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German Pages 39 [44] Year 1903
Vorträge der theologischen Konferenz zu Giessen -io. folge — ■
Unser Volk und die Bibel Ein Fachwort zum Bibel- und Babelstreit
von
D. Rud. 6ibacb Konsietorialrat und Dekan (n Dotzheim
Glessen J, Rldter*ed>e Verlagebucbbandlung (Hlfred Cöpelmann) 1903.
von demselben Verfasser erschien:
Über die wiffenschastliche Behandlung
und
praktische Benutzung der heiligen Schrift. (Vorträge der theologischen Konferenz 5. Folge)
Preis \ Mark.
Druck von L. G. Äflber, Leipzig.
Der Bibel- und Babelstreit hat nun eineinhalb Jahr lang unser evangelisches Volk in Atem gehalten und viele
Kreise unserer evangelischen Kirche lebhaft beunruhigt. Auch
unsere Konferenz
hat sich in hervorragender Weise im
vergangenen Jahr an der wissenschaftlichen Diskussion in
diesem Streit beteiligt *).
Die Zahl derer, welche außer
dem noch in Vorträgen, Broschüren, Zeitungsartikeln und dergleichen das Wort ergriffen haben, ist ins Unüberseh bare
gewachsen.
Die
Aufnahme,
haben, ist eine sehr verschiedene.
welche
sie
gefunden
Neben der äußersten
Beunruhignng über die Resultate der Ausgrabungen an
der Stätte des alten Babel hat sich auch ein, wie sich herausstellte, allzu früher Jubel über die aus diesen letz
teren angeblich folgende Diskreditterung der Bibel geltend
gemacht.
Nun scheint es fast, als ob es mit der durch
diesen Streit hervorgerufenen Bewegung so gehen sollte,
wie mit so mancher anderen in dieser schnellebigen Zeit. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, nachdem
jeder Interessent seine Meinung ausgesprochen hat, und die Übrigen das Echo ihrer Meinungen oder Wünsche in
den zahllosen Publikationen über die Bibel- und Babel
frage gehört oder gelesen haben, droht die Sache selbst in Vergessenheit
zu
geraten
und
anderen
neuen
Fragen
*) Budde, Professor D., Das Alte Testament und die Aus
grabungen.
2. Auflage, Gießen, Ricker, 1903.
52 S. J4 —.90.
1*
4 Platz zu machen.
Unverkennbar hat dazu in den letzten
Monaten auch die Bewegung in der Jesuitenfrage beigetra gen, fast als ob die Jesuiten für unsere Kirche wichtiger
wären
als
die Bibel,
und als
ob
nicht
der
Bibel-
und Babelstreit unserer Kirche noch wichtigere Aufgaben stellte als die Zulassung oder Fernhaltung der Jesuiten.
Für das kirchliche Leben und das einträchtige Zusammen leben der Konfessionen mag diese Frage freilich von ent
scheidender Bedeutung sein, aber das eigentliche Lebens interesse unserer Kirche liegt doch
dieser Seite.
schließlich nicht nach
Unsere Kirche soll und will ja vor allen
Dingen die Bibelkirche sein, und der evangelische Christ muß in der lebendigen Überzeugung stehen, daß er sich
mit seinem Glauben in, nicht außerhalb der Bibel befindet, und daß er in ihr die einzigartige und nach jeder für den Glauben in Betracht kommenden Richtung hin durchaus
zuverlässige Quelle und Nonn für seinen Glauben
hat.
Je nach dem Eindruck, den der Bibel- und Babelstreit auf ihn macht, kann ihm diese lebendige Überzeugung ver loren gehen.
Er kann auf den Gedanken kommen, — und
bei vielen ist das zu einer Tatsache geworden, — es stehe mit der Bibel doch nicht so, wie man es ihm von Jugend auf gelehrt habe; es gingen andere gleichwertige Offen barungen neben der Bibel her, ja, solche Offenbarungen
verdienten den Vorzug vor dm von der Bibel behaupteten,
und es sei schließlich kein Verlaß auf sie. — Alle Freunde unserer Kirche müssen daher das wärmste Interesse daran haben, daß dergleichen nicht eintritt.
Der Bibel- und
Babelstreit muß dämm unserer Kirche eine bleibende Fmcht schaffen.
Er
darf an ihr nicht bloß
erschreckend und
ängstigend vorüberziehen, wie ein Wirbelwind, und wie
ein solcher alles, an dem er vorüberfegt, mit Schmutz
5 und Staub bedeckt zurücklassen.
Er soll vielmehr einen
befruchtenden und belebenden Niederschlag bringen, dessen
sich Jedermann herzlich freuen
darf.
Der Glaube muß
klarer, seiner selbst gewisser, gereinigter, blanker aus diesem Sturm hervorgehen, und der Sturm selbst muß unserem Volk zu einem der Zeichen des Menschensohnes werden,
an denen es sein Kommen spürt, damit es kühnlich das Haupt erhebt und merkt, daß seine Erlösung naht.
Die
Bibel, die Quelle und Norm seines Glaubens ist, muß
unserem Volk durch diesen Streit näher gebracht Unser Volk muß merken, daß und
und lieber werden.
warum es ihr den verdankt.
besten Teil seines geistigen Besitzes
Unsere Gemeinden sollen sich daher der Bibel
freuen lernen und zwar von ganzem und vollem Herzen. Auch Babel soll ihnen dazu helfen. In diesem Sinn ist mein heutiges Thema gewählt. In diesem Sinn will es einen Epilog zum Bibel- und
Babel st reit bringen. Gemeinden haben
Als die berufenen Führer unserer
wir Geistliche den
Sinn für sie nutzbar zu machen.
Streit
in
diesem
Wir kennen ja die Not
der Gewissen, die wohl glauben möchten, aber durch die erhobenen Einwände
in
Glauben irre zu werden. stärken.
leiten.
der Gefahr
stehen,
an
ihrem
Wir müssen ihnen den Glauben
Wir müssen ihren Glauben in die rechten Wege
Unsere theologische Bildung muß uns dazu helfen.
Die fördernden Hände werden uns bei dieser Arbeit nicht fehlen, wenn wir selbst nur Glauben haben und den Mut
nicht sinken lassen.
Dabei stützen uns die köstlichsten Ver
heißungen unseres Herrn, und wir dürfen gewiß sein, daß unseren Bestrebungen, das Licht wieder auf den Leuchter
zu stellen, damit es allen leuchte, die im Hause sind, der Erfolg nicht fehlen wird.
6 Daß diese unsere Bemühungen von dem Bibel- und Babelstreit ausgehen, daß sie durch diesen Streit neue
Impulse erfahren, weist uns nun aber auch auf die erste
und
hin.
Schwierigkeit der gestellten Aufgabe
nächste
Hat denn die Bibel überhaupt etwas mit Babel Was geht unser evangelisches Volk Babel
zu schaffen? an?
Kann denn die Bibel nicht ebenso gut, nicht noch
besser und erfolgreicher für sich allein betrachtet werden?
Sie hat ja doch für sich allein ihre Autorität, ihre Wirk
samkeit
und
ist
ihr
Ausleger.
eigener
Warum
also
dies Verquicken der Bibelforschung mit allerlei Fragen der Kritck? — Dazu kommt ein anderes.
und Babelstreitfrage
Diese Bibel-
ist von all den hier in Betracht
kommenden Fragen verhältnismäßig noch die unbedeutendste
und kleinste.
Was Delitzsch
weniges schon längst bekannt.
gegangen.
vorbrachte,
war
bis
auf
Er ist durch offene Türen
Viel wichtiger als die Resultate der Babel
forschung sind aber andere Aufstellungen der biblischen
Kritik, die in großen Zügen in den Kreisen der Fachleute längst zu allgemeiner Anerkennung gekommen sind und
als
gesicherte
werden
dürfen.
Resultate
der
Bibelforschung
Ob z. B. die Flutsage
angesehen
aus Babylon
stammt, und ob es auch außer Israel noch einen mono theistischen Glauben gegeben hat, ist von weit geringerer
Bedeutung
als
die Erkenntnis,
daß
die
Angelo-
und
Dämonologie, die in der christlichen Kirche eine so große
Rolle gespielt haben, nicht auf dem Boden der Offenbarung erwachsen sind, und noch viel
Taffache,
daß die
Ausprägung,
bedeutungsvoller ist die welche
die
zentralsten
Dogmen — ich erinnere nur an die drei Lehren von der
Wesenstrinität, von der Gottheit Christi und von der Ver
söhnung — in der offiziellen Kirchenlehre gefunden haben,
7 in dieser Form von uns nicht mehr aus der Bibel bewiesen werden können und schon aus diesem Grund in dem theolo
gischen Lehrgebäude eine ganz andere Wertung als früher
erfahren haben.
Oder sollten wirklich die Sätze der ökume
gleichgesetzt
nischen Konzilien der Bibel
werden
dürfen
und die Aufstellungen der sogenannten Orthodoxie die Dog matik des Paulus, Petrus und Jakobus darstellen?
Der
Betrieb der Bibelforschung, wie der der ganzen Theologie
und jeder anderen Wissenschaft ist eben ein kritischer ge worden und mußte es werden.
Die Reformation selbst,
welche zuerst den Bestand der mittelalterlichen Kirche in dem persönlichsten Teil desselben, der Lehre vom Glauben,
einer abfälligen Krittk unterzog, ihn fteilich zugleich auch reicher und tiefer begründete, hat den Anstoß zu dieser Bewegung der Geister gegeben. wirken.
Dieser Anstoß muß weiter
Die evangelische Kirche kann und darf es um
ihres eigenen Bestandes willen nicht machen wie die katho
lische und eine bestimmte Philosophie und Theologie als
die allein richtige legalisieren und kanonisieren. sich dadurch selbst aufgeben.
Sie würde
Ihr Heiligstes, den Glauben,
hat sie durch die Kritik gewonnen. Sie kann daher ruhig auch alles Übrige der Kritik darstellen. Sie wird es, ist es anders aus der Wahrheit, nicht verlieren, sondern nur
neu gewinnen, schöner und besser als es war, wieder ge schenkt bekommen.
Sie folgt mit diesem Tun den von
Gott geordneten Gesetzen der Entwicklung des menschlichen
Geistes.
Aber für alle Phasen dieser Entwicklung soll
der Glaube das Licht und das Salz sein.
Also kann
auch die Bibel, die den Glauben bringt, ohne Bedenken zum Gegenstand wissenschaftlicher Erforschung und An
eignung gemacht werden.
Es ist
darum
eine Torheit
und ein Unrecht, der Krittk aus dem Wege zu gehen.
Je
8 gewisser der Glaube seiner selbst ist, desto weniger braucht er die Kritik zu fürchten.
Er hat „dennoch Gott zum
Trost", und „wer glaubt, der fleucht nicht".
Geläutert
geht er aus der Anfechtung' hervor. Die bisherigen Erfahrungen berechtigen uns in dieser Beziehung zu den besten Hoffnungen.
Als der christliche
Glaube in die Welt trat, war diese von dem Dualismus des griechischen Geisteslebens beherrscht. glaube schloß die Ehe mit ihm.
Der Christen
Er trat dadurch aus der
Enge des Judentums heraus und eroberte die alte Welt
nicht bloß durch seine Ausbreitung, sondern durch diese geistige Arbeit.
Er gab damit nichts preis, aber er erwies
sich als das Ferment und den Samen einer neuen christ lichen Welt.
Die Entwicklung des menschlichen Geistes
ging derweil ihre Wege weiter.
Dem hellenischen Dualis
mus stellte sich je länger destomehr eine andere monistische
Auffassung der Welt entgegen.
Wir kennen ihre Eigen
art noch nicht hinlänglich, sehen aber, wie sie die Geister
immer mehr gefangen nimmt. Sollten wir uns da fürchten?
Sollten wir Halt gebieten dürfen?
Sollten wir unsere
Helligtümer vor dem neuen Geist verstecken, als ob sie
von ihm verzehrt werden könnten? nun
gerade
diesem
neuen
Geist
Im Gcgentell, es gilt, das
Evangelium
zu
bringen, und es in seiner Hoheit und Unentbehrlichkeit zu
zeigen.
Es gilt, sich ohne Vorbehalt
allen Proben zu
unterwerfen, die das neue Geistesleben von dem Glauben
und seinen Gütern fordert.
Die Theologie muß auf die
ihr gestellten Fragen eine Antwort suchen, und die Ant
wort kann, soweit sie eine wissenschaftliche Antwort vor
aussetzt, nicht von vornherein fesfftehen.
Das kann nur
bei Tatsachen der Fall sein, nicht bei ihrer Erklärung, und
die
Tatsachen
selbst,
auch die
dem Christen heiligsten.
9 müssen sich auf ihren Bestand und Umfang prüfen lassen;
dann
erst kann
auch
ihre Deutung und
Wertung
zu
voller Klarheit gebracht und ihre Anerkennung gefordert
werden.
Daher muß die Theologie die Geister prüfen.
Sie muß Kritik üben, und die biblische Kritik ist nur ein Teil des Ganzen, allerdings gerade der Teil, an dem auch dem Laien, der die Schrift ehrt und liest, der Kampf der Geister
recht deutlich sichtbar wird.
An sich aber sind es kleine
Fragen, ob das Schöpfungswerk ein Sechstagewerk war, ob Kain seinen Bruder wirklich und wahrhaftig erschlagen
hat, ob die Flutsage aus Babel stammt, ob die Gestalten der Erzväter im tiefsten Schatten der Geschichte stehen
und dergleichen mehr.
Der Streit um sie hat nur den
Wert des Vorpostengefechts.
Die Schlacht selbst dagegen
wird um wichtigere Dinge geschlagen.
Aber nachdem diese
Fragen einmal gestellt sind, muß eine Antwort auf sie gesucht und gefunden werden, und die theologische Wissen
schaft ist die dazu von Gott selbst berufene Arbeiterin. Man mag die alten Zeiten glücklich
preisen, die diese
Fragestellungen nicht kannten, aber man darf ihnen nicht
aus dem Wege gehen. Man muß sich mit ihnen — der ältesten Überlieferung der Theologie folgend — ausein andersetzen und die Einheit zwischen Glauben und Wissen, Theologie und Philosophie auf ehrliche, gerade Weise, ohne
Täuschung, ohne Umdeutung, wohl aber durch schärfere Erfassung und deutlichere Erkenntnis der grundlegenden Tatsachen wieder herzustellen suchen.
Es soll eben nach
des Herrn Wort jeder Tag seine eigene Plage haben, und hier ist die Plage, die er unserem Tag auferlegt hat. Dies merken und dem Herrn stille sein und auf den Herrn vertrauen ist dann einfach Christenpflicht.
Wer sich dieser Arbeit entzieht, muß es sich gefallen
10 lassen, daß andere und dann unberufene Geister an die Lösung gehen und ihre Fündlein an die Stelle der Wahr heit setzen.
Die Geschichte der Aufklärung einerseits —
man denke an Häckels „Welträtsel" — und der Schwarm geisterei andererseits — man denke an Spiritismus und
Okkultismus — sind die Beweise dafür.
Die Kirche hat
einen anderen ihr vorgezeichneten Weg, und dieser Weg
wird zuverlässig, wenngleich durch allerlei Tiefen, doch zu guterletzt in die Höhe führen.
Daher, du ehrlicher treuer Bibelleser, nimm das Kreuz dieser Fragen und Zweifel auf dich. dir
auferlegt.
Aber Gott
selbst
Gott selbst hat es
hat dir auch in der
krittsch betriebenen Theologie einen Helfer bestellt. Schlage die Hllfe, die er bietet nicht aus.
Stoße die nach dir
ausgestteckte Hand nicht zurück!
Eine zweite Schwierigkeit bei der Lösung der ge
stellten Aufgabe welche
ergibt
die Träger
sich
des
im Blick
auf die Fragen,
geistlichen Amts
bei
Arbeit in und an den Gemeinden zunächst bewegen.
ihrer Der
Geislliche ist, oder soll wenigstens sein — leider fehlt ihm
vielfach das Gefühl dafür! — der Führer seiner Ge
meinde.
Er ist es, der ihr Gottes Wort in Predigt,
Unterricht und Seelsorge auszuteilen hat, der damit in
die Nachfolge der Propheten und Apostel einzutteten be rufen ist.
Bei dieser Arbeit handelt es sich freilich weit
aus in den meisten Fällen nur um das Treiben der ein
fachen schlichten Wahrheiten des kleinen Katechis mus Luthers für die Bedürfnisse des täglichen Lebens der großen und kleinen Leute, nicht um in die Augen
fallende Strebungen und Neuerungen.
Man schlage nur ein
beliebiges Ordinationsformular auf, in dem die Pflichten des Pfarramts zusammengestellt sind.
Da ist die Rede
11 vom Strafen der Sünde, vom Trösten und Ermahnen,
von der Verkündigung des Worts und dergleichen mehr,
nirgends dagegen ein Wort vom Treiben der Theologie, und wo von Zweifeln die Rede ist, da ist mehr an die von der Sünde angefochtenen Seelen gedacht als an die
Zweifel, mit denen sich der Theologe herumschlägt, und
die eine wissenschaftliche Behandlung erfordern, während das Gewissen des Frommen im übrigen kaum Notiz davon nimmt.
Der Unterschied zwischen Gemeinde und Schule,
zwischen
Glaubensübung
dabei recht offenbar.
und
Wissenschaftsbetrieb
wird
Es ist daher auch ganz natürlich,
daß den Prediger in seinem Amt die praktischen Fragen der Predigtvorbereitung, der Verwaltung, der Armen- und
Krankenpflege und dergleichen mehr beschäftigen als die
jenigen der Theologie.
Es muß so sein.
Die Theologie
muß bei den Ansprüchen des Amtes in den Hintergrund
treten.
Sie kann nur in den Fällen besonderen persön
lichen Interesses
und
individueller Begabung eine ein
gehendere Pflege finden, als sie der amtliche, meist dürftig ausgestattete Lesezirkel und die gelegentlichen amtlichen oder
freien Konferenzen bieten. Man hat es den Geistlichen oft verübelt, daß sie mit
dem Eintritt in das Amt die Theologie an den Nagel hängen und sich ohne große Bedenken zu der sogenannten Laienorthodoxie, das heißt zu den in der Gemeinde herr schenden, sei es konservativen, sei es liberalen Anschauungen
bekehren.
Wer gerecht sein will, wird sich aber weit eher
noch darüber zu wundern haben, daß das nicht in noch
weit höherem Grade der Fall ist.
Die drei Jahre wissen
schaftlichen Studiums sind eben leider der Regel nach in
dem Leben des Geistlichen meist nur eine Episode, die vorübergeht und bald wieder von der Alltäglichkeit des
12 Gemeindclebens abgelöst wird, aus der sic emporgestiegen waren.
Daß das im höchsten Grad zu beklagen ist, liegt
auf der Hand.
Lebendige Personen der Gemeinde richtig
zu beurteilen, genügt freilich praktischer, nüchterner Sinn, dagegen ist zum Eindringen in das Wesen und die Be
deutung der Fragen, die das Amt bewegen, unbedingt ernste wissenschaftliche Arbeit erforderlich.
Ohne sie kann
der Pfarrer wohl ein Herr oder Knecht seiner Gemeinde
sein, ganz gewiß aber kein Führer, und als solcher soll er von der Gemeinde geehrt und anerkannt werden.
persönlichen
Frömmigkeit,
die
ohne Zweifel
das
Zur erste
Erfordernis des Amts ist und bleibt, muß die theolo gische Bildung als Zweites hinzukommen. Sie muß die geistige Überlegenheit des Geistlichen begründen. Wohl
kann der Pfarrer mit all dem kritischen Material der Exegese
und Einleitungswissenschasten an sich direkt
seiner Gemeinde nichts anfangen. selben. nun
in
Niemand begehrt des
Selten hat Jemand Verständnis dafür, und es
gar auf die Kanzel zu bringen,
wäre ein Miß
brauch der Kanzel — aber dem Geistlichen selbst muß
es doch den Weg in die Bibel und aus der Bibel in die Gemeinde weisen.
Der Geistliche muß durch seine Wissen
schaft in den Stand gesetzt sein, die Bibel besser zu ver
stehen und mehr damit anzufangen als ein Stundenhalter oder ein Seminarist.
Auch da, wo er sein theologisches
Wissen nicht direkt an den Mann zu bringen berufen ist,
muß es doch fördernd, prüfend, ordnend im Hintergrund stehen und ihm bei seiner Arbeit Hebammendienste leisten, damit seine geistlichen Kinder nicht schon in der Geburt
Schaden nehmen.
Es ist darum immer ein Unterschied
der Sefte und der Kirche gewesen, daß diese für ihre Diener die ernste Beschäftigung mit der Wissenschaft ebenso
13 streng fordert, wie jene sie ablehnt, jede mit gutem Grund
und um des eignen Bestands willen; und kein Theologe darf im Zweifel darüber sein, daß hier die Kirche, die das ganze Volk umfassen und ihm das Heil bringen will,
das Recht auf ihrer Seite hat. Es ist ein Stück und das Kennzeichen ihrer Ökumenizität.
Gerade
in
unserer Zeit
ist
aber die
theologische
Weiterarbeit nach zwei Seiten ganz besonders notwendig,
um der Bibel die rechte Stellung in unserem Volksleben
zu verschaffen.
Es gilt nach der einen Seite zu zeigen,
daß sie doch mehr ist, als man sie meist sein lassen will — also ihren Gegnern den Mund zu stopfen, und das
zu tun auf Grund und mit den Mitteln, die die theolo gische Kritik nicht bloß nicht antastet, sondern erst recht in das hellste Licht stellt.
Und es
gilt auf der anderen
Seite fast ebenso sehr llar zu machen, daß sie nicht sagt, was man sie sagen lassen will, wenn Dogmatismus, Sek
tiererei und ungesunde Pietisterei das Wort zu ihrer Aus legung ergreifen. Also, lieber Bruder im Amt, laß die Theologie nicht
einrosten.
Betrachte sie nicht als eine höchst überflüssige
Beigabe.
Sie ist die Hand, mit der das Schwert des
Geistes (Eph 617) geführt werden muß.
Ist diese Hand
schwach, so wird ihr das Schwert leicht enffchlagen, und
wird dann den Träger und die um ihn stehen, verletzen. Ein nicht geringer Teil der Unkirchlichkeit unserer Gebil
deten, unter der wir so sehr seufzen, kommt jedenfalls
daher, daß dieselben sich mit den Anschauungen, die nun einmal ihr geistiges Leben bilden, nicht mehr in denen des
traditionellen Bibelverständnisses zurechtfinden können, während sie sich damit noch keineswegs von den einfachen Wahrheiten des christlichen Glaubens trennen wollen.
14 deren Anerkennung gerade für unsere Bildung ein Lebens
bedürfnis geworden ist1).
Dabei fehlt dann oft den in der
eignen Kirche berufenen geistlichen Führern das erforder
liche Verständnis, um die Brücke zu schlagen, für die die Theologie doch das Baumaterial zugerichtet hat und dar bietet. Eine dritte Schwierigkeit für die Lösung der ge
stellten Aufgabe bietet endlich der Zustand unserer Ge meinden.
Sie sind durchaus keine Jdealgemeinden, wie
wir sie uns gewöhnlich nach dem irreführenden Vorbild von Akt. 2 wünschen.
sein.
Es
Sie können dergleichen auch nicht
ist das eine nicht zu bezweifelnde Ordnung
Gottes, und Gottes Ordnungen, Gottes Gedanken, die in die Wirklichkeit treten, sind doch wahrlich das Idealste,
was es unter dem Himmel geben kann.
Es gilt daher
mit nüchternem Blick sich ohne Illusionen und ohne eigen willige Maßstäbe und Erwartungen den realen Zustand
der Gemeinden klar zu machen, um sie richtig behandeln
zu können.
Sie sind richtige, echte Christengemeinden, in
der allein möglichen Gestalt, aber was haben diese Ge meinden alles an sich herantreten und über sich ergehen
lassen müssen!
Die Reformatton fand sie in einem Tief
stand religiöser Verwahrlosung.
Luthers Klagen und die
alten Visitationsberichte geben des Zeugnis.
Es hat viel
Arbeit gekostet, die Gedanken der Reformatton in ihnen
zu festem Bestand zu bringen und durch strenge Zucht des Worts und der Kirchenordnungen evangelisches Leben *) Man denke hierbei an Worte, wie z. B. Mark. 7, 21; Joh.
7,17; Gal. 6,16—24; 6, 8 u. a., deren innere Wahrheit sofort ein
leuchtet, die erst in dem Werk Christi ihre Erfüllung finden und die doch auch, wenn man so will, ein „undogmatisches" und doch inner
lich reiches Christentum darstellen.
15 in ihnen zu wecken.
Dann folgten rasch die Zeiten der
Orthodoxie, des Pietismus, des Rationalismus, des wieder
erwachten Glaubens, und jetzt ist die Zeit der freiesten Entfaltung aller guten und bösen Kräfte, des blühendsten Subjektivismus und Individualismus über sie gekommen.
Aber
die Gemeinden leben langsamer,
als die Wellen
dieser Bewegungen über sie dahin rollen, und sie nehmen von ihnen immer nur das auf, was in ihnen die besten Anknüpfungspunkte findet.
Da ist cs denn für unsere
Frage wichtig, zu beobachten, was für eine Rolle in allen diesen Bewegungen die Bibel spielte.
Mit ihr wurde das
Papsttum niedergeworfen und aus dem Bewußtsein unserer
Gemeinden ausgerottet.
Mit der Schrift wurden nicht
bloß die Schwarmgeister und Setten, sondern im Interesse
der reinen Lehre auch die Arianer und Pelagianer wider legt, als diese Parteien schon längst der Geschichte ange
hörten
waren.
und Mit
den Gemeinden
ganz
unbekannt
geworden
der Schrift wurde die Wiedergeburt mit
allen ihren Schmerzen und Kämpfen gefordert.
Auf die
Schrift beriefen sich selbst die AuMrer, wenn sie den
Nutzen der Stallfütterung, des Schlafes, des Frühauf stehens und dergleichen erweisen wollten.
Mit der Schrift
suchte man Gemeindlein in der Gemeinde zu bilden; mit der Schrift verbrämt der fortgeschrittenste Freigeist seine
Andachten; auf sie beruft sich selbst der polittsche Redner
und Hetzer.
Wie sollte da nicht die Schrift grundsätzlich
groß und mächttg und hoch
angesehen — zu unserem
Glück! — in unseren Gemeinden dastehen?
Und nun
kommen wir modernen krittschen Theologen und wollen diese Schrift meistern, ihr Widersprüche, Irrtümer, Mensch
lichkeiten, ja, vielleicht selbst absichtliche Fälschungen und Täuschungen aufmutzen oder von ihr als von „einer alten
16 Urkunde" reden!
Da kommen wir natürlich unserem Volk
schön an, denn es denkt anders als der Gebildete denkt. Es
kennt nur ein Entweder—Oder.
Entweder ist die
Bibel Gottes Wort, dann ist nichts daran zu bessern;
dann muß sie bleiben, wie sie ist, und wehe dem, der die Hand wider sie erhebt, die Kritik wird dann als eine
Herabsetzung der Bibel empfunden.
Oder aber sie ist wie
ein anderes menschliches Buch; dann ist sie mit dem In halt, den sie nun einmal hat, ein Lügenbuch, denn sie sagt, was nicht geschehen ist.
In jenem Fall wird mit
kindlich gläubigen Sinn das Ganze und jeder Teil des
selben angenommen.
Es muß ja so sein, denn Gottes
Wort kann nicht trügen.
Im anderen Fall dagegen weg
mit ihr und allem, was sie sagt!
Gebildete und Unge
bildete, Hohe und Niedrige verfahren in dieser Beziehung
alle stets nach derselben Methode. Jeder von uns wird, wenn er längere Zeit auf dem
Lande gelebt hat und mit den Anschauungen des Volkes vertraut
geworden
ist,
das Gesagte
bestätigen
können.
Darum gilt's aber vorsichtig sein, wenn es sich um die
Bibel handelt.
Fiat experimentum in re vili!
Der
Schade ist leicht angerichtet und steht in keinem Verhält
nis zu dem, was durch noch so gut gemeinte Aufklärungsversuche gebessert werden kann.
Wir wollen nicht heucheln
und lügen, nicht die Wahrheit verstecken, aber wir wollen
auch nicht den Anlaß geben, daß einem dieser Geringsten Ärgernis bereitet werde und er verloren gehe. Wir kennen ja des Herrn Wort vom Mühlstein! In
der Stadt ist's im großen und ganzen nicht
anders als auf dem Lande.
Hat sich doch das Stadtvolk
aus dem Landvolk rekrutiert und ist doch die religiöse Er ziehung in Stadt und Land in den wesentlichsten Zügen
17 eine einheitliche, und, wie man sagt, auf den Voraus setzungen der Orthodoxie beruhende.
Da steht aber die
Bibel groß da als das Buch der Bücher, und wenn sie auch von den Ultras zur Linken, zumal von denen aus
den Reihen der Sozialdemokratie, oft schwer gelästert wird,
so wird der gemeine Mann sie doch, falls er sich dazu be stimmen läßt, nur mit großem Unbehagen bei Seite schieben. Er läßt, oder er gönnt ihr den Hauptplatz unter seinen Büchern und ist nicht so leicht bereit, ihr den Rücken zu
wenden.
Der Glaube, in dem man groß gezogen worden
ist, den man bei der Konfirmation bekannt hat, die Bibel,
auf die sich der Glaube gründet, und aus der er seine
beste Nahrung erhält, sind doch noch feste Größen in unserem Volksleben.
Wir sollten dankbar dafür sein und
uns wohl hüten, diesen Zustand zu ändern!
Die Zahl derer, die mit den bekannten Zweifeln an die Bibel herangehen und sich durch diese Zweifel zu einem
Bruch mit der allgemeinen Tradition unserer Kirche ver leiten lassen,
ist, wenn auch in der Zunahme begriffen,
doch im großen und ganzen verschwindend klein gegen die Zahl derjenigen, bei denen das nicht der Fall ist.
Sie
dürfte sich vorzugsweise aus den höher gebildeten Ständen
und aus den doch immerhin beschränkten Kreisen der be rufsmäßigen Hetzer und ihrem Anhang rekrutieren.
Hier
ist Aufklärung am Platz, wie sie in unserer Zeit massen haft in populären Vorträgen dargeboten wird, aber gerade
hier ist auch zu bedenken, daß Glaube und Unglaube im tiefsten Grunde
nicht Fragen
der
Erkenntnis,
sondern
Fragen des Willens sind, und daß die kleinen kritischen
Bedenken an der Beschaffenheit und Gestalt der Bibel leicht überwunden, oder wenigstens leicht überall da zurück
gestellt werden, wo man seinen Glauben, wo man die «Ibach, Unirr Bott und die Bibel.
2
18 ganze christliche Lebensanschauung hochhält und festhalten will, ohne noch eine volle Lösung der Zweifel gefunden
zu haben.
Wo man in unserem Volk der Bibel den
Rücken kehrt, sind daher in der Regel noch nicht die mit
dem Worte Babel zusammengefaßten Bedenken die Ursache.
Die Ursache wird vielmehr in der ganzen Lebensführung
zu suchen sein, die sich der Zucht der biblischen Gedanken zu entziehen versucht. — Wir sind damit schon zu dem dritten Punkt unserer
Erörterung gekommen.
Es fragt sich, worin denn nun
eigentlich die Aufgabe besteht, und was wir uns unter
einer volleren Aneignung der Bibel durch unser Volk eigentlich denken.
Verschiedenes kann hier in den Vordergrund gestellt Soll's z. B.
und als erstrebenswert bezeichnet werden.
bei unserem Volk werden, wie es uns aus den verschneiten
Hütten Norwegens und Schwedens, oder aus den ein samen Farmen der Buren, oder von den den alten Tradi
tionen treu gebliebenen Abkömmlingen der Puritaner in England und Nordamerika erzählt wird?
Da bittet die
Bibel die einzige oder doch die Hauptlektüre. Bibel lernt das Kind lesen.
Aus der
Die Bibel bietet oft in un
unterbrochener Lektüre von ihrem ersten
bis zu ihrem
letzten Blatt die tägliche geistliche Speise der Hausgenossen. Über ihren Geheimnissen brüten die Alten. In der übri gen Welt längst vergessene Kommentare weisen chnen die
Wege.
Wunderliche Auslegungen
sind
ost
die
Folge.
Aber die Bibel steht — nicht zum Schaden dieser Leute
— beherrschend da in ihrem Leben.
Aus ihr sucht man
die schwersten Fragen des Lebens zu entscheiden.
Jst's
nun aber unser Ideal, daß unser Volk die Bibel auf diese
Art lese? — Oder wünschen wir ihm jene Bertrauthett
19 mit ihr, wie sie nicht selten in pietistischen Kreisen ge funden wird, da etwa dem Gedächtnis des Pfarrers aus der Mitte einer andächtigen Versammlung durch Bezeich
nung des von ihm gesuchten Bibelspruchs nachgeholfen wird?
Soll es der Ruhm des evangelischen Christen sein,
daß er, wie es von einer Reihe von Männern und Frauen bei hoch und niedrig erzählt wird, die Bibel in seinem
Leben so
und so oftmal durchgelesen habe?
Oder soll
die Bibel in unseren Gemeinden so bekannt werden, daß für
jede Frage
der kirchlichen Polemik,
der
weltlichen
Politik, des persönlichen Glaubens, der besonderen An
fechtung, des Heilswegs und der Heilsgewißheit sofort eine Reihe von Belegstellen zu Gebote steht, um den Gegner damit aus dem Felde zu schlagen? — Ohne Zweifel findet sich an allen diesen Erscheinungen allerlei, das des Lobes
und des Strebens wert ist, und es stünde mit unserem
Volk besser, wenn es die Bibel nicht bloß als Schul-,
sondern auch als Hausbuch gebrauchte und wenn auch die leitenden Geister besser in ihr Bescheid wüßten.
Aber der
verständige Beobachter würde doch auch hier schon einen Unterschied machen.
Er würde nicht das Lesen der Bibel
an sich, wohl aber die Folgewirkungen eines sich in ihr
gründenden und aus ihr nährenden Glaubens betonen, also z. B. das wiedererwachende Gefühl der Verantwort lichkeit der Eltern und Erzieher für die ihnen anvertraute
Jugend, die Ausübung des Hauspriestertums, die Lust, des Glaubens gewiß zu werden und Rechenschaft vor ihm ablegen zu können und dergleichen mehr.
Man überschätze
daher doch ja nicht den Wert jener Bibelkenntnis und des
entsprechenden Bibelgebrauchs.
Niemand war je größer
darin und hat doch zugleich weniger davon gehabt als die uns aus dem neuen Testament bekannte» Schriftgelehrten
2»
20 und Pharisäer.
Daß wir nun zum Alten auch das Neue
Testament haben, macht sachlich keinen Unterschied.
An
dieser ganzen Art der Schristgelehrsamkeit hängt ein ge
setzliches Wesen.
Eine ungeistliche,
oft recht fleischliche
Man hängt am Wort.
Rechthaberei wird dadurch gepflegt.
Man verachtet die Auslegung. Man kennt ja die Bibel auch nur in der Übersetzung und in der Gestalt, die sie erst nachträglich in der Kirche erhalten hat. Der Urtext bleibt fremd, und doch ist auch die beste Übersetzung nicht
im Stand, den Urtext auch nur annähernd zu ersetzen.
Es fehlt eben eine gesunde, nicht traditionelle, sondern das Wesen der Sache immer neu erfassende Theologie, und
diese gerade wollte die Reformation der Kirche erhalten
und sichern, als sie überall auf die Gründung von Schulen drang und forderte, daß in ihnen die Sprachen getrieben
Bon dieser Erkenntnis aus wandte sich, wie er
würden.
zählt wird, F. W. Krummacher — ein in der „Gläubig keit" jedenfalls einwandfreier Mann — an seine aufdring lichen und rechthaberischen Kritiker aus der Gemeinde mit
der Frage: „Kennt ihr Hebräisch?
Kennt ihr Griechisch?"
Die Bibelkenntnis der Laien ist eben überall, auch bei
dem Frommen und
dem Gebildeten, eine
laienhafte,
und wo sie sich auf den Thron setzt, ist sie immer der
Tod der rechten Gottesgelehrsamkeit.
Die Oberflächlichkeit
setzt sich an die Stelle der Gründlichkeit und Tiefe.
Jeder
Konventtkel, jede Evangelisatton, jedes durch den frommen Eifer eines Laien zusammengebrachte und von ihr zu
sammengehaltene Gemeindlein, gerade
so
gut
wie
jede
bietet
die Beweise dafür
Freidenkerversammlung.
Die
Bibelsprüche, die in solchen Gemeinschaften hinüber- und
herüberfliegen, können den besser unterrichteten Hörer ost
an die Würfel erinnern, mit denen die Kriegsknechte unter
21 dem Kreuze um den ungenähten Rock Christi würfelten
während er selbst sich daneben am Kreuze verblutete.
„es steht geschrieben"
gesetzliche
Das
stellt sich dem rechten
evangelischen Schristbeweis ablehnend und hindernd ent
gegen und hemmt das eindringende und umfassende Stu dium der heiligen Schrift, den weitsichtigen und vorurteils-
freien Betrieb der theologischen Wissenschaft. Der evangelische Geistliche und die evangelische Kirche
haben daher durchaus keine Ursache, eine solche laienhafte Schristgelehrsamkeit zu fördern, oder sich von ihr imponieren
zu lassen.
Sie müssen im Stand sein, sie auf ihren wahren
Wert zu beurteilen.
Jeder Geistliche muß es kraft seiner
theologischen Bildung
wissen,
daß
mit
Gottes doch noch nicht gebaut wird.
ihr
das Reich
Findet er sie in
seiner Gemeinde, so muß er sich mit ihr, wohl oder übel,
auseinandersetzen, und das wird ihm oft die Ursache vieler Schmerzen sein, aber es ist nicht seine Sache, sie hervor zurufen und zu pflegen.
Nein, die Aufgabe kann für ihn
nur die sein, daß unsere Gemeinden auch fernerhin die Bibel schätzen und ehren, daß sie das Bewußtsein haben, daß die Bibel Quelle und Norm des rechten Glaubens
und der reinen Lehre ist, daß sie also Gottes Wort in ihr
besser
lernen,
daß
unterscheiden,
ihnen
erkennen
der Blick. für
und
lieben
das Wesen des
Wortes Gottes aufgeschlossen wird. Woher kam es denn, daß der Bibel- und Babelstreit
überhaupt so starke Wellen schlagen,
und daß sich in
seinem Gefolge eine so überraschende Beängstigung um die Bibel vieler Gemüter bemächtigen konnte?
Doch nur da
her, daß der Nachweis geführt wurde, die Bibel enthalte
ftemde, menschliche Zutaten, sie erweise sich in manchen Stücken als von außerbiblischen Gedankenkreisen abhängig I
22 Aber was ist denn eigentlich Bedenkliches und Merkwür
diges daran? Der einfache Christ, der täglich bekennt: „ich
glaube, daß mich Gott geschaffen hat und erhält", während
er doch recht gut weiß, daß ihn seine Mutter geboren hat,
und daß er die tägliche Nahrung dem Acker mit schwerer Arbeit abringen muß, daß das Alles also recht spieß
bürgerlich natürlich zugeht und doch als Gottes Tat er kannt und gedantt wird — dieser Christ darf sich doch
nicht beängsttgt fühlen, wenn er nun auch bemerkt, daß die heilige Schrift gleichfalls eine ganz spießbürgerliche, natürliche Art an sich hat und doch Gottes Wort ist.
Die Ursache aller dieser Beängstigungen kann doch der ganzen Natur des Glaubens nach nicht in einer fehler
haften Beschaffenheit der Bibel, nein, sie kann nur in dem Beschauer und Beurteiler liegen.
Der sieht falsch.
Der
hat es offenbar vergessen, daß sich Gott in der Welt, der
Geist im Fleisch, das Wort Gottes in armseligen irdischen Gefäßen offenbart, oder wenn er es einmal wußte, so hat
er diese Erkenntnis überall sonst, nur nicht auf die Bibel angewendet.
Gewiß ist die Bibel Gottes Wort.
Wollte
man statt dessen sagen, sie enthalte nur Gottes Wott, so würde in das Fundament des Glaubens, der sich heute stets nur an der Schrift orientieren kann, ein Element der
Unsicherheit hineingemauert.
Der ganze Bau verlöre da
durch seine Festigkeit und Solidität. fürchten, nicht glauben zu können,
Verheißungen Gottes lauten".
Der Christ müßte
„wie die Worte und
Er müßte fürchten, bei
seiner doch stets sehr subjektiven Auswahl des Schristin-
halts das rechte Wort Gottes zu verfehlen.
ihm die Bibel Gottes Wort sein.
So muß
Er hat kein anderes
Wort an ihre Stelle zu setzen, am wenigsten unsere kri tischen Bedenken zu dieser oder jener Stelle der Bibel.
23 Also diese seine Bibel ist Gottes Wort, aber sie ist es in der zeitlichen und irdischen Beschränktheit, die ihr Gott
durch die Menschen gegeben hat. unseren
Bedenken
gegen
die
Es zeigt sich bei diesen
Naturgestalt
der
Helligen
Schrift doch nur wieder der natürliche törichte Sinn, der die eignen Gedanken und Ideale Gott als die Maßstäbe seines Handelns vorschreiben möchte, und der nicht bedenkt, daß Gottes Gedanken ebensowohl die höchsten Realitäten wie
Ideale sind, wenn er sie in die Geschichte einführt und von
den Menschen
fordert,
daß
sie ihnen nachdenken.
Das geschieht allein durch den Glauben, und unser Volk
muß es lernen, die Bibel mit den Augen des Glaubens anzusehen.
Die Bibel steht, wenn sie sich durch die Kritik,
wenn ich so sagen darf, in ihren puris naturalibus dar stellt, doch unter dem Satz, daß naturalia non sunt turpia, und darum ist diese ihre natürliche Schönheit das Werk
des höchsten Künstlers und damit das an und für sich
staunenswerteste Kunstwerk.
Um Babels willen
Schrift irre werden, ist daher Unglaube. menschlichen Kritik entziehen wollen
an der
Die Bibel der
ist Unglaube.
Un
glaube ist's, sie in ein anderes Licht stellen zu wollen als
das Licht ist, das sie sich selbst gibt.
Nicht eine mensch
liche Lehre über die Schrift darf sich zum Richter über sie aufwerfen.
Sie hat das Recht, in ihrer eignen Sache
zuerst gehört zu werden.
Es ist daher Unglaube und
nichts anderes als Unglaube, eine menschliche Lehre über die Schrift, deren späterer Ursprung leicht nachzuweisen ist, über sie selbst zu stellen. anzuerkennen
und
Unsere Aufgabe ist, das einfach
bei jeder passenden Gelegenheit und
überall, wo man es zu fassen vermag, geltend zu machen. Die Bibel wird damit nicht abgeschafft, nicht herabgesetzt, sondern erst an die rechte Stelle und in das rechte Licht
24 gerückt.
Unser Schriftprinzip ist zugleich auch das
Bekenntnis zur Geschichte der Schrift und zu der geschichtlichen Forschung, und in diesem Sinn gilt es,
alles mit der Schrift, nichts gegen die Schrift zu tun.
So wird ihre Autorität nicht bloß am besten gewahrt, sondern in unserer Zeit und in ihrem Geistesleben wieder
aufs neue tiefer begründet und nachdrücklicher sicher gestellt zum Heil unserer Kirche, zum Heil unserer Gemeinden
und aller ihrer Glieder! Nachdem nun so die Aufgabe, um die es sich handelt,
umschrieben ist, gilt es zuletzt, die Mittel und Wege zur Erfüllung dieser Aufgabe nachzuweisen.
da nun das Erste Gemeinden über
Ist es
und das eigentlich Gebotene, unsere
das Wesen der Schrift,
ihre
mensch
liche Gestalt und ihre Geschichte aufzuklären? Es geschieht dies ja schon auf allerlei Weise.
Meinung in
Vorträgen,
populären
Zunächst
in
Schriften
bindung und im Anschluß an das Pfarramt.
bester in Ver
Aber es
geschieht auch in schlechtester Meinung durch Hetzer und
Verführer, um die Bibel und den Christenglauben herab zusetzen.
Beidemal werden die Ergebnisse der gelehrten
Forschung popularisiert.
Wellhausen, Reuß rc.
sind in
beiden Fällen die Eideshelfer und müssen dort für, hier gegen die Bibel zeugen.
Schon an dieser einfachen Tat
sache, die leicht literarisch zu belegen ist, sieht man, wie wenig auf diesem Wege auszurichten ist, wenn man meint,
ihn vor allen anderen beschreiten zu müssen.
Aufklärung über wissenschaftliche Fragen ist eben nicht Sache der Kirche, der Gemeinde, welche Glaubens
gemeinschaft ist und den Glauben pflegt, als vielmehr der Schule, dies Wort im Sinne der Ethik genommen.
Die Kirche ist nicht Schule und hat daher kein Organ,
25 um damit die Aufklärung vorzunehmen.
Es genügt für
sie der Glaube an die Bibel als Gottes Zeugin.
Aber
ihre Glieder, die Frommen, treiben zugleich auch in der Schule die Wissenschaft, wie es ihre jeweilige Bildung er laubt und erfordert. Sie sollen sich daher auch ohne Vorbehalt und selbstlos den Forderungen der Wissenschaft
hingeben und darin tun, was sie tun können.
Daher
sammle die Universität die Studierenden aller Fakul
täten, wie es vor 100 Jahren Schleiermacher getan hat,
später Nitzsch und in unseren Tagen Harnack und andere, um ihnen zur Erkenntnis der Wahrheit zu helfen und ihnen zu zeigen, daß die Bibel und ihr Inhalt, der christliche
Glaube, die Wissenschaft nicht zu fürchten brauchen. Daher sollen unsere Gymnasien und höheren Lehranstalten nur auf dem von Kautzsch und anderen empfohlenen und schon
von vielen beschrittenen Weg fortfahren, und den Söhnen und Töchtern unserer gebildeten Stände ohne Übereilung mit Vorsicht und Umsicht die Wahrheit auch von der
heiligen Schrift sagen.
Daher lasse man aus den Volks
schulen das so überflüssige und für die spätere Erkenntnis
nur irre führende Treiben der Bibelkunde in ihren tra ditionellen Formen.
Daher gebrauche man jedes erlaubte
Mittel der vor- und umsichttgen Aufklärung, aber nicht sowohl zum Einreißen und Zerstören als zum positiven Bauen.
Tatsächlich versucht man sich ja auch in allen
diesen Gebieten mit verschiedenem Geschick und Glück auf
neuen Bahnen.
Moses als Verfasser der fünf Bücher, die
seinen Namen tragen, verschwindet immer mehr aus der
Volksschule, und man sucht sogar vielfach, fteilich verftüht, in sie eine Darstellung des Lebens Jesu einzuführen,
die die Gedankengänge von Keims Forschungen an der Stirne trägt — aber man vergesse nie, daß auf diesem
26 Weg das gesteckte Ziel doch schließlich nicht erreicht werden kann. Der fast allgemein beobachtete bedauernswerte Abfall gerade der auf diesen Wegen in unseren höheren Schulen
unterwiesenen Jugend von allem positiven Glauben, ihre
innere Haltlosigkeit der krassesten Leugnung gegenüber be
weist das deutlich.
Die Würdigung der Bibel als des
Wortes Gottes ist eben in erster Linie nicht eine Sache der
Erkenntnisse, die der denkende Verstand erfaßt.
Dann wäre
ja die Bibel längst für die Welt entweder gewonnen oder verloren. Es handelt sich hier vielmehr um einen Vorgang, der vor und über der rein literarischen Wirkung der Bibel
liegt.
Die Bibel muß religiös erfaßt werden, und alle
unsere Bestrebungen müssen in erster Linie darauf aus
sein, ihr zu dieser religiösen Wertung zu helfen. klärung ist nun einmal nicht Glaube.
Auf
Vor dem
intellego, ut credam steht grundlegend das credo, ut
intellegam.
Aufklärung
ohne
das
religiöse
Moment
kommt dem Intellektualismus, nicht der Religion, zu gut.
Sie ist daher für sich allein für unsere Zwecke ein Schlag ins Wasser.
Sie kann und darf nicht als das erste und
wichttgste Heilmittel in den Vordergrund gerückt werden.
Sie ist eine Hilfe aber nicht die Hellung!
Die Aufklärung muß daher in engster Verbindung mit dem Glauben bleiben.
Sie muß von ihm geleitet,
befruchtet, beseelt sein, und zwar von dem Glauben, der sich überall sehen lassen kann, der sein Recht in sich selbst
hat und kein Köhlerglaube ist.
Gerade dafür hat aber die
Kirche die kirchliche Wissenschaft, die Theologie, die
die Vorarbeiten für alle anderweit zu vollziehende schul mäßige Aufklärung zu tun hat, und die das große Re servoir darstellt, an dem jene ihre Schläuche füllt.
Sie
ist die wissenschaftliche Darstellung und Begründung des
27 in der Christengemeinde lebenden Glaubens.
Sie weist
den Zusammenhang und das gute Recht dieses Glaubens in der Gesamtheit des
geistigen Lebens der Menschheit
Sie soll ja auch in ihrem kritischen Betrieb — so
nach.
flogt man — die Ursache davon fein, daß der Bibelglaube
erschüttert wird, und daß der Unglaube überhand nimmt. Sie muß daher hier vor allem Hand ans Werk legen
und über allen Zweifel stellen, daß die Christenheit an der Bibel ihr bestes und schönstes hat, so daß sie von ihr nicht lassen kann.
Es wird sich aber dabei stets um ein doppeltes han
deln, zuerst um die einzigartige Bedeutung der hei
ligen Schrift.
Mag
es
noch
andere Offenbarungen
Gottes geben, — und tatsächlich ist ja jede neue höhere Stufe, die das menschliche Leben erklimmt, auch eine Offen barung des Gottes, der dem Menschen Geist von seinem
Geist gegeben hat — so ist doch die Offenbarung Gottes, von der die Bibel redet, und zwar als die einzige Urkunde,
die Heilsoffenbarung, und ihre Geschichte ist Heils
geschichte.
Nichts aus der Geschichte der Religionen kann
neben diese Offenbarung gestellt werden.
Mögen andere
Völker einmal eine reinere — und man merke wohl: eine
sittlich gerichtete Gotteserkenntnis gehabt haben, so haben sie dieselbe doch nicht recht gebraucht, nicht ausgebaut und infolge davon schließlich wieder verloren.
begriffen, in ihren Tiefen
Israel hat sie
und Konsequenzen durch die
Propheten erfaßt und darum behalten.
Mag die Bibel
noch so viel von Babel entlehnt haben, den Geist der Prophette, ihr eigentliches Charakteristikum, hat sie nicht entlehnt.
So lange wir daher eine Theologie haben, die
an dieser Eigenart der Bibel festhält und nicht etwa die
Veden,
oder
sonst
ein
Religionsbuch
als
gleichwertig
28 neben sie setzt, die also die eigentümlichen Unterschiede der, wenn ich so sagen darf, fruchtbaren und unfruchtbaren Offenbarung hervorzukehren weiß, so lange das der Fall
ist, braucht der Kirche nicht bange zu sein.
Das Wort,
das lebendig und kräftig ist und schärfer, denn kein zwei
schneidig Schwert ist in ihr wirksam, wird stets die Herzen
bewegen und zeugen, daß hier die Wahrheit ist.
Dies
Wort wird sich dann auch ferner ganz so als göttlich er
weisen und durchsetzen, wie es das vom ersten Anfang bis heute getan hat. Zeit
der
keit,
und
Die Reformation ist ja für die neue
seiner unveränderten Wirksam
große Erweis
der
Glaube
gibt
uns
ein Recht
auch
in
unserer heutigen Bibelforschung ein neues Zeichen seiner Kraft zu sehen.
halber Arbeit.
Das Wort Gottes begnügt sich nicht mit Es will sich voll auswirken, und es kann
der Theologie nicht das zum Vorwurf gemacht werden,
daß sie den ganzen Bestand des Glaubens krittsch unter sucht; das ist vielmehr ihr Lob.
Ein Vorwurf würde es
nur sein, wenn sie sich bei dieser Kritik von der Offen barung ftemden Mächten, also z. B. dem sogenannten ge
sunden Menschenverstand oder einem philosophischen System beherrschen lassen, die ihr von diesen Mächten angelegten
Ketten nicht wieder zersprengen und dieselben, wie schon
angedeutet, über die Bibel setzen wollte.
Hierzu ein Zweites:
ein Ziel und ein Ende.
Gottes Offenbarungen haben
Dies Ende kann für den Christen
immer nur Jesus Christus, Jesus, der Christ, sein.
Der,
welchen, um mich schriftgemäß auszudrücken, die Propheten im Geiste sahen und die Väter erwarteten, ist in der geschicht lichen Person des Zimmermannssohnes erschienen.
Als
Heiland und Herr, als Heiland nicht einer Menschenschicht, sondern der ganzen in Sünden verlorenen Menschheit ist er
29 in der Welt erschienen, hat er gelebt und gelitten, auch den
Tod am Kreuz, und ist er von Gott in der Christenheit mit dem Namen geschmückt worden, der über alle Namen ist.
Wenn seine Gemeinde von ihm das Höchste ausgesagt hat, was man von ihm aussagen konnte, und wenn die
Theologie diese Aussagen willig oder meinetwegen auch hier und da auf kaiserlichen Befehl in bestimmte Formeln gefaßt und damit zu dem Verständnis einer Welt gebracht
hat, die sich für diesen Dienst durch willige Annahme und sich selbst verleugnendem Gehorsam dankbar erwies, so war,
was sie aussprach, doch immer nur ein Stammeln von
dem, dessen Herrlichkeit die Apostel gesehen und mit Händen betastet
hatten, und dessen Herrlichkeit
die
des
ewigen
Wortes Gottes voller Gnade und Wahrheit war.
Eine Theologie, die diesen im Fleisch Geborenen und im Geist Vollendeten, diese neue Kreatur in der alten Welt, diesen Abglanz und dies Ebenbild des Gottes, den nie jemand
gehört und dessen Gestalt nie jemand gesehen hat (Johkz?)
- eine Theologie, die ihn als im Fleisch erschienen be kennt,
kann wohl in einzelnen
Bestimmungen
daneben
hauen, insbesondere wird sie in der Gefahr stehen, zeit weilige „Resultate"
der Forschung aus den Zusammen
hängen des Glaubens der Gemeinde auszuschalten, aber
sie wird stets wieder zu dieser Erfüllung der Offenbarung zurückkehren und versuchen, in neuen Zungen von diesem Heiland zu reden.
Das Wort, die Formel, tut's hier so
wenig, wie im Leben des Christen das Herr-Herr-sagen es tut, und ich hätte nach meiner persönlichen Überzeugung in die in Ihren Händen befindlichen Leitsätze, eben so leicht
wie die gewählte, die bekanntere und als Schlagwort aus
geprägte Formel: Gottes"
aufnehmen
Jesus
„als den
können,
hätte
eingeborenen Sohn ich nicht damit
ein
30 späteres Element der Überlegung und des irdisch menschlichen Nachdenkens zum Ausdruck zu bringen gefürchtet,
das den ersten großen Eindruck der gläubigen Gemeinde,
daß Jesus der Christ, der Christ Gottes sei, in den So folge ich mit dieser
Hintergrund drängen könnte.
^Bestimmung Mark 8r», Akt 2z» und 1 Joh 2rr und 4z und hoffe, daß jeder, der einen Blick in die Schwierig
Fixierung
dogmatischen
der
keiten
vorliegenden
größten
der Theologie und
blems
hier
des
und
Ereignisses
Pro
der Menschheit getan
hat, mir bei dieser vorsichtigeren Bestimmung recht geben wird.
Die Gottheit Christi wird damit nicht geleugnet,
wohl aber wird sie damit in das Licht gestellt, von dem aus die
dogmattsche Entwicklung,
spätere
Christologie, ihre
Wahrheit
und
ihre
die
kirchliche
Beweiskraft
er
halten hat. Wohl zeigen sich in der Theologie allerlei unerfreu
liche Vorgänge — ich empfinde bei den unliebsamen Er-
ötterungen
der
letzten
Zeit
als
solche
vorzüglich
den
Mangel an lebendiger Fühlung der Theologie mit der
Gemeinde — aber auf welchem Gebiet fehlte denn der
gleichen? — Dennoch hat sie mit den beiden genannten Stücken, der Anerkennung des Vorhandenseins und der Vollendung einer Offenbarung zum Heil der Menschen
in einem wirllichen und wahrhaftigen Heiland, die beiden
Elemente, welche die Bibel zum Buch der Bücher machen,
trotz aller Krittk, und welche die Menschen immer wieder auf die Kniee niederzwingen zu dem Bekenntnis:
ist helliges Land. sonst gehen?
Hier ist das Hell.
Hier
Wohin sollten wir
Eine solche Theologie läßt der Bibel ihren
Geist und ihre Kraft.
Sie ist imstande, die Gegensätze,
welche sich in ihr geltend machen, zu überwinden, bat
31 rechten lebendigen Glauben zur Anerkennung zu bringen und die Bibel unserem Volk aufs
neue zu erschließen.
Sie wird die Bibel im Mittelpunkt seines geistigen Lebens
unangetastet stehen lassen, ja sie wird eine unermüdliche
Predigerin ihrer Wahrheit und Herrlichkeit werden. —
Gott erhalte, Gott gebe unserem Volk und unserer Kirche immer mehr eine solche Theologie!
Er gebe aber auch
unserem Volk und unserer Kirche die Kraft des Geistes, eine solche Theologie zu ertragen, zu verstehen und ihr
die Arbeit, die sie tut, zu danken! Was nun das Lehramt in Kirche und Schule
unserem Volk zu geben hat, ist, nachdem die Grundsätze
feststehen, leicht gesagt.
Es handelt sich dabei vorweg um
die Predigt und den Unterricht.
Wie arm ist nun aber eine Predigt, die dem Reich tum der Bibel gegenüber immer nur dieselben Töne an
zuschlagen versteht, oder die mit der Bibel die Kirchenlehre,
die dem größeren Teil der Gemeinde doch eine fast ganz
unbekannte Größe ist, bekämpfen zu müssen meint!
Oder
weiß denn die Bibel bloß von Sünde und Gnade etwas,
den Themen der vorzugsweise pietisüschen Predigt?
Oder
hat sie bloß eine Belehrung darüber, daß Gott der
Vater sei, und daß wir seine Kinder sein sollen — so ganz als etwas selbstverständliches, denn so habe es Jesus
gelehrt?
Oder hat die Bibel nur die Lehre von der
Vorsehung und dem irdischen Beruf und der Notwendigkeit ihn treulich zu erfüllen?
Oder ist die Bibel so wettlos,
daß man sie zum Versuchsfeld unreifer Kritik machen darf? Bis zur Ermüdung kann man dergleichen hören, und doch stellt die Bibel jene größte Tragödie dar von einer Welt, die die eigenen Wege geht, die aber ein gnädiger und
barmherziger Gott sucht, bis er sich selbst zu ihr herab-
32 Aber da er das tut, versteht sie ihn nicht, sondern
läßt.
tötet die Propheten, speit ihn selbst als einen Missetäter
von sich ans, und dann erst kommt nach langen schweren
Kämpfen der erschütternde
Schluß, daß sie merken, in
welchen sie gestochen haben und vor ihm knieen und hin fort keine größere Erhebung kennen, als das Mahl zu seines Todes Gedächtnis zu feiern! — Ganz ebenso geht
es dann auch bei den Bekenner« Jesu.
Erst das Löcken
wider den Stachel, bei dem der natürliche Mensch zu
Grunde geht, und dann das Werden und Wachsen der auserwählten Rüstzeuge, die den Namen des Gekreuzigten und Auferstandenen den Völkern bringen.
Das alles ist nicht so glatt und einfach.
Man kann
es — verzeihen Sie den Vergleich, aber er sagt, was ich meine, llarer als jeder andere — nicht so behaglich ver zehren wie ein Butterbrot.
Nein, es handelt sich vielmehr
um die heiligsten und innerlichsten, aber gleichwohl das
ganze
Leben
erfassenden
und
bestimmenden
Dinge
bei
diesem Christ vom Himmel auf der Erde, diesem Christ in uns und mehr noch für uns, diesem Christ, dem ich selbst etwas zu danken habe, in dem das Leben ist, und
das Leben ist das Licht der Menschen!
Wie arm eine
Predigt, die nie lernt und nie vergißt, die nie um die eigne Seele und die Seelen der Gemeinde bangt, die immer
bei den alten oder auch neuen Formeln bleibt, und die es
nicht versteht, aus diesem Kern und Mittelpunkt der Bibel die Folgerungen für die Wiedergeburt des einzelnen Men
schen und der ganzen Welt zu ziehen; die sich, nachdem sie
solche Erkenntnisse erlangt hat, noch wohl fühlen kann in
der Enge des Konventikels, oder in der Seichtigkeit einer
oberflächlichen Aufklärung und der religiösen Phrase!
Die
Predigt hat daher aus der Bibel das volle, ganze, nnver-
33 kürzte Evangelium von dem Christ Gottes der Gemeinde zu bringen, und wie sollte, wenn sie das tut, die Bibel je bei der Gemeinde in Mißkredit fomnten können durch
Sie ist und bleibt die Schatzkammer, aus der der Haushalter immer neue, immer
Babel und alle andere Kritik?
schönere, immer brauchbarere Schätze hervorbringt, und deren Unerschöpflichkeit bei aller Einfachheit doch wieder
in jeder Predigt offenbar wird. — Ja, Gott gebe unserer Kirche Prediger, die in der Bibel leben, und in
denen die Bibel lebt, aus denen die Bibel spricht, und durch deren Zeugnis die Bibel den Gemeinden in neuem Glanze erscheint! Wir brauchen dann Babel
nimmer zu fürchten! Ganz ähnlich ist's mit dem Unterricht.
Er soll die
Jugend gewinnen und in die Heiligtümer des Glaubens einführen. Er soll, zumal bei unseren Kleinen, einen Grund legen, auf dem nachher der ganze Bau der christ
lichen Lebensführung — des praktischen Christentums —
aufgeführt werden kann.
Aber im Unterricht wieviel Zeit-
vergeudung mit methodischen und didaktischen Künsteleien,
wieviel totes Memorieren, wieviel .Maulbrauchen", wie
viel bloßes Einlernrn nicht im Gedanken an die Kindes seelen, sondern vielmehr an den Herrn Revisor, damit er bei
der Revision zufrieden ist, oder damit man ihm doch mit gutem Gewiffen sagen kann, es sei alles „dageweserr"! Alk hier behandelten Stoffe sind der Bibel entnommen.
Das Kind weiß oder hört das.
Sollte es aber, wen«
diese Stoffe vom Lehrer und mit ihnen dann die Kinder mißhandelt werden, die Bibel lieb gewinnen können? Sollte
es warme Liebe zu seiner Gemeinde fassen können, die ihm solche Lasten auflegt?
ES wäre ein Wunder, wenn das
geschähe, und es ist ein Wunder, daß das Gegeuteil nicht «Ibach, Unser Bort und die Bibel.
3
34 schon in viel höherem Grade eingetreten ist.
Gott sei
Dank, es hat doch zugleich auch immer wieder viele ge
geben, die ihren Unterricht fruchtbarer zu gestalten und
den Kindern ihren Glauben teuer zu machen wußten, aber die Besserung kann nur daher kommen, daß solchen Lehrern nachgeahmt und überall das religiöse Moment in den
Vordergrund gestellt wird.
Gott sei Dank, daß das immer
deutlicher erkannt wird, aber die Krankheit ist noch lange
nicht überwunden, und selbst mancher junge Geistliche, ge schweige
denn
ein
junger Lehrer
mit soviel geringerer
theologischer Bildung, scheut sich, diese oder jene Wunder
erzählung, sei es die Geschichte vom Durchgang durchs rote Meer, oder die von der Hochzeit zu Kana, zu be handeln, weil sein kritisches Gewissen mit der Geschichtlich
keit des Stoffs nicht zurecht kommen kann. die Krittk doch nur nicht zu hoch ein! nicht das Entscheidende sein.
Aber schätzt
Sie kann hier
Es geht damit ganz ähnlich,
wie wir es auf dem Gebiet der kirchlichen Kunst so oft erfahren.
Der Kunstverständige freut sich, wenn in einer
unserer alten Kirchen eines der alten Wandgemälde unter der späteren Tünche wieder aufgefunden wird und dringt
auf seine Erhaltung.
Unser Volk geht dagegen an dem
alten restaurierten Gemälde der Regel nach gleichgültig
vorüber, es freut sich aber an dem neuen Bild und den
neuen Farben, die ihm verständlich sind.
Unser Herr und
Meister hat sich bei seinem Lehren nach dieser Erkenntnis
gerichtet.
Als er die Gebote in der Bergpredigt auslegte,
hat er über die alten Worte seinen Sinn und Geist aus gebreitet, sich aber nicht von dem ursprünglichen Sinn
besttmmen lassen.
seiner Zeit gezeigt.
Er hat sich dabei ganz als ein Kind
So
benutzt er die Sodomer und
Gomorrer, Salomos Herrlichkeit, Davids Tun am Sabbat-
35 tag, Lots Weib, JonaS Schicksal und dergleichen mehr. Der paränetische Wert, nicht die Geschichte selbst, steht
überall
im Vordergrund
und
gibt
dem Wunder seine
Nichts hindert uns, es ebenso zu machen und
Deutung.
die für den Unterricht geeigneten biblischen Stoffe — sie sind aber ja durchaus nicht alle dazu geeignet — überall
im Geist des Neuen Testaments, dem Geist vom Geist, zu erfassen.
Da handelt es sich dann überall um die
Gnadenwirkungen und Gnadenbewahrungen, die von dem
Herrn aller Herrn ausgehen, und die der Glaube überall erfährt
und
beständig
erlebt.
Diese Dinge sind
das
Lebensbrot des Lehrers, sie werden daher auch bei den
Kindern
haften
und ihre Herzen bewegen.
Dingen werden sie
An diesen
die Kraft der Bibel erfahren, und
wenn die Geschichten selbst mit ihren Einzelheiten längst
vergessen sind, wird doch der heilige und heiligende Ein fluß von ihnen im Leben geblieben sein, und den wollen
wir in unseren Schulen gründen, pflegen und sicher stellen,
soweit es uns möglich ist.
Das geschieht aber vielmehr
durch das lebendige Zeugnis von Person zu Person, als durch Aufklärung über historische und kritische Fragen, die dem kindlichen Gemüt doch fremd bleiben.
Da wird dann
von der alten Bibel neue Kraft ausgehen, und das alte
Buch wird ohne Jnspirationslehre und dergleichen Men-
schenfündlein durch den eignen Inhalt im Leben des Heran wachsenden Geschlechts hoch geehrt dastehen.
Der Unter
richt wird dann zu einem erziehenden, indem er im Kinde den Gottcsmenschen aufrichtet, der zu allem guten Werk geschickt ist.
Wir kommen zum Schluß.
Sind die bisher ent
wickelten Anschauungen und Grundsätze richtig, so müssen sie in der kirchlichen Gemeinschaft allseitig und nach-
3»
36 drücklich zur Anwendung gebracht werden, das ist aber nur dann möglich, wenn wir, und zwar unser evangelisches
Volk,
Geistliche
Laien,
und
die
Gemeinden
und
ihre
Führer, fleißig werden, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.
Ohne sie das gegen
seitige Beißen und Fressen, daß wir untereinander „ganz verzehret" werden (Gal öis), mit ihr dagegen ein festes
und einmütiges Anpacken der großen Aufgaben des kirch lichen Lebens,
insbesondere der Aufgabe,
daß unserem
Volk die evangelisch-christliche Lebens- und Weltanschauung,
wie
sie uns von der Reformation aus der Bibel be
gründet wordm ist, erhalten bleibe.
Nun ist es freilich ganz unmöglich, auf die Erforder
nisse
dieser Einigkeit im Geist heute näher einzugehen,
aber zu unserer Aufmunterung und Anregung darf ich doch wohl ganz kurz auf zwei Tatsachen Hinweisen.
Zuerst auf den Wandel der Zeit und der Ge
danken der Menschen. Vor etwa vierzig Jahren sprach die Hengstenbergische Evangelische Kirchenzeitung über Schleier macher und seine Schüler das „Gewogen, gewogen und zu
leicht erfunden" aus.
Heute wird Schleiermachcr ziemlich in
allen Lagern als Verteidiger des Glaubens und Erneuerer der Theologie anerkannt und gepriesen, während umgekehrt
seine Gegner von damals fast vergessen sind.
Wer warten
kann, und wem Gott das Leben schenkt, wird auch künftig
ähnliche Wandlungen des Urteils erleben.
Ganz besonders
wird sich eine solche Wandlung in bezug auf die Beur teilung des heute noch so viel geschmähten und gefürchteten
Ritschl geltend machen.
Also man lege unseren Streitig
keiten nicht allzuviel Gewicht bei, und vor allem überlasse
man, statt es selbst anderen gegenüber zu tun, auch dem
noch etwas zu wägen und zu leicht zu erfinden, der in
37 der Ewigkeit an der Wage sitzt und ihr Zünglein mit voller Erkenntnis der Wahrheit beobachtet.
Er versteht
dies Geschäft besser als wir, und unser Richten muß sein Gericht über uns stets nach sich ziehen.
Je demütiger wir
daher in dieser Beziehung werden, je weniger wir diesem Richter in seine Arbeit pfuschen, desto leichter wird es uns werden, die Einigkeit im Geist zu suchen, und Frieden
zu halten'). Dazu eine zweite Erinnerung.
Wächter müssen in
einer belagerten Burg ausgestellt sein und ihren Ruf er heben, wenn Schritte nahen.
Freund
Sie müssen im Stand sein,
und Feind voneinander zu unterscheiden.
der Feind
Freund muß im Besitz der Losung sein, kennt sic nicht.
Der
Schlafen nun die Wächter, oder sind sie
in ihrem Wächteramt säumig, so ist's kein Wunder, wenn
schließlich, wie damals in Rom, die Gänse die Burg retten und
dafür Jahrhunderte
hindurch
dem
tapfersten
Volk der alten Welt heilig gehalten werden.
Wer ist
von
aber nun in unserer Kirche berufen, das Wächteramt aus
zuüben?
Wer ist in ihr im Besitz der Losung?
Doch
*) In der Diskussion wurde die Meinung ausgesprochen, es
sei an der Zeit, daß die Kirchenregierungen erklärten, die „ortho doxe"
Jnspirationslehre sei
Bibel sei demnach gestattet.
nicht
Kirchenlehre und
die Kritik der
Wir möchten aber die Kirchenregierungen
bei solchen Fragen ganz aus dem Spiel lasten.
Es ist schlimm ge
nug, daß sie zeitweilig Entscheidungen über die Reinheit der Lehre treffen müssen, rein nach formalem Recht, ohne eine andere Legi
timation als die, welche in ihrem Beruf als Aufsichtsbehörden liegt.
Zu der gedachten Erklärung würde ihnen dagegen jede innere und
äußere Berechtigung
fehlen.
Daher muß
der Streit seinen Weg
ohne die Einmischung fremder Hände weitergehen.
Die Wahrheit
wird sich schon durch die eigne Kraft durchsetzen, wenn sie nur von den Theologen und Laien in Liebe gesucht wird.
38 nur derjenige, der die Bibel recht kennt und ihren Geist,
ihren reichsten und tiefsten Gehalt, in sich ausgenommen hat und von diesem Gehalt mit neuen Zungen zu reden
versteht.
Das war die Legitimation eines Luther.
Das
hat ihn zum Widerstand gegen Kaiser und Reich, gegen
den Papst und die alte Kirche mutig und stark gemacht; das hat die Herzen seiner Zeitgenossen ergriffen.
Wollten
wir in unserer heutigen Kirche um Babels willen an die
Stelle dieses Bekenntnisses die angeblichen Resultate der Wissenschaft
und
die Forderung
der
freien
Forschung
setzen, so würden wir Gemeinde und Schule, Glauben
und Wissen miteinander verwechseln.
Trennende
Wir würden das
an die Stelle des Einigenden setzen.
Wir
würden erfahren, daß uns unser Volk, das Seelenspeise
und Erbauung sucht, verständnislos den Rücken kehrte. Die Bibel würde in seinen Augen herabgesetzt und ihre
Autorität untergraben; die Burg stünde ohne Wächter. Daher muß zu dem Geist der Geduld und des demütigen Wartens und Hoffens der Geist des fteudigen und mutigen
Bekennens hinzutreten, daß jedermann sofort weiß, was wir wollen, wenn wir singen und sagen von dem, der
bei uns wohl auf dem Plan ist mit seinem Geist und Gaben, diesem Kern und Mittelpunkt der heiligen Schrift,
diesem Herrn, der es auch nach den allerneuesten Forschungen immer noch wert ist und wert bleibt, daß seine Gläubigen das Leben für ihn einsetzen,
um es von ihm neu zu gewinnen. Das
wird das beste sein zur Einigkeit im Geist.
So wird unserem Voll die Bibel erhalten bleiben, während
Babel wieder in die Vergessenheit zurücksinkt, aus der es nur auf kurze Zeit, nur durch und nur für die Gelehrten, aber nicht für unser Boll, erweckt worden ist.
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Leitsätze. 1. Der Bibel- und Babelstreit erinnert unsere Kirche wieder an ihre Pflicht, unserem Volk die Bibel zu vollerer Aneignung zu bringen.
2. Die Schwierigkeiten der Erfüllung dieser Pflicht
liegen
dem
in
notwendigerweise
kritischen
Betrieb
der
theologischen Wissenschaft, in den praktisch kirchlichen Rücksichten, die das geistliche Amt bewegen, und in dem
Nachwirken früherer Entwicklungen im Leben unserer Ge meinden.
3. Die
durch
diese Pflicht
gestellte Aufgabe besteht
darin, daß unsere Gemeinden in der Bibel Gottes Wort besser unterscheiden, erkennen und lieben lernen.
4. Die Wege zur Erfüllung dieser Aufgabe sind in der Theologie das Festhalten an der Bibel als der
wichtigsten Urkunde der Offenbarung und an Jesu als dem Christ; in der Predigt die Darbietung der Einheit und Mannigfaltigkeit des Evangeliums; im Unterricht
das Hervorkehren des Religiösen und Bleibenden vor dem Geschichtlichen und Zufälligen; in der kirchlichen Ge
meinschaft
das Festhalten an der Einigkeit im Geist
durch das Band des Friedens.
J. Bicker’tthe Veriagsbuehkudlung (ium Tipeieau) in fliessen.
Vorträge der theologischen Konferenz zu Giessen: Sell, K*, Die geschichtliche Entwicklung der Kirche im 19. Jahrhundert und die ihr dadurch gestellte Aufgabe.
Erschien zus. mit:
Helnrlel, G., Die Forschungen über die paulinischen Briefe. (Vortr. 2) M. 1.60
Herrmann, W«, Der Begriff der Offenbarung. Erschien zus. mit: Müller, Ke, Bericht über den gegenwärtigen Stand der Forschung auf dem Gebiet der vorreformatorischen Zeit.
(Vortr. 3)
M. 1.—
Sachfse, £•, Über die Möglichkeit, Gott zu erkennen. (Vortr. 4) M. 1.— Elbach, Re, Über die wissenschaftliche Behandlung und praktische Benutzung der heiligen Schrift.
Erschien zus. mit:
Schürer, E«, Über den gegenwärtigen Stand der johanneischen Frage. (Vortr. 6)
M. 1.—
Ehlers, Re, Das neue Testament und die Taufe. (Vortr. 6) M. 1.— Kattenbusch, Fe, Von Schleiermacher zu Ritschi. Zur Orientierung über die Dogmatik des 19. Jahrh. 3. vielfach veränd. Ausl. Mit einem Nachtrag über die neueste Entwicklung. (Vortr. 7) M. 1.76 Relschle, M«, Sohms Kirchenrecht und der Streit über das Verhältnis von Recht und Kirche. (Vortr. 8) M. 1.— Flöring, Fr., Das alte Testament im evangelischen Religionsunterricht. (Vortr. 9) M. 1.— Walz, K», Veräußerlichung, eine Hauptgefahr für die Ausübung des geistlichen Berufes in der Gegenwart. (Vortr. 10) M. —.80 Mirbt, C«, Der deutsche Protestantismus und die Heidenmission im 19. Jahrhundert. (Vortr. 11) M. 1.20 Delfsmann, G. Ä., Die sprachliche Erforschung der griechischen Bibel, ihr gegenwärtiger Stand und ihre Aufgaben. (Vortr. 12) M. —.80 Rade, M», Religion und Moral. Streitsätze für Theologen. (Vortr. 13) M. —.60 Krüger, G., Die neuen Funde auf dem Gebiete der ältesten Kirchen geschichte (1889—1898). (Vortr. 14) M. —.60 Foerster, E., Die Rechtslage des deutschen Protestantismus 1800 und 1900. (Vortr. 16) M. —.80 Welfs, J., Die Idee des Reiches Gottes in der Theologie. (Vortr. 16) M. 3— Holtzmann, 0*, Die jüdische Schriftgelehrsamkeit zur Zeit Jesu. (Vortr. 17) M. —.70 Budde, K., Das Alte Testament d die Ausgrabungen. Ein Beitrag zum Streit um Babel und Bibel. 2. Ausl, mit vielen Anmerkgn. u. e. Vorworte statt des Nachworts. (Vortr. 18) M. —.90 Drews, P., Die Predigt im 19. Jahrhundert. Kritische Bemerkungen u. praktische Winke. (Vortr. 19) M. 1.—
1. Kkker’gche Veriagsbiehhaidluig (iifrei Tipdaui) in Giessen.
Vorträge der theologischen Konferenz zu Giessen: Sell, K*, Die geschichtliche Entwicklung der Kirche im 19. Jahrhundert und die ihr dadurch gestellte Aufgabe.
Erschien zus. mit:
Heinricl, G., Die Forschungen über die paulin. Briefe. (Vortr. 2) M. 1.60 Herrmann, W., Der Begriff der Offenbarung. Erschien zus. mit: Müller, Ke, Bericht über den gegenwärtigen Stand der Forschung auf dem Gebiet der vorreformatorischen Zeit.
(Vortr. 3)
M. 1.—
Sachfse, E., Über die Möglichkeit, Gott zu erkennen. (Vortr. 4) M. 1.— Eibach, Re, Über die wissenschaftliche Behandlung und praktische Benutzung der heiligen Schrift.
Erschien zus. mit:
Schürer, Ee, Über den gegenwärtigen Stand der johanneischen Frage. (Vortr. 6)
M. 1.—
Ehlers, Re, Das neue Testament und die Taufe. (Vortr. 6) M. 1.— Kattenbusch, F., Von Schleiermacher zu Ritschi. Zur Orientierung über die Dogmatik des 19. Jahrh. 3. vielfach veränd. Aufl. Mit einem Nachtrag über die neueste Entwicklung. (Vortr. 7) M. 1.75 Reischle, M«, Sohms Kirchenrecht und der Streit über das Verhältnis von Recht und Kirche. (Vortr. 8) M. 1.— Flörlng, Fr., Das alte Testament im evangelischen Religionsunterricht. (Vortr. 9) M. 1.— Walz, K., Veräußerlichung, eine Hauptgefahr für die Ausübung des geistlichen Berufes in der Gegenwart. (Vortr. 10) M. —.80 Mlrbt, Ce, Der deutsche Protestantismus und die Heidenmission im 19. Jahrhundert. (Vortr. 11) M. 1.20 Delssmann, G. A., Die sprachliche Erforschung der griechischen Bibel, ihr gegenwärtiger Stand und ihre Aufgaben. (Vortr. 12) M. —.80 Rade, M«, Religion und Moral. Streitsätze f. Theologen. (Vortr. 13) M. —.60 Krüger, G., Die neuen Funde auf dem Gebiete der ältesten Kirchen geschichte (1889—1898). (Vortr. 14) M. —.60 Foerster, E., Die Rechtslage des deutschen Protestantismus 1800 und 1900. (Vortr. 15) M. —.80 Welfs, J., Die Idee des Reiches Gottes i. d. Theologie. (Vortr. 16) M. 3.— Holtzmann, 0., Die jüdische Schriftgelehrsamkeit zur Zeit Jesu. (Vortr. 17) M. —.70 Budde, K*, Das Alte Testament und die Ausgrabungen. Ein Beitrag zum Streit um Babel und Bibel. 2. Aufl. mit vielen Anmerkgn. u. e. Vorworte statt des Nachworts. (Vortr. 18) M. —.90 Drews, P., Die Predigt im 19. Jahrhundert. Kritische Bemerkungen u. praktische Winke. (Vortr. 19) M. 1.— Elbach, R,, Unser Volk und die Bibel. Ein Nachwort zum Bibel- und Babelstreit. (Vortr. 20) M. —.60
Der anhängende Verlagsbericht sei besonderer Beachtung empfohlen. 0. G. Röder, Leipzig. 21382. 06.