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German Pages [128] Year 2016
V
© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
EDITION
Leidfaden
Hrsg. von Monika Müller
© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Monika Müller
Trauergruppen leiten Betroffenen Halt und Struktur geben
Mit einer Abbildung
2., unveränderte Auflage
Vandenhoeck & Ruprecht © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Inhalt
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Prämisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Begleitung von trauernden Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Trauergruppe als Ersatz für Gemeinwesen . . . . . . . . . . . . . . . .
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Der Weg aus der Isolation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Der Trauer hindernde Trostanspruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Bestätigung der Trauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Wünsche an die Gruppenleitung als Beistand für Trauernde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Trösten heißt, ein Bündnis eingehen – Trauerbegleitung im Auftrag einer Institution . . . . . . . . . . . . .
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Der Mythos vom guten Trauergruppenleiter – Selbstloses Helfen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Was die Hospizbewegung in der Begleitung Trauernder leisten kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Trauergruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Vorgehensweise der Trauergesprächsgruppen . . . . . . . . . . . .
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Informationen für die Leiterinnen von Unterstützungsgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Informationen für die Mitglieder von Unterstützungsgruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
Die Gruppentreffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Einführende Bemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Gruppentreffen I: Sich bekannt machen . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Gruppentreffen II: Die Trauer verstehen . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Gruppentreffen III: Sich erinnern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Gruppentreffen IV: Gefühle annehmen und ausdrücken . . . .
87
Gruppentreffen V: Rollenveränderungen . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Gruppentreffen VI: Stress und Stressbewältigung . . . . . . . . . .
94
Gruppentreffen VII: Jahrestage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Gruppentreffen VIII: Formen des Gedenkens . . . . . . . . . . . . . 106 Gruppentreffen IX: Unterstützungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . 108 Gruppentreffen X: Abschluss und Auswertung . . . . . . . . . . . . 115 Literaturhinweise – Eine kleine Auswahl . . . . . . . . . . . . . . . . 123
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Wandel Verdorrte Blätter zeigen uns was der Tod vermag. Wir kleiden uns in Schweigen und düstern mit dem Tag. Es kreisen schon die Krähen um alles was verfällt. Der Herr lässt es geschehen, dass nichts zusammenhält. Und ist es dann geboten, dass endet was begann, so flehen wir die Toten um neuen Wandel an. Rose Ausländer
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Vorwort
Dieses Buch ist als Arbeitshilfe für die Konzeption und Durchführung von Trauergruppen gedacht. Solche Arbeitshilfen stellen eine Anregung dar; sie dienen der Orientierung in einem noch fremden Feld oder der Auseinandersetzung mit bisher Erfahrenem oder Beschriebenem und haben nicht den Anspruch, eins zu eins umgesetzt oder übernommen zu werden. Hauptanlass, die Arbeitshilfe für Trauergesprächsgruppen zu erstellen, war die Nachfrage vieler in Trauerbegleitung ausgebildeter Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie man denn solche Gruppen oder Treffen am besten durchführe, ob man sie ganz frei, offen und ungestaltet anbieten oder eher mit Themen und Aufgaben versehen solle. Ich habe mich nicht zu einem Ja oder Nein entscheiden können und wollen. So unterschiedlich die Traueranlässe sind, so unterschiedlich sind Menschen in ihrer Trauer und auch diejenigen, die ihnen angemessen begegnen möchten und sie unterstützend begleiten wollen. In Kenntnis der Tatsache aber, wie chaotisch sich eine solche Erfahrung anfühlen kann, wie sich Menschen nach einem Verlust aus dem normalen Leben herausgerissen erleben, wie sehr Menschen in Trauer um Halt, Stütze und Form ringen, habe ich mich entschieden, eine gegliederte Anordnung von zehn Themen und Terminen zu erarbeiten und herauszugeben. Dies mag restriktiv anmuten, aber diese Gefahr bin ich bewusst im Sinne und zu Gunsten der Lebensermutigung und Lebenssicherung eingegangen. Der Halt, den eine klare Struktur gibt, fördert eine der wichtigsten Traueraufgaben, nämlich die Reorganisation des verwundeten © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Vorwort
Lebens, und mag dann auch wieder zu Kreativität und Ausprobieren neuer Begegnungen und Inhalte ermutigen. Großen Dank schulde ich den trauernden Menschen, die mich teilhaben und lernen ließen an ihren Erschütterungen. Sehr schön und hilfreich war die kollegiale Auseinandersetzung mit den Teilnehmerinnen der Trauerausbildungskurse und des Kurses »Haltung und Methoden«, die dem Konzept aus ihrem Erfahrungsschatz viele kluge Anreicherungen boten. So hoffe ich nun auf einen Nutzen des vorliegenden Konzepts und freue mich über Rückmeldungen aus der Praxis. Monika Müller [email protected]
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Prämisse
Beim Umgang mit Verlust ist uns Ausbilderinnen und Begleitern zunehmend wichtig, trauernde Menschen nicht nur einfühlend zu begleiten, sondern dem Chaos der Trauer Struktur entgegenzusetzen und dadurch die Reorganisation des trauernden Menschen zu stärken. Ein Mensch in einer existenziellen Verlusterfahrung neigt dazu, sich in seiner Trauer zu verlieren, sich und die Umwelt tief verunsichert nicht mehr zu spüren und im Gefühl wachsender »Verrücktheit« (das Umfeld und die Wirklichkeit sind im wahrsten Wortsinns ver-rückt wie Möbel in einem bisher vertrauten Raum) Grenzen- und Haltlosigkeit zu erfahren. Hier ist Struktur ein wesentliches, manchmal sogar Leben rettendes Element der Begleitung. Auf diesem stützenden und ordnenden Bestandteil von Begleitung beruht und begründet sich das vorliegende, in Teilen möglicherweise sehr direktiv wirkende Gruppenkonzept.
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Begleitung von trauernden Menschen
Trauergruppe als Ersatz für Gemeinwesen Eine »Trauergemeinde« als tragende Hilfe für den Einzelnen gibt es so gut wie nicht mehr. Weil Begegnung mit fremder Trauer ja auch immer die eigene Befindlichkeit und Biographie berührt, wird die Gruppe der Außenstehenden (Nachbarn, Kollegen, Freunde, Bekannte, Vereinsmitglieder und andere mehr) die Konfrontation mit Trauer und ihre Begleitung gern in eine besondere »Zuständigkeitsecke« verweisen: an diejenigen, die von Berufs wegen damit zu tun haben (zum Beispiel Seelsorger, Ärzte, Psychotherapeuten). In dem Maße, wie Begleitung als Aufgabe ausschließlich der Professionalität zugewiesen wird, geschieht genau das Gegenteil von dem, was das Anliegen von Begleitung ist: Trauer wird als Sondersituation gesehen, die nichts mit dem Alltag zu tun hat und einer Behandlung bedarf. In die Gesellschaft darf der Trauernde dann erst zurückkehren, wenn die Trauer zum Stillstand gekommen ist. Solange wir trauernde Menschen – scheinbar mitfühlend – an Experten delegieren, ist nichts von der Trauer, die zum Leben gehört und die das Leben prägt, verstanden. Trauer ist eine Fähigkeit, nämlich die, mit Verlust umzugehen, nicht etwas, was behandelt, weggemacht werden muss. An sich ist sogar jede Beziehung im Leben auch streckenweise Trauerbegleitung des anderen, weil sich das Leben und seine Krisen und Veränderungen innerhalb der Trauerspirale fortbewegen. Sofern aber ein Idealbild von Beziehung vorherrscht und somit die heitere, unkomplizierte, nur die Entspannung und Freuden des anderen teilende Verbindung untereinander © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Begleitung von trauernden Menschen
eine hohe Messlatte ist, muss Trauer als Störung in der Gemeinschaft empfunden werden. So meint Begleitung hier zunächst und in erster Linie die Einbettung der Trauer in das Gemeinwesen, in den Familien- und Freundeskreis, in Nachbarschaften, Kollegengruppen, die Kirchengemeinden und alle anderen Gemeinschaften, auch in die Gemeinschaft von Mittrauernden. Deshalb ist in vielen Fällen – als Ergänzung von Einzelbegleitung oder auch singulär – gerade der Besuch einer Trauergruppe so hilfreich, weil bei guter Leitung hier eine Gemeinschaft erlebt werden kann, die vielfach im alltäglichen Leben mit den Nachbarn, den Kollegen, Bekannten und Freunden nicht existent ist.
Der Weg aus der Isolation Das isolierende Verhalten Außenstehender baut eine Mauer der Fremdheit und des Alleingelassenseins um die Trauernden. Nicht selten führen solche Erfahrungen dazu, dass Trauernde sich selbst isolieren. Sie haben keinen Menschen, der ihre Trauer versteht, sich bemüht, sie mit ihnen auszuhalten. Auf der Suche nach verstehenden Begleitern kraftlos gewordene Trauernde sagen schließlich: Es gibt niemanden; und wenn es jemanden zu geben scheint, dann erzählt er nicht selten von sich, von seiner Trauer, von seiner Art, alles überwunden zu haben, von der Notwendigkeit, sich nicht hängen zu lassen, von der Schönheit des Wetters und den günstigen Sonderangeboten im Kaufhaus. Und die Trauernden ziehen sich zurück und wählen die – oft zermürbende – Selbstisolation. Dieser selbstgewählte Rückzug ist zu einem Teil eine ganz normale Phase der Orientierung in der gänzlich anders gewordenen Welt. Zum Teil ist er Schutz vor zu viel Fremdbestimmung. Zum Teil ist er aber auch Warnsignal einer nicht mehr nur normalen Trauer. Trauernde brauchen auch eine Zeit besonders inniger Verbindung mit dem Verlorenen – jene Symbiose, aus der im gesunden Verlauf die Kraft für ein eigenständiges Leben sich finden will. In © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Der Weg aus der Isolation
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dieser Phase ist Rückzug der Wunsch, den Verlorenen nicht mit anderen teilen zu müssen, zu wollen und zu können. Erst wenn dieses Klammern sich festgesetzt hat, kann es zu einem Baustein erschwerter, krankmachender Trauer werden, die Hilfe braucht, um ein Leben weiter offenzuhalten. Das Leben weiter offenzuhalten ist in diesem Zustand so schwer, weil manche Trauernde das gerade nicht mehr wollen: das Leben, schon gar keines, das offen für neues Leben sein mag. Abschirmende Trauer ist in manchen Kreisen ein gesellschaftliches Problem. Sterblichkeit und Trauer werden als persönliches Versagen, als Unfähigkeit des reifen Umgangs mit Lebenskrisen, als nicht hinnehmbare Schwäche gewertet. Bei diesen Menschen ist anerzogen, dass man jede Situation meistert und mit der Würde des Standes oder der Bildung ertragen und bewältigen kann. Derart Betroffene erleben in den möglicherweise hemmungslosen Grenzen und Nöten der Trauer manchmal eine Demaskierung ihres so unantastbar und aus dem normalen Leben herausgehobenen Standes. Verlust und Trauer schmälern dann radikal den Selbstwert. Einige Trauernde versteinern in diesem Selbstwertverlust. Aus Literatur und Film sind diese Dramen der noch lebenden Toten erschütternd belegt. Andere Trauernde treten aus selbstgewählter Isolation der Einsamkeit nach einer gewissen Zeit wieder an die Öffentlichkeit und versuchen, ihr Leben neu einzubinden in den Lauf der Zeit. Wieder andere treten nach Zeiten des Abtauchens auf und versuchen mit allen Kräften so zu erscheinen, als sei nichts Wesentliches geschehen. Im selbstgewählten Rückzug kann sich aber auch der Schrei nach Menschen verbergen, die das Elend sehen, es vielleicht selber kennen und sich erbarmen mögen. Darum ist es so wichtig, dass Trauernde immer wieder Ansprache erfahren. Sie müssen aber auch innerhalb einer Gruppe selbst entscheiden können, ob und mit wem sie über den Gruppentermin hinaus Kontakt haben möchten. Trauernde nutzen selten das Angebot »Du kannst dich ja melden, wenn du uns brauchst«; sie können es oft nicht, weil © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Begleitung von trauernden Menschen
ihnen die Kraft dazu fehlt. Trauernde brauchen wertschätzenden Zuspruch, um sich aus der selbstgewählten Isolation im eigenen Tempo lösen zu können. Menschen, die in normaler Trauer die Zeit der Selbstisolation wählen, trauen sich nach einer gewissen Zeit von selbst wieder zu anderen Menschen. Die Trauer braucht ein Mitgehen von anderen, auch die normale Trauer. Sie sucht und wird bei vernetzten Begleitangeboten einen oder mehrere Menschen finden, die Hilfestellung leisten können.
Der Trauer hindernde Trostanspruch Es hat sich gezeigt, dass die Umwelt Trauernde nicht etwa aus Hartherzigkeit meidet. Vielfach geschieht es aus einer besonderen Erschütterung heraus, aus durchaus tief empfundenem Mitleid und der daraus resultierenden Vorstellung, nun unbedingt wirksamen Trost spenden und nachhaltige Hilfe leisten zu müssen. Es wird immer wieder erlebt, dass sich Nachbarn und Bekannte vor Trauernden fast verstecken und ihnen aus dem Weg gehen, sich aber zum Teil über sie und über ihr Schicksal sehr anteilnehmend äußern, nur eben nicht gegenüber ihnen selbst. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, ist oft die Begründung für die Hemmung; dahinter steckt der hohe Anspruch, das Richtige und Passende zu sagen, als ob es das Richtige und das Passende gäbe. Das Naheliegende zu äußern, seine Furcht auszudrücken, seine dem Trauerschmerz sehr angemessene Linderungsunfähigkeit zu benennen und zu sagen: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber ich bin hier!«, wird oft gar nicht als Möglichkeit in Betracht gezogen. Außenstehende glauben, sie könnten nicht trösten, weil sie unter Trost das Ende der Qualen, die Auflösung der Verzweiflung und die Minderung beziehungsweise Abmilderung vom Trauerschmerz verstehen. Dies ist jedoch eines der größten Missverständnisse in der Begegnung mit Trauernden und zugleich eine der größten Kontakthemmung. Mit diesem Ziel wird kein Mensch den ande© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Der Trauer hindernde Trostanspruch
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ren erfolgreich trösten, aber es mag auch entlastend sein zu wissen, dass man es erst gar nicht versuchen muss. Trost ist nicht die rasche Aufrichtung der geknickten Seele, ist nicht die Vermittlung von Lichtblicken und Zuversicht, sondern ist eine den Leidenden empfindende und seine Empfindungen vermittelnde Mitmenschlichkeit. Trost bedeutet für den trauernden Menschen, Vergnügen, Genuss oder Freude empfinden zu können, trotz und neben Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Trost kommt zum Schmerz hinzu, geht in ihn ein, aber nimmt den Schmerz nicht weg. Als ich vor Jahren einen Vortrag über Trauer vorbereiten musste, fiel mein Blick vom Schreibtisch auf den gegenüberliegenden Spielplatz. Allerlei Kinder tummelten sich dort ausgelassen, auf den Bänken am Rand saßen Mütter, Väter und Großeltern. Wie es naturgemäß beim Spielen geschieht, gab es große oder kleine Stürze, Gerangel, Quetschungen und Splitter. Da wurde mir das Geschehen auf dem Spielplatz zum Spiegel der Gesellschaft im Umgang mit Krisen, Leid und Trauer. Bei den Tröstungsversuchen der beteiligten Eltern oder Großeltern bot sich mir als gespannt Zuschauende die ganze Palette menschlicher Reaktionen auf Leid. Ein kleiner Junge, der die ausschwingende Schaukel gegen den Kopf bekommen hatte, wurde dazu angehalten, gegen das Schaukelgerüst zu treten und die Schaukel zu schlagen, damit er sich abreagierte. Einem anderen Kind, das mit weit geöffnetem Mund zum erlösenden Schrei ansetzte, wurde flugs ein Bonbon in denselben gesteckt, so dass nur noch ein Gurgeln zu hören war; ein anderes so fest in die Arme geschlossen, dass es fast zu ersticken drohte und sich mit rotem Kopf zu befreien suchte. Erlösend war für mich der Anblick einer jungen Mutter, die sich vor ihr Töchterchen kniete, sich das geschrammte Knie betrachtete, sie leicht umfangen hielt und leise sprechend immer wieder nickte. In diesem Nicken lagen unausgesprochene Worte wie: »Ja, das tut weh. Ja, du hast Recht zu weinen und zu klagen Ja, ja, ja …« In diesem Nicken lagen für mich das Wesen des Trostes und alle hilfreichen Unterstützungsanteile von Trauernden: Zustimmung, Respekt und Ermutigung.
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Begleitung von trauernden Menschen
Trost ist bestätigende und beruhigende Zuwendung in einer Lage, die in Wirklichkeit keine Erwartungen und Hoffnungen auf schnelle Linderung zu hegen erlaubt, in der man sich aber auch Täuschungen und Lügen versagt. Vertrösten dagegen ist der Versuch, eine fixe Hilfe zu leisten, zu verschieben, zu verharmlosen, abzuschwächen, ein Ersatzmittel anzubieten. Vertrösten heißt Aufschub, Trost findet im Hier und Jetzt statt. Tröstend ist, was Bestätigung, Raum und Erlaubnis gibt. So sollte eine Trauergruppe unter kompetenter Leitung nicht das Ziel verfolgen, ihre Besucher zu einer Beschleunigung ihres Trauerprozesses zu bewegen oder gar zu versuchen, die Symptome ihres Leides zum Verschwinden zu bringen. Auch müssen die anderen Trauernden nicht zu gegenseitigen Mitleidsäußerungen aufgefordert werden. Es gilt, den Schmerz miteinander zu teilen und möglicherweise allein darin ein Aufgehobensein in der Gesellschaft und der Welt zu spüren.
Bestätigung der Trauer Die Anerkennung des Trauerschmerzes ist wohltuend für den Trauernden. Er muss nicht erklären, warum er leidet; er muss die Intensität des Schmerzes nicht beweisen; er muss sich nicht für seine »Schwäche« entschuldigen; er muss keine Anteilnahme einklagen – all das würde ihm die Energie rauben, die er für seine Trauerarbeit so dringend braucht. Indem der andere den Schmerz bestätigt – so wie es die Mutter ihrem Kind durch ein Nicken zeigt –, vermittelt er dem Trauernden: »Du bist in Ordnung. Wie du fühlst, ist in Ordnung. Du hast alles Recht der Welt, so zu empfinden, und du musst dich meinetwegen nicht beeilen. Ich halte dich in deinem Schmerz eine Weile aus.« Diese Anerkenntnis und Beglaubigung ist das A und O der Begleitung in der Gruppe und von jedem leistbar. Begleiter scheuen sich manchmal, diese Anerkenntnis zu zeigen und auszudrücken, © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Bestätigung der Trauer
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weil sie argwöhnen, dass dies den Trauerschmerz vertiefe oder verstärke: »Wenn ich ihm sage, dass er Recht hat, dann lässt er sich vielleicht ganz tief hineinfallen und findet nicht mehr hinaus«, ist der vorsichtige, oft unausgesprochene Gedanke – in dieser Ängstlichkeit ist es dann aber häufig zu Vertrösten und Aufmunterung nur noch ein kleiner Schritt. Es hat sich gezeigt, dass ein Trauernder, der Berechtigung seines Leidens erfährt, die Energie, die er zum Einklagen dieses Rechts aufbringen müsste, stattdessen in die anstrengende Arbeit des Trauerns selbst einbringen kann. Ein Krankenhausseelsorger wurde vom Chefarzt der Inneren Abteilung gebeten, zu einem »schwierigen« Patienten zu gehen und ihm Zuspruch zu leisten. Provokativ und mit unverhohlener Freude an sprachlicher Spitzfindigkeit antwortete ihm dieser: »Ich gehe gerne zu Herrn X., aber Zuspruch werde ich ihm nicht geben, sondern Aufspruch.«
Hinter dieser Widerrede steckt die Einstellung, dass in der Begleitung nichts zugeschüttet oder weggeredet werden darf, was nach Aufdecken, Ausdrücken und Veröffentlichung drängt. In der Bestätigung fühlt sich der Leidende verstanden, kann durchatmen und braucht seine Kraft fortan nicht mehr zur Beweisführung seiner Gefühle, sondern kann sich darum kümmern, was hinter den Gefühlen steckt und wie er mit ihnen umgeht. Auf diesem zusichernden Boden kann er dann möglicherweise Antworten auf seine Fragen finden. Es sei hier aber auch nicht verschwiegen, dass diese allgemeine Zusicherung und damit Sicherung von Leid für alle in einer Gruppe ein großes Maß an Geduld erfordert. Trauernde Menschen haben es in ihrer großen Belastung oft schwer, fremdes Leid anzuerkennen oder zu tolerieren, sie empfinden häufig das Eigene als das besonders Schlimme und Heftige, das kein Anderes neben sich erträgt. Auch hier werden die Gruppenleiterinnen sehr behutsam vorgehen und erklären müssen, dass alle gleichermaßen ein Recht auf ihre Trauer und ihren Schmerz haben. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Begleitung von trauernden Menschen
Raum eröffnen Die Mutter eines jungen Mannes, der im Ausland erschossen worden war, rief mich nach einem Seminar an und bat um ein Gespräch. In diesem Gespräch gab es für mich – entgegen aller Erwartung wegen der Dramatik der Todesumstände – nicht viel zu tun. Beeindruckt hörte ich zu, welch tiefe Gedanken sie sich bereits über Sinn und Aufgabe des Verlustes gemacht hatte. Fortan meldete sie sich in einem lockeren Rhythmus und sagte jeweils: »Ich glaube, es ist wieder an der Zeit, ein wenig bei Ihnen zu sitzen.« Tatsächlich kam sie dann immer für eine Stunde und tat nichts anderes, als in meinem Büro in der Sitzecke zu hocken, ohne zu sprechen. Mal schaute sie im Raum herum, mal aus dem Fenster, mal betrachtete sie ein Patchwork-Mandala an der Wand. Sie schien in relativ guter Verfassung, atmete manchmal tief durch, und nach Ablauf der Zeit nahm sie ihre Sachen und verabschiedete sich oft mit den Worten: »Das hat wieder gut getan.« Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit diesem Verhalten, hervorgerufen durch mein Bedürfnis, etwas Entscheidendes zu sagen oder zu tun und der Frau irgendwie zu helfen, begriff ich langsam, dass es gar nicht um meine Person ging, sondern um den Raum, in dem sie ihre Gedanken fließen und ihre Gefühle zulassen konnte. In ihrem Alltag mit all seinen Anforderungen benötigte sie offensichtlich diesen Zufluchtsort, wo sie in ihrer Trauer sein konnte.
Dieses Raumgeben muss nicht wortreiche Beratung und zeitintensive Begleitung heißen. Für Begleiter aus dem familiären Umfeld oder dem Freundeskreis des Trauernden, aber umso mehr auch für Trauergruppenkollegen und -leitenden bedeutet dies: Sie müssen gar nicht so viel sagen, leisten, können, wie sie glauben. Es genügt, Platzhalter für die Trauer des anderen zu sein, ihm sozusagen im übergeordneten Sinn einen Raum bereitzustellen, in dem er sich lassen kann. Es bedeutet aber auch im ganz konkreten Sinn, einen passenden Raum auszusuchen, in dem ein gemeinsames Leiden und vielleicht auch Klagen möglich ist. Dieser Raum sollte tunlichst kein Mehrzweckraum sein, der über Tag und an Abenden von sehr © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Bestätigung der Trauer
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unterschiedlichen Gruppen zu sehr unterschiedlichen Zwecken genutzt wird. Der Raum sollte eine ruhige und geborgene Atmosphäre vermitteln, jedoch auch nicht zu kuschelig gestaltet sein. Manchmal fördert ein Zuviel an Gefühlsaccessoires wie Kunsthandwerkliches, Blumen, Kerzen, Hintergrundmusik, Steine, Muscheln, die so genannten gestalteten Mitten, den Schmerz der Erinnerung. Eine neutrale Raumnote verhilft dazu, sich wieder sammeln zu können und auch kognitive Zugangsmöglichkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Der Raum sollte mit Verkehrmitteln gut erreichbar sein, seine Lage auch ältere Teilnehmer nicht am Kommen hindern. Erlaubnis geben Ein trauernder Mensch stellt manchmal sehr hohe Anforderungen an sich, an den Trauerablauf und sein Verhalten. Aus seiner Erziehung oder Weltanschauung heraus meint er zu wissen oder schreibt sich vor, was in der Trauer angebracht und was unziemlich ist. Das Schickliche, Anständige und Angemessene hat aber mit der Gewalt der auftretenden Gefühle nichts gemein und gehört als moralisierender Antreiber hier nicht hin. Alle »du solltest« und »du müsstest«, die der trauernde Mensch fordernd an sich richtet oder von der Umwelt übernimmt, belasten seinen Trauergang zusätzlich und versperren sogar mögliche Trauerwege. Hier kann es hilfreich sein, dem Trauernden die Erlaubnis zu vermitteln, dass er sich nicht zusammenreißen muss und dass er sich nicht an einem Fremdbild »guter, gelungener« Trauerarbeit orientieren muss. Statt der verinnerlichten negativen Bannbotschaften wie »sei nicht, fühle nicht, nimm dich nicht so wichtig, tu’s nicht« oder der vermeintlich positiven Antreiber wie »sei stark in deiner Trauer, sei perfekt in deiner Trauer, beeile dich in deiner Trauer, streng dich an in deiner Trauer, mach’s den anderen recht in deiner Trauer« heißen die Erlaubnisse: »du darfst offen sein, du darfst du selber sein, du darfst dir Zeit nehmen, du darfst deine Trauer in deiner Art durchführen und abschließen, du darfst dich selbst bejahen«. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Begleitung von trauernden Menschen
Diese Erlaubnisse entmachten die Wirkung der Antreiber und Wegweiser. Sie sollten als grundsätzliche Haltung das Gruppengeschehen tragen. Ein Wort sei hier anhand eines Beispiels zum weit verbreiteten Begriff des Loslassen-Müssens gesagt: Einer Vorbereitungsgruppe für Hospizhelfer wird vom Träger ein eintägiges Seminar zur Trauer angeboten. In der Gruppe fällt mir eine etwa 50-jährige Frau auf, die sich besonders und bewusst abseits hält. Sie hört zwar intensiv und konzentriert zu, äußert sich aber nicht und meidet in allen Pausen die anderen Gruppenmitglieder. Am späten Nachmittag fallen in der Gruppe hospizlich-verklärte Redensarten: Man habe abschiedlich zu leben; man müsse den Verlustschmerz umwandeln; man müsse jeden Tag neu loslassen; man dürfe nicht an den Toten festhalten, sogar mit beschwörendem Unterton: sonst fänden sie keine Ruhe. Die Gruppe ist sich einig und schwelgt in Trauerlösungsphantasien. Ich höre zu und warte ab, dass die Teilnehmerinnen von allein wieder auf den Boden des Tatsächlichen und des Mitgefühls zurückfinden. Als ich aber bemerke, wie sich die Frau heftig zu kratzen beginnt, als fühle sie sich in ihrer Haut nicht wohl, und den wilden Schmerz in ihren Augen wahrnehme, unterbreche ich und gehe in Opposition: Man habe nicht nur die Erlaubnis, seine Toten und Verlorenen zu behalten, sondern man dürfe sie in sich hineinnehmen wie eine kostbare Speise, wie ein Lebens-Mittel ins eigene Leben aufnehmen. Da löst sich die Starre, und die Frau beginnt heftig zu weinen. Freudentränen, wie sie später erklärt. Seit einem Jahr, so erzählt sie, höre sie diese Loslass-Ideologie und die durchaus gut gemeinten Ratschläge der anderen. Seit einem Jahr habe sie das Gefühl, dass etwas an ihr nicht in Ordnung sei und sie unfähig sei, weil sie ihren vor vier Jahren verstorbenen Jungen eben nicht loslassen wolle. Sie habe ihn ans Krankenhaus, an die Ärzte, an den letztlich siegreichen Krebs und zuallerletzt an den Tod abgeben müssen, aber im Herzen wolle sie ihn behalten, ein Leben lang. Zum ersten Mal fühle sie sich nun bestätigt und erleichtert.
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Ich erinnere mich an ihren hocherhobenen Kopf und ihre vom Weinen geröteten, aber blitzenden Augen, mit denen sie in die Runde blickte: »Seht ihr, ich mache es richtig. Und ich habe die Erlaubnis dazu.«
Das Wort »Loslassen« in der Trauerbegleitung sollte höchst behutsam, wenn überhaupt, gebraucht werden. Loslösen heißt also mitnichten Auslöschen oder vorsätzliches Vergessen. Das sich aus »lohe« (zum Gerben verwendete Rinde) entwickelte Wort meint »Gelockertes« und verbindet zunächst mit der Silbe »los« nur den Gedanken, dass etwas ohne die Fülle und enge Anbindung von und mit etwas und jemandem geschieht. Interessanterweise hat es als Verbzusatz eine ermutigende Komponente: »losgehen« verheißt Aufbruch, Weg, Entwicklung. Loslösen auf dem Trauerweg bedeutet, eine Beziehung zum Verlorenen herzustellen, die in der Worte doppelter Bedeutung gelöst und gelassen ist. »Lassen« heißt den Schmerz ansehen, den der Tod und die Trennung mit sich brachten, und sich nicht gegen ihn wehren. Sich weinen lassen. Das Vermissen, die Einsamkeit, die Fragen nach dem Warum zulassen. Den Schmerz da sein lassen. Die Welt verändert sein lassen. Den verlorenen Menschen Teil von etwas Größerem sein lassen. »Halten« dagegen heißt nicht klammern, sondern ihn nicht einfach so weggehen lassen, als hätte er mir nie etwas bedeutet. Eine tiefere Art, den anderen zu halten, meint, ihm einen neuen Platz in meinem Leben zuzuweisen. Es heißt vielleicht auch, von nun an der Welt zu geben, was ich ihm gegeben habe. Vielleicht kann man als Weiterentwicklung des Wortes »erinnern« das Wort »verinnern« nehmen. Bei diesem Verinnern geht es um das Unabhängigwerden von äußeren Versatzstücken. In vielen kleinen Schritten muss der Trauernde beginnen, die Person, die er verloren hat, in sich selbst wieder aufzubauen, zu verinnerlichen. Es geht um die Erlaubnis zu leben und all das hervorzubringen, was in einem steckt. Diese Erlaubnis, dem Begleiter vielleicht nie als solche bewusst geworden und vielleicht auch nur selten mit Worten © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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formuliert, tausendmal ausgedrückt im Klang der Stimme, in den teilnehmenden Augen und zugewandten Bewegungen, braucht der Trauernde einfach, um sich und seine Trauer zu leben. Gerade als Mitglied einer Trauergruppe erlebt er durch die gezeigten, geäußerten und gelebten Reaktionen der anderen Teilnehmer unzählige Möglichkeit, die je eigene Trauer zu leben und auszudrücken. Jeder hat seine Art und das Recht auf seine Art. Hilflosigkeit ertragen Mitglieder einer Trauergruppe müssen keine »Fachleute für Trauer« werden. Sie brauchen keine Trauerverläufe und Phasenmodelle zu kennen. Sie dürfen ihren Schmerz spüren, dass auch ihnen Schlimmes widerfahren ist, oder die Angst davor, was noch geschehen kann, worunter der andere Trauernde leidet. Sie dürfen sich hilflos fühlen und nicht weiter wissen. Sie müssen das alles nicht verstehen und dürfen mit ihrem Latein am Ende sein. Und es wird nichts weiter passieren, als dass sie ihre Angst spüren, als dass sie sich hilflos fühlen und nicht weiter wissen, als dass sie das alles nicht verstehen und als dass sie mit ihrem Latein am Ende sind. Und? Furcht, Hilflosigkeit und Verwirrung sind grundsätzlich menschliche Lebensgefühle und in diesem Bereich der Trauer besonders angemessen. Also dürfen sie vorhanden sein, ja noch mehr: Sie dürfen geäußert und ausgedrückt werden: »Ich wäre gern mutig in der Begegnung mit deiner Trauer, aber ich bin es nicht. Ich wäre gerne mächtig im Lindern deines Leides, aber ich bin es nicht. Ich hätte gerne Klarheit und Perspektive bei Ansicht deiner verwickelten Gefühle und deines gewundenen Trauerweges, aber ich habe es nicht. Aber ich laufe nicht fort, ich fliehe nicht vor deiner Trauer, sondern bleibe neben dir, mit meiner eigenen Trauer. Das ist das Angebot meiner Stütze und meines Trostes.« Mitglieder einer Trauergruppe benötigen kein psychologisches oder therapeutisches Fachwissen, weil das normale Trauergeschehen eben keine Gefühlsentgleisung ist, die möglicherweise einer Therapie bedarf. So sind auch hobbypsychologische Hinweise oder © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Bestätigung der Trauer
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gar Deutungen mitnichten angebracht. Immer wieder hört man heutzutage im Umgang mit dem Schmerz und der Schwäche anderer scheinbar mitfühlende Phrasen, die ihr »Wissen« aus sehr kurzgreifenden, pseudopsychologischen Darstellungen ziehen. Diese Hinweise stellen gern einen Zusammenhang zwischen körperlichen Erscheinungen und seelischen Ursachen her; ihre Anwender scheinen die innersten Vorgänge im anderen Menschen genau zu kennen, stellen ihn bloß und beschämen ihn zusätzlich noch, indem sie ihm signalisieren: »Du musst es bloß erkennen und abstellen, dann geht es dir besser. Wenn du es aber nicht so sehen willst, bist du selbst schuld, wenn es dir schlecht geht.« Die entsprechenden Redewendungen kennen wir alle: »Wem willst du etwas husten? Überleg doch mal, was dir dieses Symptom sagen will? Dein Magen drückt? Was kotzt dich denn an? Was sagt dir deine Bindehautentzündung? Was in deinem Leben willst du eigentlich nicht sehen?« Und vieles Unpassende mehr. Solche Aussagen fallen nicht nur draußen im normalen Umfeld, auch Trauergruppenmitglieder gehören zu diesem Außen und sind von solchen Gedanken und Sätzen nicht frei. Der Respekt vor den sehr vielschichtigen und wechselwirksamen Zusammenhängen, die in der Regel nicht auf ein schlichtes »Eine Ursache – eine Folge«-Denken zurückzuführen sind, mag uns an vielen Stellen eher schweigen lassen, als unbedacht daherreden. Dies sollte als wichtige Gruppenregel durch eine kompetente Leitung vermittelt und nachhaltig durchgetragen werden. Hier soll nicht gesagt sein, dass an solchen psychologischen Überlegungen nicht etwas Wahres ist oder sein kann, nur sollten sie einzig und allein von dem angestellt werden, den sie betreffen. Wenn Begleiter und Mittrauernde sich als vermeintlich Wissende über den Trauernden erheben, erniedrigen wir ihn und nehmen von seiner Würde, denn nur ihm obliegt der Einblick in die eigenen seelischen Hintergründe und nur ihm die Entscheidung, mit wem er diese Einblicke und Erkenntnisse teilen will. Ungebeten die innere Tür des anderen aufzureißen und in seinem vertraulichen Seelenmaterial zu kramen, ist ein Grenzübertritt – ob es dem anderen mitgeteilt wird oder ob © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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es heimlich geschieht, macht keinen Unterschied. Der nachstehende Satz von Adorno könnte für alle Trauernden den Hintergrund vermitteln, ob sie sich anvertrauen können, und somit Leitbild für alle Begleitenden sein: »Geliebt wirst du einzig, wo schwach du dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren.« Vielleicht eignet sich diese Aussage als erster Satz auf dem Flipchart oder der Regelsammlung.
Wünsche an die Gruppenleitung als Beistand für Trauernde Gruppenleitende kommen sehr intensiv mit den Trauernden in Kontakt. Die Art ihrer Begegnung mit den Trauernden kann sowohl Weghilfe als auch Hindernis für den Trauerweg sein. Die Trauernden sind die seelisch belasteteren, die »schwächeren« Anteile dieser Begegnung. Sie dürfen von den Gruppenleiterinnen einen ihrer Situation angemessenen, einfühlenden Umgang erwarten. Jeder Trauernde weiß, dass die Leiter nicht wie sie vom Trauerfall besetzt sein werden, wissen, dass diese nach der wöchentlichen Gruppe wieder ihrem eigenen Alltag nachgehen werden. Trotzdem haben sie die – berechtigte – Erwartung, dass ihnen bei aller »Gewohnheit« der Gruppenleiterin im Umgang mit dem Trauerschmerz das Gefühl einzigartiger Beachtung und Begleitung für die Zeit des Zusammenseins zugedacht ist. Das gilt für das Erstgespräch ebenso wie für die Zeremonie der einzelnen Sitzungen. Leider ist es immer noch nicht selbstverständlich, dass die Leitenden vor Beginn einer Trauergruppe persönlichen Kontakt – das ist mehr als ein Telefonat! – zu den Trauernden suchen. Bei solchen Erstkontakten zählt nicht die Minuten- oder Stundendauer des Gesprächs, sondern das echte Sich-Einlassen auf die Trauernden. Jeder Gruppenabend ist ein wesentlicher, neu belastender Moment der Trauer. Von Gruppenleitenden dürfen die Teilnehmer erwarten, dass die Planung und der Ablauf in einer für die Trauernden einfühlsamen Weise geschehen, die gilt besonders, wenn sie hauptberuflich Seelsorgende sind. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Verzicht auf Belehrung Es gibt durchaus pastoraltheologische und pastoralpsychologische Gründe, in der Not der Trauer nicht einzig das ganze Füllhorn der Auferstehungsklarheit über die Trauernden auszuschütten. Es ist nur wenigen an diesen besonderen Abenden der Erinnerung und des wehen Schmerzes zuzumuten, unerschütterlicher Glaubensgewissheit gelehrt zu bekommen. Es liegt eine große, stille Weisheit in den Zusammenkünften, oft nur ein Schweigen, das dem Schmerz der Trauer Raum gibt. Die Größe und Gewalt der Auferstehungshoffnung kann sich erst nach dem Prozess der Trauer eröffnen als das, was man nicht produzieren und organisieren kann, sondern was möglicherweise aus Gnade geschenkt wird. Manchmal ist es der ausdrückliche Wunsch der trauernden Teilnehmer, etwas von religiöser oder spiritueller Hoffnung zu hören. Dem ist, wenn Konsens in der Gruppe, selbstverständlich Folge zu leisten. Selbst darin tut es gut, wenn der Gruppenleiterin auch der anderen Seite, der Trauer und der möglichen Abwesenheit der Ostergewissheit, Sprache verleiht. Der Osterglaube ist oft im Schock des Verlustes sehr viel klarer und gewisser zugänglich als in der Zeit danach, in der das Chaos der Trauer wie ein Überfall selbst glaubensvollste Seelen erschüttern kann. Wenn dann die klagendere, dunklere, glaubensverunsicherte Dimension der Trauer schon einmal eine Berechtigung dazu aus einem »berufenen Mund« gehört hat, tut das dem Trauernden gut. Duldung von Hoffnungs- und Glaubensverlust In der Verlustbedrängnis sind Seelsorgende gewünscht, die um die Vielschichtigkeit von Trauererleben wissen, um Verzweiflung, Gottanfrage, um Schuldgedanken und die Art, wie Trauer sich in verschiedensten Weisen darstellen kann – auch in zur Aggression bereiter Anspannung, auch in vorübergehendem Realitätsverlust, auch in großer Bedürftigkeit und besonderer Verwundbarkeit. Das ist für Seelsorgende als Leiter von Gruppen keine leichte Aufgabe. Sie begegnen Menschen, die abfällig, in ihrer Globalität ungerechtfertigt, aggressiv, allzu fordernd über die Kirche reden. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Eltern einer erwachsenen Frau, die bei einem tragischen Unfall zu Tode kam, waren voller Abwertung, wie Kirche sich in der Geschichte bis heute als ausschließlich am Geld interessiert darstellt. Die Verstorbene war aus der Kirche ausgetreten. Dass sie trotzdem kirchlich beerdigt würde, war unbestritten. Auch die Teilhabe in einer Gemeinde-Trauergruppe wurde selbstverständlich angenommen. Eine pauschale Verurteilung dessen, was Kirche als rückständig und am Leben der Menschen vorbei tue, wurde aber vorwurfsvoll und abwertend vorgetragen.
Es ist gut, sich als Seelsorgendem bewusst zu machen, dass eine Trauergruppe nicht der Ort ist, eine sachdienliche kritische Auseinandersetzung über die Kirche in Geschichte und Gegenwart zu führen. Das kostet manches Mal große Überwindung, sich nicht darauf einzulassen, sondern zum Traueranlass zurückzukommen. Auch gekränkte Eitelkeit ist nicht am Platz, weil der Verstorbene oder die Angehörigen Kirchenfernere sind. Es geht in solchen Momenten nicht um Abrechnung mit den Versäumnissen, die an einer Kircheninstitution zu beklagen mag. Es geht darum, dass uns sowohl im Verstorbenen als auch Hinterbliebenem ein Mit-Mensch der Schöpfung begegnet. Nicht nur Christen bekennen ausdrücklich die Würde in jedem Geschöpf. Dieses Geschöpf hat unabhängig von seiner Gesinnung, Religionszugehörigkeit, der Kirche verpflichteten oder die Kirche kritisch beobachtenden, ihr gegenüber Bedenken tragenden Haltung ein Recht auf Achtung und Wahrnehmung. Auch die christlichen Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften stehen in der von Gott gegebenen Verpflichtung, Werke der Barmherzigkeit zu tun. Eines davon heißt schlicht: die Trauernden begleiten. Es ist auch um der Glaubwürdigkeit der Barmherzigkeit Gottes willen nicht gerechtfertigt, die Trauergruppe zu missbrauchen, um Kirchenferneren »die Leviten« zu lesen. Es ist sicher, dass negative, den Trauernden in seiner Trauer missachtende Erfahrung ebenso wie ein berührend positives Erleben das Bild von Kirche und Glauben in Trauernden nachhaltig beeinflussen wird. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Das Anmeldebüro als Ort der Trauerbegegnung Auch Anmeldebüros für eine Gruppe sind Orte, an denen Trauernde viel Hilfe erfahren, wenn die dort Tätigen für sie etwas Zeit haben, ihnen ein wenig zuhören können, dem Trauernden zeigen, dass ein Erzählen über den Toten und die belastende Trauer möglich ist. Trauernde müssen sich hier verstanden wissen in der quälenden Erfahrung dessen, was Trauer ist. Den Büroangestellten sollte das Wissen um Trauer und angemessenes Begegnen mit Trauernden in eigener kleiner Fortbildung angeboten werden. Sie können gute Ermöglicher von Trauer sein. Besonders sensibilisiert werden können Büroangestellte, wenn sie den achtvollen Umgang mit Trauer und Trauernden bei den Gruppenleiterinnen im Alltag und mit sich erleben. Ausstrahlung von Institution und Gemeinde Es gibt so etwas wie die Ausstrahlung einer Institution und Gemeinde, die auch Trauernde ermutigt, sich mit ihrem Leben dort verstanden zu fühlen. Aufgabe aller, die auch um das seelische Wohl von Patienten, Bewohnern, Gästen, Mitarbeitern Sorge tragen, ist es, Bewegungen der Seele grundsätzlich Raum zu geben. Das ist eine Grundhaltung, auch in medizinisch-pflegerischen Kontexten in der Sorge um die Seele zu sein. Dies macht sich weniger in Aktivitäten spürbar, sondern eher in der Art, wie die Mitarbeiter und ihre Seelsorgenden mit Dingen der Seele umgehen. Die Seele hat vielerlei Schattierungen, manchmal jenseits des normal Nachvollziehbaren. Dadurch, dass sie da sind, verdienen sie, respektvoll wahrgenommen zu werden. Trauernde spüren instinktiv, ob und wo sie sich mit ihrer besonderen Seelenlage angenommen und gelassen fühlen dürfen. Für die Seelsorge in diesem weiten Sinn und das Leben in einer Institution oder Gemeinde ist es ein Ehrenzeichen, wenn Trauernde sich in ihrer Mitte zugehörig fühlen können. Die Sorge um die Trauernden ist keine Mehrbelastung (»Was sollen wir denn sonst noch alles tun?!«), sondern eine Ausstrahlung von Lebensachtung und Einladung zu einer Weltanschauung, die weit mehr bewirkt, als bei Trauernden gut angekommen zu sein. Kran© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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kenhäuser, Altenheime, auch Hospize begegnen einer verkörperlichten Gesellschaft, deren Mitgliedern viele Riten nicht mehr verständlich sind. In einigen Städten werden daher bereits von christlichen Kirchen Formen – auch im Totengedenken und der Trauer – erprobt, die Menschen unabhängig von einer Religions- oder Kirchenzugehörigkeit einen geistlichen Raum zur Trauer geben.
Trösten heißt, ein Bündnis eingehen – Trauerbegleitung im Auftrag einer Institution Bietet eine Einrichtung Trauerbegleitung an, so hat diese einen sehr verbindlichen und vertraulichen Charakter, nämlich den Charakter eines Bündnisses. Unser neuhochdeutsches Wort »Trost« geht auf das gotische »trausti« = »Vertrag, Bündnis« zurück und gehört zur gesamten Wortfamilie »Treue«. Die institutionelle Betreuung Trauernder gewährleistet im besten Fall genau diesen Wortinhalt. Dafür bedarf sie dringend einer Organisation und Ordnung inhaltlicher und struktureller Art. Gerade in der Abgrenzung zu privatem Tun ist die Trauerbegleitung innerhalb eines Krankenhauses, Altenheimes, Hospizes, ambulanten Pflegedienstes oder Ähnlichem im Auftrag tätig. Als Fortführung einer Behandlung ist sie Teil eines Betreuungssystems und -teams. Diesem schuldet sie Rechenschaft über die einzelnen Handlungsschritte der Begleitung innerhalb des gesteckten Behandlungs- und Betreuungsrahmens. Gegenüber dem Trauernden hat sie innerhalb dieses Rahmens ein verbindliches, wenn nicht verpflichtendes Element. Das Aufgabenfeld erfordert eine besondere Bewusstheit, Sensitivität und Absicherung zum Schutz aller beteiligten Personen. Mögliche Handlungsfehler sind kaum, wenn überhaupt korrigierbar, weil gerade der Beginn der Trauer entscheidend für den gesamten Verlauf ist. Für die Trauerbegleitungsgruppen einer Einrichtung sind die Qualifizierung ihrer hauptberuflichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter und ihr persönlichkeitsbildender Aspekt von größter Bedeutung. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Offene Aufträge und geheime Ziele Besonderes Augenmerk bei der institutionellen Trauerbegleitung in Gruppen verdienen die ausgesprochenen und unausgesprochenen Aufträge der Institution. Es stellt sich zum Beispiel die Frage, wem der Gruppenleiterin in höherem Maße verpflichtet ist, wenn der Heimleiter eine Bewohnerin in die Trauergruppe des Sozialarbeiters schickt und ihm die Mitteilung gibt mit dem Anliegen: »Kümmern Sie sich mal um Frau S. Sie ist sehr aufgeregt und unruhig, seit ihr Mann auf der Pflegestation liegt. Beruhigen Sie sie.« Hier wird Trauerbegleitung verstanden als Beseitigung einer Störung, und der Sozialarbeiter wird sich entscheiden müssen, welchem Konzept er folgen will: dem Konzept eröffnender und auslösender Trauer oder dem der Vermeidung von Trauer. Natürlich hat auch jeder Begleiter mit Errichtung einer solchen Gruppe eigene Ziele, die sich aus seinem Selbstverständnis, seiner Rolle und seiner Person ergeben. Auch wenn wir Begleiterinnen es mit der Vernunft besser wissen, insgeheim lebt in vielen von uns der Gedanke von Hilfe als Auslöser von Spontanheilung. Es ist zunächst gut und ausreichend, wenn Begleiter und Gruppenleiterin diese Ziele erkennen, wenn sie auftauchen, und sie sich bewusst halten. Das kann im Laufe der Zeit dazu führen, dass man in der Trauerbegleitung weitgehend ohne das Verfolgen eigener Ziele auskommt. Auch hier ist begleitende Supervision von nicht zu unterschätzendem Wert. Eine Gruppe ausnahmslos beruflicher Helfer und Helferinnen, zum großen Teil selbst- und therapieerfahren, beschäftigt sich innerhalb einer Fortbildung eine ganze Sommerwoche mit dem Thema Helferkonzept. Die Einzelnen sind sehr bemüht, sich einzubringen, etwas über ihre Helferpersönlichkeit zu erfahren und daran korrigierend zu arbeiten. Übungen, Referate und Aussprachen wechseln einander ab. Die Leiterin der gastgebenden Akademie hat zur Begrüßung eine große Schale mit Wasser, Steinen und zwei Seerosen in die Mitte des Raumes gesetzt. Eine der Blüten ist noch knospenhaft, fast geschlossen. Vom ersten Tag an, zunächst als Gegenstand der Pausengespräche, später immer raumgreifender werden Gedanken ausgetauscht und Ver-
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suche gestartet, diese zweite Blüte zu öffnen und damit die Gruppe zu einem »Aha-Erlebnis« zu bringen. Die Blüte wird aufgestellt, an die Steine gelehnt, der Stängel wird mit einer herbeigeholten Schere gekürzt, das Wasser gegen frisches und wärmeres ausgetauscht, die Schale ans Fenster und in die Sonne getragen, die äußeren Blütenblätter werden immer wieder vorsichtig gespreizt und gedehnt. Erst als eine Teilnehmerin allen Ernstes vorschlägt, die oberen Blütenblätter wie bei einer Artischocke um etwa ein Drittel zu kürzen, protestieren Gruppe und Trainer und bemerken, was sie da veranstalten. Dass sie es nicht aushalten, dass da etwas seiner vermeintlichen Aufgabe einfach nicht nachkommt oder nur seine eigene Zeit braucht. Diese unfreiwillige Übung und ihr Erkenntniswert haben viel gebracht und werden den Teilnehmern lange im Gedächtnis bleiben. Ich jedenfalls erinnerte mich neulich dieser Übung, als ich mich dabei ertappte, einem Gruppenmitglied ein Sinnangebot für seine Erkrankung innerhalb der Trauer unterbreiten zu wollen.
Strukturierung Im Freundeskreis und bei einem längeren An-der-Seite-Bleiben genügt, wie schon ausgeführt, der raumgebende Anteil von Begleitung. Das immer und immer wieder Erzählenlassen bringt Erleichterung und nimmt den Druck. Da reichen mitfühlendes Zuhören und Nachfragen aus. Eine Aufgabe der institutionellen Gruppenbegleitung dagegen ist, das Erzählen des Trauernden nicht nur hinzunehmen, sondern es in eine Anordnung und in ein Gefüge zu bringen. Wenn es stimmt, dass in erzählter Lebensgeschichte vom Erzähler einerseits gleichzeitig Sinn und Einklang mit sich selbst verfasst werden und andererseits bei Verlust von Erzählmöglichkeiten und Erzählfähigkeit ein Bedeutungsschwund der Lebensgeschichte droht, dann wird der Trauernde in einer gelungenen Begleitungsreihe sich selbst zuhören lernen und für das Erlebte den ersten Angang einer bedeutsamen oder sinnerschließenden Zuordnung herstellen können. Auch hier geht es natürlich nur um die Eröffnung, nicht um den ganzen Vorgang. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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In der Begleitung scheinen Strukturierung und Kanalisierung von Trauer von zentraler Bedeutung zu sein. Gerade im frühen Trauererleben fürchtet der Zurückgebliebene, in Gefühlsstrudel und Verwirrung unterzugehen, und traut sich möglicherweise erst gar nicht, es zu spüren. Feste Ufer (Zielbesprechung in der Gruppe, zeitliche Vorgabe, das Halten des Fadens durch den Leiter) machen es möglich, dass der Fluss der Trauer zu fließen beginnt, ohne Überschwemmung und Deicheinbruch zu riskieren. Zielbestimmung Ich habe vor vielen Jahren innerhalb einer Gruppe eine ältere trauernde Frau begleitet und mir besondere Mühe mit ihr gemacht, ihr viele Angebote gegeben, und war auch zwischen den Treffen telefonisch für sie erreichbar. Nach Ablauf der Gruppe sagte die Frau zum Abschied: »Es war ja ganz schön mit Ihnen allen, aber geholfen hat es mir nicht wirklich.« Auf mein Nachfragen, was sie denn erwartet hätte, sagte sie: »Dass Sie meine Traurigkeit wegmachen.« Gleich zu Anfang befragt, hätte ich ihr deutlich machen können, dass das von ihr Gewünschte weder gekonnt noch gewollt ist. So aber hatten wir kostbare Zeit miteinander vertan, und wir ließen uns gegenseitig mit reichlich Frustration zurück.
Das Beispiel mag deutlich machen, wie wichtig eine Zielbestimmung in der institutionellen Begleitung ist, damit beide Seiten – Leiter und Trauernde – wissen, auf was sie hinarbeiten. Diese Zielbestimmung muss immer eine gemeinsame sein, weder allein die des Begleiters noch nur die der Trauernden, sondern beide Parteien sollten sich auf ein Vorhaben einigen, um nicht miteinander »ins Blaue« zu gehen. Erfahrungsgemäß ist auch ein kleines, begrenztes Ziel hilfreicher als ein großes. »Ich will ihn nicht mehr vermissen« oder »Das Weinen muss nun aufhören« sind solche zu großen Ziele und liegen obendrein auch nicht im Willensbereich der Trauernden, so dass ihnen vorab kein Erreichen und kein Erfolg beschieden sind. »Ich will eine © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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der Aufgaben übernehmen, die er für mich erledigte« oder »Ich will an der Theke im Supermarkt meine Bestellung sagen, ohne zu schluchzen« sind begrenzte, erreichbare Vorhaben. An ihnen ist gezielt und klar zu arbeiten, ebenfalls frühzeitig zu überprüfen, woran der Trauernde bemerken kann, dass er auf dem Weg zum Ziel bereits vorangekommen ist. Auch die Frage, wer ihn bei Erreichen des gesetzten Ziels behindert, weil ihm das alte Verhalten dienlicher ist; welche unguten Folgen das Ziel für den Trauernden oder andere haben könne; oder auch, in welchen Ausnahmesituationen der Trauernde seine Zielorientierung ablegen darf, gehören zum Entwurf der Zielbestimmung. Die Vorbereitung der Frage »Woran werden Sie merken, dass es Ihnen besser geht?« ist ein wichtiger Baustein der Begleitung, weil der Trauernde selbst jederzeit überprüfen kann, wo er gerade steht, und seinen Werde-Gang und sein Wachsen nacherleben kann. Delegation In der Gruppenbegleitung hat vor allem die Unterscheidung zwischen den Zeichen eines »normalen« Trauerablaufs und den Boten eines erschwerten Trauerverlaufs größte Bedeutung, um ein Gruppenmitglied schon recht früh an eine Einzelbegleitung (ausschließlich oder ergänzend) oder Therapie als tiefere Hilfestellung zu verweisen. Auch bei dieser Abgrenzungsaufgabe zeigt sich, dass die Trauerbegleitung innerhalb eines institutionellen Rahmens entscheidenden Nutzen hat. In einem Krankenhaus, Heim, Hospiz oder während der Betreuung durch einen ambulanten Pflegedienst kennt und erlebt man die Angehörigen schon während der Kranken- und Sterbezeit der Patienten und Bewohner. In hellhörigen Gesprächen mit ihnen ist dem Team oder dem einzelnen Begleiter schon manches aufgefallen und deutlich geworden. In Gedanken ist schon eine kleine Traueranamnese erstellt, ein waches Auge ruht auf den sprachlichen und körperlichen Reaktionen. Das Angebot oder sogar die Bereitstellung weiterführender Therapie über die institutionelle Begleitung hinaus sollten angedacht werden, © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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• wenn ein Krankheitsfall oder Tod äußerst unerwartet eingetroffen ist; • wenn mehrere Verluste in kurzen Abständen aufeinander folgten; • wenn der Tod sehr dramatisch oder traumatisch für den Hinterbliebenen war (das heißt, es sind schreckliche Bilder damit verbunden); • bei Mord oder Selbsttötung; • bei verschuldetem oder vermeintlich verschuldetem Tod; • bei besonderer persönlicher Verwundbarkeit des Hinterbliebenen, zum Beispiel körperlichen oder seelischen Erkrankungen; Suizidäußerungen, früheren Suizidversuchen, einem sehr geringen Selbstwertgefühl; • bei sehr geringem Vertrauen in sich selbst und andere Menschen; • bei tiefen Rissen im sozialen Netz; • bei Abwesenheit von Familie oder anderer bergender und stützender Beziehungen; • bei Stigma oder Ablehnung (Aids, Suizid); • bei grundsätzlicher Sinnleere und einem Leben ohne Bezug. Immer aber sind die Persönlichkeitsstruktur und das Vorhandensein oder das Fehlen von Ressourcen das Entscheidungskriterium. In diesen Fällen kann der Verweis an eine therapeutische Beratungsstelle oder einen niedergelassenen Psychotherapeuten, deren spezielles Angebot die außergewöhnliche emotionale Situation Trauernder berücksichtigt, dem Abgleiten in eine bleibende Lebenskrise oder eine schwere Krankheit vorbeugen. Ein solcher Verweis und die Hilfestellung bei der hochschwelligen Kontaktaufnahme zeigen nicht etwa Überforderung eines Begleiters, sondern vielmehr sein hohes Verantwortungsgefühl dem Trauernden gegenüber.
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Der Mythos vom guten Trauergruppenleiter – Selbstloses Helfen? Neben allen wichtigen Ordnungs-, Aufteilungs- und Ausrichtungsfragen einer organisierten Begleitung bleibt nicht zu vergessen, dass der Persönlichkeit des Leitenden die größte Bedeutung zukommt. So soll diese Persönlichkeit im Mittelpunkt der nun folgenden Gedanken stehen. Menschen, die in der Sterbe- und/oder Trauerbegleitung tätig sind, werden von anderen häufig mit erhebenden Eigenschaften belegt: mutig, stark, selbstlos, mitleidend, mitmenschlich, gütig, warmherzig, hilfsbereit, uneigennützig und vieles mehr. Bevor sich Begleiter und Gruppenleiterin diesen Stempel aufdrücken lassen und ihn als Gütezeichen tragen, mögen sie kritisch hinterfragen, ob diese Eigenschaften – in der Fülle oder einzeln – wirklich und ganz zutreffend sind und ob der Quell ihres Tuns nicht auch einen durchaus erlaubten »egoistischen« Anteil hat. Es ist darüber hinaus sogar zu vermuten, dass, je mehr Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft eine Begleitung leiten, umso mehr an Größenphantasien, Eifern, missionarischem Denken, Listen mit Tagesordnungspunkten, Bildern von Zielgeraden und Siegertreppchen in ihr versteckt sind. Selbstlosigkeit genügt sich auf Dauer nicht, macht hungrig und will wenigstens auf der anderen Seite, der das geglaubt uneigennützige Bemühen gilt, Erfolg sehen und daraus Nahrung ziehen. Wenn die Mitglieder einer Gruppe dann aber nicht in dem Maße und der Art wie erwartet mitziehen, kehrt sich die Güte oft in lähmende Frustration und drückenden Ärger um. An dieser Stelle wird offenkundig, wie sehr doch mit einem Ertrag auf der Habenseite gerechnet wurde, einer Befriedigung, wie gut, edel, hilfreich und vor allem erfolgreich man begleitet habe. Manchmal endet dann die anfängliche Zuwendung in einem aufgebrachten Rückzug. Es mag ehrlicher sich selbst und seinem Tun gegenüber sein, die Selbstlosigkeit in Zweifel zu ziehen und die erhofften Gewinne von Anfang an anzusehen, sie zu kennen und kritisch oder freundlich in sein Tun einzubeziehen. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Der Mythos vom guten Trauergruppenleiter – Selbstloses Helfen?
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Je »selbstvoller« ein Begleiter und Gruppenleiterin ist, umso weniger ausbeuterisch werden die Gewinnanteile der Begleitung sein. Ein selbstvoller Begleiter kann darauf verzichten, an der Schwäche des Trauernden seine Kraft zu spüren. Er benötigt keine schnellen, messbaren Erfolge und Dankesbezeugungen. Er muss den Trauernden nicht als Objekt seiner Bemühungen sehen, sondern als Partner, der für sich und das, was er tut, Verantwortung übernehmen kann. Er muss nicht die entstandene Nähe innerhalb der helfenden Beziehung ausnutzen, um sich selbst zu spüren. Meine ersten frühen Aufenthalte in einem amerikanischen Hospiz lehrten mich durch die fremde Sprache und ihre Übersetzung viel über eine gesunde Begleiterbeziehung. Die englische Sprache benutzt das Wort »help« (helfen) nur für konkrete Tätigkeiten und Handreichungen. Unser »soziales Helfen« wird mit »support« umschrieben, was soviel heißt wie »unterstützen«. Mit dem Wort »helfen« verbindet sich häufig die Geste hochgekrempelter Ärmel und zupackender Hände. Die Geste, die zum Wort »unterstützen« gehört, ist ungleich zarter: Hände in Bereitschaft. Bereitschaft, sich unter den Haltsuchenden zu schieben, wenn er dies wünscht, aber nichts an seiner Stelle zu tun, weil er nur in einer Krise ist, aber damit keinesfalls hilflos oder unfähig. Wenn Begleitung in einer Gruppe von dieser Geste durchsetzt ist, gibt es nichts zu retten im Leben der anderen, gibt es nichts zu kontrollieren in ihrem Verhalten, gibt es nichts an des anderen Stelle zu übernehmen, gibt es nichts von ihnen zu fordern. Dann kann die Gruppenleiterin entspannt, frei und locker sein, die Begleitung sogar genießen. Das ist möglicherweise einer ihrer Gewinne, der dem anderen aber nichts nimmt. Dieses deutlich sicht- und fühlbare Wohlsein der Gruppenleiterin lässt im Übrigen auch die Gruppenteilnehmer nicht als Schuldner zurück, weil das Geben und Nehmen zwischen ihnen im Gleichgewicht ist. Ein geeigneter Leiter kennt die Gründe und Gefahren seines Tuns. Er verinnerlicht eine Haltung gegenüber Sterben, Tod und Trauer und kann auf das Ausüben schierer Methodentechniken verzichten. Er ist in Kontakt mit seiner eigenen Trauer, wahrt einen © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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heilenden Abstand in der nahen Beziehung zum Trauenden und sorgt in seinem Leben und seinen Beziehungen für Ausgleich und Wohlbefinden. Beweggründe Die Beweggründe für soziales Tun sind nicht nur ausführliches Thema in den Befähigungs- und Ermutigungskonzepten für ehrenamtliche Mitarbeiter, sondern dürfen genauso von Hauptberuflern in den verräterisch so genannten »helfenden Berufen« hinterfragt werden. Es geht hier nicht um Entlarvung oder Aufdie-Schliche-Kommen, sondern um Handeln in Bewusstheit und damit auch Verantwortung. Es ist wesentlich, sich gerade in diesem Bereich des Handelns Rechenschaft über das eigene Tun und die es leitenden Vorstellungen zu geben. Das heißt, sich die Fragen zu stellen: »Was tue ich eigentlich? Wem zu Gewinn tue ich es? Wozu tue ich es? Welche Vorstellungen bringe ich mit und übermittle ich?« Ob ich es tue, weil ich diese Rolle schon sehr früh in meiner Herkunftsfamilie zugewiesen bekam und ich nur in der helfenden Rolle geliebt und belohnt wurde; ob ich es tue, um meine Angst vor Tod und Trauer abzubauen und es meine Strategie ist, nah hinzugehen und zu betrachten, was mich ängstigt; ob ich es tue, weil ich mich in meinen Lebensbezügen häufig nicht gesehen, klein und schwach fühle, hier aber einmal eine Position der Stärke und Überlegenheit einnehmen darf; ob ich es tue, weil nur wenige mit mir zufrieden sind und immer noch mehr von mir fordern, ich hier aber Dankbarkeit erleben darf; ob ich es tue, um in der Begegnung mit dem anderen Menschen, mit seiner Kraft, seinem Mut, seinem schöpferischen Umgang mit Leid in Kontakt mit den Sinnfragen meines Lebens und meiner Spiritualität zu sein – an keinem Beweggrund ist etwas Schlechtes. Wichtig ist nur, dass ich ihn kenne, dass er sein Treiben nicht heimlich vollzieht. Wenn diese vergleichende und prüfende Betrachtung fehlt, besteht die Gefahr, die Trauernden in der Gruppe zu belasten statt zu entlasten und im eigenen Tun auszubrennen. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Auf einer Vortragsveranstaltung zur Herbstzeit erklärte eine ältere freie Trauercafé-Mitarbeiterin in der Pause mit strahlendem Gesichtsausdruck, sie habe zurzeit ihr 27. Café »laufen«. Auf die Frage nach dem Zeitraum antwortete sie, innerhalb dieses Jahres, und wenn einmal kein Trauernder zur Begleitung zu vergeben wäre, werde sie »ganz schön nervös«.
Die nähere Erzählung und der Hinweis dieser Frau, dass sie ganz in ihrer Tätigkeit »aufgehe«, machten deutlich, dass es sich bei dieser Mitarbeiterin möglicherweise um eine Helferpersönlichkeit handelte, die sich ausschließlich über ihr Helfen bestimmte und beschrieb. Haltung vor Technik Mit Haltung ist der Bewusstseinszustand gemeint, mit dem man an eine Sache, eine Person oder ein Erlebnis herantritt und von dem die Auffassung der Sache, der Person und der Verlauf des Erlebens mitbestimmt werden. Diese Einstellung ist entscheidend für den Umgang mit Trauernden und prägt die Begleitung. Aus einer Haltung, die erfüllt ist vom Respekt vor dem Leben und vor der Selbstbestimmung trauernder Menschen, von Fairness im Umgang mit sehr begrenzten Ressourcen bei Trauernden und ihrem Umfeld, von einem Handlungsansatz als Unterstützung statt als selbsttätigem Aktionismus, ergeben sich die erwarteten Handlungslinien der Begleitung sozusagen von selbst. Es geht in einem gesunden Begleitungskonzept in erster Linie um das Erlangen beziehungsweise Wiedererlangen einer Haltung anstatt eines vordergründigen Erprobens von Techniken. Methodische Techniken können sehr hilfreich sein, werden sie aber nur um ihrer selbst willen angewandt, können sie beziehungstötend sein. Dann blieben die Trauernden Objekte und der Gruppenleiter in der Distanz derer, die eine Methode handhaben, bei der sie selbst nicht beteiligt sind. Der Trauernde braucht keine Methode, er braucht einen Menschen, der in der wachsenden Isolierung seines Schmerzes mit ihm solidarisch ist. Wenn ein Trauernder von © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Begleitung von trauernden Menschen
seinem Begleiter sagt, dieser verstehe ihn, dann meint er nicht, dass seine Situation vom anderen durchschaut und in irgendein psychologisches Koordinatensystem oder Phasenmodell eingeordnet wird. Er meint vielmehr, dass der andere auf ihn eingeht und sein So-Sein sieht. Die Haltung, Trauer nicht als behandlungsbedürftige Krankheit einzustufen, Trauer als Möglichkeit für einen Prozess zu einer Umwandlung des Lebens zu begreifen, und der Respekt vor der großen Leistung, die der Trauernde im Auslösen, Tragen und Durchgehen seiner Trauer vollbringt, führen zur Ehrfurcht. In der Ehrfurcht des Begleiters behält der Trauernde auch als der vorübergehend Schwächere und Unterstützungsbedürftige seine Würde, sein Ansehen und seine Achtung vor sich selbst. Im Wort »Furcht« steckt die Scheu des Begleiters, in die Belange des Trauernden einzudringen, ihn verändern zu wollen. Diese Haltung gilt es einzuüben und aus ihr lässt sich das entsprechende Handeln ableiten. Begegnung mit der eigenen Trauer Weil der Begleiter mit seinem Menschsein angesprochen und am Prozess beteiligt ist, mag es vorkommen, dass sich zwei Trauererlebnisse kreuzen: das eine, um dessentwegen Begleitung stattfindet, und das andere auf Begleiterseite, das sich erinnert und ins Mitschwingen kommt. Da Begleiterinnen und Begleiter häufig aus einem eigenen, reichen und sehr tiefen Trauererleben in Kontakt mit ihrer Tätigkeit gekommen sind, kann diese Erfahrung durch die fremde Erfahrung, selbst wenn diese ganz anders geartet ist, gestreift werden. Mit ähnlichen Worten wie denen des Dichters Rainer Maria Rilke fragt sich auch so manches Mal der mitfühlende Begleiter: »Wie kann ich meine Seele halten, dass sie nicht an deine rührt?« (Beginn des Gedichts »Liebeslied«). Bei der Berührung mit der Drangsal und dem Gram Trauernder das eigene Erinnern an ähnlich Erlebtes und Gefühltes vermeiden zu wollen, wird sicher nicht gelingen. Rührung prallt eben nicht an der Außenhaut ab, sondern dringt ein. Sie kann zwei verschiedene Saiten mit einem Bogenstrich © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Was die Hospizbewegung in der Begleitung Trauernder leisten kann
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zum Klingen bringen. Sie kann aber auch zu Misstönen führen, wenn sich das eigene Gefühl mit dem des Gegenübers zu vermischen sucht. Wenn es nicht mehr zwei Personen sind, Begleiter und Trauernder, die sich gegenüberstehen, sondern sie in einer großen gemeinsamen Trauer vereint sind, kann der Begleiter an die Stelle des Trauernden treten, der Trauernde in die Rolle des Begleiters genötigt werden. Das würde der Not des Trauernden nicht gerecht. Dass die eigene Trauer von der fremden nicht getrennt gehalten wird und die Mutmaßung, dass dem Trauernden gut täte, was einem selbst half, ist Zeichen wenig überlegter Auseinandersetzung mit Lebenseigenem. Der geeignete Begleiter versteht, dass es keinen vergleichbaren Schmerz zu dem gerade beim anderen gesehenen gibt und dass es keine gemeinsamen Verfahrensweisen und keinen gemeinsamen Umgang mit Trauer gibt. Er weiß, dass die Möglichkeiten der Lebensumwandlung durch Trauer in der Rückbesinnung auf die ureigenen Kraftquellen zu finden sind, wird den Trauernden in diesem Sinn bestärken und auf das Einbringen eigener Lebensgeschichten und Trauerlernerfahrungen verzichten.
Was die Hospizbewegung in der Begleitung Trauernder leisten kann Die Hospizbewegung versteht sich als Dienst für Schwerstkranke, Sterbende und ihre Angehörigen. Der Blick auf die Angehörigen erweist sich als mindestens so wichtig wie der auf die Sterbenden. Die Angehörigen haben im Prozess des Sterbens und in der Todeserfahrung eines ihnen nahen Menschen Großes zu leisten. Daher gehört die Begleitung Trauernder unbedingt mit in die Arbeit der Hospizbewegung.1 So wie die Hospizbewegung neben dem Dienst 1
Bedauerlicherweise ist dies im § 39a SGB V nicht berücksichtigt. Dennoch und umso mehr ist die Begleitung trauernder Angehöriger und Freunde eine Leistung innerhalb des Aufgabenkatalogs und wird in das Bewusstsein der Kostenträger durch nicht nachlassendes Tun gelangen müssen.
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Begleitung von trauernden Menschen
an den Sterbenden und Angehörigen auch die Bereicherung der Lebens- und Sterbekultur in unserer Gesellschaft verfolgt, gehört auch die Bestärkung einer angemessenen Traurigkeits- und Trauerkultur in unserer Gesellschaft zu ihren vornehmlichen Aufgaben. Es gilt, den Trauernden vertrauentragende Anlaufstelle in ihrem Erleben zu sein, ihnen Hilfen als Einzelnen wie als Gruppen (zum Beispiel Familien) zu geben. Häufig geht es dabei um Begegnung und Beratung, um Hinweise auf professionelle Begleitung in erschwerter Trauer, um Weitergabe von Adressen und um Verweise auf Literatur und Veranstaltungen. In der Hospizbewegung entwickeln sich mehr und mehr Strukturen der Trauerbegleitung2: Das unmittelbar nachgehende (Abschluss-)Gespräch Nach dem Versterben eines Patienten werden die Familie, der enge Freundeskreis noch einmal besucht. Mit diesem Gespräch werden die Sterbebegleitungszeit und der manchmal tiefe Austausch miteinander abgeschlossen. Es gehört noch in die Aufgabe der Sterbebegleitung, leitet aber schon in eine eventuell in Anspruch zu nehmende Trauerbegleitung über. Sprechstunde für Trauernde Hier erfolgt mündlich oder fernmündlich eine Beratung zu Fragen, Nöten, Ängsten, die der Trauernde äußert. Hier werden Adressen weitergegeben und Buchtitel genannt. Auch die eigenen Angebote zur Trauerbegleitung werden unterbreitet. Trauercafé/Trauertreff Das Trauercafé ist ein niederschwelliges Angebot, das zunehmend viele Hospizdienste für Trauernde bereitstellen. Alle vier bis sechs Wochen wird nachmittags in einem besonders hergerichteten Raum 2
Vgl. Ursula Fülbier et al., Modell einer expandierten, bedarfsgerechten Trauerbegleitung auf dem Boden einer palliativen Versorgungsstruktur. Poster, 4. Deutscher Palliativkongress, München, Oktober 2002.
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Trauergruppe
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Kaffee und Kuchen angeboten; die Besucher können miteinander über ihren Verlust und Fragen der Lebensbewältigung sprechen, sie können aber auch einfach nur mit dabei sein, Ablenkung erleben und erfahren, dass sie nicht allein sind. Das Café wird meist von entsprechend qualifizierten ehrenamtlich Mitarbeitenden unterhalten, die alles vorbereiten, mit an den Tischen sitzen und im Bedarfsfall unterstützend in die Gespräche eingreifen können. Die Besucher erfahren davon über Einladungen und/oder Anzeigen in den Zeitungen. In das Trauercafé kommen sowohl Trauer Erlebende, die nur dieses Angebot für sich als ausreichend empfinden, als auch Menschen, die noch anderes Anerbieten des Hospizdienstes für sich in Anspruch nehmen.
Trauergruppe Hier wird in der Regel unterschieden zwischen einer geleiteten Trauergruppe und einem Selbsthilfetreffen mit nur Betroffenen ohne verantwortliche Leitung. Ein anderes Unterscheidungsmerkmal ist die über einen bestimmten Zeitraum zusammenbleibende Gruppe gegenüber der offenen Gruppe, bei der man sein Erscheinen nicht an- oder abmelden muss und zu der laufend neue Mitglieder dazustoßen können. Großer Verbreitung erfreut sich im Hospizkontext und auch darüber hinaus die geleitete Gruppe. In angeleiteten Gruppen bahnt die Struktur der Treffen den Trauerprozess oft klarer. Auch hilft die fachliche Begleitung, eventuell auftretende erschwerte Trauer zu erkennen und Hilfe zu vermitteln. Diese Art Gruppe beginnt zu einem bestimmten Zeitpunkt mit den Teilnehmenden und beschließt nach circa acht bis zehn oder mehr Terminen ein Ende oder eine einmalige Verlängerung um den noch einmal gleichen Zeitraum. Jeweils nur zu Beginn einer Gruppenserie sind Neuzugänge möglich. Die Begrenzung auf eine bestimmte Zeit scheint völlig ausreichend für die Begleitung der normalen Trauer. Sie leistet der Eigenenergie trauernder Menschen, ihren Trauerweg zu gehen, Vorschub. Die Begrenzung beugt auch © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Begleitung von trauernden Menschen
einem möglichen Verharren in der so wärmenden Gruppe vor. Für eine Zeitlang sind Schutz und eine Art Symbiose eine Hilfe für Trauernde. Dann kommt die Stärkung der Eigenständigkeit in den Blick, auch um die mögliche Umwandlung des Lebens durch die Trauer geschehen lassen zu können. Die Besucher der Gruppe werden persönlich angesprochen oder eingeladen, wenn sie den Hospizdiensten oder den anderen organisierenden Institutionen oder Diensten durch Begleitung sterbender Patienten, Bewohner oder Angehörigenarbeit schon bekannt sind. Andernfalls erfolgt die Einladung durch Anzeigen oder durch das persönliche Ansprechen von Seelsorgenden, Ärzten und anderen Kontaktpersonen, auch über Rundbriefe. Die Termine unterliegen bestimmten Themen, die aber nicht stur »durchgearbeitet« werden müssen, wenn ein anderes Thema wirklich vordringlich oder akut erscheint. In der Regel werden diese Gruppen von zwei in Trauerbegleitung befähigten Menschen geleitet und umfassen eine Teilnehmerzahl von acht bis höchstens zwölf Personen. Menschen, die in einer »normalen« fortgeschrittenen Trauer stehen, erfahren durch Gruppengesprächsreihen oft eine Hilfe, sich mit ihrem Trauererleben einordnen zu können. Sie erleben im Vergleich mit anderen Teilnehmern und deren Erzählungen oder durch Kommentare der Gruppenleiterin, dass sie nicht »verrückt«, sondern ganz normal Trauernde sind. Sie nehmen nicht selten aus der Wahrnehmung der anderen Mittrauernden Kraft für ihren eigenen Weg, auch eine Erweiterung ihres eigenen Erlebens mit. In solche Gruppen kommen nicht selten Menschen, bei denen der Ursprung der Trauer mehr als ein Jahr zurückliegt. Vielfach ist Trauer schon ermutigt, sich in einer Gemeinschaft zu erleben. Es hat sich gezeigt, dass es hilfreich sein kann, bestimmte Gruppenregeln mit den Teilnehmenden abzustimmen (Pflicht zur Verschwiegenheit, Verzicht auf Bewertungen und Konkurrenz, Garantie für Aussprechendürfen und Schweigendürfen, Erlaubnis für alle Gefühle und Umgangsmöglichkeiten etc.) und noch vor Beginn ausführliche Vorgespräche mit den Einzelnen über ihre Erwar© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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tungen und die Möglichkeiten einer Gruppenarbeit zu führen. In diesem Rahmen wird es auch möglich sein, gemeinsam mit dem Suchenden zu entscheiden, ob eine Gruppe zu dem Zeitpunkt überhaupt sinnvoll ist, ob eine Einzelbegleitung ratsamer ist oder ob vor der Gruppe oder ergänzend zu ihr einige Einzelgespräche stattfinden sollen. Eine Aufteilung in die zwei Zielgruppen, Erwachsene und Kinder, ist üblich, darüber hinaus wird auch noch nach Art des Verlustes unterschieden. Es hat sich gezeigt, dass sich Eltern nach Verlust eines Kindes gern mit Menschen ähnlicher Erfahrung austauschen und sich beispielsweise in einer Verwitwetengruppe nicht wohl fühlen. Einzelbegleitung Es gibt Trauernde, die sich in einer Gruppe nicht wohl fühlen, sei es, weil sie sich noch als so wund und schutzlos erleben, sei es, weil sie ihren eigenen Schmerz durch das Anhören anderer schmerzvoller Erfahrungen zu vergrößern fürchten oder auch, weil sie Fragen und Probleme auf dem Herzen tragen, die sie der Gruppe nicht zumuten wollen oder die den Schutz der Einzelbegleitung verdienen. Eine Erfahrung ist, dass sich Menschen in ganz akuter, »frischer« Trauer in der Regel in Einzelberatung zunächst wohler fühlen; Gruppen können im Chaos der Gefühle noch eine Überforderung sein. Auch ist es häufig so, dass besondere Themen wie heftige Schuldgefühle oder stark ambivalent erlebte Beziehungen lieber mit einem einzelnen fachkundigen Menschen besprochen werden wollen. Einzelgespräche können im Rhythmus von zwei Wochen (am Anfang einer bedrängenden Trauer auch wöchentlich) stattfinden und sollten die Dauer von 60 Minuten, ausnahmsweise manchmal auch – wegen des Einsatzes bestimmter Methoden von 90 Minuten – nicht überschreiten. Nach einer Weile können dann die Abstände vergrößert werden, von monatlichen Treffen bis zur vierteljährlich stattfindenden Begegnung. Oft endet eine solche Einzelbegleitung mit gelegentlichen Anrufen und Berichten über den inneren und äußeren Zustand. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Sowohl in der Einzelberatung wie in begleitenden Gruppen ist es wichtig, denen, die eine erschwerte Trauer durchleben, entsprechende fachliche Hilfe anzuraten. Es gibt Organisationen, die in der glücklichen Lage sind, solche professionellen Dienste – gegebenenfalls auch kostenfrei – anbieten zu können. Nachgehende Trauerbegleitung Mehr und mehr wird es in Hospizdiensten und anderen sozialen Einrichtungen üblich, Ehrenamtliche für den Umgang mit trauernden Menschen zu befähigen. Sie rufen dann bei den Hinterbliebenen an und/oder machen Besuche, um zu hören, wie es ihnen in ihrem Verlust geht und was sie vom Hospizdienst benötigen. Briefe und E-Mails werden manchmal als zusätzliche hilfreiche, weil unaufdringliche, Kontaktmöglichkeit benutzt. Auch treffen sich die Mitarbeiterinnen mit den Trauernden außerhalb, gehen mit auf einen Friedhof, zu Ämtern oder zum Einkaufs- oder Cafébummel. Sie machen begrenzte Angebote der Unterstützung und von vorsichtigen Interventionen und halten den Kontakt zur Außenwelt, gerade in Zeiten erzwungener oder selbstgewählter Isolation. Dokumentation Die Begleitung Trauernder durch Organisationen und Dienste findet meist innerhalb der organisatorischen und inhaltlichen Strukturen statt, die sich auch in der Sterbe- oder Krankenbegleitung bewährt haben. Dazu gehört auch die Dokumentation. Es ist in der Hospizbewegung üblich geworden, sein Erleben mit den Angehörigen und Hinterbliebenen als kurze Gesprächsprotokolle zu dokumentieren, das heißt, das festzuhalten, was an wesentlichen Inhalten und Fragen besprochen wurde und worauf man beim nächsten Mal gegebenenfalls wieder zurückkommen möchte. Dies dient der Reflexion und emotionalen Entlastung und als Unterlage für Praxisbegleitung und Supervision. Einen besonderen Stellenwert hat in der Dokumentation der Basisbogen, der sich an den Traueranamnesebogen professioneller Begleiter anlehnt und einen Überblick über rasch aufrufbare Fakten © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Trauergruppe
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und Voraussetzungen einer Begleitung gibt. Wichtig ist natürlich, dass hinter all den nötigen und Schutz bietenden Strukturformen die sich gebietende Mitmenschlichkeit und die bei-leidende Haltung nicht verloren gehen. Sitzt der Begleiter länger an der Dokumentation als in der Begleitung, ist der Sinn von Struktur verfehlt.
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Vorgehensweise der Trauergesprächsgruppen
Der Arbeitsstil von Trauergruppen nach dem Konzept von Trauer erwärmen beruht eher auf Unterstützung als auf Konfrontation. Bei allen Gruppen sollte der Fokus zu Beginn und im Wesentlichen darauf gelegt werden, die Beziehung der Gruppenmitglieder untereinander und ein gewisses Gruppengefühl, vor allem Vertrauen zueinander, in sich selbst und zur Gruppenleitung, zu fördern. Dabei kommt es vor allem auf die Sensibilität und Fähigkeiten der Gruppenleiterinnen an. Aus diesem Grund wird versucht, die Fähigkeiten einer »professionellen« Gruppenleiterin mit denen eines Laien – hier ist vor allem die Kenntnis eigener Trauerwege und die Kompetenz des »Betroffenseins« gemeint – zu verbinden. Mindestens eine der Leiterinnen der Unterstützungsgruppen ist eine in der Gruppendynamik1 und dem Wissen um Trauer ausgebildete Expertin2. Die andere Gruppenleiterin ist häufig ein einfühlsamer Laie, die einen eigenen Trauerfall durchlebt hat und damit umzugehen weiß. Das heißt, dass diese Person um die besondere Gefahr der Übertragung in der Trauerbegleitung weiß und gelernt hat, sie zu vermeiden oder zumindest zu erkennen. Auch sollte sie Anzeichen für erschwerte
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Vorzugsweise Absolventin einer so genannten Großen Basisiqualifizierung in Trauerbegleitung und des Curriculums »Leitung von Gruppen«. Ausbildung heißt hier nach momentanem Stand: a) eine Grundausbildung als Sozialarbeiterin, Sozialpädagogin, Pädagogin, Psychologin, Theologin oder Ähnliches, b) eine Fortbildung (Große Basisqualifi kation in Trauerbegleitung nach den Qualitätsstandards des Bundesverbands Trauerbegleitung e. V., z. B. Trauer erwärmen ), c) eine 80-stündige Fortbildung zu Didaktik, Methoden und Arbeit mit Gruppen.
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Informationen für die Leiterinnen von Unterstützungsgruppen
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Trauer identifizieren können. Außerdem hat diese Gruppenleiterin ein Trainingsprogramm für ehrenamtlich Begleitende3 absolviert. Solch ein Laie kann zusätzlich die Dimension eröffnen, als Rollenvorbild für die Mitglieder der Unterstützungsgruppen zu dienen.
Informationen für die Leiterinnen von Unterstützungsgruppen Die folgenden Informationen und Vorschläge können sich für Gruppenleiterinnen als hilfreich erweisen. Ziele der Unterstützungsgruppen Unterstützungsgruppen zielen darauf ab, den Hinterbliebenen dabei zu helfen, 1. ihren emotionalen Schmerz (Traurigkeit, Depression, Angst, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit, Bedeutungslosigkeit etc.) zu äußern und dadurch gegebenenfalls zu vermindern, 2. ihre Gefühle (Traurigkeit Wut, Schuld, Erleichterung etc.) zu erkennen, auszudrücken und zu akzeptieren, 3. ihr Verständnis über den Trauerprozess zu mehren, 4. die normalen Ausdrucksformen der Trauer zu erkennen, 5. gesunde und adäquate, aber durchaus individuelle Verhaltensformen dafür zu entwickeln, mit der Trauer und ihren Folgeerscheinungen umzugehen, 6. die Realität des Verlustes zu akzeptieren, 7. die Unumkehrbarkeit des Todes zu begreifen, 8. ein Unterstützungssystem innerhalb und außerhalb der Gruppe zu entwickeln, 9. ein wahrheitsgetreues Angedenken des verstorbenen Menschen zu erarbeiten, bei dem die gemeinsamen Lebenserfahrungen und nicht ausschließlich der Tod erinnert werden, 3
Ausbildungsinstitute mit Standards sind beim Bundesverband Trauerbegleitung (www.bvt-trauerbegleitung.de) zu fi nden.
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Vorgehensweise der Trauergesprächsgruppen
10. dem verstorbenen oder verlorenen Menschen einen neuen Platz im Leben zu geben, 11. persönliches Wachstum zu erfahren, 12. sich selber wieder ins Leben einzubringen (Beziehungen und Interessen neu zu schaffen oder wieder aufzunehmen), 13. gegebenenfalls (wieder) ein spirituelles Glaubenssystem aufzubauen, 14. ihre eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und – falls notwendig – zusätzliche Unterstützung oder eine Therapie zu finden. Struktur der Unterstützungsgruppen Die folgenden Punkte sind für den Aufbau von Unterstützungsgruppen für Hinterbliebene von Bedeutung: • Die Treffen haben eine Dauer von zwei bis zweieinhalb Stunden. • Die Gruppen kommen wöchentlich oder vierzehntägig für insgesamt zehn Gruppentreffen zusammen. Im Laufe der Zeit (ab dem fünften Gruppentreffen) können die Abstände etwas vergrößert werden, zum Beispiel alle drei Wochen bis hin zu vierwöchentlich ab achtem oder neuntem Gruppentreffen). • Die jeweiligen Treffen stehen thematisch unter bestimmten, vorher festgelegten Schwerpunkten. • Jeder Gruppe werden zwei Gruppenleiterinnen zugeteilt. Sie treffen sich vor und nach jedem Gruppentreffen für die Planung und Auswertung. • Über die Teilnahme jedes Gruppenmitglieds wird von der Gruppenleitung sorgsam Buch geführt (Dokumentation). • Die Gruppenmitglieder werden ermutigt, sich an jedem Gruppentreffen aktiv zu beteiligen, werden aber nie unter Druck gesetzt. • Am Ende jedes Gruppentreffens werden Aufgaben verteilt. Die Gruppenmitglieder werden dazu ermutigt, die Aufgaben zu erledigen, und erhalten ein positives Feedback für jede erfüllte Aufgabe. Es sollte jedoch keinesfalls Druck ausgeübt werden, wenn jemand die Aufgaben nicht macht. Die Aufgaben sind eine Möglichkeit, in der Zwischenzeit Kontakt zu halten und © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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den Teilnehmenden etwas an die Hand zu geben, den eigenen Fortschritt auf dem Trauerweg zu kontrollieren. • Soweit möglich, gibt es in jedem Gruppentreffen nach der Hälfte der Zeit eine Pause mit Erfrischungen (Kaffee, Tee etc.). • Die Gruppe hat sich zu Beginn auf Regeln des Umgangs miteinander geeinigt. Diese Regeln hängen bei jedem Gruppentreffen an der Wand. Aufbau der Gruppentreffen Nach allgemeiner Erfahrung hat sich folgender Aufbau der Gruppensitzungen als sinnvoll erwiesen: Blitzlicht
Die Gruppenleiterinnen verfolgen aufmerksam die emotionale Verfassung jedes Gruppenmitglieds zu Beginn und während der Gruppentreffen und tauschen sich nach den Gruppentreffen darüber aus. Mitteilungszeit (etwa 45 Minuten)
Der Erfahrungsaustausch über die Aufgaben und/oder Erlebnisse und Stimmungen der letzten Woche kann dadurch erleichtert werden, dass die Gruppenleiterin folgende anregende Fragen stellt: • Wie haben Sie sich in der letzten Woche gefühlt? • Welche Aufgaben konnten Sie erledigen? • Wie haben Sie sich bei und nach der Erledigung der Aufgaben gefühlt? • Welche Aufgaben konnten Sie nicht erledigen? • Was kam Ihnen dazwischen und hinderte Sie daran, die Aufgaben zu tun? Pause (etwa 10 Minuten)
mit der Möglichkeit, Erfrischungsgetränke zu sich zu nehmen. Didaktisches Material, Impulse (10 bis 15 Minuten)
Eine der oder beide Gruppenleiterinnen können didaktische oder erklärende Hinweise bezüglich des Themas des jeweiligen Grup© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Vorgehensweise der Trauergesprächsgruppen
pentreffens einbringen. Gegebenenfalls können spezifische Übungen zur inhaltlichen Arbeit eingefügt werden. Oft kann der didaktische »Input« auch schon an passender Stelle während des Austausches gegeben werden. Er sollte jedoch verschoben werden, wenn diese Kommentare den Diskussionsfluss ablenken oder behindern würden. Einige Gruppenleiterinnen haben die Erfahrung gemacht, dass es für den Sitzungsverlauf besser ist, diesen eher theoretischen Teil erst nach der Pause einzufügen. Inhaltliche Arbeit (30 bis 40 Minuten)
An dieser Stelle folgt ein weiterer Austausch über die Gedanken und Gefühle in Zusammenhang mit dem Thema der jeweiligen Gruppentreffen. Aufgaben (etwa 5 Minuten)
Erläuterung der Aufgaben bis zum nächsten Gruppentreffen. Ausklang (etwa 5 Minuten)
Mit einem aufbauenden Gedanken oder Text oder Ritual werden die Teilnehmenden verabschiedet. Abschied
Beim Hinausgehen haben die Gruppenmitglieder Zeit, sich an die Gruppenleitung zu wenden, Fragen zu stellen oder Verabredungen zu treffen. Auch Gespräche mit den anderen Gruppenmitgliedern werden nicht unterbrochen. Es ist ausreichend Zeit und Raum zur Verabschiedung. Diese unstrukturierte Zeiteinheit ist bei der Raumbelegung (Schließzeit) und der Kursplanung einzukalkulieren. Vorgespräch Grundsätzlich sollte es vor der Aufnahme in eine Trauergruppe ein persönliches Einzelgespräch geben. Darin werden das Bedürfnis des Trauernden benannt und der Bedarf für eine Gruppe oder Einzelbegleitung gemeinsam eruiert. In der Gruppe fühlen sich zum © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Beispiel Trauernde gut aufgehoben, die vereinsamt sind und den Wunsch nach Austausch haben. Trauernde aus sehr ambivalenten Beziehungen oder mit tiefen Schuldgefühlen sind sicher (zunächst) in Einzelgesprächen besser aufgehoben. Das folgende Raster ist ein Vorschlag für dieses Vorgespräch.
Vorgespräch nach Bewerbung um die Teilnahme an einer Unterstützungsgruppe (Hinweis an den Interviewenden: Die folgenden Angaben sollten durch ein unstrukturiertes Interview erfragt werden. Der Bogen wird nach dem Gespräch ausgefüllt.)
Name Name des verstorbenen Menschen Verwandtschaftsverhältnis/Beziehung zum verstorbenen Menschen:
Todestag Darstellung des Problems (Stellen Sie Fragen wie zum Beispiel: »Warum möchten Sie jetzt an einer solchen Gruppe teilnehmen? Was belastet oder beunruhigt Sie zurzeit am meisten?«)
Todesumstände (Stellen Sie Fragen wie zum Beispiel: »Schildern Sie mir bitte, was passierte, als starb.«)
Todesursache Todesart (natürlicher Tod, Unfalltod, Selbsttötung, Totschlag)
Ort, an dem der Tod erfolgte
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Vorgehensweise der Trauergesprächsgruppen
Falls es ein natürlicher Tod aufgrund einer Krankheit war: Wie lang dauerte die Erkrankung? Wie lang vorher wussten Sie, dass der Tod bevorstand? Anwesenheit beim Sterben und Verabschiedung: Waren Sie bei als er/sie starb? ja nein Beerdigung und Beisetzung (Stellen Sie Fragen wie zum Beispiel: »In welcher Form wurde das Begräbnis vorgenommen? Wie sehr waren Sie an dem Begräbnis und der Bestattung beteiligt?«)
Haben Sie Aufbahrung gesehen?
nach seinem/ihrem Tod und vor der ja nein
Haben Sie kapelle gesehen?
in der Leichenhalle oder Friedhofsja nein
Wie wurde der Leichnam bestattet? – Beerdigung – Einäscherung und Beisetzung der Urne – Einäscherung und Verstreuen der Asche (in manchen [Bundes-] Ländern möglich) – Der Leichnam war unauffindbar/konnte nicht begraben werden – Anonyme Bestattung Wie oft haben Sie das Grab, das Mausoleum oder die Urnenhalle besucht?
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Zur Verfügung stehende Unterstützung (Stellen Sie Fragen wie zum Beispiel: »Hat Ihre Familie Ihnen seit dem Todesfall zur Seite gestanden?«)
Mutter Vater andere Personen
ja ja ja
nein nein nein
Die Familie war nicht verfügbar Die Familie war verfügbar, aber nicht sehr unterstützend
Haben Sie Unterstützung von Ihrer Kirche, von anderen Stellen oder einzelnen Menschen erhalten? Ressourcen und Kraftquellen (Familie, wirtschaftliche Situation, Spiritualität, zwischen menschliche Beziehungen, Gemeinde, Gesundheit etc.) Verlusterfahrungen in der individuellen Lebensgeschichte (Fragen Sie nach weiteren Verlusten im Leben der Bewerberin und geben Sie an, wie alt die Person dabei war. Es geht hierbei um Erlebnisse wie Todesfälle, Scheidungen, Trennungen, Abtreibungen, Verlust der körperlichen Funktionstüchtigkeit, größere finanzielle Verluste etc.)
Depression und Idealisierung Haben Sie sich seit dem Tod von dem verstorbenen Menschen nachzufolgen? das Gefühl gehabt, verrückt zu werden? an Suizid gedacht? einen Suizidversuch unternommen?
ja ja ja ja
gewünscht, nein nein nein nein
Derzeitige gesundheitliche Situation Wie geht es Ihnen zurzeit gesundheitlich?
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Vorgehensweise der Trauergesprächsgruppen
Sind Sie in ärztlicher* Behandlung?
ja
nein
Sind Sie derzeit in Psychotherapie* oder einer anderen Form der Beratung* und/oder Begleitung*? ja nein Falls ja, geben Sie bitte den Namen der Therapeutin* (Begleiters/ Dienstes/Institution) an Nehmen Sie zurzeit Medikamente* wie Schlafmittel, Antidepressiva? Wenn ja, welche*? Andere Stressfaktoren in der individuellen Lebenssituation (vor dem Todesfall und zum gegenwärtigen Zeitpunkt)
Geburtsdatum Derzeitiges Alter Referenz: (Fragen Sie, wie die Bewerberin von der Unterstützungsgruppe erfahren hat) Name der Person, die das Interview geführt hat
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Datum
*
Falls ja, bitten Sie die Bewerberin gegebenenfalls um die (schrift liche) Zustimmung zur Weitergabe oder Erfragung von Informationen.
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5
2
häufig
3
sehr oft 2
ziemlich störend 3
stark störend
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Veränderung des Blutdrucks Veränderung des Blutzuckerspiegels häufige Müdigkeit allgemeine Erschöpfung
schnelles Atmen, Luftnot, Kurzatmigkeit
Kloß im Hals
Engegefühle im Brustkorb
Zittern
Punkte
Ergebnis
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Einteilung ist zur besseren Übersicht so gewählt. Es ist grundsätzliche ratsam, bei unklaren oder akut auft retenden Symptomen den Arzt zu befragen!
schnelle und massive Veränderung des Gewichts
Schluckauf
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
1
kaum störend
starke Veränderung des Appetits
Punkte
0
nicht störend
Heißhunger, Aufstoßen, Sodbrennen, Völlegefühl, Blähungen, Magendruck (bei unbekannter Ursache)
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
1
0
körperlich
manchmal
nie
Häufigkeit × Bewertung = Belastung
Einige häufige Stress-Symptome5
Einige häufige Stress-Symptome
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geistig
körperlich
Punkte Grübelgedanken
grundsätzlich negatives Denken massive irrationale Einstellungen Selbstvorwürfe ständige Vorstellungen des eigenen Versagens
geringe Konzentrationsfähigkeit
Wortfindungsstörungen
übertriebenes Beschäftigen mit möglichen negativen Folgen
verlängerte Reaktionszeiten
massive Vergesslichkeit
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
weiche Knie
Juckreiz
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
gehäuftes Auftreten von Infektionen
Herzrasen
Hände und Füße unangenehm kalt oder warm (schwitzend)
reduzierte sexuelle Erregbarkeit, Zyklusstörungen
Einschlafschwierigkeiten, die nicht durch äußere Einflüsse herrühren (wie Lärm)
Verspannungen
Schmerzen (Rücken, Nacken, Armen, Beinen, Gelenken, Kopf, Brust usw.)
häufiges nächtliches Aufwachen
Muskelkrämpfe
Punkte
58 Vorgehensweise der Trauergesprächsgruppen
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seelisch
geistig
irrationale Wünsche (z. B. ich will stärker sein als …)
Tagträumen
Minderwertigkeitsgefühle Unzufriedenheit innere Antriebslosigkeit Blockiertsein starke Überempfindlichkeit bei sonst normalen Sinneswahrnehmungen Interessenlosigkeit
sich hin- und hergerissen fühlen
Panikgefühle
Unsicherheit
Einsamkeit
Wut, Hass
innerer Druck
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
Leistungsabfall, Fehlerzunahme
Denkblockaden
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
gehäuft Neid, Eifersucht, Angst, Ärger, Rache, Kontrolle im übertriebenen Maße
Hypochondrie (Kreisen um die Gesundheit)
Punkte
ständige Hilflosigkeitsgedanken
Gedächtnisstörungen
eingeengte Wahrnehmung
geringes Selbstwertgefühl
Entscheidungen schwer treffen können
Punkte
Einige häufige Stress-Symptome
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Verhalten
seelisch
Vernachlässigung von notwendigen Diäten, Einnahme von Medikamenten und Arztbesuchen keine Sorgfalt beim Aussuchen der Nahrungsmittel gesteigerter Drogenkonsum (Nikotin, Kaffee, schwarzer Tee, Alkohol usw.) steigende Anwendung von Schmerz-, Schlafund Beruhigungsmitteln stark veränderte Rücksichtnahme gegenüber anderen (mehr oder weniger) selten Lachen verstärkter Redefluss
massive Veränderung des Essverhaltens
Mahlzeiten stehend zu sich nehmen
starre Mimik, Zittern
Ruhelosigkeit
ständiges Zuspätkommen oder Überpünktlichsein
trotz Krankheit zur Arbeit gehen
Nägelkauen
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
Freudlosigkeit ständige Traurigkeit
sich völlig ausgeliefert fühlen
Alpträume Punkte
sich deprimiert fühlen
Resignation
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
Lustmangel beim Sex
Langeweile
Punkte
60 Vorgehensweise der Trauergesprächsgruppen
© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Ich darf mir keine Hilfe zugestehen!
Ich darf nicht zeigen, wie es mir geht!
Ich bin an allem selber schuld!
Ich kann mich auf niemanden verlassen!
Ich werde das nie schaffen!
Ich bin vom Schicksal benachteiligt!
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
sozialer Rückzug, kein Melden bei Freunden
übertriebenes Handeln
Kaufrausch
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
mit sich hart ins Gericht gehen, die Kontrolle wahren wollen, sich an niemanden wenden
ständig bereits bei »kleinen« Anlässen weinen
Punkte
nicht genießen können
häufiges Weinen
schnelles Sprechen
sich nicht entspannen können
Zähneknirschen
Modifizierte Checkliste nach Sven Lehmann für häufig auftretende Stress-Symptome Quelle: Online-Netzwerk-Lernen
Glaubenssätze, Grundannahmen
Verhalten
Punkte
Einige häufige Stress-Symptome
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Vorgehensweise der Trauergesprächsgruppen
Informationen für die Mitglieder von Unterstützungsgruppen
Ziel der Gruppe Das übergeordnete Ziel der Unterstützungsgruppe besteht darin, Ihnen beim Umgang mit Ihrer je eigenen Trauer zu helfen, Ihnen Verständnis und Wertschätzung für die individuellen eigenen und fremden Strategien zu vermitteln und Ihnen behilflich zu sein, den Verlust in Ihr Leben zu integrieren. Struktur der Unterstützungsgruppen Die Unterstützungsgruppe hat folgende Struktur: • Die Gruppe dient gleichzeitig der Wissensvermittlung über Trauer allgemein und der Unterstützung Ihrer persönlichen Trauer. • Die Treffen haben eine Dauer von zwei bis zweieinhalb Stunden. • Die Gruppe kommt wöchentlich oder vierzehntägig für insgesamt zehn Gruppentreffen zusammen (der Rhythmus kann im Verlauf verändert werden). • Jeder Gruppe werden zwei Gruppenleiterinnen zugeteilt. Mindestens eine von ihnen ist zwischen den Gruppentreffen telefonisch erreichbar. • Die Gruppenmitglieder werden ermutigt, sich an jedem Gruppentreffen aktiv zu beteiligen, werden aber nie unter Druck gesetzt. • Am Ende jedes Gruppentreffens werden so genannte Aufgaben verteilt. Die Gruppenmitglieder werden dazu ermutigt, die Aufgaben zu erledigen. Es gibt jedoch auch hier weder Druck noch gar eine »Note« dafür. • Die Mitglieder sollen alles, was in der Gruppe besprochen wird, streng vertraulich behandeln. • Es wird dazu angeregt, auch außerhalb der Gruppentreffen mit den Gruppenteilnehmerinnen Kontakt zu haben.
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Informationen für die Mitglieder von Unterstützungsgruppen
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Notizbücher Die Teilnehmenden erhalten ein Notizbuch und eine Mappe. Teilen Sie das Notizbuch in zwei Hälften (am besten Vorder- und Rückseite jedes Blattes) und benutzen Sie die eine Hälfte für die persönlichen Tagebucheintragungen und die andere für die Aufgaben. Themen der einzelnen Gruppentreffen (Die folgenden geplanten Themen können durch andere Schwerpunkte ersetzt oder ergänzt werden, wenn in der Gruppe die Notwendigkeit oder das Interesse dafür besteht.)
Gruppentreffen l: Gruppentreffen II: Gruppentreffen III: Gruppentreffen IV: Gruppentreffen V: Gruppentreffen VI: Gruppentreffen VII: Gruppentreffen VIII: Gruppentreffen IX: Gruppentreffen X:
Sich bekannt machen Die Trauer verstehen Sich erinnern Gefühle annehmen und ausdrücken Rollenveränderungen Stress und Stressbewältigung Jahrestage und Formen des Gedenkens Der andere Platz des Verlorenen (Integration) Unterstützungssysteme Abschluss, Auswertung und Ausblick
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Die Gruppentreffen
Einführende Bemerkungen
Treffen der Unterstützungsgruppen Die folgenden Abschnitte enthalten detaillierte Beschreibungen der zehnteiligen Gruppentreffen. Es gibt einen Abschnitt über jedes Gruppentreffen mit einer Übersicht über die Aktivitäten dieses Gruppentreffens, die Aufgaben für dieses Gruppentreffen sowie Unterrichtsblätter zum Verteilen. Sie befinden sich am Schluss jedes Abschnitts. Über einen kostenlosen Download (http://www. v-r.de/ Trauergruppen_Arbeitsmaterial) können Sie diese Unterrichts- und Arbeitsmaterialien als Kopiervorlagen verwenden. Die Beschreibungen eines Gruppentreffens umfassen Unterabschnitte zu folgenden Themen: • Zweck und inhaltliche Grundlage • Benötigte Materialien • Inhaltliche Ausrichtung der Mitteilungszeit mit Rückschau auf die in dem letzten Gruppentreffen gegebenen Aufgaben • Hinweise zur Gruppendynamik • Inhaltliche Arbeit • Aufgaben für das kommende Gruppentreffen Tagebuchschreiben Das Schreiben eines Tagebuchs zur Aufarbeitung von Stress und inneren Konflikten hat in den letzten Jahren immer mehr Bedeutung bekommen. Diese Technik kann nützlich dafür sein, Gefühle © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Einführende Bemerkungen
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zu unterscheiden und ihnen Ausdruck zu verleihen, Dinge zu erkennen, die Stress erzeugen oder erzeugen können, und Einsichten zur Lösung von Problemen und zur Klärung von Beziehungen oder anderen Fragen zu bekommen. Das hier gemeinte Tagebuch unterscheidet sich von herkömmlichen Tagebuchaufzeichnungen dadurch, dass es sich auf die innerpsychischen Vorgänge bei der trauernden Person bezieht und nicht auf die Auswirkungen durch die persönliche Umgebung. Die Gruppenteilnehmerinnen notieren in diesem Trauertagebuch ihre Gefühle, Gedanken, Ängste, Befürchtungen, Freuden, Sorgen etc. Sie können zudem aufzeichnen, was sie als die äußeren Ursachen dieser inneren Erfahrungen empfinden (zum Beispiel ein Streit oder ein anderer großer oder kleiner Verlust), aber es ist vor allem wichtig, aufzuschreiben, wie sie mit der inneren Erfahrung umgehen. Teilnehmer, die schreibungeübt sind, sollte man ermutigen, nur einen einzigen Satz zu schreiben oder aber auch in das Buch zu malen oder zu kleben. Der individuellen Nutzung sind keine Grenzen gesetzt. Die Tagebuch schreibenden Teilnehmerinnen richten ihr Augenmerk darauf, was in ihnen vorgegangen ist. Um diesen Prozess in Gang zu bringen, können sie sich etwa folgende Fragen stellen und beantworten: Habe ich in einer bestimmten Situation über-/untertrieben reagiert? Erlaube ich meinen Wahrnehmungen, von Gefühlen gefärbt zu werden? Erinnern meine gegenwärtigen Erfahrungen mich an vergangene Erlebnisse? Sind meine Gefühle, vor allem meine Ängste, so stark, dass sie meine Denkfähigkeit beeinträchtigen? Welche Erfahrung bestimmt meine Reaktionen? Gibt es ein ständig vorkommendes Verhaltensmuster? Ein neues Muster? Ein verloren gegangenes Verhaltensmuster?
Es ist nicht nötig, vollständige Sätze zu bilden und auf die Grammatik zu achten. Oft reicht ein kurzer Ausdruck oder sogar ein ein© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
faches Wort aus, eine Erfahrung zu notieren. Alle Einträge sollten mit dem Datum versehen werden. Alle Gedanken und Gefühle sollten ohne jegliche Zensur niedergeschrieben werden, wie sie der trauernden Person bei freiem Gedankenfluss in den Sinn kommen. In regelmäßigen Abständen sollten die Einträge noch einmal gelesen werden, um der trauernden Person den Fluss ihrer Gedanken und Gefühle deutlich zu machen. Durch solch eine Überprüfung bekommt sie Einsichten über ihr eigenes Wesen in seiner Gesamtheit. Beim erneuten Lesen (direkt nach dem Tagebuchschreiben oder später) sollten die Einträge nicht redigiert werden. Für nachträgliche Anmerkungen oder Kommentare sollten eine andere Farbe oder ein anderer Stift verwendet werden. Wenn diese Hinzufügungen an einem anderen Tag als die ursprüngliche Eintragung erfolgen, sollte dies auf einem separaten Blatt geschehen. Das Tagebuch sollte so regelmäßig wie möglich geschrieben werden. Tägliche Eintragungen ermöglichen es dem Gruppenmitglied, die Erfahrungen und Bearbeitungsschritte der Trauer vollständiger nachzuvollziehen, als wenn die Zeitabstände unregelmäßig oder größer sind. Wöchentliche Eintragungen helfen dabei, größere Reaktionsmuster und eindeutige Veränderungen festzustellen. Wenn die Einträge noch seltener geschehen, ist es schwieriger, der eigenen Erfahrung auf die Spur zu kommen und Einsichten zu bekommen, aber selbst ein nur sporadisches Bemühen kann hilfreich dabei sein, Gefühle auszudrücken und Gedanken zu sortieren, die zur Lösung bestimmter Fragen führen können. Es ist offensichtlich, dass die Ergebnisse dieses Tagebuchschreibens sehr persönlicher Natur sind und daher mit höchster Achtung und Verschwiegenheit behandelt werden sollten. Sie sollten nie von jemand anderem als der Tagebuchschreiberin gelesen werden. Jegliche Mitteilung über die Tagebucheintragungen sollte vollkommen freiwillig erfolgen und liegt gänzlich im Ermessen der Schreiberin.
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Gruppentreffen I: Sich bekannt machen
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Gruppentreffen I: Sich bekannt machen
Zweck und inhaltliche Grundlage Zweck dieses Gruppentreffens ist es, erst einmal »in Gang zu kommen« und durch vorsichtige, unaufdringliche Techniken miteinander in Beziehung zu treten. Es ist hilfreich, zunächst über nicht bedrohliche Themen zu sprechen und dann allmählich zu dem bedrohenden, Angst erzeugenden Thema überzugehen – den Verlust, den jedes Gruppenmitglied erlitten hat. Der Aufbau und die Vorgehensweise in der Gruppe können ruhig wiederholt werden. Benötigte Materialien • Mappen und Notizbücher • DIN-A5-Karten • Informationen für Mitglieder von Unterstützungsgruppen (Ersatzkopien, falls die ausgehändigte nicht mitgebracht wurde) • Namensschildchen • Vereinbarung über die Teilnahme an einer Unterstützungsgruppe (Regeln) Mitteilungszeit Die Anweisungen an die Gruppe zum Erfahrungsaustausch umfassen mindestens folgende zwei Punkte: • Wir interessieren uns für Sie persönlich, noch nicht für den Menschen, den Sie verloren haben. • Wenn Sie sich vorstellen, sollten Sie der Gruppe bitte erst etwas über sich selbst erzählen und nicht von dem Todesfall.
Eine oder beide Gruppenleiterinnen können ein Beispiel dafür geben, was in dieser Mitteilungszeit erwartet wird: Angaben über die Familie, Arbeit, Interessen, Hobbys und so weiter der Gruppenteilnehmerinnen.
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Die Gruppentreffen
Hinweise zur Gruppendynamik Besprechen Sie mit den Teilnehmerinnen noch einmal die »Informationen für Mitglieder von Unterstützungsgruppen« (die Mitglieder haben ein Exemplar hiervon beim Aufnahmegespräch bekommen). Erörtern Sie noch einmal die »Vereinbarung über die Teilnahme an einer Unterstützungsgruppe«. Teilen Sie mit, dass das Vereinbarungsformblatt fotokopiert wird, damit jedes Mitglied eine Kopie seiner Vereinbarung für sich bekommt. Verteilen Sie die Mappen und Notizbücher und besprechen Sie, wofür sie gedacht sind. Betonen Sie, wie wichtig die Teilnahme und der Kontakt mit den anderen Gruppenmitgliedern sind. Sagen Sie ausdrücklich, dass es in Ordnung ist, während der Gruppentreffen Fragen an andere Gruppenmitglieder zu stellen. Die Gruppenleiterinnen sind dafür da, die Gruppentreffen zu begleiten, aber die meiste Hilfe wird von den anderen Gruppenmitgliedern gegeben. Legen Sie gemeinsam die so genannten Regeln fest. Hängen Sie diese zum Verbleib für die Dauer der Gruppe an die Wand. Regeln Einige Grundregeln sollten wegen ihrer Unverzichtbarkeit vorkommen und hervorgehoben werden: 1. Die Notwendigkeit zur Vertraulichkeit kann nicht häufig genug betont werden. Was innerhalb der Gruppe geschieht oder gesagt wird, darf nicht nach außen getragen werden. 2. Die Mitglieder werden ermutigt, sich aktiv einzubringen, ohne jedoch unter Druck gesetzt zu werden; sie können zum Beispiel bei einer Mitteilungsrunde ohne weiteres aussetzen. 3. Die Gruppenleiterinnen sind auch zwischen den Gruppentreffen ansprechbar. 4. Es gibt jede Woche Aufgaben, aber sie müssen nicht vorgezeigt werden und werden nicht benotet. 5. Es gibt eine fortlaufende Auswertung (Blitzlichter). 6. Die Gruppe beruht auf gegenseitiger Unterstützung, nicht auf Konfrontation und Konkurrenz. Jeder Verlust ist schmerzlich und unvergleichbar. Die Teilnehmenden unterbrechen einander nicht und verzichten auf Ratschläge. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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7. Niemand sollte den seelischen Schmerz der anderen mit nach Hause nehmen, sondern in dem Treffen zurücklassen, denn schließlich hat jede genug eigenes Leid zu tragen. 8. Bei den ersten Gruppentreffen kann es passieren, dass der Schmerz und die Verzweiflung der Gruppenmitglieder stärker werden; das ist normal und wird nicht so bleiben. Es ist ebenfalls normal und kein Grund zur Scham, Tränen zu zeigen. Es wird in der Gruppe damit respektvoll umgegangen. 9. Die meisten Menschen empfinden eine solche Gruppe als hilfreich; wenn jemand unsicher darüber ist, sollte sie an mindestens drei Gruppentreffen teilnehmen, bevor entschieden wird, ob sie bleiben oder aussteigen möchte. 10. Es wird um regelmäßiges Erscheinen erbeten. Sollte jemand einmal fehlen müssen, so sollte sie eine der Gruppenleiterinnen darüber unterrichten (Telefonnummern austeilen). 11. Die Gruppenmitglieder werden gefragt, ob sie auf bestimmte Verkehrsmittel angewiesen sind (letzter Bus/Zug) und ob Fahrgemeinschaften abgesprochen werden sollen. 12. Es sollte darauf hingewiesen werden, wo sich die Toiletten und das nächste Telefon befinden. Pause Inhaltliche Arbeit 1. Die Gruppenleiterinnen teilen die Gruppenmitglieder in Zweiergruppen (Dyaden) ein. Diese Dyaden können eventuell auf der Grundlage bestimmter Ähnlichkeiten zwischen den Mitgliedern oder den Trauerereignissen festgelegt werden, zum Beispiel der Tatsache, einen Angehörigen durch Suizid oder ein Kind verloren zu haben oder ein besonderes Problem mit Schuldgefühlen oder Wut zu haben. Jede Dyade arbeitet für sich allein irgendwo in dem Raum oder Gebäude (in Nähe des Hauptraumes, wo das Gruppentreffen stattfindet). 2. Zweck einer solchen Dyade ist es, sich ausführlich mit einem anderen Gruppenmitglied über den Verlust auszutauschen, den © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
man erlitten hat. Die Gruppenmitglieder sollten angewiesen werden, ihrer jeweiligen Dyade-Partnerin mitzuteilen, a. wie sie sich gefühlt haben, als der Tod eintrat, b. wie sie sich jetzt fühlen, c. was sie am meisten vermissen und d. welche Probleme seitdem aufgetreten sind. Jedes Dyade-Mitglied soll abwechselnd entweder Sprecherin oder Zuhörerin sein. Falls notwendig, dürfen einzelne Dinge notiert werden; Daten und Namen können in den Notizbüchern festgehalten werden. Jeder Person stehen 15 Minuten zur Verfügung, um ihrer Dyade-Partnerin von dem Todesfall zu erzählen. Nachdem alle Dyaden ihre Mitteilungszeit beendet haben, sollte die Gruppe erneut zusammenkommen. Jedes Dyade-Mitglied kann der Gesamtgruppe seine Dyade-Partnerin vorstellen. Dabei sollten sowohl Informationen über das Gruppenmitglied als auch über seinen Trauerfall mitgeteilt werden. Es dürfen Notizen gemacht werden. Das Mitglied, das vorgestellt wird, darf Dinge hinzufügen oder korrigieren, und andere Gruppenmitglieder können weitere Fragen stellen. Eine der Gruppenleiterinnen sollte zusammenfassen, welche Punkte in diesem Gruppentreffen angesprochen worden sind, und Ähnlichkeiten bei Gefühlen und Reaktionen der Gruppenmitglieder hervorheben. Die Mitglieder sollten daran erinnert werden, dass sie möglicherweise in den darauffolgenden Tagen ihre Trauer verstärkt spüren und dass dies eine normale, letztlich sogar hilfreiche Reaktion ist. Sie müssen ihren emotionalen »Muskel« genauso wachsen lassen wie sie ihre physischen Muskeln trainieren.
Aufgaben 1. Alle Mitglieder sollten individuelle Ziele für sich selbst in diesem Gruppenprozess aufstellen. Diese Ziele sollten im Notizbuch vermerkt und auf eine DIN-A5-Karte geschrieben werden, die für die Gruppenleiterinnen bestimmt ist. (Die Leiterinnen © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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sollten Beispiele für konkret messbare Ziele geben, zum Beispiel: »Woran werde ich merken, dass es mir besser geht? Welches Ergebnis möchte ich in dieser Gruppe erreichen?«) 2. Die Mitglieder sollten Briefe an Menschen schreiben, die etwas weiter entfernt wohnen oder die vielleicht nichts von dem Todesfall oder von den Gefühlen des Gruppenmitglieds in diesem Zusammenhang wissen. Sie sollten detailliert beschreiben, wie alles passiert ist, wie es ihnen direkt danach ging und wie sie sich jetzt fühlen. Der Brief sollte ins Tagebuch abgeschrieben und das Original verschickt werden. Eine Beantwortung der Briefe muss nicht zwingend erwartet werden. 3. Die Mitglieder sollten mit dem Tagebuch beginnen. Die Leiterinnen sollten die Bedeutung und den Wert des Tagebuchschreibens erörtern. Aufgaben bis zum Gruppentreffen II 1. Bestimmen Sie Ihre persönlichen Ziele für diese Gruppe, zum Beispiel: Woran werde ich merken, dass es mir besser geht? Welches Ergebnis möchte ich in dieser Gruppe erreichen? Schreiben Sie diese Ziele in Ihr Notizbuch und auf eine DINA5-Karte, die für die Gruppenleiterinnen bestimmt ist. 2. Schreiben Sie einen Brief an einen Menschen, der etwas weiter entfernt von Ihnen wohnt oder der wahrscheinlich nichts von dem Todesfall oder von Ihren Gefühlen dazu weiß. Beschreiben Sie in dem Brief relativ ausführlich, wie alles passiert ist, wie es Ihnen direkt danach ging und wie Sie sich jetzt fühlen. Es wäre gut, den Brief in Ihr Tagebuch zu übertragen und dann das Original zu verschicken. Das Schreiben des Briefes ist das Wichtige, nicht, ob Sie eine Antwort erhalten oder nicht. 3. Teilen Sie Ihr Notizbuch in zwei Hälften (es ist besser, Vorderund Rückseite jedes Blattes zu verwenden, anstatt jedes Blatt in oben und unten aufzuteilen) und verwenden Sie die eine Hälfte für die Aufgaben und die andere Hälfte für die Tagebucheintragungen. Das Schreiben eines Tagebuchs ist eine kraftvolle Technik, um jegliche Form von Gefühlen zu bearbeiten. Manchmal © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
ist es leichter und angenehmer, Gefühle einem Blatt Papier anzuvertrauen, als sie einem anderen Menschen gegenüber laut zu äußern. Indem Sie Ihren Kopf von diesen Gefühlen frei machen, können Sie innerlich einen Schritt zurücktreten, sie mit größerer Klarheit betrachten und dann kreativer mit ihnen umgehen, als wie wenn sie in Ihrem Innern geblieben wären. Wenn Sie Tagebuch schreiben, sollten Sie Ihre Gedanken und Gefühle frei fließen lassen und ohne jegliche Zensur alles aufschreiben, was Ihnen in den Sinn kommt. Erinnern Sie sich daran, dass dieses Tagebuch Ihnen allein gehört; niemand anderes hat Zugang dazu, solange Sie es nicht zeigen möchten. Kümmern Sie sich nicht um Rechtschreibung, Zeichensetzung, die Satzstruktur oder den Aufbau. Sie sollten die Eintragungen besser nicht sofort danach lesen, denn dann könnte es leicht sein, dass Sie sich selbst kritisieren. Sie werden vielleicht feststellen, dass sich das Tagebuchschreiben zu einem Dialog mit Ihnen selbst entwickelt. Sollten Sie mit dem Schreiben und Verschriftlichen von Gedanken und Gefühlen nicht sehr vertraut sein, können Sie vielleicht mit einem einzigen Satz beginnen oder aber auch das Buch zum Malen oder Kleben von Texten oder Collagen nutzen. Der individuellen Handhabung des Tagebuchs sind keine Grenzen gesetzt.
Vereinbarung über die Teilnahme an einer Unterstützungsgruppe Die Unterstützungsgruppe, der ich beigetreten bin, trifft sich zu folgenden Zeiten: Tag Uhrzeit Datum des 1. Gruppentreffens Ort
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Gruppentreffen I: Sich bekannt machen
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Dauer: wöchentlich für insgesamt zehn Gruppentreffen (oder alternativ
)
Die Gruppenleiterinnen sind und Ich bin über folgende Punkte unterrichtet worden: 1. Die Gruppe dient dazu, mir zu helfen, ein Stück meines Trauerprozesses zu durchleben und zu bearbeiten. 2. Es gibt eine systematische Auswertung. Ich habe das Recht, meine Teilnahme an jeglichem Bereich dieser Auswertung zu verweigern, falls ich dies wünsche. 3. Jede Teilnehmerin wird zur aktiven Teilnahme in der Gruppe ermutigt. Ich unterliege jedoch keinerlei Zwang, mich einzubringen. Es liegt allein in meinem Ermessen, was und wie viel ich mitteile. 4. Es wird größte Mühe darauf verwandt, über alle Aspekte meiner Teilnahme an dieser Gruppe Verschwiegenheit zu wahren. Ich verpflichte mich zur Verschwiegenheit über alles, was ich von anderen erfahre. 5. Es werden regelmäßig Aufgaben verteilt. Diese Übungen haben sich für viele Menschen als hilfreich dabei erwiesen, ihre Trauer zu bearbeiten. Ich werde dazu ermutigt, diese Aufgaben zu erledigen, aber ich muss es nicht, wenn ich es nicht möchte. 6. Wenn ich in einer regelmäßigen Beratung oder Therapie bin, ist es meine Verantwortung, meine Beraterin oder Therapeutin über die Teilnahme an der Gruppe zu unterrichten. Wenn meine Gruppenleiterin der Ansicht ist, dass es in meinem Interesse liegt, wenn sie meine Beraterin/Therapeutin konsultiert, so kann ich die Erlaubnis dazu geben. 7. Ich melde mich bei Verhinderung ab, um unnötige Besorgnis zu vermeiden. 8. Sollte ich Fragen haben, kann ich kontaktieren, um mein Anliegen zu besprechen.
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Die Gruppentreffen
Die Teilnahmegebühr beträgt für die zehn Gruppensitzungen inklusive von mir oder der Gruppenleitung notwendig erscheinenden Einzelgesprächen. Ich habe eine Anzahlung in Höhe von
geleistet.
Restsumme Datum und Unterschrift (Gruppenmitglied) Datum und Unterschrift (für die Gruppenleitung)
Gruppentreffen II: Die Trauer verstehen
Zweck und inhaltliche Grundlage Dieses Gruppentreffen dient dazu, folgende Aspekte zu entwickeln: • ein Verständnis über den Trauerprozess, • eine Bewusstheit über die normalen Ausdrucksformen von Trauer und • eine Bewusstheit über die in Zyklen verlaufende und langfristige Natur der Trauer.
Unter Anleitung können trauernde Menschen oft ihre Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen besser verstehen und akzeptieren. Benötigte Materialien • Zeichnung: das Trauerrad • Tabelle »Mögliche Ausdrucksformen von Trauer« • Namensschildchen • Beispiel für einen Tagebucheintrag • Dienstplan der Mitglieder und Gruppenleiterinnen
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Gruppentreffen II: Die Trauer verstehen
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Mitteilungszeit Besprechen Sie die Aufgaben und/oder Reaktionen auf das erste Gruppentreffen. Stellen Sie einige anregende Fragen zu der Aufgabe, einen Brief zu schreiben: »Welche Gedanken sind Ihnen beim Briefeschreiben durch den Sinn gegangen? Gab es neue Erinnerungen? Irgendwelche unvollendete Dinge? Irgendein anderes Gefühl? Wie ging es Ihnen nach der Erledigung der Aufgaben? Haben Sie den Brief abgeschickt? An wen?« Die Gruppenleiterinnen können mit der Gruppe darüber sprechen, welche Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Briefschreiben aufgetreten sind, etwa einen Anfang zu finden oder die Aufgabe zu vergessen und welche Bedeutung dies haben kann. Danach sollten die Mitglieder ihre Ziele durchlesen und besprechen. Falls sie diesen Teil der Aufgaben nicht gemacht haben, helfen Sie Ihnen, ihre Ziele jetzt zu formulieren. Sprechen Sie darüber, woran sie merken werden, ob sie ihre Ziele erreicht haben. Sammeln Sie die Karten ein, auf denen die Ziele notiert sind; in einem der letzten Gruppentreffen innerhalb des Gruppenprozesses wird darauf zurückgekommen. Pause Inhaltliche Arbeit 1. Verteilen Sie die Zeichnung mit dem Trauerrad und die Tabelle über die möglichen Ausdrucksformen der Trauer. 2. Sprechen Sie über den normalen Trauerprozess und die Ausdrucksformen der Trauer (um sich vorzubereiten, lesen Sie bitte erneut den theoretischen Teil, zum Beispiel das Kapitel 2 von William J. Worden: Beratung und Therapie in Trauerfällen. Ein Handbuch. 4. Auflage. Bern u. a. 2011). 3. Bitten Sie alle Teilnehmerinnen, zu bestimmen, wo sie sich derzeit auf dem Trauerzyklus befinden. Fragen Sie nach, welche Gedanken oder Gefühle ihnen am meisten Kummer bereitet haben. Fragen Sie nach, ob sie irgendeine Reaktion erlebt © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
haben, die in der Auflistung der möglichen Ausdrucksformen von Trauer (siehe Seite 79 ff.) nicht verzeichnet ist. 4. Sprechen Sie über Dinge von gemeinsamem Interesse: Gibt es einen »richtigen« Weg, zu trauern? Ist es in Ordnung, Trauer zu unterdrücken? Woran kann man feststellen, ob man in der Trauer »festhängt«? Warum haben es einige Menschen schwerer als andere, mit ihrer Trauer umzugehen? Wie lange dauert es, bis die akute Trauerzeit beendet ist? 5. Sprechen Sie darüber, dass die Trauerzeit eine Krisenzeit oder eine Übergangszeit im Leben ist, ein Zeitraum, in dem die Möglichkeit für inneres Wachstum und Veränderung, aber auch für Krankheit und Stagnation gegeben ist. Aufgaben Wiederholen Sie, was in der vergangenen Woche über das Tagebuchschreiben gesagt wurde. Erzählen Sie von einigen persönlichen Erfahrungen mit dem Tagebuchschreiben. 1. Die Gruppenmitglieder sollten jetzt damit beginnen, ihre Gedanken und Gefühle regelmäßig in ihrem Tagebuch zu notieren. Die Eintragungen werden datiert. Es sollte nichts nachträglich gestrichen werden. Stattdessen dürfen Anmerkungen zu früheren Eintragungen aufgeschrieben werden. Die Notizbücher sollten zur Hälfte für die Tagebucheintragungen und zur anderen Hälfte für die Aufgaben verwendet werden. 2. Die Mitglieder sollten den verstorbenen Menschen der Gruppe beschreiben und dafür Fotos oder andere Erinnerungsstücke mitbringen. Die Gruppe darf den verstorbenen Menschen kennen lernen, zum Beispiel Aussehen, Persönlichkeit, Interessen könnten der Gruppe beschrieben werden. 3. In der folgenden Woche sollten die Mitglieder etwas vor Beginn des Gruppentreffens eintreffen, um sich ein Buch aus der Büchersammlung auszusuchen, das innerhalb der zehn Wochen gelesen werden sollte.
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Gruppentreffen II: Die Trauer verstehen
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Aufgaben bis zum Gruppentreffen III 1. Lassen Sie das Tagebuchschreiben zu einer fortlaufenden, wöchentlichen Übung für Sie werden. Schreiben Sie nieder, was immer Ihnen in den Sinn kommt. Versehen Sie alle Eintragungen mit einem Datum, damit Sie später feststellen können, welche Richtung und welche Veränderung in ihren Gedanken eingetreten sind. Streichen Sie nichts nachträglich durch. Wenn Ihre Gedanken und Gefühle sich verändert haben, können Sie Anmerkungen darüber an die früheren Eintragungen setzen. Da die Einträge nur Sie persönlich betreffen und auch Ihre Art individuell verschieden ist, können hierzu keine weiteren Anleitungen gegeben werden. 2. Beschreiben Sie den Menschen, den Sie verloren haben, möglichst bildhaft in der Gruppe. Bringen Sie ein Foto und irgendein anderes Erinnerungsstück oder einen Gegenstand mit, an dem dieser Mensch sehr gehangen hat. Helfen Sie den anderen Gruppenmitgliedern dabei, den verstorbenen Menschen kennen zu lernen, indem Sie Aussehen, Persönlichkeit, Interessen, Hobbys und so weiter beschreiben. 3. Kommen Sie zum nächsten Gruppentreffen etwas früher (oder bleiben Sie heute etwas länger), um sich aus der Büchersammlung ein Buch auszusuchen, das Sie innerhalb des Zehn-Wochen-Zeitraums lesen möchten.
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Die Gruppentreffen
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Das Trauerrad
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Gruppentreffen II: Die Trauer verstehen
Mögliche Ausdrucksformen und Unterstützungsmöglichkeiten von Trauer
SCHOCK Kognitiver Ausdruck (Denken)
• • • • •
verlangsamtes Denken oder »Durcheinander« im Kopf Gedankenblockaden Gedanken an Selbsttötung Wunsch, dem verstorbenen Menschen nachzufolgen die Betroffene scheint unberührt zu sein
Affektiver Ausdruck (Fühlen)
• • • • • •
gefühlsmäßige Benommenheit Stumpfheit der Gefühlsreaktionen Gefühlsausbrüche Euphorie Hysterie »Unberührtsein«
Somatischer Ausdruck (Funktionieren des Körpers)
• • • • •
körperliche Benommenheit Gefühl von Irrealität wie unter Betäubung Gefühl, sich außerhalb des Körpers zu befinden mangelnde Aktivität Hyperaktivität
Sozialer Ausdruck (zwischenmenschliche Begegnungen)
• • • • •
Passivität bei den zwischenmenschlichen Beziehungen sich der anderen Menschen nicht bewusst sein hohe Empfindsamkeit Gesprächigkeit Rückzug
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Die Gruppentreffen
Psychodynamik und Mechanismen zum Umgang mit der Trauer
Durch die folgenden Mechanismen versucht die Trauernde zu vermeiden, von der Trauer völlig überwältigt zu werden: • Verneinung • Intellektualisierung • Depersonalisierung Fürsorge und Hilfe
• • • •
Unterstützung dabei, Informationen zu bekommen für Sicherheit und Unterstützung sorgen für die Erfüllung der täglichen Bedürfnisse sorgen helfen, Prioritäten zu setzen
PROTEST Kognitiver Ausdruck (Denken)
• ständig in Gedanken mit dem verstorbenen Menschen beschäftigt • Suchen und Grübeln • Träume über den verstorbenen Menschen • Wahrnehmung von Anreizen, um dem verstorbenen Menschen ähnlich zu werden • Gefühl der Anwesenheit des verstorbenen Menschen • Verlust an Glauben • Kreisen um sich selber Affektiver Ausdruck (Fühlen)
• • • • • • •
Traurigkeit/seelischer Schmerz Furcht/Panik Ärger/Wut Erleichterung/Ambivalenz Reizbarkeit Schuldgefühle Sehnsucht/Verlangen © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen II: Die Trauer verstehen
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• Ablehnung • Einsamkeit Somatischer Ausdruck (Funktionieren des Körpers)
• physische Erschöpfung: Schmerzen in der Brust und im Unterleib, Kopfschmerzen • Übelkeit, allgemeines Unwohlsein • Veränderung des Appetits und des Körpergewichts • Krankheitsanfälligkeit • chronische Müdigkeit und Schlafstörungen Sozialer Ausdruck (zwischenmenschliche Begegnungen)
• • • • • •
übertriebene Abhängigkeit Hilfe suchen Rückzug Reizbarkeit unvorhersehbare Stimmungsschwankungen Versuche, den Verlust zu ersetzen
Psychodynamik und Mechanismen zum Umgang mit der Trauer
Widerstand gegen die Auswirkungen der Trauer durch • Regression • Projektion • Introjektion • Identifikation Fürsorge und Hilfe
• • • •
mit starken Gefühlen rechnen verhindern, dass die Trauernde sich selbst Schaden zufügt dazu ermutigen, die Gefühle zu benennen und auszudrücken die Geschichte erzählen, Tagebuch schreiben, ermutigen, sich selbst gut zuzureden und zu entspannen
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Die Gruppentreffen
DESORGANISATION Kognitiver Ausdruck (Denken)
• • • • • • • •
Verwirrung Ziellosigkeit verlangsamte Denkfähigkeit Interesselosigkeit verringertes Selbstwertgefühl Fokus auf Erinnerungen verringerte Fähigkeit zur Aufmerksamkeit Vergesslichkeit
Affektiver Ausdruck (Fühlen)
• • • • • • • •
Traurigkeit/Niedergeschlagenheit Einsamkeit Besorgtheit/Angst Bedeutungslosigkeit Apathie/Lethargie Gefühl der Irrealität starker seelischer Schmerz Verletzlichkeit
Somatischer Ausdruck (Funktionieren des Körpers)
• • • • • • •
Übernahme von Eigenschaften des verstorbenen Menschen Entwicklung von Eigenarten Krankheitsanfälligkeit Ruhelosigkeit/Erregtsein Anfälligkeit für Unfälle Schlafstörungen Appetitstörungen
Sozialer Ausdruck (zwischenmenschliche Begegnungen)
• Rückzug • Vermeiden von anderen Menschen
© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen II: Die Trauer verstehen
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• fehlende Initiative • Interesselosigkeit Psychodynamik und Mechanismen zum Umgang mit der Trauer
• beginnende Integration des Verlustes in neue Lebensmuster • die Trauernde beginnt, sich selbst neu zu bestimmen, indem sie Rückschau auf die verlorene Beziehung hält und Unerledigtes in Ordnung bringt Fürsorge und Hilfe
• die Trauernde dabei unterstützen, mit den eigenen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensänderungen umzugehen, um den Verlust zu bearbeiten und der Zukunft mit Hoffnung zu begegnen
REORGANISATION Kognitiver Ausdruck (Denken)
• Entwicklung eines wahrheits- und wirklichkeitsgetreuen Gedenkens an den verstorbenen Menschen • Freude an den Erinnerungen • Erneuerung/Verstärkung des Glaubens • Rückkehr des adäquaten »Funktionierens« • neuer Lebenssinn • Neudefinition des Selbstbildes Affektiver Ausdruck (Fühlen)
• große Bandbreite an Gefühlen • Transformation von Werten und Glaubenssätzen/-inhalten Somatischer Ausdruck (Funktionieren des Körpers)
• Rückkehr zum früheren Niveau der körperlichen Funktionsfähigkeit
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Die Gruppentreffen
Sozialer Ausdruck (zwischenmenschliche Begegnungen)
• neue oder wieder angeknüpfte Beziehungen Psychodynamik und Mechanismen zum Umgang mit der Trauer
• vorher vorhandene Mechanismen und Verhaltensformen werden wieder aufgenommen oder neue hinzugefügt Fürsorge und Hilfe
• zum neuen Engagement im Leben ermutigen • die persönliche Entwicklung und neue Identität unterstützen • Unabhängigkeit fördern Anmerkung zu der Auflistung: Die Kategorien sind nicht so scharf abgegrenzt wie hier dargestellt und eine Möglichkeit unter anderen, ähnlichen Erscheinungsformen. Die Ausdrucksformen können individuell stark abweichen.
Gruppentreffen III: Sich erinnern
Zweck und inhaltliche Grundlage Zweck dieses Gruppentreffens ist es, ein wahrheitsgetreues Gedenken an den verstorbenen Menschen zu entwickeln. Durch das Erinnern an den verstorbenen Menschen und das Sprechen über ihn kann die Hinterbliebene allmählich ihre möglicherweise idealisierende Bindung mit diesem Menschen lösen und sich selbst neu ins Leben einbringen. Oft fokussieren die Überlebenden den Tod und die Zeitspanne davor und danach; es ist jedoch notwendig, dass sie sich das gemeinsam gelebte und miteinander geteilte Leben und die glücklichen sowie die unglücklichen Erinnerungen wieder ins Gedächtnis rufen. Die Idealisierungen zum verstorbenen Menschen zu lösen bedeutet nicht, diesen Menschen zu vergessen, im Gegenteil, ihm einen würdigen und angemessenen Platz im eigenen und weiteren Leben zuzuweisen. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen III: Sich erinnern
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Benötigte Materialien • Namensschildchen (Benutzen Sie sie solange, bis die Gruppe alle Namen auswendig kennt.) • Tisch (oder Ähnliches), auf dem die Fotos und die anderen Gegenstände ausgebreitet werden, welche die Teilnehmerinnen als Teil der Aufgabe mitgebracht haben. Mitteilungszeit und inhaltliche Arbeit Im Allgemeinen wird dieses Gruppentreffen ganz für die Aufgaben vom vergangenen Treffen benötigt. Es ist eines der wichtigsten Gruppentreffen, denn es ist eine Zeit, in der die Mitglieder sich unmittelbar an den verstorbenen Menschen und ihre Beziehung zu ihm erinnern, was meist sehr schmerzhaft für sie ist. Den meisten Gruppenmitgliedern tut dieses Mitteilen gut, denn es ist ein Raum, wo es in Ordnung ist, von dem geliebten Menschen zu sprechen. Für einige Mitglieder mag dieses Gruppentreffen sehr schmerzlich sein, aber sie gewinnen auch etwas für sich dabei. Manche haben es vielleicht seit dem Tod nicht fertig gebracht, ein altes Foto zu betrachten; wenn es ihnen jetzt gelingt, haben sie oft ein starkes Gefühl des Wachstums und Fortschritts.
Aufgaben: Besprechen Sie die Erfahrungen, wie es war, das Tagebuch begonnen zu haben. (Haben Sie es geschafft, in Ihr Tagebuch zu schreiben? Falls nicht, was kam Ihnen dazwischen? Wie ging es Ihnen dabei? Möchte jemand seine Eintragungen mitteilen? Wie fühlten Sie sich, nachdem Sie Tagebuch geschrieben hatten?) Didaktischer Teil: Erörtern Sie, welchen Wert es hat, sich wirklich und wahrhaftig zu erinnern, auch Verschüttetes wieder ins Gedächtnis zu holen und davon zu erzählen. »Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude.« Wir müssen uns realistisch erinnern; der Verstorbene war weder ein Engel noch ein Teufel. Jeder hat Tugenden und Fehler. Wir müssen zwischen der Realität und unserer Phantasie unterscheiden, denn die Trauer um ein Ideal ist mühsamer und ungleich länger als die um den wirk© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
lichen Menschen. Das gilt im umgekehrten Sinn aber auch für die Erinnerung an die Menschen, von denen man sich aus eigenem Antrieb getrennt hat, weil die Beziehung nicht mehr förderlich war. Es kann unter Umständen auch bedrückende Beziehungsanteile nach einem Tod wie Gewalt, Erpressung, Missachtung oder sogar Missbrauch geben. Pause Die Gruppenleiterinnen sollten den Zeitpunkt der Pause während der Mitteilungszeit sorgfältig wählen. Trotzdem ist es wichtig, dass ungefähr nach der Hälfte der Gruppentreffenszeit eine Unterbrechung gemacht wird. Aufgaben Die Mitglieder werden gebeten, dem geliebten Menschen, den sie verloren haben, Briefe in ihrem Tagebuch zu schreiben. In diesen Briefen sollten sie ihre Gedanken und Gefühle ausdrücken. Sie könnten beispielsweise auf folgende Punkte eingehen: • was sie jetzt nie mehr tun können • was sie gern gesagt oder nicht gesagt hätten • was der verstorbenen Menschen hätte sagen oder nicht sagen sollen • was sie am meisten vermissen • was sie gern getan oder nicht getan hätten • was sie den verstorbenen Menschen gern fragen würden • wie sie sich gefühlt haben, als dieser Mensch verstarb • wie sie sich heute fühlen Aufgaben bis zum Gruppentreffen IV 1. Schreiben Sie in Ihrem Tagebuch einen Brief an den geliebten Menschen, den Sie verloren haben. Drücken Sie darin ihre Gedanken und Gefühle aus. Wenn Sie möchten, können Sie beispielsweise auf folgende Punkte eingehen: a. was wir jetzt nie mehr tun können b. was ich gern gesagt oder nicht gesagt hätte © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen IV: Gefühle annehmen und ausdrücken
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c. was ich wünschte, Du hättest es gesagt oder nicht gesagt d. was ich am meisten vermisse e. was ich gern getan oder nicht getan hätte f. was ich wünschte, mit Dir getan oder nicht getan zu haben g. was ich Dich gern fragen würde h. wie ich mich bei Deinem Tod gefühlt habe i. wie ich mich heute fühle 2. Fahren Sie mit den wöchentlichen Eintragungen in Ihrem Tagebuch fort.
Gruppentreffen IV: Gefühle annehmen und ausdrücken
Zweck und inhaltliche Grundlage Dieses Gruppentreffen dient dazu, • die Bandbreite der Emotionen zu verstehen, die nach dem Tod eines geliebten Menschen auftreten, • den Wert zu erkennen, der darin liegt, diese Emotionen auszudrücken, und zu lernen, diese Emotionen bei sich und anderen zu akzeptieren.
Indem sie hören, wie andere von ähnlichen Emotionen sprechen, erkennen die Gruppenmitglieder, dass diese Empfindungen normal und allgemein verbreitet sind. Die nichtwertende Annahme der sich ändernden Emotionen durch die Gruppe ermutigt jeden Einzelnen dazu, diese bei sich selbst auch zu akzeptieren. Benötigte Materialien Materialien für den Ausdruck der Trauer in der Gruppe. Hilfreich können zum Beispiel Papierstreifen sein, auf denen Dinge notiert und zu einer Art Litanei zusammengefasst werden, oder alte Zeitschriften zur Herstellung einer gemeinsamen Collage.
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Die Gruppentreffen
Mitteilungszeit Leiten Sie die Gruppenmitglieder dazu an, einige Inhalte aus den Briefen mitzuteilen, die sie an den verstorbenen Menschen geschrieben haben, und welche Gefühle sie im Zusammenhang damit empfunden haben. Ermutigen Sie dazu, sowohl von den positiven als auch von den negativen Inhalten und Gefühlen zu erzählen. Hinweise zur Gruppendynamik Alle Gefühle sind willkommen! Traurigkeit, Wut, Schuld, Erleichterung und so weiter sind alle normal und in Ordnung. Bei der Trauer gibt es kein »ich müsste …!«. Diskutieren Sie über die Schwierigkeiten dabei, solchen Gefühlen freien Lauf zu lassen, zum Beispiel körperliche und emotionale Krankheitssymptome oder eine Blockade in der Kommunikation. Soziokulturelle Erwartungen und Verbote machen es umso schwieriger, Trauer zu durchleben und aufzulösen. Familienmitglieder und andere Menschen in der Umgebung haben unrealistische Erwartungen und verhindern den Ausdruck von Gefühlen, indem sie Ratschläge geben wie: »Nun weine doch nicht!«, »Nach sechs Wochen solltest du darüber weg sein!«, »Sprich nicht darüber, und dann wird es dir auch nicht so viel ausmachen«, »Geh am besten direkt wieder zur Arbeit«, »Vergiss ihn«, »Lösch die Erinnerungen aus«, »Mach eine kleine Reise und sieh zu, dass sie dir nicht mehr im Kopf herumspukt.« Die Gesellschaft versucht, den Tod zu leugnen; das wird allein durch die beschönigende Wortwahl offensichtlich, zum Beispiel: jemand ist »heimgegangen« oder »entschlafen«, die »letzte Ruhestätte« und anderes mehr. Pause Inhaltliche Arbeit Geben Sie der Gruppe eine Einführung in kreative Ausdrucksformen der Trauer. Es gibt mehrere Alternativen: 1. Schaffen Sie eine »Gruppenlitanei«. Regen Sie an, dass jede an das Wort »Tod« oder »Trauer« denkt und auf einzelne Papier© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen IV: Gefühle annehmen und ausdrücken
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streifen die Sätze aufschreibt, die ihr dabei in den Sinn kommen. Weisen Sie darauf hin, dass es auch nur einige Worte oder ein Satzteil sein darf, sonst ist es zu schwierig, daraus eine Litanei, das heißt einen zusammenhängenden Text zu bilden. Danach werden die Papierstreifen für alle sichtbar auf dem Boden oder auf einem Tisch ausgebreitet und die Gruppe ordnet sie in eine sinnvolle Reihenfolge. Zweck dieser Übung ist es, die Gruppenmitglieder an das kreative Schreiben heranzuführen, was ein guter Weg sein kann, um Trauer Ausdruck zu verleihen. 2. Entwerfen Sie gemeinsam eine Collage. Verwenden Sie alte Zeitschriften oder andere Publikationen mit Bildern zum Ausschneiden. Jede Person soll ein Bild auswählen, das ihre Gedanken und Gefühle darstellt. Dann werden die Bilder für alle sichtbar auf dem Boden oder auf einem Tisch ausgebreitet und von der ganzen Gruppe in eine passende Ordnung gebracht. Zweck dieser Übung ist es, die Gruppe mit einer anderen Ausdrucksform für Trauer vertraut zu machen, nämlich mit der graphischen Darstellung. Aufgaben 1. Die Mitglieder sollten ihre Tagebücher nehmen und eine Schreibtechnik ausprobieren, die »Bewusstseinsstrom« genannt wird. Sie sollten ungereimte Verse oder kurze Sätze bilden oder Satzenden für einleitende Worte finden wie etwa:
Ich erinnere mich daran, als Oh, wie sehr wünschte ich, dass Manchmal werde ich wütend, wenn Manchmal verletzt es mich, wenn Allmählich spüre ich, © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
Sollten ein Zögern oder gewisse Widerstände gegen das Vollenden solcher Sätze auftreten, so könnten sich folgende Anweisungen als hilfreich erweisen: »Notieren Sie einfach frei und spontan, was Ihnen in den Sinn kommt, ohne sich darum zu kümmern, ob dieses Satzende wahr oder falsch ist. Es wird später immer Gelegenheit dazu geben, die Bedeutung des Geschriebenen zu ermessen. Wenn Sie schnell und unzensiert drauf losschreiben, können Sie manchmal Dinge ausdrücken, die Ihnen selbst nicht einmal bewusst waren.« 2. Die Mitglieder sollten sich an Gedichte und Prosatexte erinnern, die ihnen in ihrer Trauer Trost gespendet haben (oder im Gegenteil gar nicht hilfreich waren) und für das nächste Gruppentreffen darauf vorbereitet sein, dies mit der Gruppe zu teilen. 3. Die Mitglieder sollten an die Büchersammlung und die Aufgabe erinnert werden, eines der Bücher auszusuchen und zu lesen, damit später darauf eingegangen werden kann. Aufgaben bis zum Gruppentreffen V 1. Probieren Sie in Ihrem Tagebuch die so genannte »Bewusstseinsstrom«-Schreibtechnik aus. Lassen Sie Ihrem Verstand freien Lauf und verwenden Sie ungereimte Verse oder kurze Sätze, um Ihre Gedanken und Gefühle aufzuzeichnen. Vielleicht haben Sie zu Beginn Lust, die Satzvollendungs-Methode zu verwenden. Dazu finden Sie ohne großes Nachdenken Satzenden für einleitende Worte wie etwa:
Ich erinnere mich daran, als Oh, wie sehr wünschte ich, dass Manchmal werde ich wütend, wenn Manchmal verletzt es mich, wenn Allmählich spüre ich, © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen V: Rollenveränderungen
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2. Erinnern Sie sich daran, ob es bestimmte Gedichte oder Prosatexte gab, die Ihnen in Ihrer Trauer Trost gespendet haben (oder im Gegenteil gar nicht hilfreich waren), und seien Sie bitte für das nächste Gruppentreffen darauf vorbereitet, einige davon der Gruppe vorzustellen. 3. Falls noch nicht geschehen, denken Sie bitte daran, sich aus der Büchersammlung ein Buch auszusuchen, das Sie während der nächsten Wochen lesen möchten.
Gruppentreffen V: Rollenveränderungen
Zweck und inhaltliche Grundlage Dieses Gruppentreffen dient dazu, 1. die Veränderung der eigenen sozialen Rolle als eine der großen Variablen zu erkennen, die die Schwere und Art der Reaktionen auf die Trauer beeinflussen, 2. die eigenen Rollenveränderungen (sowohl Verlust von Rollen als auch Annehmen einer neuen Rolle) zu ermessen und 3. zu prüfen, inwieweit die Rollenanpassungen innerhalb der Familie angemessen sind.
Indem die Mitglieder ein Verständnis für die Rollenveränderungen entwickeln, können sie zu einer gesunderen neuen Ausrichtung ihrer eigenen Rolle gelangen. Benötigte Materialien • Falls im letzten Gruppentreffen eine »Gruppenlitanei« erarbeitet wurde, sollte jetzt jedes Mitglied ein getipptes Exemplar davon erhalten. • Falls im letzten Gruppentreffen eine Gruppencollage geschaffen wurde, sollte sie in diesem Gruppentreffen wieder verwendet werden und/oder Mitglieder eine Kopie davon erhalten. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
• Blätter aus etwas festerem Papier oder Pappe, Filzstifte oder Buntstifte, Scheren. Mitteilungszeit Wenn im vorhergehenden Gruppentreffen eine Litanei erstellt wurde, sollten Sie nun getippte Exemplare davon verteilen und eine Teilnehmerin bitten, den Text laut vorzulesen. Wenn eine Collage geschaffen wurde, schauen Sie sie mit der Gruppe noch einmal an und fragen Sie danach, welche neue Ideen oder Gefühle dadurch in dieser Woche hervorgerufen werden. Zeigen Sie sich gegenseitig die Gedichte und Prosatexte, die hilfreich waren oder nicht. Sprechen Sie über einige der Verse oder über die anderen kreativen Arbeiten, die von den Mitgliedern zu Hause geschaffen wurden. Inhaltliche Arbeit 1. Erörtern Sie, dass die Rollenveränderung einer der Faktoren ist, die die Antworten auf die Trauer beeinflussen, und weisen Sie darauf hin, dass dies einer der vielen Faktoren ist, welche die Intensität der Trauer betreffen. 2. Diskutieren Sie über die Probleme dabei, eine Rolle zu verlieren oder eine andere zu übernehmen. Dabei können Sie zum Beispiel folgende Fälle miteinander vergleichen: eine 50-jährige Frau verliert ihre kranke Mutter, nachdem sie sie über Jahre gepflegt hat, oder eine andere 50-jährige Frau verliert ihre Mutter, die weit entfernt gewohnt hat und mit der sie wenig Kontakt hatte; oder eine junge Mutter verliert ihr kleines Kind. 3. Verteilen Sie die Pappen und Stifte. Bitten Sie die Mitglieder, an die 30 Tage vor dem Tod des geliebten Menschen zu denken und zu überlegen, wie viel Zeit jeweils von ihren verschiedenen sozialen Rollen in Anspruch genommen wurde. Die Pappe stellt die Gesamtheit all ihrer Rollen dar: Ehepartnerin, Elternteil, Berufstätige, Freundin, Bruder oder Schwester und so weiter. Geben Sie einige Beispiele und zeichnen Sie sie als Modell auf eine Pappe. Dann sollte jeder seine eigene Situation mit dem Rollenzusammenspiel malen. Wenn alle damit fertig © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen V: Rollenveränderungen
4.
5.
6. 7.
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sind, sollten diejenigen Abschnitte herausgeschnitten werden, die mit der verstorbenen Person zusammenhängen. Sprechen Sie gemeinsam über die Größe und Bedeutung des dadurch entstehenden Lochs in der Pappe und über die anderen Rollenveränderungen, die seit dem Tod der geliebten Person eingetreten sind. Legen Sie den Teilnehmerinnen nahe, die Stabilität der anderen Rollen während der Trauerzeit soweit als möglich aufrechtzuerhalten. Sprechen Sie über die Vor- und Nachteile dabei, einen Ersatz für die Rollen zu finden, die früher von der verstorbenen Person ausgefüllt wurden. Führen Sie die Diskussion über die Rollenveränderungen fort. Bitten Sie um thematische Vorschläge für die verbleibenden Gruppentreffen und fragen Sie nach, ob die Gruppentreffen in ihrer bisherigen Struktur die bei den einzelnen Teilnehmerinnen bestehenden Bedürfnisse erfüllen.
Pause Machen Sie eine Pause, nachdem die Hälfte der Gruppenmitglieder ihre Rollenveränderungen besprochen hat. Aufgaben 1. Die Mitglieder sollten darüber nachdenken, was sie aufbringt oder ärgert und wie sie damit umgehen. Sie sollten die Ergebnisse in ihrem Tagebuch notieren. 2. Die Mitglieder sollten sich einem neuen Lernfeld zuwenden oder ein altes Talent wieder aufnehmen und fördern. 3. Die Mitglieder sollten Kontakt zu einer (ihnen bereits bekannten oder noch unbekannten) Person aufnehmen. Aufgaben bis zum Gruppentreffen VI 1. Denken Sie bitte darüber nach, welche Dinge Sie aufbringen oder ärgern und wie Sie damit umgehen. Notieren Sie dies bitte in Ihrem Tagebuch. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
2. Beginnen Sie damit, etwas Neues zu lernen, oder nehmen Sie ein altes Talent wieder auf. 3. Nehmen Sie in dieser Woche Kontakt zu einer (Ihnen bereits bekannten oder noch unbekannten) Person auf.
Gruppentreffen VI: Stress und Stressbewältigung
Zweck und inhaltliche Grundlage Dieses Gruppentreffen dient dazu: • Stresssituationen oder -faktoren zu bestimmen, die vor oder während der Trauerzeit aufgetreten sind, • zu erkennen, dass sich Stressfaktoren gegenseitig verstärken, • die eigenen Verhaltensweisen für den Umgang mit Stress einzuschätzen und • zusätzliche Verhaltensweisen zu bestimmen, die nützlich dabei sind, mit dem Stress fertig zu werden.
Indem sich die Mitglieder ihr individuelles Stressniveau und die gesundheitlichen Auswirkungen hiervon bewusst machen, kann jede Einzelne von ihnen Schritte zur Verringerung der Stressfaktoren unternehmen und/oder zusätzliche Stressoren vermeiden. Durch die Einschätzung des eigenen Verhaltens zur Stressbewältigung und durch das vermehrte Wissen über andere Verhaltensweisen kann jede für sich ihr Verhaltensrepertoire in diesem Punkt vergrößern und/oder verbessern. Benötigte Materialien • Stress-Bestandsliste (Mess-Skala von Holmes und Rahe zur sozialen Neuorientierung) • Liste über Verhaltensformen zur Stressbewältigung • Liste der Lieblingsbeschäftigungen (für die Aufgabe)
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Gruppentreffen VI: Stress und Stressbewältigung
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Mitteilungszeit 1. Bitten Sie die Gruppenmitglieder, zu erzählen, was sie in der letzten Woche aufgeregt oder geärgert hat und wie sie damit umgegangen sind. 2. Bitten Sie die Gruppenmitglieder, über ihre Erfahrungen damit zu berichten, etwas Neues zu lernen oder alte Talente aufzugreifen. Inhaltliche Arbeit 1. Verteilen Sie die Liste zur Stress-Bestandsaufnahme und bitten Sie die Mitglieder, ihre persönliche Stress-Punktzahl zu ermitteln. 2. Erörtern Sie die Auswirkungen von Stress auf die körperliche und mentale Gesundheit sowie auf die Fähigkeit zur sozialen Anpassung. Vermeiden Sie es, von den Ergebnissen der beiden Wissenschaftler Holmes und Rahe zu sprechen, die nämlich die Punktzahl in Verbindung mit der Wahrscheinlichkeit bringen, eine körperliche Krankheit zu entwickeln. Die Gruppenmitglieder haben meist eine sehr hohe Punktzahl und tendieren dazu, die Skala wörtlich zu nehmen. Sie fürchten dann, in nächster Zukunft unweigerlich zu erkranken. Betonen Sie stattdessen, dass Stress andere Probleme hervorruft und dass die Gruppenmitglieder in der jüngsten Vergangenheit einer immensen Stressbelastung ausgesetzt waren. Der Vorteil der Skala von Holmes und Rahe besteht darin, dass sie eine Methode bietet, um die Erfahrungen der Gruppenmitglieder in eine Mengenangabe zu fassen. Sprechen Sie über die Möglichkeiten, Stress zu verringern und/oder die Auswirkungen des Stresses zu vermindern. Weisen Sie darauf hin, dass in der Trauerzeit medizinische Check-ups und eine besondere Aufmerksamkeit auf die Gesundheit notwendig sind. Betonen Sie die Tatsache, dass der Gesundheitszustand nicht nur davon beeinflusst wird, welcher Stressbelastung der Einzelne ausgesetzt ist, sondern wie er mit diesem Stress umgeht und ihn gegebenenfalls bewältigt. Weisen Sie darauf hin, dass es in der Regel © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
nicht nötig ist und sogar trauerverzögernd sein kann, Psychopharmaka einzunehmen. 3. Weisen Sie auf die Tatsache hin, dass auch die anderen Familienmitglieder im vergangenen Jahr ähnliche Stressfaktoren bewältigen mussten. Die individuellen Kraftreserven sind stark beansprucht worden und daher sind alle weniger geduldig und/ oder belastbar innerhalb der familiären Beziehungen. 4. Teilen Sie die Liste über Verhaltensformen zur Stressbewältigung aus und bitten Sie die Mitglieder, ihre Verhaltensformen dort einzuordnen. 5. Diskutieren Sie die verschiedenen Formen der Stressbewältigung, zum Beispiel: Welche Formen des Umgangs mit Stress sind angemessen und welche sind weniger geeignet? Greifen manche Gruppenmitglieder übertrieben häufig auf einige wenige Stressbewältigungsarten zurück? Sollten sie ihr Repertoire erweitern? Einige dieser Verhaltensweisen sind vor allem kurzfristig wirksam, wie etwa das Besprechen mit anderen oder das Herausfinden der Stressursachen. Haben die Mitglieder ein Gleichgewicht zwischen kurzfristig und langfristig effektiven Formen des Umgangs mit Stress? Hatten sie in der Vergangenheit bestimmte Fähigkeiten zur Stressbewältigung, die sie derzeit nicht mehr nutzen? Sollten sie sich dieser Fähigkeiten besinnen? Es gibt nicht nur eine allein richtige Form der Stressbewältigung; was bei einem Menschen gut funktioniert, ist vielleicht bei jemand anderem nicht hilfreich. Pause Legen Sie die Pause nach Bearbeitung des dritten Punkts ein. Aufgaben 1. Die Mitglieder sollten die Liste der Lieblingsbeschäftigung ausfüllen, indem sie die Dinge aufschreiben, die sie »gern tun« oder »gern getan haben«. 2. Die Mitglieder sollten ihre Ziele überprüfen (siehe Aufgabe aus Gruppentreffen I). Sie sollten diese Ziele überdenken und gege© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen VI: Stress und Stressbewältigung
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benenfalls neu formulieren. Sie können sich selbst besondere Aufgaben in Zusammenhang mit ihren Zielen setzen. 3. Falls noch nicht geschehen, sollten die Mitglieder mit der Aufgabe beginnen, den persönlichen Besitz des geliebten Menschen, der verstorben ist, durchzuschauen und zu überlegen, was sie nicht behalten möchten und gegebenenfalls weggeben wollen. Aufgaben bis zum Gruppentreffen VII 1. Füllen Sie bitte die Liste der Lieblingsbeschäftigung aus, indem Sie die Dinge aufschreiben, die Sie »gern tun« oder »gern getan haben«. Weitere Anweisungen zu dieser Aufgabe finden Sie auf dem ausgeteilten Formblatt. 2. Überprüfen Sie die Ziele, die Sie als Aufgabe aus dem Gruppentreffen I aufgestellt und in Ihrem Tagebuch festgehalten haben. Sie können diese Ziele überdenken und gegebenenfalls neu formulieren. Außerdem sollten Sie sich selbst einige spezielle Aufgaben in Zusammenhang mit diesen Zielen setzen. 3. Falls noch nicht geschehen, sollten Sie jetzt mit der Aufgabe beginnen, den persönlichen Besitz des geliebten Menschen, der verstorben ist, durchzuschauen. Wählen Sie einige persönliche Dinge aus, die Sie behalten möchten. Wo sollen diese ihren Platz in Ihrem Leben, in Ihrer Umgebung finden? Bei den anderen Sachen sollten Sie zu überlegen beginnen, wann und wem Sie sie nach und nach geben wollen. Vielleicht gibt es Angehörige oder Freunde, denen Sie mit bestimmten Dingen eine Freude machen können. Auch karitative oder sonstige Einrichtungen können vieles brauchen. Vergewissern Sie sich, dass man wertschätzend damit umgeht. Wichtig ist, dass Sie sich nicht unter Druck setzen oder setzen lassen, indem Sie glauben, alles schnell entsorgen zu müssen.
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Die Gruppentreffen
Stress-Bestandsliste (Mess-Skala von Holmes/Rahe1 zur Neuorientierung) Name
Datum
Welche dieser Ereignisse haben Sie in den vergangenen zwei Jahren erlebt? Zählen Sie die Punktwerte der einzelnen Geschehen zusammen, um Ihre persönliche Stress-Punktzahl zu ermitteln. Wenn ein oder mehrere Dinge mehrmals eingetreten sind, so multiplizieren Sie die einzelne Punktzahl damit, wie oft das jeweilige Ereignis vorgefallen ist. Lebensereignis Tod eines (Ehe)Partners oder Kindes
1
Punktzahl 100
Scheidung
73
Trennung vom (Ehe-)Partner
65
Haftstrafe
63
Tod eines nahen Angehörigen
63
Eigene Verletzung oder Krankheit
53
Heirat
50
Kündigung der Arbeitsstelle
47
Versöhnung mit dem (Ehe-)Partner
45
Pensionierung
45
Erkrankung eines Familienmitglieds
44
Schwangerschaft
40
Probleme in der Sexualität
39
Hinzukommen eines neuen Familienmitglieds
39
Geschäftliche Veränderung
39
Finanzielle Veränderung
38
Holmes, Th., Rahe, R. (1967). The Social Readjustment Rating Scale (SRRS). Journal of Psychosomatic Research, 11, 2, 213–218.
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Gruppentreffen VI: Stress und Stressbewältigung
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Tod einer guten Freundin, eines guten Freundes
37
Wechsel zu anderem Arbeitsbereich
36
Veränderung bei der Häufigkeit von Auseinandersetzung mit dem (Ehe-)Partner
35
Hypothek oder Darlehen über mehr als 15.000 Euro
31
Forderung zur Rückzahlung einer Hypothek/eines Darlehens
29
Veränderung der Zuständigkeiten am Arbeitsplatz
29
Sohn oder Tochter verlässt das Elternhaus
29
Ärger mit der Schwiegerfamilie
28
Herausragende persönliche Leistung
26
(Ehe-)Partner nimmt eine Arbeitsstelle an oder gibt sie auf
26
Beginn oder Beendigung einer Schule/Fortbildung
26
Veränderung der Lebensbedingungen
25
Überprüfung der individuellen Gewohnheiten
24
Ärger mit dem Chef
23
Veränderung der Arbeitszeit oder -bedingungen
20
Wohnortwechsel
20
Schulwechsel
19
Änderung der Freizeitaktivitäten
19
Änderung der kirchlichen Aktivitäten
19
Hypothek oder Darlehen von weniger als 15.000 Euro
17
Veränderung der Schlafgewohnheiten
16
Veränderung in der Häufigkeit der Familienzusammenkünfte
15
Änderung des Essverhaltens
15
Urlaub
13
Weihnachten
12
Geringfügiger Gesetzesverstoß
11
Änderung bei den schulischen Aktivitäten
18
Gesamtpunktzahl
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Die Gruppentreffen
Liste über Verhaltensformen zur Stressbewältigung Name
Datum
Jeder geht anders mit Stress und Problemen um. Mit welcher Häufigkeit wenden Sie die folgenden Verhaltensweisen an, wenn Sie sich unter Stress befinden oder Probleme haben? Bitte kreuzen Sie die entsprechende Zahl an. 1 = nie 2 = selten 3 = manchmal 4 = normalerweise 5 = immer 1. Alkoholische Getränke zu sich nehmen
1
2
3
4
5
2. Sich bei einer anderen Person aussprechen
1
2
3
4
5
3. Über das Problem lesen
1
2
3
4
5
4. Sich einfach keine Sorgen darüber machen
1
2
3
4
5
5. Immer beschäftigt sein, damit keine Zeit bleibt, darüber nachzudenken
1
2
3
4
5
6. Mehr essen
1
2
3
4
5
7. Weniger essen
1
2
3
4
5
8. Marihuana rauchen
1
2
3
4
5
9. Sich durch Sport abreagieren
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
10. Fluchen 11. Zigaretten, Zigarren oder Pfeife rauchen
1
2
3
4
5
12. Mehr schlafen
1
2
3
4
5
13. Weinen
1
2
3
4
5
14. Versuchen, dem Stress oder dem Problem eine amüsante Seite abzugewinnen
1
2
3
4
5
15. Medikamente einnehmen (z. B. Beruhigungs- oder Auf putschmittel)
1
2
3
4
5
16. Beten
1
2
3
4
5
17. Alternative Pläne schmieden
1
2
3
4
5
18. Das Schlimmste erwarten
1
2
3
4
5
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Gruppentreffen VI: Stress und Stressbewältigung
19. Versuchen, alles zu vergessen
1
2
3
4
5
20. Es in Gottes Hände legen
1
2
3
4
5
21. Tagträume
1
2
3
4
5
22. Versuchen, das Gute darin zu sehen
1
2
3
4
5
23. Rücksichtlosem Verhalten frönen
1
2
3
4
5
24. Es akzeptieren
1
2
3
4
5
25. Auf ein Wunder hoffen
1
2
3
4
5
26. Seine Gefühle für sich behalten
1
2
3
4
5
27. Andere um Rat fragen
1
2
3
4
5
28. Eine Weile vor dem Problem fliehen (durch eine Ruhepause oder Urlaub)
1
2
3
4
5
29. Abwarten, was geschieht
1
2
3
4
5
30. Sich etwas Besonderes leisten
1
2
3
4
5
31. Sich einem Hobby oder einer Lieblingsbeschäftigung hingeben
1
2
3
4
5
32. Mehr darüber herausfinden
1
2
3
4
5
33. Den Ausweg in einer besinnlicheren Stimmung suchen
1
2
3
4
5
34. Zuflucht in der Natur suchen (Radtouren, Spaziergänge etc.)
1
2
3
4
5
35. Entschiedene Maßnahmen ergreifen
1
2
3
4
5
36. Schreiben (Tagebuch, Briefe etc.)
1
2
3
4
5
37. Sich frühere Erfahrungen ins Gedächtnis rufen
1
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3
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5
38. Sich massieren lassen
1
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3
4
5
39. Ein heißes Bad nehmen
1
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40. Hoffen, dass die Dinge sich ändern werden
1
2
3
4
5
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Die Gruppentreffen
Liste der Lieblingsbeschäftigungen Name
Datum
Schreiben Sie bitte die 15 Dinge auf, die Sie wirklich gern tun, von aufwendigeren Aktivitäten wie zum Beispiel »in Urlaub fahren« bis hin zu Dingen wie »sonnenbaden«. Bestimmen Sie dann die fünf wichtigsten Lieblingsbeschäftigungen. Kreuzen Sie außerdem die Aktivitäten an, die mehr als 10 Euro kosten. Danach setzen Sie bitte ein »A« hinter die Aktivitäten, die Sie am liebsten allein tun, und ein »M«, für diejenigen, die Sie am liebsten gemeinsam mit anderen Menschen tun. Schließlich vermerken Sie noch, wie lange es her ist, seit Sie zum letzten Mal diesen Lieblingsbeschäftigungen nachgegangen sind. Aktivität
Rang
Teurer als 10 Euro
Allein oder mit anderen?
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
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Wann zum letzten Mal?
Gruppentreffen VII: Jahrestage
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Gruppentreffen VII: Jahrestage2
Zweck und inhaltliche Grundlage Dieses Gruppentreffen dient dazu, zu erkennen, dass Feiertage oder andere arbeitsfreie Tage und Jahrestage zu einem vorübergehenden, aber kurzzeitigen Aufflammen der Trauersymptome führen können. Der Effekt, der durch Jahrestage hervorgerufen wird, kann durch die sorgfältige Planung solcher besonderer Daten gemildert werden. Es braucht ein Gleichgewicht zwischen der Anerkennung und dem Ausleben des Kummers, um zu verhindern, von der Trauer völlig überwältigt zu werden. Benötigte Materialien • Vorschläge für verschiedene Möglichkeiten, auf solche Jahrestage einzugehen • Beispiele für Dinge, Handlungen oder Zeremonien zum Gedenken an den verstorbenen Menschen Mitteilungszeit Sprechen Sie über die Überprüfung der individuellen Ziele und die Fortschritte (oder den mangelnden Fortschritt) bei der Erreichung dieser Ziele. Inhaltliche Arbeit Diskutieren Sie über die Liste der Lieblingsbeschäftigungen und die Reaktionen darauf. Stellen Sie den Mitgliedern etwa folgende Fragen: »Haben Sie vor allem Aktivitäten genannt, die Sie gemeinsam mit anderen Menschen tun, oder besteht ein Gleichgewicht zwischen gemeinsamen Tätigkeiten und Lieblingsbeschäftigungen, 2
Diese Sitzung sollte so eingeplant werden, dass sie mit irgendeinem Feiertag während des zehnwöchigen Gruppenzyklus zusammenfällt. Jahrestage und Feiertage sind so wichtig, dass es große Bedeutung hat, diese besondere Sitzung möglichst nah an einem Feiertag stattfinden zu lassen, um eine optimale Wirkung zu erzeugen.
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Die Gruppentreffen
bei denen Sie gern allein sind? Gibt es Aktivitäten, die Sie früher sehr geliebt haben, in jüngster Zeit aber nicht ausgeübt haben? Haben Sie vor allem Spaß an Tätigkeiten, die Geld kosten? Haben Sie einige Alltagsaktivitäten vergessen, die Sie ebenfalls gern tun? Wie können Sie es sich so einrichten, dass Sie diesen Lieblingsbeschäftigungen häufiger nachgehen? Haben Sie Anregungen durch die Listen der anderen Mitglieder bekommen?« Pause Inhaltliche Arbeit (Fortsetzung) Didaktische Vorbemerkung: Feiertage, Urlaube, Jahrestage, Geburtstage, besondere Ereignisse, weitere Todesfälle oder bedrohliche Ereignisse, durch die die Erinnerung an den verstorbenen Menschen wachgerufen werden, können dazu führen, dass man sich von der Trauer wie von einem Strudel ergriffen fühlt. Zu diesen Zeiten kann es sein, dass man Mini-Trauerzyklen durchläuft. Das ist normal. Es kann auch sein, dass die Gruppenmitglieder das Gefühl bekommen, sie seien ganz an den Anfang ihrer Trauerarbeit zurückgeworfen worden. Das ist allerdings nicht wahr. Die Intensität des Schmerzes wird allmählich nachlassen, und diese Reaktionen auf Jahrestage werden seltener auftreten und mit immer weniger Schmerz verbunden sein. Die innere Verteidigungshaltung der Hinterbliebenen kann so stark sein, dass sie an diesen besonderen Tagen jeglichen Gedanken an den verstorbenen Menschen völlig abblocken. Sie haben vielleicht eine depressive Verstimmung und wissen nicht, warum; dann erinnern sie sich daran, dass es ja ein besonderer Tag ist. Sie müssen diese Tage sorgfältig planen. Einige wünschen sich an diesen Tagen Gesellschaft, andere möchten lieber allein sein. Es ist im Allgemeinen hilfreich, eine Zeitlang über den verstorbenen Menschen zu sprechen oder an ihn zu denken, um sich der eigenen Gedanken und Gefühle bewusst zu werden. Manchmal sind diese Jahrestage oder besonderen Tage derart schmerzvoll, dass sie fast unerträglich erscheinen. In solch einem © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen VII: Jahrestage
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Fall ist es nützlich, neue Rituale einzuführen und diese Tage anders zu beachten oder zu begehen, als es vor dem Todesfall üblich war. Es ist sehr hilfreich, diesen Tag oder zumindest einen Teil davon mit verständnisvollen Freunden oder Familienmitgliedern zu verbringen. Regen Sie zwischen den Teilnehmerinnen ein Gespräch darüber an, wie sie mit diesen besonderen Tagen umgehen und was ihnen dabei besonders geholfen hat. Erinnern Sie die Gruppenmitglieder daran, dass nur noch drei Gruppentreffen vor ihnen liegen. Fragen Sie danach, ob es irgendeinen thematischen oder sonstigen Wunsch für diese letzten drei Treffen gibt. Aufgaben Die Mitglieder sollten einige Zeit dafür verwenden, geeignete Erinnerungszeremonien zu planen oder Erinnerungsgegenstände oder anderes für den geliebten verstorbenen Menschen zu finden. Es kann hilfreich sein, dabei Folgendes in Erwägung zu ziehen: »Was können Sie tun, oder was haben Sie bereits getan, um das Andenken an den verstorbenen Menschen zu wahren? Was haben andere getan? Was für eine Form des Gedenkens hätte dem verstorbenen Menschen gefallen? Was können Sie tun, um die Erinnerung an den verstorbenen Menschen wachzuhalten? Denken Sie an Fotoalben, (Grab-)Steine, Erinnerungsecken in der Wohnung (Altärchen), eine Spende an eine Einrichtung in seinem Sinn, ein Kunstwerk und anderes mehr. Die Gruppenleiterinnen sollten einige Beispiele für geeignete oder einzigartige Formen des Gedenkens geben. Aufgaben bis zum Gruppentreffen VIII Für diese Aufgabe könnte es hilfreich für Sie sein, sich folgende Fragen zu stellen: Was können Sie tun, oder was haben Sie bereits getan, um das Andenken an den verstorbenen Menschen zu wahren? Beginnen Sie damit, eine geeignete Form des Gedenkens zu planen. Was hätte dem verstorbenen Menschen gefallen? Was haben andere getan, um des verstorbenen Menschen zu gedenken? Was können Sie tun, um © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
Ihre Erinnerung an den verstorbenen Menschen wach zu halten? Vielleicht können Sie Fotoalben, (Grab-)Steine, Erinnerungsecken in der Wohnung (Altärchen), eine Spende an eine Einrichtung in seinem Sinn, ein Kunstwerk oder Ähnliches in Erwägung ziehen.
Gruppentreffen VIII: Formen des Gedenkens
Zweck und inhaltliche Grundlage Dieses Gruppentreffen dient dazu, angemessene und bedeutungsvolle Formen des Gedenkens für den verstorbenen Menschen zu finden. Dieser Vorgang des ehrenden Andenkens fördert die Annahme der Wirklichkeit und der Unumstößlichkeit des Todes. Es ist auch förderlich dabei, von einer lebendigen Beziehung mit dem verstorbenen Menschen zu einer realistischen Erinnerung an diesen Menschen überzugehen. Eine geeignete Form des Gedenkens kann dem Leben und/oder dem Tod eines Menschen noch mehr Bedeutung verleihen und fördert die innerliche Loslösung der Hinterbliebenen, so dass sie sich dem Leben wieder voll zuwenden können. Benötigte Materialien Beispiele für Formen des Gedenkens, das heißt Fotos von Grabsteinen, Denkmälern, Kunstwerken, Monumenten, Fotoalben, Poesie oder andere schriftlichen Formen der Würdigung und Anerkennung. Mitteilungszeit Regen Sie ein Gespräch zwischen den Gruppenmitgliedern darüber an, was sie bereits getan haben oder planen, um das Andenken an den geliebten Menschen zu wahren. Inhaltliche Arbeit Geben Sie einen Überblick über Möglichkeiten des Gedenkens, die von Begräbnisinstituten oder anderen Stellen und Gruppen ange© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen VIII: Formen des Gedenkens
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boten werden. Zeigen Sie einige Beispiele von Mitgliedern aus früheren Unterstützungsgruppen, aus der Gemeinde und so weiter. Pause Inhaltliche Arbeit (Fortsetzung) Sprechen Sie weiter darüber, wie das Andenken bewahrt werden kann, und/oder tauschen Sie sich über Briefe aus, die vielleicht als Antwort auf die Briefe der Mitglieder nach dem ersten Gruppentreffen verschickt wurden. Fragen Sie nach, ob die erhaltenen Antworten hilfreich oder weniger hilfreich, unterstützend oder Stress erzeugend waren. Erinnern Sie wiederum die Mitglieder daran, dass nur noch zwei Gruppentreffen verbleiben. Aufgabe Die Mitglieder sollten jemanden ansprechen oder anschreiben, der vor kurzem einen Verlust durch Tod erlitten hat. Das kann eine bereits bekannte Person oder ein Fremder sein. Die Kontaktaufnahme kann persönlich, per Brief oder Telefon oder dadurch erfolgen, dass das Mitglied etwas Besonderes für die andere Person tut. Ihre Gefühle dabei und die Reaktion des anderen Menschen sollten sie in ihrem Tagebuch festhalten. Aufgaben bis zum Gruppentreffen IX 1. Bitte sprechen oder schreiben Sie jemanden an, der vor kurzem einen Angehörigen verloren hat. Das kann eine Ihnen bekannte Person oder ein noch Fremder sein. Die Kontaktaufnahme kann persönlich, per Brief oder Telefon oder dadurch erfolgen, dass Sie etwas Besonderes für die andere Person tun. 2. Halten Sie bitte in Ihrem Tagebuch fest, was Sie unternommen haben, wie die andere Person reagiert hat und wie Sie sich dabei gefühlt haben.
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Die Gruppentreffen
Gruppentreffen IX: Unterstützungssysteme
Zweck und inhaltliche Grundlage Dieses Gruppentreffen dient dazu, • zu erkennen, wie sehr man in der Trauerzeit Hilfe braucht, und • zu lernen, sich an andere zu wenden und um Hilfe zu bitten. Benötigte Materialien • Adressverzeichnis von Selbsthilfegruppen und anderen Ansprechstellen innerhalb der Gemeinde oder Stadt • Erwachsenenbildungsprogramme • Verzeichnis von Veranstaltungen und/oder Freizeitangeboten • Auswertungsfragebogen über die Teilnahme an einer Unterstützungsgruppe • Pappen, Filz- oder Buntstifte Mitteilungszeit Sprechen Sie über die Erfahrungen dabei, einen anderen Hinterbliebenen anzusprechen. Fragen Sie nach, ob es eine leichte oder schwierige Aufgabe war. Haben die Mitglieder dabei irgendwelche Befürchtungen oder Unsicherheiten verspürt? Wie ging es ihnen dabei? Wenn einzelne Gruppenmitglieder diese Aufgabe besonders schwierig fanden, verwenden Sie ein Rollenspiel zur Verbesserung des Vertrauens und der Fähigkeit, andere Menschen in solch einer Situation anzusprechen. Üben Sie in einem Rollenspiel ein Treffen mit einer Person, die vor kurzem einen geliebten Menschen verloren hat. Besprechen Sie anhand dieses Rollenspiels die Schwierigkeit dabei, anderen Menschen in ihrer Trauerzeit zur Seite zu stehen, das heißt: »Was kann ich sagen? Was sage ich besser nicht? Was kann ich tun? Wie gehe ich mit meinen eigenen Gefühlen dabei um?« Pause
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Gruppentreffen IX: Unterstützungssysteme
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Inhaltliche Arbeit Durch den Tod bricht eine Welt zusammen, die verlässlich schien. Wenn wir ein schweres emotionales Trauma erleiden, haben wir oft das Bedürfnis, uns für eine Weile an andere Menschen anzulehnen, bis wir unsere Stärke wiedergewonnen haben, genauso wie wir uns nach einem körperlichen Trauma von anderen halten lassen. Oft sind sich die anderen (selbst die engsten Vertrauten) nicht bewusst, wie sehr die Hinterbliebene Unterstützung benötigt. Daher muss der trauernde Mensch seine Bedürfnisse äußern. Manchmal können auch Ansprech- oder Beratungsstellen der Gemeinde eine zusätzliche Stütze bieten, und dort gibt es oft auch spezielle Dienste, wo die individuell benötigte Hilfe geboten wird. Jede Gemeinde verfügt über solche Dienste und Stellen, die man zum Beispiel über das Telefonbuch, öffentliche Verzeichnisse, lokale Zeitungen, Veröffentlichungen der Erwachsenenbildungsstellen, Veranstaltungsmagazine oder Arztpraxen und so weiter ausfindig machen kann. Besprechen Sie in der Gruppe die Erfahrungen bezüglich der Unterstützung während der Trauerzeit durch folgende Personen: • Angehörige • Freundinnen • Arbeitskolleginnen • Pfarrerinnen • Gemeindeorganisationen
Wie kann man darangehen, sich Hilfe zu holen? Als alternative oder zusätzliche Übung lassen Sie die Gruppenmitgliedern ihr »persönliches Unterstützungsnetzwerk« zeichnen. Dazu verteilen Sie die Pappen und Stifte. Jeder schreibt in die Mitte des Blattes in Druckbuchstaben ein großes »ICH« und teilt rundherum den Rand in Felder für folgende Punkte auf: a) soziale Beziehungen, b) Zeit, die man allein verbringt, c) Familie, d) Arbeitsbeziehungen, e) Beraterinnen, f) professionelle Unterstützung, g) kreative Möglichkeiten, h) enge Freundinnen, i) Kenntnisse und Information, j) andere Hilfsquellen, k) Unterstützung durch Seelsorge. © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
Jedes Mitglied sollte sich fragen: »Wie kann ich die Unterstützung bekommen, die ich brauche?« Dann werden die Quellen für eine solche Unterstützung aufgelistet, und zwar zunächst die Hilfsquellen, die vor dem Todesfall zur Verfügung standen. Dann werden die Quellen abgezogen (oder hinzugefügt), die direkt nach dem Tod offen standen, und schließlich die Quellen abgezogen (oder hinzugefügt), die zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestehen. Schließlich bitten Sie die Mitglieder, darüber nachzudenken, wie sie sich am besten auf die neuen Verhältnisse einstellen, um das zu bekommen, was sie brauchen. Weisen Sie darauf hin, dass die Bedürfnisse der einzelnen Menschen manchmal nicht mit ihren Wünschen übereinstimmen. Falls erwünscht, kann noch ein Rollenspiel angefügt werden, in dem jemand eine Beratungsstelle oder eine Einzelperson anruft oder besucht und um Hilfe bittet. Aufgaben 1. Die Mitglieder sollten eine Ansprech- oder Beratungsstelle ihrer Gemeinde anrufen, die sie bisher nicht kannten, und herausfinden, auf welche Art und Weise man dort Hinterbliebenen hilft. Konnte das Mitglied dort Hilfe finden? 2. Diejenigen Gruppenmitglieder, die einer Kirche oder Glaubensgemeinschaft angehören, sollten mit der Pfarrleitung sprechen und herausfinden, auf welche Art und Weise sie Hinterbliebenen hilft. Konnte das Mitglied dort Hilfe finden? 3. Die Mitglieder sollten über das Buch nachdenken, das sie als Aufgabe vom Gruppentreffen III während der zehnwöchigen Gruppenzeit gelesen haben (oder über irgendein anderes Buch, das für sie bedeutsam war). 4. Die Mitglieder sollten den Auswertungsfragebogen über die Teilnahme an einer Unterstützungsgruppe ausfüllen. Aufgaben bis zum Gruppentreffen X 1. Rufen Sie bitte eine Ansprech- oder Beratungsstelle Ihrer Gemeinde an, die Sie bisher nicht kannten. Finden Sie heraus, auf © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen IX: Unterstützungssysteme
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welche Art und Weise man dort Hinterbliebenen hilft. Konnten Sie dort Hilfe finden? 2. Wenn Sie einer Kirche oder Glaubensgemeinschaft angehören, sollten Sie mit jemandem von der Seelsorge sprechen. Finden Sie heraus, auf welche Art und Weise sie den Hinterbliebenen hilft. Konnten Sie dort Hilfe finden? 3. Bitte denken Sie über das Buch nach, das Sie während der zehnwöchigen Gruppenzeit gelesen haben (oder über irgendein anderes Buch, das für Sie bedeutsam war). War es hilfreich für Sie? 4. Bitte füllen Sie den Auswertungsfragebogen über die Teilnahme an einer Unterstützungsgruppe aus.
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Die Gruppentreffen
Auswertung der Teilnahme an einer Unterstützungsgruppe Heute findet das letzte Treffen dieser Unterstützungsgruppe statt. Denken Sie bitte darüber nach, was in diesen zehn Gruppensitzungen für Sie hilfreich oder weniger hilfreich war. Nachfolgend finden Sie eine Liste von Dingen und Themen, die in dieser Gruppe vorkamen. Bitte kreuzen Sie die Ziffer an, die am besten angibt, in welchem Maße diese Aktivitäten für Sie hilfreich waren. 1 = überhaupt nicht hilfreich 2 = nicht hilfreich 3 = weder noch
4 = mäßig hilfreich 5 = sehr hilfreich
1. Kenntnisse und Erfahrungen über den Trauerprozess und die Ausdrucksformen der Trauer gewinnen.
1
2
3
4
5
2. Meine Gefühle mit anderen teilen können.
1
2
3
4
5
3. Über die verstorbene Person sprechen.
1
2
3
4
5
4. Anderen zuhören, wenn sie über ihre Gefühle und Erfahrun gen sprechen.
1
2
3
4
5
5. Aus mir herausgehen und anderen Menschen helfen.
1
2
3
4
5
6. Kenntnisse über Stress und die Möglichkeiten des Umgangs damit gewinnen.
1
2
3
4
5
7. Mit anderen Menschen zusammen sein, die etwas Ähnliches durchgemacht haben.
1
2
3
4
5
8. Neue Freundschaften knüpfen.
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
10. Mein Tagebuch schreiben.
9. Meine Aufgaben mit anderen besprechen.
1
2
3
4
5
11. An den verstorbenen Menschen oder andere Personen Briefe schreiben.
1
2
3
4
5
12. Andere Aufgaben.
1
2
3
4
5
13. Das »Bewusstseinsstrom«-Gedicht verfassen.
1
2
3
4
5
14. Etwas über die verschiedenen Formen des Gedenkens an die verstorbene Person lernen.
1
2
3
4
5
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Gruppentreffen IX: Unterstützungssysteme
Nun kreuzen Sie bitte noch an, inwieweit Sie folgenden Feststellungen über die Unterstützungsgruppe zustimmen oder nicht: 1 = diese Aussage trifft für mich nicht im geringsten zu 2 = diese Aussage trifft für mich nicht zu 3 = ich bin mir unsicher 4 = ich stimme dieser Aussage zu 5 = ich stimme dieser Aussage voll und ganz zu 15. Andere Gruppenteilnehmerinnen haben mich unterstützt.
1
2
3
4
5
16. Die Gruppenleiterinnen haben mich unterstützt.
1
2
3
4
5
17. Die Themen der Gruppentreffen waren für mich bedeutsam.
1
2
3
4
5
18. Die Gruppenleiterinnen waren erfahren und hilfreich.
1
2
3
4
5
19. Die Gruppenleiterinnen haben alle Gruppentreffen gut angeleitet und geführt.
1
2
3
4
5
20. Ich fühlte mich frei, meinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
1
2
3
4
5
21. Ich fühlte mich von anderen Gruppenteilnehmerinnen verstanden.
1
2
3
4
5
Jetzt folgen noch verschiedene Fragen über die Gruppe. Bitte kreuzen Sie die für Sie stimmige Zahl an oder antworten Sie in einigen Sätzen. 22. Für wie hilfreich haben Sie die Gruppe im Allgemeinen empfunden? 1 = überhaupt nicht hilfreich 2 = nicht hilfreich 3 = weder noch 4 = mäßig hilfreich 5 = sehr hilfreich
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Die Gruppentreffen
23. Wie oft haben Sie Ihre Aufgaben erledigt? 1 = nie 2 = gelegentlich 3 = häufig 4 = normalerweise 5 = immer 24. Wie sehr empfinden Sie Ihren seelischen Schmerz aufgrund der Trauer im Vergleich mit Ihrem Zustand, bevor Sie der Gruppe beigetreten sind? 1 = viel schlimmer 2 = etwas schlimmer 3 = unverändert 4 = etwas weniger 5 = viel besser 25. Was war das Hilfreichste an der Gruppe? 26. Was war am wenigsten hilfreich bei der Gruppe? 27. Was würden Sie an einer solchen Gruppe ändern?
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Gruppentreffen X: Abschluss und Auswertung
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Gruppentreffen X: Abschluss und Auswertung
Zweck und inhaltliche Grundlage Dieses Gruppentreffen dient dazu, • die Gruppe auf eine Art zu beenden, welche die Teilnehmerinnen mit dem Gefühl gehen lässt, etwas erreicht zu haben, und mit der Fähigkeit, nun allein an der Auflösung ihrer Trauer weiterarbeiten zu können, • die Effektivität der Gruppe einzuschätzen und • auszuwerten, inwieweit die individuellen Ziele erreicht wurden.
Ziel des Gruppentreffens ist nicht, die Arbeit der Trauer abzuschließen, sondern den Gruppenmitgliedern die Fähigkeiten und die Motivation mitzugeben, damit fortzufahren. Benötigte Materialien • die Liste der häufigen Stress-Symptome • der Auswertungsfragebogen über die Teilnahme an einer Unterstützungsgruppe, der beim vergangenen Treffen als Teil der Aufgabe verteilt wurde und ausgefüllt mitgebracht werden sollte. Mitteilungszeit Sprechen Sie über die Erfahrungen der Mitglieder dabei, eine Ansprechstelle der Gemeinde oder einen Seelsorger anzusprechen. Waren sie hilfreich? Wie könnten sie für die Mitglieder oder andere Menschen noch hilfreicher sein? Inhaltliche Arbeit 1. Persönliche Auswertung. Überprüfen Sie die individuellen Ziele, die als Aufgabe aus dem Gruppentreffen I aufgestellt wurden. Stellen Sie jedem Mitglied einige der folgenden Fragen: »Inwieweit haben Sie die einzelnen Ziele erreicht? Haben sich Ihre Ziele geändert? Inwiefern? Wie geht es Ihnen jetzt und wie haben Sie sich zu Beginn der Gruppe gefühlt? Haben Sie sich © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
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Die Gruppentreffen
geändert? Wenn ja, wie? Sehen die anderen Gruppenmitglieder eine Veränderung bei dieser Person? Was können Sie tun, um sich weiterhin gegenseitig zu helfen?« 2. Verteilen Sie die Liste der häufigen Stress-Symptome, die als Teil des Aufnahmegesprächs von allen Teilnehmerinnen ausgefüllt wurde, und bitten Sie die Gruppenmitglieder, ihre jetzigen Antworten auf die Stress-Symptom-Checkliste mit den Angaben zu vergleichen, die sie vor zehn Wochen gemacht haben. Manchmal ergibt sich am Schluss eine niedrige Punktzahl, was für eine Verminderung des Kummers spricht, bei anderen Menschen ist die Punktzahl jedoch nach der Gruppe höher, da sie mehr mit ihrem Schmerz in Kontakt gekommen sind. Manchmal ist die Punktzahl in etwa gleich geblieben, aber die Person fühlt sich wohler, weil sie den Schmerz, der mit der Trauer einhergeht, mehr akzeptiert. Pause Inhaltliche Arbeit (Fortsetzung) 1. Auswertung der Teilnahme an der Unterstützungsgruppe. Besprechen Sie die Antworten auf dem Fragebogen. Bitten Sie um Verbesserungsvorschläge für die Gruppenarbeit und -gestaltung. Ausblick Laden Sie die Gruppenmitglieder zu einer weiteren Teilnahme an den Aktivitäten Ihrer Organisation (oder an der Organisation der Gruppenleiterinnen) in für sie geeigneter Form ein, zum Beispiel durch eine Mitgliedschaft, durch Teilnahme an zukünftigen Erwachsenenbildungsprogrammen, als ehrenamtliche Mitarbeiterin oder gegebenenfalls durch Beiträge zu Rundschreiben oder anderen Publikationen Ihrer Organisation. Weisen Sie insbesondere auf die Möglichkeit von Spenden hin, damit auch Menschen, die es sich sonst nicht leisten könnten, an solchen Gruppen teilnehmen können. Ermutigen Sie die Mitglieder © 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Gruppentreffen X: Abschluss und Auswertung
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auch, sich in anderen Programmen ihrer Gemeinde zu engagieren, zum Beispiel in kirchlichen Aktivitäten oder in Selbsthilfegruppen für Witwen und Witwer und anderes mehr. Der wichtige Grundsatz dahinter lautet, dass der letzte Schritt bei der Trauerarbeit darin besteht, dass die Trauernde ihren Teil im immerwährenden Auf und Ab des Lebens wieder übernimmt und anderen Menschen, die es benötigen, etwas von dem zurückgibt, was sie selbst bekommen hat.
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3
2
häufig
3
sehr oft 2
ziemlich störend 3
stark störend
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Veränderung des Blutdrucks Veränderung des Blutzuckerspiegels häufige Müdigkeit allgemeine Erschöpfung
schnelles Atmen, Luftnot, Kurzatmigkeit
Kloß im Hals
Engegefühle im Brustkorb
Zittern
Punkte
Ergebnis
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Einteilung ist zur besseren Übersicht so gewählt. Es ist grundsätzliche ratsam, bei unklaren oder akut auft retenden Symptomen den Arzt zu befragen!
schnelle und massive Veränderung des Gewichts
Schluckauf
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
1
kaum störend
starke Veränderung des Appetits
Punkte
0
nicht störend
Heißhunger, Aufstoßen, Sodbrennen, Völlegefühl, Blähungen, Magendruck (bei unbekannter Ursache)
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
1
0
körperlich
manchmal
nie
Häufigkeit x Bewertung = Belastung
Einige häufige Stress-Symptome3
118 Die Gruppentreffen
geistig
körperlich
Punkte Grübelgedanken
grundsätzlich negatives Denken massive irrationale Einstellungen Selbstvorwürfe ständige Vorstellungen des eigenen Versagens
geringe Konzentrationsfähigkeit
Wortfindungsstörungen
übertriebenes Beschäftigen mit möglichen negativen Folgen
verlängerte Reaktionszeiten
massive Vergesslichkeit
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
weiche Knie
Juckreiz
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
gehäuftes Auftreten von Infektionen
Herzrasen
Hände und Füße unangenehm kalt oder warm (schwitzend)
reduzierte sexuelle Erregbarkeit, Zyklusstörungen
Einschlafschwierigkeiten, die nicht durch äußere Einflüsse herrühren (wie Lärm)
Verspannungen
Schmerzen (Rücken, Nacken, Armen, Beinen, Gelenken, Kopf, Brust usw.)
häufiges nächtliches Aufwachen
Muskelkrämpfe
Punkte
Gruppentreffen X: Abschluss und Auswertung
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seelisch
geistig
irrationale Wünsche (z. B. ich will stärker sein als …)
Tagträumen
Minderwertigkeitsgefühle Unzufriedenheit innere Antriebslosigkeit Blockiertsein starke Überempfindlichkeit bei sonst normalen Sinneswahrnehmungen Interessenlosigkeit
sich hin- und hergerissen fühlen
Panikgefühle
Unsicherheit
Einsamkeit
Wut, Hass
innerer Druck
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
Leistungsabfall, Fehlerzunahme
Denkblockaden
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
gehäuft Neid, Eifersucht, Angst, Ärger, Rache, Kontrolle im übertriebenen Maße
Hypochondrie (Kreisen um die Gesundheit)
Punkte
ständige Hilflosigkeitsgedanken
Gedächtnisstörungen
eingeengte Wahrnehmung
geringes Selbstwertgefühl
Entscheidungen schwer treffen können
Punkte
120 Die Gruppentreffen
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Verhalten
seelisch
Vernachlässigung von notwendigen Diäten, Einnahme von Medikamenten und Arztbesuchen keine Sorgfalt beim Aussuchen der Nahrungsmittel gesteigerter Drogenkonsum (Nikotin, Kaffee, schwarzer Tee, Alkohol usw.) steigende Anwendung von Schmerz-, Schlafund Beruhigungsmitteln stark veränderte Rücksichtnahme gegenüber anderen (mehr oder weniger) selten Lachen verstärkter Redefluss
massive Veränderung des Essverhaltens
Mahlzeiten stehend zu sich nehmen
starre Mimik, Zittern
Ruhelosigkeit
ständiges Zuspätkommen oder Überpünktlichsein
trotz Krankheit zur Arbeit gehen
Nägelkauen
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
Freudlosigkeit ständige Traurigkeit
sich völlig ausgeliefert fühlen
Alpträume Punkte
sich deprimiert fühlen
Resignation
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
Lustmangel beim Sex
Langeweile
Punkte
Gruppentreffen X: Abschluss und Auswertung
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Ich darf mir keine Hilfe zugestehen!
Ich darf nicht zeigen, wie es mir geht!
Ich bin an allem selber schuld!
Ich kann mich auf niemanden verlassen!
Ich werde das nie schaffen!
Ich bin vom Schicksal benachteiligt!
oftmals akut (oft in einer bestimmten Situation erkennbar – zeitlich begrenzt)
sozialer Rückzug, kein Melden bei Freunden
übertriebenes Handeln
Kaufrausch
oftmals permanent (oft nur durch genaue Beobachtung erkennbar)
mit sich hart ins Gericht gehen, die Kontrolle wahren wollen, sich an niemanden wenden
ständig bereits bei »kleinen« Anlässen weinen
Punkte
nicht genießen können
häufiges Weinen
schnelles Sprechen
sich nicht entspannen können
Zähneknirschen
Modifizierte Checkliste nach Sven Lehmann für häufig auftretende Stress-Symptome Quelle: Online-Netzwerk-Lernen
Glaubenssätze, Grundannahmen
Verhalten
Punkte
122 Die Gruppentreffen
Literaturhinweise – Eine kleine Auswahl
Ausländer, R. (1995). Die Erde war ein atlasweißes Feld. Gedichte 1927–1956. Frankfurt a. M. Bödiker, M.-L., Theobald, M. (2007). Trauer-Gesichter. Hilfen für Trauernde – Arbeitsmaterialien für die Trauerbegleitung. Wuppertal. Bowlby, J. (1961). The processes of mourning. International Journal of Psychoanalysis, 42, 317–340. Bowlby, J. (1980). Attachment and loss, Vol. 3: Loss: Sadness and depression. New York. Bowlby, U. (1991). Reactions to the death of my husband. Bereavement Care, 10 (1), 5. Brathuhn, S. (2006). Trauer und Selbstwerdung. Eine philosophisch-pädagogische Grundlegung des Phänomens Trauer. Würzburg. Bundesarbeitsgemeinschaft »Qualifizierung zur Trauerbegleitung« (BAGTrauerbegleitung, seit 2010 Bundesverband Trauerbegleitung BVT). Qualitätsstandards. Online verfügbar: www.bv-trauerbegleitung.de (Stand 25. Januar 2007) Fleck-Bouhaumilitzky, C. (Hrsg.) (2000). Überall deine Spuren. München. Jerneizig, R., Langenmayr, A., Schubert, U. (1991). Leitfaden zur Trauertherapie und Trauerberatung. Göttingen. Kast, V. (1982). Trauern. Phasen und Chancen des psychischen Prozesses. Stuttgart. Klass, D. (2005). Dead but not lost: Grief narratives in religious traditions. Walnut Creek, CA. Klass, D., Silvermann, P., Nickmann, S. R. L. (Eds.) (1996). Continuing bonds. London. Kopp-Breinlinger, K., Rechenberg-Winter, P. (2003). In der Mitte der Nacht beginnt ein neuer Tag. Mit Verlust und Trauer leben. München. Lammer, K. (2010). Den Tod begreifen. Neue Wege der Trauerbegleitung (5. Auflage). Neukirchen-Vlyn. Lander, H. M., Zohner, M.-R. (1992). Trauer und Abschied. Ritual und Tanz für die Arbeit mit Gruppen. Mainz. Langenmayr, A. (2013). Einführung in die Trauerbegleitung. Göttingen. Laurs, A., Schnegg, M., Spohr, M. (1998). Befähigung Ehrenamtlicher zur Trauerbegleitung. Schriftenreihe ALPHA Rheinland, Bonn. Müller, M. (2000). Die Trauerbegleitung. Ein wesentlicher Bestandteil der Hospizarbeit. Die Hospizzeitschrift, 3, 3–6.
© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
124
Literaturhinweise – Eine kleine Auswahl
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© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Edition Leidfaden Eva Chiwaeze Vom Eigenen und dem der anderen Supervision in der Trauerbegleitung 2016. Ca. 128 Seiten mit ca. 5 Abb., kartoniert ISBN 978-3-525-40262-7
In diesem Buch finden Supervidierende Ideen für neue und bewährte Methoden. Begleitenden möchte es Ängste nehmen und Mut zur Nutzung von Supervision machen.
Heidi Müller / Hildegard Willmann Trauer: Forschung und Praxis verbinden Zusammenhänge verstehen und nutzen
Alfried Längle / Dorothee Bürgi Wenn das Leben pflügt Krise und Leid als existentielle Herausforderung Mit einem Vorwort von M. Köhlmeier. 2016. 121 Seiten, mit 5 Abb. und 10 Tab., kartoniert ISBN 978-3-525-40259-7
Krise und Leid sind existentielle Erfahrungen. Warum sie das Leben so tief durchwühlen können und wie damit konstruktiv und bejahend umgegangen werden kann, ist das Thema dieses Buches.
Sylvia Brathuhn / Thorsten Adelt Vom Wachsen und Werden im Prozess der Trauer
Mit einem Vorwort von Henk Schut 2016. 116 Seiten mit 4 Abb. und 3 Tab. kartoniert ISBN 978-3-525-40260-3
Neue Ansätze in der Trauerbegleitung
Wollen Trauerbegleiter Hinterbliebenen gerecht werden, müssen sie über aktuelle Kenntnisse der Trauerforschung verfügen und diese in ihr Handeln integrieren.
Das Fokussieren auf die einzelnen Werdeschritte als natürliche Entwicklungsphasen im Trauerprozess vermittelt neue Verstehens- und Handlungsansätze.
2015. 127 Seiten, mit 2 Tabellen, kart. ISBN 978-3-525-40257-3
Alle Bände auch als eBooks!
Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht
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© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Edition Leidfaden Petra Rechenberg-Winter Leid kreativ wandeln Biografisches Schreiben in Krisenzeiten 2015. 147 Seiten, mit 5 Abb. und Download-Material, kartoniert ISBN 978-3-525-40258-0
Norbert Mucksch Trauernde hören, wertschätzen, verstehen Die personzentrierte Haltung in der Begleitung 2015. 127 Seiten, mit 2 Abb., kart. ISBN 978-3-525-40255-9
Biografisches Schreiben ermöglicht, existenziellen Eindrücken und schmerzhaften Erfahrungen eine Sprache zu geben und sich heilsam mit Erlittenem auseinanderzusetzen. Das Arbeitsbuch bietet praxiserprobte Schreibinterventionen.
Das Menschenbild und die therapeutische Haltung und Methodik der personzentrierten Psychotherapie kommt auch Menschen in Trauer zu gute. Trauerbegleiter sind gut beraten, sich dieses Know-how zu eigen zu machen.
Isabella Hemmann Das Alphabet der Trauer
Traugott Roser Sexualität in Zeiten der Trauer
Mit Texten zum tieferen Verständnis von Verlusten 2015. 107 Seiten, kartoniert ISBN 978-3-525-40248-1
Das Lese- und Vorlesebuch bietet im Unverständnis der Trauer Orientierung und rückt das Verstehen in den Mittelpunkt. Der vielseitige Textfundus kann in der praktischen Trauerbegleitung kreativ genutzt werden.
Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht
Wenn die Sehnsucht bleibt 2014. 139 Seiten, mit 2 Abb., kart. ISBN 978-3-525-40233-7
Sexualität ist eine verschwiegene Seite der Trauer, die von Begleitern häufig nicht bedacht und von Trauernden aus Scham nicht benannt wird. Traugott Roser macht zu einer offenen Umgangsweise Mut.
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© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Edition Leidfaden Eduard Zwierlein Denken kann trösten
Willy Peter Müller Trauer in Träumen
Trauer verständnisvoll begleiten
Traumbilder können helfen und heilen
2014. 132 Seiten, mit 2 farb. Abb., kartoniert ISBN 978-3-525-40235-1
Denken kann trösten – sicherlich nicht immer und zu jeder Zeit. Doch durch trostreiches Denken können Trauernde in sich wieder mehr Lebendigkeit entfalten.
Marion Schenk Suizid, Suizidalität und Trauer Gewaltsamer Tod und Nachsterbewunsch in der Begleitung 2014. 132 Seiten, mit 10 Abb., kartoniert ISBN 978-3-525-40238-2
Der Verlust eines Menschen ist für Hinterbliebene eine schmerzliche Erfahrung. Ein Suizid erschwert die Trauer zusätzlich. Die Begleitung dieser Trauernder braucht deshalb spezifische Handlungskompetenz.
Verlagsgruppe Vandenhoeck & Ruprecht
2014. 126 Seiten, kartoniert ISBN 978-3-525-40236-8
Der Trauerprozess spielt sich besonders im Unbewussten ab. Dazu geben Träume Information und Hilfestellung. Der Traumexperte Willy Peter Müller gibt konkrete Ratschläge und Tipps, um Träume zu verstehen und in der Trauerbegleitung zu nutzen.
Matthias Schnegg Erwärmen in der Trauer Psychodramatische Methoden in der Begleitung 2014. 137 Seiten, mit 17 Abb., kartoniert ISBN 978-3-525-40232-0
In der Trauersituation muss das Leben oft neu gelernt werden. Der spielerische Zugang des Psychodramas hilft, die eigenen schöpferischen Kräfte zu wecken und die Trauer auf neue Lebensmöglichkeiten hin zu erwärmen.
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© 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783525402375 — ISBN E-Book: 9783647402376
Fundierte Kenntnisse für die Arbeit mit Trauernden Monika Müller / Sylvia Brathuhn / Matthias Schnegg Handbuch Trauerbegegnung und -begleitung Theorie und Praxis in Hospizarbeit und Palliative Care Unter Mitarbeit von T. Adelt, T. Breidbach, C. Fleck-Bohaumilitzky, F. Grützner, M. Kern, D. Klass, B. Papendell, D. Pfister, R. Rosner, M. Weber, S.Zwierlein-Rockenfeller 2. Auflage 2014. 292 Seiten, mit 3 Abb. und 1 Tab., kartoniert ISBN 978-3-525-45188-5 eBook: ISBN 978-3-647-45188-6
»Als Grundlagenliteratur ist diese Neuerscheinung uneingeschränkt zu empfehlen sowohl für bereits in der Trauerbegegnung und -begleitung tätige Menschen, wie auch für solche, die sich auf eine solche Aufgabe vorbereiten (wollen) und nicht zuletzt für alle im hospizlichen und palliativen Bereich Tätige.« Zeitschrift für Palliativmedizin (Norbert Mucksch) »Theoretisches Grundlagenwissen und der Transfer in die Praxis werden umfassend abgedeckt. Neben den Hauptautoren bereichern etliche einschlägige Autoren das Buch mit ihren fachlichen Beiträgen.« gute-trauer.de
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