125 14 12MB
German Pages 148 [149] Year 1965
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Schriften des Vereins für Socialpolitik Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Neue Folge Band 34
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SCHRIFTEN DES VEREINS FtJR SOCIALPOLITIK Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozial wissenschaften Neue Folge Band 34
Theorien des einzelwirtschaftlichen und des gesamtwirtschaftlichen Wachstums
VERLAG VON DUNCKER
&
HUMBLOT
BERLIN 1965
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Theorien des einzelwirtschaftlichen und des gesamtwirtschaftlichen Wachstums Von
Horst Albaeh, Martin Beckmann Knut Borchardt, Wilhe1m Krelle Herausgegeben von Prof. Dr. Wilhelm Krelle
VERLAG VON DUNCKER & HUMBLOT BERLIN 1965
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Alle Rechte vorbehalten
© 1965 Duncker & Humblot, Berlin Gedruckt 1965 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH., Berlln 61 Printed in Germany
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Vorwort des Herausgebers Mit dem vorliegenden Band wird die Reihe der Veröffentlichungen der Referate fortgesetzt, die auf den Sitzungen des Theoretischen Ausschusses der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Verein für Socialpolitik) vorgetragen und diskutiert wurden. Die Diskussion ist hier nicht festgehalten, hat aber ihre deutlichen Spuren in den vielen Änderungen und Erweiterungen der hier veröffentlichten gegenüber den ursprünglichen Fassungen hinterlassen. Die Arbeiten von Herrn Beckmann und Herrn Borchardt wurden auf der Sitzung vom 1.-3. Februar 1963 in Haus Ahlenberg, die Arbeit von Herrn Albam auf der Sitzung vom 16.-18. Oktober 1963 im "Erbachshof" bei Würzburg behandelt. Meine eigene Arbeit ist aus einer Diskussionsbemerkung zum Referat von Herrn Beckmann hervorgewachsen und in dieser ausführlichen Form nicht vorgetragen. Da sie aber durch das Beckmannsche Referat veranlaßt und ohne dies nicht entstanden wäre, hielt ich es für richtig, sie ebenfalls an dieser Stelle zu veröffentlichen. Leider hat sich Herr Kollege Niehans nicht entschließen können, mit seinem Diskussionsbeitrag zum Beckmannschen Referat ähnlich zu verfahren. Er ist - ebenfalls weiter ausgearbeitet - in der Zwischenzeit als gesonderter Aufsatz erschienen (Niehans, Economic Growth with Two Endogenous Factors, Quart.J. of Ec. LXXVII (1963), S.349-371). Bonn, September 1964 Der Vorsitzende des Theoretischen Ausschusses Wilhelm Krelle
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Inhalt Zur Theorie des wachsenden Unternehmens Von Prof. Dr. Horst Albach, Bonn ........ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
9
Wirtschaftliches Wachstum bei abnehmendem Skalenertrag Von Prof. Dr. Martin Beckmann, Bonn ...............................
99
Die Veränderlichkeit der Konsumgüterstruktur in der wachsenden Wirtschaft Von Prof. Dr. Knut Borchardt, Mannheim ............................ 113
Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaftswachstum Von Prof. Dr. Wilhelm Krelle, Bonn ................................. 131
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Zur Theorie des wachsenden Unternehmens Von Prof. Dr. Horst Albach (Bonn)
I. Problemstellung* Die Betriebswirtschaftslehre hat das Wachstum von Unternehmen nur am Rande behandelt, wenn man von firmengeschichtlichen Arbeiten absiehtl. Das ist um so erstaunlicher, als der gesamtwirtschaftliche Wachstumsprozeß eine eingehende Behandlung erfahren hat. Damit stellt sich die Frage, ob nicht auch von der Betriebswirtschaftslehre ein Beitrag zu diesen Fragen geleistet werden kann, denn das gesamtwirtschaftliche Wachstum wird nicht zuletzt durch das Wachstum der Unternehmen getragen. Erste Ansätze einer modelltheoretischen Erklärung des betrieblichen Wachstums sind unter letztlich makroökonomischen Aspekten zuerst von Penrose2 und in jüngster Zeit von Fraser3 und Baumol4 vorgetragen
* Ich danke Herrn Dipl.-Volksw. K. Brockhoff für seine Hilfe bei den Rechnungen. 1 Die erste betriebswirtschaftliche Arbeit, die der Frage des einzelwirtschaftlichen Wachstums gewidmet ist, stammt von Gutenberg: Gutenberg, E., Zur Frage des Wachstums und der Entwicklung von Unternehmungen, in: Festschrift für Fritz Schmidt, Berlin-Wien 1942, S. 148 ff. In jüngerer Zeit haben sich auch Hax, Wittmann und Gutenberg mit Problemen des Unternehmenwachstums beschäftigt: Hax, K., Unternehmungswachstum und Konzentration in der Industrie, ZfhF 1961, S.I; ders. Industrielle Entwicklung, gesamtwirtschaftliches Wachstum und Unternemens-Wachstum, ZfhF 1964, S.202; Wittman, W., überlegungen zu einer Theorie des Unternehmenswachstums, ZfhF 1961, S.493; Gutenberg, E., über den Einfluß der Gewinnverwendung auf das Wachstum der Unternehmen, ZfB. 1963, S.193; einzelne Hinweise auf wachsende Unternehmungen finden sich auch in: Aghte, K., Unternehmenswachstum und Unternehmensorganisation, in: Schnaufer, E. und K. Aghte (Hrsg), Organisation, TFB Handbuchreihe, Berlin-Baden-Baden 1961, S.463; Engelmann, K., Die Lehre von der Einzelwirtschaft, Köln und Opladen 1962, Kap. IV, 6; Jonas, H., Leitende Gesichtspunkte für den Kapitaleinsatz im Industriebetrieb, in: Schwarz, H. und K. H. Berger (Hrsg.), Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspraxis, Berlin 1961, S. 201. 2 Penrose, E. T., Limits to the Growth and Size of Firms, American Economic Review 1955, Papers and Proceedings, S. 531; dies., The Theory of the Growth of the Firm, Oxford 1959; vgl. auch die Besprechung dieses Werkes von A. Gustowsky in: Ordo, 13. Jg. (1962), S.443, die den Inhalt des Buches ausführlich wiedergibt. 3 Fraser, H. W., A Theory of the Optimum Time Rate of Growth of the Firm, Diss. Princeton 1961. 4 Baumol, W. J., On the Theory of Expansion of the Firm, American Economic Review, 1962, S. 1078.
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Horst Albach
worden. Es erscheint jedoch fraglich, ob sie zu Modellen des wachsenden Unternehmens ausgebaut werden können. Eine Theorie des wachsenden Unternehmens kann an den empirischen Analysen dieses Problems nicht vorübergehen. Im folgenden wird daher zunächst gefragt, ob empirische Untersuchungen einzelbetrieblichen Wachstums zu Ergebnissen geführt haben, die von einer mikroökonomischen Wachstumstheorie zu beachten sind. Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden zusammengestellt und um eigene Untersuchungen ergänzt. Im zweiten Teil werden die theoretischen Erklärungsversuche mikroökonomischen Wachstums kritisch gewürdigt und ein eigenes Wachstumsmodell entwickelt, das der empirischen Überprüfung zugänglich ist. Unter Wachstum des Unternehmens wird dabei die Vergrößerung einer Maßzahl des Unternehmens (z. B. des Umsatzes, des Sachanlagevermögens, der Bilanzsumme, der Beschäftigtenzahl) über einen längeren Zeitraum verstanden. In dem langfristigen Unternehmenswachstum können einzelne Perioden auch negative Wachstumsraten der Maßzahl aufweisen.
11. Empirische Untersuchungen einzelbetrieblichen Wachstums 1. Bedingungen des einzelbetrieblichen Wachstums a) Die Wachstumsschwelle
Empirische Untersuchungen haben gezeigt, daß die überlebenswahrscheinlichkeit eines Unternehmens praktisch Null ist, wenn die Unternehmensgröße bei der Gründung unter dem "Existenzminimum" bleibt. Wir wollen diese minimale Unternehmensgröße als Wachstumsschwelle bezeichnen. Mayer und Goldstein nennen für die von ihnen untersuchten Kleinbetriebe ein Anfangskapital von 500 Dollar als Existenzminimum5 • Mansfield gibt auf Grund eingehender ökonometrischer Tests die Wachstumsschwelle je nach Branche und Periode in verschiedener Höhe an. In der Automobilindustrie lag nach seinen Berechnungen die minimale Kapitalausstattung in der Periode von 1939-1949 bei 316 Millionen Dollar. In dem Zeitraum von 1949-1959 lag die Wachstumsschwelle bei 575 Millionen Dollar 6• 5 Mayer, K. B. und S. Goldstein, The First Two Years: Problems of Small Firm Growth and Survival, Small Business Administration, Washington D. C. 1961, S. 112, S. 122. 6 Mansjield, E., Entry, Gibrat's Law, Innovation and the Growth of Firms, American Economic Review 1962, S. 1023, hier S. 1026. Auch Simon und Bonini versuchen zu zeigen, daß eine minimale Betriebsgröße existiert. Vgl. Simon, H. A. und C. P. Bonini, The Size Distribution of Business Firms, American Economic Review, Bd. XLVIII (1958), S.607. Wiles stellt fest, "the doctrine of optimum size of the firm must be abolished. It is quite wrong. We can only speak of the minimum tolerable size of the firm and therefore of
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Zur Theorie des wachsenden Unternehmens
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b) Das Lebensalter der Unternehmen
Die Sterblichkeits rate der Unternehmen sinkt mit steigendem Lebensalter. Mayer und Goldstem geben die Sterblichkeit im ersten Jahr mit 34% und im zweiten Jahr mit 160/0 an7 und verweisen darauf, daß die vergleichbaren Raten in einer gesamtamerikanischen Stichprobe bei 33 % und 14 % liegen. Nach Hutchinson und Newcomers war die Sterblichkeit von Industrieunternehmen in Poughkeepsie im Staate NewYork in der Periode von 1844-1933 im ersten Jahr etwa doppelt so hoch wie im zweiten Jahr und lag auch im dritten Jahr unter der Sterblichkeit des zweiten Jahres. Im Einzelhandel war die Sterblichkeit höher. Tabelle 1 gibt einen überblick über die Lebenserwartung der Unternehmen von Poughkeepsie. Tabelle 1 Lebensdauer von Unternehmen in Poughkeepsie in drei ißreißig-Jabresperioden
1844-1933 Lebensdauer in Jahren Einzelhandel
bis 1 ................. . 1 bis 2 ................. .
2 bis 3 ................. . über 3 ................. . Großhandel
bis 1 ................. . 1 bis 2 ................. . 2 bis 3 ................. . über 3 ................. . Industrie
bis 1 ................. . 1 bis 2 ................. . 2 bis 3 ................. . über 3 ................. .
Prozent der Unternehmen 1844-1873 1904-1933 1874-1903
34 16 10 40
27 13 9 51
30 14 9 47
43 14 14 29
19 8 2 71
18 9 8 65
25 13 10 52
24 14 12 50
22 11 11
56
Quelle: Hutchinson, A. R. und R. G. und M. Newcomer, study in Business Mortality, a. a. 0., S. 512. Dort werden kumulative Häuflgkeiten dargestellt.
a long flat stretch of low costs with marginal costs roughly equal to average costs". Wiles, P. J. D., Price, Cost and Output, Oxford 1956, S.212. 7 Mayer, K. B. und S. Goldstein, The First Two Years: Problems of Small Firm Growth and Survival, a. a. 0., S. 56. Die Untersuchung umfaßt 81 Unternehmen. S Hutehinson, A. R. und R. G. und M. Newcomer, Study in Business Mortality, American Economic Review 1938, S.512.
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Horst Albach
Churchill hat auf Grund von empirischem Material über nach dem zweiten Weltkrieg gegründete Unternehmen den Altersaufbau und die Lebenserwartung dieser Firmen untersucht. Der Median des Altersauf· baus lag bei diesen Unternehmen bei sieben Jahren. In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg hatte ein neugegründetes Unternehmpn !!'-'~ -ch;.c 500f0ige Chance, zwei Jahre alt zu werden, eine 330 /oige Chance, vier Jahre alt zu werden, während die Wahrscheinlichkeit, 10 Jahre alt zu werden, nur 20 °io betrug. Auch Churchill kommt zu dem Ergebnis, daß die Lebenserwartung mit dem Alter der Unternehmen steigt9 • c) Die Unternehmensform
Die Frage, ob die Rechtsform, in der ein Unternehmen geführt wird, eine selbständige Bedingung für das Wachstum dieses Unternehmens darstellt, ist häufig gestellt worden. Marshall hielt Kapitalgesellschaften für praktisch unsterblich. Empirische Untersuchungen haben aber zu einer erheblichen Modifikation dieser Ansicht geführt. Wiles betont, daß auch die Form der Kapitalgesellschaft "kein automatischer Reisepaß in die Unsterblichkeit"lO ist. Anhand des von Hutchinson und Newcomer zusammengestellten Materials zeigt er, daß die Sterblichkeitsraten in dem Zeitraum von 1844-1933 für die Industrieunternehmen von Poughkeep sie 23 Ofo im ersten und 12010 im zweiten Jahr bei allen Unterneh.. men gegenüber 10010 im ersten Jahr und 16010 im zweiten Jahr bei den Kapitalgesellschaften betragen. Vom dritten Jahr ab weichen die Sterblichkeitsraten nur noch unwesentlich voneinander ab. Nach etwa 6 Jahren ist auch die kumulative Sterblichkeit der Kapitalgesellschaften so hoch wie beim Durchschnitt aller Unternehmenl l • d) Die Unternehmensgröße
Die Überlebenswahrscheinlichkeit ist eine Funktion der Unterneh.. mensgröße. Heilmann hat für den Zeitraum von 1926-1930 berechnet, daß die durchschnittliche Lebensdauer von Unternehmen mit mehr als 500000 Dollar Eigenkapital 33,2 Jahre, die von Unternehmen mit weniger als 2000 Dollar Eigenkapital dagegen nur 5,2 Jahre bei einem Durchschnitt von 6,6 Jahren für alle Unternehmen beträgt1 2 • Ähnliche Aus9 ChUTchiH, B. C., Age and Life Expectancy of Business Firms, Survey of Current Business, Band 35 (December 1955), S. 15. 10 Wiles, P. J. D., Price, Cost and Output, a. a. 0., S.221. 11 Vgl.Wiles, P. J. D., Price, Cost and Output, a. a. 0., S.222. Das Sample umfaßte 945 Industrieunternehmen, davon 108 Kapitalgesellschaften. 12 Vgl. Heilmann, E. A., Mortality of Business Firms in Minneapolis, University of Minnesota Press 1933. Der Untersuchung lagen 16 089 Unternehmen dreier Städte in Minnesota zugrunde. Vgl. auch Wiles, P. J. D., Price Cost and Output, a. a. 0., S.220. Das Werk von Wiles enthält zahlreiche weitere Hinweise auf statistische Untersuchungen der Lebenserwartung von Unternehmen im Anhang zu Kap. 12. Vgl. insbesondere S. 246-250.
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Zur Theorie des wachsenden Unternehmens
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sagen lassen sich auch aus dem reichhaltigen statistischen Material ableiten, das Kellerer seiner Analyse der Abgangsordnungen von Unternehmen zugrunde legt1 3 • Die Frage, ob auch die Höhe der Wachstumsrate eines Unternehmens von seiner Größe abhängig ist, wird unterschiedlich beantwortet. Das von Gibrat aufgestellte "Gesetz der proportionalen Entwicklung" enthält die These, daß die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Wachstumsraten von der Unternehmensgröße unabhängig ist1 4 • Dieses Gesetz ist häufig Gegenstand empirischer überprüfung gewesen. Von den älteren Autoren sind vor allem McConnell und Alexander zu nennen15 • Sie untersuchen die Beziehungen zwischen Gewinn- und Unternehmensgröße und kommen zu dem Ergebnis, daß kleine Unternehmen im allgemeinen auch geringere Gewinne erzielen als große und daß die Streuung der Gewinne bei kleinen Unternehmen größer ist als bei Großunternehmen. Verwendet man den Gewinn als Hilfsmaßstab für die Wachstumsrate eines Unternehmens, dann widersprechen diese empirischen Arbeiten den Aussagen des Gibrat-Gesetzes. In jüngerer Zeit haben sich eine Vielzahl von Arbeiten mit der Frage nach der Gültigkeit des Gesetzes der proportionalen EntwIcklung beschäftigt. Meyer und Kuh stellen für die Zeit von 1946-1950 fest, daß die kleinen Unternehmen größere Wachstumsraten als Großunternehmen aufweisen16 • Hymer und Pashigian17 bestätigen auf Grund eines sowohl nach Zahl der Unternehmen als auch nach Untersuchungsperioden erheblich umfangreicheren stati13 Vgl. Kellerer, H., übertragung einiger in der Bevölkerungsstatistik gebräuchlicher Begriffe und Methoden auf das Wirtschaftsleben, Einzelschriften der Deutschen Statistischen Gesellschaft, Heft Nr. 1, München 1951, S. 68 ff.; Kellerer gibt auch sehr umfassende Literaturhinweise zu den Fragen der Abgangsordnungen von Unternehmen, die sich nicht nur auf amerikanische, sondern auch auf englische, schweizerische, italienische und deutsche Unternehmen beziehen. Auch Steindl belegt die Aussage, daß die Sterblichkeitsrate und Unternehmensgröße korrellieren, mit umfangreichem statistischem Material. Vgl. Steindt, J., Small and Big Business, Economic Problems of the Size of Firms, Oxford 1947, S. 6 f. 14 Das Gesetz enthält also die Behauptung einer log-Normalverteilung der Unternehmensgrößen. Vgl. Gibrat, R., Les Inegalites Economiques, Paris 1931; siehe auch die englische übersetzung der Kap. V-VII in: Gibrat, R., On Economic Inequalities, in: Peacock et al. (Hrsg.) International Economic Papers Nr. 7, London-New York 1957, S. 53. Gibrat wendet die log-Norrnalverteilung selbst auf die Verteilung der Unternehmensgrößen an: Beispiel 11 in: On Economic Inequalities, a. a. 0., S.57 u. S. 66 ff. 15 Vgl. McConnell, J., 1942, Corporate Profits by Size of Firm, Survey of Current Business, January 1946, S.10; Alexander, S. S., The Effect of the Size of Manufacturing Corporation on the Distribution of the Rate of Return, Review of Economics and Statistics 31 (1949), S.229; vgl. auch Prais, S. J., Size, Growth and Concentration, in: Tew, B. und R. F. Henderson (Hrsg.), Studies in Company Finance, Cambridge, Mass. 1959, S. 108 ff. 16 Meyer, J. R. und E. Kuh, The Investment Decision, Cambridge Mass., 1957, S. 161 ff. 17 Hymer, st. und P. Pashigian, Firm Size and Rate of Growth, Journal of Political Economy, Bd. LXX (1962), S.556.
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Horst Albach
stischen Materials 18 Gibrat's Gesetz: "Die Analysen lassen den Schluß zu, daß zwischen den Wachstumsraten großer und kleiner Unternehmen keine signifikanten Unterschiede bestehen19 ." Hart und Prais haben Gibrat's Gesetz anhand einer Stichprobe von an der Londoner Börse notierten Unternehmen für die Zeit von 1885-1950 überprüft und fanden es bestätigt20 • Mansfield dagegen kommt nach eingehender überprüfung des Gesetzes zu dem Ergebnis, daß die kleinen Unternehmen, die überleben, im allgemeinen höhere Wachstumsraten haben als die Großunternehmen 21 • Mayer und Goldstein fanden dagegen keine Beziehung zwischen Unternehmensgröße und Wachstumsraten 22 • Ihre Stichprobe umfaßte 81 kleine, neugegründete Unternehmen. In den genannten empirischen Untersuchungen wird von einer konstanten Zahl von Unternehmen ausgegangen. Gründungen und Auflösungen von Unternehmen werden nicht berücksichtigt. Einen ersten Versuch, das Gesetz der proportionalen Entwicklung unter Berücksichtigung von Neugründungen zu überprüfen, haben Simon und Bonini unternommen 23 • Sie gehen von der Annahme einer konstanten Eintrittsrate junger Unternehmen aus. Diese Unternehmen werden mit einer über der für das überleben erforderlichen Mindestgröße liegenden Größe gegründet. Das Gibrat-Gesetz wäre dann erfüllt, wenn die tatsächlichen Unternehmensgrößen Yule-verteilt (und nicht log-normal verteilt) sind. Simon und Bonini kommen auf Grund ihrer Untersuchung der 500 größten Unternehmen der Vereinigten Staaten von Amerika für den Zeitraum von 1954 bis 1956 zu dem Ergebnis, daß zwischen den Wachstumsraten kleinerer und größerer Unternehmen innerhalb dieser Gruppe der größten Unternehmen keine signifikanten Abweichungen bestehen. Ihre Arbeit scheint also das Gesetz der proportionalen Entwicklung zu bestätigen. In einer jüngeren Arbeit äußern Ijiri und Simon24 jedoch Zweifel an der methodischen Richtigkeit einer Anpassung von Yule- oder Gibrat-Verteilungen an die tatsächlichen Verteilungen. Da es nach ihrer Auffassung bisher keinen befriedigenden Weg gibt, die übereinstimmung einer tatsächlichen Verteilung mit einem 18 Sie untersuchten die 1000 größten Unternehmen der USA (nach dem Stand vom Dezember 1946) für den Zeitraum von 1946-1955. 19 Ebendort, S. 561. 20 Hart, P. E. und S. J. Prais, The Analysis of Business Concentration, Journal of the Royal Statistical Society 1956, Teil II, S.150; vgl. auch Adelman, 1. G., A Stochastic Analysis of the Size Distribution of Firms, Journal of the American Statistical Association 53 (1958), S.903. 21 Mansjield, E., Entry, Gibrat's Law, Innovation and the Growth of Firms, a. a. 0., S.1034. 22 Mayer, K. B. und S. Goldstein, The first two Years: Problems of Small Firm Growth and Survival, a. a. 0., S.86. 23 Vgl. Simon, H. A. und C. P. Bonini, The Size Distribution of Business Firms, American Economic Review, Bd. IIL (1958), S. 607. 24 Ijiri, Y. und H. A. Simon, Business Firm Growth and Size, American Economic Review, Bd. LIV (1964), S.77.
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Zur Theorie des wachsenden Unternehmens
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Verteilungsgesetz zu messen, lassen sie die Ergebnisse nur dann als vertretbar gelten, wenn sie mit plausiblen Annahmen arbeiten. Da die Annahmen der Gibrat-Verteilung aber, wie bereits Gibrat selbst bemerkte, in Widerspruch zu bestimmten empirischen Beobachtungen wie z. B. derjenigen stehen, daß die Streuung der Wachstumsraten mit zunehmender Unternehmensgröße abnimmt, ersetzen Ijiri und Simon das einfache Modell eines Firmenwachstums, in dem die Wachstumsraten von der Unternehmensgröße unabhängig sind, durch ein Modell, in dem die Wachstumsraten der Unternehmen von ihren Wachstumsraten in der Vergangenheit abhängen. Auch unter dieser Annahme, die erheblich von der Gibrat-Annahme abweicht, ergeben sich Verteilungen der Unternehmensgrößen, die der Lognormalverteilung bzw. der Yule-Verteilung "sehr ähnlich" sehen. Das von Ijiri und Simon entwickelte stochastische Modell zeigt, daß auch andere Annahmen über den zugrunde liegenden stochastischen Prozeß zu Verteilungen der Unternehmensgrößen führen, die die empirischen Verteilungen gut wiedergeben. Ob man daraus aber den Schluß ziehen darf, daß dadurch "das Vertrauen in die stochastischen Modelle gestärkt wird"25, erscheint sehr zweifelhaft. Die Beschreibung des Firmenwachstums durch einen Zufallsprozeß läßt für die Kausalanalyse keinen Raum. Beim Unternehmenswachstum wirken aber Entscheidungskraft der Unternehmensführung und Glück, Kausalfaktoren und Zufall, unlösbar zusammen. Eigene Untersuchungen auf Grund einer Stichprobe von 100 an der Börse notierten deutschen Aktiengesellschaften für den Zeitraum von 1953-1960 lassen den Schluß zu, daß die größten deutschen Unternehmen in dieser Periode höhere Wachstumsraten aufweisen als die kleineren Unternehmen. In dem Beobachtungszeitraum von 1953-1960 lag die durchschnittliche Wachstumsrate des Nettoanlagevermögens bei den Unternehmen mit einem Eigenkapital von mehr als 2 Millionen DM etwa doppelt so hoch wie bei den Unternehmen mit einem Eigenkapital von weniger als 2 Millionen DM. Bei der Beurteilung dieses Ergebnisses muß aber beachtet werden, daß es sich bei meinen Berechnungen um Wachstumsraten des ausgewiesenen Nettoanlagevermögens handelt, bei Hymer und Pashigian um Wachstumsraten des Gesamtvermögens und bei Mansfield um Wachstumsraten des Umsatzes. Umsatzzahlen konnten bei meinen Berechnungen nicht herangezogen werden, da die Umsätze erst seit dem Jahresabschluß 1960 veröffentlicht werden, so daß die Zeitreihen der Umsätze für Wachstumsanalysen zu kurz sind. Da die veröffentlichten Zahlen Werte des Anlagevermögens sind, ist in den Wachstumsraten auch die Reinvestitionsrate enthalten. Die Zahlen sind also nur mit Vorbehalt als Ausdruck des Unternehmenswachstums interpretierbar. 25
Ijiri, Y.
und H. A. Simon, Business Firm Growth and Size, a. a. 0., S. 78.
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Horst Albach Tabelle 2
Die Beziehung zwischen Unternebmensgröße (gemessen am Eigenkapital) und Wachstumsrate des Anlagevermögens 100 börsennotierte deutsche Aktiengesellschaften 1953-1960
durchschnittliche jährliche Wachstumsrate
~~~tru
unter - 10 % ................ - 10 Ofo bis unter - 5 Ofo ....... - 5 9 / 0 bis unter - 0 Ofo ....... obis unter 5 % •••••••••••••• 5 bis unter 10 Ofo •••••••.•.•••• 10 bis unter 20 Ofo .••••.•••••.•• 20 bis unter 40 Ofo ••.••..•.••••• 40 bis unter 60 Ofo •••••••••••••• 60 und über 60 9/0 •••••••••••••• Durchschnittliche Wachstumsrate
zwiEKzwi- EK schen schen EK größer o und 2u.Mill. als 10 Mill. 10 2 Mill. Mill.
-
-
14 5 4 1
15 10 14
9 12 10 2
-
-
1 -
-
-
-
3
-
-
-
-
gesamt
-
1
-
38 27 28 6 -
-
4,7%
9,6%
90f0
8,1 %
Häufigste Wachstumsrate (Klassenmitte) ..............
2,5%
2,5%
7,5%
2,5%
Zahl der Unternehmen .......
25
42
33
100
••••
0
•••••••
Größere Übereinstimmu,ng besteht bei der Frage nach dem Zusammenhang von Unternehmensgröße und Schwankungen der Wachstumsrate. Simon und Bonini26 und Hart und Prais 27 konnten keine inverse Relation feststellen. Mansfield28, Hymer und Pashigian29 , Alexander30 , Meyer und Kuh31 und McConnell32 weisen dagegen übereinstimmend nach, daß die Wachstumsraten kleinerer Unternehmen stärker schwan26 Simon, R A. und C. P. Bonini, The Size Distribution of Business Firms, American Economic Review, a. a. O. 27 Hart, P. E. und S. J. Prais, The Analysis of Business Concentration, Journal of the Royal Statistical Society, a. a. 0, 28 Mansfield E., Entry, Gibrat's Law, Innovation and the Growth of Firms, a.a.O. 29 Hymer, S. und P. Pashigian, Firm Size and Rate of Growth, Journal of Political Economy, 30 Alexander, S., The Effect of the Size of Manufacturing Corporation on the Distribution of the Rate of Return, Review of Economics and Statistics, Bd. XXXI (1949), S. 229. 31 Meyer, J. R. and E. Kuh, The Investment Decision, Cambridge 1957, S. 163 ff. 32 McConnell, J., 1942 Corporate Profits by Size of Firm, a. a. 0., S. 10.
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Zur Theorie des wachsenden Unternehmens
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ken als die Wachstumsraten der Großunternehmen. Wie Tabelle 3 zeigt, scheint auch das von mir benutzte Zahlenmaterial über deutsche Aktiengesellschaften eine Bestätigung dieses Befundes zu sein. Tabelle 3 Die streuung der Wachstumsraten bei unterschiedlicher Untemehmensgröße 100 börsennotierte deutsclle Aktiengesellscllaften
1953-1960
~kap!ta!
Maß der Streuung
Varianz ................ Standardabweichung ... Variationskoeffizient ... Zahl der Unternehmen
.. ·· .. ··1
EK zwischen o und 2 MUl.
EK zwischen EK größer gesamt 2 Mill. und als 10 Mill. 10 Mill.
0,00955 0,09773 208%
0,00514 0,0717 75%
0,00551 0,07425 83%
0,00678 0,08234 100%
25
42
33
100
über die Beziehungen zwischen Unternehmensgröße und Ausbildungsniveau der Führungskräfte im Unternehmen liegen bisher, soweit ich sehe, keine Veröffentlichungen vor. Nach bisher nicht veröffentlichten Untersuchungen von Stratoudakis am Center of Economic Research in Athen scheint aber die Hypothese haltbar, daß eine Beziehung zwischen der Unternehmensgröße und dem Ausbildungsniveau der leitenden Kräfte besteht. Stratoudakis hat in einem sampie von 150 griechischen Unternehmen eine enge Korrelation zwischen Ausbildungsniveau und Unternehmensgröße nachgewiesen.
2. E m p i r i s ehe U n t e r s u c h u n gen des Wachstumsverlaufes
a) Stetigkeit des Wachstumsverlaufes Eine empirische Analyse der Wachstumsverläufe von Unternehmen zeigt, daß sich die Entwicklung nicht stetig, sondern in Wachstumsschüben vollzieht. Das Ausmaß dieser Wachstumsschübe ist von Jahr zu Jahr außerordentlich verschieden. Tabelle 4 gibt die mittlere Wachstumsrate von sechs Unternehmen der Automobilbranche und ihre geringsten und höchsten Wachstumsraten in den Jahren 1953-1961 wieder. 2 Schriften d. Vereins f. Socialpolitik 34
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Tabelle 4 Wachstumsrate in der Automobilindustrie 1953-1961 in Ofo Unternehmen
Ford .......... VW .......... Opel .......... Daimler-Benz NSU .......... BMW .........
Niedrigste Wachstumsrate
-
Mittlere Wachstumsrate
Höchste Wachstumsrate
40,0 34,7 24,5 23,0 12,5 4,3
67,6 80,7 56,8 52,6 30,6 11,5
I
2,0 15,6 - 8,3 0,9 - 1,7 - 4,8
Ebenso eindrucksvoll ist die Verteilung der Wachstumsraten der 100 deutschen Aktiengesellschaften in meiner Stichprobe in den einzelnen Jahren, die aus der nachstehenden Tabelle 5 hervorgeht. Tabelle 5 Wachstumsraten in der Stichprobe 100 deutsche Aktiengesellscl1aften 1953-1960
wachstumSr~Jahr
1954
1955
1956
1957
1958
1959
1960
Bis unter - 10 Ofo ••••••••.• - 10 Ofo bis unter - 5 Ofo ••.. - 5 °/!) bis unter 0°/0 .... oOfo bis unter 5 Ofo •••••••• 5 Ofo bis unter lOo/!) ........ 10 Ofo bis unter 20 Ofo ..•••.•. 20 Ofo bis unter 40 Ofo ••..•.•• 40 °10 bis unter 60 Ofo •..••.•. 60 Ofo und darüber .........
2 5 22 26 10 19 11 4 1
3 4 14 16 17 20 14 6 6
3 2 21 22 11 20 14 5 2
3 5 19 27 23 12 9 1 1
4 11 25 27 10 16 6 1
7 10 18 19 20 16 9
2 11 16 25 15 17 8 4 2
-
-
1
I
Die starke Variabilität der Einzeldaten um den Mittelwert der Wachstumsrate geht auch aus den Momenten der Häufigkeitsverteilung über die Wachstumsraten hervor (Tabelle 6).
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Tabelle 6 Mittlere Wachstumsrate des Anlagevermögens und Streuungsmaße 100 deutsche Aktiengesellschaften
Jahr
1953-1954 1954-1955 1955-1956 1956-1957 1957 -1958 1958-1959 1959-1960
Mittlere Wachstumsrate in G/o (100 x)
Varianz
Standardabweichung
02
(J
8,4 14,4 11,2 6,2 3,4 5,0 8,2
0,02761 0,03959 0,03058 0,01498 0,01225 0,01028 0,02180
0,1661 0,1990 0,1749 0,1225 0,1107 0,1013 0,1476
Variationskoeffizient (J
--
x
198 138 156 198 325 202 180
% % %
% %
% %
Diese starken Schwankungen in den jährlichen Wachstumsraten legen es nahe, den betrieblichen Wachstumsprozeß nicht als eine stetige, gleichgewichtige Entwicklung, sondern als einen unstetigen Vorgang zu sehen. Diese Entwicklung in Wachstumsschüben ist das Ergebnis des Wechselspiels zwischen Wachstumsimpulsen und Wachstumshemmnissen. b) Wachstumsimpulse
Einer der wichtigsten Wachstumsimpulse ist der technische Fortschritt. Zwischen Unternehmensgröße, Forschungsaufwand und Wachstumsrate scheinen nach dem bisher vorliegenden Material enge Beziehungen zu bestehen33 • Nach gründlicher Untersuchung des Verhältnisses von Umsatzhöhe und Forschungstätigkeit kommt Horowitz zu dem Ergebnis: "Es scheint empirisch gerechtfertigt zu behaupten, daß die Größe eines Unternehmens seine Forschungstätigkeit begünstigt, wenngleich zugegeben werden muß, daß die Beziehung auch umgekehrt sein könnte34 ." Die Wachstumsraten von Unternehmen, die erfolgreiche Neuerungen einführen, sind größer als die der anderen Unternehmen. Mansfie1d gibt die durchschnittlichen Wachstumsraten der Unternehmen mit erfolgreichen Forschungsinvestitionen gegenüber den anderen Unternehmen wie folgt an 35 • 33 VgI. hierzu auch BrockhofJ, K., Forschungsaufwendungen industrieller Unternehmen, ZfB 34 (1964), S.327, vor allem S. 335 ff. 34 Horowitz, 1., Firm Size and Research Activity, Southern Economic Journal 1962, S.299. Auf diesen Punkt hat Steindl bereits 1947 hingewiesen. VgI. Steindl, J., Small and Big Business, a. a. 0., S.17. 35 Mansjield, E., Entry, Gibrat's Law, Innovation and the Growth of Firms, a. a. 0., S.1037.
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Tabelle 7 Durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Umsatzes in
Stahlindustrie
0/0
Olindustrie
1916- 1926- 1935- 1945- 1921- 1927- 1937- 19471926 1935 1945 1954 1927 1937 1947 1957
Unternehmen mit Neuerungen ...... Andere Unternehmen
13,7 3,7
6,5 3,3
3,4 2,0
3,2 2,4
13,1 6,6
7,9 4,1
3,6 3,6
6,7 4,2
Dieses Ergebnis läßt sich auch mit gewissen Einschränkungen an deutschem Material anschaulich machen. Vergleicht man die durchschnittlichen Wachstumsraten in der Automobilindustrie mit den durchschnittlichen Wachstumraten der Unternehmen in meiner Stichprobe, so ergibt sich folgendes Bild: Tabelle 8 Jährliche Wachstumsrate des Anlagevermögens in ,/,
1953-1960
Jahr
Automobilindustrie a)
Stichprobeb)
Verhältnis der Wachstumsraten
Wachstumsrate des BruttosozialproduktsC)
1953-1954 1954-1955 1955-1956 1956-1957 1957-1958 1958-1959 1959-1960 1960-1961
20,2 33,5 32,1 10,3 15,9 20,8 25,5 24,7
8,4 14,4 11,2 6,2 3,4 5,0 8,2
2,41 2,33 2,87 1,66 4,68 4,16 3,11
7,5 14,0 10,2 8,8 7,0 8,5 13,9
-
-
-
a) Durchschnittliche Wachstumsrate des Anlagevermögens der Firmen Volkswagenwerk, Daimler-Benz, Ford, NSU, BMW, Opel. b) Durchschnittliche Wachstumsrate des Anlagevermögens einer ZufalJsstichprobe von 100 börsennotierten deutschen Aktiengesellschaften aus Salings AktienfUhrer 1953 bis 1960. c) BSP/BSPt -1 - 1 = WRt • Que!!e: Monatsberichte der Deutschen Bundesbank (14. Jahrgang) März 1962, S. 87. Einzelangaben enthält die Tabelle 12.
Die Wachstumsraten in der Automobilindustrie sind in jedem Jahr des Untersuchungszeitraumes beträchtlich höher als die Wachstumsraten der Stichprobe. Daß es sich bei der Abweichung der Wachstumsraten der Automobilindustrie um systematische Abweichungen handelt, läßt sich zeigen, wenn man das Konfidenzintervall für die durchschnittliche Wachstumsrate der Stichprobe berechnet.
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Tabelle 9 Mittlere Wacllstumsrate des Anlagevermögens und Konfidenzintervall in 0/, IrrtumswahrsclleinIicllkeit 4,5 '/0 100 börsennotierte deutsclle Aktiengesellscllaften 1953-1960
Jahr
Untere Konfidenzschranke
Mittlere Wachstumsrate
Obere Konfidenzschranke
Verhältnis der Wachstumsrate der Automobilindustrie zur oberen Konfidenzschranke
1953-1954 1954-1955 1950-1956 1956-1957 1956-1958 1958-1959 1959-1960
5,1 10,4 7,7 3,7 1,2 3,0 5,2
8,4 14,4 11,2 6,2 3,4 5,0 8,2
11,7 18,4 14,7 8,7 5,6 7,0 11,2
1,78 1,82 2,18 1,18 2,84 2,98 2,28
Die Wachstumsraten der Automobilindustrie liegen stets außerhalb des Konfidenzintervalls für den Mittelwert der Wachstumsraten der Stichprobe. Sie sind im allgemeinen etwa doppelt so groß wie die obere Konfidenzschranke. Es scheint daher nicht unberechtigt, dieses Wachstum neben dem Trend zur Motorisierung in Deutschland auch auf den stärkeren innovatorischen Effekt in diesem Industriezweig gegenüber dem Durchschnitt der deutschen Aktiengesellschaften zurückzuführen. Der Nachweis dafür, daß die Wachstumsraten von Unternehmen, die erfolgreiche Neuerungen einführen, größer sein müssen als die Wachstumsraten von Unternehmen, die keine Forschung tätigen oder deren Forschungstätigkeit zu Fehlentwicklungen führt, läßt sich auch an einem einfachen Modell theoretisch erbringen. Es seien r - Wachstumsrate des Unternehmens, gemessen am Umsatz E - Umsatz K - Bilanzsumme (Aktivseite), gebundenes Kapital F - Bilanzsumme (Passivseite), Finanzierung a - Umschlagsdauer des Kapitals S - Selbstfinanzierung s - Selbstfinanzierungsrate als Bruchteil des Umsatzes x - Ausbringung in Mengeneinheiten
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22 I MD 6 :n -
Investition Anschaffungskosten für Maschinen, Vorräte, liquide Mittel Forschungsausgaben Forschungsrate als Bruchteil der Selbstfinanzierung Erfolgswahrscheinlichkeit von Forschungsausgaben
Es werden drei Prämissen gesetzt 1. Der Preis des Produktes ist im Wachstum konstant und beträgt 1 DM.
2. Das Unternehmen finanziert sein Wachstum nur von innen heraus. Außenfinanzierung wird nicht vorgenommen. 3. Die Selbstfinanzierungsrate ist konstant und beträgt s. Das Wachstum des Unternehmens ohne Forschungsausgaben kann dann durch das folgende Modell wiedergegeben werden: Definitionen: Wachstumsrate
(1)
Investition
(2)
Umschlagsdauer des Kapitals
(3)
Verhaltensfunktionen: Selbstfinanzierung (4) Investition
(5)
dE dx r=-=dt dt 1= dK dt K a=E S = sE
dK dE -=adt dt
Wachstumsbedingungen: Bilanzgleichgewicht (6) K = F Finanzielles (7) I=S Gleichgewicht Aus (1) ergibt sich unter Berücksichtigung von (5), (2), (7) und (4) (8)
r=~E a
Das heißt, die Wachstumsrate des Unternehmens hängt von der Höhe des Umsatzes E, von der Selbstfinanzierungsrate s und von der Umschlagshäufigkeit ~ des Kapitals ab. a Das Wachstum des Unternehmens mit Forschungsausgaben läßt sich nun durch eine einfache Erweiterung des dargestellten Modells ableiten. Zu den Definitionen (1) bis (3) tritt die Definition (9) hinzu: Investitionsarten
(9)
I = M +D
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Die Wirkung der Forschung äußert sich in einer Erhöhung der Umschlagshäufigkeit des Kapitals bzw. in einer Senkung der Umschlagsdauer. Sie wird durch den Ausdruck (10) beschrieben. Veränderung der Umschlagsdauer (10) a = a o e -1tD Die Gleichungen (5) und (7) werden modifiziert Investition
(11)
Finanzielles Gleichgewicht
M=a dE dt
(12)
M+D=S
Aus (1) erhält man unter Berücksichtigung von (11), (10), (12) und (4) (13)
r
=
a10 [SE-D] e1tD
Wie man leicht sieht, geht (13) für D
=0
in (8) über. Die Forschung
hat offenbar einen doppelten Effekt: Über den Ausdruck~ Ee1tDwirkt sie aO wachstumsfördernd, während der Ausdruck ~De1tD die wachstumshemaO mende Komponente wiedergibt. Die Wachstumsrate hängt von der Erfolgswahrscheinlichkeit der Forschungsausgaben und der Höhe der Forschungsausgaben ab. Schon aus (13) ergibt sich, daß die Wachstumsrate eines Unternehmens, das erfolgreich Neuerungen einführt, bei dein also n groß ist, ceteris paribus größer sein muß als die Wachstumsrate eines Unternehmens, das Fehlentwicklungen tätigt (n = 0). Dieses Ergebnis läßt sich noch einfacher darstellen, wenn man davon ausgeht, daß die Unternehmen nach maximalem Wachstum streben. Dann gilt: (14)
r
=
:0 [SE-D]
enD =>
max
Die notwendige Bedingung für ein Maximum von r ist30 (15)
~
=
0
dD Daraus erhält man die Bedingungsgleichung sE - ~ 1t Bezeichnet man den Anteil der Selbstfinanzierung, der für die Forschung verwandt wird, mit llo
ist
~ (u)
~ (u)
>0 1) Bevölkerung und Kapital entweder ständig wachsen oder ständig abnehmen,
c) bei konstanten Skalenerträgen (a + ß = 1) dasselbe wie in b) eintritt oder Bevölkerung und Kapital sich bei bestimmten Werten stabilisieren können. Was zutrifft, hängt von der Größe von a, ß, Wm, r m , p, s und der Ausgangslage ab. Ganz langfristig wird man wohl mit abnehmenden Skalenerträgen rechnen müssen, so daß der relativ günstige Fall a) gelten würde. In einem zweiten Ansatz, genannt l-Klassen-Modell, macht Niehans Bevölkerungs- und Kapitalwachstum vom Sozialprodukt pro Kopf abhängig, so daß nunmehr (2.3') (2.4')
angesetzt wird. Die Diskussion dieses Systems ergibt, daß a) bei abnehmenden Skalenerträgen am Ende die Bevölkerung und das Kapital entweder beide ständig wachsen, wobei aber das Sozialprodukt pro Kopf nach einem Maximum wieder zurückgeht, oder beide 9 Das Problem der möglichen Beziehungen zwischen Bevölkerungs-, Sozialprodukts- und Kapitalwachstum ist zum erstenmal an Hand zahlreicher Modelle diskutiert von Haavelmo, A Study in the Theory of Economic Evolution, Amsterdam 1954. Er interessiert sich allerdings mehr für die Fälle, wo ein stationärer Endzustand erreicht wird.
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ständig abnehmen oder beide sich auf einem konstanten Niveau stabilisieren, b) bei konstanten Skalenerträgen fast stets ein ständiges Gleichgewichtswachstum von Bevölkerung und Kapital bei asymptotisch konstantem Pro-Kopf-Einkommen resultiert. Das Ergebnis ist wegen der Fülle unerfreulicher Möglichkeiten, die die Lösung bietet, wenig ermutigend. Vielleicht liegt es am Ansatz? Der Ansatz vernachlässigt den technischen Fortschritt und läßt (durch das konstante w rn) den "Lern- und Angleichungsvorgang" auch im generativen Verhalten der Bevölkerung außer Acht, auf den Fucks mit Recht den Hauptakzent legt. So versteht auch Niehans selbst seine Modelle nicht als "Abbild der Wirklichkeit", sondern als ersten Hinweis, in welcher Richtung man vorgehen könne. Und als solche haben sie einen beträchtlichen Wert. Da Beckmanns Modell vorstehend abgedruckt ist, erübrigt sich ein näheres Eingehen darauf. Beckmanns Annahmen über die Gesetze der Bevölkerungsentwicklung und die Kapitalakkumulation sind die gleichen wie bei Niehans (vgl. (2.3) und (2.4». Er betrachtet allgemeine homogene Produktionsfunktionen, nicht nur die Cobb-Douglas-Funktion, und führt den neutralen, autonomen technischen Fortschritt ein. Da nun selbst ohne technischen Fortschritt abnehmende Skalenerträge nicht hinreichend sind, um die Bevölkerung konstant zu halten, plädiert er für die Ersetzung der Produktionsfunktionen mit unbegrenzter Substitutionsmöglichkeit (wie z. B. der Cobb-Douglas-Funktion) durch solche mit begrenzter Substituierbarkeit der Faktoren und zeigt, daß dann der gewünschte Effekt eintritt. Wir schlagen im folgenden den umgekehrten Weg ein: statt der Produktionsfunktion ändern wir die Bevölkerungsfunktion. 3. Ein neuer Ansatz
Angeregt durch die Arbeiten von Beckmann und Niehans habe ich einen Ansatz versucht, der den tatsächlich bestehenden Gesetzmäßigkeiten der Kapitalakkumulation und des Bevölkerungswachstums näher kommt. Dafür muß auf eine allgemeine Lösung des entstehenden komplizierten gemischten Differenzen-Differentialgleichungssystems verzichtet werden, und man muß sich mit einer numerischen Lösung zufrieden geben. Sie wird im folgenden Abschnitt angegeben. Hier konzentrieren wir uns auf die Erläuterung des Ansatzes. Das Nettoprodukt Yt wird wie bei Beckmann und Niehans mit Hilfe einer Cobb-Douglas-Produktionsfunktion mit der Bevölkerung N und dem Kapitalbestand K verknüpft. Dabei wird der technische Fortschritt
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Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaftswachstum
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ähnlich wie bei Beckmann durch Veränderung des Skalenfaktors berücksichtigt. Die Rate des technischen Fortschritts w wird allerdings nicht als konstant angenommen, sondern setzt sich aus einem Teil, der von der Kapitalausstattung pro Kopf abhängt, und aus einem anderen, absoluten Teil e zusammen. Dem ersten Teil wird dabei der Haupteinfluß zugeschrieben (bei der numerischen Auswertung haben wir zum Beispiel auch Lösungen für e = 0 gerechnet). Bei diesem ersten Teil haben wir die Änderung der Rate des technischen Fortschritts proportional der Änderung der Kapitalausstattung pro Kopf angesetzt, was dem induzierten Charakter des technischen Fortschritts (induziert durch Investitionen in Erziehung, Bildung, Forschung und in der Kapitalausstattung des Arbeitsplatzes) Rechnung trägt. Damit ist (3.1)
mit (3.2)
wobei
0
< a, ß < 1
b, g
>0
die Koeffizienten der Cobb-Douglas-Funktion, Proportionalitätsfaktoren die Rate des "absoluten" technischen Fortschritts
bedeuten. Für das Bevölkerungswachstum werden zwei Varianten formal gleichberechtigt nebeneinander behandelt, die aber beide auf demselben Grundgedanken beruhen. Während Beckmann und Niehans die Wachstumsrate der Bevölkerung ~ abhängen lassen von der Differenz des Konsums pro Kopf ~ (oder einer Funktion davon) und einem fest vorgegebenen "Existenzminimum" pro Kopf und damit ein generatives Verhalten der Menschheit ganz wie bei Tierspezies unterstellen (nämlich: ohne "Lernen"), wird hier das "Existenzminimum" selbst als beweglich betrachtet und mit dem vor einiger Zeit erreichten Konsum pro Kopf identifiziert. Es läuft also bei steigendem Konsum pro Kopf dieser Größe immer hinterher und erreicht sie, wenn die Steigerung aufhört. Dann stoppt auch die Bevölkerungsvermehrung, weil der erreichte Lebensstandard, sei er absolut genommen noch so hoch, gerade als "Existenzminimum" aufgefaßt wird. Es sind also die Perioden steigenden Konsums pro Kopf, in denen sich die Bevölkerung vermehrt, nicht die Perioden eines absolut hohen Lebensstandards. Das scheint mir in guter Übereinstimmung mit den Erfahrungen der Vergangenheit.
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Bei der 1. Variante dieser Grundhypothese setzen wir die Wachstumsrate der Bevölkerung ~ proportional der relativen Abweichung des jetzigen Konsums pro Kopf ~ vom konventionellen Existenzminimum oder besser: dem als normal angesehenen Lebensstandard. Letzterer ist aber gleich dem tatsächlichen Konsum pro Kopf vor 1} Perioden. Somit haben wir C C (-) N
(3.3)
t
-
(-)
Nt-ir
(~)
N t-4
a>O 1}
ein Proportionalitä tsfaktor Verzögerung der Anpassung des konventionellen Existenzminimums (in Jahren).
Bei der 2. Variante wird der Proportionalitätsfaktor a in (3.3) nicht als konstant, sondern als umgekehrt proportional zur Höhe des Konsums pro Kopf betrachtet, d. h. man setzt in (3.3) (3.4)
a = at
ao
=-- .
(~)
Nt
Der Grund ist, daß mit höherem Lebensstandard normalerweise Wissen und Bildung zunehmen und die Neigung, eine große Familie aufzuziehen, abnimmt, so daß die relativ gleiche Abweichung des tatsächlichen Lebensstandards von dem als normal angesehenen einen geringeren Einfluß· auf das Bevölkerungswachstum hat. Setzt man (3.4) in (3.3) ein, so erhält man als Bevölkerungsgesetz für diese 2. Variante:
Nt ---a
(3.5)
Nt
ao> 0
-
1
r) 1
(-- --)
o(C) N t-4
Nt
ein Proportionalitätsfaktor, der die "Bevölkerungsweise" angibt.
(3.5) kann man wie folgt interpretieren: die Wachstumsrate der Bevölkerung wird proportional der Differenz von als normal angesehener Bevölkerungszahl pro Konsumeinheit und tatsächlicher Bevölkerungszahl pro Konsumeinheit angesehen. Nun brauchen wir eine Konsumfunktion. In Anlehnung an kürzliche Arbeiten von Stone über die Gestalt der Konsumfunktion10 setzen wir 10 Stone, Richard and Brown, Allen, Behaviour and Technical Change in Economic Models, International Congress on Economic Development, Wien 1962, S. 2 ff.
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den Konsum pro Kopf aus einem konstanten, d. h. einkommensunabhängigen Teil E (E = Existenzminimum) und einem einkommensabhängigen Teil zusammen. Bei letzterem wird angenommen, daß immer ein bestimmter Bruchteil c des nach Abzug der Ausgaben für den starren y
Konsum E noch verbleibenden Einkommens pro Kopf N verbraucht wird. Man hat also die Konsumfunktion
(~)I =E+c [(~)t - E]
(3.6)
=
c>o
Y
c (N)
t
+ (1
- c) E ,
ein Proportionalitätsfaktor (Grenzhang zum Konsum).
Das ist offensichtlich eine Keynes'sche Konsumfunktion, die, weil im Zuge des wirtschaftlichen Wachstums E gegenüber ~ stets relativ unbedeutender wird, gut mit der Erfahrung übereinstimmt. Die Nettoinvestition I ist gleich der Zunahme des Kapitalstocks K. Erstere ergibt sich daraus, daß der nicht verbrauchte Teil des Sozialprodukts investiert wird: (3.7)
Dann gilt nach (3.6) und (3.7) (3.8)
Yt
= Ct + I t
,
wie es sein muß. (3.1), (3.2), (3.3) oder (3.5), (3.6) und (3.7) bilden ein nichtlineares gemischtes Differenzen-Differential-Gleichungssystem in den Variablen Y, N, K, w, C. Es wurde numerisch für gewisse plausible Wertekombinationen der auftretenden Parameter gelöst. 4. Die numerische Lösung des Systems Mit Unterstützung des Instituts für Angewandte Mathematik der Universität Bonn, dem ich an dieser Stelle sehr herzlich danken möchte, war es möglich, die numerischen Lösungen zu erhalten 11 • Die zugrunde gelegten Werte der Parameter sind aus der folgenden Liste zu ersehen. 11 Die Programmierung und praktische Rechnung stammt von Herrn Dipl.Math. Fuß vom Institut für Angewandte Mathematik der Universität Bonn, dem ich ebenfalls für die große Mühe und Sorgfalt bei allen Rechnungen und die verständnisvolle Zusammenarbeit danke. Die Rechnungen wurden zuerst auf der IBM 7090 des Deutschen Rechenzentrums in Darmstadt und später, nachdem die gleiche Maschine im Institut für Angewandte Mathematik in Bonn arbeits bereit war, in Bonn durchgeführt.
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140
Gerechnete Kombinationen
{ ~o
Jahre
{ ~,95
E
{ g,OI
e
Anpassungsverzögerung des konventionellen Lebensstandards Existenzminimum, minimaler Konsum pro Kopf Rate des autonomen technischen Fortschritts; außerdem werden für gewisse Kombinationen der anderen Parameter auch Zeitreihen für = 0,001 = 0,002 usw. gerechnet
e e
c
{ 0,8 0,9
Grenzhang zum Konsum
a bzw. ao
{ 0,05 0,1
Proportionalität-sfaktor in der Bevölkerungsfunktion Proportionalitätsfaktor beim Einfluß des Kapitalbestandes auf den technischen Fortschritt
g
a und
ß
a = 0,6 a = 0,6 a = 0,6 a = 0,65 a = 0,70 a = 0,70
; ß = 0' 25 ; ß = 0,30 ; ß = 0,35 ; ß = 0,30 ; ß = 0,25 ; ß = 0,30
Die Ausgangswerte waren
1
J abnehmende Skalenerträge
Koeffizienten der Cobb-DouglasFunktion
konstanter Skalenertrag
NO = 1 Yo= 1
Ko = 1
Damit ergibt sich der Proportionalitätsfaktor b = der Cobb-Douglas-Funktion.
y
o
NUKß o
= 1 in
0
Da die Lösung nicht nur von den Ausgangswerten zum Zeitpunkt 0 sondern auch von der "Geschichte" aller Variablen vor diesem Zeitpunkt bis {} Jahre zurück abhängt (es handelt sich ja um ein gemischtes Differenzen-Differentialgleichungssystem), müssen über diese "Geschichte" ebenfalls Annahmen gemacht werden. Es wurden zwei Fälle behandelt konstant:
es wurde angenommen, daß alle Größen {} Jahre vorher auf dem gleichen Niveau waren wie im Zeitpunkt 0
steigend:
es wurde ein schwaches, aber gleichbleibendes Wachstum von der Rate
Vorlauf =
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Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaftswachstum
141
K
(-) Nt
w = 0 5-
'~)
+8
vorausgesetzt, so daß alle
Nt
Größen im Zeitpunkt 0 die Ausgangswerte gerade erreichen. Alle oben genannten Kombinationen wurden nun sowohl für die 1. Variante der Bevölkerungshypothese (Gleichung (3.3» als auch für die 2. Variante (Gleichung (3.5» durchgerechnet. Pro Variante ergibt das 6.2 7 = 768 Fälle; insgesamt wurden also 1536 Wachstumspfade errechnet (in Wirklichkeit mehr, da einzelne interessierende Sonderfälle noch eingeschlossen wurden). Jede Rechnung wurde solange fortgeführt, bis die interessierenden Gesetzmäßigkeiten zu Tage traten bzw. bis die Kapazität der Rechenmaschine die Einstellung der Rechnung erzwang. Die Rechnungen liefen daher unterschiedlich lange; z. T. erfassen sie einen Zeitraum von 200 Jahren, z. T. 1000, z. T. aber auch über 2000 Jahre. Es ist unmöglich, die ganze Fülle der Information, die in diesen Tabellen vorliegt, hier auszubreiten. Die wesentlichen Ergebnisse sind die folgenden. Die Varianten 1 und 2 der Bevölkerungshypothesen führen qualitativ zu den gleichen Ergebnissen, wenn auch quantitativ ein recht erheblicher Unterschied besteht. Wir stellen die Ergebnisse daher an Hand der Variante 2 der Bevölkerungshypothese vor, d. h. mit (3.5) statt (3.3) im System. Diese Hypothese, nach der die Rate des Bevölkerungswachstums bei einer gleichen relativen Steigerung des Konsums pro Kopf, aber höherem Lebensstandard geringer ist als bei niedrigerem Lebensstandard, erscheint sehr viel plausibler. Auf die Abweichungen, die sich bei der Variante 1 ergeben, gehen wir später ein.
= 0 und nehmen konstanten Verlauf an, so ist und bleibt die Wirtschaft und die Bevölkerung stationär: eine Entwicklung setzt gar nicht erst ein. Das ist selbstverständlich. E = 1 heißt bei unseren Ausgangswerten, daß das gesamte Sozialprodukt als Existenzminimum zur Unterhaltung der Bevölkerung benötigt wird. Die Investition ist null. Da dies in der relevanten Periode immer schon so war (konstanter Vorlauf) und da es keinen autonomen technischen Fortschritt gibt (8 = 0), können sich die Bevölkerung und die Produktion aus diesem "Elendsgleichgewicht" nicht erheben. Der circulus vitiosus der Armut hält diese Gesellschaft gefangen.
1. Fall: Setzen wir E = 1 und 8
DOI https://doi.org/10.3790/978-3-428-44214-0 | Generated on 2023-09-08 17:21:14 OPEN ACCESS | Licensed under CC BY 4.0 | https://creativecommons.org/about/cclicenses/
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Wilhelm KreUe
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2. Fall: Bei E = 1 und e = und steigendem Vorlauf gibt es eine vorübergehende minimale Zunahme der Bevölkerung, der aber bald ein ständiger Bevölkerungs- und Kapitalschwund folgt Abb.4 zeigt als Beispiel die Entwicklung von Bevölkerung N,
Kapital K und Konsum pro Kopf ~ für die Kombination
E = 1, e = 0, c = 0,8, a = 0,6, ß = 0,25, a = 0,05. Die Erklärung ist einfach. Durch den steigenden Vorlauf wächst zunächst noch die Bevölkerung (wenn auch ganz schwach). Da das Existenzminimum dieser gewachsenen Bevölkerung durch die laufende Produktion nicht gedeckt ist, muß desinvestiert werden: der Kapitalbestand sinkt. Damit nimmt aber dann auch die Produktion kaum mehr zu und schließlich ab. Dann sinkt aber auch der Konsum pro Kopf, und damit nimmt die Bevölkerung ab. Wir haben also einen durch übervölkerung bedingten laufenden Kapitalverzehr, der dann die Lebensmöglichkeiten der Bevölkerung stets reduziert, so daß die Bevölkerung immer abnimmt - aber nie genug, um dem Kapitalverzehr Einhalt zu gebieten und damit einen stationären Zustand zu erreichen. N,K, eIN
',' N
eiN
0.'
K
0.3 (),2
0.'
o
50
'00
150
200
Jahre
Abbildung 4
Diese beiden Fälle 1 und 2 können wir als uninteressant ausschließen. Dann bleibt der 3. Fall, der alle übrigen Kombinationen enthält und uns hier allein in-
teressiert. Hier haben wir den eigentlichen Wachstumsfall vor
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Bevölkerungsentwicklung und Wirtschaftswachstum
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uns. Da alle Größen steigen, verliert eine absolute Größe wie das minimale Konsumniveau E schnell an Bedeutung: die Wachstumspfade sind ziemlich gleich, ob wir nun E = 1 oder E = 0,95 wählen. Infolgedessen stellen wir die Ergebnisse für E = 0,95 dar. Ebenso ist es auch ziemlich gleichgültig, ob wir konstanten oder steigenden Verlauf annehmen: das Ergebnis wird davon kaum beeinflußt. Wir geben in den Graphiken daVariante 2 der Bevölkerungsfunktion Alle Kurven: konstanter Verlauf; E = 0,85;' a = 0,65; ß = 0,30; {} K, c.jN
Ks ,
,,
= 10; c = 0,8
- - - - - Kurven 1: e = 0, a o = 0,05 - - - - - Kurven 2: e = 0, a o = 0,10 Kurven 5: e = 0,01, a o = 0,05 _ . - ' - Kurven 6: e = 0,01, a Q = 0,10
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