogativa politiche e della dignitas delsenato romano3. I successori deitiranni ordinariamente si presen-

1

2

3

H.Berve, Die Tyrannis bei denGriechen, München 1967, I,pp.476 ss.; L. Wickert, Princeps, 2123. Sulla tipologia tirannica in età alto-imperiale cfr. oraanche RE XXII (1954), coll.2119– A. Kneppe, Metus temporum. Zur Bedeutung von Angst in Politik und Gesellschaft der römischen Kaiserzeit des 1. und2. Jahrhdts. n. Chr., Stuttgart 1994, pp. 165 ss. Cfr. J. Béranger, Tyrannus. Notes sur la notion de tyrannie chez les Romains particulierment à l’époque de César et de Ciceron, in Id., Principatus. Études denotions et d’histoire politique 60; Id., L’expression dupouvoir suprêdans l’antiquité greco-romaine, Génève 1973, pp.51– 205. mechez Tacite, inDupouvoir dans l’antiquité: mots et réalités, Génève 1990, pp. 181– 48. Cfr. A. Wallace-Hadrill, Civilis princeps. Between citizen andking, JRS 72 (1982), pp.32– François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): Usurpationen inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

111

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Valerio Neri

tano come restitutores libertatis4, sono opposti ai tiranni non come β α σ ιλ ε ῖςma come civiles principes. Secondo questa ideologia il tiranno non era, come nella tarda antichità, il pretendente che aggrediva unordine politico incarnato nel sovranomail sovrano che spezzava il delicato equilibrio fra imperatore e senato. Sembra molto meno frequente, a quel chesappiamo, l’impiego della caratteriz-

zazione e della terminologia tirannica come strumento propagandistico

dell’imperatore stesso contro i suoi rivali nella lotta per il potere5. Per esempio, secondo Flavio Giuseppe6, gli ufficiali di Vespasiano, probabilmente riflettendo l’atteggiamento del futuro imperatore, presentavano il loro comandante come un buon principe opponendolo al crudele tiranno che era Vitellio. Ancora nei primi decenni del III secolo gli storici di lingua greca come Cassio Dione edErodiano, anche nei discorsi nei quali Marco Aurelio e Settimio Severo giustificano la guerra contro i loro rivali, nondesignano questi ultimi come tiranni nè li caratterizzano come tali7. In simili contesti l’accento è frequentemente posto sulla mancanza di π ίσ τ ιςdaparte degli pretendenti, mala loro figura morale e politica nonè deltutto screditata, come avverrà in età tardo-antica. Sia la storiografia greca, sia quella romana, usano inrapporto agli usurpatori il consueto vocabolario deiconflitti civici interno della π ό λ e dello stato repubblicano o la terminologia, spesso neutrale, allι ’ς dell’assunzione del potere. Non siamo in grado di verificare in una documentazione contemporanea lo sviluppo del termine e del concetto di tiranno nella seconda metà del III secolo anche se possiamo presumere, come Wickert e Berve sospettavano, cheimportanti mutamenti si verificarono in questo periodo8. In particolare in questo periodo si affermó con maggior forza e coerenza unaconcezione carismatica del potere, che eradestinata adavere, nonsolo nella suaversione cristiana, unadecisiva importanza nell’atteggiamento della cultura tardo-antica in rapporto al potere imperiale ed alle usurpazioni9. L’affermazione di una speciale relazione fra l’imperatore e la divinità suprema dalla quale egli riceveva il potere creó almeno le premesse di un atteggiamento che vedeva nell’usurpazione la violazione di un ordine politico divinamente creato e l’usurpatore come unribelle a quest’ordine e perció come una figura totalmente negativa. Questo atteggiamento tuttavia nonviene alla luce nei panegirici di età tetrarchica che descrivono l’attività di Diocleziano e Massimiano come manifestazione del loro speciale rapporto con Giove e con Ercole10. Gli usurpatori Carausio ed Alletto, che sono frequentemente definiti latrones, piratae,

4 Su questa

tematica cfr. da ultimo, W. Kuhoff, Felicior Augusto melior Traiano. Aspekte der Selbstdarstellung der römischen Kaiser während der Prinzipatszeit, Frankfurt amMain 1993,

pp. 130 ss.

5 In generale Usurpation

6 7 8 9

sugli usurpatori in età alto-imperiale cfr. E. Flaig, imrömischen Reich, Frankfurt-New York 1992.

DenKaiser herausfordern. Die

Fl. Jos., Ant. lud. 4, 595. Cas. Dio, 72, 24, 2 ss.; Herod. 3, 6, 3 ss. Wickert, Princeps, cit., col. 2123; Berve, Tyrannis, cit., p. 493. Cfr. J. Rufus Fears, Princeps a diis electus. The divine election of the emperor as a political concept at Rome, Rome 1977, pp.253 ss. 10 Cfr. F. Kolb, Diocletian und die erste Tetrarchie. Improvisation oder Experiment in der Organisation monarchischer Herrschaft?, Berlin-New York 1987, pp.88 ss.

L’Usurpatore come tiranno

nel lessico politico della tarda antichità

73

archipiratae sembrano fuori daquesta atmosfera religiosa, maprobabilmente essi nonerano avvertiti come unadiretta sfida al potere degli imperatori e tanto meno

alle sueradici teologiche11.

Particolarmente intempi recenti, gli studiosi chesi sonooccupati dell’argomento, da Springer a Wickert, a Rösger, a Grünewald, a Barnes, in un lavoro ancora inedito, che ho potuto leggere, per la cortesia dell’autore, poche ore prima di presentare questo contributo, hanno unanimemente e correttamente visto l’età costantiniana come decisiva a questo proposito12. Wickert afferma che fu Costantino adintrodurre ció cheegli considerava il significato speciale dityrannus=usurpatore, che doveva poi diventare dominante in tutta la tarda antichità. Grünewald, pur riconoscendo la sostanziale correttezza della tesi di Wickert, obietta che nella sua applicazione a Licinio, che nonera e nonpoteva essere definito unusurpatore, il termine nonera usato in questo significato specifico. Condecisione invece Rösger afferma che in età costantiniana non si era ancora affermato questo significato speciale del termine tyrannus, che venne alla luce e divenne dominante piùtardi, particolarmente a partire dall’etàteodosiana. Si puóconcordare con Rösger perquanto riguarda l’età costantiniana. Licinio non è un sovrano illegittimo e neppure Eusebio suggerisce un rapporto fra la ρ ν α ν ο definizione di τύ ςe la sua mancanza di unalegittimità formale. Anche peró riguardo a Massenzio, l’illegittimità del suo potere è un motivo di importanza secondaria nella sua caratterizzazione. Il panegirista del 313, che non definisce Massenzio tyrannus ma che lo descrive come tale, considera l’illegittimità (quod erat ille Maximiani suppositus)13, legata alla suanascita bastarda, come unelemento e non certo il più importante dell’opposizione fra Costantino ed il figlio di Massimiano. Nel panegirico di Nazario, il tema è ancora meno importante: è vero che il potere di Massenzio è unmale creditum munus14, mació che lo rende una figura totalmente negativa è la sua incapacità morale di essere all’altezza del suo ruolo, il fatto che egli non era tantae maiestatis capacem. L’illegittimità non è esplicitamente affermata tra le fonti contemporanee nemmeno nel de mortibus persecutorum di Lattanzio e nell’Historia ecclesiastica di Eusebio, mentre con maggiore evidenza è messa in luce accanto alla malvagità anche l’illegittimità di Massenzio nella costantiniana oratio ad sanctorum coetum15. Sono perció definiti tiranni e caratterizzati come tali, coni consueti luoghi comuni diquesta figura, non usurpatori mai rivali diCostantino, nella cui figura totalmente negativa egli poteva specchiare e contrario la perfezione della suaimmagine regale.

11 Cfr. daultimo, P.J. Casey, Carausius andAllectus: theBritish usurpers, London 1994, pp.46 ss. 12 K.F. Springer, Tyrannus. Untersuchungen zur politischen Ideologie der Römer, diss., Köln 2125; A. Rösger, Usurpatorenviten in der Historia 1952; Wickert, Princeps, cit., coll. 2123– Augusta, Bonner Festgabe J. Straub, Bonn 1977, pp. 371 ss.; Th. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus. Herrschaftspropaganda in der zeitgenössischen Überlieferung, Stuttgart 71. Il lavoro di T. Barnes è in stampa negli atti del convegno barcinonense 1990, pp. 64– sull’Historia Augusta. 13 Pan. 12 (9), 4, 4. Cfr. 3, 4. 14 Pan. 4 (10), 8, 2. 15 Orat. ad sanct. coet., 25, 4 (GCS 7, 191)

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Si puópensare che la scelta di caratterizzare Massenzio come tiranno fosse nella propaganda costantiniana originariamente in relazione conil tema della restitutio libertatis16, avesse radice nell’ideologia politica tradizionalista, per quanto questo tema sembri fin dall’inizio profondamente immerso nella forte consapevolezza carismatica dell’imperatore, si tratti quindi piuttosto della libertà octroyée da unsovrano assoluto adunacittà-simbolo piuttosto che della libertà restituita daun civilis princeps alla città dalla quale il proprio potere aveva origine. Il tema è presentato infatti come il valore più importante della lotta contro Massenzio non solo nei panegirici del313 e del 321, l’unopronunciato a Treviri, l’altro a Roma17, maanche nelle opere contemporanee nonlegate aduncontesto romano come il de mortibus persecutorum di Lattanzio18 o il nono libro dell’Historia ecclesiastica di Eusebio19 ed è messa in evidenza da Costantino stesso nell’oratio ad sanctorum coetum20. Il tema era stato recentemente utilizzato dallo stesso Massenzio e da Domizio Alessandro probabilmente l’uno contro l’altro21. Nei territori che erano appartenuti ai due,Costantino poteva avervoluto presentare sèstesso come il vero e definitivo restitutor libertatis. D’altra parte in generale sono bennoti i richiami di Massenzio all’ideologia tradizionalista senatoria22 edè facile pensare che Costantinoabbia voluto attaccare l’usurpatore proprio sulpiano delsuorapporto conRoma. La scelta invece per designare Massenzio di untermine come tyrannus che, come abbiamo detto, era stato scarsamente utilizzato nella letteratura latina al di fuori delle declamazioni retoriche suitiranni, potrebbe essere posto inrapporto con la volontà diCostantino e diLicinio diindividuare unaparola chiave comune nella campagna propagandistica contro i loro rivali Massenzio e Massimino Daia. Eusebio riporta23 che, poco dopo la sconfitta e la morte diMassimino Daia, Costantino e Licinio in editti affissi in tutte le città lo designarono come tiranno e comune nemico di tutti24. Negli anni immediatamente successivi i pubblicisti cristiani come Lattanzio edEusebio si impadronirono diquesta opposizione, cheeraprobabilmenteprevalentemente politica, trale coppie Costantino-Licinio e Massenzio-Massimino Daia ponendo l’accento, piùdi quanto Costantino e Licinio avessero fatto, sul 64. 16 Cfr. Grünewald, Constantinus, cit., pp. 63– 17 Sulla propaganda costantiniana nei panegirici latini, cfr. Grünewald, Constantinus, cit. pp.64 ss., oltre a B.H. Warmington, Aspects of Costantinian propaganda in thepanegyrici latini, 384; B. Rodgers, The metamorphosis of Constantine, CQ 33 TAPA 104 (1974), pp. 371–

18 19 20 21 22

(1983), pp. 233– 246. Lact., de mort. pers. 44, 11. Eus., H.E. 9, 9, 2. Orat. ad sanct. coet. 25, 4. Aep. 1946, 149; CIL VIII 7004.

Cfr. da ultimo M. Cullhed, Conservator urbis suae. Studies in thepolitics andpropaganda of theemperor Maxentius, Stockholm 1994. 23 Eus., H.E. 9, 11, 2.

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L’aspetto in misura rilevante politico di questa designazione risulta evidente dal contenuto ), oltre μ α τ ο ώ τ ς ν υ ιο ςἀπ λ έμ ά ν τ ω ν π ο ς... δυσω ὸ ο ιν degli editti cosí come Eusebio li riporta(κ che dai provvedimenti di damnatio memoriae richiamati nello stesso contesto. Cfr. anche l’iscrizione inedita, untesto preliminare della quale è fornito daGrünewald, Constantinus, cit., p. 217, n. 240 in cui Costantino e Licinio congiuntamente sono esaltati perl’eliminazione dei taeterrimi tyranni.

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concetto di tiranni come persecutori (mala valenza di persecutore che acquista il termine di tiranno si innesta all’interno dei suoi tradizionali valori negativi sul piano etico e politico), spostando in maniera decisiva per l’ideologia cristiana la concezione ditiranno nell’ambito della concezione teocratica della monarchia. Quando Licinio divenne nemico di Costantino lo schema era stato già creato e doveva solo essere adattato alla nuova situazione. L’applicazione del termine di tiranno e deiluoghi comuni della figura del tiranno ai nemici di Costantino permeó con una coerenza sconosciuta in precedenza non solo documenti ufficiali come editti e costituzioni e celebrazioni ufficiali come i panegirici e le iscrizioni onorarie maogni altra forma letteraria incuipotesse essere riflessa la storia contemporanea: ció lasció unatraccia durevole nel linguaggio e nell’ideologia politica. Un eco di questo grande impegno propagandistico troviamo ancora nei Caesares di Giuliano incuila principale ragione della pretesa superiorità diCostantino sugli altri imperatori romani è, nella bocca dell’imperatore stesso, appunto l’e liminazione deitiranni. Questo strumento propagandistico fupoiadattato, a partire dalregno diCostanzo II, adunasituazione nella quale i nemici dell’imperatore erano usurpatori che venivano regolarmente sconfitti. Il termine tyrannus-τ ρ α ν ν ύ ο ςin relazione agli usurpatori diviene sempre piùcomune al punto dadiventare a partire dal V secolo quasi esclusivo e l’accento nel campo semantico del termine si sposta sempre più verso l’e lemento della legittimità del potere, per quanto i tradizionali tratti eticopolitici del termine non scompaiano mai, come cercheró di dimostrare, completamente. Questa tensione trai duepoli delconcetto ditiranno in etàtardo-antica sembra manifestarsi già nell’età di Costanzo II. Nei suoi due panegirici all’i mperatore Giuliano pone l’accento su questi tratti tradizionali della figura di tiranno, come anche Temistio nelle orazioni in lode dello stesso imperatore, masembra porre in contrasto questa concezione con un altro modo di giudicare le usurpazioni: Magnenzio, dice Giuliano, era il comandante dell’esercito ribelle noncome Tifone, ma come il vizio opposto alla virtù nel mito di Prodico25. Lo stesso sviluppo troviamo, anche se il contrasto appare menoevidente, nell’orazione II diTemistio a Costanzo II, che è pressocchè contemporanea al panegirico giulianeo: la mitica figura di Tifone è richiamata in rapporto a Magnenzio e, più avanti, di tutti gli usurpatori dell’età costanziana ma poco dopo l’oratore presenta l’opposizione imperatore26. Dal momento che Tifone è il modello ή α κ ία ρ -κ ετ tiranno come opposizione ἀ del pretendente illegittimo che aspira a conquistare con la violenza il potere, sembrano richiamate nell’orazione diGiuliano duediverse concezioni dell’opposizione imperatore-usurpatore, unache vede questa opposizione come unpuro conflitto di legittimità e l’altra che pone l’accento sui suoi tratti etico-politici, il buon sovrano contro il cattivo sovrano, esercitando unapressione dunque sull’imperatore legittimo perchè accetti la sfida sulpiano etico politico e si sforzi di conformarsi ai modelli della regalità. Se pensiamo all’intransigente e sospettosa difesa delproprio potere che Ammiano attribuisce a Costanzo II sotto la pressione della corte, possiamopresumere che questo fosse anche il bersaglio dell’allusione di Giuliano. Qua-

25 Iul., Caes. 329b. 26 Them., or. 2, 34a; 35d.

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lunque fossero tuttavie le vere disposizioni di Costanzo II e della suacorte, ció che conta è che le opere nelle quali prendeva forma ufficialmente la propaganda imperiale, come appunto i panegirici di Giuliano e di Temistio, continuassero ad applicare agli usurpatori i luoghi comuni della figura deltiranno e che attraverso di esse continuassero adinfluenzare il linguaggio e l’ideologia comuni. La communis opinio, come abbiamo detto, a partire dalfondamentale lavoro di Wickert, sull’evoluzione del vocabolario della tirannide nella tarda antichità è che da una parte il tradizionale significato di tyrannus come sovrano malvagio non scomparve mai, dall’altra che il significato speciale di tyrannus=usurpatore prese progressivamente il sopravvento fino a diventare predominante. Solo T. Barnes nel suocontributo ancora nonpubblicato al colloqui barcinonense sull’Historia Augusta, checome hodetto, hoavuto mododileggere durante il convegno diSolothurn perla cortesia dell’autore, si muove decisamente in direzione diversa, giungendo, come honotato conpiacere, a conclusioni inparte convergenti conquelle alle quali ero arrivato nell’elaborazione delpresente contributo. Le definizioni di tiranno che troviamo nella letteratura latina tardo-antica sembrano a prima vista confermare la tesi diWickert. Daunaparte troviamo infatti definizioni dityrannus insenso tradizionale. Mario Vittorino definisce l’opposizione rex-tyrannus in questo modo: rex est modestus et temperans, tyrannus vero crudelis27. Analogamente perAgostino il tyrannus è l’iniustus rex28. Dall’altra troviamo attestazioni del senso speciale tyrannus=usurpatore: Servio osserva che nell’uso contemporaneo tyrannus è l’incubator imperii29 e analogamente Gregorio Magno afferma proprie enimtyrannus dicitur qui incommuni republica noniureprincipatur30. I termini della questione potrebbero peró essere rovesciati: il fatto che il termine tyrannus eraspecialmente applicato agli usurpatori nonpoteva derivare dal fatto che l’usurpatore eranella tarda antichità la figura tipica deltiranno? Bisogna tenere presente anzitutto che l’elemento decisivo nella costruzione dell’identità politica dell’usurpatore, beninteso principalmente dopo la suasconfitta, era la propaganda politica del vincitore e che essa associava comunemente la condanna dell’assunzione illegittima del potere a quella della figura morale e politica dell’usurpatore31. Ció è ampiamente documentato, almeno fino all’età teodosiana, dalla letteratura encomiastica preservata. Il panegirico di Pacato particolarmente descrive l’usurpazione di Massimo usando l’intera gamma dei luoghi comuni sulla tirannide32. Temistio nella settima orazione indirizzata a Valente giunge al punto dapresentare i progetti politici diProcopio come il tipico manifesto dei tiranni greci fondato sulla χ ρ ε ῶ νἀ π ο ήe sul γ κ ο π ῆ ςἀναδασμός33. Se nella

27 28 29 30 31

Mar. Victor., dedefin. Aug., civ. Dei 2, 21. Serv., adAen. 7, 266. Greg. Magn., Mor. in Iob 12, 38. Cfr. D. Lassandro, La demonizzazione del nemico politico neipanegirici latini, in Religione e politica nel mondo antico, Milano 1981, pp.237– 249. 32 Cfr. da ultimo, C.E.V. Nixon-B. Saylor Rodgers, In praise of the late Roman emperors, Berkeley-Los Angeles-Oxford 1994, pp.438 ss. 33 Them., or. 7, 91c. Sulla caratterizzazione diProcopio inTemistio cfr. daultimo J. Vanderspoel,

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panegiristica successiva nonritroviamo altri ritratti ditiranni34, nonpossiamo certo trame la conseguenza che la condanna etica e politica e tiranno viene meno nella letteratura ufficiale, dal momento che essa continua adessere ben testimoniata in altri canali del pensiero ufficiale35. Il governo di unusurpatore, i tyrannica tempora, è presentato nelle costituzioni imperiali come unperiodo segnato dall’illegalità e dall’ingiustizia, almeno fino al VI secolo36. L’abrogazione delle leggi e degli atti amministrativi dell’usurpatore-tiranno è giustificata dalla loro iniquità: omne iudicium quod vafra mente conceptum iniuriam non iura reddendo Maximus infandissimus tyrannorum credidit promulgandum, suona unacostituzione di Teodosio emanata subito dopo l’e liminazione dell’usurpatore37. Nelle iscrizioni, particolarmente a Roma e in Italia, almeno fino ad Onorio, il vincitore degli usurpatoritiranni è acclamato come restitutor libertatis, auctor publicae securitatis etc.38. Alcuni diquesti temi propagandistici sono direttamente riflessi nella letteratura conservata. Negli scritti di Simmaco troviamo più volte l’espressione tyrannica tempora perdesignare il disordine creato dalle usurpazioni39. Echi del tema della restitutio libertatis dopo l’e liminazione di un usurpatore-tiranno troviamo ancora nella letteratura delV secolo, come in unsermone diPietro Crisologo40, e comunque il tema dell’usurpazione-tirannide come negazione della libertà in rapporto all’Italia e a Roma si ritrova anche nel VI secolo41. Tratti stereotipati della tradizionale figura deltiranno in rapporto agli usurpatori si rintracciano fino almeno al VI secolo, peresempio in aggettivi come crudelis, taeter, impius etc.42. D’altra parte il principe legittimo opposto all’usurpatore-tiranno è spesso definito bonus princeps43.

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Themistius and the imperial court. Oratory, civic duty and paideia from Constantius to 167. Theodosius, AnnArbor 1995, 161– Cfr. W. Portmann, Geschichte in der spätantiken Panegyrik, Frankfurt amMain 1988, pp. 97

ss.

35 Si veda, peresempio, inpieno VI secolo, il discorso di Belisario ai suoi soldati al momento di affrontare il tyrannus Stotzas in Africa, in cui il richiamo alla tyrannis come usurpazione si congiunge alla sua definizione in termini tradizionali come governo odiato dai sudditi e costretto a ricorrere al terrore peraffermarsi (Proc., Bell. Vand. 2, 15, 27) 36 Cfr. nella pragmatica sanctio di Giustiniano l’abrogazione delle leggi gotiche in quanto emanate tyrannorum tempore. Nelle Variae diCassiodoro (5, 41; 8, 17) il governo di Odoacre, considerato unusurpatore, viene definito, unavolta sotto Teoderico, unavolta sotto Atalarico, abiecta tempora.

37 Cod. Theod. 15,4, 7 del 10Ottobre 388. MaCostantino stesso è costretto adammettere, al dilà della rappresentazione ideologica dell’usurpatore-tiranno checi sono atti dell’usurpatore compiuti inconformità alla legge, che nondevono dunque essere abrogati (Cod. Theod. 10, 14, 3). 38 Cfr. per es. CIL VI 1158; 1139; 31413; 1180; 36959; 1132; 1193; XIV 131; X, 7284; VIII 7006; Aep. 1990, 865; 1986, 631; 1984, 367; 1975, 358; 1955, 48. 39 Symm., ep. 2, 30; 3, 33. Cfr. anche Aus., prof. 5, 19. 40 Petr. Chrys., serm. 156, 5. 41 Cfr. la definizione della tyrannis di Odoacre da parte degli ambasciatori gotici di fronte a Belisario in Proc., Bell. Goth. 2, 6, 16, come anche nelle parole che a Teoderico attribuisce 291). Iordanes (Get. 290– 42 Cfr. Hieron., ep. 130, 7; Caes. Arel., serm. 151, 5; 166, 5; 200, 2; 229, 5. 43 Cfr. peres. Ambr., de interp. lob et Dav., 3, 8, 24.

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A volte questi tratti vengono alla luce inaspettatamente. Lo storico bizantino Socrate, che ordinariamente usa τ ύ ρ α ν ν ο ς -τ ρ υ α ν ν ίςin rapporto agli usurpatori senza alcun altra specificazione, scrivendo del governo di Eugenio dice: „ fece ció che ci si poteva aspettare che untiranno facesse“ , lasciando intendere che nel suo pensiero l’usurpatore-tiranno e la figura tradizionale del tiranno erano figure perfettamente sovrapponibili44. Anche sul piano metaforico talora affiora il tradizionale significato del termine tyrannus in rapporto agli usurpatori. Per esempio, un evidente riflesso del rapporto nel vocabolario politico fra imperatore legittimo ed usurpatore-tiranno deve essere visto nel tema frequente nella letteratura cristiana, almeno fino al VI secolo, deldiavolo tiranno, nemico dell’impero legittimo diDioo di Cristo, che tenta di imporre la sua illegittima dominatio sull’anima tentando di strapparla al suo legittimo sovrano45. E’evidente che in questo caso legittimità e valutazione etica sono indissolubilmente connessi, dal momento che il diavolotiranno e Dio-imperatore sonoopposti principalmente suquesto piano, comeil bene assoluto di fronte al male assoluto. Questo tema compare frequentemente nella letteratura omiletica fino al VI secolo: senepuótrarre la conclusione cheunvasto e composito pubblico aveva familiarità conunacaratterizzazione negativa dell’usurpatore-tiranno sulpiano morale e politico. D’altra parte la sola volontà ditentare un’usurpazione è generalmente considerata espressione di un’anima tirannica dalla quale è naturale attendersi un comportamento tirannico. L’usurpazione è vista daunaparte come manifestazione dello smarrimento della propria capacità dicontrollare conla ragione le passioni, èfuror, dementia, opposta alla conscia virtus dell’imperatore legittimo, dall’altra è espressione di una cieca libido dominandi, che non arretra di fronte all’infrazione del giuramento, alla disobbedienza edalla violenza nei confronti delproprio dominus per raggiungere la propria soddisfazione. Già in sè, anche prescindendo dalle conseguenze diquesto disordine mentale sulla qualità delgoverno, ció è sufficiente a giustificare unatotale condanna morale dell’usurpatore. Ambrogio peresempio nell’orazione funebre perTeodosio, descrive Massimo edEugenio all’inferno perla colpa di aver osato levare le armi contro Teodosio46. Nonsi puónegare che, soprattutto a partire dalV secolo, l’elemento dell’illegittimità sembra predominare alpunto didareinmolti casi l’impressione dioccupare l’intero campo semantico del vocabolario della tirannide. Ció è non solo la conseguenza della sistematica identificazione, nella cultura ufficiale, dell’usurpatore conla figura tradizionale deltiranno, ma,come abbiamo visto, della continuità di questa identificazione fino alle ultime propaggini del mondo antico, perquanto apparentemente richiamata con minore sistematicità e minore risonanza. Nella propaganda imperiale il rapporto fra l’illegittimità del potere e la negatività della sua gestione era almeno implicitamente presupposto, quando non apertamente richiamato, maanche nel linguaggio corrente, nelquale l’applicazione delvocabo44 Socr., H.E. 5, 25. 45 Cfr. Chrom. Aquil., Tract. 31, 3; 50, 1; Petr. Chrys., serm. 11, 2; Aug., ep. 204, 2; enarr. inps. 42, 3; serm. 30, 6; de civ. Dei 9, 2; App., in cant. cant. expos. 9, 45; 10, 27; 12, 6; Hieron., in Abac. 1, 1; Leo Magn., Tract. 22, 3; Caes. Arel., serm. 7, 2; 94, 2; 166, 5; 229, 5. 46 Ambr., de ob. Theod., 39.

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lario della tirannide agli usurpatori era la conseguenza della sistematicità del suo impiego a livello ufficiale, è difficile pensare che in questa terminologia non fossero presenti almeno gli armonici del concetto tradizionale di tiranno, dal momento che esso è ben vivo non solo nel lessico politico, maanche in altri lessici, come quello morale, incuidesigna il governo delle passioni e delpeccato sull’anima. Poteva peró accadere, come abbiamo visto, chela condanna morale dell’occupazione violenta edillegittima delpotere si imponesse al punto darendere secondariae quasi superflua lacondanna della qualità tirannica delgoverno dell’usurpatore. Ciópoteva portare addirittura adunrovesciamento almeno ipotetico delle consuete caratterizzazioni sulpiano morale e politico delsovrano legittimo e dell’usurpatore. Poteva essere ammessa cioè l’e sistenza diusurpatori clementi e re crudeli, come in un passo di Agostino senza che questo portasse a modificazioni nell’uso della terminologia: l’usurpatore clemente era pur sempre un tyrannus (nec tyrannicae factionis perversitas laudabilis erit si regia clementia tyrannus subditos tractet nec vituperabilis ordo regiae potestatis si rex crudelitate tyrannica saeviat)47. In certi casi la risonanza di questi armonici puòesse verificata. L’usurpatoretiranno è spesso opposto al legitimus o al verus rex, maaggettivi come legitimus o ancor più verus hanno un ampio campo semantico che si estende ben oltre il significato diunasemplice legittimità formale e questa ampiezza sommersa talora emerge anche in passi il cui contesto parrebbe suggerire unalimitazione del significato a quello di formalmente legittimo. Prendiamo peresempio duepassi di Giovanni Cassiano (Coni. 1,20 e 22). Inentrambi i passi l’autore oppone le monete che recano l’i mmagine dell’usurpatore (tyrannorum vultus exprimentia) a quelle che recano l’immagine del verus rex, dunque del sovrano legittimo. Nel secondo dei due passi lo sviluppo si sposta sul piano metaforico, sull’uso cioè delle Sacre Scritture daparte degli eretici: se la materia delle monete è sempre la stessa, l’oro cioè, metaforicamente il puro oro delle Sacre Scritture, esse possono recare vitioso et haeretico sensu nonl’immagine del vero re, cioè di Dio, maquella del tiranno, cioè quella del diavolo. Dietro l’opposizione verus rex-tyrannus si intravvede quella Dio-diavolo e quella che sembrava a prima vista un’opposizione sul piano della legittimità rivela unbackground piùampio e piùcomplesso. Ammiano Marcellino, che spesso usa l’aggettivo legitimus in rapporto alla legittimità formale del potere imperiale48, scrivendo della difesa del suopotere da parte di Costanzo II, vi congiunge importanti qualificazioni sul piano etico e politico: è giusta la difesa del potere legitimi principis propugnatoris bonorum et defensoris undesalus quaeritur aliis49. E’presumibile che Ammiano ritenga che la

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Aug., debon. coniug. 14, 16. La tyrannicae factionis perversitas puògiustificare la condanna morale dell’usurpatore e l’impiego del vocabolario tirannico anche in presenza di una regia clementia. Questo peró è uncaso estremo edipotetico: nella normalità, come l’aggettivazione stesso usata daAgostino testimonia, la clementia è è delsovrano legittimo mentre la crudelitas è dell’usurpatore-tiranno (cfr. per es. Aug., de lib. arb. 1, 5, in cui l’usurpatore tyrannicam potestatem nanctus è iniustus e corruptus. Cfr. J. Szidat, Imperator legitime declaratus (Ammian 30, 10, 5), in Historia testis. Mélanges d’épigraphie, d’histoire ancienne et dephilologie offerts à T. Zawadski, Fribourg 1989, pp.

188. 175– 49 Amm. 19, 12, 17.

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legittimità formale e le buone qualità politiche del legitimus princeps non siano automaticamente connesse e che esse quindi debbano essere verificate nella realtà. Solo in questo caso la difesa intransigente delpotere è giustificata. Abbiamo accennato al carattere pressocchè sistematico che assume nella letteratura propagandistica il rapporto fraillegittimità e gestione tirannica delpotere e ai suoi riflessi sul linguaggio comune. C’è peró di più: nella tarda antichità, tra i regnanti contemporanei, pressocchè solo gli usurpatori e noni sovrani legittimi, a differenza, come abbiamo visto, daiprimi secoli dell’impero, sono definiti tyranni e caratterizzati come tali. Unadecisiva importanza in questa situazione ha naturalmente la storia della successione degli imperatori che possono essere definiti legittimi e la storia degli usurpatori in quest’epoca. Gli usurpatori sono regolarmente sconfitti, dopo unbreve governo, e la successione delle dinastie è caratterizzata da una sostanziale continuità politica e dall’assenza di un’ostilità ufficiale nei confronti dei predecessori almeno fino alla fine della dinastia valentiano-teodosiana, alla metà del V secolo. La situazione politica non fu dunque mai adatta al consolidamento edalla diffusione ditradizioni storiografiche ostili ai defunti imperatori legittimi. All’usodella terminologia tirannica e adal giudizio politico cheessaesprimeva o sottintendeva erano imposti rigidi confini. Come abbiamo visto nel passo del de bono coniugali agostiniano citato sopra, unusurpatore clemente è nondimeno un tyrannus che porta sudi sè l’indelebile marchio della tyrannicae factionis perversitas, mentre unimperatore crudele è sempre unrex. Neldeobitu Theodosii ambrosiano mentre gli imperatores possono talora perdere il senso dei limiti del loro potere e sconfinare nell’insolentia, gliusurpatori-tiranni sonoordinariamente caratterizzati dalla licentia e dal predominio della libido50. Mentre i filosofi della politica come Temistio o Sinesio continuano a ribadire il principio tradizionale che la tirannide è unamodalità dell’esercizio delpotere che nonè in diretto rapporto con la legittimità, quasi nessuno, inclusi questi filosofi stessi, osacriticare unimperatore legittimo come tiranno. Questo atteggiamento troviamo talora e quasi esclusivamente nei polemisti cristiani contro imperatori ostili all’ortodossia o addirittura al cristianesimo, come nelle opere diLucifero di Caralis contro Costanzo II51o nelle orazioni diGregorio Nazianzieno contro Giuliano52. Essi sono definiti tiranni principalmente in quanto persecutori, matalora si intravvede dietro la condanna della politica religiosa una piùgenerale condanna politica, della quale quella è presentata comelaconseguenza più manifesta53. Al di fuori di questi contesti, nei quali alla polemica politica sono permessi limiti più ampi, è estremamente raro che un imperatore legittimo fosse pubblicamente definito tiranno, anche se sotterraneamente questo poteva accadere, come testimonia la polemica antigiustinianea di Procopio negli Anecdota. L’unico caso che conosco è il giudizio di Zosimo e dunque presumibilmente di Eunapio su

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Ambr., de obit. Theod. 50. Cfr. Luc. Car., Quia abs. 1, 32; 34; de nonparc., 8; 9; 21; 23; 31; moriund. esse, 3; 8; 12. Greg. Naz., or. 4, 1; 2; 34; 46; 48; 61; 62; 79. Cfr. Luc. Car., moriund. esse, 12: cumadhuc te neque crudelior, neque detestabilior, neque blasphemiis maior quisquam eorum regum qui tyranni nuncupantur fuisse reperiatur.

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Costante π ρ φ ε τ ᾶ ό σ α ν ο ἀ ν ὑ α π λ ερβ λ μ ό εν ο ςτυρα ν ν ίδ , incui si riflette unatradiα di Costantino che affonda probabilmente le sueradici nella figlio al ostile zionale propaganda magnenziana54. Gli storiografi della tarda antichità sono necessariamente più di ogni altro consapevoli che nella loro età si erano verificati mutamenti essenziali in ció che concerne l’impiego della terminologia e delconcetto ditirannide, dalmomento che essi collocavano fianco a fianco i tradizionali tiranni della storiografia imperiale, come Caligola, Nerone, Domiziano e Commodo ed i tiranni della loro età, che erano esclusivamente usurpatori. Aurelio Vittore dàespressione a questa consapevolezza: hinc quoque rerum vis ac nominum corrupta dum plerumque potior flagitio ubi armis superaverit tyrannidem amotam vocat damno publico oppressos55. L’imperatore che condanna il pretendente sconfitto come tiranno puóessere peggiore diluie dunque piùmeritevole diessere definito inquesto modo. Lo stesso storico peró si guarda dall’indicare casi concreti diquest’usodistorto della terminologia e del concetto di tirannide che, come abbiamo visto, dovevano riguardare la dinastia costantiniana (a quel che sappiamo, è Costantino a definire per primo tyrannus unusurpatore). D’altra parte questo blocco ideologico non viene mai, come abbiamo detto, esplicitamente superato. Quando gli storiografi della tarda antichità, particolarmente nel IV secolo, dipingono un imperatore contemporaneo –cosa tutt’altro che inusuale –con tratti tirannici, essi sembrano accuratamente evitare, anche quando egli non appartiene alla dinastia regnante, di comporre questi tratti in un quadro pienamente tirannico. Prendiamo peresempio lacaratterizzazione diCostanzo II inAmmiano Marcellino. Particolarmente nell’ossessiva difesa del suo potere Costanzo mostra per Ammiano laconcezione egoistica e personalistica delpotere cheè caratteristica del tiranno, del quale possiede inoltre la superbia e la crudeltà. Per questa ossessiva preoccupazione di difendere il suopotere il figlio diCostantino puóessere paragonato ai tiranni tradizionali, a Dionisio56, a Caligola, Domiziano e Commodo57, ma lo storico separa questi tratti dalresto della personalità e delgoverno dell’imperatore in cui egli potrebbe, secondo Ammiano, essere considerato un medius princeps, evitando dunque di presentarli come decisivi nell’o rientare il tutto in senso tirannico. Come in altri casi, per esempio nel giudizio di Eutropio sugli ultimi anni del regno di Costantino, la categoria di medius princeps piuttosto che costituire un equilibrato standard digiudizio serve piuttosto come copertura adunatteggiamento critico pericoloso58. Nonmi sembra che questo presunto equilibrio di Ammiano, che si manifesta quasi esclusivamente nel giudizio finale sull’imperatore, possa

54 Zos. II, 42, 1;cfr. Zos., II, 47, 3 incuiMagnenzio stesso, parlando ai soldati, definisce Costante ρ ίο ν η . ρ η ὸ ν θ ν ο conterminologia tirannica π 55 Aur. Vict., Caes. 33, 24. 56 Amm. 16, 8, 10. 57 Amm. 21, 16, 8. Cfr. da ultimo J. Szidat, Historischer Kommentar zuAmmianus Marcellinus XXI. Teil III: DieKonfrontation, Stuttgart 1996, pp. 193ss. e la bibliografia ivicitata. BuchXX– 58 Cfr. Neri, Medius princeps. Storia e immagine di Costantino nella storiografia latina pagana, 106. Bologna 1992, pp. 105–

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essere giudicato come manifestazione dioggettività o dionestà storica, dalmomentochele presunte buone qualità delfiglio diCostantino sonoinqualche caso dubbie virtù e comunque esse sono modeste virtù incapaci dibilanciare le qualità negative e di dare perció la fondata impressione di unmedius princeps59. Un altro esempio di reticenza in Ammiano. Scrivendo dei processi per lesa maestà sotto Valente, lo storico sembra lamentare chel’imperatore nonhaappreso dalla filosofia nihil aliud esse imperium nisi curam salutis alienae bonique esse moderatoris restringere potestatem, resistere cupiditati omnium rerum et implacabilibus iracundiis60. I principi che Ammiano esalta sono luoghi comuni della filosofia politica che si ritrovano anche nei discorsi che Temistio indirizzó a Valente61. Possiamo probabilmente leggere in questo passo unafrecciata siacontro il filosofo sia contro l’imperatore: Valente nonaveva imparato nulla dall’insegnamento di Temistio e lo sforzo delfilosofo erafallito. La concezione delpotere che viene implicitamente attribuita a Valente è quella tipica dei tiranni, maAmmiano nonformula questa critica e sembra scusare l’imperatore, perquanto inconsistenti possano apparire queste scuse. Qualche volta l’atteggiamento critico è piùdeciso e quasi temerario mail passo decisivo della definizione di un imperatore legittimo come tiranno non viene compiuto. Aurelio Vittore, cosí come Zosimo-Eunapio, come abbiamo visto, descrive Costante –pursempre il fratello dell’imperatore sotto il quale fu pubblicata almeno unaprima edizione deiCaesares – conmolti deitratti essenziali deltiranno, la libido, l’a varitia, l’odio dei suoi sudditi ma da una parte egli rende i ministri dell’imperatore responsabili per questo odio (ministrorum pravitate execrabilis), dall’altra afferma che sotto l’u surpatore Magnenzio la situazione fu anche peggiore62.

Se gli imperatori legittimi nonsono quasi maidefiniti tyranni nèesplicitamente caratterizzati come tali, è inusuale inetàtardo-antica cheunusurpatore siacaratterizzato in maniera positiva, naturalmente dopo la sua sconfitta e la sua morte. Troviamo talora la consapevolezza che non c’è un rapporto automatico tra l’illegittimità delpotere edungoverno tirannico main genere ció noncomporta la riabilitazione degli usurpatori. Particolarmente significativo è a questo proposito l’atteggiamento di Giuliano e degli intellettuali che a lui facevano capo, che, perla storia stessa dell’imperatore, non potevano essere portati a porre l’accento sull’illegittimità in sè. Nei Caesares all’usurpatore Magnenzio non è precluso il giudizio degli dei in quanto usurpatore ed il giudizio negativo con il quale viene respinto nonhanulla a che fare conl’usurpazione: Giuliano si limita adaffermare 59 Cfr. la mia discussione in Costanzo, Giuliano e l’ideale del civilis princeps nelle Storie di Ammiano Marcellino, Roma 1984, pp.3 ss. 60 Amm. 29, 2, 18. 61 Sui rapporti fra Ammiano e Temistio cfr. G. Sabbah, La méthode d’Ammien Marcellin. Recherches sur la construction dudiscours historique dans les Resgestae, Paris 1978, pp.348 ss.Perla presenza diquesti luoghi comuni neidiscorsi diTemistio a Valente, cfr. Them., or. 6, 79b; 8, 107a; 111c; vedi anche 2, 35d; 19, 233a. Sul rapporto fra Temistio e Valente vedi da ultimo Vanderspoel, Themistius, cit., pp.255 ss. 25. 62 Aur. Vict., Caes. 41, 23–

L’Usurpatore come tiranno nel lessico politico della tarda antichità

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che nonostante potesse dare un’impressione diversa, egli nonaveva realtà fatto mai nulla di buono63 –questo è sostanzialmente anche il giudizio diZosimo-Eunapio64, mentre il solo Libanio ammetteva che l’usurpatore aveva governato in maniera conforme alle leggi65. Nel Panegirico a Giuliano, Mamertino, che non definisce tyranni Nepoziano e Silvano (manonfa parola di Magnenzio), sostanzialmente li condanna come tali affermando che se avessero avuto la possibilità diregnare, essi avrebbero mostrato, a differenza di Giuliano, unaconcezione egoistica e dunque tirannica delpotere. Gli usurpatori, purnonessendo riabilitati, nonsono condannati in quanto usurpatori ma per il fatto che erano almeno potenzialmente cattivi sovrani. Talora agli usurpatori vengono riconosciute buone qualità morali o anche buone qualità politiche manonviene ingenere esplicitamente detto (unesempio del contrario è il passo di Libanio citato sopra) che queste virtù fanno degli usurpatori dei buoni principi. Unesempio significativo è costituito dal giudizio di Orosio su Massimo al quale vengono riconosciute qualità regali (vir quidem strenuus et probus atque Augusto dignus) prima dell’infrazione del giuramento che lo aveva portato al potere attraverso l’e liminazione dell’imperatore legittimo66. Successivamente peró i suoi successi sui Germani sono presentati in termini ambigui come conseguenza della sua ferocia (trucem et ab inmanissimis quoque Germanorum gentibus tributa ac stipendia solo terrore nominis exigentem)67. Un’eccezione, oltre al già citato giudizio di Libanio su Magnenzio, è soprattutto il giudizio di μ ῳ Procopio suTeoderico λ ὲ ῳ ν δ α τύ ρ σ ιλ ὲβ α γ ε ν ὺ ό ν ςἀληθῆς68. ο γ ς , ἔρ Nel IV secolo l’atteggiamento della storiografia, particolarmente di quella pagana nei confronti degli usurpatori, mostra interessanti particolarità. A partire dalla dinastia costantiniana, non tutti gli usurpatori vengono definiti tyranni, nè trattati come tali. Aurelio Vittore chiama tiranni e tratta come tali i rivali di Costantino e Costanzo II, particolarmente Massenzio, Magnenzio e Nepoziano69,

63 Iul., Caes. 316a. 262. 64 Zos., II, 54, 1. Cfr. F. Paschoud, Zosime. Histoire Nouvelle, I, pp.261– 65 Lib., or. 18, 33. Il giudizio favorevole neiconfronti diMagnenzio è evidentemente condizionato dall’intenzione polemica nei confronti diCostanzo II, che eracosí privo di senso dello stato da spingere i Germani a invadere il territorio romano contro un sovrano che pur avendo occupato il potere inmaniera illegittima governava rispettando le leggi, esattamente come fece in seguito, secondo la propaganda giulianea, nei confronti di Giuliano (cfr. Iul. ep. ad Ath. 286a; 287a; Lib., or. 12, 62; 13, 35; 18, 107). 66 Oros., Hist. 7, 34, 9. 67 Oros., Hist. 7, 35, 4. Trux è unaggettivo checaratterizza tiranni e barbari: è come se Massimo, nella rappresentazione di Orosio, superasse i Germani sul loro stesso piano, mostrandosi più feroce di loro, mentre prima per il suo valore militare, in maniera più adeguata alla virtus romana, erastato definito strenuus (trux dominus è definito lo stesso Massimo inPan. 2 (12), 2, 3). Per la rappresentazione di Massimo in Orosio cfr. D. Koch-Peters, Ansichten des Orosius zurGeschichte seiner Zeit, Frankfurt amMain 1984, pp. 112ss. In generale sulla terminologia e il concetto di tyrannus inOrosio vedi oraV. Escribano, Tyrannus enlas historias deOrosio: 212. entre brevitas y adversum paganos, Augustinianum 1996, pp.185– 68 Proc., Bell. Goth. 1, 1, 11. Procopio caratterizza anche in termini positivi, antitirannici si 7). direbbe, il governo dell’usurpatore Giovanni (Bell. Vand. 1, 3, 6– 20; 23; 41, 25; 42, 6; 21. 69 Aur. Vict., Caes. 40, 18–

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pur avendo lamentato, come abbiamo visto, il distorto impiego del termine in relazione ai rivali sconfitti in un’età che, a quel che sappiamo, nonpuóche essere appunto quella di Costantino e dei Costantinidi, mostrando dunque un ambiguo lealismo in questo come in altri casi70. Eutropio non chiama mai gli usurpatori tyranni, ma il suo Breviarium si conclude prima dell’avvento della dinastia regnante. Ammiano Marcellino chiama tyranni gli usurpatori sotto Costanzo II solo in espressioni poste inbocca all’imperatore stesso71, conl’eccezione di 15, 5, 24 dove parla della tyrannis di Silvano. Definisce peró esplicitamente tyrannus Procopio72 ed accenna al tempus anceps tyrannidis di Magno Massimo73. Al di là di quest’uso parco e frequentemente indiretto delvocabolario della tirannide riferito agli usurpatori daparte di Ammiano è importante richiamare l’attenzione sulla differenza dei ritratti diProcopio e di Silvano, l’u surpatore sotto la dinastia regnante e quello sotto la dinastia precedente. La descrizione di Silvano è relativamente benevola ed equilibrata, mentre la mancanza di dignità imperiale di Procopio, soprattutto nella descrizione dell’assunzione del potere, è dipinta con tratti talmente grotteschi da lasciare forse intravvedere la dipendenza da fonti encomiastiche nei confronti di Valente74. L’Epitome de Caesaribus, oltre ad Avidio Cassio, definisce tyranni solo gli usurpatori sotto la dinastia valentiniano-teodosiana, Procopio, Massimo ed Eugenio, dei quali peraltro nonè data alcuna caratterizzazione75 Quanto agli usurpatori della dinastia precedente ungiudizio benevolo è dato suSilvano e ungiudizio tutto sommato nondeltutto negativo suMagnenzio76. Poichè la fonte dell’Epitome perla storia da Diocleziano fino almeno a Valente e Graziano sembra essere un’opera annalistica dietàteodosiana chepotrebbe essere identificata, come Schlumberger e Paschoud suggeriscono,77 congliAnnales diNicomaco Flaviano, quest’usopotrebbe essere espressione di un atteggiamento lealistico nei confronti della dinastia regnante. Questo atteggiamento si ritrova nelIV secolo anche in opere cronachistiche. Il Chronicon di Gerolamo, scritto nel 380, che dipende perla storia del IV secolo in 70 Cfr. Neri, Medius princeps, cit., pp.33 ss. 71 Amm., 15, 8, 6; 17, 5, 13. 72 Amm. 27, 5, 1, in unpasso peró che riporta indirettamente il contenuto dell’ambasceria ddel magister equitum Vittore ai Goti (cogniturus aperte quam ob causam gens amica Romanis foederibusque longae pacis obstricta tyranno dederat adminicula bellum principibus legitimis inferenti).

73 Amm. 27, 6, 2. 74 Come potrebbero 86b ss.

lasciar intendere

le analogie conla descrizione

dell’episodio

inThem. or. 7,

75 Epit. 46, 4; 47, 7; 48, 6; 7; 17. 76 Epit. 42, 7; 10. 77 J. Schlumberger, Die Epitome de Caesaribus. Untersuchungen zur heidnischen Geschichtsschreibung des IV Jhd. n. Chr., Munchen 1974, pp. 233 ss.; Id., Die verlorenen Annales des Nicomachus Flavianus: ein Werk über die Geschichte der römischen Republik oder der 330; F. Paschoud, Cinq études sur 1983, Bonn 1985, pp. 305– Kaiserzeit?, BHAC 1982– 169; Id., Deux ouvrages récents sur l’Epitome de Caesaribus et Zosime, Paris 1975, pp. 147– 94. Aurelius Victor, REL 53 (1975), pp.86–

L’Usurpatore come tiranno

nel lessico politico della tarda antichità

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maniera diretta o indiretta dagli epitomatori78, usa il termine tyrannus solo in rapporto agli usurpatori della dinastia regnante, come Procopio e Valentino. I Fasti costantinopolitani che, nella versione contenuta neiFasti diIdazio, sono stati redatti negli ultimi anni del regno di Teodosio79, definiscono tyranni solo gli usurpatori della dinastia valentiniano-teodosiana, Procopio, Massimo ed Eugenio, ma non Magnenzio, Vetranione e Nepoziano. Nontroviamo dunque nella storiografia un’esplicita e totale riabilitazione diun usurpatore contro l’i mperatore legittimo, perquanto in qualche caso il loro carattere, a prescindere dall’usurpazione, possa essere talora descritto conrelativa benevolenza, ma quando gli storici non sono legati dai vincoli di un lealismo almeno formale, essi sembrano trattare questo delicato argomento conmaggiore libertà: in particolare essi possono scegliere dinonapplicare sistematicamente agli usurpatori termini come tyrannus-tyrannis, chepotevano sollevare, come emerge dalpasso di Aurelio Vittore, qualche imbarazzo, dato il contesto etico-politico negativo cheessi

evocano.

Una trattazione a parte, sia pure sintetica, merita anche in questo campo l’Historia Augusta. Nell’opera sono definiti tyranni, individualmente o collettivamente, tutti gli usurpatori del periodo che essa abbraccia, con unaregolarità sconosciuta alla storiografia contemporanea –perquanto tracce diquesto anacronismo si ritrovino nell’Epitome ed in Orosio –con l’eccezione di liste di imperatori e di usurpatori come quella del Laterculus Polemii Silvii80. Ma tyranni sono anche definiti le tradizionali figure tiranniche del I secolo come Caligola, Nerone, Vitellio, Domiziano, come anche alcuni fra i mali principes ai quali sono dedicate biografie come Elagabalo, Massimino, Gallieno81. L’autore dell’Historia Augusta

usa generalmente la terminologia tirannica in rapporto agli usurpatori senza altre qualificazioni ma, come vedremo, è pienamente consapevole dell’ambiguità di quest’uso e, come d’abitudine, a volte vi gioca, a volte richiama invece nel suo modo incoerente e bizzarro serie tematiche politiche edideologiche. Nella Vita di Avidio Cassio l’Historia Augusta fa risalire fino a Domiziano l’uso di applicare agli usurpatori il vocabolario della tirannide82. In una lettera infatti di Marco Aurelio a Lucio Vero a proposito dell’usurpazione di Avidio Cassio, l’imperatore afferma che Domiziano fu il primo a dire: „misera conditio 78

Cfr. R. Helm, Hieronymus undEutrop, RhM 76 (1927), pp. 138–170.

79 Cfr. S. Muhlberger, Thefifth century chronicles. Prosper, Hydatius andthe Gallic chronicler 43. of 452, Leeds 1990, pp.34– 80 Sul trattamento degli usurpatori nelLaterculus cfr. Rösger, Usurpatorenviten, cit., pp.382 ss.; R.W. Burgess, Principes cumtyrannis: twostudies on the Kaisergeschichte and its tradition, 494. CQ 43 (1993), pp. 492– 81 HA,Av. Cas., 2, 6 (Domiziano); Heliog., 1, 2 (Nerone, Caligola, Vitellio); Opil. Macr., 7, 4 (Elagabalo); Alex. Sev. 6, 4 (Elagabalo); Max. et Balb. 17, 2 (Massimino); Tyr. trig., 9, 4 (Gallieno). Tyrannis designa invece generalmente l’usurpazione inespressioni comeadfectare, arripere tyrannidem, con l’eccezione di uncaso in cui invece designa il governo tirannico, quello di Massimino (Gord. 13, 7). 6. Cfr. A. Chastagnol, L’Histoire Auguste et Suètone, BHAC 1970 (1972), 82 HA,Avid. Cas. 2, 5– p. 114; J. Béranger, L’expression dupouvoir suprême dans l’Histoire Auguste, BHAC 1971 (1974), p. 29; DenHengst, ThePrefaces in theHistoria Augusta, Amsterdam 1981, p. 21.

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imperatorum quibus de adfectata tyrannide nisi occisis nonpotest credi“ . Aggiunge peró poi che è più conveniente citare il detto attribuendone la paternità ad Adriano dal momento che i tyrannorum dicta nonhanno autorità. Il detto è stato riconosciuto come un adattamento di Suet., Dom. 21, 1 la cui espressione de coniuratione comperta è sostituita dadeadfectata tyrannide. Questo intervento sul testo diSvetonio consente all’autore dell’Historia Augusta digiocare sull’ambiguità deitermini tyrannus-tyrannis ai suoi tempi: nonsolo puódescrivere untiranno (nel senso tradizionale) chelamenta il sorgere contro diluiditiranni (nel senso contemporaneo di usurpatori-tiranni), mapuó anche attribuirgli un’affermazione che per quanto lo riguarda è falsa, proprio inquanto egli è untiranno, alla cuiuccisione non vengono riconosciuti tiranni, ma semmai onorati come tirannicidi coloro che lo hanno rovesciato. L’autore dell’Historia Augusta è benconsapevole del fatto che l’applicazione della terminologia tirannica agli usurpatori corrisponde adun’identità tirannica e che questa è il prodotto della propaganda del vincitore83, raccolta poi e fissata dalla storiografia84. L’eliminazione diunusurpatore è seguita dalla suacondanna e dalla suadamnatio memoriae in quanto tyrannus85. La situazione delregno diGallieno, come viene descritta nell’Historia Augusta, in cui ad un imperatore, che pure avendone i tratti, nonè ufficialmente condannato come untyrannus si oppongono pretendenti talora migliori di lui sul piano morale e politico che vengono ufficialmente proclamati tyranni sembra essere un’esemplificazione di estrema evidenza della stortura linguistica edideologica, la corrupta rerum vis ac nominum, denunciata daAurelio Vittore, che proprio nel capitolo dedicato a Gallieno aveva collocato la suariflessione. Diversamente dunque dalla categoria mali principes che si fonda su un giudizio morale inoppugnabile, il termine di tyrannus applicato agli usurpatori è, diversamente dal suousotradizionale, null’altro che un’etichetta che copre unagrande varietà di situazioni e nonpuòessere automaticamente espressione di ungiudizio negativo sulpiano morale e politico.

83 Cfr. HA,Clod. Alb. 12, 7 (Settimio Severo in un’epistola al senato): egointerfecto Pescennio Nigro vosa malis tyrannicis liberavi. 2). Cfr.DenHengst, 84 Si vedalabennotaprefazione alla vitadiPescennio Nigro (Pesc. Nig. 1, 1– Prefaces, cit. pp. 19 ss. 85 HA,Claud. 5, 1: Aureolum... conflictu habito (Claudius) a rei p. gubernaculis depulit numque missis adpopulum edictis datis etiam adsenatum orationibus iudicavit.

tyran-

LE TYRAN FANTASMÉ: VARIATIONS DE L’HISTOIRE AUGUSTE SUR LE THÈME DE L’USURPATION par FRANÇOIS PASCHOUD

1. Préambule Coup d’État et usurpation sont desréalités dela politique et del’histoire. Ce sont

aussi desthèmes littéraires, développés diversement selon les modalités propres à chaque genre. Ce sont enfin des fantasmes qui hantent l’imaginaire des hommes unprésent oud’unpassé curieux et cultivés, portés à interpréter les événements d’ unpassé plus proche dont ils ontété ousont les témoins en se fondant surceux d’ lointain quileur estfamilier grâce à leurs connaissances historiques. Pourdécouvrir cet imaginaire, l’auteur del’Histoire Auguste est untémoin depremier ordre: non seulement l’unedeses idiosyncrasies se manifeste parunecuriosité spécifique pour les corégents et les usurpateurs, mais encore, grâce au fait que son oeuvre prend nettement le caractère d’un roman historique, surtout dans sa partie finale, il s’affranchit des austères règles qui vissent plus ou moins l’historien sérieux à la vérité des faits qu’il narre et se laisse librement aller à ses obsessions et à ses rêveries. Le parti qu’il prend denarrer les vies desempereurs d’unpassé lointain lui permet enoutre d’enrichir avec les connaissances et les expériences quisont celles d’unhomme desdernières années du4esiècle sonrécit desévénements des2eet 3e

siècles.

Je me borne à rappeler, en préambule et sans m’y attarder, deux faits bien connus: a) la présence, parmi les trente biographies dela collection, d’unepart de biographies spécifiques consacrées à des corégents et à des usurpateurs jusqu’à l’époque desSévères, d’autre part, dansla deuxième partie, dedeux «biographies» –si l’on peut dire –réservées la première à trente-deux tyrans et «tyrannes» de l’époque deGallien et deClaude II, la seconde à quatre autres tyrans del’époque d’Aurélien et deProbus1; b) la présence, dans despréfaces entête deplusieurs des biographies mentionnées ci-dessus, dedéclarations programmatiques plusoumoins développées surl’innovation queconstitue le fait deconsacrer des«livres» séparés à des corégents et usupateurs2. Une étude toute récente a montré, à monavis de manière entièrement convaincante, quecet intérêt si marqué pourlesusurpateurs se 1

2

Cf. à ce sujet parexemple R. Syme, Ammianus andtheHistoria Augusta, Oxford, 1968, p. 54– 56, et A. Rösger, Usurpatorenviten, Bonner Festgabe Johannes Straub, Bonn, 1977, p. 359– 393. Cf. D. denHengst, ThePrefaces intheHistoria Augusta, Amsterdam, 1981. François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): Usurpationen in derSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

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manifeste également dans le Laterculus de Polémius Silvius, et que cette source, tout comme l’Histoire Auguste, a trouvé matière à alimenter cette curiosité, et sans doute aussi motif dela concevoir, dans la «Kaisergeschichte» d’Enmann3. Nousen savons assez sur cette oeuvre entièrement perdue pour pouvoir affirmer qu’elle proposait unrécit continu à relativement petite échelle, dutype decelui quenous lisons dans les épitomés4. Nous sommes ainsi mieux armés aujourd’hui pour affirmer que, si l’auteur de Histoire Auguste a trouvé dans une source des listes d’usurpateurs avec quelques détails, il appartient à soninitiative d’ en avoir fait les héros debiographies séparées bien développées et d’avoir puisé dans sonimagination pourcompenser danscelles-ci les silences dela tradition historique. L’examen d’un certain nombre de ces inventions permettra, j’espère, de préciser quelques associations et fantasmes qu’évoque dans la tête d’unhomme desenvirons del’an

400 le concept d’«usurpation».

2. Le «brigand»

Firmus monarque séparatiste?

Le premier deliste duquarteron degénéraux félons à qui«Vopiscus» consacre son avant-dernière biographie senommerait Firmus. Cepersonnage, hormis ce qu’onlit sursoncompte dans l’Histoire Auguste, estuninconnu. Ammien parle dedésordres à Alexandrie sous Aurélien sans mentionner unusurpateur, ouseulement unchef de la révolte5. Zosime est à peine plus explicite: sous Aurélien, dit-il, les Alexandrins s’agitèrent et songèrent à la défection6. La manière dont s’expriment ces deux historiens montre bien qu’il ne s’agit pas d’une usurpation née dans un camp militaire, mais de désordres urbains dont les responsables ne sont pas aisément identifiables, comme par exemple dans le cas de la sédition d’Antioche sous Théodose7. «Vopiscus» affirme qu’il y eut trois personnages nommés Firmus8: deux plus ou moins identifiables, et le prétendu usurpateur en Égypte. Les détails quel’Histoire Auguste fournit sursoncompte –sa richesse, sonapparence physique, sescapacités comme buveur, destraits bizarres desavieprivée –sont detoute évidence des fariboles qui n’ont aucun rapport avec la réalité. Mais ce Firmus est aussi l’objet, chez «Vopiscus», d’un débat qui mérite l’attention. Dans la uita Aureliani 32,2, il est déjà question dece personnage: Firmus quidam extitit, quisibi

Aegyptum sine insignibus imperii, quasi utesset ciuitas libera, uindicauit. Or, dans la vie desquatre tyrans, l’auteur fait précéder les chapitres consacrés à Firmus d’un

3 4 5 6 7 8

R. W.Burgess, Principes cumtyrannis: TwoStudies ontheKaisergeschichte andits Tradition, 500. CQ43, 1993, p. 491– 198. Cf. le Handbuch derlateinischen Literatur derAntike 5, München, 1989, p. 196– 22,16,15: Alexandria..., Aureliano imperium agente, ciuilibus iurgiis adcertamina interneciua prolapsis..., amisit... ο ς(sc. εν μ ά η σ τ σ α ρ α α ςπ τ ινἰδόν σ α τ σ ό ὸ π ρ ςἀ α ὶπ α 1,61,1: Ἀ τ ςκ α έ ρ ςστασιάσαν λ εξ δ ν α ). ῦ ο ν ια ρ ελ Α ὐ Surcet épisode, cf. endernier D. R. French, Rhetoric andtheRebellion ofA.D. 387 inAntioch, à paraître prochainement dans Historia. Cf. Quatt. tyr. 3,1, etT. D. Barnes, TheSources of theHistoria Augusta, Bruxelles, 1978, p. 71.

Le tyran fantasmé:

variations

de l’Histoire Auguste surle thème de l’usurpation

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développement érudit (chap. 2) corrigeant l’affirmation dela uita Aureliani: Firmus aurait porté la pourpre, frappé monnaie, assumé le nomd’Auguste, se serait qualifié lui-même dans ses édits d’α ; il serait abusif de tirer argument du fait ρ ρ ά τ ὐ ω τ ο κ qu’A urélien, dans unsien édit, l’aurait nommé nonpastyrannus, mais latrunculus. «Vopiscus» soutient donc désormais que Firmus n’a pas seulement été un latro, mais effectivement unprinceps, unpurpuratus. Aucun des documents allégués danscette discussion n’existe: édit d’Aurélien nommant Firmus, édits oumonnaies deFirmus. Quelle est la part dela réalité danstout cela? Déjà Mazzarino avait suggéré que le nomde Firmus était inventé à partir de celui durebelle quele comte Théodose, le pèredel’empereur, combattit enAfrique vers 3739. Ammien Marcellin, notre source laplus détaillée surle révolté de373, ne nous fournit passonportrait physique, mais précise quec’était unMaure. Orvoici comment «Vopiscus» décrit son Firmus: capillo crispo, ... uultu nigriore, reliqua parte corporis candidus; cethomme aucorps blanc avait unetête denègre: cheveux crépus, teint basané, bien qu’il fût natif de Séleucie (on ne nous dit pas laquelle; maisil n’y a pasdeSéleucie enAfrique!). Ace rapprochement signalé parMazzarino, onpeut en ajouter d’autres entre le Firmus d’Ammien et celui de «Vopiscus». Ammien n’emploie jamais à propos duFirmus de373 le terme detyrannus mais, en 29,5,46, il le qualifie de latro funereus. Cet homme finit parse suicider: repertumquefuniculum, quem adfiniendae uitae parauerat casus, de clauo parieti adfixo suspendit, ubi, collo inserto, animam absque moris cruciabilibus exhalauit (29,5,54). 3): multi dicunt Et voici ce que «Vopiscus» dit de la mort de son Firmus (5,2– laqueo eumuitam finisse; mais «Vopiscus» cite unédit d’Aurélien qui prouverait que ce n’est pas vrai: Firmum etiam latronem Aegyptum... fugauimus, obsedimus, cruciauimus et occidimus. Le Firmus d’Ammien se pend, échappant ainsi à la torture, le Firmus de «Vopiscus», contrairement à ce qu’on prétend, ne s’est pas pendu, Aurélien l’a donc torturé. «Vopiscus» affirme en outre que son Firmus aurait été unallié deZénobie (3,2) et, dans l’édit mentionné, Aurélien aurait relevé le fait: feminei propudii reliquias colligentem (5,3); or le Firmus de 373 reçut l’efficace secours d’une femme, sa soeur (Ammien 29,5,27 sorore Firmi nomine Cyria, quae abundans diuitiis et destinatione feminea nisibus magnis instituit iuuare germanum). La cause est, je crois, entendue: les motifs communs, l’aspect mauresque, la qualité de latro et non pas de tyrannus, le suicide par pendaison, cruciabilis et cruciare, l’adjectif femineus prouvent parleur cumul que«Vopiscus» a inventé de toutes pièces son Firmus à partir de celui d’Ammien. Il en fait un originaire dequelque Séleucie syrienne pourexpliquer le lien avec Zénobie, inspiré parle motif dela soeur duFirmus de373 et, comme ce produit desonimagination est un métis mi-syrien, mi-africain, il crée un personnage bicolore, tête noire et corps blanc, comme les cygnes d’Amérique duSud. Lepersonnage étant entièrement inventé, il endécoule queladiscussion érudite sur la nature exacte de son pouvoir est elle aussi sans lien direct avec la réalité. Nous entrons ainsi de plain-pied dans la sphère de l’imaginaire, de l’usurpateur

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Il pensiero storico classico II,2, Bari, 1968, p. 259; Antico, tardoantico edèra costantiniana II, Bari, 1980, p. 438.

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fantasmé. DenHengst ajudicieusement rapproché le débat dequatt. tyr. 2, avec sa petite mise enscène et sesdivers interlocuteurs nommément précisés, descolloques entre grammairiens tels qu’onenlit dansAulu-Gelle, unauteur mentionné et utilisé par «Vopiscus»10. Aulu-Gelle succombe parfois aupéché mignon des grammairiens tardifs, qui ont tendance à introduire entre certains vocables des distinctions subtiles quela réalité desemplois neconfirme nullement; uncas bien connu est la différence inexacte entre historia et annales dont il donne les éléments en 5,18. Tout le début des Quatre tyrans baigne dureste dans uneambiance dediscussion scolaire. Le chapitre 1 débat duproblème de savoir s’il convient deconsacrer des biographies séparées auxusurpateurs et, dans les dernières lignes dela biographie précédente, en Probus 24,6, «Vopiscus» utilise l’expression quadrigae tyrannorum;or l’emploi figuré de quadrigae, pour désigner nonpasquatre chevaux, mais quatre notions, ouquatre auteurs, est apparemment unespécialité desgrammairiens, inaugurée parVarron (ling. 5,12 initiorum quadrigae locus et corpus, tempus etactio) et reprise parArusianus Messius désignant ainsi les quatre auteurs canoniques fournissant des exemples de style (Cicéron, Salluste, Térence, Virgile; cf. GLK VII 211,3 Keil). Onest dèslors endroit dese demander si le débat dequatt. tyr. sur latro et princeps repose surdesbases concrètes, oubien, en formulant la question autrement, si le terme latro, et sondiminutif latrunculus, peuvent prendre unenuance plus oumoins technique pour désigner unusurpateur. Le Thesaurus11 semble enclin à répondre parl’affirmative, puisqu’il intitule la rubrique II A 1 b α del’article latro «latius inuitapublica deaduersariis reipublicae hostibus sim.» En fait, le terme est surtout employé à l’époque républicaine (par Cicéron), ou pour désigner des personnages de cette époque. L’empereur Claude qualifia ainsi Valérius Asiaticus, victime de la haine deMessaline (orat. imp. Claud. 2,14). Les seuls passages vraiment probants setrouvent dansl’H istoire Auguste: outre ceux quisont enrelation avec Firmus, il s’agit deMax. Balb. 2,5 et 10(à quoi il faut ajouter 17,1; 17,2; 17,6), oùil est question deMaximin et desonfils. Le développement surla nuance de latro semble donc né del’imagination del’auteur del’Histoire Auguste, stimulé parl’emploi qu’Ammien fait dece motà propos duFirmus de373. Ce qui confirme cette impression, c’est lejeu demots qu’il introduit enéquivoquant surle diminutif latrunculus, petit brigand, et figurine d’une sorte dejeu d’échecs, dont le vainqueur était nommé imperator12. Il emploie quatre fois le terme de latro à propos desonFirmus (quatt. tyr. 2,2; 2,3; 5,3; 5,4), maisaussi deux fois latrunculus (2,1 et 2,2). Quelques pages plus loin, à propos dutroisième des quatre tyrans, Proculus, il nous dit qu’il fut proclamé Auguste après être sorti dix fois imperator au jeu des latrunculi (13,2). Or ce Proculus aurait été issu d’une dynastie de brigands, «Vopiscus» utilise à sonpropos deux fois le verbe latrocinare, unefois le 141. Cf. aussi A. Chastagnol, Histoire 10 Op. cit. n. 2, p. 140–

11 12

Auguste, édition bilingue latin1107. Qu’Aulu-Gelle ait été nonseule, Paris, 1994, p. 1106– Bouquins“ français, collection „ ment connu de l’auteur de l’Histoire Auguste, mais encore effectivement utilisé par lui, est 2. prouvé parProb. 1,1– 51 (van Wees-Buchwald, 1973). VII 2, 1016,19– 995 (G. Lafaye). Les pions, soldats mercenaires –ce quiest Cf. Daremberg-Saglio III, p. 992– enlatin le sens premier delatro –donnent leur nomaujeu.

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substantif latrocinium (12,1; 12,5; 13,3). Ses descendants cependant, dégoûtés, allaient répétant qu’il ne leur plaisait d’être ni principes, ni latrones (13,5). La boucle dece complexe montage devocabulaire se referme si l’on se rappelle que, dans la discussion érudite (2,1), il est ditqueFirmus se serait nommé α ὐ ρ τ ο κ ά τ ρ ω , quin’est autre quel’équivalent grec deprinceps. Onl’aura constaté, les termes de la famille latro, etceux quisignifient «empereur», constituent unthème majeur des Quatre tyrans. La discussion érudite elle-même est construite sur le néant, une prétendue nuance de latro, motobsessionnel répété et varié parfigure étymologique. Onpeut supposer que le nidd’emplois dans Max. Balb. est généré comme ajout ultérieur à partir de l’inspiration primitive de quatt. tyr. Ici comme très souvent ailleurs, l’auteur de l’Histoire Auguste se grise de mots-fétiches, qu’il ressasse à satiété avec l’obstination d’unbambin quiapprend à parler. Avant même de revenir sur l’expression sine insignibus imperii (Aurelian. 32,2), qui nous réserve encore une surprise, nous sommes d’ores et déjà en mesure d’affirmer, comme disait le vieux Lucilius (489 Marx), que tout cela n’est quepergula fictorum, ueri nihil, omnia ficta. La fantaisie de la prétendue ciuitas libera qu’aurait fondée Firmus selon la première version de«Vopiscus» (Aurelian. 32,2) nedoit donc pasêtre prise trop au sérieux. Je ne voudrais cependant pas exclure que l’idée lui en est venue à partir d’unesource quise refléterait aussi dans les mots dupassage cité deZosime surla révolte d’Alexandrie à l’époque d’Aurélien: les habitants d’Alexandrie auraient π α ις ό τ σ σ , à une défection. Dans le contexte d’une révolte urbaine, songé à une ἀ l’expression doit certainement correspondre à un refus de payer l’impôt13. Les désordres de ce type sont souvent engendrés par des difficultés fiscales; la foule, excitée pardes agitateurs, peut uninstant rêver dese séparer de l’Empire, et ainsi d’échapper à l’impôt. Ladestruction destatues impériales, quiaccompagne souvent ce genre de troubles, exprime le même fantasme. Les arguments que «Vopiscus» allègue pourprouver queFirmus aurait étéunvrai usurpateur, notamment le port de lapourpre et la frappe demonnaies, mettent seulement enévidence ce quiconstitue pour unhabitant del’Empire romain les signes les plus visibles dupouvoir suprême. Rien ne montre mieux la force de l’idée impériale que l’incapacité dans laquelle sont les concurrents dupouvoir établi d’imaginer l’exercice d’unesouveraineté qui ne se coule pas dans les structures traditionnelles. Lorsque Odoacre déposera Romulus Augustulus en476, il nesongera nullement à échapper à l’édifice del’Empire; il estimera tout simplement quel’empereur deConstantinople suffit à incarner l’idée impériale, et qu’unreprésentant occidental est superflu.

13

Durant lecolloque, R. Delmaire ajustement observé à ce propos quela ville d’Alexandrie avait été détachée de l’Empire romain durant la période où elle avait fait partie de l’Empire palmyrénien deZénobie. Unefois revenue dansle giron del’Empire romain après ladisparition del’Empire palmyrénien, elle fut, selon la tradition, mise endemeure depayer les impôts non versés à Rome durant la période desonrattachement à Palmyre. Il apparaît donc comme très vraisemblable queles troubles d’Alexandrie sous Aurélien onteuprécisément pour origine le „ redressement fiscal“ exigé parl’empereur dela part decette ville retombée ensonpouvoir.

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3. L’Égypte, terre promise desusurpateurs? La mention detroubles à Alexandrie dans unedeses sources a suffi à «Vopiscus» pour élaborer unusurpateur d’origine asiatique, mais qui se manifeste en Égypte,

dont la richesse comporte des éléments typiquement égyptiens, et dont les habitudes bizarres ne pouvaient avoir pour cadre quele pays duNil. Le second général félon duquarteron se nomme Saturninus. Son existence et son nomsont garantis par le témoignage de plusieurs sources. Zosime nous apprend qu’il était Maure d’origine, et qu’il fut gouverneur de Syrie (1,66,1). ParJérôme, nous savons qu’il 11Helm). La «Kaisergeschichte» d’Enmann le futtuéà Apamée (chron. p. 224,10– situait en Orient14. Hors de l’Histoire Auguste, le seul indice qu’il ait eu quelque rapport avec l’É gypte résulte du fait que ses monnaies sont issues de l’atelier d’Alexandrie15, mais il paraît hautement invraisemblable que«Vopiscus» aitconnu ce détail. Lui-même était enfait unGaulois, issu d’unegens inquietissima, toujours avide desusciter desusurpateurs (7,1). Aurélien, dans sa grande sagesse, lui aurait 3). «Vopisprescrit de nejamais mettre le pied en Égypte, ciuitas praeturbida (7,2– 8,10), cus» enchaîne avec le long et célèbre développement surles Égyptiens (7,4– mais n’explique pasdemanière plus précise pourquoi l’association d’unGaulois et de l’É gypte constitue une combinaison violemment exothermique. Tout porte à croire que la dimension égyptienne de Saturninus n’a pas plus de réalité que son origine gauloise. Le lecteur averti des Quatre tyrans ne peut qu’être frappé de la place qu’occupe l’É gypte dans les inventions qui meublent les deux plus longues des quatre biographies qui constituent ce texte. Oncomprend bien que la mention dupays duNilsert à l’Anonyme deprétexte pours’attarder surdiverses bizarreries y aurait-il pas exotiques quistimulent l’imaginaire antique depuis Hérodote. Maisn’ autre chose encore?

Certes, l’É gypte apparaît aussi ailleurs dans l’Histoire Auguste, notamment à propos de l’un des Trente tyrans, Émilien (22). Quant à la Gaule, elle est bien sûr une pépinière d’usurpateurs, notamment ceux qui, au 3e s., furent à la tête de l’Empire séparé des Gaules et qui apportent une contribution importante à la constitution des Trente tyrans, mais aussi au4es., avec Silvain, et peut-être même Julien. Enoutre, l’auteur del’Histoire Auguste, quiconnaît sonAmmien, peut avoir en tête ce quecet historien ditdugoût desunités stationnées enGaule pour les res nouae (30,10,1). Mais l’É gypte avait enfait connu unedestinée particulière dèsson rattachement à l’Empire. Elle avait été conquise parOctavien après sa victoire sur Cléopâtre et Antoine, et mise à part comme undomaine particulier del’empereur. Cornélius Gallus, d’humble origine, puis favori d’Octavien, en avait été le premier préfet; l’adulation orientale luiétait montée à la tête, provoquant sachute, puisson suicide, resté dans toutes les mémoires, car il était unpoète célèbre, ami de Virgile, quiavait consacré saDixième Bucolique à chanter ses amours malheureuses. Deux phrases de Tacite résument le destin exceptionnel de cette région: ann. 2,59,3: 14 Cf. AVR. VICT. Caes. 37,3; EVTR. 9,17,1; PS. AVR. VICT. epit. 37,2; HA Prob. 18,4; 6,5. 15 Cf. PLRE I, p. 808.

quart. tyr.

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Augustus, inter alia dominationis arcana, uetitis nisi permissu ingredi senatoribus aut equitibus Romanis illustribus, seposuit Aegyptum ne fame urgeret Italiam, quisquis eam prouinciam claustraque terrae ac maris quamuis leui praesidio aduersum ingentis exercitus insedisset. hist. 1,11,1: Aegyptum copiasque, quibus coerceretur, iam inde a diuo Augusto equites Romani obtinent loco regum: ita uisum expedire, prouinciam aditu difficilem, annonae fecundam, superstitione ac lasciuia discordem et mobilem, insciam legum, ignaram magistratuum, domui

retinere.

Dans quelle mesure l’auteur de l’Histoire Auguste pouvait-il connaître cette tradition? Ence quiconcerne Cornélius Gallus, il était certainement aucourant: les commentaires deServius auxBucoliques (10,1) et auxGéorgiques (4,1) donnaient les détails nécessaires, Ammien mentionne Cornélius Gallus préfet d’É gypte et poète (17,4,5). Pour le statut spécifique de l’Égypte, la question est plus délicate. «Vopiscus» connaît l’existence del’historien Tacite, puisqu’il nele mentionne pas moins de trois fois (Aurelian. 2,1; Tac. 10,3; Prob. 2,7), mais l’a-t-il lu? Syme16 était sceptique, les indices positifs sont relativement faibles, Il y a une parenté 16) et des indiscutable entre le discours de Galba adoptant Pison (TAC. hist. 1,15– éléments dispersés dans de faux discours audébut de la Vita Taciti (chap. 3, 4 et 6)17. Mais il s’agit d’idées générales, quipeuvent aussi provenir d’ailleurs. Le statut spécial del’É gypte était entoutcasconnu d’Ammien, puisqu’il précise en22,16,6: Aegyptus... regio iure regitur a praefectis. Il me paraît difficile d’admettre que l’interdiction faite par Aurélien à Saturninus de pénétrer en Égypte ait pu naître dans l’imagination de «Vopiscus» sans qu’il ait eu connaissance de la disposition spécifique prise par Auguste à l’égard des sénateurs et des chevaliers de haut rang18. La conclusion duchapitre des Trente tyrans consacré à l’usurpateur égyptien Émilien (22,9–14) en fournit, je crois, l’évidente confirmation. Gallien aurait voulu offrir au préfet d’É gypte Théodote, personnage bien attesté qui réduisit la révolte d’Émilien19, l’imperium proconsulaire. Il enfutempêché pardesprêtres qui déclarèrent qu’il était interdit d’introduire les faisceaux consulaires dans Alexandrie. Le fait serait même confirmé parunpassage d’undiscours malheureusement perdu de Cicéron20. Uneinscription en caractères égyptiens surunecolonne d’or à Memphis aurait annoncé quel’É gypte devait recouvrer sonindépendance lejour où y arriveraient une prétexte et des faisceaux romains. Ce détail se lirait chez le grammairien Proculus, personnage inventé, mais qui porte –est-ce un hasard? – précisément le nomd’undesusurpateurs duquarteron, celui quigagne auxlatroncules. Cet étalage d’érudition de l’auteur de l’Histoire Auguste n’est pas entière16 Op. cit. n. 1, p. 189. 273. 263 et 269– 259, 261– 17 Cf. moncommentaire à la uita Taciti (Paris, CUF, 1996), p. 258– 18 Cf. J. Schwartz, La place de l’Égypte dans l’Histoire Auguste, Historia-Augusta-Colloquium 182. 186, ici p. 181– 1975/1976, Bonn, 1978, p. 175– 19 Cf. PLRE I, p. 906. 20 Il s’agit d’unin Gabinium, dont il nereste aucun fragment, mais surlequel nous renseignent quelques testimonia, réunis dans M. Tulli Ciceronis orationum deperditarum fragmenta Iulius 152; les renseignements les plus circonstanciés Puccioni recognouit, Mondadori, 1972, p. 151– 3. se lisent dans Cassius Dion 39,62,2–

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ment factice. Le Digeste (1,17,1, péricope tirée du 15e livre d’Ulpien sur l’édit)) parle en effet du pouvoir du préfet d’É gypte en ces termes: imperium, quod ei ad similitudinem proconsulis lege subAugusto datum est. Il s’agissait d’un imperium defait, nondedroit, carle préfet d’Égypte, n’étant ni magistrat, nimêmesénateur, nepouvait pasformellement détenir d’imperium, mêmepardélégation. Il découlait decette anomalie juridique diverses particularités, et notamment quele préfet ne portait pas les insignes del’imperium et n’avait pasdelicteurs21, alors que, même à l’époque impériale, non seulement les gouverneurs consulaires et prétoriens des provinces dites sénatoriales, mais aussi les légats propréteurs des provinces dites impériales, avaient droit à unnombre variable de licteurs, et donc de faisceaux22. L’appendice duchapitre consacré à Émilien dans les Trente tyrans implique que l’auteur connaît, et suppose aussi connues de ses lecteurs, toutes ces dispositions, ainsi que l’exception égyptienne. La prophétie de la colonne d’or de Memphis signifie donc en clair que l’Égypte deviendra indépendante de l’Empire le jour où y pénétrera ungouverneur derang sénatorial munidesinsignes desonimperium. Et il faut maintenant nous souvenir d’une précision donnée à propos de l’usurpateur Firmus lors desapremière apparition, enAurelian. 32,2: il aurait assumé le pouvoir enÉgypte sine insignibus imperii. Cette formule utilisée pourunusurpateur prétendument égyptien transfère donc sur la personne de Firmus une définition qui convient au préfet d’É gypte: il a un imperium, mais n’en possède pas les signes extérieurs, il ne peut pas faire lever la hache ni marcher les licteurs. L’expression sine insignibus imperii, quiapparaît innocemment audétour d’unpassage entièrement inventé, pourrait bien être issue telle quelle d’unouvrage technique, administratif ou juridique, définissant le préfet d’Égypte comme un praeses equestri ordinis cumimperio, sed sine insignibus imperii. Il est impossible aujourd’hui de déterminer où l’auteur de l’Histoire Auguste a puisé sa science: Tacite, textes juridiques, autres ouvrages? ce qu’il y a desûr, c’est quele passage desHistoires deTacite cité plus haut surle caractère desÉgyptiens 8; semble être comme unrésumé desfantaisies développées dans Quatre tyrans 7– sait bien quec’est l’unedes idiosyncrasies les plus invétérées del’auteur de or l’H istoire Auguste que de broder d’amples variations sur un thème trouvé dans quelque source. Assurément, il peut avoir aussi découvert ailleurs quechez Tacite, dans quelque texte quenous nepossédons plus, desprécisions surle statut spécifiquedel’É gypte et desongouverneur, et surle caractère singulier deseshabitants. Quoi qu’il en soit de tout cela, je voudrais pour finir insister surun détail qui me paraît significatif. J’ai déjà signalé que«Vopiscus» fait deSaturninus unGaulois, et observé que l’entrée d’unGaulois en Égypte comportait des périls peuexplicables. Gaulois se dit en latin Gallus. Il pourrait donc s’agir nonpas d’unGaulois, mais d’unGallus, et plusprécisément deCornelius Gallus, qui,effectivement payadesa vie d’être entré en Égypte. Pour conclure surce point, il meparaît quela place accordée dans les Quatre tyrans authème combiné «usurpation enÉgypte», à celui dela ciuitas libera, et au motif d’unusurpateur Gallus qui entre dans cette région malgré l’interdiction qui 21 Cf. Th. Mommsen, Römisches Staatsrecht, vol. II3, p. 935, et III3, p. 557. 386. 22 Cf. ibid., vol. I3, p. 382–

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del’Histoire Auguste surle thème del’usurpation

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lui en a été faite peut s’expliquer élégamment, en toute indépendance dumoindre contact avec la réalité historique del’époque deProbus, grâce à desréminiscences érudites relatives aupoète Cornélius Gallus –onprend soin denous préciser que Saturninus était non parum litteratus (10,4) –et au statut spécifique conféré par Auguste à l’É gypte et à ses gouverneurs.

4. L’usurpateur

malgré

lui

Parmi les usurpateurs duquarteron, seul Firmus nousest dépeint comme unrebelle décidé: contra Aurelianum sumpsit imperium ad defendendas partes quae supererant Zenobiae (5,1). Bonose n’assume la pourpre queparce qu’il craint d’être puni du fait que deux embarcations romaines sur le Rhin ont été incendiées par les Germains (15,1). Proculus n’estproclamé empereur queparce qu’il a gagné dixfois desuite aujeudeslatroncules; piégé parle bouffon quil’arevêtu delapourpre, puis parla crainte destémoins impuissants decette plaisanterie stupide et del’armée, il 2). L’élévation de Saturnin, raest pratiquement contraint à l’usurpation (13,1– contée avec unplus grand luxe de détails, n’est pas fondamentalement différente. Aurélien lui avait interdit de pénétrer en Égypte. Il s’y rend néanmoins, pour une raison que«Vopiscus» neprécise pas. Il n’y est pasplutôt arrivé qu’il est proclamé Auguste. Effrayé, Saturnin quitte aussitôt Alexandrie et retourne en Palestine. Réfléchissant cependant à ce qui s’était passé, il craint pour sa sécurité, et se fait élever à l’Empire par ses soldats, tout en se plaignant amèrement de son sort: l’initiative desAlexandrins lui a d’uncoup fait perdre tout le bénéfice d’unebelle carrière militaire. À ses soldats qui l’encouragent, il fait un tableau sinistre du pouvoir suprême, où réapparaissent des thèmes déjà développés précédemment par «Vopiscus»: le monarque vit dans des terreurs perpétuelles, il ne peut rien faire selon songré, il est toujours critiqué à cause desonâge, quel qu’il soit; le pouvoir suprême est ungrand malheur, l’usurpateur est condamné à mort parses partisans 10,3). Le grand-père de «Vopiscus» témoin des plaintes de Saturnin fait (9,1– penser au père du même, témoin des confidences de Dioclétien sur la difficulté 4). Saturnin dit: nescitis... quidmali d’exercer le pouvoir suprême (Aurelian. 43,2– rare; impeet Dioclétien: nihil esse difficilius quam bene imperare. Les deux passages développent le thème dumonarque prisonnier desonentourage. Quant au motif dubonâge pour être empereur, il est longuement varié audébut de la uita 6,7). L’usurpateur Émilien des Trente tyrans nous fournit encore un Taciti (4,5– autre exemple detyran malgré lui (22,4). Detoute évidence, l’auteur del’Histoire Auguste est convaincu quel’aspect dedictature militaire quecomporte le principat romain facilite la multiplication des usurpations, provoquées d’une part par la cupidité et l’instabilité de la soldatesque, d’autre part par la méfiance toujours alarmée desprinces, jamais assurés dela solidité deleur pouvoir, et parla duplicité deshauts fonctionnaires. Les protagonistes de ces désordres, les usurpateurs euxmêmes, ensont les victimes plutôt quelesbénéficiaires. Pourunefois, sans renoncer à ses inventions burlesques et à ses nombreux tics au niveau de l’inuentio et de l’elocutio, l’Anonyme, ridendo dicens uerum, nous sit

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uneanalyse perspicace de l’étiologie des usurpations, valable aussi bien

pourle 4equepourle 3esiècle, etconfirmée pardesépisodes plus oumoins récents qu’il peut connaître grâce à Ammien. L’usurpateur maure Firmus de 373 a été

acculé à la révolte parles intrigues ducomte Romain, quineluilaissa aucun moyen 3). Onsonge aussi autriste destin deSilvain, judicieusement desejustifier (29,5,2– rapproché du Proculus duquarteron par Syme23: Silvain était Franc, et songea à s’allier avec ses frères de race, mais on l’avertit qu’ils risquaient de le trahir 16); «Vopiscus» fait d’abord deProculus unbrigand originaire d’Albenga, (15,5,15– mais il prétend ensuite qu’il était d’origine franque, et que les Francs le trahirent (12,1; 13,4); un proche de Silvain se nommait Proculus (15,6,1); son père se nommait Bonitus (15,5,33), nomrarissime quiapparaît aussi dans l’Histoire Auguste, ailleurs, maiségalement enrelation avec unusurpateur, Régilien, l’un desTrente tyrans (10,11). Ici encore, Ammien et les réalités dela seconde moitié du4esiècle donnent corps aux inventions ingénieusement didactiques de notre amateur de tyrans.

5. Épouses et mères detyrans, et «tyrannes». Pour conclure ces recherches, excessivement traditionnelles par leur méthode, de manière plus conforme à la mode, je vais aborder pour finir unthème qui relève,

sinon des«gender studies», dumoins des«women studies». L’auteur de l’Histoire Auguste manifeste un intérêt plus que marqué pour les dames dans l’entourage des usurpateurs. Commençons par Proculus. Il avait une épouse qui s’appelait Vituriga. Elle devait donc être issue dupeuple gaulois des Bituriges. On nous précise qu’elle était une uirago, et qu’elle poussa son mari à l’usurpation, quae illum in hanc praecipitauit dementiam. Onpeut se demander si «Vopiscus» ne cherche pas à suggérer à son lecteur une belle étymologie à la Varron, uirago, idestquae uirum agit24. Entout cas, comme Syme25 l’a remarqué, cette Biturige est une vraie Gauloise, telle qu’Ammien en décrit une (15,12,1), redoutable catcheuse: cum... inflata ceruice suffrendens ponderansque niueas ulnas et uastas, admixtis calcibus emittere coeperit pugnos, ut catapultas tortilibus neruis excusssas. Cette douce représentante dubeau sexe reçut ensuite le nomde 16), qui tenait sa force de ne Samso, l’Hercule biblique duLivre des Juges (13– s’être jamais coupé les cheveux et den’avoir jamais budeboisson fermentée. On peut se rappeler à ce propos que le tyran Firmus, dont il est question peuaupara4), vant, était velu aupoint qu’onl’appelât Cyclope, et qu’il était grand buveur (4,1– 5). Ce Bonose, pour sa comme dureste son collègue du quarteron Bonose (14,3– part, ayant perdu son père en son jeune âge, fut élevé par sa mère, elle aussi

59. 23 Op.cit. n. 1, p. 56– 24 Cf. R. Maltby, A Lexicon of Ancient Latin Etymologies, Leeds, 1991, p. 647, quicite ISID. diff. Vopiscus“connaissait cette 1,590: uirago... quae uirum agit, hoc est opera uirilia facit. Si „ étymologie, et qu’il y pense effectivement ici, il en détourne le sens; il suppose en effet l’explication suivante: quae uirum agit, hoc est eumadaliquid faciendum inducit. 25 Op.cit. à la n. 1, p.58.

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et plus singulière par sa vigueur

physique que par sa culture: a matre fortissima educatus litterarum nihil didicit (14,1). Il eut plus tard une épouse remarquable, issue dupeuple desGoths, mais se nommant Hunila, femina singularis exempli et familiae nobilis; grâce à cette uirgo regalis, Aurélien comptait apprendre tout ce quise passait chez les Goths (15,3– 7). Si nous passons auxTrente tyrans, nous tombons surunpersonnage peudigne d’attention par lui-même, mais doté d’une épouse hors du commun. Comme la femme deCésar, elle se nomme Calpurnia, comme elle, elle est issue dela famille des Pisones Caesonii. En outre, elle est prêtresse, et uniuiria, conformément non seulement à l’idéal de la matrone romaine, mais aussi des dames chrétiennes conseillées par Jérôme. Elle possédait par ailleurs des perles «cléopâtriennes». Chastagnol pense que, si Cléopâtre est ici évoquée, c’est en tant qu’épouse égyptienne deCésar, comme pendant à sonépouse romaine Calpurnia26. Pourmapart, je pense que, si le nomde Cléopâtre apparaît ici, c’est en tout cas aussi parce que, immédiatement avant, il est question dans les Trente tyrans de la reine Zénobie, présentée comme une nouvelle Cléopâtre, et dureste ainsi nommée une fois par «Vopiscus»27. Ce motif me fournit la transition avec les «tyrannes» des Trente tyrans. Je commencerai parla moins connue, Victoria, mère del’usurpateur Victorinus28. Après avoir fait plusieurs fois allusion à elle, l’Histoire Auguste lui consacre une brève biographie: elle aurait porté le titre de mater castrorum, pris celui 4). Ces détails sont inventés29, et c’est donc d’Augusta, et battu monnaie (5,3; 31,1– abusivement qu’elle est mise aunombre des «tyrannes». Tel n’est pas le cas pour Zénobie et son fils Vabalat, dont les monnaies attestent qu’ils portèrent le titre d’Augusta et d’A ugustus30. L’Histoire Auguste la décrit comme une femme énergique et vertueuse, et insiste notamment sur sa chasteté: cuius ea castitas fuisse dicitur ut ne uirum suum quidem scierit nisi temptandis conceptionibus. namcum semel concubuisset, expectatis menstruis continebat se, si praegnans esset, sin minus, iterum potestatem quaerendis liberis dabat (30,12). Nous retombons ici sur despréceptes demorale chrétienne, observés avec unscrupule presque superfétatoire. L’auteur de l’Histoire Auguste joue avec la notion de «tyranne». Il ne parle d’usurpatrices que pour souligner, dit-il, l’abjection de Gallien, dont le règne scandaleux a provoqué même des usurpations féminines. Mais il est ensuite saisi d’un scrupule, et ajoute à sa liste de vingt-huit usurpateurs et deux usurpatrices deux tyrans hommes (trig. tyr. 30,1; 31,1 et 7), pour ne pas encourir le risque à l’avenir d’être critiqué pour avoir mêlé à destyrans destyrannae oudestyrannides 10). A maconnaissance, tyranna, demêmequetyrannides (trig. tyr. 30,1; 31,1 et 7–

Gauloise,

6. Lepoint devuedeChastagnol se lit dans 26 Le passage surCalpurnia se situe entrig. tyr. 32,5– XCV, 859; cf. dansce mêmeouvrage, p. XCIV– sonédition bilingue citée supra n. 10,p. 858– sesobservations surles relations entre ce passage et destextes deJérôme. 27 Cf. trig. tyr. 30,2; Aurelian. 27,3; Prob. 9.5. 962. 28 Cf. PLRE, vol. I, p. 961–

858. 29 Cf. Chastagnol (cité n. 10), p. 857– 857, et trig. tyr. 30,2, oùle fils authentique, Vabalat, n’est pas nommé, alors 30 Cf. ibid., p. 856– qued’autres, inventés, le sont.

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aupluriel dans le sens, nonde«tyrannies», mais de«tyrannes», sont deshapax. On le constate donc, les dames «tyrannes», les mères et épouses detyrans ont stimulé l’imagination de l’Anonyme. Ce qui est peut-être le plus frappant dans tout cela, c’est la réapparition concomitante demotifs bibliques, chrétiens: Vituriga devient Samso, Calpurnia neseremarie pas, Zénobie estmerveilleusement chaste. Bien que toutes lesfemmes mentionnées sortent dulotd’unemanière oud’uneautre, l’exercice semble gratuit, et finit par tourner autour de deux néologismes. Une fois de plus, l’Anonyme se montre gourmet dégustateur denotions bizarres et demots insolites. 6. Conclusion

Les réflexions quiprécèdent nefont assurément pasbeaucoup progresser l’analyse du concept d’usurpation dans l’antiquité tardive, mais elles peuvent éclairer les mécanismes quiprésident auxassociations d’idées qu’engendre ce concept chez un individu éveillé, attentif, cultivé et imaginatif, plongé dans le contexte historique desdernières années du4es. Le personnage quise révèle ainsi à nousest sans aucun doute unoriginal, et même unfarfelu. Il serait néanmoins excessif derécuser sans autre forme de procès son témoignage dans uneenquête visant à définir les métamorphoses dutyran fantasmé dans l’imaginaire deses contemporains.

CHRISTENTUM UND DYNASTISCHE POLITIK (300– 325) von TIMOTHY D. BARNES Worin bestand die politische Rolle des Christentums undworin lag seine Bedeutung zwischen demBeginn der sogenannten ‚Großen Verfolgung‘unddemTode Constantins? Die modernen Antworten aufdiese Frage sind sehr verschieden, weil dieunserhaltenen Quellen nurein sehr fragmentarisches Bild liefern. Zwar haben wireine zeitgenössische Darstellung derpolitischen undmilitärischen Ereignisse des Jahrzehnts der Verfolgung von 303 bis 313. Aber es ist sehr umstritten, wie glaubwürdig undwie verläßlich Lactanz’Pamphlet ‚Über die Todesarten der Christenverfolger‘ eigentlich ist1. So ist nahezu alles, was man über die Regierung Diocletians, überdieverworrenen Jahre nachseiner Abdankung oderüberConstantins Aufstieg zurAlleinherrschaft sagt, denAngriffen derFachkollegen ausgesetzt. Ich werde meine eigenen Ansichten so klar wiemöglich darlegen, ohne immer im einzelnen zuerklären, warum ich andere Meinungen fürfalsch halte.

* **

Wenn wirdasconstantinische Zeitalter verstehen möchten, müssen wirunsm. E. über vier grundlegende Thesen im Klaren sein. Jede dieser Thesen bleibt immer noch umstritten, undsie lösten daher in Solothurn eine rege Auseinandersetzung aus. Nichtdestoweniger scheint mir, daßes das oben gestellte Problem verdeutlichen wird, wenn ich diese vier Thesen erst einmal grob umreiße, bevor ich sie als

Ausgangspunkt fürweitere Folgerungen benutze. Erstens: obwohl es im späten dritten Jahrhundert juristisch noch illegal war, Christ zu sein, erfreuten sich bereits der christliche Glaube und die christliche Kirche größtenteils der Duldung durch die römische Gesellschaft. Schon ausder Zeit vor260 gibt es unzweideutige Beweise dafür, daßdasChristentum durch die Gesellschaft akzeptiert war. In Africa zumBeispiel stellte Minucius Felix, wohlum Herrn Michael Redies, derdenenglischen Text meines Vortrags in Solothurn ins Deutsche übertragen hat, und Herrn Joachim Szidat, der die letzte, von mir überarbeitete deutsche Fassung verbessert hat, vielmals danken. Ich binauch allen Teilnehmern amKolloquium fürwichtige Anregungen sehr zuDankverpflichtet. 46 (günstige EinschätSiehe z. B. T. D. Barnes, Lactantius andConstantine, JRS 63, 1973, 29– zung); F. Kolb, Diocletian unddie erste Tetrarchie. Improvisation oder Experiment in der 139 (‚die ZuverlässigOrganisation monarchischer Herrschaft? Berlin / NewYork 1987, 131– keit desLactantius als Historiker‘verneinend).

Ich möchte

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François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): Usurpationen inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

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240, führende Bürger derStadt Cirta schon indervoraufgegangenen Generation als Christen dar, undwenige Jahre später bezeugen die Briefe Cyprians die Rolle, die

die Christen in der Großstadt Karthago um250 spielten2. Im Jahr 260 beendete Gallienus nicht nurdie Verfolgung, die sein Vater Valerianus 257 begonnen hatte, sondern er gestand denchristlichen Gemeinden auch das Recht zu, alsjuristische Körperschaften Eigentum zubesitzen3, wasindirekt die Rechtmäßigkeit desChristentums bedeutete. Nach260 gehörte dieVerfolgung daher derVergangenheit an, unddie christlichen Kirchen blühten auf. Es wardurchaus nichts Ungewöhnliches an dem Appell der antiochenischen Kirche an Aurelian, er möge kraft seiner kaiserlichen Autorität denabgesetzten Bischof Paulus vertreiben, dersich weigerte, die Hauptkirche der Stadt aufzugeben4.

Als Diocletian Kaiser wurde, beschleunigte sich die Christianisierung der römischen Gesellschaft. In denwichtigsten Städten des griechischen Ostens gab es nun Kirchen, darunter auch eine in Nicomedia, die in der Nachbarschaft des Palastes stand, den Diocletian in dieser Stadt errichtet hatte. Es gab Christen im Palast, im Heer und in der kaiserlichen Verwaltung: es gab sogar christliche Provinzstatthalter, die von der Pflicht, offizielle Handlungen mit einem symbolischen Opfer einzuleiten, befreit waren5. Meine zweite grundsätzliche These folgt ausdiesen Fakten. Schon imfrühen vierten Jahrhundert konnte kein römischer Kaiser ohne die Zustimmung oder zumindest die Duldung seiner christlichen Untertanen fest und sicher regieren. Diese These stützt sich hauptsächlich auf denGang derEreignisse: sie erklärt das Scheitern der ‚Großen Verfolgung‘ im Osten undden Aufstieg Constantins zur Alleinherrschaft mitdennoch schlafenden, aber schon großen Kräften derchristlichen Kirche6. Es gibt dafür aber auch mindestens ein sehr deutliches Zeugnis. Als dersterbende Galerius seinen christlichen Untertanen dieAusübung ihrer Religion wieder gestattete, gestand er in seiner Verordnung zu,daßderVersuch, diereligiöse Übereinstimmung im ganzen Reich wiederherzustellen, darum gescheitert war, weil die Kaiser weder alle Christen zumOpfern zwingen noch alle Verweigerer hinrichten konnten7. Die dritte These folgt ausdenersten beiden. Die ‚Große Verfolgung‘warkeine notwendige Folge von Diocletians Erneuerung des römischen Staates, nicht der Höhepunkt seiner Reformen, nicht ‚eine logische Konsequenz der ideologischen Grundlagen der Tetrarchie8. Zwar standen die Tetrarchen unter dembesonderen Schutz derGötter Juppiter undHercules undstellten sich als deren irdische Vertre2 3 4

5 6 7 8

94; G. W. M. M. Sage, Cyprian. Philadelphia Patristic Series 1, Cambridge, Mass. 1975, 47– 44, 46, 47, IV. Ancient Christian Writers 43– Clarke, The Letters of St. Cyprian of Carthage I– Washington 1984, 1986, 1989. Euseb, KG 7.13. Euseb, KG 7.30.19, vgl. F. Millar, The Emperor in the Roman World (31 BC –AD 337), 573. London 1977, 566– 6. Lactanz, MP 10.3/4, 12.3, 15.2; Euseb, KG 8.1.1– 163. 77, 148– T. D. Barnes, Constantine andEusebius, Cambridge, Mass. 1981, 15– 4 = Eusebius, KG 8.17.6–10. Lactanz, MP 31.1– Kolb, Diocletian, 1987, 113.

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ter dar9. Aber diese Vorstellung von der Beziehung der göttlichen undmenschlichen Herrscher konnte leicht so modifiziert werden, daßein Kaiser einen neuen Gott, selbst den christlichen Gott, als seinen göttlichen Beschützer annehmen konnte. Die ‚Große Verfolgung‘bedarf also einer politischen Erklärung10. Meine vierte These betrifft die Ideologie derTetrarchie, wie sie vonWilliam Seston undFrank Kolb rekonstruiert worden ist. Seston undKolb behaupten beide, daßDiocletian spätestens in denspäten neunziger Jahren des dritten Jahrhunderts eine neue Form der monarchischen Herrschaft für das römische Reich errichtet hatte, die das dynastische Prinzip bei der Nachfolge völlig beseitigte: ein Kollegium vonzwei Augusti sollte zwanzig Jahre lang regieren unddann zugunsten der Caesares abdanken; zwei neue Caesares sollten gleichzeitig ernannt werden, die keineswegs notwendig in verwandtschaftlicher Beziehung zudenvier regierenden Kaisern stehen mußten11. Seston datierte Diocletians Entscheidung, etwa 305 abzudanken, auf das Ende der neunziger Jahre: er argumentierte, daß die Idee einer Beschränkung derkaiserlichen Amtszeit, diederrömischen Tradition völlig fremd war, Diocletian durch dieNotwendigkeit aufgezwungen wurde, die Ansprüche der Caesares, besonders des Galerius, zu unterbinden12. Kolb erschließt dasselbe Datumaus demvermuteten Datum desBaubeginns in Split: ‚DerPalast vonSpalato bestätigt also die Existenz des tetrarchischen Konzepts vor 300 undebenso die Existenz eines Zeitplans für die Abdankung‘13.Es ist richtig, unter Zuhilfenahme desarchäologischen Befundes zuargumentieren: weil diePrachtbauten Diocletians undGalerius’ in Split bzw. in Gamzigrad als Alterssitze gedacht waren, wo die Kaiser ihre Tage zu beschließen vorhatten, besaßen diese Paläste Mausoleen14. Aber vorher hatte Galerius, so scheint es, ein Mausoleum auch in seinem Herrschaftssitz Thessalonike gebaut15, wasnahelegt, daßer zuderZeit, alser nach dem persischen Krieg in Nordgriechenland Residenz bezog, keineswegs vorhatte, sich

imAlter in seinen Geburtsort Gamzigrad zurückzuziehen. Meine vierte These ist daher, daß es keinen guten Beweis dafür gibt, daß Diocletian über seinen Ruhestand nachdachte, bevor er 303 Italien besuchte. Der Baubeginn in Split ist zudem völlig undatierbar16. Kolbs Formulierung scheint mir 9 Kolb, Diocletian, 1987, 88–114; L’ideologia tetrarchia e lapoliticia religiosa diDiocleziano, in G. Bonamente undA. Nestori (Hrsgg.), I Cristiani e l’Impero nel IV secolo, Macerata 1988, 44. 17– 22. 10 Barnes, Constantine, 1981, 18– 300). BEFAR 162, Paris 11 W. Seston, Dioclétien et la Tétrarchie, 1: Guerres et réformes (284– 158. 257; Kolb, Diocletian, 1987, 139– 189, 248– 1946, 184– 12 Seston, Dioclétien, 1946, 188/89: ‚L’idée qu’onpeutlimiter dansle temps la fonction impériale est étrangère à la tradition romaine. Je crois qu’elle s’est imposée à Dioclétien comme le seul moyen d’arrêter les Césars dans leurs prétentions et surtout Galère.‘ 13 Kolb, Diocletian, 1987, 151. 14 J. J. Wilkes, Diocletian’s Palace, Split: Residence of a Retired Roman Emperor, Sheffield 45; D. Srejovićand Č . Vasić, Emperor Galerius’s buildings in Romuliana 20, 40– 1986, 11– 141. (Gamzigrad, eastern Serbia), AntTard 2, 1994, 123– 15 J.-M. Spieser, Thessalonique et ses monuments duIVe au VIe siècle. Contribution à l’étude d’uneville paléochrétienne. BEFAR 254, Athens / Paris 1984, 117(übermäßig zurückhaltend). 16 Wilkes, Diocletian’s Palace, 1986, 13, 19, 91 Anm. 84.

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die Schwäche seines Schlusses zuenthüllen: ‚obwohl derPalast imJahr 305 noch nicht ganz fertig war, kannm(eines) E(rachtens) kein Zweifel daran bestehen, daß er spätestens um300 begonnen worden sein muß, umDiocletian im Jahr 305 als Refugium dienen zukönnen‘17.Dasheißt, es gibt keinen Beweis, weder archäologischer noch literarischer Natur, daßDiocletian vor seinen vicennalia über eine künftige Abdankung nachgedacht hätte.

* * * Vor diesem allgemeinen Hintergrund können wir nundas Zusammentreffen der vier Kaiser im Jahre 303 betrachten. Dies war eines der wichtigsten politischen Ereignisse desfrühen vierten Jahrhunderts undderRegierung Diocletians. Aber es wurde schnell vergessen oder blieb doch nurunvollständig in derErinnerung: wir finden davon keine ausführliche Erwähnung in den noch vorhandenen Autoren dieser Zeit –nicht bei Lactanz, nicht indengallischen Panegyrici von307 bez. 310, nicht inderKirchengeschichte Eusebs oderinseinem Leben Constantins. Alserster hat, soweit ich sehe, André Chastagnol vor fünfzehn Jahre vorgeschlagen, daß alle vier Kaiser zusammen in RomzurFeier dervicennalia waren18. Dieser Vorschlag ist sehr wichtig, nicht jedoch ganz richtig, denn, wie ich glaube, trafen zwar die vier Kaiser 303 zusammen, aber nicht in Rom19. Es wargeplant, daßalle vier Kaiser in Romeinen Triumph undzugleich die

vicennalia derAugusti unddiedecennalia derCaesares zusammen feiern sollten20. Zu diesem Zweck trafen sie zuerst in Norditalien, wahrscheinlich in Mailand, zusammen. Aber ein unerwarteter Notfall zwang Galerius nach demunteren Donauraum zurückzukehren, wo er die deditio von Carpen entgegennahm21. Bei diesem Zusammentreffen in Norditalien erörterten die vier Kaiser dieZukunft der Tetrarchie, undes scheint sicher zu sein, daß sie die Nachfolge regelten. Es gibt also keinen Widerspruch zwischen Lactanz undden Panegyrikern von 307 und

17 Kolb, Diocletian, 1987, 150, vgl. S. Williams, Diocletian andthe Roman Recovery, London ). 1985, 256 Anm. 1 (Hinweis vonT. Marasović 1981, 189; L’évolution politique, sociale et économique du 18 A. Chastagnol, BSNAF 1980– 363, Paris 1982, 105; wiederholt in seinem Aufsatz ‚Lesjubilés impériaux monde romain 284– de260 à 337,‘Crise et redressment danslesprovinces européennes del’empire (milieu duIIIe –milieu duIVe siècle), Strasbourg 1983, 11– 25, S.16: ‚c’est dureste la seule fois où nous sommes sûrs queles quatre empereurs aient été réunis en unmême lieu.‘ Ä hnlich Kolb, Diocletian, 1987, 126: ‚Vielleicht waren auch die Caesares bei diesem Anlaß in Rom, obwohl Lactantius dies fürGalerius abstreitet‘(vgl. MP27.2: imJahre 307 Galerius numquam viderat Romam).

317), Journal of 19 T. D. Barnes, Emperors, Panegyrics, Prefects, Provinces andPalaces (284– 546. Roman Archaeology 9, 1996, 544– 20 In Vorbereitung für denerwarteten gemeinsamen Besuch ist ein neues Monument aufgebaut worden: H. Kähler, Das Fünfsäulendenkmal für die Tetrarchen auf demForum Romanum. Monumenta Artis Romanae 3, Köln 1964, vgl. auch H. P. L’Orange, Ein tetrarchisches 34. Ehrendenkmal auf demForum Romanum, RM 53, 1938, 1– 21 Lactanz, MP38.6: exgente eorum quia Gothis tempore vicennalium terris suis pulsi Maximinaose tradiderant.

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310: Lactanz stellt die Sache so dar, als habe Galerius die Augusti zum Rücktritt genötigt; dieRede von307 beschreibt einen Planzurgemeinsamen Abdankung, auf denDiocletian undMaximian sich geeinigt hätten; derPanegyricus von310 spricht voneinem Eid, denMaximian seinem Mitherrscher imTempel desJuppiter Capitolinus in Romgeschworen habe22. Bisher wurde immer angenommen, daßLactanz sagen wollte, Galerius habe 304 undin den ersten Monaten des Jahres 305 auf Diocletian undMaximian Druck ausgeübt, um sie zum Rücktritt zu bewegen23. Wenn Galerius jedoch schon im Spätsommer oder Herbst 303 seinen Kollegen begegnete, dannlöst sichderscheinbare Konflikt auf, dennLactanz bezieht sich auf genau dieses Zusammentreffen, wenn er unterstellt, daß Galerius Maximian so terrorisiert habe, daßer sich zurAbdankung bereit erklärte. AberwasunsindenQuellen erhalten ist, kannunmöglich dieganze Geschichte sein. Wenn die vier Kaiser sich getroffen unddarauf geeinigt haben, daßdie zwei Augusti bald abdanken unddieCaesares sie ersetzen sollten, dannmüssen sie sich auch auf die Einsetzung zweier neuer Caesaren geeinigt haben. Meiner Meinung nach kann es keinen Zweifel über die zwei Namen geben, auf welche die Tetrarchen sich 303 einigten. Nurzwei der vier Kaiser hatten Söhne in einem Alter, in demmanihnen diehöchste Verantwortung übertragen konnte –unddiese waren für das Amt schon aufgebaut worden24. Daraus folgt, daß die vier Kaiser römischer Sitte undden Erwartungen der Untertanen entsprechend Constantius’ Sohn Constantin und Maximians Sohn Maxentius erwählten: der erstere sollte Galerius’ Caesar im Osten, letzterer Constantius’Caesar imWesten sein25. Nurdasgenaue Datum desgeplanten gemeinsamen Rücktritts blieb offen. Diese Vereinbarung zwischen den quattuor principes mundi war ein kluger politischer Kompromiß, der denAmbitionen der beiden Caesares genügte, einen unkomplizierten Machtwechsel versprach unddas dynastische Gefühl des Heeres undderProvinzen berücksichtigte. Seit Julius Caesar warderSohn oder Erbe eines römischen Herrschers immer bevorzugt worden26. Diocletian anerkannte diepolitischen Realitäten, indem er zustimmte, die Söhne Maximians undConstantius’ in das Kaiserkollegium aufzunehmen: Galerius sah sich also nachzugeben gezwungen, umdas, waser vorallem wünschte, zusichern, nämlich daßdie Augusti bald abdankten. Dennoch wurde diese kluge politische Übereinkunft am 1. Mai 305 nicht realisiert. Warum? Wennmeine Rekonstruktion desTreffens von303 richtig ist, sehe ich keine Alternative, als dieErklärung, dieLactanz gibt, als imwesentli6. 22 Lactanz, MP 18.1–20.1; Pan. Lat. 7(6).9.2–5; 6(7). 15.4– 23 z. B. T. D. Barnes, The NewEmpire of Diocletian andConstantine, Cambridge, Mass. 1982, 60, 64, 197. 43; M. Cullhed, Conservator Urbis Suae. Studies in the Politics 24 Barnes, NewEmpire, 1982,39– andPropaganda of theEmperor Maxentius. Skrifter utgivna avSvenska Institutet i Rom8° 20, 17. Stockholm 1994, 14–

25 ZuConstantin undMaxentius als anzunehmende Erben siehe Barnes, Constantine, 1981, 25/ 26; ‚TheConstantinian Settlement‚ in H.W.Attridge undG. Hata (Hrsg.), Eusebius, Christia‘ Nachdruck: From Eusebius to Augustine. nity andJudaism, Detroit 1992, photomechanischer 657, bes. 636. 1993, Aldershot 1994, Nr.IX, 635– Selected Papers 1982– 26 E. Flaig, DenKaiser herausfordern. DieUsurpation imrömischen Reich, Frankfurt / NewYork 207. 1992, bes. 174–

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chen richtig anzunehmen. Galerius überzeugte, beschwatzte odernötigte Diocletian

dazu, zwei andere Caesares aufzustellen, undzwareinPaar, dasausseinem Neffen undeinem Freund bestand, vondemer erwartete, daßer ihmgehorchen würde. Es gab vermutlich eine enge Verbindung zwischen der Frage der Nachfolge undderVerfolgung derChristen. Hinter beiden stand derCaesar Galerius. Sowohl Lactanz, derdiese Jahre inNicomedia verbrachte, alsauchEuseb vonCaesarea, der eine provinziell-palästinensische Perspektive vertrat, sahen in Galerius denUrheber der ‚Großen Verfolgung‘27.Es gibt keinen zwingenden Grund, ihre Aussagen anzuzweifeln oder sogar zubehaupten, Galerius’Rolle sei nichts als eine Fiktion, die ausderRückschau vonseinem schmerzhaften undgräßlichen TodimJahr 311 entstanden sei28. Ganz imGegenteil, Galerius warbei Diocletian anwesend, under war daher in einer Position, Druck auf den Augustus auszuüben, als dieser das Verfolgungsedikt von 23. Februar 303 erließ29. Ich glaube, daß die Verfolgung hauptsächlich durch dynastische Überlegungen motiviert war, daßnämlich Galerius beabsichtigte, die Kooptation derchristenfreundlichen Prinzen Constantin und Maxentius ineinkaiserliches Kollegium zuverhindern, dassich ganzderChristenverfolgung verschrieben hatte, denn die zwei Prinzen, die Galerius beiseite schob, waren beide christenfreundlich, während sein Neffe, der anstelle Constantins als Caesar im Osten erhoben wurde, sich bald als ein eifriger Feind der Christen zeigte30. Die Weigerung derbeiden westlichen Kaiser (Maximians undnoch mehr Constantius’), diereligiöse Politik Diocletians imWesten durchzusetzen, hatte eine Situation geschaffen, in derdie christenfreundlichen Prinzen Constantin undMaxentius endlich die Macht ergreifen unddie Religionspolitik ihrer Väter fortsetzen oder sie gar noch modifizieren konnten, umdenUnterschied zudenverfolgenden Kaisern im Osten stärker zubetonen31. Am 1. Mai 305 traten Diocletian und Maximian zurück, Constantius und Galerius wurden Augusti, undSeverus undMaximinus zuCaesares ernannt. Klugerweise floh Constantin ausNicomedia zuseinem Vater, während Maxentius nach Romübersiedelte. Am25. Juli 306 starb Constantius, undsein Heerrief Constantin zumAugustus aus. Galerius, derin Gallien undBritannien politisch machtlos war, erkannte Constantin an, wenn auch nurals Caesar. Diese Bestätigung waraber von zentraler Bedeutung für denneuen Herrscher im Westen, weil er auf diese Weise

KG Euseb, app. 1, 4. auctorem); 27 Lactanz, MP 11–16, 31.1 (nefandae persecutionis8.16.2/3,

28 So z. B. M.Gelzer, DerUrheber derChristenverfolgung von303, VomWesen undWandel der 43 = Kleine Schriften 2, Wiesbaden 1963, 378– Kirche. FS Eberhard Vischer, Basel 1935, 35– 386; P. S. Davies, The Origin andPurpose of the Persecution in AD 303, JTheolSt, N. S. 40 94. Gegen diese Auffassung: Barnes, Settlement (Anm. 25), 640. (1989), 66– 29 Barnes, NewEmpire, 1982, 64. 162, 194; S. Mitchell, Maximinus and the 30 Barnes, Constantine, 1981, 28, 38/39, 48/49, 149– 124; Barnes, Settlement Christians in A. D. 312: A NewLatin Inscription, JRS 78, 1988, 105– (Anm. 25), 638– 648. 31 Zu den Verfolgungsedikten siehe bes. G. E. M. de Ste Croix, Aspects of the ‚Great Persecu116; K. H. Schwarte, 109; Mitchell, JRS 78, 1988, 111– tion‘, HarvTheolRev 47, 1954, 75– Diokletians Christengesetz, in R. Günther undS. Rebenich (Hrsgg.), E fontibus haurire. Beiträge zur römischen Geschichte und zu ihren Hilfswissenschaften. FS Heinrich Chantraine, 240 (nicht überzeugend). Paderborn / München / Wien / Zürich 1994, 203–

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vomUsurpator zumrechtmäßigen, imganzen Reich anerkannten Herrscher wurde. DemSohn Maximians sollte diese Anerkennung nie gelingen. In Romusurpierte Maxentius am28. Oktober 306, besiegte imFrühling 307 denCaesar Severus und nahmihngefangen. Er zwang sogar Galerius imHerbst 307 vordenMauern Roms zumRückzug. Trotzdem konnte erseine Stellung nielegitimieren. BeimTreffen in Carnuntum im November 308 wurde Licinius zumAugustus ernannt undmit der Aufgabe betraut, Italien undAfrica zurückzugewinnen. In derTatjedoch gelang es erst Constantin, 312 dentödlichen Schlag gegen Maxentius zu führen unddamit Herrscher desganzen Westens zuwerden, einnotwendiger Schritt aufseinem Weg zur Alleinherrschaft32.

*

*

*

Traditionellerweise beginnen moderne Überlegungen zu Constantin und seinem Verhältnis zum Christentum mit Galerius’ Toleranzedikt von 311. Dies ist eine falsche Sichtweise mit gefährlichen Konsequenzen. Sie ignoriert die Kontakte mit Christen, die Constantin zwangsläufig in denzwölf Jahren (ab 293) gehabt haben muß, die er amHofe Diocletians verbrachte33. Constantin selbst deutet an, daßer die Gelegenheit nutzte, als Galerius Ctesiphon einnahm, die Ruinen vonBabylon zu besuchen34. Warum sollte er dies getan haben, wenn er sich nicht schon für biblische Dinge interessierte? Außerdem läßt die herkömmliche Perspektive die eindeutige Aussage desLactanz beiseite, daßConstantin sofort nach seiner Machtübernahme ein christenfreundliches Gesetz erließ. Nach diesem Autor war seine erste Tat als Kaiser 306 ‚den Christen ihren Kultus undihren Gott wiederzugeben‘ 35. Als ich das constantinische Zeitalter zu untersuchen begann, wurde dieser Bemerkung desLactanz vonderhistorischen Zunft so wenig Beachtung zuteil, daß manBücher undLexikonartikel über Constantin schreiben konnte, ohne sie überhaupt zu erwähnen36. Jetzt hat sich diese bizarre Situation etwas geändert37. Aber auchjetzt noch kann Jochen Bleicken schreiben: ‚ich beginne miteiner Interpretation desersten Aktes derChristianisierung derrömischen Welt, mitdemEdikt des Kaisers Galerius vom 30. April 311, durch das er ... das Christentum zu einer 312: BarEreignisse der verworrenen Jahre 306– 43. nes, Constantin, 1981, 28– Barnes, Constantine, 1981, 194; NewEmpire, 1982, 41/42. Oratio adcoetum sanctorum 16.2, vgl. Barnes, NewEmpire, 1982, 41 Anm. 59. Lactanz, MP 24.9: suscepto imperio Constantinus Augustus nihil egit prius quam Christianos cultui ac deosuoreddere. haecfuit prima eius sanctio sanctae religionis restitutae. 379; Constantin der Große undsein Z. B. J. Vogt, Constantin der Große, RAC 3, 1957, 306– Jahrhundert2, München 1960. Siehe z. B. E. Horst, Konstantin derGroße. Eine Biographie, Düsseldorf 1985, 90 (ohne eine einzige Erwähnung vonBarnes in seiner reichen Bibliographie). Andererseits ist die in Anm. 35 zitierte Stelle auch noch inV. Keil, Quellensammlung zurReligionspolitik Konstantins des Großen. Texte zurForschung 54, Darmstadt 1989, überhaupt nicht zufinden.

32 Überblick derpolitischen undmilitarischen 33 34 35

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religio licita erklärte‘38. Jedoch fühlt Bleicken sich verpflichtet, dieser Äußerung eine formale Rechtfertigung zugeben: Weder warvor311diechristliche Religion jemals eine religio licita gewesen, sodaßsie hätte restituiert werden können, wieLactanz esformuliert, nochhatte Constantin imHinblick aufdie Christenpolitik seines Vaters oder dieVerbreitung desChristentums inGallien undBritannien imJahre 306 irgendeine Veranlassung zueinem radikalen Wechsel seiner Religionspolitik39.

Hier liegen zwei Beweise vor. Dererste ist eine Mischung auspetitio principii und einer falschen Annahme. Lactanz berichtet, daßConstantin denChristen in seinem Reichsteil die Rechte undPrivilegien zurückgab, die sie vor 303 genossen hatten. Es spielt keine Rolle, ob Gallienus dasChristentum offiziell anerkannt hatte: seit 260 wurde es geduldet, undder christlichen Kirche wares erlaubt, Eigentum zu besitzen. 306 gestattete Constantin denChristen wieder, sich zumGebet zuversammeln, under erstattete ihnen denBesitz zurück, derwährend derVerfolgung von 303 konfisziert worden war. Ich sehe nicht, was an Lactanz’ Formulierung nicht stimmen soll, auchwennsie zugegebenermaßen ungenau ist. Daszweite Argument unterschätzt Constantins Ehrgeiz. Aufpolitischer Ebene warsein erstes Ziel, überall alsBeschützer derChristen zuerscheinen, besonders außerhalb derGebiete, die er bereits kontrollierte. Diese Selbstdarstellung geht seiner Konversion voraus und bildet gleichzeitig die Grundlage für seinen Aufstieg zurAlleinherrschaft. ImJahr 311 undnoch einmal im November 312 schrieb er an Maximinus der Christen wegen im Ostteil desReiches, die dieser dort bedrängte40, undMaxentius, derden italischen undafrikanischen Christen bei seinem Regierungsantritt dieTolerierung gewährt hatte, gab 311 denChristen ebenfalls eingezogenes Eigentum zurück, als derKrieg mitConstantin sich abzeichnete, damit seine christlichen Untertanen sich nicht auf die Seite des Gegners schlugen41. Als Constantin 312 gegen Maxentius in den Krieg zog, unddann wieder in seinen Auseinandersetzungen mit Licinius (316 und 324), griff er jeweils einen Herrscher an, in dessen Territorium derBevölkerungsanteil anChristen höher war als in seinem eigenen. Dies gabihmeinen Vorteil, denerzunutzen wußte. ImJahr 312 wurde Maxentius, derdieChristen niemals verfolgt hatte, zueiner Allianz mit Maximinus gezwungen42. Nach seiner Niederlage unternahm Constantin es, ihn nicht nurzuverleumden, sondern ihnauch mitdemVerfolger imOsten inZusammenhang zu bringen. Seine Agenten undUntergebenen begannen, Maxentius als tyrannus zudenunzieren. Dieses Wortwareinneues Schimpfwort inderrömischen Politik: es fehlt in den Panegyrici Latini der Jahre 289, 291 und 297, welche die Usurpatoren Carausius und Allectus verunglimpfen, und es taucht auch in der 38 J. Bleicken,

Constantin der Grosse und die Christen. Überlegungen zur konstantinischen Wende. Historische Zeitschrift, Beiheft 15,München 1992, 6. Zustimmend inseiner Rezension F. Paschoud, Gnomon 67, 1995, 345: ‚Il s’agit dupremier épisode, d’uneimportance fonday a aucune mentale, du renversement de la situation en faveur des chrétiens. Constantin n’

part...‘.

39 Bleicken, ebenda 10/11 Anm. 9. 40 Lactanz, MP37.1, 44.11: letzterer Brief auch bei Euseb, KG9.9.12, 9.9a. 12erwähnt.

41 42

Barnes, Constantine, 1981, 38/39. 86. Siehe jetzt Cullhed, Conservator Urbis Suae, 1994, 83–

Christentum unddynastische Politik (300– 325)

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Lobrede für Constantin von313 nicht auf, die dentoten Maxentius als Usurpator scharf angreift43. In der Rede des Nazarius von 321 ist Maxentius jedoch ein tyrannus, ebenso auf dem Constantinsbogen (315)44. Der neue Schmähbegriff wurde, wie es scheint, imWinter 312/3 zumersten Mal gebraucht, als Constantin dieBefreiung derStadt Rom‚vomTyrannen‘feierte45. Das neue Schimpfwort war sorgfältig gewählt, und man hatte dabei die Christen im Osten im Blick. Es vereinigte zwei sich ergänzende Vorstellungen. Der Tyrann war erstens ein illegitimer Herrscher, zweitens ein Unterdrücker seiner Untertanen46, dasheißt in denAugen derChristen, einVerfolger derKirche. Diese besondere Bedeutung desWortes (nämlich ‚Verfolger‘) warbereits inallgemeinem Gebrauch bei christlichen Schriftstellern47. Es war ein Geniestreich, sie in der zeitgenössischen Politik zum Einsatz zu bringen. Im Jahr 313 konnte der tote Maxentius als tyrannus gelten, weil er seine Untertanen unterdrückt hatte. Als in der Folgezeit die Erinnerung daran verblaßte, vollzog sich im Rückblick eine Metamorphose zumChristenverfolger. Auf den noch lebenden Licinius ließ sich dergegenteilige Prozeß derVerunglimpfung anwenden. Alser nach etwa 320 das Wirken derKirche einschränkte, undmehr noch, als Bischöfe in Pontus zumTode verurteilt wurden, wurde es möglich, Licinius zumTyrannen zu stilisieren und daraus denSchluß zuziehen, daßer aufgehört hatte, ein legitimer Kaiser zusein48. ImJahr 313 erbat Licinius dieUnterstützung derChristen in Kleinasien undim Osten gegen Maximinus; 324 forderte Constantin die Christen derselben Region auf, ihngegen Licinius zuunterstützen49. Inbeiden Fällen feierten dieChristen ihre Befreiung vonderUnterdrückung, indem sie ihre ehemaligen Unterdrücker niedermetzelten. Euseb beschreibt die Säuberungen von313 undnennt drei prominente Opfer (Peucetius, Culcianus undTheotecnus). Dasedictum deaccusationibus vom 1. Januar 314, dasineinem halben Dutzend Städte desOstens inschriftlich großenteils erhalten ist, war sicherlich gedacht, um dem Blutvergießen ein Ende zu machen50. Die Säuberung von 324 ist uns dagegen nur durch eine kurze Notiz Eusebs bekannt, derberichtet, daß‚die Feinde Gottes eine ihren Missetaten angemessene Strafe‘erhielten51. Constantinus Maximus Augustus. Herrschaftspropaganda in der zeitgenössi71, vgl. T. D. Barnes, schen Überlieferung. Historia Einzelschriften 68, Stuttgart 1990, 64– Oppressor, Persecutor, Usurper: The meaning of ‚Tyrannus‘in theFourth Century, Historiae 63. Augustae Colloquium Barcinonense, Bari 1996, 53–

43 T. Grünewald,

44 Pan. Lat. 4 (10). 6.2, 7.4, 30.1, 31.4, 32.6, 34.4; ILS 694. 45 CTh 15.14.3S, 4S (8., 13. Januar 313); Euseb, KG 9.9.11, vgl. Grünewald, Constantinus, 1990, 70/71.

2127; Oxford Latin Dictionary, 1982, 1999. 46 L. Wickert, RE 22, 1954, 2119– 47 Cyprian, Ep. 55.9.1; [Cyprian], Ad Novatianum 6.5 (CCL 4.142) (Decius); Pontius, Vita Cypriani 16.1 (Valerian); Lactanz, MP 2.6/7 (Nero), 3.1, 4 (Domitian), 1.3, 6.3, 31.5, 49.1 (Diocletian, Maximian, Galerius undMaximinus).

210. 72, 206, 208– 48 Barnes, Constantine, 1981, 68– 14, 8.1(313); Euseb, KG 49 Lactanz, MP45.1–50.1; Euseb, KG9.9.1, 9.12, 9a.12; 10.2/3, 5.1– 3 (Licinius undder Krieg von 324). 2.19, 3.1– 10.8.2–9.3; VC 1.50– 6; FIRA2 1.94, vgl. Barnes, Constantine, 1981, 64/65; NewEmpire, 1982, 50 Euseb, KG 9.11.3– 127/8; C. Habicht und P. Kussmaul, Ein neues Fragment des Edictum de Accusationibus, 144. MusHelv 43, 1986, 135– 51 Euseb, VC 2.18.

108

Timothy

D. Barnes

Es gibt keinen Grund, diese Vorgänge zubezweifeln. Ganz imGegenteil, die Beseitigung hervorragender Heiden nach Licinius’Sturz gabdemneuen Herrscher desOstens eine Gelegenheit, die er eilfertig ergriff, etwas durchzuführen, wasauf eine religiöse Neugestaltung hinauslief. Er untersagte die heidnischen Opfer, die Orakel unddie Weihung neuer Kultstatuen, er zog Tempelschätze zugunsten des Fiskus ein, er hob einige berühmte heidnische Kultstätten auf, er machte das Christentum zur Religion nicht nur des Kaisers, sondern auch des römischen Staates52. Die Christianisierung derrömischen Gesellschaft warim dritten Jahrhundert zügig und friedlich vorangeschritten, bis der Prozeß um 300 zuerst von einer Säuberungswelle gegen die Christen im römischen Heer, dann von der ‚Großen Verfolgung,‘ unterbrochen wurde. Im Osten, nach mehr als zwei Jahrzehnten von Gewalt, Unterdrückung und Bürgerkrieg, der nur durch zwei Friedensperioden zwischen Constantin undLicinius unterbrochen wurde, konnte der Christianisierungsprozeß wieder einsetzen. Aber er verlief nicht mehr so friedlich wir früher. Das siegreiche Christentum der östlichen Kirche, das von 324 bis zu Julians öffentlicher Abkehr vom Christentum Ende 361 vorherrschte, war auf lokaler Ebene oft aggressiv und gewalttätig53. Mochte der Kaiser auch Mäßigung und Toleranz gelegentlich predigen54, kein Statthalter hätte sich ohne weiteres einem Bischof entgegengestellt, der in seiner Provinz heidnische Tempel plünderte oder zerstörte, viel weniger ihnbestraft. Weiterhin ist auf höchster Ebene deutlich, daß Constantin bevorzugte, Christen anstelle vonHeiden zuconsules ordinarii, Prätorianerpräfekten undStadtpräfekten von Rom zu ernennen, drei Ämtern, die jetzt ihren Inhabern undderen Nachkommen die Nobilität verliehen55. Möglicherweise versuchten einige Heiden 325 einen verzweifelten Staatsstreich in Rom. Ein Konsul, derein römischer Aristokrat gewesen zusein scheint, wurde ausdemAmtentfernt undsein Name im April ausdenfasti getilgt56. Es ist nicht umstritten, daß es unter den römischen Aristokraten noch viele mächtige Heiden gab. Außerhalb vonItalien undAfrica jedoch, wosich derLandbesitz der Aristokratie konzentrierte, hatte der alte Glaube keine politische Macht mehr. Im neuen christlichen Reich gewannen Bischöfe, besonders Metropoliten, politische

52 53 54

55

56

Siehe meinen Aufsatz: The Constantinian Reformation, TheCrake Lectures 1984, Sackville, 57,jetzt FromEusebius to Augustine, 1994, Nr.V. NewBrunswick 1986, 39– Pagans and Christians in the Reign of Constantius, Entretiens sur l’Antiquité Classique 34, 337. Vandoeuvres 1989, 301– 60, vgl. H. Dörries, Das Bes. in seinem Brief an die Provinzialen bei Euseb, VC 2.48– 54, 330– Selbstzeugnis Kaiser Konstantins. Abh. Göttingen, Phil.-hist. Klasse3 34, 1954, 51– 332. Aber dieser ‚Lehrbrief‘ ist kein Toleranzedikt, wie Dörries undviele andere annehmen: siehe T. D. Barnes, The Two Drafts of Eusebius’ Life of Constantine, From Eusebius to Augustine, 1994, Nr.XII, 8/9. 361, From Siehe meine zwei Aufsätze: TheReligious Affiliation of Consuls andPrefects, 317– Eusebius to Augustine, 1994, Nr.VII; Statistics andtheConversion of theRoman Aristocracy, JRS 85, 1995, 135– 147. R. S. Bagnall, Alan Cameron, S. R. Schwartz undK. A. Worp, Consuls of the Later Roman Empire, Atlanta 1987, 184/5, 629/30.

Christentum unddynastische Politik (300– 325)

Macht, undkirchliche undsäkulare Politik wurden bald untrennbar57. status rerum offenbarte sich klar amKonzil vonNizäa imJuni 325.

109

Der novus

COLLEGIA PURPURATORUM, 293– 313

Ost

West

305): Die ‚erste Tetrarchie‘(293–

A C

A C

Diocletian Galerius

Maximian Constantius

Vorgesehene Thronfolge nachderAbdankung derAugusti: A Galerius A Constantius C Constantin C Maxentius

Wirkliche Thronfolge, die ‚zweite Tetrarchie‘(305/6): A Galerius C Maximinus

A C

Constantius Severus

DievonGalerius geplante Thronfolge nachLactanz, MP20.4: (1) nach dembalderwarteten ToddesConstantius A Galerius A Licinius C Maximinus C Severus (2) nach seiner eigenen Abdankung (nicht vor312) AA Severus, Licinius CC Maximinus, Candidianus DasKaiserkollegium nach dem25. Juli 306: (1) vorderKonferenz vonCarnuntum

A

A

Galerius

C Maximinus (2) nachderKonferenz vonCarnuntum (11 November A Galerius C A Maximinus NachGalerius’Todumden 1. Mai311:

A A

Maximinus Licinius

NachMaximinus’Tod(Sommer 313):

A Licinius

Severus

(bis Frühling 307)

C

Constantin

308)

A C

Licinius A Constantin

A

Constantin

A

Constantin

* * * A = Augustus

C = Caesar

Nicht berücksichtigt sind Diocletian undMaximian als seniores Augusti nach dem1. Mai305.

57 T. D. Barnes, Athanasius andConstantius. Theology andPolitics intheConstantinian Empire, 179. Cambridge, Mass. 1993, 165–

LES USURPATEURS DU BAS-EMPIRE ET LE RECRUTEMENT DES FONCTIONNAIRES (ESSAI DE REFLEXION SUR LES ASSISES DU POUVOIR ET LEURS LIMITES) par ROLAND DELMAIRE

L’acte deproclamation d’unempereur, qu’il soit légitime ouusurpateur, n’est que la première étape d’un processus de prise dupouvoir; il faut ensuite asseoir ce pouvoir surles institutions et, pource faire, installer uneadministration et nommer des fonctionnaires1. Le choix des hommes peut révéler les appuis dont dispose l’usurpateur, mais aussi mettre enévidence leslimites deces appuis: surquipeut-il

compter, quels hauts dignitaires en place se sont-ils ralliés et quels autres, au contraire, prennent-ils position contre le nouvel empereur? C’est ce que nous voudrions essayer d’examiner à travers les nominations de fonctionnaires au service desusurpateurs, dudébut duIVeaudébut duVesiècle. Chacun a eu soin de désigner des hauts dignitaires pour exercer les fonctions traditionnelles, avant comme après les réformes administratives de Constantin, et aucun ne paraît avoir eu l’idée demodifier ces institutions pour encréer denouvelles.

I) Maxence

La proclamation deMaxence émane dessoldats deRome; parmi les responsables, deux tribuns, Marcellus et Marcellianus, et le responsable des distributions de viande, Lucianus. Aucun d’eux n’est connu pour avoir exercé de haute charge durant le règne. La domination deMaxence, d’abord réduite à Rome nes’étend sur le reste del’Italie qu’après l’hiver 306/307; le lieu deproclamation (Rome) réduit l’assise potentielle de Maxence, qui ne peut s’appuyer que surles sénateurs de la capitale. Le premier ralliement visible estcelui deC. Annius Anullinus, préfet dela ville depuis le 9 mars 306 etquigarde sacharge. Sonsuccesseur, Tertullus, a mené lui aussi la carrière classique des sénateurs romains mais sans éclat. En revanche, les préfets suivants sont desinconnus (Statius Rufinus, Aurelius Hermogenes): il semble donc qu’en 308/309 les liens avec le sénat se distendent et queMaxence doive puiser ses fonctionnaires dans les couches inférieures del’assemblée romaine. En 309/310, onvoit réapparaître denobles Romains avec C. Ceionius Rufinus 1

Lepremier acte d’unnouvel empereur estdeprocéder auchangement Constantin Porphyrogénète, De Caer., 91, p. 417 B. et 92, p. 425 B. François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): Usurpationen inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

deshauts fonctionnaires:

111

112

Roland Delmaire

Volusianus, préfet deprétoire puis préfet dela Ville, et Aradius Rufinus. De307 à 310, Maxence n’avait pas associé de hauts dignitaires à ses consulats; or, en 311, Volusianus et Rufinus sont nommés consuls, ce quimarque manifestement le désir dereserrer desliens distendus à cause dela politique hostile menée depuis quelque temps parMaxence à l’égard duSénat2 Cette adhésion peut s’expliquer: la révolte deDomitius Alexander enAfrique risque decouper laroute del’annone etd’affamer Rome, alors queLicinius fait peser desmenaces surl’Istrie3. Les sénateurs ont dû se résigner à s’unir autour de Maxence pour défendre l’Italie menacée et éviter la catastrophe. Peut-être aussi la mort de Galère a-t-elle joué unrôle en permettant d’espérer la création d’unenouvelle Tétrarchie oùMaxence aurait eu sa place aux côtés de Constantin, Licinius et Maximin Daïa. Mais ce rapprochement fut de courte durée. En312, Maxence estdenouveau consul sanscollègue; après Volusianus, les préfets du prétoire sont de nouveau des chevaliers d’origine inconnue, Manilius Rusticianus4 et Ruricius Pompeianus qui est sans doute un militaire de carrière. Lespersonnalités appelées parMaxence à la findesonrègne vont serallier sans hésitation à Constantin, comme d’autres qui exercent des gouvernements de province enItalie sousl’usurpateur et quipoursuivent unebrillante carrière après sa chute (tableau I, n° 10 et 12). La manière avec laquelle les sénateurs romains accueillirent avec joie l’arrivée deConstantin, y compris ceux queMaxence avait promus auxplus hautes charges, traduit bien la faible assise desonpouvoir et sa fragilité, et confirme les récits des historiens surla pesante contrainte quel’usurpateur fit peser surRome.

II) Magnence

deMagnence le 18janvier 350 résulte d’uncoup d’Etat fomenté par ungroupe d’officiers et de hauts fonctionnaires et réalisé à Autun5. Magnence fut vite reconnu en Italie, en Espagne et en Afrique: il avait donc delarges possibilités derecrutement defonctionnaires, mais ses limites apparaissent vite. Les nouveaux préfets duprétoire (Nunechius, Anicetus) sont de parfaits inconnus, les Romains sont divisés et une partie va soutenir la contre-usurpation de Nepotianus, ce qui provoque des massacres dans l’aristocratie6 et la fuite de certains qui préfèrent rejoindre Constance7. Pour diriger Rome, Magnence choisit un homme qui a L’usurpation

2 3

4

5 6 7

Sur les mauvais rapports entre Maxence et le Sénat: Panégyriques latins, éd. Galletier, 9,4,4; 24; Eutrope 8,14, 3– 9,20, 1 sq; 10,8,3; Victor 4,16 et 23– 4; Zonaras 12,33. V. Picozzi, Una campagna di Licinio contro Massenzio nel 310 non attestata delle fonti 275. litterarie, Quad. ticinesi di numismatica e antichità classiche 5, 1976, p. 267–

SurManilius (et nonManlius) Rusticianus, S. Panciera, Unpreffeto delpretorio diMassenzio, Manilius Rusticianus, inInstitutions, société et viepolitique dans l’empire romain auIVesiècle 21 après J.-C. Actes de la Table ronde autour de l’oeuvre d’André Chastagnol (Paris, 20– janvier 1989), p. 249– 263, avec la publication d’une nouvelle inscription romaine sur ce personnage. Epitome 41,22; Zosime 2,42. Victor 42,7; Eutrope 10,11. Julien, Or. 1,39; 3,36, éd. J. Bidez.

Les usurpateurs duBas-Empire et le recrutement desfonctionnaires

113

derrière lui unelongue carrière et quiétait sans doute encore préfet desGaules (de Constant) aumoment del’usurpation, Fabius Titianus, probablement undespartisans ducomplot quia élevé Magnence. Sonattitude vigoureuse face à Constance, quand il sera envoyé en légation en 351, montre qu’il avait deforts griefs à l’égard de la famille constantinienne et que son ralliement à Magnence était convaincu8. Lespréfets delaVille quisuivent vontse succéder à unrythme accéléré et anormal: 2 mois pour Celsinus, 9 mois pour Probatus, 6 mois pour Celsinus Adelphius qui sera destitué pour avoir comploté9, 10 mois pour Aradius Proculus, enfin un inconnu, Mnasea, est nommé quelques jours à peine avant la reprise dela Ville par les soldats de Constance. Nous ignorons les causes de cette rotation rapide – l’épisode deNepotinus, quise situe enjuin 350, n’y est pourrien –mais elle traduit un malaise évident dans l’Urbs. Onnotera avec intérêt que Magnence envoya en ambassade à Constance deux alliés de la famille constantinienne, Vulcacius Rufinus (consul et préfet duprétoire en 347, dont la soeur avait été l’épouse de Julius Constantius, demi-frère deConstantin) et Maximus (qui estprobablement le neveu du précédent, Valerius Maximus)10, mais qu’il ne leur confia aucune charge, comme s’il craignait derendre à la famille deConstantin unepart dupouvoir qu’il avait arraché à sesfils. Vulcacius Rufinus resta d’ailleurs auprès deConstance qui le fit préfet duprétoire d’Illyricum, et sonneveu Neratius Cerealis vint l’y rejoindre. La tentative de Magnence d’entrer dans la famille constantinienne par son mariage avec Justina, qui est probablement leur parente, fut donc un échec car il n’arriva pasà se faire accorder parelle la légitimité espérée11. Pour l’administration centrale, ona peuderenseignements: le comes reipriuatae (ou comes sacrarum largitionum?) deConstant, Marcellinus, qui avait appuyé l’usurpation, futrécompensé endevenant maître desoffices, puis sans doute préfet du prétoire12. Les chefs militaires (Gaiso, Romulus, Marcellinus, Gerontius) sont inconnus par ailleurs, comme le Paulus qui fut nommé consul en 352. Ainsi, Magnence s’est appuyé en grande partie surdes hommes obscurs et inconnus. Ce n’est quepour l’administration deRome qu’il a fait appel, aumoins enpartie, à des personnalités, soit deshommes quifurent enfaveur sous Constantin I et II mais qui ont été écartés dupouvoir sous Constant (Aurelius Celsinus, Valerius Proculus), soit unrallié delapremière heure (Titianus). Maisil n’a paseul’appui del’aristocratie roamine qui se tourne vite vers Constance, certains allant le rejoindre, d’autres changeant de camp dès que Magnence eût subi ses premiers revers13. Constance

2. 8 Julien, Or. 2,96 C; Zosime 2,49, 1– 9 Ammien 16,6,2. 10 PLRE I, Rufinus 25, Maximus 12. 11 Sur Justina, J. Rougé, La pseudobigamie de Valentinien I, Cahiers d’histoire publiés par les 15; Idem, Justine, la belle Sicilienne, Universités deClermont, Lyon, Grenoble, 3, 1958, p. 5– 679. Les liens deparenté deJustina avec la famille constantinienne Latomus 33, 1974, p. 676– restent imprécis.

12 Zosime 2,46,3; peut se traduire par‚jouissant duplus grand crédit“(sur l’empereur), mais aussi . par„exerçant la charge suprême“ 13 Parexemple, le gouverneur deFlaminia, Flavius Romulus, entré enfonctions sous Magnence et qui garde sa charge: G. Camodeca, Per la redazione deifasti delle province italiche: Fl. 178; L. Gasperini, 3), ZPE28, 1978, p. 151– Romulus, consularis Flaminiae etPiceni nel352 (–

10)

Statius Rufinus (= Rufinus 22) Aurelius Hermogenes (= Hermogenes 8) C. Ceionius Rufius Volusianus(= Volusianus 4) Iunius Flavianus (= Flavianus 10) Aradius Rufinus (= Rufinus

I: lesfonctionnaires ? Tableau

114 Roland –

(= Pacatianus 2)

?

procos. Achaiae, curator uiae Flaminiae, curator aluei Tiberis, corrector Venetiae et Histriae, corrector Tusciae et Umbriae

305) PVR (304–

?

corrector Italiae, procos. Africae

praeses Sardiniae

praeses Sardiniae

corrector Campaniae

PPO(312) tué aucombat

PPO(306/312)

cos (311), PVR (312)

310), PVR PPO(309– 311), cos (311) (310– 312) PVR (311–

309) PVR (308– 309) PVR (308–

308) PVR (307–

307) PVR (306–

Charge(s) durant l’usurpation

à lachute del’usurpateur

337) (332), PPO (332–

316), cos (316) PVR (315–

uicarius Britanniarum, cos

comes augg,

313) PVR (312–

315), Cos (314) PVR (313–

Charges postérieures

deMaxence. Lesindications entre Delmaire parenthèses delacolonne I renvoient auxnotices dela PLRE (tome I sauf indication contraire)

11.L. Cornelius Fortunatianus (= Fortunatianus 4) 12.L. Papius Pacatianus

Manilius Rusticianus (= Rusticianus 3) 9. Ruricius Pompeianus (= Pompeianus 8) 10.C. Vettius Cossinius Rufinus(= Rufinus 15)

8.

7.

6.

5.

procos. Asiae

3. 4.

(= Tertullus 6)

cos (295), procos. Africae (303– 304), PVR I (306) corrector Venetiae et Histriae

1. C. Annius Anullinus (= Anullinus 3) 2. Attius Insteius Tertullus

à l’usurpation

Charges antérieures

Nom

Septimius Mnasea

Aurelius Celsinus (= Celsinus 4) Celius Probatus (= Probatus) Clodius Celsinus Adelphius (= Celsinus 6) L. Aradius Valerius Proculus(= Proculus 11)

9)

linus 8)

11.Romulus (= Romulus 2) 12.Gerontius (= Gerontius 1) 13.Marcellinus (= Marcel-

linus

10.Marcellinus (= Marcel-

(= Mnasea) 9. Gaiso (= Gaiso)

8.

7.

5. 6.

4.

nus 6)

Anicetus (= Anicetus 1) Fabius Titianus (= Titia-

2. 3.

(= Nunechius)

Nunechius

1.

Nom

?

CRPouCSL (350)

?

Bas-

mpire E

de 115 Magnence.

Magister militiae, emprisonné parConstance Magister militiae, tué comes rei militaris Magister officiorum, PPO? tué aucombat

(351)

Magister militiae, cos

26/9/352) PVR (9/9–

9/9/352) PVR (18/12/351–

7/6/351) PVR (12/5– PVR (7/6–18/12/351)

PVR (1/3–12/5/351)

PPOItalie (350) tué 351) PVR (350–

PPOGaules (350) emprisonné parConstance

Charges durant l’usurpation

du les recrutement ?Lesusurpateurs II: Tableau etdes le fonctionnaires



legatus Numidiae, praeses Byzacenae, cos. Europae et Thraciae, cos. Siciliae, procos. Africae, PVR, cos (340)

corrector (Apuliae), procos. (?)

?

à l’usurpation

corrector Flaminiae, cons. Siciliae, procos. Asiae, comes ord. primi, 341) cos (337), PVR (339– procos. Africae (338– 339), PVR 342) (341–

?

Charges antérieures

exilé

– à Arles

Charges postérieures

MAGNENCE

à lachute del’usurpateur

116

Roland Delmaire

proclamera une amnistie14, mais on constate qu’elle ne profite guère aux gens compromis: aucun deshauts fonctionnaires deMagnence n’exercera parla suite de fonctions sous Constance, alors quelesralliés duSénat seront, aucontraire, particulièrement honorés15.

III) Julien

Il est nécessaire de faire uneplace à Julien dans l’é tude des usurpateurs. Entre sa proclamation comme Auguste en février 360 à Paris et la mort de Constance le 3 novembre 361, il est en effet un usurpateur et seule la mort de Constance le transforme enempereur légitime. Mais, à la différence desautres, Julien –quiétait déjà César aumoment de sa proclamation –disposait alors d’unpersonnel administratif et militaire qui avait été misen place à ses côtés par Constance et qui lui était donc majoritairement peufavorable. Préfet desGaules: Florentius (= Florentius 10), chrétien (?) d’Antioche. Maître desoffices: Pentadius (= Pentadius 2). Questeur dupalais: Nebridius (= Nebridius 1), originaire d’Etrurie. Préposé ducubiculum: Eutherius (= Eutherius 1), eunuque arménien. Maître de la cavalerie: Lupicinus, depuis 359 (= Lupicinus 6). La proclamation de Julien Auguste par les soldats en février 360 met ce personnel devant une alternative, ou se rallier à la proclamation ou rester fidèle à Constance en la refusant. Florentinus adopte la seconde solution et quitte la Gaule; Lupicinus, dont Julien se méfie, est tenu à l’écart puis emprisonné16. En revanche, Nebridius, Pentadius et Eutherius gardent leur charge et acceptent donc la proclamation17.

A la suite de négociations, Constance refusa dereconnaître à Julien la qualité d’Auguste et il procéda à de nouvelles désignations de fonctionnaires auprès de celui qu’il continuait deconsidérer comme sonCésar: Gomoar était nommé maître de la milice en place de Lupicinus, Florentius était remplacé à la préfecture des Gaules par Nebridius, le notaire Felix devenait maître des offices, et d’autres changements encore, qu’Ammien ne détaille pas18. Julien refusa d’accepter ces nominations, à l’exception decelle deNebridius qu’il avait lui-même suggérée et Il milliario delle macchie di S. Genesio, Miscellanea di studi classici in onore di Eugenio 1053. Manni, III, p. 1041– 14 Julien, Or. 1,31. 15 Outre Vulcacius Rufinus (préfet du prétoire en Gaule puis en Italie), Maximus que nous 47 (Valepensons devoir identifier auproconsul d’Achaïe Basilius cité parHimerius, Or. 46– rius Maximus, signo Basilius): R. Delmaire, Les responsables de l’administration financière 95 (= Coll. LatoVIesiècles). Etudes prosopographiques, p. 92– au Bas-Empire romain, (IVe– mus203, 1989). –Orfitus, quifait partie d’uneambassade duSénat à Constance, serallie à lui et reçoit de nombreuses charges et honneurs: A. Chastagnol, Les Fastes de la Préfecture de 147; PLRE, II, Orfitus 3. Rome au Bas-Empire, p. 139– B, 282 C. 16 Ammien 20,8,20; Julien, AdAth. 281 A– 17 Ammien 20,9,5 et 8; 20,8,19. 18 Ammien 20,9,5.

Les usurpateurs duBas-Empire et le recrutement desfonctionnaires

117

de celle de Gomoar; il avait déjà nommé maître des offices son magister libellorum Anatolius, unde ses amis païens19. Autrement dit, il admet queConstance désigne encore les responsables provinciaux et militaires, mais il se réserve le choix des fonctionnaires palatins appelés à la servir. Audébut de 361, quand Julien se décide à marcher vers l’Est pour affronter Constance, il procède à unesérie de nouvelles nominations. Nebridius refusant de se tourner contre l’e mpereur légitime, il futdestitué et le préfecture desGaules fut confiée, après unintérim de Germanianus, à unamipaïen, Flavius Sallustius, qui avait étécomte duconsistoire deJulien César20. Jovius, probablement unOccidental lui aussi, devint questeur du palais21; Claudius Mamertinus, un ancien fonctionnaire palatin deGaule et lettré païen, est nommé comte deslargesses sacrées avant d’être promu durant l’été préfet du prétoire d’Illyricum et de céder la direction dutrésor à Felix, refusé l’année précédente parJulien mais qui a obtenu ses faveurs en apostasiant le christianisme22. Gomoar reste, lui aussi, fidèle à Constance et doit céder sa charge à Nevitta, qui sert depuis plusieurs années auprès de Julien; Dagalaif est nommé comte des domestiques et Jovinus magister equitum23. Enfin, le préposé Eutherius s’est retiré24; il est probable qu’après la mort de sa femme durant l’été 360, Julien a jugé inutile de conserver cette charge, et on sait queplus tard il chassera les eunuques dupalais25. Ainsi, entre 360 et 361, la situation deJulien a-t-elle évolué: onest passé des fonctionnaires nommés par Constance et généralement peu favorables à Julien (phase 1), à des fonctionnaires en partie désignés par Constance (mais approuvés par Julien) et en partie désignés par le nouvel Auguste (phase 2), enfin en une sélection d’amis sûrs, quiétaient déjà dans sonentourage quand il était César et qui acceptent de tenter l’aventure avec lui, soit qu’ils aient été trop compromis pour reculer, soit qu’ils pensent pouvoir réussir (phase 3). Il s’agit surtout d’Occidentaux, païens ou revenus au paganisme. Il est remarquable de noter que Julien n’a pas cherché à rallier l’Italie à sacause avant d’enavoir fini avec Constance; l’expérience de Magnence avait montré la fidélité desRomains à la dynastie constantinienne et Julien était pressé parle temps car il voulait avant tout occuper le Danube pour en gagner les armées à sa cause et avancer le plus loin possible vers l’est avant que l’armée d’Orient ait pu se retourner contre lui; chaque camp duDanube occupé augmentait sespropres troupes. Le sénat deRomeresta fidèle à Constance jusqu’au bout et ce n’est qu’à la fin du361, peut-être seulement après la mortdeConstance, queJulien nomma unnouveau préfet deRome enremplacement deTertullus26. La (Nebridius); 20,9,8 (Anatolius); 21,8,1 (Gomoar). Voir J. Szidat, XXI. III: Die Konfrontation, p. Historischer Kommentar zuAmmianus Marcellinus Buch XX– 76 (= Historia Einzelschriften 89, 1996). 45– 46, 75– 20 Ammien 21,5,11–12; PLRE I, Sallustius 5. 21 Ammien 21,8,1. 38; J. Szidat, Historischer 22 SurMamertinus, R. Delmaire, Les responsables ... (cité n. 14), p. 36– 39. 77. –SurFelix, R. Delmaire, op. cit., p. 38– Kommentar ...(cité n. 19), p. 76– 23 Ammien 21,8,1 et 3. 24 Ammien 16,7,6; Julien, Ep. 29. 25 Libanius, Or. 18, 149; Socrate, HE 3,1. 26 Ammien 21,10,7; 21,12,24. –J. Szidat, Historischer Kommentar ...(cité n. 19), p. 142. En ce

19 Ammien 20,9,5; 21,1,4

118

Roland Delmaire

manoeuvre deJulien était téméraire car il risquait d’être coupé dela Gaule parune contre-offensive partie d’Italie, mais la mort deConstance lui permit dese tirer de ce mauvais pas et de rejeter une image d’usurpateur qui, avec un peumoins de chance, lui était promise.

IV) Procope L’usurpation de Procope est née à Constantinople le 28 septembre 365 d’uncoup d’Etat plus ou moins improvisé, sans grands appuis ni moyens27. Le préfet de la ville, Caesarius, et le préfet d’Orient, Nebridius, furent emprisonnés et durent proclamer leur ralliement sous la contrainte, ce qui ne les empêcha pas d’être destitués28. Ils furent remplacés respectivement parPhronimius, unGaulois inconnu, probablement issu desbureaux palatins ramenés d’Occident parJulien, et par Araxius, unancien proconsul deConstantinople et beau-père d’Agilo, quiintrigua beaucoup pour obtenir cette charge de préfet d’Orient29. Les piliers du nouveau régime étaient les nouveaux maîtres de la milice Agilo et Gomoar, tous deux en fonctions sous Constance et qui avaient été destitués par Julien au début de son règne30. Paradoxalement, Procope, quise veut le successeur légitime desonparent Julien, doit chercher ses appuis parmi les aigris et les déçus durègne de Julien. C’est avec l’appui d’uneunuque chassé dupalais qu’il a été proclamé31 et il attire à lui les ambitieux en promettant „opes... amplas et dignitates“sans être très regardant sur le choix des hommes32. D’après Ammien, il procéda à de nombreuses nominations à la cour et au palais, certains recevant des charges malgré eux, d’autres aucontraire proposant spontanément leurs services enpayant33. C’est ainsi qu’on vit Hyperechius, un ancien élève de Libanius, de famille curiale, qui avait vainement tenté de fuir sa condition par une milice avant de devenir finalement employé de la table dupalais, se faire nommer chef des troupes en Bithynie, ou encore unparent deProcope, Marcellus, simple protecteur, devenir agens praesidiumdelamêmeprovince34, ce quiprouve quelescandidats auxcharges provinciales aléatoires –desprovinces à conquérir –devaient être bien peunombreux35. quiconcerne lesgouverneurs deprovinces nommés parJulien avant la mortdeConstance, nous neconnaissons quel’écrivain Aurelius Victor quifutnommé consulaire dePannonie Seconde 106. (Ammien 21,10,6): J. Szidat, Historischer Kommentar ...(cité n. 19), p. 104– 27 Surla date, Consularia Constantinopolitana, éd.Th.Mommsen, Chron. minora, I, p. 240.

28 Ammien 26,7,4; Zosime 4,6,2. 29 Ammien 26,7,6 et 10,7. 30 PLRE, I, s.v. Agilo, Gomoarius. Le premier est encore en fonction lors dutribunal deChalcédoine mais est absent dela campagne perse, le second a étédestitué audébut de361comme trop lié à Constance. 31 32 33 34 35

Zosime 4,5,3. Ammien 26,5, 16. . quidam inuiti, alii ultro semet offerentes cumpraemiis“ Ammien 26,7,6: „ Ammien 26,8,5 et 10,1; PLRE, I, Hyperechius. Onneconnaît qu’Hormisdas, proconsul d’Asie, fils duperse Hormisdas réfugié dans l’empire sous Licinius et Constantin: Ammien 26,8,12; PLRE, I, Hormisdas 3.

Charges antérieures

à l’usurpation

Hormisdas (= Hormisdas Hyperechius (= Hyperechius) Marcellus (= Marcellus

6. 7.

8.

5)

(= Gomoarius)

Gomoar

5.

4.

mius) Eufrasius (= Eufrasius) Agilo (= Agilo)

3.

3)

362) (360–

protector

deProcope.

agens praesidium Bithyniae

chef militaire enBithynie

procos. Asiae

Magister militum

Magister officiorum Magister militum

PPO PVC

Charge(s) durant l’usurpation

III: lesfonctionnaires ? Tableau

cellae castrensis apparitor

361) (360–

tribunus scholae, magister equitum

tribunus scholae, magister peditum

?

gouverneur dePalestine, vicaire 1. Araxius (= Araxius) Bas- E mpire(=et lerecrutement desfonctionnaires 119 Lesusurpateurs 2. du Phronimius Phroni-

Nom

à la chute del’usurpateur

rei militaris (sous Théodose) exécuté

comes

rallié à Valens

absous rallié à Valens

exilé puis gracié exilé en Chersonèse

Charges postérieures

120

Roland Delmaire

Autour de Procope, on a donc un rassemblement hétéroclite et peu fiable d’intrigants, d’ambitieux et defonctionnaires nommés malgré eux; lesdeux maîtres de la milice avaient-ils offert leurs services ou faisaient-ils partie des dignitaires nommés sans l’avoir voulu? Entout cas, ils trahirent pourpasser à Valens quelques mois plus tard, provoquant la chute de l’usurpateur36. La clémence manifestée par Valentinien envers quelques dignitaires de Procope, surtout si on la compare aux cruautés complaisamment rapportées parAmmien à d’autres occasions, est remarquable et laisse à penser que ceux-ci furent également entraînés malgré eux dans cette aventure37. Ammien parle bien d’uneviolente répression menée parValens en Orient mais, endehors d’Araxius quifutexilé puis grâcié, il necite aucun nom, ce quiprouve quepeudegens illustres ouconnus avaient été impliqués et queProcope n’avait rallié autour delui quedespersonnes obscures38.

V) Magnus Maximus L’usurpation deMagnus Maximus est unpeudifférente desprécédentes ence sens qu’elle fut, au début, reconnue par Théodose durant quelque temps: ses images furent reçues en Orient, le consul qu’il désigna pour 386 (Evodius) fut accepté et desmonnaies aunomdeMagnus Maximus furent frappées à Constantinople. Il y a 386 unmodus uiuendi dont nous avons d’autres témoignages dans donc euen 383– les ambassades envoyées par Valentinien II et la permission donnée au frère de l’usurpateur, Marcellus, de le rejoindre39. Pendant la période „ gauloise“de l’usurpation, les hauts fonctionnaires de Magnus Maximus sont mal connus, en dehors des chefs militaires. S’il bénéficie du ralliement du maître de la milice Merobaudes, celui-ci disparaît avant la fin durègne, contraint ausuicide pour des raisons obscures40. En 387, apparaissent deux autres chefs militaires dont on sait peu de choses, Nannienus et Quintinus. Nous ignorons tout des antécédents du préfet des Gaules Evodius et les autres hauts fonctionnaires ne nous sont pas

36 Ammien 26,9,6– 7. 37 Le maître desoffices Eufrasius est absous, le préfet deConstantinople Phronimius simplement exilé enChersonèse; tous deux sont desGaulois, ce quiprouve queProcope avait peud’appuis

à Constantinople même (Ammien 26,10,8). 14. Ammien 26,10,9– Zosime 4,37,3 et 5 (images). –Ambroise, Ep. 24; De Obitu Valentiniani, 28 (ambassades). – Surles monnaies deConstantinople aunomdeMaxime: RICIX, Constant. nº 83d; P. Bastien, 55; D. Gricourt, ibid., 22, 1985, p. 4. in Bull. cercle d’études numismatiques, 20, 1983, p. 51– 40 Panégyriques latins, 12,28,4; PLRE, I, Merobaudes 2. Un prétendu troisième consulat de Mérobaudes en388 avec Théodose consul bis a été fortement remis enquestion; il est eneffet peupensable qu’unempereur ait été consul pour la seconde fois avec unpriuatus qui l’aurait été pour la troisième fois. Nous nous rallions aux arguments présentés par T.-D. Barnes, in 161 et repris parR.-S. Bagnall et alii, Consuls of the Later Roman Phoenix, 29, 1975, p. 159– 651 quiplacent en 383 toutes les inscriptions mentionnant le consulat de Empire, 1987, p. 650– Théodose et de Mérobaudes. –Suicide de Merobaudes: Pan. Latins, 12,28,4; compte tenu du 38 39

rejet du prétendu consulat de 388, le suicide peut se placer dès le début du règne de Magnus Maximus.

5. 6.

4.

3.

robaudes 2) Andragathius (= Andragathius 3) Sextius Rusticus Julianus(Julianus 37) Nannienus (= Nannienus) Quintinus (= Quintinus)

2. Fl. Merobaudes (= Me-

1. Fl. Evodius (= Evodius 2)

Nom

à l’usurpation

magister militiae, démis magister militiae

PVR, mort encharge

magister equitum, suicide

PPOGaules, cos (386) magister peditum, suicide

Charge(s) durant l’usurpation

le Magnus recrutementdes Maximus. Bas- E mpire etde fonctionnaires IV: les du fonctionnaires 121 Les usurpateurs Tableau



?

?

mag. memoriae, procos. Africae 373) (371– comes (370)

(377, 383)

388), cos magister peditum (375–

?

Charges anérieures

Charges postérieures

à lachute del’usurpateur

122

Roland Delmaire

connus. Selon Zosime, le premier praepositus sacri cubiculi nefutpasuneunuque mais „ unhomme âgéquiétait dunombre deceux quil’avaient entouré depuis sa jeunesse“ , alors qu’Ambroise mentionne, un peu plus tard il est vrai, un „uir gallicanus, praepositus cubiculi, eunuchus regius“ 41: s’agit-il de deux préposés successifs ouAmbroise a-t-il donné aupréposé la qualité d’eunuque parla force de l’habitude? Toujours est-il que l’emploi d’un non-eunuque dans cette charge est tout à fait exceptionnelle comme le souligne Zosime. L’invasion del’Italie en 387 amène Maxime en contact avec le Sénat. Leurs relations sont ambigües: certains sénateurs se rallièrent, comme Symmaque qui fit le panégyrique del’u surpateur42, mais le nouveau préfet dela ville nommé parMaxime, Sextus Rusticus Julianus, est un ancien fonctionnaire palatin (magister scrinii en 367) dont la carrière a été interrompue après unproconsulat d’Afrique en371/373 oùil s’est distingué parsa cruauté43. L’absence d’unepersonnalité marquante pourcette charge prouve quele soutien des sénateurs dehaut rang a été pour le moins tiède. Théodose ne semble pas avoir eu à se plaindre del’attitude desRomains: uneamnistie fut octroyée en 388 et l’empereur fit même remise à beaucoup de l’obligation de restituer les salaires perçus sous l’usurpateur44.

VI) Eugène L’usurpation d’Eugène présente despoints communs avec celle deMagnus Maximus: elle veutrespecter l’empereur d’Orient avec quidescontacts sont noués45 et le monnayage desateliers occidentaux reste abondant pourThéodose et pour Arcadius. L’instigateur de la proclamation le 22 août 392 est le maître de la milice Arbogast, quiconserve bienentendu sacharge. Nousignorons toutdesfonctionnai-

respalatins durègne d’Eugène. L’occupation del’Italie en393 metdenouveau les sénateurs devant un choix; malheureusement, l’absence de lettres de Symmaque adressées auxfonctionnaires palatins d’Eugène nousempêche d’apprécier l’ampleur duralliement desRomains. Est-ce parle hasard dela correspondance, Symmaque ayant moins écrit durant cette période (et ence cas onpourrait enconclure quepeu des amis de l’ancien préfet de Rome servait à la cour de l’usurpateur) ou –ou contraire –a-t-on voulu faire disparaître après coupdeslettres quiauraient rappelé 41

Zosime 4,37,2; Ambroise, Ep. 24,2. 42 Socrate, HE 5,14,6; „Suidas“ , K 122 Adler.

43 Ammien 27,6,2. 44 Ambroise, Deobitu Theodosii 5; Pan. Latins 12,45,5– 6. Unelettre deSymmaque mentionnant le casdeMarcianus contraint derembourser lesannonces perçues, signale quel’empereur ena fait remise à bien des gouverneurs ayant servi l’usurpateur (Ep. 3,33). Contre la PLRE, I, Marcianus 14, quidate de 393/394 le proconsulat d’Afrique deMarcianus en fonction de la date traditionnellement attribuée auCarmen aduersus paganos, nousnousrallions à unecharge exercée sous Magnus Maximus, soutenue parles historiens italiens et acceptée parJ.-P. Callu dans son édition des lettres de Symmaque. Les datations consulaire en Afrique prouvent y a pasété reconnu. d’ailleurs qu’Eugène n’ 45 Zosime 4,55,4; Rufin, HE 11,31. –Sur Eugène, J. Szidat, Die Usurpation des Eugenius, in 508. Historia 28, 1979, p. 487–

Les usurpateurs duBas-Empire et le recrutement desfonctionnaires

123

leurtrahison à tropdenobles Romains46? Le grand orateur resta, cette fois, à l’écart. On sait quece ne fut pas le cas pour Nicomaque Flavien, undes ténors dusénat, 392 et qu’Eugène confirme dans cette charge après son préfet d’Italie en 390– ralliement avant de la nommer consul pour 394. On admet généralement que la cause decette adhésion futdenature religieuse, parhostilité auxmesures prises par

Théodose contre le paganisme dans les années antérieures: les convictions religieuses d’Eugène lui-même ne sont pas évidentes, mais Arbogast était favorable aux païens. Flavien amena dans sonralliement son fils, Flavien iunior, qui fut nommé préfet dela Ville; celui-ci avait desgriefs envers Théodose: quand il était proconsul d’Asie, en383, il avait fait fouetter undécurion et avait éténettement désavoué par l’empereur et disgrâcié47. Mais les sénateurs romains furent divisés et peuactifs à s’engager; cette fois encore, Théodose putproclamer uneamnistie après savictoire, même si Flavien iunior se vit contraint de rembourser les annones perçues sous l’u surpateur48. Ceux qui avaient servi Eugène ne furent pas pénalisés: ainsi, Felix, quiexerce unefonction palatine indéterminée auprès d’Eugène, devient questeur du palais avant le début de396; Helpidius, unamis deNicomaque Flavien quil’avait invité auxfêtes desonconsulat, est gouverneur deCampanie en396 lui aussi49. La présence, en revanche, de Gaulois à despostes importants auprès d’Honorius dès l’a nnée 395, confirme qu’Eugène n’a dûjouir qued’uneassise assez faible même dans les régions oùil a pris le pouvoir50.

VII) Les usurpateurs dudebut duVesiecle

423 voient se multiplier les tentatives d’usurpation mais –pour la Les années 406– plupart –nous n’avons aucun renseignement surles fonctionnaires qui ont puêtre désignés. Seuls Constantin III et surtout Priscus Attalus nous fournissent quelques données utilisables. De Constantin III, on connaît –en dehors des officiers –deux fonctionnaires civils quioccupent la préfecture desGaules, tous deux desGaulois, Apollinaris et, après lui, Decimius Rusticus quiavait d’abord étémaître desoffices del’usurpateur. Il semble donc que Constantin III, même s’il fut proclamé en Bretagne, s’est appuyé surtout surla noblesse gallo-romaine. Des deux „règnes“de Priscus Attalus, seul le premier est assez bien connu 410). Sénateur romain mais de romanité récente puisque sa famille vient (409– d’Orient, Attale a accédé au rang d’illustre en 409 par la charge de comte des

46 B. Croke, TheEditing of Symmachus ‘Letters to Eugenius andArbogast, Latomus 35, 1976, p. 549, estime qu’il n’y a paseudecensure volontaire, ce quinoussemble discutable. 533– 47 Libanius, Or. 28,5. 116; Symmaque, Ep. 4,4; Augustin, Cité deDieu 48 CTh 15,14,12; Claudien, IV Cons. Hon. 114– 5,26. –Remboursement desannones parFlavien iunior: Symmaque, Ep. 4,4,19,51; 5,47. Pour le cas deMarcianus, voir note 44 ci-dessus. 49 PLRE, II, Felix 2, Helpidius 1. 50 Florentinus, sans doute deTrèves, questeur dupalais en 395, puis préfet dela Ville; sonfrère Minervius est comte dela respriuata en397 (PLRE, I, Florentinus 2; Minervius 2).

Arbogases (= Arbogastes) Virius Nicomachus Flavianus(= Flavianus 15) Nicomachus Flavianus jr (= Flavianus 16)

à l’usurpation

8. 9.

5. 6. 7.

Alaricus (= II, Alaricus) 3. Valens (= II, Valens 2) 4. Athaulfus (= II, Athaulfus)

Ioannes (= Ioannes 2) Marcianus (= Marcianus 14) Postumius Lampadius (= II, Lampadius 7) Iovius (= II, Iovius 3) Constans (= II, Constans 2)

III et d’Attale. deConstantin Delmaire

comes Africae (tué)

PPOItalie, patrice

PVR PPOItalie

Tableau VI: les fonctionnaires

124 Roland

PPOIllyricum (407), PPOItalie (409)

primicerius notariorum (408) vicaire, proconsul 408) cos. Campaniae, PVR (403–

Magister militiae Magister equitum (tué) Comes domesticorum Magister officiorum

2.

Magister militiae (399) comes

cos (410)

(= II,

1. Tertullus (= II, Tertullus 2)

linaris I) Decimius Rusticus Rusticus 9)

PPOGaules (411)

Charge(s) durant l’usurpation

2.

à l’usurpation 409) PPO Gaules (408–

Charges antérieures

charge palatine indéterminée

PVR

magister militiae PPOItalie, cos (394)

Charge(s) durant l’usurpation

Tableau V: les fonctionnaires d’Eugène.

cons. Campaniae, procos. Asiae (382)

392) QSP, PPO(390–

cons. Siciliae, uicarius Africae,

394) comes, magister militiae (388–

Charges antérieures

1. Apollinaris (= II, Apol-

Nom

4. Felix (= II, Felix 2)

3.

1. 2.

Nom

ATTALUS

CONSTANTIN

III

à la chute del’usurpateur

PPO Italie (412– 413, 422)

(tué)

(tué)

Charges postérieures

432) (431– 397); PVR (398) QSP (396–

à lachute del’usurpateur

400, 408), PPOItalie PVR (399–

(suicide) (suicide)

Charges postérieures

Les usurpateurs duBas-Empire et le recrutement desfonctionnaires

125

Largesses sacrées puis de préfet de la ville et c’est durant cette dernière charge qu’Alaric le fait proclamer empereur. Attale distribua les charges à Rome; aux barbares auxquels il devait saproclamation, il accorda descommandements militaires (Alaric maître dela milice; Athaulf comte desdomestiques); les charges civiles allèrent à des sénateurs de Rome: l’ancien primicier des notaires Iohannes fut nommé maître des offices, Postumius Lampadius –qui avait été précédemment préfet de la ville –devint préfet duprétoire d’Italie; la préfecture urbaine échut à un ambitieux, Marcianus, déjà compromis jadis avec Magnus Maximus; un païen populaire à Rome, Tertullus, fut désigné pour le consulat de410. La proclamation d’Attale fut accueillie favorablement par la majorité des Romains qui espèrent grâce à lui obtenir le départ desGoths. Mais tous les sénateurs ne s’y rallièrent pas et la puissante famille desAnicii s’y opposa51. Audébut, Attale suscita desralliements, dont le principal fut celui dupréfet d’Italie nommé par Honorius, Iovius. Mais l’échec des négociations avec Honorius provoqua bientôt des désertions52 dont sans doute celle de Iohannes qu’on retrouve en 412 préfet d’Italie pour le compte d’Honorius. Uneloi du 12juin 411 proclama uneamnistie pour tous ceux quiseralliaient à Honorius après avoir soutenu l’usurpateur53. L’appui desGoths et d’unebonne partie dusénat et dupeuple romain est insuffisant; dèsqu’Alaric l’eût décidé, Attale futdestitué, sans doute parce qu’Alaric avait compris quela menace d’unrival ne ferait pas fléchir Honorius et qu’A ttale n’arriverait pasà rallier à lui tous les Italiens. La seconde proclamation d’Attale en Gaule en 414, par les soins d’Athaulf, dePella“ne nous apprenait qu’il fut à cette occasion, serait anecdotique si Paulin „ nommé en sonabsence et sans l’avoir voulu comte de la resprivata54. Paulin est un Aquitain, petit-fils d’Ausone, et l’usurpateur espérait donc s’appuyer surla noblessegallo-romaine; maisle recours, pourunefonction derangillustre, à unclarissime quin’avait encore exercé aucune charge et quimenait unevie degentleman-farmer oisif, montre à l’évidence que les candidats à une nouvelle aventure aux côtés d’Attale nedevaient guère être nombreux.

Conclusion

L’acte deproclamation d’unusurpateur est uneétape importante dans le processus d’usurpation, mais ce n’est qu’uneétape. Il faut ensuite asseoir le pouvoir sur les bases les plus solides possible et, pour cela, rallier des personnalité susceptibles d’apporter aucoup d’Etat la légitimité, la crédibilité, l’audience nécessaires pour transformer l’aventure en réussite. Fatalement, l’usurpateur est prisonnier descirconstances: il peut compter sur un noyau de complices prêts à tout et qui seront

51 Zosime 6,7,4. 52 Zosime 6,9,3 sq; 6,12,1; Sozomène, HE9,8,9. 53 CTh9,38,11; surla date decette loi, R. Delmaire, Problèmes dedates etdedestinataires dans 839 etLesResponsables ... (cité n. 15), quelques lois duBas-Empire, Latomus 46, 1987, p. 838–

54

p. 179. Paulin

296. dePella, Eucharisticos, 293–

126

Roland Delmaire

ensuite récompensés, mais aussi surdesambitieux, desdéçus, desmécontents, qui espèrent tirer profit duchangement d’empereur. Cenesont paseux, cependant, qui pourront permettre d’obtenir l’autorité indispensable; il convient d’avoir dans son jeu, le plus vite possible, plusieurs atouts: le premier est l’appui d’une partie de l’armée assez forte, depréférence avec unouplusieurs chefs éprouvés et populaires, le second est d’obtenir l’appui oudumoins le consentement dusénat deRome (pour l’Orient, le sénat de Constantinople, formé d’hommes nouveaux, est moins important) qui apporte le poids de son prestige et de son auctoritas et fournit un personnel qui, par son nom et son influence, peut à son tour entraîner d’autres ralliements. La mainmise sur l’Italie est essentielle car elle permet une assise financière et fiscale bien supérieure à ce qu’on peut espérer en Gaule, Bretagne, Espagne ou Germanie. Malgré cela, toutes les usurpations du Bas-Empire ont échoué –le cas de Julien, légitimé par la mort de Constance avant que le sort des armes ait tranché, est uncas particulier. D’unepart, s’ils ont eu des partisans dans l’armée au moment de leur proclamation, les usurpateurs n’ont jamais réussi à débaucher le comitatus de l’empereur légitime, qui est l’élite de l’armée, mais –au contraire –c’est celui-ci qui provoque les défections grâce aux largesses qu’il est plus à même de promettre ou de distribuer que son rival dont les caisses sont normalement moins garnies que celles de l’empereur en place. Par ailleurs, les soldats peuvent jouer sur les deux tableaux, soutenant l’usurpation pour obtenir gratifications et donatiua puis se ralliant à l’empereur légitime pour en obtenir de nouvelles récompenses. D’un autre côté, le sénat de Rome est toujours divisé et hésitant; les ralliements sont souvent tièdes, parfois contraints, et les plus grands sont souvent les plus réticents à s’engager. C’est que soutenir unusurpateur n’est pas sans risques. Certes, les mises à mort à l’i ssue d’une usurpation manqués sont moins fréquentes quesous le Haut-Empire, et il y a finalement plus desuicides que d’exécutions. Mais ce que l’on risque surtout, c’est la confiscation des biens qui, pourunnoble, équivaut à la mortcivile et sociale. Certains n’onttrouvé ouespéré la vie sauve qu’en cherchant refuge dans une église et en implorant la clémence du vainqueur, comme Symmaque en 388 et Nicomaque Flavien iunior en 394. Les titres et les honneurs espérés et reçus nevalent plus si l’usurpateur est vaincu55 et on peut être condamné à rembourser les salaires perçus56. Bref, si les petits et les sans grades ne risquent pasgrand chose, les risques sont importants pour les notables et les chances de succès assez faibles comme le montre le recul dutemps.

55 Abolition des titres et dignités reçus des usurpateurs: CTh 15,14,6 (388), 8, (389), 9–12 (395). Voir entre autres exemples CILVI 1707 enl’honneur deRufius Volusianus, oùsontomises bs charges exercées sous Maxence, et VI 1783 où Nicomaque Flavien iunior est dit praefectus urbi saepius, pour éviter de donner unchiffre qui inclurait ounonla préfecture exercée sois Eugène.

56 Symmaque, Ep. 4,4,6,19,51; 3,33; Ambroise, De obitu Theodosii 5.

LES RÉSIDENCES IMPÉRIALES: LEUR RAPPORT AVEC LES PROBLÈMES DE LÉGITIMITÉ, LES PARTAGES DE L’EMPIRE ET LA CHRONOLOGIE DES COMBINAISONS DYNASTIQUES par NOËL DUVAL

Le problème dunombre desrésidences impériales, deleur statut officiel et deleur aspect architectural dans l’Antiquité tardive est une question toujours débattue. J’avais préparé unemise aupoint pourl’époque tétrarchique, quin’a paspuparaître pour des raisons matérielles dans les deux dossiers d’Antiquité tardive 1994 et 1995, consacrés à cette période. J’en résumerai ici quelques conclusions, en insistant sur les apports de l’archéologie aux questions historiques discutées dans ce colloque: existe-t-il unerelation entre la légitimité et le lieu derésidence; qu’est-ce qui fait unpalatium impérial et peut-on reconnaître unestructure uniforme, voire même unplan type qui définirait la résidence officielle; enfin l’archéologie peutelle aider à préciser par la chronologie des constructions celle des règnes ou des transferts derésidence? Je ne m’attacherai à des analyses de détail que si des nouveautés, soit dans la recherche sur les monuments, soit dans les interprétations, l’exigent. Elles seront signalées pardescaractères plus petits. La plupart des plans de villes et de palais étant bien connus et publiés de manière répétitive (voir la bibliographie essentielle ennote), je n’ai pascrunécessaire d’illustrer monpropos.

Larésidence

impériale duHautEmpire et sadésignation. Constitue-t-elle unmodèle?

Depuis le XIXe siècle, les architectes et les historiens del’architecture s’intéressent au palais des empereurs, progressivement mis aujour sur le Palatin, notamment sous l’impulsion deNapoléon III. Mais, pendant longtemps, la connaissance decet ensemble, si important pour l’histoire de l’art et l’histoire politique, est restée largement insuffisante: la documentation était limitée d’une part à des relevés, restaurations“livrés pardifférents souvent spectaculaires mais peuprécis, et à des„ architectes, notamment entant qu’exercice d’école1, d’autre part à desrapports de

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Voir par exemple pour les architectes français pensionnaires de la Villa Médicis: Roma Antiqua: Forum, Colisée, Palatin, Catalogue del’exposition deRome, mars-mai 1985 (AcadémiedeFrance, Ecole française deRome, Ecole Supérieure desBeaux Arts deParis), p. 304–

355. François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): Usurpationen inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

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Noël Duval

fouilles et à desplans à grande échelle, d’unedésolante pauvreté. Il est frappant de constater quela nomenclature desdocuments graphiques et les descriptions courantes utilisaient le vocabulaire traditionnel dela maison romaine, négligeant la différence d’échelle et l’évolution de l’architecture domestique depuis la maison pompéienne. On s’était certes intéressé à divers problèmes techniques (notamment l’usage de la voûte dans la „Basilique“ ), mais très peu à l’aspect fonctionnel et pratiquement pas, jusqu’à la seconde guerre mondiale, à la signification idéologiquedeces „lieux depouvoir“ . Rappelons quedepuis les années 60 nous progressons largement dans la connaissance du Palatium du Haut Empire2. Des fouilles et restaurations se sont multipliées, révélant d’unepart l’origine dela résidence impériale avec les maisons d’Auguste et de Livie, étendant d’autre part la recherche aux autres corps de bâtiment situés sous les Jardins Farnèse et en bordure duforum. Des relevés enfin fiables ont été effectués et des études de détail, surtout pour l’architecture, ont été nombreuses3. Cependant le bilan n’est pas encore tout-à-fait satisfaisant. Nous identifions sans peine la partie publique (dont sans doute l’Aula regia et la Coenatio lovis) dans la configuration voulue par Domitien, mais largement remaniée par la suite et utilisée certainement jusqu’à la période byzantine et peut-être au-delà parla papauté. Mais on ignore encore le rôle exact de la Domus Augustana, connue surtout dans ses étages inférieurs, et oncomprend malsa connexion avec la Domus Flavia. L’organisation dela vie decour dansces espaces, la distribution deslocaux annexes (corps de garde, logement de lafamilia impériale, bureaux) nous échappent. Bref, il est difficile de trouver dans cet ensemble assez confus de constructions qui ont essaimé peuà peusurunela plus grande partie de la colline un modèle architectural et un„ plan type“fonctionnel quecertains y ont cherché dans les années 504. Le terme palatium est en principe réservé pendant tout le Haut Empire à la résidence officielle des empereurs située sur la colline de ce nom5. En dehors de Rome, les résidences secondaires étaient appelées villae, encore qu’il arrive à

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Sur l’historique des fouilles, voir G. Carettoni, Explorations and Discoveries in the Forum 208. On Romanum and on the Palatine during the last fifthy years, in JRS, 50, 1960, p. 192– peut considérer quel’état desconnaissances après la première guerre mondiale est donné par Ch.Hülsen, Forum undPalatin, Munich-Berlin, 1926, après laseconde guerre mondiale parG. 516, vers 1958 dans 492, 509– Lugli, Roma antica. Il centro munumentale, Rome, 1946, p.438– 325. le manuel deL. Crema, L’architettura romana, Torino, SEI, 1959, p. 315– Par exemple: H. Finsen, Domus Flavia sur le Palatin (Aula Regia, Basilique) (Analecta romana Istituti Danici, suppl. 2), Copenhague, 1962; La résidence deDomitien sur le Palatin (ibid., suppl. 5), Copenhague, 1969. C. Anti, Precedenti delle basiliche ipetrali neipalazzi imperiali tardoromani, inAtti e memorie 22; A.Boethius, TheReception Hall of della Società istriana diStoria Patria, n.s., 1, 1950, p.3– 31. the Roman Emperors, inAnnual of theBritish School at Athens, 46, 1951, p. 25– Ces questions de vocabulaire ont fait l’objet de plusieurs recherches: pour les connaissances acquises en 1921 sur les sources littéraires, voir W. Diepenbach, Palatium in spätrömischer undfrankischer Zeit, diss.. Giessen, 1921. Cf., depuis, S. Viarre, Palatium-palais, in Revue de 248; M. Cagiano di Azevedo, in Atti XVI Congresso di Storia Philologie, 35, 1961, p.241– 306, repris dans Casa, città e campagna nel dell’Architettura Atene 1969, Roma, 1977, p. 305– 266, etc.. Tardo Antico e nell’Alto Medioevo, 1986, p. 265–

Les résidences impériales

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l’Histoire Auguste d’employer dans ce cas le terme palatium dans une Vie d’un empereur duIIe siècle, peut-être par anachronisme. C’est notamment l’appellation constante dela Villa Hadriana, quicomporte cependant sans doute toute unepartie officielle ouentout cas„ deréception“très importante, maisdifficile à délimiter et à interpréter en raison du foisonnement des formes et d’une articulation complexe

desespaces.

La multiplication desrésidences temporaires auIIIe siècle et leur nomenclature. Résidences impériales, palais degouverneurs et ateliers monétaires

A partir deMarc-Aurèle, les empereurs sont appelés à se déplacer souvent, notammentpour commander desarmées auxfrontières rhénane, danubienne et syrienne6.

Uncertain nombre degîtes d’étape oudecentres decommandement et deravitaillementapparaissent souvent dansles itinéraires desIIIeet IVesiècles, quinesont pas forcément des capitales provinciales ou des villes de garnison légionnaires. La fréquence de ces séjours, parfois perceptible dans les sources historiques, très allusives (sauf Ammien Marcellin pourlesparties conservées), est surtout évidente dans les souscriptions desrescrits et constitutions impériales telles qu’elles ontété recensées par Seeck puis, pour Dioclétien et Constantin, par Barnes7: il s’agit principalement de Trèves pour la région rhénane, d’Aquilée, Siscia, Sirmium, Naissus, Serdica pourla route del’I llyricum, d’Antioche pour l’Orient. Plusieurs de ces villes seront les résidences aumoins provisoires d’usurpateurs. Le vocabulaire n’est pas constant pour désigner ces résidences provisoires, mais souvent de longue durée. Onparle parfois depraetorium comme chez Ammien Marcellin pour le trajet de Julien en Syrie-Mésopotamie, mais le terme palatium apparaît chez Ammien à propos de l’entrée de Julien à Sirmium, chez Ammien et chez Zosime à propos de l’incendie du centre de Sirmium quelques années plus tard (voir infra). Les constitutions dela fin duIVesiècle ouduVesiècle relatives à la dévolution et à l’entretien desbiens d’Etat dansles provinces semblent légitimer la présence depalatia et depraetoria dans denombreuses villes secondaires.

Examinons oùl’empereur a purésider pendant ces longs séjours, dansquelques cas les plus discutés oules mieux connus. Sirmium Le cas de Sirmium8, queje connais bien, peut servir d’exemple des problèmes posés pardes résidences nonpermanentes: c’est dans cette ville queles empereurs résident le plus souvent

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F. Millar, The Emperor in the Roman World, Ithaca, 1977, p. 40 ss; H. Halfmann, Itinera principum. Geschichte undTypologie der Kaiserreisen (Heidelb. altert. Beiträge undepigr. Studien, II), Wiesbaden, 1986. T. Barnes, The NewEmpire of Diocletian and Constantine, Harvard, Mas., 1982, chap. V: 87. Imperial residences andjourneys, p. 47– Surl’histoire dela ville: M. Mirković, Sirmium, its History fromtheI Century A.D. to582 A.D., 60; les connaissances topographiques à cette date (elles ont inSirmium I, Belgrade, 1971, p. 5– : A Survey of the Topography and Urban beaucoup crû depuis) sont résumées parV. Popović

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lors desguerres pannoniennes, c’estlàqu’ils s’arrêtent obligatoirement surla route d’Orient, là qu’ont été proclamés plusieurs usurpateurs ou que plusieurs usurpations ont pris fin. Elle possède unévêché prestigieux quijoue unrôle depremier plandansl’histoire ecclésiastique du IVe siècle et on y a réuni plusieurs conciles importants (notamment pour régler le problème arien); cette ville a, d’autre part, été choisie à plusieurs reprises auIVesiècle comme siège (très provisoire) dela préfecture duprétoire d’Illyricum9. Orce n’était pasunecapitale provinciale jusqu’à la fin du IIIe siècle ni une garnison permanente (il n’existe pas de camp malgré le passage de quelques unités attesté épigraphiquement; on a seulement découvert, il y a une dizaine d’années, une station de bénéficiaires, représentant au plus quelques dizaines de militaires enstation auIIIe siècle). Sirmium abrite parailleurs unatelier monétaire très actif au IVe siècle. Les auteurs (Ammien et Zosime) parlent d’unpalatium, quiest situé près duforum aumilieu dusiècle, lors del’incendie quiannonce la mortdeValentinien. Laquestion estdesavoir si ce bâtiment a une fonction spécifique de résidence impériale et où il est localisé. Bien que le forum soit supposé situé près ducentre de la ville actuelle, à une assez grande distance, les archéologues locaux sont persuadés depuis les années 50 d’avoir découvert le palais et l’ont identifié avec unensemble debâtiments (comportant dessols mosaïqués) auSudentre le cirque (dont seul l’e mplacement et le plangénéral sontconnus)10 et le rempart. Le principal argument (développé d’ailleurs après coup parV. Popović ) est la proximité ducirque dans le cadre dela théorie d’A. Frazer11. Après un examen approfondi et renouvelé maintes fois, j’ai critiqué personnellement cette identification, le complexe fouillé n’étant pas homogène et comportant unepartie d’ungrand bâtiment quidoit être thermal. En tout cas, desfiles decompartiments réguliers qu’onavait pris, en raison dece voisinage, pour la caserne dela garde impériale se sont révélés être des horrea12.

J’ai conclu –provisoirement –quel’ensemble fouillé dans le Suddela ville n’était pas le palais et que l’existence de ce dernier (conçu comme un monument de surface importante et deconception originale) n’était mêmepasprobable13. Effectivemement, desfouilles ontété poursuivies depuis quarante ansdans le centre dela ville, où l’on a mis aujour différents monuments publics, sans donner derésultats probants pour le palais14.

130; mise aupoint récente: Organization of Sirmium in theLate Empire, ibid., surtout p. 126– V. Popović, Sirmium. A townof Emperors andMartyrs in Roman Imperial Towns andPalaces 27 et M. Jeremić, p. 90–103 pour les monuments in Serbia (exposition Belgrade 1993), p. 13– ducentre (quartier attribué aupalais). Cf. encore A. Frova, dans le catalogue del’exposition de 1990 Milano capitale dell’Impero Romano, p. 204. 379. Je n’entre 314, puis entre 356/8 et 361/3 et vers 376/7– 9 Sous Licinius sans doute en 308– pasici dans le débat, encore très animé, surlapréfecture duprétoire d’Illyricum. 10 V. Popovićund E. L. Ochsenschlager, Der spätkaiserzeitliche Hippodrom in Sirmium, in 181. Germania, 54, 1976, p.156– 11 A. Frazer, TheIconography of theEmperor Maxentius Buildings in ViaAppia, inArtBulletin, 392. Voir infra. 48, 1966, p. 385– 12 N. Duval et V. Popovićet alii, Sirmium VII (Horrea et thermes aux abords durempart sud), Belgrade-Rome, 1977.

13 N.Duval, Sirmium, Ville impériale oucapitale?, inXXVI Corso dicultura sull’Arte Ravennate 79 avec bibliographie antérieure. 63 et 74– e Bizantina, 1979, p. 56– 14 Toutefois, ce dernier est encore localisé à l’emplacement traditionnel surle plan reproduit en 23) et le monument est décrit comme „palais“parM. 1993 par V. Popović(op. cit., p. 22– 93). Jeremić 96 (avec cependant unplan parphases inspiré dumienp.92– , p. 90–

Lesrésidences

impériales

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Aquilée Le palais d’Aquilée est encore plus énigmatique. Onne dispose que d’une source littéraire quidécrit unepeinture dans la principale salle dupalatium15. La localisation traditionnelle près de la basilique à l’endroit où au Moyen Âge se situait le palais dupatriarche s’est révélée inexacte: M. Mirabella Roberti a montré que la bâtiment antique était plus probablement unhorreum d’après les gravures qui en montraient l’élévation. Mentionnons pour mémoire les théories supposant que les églises théodoriennes sont en réalité des parties du palais impérial données à l’Eglise, par exemple après la damnatio memoriae de Maximien: en dehors des mosaïques, où certains ont voulu identifier des portraits impériaux, rien dans la configuration deslocaux antérieurs à l’e nsemble chrétien, quiest relativement bien connue, ne plaide en faveur de cette thèse qui vient pourtant d’être soutenue à nouveau16.

Naissus

Laville, important carrefour routier, quiestle lieu denaissance deConstantin mais n’est même pas capitale de province, est de petite dimension (elle ne couvre pas plus de 20 ha sous la forteresse turque): elle est connue parunatelier impérial qui livra des plats d’argent aunomdeLicinius pour ses décennales en 317 et fabriqua deslingots (onenconnaît unen379). Constantin y fit, après la défaite deLicinius, de fréquents séjours (d’après le lieu de signature des édits), ses fils Constant et Constance II y séjournèrent aussi (ce dernier y reçut la reddition de Vetranio en 350); c’est là qu’à la fin de 350, Julien apprit la mort de Constance. En 364, Valentinien y régla le partage del’Empire avec sonfrère Valens. C’est aussi le lieu denaissance deConstance III, mari deGallia Placidia, en425. Les séjours impériaux posent, comme end’autres lieux, le problème dulieu de la résidence: existait-il unpalais proprement ditouse servait-on d’unegrande villa, parexemple àMediana, suburbium éloigné detrois milles, auquel Ammien Marcellin fait allusion à propos duséjour deValens et Valentinien? Il ne semble pasquela ville ait pu contenir un monument de grande superficie tandis qu’on a trouvé à Mediana plusieurs grandes villas dont l’une est désignée de longue date comme le . En outre deux édits deValentinien, auprintemps de 364 et palais deConstantin“ „ 365, jusqu’ici attribués à Mediolanum, sont signés à MED... qui pourrait être Mediana17.

15 Analyse dutexte et deshypothèses surla localisation, parexemple dans N. Duval, Lespalais impériaux de Milan et d’Aquilée, réalité et mythe, in Antichità alto-adriatiche, IV, 1973, p. 158. 151– 16 Cette hypothèse, très en faveur dans les années 60 (cf. en particulier les livres de Fink et Kähler), vient d’être renouvelée parS. Ristow: voir l’historiographie dans l’exposé rédigé par N. Duval et J.-P. Caillet surl’histoire deséglises doubles, dansAnTard, 4, 1996, p. 23 et 27. 17 P. Petrović, Mediana, Residence of Roman Emperors, Beograd (Académie des Sciences et Arts ), 1995. Cf. aussi, du de Serbie, Institut d’Archéologie de Belgrade, Musée National de Niš même, Naissus, Foundation of Emperor Constantin [ce quiest discutable], inRoman Imperial 175, des , p. 169– ić 81 et description desédifices parS. Guš Towns andPalaces, op. cit., p. 57– 254. sculptures parS. Drč a p. 247–

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La villa, repérée et fouillée partiellement entre lesdeuxguerres maisdégagée surtout ces vingt dernières années, est unremarquable exemple de grande villa à péristyle (98,6 m × 63 m sur environ 6000 m2) de plan régulier, dotée dans l’axe d’un vaste salon à abside en face du vestibule d’entrée et, à côté, sans doute d’un triclinium. Assez singulière est la disposition symétrique des ailes est et ouest qui encadrent le péristyle: elles comprennent chacune deux rangées communicantes deseptpièces rectangulaires d’égale importance. Lafouille desdépendances n’est pas complète mais on connaît des petits thermes qui lui appartenaient. On y a recueilli beaucoup desculptures dontplusieurs dédiées (curieusement engrec dans uneprovince latinophone: il s’agit peut-être depièces decollection) parunperfectissime aunomthrace, peut-être identique à unduxAegypti homonyme connu par une inscription de Louqsor. Le fouilleur y verrait volontiers le gouverneur deDacia Ripensis. La confirmation d’unefonction publique dela villa viendrait delaproximité d’ungrand horreum (oùl’on a trouvé unedédicace paruntribun desBataves) et d’ateliers fouillés récemment. Le fouilleur actuel conclut donc à unerésidence officielle liée à uncentre deravitaillement militaire protégé parunegarnison, qui pourrait abriter l’empereur lors desesséjours. L’identification d’unevilla officielle meparaît imprudente car elle repose surdes bases épigraphiques fragiles et parce qu’il existe dans Mediana aumoins trois ou quatre ensembles desurface comparable (mais détruits sans avoir été bien étudiés). Mais l’usage parl’empereur d’unetelle résidence est ensoi plausible. Onconnaît à Konz auconfluent dela Sarre et dela Moselle, nonloin deTrèves, unevilla qui a été fouillée après la guerre à l’e mplacement de l’église paroissiale détruite par les bombardements. Bien que présentant des dimensions assez modestes et un plan classique qui n’a rien d’aulique, elle semble avoir abrité les séjours estivaux de l’empereur Valentinien quiy a signé desédits18. Résidences des gouverneurs et autres fonctionnaires d’autorité L’exemple même deNaissus (bien qu’il ne s’agisse pasd’unchef-lieu deprovince) prouve combien la localisation et la configuration de ces „ palais de gouverneurs“ posent deproblèmes liés à celui desséjours occasionnels desempereurs. La théorie courante voulait d’ailleurs qu’on les prenne en compte dans la description des palais impériaux, ensupposant qu’ils imitent à uneéchelle moindre les dispositions et l’ornementation dusiège del’autorité suprême. Ensens inverse, C. Brühl a, après d’autres, fondé son analyse des villes duHaut Moyen Âge en Gaule en formulant l’hypothèse quetoute résidence royale oupalais comtal carolingien était le successeur d’unpraetorium romain. L’hypothèse peutdifficilement sevérifier, enparticulier parce qu’on ne sait pas identifier unpraetorium sans document épigraphique: elle n’a pas puêtre prouvée par les fouilles duXIXe siècle à Paris sous le palais royal dela Cité et onne sait pasoùa résidé Julien pendant ses séjours à Lutèce. Quoi qu’il en soit, le lieu derésidence et d’exercice dupouvoir despréfets du prétoire régionaux, des vicaires et gouverneurs, qui a déjà fait l’objet deplusieurs travaux19, posent des questions dont nous débattrons dans un prochain numéro

18 A. Neyses, Die spätrömische Kaiservilla zuKonzinFestschrift anlässlich derEinweihung der 83; W. Reusch, Die Kaiserliche Sommerneuen Pfarrkirche St. Nikolaus inKonz, 1961, p. 57– residenz in Konz/Saar, inFrühchristliche Zeugnisse 1965 (exposition à Trèves à l’occasion du 152; K. P. Goethert, in Trier, Kaiserresidenz und Congrès d’archéologie chrétienne), p. 150– 318; A. Neyses, Die spätrömische Kaiservilla zu Konz, Bischofsitz, exposition 1984, p. 310– Trier, 1987 (guide).

19 R. Egger, Das Praetorium als Amsitz römischer

Spitzenfunktionäre, Wien, 1966;

A. Martin,

Les résidences

impériales

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d’Antiquité Tardive consacré aux gouverneurs de la période. Outre les capitales régionales et provinciales permanentes, les sièges de conventus judiciaire visités par les gouverneurs au cours de leurs tournées –leur répartition a été étudiée récemment, notamment en Espagne et en Afrique duNord –doivent être pris en considération. Onnesaurait cependant supposer partout unmonument spécialisé et l’identifier uniquement parses dimensions et sonluxe, comme souvent les archéologues l’ont fait imprudemment quand ils ont appelé „ palais du gouverneur“ou palais impérial“toute grande demeure fouillée dans une ville. D’une part, le „ développement desfouilles d’habitat montre l’existence dansbeaucoup devilles de maisons aristocratiques –parfois plus d’une dizaine –d’importance comparable (citons les exemples de Stobi ou Apamée après Antioche, Carthage et Thysdrus); d’autre part certains épisodes comme celui révélé par un papyrus de l’Euphrate, récemment publié par J. Gascou et D. Feissel, de Iulius Priscus, frère de Philippe l’Arabe, ancien préfet duprétoire, envoyé comme praeses (équestre) deMésopotamie et chargé dugouvernorat consulaire de Syrie, et jugeant dans les thermes à Antioche20, ou l’e xamen des affichages dans le gymnase d’Alexandrie montrent l’usage debâtiments publics variés pources fonctions. D’ailleurs l’Histoire Auguste présente à deux reprises l’empereur Valérien siégeant dans des thermes à Byzance. Actuellement, on n’a repéré avec sûreté que quelques résidences de hauts fonctionnaires provinciaux: le palais dulégat duIIIe siècle à Aquincum, le palais du duxfrontalier de Doura Europos à la même époque et, pour l’A ntiquité tardive, le prætorium“ curieux praetorium de Gortyne21, si on ne compte pas l’énigmatique „ de Cologne, souvent cité dans la littérature spécialisée22, le palais présumé du dux byzantin à Apollonia deCyrénaïque queGoodchild avait rapproché duplan-type de Palais des Géants“sur l’agora d’Athènes, qui a été Dyggve23, le monument appelé „ désigné successivement comme un gymnase, comme l’université et maintenant

Praetoria as Provincial Governor’s Palaces, in Historia Testis (Mélanges Zawadski), Fri239 (commentaire sommaire des textes et des restes archéologiques de bourg, 1989 p. 229– in Grad II, palais attribués à des gouverneurs); B. Bavant à propos desprincipia dans Carič 158. Belgrade-Rome, 1990, p. 128– 20 D. Feissel et J. Gascou, Documents d’archives romains inédits duMoyen-Euphrate, inJournal desSavants, 1995, p. 78. Feissel rappelle queauVIe siècle Malalas précise queles thermes de Commode sont devenus le prétoire duconsulaire deSyrie (éd. Bonn, p. 338,23). 357; I.F. Sanders, 21 A. diVita, inAnnuario della Scuola archeologica diAtene, 39, 1977, p. 350– Roman Crete. AnArchaeological Survey andGazeetter of Late Hellenistic, Roman andEarly 80; M.A. Rizzo, Gortina. Il Pretorio, in Creta Byzantine Crete, Warminster, 1982, p. 79– 95. 1984), Roma, 1984, p. 90– antica. Cento anni di archeologia italiana (1884– 22 G. Frecht, Baugeschitliche Untersuchung zumrömischen Praetorium in Köln, Köln, 1973. La destination dece bâtiment incomplètement fouillé et, enparticulier, de sa salle centrale n’est pasétablie avec certitude. 23 R. G. Goodchild, AByzantine Palace inApollonia (Cyrenaica), inAntiquity, 34, 1960, p. 246– 258; Id., in Apollonia, the Port of Cyrene. Excavations by the University of Michigan 1965– 265. Il peut s’agir d’une 1967 (Supplements to Libya Antiqua, IV), Tripoli, 1977, p. 245– maison aristocratique, malgré l’existence d’unechapelle privée.

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comme unpalais officiel24, ainsi qued’autres exemples nonidentifiés avec certitudeà Ephèse, Aphrodisias, etc.

Ateliers monétaires, fabriques d’Etat et résidences impériales La décentralisation des ateliers (du moins en Occident puisque l’Orient avait conservé jusqu’auIIIe siècle des frappes de villes et deligues) coïncide naturellement avec la multiplication des besoins régionaux pour le paiement des troupes (donc souvent avec les déplacements impériaux) et pour la circulation courante. Leur localisation est donc unindice pourla répartition desrésidences impériales et leur importance relative, parfois pour leur déplacement (nous citons plus loin l’exemple des ateliers de Serdica et Thessalonique sous Galère). Il n’est pas surprenant, parconséquent, quela carte desateliers permanents auIVesiècle coïncide partiellement (il y a des exceptions pour Pavie, proche de Milan, et Héraclée, proche deConstantinople) avec celle descapitales régionales quiontaccueilli plus oumoins durablement desempereurs légitimes oudesusurpateurs. Le cas le plus frappant est celui deLondres dontla production estundesdocuments essentiels (le seulenfait endehors desquelques allusions textuelles) pourl’histoire del’usurpation deCarausius et d’Allectus et pourla chronologie decet Etat éphémère. A défaut d’atelier monétaire, il arrive fréquemment quedesfabriques impériales (gynécées, fabriques d’armes ouateliers deslargesses sacrées) soient localisées dans des villes où les souverains résident. C’est un autre indice dont il faut tenir compte. Nous n’en connaissons la répartition d’ensemble que par la Notitia Dignitatum pouruneépoque déterminée mais uncentre deslargesses sacrées est bien attesté auparavant, notamment parla distribution deplats deLicinius, à Naissus. Un autre, connu par des bijoux et la fabrication de lingots, est certainement lié à l’atelier monétaire deSirmium dans la même période25.

Lescapitales desempires

dissidents

duIIIe siècle

Pour la première fois, les grandes „usurpations“duIIIesiècle, ouplutôt les empires régionaux dûsà la carence dupouvoir central, introduisent dans la carte politique , Londres pour trois véritables capitales nouvelles: Trèves pour l’„ Empire gaulois“ l’Etat maritime deCarausius26, Palmyre pour le royaume deZénobie. Dans ce dernier cas, une résidence familiale et dynastique est probable niais elle n’a pasété identifiée. Onnesaurait retenir entout cas l’hypothèse deSchlum, exploré depuis unequarantaine camp de Dioclétien“ berger la localisant dans le „ d’années parl’expédition polonaise: celui-ci, aumoins pour sesprincipia, est une 700, Princeton, 1988. ch. 24 A. Frantz, in TheAthenian Agora, vol. 24, Late Antiquity: A.D. 267– ić , Late-Antique Palaces: TheMeaning of Urban urč 5, p. 95–116. Cité comme palais parS. Ć Context, in Ars Orientalia, 22, 1993, p. 78 et fig. 16, P. Castrén, in Post-Herulian Athens, 11, J.-P. Sodini, etc. Helsinski, 1994, p. 10– 25 Voir les travaux rassemblés dans Sirmium VIII, Rome-Belgrade, 1978. 26 Endernier lieu: P.J. Casey, Carausius andAllectus, theBritish Usurpers, 1994 (qui nepeutrien ). britanniques“ préciser surla résidence desempereurs „

Les résidences impériales

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adaptation d’untemple antérieur27, comme l’est en Egypte, à la même époque, le camp deLouqsor.

Il n’est pas impossible qu’uneautre résidence dynastique orientale ait servi deprécédent, à la fois aupalais présumé dePalmyre et auxpalais „familiaux“del’époque tétrarchique: depuis le début du siècle, c’est-à-dire depuis l’exploration menée par l’expédition de Princeton et, particulièrement, dans ce domaine parl’architecte Butler, oncite généralement, à la suite deJ. Strzygowski28, le palais quiaurait étéaménagé parPhilippe l’Arabe sursonlieudenaissance, – reconstruit sur un plan régulier, –à Philippopolis (Shahba) dans le Hauran comme un des prototypes despalais del’Antiquité tardive. Onreproduit souvent, et encore dernièrement, un plan schématique tiré de celui de Butler en face decelui de Split pour montrer l’analogie de plan urbanistique (deux rues se croisant à angle droit) et d’emplacement de la résidence (à l’extrémité d’undestronçons delarueaxiale). Enfait, l’identification debâtiments nonfouillés (ils sont encore occupés par l’habitat moderne) et incomplétement relevés d’après les ruines visibles est loin d’être certaine et l’analogie estbeaucoup moins évidente surle terrain puisque la ruetraverse le „palais“présumé.

, basilique“ Trèves pose unautre problème: ona fouillé dans les années 50 sous la „ considérée comme l’aula regia constantinienne, une salle à abside de taille assez cus centenarium, devenu la norme modeste (qui n’excède pasles dimensions del’œ de la grande salle de réception des aristocrates de l’Antiquité tardive). On a présumé qu’il s’agissait là dusiège duprocurateur de Gaule Belgique et des deux Germanies, seul fonctionnaire dehaut rang en résidence à Trèves avant les empereurs29. Mais la résidence desempereurs gaulois n’est paspour autant localisée. Les capitales régionales (dela Tétrarchie à la fin duIVesiècle) Avec la Tétrarchie, apparaissent pour la première fois des capitales régionales ou

des résidences permanentes ou durables d’empereurs légitimes, différentes de Rome, où le Palatin n’abrite plus l’empereur que pour de très brèves périodes depuis la défaite de Maxence. Naturellement, la signification de ce phénomène apparaît progressivement: suivant la conception que l’on se fait de la Tétrarchie30 (division territoriale comme le prétendaient les auteurs contemporains ou répartition des compétences en fonction des besoins dans un empire resté unitaire), la notion de „ capitale“peut être discutée pour la période. Elle est en tout cas unfait pour les résidences permanentes des empereurs d’Occident à partir de l’époque

plutôt

27 En dernier lieu, voir M. Reddé, Dioclétien et lesfortifications militaires de l’Antiquité Tardive: 119. quelques considérations de méthode, in AnTard, 3, 1995, p. 117– 28 J. Strzygowski, Spalato, ein Markstein der romanischen Kunst bei ihren Übergange vom Orient nach demAbendlande, in Studien aus Kunst undGeschichte Fr. Schneider gewidmet, 335 (traduction française parN.Duval dansBull. dela Soc. Nat. des Freiburg/Br., 1906, p. 331– 117). Antiquaires de France, 1961, p.110– 29 Etat signalé sommairement dans W.Reusch inDie Basilika in Trier, Feschrift zur Wiederherstellung, 9 Dezember 1956. Onpeut visiter les ruines dans la crypte archéologique. 30 W. Seston, Dioclétien et la Tétrarchie, p. 231 ss et T. Barnes, TheNewEmpire of Diocletian 197, critiquent la notion dedivision territoriale. Voir aussi lesdifférenandConstantin, p. 196– 1994, et tes mises aupoint (A. Chastagnol et F. Kolb) rassemblées dansAnTard 2 et 3, 1993– l’article deF. Kolb ici-même.

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constantinienne. Uneautre interrogation nait dela structure del’administration, de la localisation des bureaux et en particulier de la préfecture duprétoire: associée d’abord à l’empereur et se déplaçant avec le comitatus, elle se fixe, avec la répartition territoriale qui intervient bientôt, dans descentres administratifs permaments qui peuvent être dissociés de la résidence impériale. En outre, tous les empereurs nedisposent pasdesmêmes pouvoirs et tous n’ontpasautour d’euxune administration complète, comme on le sait bien pour les Césars et, en particulier, pour Julien. En fait, chaque ville mériterait uneétude minutieuse sur les services qu’elle abrite enmêmetemps quel’empereur et surl’é volution desonrôle à travers le temps, pourqu’onpuisse évaluer, aumoins approximativement, l’importance des bâtiments officiels nécessaires et leur configuration probable: dans la plupart des cas elle n’a pas été faite et d’ailleurs elle est souvent impossible, faute de documents. Enfin, il faudrait prendre encompte laréputation idéologique desdifférentes villes qui ont abrité un empereur aux yeux des contemporains: elle peut varier considérablement31 et être unindice important d’uneconfiguration palatiale spécifique et permanente. La théorie élaborée parE. Dyggve en 194132 veut que, suivant unedisposition d’origine orientale (héritée d’après Stryzgowski desrois séleucides parl’i ntermédiaire de Philippopolis et d’Antioche), la mutation politique et le développement du cérémonial impérial (tel qu’il avait été étudié parA. Alföldi)33 aient engendré aussi une mutation idéologique et architecturale dans la conception des palais, qui auraient adopté unplan type calqué sur celui qu’il reconnaissait à Split/Spalato. Par unecontradiction certaine, ona ensuite, avec Anti et Boëthius, puis Frazer, reconnu les palais de Rome (Palatin et complexe de Maxence sur l’Appia) comme le véritable prototype34, insistant sur la liaison nécessaire avec le cirque (Circus Maximus à Rome et cirque de Maxence) et le mausolée impérial (d’après le complexe deMaxence et le palais deSplit). Lacritique decette théorie à laquelleje mesuis livré à plusieurs reprises35 ne semble pasavoir convaincu l’ensemble dela

31 Voir parexemple la tentative intéressante de K.P. Johne, Kaiserbiographie undSenatsaristo176: Die Kaiserresidenzen. kratie, Berlin, 1970, p. 156– 32 E. Dyggve, Ravennatum Palatium Sacrum. La basilica ipetrale per ceremonie. Studi sull’Architettura delpalazzi della Tarda Antichità, Copenhagen, 1941.

33 A. Alföldi, Die Ausgestaltung des monarchischen Zeremoniells am römischen Kaiserhofe; Insignien undTracht der römischen Kaiser, parus dans Römische Mitteilungen, 49, 1934, p. 1– 171, repris dans Die monarchische Repräsentation imrömischen Kaiser118, et 50, 1935, p.1– reiche, Darmstadt, 1970.

, op. cit., p. 67: „the palatine prototype in Rome“ ić urč . 34 le terme est encore prononcé par S. Ć Voir plus haut les références à Anti, Boëthius et Frazer. 35 Voir surtout N. Duval, Que savons-nous dupalais de Théodoric à Ravenne?, in MEFR, 72, 158 et inBulletin dela Société Nationale 1962, p. 67– 371; Op.cit, in Urbs, 1961– 1960, p.337– desAntiquaires deFrance, 1961, p.76–117; Comment reconnaître unpalais impérial ouroyal? 62; Palais et Cité dansla Ravenne et Piazza Armerina, in Felix Ravenna, 115, 1978, p. 27– 51; Les Pars Orientis, in XXVI Corso di Cultura sull’Arte Ravennate e Bizantina, 1979, p. 41– maisons d’Apamée et l’architecture palatiale de l’Antiquité Tardive, in Ille Colloque Apamée 470; Existe-t-il une „structure palatiale“ de Syrie. Bruxelles 1980, Bruxelles, 1984, p. 447– propre à l’Antiquité tardive?, in Le système palatial en Orient, en Grèce et à Rome (Actesdu 490; Le palais de Milan parmi les colloque de Strasbourg 1985), Strasbourg, 1987, p. 463–

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communauté scientifique puisqu’elle estencore soutenue (notamment pourl’aspect topographique dans l’article plusieurs fois cité de S. Ć urč ić ). Nous y reviendrons rapidement en conclusion, mais je me contente pour l’instant de passer en revue l’état desconnaissances. La liste habituelle desrésidences impériales tétrarchiques comporte Milan (et parfois Aquilée et Trèves en Occident (qui était la capitale del’„ Empire gaulois“ ); Nicée et Nicomédie en Orient, auxquelles il faut ajouter deux villes qui ontété des résidences plus sporadiques d’Augustes et deCésars, enpériode deguerre notamment: Antioche et Thessalonique. Antioche est uncas particulier puisque le palais existait certainement avant, même s’il a été reconstruit auIIIe siècle avant oupar

Dioclétien.

Naturellement, il s’y ajoute Constantinople36 à partir de la fondation de la nouvelle capitale: le palais constantinien devrait être le meilleur exemple defondation ex nihilo et deréalisation d’unplan type s’il enexistait un.Malheureusement, en dehors d’un secteur fouillé avant la dernière guerre, dont la chronologie est toujours discutée (sur la seule base de l’appréciation stylistique desmosaïques) et quicomprend ungrand péristyle et unesalle à abside, onenestréduit à dessources littéraires, certes abondantes, mais qui ne permettent même pas d’aboutir à une topographie précise pour l’époque duLivre desCérémonies deConstantin Porphyrogénète, donc, a priori, dedéterminer le plan dupalais constantinien. EnItalie, Milan a été relayé à la finduIVesiècle parRavenne; enGaule, Trèves a été remplacée parArles auVesiècle. Il faut également prendre en considération

ces deux villes.

Eliminons tout de suite Nicée et Nicomédie dont on ne sait rien (sinon pour Nicomédie le voisinage dupalais et d’uneéglise chrétienne). A Milan37, on en est réduit aussi à une indication topographique tirée de la toponymie médiévale qui localise le palais dans la partie ouest de la ville où se

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résidences impériales du Bas-Empire, in Felix temporum reparatio (Actes du Convegno 146. Milano Capitale dell’Impero Romano 1990), Milano, 1992, p. 137– Je rappelle les principales publications proposant une reconstitution: J. Labarte, Le palais impérial de Constantinople et ses abords, Paris, 1861; J. Ebersolt, Le Grand Palais de Constantinople, Paris, 1910; A. Vogt, édition deConstantin VII Porphyrogénète, Le Livre des 1940 (appendice) –Sur le plan archéologique: pour Cérémonies et commentaire, Paris, 1935– les recherches après la première guerre mondiale: E. Mamboury und Th. Wiegand, Die Kaiserpaläste vonKonstantinopel zwischen Hippodrom undMarmara-Meer, Berlin-Leipzig, 1934; pour les fouilles limitées duWalker Trust: J. H.Baxter, G. Brett, W.J. Macaulay andR. B. K. Stevenson, The Great Palace of the Byzantine Emperors. Being a first Report on the 1938, Oxford, 1947 – Excavations carried outinIstamboul onBehalf of theWalker Trust 1935– Mises aupoint récentes: G. Dagron, Naissance d’unecapitale. Constantinople et ses institu115; W. Müller-Wiener, Bildlexikon zur Topographie tions de 330 à 451, Paris, 1974, p. 92– 247; C. Mango, Le développement urbain de ConstantinoIstambuls, Tübingen, 1977, p. 243– VIIe siècles), Paris, 1985; A. Frova, in Milano Capitale dell’Impero Romano, 1990, ple (IVe– 208. –Unenouvelle édition duLivre des Cérémonies estenpréparation parG. Dagron et p.206– B. Flusin. Sur la topographie médiévale: G. Mompellio Mondini, La tradizione intorno agli edifici romani di Milano dal secolo V al secolo XVIII (Ricerche della Commissione per la Forma Urbis Mediolani, 2), Milano, 1943. –Synthèses après les recherches d’après guerre: A.

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trouve aussi le cirque. Il faut faire toute réserve sur l’identification traditionnelle d’unmausolée impérial (celui prévu pour Maximien?) dans le monument devenu SanVittore alCorpo, situé à l’extérieur desmursenface dece quartier. Lesfouilles qui ont mis aujour plusieurs salles mosaïquées dans ce quartier n’ontpas fourni d’argument décisif, malgré certaines conclusions dans ce sens. On mentionnera pour mémoire la thèse qui veut quela fameuse église deplan centré San Lorenzo soit l’église dupalais. A Trèves38, le grand édifice en briques qui a servi de noyau au palais des princes-évêques est considéré avec vraisemblance comme l’aula regia du palais constantinien (le plan n’a guère d’autre explication et la datation est assurée); on connaît un peu mieux son environnement oriental depuis les fouilles effectuées pour l’aménagement souterrain desbureaux de l’administration régionale mais on n’a pasjusqu’ici depublication d’ensemble. Onestimait quele périmètre dupalais impérial s’étendait jusqu’à la cathédrale et que cette dernière avait pu être édifiée suivant la légende sur la résidence d’Hélène donnée à l’Eglise. En réalité, d’après les dernières observations, la cathédrale double a été aménagée en plusieurs temps sur des insulae d’habitations qui ont été reconstruites au début duIVe siècle pour des demeures aristocratiques – mais parforcément officielles –dont onpense quel’uneavait puêtre déjà occupée parles Chrétiens39.

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557, et sur le problème des mausolées: Id., I Calderini, Storia di Milano, I, 1953, p. 548– Mausolei imperiali diMilano, Arte delPrimo Millennio (2e Congrès pourle HautMoyen Age, 55. –Mise aupoint en 1970: N. Duval, op. cit. inAntichità Pavia, 1950), Torino, 1953, p. 42– 158. –Etat actuel de la recherche: E. A. Arslan, Urbanistica alto-adriatiche, IV, 1973, p. 151– di Milano romana. Dall’insediamento insubre alla capitale dell’Impero, in Aufstieg und Niedergang der römischen Welt, II, XII, 1, 1982, p. 179– 206; M. Mirabella Roberti, Milano 84; S. Lusuardi Siena, Milano; la città nei suoi edifici. Alcuni Romana, Milano, 1984, p. 77– 240; Il Palazzo, inMilano, capitale dell’Impero problemi, inMilano e i Milanesi, 1986, p.209– Romano, Milano, 1990, p.99 (et vestiges décrits dans les pages suivantes); A. Frova, Il circo di 431. Milano e i circhi in età tetrarchica, ibid., p. 423– Basilique“comme salle dutrône: W.Reusch undH.Mylius, Zur Première identification dela „ Frage der einschiffigen römischen Apsidengrossbauten in Moselraum, in Trierer Zeitschrift, 216. –Etude dessources littéraires: W.Seston, La „basilique“de Trèves dans 18, 1949, p. 194– la tradition littéraire, in Mémorial d’unvoyage d’études de la Société Nationale desAntiquai216. –Publication après la res de France en Rhénanie (juillet 1951), Paris, 1953, p. 211– restauration: W.Reusch inDieBasilika inTrier, Festchrift zurWiederherstellung, 9 Dezember 1956. –Mise au point à l’occasion de l’exposition de Trèves en 1984 avec bibliographie 157. Les monuments essentiels (basiantérieure: Trier, Kaiserresidenz undBischofsitz, p. 139– Mise aupoint lique et cathédrale) n’ontpasfait encore l’objet d’unepublication scientifique. – à l’occasion del’exposition deMilan: A.Frova, Milano Capitale dell’Impero Romano, p. 202– 203. –Les fouilles ontdonné desrésultats nouveaux depuis 1984 mais nesont paspubliées en détail (voir les rapports dans Trierer Zeitschrift). Cf. déjà H. Cuppers, Die Römer imRhein605. land-Pfalz, Stuttgart, 1990, p. 601– Voir lesdeuxmises aupoint (avec bibliographie récente) deW.Weber etP.Pivapubliées dans AnTard 4, 1996.

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Thessalonique

A Thessalonique, la tradition (qui n’est confirmée tardivement queparuntexte légendaire des Miracula Demetrii, quiestle premier à parler clairement d’unpalais), et la présence del’arcde Galère surlaviaEgnatia40 quitraverse la ville fontdecette cité lacapitale deGalère. Enréalité, la présence deGalère dans l’Illyricum (qui nesemble pasavoir disposé dans laTétrarchie d’un domaine territorial et d’unejuridiction propre analogues à celle deConstance enOccident)41, n’a été quesporadique et surtout durable entre 299 et 305 et en 309– 311 (d’après les tableaux deBarnes); d’autres villes comme certainement Serdica (etpeut-être Romuliana, voir infra) ou Naissus etSirmium luiontservi derésidence pendant sescampagnes danubiennes42. Toutefois, les transferts entre Thessalonique et Sardique del’atelier monétaire –quis’estfinalement fixé à Thessalonique –semblent correspondre aux déplacements de l’empereur43 et sont un des arguments en faveur de l’installation d’uncentre d’autorité permanent, qui deviendra le siège de la préfecture duprétoire de l’Illyricum. Pendant la première guerre mondiale, l’architecte Hébrard (ancien collaborateur de Zeiller à Split) s’était intéressé à l’environnement delarotonde Saint-Georges44 et à saliaison avec l’arc deGalère. C’estdecette période quedate l’appellation courante demausolée deGalère45. Avant la seconde guerre mondiale, l’Institut archéologique allemand avait commencé des fouilles autour de l’arc deGalère avec la collaboration d’E. Dyggve et découvert auSudune grande salle mosaïquée quia été désignée parce dernier comme l’antichambre dupalais46. On connaissait d’autre part l’emplacement del’hippodrome dans l’angle sud-est dela ville47 (dont la sphendonè était malorientée à l’époque)48. Avec les trois repères del’arc, du„mausolée“et del’hippodrome, s’élabora unschéma, constant deDyggve à Frazer et encore courant dans les 49), prouvant quela disposition dupalais deThessalonipublications (par exemple chez Ć urč ić que s’apparentait à la fois à ceux de Rome (Palatin et palais de Maxence), d’Antioche, de Constantinople et deSplit. Les fouilles s’étaient poursuivies entre temps surunegrande échelle dans le quartier sud-est, principalement dans les rues et au voisinage de Sainte-Sophie. On a dégagé une série de monuments publics et recueilli quelques témoignages iconographiques (comme unpetit arc avec des portaits tétrarchiques). Les deux principaux groupes sont constitués par une salle

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Monographie de H.P. Laubscher, Der Reliefschmuck des Galerius Bogens in Thessaloniki (Archäologische Forschungen, I, 1975) qui renouvelle l’étude de K. F. Kinch, L’arc de triomphe deSalonique, Paris, 1890. Je renvoie auxdiscussions évoquées plus hautsurla nature dela Tétrarchie et surle problème dela division territoriale. 64 (avec Voir la liste des déplacements et résidences connues dans Barnes, op. cit., p. 61– quelques rectifications depuis, enparticulier pourla campagne égyptienne). Cf. C.H.V. Sutherland, RIC 6, 1967, p. 54 ss, 485 ss et 501 ss. Voir sur le monument lui-même à cette époque: Ch. Diehl, M. Letourneau, H. Saladin, Les 31. La présentation la plus percutante de monuments chrétiens deSalonique, Paris, 1918, p.19– la thèse dumausolée impérial estcelle deH.Grégoire: La rotonde S. Georges à Thessalonique 334. est le mausolée deGalère, inByzantion, 14, 1939, p. 333– de E. Hébrard, Les travaux duservice archéologique de l’armée d’Orient à l’Arc detriomphe „ 40. Galère“et à l’église Saint-Georges de Salonique, in BCH, 44, 1920, p.5– E. Dyggve dont: Compte rendu succinct desfouilles Nombreux comptes rendus sommaires d’ 156; Recherches de Thessalonique, 1939, inRivista diArcheologia Cristiana, 17, 1940, p.149– sur le Palais impérial de Thessalonique, in Studia Orientalia Joanni Pedersen ... dicata, 70. Copenhagen, 1953, p. 59– Le plan usuel deSalonique romain est celui élaboré pour la Tabula Imperii Romani, K 34, éd. 44 pour le palais. par J. Šaš el, Ljubljana, 1976, cf. p. 43– 166. Surce monument: M. Vickers, TheHippodrom at Thessaloniki, inJRS, 62, 1972, p. 144–

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Op. cit., p. 59 et fig. 14.

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Noël Duval octogonale orientée vers la mer, qui a suscité bien des interrogations50 (on y a vula salle du trône, une église –telle a été sans doute sa fonction finale –et même le mausolée de Théodose51), et unpéristyle encadré depetites pièces cernées à leur tourdegaleries mosaïquées etbordé parungrand espace dotéd’uneabside. Lesdeuxgroupes, orientés ensens inverse, sont adjacents mais communiquent difficilement: appartiennent-ils à unmême ensemble et font-ils partie dupalais tétrarchique présumé (les mosaïques, géométriques, peuvent convenir à cette époque)? Faute de publication détaillée52 et d’observations précises53, on hésite à conclure, bien que le plan schématique ourestitué figure dans tous les manuels et expositions récentes comme unexemple depalais urbain54. Pourmapart, je doute deladate desédifices misaujour et deleur homogénéité, encore plus deleur fonction. En tout cas, il s’avère que l’église Saint-Georges, sur laquelle les publications sont toujours nombreuses pour la phase chrétienne55, nepeut être à l’origine le mausolée deGalère puisque ce dernier avait prévu le sien à Romuliana (voir infra). Le seul cas de mausolée impérial à l’intérieur d’uneville, toujours cité à la suite deDyggve et Frazer56, disparaît et onn’estpassûr nonplus d’uneliaison dela résidence avec l’hippodrome.

Archéologiquement, le palais d’Antioche57, qui joue pourtant un rôle important dans les théories modernes de filiation orientale dumodèle palatial de l’A ntiquité tardive58, est totalement inconnu. Onsuppose qu’il avait été déjà aménagé auIIIe siècle et qu’il avait pusuccéder à la résidence séleucide: les mentions littéraires, notamment l’Antiochikos deLibanius59 et desallusions deThéodoret, nous donnent

50 Voir la bonne synthèse de M. Vickers, Observations on the Octogon at Thessaloniki, in JRS, 120. 63, 1973, p. 111– 51 Hypothèse curieuse deCh.Bouras, Some remarks ontheOctogon of Thessaloniki (engrec avec résumé anglais), in Actes duXe Congrès international d’Archéologie Chrétienne Thessalonique 1980, Thessalonique-Città del Vaticano, 1984, p. 33– 43. 52 La seule publication bien documentée est celle de N. C. Moutsopoulos, Contribution à l’étude duplan de ville de Thessalonique à l’époque romaine, in Atti del XVI Congresso di Storia 263, mais elle est très tendancieuse et il ne dell’Architettura Atene 1969, Roma, 1977, p.187– faut passe fier auxrestaurations proposées. 53 Synthèse hâtive et peuconcluante chez J.-M. Spieser, Thessalonique et ses monuments duIVe au VIesiècles, contribution à l’étude d’uneville paléochrétienne, Ecole Française d’Athènes, 123. Cf. le compte rendu deN.Duval, Revue desEtudes Augustiniennes, 32, 1986, 1984, p. 97– 169. p.167– 54 Par exemple dans les expositions deTrèves (1984) et deMilan (1990 cf. A. Frova in Milano 206). Capitale del Impero, p. 204– 55 Parmi les plus récentes, les plus convaincantes sont celles d’H.Thorp: Thedate of conversion of the Rotunda at Thessaloniki into a church, The Norwegian Institute at Athens, 1991, p. 13– 28.; Cf. Thessalonique paléochrétienne. Une esquisse, in Aspects of the Late Antiquity and Early Byzantium, ed.byL. Rydén andJ.O. Rosenqvist, Swedish Research Institute of Istanbul, 4, Stockholm, 1994, p. 113–132, en particulier p. 123. 56 Parexemple parG. Waurick, Untersuchungen zurLage derrömischen Kaisergräber inderZeit vonAugustus bis Constantin, inJahrbuch desRöm.-Germ. Zentralmuseums, Mainz, 20, 1973, p. 136–140. 57 G. Downey, A History of Antioch in Syria, from Seleucus to the Arab Conquest, Princeton, 323. Cf. Id., ThePalace of Diocletian at Antioch inLesAnnales archéologiques 1961, p. 318– 116. de Syrie, 3, 1953, p. 105– , op. cit., p. 68 et fig. 1 (publiée, comme à l’accoutumée, enface duplan deSplit). ić urč 58 S. Ć 59 Commentaire de G. Downey, Libanius’Oration in Praise of Antioch, in Proceedings of the 686, et d’A.-J. Festugière, in Antioche American Philological Society, 103, 5, 1956, p. 652– 25). païenne et chrétienne, Paris, 1959 (traduction française p. 24–

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deux indications topographiques surunegalerie quiborde l’ O ronte et surl’e ntrée principale au fond d’une rue à portiques après untétrapyle dans le quartier neuf aménagé dans l’île de l’ O ronte (indication dont Strzygowski a rapproché le plan de Split). On soupçonne que le palais était proche de l’hippodrome situé aussi dans l’île. Les plans schématiques dela ville antique, quiontété tirés desrares points de repère archéologiquement assurés, des mentions textuelles et de la topographie actuelle (fortement modifiée par un important remblaiement et par les modificaO ronte dans uneplaine marécageus), divergent surdes points tions ducours de l’ essentiels60. Uneétude récente a tenté, en particulier, de „ recaler“certains monuments de l’île61. Mentionnons aussi la théorie qui faisait de la grande église construite par Constantin (l’Octogone) l’église dupalais: Deichmann a montré qu’elle n’avait aucune vraisemblance62. Le palais d’Arles, qui existait depuis la période constantinienne et qui est mentionné notamment par Sidoine Apollinaire à propos d’un banquet impérial auquel il a participé, a été pendant longtemps localisé, comme souvent dans les traditions médiévales (cela a été le cas à Trèves), dans les grands thermes publics. Tout récemment, les archéologues locaux ont commencé à reconnaître dans les constructions voisines une grande salle, peut-être basilicale, dans laquelle ils seraient tentés devoir unesalle dupalais enraison d’unecertaine ressemblance avec la basilique de Trèves. Je suis resté dubitatif devant la localisation (pratiquement mitoyenne des thermes) et le plan, et je pense qu’on devra attendre le développement des recherches pour proposer une interprétation. Mais l’équipe actuelle est très attentive à la période de l’A ntiquité tardive63 et on peut espérer unnet progrès des connaissances topographiques sur la ville de cette période. Notons de toute façon quele cirque, bien identifié poursapartet fouillé récemment, est très éloigné dece quartier. Le palais impérial deRavenne64 n’est mêmepaslocalisé avec certitude. Onle situait traditionnellement à l’Ouest dans le voisinage de San Vitale et de Santa 60 Onutilise engénéral unereconstitution del’architecte D.N. Wilber, préparée dans le cadre des fouilles américano-françaises d’avant guerre et publiée parC.R. Morey dans Theexcavations of Antioch on the Orontes, in Proceedings of the American Philological Society, 76, 1936, p. 638. Mais l’architecte Ph.Lauffray a proposé unplan très différent. 61 G. Poccardi, Antioche de Syrie: pour un nouveau plan urbain de l’île de l’O ronte (Ville 1023, a montré que l’emprise réelle ducirque recoupe Neuve), in MEFRA, 106, 1994, p. 993– l’emplacement théorique dupalais. Cette topographie a été aussi discutée dans le cadre d’une table-ronde (programme Mégapoles) à l’Ecole française deRome en 1994. 62 Théorie présentée parA. Grabar, Martyrium, 1946, I,p. 219, réfutée parF.W. Deichmann, Das Oktogon vonAntiocheia, Heroon-Martyrion, Palastkirche oder Katedrale?, inBZ, 65, 1972, p. 48. 56, surtout p. 47– 40– 63 Voir les observations de Cl. Sintès sur les conséquences urbanistiques du transfert de la 192. Préfecture desGaules à Arles inAnTard, 2, 1994, p. 190– 64 Sources antiques et médiévales exploitées par A. Zirardini, Degli antichi edifizi profani di 150. –J’ai apporté unemise aupoint sur la topographie et Ravenna, Faenza, 1762, I, p. 84– l’archéologie dansop.cit., MEFR, 1960. Cf.pourla fouille Ghiradini: Comment reconnaître un 62. palais impérial ouroyal? Ravenne et Piazza Armerina, in Felix Ravenna, 115, 1978, p. 27– –Voir par ailleurs: C. Brühl, Königs-, Bischof- undStadtpfalz in der Städten der Regnum Italiae vom5. bis zum13. Jahrhundert, in Historische Forschungen J. W.Schlesinger... Wien,

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Croce (où certains voyaient l’église palatine) mais, récemment, Deichmann le localisait plutôt à l’emplacement dupalais goth. Cedernier –quirestera sansdoute celui desexarques byzantins –surlequel onestmieux renseigné parla topographie médiévale et quelques mentions littéraires (notamment chez l’historien del’Eglise de Ravenne Agnellus) se situait au Nord dans le voisinage de San Apollinare Nuovo fondée par Théodoric. Il pose un problème d’identification: on a fouillé autour dela première guerre mondiale derrière SanApollinare unegrande maison à péristyle quel’on identifie généralement avec le palais deThéodoric65. Maisceluici est dit par les textes avoir été créé ex nihilo, ce qui n’est pas le cas de cette demeure, bien antérieure, maisdontunedesphases estcertainement contemporaine du roi. Ses dimensions, imposantes pour une maison aristocratique, paraissent faibles pourle palais (ce neserait detoute façon quela résidence privée), et elle ne rejoint sans doute paslaplatea (la grande rueà portiques) dont parlent les textes et qui est assez bien identifiée. En tout cas, on ne peut utiliser à monsens pour restituer unplan, comme Dyggve l’avait fait (c’est le centre de sa théorie avec le Péristyle deSplit), ni l’image dupalatium conservée à SanApollinare –quiestune Palazzo di figuration assez conventionnelle debasilique ouverte66 –nila ruine dite „ , quiest certainement unefaçade d’église duHautMoyen Âge. Teodorico“

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1974, p. 404 ss.; C. Caroli, Note sulPalatium e la moneta aurea di Ravenna, inFelix Ravenna, 167; 9, 1975, p.131– 149; R. Farioli Campanati, Ravenna romana e 8, 1974, p. 151– n.s., 7– bizantina2, Ravenna, 1989; F. W. Deichmann, Ravenna, Kommentar, III. Teil, Stuttgart, 1989, 28 (suppose quela fouille Ghirardini est bien le palais impérial 75 et fig. 19– Die Paläste, p. 49– repris et transformé par Théodoric) –Mise aupoint pour l’exposition de 1990: A. Frova, in 229. Milano Capitale dell’Impero Romano, p. 227– G. Ghirardini, Gli scavi del Palazzo di Teodorico a Ravenna, in Monumenti antichi 838 –Mosaïques décrites (avec une dell’Accademia dei Lincei, 24, 1916 [1918], col. 737– introduction sur le monument) par F. Berti, Mosaici antichi in Italia, I (Emilia, Ravenna), 86. Roma, 1976, p.10– Voir ma démonstration: La représentation dupalais dans l’art du Bas-Empire et du Haut 254, Moyen Aged’après le Psautier d’Utrecht, in Cahiers archéologiques, 15, 1965, p. 207– 143. Cf résumée dansBulletin dela Société Nationale desAntiquaires deFrance, 1962, p. 140– aussi (indépendamment) P. Lampl, Schemes ofArchitectural Representation inEarly Medieval 13. Cette interprétation a été refuusée 1962 [1964], p. 6– Art, in Marsyas (New York), 9, 1961– par les tenants de la lecture traditionnelle (une façade): G. Bovini, La raffigurazione del Palazzo di Teodorico nei mosaici di S. Apollinare Nuovo, in Bollettino economico della 11; G. de Francovich, Il palatium di Camera di Commercio di Ravenna, 1968 (n°8), p. 7– . Problemi d’interpretazione di Teodorico a Ravenna e la cosidetta „architettura di potenza“ raffigurazioni architettonniche nell’arte tardoantica e altomedievale, Roma, 1970; F. W.Deich: J’airépondu à ces critiques (sans désarmer 145– mann, Ravenna. Kommentar, I, 1974, p.141– Deichmann): N.Duval, La mosaïque duPalatium deS. Apollinare Nuovo représente-t-elle une façade ouunédifice aplani?, inXXVCorso dicultura sull’ArteRavennate e Bizantina, 1978, p.

122. 93–

Les résidences

impériales

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Les „palais deretraite“et „palais defamille“ Avec la Tétrarchie, la problématique des résidences impériales s’enrichit d’une notion tout-à-fait nouvelle: les „ palais deretraite“ , prévus pour abriter les Augustes seniores après l’abandon du pouvoir effectif. Il se trouve que, du fait de l’état de conservation des ruines de Spalato / Split et de plusieurs découvertes nouvelles (notamment Piazza Armerina et Gamzigrad), ilsjouent depuis cinquante ansunrôle majeur à la fois pourdéfinir la typologie despalais del’Antiquité tardive et, comme l’exposé de T. Barnes l’a montré, pour tenter depréciser la chronologie des„plans deretraite“et donc dela mise enplace dela tétrarchie suivante. Onpeut faire des objections surles deux points: d’unepart on ignore quelle activité officielle peut garder l’A ugustus senior, quel cérémonial l’entoure et dans quelle mesure sa résidence conservait les caractéristiques d’unpalais officiel (on parle à tort desalle dutrône, d’audiences, decouretdegarde impériale, d’apparition aupublic surunetribune; entout cas il n’existait pasdebureaux)67; d’autre part, la chronologie deces constructions est aumoins aussi incertaine quecelle desdifférentes combinaisons prêtées aux empereurs en fonction pour assurer leur succession. En aucun cas elle ne peut servir d’argument principal comme l’a proposé T. Barnes.

Dans les deux cas qui sont maintenant assurés (malgré des réserves sur la

de l’agglomération de Romuliana), l’empereur prévoyant la retraite ou l’envisageant a construit une résidence ou un ensemble d’édifices destinés éventuellement à l’accueillir sursonlieu d’origine. Celien del’empereur avec sapatria était déjà symbolisé par la reconstruction de la cité de Philippopolis en Syrie par Philippe l’A rabe. Il sera encore illustré parla fondaction delustiniana Prima sous Justinien. Onconstate quela mention del’origo et, éventuellement, d’une„ maison de famille“est un thème récurrent des biographies impériales, même les plus , à propos deRomuliana, avait déjà attiré l’attention sur succinctes: MmeMirković la mention d’unpalais familial de Maximien dans les environs de Sirmium68. Je signalerai –pour l’anecdote –qu’unarchéologue local, aiguillonné parla soudaine célébrité des fouilles deGamzigrad, croit l’avoir identifié (sans beaucoup d’indices, il est vrai). Mais, dans ce cas, Maximien, cherchant d’après les contemporains à rester proche descentres dupouvoir, n’enaurait pasusécomme retraite. nature

Le palais de Dioclétien à Split/Spalato

Onconnaissait de tout temps, parles textes et parles restes spectaculaires dumonument qui . Mais, jusqu’à palais de Dioclétien“ servit de noyau à la ville médiévale de Spalato, le cas du„ la deuxième guerre mondiale, on s’y intéressa surtout dupoint de vue des techniques et de

67 Voir mes objections dans le mémoire critique quej’avais consacré aux découvertes d’après guerre à Split: La place de Split dans l’a rchitecture aulique duBas-Empire, in Urbs ((Split), 158(avec résumé anglais), résumé dansLepalais deDioclétien à Spalato à 1962, p. 67– 1961– la lumière des récentes découvertes, in Bulletin de la Société Nationale des Antiquaires de 117. L’historiographie antique (il est vrai souvent polémique) montre France, 1961, p.76– et le qualifie entout casdeprivatus. Dioclétien „ cultivant ses salades“ 68 M. Mirković, in Palast undHütte, op.cit. n. 89, p. 486.

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Noël Duval l’histoire del’art69: l’usage del’arc surcolonnes dans le Péristyle a passé longtemps pour une despremières applications decette innovation quidomina dans l’architecture chrétienne (bien quedesexemples antérieurs soient connus, y compris à Pompéi et Herculanum, quel’arc sur colonnes aitété employé à grand échelle dans le forum sévérien deLepcis et qu’ à Split les arcs ne supportent rien); le type de l’ornementation (attribuée à des ouvriers envoyés d’Asie Mineure parDioclétien) semblait uncas typique d’influence orientale dans le débat à la mode dans la première moitié dusiècle, „ Orient oder Rom?“ , et l’unedespremières manifestations del’art „byzantin“70. Unautre problème débattu était celui duplan: le planrectangulaire (légèrement irrégulier sans doute pour des raisons de terrain) avec ses deux rues se croisant à angle droit, l’enceinte ponctuée de tours et de portes fortifiées avaient été rapprochés des camps militaires ou des castella: il semblait naturel qu’unempereur illyrien, militaire d’origine, adopte cette forme de résidence. J. Zeiller avait déjà rapproché le plan de Spalato d’une fortification plus petite fouillée avant sa publication à Mogorjelo en Herzégovine, en bordure de la Neretva, qu’on considérait à l’époque comme uncastellum duHaut-Empire71. Parla suite, ona vusurtout dans le palais de Dioclétien, dans la perspective des théories de l’historien d’art autrichien K.M. Swoboda surl’évolution dupalais romain72, unecombinaison decampetdevilla avec portique de façade (Portikusvilla mit Eckrisaliten) dans la configuration supposée par ce dernier pour l’Antiquité tardive, c’est à dire avec portique monté à l’étage et base fortifiée pourdesraisons desécurité. C’estmêmetout unetypologie régionale deces „palais“à façade maritime (ouface à une rivière) à tours et à portique qui a été développée par la suite par l’architecte danois palais dudésert“des Dyggve73 tandis que d’autres effectuaient un rapprochement avec les „ souverains ommeyyades en Syrie et en Jordanie, également compris dans uneenceinte fortifiée74.

J. Zeiller avait déjà traité dunomdonné au„palais deDioclétien“dans l’Antiquité et, après les 75), s’était interrogé sur l’étymologie du toponyme érudits locaux (notamment Mgr Bulić (Aspalathos, Spalatum): venait-il duterme palatium ouétait-il antérieur? Existait-il unétablis69 Voir les deux ouvrages encore fondamentaux, faute depublication systématique moderne, de G. Niemann, Der Palast Diocletians in Spalato, Wien, 1910. et d’E. Hébrard et J. Zeiller, Les appartements Spalato, le Palais de Dioclétien, Paris, 1912 (voir surtout le chap. V „ p. 155ss.) Le palais deDioclétien dansl’histoire del’art“ p. 109ss, et le chap. VII „ impériaux“ 70 Cesarguments sont présentés dèsl’article deStzygowski cité supra, n. 28. 71 E. Dyggve a proposé d’y voir unevilla fortifiée duBas-Empire: cf. la publication posthume d’E. Dyggve !avec H. Vetters), Mogorjelo. Ein spätantiken Herrensitz im römischen Dalmatien, Wien, 1969. J’ai analysé les données de fouille et la bibliographie postérieure dans N. 1990, p. 41, 1989– anin = Starinar, 40– Duval, Mogorjelo. Villa ou camp?, in Mélanges Garaš 259, pour montrer que l’interprétation de Dyggve ne tenait pas compte des données 254– réelles. Il est admis maintenant quece fort était unedes stations protégeant la traversée de la Neretva surla grande voie côtière. 72 K. M. Swoboda, Römische undromanische Paläste, Wien, 1919, 2e éd., 1924. Par la suite, Swoboda a combiné de façon curieuse sa théorie d’historien d’art dudébut dusiècle avec les interprétations inspirées de Dyggve: The Problem of the Iconography of Late Antique and 89; Medieval Palaces, in Journal of the Society of Architectural Historians, 20, 1961, p. 78– Römische undromanische Paläste, 3e éd., Wien, etc., 1969, supplément, p. 272 ss. 26; Drei 73 Cf., par exemple, Intorno al Palazzo sull’isola di Meleda, Palladio, 1959, p.19– 74

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Paläste vom gleichen Fassadentypus aus dem Jugoslawischen Küstenland, in Festschrift 90. Swoboda, Wien, 1959, p. 83– Arte di Principalement S. Bettini, Il castello di Mschattà in Transgiordania nel ambito dell’„ 366. Potenza“tardo-antica, inAnthemon (Mélanges Anti), Firenze, 1955, p. 321– F. Bulié, L’imperatore Diocletiano. Nome, patria e luogo della sua nascità, anno, giorno e 60. luogo della sua morte, inBullettino Dalm., 39, 1916, p. 28–

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sement avant le palais et quel était exactement le lieu de naissance de Dioclétien, puisqu’on disait qu’il s’était retiré dans sonpays d’origine? Malheureusement le nombre de sources est extrêmement restreint et il est difficile d’apporter unecertitude. En 196176, j’avais conclu pour mapart, suivant Zeiller quirejetait comme anachronique unemention depalatium introduite dans undesmanuscrits desaint Jérôme, quelesanciens appelaient le monument villa suivant la distinction habituelle entre résidence officielle et séjour temporaire (voir supra). T. Zawadski a remarqué, il y a quelques années, que les éditeurs récents de Jérôme conservent le terme palatium (dans uneexpression curieuse, il est vrai: in villae suaepalatio) et a plaidé enfaveur de cette appellation77. Je ne suis pas sûr, sans avoir refait récemment la recherche paléographique, queleséditeurs nesont pasinfluencés à leurtourparl’appellation moderne. Quoiqu’il ensoit, lesrécentes fouilles dansl’angle sud-est ontrévélé pourlapremière fois uneinstallation antérieure, que les fouilleurs considèrent comme une enceinte cultuelle païenne. Le terrain n’était donc pas vierge. A l’initiative d’E. Dyggve, quiavait travaillé longtemps à Salone entre lesdeuxguerres, etsous l’influence destravaux surl’idéologie impériale et lesinsignes dupouvoir (voir supra), l’intérêt s’est brusquement porté surla disposition desespaces officiels et surles aspects demanifestationmatérielle dupouvoir (ce queE. Dyggve et S. Bettini appelaient l’„architecture depuissan): le Péristyle a semblé à Dyggve undes meilleurs exemples de la basilica discoperta qu’il ce“ imaginait danschaque palais devant la porte desapparitions (le Prothyron à Split) et la salle du schéma trône (le grand espace rectangulaire qu’on appelait le Tablinum) pour réaliser le „ tripartite“qu’il considérait comme le plan type del’époque78. Du fait des bombardements de la deuxième guerre mondiale, qui ont libéré de constructions postérieures une partie du périmètre des murailles et de l’intérieur de la ville, et d’une ambitieuse politique urbanistique de retour à l’état romain menée pendant une quinzaine d’années, sous l’égide dela municipalité del’époque, parl’Office d’urbanisme municipal sous la responsabilité des frères J. et T. Marasović, d’importants travaux de dégagement et de restauration, entre 1945 et 1975 surtout, ontpermis defaire progresser sensiblement la connaissance du monument par rapport aux relevés dudébut dusiècle79. D’autre part, des fouilles 1974) en stratigraphiques ont été menées, pour la première fois, pendant neuf saisons (1965– différents points parunemission américaine sous la direction deSh. Mc Nally (Université du Minnesota)80. Après une longue interruption (en dehors de travaux mineurs à l’occasion des

76 Urbs, 1961–1962, p. 70 et n. 21. 77 T. Zawadzki, La résidence de Dioclétien à Spalatum et sa dénomination dans l’Antiquité, in 230. Museum Helveticum, 44, 1987, p. 223– 78 Cette théorie est développée dans Ravennatum Palatium Sacrum en 1941, réaffirmée dans de , dans nombreux travaux et mises à jour, dont, après les découvertes de J. et T. Marasović Nouvelles recherches auPéristyle duPalais deDioclétien à Split, inActa adarchaeologiam et 6. artium historiam pertinentia (Institut norvégien deRome), I, 1962, p. 1– O ffice régional des 79 Après une publication de Cv. Fiskovićpour les premiers travaux de l’ monuments Historiques, immédiatement après la guerre, les fouilles et restaurations deJ. et T. Marasovićontété publiées dans la revue de l’Office municipal d’ubanisme, Urbs, notamment 1962. Il n’y a plus eu guère ensuite comme bilan dans un numéro bilan, n° 4, en 1961– d’ensemble que des publications de vulgarisation scientifique, notamment deux albums: T. , Le Palais deDioclétien, Zagreb, 1968; J. et T. Marasović, Le Palais deDioclétien, Marasović Zagreb, 1982 (les deux avec deséditions enplusieurs langues). J. etT. Marasovićontdressé en 106, le tableau des apports des trente 1994 pour la revue Antiquité Tardive, 2, 1994, p. 89– dernières années (avec unebibliographie). 80 Publication dans unesérie demonographies intitulées Split, d’abord publiées endeux éditions croate et anglaise, puis seulement en anglais sous l’égide de l’Université duMinnesota. En 1990 (cf. moncompte rendu inJRA, 4, 1991, p. 101– dernier lieu: Split 5 et 6, Dubuque, 1989– 118 (avec bibliographie détaillée).

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restaurations debâtiments plus récents), les fouilles et restaurations viennent dereprendre sur une grande échelle dans la partie sud-est dupalais, c’est-à-dire à l’emplacement attribué au triclinium81. Onprévoit deplusieurs côtés unereprise del’étude dela sculpture architecturale. Le bilan de cette période de recherches sur le terrain et de discussions intenses dans la communauté scientifique, qui a duré près de cinquante ans, n’ a pas encore été fait dans une publication d’ensemble (qui est programmée de longue date) et il manque une nouvelle interprétation globale dumonument, à la fois surle plan archéologique, surle plan fonctionnel et surle plan idéologique82. Onpeutnoter cependant quelques acquis: la découverte duniveau originel duPéristyle et l’existence confirmée dupassage souterrain axial sous lesAppartements montrent clairement que la rue nord-sud se poursuit surdeux niveaux jusqu’à la mersous la forme de deux passages couverts qui sont indispensables à la circulation, donc que, à l’étage, cet axe n’est pas, contrairement aux théories successives d’E. Dyggve, H. Kähler83 et K.M. Swoboda (dans la troisième version de son livre), un axe de représentation (avec soit le „ Tablinum“ , soit le Vestibule comme salle dutrône). Lessalles d’apparat font face à la meret, d’après le plan dusous-sol (confirmé en partie par les vestiges de l’étage), consistent surtout dans une salle basilicale à l’Ouest et dans une salle cruciforme servant de triclinium à l’Est, dont les toitures devaient dominer la façade84. Les recherches menées dans les deux espaces s’étendant devant la façade des appartements et contenant les monuments restés debout (servant decathédrale et debaptistère depuis le Moyen Age) ontmontré queleur occupation était plus complexe qu’on ne le pensait audébut dusiècle: deux petits temples, rond et polygonal, s’ajoutaient aubaptistère à l’Ouest, desthermes et unegrande cour auxportiques mosaïquées se situaient à l’Est du „Mausolée“ . Ni l’étude de la crypte (qui n’a jamais pu contenir un sarcophage) ni celle du décor ne confirment de façon décisive pour ce dernier monument l’interprétation traditionnelle comme sépulture de Dioclétien. Il existe une autre tradition médiévale quile désignait comme l’undesquatre temples compris danslepalais, etl’expérience négative deSalonique (voir supra) et deGamzigrad (voir infra) m’amène à mettre endoute la théorie liant le mausolée impérial aupalais, enparticulier s’il est situé à l’intérieur d’uneville. L’examen (très partiel enraison deladensité desconstructions plus récentes) desespaces situés au Nord de la rue transversale et celui des pièces bordant la muraille ont également fait progresser la connaissance du plan du palais, resté longtemps très incertain en dehors des édifices publics ou de la résidence (les Appartements). La symétrie supposée par Hébrard n’existe pasmais onn’a pudéterminer clairement l’usage deces installations secondaires, et en particulier préciser s’il existait desédifices administratifs et quel était l’effectif dela garnison. Sur l’origine des maistrances (en attendant un réexamen de la sculpture architecturale), les

81 Uneexposition s’esttenue à Split en 1995 etestprévue enjanvier 1997 à Paris à l’occasion des 1700 ansdela retraite deDioclétien en 1996. Elle comportera, sous la direction deN.Cambi et J. et T. Marasović, uneprésentation derelevés architecturaux et le bilan desdernières fouilles (catalogue encroate et enfrançais). 1962 (ci-dessus n.57). Les 82 Voir pourunepremière tentative messynthèses (critiques) de 1961– albums de J. et T. Marasovićprésentent uncompromis peusatisfaisant entre plusieurs interprétations. Deux essais de synthèse, plus récents, me semblent aussi discutables: J. Wilkes, Diocletian’s Palace Split, Sheffield, 1986, nouvelle édition Oxford, 1993 (cf. mon compte 356); Sh. Mc Nelly, State of Scholarship in rendu in Bulletin Monumental, 144, 1986, p. 354– Split 5, 1989, p. 37– 43 avec bibliographie détaillée (cf. moncompte rendu inJRA, 4, 1991, p.

382). 378– 83 H. Kähler, Split i Piazza Armerina, residencije dvaju careva tetrarha, in Urbs, 4, 1961–1962, 39. p. 97–109et Die Villa desMaxentius bei Piazza Armerina, Berlin, 1973, p. 35– 84 Cette interprétation traditionnelle vient d’être confirmée par la découverte en sous-sol d’une , mesurant 1,50m decôté, c’est-à-dire clôturé“ table desalle à manger enmarbre, dutype dit „ nettement plus grande quela largeur habituelle.

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impériales

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progrès ne sont pas décisifs, malgré des études de métrologie85 et l’analyse des marques inscrites surles pierres86. Enfin, dans le domaine chronologique, on a noté de longue date des traces de repentir dans le plan et l’ornementation (notamment pour le raccord sud-est du Péristyle et duProthyron: ils avaient fait croire à uneinsertion plus tardive duPéristyle), et on discute toujours pour savoir si le caractère assez fruste, mais vigoureux, de la majorité de la sculpture architecturale est la preuve d’unefinition incomplète (l’ornementation descorniches en particulier peut laisser croire à unsimple épannelage) ourépond à unevolonté délibérée. Dansle premier casd’ailleurs, lepalais deSplit neserait quel’undesnombreux monuments de prestige oùle traitement dela pierre n’ a pasétépoussé jusqu’austade final, et il faut toujours tenir compte descompléments enpeinture.

Je ne pense pas, en tout cas, quel’analyse architecturale, pasplus quedesrecherches stratigraphiques très poussées (à moins de découvrir desmonnaies „scellées“ fournissant un terminus post quem) permette jamais d’établir en quelle année le monument a été commencé ni s’il était terminé auretrait deDioclétien (rappelons en passant qu’onignore la date précise dela naissance et dela mort dece dernier). En conséquence, l’argument cherché parT. Barnes dans l’archéologie pourétablir la date dela mise enplace dela succession meparaît fragile. La villa dite de Piazza Armerina (villa duCasale près de Piazza Armerina) n’est

pas unpalalis de retraite Je serai très bref surce sujet: le cas decette somptueuse villa del’A ntiquité Tardive

découverte enSicile avant la seconde guerre mondiale et fouillée ensuite intégralement (oupresque, caril reste desdépendances nonmises aujour) est le type même dufaux problème quia généré indûment (sauf surle plan del’histoire del’art et de l’iconographie) une littérature considérable; il n’aurait aucune place dans cet exposé s’il ne figurait dans les manuels et si certains ne continuaient à soutenir la thèse d’unepossession impériale. Rappelons les circonstances: uneméconnaissance complète de l’architecture résidentielle de la période a fait croire quele monument était exceptionnel, nonseulement parla qualité de ses mosaïques mais aussi parsonplanet sesdimensions; uneillumination dusavant norvégien L’Orange, qui , appuyé par a reconnu unportait deMaximien dansle „maître delaGrande Chasse“ sonamiDyggve quivoyait dansle planuneapplication desathéorie surle „schéma tripartite“(voir supra), a eu un succès immense: c’était, d’après eux, la villa de retraite prévue parMaximien enparallèle à Split87. B. Pace et S. Mazzarino eurent

), Recherches surla longueur dupied 85 Parexemple: S. Buble (élève etassistante deJ. Marasović 138 romain utilisé dans la construction dupalais de Dioclétien, in AnTard, 3, 1995, p. 125– a pas, à ma (après de longs calculs, elle conclut à unpied supposé mesurer 29,36 cm qui n’ connaissance, d’origine précise). 86 Autre étude menée sous la direction deJ. Marasović. Laprésence delettres grecques avait déjà marques de carrier“est servi d’argument pour Zeiller. Mais d’unepart, le répertoire de ces „ assez universel et a peuvarié dans le temps, d’autre part, ona trouvé aussi deslettres grecques d’assemblage sur dumatériel liturgique –fabriqué à Brač–pour uneéglise de la région de 87

Šibenik, indiscutablement latinophone. Après l’article initial deH.P. L’Orange et E. Dyggve, È unpalazzo diMassimiano Erculeo che 128, gli scavi di Piazza Armerina portano allla luce?, inSymbolae Osloenses, 29, 1952, p. 114– repris dans L’Orange, Likeness andIcon, Selected Studies, Odense University Press, 1973, p. 167, voir les publications postérieures de L’Orange (auxquelles il faut ajouter celles de 158– Dyggve déjà citées): Il palazzo diMassimiano Erculeo diPiazza Armerina, inStudi inonore di

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beau objecter que cette hypothèse n’avaient aucune base historique (les textes

semblent situer la retraite temporaire de Maximien en Lucanie d’après Eutrope, Brev., 9,27,2 et 10,2,3 ouenCampanie d’après Lactance, 26,7) etqued’innombrables grands propriétaires possessionnés enSicile (dont lesNicomaque) pouvaient revendiquer une telle villa, les historiens de l’art, discuter à perte de vue de style et d’iconographie et opter pourunedate ouuneautre en fonction deleur position sur l’identification, la thèse connut un succès foudroyant. Si Maximien ne convenait pas comme propriétaire, ce pouvait être aussi son fils Maxence88. Cette thèse a encore ses tenants89. Après d’innombrables descriptions hâtives, interprétations globales oucommentaires dedétail, la première publication presque exhaustive de la villa (encore insuffisante pour l’architecture) n’a paru sous la direction d’A. Carandini qu’en 198290. A cette occasion, deux colloques, à Rome et à Piazza Armerina, ontfait le point surles problèmes encore pendants91: j’ai été frappé dans ces deux réunions parl’impact durable desthéories desannées 50 etparlatentation constante –même chez ceux qui ne pensent plus à Maximien et à Maxence et qui sont en grande majorité –de trouver dans l’architecture et dans le décor des caractéristiques quasi impériales, bien que Piazza Armerina s’inscrive désormais dans une abondante série de résidences aristocratiques aussi riches, représentée également ailleurs en Sicile.

Gamzigrad

–Romuliana

Contrairement aucas deSplit, celui deGamzigrad, site reconnu delongue date, à cause deses ar en Serbie mais dont on ignorait la ruines spectaculaires, par les voyageurs près de Zaječ nature, n’est entré que récemment dans la problématique des palais impériaux. Audébut des fouilles dans les années 50, onn’avait pasidentifié le site antique: ona crusuccessivement à un castellum militaire, à la résidence d’unduxfrontalier ouà celle d’unprocurateur desmetalla (il

173); 600 (= Likeness and Icon, p. 168– A. Calderini e E. Paribeni, III, Milano, 1956, p.593– Nouvelle contribution à l’étude du palais herculien de Piazza Armerina, in Colloque La 314 (avec discussion) (= Likeness mosaïque gréco-romaine, Paris, 1963, Paris, 1965, p.305– 314); Nuovo contributo allo studio delpalazzo Erculio di Piazza Armerina, in andIcon, p.305– Acta adarcheologiam et historiam artium pertinentia dell’Institutum Romanum Norvegiae, 2, 104. 1965, p. 65– 88 H.Kähler, La villa diMassenzio a Piazza Armerina, Acta adarcheologiam et historiam artium 49; Die Villa des Maxentius pertinentia dell’Institutum Romanum Norvegiae, 4, 1969, p.41– bei Piazza Armerina, Berlin, 1973. 994; 89 Surtout S. Settis, Per l’interpretazione di Piazza Armerina, in MEFRA 87, 1975, p. 873– Neue Forschungen und Untersuchungen zur Villa von Piazza Armerina (en retrait sur le 534. Cf. mon précédent), in Palast undHütte (Symposium Bonn 1979), Mainz, 1982, p. 515– 334. compte rendu, inBulletin Monumental, 142,1984, p.333– 90 A. Carandini, A. Ricci, M.deVos, Filosofiana. La villa diPiazza Armerina, Palerme, 1982. Cf. déjà A. Carandini, C. Ampolo, G. Pucci, P. Pensabene, La villa del Casale a Piazza Armerina. 281, qui livrait les Problemi, saggi stratigrafici ed altre ricerche, MEFRA, 83, 1971, p. 114–

91

premières recherches stratigraphiques. Colloque del’Institut Gramsci enmai 1983, publié dans Opus, II, 1, 1983; La villa romana del Casale di Piazza Armerina (Atti della IV Riunione scientifica della Scuola di perfezionamento in Archeologia classica dell’Università di Catania, Piazza Armerina 1983), Catania, 1988. Cf. sur cette publication moncompte rendu dans Bulletin de l’Association internationale pour 373. 1991, p. 361– l’étude de la mosaïque antique, 13, 1990–

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s’agit d’unerégion minière avec, à peudedistance, les mines decuivre deBor). La découverte degrandes galeries mosaïquées, d’unensemble résidentiel avec unpéristyle, unesalle à abside, decurieuses pièces deplancentré (qui nesontpasà usage thermal comme onl’a cru), a orienté peuà peuvers l’idée d’unerésidence impériale. L’enceinte double posait aussi problème: une muraille en opus mixtum garnie de grandes tours polygonales saillantes et présentant deux portes monumentales décorées de motifs sculptés englobe à quelques mètres dedistance une enceinte rectangulaire en briques avec des tours carrées semi-saillantes et deux portes encadrées detours polygonales ressemblant à celles deSplit (qui avaient été conservées comme portes intérieures dans la deuxième période): la différence évidente de technique deconstruction et de système de défense a fait croire à unsensible décalage chronologique: on datait la première enceinte del’époque tétrarchique ouconstantinienne, la seconde deJustinien dont le DeAedificiiis rapporte les travaux dans la région92. Le second fouilleur, Dr.Srejović, préhistorien d’origine (c’est le découvreur dusite célèbre de Lepenski Vir), qui a pris en charge le site depuis 1975, a eu très vite une intuition qui s’est révélée enpartie exacte parla suite. Il y a vula résidence deGalère enrapprochant ces ruines énigmatiques d’une mention de l’Epitomé du pseudo-Aurélius Victor (40,16): Ortus Dacia Ripensi ibique sepultus est; quemlocum Romulianum ex vocabulo Romulae matris appellaret (en réalité la meilleure leçon manuscrite est bien Romuliana)93. Romuliana est nommé également dans le De Aedificiis parmi les reconstructions de Justinien dans le secteur d’Aquae. Romula est mentionnée parLactance dans uneintention polémique: „ barbare“originaire dela Dacie transdanubienne, prêtresse d’unculte local, elle aurait étél’inspiratrice delapersécution des chrétiens94. Ducoup, Dr. Srejovića postulé d’abord, pour ce „palais deretraite“qui aurait étéprévu parGalère à la findela seconde tétrarchie, undécalque duplandeSplit: les premiers croquis publiés duplan intérieur hypothétique suggéraient unplan régulier avec deux rues se croisant à angle droit, quis’estrévélé inexact avec la poursuite desfouilles. L’identification de deux temples à l’intérieur de l’enceinte a donné lieu aussi à de multiples spéculations: l’un, pourvu d’une fosse sous la cella, aurait été celui où officiait Romula. L’autre, où une tête attribuée à Hercule avait étédécouverte et dontle podium creux contenait deux espaces voûtés, aurait été à la fois le temple dynastique95 et le mausolée avec la tombe deGalère et desa mère, puisque selon le schéma deSplit considéré comme unmodèle universel (voir supra), le palais devait contenir la tombe impériale96. Prenant au sens littéral unpassage de Lactance, 20, 4 (disant queGalère, songeant à se retirer pour ses vicennalia, avait prévu unrempart autour de lui) qui fait allusion en fait à la troisième tétrarchie, le fouilleur en tirait une indication chronologique pour dater de la findurègne le deuxième rempart deGamzigrad97.

92 Voir l’état de la question que j’avais présenté en 1971 d’après les publications du premier anak-Medić : Palais etforteresses en Yougosla. Mano Zisi, et del’architecte M.Č fouilleur, Đ 122. vie, Bulletin de la Société Nationale desAntiquaires deFrance, 1971, p. 115– 93 Je dois cette indication à M. Festy, éditeur del’Épitomé dans la collection des Universités de France.

2. 94 De mortibus persecutorum, 9,2 et 11,1– 95 Le fouilleur croyait, eneffet, queGalère était unHerculius. 61, faisait déjà 96 Mark J. Johnson, Late Antique Imperial Mausolea, diss. Princeton 1986, p. 59– des réserves sur cette identification tout en acceptant que le mausolée soit à l’intérieur des murs.

anak-Medić , Gamzigrad, Kasnoantička palata. 97 Voir sur cette phase de la recherche: M. Č ki Zavod za zastitu Spomenika Culture SR Srbije, Arhitektura i prostorni sklop (Republič 241) [état des recherches vers 1975 tenja, XI), Belgrade, 1978 (résumé français p. 219– Saopš , A. Lalović, D. Janković, TwoLate par l’architecte chargée de la restauration]; D. Srejović 63; Iid., GamziRoman Temples at Gamzigrad in Archaeologia lugoslavica, 19, 1978, p. 54– 78); D. 70 (enserbe avec résumé français, p. 77– grad, in Starinar (Beograd), 36, 1980, p. 66– , TwoMemorial Monuments of the Roman Palatial Architecture: Diocletianus’s PaSrejović

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Ladécouverte en 1984 del’inscription Felix Romuliana dansunecouronne ausommet d’unarc de petite dimension dans un bâtiment que le fouilleur considérait, sans argument décisif, comme la salle des banquets rituels de Romula, a, par une chance singulière, confirmé l’i ntuition deD. Srejović(cependant ce dernier appelle à tort depuis lors le site Felix Romuliana alors qu’il s’agit d’uneacclamation classique). Ona trouvé parla suite toute unesérie de sculptures provenant de la porte est et livrant sous la forme de médaillons d’étendard les portraits schématiques de trois couples de souverains (dont deux en habit civil), puis unetête grandeur nature en porphyrite (à rapprocher sans doute d’unemain tenant unglobe recueillie antérieurement) qui peut être celle de Galère, couronnée d’un diadème de laurier orné de gemmes et de quatre bustes impériaux comme les couronnes de prêtres du culte impérial. L’appartenance d’unepartie aumoins dusite à uneconstruction officielle tétrarchique estdonc 1991, ona fouillé surlacolline voisine deMagura deuxmausolées indiscutable. Enfin, en 1988– monumentaux très ruinés et dans le voisinage deux tumuli enfermant les restes desbûchers de consécration érigés lors des funérailles impériales, ce qui est ununicum: on a donc pratiqué l’incinération traditionnelle pour les empereurs bien queles mausolées contiennent unefosse quiconviendrait à uneinhumation. Cette découverte sensationnelle répond auxobjections que j’avais faites contre lapremière identification dumausolée avec le temple central: lesmausolées, attribués à Romula et Galère (le matériel, assez rare, ne s’oppose pas à cette datation et un trésor de la fin duIVesiècle enfoui dans les ruines fournit unterminus ante quem) sont bien, comme je l’attendais, à l’extérieur desmurs98.

Si l’identification avec Romuliana, lieu d’origine de Galère et résidence probable de sa mère, et une datation en partie tétrarchique sont prouvées, si on connaît désormais le lieudesépulture deGalère, quiconfirme labrève mention del’Epitomé, deux questions quej’avais posées restent pour l’instant sans réponse. Quelle est la chronologie relative des deux enceintes? M. Srejovic date l’une de Galère César, l’autre dela fin durègne (sur unebase discutable, nous l’avons vu), Mais, malgré 23, 1982, lace at Split andGalerius’s Palace at Gamzigrad, inArchaeologia lugoslavica, 22– 49; D. Srejović, D. Janković, A. Lalović, V. Jović, Gamzigrad, Kasnoantički Carski p. 41– Dvorac (Gamzigrad, résidence impériale du Bas-Empire) [Catalogue d’exposition en serbe avec résumé anglais], Belgrade, 1983. J’avais critiqué l’approche dufouilleur, les méthodes pourl’interprétation et lachronologie: Gamzigrad, lepalais deGalère?, inSaggi inonore di G. 40 [rédigé en 1984]. De Angelis d’Ossat, Roma, 1987, p.29– 98 Voir sur ces découvertes successives: D. Srejovič, Felix Romuliana, Galarijeva palata u 65 (en Gamzigradu (le palais deGalère à Gamzigrad), inStarinar, n.s., 36, 1985 [1986], p. 61– nar, 102).; Id., Felix Romuliana, Carska palata ili?, in Stari serbe, traduction française, p. 94– 93 (en serbe et en français); Id., dans Imperial Towns andPalaces n.s., 37, 1986 [1988], p. 87– . Vasić, p. 53, description del’architecture parČ inSerbia (catalogue d’exposition 1993), p. 31– 267 par A. Lalovićet D. 233, 261– 216, 231– 163, des sculptures et mosaïques p. 204– 118– , Imperial mausolea and Consecration memorials in Felix Srejović ; D. Srejovićet C. Vasić Romuliana, Gamzigrad, East Serbia, Beograd, 1994; différents articles dans The Age of Tetrarchs (colloque Belgrade 1993), Beograd, 1995; synthèses enanglais dans D. Srejovićet Č . Vasić, Emperors’s Galerius’s buildings in Romuliana (Gamzigrad), AnTard, 2, 1994, p. 152. – 141 et D. Srejović, The Representations of Tetrachs in Romuliana, ibid., p. 143– 123– J’ai moi-même, aufur et à mesure des publications, donné monpoint de vue: Le „palais de 361; Le site de Gamzigrad Galère“à Gamzigrad, in Bulletin Monumental, 144, 1986, p.356– (Serbie) est-il lepalais de retraite deGalère?, Bull. dela Soc. Nat. desAntiquaires deFrance, 244, et Bull. dela Soc. 84; Gamzigrad, inBulletin Monumental, 145, 1988, p.240– 1987, p. 61– 351. Uncompte rendu despublications serbes de Nat. desAntiquaires deFrance, 1988, p. 349– 1995 paraîtra dansAnTard, 1997. 1993–

Les résidences impériales

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les affirmations contraires des archéologues et architectes99, on a dumal à comprendre, pour les raisons indiquées ci-dessus, la nécessité d’unereconstruction sur le même périmètre à si peud’intervalle et avec descaractéristiques si différentes. Quefaut-il attribuer alors à la restauration justinienne, signalée parProcope, quiest indiscutable parailleurs, à cause del’installation d’uneéglise caractéristique duVIe siècle à l’e mplacement d’unepartie dessalles publiques antérieures100, etdumatériel contemporain qui a été recueilli? En second lieu, quelle est la nature exacte de l’agglomération et s’agit-il bien d’une résidence prévue pour la retraite comme Split? Le plan ne donne aucune impression d’homogénéité: on constate deux orientations des édifices (que le fouilleur met en rapport avec les deux phases d’aménagement) et ils présentent desdimensions, uneorganisation et desfonctions apparentes très variées: on citera à l’Ouest les grandes salles mosaïquées qui seraient le palais officiel mais offrent unplan inhabituel; la résidence (incomplète), avec cour, grand salon et salles de plan centré, déjà signalée; une autre maison beaucoup plus petite transformée ensuite en chapelle chrétienne; le curieux bâtiment attribué à Romula et deshorrea; aucentre, les deux temples dont le principal semble précédé d’une grande esplanade publique; à l’Est un groupe thermal d’ampleur moyenne, et unensemble sur plusieurs niveaux qui me semble hétérogène (il n’est que très partiellement fouillé) mais que le fouilleur qualifie aussi de palais. Mon impression, depuis vingt ans, a toujours été qu’on ne devrait pas proposer d’interprétation globale avant d’avoir terminé la fouille, qui a toujours apporté de l’imprévu, et d’avoir précisé les observations de chronologie relative. Certes desmoyens exceptionnels ontété fournis parGalère et la glorification dela tétrarchie joue unrôle indiscutable dansle décor, mais peut-on affirmé qu’il a songé à y résider après sa retraite? En tout cas, il n’existe aucun rapport évident avec Split, contrairement à ce qu’on a affirmé (de même que pour Piazza Armerina). Notons qu’une fortification similaire à la muraille extérieure de Gamzigrad est en cours de fouille à quelques dizaines de kilomètres au Nord: bien qu’elle paraisse vide detoute construction, elle permettra sans doute decontrôler la datation dece type defortification [voir infra].

Le complexe deMaxence surla Voie Appienne Avant même la reprise desrecherches surle monument, cet ensemble, longtemps négligé par les archéologues, a joué unrôle important dans les discussions sur la typologie des palais: c’est son étude101 qui avait amené A. Frazer à proposer en

a pasété précisée, par „ tétrarchiques“à la porte est n’ exemple. 100 Uneéglise attribuée (sans indice précis) auVesiècle a précédé cette dernière. 101 Sonintérêt portait surtout surle mausolée dansle cadre d’unerecherche surlesmonuments de plan centré sous la direction de R. Krautheimer: cf. sa dissertation soutenue à NewYork University, Institute of Fine Arts, en 1964: Four Late Antique Rotundas. Aspects of FouthCentury Architecture Style in Rom. 99 Laprovenance exacte desblocs sculptés

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1966 son type „iconographique“du palais, liant en particulier la résidence au mausolée impérial et aucirque. Les recherches ontfait depuis beaucoup beaucoup deprogrès102, surtout surle cirque et le mausolée qui paraît bien être celui de Romulus le fils de Maxence, –ouvilla –est malconservé et neprésente pas, dans les parties puisque le „ palais“ encore debout, un plan bien significatif. Mais ce complexe pose beaucoup de problèmes: dechronologie d’abord et donc de symbolisme politique dans le cadre del’usurpation deMaxence, defonction ensuite: a-t-on le droit dele classer parmi les palais impériaux et donc d’y voiruneillustration d’unmodèle ounes’agit-il pas plutôt, hors les murs, d’unevilla suburbaine comme les empereurs, à commencer parHadrien, enavait déjà possédé, singularisée seulement parl’association à undes mausolées de l’Appia et par la construction d’un cirque permettant de sortir de Rome unepartie des circenses donc de limiter les spectacles duCircus Maximus, plus exposé (ce n’était d’ailleurs pas une nouveauté)? Personnellement, j’opterai pourcette seconde interprétation. Autres résidences temporaires d’empereurs dissidents Onignore le lieu derésidence à Carthage entre 308 et 310 deDomitius Alexander, ancien vicaire d’Afrique, comme des différents empereurs ou usurpateurs qui résidèrent temporairement à Alexandrie. Dans le premier cas, il existait certainement trois résidences officielles à Carthage pour le proconsul, le procurateur et le vicaire. Onsuppose quele palais duproconsul se situait surByrsa (oùl’on voit des substructions de salles monumentales sur le flanc sud de la colline) et qu’il est devenu celui des rois vandales et de l’exarque byzantin. Pour Alexandrie dont la topographie, malgré l’abondance des documents, reste énigmatique, on pense à la résidence dupréfet d’Egypte, mais dessessions officielles et desaffichages étaient aussi localisés dans d’autres bâtiments publics comme nous l’avons indiqué. Laplupart desautres usurpateurs duIIIeet IVesiècle semblent avoir résidé dans les „palais“existants. Onneleur prête pasd’innovation dansce domaine, endehors desextravagances architecturales, desdilapidations dansl’ornementation, desbizarreries d’utilisation queleurattribue parexemple l’Histoire Auguste, comme d’ailleurs . aux„mauvais empereurs“

Conclusion

Je garde la conviction, aubout de quarante ans de recherches sur le sujet, que la notion de plan-type duPalais impérial duBas-Empire, lancée par E. Dyggve en 1941et quieuttant desuccès après la première guerre mondiale (etengarde encore maintenant comme le montrent l’exposition de Milan en 1990 et l’article de S. ićen 1993), n’a aucune base archéologique et d’ailleurs aucune vraisemblanurč Ć ce. Les progrès de la recherche, très importants depuis, dans les monuments déjà 102 Voir G. Pisani Santorio et R. Calza, La villa di Massenzio sulla Via Appia (I Monumenti Romani, 6), Roma, 1976; L. Cozza et alii, La residenza imperiale di Massenzio; villa, circo, mausoleo, Roma, 1980.

Lesrésidences impériales

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connus et par la découverte de nouveaux sites (Thessalonique, Gamazigrad), me semblent montrer la diversité plus que l’uniformité, contrairement aux interprétations hâtives et médiatiques souvent avancées. L’association aucirque, résultant d’unesituation de fait à Rome et à Constantinople, effectivement importante dans ce dernier exemple, n’est pas prouvée ailleurs et ne peut servir à localiser des palais. L’association au mausolée, peu vraisemblable dans la tradition romaine, s’estrévélée inexacte à Thessalonique et à Gamzigrad; elle n’estpasprouvée même dans la „ villa“deSplit. L’axialité dans la ville et dans le palais mêmeestpeut-être satisfaisante pourl’esprit; elle existe sans doute pour certains palais (comme c’était déjà le cas pour divers monuments officiels dans l’urbanisme hellénistico-romain, et pour certaines demeures); ce ne peut être unerègle permettant dereconstituer desplans. Nousavons distingué desrésidences officielles (dont la configuration réelle est encore pratiquement inconnue, endehors deTrèves et peut-être deThessalonique) associées à des bureaux d’administration centrale (c’est à ces „palais decapitale“ queje serais tenté deréserver le nomdepalatium; rien neprouve qu’ils s’inspirent duPalatin), desrésidences provisoires dansdescapitales provinciales, gîtes d’étape et centres d’Etat-Major pour les périodes de guerre, certainement d’importance et résidences secondaires“(parmi lesquelles se situerait la d’aspect très variables, des„ villa de Maxence sur l’Appia). Les conditions politiques (et éventuellement les lieux de pouvoir“ , l’évolution du cérémonial, les usurpations) ont multiplié les „ transformations des modes de prise de décision et de structure de l’administration onteuforcément desconséquences architecturales. Il est évident queles IIIeet IVe siècles représentent uneétape décisive, mais, malgré desprogrès certains, nous en basilique“de Trèves. La mesurons mal les conséquences, sauf peut-être dans la „ structure dupalais pourrait être unemesure dela volonté d’installation permanente. Elle ne l’est pas de la légitimité dupouvoir et de l’existence d’unmodèle. Le „palais deretraite“de Dioclétien, bien sûrlié auchoix original et d’ailleurs éphémère d’unpouvoir à temps, n’est pasisolé. Il rentre dans unesérie apparue au IIIe siècle (Philippopolis, Palmyre) et liée aux origines provinciales (en particulier en Orient et en Illyricum) d’empereurs nonapparentés entre eux et n’appartenant pas à l’aristocratie romaine: chacun est tenté de magnifier sa patria par une construction ouunereconstruction deville oudemaison familiale (pouvant éventuellement servir delieu deretraite pourles Tétrarques). Mais il n’existe pasnonplus un seul modèle pource genre d’aménagement, comme le prouve la comparaison entre Split et Gamzigrad, malgré les théories contraires. L’empereur construit alors évidemment avec des moyens exceptionnels, mais on ne voit aucune raison qu’il prévoie des installations comparables à celles d’un palais officiel (Dioclétien est explicitement redevenu privatus à Spalatum). Postscriptum octobre 1996: La fouille signalée p. 151 a été poursuivie: ce site de Šarkamen auNord-Ouest deRomuliana est in Grad considéré comme datant de la tétrarchie et la fortification est similaire à celle de Carič (deuxième enceinte), mais il n’existe pasdebâtiments dans l’enceinte. A l’extérieur, la fouille d’un mausolée a rendu très récemment un très important dépôt de bijoux. Dr. Srejovićpense à un mausolée destiné

à la femme deMaximin Daïa.

GRENZEN SPÄTRÖMISCHER STAATSGEWALT von ALEXANDER DEMANDT

Seit Cicero findet sich in derlateinischen Literatur als Bezeichnung fürdasrömische Staatsgebiet derBegriff imperium. Als mit Caesar undAugustus ein imperator andie Spitze dieses Gemeinwesens trat, erhielt derBegriff seinen vollen Sinn. Er

besagt, daß die höchste, durch keine Institution, durch keine Konstitution eingeschränkte Staatsgewalt desKaisers innerhalb derfines imperii zumTragen kommt. Trotz derjuristisch unbegrenzten Kaisermacht hatsich diese mitdenwechselnden historischen undfunktionalen Rahmenbedingungen in der Praxis verändert. Stärke undUmfang derZentralgewalt injedem Staat hängen zusammen mit dem jeweiligen Regelungsbedarf. Je zahlreicher undschwerer diezulösenden Aufgaben sind, desto umfassender und stärker muß die Staatsgewalt sein. Anderenfalls werdendie Probleme auf lokaler Ebene gelöst, es kommt zueiner Mediatisierung, ja einer Privatisierung derGewalt, unddasGemeinwesen zerbricht. Die römische Gesellschaft hat diese Erfahrung dreimal machen müssen, und zweimal gelang es, die Zentralgewalt den veränderten Bedürfnissen anzupassen: mit der Stiftung des Principats und der des Dominats. Ein drittes Mal ist der Vorgang gescheitert, so daß nach Theodosius die Reichseinheit zerfiel. Die Umwandlung der republikanischen Stadtverfassung in die Monarchie des Augustus entsprach demdurch den riesigen Provinzialverband gewachsenen Regelungsbedarf, er führte zudemzentralisierten Militärkommando, dasallein Separatinteressen undBürgerkrieg verhindern konnte. Unter wesentlich gleichbleibenden Rahmenbedingungen hatsich dasPrincipat über ein Vierteljahrhundert bewährt. MitdenAngriffen derPerser unter denSassaniden amEuphrat, derAlamannen undFranken am Rhein undder Goten an der unteren Donau im 3. Jahrhundert änderte sich diemilitärisch-politische Großwetterlage. Demplötzlich gewachsenen Außendruck war das Reich mit seinen schwach befestigten Grenzen undseinem entmilitarisierten Hinterland nicht gewachsen. Das führte in die Reichskrise des dritten Jahrhunderts mit der wilden Kaisermacherei auf allen Kriegsschauplätzen, mitderGeldentwertung unddenChristenverfolgungen. Die Situation wurde zunächst gemeistert durch die Reformen Diocletians und Constantins. Die zumSchutz desReiches erforderliche praktische Amtsgewalt des Kaisers sollte gestärkt werden. Er erhob so umfassende Regelungsansprüche, daß die res publica denEindruck eines Zwangsstaates erwecken konnte, der überall eingreift unddaszuvor lebendige Gemeinwesen ineineisernes Korsett vonzentral verfügten Bestimmungen preßt. Ausdemabsolutistischen System wurde ein tendenziell totalitäres, ausderMilitärmonarchie entstand über die Militäranarchie die orientalische Zwingherrschaft“–so Rostovtzeff. Militärdespotie, die„ François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

Usurpationen

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Ausdrucksformen deserhöhten Machtanspruchs derKaiser waren dasbombastisch gewordene Zeremoniell unddie pompöse Kanzleisprache mitihrer Inflation an Superlativen sowie die allenthalben zubeobachtende Anleihe aus dersakralen Sphäre –Zeichen für ein neuartiges Imponiergehabe, das die senatorisch-zivilen Ausdrucksformen derguten Kaiser desPrincipats hinter sich läßt. Die Kaisertitulaturin derPräambel zumHöchstpreisedikt Diocletians umfaßt 143Wörter. DasBestreben, Eindruck zumachen, gehtbis indieDarstellung derKaiserphysiognomie mit ihrer masken- ja fratzenhaften Frontalität. Manvergleiche das Gesicht des Augustus von Primaporta mit demdes Kolosses vonBarletta. Die weit aufgerissenen, übergroßen Augen, die hochgezogenen Augenbrauen, die hängendenMundwinkel verbreiten Schrecken. Die Grimasse ist so wenig individuell, ist so topisch, daßes seriöse Vorschläge gibt, indiesem furchterregenden Krieger den Schwächling Honorius zuerkennen. Die Steigerung der Staatsgewalt in der Spätantike war der Zweck der wichtigsten Reformen Diocletians. Dazuzählen dieLegalisierung desMehrkaisertums, die Verlagerung der Residenzen in die Nähe der Krisenherde, die Verkleinerung, Vereinheitlichung undVermehrung derProvinzen undderAusbau derZentralbürokratie. Andie Grenzen seiner Macht stieß Diocletian allerdings, als die Preisregulierung, die Christenverfolgung unddastetrarchische Herrschaftssystem versagten. Constantin hatdieStärkung derStaatsgewalt mitnurleicht veränderten Mitteln fortgesetzt. Er erhob seine Söhne zuMitkaisern undstellte ihnen praefecti praetorio zur Seite. Die von Constantin geschaffenen beiden höchstkommandierenden magistri militum wurden von Constantius II um regionale Heermeister für die bedrohten Grenzen erweitert. Die Bodenbindung der Kolonen unddie verordnete Erblichkeit von staatswichtigen Berufen sollte bedenklichen Fluktuationen entgegenwirken. Die Anerkennung des Christentums schuf die Voraussetzung für eine religiöse Vereinheitlichung des Reiches. Die nuneinsetzende Religionsgesetzgebung zeigt die Verantwortung des Kaisers nicht nurfürdasirdische Wohlergehen, sondern auch fürdasSeelenheil seiner Untertanen undvollendet denAnspruch auf Allmacht. Die Steigerung derStaatsgewalt in derSpätantike stieß indes auf überwiegend stummen, bisweilen lauten Widerstand. Er zeigte sich in vier, imfolgenden darzustellenden Bereichen. Zumersten ist es derbürokratische Staatsapparat selbst, der nicht im Stande oder nicht willens war, im Sinne des Kaisers zu arbeiten. Zum anderen widersetzten sich die Grundbesitzer senatorischen wie curialen Standes denkaiserlichen Rekruten- undSteuerforderungen. Zumdritten gewann die Kirche an Eigenständigkeit undentzog sich denWeisungen des Kaisers. Schließlich entwickelte das Militär, zumal das germanisch geprägte, Eigeninteressen, die dem Kaiser über denKopf wuchsen. Derspätantike Zwangsstaat wurde zurFassade.

Grenzen spätrömischer Staatsgewalt

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Verwaltung

Zu denWesenszügen des Dominats gehört die Intensivierung der Bürokratie. Die Notitia Dignitatum undderCodex Theodosianus vermitteln unsEinblicke inTheorie undPraxis desspätrömischen Ämterwesens amHof, indenHauptstädten undin denProvinzen. Die wichtigsten Positionen besetzten die Kaiser mitVertrauensleuten oder solchen Kandidaten, die von den Vertrauensleuten empfohlen worden waren. Vielfach bevorzugten die Kaiser Landsleute: Valentinian Pannonier, Gratian Gallier, Theodosius Spanier, Zeno Isaurier. Die Klagen über die Beförderung fachlich ungeeigneter Günstlinge verstummten nicht (Amm. XVIII 5,5: Sabinianus; XXVI 8,5: Hyperechius; XXVII 3,2: Terentius; XXX 5,4: Probus). Die Vergrößerung derBeamtenschaft führte indessen nicht unbedingt zueiner Stärkung derZentralgewalt, weil dieÄmter sich gegenseitig Konkurrenz machten. Das spiegelt sich beispielsweise in denwechselnden Zuständigkeiten derpraefecti praetorio unddermagistri officiorum fürdieWaffenfabriken. Zudem entwickelten die Behörden Eigeninteressen undkapselten den Kaiser ab, auch wenn dieser zu regieren gewillt war. Dies berichtet uns Ammian von Valentinian, der in der Tripolis-Affäre durch einZusammenspiel vonProvinzial- undHofbehörden hinters Licht geführt wurde undschließlich, als die Bestechlichkeit der Berichterstatter zutage kam, mitumso härteren Strafen einschritt. Nicht nur die Schriftsteller bezeugen, daß der Kaiser von seinen Beamten hintergangen wurde, auch er selbst klagt, daß ihm unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Edikte abgelistet würden, die demgemäß nicht rechtskräftig seien. Wie aber sollte einStatthalter inderProvinz dies beurteilen, wennerguten Willens war? Dasaber warkaumdie Regel, denneinganzes Drittel derimCodex Theodosianus enthaltenen Verfügungen wenden sich gegen Amtsmißbrauch. Das beginnt mit dem Erwerb von Ämtern durch Bestechung der Fürsprecher (suffragium). Nachdemdies nicht zuverhindern war, nutzte Justinian dieLiquidität derBewerber, um außerdem noch Gebühren fürErnennungen zukassieren. Er publizierte eine Preistabelle. Es ist klar, daßdie Amtsinhaber nach der Amtsübernahme durch passive Bestechung von den Untergebenen zurückholten, was sie durch aktive an die Übergeordneten ausgegeben hatten. Die Quellen sind voll der Klagen. Ein protokollierter Wutausbruch Constantins überbestochene Richter fandwörtlich Eingang in denCodex Theodosianus (I 16,7): Cessent iamnunc rapaces officialium manus, cessent, inquam. Namnisi moniti cessaverint, gladiis praecidentur. Nonsit venale Schluß mit den räuberischen Übergriffen der Beamten, Schluß! iudicis velum! „ sage ich; wenn sie die Hände nicht zurückhalten, lasse ich sie ihnen abhacken. . Gerichtsurteile dürfen nicht käuflich sein“ Die jüngsten Quellenpublikationen setzen die Reihe fort, so die neuen, von Divjak edierten Augustinusbriefe. DerKirchenvater klagt, daßtrotz einem Verbot durch Honorius galatische Sklavenhändler unter demSchutz mächtiger Patrone in Africa Menschen raubten undnachÜbersee verschifften, dadieKüstenwachen sich bestechen ließen. Durch die Anordnung kollektiver Haftung der gesamten Behörde für den Unterschleif einzelner Beamter glaubten die Kaiser, die Kontrolle zuverschärfen,

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Alexander Demandt

förderten aber nurdieSolidarisierung desganzen Amtes gegen sich undwurden im Dunkeln gelassen. Ohne die Exekutive warderKaiser machtlos, unddaher mußte er dieser Zugeständnisse machen. Die Amnestien wurden immer großzügiger. 379 wurde verfügt, daßAmtsträger mitihrer Entlassung rechnen müßten, wenn sie vier Jahre unerlaubten Urlaub gemacht unddasGehalt eingestrichen hätten. Eunapios (fr.87) bemerkte: Gesetze sindwieSpinnweben. Fliegen bleiben darin hängen, aber Wespen zerreißen sie.

Grundbesitzer

Eine zweite Grenze warderStaatsmacht durch dieGrundherren gezogen, vielfach verflochten mit den Amtsinhabern. Sie lebten großenteils nicht mehr, wie in der Principatszeit, in den Städten, sondern in ihren Villen auf dem Lande, deren prächtige Ausstattung archäologisch wie literarisch bezeugt ist. Diese Villen tendierten zueiner wirtschaftlichen Unabhängigkeit vomstädtischen Markt; 420 legitimierte Theodosius II die schon 50 Jahre zuvor bezeugte Befestigung von Privatvillen mit Mauern undTürmen, daderStaat denSchutz nicht mehr gewährleisten konnte. Wir hören davon, daßsich die Inhaber damit auch gegen die Staatsgewalt schützten –so der Hochverräter Aëtius 432. Bereits 391 war das staatliche Waffenmonopol aufgehoben worden, damit sich die Bürger gegen marodierende Soldaten wehren könnten. Einzelne Grundbesitzer haben, wenn auch nicht sehr erfolgreich, ihre Kolonen gegen die ins Reich eingedrungenen Barbaren in denKampf geführt, so in Thessalien, Pamphylien, Kappadokien, Ägypten undSpanien. Unsicherheit vor den Barbaren undAngst vor den Steuereinnehmern trieben zahlreiche Kleinbauern ineinSchutzverhältnis (patrocinium) mitdenGrundherren, die mit dem Rechtstitel der Liegenschaften deren Steuerpflichten übernahmen. Diese Klienten waren damit demZugriff derStaatsgewalt entzogen, darum wurden immer wieder Gesetze gegen das Patrocinienwesen erlassen. Die Wiederholung zeigt, wie vergeblich dies war; die Legitimierung alter Schutzverträge erweist die Konzessionsbereitschaft des Staates gegenüber den potentes. Diese usurpierten schließlich auch die staatliche Gerichtshoheit, wie die drei Verbote von Privatgefängnissen bezeugen. So verwandelte sich derGrundbesitz in Grundherrschaft, die mediatisierte Staatsgewalt zeigt präfeudale Züge. Politische Auswirkungen hatte dasverschobene Kräfteverhältnis inderVorgeschichte zumSturze Stilichos. Erhatte Alarich inSoldgenommen, umihnaufdiese Weise unschädlich zumachen, undbenötigte dazu einen Sonderposten von4.000 Pfund Gold, dieervondenSenatoren forderte. Wirwissen vonOlympiodor, daßes damals einzelne Senatoren gab, die ein Jahreseinkommen in dieser Höhe besaßen. Stilicho handelte gewiß nicht aus germanischer Bruderliebe, sondern in einer realistischen Einschätzung derKräfteverhältnisse. DieSenatoren protestierten, weil sie mehrumihrGeldals vordenGoten bangten. Zwarzahlten sie schließlich, doch schürten sie denHaßaufStilicho, der408 vonHonorius abgesetzt undhingerichtet wurde. Zwei Jahre später plünderte Alarich Rom.

Grenzen spätrömischer Staatsgewalt

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Die prekären Steuerforderungen andie Grundbesitzer richteten sich nicht nur andieSenatoren, sondern ebenso, wennnicht vorrangig, andieCurialen, dieRatsherrenschicht. Ausihnen rekrutierte sichdieuntere undmittlere Beamtenschaft, sie

leisteten vermutlich dengrößten Beitrag zumSteueraufkommen, auf ihnen lastete dergrößte Steuerdruck. Wieunentbehrlich sie demKaiser waren, zeigen dieGesetze gegen Curialenflucht; ihre fast alljährliche Wiederholung beweist jedoch wiederum deren Wirkungslosigkeit. Sofern es gelang, dieSteuerforderung durchzusetzen, hatdies denNiedergang desStandes beschleunigt. Dennanders alsdiesenatorischen Grundherren haben die Curialen dasEnde derrömischen Herrschaft nicht überdauert. DieCurialen gehören zudenVerlierern derKrise.

Kirche Während dieFriktionen zwischen derStaatsgewalt unddemBeamtentum einerseits unddenGrundherren andererseits politische undsoziale Mißstände signalisieren, ergibt sich die Spannung gegenüber der Kirche aus deren wesenseigenem Selbstverständnis. He basileia he eme ouk estin ek tou kosmou toutou, sagte Jesus zu Pilatus (Ev.Joh. 18,36), undTertullian (Apol. 38,3) bemerkte: nobis ... nec ulla magis res aliena quampublica –nichts ist unsChristen fremder als derStaat. Wenn Constantin gehofft haben sollte, mit der Anerkennung undUnterstützungdesChristentums dasReich zustärken undimGlauben zueinigen, sowardas ein folgenschwerer Irrtum. Die staatlichen Versuche, ein allgemeinverbindliches Glaubensbekenntnis zu finden, stießen auf Widerstand undführten zu Unruhen. Die 73 Ketzergesetze im Codex Theodosianus zeigen, daßdie christlichen Kaiser denGlauben ebensowenig erzwingen konnten, wiedieheidnischen ihnzuverbieten vermochten. Mit Polizeigewalt warweder die kaiserliche Kirchenpolitik durchzusetzen noch zwischen den rivalisierenden Glaubensgruppen Frieden zu stiften. Theodosius II (Nov.3,8 f) beschwerte sich, daß die unzählbaren Gesetze undtausend Strafandrohungen gegen Ungläubige wirkungslos geblieben seien, weil die Beamten sie nicht beachtet hätten. DieStaatsgewalt fandihre Grenzen imEinfluß derBischöfe. Sie waren charismatisch legitimiert, so wie derKaiser selbst, genossen in denGroßstädten bisweilenungeheure Popularität undkonnten dieMassen auchgegen denKaiser undseine Soldaten mobilisieren. Athanasius inAlexandria widersetzte sich orthodoxen, arianischen undpaganen Kaisern, Ambrosius inMailand zwang Valentinian II, Justina und Theodosius in die Knie. Die Massenemotionen, mit denen Porphyrios von Gaza in Konstantinopel denKaiser Arcadius nötigte, Truppen gegen denMarnasKult einzusetzen, beleuchten das Kräfteverhältnis. In den Städten gewannen die Bischöfe zunehmend Autorität in säkularen Angelegenheiten. Die Kaiser selbst legitimierten dasBischofsgericht. Es warzwar an das römische Recht gebunden,

doch stand es beispielsweise einem Bischof frei, einen Juden nach Ermessen auspeitschen zulassen (Augustin, Divjak S.8). Eine dritte Macht neben Kaiser undBischof warimOsten dasMönchtum. Es führte eine geradezu exterritoriale Existenz undübernahm keinerlei Bürgerpflich-

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Alexander Demandt

ten. Der Versuch von Kaiser Valens, gegen die ins Reich eindringenden Goten Mönche zumWehrdienst heranzuziehen, mißlang. Als der Kaiser bei Adrianopel gefallen war, wurde die Schuld nicht bei den Mönchen gesucht, sondern bei der

Gottlosigkeit desKaisers. Dabei waren dieMönche alles andere als Pazifisten. Wie militant sie ineigener Sache vorgehen konnten, lehren dieTempelschändungen der Gyrovagen und die Gewaltaktionen nach Chalkedon im syrischen Raum. Lakonisch heißt es schon bei Ambrosius (ep.41,27) monachi multa scelera faciunt.

Militär

Die folgenschwerste Beschränkung der spätantiken Staatsgewalt zeigt sich im Eigenwillen des Heeres. Als politischer Faktor wardas Militär bereits in der späten Republik hervorgetreten undwurde mit Caesar undAugustus zur stärksten Stütze des Principats. Während der Reichskrise kames auf allen Kriegsschauplätzen zu jener wilden Kaisermacherei, die demReich neben denäußeren Feinden auch noch denständigen Bürgerkrieg bescherte. Jede Armee suchte ihren Kandidaten durchzubringen, die Usurpation war struggle for life, das Ergebnis the survival of the fittest. Wäre das Verfahren nicht so kostspielig gewesen, müßte manihm systemstabilisierende Wirkung zuschreiben. Die Erhebungen richteten sich nie gegen den Staat oder die Staatsgewalt als solche, sondern immer nurgegen deren jeweiligen Inhaber. Diese Konstellation änderte sich nach Diocletian in dreifacher Hinsicht. Zum ersten gewann der dynastische Gedanke so an Gewicht, daß unautorisierte Erhebungen von Familienangehörigen Erfolg hatten. Das begann mit Constantin und Maxentius, setzte sich fort mitJulian undValentinian II. Procopius, Maximus und Constantin III haben als Usurpatoren sich auf ihre wirkliche oder angebliche Verwandtschaft mit dem Kaiserhause berufen in der Erwartung, daß ihnen dies Anerkennung verschaffe. Die zu schwach oder gar nicht dynastisch legitimierten Prätendenten sind gescheitert. Völlig aussichtslos waren jene Thronaspiranten, die weder dynastisch noch militärisch gestützt waren. Die unglaubliche Brutalität, mit denen Valens seine Majestätsprozesse gegen Zivilpersonen durchgeführt hat, offenbart die Schwäche, für die u. a. die fehlende dynastische Verankerung des Kaisers verantwortlich ist. Die beiden anderen Neuerungen sind diepraktische Lösung desHeeresbefehls vom Kaiseramt durch die von Constantin geschaffene Heermeisterei und deren zunehmende Besetzung mit Germanen. All dasdeutet auf eine Entmilitarisierung derZentralgewalt, die nunmit demMilitär in Konflikt geraten konnte undgeriet. Wie zuBeginn der Kaiserzeit gibt es Meutereien des Militärs, die nicht oder nicht primär die Erhebung eines Gegenkaisers bezwecken. Dererste Fall ist derTumult in Konstantinopel nach demTode Constantins, derzu denPrinzenmorden führte. Ihr Zweck war die Ausschaltung der dynastisch nicht voll berechtigten Thronanwärter. Der zweite Fall ist die Revolte in Paris, die zur Erhebung Julians führte. Diese erfolgte aber nurals Reaktion aufdenVertragsbruch desConstantius, als die zurVerteidigung Galliens angeworbenen Germanen in denOsten abkommandiert

Grenzen spätrömischer Staatsgewalt

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wurden. In derrömischen Militärgeschichte ist diese Gehorsamsverweigerung ein ebenso singulärer, fürdie Schwäche derZentralgewalt bezeichnender Fall, wiedie Anwerbung dieser Krieger unter derBedingung, nuranderRheinfront eingesetzt zu werden. DaßJulian auf denSchild gehoben wurde, gibt derAktion eine ethnische Facette. Ein drittes, ebenfalls neuartiges Beispiel ist der Aufstand der Truppen in Ticinum 408. Errichtete sich nicht gegen denKaiser, sondern gegen denHeermeister Stilicho. Indem Honorius zur Besänftigung der Soldaten nach Ticinum ging, sich dort aber an die Spitze der Empörer setzte, übernahm er die Rolle, die in früheren Zeiten ein vondenUnzufriedenen ausgerufener Usurpator gespielt hätte. Der Kaiser erhob sich gegen seinen Reichsfeldherrn und machte sich so zum Werkzeug der Meuterer. Seine Schwäche wurde offenbar, als nach dem Tode Stilichos dessen Gefolgsleute inRavenna ihren Herrn unter denAugen desKaisers rächten, ohne daßihnen etwas geschah. Sowohl imWestreich als auchimOstreich gibt es nachdemTode desTheodosius einen neuen Typus vonKonflikten, die militärische Auseinandersetzung zwischen denFeldherren, bei deres nicht umdenThron ging, sondern umKommandos. Von Bürgerkriegen können wir deswegen kaum sprechen, weil wir nicht wissen, ob die Barbaren römische Bürger waren, Söldner oder Feinde. Daskonnte vonTag zuTag wechseln. Der Kaiser wargegenüber denEigenmächtigkeiten des Militärs hilflos, ohne daßdamit seine Person oder Position gefährdet war. Unter den Söhnen des Theodosius gewannen die hohen Militärs weiter an Eigenständigkeit durch diedamals zuerst fürsie bezeugten Leibwachen derbuccellarii. Indem sie von den magistri militum und den praefecti praetorio besoldet wurden, waren sie auch gegen den Kaiser einsetzbar. Die kaiserlichen Verbote fruchteten nichts, nicht einmal in Konstantinopel selbst, wie die Beispiele Aspar, Sabinianus undBelisar mit seinen 7.000 berittenen doryphoroi zeigen. Der römische Staat hatte das Waffenmonopol verloren, während die germanischen Könige es nie beanspruchten –die bewaffnete Gefolgschaft gehörte seit je zumBilde des Adligen. Während im Osten die großen Heermeister mit Mühe im Gehorsam gehalten werden konnten, machten sie im Westen zunehmend Politik auf eigene Faust. Ihr Handlungsspielraum warumso größer, je fester ihre ethnische Gefolgschaft hinter ihnen stand. Mallobaudes wurde nach seinem Heeresdienst König der Franken. Alarich agierte abwechselnd als gotischer König undrömischer General, Geiserich verzichtete auf einen kaiserlichen Kodizill, Rikimer undGundobad besaßen Rückendeckung bei Sweben undBurgundern. Wenn Odovacar sich gegen Theoderich nicht behaupten konnte, so lagdies daran, daßer kein Volk hinter sich hatte. Die Kaiser konnten, soweit sie dynastisch legitimiert waren, ihres Amtes sicher sein, dieMacht hatte sich allerdings aufdieHeerführer verlagert. Die Schwäche derZentralgewalt gegenüber denhohen Germanen zeigte sich zuerst in demEinfluß derAlamannen amHofe vonConstantius II, sodann in den Handlungen vonMerobaudes, derohne Gratians Zustimmung Valentinian II ausrufen ließ, undnoch krasser in Arbogast. Er warals Sohn Bautos vondenTruppen zumHeermeister gekürt undvomKaiser bestätigt worden. Als dieser ihn wieder absetzen wollte, warf ihm der Franke das Entlassungskodizill vor die Füße, der Kaiser wurde unter Hausarrest gestellt.

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Alexander Demandt

Die Schwäche des Kaisers gegenüber demeigenen Militär offenbart sich vielleicht amdeutlichsten in derLaufbahn des Aëtius, selbst kein Barbar, aber durch seinen Rückhalt bei diesen mächtig. AlsSohneines römischen Heermeisters wurde erzudenGoten undHunnen vergeiselt, unddiese liehen ihm60.000 Reiter, umden Gegenkaiser Johannes zu stützen. Aëtius kam zu spät, gleichwohl zahlte die legitimeRegierung denHunnen ihren Soldundübertrug Aëtius dasmagisterium militum per Gallias. DerHochverräter ermordete sodann denReichsfeldherrn, erhielt dessenAmtunddazufür432 dasKonsulat. Seine folgende Entlassung akzeptierte er nicht. Die Hunnen liehen ihmabermals ein Kontingent, mit dem er zum dritten Male den Kaiser zwang, ihn zum Heermeister undnunauch zumpatricius zuernennen. Zwölf Jahre führte Aëtius danach dasWestheer, 451 besiegte er mitgotischer Hilfe Attila aufdenKatalaunischen Feldern. Drei Jahre später erschlug ihnderKaiser beieiner Parade eigenhändig, undhieb sich, wiees hieß, mitderlinken Handdierechte ab.Imfolgenden Jahr wurde Valentinian III das Opfer der straflosen Rache zweier Gefolgsleute des Aëtius –sie erhoben auch den Nachfolger, doch das Westreich verfiel in die Agonie, bis Odovacar 476 denletzten Kaiser indenfrühen Ruhestand versetzte. Diese Machtverschiebung vom Kaiser auf die Generalität hängt soziologisch zusammen mit derEntstehung einer vomKaiser unabhängigen Militäraristokratie. Wirkönnen dasin derZeit nach Constantin recht genau anhand derHeiratsverbindungen verfolgen. Die überwiegend germanischen Heermeister verschwägerten sich untereinander, undseit demspäten 4. Jahrhundert auch mit demKaiserhaus. So entstand ein über das gesamte Reich gespanntes Netz familiärer Beziehungen, bis dannim 5. Jahrhundert ziemlich alles, wasRang undNamen hatte, miteinander versippt war. Gegenüber derdadurch entstandenen Hausmacht seiner Großen verlor derKaiser dieMöglichkeit, Offiziersstellen nach Ermessen zuvergeben undzu entziehen. Das Kommando vererbte sich vomVater auf denSohn, Schwiegersohn oder den Neffen. Um seinen Generalissimus loszuwerden, mußte der Kaiser ihn heimtückisch ermorden, während umgekehrt derGeneralissimus denKaiser durchaus ein- und absetzen konnte. Aus Beamten waren Hausmeier geworden. Die Staatsgewalt warweitgehend mediatisiert undregionalisiert, personale Bindungen wurden wichtiger als institutionelle Regeln. Die Macht des Kaisers fand ihre Grenzen an den sozialen Gegebenheiten, die zunehmend mittelalterliche Züge aufwiesen. Fazit

DasBild desspätrömischen Staates ist durch einen auffallenden Gegensatz gekennzeichnet. Auf dereinen Seite erscheint er als ein Zwangsstaat, in demeine unbeschränkte Staatsgewalt in alle Lebensgebiete eingreift. Dieser Anspruch ergab sich aus dem durch die Reichskrise offenkundigen Regelungsbedarf gegenüber den Funktionsdefiziten des Staates, derunter äußeren wie inneren Mißständen litt. Zu deren Bekämpfung wurde bisweilen äußerste Härte eingesetzt.

Grenzen spätrömischer Staatsgewalt

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Der theoretischen Allmacht der Kaiser steht jedoch ihre praktische Ohnmacht entgegen, dasich die wichtigsten Gruppen imStaat einer Regulierung widersetzen undentziehen konnten. Vondenvier Gruppen, diederspätantiken Kaisermacht dieStirn boten, wardie erste, die Bürokratie, mit demStaat auf Gedeih undVerderb verknüpft. Die Reibungen zwischen demKaiser undseinen Beamten offenbaren eine Systemschwäche, die zum Niedergang des Reiches beigetragen hat. Gewiß ist Bestechung grundsätzlich dysfunktional, dennoch hat die Schwerfälligkeit des Apparates auch Härten vermieden, die beispielshalber in der kaiserlichen Heiden- undKetzerbekämpfung angelegt waren. Ein Offizier, der, wie mehrfach bezeugt, von einer Gemeinde Geld annimmt undnichts tut, anstatt, wiebefohlen, deren Heiligtum zu zerstören, handelt zwar pflichtwidrig, aber nicht unmenschlich. Insofern war das spätantike Imperium, ähnlich der Donaumonarchie, eine durch Schlamperei gemäßigte Despotie. Die drei anderen Kräfte, diedemStaat Widerstand geleistet haben, gehören zu dessen Erben. DerGroßgrundbesitz hat als soziale Struktur dasEnde des Imperiums überlebt. Er bildet die ökonomische Basis für denFeudalismus. Zahlreiche senatorische Familien blieben auch in denGermanenreichen wohlhabend undeinflußreich, andere Güter wurden vonGermanen übernommen. Dies gilt zumal für diekaiserlichen Domänen, dieKönigsgut wurden undnachundnachgroßenteils an denAdel oder die Kirche fielen. Die Kirche hat am deutlichsten vomZerfall der Zentralgewalt profitiert. Ihr ging es immer gut. In fetten Jahren erhielt sie Zuwendungen, in mageren Jahren bekam sie Zulauf. Die Kirche ist auch in der Nachantike diejenige Institution gewesen, die derStaatsgewalt Grenzen gezogen hat. Während sie in Konstantinopel sich dem Kaiser fügen mußte, trat sie im lateinischen Westen neben die säkularen Mächte, ja beanspruchte sogar einen höheren Rang als diese undwirkte so teils als Konkurrenz, teils als Korrektiv zuihnen bis weit in die Neuzeit hinein. Die Ohnmacht derKaiser gegenüber demHeer undseinen durch Kriegsruhm undGefolgschaft mächtigen Feldherren warderunmittelbare Grund für dasErlöschen der weströmischen Staatshoheit. Zumal die germanischen Heermeister und Heerkönige gehören zudenGewinnern derKrise. Die ursprünglich auch bei Griechen und Römern selbstverständliche Tatsache, daß jeder freie Mann zugleich Krieger war, hatte sich unter denRahmenbedingungen derPax Romana zugunsten einer ökonomisch höchst effektiven Arbeitsteilung aufgelöst. DerWohlstand aber stieg nurinnerhalb derReichsgrenzen, unddaserhöhte denDruck auf denLimes. Mit der gewaltsamen Öffnung der Militärgrenzen gegen das Barbaricum undder Landnahme derGermanen imReich kames zueiner Remilitarisierung derGesellschaft. Der germanische Staat beruhte auf demSchwertadel, unddieser trat erst wieder zurück, als das europäische Städtewesen im späten Mittelalter ein dem Principat vergleichbares Niveau gewonnen hatte.

DER STAATSSTREICH UND SEINE POLITISCHEN UND GESELLSCHAFTLICHEN VORAUSSETZUNGEN von EKKART ZIMMERMANN

1. Einleitung Galt der Staatstreich vor allem im 17. Jahrhundert als bemerkenswerte Leistung in

der Zentralisierung der Macht und Ausschaltung dynastischer Konkurrenten – ambivalent wie auch mit Anerkennung wurde z. B. vom„ coup de grâce“gespro, so erweist sich die Französische Revolution von 1789 mit ihrer Verkündichen – gung der allgemeinen Menschenrechte unddemBemühen umeine Verbreiterung derRechte politischer Partizipation als entscheidend für einen Bedeutungswandel zum Negativen. Staatsstreiche bedürfen im Zeitalter der Legitimation durch die Massen einer überzeugenden Begründung, umals Form derErlangung politischer Macht noch bestehen zukönnen. In derBeseitigung desverhaßten Tyrannen (etwa Idi Amins oder in denfehlgeschlagenen Versuchen gegen Saddam Hussein) berühren sich noch am ehesten antikes Denken unddie von Locke geprägte moderne Widerstandslehre, läßt sich noch amehesten Zustimmung derMassen gewinnen.

2. Erklärungsobjekte in dervergleichenden

Staatsstreichforschung

a) Als Staatsstreich gilt die Ausschaltung des bisherigen Herrschers oder der bisherigen Herrscher auf nicht-institutionalisierte Weise. Ein Attentat kann dabei einMittel derDurchführung sein. WieHuntington (1968:218) in seiner Definition hervorhebt, handelt es sich (zumeist) umdenVersuch einer politischen Koalition, wobei die Zahl derbeteiligten Personen gering ist. Auch verfügen die Teilnehmer bereits über eine institutionelle Machtbasis innerhalb despolitischen Systems. Vor allem dieDrohung mitdemMilitär (derbisherige Machthaber oderdieMachthaber werden häufig nuraußer Landes geschickt) oder dessen (oft nurin kleinen Eliteneinheiten erfolgender) Einsatz gewinnt mitentscheidende Bedeutung. Ausdiesem Grunde konzentrieren wirunshier vorrangig aufdieRolle militärischer Staatsstreiche.

In derAnalyse vonStaatsstreichen kannnach denUrsachen undKorrelaten für das Auftreten von Staatsstreichen und nach den Bedingungen für ihren Erfolg unterschieden werden. Letzteres beinhaltet nicht nurdie modi der Durchführung, sondern auch die Bedingungen für eine stabile Herrschaft. In beiden Variablengruppen unterscheiden sich gemeinhin erfolgreiche Staatsstreiche vonfehlgeschlagenen. François Paschoud/Joachim Szidat (Hrsgg.): Usurpationen inderSpätantike / Historia-Einzelschrift © 1997 Franz Steiner Verlag Stuttgart

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Ekkart Zimmermann

Ferner bleibt zu beachten, ob ein Staatsstreich gegen ein zivil-demokratisch legitimiertes oder gegen einautokratisches Regime gerichtet ist. Dabei ist es wichtig, die Ebene der Untersuchung zu unterscheiden: auf der Makroebene imVergleich mitanderen politischen Gemeinwesen undihrem jeweiligen Bedingungssatz, aufderMesoebene, wennes darum geht, dieAktivitäten des Militärs als Institution mit anderen Institutionen undGruppen in Verbindung zu bringen, und schließlich auf der individuellen Ebene (Mikroebene), wenn die Nutzen-Kosten-Kalkulationen einzelner Akteure im Vordergrund stehen. Alle drei Ebenen lassen sich illustrativ underklärend z.B. imFalle derUsurpation desCäsars Iulian entfalten (vgl. Szidat, in diesem Heft).

b) Die Politik des Militärs an der Regierung, nunmehr also als unabhängige Variable, ist ein zweites bedeutendes Forschungsfeld. Hierbei geht es im wesentlichen um die Leistungsfähigkeit von Militärregimen im Vergleich zu gemischt militär-zivilen und rein zivilen Regimen. Die Befunde sind komplex (vgl. z.B. McKinlay undCohan 1975), aber in einem Punkt eindeutig: dasMilitär hat insgesamt bei gelegentlichen Vorteilen in einigen Bereichen desWirtschaftswachstums, der Inflationsbekämpfung oder derVerbreitung vonSchulbildung bestenfalls eine gleichgute Leistungsbilanz wiedie anderen beiden Regimetypen (vor allem zivile Regime) aufzuweisen. Je mehr dassozio-ökonomische Entwicklungsniveau steigt, desto eindeutiger fällt dasMilitär in seiner Leistungsbilanz zurück. c) Damit ist die Frage nach denzivil-militärischen Beziehungen insgesamt aufgeworfen, über dieTocqueville schon salopp bemerkte, wasfüreine möglicherweise gefährliche Dummheit es sei, ineiner Demokratie einderartiges Machtpotential im Militär zukonzentrieren. Zivil-militärische Beziehungen spielen in allen Systemen eine Rolle, selbst in rein sultanistischen Regimen (Max Weber) wieetwa demjenigenvonPräsident Marcos oderinklassischen Diktaturen, undseies nurexnegativo

durch die andauernde Repression ziviler Elemente durch denMachthaber. Vorrangig ist dabei derGesichtspunkt desProfessionalismus geworden, womit wirbei bei denVoraussetzungen desStaatsstreichs gelandet sind, diebeiden inder politisch“und „ gesellschaftlich“aber noch Überschrift genannten Kategorien „ militärische“ , ergänzen müssen. (Inextensiver Definitidurch eine dritte, nämlich „ onkönnten diese Faktoren natürlich einer derbeiden anderen Kategorien zugeordnetwerden.) Unter Professionalismus ist mitHuntington (1957) dieausschließliche Ausrichtung des Militärs auf seine Aufgabe der externen Landesverteidigung bei Akzeptierung ziviler Vorherrschaft zu verstehen. In diesem Sinne professionelle Militärs finden sich auch in totalitären Regimen, dort oftmals zusätzlich durch eine starke interne politische Sicherheitsüberwachung auf ihren Professionalismus verwiesen. In stabilen Demokratien sindprofessionelle Militärs mindestens ein Korrelat, oft aber zugleich auch eine der Ursachen undFolgen solcher Stabilität. Man vergleiche hier nurdie komplexen gesellschaftlichen undpolitischen Wechselbeziehungen derWeimarer Republik mit denjenigen derBundesrepublik, wobei die LoyaliBeziehungen inWeimar wesentlich komplizierter sind, alsinderformalen „ tätserklärung“von Seeckts ausgedrückt. In einem jüngsten Überblick über viele offene Fragen in der Forschung über Regimetransformationen geht Huntington (1995) so weit, das Problem des militärischen Professionalismus in der 3. und4.

DerStaatsstreich undseine politischen undgesellschaftlichen Voraussetzungen

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Welle derDemokratisierung seit den 1970er Jahren unddannin den 1990er Jahren als noch am ehesten gelöst anzusehen. Festzuhalten bleibt allerdings, daß das Militär sehr wohl auchindirekt, etwa über seine Veto-Macht, herrschen kann. Andere wichtige Faktoren indieser Kategorie berühren die Unzufriedenheit des Militärs, wobei sich dieUnterscheidung inkorporative –dasMilitär als eigenständige Institution vonaußen berührende Anfechtungen, wieetwa bei Beförderungen –undnicht-korporative Gründe (Thompson 1973) als nützlich erwiesen hat, sowie schließlich Spaltungen imMilitär, eine derwichtigsten Voraussetzungen fürStaatstreichaktivitäten, vorallem, wenndieobersten Ränge ihre Kontrolle überniedrigere Chargen verlieren.

3. Ursachen undKorrelate fürStaatsstreiche Mit demHinweis auf (mangelnden) militärischen Professionalismus undandere militärische potentielle Ursachen für Staatsstreiche wurde ein großer Erklärungsblock bereits erwähnt. Hier geht es um politische, wirtschaftliche und soziale Faktoren, wobei dieAbgrenzungen oft fließend sind. Anstelle einer Auflistung von Faktoren undderEinzelkommentierung (s. dazuu.a. Zimmermann 1981) seien hier einige wenige komplexere Erklärungsskizzen in aller Kürze in den Vordergrund gerückt:

a) Das Modell des Prätorianismus oder prätorianischer politischer Systeme von Huntington (1968) weist Ländern mit Staatsstreichkulturen auch ein Bündel anderer Faktoren zu: u.a. starke Korruption, wirtschaftliche Ineffizienz, mangelnde politische Institutionalisierung, Unruhen und politische Instabilität, kurzum das Fehlen von Voraussetzungen, die das direkte Eingreifen sozialer Kräfte in die Die Reichen bestePolitik unterbinden. Lakonisch mit Huntington (1968:196): „ chen; die Studenten beteiligen sich an Unruhen; Arbeiter streiken; Mobs demonEinsolches Faktorenbündel, strieren; unddasMilitär führt einen Staatsstreich aus.“ vorallem die imVergleich zurpolitischen Institutionalisierung (d.h., vorallem ein stabiles undanpassungsfähiges kohärentes Parteiensystem) überstarke soziale Mobilisierung bei gleichzeitig geringer Wirtschaftsleistung des Systems, ist in vielen Ländern der Dritten Welt, derzeit vor allem in Schwarzafrika undlatent immer noch in Lateinamerika anzutreffen, wenngleich sich dort viele Demokratie stabilisierende Momente trotz wirtschaftlicher Misere herauskristallisiert haben (s. Remmer 1991).

DieTheorie vonHuntington istinderZuordnung vonIndikatoren zuVariablen als zu unspezifisch undin der letztlichen Formel, daßpolitische Instabilität eine Folge mangelnder politischer Institutionaliserung sei, als (latent) tautologisch kritisiert worden. Intechnischer Hinsicht ist dieser Vorwurf mehralseinmal berechtigt. Eine genauere Explikation derArbeiten vonHuntington macht aber auch zugleich ihre immense Fruchtbarkeit deutlich (zur Diskussion undKritik s. Zimmermann 109). So können Teilmomente der fundamentalistischen Revolution im 1981:96– Iran erfaßt werden, ebenso wie das gänzliche Fehlen eines institutionalisierten autonomen undflexiblen Parteiensystems im Moment des Zusammenbruchs des

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Ekkart Zimmermann

Ostblocks (besonders deutlich im Falle der DDR) unschwer mit theoretischen Überlegungen vonHuntington verbunden werden kann. Auch die Zuordnung der Rolle des Militärs je nach Entwicklungsstand der Gesellschaft – bei großer Unterentwicklung als Modernisierer, bei Mittelschichtenstreitigkeiten als Moderator undbei oligarchischer Herrschaft als internes autoritäres Repressionsinstrument –hat die Diskussion angeregt, wenngleich derartig schematische Zuordnungen heute nicht mehr getroffen werden.

b) Eine zweite Theorie ist spezifischer durch die Erfahrungen in Lateinamerika im Gefolge der Herausforderungen durch Wirtschaftskrise undterroristische Bedrohungen in den60er und70er Jahren geprägt. Hier wurde denMilitärs eine professionale interne Entwicklungsrolle eingeräumt (Stepan 1971: „ new professiona; vgl. auchCasper 1991) angesichts desVersagens derbisherigen Zivilregime lism“ wieauch derunzureichenden traditionalen Vorstellungen desMilitärs indendortigen Regionen. Überlegenes Training an entsprechend ausgeweiteten Militärschulenprädestiniere dasMilitär angeblich zudieser Rolle. Bei Stepan ist diese Umkeh-

rung derLogik desProfessionalismus nicht-apologetisch gemeint. Doch haben sich hier nicht nurdie Militärs, sondern ebenso der Forscher verschätzt. Was noch für die Zeit bis zum ersten (1973) und zweiten Ölschock (1980) denkbar erschien, wurde seitdem unter gänzlich andere Vorzeichen gestellt. Der wirtschaftliche und politische Sieg der Demokratie über die kommunistischen Regime (mit wenigen Ausnahmen) läßt diese Konzeption schließlich als völlig obsolet erscheinen (vgl. auch oben zurLeistungsfähigkeit militärischer Regime). Auch die augenblickliche Diversifizierung der chinesischen Volksarmee in wirtschaftliche Aktivitäten kann kaumalsmögliche Rechtfertigung füreinen jüngeren Fall des„neuen“ProfessionaDemokratie“werden lismus herhalten. „ Militärischer Professionalismus“wie „ merdann verdächtig, wenn weitere Attribute draufgesattelt werden.

im-

c) Andere Konzeptionen (Hibbs 1973; vgl. auchJenkins undKposowa 1992) heben

die kausalen Abhängigkeiten zwischen ethno-linguistischer Fraktionierung, politischem Separatismus, innerem Krieg undmilitärischen Staatsstreichen hervor. Gerade inLändern der(vormaligen) Dritten Welt sindkoloniale Erbschaften inunsensiblen Grenzziehungen und mangelnder politischer institutioneller Vorbereitung (etwa portugiesisches Kolonialerbe vs. britisches) zubenennen. Sind erst einmal mehrere entsprechende Staatsstreichzyklen von Coup und Gegencoup durchlaufen, ist eine Kultur desStaatsstreichs nurschwerlich abzustellenwieinBolivien mitüber200 Fällen oderlange Zeit inNahost (Syrien undIrak).

d) In anderen

komplexen statistischen Modellen werden oben genannte Faktoren

unddaraus abgeleitete weitere (u.a. Diffusion, ausländische Militärhilfe, externe Kriege, ausländische Vetomacht) inkomplexer Weise analysiert (vgl. z.B. Jackman 1978; Jenkins undKposowa 1992; 1990; Zimmermann 1981:126), ohne in theore-

tisch sparsamer Manier einen großen Fortschritt zubedeuten. Nicht-militärisch geprägte Staatsstreiche, also rein politische, tauchen insofern seltener auf, als das Militär die wichtigste physische Machtbasis und oft eine einflußreiche gesellschaftliche Vetogruppe darstellt. Aber auch hier gilt, daß sich Staatsstreiche eher in Regimen mitgeringer Partizipationsbasis mitvergleichswei-

DerStaatsstreich undseine politischen undgesellschaftlichen Voraussetzungen

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se wenigen, zentralisierten Akteuren, ohne dieNotwendigkeit derMassenlegitimation, kurzum bei Fehlen einer zivilen Kultur (Finer 1976) undhoher Regimeverletzbarkeit (Thompson 1975) ereignen. In diesem Sinne kannauch dieentglittene oder mißratene Reform vonobendurch Gorbatschow als soetwas wieeinCoupgedeutet werden, derin seiner ersten Phase desAustausches undderErneuerung despolitischen Personals und der Machtzentren als durchaus erfolgreich gelten kann (s. Young 1992).

4. ZurLegitimierung vonHerrschaft Daßviele derhier genannten Kategorien undanalytischen Perspektiven auchinder Einschätzung der verschiedenen Formen undPhasen der Usurpation (und NichtUsurpation) im3. und4. nachchristlichen Jahrhundert zurGeltung kommen mögen, ist die Hoffnung dieses kurzen Überblicks. Möglichkeiten dazubieten sich anetwa in der Frage der Legitimierung und Legitimierbarkeit von Staatstreichen oder anderen Formen der Herrschaft(serlangung). Dabei wird Legitimität heutzutage vorrangig als Zustimmung derHerrschaftsunterworfenen verstanden. In bewußtem Verzicht auf ehrwürdige Diskusssionen im Gefolge von Max Weber kann für fortgeschrittene Industriegesellschaften, zumal nach demZusammenbruch des Kommunismus, eigentlich nurdasZusammenspiel dreier Theorien in Frage kommen, die auch historisch bei aller Präponderanz dynastischer Überlegungen nicht unbedeutend gewesen sein dürften: a) Regime, Demokratien

zumal, legitimieren sich in der Konzeption von Easton (1975) zuerst durch wirtschaftlichen Erfolg. Erst wenn dieser nachhaltig ist, wird aus spezifischer Unterstützung, die nur für wirtschaftliche Effizienz gewährt wird, für Schönwetterregime, auch diffuse Unterstützung in Zeiten einer Krise. Diese kann dasSystem dann gegen Widrigkeiten abfedern. „Legitimität kommt spät und geht spät“–heißt hier derempirisch belegte, unsererseits etwas verkürzte Lehrsatz (Merelman 1966: 552).

b) Freilich bleibt Easton darin zukorrigieren, daßneben die Gruppen derRegime-

konsensualisten und -gegner eine dritte gesetzt werden muß, die der politisch Apathischen, die imallgemeinen eher demZugriff derHerrschenden –heute nicht mehr nur durch Brot undSpiele, sondern auch durch die Medien –als demder Dissidenten ausgesetzt sind, also ebenfalls als Puffer für Herrschaft wirken. Erst bei einem Eindringen derDissidenten in dieses Reservoir undeinem Versagen der bisherigen Eliten isteine Systembedrohung angesagt. Diese Analyse unter a) undb) gilt momentan etwa anstandslos für Ostdeutschland. Eine derart ungefährliche Systembedrohung wie die PDS müßte erst noch erfunden werden. Kanzler Kohl weiß darum, überschätzt aber auch vielleicht zugleich die wirtschaftlichen Steuerungsmöglichkeiten bisheriger Regierungskunst.

c) Interessant in diesem Zusammenhang des Regimeumbruchs ist schließlich die Beobachtung vonEckstein (1988), daßinZeiten nachhaltigen institutionellen Wandels undnahezu totalen Umbruchs aufVerhaltensformen zurückgegriffen wird, die

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Ekkart Zimmermann

manalsvertraut empfindet undgelernt hat, paradoxerweise oftdiejenigen, diees zu überwinden gilt. Bei aller Vorrangigkeit dynastisch-traditionaler Legitimationsformen im viertenundbenachbarten nachchristlichen Jahrhunderten bleiben hier aufgezeigte Akteurgruppen in ihrem Kern oft unverändert. Ihre Spielräume sind freilich anders definiert. Die Spieltheorie bietet sich geradezu an in der Vorhersage derjeweils gewählten Strategie angesichts divergierender Ziele, unterschiedlicher Nutzen- und Kostenvorstellungen und-kalkulationen. Allerdings werden Fälle der Usurpation mitmehr als drei zentralen Akteuren bereits technisch recht kompliziert. Dennoch ist damit einrationales exante Kalkül gegeben, daszurweiteren Einsicht gegen die Wirklichkeit gehalten werden kann (Flaig, 1991, z.B. liefert dafür reichlich historisches Anschauungsmaterial).

5. ZurAnwendbarkeit aufdierömische

Spätantike?

Fünf Aspekte stehen dabei im Vordergrund1. Zu bedenken ist dabei, daß die Soziologie nurkategorielle undanalytische Vorgaben (oder bescheidener Anregungen) liefern kann, deren Fruchtbarkeit sich in historischer Detailforschung, gepaart mitanalytischen Erklärungsabsichten, bewähren muß:

a) Ist die vorgeschlagene Definition für Staatsstreiche fruchtbar? Läßt sie in den Merkmalen der Ausschaltung des Herrschers auf nicht-institutionalisierte Weise unter Rückgriff auf das Drohmoment militärischer Gewalt Entscheidendes aufleuchten, oder verfehlt der Institutionenbegriff hier ebenso wie in der Konzeption prätorianischer Gesellschaften prägende Momente der römischen Herrschaftsordnung? Eine Definition soll in der Lehre des Aristoteles Benachbartes eingrenzen (genus proximum) undzugleich die differenzierenden Merkmale hervorheben (differentia specifica). Ursachen der so abgegrenzten Phänomene sind ja bekanntlich ausderDefinition herauszuhalten, diein sich keinen neuen Erkenntniswert enthält, sondern letztlich tautologisch ist. So könnte argumentiert werden, daßdas römische Prinzipat eben keinen aus) Institutionenbegriff gekannt hat, daß vielmehr vor modernen“ differenzierten („ institutionelle“Gelallem daspolitische Wechselspiel zwischen Kaiser undHeer „ tung geschaffen hat, wobei derKaiser alseine ArtMilitärmonarch oberste Geltung verleihen konnte, sich dabei gleichzeitig aber der Gefolgschaft des Heeres mit seinen komplizierten Ehrvorstellungen versichern mußte. Wechselseitige Vetomacht mit leichter Dominanz der Rolle des Kaisers –dies ist vielleicht eine Kurzformel dieses Kräfteparallelogramms. Möglicherweise ist der Begriff des Staatsstreichs auch nur auf bestimmte Epochen (etwa eher im 3. als im 4. Jahrhundert) anwendbar, undauch dann nur eingeschränkt. Aber auch wenig ausgeformte oder nicht-schriftlich niedergelegte 1

Den Teilnehmern des Symposiums danke ich für zahlreiche kritische Bemerkungen und Anregungen, die ich indennachfolgenden Abschnitten teilweise zusystematisieren suche.

DerStaatsstreich undseine politischen undgesellschaftlichen Voraussetzungen

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Regeln des Machtwechsels sind im soziologischen Sinne als Institution zuverstehen, selbst wenndamit ein„eindeutig“definiertes Ende eines Begriffskontinuums nicht angebbar ist. Anders –undfür kausalanalytisch orientierte Vorgehensweisen unbrauchbar –wäre der Fall, wennjede Form des Machtwechsels ihren eigenen

neuen Charakter aus demZusammenspiel der Kräfte gewönne unddamit keine Regelmäßigkeit erkennbar wäre. Versteht manunter Usurpation die Herrschaftserlangung ohne verbindlichen Rechts- undLegitimationstitel undletztere als Momente der Institutionalisierung (s. Szidat 1989: 233 ff. fürVarianten), so wäre dieUsurpation einUnterfall unserer Definition vonStaatsstreichen. Schließlich ergeben sich imVerlauf derrömischen Spätantike verschiedene Typen der Usurpation, in denen nicht mehr vorrangig die Erlangung derMacht imZentrum dasZiel ist (Flaig 1992; Szidat 1989). Aber selbst wenn sich Usurpation als der historische ältere Begriff (und mit möglicherweise guten Gründen) behaupten wird, kannsich ausderkonzeptionellen Differentialdiagnose zumBegriff des Staatsstreichs das eine oder andere mitbestimmende Element deutlicher herausschälen, wieetwa imFehlen klarer institutioneller Regeln, umderen Verletzung es bei derMachterlangung geht.

b) DasMoment derEhre als Form derEntlohnung undMotivierung imrömischen Heer stellt ohne Zweifel einen bedeutenden historischen Unterschied dar, wenngleich auch hier gewisse Parallelen zumBegriff des Professionalismus (allerdings immer gepaart mit angemessener Bezahlung) aufderHandliegen. Gerade in dem Moment, wogeldliche Entlohnung anStelle derEhre tritt, wodieOffiziere heiraten dürfen, geht die symbolische Dimension derwechselseitigen Angebundenheit zwischen römischem Kaiser undHeer verloren undwird–unterstützt durch zahlreiche

andere Faktoren (vgl. Szidat 1989) der Boden für Usurpationen bereitet. Die in ihren horizontalen Verflechtungen spezifische Form der gesellschaftlichen (und ideologischen) Integration desrömischen Reichs beginnt sich damit stärker in eine klassenspezifische aufzulösen, mitentsprechendem partikulareren Bewußtsein. Vor einer Übertragung dertheoretischen Konzeption desPrätorianismus nach Huntington mitihrem Schwergewicht aufwirtschaftlicher Ineffizienz, hoher politischer Mobilisierung undgeringem Institutionalisierungsgrad aufdierömische Spätantike stehen also noch größere Hürden alsimFalle derDefinitionszusammenhänge vonUsurpation undStaatsstreich allein. Soziale Integration ist fürdasrömische Reich ja gerade festzustellen jenseits von Momenten wirtschaftlicher Ineffizienz, hoher sozialer Mobilisierung undgeringer Institutionalisierung, wie vonHuntingtonbenannt. Hinzu kommt dieImmunisierung desHerrschaftssystems aufreligiöser Ebene gegen wirtschaftliche undpolitische Herausforderungen. Andererseits werden mitdemzweiten nachchristlichen Jahrhundert dieinstitutionellen Möglichkeiten undRessourcen geringer, wogegen erst die Reformen unter Diokletian und Konstantin Abhilfe zuschaffen suchen.

c) Die modernen empirisch geprägten Konzeptionen politischer Legitimität von Easton undWright finden schwerlich ihr Pendant in derrömischen Spätantike. Für die Legitimität einer Usurpation ist entscheidend, welche Einheit sich auflehnt, wieweit diese fürandere repräsentativ ist, welches ihre Stellung imHeer insgesamt ist. Auch hier gilt wiederum nicht die schriftliche Niederlegung institutioneller

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Regeln, sondern die sich im Gefolge der Usurpationen herausbildende Tradition. Nicht jede Usurpation eines Heeresteiles kann legitimiert werden, sondern nureine solche, die denRegeln desHeeres undder„ Einsetzung“desKaisers gerecht wird. Auch moderne Staatsstreiche, die in der Zentrale des Militärs geplant sind, sind ungleich erfolgreicher als solche, die losgelöst davon durch niedrigere Ränge ausgeführt werden (vgl. auch Szidat 1989:238).

d) Wesentlich

bedeutender undsicherlich auch fruchtbarer als die bislang aufgezeigten Perspektiven ist der Beitrag von North (1990) zur Entstehung undzum Fortbestand vonHerrschaftssystemen aus demZusammenspiel vonformalen und informellen Regeln, deren Einhaltung undFortentwicklung letztlich dasnotwendige MaßanVertrauen undSchutz in einer Gesellschaft undgleichzeitig Sicherheit fürwirtschaftliche Akkumulation undwirtschaftlichen Fortschritt bieten. WasNorth für das zweite Jahrtausend, undnicht nurbeschränkt auf Europa, ableitet, scheint mit ähnlicher theoretischer Stringenz auch auf die Entwicklung des(stärker informell geprägten?) römischen Institutionengefüges zuzutreffen. Doch ist dies eine Frage, angesichts der Usurpationen nur als eine Form der Diskontinuität von Regeln mitfreilich weitreichender Bedeutung abgehandelt würden.

e) Festzuhalten bleibt in jedem Falle: es ist für den Fortschritt der Wissenschaft relativ gleichgültig, wo (und wann) eine Theorie entsteht. Dies berührt nur den Entdeckungszusammenhang. Wichtiger ist derBegründungszusammenhang zurErklärung desjeweiligen Phänomens. Erklärungskräftige Theorien sollten möglichst unabhängig vonRaum- undZeitbeschränkungen sein. Dies ist dasIdeal derNaturwissenschaften. Menschliches Verhalten allgemein erklären

zuwollen,

steht unter

den gleichen Vorzeichen. Ob dies gelingt undob z.B. die obige Liste erklärungskräftiger Ursachen für Staatsstreiche in diesem Jahrhundert ihr „Pendant“auch für die spätrömische Antike findet oder ob nicht gänzlich andere Faktoren benannt werden müssen, belegt nurdie Schwierigkeiten generalisierender Aussagen allgemein. Doch führt kein Wegdaran vorbei, sich umsolche zubemühen. Mit Popper (1957) ist festzuhalten, daß Historiker –ungeachtet ihrer Quellenlage undihres Forschungsstandes –immer mit Theorien arbeiten, nur sind diese oft latent und abweidamit noch mehr voreiner Überprüfung geschützt. Auch für noch so viele „ chende Einzelfälle“gilt, daßihrStellenwert alsEinzelfall erst aufdemHintergrund generalisierender Aussagen erkennbar wird.

6. Schlußbemerkung

AusderStaatsstreichforschung wissen wirumdieBedeutung schneller zielgerichteter Aktion, zumeist im Sinne eines eindeutig zu erobernden Zentrums mit der gleichzeitigen Kontrolle der Massenmedien, wir wissen, daß die Abwesenheit des Staatsoberhauptes dabei oft denzeitlichen Anlaß bietet (der Coup gegen Gorbatschow im August 1991 bietet nur eines der letzten schlagenden Beispiele), wir , der als entscheidender Mittelsmann wissen umdie Bedeutung des „swing man“ ausdemLager derbisherigen Machthaber mitbesonderen Versprechungen gewon) werden mußundanderer technischer nen(dann auch freilich wieder „neutralisiert“

DerStaatsstreich undseine politischen undgesellschaftlichen Voraussetzungen

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Einzelheiten. Vieles davon trifft mutatis mutandis auch aufUsurpatoren in anderen Zeiten zu. Jenseits möglicher Differentialdiagnosen bleibt eine Erfahrung aber zutreffend: in Abänderung desSpruches vonTalleyrand kann manmitBajonetten alles tunaußer aufihnen sitzen –oder moderne Gesellschaften regieren.

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